Britta Schwarz
Golo und der Ohrflüsterspuk
s&c 05/2008
Die Gespenster feiern auf Burg Grafenstein eine lustige Hallow...
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Britta Schwarz
Golo und der Ohrflüsterspuk
s&c 05/2008
Die Gespenster feiern auf Burg Grafenstein eine lustige Halloween-Party. Sir Gerrit und Golo sind natürlich auch eingeladen. Kurz darauf wollen die Gespenster Marcos Onkel Tobi helfen. Sein Spielzeugladen hat nämlich Konkurrenz von einem großen Spielzeug-Supermarkt bekommen. Da wird es Zeit für Golos berühmten Ohrflüster-Spuk … ISBN: 3-8000-2071-8 Verlag: UEBERREUTER Erscheinungsjahr: 2003 Umschlag- und Innenillustrationen: Regina Hofstadler-Lienerbrünn Umschlaggestaltung: Zembsch’ Werkstatt, München
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Backcover Die Gespenster feiern auf Burg Grafenstein eine lustige Halloween-Party. Sir Gerrit und Golo sind natürlich auch eingeladen. Kurz darauf wollen die Gespenster Marcos Onkel Tobi helfen. Sein Spielzeugladen hat nämlich Konkurrenz von einem großen Spielzeug-Supermarkt bekommen. Da wird es Zeit für Golos berühmten OhrflüsterSpuk … Golo erlebt lustige und spannende Gespensterabenteuer, braut am liebsten extrastarke Gespensterstinke und hilft seinen Gespensterfreunden.
Autoren Britta Schwarz Bankkauffrau und Mutter, wurde 1966 im Auetal geboren, wo sie heute noch mit ihren beiden Kindern und ihrem Lebensgefährten in einem alten Landhaus lebt. Während der ersten Schwangerschaft besann sie sich auf ihr Kindheitshobby, das Geschichtenerzählen – und absolvierte von 1994 bis 1997 ein Schreibstudium an der Axel Andersson Akademie. Seither erschienen mehrere Kinderbücher, ein Katzenroman, ein Autorenratgeber und viele Kurzgeschichten. Unter www.brittaschwarz.de ist die Autorin auch im Internet zu finden. Regina Hofstadler-Lienerbrünn lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Leonding, Österreich. Wenn sie nicht gerade zeichnet, dann unterrichtet sie Deutsch und Italienisch – oder liest einen Krimi. In der Reihe Golo, das grüne Gespenst bereits erschienen. Golo zieht um Golo macht Urlaub Golo jagt die Bilderdiebe Golo und der Ohrflüster-Spuk
Golo, das grüne Gespenst
Britta Schwarz
Golo und der Ohrflüster-Spuk Illustrationen von Regina Hofstadler-Lienerbrünn
UEBERREUTER
ISBN 3-8000-2071-8 Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, ausdrücklich vorbehalten. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Umschlag- und Innenillustrationen von Regina Hofstadler-Lienerbrünn Umschlaggestaltung von Zembsch’ Werkstatt, Müncheny Copyright © 2003 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Druck: Ueberreuter Print 1357642 Ueberreuter im Internet: www.ueberreuter.at
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Halloween Im Museum war es stockfinster und ein Herbststurm rüttelte an den Fensterläden. Golo reckte und streckte sich und schlüpfte aus dem Bild, in dem er wohnte. Kaum schwebte er vor dem Gemälde, da erklang ein leises Plop! und das grüne Gespenst verwandelte sich in seine Reisegestalt. Blitzschnell sauste Golo als grüner Flummi durch die Räume. Vor einem Bild, auf dem ein prächtiges Schloss zu sehen war, hielt er an. »Sir Gerrit, beeil dich!«, rief er. Eine Weile passierte gar nichts. Dann trat ein blütenweißes Rittergespenst vor das Schlosstor. »Das Fest fängt noch längst nicht an«, grummelte Sir Gerrit. »Aber der Regen«, sagte Golo. »Wir haben einen weiten Flug vor uns, ich will nicht nass werden.«
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»Ich muss noch etwas mitnehmen!« Sir Gerrit verschwand wieder in seinem Schloss. Golo schwebte ungeduldig zum Fenster. Am Himmel türmten sich schwarze Wolkenberge. Das gab mindestens eine Million dicker, eiskalter Regentropfen, wenn das Unwetter erst einmal losbrach. »Brrrr, wie eklig!« Bei dem Gedanken daran schüttelte er sich. »Fertig!«, sagte Sir Gerrit und verwandelte sich in einen weißen Becher. »Was hast du denn geholt?«, fragte Golo. »Das ist eine Überraschung«, sagte Sir Gerrit und wollte nichts weiter verraten. Die beiden Gespenster flogen nach draußen. Sofort wurden sie von einem Windstoß gepackt und hoch in die Luft gewirbelt. »Huuui, das ist lustig!«, rief Golo durch das Sturmgebrause. Sie schwangen sich in die Wolkenberge und ließen sich mit ihnen tragen – über die Häuser der kleinen Stadt hinweg bis zum Wald und immer weiter, bis vor ihnen die Burg Grafenstein aufragte. Genau in diesem Moment klatschte der erste Regentropfen auf den grünen Flummi.
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»Igitt!« Golo erschreckte sich so sehr, dass er zu trudeln anfing und fast in den Burggraben fiel. »Nichts wie rein!«, rief Sir Gerrit und wich geschickt dem nächsten Tropfen aus. In der Eingangshalle war es zu dieser späten Stunde beinahe so still wie im Museum. Nur das Rauschen des Regenschauers, der nun niederging, war zu hören. Froh, dass sie es gerade noch rechtzeitig geschafft hatten, kuschelte sich Golo auf einen bequemen Sessel. Er kam immer wieder gerne zur Burg. Früher einmal war dies sein Zuhause gewesen, jahrhundertelang sogar! Aber dann hatte die Stadt das alte Gemäuer verkauft und der neue Besitzer hatte Golos Bild dem Museum geschenkt. Nach Golos Umzug wurde aus Burg Grafenstein ein schickes Hotel und jetzt machte das Spuken hier noch viel mehr Spaß als zuvor. »Die Hotelgäste schlafen und ich glaube, der Mensch dort drüben auch«, flüsterte Sir Gerrit und schlich vorsichtig zur Rezeption. Golo folgte ihm. Ein Mann hatte Nachtdienst, doch der saß mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl und schnarchte vor sich hin.
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Die Gespenster schauten sich ein bisschen um. Auf dem Schreibtisch lag ein Zettel, auf dem stand, wann die Gäste am nächsten Morgen geweckt werden wollten. Schwups – wuchsen aus dem Flummi zwei grüne Hände, zerknüllten den Zettel und warfen ihn in den Papierkorb. Sir Gerrit zerrte inzwischen am Stecker der Tele-
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fonanlage, bis er aus der Steckdose rutschte. »Das wird eine ruhige Nacht«, sagte er. »Dafür wird es morgen Früh hier umso lauter«, schmunzelte Golo. Dann hüpften sie abwechselnd auf den Kopf des Mannes und verwuschelten seine Haare, bis er aufhörte zu schnarchen und sich verschlafen die Augen rieb. »Wie, was … «, murmelte er. Doch da waren Golo und Sir Gerrit längst davongeflogen. Im Büro hing das Bild des Grafen von Grafenstein, dem Obergespenst der Burg. »Hallo!«, rief Golo. »Ist jemand da?« »Kommt nur her, meine Freunde«, dröhnte es aus dem Bild. Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Sie tauchten in das Bild und nahmen ihre normale Gespenstergestalt an. Der Graf saß an seinem Tisch und spielte mit dem bauchlosen Gespenst Memory. Natürlich war es kein Spiel, wie Menschen es kennen. Beim Gespenstermemory drehen sich die Karten von alleine um. Aber manchmal wechseln die Bilder darauf und man muss besonders gut aufpassen!
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Vor dem Grafen lag schon ein ziemlicher Kartenhaufen, das bauchlose Gespenst dagegen hatte erst ein einziges Pärchen gesammelt. »Der Graf schummelt, ich hab keine Lust mehr«, nölte es. »Außerdem bin ich furchtbar hungrig.« Dort, wo anstelle des Bauches ein kreisrundes Loch zu sehen war, begann es laut zu rumoren. »Willst du für ihn weiterspielen, Golo?«, fragte der Graf. Der schüttelte den Kopf. »Ein andermal. Heute möchte ich feiern.« Der Graf schlug sich vor die Gespensterstirn. »Unser Halloweenfest! Das hätte ich beinahe vergessen. Wenn man vierhundertsiebenundsiebzig Jahre alt ist, lässt einen das Gedächtnis manchmal im Stich. Die anderen sind sicher schon im Kellergewölbe und bereiten alles vor. Lasst uns nachschauen!« Zu viert schwebten sie in den Weinkeller des Hotels und durch eine geheime Tür in ein geheimes Treppenhaus, das tief hinab unter die Burg führte. Es war so finster, dass nicht einmal Sir Gerrits leuchtend weißes Gewand zu erkennen war. Zum Glück brauchen Gespenster kein Licht, um sich zu-
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rechtzufinden, denn sie fliegen immer der Nase nach. Hier unten duftete es herrlich nach den Speisen, die gerade aufgetischt wurden. Sie folgten der Wendeltreppe, bis es nicht mehr weiterging. Nun war in der Ferne ein schwacher Lichtschein zu erkennen, ganz am Ende des Gangs. Je weiter sie flogen, desto heller leuchtete das Licht. Schließlich kamen sie in einer Halle an, die beinahe so groß und so hoch war wie die Eingangshalle der Burg. Hunderte von Kerzen flackerten, so viele, dass Golo sie nicht zählen konnte. Auf einer festlich geschmückten Tafel in der Mitte des Gewölbes standen Platten mit kaltem Braten und Schüsseln mit Gemüse und Kartoffeln. Es gab auch braune Soße und Birnen mit Preiselbeeren – und eine Riesenschale voller Schokoladenpudding mit Sahne! Nur Teller gab es keine und keine Messer, keine Gabeln und keinen einzigen Löffel. Alle Gespenster flogen heute in ihrer normalen Gestalt herum. Zu diesem besonderen Fest und weit weg von den Menschen brauchten sie ausnahmsweise keine Reisegestalt annehmen, auch wenn Paragraf eins der Allgemeinen Gespensterordnung dies
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sonst vorschrieb. Sie hatten sich, wie es an Halloween für Gespenster Brauch ist, als Menschen verkleidet. Manche trugen anstelle der Gespenstergewänder Anzüge oder Abendkleider, manche hatten sich Masken mit menschlichen Gesichtern übergestülpt. Der Graf zog ebenfalls eine Maske über seinen Kopf und sah nun aus wie Herr Hügli, der Museumsdirektor. Eine wunderhübsche Prinzessin mit Krone auf dem Lockenkopf kam auf Golo und Sir Gerrit zuge-
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schwebt. »Wie schön, dass ihr da seid«, sagte sie mit glockenheller Stimme. Das weiße Burgfräulein! Golo hätte sie beinahe nicht erkannt, so verändert sah sie heute aus. »Du bist die schönste aller Gespensterdamen«, sagte Sir Gerrit und vollführte im Flug eine tiefe Verbeugung. Golo nickte. »Das finde ich auch«, sagte er und gab dem weißen Burgfräulein einen Handkuss. »Wie heißt du eigentlich in dieser Woche?« »Griselda«, hauchte sie. Zu Beginn jeder Woche suchte sie sich nämlich einen neuen Namen aus, damit ihr ihr Name niemals langweilig wurde. »Wo ist eure Verkleidung?«, wollte Griselda wissen. »Habt ihr keine mitgebracht?« »Und ob«, sagte Golo und kramte in der grünen Tasche seines Gewandes herum. Mit der Maske, die er zutage förderte, sah er aus wie sein bester Freund, der Junge Marco. »Selbst gebastelt«, sagte er. »Die steht dir ganz toll«, sagte Griselda. »Und du, Sir Gerrit?« »Ich habe etwas geschneidert«, erklärte das Rittergespenst stolz und streifte seine weiße Rüstung
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ab. Darunter trug Sir Gerrit einen seidenen Anzug, der natürlich wie alles an ihm in feinstem Weiß schimmerte. »Sind alle da?«, fragte in diesem Moment der Graf von Grafenstein. »Dann soll unsere Feier beginnen!« Die Gespenster flogen aufeinander zu, fassten sich bei den Händen und kreisten durch die Halle. Zuerst langsam, dann immer schneller, bis von ihnen nur noch ein einziger Wirbel zu sehen war. Dann ließen sie sich los und prallten mit einem lauten Platsch! gegen die Wände. »Ich habe Hunger!«, tat das bauchlose Gespenst kund und schälte sich von der Wand ab. »Ich auch«, klang es von überall. Die Gespenster schwebten zur Festtagstafel. Sie beugten sich dicht über die leckeren Sachen und sogen den Duft der Speisen genüsslich ein. Das weiße Burgfräulein Griselda wurde als Erste vom Schnuppern satt. »Wenn ich jetzt nicht aufhöre, dann platze ich«, seufzte sie. Nach und nach rieben sich die Gespenster zufrieden ihre Bäuche. Nur das bauchlose Gespenst roch
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immer noch am Schokoladenpudding, als die anderen schon lange mit ihrer Mahlzeit fertig waren. »Nun kommt meine Überraschung«, kündigte Sir Gerrit an. Mit elegantem Schwung zog er eine Gespensterharfe aus seinem Anzug. »Meine Damen und Herren, es darf getanzt werden«, sagte er und fing an die Harfe zu zupfen. Unheimliche, schaurige Töne erklangen. Jeder Mensch hätte sich sofort die Ohren zugehalten und wäre davongelaufen. Die Gespenster aber klatschten in die Hände und wiegten sich zur Musik hin und her. Golo tanzte die halbe Nacht lang mit dem weißen Burgfräulein. Es wurde viel gelacht und der Graf von Grafenstein brummte seine schönsten Gespensterlieder. Gegen Morgen leerte sich die Halle. Die Gespenster gähnten und flogen hinauf ins Burghotel, jedes in sein Bild. »Ihr kö… könnt bei mir schl… schl… schlafen«, lud das schwarze Gespenst Golo und Sir Gerrit ein. Es war so müde, dass es dabei sogar noch mehr stotterte als sonst. Auch Golo war schon fast zu müde zum Fliegen.
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Beim schwarzen Gespenst angekommen, murmelte er ein kurzes: »Gute Gespensternacht« und schlummerte gleich ein. Lange durften sie nicht schlafen, denn das Bild des schwarzen Gespenstes hing in der Eingangshalle, nicht weit entfernt von der Rezeption. Und dort erhob sich zu der Zeit, zu der die Menschen gewöhnlich frühstückten, ein ziemlicher Lärm! »Frechheit!«, schimpfte ein Mann. »Um sieben Uhr wollte ich geweckt werden und nichts ist passiert. Jetzt komme ich zu spät zu meinem Termin!« »Jawohl!«, sagte eine Frau. »Mir geht es genauso und nicht einmal das Telefon funktioniert. Was ist das hier für ein Hotel?« Golo und Sir Gerrit zwinkerten sich zu und kicherten. Der Nachtdienst hatte also nichts bemerkt, ihr Spuk hatte wunderbar geklappt! Am späten Nachmittag verabschiedeten sie sich von den Gespenstern der Burg Grafenstein und machten sich auf den Heimweg. Die Herbstsonne schien warm durch die Wolken. Kein einziger Regentropfen störte, während sie den Berg hinunter flogen, zurück in die kleine Stadt.
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»Heute werde ich nicht spuken«, beschloss Golo, als sie im Museum ankamen. »Ich bleibe auch in meinem Schloss«, sagte Sir Gerrit, der während der Nacht Stunde um Stunde auf seiner Harfe gespielt hatte. Aber was war das? Am Rahmen von Golos Bild klebte ein Zettel! Den musste er sich sofort ansehen. »Er ist von Marco«, sagte er zu Sir Gerrit und las vor: »Lieber Golo, ich wollte dich besuchen, aber leider warst du nicht zu Hause. Morgen gibt es ein Kasperltheater. Ich gehe hin, kommst du mit und Sir Gerrit auch? Bis bald, dein Marco.« »Vielleicht spielt auch ein Ritter mit?«, überlegte Sir Gerrit. »Das sehe ich mir an!« »Und ich natürlich auch«, sagte Golo.
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Onkel Tobi Marco wartete schon, als Golo und Sir Gerrit am nächsten Nachmittag durchs Fenster in sein Zimmer schwebten. »Wir müssen los«, sagte er. »Das Kasperltheater fängt bald an.« Er nahm den grünen Flummi und den weißen Becher und schwang sich auf sein Fahrrad. »Wohin fahren wir eigentlich?«, fragte Golo. »Zu Onkel Tobis Spielzeugladen«, sagte Marco. »Ihm gehört das Theater.« Vor dem Laden flatterten zwei Fahnen, auf denen ein Kasper und eine Prinzessin zu sehen waren. Und eine Traube Luftballons wiegte sich im Wind hin und her. »Das sieht hübsch aus«, sagte Golo. »Bestimmt kommen viele Kinder und sehen sich die Vorstellung an.«
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Aber die meisten Stühle, die im Laden vor dem Kasperltheater aufgestellt waren, blieben leer. Nur drei Mädchen saßen in der ersten Reihe und knabberten Popcorn. »Nanu, du hast doch gesagt, die Vorstellung geht gleich los«, wunderte sich Sir Gerrit. Marco schaute auf seine Uhr. »Zehn vor vier. Um vier Uhr soll sie beginnen.«
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Um zwei Minuten vor vier kamen noch zwei Jungen und setzten sich hinter Marco in die letzte Reihe. Der Vorhang des Kasperltheaters bewegte sich. Ein alter Mann schaute hervor und winkte Marco zu. Marco winkte zurück. »Das ist Onkel Tobi«, flüsterte er den beiden Gespenstern zu. »Der ist ja schon ein Opa«, sagte Sir Gerrit. »Ist ja auch mein Großonkel, der Onkel von meiner Mama«, erklärte Marco. »Er ist sehr nett und kann ganz toll mit den Puppen spielen!« Dann erklang die Anfangsmusik und die sechs Kinder applaudierten, als sich der Vorhang öffnete. Die beiden Gespenster klatschten auch. Weil man an ihrer Reisegestalt von außen keine Hände sehen kann, war das natürlich ziemlich leise. Die Prinzessin erschien und mit ihr der König. Sie hatte die Sprache verloren und ihr Vater war sehr traurig darüber. Aber Kasper zog zusammen mit seinem Hund Schnuffi in den wilden Wald, um eine Wunderblume zu suchen, mit der die Prinzessin geheilt werden konnte. Nach aufregenden Abenteuern mit einer Hexe und einem
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Drachen brachte er schließlich die Blume zum Königshof. Und als die Prinzessin die Worte wieder fand, wurde ein lustiges Fest gefeiert mit Bratwurst und Brezeln. Die Gespenster saßen neben Marco und sahen gespannt zu. Als der Vorhang sich schloss, wuchsen aus dem grünen Flummi zwei winzig kleine Händchen, die kräftig Beifall klatschten. Gleich nach der Vorstellung gingen die anderen Kinder wieder fort. Marco blieb im Laden und mit ihm Golo und Sir Gerrit. »Das war gespenstermäßig gut!«, sagte Sir Gerrit. »Richtig schade, dass so wenige Kinder zugesehen haben«, sagte Golo. Marco zuckte mit den Schultern. »Ja, sogar megaschade. Ich verstehe das überhaupt nicht.« Er stopfte die Gespenster in seine Jackentasche und machte sich auf den Weg hinter das Kasperltheater. Dort saß Onkel Tobi und packte alles zusammen. »Du wirst immer größer, mein Junge«, sagte er zu Marco und umarmte ihn herzlich. »Hat dir das Stück gefallen?«
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»Und wie!«, strahlte Marco. »Du bist der Allerbeste, Onkel Tobi.« »Und wie!«, strahlten auch die Gespenster. Dabei waren sie aber lieber mucksmäuschenstill, damit sie Onkel Tobi nicht erschreckten. »Dein Kasperltheater hätte allen Kindern aus Grafenstein gefallen«, sagte Marco. Onkel Tobi lachte, doch dieses Lachen klang gar nicht glücklich. »Für alle wäre nicht genug Platz in meinem kleinen Laden. Nun ja, ein paar Zuschauer mehr wären schon schön gewesen.« »Onkel Tobis Laden ist doch prima«, flüsterte Golo. »Autos und Puppen und Bausteine und Kartenspiele. Finden die Kinder das denn nicht gut?« »Du hast bestimmt den neuen Spielwarenmarkt am Ende der Straße gesehen?«, fragte Onkel Tobi. »Dort gehen jetzt alle hin. Mich besucht kaum noch jemand.« Marco nickte. Ja, er kannte das »Spielzeugland«. So hieß das riesige Geschäft, das vor zwei Monaten eröffnet hatte. Und Marco schämte sich ein bisschen, denn erst letzte Woche war er dort gewesen. Er hatte sich ein Spiel für seinen Com-
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puter gekauft. Das gab es bei Onkel Tobi nämlich nicht. Weil er sowieso schon in dem Markt war, hatte er noch ein Paket Monstersammelkarten mitgenommen. Die gab es zwar bei Onkel Tobi, doch Marco hatte keine Lust gehabt, in einen zweiten Laden zu gehen. Wenn das alle so machten … armer Onkel Tobi! »Schau mich nicht so traurig an«, sagte Onkel Tobi. »Ich gehe sowieso in zwei Jahren in Rente.
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Bis dahin habe ich schließlich auch noch mein Kasperltheater. Wenn die Kinder nicht zu mir kommen, gehe ich eben zu ihnen. In die Schule und in den Kindergarten – und nicht mehr lange, dann ist wieder Weihnachtsmarkt. Du weißt doch, da gebe ich seit Jahren jede Woche zwei Vorstellungen. Möchtest du einen Kakao?« Wieder nickte Marco nur still. Während er heißen Kakao schlürfte, schrumpften sich die Gespenster klitzeklein, um die Spielsachen im Laden anzuschauen. Besonders gut gefielen ihnen ein paar Gespensterkostüme. Die hatte Onkel Tobi wohl zu Halloween aufgehängt, aber niemand hatte sie gekauft. Golo schlüpfte in ein Kostüm, blähte sich darin auf und ließ die Ärmel auf und ab winken. »Uuaahhh!«, machte er und Sir Gerrit prustete los und konnte kaum wieder damit aufhören. »So sieht höchstens ein Witzgespenst aus«, wisperte er. Onkel Tobi spähte in die Ecke, in der die Gespenstersachen hingen. »Ich könnte schwören, dass ich eben jemanden habe reden hören«, sagte er.
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Marco hatte das Lachen natürlich auch bemerkt. Aber er durfte Onkel Tobi doch nicht erzählen, dass er zwei Gespensterfreunde mitgebracht hatte! »Das war bestimmt nur der Wind«, sagte er. »Siehst du, Junge, dein Großonkel Tobi hört schon Gespenster«, seufzte Onkel Tobi. »Die hört nicht jeder«, flüsterte Golo und musste nun auch kichern. Schließlich verabschiedete sich Marco. »Besuch mich bald wieder«, sagte Onkel Tobi. »Das mache ich«, versprach Marco und nahm sich fest vor, es wirklich zu tun. Draußen vor dem Laden lief der Flummi dunkelgrün an. »Was ist mit dir los?«, wollte Marco wissen. »Ich finde es gemein, dass dieses Spielzeugland eröffnet hat!«, grollte Golo. »Onkel Tobi tut mir richtig Leid. Ich glaube, ich muss dem neuen Laden einen Besuch abstatten.« »Meinetwegen können wir sofort hingehen«, sagte Marco. »Es ist nicht weit, gleich da hinten. Aber probiert bloß keine verrückten Spuktricks aus, ihr beiden!«
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Golo und Sir Gerrit sahen sich an. »So etwas würden wir nie tun«, sagte Sir Gerrit und war froh, dass Menschen zum Glück nicht sehen können, wenn ein weißer Becher grinst.
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Gespensterbesuch im Spielzeugland »Lange kann ich nicht mehr bleiben«, sagte Marco. »Wenn es dunkel wird, muss ich zu Hause sein.« »Wir gucken auch nur ein kleines bisschen«, versprach Golo, als sie vor dem Spielzeugland ankamen. Marco stoppte sein Fahrrad und zog die Gespenster aus der Jackentasche. Golo staunte. »Das sind ja gleich zwei Stockwerke und so große Schaufenster!« »Onkel Tobis Laden passt da bequem ein paar Mal rein«, sagte Sir Gerrit. »Hier gibt es alles für Kinder«, schwärmte Marco. »Versteht ihr jetzt, warum jeder zum Einkaufen hierher geht?« »Überhaupt nicht«, sagte Golo trotzig. Der weiße Becher schüttelte sich hin und her und
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das sollte ebenfalls ein Nein bedeuten. »Ich finde den kleinen Laden viel gemütlicher«, sagte er. »Kommt erst mal mit rein!«, rief Marco. Doch da waren die Gespenster schon aus seiner Hand geschlüpft und umrundeten einen Lastwagen, der vor dem Laden parkte. »Marionettenwelt im Spielzeugland«, stand in dicken, bunten Buchstaben darauf. »Was bedeutet das?«, fragte Sir Gerrit. »Keine Ahnung«, sagte Marco. »Vielleicht gibt es eine neue Abteilung, in der man lauter Marionetten kaufen kann. Aber wenn ihr euch nicht beeilt, müsst ihr es alleine herausfinden.« Die Ladentüren öffneten sich automatisch. »Hereinspaziert ins Spielzeugland«, schnarrte ein Clown mit einer riesigen roten Nase. Golo und Sir Gerrit schrumpften sich rasch winzig klein. »Der ist nicht echt«, sagte Marco und tippte an den Clownskopf. »Ist nur eine Puppe.« »Und wie kann der Clown dann sprechen?«, wollte Golo wissen. »Computer«, erklärte Marco. »Wenn wir reinkom-
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men, merkt der Computer es und die Puppe redet los. Hier drin gibt es lauter Sachen, die sich bewegen oder leuchten, wenn man vorbeigeht oder sie anfasst. Ist toll!« Golo überlegte einen Moment. »Ja, ich glaube, das gefällt mir auch«, sagte er schließlich mit geheimnisvoller Stimme. Marco zeigte den Gespenstern die Autoabteilung, die Sportabteilung, die Legoabteilung und viele mehr. Vor der Puppenabteilung fanden sie auch
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zwei Marionetten, die an ihren Seilen von der Decke baumelten. »Dafür gibt es draußen extra einen ganzen Lastwagen?«, wunderte sich Sir Gerrit. Es blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Marco steuerte auf den Ausgang zu. Darüber war ein Banner von einer Wand zur anderen gespannt. Beim Hineingehen waren die Freunde so sehr mit dem Clown beschäftigt gewesen, dass sie es gar nicht bemerkt hatten. »Oje«, sagte Marco. »Logo, dass so wenige Kinder bei Onkel Tobis Kasperltheater waren. Sie waren hier!« Golo las vor, was auf dem Banner stand: »Heute um fünfzehn Uhr Marionettenwelt im Spielzeugland. Eintritt frei für alle Kinder.« »Noch ein Puppenspiel. Das wusste ich nicht«, sagte Marco. »Onkel Tobi bestimmt auch nicht.« »Wie gemein!«, schimpfte Sir Gerrit. »Erst setzen sie deinem Onkel Tobi den großen Laden vor die Nase und nun das! Dagegen muss etwas unternommen werden.« Marco ließ die Schultern hängen. »Ich glaube nicht, dass wir viel tun können.«
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»Lass uns nur machen«, sagte Golo und der Flummi leuchtete in seiner giftigsten grünen Farbe. Die beiden Gespenster begleiteten Marco bis nach Hause. Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden und die Mutter guckte streng, als Marco zur Tür hereinkam. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht, das Kasperltheater ist lange vorbei«, sagte sie. Am liebsten hätte Marco geantwortet, dass ihm überhaupt nichts passieren konnte, wenn seine Gespensterfreunde auf ihn aufpassten. Aber das schluckte er lieber herunter und sagte nur: »Onkel Tobi hat noch Kakao für mich gekocht.« Die Mutter seufzte. »Er hat sich bestimmt gefreut, dass du ihn besucht hast. Und die Vorstellung, hat sie Spaß gemacht?« »Megaspaß«, sagte Marco und erzählte, warum nur sechs Kinder zugeschaut hatten. »Ja, dieses Spielzeugland«, sagte die Mutter. »Bestimmt muss Onkel Tobi seinen Laden bald schließen und das Kasperltheater auch. Stell dir
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vor, beides gab es schon, als ich so alt war wie du.« Golo, der in Marcos Tasche steckte, knurrte. »Das werden wir sehen, ob Onkel Tobi schließen muss«, flüsterte er.
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Ampel-Spuk Auf Marco warteten die Hausaufgaben und dabei wollten ihn Golo und Sir Gerrit nicht stören. »Bis bald!«, riefen sie und schwebten aus Marcos Fenster hinaus in den Herbstabend. Zuerst steuerten sie auf das Museum zu, doch auf halbem Weg stoppte Golo. »Dort ist um diese Zeit nichts mehr los und ich habe schlechte Laune und muss unbedingt spuken. Was meinst du, fliegen wir noch mal zum Spielzeugland?« »Dort richten wir heute auch nichts mehr aus«, überlegte Sir Gerrit. »Abends gehen Kinder nicht einkaufen und die Geschäfte machen bald zu.« »Du hast Recht, ohne Menschen ist das Spuken nur halb so lustig. Dann verschieben wir den Besuch eben auf morgen.«
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»Hast du schon einen Plan, wie wir Onkel Tobis Laden retten?«, wollte Sir Gerrit wissen. »Und ob«, sagte Golo und tuschelte Sir Gerrit leise etwas zu. »Das machen wir!«, rief dieser begeistert. »Vielleicht helfen uns die anderen Gespenster?« »Wir fragen sie einfach«, entschied Golo. »Also auf zur Burg Grafenstein!« Wie zwei kleine Blitze sausten die beiden los. Im nächsten Moment flogen sie über eine Kreuzung. Unter ihnen blinkten die Scheinwerfer der Autos und die Lichter der Ampelanlage. »Schau nur, wie hübsch das von hier oben aussieht«, sagte Sir Gerrit. Auf einmal hatte Golo eine Idee, wie sie doch noch auf der Stelle eine Portion Spukspaß bekamen. »Von dort sieht es bestimmt auch ziemlich hübsch aus!«, rief er und stieß steil nach unten. Er raste genau auf eine Ampel zu, schrumpfte sich mit einem Plop! staubkörnchenklein und schlüpfte in den Kasten, der regelt, wann es grün und gelb und rot anzeigt. Sir Gerrit folgte ihm. »Was willst du hier?«, fragte er.
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»Ich spiele ein Ampel-Spukspiel«, kicherte Golo. Er legte einen kleinen Schalter um und kicherte noch lauter. Dann sauste er quer über die Kreuzung zur nächsten Ampel und stellte auch daran herum. »Spuk erledigt!«, übertönte er das Motorengebrumme, als er die letzte der vier Ampeln angeflogen hatte. Zuerst passierte gar nichts. Einige Autos fuhren bei Grün, andere standen bei Rot, so wie immer. Dann sprangen die grünen Ampeln um und leuchteten rot. Aber die roten Ampeln sprangen nicht um und leuchteten auch weiterhin rot. Alle Autos standen still. »Das klappt gespenstermäßig gut!«, freute sich Golo und sah sich die Autoschlangen an, die immer länger wuchsen. Die ersten Fahrer begannen zu hupen und bald ertönte auf der ganzen Kreuzung ein gewaltiges Hupkonzert. Doch niemand wagte es loszufahren, jeder blieb an seinem Platz stehen. »Wundervolle Musik! Einen feinen Spuk hast du dir ausgedacht!«, schrie Sir Gerrit, so laut er konnte, und wiegte sich im Takt des Hupens hin und her.
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Autoscheiben wurden heruntergekurbelt und einige Menschen stiegen aus und schimpften wild und drohten mit den Fäusten. Nach einer Weile hasteten zwei Polizisten auf die Kreuzung. Sie mussten zu Fuß laufen, denn die Straßen waren über und über verstopft, sodass sich nicht einmal ein Polizeiwagen einen Weg bahnen konnte. »Hast du Gespensterstinke dabei?«, fragte Golo. »Zwei kleine Fläschchen«, sagte Sir Gerrit. »Ich habe nur eine, aber dafür extrastark«, sagte
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Golo. »Dann nichts wie los, bevor die Polizisten dem schönen Spuk ein Ende bereiten!« Golo flog zur einen Seite davon und Sir Gerrit zur anderen. Überall, wo sie ein offenes Autofenster oder eine offene Tür fanden, spritzten sie flink ein paar Tropfen Gespensterstinke hinein. Die Menschen, die von Sir Gerrits Stinke getroffen wurden, rochen augenblicklich, als ob sie gerade gepupst hätten. Und die Menschen, die von Golos Stinke getroffen wurden, verbreiteten sogar den leckeren Duft von zehn leisen Pupsen auf einmal! Leider war die Stinke bald aufgebraucht und die Polizisten stellten sich auf die Kreuzung und regelten den Verkehr mit ihren Kellen. Die erste Autoschlange setzte sich in Gang. Als sie an den Gespenstern vorbeirollte, erklang nun anstelle des Hupkonzertes fröhliches Gespenstergelächter. Golo und Sir Gerrit hüpften vor Vergnügen und drehten einen Salto nach dem anderen über der Kreuzung. Denn die Menschen in den Autos verdrehten ihre Augen und hielten sich die Nasen zu oder fächelten durch die geöffneten Fenster Luft herein.
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»Jetzt habe ich gleich viel bessere Laune!«, rief Golo. Zufrieden über den gelungenen Spuk setzten sie ihren Flug zur Burg Grafenstein fort. Sie mussten sich ziemlich anstrengen, denn heute pustete sie kein Sturmwind den Berg hinauf. »Die Menschen haben es gut: Sie setzen sich einfach ins Flugzeug um zu fliegen«, keuchte Sir Gerrit völlig außer Gespensteratem. »Aber wir haben es besser, denn wir fliegen los, wann immer wir wollen«, keuchte Golo zurück. Endlich kamen die Zinnen der Burg in Sicht. Das Mondlicht schien darauf und auf einer Waldwiese unter der Burg grasten friedlich ein paar Rehe. »Schau mal, da fällt jemand vom Turm in den Burggraben!«, rief Sir Gerrit plötzlich. Etwas Weißes klatschte aufs Wasser und versank. Aufgeregt flogen die beiden Gespenster zu der Stelle. Sir Gerrit begann zu zittern. »Was ist bloß los? Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert!« »Es ist zu dunkel, ich konnte kaum etwas erkennen«, sagte Golo und stoppte knapp über dem Graben.
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Das Weiße unter der Wasseroberfläche schwamm hin und her, tauchte empor und schwebte mit einem Mal als Tanzschuh prustend vor den Gespenstern in der Luft. Dabei versprühte es tausend kleine Tröpfchen um sich. »Griselda!«, riefen Golo und Sir Gerrit wie aus einem Gespenstermunde und schüttelten sich. »Du Arme, bist du vom Turm gestürzt?«, fragte Sir Gerrit besorgt. Das weiße Burgfräulein lachte. »Ach was, heute ist mein Badetag. Das Wasser ist herrlich, kommt doch auch hinein.« »Niemals!« Entsetzt flog Golo ein Stück höher hinauf. »Du bist das einzige Gespenst, das ich kenne, dem es gefällt, wenn es nass wird.« »Ich mag eben, wenn ich sauber und blütenweiß bin«, sagte Griselda und tauchte noch einmal unter. »Was ist mit dir, Sir Gerrit, willst du es ausprobieren?«, blubberte sie unter Wasser. »Ähm … vielleicht an einem anderen Abend, im Frühling, wenn es wärmer ist. Ich habe mich erst letzten Monat in meinem Schloss geputzt.« Griselda schoss wieder nach oben. »Etwa mit Spinnweben, wie alle anderen? Igitt!«
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»So, wie sich Gespenster für gewöhnlich putzen«, brachte Sir Gerrit hervor und lief ein wenig rosa an, weil er sich schämte. »Aber wenn du es gerne möchtest, probiere ich natürlich bald ein Bad.« Golo kugelte sich vor Lachen auf der Zugbrücke. »Dann viel Spaß!«, rief er. Sir Gerrit brummte etwas, das die anderen kaum verstanden. Nur die Worte: »Schnell zum Grafen« hörte man heraus. Dann sauste er zum Turm – und schon war er in der Burg verschwunden. »Warum seid ihr heute überhaupt hier?«, fragte Griselda. »Ich habe nicht mit euch gerechnet.« Golo schwebte ebenfalls zum Turm hinauf. »Wir planen einen Hilfe-Spuk! Komm mit, drinnen erzähle ich dir alles.« Aus dem Bild des Grafen von Grafenstein kam ihnen Sir Gerrit entgegen. »Er ist nicht zu Hause«, sagte er. »Ich glaube, ich weiß, wo wir ihn finden«, sagte Griselda, schrumpfte sich zusammen und flog voraus. Golo und Sir Gerrit folgten ihr bis zu den Hotel-
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zimmern. Dort lag auf einem Tisch im Flur ein rubinroter Kugelschreiber. Es liefen gerade Menschen über den Gang und die Gespenster setzten sich heimlich auf ihre Köpfe und ließen sich bis zum Tisch tragen. Dann sprangen sie herunter und landeten neben dem Kugelschreiber. »Keine neuen Gäste heute«, maulte dieser, als die Menschen in ihren Zimmern verschwunden waren. »Dann macht mir das Spuken auch keinen Spaß.« Der Kugelschreiber, der natürlich niemand anderer war als der Graf in seiner Reisegestalt, seufzte ein tiefes Gespensterseufzen. Und das dröhnte so kräftig über den Flur, dass der Teppich Wellen warf und die Bilder an den Wänden wackelten. Eine Tür wurde geöffnet und ein Mann blickte sich erschrocken um. Aber jetzt war alles still und der Mann verkroch sich wieder in seinem Zimmer. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie leicht es ist, die Gäste zu erschrecken«, erzählte der Graf den beiden Museumsgespenstern. »Manchmal langweile ich mich sogar dabei.« »Dann habe ich genau die richtige Spukidee für
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dich«, sagte Golo. Er berichtete von Onkel Tobi und von dem riesigen, neuen Spielzeugladen, der ihm das Leben schwer machte. »Sir Gerrit und ich wollen morgen ins Spielzeugland.« Er senkte seine Stimme und erklärte, was die beiden dort vorhatten. »Macht ihr mit?«, fragte er schließlich. »Darauf kannst du wetten!«, lachte der Graf – und der Teppich fing schon wieder an Wellen zu werfen. »Das weiße Burgfräulein ist auch dabei«, sagte Griselda. Übermütig klopfte sie mit ihrem Absatz gegen alle Türen und versteckte sich dann schnell unter dem Tisch.
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Alarm! Die Nachricht vom Spuk im Spielzeugland verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf Burg Grafenstein. Bevor am nächsten Morgen die Sonne aufging, versammelten sich alle siebenundzwanzig Gespenster im Bild des Grafen. Der lag noch gemütlich in seinem Bett und hielt ein Gespensternickerchen. »Was wollt ihr schon so früh?«, fragte er und gähnte herzhaft. Das weiße Burgfräulein, das gerade heute wieder einen neuen Namen ausgesucht hatte und nun Missi hieß, schüttelte sich. »Pfui!«, rief sie. Durch den weit geöffneten Grafenrachen konnte sie bis in seinen Bauch hineinsehen und dort loderte ein wildes Flammenmeer. »Kannst du dir nicht die Hand vor den Mund halten?«, fragte sie vorwurfsvoll.
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»Oh, Entschuldigung«, murmelte der Graf und tat es schnell, obwohl er längst aufgehört hatte zu gähnen. Für gutes Benehmen in der Burg war das weiße Burgfräulein zuständig. Sie wusste am besten, was sich für ein anständiges Gespenst gehörte und was nicht. »W… wir wollen spu… spu… spuken«, stotterte das schwarze Gespenst. Der Graf lachte und drückte sich dabei lieber immer noch den Mund zu, damit man nicht das Furcht erregende Innere seines Feuerbauches sah. »Menschen sind Schlafmützen, das merkt ihr auch hier im Hotel«, sagte er. »Sie stehen für gewöhnlich erst auf, wenn ihre Wecker klingeln, und öffnen die Einkaufsläden erst nach ihrem Frühstück.« »Wenn ich mich in die Zimmer schleiche und die Wecker verstelle, dann stehen sie aber mächtig früh auf!«, kicherte das bauchlose Gespenst. »Das klingt nach einem hübschen Spuk«, sagte Missi. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns damit die Zeit vertreiben, bis wir in die Stadt fliegen?« Eine Menge hielten die anderen davon! Sofort schwärmten sie aus und besuchten die Hotelgäste,
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die noch schliefen. So kam es, dass alle Wecker in der Burg an diesem Morgen um sechs Uhr zu klingeln anfingen. Die Gespenster versteckten sich in den Zimmern und waren erst zufrieden, als jeder einzelne Gast aufgewacht war.
Dann versammelten sie sich vor dem Burgtor und schwangen sich in den Himmel. Noch war es ziemlich finster, doch im Osten, wo bald die Sonne aufgehen würde, dämmerte es rosa. Unterwegs trafen die Reisegespenster auf eine
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Fledermausfamilie, die gerade nach Hause flog. Die Eltern flatterten auseinander, quiekten erschrocken und wollten mit ihren Kindern in den Wald abtauchen um sich zu verstecken. »Ha… habt keine Angst!«, rief das schwarze Gespenst, das die Sprache der Tiere verstand. »Wir tun euch n… nichts!« Da kam der Fledermausvater vorsichtig näher und der Rest der Familie folgte ihm. Neugierig umrundeten sie die Gespensterschar. »Wer seid ihr?«, piepste die Fledermausmutter. Außer dem schwarzen Gespenst verstand niemand ihre Frage, denn die anderen beherrschten die Tiersprache nicht. So etwas können nämlich nur wenige Gespenster. Das schwarze Gespenst übersetzte und sagte dann stolz: »Wir sind die Gespenster der Burg Grafenstein.« Und diesmal stotterte es ausnahmsweise überhaupt nicht dabei. »Toll, echte Gespenster!«, riefen die Fledermauskinder und flatterten vor lauter Aufregung wild mit ihren Flügelärmchen. »Wir fliegen in die Stadt«, erklärte das schwarze Gespenst. »Wollt ihr uns begleiten?«
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Der Fledermausvater schüttelte den Kopf. »Bald geht die Sonne auf. Dann schlafen wir lieber. Wir waren die ganze Nacht unterwegs. Am Tage ist es für uns viel zu gefährlich.« Seine Kinder bettelten: »Ach bitte, Papa, wir sind noch gar nicht müde!« Aber die Fledermauseltern gaben nicht nach. »Wir besuchen die Gespenster bald einmal in der Nacht«, versprach die Mutter. »Jetzt schnell nach Haus in unsere Höhle!«
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Da half kein Maulen und kein Murren, die Familie flatterte weiter – den Berg hinauf. »Schade«, sagte das bauchlose Gespenst, »weg sind sie.« Das schwarze Gespenst schmunzelte nur. In der Dunkelheit bemerkte niemand, dass etwas Kleines unter die Steinhülle seiner Reisegestalt schlüpfte und im Gespenstergewand wackelte und zappelte. Zuerst steuerte die ganze Gesellschaft das Museum an. Golo und Sir Gerrit warteten schon auf sie. »Am besten, wir fliegen zum Spielzeugland, solange noch keine Menschen dort sind«, schlug Golo vor. Der grüne Flummi schwebte vorneweg und der weiße Becher, der Tanzschuh, der rubinrote Kugelschreiber, der schwarze Stein und alle anderen folgten ihm. Im Gänseflug ging es über die kleine Stadt Grafenstein bis zur Fußgängerzone. Vor Onkel Tobis Spielzeugladen hielt Golo an, damit seine Freunde einen Blick durchs Schaufenster werfen konnten. »Wollen wir hier spuken?«, fragte das bauchlose
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Gespenst. Schon stürzte es sich auf die Ladentür und verschwand im Schlüsselloch. »Halt!«, rief Golo. »Das ist der falsche Laden!« Das bauchlose Gespenst lugte durchs Schlüsselloch. »Da drin gefällt es mir sehr gut, ich will hier spuken!« Aber als die Gespenster einfach weiter die Straße entlangschwirrten, überlegte er es sich und flog hinterher. Die automatischen Türen vor dem Spielzeugland waren noch fest verschlossen. Und ein Schlüsselloch gab es hier auch nicht. »Da kommen wir nicht rein«, meinte Sir Gerrit. »Gespenster kommen überall rein!«, sagte Missi entschlossen. Plop! Sie schrumpfte sich winzigklein und zwängte sich zwischen den Türfalz. Sie ächzte und stöhnte angestrengt, dass die ganze Tür wackelte, und schließlich schaffte sie es. Einer nach dem anderen tat es ihr nach und ein Plop nach dem anderen erklang. Als die Reihe am schwarzen Gespenst war, flog es zur Seite, um dem Grafen von Grafenstein Platz zu machen. »Was ist los?«, dröhnte der Graf. »I… ich glaube, ich warte, bis die Me… Men-
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schen die Türen ö… ö… öffnen«, stotterte es verlegen. »Nichts da!«, befahl der Graf. »Schrumpfe und dann hinein!« Genau in diesem Moment fing es in der Reisegestalt des schwarzen Gespenstes wieder an zu wackeln. »Hast du dir die Gespensterzappelkrankheit eingefangen?«, fragte der Graf. Da krabbelte etwas Kleines aus der Steinhülle. Es fiepte und reckte sich und breitete seine Flügel aus. »Du meine Güte, ein Fledermauskind!«, donnerte der Graf und sah so wütend aus, wie ein Kugelschreiber überhaupt nur aussehen kann. »Bring es sofort zurück, bevor es Ärger mit den Fledermäusen gibt – und mit mir!« Ein bisschen Ärger fand das schwarze Gespenst eigentlich ganz lustig. Aber Ärger mit dem Grafen? Nein, den riskierte kein Gespenst der Burg Grafenstein, nicht einmal ein schwarzes! Niemand wusste genau, was passierte, wenn der Graf richtig böse wurde. Womöglich pustete er das schwarze Ge-
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spenst kilometerweit fort und verbot ihm vorher, je wieder zur Burg zurückzukehren. Das schwarze Gespenst seufzte und schaute seinen neuen Freund traurig an. »Also kein Spuk im Spielzeugland für dich«, sagte es zu der kleinen Fledermaus. »Zeig mir, wo eure Höhle ist, ich fliege dich nach Hause.« Während das schwarze Gespenst umkehrte, gab es ein gräfliches Plop und ein winziger rubinroter Kugelschreiber warf sich gegen den Türfalz. Vor lauter Wut tat er dies ein klein wenig zu stürmisch. Die Scheiben schepperten, als ob sie gleich zerspringen würden, und kaum kam der Graf im Laden an, da begann ein ohrenbetäubendes Geheule. »Das ist der Alarm!«, rief Golo. »Wir müssen rausfinden, wie man ihn abstellt!«, schrie das weiße Burgfräulein gegen den Lärm an. Leider suchten sie vergeblich und leider hörten sie bald ein Tatütata, das schnell näher kam. Schon standen zwei Polizisten vor dem Spielzeugland und der Ladenbesitzer öffnete die Tür. Er sah ganz zerzaust aus und trug anstelle von Schuhen nur Hauslatschen.
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Die Gespenster sausten zwischen das Spielzeug und verhielten sich mucksmäuschenstill. Mit gezogenen Waffen rannten die Polizisten durch den ganzen Laden und schauten hinter jeden Tresen und zwischen alle Regale. Der Ladenbesitzer schloss einen kleinen Kasten neben dem Eingang
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auf und drehte seinen Schlüssel darin um. Sofort verstummten die Sirenen. »Hier ist niemand, war wohl ein Fehlalarm«, sagte ein Polizist. »Aber das ist unmöglich«, sagte der Ladenbesitzer. »Meine Alarmanlage funktioniert bestens!« »Vielleicht ist eine Maus durch den Markt gelaufen«, überlegte der andere Polizist. »Für uns gibt es hier jedenfalls zum Glück nichts mehr zu tun.« Da schüttelte der Ladenbesitzer nur den Kopf und verriegelte das Spielzeugland wieder von außen. »Wir müssen geschrumpft bleiben, sonst gibt es bestimmt wieder Alarm«, befahl der Graf den Gespenstern. Das bauchlose Gespenst fing an zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören. »Alarm-Spuk, toll!«, gluckste es. »Der gefällt mir noch besser als ein Wecker-Spuk!« Golo saß einen Moment still zwischen zwei Plastikdinosauriern und dachte nach. »Genau«, murmelte er. »Ein guter Spuk!« Er beschloss gleich am nächsten Morgen noch einmal zum Spielzeugland zu fliegen. Oder noch besser mitten in der Nacht,
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wenn der Ladenbesitzer tief und fest schlief! Aber vorerst hatten sie genug Alarm geschlagen. Jetzt galt es, den anderen zu erklären, was er für heute geplant hatte.
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Gespenster helfen gerne Als das Spielzeugland an diesem Morgen zum zweiten Mal öffnete, waren die Gespenster bereit! Golo hatte die rote Nase des Clowns am Eingang abgezupft. Nun prangte eine leuchtend grüne Nase in dem Clownsgesicht, die eigentlich eher wie ein Flummi aussah. Missi kroch ins Haarband einer Balletttänzerin in der Puppenabteilung und Sir Gerrit suchte sich einen Roboter in der Technikabteilung aus, der mindestens so groß war wie Marco. »Das ist eine prima Ritterrüstung für mich«, stellte er begeistert fest und schlüpfte in den Roboterbauch. Der Graf machte es sich in einer lustig blinkenden Raumstation bequem und auch das bauchlose Gespenst und alle anderen fanden ein Spielzeug, das
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ihnen gefiel. So saß jeder an seinem Platz und wartete. Nach einer Weile kullerte ein schwarzer Stein an dem Clown vorbei. Es war ein sehr kleiner Stein, so wie die, die manchmal an der Schuhsohle der Menschen haften bleiben. Niemand würde ihn bemerken, da war sich der Stein sicher. »Du kommst spät, schwarzes Gespenst«, sprach der Clown ihn mit tiefer Stimme an. Vor lauter Schreck prallte der Stein gegen ein Regal. »Go… Golo, was tu… tust du dort?« Der Flummi im Clownsgesicht lachte. Eine grüne Hand wuchs daraus hervor und winkte dem schwarzen Gespenst zu. »Ich spuke«, sagte Golo. Da schoben sich die automatischen Türen auseinander und die ersten Menschen kamen herein. Es waren eine Mutter und ihr kleines Kind, das in einem Kinderwagen saß und sich fahren ließ. Blitzschnell verschwand die Hand wieder im Flummi und das schwarze Gespenst blieb still beim Regal liegen. »Raus mit euch, ihr seid nicht willkommen!«, rief der Clown.
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Die Mutter trat einen Schritt näher an ihn heran. »Merkwürdig«, murmelte sie. »Hat er nicht sonst etwas ganz anderes gesagt?« »Ich sage, was ich will!«, antwortete der Clown. Jetzt machte die Mutter einen Hüpfer rückwärts. Das Kind im Wagen klatschte in seine Händchen. »Dadada ein Laun«, brabbelte es vergnügt. »Onkel Tobis Spielzeugladen ist viel besser, geht dort einkaufen«, sagte der Clown. »Ich muss verrückt geworden sein«, sagte die Mutter und schob den Kinderwagen an – aber nicht hinaus, sondern mit raschen Schritten weiter ins Spielzeugland hinein. »Das muss ich noch besser einüben«, sagte Golo. »U… und ich?«, fragte das schwarze Gespenst. »Such dir auch ein Spielzeug, mit dem du die Menschen vergraulst«, ordnete Golo an. »Hier soll niemand mehr einkaufen. Wir helfen Marcos Onkel Tobi!« »Gespenster he… he… helfen gerne!«, rief das schwarze Gespenst und kullerte davon. Bis zum Nachmittag kamen nicht besonders viele Menschen ins Spielzeugland. Wenn sich die Türen
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ab und zu öffneten, dann schritten Erwachsene hindurch. Omas, Opas und Mütter mit Kindern, die noch zu klein waren um zu verstehen, was die Gespenster sagten. »Die großen Kinder sind in der Schule«, überlegte Golo. »Wir hätten später herkommen sollen.« Einmal kriegte er es hin, dass eine Oma wieder umkehrte und ganz bestimmt zu Onkel Tobi ging. Und zweimal rauschten Leute schneller als gewöhnlich nach draußen. Die sahen ganz durcheinander aus und murmelten etwas vor sich hin. »Ob sie vielleicht Gespenster gehört haben?«, gluckste Golo. Gegen Mittag wurde es immer ruhiger und richtig langweilig. Viel zu langweilig für ein Gespenst, das spuken wollte! Golo döste ein. »He, Clown, du schnarchst ja!«, rief jemand. Golo schreckte aus seinen Gespensterträumen auf. Vor ihm stand ein Mädchen. »Du bist ein Schlafmützenclown«, sagte das Mädchen und reckte sich und pikste gegen die grüne Nase. »Der Schlafmützenclown jagt dich gleich aus dem Laden!«, sagte Golo.
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»Megacool!«, rief das Mädchen und rannte nach draußen. »Na also«, freute sich Golo. »Es funktioniert.« Aber er freute sich nicht lange, denn es dauerte nur ein paar Minuten und das Mädchen kam zurück. Es war nicht alleine, sondern brachte eine ganze Horde andere Kinder mit. Sie umringten den Clown und riefen: »Los, sag etwas!« und »Du bist bloß eine Puppe, du kannst gar nicht richtig sprechen!« »Und ob ich das kann«, sagte Golo. »Geht schnell wieder weg! Das Spielzeugland ist doof, geht lieber zu Onkel Tobi!« Die Kinder lachten. »Super!«, rief ein Junge. »Der antwortet uns!« Golo ließ die Clownsnase hellgrün aufleuchten. »Was habt ihr denn gedacht?« Das Mädchen, das Golo geweckt hatte, pikste noch einmal gegen die Nase. »Das Spielzeugland ist mein Lieblingsladen!«, rief es. »Los, kommt mit, wir schauen, ob es noch mehr solcher coolen Sachen gibt.« Bevor Golo antworten konnte, rannten alle los: hinein in den großen Markt.
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»So ein Mist!«, schimpfte Golo ihnen nach. »Warum klappt das nicht?« Es dauerte eine ganze Weile, bis die Kinder zurückkamen. Sie sahen fröhlich aus und einige hielten Einkaufstüten in den Händen. »Tschüs, Clown!«, riefen sie und winkten. »Bis bald!« »Hoffentlich nicht«, sagte Golo. »Na klar«, sagte das Mädchen, das so gerne in Clownsnasen pikste. »Wir müssen dich doch besuchen und den lustigen Roboter und die Balletttänzerin!« »Ich finde die Raumstation am besten«, sagte ein Junge. »Da war echtes Feuer drin und eine Stimme hat mir erzählt, dass es hier spukt.« »Wenn das stimmt, kommen wir gleich morgen wieder her!«, rief ein anderes Mädchen. »Vielleicht sehen wir dann sogar echte Geister?« Oje! Jetzt sagte der Clown überhaupt nichts mehr. Dieser Spuk war gründlich danebengegangen … Bis zum Abend kamen noch viele Kinder ins Spielzeugland, aber sie hörten einfach nicht darauf, wenn die Gespenster sie fortschicken wollten. Sie
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waren alle begeistert von dem sprechenden Spielzeug und konnten nicht genug davon bekommen. Irgendwann reichte es Golo. So hatte er sich die Hilfe für Onkel Tobi nicht vorgestellt. Ob die Gespenster besser in seinem Laden spuken sollten? Nur was nützte das, wenn die Leute nicht dorthin gingen, sondern ins Spielzeugland? Morgen sollten die Kinder jedenfalls nicht mehr solchen Spaß hier haben! Dann würde der doofe Clown nur wie immer seinen Hereinspaziert-insSpielzeugland-Spruch aufsagen. Und die Balletttänzerin sagte höchstens: »Drück auf den Knopf«, und wenn jemand es tat, fing sie an sich zu drehen. Der Roboter ratterte und die Raumstation leuchtete bunt, sonst nichts, jawohl! Golo sprang aus dem Clownsgesicht und steckte ihm die riesige rote Nase an. Dann flog er zu seinen Freunden. »Wir machen Feierabend«, sagte er. »Es war gerade so lustig!«, nölte das bauchlose Gespenst und kroch aus der Bauchtasche eines dicken Kängurus. »Das fanden die Kinder auch«, seufzte Golo.
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Der Graf von Grafenstein grollte. »Ich fürchte, Kinder lassen sich heutzutage nicht mehr so leicht vertreiben wie früher. Ein einfacher Sprach-Spuk erschreckt sie eben nicht. Wir denken uns etwas ganz Gruseliges aus, das sie ein für alle Mal aus dem Spielzeugland verjagt!«
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»Ich bin dabei!«, rief das bauchlose Gespenst. Der weiße Tanzschuh, der eigentlich das weiße Burgfräulein Missi war, wiegte sich bedächtig hin und her. »Das geht nicht, viel zu gefährlich«, sagte Missi schließlich. »Wenn die Zeitungen der Menschen darüber schreiben, dann haben wir bald Gespensterjäger hier.« »Und sie bringen ihr furchtbares GespensterAuflöse-Gebräu mit«, sagte Golo. »Nein, nein, es muss uns etwas einfallen, bei dem niemand bemerkt, dass wir hier sind und spuken.« »W… was denn?«, stotterte das schwarze Gespenst. »Ich bi… bin viel zu müde.« »Kein Wunder«, donnerte der Graf. »Wer den Weg zum Berg zweimal fliegen muss, weil er eine Fledermaus schmuggelt, hat selber Schuld, wenn er müde ist.« Es war spät geworden und das Spielzeugland hatte inzwischen geschlossen. Sir Gerrit gähnte laut. »Ein Nickerchen wäre jetzt wirklich nicht übel. Fliegen wir lieber nach Hause und denken in Ruhe darüber nach, was wir tun können.« »Aber nicht ohne einen kleinen Alarm«, entschied das bauchlose Gespenst.
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Bevor sie durch den Türfalz ins Freie schlüpften, blähten die Gespenster ihre Reisegestalten auf und flogen in wildem Reigen herum und gegen die Glasscheiben. Ohrenbetäubendes Geheule setzte ein! Von hoch oben beobachteten Golo und seine Freunde, wie ein Polizeiwagen mit Blaulicht durch die Dunkelheit zum Spielzeugland raste. »Wenigstens das!«, dröhnte der Graf zufrieden, verabschiedete sich von den beiden Museumsgespenstern und machte sich mit seinen Burggespenstern auf den Heimweg.
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Werd gesund, Onkel Tobi! Am nächsten Nachmittag kam Marco ins Museum. Golo hockte gerade in seiner Lieblingsritterrüstung. Sir Gerrit war noch nicht aufgetaucht. Sicher schlief er in seinem Schloss und erholte sich von dem anstrengenden Spuk im Spielzeugland. Marco schlenderte durch den Ausstellungsraum. Besucher waren keine da, aber Herr Hügli, der Museumsdirektor. Er hängte ein Messingschild unter das Bild, in dem Golo wohnte. »Unbekannter Künstler« stand darauf. »Na, mein Junge, du kommst wohl gerne zu uns«, sagte Herr Hügli. »Klar«, sagte Marco. »Ihr Museum ist prima!« Herr Hügli strahlte. »Das freut mich! Wenn ich bloß wüsste, wohin die Schilder immer wieder ver-
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schwinden. Fast jede Woche hänge ich ein neues auf.« Marco schluckte ein Lachen herunter, das aus ihm herausplatzen wollte. Er wusste genau, wer die Schilder abmontierte! Golo wusste es auch! Er kannte sogar die Plätze, wo sie versteckt waren. Ein ganzer Berg davon lag unter ihm in der Ritterrüstung aufgestapelt. In einer Kiste in Sir Gerrits Schloss gab es einige und das schwarze Gespenst, das alles Glänzende liebte, hatte auch eine Hand voll geschenkt bekommen. Endlich war Herr Hügli mit dem Anschrauben fertig. »Dann viel Spaß!«, sagte er zu Marco und ging hinaus. Marco wartete noch einen Moment und schaute sich nach allen Seiten um. Als niemand zu sehen war, stellte er sich auf die Zehenspitzen und drückte seine Nase gegen das Bild. »Suchst du mich?«, fragte Golo und schwebte aus der Ritterrüstung. »Nö«, sagte Marco. »Ich suche einen großen grünen Drachen, der hier hausen soll.« »Den kannst du haben«, gluckste Golo.
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Schwups – schon verwandelte er sich in ein geflügeltes Ungeheuer, das vom Kopf bis zur Drachenschwanzspitze den ganzen Raum ausfüllte. Marco hätte sich gerne auf seinen Rücken gesetzt und wäre ein Stück mit dem Drachen geflogen. Das hatte er schon einmal getan, im Urlaub in Griechenland, und es war herrlich gewesen. Aber schließlich konnte jeden Augenblick jemand reinkommen. Also verwandelte sich Golo genauso schnell zurück und landete als grüner Flummi in Marcos Hand. »Stell dir vor, was heute in der Schule los war«, sagte Marco. »In der Klasse haben sie vom Spielzeugland erzählt, von lauter sprechenden Sachen, die sogar antworten. Cool, oder? Alle gehen heute hin. Ich auch – kommst du mit?« »Oh, oh«, sagte Golo. »Ich muss dir etwas erzählen.« »Sag nicht, du und deine Gespensterfreunde …« »Leider ja«, gab Golo zerknirscht zu und erzählte Marco von dem misslungenen Spuk. »Ich habe keine Ahnung, wie wir Onkel Tobi doch noch helfen können«, beendete er seinen Bericht. »Das habt ihr ja wirklich megatoll hinbekom-
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men«, sagte Marco. »Dann gehen wir lieber zu Onkel Tobis Laden und nicht ins Spielzeugland!« Daraus wurde nichts an diesem Tag. Vor Onkel Tobis Laden hing nämlich ein Schild, auf dem stand: »Wegen Krankheit geschlossen.« »Oh, oh«, sagte Golo noch einmal. »Was nun?« »Wir besuchen Onkel Tobi zu Hause«, entschied Marco. Onkel Tobi wohnte in einem kleinen Häuschen ganz am Rande der kleinen Stadt Grafenstein. Sie fuhren mit Marcos Fahrrad dorthin. Das heißt, Marco fuhr und Golo setzte sich bequem auf den Lenker. Beim Haus sprang Golo ab und hüpfte gegen die Klingel. Es schellte, doch Onkel Tobi öffnete nicht. »Hoffentlich hat er nichts Schlimmes«, sagte Marco besorgt. Er drückte die Klinke herunter. Tatsächlich, die Haustür war nicht abgeschlossen. Im Wohnzimmer auf dem Sofa lag Onkel Tobi und sah sehr blass aus. Er schlief und schnarchte leise. »Nicht aufwecken«, flüsterte Marco und wollte vorsichtig wieder aus dem Zimmer schleichen.
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Doch da entdeckte Golo auf der Fensterbank eine wunderschöne weiße Blume, die er nicht kannte. Er konnte nichts dagegen tun, er musste an Kaspers Wunderblume denken und sie sich unbedingt ansehen, ganz kurz nur! Er schwebte zu der Blume und schnupperte daran. Mmmhh! Sie duftete wunderbar.
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Golo kannte Rosen und er liebte ihren Duft, aber dies war keine Rose. Er kannte auch Stiefmütterchen und Margeriten, aber Onkel Tobis schöne Blume sah anders aus. Es war eine Orchidee. Das wusste Golo nicht und er ahnte auch nicht, dass Gespenster ganz betrunken davon werden, wenn sie zu kräftig daran schnuppern. Zwei Tage lang können sie dann nicht mehr richtig spuken! Und Golo schnupperte so kräftig, wie er nur konnte! »Tolle Blume!«, lallte er laut und flog im Zickzack wieder auf Marco zu. »Psssst«, zischte Marco und drückte den Finger auf den Mund. Zu spät! Golo plumpste auf Onkel Tobis Bauch, von dort auf den Fußboden und trullerte bis vor Marcos Füße. Der hob ihn schnell auf und stopfte ihn in die Tasche. Onkel Tobi schlug die Augen auf. »Marco, bist du das?« »Ich wollte mal schauen, wie es dir geht«, sagte Marco und reichte Onkel Tobi dessen Brille. »Ich bin nur furchtbar müde«, sagte Onkel Tobi.
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»Werde eben langsam alt und bleibe ein wenig zu Hause, bis ich mich besser fühle. Im Laden vermisst mich sowieso niemand.« »Es ist das Spielzeugland. Es macht dich krank, nicht wahr?«, fragte Marco. »Ach, Junge«, seufzte Onkel Tobi. »Das Spielzeugland, wenn es das nur allein wäre. Heute Morgen rief der Bürgermeister an. Sie wollen mein Kasperltheater nicht mehr beim Weihnachtsmarkt, ein Marionettentheater übernimmt alle meine Vorstellungen.« »Das gehört auch zum Spielzeugland!«, platzte es aus Golo heraus. »Hicks!« »Du sprichst ja auf einmal so merkwürdig«, sagte Onkel Tobi überrascht. Marco lief feuerrot an und schloss seine Finger fest um den Flummi in seiner Hosentasche. »Ähm, ich übe nur ein bisschen Bauchreden« »Hicks!«, machte es wieder. »Einen Schluckauf hast du auch. Ich koche uns einen Kakao. Der wird uns beiden gut tun.« Onkel Tobi stand auf. Und während Marco heißen Kakao schlürfte, stahl
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sich der Flummi heimlich aus seiner Tasche und kullerte davon. Er eckte an den Wänden an, als er über den Flur rollte. Er knallte gegen die Haustür, als er durch den Briefschlitz nach draußen schlüpfen wollte. Doch er schaffte es bis zur Straße! Dort versuchte er sich in die Lüfte zu schwingen. Es klappte einfach nicht. Er verfing sich im Ast eines Baums und fiel erschöpft wieder auf den Boden. »Irgendwie fühle ich mich so komisch«, lallte Golo und überlegte, ob er es auch ohne zu fliegen bis zu seinem Ziel schaffen würde. »Gespenster kriegen alles hin!«, machte er sich Mut. »Hicks!« Dann wartete er einen Windstoß ab und ließ sich davonrollen. Hui, das ging ja prima und machte auch noch Spaß! Das letzte Stück des Ausflugs wurde anstrengend. Golo mühte sich durch die Fußgängerzone bis vor das Rathaus. »Hallo Herr Bürgermeister, hier komme ich!«, kündigte er an und kullerte hinein. Der Bürgermeister saß an seinem Schreibtisch und telefonierte. So leise ein Gespenst, das an Orchideen geschnuppert hat, es überhaupt nur kann,
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schlich Golo sich an. Er kroch unter den Bürgermeisterstuhl. Jetzt hieß es alle Kräfte zusammenzunehmen! Mit einem leisen Plop! schrumpfte der grüne Flummi sich klein wie eine Biene. Das reichte noch lange nicht. Plop! Jetzt war er so klein wie eine Mücke. Nur reichte das noch immer nicht. Golo pustete vor Anstrengung. Plop! Endlich war er staubkörnchenklein. Wie kam er bloß zum Ohr des Bürgermeisters? Stück für Stück hangelte er sich am Schreibtischstuhl hinauf und dann über den schicken Anzug bis auf die Schulter. Von dort brauchte es nur einen Hopser bis zum Ohr. Eigentlich kein Problem, und schließlich hatte Golo schon oft seinen berühmten Ohrflüster-Spuk gewagt. Zum Glück telefonierte der Bürgermeister noch immer und bemerkte nicht das kleine hüpfende Etwas an seinem Hals. Beim ersten Versuch landete Golo auf der Bürgermeisterglatze. Der zweite Versuch ging knapp am Ohr vorbei. Aber beim dritten Mal klappte es, Golo segelte an den kleinen Härchen im Ohr ent-
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lang. Lange hielt er es nicht mehr aus, so klitzeklein zu bleiben. Er musste sich beeilen! »Onkel Tobis Kasperltheater ist am besten!«, lallte er. »Kein Weihnachtsmarkt ohne Onkel Tobi. Hicks!« Er wollte den Spuksatz wiederholen, doch da fasste sich der Bürgermeister ans Ohr und bohrte seinen Finger hinein. Im letzten Augenblick quetschte sich Golo vorbei nach draußen. Das grüne Staubkörnchen landete sicher auf dem Teppich. Gerettet! Unter dem Schreibtisch erklang ein leises Plop! und ein sehr müder Golo beschloss erst einmal ein Stündchen zu schlafen. Aber vorher musste er dringend erfahren, ob der Ohrflüster-Spuk gewirkt hatte! Der Bürgermeister schüttelte sich und bohrte fleißig weiter im Ohr. »Ich bin nicht sicher, ob es gut war, in diesem Jahr das Marionettentheater zu verpflichten«, sagte er in den Telefonhörer. »Das Kasperltheater war beliebt bei den Kindern. Solange ich zurückdenken kann, gab es keinen Weihnachtsmarkt ohne den alten Tobi.« Leider hörte Golo nicht, was der Mensch am an-
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deren Ende der Leitung antwortete. Aber dann sagte der Bürgermeister: »Sie haben Recht, es muss ab und zu etwas Neues her. Also, es bleibt dabei, die Marionetten vom Spielzeugland treten auf!« Enttäuscht verkroch sich Golo noch tiefer unter dem Schreibtisch. Armer Onkel Tobi! War ihm denn gar nicht zu helfen? Eine Idee musste her. Eine besonders gute sogar! »Morgen«, flüsterte Golo. »Ich denke morgen nach, wenn mir nicht mehr so schwindlig ist. Hicks!«
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Weihnachtsmarkt in Grafenstein Golo schlief drei Tage lang. Er merkte nicht einmal, als eine Putzfrau ihn unter dem Schreibtisch hervorkramte und in eine Kiste stopfte. Alles Mögliche, was die Menschen im Rathaus vergessen hatten, lag darin. Jacken, Mützen, Regenschirme und nun auch ein grüner Flummi. »Wo bin ich hier?«, überlegte er, als er schließlich wieder zu sich kam. – Genau, er hatte sich ja zum Ausruhen ins Bürgermeisterbüro gelegt. Aber dies war ein ganz anderer Raum, merkwürdig. Golo probierte zu fliegen. »Hurra!«, rief er. »Ich kann es wieder!« Golo wusste nicht genau, wie viele Stunden sein Nickerchen gedauert hatte, aber Marco vermisste ihn sicher schon. Schnell suchte er nach dem Ausgang und schwirrte los durch die Stadt. Ob er noch einmal zu Onkel Tobi flog? Nein, vielleicht
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war Marco längst nach Hause gegangen. Golo beschloss, ihn dort zuerst zu suchen. Als er vor Marcos Zimmerfenster ankam, traute er seinen Gespensteraugen kaum. Marco saß am Computer – und er war nicht alleine. Bei ihm saßen Sir Gerrit und Missi und der Graf von Grafenstein und sie schauten alle auf den Bildschirm. Golo klopfte gegen die Scheibe. »Wer lässt mich herein?« Sofort riss Marco das Fenster auf. »Golo!«, rief er und nahm seinen Freund vorsichtig in die Hand. »Wo warst du so lange? Geht es dir gut?« »So lange?«, wunderte sich Golo. Allmählich kam ihm der Verdacht, dass er vielleicht doch ein wenig länger als zwei oder drei Stunden geschlafen hatte. »Du warst tagelang verschwunden«, sagte Missi besorgt. »Marco hat dich überall gesucht und wir auch! Wir glaubten schon, du bist wie bei der Jagd nach den Bilderdieben ins Internet geflogen und hast dich dabei verirrt.« »Tagelang? Das muss mit der seltsamen Blume zu tun haben«, sagte Golo und erzählte alles, was er
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bei Onkel Tobi und im Rathaus erlebt hatte. Der Graf flog zu einem Zettel, der auf Marcos Schreibtisch lag. »Orchideen«, kritzelte der rubinrote Kugelschreiber auf das Blatt. Missi lachte. »Du warst betrunken! Aber nun bist du da und es ist alles wieder gut.« »Leider nicht alles … mein Ohrflüster-Spuk war ein ziemlicher Reinfall«, seufzte Golo. »Keine Sorge«, sagte Sir Gerrit. »Wir haben einen Plan ausgeheckt. Onkel Tobi braucht nur die erste Marionettenvorstellung abzuwarten.« Golo dachte an seine Idee mit dem Spuk im Spielzeugland und an den Bürgermeister. Alles war schief gegangen. Er war sich nicht so sicher, ob da ein anderer Plan noch helfen konnte … Marco streichelte beruhigend über den Flummi. »Ihr Gespenster kommt zum Weihnachtsmarkt«, sagte er und zwinkerte Golo zu, »und ich bringe Onkel Tobi mit. Warte nur ab!« In den folgenden Wochen gab es fast in jeder Nacht einen Alarm im Spielzeugland. Die Polizei hatte bald kaum noch Lust, immerzu dorthin zu fahren. Der Besitzer ärgerte sich auch und ließ eine
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nagelneue, sehr teure Alarmanlage einbauen. Aber selbst die nützte nichts, außer dass die Sirenen noch lauter heulten als die alten. Dann war es endlich so weit. An einem kalten Samstag vor dem ersten Advent eröffnete der Weihnachtsmarkt der kleinen Stadt Grafenstein. In der Fußgängerzone waren viele Buden aufgebaut. Es duftete herrlich nach Tannenzweigen und nach Gewürzkeksen und Bratwürstchen und nach leckerem
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Fruchtpunsch. Für die kleineren Kinder gab es ein Karussell mit Pferden und Kutschen und für die größeren einen Autoskooter. Am Ende der Straße vor dem Spielzeugland stand ein Zelt. Es sah beinahe aus wie ein Zirkuszelt und dazu war es über und über mit bunten Leuchtgirlanden geschmückt. Über dem Eingang prangte ein riesiges Schild, das man schon von weitem lesen konnte: »Marionettenwelt im Spielzeugland!« Onkel Tobi schloss seinen Laden zu, denn er hatte Marco versprochen, wenigstens einmal mit ihm über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. »Sieh dir das an«, sagte er traurig und zeigte auf das Zelt. »Da kann mein Kasperltheater einfach nicht mithalten.« »Das kann es wohl!«, sagte Marco trotzig und drückte ganz fest Onkel Tobis Hand. Mehr und mehr Bewohner und Besucher von Grafenstein versammelten sich auf dem Markt. Pünktlich zur feierlichen Eröffnungsrede des Bürgermeisters rieselten die ersten Schneeflocken vom Himmel. Doch da schwebte noch etwas zur Erde! Wie ein
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Mückenschwarm sauste es durch den Autoskooter, machte Halt an der Bratwurstbude und tanzte schließlich mit den Schneeflocken um den Bürgermeisterkopf.
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Marionettentheater Gerade wollte der Bürgermeister erzählen, dass um vierzehn Uhr die erste Vorstellung des Marionettentheaters anfängt, da schlüpfte etwas Winziges, Grünes in sein Ohr. »Sehr verehrte Damen und Herren und vor allem liebe Kinder«, sagte der Bürgermeister. »Versäumen Sie nicht das beste Puppenspiel, das Grafenstein zu bieten hat. Onkel Tobis Kasperltheater!« Ein Raunen ging durch die Menge. Wütend stürzte der Besitzer des Spielzeuglands zum Bürgermeister, damit dieser sich entschuldigte und seinen Fehler berichtigte. Golo sauste mit Schwung aus dem Ohr heraus und zur Lebkuchenbude. Die anderen Gespenster warteten dort auf ihn und das bauchlose Gespenst
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schwebte vor einem Lebkuchenherz und konnte sich gar nicht satt riechen.
»Ohne Orchideen gelingt dein Ohrflüster-Spuk immer, Golo!«, lobte das weiße Burgfräulein, das in dieser Woche Lavanda hieß.
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»Das ist gar nicht so schwer«, sagte Sir Gerrit. »Ich kann das auch. Wollen wir es einmal zusammen ausprobieren?« »Vielleicht später«, sagte Lavanda. »Jetzt wartet eine Menge Arbeit auf uns.« Onkel Tobi stand zusammen mit Marco zwischen all den Menschen und schaute verwundert. Marco fing an zu lachen. »Siehst du, du bist eben doch der Allerbeste. Das findet sogar der Bürgermeister!« »Aber die Marionetten übernehmen trotzdem meine Vorstellungen«, seufzte Onkel Tobi. »Das glaube ich nicht«, flüsterte Marco und sah sich suchend um, ob er seine Gespensterfreunde entdeckte. Die passten natürlich auf, dass niemand sie sah, und blieben lieber klitzeklein geschrumpft. Nur Golo machte noch einen kleinen Abstecher, bevor sie ins Marionettenzelt flogen. Schwups – landete er auf Marcos Nase. »Hallo!«, rief er. Marco musste mächtig schielen, bis er das Pünktchen auf seiner Nase erkannte. »Seid ihr so weit?«, fragte er. »Es geht bald los.«
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»Gespenster sind immer so weit«, behauptete Golo und schwirrte wieder davon. »Was hast du gerade gesagt?«, wollte Onkel Tobi wissen. »Ach, nichts Besonderes«, sagte Marco rasch. »Das Theater fängt bald an, wollen wir ins Zelt gehen?« Onkel Tobi schüttelte müde den Kopf. »Geh nur und sieh dir die Marionetten an. Ich schließe meinen Laden wieder auf.« »Warte doch bitte, bitte noch damit«, bettelte Marco. »Ohne dich gehe ich auch nicht hin!« »Na schön. Meinen einzigen Großneffen darf ich ja nicht enttäuschen«, sagte Onkel Tobi. Das Zelt füllte sich allmählich. Viele Kinder drängten durch den Eingang, aber auch eine Menge Erwachsene. Marco und Onkel Tobi fanden einen Platz in der Mitte. Von hier konnten sie recht gut auf die Bühne sehen. Jemand klopfte Onkel Tobi auf die Schulter. Es war ein Opa, der mit seinem Enkel gekommen war. »Grüß dich, Tobi«, sagte er. »Es ist eine Schande, dass sie dich nicht spielen lassen. Hätte nicht gedacht, dass du dir das hier anschaust.«
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»Ich auch nicht«, sagte Onkel Tobi und er schaffte es tatsächlich, dabei freundlich zu lächeln. Dann erschien der Besitzer des Spielzeuglands vor den Zuschauern. »Willkommen in der Marionettenwelt«, sagte er und zeigte auf den geschlossenen Vorhang. »Gleich beginnt die wunderbarste Vorstellung, die Grafenstein je gesehen hat!« Dabei warf er dem Bürgermeister, der zwei Reihen vor Marco und Onkel Tobi saß, einen bösen Blick zu. Musik erklang. Der Spielzeuglandbesitzer setzte sich in die erste Reihe und klatschte in die Hände, bis alle in den Beifall einstimmten. Der Vorhang wurde aufgezogen. Auf der Bühne standen Bäume und darüber hingen dicke weiße Wolken. Eine Marionette mit Flügeln schwebte herab. »Ich bin Balinde, die Fee des Waldes«, sang sie mit feiner Stimme und wollte zu einer eleganten Landung ansetzen. Rabautz! Schon lag sie auf ihrem Gesicht. Die Zuschauer lachten. Niemand sah Lavanda. Blitzschnell flog sie ein paarmal um die Fee herum. »Und ich bin das weiße Burgfräulein«, sang sie leise und verschwand hinter der Bühne.
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Der Puppenspieler versuchte die Fee wieder aufstehen zu lassen. Aber die Fäden hatten sich verwickelt und so schleifte sie durch den Wald und wurde schließlich kopfunter nach oben gezogen. »Merkwürdig«, flüsterte Onkel Tobi und Marco grinste von einem Ohr zum anderen. Jetzt stapften zwei Zwerge auf die Bühne. »Alle Tiere sind verschwunden«, sagte der eine
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Zwerg. »Wo mögen sie sein?« Kaum machte er einen Schritt auf die Bäume zu, da purzelten die Zwerge durcheinander. Ihre Fäden verhedderten sich, sodass sie sich nicht mehr trennen ließen. Die Puppenspieler zogen das Zwergenknäuel nach oben. »Alle Zwerge sind verschwunden«, wisperte Golo. »Wo mögen sie sein?« Zusammen mit Sir Gerrit und dem schwarzen Gespenst sauste er zwischen die Bäume. Einige Zuschauer lachten wieder, aber manche riefen: »Buhhh!« und: »Gebt uns das Eintrittsgeld zurück!« Der Spielzeuglandbesitzer lief tomatenrot an. Er stand auf und nahm sein Mikrofon. »Bitte um Entschuldigung«, säuselte er. »Nur ein unbedeutendes technisches Problem, das bald behoben ist. Selbstverständlich beginnen wir gleich noch einmal von vorn!« Er gab ein Zeichen und die Musik fing wieder an. Rasch rannte er hinter die Bühne. Sofort umringten ihn unbemerkt die Gespenster. »Was soll das?«, herrschte er die Puppenspieler an. »Ich will, dass der alte Tobi mitsamt seinem La-
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den und dem lächerlichen Kasperltheater ein für alle Mal aus Grafenstein verschwindet. Und ihr Idioten macht mich stattdessen lächerlich!« »Wusste ich es doch!«, donnerte Golo wütend. Während der Besitzer zurücklief, blähte er sich für einen winzigen Moment auf und knallte gegen seinen Kopf. »Aua!«, rief der und rieb sich die Stelle. »Jetzt habe ich mich auch noch gestoßen!« Gleich darauf schwebte die Fee wieder auf die Bühne. »Es reicht«, sagte das weiße Burgfräulein Lavanda und schwebte ebenfalls los. »Ich bin Balinde, die Fee des Waldes«, sang die Fee und verlor dabei einen Faden nach dem anderen. Am Ende fiel sie auf die Bühne. Mit lautem Scheppern zersprangen ihre Porzellanfüßchen. Von überall erklangen Buhrufe und die Zuschauer sprangen von ihren Sitzen auf. Der Spielzeuglandbesitzer klappte seinen Mund auf und wieder zu und sagte gar nichts mehr. »Du wolltest doch einen Ohrflüster-Spuk«, sagte Lavanda zu Sir Gerrit. »Ich habe eine Idee, aber es müssen alle mitmachen!«
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Der Graf trommelte sie zusammen und Lavanda erklärte, was zu tun war. Dann zog die Gespensterschar los und mischte sich unter die lärmenden Zuschauer. Onkel Tobi war als Einziger nicht aufgestanden. Er saß still auf seinem Platz – und sah gar nicht mehr so traurig aus. Marco neben ihm pfiff auf den Fingern und rief »Buhhh!«, so laut er konnte. Auf einmal hörte Marco eine Stimme in seinem Kopf: »Ma… Marionetten weg! Wir wo… wo… wollen Onkel Tobi!« »Bist du das, schwarzes Gespenst?«, flüsterte Marco. Und da fing es an, in seinem Ohr zu kitzeln und zu kichern. Gleich darauf riefen die Zuschauer im Chor: »Marionetten weg, wir wollen Onkel Tobi! Marionetten weg, wir wollen Onkel Tobi!« Der Spielzeuglandbesitzer hielt sich seine Ohren zu und wollte sich hinter der Bühne verstecken. Aber da stellte sich ihm der Bürgermeister in den Weg. Im Zelt wurde es mit einem Schlag mucksmäuschenstill. »Tut mir Leid«, sagte der Bürgermeister. »Ihre
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Vorstellungen sind gestrichen.« Dann drehte er sich um und hielt nach Onkel Tobi Ausschau. Als er ihn entdeckte, ging er zu seinem Platz. »Tut mir wirklich Leid«, sagte er noch einmal. »Bitte verzeihen Sie mir. Wären Sie bereit, die übrigen Vorstellungen des Weihnachtsmarktes wie gewohnt zu übernehmen?« Alle Augen waren auf Onkel Tobi gerichtet. Er räusperte sich. »Ich weiß nicht so recht«, sagte er verlegen. Der Opa hinter Onkel Tobi klopfte ihm wieder auf die Schulter. »Die Kinder lieben dein Puppenspiel«, sagte er. »Du bist der Allerbeste, Onkel Tobi!«, rief Marco. »Onkel Tobi ist der Beste!«, riefen auch die Gespenster im Chor. Und jeder glaubte, es seien die anderen Zuschauer gewesen, die gerufen hatten. Am liebsten hätte Onkel Tobi sich unsichtbar gemacht. So viel Rummel hatte es noch niemals um ihn gegeben. »Also gut«, sagte er leise, »morgen Nachmittag gibt es ein Kasperltheater.«
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Kommt zu Onkel Tobi! Am Sonntag flogen die Gespenster der Burg Grafenstein noch einmal in die Stadt. Die ganze Nacht über hatte es geschneit und die Baumkronen und Wiesen sahen aus, als ob jemand sie dick in Watte eingepackt hätte. »Weiß, alles schneeweiß, wie wunderhübsch«, schwärmte das weiße Burgfräulein Lavanda. »Mir gefällt das gar nicht!«, schimpfte der Graf. Sein Kopf tat ihm weh unter der Reisegestalt. »Wäre heute kein besonderer Tag, dann würde mich kein Kasper der Welt aus der Burg herausbekommen, jawohl!« Im Winter bleiben Gespenster nämlich lieber zu Hause, denn draußen wachsen ihnen an ihren Ohren Eiszapfen. Lavanda lachte. Sie hatte sich einen kuschelig
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warmen Schal umgeschlungen, bevor sie sich in ihre Reisegestalt verwandelt hatte. »O… ob die Fledermäuse auch frie… frieren?«, schlotterte das schwarze Gespenst. »Die haben es gut, schlafen gemütlich in ihrer Höhle, bis es Frühling wird«, bibberte das bauchlose Gespenst und schwebte missmutig weiter. Als sie beim Weihnachtsmarkt ankamen, fing Onkel Tobis Kasperltheater gerade an. Golo und Sir Gerrit und Marco und der Bürgermeister und viele Zuschauer waren schon da. Bei Kaspers abenteuerlicher Suche nach der Wunderblume besserte sich die Laune der Gespenster schnell und sie vergaßen den kalten Winter. Und nachdem am Ende die Prinzessin ihre Sprache wiedergefunden hatte, klatschten sie wie alle anderen begeistert Beifall. Golo schwirrte vor Vergnügen auf und ab. »Das war toll! Ich glaube, als Dankeschön für Onkel Tobis Vorstellung gibt es morgen einen SpielzeugSpuk in seinem Laden. Macht ihr mit?« »Natürlich!«, rief Lavanda. »Aber nur, wenn du mir einen Schal leihst«, brummte der Graf.
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»Ich habe genügend Schals für alle Gespenster«, versprach Lavanda. Dann schrumpfte sie sich noch ein bisschen kleiner, als sie sowieso schon war, und flog zum Bürgermeister. »Ohrflüster-Spuk!« Golo und die übrigen Gespenster sausten ebenfalls los und wisperten einen magischen Spukspruch. Bald darauf riefen die Zuschauer im Chor: »Kommt morgen alle zu Onkel Tobis Laden, kommt morgen alle zu Onkel Tobis Laden!« Onkel Tobi stand vor seinem Kasperltheater und strahlte und wusste gar nicht, was er sagen sollte. »Danke für eure Hilfe«, flüsterte Marco den Gespenstern zu. »Ihr seid meine allerbesten Freunde!« »Erzähl das bloß niemandem weiter, sonst haben wir bald die Gespensterjäger am Hals«, sagte ein rubinroter Kugelschreiber in seiner Hand. Aber dabei lachte der Graf, dass das ganze Kasperltheater wackelte.
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