101 Gründe ohne Männer zu leben Gerlis Zillgens
Scan und Korrektur
Karl Napf
Erstellungsdatum
2002–08–23
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101 Gründe ohne Männer zu leben Gerlis Zillgens
Scan und Korrektur
Karl Napf
Erstellungsdatum
2002–08–23
http://pub115.ezboard.com/bdocgonzossprechzimmer
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1. Vorwort von Erika Berger.................................................................................... 5 1. Vorwort von Erika Berger.................................................................................... 5 1. Am Anfang war das Wort............................................................................... 8 1 Grund 1: Hängende Hosen......................................................................... 8 2. Die optischen Gründe ................................................................................... 11 1 Grund 1:Hängende Hosen........................................................................ 11 2 Grund 2:Textile Angelegenheiten ............................................................ 11 3 Grund 3: Kleine Pferdchen ...................................................................... 12 4 Grund 4:Bäuchlings voran ....................................................................... 13 5 Grund 5: Der Berühmte Griff................................................................... 14 6 Grund 6:Männer werden reif, Frauen werden alt... .................................. 14 7 Grund 7:Hüftbeuger ................................................................................. 15 8 Grund 8: Haariges .................................................................................... 16 9 Grund 9: Komm, Schatz, wir machen es uns gemütlich .......................... 16 10 Grund 10: Von der Wachtel zum Elefanten ............................................. 17 3. Kapitel 4 ....................................................................................................... 18 1 Grund 11: Pheromoone ............................................................................ 18 2 Grund 12: Smoke ..................................................................................... 18 3 Grund 13: Öffnen der Kühlschranktür ..................................................... 19 4 Grund 14: Riecht das nicht schön?........................................................... 20 5 Grund 15. Nahrungsabgabe...................................................................... 21 6 Grund 16: Gase ........................................................................................ 22 7 Grund 17: Füsse ....................................................................................... 22 8 Grund 18: Lederfetischismus ................................................................... 23 9 Grund 19: Zugempfindlichkeit................................................................. 24 10 Grund 20: Ähm, irgendwie ... streng........................................................ 24 4. Die akustischen Gründe ................................................................................ 26 1 Grund 21: La, La, La................................................................................ 26 2 Grund 22: Krächz, Säg, Prust................................................................... 26 3 Grund 23: Knirsch, Knirsch, Knirsch ...................................................... 27 4 Grund 24: Klack, Klack, Klack................................................................ 28 5 Grund 25. Tooor! Toooor! Tooooor! ....................................................... 29 6 Grund 26: Wumms, wumms, wumms...................................................... 29 7 Grund 27: Flöt, Flöt, Flöt ......................................................................... 30 8 Grund 28: Spuck, Spei, Rotz.................................................................... 31 9 Grund 29: Schlürf, Schlürf, Schlürf ......................................................... 31 10 Grund 3o: Brüll, Brüll, Brüll.................................................................... 32 5. Die oralen Gründe......................................................................................... 33 1 Grund 31: Es fehlt die Würze................................................................... 33 2 Grund 32: Der Meisterkoch ..................................................................... 33 3 Grund 33: Männer machen Forellenbäckchensalat .................................. 34 4 Grund 34: Der Weinkenner...................................................................... 34 2
5 6 7 8 9 10 6. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 7. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 8. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 9. 1 2 3
Grund 35: Küssen .................................................................................... 35 Grund 36: Mund faul, Mund voll............................................................. 35 Grund 37: Männer ziehen Fäden.............................................................. 36 Grund 38: Der bewegte Mund.................................................................. 36 Grund 39: Gar kein Mund........................................................................ 36 Grund 40: Schmucklos............................................................................. 37 Die haptischen Gründe.................................................................................. 39 Grund 41: Stachelig ................................................................................. 39 Grund 42: Arbeiter- und Bauernhaut ....................................................... 39 Grund 43: Mami, es kratzt ....................................................................... 40 Grund 44: Männer lieben’s blau .............................................................. 40 Grund 45: Männer lieben’s rund .............................................................. 41 Grund 46: Männer lieben’s handlich........................................................ 41 Grund 47: Streicheleinheiten ................................................................... 42 Grund 48: Der haptische Vater ................................................................ 42 Grund 49: Feinmotorische Schwäche ...................................................... 43 Grund 50: Grobmotorische Stärken ......................................................... 43 Die hygienischen Gründe.............................................................................. 45 Grund 51: Handtücher.............................................................................. 45 Grund 52: Reste ....................................................................................... 45 Grund 53: Vor dem Essen, nach dem Essen... ......................................... 46 Grund 54: Machtlose Sauger.................................................................... 46 Grund 55: Im Stehen ................................................................................ 46 Grund 56: Das Häutchen.......................................................................... 47 Grund 57: Nagelphobie............................................................................ 48 Grund 58: Schuppen................................................................................. 48 Grund 59: Nochmals kleine Pferdchen, diesmal weisse .......................... 48 Grund 60: Die Kehrseite .......................................................................... 48 Die horoskopalen Gründe ............................................................................. 50 Grund 61: Widder .................................................................................... 50 Grund 62: Stier......................................................................................... 50 Grund 63: Zwilling .................................................................................. 50 Grund 64: Krebs....................................................................................... 51 Grund 65: Löwe ....................................................................................... 51 Grund 66: Jungfrau .................................................................................. 52 Grund 67: Waage ..................................................................................... 52 Grund 68: Skorpion.................................................................................. 52 Grund 69: Schütze.................................................................................... 53 Grund 70: Steinbock ................................................................................ 53 Die ostzonalen Gründe.................................................................................. 54 Grund 71: Schlafzimmer .......................................................................... 54 Grund 72: Gebäude .................................................................................. 54 Grund 73: Monologe................................................................................ 55 3
4 5 6 7 8 9 10 10. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12. 1
Grund 74: Ironie....................................................................................... 55 Grund 75: Nuss-Nougat-Creme ............................................................... 56 Grund 76: Die gute alte Zeit..................................................................... 57 Grund 77: Sandmännchen........................................................................ 58 Grund 78: Kurze Hosen, Socken, Sandalen ............................................. 58 Grund 79: Emanzipation .......................................................................... 58 Grund 80: Spätgebärende......................................................................... 59 Die sexuellen Gründe............................................................................... 61 Grund 81: Vorspiel, Endspiel, Nachspiel................................................. 61 Grund 82: Viagra ..................................................................................... 61 Grund 83: Ich bin schon da ...................................................................... 62 Grund 84: Multipel solls schon sein......................................................... 62 Grund 85: Klitoral, Vaginal, ach egal ...................................................... 63 Grund 86: Hütchen, Deckelchen, Pillchen... ............................................ 64 Grund 87: Eifersucht................................................................................ 66 Grund 88: Let’s talk about Sex, Baby...................................................... 66 Grund 89: 0190 ... .................................................................................... 67 Grund 90: Liebesfilme ............................................................................. 68 Die sonstigen Gründe............................................................................... 69 Grund 91: Das böse Y.............................................................................. 69 Grund 92: Der grosse und der kleine Klaus ............................................. 69 Grund 93: Monetäres ............................................................................... 70 Grund 94: Der Mann im Auto.................................................................. 71 Grund 95: Der kranke Mann .................................................................... 72 Grund 96: Altersunterschied .................................................................... 72 Grund 97: Spieglein, Spieglein, an der Wand .......................................... 73 Grund 98: Geheimnisse............................................................................ 74 Grund 99: Seine Mutter............................................................................ 74 Grund 100: Männer wissen, was abseits ist ............................................. 75 am Ende waren es 18 Kölsch ................................................................... 76 Grund 101: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen............ 76
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1. Vorwort von Erika Berger Als Gerlis Zillgens mich fragte, ob ich ein Vorwort zu ihrem Buch 101 Gründe ohne Männer zu leben schreiben möchte, mußte ich zuerst unheimlich lachen, denn diesen Titel fand ich richtig gut. Dann habe ich darüber nachgedacht, ob auch ich Gründe haben könnte, wenigstens manchmal ohne Männer zu leben und habe zugesagt. Männer - sie sind doch ein schier unerschöpfliches Thema! Und wer ehrlich ist, die gibt offen zu, daß es - zumindest einige Zeit - auch ohne sie geht! jeder kennt doch die Gespräche unter Frauen, die meist ungefähr so beginnen: Weißt du, Gabi (oder wie immer sie auch heißen mag), versteh mich jetzt nicht falsch, aber zur Zeit bin ich richtig happy. Ich bin nämlich alleine, mein Horst (oder wie immer er auch heißen mag) ist gerade auf einem Lehrgang. Ich genieße das. Es heißt aber nicht, daß ich ihn nicht liebe, verstehst du? Und bitte, erzähl’s nicht weiter, ich möchte nicht, daß er es erfährt. Er würde das nicht verstehen. Aha, so ist das also, werden jetzt die Männer sagen. Ich glaube, wir sollten das Phänomen Männer einmal ein klein wenig näher betrachten: Oswald Kolle sei dank, denn er hat das Geheimnis Mann in den 6oer Jahren gelüftet, fortan war der Mann für uns Frauen kein unbekanntes Wesen mehr. Wir wissen jetzt, wie Männer sind, wie sie leiden, wie sie lieben, was sie können und was nicht. Außerdem wissen wir, daß wir ohne Männer nichts sind. Alles klar? Herbert Grönemeyer hat sich in seinem Song Männer mit seinen Geschlechtsgenossen auseinandersetzt. Wann ist ein Mann ein Mann? Gute Frage, meine ich, und die Antworten sind auch nicht schlecht: Männer sind schon als Babys blau, Männer brauchen Liebe und Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich. Sind Männer unersetzlich? Oder haben die Ärzte eher recht, wenn sie aus vollem Halse singen: Männer sind Schweine? Nun, Schweine erkennt man an ihrem Grunzen, ihrer rosa Hautfarbe und sie haben vier Beine. Männer sind also eindeutig keine Schweine! Aber Schweine suhlen sich auch gern im Dreck, haben einen unerschöpflichen Appetit und ein kleines niedliches Ringelschwänzchen. Sind Männer vielleicht doch Schweine? Wir wollen das an dieser Stelle nicht weiter erörtern und überlassen der Leserin das Urteil. Männer sind aber auf jeden Fall unersetzlich. Unersetzlich, weil sie nicht vollkommen sind, weil sie nicht der Nabel der Welt sind und weil sie so zauberhafte Macken haben, die wir Frauen eben liebenswert finden. Wir setzen uns doch nur zu gern die große rosarote Brille auf die Nase und sehen in einem trägen, grauen Hauskater einen eleganten und wilden Tiger. Wir reden uns immer wieder gerne ein, daß wir den besten Liebhaber aller Zeiten an Land gezogen haben. Wir sind überzeugt davon, daß er der charmanteste Mann der Welt ist und daß wir bis an unser Lebensende mit eben diesem Mann glücklich sein werden. Und mit ein bißchen Illusion, geben wir es doch zu, läßt sich auch gleich viel glücklicher leben. Und geben wir auch das zu: Umgekehrt ist mit uns zu leben vielleicht nicht die einfachste Sache der Welt. Wie hat mal ein Kollege nach einer für ihn 5
unglaublichen Enttäuschung gesagt: Erika, ich sage dir eines - Frauen machen traurig! Wie auch immer - nüchtern betrachtet gibt es Gründe. Um genau zu sein: 101 Gründe, ohne Männer zu leben. Gerlis Zillgens hat sehr genau beobachtet und herausgefunden, daß Liebe NICHT blind macht. Auch bei noch so großem Wohlwollen, ein in den Knien hängender Hintern in Jeans ist abturnend. Genauso der berühmte Griff des Mannes an die Stelle, wo seine Hose aus anatomischen Gründen weiter geschnitten ist als unsere. Macht das ein Popstar auf der Bühne, dann will der damit die Mädels so richtig scharf machen. Aber im ganz normalen Leben hinterläßt der Anblick doch eher einen schalen Geschmack. Ich denke mir manchmal, daß Männer ganz einfach nicht wissen, was sie mit ihren Händen und Fingern anfangen sollen. Besonders hübsch in diesem Buch ist auch die Geschichte mit dem notorisch lügenden Volksmund, der behauptet, daß Männer reif und Frauen alt werden. Ehrlich, darüber habe ich mich selbst schon schwärzer als schwarz geärgert und bin nun doch sehr froh, daß die Autorin die Dinge gerade rückt. In meiner RTL-Sendung Eine Chance für die Liebe wurde ich immer wieder gefragt: Frau Berger, was kann ich tun, damit unsere Liebe wieder so wird wie früher? Und ich habe oft geantwortet: Na ja, machen Sie doch öfter mal einen gemütlichen Abend zu zweit mit allem drum und dran! Nach der Lektüre von 101 Gründen ohne Männer zu leben kommen mir nun doch Zweifel, ob das wohl immer geholfen hat. Gerlis Zillgens beschreibt uns auf sehr humorvolle Weise, was ein Mann wirklich meint, wenn er sagt: Komm Schatz, wir machen es uns gemütlich! Gemeinsam mit der Autorin kann ich auf die Frage Wollen wir das? nur aus vollem Herzen sagen: Nein danke! Manchmal, wenn man einen auf den ersten Blick gut angezogenen Mann sieht, freut man sich - bis der Blick auf das Ding fällt, das er sich locker und lässig um den Hals geschnürt hat, auch Krawatte genannt. Wir erfahren in diesem Buch näheres über des Mannes Phantasie, die in bezug auf dieses Stück Stoff wilde Purzelbäume schlägt und der wahrlich keine Grenzen gesetzt zu scheinen. Ein empfindliches Thema, das auch berührt wird, ist der Mann und sein Auto. Ich selbst fahre ungern, würde aber lieber zu Fuß gehen, als neben einem fanatischen Autofahrer zu sitzen, der wie Schumi um die Kurven prescht und alles besser weiß. Und wenn er alles besser weiß, wieso eigentlich, frage ich mich, halten so oft Männer an und fragen: Entschuldigung, wie komme ich denn am schnellsten von A nach B? Das können doch nicht alles Flirtversuche sein, oder? Jede Frau hat schon so ihre Erfahrungen gemacht mit dem kranken Mann. Er leidet intensiv und lang und ausdauernd. Wir pflegen ihn intensiv und lang und ausdauernd bis zum Tag seiner völligen Genesung. Und wie intensiv und lang und ausdauernd ist seine Bereitschaft, uns zu pflegen, wenn wir darnieder liegen? Nach der Lektüre dieses Buches wissen Sie auch darüber ein Wörtchen mehr zu sagen. Ja, und dann noch der Mann und seine Mutter. Irgendwann stellt der Mann fest, daß er seine Mutter weder heiraten noch mit ihr schlafen kann und entschließt sich 6
schweren Herzens, ein anderes weibliches Wesen zu heiraten und mit ihr zu schlafen. Ich glaube, das sagt alles. Die Mutter ist die Allergrößte und treibt so manche frischgebackene oder auch schon etwas altbackenere Ehefrau in den Wahnsinn. 101 Gründe Ohne Männer zu leben macht Spaß zu lesen. Und keine Angst, es ist nicht etwa böse oder gemein oder männerfeindlich. Und da, wo es doch böse, gemein oder männerfeindlich ist, ist es das auf eine so komische Art, daß ich glaube, daß auch Männer mitlachen müssen. Dieses Buch ist eine Art Spiegel, den Frauen den Männern vorhalten und damit sagen wollen: Mensch, lieber Mann, mach’s doch einfach anders! Männer sind trotz ihrer Macken liebenswerte Geschöpfe und mit Sicherheit das Zweitschönste, was der liebe Gott erschaffen hat. Daß Männer und Frauen einfach nicht zusammen passen, mag auf den ersten Blick schon richtig sein, aber man kann ja daran arbeiten. Und wenn wir Frauen gnädig sind, ab und an ein Auge zudrücken und wir ihnen das, was Jean Anouilh geschrieben hat, immer wieder nachsehen, dann gibt es auch eine Chance, daß es klappen könnte: Arme Männchen, arme stolze Pfauen! Sie spreizen ihr Rad zu Eroberungen, kaum daß sie laufen können! Bleibt nur noch zu sagen: Würden wir nicht mit Männern leben, wäre es am Ende doch ein bißchen langweilig, und wir hätten viel weniger Freude daran, die Macken der Männer wiederzuerkennen in 101 Gründe ohne Männer zu leben. Viel Spaß!
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1. Am Anfang war das Wort Eine Autorin, die hauptsächlich für das Fernsehen arbeitet, die Männer liebt, die Männer schätzt, die gern mit Männern arbeitet, macht sich Gedanken darüber, ob es wohl 101 Gründe gibt, ohne Männer zu leben. Sie tut das nicht ganz von sich aus, sie hat eine Anfrage bekommen von einem Verlag aus dem Norddeutschen, so einem jungen Verlag, so einem aufstrebenden. Die Autorin telefoniert mit ihrer besten Freundin (Frauen haben so was) und fragt nach, was die von so einem Projekt denn hält. Die beiden treffen sich in einer Kneipe, ein bißchen brainstormen, ein bißchen überlegen, auch ein bißchen trinken, natürlich. Die beiden bestellen zwei Kölsch (Autorinnen leben derzeit bevorzugt in Köln, wie schon der junge, aufstrebende Verlagsmann aus dem Norden feststellte), und unversehens ist er da. Er hängt am Kellner. Der erste der 101 Gründe. Er bewegt sich jetzt Richtung Zapfhahn. Es ist die Hose. Die hängt. Hängt im Schritt. Der Mann, der die Hose trägt, könnte attraktiv sein, jedenfalls, wenn er sich die zehn Zentimeter gönnen würde, die Mutter Natur ihm noch geschenkt hat und deren Annahme er konsequent durch Vornüberbeugen und Schulterbaumeln verweigert, er könnte intelligent wirken, jedenfalls, wenn er sich eine Brille gönnen würde, die den Fielmann-Tarif nicht gedumpt hätte, er macht etwas her, aber die Hose hängt. Nicht so, wie es gerade bei Kids zwischen zehn und siebzehn angesagt ist, also zwei, drei Nummern zu groß. Nein, sie paßt im Prinzip, paßt vorn herum, einigermaßen, hat ungefähr die richtige Länge, aber hängt. Hängt über einem unausgeprägten Flacharsch, so drei bis fünf Zentimeter tiefer, als man den Schritt vermutet. Beim Gehen vertieft sich die Querfalte sanft mal links mal rechts, und man erkennt deutlich, hinter der Falte befindet sich - nichts. Die Autorin zückt den Stift, blättert ihr Notizbuch auf und hält fest:
1 Grund 1: Hängende Hosen Wir wachen am Morgen auf, vielleicht ist das Wetter sogar gut, vielleicht sind wir sogar gut gelaunt, vielleicht ist es gar ein Morgen nach einer befriedigenden Liebesnacht (ja, wir gönnen uns an dieser Stelle ein wenig Utopie). Der Mann, der mit uns das Lager der Nacht teilte, drückt uns einen feuchten Guten-MorgenSchmatz auf den Mund, pfeift ein kleines Liedchen und begibt sich in seine Jeans. Von vorne können wir sie mit viel good-will noch akzeptieren, wissen wir doch aus frischer Nachterfahrung, daß es da vom auch ein bißchen üppiger zugehen kann. Dann dreht er sich um, geht zum Fenster und zieht die Jalousien hoch. Und wir kommen nicht mehr drum herum. Diese Jeans hängt so tief am Arsch, diese Hose turnt in einem solch gewaltigen Maße ab, der Anblick dieses Beinkleides gibt so dermaßen den Rest, daß nur eins bleibt: sich zur anderen Seite drehen und den 8
zögernden Entschluß negieren, der vor einigen Stunden nach dem dritten multiplen Orgasmus getroffen wurde: Mit diesem Mann möchte ich zukünftig außer dem Bett auch noch den Tisch teilen. Der Kellner bringt die bestellten Kölsch, die Frauen stoßen an, auf seine Hosen. Nun, wie soll man vorgehen? fragt die Autorin ihre Freundin, die für’s Radio arbeitet. Fürs Radio arbeiten ist besser als für’s Fernsehen arbeiten, letztlich scheint die Qualität des Mediums in wechselseitigem Umkehrverhältnis zur Bezahlung zu stehen. Bei Verlagen verdient man erst mal nix, beim Radio ein bißchen, beim Fernsehen viel. So ist das Leben. Aber das beantwortet die Frage nicht. Immerhin, der erste Grund ist gefunden, aber das Ganze muß natürlich systematischer sein. Es wäre gut, wenn man eine Art Übersicht hätte, wenn es Rubriken gäbe, in denen man gezielt nachblättern könnte. Die Richtung haben die beiden Freundinnen eben gefunden, die Sinne. Sinne gibt es fünf, da scheint viel zu holen: optische Gründe, olfaktorische Gründe, akustische Gründe, orale Gründe und haptische Gründe. Des weiteren lohnenswert scheinen unbedingt die hygienischen Gründe, da sind sich die beiden Damen schnell einig. Sag mal, hast du eigentlich auch schon mal einen Wassermann ... ähm ... näher gekannt? will die Autorin wissen. Ohja, ohja, nickt die Freundin mit mitfühlendem Blick, aber auch Krebse, Löwen und Jungfrauen waren nicht ohne. Das könnte eine weitere Rubrik wert sein. Wir nennen sie mal die horoskopalen Gründe, womit wir bei Oberbegriff sieben wären. Dann sind auch die Rubriken acht und neun schnell gewählt, die ostzonalen Gründe (die Autorin hielt sich drei Jahre in der ehemaligen DDR auf und die sexuellen Gründe (die Autorin hatte drei Jahre Sex, nee, ist gelogen). Und ein Kapitel noch für die sonstigen Gründe, da kann dann alles drunter, was sich sonst nicht einordnen läßt, das ist gut, das ist übersichtlich. Die beiden stoßen erneut an, zehn Rubriken mit (Ober-) Gründen, in jeder zehn (Ab)Gründe, das ist eine Arbeitsbasis, mit der es sich leben läßt. Die Autorin notiert: Die optischen Gründe, die olfaktorischen Gründe, die akustischen Gründe, die oralen Gründe, die haptischen Gründe, die hygienischen Gründe, die horoskopalen Gründe, die ostzonalen Gründe, die sexuellen Gründe, die sonstigen Gründe. Den beiden wird schon jetzt klar, daß es zu Überschneidungen kommen wird. Der Bart z. B. - ist er ein optischer Grund, weil der Anblick des Bartes an sich eine Beleidigung für das weibliche Auge ist? Ist er eher ein haptischer Grund, weil wir nach zwei Minuten Zärtlichkeit schon rotgesprenkelt um Mund und Wangen herumlaufen, oder ist er doch eher ein hygienischer Grund, weil uns die aufgeschäumte Milch des mit Liebe zubereiteten Capuccinos in seinen Gesichtshaaren nicht gefällt? Das wird später zu klären sein. 0.k., beschäftigen wir uns mit den Abgründen. Beide Frauen ziehen sich jetzt für eine Weile vom verbalen Austausch zurück, jede kramt für sich in den Erlebnissen des bisher verbrachten weiblichen Lebens. Die Köpfe senken sich, jetzt bewegen sich zwei Stifte über Papier, die beiden scheinen leicht fündig zu werden. Ab und an unterbricht ein herzhafter Lacher die 9
geschäftige Stille, dann und wann ist ein leichter Stöhner zu hören. Nach dem einen oder anderen Kölsch vom Flacharsch (die Freundinnen bewundern zwischendurch immer mal wieder Grund 1 der ersten Rubrik) beschließen sie einen Austausch. Sie vergleichen ihre Notizen, diskutieren, korrigieren und schließlich liest die Autorin vor:
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2. Die optischen Gründe 1 Grund 1:Hängende Hosen Siehe oben.
2 Grund 2:Textile Angelegenheiten Des Mannes ästhetische Vorstellungen von Mode treiben schon sonderbare Blüten. Trägt er mit phantasieloser Vorliebe Anzüge, mit denen schon sein Ururgroßopa zur Kaiserkrönung nicht aufgefallen wäre, scheint bei einem anderen typisch männlichen Bekleidungsstück seine Kreativität in Bezug auf Form, Farbe und Design schier grenzenlos zu sein. Wir sind eingeladen. Zum Abendessen. Intimer Rahmen: der Gastgeber, seines Zeichens Produzent einer der erfolgreichsten deutschen Comedyserien, seine junge Geliebte, mit der er bekanntlich immer mal wieder zwischendurch über den Tisch knutscht und fummelt, um seine Virilität trotz fortgeschrittenen Alters unter Beweis zu stellen, der Moderator eines aufstrebenden neuen Magazins im Dritten und ein paar ausgewählte Autoren. Es wird ungezwungen werden, man will über ein neues Projekt reden, während man den einen oder anderen Happen zu sich nimmt. Damit der Gastgeber nicht so allein knutschen und fummeln muß, dürfen die Autoren mit Anhang kommen. Dürfen heißt in dem Fall natürlich müssen. Schahatz, wir müssen los! flötet die Autorin süß vom Schlafzimmer über den Flur ins Bad. Schon fertig, flötet Schahatz zurück und erscheint gestriegelt und gespornt, frisch rasiert, gut riechend, gutgelaunt. Die Autorin starrt auf das baumelnde Etwas am Mann. Es baumelt vom Hals bis knapp unter den Bauchnabel. Es hat Kiemen, Schuppen und glitzert in bizarren Farben. Na, was meinst du, was es ist? Der Mann fragt das mit diesem Gesicht, das keinen Zweifel daran aufkommen läßt, daß sein weibliches Gegenüber es niemals wird erraten können. Ein Fisch? kann die Frau noch murmeln, bevor ihr kurz die Sinne vor Entsetzen schwinden. Ein Fisch, ein Fisch! mokiert sich Schahatz. An Farbe und Struktur kann jeder einigermaßen gebildete Mensch erkennen, daß es sich um einen Süßwasserfisch handelt, einen eßbaren Süßwasserfisch, davon gibt es zwei wirklich schmackhafte, die Forelle und den Lachs. Also, was ist es? Forelle? Lachs! triumphiert Schahatz. Wir können los. Lachs oder ich! Die Entschlossenheit der Stimme läßt keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Aussage aufkommen. Schahatzens Mundwinkel verziehen sich in einer kurzen schnellen Bewegung rechts und links Richtung hängender Süßwasserfisch, der Blick bekommt einen 11
zutiefst mißverstandenen, waidwunden Ausdruck, die Stimme kaum hörbar, tonlos: Sie gefällt dir nicht? Ein Tag Urlaub, vier Stunden im Internet, sechs weitere im Winterschlußverkauf, alles nur für dich, für deinen Termin. Und sie gefällt dir nicht? Nein. Sie gefällt dir nicht? Nein. Also, sie gefällt dir wirklich nicht? Nein. Lachs oder ich! Diesmal kommt das Ultimatum von ihm. Die Autorin nimmt die Handtasche, greift ihren Mantel von der Garderobe und geht zur Tür. Schönen Abend noch, Schahatz.
3 Grund 3: Kleine Pferdchen Die Haartracht an und für sich ist für den Mann ja nun durchaus ein heikles Kapitel. Sicher, es gibt sie, die wallenden weißen Mähnen an fitneßgestählten Körpern, die den sechzigsten Geburtstag schon eine ganze Weile hinter sich gelassen haben und nicht weise geworden sind. Klar, wir kennen sie alle. Aber, liebe Leserinnen, geben wir es zu, sie sind rar, sehr, sehr rar. üblicherweise läßt der dreißigste Geburtstag noch eine ganze Weile auf sich warten, da erfreut uns unser männlicher Mitbewohner schon mit denkenden, im geheimen ratsuchenden Ecken auf dem, was sich mal Stirn nannte. Stirn, weiß uns das Deutsche Wörterbuch zu belehren, meint den Gesichtsteil über den Augen zwischen den Schläfen. Täglich dürfen wir sein Wachsen beobachten, seine Entwicklung, sein Reifen. Wir halten uns zurück, wir bemerken es nicht, wir sind diskret. Und dann überrascht uns unser Geliebter eines Tages mit einer neuen Frisur. Er trägt nun Pony. Wir schauen uns das interessiert an, was er Pony nennt. Wir verschwinden noch mal kurz ins Wohnzimmer zum Bücherregal und lassen uns erneut vom Deutschen Wörterbuch beraten. Pony (engl.), das, kleine Pferderasse. Ah, nein, falsch, darunter finden wir: Pony (engl.), der, Haare, die in die Stirn hineinfallen. Nun handelt es sich ja bei dem Verb fallen zweifelsohne um eine Tätigkeit in Bewegung, ich falle zum Beispiel hin, da ergibt sich eine Ortsveränderung, ich bin zuerst oben, dann bin ich unten, und meist ist mein Gefühl am Ende der Tätigkeit ein anderes als zu Beginn. Es tut zum Beispiel weh. Unser Geliebter ist uns zwischenzeitlich mit seinem Pony gefolgt. Dieses Pony, Verzeihung, dieseR Pony ist keineswegs in Bewegung. Keinerlei Ortsveränderung ist auszumachen. Der ist starr, regungslos, vollkommen statisch. Kein Haar fällt in das, was mal Stirn war. Kontemplative Ruhe zeichnet den Pony aus. Nur weh tun, das tut der Anblick 12
schon, aber uns, nicht dem Pony. Wir entscheiden, es ist gar kein Pony. Es ist, hm, das können wir nicht so genau entscheiden, vielleicht.... ja, vielleicht ist es ... ein Brett? Wir blättern. Brett, das, flaches Stück Holz. Ja, das kommt hin, so sieht es aus. Wir lesen weiter: ... ein Brett vor dem Kopf haben. Oh, das Deutsche Wörterbuch kennt die neue Frisur unseres Geliebten. Und schließlich gibt es uns die definitive Erklärung: Das Schwarze Brett: Tafel, Anschlag für Bekanntmachungen. Wog, das ist es. Erwartungsvoll steht unser Geliebter mit seinem Brett vor uns. Schahatz, da hast du dir wirklich ein schönes Brett machen lassen. Wieviel hat der Schreiner dafür verlangt? Und was genau möchtest du mir mit diesem Anschlag bekanntmachen? Die Autorin gibt in diesem Fall einmalig und ausnahmsweise zu, daß das Brett an sich unbedingt Grund ist, ohne Mann zu leben, in diesem Fall aber der Besitzer des Brettes als erster die Konsequenzen und damit auch auszog.
4 Grund 4:Bäuchlings voran Nun kann ja das männliche Geschlecht, so der allgemeine Glaube, nichts am Verlust des Haarkleides ändern. Ist genetisch bedingt, die DNS befiehlt, die Wurzel gehorcht und verkrümelt sich. In Asien, wo sich das männliche Geschlecht arm an Körperhaaren und reich an Kopfhaaren gibt, glaubt man, daß makrobiotische Ernährung der Schlüssel zu erwünschten und das Schloß zu unerwünschten Haaren ist. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich mal ein Exemplar Mann in den relevanten Jahren zwischen zwanzig und fünfzig einsperren und konsequent makrobiotisch ernähren sollte. Aber ich habe erst vor kurzem meine Unterschrift für eine Vereinigung gegen Tierversuche für kosmetische Zwecke gegeben, da möchte ich schon konsequent bleiben. Von genetischer Vorsehung kann allerdings im Falle des sichtbar konvexen, vorn gelegenen, unteren Teils des Rumpfes, allgemein Bauch, fetter genannt, keine Rede sein. Mutter Natur gab dem männlichen Geschlecht den Bauch, das weiß jedes Kind, auf daß er Waschbrett werde. Wir erwarten nicht von jedem Mann ein so schönes, ein so perfektes, leicht gewelltes, so erotisierendes Waschbrett, wie wir es bei Brad Pitt bewundern. Aber wir erwarten ein Waschbrett. Nicht einen Germknödel, aufgebläht, quabbelig, der Füllung harrend. Wir wollen unter unseren streichelnden Händen kräftige Muskeln fühlen, die Lebenskraft, Energie, Leistungsfähigkeit verkünden, nicht wabbelndes Fett, das feist zwischen unseren Fingern hervorquillt. Wir wollen auf unseren küssenden Lippen athletische, herkulische Hautrundungen spüren, nicht dickliches Schmalz, das uns an grunzende Schweine denken läßt. Alles klar?
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5 Grund 5: Der Berühmte Griff Es ist peinlich, es ist unerfreulich, es bringt uns in Verlegenheit, aber wir müssen darüber reden: der berühmte Griff. Der berühmte Griff des Mannes an die Stelle, wo seine Hose aus anatomischen Gründen weiter geschnitten ist als unsere. Schon mein werter Kollege Jens Oliver Haas, der das äußerst informative, im gleichen Verlag erschienene Buch 101 Gründe Ohne Frauen zu leben verfaßte, kam um den Griff nicht herum und stellte fest, daß das Phänomen zunimmt, je weiter südlich auf dem Globus man sich befindet. Dazu muß ergänzend bemerkt werden, daß das Phänomen ebenfalls zunimmt, je länger und enger wir mit einem Exemplar der Spezies Mann zu tun haben, sprich, je öfter wir es beobachten können, ohne daß es sich beobachtet fühlt. Beim spannenden Thriller zum Beispiel, beim fesselnden UEFA-Cup-Spiel, beim mitreißenden Fight, wo Männer sich ihre Fäuste ins Gesicht schlagen und gewonnen haben, wenn einer k. o. auf dem Boden liegt. Die Hand des Beobachtungsobjekts bewegt sich meist zunächst etwas ratlos auf der Stelle hin und her, der wir die erwähnten Waschbrettqualitäten wünschen, um dann zielsicher herunterzurutschen und zuzugreifen. Hier kann man dann durchaus Varianten unterscheiden. Beliebt ist das Kratzen, wie Herr Haas erwähnt, häufig jedoch sieht man auch Streicheln, Kraulen, Schieben, Schubsen, Drücken, Reiben, Wälzen, Rollen, Stoßen, Rücken und Pendeln. je nach Spannungsgrad und Stimmungslage. Nicht, daß wir etwas gegen Streicheln, Kraulen, Schieben, Schubsen, Drücken, Reiben, Wälzen, Rollen, Stoßen, Rücken und Pendeln haben, aber alles hat seine Zeit, alles hat seinen Ort. Oder?
6 Grund 6:Männer werden reif, Frauen werden alt... ... sagt der Volksmund. Der ist ein notorischer Lügner, außerdem ist er männlich, wie wir am Artikel erkennen können. Die Volksmund würde uns die Wahrheit sagen: Männer werden nie reif, Frauen werden älter. Älter als Männer, was die Zielgruppe für dieses Buch schmälert, weil Frauen über fünfundsiebzig gemeinhin keine 101 Gründe mehr brauchen, ohne Männer zu leben, sie leben sowieso ohne, was man wiederum in Altersheimen schön beobachten kann. Die allgemeine Naivität des Mannes, der prinzipiell alles glaubt, was aus männlicher Ecke kommt, führt ihn dazu, auch dem Volksmund zu glauben. Und so erklärt er graue Schläfen zum reifen männlichen Schönheitsideal, wobei wir Frauen ihm insofern durchaus zustimmen, als daß wir graue Schläfen durchaus attraktiver finden als kahle Schläfen, aber das haben wir in Grund 3 schon ausführlich thematisiert. In einem Alter, in dem wir Frauen so langsam von der öffentlichen und telegenen Bildschirmfläche verschwinden und uns auf Operationsliegen und in Fitneßstudios wiederfinden, also so ab ca. vierzig, da beginnt seine beste Zeit. Da bevölkert er zunehmend den Bundestag, die Vorstandsetagen und die Intendantensessel. Da bestimmt er, welche Paragraphen uns in 218 Notfällen von Bayern nach BadenWürttemberg fahren lassen, welches Auto besonders für uns geeignet ist und welche Sendungen wir im Fernsehen sehen dürfen. An den Paragraphen, den Autos und den Sendungen erkennen wir deutlich die Unreife des Mannes. 14
Nun, wir schauen besseren Zeiten entgegen. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ja bekanntlich eine (mehr oder minder unsichtbare) Frau, die ihn bekocht, ihm die Hemden bügelt und die Anzüge zur Reinigung bringt. Da sie das nach dem Erscheinen dieses Werkes nicht mehr tut, wird es in den nächsten Jahren spürbar mehr erfolglose alte Männer geben, und der Bundestag, die Vorstandsetagen und die Intendantensessel werden zunehmend von reifen Frauen bevölkert. Wir dürfen gespannt sein.
7 Grund 7:Hüftbeuger Die Autorin hält sich dreimal die Woche in einem Fitneßcenter auf, zum einen, weil ihr Orthopäde sie darauf aufmerksam machte, daß ein Ausgleich für die wirbelsäulenschädigende sitzende Schreibtischtätigkeit dringend erforderlich sei, zum anderen, weil ihr Orthopäde ein attraktiver Mann ist. Zellulitis finden Sie im übrigen nicht als Grund in diesem Buch, Männer haben unerfreulicherweise keine. In besagtem Fitneßcenter trainieren so an die zwanzig bis dreißig grundspendende Männer im Alter zwischen siebzehn und siebenundsechzig ihre Hüftbeuger. Das ist eine Gruppe von Muskeln, die eigentlich gar nicht trainiert werden sollte, und wenn, dann nur mit konsequenter anschließender Dehnung. Werden sie trainiert, und das noch ohne anschließende Dehnung, erzeugen sie nach einer Weile einen Winkel von ca. 16o° zwischen Oberkörper und unteren Extremitäten, sprich, der Oberkörper neigt sich nach vorn, die Schultern runden sich, der Brustkorb fällt ein, und der Gang bekommt diesen typischen Einschlag, den wir in alten Western bei Cowboys beobachten können. Männer scheinen das unwiderstehlich zu finden, ohne Ausnahme trainieren sie ihre Hüftbeuger bis zum Exzess. Das ist wenig attraktiv. Genauso wenig, wie die sich aneinander reibenden Oberschenkelberge im Himalaja-Ausmaß, die sperrigen Oberarmpakete oder die Muskelbrüste, die BHGröße 95 D erforderlich machen würden, so sie denn die angenehm sinnliche weiche Flexibilität und Nachgiebigkeit unserer wunderbaren, Lebenskraft spendenden Körperteile hätten. Haben sie nicht, sie sind stahlhart, unelastisch und beleidigen das Auge. Ganz abgesehen von diesen roten, verzerrten Gesichtern, aus denen die Augen quellen, und den Halsschlagadern, die beim Hantelreißen kurz vorm Platzen stehen. Überhaupt hat es den Eindruck, daß exzessiver Muskelaufbau zunehmend weniger Raum läßt für die Ausdehnung dessen, was wir Geist, Intelligenz und Witz nennen. Genug damit, daß so was dreimal die Woche im Fitneßcenter beobachtet werden muß, zu Hause soll uns davon nicht auch noch schlecht werden.
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8 Grund 8: Haariges Das männliche Haar hat uns in diesem Buch bereits beschäftigt und wird es auch noch weiter tun. Wiesen wir in Grund 3 auf die optischen Mängel des sich lichtenden Haupthaares hin, betrachten wir nun die augenscheinlichen Qualitäten seiner Körperbehaarung. Soweit diese haptisch unbefriedigend sind, lesen Sie bitte weiter bei Grund 41 — Wir beschäftigen uns an dieser Stelle ausschließlich mit dem, was wir sehen, nicht mit dem, was wir spüren. Und was wir da sehen, läßt archaische Erinnerungen an Höhlen, Bären, Urwälder, Felle und Winkel von 160° zwischen Oberkörper und Extremitäten hochsteigen. Nachdem der Mensch das Feuer, den Wintermantel und die Wollmütze erfunden hatte, legte die Frau auf der Stelle Überflüssiges, also Rücken-, Brust- und Kinnbehaarung und insbesondere herauswachsende Ohrund Naseninnenbehaarung ab. Wir ließen sie nur da, wo sie weiterhin sinnvoll ist, an den Brauen, damit uns der Schweiß nicht in die Augen läuft, auf dem Kopf, damit wir nach einem Auffahrunfall so bezaubernd wie Claudia Schiffer aus dem Citroen Xara steigen und mit einem lässigen Schwung die Pracht nach hinten werfen können, an den Augenrändern, damit wir nach einem Tränenausbruch herzerweichend aufgelöst aussehen und Männer uns mit sanfter Geste die Tusche vom Gesicht wischen. Zugegebenermaßen sind wir bei der Ausmerzung der Achsel- und Beinbehaarung noch ein wenig in Rückstand, aber da wird uns die Evolution schon weiterhelfen. Irgendein X-Chromosom wird nach ständiger Achsel- und Beinhaarrasur die Botschaft kapieren, sich durchsetzen und fortpflanzen. Wir rechnen damit, spätestens zum ausgehenden 21. Jahrhundert diesen letzten Rest sinnloser Haare über Bord geworfen zu haben. Wir rechnen nicht damit, daß Männer zum ausgehenden 22. Jahrhundert auch nur damit begonnen haben werden, sich Gedanken über das Haar und seine zunehmende Sinnlosigkeit zu machen.
9 Grund 9: Komm, Schatz, wir machen es uns gemütlich Der Satz: Komm Schatz, wir machen es uns gemütlich sollte bei Ihnen alle Alarmglocken zum Klingeln bringen. Er bedeutet nicht, jetzt steht ein schöner Fernsehabend mit Chips und Schokokeksen und Ihrer Lieblingssendung Geld oder Liebe an. Er bedeutet auch nicht, die nächsten drei Stunden sind einem heißen Schaumbad und nachfolgendem temperaturgleichendem Liebesspiel gewidmet. Er bedeutet: Ich ziehe jetzt einen häßlichen, blauen, fallschirmseidenen Trainingsanzug an, trage darunter mein verschlissenstes, ausgeblichenstes, ausgefranstestes T-Shirt und verschiebe die dringend nötige Haarwäsche auf übermorgen. Ich fläze mich in den speckigen Ohrensessel von Opa, den du nicht 16
leiden kannst, und füge ihm noch ein paar ölige Flecken hinzu, rülpse kräftig beim letzten Schluck aus meiner sechsten Bierflasche und brülle: He, Frau, hol mir mal ’n Bier aus’m Kühli! Wollen wir das? Nö.
10 Grund 10: Von der Wachtel zum Elefanten Liebe Leserin, wenn Ihr heterosexueller Trieb Ihnen in jungen Jahren nicht gestattet, diesem Ratgeber zu folgen, beobachten Sie ihn sorgfältig, den Trieb. Sobald er es Ihnen gestattet, ziehen Sie die Konsequenzen. Denn je älter der Mann wird, je mehr sein bestes Stück schrumpft, desto unbedenklicher und schneller durchschreitet das Wachstum der beiden ehemals niedlichen Säckchen unter seinem besten Stück die Eiergrößen der Vogelwelt, um mit einem riesigen Sprung plötzlich bei unseren größten Landsäugetieren zu landen: Wachteleier, Taubeneier, Hühnereier, Enteneier, Gänseeier, Straußeneier und schwupps: Elefanteneier.
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3. Kapitel 4 1 Grund 11: Pheromoone Verlassen wir nun das Gebiet der optischen Gründe und begeben uns eine Etage tiefer in die olfaktorischen, also die den Geruchssinn betreffenden Gründe. Wir Frauen haben die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft mit Spannung verfolgt. Dachten wir früher noch, das gute Aussehen eines Mannes, seine gesellschaftliche Position, seine schmucke Paradeuniform, sein flitzender Sportwagen mit Spoiler brächten uns in Wallung, so mußten wir uns plötzlich eines Besseren belehren lassen. Nein, es ist sein natürlicher Körpergeruch. Sein Schweiß nach einem ausgiebigen Tennismatch, seine Ausdünstungen nach einem sonnigen Unkrautjätetag im Schrebergarten. Seine Sekretionen enthalten sogenannte Pheromone, und die hüpfen zu uns rüber und lassen unseren Blick glasig werden, unsere Stimme hauchig und unsere Bettwäsche schmutzig. Das ist sehr interessant. Die Wissenschaft hat dabei nur einen Fehler gemacht. Sie hat diese Erkenntnisse auch den Männern zur Verfügung gestellt. Männer, deren Gehirnwindungen bekanntlich noch etwas urzuständlicher sind, haben daraus geschlossen, je mehr Ausdünstung, desto mehr Pheromone, desto mehr hauchig, glasig, schmutzig. Und so kommt das sonnengebräunte, oberkörperbekleidungsfreie, muskelgestählte Männchen vom Tenniscourt oder aus dem Schrebergarten und schaut seinem harrenden Weibchen tief in die Augen. Das setzt gerade an zu glasig, hauchig, schmutzig, da wird es getroffen von der olfaktorischen Welle. Es scheint ganz offenbar eine Art kritischer Masse zu geben, was die Anzahl der Pheromonpartikel angeht. Die jedenfalls ist deutlich überschritten, und die Wucht der Welle hat jedes, aber auch jedes Gefühl von glasig, hauchig, schmutzig restlos zerstört. Das Weibchen schaut das Männchen an und sagt lächelnd: Liebling, geh doch mal duschen. Ich schau inzwischen ein bißchen Lindenstraße. Unbefriedigt, aber glücklich, dem Gestank entkommen zu sein, betrachtet das Weibchen Mutter Beimer und freut sich, daß morgen keine Wäsche gewaschen werden muß.
2 Grund 12: Smoke Wie wir in den schönen amerikanischen und französischen Filmen der vierziger bis siebziger Jahre sehen konnten, war rauchen männlich, viril, kraftvoll. Eine Frau, die rauchte, war exotisch, stand ein bißchen außerhalb der Gesellschaft und war meist ’ne gehörige Portion verrucht. Im Zuge der fortschreitenden Erkenntnisse der 18
diversen Minister, die entdeckten, daß Rauchen die Gesundheit gefährdet, verbot man dann in den USA zuerst die Werbung für Tabakwaren, dann das Rauchen in den meisten öffentlichen Gebäuden überhaupt, und bald nach der Jahrtausendwende wird man Raucher foltern, teeren und federn, bevor ein Nichtraucher sie in einem Bill-Gates-computergesteuerten Wagen zu Tode schleift. Wir in Europa machen das dann ein paar Jahre später nach, wie wir das immer tun, wenn die Amerikaner uns was Schönes vorgemacht haben. Doch allen Entwicklungen zum Trotz wird natürlich in den eigenen vier Wänden weitergeraucht. Womit wir beim eigentlichen Thema sind. Variante A: ER raucht, SIE nicht Er verpestet die Wohnung. Er hinterläßt Wolken aus blauem Dunst, es stinkt fürchterlich. Sie schickt ihn auf den Balkon. Es ist ein Geschenk, Winter, eine schöne klare Nacht. Leise rieselt der Schnee, Frau Holle winkt fröhlich aus ihrem Fenster, gedämpft vernimmt er aus der Ferne eine Symphonie klingender Glöckchen an zauberhaften Schlitten, die Welt, ein glitzernder Diamant. An diesem wunderbaren Ort darf er staunend verweilen. Auf die Knie fallen sollte er vor Dankbarkeit. Was tut er statt dessen? Nörgelnd und vor Verweichlichung bibbernd verläßt er das Traumland unmittelbar nach dem letzten Zug an seiner Zigarette und beschwert sich bitterlich über ihre Unmenschlichkeit. Variante B: SIE raucht, ER nicht Sie verzaubert die Wohnung. Sie erfreut mit wohlgeformten Ringen aus blauschimmerndem Nebel, es duftet beispiellos. Er schickt sie auf den Balkon. Es ist grausam. Klirrende Kälte umfaßt mit eisigem Griff ihre klammen Hände. Mit frostklirrendem Odem peitscht ein orkanartiger Schneesturm auf sie ein. ihr Trommelfell droht vom Kreischen zerreißenden Blechs der auf der spiegelglatten Fahrbahn ineinander schliddernden Autos zu platzen. Tod und Verzweiflung brechen sich Bahn. Die Welt, eine berstende Eishölle. An diesem grauenhaften Ort muß sie entsetzt verweilen. Auf die Knie fallen sollte er vor Scham, sie diesem Schrecken ausgesetzt zu haben. Was tut er statt dessen? Nörgelnd und uneinsichtig beschwert er sich bitterlich über ihre gelben Fingerkuppen. Und wir sehen mal wieder: Der Mann ist ein Trottel.
3 Grund 13: Öffnen der Kühlschranktür Die unsensible Ausstattung des männlichen Geruchsorgans läßt uns viele Male täglich leiden. Am schlimmsten ist es morgens. Der frisch aufgebrühte Kaffee duftet heimelig durch Haus oder Wohnung, der erste kleine Hunger macht sich zart in der Solar-Plexus-Gegend bemerkbar, eine kleine Scheibe knuspriger Toast, ein Hauch Butter, das Wasser läuft Ihnen schon ein wenig im noch ungeschminkten Mund zusammen. Sie öffnen die Tür des Kühlschrankes, und die Geruchsmelange, die Ihnen entgegenschlägt, stoppt augenblicklich jeglichen Wunsch nach 19
Nahrungsaufnahme. Kann er das wirklich nicht wahrnehmen? Die Ausdünstungen der offenen Sardinenbüchse, deren Inhalt er gestern nacht nach der Rückkehr vom Skatabend oder von langen Überstunden (hier sollten Sie unbedingt mißtrauisch werden, nach Überstunden ist die nächtliche Schokoladenorgie wahrscheinlicher als die eiweißauffüllende Fischkonserve) großteilig zu sich nahm, haben sich munter vermischt mit denen des Tilsiters, den er sich zum Abrunden (Käse schließt den Magen, Achtung, ebenfalls eiweißreich! ) noch gönnte, und den er unverpackt in den Kühlschrank zurücklegte. Während Sie sich angeekelt wegdrehen, fällt Ihr Blick auf den Deckel der Butterdose, der einsam auf der Anrichte liegt. Ach ja, Butter, deswegen hatten Sie überhaupt den Kühlschrank geöffnet. Sie halten sich die Nase zu, greifen schnell zur deckellosen Butter und schlagen die Tür zu. Letzteres nützt wenig, Fisch- und Käsegeruch tummeln sich freudig gemeinsam in Ihrer Küche und dringen mühelos durch ihre Nase an die geruchswahrnehmende Region Ihres Gehirns. Der Toast liegt Gott sei Dank im Brotkasten. Sie öffnen ihn, nein, da liegt er nicht. Sie hatten zwei Pakete gekauft, die kann er nicht alle gestern nacht verdrückt haben, egal, was er in der Zeit, in der Sie ihn beim Skatabend oder bei den Überstunden vermuteten, getrieben hat. Sie begeben sich ins Schlafzimmer und wecken ihn unsanft. He, wo ist der Toast? Das klingt nicht überaus freundlich, aber das nimmt er nicht wahr. Verschlafen ertönt es aus den Tiefen der Bettdecke: Liebling, na da, wo er hingehört, im Eisfach, damit er nicht immer so schnell schlecht wird, du weißt doch. Ach ja, Sie wissen. Sie haben sich diverse Belehrungen darüber anhören müssen, wo der Toast hingehört, damit er nicht immer so schnell schlecht wird. Haben Sie vergessen, vielleicht haben Sie auch nicht zugehört. Sie gehen zurück in die Küche, diesmal gewarnt, packen sich ein Küchentuch, drücken es fest auf Nase und Mund, öffnen den Kühlschrank wieder, öffnen das Eisfach, drei Sterne, der Toast fällt Ihnen schon entgegen, da ist es ein bißchen voll geworden mit zwei Paketen im Eisfach. Sie schieben eine Scheibe in den Toaster - auf eine zweite haben Sie eh schon keine Lust mehr - und warten. Nur kurze Zeit später wird der immer noch in der Küche wabernde Fisch-KäseGeruch durch dieses köstliche Aroma des langsam bräunenden Toastes überdeckt. Es ist überstanden. Ein bißchen Butter, vielleicht noch ein Klacks Marmelade. Sie beißen genußvoll hinein. Sie kauen, einmal, zweimal, dann schmecken Sie deutlich: Sardine, Tilsiter. Sardinen-Tilsiter-Marmelade ist noch nicht auf dem Markt und wird es vermutlich auch nie sein. Aber der Mann in Ihrem Bett, der wird es bald sein, sehr bald.
4 Grund 14: Riecht das nicht schön? Der Mann schenkt gern. Aufgrund der mangelhaften Ausstattung seines Geruchssinnes liebt er es, sozusagen kompensatorisch, wenn es duftet, stark duftet. Das ist die eigentliche Ursache, warum er am liebsten Blumen und Parfums 20
schenkt. Duftende Blumen und duftende Parfums, stark duftende Blumen und stark duftende Parfums. Erstere am allerliebsten, wenn die Frau seiner Träume oder die Mutter seiner Kinder (die Kombination von beidem ist selten) sich nach einer komplizierten Operation im Krankenhaus befindet, zweitere eher zu den Festtagen des Jahres wie Ostern, Weihnachten oder Hochzeitstag, so er sich denn an letzteren erinnert. Sowohl die Blumen als auch das Parfum riechen gewöhnlich grauenhaft. Aber natürlich bringen Sie es nicht über’ s Herz, ihm die Wahrheit zu sagen, ihm den Besuch am Krankenbett oder die Festtage zu verderben. Riecht das nicht schön? fragt er mit treuherzigem Blick, zu dem sich eine kleine, aber unübersehbare Portion Stolz gesellt, und er zwingt Sie wieder einmal, ihm direkt ins Gesicht zu lügen. Hm, Liebling, ganz toll, wirklich, sehr außergewöhnlich. Sie werden nicht lange leiden müssen, die Krankenschwester entfernt die Blumen unmittelbar nach Abgang des Mannes, das Parfum schenken Sie am nächsten Festtag ihrer verstorbenen Großtante, indem Sie ihren Grabstein reichlich besprühen und den Rest ins Weihwasserbecken der Kapelle schütten. Und beim nächsten Krankenhausaufenthalt oder Feiertag sollten Sie es geschafft haben, aus den 101 Gründen, die Sie bis dahin gelesen haben, Ihre Konsequenzen zu ziehen.
5 Grund 15. Nahrungsabgabe Kommen wir zu einem heiklen Thema. Natürlich, aber heikel. Der Moment, der sich üblicherweise unmittelbar nach, manchmal auch schon während des Frühstücks einstellt. Der Moment, in dem die aufgenommene Nahrung, vornehmlich die des Vortages, in anderer Form wieder abgegeben wird. Die Natur hat es unpraktisch eingerichtet, daß dieser Moment bei der überwiegenden Anzahl der Menschen zum ungefähr gleichen Zeitpunkt stattfindet. Bis hierhin unterscheiden sich die Bedürfnisse von Mann und Frau nicht voneinander. Der Unterschied liegt im Danach. Eine Frau benutzt die sinnige Einrichtung der Klobürste, wobei sie auch schon beim Kauf viel Phantasie aufweist und Bürsten wählt, die den Zweck ihres Daseins so weit als möglich verschleiern, also solche, die in schicken geschlossenen Alubehältern aufbewahrt werden oder solche, die in Form von Gänsen, Enten oder Micky-Mäusen daherkommen. Sie öffnet auch danach das Fenster, oder, so nicht vorhanden, brennt ein Streichholz ab, das der Muffelei den Garaus macht, oder zündet ein Sandelholz-Räucherstäbchen an. Nicht so der Mann. Er rätselt nicht einmal darüber, zu was denn der schicke geschlossene Alubehälter gut sein könnte. Er denkt nicht darüber nach, warum wohl die Streichholzschachtel oder die Räucherstäbchen im Bad liegen. Nach Erledigung seines Geschäftes verläßt er ohne weitere Aktionen das Bad, schließt die Tür und erscheint erleichtert wieder am Frühstückstisch. Sollten Sie, verehrte Leserin, trotz der Warnungen in diesem Buch, das Zusammenleben mit einem Mann wünschen, kann ich nur eins empfehlen: Suchen Sie sich eine Wohnung mit zwei Bädern, 21
besorgen Sie sich die praktischen selbstklebenden Schilder, beschriftet mit ER und SIE und betreten Sie den Raum, auf dessen Tür ER klebt, nie wieder.
6 Grund 16: Gase Die Gase, über die wir hier sprechen, haben akustische und olfaktorische Auswirkungen, Methan z. B, explodiert und stinkt. Die Überlegung, wo die Belästigung penetranter ist, führte dann allerdings zu der Aufnahme in die Kategorie der olfaktorischen Gründe, denn häusliche Detonationen sind selten, der Gestank jedoch allgegenwärtig. Die Rede ist hier von furzen und rülpsen, oder auch, wie es gern verniedlicht heißt: pupsen und Bäuerchen machen. Wenn Sie, liebe Leserin, mal ein solches dringendes Bedürfnis überfällt, verlassen Sie Bett, Couch oder Eßzimmer, begeben sich auf den Balkon oder zumindest in ein anderes Zimmer und erledigen da diskret die Notwendigkeiten. In Kino, Oper oder Theater unterdrücken Sie tapfer die luftigen Äußerungen und nehmen Bauch- und Zwerchfellkrämpfe in Kauf, nur um die Umwelt nicht mit Dingen zu belästigen, die sie nichts angehen. Nicht so der Mann. Hemmungslos duftet er uns ein. Offensichtlich als eine Art Kompensation für seine sonstige Unlust, uns an seinem Innenleben teilhaben zu lassen, teilt er hier mit uns ohne jede Scheu die geruchsgeschwängerte Luft seines Innersten. Hier erweist sich mal wieder, daß des Mannes Entwicklung im Kleinkindstadium steckengeblieben ist. Hat es Mama doch damals schon ungeheuer erfreut (und tut es auch heute noch), wenn sich das Bäuerchen unmittelbar nach dem Essen zeigte, und war der kleine Mann doch ausnehmend stolz, wenn der süße Pupser dieses strahlende Lächeln in Mamas Gesicht zauberte (und es auch heute noch tut).
7 Grund 17: Füsse Kommen wir noch einmal zurück zum Phänomen des Schweißes, das wir bereits in Grund ii ein wenig betrachteten. Männer legen einen unglaublichen Ehrgeiz daran, an den unglaublichsten Körperteilen zu schwitzen. Sie übertreffen uns locker in Achselhöhlen, entlang der Wirbelsäule und auf Nasenrücken. Nun macht ja das Schwitzen, abgesehen von den zarten pheromonischen Auswirkungen, durchaus Sinn. Es ist eine vernünftige Einrichtung des Körpers, bei der es durch Verdunstung zu Kältewirkung kommt. Wir nehmen aber mit Erstaunen wahr, daß der Mann auch da Schweiß erzeugt, wo es nun wirklich keinen Sinn macht, z. B. an den Füßen. Der Schweißfuß an sich ist die absolute Domäne des Mannes. Da kann er (was er selten tut, da es entgegen seiner Natur ist) waschen, da kann er die 22
diversen Erzeugnisse der Kosmetikindustrie, als da Fußsprays, Fußpuder oder sonstige Fußdeodorants zu benennen wären, benutzen, nützen tut das nichts. Der männliche Fuß möchte schwitzen, der männliche Fuß möchte modern, der männliche Fuß möchte so richtig schön abschreckend stinken. Wahrscheinlich ist das ein Überbleibsel aus der Zeit, als er im nächtlichen Höhleneingang seine in der Höhle befindliche Sippe bewachen mußte. Er konnte den sich nähernden Bären nicht ausmachen, da er das Feuer noch nicht erfunden hatte, bzw. noch nicht behauptete, er habe es erfunden, was natürlich ausgeschlossen ist, da auf eine so sinnige Idee nur ein weibliches Wesen kommen konnte. Dieses wiederum gab ihm aber vermutlich den Tip: Schahatz, mit dem Knüppel wirst du den Bären nicht treffen, es ist zu dunkel, weißt du, und außerdem ist er stärker als du. Zieh einfach deine Fellschuhe aus!
8 Grund 18: Lederfetischismus Männer lieben Leder. Lederjacken, Lederschuhe, Lederautositze, Lederstrapse, Lederpeitschen. Am wohlsten fühlen sie sich, wenn die ganze Wohnung den penetranten Geruch nach Leder ausströmt. Hat die typisch männliche Entwicklungsverzögerung ihn in Grund 16 auf dem Stand eines Kleinkindes gehalten und in Grund 17 auf dem eines Höhlenbewachers, so zeigt sich hier ein bemerkenswerter Fortschritt. In bezug auf Leder ist der Mann immerhin auf dem Stand eines Erstkläßlers. Der Mann, der heute vierzig Jahre oder älter ist, war mit dem Eintritt ins Schulalter plötzlich einer ungeheuren olfaktorischen Flut von Lederausdünstungen ausgesetzt. Schulranzen und auch Federtaschen wurden aus keinem anderen Material hergestellt. Nun werden Sie sagen, liebe Leserin, auch wir, die Mädchen, hatten Lederranzen und Ledermäppchen. ja, hatten wir, aber wir krochen nicht hinein, verbargen nicht unsere Scham, indem wir uns hinter den Taschen und Mäppchen versteckten. Wir hatten das nicht nötig, wir lernten das Alphabet und das Lesen schnell, Mädchen sind sprachlich begabter als Jungs, wie uns die Wissenschaft immer wieder bestätigt. Die Jungs erlebten ihre erste intellektuelle Frustration, und Lederranzen und Ledermäppchen halfen ihnen, das zu verkraften. Seitdem ist der Geruch von Leder untrennbar mit Trost, Geborgenheit und Sicherheit verbunden. Und natürlich wird dieses Phänomen von Männergeneration zu Männergeneration weitergegeben. Auch in Zeiten der leichten Goretex-Schultasche und des Plastikmäppchens hat der junge bei Schuleintritt längst gelernt: Papa ist glücklich, unbeschwert und entspannt, wenn er von Leder umgeben ist. Das prägt, das läßt auch den kleinen jungen der achtziger und neunziger Jahre zum Lederfetischisten werden, und diese Prägung wird uns noch durch viele Generationen legasthenischer und analphabetischer Lebensabschnittsgefährten begleiten. 23
9 Grund 19: Zugempfindlichkeit Männer sind ja auf manchen (völlig unsinnigen) Gebieten äußerst empfindsame Wesen. Ihr Körper reagiert sensibel und hochgradig empfindlich auf äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Zugluft. Die kann er ganz und gar nicht leiden, die führt zu Mißmut, Nörgelei und Spül- oder Müllruntertrageunlust. Und weil wir wiederum Mißmut, Nörgelei und Spül- oder Müllruntertrageunlust gar nicht leiden können, vermeiden wir es, ihn mit Zugluft zu belästigen. Nur ist das nicht so einfach. Während wir glauben, daß Zugluft da beginnt, wo mindestens zwei Öffnungen nach draußen zu finden sind, sich also Luft von einer Stelle zur anderen bewegt (daher auch die Anlehnung an die Tätigkeit der Fortbewegung im Wort Zug), empfindet er den Zug schon da, wo ein laues Lüftchen noch zögernd vor der Scheibe wabert und überlegt, ob es denn wohl mal reinschauen sollte und nachgucken, was es heut so im Fernsehen gibt. Liebling, es zieht! Sie hören das Ausrufezeichen deutlich und überlegen, welche Befehlsform sich in Liebling, es zieht Ausrufezeichen verbergen könnte. Sie kommen schnell drauf Er meint: Mach sofort das Fenster zu! Und er meint es ohne Kosenamen. Er meint außerdem: Frauen sind unerträglich, Bauerntrampel und haben eine Sensibilität, die an Schmirgelpapier ab Körnung 6o abwärts erinnert Ausrufezeichen (Falls Sie, liebe Leserin, nicht wissen, was Körnung 6o ist, fragen Sie einen Mann). Sie begeben sich also gefügig zum Fenster, informieren das Lüftchen traurig und mitfühlend, daß es leider heute keine Lindenstraße gibt, und schließen die Öffnung. Atemlos betrachten Sie dann Mutter Beimer, was weniger auf deren spannungsgeladener Darstellung beruht als auf dem rauchenden, schwitzenden, pupsenden Rülpser auf der Ledercouch neben Ihnen. Sie beneiden das Lüftchen jetzt doch arg um seinen Aufenthaltsort.
10 Grund 20: Ähm, irgendwie ... streng Sie kochen Hirsebrei für ihren jüngsten. Der Camembert für die Erwachsenen liegt auf dem Fensterbrett, da wird er schön reif und aromatisch. Während der Brei so vor sich hin köchelt und der Käse so vor sich hin reift, entwickelt das in beiden Lebensmitteln in großem Maße vorhandene Eiweiß seinen spezifischen, ähm, irgendwie ... strengen Geruch, der fatal an glasig, hauchig, schmutzig (siehe Grund ii) erinnert. Das kann Sie in sehr unangenehme Situationen bringen. Es klingelt. Ihre beste Freundin schaut auf eine Kaffee rein. Erstaunt bemerken Sie das frivole Grinsen, das sich auf ihrem Gesicht breitmacht. Na, war’s schön? fragt sie mit zweideutigem Blick und möchte in alle Details eingeweiht werden. Wo, wie lange, war er wild? Eine enttäuschende Antwort bleibt ihr erspart, denn wieder klingelt es. Der Kumpel Ihres pubertierenden Sohnes. Ein kurzes Schnüffeln läßt ihn 24
erröten. Irren Sie sich, oder hat er Sie gerade Mrs. Robinson genannt und erinnert Sie an den jungen Dustin Hoffman im Film Die Reifeprüfung ? Es klingelt schon wieder. Ihre Schwiegermutter bringt die gebügelte Wäsche ihres Mannes. Soll ich die, ähm, Bettwäsche gleich mitnehmen? fragt sie peinlich berührt. Gott hätte den Eiweißanteil des männlichen Saatguts wirklich ein bißchen geringer ausfallen lassen können. Sie geraten in Verruf, ein Sexmonster zu sein, nur weil es, ähm, irgendwie . .. streng riecht.
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4. Die akustischen Gründe 1 Grund 21: La, La, La Es singe, wem Stimme gegeben. Sie hätten ja überhaupt nichts dagegen, wenn ihr Lebensabschnittsgefährte sein Kehlorgan dafür einsetzen würde, Millionen auf Ihr gemeinsames Konto zu scheffeln. Er muß dafür nicht unbedingt so aussehen wie Guildo Horn oder Luciano Pavarotti, aber finanziell gesehen wären Sie durchaus einverstanden. Dann könnte er den ganzen Tag trällern, morgens im Bett, unter der Dusche, beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen, zur Not sogar beim Sex. Das Problem ist nur, er macht keine müde Mark damit, und das noch viel größere Problem ist, er kann auch gar nicht singen. Nur, er tut es. Morgens im Bett, unter der Dusche, beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen, und nicht nur zur Not sogar beim Sex. Weil er glaubt, er erfreut Sie damit. Weil er glaubt, seine gute Laune ist ansteckend. Nun gut, es hat Vorteile. Daß er ihnen den Appetit verdirbt, kommt Ihrer schlanken Linie zugute. Sie wollen schließlich bleiben, wie Sie sind. Aber Sie hatten nie vor, magersüchtig zu werden. Es hat auch Zeiten gegeben, da fanden Sie Sex gar nicht so schlecht. Auch nicht mit musikalischer Untermalung. Aber da kam die auch noch aus den beiden Boxen in den Schlafzimmerecken. Es gab auch eine kurze Zeit der Hoffnung, als ihn manchmal noch die Leidenschaft so übermannte, daß er das Singen vergaß, dabei. Danach aber nie. Denn Ihr Gefährte gehört nicht zu der Gruppe der unsensiblen Männer, die sich danach umdrehen und auf der Stelle einschlafen. Oh nein, er ist sensibel und liebevoll. Er singt Sie in den Schlaf Sie müssen leider warten, bis er sich selbst in den Schlaf gesungen hat, und dann tun Sie gut daran, auf der Stelle, im gleichen Moment, in dem der Gesang versandet, unmittelbar nach ihrem Lebensabschnittsgefährten in Morpheus’ Arme zu fliehen, weil, wenn nicht ... sollten Sie sofort weiterlesen.
2 Grund 22: Krächz, Säg, Prust Bevor Sie mit ihrem Liebsten zusammengezogen sind, waren die Nächte einsam, sehr einsam. jetzt sind sie laut, sehr laut. Neben ihnen ist die Hölle los. Der Mann schnarcht. Er krächzt, und prustet, sägt was das Zeug hält. Und nach einem schönen Abend mit ihnen, liebe Leserin, so einem mit einem schmackhaften Essen, dem ein oder anderen Glas Wein, bei der einen oder anderen Zigarette, da krächzt, sägt und prustet er noch ein- mal so gern. Nun wissen wir ja alle, daß ein Geräusch erst dann anfängt, wirklich zu nerven, wenn die eigene Einstellung dazu eine schwierige ist. Wir liegen also wach und versuchen, unsere Einstellung zu ändern. Wir lieben sie doch, die Säge neben uns. Wir haben ihr doch drei Kinder geschenkt oder kokettieren mit dem Gedanken, sie wenigstens mit einem kleinen Fußballpartner zu beglücken. Wir bemühen uns eine geschlagene halbe Stunde um 26
die Änderung unserer Einstellung. Aber wir versagen. Lieben wir diesen Mann vielleicht doch nicht? Kaum angedacht, verwerfen wir die Lästerung augenblicklich. Wir müssen einfach praktischer werden. Wir beugen uns sanft zur anderen Seite des Bettes und halten ihm die Nase zu. Der Druck zwischen Daumen und Zeigefinger erreicht innerhalb einiger Sekunden locker die 2,2 bar, die Sie an der Tankstelle in den hinteren Reifen Ihres Autos blasen müssen. Sie entscheiden kurz, ob wohl der Kopf des Mannes druckaushaltetechnisch mit den Reifen Ihres Ford Escorts vergleichbar ist, da entweicht unversehens die gesamte Luft eine Öffnung tiefer. Es klingt wie heute morgen, als Sie die Vakuumhülle des Kaffeepakets öffneten (leider riecht es nicht ganz so appetitlich), und vor Schreck lassen Sie seine Nase los. Einen beunruhigenden Moment lang hören Sie gar nichts. Ihr Angebeteter öffnet die Augen und starrt Sie an. Das heißt, er starrt Sie gar nicht an, aber das können Sie in der Dunkelheit des Zimmers nicht so genau ausmachen. Eigentlich starrt er an die Decke, und selbst das tut er nicht wirklich, er starrt hindurch. Sein Blick fixiert - nichts. Und das auch nur für ca. zwei Sekunden. Dann dreht er sich um, bietet Ihnen liebevoll seinen Rücken und seinen Knackarsch (ja, den hat er sich erhalten) für das Löffelchen, das er so liebt. Und er ist ganz still. Sie wissen es nun ganz genau. Sie lieben ihn, grenzenlos. Sie kuscheln sich an, sie löffeln perfekt in sein Angebot, der erste Traum vom glücklichen Leben zu zweit (oder zu fünft) will sich gerade einstellen, da sägt die Säge wieder los. Mein Gott, war es schön, als die Nächte einsam waren, sehr einsam.
3 Grund 23: Knirsch, Knirsch, Knirsch Am Tag, nachdem ich das Geräusch zum ersten Mal hörte, bin ich in eine Zoohandlung gegangen und habe Mausefallen verlangt. Fünf Mausefallen für zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad. Für die Tierliebhaber unter den Lesern: natürlich solche Fallen, die die Maus fangen, nicht töten. Ich stellte sie am gleichen Abend auf. Das knirschende Geräusch der vermeintlichen niedlichen Nagetiere war auch in der kommenden Nacht deutlich wahrzunehmen. Ich weckte den Mann, der nach einer ausgiebigen Kennenlernphase seit zwei Nächten Bett und Tisch mit mir teilte. Ich hatte ihn tagsüber von den Mäusen in Kenntnis gesetzt. jetzt fragte ich: Mausi, hörst du es? Der Kosename war natürlich ein unbeabsichtigter Zufall. Mausi hörte nichts. Ich auch nicht mehr. Ich hab’ die Mäuse vielleicht erschreckt, dachte ich. Einige Minuten später war es wieder deutlich auszumachen. Knirsch, knirsch, knirsch. Mausi wurde erneut geweckt, diesmal ganz vorsichtig. Ich flüsterte ganz nah an seinem Ohr: Mausi, hörst du es jetzt? Mausi hörte auch diesmal nichts. ich auch nicht mehr. Ich stand leise auf und kontrollierte die Fallen. Nichts. Als ich zurück ins Bett kroch, war es wieder deutlich wahrzunehmen. Mit unendlicher Behutsamkeit näherte ich mich erneut seinem Gesicht. Das Geräusch wurde deutlich lauter. Knirsch, knirsch, knirsch. Es gab keinen Zweifel mehr an seiner 27
Herkunft. Der Mann in meinem Bett erzeugte es durch malmende Bewegungen des Unterkiefers, die Zähne immer schön kräftig aufeinandergepreßt. Knirsch, knirsch, knirsch. Am nächsten Tag brachte ich die fünf Fallen mit Mausi zurück in die Zoohandlung. Die Besitzerin des Ladens hatte viel Erfahrung mit Nagetieren und war sehr kulant. Sie nahm die Fallen und Mausi dankbar an. Sie lud mich sogar zu ihrer Hochzeit ein halbes Jahr später ein. Mausi sah bezaubernd aus im schwarzen Frack, und ich wünschte den beiden ein langes und glückliches Leben. Moral von der Geschichte: Männer, die schnarchen, knirschen nicht.
4 Grund 24: Klack, Klack, Klack Das Wesen auf der anderen Hälfte Ihres Bettes schnarcht nicht und knirscht nicht? Dann haben Sie ziemlich viel Glück gehabt oder sollten mal zum HNO-Arzt gehen und einen Hörtest machen. Aber ich wette, daß Sie das kennen. Sonntag morgen, eine harte Arbeitswoche liegt hinter Ihnen, das Schlafdefizit hat ein beachtliches Ausmaß erreicht. Das Einzelkind, weiblich, kein Fußballpartner, schade, übernachtet bei seiner liebsten Schulkameradin. Der gestrige Abend hat sich weit in die Nacht hineingezogen. Aber heute morgen erwartet Sie das pure Glück. Kein Wecker, ausschlafen, ausgiebiges Frühstück mit dem Liebsten, danach vielleicht ein Spaziergang in der nachmittäglichen Frühlingssonne. Es ist halb acht Uhr früh. Sie wachen auf Wachen auf durch ein Geräusch: klack, klack, klack. Stille. Klack, klack, klack. Stille. Die andere Hälfte des Bettes gähnt sie verwaist an. Sie gähnen solidarisch zurück. Klack, klack, klack. Stille. Klack, klack, klack. Stille. Sie angeln sich das Kissen der leeren Betthälfte und pressen es auf das eine, ihr eigenes Kissen auf das andere Ohr. Klack, klack, klack. Stille. Klack, klack, klack. Stille. Das Geräusch dringt mühelos durch die garantiert allergiegetestete Füllung. Irgendwo war doch dieses Döschen mit den kleinen wachsigen Stöpseln. Sie finden es, drücken sich zwei kleine wachsige Stöpselchen in ihre Ohren. Klack, klack, klack. Stille. Klack, klack, klack. Stille. Das Geräusch ist nun gedämpft, aber gut hörbar. Fast so gut wie das Rauschen in ihrem Kopf und der Herzschlag von weiter unten. Sie unternehmen einen allerletzten Versuch. Sie singen. Singen laut ihren derzeitigen Lieblingshit. Die Schlafzimmertür geht auf, und der Mann, von dem Sie sich scheiden lassen werden, steht fröhlich in der Tür. Die eine Hälfte seines morgendlichen Gesichts ist voll mit weißem Schaum, die andere, freie, blutet an vier Stellen leicht, an einer etwas heftiger. Schahatz, bist du schon wach? fragt er sehr leise, für den Fall, daß der Schlager vom weiblichen Hausgeist kommen sollte. Sie können ihn natürlich nicht hören, Ohropax, Kissen und lauter Gesang stehen davor. Ihr zukünftiger geschiedener Mann begibt sich zurück ins Bad und an die Naßrasur. Er nimmt den Schaber, schabt damit eine Bahn durch den restlichen Schaum und entfernt ihn am Waschbeckenrand durch kräftiges dreimaliges Aufschlagen. Klack, klack, klack. Stille. Es hängt noch etwas Schaum am Schaber. 28
Klack, klack, klack. Stille. Sie sind ihm gefolgt. Sie heben die Schußwaffe. Drei Schüsse in den Rücken. Klack, klack, klack. Stille. Sie wollen sicher gehen. Klack, klack, klack. Stille. Sie schrauben den Schalldämpfer ab. Befriedigt begeben Sie sich wieder ins Bett. Klack, klack, klack. Stille. Klack, klack, klack. Stille, kommt unverändert aus dem Bad. Sie nehmen sich vor, einmal in ihrem Leben eine Phantasie wirklich auszuleben. Vielleicht nächstes Mal.
5 Grund 25. Tooor! Toooor! Tooooor! An irgendeinem Tag in seiner Schöpfung (oder vielleicht auch an irgendeinem Tag in ihrer Schöpfung, wer weiß es genau? ) gab uns der/die/ das Gott das Trommelfell. Auf daß wir das Zwitschern der Vögel, das Flöten des Wasserkessels und die Durchsage der Zugverspätung am Bahnhof wahrnehmen können. Gott hatte zu diesem Zeitpunkt den Fußball noch nicht erfunden, sonst hätte er/sie/es es sich vermutlich anders überlegt mit dem Trommelfell. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist er/sie/es ja auch gehässig und erschuf sofort nach der Fußballweltmeisterschaft das Trommelfell. In diesen freudlosen Wochen alle vier Jahre, aber nicht genug damit, nein, auch an diesen freudlosen Wochenenden, und auch damit nicht genug, nein, auch an diesen freudlosen Mittwochen, an denen uns die Fernseh- und Radiosender, auch wenn wir nicht an den Ort des Geschehens, auf den Platz, gegangen sind, daran teilhaben lassen wollen, in all diesen freudlosen Stunden, müssen wir es ertragen. Tor! Tor! Tor! Es schallt einstimmig aus den Männerkehlen, aus allen Kneipen, aus allen Restaurants, aus allen Wohnzimmerfenstern. Und natürlich auch durch alle Wände unserer Dreizimmerwohnung, unseres schnuckeligen Eigenheims, unseres illustren Lofts, wobei es bei letzterem meist leider nicht mal Wände gibt. Wir hatten eigentlich sehr bewußt gewählt, einen intellektuellen, einen Universitätsprofessor vielleicht, oder auch einen Gynäkologen. In der Hoffnung, er würde unser Fell nicht beleidigen, nicht schmähen nicht demütigen. Aber er tut es. Tor! Tor! Tor! Über alle intelligenten Windungen seines Hirns setzt er sich hinweg und gesellt sich zu seinen Artverwandten, die selbst Sex und Fressen in solchen Stunden nicht mehr interessiert, und stimmt ein in den allumspannenden, verbindenden Ruf der männlichen Welt: Tor! Tor! Tor! Liebe/r/s Gott, bitte, beim nächsten Mal, schaff das Trommelfell, schaff die Fußballweltmeisterschaft, aber laß einfach beim Mann die Beine weg.
6 Grund 26: Wumms, wumms, wumms Haben Sie auch diese Dinger, die die Wohnung mit der Außenwelt verbinden? Das Wohnzimmer mit der Diele? Das Schlafzimmer mit dem Bügelzimmer? je nach Material oder Lage nennt es sich Eingangstür, Holztür, Glastür, Terrassentür Badezimmertür usw. Sie, liebe Leserin, benutzen diese Dinge zweckmäßig, als 29
Verbindungselement zwischen zwei Bereichen. Ihr Lebensabschnittsgefährte mitnichten. Er benutzt sie als Percussioninstrument. Ist er von der ganz harten Sorte, beginnt er nach getaner Arbeit damit bereits an der Haustür, wummns, was Sie, die sich in der Wohnung in der vierten Etage befinden, auf sein Kommen vorbereitet, was wiederum in Ausnahmefällen durchaus von Nutzen sein kann. Dann betritt er ähnlich energetisch Ihr gemeinsames Reich. Wumms. Liebste, wo bist du? Die Liebste befindet sich am besten in der Diele, das erspart ihr das nächste und dritte wumms. Aber, wie das Leben nun mal ist, seit Gott uns aus dem türenlosen Paradies vertrieb nur wegen so ’nem bißchen Obst, bei dem wir schon damals erkannten, wie gesund es ist (siehe Grund 55), befindet sie sich natürlich nicht in der Diele. Nein, sie befindet sich ausgerechnet im Bügelzimmer. Wumms, von der Diele ins Schlafzimmer, wumms, vom Schlafzimmer ins Bügelzimmer. Die vierte Tür knallt mit Tatkraft ins Schloß. Er strahlt sie an. Sie schaut mißmutig zurück. Sag mal, mußt du die Türen immer so knallen? Er strahlt nicht mehr. Sie schaut immer noch mißmutig. Nein, muß ich nicht, schleudert er ihr entgegen und schlägt sie auf einmal in Sachen Mißmutigkeit um Längen. Ich komme nach einem harten Tag Arbeit zurück. ich arbeite nur für dich und die Kinder. Und du weißt nichts mehr zu sagen, als daß ich die Türen nicht knallen soll? Er dreht sich um, knallt die Tür ins Schloß. Wumms. Er geht durchs Schlafzimmer in die Diele. Wumms. Von der Diele in den Hausflur. Wumms. Dann ist vier Etagen lang Ruhe. Wumms schleudert es ihr ein letztes Mal von unten entgegen. Sie freut sich auf einen ruhigen Abend, ...
7 Grund 27: Flöt, Flöt, Flöt ... der auch ungetrübt von jeglichen Pfeif- und Flötentönen sein wird, die Männer ständig von sich geben. Das tun sie am liebsten nach einem heftigen Krach, so sie nicht gerade türenknallend die Wohnung verlassen haben. Wenn niemand mehr miteinander redet, wenn die Atmosphäre in der Wohnung zum Schneiden dick ist, wenn keiner mehr den anderen eines Blickes würdigt. Die Situation, wenn Ihnen, verehrte Leserin, der Appetit gründlich abhanden gekommen und die Laune zutiefst verdorben ist. Das ist der Moment, wo der Mann es liebt, ein kleines Pfeifkonzertlein anzustimmen. Flöt, flöt, flöt ertönt es fröhlich aus seinem Arbeitszimmer. Ein flöt, flöt, flöt, das soviel aussagt wie: Mir macht das alles nichts aus, mich interessiert unsere Meinungsverschiedenheit überhaupt nicht, du glaubst doch nicht, daß du so viel wert bist, daß ich mich auch nur eine Sekunde gräme wegen dir. Am allerschlimmsten ist es, wenn Sie dem flöt, flöt, flöt nicht entgehen können, etwa bei einer gemeinsamen Bergwanderung in 3000 Metern einsamer Höhe oder beim gemeinsamen Versuch, mit einem Ballon die Erde zu umrunden oder mit einem Flog durch den Atlantik zu schippern. Lassen Sie es in solch extremen Situationen am besten nicht auf einen Krach ankommen.
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8 Grund 28: Spuck, Spei, Rotz Männer spucken, speien und rotzen in der Gegend rum. Wenn Sie mit einem Exemplar dieser Gattung spazieren gehen, können Sie natürlich wegschauen. Sie müssen den weißlich schäumenden Auswurf, der in fünfmarkstückgroßen Flatschen auf dem Boden landet, nicht betrachten. Sie müssen sich nicht ekeln über die Ameisen und Käfer, die sich gleich darauf stürzen, ein erfrischendes Bad nehmen und ihren Stammesgenossen köstliche Nahrung mit nach Hause bringen werden. Aber Sie können nicht weghören. Schon gleich, wenn er zur Sammlung des Schleims in der Kehle ansetzt, löst dieses knarzende, glucksende Geräusch Übelkeit aus. Und es sträubt Ihnen die Nackenhaare, wenn das Sputum dann mit grandiosem Schwung und diesem einzigartigen, nicht beschreibbaren Ton (hier müssen Sie leider warten, bis der Rake Verlag diese Ausgabe seiner 101-GründeReihe als Hörbuch vorlegt. Bitte nehmen Sie bis dahin Vorlieb mit dem elffach oscargekrönten Spielfilm Titanic, in dem Leonardo seine Kate in die Geheimnisse des Rotzens einführt) aus seinem Mund spritzt und platschend unten auftrifft. Früher gab es übrigens in Schwimmbädern die sinnige und praktische Einrichtung des Spucknapfes, immer ganz in der Nähe der Männerduschen natürlich. Inzwischen sind die abgeschafft, und Männer rotzen wieder in Duschen (was nicht schlimm ist, da sind sie unter sich) und Schwimmbecken (was schlimm ist, da sind sie es nicht).
9 Grund 29: Schlürf, Schlürf, Schlürf Woher mag nur dieses unbändige männliche Verlangen, ständig Geräusche zu erzeugen, kommen? Ist es die unüberwindbare Angst des Mannes, vergessen zu werden, wenn er nicht dauernd auf sich aufmerksam macht? Oder ist es eine existentielle Sorge, sich aufzulösen, zu verschwinden? Muß er sich durch Lärm machen dauernd selbst bestätigen, daß er noch da ist? Ich töne, also bin ich? Oder ist es gar ein elementarer Ausdruck von Lebensenergie, Lebensfreude? Ich schlürfe, also freu’ ich mich? Wir werden es nicht endgültig klären können. Wenn das Mag der inneren Freude in Korrelation zu der Schlürfhäufigkeitsfrequenz steht, scheint jedenfalls die Suizidgefährdung des Mannes nicht besonders hoch zu sein. Die Autorin erfuhr zum ersten Mal in ihrer Kindheit vom Wesen des Mannes, als ihr Papa eine Reihe Geschäftspartner zum Essen eingeladen hatte. Mama hatte gekocht, es gab Hühnerbrühe mit Eierstich als Vorspeise, Sauerbraten mit Nudeln und Salat zum Hauptgericht und eine Weincreme als Nachspeise. Da war was los. Die Männer hängten ihre Gesichter über die Suppenteller und vereinigten sich in einer Tonmeditation. Das ist eine spirituelle Übung, bei der eine Gruppe von Menschen einen Ton erzeugt, der nie abreißen darf, sprich, man muß seinen Atem und seine Stimme so koordinieren, daß immer irgend jemand tönt, während ein anderer Luft holt. Die Suppen-Männer waren perfekt darin. Das Schlürfgeräusch blieb konstant, bis der Letzte das letzte Quentchen von seinem Löffel in den Mund gesaugt hatte. Sie schafften es sogar, einen Rhythmus zu erzeugen, eine Art Dreivierteltakt mit Synkopeneinlage, nicht unspannend. Die Dreijährige war 31
fasziniert. Sie begann mit der Suppe erst, als die Männer fertig waren. Und versuchte das, was sie gerade von den Erwachsenen gelernt hatte, in die Tat umzusetzen. Mama lief rot an, nahm ihr den Löffel weg und schickte sie an den kleinen Spieltisch, sie solle gefälligst da weiteressen. Das war sehr grausam und nicht zu verstehen, was hatte sie getan? Nachdem Mama ihr den Löffel wiedergegeben und ihr ins Ohr geflüstert hatte: Benimm dich jetzt, bitte! ging sie zu den Geschäftspartnern ihres Ehemannes zurück. Die machten sich gerade an die soßentriefenden Nudeln und schlürften sie, als einige Versuche mit der Gabel mißlungen waren, vom Suppenlöffel. Und das Geräusch beim Einsaugen der Weincreme danach wurde nur unterbrochen durch ein paar verzückte Rufe: Köstlich, wirklich köstlich! Die Kleine hatte gelernt. Männlich erwachsen ist es, jegliche Nahrung, die nur entfernt flüssig genug ist, mit soviel Geräusch wie möglich in den Mund zu saugen. Kinder und Frauen dürfen das nicht, dafür dürfen die ja zuerst in die Rettungsboote, wenn das Schiff untergeht.
10 Grund 3o: Brüll, Brüll, Brüll Es gab zwei Situationen, in denen die Mama der Autorin brüllte: Erstens, wenn sie telefonierte, zweitens, wenn sie mit einem Ausländer redete, der der deutschen Sprache nicht mächtig war. In beiden Fällen war sie überzeugt, die Lautstärke würde dazu beitragen, verstanden zu werden. Der Erfolg war niederschmetternd, die Leute am anderen Ende der Leitung hielten den Hörer so weit weg vom Ohr, daß sie gar nichts mehr mitbekamen, die Ausländer kapierten ein gebrülltes fremdes Wort auch nicht besser, aber das hielt Mama nicht davon ab, es lebenslang weiter zu versuchen. Da sie wenig telefonierte und selten mit Ausländern sprach, war das Ganze auch nicht weiter bemerkenswert. Bemerkenswert war, daß die Autorin durch ihre Mama schon früh erkannte, warum Männer in Kneipen, auf Fußballplätzen, an der Börse, im Bundestag, bei der Kindererziehung, beim Militär immer brüllen müssen. Sie spüren, daß sie nicht in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren, sie fühlen sich prinzipiell unverstanden, sie möchten durchdringen zu anderen menschlichen Wesen, sie wollen in Kommunikation treten. Aber ihnen fehlen die Mittel. Bleibt die Frage: Warum hat Gott auch dem Mann die Stimmbänder geschenkt?
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5. Die oralen Gründe 1 Grund 31: Es fehlt die Würze Geschmacks- und Geruchssinn hängen bekanntlich eng zusammen. Wer nichts riechen kann, kann auch nichts schmecken. Wie wir schon festgestellt haben, ist das männliche Geruchsorgan nicht im mindestens mit dem eines lupus cane, gemein Wolf, später Hund genannt, zu vergleichen. Eh der Mann was riecht, hechelt sein Haustier bereits lebensbedroht nach Luft. So ist es auch, wenn die (Haus-)Frau gekocht hat. Mit viel Sorgfalt hat sie gewürzt, hier noch eine Idee Ingwer an den Gemüsereis, da noch eine kleine Prise frisch geriebene Muskatnuß an den Kartoffelbrei, die Komposition ist gelungen. Nicht für den Mann. Bevor er überhaupt probiert hat, greift er zum Salzfaß und gibt eine ordentliche Portion drüber, und an der Pfeffermühle wird diverse Male gedreht. Ist das männliche Exemplar an Ihrem Tisch schon etwas betagter, kann es auch schon mal eine gehörige Fuhre Maggi sein. Ach ja, und Ketchup, die generationenverbindende Allzwecksoße... Liebste, was hast du wieder wunderbar gekocht, meint Liebster aus vollem Mund. ja, finden Sie auch, und demnächst vielleicht jemanden, der das auch weiß, ohne mit den salz- pfeffer-maggie-ketchup-verseuchten Resten seines Tellers lupus cane zu ermorden.
2 Grund 32: Der Meisterkoch Zu besonderen Gelegenheiten, wie Feier der Gehaltserhöhung um 87,4o DM brutto, Aufstieg der eigenen Altherrenfußballmannschaft in die Kreisliga oder Abschluß der erfolgreichen 7-Wochen-Diät, die ihn von stolzen 102 auf magere 99,5 Kilo gebracht hat, übernimmt der Mann ja gerne mal das Regiment in der Küche. Und mutiert auf der Stelle zum Meisterkoch. Plötzlich kann er alles, weiß er alles, schmeckt er alles, Grund 31 unerbittlich ignorierend. Und die Frau muß zugeben: es schmeckt - anders. Anders jedenfalls, als wenn sie kocht. Unter anders versteht er besser, und das muß sie ihm auch tunlichst bestätigen. Das erwartet er, das verlangt er, da hat er ein Recht drauf Hat sie, die Frau, jemals etwas so Köstliches gegessen? Erfreut die Soße nicht mit einer solchen Sämigkeit, daß einem das Wasser im Mund zusammenläuft? Die Frau erinnert sich an ca. 5.683 Mahlzeiten, die köstlicher waren, und die Sämigkeit der Soße wird bezahlt mit diesem eigenartigen Nachgeschmack, der fatal an Mondamin Fix Soßenbinder erinnert und alles andere tut, als die Säfte zusammenlaufen zu lassen. Aber sie schweigt. Nickt lächelnd, während sie versucht, das nickende Lächeln auch nach dem dritten Biß aufrecht zu erhalten. Sie schafft es tatsächlich bis zum Ende des Nachtisches. Mousse au chocolat, selbstgemacht natürlich. An Dr. Oetker reicht es nicht heran, aber da ist die Frau nicht kleinlich, selbstgemacht, dafür setzt sie noch ein kräftiges lächelndes Nicken obendrauf, Das verliert sich dann allmählich in den drei Stunden, die sie braucht, um die Küche nach dem Essen zu säubern, während 33
er sich erschöpft auf der Couch entspannt und die phantastische Mahlzeit verdaut, nicht ohne ihr noch den einen oder anderen Tip rüberzugeben, wie man ökonomischer spült und aufräumt.
3 Grund 33: Männer machen Forellenbäckchensalat Im März des Jahres 1999 durfte die Autorin einen besonders kreativen Vertreter der Gattung Meisterkoch kennenlernen. Er servierte zum ersten gemeinsamen häuslichen Dinner: Forellenbäckchensalat. Forellenbäckchen sind die Spezialität der Forelle. Das besonders feine Fischfleisch befindet sich in kleinen Höhlen etwas schräg versetzt unter den starrenden Augen des Tieres. Zwei Forellenbäckchen zusammen wiegen ca. 1,5 g. Der Salat war üppig, die Anzahl der weiteren Treffen mit dem Forellenbäckchensalatmacher verdienen dieses Adjektiv nicht.
4 Grund 34: Der Weinkenner Männer sind zweifelsohne Experten in Sachen Wein, da kommen wir Frauen einfach nicht mit. In diese Feinheiten des oralen Genusses können wir ihnen nicht folgen. Wie gerne wären wir auch so wie sie, die einmal im Monat mit ihrem besten Freund (ja, wir wissen, daß es den nicht gibt, aber Männer glauben seit alters her fest an seine Existenz) zur Degustation schreiten. Das wird wochenlang vorbereitet, da werden Weine gekauft, die das fünffache unseres letzten Paars Lederstiefel gekostet haben (die Flasche, wohlgemerkt), da wird zeremoniert, was das Zeug hält. Und ist der große Tag gekommen, dürfen wir ihn auf gar keinen Fall stören, den Weinexperten. Schweigend sitzt er mit seinem Mitstreiter am Tisch, auf dem die Brutto-Gehaltserhöhungen der nächsten zwanzig Jahre stehen, jede Bewegung ist ein heiliger Akt, jedes Einschütten, Verzeihung, Einschenken, eine sakrale Handlung. Die Zärtlichkeit, mit der das Glas gehoben wird, haben wir das letzte Mal erlebt, als er uns bei der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes, das übernächste Woche durch seine erste Führerscheinprüfung fallen wird, streichelte. Der Geruch (oh weh, es heißt Bukett, wie peinlich) des Weines wird durch sanfte rührende Bewegungen mit dem Glas freigesetzt, und der Gesichtsausdruck, den sein Antlitz ziert beim Kosten, läßt verschüttete Erinnerungen hochsteigen. Hatten wir uns nicht so immer die Verzückung des Orgasmus vorgestellt, als wir noch so jung waren, ihn nicht zu kennen, aber alt genug, ihn uns auszumalen? Die nächsten fünf Stunden hören wir nicht viel mehr als ein zustimmendes Raunen, ein ablehnendes Brummen, ein unentschiedenes Murmeln. Gesprochen wird weiter nichts. Das Ritual verlangt Ernsthaftigkeit, Würde und Stille. Wir verziehen uns in die Küche und schütten ein großes Glas Chianti für 6,8o Mark (die Flasche, wohlgemerkt) in einem Zug runter. Schmeckt gut, finden wir, aber sollten wir nicht laut sagen. Oder vielleicht doch; die Chance, daß wir die nächste Degustation nicht mehr miterleben müssen, würde jedenfalls beträchtlich steigen. Und wenn er uns verläßt, müssen wir nicht mal ein schlechtes Gewissen haben. Um sicher zu gehen, noch einen Tip. Legen Sie ordentlich Lippenstift auf, platzen Sie mitten rein in das 34
Ritual, geben Sie Ihrem Liebsten einen dicken lauten Schmatz auf den Mund und fragen Sie ihn, ob Sie vielleicht mal eben eine Flasche haben könnten, um die Soße Bolognaise mit ’nem kräftigen Schluck abzugießen.
5 Grund 35: Küssen Im zarten Alter von zehn bis elf Jahren fängt das Mädchen vor dem Spiegel an zu üben: Wie küßt man richtig? Wie nähert sich der Mund dem anderen, in welchem Winkel treffen die Lippen optimal aufeinander, wie weit müssen sie geöffnet werden, um eine erotische Berührung der Zungen zuzulassen, ohne gleichzeitig den Eindruck des Zubeißen- oder Verschlingenwollens zu erwecken? Das Mädchen informiert sich weiterhin in den einschlägigen Magazinen wie Bravo oder Girl, es fragt Freundinnen, die es bereits praktizieren, es zieht auch Erkundigungen bei der eigenen Mama ein, die sich in diesem Alter zunehmend zur Freundin entwickelt - oder entwickeln sollte. Und während all dieser Zeit spielt der Junge Fußball und bestätigt sich mit seinen Kumpanen: Mädchen sind doof. Mit dem Erfolg, daß er den Vorsprung der Mädchen auf diesem Gebiet nie wieder einholen wird. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, wie der Volksmund diesmal ausnahmsweise richtig zu bekunden weiß. Wenn dann das Mädchen zum ersten Mal zur praktischen Ausführung schreitet und den Spiegel durch ein menschliches, männliches Versuchsobjekt ersetzt, erlebt es eine herbe Enttäuschung. Statt der erwarteten zarten erotischen Berührung rührt ein KrupsMixer auf Stufe drei im Mund herum, oder eine Art Duschschlauch hinterläßt wenig Freude, aber viel Nässe. Als ich selbst, nach elf langen theoretischen Spiegelübemonaten im Alter von zwölf zum ersten Mal die Praxis suchte, stieg ich sogar auf eine Kombination von beidem: zuerst Duschschlauch, dann KrupsMixer und zum Abschluß nochmal Duschschlauch. Die Ernüchterung war immens, Tage der Verwirrung, des Entsetzens folgten. Da Mama das mit dem derTochterFreundin-sein noch nicht praktizierte, konnte ich mir auch dort keinen Rat holen. Die Bravo ließ Krups-Mixer und Duschschläuche irgendwie auch aus, also gab es nur die Möglichkeit eines neuen Versuchs. Begabungen werden nun mal unterschiedlich verteilt, vielleicht hatte ich einfach Pech mit der Auswahl des Objekts gehabt. Ich suchte weiter, ich suchte lange, ich stellte fest: Sie können’s einfach nicht, die Männer.
6 Grund 36: Mund faul, Mund voll Es existiert ein interessanter (Neben-)Widerspruch im Manne. Einerseits ist er mundfaul, andererseits nimmt er den Mund gern voll. Reden, sich mit einer Sache auseinandersetzen, den Dingen verbal auf den Grund gehen ist seine Sache nicht, aber dauernd will er etwas im Mund haben: Zigaretten, Süßigkeiten, Kugelschreiber, seine Nägel, seine Schnurrbarthaare, ihre Schamhaare.
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7 Grund 37: Männer ziehen Fäden Wie wir alle wissen, gehört das Nähen zur weiblichen Domäne. Wir sind es, die feinmotorisch geschickt (siehe auch Grund 79) Fäden durch Nadelöhre ziehen, wir sind es, die die abgerissenen Knöpfe des Lieblingshemdes wieder befestigen, wir sind es, die Nähmaschinen bedienen können. Das hält IHN nicht davon ab, die Bedienungsanleitung der neu erworbenen Nähmaschine zu studieren, sie aufzubauen und uns wertvolle Tips zu ihrer Handhabung zu geben. Aber wenn wir zur praktischen Tat schreiten, ist das UEFA-Cup-Spiel dann doch wieder spannender. Um aber auf diesem Gebiet nicht völlig zu versagen (das tut der Mann nicht gern), hat er sich eine kleine niedliche Eigenart zugelegt, er zieht die Fäden oral. Er nimmt dazu vorhandene Mundsekrete, er tut es zwischen Ober- und Unterlippe, es ist immer weiß, selten appetitlich. Die Konsistenz ist eine durchaus bemerkenswerte. Dieser Faden scheint eine Art Elastizität entwickelt zu haben, die die handarbeitende Hausfrau aufmerksam beobachtet. Er verschwindet beim Aufeinandertreffen der Ober- mit der Unterlippe völlig, erscheint aber in ungekürzter Länge bei der Wiederöffnung des Mundes. Selbst bei wiederholter Tätigkeit scheint nichts zu reißen, nichts morsch zu werden. Wirklich äußerst interessant.
8 Grund 38: Der bewegte Mund Die Autorin selbst und einige ihrer Mitstreiterinnen kamen irgendwann auf eine wunderbare Idee. Hat sich der heterosexuelle Mitbewohner (der Begriff Mitbewohner ist an dieser Stelle bewußt neutral gewählt) in bisher siebenunddreißig und folgenden dreiundsechszig Gründen als nicht tauglich erwiesen, wählen wir doch einfach einen homosexuellen. Die sind bekanntlich weder hygienisch bedenklich, noch sinnlich unterbelichtet, noch mundfaul. Nur, das ist leider das Problem. Der andere Artgenosse plaudert im Gegensatz zu seinem nichtanderen gern, allzu gern. Eigentlich immer. Und immer geht’s um Männer. Und unsere andere Wahl war ja eigentlich getroffen worden, um das Thema Männer mal ein wenig weniger Thema sein zu lassen. Und dann ist es plötzlich mehr Thema denn je. Mit nasaler, über seine sexuelle Ausrichtung keinen Zweifel lassender Stimme fragt er uns: Hast du den Blick des DJ’s gesehen gestern? Hast du oder hast du nicht? ja, hatten wir, und einen feuchten Traum auch danach, nicht wissend, daß er, der Blick, unserem Mitbewohner gegolten hatte. Und hatte er, der Blick, das wirklich? Diskussionsthema für mindestens sechs gemütliche Frühstücke.
9 Grund 39: Gar kein Mund Verweilen wir noch ein wenig beim homosexuellen Mann und seinen Gewohnheiten und Eigenschaften. Die Autorin möchte sich nicht vorwerfen lassen, in 101 Gründen nur heterosexuelle Männer feindlich zu betrachten. Während Sie also so gemütlich beim Frühstück den Vermutungen Ihres etwas anderen 36
Mitbewohners zuhören, oder auch nicht zuhören, für ihn macht das keinen großen Unterschied, betrachten Sie ihn eingehend. Fesch ist er schon, gepflegt, wohl duftend schon zu dieser frühen Morgenstunde, die knallenge Lederhose bringt die ein oder andere Wölbung gut zur Geltung. Da hätten Sie im übrigen eine kleine Chance, auch mal das Wort zu ergreifen und auf gespannte Zuhörerschaft zu stoßen. Reden Sie über seine Wölbungen, charakterisieren Sie seinen Knackarsch, er wird Ihnen für eine Weile sein Ohr leihen, denn in Sachen Eitelkeit schlägt der homosexuelle Artgenosse seinen heterosexuellen um Längen. Aber das interessiert Sie im Moment gar nicht. Sie schauen gespannt auf seinen Mund, aus dem dieser endlose Wortschwall fliegt, und Sie fragen sich, woran erkenne ich eigentlich, daß es sich um einen Mund handelt? Gut, es ist eine Öffnung auszumachen, darin blitzen auch weiße, gerichtete Zähne, nur das Hauptcharakteristikum des Mundes, die Lippen, das fehlt irgendwie. Das fehlt bei geschlossenem Mund ganz, bei geöffnetem halb. Verdeckt wird es durch den üppigen Haarwuchs (wir kommen hiermit zum vorletzten Mal zu diesem Thema) zwischen Mund und Nase, den Schwule so ganz besonders lieben, ganz besonders pflegen, hätscheln, shampoonieren, stutzen und schneiden: den Schnurrbart. Keine Frau auf der Welt findet so was schön oder kann auch nur im mindesten Verständnis dafür aufbringen, warum ein Mann so etwas freiwillig da sein läßt. Wenn uns Frauen die Natur mit so etwas widerlichem ausgestattet hat, was ihr zugegebenermaßen manchmal irrtümlich unterläuft, nehmen wir sogar Folter in Kauf, um es zu eliminieren. Wir hauen eine dicke Portion heißen Wachs darauf, ertragen die glühenden Höllenqualen und reißen nach Abkühlung das Ungeheuer mit einem einzigen schmerzhaften Ruck aus uns raus. Wir lassen auch in wiederholten Prozeduren mit martialischen Geräten Stromstöße in die Wurzeln jagen, in der Hoffnung, dem Monster für immer den Garaus zu machen. Und der Mann, der homosexuelle? Der läßt das schön lang wachsen, der füttert das mit Frühstücksei und Tomatensauce, der kriegt glasige Augen, wenn er in einer Szenekneipe so’n Ding bei ’nem anderen anschauen oder sogar küssen darf Heterosexuelle Männer sind mit Schnurrbärten eher spärlich bewachsen. Die haben nämlich erfahren, wie elementar ihre Chancen beim anderen Geschlecht sinken mit so ’nem Ding. Holla, alle Zeitsoldaten, Bauarbeiter, Polizisten, Busfahrer und Müllkutscher sind schwul? Das ist ja ’ne ganz neue Erkenntnis.
10 Grund 40: Schmucklos Auch die schnurrbartlosen Lippen unserer heterosexuellen Männer, seien wir ehrlich, sind etwas freudlos. Welch wunderbare Farben hat uns die Kosmetikindustrie geschenkt, welche raffinierten Couleurs haben Chemiker in ihren Laboren zusammengemixt, nur um unseren Augen Freude zu schenken. Von einem zarten Rosa mit perlendem Schimmer über ein knalliges, reizvolles Kirschrot bis hin zum geheimnisvollen Aubergine sind die verschönernden Produkte allerorts in Kaufhäusern, Supermärkten und Parfümerien zu haben. Und was tun Männer? Sie ignorieren sie. Sie gönnen uns einfach nichts. Wir würden es 37
so gern auch bei ihnen sehen, Münder, die glänzen, leuchten, changieren, irisieren. Aber nein, nichts da. Dabei lieben Männer glänzende, leuchtende, changierende, irisierende Lippen. Sie fühlen sich angeregt und aufgefordert, wenn wir uns damit schmücken. Uns wollen sie offensichtlich nicht anregen und auffordern. Wir müssen uns mit schnöder Natur begnügen.
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6. Die haptischen Gründe 1 Grund 41: Stachelig Befassen wir uns nun mit einem neuen Kapitel, mit den haptischen, also den Tastsinn betreffenden Gründen. Wir kommen noch einmal zurück auf die Haartracht des Mannes. Er verliert, wie wir in den Gründen 3 und 8 gesehen haben, mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Haupthaar, was sinnlos ist. Er verliert sein Haar nicht da, wo es sinnvoll wäre: an Wangen, Kinn und über den Lippen. Eine Frau, die Frauen bevorzugt, ist nach einer Liebesnacht nicht zerkratzt, verpickelt und aufgerauht. Immer neue elektrische Rasierapparate kommen auf den Markt, Grund 24 wird immer überflüssiger, aber Grund 41 bleibt hartnäckig. Der besonders männliche Mann erfreut uns schon ca. eine Stunde nach der Rasur mit spitzen, stacheligen Härchen, die das Tageslicht schätzen und nicht in ihrer Wurzel verweilen möchten. Und selbst diese eine Stunde, liebe Leserinnen, wird Ihnen nur geschenkt vom Philishave Cool Skin, ein Rasierapparat, den Sie Ihrem Mann, falls Sie das noch nicht getan haben, unbedingt zum nächsten Geburtstag schenken sollten, oder zu Weihnachten, falls das näher liegt. Das ist der, wo auf Knopfdruck Creme rauskommt und dessen Summen und handliche Form so ganz und gar nicht an einen Apparat für Männer erinnert. Aber selbst bei Benutzung des Philishave Cool Skin ist es überaus mühselig, den Alltag auszurichten auf die eine stachelfreie Stunde des Tages, in der der Austausch von Zärtlichkeiten keine entstellenden Folgen hat, die kostspielige kosmetische Operationen nach sich ziehen. Ihr Teddybär aus alten Kindertagen hat in der Beziehung unüberfühlbare Vorteile.
2 Grund 42: Arbeiter- und Bauernhaut Frauen haben zarte Hände, weiche Haut, wie zum Streicheln und Liebkosen gemacht. Katzen haben sanfte Pfoten, ein samtiges Fell, selbst Raupen schaffen es, so etwas hautschmeichelndes wie Seide zu erzeugen. Der Mann ist nur hart Auch wenn er beruflich nicht (mehr) dem Ideal des ehemaligen DDR-Staates nachgeht, seine Haut hat das noch nicht wahrgenommen. Schwielen und Hornhaut zieren nach wie vor die Endausläufer seiner Extremitäten. Wenn er uns einfühlsam den Rücken massiert, müssen wir nachher unsere Wunden desinfizieren, wenn er sinnlich unsere erogenen Zonen berührt, überlegen wir, ob wir beim morgendlichen Gynäkologentermin unsere Mißhandlungen mit Treppe runtergefallen oder doch eher mit, unglücklich gegen die offen stehende Schranktür gelaufen erklären sollen. Sämtliche Erfindungen der KörperpflegeIndustrie scheinen angesichts der Männerhaut zur radikalen Nutzlosigkeit verdammt. Natürlich hält dieses genetisch unabänderliche Schicksal keinen Mann davon ab, weiche Babyhaut bei seiner Frau auch im zarten Alter von dreiundneunzigzu erwarten. 39
3 Grund 43: Mami, es kratzt Kommen wir nun zu einer Stelle in unserer Wohnung, wo die vermeintlichen Stärken der Frau in direkte Konfrontation geraten mit denen des Mannes, kommen wir zur Waschmaschine. Nun handelt es sich ja bei der Tätigkeit des Waschens zweifellos um eine Jahrhundert-Domäne der Frau. Sie hat lange geübt, sie hat in pamperslosen Zeiten eine erkleckliche Anzahl Kinder großgezogen und deren Stoffwindeln in wiederverwendbaren Zustand gebracht, sie hat auch, als der Mann die Hygiene entdeckte und anfing, seine Sekretärinnen zu verführen, seine täglich wechselnden Hemden auf Vordermann gebracht. Nur, das Reich der Maschinen an sich, das ist ja nun mal die erklärte Jahrhundert-Domäne des Mannes. Er erfindet sie, er benutzt sie, er zerstört sie. Oder zumindest erfindet und benutzt er gern Maschinen, die irgendwas zerstören. Wem also gehört nun die Waschmaschine? Wer darf sie benutzen? Man könnte zu der Meinung neigen, der Mann habe hier nichts verloren. Es geht um Waschen und Sauberkeit, also eher fremde Dinge für ihn. Außerdem sind Waschmaschinen heutzutage so kinderleicht zu bedienen, daß sie auch keine Herausforderung mehr darstellen, der Mann kann nicht mehr glänzen mit hervorragenden technischen Fähigkeiten, keine Frau braucht mehr irgendeine Erläuterung des Mannes zur Handhabung. Und außerdem, Hauptargument gegen eine Maschinenbenutzung des Mannes: Es gibt doch gar nichts zu zerstören. Meinen Sie. Haben Sie schon mal die Ladung Wollpullover nach der 6o°-Wäsche mit Turboschleudergang angefaßt? Hat das haptische Vergnügen Ihnen nicht Schauer über den Rücken gejagt? Und würde Ihr entzückendes Kleinkind im Alter von sieben Monaten, dem Sie Ihren Lieblingspullover, ehemals Größe 42, nun vermacht haben, nicht lauthals brüllen: Mami, es kratzt! , so es denn schon Worte bilden könnte? Kann es nicht, aber brüllen, das hat es schon gelernt.
4 Grund 44: Männer lieben’s blau Schon das Neugeborene wird mit der unwiderlegbaren Tatsache konfrontiert, daß blau die Farbe des männlichen Geschlechts ist. Die Kolorierung des ersten Strampelanzuges legt die Dinge fest. Fortan strebt das männliche Geschlecht mit Heftigkeit danach. Sie wollen blau sein, blaumachen, und der Gipfel des Glücks ist es, einen Blaumann zu tragen. Und mit den, wie wir gesehen haben, dem männlichen Geschlecht eigenen zarten, sensiblen Händen schafft er es auch regelmäßig, Ihnen, verehrte Leserinnen, viele blaue Stellen auf Ihrer für ihn unerträglich unblauen Haut zuzufügen. Das macht er natürlich in den meisten Fällen nicht bewußt (ich gehe davon aus, daß Sie zumindest so klug in der Auswahl Ihres Mannes waren, daß Sie den Schläger und Mißhandler links liegen ließen), aber der innere Drang des Mannes zu seiner Farbe ist einfach zu stark. Hier liegt die wahre Triebfeder, warum Männer einander immer so heftig auf die Schulter klopfen, Boxen so lieben und ausgesprochen gern Masseur werden. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Laßt blaue Flecken um mich sein! Und weil die erste und wichtigste Aufgabe der Natur immer und überall die der Fortpflanzung 40
ist, hat sie der weiblichen Hälfte eine Haut gegeben, die unverzüglich und heftig nach derber männlicher Berührung die Farbveränderung Richtung blau durchführt Männer haben so schon früh in der Geschichte der Evolution erkannt, daß sie ihre Farbvorliebe am ehesten auf weiblicher Haut erzeugen können. Das große Problem an der Sache ist nur, daß die Natur den Frauen wiederum, wie auch wir schon kurz nach unserer Ankunft in diesem Leben erfahren, den Drang nach der Farbe rosa zugesellt hat. Frauen mögen blau gar nicht. Sie schätzen rosige Wangen, rosige Münder und malen ihre Wände gern in rosa an. Das Problem hat eine recht einfache Lösung: Suchen Sie sich einen etwas anderen Mann: Sobald Sie einen entdecken, der in der linken oder rechten Gesäßtasche ein rosa Taschentuch trägt, greifen Sie zu. Sie können sicher sein, er hat das Potential, Ihre beste Freundin zu werden, und wird Ihnen niemals etwas Blaues zufügen, obwohl er Ihnen, wie wir in Grund 38 gesehen haben, durchaus mal auf die Nerven gehen kann.
5 Grund 45: Männer lieben’s rund Direkt nach der Vorliebe für blau kommt die für rund. Alles, was rund ist, löst im Manne den unbedingten Drang nach Berührung aus. Bälle jeder Art, Lenkräder, Gewehrkugeln, Biergläser, Hintern, Brüste. Der Drang ist im allgemeinen unangenehm und im besonderen haptisch inakzeptabel. Männer grapschen an Möpse, egal, ob die sich gerade an ihrer Sekretärin, der Kellnerin oder der Praktikantin befinden. Die Autorin hat deswegen eine Eingabe an den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages gemacht und um Einrichtung von Männerräumen in jeder Gemeinde ab 2o.ooo Einwohnern gebeten. Diese Räume sollen ausgestattet sein mit lauter runden Sachen unterschiedlicher Festigkeit: weich und teigig, fest und prall, monströs und federnd. Ausgiebige haptische Manipulation darf diesen Dingen nicht schaden. jeder männliche Bewohner über vierzehn muß mindestens zwei Stunden des Tages in diesen Räumen verbringen. Bis dato liegt noch keine Antwort des Petitionsausschusses vor, aber die kann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der Ausschuß ist vornehmlich männlich besetzt, und die Autorin wählte einen runden Briefbogen, verschickte ihn in einem runden Briefumschlag und lief sich die Hacken nach einer runden Briefmarke ab.
6 Grund 46: Männer lieben’s handlich Ganz abgesehen von ihrem Bedürfnis nach rund, wollen Männer überhaupt immer irgend etwas in der Hand haben. Sie sind unglücklich und depressiv, wenn sie nichts fühlen. Da sie selten etwas fühlen in ihrem Inneren, wollen sie es halt handfest spüren. Das ist der Grund, warum sie so gern handwerkeln, schwere Sachen tragen, den Frauen in den Mantel helfen, ihnen die Türen aufhalten. Sie spüren etwas, sie fühlen sich lebendig, sie fühlen sich eins mit ihrer Umwelt. Lassen wir sie es also tun, liebe Leserinnen, lassen wir sie schrauben, drehen, hämmern und nageln, lassen wir sie den Umzug alleine erledigen, nehmen wir auch beim sommerlichen Restaurantbesuch einen leichten Mantel mit, den er uns 41
beim Verlassen liebevoll von der Garderobe holt, treten wir durch keine Tür, die er nicht fest in seinen Händen hält. (Letzteres insbesondere, wenn es sich um einen Mann aus unseren neuen Bundesländern handelt, siehe auch Grund 79! ) Wir machen ihm das Leben leichter, und er hat es doch schon schwer genug. Finden Sie nicht?
7 Grund 47: Streicheleinheiten Sehr lästig ist ja auch, daß es Männern nicht reicht, tagein, tagaus irgend etwas manuell zu manipulieren, nein, sie erwarten auch noch, daß irgend jemand sie tagein, tagaus begreift, im doppelten Sinn des Wortes. Kommt er gestreßt von der Arbeit nach Hause, wünscht er eine behutsame Stirn- und Kopfmassage, liegt er am Strand in der Sonne, will er den Rücken eingecremt haben, und schon als Baby schreit er früher und häufiger als seine Schwester, wenn er nicht ständig den Bauch begrabbelt bekommt. Mütter wissen das und geben ihren kleinen Jungs instinktiv mehr Berührung - wenn sie dazu kommen, denn...
8 Grund 48: Der haptische Vater ... wenn der Mann Vater wird, kann die frischgebackene Mutter meist nur noch staunen. Was sie da beobachtet, hat sie nicht für möglich gehalten. Nun gut, sie hat ihn auf Plakaten und in Filmen gesehen, den neuen Vater, auf dessen makelloser nackter Haut sich das glückliche Baby tummelt. Aber daß ihr eigener, eher grobschlächtiger, blaue Flecken zufügender Mann zu solcher Sanftheit fähig ist, das hätte sie nie geglaubt. Es gefällt ihr zunächst ausgesprochen. Das Baby schläft in Papas Armen, das Baby scheint es wirklich zu genießen, das erste Lächeln im zarten Alter von fünf Wochen wird Papa geschenkt, er ist es, der mit achtsamen Händen den ersten aufrechten Sitz stützt, und das erste Wort, daß der Nachwuchs ein wenig später von sich gibt, lautet: Papa. Das ist dann ungefähr der Moment, an dem sie das ungute Gefühl, das sich seit Monaten in der neuen Mutter breitmacht, nicht mehr ignorieren kann. Der haptische Vater hat alle Zärtlichkeit, zu der er fähig ist, für das Baby reserviert, die Mama kriegt davon nichts, aber auch gar nichts. Vorsichtiges Nachfragen führt nur zu Äußerungen wie: Was hast du denn, du wolltest doch immer, daß ich mich um den Nachwuchs kümmere. ja, wollte sie, aber nicht ausschließlich. Sie hatte sich nicht vorgestellt, daß aus ihrem Mann und dem Baby ein symbiotisches Paar wird. Und was meint Papa, wenn Mama sich schließlich gar nicht mehr zu helfen weiß und mit Trennung droht: O.k., kein Problem, aber das Kind gehört mir. Beim nächsten Mal sollten Sie sich, liebe Leserin, daran erinnern, daß die Wissenschaft inzwischen weit fortgeschritten ist, das nächste Kind könnten Sie auch ohne Hilfe Ihres Mannes kriegen, es gibt ja die gute Einrichtung der Samenbank. Oder vielleicht fragen Sie mal nach bei Ihrem Freund mit dem rosa Taschentuch. Der macht auch schon mal ’ne Ausnahme für einen guten Zweck.
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9 Grund 49: Feinmotorische Schwäche Die Wissenschaft behauptet, daß Frauen und Männer sich im Hinblick auf ihre motorischen Fähigkeiten unterscheiden. Die Stärke des Mannes läge im grobmotorischen, die der Frau im feinmotorischen Bereich. Das ist äußerst ärgerlich. Zum einen führt es zu einer Menge Glas- und Porzellanbruch beim Spülen, Tischdecken und Abräumen, zum anderen gibt es ihm ein prima Argument, sich nicht mehr mit so lästigen Dingen wie Knöpfe annähen oder bügeln zu beschäftigen. Liebling, du weißt doch, daß ich das nicht so gut kann wie du, meint er schmeichelnd und setzt sich vor den Fernseher. Dort benutzt er die Fernbedienung ohne jegliche feinmotorische Behinderung, genau wie sein Handy, das nicht klein genug sein kann, oder er sortiert nach dem Ikeabesuch fein säuberlich die mitgelieferten sechshundertfünfundvierzig Nägel, Schrauben und Muttern und läßt sie ihrem geplanten Ort zukommen. Das gibt uns zu denken. Könnte es sein, daß die feinmotorischen Schwächen des Mannes eine Erfindung des Mannes sind, um sich vor unliebsamen Arbeiten zu drücken? Im übrigen, liebe Leserin, können Sie seine Argumentation leicht umdrehen: Mann sollte die Dinge, die er nicht oder schlechter kann, besonders üben, nicht wahr?
10 Grund 50: Grobmotorische Stärken Bezweifeln wir die behaupteten feinmotorischen Schwächen des Mannes, so können wir die grobmotorische Überlegenheit nur bestätigen. Alles, was Muskelkraft erfordert, gelingt ihm im allgemeinen leichter. Er ist auf eine entsetzlich entmutigende Art stärker und schneller, sobald es um körperliche Aktivitäten geht. Er wirft weiter, er springt höher, er spurtet schneller. Da können Sie noch so viel trainieren, keine Chance, die Natur hat ihn dazu geschaffen, den Mammut zu verfolgen, brachial zu erledigen und nach Hause zu schleppen. Unbestätigte Gerüchte, daß es in Urzeit-Matriarchaten mal anders gewesen ist, lassen wir an dieser Stelle außer acht. Aber es gibt eine Möglichkeit, die schreckliche Überlegenheit des Mannes auf körperlichem Gebiet zu übertreffen. Sie, verehrte Leserin, haben nämlich einen Vorteil: Sie sind ausdauernder. Der weibliche Körper ist auf diesem Gebiet stärker. Das kommt allerdings erst nach langer Zeit zum Tragen. Ihre Ausdauer muß sozusagen viel Ausdauer zeigen. Fordern Sie ihn heraus! Zeigen Sie ihm, wer die wirklich Stärkere ist! Beschämen Sie ihn! Laden Sie ihn ein zu einem besonderen sportlichen Wettkampf, dem Ironman! Im Ironman schwimmen Sie 3,8 km, radeln 18o km und laufen anschließend noch einen kleinen Marathon von 42,195 km. Noch liegt der Mann vorn. Aber er hat keine Chance. Sie müssen nämlich jetzt nur noch viermal starten und jedesmal 3,8 km schwimmen, 18o km radeln und 42,195 km laufen, also insgesamt 19 km im Wasser, 900 km auf dem Rad und 210,975 km Laufstrecke, und da kommt dann kein grobmotorischer Mann mehr mit. Wenn er vollkommen fertig ins Ziel schleicht, haben Sie bereits nach einer ausgiebigen Dusche den vierten Isodrink zu sich genommen und erwarten ihn lächelnd und 43
ganz entspannt: Hi, Schneckchen, auch schon da? Das sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
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7. Die hygienischen Gründe 1 Grund 51: Handtücher Lassen wir nun die sinnlichen Gründe hinter uns und beschäftigen wir uns ein wenig mit den hygienischen. Wir wissen alle, daß da beim Manne vieles im Argen liegt. Der Hauptort seiner Arglist dürfte zweifelsohne das Badezimmer sein. Sie lieben trockene Handtücher, liebe Leserin, wenn Sie aus Bad oder Dusche steigen? Sie hüllen sich gern in ein großes, weiches Badetuch und umwickeln ihre frisch gewaschenen Haare am liebsten mit einem kleineren, das sich turbanartig zusammenstecken läßt? Sie nähern sich der perfekten äußeren Erscheinung der Models aus der Duschgel-Werbung, die glücklich und entspannt ihre solariumsgebräunten Schultern zeigen und unter dem vielversprechenden Ansatz ihres Busens ein blütenweißes Stück Frottee tragen? Vergessen Sie es! Wenn Sie mit einem Mann leben, werden Sie lebenslang auf tropfnasse, zusammengeknüllte Tücher treffen, die Sie alles andere als duschgelmodelmägig aussehen lassen, wenn Sie versuchen, damit Ihren Körper zu verhüllen. Sie können noch so viele Handtücher ins Bad hängen, Sie können ihm noch so oft erklären, welches davon ihm, welches Ihnen gehört, er kann es einfach nicht behalten. Vermutlich findet sich hier ein von der Hirnforschung noch nicht entdecktes genetisches Phänomen, das den Mann unfähig sein läßt, Handtücher durch irgendein Merkmal wie Größe, Farbe, Muster oder Umrandung zu unterscheiden. Wir warten auf den Tag der Entdeckung. Dann dauert es gemeinhin nicht mehr lang bis zum möglichen Eingriff. Wunderbare Zeiten trockener, weicher, hautschmeichelnder Handtücher warten auf uns.
2 Grund 52: Reste Männer hinterlassen grundsätzlich Reste. Sie lieben Reste (Gott bedachte das im übrigen, wie wir in Grund 20 erfahren haben, sensibel, als er/sie/es das Liebesspiel erfand), sie möchten sich nicht von ihnen trennen. Bleiben wir im Badezimmer. Betrachten wir die Seifenschale. Aus dem gut in der Hand liegenden, ergiebigen Stück Reinheit ist ein kärgliches Etwas geworden. Gut in der Hand liegt es schon lange nicht mehr, und von Ergiebigkeit kann auch seit Wochen keine Rede mehr sein. Der größere Teil seines ehemaligen Seifenkörpers klebt mittlerweile fest in der Schale. Verziert mit Haaren, Staub und Milben, wobei wir zugeben, daß unser scharfes Auge letztere nicht sehen, unsere blühende Phantasie uns diese aber bildlich vorstellen läßt. Mit dem, was nicht klebt, wäscht sich der Mann nach der Erledigung seines Bedürfnisses die Hände, so er es denn nicht vergißt. Wir haben den Seifenrest diverse Male moniert, die endgültige Entsorgung gefordert, aber da beweist uns der Mann wieder einmal seinen akustischen Mangel. Und seine Liebe. Zu Resten. Und seine verblüffende ökonomische und ökologische Orientierung. Sollten Sie versuchen, verehrte Leserin, den Rest im Kosmetikeimer, der natürlich 45
nur für Ihre Belange vorhanden ist und für den er keine Verwendung findet, zu entsorgen, wird er Ihnen seine ökonomische und ökologische Orientierung zeigen. Sie finden das alte Stück schmieriger Seife wieder da, wo sie es vor wenigen Stunden entfernt haben, in der Seifenschale. Sie werden sich entscheiden müssen: ästhetisch akzeptable Seifenschale oder Mann.
3 Grund 53: Vor dem Essen, nach dem Essen... Die eben in Zusammenhang mit Händewaschen erfolgte beiläufige Erwähnung im Nebensatz: so er es denn nicht vergißt, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß er es oft vergißt. Zu oft.
4 Grund 54: Machtlose Sauger Wir hatten schon auf die optischen Mängel des Mannes hingewiesen, der sich in mehr oder minder fortgeschrittenem Alter seiner Haarpracht entledigt. Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet wird daraus ein hygienischer Grund. Seine Haare verschwinden nicht einfach von seinem Haupt und lösen sich in nichts auf Sie beamen nicht einfach auf einen anderen Planeten oder ins Weltall. Sie bleiben hartnäckig bei uns. Wir finden sie in der eben erwähnten Seifenschale, wir entdecken sie neben Hassos Fellhaaren auf dem Teppichboden (selbst der gute alte Vorwerk, ein fähiger Sauger, mit der einen oder anderen verblüffenden Eigenschaft begabt, erweist sich da als machtlos), sie tummeln sich auf dem Bettuch, sie fristen ihr entwurzeltes Dasein auf der Wohnzimmercouch. Wir hatten es schon immer vermutet, der Mann ist in Wirklichkeit ein Tier, ein Felltier. Und die haaren nun einmal pausenlos. Aber wir können uns glücklich schätzen: im Gegensatz zum Haustier, das diese Eigenschaft bis zu seinem Lebensende pflegt, legt der Mann sie mit Erreichen der Vollglatze wieder ab. Das sollten Sie bedenken, liebe Leserin, wenn Sie gerade mit dem Gedanken spielen, sich einen Hund oder einen Mann anzuschaffen.
5 Grund 55: Im Stehen Als Gott eigentlich schon fertig war mit der Schöpfung, hatte er noch zwei Fähigkeiten zu verteilen. Er betrat Eden durch den Westeingang und suchte seine beiden Menschen. Eva hatte gerade wahnsinnig Lust auf Obst und wollte den schönsten Baum des Paradieses finden. Der erwies sich als Apfelbaum, und sie fand ihn am Ostausgang, wo sie und ihr Mann am nächsten Tag hochkant rausgeschmissen wurden. Aber das ist eine andere Geschichte. Gott sah Adam, der gerade in der Sonne rumlag und ein bißchen mit seinem Schwänzchen rumspielte. He, Adam, ich hätte noch zwei schöne Geschenke. Wow, Geschenke, Geschenke! rief Adam und schaute Gott freudig und etwas debil an. Gott schaute gnädig zurück und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Es klang ein wenig wie: Vielleicht hätte ich Adam doch ein bißchen mehr 46
Sprachbegabung geben sollen, aber das konnte nicht wirklich verifiziert werden. Sicher ist, daß er sagte: Also, da wäre noch die Fähigkeit, im Stehen zu pinkeln, und ... Adam hielt immer noch sein Schwänzchen in Händen und überlegte nicht lang. Haben, haben, haben! rief er, Gott leichtfertig unterbrechend. Na gut, meinte Gott großmütig, dann bekommt Eva den multiplen Orgasmus. Klasse, schrie Adam, klasse, klasse! und begab sich sogleich in die aufrechte Stellung. Was ein multipler Orgasmus sein könnte, war ihm schleierhaft und insofern vollkommen schnuppe. Aber seine neue Fähigkeit probierte er gleich aus. Und die machte wahnsinnig Spaß. Er pinkelte im hohen Bogen durch Garten Eden. Gott wollte ungern getroffen werden und machte sich schleunigst von dannen, Adam brüllte ihm noch ein begeistertes Dankeschön hinterher. Dann bepinkelte er alle Bäume und Büsche seiner Umgebung und wünschte sich zum ersten Mal in seinem Leben einen anderen Mann, damit er sich mit ihm im Weitpinkeln messen könne. Eva besorgte ihm den schon bald nach ihrem Rauswurf gleich doppelt, und auch Kain und Abel waren sehr froh, daß ihr Papa richtig gewählt hatte. Alle Männer bepinkelten fortan durch Jahrtausende der Zivilisation alles, was sie erwischen konnten, mit großem Vergnügen, wobei neben den Bäumen die unübertroffenen Favoriten Toilettenbrillen, Unterführungen und U-Bahntreppen wurden.
6 Grund 56: Das Häutchen In aus hygienischer Sicht betrachtet interessanten Ländern dieser Erde hat man(n) schon vor langer Zeit ein Ritual erfunden, das dem gemeinen christlichen männlichen Europäer oder Amerikaner die Haare zu Berge stehen läßt. Kurz nach der Geburt eines männlichen Kindes, in einigen Völkern auch kurz vor Eintritt der Pubertät, schneidet man das kleine überflüssige Häutchen an des Mannes liebstem Spielzeug ab. Mit fulminantem Ergebnis: Die Gebärmutterhalskrebsraten bei Frauen dieser Länder oder Völker tendieren gen Null. Offensichtlich beinhalten die diversen Sekrete, die sich hierzulande unter dem kleinen Häutchen sammeln, krankheitsfördernde Bestandteile. Natürlich gibt es die Möglichkeit, diese durch bestimmte hygienische Maßnahmen, allgemein als konsequentes Waschen bekannt, auch ohne Beschneidung zu entfernen. Aber seien wir realistisch, welcher Mann ist da schon konsequent? Welcher Mann begibt sich, wenn ihn die Lust überkommt, jedesmal ins Bad, um seinen Paul-Franz-Erich-Fritz (laut InternetUmfrage die häufigsten Namen für IHN) zu reinigen? Und was ist, wenn die Lust ihn beim Picknick im Wald im Großraumabteil des ICE oder in der Businessclass des Lufthansafluges München-Köln überfällt? Wer unterbricht die eingeleitete fleischliche Umarmung und sagt: Entschuldigung, ich muß kurz mal unter dem Häutchen meines Paul-Franz-Erich-Fritz die Gebärmutterhalskrebs auslösenden Sekrete entfernen?
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7 Grund 57: Nagelphobie Männer mögen keine Nägel. Sobald sie irgendwo welche entdecken, greifen sie zu schweren Hämmern und prügeln brutal auf deren Köpfe ein. Wenn sie an sich selbst welche entdecken, müssen die auf der Stelle so weit als möglich eliminiert werden, sowohl Finger- als auch Fußnägel. Ekel Alfred in der unvergessenen Serie Ein Herz und eine Seele machte vor, wie das am besten geht. Die Männerwelt hatte fortan ein neues Vorbild. Frönte sie bis dato dem Schnitt der Fußnägel vornehmlich in Badezimmern, zog die neue Generation der Männer an den Küchentisch um. Und weil der Mann gern im Zentrum des Geschehens steht, weil er außerdem die Zusammenrottung liebt, werden die Nägel nun gekürzt, wenn die ganze Familie beisammen sitzt: beim Abendessen in der Woche, am Wochenende auch schon mal beim Frühstück oder Mittagessen. Er lehnt es im übrigen ab, dabei die Nagelschere zu benutzen, bei der das Horn im Allgemeinen unmittelbar vor den Fuß fällt und dort gut sichtbar zum Aufheben und Entfernen auffordert. Er bevorzugt den praktischen Nagelknipser, bei dem das Horn fein durch die Küche fliegt und auf Regalbrettern, in Kochtöpfen und in dampfenden Suppentellern landet. Wir ersparen uns an dieser Stelle die weitere Verfolgung der Nagelendstücke auf ihrem Weg zur Entsorgung und schreiten unmittelbar weiter zu Grund 58.
8 Grund 58: Schuppen Männer haben Schuppen. In dieser Hinsicht sind Fische zu bevorzugen. Und die geben nach ihrem Ableben auch noch eine schmackhafte Mahlzeit ab.
9 Grund 59: Nochmals kleine Pferdchen, diesmal weisse Der Vater der Autorin war Pferdenarr, vor allem weiße Pferde liebte er abgöttisch. Er nannte sie seine besten Freunde. Es scheint, daß er in der Männerwelt nicht allein stand mit dieser Eigenschaft. Hierin liegt ein Grund, warum Sie, verehrte Leserin, Ihr Haus oder Ihre Wohnung nie länger als höchstens ein bis zwei Tage verlassen und der Obhut Ihres Mannes anvertrauen sollten. Bleiben Sie länger fort, werden Sie weiße Pferde antreffen, viele weiße Pferde. Schimmel in allen Ecken, auf den Böden ungespülter Gläser und natürlich zuhauf dort, wo sich der Schimmel eigentlich gar nicht gern aufhält, in Ihrem Kühlschrank. Aber Ihr Mann hat es geschafft, auch diesen an sich unwirtlichen Ort für seine besten Freunde reizvoll zu machen.
10 Grund 60: Die Kehrseite Keine Regel ohne Ausnahme, nicht neun hygienische Gründe, die den Mann als dreckliebendes Schmuddelwesen erscheinen lassen, ohne einen, der zeigt, daß es auch ganz anders sein kann. Rein statistisch jeder zwölfte Mann ist extrem sauber und ordentlich. Seien Sie gewarnt. Sie werden keine Freude an ihm haben. 48
Zugegebenermaßen finden Sie hier weder Schimmel noch Schuppen noch Hörner noch Sekrete noch nicht einwandfrei entfernte Bedürfniserledigungsspuren noch Seifenreste noch nasse, zerknüllte Handtücher. Aber Sie finden auch nicht die Spur von Gemütlichkeit. Schon an der Haustür müssen Sie Ihre Straßenschuhe ablegen und in die in jeder Größe bereitstehenden antistatischen Gummipantoffeln schlüpfen. Das Wohnzimmer ist steril wie die neurochirurgische Intensivstation des Universitätskrankenhauses, alle Möbel sind in den beim Kauf mitgelieferten Klarsichthüllen verblieben, und so Sie nicht längst fluchtartig sein Reich verlassen haben, wird er vor Vollzug des Geschlechtsaktes penibel ein Handtuch im unteren Drittel des Bettes positionieren. Na, das macht Lust, oder?
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8. Die horoskopalen Gründe 1 Grund 61: Widder Weibliche Widder sind die liebenswertesten Personen unter der Sonne. Sie sind im genau richtigen Maße selbstbewußt, haben sympathische Führungsqualitäten, können sich durchsetzen, ohne anderen das Gefühl zu geben, nicht beachtet zu werden, sind interessante Gesprächspartner, die gut zuhören, aber auch äußerst unterhaltsam erzählen können. Die Autorin möchte klarstellen, daß die Tatsache, daß sie selbst zu dieser überaus bemerkenswerten weiblichen Gruppe der Tierkreiszeichen gehört, ihre Objektivität der Beurteilung nicht im mindestens einschränkt. Aber, verehrte Leserin, versuchen Sie nicht, mit einem männlichen Widder zusammen zu leben. Sie gehen unter, erbarmungslos. Er ist rechthaberisch, jähzornig und strotzt nur so vor Eigendünkel. Er streicht in einer Nacht- und Nebelaktion Ihre Wohnung dunkelgrün, weil er das gerade angesagt findet, und er bucht einen Urlaub (natürlich für Sie mit), in dem Sie zusammen mit Rüdiger Nehberg (dem Typ, der dauernd im TV erklärt, wie man allein im Urwald überlebt) zwei Wochen nichts anderes zu essen kriegen als rohe Würmer und unreife Beeren. Und in dem Sie Ihr neues, seidenes, rückenfreies Abendkleid nur den Bären und Wölfen vorführen können, die mal vorbeischauen, um sich anzusehen, welche Idioten denn da freiwillig zu Besuch kommen, und deren kulinarischen Vorstellungen von einem schmackhaften Abendmenü Sie sehr nahe kommen. Vom Widder muß also unbedingt abgeraten werden.
2 Grund 62: Stier Was nicht heißen soll, daß Sie einen Stier nehmen sollten. Er ist ein Erdzeichen, ganz und gar ungeeignet für eine Beziehung. Sie brauchen zwar keine dunkelgrünen Wände oder Survival-Urlaube zu befürchten, aber Sie werden auch keine sonstigen Überraschungen erleben. Bevor der Stier zu einer Aktion aufbricht, hat er jahrelange Planung hinter sich, die Finanzierung restlos geklärt, die Rente gesichert, alle notwendigen Versicherungen und Zusatzversicherungen abgeschlossen und sein Testament gemacht. Bis dahin ist er ungefähr dreiundachtzig geworden und nun zu alt für die Aktivität, die er mit siebzehn begonnen hat vorzubereiten.
3 Grund 63: Zwilling Der Zwilling-Mann wird Sie weder mit neugestrichenen Wänden noch mit der lebenslangen Vorbereitung eines Plans beglücken. Rastlos und oberflächlich, immer hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Möglichkeiten, die allesamt ungemein verlockend klingen, kann er sich ein ganzes Leben lang nicht zu irgend 50
etwas durchringen. Würde er das tun, müßte er alle anderen Möglichkeiten ausschließen, und das wäre doch allzu schade. Insofern wird sich ein Zwilling auch nie wirklich für Sie entscheiden. Aber das kommt ja eigentlich ganz günstig, oder?
4 Grund 64: Krebs Der Krebsmann ist in erster Linie eins: langsam. Sie kommen mit einem Krebsmann zu spät, grundsätzlich. Wenn Sie zum Abendessen geladen sind, machen Sie sich darauf gefaßt, gerade noch den letzten Rest des Nachtisches bei Ihrem Gastgeber zu sehen, und den auf dem Löffel, den die Frau des Gastgebers gerade in ihren Mund schiebt, wenn Sie Ihren Mantel ablegen. Im Kino erwischen Sie, wenn Sie Glück haben, das Happy- End oder den Showdown in einem Actionfilm, und beim Konzert können Sie gleich in den Schlußapplaus einstimmen, wenn Sie den Saal betreten. Gewisse Vorteile ergeben sich natürlich beim Sex. Für einen OneNight-Stand ist der männliche Krebs nicht unbedingt ungeeignet. Sie werden viel Zeit haben, Ihren Höhepunkt in aller Ruhe reifen und kommen zu lassen, sie brauchen allerdings auch’ne Menge Geduld. Es dauert noch ein bißchen, bis Sie die Zigarette danach rauchen können.
5 Grund 65: Löwe Napoleon Bonaparte, Kaiser Maximilian 11., Bill Clinton, Henry Ford, Robert de Niro, Robert Redford, Alfred Hitchcock, Yves Saint Laurent. Der Löwe-Mann ist erfolgreich, männlich, selbstbewußt. Oder auch karrierebesessen, machohaft und egozentrisch. Er ist immer oben, auch im Bett. Wenn ein Löwe-Mann Sie ausersehen hat als seine Gefährtin, machen Sie sich auf heftigste Belagerung gefaßt: Einladungen, Briefe, Faxe, Emails, Telefonate, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Sie erleben keine Minute des Tages mehr, an denen er Sie nicht in irgendeiner Weise erobert. Leider verschafft ihm die Erstürmung der Festung mehr Genug als der letztendliche Besitz. Und so gern er erobert und kämpft, so gern er draußen im beruflichen Leben in Konkurrenz tritt, so wenig mag er zu Hause den Paschaplatz in Frage gestellt sehen. Er erträgt Widerspruch nur bis zu einer sehr eng gefaßten Grenze, er mag Machtkämpfe mit Frauen gar nicht. Im Grunde seines Herzens ist er erzkonservativ, und er glaubt den Platz seines Weibchens da ganz richtig, wo er sich seit 5000 Jahren Patriarchat befindet. Wobei Sie nicht mal ein bequemes Hausfrauen- und Mutterdasein führen können. Das findet er nämlich langweilig, und er hält sich auch für den offensten, modernsten, progressivsten Menschen unter der Sonne. Er erwartet eine faszinierend schöne und auch kluge Frau, die es zuwege bringt, sich ihm so unbemerkt unterzuordnen, daß es aussieht wie Emanzipation. Puh, und das ist sehr, sehr anstrengend.
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6 Grund 66: Jungfrau Der Jungfrau-Mann ist der typische Vertreter der Spezies, die bei einem Besuch mal kurz mit dem Finger über das Stück Holz fährt, das zwischen Büchern und Regalrand liegt, und mit angeekeltem Gesicht ins Bad läuft, um den Schmutz von den manikürten Händen zu entfernen. Er leidet ganz allgemein unter einer ausgeprägten Kritiksucht, was andere betrifft. Selber reagiert er allerdings ausgesprochen empfindlich auf jeden kleinsten Hinweis, daß mit ihm irgend etwas nicht in Ordnung sein könnte. Er legt den höchsten Wert auf Wahrheit, Pünktlichkeit und Konsequenz. Ein gutes hat zumindest letzteres. Bei ihm ist vorbei, was vorbei ist. Wenn Sie ihn verlassen sollten, wird er Sie nie mehr durch nervende Versuche, Sie zurückzugewinnen, belästigen.
7 Grund 67: Waage Der Waage-Mann ist oberflächlich. Das ist sehr wörtlich zu nehmen. Zunächst einmal betrachtet er die Dinge grundsätzlich von außen. Ihr Wesen interessiert ihn wenig, ihre äußere Erscheinung um so mehr. Mit einem Waage-Mann können Sie es sich nicht leisten, am Morgen so auszusehen, wie Sie nun mal morgens aussehen: verknautscht, verstrubbelt, verpennt und auch schon mal verkatert. Der distanzierte Blick seiner Augen, das leicht ekelverzerrte Gesicht verdirbt Ihnen den Tag, kaum hat er angefangen, schon gründlich. Wenn der Waage-Mann Ihnen von einem Erlebnis erzählt, erfahren Sie alles vom Wetter über die Kleidung der Menschen bis hin zur Farbe der Tischdecke im Restaurant. Er kann Ihnen bis ins Detail die Krawatte des Kellners beschreiben, aber wenn Sie ihn fragen, was der denn wohl gefühlt haben mag, als er mit dem vollen Tablett ausrutschte und neun Weingläser, vier Portionen Jägerschnitzel, drei Frühlingssalate mit Putenfleisch und eine vegetarische Lasagne im Restaurant verteilte, wird er Sie verblüfft anstarren. Gefühlt? Keine Ahnung. Gefühle sind innen, das ist unbekanntes Terrain für den Waage-Mann. Lästig ist, daß seine fatale Tendenz zum Außen sich selbst bei Krankheiten bemerkbar macht. Die tummeln sich bei ihm immer auf der Haut. Wir leben mit Neurodermitis, Ekzemen und Akne, wenn wir mit einer Waage leben. Und gern quält ihn (und in Folge uns) ein unspezifischer Juckreiz. Sehr unangenehm.
8 Grund 68: Skorpion Der Skorpion ist meist von mittlerem Wuchs und kräftigem, doch insofern unproportioniertem Körperbau, als daß die Beine im Verhältnis zum Oberkörper zu kurz sind. Das ist nicht besonders attraktiv, aber damit könnte man ja noch leben. Er ist auch meist charmant, gesellig und von guter Gesundheit. Was einen Skorpion inakzeptabel macht, ist seine ununterbrochene Lust. Er will einfach immer, von morgens bis abends, tagein, tagaus, wochentags, sonntags, Frühling, Herbst, Winter, Sommer. Ungetrübt von allen zyklischen Mißstimmungen, denen wir Frauen unterliegen, winkt uns sein Stachel stets freudig aufrecht entgegen. 52
jedes Wollen und Tun wird durch seine ungebrochene Triebkraft geleitet, die Welt wird beurteilt durch die Brille des Sex. Seine Instinkte sind schlichtweg übermächtig. Das ist einfach zu erschöpfend.
9 Grund 69: Schütze Der Schütze-Mann hält sich für was Besonderes. Er denkt, er ist ein Tausendsassa, und wehe, Sie bestätigen ihm das nicht tagein, tagaus. Er ist selten entspannt, dauernd bedacht auf seine Wirkung, unablässig beobachtend und wahrnehmend, wie er gerade ankommt. Er hat diese Aura des Schauspielers Klaus Maria Brandauer, ständig hat man das Gefühl, er steht, wie seinerzeit die Lenorfrau, neben sich, klopft sich auf die eigene Schulter und meint: Bin ich nicht phantastisch? Wenn Sie ihn auf einer Fete suchen, finden Sie ihn sicher neben der attraktivsten, aufregendsten Frau, und wenn Sie ihn da nicht finden, wird die attraktivste, aufregendste Frau auch nicht mehr da sein, jedenfalls wenn sie blond ist. Aber vergnügen Sie sich einfach mit dem Mann, der gerade strahlend und vor Selbstbewußtsein strotzend auf Sie zukommt, der ist auch Schütze, Sie werden einen interessanten Abend verbringen. Aber hüten Sie sich davor, ihn mit nach Hause zu nehmen, auch wenn Sie blond sind.
10 Grund 70: Steinbock Den Steinbock müssen Sie auf dem Fest nicht suchen. Der ist immer da, wo es sich gehört, also neben Ihnen, wenn er Ihr Mann ist. Schatz, das tut man aber nicht! wird einer der häufigsten Sätze sein, den Sie vom Steinbock hören. Er hat die Vernunft gepachtet und weiß immer und zu jeder Gelegenheit, was sich gehört und was nicht. Er ist ätzend erwachsen und der wahre Schwiegermuttertraum: fleißig, strebsam, Sicherheit schaffend und bietend. Und Schwiegermütter haben in der Regel auch wenig gegen seine Sparsamkeit, die wir eher Geiz nennen mögen, seine mangelnde Risikobereitschaft und diese blaßblaue Aura von entsetzlicher Langeweile, die er Ruhe und Gemütlichkeit nennt. Der Steinbock ist der typische Vertreter der Missionarsstellung im Bett. Da fühlt er sich wohl, da kann er sich ausleben und, offen gestanden, mehr Vorstellungskraft besitzt er auch nicht. Originalität, Erfindungsgabe, Phantasie sind nicht seine Stärke. Warum Wassermann und Fische nicht erwähnt werden Sie brauchen nicht zu überlegen, ob Sie mit einem Wassermann leben wollen, ein Wassermann würde nicht mit Ihnen leben wollen. Fische sind Fische. Der Rake Verlag plant eine weitere Ausgabe dieser Buchreihe zum Thema: 101 Gründe Ohne Gräten zu leben. Die Autorin möchte den Nachfolgenden nicht vorgreifen.
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9. Die ostzonalen Gründe 1 Grund 71: Schlafzimmer Schauen wir uns mal ein wenig bei unseren immer noch neuen Nachbarn im Osten um und begeben uns gleich ins Schlafzimmer. Nicht überraschend ist, daß der ostdeutsche Mann sein Schlafzimmer, genau wie seine Kollegen aus dem Westen, mit Betten, Kleiderschränken und Nachttischen ausstattet. Überraschend ist, daß, nachdem wir auf der gesamten Fahrt über die A 4 durch Thüringen bis nach Zwickau, Westsachsen, keinen einzigen Trabi oder Wartburg mehr bestaunen durften, wir hier im Schlafzimmer noch die gesammelte Pracht sozialistischer Vorstellung von Schlafkultur bewundern dürfen. Eine karge Vorstellung. Die Betten sind quabbelig und durchgelegen, die Schränke mit Plastegriffen verziert die Nachttischchen in einer Farbe gestrichen, für die wir im Westen nicht mal ein Wort haben. Alle Neuinvestitionen, die seit 1989 getätigt worden sind, scheinen den Einzug ins Schlafzimmer verpaßt zu haben. Und die Temperatur überschreitet im Winter mit 1, 5° Celsius knapp die Frostgrenze. Man heizt das Schlafzimmer nicht. Grundsätzlich nicht. Warum eigentlich nicht? Gilt doch der aufgeklärte Ossi als sexfreudig, und er zieht sich auch gern nackt aus, FKK war schließlich Volkssport im deutschen Osten. Bekanntlich führt doch Frieren beim Sex selten zu gesteigertem Genuß. Aber da liegt das Problem. Die DDR hatte die bürgerliche sexuelle Verklemmung hinter sich gelassen, man schlief sich munter durch die Gegend, zumal das AIDS-Virus den Sprung über die Mauer nur äußerst selten wagte. Nur das mit dem Genuß, das war (und ist) halt so eine Sache. Genuß ist dekadent und imperialistisch, den mußte man so weit wie möglich verhindern, und in bezug auf Sex geht das am einfachsten mit einer Schlafzimmertemperatur um die 1,5° Celsius und nackten realexistierenden Körpern beim FKK. Klug gedacht, hat funktioniert!
2 Grund 72: Gebäude Bevor man sich ins Schlafzimmer begibt, hat man natürlich das Haus von außen gesehen, die Straße, in der das Haus steht, und den Ort, in dem die Straße liegt, in der das Haus steht. Das alles ist sehr ernüchternd. Wenn Sie, liebe Leserin, ein ostdeutsches Exemplar der Gattung Mann wählen, das Sie auch noch dazu überredet, in seine Heimat zu kommen, und nicht Ihnen und dem Ruf des Westens folgt, müssen Sie Gebäude, Straße und Ort ständig betrachten. Depressive abgeblätterte Häuserfassaden würden Sie anstarren, gäben die blinden Fenster noch einen Blick her. Oft genug können Sie selbst die Blindheit der Fenster nicht mehr betrachten, sondern blicken auf Zerbrochenes oder Vernageltes oder sehen gleich nur noch ein Loch, bei dem Sie nur noch an der Form erkennen können, worum es sich ehemals gehandelt hat. Vielleicht erwischen Sie aber auch einen renovierten 54
Plattenbau. Die sind jetzt schön bunt von außen und auch innen hat ein wenig Farbe Einzug gehalten. Und wenn Sie zum Fenster rausschauen, sehen Sie in zehn Meter Entfernung noch einen schönen bunten Plattenbau und rechts daneben noch einen und links daneben auch noch einen. Und wenn Sie auf der Rückseite der Wohnung zum Fenster rausschauen, sehen Sie auch noch einen schönen bunten Plattenbau und daneben steht dann auch noch ein nicht restaurierter unbunter Plattenbau und daneben...
3 Grund 73: Monologe Der ostdeutsche Mann unterhält sich im Gegensatz zu seinem westdeutschen Kollegen gern. Nur seine Vorstellung von Unterhaltung ist sehr eigenwillig. Sie bedeutet: ich rede, du hörst zu. Er verbringt viele, viele Stunden damit, ihnen von früher zu erzählen. Sie erfahren, in welchem Jahr er Urlaub in der Tschechoslowakei, in welchem Jahr er Urlaub in Polen gemacht hat und wann er sogar die Ehre hatte, in die Hauptstadt des großen Bruders zu reisen, was erstaunlicherweise selten erlaubt wurde. Sie erfahren auch, was er bei jeder Mahlzeit in diesen Urlauben gegessen hat, wo er Schwarzgeld getauscht hat und daß der Straßenbelag in Stargard Szczecinski nicht so gut war wie der in Zwickau. Sie erfahren einfach alles, da hält er nichts zurück. Das ganze ist ungefähr so spannend wie das Lesen des Telefonbuchs von Mexiko City, und es dauert auch ungefähr so lang. Warum sind sie so, die Männer aus den neuen Bundesländern? ist es, weil sie in vierzig Jahren Sozialismus gelernt haben, nie zu schweigen (es könnte ja so aussehen, als habe man was zu verschweigen) und gleichzeitig nichts zu sagen (man könnte ja aus Versehen ein staatsfeindliches Gefühl äußern)? ist es, weil der Ostdeutsche ein besonderes, noch unentdecktes revolutionäres Gen besitzt, das ihn glauben läßt, seine endlosen Anekdoten würden andere Menschen interessieren? Oder hat er es gar am FKK-Strand gelernt, um von seinem mangels Fitnessstudios wenig schön modelliertem Körper durch permanente sinnlose Plauderei abzulenken?
4 Grund 74: Ironie Verharren wir noch ein wenig beim vielschichtigen Thema Sprache. Versuchen Sie nie, verehrte Leserin, einem ostdeutschen Mann mit Ironie zu kommen. Er versteht sie nicht. Die viel besungene Fähigkeit der Ossis zwischen den Zeilen lesen zu können, ist wörtlich zu nehmen. Sie tun genau das, sie lesen dazwischen, und da steht bekanntlich nichts. In den Zeilen kann der Ossi nichts anderes lesen als was da steht. An einem regnerischen, naßkalten Schmuddelwettertag kommen Sie nach Hause. Frierend, durchnäßt, schlecht gelaunt. 55
Tolles Wetter heute, murmeln Sie eher für sich als für Ihren ostdeutschen Partner. Der schaut Sie reichlich verwirrt an und fragt zögernd: Findest du? Ich meine, das Wetter ist scheußlich. Ja, meine ich auch, antworten Sie griesgrämig. Aber du hast doch eben gesagt, daß du das Wetter toll findest. Ja, Schahatz, hab’ ich gesagt, aber ich hab’ es nicht so gemeint. Die Verwirrung Ihres Gegenüber steigert sich. Aber warum hast du das dann gesagt? Schahatz, ich meinte das ironisch. Aha, meint er ohne jedes Verständnis. Sie erinnern sich, daß man in der ehemaligen DDR Fremdwörter nicht sonderlich schätzte und erklären es noch einmal auf deutsch. Ich meinte das Gegenteil von dem, was ich sagte. Ach so, nickt Schahatz unsicher, aber warum sagst du das dann nicht dabei? Weil ... , ach, vergiß es einfach. Auch folgende Variante droht: Ihr ostzonaler Schatz schneidet sich drei rohe Knoblauchzehen in schmale Scheibchen und legt sie mit ein wenig Margarine (Butter ist dekadent) auf ein Sachsenbrötchen (die besten deutschen Brötchen), er ißt dazu eine Portion Kartoffelsalat (Kartoffeln gab es immer) mit einem halben Pfund roher Zwiebeln, und der Saft der echten Thüringer Bratwurst (so was gutes kann nur aus dem Osten kommen) oder des Broilers läuft ihm langsam das Kinn herab. Sie beobachten das Ganze, finden es ein bißchen niedlich und sind ein bißchen angeekelt. Schahatz, ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dich jetzt zu küssen, meinen Sie mit dem mißglückenden Versuch eines kleinen Lächelns. Eine Nanosekunde später schmecken Sie die Melange aus Knoblauch, Zwiebeln, Thüringer oder Broiler, und das Fett rinnt nun auch an Ihrem Kinn. Versuchen Sie nie, verehrte Leserin, einem ostdeutschen Mann mit Ironie zu kommen. Er versteht sie nicht.
5 Grund 75: Nuss-Nougat-Creme Unsere Mitbewohner aus den neuen Bundesländern sind sparsam. Das ist an und für sich keine schlechte Angewohnheit und scheint in Verbindung mit besonders angenehm klingenden Dialekten zu stehen. Auch auf der westlichen Seite des Landes fällt Wohlklang des Dialekts und Sparsamkeit oft zusammen, wie wir an den Schwaben sehen können. Die Autorin möchte damit allerdings das Vorurteil, alle Ossis sprächen sächsisch, nicht unterstützen. Nein, nur die Sachsen sprechen sächsisch, und die Thüringer (die behaupten allerdings, es sei thüringisch, ein Unterschied ist nicht auszumachen), und die Sachsen-Anhaltiner, die sprechen natürlich auch sächsisch (auch wenn sie es sächsisch- anhaltinisch nennen, ein Unterschied ist nicht auszumachen). Und der Rest fällt nicht auf, weil wir den Norddeutschen und Berliner Dialekt auch auf der Westseite haben. Insofern sprechen dann doch alle Ossis sächsisch, irgendwie. 56
Aber bleiben wir beim Thema, der Sparsamkeit. Sie nimmt im Osten Formen an, die befremdlich wirken. Der ostdeutsche Mann trinkt sein Bier in einer verräucherten, schmuddeligen, mit Alubesteck ausgestatteten Kneipe, die die Sättigungsbeilage auf dem, was sich Speisekarte nennt, immer noch anbietet, weil das Bier da fünf Pfennig weniger kostet, als in der hellen, gut gelüfteten, mit bequemen Sitzen ausgestatteten Kneipe nebenan. In der Schmuddelkneipe trinkt er acht Biere und rechnet sich stolz aus, daß er jetzt vierzig Pfennige gespart hat. Wenn Sie es schaffen, ihn zu überreden, mit Ihnen die helle Nachbarkneipe zu besuchen, trinkt er zwei Bier und hält Ihnen einen langen Vortrag darüber, was man für die 10 Pfennige, die er jetzt verschwendet hat, alles hätte kaufen können. Er bemerkt nicht, daß die sechs Bier, die er nicht getrunken hat, sein Sparschwein ordentlich mästen würden, und wenn Sie ihn darauf aufmerksam machen, wirft er Ihnen kapitalistische Grundgesinnung und Menschenverachtung vor. Und wagen Sie es bloß nicht, ihre geliebte Nuß-Nougat-Creme mit den kleinen Figuren im Deckel zu kaufen. Es ist die einzig eßbare Nußnougat-creme, aber sie kostet auch geschlagene fünfzig Pfennige mehr als die, die er vom Einkauf mitbringt. Und diese fünfzig Pfennige werden Ihnen das Leben schwer machen, ich schwöre es. Denken Sie an meine Warnung, wenn Sie Single sind und das nächste Mal nach Zwickau fahren. Es gibt hübsche Männer dort, aber Nutella werden Sie nie mehr essen.
6 Grund 76: Die gute alte Zeit Zweifelsohne hat es in der ehemaligen DDR eine Menge prima Dinge gegeben. Kindergartenplätze für jeden, Arbeitsplätze für jeden, Sättigungsbeilagen für jeden. Das wollen wir gar nicht leugnen oder irgendwie herunterspielen. Es gab keine Penner auf den Straßen, kein Drogenproblem, und die Feiern zum 1. Mai waren auch enthusiastischer als heutzutage. Man war nicht ständig damit beschäftigt, sich entscheiden zu müssen zwischen vierzehn verschiedenen Nuß-Nougat-Cremes, einundzwanzig Automarken, zweiunddreißig Fernsehkanälen und einem Haufen Parteien zur Wahl. Man hatte viel Zeit, sich mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben zu beschäftigen, mit der Solidarität, mit dem Sozialismus und mit der Frage, wie man es schaffen könnte, die Wartezeit auf einen schnittigen Trabi von zwölf auf sieben Jahre zu verkürzen. Es war auch viel besser, daß Essen gehen in der DDR so billig war, wir haben die Bewohner vom Westen aus schon immer beneidet um die fünf Mark zweiunddreißig für ein komplettes Menü und die fünfundfünfzig Pfennige für ein Bier, auch wenn der Unterschied in realer Kaufkraft ausgedrückt nicht mehr ins Gewicht fiel. Wir waren auch eifersüchtig auf die preiswerten Mieten und die nicht vorhandene Wohnungsnot. Ja, alles war besser in der ehemaligen DDR. Aber wollen Sie das jeden Tag zehnmal hören? Das müssen Sie aber jeden Tag zehnmal hören, wenn Sie mit einem Mann aus den neuen deutschen Bundesländern zusammenkommen.
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7 Grund 77: Sandmännchen Sie haben keine Chance, bei einem Ossi auf den ersten Platz seiner Gunst zu gelangen. Er kann Sie lieben, ehren, schätzen, er kann Sie auf Händen tragen, er kann Ihnen die Sterne vom Himmel holen, er wird Sandmännchen immer mehr lieben als Sie. Sandmännchen ist der heimliche Nationalheld der ehemaligen DDR. Kein Monolog verklingt, ohne daß Sie erfahren, wie süß, wie zauberhaft er doch ist. Waren die Idole unserer Jugend Herr Sparbier, Lassie oder Emma Peel, also handfeste Charaktere, die atemberaubende Abenteuer erlebten, so konnte und kann der Ossi sich nichts Wunderbareres vorstellen als Sand in die Augen gestreut zu bekommen und gute Nacht zu sagen. Da war die DDR-Regierung nicht besonders firm, sie hätte die Montagsdemos in Leipzig seinerzeit einfach zu staatlichen Demonstrationen erklären sollen und ihren Beginn zeitgleich mit dem Auftritt vom Sandmännchen im TV stattfinden lassen. Niemand wäre gekommen, die Mauer wäre noch, wo sie mal war, und in diesem Buch gäbe es eine Rubrik weniger.
8 Grund 78: Kurze Hosen, Socken, Sandalen Unsere männlichen ostdeutschen Landsleute lieben den Sommer, sie lieben es braun, auch auf der Haut, und sie glauben immer noch, daß das Ozonloch, wie früher alles Böse, an der ehemaligen Grenze haltmacht. Kaum zeigt sich der erste frühjährliche Sonnenstrahl, kaum überschreitet die Quecksilbersäule den Eichstrich an der Marke 15, da springen sie in einer einzigen konzertierten Aktion aus ihren langen Hosen, hüpfen in Windeseile in ihre kurzen und legen sie vor Wintereinbruch nicht mehr ab. (Nein, lassen Sie mich gerecht sein, sie wechseln sie schon noch mal zwischendurch, Unreinlichkeit kann man ihnen wirklich nicht nachsagen. Man merkt den Wechsel nur nicht, da die Shorts alle gleich aussehen.) Weil man auch im Osten bei kühlen Graden kalte Füße bekommt, legen die Männer dann ihre Socken an, braune natürlich. Das kommt noch aus DDR-Zeiten, wo man ganz hinterlistig mit dem Tragen von braunen Socken eine subtile Protesthaltung gegen die Rote-Socken-Staatsdoktrin und gleichzeitig ein geheimes Zeichen der inneren Gesinnung geben konnte. Aber das verstanden natürlich nur die, die zwischen den Zeilen lesen konnten. Zu den braunen Socken kommen Sandalen, unbedingt Sandalen, es ist ja Sommer. So ausgestattet begeben sie sich in die geliebten Schrebergärten, zum Einkaufsbummel in die Fußgängerzone, in Schule, Büro und zur Jugendweihe. Der einzige Ort, wo Sie dem Anblick entgehen können, ist der schon erwähnte FKK-Strand, aber das Vergnügen am Anblick des Mannes ohne kurze Hosen, Socken, Sandalen ist auch nicht eben größer.
9 Grund 79: Emanzipation Die besonderen vierzig Jahre, die der Ostteil unseres Landes in einer anderen Staats- und Gesellschaftsform verbracht hat, ließen seine Bewohner in dem Glauben, daß bestimmte Probleme, mit denen wir uns im Westen rumschlagen mußten, für sie erledigt seien. Dazu gehört die weibliche Emanzipation. Während 58
die Frauen in den siebziger Jahren auf die westlichen Straßen gingen und für ihre Befreiung kämpften, arbeiteten die ostdeutschen Frauen gleichberechtigt in den LPGs, wurden Brigadeleiter oder Kombinatsdirektoren und brachten ihre Kinder in Kindergärten unter, in denen der Nachwuchs den gesetzlich garantierten Platz fand. Während die westlichen Männer das Treiben ihrer Frauen mit Argwohn beobachteten, heimlich die Emma lasen und Alice Schwarzer zur frustrierten Schickse erklärten, die nur keinen Mann will, weil sie so häßlich ist, daß sie gar keinen kriegt, sahen die ostdeutschen Männer mit Wohlgefallen auf ihre Frauen, die Traktor fuhren, Kühe melkten und Steine schleppten. Und weil Frauen in der DDR immer alles mitmachten, waren sie auch immer mitgemeint. Im Arbeiter- und Bauernstaat waren die Arbeiterinnen und Bäuerinnen selbstverständlich mit von der Partie, das mußte man nicht extra erwähnen. Und während bei uns im Westen sich das Bewußtsein in den Männerköpfen durch die kämpfenden Frauen so langsam veränderte, blieb es bei unseren Brüdern im Osten beim Status quo. Mit bizarren Auswirkungen. Östliche Männer finden es total normal, daß eine Frau arbeitet und ihren Lebensunterhalt verdient, fallen aber vom Hocker, wenn sie die Rechnung des Abendessens übernimmt; östliche Männer sehen einer Frau gelassen zu, wenn sie als Bauarbeiterin Zentnersäcke Zement schleppt, kriegen aber vor Staunen den Mund nicht zu, wenn sie ihren Kosmetikkoffer allein zum Bahnhof trägt; östliche Männer haben keine Probleme mit einer Frau als Chef, aber sie bleiben lieber geschlagene acht Stunden vor einer Tür stehen, wenn eine Frau sie ihnen aufhält zum durchgehen. Und irgendwie ist es anstrengend und zeitraubend, an jeder Tür acht Stunden zu warten.
10 Grund 80: Spätgebärende Sollten Sie, allen Warnungen zum Trotz, einen Mann aus der Ostzone dieses Landes wählen, liebe Leserin, tun Sie es früh. Tun Sie es am besten vor Ihrem zwanzigsten Lebensjahr, dann haben Sie noch fünf Jahre Zeit, bevor Sie an die sogenannte Familienplanung gehen können. Wenn Sie länger warten, kriegen Sie ’ne Menge Probleme. Am Tag Ihres fünfundzwanzigsten Geburtstages ändert sich das Leben schlagartig. Dann sind Sie nämlich alt. Dann sind Sie Spätgebärende. Die erste Falte in Ihrem glatten Gesicht wird noch ca. zehn Jahre auf sich warten lassen. Macht nichts: Spätgebärende! Auch das erste graue Haar läßt sich gemeinhin noch das ein oder andere Jährchen Zeit mit seinem Erscheinen. Macht nichts: Spätgebärende! Ihnen scheinen auch Gebärmutter und Eierstöcke noch recht straff in ihren Bändern zu hängen, und die Libido setzt auch eigentlich erst gerade an, den Berg, dessen Gipfel die Frau ja gern so jenseits der vierzig erreicht, zu ersteigen. Macht nichts: Spätgebärende! Ihr östlicher achtundfünfzigjähriger Gynäkologe schaut Sie mit bedenklichem Gesicht an: Tja, da haben wir uns aber lange Zeit gelassen, man wird ja nicht jünger, nicht wahr? versucht er sensibel, seine Bedenken in ein nettes Fragespielchen zu packen, und in das man schließt er 59
sich auch keineswegs mit ein. Tja, da müssen wir jetzt schon ein paar Vorsichtsmaßnahmen ins Auge fassen. Mit Vorsichtsmaßnahmen meint er Fruchtwasseruntersuchung. Die Spätgebärende, die einen unsicheren Versuch startet, diese nicht ungefährliche Prozedur in Frage zu stellen, erntet nur ein verständnisloses Kopfschütteln. Also, das hätten Sie sich schon früher überlegen müssen, als Sie noch jung waren. Es hat zu diesem Zeitpunkt übrigens wenig Zweck, einen Wechsel des Gynäkologen in Erwägung zu ziehen. Solange Sie sich auf ostdeutschem Gebiet befinden, bleiben Sie Spätgebärende. Aber es gibt da so grenznahe Städte, wie Hof, Kassel, Westberlin... Machen Sie da einen Termin und erkundigen Sie sich vorher, ob der Arzt nicht zufällig doch aus dem Osten stammt. Wenn nicht, sind Sie wieder das, was Sie sind: eine junge Frau, die noch ungefähr dreizehn Kinder bekommen kann, bevor sie zur Spätgebärenden nach westlicher Auffassung wird.
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10. Die sexuellen Gründe 1 Grund 81: Vorspiel, Endspiel, Nachspiel Wir haben uns lange Zeit gelassen, bevor wir zu dem wichtigen Kapitel der sexuellen Gründe kommen. Wer bis hierhin durchgehalten hat, den kann jetzt auch nichts mehr erschüttern, und wer vorher aufgegeben hat, der liefe Gefahr, dieses Kapitel nur schwer zu verkraften, begeben wir uns mit der Betrachtung der sexuellen Gründe doch auf ausgesprochen kritisches Gebiet. Aber vielleicht ist es ja auch ganz anders, und Sie haben nach Kenntnisnahme des Inhaltsverzeichnisses gleich diese Seite aufgeschlagen, weil das Kapitel Sex Sie besonders reizt. Ich empfehle Ihnen in dem Fall, wieder an den Anfang zurückzublättern und sich erst ein bißchen einzustimmen auf Thema und Inhalt dieses Buches. Wie auch immer, des Lesers freier Wille soll hier nicht beschränkt werden, und der der Leserin ebenfalls nicht, tun Sie also, was Sie wollen, aber die Verantwortung tragen Sie dann auch selbst. Beginnen wir beim Vorspiel. In des Mannes Lieblingsbeschäftigung, dem Fußball, qualifizieren sich in etlichen Vor(runden)spielen die diversen Mannschaften für die Endspiele. Wer im Vorspiel versagt, fliegt raus. Übertragen auf unser Thema würde die Autorin sagen: gute Idee. Das Endspiel. Die Erfolgreichsten kämpfen nun gegeneinander. Wer am meisten Tore schießt, gewinnt. Wenn wir es wiederum übertragen auf unser Thema, müssen wir feststellen, Frauen können entschieden mehr Tore nacheinander schießen als Männer (siehe dazu auch Grund 55). Die sind nach dem ersten normalerweise für eine ziemliche Weile erschöpft, und falls sie es schaffen, ein zweites zu schießen, gelingt ihnen das am ehesten im zarten Alter zwischen sechzehn und zweiundzwanzig, aber da kennen wir sie meist noch nicht. Wer im Endspiel weniger Tore schießt, fliegt raus: gute Idee. Das Nachspiel: Nach dem Endspiel schleichen sich die Verlierer mit hängenden, ähm, Köpfen vom Platz und verschwinden, während die Sieger bejubelt werden. Bejubelt werden wir selten, aber es wäre eine gute Idee.
2 Grund 82: Viagra Die Forschung hat uns schon wieder mit einer Entdeckung beglückt. Viagra nennt sie sich und hat zweifelhafte Folgen. Die Krankenkassen wird sie ruinieren, falls irgendein (männlicher) Gesetzgeber es schafft, jene zur allgemeinen Übernahme der Kosten zu zwingen. Die TV-Industrie wird sie durch massive Quoteneinbrüche ruinieren, falls das Mittel tatsächlich die Wunderwirkung hat, die ihm nachgesagt wird. Unsere empfindlichen Schleimhäute wird sie ebenfalls ruinieren. Aber schauen wir uns das neue Medikament doch erst einmal näher an. Was tut es eigentlich genau? Macht es Lust auf das Liebesspiel, führt es zu erwartungsvollen, sehnsüchtigen Stunden des Mannes, der seiner geliebten Frau harrt? Nein, mitnichten, hier greift es in keiner Weise ein. 61
Nach wie vor muß die Lust beginnen, ehe Viagras Wirkung beginnt. Der Käufer von Viagra hat aber nur noch verschwindend geringe Lust, das ist der Grund, warum er die Wunderpille überhaupt will. Nun denn, lassen wir diesen Widerspruch einmal unkommentiert stehen und schauen uns das an, was Viagra aufrecht erhält, nachdem es aus eigenem Antrieb aufgestanden ist: des Knaben Wunderhorn. So wunderbar finden wir Hörner eigentlich nicht, aber gut. PaulFranz-Erich-Fritz, der sich in letzter Zeit nach kurzem vorwitzigem Interesse in null-kommanichts wieder zurückgezogen hatte, ist nun zur Aktion bereit und wird es bleiben bis zum bitteren Ende. Das Telefon klingelt, Schwiegermama steht vor der Tür, um auf ein kleines Schwätzchen vorbeizuschauen, das Abendessen brennt an, der Schlauch der Waschmaschine platzt und setzt ihre Wohnung unter Wasser, das benachbarte Atomkraftwerk schmilzt gerade in einem Supergau, ein verrückter Diktator wirft ein paar Bomben auf ihr Haus? Paul-Franz-Erich-Fritz kann das alles nicht beeindrucken. Er steht aufrecht, und wenn Sie, liebe Leserin, nicht bald für das Ende sorgen, steht Paul-Franz-Erich-Fritz auch noch morgen und übermorgen und...
3 Grund 83: Ich bin schon da Kommen wir zurück zu den Männern, die Viagra verschmähen, zum durchschnittlich potenten Normalmann. Der durchschnittlich potente Normalmann gewinnt gern, er ist gern Erster. Kennen Sie das Märchen vom Hasen und dem Igel? Der Mann ist der Igel.
4 Grund 84: Multipel solls schon sein Ganz früher durften Frauen keinen Spaß am Sex haben, sonst waren sie Huren, Hexen oder krank. Etwas später durften sie dann etwas Spaß haben - mit dem Mann, mit dem sie verheiratet waren. Mit etwas Spaß hatte die Frau nicht so viel Migräne, mit zu viel Spaß schaute sie sich unter Umständen auch mal beim Nachbarn um, ob der vielleicht auch gern Spaß hatte. Dann kam die Zeit, als Frauen viel Spaß am Sex haben mußten. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zog eine neue Frage in die Kommunikation der Menschheit ein: Liebling, bist du gekommen? Anfangs wußten wir nicht so genau, was er damit meinen könnte, klar waren wir gekommen, mitgekommen, allein gekommen, evtl. sogar mit mehreren gekommen, auf den Rücksitz des Autos, ins Haus, in die Wohnung, ins Schlafzimmer, ins Bett oder auf den Küchentisch, je nachdem. Sonst wären wir schließlich nicht da. Als wir erkannt hatten, daß der Mann verbal unterbemittelt und undifferenziert ist, und endlich verstanden hatten, was er meinte, mußten wir lernen, daß er die Frage nicht wahrheitsgemäß beantwortet wünschte. Die Frage muß mit JA beantwortet werden, einem lauten, klaren, emphatischen JA, das Untertöne von es war phantastisch, du bist eine Mordskerl, niemand kann’s so gut wie du heraushören läßt. Am besten fügen Sie überhaupt diese Sätze lautstark an 62
das JA. Als diese Epoche sich ihrem Ende näherte, begann schließlich die, in der wir uns zur Zeit befinden. Der Mann hatte seine Beobachtungsgabe so weit geschärft, daß er zum ersten Mal die Sache mit dem multiplen Orgasmus mitbekam (siehe auch Grund 55). Aus Liebling, bist du gekommen? wurde Liebling, wie oft bist du gekommen? Gott sei Dank wissen wir ja jetzt schon, daß er damit nicht meint, wie oft wir ihn schon besucht haben, wir würden es vermutlich auch gar nicht wissen, es sei denn, wir sind das erste, zweite oder dritte Mal gekommen. Nein, wir wissen inzwischen aus der langen Bist-du-gekommen-Epoche, daß ihn nun die Anzahl unserer Höhepunkte beschäftigt. Antworten Sie niemals unter drei. Alles unter drei deutet auf massives Versagen des Mannes hin, und er versagt, wie wir schon häufiger festgestellt haben, äußerst ungern. Antworten Sie aber auch niemals über acht. Auch das deutet auf massives Versagen hin. Acht hat er selbst im Alter von 17, an dem der Dauerbrenner diverse Male des Tages bearbeitet werden mußte, nicht hingekriegt. Außer Klaus Kinski hat das trotz gegenteiliger Behauptung weltweit überhaupt noch kein Mann geschafft. Am besten variieren Sie so zwischen vier und sieben. Vier für die schnelle Nummer nach dem Einkaufen, bevor Sie die Tiefkühlpakete ins Eisfach legen, fünf ist nicht schlecht für den wöchentlichen Freitagabend-Geschlechtsverkehr, und sechsmal sollten Sie vielleicht wählen, wenn Sie zum nächsten Geburtstag statt der Küchenmaschine eine vierwöchige Reise in die Karibik mit ihrer besten Freundin geschenkt bekommen möchten. Und mit der sieben sollten Sie sehr sparsam umgehen, er muß Ziele vor Augen behalten, und es könnte außerdem sein, daß er mißtrauisch wird und glaubt, Sie würden ihn anlügen und in Wirklichkeit hätten Sie nicht sieben, sondern nur fünf Orgasmen gehabt, und das würde ihn schwer kränken. Wenn Ihnen allerdings die ewige Fragerei auf die Nerven geht, dann inflationieren Sie eine Weile hemmungslos, gehen Sie bis zwanzig, fünfundzwanzig, vielleicht sogar siebenundzwanzig, reduzieren Sie auf achtzehn, neun, sechs, drei, und dann antworten Sie auf seine Orgasmusanzahlnachfrage: Ach Schatz, es gefällt mir doch auch ohne. Seien Sie versichert, Sie müssen sich nicht mehr lange mit überflüssigen Fragen herumschlagen.
5 Grund 85: Klitoral, Vaginal, ach egal Verweilen wir noch ein wenig beim Thema: Sigmund Freud überbrachte uns seinerzeit die Nachricht vom vaginalen Orgasmus, der die reife Frau kennzeichnet. Er unterschied ihn sorgfältig vom klitoralen, der irgendwie auf einer mädchenhaften unfertigen Stufe stehengeblieben war. Das verstand niemand so recht, war für die Männer aber zweckmäßig, sie brauchten nichts zu ändern an ihren Praktiken, und wenn die Frau keinen Spaß hatte (Sigmund lebte zu der Zeit, als Frauen schon etwas Spaß haben sollten), dann war sie halt noch nicht so weit. Ihr Pech. Generationen von Frauen versuchten nach Sigmunds phänomenaler Entdeckung herauszubekommen, wie man denn nun reif und vaginal orgastisch werden könne. Und es erschien alles sehr kompliziert: Der Orgasmus, so fanden die Frauen 63
heraus, unterschied sich doch irgendwie gewaltig in seinem Auftreten. Mal ein kurzes Zückerchen, mal eine Eruption bis hoch in die Kopfhaut und runter zum kleinen Zeh, mal eine lange, sanfte Welle, auf der frau dahingetragen wurde, dann wieder eine Sturmbö, die sie schlagartig wegriß und ihr kurzfristig die Sinne raubte. Wo nur war der verdammte vaginale Orgasmus? Dann kam man irgendwann auf die Idee, Sigmund meinte gar nicht die Stelle, an der der Orgasmus auftrat, sondern, wie er ausgelöst wurde. Er sollte durch vaginale Manipulation, nicht durch klitorale entstehen. Ach so, hätt er auch gleich sagen können. Für die Männer blieb es weiterhin zweckmäßig, sie brauchten immer noch nichts zu ändern, vaginal waren sie eh und je am liebsten tätig, rein, raus, das macht Spaß, vaginal ist optimal, Sigmund sei Dank. Schließlich erklärten mutige Feministinnen Sigmund für ’ne Nulpe und gaben der Klitoris ihren gebührenden Platz als auslösendes Lustzentrum zurück. Inzwischen weiß selbst Onkel Otto aus Pusemuckel ohne Fernseher und Radio, daß Frauen da so ’ne Art Wunderknopf haben, an dem man tüchtig rütteln muß, dann öffnet sich die Tür. Lästig, sag’ ich Ihnen, sehr lästig. ich meine, es kann ja mal ganz nett sein, aber nichts läuft mehr ohne heutzutage. Die kärgliche Phantasie des Mannes beschränkt sich jetzt auf das, was er, wie wir in Grund 5 gesehen haben, ständig an sich selbst macht: streicheln, kraulen, schieben, schubsen, drücken, reiben, wälzen, rollen, stoßen, rücken und pendeln. Ohne jede Sensibilität, ohne jedes Gefühl. Uns bleibt nur die Hoffnung, daß wir irgendwann auch diese Zeit überwinden und Sex zu einem wunderbaren Vergnügen zwischen Leuten wird, die sich um wissenschaftliche Erkenntnisse wenig scheren und sich einfach lieben wollen.
6 Grund 86: Hütchen, Deckelchen, Pillchen... Sehr zum Mißfallen der katholischen Kirche bleibt heterosexueller Sex immer mit dem Thema Verhütung verbunden. Die Kirche will nicht, daß verhütet wird, und wenn die Welt vor lauter Bewohnern aus den Angeln platzt, macht nix, Verhütung ist schlecht. Homosexueller Sex muß sich wenig darum kümmern, doch das ist der Kirche auch nicht recht. Da ist sie eigen. Aber gehen wir von der überwältigenden Mehrheit der Frauen aus, die sich kümmern muß. Das Problem schien ja Ende der 60er Jahre erledigt, man(n) hatte ein kleines Pillchen erfunden, und fortan konnten Mann und Frau sich vergnügt tummeln. Leider mußte die Frau das Pillchen schlucken, das war einfacher, sagte die Forschung, weil die einen Zyklus hat, und da kann man leichter eingreifen. Als diese Eingriffe vielen Frauen zuviel wurden und sie keine Lust mehr hatten auf schmerzende Brüste, Zwischenblutungen und Fettwerden, und vor allem, als sie keine Lust mehr hatten, keine Lust mehr zu haben, was das kleine Pillchen auch gerne sinnwidrig bewirkte, schaute man sich dann doch mal im Mann um, ob da nicht vielleicht doch was zu machen wäre. Und siehe da, ja, es schien möglich, es schien gar nicht so schwer. Wir konnten es in großen Blockschriften auf Titelseiten lesen: Die Pille für den Mann ist erfunden. Die Pille war eine Spritze und sollte einmal in drei Monaten gesetzt werden. 64
Gesetzt wurde sie dann ausgesprochen selten, man hörte auch in der Folgezeit wenig davon. Männer dachten gar nicht daran, in ihre Körper dergestalt hormonell eingreifen zu lassen. Außerdem haben sie Angst vor Spritzen. Das Thema war also schnell vom Tisch, das Problem bestand weiterhin. In den feministischen 70er Jahren beschäftigten sich die Frauen viel mit ihrem Inneren, sie besuchten gynäkologische Selbstuntersuchungskurse, in denen sie lernten, mit Hilfe dieses röhrenförmigen Instruments, Spekulum genannt, in sich selbst zu schauen und in die Freundin gleich mit. Sie fanden spannende Gänge, Höhlen, Münder und G-Punkte und freundeten sich gleichzeitig mit diversen Deckelchen und Hütchen an, die sie über Muttermünder legten und hinter Darmbeinfugen festklemmten. Damit das Ganze einigermaßen sicher verhütete, mußte man eine ganze Menge spermientötender Creme, also mächtig giftiges Zeug reinschmieren, und die ganze Prozedur vor dem Sex war auch so aufwendig, daß man danach nicht mehr viel Lust hatte. Und wenn man noch hatte, hatte man spätestens, wenn das Giftzeug einem die Schleimhäute weggefressen hatte, keine mehr. Hin und wieder machte eine Frau auch schon mal den Versuch, einen Mann zu überreden, ein Hütchen zu benutzen, aber mit wenig Erfolg. Sie sind ja nun wirklich praktisch, die Dinger, schnell drüber gezogen, kein Gift, kein hormoneller Eingriff, und dem Ich-bin-schon-da-Igel (siehe Grund 83) wird auch ein bißchen Einhalt geboten. Aber Männer mögen das Ding nicht gern. Er fühlt sich damit so getrennt, es nimmt ihm das Gefühl, er kriegt keine Verbindung. Von unerwarteter virueller Seite kam dann in den 80er Jahren Schützenhilfe und half in erster Linie der Latex-Industrie, in zweiter aber auch den Frauen, die fortan auf eine Menge mehr Männer stießen, die bereit waren, Franz-Paul-Erich-Fritz in zartes Latex zu packen und keinen großen Aufstand mehr machten. Im Zuge der AIDS-Müdigkeit und sinkenden Ansteckungszahlen läßt diese Freudigkeit aber schon wieder nach, und die Forschung ist wieder dabei, unseren Zyklus nach Möglichkeiten abzuklopfen. Der letzte Schrei ist die Monatsspritze, die auch nichts anderes ist als die Pille, nur daß man nicht jeden Tag was schlucken muß, sondern einmal im Monat eine sogenannte Depotspritze gesetzt bekommt. Aus dem Depot holt sich der Körper dann jeden Tag ’ne kleine feine Portion von selbst raus, über Nebenwirkungen weiß man noch nicht so viel, aber es ist nicht zu erwarten, daß sie weniger als die Pille haben sollte. Und für die Frauen, die es natürlicher lieben, gibt es jetzt PERSONA. PERSONA ist so eine Art Verkehrsampel. Es besteht aus acht Teststäbchen, auf die frau an bestimmten Tagen ihres Zyklus, da brennt dann ein gelbes Lämpchen, pinkeln muß, und es wird der Anteil an bestimmten Hormonen gemessen. Brennt danach ein grünes Lämpchen, darf sie Sex ohne weitere Verhütung treiben, brennt ein rotes, läßt sie das besser. jahrelange intensive und teure Forschung hat dieses phantastische Ergebnis gebracht. Und wieder einmal sind wir ständig damit beschäftigt, nicht zu vergessen, in einem bestimmten Zeitraum auf das Stäbchen zu pissen, das gelbe Lämplein brennt nur sechs Stunden täglich. Verpassen Sie die, straft PERSONA Sie durch einen ganzen 65
Haufen roter Zusatztage. Immer laufen Sie mal kurz ins Bad, um nachzusehen, ist grad gelb, grün oder rot? Und teuer ist das Ganze auch noch. 179,95 DM für das Gerät und jeden Monat zwischen 22,95 DM und 24,95 DM (je nach Apothekenlage) für die Teststäbchen. Lästig alles, sehr lästig.
7 Grund 87: Eifersucht Männer entdeckten schon in grauer Vorzeit, daß sie anderen mit einem Knüppel den Schädel einschlagen konnten. Und wenn man den Knüppel dann einsteckte, mit in die Höhle nahm und gut versteckte, war die Chance, daß jemand anderer einem selbst damit nicht den Schädel einschlug, beträchtlich größer. Damit war das Eigentum erfunden. Eigentum macht Spaß. Man besitzt selbst etwas, das man ständig anschauen und betatschen kann, und es gibt ein herrlich machtvolles Gefühl, daß man selbst bestimmen kann, ob auch ein anderer es anschauen und betatschen darf. Wobei anschauen nicht schlecht ist, das erzeugt Neid und Betatschenwollen beim anderen, das ist super. Denn dann kann man nein sagen und fühlt sich wundervoll. Im Prinzip hat sich nicht viel verändert beim Mann seitdem. Besitzen ist sein Hauptvergnügen, und eine schöne Frau besitzen ist überhaupt das Vergnüglichste. Die anderen Männer stehen Schlange und wollen die Frau auch haben. Und das natürlich vor allem sexuell, was zu dieser doppelten Wortbedeutung von >Habenwollen< geführt hat. Das Gefühl, daß das Habenwollen der eigenen Frau von einem anderen Mann erzeugt, ist einfach unvergleichlich. Aber wehe, wenn eine Frau beschließt, daß das Habenwollen des anderen Mannes ihr Interesse erregt. Da reagiert der besitzende Mann fatal überzogen. Das, was beschönigend mit dem Ausdruck Eifersucht beschrieben wird, ist eine Wucht von unbeherrschbaren Emotionen im Mann, der glaubt, die Grundlage seiner Existenz, die Luft zum Atmen werde ihm genommen. Da ist er bereit, um sich zu schlagen, zu foltern, zu töten. Ein Haufen kulturauslöschender Kriege wurden vom Zaun gebrochen, nur weil ein Mann den Gedanken nicht ertragen konnte, daß ihm seine beste Trophäe, die Frau, entrissen werden könnte. Also, liebe Leserin, wenn Sie mal Lust auf etwas Abwechslung haben, überlegen Sie sich, wieweit Sie das offenlegen. Wollen Sie Folter, Mord und Kriege auslösen?
8 Grund 88: Let’s talk about Sex, Baby Die schon thematisierte Mundfaulheit des Mannes führt zu einem äußerst kärglichen Liebesleben. ER möchte auch da nicht reden. Er ignoriert die kulturelle Entwicklung der Sprache gänzlich und gibt sich beim Sex wie ein Fisch im Wasser. Er tummelt sich, aber er bleibt stumm. Das ganze Gebiet des Austauschs von Phantasien, der wunderbaren Regungen, die Worte erzeugen können, bleibt ihm, und damit auch uns, verschlossen. Poesie, verbale Kreativität, das wahre 66
Lustorgan, das irgendwo im Gehirn auf die grenzenlose Entdeckung wartet, mit einem Mann warten Sie darauf bis an ihr sexuelles Lebensende. Frauen sind in der Lage, ungeahnte Höhepunkte ohne jegliche körperliche Manipulation, nur durch begabten Umgang mit Sprache zu erzeugen, Männer können das nicht nachvollziehen. Und vielleicht ist es auch besser, wenn sie es nicht versuchen, denn das führt geradewegs zu Grund 89.
9 Grund 89: 0190 ... Das, was Männer an verbalen Möglichkeiten des Ausdrucks in Zusammenhang mit Sex einfällt, wenn sie es tatsächlich wagen, sich in diese Frauendomäne zu begeben, ist traurig und wirklich deprimierend. Besonders gut zu beobachten an den von Männern produzierten und von Männern so gern gesehenen kleinen Werbeeinlagen nach Mitternacht, in denen diverse schlecht bis gar nicht bekleidete Frauen dazu auffordern, eine Telefonnummer zu wählen, die mit 0190 beginnt und meist mit vielen sexen endet. Wobei nicht nur der verbale Ausdruck traurig und deprimierend ist. Hier eine kleine Auswahl: Zwei unbekleidete Frauen, die eine, besonders tumb aussehende, sitzt in der Badewanne, fährt mit ihrer Hand mechanisch über ihre Möpse und schaut dämlich in die Kamera. Die andere steht mit Schaum bekleckert davor und versucht ein verführerisches Lächeln, das ihr unsagbar mißlingt: Wir sind schon ganz feucht. Wähl 0190 sex, sex, sex, sex, sex, sex. Eine blonde Frau mit Brüsten, die aussehen wie zu prall aufgeblasene Lustballons, trägt irgend etwas, das Träger hat wie ein BH, ansonsten aber nur einen Streifen Stoff unter der Brust, und sitzt aufrecht auf etwas Unsichtbarem, das sie auf- und niedersausen läßt (vielleicht ein Boot bei heftigem Wellengang oder so): Hu-hu. Ruf an, bevor du kommst! Nach einem Schnitt liegt dieselbe Frau bäuchlings auf der Couch, irgend jemand rüttelt jetzt offensichtlich besinnungslos an ihrem Unterkörper: Oh ja, oh, oh, oh. 0190 einmal die acht und sex mal die sex. Eine blonde Frau mit einem IQ knapp unter dem einer hochbegabten Blattlaus schubbert über ihre freihängenden Brüste und glaubt, sie sei ein Schaf. Mäh, mäh, mäh, mäh, mäh, 0190, neun, neun, neun, sex, sex, sex, mäh. Ein mit Strapsen bekleideter Oberschenkel wird von einer Hand hin- und hergeschoben. Eine Stimme: 0190, sex, sex, sex, sex, sex, sex. Dann liegen auf einmal zwei Oberschenkel auf einem Hocker und werden von einer Hand untersucht. Die gleiche Stimme: Megaeinfach. (Die Frage, auf was Megaeinfach sich bezieht, konnte trotz intensiver Recherche nicht geklärt werden.) Eine unsagbar albern aussehende Blondine öffnet eine weißes Hemdchen, das schon vorher nichts verdeckte, und betrachtet mit unverhohlenem Erstaunen ihre Brüste, die sie offensichtlich zum ersten Mal in ihrem Leben sieht. (Mit nasaler Stimme): 0190, sexig, sexig, Sarah Lynn, professionell und willig, jetzt.
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Eine sparsame brünette Frau mit spitzen Hüftknochen und einem Hohlkreuz, aus dem jeden Moment eine Bandscheibe herausspringen muß: Sexy Spaß und sparen, rund um die Uhr heiße Live-Gespräche, 0190, zwei, zwei, zwei, sex, sex, sex. Soviel zum Thema männlicher Sprache und Phantasie. Noch Fragen?
10 Grund 90: Liebesfilme Haben Sie Schlaflos in Seattle gesehen? Diesen wunderbaren Film, in dem die beiden Hauptdarsteller Tom Hanks und Meg Ryan nicht mehr als drei Sätze miteinander reden und sich erst in der allerletzten Szene auf dem Empire State Building tief in die liebenden Augen blicken und dann Hand in Hand ins Leben schreiten? Das ist ein Liebesfilm, der rührt das Frauenherz, der wässert die weiblichen Augen und läßt uns nichts mehr wünschen, als in starken männlichen Armen romantisch unterzugehen. Nach so einem Film will eine Frau nur eins: Liebe, Liebe, Liebe. Wenn sie ihn allein gesehen hat oder mit ihrer besten Freundin. Mit einem Mann ist das irgendwie ... anders. Ihnen, liebe Leserin, laufen die Tränen vor lauter Ergriffenheit, wenn Tom Hanks in einer Radioshow die Liebe zu seiner verstorbenen Gattin beschreibt: Es war Magie, haucht er gefühlvoll. Es war Magie, so’n Quatsch, konstatiert trocken der Mann auf der Couch neben ihnen. Ich wußte es, als ich sie das erste Mal berührte, flüstert Tom inbrünstig. So was kann auch nur ’n Ami-Drehbuchautor schreiben, mault Männe genervt und macht sich noch ’n Bier auf Und dann am Schluß, als sie sich in letzter Sekunde noch drohen zu verpassen, weil Tom mit dem Aufzug runterfährt und Meg gerade viel zu spät rauffährt und Sie flehentlich bitten: Lieber Gott, bitte, bitte, lag sie zusammenkommen, sie sind doch füreinander bestimmt, da erklärt der Mann vor dem Fernseher auch noch: Bestimmung, so was gibt’s gar nicht, is’ doch alles bloß dummer Zufall. Sagte irgend jemand, daß eine Frau nach so einem Film nur eins will: Liebe, Liebe, Liebe?
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11. Die sonstigen Gründe 1 Grund 91: Das böse Y Kommen wir zu den letzten zehn gewichtigen Gründen, ohne Männer zu leben. Grund 91 ist ein genetischer. Männer haben Krankheiten, die nur sie befallen, weil das entsprechende Merkmal auf dem kleinen Y- Chromosom sitzt. Wir Frauen haben ja schon früh erkannt, daß das mit dem Y ein Fehler bei der Schöpfung war und deswegen die Annahme strikt verweigert. Wir haben zwei Xe, und wir sind glücklich und gesund damit. Ein besonders ekliges Ding sitzt da auf dem Y rum und führt dazu, daß Männer hemmungslos bluten. Maßlos bluten, so viel bluten, daß sie danach bezeichnet werden: Bluter. Wie das schon klingt. Dabei hätten sie es so schön von uns lernen können. Bluten tut mal einmal im Monat, ein paar Tage lang und äußerst maßvoll. Das ist gut für den Teint, zeigt uns, daß wir erfolgreich verhütet haben, und unterstützt das Bruttosozialprodukt (Binden und Tampons kosten sich ganz schön was zusammen im Laufe eines Frauenlebens). Der Mann blutet entweder so gut wie nie (jedenfalls, wenn er zu den Trockenrasierern gehört), oder er hört, einmal damit angefangen, gar nicht mehr auf Ganze Dynastien sind daran zugrundegegangen. Hätten Sie Lust, mit so jemandem zusammenzuleben? Ständig alles vollgetropft? Wo Blut doch so schwer rausgeht aus der Couch und dem Teppich? Nein, das kann man nicht ernsthaft wollen. Aber das Y hat noch anderes in petto. Farbenblind macht es die Männer auch noch. Rot-grün-blind sind sie dann. Schon die kleinen Jungs werden vor der Einschulung darauf geprüft. Würden wir im Matriarchat leben, gäbe es selbstverständlich ein Gesetz, das rot-grün- blinden Männern das Autofahren und die Herstellung von bulgarischen, italienischen, litauischen, ungarischen, portugiesischen und weißrussischen Flaggen (um nur die europäischen zu erwähnen) verbieten würde. Aber wir leben ja im Patriarchat. Und da dürfen Rot-Grün-Blinde natürlich Auto fahren und bulgarische, italienische, litauische, ungarische, portugiesische und weißrussische Flaggen herstellen. Soviel an dieser Stelle dazu. Weitere Informationen zum Thema rot-grün und Blindheit finden Sie unter www.kanzleramt.de.
2 Grund 92: Der grosse und der kleine Klaus Die durchschnittliche Körpergröße eines Mannes liegt etliche Zentimeter über der der Frau. Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht ungünstig. Zunächst führt es in der ersten zärtlichen Zeit des Zusammenlebens zu erheblichen Nackenproblemen. jedesmal, wenn die Frau den Mann im Stehen küssen oder ihm eine kleine Zärtlichkeit ins Ohr flüstern möchte, werden die fünf Halswirbel in eine physiologisch ungünstige Lordose ( sozusagen eine Art Hohlkreuz im Nacken) 69
gebracht, die auf Dauer eine unangebrachte und schmerzhafte Abnutzung der Knochenmasse erzeugt. Wer möchte schon ein paar Jahre hindurch ständig Schmerzen im oberen Wirbelsäulenbereich haben? In der Zeit der abflauenden Verliebtheit erledigt sich das Problem zugegebenermaßen von selbst, aber u. U. ist es bis dahin auch chronisch geworden. Dieses Risiko ist unbedingt bedenkenswert. Weiterhin kann die Frau mit ihren Freundinnen meist mal das eine oder andere Kleidungsstück austauschen, Zärtlichkeitsbeweise durch das Ausleihen des Lieblingspullovers erbringen oder sich der Liebsten und Besten nah fühlen, indem sie deren hochhackige Stöckel für einen Abend übernimmt. Männer haben erst gar keine hochhackigen Stöckel, und selbst wenn sie welche hätten, wären die mindestens vier Nummern zu groß, was den Tragegenuß erheblich einschränkt. Äußerst lästig ist auch, daß der männliche Partner seinem Überheblichkeitsdünkel frönen kann, indem er seiner Partnerin auf dem ausverkauften Konzert die Gürtelschnalle ihres Lieblingsgitarristen beschreiben kann, während sie sich mit ihren Augen unter Schulterhöhe ihres Vordermannes befindet und mit ihrer Nase in seinen schwitzenden Achselhöhlen hängt. Und ganz schlimm kommt es, wenn der Mann nicht durchschnittlich ist, sprich, wenn er die allgemein kleinere Körperhöhe einer Frau unterschreitet. Das verdirbt normalerweise seinen Charakter so gründlich, daß man nur davon abraten kann, ein solches Exemplar auch nur für eine Stunde mit in die Wohnung zu nehmen. Er wird z. B. seine Schuhe unbedingt anbehalten wollen, und sollten Sie es doch schaffen, ihn zum Ablegen zu überreden, werden Sie feststellen, daß Sie nicht, wie Sie glaubten, einen kleinen Mann kennengelernt haben, sondern einen Zwerg. Den plötzlichen Verlust von sechs bis sieben Zentimetern werden Sie im Innenleben seiner Schuhe finden können. Er wird Ihnen weiterhin für die gesamte Dauer seines Aufenthaltes von Einstein, Charlie Chaplin und Heinz Rühmann vorschwärmen, die ihr Wachstum allesamt erheblich unter der Mindestgrößenanforderung für männliche Flugbegleiter von 1,72 m gestoppt haben. Und sollte er gar ein Fan von Günter Grass sein und den Namen Oskar Matzerath mehr als einmal verzückt erwähnen, lassen Sie ihn seine Schuhe anbehalten, entdecken Sie die fürchterliche Migräne, die sich gerade an ihren Schläfen breitzumachen beginnt, und geleiten Sie ihn (ein erstes und ein letztes Mal) höflich zur Tür.
3 Grund 93: Monetäres Männer können mit Geld nicht umgehen. Weil sie ihre Fehler gern übersehen, den Kollegen Sigmund Freud so schätzen und seine absurden Theorien gern bestätigen möchten, tun sie so, als seien in Wirklichkeit wir es, die nicht mit Geld umgehen können. Übertragung nannte Sigmund das und wurde mit diesem Unsinn noch berühmter als mit seiner Ansicht vom reifen vaginalen Orgasmus (siehe Grund 85). Männer geben Geld nicht für so praktische und sinnvolle Dinge wie Schuhe, Kashmirpullover oder Kosmetikartikel aus, nein, sie werfen es für so blödsinnige 70
Dinge wie Lebensversicherungen, Altersvorsorge und Bausparverträge zum Fenster raus. Alles Dinge, die man nicht anziehen kann, die einen nicht wärmen, die einen nicht schöner machen. Sie versichern ein Leben, in dem wir mit einem Paar Schuhe, möglichst noch Birkenstock-Sandalen, rumlaufen sollen, sorgen für ein Alter, wo wir uns den Kashmirpullover leisten können, der uns aber nichts mehr nützt, weil wir auch damit frieren, und bauen ein Haus, in dem wir häßlich und ungeschminkt herumsitzen sollen. Wenn Sie auf einen Mann verzichten, verehrte Leserin, können Sie sich soviel Schuhe, Kashmirpullover und Kosmetikprodukte kaufen, wie Sie wollen, so sie es sich leisten können. Wenn Sie es sich nicht leisten können, sollten Sie vielleicht ein Buch schreiben, etwa zum Thema 101 Gründe Ohne Lebensversicherungen, Altersvorsorge und Bausparverträge zu leben. Mit ein bißchen Glück können Sie sich all die oben erwähnten Dinge dann leisten und auf den Mann, der Sie Ihnen nicht kauft, verzichten.
4 Grund 94: Der Mann im Auto Das Auto ist insofern kein Grund, nicht mit einem Mann zu leben, als daß sich ja normalerweise Küche, Diele, Bad und Zimmer nicht im Auto befinden. Das Auto ist aber insofern doch ein Grund, nicht mit einem Mann zu leben, als daß Sie nach einer Autofahrt keine Lust mehr haben, mit ihm Küche, Diele, Bad und Zimmer zu teilen. Variante A: ER fährt Er (befehlend): Schatz, schau doch mal eben auf die Karte. Sie (hastig): ja, gleich. Er (ungeduldig): Müssen wir diese Abfahrt runter? Sie (unsicher): Moment. Wo sind wir denn? Er (ironisch): An der Abfahrt. Sie (hektisch): An welcher? Er (genervt): An der, wo wir vielleicht raus müssen. Sie (leise): Kannst du nicht einen Moment früher fragen? Er (resigniert): Frauen können einfach nicht Auto fahren. Variante B: SIE fährt Sie (unsicher): Schatz, schau doch mal eben auf die Karte. Er (gelangweilt). ja, gleich. Sie (gestreßt): Müssen wir diese Abfahrt runter? Er (überheblich): Moment, Wo sind wir denn? Sie (kopflos): An der Abfahrt. Er (sarkastisch): An welcher? Sie (heulend): An der, wo wir vielleicht raus müssen. Er (brüllend): Kannst du nicht einen Moment früher fragen? Sie (resigniert): Frauen können einfach nicht Auto fahren.
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5 Grund 95: Der kranke Mann Bei den Recherchen, welche Gründe denn Frauen haben, nicht mit Männern zu ]eben, ergab sich immer ein seltsames Phänomen. Nachdem unterschiedliche Gründe wie aus der Pistole geschossen kamen, trat plötzlich Stille ein, dann ein Kopf. nicken, ein Lächeln und ein müder Blick: Na ja, und natürlich: der kranke Mann. Die anderen anwesenden Frauen nickten dann ebenfalls, lächelten und blickten müde. Der kranke Mann ist schwer krank, lebensbedrohlich krank, prinzipiell, graduelle Unterschiede der Erkrankung konsequent ignorierend. Er liegt im Bett, angegriffen, leidend, stöhnend, arbeitsunfähig. Sein Siechtum ist unermeßlich. 37,2° Temperatur sind im wahrsten Sinne des Wortes Höllengrade, ein leichter Kopfdruck gerät zur Migränefolter, eine Erkältung ist eine marternde Virusgrippe, und wehe, Sie wagen es, Ihrer Freundin, die zum Kaffeeplausch vorbeischauen wollte, nicht abzusagen. Das hält er Ihnen die nächsten verflixten sieben Jahre vor. Sie müssen vierundzwanzig Stunden des Tages für ihn da sein, ihn bekochen, ihm Säfte pressen, die Kinder von ihm fernhalten, ihm Wärmflaschen machen, und Sie müssen nachts den Notdienst-Apotheker rausklingeln, was äußerst peinlich ist, wenn der gar kein Apotheker, sondern eine Apothekerin ist. Ein Apotheker zeigt da gemeinhin mehr Verständnis für seinen Stammesbruder. Ach ja, und Sie müssen natürlich den Fernseher ins Schlafzimmer tragen. Er will ja genesen, und das kann er am besten bei den Sportnachrichten. Vor lauter Erschöpfung nach all der aufopfernden Pflege tendieren Ihre eigenen Abwehrkräfte gen Null, und zwei Tage später spüren Sie die ersten Anzeichen von tropfender Nase, Halskratzen und Ohrendruck. Schatz, ich glaube, ich werde auch krank. Er, immer noch bettlägerig, seine Temperatur hat mittlerweile wieder kühle 36,4° erreicht, seine Augen glänzen, und seine Haut kommt rosig daher, antwortet sanft: Ach Schatz, ich bin ja bald wieder gesund, dann kann ich mich revanchieren, Unter bald versteht er nach ca. einer Woche, und unter revanchieren versteht er, daß er Ihnen den Fernseher im Schlafzimmer läßt und mit Ihnen gemeinsam die Sportnachrichten guckt. Wetten, daß Sie bald wieder gesund sind?
6 Grund 96: Altersunterschied Schon bei den optischen Gründen bemerkten wir, daß Männer reif, Frauen dagegen alt werden, wie der (männliche) Volksmund so gern behauptet. Männer im reifen Alter von über fünfzig wollen deswegen keine gleichaltrigen, also alten Frauen, sondern bevorzugen reife Frauen im Alter von unter fünfundzwanzig. Was vollkommen absurd ist, denn alle vernunftmäßigen Gründe (und Männer argumentieren doch gern vernunftmäßig) sprechen für eine genau umgekehrte Verteilung. Zunächst mal liegt die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau immer noch ca. sieben bis acht Jahre über der des Mannes, obwohl wir dank Streß, Doppelbelastung und weiteren ungesunden Vergnügungen wie Rauchen und Trinken in den letzten Jahrzehnten zugegebenermaßen aufholen. Wenn Sie also 72
trotz 101 Gründen mit einem Mann gemeinsam alt (oder reif) werden wollen, sollten Sie spätestens mit sechzig ein Exemplar wählen, das sieben bis acht Jahre jünger ist als Sie. Zum zweiten liegt die sexuelle Höchstform-Zeit bei einem Mann so im Alter von achtzehn. Danach geht es kontinuierlich bergab oder Richtung Viagra. Sie dagegen laufen im Allgemeinen in Ihrem vierten oder fünften Lebensjahrzehnt diesbezüglich zur Hochform auf. Da wären Sie eine Weile auf jeden Fall kompatibler mit einem Mann, so um die zwanzig bis dreißig Jahre jünger. Und zwischen Ihrem fünfundzwanzigsten und fünfunddreißigsten Lebensjahr ist es vollkommen zwecklos, einen Versuch mit einer Altersentsprechung zu starten. Männer sind da ausschließlich mit ihrer Karriere beschäftigt und haben zu nichts sonstigem Zeit. Der junge Student dagegen wird Ihnen manche vergnügliche Stunde schenken. Die einzige Zeit, in der die gängige Kombination älterer Mann, jüngere Frau einen Sinn macht, ist im zarten pubertierenden Alter von dreizehn. Ein Gleichaltriger oder jüngerer ist da noch ein Kind und findet Mädchen doof. Das muß man ihm verzeihen, männliche Wesen tun sich nun mal immer schwer mit der Erkenntnis der Wahrheiten des Lebens.
7 Grund 97: Spieglein, Spieglein, an der Wand Preisrätsel: Es gilt, das folgende Rätsel zu lösen. Eine der angeführten Antworten A, B oder C ist richtig. Wenn Sie die richtige Lösung gefunden haben, schreiben Sie Ihre Antwort auf eine frankierte Postkarte und schicken sie an den: Rake Verlag Pannkookenstraat 6 24768 Rendsburg Unter den richtigen Einsendungen wird wahlweise ein handsigniertes Exemplar des Buches 101 Gründe ohne Männer zu leben oder 101 Gründe ohne Frauen zu leben verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Verlages dürfen an der Verlosung nicht teilnehmen. Die Aufgabe: Ein unbekleideter Mann steht vor einem Spiegel und betrachtet sich. Er hat seine besten Jahre bereits eine erkleckliche Zeit hinter sich, seine skoliotische Wirbelsäule weist unübersehbare Krümmungen im oberen Bereich nach rechts, im unteren nach links auf. Ein ansehnlicher Bierbauch wölbt sich mit mehreren Falten nach vorn, die Überreste seiner einstigen Haarpracht beeindrucken fettig und hinterhältig grinsend seine glänzende Hinterkopfglatze. Seine Beine sind kurz, schwarz behaart und krumm. Die Nägel der beiden dicken Zehen sind an den Rändern eingewachsen, vier Hühneraugen auf den beiden mittleren und dem rechten kleinen Zeh blicken trüben Blickes ins Nichts, sie haben ihre zahlreichen Freunde unter dem linken Ballen schon lange nicht mehr gesehen. Das Goldkettchen lugt nur noch an einer Stelle unter der Fettgeschwulst über dem ehemaligen Adamsapfel hervor. Die Schultern hängen traurig nach vorn unten. Die Frage: Was sieht der Mann im Spiegel? 73
Die Lösungsvorschläge: A: Sich selbst B: Seine Mutter C: Brad Pitt
8 Grund 98: Geheimnisse Männer sind geheimnisvoll. Sie verschließen so manches in ihrem Inneren wie in einer Festung. Sie scheinen Angst zu haben, wenn sie zuviel von sich verrieten, würden sie durchschaubar. Und sie befürchten, das wiederum könnte ihnen immens schaden. Womit sie nicht so ganz falsch liegen: Sie (rufend aus dem Schlafzimmer): Schatz? Schweigen. Sie: Hallo, wo bist du denn? Schweigen. Sie verläßt das Schlafzimmer. Er steht in der Diele unmittelbar neben der Schlafzimmertür. Sie: Sag mal, hast du mich nicht gehört? Er (geheimnisvoll): Hm, vielleicht. Sie: Und warum hast du nichts gesagt? Er: Also, du mußt wirklich nicht alles wissen. Aus gut unterrichteten Quellen erfuhr die Autorin, daß es tatsächlich einen Mann gibt, der seiner Partnerin auch nach zweijähriger intimer Beziehung den Aszendenten und das Geburtsdatum seiner Mutter nicht verrät, aus Angst, sie könne zu viel über ihn erfahren.
9 Grund 99: Seine Mutter Wir nähern uns mit Riesenschritten dem Ende der 101 Gründe. Der Mensch neigt dazu, sich seiner Ursprünge zu erinnern, wenn er sich dem Ende nähert. Schauen wir uns seinen Ursprung mal genauer an. Bevor das Wesen Mann überhaupt existiert, zu einem Zeitpunkt, als es als bloße Idee, als potentielle Eizelle dahinreift, also unbedingt noch weiblich und bloßes X ist, ist es bereits im Zentrum seiner potentiellen Mutter. Die Eizelle springt ein bißchen, ein Haufen Xe und Ys schwirren heran, das schnellste durchbohrt die harte Schale und schwupps, nistet sich das Wesen, das jetzt schon nicht mehr bloße Idee ist, ein. Und wo nistet es sich ein? Nicht genug damit, daß es vorhat, die nächsten neun Monate seiner Mutter alle lebensnotwendigen Stoffe zu entziehen, sie so an die 10 kg schwerer und unbeweglicher zu machen, nein, es wählt innerhalb der Mutter auch noch den einzigen Platz, der nochmals Mutter heißt, die Gebärmutter. Doppelt bemuttert gewöhnt es sich unweigerlich an Fürsorge, Wärme, Nahrung und Schutz, die so perfekt, so nur um es besorgt, nur von einer Mutter kommen kann. Die erste Trennung bei der Geburt ist traumatisch. Fortan verbringt es sein Leben damit, zurückzuwollen in den warmen Schoß mütterlicher Geborgenheit. Nichts auf der Welt wird es fortan an der Suche hindern können. Wir weiblichen Wesen schaffen im Laufe unserer Entwicklung die Trennung von der alles spendenden Mutter, wir werden durch den schmerzlichen Verlust reif und erwachsen und sind in der Lage, liebevolle, erfahrene Beziehungen zum anderen Geschlecht aufzubauen. 74
Der Mann stellt irgendwann fest, daß er seine Mutter weder heiraten noch mit ihr schlafen kann und entschließt sich schweren Herzens, ein anderes weibliches Wesen zu heiraten und mit ihm zu schlafen. Vorletzteres tut er ungern, letzteres leidlich gern, aber die zweite Wahl ist ihm ständig bewußt. Und alles, was nichts mit heiraten und miteinander schlafen zu tun hat, möchte er eigentlich auch nicht ohne seine Mutter tun. Nichts kann die Frau, die er heiratet und mit der er schläft, so gut wie seine Mutter. Heimlich schleicht er sich samstags mittags in die Anliegerwohnung des Einfamilienhauses, um Mamas unübertroffene Graupensuppe zu genießen Am Muttertag schenkt er ihr aus vollstem berührtem Herzen den schönsten, größten, buntesten Blumenstrauß, dessen er habhaft werden konnte, ignorierend, daß die Frau, die er geheiratet hat und mit der schläft, durch die zwei Kinder, die die Folgen des letzteren waren, ebenfalls zu einer geworden ist. Sie ist halt eine, aber nicht seine. Liebe Leserin, Sie werden an dieser Tatsache nichts ändern können, und sie betrifft Ihr vollständiges Leben, mit Ausnahme der erwähnten Heirat und dem Sex. Und bei den Ausnahmen können Sie, wie wir in der Menschheitsgeschichte gesehen haben, nicht mal besonders sicher sein.
10 Grund 100: Männer wissen, was abseits ist Die schrecklichste aller Eigenschaften an Männern ist, daß sie wissen, was Abseits ist. Spätestens im Alter von zwei, noch lange nicht sauber, der Sprache noch nicht sonderlich mächtig, aber vereint mit Papa, erkennen sie, was los ist, wenn ein unüberschaubarer Haufen Fußballspieler auf das Tor zuläuft und jemand den Ball reinknallt. Sie, verehrte Leserin, möchten ihm zu Gefallen einmal solidarisch Tor, Tor, Tor brüllen. Sie möchten es nicht nur, Sie tun es auch. Mitleidige Blicke treffen Sie: Abseits, Schatz, Abseits. Von dem kleinen Mann klingt es irgendwie zärtlicher: Haseis, Mama, Haseis. Aber in Sachen mitleidiger Blick steht Ihr Sohn seinem Vater in nichts nach, und inhaltlich geht er voll mit ihm d’accord. Sie können nicht den mindesten Unterschied erkennen zu den ersten beiden Malen in diesem Spiel, als irgend jemand aus dem Haufen den Ball ins Tor knallte und nicht nur Ihr Sohn und sein Vater Tor, Tor, Tor brüllten. Aber nicht genug damit. Oft genug knallt nicht mal jemand ein Tor rein, sondern der Haufen läuft einfach blindlings rum, irgendein Blödian schießt den Ball zu einem anderen Deppen und empört oder enthusiastisch, je nachdem, in welcher Hälfte des Spielfeldes die eigene Mannschaft sich gerade befindet, ertönt es schon wieder: Abseits, Schatz, Abseits. Oder auch: Haseis, Mama, Haseis. Will auch Haseis! brüllt jetzt die um zwei Jahre ältere Schwester Ihres Sohnes. Will auch Haseis! Und Sie haben die Arbeit. Fortan will sie kein Schokoladeneis mehr, ihre bisherige Lieblingssorte. Auch kein Erdbeereis, das es zur Not auch immer noch getan hat, nein, Haseis muß es nun sein. Sie verzweifeln schier vor der Tiefkühltruhe. Da ist kein Haseis drin, und selbst wenn eins drin wäre, würden Sie es nicht erkennen, weil Sie nicht wissen, was dieses verdammte Haseis ist. 75
12. am Ende waren es 18 Kölsch Die Autorin und ihre beste Freundin stoßen erneut an. Nach wie vor auf die Hosen des Kellners und auf 100 Gründe. Fehlt noch einer, aber der ist eh beiden klar, der Hauptgrund, der Oberobergrund sozusagen, den hat schon Loriots heller Geist (erstaunlich, er ist doch männlich) genial formuliert, und die Autorin und die beste Freundin schließen sich begeistert an:
1 Grund 101: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen Jetzt beugt sich die Autorin gerade zu ihrer Freundin herüber und teilt ihr etwas offensichtlich Erheiterndes mit. Beide kugeln sich vor Lachen. Leider hat man nicht genau verstehen können, worüber sich die beiden amüsieren. Die Kneipe ist voll geworden. Am Nachbartisch sitzt dieser Typ, der glaubt, daß das Spiel des 1. FC Köln vom letzten Samstag erstens niemand außer ihm gesehen hat, zweitens aber jeder es nun mit allen Einzelheiten von ihm hören möchte. Man at auch Probleme, dem Gespräch unserer Freundinnen weiter zu lauschen, weil am Tresen gerade ein Mann beim Versuch, den Busen der Kellnerin zu betatschen, besoffen vom Stuhl kippt. Und schließlich reden unsere beiden eh nicht mehr. Sie haben vom FlachArsch-Hängejeanstyp gerade zwei weitere Kölsch bekommen. Ausgegeben. Von zwei Männern an der Theke, die jetzt herüberprosten. Die Männer sind ca. dreißig Jahre älter als die, die sie mit dem Kölsch beglücken, also genau richtig -finden die Männer und setzen sich ungefragt an den Tisch der Frauen. Damit geben sie das Zeichen zum Aufbruch, und die Protagonistinnen unserer kleinen Szene begeben sich nach Hause. Die Autorin fällt müde ins Bett, und ihr letzter Gedanke verschwimmt im Nebel des sie beglückenden Schlafes: 101 Gründe? Wenn man(n) damit mal auskommt.
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