GALAPAGOS
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Origianlausgabe © 1999: Hugh Lauter Lewin Associates, Inc. Originaltitel: ...
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GALAPAGOS
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Origianlausgabe © 1999: Hugh Lauter Lewin Associates, Inc. Originaltitel: Spectacular Galapagos © 2000 für die deutsche Ausgabe: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Bonner Straße 126, D-50968 Köln
Daphne Menor (SEITE 1) ist der kleinere von zwei
Übersetzung aus dem Englischen: Helmut Roß (für Lesezeichen Verlagsdienste) Redaktion und Satz: Lesezeichen Verlagsdienste, Köln
Tuffkegeln mit stark erodierten Flanken im Windschatten der Nordküste von Santa Cruz. Auf Daphne Mayor, ihrer größeren Schwester, wurde jahrzehntelang die Entwicklung der Darwinfinken erforscht. Hierbei gelangte man zu der verblüffenden Erkenntnis, daß dieser Prozeß quasi »live« quantifiziert und protokolliert werden kann.
Projektkoordination: Dorit Esser Herstellung: Ursula Schümer Printed in Hong Kong, China ISBN 3-8290-5355-X
Während die Trockenzeit die grasigen Hänge golden färbt, wandert eine Riesenschildkröte ( SEITE 2–3) über den Rand der nebelverhangenen Caldera des Vulkans Alcedo. Als der am wenigsten aktive unter den fünf großen Schildvulkanen von Isabela beherbergt Alcedo die größte Restpopulation von Riesenschildkröten.
Ein Galapagos-Bussard (SEITE 5) lauert am Rand der 1000 Meter tiefen Caldera von Fernandina. Jungvögel, wie der hier abgebildete, durchstreifen bisweilen die gesamte Insel, während Altvögel ganzjährige Reviere einrichten. Diese werden von einzelnen Paaren oder von ganzen Gruppen aus mehreren Männchen und einem Weibchen (Polyandrie genannt) bewacht.
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BILDNACHWEISE FRED BAVENDAM: 58, 59, 64-65, 65 (alle); MiCHIO HOSHINO: 1, 26-27, 33, 50-51, 51 (oben), 63, 79 (oben), 88, 88-89, 93 (oben), 116 (oben); MlTSUAKl IWAGO: 18, 32, 100 (alle), 108 (oben); MARK JONES: 11, 38-39, 122-123; FRANS LANTING: 12 (alle), 13, 21, 23 (unten), 31, 34, 38, 40-41, 42-43, 45, 76, 78, 79 (unten), 81, 85 (rechts). 89 (oben), 94, 102, 106, 106-107, 110, 112 (oben). 116 (unten), 118, 126, 126-127, 127, 128; LARR1 MINDEN: 30 (unten); Fl.lF' NlCKLIN: 120 (unteres), 121; Tl'l DE ROY: Cover und Backrover, 2-3, 5, 6, 8, 8-9, 10-11, 14, 15 (alle), 16, 24 (alle), 25 (alle), 26, 28, 30 (oben), 36, 37, 40, 43, 44, 44-45, 51 (unten), 52, 52-53, 53, 54, 54-55, 56, 60. 61, 62, 64, 66 (alle), 66-67, 68, 70-71, 72, 72-73, 74 (links), 75, 80, 82 (alle), 83 (alle), 84 (alle), 85 (links), 86, 86-87, 89 (unten), 90, 90-91, 92-93, 93 (unten), 94-95, 95, 96, 98, 99, 101, 102-103, 104-105, 107. 108 (unten), 108-109, 111 (alle), 112-113, 114, 117, 119, 120 (oben), 123, 124, 124-125, 128-129, 130 (alle), 130131; KONRAD WOTHE: 39, 46, 47 (alle), 48 (alle), 48-49, 69, 70, 71, 74 (rechts), 105, 112 (unten), 129. Alle Bilder sind von der Agentur Minden l'idures Landkarte: Howard Friedman Bilder: H.M.S. Beagle von Mark Richard Myers © National Geographie Society, Porträt von Charles Darwin, 1840, von George Hiehmond.
Alle Rechte vorbehalten.
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I NHALT Einleitung
SPEKTAKULÄRE INSELWELT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Kapitel 1 Junge Seelöwen ( LINKS) sind unendlich verspielt, vor allem als Halbwüchsige, und trotz beginnender Unabhängigkeit sind sie noch auf die Versorgung mit Muttermilch angewiesen. Sie nutzen die reichlich vorhandene Zeit, um ihre Wendigkeit spielerisch zu verbessern. Diese beiden Jungtiere jagen einander aus dem Wasser heraus und wälzen sich in dem weißen Sand der Insel Mosquera.
KÜSTENSÄUME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Da Beutegreifer auf diesen Inseln weitgehend fehlen, zeigen die hiesigen Meerechsen, Seelöwen, Blaufußtölpel und anderen Kreaturen keinen Fluchtreflex. Sie bevölkern die Küstensäume zwischen Lavafeldern und Brandungswellen und sind gleichermaßen auf das Land wie das Meer angewiesen.
Kapitel 2
REICHTUM UNTER WASSER
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Erstaunlich viele Arten pendeln täglich zu den nahe gelegenen, von nährstoffreichen Gewässern umspülten Riffen. Pinguine, Pelikane, Noddis, Meeresschildkröten und RiffFische nutzen die reichen Nahrungsgründe.
Kapitel 3
KARGES BINNENLAND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Nur wenig Regen fällt im ariden Binnenland, das Sattelpanzerschildkröten, Lavaechsen und zahlreichen Vögeln, darunter auch Darwinfinken, Lebensraum bietet. Diese Arten entwickelten sich zu vielen Sonderformen, wie man sie in keiner anderen Region findet.
Kapitel 4
V ULKANGIPFEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Fliegenschnäpper, Bussarde und Eulen bevölkern die Wälder der Feuchtzone. Wo riesige Rundpanzerschildkröten grasen und Landleguane ihre Eier legen, erstreckt sich das Reich aktiver Vulkane, die für das Schicksal der auf Galapagos vertretenen Arten prägend sind.
Kapitel 5
OZEANISCHE TREFFPUNKTE
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Die vorgelagerten Inseln und vor allem die sie umgebenden Gewässer sind eine Versammlungsstätte für die ozeanischen Spezies. Umherziehende Seevögel, große Delphinschulen und geheimnisvolle Grofiwale kehren immer wieder in diese Region zurück.
Register
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Ein Lavafluß ergießt sich aus einem Flankenspalt
Im Rahmen eines Inselbildungsprozesses, der sich in
auf dem massiven Schildvulkan von Fernandina. Eine solche Pflanzeninsel in einem Meer aus frischer Lava ist unter der hawaiianischen Bezeichnung »kipuka« bekannt.
der Erdgeschichte tausendfach wiederholte, speit ein Parasitärkegel ( RECHTS) an den Ausläufern des Vulkans Cerro Azul im Süden von Isabela flüssige Basaltmassen, die das Land mit einer weiteren frischen Lavadecke versehen. Mit der Zeit werden Pflanzen und Tiere die schwarze Schlacke besiedeln und somit die Lebensgeschichte der Galapagosinseln fortschreiben.
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Ein eleganter Felsbogen (LINKS) ist alles, was von
Bei Roca Redonda aus dem makellosen, tiefblauen
den alten Schichten aus verfestigter Vulkanasche (Tuff) zurückblieb, die sich den anbrandenden Wogen zunehmend geschlagen geben. Gleich einer Naturbastion steht er unweit der Küste der ganz im Norden des Archipels gelegenen Insel Darwin. Das namenlose Felsgebilde beherbergt rund um seinen vom Meer umspülten Sockel einen großen Bestand an pelagischen Meeresbewohnern.
Ozean auftauchend, nähern sich einige scheue, doch neugierige Große Tümmler (OBEN) in enger Formation, Im Gegensatz zu ihren anderenorts lebenden Verwandten sind diese Delphine im offenen Meer zwischen den Inseln zu Hause und bevorzugen Tiefwasserzonen.
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Gut an ein Leben in den kargen Küstenregionen angepaßt, erblüht die Galapagos-Passionsblume (LINKS) in Academy Bay auf Santa Cruz viele Monate lang allmorgendlich nach dem Ende der Regenzeit, um endemische Insekten wie die große Holzbiene mit Nektar zu versorgen.
Im Hochland von Santa Cruz wie auch in den höheren Lagen der anderen älteren Inseln gedeihen zarte Farne (RECHTS OBEN) im Schutz der moosreichen Bergregenwälder. Die benötigte Feuchtigkeit liefern anhaltende, kühle Nebelperioden dank des vorherrschenden Südostpassats, der eine Inversionswolkenschicht zu den Bergen herantransportiert.
Ganz anders präsentiert sich die aride Küstenregion, die bisweilen ganze zehn Monate lang ohne einen Tropfen Regen auskommen muß. Der kleine Lavakaktus (RECHTS UNTEN) ist eine der ersten Pflanzen, die auf den kargen, jungen Lavafeldern Fuß fassen, wie hier bei Punta Espinosa auf Fernandina. Nach und nach etablieren sich weitere anspruchslose Pflanzen, die den Lavakaktus verdrängen.
Während der kurzen Regenzeit versammeln sich die Riesenschildkröten (SEITE 13) in großer Zahl in der Caldera des Vulkans Alcedo auf Isabela. Hier trinken sie und baden in Tümpeln, deren Fortbestand sie durch das Ausschaben wasserdichter Senken sicherstellen. Obgleich sie in den letzten Jahren durch Ziegen dezimiert wurden, beherbergt Alcedo mit deutlich über 4000 Tieren weiterhin die größte Population von Riesenschildkröten auf Galapagos.
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Zwecks Abkühlung in einem Salzwassertümpel auf Rabida herumplanschend, bildet dieser Seelöwe einen markanten Farbkontrast zu den Flamingos, die sich bei ihrem Balztanz nicht weiter stören lassen (SEITE 14). Eine solche paradiesartige Verbrüderung ist typisch für einen Lebensraum ohne große Raubtiere, wodurch der Fluchtreflex entbehrlich wird.
Ein vor Cousins Island tauchender Seelöwenbulle hinterläßt als Spur einen Vorhang aus Luftbläschen (LINKS). Die aus antarktischen Regionen stammenden Galapagos-Seebären besitzen noch ein doppeltes Haarkleid aus langem Oberhaar und dichter Unterwolle mit einer isolierenden Luftschicht dazwischen, die auch ohne die für so viele andere Meeressäuger typische Speckschicht dafür sorgt, daß den Tieren selbst bei größeren Tauchtiefen nicht zu kalt wird.
Ein männlicher Bindenfregattvogel bläst seinen gewaltigen Kehlsack auf um vorbeikommenden Weibchen auf Genovesa zu imponieren (RECHTS). Sobald eine Partnerin gefunden und die Paarbindung für den bisweilen knapp zwei Jahre dauernden Nistzyklus hergestellt ist, verblaßt das Ballongebilde, um im Halsgefieder zu versinken.
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Im schwächer werdenden Licht der untergehenden
Vereinzelte Lichtkegel durchbrechen die dünne
Sonne verlangsamt ein männlicher Prachtfregattvogel (OBEN) seinen Flug, um bei seinem Nest auf Seymour zu landen und seiner wartenden Partnerin einen dürren Zweig als Mitbringsel zu präsentieren. Diese wird den Zweig in die Nestplattform einbauen, während er erneut losfliegt, um Nachschub zu holen. Diebische Nachbarn wären rasch zur Stelle, um das Nest für eigene Zwecke zu demontieren, würde es auch nur für kurze Zeit unbeaufsichtigt bleiben.
Wolkendecke, während die Sonne über der friedvollen Küste untergeht (RECHTS), von deren vulkanischer Vergangenheit zahlreiche Tuff- und Schlackenkegel ein beredtes Zeugnis ablegen. Angesichts eines bemerkenswert konstanten Luftdrucks genießen die Galapagosinseln ein nahezu sturmfreies Klima, wobei kühle Meeresströmungen während eines Großteils der Trockenzeit für eine gleichmäßige Wolkendecke sorgen.
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EINLEITUNG
Spektakuläre Inselwelt »... waren es Fälle wie Galapagos ... die mich hauptsächlich veranlagten, die Entstehung der Arten zu studieren.« – Charles Darwin tellen Sie sich vor, Sie würden im Spaceshuttle die Erde über dem Äquator umrunden oder – vielleicht etwas prosaischer – als winzige Farnspore im Jetstream. Während Sie den blauen Planeten umkreisen, werden Sie sogleich auf den unermeßlich großen Pazifik aufmerksam. Bei näherem Hinschauen winden Sie die zahllosen, den Äquatorstreifen auflockernden Inseln bemerken, die etwa von der Mitte des Ozeans bis ans asiatische Festland reichen. Ostwärts am Äquator entlang Eine Gruppe der von Darwin als »Kobolde der Finsternis« bezeichneten Meerechsen (LINKS) sitzt regungslos an der Lavaküste von Fernandina. Um eine Überhitzung zu vermeiden, richten sie ihren Körper so aus, daß sie der Sonne eine möglichst geringe Angriffsfläche bieten und kühlende Luft unter ihnen hinwegströmen kann (Skypointing oder Himmelweisen genannt).
gen Südamerika blickend, bietet sich indes ein ganz anderes Bild: über Tausende von Kilometern nichts als ein ruhiges, warmes Meer, allein von einer einzigen Inselgruppe unterbrochen – Galapagos, einer Ansammlung großer, kahler Vulkane knapp 1000 Kilometer westlich von Ecuador. Hierfür gibt es einen Grund. Im Gegensatz zu ihren zahlreichen pazifischen Geschwistern entstanden die Galapagosinseln nicht entlang der Spalten und Verwerfungen im Mosaik der tektonischen Platten; auch markieren sie nicht die Grenzlinien zwischen diesen Platten. Statt dessen sind sie die sichtbare Manifestation eines tiefgelegenen geologischen »Hot Spot«, einer Konvektionssäule aus intensiver Hitze, die durch den Erdmantel aufsteigt und über der Nazca-Platte unablässig Vulkane entstehen läßt. Diese ozeanische Platte bewegt sich ganz langsam in Richtung auf die südamerikanische Kontinentalplatte und taucht unter ihr hinweg. Mit zunehmendem Alter werden die über einem »Hot Spot« entstandenen Vulkane wie auf einem Förderband über die Nazca-Platte transportiert. Mit der Zeit läßt die stationäre Hitzesäule neue Vulkane entstehen, die nun langsam fortdriften – vergleichbar mit einer Kerze, die ein längliches Loch in ein Blatt Papier sengt, mit dem man über die Flamme hinwegfährt. Seit Jahrmillionen prägen somit Geburt, Tod und Wiedergeburt das Leben auf Galapagos: Die über dem »Hot Spot« entstandenen Vulkane versinken allmählich im Meer und werden gleichsam in ihrer alten Fahrrinne durch neue ersetzt. Dieser Prozeß dauert bis heute an.
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K.napp 1000 Kilometer westlich des südamerikanisehen Kontinents entlang des Äquators aufgereiht liegen die Galapagosinseln (UNTEN) am Zusammenfluß zweier großer Meeresströmungen, die ihr Klima bestimmen. Die vorherrschenden, vom Passat angetriebenen kühlen Strömungen aus dem Südosten werden durch periodische warme Wassermassen aus dem Norden ausgeglichen. Beide Strömungen transportier-
Der Gipfel der kleinen Insel Bartolomé bietet ein
ten Tiere herbei, die vor langer Zeit die Inseln besiedelten, und sie trugen zur zufälligen Entdekkung des Archipels bei, als es Bischof Tomás de Berlanga 1535 auf seinem manövrierunfähigen Schiff hierher verschlug. Ein wichtiger biologischer Einflußfaktor ist außerdem der Cromwell-Strom, dessen nährstoffreiche kalte Wassermassen von Westen kommend hier nach oben steigen.
klassisches, von fast keinem Besucher versäumtes Panorama (SEITE 21) mit erodierten Tuffkegeln, goldenen Tuffstränden und Mangrovensümpfen sowie von schwarzen Lavafeldern und weißen Korallenstranden gesäumten Schlacken- und Schweißschlakkenkegeln auf der nahe gelegenen Insel Santiago.
Unter unseren Augen entstehen und wachsen neue Vulkane, während ältere gen Osten driften, zunächst schlummernd, dann erlöschend und schließlich in den Schoß des Meeres zurücksinkend. Zunächst zögerlich gelangten einzelne Lebewesen vom südamerikanischen Festland über den Ozean, um die neuen vulkanischen Flecken zu besiedeln – Seevögel und Meeressäuger, die auf den kahlen Stränden brüteten; herangewehte Sporen von Farnen und Flechten, die in den abkühlenden Lavaspalten allmählich Wurzeln schlugen; und Reptilien, die eine unfreiwillige Seereise überstanden, nachdem sie zusammen mit entwurzelten Pflanzen durch eine Überschwemmung von den Flüssen ins offene Meer gespült wurden. Launische Stürme oder Höhenwinde mögen außerdem ein paar Landvögel vom Kurs abgebracht haben, und auch sie landeten, wo vor ihnen noch niemand war. Konstante Winde und Meeresströmungen dürften zu diesem Transportvorgang beigetragen haben. Während des von Juni bis Dezember dauernden südlichen Winters herrscht der beständige Südostpassat, der unfreiwillige Passagiere von der südamerikanischen Küste zu den Galapagosinseln befördern kann. Überdies ist er für den Südäquatorialstrom verantwortlich, eine gewaltige Wassermasse, bestehend aus dem an der Küste nach oben quellenden (»Upwelling«) HumboldtStrom und seinem ozeanischen Arm, dem kühlen, aus der Antarktis gespeisten Peru-Strom. Wenn diese Winde und Strömungen bisweilen zwischen Januar und Mai abklingen, können tropische Wassermassen aus dem Raum Panama nach Süden vordringen. Im Rahmen dieses als »El Niño« bezeichneten Phänomens, durch hohe Temperaturen und heftige Regenfälle charakterisiert, werden neuartige lebendige Organismen aus Zentralamerika herantransportiert. Somit sind die von ungemein reichen »Upwellings« gespeisten Gewässer von Galapagos für einen Großteil des Jahres dank der Passatwinde voller Leben, während das Land unter einer dünnen, sich kaum abregnenden Wolkendecke ruht. Wenn aber die Temperaturen ansteigen und heftige Regenfälle niedergehen, verringert sich die Produktivität der Meeresorganismen, statt dessen erwacht
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Das recht phantasievolle Gemälde (SEITE 22) zeigt die HMS Beagle, ein 30 Meter langes Vermessungsschiff, beim Navigieren in stürmischer See rund um Kap Hoorn auf dem Weg nach Galapagos. Der junge Charles Darwin verbrachte 1835 in der kühlen Jahreszeit fünf Wochen auf den Inseln.
Darwin, dessen Porträt (LINKS) nicht lange nach der Rückkehr von seiner legendären vierjährigen Weltreise entstand, war erst 22, als er sich zu einer Entdeckungsfahrt aufmachte, deren Erkenntnisse die Biologie revolutionieren sollten. Bis zur Veröffentlichung seines Buchs On The Origin of Species vergingen indes noch 20 Jahre.
Darwins präzise Reisenotizen (RECHTS) bilden den Hintergrund für diverse jüngere Museumsexemplare einiger der 13 eng verwandten Arten von Galapagosfinken, die heute Darwins Namen tragen und zur Entstehung seiner Theorie der Evolution durch natürliche Auslese beitrugen. Jede der durch Form und Größe des Schnabels charakterisierten Finkenarten fügt sich in eine ökologische Nische ein – vom Großen Grundfink (MITTE RECHTS), als Körnerfresser mit einem massiven Schnabel ausgestattet, bis zum winzigen, Insektenfressenden Waldsängerfink ( RECHTS UNTEN).
das Land angesichts des plötzlichen Pflanzenwachstums, reichen Nahrungsangebots und der guten Fortpflanzungsbedingungen für alle erdgebundenen Lebensformen. Diese beiden entgegengesetzten Klimafaktoren – die kühlen Winde und nährstoffreichen Strömungen aus den südlichen Regionen und der tropische Einfluß aus dem Norden – schufen den Rahmen für die evolutionären Anpassungen sämtlicher Lebensformen. Die besondere geographische Lage und der vulkanische Lebensraum formten die Entwicklung der auf Galapagos vertretenen Arten und ließen eine erstaunliche Gruppe von Tieren mit beispiellosen speziellen Anpassungen entstehen: Wir begegnen Riesenschildkröten anstelle grasender Säuger; Leguanen, die zum Fressen das Meer aufsuchen; Flamingos, die sich flache Tümpel mit Seelöwen teilen; Finken, die auf das Blut nistender Seevögel angewiesen sind; Kormoranen, die ihr Flugvermögen gegen eine verbesserte Tauchfähigkeit eingetauscht haben; Pinguinen, die in Lavahöhlen nisten; und Möwen, die sich nachts auf Nahrungssuche begeben, um nur einige Beispiele für die bemerkenswerte Tierwelt von Galapagos anzuführen.
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Freibeuter, die auf Galapagos Unterschlupf fanden,
Esel, die einst dazu dienten, lebende Riesenschild-
während sie die spanischen Häfen an der Küste von Südamerika unsicher machten, versuchten offenbar, die Zahl der wilden Ziegen, die sie mit frischem Fleisch versorgten, durch Aussetzen von Hunden zu reduzieren. Deren zahlreiche Nachkommen, wie dieser auf Isabela ( L I N K S OBEN), üben seither einen verheerenden Einfluß auf die heimische Tierwelt der Inseln aus.
kröten oder Fässer mit ihrem Öl an Bord zu befördern, verwilderten auf einigen Inseln, wie etwa diese Herde auf dem Vulkan Alcedo (LINKS UNTEN). Obwohl sie die Gelege der Riesenschildkröten zertrampeln, während sie sich an den Wasserstellen drängen, und sie die Pflanzen dezimieren, auf die die Schildkröten angewiesen sind, haben die Esel geringere Umweltschäden angerichtet als andere eingeführte Säugetiere.
Der Mensch trat hier erst in jüngerer Vergangenheit auf den Plan, denn im Gegensatz zu allen anderen tropischen Pazifikinseln deutet nichts darauf hin, daß Galapagos jemals von polynesischen Seefahrern erreicht wurde. Nach einer mündlichen Überlieferung der Inka besuchte eine Gruppe von Seefahrern auf Balsaholz-Flößen einige Inseln (möglicherweise Galapagos) in der Zeit vor Kolumbus, doch sie hinterließen dort keine eindeutigen Spuren. Als offizieller Entdecker von Galapagos gilt der spanische Bischof Tomás de Berlanga, der 1535 vor der südamerikanischen Küste in eine Flaute geraten war und den – wie auch die ersten Tiere – die Strömungen hierher führten. In den folgenden drei Jahrhunderten machten nur Freibeuter, Walfänger und Robbenschläger hier Station, auf der Suche nach dem Fleisch und Öl der Riesenschildkröten, nach Walrat oder Robbenfellen. All dies änderte sich 1835 mit dem Eintreffen eines jungen Mannes namens Charles Darwin auf einem britischen Vermessungsschiff, der HMS Beagle, als Gast von Captain Fitzroy. In den folgenden Jahren forschte Darwin über die Entstehung des Lebens, um schließlich seine revolutionäre Evolutionstheorie zu veröffentlichen. Maßgeblichen Einfluß daran hatten wohl jene kleinen Finken, die er selbst vor Ort gefangen hatte und die heute seinen Namen tragen. Darwins Theorien waren Anlaß für intensive Forschungen, die bis heute fortdauern. Anläßlich des 100. Jahrestags der Veröffentlichung von On The Origin of Species erklärte die ecuadorianische Regierung – Ecuador hatte die Inseln erst drei Jahre vor Darwins Besuch offiziell für sich beansprucht – die gesamte Landfläche von Galapagos 1959 zu ihrem ersten Nationalpark, ausgenommen einige kleine, von Siedlern belegte Flächen. Im gleichen Jahr gründete ein internationales Gremium von Wissenschaftlern und Diplomaten die »Charles-Darwin-Stiftung für die GalapagosInseln« zur Förderung der Erforschung und Erhaltung aller Galapagos-Spezies unter einem besonderen Mandat der ecuadorianischen Regierung. Einige Jahre darauf folgte die Etablierung einer Nationalparkverwaltung und der Charles-Darwin-Forschungsstation (beide mit Sitz auf Santa Cruz).
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Ziegen sind genügsam und können sich in Vergleichs-
Um den Zerstörungen durch verwilderte Hunde und
weise kurzer Zeit zehntausendfach vermehren. Herden wie diese auf Santiago (RECHTS OBEN) sind für die Verwüstung der heimischen Vegetation verantwortlich und gefährden somit die heimischen Reptilien und Vögel. Zu den fortlaufenden NaturschutzMaßnahmen gehört daher auch immer wieder eine Reduzierung der Ziegenbestände.
Schweine sowie durch Wanderratten und die seit kurzem eingeschleppten Feuerameisen zu begegnen, werden frischgeschlüpfte Schildkrölen auf Isabela von Angestellten des Nationalparks aufgelesen (RECHTS UNTEN ), außerdem auch Eier, die in Inkubatoren ausgebrütet werden. Nachdem sie vier bis fünf Jahre in Gefangenschaft verbracht haben, droht den Tieren keine Gefahr mehr, und sie werden wieder ausgesetzt.
Dem Nationalpark und der Stiftung, die 1999 ihr vierzigjähriges Bestehen feiern konnten, ist es zu verdanken, daß viele Inseln mit besonders empfindlichen Ökosystemen heute in einem ursprünglicheren Zustand sind als vor 40 Jahren. Da und dort wurden verwilderte Haustiere ausgemerzt – vor allem Ziegen und Schweine, die von den Seefahrern ausgesetzt worden waren und sich rasant vermehrt hatten; außerdem konnten verschiedene, einst am Rand der Auslöschung stehende Unterarten der Riesenschildkröte wieder überlebensfähige Populationen bilden. In einer Welt, die ihre natürlichen Ressourcen maßlos ausschöpft, steigt der Druck auf dieses heikle Ökosystem indes erneut. Bis vor kurzem pries man die Küstengewässer von Galapagos noch als das letzte praktisch unberührte und ungemein produktive Meereshabitat überhaupt. Leider jedoch zog dieser Status die Aufmerksamkeit der stark angeschlagenen internationalen Fischereiindustrie auf sich, unter deren immensem Druck die Schutzbestimmungen unterhöhlt zu werden drohen. Als meine Familie vor 44 Jahren nach Galapagos übersiedelte, lebten dort rund 800 Menschen. Heute beträgt ihre Zahl 18000, bei weiterhin exponentiellem Wachstum. Fischfang, Viehzucht und Tourismus bilden die wichtigsten Einkommensquellen. Vor 30 Jahren noch auf ein paar unverzagte Reisende beschränkt, sind heute alljährlich 60 000 Besucher zu verzeichnen. Dank weitsichtiger, weil frühzeitig seitens der Nationalparkverwaltung aufgestellter Regeln, die auch für andere Regionen der Welt beispielhaft sein können, ist der entsprechende Umwelteinfluß bis heute bemerkenswert gering. In Zukunft wird es fraglos darauf ankommen, ein Rezept zu finden, die zunehmend wachsenden Ansprüche der Bewohner zu befriedigen, ohne dabei die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt zu gefährden. –
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Ein junger, unlängst verendeter Weißspitzen-Hunds-
Einsam ankert ein Ausflugsdampfer im einstmals
hai fand sich in einem Kiemennetz, das an der Mündung von Academy Bay auf Santa Cruz ausgelegt war (OBEN). Die Zukunft des Galapagos-Meeresreservats sieht sich durch diverse illegale FischfangMethoden gefährdet, von der Seegurken-Ernte bis zur »Jagd« auf Haifischflossen.
explosiven Zentrum eines aktiven Tuffkraters bei Tagus Cove auf Isabela (RECHTS). Die Hänge des von blasser Asche bedeckten, seit langem untätigen Vulkans zeigen inzwischen einen spärlichen Bewuchs aus Palo-Santo-Bäumen, wie er für die ariden Küstenregionen typisch ist.
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KAPITEL 1
Küstensäume »Es war, als wären sie eben erst aus den Grundfesten der Welt hervorgekrochen.« – Herman Melville ISCHOF TOMÁS DE BERLANGA und
Charles Darwin zählten zu den ersten
Reisenden, die ihre Eindrücke von der hiesigen Küstenlandschaft zu Papier brachten. »Ähnlich den kultivierten Teilen der Hölle«, »als habe Gott Steine herabregnen lassen«, »schlechterdings wertlos«, schrieben sie, während ihre schweren Schiffe von kräftigen Strömungen und launischen Winden umhergestoßen wurden. Sie wurden beherrscht von der ständigen
Charakteristisch für Galapagos ist der stete Einfluß
Furcht vor einer möglichen Havarie und der sehr realen Gefahr, auf den wüstenhaften Inseln kein
des Vulkanismus auf die Entwicklung der Arten. Neue Vulkanausbrüche wie etwa hier bei Cape Hammond auf Fernandina (LINKS) führen dazu, daß Lavaströme dem Land eine neue Form geben, um sich schließlich in den Ozean zu ergießen – gebannt verfolgt von den Meerechsen.
Trinkwasser zu finden. An Land wurden sie dann von befremdlichen, furchterregenden Kreaturen begrüßt wie den drachenartigen Leguanen, die in großen Trupps auf den wellenumtosten Felsen saßen: Darwins »Kobolde der Finsternis«. Als Captain Porter von der U.S. Navy 1812 hier an Land ging, rechnete er fest damit, daß die Kreaturen seine Männer attackieren würden, doch schon bald erwiesen sie sich als derart fügsam, daß man binnen weniger Minuten Hunderte von ihnen erschlagen konnte. Auch heute noch werden die meisten der Inseln vom Meer aus mit dem Schiff angesteuert; die Brandung zerschellt wie eh und je an den wilden Vulkanklippen, und Hunderte sonnenbadender Leguane bilden wie gewohnt das imposante Begrüßungskomitee. Auf den Inseln, die vielfach ebenso unberührt wirken wie schon zu Darwins Zeiten, bleiben die Menschen auch heute noch weitgehend Außenseiter. Verändert hat sich indes die Einstellung der Besucher. Sicher und bequem per Flugzeug zu den zentralen Inseln und dann in zuverlässigen Motorbooten kommen Menschen aus allen Teilen der Welt nicht etwa auf der Suche nach Fleisch und Trinkwasser, sondern nach eindringlichen Naturschauspielen, die sie ganz aus der Nähe betrachten können. Und sie werden sicherlich nicht enttäuscht.
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Einige weibliche Meerechsen liefern sich einen Ringkampf bei dem Versuch, einen kleinen Strandabschnitt für die Eiablage zu verteidigen (LINKS). Da Sandflächen an der Küste von Fernandina rar sind, müssen die trächtigen Weibchen mehrere Kilometer an der Küste entlangwandern, um bei Cape Hammond zwei bis drei weichschalige Eier in einer Nistmulde zu vergraben.
Die jungen, nach viermonatiger Inkubation durch den sonnengewärmten Sand schlüpfenden Meerechsen sind bereits gesellige Tiere. Trotz fehlender Elternbindung lassen sie sich oftmals auf dem Rücken eines Erwachsenen nieder ( L I N K S U N T E N ), wie sich auch die größeren Tiere gewöhnlich zum Sonnenbaden übereinander stapeln.
Der heutige Besucher kann zwischen Lavabrocken auf einem winzigen weißen Strand an Land waten, ohne irgendwo ein Zeichen menschlicher Besiedlung zu erblicken. Bevor er überhaupt Zeit hatte, in seine Wanderschuhe zu schlüpfen, werden verspielte junge Seelöwen heranrobben, um den Ankömmling mit gesträubtem Schnauzbart kurz zu beschnuppern, und eine große Rote Klippenkrabbe zerrt vielleicht an seinem Schnürsenkel. Dies nämlich ist das Wesen der Galapagos-Fauna: Weil es nur wenige natürliche Feinde gibt, kennen die Bewohner keine Furcht vor dem Fremden. Im Landesinneren bedeckt ein dünner Mantel aus Buschland den Vulkanboden, dessen abgeschiedene Insellage ein paar einzigartige Landtiere hervorgebracht hat. Vor der Küste erstreckt sich ein Ozean von elegantem Ebenmaß, der indes eines der produktivsten Meeresökosysteme überhaupt aufweist. Die Küste wiederum wird von Vögeln, Reptilien und Säugetieren bevölkert, deren Leben sich in beiden Elementen abspielt. Blaufußtölpel, Meerechsen, Seelöwen und Seebären verbindet ihr Vertrauen auf den festen Boden als einem sicheren Ort zum Ausruhen, Kommunizieren und Aufziehen ihrer Jungen, während sie ihre Nahrung ausschließlich aus den nahe gelegenen Gewässern beziehen. An den Gestaden von Galapagos zu leben, bringt Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Das hiesige Klima ist außerordentlich regenarm, und die spärliche Vegetation vermag die zum Meer hin abfallenden dunklen, salzverkrusteten Lavafelder kaum aufzulockern. Die Äquatorsonne brennt heiß, und Schatten ist rar. Gemeinsam mit der großen Entfernung zum Kontinent haben jedoch gerade diese rauhen Bedingungen dafür gesorgt, daß hier keine großen Landsäuger natürlich vorkommen und die wehrlosen Tiere der Küstenkolonien nicht durch Fleischfresser gefährdet sind. Die einzigen Greifvögel, die auf den Inseln heimisch sind, sind Bussarde und Eulen, während von den Landsäugetieren bislang nur Reisratten und Fledermäuse bis hierher vorgedrungen sind.
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Als drachenartige Kreatur geschmäht, ist ein ausgewachsenes Meerechsen-Männchen dennoch ein stolzes Tier (RECHTS). Sein Gesicht ist mit einem komplexen Muster aus kugeligen Schuppen verziert, und der Scheitel wird von stumpfen Stacheln überragt, die in der Paarungszeit bei Rivalenkämpfen eine Rolle spielen. Ein »drittes Auge«, das in einer Schädelmulde liegende Scheitel- oder Parietalauge, dient wahrscheinlich dazu, die Intensität der Sonne zu messen.
Diese Umweltbedingungen ließen einige biblisch anmutende Tiergemeinschaften entstehen: Seebären – immerhin Raubtiere – spielen mit jungen Tölpeln, und wie vorsintflutliche Drachen aussehende Geschöpfe schlafen direkt neben dem flauschigen Nachwuchs der Gabelschwanzmöwen. An einem Ort wie Punta Suarez auf Española kann man in einem Umkreis von vielleicht 30 Metern gut ein Dutzend solcher friedlichen, dichtgedrängten Schlafgenossen erblicken. Ihre tägliche Herausforderung liegt indes in der tropischen Umgebung. Wenn die Sonne scheint, verbringen nistende Seevögel mehr Zeit damit, ihren Eiern (und Jungen) Schatten zu spenden, als sie auszubrüten, und bisweilen packen besorgte Seelöwenmütter ihre gefährlich überhitzten Neugeborenen am Kragen, um sie in einem Gezeitentümpel abzukühlen. Die Bewältigung von Temperaturschwankungen ist angesichts der erbarmungslosen Hitze für die Meerechsen überaus bedeutsam. Und keine andere Spezies hat dieses Problem durch findigen Einsatz der sogenannten »verhaltensspezifischen Thermoregulation« derart erfolgreich gelöst. Als wechselwarme Tiere sind Meerechsen völlig auf ihre Umwelt (Außentemperatur) angewiesen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren, die überraschenderweise nicht stark unter die eines Menschen fallen darf, ohne tödliche Folgen zu haben. In der Praxis heißt dies, daß sie nach einer kühlen Nacht oder einer Freßpartie im kalten Meer ein mehrstündiges Sonnenbad nehmen müssen, um wieder die optimale Temperatur zu erreichen; meist schmiegen sie ihre dunklen Körper dabei eng an die heißen Lavaplatten. Was aber, wenn sie warm genug sind, es aber erst Mittag ist? Man würde erwarten, daß sie den nächstgelegenen Schatten aufsuchen, doch diese Option bietet sich nur selten in einer Landschaft mit wenigen Pflanzen und mehr Leguanen als Felsüberhängen. Statt dessen bedienen sie sich subtiler Körperhaltungsänderungen, um den Wärmezuwachs zu kontrollieren. Nach und nach wird sich jeder Leguan innerhalb der Kolonie nicht mehr quer, sondern längs zur Sonne postieren (Skypointing) – mit hoch erhobenem Kopf, während die Schultern dem restlichen Körper Schatten spenden und der Bauch ebenso weit angehoben wird,
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Während der heftigen El-Niño-Episode von 1982/83 ging eine kleine Zahl von Meerechsen (LINKS) auf Seymour dazu über, die Blätter der am Strand wachsenden Salzpflanzen (BATIS) zu verzehren, um das rückläufige Angebot an Meeresalgen zu kompensieren. Diese ungewöhnliche Gepflogenheit besteht bis heute fort.
Mit halb geschlossenen Augen praktizieren zwei durch die auffallend bunte Zeichnung charakterisierte Española-Meerechsen (RECHTS) die sogenannte »verhaltensspezifische Thermoregulation«. Sie kontrollieren ihre Körpertemperatur mit Hilfe der Ausrichtung zur Sonne und sitzen der frühen Nachmittagssonne zugewandt, um sich abzukühlen. Wenn die Sonne an Kraft verliert, werden sie ihr den Rücken zuwenden und sich an die warmen Felsen schmiegen.
Dank dieser bemerkenswert effizienten Anpassungen gedeihen die Meerechsen derart gut, daß man ihre Gesamtzahl auf stattliche 200 000 bis 300 000 Exemplare beziffert. Verschiedene Inselrassen sind vertreten, von den kaum 60 Zentimeter langen Individuen auf Genovesa bis zu den gut zehn Kilogramm schweren und bis 130 Zentimeter langen Ungeheuern auf Isabela. Die Männchen der südlichsten Rasse tauschen in der Paarungszeit sogar ihr gewohntes Schwarzgrau gegen ein leuchtendgrünes und rotes Fleckenmuster ein. Für hitzeabhängige Tiere nicht überraschend, vermehren sich die Meerechsen in der wärmsten Jahreszeit, den Monaten Februar und März. Nun geben die Männchen ihr friedvolles Miteinander auf, um in den überfüllten Kolonien winzige Reviere abzustecken. Die befruchteten
daß er von der Meeresbrise abgekühlt wird. Diese starre Position kann stundenlang beibehalten
Weibchen suchen oberhalb der höchsten Flutwellen sonnenbeschienene Sandflächen auf, wo sie
werden und wird entsprechend dem Sonnenstand nur leicht verändert. Dank dieses überaus sim-
ihre weichschaligen Eier (meist zwei bis drei pro Gelege) vergraben; alles übrige erledigt die
plen Tricks kann der Leguan nach Belieben Wärme aufnehmen oder abgeben und muß für die
Sonne. Die winzigen Babys schlüpfen rund drei Monate später und kriechen ganz ohne Hilfe für
Suche nach einem bequemeren Platz keine Energie verschwenden.
ihre erste Algenmahlzeit zum Meer hinab.
Das Leben an einer sengendheißen Küste konfrontiert noch mit einem weiteren Problem:
Die beste Jahreszeit zur Aufzucht der Jungen ist für die übrigen, vor allem die fisch-
Süßwasser ist kaum vorhanden. Meeressäuger verfügen über extrem leistungsfähige Nieren, die
fressenden Küstenbewohner jene Zeit, wenn die kühlen, nährstoffreichen Strömungen am
das Salzwasser verarbeiten können, während die Seevögel entsprechende Stirndrüsen entwickelt
stärksten sind. Bei optimalen Bedingungen können große Schwärme von Blaufußtölpeln an
haben: Sie sondern eine konzentrierte Salzlösung ab, die ihnen am Schnabel tropft. Die Meer-
einem bevorzugten Küstenstreifen landen (flache Stellen vereinfachen Start und Landung), um
echsen können nicht auf eine solch lange Ahnenreihe verweisen, denn die Galapagosinseln sind
die zunächst unbeirrten Leguane mit Schnabelhieben zu verdrängen und ihr Revier sogar
weltweit der einzige Ort, wo Echsen zum Überleben auf das Meer angewiesen sind. Doch auch sie
gegenüber den Seelöwenbullen zu verteidigen, die nach einem Nachtlager Ausschau halten. Nach
haben einen Weg gefunden, Salz aus ihrem Blutkreislauf zu entfernen: Spezielle Drüsen scheiden
nur wenigen Tagen ist eine sonst ruhige Region plötzlich von fieberhaften Aktivitäten und der
das Salz in die Nasenhöhlen aus. Sobald sie von ihrem Sonnenbad aufwachen, entledigen sie sich
beständigen Kakophonie Hunderter Tölpel erfüllt, die ganz damit beschäftigt sind, einen Partner
der angesammelten Salzlösung durch eine stoßartige Bewegung, die an ein Niesen erinnert. Die-
zu finden und zwischen Felsen und Sträuchern Nistmulden für sich zu beanspruchen. Das
ses verblüffende Schneuzen, das einen meterweiten, feinen Salznebel verbreitet, verleitet unkun-
Kommen und Gehen wird vom Pfeifen der Männchen und Trompeten der Weibchen begleitet,
dige Besucher immer wieder zu der Annahme, die friedfertigen Tiere würden spucken.
die Landung vollzieht sich mit einem imposanten Präsentieren der Füße. Der komplexe Balztanz –
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Wenn die Meerechsen von ihrem Tauchgang in der kühlen Gezeitenzone zurückkehren, müssen sie sich zunächst unbedingt aufwärmen, indem sie sich auf den heißen Lavaplatten ausstrecken, wie hier bei Punta Espinosa auf Fernandina (uMis). Flach auf dem Bauch liegend und mit dem Rücken zur Sonne tanken sie die willkommene Wärme.
besteht aus rhythmischem Anheben der Füße, Skypointing und der feierlichen Präsentation von
Abstand zu halten, und man sich um bevorzugte Schlafstätten streitet. Intensive Sozialkontakte
symbolischem Nistmaterial, das von Schnabel zu Schnabel hin und her gereicht wird, um die Ver-
prägen das Bild; ständig begrüßt, beschnüffelt oder ruft man einander oder kuschelt sich zum
lobung und die Wahl des Nistplatzes mit der Darbietung von Zweigen zu feiern; diese werden spä-
Schlafen dicht zusammen. Für die älteren, aber noch auf Muttermilch angewiesenen Jungtiere ist
ter fortgeworfen, da es kein eigentliches Nest gibt.
Spielen das Wichtigste. Ausgiebig in den Gezeitentümpeln herumtollend, vervollkommnen sie jene
Die Aufzucht der Jungen erstreckt sich über mehrere Monate und erfordert ein Höchstmaß
Wendigkeit, die ihnen als Erwachsenen bei der Jagd auf Fische oder, als Bulle, bei der Revierver-
an Koordination, Vertrauen und Hingabe sowie den vollen Einsatz beider Eltern, um wenigstens
teidigung Erfolge bescheren wird. Die Halbwüchsigen wagen sich schon in tieferes Wasser vor, stets
ein Junges durchzubringen. In guten Jahren können Blaufußtölpel auch zwei oder drei, in sehr
auf der Suche nach einem Spielgefährten - seien es Seesterne, Meerechsen oder gar Haie, die sie
seltenen Fällen sogar vier Junge aufziehen. Bei entsprechendem Nahrungsreichtum nisten sie ein
packen und vergnüglich jagen.
zweites Mal im gleichen Jahr, doch wenn die Nahrung aufgrund veränderter Meeresströmungen
Bisweilen leben die Seelöwen mit einem engen Verwandten zusammen, dem Galapagos-See-
knapp wird, müssen ihre Jungen verhungern, zuerst das letztgeborene, dann auch die übrigen,
bären, auch wenn beider Vorfahren aus verschiedenen Hemisphären kamen, denn letztere sind mit
wenn die Eltern aufgeben, um es später im Jahr noch einmal zu versuchen.
der antarktischen Spezies verwandt. Trotz vieler Gemeinsamkeiten in puncto Sozialstruktur und
Diese Gesetzmäßigkeiten gelten natürlich für sämtliche Tiere und werden zu einer herz-
Verhalten bevorzugen Seebären die am stärksten exponierten Küstenregionen. Ihre Nahrungs-
zerreißenden Realität, wenn El Niño wieder einmal zuschlägt, wie etwa 1982/83 und 1997/98.
gründe liegen in tieferen Gewässerzonen, und sie favorisieren den kühleren Westen, was angesichts
Die meisten Seevögel flüchteten auf das offene Meer, und von den Meerechsen mußte mehr als
ihrer Herkunft nicht verwundert. Hier sind ihre nächsten Nachbarn neben Unmengen von Meer-
die Hälfte verhungern, da das warme, Sauerstoff- und nährstoffarme Wasser ihnen nicht die
echsen noch zwei weitere, nicht minder bizarre Galapagos-Spezies: der Flugunfähige Kormoran und
lebenswichtigen Algen lieferte. Auch die Seelöwen wurden schwer getroffen; die auf der Suche
der Galapagos-Pinguin.
nach Nahrung immer weiter umherstreifenden Kühe ließen ihre Kälber unversorgt, und viele Bul-
Auch die Vorfahren der hiesigen Kormorane und Pinguine entstammen entgegengesetzten
len starben entkräftet durch die alltäglichen Duelle um die Strandherrschaft.
Hemisphären. Als zweitkleinste unter den weltweit 17 Pinguin-Arten ist allein der Galapagos-
Die Existenz des auf kalifornische Ahnen zurückgehenden Galapagos-Seelöwen wird durch
Pinguin bis nördlich des Äquators vorgedrungen. Der auf Galapagos vertretene Kormoran zeichnet
Sozialkontakte beherrscht. Es gibt kaum eine Inselküste ohne eine geräuschvolle Seelöwen-
sich dadurch aus, daß er bereits vor langer Zeit sein Flugvermögen für eine verbesserte Schwimm-
Kolonie. Die Jungtiere tollen schier endlos in der Gezeitenzone herum, während die Mütter ihre
und Tauchfähigkeit eingebüßt hat. Pinguine, Kormorane und Meerechsen prägen die Küsten-
Babys unter dem wachsamen Auge eines stattlichen territorialen Bullen säugen. Tag und Nacht
Szenerie, während Rote Klippenkrabben und Blaufußtölpel für Farbtupfer sorgen und Seelöwen
ertönt ein Blöken, Knurren und dröhnendes Bellen, während die vom Fischfang zurückkehren-
und Seebären dem Bild Lebendigkeit verleihen. Nirgendwo anders als hier, am Schnittpunkt von
den Kühe und ihre wartenden Kälber einander begrüßen, die Bullen jeden Eindringling warnen,
Land und Meer, ist man dem Garten Eden derart nah.
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El Niño führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Rote Klippenkrabben und Meerechsen sind somit gezwungen, sich den knapper gewordenen Raum auf einem teilweise überschwemmten Lavariff wie hier auf Mosquera zu teilen (LINKS). Wenn sie nicht gerade fressen, halten sich die Meerechsen von den kühlen Gewässern fern, um nicht an Körpertemperatur zu verlieren, während die Krabben sich vor Räubern wie Muränen und Tintenfischen in Sicherheit bringen.
Meerechsen und Rote Klippenkrabben teilen sich das gleiche Küstenhabitat (RECHTS). Eine große männliche Española-Meerechse in auffälliger Balztracht ist soeben aus einem Gezeitentümpel zurückgekehrt, wo sie Algen abgeweidet hat. Sie überwacht ihr kleines saisonales Paarungsrevier an der Felsküste von Punta Suarez, während ihr eine hungrige Krabbe winzige Stückchen abgestorbener Haut aus dem Rücken klaubt.
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Seine Stummelflügel von sich streckend, trocknet ein
Nachdem die Meerechsen im Mai bei Punta Espinosa
Flugunfähiger Kormoran (OBEN) sein durchnäßtes Gefieder (Punta Espinosa, Fernandina). Nachdem er sein Flugvermögen zugunsten einer verbesserten Tauchfähigkeit zurückentwickelt hatte, konnte sich dieser Vogel ein außergewöhnlich hohes Gewicht mit massiven Füßen und einem muskulösen Körper leisten. In der Regel verbringt er sein gesamtes Leben innerhalb des gleichen Küstenabschnitts.
auf Fernandina geschlüpft sind, fallen viele von ihnen dem Kanadareiher zum Opfer (RECHTS), der ihnen geduldig an den Stränden und Rändern der Gezeitentümpel auflauert, das restliche Jahr über jedoch meist Jagd auf Fische macht.
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Ein Braunpelikan (OBEN) schaut verträumt auf die mächtigen Brandungswellen, die gegen die Lavafelsen von Seymour krachen. Das aufgewühlte Meer fördert die Durchmischung mit den kühlen und nährstoffreichen, nach oben steigenden Schichten, denen die üppige Meereswelt rund um die Galapagosinseln ihre Existenz verdankt.
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Die Küstengewässer werden vor allem dort von unglaublich zahlreichen Lebensformen bevölkert, wo kaltes Wasser nach oben strömt. Bei Punta Mangle an der Südküste von Fernandina ( L I N K S) ziehen einzelne Fischschwärme Unmengen von Blaufußtölpeln aus mehreren Kilometern Umkreis an und können auch das Einsetzen ihres Nistzyklus auslösen.
Während die Abenddämmerung die schroffe Lavaküste von Isabela in ein weiches Licht taucht (RECHTS), finden sich Dutzende von Seevögeln, deren Nahrungsgründe quasi vor der Haustür liegen, zur Nachtruhe ein.
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Nach einem erfolgreichen Beutezug in den fischreichen Küstengewässern kehren Blaufußtölpel nach Punta Espinosa auf Fernandina zurück, um dort die Nacht zu verbringen (LINKS). Am nächsten Morgen werden sie sich erneut auf die Suche nach Fischschwärmen begeben, wobei ihnen andere Vögel als Wegweiser dienen.
Gleichsam einem inneren Takt folgend und seine leuchtendblauen Füße präsentierend, schreitet ein männlicher Blaufußtölpel gemächlich auf Daphne Mayor umher (RECHTS), um die Aufmerksamkeit eines nahen Weibchens auf sich zu ziehen. Der gesamte Balztanz besteht aus übertriebenen, zeitlupenartigen Bewegungen, als solle dem ganzen Vorhaben mehr Nachdruck verliehen werden.
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Während kühle Meeresnebel über den massiven
Ekstatisches Skypointing markiert den Höhepunkt
Klippen des Vulkans Ecuador (Isabela) liegen, schließen sich zwei frischvermählte Blaufußtölpel (OBEN) einer großen Kolonie von Artgenossen an, die sieh an den Schlackenhängen eines alten Tuffkegels etabliert hat. Flaches Terrain ist an der unwegsamen Küste von Isabela nicht immer leicht zu finden.
der Balz dieser beiden Blaufußtölpel bei Punta Vicente Roca auf Isabela ( RECHTS). Unter lautem Pfeifen und Trompeten präsentiert man sich abwechselnd, akzentuiert durch seitliches Anheben der Füße.
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Selbst der Paarungsakt wird oftmals in den ritualisierten Balztanz der Blaufußtölpel integriert (OBEN), die sich meist in jeder Saison einen neuen Partner suchen. Dieses bei Punta Suarez auf Española fotografierte Paar steht in einer spärlich ausgekleideten Mulde, wo es vermutlich auch nisten wird.
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Wenn über Punta Suarez (Española) tagsüber die
Ein junger Blaufußtölpel steht kurz davor, seine wei-
Das Skypointing zeigt die akrobatischen Fähigkeiten
Sonne brennt, ist es die vorrangige Aufgabe der Blaufußtölpel, ihr Gelege vor übermäßiger Hitze zu schützen (LINKS). Wenn es später am Tag kühler wird, gilt es indes, die Eier mit Hilfe der Schwimmfüße zu wärmen. Das Nest ist eine blanke Erdmulde, die von einem Guano-Ring umgeben ist.
ßen Babydaunen gegen ein braunes Jugendgefieder einzutauschen, und betätigt seine Flügel noch recht unbeholfen, um die Flugmuskulatur zu kräftigen (OBEN). Seine Eltern werden hoffentlich am Ende des Tages zurückkehren, um seinen wachsenden Appetit mit Hilfe ganzer, heraufgewürgter Fische zu befriedigen.
des Blaufußtölpels hier auf Daphne Mayor ( OBEN) und ist zudem ein probates Mittel, um jene Fitneß und Koordination zu trainieren, wie sie tagtäglich für die rasanten Tauchgänge vonnöten sind.
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Meerechsen (LINKS OBEN) und auch Seelöwen (LINKS UNTEN) nutzen die ebenen Vorsprünge einer unterhöhlten Tuffklippe zum Ausruhen (James Bay, Santiago). Jede einzelne der regelmäßig aufeinanderfolgenden Schichten zeugt vermutlich von einem Ausbruch des nahe gelegenen Sugar Loaf einem seit langem erloschenen Tuffkegel. Die offene Höhle ist eine beliebte kühle Schlafstätte für Seelöwenmütter und ihre Jungen.
Ein Seelöwenbulle (RECHTS) kommt in einem kristallklaren Felsbecken bei James Bay (Santiago) an die Oberfläche, um Luft zu holen. Diese kühlen Schlupfwinkel werden gern von vereinzelten Junggesellen aufgesucht, die sich hier ausruhen und Kraft schöpfen, bis sie sich fit genug fühlen, um einen dominanten Bullen herauszufordern – in der Hoffnung, das Duell um ein Territorium voller Kühe und Kälber zu gewinnen.
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Seelöwen scharen sich dicht an dicht am Strand von Gardner Bay auf Española zusammen (LINKS). Kühe, Kälber und Halbwüchsige ruhen friedlich nebeneinander, begleitet vom dröhnenden Bellen des dominanten Bullen, der im angrenzenden Wasser patrouilliert, um seine Vorrechte gegenüber etwaigen Rivalen zu bekunden.
Seelöwenkühe halten beim Schlafen gern Körperkontakt (RECHTS OBEN), auch wenn daraus in der Kolonie oftmals Streit um bevorzugte Stellen entsteht. Geschlechtsreife Kühe sind heller gefärbt als die Bullen und Kälber. Ihr feuchtes Fell ist glatt und dunkel, nimmt jedoch im völlig getrockneten Zustand einen Goldton an.
Bei Sonnenuntergang liefern sich zwei fast erwachsene Bullen einen Sparringkampf um eine begehrte Schlafstätte am Strand von Rábida (RECHTS UNTEN). Dieses Verhalten gehört noch zu ihrer jugendlichen Verspieltheit, dient jedoch gleichzeitig der Erprobung von Kraft und Temperament. Es ist ein langwieriger Prozeß, den eigenen Rang in der Gruppe der heranwachsenden Bullen zu bestimmen, die sich mit etwa sieben Jahren Hoffnung auf ein Paarungsrevier machen können.
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Bei dieser erfahrenen Mutter (Punta Espinosa, Fernandina) verläuft die Geburt vergleichsweise rasch (OBEN). Sofort danach reißt sie die das Neugeborene umgebende Fruchtblase auf und fordert es mit sanftem Rufen auf sich zu bewegen und den ersten Atemzug zu tun. Obwohl zunächst noch unkoordiniert, wird es innerhalb weniger Minuten beginnen, nach den mütterlichen Zitzen zu suchen.
Auf dem dunklen Lavasand von Cape Douglas (Fernandina) postiert sich diese Mutter so, daß das nur wenige Stunden alle Kalb leicht an ihre winzigen, einziehbaren Brustwarzen gelangen kann (RECHTS). Die Kühe gebähren jedes Jahr nur ein einziges Junges und stillen während der nächsten Schwangerschaft weiter. Bisweilen darf auch der ältere Nachwuchs noch neben dem Neugeborenen saugen.
Eine intensive akustische Verständigung zwischen Mutter und Kind ist in den allerersten Lebenstagen unverzichtbar, damit beide sich die Stimme des anderen einprägen können (OBEN). Da das Neugeborene keine isolierende Speckschicht besitzt, kann es in der ersten bis zweiten Lebenswoche nicht viel Zeit im kalten Wasser verbringen und macht seine ersten Schwimmversuche gemeinsam mit Gleichaltrigen in seichten Gezeitentümpeln.
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Eine Seebärenmutter ruft lauthals nach ihrem Jun-
Eine Gruppe weiblicher Seelöwen, die auf ihrem
gen bei Cape Hammond, Fernandina ( OBEN). Während der Abwesenheit der Mutter verbringt das Junge seine Zeit damit, im seichten Wasser mit Gleichaltrigen umherzutollen und im kühlen Schatten großer Felsen zu dösen. Die Kolonien der Seebären liegen meist an schroffen Felsküsten mit vielen Höhlen und Nischen, die Schutz vor der tropischen Sonne bieten.
alltaglichen Weg den Strand hinab zu den Fischrevieren vor Punta Espinosa (Fernandina) ist, trifft auf ein hungriges Junges, das nach seiner Mutter sucht (RECHTS). Die akustische Begrüßung wird mit einem unmißverständlichen, warnenden Brummen quittiert, denn die Kühe akzeptieren keine fremden Kälber.
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KAPITEL 2
Reichtum unter Wasser »Die Naturgeschichte dieses Archipels ... ist bemerkenswert: Offenbar handelt es sich um eine kleine Welt ganz für sich.« – Charles Darwin AUM SEIT EINER STUNDE
über dem Horizont, durchdringt die heiße
Morgensonne allmählich die hauchdünne Nebeldecke über den Wellen vor der Küste von Fernandina, der westlichsten Insel des Archipels. Der klagende Ruf eines fernen, nicht sichtbaren Pinguins weht wie ein nur ganz leise vernehmliches Nebelhorn heran, während in der Nähe nur ein paar Meter vom Festland entfernt – zwei Flugunfähige
Eine Gruppe Goldener Rochen (LINKS) schwebt ele-
Kormorane mit einem koketten Wassertanz beschäftigt sind.
gant dicht unter der Oberfläche eines türkisfarbenen, von Mangroven gesäumten Meeresarms. Die Tiere verbringen den Tag in ruhigen Gewässern, wie hier bei Puerto Fragata auf Isabela, um nachts im Sediment nach Wirbellosen zu stöbern.
Kreis um Kreis ziehen sie in einem faszinierenden Ballett, stöhnend und gurgelnd und ihre schlangenartig gebogenen Hälse umeinander schlingend. Immer rascher drehen sie sich in einer enger werdenden Spirale, während ihre schweren Körper die Wasseroberfläche in Bewegung versetzen. Abgesehen von ihrem grazilen Spiel handelt es sich sonst um gedrungene, fast plumpe Vögel, ebenso mattfarben wie die Lavaküste. Ihre wahre Größe liegt in ihrem Tauchvermögen begründet und in der Kraft, mit der sie Tintenfische und Aale aus ihren Verstecken holen und den mit giftigen Rückenflossenstacheln bewehrten Steinfisch bezwingen können. Die Luft ist feuchtkalt, während sich die Kormorane zum Nisten vorbereiten. In dieser kalten Jahreszeit werden die Küsten von Fernandina vom Cromwell-Strom umspült: einer Ausgleichsströmung von kalten, im Westen aus großer Tiefe heraufquellenden Wassermassen. Hierdurch wird das aus den Tiefen aufsteigende Nährstoffangebot allen oberflächennahen Lebensformen zugänglich und führt im Verein mit der Kraft der tropischen Sonne zu einem verblüffenden Anstieg der Produktivität: eine Art Ursuppe, in der das marine Ökosystem gedeiht - vom Phytoplankton bis zu den Seevögeln. Angesichts der überaus zahlreichen, im Wasser treibenden Mikroorganismen ist die Sicht indes meist auf wenige Meter reduziert.
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Galapagos-Kaiserfische und Pacific Creolefish ver-
Der zu den Sägebarschen gehörende Creolefish ist
sammeln sich unweit von Floreana bei Devil's Crown an einer vor den starken Strömungen schützenden Felswand, während rötliche Kissenseesterne den Meeresboden bevölkern (LINKS). An solchen Stellen finden sich diverse pelagische Arten ein: Haischwärme ebenso wie Mantarochen.
besonders dort zahlreich vertreten, wo starke Strömungen für entsprechenden Planktonreichtum sorgen. Die Mischzone aus wärmerem und kühlem, nach oben dringendem Wasser ist ihr bevorzugter Lebensraum, wie etwa bei Devil's Crown (RECHTS).
Die Sonnenstrahlen werden von einer dünnen Schicht aus frei schwebenden Lebensformen rasch absorbiert, während weiter unten dichter, buschiger Tang und grazile Fächerkorallen den steil abfallenden Inselsockel säumen. Bisweilen dringt ein frischer Schwall aus eisigem, sauberem Tiefenwasser nach oben, um den Kreislauf weiter anzutreiben und das Wachstum der ersten Glieder der Nahrungskette zu fördern. Derartige Zeiten plötzlicher Klarheit dauern vielleicht nur Stunden oder bestenfalls wenige Tage; die Wassertemperaturen sinken deutlich unter 15 °C, und dem Schnorchler offenbart sich ein wahres Meer aus Farben und Bewegungen. Unter den tanzenden Sonnenstrahlen wiegen sich Rot- und Grünalgen rhythmisch zum Takt der Wellen, während rosafarbene, purpurfarbene und braune Rindenkorallen das strömende Wasser mit ihren filigranen Fächern durchfiltern. Große Schwärme aus schmucken Kaltwasserfischen vermischen sich mit farbenprächtigen tropischen Vertretern wie dem Steuerbarsch, Gelbgeschwänzten Seebader, Riffbarsch, Papageifisch, Gaukler und Engelfisch, um nur einige zu nennen. Ein charakteristischer Fisch dieser Flachwasserzonen ist die Harlekinbrasse, ein pausbäckiger, nur hier vorkommender Lippfisch, dessen Färbung zwischen Weiß und Blauschwarz oder Hellorangefarben variiert; am häufigsten ist jedoch eine individuelle Kombination der drei Farben, die an eine mehrfarbig gemusterte Katze erinnert. Bald allerdings schweift das Auge des Betrachters von den Fischmassen zu den größeren Tieren, die diese kühlen Weidegründe unter Wasser bevölkern. Sich geschickt gegen die starken Strömungen behauptend, grasen Dutzende der rund einen Meter langen Grünen Meeresschildkröten zwischen dem wogenden Tang; in seltenen Fällen leistet ihnen die vom Aussterben bedrohte Echte Karettschildkröte Gesellschaft. Ohne Hast bedienen sie sich an dem üppigen Tangbuffet. Hier begegnen wir erneut jenen Arten, die wir sonst eher an Land erblicken, die hier indes in ihrem wahren Element sind: Seelöwen und Seebären schießen vorbei. Von der Schwerkraft befreit, kommen die stromlinienförmigen Körper und kräftigen Flossen der sich
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Im Inneren einer rasanten Brandungswelle zu surfen,
Eine trächtige Seelöwenkuh hat die Küste aufge-
gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der verspielten Seelöwen vor Seymour (LINKS). Sie verhalten sich ähnlich wie zweibeinige Surfer: In Gruppen schwimmt man hinaus, um sich in Position zu bringen, und nach einer turbulenten Surfpartie geht es gleich wieder hinaus zum Ausgangspunkt.
sucht, um sich in dem feinen Nebel auszuruhen, der aus dem mächtigen »Blowhole« von Punta Suarez auf Española herabrieselt (RECHTS). Der salzige Sprühnebel wird ihren Körper kühl halten und lästige Fliegen abwehren, während sie schläft,
elegant drehenden und windenden, einander spielerisch jagenden Tiere hier erst richtig zur Geltung. Fischschwärme teilen sich, um ihnen Platz zu machen, und die friedfertigen Meeresschildkröten, denen diese Schelme nicht ganz geheuer sind, legen eine Freßpause ein. Die Aufmerksamkeit der in einer kleinen Gruppe umherstreifenden jungen Seelöwen richtet sich heute auf die perfekten Wellen unmittelbar vor der Küste. Doch im Gegensatz zu den zweibeinigen Surffans benötigen sie kein Surfbrett und reiten auch nicht auf, sondern mitten im Wellenkamm, in einem Strom aus Luftblasen vorbeischießend oder kurz zum Luftholen auftauchend, bis die Welle schließlich im flacheren Wasser ausläuft. Daraufhin kehren sie wieder zum Ausgangspunkt zurück, nicht ohne unterwegs noch einige Schildkröten zu necken.
auf die lebenswichtigen Organe. Sie müssen jedoch noch genügend Energie mobilisieren
Nach und nach erscheinen weitere Küstenbewohner, die unter Wasser jedoch erst richtig
können, um nach rund einer Stunde zurückzuschwimmen und, gegen die tobende Brandung
zu Hause sind. Ein Flugunfähiger Kormoran durchkämmt die Felsen, kräftig mit seinen über-
ankämpfend, ans Ufer zu gelangen. Galapagos ist weltweit der einzige Ort, der den Tieren beides
dimensionierten Schwimmfüßen tretend und mit seinem Schlangenhals und Hakenschnabel in
bietet: eine extrem nährstoffreiche Nahrung und die ganzjährige Wärme der tropischen Sonne.
den Ritzen herumstochernd. Eine kleine Herde Pinguine schießt pfeilschnell durch einen
Rund um Fernandina sind diese Bedingungen derart optimal erfüllt, daß man auf nur einer
kompakten Schwarm aus winzigen, silbern glänzenden Sardinen, während im tieferen Wasser
Küstenmeile bis zu 5000 Meerechsen antreffen kann.
ein großer, eleganter Galapagos-Hai vorbeizieht.
Auch die zentralen und östlichen Inseln profitieren von nährstoffreichen Strömungen,
Das tollste Schauspiel hat jedoch noch nicht begonnen, denn die Meerechsen kommen
wenn auch nicht so stark wie der kühle Westen. Dies ermöglicht eine Koexistenz von etwas mehr
erst nach Einsetzen der vormittäglichen Ebbe herbei. Wie auf ein Signal hin schwimmen die
tropisch orientierten Arten wie dem eindeutig wärmeliebenden Halfter- und dem Drückerfisch.
größten ausgewachsenen Tiere zu Hunderten aufs Meer hinaus. Den Kopf dicht über dem Was-
Pelikane und Tölpel sind in den Buchten häufiger anzutreffen als Pinguine, doch in den meist
ser haltend, nähern sie sich ihren bevorzugten Meeresweiden zielstrebig mit stetigen Schlängel-
wärmeren und vielerorts klareren Gewässern kann man auch Seelöwen, Schildkröten und
bewegungen ihres Körpers und des langen Schwanzes. Einer nach dem anderen untertauchend, beginnen sie damit, den feineren, kurzen Algenbewuchs systematisch abzuweiden. Meist kom-
Meerechsen antreffen. Diverse Lebensformen bevölkern somit in großer Zahl nahezu alle
men sie nach etwa fünf Minuten zum Luftholen nach oben, obgleich sie es auch über eine
Gewässer rund um die Inselgruppe.
Stunde unter Wasser aushalten können. Hierzu und um möglichst wenig Körperwärme an das
Dies gilt auch für ein anderes Mikrohabitat im Meer, wie man es hier und dort an der
kalte Wasser abzugeben, reduzieren sie ihre Herzfrequenz und beschränken die Durchblutung
Küste antrifft: Mangrovenlagunen entstehen, wo die zähflüssige Lava zufällig eine abge–
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Ohne jeden Argwohn erkundet ein junger Seelöwe eine Meeresgrotte an der Nordküste von Seymour (LINKS). Da er die Kunst des Jagens noch nicht erlernt hat, wird er am Ende des Tages hungrig zu seiner Mutter in die Kolonie zurückkehren.
Halbwüchsige Seelöwen verbringen endlose Stunden damit, in den an die Kolonie grenzenden Flachwasserzonen herumzutollen ( RECHTS). Spielerisch erhöhen sie ihre Wendigkeit unter Wasser und lernen einander zu überlisten, erwerben also Fähigkeiten, die sie später unbedingt benötigen.
schiedene, seichte Bucht entstehen ließ, die ausreichend Schutz für die Entstehung eines üppigen Mangrovenwaldes bietet. Das dichte Geflecht aus Stützwurzeln wiederum bildet eine ideale Kinderstube für diverse Fischlarven und eine warme Ruhestatt für zahlreiche größere Meeresspezies wie etwa Meeresschildkröten, die sich zum Schlafen und zur Paarung hierher zurückziehen. Größere Trupps aus Goldenen Rochen und Adlerrochen schweben lautlos unter der türkisfarbenen Oberfläche daher, zum Fressen auf die Nacht wartend. Zu Beginn der warmen Jahreszeit finden sich die sonst eher im Verborgenen lebenden SchwarzspitzenRiffhaie ein, um hier ihre Jungen zur Welt zu bringen, die in den ruhigen Gewässern neben Schnappern und Seehechten das Handwerk eines guten Raubfischs erlernen. Pelikane, die in den nahe gelegenen Baumkronen nisten, machen mit überraschenden Tauchzügen Jagd auf Fischschwärme. Auf den mit Austern übersäten Stelzwurzeln hockend, lauern die hier ebenfalls nistenden Reiher auf Beute, während der trillernde Gesang des Goldwaldsängers aus dem Blätterdach ertönt. Die Gewässer von Galapagos setzen sich aus verschiedenen, sich gegenseitig überlappenden Lebensräumen zusammen, die durch gute Nachbarschaft, aber auch durch merkwürdige Allianzen geprägt sind. Junge Seelöwen rotten sich zusammen, um weidende Meerechsen zu necken und anzustubsen. Rote Klippenkrabben klettern gemächlich auf den noch feuchten Rücken gerade erst vom Fressen zurückgekehrter Meerechsen, um Zecken und Partikel abgestorbener Haut zu »ernten«. Vor der Küste folgen Noddiseeschwalben in kleinen Schwärmen den fischenden Pelikanen, um auf ihren Köpfen zu landen und ihnen winzige Fische aus dem Schnabel zu stibitzen, während die Pelikane ihre Kehlsäcke entwässern. Unter Wasser verabreden sich Meeresschildkröten an speziellen Reinigungsstationen mit Engelfischen, um sich ihrer Hautparasiten zu entledigen. Das Leben besteht auf diesen Inseln aus zahlreichen wundersamen Verflechtungen.
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An der Küste von Academy Bay, Santa Cruz, (OBEN)
Blaue Papageifische, hier ein großes Männchen
klammert sich eine Meerechse mit ihren scharfen Krallen an die rutschigen Felsen, deren reichen Algenbewuchs sie trotz Brandung ruhig abweidet. Keine andere Echsenart ist zur Nahrungsaufnahme gänzlich auf das Meer angewiesen.
( RECHTS OBEN), zählen zu den spektakulärsten RiffFischen von Galapagos und sind in den klaren Gewässern rund um Gardner Island unweit von Española und in anderen seichten Riffzonen verbreitet.
Der Guineafowl Pufferfish ist tiefschwarz gefärbt, mit einem feinen weißen Punktmuster, das an ein Perlhuhn erinnert. Ein kleiner Teil der Population, wie etwa hier in den Tiefen von Darwin Bay auf Genovesa (MITTE), hat jedoch eine leuchtend zitronengelbe Färbung. Um Feinde abzuschrecken, pumpt der Kugelfisch seinen Körper mit Meerwasser auf.
Ein weiblicher Streamer Hogfish bei Rdbida Island (RECHTS UNTEN) ist im Gegensatz zu dem größeren Männchen auffällig gefärbt. Die Verbreitung zahlrekher Galapagos-Fische hängt von der Wassertemperatur ab. Die eher tropischen Riff-Spezies findet m(m hauptsächlich im Osten und Norden, während die kälteliebenden Arten auf das Zentrum des Cromwell-Stroms im Westen beschränkt sind.
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Die Meerechsen schwimmen wie eine Schlange und pressen die Beine zur Verringerung des Strömungswiderstands gegen den Körper. Sie sind ein seltener Anblick unter Wasser ( L I N K S OBEN). Täglich suchen diese Tiere zu Tausenden das Meer auf, um bei Cape Douglas (Fernandina) in meist drei bis zehn Meter Tiefe auf Nahrungssuche zu gehen.
Eine Meerechse beim Abweiden von Algen auf einem Felsen bei Academy Bay, Santa Cruz ( L I NK S U NT E N ). Die Tiere kommen meist nach fünf bis zehn Minuten zum Atmen an die Oberfläche und halten sich pro Tag selten mehr als eine Stunde im Wasser auf. Aufgrund der absinkenden Körpertemperatur müssen sie wieder an Land sein, bevor sie in Lethargie verfallen.
Fast völlig von aufsteigendem Dampf verhüllt, klammert sich eine Meerechse an einen gezackten, noch warmen Lavafelsen, während sich weitere Lavaströme bei Cape Hammond auf Fernandina ins Meer ergießen (RECHTS). Angesichts der starken Küstenströmung und der heftigen Brandung haben die von ihren Nahrungsgründen zurückkehrenden Meerechsen manchmal große Probleme, sicher an Land zu gelangen.
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Galapagos-Pinguine machen sich frühmorgens in
Diese beiden Pinguine, die sich an der Küste von Fernandina den Hof machen, lassen sich von der tosenden Brandung scheinbar nicht weiter stören (OBEN). Um der tropischen Hitze zu entfliehen und auf vergleichsweise niedrige Wassertemperaturen angewiesen, werden sie – nur wenige Schritte vom Wasser entfernt – in verborgenen Lavahöhlen nisten.
kleinen Gruppen von Bartolomé aus auf die Suche nach Schwärmen winziger Fische, um sie zusammenzutreiben und koordiniert zu attackieren. Als zweitkleinste Pinguinart ist dies die einzige Spezies, die bis zum Äquator nach Norden vordringt.
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Im Schutz der Dunkelheit ist eine weibliche Grüne Meeresschildkröte an Land gekommen (OBEN), um ihre Eier an einem einsamen Strand abzulegen. Zunächst hebt sie mit den Vorderflossen eine ansehnliche Sandgrube aus, um mit ihren geschickteren Hinterflossen ein zylindrisches Loch zu graben, in das sie 100 oder mehr Eier legt. Abschließend wird das Gelege mit reichlich Sand getarnt.
Unmittelbar nach Beendigung der langwierigen Eiablage schleppt sich diese Grüne Meeresschildkröte bei Sonnenaufgang erschöpft über den feinen Sand von Turtle Bay ins Meer zurück (RECHTS), um das Ausbrüten der Sonne zu überlassen.
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Nach vollzogener Eiablage am Strand von Punta Cormorant (Floreana) ist diese Grüne Meeresschildkröte fast wieder in ihrem natürlichen, sie von ihrem Gewicht befreienden Element angelangt (OBEN). Die bisweilen auch mehrmals in einer Saison erfolgende Eiablage ist für sie der einzige Grund, an Land zu kommen; in der Zwischenzeit unternimmt sie weite Streifzüge.
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In den reichen, küstennahen Flachwasserzonen nimmt dieser Braunpelikan (LINKS) soeben eine Meeräsche in seinem dehnbaren Kehlsack auf, zusammen mit rund zehn Litern Wasser, die es zunächst langsam abzulassen gilt, bevor der Fisch verschluckt werden kann. Die ruhigen Gezeitentümpel von Turtle Bay (Santa Cruz) sowie die Mangrovenbuchten sind seine bevorzugten Fischgründe.
Von einer unerwarteten Fülle an verendeten oder sterbenden Fischen angezogen, finden sich Braunpelikane und andere Seevögel bei dem aufgeheizten Wasser zusammen, das über zähflüssiger Lava aufsteigt, die sich während eines Vulkanausbruchs bei Cape Hammond auf Fernandina ins Meer ergießt (RECHTS). Manche Vögel wagen sich indes zu nah heran und teilen das Schicksal der Fische, die sie eigentlich erbeuten wollten.
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Während er bei Cape Douglas (Fernandina) über
Da sie im Gegensatz zu anderen Seevögeln nicht in
Zwei nistende Flugunfähige Kormorane bereiten sich
einige Lavaplatten hüpft, bedient sich ein Flugunfähiger Kormoran (OBEN) seiner Stummelflügel als Balancierhilfe. Von der für flugfähige Vögel geltenden evolutionären Bedingung eines niedrigen Körpergewichts befreit, haben sich seine Füße zu stattlichen Flossen entwickelt, die an Land ebenso praktisch sind wie unter Wasser.
der Lage sind, weit umherzustreifen, nisten diese beiden Flugunfähigen Kormorane (OBEN) nur etwa einen halben Meter oberhalb der Flutmarke zwischen den Lavafelsen von Urvina Bay (Isabela). Nahezu alles kann als Nistmaterial dienen – seien es Tangfetzen, Zweige oder bisweilen sogar Seesterne. zucht ihrer Jungen.
bei Punta Espinosa (Fernandina) auf die Nachtruhe vor (RECHTS). Während der eine die Eier bebrütet, trocknet der andere – soeben von einem spätnachmittäglichen Beutezug zurückgekehrt – seine Stummelflügel. Wie bei anderen Seevögeln teilen sich auch hier beide Partner die Pflichten der Brut und Auf-
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KAPITEL 3
Karges Binnenland »Keine Stimme, kein Blöken, kein Heulen ist zu hören. Der vorherrschende Laut des Lebens ist ein Zischen.« – Herman Melville OM MEER AUS AUF die
Inseln blickend, erheischt nur da und dort ein
dünner Streifen Farbe die Aufmerksamkeit des Betrachters – das Smaragdgrün der Mangrovenwälder und die aus Weiß, Gold, Rotbraun oder Olivgrün zusammengesetzten Strände, an denen die Schildkröten ihre Eier ablegen. Hinter einigen dieser Strände stößt man unvermittelt auf ein lebhaftes Rosa, dort wo von Salzbüschen gesäumte Salzwassertümpel noch
Fernandina (LINKS) ist fraglos die größte Insel der
extravaganter gefärbte Flamingos beherbergen, die deutlich mit dem graubraunen Hintergrund
Welt außerhalb der Polarregionen, wo der Einfluß des Menschen bislang noch keine ökologischen Veränderungen hervorgerufen hat, die der heimischen Tierwelt geschadet hätten. Landleguane und auch zahlreiche Landvögel, deren Bestände auf anderen Inseln stark geschrumpft sind, gedeihen hier trotz der kargen vulkanischen Lebensbedingungen.
kontrastieren. Wer der lebhaften Küste den Rücken zuwendet und ins Binnenland vordringt, findet sich unvermittelt in einem ganz anderen Biotop wieder, denn hier scheinen die Inseln zu schlummern. Selbst auf den ältesten Inseln tritt die vulkanische Landschaft noch deutlich unter einer dornigen Pflanzenhülle hervor. Genügsame Pflanzen haben ihre Wurzeln eben erst in die Risse und Spalten der durch Erosion kaum veränderten Lavaströme getrieben. Für einen Großteil des Jahres und bisweilen mehrere regenlose Jahre lang scheinen die meisten Bäume und Sträucher blattlos zu ruhen. Nur die gigantischen, leicht zehn bis vierzehn Meter hohen Kakteen bringen etwas Farbe ins Bild. Ihre abblätternde, rostfarbene Rinde und die grünen Stachelkronen beleben das Grau des benachbarten Buschlands. Das in ihren massiven, glatten Stämmen und den dichten Kronen aus fleischigen Polstern gespeicherte Wasser bildet die einzige Feuchtigkeitsquelle für die hier heimischen Vögel, Reptilien und Nager. Diese beständige Umwelt macht den Großteil der Landfläche von Galapagos aus. Sie verkörpert die Wiege der Evolution, den Geburtsort so vieler einzigartiger Spezies wie nirgendwo sonst auf der Welt. Die sengendheiße Luft ist erfüllt mit schlichten, aus zwei Noten bestehenden Liedern, während kleine schwarzgraue Vögel auf dem Boden und in den Sträuchern emsig nach
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Sämtliche Galapagosinseln waren anfangs nackte, sengendheiße Lavafelder, so auch Fernandina mit ihrem aktiven Schildvulkan (LINKS). Pionierpflanze ist der hier abgebildete Lavakaktus (Brachyeereus).
Nahrung suchen. Hier sind nämlich die Darwinfinken zu Hause, jene vielgefeierte Gruppe ähnlicher Arten, die schon seit Darwins Tagen in vielen Museen als exemplarische Tierart herangezogen werden, um die Evolutionstheorie zu verdeutlichen. Der Name dieser Finken ist zutreffend gewählt, denn auch wenn Darwin den unscheinbaren Vögelchen zunächst nicht viel Beachtung schenkte, dienten ihm die mitgebrachten Exemplare später als Musterbeispiel für seine neuen Theorien. Viele der 13 Arten sind einander nämlich derart ähnlich, daß selbst Experten kaum in der Lage sind, jeden Vogel zu identifizieren, ohne zuvor dessen Schnabel und Schädel genau zu vermessen. Und doch hat jede Spezies Anpassungen entwickelt, um von jeweils anderen Nahrungsquellen zu profitieren. Diese subtilen, doch allesamt deutlich auf die gleiche Stammform zurückgehenden Unterschiede dienten Darwin als überzeugendstes Argument dafür, daß eine Lebensform sich tatsächlich zu verschiedenen Formen weiterentwickeln konnte. Da wäre zunächst der Große Grundfink (Geospiza magnirostris), der dank seines ungemein kräftigen Schnabels auch solche Samen aufknacken kann, die für seine Verwandten zu hart sind. Der Kleine Grundfink (Geospiza fuliginosa) ist dagegen auf winzige Grassamen spezialisiert, mit denen sein behäbiger Bruder nicht umzugehen vermag. Der Mittlere Grundfink (Geospiza fortis) ist, wie zu erwarten, eher ein Generalist mit einem Schnabel, dessen Form und Größe zwischen einzelnen Populationen und sogar Individuen stärker variiert. Der Spitzschnabel-Grundfink (Geospiza difficilis) ist eine Randerscheinung, die sich in Abwesenheit ihrer nahen Verwandten am besten entwickelt hat. Obgleich sein Schnabel nicht hochspezialisiert erscheint, hat diese Spezies doch einige besonders interessante Verhaltensweisen entwickelt. Nur auf den beiden nördlichsten Inseln Darwin und Wolf, die vom Rest des Archipels durch 90 Seemeilen offenes Meer isoliert sind und wo anhaltende Trockenheit die Landvögel ernsthaft gefährden kann, ist dieser Fink dazu übergegangen, das Blut nistender Tölpel und Fregattvögel –
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Gedrungene Baumopuntie (RECHTS OBEN) auf den
Die eleganten Baumopuntien von Santa Fe (RECHTS
windreichen Klippen von Isla Plaza Sur. Man nimmt an, daß sich Baumformen der Opuntie (GalapagosFeigenkaktus) dort entwickelt haben, wo weidende Riesenschildkröten einen zu großen Druck auf die niedrigen Wuchsformen ausübten.
UNTEN)
sind die stattlichsten aller Galapagos-Feigenkakteen. Mit den Jahren werden die Stacheln durch Schichten aus harter Schuppenrinde ersetzt, die ein unüberwindliches Hindernis für hungrige Riesenschildkröten und Landleguane darstellen.
zu trinken, indem er sich auf ihren Rücken hockt und sie rund um die Wurzel der Schwung- oder Schwanzfedern »anzapft«. Außerdem betätigt er sich als Eierdieb: Einige ausdauernde Vögel können im Teamwork ein Ei mit Schnabel und Füßen von einem Felsvorsprung oder gegen einen Stein rollen lassen, um an seinen nahrhaften Inhalt zu gelangen. Auf anderen Inseln hat der Kleine Grundfink unterdessen ein gutmütigeres Verhältnis zu einigen seiner Nachbarn entwickelt. In Trockenperioden wird auch er danach trachten, seine Proteinzufuhr in Form von Blut zu erhöhen – und zwar, indem er Leguane und Riesenschildkröten von vollgesogenen Zecken befreit. Die Reptilien reagieren auf die Avancen der Finken, indem sie sich steifbeinig aufrichten und regungslos mit gerecktem Hals und geschlossenen Augen verharren, während der willkommene Reinigungsdienst durchgeführt wird. Der Clan der Grundfinken bewohnt die kärgsten und verlassensten Regionen; die etwas blasseren Baumfinken dagegen besitzen die gleichen Spezialtechniken des Nahrungserwerbs in dichteren und oftmals höhergelegenen Vegetationszonen. Die Schnabelgrößen des Kleinen, Mittleren und Großen Baumfinks (Camarhynchus parvulus, C. pauper und C. psittacula) zeigen ähnliche Abstufungen wie die der Grundfinken, doch ihre Ernährung besteht vornehmlich aus Insekten. Unter den Darwinfinken gibt es noch weitere bemerkenswerte Anpassungen wie beim Kaktusfink (Geospiza scandens) und dem Großen Kaktusfink (Geospiza conirostris), die auf unterschiedlichen Inseln leben, doch beide vornehmlich auf die Riesenkakteen angewiesen sind. Sie haben kräftige, längliche Schnäbel entwickelt, um die fleischigen Kaktusblüten und -früchte aufzupicken. Als größter Fink verfügt der Vegetarierfink (Camarhynchus crassirostris) über einen scharfkantigen Schnabel und ernährt sich von Samen, Knospen und Früchten, während der Waldsängerfink (Certhidea olivacea) als kleinster aller Finken in puncto Aussehen, Verhalten und Gesang wie ein echter Insektenfresser wirkt, doch aus der gleichen Stammform aller Darwinfinken hervorgegangen ist. Die beiden wohl bemerkenswertesten Finkenarten sind Werkzeugbenutzer:
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Ein Kaktusfink (LINKS), einer der für diverse Nahrungsanpassungen berühmten Darwinfinken, benutzt seinen langen, spitzen Schnabel, um während der Trockenzeit auf Santa Cruz an den Nektar der leuchtendrot blühenden Korallenbäume (Erythrina) zu gelangen.
artigen Tendenzen der den Boden durchstöbernden Hood-Spottdrossel (Nesomimus macdonaldi), die lebende Tölpelküken, die Nachgeburten der Seelöwen sowie angespülte Entenmuscheln keinesfalls verschmäht. Schon liebenswerter unter den heimischen Landvögeln ist die elegante, kleine GalapagosTaube, die trotz ihrer hellblauen Augenringe, schillernden Halsflecke und korallenroten Beine optisch gut mit ihrer aus trockenen Laubresten bestehenden Umgebung verschmilzt. Dennoch ist sie eine bevorzugte Beute des Galapagos-Bussards, dem auf den Inseln dominierenden Greifvogel – ein unerschrockener, neugieriger Vogel mit bernsteinfarbenen Augen, stämmigen gelben Beinen und lohfarben gesprenkeltem, im Alter allmählich schwarz werdendem Gefieder. Die großen, je-
der Spechtfink (Cactospiza pallida) und der Mangrovenfink (Cactospiza heliobates). Beiden
weils von einem Pärchen beanspruchten Territorien werden das ganze Jahr über verteidigt. Da es
Arten fehlt die lange Zunge der echten Spechte, doch sie ernähren sich hauptsächlich von holz-
keine Nahrungskonkurrenten gibt, können sie sich einen abwechslungsreichen Speiseplan leisten
bohrenden Insekten, indem sie mit zurechtgemachten kleinen Zweigen oder Kaktusstacheln in
(von Heuschrecken und Raupen bis zu Leguanen). Die Funktion von Geiern übernehmend, fressen
totem Holz nach Termiten oder Maden stochern. Der gewohnheitsmäßige Werkzeuggebrauch
sie auch totgeborene Seelöwen und anderes Aas. Am meisten dürfte jedoch die Tatsache ver-
ist in der Tierwelt nur selten anzutreffen und fand bei den höheren Primaten, vornehmlich bei
wundern, daß nicht alle »Paare« nur aus einem Männchen und einem Weibchen bestehen. Manche
Schimpansen, viel Beachtung. Innerhalb der vielen tausend Vogelarten gibt es weltweit nur
Territorien nämlich werden von einem Weibchen und bis zu drei Männchen besetzt (Polyandrie).
wenige Beispiele für den Werkzeuggebrauch. Daß eine dieser Arten in der Isolation der Galapa-
Bei diesen handelt es sich nicht etwa nur um Assistenten oder älteren Nachwuchs, sondern um
gosinseln entstanden ist, zeugt von der Wandlungsfähigkeit und dem Einfallsreichtum dieser
vollwertige Partner, die sich das Paarungsgeschäft, die Revierverteidigung und die Versorgung der
höchst erfolgreichen Gruppe kleiner, unscheinbarer Vögel.
ein bis zwei pro Jahr zur Welt kommenden Jungen teilen. Was dieses unorthodoxe Arrangement
Darwinfinken sind jedoch nicht die einzige Spezies, die sich hervorragend an das karge
veranlaßt haben könnte und was aus den partnerlosen Weibchen wird, sind noch unbeantwortete
Binnenland angepaßt hat. Auch die Spottdrosseln haben unterschiedliche Gewohnheiten ent-
Fragen. Die Anpassungen und Lebensgewohnheiten der Landreptilien sind ebenso faszinierend wie
wickelt, wenngleich dabei nur vier Unterarten entstanden – je eine auf den südlichen Inseln
die ihrer gefiederten Nachbarn. Die kleinen, flinken Lavaechsen sind nicht minder zahlreich und
und ein eher universeller Typus auf den anderen, zentralen Inseln. Ihre Lebensstile variieren
mit nicht weniger als sieben Spezies fast so artenreich wie die Darwinfinken. Jede Randinsel –
zwischen den recht konventionellen Gewohnheiten der Bäume bewohnenden und Früchte und
San Cristóbal, Española, Floreana, Pínta und Marchena – beherbergt eine eigene Lavaechsenart.
Insekten fressenden Galapagos-Spottdrossel (Nesomimus parvulus) und den deutlich greifvogel-
Während sich die bis 30 Zentimeter langen Inselarten vor allem farblich voneinander unter-
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Von seinem langen, spezialisierten Schnabel profitierend, trinkt ein Kaktusfink ( RECHTS) Nektar aus einem Feigenkaktus, der unmittelbar vor Einsetzen der Regenzeit auf Isla Plaza Sur erblüht. Der spitze Schnabel dient dazu, die Kaktusfrüchte aufzupicken.
scheiden, gibt es bei ihnen, wie bei den Finken, auch viele Gemeinsamkeiten. Am schönsten gefärbt sind ausnahmslos die Weibchen, doch auch die Männchen zeigen bei näherer Betrachtung brillante Schuppenmuster. Lavaechsen schnappen unentwegt nach Insekten, wenn sie nicht gerade um Reviere kämpfen. Sie lassen keine Gelegenheit aus und hocken sich schon einmal auf das warme Fell eines schlafenden Seelöwen oder lauern auf Fliegen, während sie auf dem Kopf einer sonnenbadenden Meerechse sitzen. Weniger aufdringlich verhalten sich die Schlangen und Geckos – ein seltener Anblick, doch nicht minder faszinierend, da auch sie den inselspezifischen Artbildungsprozeß fortschreiben. Als Pendant zur Meerechse ist der Landleguan in den ariden Zentralregionen zu Hause. Aufgrund ihrer annähernd gleichen Gestalt geht man von einem gemeinsamen Vorfahren aus. Im Gegensatz zur Meerechse sind die von Ocker bis Gelb und sogar Hellorange reichenden Farben des Landleguans jedoch recht brillant für ein Tier, das inmitten schwarzgrauer Lava lebt. Wie die Lavaechse ist auch der Landleguan territorial, doch abgesehen von heftigen Revierkämpfen der Männchen führen die Tiere ein gemächliches Leben. Sie überstehen mit Langmut lange Dürreperioden, baden in der Sonne und ernähren sich von Baumopuntien, während sie darauf warten, daß die kurze Regenzeit das Land aufblühen läßt. Die Landleguane, die in erster Linie auf den zentralen Inseln vorkommen, ähneln einander sehr und zeigen nur geringfügige inselspezifische Variationen, außer auf Santa Fe, wo eine große, ungewöhnlich blasse Spezies den stattlichen Kakteenwald im Landesinneren bevölkert. Auch die berühmtesten Tiere der Galapagosinseln, die imposanten Riesenschildkröten, haben auf den einzelnen Inseln unterschiedliche Merkmale entwickelt, die allerdings nur für die Unterscheidung von Unterarten ausreichen. Die flachen, trockenen Inseln beherbergen den außergewöhnlichsten Vertreter dieser gigantischen Schildkrötenarten: die Sattelpanzerschildkröte (Saddleback). Zusammen mit dem aufgestülpten Rand ihres Panzers gestatten es die schlanken
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Der Große Baumfink (LINKS OBEN), dessen Brust mit
Als einer von weltweit nur einer Handvoll Vögel, die
oxidiertem Fruchtmark gesprenkelt ist, lebt hauptsächlich im feuchten Hochland der größeren Inseln. Er frißt die unreifen Früchte eines Solarium-Baums im Scalesien-Wald von Santa Cruz. Dieser recht seltene Fink benutzt seinen scharfen, papageienartigen Schnabel, um an große Früchte, Insekten und andere saftige Nahrung zu gelangen.
Werkzeuge gebrauchen, ist der Spechtfink (LINKS UNTEN) vielleicht der am stärksten spezialisierte Fink. In Abwesenheit echter Spechte entwickelte er die nach einer Stocherzunge zweitbeste Lösung, indem er Zweige oder Kaktusstacheln sorgfältig auf die richtige Gröfie und Form zurechtstutzt, um damit Maden aus totem Holz herauszuhebeln, wie hier bei einem abgestorbenen Palo-Santo-Baum auf Santa Cruz.
Beine und der lange Hals der Riesenschildkröte, die für die hiesigen Verhältnisse nur von mittlerer Größe ist, auch höhergelegene Kaktusteile und Blätter zu erreichen; zudem bieten sie ein Höchstmaß an Mobilität in dem unwegsamen Gelände. Die hervorragende Anpassung der Schildkröten und der anderen Landtiere haben diese jedoch bedauerlicherweise nicht auf den Ansturm anderer Kreaturen vorbereitet, die von der Natur nicht für diesen Lebensraum vorgesehen waren. Im Verlauf weniger Jahrhunderte brachte der Mensch eine Unzahl fremder Säugetiere auf einige der Inseln – Mäuse, Ratten und Katzen ebenso wie Kühe und Pferde. Es mag verwundern, doch viele von ihnen haben sich trotz der harten Lebensbedingungen derart vermehrt, daß ihre Zahlen stellenweise in die Zehntausende gingen. Besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden die sich nur langsam reproduzierenden Reptilien wie etwa die Riesenschildkröten und Landleguane. Auf vielen Inseln haben gewaltige Ziegenherden das Land kahlgefressen und den vegetarisch lebenden Reptilien somit die Nahrungsgrundlage genommen, während Ratten, Katzen, Schweine und Hunde systematisch Jagd auf ihre Jungen machten. Als sei dies noch nicht genug, wurden in der Anfangszeit der Walfänger Zehntausende von Riesenschildkröten von vorbeikommenden Seefahrern eingesammelt und als über Monate haltbarer Lebendproviant eingelagert. Diese traurigen Umstände führten in den letzten 30 Jahren zu umfassenden Bemühungen seitens der Nationalparkverwaltung und der Charles-Darwin-Forschungsstation zum Schutz der heimischen Tierwelt, so daß einige Inseln nun endlich von den verwilderten Ziegen befreit sind. Für einige Unterarten der Riesenschildkröte kamen diese Maßnahmen leider zu spät, andere konnten jedoch vor dem Aussterben bewahrt werden, vor allem einige der extremeren Sattelpanzer-Formen. Die Schildkröten auf Pinzón waren durch eingeführte Hausratten ernstlich bedroht, die jahrzehntelang sämtliche frischgeschlüpften Tiere töteten, so daß nur eine überalterte Gruppe aus gut 100 erwachsenen Tieren übrigblieb, deren Fortbestand nicht gesichert war. Zwar ist es bislang nicht –
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Als größter aller Finken besitzt der Vegetarierfink
Der Große Grundfink (RECHTS UNTEN), hier beim
(RECHTS OBEN) einen nur mittelgroßen Schnabel, der ihm jedoch ein sorgfältiges Zerteilen von Pflanzenmaterial wie Blättern, Beeren und sogar Flechten ermöglicht. Im feuchten Hochland wie auch im kargen Tiefland lebend, frißt er beispielsweise auch Crotonsamen, solange sie noch grün und weich sind.
Verzehren der harten Samen des Scutia-Strauchs auf Santa Cruz, zeichnet sich durch seinen klobigen Schnabei aus, der die härtesten Samen aufknacken kann, Da es für ihn keine Nahrungskonkurrenten gibt, kann er in aller Ruhe fressen, doch er leidet unter Dürrejähren, wenn großfruchtige Pflanzen nicht so viele Samen produzieren wie rasch nachsende Gräser.
gelungen, sämtliche Ratten zu vernichten, doch inzwischen wurden genügend Jungschildkröten in Gefangenschaft aufgezogen und auf der Insel ausgesetzt, um die Population ausreichend aufzustocken und zu verjüngen. Auf Española, Heimat der auffälligsten aller Sattelpanzer-Formen, bot sich bedingt durch die frühen Raubzüge des Menschen und durch streunende Ziegenherden ein noch übleres Bild. In den letzten Jahrzehnten wurden die Ziegen jedoch systematisch von der Insel entfernt und die verbliebenen 15 Española-Schildkröten (zwei Männchen und dreizehn Weibchen) in ein Zuchtgehege verbracht. Heute ist ihre Insel, die noch Heimat vieler anderer endemischer Arten und verschiedener Seevögelkolonien ist, wieder in einem ursprünglichen Zustand. Eine neue Generation junger Schildkröten beginnt inzwischen, sich in Freiheit und Sicherheit zu vermehren. Die auf Pínta heimische Unterart ist indes weiterhin gefährdet, denn nur ein letztes Männchen (»Lonesome George«) überlebte die von Menschen und Ziegen unternommenen Raubzüge. Obgleich die Insel nunmehr von eingeführten Tieren nahezu befreit ist, bleibt die Schildkröte zum Untergang verdammt. Die Naturschutzprobleme sind in der Tat beträchtlich, und nicht jede Schlacht kann gewonnen werden, doch der Einsatz für die Erhaltung dieses Ökosystems ist groß, trotz immer höherer Kosten und wachsender politischer Herausforderungen.
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Der Kleine Baumfink (OBEN), hier beim Sammeln von
Der Spitzschnabel-Grundfink (RECHTS) zeigt die ver-
Nistmaterial auf Santa Cruz, lebt in feuchten und semiarülen Zonen und verbringt den Großteil seines Lebens auf Bäumen. Seine Nahrung besteht aus Früchten, Blüten, Blattläusen und anderen Insekten, die zu klein sind, um für andere Finken mit größeren Schnäbeln interessant zu sein. Dieser Waldbewohner zeigt weitgehend die gleichen Freßgewohnheiten wie der Kleine Grundfink aus den kargeren Strauchlandschaften.
blüffendste Anpassung aller Finken, indem er vorsichtig die Schwanz- und Schwungfedern nistender Tölpel anpickt, um in Dürrezeilen an deren Blut zu gelangen, was ihm den Spitznamen »Vampirfink« eingebracht hat. Dieses Verhalten, das die nistenden Seevögel nicht dauerhaft schädigt, findet man nur auf den im Nordwesten vorgelagerten Inselchen Wolf und Darwin.
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Der Mittlere Grundfink (LINKS) hat einen Allzweck-
Der Kleine Grundfink (OBEN) verbringt die meiste
schnabel. Die Höhe seines Nahrungsreviers überlappt sich somit etwas mit dem seiner größeren und kleineren Verwandten. Die Schnabelgröße dieser besonders variablen Spezies ist nicht selten sogar individuell verschieden, besonders zwischen den Populationen der einzelnen Inseln.
Zeit damit, den Boden nach kleinen Samen abzusuchen oder nach der Regenzeit mit seinem Präzisionsschnabel an die Samen von Süß- und Riedgräsern zu gelangen. Der anpassungsfähige Vogel bevölkert sämtliehe Vegetationszonen. Nahrung sucht er vorzugsweise in Bodennähe. Wenn andere Nahrung in Dürrezeiten rar wird, weicht er auf die blutgefüllten Zecken der Leguane und Schildkrölen aus.
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Das leuchtende Gefieder der Flamingos (OBEN) steht
Bahamaenten (RECHTS) leben in kleiner Zahl in
in starkem Kontrast zum Grau, das ansonsten die karge Region beherrscht. Die durch Springtiden gefüllten Salztümpel mit eingeschlossenem Meerwasser liefern ihnen die Salinenkrebse, von denen sie sich ernähren. Die Flamingopopulation von Galapagos – die einzige im gesamten Pazifik – besteht aus weniger als 500 Vögeln.
Tümpeln und Seen aus Salz- oder Süßwasser. Bevor der Kratersee von Fernandina aufgrund vulkanischer Aktivitäten verschwand, war hier die größte Populär tion zu Hause – zeitweilig mehrere hundert Enten, die sich von Insekten ernährten, deren Lebensgrundläge wiederum die vulkanischen Mineralien waren.
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Die Rinde der Palo-Santo-Bäume (OBEN) zeigt einen formenreichen Flechtenbewuchs, der in der feuchten Meeresluft gedeiht, wobei sich allerdings die Niederschläge weitgehend auf einen feinen Nieselregen (Garúa genannt) beschränken.
Für einen Großteil des Jahres ruht der spärliche PaloSanto-Wald, der – wie hier in Tagus Cove (RECHTS) – weite Teile der kargen Küstenregion bedeckt, blattlos und auf Regen wartend, der ein oder zwei Jahre ausbleiben kann. El Niño indes vermag diese parkartige Halbwüste innerhalb nur weniger Monate in einen wahren Dschungel zu verwandeln.
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In einer guten, meist im Januar oder Februar einsetzenden Regenzeit erstrahlen die Palo-Santo-Wälder nach wenigen Tagen in frischem Grün, um - wie hier auf den Tuffhängen von Tagus Cove (RECHTS OBEN) – bei Darwinfinken, anderen kleinen Landvögeln und Insekten emsige Brutaktivitäten auszulösen.
Diese bunte Heuschrecke (Schistocerca melanocera, RECHTS UNTEN)
ist eines von vielen landgebundenen wirbellosen Tieren auf Galapagos, die auf das unberechenbare Klima mit einer ebenso explosionsartigen wie riskanten Reproduktionsstrategie reagieren. Wenn sich in einer guten Regenzeit eine üppig grüne Strauchlandschaft einstellt, vermehren sich die Insekten um ein Tausendfaches, da sich die nächste günstige Gelegenheit womöglich erst einige Jahre später ergeben wird.
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Auf der kargen Insel Pinzón (LINKS) bildet der vom Passat herangewehte feine Garúa-Nebel für einen Großteil des Jahres die einzige Feuchtigkeitsquelle. Altere Sattelpanzerschildkröten wissen aus Erfahrung, daß sich das kostbare Wasser in winzigen Mulden bestimmter Felsplatten sammeln kann, die über Jahrtausende hinweg von durstigen Schildkröten glattpoliert wurden.
Jede Insel und sogar jeder Vulkan ließ eine eigene Unterart der Riesenschildkröte entstehen – von den extremen Sattelpanzer-Formen, deren Anpassung es ihnen ermöglicht, in der unwegsamen, kargen Buschlandschaft Nahrung zu finden, bis zu den Unterarten mit kuppelförmigem Panzer, die das Grünland der höheren Inseln abweiden. Der Ansturm des Menschen und der von ihm eingeführten Säugetiere hat mehrere der 14 Unterarten bereits aussterben lassen. Dieses alte Männchen (RECHTS) gehört zu der aus zwei Männchen und dreizehn Weibchen bestehenden Population von Española, für die ein erfolgreiches Zuchtprogramm entwickelt wurde.
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Wenn sich in der kurzen Paarungszeit mehrere Leguanweibchen von der besonders geräumigen Schlafkammer eines Männchens in einer Lavablase angezogen fühlen, läßt sich ein geselliges Beisammensein beobachten wie hier am Rand der Caldera von Fernandina ( I.INKS). Ein für geschlechtsreife Weibchen attraktives Revier zu besitzen, ist eine entscheidende Strategie für die männlichen Vertreter dieser langlebigen Reptilien.
Die je nach Insel etwas unterschiedlich gefärbten Landleguane gehören mehrheitlich der gleichen Art an. Dieses auf der winzigen, kargen Isla Plaza Sur heimische Männchen (RECHTS OBEN) zeigt einen typischen weißlichen Kehllappen und schwarzen Rücken, im Gegensatz zu den leuchtend orangefarbenen Leguanen von Fernandina. In Dürrejahren sind schon viele Echsen auf Isla Plaza Sur verhungert.
Die weiblichen Landleguane von Fernandina (RECHTS UNTEN)
zeigen eine der bemerkenswertesten Leistungen im gesamten Tierreich, indem sie aus der gesamten
Vulkanumgebung herbeiwandern, um tief im Inneren
der gigantischen aktiven Caldera zu nisten. Auf ihrer rund einmonatigen Wanderung müssen sie unter glühender Sonne weite, unbelebte Lavafelder durchqueren und die bröckeligen Wände der Caldera hinabklettern, um schließlich den warmen Aschengrund zu erreichen.
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Während große natürliche Räuber im Ökosystem von
Als erstes Glied der insularen Nahrungskette thronen
Galapagos weitgehend fehlen, vollzieht sich auf Santa Cruz in kleinerem Maßstab ein Kampf auf Leben und Tod, wenn eine ungiftige Galapagos-Schlange eine weibliche Lavaechse überwältigt (OBEN). Doch auch die bis 30 Zentimeter langen Echsen sind räuberisch veranlagt und erbeuten Heuschrecken, Hundertfüßer und sogar Geckos oder kleinere Echsen. Schlangen und Lavaechsen sind auf den Inseln mit verschiedenen Arten vertreten, die sich isoliert entwickelten.
einige Galapagos-Bussarde (RECHTS) über dem Rand des Vulkans Alcedo auf Isabela mit seinen schwefeligen Fumarolen. Diese Generalisten ernähren sich von Insekten, Echsen und kleinen Vögeln. Den Platz der Geier einnehmend, verschmähen sie auch nicht das Aas größerer Tiere.
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Meerechsen bilden die Hauptnahrung einer Bussardfamilie in ihrem ganzjährigen Revier an der Lavaküste von Cape Hammond (Fernandina). Das von der elterlichen Beute fressende Jungtier (OBEN) ist just zu jener Zeit flügge geworden, da sich die weiblichen Meerechsen auf kleinen Sandflächen zusammenscharen, um ihre Nistmulden anzulegen. Da sie sich hier mit ihren scharfen Krallen nicht an Felsspalten und -vorsprüngen festklammern können, sind die Meerechsen leichte Beute für die Greifvögel.
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KAPITEL 4
Vulkangipfel »... ein kosmischer Konflikt zwischen Feuer, Wasser, Erde und Luft, wie ihn nur Astronomen erträumen könnten ...« – William Beebe ENSEITS DER PLANKTONREICHEN GEWÄSSER,
in denen sich Pinguine tummeln, jen-
seits der tosenden, von Meerechsen übersäten Küste, ja noch jenseits der Kaktuswälder, in denen Spottdrosseln singen und Lavaechsen vorbeihuschen, erstreckt sich eine Region, die dem Besucher zunächst verborgen bleibt. Hier ist es weit kühler und oft auch viel feuchter als anderswo, so daß ein vollkommen andersartiger Lebensraum entstand. Vulkane, Schweißschlackenkegel und Calderas prä-
In der dritten Woche einer Flankeneruption vom
gen das Bild. Verantwortlich für den Charakter der einzelnen Inseln sind die Vulkangipfel, ob sie
Cerro Azul auflsabela (LINKS) bildet sich ein klassischer Parasitärkegel. Der durch eine radiale Bruchlinie entlang der Flanke des massiven Schildvulkans ausgespiene flüssige Basalt wird zu einem reißenden Fluß, während entweichende Gase Fontänen aus glühendem Schmelzgestein entstehen lassen. Wenn sich diese »Lavabomben« aufeinandertürmen, entsteht ein rissiger Schweißschlackenkegel.
nun auf den älteren Inseln zunehmend unter einem Vegetationsmantel verwittern oder - Lava, Dampf und Schwefel spuckend - noch weiterwachsen und die meisten Versuche vereiteln, ihre luftigen Höhen zu besiedeln. Für die hier heimischen Tiere drehen sich die Uhrzeiger gleichsam zurück, denn die Eruptionen der rastlosen Schildvulkane lassen den Himmel alle paar Jahre zu einem Flammenmeer werden. Für einige Inseln im Südosten des Archipels, etwa Española und Santa Fe, ist seit ihren aktiven Tagen bereits zuviel Zeit vergangen, als daß sich ihre ursprünglichen Konturen erhalten hätten. Heute verkörpern sie nur mehr ein flaches Gewirr aus diversen Vulkangesteinen. Auf den größeren, seit langem erloschenen Inseln der Region sind indes zahlreiche vulkanische Formen noch deutlich erkennbar. Außerdem sind diese alten Vulkane hoch genug, um oberhalb von 400 Metern bis in eine Klimazone zu reichen, die sich vollkommen von der im kargen Tiefland unterscheidet. Eingefangen von einer Inversionsschicht aus kühler Meeresluft, die ein Entstehen der gewohnten tropischen Konvektionswolken verhindert, wird die dünne Wolkendecke dicht über die Berge gedrückt. Sie hängt häufig über dem Archipel, ohne mehr als einen gelegentlichen Nieselregen zu ergeben. In dem so entstandenen Nebelreich bildete der endemische Sonnen-
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Konfrontation von Lava und Leguan bei Cape Harn-
Lava strömt die Westflanke von Fernandina hinab
mond (Fernandina). Eine Meerechse (LINKS) beobachtet scheinbar ungerührt, nie Lava sich ins Meer ergießt und glühender Dampf die Nacht erhellt. Ein erwachender Vulkan löscht bisweilen alles Leben aus, doch das jungfräuliche Land wird dieser urtümlichen Lebenswelt neue Chancen bieten.
und erfaßt einige Palo-Santo-Bäume, die sogleich Feuer fangen (RECHTS). Ihre Abdrücke findet man gelegentlich in abgekühlter Lava. Anhand älterer Gußformen in verwitterten Lavafeldern läßt sich ermitteln, wie oft der lokale Besiedlungsprozeß umgekehrt wurde.
lassen, mit ausreichender Sonnenwärme und zahlreichen Bäumen und Sträuchern als Schattenspender. Und wenn die Regenzeit herannaht und die Caldera vom Donnerecho erfüllt wird, bilden sich große Tümpel, die von den schlammliebenden Reptilien aufgesucht werden. Das Leben der Riesenschildkröten von Alcedo folgt einem seit Jahrtausenden unveränderten Rhythmus. In der Tat scheinen sie die Langsamkeit für sich entdeckt zu haben. Sie benötigen bei einem Durchschnittsalter von 100 Jahren etwa zehn oder zwanzig Jahre bis zur Geschlechtsreife. Fortbewegung, Schlafen, Nahrungsaufnahme und Paarung vollziehen sich mit reduziertem Tempo. Wenn die Temperaturen an einem kühlen Nebeltag nicht ausreichen, um voll aktiv zu werden, so warten sie einfach. Und auch, wenn der Regen ausbleibt. Leider jedoch sieht sich ihre Welt derzeit
blumenbaum (Scalesia) einen wahren Bergregenwald voller Moose, Farne und Orchideen, zwischen
durch die Invasion einer Armee bedroht: Die vor langer Zeit im Süden von Isabela eingeführten
denen Rubintyrannen umherschwirren und Waldsängerfinken winzige Insekten von zarten Flech-
Ziegen sind inzwischen zu Zehntausenden nach Alcedo vorgedrungen und rauben den Schildkröten
ten picken. Tagsüber auf lautlosen Schwingen jagend, verschwinden Sumpfohreulen allmählich
zunehmend mehr Nahrung und Unterschlupf.
im Waldesdunst oder gehen in einem nebligen Sphagnum-Moor auf einige ahnungslose Galapa-
Wie seit Jahrhunderten warten die Riesenschildkröten von Alcedo erst einmal ab, denn
gosrallen hernieder. Nachts treten Schleiereulen auf den Plan; ihre Beute besteht aus den einge-
schließlich können sie monatelang sogar ohne Wasser auskommen. Doch wie lange können sie
schleppten Ratten und Mäusen, die die endemischen Reisratten vor langer Zeit verdrängt haben.
noch warten? Derzeit werden weitreichende Pläne für das bislang größte Erhaltungsprogramm
Das feuchte Hochland ist jedoch vor allem das Reich des »Wappentiers« von Galapagos, der
geschmiedet, um den Norden von Isabela und vor allem Alcedo von den eingeführten Pflanzen-
Riesenschildkröte mit ihrem kuppeiförmigen Panzer, die durchaus 200 Kilogramm erreichen
fressern zu befreien. Man kann nur hoffen, daß dieses extrem kostspielige Projekt verhindern
kann. Die letzte Bastion dieses urtümlichen Weidetiers, das diese ökologische Nische vor dem Ein-
kann, daß die Alcedo-Schildkröte das Schicksal des allerletzten verbliebenen Exemplars von Pínta
treffen des Menschen und der ihn begleitenden Säugetiere unangefochten in Beschlag nahm, war
(»Lonesome George«) teilt.
bis vor kurzem Alcedo, der zentrale Schildvulkan von Isabela – ein schlafender Riese mit bims-
Nördlich und südlich von Alcedo erstrecken sich einige weitere, noch aktivere und impo-
bedeckten Hängen und einer breiten Caldera voller Scalesien und anderen feuchtigkeitsliebenden
santere Schildvulkane. Wolf und Cerro Azul, an entgegengesetzten Enden der Insel gelegen, sind
Pflanzen. Einzelne dunkle Lavafelder, schwefelige Fumarolen, Dampflöcher und jüngere Explo-
massive, knapp 1700 Meter hohe Vulkane in der Blüte ihrer Jahre. Hier leben Bussarde und
sionskrater erinnern an die vulkanischen Kräfte dicht unter der Erdoberfläche. Für die Riesen-
Schildkröten, in den nördlichen Regionen auch Landleguane, doch die Bestände leiden sichtlich
schildkröte ist Alcedo indes eine perfekte Lebenswelt, deren Nebel und Regen reichlich Grün wachsen
unter den Übergriffen durch verwilderte Haustiere (Cerro Azul) oder Katzen und Ratten (Wolf).
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Aus einem Lavatunnel unweit der Küste austretend,
Die Küste erhält eine neue Form, denn die frische
ergießt sich bei Cape Hammond auf Fernandina flüssiger Basalt ins Meer (LINKS OBEN). Gewaltige DampfSchwaden steigen auf und bis in größere Tiefen kommen sämtliche Fische um.
Lava erstarrt dank der tosenden Brandung rasch zu einer Wand (LINKS UNTEN). Fernandina, weltweit einer der aktivsten Vulkane, markiert die derzeitige Lage jenes vulkanischen »Hot Spot«, der für die Entstehung des gesamten Archipels verantwortlich ist.
Keine 50 Kilometer westlich von Alcedo und nur durch einen schmalen Meeresarm getrennt, erhebt sich ein weiterer gewaltiger Vulkan. Noch aktiver als die Vulkane von Isabela zeichnet sich Fernandina durch einige Besonderheiten aus. Dieser Vulkan bildet die außerhalb der Polarregionen weltweit größte Insel, die jeglichen bedeutenden Veränderungen durch den Menschen entgangen ist. Im Gegensatz zu Isabela leben auf Fernandina, zum Glück für die heimische Tierwelt, keine eingeführten Säugetiere. Ungeachtet der häufigen und bisweilen recht heftigen Eruptionen werden die Ränder und Flanken des Vulkans von zahlreichen Landleguanen bevölkert, die auf den kleinen, von kaum abgekühlten Lavafeldern umgebenen Vegetationsflächen ihr Auskommen finden. Darwinfinken und Spottdrosseln hocken singend auf fast jedem einsamen Strauch oder Kaktus, und Tauben scharen sich bei den Fumarolen zusammen, um das von den Grashalmen tropfende Wasser zu trinken. Lavaechsen verteidigen ihr Felsrevier und werden dabei von zahlreichen Galapagos-Schlangen gierig beäugt. Fernandinas tiefe aktive Caldera beherbergte einst einen mineralischen See mit Bahamaenten und Stelzenläufern, die sich von Wasserinsekten ernährten, wobei die Wände der Caldera indes so unbelebt wirkten wie der Mars. Vor allem die starken Eruptionen des Jahres 1989 gaben der Caldera ein neues Gesicht und ließen den See schließlich ganz verschwinden. Ungeachtet dessen versammeln sich die weiblichen Landleguane alljährlich weiterhin in dem Vulkanschlund, um ihre Eier in der warmen Asche abzulegen. Von den äußeren Flanken kommend, benötigen sie hierzu zehn oder mehr Tage. Um den Steilrand der 1000 Meter tiefen Caldera zu erreichen, müssen sie knapp 1700 Höhenmeter überwinden und rund 16 Kilometer über sengendheißer Lava zurücklegen. Nun gilt es, im Donner der Steinlawinen den fast senkrechten Abstieg zu bewältigen, um den für die Eiablage optimalen Grund zu erreichen. Ein paar Tage lang verteidigen sie ihr Gelege, um zu verhindern, daß es von anderen Weibchen wieder aufgegraben wird, und machen sich dann wieder auf den langen Heimweg.
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Während sich die von einem Vulkanausbruch bei Cape Hammond (Fernandina) stammende Lava weiterhin ins Meer ergießt, bezieht ein Braunpelikan an der kaum abgekühlten neuen Küste sein Nachtlager (RECHTS), nachdem er in den stark aufgehitzten Untiefen durchgegarte Fische erbeulet hat.
Die drei Monate später schlüpfenden winzigen Jungtiere müssen selbst aus der Caldera heraus zu ihren Nahrungsgründen finden – ebenso auf der Hut vor Steinen wie vor hungrigen Bussarden. Auf Fernandina ist der Fortbestand der Landleguane unter diesen natürlichen Bedingungen nicht gefährdet, auf Isabela indes werden sie zunehmend seltener, und auf Santiago sind sie wegen der Schweineplage inzwischen ausgestorben. Solche alarmierenden Fakten sind ein weiterer Beleg für den Schaden, der entstehen kann, wenn das natürliche Gleichgewicht ins Wanken kommt. Die simple Schlußfolgerung lautet, daß die vulkanischen Kräfte weit weniger bedrohlich für die Tierwelt von Galapagos sind als unbedachtes menschliches Handeln. Eruptionen sind auf Fernandina ebenso häufig wie unvorhersagbar und spektakulär. Ohne jede Vorwarnung kann sich entlang eines Randspalts ein neuer Schlot auftun, der die Umgebung mit heißer Schlacke bedeckt und Lava in die Caldera strömen läßt, oder ein alter Flankenspalt speit plötzlich Lava ins Meer. Dies war 1995 der Fall, als sich frische Lava über die westlichen Hänge ergoß, um bald darauf ins Meer zu fließen, wodurch die Insel im Westen unvermittelt in die reichen Gewässer des Cromwell-Stroms ausuferte, wovon die Küstentiere vollkommen überrascht wurden. Unfähig, die drohende Gefahr zu begreifen, standen Landleguane wie Meerechsen der herannahenden Lava gegenüber. Einige kamen durch pures Glück davon, während andere von dem flüssigen Gestein erfaßt wurden. Als sich die Lava dann blubbernd und mit purpurnen Dampfschwaden ins Meer ergoß, erlitten ahnungslose Seelöwen und Seebären schreckliche Verbrennungen, so auch Seevögel, die von dem plötzlichen Reichtum an »Kochfisch« angezogen wurden. Unterdessen gingen Meerechsen ganz in der Nähe ihrem Brutgeschäft nach. Seit Tausenden von Jahren sehen sich die Konturen der Galapagosinseln durch derartige Eruptionen gewaltsam umgeformt. Fraglos werden sie auch in Zukunft einen nachhaltigen Einfluß auf die Lebensbedingungen der heimischen Tierwelt ausüben. –
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Eines der ersten Lebenszeichen an der neu entstandenen Küste ist vielleicht ein an Land gespülter Mangrovensämling, der im zerklüfteten Lavagestein Halt findet, wie hier bei Punta Espinosa auf Fernandina (LINKS).
G
eheimnisvoll aus den Tiefen des Ozeans aufsteigend, schlängelt sich ein Gewirr von Meerechsenfährten den dunklen Vulkanstrand von Cape Douglas (Fernandina) hinauf (RECHTS).
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Ein symmetrischer Aschewall markiert den Schau-
Ein Maskentölpelpaar sondiert die Übergangszone
platz einer früheren Explosion im Inneren der Caldera von Cerro Azul auf Isabela (LINKS). Intensive Regenfälle ließen in den letzten 15 Jahren einen neuen See entstehen. Auch dies beweist, daß in einer vulkanischen Landschaft der Wandel die einzige Konstante ist.
zwischen Land und Meer bei Punta Suarez auf der Insel Española (OBEN).
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Im Gegensatz zu den sonst eher gedämpften Farben
Die steilen, verwitterten Klippen von Punta Vicente
der meisten Landvögel von Galapagos kontrastiert das brillant gefärbte Rubintyrannmännchen (OBEN) mit dem Grün seines bevorzugten Lebensraums. Das Weibchen dagegen besitzt ein unauffälligeres Gefieder mit blaßgelber Brust. Der Rubintyrann lebt in den feuchten Hochland-Wäldern.
Roca auf habela (RECHTS) repräsentieren die Schulter eines alten, zum großen Teil durch Faltungen im Meer versunkenen Schildvulkans. Anders als die grünen Wälder in größeren Höhen besitzt diese eher niedrige Vulkanlandschaft nur eine dünne Pflanzendecke.
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Im Hochland von Santa Cruz hat eine tagaktive Sumpfohreule (OBEN) in dem verschwiegenen, moosreichen Scalesien-Wald am späten Nachmittag soeben eine Maus erbeutet. Auf Inseln mit konkurrierenden Bussarden sind diese Eulen hingegen nachtaktiv. Den Platz der mittlerweile ausgestorbenen endemischen Reisratten haben eingeschleppte Nager eingenommen, die heute die bevorzugte Nahrung der Eule darstellen.
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Mit ihren scharfkantigen, ineinandergreifenden Hornschneiden kappt eine Riesenschildkröte ( L I N K S OBEN) die in der Regenzeit sprießenden kurzen Gräser. Die unzerkaut verschluckten Blätter passieren den Verdauungstrakt in Form von Faserklumpen und werden als kompakte Strohbündel ausgeschieden. Die Exkremente sind entscheidend an der Verbreitung der Samen zahlreicher einheimischer Pflanzen – vor allem der endemischen Tomate – beteiligt.
Am Rand des Vulkans Alcedo läßt sich eine männliche Riesenschildkröte durch den eine »Mitfahrgelegenheit« suchenden Galapagos-Bussard nicht beim Fressen stören (LINKS UNTEN). In Ermangelung von Felsen oder Baumstümpfen bedienen sich Bussarde der Schildkröten oftmals als Ausguck, ungeachtet der doch recht stark schwankenden Unterlage.
Von Natur aus neugierig, schwebt ein GalapagosBussard (RECHTS) am Rand der Caldera von Fernandina dicht über dem Kopf eines seltenen menschlichen Besuchers. Es kommt durchaus vor, daß der furchtlose Greifvogel dem Menschen stundenlang folgt und sogar herumliegende Socken oder andere Gegenstände stibitzt.
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Mit einer Stunde oder noch mehr ist die Paarung der
Ein altes Männchen (OBEN) unbekannten Alters zeigt
Riesenschildk röten (OBEN) ein ebenso langnieriger Vorgang wie alle anderen Lebensaktivitäten des urtümlichen Reptils. Da die Weibchen den Samen viele Monate lang in sich tragen können, bedarf der Paarungsakt zur Befruchtung der Eier keiner häufigeren Wiederholung.
sich »vorübergehend« an einer jungen Schildkröte interessiert, deren Winzigkeit nicht erahnen läßt, daß sie bereits vier bis fünf Jahre alt sein kann. Nachdem das Weibchen sein Gelege aus rund einem Dutzend kugelförmiger Eier vergraben hat, gibt es keine weitere elterliche Fürsorge, und die winzigen Babys müssen sich vier bis acht Monate später selbst freischaufeln.
Die auf Gräser angewiesene Rundpanzerschildkröte des Vulkans Alcedo (LINKS) überlebte unangefochten von konkurrierenden Säugetieren. Heute ist ihr Lebensraum jedoch durch die vom Menschen eingeführten Esel und Ziegen ernstlich bedroht.
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In der kurzen Regenzeit können große Tümpel entstehen (LINKS OBEN) – vor allem am Grund der Caldera, wo ein intensiver Verkehr der »Elefantenschildkröten« das Erdreich verdichtet. Dies ist zugleich die Paarungszeit, in der laute, rhythmische Grunzer zu hören sind, die einzigen Lautäußerungen der männlichen Schildkröten überhaupt.
Obgleich sie monatelang ganz ohne Wasser auskommen können, trinken die Riesenschildkröten in der Regenzeit täglich große Mengen, solange die temporären Tümpel bestehen ( LINKS UNTEN ). Die Tiere waten gern umher und sind tüchtige Schwimmer. Die Vorliebe der Riesenschildkröten für den Aufenthalt in den saisonalen Regentümpeln des Vulkans Alcedo (RECHTS) ist noch nicht völlig geklärt. Womöglich trägt das Einweichen dazu bei, lästige Zecken loszuwerden, oder das trübe Wasser dient ihnen nachts als Wärmespeicher. Während die über dem Kraterrand aufgehende Sonne allmählich die Wolken durchdringt, warten die Reptilien die ersten wärmenden Strahlen ab, bevor sie sich zu regen beginnen.
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KAPITEL 5
Ozeanische Treffpunkte »... führt uns dies zu der Annahme, daß in einer geologisch jüngeren Periode der weite Ozean hier ausgebreitet lag.« – Charles Darwin
M ÄUSSERSTEN RAND DES
Galapagos-Archipels strecken sich einige Inseln
gleich einem Vorposten dem offenen Meer entgegen. Diese Inseln und ihre Gewässer sind die Versammlungsstätten umherziehender Seevögel, großer Delphinschulen und geheimnisvoller Großwale, die den Ozean durchstreifen, doch nach einem eigenen Zeitplan immer wieder in die Region zurückkehren.
Blaufußtölpel prasseln wie dichte Regentropfen auf die nährstoffreichen Wassermassen des CromwellStroms gleich vor der Küste von Fernandina ( LINKS), um zu Hunderten nach Fischschwärmen zu tauchen, denen gleichzeitig auch Delphine und Thunfische nachstellen. Nachts abklingend, nur um am nächsten Morgen erneut zu beginnen, können derartige Freßorgien mehrere Tage dauern.
Die Hochseevögel, seien es Seeschwalben, Tropikvögel, Sturmvögel oder Gabelschwanzmöwen, unterliegen dem Zwang, zum Brüten an Land kommen zu müssen. Das offene Meer ist ihre eigentliche Heimat, wo sie Nahrung finden, ruhen, sich mausern, alt werden und ihre Freiheit haben. Das Land indes ist eine gefährliche Umgebung, wo unerwartete Hindernisse und abbrechende Luftströmungen ihre Flugkünste boykottieren, wo Raum knapp ist, drückende Hitze herrscht und keine Nahrung vorhanden ist. So überrascht es nicht, daß die meisten dieser Vögel nur für die wichtigste aller Lebensaktivitäten an Land kommen: das Brutgeschäft. Die flügge gewordenen Jungvögel werden erst als Erwachsene wieder hierher zurückkehren. Junge GalapagosAlbatrosse tun dies erst im Alter von drei Jahren, und die Elliot-Sturmschwalbe nistet derart im Verborgenen, daß man ihre Nistplätze bislang noch nicht lokalisieren konnte, auch wenn vieles für ihre Anwesenheit spricht. Die über den Ozean streifenden Seevögel haben es nicht leicht, einen angemessenen Nistplatz zu finden. Festlandküsten kommen wegen der zu zahlreichen Greifvögel nicht in Frage, während die ozeanischen Inseln in einer annehmbaren Entfernung zu den Nahrungsgründen liegen müssen, um den Nachwuchs regelmäßig mit Fischen versorgen zu können. Als südliche, östliche und nördliche Vorposten sind Española, Genovesa, Wolf und Darwin genau die richtigen
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Rotfußtölpel durchstreifen die warmen tropischen Gewässer nördlich von Galapagos. Ein Elternvogel ist soeben zu seinem Nest im niedrigen Buschland von Genovesa zurückgekehrt, um seinen ungestüm bettelnden Nachwuchs zu füttern (LINKS OBEN).
Die wellengepeitschten südlichen Klippen von Espanola ( LINKS UNTEN) wirken wie ein Magnet auf viele weit umherstreifende Seevögel, denen die abgeschiedene Insel einen sicheren Nistplatz bietet. Hier geben sich Albatrosse, Tölpel, Tropikvögel und Gabelschwanzmöwen ein Stelldichein.
Inseln. Hier scharen sich die Bewohner von Wind und Wellen zusammen. Galapagos-Albatrosse und Gabelschwanzmöwen kommen von den kühlen südlichen Ausläufern des Humboldt-Stroms, Rotfußtölpel und Rotschnabel-Tropikvögel indes aus dem wärmeren Norden, während Fregattvögel und Maskentölpel sich auf die randnäheren Nahrungsreviere konzentrieren. An Land kommen zahlreiche Streßfaktoren ins Spiel: Verlust von Agilität und Mobilität, ungewohnt hohe Temperaturen, Revierstreitigkeiten mit Artgenossen und anderen Spezies und Bewältigung von Lärm zusätzlich zur unabdingbaren Fürsorge für die winzigen Jungen, die all diesen Faktoren anfangs überaus hilflos ausgesetzt sind. Im Tohuwabohu der Nistkolonien kann es vorkommen, daß kleinere Seevögel den größeren zum Opfer fallen. Auch andere hier lebende Tiere können unbeabsichtigt zur Gefahr werden - ein Seelöwe, der sich im Schlaf umdreht und dabei ein Gelege zerquetscht, oder ein Meerechsenweibchen, das sein Nest in allzu großer Nähe zu graben beginnt. Das Wechselspiel der Aktivitäten auf einer Seevogelinsel wie Genovesa ist einfach faszinierend. Gabelschwanzmöwen nisten auf dem Korallenstrand in unmittelbarer Nachbarschaft zu Seelöwen und Meerechsen sowie auf abgeschiedeneren Felsvorsprüngen. Nur ein paar Meter vom Meer entfernt nehmen Fregattvögel die niedrigen Salzbüsche in Beschlag, wo sich die durchweg schwarzen Männchen zusammenscharen, um ihre knallroten Kehlsäcke den weißbrüstigen Weibchen zu präsentieren, die mit ihren gut zwei Meter weiten Flügeln dicht über ihnen schweben. Rotfußtölpel, für einen Seevogel in Bäumen recht wendig, beanspruchen mit rund 140 000 Paaren den blattlosen Palo-Santo-Wald, der das Binnenland bedeckt. Maskentölpel, die aufgrund ihres höheren Gewichts mehr Platz zum Manövrieren brauchen, bevorzugen offene Flächen, während sich die kleineren Noddis, Audubon-Sturmtaucher und Tropikvögel in die Winkel und tiefen Spalte der Klippen zurückziehen. Als kleinste Vertreter teilen sich zwei Sturmvogelarten die Labyrinthe der krustigen Lavafelder über den nach Süden weisenden Klippen. –
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Ein fast erwachsener Rotfußtölpel (RECHTS) wagt sich von seiner Heimat, der Insel Darwin, hinaus auf das weite Meer, um dicht über dem Wasser Fliegende Fische zu erbeuten.
Der Himmel über Genovesa ist von den Gerüchen und Lauten der Seevögel erfüllt – von den schrillen Rufen der im Flug balzenden Tropikvögel bis zu den tief empörten Krächzern der Rotfußtölpel, die durch die räuberischen Fregattvögel ihre Beute bedroht sehen. Am Boden unterdessen können sich die aufgeregten Balzaktivitäten ins Fieberhafte steigern. Um ihre Jungen unter den anspruchsvollen Bedingungen ihrer ozeanischen Lebensweise aufzuziehen, sind die Elternvögel über viele Monate hinweg auf ein Höchstmaß an Verantwortung und enger Zusammenarbeit angewiesen. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechend sorgfältige Partnerwahl. Als Prüfstein dient ein Balzprozeß, der gegenseitiges Vertrauen und Koordination festigen soll. Die Balz folgt jeweils festen Regeln. Bei den Tölpeln besteht sie aus Tanzen, Rufen, Skypointing und der Präsentation von Nistmaterial, bei den Gabelschwanzmöwen aus Kopfnicken, sozialer Gefiederpflege und der symbolischen Fütterung des Weibchens. Tropikvögel und Sturmtaucher paaren sich im Flug, in kleinen Schwärmen kreisend, wiederholt rufend und die Klippen nach potentiellen Nisthöhlen absuchend. Die männlichen Fregattvögel betreiben einen besonderen Aufwand, indem sie einen grellroten Kehlsack entwickeln, den sie bis zur Größe eines Luftballons aufblasen können, nur um potentiellen Partnerinnen zu imponieren. Für einen noch größeren Effekt tun sich die erwartungsvollen Männchen zu kleinen Gruppen zusammen, wobei sie ihre großen schwarzen Flügel ausbreiten und jedes über sie hinwegfliegende Weibchen laut anschnarren, bis eines von ihnen landet, um der Sache nachzugehen und – hoffentlich – eine Entscheidung zu treffen. Nachdem diese erfolgt ist, schrumpft der männliche Kehlsack wieder in sich zusammen und verblaßt, und das Paar wendet sich dem ernsten Geschäft des Nestbaus und der fast zwei Jahre dauernden Aufzucht des einzigen Jungen zu. Der erste Preis für ein kunstvolles Balzritual gebührt allerdings dem auf Española brütenden Galapagos-Albatros. Die mindestens drei Jahre zuvor im Trupp fortgezogenen Jungvögel kehren auf ihre Geburtsinsel zurück, um einen Partner zu finden. Zu dritt oder zu viert voll–
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Die mächtigen Wellen des Pazifiks branden unentwegt gegen die alten Lavaschichten. Bei Punta Suarez (I.I\KS) an der Südküste von Espanola hat sich eine Höhlung gebildet. Die Höhle hat einen Riß in der Decke, »Blowhole* genannt, durch den die Wassermassen in Form einer rasanten Gischtfontäne nach oben sprühen.
lLine Bastardschildkröte (RECHTS) nimmt ein Sonnenbad in der Tiefwasserzone zwischen Genovesa und Santiago, indem sie sich dicht unter der WasserOberfläche treiben läßt. Anders als die Grüne MeeresSchildkröte läßt sich diese Spezies, die offenbar aus Zentralamerika stammt, niemals in Küstennähe blicken.
ziehen sie eine Folge raffinierter Tanzschritte, die sie unermüdlich wiederholen. Während die weniger geschickten Mitbewerber allmählich ausscheiden, kann es Wochen, Monate oder gar Jahre dauern, bis die Paarbindung nach dem Prinzip »Versuch und Irrtum« erfolgt ist. Die Koordination und Präzision ihrer streng choreographierten Bewegungen ist einfach faszinierend. Schnabelfechten, Klappern, ritualisiertes Drohen, Skypointing und angedeutete Gefiederpflege werden gemeinsam vollzogen wie nach einer genauen Choreographie und begleitet von mattem Ächzen und ekstatischem Trompeten. Hiermit festigen sie ihre lebenslange Partnerschaft, um über Jahrzehnte hinweg alljährlich im April vom offenen Meer zurückzukehren und ihr einziges Junges bis zum Jahresende großzuziehen. Bevor sie dann im Dezember zu ihren
überleben, wenn sie sich nicht das nötige Handwerkszeug eines Seevogels aneignen. Wer das erste
einsamen Wanderungen aufbrechen, erneuern sie ihr wechselseitiges Engagement durch kurzes
Jahr auf dem Meer übersteht, wird sich womöglich eines recht langen Lebens erfreuen können –
Wiederholen ihrer jugendlichen Tänze.
einige Arten haben eine Lebenserwartung von zehn, andere sogar von 50 Jahren.
Unabhängig davon, ob sie sich lebenslang oder nur für eine Saison aneinander binden,
Das Meer ist für diese Vögel nicht so gleichförmig, wie es uns vorkommt. Das Wechselspiel
gibt es unter den Seevögeln keine Alleinerziehenden, was nicht verwundert, wenn man bedenkt,
der nördlichen und südlichen Strömungen und das von Westen emporquellende Wasser lassen
daß sie sich bei der Beschaffung von Meeresnahrung abwechseln müssen. Während einer der
Tiefsee-Organismen plötzlich an die Oberfläche gelangen. Unter den Wellen lauern Meeresräuber,
Partner hierzu vielleicht Hunderte von Kilometern zurücklegt, muß der andere die Eier oder
die der Nahrungsfülle ebenso folgen wie die Seevögel. Zu Tausenden teilen sich Großwale, pela-
Jungvögel tage- oder wochenlang behüten - ohne Nahrung, Wasser und Schutz vor der Hitze.
gische Haie und ganze Delphinschulen diese Reichtümer mit den Vögeln, bisweilen in Form
Wenn der Partner schließlich zurückkehrt, bleibt wenig Zeit für Zweisamkeit, denn es gilt, die
wahrer Freßorgien, an denen sich ein Dutzend oder mehr Arten räuberischer Meerestiere betei-
Rollen zu tauschen. Wenn ein Tölpel oder Fregattvogel erst einmal einige Monate alt ist, muß
ligen. Auffälligstes Anzeichen für derartige Zusammenkünfte ist meist die Anwesenheit von Töl-
er zwar nicht mehr von einem Elternteil beaufsichtigt werden, fordert jedoch mit seinem wachsenden Appetit den Einsatz beider Altvögel.
peln, und das wirbelnde Auf und Nieder der von der Wasseroberfläche hoch aufsteigenden und
Trotz der erheblichen elterlichen Investitionen haben es junge Seevögel oft sehr schwer,
ins Meer herabfallenden Vögel lockt rasch Verstärkung aus allen Richtungen herbei. Während
den Übergang vom Nest zum offenen Meer zu vollziehen. Nahrung ist rar, und kaum etwas
diese Stoßtaucher auf das Wasser herabprasseln und Fregattvögel und Möwen Fische von der
deutet darauf hin, wo man sie findet. Junge Fregattvögel und manche Tölpel werden zwar noch
Oberfläche abschöpfen, nähern sich Delphine und Seelöwen von unten, um dichte Sardinen- und
lange nach dem Flüggewerden von ihren Eltern gefüttert, doch sie können auch dann nicht
andere Fischschwärme zu umzingeln. –
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Als seltener Gast aus dem offenen Meer durchstreift
Ein Pottwalkalb (RECHTS) gleitet dicht unter der
ein männlicher Schwertwal (LINKS OBEN) auf der Suche nach Stachelrochen das Flachwasser vor der Südküste von Santa Cruz. Solche Besuche sind kurz und rar, wobei die Wanderungen der majestätischen Meeresräuber in diesem Teil des Pazifiks noch nicht enträtselt sind. In den tiefen Gewässern vor der Insel Pínta schließen sich einige weibliche Pottwale (LINKS UNTEN) in enger Formation zur gemeinschaftlichen Nahrungsaufnahme zusammen.
Oberfläche der tiefen Randgewässer, während die übrigen Mitglieder des aus Kühen und Halbwüchsigen bestehenden Verbands in den finsteren Tiefen auf Nahrungssuche gehen. Das offene Meer zwischen den Inseln ist ein bedeutendes Paarungsrevier für die ortsfesten Pottwalkühe, während die Bullen zur Paarung aus südlichen Regionen herbeischwimmen.
Dann kann man eine ungemein faszinierende Unterwasserwelt mit wendigen Räubern beobachten, die ihre glitzernde Beute im Zickzackkurs verfolgen. Womöglich sind Dutzende von Makrelen und Echten Bonitos mit von der Partie, und Gelbflossen-Thunfische und pelagische Haie schließen sich den engen Kreisformationen fressender Delphine und Seelöwen an. Fischschuppen schweben wie Konfetti im Wasser, und tauchende Tölpel lassen Luftblasen aufsteigen, die einem silbernen Funkenregen gleichen. Während sich die bedrängten Fische zunehmend dichter zusammenschließen, nähert sich eventuell ein Brydewal schemenhaft aus der Tiefe, um kurzerhand den gesamten Schwarm zu verschlingen. Die gesättigten Räuber trennen sich schließlich wieder: Haie und Thunfische verschmelzen erneut mit dem blauen Nichts, die Delphine setzen ihre verspielten Sprünge fort, und die Tölpel kehren zu den Nestern zurück, um ihre Jungen zu füttern. Dicht vor der Küste von Galapagos, vor allem an den unterseeischen Steilabbrüchen, kann man noch andere Wanderer der Meere regelmäßig sichten. Hammerhaie patroullieren die Region in großen Verbänden, vermutlich um sich zu paaren. Außerdem liegen hier die bevorzugten Reinigungsstationen der Grünen Meeresschildkröten, die zum Teil aus entfernten Regionen herbeikommen. Auch die in Zentralamerika nistenden Bastardschildkröten schwimmen zwischen den Inseln umher, gehen hier jedoch nicht an Land. Ihr Reich teilen sie mit vorbeiziehenden Schwertwalen, den rätselhaften Schnabelwalen und mit großen Trupps tief tauchender Pottwalkühe, deren gewaltige Partner nur selten aus den gemäßigteren Gewässern zu Besuch kommen. Die Unterwasserwelt der Galapagosinseln steht an Faszination somit dem Leben an Land und in den Lüften in nichts nach.
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Entlang abschüssiger, strömungsreicher Tiefseewände versammeln sich Glatte Hammerhaie ( L I N K S ) in größerer Zahl, vor allem bei den nördlichen Inseln Darwill und Wolf. Unklar bleibt, ob sie sich zur Paarung treffen oder aber, um sogenannte Reinigungsstationen aufzusuchen, wo sie sich durch kleine Riff-Fische von ihren Hautparasiten befreien lassen. Der Hammerhai fällt zunehmend dem illegalen, allein an seinen Flossen interessierten Fischfang zum Opfer, der seinen Fortbestand gefährdet.
Den Effekt genießend, prescht ein verspielter halbwüchsiger Seelöwe unweit von Seymour in einen dichten Schwarm von Füsilieren, die sich in sämtliche Richtungen davonmachen ( RECHTS). Obgleich die Fische für das Jungtier zu flink sind, hilft ihm diese Übung dabei, seine Jagdtechniken zu verbessern.
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Dieses Albatrospärchen (OBEN) ist in ein komplexes
Gleich einem einsamen Vorposten im Ozean weisen
Balzritual vertieft, das die lebenslange Bindung beider Vögel festigen soll, bevor sie sich für vier Monate trennen und ozeanische Streifzüge unternehmen. Zu den windreichen Klippen von Española zurückgekehrt, wird man einander sogleich wiedererkennen und einen neuen Nistzyklus beginnen.
die bizarr geformten Klippen der Insel Wolf(RECHTS) hinaus auf Tausende von Kilometern offenes Meer, Ein halbwüchsiger Fregattvogel wartet darauf daß seine Eltern mit Futter zurückkehren. Auch andere Seevögel nisten hier in großer Zahl.
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In den niedrigen Salzbüschen von Darwin Bay (Genovesa) hocken zwei frischvermählte Bindenfregattvögel einträchtig beisammen (OBEN). Sobald die Paarbindung hergestellt ist und man sich dem Nestbau zuwendet, schrumpft der Kehlsack des Männchens zusammen und seine Farbe verblaßt. Die Aufzucht des einzigen Jungen kann 18 Monate oder noch mehr in Anspruch nehmen.
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Der Kehlsack des männlichen Fregattvogels ent-
Selbst mit vollständig aufgeblähtem Kehlsack gleitet
wickelt sich ausschließlich nährend der Balzperiode. Er kann nach Belieben aufgebläht (LINKS) und entleert werden. Das Männchen präsentiert sich jedem vorbeischwebenden Weibchen, indem es ruft und seine gespreizten Flügel erzittern läßt. Das Weibchen trifft seine Entscheidung anhand des Erscheinungsbildes.
dieser Bindenfregattvogel (OBEN) mühelos durch die Lüfte. Die Männchen tun sich zu kleinen Gruppen zusammen, um sich – an strategisch günstigen Nistplatzen hockend – den Weibchen zu präsentieren, Während sich neue Paare bilden, wandern die erfolglosen Vögel ab, um anderswo ihr Glück zu versuchen. Alljährlich werden neue Verlöbnisse geschlossen.
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Die Balz der Maskentölpel (OBEN) kann eine span-
Dieser Maskentölpel (RECHTS) bei seinem Nest auf
nungsgeladene Angelegenheit sein. Die ersten Avancen der kräftigen, stark erregten Vögel schlagen oftmals in Aggression um, vereinzelt mit heftigem Schnabelfechten, bis man sich schließlich aneinander gewöhnt und jenes gegenseitige Vertrauen entsteht, das für die Aufzucht des einzigen Jungen benötigt wird.
Genovesa zeigt die perfekte Keilform seines Schnabels und die nach vorn weisenden Augen für räumliches Sehvermögen – beides sind unverzichtbare VorausSetzungen für präzise Tauchgänge. Als Stoßtaucher können sich Maskentölpel aus mehr als 30 Meter Höhe senkrecht ins Meer stürzen.
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Vor der untergehenden Sonne liefert sich ein Maskentölpelpärchen (OBEN) ein ritualisiertes Schnabelgefecht. Aus großen Maskentölpelkolonien wie hier bei Punta Suarez auf Española ertönt lautes Pfeifen und Trompeten, nenn sich die Vögel um Partner und Nistplätze streiten.
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Der Körperbau der Großen Tümmler (LINKS OBEN) ist ganz auf Geschwindigkeit und ständige Bewegung ausgelegt – für Spielereien dicht unter der Wasseroberfläche sowie für die Jagd auf pelagische Fischschwärme in größeren Tiefen. Diese Schule in den tiefen Gewässern vor Roca Redonda hält beständig Kontakt mittels differenzierter Lautäußerungen – vom hochfrequenten Quietschen bis zum tiefen Pochen.
Vor dem Bug eines zwischen den Inseln verkehrenden Schiffs rangeln einige ausgelassene Große Tümmler dicht an dicht um die beste Position (LINK S UNTEN). Mit Sprüngen und Sprints scheinen die verspielten Tiere den Ritt in der Bugwelle zu genießen.
Ein einzelner Delphin (RECHTS) begrüßt den windstillen Morgen, während seine Artgenossen in den Gewässern vor Isabela kreuzen. Im dunstverhangenen Hintergrund erhebt sich die Kuppel des Vulkans Wolf (1706 m), des höchsten Vulkans von Galapagos.
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Register Kursiv erscheinende Seitenzahlen verweisen auf Fotos. Academy Bay (Insel Santa Cruz) 12, 26, 64, 66 Adlerrochen 62 Albatros 115, 116, 119, 124 Alcedo (Vulkan, Insel Isabela) 2-3, 12, 24, 94-95, 98, 777, 112-113 Audubon-Sturmtaucher 116 Auslese, natürliche 23 Bahama-Ente 86-87, 100 Bartolomé (Insel) 20, 21, 69 Bastardschildkröte 779, 120 Baumopuntie 79, 81 Beebe, William 97 Berlanga, Tomás de (Bischof) 20, 24, 29 Bindenfregattvogel 15, 126, 127 Blaufußtölpel 30, 32, 35, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 114, 115 Braunpelikan 39, 72-73 Cape Douglas (Insel Fernandina) 52, 66, 74, 102-103 Cape Hammond (Insel Fernandina) 28, 29, 30, 54, 66-67, 72, 95, 98, 100, 101 Cerro Azul (Vulkan, Insel Isabela) 8, 9, 96, 97, 98, 104-105 Charles-Darwin-Forschungsstation 25, 83 Charles-Darwin-Stiftung 24, 25 Cromwell-Strom 20, 57, 64, 101, 115 Daphne Mayor (Insel) 47 Daphne Menor (Insel) 7 Darwin (Insel) 78, 84, 116, 117, 123 Darwin Bay (Insel Genovesa) 64, 126 Darwin, Charles 19, 23, 23, 24, 29, 57, 78, 115 Darwinfinken 23, 23, 24, 78-80, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 100 Delphine 77, 119, 130-131 DeviFs Crown 58, 59 Drückerfisch 61
52, 54, 57, 61, 66, 66-67, 69, 72, 74, 76, 77, 78, 86-87, 92, 95, 98, 99, 100-101, 102-103, 114, 115 Finken siehe Darwinfinken Fischfang 25, 26 Flamingo 14, 15, 23, 77, 86 Fledermäuse 30 Floreana (Insel) 58, 71, 81 Flugunfähiger Kormoran 23, 35, 57, 61, 74, 75 Fregattvogel 16, 116, 117, 119, 124-125, 126, 127 Füsiliere 123
Kanadareiher 38 Kleiner Baumfink (Camarhynchus parvulus) 79, 84 Kleiner Grundfink (Geospiza fuliginosa) 78, 79, 85 Kormoran 23, 35, 57, 61, 74, 75 Landleguan 76, 77, 81, 82, 92, 93, 100, 101 Lavaechse 81, 84, 100 Lavakaktus (Brachycereus) 12, 78 Leguan siehe Landleguan, Meerechse »Lonesome George« 83, 98
Gabelschwanzmöwe 116, 117 Galapagos-Albatros 115, 116, 119, 124 Galapagos-Bussard 5, 80, 94-95, 100, 107, 108-109 Galapagos-Kaiserfisch 58 Galapagos-Riesenschildkröte 2-3, 12, 13, 23, 25, 82, 83, 98, 108, 109, 110, 112-113 Galapagos-Seebär 15, 30, 35, 54, 58, 101 Galapagos-Seelöwe 6, 14, 15, 23, 30, 31, 35, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54-55, 58, 60, 61, 61, 62, 62, 63, 101, 123 Galapagos-Spottdrossel (Nesomimus parvulus) 80 Gardner (Insel) 64 Gardner Bay (Insel Española) 50 Gecko 81 Genovesa (Insel) 75, 32, 64, 116, 776, 117, 126 Goldener Rochen 56, 57, 62 Großer Baumfink (Camarhynchus psittacula) 79, 82 Großer Grundfink (Geospiza magnirostris) 78, 83 Großer Kaktusfink (Geospiza conirostris) 79-80 Großer Tümmler 77, 130 Grüne Meeresschildkröte 58, 70, 71 Guineafowl Pufferfish (Arothon meleagris) 64-65 Haie 61, 62, 119, 120, 122-123 Halfterfisch 61 Hammerhai 120, 122-123 Harlekinbrasse (Bodianus eclancheri) 58 Heuschrecke (Schistocerca melanocera) 89 HMS Beagle 22, 23, 24 Hood-Spottdrossel (Nesomimus macdonaldi) 80 Humboldt-Strom 116 Hunde 24
Echte Karettschildkröte 58 Ecuador (Vulkan, Insel Isabela) 44 El Niño 20, 32, 35, 88 Elliot-Sturmschwalbe 115 Engelfisch 58, 62 Esel 24, 111 Española (Insel) 30, 32, 33, 36, 45, 47, 50, 61, 81, 83, 90, 97, 105, 116, 118, 119, 779, 129 Eulen 98, 707
James Bay (Insel Santiago) 48, 49
Farne 12 Fernandina (Insel) 5, 8, 12, 18, 19, 28, 29, 30, 38, 40, 43,
Kakteen 77, 78, 79, 81 Kaktusfink (Geospiza scandens) 79-80, 80, 81
Isabela (Insel) 2-3, 8, 9, 12, 13, 24, 25, 26, 27, 32, 40-47, 44, 45, 74, 94-95, 96, 97, 98, 101, 104-105, 106-107, 111, 112-113 Isla Plaza Sur 79, 81, 93
Mangrove 102 Mangrovenfink (Cactospiza heliobates) 80 Mangrovenlagunen 62 Marchena (Insel) 81 Maskentölpel 705, 116, 128, 129 Meerechse 18, 19, 23, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 48, 61, 62, 64, 66-67, 95, 98, 101, 102-103 Melville, Herman 29, 77 Mittlerer Baumfink (Camarhynchus pauper) 79 Mittlerer Grundfink (Geospiza fortis) 78, 85 Mosquera (Insel) 36 Möwen 23, 30, 776 Nationalpark-Verwaltung 25, 83 Nazca-Platte 19 Noddi 62, 116 »On The Origin of Species«/»Von der Entstehung der Arten« (Darwin) 23, 24 Pacific Creolefish (Paranthias colonus) 58, 59 Palo-Santo-Wald 88, 89 Papageifisch 64, 65 Passionsblume 12 Pelikan 39, 61, 62, 72-73 Peru-Strom 20 Pinguin 23, 35, 61, 68, 69 Pínta (Insel) 81 Pinzón (Insel) 81, 83, 90 Puerto Fragata (Insel Isabela) 56, 57 Punta Cormorant (Insel Floreana) 77 Punta Espinosa (Insel Fernandina) 12, 34, 35, 38, 43, 52, 54, 74, 75, 102 Punta Mangle (Insel Fernandina) 40 Punta Suarez (Insel Española) 30, 45, 47, 61, 105, 118, 119, 129 Punta Vicente Roca (Insel Isabela) 44, 106-107 Rábida (Insel) 74, 15, 57, 64, 65 Ratten 30, 82, 83, 107 Reiher 62
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Riesenschildkröte siehe Galapagos-Riesenschildkröte Roca Redonda 130 Rote Klippenkrabbe 36, 37, 62 Rotfußtölpel 116, 1 1 7 Rubintyrann 706 San Cristóbal (Insel) 81 Santa Cruz (Insel) 12, 25, 64, 66, 72, 80, 82, 83, 84, 94 Santa Fe (Insel) 79, 82, 97 Santiago (Insel) 20, 21, 25, 48, 49, 101 Sattelpanzerschildkröte 82, 83, 90-91 Scalesia (Sonnenblumenbaum) 82, 98, 707 Schildkröten siehe Bastardschildkröte, Echte Karettschildkröte, Galapagos-Riesenschildkröte, Grüne Meeresschildkröte, Sattelpanzerschildkröte Schlangen 81, 94, 100 Seebär siehe Galapagos-Seebär Seelöwe siehe Galapagos-Seelöwe Seymour (Insel) 16, 32, 39, 60, 61, 62, 123 Skypointing (Himmelweisen) 19, 31 Spechtfink (Cactospiza pallida) 80, 82 Spitzschnabel-Grundfink (Geospiza difficilis) 78-79, 84 Spottdrossel 80, 100 Stelzenläufer 100 Streamer Hogfish (Bodianus diplotaenia) 64, 65 Sturmtaucher 116, 117 Sturmvögel 115, 117 Südäquatorialstrom 20 Südostpassat 21 Sumpfohreule 707 Tagus Cove (Insel Isabela) 26, 27, 88-89 Tauben 80, 100 Thermoregulation, verhaltensspezifische 18, 19, 31, 32, 33 Tölpel siehe Blaufußtölpel, Maskentölpel, Rotfußtölpel Tourismus 25 Turtle Bay (Insel Santa Cruz) 70, 72 Urvina Bay (Insel Isabela) 74 Vegetarierfink (Camarhynchus crassirostris) 80, 83 Waldsängerfink (Certhidea olivacea) 80 Wale 119, 120, 121 Weißspitzen-Hundshai 26 Werkzeuggebrauch (bei Finken) 80, 82 Wolf (Insel) 78, 84, 116, 123, 124-125 Wolf (Vulkan) 98, 130-131 Ziegen 25, 82, 83, 98, 111