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IN JEDES HAUS GEHÖRT DIESES WERK das ist das überzeugende Urteil von Presse und Rundfunk über die große, spannend geschriebene Weltgeschichte „Bild der Jahrhunderte" des Münchner Historikers Otto Zierer. Von ungeheurer Dramatik sind die Bände dieses neuartigen, erregenden Geschichtswerkes erfüllt. Hier sind nicht, wie in Lehrbüchern alter Art, die historischen Ereignisse mit trockener Sachlichkeit aneinandergereiht: die Vergangenheit wird vor dem Auge des Lesers in kulturgeschichtlichen Bildern zu neuem Leben erweckt. Menschen wie Du und ich schreiten über die wechselnde Bühne der Geschichte und lassen den Ablauf der Jahrhunderte, das Schauspiel vom Schicksal der Menschheit, ergriffen miterleben. Zierers „Bild der Jahrhunderte" ist ein Werk für die Menschen unserer Zeit, für die Erwachsenen wie für die Jugend. DER
KAUF
LEICHT
G E M A C H T . . .
„Schüler, deren Eltern das Bild der Jahrhunderte zu Hause haben, sind die besten Geschichtskenner in meinen Klassen", schreibt ein bekannter Erzieher. Der Verlag hat die Beschaffung der Bücherreihe leicht gemacht. Um jeder Familie den Kauf dieses prächtig ausgestatteten Standardwerkes zu ermöglichen, werden günstige Zahlungserleichterungen eingeräumt. Das „Bild der Jahrhunderte" kann auf Wunsch bei sofortiger Lieferung ohne Anzahlung gegen zwanzig Monatsraten erworben werden: DM10,90 für die RotleinenAusgabe, DM 13,75 für die Lux-Luxus-Ausgabe. Das Werk besteht aus zwanzig Doppelbänden, dem Band 41/44 und dem Historischen Lexikon,- es umfaßt rund 8000 Seiten. 189 ausgewählte Kunstdrucktafeln, 500 Lexikonbilder und 124 historische Karten ergänzen den Text. Jeder Band enthält Anmerkungen, ausführliche Begriffserklärungen und Zeittafeln.
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SEBASTIAN
LUX
MURNAU • M Ö N C H E N • INNSBRUCK • ÖLTEN (SCHWEIZ)
K. L E I N E
B I B L I O T H E K
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Lebensbild eines Romantikers
2006 digitalisiert von Manni Hesse
VERLAG
SEBASTIAN
VI LI R N A U - M Ü N C H E N •
LUX
I N N S B R U C K • ÖLTEN
E.T.A. HOFFMANN
DER GEISTERSEHER
Der alte, treue Freund fürs, Leben,der Schul kamerad und Studiengenosse aus Königsberg, Theodor v.Hippel. ergriff seinen taubengrauen Zylin derhut und den schwarzen polierte Stock mit dem Elfenbeinknauf, trat an das Bett des Kranken und wünschte ihm noch einmal baldige Genesung. Ihm folgten die anderen Freunde Hoffmanns, der geniale, ihm so ähnliche Schauspieler Ludwig Devrient, der berühmte Arzt Dr. Koreff und der betuliche Verleger Hitzig. Sie schüttelten ihm die weiße, fast leblose Hand und taten wunder wie aufgeräumt und lustig, als hätten sie den Sehnsuchtsschrei aus seinem Herzen nicht gehört. Dann gingen sie hinaus und verabschiedeten sich von Frau Micha Hoffmann. Jeder sprach ein paar tröstende Worte und bedankte sich für die Bewirtung, und endlich stiegen sie hintereinander die dunkle Treppe hinunter und traten hinaus auf die Charlottenstraße. Dort blieben sie zögernd noch eine Weile zusammen stehen, als wollten sie ein paar Worte über ihren Hoffmann sagen, aber mehr als „jaja" und „so ist es nun einmal" brachten sie nicht heraus. So verabschiedeten sie sich betreten und gingen auseinander, jeder in einer anderen Richtung durch das nächtliche Berlin. Theodor von Hippel bestieg seine Kutsche, und noch im Anrucken des Gefährts hörte er den Ruf seines alten Freundes, der sie alle so erschreckt hatte. Das war, als der Verleger Hitzig, das Weinglas sinnend gegen das Licht haltend, sagte, das Leben wäre der Güter Höchstes nicht. Da war der Kranke, der bisher still gelegen und Selterswasser getrunken hatte, plötzlich lebhaft geworden, seine großen dunklen Augen unter dem krausen Haarschopf hatten einen seito
samen Glanz bekommen, und er hatte laut gerufen: „Nein, nein, leben, leben, nur leben! Unter welcher Bedingung es auch sein mögel" Und Theodor von Hippel dachte an das wahrhaft heiße, leidenschaftliche Leben seines Freundes, des jetzigen Kammergerichtsrates Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, des fanatischen Musikers, Dichters und Malers, dachte an die Studienjahre in Königsberg, an die Stationen des jungen Referendars in Glogau, Berlin, Posen, Plozk und an die Notjahre nach der Auflösung der Preußischen Regierung in Warschau im Jahre 1805 durch Napoleon. Wie tapfer hatte Hoffmann sich durchgeschlagen als Kapellmeister, Komponist und Regisseur in Bamberg, Dresden, Leipzig, immer in Schulden, immer ihn, den begüterten Herrn einer großen Domäne anpumpend, obwohl er selbst genug Sorgen hatte, immer phantasierend, voll glühender Hoffnungen, immer voller Ideen, Entwürfe, Erlebnisse, immer nach den Sternen greifend und wieder zurücksinkend in beißenden Sarkasmus. Und selbst in den gleichmäßigeren Jahren als wohlbestallter Jurist in Berlin, in diesen letzten Jahren, war Hoffmann wie ein prasselndes Feuer gewesen, ein Feuer, das zudem bei den Zechgelagen immer wieder zu wilden Flammen angefacht wurde, vornehmlich in den feuchtfröhlichen Stunden mit Ludwig Devrient, der nun sicher allein noch den Lutter-und-Wegener-Keller aufgesucht hatte, um den Schmerz um seinen sterbenden Dichterbruder in der Stammecke durch Wein zu verklären. Und Theodor von Hippel dachte an die Fülle der phantastischunheimlichen Bücher seines Freundes, an die Oper Undine, an die Sonaten, Symphonien, Kanzonen, an die erstaunlich einfühlsamen Musikaufsätze und an die unzähligen Zeichnungen, Radierungen. Und er dachte nicht zuletzt an die Hunderte von Briefen, die Hoffmann ihm geschrieben hatte, einst voll jugendlichen Feuers, dann zweifelnd, zerrissen, aber immer voll tiefer Freundschaft. Und immer hörte er durch das elegante Getrappel der Pferde die Worte: „Nein, nein, nur leben!" « Der Kranke selbst lag inzwischen still im Bett, halb aufgestützt, in Decken gewickelt. Er hatte die Hände vor sich hin gelegt und starrte ins Licht der beiden fast heruntergebrannten Kerzen und auf die leeren Flaschen und Gläser auf dem Tisch. Frau Micha trat leise herein und wollte etwas Ordnung schaffen, aber er schüttelte nur den Kopf, und schweigend ging sie wieder hinaus. Sie verstand das kleinste Zeichen ihres geliebten und ihr doch ewig unverständlichen Herrn Gemahls, und so ließ sie ihn jetzt allein mit seinen 3
Gedanken und ging einen Stock tiefer zu einer Nachbarin, um vor dem Schlafengehen ihre Sorgen mit ihr zu besprechen. Hoffmann hörte noch ihre Schritte, hörte noch die Freunde auf der Straße auseinandergehen, hörte das leiser weri dende Pferdegetrappel von I Hippels Kutsche, dann war es auf einmal totenstill. Hoffmann lauschte, nichts rührte sich mehr. Und auf einmal wurde es ihm unheimlich zumute, Angst preßte ihm die Brust zusammen, aber es war nicht jene gruselige Angst, die er, der Gespenster-Hoffmann, so oft beschrieben und anderen eingejagt hatte, sondern eine Ludwig Devrient nüchterne, ekle Todesangst. Er wollte schreien, aber wie in einem bösen Traum brachte er keinen Ton aus der Kehle, er wollte die Fäuste ballen, aber die Hände waren ohnehin halb gelähmt, er wollte den Kopf wenden, dorthin nach der dunklen Zimmerecke, wo er die Quelle dieser Angst vermutete, aber sein Kopf saß wie festgeschraubt auf dem steifen Hals. So wagte er es wenigstens, die Augen vom Tische abzuwenden nach der Ecke hin, u n d in diesem Augenblick bewegte sich dort eine Gestalt, die schon eine ganze Weile auf einem Stuhle gesessen haben mußte, wie ein vergessener, letzter Gast. Es war ein hagerer Herr in eleganter Kleidung, in schwarzem Frack und grauen Hosen, mit tadelloser, fein gefältelter Wäsche. Die linke H a n d stützte er auf einen Stock. Sie war knochig und lang und bekleidet mit einem feinen Lederhandschuh. Der Zylinder stand mit der Öffnung nach oben neben dem Stuhle, und darin lag nachlässig hineingeworfen der andere Handschuh. Der fremde Herr nickte und lächelte, aber auf eine verzerrte und gräßliche Weise. Und Hoffmann betrachtete ihn angestrengt, aber er konnte sich des Gesichtes nicht entsinnen. Immerhin hatte seine Angst nun mit einem Schlage nachgelassen, hatte er es doch nun mit einer sichtbaren Erscheinung zu tun. Und er fühlte vorerst gar nicht das Bedürfnis, den Fremden anzusprechen — es waren ja
schon so viele bei ihm gewesen, um den seltsamen Kammergerichtsrat kennenzulernen, den Dichter des „Goldenen Topfes", der „Elixiere des Teufels", des unsterblichen „Kapellmeisters Kreisler" —, er hatte eher das Bedürfnis, den anderen genau zu beobachten, denn etwas an dem Bilde, das er sah, war falsch. Noch war ihm das scharfe Malerauge geblieben, und plötzlich erkannte er, daß der andere keinen Schatten hatte. Die W a n d hinter ihm war von Kerzen genauso beleuchtet wie die Wand daneben — nicht gerade hell, aber eben doch so, als würde niemand dort sitzen. Hoffmann, dessen Angst nun ganz entschwunden war, nickte nun erkennend und sagte leise: „Sie sind, mein Herr, entweder Peter Schlemihl, der Mann mit dem verlorenen Schatten, oder der .. . Tod." Der Fremde lächelte wieder und verbeugte sich. Und mit heiserer, aber höflicher Stimme sagte er: „ . .. das letztere, wenn Sie erlauben, Herr Rat." Hoffmann nickte und sprach leise: „Und haben Sie bestimmten Auftrag, mein Herr?" Der Fremde hob die rechte Hand wie beschwörend und antwortete: „Noch nicht, oh bitte, es eilt nicht!" „Immerhin" . . . murmelte Hoffmann. „Also ein erster Höflichkeitsbesuch!" „Sehr richtig", sagte der Fremde, „ich habe mir die Erlaubnis vorweggenommen, Ihnen zum sechsundvierzigsten Geburtstage meine Aufwartung z u machen . . . " „Weil es mein letzter ist, meinen Sie es so?" „Oh, ganz wie Sie glauben, Herr Rat, man weiß ja nicht . . . es gibt Wunder der Natur, plötzliche, unwahrscheinliche Wendungen zum Besseren, es soll schon vorgekommen sein, daß Menschen wie Sie noch Monate gelebt haben . . ." „Danke", sagte Hoffmann, und sein Gesicht nahm plötzlich den spöttelnden Ausdruck an, den er selbst an sich liebte. „Oh, Verzeihung, wenn ich mich allzu deutlich ausgedrückt habe!" beeilte sich der Fremde zu erwidern. Eine Weile schwiegen beide und suchten nach einem Wort, mit dem sie die vermeintliche Ungeschicklichkeit des Fremden überbrücken könnten. Und nach einigem Räuspern nahm er selbst wieder das Wort und sagte: „Ich bin eigentlich nicht gekommen, um Ihnen, Herr Rat, die Geburtstagslaune zu verderben. Nein, so böse bin ich nicht, und schon allein durch mein Erscheinen bezeuge ich ja, daß ich Ihnen gewogen bin. Nicht jedem ist ein solcher Blick in die Tiefe aller Erscheinungen vergönnt, wie Ihnen, mancher, ach die meisten sterben einfach ohne Gelegenheit i>
zu einer letzten, schönen oder großartigen Erinnerung an das vergangene Leben." Hoffmann wurde nun lebhafter und sprach: „Das ist wohl wahr, aber was die Geburtstagsstimmung betrifft, so hast du, mein Lieber, danebengetroffen (Sie erlauben doch, daß ich Du sage . . . ja . . . danke!) Du müßtest am besten wissen, was sich hinter solcher Festtagsstimmung oft verbirgt: Mißmut über das Älter-Werden, Verzweiflung über das mißlungene Dasein, Flucht aus dem Alltag, Trauer. Du bist es ja selbst, der uns niemals die reine Freude am Dasein gönnt, jene wunderbare Harmonie, die wir nur in der Musik kennen und nach der wir immer streben, das Gefühl, niemals sterben zu müssen, niemals zu verwelken, keine Sorgen, keine Trauer mehr erwarten zu müssen. Hinter allen Erscheinungen grinst uns dein knöcherner Schädel entgegen . . ." „Oh, danke für das Kompliment!" sagte diesmal der Fremde und schaute nun ebenso spöttisch herüber, wie vorhin der Dichter. „Verzeihung", fuhr Hoffmann fort, „natürlich ist das nur eine Redewendung. Du verstehst es ja meisterhaft, dich zu verbergen, du erscheinst oft genug als die Lust des Lebens selber, als schöne Frau, als der Duft aus einer phantastischen Blume, der zum Gifthauch wird, als wehmütiger Klang einer Äolsharfe . . . bitte . . ." a
Hoffmann hob die schwarzen, buschigen Augenbrauen und starrte verwundert in die Ecke des Zimmers, denn der Fremde hatte plötzlich eine Gestalt angenommen, die gänzlich verändert war, aber sie kam dem Dichter bekannt vor. Ja, genau so hatte er einst Gluck, seine erste, berühmte Novellengestalt, beschrieben: eine sanft gebogene Nase schloß sich an eine breite, offene Stirn, unter halbgrauen Brauen blitzten die Augen mit beinahe wildem, jugendlichem Feuer hervor. Das weichgeformte Kinn stand in einem merkwürdigen Kontrast zu dem geschlossenen Munde und dem seltsamen Mienenspiel. „Wie bitte . . .?" fragte Hoffmann nun ganz ratlos über den neuen Spuk. Der ältere Herr im weiten Überrock lächelte, als wäre er ein Bruder Hoffmanns oder des Todes, und sagte: „Sie sehen richtig, mein Herr, ich bin der Ritter Gluck, den Sie einst bei Ihrem ersten Berliner Aufenthalt im Spätherbst 1809 ,In den Zelten' kennenfi
gelernt haben. Das heißt, ich bin ja nicht eigentlich der Ritter Gluck selbst gewesen, vielmehr ein Traumwandler, der sich einbildete, Gluck zu sein. Erinnern Sie sich übrigens noch unseres ersten Gespräches, damals?" „Ja, o ja", antwortete Hoffmann, „wir sprachen über Ihre Oper Jphigenie in Tauris'. Welch herrliches Gespräch! Sie waren so ganz von Musik durchdrungen, Sie lebten in Tönen . . ." Der „Ritter Gluck", in dessen Gestalt Hoffmann die erhebende Gewalt der Musik symbolisiert hatte, lachte plötzlich laut auf, ganz gegen die Gewohnheit seines Urbildes, und schon erschien er in einer überraschenden Verwandlung als ein ganz anderer, viel jünger, trug sich eleganter und sprang vom Stuhl auf. „Brüderchen", rief er fröhlich, mit flammendem Humor, „Brüderchen, erkennst du mich denn nicht?" Hoffmann blickte nun heiter drein, denn der Besuch glich ihm jetzt in jeder der raschen Bewegungen, in der Gestalt, ja, er glich ihm einfach wie ein Zwillingsbruder. „Laß mich dich näher betrachten", rief Hoffmann, „und wechsle nicht dauernd deine Gestalt. Bleibe wenigstens, was du jetzt bist, damit ich weiß, woran ich mich zu halten habe: Du bist gar nicht Gluck, du bist der Kapellmeister Johannes Kreisler, der kuriose Musiker." „Dein Ebenbild, mehr noch, das bessere, genauere Bild deines eigentlichen Wesens", erwiderte der also Angeredete. „Sei mir nicht böse, daß ich zuerst als Ritter Gluck auftrat! Du weißt, wir Gespensterschatten haben uns nicht so in der Gewalt." Hoffmann war wie belebt, und eine fiebrige Röte stieg in die bleichen Wangen. „Mein Johannes, mein lieber, lieber Johannes Kreisler. Du bist immer mein innigster Vertrauter gewesen, ein Teil meiner selbst. Seit ich dich in Bamberg zu beschreiben begann wie ein Teil meiner Seele, warst du der Spiegel, in den ich alles hineintauchte, was irgend mein Herz bewegte, erfreute oder zerriß. Mein eigenes, wirres, verwunschenes Leben habe ich in dich hineingezaubert. Ach, Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden', ich schrieb diese Geschichte wie in wahnsinniger Leidenschaft auf ein leeres Notenblatt, dir legte ich in den Mund, was ich über die Musik zu sagen hatte in so manchem Phantasiestück. Und später, im ,Kater Murr' —" . . . „Im Kater Murr", rief Kreisler und trat an das Bett, sich mit beiden Händen am Fußende aufstützend, „haha, das war ein toller Spaß, eine tolle Idee. Hast du nicht für die Geschichte dieses
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Katzenviehs die Manuskriptbogen mit meiner Geschichte benutzt, um Murrs Lebensansichten und Memoiren darauf zu schreiben. Und dann wurde das Ganze zum Buchdrucker gebracht, und dieser druckte einfach alles hintereinander ab, wie es dastand, die Geschichte des Katers und zwischendurch meine Lebensgeschichte, alles in Bruchstücken, in Fetzen sozusagen . . ."
„Und in was für Fetzen", sagte ein weißhaariger, bärtiger Mann, der mit einem Male neben Kreisler auf dem Stuhle saß, „in was für Fetzen! Jeder einzelne ein in allen Farben glühender Brokat, leuchtend zwischen dem behaglichen Geplauder der Katzenbiographie. Aber entschuldigt mich alten Mann, wenn ich hier einfach so eingedrungen bin, es weht draußen gerade ein großer Wind." Der Eindringling, der mit Meister Abraham angeredet wurde, — auch er eine Gestalt aus dem „Kater Murr" und Spiegelbild des Dichters —, lachte lautlos und nickte Hoffmann zu, als wäre es selbstverständlich, daß nun auch er hier saß, und Hoffmann fand nunmehr auch nichts mehr dabei, als ein kleiner, grau getigerter Kater auf die Knie des Alten sprang und sich mit klugen Augen umschaute. Hoffmanns Stimme belebte sich. „Murr, kleiner Kater, da bist du ja, Verfasser der ernsthaftesten Katzenbiographie, kleiner Philosoph! Du bist es, der die Biographie meines Johannes Kreisler so übel durcheinandergebracht hat." „Ein Glück", sagte Meister Abraham, „so wurde die Lebensgeschichte erst wahr und wirklich. Spiegelt sich nicht in der Zerrissenheit der Geschichte des Katers Murr und des Johannes Kreisler das innerste Wesen von dir selber, schöner und greller, als es eine ordentliche, wohlgeformte Chronik getan hätte. Und hättest du, Theodor Amadeus, denn gewagt, die Geschichte deines eigentlichen Wesens anders als in Fragmenten wiederzugeben? Ist denn nicht dein ganzes Leben und all dein Werk Bruchstück geblieben?" Der Kapellmeister Kreisler verzog gequält das Gesicht und rief: „Das ist alles recht und gut, Meister Abraham, aber du mußt zugeben, daß trotzdem alles nach Vollendung strebt. Nicht nur, daß meine und Herrn Hoffmanns Lebensgeschichte in Fetzen und Fragmenten dargestellt ist, sie hat auch keinen eigentlichen Schluß." Hoffmann machte eine andeutende Bewegung mit dem Kopfe, und als ihn beide anblickten, sagte er zögernd: „Der Schluß wird schon kommen, Johannes, es wird nicht mehr lange dauern. Einen
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anderen Schluß, als den frühen Tod gibt es bei uns beiden nicht. Oder glaubtest du, daß es uns ewig Unrastigen beschieden gewesen wäre, das Leben voll auszuschöpfen und daß es uns beiden vergönnt würde, einen idyllischen Lebensabend auf dem Bänklein vor dem Hause zu verbringen? Wir verbrennen, das ist es, wir verbrennen an der unstillbaren Sehnsucht nach dem, was es auf dieser Erde nicht gibt, nach reiner, unendlicher, unteilbarer Harmonie. Auch die Musik konnte uns nur eine Ahnung geben von dem, was wir im Leben und in der Kunst gesucht haben." In diesem Augenblick wandte der Kapellmeister Johannes Kreisler den Kopf rückwärts, als lauschte er nach fernen Tönen. Er machte mit der Hand eine ungeduldige Bewegung, und nun hörte auch Hoffmann den Gesang, der aus der Wand zu dringen schien. Hoffmanns Augen wurden groß, und Kreisler rief entzückt: „Das ist sie, Julia . . . !" Und er rannte zur Türe hinaus und rief auf der Treppe: „Julia, Julia . . ." Aber Meister Abraham ließ den Kater Murr zu Boden gleiten, : — lief ihm nach und führte ihn zurück und sprach: „Nicht so laut, nicht so toll! Woher weißt du denn, daß sie da draußen ist, die Unsterbliche? Hast du nicht oft genug erfahren, wie Stimmen aus unserem Inneren dringen, so deutlich, daß wir glauben . . . aber was sage ich hier, ihr beiden Hitzköpfe, die ihr eigentlich ein und derselbe seid, ihr wißt es besser als ich, wie sehr die Erde uns neckt und narrt!" Johannes Kreisler sprang ins Zimmer zurück und schlug ein befreiendes Gelächter an. „Oh, ich Esel!" rief er, „weiß ich denn nicht schon aus der Zeit von Sieghardsweiler beim Fürsten Irenäus, der im ,Kater Murr' so trefflich das Kleinfürstentum verkörpert, wie du mit Apparaten und Automaten Stimmen vortäusdien kannst, Meister Abraham! Und natürlich war auch diese Stimme Julias eben wieder eines von deinen Zauberstücken, wie du sie damals bei dem Namenstagsfeste im Park zu Sieghardsweiler anwandtest, um mir eine Möglichkeit zu geben, mit Julia geheime Fäden der Sympathie anzuknüpfen." „Und du Tollkopf", entgegnete Abraham und schaute dabei merkwürdigerweise nicht Kreisler, sondern Hoffmann an, „warst gerade damals davongerannt, wie du immer versuchtest, von dir wegzurennen, und so war das ganze Fest für nichts und wieder nichts bereitet, und ich habe es denn auch so eingerichtet, daß die Enttäuschung in Böllern, Raketen und tausend feurigen und krachenden Sonnenrädern unterging. Sie mischten sich in das grauenhafte Unwetter, das im Augenblick den Park des Fürsten in ein Chaos verwandelte." 9
Kreisler und Abraham unterhielten sich angeregt und wie aus gespenstischer Ferne über jene Zeit, die im „Kater Murr" später niedergelegt worden war, jener Geschichte, in der so viele Beziehungen zu Hoffmanns Leben zu finden sind. Aber Hoffmann schien immer noch dem Gesänge zu lauschen. Endlich wandten sich die beiden verstummend zu ihm. Und Hoffmann sagte leise: „Julia . . . für euch beide war sie nur ein Gespenst. Für mich aber war sie einst ein blühendes Geschöpf von Fleisch und Blut. Weißt du noch, Tohannes, in Bamberg, vor zehn Jahren, als ich täglich in ihrer Nähe sein durfte! Oh, wie schwelte das Feuer ständig in meiner Brust und durfte niemals ausschlagen in hellen Flammen; denn ich war doch ein reiferer Mann, sie aber ein blutjunges Ding. Ach, einmal allerdings, da konnte ich nicht mehr an mich halten, als wir einen Familienausflug nach Pommersfelden machten und ich zuschauen mußte, wie der ekelhafte Gröpel sie belästigte. Wie ein Wahnsinniger war ich da, und ich nannte ihn mit den wüstesten Schimpfnamen. Oh. Tul'a . .. was mag wohl aus ihr, was mag wohl aus ihm geworden sein?"
Hier nun spitzte Kater Murr, der sich eben behaglich schnurrend auf dem Bette niedergelegt hatte, seine gestreiften Ohren und war auch schon wie der Blitz unter das Bett verschwunden. Und durch die Tür drängte sich eine riesige Dogge und rief mit menschlicher Stimme: „Den Lumpen Gröpel hat schon längst der Teufel geholt!" „Berganza!" schrie Hoffmann, „alter Hundefreund, dessen Abenteuer ich einst beschrieben habe, komm her!" Die Dogge Berganza trottete zum Bette, legte die Schnauze auf Hoffmanns Arm und schaute den Dichter, der ihn in der Literatur berühmt gemacht hatte, mit bewegten Augen an. „Ja", sagte Hoffmann, „ihm, dem Freund, habe ich die Bache im Geiste überlassen. Ihn hatte ich zum Beschützer Juliens erkoren, und er hat dann auch den wüsten Gesellen Gröpel so fürchterlich zugerichtet, ja, er hätte ihn zerfleischt, wenn nicht die Dienerschaft dazwischengekommen wäre." „Hätte ich auch", knurrte die Dogge Berganza zustimmend. Hoffmann blickte dem treuen Tier in die funkelnden Augen. „übrigens habe ich dich in den Abenteuern des Hundes Berganza' oder ,Nachrichten von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza' 10
Handschrift E. T. A. Hoffmanns (Auszug aus seinem Tagebuch)
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noch manches andere erleben lassen, und ich glaube, wir haben in jener Nacht auch lange über die ernsthaftesten Dinge gesprochen: Ach, was blieb mir denn übrig, als immer in meinem eigenen Schmerz wühlend nach einem erträumten Ausweg zu suchen aus all den Wirrnissen und Enttäuschungen dieses Lebens! Hat dich übrigens die Hexe Cannizares, jene fürchterliche Ausgeburt der Hölle, die behauptete, dich geboren zu haben, nicht wieder erwischt?" „Nein, ich war und bin auf der Hut", knurrte Berganza, „deswegen muß ich dich auch verlassen. Denn dein Geburtstag scheint ein richtiger Geister- und Gespenstertag zu sein, und wer weiß, ob du nicht eben durch die Nennung ihres Namens die gräßliche Hexe beschworen hast! Lebwohl, lebwohl!" Die Dogge rannte zur Türe hinaus und die Treppe hinunter. Hoffmann machte eine Gebärde, als wenn er sie zurückhalten wollte. Nun sah er auch, wie Meister Abraham sich mehr und mehr wie ein Nebel auflöste, während der Kapellmeister Kreisler sich steif an die Wand gestellt hatte. Hoffmann wußte, daß sein Zwillingsbruder wie er selber stets begierig war, durch ein merkwürdiges Benehmen einem inneren Zustande, einer furchtbaren Spannung Herr zu werden. Er folgte dem starren Blicke Kreislers und sah, wie aus der gegenüberliegenden Wand eine schöne Frau, in prachtvolle, dunkle Seide gekleidet, bleich, mit großen Augen hervortrat, den Mund wie zum Singen geöffnet, die Arme ausbreitet. „Donna Anna, sie ist's!" flüsterte Hoffmann. „Und doch nur wieder Julia", fügte Kreisler hinzu, ohne seine seltsame Stellung zu verändern; „denn alle Frauen in deinem späteren Leben waren dir Julia." „Donna Anna, so habe ich sie gesehen, als ich über Mozarts Don Juan schrieb, weißt du noch?"
# Die Gestalt verschwand, und nun glitten immer neue Bilder über die kalkweißen Wände des Krankenzimmers, und Hoffmann seufzte: „Träume, nichts als Träume, mein ganzes Leben war ein Traum, niemals habe ich wirklich erreicht, was ich mir so heiß erwünscht habe. Oh, wie träumte ich von Italien, wie oft wollte ich mit meinem Freunde Theodor Hippel nach Süden wandern über die Alpen! Nie bin ich dort gewesen. Und wie habe ich das Bild meiner Julia gesegnet und tausendfach verschönt, sie selbst aber glitt mir unter den Händen fort! Und wie habe ich mich gemüht und mir gewünsdit, ein großer Musiker zu werden! In deiner Gestalt, Johannes, habe ich 12
dieser Sehnsucht Ausdruck gegeben. Gib zu, was ich geschaffen habe, erhebt sich nicht zu jenen Höhen, in denen ein Werk unsterblich wird. Selbst meine Oper Undine, mein lieber Johannes, ist kein so gewaltiges Werk geworden, wie es mir einst selbst erschienen ist. Es ist eine gute, aber keine geniale Arbeit. Stets habe ich in Musik gelebt, war trunken von ihr, und doch habe ich besser ü b e r sie geschrieben, als selbst Musik gemacht. Verstehst du das?" Kreisler, der immer noch die wechselnden Gestalten beobachtete, die durch die Wand hervorkamen, Gespenster, Menschen der Vergangenheit, antwortete, ohne den Kopf zu wenden. „Das will ich dir sagen, Amadeus (so nennst du dich doch in Verehrung zu Mozart), das will ich dir sagen, die Musik war deine Rettung. Sie erlaubte dir, aus dem trostlosen Alltag, dem Philistertum deiner Umgebung und der pedantischen Nüchternheit deines Amtes in ein Reich der Verzauberung zu entfliehen. Die Gesetze der Musik, die du anerkanntest, waren dir keine Fesseln, sondern Stützen, um ein uferloses Getön und ein gänzliches Verlieren an das Ungehemmte in dir zu verhindern. Sie erhob dich aus den Niederungen, in die du zu versinken drohtest. Sie war dir Rast auf den wechselnden Wanderwegen deiner ewigen Sehnsucht. Sie dämpfte deine Bosheit den angeborenen Schwächen der Mitmenschen gegenüber. Musik war dir nicht nur dein Komponieren, dein Musizieren, auch dein Malen und Zeichnen war Musik, Musik war vor allem dein Dichten. Und immer hat in deinem Leben die Beschäftigung mit dem einen die Beschäftigung mit dem anderen verdrängt. Ja, bis in die letzten Jahre hier in Berlin hinein dachtest du immer noch, du wärest eigentlich ein Komponist, aber glaube mir, man wird deine Musik längst vergessen haben, deine Akten, die du als Referendar, Assessor, Beisitzer, Kammergerichtsrat vollgeschrieben hast, werden verbrannt und vermodert sein, auch von deinen Zeichnungen werden nur noch sehr wenige Menschen etwas wissen wollen, deine Bücher aber, deine Phantasiestücke sind unsterblich. Zwar werden sie nicht von allen verstanden werden, aber einige wenige werden dich immer wieder aufsuchen, dann, wenn sie wünschen, so wie du der Wirklichkeit zu entfliehen .. ." Die Stimme Kreislers war immer leiser geworden, und er selbst glich nun nur noch einem Schemen, und er reihte sich den anderen Traumgestalten an, um mit ihnen ins magische Nichts hinüberzuwechseln. „Träume", murmelte Hoffmann, „mein ganzes Werk! Ein Traum mein ganzes Leben!" Er hob den Blick und schaute nach dem Stuhl, auf dem zuletzt Meister Abraham, der Magier aus dem Kater Murr, gesessen hatte; da aber nickte er erkennend, denn dort saß nun 13
wieder der Herr ohne Schatten. Der verbeugte sich leicht und sprach: „Aber was für Träume! Eine Welt, um die Sie, Herr Rat, mein Bruder, der Schlaf, beneidet. Da ist er, um Ihnen seine Aufwartung zu machen." Neben dem Herrn ohne Schatten stand ein Greis in geblümtem seidenem Schlafrock mit einer Mütze aus demselben Zeug auf den weißen Haaren. Das sah wie ein Blumengarten aus, aus dem der Kopf des Mannes hervorragte; denn die leuchtenden roten, goldenen und kupferfarbenen Blüten bewegten sich, und im Schatten ihrer smaragdgrünen Blätter äugten drei goldgrüne Schlänglein. Hoffmann betrachtete ihn wie einen alten Bekannten und sagte: „Das ist ja gar nicht der Schlafgott, sondern der Archivarius Lindhorst aus dem ,Goldenen Topf mit seinen drei Schlangentöchtern, vor allem mit der lieblichen Serpentina, zu der der Herr Student Anseimus in heftiger Liebe entbrannt war." Der Greis hob die Hand und sprach: „Wer ich auch immer bin, Ernst Theodor Amadeus, so bin ich eben doch als Bruder Schlaf gekommen, und ich finde, es ist Zeit . . ." „Zu schlafen?" „Nein, ungeachtet der Kerzen, die auf deinem Tisch schon zu erlöschen beginnen, sollst du noch nicht schlafen, sondern mit mir kommen. Ich will dich noch einmal in die Welt führen, die du geschaffen hast, deine Geschöpfe verlangen nach dir, und mein Bruder Tod wünscht, daß ich dir diese letzte Freude bereite. Wünschest du in der Tulpenkutsche aus der ,Prinzessin BrambihV zu reisen, soll dich ein Paradiesvogel tragen oder ein Zauberteppich?" Hoffmann hatte sich lächelnd in die Kissen zurückgelegt und sagte leise: „Ich werde reisen wie ich bin, Bruder Schlaf. Ich bin ein kranker Mann, trinke Selterswasser statt Wein, und wenn du es mir vergönnst, so mach es ohne Anstrengung!" Er schloß die Augen. Der Herr ohne Schatten verließ das Zimmer durch die Wand. Der Schlaf drückte den Docht der Kerzen zusammen, daß sie erloschen und goldene Funken aufknisterten. Dann zog er einen Spiegel unter seinem geblümten Mantel hervor, hielt ihn Hoffmann vor das Gesicht; der Dichter erblickte sich darin, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Tief ging sein Atem. In wechselnden Traumbildern zog sein Leben vorüber.
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Hoffmann sah sich als vierjährigen Bub, aufblickend zu seiner weinenden Mutter. „Du weckst wehe Erinnerungen, Bruder Schlaf", flüsterte Hoffmann, „und so weit gehst du zurück . . . warte, das muß im Jahre 1870 gewesen sein, als meine Eltern geschieden wurden und mich allein ließen." „Ich kann ja nicht bei deiner Geburt anfangen", antwortete der Magier des Schlafes, „aber fürchte nichts, dein Leben wie deine Träume gehen vorbei im Fluge. Was siehst du jetzt?" „Ich sehe mich im Hause meiner Großmutter Doerffer in Königsberg auf dem Schöße einer Frau." „Ist es noch deine Mutter?" „Ach nein, ich glaube, meine Mutter habe ich wenig gesehen. Aber sieh, das ist doch . . . ach . . . das ist Tante Füßchen!" Hoffmann lächelte selig, und der Schlafmagier, der auf dem Bettrande saß, spiegelte das Lächeln in seinem eigenen Gesicht, aber auch in dem magischen Spiegel, der nun frei über dem Bett schwebte und viel größer geworden war, als ein Handspiegel eigentlich sein durfte. „Weißt du noch", sprach der Schlaf, „weißt du noch, wie du von ihr erzähltest im ,Kater Murr'? So horch nur: ,Tante Füßchen setzte den Knaben auf einen Schemel neben sich, ergriff eine uralte Laute und begann darauf zu präludieren. Dann sang sie mit einer kleinen, süßen Stimme ein Madrigal, und der kleine Ernst schaute verzückt zu ihr auf.'" Der kranke Hoffmann betrachtete wehmütig dieses Bild und seufzte: „Ich glaube, sie hat mich mein ganzes Leben lang begleitet, die Tante Füßchen, die eigentlich Sophie hieß. Vielleicht ist sie mir nach ihrem Tode zum Traumbild der Julia geworden." „Ja, sie hat dein ganzes Leben bestimmt", sagte der Greis im geblümten Rock, „sie war doch die einzig Musikalische in eurer Juristenfamilie." Der träumende Hoff mann verzog sein Gesicht und antwortete: „O nein, ein bißchen haben sie alle musiziert und dünkten sich, wer weiß wie, dem Geiste der Musen hingegeben, wenn sie ein leidlich einfaches Quartett zusammenkratzten. Ach, daß sie so früh gestorben ist, diese einzige, die mich verstand und liebte!" Im Spiegel stand plötzlich ein dicker, verschwommener Mann vor dem kleinen Ernst. Er trug noch einen Zopf, sonst war aber nichts 15
Bemerkenswertes an ihm, als daß er aus einer Dose Tabak schnupfte und mit farblosen Augen in die Ferne blickte. „Ist das dein Vater?" Hoffmann schüttelte den Kopf. „Das ist der Ohm, O. W. Doerffer, der mich eigentlich erzogen oder vielmehr nicht erzogen hat. Wir nannten ihn Oh-weh-Onkel. Er war ein Hagestolz, ein großes Kind, und lebte wie nach der Uhr. Von meinem Vater weiß ich nur, daß er später nach Insterburg ging als Kriminalrat. Ich hätte mich vielleicht gut mit ihm verstanden, er soll etwas von meiner Art gehabt haben, darum litt es ihn nicht im behaglichen Kreise der Doerffers. Aber da, da ist ja mein lieber . . ." „ . . . richtig, Theodor Hippel, damals noch ein einfaches Pfarrerssöhnchen, später geadelt durch einen berühmten Onkel." „Mein Freund fürs ganze Leben", sagte Hoffmann. „Ja, mit ihm habe ich die Schule durchgemacht. Oh, was hatten wir für Heimlichkeiten, wenn der Ohm uns allein ließ! Damals begann ich zu musizieren und mit Eifer zu lesen. Die Bilder verschwimmen so schnell, was ist das nun wieder .. . Ach, ist es schon so weit!" Im Spiegel, der noch größer geworden war, rauschte Musik, und viele Paare tanzten recht höfisch und geziert, Hoffmann als Jüngling mitten unter ihnen. Er schien bester Laune, lachte und scherzte. Er bewegte sich gewandt und mit einer gewissen sprunghaften' Eleganz. Das Mädchen neben ihm, weizenblond, blauäugig, lächelte freundlich, Hoffmann schien ganz von ihr bezaubert. Aber als die Paare wechselten und eine andere Frau Hoffmanns Hand ergriff, da hatte er die Blonde schon vergessen. Die übrigen Paare versanken, Hoffmann stand mit dieser Frau allein, sah ihr tief in die dämonischen Augen. „Cora Hatt", flüsterte Hoffmann, „ich stand in Flammen für sie, ich quälte mich Monate um ihre Zuneigung." Der Schlaf nickte und sagte: „Wollte ich dir dein wahres Herz zeigen, es würde wohl vor Flammen und Funken den Spiegel zersprengen. Wieviel hundertmal warst du überhaupt verliebt,bekenne!" „Nicht hundertmal — tausendmal, wenn du es schon wissen willst." „Hm", murmelte der Alte und nahm zum erstenmal eine Prise aus einer goldenen Schnupftabakdose, „dafür möchte ich nicht einstehen. Zuweilen pflegtest du auch alle Frauen zu verwünschen, wenn eine dir untreu geworden war." Hoff mann deutete in den Spiegel und sagte: „Da sieh den Abschied von Cora Hatt, sieh ihre Tränen und die meinen! Es mußte heimlich geschehen, denn man wünschte diese Verbindung nicht. 16
Übrigens war ich schon ein fertiger Jurist und wurde nach Glogau geschickt." „Sehr richtig, du warst ja inzwischen zwanzig Jahre alt geworden. Aber was soll die Kirche in unserem Bilde?" « Es zeigte sich in dem Spiegelglas das Innere einer katholischen Kirche. Es waren aber darin Gerüste angebracht, und auf einem stand ein schlanker, dunkelhaariger Mann und zeichnete mit spitzer Kohle einen Engelskopf an die Wand und verglich ihn ständig mit einer skizzierten Vorlage. Neben ihm auf dem Gerüst stand Hoffmann und war damit beschäftigt, auf den Mantel eines Heiligen die Grundfarbe aufzutragen. „Das neben mir ist der Maler Molinari. Er malte die Jesuitenkirche in Glogau aus, und ich habe von ihm die Freskomalerei erlernt." „O ja, und er muß wohl ein verflixter Kerl gewesen sein, denn er tauchte später in deinen Geschichten auf, in den ,Elixieren des Teufels' und als Prinz Hektor im .Kater Murr'. Aber sonst warst du eigentlich Referendar in dieser Zeit!" „Ja", murmelte Hoffmann, „natürlich. Ich ging dann später nach Berlin und machte das Assessorexamen. Dann kam ich nach Posen. Aber ich malte und musizierte fleißig, um die Trostlosigkeit der Amtsgeschäfte in dieser Stadt zu vergessen." „Das Bild im Spiegel ist trübe", sagte der Traumkönig. „Die Zeit war langweilig", antwortete Hoffmann, „willst du mir nichts Schöneres mehr zeigen?" „Willst du Plozk sehen, wohin man dich versetzte, weil du in Posen deine Amtsbrüder zu sehr geärgert hast?" „Ach, nein, entsetzlich! Oh, wie habe ich midi nach dem Süden gesehnt in jener trockenen, braven Zeit!" „Immerhin, du hast damals Michalina geheiratet und recht lieb gehabt." „Jaja, natürlich. Michalina! Wo ist sie?" „Sie sitzt unten bei Frau Förster und strickt beim Kaffee und erzählt tränenden Auges von jenen schönen Jahren, als sie die junge Frau Assessor war." Hoffmanns Herz leuchtete auf, er deutete auf den Spiegel, wo die schemenhaften Gestalten wechselten, und nur hie und-da ein leuchtender Fleck erschien, ein Frauenantlitz, die funkelnde Kaskade eines wirbelnden Spiels auf dem Klavier, das Manuskript zu einem 17
groß gedachten Werk, der Sonnenstrahl auf einem Aktenbündel. Dann noch einmal ein junges, blühendes Mädchen. Hoffmann wurde mißmutig und sagte: „Noch einmal Cora Hatt, willst du von vorn beginnen?" „Keineswegs, das ist nämlich Malchen Hatt, die Tochter Coras, du hast sie in Königsberg getroffen, als du zum letzten Male dort warst." „Vorbei, vorbei! Aber warum war ich d o r t . . . ach ja, Tante Füßchen war gestorben, ich dachte, sie hätte mich zum vermögenden Manne gemacht. Aber damit war nichts, ich hatte Schulden. Ich fuhr hin." „Und was sagte dein Herz damals, als Tante Füßchen starb?" Hoffmann schwieg lange, während im Spiegel der Zug trauernder Verwandter vorbeiging. „Es sagte nichts", der Magier gab selber die Antwort. „Nein, ich dachte nur an das Geld", bestätigte der Dichter, „und war ihr eigentlich gram, daß sie mich im Tode enttäuscht hatte." „Dein Herz war leicht entzündlich, aber manchmal warst du ein ganz übler Egoist." Der Dichter verzog das Gesicht. „Willst du mir eine Gardinenpredigt halten? Willst du, daß ich in mich gehe? Ich weiß selber, daß ich ein unguter Geselle war all mein Leben langl" „Hmhm, jaja. Nun sollte ich dir eigentlich Warschau zeigen." „Ich sehe, du bist für chronologische Ordnung, aber ich pfeife darauf. Wenn du nicht willst, daß ich deinen magischen Spiegel verachte, so bring mir etwas Großes, Gewaltiges . . . " « „Das kannst du haben", sagte der Traumkönig, „sieh her!" Plötzlich war der Spiegel von funkelnden Farben erfüllt, und eine aufwühlende Marschmelodie dröhnte daraus hervor. Die Farben ordneten sich, und da marschierten französische Soldaten quer durch das Bild, und die Marseillaise, von blitzenden Clairons gespielt und von Trommeln begleitet, gab ihnen den Takt. Bataillone in blauen Röcken, weißen Hosen, roten Kragen, schwarzen Tschakos marschierten, Gardekürassiere, Dragoner, Jäger, Ulanen ritten vorbei, Kanonen rumpelten einher, wilde Kommandos ertönten, und hinter allem stand der gigantische Schatten eines Mannes im Zweispitz, mit scharf vorspringender Nase. „Nun, wie gefällt dir das?" „Napoleon, das ist er", hauchte der Fiebernde, und ein bitterer Zug legte sich um seine Mundwinkel. 18
E. T. A. Hoffmanns Karikatur auf drei Warschauer Ratsherren „Jawohl! Und irgendwo sitzt ein kleiner preußischer Assessor, der sich als der Mittelpunkt der Welt vorgekommen war, nun brotlos. Denn mit den Warschauer Ämtern war es nichts mehr, seit der Bonaparte die Stadt besetzt hatte." „Eine schlimme Zeit!" sagte Hoffmann leise. „Ja, sieh nur, von dir ist jetzt nicht mehr die Rede, jetzt geht es um Schlachten, jetzt kommt Blut und Feuer, Hin- und Herzug, Flucht und Tod. So ganz nebenbei, von niemandem beachtet, gingst du endlich nach Berlin, machtest Musik, komponiertest; so ganz nebenbei hattest du ein bißchen Erfolg und ein bißchen Mißerfolg. Und natürlich dachtest du immer zuerst an dich. Dein Freund Itzig, der sich später Hitzig nannte, brachte dich bei der Musikzeitung unter, damit du das Hungern verlerntest. Und während Napoleon Europa in eine neue Unordnung brachte, hast du aus Haß gegen den Völkerzertrümmerer wild musiziert, getrunken und, wenn dir das Geld ausging, deinen Freund Hippel angepumpt. Was wäre da zu zeigen! Lassen wir die Heere Napoleons marschieren! 19
Schau nur, die Zuaven, schau die Pioniere mit den weißen Schürzen und den Bärenmützen, schau die Garde mit den Raupenhelmen, schau die Kampfszenen! Im Hintergrund brennen Häuser, Rauch steigt zum düstern Himmel. Und dort auf dem Hügel habe ich sie malerisch gruppiert, Napoleon auf dem weißen Roß, hinter ihm seine Marschälle. Du hast gegen ihn gewettert und Spottgesänge angestimmt. Aber hast du etwas getan für die Freiheit?" „Ich? Ich habe doch damals gerade den Ritter Gluck geschrieben?" „Eben, eben . . . "
„Aber jetzt kommt Bamberg, Herr Kapellmeister!" „Aha, nun zeigst du mir das Theater, zeigst mir meine Plackereien mit dem Künstlervolk und mit den Bürokraten. Damals begann das freie Künstlerleben für mich. Kapellmeister war ich, Regisseur, Theatermaler, Hanstlampf in allen Gassen." „Und nicht zu vergessen: Klavierlehrer." „Stimmt, ich brachte den Töchtern aus gutem Hause ein wenig das Klimpern bei. Ja, und Herzoglicher Hofmusikus war ich wohl auch. Und ich schrieb und musizierte." „Ja, du sagtest damals: Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit dem Bösen, was sich in der Welt draußen tut. Du errangst dir einige Verdienste: Du schriebst über Mozart, Beethoven und Meister Gluck, und erwecktest Verständnis für sie, und bahntest den Heroen den Weg ins deutsche Volk . . . " „Natürlich, ich selbst war kein Heros. Kreisler hat es mir oft genug gesagt." „Du bist sehr empfindlich, aber nun blick in den Spiegel, die Franzosen haben ihn für einige Zeit freigegeben." „Julia, schon wieder Julia. Ja, sie war es, die mir Bamberg vergoldete, Julia Marc." „Bitte, da sind sie wieder, die Soldaten. Sie marschieren durch Bamberg. Ich habe diesem Bild eine kleine persönliche Note gegeben. Bitte, rechts oben!" Hoffmann schien beglückt, als er sich in einem Fenster sah, zusammen mit Julia. Beide blickten auf die Straße hinab. Die Menschen jubelten und schrien „Vive Fempereur!", Marschmusik klirrte, Trikoloren flatterten im Wind, und wieder tauchte er auch, hoch zu Roß, der kleine Mann mit dem Zweispitz. Hoffmann im Fenster schaute ihn erbittert an, er hatte seine Hand in die Hand Julias gelegt. 20
Dann versank das Bild, und ein neues tauchte auf, nicht weniger kriegerisch. Eine Postkutsche fuhr über die Landstraße. In den Wiesen zu beiden Seiten biwakierten französische Grenadiere. Lagerfeuer brannten. Die Kutsche rollte vorbei an Bagagewagen, Kanonen, Zelten, neuen Wachtfeuern, Wachtposten. Dann in einen dunklen Wald, vorbei an einer einsamen Waldschänke und wieder hinaus in eine mondbeschienene Ebene. Dann traten neue Soldatengestalten an den Wagenschlag mit schwarzen Röcken, schwarzen Tschakos: die Preußen. Dann ritten Kosaken vorbei mit hohen Mützen, die gegen den mondlichten Nachthimmel deutlich zu sehen waren. „Du reistest damals mit Michalina quer durch die Kampflinie, niemand tat euch etwas. Es war so selbstverständlich, daß man die Zivilisten inmitten des Kriegsgetümmels unbelästigt ließ, wie auch Briefe und Pakete ohne Behelligung hin- und hergeschickt werden konnten. Es wird eine Zeit kommen, wo man einen solchen Krieg wie ein Wunder bestaunen wird. Du kamst nach Dresden." „Dresden, ja, da geschah etwas sehr Frohes!" „Du siehst es im Spiegel." In einem von blühenden Kastanien beschatteten Biergarten saß Hoff mann und sprang sogleich auf einen eleganten Herrn zu. Beide umarmten sich vor Freude. „Ernst!" rief der eine, „Hippel, alter Freund!" der andere. Und sie setzten sich zusammen und lachten, und Hippe! wischte sich die Tränen aus den Augen. Aber auch dem träumenden Hoffmann lief eine Träne langsam aus dem geschlossenen Augenlid. Und wieder folgten kriegerische Szenen. Preußen und Russen zogen sich über die Eibbrücke zurück, Artillerie folgte, Bagage . . '. Dann der König von Preußen. Hoffmann stand auf einem Wall und blickte voll Begierde auf das kriegerische Hin und Her. Die Russen verteidigten eine Vorstadt, die Franzosen griffen an. Kanonendonner, Gewehrsalven, und überall neugierige Bürger, die dem Kriege zuschauten und schnell die Köpfe einzogen, wenn es gar zu arg wurde. Und wieder eine Postkutsche mit einigen Zivilisten, mit Hoffmann und Michalina und zwei gefangenen französischen Offizieren, die mit großer Höflichkeit behandelt wurden. Plötzlich bäumte sich eines der Pferde hoch und rannte, scheu geworden, gehetzt davon. Die anderen fünf Pferde folgten mit fliegenden Mähnen, irgendeinem unverständlichen Verhängnis zu entfliehen. Jetzt krachte der Wagen mit dem rechten Vorderrad gegen einen Meilenstein, die Kutsche flog und stürzte, die Rosse zerrissen die Stränge und rasten 21
querfeldein. Unter dem Wagen zog man ein junge Frau tot hervor. Michalina lag blutüberströmt daneben, Hoffmann saß bleich, aber unverletzt neben ihr am Boden.
„Siehst du", sagte der Magier bedeutungsvoll, „der Krieg ist dir nie gefährlich geworden, obwohl du oft genug in echter Zivilistenneugier den Kopf hingehalten hast, aber irgendein weißer Schmetterling, vor dem ein Pferd scheute, hätte dich zugrunde richten können. Nun, du bliebst am Leben, und Micha wurde wieder gesund. Du wurdest wieder Kapellmeister in der Theatertruppe des Herrn Seconda." „Ja, das war in Leipzig. Und Seconda war ein Dummkopf. Aber du zeigst mir noch ein ernstes Bild." Es waren Soldaten in schwarzen Uniformen, zum Teil schwer verwundet mit blutigen Verbänden, in zerfetzten Uniformen, alle zusammengekettet. Sie wurden von französischen Grenadieren durch die Straßen getrieben. „Ich erkenne sie! Das Lützowsche Freikorps. Napoleon hat sie im Waffenstillstand von den Bestimmungen ausgenommen, ließ sie gefangensetzen, die Offiziere füsilieren. Eigentlich sind doch nur Feiglinge grausam?" Und wieder ein Wagen, ein elender Leiterwagen. Darauf eine fröhliche Gesellschaft von Schauspielern und Schauspielerinnen, Hoffmann und Micha unter ihnen. „Zurück nach Dresden", rief Hoffmann, „so ging es hin und her. Und nun wirst du mir wahrscheinlich die Schlacht bei Dresden, die Schlacht bei Leipzig zeigen. Dein Zauberspiegel hat offenbar Freude an Schlachtengemälden." „Ja, ich weiß, du haßtest den vernichtenden Krieg und schriebst eine flammende Anklage gegen das Menschengemetzel in deiner ,Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden'. Und doch hast du mit brennender Neugierde aus dem Dachfenster nach den Wachtfeuern geschaut, warst überall mit deiner Nase vorn dran, um alles recht genau su sehen. Natürlich, du brauchtest ja nicht zu sterben. Wenn es brenzlich wurde, hast du dich in einen Keller verzogen und eine Flasche Wein entkorkt." „Es fehlte noch, daß du mir daraus einen Vorwurf machst." „Nein, durchaus nicht. Der Krieg war etwas, was nur die Soldaten anging und die Bürger höchstens ärgerte oder aufregte. Immerhin 22
E. T. A. Hoffmann und Ludwig Devrient beim Zechgelage in der weltbekannten Berliner Weinstube Lutter und Wegner
habt ihr den Sieg von Dresden recht fröhlich gefeiert bei ,Eichelkraut'. Damit war für euch der Krieg zu Ende." Hoffmann lag still und betrachtete durch geschlossene Augenlider die sich spiegelnden Bilder. „Bist du müde?" fragte der Traumkönig. „Hoffmann schüttelte ein wenig den Kopf auf dem Kissen und sagte: „Was hast du mir noch aus meinem Leben zu zeigen?" „Ich sehe, daß du genug hast. Und was sollte ich noch zeigen? Im Jahre 1814 gingst du nach Berlin, und da bist du noch, Herr Kammergerichtsrat. Aber wir haben noch eine Reise vor!" „Ich weiß, durch die Welt meiner Dichtung!" „So komm", sagte der Magier, und hüllte den Kranken in seinen Blumenmantel. Er selbst trug nun einen Umhang aus golddurch23
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wirktem Damast. Sie öffneten das Fenster und glitten wie Fische in der Tiefe eines Gewässers hinaus in die Nacht. 9
Die Landschaft, die Hoffmann unter sich wahrnahm, hatte mit Berlin nichts mehr zu tun. Es war eine kahle Ebene, stürmisch fegte der Wind darüber hin, und in der Tiefe brannte ein Feuer. „Was ist das für ein Feuer", rief Hoffmann, „wer ist so spät noch draußen?" „Kennst du es nicht, das junge Mädchen, das dort sitzt und in den Kessel starrt? Kennst du nicht die Veronika aus dem ,Goldenen Topf, die die Zauberstücke der alten Liese, der Hexe der alten Rauerin, in Anspruch nimmt, um mit ihrer Hilfe den Studenten Anseimus an sich zu ketten. Siehst du nicht das verbrannte Gesicht der alten Rauerin; schau nur, wie sie alles Teufelszeug in dem Kessel über dem Feuer mischt! Aber es wird ihr nichts nützen; denn der Zauber des Archivarius Lindhorst ist stärker, und viel viel stärker noch der Zauber seiner Tochter Serpentina, die als Mitgift den goldenen Topf mitbekommen wird. Veronika wird Hofrätin werden, indem sie den Hofrat Heerbrand heiratet. Aber wir müssen weiter . . . " Das Feuer verschwand, sie flogen dahin durch den Sturm. Unter ihnen lag nun ein stilles Tal und darin ein Kloster. Es brannte nur noch ein einziges Licht in einer Zelle, und die beiden Nachtwanderer flogen herab wie Raubvögel und klammerten sich an das Gesims des ; Fensters. Drinnen lag ein Mönch auf den Knien in heißem Gebet. „Den Mönch kenne ich doch!" sagte Hoffmann. „Ja, du kennst ihn, den Bruder Medardus aus den ,Elixieren des 1 Teufels'. War er nicht verstrickt in ein unseliges Verhängnis, war nicht sein Geschlecht verflucht und wurde doch immer wieder zusammengeführt zu neuer Missetat! Oh, er hatte nur eben an der Flasche gerochen, die im Keller des Klosters streng verschlossen verwahrt wurde und einen Teufelstrank enthielt. Schon redete er mit unnatürlicher Sprachgewalt. Aber aus dem gotteslästerlichen Tun erwuchs ihm ein Leben voller grauenvoller Schrecken, voller Versuchung und Schuldverstrickung, bis endlich die Reue ihn packte und alle Untat und selbst der frevlerische Zugriff zum Teufelselixier sich als Täuschung erwies. Hast du das nicht selbst geschrieben, Hoffmann, und hast'du nicht in der zwiespältigen Natur des Bruders Medardus dein eigenes Doppelwesen und dein eigenes Leben \ verdeutlichen wollen? — Aber weiter, wir müssen weiter!" 24
Sie flogen über eine Stadt und glichen einer kleinen dunklen Wolke. Nun hielten sie an und setzten sich auf den Ast einer Kastanie in einem Garten. Ihnen gegenüber lag ein hell erleuchtetes Haus, drinnen wurde musiziert und getanzt. „Was sind das für Leute?" fragte Hoffmann leise. „Das weißt du nicht? Das ist das Haus der Spalanzani in deiner gruseligen Geschichte vom ,Sandmann', in der du dir die Schreckgestalten, die dich beunruhigten, gleichsam vom Herzen geschrieben hast." „Und die wunderbare Frau, die dort tanzt, so steif, so gespenstisch?" „Die Automatenpuppe Olympia", rief der Traumgott, „Olympia verzaubert Nathanael. Siehst du nicht die Brille, die er trägt, die Brille, die er von dem gräßlichen Sandmann, dem Wetterglashändler Coppola, gekauft hat und durch die ihm die Puppe Olympia wie ein lebendes Wesen erscheint. Nun sieh! Spalanzani und Coppola sind in Streit geraten, Olympia hat ihre wunderbaren Augen verloren. Sieh! Coppola schmettert die Puppe dem Spalanzani über den Schädel. Jetzt huckt er sie wieder auf und rennt mit ihr davon. Aber Nathanael wird dem unheimlichen Coppola nicht entgehen — gehetzt wird er sich vom Turm herabstürzen und zerschellen." Mit einem federleichten Schwung glitten sie wie zwei große Eulen quer über den Park davon. Jetzt waren sie über einer Stadtmauer, jetzt senkten sie sich herab und durchflogen ein uraltes, dunkles Stadttor, das nicht mehr geschlossen wurde in der Nacht. Der Stadtsoldat saß unter dem Marienbilde auf der Bank und schlief, und sein weißer Federbusch auf dem Tschako nickte vornüber. Draußen vor der Mauer schwebten sie die Straße entlang in einen Talgrund und sahen nun in der Sternennacht ein düsteres, seltsames Haus mit unregelmäßigen Fenstern. Es glich einem Turm. Die beiden Träumenden umschwebten ihn und setzten sich endlich auf eine verfallene Gartenmauer. „Bleiben wir hier?" fragte Hoffmann. „Das Reich deiner Dichtung ist groß", antwortete der Magier, „wir sind vor dem Hause des Rates Krespel aus deiner Novelle .Antonie'. Horch nur . . . " Ein wundervoller süßer Gesang klang aus dem Hause und erfüllte die Nacht ringsumher, eine Frauenstimme von ungewöhnlicher, fast himmlischer Schönheit war zu hören, und eine Geige von nicht geringerer Süße begleitete sie. „Antonia", hauchte Hoffmann ergriffen. „Ja, Antonia, die Tochter des Rates Krespel, die Sängerin, die nicht singen durfte, wenn sie nicht sterben wollte, und die sich 25
dann doch aus Liebe zu Tode sang. — Doch nun komm, laß dich nicht verzaubern, es ist schon Zauberei genug heute nacht! Wir fliegen jetzt ein weniges nach Italien." „Das ist zu weit, lieber Meister!" „Für uns nicht. Einst wünschtest du dir die Seele aus dem Leibe nach ienem Lande, nun genügt ein Gedanke, und wir sind da. Natürlich erkennst du die Stadt nicht, die Perle im Lorbeerkranz, Florenz! Natürlich erkennst du das Landhaus nicht, aber den Herrn dort unten wirst du doch kennen, der vor dem Hause steht und Wache hält." Die beiden Nachtreisenden hängten sich wie Fledermäuse an das unterste Gezweig einer Pinie, und Hoffmann sah unten im Scheine einer Laterne, die über dem Tore hing, einen Mann in rotem enganliegendem Kleide mit einer Reihe blitzender Stahlknöpfe über Brust und Bauch. „Das ist der verfluchte Dapertutto aus meiner Erzählung Abenteuer in der Silvesternacht'." Der Mann hob den Kopf und rief: „Ei, was seh ich, Signor Erasmus, was tun dero Wohleeboren da oben im Baume, suchen Sie noch immer Ihr Spiegelbild?" Die beiden schwebten nun herab und Hoffmanns Begleiter sagte: „Es ist eine tolle Nacht, heute, Signor Dapertutto, so wird es Sie nicht verwundern, wenn wir es wagen, der Donna Giullietta einen Besuch zu machen." Sie glitten an dem Roten vorbei auf das Haus zu. Dapertutto lief hinterher und schrie: „Was Teufels tun Sie hier, was fliegen Sie hier herum, meine Herren? Seit wann besuchen Geister die schöne Giullietta?" Die beiden drangen ungehindert durch Treppen und Korridore in ein großes Gemach, das mit gleißendem Brokat ausgeschlagen war. Auf einem kleinen Marmortisch stand ein goldener Leuchter mit vielen Kerzen, und so sahen sie den riesigen Spiegel, der vom Boden bis zur Decke reichte. Eine schöne Frau erhob sich erschrocken und rief: „Erasmus, bist du gekommen, dein Spiegelbild zurückzuholen?" Der Magier antwortete an Hoffmanns Stelle: „Das ist nicht Erasmus, Giullietta, dem du das Spiegelbild gestohlen hast, den du durch Dapertutto zum Morde an seiner Familie verleiten wolltest. Nein, das ist Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der Dichter, der 26
dich unsterblich gemacht und in dir die Schattenseite des Weibes Julia dargestellt hat." Giullietta trat zurück und hob die Arme, als drohe ihr Gefahr. „Was wollt Ihr hier?" „Brauchst nicht zu fürchten", sagte der Traumkönig, „wir sind nicht gekommen, um dir und Dapertutto den Kragen umzudrehen, wie Ihr es verdient hättet, es galt eben nur einen kleinen Höflichkeitsbesuch." Und sie hoben sich federleicht und schwebten zum Fenster hinaus, Dapertutto suchte sie zu packen. „Es ist der Teufel selber", sagte Hoffmann, „doch uns wird er nicht folgen können." Sie schwebten nun durch die Nachtluft, und Hoffmann sagte: „Was gilt's, du willst mich nach Rom führen, um mir die ,Prinzessin Brambilla' vorzuführen!" „Nein, wir müssen zurück nach Norden! Denn siehst du, deine ,Fantasiestücke in Callots Manier', in die du all diese Gestalten heineingeheimnist hast, sind so weitläufig, so verschlungen, so voller Verwechslungen, Maskierungen, was soll ich sagen, ein so herrliches Gewebe von Scherz, Liebe, Zauberei, daß ich nicht wüßte, wo ich bei diesem Gewebe beginnen sollte. Soll ich bei der kleinen Näherin Ciacinta in ihrem Dachstübchen anfangen oder in der Bude des jungen Schauspielers Giglio Fava? Nein, den ganzen römischen Carneval müßte ich dir vorführen mit den Pulcinellas, Arlechinos, Dottores, Colombinen. Ach, es wäre ein Bild, in die Wolken gemalt und flüchtig und vergehend wie ein Wolkenhauch!" „Es wird kälter", sagte Hoffmann, zu den Sternen schauend. „Es schneit", erwiderte der Magier, „wir sind wieder im Norden. Und außerdem haben wir in der Zeit einen Sprung zurück gemacht, sieh' nur, da unten."
In einem Städtchen stand ein Weihnachtsbaum mitten auf dem Markte, und aus vielen Fenstern schimmerte das warme Licht von Kerzen. Sie setzten sich auf ein verschneites Fenstersims und schauten in eine Stube, die auf der anderen Seite der Gasse lag. „Erkennst du den Mann, der dort unter dem Lichterbaum sitzt und die Zinnfiguren ordnet? Gleich wird er die Kerzen anzünden und hinausgehen vor die Tür. Dann wird er an seiner eigenen 27
Hausglocke läuten und überrascht und selig wie ein Kind hineinstürzen, obwohl er sich selber den Gabentisch gedeckt hat." „Das ist Peregrinus Thyß", flüsterte Hoffmann, „Peregrinus, der die Abenteuer mit ,Meister Floh' hatte, mit der schönen Alwine, die ihm beim Buchbinder Lämmerhirt begegnete, als er dessen Kinder mit viel schönen Sachen bescherte." „Oh, du erinnerst dich wirklich an deine Märchengeschöpfe, an Prinzessin Gamaheh aus Famagusta, die beiden Magier Leuwenhöck und Swammerdamm, die ein optisches Duell ausfochten mit ihren Fernrohren, und an das Zauberglas, das der Floh dem Herrn Peregrinus einsetzte und durch das er sehen konnte, was die anderen Menschen denken. Aber wir müssen noch zu einem anderen Weihnachtsfest, komm!" Nach kurzem Fluge standen sie auf den Zehenspitzen vor einer zweiten Weihnachtsstube. „Was brauche ich zu erklären!" sagte der Magier. „Siehst du die kleine. Marie aus deinem Märchen ,Nußknacker und der Mäusekönig' mit dem Nußknacker im Arm, der den Kampf mit dem siebenköpflgen Mäusekönig aufzunehmen hatte und gegen dessen Mäusevolk die Soldaten des Bruders Fritz in die Schlacht führte? Ja, hätte sie ihm nicht beigestanden als Prinzessin Pirlipat, die sie eigentlich war, er wäre nie mehr als der junge Vetter Drosselmeier aus Nürnberg wiedererstanden. Natürlich hätte ich dich auch in das Puppenreich führen können, darin nun beide herrschen, aber siehst du, das ist nun alles wieder so zierlich und kindlich, daß kein Mensch glauben wird, du gespenstischer Mann hättest so traute Geschichtlein zustande gebracht. Jetzt aber müssen wir noch ,Klein Zaches' aufsuchen, denn . . ." Sie flogen unter den Sternen dahin und Hoffmann sagte leise: „Den Spezialrat Zaches schenk mir, der von der Fee Rosabelverbe die Gabe erhielt, alles Lob, das andere Menschen verdienten, auf sich selbst zu ziehen." „So mußte sein Ende tragisch sein", sagte der Magier. „Nun genug", flüsterte Hoffmann, „ich bin müde . . ." „Oh, ich hätte dir noch viel zu zeigen . . ." „Ja, aber das Beste habe ich hinter mir!"
« Als Hoffmann die Augen aufschlug, befand er sich in seinem Bett. Eine Kerze brannte auf dem Tisch, und Frau Micha stand dabei und hatte eben das Geschirr weggeräumt und die Weinflaschen. „Was hast du hinter dir . . ." fragte sie. 28
Federzeichnung E. T. A. Hoffmanns (Zwei Reiter)
Hoffmann sah sie verständnislos an und sagte nur: „Das Beste". Micha war an die Absonderlichkeiten ihres Mannes gewöhnt und sagte: „Es wird schon noch manches Gute nachkommen, du wirst sicher noch viele Bücher schreiben, wenn du das meinst." Hoffmann sagte: „Ich werde das Testament schreiben, liebe Frau." Sie schüttelte besorgt den Kopf und fragte, ob es wieder schlimmer wäre. 29
„Ach nein, das meine ich nicht. Aber, was ich einst geschrieben habe, werde ich nicht mehr erreichen, nie mehr, das fühle ich." « Hoffmann starb wenige Monate später am 25. Juni 1822 und wurde vor dem Halleschen Tore zu Berlin auf dem „Neuen Friedhof" beerdigt. Sein Grab ist mit dichtem Efeu bewachsen und auf dem Grabstein stehen die Worte: E. T. W. Hoffmann geb. Königsberg in Preußen den 24. Januar 1776 gest. Berlin den 25. Juny 1822 Kammergerichtsrath ausgezeichnet im Amte als Dichter als Tonkünstler als Maler. Gewidmet von seinen Freunden.
Ernst
Theodor
Wilhelm
Hoffmann,
der sich als Komponist und Musikschriftsteller — in Verehrung zu Wolfgang Amadeus Mozart — Ernst Theodor Amadeus und als. Dichter „E. T. A. Hoffmann" nannte, zahlt zu den Höchst- und Meistbegabten unter den Großen der deutschen Dichtung. E. T. A. Hoffmann errang sich Namen und Ruhm vornehmlich als Dichter, Tondichter und Maler •— er gewann Rang und Verdienst aber auch als Kapellmeister, Musiklehrer, Kunst- und Musikkritiker, Theaterfachmann, Bühnendekorateur, Unterhaltungsschriftsteller für Kinderbücher und Familienblätter und als Märchenerzähler; bei alledem ging er in den Aktenstuben und Sitzungsräumen der preußischen Justizverwaltung einem bürgerlichen Beruf nach und galt als pünktlicher Justizbeamter und Richter ohne Furcht und Tadel. Zeitlebens irrte sein Herz umher; aus der nüchternen Welt seines Amtes flüchtete er in das phantastische Zauberreich seiner Dichtung oder in den Zecherkreis seiner Freunde — aus der Welt der Menschen, und den ihn aufwühlenden und ängstigenden Traumpoesien trieb es ihn dann wieder, Zuflucht suchend, in die wohlgeordnete Geschäftigkeit seines Beamtendienstes. Alles, was er unternahm, war zum Höchsten gesteigert; seiner dichterischen Erfindungskraft genügten nicht mehr die Bereiche des Menschlichen — so beschwor er die Geister, Gespenster, die Spukgeslalten, um durch sie auszusprechen, was ihn bedrängte und was er bedachte; die Akten aus seiner vieljährigen Verwaltungsarbeit beweisen, wie er auch hier zum Äußersten strebte: zur sorgfältigsten, ja kleinlich genauen Erfüllung seiner Pflichten. Als Dichter wie als Beamter verzehrte er sich in letzter Hingabe.
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Dieses Überschwengliche, dieses Umherirren zwischen Traum und Wirklichkeit, Poesie und Leben, oftmals erhellt durch Humor und Ironie, kennzeichnet E. T. A. Hoffmann als Romantiker weitab von der harmonischen, maßvollen, abgeklärten Haltung der Klassiker. Doch steht Hoffmann ihnen nicht nach; meisterhaft in der sprachlichen Bewältigung seiner Traumvisionen, unerschöpflich in der Erfindung von Phantasiebildern, unvergleichlich an Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele, gehört er zu den großen Erzählern der Weltliteratur. Lange galt er im Ausland, besonders in Frankreich, als der genialste und bezeichnend deutsche Dichter neben Goethe. Viktor Hugo, der Hauptvertreter der französischen Romantik, Charles Baudelaire, der Traumdichter der französischen Kaiserzeit, der Russe Nikolaus Gogol, der Amerikaner Edgar Allan Poe sind von E. T. A. Hoffmann beeinflußt worden. Er war der Wegbereiter Mozarts, Glucks und Beethovens und gab Jacques Offenbach, Robert Schumann und Richard Wagner vielfache Anregungen. H a u p t w e r k e : „Phantasiestücke in Callots Manier" 1814/15 mit dem Märchen „Der Goldene Topf", dem „Don Juan", „Ritter Gluck", den „Abenteuern in der Silvesternacht" — „Die Elixiere des Teufels" 1815/16 —• „Seltsame Leiden eines Theaterdirektors" 1818 — „Klein Zaches" 1819 — „Die Serapionsbrüder" 1819—1821, 4 Bände Erzählungen mit dem „Bergwerk von Falun", dem „Fräulein von Scudery", „Meister Martin und seine Gesellen" — „Lebensansichten des Kater Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler" 1820—1822 — „Prinzessin Brambilla" 1821 — „Meister Floh" 1822.
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky
L u x - L e s e b o g e n 144 ( D i c h t u n g ) - H e f t p r e i s 25 Pf Natur- und kulturkundliche Hefte - Bestellungen (viertel]. 6 Hefte DM 1,50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt - Verlag Sebastian Lux, Murnau (Oberb.), Seidlpark - Druck; Greven & Bechtold, Köln - Printed in Germany
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LUX H I S T O R I S C H E R E I H E GESCHICHTE Umfang 64 Selten
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In fesselnder Darstellung bringt diese Weltgeschichte in spannenden, in sich abgeschlossenen Einzelheften Zeitbilder und Szenen aus dem großen Abenteuer der Menschheitsgeschichte. Menschen, Völker, historische Schauplätze und Landschaften aus allen Zeitaltern der Vergangenheit erstehen in bunter Folge vor dem Auge des Lesers. Geschichte wird zur lebendigen Gegenwart. Jedes Heft vermittelt ein abgerundetes Bild des dargestellten Zeitraumes. Die Reihe fesselt den Erwachsenen wie den Jugendlichen, der von der Anschauung zur Erkenntnis der Zusammenhänge In der Geschichte gelangen will. Aus maßgebenden Erzieherkreisen liegen höchst anerkennende Urteile über die HISTORISCHE REIHE vor. Die Hefte entsprechen der Forderung der Schule nach fesselnder, zuverlässiger Lektüre als Ergänzung und zur Unterstützung des Geschichtsunterrichtes. Dem Jugendlichen bietet die Reihe eine Lektüre, die ihn ebenso unterhält wie in seiner Allgemeinbildung vorwärtsbringt. Die Titel der ersten Hefte: 1. 2. 3. i. 5. 6. 7. 8.
Sphinx am Strom Priester und Magier Götter und Helden Die Griechen Die Perserkriege Die Tempel Athens Alexanderzug Pyrrhus - der Abenteurer
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Hannibal Untergang Karthagos Marius und Sulla Kaiser ohne Krone Das goldene Rom Die ersten Christen Hadrian und Marc Aurel Das geteilte Weltreich
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SEBASTIAN Murnau vor München
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Beim Lesen von Zierers abendländischer Geschichte öffneten sich immer wieder Ausblicke in die Räume jenseits der weitgezogenen Grenzen des Abendlandes und ließen die Ausstrahlungen der abendländischen W e l t auf die Reiche des Orients, Asiens, Afrikas und Amerikas sichtbar werden. Diesen außereuropäischen Großräumen ist
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