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GROSSE DENKER
EINBAND UND BUCHAUSSTATTUNG VON PROFESSOR GEORG BELWE DRUCK DER SPAMERSCHEN BUCHDRUCKEREI LEIPZIG
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der Philofophie Spinozas hat der Geilt der modernen NaturwilTen*
Infdiaft
und wohl audi großartigfte Abklärung zu Welt= und Lebensanfdiauung gefunden.
feine erfte
phyfifdien
Das vornehmite
dem
Ziel,
vom
Naturwiflenfdiaft
die
Beginne der
neueren Zeit an mit wadifender Bewußtheit zußrebte, war und {heute die Feftftellung allgemeiner überall >inge.
giltiger
nodi
ift
Gesetze der
Sie betraditet deshalb die Wirklidikeit als einen großen in
inheididien
Zufammenhang,
Icgeln innigst las
und immer
meta*
einer
verbunden
ift.
in
dem
alles
mit allem nadi einfehbaren
Unverbrüdilidie Notwendigkeit beherricht
Gefdiehen, nadi ewigen ehernen Gefetzen müITen
)afeins Kreife vollenden,-
fidi
denn
diefe
alle
Dinge
ihres
Gefetze find überall und immer die
felbft immer die felbe und ihre Wirkungskraft überall Daher find die Grundfdiemata diefer Betraditung die idi gegenfeitig fordernden Kategorien der Subftanzialität und der Cau^ [lalität. Die Welt erfdieint als eine fidi ewig gleidi bleibende fubftanzielle
fdben, wie die
Natur
ane und die felbe
ift.
anheit, deren wedilelnde Modifikationen fidi ftreng caufal aus einander
>edingen.
Diefe allgemeinen caufalen Abhängigkeiten, aus denen
[individuelle
ind
fidi alles
Gefdiehen zufammenfetzt, heißt es rational zu durdidringen
womöglidi mathematifdi zu formulieren. Indem nun die NaturwilTen^
laft
diefe ihre caufale, mathematifdi orientierte
leidimäßig anwendet, verlieren für
fie
Methode auf
alle
Dinge
die mannigfadien Wertabftufungen,
Wie wir aus den BedürfnilFen des Lebens heraus und vermöge altehrwür^ an ihnen wahrzunehmen glauben, ihren gegenftänd^ werden zu etwas bloß fubjektivem,- und fo wenig ie im eigendidien Sinne gibt es nodi metaphorifdi ein abfolutes oben [oder unten. Dies gilt zumal für den Menfdien: feine bevorzugte Sonder^ [ficllung, die ihn in der Natur gleidifam zu einem Staat im Staate gemadit hatte, hört auf/ er finkt herab zu einem Ding unter Dingen, das wie alle [diger Überlieferungen
iAcn Charakter,
fie
andern den allgemeinen Regeln der Natur unterworfen differenz der NaturwilTenfdiaft gegen die [die
folgeriditige
und
ausfdiließlidie
Werte,
ift.
Und
diefe In»
die nidits anderes
ift,
als
Durdiführung des Caufalgedankens,
Verbannung der Teleologie: es läßt fidi in der Natur Rangordnung antreffen/ weder ift der Menlch Ziel id Sinn der Natur, nodi ift ihr Tun überhaupt zielftrebig und planvoll/ ic kennt keine Zwed<e/ in der toten Materie, im organifdien Leben und ^deutet zugleidi die
[einerlei teleologifdie
den Tätigkeiten des Geiftes, allenthalben zeigt [cttcn •i
von Urfadien und Wirkungen. Unter
dem Mangel verfteht,
nidit
Denker U.
—
Zwed^es und Sinnes der Welt und der NaturwilTenfdiaft -- ift es, wie fidi von
möglidi,
[Werttheorie zu begründen. Oroflc
uns nur lüd^enlofe
Vorausfetzungen
eines aufweisbaren
der Wertgleidigiltigkeit ilbft
fie
foldien
eine Ethik in der
Die auf
Form
naturaliftifdier
einer objectiven
oder
fpeziell
natur-
Spinoza
wiflenfAaftlidier Bafis aufgebauten Sittenlehren
zumeift minder klarem Bewußtfein
Betraditungsweife
fidi
die
von dem
Aufgabe
haben darum
in
mehr oder
fubjektiven EinlHiIag in ihre
gewifle im natürlidien
geftellt,
CaufaU
verlaufe des menfdiiidien Lebens befonders deudidi ausgeprägte Riditungen zunädift rein ideal zu
Ende zu
um
denken,
dann
gegen das die caufale Reihe zu convergieren
zu empfehlen und moralifdie
weder zum
So
abzuleiten.
Utilitarismus,
Luft der Unluft vorziehen,
oder der Gefamtheit biologifdie Ethik die
als natürlidies Ideal
Regeln zu feiner Verwirklidiung daraus
tedinilche
Gebote
diefes ideale Endglied,
fdieint,
indem
als
gelangt die naturaliftifdie Ethik ent^
von der Tatfadie ausgeht, daß wir
fie
die
und daraufhin das größte Glüd^ des Einzelnen
dem Handeln zum
Ziele
fetzt,
oder
ungehemmte Entfaltung und
der natürlidien Lebenskraft, oder aber
fieht,
fie
fie
verkündet
als
mögiidifte Steigerung
Geftalt
in ihrer edelften
humane Ethik, den Sinn des Menfdienlebens in der Kultivierung und Erhöhung fpecififcb menlchlidier Anlagen, wie etwa der Erkenntnis, Mit
als
Anfdiauungen verbindet
foldien
vorhanden,
lidi
als theoretilHi
fidi
dann
bewundernde Zuneigung zur Natur, zu ihren einzelnen Erfdieinungen, fofern
gern
fdiließlidi
ausgefprodien
—
öfter tatfädi^
und
im Ganzen fowohl wie zu
ihr
fidi in
—
eine innig verehrende
diefen das allgemeine
Wefen
der Natur wiederholt und offenbart.
Alle diefe 'Lxigz finden wir
in hödifter Klarheit
und unverwifdit durdi
andersgeriditete Linien im Syfteme Spinozas wieder.
Während
bei
den
beiden andern großen Syftematikern des 17. Jahrhunderts, bei Descartes
und
Leibniz, die NaturwiiTenfdiaft nur einen
aber eben dodi nur
Einen Faktor
zwar
hödift bedeutfamen,
während von ihrer
ihrer WeltauffalTung ausmadit,
bei Descartes das ftolze Bewußtfein der freien Perfönlidikeit
Überlegenheit über die Natur, bei Leibniz das ftarke Gefühl für die teleologifdie
Harmonie des Univerfums dem
reinen Geifte des Naturalismus
Widerftand entgegenfetzen, gibt Spinoza fidi ihm ganz ge* Die Kategorien der Subftanzialität und der Caufalität find in rüdifiditslos confequenter einfeitiger Ausbildung die beftimmenden Formen erfolgreidien
fangen.
Weltgebäudes. Für die Freiheit des Willens ift ihm kein Platz und mit den fdiärfften Waffen bekämpft er die Teleologie
feiner Konftruktion des
bei
zu gunften der Alleinherrfdiaft der medianifdien Caufalität. Den Wert« unterfdiieden von
Gut und Sdiledit, Verdienft und Verbredien, Ordnung und
Verwirrung, Sdiönheit und Häßlidikeit ufw. entzieht er mit unbekümmerter
Hand
und
alle Objektivität,
er ebenfo betraditen, als
die menfchlidien
wenn, wie
fein
Handlungen und Triebe
bekanntes
Wort
will
Unter«
lautet, die
fudiung es mit Linien Flädien und Körpern zu tun hätte. Seine Moral« philofophie aber, die
fidi
legung wohl bewußt
ihrer fubjektiven, anthropologifdi bedingten
ift,
vereinigt in genialer
Weife
Grund« Typen
die genannten
P!
Spinoza
gewiflermaßen über
Syftem
fidi
dann
zuletzt,
hinaus vollendend, einen das ganze
verklärenden myftifdien Abfchiuß zu geben.
religiös
Begriftlidi hat
Spinoza feine Lehre im Anicliluß an den Cartefianismus
und aus diefem heraus feit
felbft
fie
um
und humanen Ethik,
utilitariltifchen, biologifdien
der
diefe
entwid^elt. Descartes hatte
zum
erften
Male wieder
der Blüte der Sdiolaftik ein umfallendes, philofophifdies Syftem auf^
geftellt,
das zugleidi die mittelalterlidien Denkerieiftungen an Originalität
urfprünglidier Beziehung zu den
und
Dingen
unendlidi überragte.
felbft
diriftlidie Bewußtfein von der für fidi feienden und ihrer AbgefdiloITenheit gegen die Natur fidi ver*' bunden mit der modernen AuffalTung diefer Natur als eines fidi felbft ge* nügenden mathematifch^^medianifdien Zufammenhanges rein quantitativ beftimmter Körper, und beide Gedanken hatten fidi aneinander zu der
In diefem
Syftem hatte das
Innerlidikeit der Seele
zugefpitzteften
Formulierung
Das Ergebnis war
gefteigert, die fie bis
ein radikaler
dahin erhalten hatten.
Dualismus zwifdien
geiftigen
und körper*
Grunddiarakter der ganzen gefdhaflPenen Welt,- und
lidien
Subftanzen
diefer
Dualismus fand feinen
als
deutlidiften
Ausdrudi
darin,
daß Descartes
Sdiwierigkeiten hatte, einerfeits für die erkennende Seele überhaupt das
Dafein der Körperwelt zu beweifen, und andererfeits wiederum innerhalb
Körperwelt die dort durdi die Tatfadien bewiefene Wirkfamkeit der
diefer
Seele verftändlidi zu madien.
der beiden Subftanzenreidie iidi
fo
Form
ift
An
diefen problemfdi wangern
Dualismus
Spinoza herangetreten und hat ihn anfängt
gut wie übernommen, dann aber umgeftaltet und in diefer neuen zugleidi zu erhalten
und aufzuheben
gefudit in die
ihm eigentümlidie
Gedankenbildung eines pantheiftifdi^naturaliftifdien Monismus. Als das die cartefianifdien Begriffe in Fluß bringende
Motiv
wirkte dabei in ihm die Lehre der neuplatonifdien Myftik, die ihm durdi die jüdifdien Religionsphilofophen des Mittelalters Iah zuerft
und durdi
die
Kabba*
nahe gebradit war, und die weiterhin ohne Zweifef durdi die
Giordano gewonnen hatte, und zwar
neoplatonifierenden italienifdien Naturphilofophen, allen voran
Bruno, von neuem bedeutenden Einfluß auf ihn
der beftimmten Riditung einer Verfdimelzung des myfti^
hier
fdion
(dien
Gefühles mit der Vorftellung der AlUNatur, Im wefendidien
in
fpinoziftifdie
Syftem
nidits anderes, als die gedanklidie
pantheiftifdi^^myftifdien
nismus.
Daneben
andern Seiten
:
fo
Grundempfindens durdi
ift
das
Fundierung des
die Begriffe des Cartefia*
Einwirkungen von und zumal der antike
fehlen natürlidi nidit mannigfadie
haben
z.
B. die jüngere Sdiolaftik
Stoicismus, wie ihn Juftus Lipfius erneuert hatte, in der Lehre Spinozas
Bacon hat Spinoza, wenn audi zumeift Zuftimmung, gelefen, und der Anregung von Thomas Hobbes, dem großen Vorläufer des modernen Pofitivismus, verdankte er die Möglidi* deutlidie
nidit mit
Spuren
hinterlaffen/ audi
Spinoza
Affektenpfydiologie und Reditstheorie den Grundbegriffen feiner
keit, feine
Lehre aufs engfte anzufdiließen. Aber die ihm zum innigen lebnis
gewordene Gottesfdiau der Myftiker und
religiöfen
Philofophie Descartes find dodi eigentlidi die großen Tatfadien im
wid^lungsgange Spinozas/ feine Denkarbeit hat
Er=
die Bekanntfdiaft mit der
in der
Ent*
Hauptfadie darin
beltanden, diefe beiden Traditionen miteinander ins Einvernehmen zu fetzen.
Diefe Ausgleidiung hat er nun aber gewiß nidit
in
der äußerlidien Weife
eines bloßen Synkretiften vollzogen, fondern er hat dabei eine
ganz außer-
und eine ftaunenswerte begriffErfindungsgabe bewiefen. Der Eindrud der großen logilchen Konfe-
ordentliche Kraft vereinheitlidiender Logik lidie
quenz, den das
Syßem
immer einwandfreien
Spinozas madit, beruht nidit fo fehr auf der nidit
Sdilüffigkeit der einzelnen
Beweisgänge und Ablei-
tungen, als vielmehr in der fühlbaren Ausgeriditetheit aller verwendeten Begriffe
aufeinander:
wie der Optiker
feine Gläfer,
hat der Philofoph
und wieder zureditgefdiliffen, um fie aufs Haar zu einander paffend zu madien, und mag er dies audi nidit überall erreidit feine Begriffe wieder
haben, fo
ift
die dadurdi herbeigeführte fyftematifdie Einheit feiner Phi-
lofophie dodi fo ftreng
Wirkung auszuüben.
und
feft,
bei diefer Herkunft aus der logifdien in
daß
fie
nidit verfehlen kann, die mäditigfte
Andererfeits mangelt feinem
wenn audi nodi
Werke
allerdings,
was
fo geiftreidi ausgeführten
Durdidringung gegebener Vorausfetzungen wohl
begreiflidi
ift,
etwas das urfprünglidie philofophifdie Leben, wie es uns bei Descartes
und Kant in jeder
fo frifdi
anweht und wie es vor Wir bewegen uns
Zeile atmen.
allen die Sdiriften Piatons faft
hier in einer abftrakteren
At-
mofphäre, wir befinden uns den ewigen philofophifdien Problemen nidit
von Angefidit zu Angefidit gegenüber, wie wenn wir uns Führung der genannten großen Denker anvertrauen. Descartes läßt uns etwa die Frage nadi dem Verhältnis von Leib und Seele zuerft ganz allgemein in ihrer bleibenden Bedeutung und vollen Sdiwere empfinden, ehe wir feine eigene befondere Antwort darauf in Erwägung zu ziehen haben. Spinoza gibt uns nur rein doktrinal feine Theorie, und fehen wir näher zu, fo nimmt er die Frage ohne weiteres von Descartes auf, ja im Grunde ftellt er fie fich gar nidit: ihm kommt es nur darauf an, die im groben Umriß von ihm akzeptierten cartefianifdien Begriffe der Seele und des Körpers mit den fundamentalen Begriffen und Tendenzen feines Sy^ fo unmittelbar
der
ftems in genauefte Übereinftimmung zu bringen,- aber diefe völlig hiftorifdi
Dinge felbft entftandene und uns Aufgabe löft er in der überrafdiendften Weife durdi die jedenfalls fehr ingeniöfe und nodi heute bedeutende Anhänger zählende Theorie des pfydiophyfifdien Parallelismus. So ift bei Spinoza
bedingte, nidit aus der Betraditung der
daher
gleidigiltig laffende
eigendidi nirgends die Problemftellung intereffant, wenigftens nidit in der
h
1
Spinoza
Form,
in
der
fie
ihn wirklich befchäftigt hat,-
gegen feine Problemlöfungen, Diefe bilden fantes
um
da*
fo interelTanter find
in ihrer
Gefamtheit ein impo-
Lehrgebäude von ruhig klarer Ardiitektur, das
fo fehr
den Eindrud^
des Fertigen madit, daß wir uns unmittelbar gar nidit gedrungen fühlen, nadi feiner Entltehungsgefdiidite
zu
forfdien. Infofern
iit
Spinoza
in
der Tat wohl
Dogmatismus zu nennen: der kritilHie Bewegungen eines Denkers Sdiritt für Sdiritt teil zu nehmen, fehlt ihm gänzlidi/ aber fein fynthetifdies Vermögen iit in bewunderungswürdiger Stärke entwid^elt. Eine Periode der Philofophie mit neufdiöpferifdier Kraft zu eröffnen, gleidifam ab owo anzufangen, wie es Descartes getan hatte, delTen Begabung Kritik und der hervorragendfte Vertreter des
Grübelfinn, der uns auffordert, an den inneren
fynthetifdie Produktivität aufs glüd^Iidifte in fidi vereinigte, hätte
wohl
nidit
(tern, die
vermodit.
Wie
Ariftoteles oder
verknüpfen und vollenden.
Meifter und hat er Unvergänglidies nidit
geringem
Maße
die befondere
Hegel gehört
Darin
geleiftet.
Gunft
freilidi
Aber
ift
es
er
Spinoza
zu den Gei*
er wahrhaft ein
war dodi audi in Voraus^
feiner gefdiidididien
fetzungen, die ihn befähigte, ein Syftem zu geftalten, das, fo veraltet es
audi im Einzelnen fein mag, als Ganzes immer zu den großen
Typen
Weltanfdiauung gehören wird. Indem er mit der einzig dem Urquell
alles
Descartes fidi
göttlidien
Seins in Liebe zugewandten Seele des Myftikers das von
in die
aneignete,
und zu
der
reinfter
aufgenommene naturwilTenfdiaftlidie Denken ihm möglidi, diefes ungehindert fidi auswirken
Philofophie
wurde
es
Objektivierung gelangen zu laden. Die
ßigen Anwendbarkeit auf
in ihrer
gleidimä*
Großes und Kleines, Hohes und Niedriges
fidi
erweifende nüditerne Gleidigiltigkeit der naturwilTenfdiaftlidien Betraditung
gegen die Werte und Wertgegenfätze innige myftifdie
in
der Welt,
Gefühl widerfpredien einander
und das warme und
nidit.
Denn
für das
Ge^
heben fidi die Dinge nadi ihren befonderen BefdiafFen* von einander ab/ erkennt er dodi in ihnen allen nur das eine fie durdiftrömende und tragende göttlidie Wefen, in dem ihm jed* weder Wert befdilollen liegt, und dem er feine ganze Liebe weiht. Man wird daher fogar fagen dürfen, daß das myftifdie Gefühl, das alle Dinge aus gleidier Nähe umfaßt, die geeignetfte Gemütsftimmung war, um aus fidi den Wagemut entftehen zu lafien, alle Dinge ohne Ausnahme und Unterfdiied und ohne Refpekt vor den traditionellen Wertungen und Wert* abftufungen der naturwilTenfdiaftlidien Methodik Untertan zu madien. Aus fühl des Myftikers
heitcn gar nidit
feinem intenfiven religiös^myftifdien Fühlen hat Spinoza die Kraft gefogen
zu feinen rüd^fiditslofen begrifflidien Konftruktionen, zu feiner Lehre von der einen ohne Verftand und Willen wirkenden Subftanz und zu feiner, nadi geometrifdier Lcidenfdiaften.
Art kühl ausgeführten Abhandlung der menfdilidien die Myftik von Alters her fidi gern zu der nüditern*
Wie
Spinoza
und
ften
kälteften aller Wiflenfciiaften, der
durdi Spinoza den an
fo
fidi
Mathematik,
gefeilt, lo
turalismus in ihrem feierlidien Glänze erltrahlen laden. allein in
hat
fie
Na^
grauen und kimmerifdien medianiftifdien
und
Sie zuerft
der neueren Zeit hat diefem Naturalismus die Fähigkeiten eines
und kühnen Denkers zur Verfügung und großartigfte Form gefdienkt.
wirklidi großen
und ihm
geftellt,
fo
feine tieffinniglte
Wenn ihrer
Spinozas Philofophie dem, der
Satz für Satz durdiläuft, bei
fie
mandimal geklügelt fdieinenden Logicität und ihrem zu
Itarren
eigner fragender Überlegung nidit anregenden Doktrinarismus einen un^
lebendigen Eindrud^ madit, fo verfdiwindet diefer Eindrud^ für den, der
im ganzen
fie
ihres
überfcliaut
dann
:
fpridit
Urhebers und wir empfinden
aus ihr deutlidi die lebendige Seele
die heiße aber in
Lidite leuditende Glut des myftifdien Gefühles, aus
Spinoza
retifdien InterelTe her
Denkens
Veranlagung dodi
bei aller theoretifdien
ift
Das
zur Philofophie gelangt.
ruhigem und mildem
dem nidit
fie
geboren
vom
innerlidifte
Motiv
feines
die ethifdi^religiöfe Sehnfudit nadi der hödilten Seligkeit
ift
ift.
rein theo-
im
Genuße des hödiften Gutes. Die hödifte Seligkeit hat er zwar im Erkennen und in der Liebe des Erkennenden zu feinem Gegenftande, der göttlidien AII^Natur, erreidit, aber diefe feine Erkenntnisfreude ift nidit fo naiv und wie etwa bei Descartes/
urfprünglidi,
in ihr gelangt ein tiefer gelegener
quälender Drang zur Befriedigung. Mit Redit hat Jacobi von Spinoza gefagt: »eine foldie
wie
Ruhe
Kopf
gefdiaffen hatte,
haben«. Die Vollkommenheit diefer kunft.
Aber
fie
wird an einem
gnügen Ift
Itets
finden.
daher
verrät
fie
uns dodi audi
wenn immer neue
es ertragen,
fein
Himmel im Verftande, mögen wenige gekoftet Befriedigung verdedit uns ihre Her^
des Geiftes, einen foldien
diefer helle reine
fidi
ethifdie
war
—
befonderes Ver-
Natur und dabei
ihm nur der Verfudi Genüge tun,
das damals das fyftematifdi vollendete Welt^
Form
nadi in endgültiger Weife
zu verwirklidien,
danadi feinen Ort und
ftimmen zu
fo weift
heit feiner Lehre, die nidits
leidit ein
theoretifdi geftimmte
wenigftens der allgemeinen
um fidi können. Und
kann
Streben aber braudit ein rundes klares Wiflen.
Träger eine zugleidi
das Ideal der WilTenfdiaft bild
ein bloß theoretifdier Geilt
erneuerten Frage- Antwortfpiel
Das
eine Perfönlidikeit großen Stils, fo wird
^
:
ungelöfte Probleme emportaudien, ja er
fein Ziel zuverläffig
be-
gerade die Fertigkeit und Abgefdilofien^
zu fragen übrig
läßt,
ebenfo wie ihre
fiditlidi
ethifdie Orientation darauf hin, daß Spinoza ihrer moralifdi bedurfte, daß
die Ruhe feines Geiftes eine im Kampfe mit der Leidenfdiaft erworbene Ruhe war. In feinem äußeren Leben ift diefer Kampf indelTen kaum wahrnehmbar geworden. Er hat ihn ftill in feinem Herzen ausgekämpft und die Welt hat nur die hohe Sidierheit des Sieges erblidt. Aber Zeuge
dafür,
8
daß er ftattgefunden hat,
find
feine
ganz auf den Widerftreit
Spinoza
der Vernunft und
Zwilchen
SelbftbekenntnilTe in
den Affekten aufgebaute Ethik und die
der Einleitung zu feinem Traktat über die Ver*
Zwar
belferung des Verbandes.
vom
gemeinen Riditung der damaligen follen
fondern die typifdie
fdiildern/
dod\
fein inneres
ilt
Dort
es zweifellos
Wefen
die Einleitung in
fittlidie
und
feiner Etfiik der all*
Stoicismus beeinflußten Zeit, und
die Selbltbekenntnifle nidit eigendidi feine
lebniffe,
hat.
im Plan
folgt er
ganz individuellen Er-
Entwid^Iung des Menfdien überliaupt
von felblt, daß in beidem zu Tage tritt, und daß befonders
verftetit fidi
felbft diarakteriftifdi
den Traktat uns audi hödift perfönlidies zu beriditen
erzälilt er
uns
bewegter Sdiilderung, wie er zu der fdimerz*
in
und Niditigkeit der gewölinlidien Inhalte und Strebens, als da find Sinnenglüd^, Reiditum und Ehre, gelangt fei, wie er fidi dann in feiner Verzweiflung auf die Sudie nadi einem editen und wahren Gute begeben habe, das das Gemüt ganz und gar erfülle und auf ewig befriedige, und wie er nadi mandien Anfeditungen und Irrungen dies hödifte Gut und mit ihm das Heil feiner lidien Einfidit in die Unfidierheit
menfdilidien Lebens
Seele endlidi gefunden habe: in der »Erkenntnis der Einheit der Seele mit der ganzen Natur«.
Barudi de Spinoza iß willen die
Heimat Spanien
Amßerdam
Sohn
als
verlaflen hatten,
geboren worden.
Rabbiner beftimmt,
Denken bald
nahm
jüdifdier Eltern, die
Anfänglidi
er in feinem
eine fo felbftändige
fidi
am
um
ihres
Glaubens
November 1632 in zum Kaufmann, dann zum 24.
früh mäditig entwidelnden
und von der
eifriglt
gehüteten religiöfen
Tradition, innerhalb deren er lebte, fo abweidiende Riditung, daß die jüdifdie
Gemeinde
Art in ihrer Mitte nidit mehr 1656 wurde der große Bann über ihn ver* aus der Synagoge ausgeltoßen. Damit fdiied er audi aus
dulden modite:
hängt und er
ihn trotz feiner ruhigen
am
27. Juli
der Gemeinfdiaft aus, der er durdi feine Geburt angehörte, der er
aber inneriidi längft entfremdet
hatte,-
für
immer wandte
er
fidi
fidi
vom
Judentume ab und er hat von der Zeit an fogar jeden Umgang mit feinen StammesgenoITen gemieden. Zum Chriftentum ift er nidit übergetreten, und wenn er fidi Benedictus nannte, fo hat er feinen Vornamen nur nadi der Sitte der Zeit ins Lateinifdie überfetzt. fidi
In feinen Anfiditen fühlte er
allerdings der fehr freien proteltantifdien Sekte der Kollegianten
ftchcnd, bei der er verkehrte
erwarb: mit ihnen fah er der göttlidien Weisheit CT ab:
in
und
daß Gott Menfdi,
und unter deren Mitgliedern
dem
fidi
nahe-
Freunde
Geifte Chrifti die reinfte Offenbarung
Liebe.
alfo die
er
Aber
Subftanz
Dogmen lehnte Modus geworden fei, erfdiien
die diriftlidien
ihm ebenfo ungereimt, wie wenn jemand fagen wollte, »der Kreis habe
Spinoza
Natur des Quadrates angenommen.« So hat er keine pofitive Religion er, der »gotttrunkene« Mann, in feiner ruhigen Vorurteilslofig:» keit dem Zeitalter, dem er angehörte, um Jahrhunderte vorauseilend. Nadi feiner Verbannung hat Spinoza, ganz auf fidi allein angewiefen, an ver* die
bekannt,
fdiiedenen Orten ein zurückgezogenes, den Studien gewidmetes
Leben ge-
Seinen Unterhalt verdiente er vornehmlidi durdi Erteilung von
führt.
Privatunterridit, z. T. audi durdi das Sdileifen optifdier Gläfer,
eine Lieblingsbefdiäftigung modern-naturwilFenfchaftlich gebildeter die unter
andern audi Descartes gelegentlidi betrieben
damals
Männer,
Später fetzte
hatte.
Jan de Witt ihm eine kleine Staatspenfion aus, die feinen befdieidenen BedürfniiTen genügte.
So
lebte er, »mit
wenigem
zufrieden«,
und nur zur
Anfdiaffung wertvoller Büdier hat er größere Aufwendungen gemadit.
Im Jahre 1660
verließ er feine
Dorfe Rijnsburg lidien
bei Leiden,
Vaterßadt Amfterdam und zog nadi dem
um
fidi
dort ungeftörter feinen wilTenfdiaft-
Arbeiten hingeben zu können. Dort hat er wohl den erften nodi
rohen Entwurf feiner Philofophie niedergefdirieben und ihn dann
fehr
unter feinen Amfterdamer Freunden zirkulieren lalTen: den fogenannten
Tractatus brevis.
Er wollte
ihn bald
zum Druck fertigftellen und zufammen Bei der AbfalTung
mit einer methodologifchen Einleitung herausgeben. diefer Einleitung, die
emendatione erhalten geometrifche
Form zu
uns ift,
als
kam
kleiden
das Fragment des Tractatus de intellectus es
ihm aber
und
in
den Sinn,
fein
Syftem
in die
fo unterblieb die VeröfFentliciiung einft-
Äußere VeranlalTung bewirkte es, daß er damals eine zu Lehr* zwecken von ihm ausgeführte geometrifdie Darftellung des Inhalts der weilen.
beiden erßen Büciier der cartefianifchen Prinzipien erfcheinen
ließ
nebß
einem aus dem gleichen Grunde verfaßten Anhang, der unter dem Titel Cogitata Metaphyfica die Grundbegriffe der Ontologie der cartefianifchen Neufcholaftik aus erläutert.
vom Standpunkt
Diefe Schrift
war
es, die
ihm im Jahre 1673 einen ehrenvollen Ruf an die Univerfität Heidelberg verfchaffte, den er jedoch, um fich die für feine wilFenfchaftliche Tätigkeit unentbehrliche
fie
fitz
»nicht
Ruhe zu
erhalten, ablehnte
:
die Freiheit des Philofophierens
worden, doch erwartete man von ihm, daß er mißbrauchen werde.« Im Jahre 1663 verlegte er feinen Wohn*
war ihm zwar
zugefichert
nadi Voorburg beim Haag. Dort
gewann
er
fich
die Freundfchaft des
leitenden holländifchen Staatsmannes, des großen Jan de Witt.
Als deren
Frucht haben wir den Tractatus theologico^politicus zu betrachten. Diefer follte
der Regierung de Witts in ihren
Kämpfen
mit der herrfchfüditigen
zu Hilfe kommen. Aber das urfprünglich nur Tendenzichrift geplante Werk wuchs fich aus zu einer groß-
calviniftifchen Geiftlichkeit als politifdie
artigen Verteidigung
gegen die
10
Anmaßung
der
Denk* und Glaubensfreiheit im freien Staate und von ihr Füg*
einer die Obrigkeit befehdenden
Spinoza
famkeit verlangenden KirAe,
Unterfudiung der
Das Merkwürdiglte
literarifdien
als einer der erften auf diefes die
wandte, wobei er
genommen
Er
hat.
dem Budi
ift
der er
der modernen Bibelkritik vorweg*
der Hauptfadie auf den
in
fidi
Spinozas in
Grundfätze der ftrengen Wiflenfdiaft an*
viele ErgebnilTe (teilt
in
Herkunft des Alten Teltaments,
Boden
feiner
Weltanfchauung, dodi verfchweigt er feine radikalften Lehren und paßt fidi
audi im Ausdrud^ möglidift den damals landläufigen Anfdiauungen
an, nidit
aus Furdit, fondern
um
Zwed^es
ihres
um
der Verbreitung der
Sdirift,
die dodi
von vornherein die Im Jahr 1670 fiedelte er nadi
willen viel gelefen fein wollte, nidit
größten HindernilTe in den
Weg
zu legen.
dem Haag felber über und ließ von dort aus den theologifdi^politifdien Traktat anonym in die Welt hinausgehen, wo delTen immerhin fehr freie Anfiditen und Tendenzen alsbald Stürme der Entrüftung entfelTelten,
ohne daß indelfen der unter dem Sdiutze de Witts lebende Philofoph
Wenige
darunter zu leiden gehabt hätte.
den er
Sdiid^falsfdilag,
als reifer
Mann
Jahre fpäter traf ihn der härtefte
erfahren hat: die fdired^lidie
Er*
Freundes Jan de Witt durdi den erregten Pöbel. Er hat Ereignis nur fdiwer verwunden. Glüdlidierweife ward feine äußere
mordung dies
feines
Lage dadurdi
nidit verändert,- er blieb unbehelligt
feine Penfion.
Ruhig arbeitete
Freunden verkehrend, nur
hin
er fortab
und
verlor nidit einmal
an feinen Werken, mit wenigen
und wieder von auswärts den Befudi her*
Männer empfangend, denen fein mittlerweile entftandener großer Ruf zu Ohren gekommen war, und unter denen wir Tfdiirnhaus und Leibniz finden. Nadi und nadi hat er fo fein Syltem vollenden vorragender
können, das nunmehr den feinem Inhalt einzig gemäßen Titel Ethik er* hielt.
Er
wollte es im Jahre 1675 veröffendidien, mußte dies aber wieder
aufgeben, da auf das Gerüdit hin, daß ein neues Budi von ihm erfdieinen follte,
die
Verfudi
am
Theologen alsbald gegen ihn mobil maditen.
follte es nidit
20. Februar
Zu
einem zweiten
mehr kommen. Im Alter von 44 Jahren
1677 an der Sdiwindfudit
fanft
geftorben.
ift
Spinoza
Bald nadi
Tode gaben feine Freunde das nadigelalTene Hauptwerk, wie er ohne Angabe feines Namens heraus, zugleidi mit den Fragmenten des Tractatus politicus, eines Compendiums der hebräifdien Gram* matik, und mit einer Sammlung feiner Briefe. Von einer Algebra und feinem
gewollt,
einer ausführlidien Darftellung der Naturphilofophie, die er plante, hat fidi
nidits erhalten.
Goethe hat von der Friedensluft des Spinozismus gefprodien. Es liegt audi über Spinozas Leben eine große, faft heilige Ruhe ausgebreitet. Nur wenige EreignifTe haben darein tiefer eingreifen können, und felbft fie hatten nidit die Madit, die feines vernunftbeherrfditen
ftille
aber keineswegs kalte Gleidimäßigkeit
Wefens zu
(tören.
Spinoza gehörte zu den 11
Spinoza
willensltarken
Naturen befonderer Art,
der zuverläffigen Einfidit in das
um
die,
Gute und
Energie auszuwirken,
ihre
Seine außerordentlidie Intelligenz, deren
diefe nidits find.
und ohne
Riditige bedürfen
einfeitig fylte-
Grundzug ihm hierbei aufs glüd^Iidiße zu ftatten ihm möglidi gemadit, feine Wefensanlage zu ihrer vollen Höhe emporzuentwid^eln. Die Erkenntnis durdi drang feine ganze Per^ fönlidikeit und verlieh ihm jene innerlidifte fidiere Kraft und Überlegen^ matifdier, ja doktrinaler
kam, hat
es
heit, die alle
Zufälle des individuellen Gefdiid^s weit unter
einmal errungen, die Freiheit gewährt,
und Verftand
war
dasfelbe find, fo
Größe
raktcrs eins mit der
fidi in
Wie
Liebe der Welt wieder zuzuwenden.
und,
fidi fieht
geläuterter, lebenbejahender
nadi feiner Auffaflung Wille
die Reinheit
und Hoheit
feines
Cha*
feiner Lehre.
Spinozas Philofophie iß nadi ihrem reinften
Wefen
kein Syftem
von
Begriffen, fondern ein Erlebnis, oder vielmehr ein alle einzelnen Erleb*
und
nilTe, fidi
Dinge entzündende und
aller
Gefamtheit und gleidimäßig
feien es die geringften, in ihrer
aufnehmendes ewiges Erleben,-
fie
die fidi
ift
an der
in
Wahrnehmung
beherrfdiende myftifche Intuition des
fie
Hervorgehens der Welt aus Gott. Der rationale Erkenntniszufammen* hang, als der
Abglanz ift,
ihrer
fie
fidi
wahren
feinen
Werken
darftellt,
wohl
anleiten
und
fidi
Eigenart der fpinoziftifdien Myftik, daß
darin umfetzen.
fadilidi
Nur
ift
gerade die
Sdiauen weder
Widerfprudi
fetzt
bleibt die rationale Erkenntnis,
hinter
für die Mitteilung
als Sdiriftfteller ihrer
und
ift
litterarifdie
fie
Umwege
dodi die einzig möglidie
Fixation.
So
hat
bedienen muffen und audi wir werden
feiner Philofophie der
zu den
obwohl
ihm an Klarheit und zwingender Madit
über die Seele weit zurüde. UnterdelTen
gäbe
Das
dasfelbe ausdrüd^t, mit ihren fdiwierigen, oft große
nehmenden Deduktionen
Form
uns einen bloßen
für das myftifdie
fie
ein befonderes Inhaltsgebiet abgrenzt, nodi es in
Kategorien des Verftandes. fie
gibt
Sdiauen. Dodi kann die rationale Erkenntnis zu diefem
als ein feiiges
hödiften Wilfen
in
Geftalt, die über alle Begriffe hinaus nidits anderes
Ordnung
ihrer logifdien
in
fidi
Spinoza
der
Wieder*
Ableitungen zu folgen
haben.
Diefe unterfdieidet cartefianifdien
fidi
nun
in
einem wefentlidien Punkte von der des audi bei Spinoza wie bei Descartes
Sy ftems. Zwar gehen
und der Welt nadi ihrer phyfifdien und pfydiifdien Erwägungen über die Erkenntnis und ihre Methode vor*
der Lehre von Gott Seite allgemeine an.
Jedodi haben
fie
hier nidit die fdiwer
kenntnistheoretifdien Grundlegung.
Eine
wiegende Bedeutung einer er* mußte Spinoza vielmehr
foldie
bei näherer Betraditung faft überflüffig dünken.
12
I.
Spinoza
Allerdings bekämpft er nidit Descartes' Ausgang vom allgemeinen Zweifel und delTen Überwindung durdi die Selbft^ und Gotteserkenntnis. Aber die Löfung der Aufgabe, die Descartes fo große Mühfeligkeiten
von dem jüngeren Denker fdinell vollbradit. Darin ift Spinoza mit feinem großen Vorgänger einer Meinung: die klare und bereitet hatte,
ift
deudidie Erkenntnis Gottes befeitigt die Furdit vor einem täufdienden
Dämon von
Madit und unterbindet ein für alle Mal den Zweifel und deudidien Ideen überhaupt. Mit der Erkenntnis für ihn alles gewonnen denn nadi Spinozas kühner Denk«
hödifter
an unfern klaren Gottes aber weife
ift
ift
:
die Philofophie in ihrem
ganzen Umfang an keiner
etwas
Stelle
und ununterbrodiener Zufammenhang klarer und deudidier Ideen, der den zu Anfang gründlidi verfdieuditen Zweifel nie und nirgend wieder aufkommen läßt. Es gibt in ihr keinen Hiatus irrationalis, der zu erneuten Bedenken Anlaß werden könnte. Im Syfteme Descartes hatte vor allem der Beweis für die Realität der Außenwelt anderes, als ein vollftändiger
nodi einmal einen foldien Hiatus zu überbrüd^en gehabt.
Von
der Selbft«
gewißheit des Geiftes, von der Erkenntnis Gottes und der durdi
gründeten Zuverfidit
die klaren
in
fie
be«
und deudidien Ideen aus war
für
Descartes die Exiftenz der Körper nidit mit logifdier Notwendigkeit zu demonftrieren gewefen.
Den Glauben an
fie
feiner fidiern
bafierte er
dem
widerftehlidien, aber unvernünftigen Trieb,
der Geift
auf einen un« fidi
nur
kraft
Überzeugung von der Wahrhaftigkeit Gottes anvertrauen
Spinoza glaubt der Berufung auf einen foldien Trieb entraten und
dürfe.
audi hier die Forderungen der ftreng beweifenden Logik befriedigen zu
können. Gerade hatte ein es
fidi,
Zwar
in
der Irrationalität der
Hauptmotiv des
wie
diefer für
Annahme
einer
Außenwelt aber und fo begreift
cartefianifdien Zweifels geftedit,
Spinoza feinen eigendidien Stadiel verlieren mußte.
bleibt audi für ihn die eine
Vorausfetzung des Zweifels an den
dem körperlofen Fürvon der reinen Immaterialität des Bewußtfeins und aller Zuftände,- und fo kann audi er die Gewißheit der Seele von fidi
äußeren Dingen beftehen, die Vorausfetzung von fidi fein
feiner felbft
der Seele,
nidit
unmittelbar zu einer Gewißheit
vom
Dafein der räumlidien
Welt außer ihr erweitern: audi er bedarf des Weges über die Gottheit. Aber für ihn ift diefer Weg rational geebnet. Descartes dem Chriften und Vertreter der Freiheit war Gott ein aus Willkür handelndes perfönlidies Wefen, und die Erfdiaffung der Welt und der Körper daher ein der Vernunft undurdidringlidies Wunder. Spinoza fieht in Gott die wirkende alle Dinge mit verftehbarer Notwendigkeit aus fidi hervor* und mithin, wie die Seelen-, fo audi die Körperwelt. Die Realider Außendinge ergibt fidi aus der Gotteserkenntnis von felbft und
Naturkraft, die treibt tät
hört damit auf ein centrales Problem zu
fein.
Und
nidit
nur
fie,
audi
13
Spinoza
fdion vorher verliert gleidifalls die Selbftgewißheit der Seele die über-
ragende Bedeutung, die
Spinoza
feits
ihr
Descartes beigelegt hatte, fo wenig anderer-
beltreiten will,
fie
wie denn audi
er
gegen die Skeptiker
fie
Aber da die Erkenntnis der Wirkung von der Erkenntnis Urfadie abhängt und diefe einfdiließt, fo die volle klare Seibft^
geltend madit.
der
ifi:
erkenntnis ohne die Gotteserkenntnis, die
fie
madbt, nidit möglidi und enthält diefe zugleidi fetzung in
Audi
fidi.
für Descartes
war
urfädilidi verftändlidi
erit
und
als logifdie
Voraus*
ja die Gotteserkenntnis bereits
in die Seibitgewißheit der Seele eingelchmolzen.
Bei Spinoza
aber mit Itrahlendfter Klarheit hervor, und die Gewißheit von uns
wurzelt
der Erkenntnis Gottes ganz ebenfo
in
und
ift
nun
tritt fie
felbft
daher eigentlidi
von allen übrigen Dingen, die wir klar Der Gottesgedanke allein vertreibt den Zweifel, er Gewißheit, er fteht daher, alles weitere tragend und
garnidit größer, als die Gewißheit
und ift
deutlidi einfehen.
die Quelle jeder
beherrlchend, an der Spitze der Philofophie.
Es zu
ift
daher die Aufgabe des Denkens, zunädift die Erkenntnis Gottes
und dann
fidiern
die Erkenntnis aller
So
Erkenntnis abzuleiten.
fdimiegt
anderen Dinge aus der erften
die Reihe der ErkenntnilTe der
fidi
Reihe der Dinge unmittelbar an, und das Syftem der WilTenfdiaft hat nidits anderes
zu tun,
als
das Hervorgehen der
Welt aus dem
göttlidien
Urprinzip im Begriffe zu wiederholen. Durdi diefen großartigen Gedanken, der das Ideal der fyftematifdien Einheit unferes Willens in eins fetzt mit der realen Einheit des Kosmos, hat Spinoza vornehmlidi feine mäditige
Wirkung auf
die
Denker des deutfdien Idealismus ausgeübt, auf
Fidite,
auf Sdielling und auf Hegel. In zeigt
der fidi
Art der AuffalTung
Erkenntniszufammenhanges aber
diefes
Spinoza durdi und durdi
als
der
Sohn
feiner Zeit,
indem
er
deren hervorragendfte wilTenfdiaftlidie Tendenz auf ihren Gipfel führt.
war
die
Folge der modernen mathematilchen Medianik,
das bisher
faft
ganz abftrakt gebliebene mathematifdie WilTen mit der
Diefe
wiflenfdiaftlidien hatte.
Nun
der
fidi
real-
Erkenntnis zu überrafdiendfter Frudilbarkeit verbunden
fdiien
es,
als
ob die Mathematik und zumal die an
wendungsmöglidikeiten zunädift
reidifte
metrie, den SdilülTel zur
aller
So
in
Löfung
mathematifdie Disziplin, die
Welträtfel an die
Hand geben
An* Geo-
mülTe.
hatte Descartes, felbft Erfinder der analytilchen Geometrie, bereits
ganz im methodifdien Geifte der Mathematik feinen materialen
Überzeugungen gemäß
philofophiert. Indeflen bildete
die Wirklidikeit nidit die
Form
zum Gegen* wurf einer univerfalen geometrifdien Methodik zu dienen. Spinoza konnte von feinen Vorausfetzungen aus die Konfequenz in voller Schärfe gefdilolTener rationaler Einheit, die
ziehen,- er
14
konnte verfudien,
fie
geeignet gemadit hätte,
anftelle der bei
Descartes gegebenen einzelnen,
Spinoza
Gott, die Körper oder die Seele betreffenden fefteren oder loferen
De-
monftrationsketten eine einzige allumfaflende ftreng methodifdie Einheit
nadi
dem Vorbilde der Geometrie zu fetzen. Den Zufammenhang der Zufammenhang der Erkenntnifle (teilt er fidi demnadi in
Dinge, wie den
der Weife der geometrifdien Bedingtheiten vor
aus der Wefenheit Gottes
:
und folgen weiter alleDinge »wie aus der Wefenheit des Dreiedxs folgt, daß feine drei Winkel gleidi zwei Rechten find«. In feiner Anwendung der geometrifchen Methodik hält Spinoza fidi an folgen feine Eigenfdiaften
Geo^ Methode entwid^elt hatte. Methode den Vorzug gegeben, die fidi
das Beifpiel des Euklid, des großen griediifchen Syftematikers der metrie, der diefe fpeziell in der fynthetifdhen
Descartes hatte der analytifdien bei feinen eignen geometrifdien
Methode
analytifdie
ift
Bedingungen gegeben
der
fein
Arbeiten
Weg
müITen,
wenn
beantwortet werden können, indem
Diefe
fo erfolgreidi gezeigt hatte.
der Forfdiung/
fie
unterfudit, weldie
die aufgeworfenen
Fragen
follen
die ihrer allgemeinen Geftalt nadi
fie
vorfdiwebende Löfung auf die darin enthaltenen Unbekannten zergliedert.
deswegen zwed^mäßig
Sie beginnt
Löfungsbedingungen
erforderlidien
aufweifen lalfen und fort/ infofern
von
ift
Die
Definitionen,
fdireitet
fidi
die
unmittelbare Gegebenheiten
von da aus zu den
fdiwierigeren
man
Verfahren progreffiv, und
Aufgaben
darf den Gegenfatz
dem von regreffiv und progreffiv Methode geht dagegen fogleidi von den in Axiomen und Poftulaten ausgefprodienen unmittelbaren Geund
analytifdi
vcrwedifeln.
ihr
den Grundfragen, für die
bei
leidit als
fynthetifdi nidit mit
fynthetifdie
gebenheiten aus, ihrer einleuditenden Klarheit vertrauend, ohne über die
Auffindung etwas zu beriditen, und Erkenntnifie in Lehrfätzen, die aus
werden.
Sie
ift
fdiließt
hieran die complizierteren
dem Vorausgegangenen ftreng
die geeignete Darftellungsform
eines
fertigen
bewiefen
WilTens-
von allen Sdilad^en des Werdens befreit, gewilTer^ maßen monumentalifiert wird. Während dem lebendig fudienden Geifte Descartes die Wahl der analytifdien Methode audi für die Mitteilung feiner Lehre am nädiften lag und er nur einmal zur Probe den Beweis inhaltes, der in ihr,
für das Dafein
Lehre den feiner fidi
Gottes
feften
in die fynthetifdie
Form
bradite, hat Spinoza feiner
Panzer der fynthetifdien Methode angetan,
nur im Ganzen und
fo
wie es
Vollendeten beruhigenden dogmatiftifdien
Daher tritt uns feine Ethik, bewehrt mit dem Apparat von Definitionen, Axiomen, Poftulaten, Propo* Demonftrationen, Explicationen, Corollarien, Lemmaten und
Pcrfönlidikeit
entfpradi.
Icliwerfälligen
fitionen,
Sdiolien gar wunderlidi entgegen, aber eben dadurdi mit fremdartigem
Reize uns an ziehend.
Der
myftifdien Intuition liegt die göttlidie Wefenheit in ihrer ganzen
Fülle unmittelbar offen vor
Augen. Die
rationale Erkenntnis
muß
die
15
Spinoza
Eigenfdiaften Gottes discurfiv aus feiner Grunddefinition vermöge weiterer
und allgemeiner Grundfätze
BegrifFserklärungen iit
allmählig ableiten.
nadi diefer Definition »das unbedingt unendlidie Wefen,
d. h, die
Gott
Sub^
ßanz, die aus unendlidi vielen Attributen befteht, deren jedes ewige und unendlidie Wefenheit ausdrüd^t«. Die hierin liegende AuffalTung Gottes als einer
Subftanz
Theologie
ift
Spinoza
kühne Folgerung, indem
fondern beherrfdit die
zieht aus ihr eine
daß Gott
fei,
er behauptet,
in
allen
Modi
weiter find als verfdiiedene Zuftände, Affektionen oder
Durdi
(tanz.
diefe
der Pantheismus
erft
Lehre von der auf die
worden, und Spinoza hat den
Namen
fidi
Höhe dank
einen
vollfter begrifflidier Sdiärfe
ihrer für alle Zeiten das
fikation der grifflidi
und durdi
ift,
fidi
begriffen wird«.
erften,
ift
erhoben
diefe
fie
fdiaffene Subftanzen,
eben
einfadi gegeben.
nidit
find.
Sub^
finnwidrig gelten, weil ge^
als gefdiafPene, nidit
Wahrheit gar keine Subftanzen daß Gott
als
ift,
alfo zugleidi be^
die cartefianifdie Unterfdieidung der ungefdiaffenen
gefdiaffenen Subftanzen
ohne
das
durdi diefe Identi^
dem in fidi Beruhenden und dem weder real nodi ideal Abhängigen
von den
gelehrt,
Sie
ift
Anredit auf
entwid^elt
wonadi
Subftanz mit
Denn nun muß ftanz
Er
eines großen Metaphyfikers erworben.
in fidi
der Sub^
Weltfubftanz
göttlidien
Sdiwierigkeit aus feiner Definition der Subftanz,
»was
ganz neue
daß Gott die einzige Subftanz Dingen als das fie tragende fubftan^ Wefen lebe und webe, und daß diefe Dinge felbft daher nidits
überhaupt tielle
nidit eigentümlidi,
Aber Spinoza
Ariltoteles.
feit
unabhängig und
alfo in
Hatte Descartes mit der Sdiolaftik
nur die Welt gefdiafFen habe, fondern daß audi
die Erhaltung der einmal gefdiaffenen
einer beftändigen
Neufdiöpfung
gleidikomme, mithin alfo die Welt eigentlidi nie zu wirklidier Unabhängig* keit gelange,
fo
wird die Sdiöpfung und Erhaltung bei Spinoza
ewigen Enthaltenfein
zum
Dinge in Gott. Die Dinge entfernen fidi von Gott gar nidit fo weit, um ihm mit irgendweldier Selbftändigkeit gegenübertreten zu können,- fie bleiben in Gott und Gott in ihnen als die ein* zig wirklidie ihnen allen real gemeinfame Subftanz. Gott und Welt find und bleiben von Ewigkeit und in Ewigkeit eine ungetrennte Einheit, in der Gott zwar die caufale Priorität zukommt, aber fo, daß er die in* bleibende Urfadie der Dinge ift, die diefe niemals aus fidi endäßt, fondern ewig in fidi fefthält. Und fo faßt Spinoza feine AlUEinheitslehre in den Satz zufammen: »Alles was ift, ift in Gott und nidits kann ohne Gott fein
er
oder begriffen werden.«
fie in Ift
außer feiner
16
aller
Nodi
Gott fomit die Urfadie fidi,
von dem
und diarakteriftifdier aber »Deus sive Natura.«
kürzer
der berühmten Formel aus: aller
Dinge,
fo
kennt er
er verurfadit fein könnte,- er
Wefenheit die Urfadie
ift
fpridit
feinerfeits nidits
vielmehr vermöge
feiner felbft, er exiftiert durdi fidi kraft eigener
Spinoza
unabhängiger Notwendigkeit. Spinoza gibt hier beweis
in
dem
Seine Anfidit
lierung.
dem
ontologifchen Gottes-
Begriff der causa sui eine eigentümlidi prägnante ift
Formu^
dabei die, audi Descartes geläufige, daß Gottes
Wefenheit das Merkmal der Exiftenz mathematifdi notwendig alszu fidi gehörig begründe. Wie die Wefenheit des Dreiecks der Grund dafür ilt,
daß
Winkel
feine
Grund oder
gleidi
zwei Rediten
find, fo
die Urfadie ihrer Exiftenz,
Urfadie ihrer
und
ift
die
fo
ift
Wefenheit Gottes der im wörtlidien Sinne
fie
In diefer caufalen Unabhängigkeit Gottes, in feinem
felbft.
Auffidifelbftgeßelltfein befteht ferner zugleidi feine Freiheit, die,
zeigen wird, keine Freiheit der Willkür
hemmt auswirkende diefer
fein
kann. Seine reine,
Urfädilidikeit weiterhin
Weife deduziert Spinoza
ift
feine Allmadit.
fämtfidie formalen
wie
fidi
fidi
unge^
Und
in
Beftimmungen Gottes
aus feiner Definition, wie Einzigkeit, Ewigkeit, Unveränderlidikeit,
Un*
teilbarkeit, Unendlidikeit.
Diefe letzte formale Beftimmung der Unendlidikeit
leitet
uns über zu
der materialen Befdiaffenheit Gottes, zu den Eigenfdiaften, die den Ge*» halt feiner Wefenheit
ausmadien. Spinoza bezeidinet diefe
Die
als Attribute.
Attribute find keine bloßen Beziehungsformen, wie die bis jetzt entwickele ten Prädikate,-
fie
find die inneren Qualitäten
oder Kräfte Gottes. Bilden
jene gewilTermaßen die Zeidinung der göttlicben Wefenheit, fo geben diefe die ift,
Farben, die fo
ift
die
Da
eigentlidi konkrete pofitive Qualität.
Zahl
diefer Attribute unendlicb,- es
ift
Gott unendlich
aber audi jedes ein^
von ihnen wiederum für fich unendlicb in feiner Gattung, denn die Grundcjualitäten find von einander fchlechthin verlchieden und darum kann ficii jede in ihrer Weife grenzenlos entfalten, ohne jemals in das Gebiet der andern überzugreifen: fo drückt jedes Attribut »ewige und unendliche Wefenheit aus«. Die Frage ift nun, wie diefe unendliche Fülle zueinander beziehungslofer Qualitäten und Kräfte in der Wefenheit Gottes ihre Einheit haben kann, in weldier Weife alfo die Form diefer Einheit zu denken ift. Spinoza hat anfänglich die Attribute als die erften Hervorzelne
bringungen der Subftanz angefehen,
in
denen
diefe ihre
Wefenheit zunächft
einmal nach den unendlich vielen möglichen Grundrichtungen hin umfalFend ausfpricht.
Diefe die cartefianifche Metaphyfik eigentlich nur
der AlUEinheitslehre übertragende
Pluralismus erfetzende Auffaflung hat er dann verlalTen,
dem für
fortzufchreiten.
fich
Nach
diefer
bereits die formalen
in die
Sprache
und dabei den Dualismus durch einen
nimmt
um
zu einer an*
jedes einzelne Attribut an
Beftimmungen der Gottheit
und
Anfpruch, vor
in
gilt fchon von jedem allein das ontologifche Argument für die not* wendige und urfprünglidie Exiftenz. So erfcheint Gott als die Gefamtheit
allem
der
felbft
urfprünglich realen Attribute/ doch darf er nicht
zufammenfalTender
I
Name
für deren bloße
etwa nur
als
Sammlung angefehen werden, 17
Spinoza
fondern in jedem von ihnen
Wefen
er als dasfelbe fubftanzielle
ift
enthalten oder belTer nodi: jedes Attribut
vorhandene Subltanz dar:
die eine in ihnen allen identifdi
real
Weife
feiner fpeziellen
(teilt in
die Attribute
nur verfdiiedene Ausdrucksformen oder Seins^
find nidits anderes, als
weifen der einen, felbigen und urfprünglidien Welteinheit.
Die Einzeldinge,
die bisher
überhaupt nur
als
tionen der Subltanz zu gehen hatten, erweifen
Vorausfetzung der Attributenlehre deutlidier
Modi
der einzelnen GrundquaÜtäten.
mogene
Unendlidikeit: die
Modi
nunmehr unter der oder
Modifikationen
als
Jedes Attribut
für
ift
fidi
eine ho-
entftehen dadurdi, daß innerhalb einer
Grenzen gezogen werden,
foldien Unendlidikeit
Zuftände oder Affekt
fidi
fie
find
Befdiränkungen
Das Attribut felbft ift fdiranken^ Modi find nur teilweife Bejahungen
oder Determinationen ihres Attributes, lofe
Bejahung
Wefenheit/
und eben damit audi
ihrer ift
feiner
Verneinung/
verneint es
von
ficfi,
:
teilweife
einheitliche
es
ift
Raum
alle
Befonderung
diefes Stück
und
von
aus,
fdiließt es
nur eine teilweife Bejahung der an
Wie nun
Raum
der
fich in
fidi
fich
unend-
die
unend*
der Körper zerfprengt, ohne doch darüber feine urfprünglich fo entwickelt jedes Attribut in
feiner Einheit, ein unendliches Reich einander
der und beftimmender Modi. Bei
dem Charakter fie
zugehören,
diefe verfchiedenen Reiche unter fich in
fich,
begrenzen^
gegenfeitiger Ausfcbließ^
der Attribute und bei der Definition der
fdiränkungen der Attribute, denen
daß
Raumes nur
den ganzen übrigen
Wefenheit zu verlieren,
Wahrung
lichkeit
Verneinungen, denn
B. ein Stüd^ des
Qualität der Ausdehnung.
lidie Vielheit
unter
z.
ift
darüber hinaus
nichts
liciien
fo
feine
Modi
ift
als
bloßer Be*
es jedoch unmöglich,
Berührung
treten,
um
fich
fo
zufammenhängenden Syftem höherer Ordnung zu ver^ binden. Denn alle Berührung und Beftimmung ift Begrenzung,- es kann aber ein Modus begrenzt nur werden durch einen andern Modus derfelben Natur oder Qualität,- dagegen ift nicht einzufehen, wie fich Modi ver* Ichiedener Attribute berühren und begrenzen könnten, da ihnen mit der Gleidiheit der Qualität die Bedingung zur Mögliciikeit, fich einer durdi den andern beftimmen zu lalfen, fehlt. Die Modi^Reiche, die die einzelnen zu einem
in fich
hervortreiben, wie diefe unendlich an Zahl, find ebenfo
Attribute aus
fidi
viele einander
ganz fremde Welten, zwifdien denen jede Art von WechfeU
beziehung und Einwirkung aufeinander undenkbar und unmöglidi ähnlicher
Weife etwa, wie Farbenfpiele und
unmittelbar in einander eingreifen können.
mufikalifche
So
erhebt
fich
wiederum
Frage, wie bei diefer radikalen Pluralität die Einheit der Subftanz recht erhalten lalTe,
und
fie
erhebt
wiederum beantwortet Spinoza aus der er eine
18
fich
fie
in ihrer Einfachheit
ift,
in
Klänge niemals fidi
dringender, als das erfte Mal.
die
auf*
Und
mit Hilfe der gegebenen Grundlöfung,
und Neuheit bewundernswert
geniale
Spinoza
Konfequenz
den metaphyfifdien Parallelismus der Attribute.
zieht:
Subftanz in allen Attributen eine
und
je
Modus
einem
find, fo
audi die
je ein
Modus
und diefelbe zugrunde Das heißt aber, daß
fie
die eine
Urmodusreihe
ander genau entfpredien, und daß daher jedem
Modus
Modus
andern Attributen, gemäß der
allen
in
eines Attributs mit
der Subltanz.
verfdiiedenen Modusreihen, weil
ein
die
identifdi
ift,
ihnen entfpringenden Modusreihen nidits anderes dar^
in
Urmodi
fadie Reihe der
Ift
Grund-
nur die Ausdrud^sformen der einen Subftanz
ihnen allen als eine
als die
diefe
fidi
jedem der anderen Attribute wefentlidi
in
die Attribute felbft
daß wie
ftellen,
der Weife, daß
in
muß
Gefamtheit ihrer Wirkungen hindurdi
identität der Attribute durdi die
bewähren und zwar
dielelbe, fo
Ordnung
liegende ein^ die attributiv
darftellen, ein^
eines Attributs je
in allen
Attributen
Wirkungszufammenhänge ftreng parallel geht. Alle Attribute drüdven nur die eine Welt göttlidier Wirkungen aus. Jedes handelt dabei in feiner Weife innerhalb der ihm eigentümlidien Qualität,
gleidiartigen
der
aber eines wie das andere befolgt, ohne daß hier ein Unterfdiied könnte, diefelbe
Ordnung
Diefe Ordnung, die
Spinoza
fidi
fo,
fidi in
in
fein
der Verknüpfung feiner einzelnen Zuftände.
allen Attributen gleidimäßig wiederholt, denkt
daß die Attribute zunädilt
Modi
aus
fidi
hervorgehen
und zwar nimmt er zwei Arten und foldie die mittelbar aus der abfoluten Natur ihres Attributes folgen. Daneben ftehen die endlidien Modi, die immer nur wieder aus andern endlidien Modis, alfo nur aus der fdion zur Einzelnheit modifizierten Natur ihres Attributes folgen können,
laden, die
ewig und unendlidi
unendlidier
fo
daß
fie
Modi
in
jedem Attribut eine unendlidie Reihe bilden, die
ihrerfeits in
zu den unendlidien Modis gehört.
Alle diefe
ihrer unendlidien Totalität
Modi
find in
dem
Und
dem fie entltammen, als inbleibende Wirkungen das Ganze nidit begründen, fondern vorausfetzen.
Attribut,
enthalten, als Teile die
leler
exiftieren,
an, foldie die unmittelbar
fie vereinen fidi mit den Modis aller andern Attribute, um in paraU Entwidmung mit ihnen das Wirken der einen Weltfubftanz zur Dar*
ftellung
zu bringen.
In diefer ihrer
Gefamtheit bilden
Anfdilüß an mittelalterlidie Myltiker die Einheit der Attribute als die
Vermöge wilfen wir,
der
in
daß Gott unendlidi
in fein
Syftem fidi
t
Warum
GroBe Denker n.
viele Attribute hat.
wie Spinoza im fidi
entfaltet.
Ihrer inhaltlidien
Hier nimmt Spinoza den cartefianifdien
auf, als einen Teil des
über
dem
taphyfifdien Parallelismus
aufbaut.
Natura naturans
fie,
naturata, in die
Be*
uns jedodi nur zwei unter diefen bekannt, das Den*
ken und die Ausdehnung.
Attribute, der
Natura
uns vorhandenen klaren und deutlidien Idee von Gott
fdiaffenheit nadi find
lismus
fagt, die
Dua-
umfafienden Pluralismus der
meGrundgedanken
durdi die Einheit der Subftanz und den
genügend
gefidierten monißifdien
wir nur Denken und Ausdehnung kennen, wird
fidi
19
Spinoza
Daß
weiterhin bei der Betraditung des Denkattributs ergeben.
wenn
die Quali*
gewußt werden, nur unmittelbar ge* wüßt und nidit aus Gottes Wefenheit deduziert werden können, erhellt einfadi daraus, daß fie die urfprünglidien Wefensbefdiaffenheiten Gottes darftellen, die durdi fidi felbft find und daher audi allein durdi fidi felbft begriffen werden müflen. In feiner Lehre von der Ausdehnung fdiließt fidi Spinoza im großen und ganzen an Descartes' Auffalfung der Körperwelt an,- audi für ihn täten der Attribute aber,
fie
find die Körper Raumltüd^e, die nadi den Gefetzen von Ruhe und Be* wegung, ohne daß dabei ein leeres Intervall entftehen könnte, ihren Ort wahren oder verändern, und keine andere Art des Gefdiehens, als das
medianiiche zuIalTen. Es gibt einfadiere Körper und zufammengefetztere. Die zufammengefetzten Körper oder Individuen zeidinen fidi dadurdi aus, daß ihre einfadieren Elemente nadi einer beftimmten Rege! der Bewegung und Ruhe zu einander in Beziehung ftehen: in diefer Je nadi dem Grad und der Art der Zufammengefetztheit mehr oder weniger komplizierten Regel belteht ihre Wefenheit, dergeftalt, daß diefe ihre Wefenheit audi dann erhalten bleibt, wenn die Teilkörper fidi aus dem Verbände löfen und durdi andere Körper von derfelben Natur erfetzt werden, wenn nur dabei fidi die Regel der Bewegung und Ruhe, die das Ganze beherrfdit, nidit ändert. So ilt jedes Ding in der Welt ein Individuum höherer oder niederer Ordnung, (tabilerer oder labilerer Natur: das gilt für die un* organifdien Körper wie für die Organismen,- denn audi das Leben ift ein medianiicher Vorgang, und nidit nur der Tierkörper ift ein Automat, wie
Descartes gelehrt hatte, fondern audi der menfdilidie Leib, diefer ein
freilidi
Automat von ganz befonderer Feinheit und Fähigkeit, vielerlei zu Das Individuum hödifter Ordnung ift fdiließlidi das
tun und zu leiden.
unendlidie materielle Univerfum
felbft,
deden Teile,
d, h. alle
Körper
ins-
gefamt, unendlidifadi wedifeln, ohne irgend eine Veränderung des Indi*
viduums endlidien lidien
Ganzen. Es
als
Modi,
Modi
als
ift
zugleidi ein Beifpiel für die mittelbaren
ift
eine ungeteilte
dagegen die
Raum
bewegten Körper
Zufammenhang der Körper, der end= Der unmittelbare unendlidie Modus der Bewegung und Ruhe, vermöge deren der
der unendlidie
der Ausdehnung.
Ausdehnung
fidi
in die unendlidie Vielheit
fpezifiziert.
Durdi
an
fidi
Das
fidi
aber an diefe zu verausgaben,
unberührte Einheit
fie
in
eine
vielmehr
reidigegliederte
als
übergreifende
in fidi tragend.
Auffallendfte an diefem, in feinen Einzelheiten wenig originellen
Einordnung der Ausdehnung, göttlidie Wefenheit felbft. Während
Lehrftüd^ der fpinoziftifdien Philofophie
der Materialität, als Attribut in die
20
der durdieinander
diefe Selbftfpezifikation entfaltet das
Attribut die in ihm liegende Idiöpferifdie Kraft
Welt, ohne
un^
ift
die
Spinoza
fonit die Theologie,
und
nidit blos die diriftlidie, die Räumlidikeit
Gott unbedingt fernhalten zu müden glaubte und
wo
Welt, an deren Grenze, dorthin, ja
als
fie
wir
fie
falität,
fidi
wohl am
die Gottheit
in
als
der Geißig^
aufgenommen.
Hierin
erfidididiften Spinozas myftifdie Wertungsuniver*
durdi die er vermögend wurde, die Wertgleidigiltigkeit der natur*
wiHenfdiaftlidien
Dank
diefe ins Nidits übergeht, verlegte,
Spinoza der hödiften Ehre würdig eraditet und
bei
offenbart
von
innerhalb der
felbft
das Prinzip der Negativität und des Böfen diskreditierte, finden
gleidibereditigte Eigenfdiaft
keit
fie,
Methode im Einzelnen
fo
folgeriditig
durdizuführen.
Welt
der modernen NaturwilTenfdiaft hatte die materielle
als
Er-
kenntnisobjekt eine bis dahin unerhörte Bedeutung erlangt,- das drängte
weiter dahin, daß
fie
nun audi
Wir finden diefe Anerkennung aber konnte
fie
als eine Seinspofitivität
zur Vergöttlidiung fteigern, weil
neuen naturwilfenfdiaftlidien Denkart die die überall
pantheiftifdie
nur die Seinspofitivität wertet und
nidits
fremde und
nidit
in
Spinoza
Seele mit der
in feiner
hergebradite, hauptfädilidi aus der Betraditung des
mende, der Myftik
anerkannt wurde.
bei Descartes bereits ausgefprodien.
Myftik außer
fittlidien
fidi
ihr.
verband,
Die
alt*
Lebens ftam*
Spinozas Jugendwerk nodi fpür*
bare Geringfdiätzung der Körperlidikeit mußte bei diefer Vereinigung von Medianifiik
und Myftik aufhören, und das
in ihr ftedcende, ethifdi nidit
aufgebbare Element war theoretifdi ganz neu zu
fafien.
Spinoza, wie wir fehen werden, audi diefe Aufgabe
um
löfte,
Dadurdi, daß räumte er das
und Medianismus myftifdien, nüditernen Bewunderung für den ungeheuren des körperlidien Univerfums, zu der fidi bei ihm der leidenfdiaftlidie Natur* kult der Renaifiance abgeftillt hatte, von ganzem Gemüte hingeben zu
letzte
Hindernis hinweg,
fidi
feiner
zugleidi
wilfenfdiaftlidien
können. IndelTen
ift
ihr in keiner
Spinoza kein Materialift
Weife
real
Attribut des Denkens.
abhängig
Aber
:
neben der Ausdehnung und von
fteht in
freilidi
ift
gleidier Urfprünglidikeit das
Spinoza ein Naturalift/ denn
in
Auffadung des Denkattributes und feiner Inhalte herrfdien die Kate* gorien der Materialität vor. Man kann hiftorifdi zeigen, wie Spinoza diefe feiner
feine
AuffalTung des Denkattributes aus Descartes Lehren
Verftande und
vom
Reidi der geiftigen Subftanzen
vom
vermöge
göttlidien
feines
pan*
Grundgedanknns allmählidi nadi dem Vorbild feiner zuerft fertig gewordenen Theorie der Ausdehnung geftaltet hat. Syftematifdi an* gefehen ift fie die unentfliehbare Konfequenz einesteils der Coordination der Ausdehnung mit dem Denken und zum andern der metaphyfifdien Parallelität der Attribute, In der erften Hinfidit ward die materielle Welt theiftifdien
reftlos verfelbftändigt
und
ihr
Wirken
rein
auf die eine
des Mcdianismus befdiränkt, ohne überhaupt nodi
in
ihr ureigne
irgend einer
Form
und
fei
21
Spinoza
es
vom Deismus
der äußerlidilten, etwa in der
Weife, einem
geiftigen Prinzip
unterftellt
fpäter
angenommenen
zu bleiben, Andererfeits aber
mußte kraft des metaphyfifdien Parallelismus die medianifdie Wirkungs^ form jetzt audi dem Denkattribut unweigerlidi aufgeprägt werden, fo daß Gottes Denken nur mehr als ein bloß naturhaftes Ausftrömen feiner un^ endlidien Denkkraft angefehen werden konnte. Ja Gott als dem denkenden Wefen an fidi, nodi ohne die Wirkungen, ihm als der Natura naturans, fah Spinoza
zum
fogar,
fidi
Sdired^en feines Zeitalters, genötigt, den
Verftand und den Willen, die von der Gottesidee fdiienen, abzufpredien.
Denn
bis
der göttlidie Verftand
entfaltete Denkattribut, nidit diefes
an
fidi
felbft
ift
dahin untrennbar erft
das in Ideen
und daher dem Gebiet
der Natura naturata zuzuweifen. Infofern aber die Ideen Gottes der Natura naturata zugehören, find fie Modi, die den Modis der andern Attribute nidit vorauf, fondern parallel gehen. So gibt es keinen göttlidien Verftand vor den Dingen, vielmehr wirkt Gott die Dinge zur felben Zeit,
wie
er
fie
verfteht.
Und vom
Willen
ift
Wille, wie nodi zu erklären fein wird, mit felbe
ift.
Die Folge von
all
dem
ift
das gleidie zu fagen, da der
dem Verftande
ein
und das=
die alleinige Giftigkeit der medianifdien
Natur überhaupt, in der ausgedehnten fowohl, wie in der denkenden und wie in jeder andern ihrer Geftaltungen. Von einer teleologifdien Wirkfamkeit kann nirgends die Rede fein, ebenfowenig wie von einer freien Willkühr. Beide würden eine andere Struktur des Denk* attributs und ein anderes Verhältnis zwifdien ihm und den übrigen Attri* buten notwendig madien und alfo den Grundvorausfetzungen des Syftems widerftreiten. Spinoza hat nur Spott für die Theologen und Metaphyfiker, die allenthalben die Abfiditen Gottes aufzufpüren fudien, und er preißt Caufalität in der
Mathematik, die der Menfdiheit den Weg gezeigt habe, fidi einer fo unwürdigen Vorftellung von der Wefenheit Gottes zu entledigen. Die die
und gar zu Gunften des all* von der Subftanz felbft an bis zu den endlidien das Univerfum durdidrungen von ftrengfter mathe*
Freiheit des Willens aber verwirft er ganz
gemeinen Determinismus
Modis hinunter
ift
:
matifdier Notwendigkeit.
Freiheit, als Gegenteil der Notwendigkeit,
kann man von Anerkennung der Notwendigkeit und dann bedeutet fie Notwendigkeit im Gegenfatz zur äußeren oder dem Zwange. ein ungereimter Begriff. Verftändigerweife
unter
Sinne befaß, wie wir fahen, Gott
als
die
ift
ihr nur fpredien
die innere
In diefem
causa sui die hödifte Freiheit
und vermag fidi, wie wir fehen werden, felbft der Menfdi ein gewißes davon zu erwerben. Dagegen die Freiheit der Willkühr kann Gott fdion deswegen nidit zukommen, weil er an fidi keinen Willen hat,- audi würde eine foldie zufällige Aktionsweife ihm nadi fpinoziftifther Wertung durdiaus nidit anftehen,- ihm ziemt nur unbedingte ewige Notwendigkeit.
Maß
22
Spinoza
Die Wirkfamkeit des Denkattributs befteht nun darin, daß es
Modi
Ideen oder ErkenntnilTe von allen Dingen, von Gott
ift,
als feine
Ideen hervorbringt/ und zwar, da feine Produktionskraft unendlidi
unendlichen Attributen ebenfowohl wie
und
felbft
von deren unendlidi
feinen
Modi^
vielen
Dadurdi wird das Denkattribut fozufagen zum erkennenden Spiegel der ganzen übrigen Natur, indem es objektiv, d. h, nadi IcholaltilHier fikationen.
Terminologie
in
der Geftalt der Erkenntnis, genau dasfelbe enthält, wie
denn nadi
diefe formal, d, h. als unmittelbare unreflektierte Wirklidikeit,-
dem
metaphyfifdien Parallelismus
in feiner
Anwendung auf
die Ordnung und Verknüpfung der Ideen und Verknüpfung der Dinge. Hieraus ergibt i(t
wie die Ordnung
diefelbe,
zunädilt,
fidi
das Denken
daß innerhalb
des Denkattributes die Ideen oder Objektivitäten der Attribute fcitig
ebenfo ausfdiließen, wie die formalen Attribute
fie find,
Es
außerhalb feiner es tun.
Modus
daß jeder einzelne
folgt weiter,
gegen^
fidi
deren Ideen
felbft,
des Denkens gewilTermaßen eine unendlidie Entwid^lung in die Breite hat,
indem
er die
Summe
der Ideen aller der
übrigen Attributen parallel gehen.
Modi
ift,
die
ihm
in
den zahllofen
Und audi diefe, den einzelnen Denkmodus
zufammenfetzenden, auf Modi verfdiiedener formaler Attribute fidi beziehen^»
den Ideen wilTen von einander
nidits
und
ausfdiließen. Jede Idee enthält in
fidi
butes
felbft,
weil
fie
delTen
fidi
fchließen fidi aus,
Wirkung und daher von
Modus
dann die Idee des Attributes, zu dem der wird.
So kommt
es,
wie
Objekte
ihre
nur einmal die Idee des Denkattri*
daß der Menfdi, da
feiner Qualität
gehört, der
er die Idee der
in ihr
ift,
und
erkannt
Ausdehnung
hat,
den qualitativen Gehalt keines andern Attributes kennt, nodi kennen kann, den von Ausdehnung und Denken: was vorher
als
nommen werden mußte, In
nunmehr aus
ift
als Faktum hingen Gründen eingefehcn. Spinoza von jetzt an die
feinen
der Ausgeftaltung feines Syftems läßt
übrigen Attribute beifeite und audi an das Denkattribut hält er infofern als es
lidi
fidi
Bei diefer Befdiränkung fifdien
ift
Parallelismus zwifdien
das Verhältnis des allgemeinen mctaphy*
Denken und Ausdehnung konkreter
diophyfifdier Parallelismus zu bezeidinen: mit den faltet fidi,
ledig*
fidi
auf die räumlidie Welt bezieht.
unabhängig von ihnen und dodi
Körpern
in paralleler
als
pfy*
zugleidi ent^
Ordnung,
gleidifam durdi Längsfdinitt abgegrenzter Teil der Reihe der
als ein
Denkmodi
überhaupt, die Reihe der Ideen, die die Körper zu Gegenftänden haben
und
die die ErkenntnilTe find, die
Gott von diefen hat/ zu jedem Körper
gehört eine ihn erkennende Idee, die
je
nadi der Zufammenfetzungsform
dts Körpers reidier oder einfadier, klarer oder verworrener
einem Körper
parallel
ift.
In der
gehenden, ihn erkennenden Idee befteht aber nadi
Spinozas Anfidit die Seele diefes Körpers, die Pfydie diefer Phyfis.
So nimmt Spinoza an, daß
alle
Dinge, wenn audi
in
verfdiiedenen
23
Spinoza
Graden, Materie
und
befeelt find. ift
Er
vertritt die
Anfdiauung des Pampfydiimus
nirgends ohne Geilt und Seele.
belebt die Materie nidit, wie die italienifdien Naturphilofophen gemeint
hatten, er geht ihr nur parallel in der ihrigen konformer medianifdier
wegung. Es
Waren wohl ilt
die
:
Freiiidi der Geilt durdidringt
fehlt
Be^
Spinozas Allbefeelungslehre die Poefie des Vitalismus.
für Descartes die Tiere bloße Mafdiinen, fo (chreibt
eine Seele zu, wie
dem
wie die der Tiere und
Spinoza ihnen
Menfdien,- aber audi die Seele des Menfdien
aller
andern Dinge nur fozufagen ein
»geiftiger
Automat«. Spinoza beltimmt hiernadi die menfdilidie Seele lidien
als die
Idee des menfdi*
Körpers. Unfere Selbfterkenntnis lehrt uns, daß wir die Affektionen
eines beftimmten
Körpers zu empfinden glauben, der uns
als derfelbe
durdi
unfer ganzes Leben begleitet.
Die allgemeinen metaphyfifdien Einfiditen beitätigen die Riditigkeit diefes Glaubens, indem fie ihn zugleidi als notwendig erfdieinen lallen, da ihnen zufolge jede Seele nidits anderes ift, als eine fidi auf einen beßimmten Körper beziehende Idee, die mit diefem in der Einheit eines
Es
ergibt
Urmodus
der Subltanz metaphyfifdi zufammengehört.
mithin, daß der Leib, fo wie wir ihn empfinden, wirklidi
fidi
Damit find die cartefianifdien Zweifel ohne Berufung auf einen dunkeln Drang befeitigt: die Realität des Körpers fteht feft, einmal weil das Vorhandenfein der Außenwelt überhaupt durdi die Geltung des ontologifdien Beweifes für alle Attribute und fomit audi das der Ausdehnung und weiter weil die Selbfterkenntnis mit der aus der Megewährleiftet exiltiert.
ifi:,
taphyfik fließenden Konfequenz, daß jede Seele die Idee ihres Körpers
ilt,
Die AuffalTung der menfdilidien Seele als der Idee des menfdilidien Körpers ift demnadi der Sdilüffigkeit diefer Ableitung wegen durdiaus ernft zu nehmen und von Spinoza felbft fehr ernft genommen worden: die Seele ilt nidit bloß zum Körper gehörig, fie ift audi die Er*
übereinftimmt.
kenntnis des Körpers, die Idee
von ihm im
göttlidien Verfi:ande.
Theorie des pfydiophyfifiben Parallelismus unterlcheidet
fidi
Spinozas
von den neue-
Anregung entfprungenen ähnlidien Anfiditen durdi diefes fehr Merkmal: die Modernen nehmen nur an, daß jedem körperlidien Zuftand ein feelifdier entfpridit, wobei fonlt keinerlei Verwandt* fdiaft zwifdien beiden zu beliehen braudit. Für Spinoza dagegen ilt jeder pfydiifdie Inhalt nidit nur die Begleiterfdieinung von etwas Phyfifdiem, fondern bedeutet überdies dellen, wenn audi zumeilt dunkle erkenntnis* mäßige Widergabe. Alles was unfer Seelenleben ausmadit, all unfer Den* ken. Fühlen und Wollen ift in letzter Hinfidit nidits anderes, als eine mehr oder weniger klare Erkenntnis paralleler Zuftände des Körpers. Das Wefen der Seele ift Erkenntnis und die Erkenntnislehre die Grundlage der ren feiner
wefentlidie
Pfydiologie.
24
r
Spinoza
Spinoza meint den für die Erkenntnislehre fundamentalen Wertunter* fihied von Wahr und Falfdi auf den in der Sphäre des Seins liegenden Gegenfatz von vollftändig und unvoliltändig zurüd^führen zu dürfen. die vollltändige oder adäquate Idee einer Sadie, dann haben
Haben wir
wir von ihr eine wahre, unbezweifelbar gewide Erkenntnis, die mit ihr als ihrem Gegenitande notwendigerweife genau übereinftimmt. Zweifel und Irrtum find nidits Pofitives,
denn zweifeln und
fie
irren tun
bedeuten bloß einen Mangel an Erkenntnis, wir nur da,
wo
oder inadäquat und lüd^enhaft bleiben: find
uns gegeben, fo
unfere Ideen unvollftändig
alle
fofort die volle Sidierheit der
tritt
Elemente einer Einficht Überzeugung ein. Des*
halb können wir zur hödilten Gewißheit nur gelangen,
Ganze in
der Erkenntnis ausgehen
und
zelnen Körpers
Dies
ift
ift,
die
aufs
die vollftändige Einheit aller Ideen
der Idee Gottes zu ergründen fudien.
kann die Einzelfeele, die
wenn wir
als befchränkter
Wie ift das aber möglidi? Wie Modus nur die Idee eines ein-
Gefamtidee des Univerfums
in fidi
wiederholen?
das eigendidie Hauptproblem der fpinoziftifchen Erkenntnistheorie.
Als Idee des Körpers, der zu den zufammengefetzten, ihre Teile
vielfadi
wedifelnden Individuen gehört, befteht die Seele audi ihrerfeits aus einer Fülle
von
Teilideen.
Diefe fdieinen aber
unklar und unvollftändig,
alle
Denn
der Körper befindet fidi in Dingen außer ihm und ift daher zu begreifen. Das zu leiften vermag
fozufagen verftümmelt fein zu müflen.
mannigfaltiger Wedifelwirkung mit den
nur mit diefen zugleidi vollftändig
aber allein Gottes unendlidier Verftand, Denkattributs, in
dem
alle
zufammenhängen, wie
die
d. h.
der unendlidie
Modus
des
aus diefem folgenden Ideen miteinander ebenfo
Körper
in
der materiellen Welt.
Er umfaßt
mit unferer Seele oder der Idee unferes Körpers zugleidi audh die Seelen
oder Ideen
aller
andern Körper und hat daher von allen Körpern nur
und wahre Ideen und mithin audi von dem unfrigen. Aber wenn es in Gottes unendlidiem Verftand keinen Irrtum und keine Falfch* heit geben kann, weil er alle Dinge in ihrer Gemeinfdiaft miteinander er* kennt und ihm dabei nidits fehlt, fo ift das einzelne Brudiftüdi diefes Gan* zcn voller Irrtum und Unklarheit. Und fo können wir, die Einzelwefen, die nur Teile dzs göttlidhen Verftandes find, weder von unferem eigenen Körper, nodi von den uns umgebenden Körpern, die wir nidit unmittelbar, fondern nur vermöge ihrer Einwirkungen auf unfern Körper wahrnehmen,
vollftändige
Dennodi gibt es eine Möglidi* kcit, aus diefem Meer des Irrtums aufzutaudien was nämlidi allen Dingen gcmeinfam und gleidiermaßen im Teil wie im Ganzen ift, läßt fidi nur adäquat begreifen. Denn da es durdi alle Dinge als dasfelbe hindurdigeht und überall mit feiner ungeteilten Wefenheit gegenwärtig ift, fo kann es audi überall nur ungeteilt aufgefaßt werden und die Ideen von ihm müflen
vollftändige,
wahre und
klare Ideen haben.
:
25
Spinoza
und wahr fein. Derlei Ideen find aber die Ideen von Gott, von der Suhftanz, von den Attributen des Denkens und der Ausdehnung, von den Prinzipien der Gefetzmäßigkeit alles Seins und im befondern des Denkens und der Materie. Diefe Grundideen find allen Ideen überhaupt gemeinfam und in ihnen als reale Beltandteile und Merk* mithin notwendig adäquat
male vollftändig enthalten,
Dinge
real
und
fo
wie
ihre
Gegenftände
vollftändig gegenwärtig find.
in
jedem einzelnen
Spinoza nennt
fie
daher im
Gegenfatz zu den leeren Allgemeinbegriffen <notiones universales), die die
Dinge nadi ihren äußerlidien Ähnlidikeiten
in
nur abftrakte Klaffen
fammenfaffen, die Gemeinbegriffe <notiones communes), eben weil
fie
zu-:^
das
den Dingen innerlidi gemeinfame Sein und Verhalten zum Ausdrud bringen, und weil fie deswegen allen Seelen gemeinfam find. Audi in unferer Seele muß es fonadi Gemeinbegriffe geben. Dank ihrer können wir uns ohne unfere Wefenheit zu ändern, ohne alfo aufzuhören, Idee des Körpers zu fein, über die verftümmelten Ideen erheben, die nadi der durdi
Eindrüd^e von außen entftandenen Ordnung der Wahrnehmungen verknüpft
find,
und
die
Welt
in ihrer
inneren wefenhaften
in
uns
Ordnung ge*
maß
der mathematifdien Notwendigkeit des göttlidien Wirkens zufammenhängend verftehen. Indem wir unfern Körper erkennen, erkennen wir audi Gott felbft, da der Körper eine Modifikation Gottes ift und mithin die in
ihm gegenwärtige Wefenheit Gottes vollftändig in fidi enthält. Aus der Idee Gottes aber können wir eine Unendlidikeit wahrer Folgerungen ziehen, mit ihrer Hilfe vermögen wir in Philofophie und Wiffenichaft zur heit
Wahr-
zu gelangen. Spinoza nennt nun die Ideen, die Gemeinbegriffe
ihnen fließenden
find,
und
die aus
gleidifalls vollftändigen Ideen, fofern alle diefe Teile unferer
Seele ausmadien, denVerftand. Die Ideen in uns dagegen, die die
WedifeU
Wirkung des Körpers mit andern Körpern zum Ausdrud^ bringen und die daher unvollftändig und verworren
find, bezeidinet er als die Vorftellung.
Vorftellung und Verftand find keine
für gewiffe
Weife zufammenfetzenden
redinet Spinoza die
Teilideen.
allgemeinbegriff lidie lediglidi affociative Denken,erften
Gattung.
der Seele, fondern nur
Gruppen der die Körper* Zur Vorftellung Wahrnehmungen und das bildlidie und
Sammelnamen oder Allgemeinbegriffe idee in medianifdier
Vermögen
fie ift
die Erkenntnis der
Vernunft oder Erkenntnis der zweiten Gattung
fodann heißt das fdiließende Denken, das von Gemeinbegriffen ausgehend, durdi logifdie Operationen nadi geometrifdier
und Gefetzmäßigkeiten der Dinge fidi
Methode
diskurfiv ableitet.
die
Und
Wefenheiten
darüber erhebt
Wiffen Hervorgehn der Wefenheiten
endlidi als dritte Erkenntnisgattung das myftifdi anfdiauende
(scientia intuitiva),
vermöge
deffen wir das
der Einzeldinge aus Gott und feinen Attributen ohne logifdie Zurüftungen
26
Spinoza
und iit
Umwege
dem
auf einen Blick unmittelbar gewahr werden. Die Vorltellung
Irrtum unterworfen,- der Verftand oder die Erkenntnis
der 2:weiten und dritten Gattung
ift
jedodi notwendig wahr,- denn jene be-
(teht
aus unvollftändigen, diefer aus vollftändigen Ideen.
teres
Merkmal
Spinoza
eignet der Verftandeserkenntnis
unter einer gewilTen
fagt,
Von
nitatis specie).
der zeitlidien
:
fie
Und nodi
Der
dagegen
klare Verftand
wei^
Art der Ewigkeit <sub quadam aeterDauer der Dinge, überhaupt von ihrer
Exiltenz hie et nunc können wir nur durdi die verworrene wiflen.
ein
erkennt die Dinge, wie
lehrt
uns das
Wahrnehmung
zeitlofe Enthaltenfein
der Wefenheiten und Gefetzmäßigkeiten der Dinge in Gottes Attributen
Bedeutet Ewigkeit nadi Spinozas Definition die notwendige
erkennen.
felbßurfädilidie Exiltenz,
wie
fie
ftreng
genommen
allein
Gott und Gottes
Attributen zukommt, fo haben dodi die Wefenheiten der Dinge, fofern fie
aus der Natur eines Attributes notwendig folgen und mit ihr bereits
gefetzt find, in
audi
fie
zwar
gewider Weife Anteil an diefer Exiftenz und
nidit die eigentlidie
fo befitzen
aber dodi wenigftens eine gewilTe Art
von Ewigkeit, unter der wir fie demgemäß zu begreifen haben. In diefer AuffaiFung der wahren Erkenntnis als der Erkenntnis unter einer gewilTen Art der Ewigkeit tritt einerfeits der naturwiiTenfdiaftlidie Geilt des Syltems aufs neue zutage: [(fieinungen
und
ltellung überlalfen,-
Gefetzen zu tun,
ErDort und Dann wird der bloßen Vor-
die Betraditung der partikularen Faktizität der
ihres hiftorifdien
die Wilfenfdiaft hat es allein mit
dem
als
einzig
würdigen Gegenftande
Andrerfeits leuditet aus ihr die Myftik hervor, indem
Erkenntnis die ganze Ilt
Weihe
die Seele die Idee des Körpers,
fo
muß
Spinoza hat darum
lalfen,
giltigen
Bemühungen. über die wahre
ihrer fie
des Ewigkeitsgedankens ausgießt. fidi
nun weiter
pfydiifdien Inhalten überhaupt eine erkenntnismäßige
Körper nadiweifen
den zeidos
allen
in
Beziehung auf den
feine Begriffe des Selbft^
bewußtfeins, des Willens und der Gefühle diefem Erfordernis angepaßt.
Das
Selbftbewußtfein
ift
die Idee der Seele
von
fidi
felblt,-
es fdieint
fomit eine Idee zu fein, in der nidit der Körper, fondern etwas anderes als er,
nämlidi eben die Seele, gedadit wird.
annähme
ftreitenden
Diefer mit feiner
Grund*
Konfequenz entgeht Spinoza dadurdi, daß
er
die
Idee der Seele mit der des Körpers, ja ganz allgemein die Idee der Idee
mit der Idee
Gemälde auf
felbft in eins fetzt.
einer Tafel«,
unendlidi wiederholende flexibilität.
Das
Die Idee
fie ift
ift,
und dabei dodi mit
Selbftbewußtfein
wie er
fagt,
vielmehr eine lebendige,
ift
fidi
»kein Itummes fidi in fidi felbft
identifdi bleibende
daher nur die
fidi
auf
fidi
Re*
zurüdt*
beziehende eine einheitlidie Körperidee felber, deren Totalbeziehung auf
den Körper dadurdi fomit keine folgt zugleidi,
daß es
Ausnahme
erfährt.
wirklidi klares Selbftbewußtfein
Aus
und
diefer
edite
Lehre
Gewißheit
27
Spinoza
nur bei den wahren Ideen geben kann, da Gewißheit
vom
WilTen hiernadi
»wie das Lidit die
Norm
ja nidits anderes
das WilTen
als in fidi reflektierte
i(t
und die Finfternis und des Falfdien«,
fidi felblt
ihrer felblt
als
Wahrheit:
offenbart, fo iß die
Wahrheit
Ebenfo wie das Selbftbewußtfein madit Spinoza audi den Willen zu einem
Momente
Bejahens
in
der Idee.
Hatte Descartes
Handlung des
als eine
freien
gelehrt,
daß der Akt des
Willens zur wahren Idee hinzu*
treten mülFe, damit Erkenntnis ftattfmde, fo betont Spinoza,
Idee ihre Bejahung notwendig zu
und an
fidi
hinzufordere mithin
fidi
fdion bejahte Erkenntnis
daß die wahre
fie in fidi fdiließe
Die einzelne Wollung
fei.
neben der bejahten oder verneinten Idee,
fie ift
ift
nidits
vielmehr in der Idee darin,
wahre Idee felblt, fofern diefe ihr Eigenwefen bejaht und andere Ideen von fidi verneint. Einen einheididien Willen als Vermögen der Seele erklärt demnadi Spinoza ebenfo für ein Unding, wie er leugnete, daß der Verltand ein Vermögen fei, womit denn der Freiheit der Willkühr der letzte Boden entzogen ift. Der Wille ift nidits anderes oder belTer nodi,
als
Summe
die
fie ilt
die
der in den einzelnen mit Notwendigkeit produzierten
Ideen enthaltenen Wollungen ift,
fo fallen
Von
,•
und da
die
Summe
diefer Ideen der
Verltand
Wille und Verltand zufammen und find ein und dasfelbe.
dann Spinoza nodi einen Sdiritt weiter gegangen nadidem er den Willen als die Bejahung in die Idee aufgenommen und mit ihr gleidigefetzt hatte, gab er fpäter audi die von ihm anfänglidi be-* hauptete Unterfdieidung auf zwifdien dem Willen als der Bejahung und Verneinung und dem Willen als der erltrebenden und verabfdieuenden Begierde. Nodi am Ende des zweiten Teils der Ethik taudit diefe Untere (Hieidung auf, um von da an ganz zu verfdi winden. Des englifdien hier
aus
ift
:
Denkers Hobbes Lehre, nadi der das emotionale Leben des Menfdien im Selblterhaltungstriebe wurzelt, bot Spinoza die Veranlalfung, feine eigne
Theorie der Seele auszubilden.
als
der Idee des Körpers zur äußerften Konfequenz
Denn nun konnte
er
den Willen oder die Seibitbejahung
der Körperidee einerfeits mit der Begierde, feinen
dem
Selblterhaltungstriebe identificieren,
ficierten
zogen in
und
Nutzen zu
fudien, oder
andererfeits die alfo identi^
auf die parallele Beharrungstendenz des Körpers theoretifdi be^
fein lalfen,
-— damit aber den affektiven Teil der Seele vollends
den objektiven, erkennenden, auflöfen. Spinozas berühmte Affektenpfydiologie
Anfdiauungen durdiaus
ilt
folgeriditig aufgebaut.
auf den bisher entwid^elten
Die
cartefianifdie Doktrin,
nadi der die Affekte einer Beunruhigung der Seele durdi den Körper entfpringen, lehnt er ab.
Da
die
Ausdehnung und das Denken
als Attri^
bute Gottes einander ausfdiließen, fo kann weder der Körper die Seele
zum Denken, 28
nodi die Seele den Körper zur Bewegung oder zur Ruhe
Spino:
beßimmen. Die körperlichen Zuftände find vielmehr Wirkung und Urfadie lediglidi wiederum von körperlidien Zuftänden. Und ebenfo ift die Seele, obwohl fie die Erkenntnis des Körpers ilt und durdi ihre Willensbefdilüfle zu bewegen fdieint, ganz eingefriedet in die pfydiilche Welt/ ift das Erkennen kein Leiden vom Objekte, fondern reine
die Glieder
denn
einesteils
und gleidizeitig mit und zum andern Willensbelchlülfen die den zugeordneten körperlidien Vorgänge gehen audi diefen in Wahrheit nur parallel, ohne fie tatfädilidi zu caufieren. Eine wie audi immer gedadite pfydiophyfifdie Wedifelwirkung ilt ganz un^ möglidi, und es gilt ausfdiließlidi und allein der pfydiophyfifche Parallelis* mus. Diefem gemäß find alle feelifdien Vorgänge, die geiltigften fowohl, wie die finnlidiften dem Körper gleidi nah und gleidi fern, und eine engere oder lofere Gemeinfdiaft der Seele mit dem Körper kann die Unterfdiiede Produktivität des Denkattributs, das die Ideen parallel
der Produktion der in ihnen erkannten Körper auswirkt,
unferer emotionalen Zultände nidit diarakterifieren.
vielmehr folgendermaßen.
Welt
in
Wie
Diefe beftimmen
fidi
dem Gefetz der phyfifdien entfpridit dem in der pfydiifdien
der Körper nadi
feinem Sein zu beharren
ftrebt, fo
Welt, daß die Idee des Körpers oder die Seele ihre eigne Wefenheit be^
und eben
jaht,
diefe
Bejahung war, wie wir fahen, der Selbfterhaltungs*
Alle unfere einzelnen Begierden find nur befondere
trieb.
Selblterhaltungstriebes.
pers vor
gefördert oder gehemmt.
denen
fie
und
ift
Veränderungen unferes Kör-
feiner
Und von
Förderungen oder Hemmungen
diefen
Wirkungskraft befinden
fidi in
der Seele Ideen, in
des Selbfterhaltungstriebes der Seele bedeuten,- diefe Ideen
Affekte der Luft und der Unluft, der Freude und der Trauer.
So übernehmen mit
diefes
erkannt werden, und die zugleich ihrerfeits Förderungen oder
Hemmungen find die
die
Formen
gehen, wird feine Beharrungstendenz oder Wirkungskraft
fidi
des Körpers
dem nun
Je nadi
zuletzt auch die
Gefühle eine Erkenntnisfunktion und da-
das ganze pfychifche Leben
intellektualifiert.
Hiermit find die drei Grundaffekte gegeben: die Begierde, die Freude
und
die Trauer.
Aus
ihnen leiten
fidi alle
noch eine andere Einteilung in
ift
audi in einer äußeren Urfache/ in
oder aktiv,
in
und mit
dem
in
ein
Nun
Aber
uns
allein
fie
Veränderungen
haben, oder zugleich
einen Fall find wir von ihnen die
dem andern die TeiUUrfache, in dem einen find wir handelnd dem andern leidend oder paffiv. Dementfprechend haben
wir die Affekte danadi zu unterfcheiden, ob find.
Kom-
für die Affekte wichtig: die
uns können entweder ihre Urfache
vollftändige, in
find
fonftigen Ideen.
übrigen Affekte her,
binationen der Grundaffekte mit einander
können wir, da wir
ja nichts
fie
aktive oder paffive Affekte
anderes
Ideenkomplex, vollftändige Urfache nur
fein,
find,
als eine
Idee oder
fofern wir vollftändige
Ideen haben/ Teilurfache dagegen find wir durch unfere unvollftändigen
29
Spinoza
Ideen.
Und
alfo find die aktiven
Affekte mit der klaren Erkenntnis ver^
bunden, die paffiven aber mit der verworrenen Vorltellung. Ferner können die Affekte der Aktivität nur foidie der
Freude
fein,
denn indem wir aus
unfern vollftändigen Ideen Folgerungen ziehen, wird die Sdilußkraft unferes Erkennens und damit unfere Wirkungskraft immer nur vermehrt und ge^
Die Affekte der Leidenfdiaft aber find teils foIdie der Freude, teils Trauer, weil die Wedifelwirkung zwifdien uns und äußeren fowohl eine Vermehrung wie eine Verminderung unferer Wefen^ Urfadien heit herbeiführen kann. Von allen diefen Grundbeftimmungen aus dedu^
ftärkt.
foIdie der
ziert
Spinoza dann die einzelnen Affekte, zuerft die der Leidenfdiaft, da^
nadi die der Aktivität.
Er
erklärt
uns die Natur und Gefetzmäßigkeit
und der Furdit, des Hodimuts, des Ehrgeizes, des Mitleids und der Graufamkeit, der Demut, der Zu^ friedenheit ufw., und ebenfo audi die Natur der Seelenftärke und des Edelfinnes. Dabei zeigt fidi uns überall die illufionsfreie Klarheit des tiefen Menfdienkenners, die weder herabfetzt nodi befdiönigt, die kühle Sadilidikeit des mathematifdien Erwägers der Dinge, die »die Handlungen der Liebe und des Haßes, der Hoffnung
der Menfdien nidit verladien oder verwünfdien
Die menfdilidie Seele befdiafFenheiten und deren nun darauf an, vermöge gewinnen,
und
d.
h.
ift
jetzt in
gefetzlidien
will,
fondern begreifen«.
ihren diarakteriftifdien Elementar^
Es kommt
Beziehungen verftanden.
diefer Einfiditen die Prinzipien einer
Ethik zu
einer Wertbeurteilung der menfdilidien Seelenzultände
einer Anleitung zur
Erzeugung und Befeftigung der als wertvoll er^ muß immer in gewißer Weife die wahre Philofophie, die nur die Natur im
kannten. Eine foIdie Wertbeurteilung aber
denn für
künftlidi
fein,
Ganzen
denkt,
göttlidie
Sein in feiner überall gleidimäßigen Herrlidikeit, und
ilt
alles gleidi wertvoll,- fie erblid^t allenthalben
dunkelften Leidenfdiaften drüd^en für
fie
das eine die
felbft
nur die mangellofe Vollkommen-
zwar unvollltändige aber Verbandes mit ihren Komplementärideen verbinden zu ungetrübter Klarheit und Wahrheit. An fidi und im Ganzen gibt es nur reine Vollkommenheit. Die Unterfdiiede fetzende Wertbetraditung jedodi hält das Auge nidit fo auf das Ganze geriditet. Sie fieht die Einzelgeftalten nidit in ihrem kon^ kreten Zufammenhange miteinander und mit der realen Grundeinheit der heit
an
Gottes aus: find
fidi
fie
dodi nidits weiter
als
pofitive Ideen, die fidi in der Einheit des unendlidien
Natur, fondern durdi das ihren äußeren
Merkmalen
Medium
der Allgemeinbegriffe, die
klaffifizieren,
matifdie Erkenntnis tut, ihre
fie
ohne dabei dodi, wie
fie
die
nadi
mathe^
mit der umfdiließenden Totalität ver-
bindende intime Wefenheit und Gefetzlidikeit zu
erfafien.
So
bildet
fie
den
AllgemeinbegrifF des Dinges überhaupt oder des Etwas, und indem
nun
30
die Einzeldinge unter
ihm
begreift, hebt fie fie
aus
dem
fie
natürlidien
Spinoza
Ganzen, dem ftraktheit
(ie
um
eingefugt find, heraus,
Da
miteinander zu vergleidien.
in diefer losgelöften
fie
bemerkt
Ab^
dann, daß die einen
fie
mehr Seinsgehalt oder Realität haben, als die andern, und infofern nennt die einen vollkommener als die andern. Ift demnadi der Wert felbft an fidi und überall gleidi vorhanden, wie das göttlidie Wefen, mit dem er identifdi i(t, fo beruht die Annahme von Wertunterfdiieden immer auf einem Allgemeinbegriff und damit auf einer Vorltellung/ und alfo gehört fie (treng genommen nidit zur wahren Erkenntnis der Welt. Indefien bedarf der Menfdi ihrer zum Zwed^e des Lebens: mit ihrer Hilfe fdiafft er fie
fidi
die Idee eines Mufterbildes der menfdilidien
Maximum
Natur,
dem
in
um
Seinsgehaltes als verwirklidit denkt, haltens zu haben.
daran einen Leititern feines Ver^
Hierbei fudit ihn die Ethik zu unterftützen, indem
diefem Streben die wilfenfdiaftlidie Erkenntnis dienftbar madit. fidi in ihr
er das
des innerhalb des Allgemeinbegriffes Menfdi möglidi fdieinenden
alfo
darum, die
fpeziell
dem Menfdien
Es
fie
handelt
durdi feine eigentümlidie
Natur aufgegebene Vollkommenheit allgemein zu beftimmen, Zultände der Seele, vor allem die Affekte danadi
als
die einzelnen
gut oder fdiledit
zu beurteilen, und eine Anweifung zur Überwindung der fdilediten Affekte zu geben. In
den Mittelpunkt
feiner
Ethik
Seele oder den Selbfterhaltungstrieb die
Den
Bejahung des Lebens.
(teilt :
Spinoza die Selbftbejahung der
er lehrt alfo
natürlidien auf
im (trengften Wortfinne
Bewahrung und Vermehr
rung des eignen Seins geriditeten Egoismus darf die Moral nidit bekämp^
wäre ungereimt und unmöglidi. In ihm haben wir vieU mehr die Quelle aller Kraft und Tüditigkeit zu fehen,- er ilt die Grundlage der Tugend, denn Tugend ift nidits anderes als Kraft. Die Moral hat nur zu zeigen, was zur Vermehrung und Steigerung unferer Kraft und Tugend dient, d, h. was uns nützlidi ift: das Gute ift das Nützlidie und fen wollen,- das
das Sdiledite das Sdiädlidie.
und unferes Triebes
Nun
ift
jede Förderung unferer Wefenheit
ein Affekt der Luft:
ein Affekt der Trauer.
Gut und
oder Freude, jede Verminderung
nützlidi
ift
Trauer oder Unluft. Freude und Trauer aber
Und
und der Unluft zufammen. :
damit wird
fällt
fie,
fdiledit
die
unferes Seins.
demnadi mit der Luft
was
diefe find:
Funktion
deswegen weil wir etwas begehren, beurteilen
wir es als gut, nidit umgekehrt/ die Wertbeurteilung intellektuell
Luft,
Ideen oder ErkenntnilTe,
Vermehrung und Verminderung
nämlidi eben die Ideen der
Die Erkenntnis des Guten und des Sdilediten des Selbfterhaltungstriebes
alfo die
find
ift
voluntariftifdi nidit
begründet, eine zuerft widerfprudisvoll ausfehende und dodi
im Grunde bewunderungswürdig folgeriditige Konfequenz aus der von Spinoza vollzogenen Hicrdurdi
Intellektualifierung
fdieint eine allgemeingiltige
des Willens
und der Affekte.
Ethik unmöglidi gemadit, da bei der
31
bpinoza
{j
Verfdiiedenheit der Triebanlagen für jeden Menfdien Luft
1
und Unluft
fidi
an andere Dinge heften. Jeder forgt nadi feinem Sinne für feinen T^utzen, gleidigültig
ob zum Frommen oder auf Koften
Hier gliedert
fidi
von der Ethik im
Spinozas Reditsphilofophie
alles befitzt
Macht, ebenfo jedes einzelne Ding es
vermöge der
Naturzuftande
ein.
Sie bafiert auf
gilt
in
und
fein
in der
ihm lebendigen
Redit fo groß
Hilfeleiftung gedrängt,
fidi
als feine
göttlidien Kraft imftande
das Redit des Stärkeren unbedingt und
es als das eigendidie Naturredit nie auf
ift,
Natur das Redit hat zu
zu
gelten.
und
allem,
Im
ift.
letztlidi
Denn indem
zelnen Menfdien, durdi das Bedürfnis der Sidierheit
ihr natürlidies
dem
engften Sinne ganz unabhängigen Grundgedanken, daß
wie Gott das Redit auf
wozu
feines Nädiften.
hört
die ein*
gegenfeitiger
zu Staaten zufammenfdiließen, übertragen
fie
Redit mit ihrer Madit auf den Staat, nadi delfen Gefetzen
nun zu leben gehalten find. Der Staat fetzt willkürlidi feft, was geredit und ungeredit ift und verfdiafft feinem Urteil darüber mit Gewalt Geltung. Er felbft aber kann nidit Unredit tun, fo wenig, wie der Menfdi im Na^ turzuftande, weil keine höhere Gewalt über ihm fteht. Unredit tun kann allein der Bürger, der Glied eines fouveränen Staates ift: indem er deflen Gefetzen zuwider handelt und dadurdi der Strafgewalt verfällt. So treten dem individuellen Gutdünken des Einzelnen die ftaatlidien Gefetze mit fie
maditvoll vereinheitlidiender Allgemeingeltung gegenüber. Jedodi es gibt nodi eine andere, als die Staatsmadit, die unter den
Menfdien
nidit
würde, wenn
nur äußerlidi, fondern audi fie
innerlidi Eintradit herbeiführen
zu allgemeiner Herrfdiaft gelangen könnte: das
ift
die
Madit der Vernunft. Diefe ift keine äußere Zwangsgewalt, fondern fie wohnt in unferer Seele felbft und ift in Wahrheit die hödifte KraftentfaU tung unferer eigenften Natur. Von jeher ift es fittlidie Überzeugung der Menfdien gewefen, daß fie in den Tiefen ihres Wefens das tatfädilidi fdion feien, was fie fein follen und was zu fein fie fidi zu innerft wünfdien,- die religiöfen Mythen vom Fall der Seele und ihrer Sehnfudit nadi der göttlidien Heimat find des Zeuge. In wunderbarer Weife geben nun die Grundlagen feiner Pfydiologie Spinoza die Möglidikeit, diefer Überzeu* gung gemäß den brutalen Egoismus des Selbfterhaltungstriebes, von dem feine ethifdie Betraditung ausgeht, zu dem heiligen Drange zu adeln, der der hohen Forderung des »Werde der du bift« Genüge zu tun ftrebt. Die Seele war nidits anderes, als Erkenntnis, ein buntes Gemifdi vollftän* diger und unvollftändiger Ideen, Die wahren oder vollftändigen Ideen aber bejahen einzig und allein die Wefenheit der Seele felbft,- die unvolU ftändigen Ideen dagegen bejahen nur
nämlidi eben nur fo weit, als
fie
zum
Teil die Wefenheit der Seele,
der Seele
felbft
angehören: mit ihrem
andern komplementären Teil außerhalb der Seele bejahen
32
fie
die
Wefen^
it hcit
Spinoza
äußerer Dinge, und mithin
in
ift
ihnen der Selblterhaltungstrieb viel
Die Kraft der Selbfterhaltung oder die Tugend wädift daher in dem Grade, als die Seele ihre dunkeln Ideen zur Klarheit der Einfidit aufhellt,- und die hödifte Tugend fällt mit der hödißen Erkenntnis zufammen: in ihr befitzt der Mcnfch das größte Maß an eigenem, der Ergänzung unbedürftigem Selbft. geringer als in den klaren Ideen, ja oft
Diefe Überlegung zeigt endlidi die
Gut und
Beurteilung von
Dingen
haben
hin, fo
fie
an für eine allgemeingiltige die
fidi
notwendig
(chledit in
Menichen den äußeren
und damit
unvollftändige Ideen
von gut und
dige Erkenntnis
Norm
Geben
Sdiiedit.
gebrodien.
faft
eine unvollftän^
den paffiven Affekten,
Und
zu-
Erkenntnis von einander ab, weil
gleidi
weidien
jedes
Menfdien Beziehungen zu äußeren Dingen bei dem Wedifel des
fie
in diefer
Gefdiehens und der Verichiedenheit der Dinge andere
dagegen auf die Stimme ihres Innern und fammeln
Hordien
find,
fie
fie
fidi in ihr tiefftes
das nur aus ihrem Sdiatz an vollftändigen oder wahren Ideen be*
Selbft,
ihnen
fteht, fo leuditet
in
den aktiven Affekten die wahre und vollftändige
Erkenntnis des Guten auf.
Und
muffen
in diefer
alle
Menfdien überein^
ftimmen: beruhen dod\ die vollftändigen Ideen auf den Gemeinbegriffen, die in
jedem von uns die felben
Wollten daher
find.
der Leitung der Vernunft leben, fo könnten
einander geraten,
fie
die
Menfdien nadi
gar nidit in Zwiefpalt mit*
fie
bedürften der ftaatlidien Zwangsgewalt
nidit,
fondern
würden in friedlidier Einigkeit fidi felbft und einander nur helfen und för* dern. Die uneingefdiränkte bürgerlidie Freiheit wäre die Folge ihrer in* neren Freiheit, Ihre innere Freiheit nämlidi ift eins mit der Madit der Vernunft
in
der Seele,- denn wie wir fahen
erkennt, die vollftändige Urfadie feiner
rem gezwungen Teil
und fo befitzt er des Naturganzen überhaupt :
der bloßen Vorftellung befangen
über ihn. Die
Form
aber, in der
der Menfdi, fofern er klar
ift
Handlungen und von
nidits
äuße*
die hödifte Freiheit, die ein abhängiger
erreidien kann.
in
haben die äußeren Dinge Gewalt
ift,
fie
Sofern er dagegen
Gewalt über den Menfdien
diefe ihre
ausüben, find, weil mit den unvollftändigen Ideen eins und dasfelbe, die Leidenfdiaften. potiori mit
dem
Und
fo überfdireibt
Titel:
von der menfdilidien
er für die einzelnen Affekte die
milfen feiner Pfydiologie
unbedingt gut, denn
Spinoza
und
feine Kritik der Affekte a
Kneditfdiaft,
In diefer zieht
Folgerungen aus den angegebenen Prä*
feiner
Werdehre:
alle
aktiven Affekte find
von den paffiven Affekten oder Leidenfdiaften find fdiledit die Affekte der Trauer oder Unluft, da fie in jedem Fall eine Verminderung unferer Wirkungskraft bedeuten und nur infofern, unfcres
fie
find vollftändige Ideen
als fie gelegentlidi eine einfeitige
Wefens
einfdiränken, können
fie
:
Hypertrophie einzelner Teile
als Mittel
zur Herftellung des
Gleidigewidits gut genannt werden/ die paffiven Affekte der Freude end*
33
Spinoza
an
lidi find
fidi
da
gut,
fie
und Tugend
unfere Kraft
ßeigern, dodi
wo
fie
auf den Gefamtbeftand der Seele außer adit lalTendes
ein die Rückfidit
Übermaß haben, müflen audi
fie
Unter diefen Gefidits-
als fdiledit gelten.
punkten geht Spinoza die vorher rein pfydiologifdi betraditeten Affekte
um
nodi einmal im befonderen durdi,
Dabei entwidcelt
zu unterziehen.
fie
er eine
nunmehr der Wertbeurteilung zwar ernfte aber nidit duftere,
fondern freudig- weltbejahende Lebensanfidit, die uns überall das
Memento
vivere zuruft: »der freie Menfdi denkt an nidits weniger, als an den
und
feine
Weisheit
ift
nidit ein
Tod/
Nadifinnen über den Tod, fondern ein
Nadifinnen über das Leben«. Die von der asketilHien Denkart
als
Tu*
genden gepriefenen Affekte, wie die des Mitleids, der Demut, der Furdit
und der Reue trauriger
Wert
Aberglaube
diefem Glauben
denn
ihm
gelten
dings fehr bedingten
verbietet, fidi
hielt idi
wenn er ihnen audi einen aller* »Fürwahr nur ein finfterer und zu ergötzen. Mein Grundfatz ift, an
als fdiledit,
nidit abfpridit.
feft:
ein Neider, ergötzt fidi
keine Gottheit, nodi fonft jemand, es
fei
an meiner Ohnmadit und meinem Ungemadi
oder redinet uns Tränen, Sdiludizen, Furdit und andere derartige Zeidien
von Ohnmadit des Gemüts als Tugend an,- umgekehrt vielmehr, in je größere Freude wir verfetzt werden, zu defto größerer Vollkommenheit gehen wir über, d. h. defto mehr haben wir Anteil an der göttlidien Na* tur.«
dem
Spinoza weiß weiterhin auf Grund er
feiner Parallelismustheorie, nadi*
den alten Gegenfatz von Geift und
Begründung
Fleifdi durdi feine
der aktiven Affekte auf die Gemeinbegriffe und der paffiven auf die
Wahrnehmungen tätigen
erfetzt hat, die körperlidien Bedürfniffe audi des geiftig
Menfdien ruhig zu würdigen.
Spinozas Ideal aber
ift
die Seelen*
Mut und Edelfinn Mann hat die Leidenfdiaften überwunden: »er
ftärke , in der fidi
vereinen.
Der
feelenftarke
haßt niemanden, zürnt niemanden, beneidet niemanden, entrüftet
niemanden, unterfdiätzt niemandem und viel er
kann
ftrebt er
ift
fidi
durdiaus nidit hodimütig«
danadi, gut zu handeln und
fidi
,•
über »fo*
zu freuen«. In den
frohen aktiven Affekten der klaren Erkenntnis empfindet er die gefteigertfte
Kraft und
Tugend
feines
rediter Eigenfdiätzung tia in se ipso), die
Wefens,
die möglidi
ift,
fie
beruhende Zufriedenheit mit
»das Hödifte
ift,
gewährt ihm die auf
fidi felbft
das wir hoffen können«.
Sie zu erreidien wird es aber nadi allem nidits beffres geben, als die
Erkenntnis zu vervollkommnen und
fidi ganz mit Erkenntnis zu durdi^ Die Erkenntnis madit uns unabhängig von der Kneditung durdi die Leidenfdiaften und begründet die Herrfdiaft der Vernunft oder die Freiheit. Denn fobald wir die Leidenfdiaften in ihrer Notwendigkeit er* kennen, hören fie auf Leidenfdiaften, d. h. unvollftändige Ideen, zu fein und werden aufgehoben in unfere Aktivität, die felbft nidits anderes ift
dringen.
34
Spinoza
als reine vollltändige
Erkenntnis. Dabei zeigt
Führungen eine ruhig
fichere Pofitivität.
Auge
um
»Wir
fidi in
follen
Spinozas Einzelaus^
nur das Gute an jeder
immer durdi den Affekt der Freude zum z. B. jemand fieht, daß er zu fehr naditraditet, fo foll er über Ruhm delTen rediten Gebraudi nadi= dem denken, nidit aber über den Mißbraudi des Ruhms und feine Eitelkeit Sadie ins
faflen,
fo
Wenn
Handeln beßimmt zu werden.
und über der Menfdien Unbeftändigkeit,- denn gerade quälen
fidi
Gedanken am
mit foldien
zweifeln, die Ehre, nadi der
am
daß
meiften die nadi
und über feine
ift,
die
geizen, zu erlangen,- es
Ruhm
die Eitelkeit der
ift
daran ver-
fie
deshalb gewiß,
begierig find, die über feinen
Welt am
lauteften fdireien.
Wer
Mißbraudi
daher bemüht
Affekte und Triebe allein durdi die Liebe zur Freiheit zu be^
meiftem, der wird fadien
fie
die Ehrgeizigen
allermeiften, fobald
alle
Kräfte daran fetzen, die Tugenden und ihre
kennen zu lernen und das
Gemüt
Ur^
mit jener Freudigkeit zu erfüllen,
aus deren riditiger Erkenntnis entfpringt, keineswegs aber daran, die
Fehler der Menfdien zu betraditen, die Menfdien herabzufetzen und
fidi
von Freiheit zu erfreuen. Und wer dies forgfältig beobaditet <denn es ilt nidit fdiwer) und übt, wahrlidi, der wird binnen kurzem imftande fein, feine Handlungen meiftenteils auf Grund der Ober= eines falfdien Sdieines
herrfdiaft der
Hieran feine
Vernunft zu regeln«.
fdiließt
Lehre, wie
Spinoza nun nodi eine Reihe von Folgerungen,
in
feierlidien
Akkorden weihevoll
ausklingt.
in die
Die wahre
Erkenntnis war die Erkenntnis unter einer gewilTen Art der Ewigkeit. Diefe Ewigkeit
ift
aber nidit bloß die des erkannten Gegenftandes, fondern
audi eine foldie des erkennenden Subjekts: fofern wir aus vollftändigen
und wahren Ideen beftehen, Ift
find wir felbft zeitlos giltige ewige Wahrheiten, daher die Seele audi nidit unfterblidi im Sinne einer endlofen Fortdauer,
dodi zeitlos ewig
als die wahre Idee, die die Wefenheit des Körpers unter einer Art der Ewigkeit ausdrüd^t. Und zwar nimmt fie an der Ewigkeit Gottes um fo mehr teil, je mehr fie aus wahren und volU fo exiftiert fie
ftändigen Ideen befteht.
Das
find aber
neben den Ideen der zweiten vor
allem die der dritten Erkenntnisgattung. In diefen erfdiaut
gehen ihrer
felbft
und
aller
Dinge aus Gott
in
fie
das Hervor*
unmittelbarer Klarheit und
ewig fidi gleidi bleibender Wahrheit. Daraus erhellt, »wieviel der Weife vermag, und wie fehr er dem Toren überlegen ift. Denn abgefehen da* von, daß der Tor von äußeren Urfadien auf vielerlei Arten hin und her bewegt wird und fidi niemals im Befitz der wahren Zufriedenheit des
Gemüts
befindet, lebt er überdies wie unbewußt feiner felbft und Gottes und der Dinge, und fobald er zu leiden aufhört, hört er zugleidi audi auf zu fein/ der Weife dagegen wird kaum in feinem Gemüte bewegt, fondern feiner felbft und Gottes und der Dinge nadi einer gewilTen ewigen Not*
3
Große Denker
II.
35
Spinoza
wendigkeit bewußt, hört er niemals auf, zu Befitz der
fein,
fondern
wahren Zufriedenheit des Gemüts«. Dodi
immer im
i(t
in diefer
Zufrieden^
heit des
Gemüts
Liebe
nadi Spinozas Definition Freude unter Begleitung der Idee ihrer
ift
enthüllt
fidi
uns nodi ein innigeres Gefühl: die Liebe.
Der Weife aber genießt in der Klarheit feines Geiftes die hödifte Freude und bezieht fie zugleidi auf das göttlidie Sein als auf ihre Urfadie, weil er fidi felblt als deflen Wirkung und Teil ewig erkennt. So empfindet er als den mäditigften Affekt die geiltige Liebe zu Gott
Nun war
tualis Dei>,
»unfere Seele, fofern
fie
des Denkens, der von einem andern ewigen diefer
wieder von einem andern, und
Modi
erkennt, ein ewiger
Modus
fo weiter ins
Modus
beftimmt wird, und
Unendlidie
:
dergeftalt,
und unendlidien Verftand aus^ madien«. Jeder ewige Modus des Denkens aber ift erfüllt von Liebe zu daß
alle diefe
zugleidi Gottes ewigen
Gott,
Und
feiner
ewigen Selbftentfaltung erkennt, zur unendlidien Liebe, mit der Gott
damit wird der unendlidie Verftand, durdi den Gott
fidi felbft liebt.
liebt,
die
Hieraus
Menfdien
Menfdien und
fließt
unmittelbar, daß »Gott, fofern er
und mithin, daß
liebt,
zu Gott
die geiftige Liebe der Seele
In diefer »beftändigen
die Liebe Gottes
zu den Menfdien« befteht nadi feinem
tiefften
und
ein
und ewigen Liebe zu Gott oder
in
fidi
fidi
in
felbß
zu den
dasfelbe find«.
der Liebe Gottes
Wefen unfer Heil oder Lohn der Tugend,
unfere Freiheit oder unfere Glüd^feligkeit, die »nidit der
fondern die
Tugend
felbft«
ift.
Damit kehrt das Syftem dahin zurüd^, woher es feinen Urfprung nahm, und bewährt fidi nun, in feiner abgefdiloIFenen Ganzheit, als das, was es fein foll: als der adäquate begrifFlidie Ausdrud^ der myftifdien Weisheit und hödiften Glüdfeligkeit, die in liebender Erkenntnis und erkennender Liebe überall nur fieht und fühlt, was Anfang und Ende, Eines und Alles ift:
Gott oder die Natur.
Literatur. Spinozae Opera omnia,
ed.
Philofophifche "Werke, deutfdie
Camerer,
die
Stuttgart 1903,
berg 1909.
mark in, Kritik,
van VIoten
Ausgabe
Land, Hagae 1895, Spinoza: Sämtlidie der »Philofophifdien Bibliothek«, Leipzig,
Lehre Spinozas, Stuttgart 1877.
Kuno
Fifdier, Spinozas Leben,
Derfelbe, Spinoza
Werke und
und Sdileiermadier,
Lehre, 5. Auflage, HeideU
Tw
Freudenthal, Spinoza Bd, I: Das Leben Spinozas, Stuttgart 1904, Erhardt, die Philofophie Spinozas im Lichte
Spinoza, Leipzig 1908.
Leipzig 1908.
Baenfdi,
Grundlage für das Verftändnis
die
feiner
für Gefdiiditc der Philofophie Bd,
36
et
in
XX,
Entwicklung des Seelenbegriifs bei Spinoza Lehre
vom
der als
Parallelismus der Attribute, Archiv
Heft 3 und 4, 1907,
Leben und Entwicklungsgang.
I.
iß, wie das treibende Element der Kultur, fo audi Nährboden editer Winenfdiaft gewefen. Befonders deut^ wird diefer Zufammenhang in dem Sylteme unferes großen
Idealismus
Derimmer lidi
der
deutfdien Philofophen
zufammen, fondern
worden
Aber
fie ift
für die geiftige
Grundlage
die
tonifdier Idealismus.
von ihren
er
GottfriedWilhelm Leibniz.
Aristote, et
Man
Seine Philofophie
nur die inneren Tendenzen und Beftrebungen feines Zeitalters
faßt nidit
audi
mehr
in
Entwicklung
Syftems bildet ein
Indem
er feine Stellung
mien ä Piaton
le
.
»Le
editer, unverfälfditer pla*
zu Lodce
Nur
foviel
präzifiert, fdireibt
a plus de rapport ä
sien
.«
.
Wir werden
audi von Leibnizens Individualismus.
mit weldiem Redit.
wegweifend ge^
Volkes und der Menfdiheit.
feines
beiderfeitigen Syltemen:
fpridit
als einer Hinfidit
feines
kann fdion
hier gefagt
fehen
werden, daß er den
engen Individualismus der RenailTance überwunden hat. Die letzte Quelle des Individualismus liegt n
fidi felbft
und
immer
Formen der Gemeinfdiaft gefagt,
in
der Notwendigkeit für das Individuum,
ins
fudien, wenn die äußeren Aber damit ift audi fdion
und Halt zu
feiner Kraft Erfatz
Wanken
geraten.
als eine Übergangs^ werden kann. Die Be*
daß der abfolute Individualismus immer nur
crfdieinung, niemals als Selbftzwed^ gereditfertigt
fmnung auf das Subjekt und
feine Fähigkeiten
muß
Oder wenn wir
dienen, eine neue,
Bezug auf den Individualismus formulieren follen, fo muß das Individuum alles Trennende abßrcifen lernen und fidi zur Menfchheit erweitern. Denn wie Wilhelm von Humboldt einmal treffend und fdiön fagt: »Die Subjektivität der größere Gemeinfdiaft herzuftellen.
ganzen Menfdiheit wird aber wieder bei Leibniz nidit
mehr der
Ausfdilaggebende
:
ift,
felbftherrlidie
fo hat er
audi
Wie
alle
den Dienft der Gemeinfdiaft In
einer Zeit,
in
til
er
fidi
Egoismus des Individuums das
um
die Liebe
ihm der Grundaffekt der
Sitt*
Zeit feines Lebens feine geiftigen Kräfte In geftellt.
und Sekten mehr denn
je
zu leiden
eine Wiedervereinigung der Konfeffionen.
Auf
hatte,
poli-
Gebiet fudite er nadi Mitteln und Wegen, Deutfdiland feinem Zu-'
ftand innerer
Grundlage
in
Sdiwädie zu entreißen.
Wie
aber
der Wiffenfdiaft hat, fo offenbart
zur Gemeinfdiaft die
ift
weldier das religiöfe Leben unter der Zerrilfenheit
der Religion in Konfeffionen
bemühte
zu etwas Objektiven.« So
fondern das Individuum erfdieint immer bezogen auf
eine größere Gemeinfdiaft. lidikeit
in fidi
es mit
am
edelften
und
alle fidi
Kultur ihre gediegene audi Leibniz Streben
fruditbarften in feinen
Grundlegung der Erkenntnis. Gottfried Wilhelm Leibniz ift geboren am
21, Juni
Bemühungen um 1646
in
Leipzig.
39
Leibniz
Er ftammt
aus einer Juriften^ und Gelehrtenfamilie,
Richter in Altenburg, fein
Vater
fein
Urgroßvater war
eine Zeitlang Profeflbr juris in Leipzig.
Seine Eltern verlor er früh/ der Vater
unfer Philofoph 6 Jahre,
ftarb, als
Bald fdion madite fidi in dem Knaben Wißbegierde bemerkbar,- er hat uns felbft gefdiildert, mit
die Mutter, als er 18 Jahre alt war.
eine brennende
weldier Freude er
fidi
nodi
Vaters hermadite. »Nodi
als
jungen Jahren über die Bibliothek feines
in
Kind
lernte idi
den Ariftoteles kennen und
was idi heute nodi nidit Sodann las idi Piaton und Plotin mit Befriedigung, ganz zu fdiweigen von den anderen Alten, die idi fpäterhin zu Rate zog. Als idi midi nun von der trivialen Sdiulphilofophie befreit hatte, verfiel idi auf die Modernen und idi erinnere midi nodi, daß idi im Alter von 15 Jahren allein in einem Wälddien nahe bei Leipzig, dem fogenannten Rofental, fpazieren ging und bei mir erwog, ob idi die fubftanziellen Formen bei^ .« behalten follte. Sdiließlidi trug der Medianismus den Sieg davon So war Leibniz fein eigner Führer im Reidi des Geiftes,- und was einen mittelmäßigen Kopf verwirrt und zerftreut hätte, die Mannigfaltigkeit und felbft
die Sdiolaftiker fdiredten midi nidit ab,
bedauere.
,
Verfdiiedenheit des Gelefenen, bewirkte bei
das Erwadien
dem
.
aufftrebenden Genie nur
und das ungehinderte Wadistum des
aller Geifteskräfte
Verlangens nadi Wahrheit und Sdiönheit, Sdion mit 15 Jahren bezog die Univerfität feiner Heimatftadt,
Unter den Lehrern,
Einfluß auf ihn waren, müflen Jakob Thomafius und
er
die hier
von einigem
Adam
Sdierzer ge^
nannt werden. Widitiger für ihn war die Bekanntfdiaft mit Erhard Weigel, die er madite, als er das
war nidit
Sommerfemefter 1663
ein für feine Zeit tüditiger
über die niedere Analyfis hinaus
die Arithmetik,
Er
in
Jena verbradite. Weigel
Mathematiker, obgleidi
fudite überall
erftred^te.
fidi fein
Lehrkurfus
Sein Hauptgebiet war
den Zufammenhang zwifdien Philo^
und Mathematik, und fein Bemühen ging dahin, die mathematifdie Methode in der Philofophie zur Geltung zu bringen, indem er fie als eine logifdie Methode erkannte, Leibniz' Jugendlchrift über die »ars combinafophie
toria« zeigt aufs Deudidifte
Nadi
Weigels Einfluß.
Leipzig zurüd^gekommen bewarb
Baccalaureat der Philofophie mit der
de principio individui«,
fidi
Sdirift:
Leibniz, 16 jährig,
um
das
»Disputatio metaphysica
Diefelbe zeigt überall die reidie Belefenheit
Unter den Corollarien diefer Sdirift findet fidi die Thefe: »essentiae rerum sunt sicut numeri«, Diefer pythagoreifdi klingende Satz verrät uns die Gedankenriditung, die fein Geift zu nehmen des jungen Autors,
begann. Die Entwid^lung des jungen Leibniz, die wir hier nur
andeuten können,
fdieint
philofophifdien Geiftes überhaupt zu fein. Sdiolaftikern modite
40
flüditig
uns gleidifam typifdi für die Entwid^Iung des Seine Befdiäftigung mit den
wohl mehr dazu dienen, den jungen Geift zu
fdiärfen
^
Lcibniz
und zu üben, Verlangen freilidi
war
daß
als
ihn audi nur für Augenblid^e in
fie
Gemütes
feines
Ein
befriedigt hätte.
Dem jugendlidien Sdiiller feiner
inneren
Umftand
der ihn audi innerlich zu diefer Lektüre hintreiben mußte.
es,
hat Körner im Briefwedifel des Julius
entgegengehalten, wie gerade der jugendlidie Geilt
lidien,
dem
diarakteriftilcher
harrenden Probleme zuerft mit
fidi
und Rafael
aus Unkenntnis der
dem ganzen Univerfum, dem
gött-
abfoluten Sein, einläßt, weldies der gereifte Verftand nadi vielen
philofophifdien Irrfahrten als das letzte Ziel erkennt,
und von ferne anzunähern vermögen. Es
ilt
dem wir uns nur zögernd
das theologifdie InterelTe für
den Gottesbegriff, weldies Leibniz eine Weile bei den Sdiolaftikern halten modite.
Je
mehr aber
wenn
die Sdiwierigkeiten, in weldie
fidi
feft^
der menlch-
lidie
Geiß
zu begründen bemüht
ift,
ihm
klar
wurden, defto beherrfdiender mußte das Erkenntnisproblem
in
den
verwid^elt,
er das Abfolute
Die Logik war und
Mittelpunkt feines Denkens rüd^en.
von da an
blieb
und das Zentrum feiner Philofophie. In einem Brief Gabriel Wagner, den Herausgeber der »Vernunfthat Leibniz betont, wie viel er der Logik von jeher verdankte. Übungen«, Allein fdion von vorne herein faßte er die Logik in einem univerfelleren und tieferen Sinn auf, als es fonft zu feiner Zeit üblidi war. Sie follte der Ausgangspunkt
von Leibniz an
;im nidit
was
M.
nur die Kunft
fürgeftellt,
»den Verftand zu gebraudien,
fein
alfo nidit allein,
zu beurteilen, fondern audi was verborgen
ift,
zu er^
ward ihm das Denken zum reditmäßigen und die Logik zu einer Erfindungskunft. Aber wie das Volk fagt: Es ift nodi kein Meifter vom Himmel gefallen. Die Auffalfung, weldie er anfangs vom Wefen der Erkenntnis und des Seins hatte, ift nodi weit entfernt von der des ausgereiften Syftems. Dies Sdion früh
finden.«
Inftrument
:eigt fidi itio
alfo
der Erkenntnis
deudidi in der aus
de arte combinatoria.«
iiierin
zeigt
fidi
dem
An ihr
Jahre 1666 ftammenden Sdirift »DilTer^ ift
zweierlei bemerkenswert, einmal,
Sidierheit mathematilcher,
und zwar
arithmetifdier
Methoden zu
Andererfeits aber die nodi beftehende Abhängigkeit
gen der überkommenen Sd^ullogik. Der Fortfdiritt,
den
diefes
erfte
Jugendwerk fowohl
verleihen.
von den Vorftellun*
Punkt bezeidinet den großen
in
der Entwid^lungsgefdiidite
unferes Philofophen, wie audi der wiflenfdiaftlidien Logik darftellt.
Weigel dürften
und
eben der Einfluß Weigels, das Beftreben, der Logik die
hier
Außer wo*
vor allem der englifdie Philofoph Hobbes und,
dem Gedankengange Hobbes faßt das Denken direkt als ein Addieren und Subtrahieren/ in diefer Art fudit er
rauf Kabitz aufmerkfam madit, Joh. Heinr. Bifterfeld
Lcibnizens vorgearbeitet haben.
Redinen auf,
als ein
e Spontaneität der Erkenntnis zu retten,
w^
Cmcute Synthefis
ihr Ziel erreidit.
daß und darauffolgende
Bifterfeld dringt darauf,
Philofophie durdi Analyfis der komplexen Begriffe
Eine Analyfis der
Begriffe verlangt
41
Leibniz
auch Leibniz: die
fie
dazu dienen,
foll
gemeinfamen Elemente
aller
denen wir
die einfadien Begriffe, in
Erkenntnis überhaupt erblicken dürfen,
aufzufudien,- gelingt es, diefe aufzufinden
und durdi
meinverftändlidie Zeidien zu diarakterifieren, fo
eigentümlidie, allge^
muß man
durdi geeignete
Kombination derfelben gemäß den mathematifdien Methoden der Kom* binatorik zu neuen und fruditbaren ErkenntnilTen gelangen können. Die
Mathematik
und Figuren
felbft
kann
als
Vorbild dienen
:
fie
hat in den Zahlen, Linien
allgemeinverftändlidie Charaktere des Denkens, die
fdien Operationen unterwirft,
um
fie
logi^
zu unbezweifelbaren Refultaten zu
fo
gelangen. Als foldie Denkdiaraktere können nun audi der Erkenntnis^ theorie die Zahlen dienen,
Zahl zugeordnet wird. fpiel.
Man kann den
Man
fieht alfo,
daß
Nehmen
Begriff in ihn
und des Vernünftigen,-
diarakterifdie
Menfdi
definieren als: vernünftiges Lebewefen.
eingehen die einfadien Begriffe des Lebewefens
fetzt
man nun
für diefe primitiveren Begriffe die
= a = 2, Vernünftiges = 3, fo ergibt fidi die diarakteriftifdie Zahl für Menfdi = a r = 6. Man
(harakteriftifdien
«= r
indem jedem Begriff eine
wir ein von Leibniz häufig gebraudites Bei^
Zahlen wie
folgt
an
:
Lebewefen
•
erkennt
leidit in
diefem Verfudi den Grundgedanken des Hobbes wieder,-
derfeibe läßt fidi weiter zurückverfolgen: Raimundus LuIIus und Giordano Bruno trugen fich mit der Abficht, nicht nur eine Begriffsfchrift zu erfinden, fondern auch die Begriffe derart einem äußedichen Mechanis* mus zu unterwerfen, daß man mit Hilfe desfelben neue Entdeckungen im Reiche der Erkenntnis machen könnte. Doch wurde hierbei die Kom* allein
bination der zu verbindenden Elemente
Zufall überlaffen.
Der
Fortfchritt,
mehr oder weniger dem bloßen
welchen der Gedanke bei Leibniz ge-
kam es vor allen Dingen darauf Methode der Verbindung der Begriffe zu gewinnen. Auch fonft können wir des Wertvollen genug in feinem Unternehmen entdecken, indem wir zunächft noch einmal von den Schwächen der Ausführung ab* fehen. So ift fchon die Abficht bemerkenswert, durch Auffuchen der Ele* macht hat,
ift
unfchwer zu erkenen. Ihm
an, eine exakte
mentarbegriffe gleichfam alle
ein
Gedankenalphabeth
nationes compositae der ganzen
Alphabeth reduzieret würden.« barfte
Aufgabe der Logik
Welt
In der
in
aufzuftellen,
wenige simplices
Tat wird
es
bleiben, die grundlegenden
immer
»dadurch als
deren
die frucht*
Denkelemente, von
Ausgang nimmt, aufzufuchen und zu zeigen, inwiefern fie unerläßliche Bedingungen des Zuftandekommens der wifTen* Ichaftlichen Erkenntnis find. Unzweifelhaft ift ferner eine wichtige Methode des Denkens wenigftens von Leibniz hier energifch charakterifiert und durchzuführen verfucht, die rein quantitative arithmetifche. Aber eben die Einfeitigkeit, mit der diefe hier aufgegriffen und verwendet wird, hängt zufammen mit den grundlegenden Schwächen des ganzen Verfuches. Eine
welchen
42
alle Wiflenfchaft ihren
Lcibnir
wie
foldic Charakteriftik der Erkenntnis, fudit,
fie
hier Leibniz
im Wefentlichen doch nur dann möglidi, wenn
ift
nodi im Sinne der
ariltotelifdi fdiolaftifdien
unveränderlidies diskretes
dem Senfualismus nahe
Ganze
auffaßt.
Logik
zu geben ver*
man den
als ein fertig
Begriff
gegebenes,
Diefe Auffadung wird immer
liegen, nadi delTen
Meinung wir unfere Begriffe Welt der Dinge.
gewinnen durdi Abftraktion aus einer fertig gegebenen
Der Begriff
ilt
für
den Senfualilten nur
eine, viele
andere Vorftellungen ver^
tretende Einzelvorftellung,- die Vorftellung felbft aber nur ein Abbild des
Dinges.
Tat finden wir, daß Leibniz nodi eine längere Zeit mit foldien fenfualiftifdien Anfdiauungen zu kämpfen hatte, indem er wenigftens die In der
von ihm fpäter fogenannten Tatfadienwahrheiten urfprünglidi auf die fmn^ hdie
Wahrnehmung
als
foldie
zurückzufuhren beftrebt war.
Auf
diefem
Standpunkt wenigftens zeigt uns Leibniz eine von Kabitz behandelte
»Commentatiuncula de ludice controversiarum seuTrutina Ratio^
Sdirift:
et
nis
norma Textus.«
Vielleidit
diefer Senfualismus
ift
unferes Philo*
fophen bedingt durch die Lektüre der Sdiriften Gaffendis.
Abkehr vom Sen* Bahn bridit, daß audi die Erfahrungs* tatfaciien einer rationalen Begründung bedürfen. Hiermit verbindet ftch die wachfende Überzeugung von der Notwendigkeit, das rein cjuantitative Verfahren durch ein höheres und allgemeineres zu begründen und zu ergänzen. Auch der Atomiftik, welcher Leibniz nadi feinem eigenen Zeugnis
Fortfehritt vollzog
fualismus,
ihn
in
indem
fich
nun
ficii
in einer allmählidien
die Einficht
jungen Jahren ins Lager der Atomiften geführt hatten, find aus
Äußerungen und feiner ganzen wiflenfchaftlidien Gefinnung leicht zu erkennen. Es war fein Rationalismus, welcher ihm diefe Weltanfchau* ung lieb machte. Der Atomismus weiß nichts von übernatürlichen Ein* feinen
griffen
in
das Weltgefciiehen, fondern er erklärt
alle
mechanifch, d. h. mathematifch^phyfikalifch begreiflich. hat leibniz fein ganzes ratio),
Leben lang
feftgehalten.
ken übernatürlicher Kräfte
dem
fikalifcfier
unfichtbaren
(fpirits) in
Wahrheitsliebe nie befriedigen.
Es
nur das logifche Motiv ins
ift
fie
und unerkennbaren Wir*
aber Probleme logifcher und phy*
Natur, die es ihm, wie wir fehen werden, unmöglich machten,
Auge
zu
die Unterfcheidung
und
Denn
faffen, bei
das für die Vernunft nidit weiter auflösbar
i
diefer Anficht
Vernunft
der Materie zufchreibt, konnte feine
find
beim Atomismus dauernd zu verharren.
udi
An
faule
welche der mühevollen Arbeit der Erkenntnis ausweicht, indem
einen Teil des Weltgefchehens
hier
Die
Erfdieinungen für
ift,
auch diefer
muß
fich,
um
einem letzten Gegebenen,
eben den Atomen, begnügen.
Individualifierung des Seins hier nur eine
43
Lcibniz
rein quantitative nadi
aber dürfen nidit
den Begriffen der Größe, Zahl und
als ein letztes
Deshalb konnte
Diefe
Gegebenes von der Vernunft hingenommen,
dem Gefetz
fondern mülfen aus
Geftalt.
ihrer
Erzeugung
begriffen werden.
audi Leibniz nidit dauernd bei der Philofophie
fidi
und Weltanfdiauung des Descartes begnügen. Denn audi das Syftem des Descartes
fteht falt
Nadidem bereits
ganz
Leibniz
einfeitig
fidi
unter der Herrfchaft des Größenbegriffes.
den Magiftergrad
im Jahre 1664 errungen
in
hatte, dadite er daran,
Heimatftadt die Ehren eines Doktor
in feiner
der philofophifdien Fakultät
erlebte er infofern eine Enttäufdiung, als
man
juris
es
im Jahre 1666
fidi
zu gewinnen. Hier nun
dem
genialen
und kennte
Mann wegen feiner großen Jugend verweigerte, ihn zu Examen zuzulaffen. Da er indelfen nidit unnötige Zeit verlieren wandte er fidi der Univerfität Altdorf zu, wo er das Examen auf
nisreidien jungen
diefem wollte,
Grund
einer juriftifdien Differtation auFs Glänzendfte beftand.
Ja,
fein
Gewandheit und Tiefe maditen einen foldien Examinatoren, daß man ihm fofort ein Profelfur an
reidies Willen, feine geiftige
Eindrud^ auf feine
der Univerfität Altdorf antrug.
Allein eine foldie Stelle konnte feinem
Taten- und WilTensdrang
nidit genugtun er lehnte ab. Ein widitiges wurde die Bekanntfdiaft des früheren kurmain* zifdien Minifters Joh. Chriftian von Boineburg, die er gelegentlidi eines Aufenthaltes in Nürnberg madite. Boineburg führte ihn in die große Welt ein, ward fein Befdiützer und Freund und wirkte in vieler Hinfidit beftimmend und fördernd auf feinen geiftigen Entwicklungsgang ein. Durdi ihn kam er in Beziehung zu Joh. Philipp von Schönborn, dem Kurfürlten von Mainz. Diefer erkannte die Bedeutung des Philofophen und fuchte ,•
Ereignis in feinem Leben
ihn dauernd an
fidi
zu
fefleln,
indem
er ihn
1670 zu feinem Kanzlei*
revifionsrat ernannte, in welcher Stellung er gemeinfam mit Herm.
LalTer an der VerbelTerung des Gefetzesbuches arbeiten
follte.
And.
In diefer
Stellung hatte er nidit nur Gelegenheit, feine weiten juriftifchen Kennt* nilfe
zu vertiefen und zu vervollkommnen, fondern es war ihm audi mög*
lieh,
feinen theologifchen
hatten nachzugehen. Befonders aber praktifdien Anteil
an der
von Jugend auf befchäftigt von Widitigkeit, daß er nun Heimat nehmen konnte. Der Idealis-
InterelTen, die ihn
Politik feiner
war
es
war nidit der eines weltfremden Träumers, am un* mittelbarem Leben nahm er den innigften Anteil,- es gab keine Tagesfrage von Bedeutung, die feinen Geilt nidit befchäftigt hätte,- die Gefchicke feines Volkes und feines Vaterlandes bewegten fein Herz aufs Tieflte, und er bemühte fidi ftets mit allen feinen Kräften an der Gefundung Deutfchlands mitzuarbeiten. Das religiöfe und politifche Problem war ohnehin in jenen Tagen noch weniger zu trennen als heute. Die durdi die Reformation be*
mus
unferes Leibniz
wirkte Spaltung der Konfeffionen mußte audi im politifchen Leben trennend
44
Leibniz
Aber
wirken.
es
gab eine
ftarke
Strömung im
religiöfen
Leben der
Zeit,
welche die verloren gegangene Einheit religiöfer Gemeinfchaft wieder zu
gewinnen heit
ftrebte.
zu geltalten
Freilidi bei der
fei,
die kleinlidien
alle
fdiieden
fidi
Frage über
Form, wie
die
diefe
Ein^
wieder die Geifter, und es kamen
fofort
und äußerlidien Gegenfätze wieder zum Vorfchein,
denen man dodi gerade durdi die Wiedervereinigung entgegen arbeiten wollte. Der überlegene Charakter und die tiefe Einfidit, mit weldier Leibniz
an diefen Beftrebungen teilnahm, unterfdieidet ihn
feiner ZeitgenoITen.
von vielen Probleme und
vorteilhaft
Aktueller und gefährlidier waren die
Differenzen der politifdien Gegenwart.
An
der Oftgrenze des Reidies hatte
fidi
der Kaifer der Türkengefahr
zu erwehren,- im Welten drohte die Eroberungsluft Ludwig des XIV. mit faß nodi größeren Gefahren. Als es fidi im Jahre 1669 um die Neu* befetzung des polnifdien Königsthrones handelte, verfaßte Leibniz eine Denkfdirift
im
Ebenfowenig glüd^te
es
ihm mit einem anderen
die Sidierheit des Reidies nadi
sens jetzigen
Welten
Reidies, audi einen Vorfdilag
die
einfiditigen
Thron bewarb,
hatte keinen Erfolg.
politifdien Projekt, weldies
Er
hin betraf.
Umftänden nadi auf feiten Fuß zu
neben vielen fdiarffmnigen und
diefen
von Neuburg. Sie
denken weldiergeftalt securitas publica interna
Iten«
um
Interefle des deutfdien Fürlten, der fidi
des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm
fdirieb feine
»Be*
externa und Status prae^
et
(teilen.«
Die
Sdirift enthielt,
Vorfdilägen zur Sidierung des
an Ludwig den XIV.
felbft,
den
»allerdiriftlidi*
König: »Er möge feinen Eifer für das Chriftentum beweifen, indem er
Feinde des Chriftentums
ten angriffe
in
und zu erobern
ihrem eigenen Lande auffudie und
ftrebe«.
Der
patriotifdi^politifdie
Ägyp*
Gedanke,
Grunde liegt, ift leidit erkennbar: Das Reidi, feine Kämpfe im Often in Anfprudi genommen, verfügt Kräfte, Ludwig zu widerftehen, wenn feine Eroberungs*
der diefem Vorldilag zu
ohnehin durdi nidit
über die
gegen Deutfdiland kehrt/ daher muß man fudien, Ludwigs Ruhmund Länder^Begierde anderweitig zu befdiäftigen und felTeln. In der Tat wurde Leibniz' Gedanke audi durdi Boineburg und den Kurfürften gebilligt und dem franzöfifdien König übermittelt. Leibniz felbft wurde in diefer Angelegenheit als Gefandter im Jahre 1672 nadi Paris gefdiid^t. So wenig er nun mit diefer Erfolg hatte, fo bedeutfam ward fudit fidi
dodi die Reife für
fein
ganzes Leben. IndelTen, ehe wir von feinem Parifer
Aufenthalt fpredien, muffen wir kurz nodi der
Werke gedenken. Aus dem
religiöfen
Intereffe
Sdiriften: »confessio naturae contra Atheistes«,
per nova reperta logica
.
.
.«
Mainz entftandenen
heraus entftanden die
und »Defensio
In der erfteren Sdirift
zu den Atomißen aus dem Begriff des Körpers
Exißenz Gottes zu führen
in
verfudit.
Mit dem
felbft
Trinitatis
wird im Gcgenfatz der Beweis für die
Begriff des
Körpers
find
45
Lcibniz
verbunden die Begriffe des Raumes und des Sidi* im Raum^Befindens, Größe
dem Räume, weldien der Körper erfüllt. Aber es bleibt zweifelhaft, warum der Körper gerade diefen und fo befdiaffenen Raum anfüllt, und warum er gerade diefe be^ und
Geftalt des Körpers erklären
freilidi
aus
Diefelbe Betraditung kann audi auf den Begriff der
ftimmte Geltalt hat.
Bewegung
fidi
um
des Körpers ausgedehnt werden,- kurz,
die Befonderheit
des Dinges, feine Individualität, zu erklären, bedarf es eines unkörperlidien Prinzips,
Man
Im Bereidi des
Sittlidien
fieht, es
handelt
fidi
hier
um
die Zwed^betraditung,
genügt die medianifdie Betraditungsweife nidit
Aber nidit nur die Befonderheit des einzelnen Körpers, fondern was nodi widitiger ilt, die Übereinftimmung aller im Weltall foll garantiert werden durdi die Einheit jenes unkörperlidien, göttlidien Prinzips. Der Begriff der präftabilierten Harmonie ift in diefer Überlegung vorbereitet und tritt, wie namentlidi die Briefe an Thomafius beweifen, nun immer mehr mehr.
den Vordergrund
in
feines
Denkens, Sdion bei feinem
dient diefer Begriff dazu, den
dem
der
Sittlidikeit
Gefdiehen, wie es widerfpridit,
muß
ift
medianifdi erklären läßt,
fo erfdiaffen,
den Forderungen der in
Daß
zu bezeidinen und zu begründen. fidi
erften
Auftaudien,
des Reidies der
dem
Natur mit
das natürlidie
fittlidien
Ziel nidit
durdi einen beftimmten Begriff ausgedrückt werden,-
Gott hat die Welt fidi
Zufammenhang
daß
fie
nunmehr,
göttlidien Gereditigkeit
fidi
felbft überlaffen,
gemäß
entwid^elt.
Es
diefem Gedanken fogleidi audi der rationale Grunddiarakter der
Theologie unferes Philofophen erkennbar, Gott
ift
nidit als ein willkür-
Tyrann gedadit, fondern als der Bewahrer und Behüter der Sittlidi* keit/ was aber gut fei, darüber befindet nidit die Laune Gottes, fondern das Gefetz der Vernunft, Gott konnte nidit anders, als das Gute wählen. Dies find die Gedanken, die hier freilidi nur im Keime angelegt, in den fpäteren Sdiriften, namendidi in der Theodicee, zum klarften Ausdrud^ gekommen find. Für jetzt aber zeigt fidi Leibniz nodi fehr im dogmatifdi^ lidier
theologifdien Intereffe befangen.
befonders die zweite
Hierfür
ift
vertritt,
ein Zeugnis.
weldie das
Dogma
erfter Linie
gegen den Socinianer WilTowatius und feine Lehren.
der Trinitat
Sie riditet
Sdirift, fidi in
Den Forfdiritt feiner geiltigen Entwid^lung auf theoretifdiem Gebiete verrät am Deudidiften die 1671 erfdiienene Sdirift Leibniz' »Hypothefis während eines Aufenthaltes in Sdiwalbadi im Jahre von den Abhandlungen Wrens' und Huyghens, über die Stoßgefetze Kenntnis erhalten und fidi mit denfelben auseinandergefetzt. In der oben genannten Sdirift nun zeigt fidi deutlidi die Einfidit, daß die phyfica nova«. Sdion
1669 hatte
er
quantitative
Methode
bleme
ausreidit.
delfen Begriff des
46
allein nidit
zur Bewältigung der phyfikalifdien Pro^
Leibniz hatte mittlerweile fowohl
Conatus
eifrig
Hobbes gelefen, und ver^
er fidi aneignete
Lcibniz
auA
als
tiefte,
Quantität,
wurde nun
Cavaleris Theorie der Indivifibilien kennen gelernt. Die
es in Geltalt der Zahl,
fei
zum
felbft
definiert als das,
was
oder der geometrifdien Ausdehnug,
Problem,- fo wird der räumlidie Punkt nidit
mehr
keine Teile hat, fondern als das, weldies keine
Aus*
dehnung hat. Dies Unausgedehnte aber wird zum Prinzip und Urfprung der Ausdehnung. Ebenfo muß man im ConatusbegrifF die Tendenz zur Bewegung, den Urfprung der Bewegung denken. Da indelTen der riditige Begriff der Maffe von Leibniz nodi verfehlt wird, gelingt es ihm audi nodi Die Übertragung der Ge* (chwindigkeit von einem Syftem zum andern und die fich hierbei voIU nidit,
die riditigen Stoßgefetze aufzuftellen.
ziehende Änderung der Gefdiwindigkeit erfdiien nodi nidit aus rationalen
Gründen
begreiflidi.
So
völliger Klarheit gereift.
ift
der Subitanzbegriff Leibniz' hier nodi nidit zu
Die rationale
rein geometrildie Betraditung der
Bewegung bleibt nodi in einem Gegenfatz zu der Theorie der phyfika* Bewegung der wirklidien Körper, wie denn audi die ganze Sdirift die beiden verlchiedenen Bewegungsarten, die geometrifdie und die phyfi* kalifdie, in gefonderten Abhandlungen erörtert. Diefe Diskrepanz zwifdien der abftrakten Theorie und dem wirklidien Sein mußte erft überwunden lilchen
werden, che Leibniz' Idealismus zur fyftematifdien Vollendung gelangen konnte.
Die fehlenden Mittel, feinem Syftem die innere Einheit und Vollen* düng zu geben, vor allem die tiefere Kenntnis der modernen Mathematik, feilte
fidi
Leibniz
erft
in Paris
erringen,
wohin
er
im Jahre 1672
ging.
am Hofe Ludwigs XIV. fdieiterte, wie gefagt. überhaupt feine Beziehungen zum Kurfürften von Mainz.
Seine diplomatifdie Miffion
Bald lod^erten
fidi
Als Boineburg im Dezember 1672 feines EinfifufTes in
nodi einmal
in
Mainz
ftarb, hatte
verloren.
Leibniz die kräftigfte Stütze
Im Jahre 1673 fehen wir ihn zwar von Paris nadi Lon*
diplomatifdien Gefdiäften eine Reife
don unternehmen. Nadidem rüd^gekehrt war,
nahm
er aber nodi
im felben Jahre nadi Paris zu*
feine Stellung dort einen
Charakter an, befonders
feit
mehr und mehr privaten
im Februar 1673 audi der Kurfürft Philipp
Um
mehr Muße verblieb Leibniz für Verbindung mit den erften Ge* lehrten feiner Zeit,- er lernte Antoine Arnauld, Walter von Tfdiirnhaus u. a. kennen. IndelTen die widitigfte Bekanntfdiaft diefer Zeit war die mit Chr. Huyghens. Diefer wurde redit eigentlidi fein mathematifdier Lehr* meifter, der ihn in die Methoden der modernen Analyfis einführte. Hier legte denn Leibniz den Grund zu feiner epodiemadienden Entdedtung der Differential* und Integralredinung deren Ausbildung in die Jahre 1675/76 fällt, Diefe Erfindung ift nidit etwa unabhängig von feiner Philo* fophie erfolgt,- fondern nadi feiner eigenen Ausfage find es gerade die von Sdiönborn geftorben war. feine wilTenfdiaftlidien Studien.
Er
fo
trat in
47
Leibniz
Motive
logifcfien
dedung
Syftems, die ihn zu diefer Ent^
feines philofophifdien
Umgekehrt mußte fodann die vertiefte mathematifdie und metaphy-fifdien Voraus fetzungen des Syftems umgeftalten. Indem Leibniz in der Infmitefimalmethode das hinführten.
Einfidit rüd^wirkend die logifdien
Inftrument entdedite, mit deffen Hilfe es der Wiflenfdiaft: gelingt, Geftalt
und Größe aus ihrem Urfprung zu erzeugen, war ihm nun audi der Weg geöffnet zu einer genaueren und fruditbareren AuffafTung des Subftanz^
Das Grundgefetz
begrifFes.
bewährt
tinuität,
Conatusbegriff,
fallen,
So wenig wie
die
vertiefte
Der
zum
fidi
Ausdehnung, durfte
Quantum
die
aufge^
Urfprung vielmehr im Begriffe der Kraft mathematifdi
gab die neue Analyfis des Unendlidien die Möglidikeit. Es
die gefteigerte Klarheit des idealiftifchen Bewußtfeins, die
Entwid^lung ankündigt. fdien
Kon^
das Gefetz der
künftighin als ein aktuell gegebenes, fertiges
faßt werden,- ihren
Zu
Phifofophie,
der Begriff der Bewegungstendenz,
UrfprungsbegrifF der Kraft.
Bewegung
feiner
audi an feiner eigenen geiftigen Entwid^Iung.
fidi
Mehr und mehr
hört die
Natur
fidi
auf,
in
ift
diefer
dem Men^
wie eine fremde, außergeiltige Madit gegenüberzutreten/ der Menfdi
mehr abhängig vom Objekt, fondern diefes muß die Reditfertigung und Beglaubigung feiner Exiftenz felbft von der Subjektivität des ift
nidit
Geiftes erwarten.
Es
Newton und und Leibniz und feinen Sdiülern andererfeits erhoben, weldiem der beiden großen Männer, Newton oder Leibniz, die Entded^ung der Infinitefimalredinung zuzufdireiben fei. Die Gefdiidite hat diefen Streit längft als müßig erkannt: fo verfdiieden und eigenartig der Weg war, weldien jeder der beiden Denker bei der Begründung der neuen Redinungsart einfdilug, fo felbftändig und unabhängig war audi der Pfad, den fie bis zu der Entded^ung gingen. Durdi Tfdiirnhaus wurde Leibniz audi mit der Lehre Spinozas be^ kannt, den er auf der Rüd^reife von Paris im Jahre 1676 im Haag perfönlidi kennen lernte. Damals aber, als er fidi in das Studium Spinozas feinen
hat
fidi,
wie bekannt,
Anhängern
ein Prioritätsftreit zwifdien Ifaak
einerfeits,
vertiefte, hatte er deflen
Standpunkt innerlidi fdion überwunden. Er konnte in
keiner Weife mit Spinoza fympathifieren
:
denn fowohl
feine theoretifdie,
feine praktifdieWeltanfdiauung ftellte Leibniz in einen offenkundigen fatz
zu Spinoza. Theoretifdi mußte Spinoza vor
des Einzelnen
fdieitern,- er
Phyfik zu geben,griflPes.
und
Aber audi
allen
Dingen
am
wie
Gegen^
Problem
vermodite keine ausreidiende Begründung der
dies erklärt fidi fdion aus
in praktifdier Hinfidit
Syltem abgeftoßen fühlen.
mußte
dem Mangel fidi
des Kraftbe^
Leibniz von Spinozas
Die Spontaneität des Geiftes, die Selbfttätig^ nidit zu ihrem Redite kommen, weldies, wie das des Spinoza, die Endurfadien aus der Welt verbannte. keit des
48
Willens konnte
in
einem Syftem
Leibniz
Sdion vor feinem Parifer Aufenthalt hatte Leibniz
in
Mainz den Her^
zog Joh. Friedr. von Hannover kennen gelernt. Diefer hatte Gefallen ge* funden an dem bedeutenden Manne und fdion feit 1673 verfudit Leibniz ganz an
feine Dienfte
eine Stelle
am
zu
felTeln.
Tat nahm Leibniz im Jahre 1676 Er wurde Hof^ und Kanzleirat,
In der
hannoverfdien Hofe an.
erhielt die Auffidit
über die Bibliothek, fehr bald audi die Stelle eines
braunfdiweigifchen Hofhiftoriographen,
In diefer letzten Stellung hatte er
übernommen, die Gefdiidite des braunfdiweigifclien herHaufes zoglidien zu erforfdien und darzultellen. Im Interefle diefer Aufgabe unternahm er in den Jahren 1687 --90 Reifen durdi Deutfchland und die Verpfliditung
all,
wo
führte ihn unter
er hinkam, knüpfte er
lehrten an.
auf
Weg
Sein
Italien.
Ge*
Seine InterelTen waren erftaunlidi umfalTend, feine Arbeiten
dem Gebiete
der Gefdiidite, des Spradiftudiums, der Philofophie
Mathematik verhinderten ihn tilchen
anderem mehrmals nadi Wien,- über*
Beziehungen mit den bedeutenditen
und
Aufmerkfamkeit durdiaus prak* Gegenftänden des Lebens zuzuwenden. In Paris hatte er eine Re* nidit, feine
dienmalchine konftruiert,- in feiner Stellung als hannoverifdi^braunfdiwei* gifdier
Rat unterftützte er feinen Herzog mit Ratfdilägen
in Betreff
des
harzer Bergbaues. In einem umfangreidien Briefwedifel mit Gelehrten aller
Länder Europas entwid^elte er feine fyftematifdi-philofophifdien Ideen. Der fdiriftlidie und mündlidie Verkehr mit fürftlidien Frauen, namendidi mit der verwitweten Kurfürftin von Hannover und deren Toditer Sophie Charlotte von Brandenburg, der fpäteren Königin von Preußen, gab ihm Gelegenheit, feine theologildien und philofophifdien Einfiditen in populäre
Form
einzukleiden, aus weldiem
entftanden
ift.
Wir haben
Bemühen
insbefondere die »Theodicee«
<Erfdiienen 1710). fdion früher darauf hingewiefen, wie
fidi in
jener Zeit
Be*
ftrebungen zur Wiedervereinigung der getrennten diriltlidien Kirdien gel*
war ein Lieblingsgedanke Leibnizens bis an Ihm mußte ein foldies Vorhaben nidit unmöglidi er* fdieinen/ denn nadi feiner Meinung war in jeder Religion ein Allgemein* menfdilidies und Vernünftiges enthalten/ und gelang es nur, dies zur Grundlage der Verhandlungen zu wählen, fo konnten die äußerlidien Gegenfätze der Dogmen und des Kultus nidit hinderlidi fein. In diefer tend maditen. Diefe Reunion fein
Lebensende.
und und korrefpondierte über diefen Gegenltand mit Bofluet, dem Bifdiof von Meaux und anderen Katholiken. Bald indelfen mußte er fidi überzeugen, daß von diefer Seite kein Entgegenkommen zu er*
Hinfidit dadite er zuerlt an eine Wiedervereinigung der Katholiken
Proteftanten ,
warten war, fondern daß
man
es
nur darauf abgefehen hatte, ihn zu be*
kehren und in den Sdioß der alleinfeligmadienden Kirdie zurüd^zulodten. Ausfiditsreidier fdiienen die
Bemühungen, den im Lager der Proteltanten
49
Leibniz
felblt
entftandenen Gegenfatz zu überbrücken und die Lutheraner und
Mo*
Reformierten wieder zufammenzuführen. Hier war es vornehmlidi lanus, der rifdie
Abt von Loccum, auf
Seiten der Reformierten, und der luthe*
Hofprediger Jablonski, mit denen er
daditen fo großzügig, wie Leibniz
alle
und
fidi
in
Berührung kam. Allein
felbft/
es fehhe nidit
fteigernder Erbitterung, fodaß audi diefes
nidit
an Intriguen
Unternehmen
fdiließ*
erfolglos verlief.
lidi
Fruditbarer und erfolgreidier waren Leibniz' Beßrebungen auf einem
Er verfpradi fidi die größte praktifdie Förderung der von der Erriditung gelehrter Gefellfdiaften. So ift er der eigentlidie Sdiöpfer und Urheber der im Jahre 1700 geftifteten Berliner Akademie der Wiflenichaften, deren erfter Präfident er audi ward. Eben* fo entwarf er für den Zar Peter von Rußland den Plan einer Petersburger Akademie, der aber erft im Jahre 1725 zur Ausführung gelangte. Audi in Wien und in Dresden regte er die Erriditung gelehrter Gefellfdiaften an. Es ift bemerkenswert, daß die Berliner Akademie neben den allgemein wiirenfdiaftlidien Tendenzen als eine ihrer Hauptaufgaben die Beförderung der deutfdien Spradie und Gefdiidite geftellt bekam. Hatte Leibniz dodi felblt die innigfte Liebe und ein großes Verltändnis für feine Mutter fpradie. In feinen »Unvorgreiflidien Gedanken, betreffend die Ausübung und Ver* beflerung der teutfdien Spradie« hat er viele und treffende Bemerkungen und Ratfdiläge niedergelegt. Wie weit umfallend aber feine Pläne be* anderen Gebiete.
Wiirenfdiaft
treffend die gelehrten Gefellfdiaften waren, geht daraus hervor,
fdion mit
dem Gedanken
daß
er fidi
einer Vereinigung aller gelehrten Gefellfdiaften
Gedanke erft in unferen Tagen fidi der Verwirklidiung und delTen erfte Früdite zu unferer Freude unferem Leibniz in der geplanten Akademieausgabe feiner Werke zu Nutzen kommen wird. Die Jahre nadi feiner Rüdekehr aus Paris waren im übrigen die Zeit der Ausbildung und Vollendung feines Syltems. Es gibt audi jetzt für trug, weldier
nähert,
ihn keinen Stillftand, fondern
indem
der Cartefianer und Occafionaliften,
er feine als
Lehre fowohl gegen diejenige
audi gegen den erfolgreidien Sen*
fualismus John
Lodes zu
winnt er
Klarheit über mandies Problem, weldies er bis dahin nodi
felbft
nidit befriedigend
gewann nun
verteidigen
zu löfen vermodit
erlt diejenige
und zu hatte.
befeftigen
Der
bemüht
ift,
ge*
Begriff der Kontinuität
Faffung, weldie den Grundlagen und der
Ten*
denz des ganzen Syftemes entfpradi. Solange die Reite des Senfualismus
überwunden waren, modite es ausreidiend fdieinen, das Kontinuum als ein Aggregat fehr kleiner Teile aufzufalFen/ bald aber mußte fidi mit der vertieften Einfidit in die idealiltifdien Grundlagen der Wiffenfdiaft die Erkenntnis einftellen, daß auf diefe Weife das Problem nur herausgefdioben, nidit
nidit gelölt
50
wurde.
Leibniz
Lcibniz fah fehr bald, daß die unendlidie Teilbarkeit und die
Kom*
pofition des Kontinuums aus wie immer befdiaffenen Teilen den Begriff
des Kontinuums nidit
erfcfiöpft.
Wenn
er
dennodi
nidit
nur an der un=
endlidien Teilbarkeit, fondern fogar an der unendlidien Geteiltheit der
Materie
feßhielt, fo hatte dies
Gründe
metaphyfifdier Natur,- in bezug
Me-
auf den Begriff des Kontinuums dagegen fand Leibniz fruditbarere
thoden zur Bewältigung des in diefem Begriffe fted^enden Problems der von ihm entded^ten Analyfis des Unendlidien
aus
dem Verfahren Damit
er lernte das
:
in
Kontinuum
der Kontinuation begreifen.
hatte Leibniz audi den Standpunkt des Descartes prinzipiell
überwunden. Er konnte nun unmöglidi länger die Meinung des Descartes für bereditigt halten, nadi weldier der Begriff des phyfikalifdien
Ausdehnung erfdiöpft. Dabei blieb per äußerlidi, und dodi war fie das einzigfte fidi in
der
die
Körpers
Bewegung dem Kör*
Mittel für Descartes, den
einzelnen phyfikalirdien Körper in feiner Individualität zu beftimmen. Die^ fer
Widerfprudi konnte nur
die
Ausdehnung hinaus
gelölt
werden, wenn
man dem Körper
über
ein besonderes Prinzip verlieh, weldies fein eigen^^
tümlidies Verhalten beim Stoß begreiflidi madit.
Es
dies der Begriff
ift
dem
der Mafle, der, wie wir fehen werden, im Syfteme Leibnizens unter
Namen
der paffiven Kraft
auftritt.
Widitig war indelTen audi das Problem der organilHien NaturwilTen* Ichaften.
Hier mußten die Prinzipien Descartes' völlig verfagen. Innerhalb
des rein medianifdien Gefdiehens erfdieint der einzelne Fall, wie er in
der fmnlidien
meinen Gefetzes.
Wahrnehmung
Wenn
ein
darftellt,
Apfel
nur
als ein Beifpiel
vom Baum
fällt,
fo
fidi
des allge^
wird diefer Fall
begreifbar aus den allgemeinen Gefetzen des Falles, für die er nur ein Beifpiel bietet.
Das Individuum
hat hier kein gefondertes Redit für
fidi.
Anders im Reidi der Organismen. Jedes Individuum ftellt hier eine problematifdie Einheit dar, weldie es grundfätzlidi von allen anderen feiner Art und Gattung unterfdieidet. Dem Leben des Organismus fdieinen die Betätigungen der einzelnen Organe nur wie die Mittel dem Gefamtzwedc untergeordnet zu fein. Audi läßt fidi die Reihe der Handlungen des Lebewefens nur durdi eine Zwed^betraditung zur Einheit verbinden. So wurde audi von diefer Seite her der Impuls zu einer Fortbildung feines Syftems gegenüber Descartes für Leibniz gegeben.
Dem
I
Lod^efdien Senfualismus gegenüber galt
es,
den Standpunkt des
idealiftifdien
Apriorismus auszubauen und zu
Leibniz das
Hauptwerk Lockes, den »Verfudi über den
befeltigen.
Mehrfadi hat
menfdilidien
Ver-
ftand« durdigearbeitet und, indem er den einzelnen Abfdinitten des
Wer-
kes genau folgt, mit
Edel-
Entgegnungen verfehen. Durdi einen
englifdien
51
Leibniz
Einwänden Mitteilung kuffion ein. Als nun Lodce im feinen
madien,- diefer aber ging auf keinerlei Dis*
Jahre 1704 ftarb, hatte Leibniz feine Wider^
legung Lockes fyftematifch geordnet und in Budiform gebradit/ aber er fdieute
mit einer Polemik gegen den Toten aufzutreten.
fidi,
daß
feine
und
erft
»Nouveaux
nadi Leibniz'
essais sur
Tod im
gegeben wurden. Lod^e hatte
So kam
es,
Tentendement humain« liegen blieben
Jahre 1765 durdi Rud. Eridi Rafpe heraus^ in
feinem
Werk
nur zwei Quellen der Er^
die äußere und die innere Wahrnehmung <sensation and reflexion). Demnadi galt ihm als ein Grundfatz der Erkenntnis nidits Die Sinne liefern ift im Verftand, was nidit vorher in den Sinnen war.
kenntnis gelten lalfen
:
:
in der Wahrnehmung dem Geift den Stoff der Erkenntnis,- audi die innere Wahrnehmung muß fidi im Grunde auf die paffive Beobaditung des geifti^ gen Gefdiehens befdiränken. So erfdieinen hier das Wahrgenommene und
Empfindung
und das einzigfte Mittel, Die Seibittätigkeit des Geiftes ift völlig ausgefdialtet Daher bekämpft Lod^e in den erlten zwei Büdiern feines Werkes ausdrüd^Iidi und ausführlidi die Lehre von den angeborenen Ideen. Unter diefem zweideutigen Namen war felbft nodi bei Decartes die Lehre von der Urfprünglidikeit des menfdilidien Geiftes, wie fie Piaton in feiner Theorie von dem Erkennen als einem Wiedererinnern zuerlt begründet die
uns
vom
Sein
zugleidi als das fidierfte Wiflen
Kunde zu
geben.
;
hatte, aufgetreten.
Dem
Satz »Nidits
wefen wäre« fügt
Leibniz nun ergreift die Partei Piatons gegen Lod^e. ift
im Verftand, was
nidit
vorher
er die kurze, aber inhaltsichwere
in
den Sinnen ge*
Bemerkung hinzu:
»ausgenommen der Verftand felbft«. Und nodi mehr: er weift darauf hin, er uns von den Sinnen überliefert wird, nidit das Sidierfte und GewilTefte, fondern vielmehr das Problematifdifte in der Erkenntnis ift, und daß Sidierheit, Klarheit und Beftimmtheit immer nur dem Denken und dem Begriff innewohnen. Er wirft fidi fogar zum Verteidiger der angeborenen Ideen auf/ den Einwand aber, weldien Lod^e gegen die Mög* daß der Stoff, wie
lidikeit eines
dem
individuellen Geifte urfprünglidi
innewohnenden
Befitzes
der Grundwahrheiten der theoretifdien und praktifdien Erkenntnis erhoben hatte,
daß
müßten
—
dem Menfdien dann
fie
audi fdion von Geburt an bewußt
fein
von den unbewußten VorftelU ungen. »Aussi avons nous des petites perceptions nous memes, dont nous ne nous appercevons point dans notre present etat.« Das Wiflen von der Geometrie, der Arithmetik und allen andern reinen Wilfenfdiaften ift dem widerlegt er durdi feine Lehre
Geifte virtuell angeboren.
Heben In
delTen,
Wien
Prinzen
was
hatte Leibniz
die Bekanntfdiaft des
Eugen von Savoyen gemadit,
Ideen Leibnizens
51
Das Lernen ift daher nur zum virtuellen Befitz
fdion vorher
intereffierte
und
ihn
weldier
um
fidi
ein ins
Bewußtfein^
des Geiftes gehörte.
berühmten Feldherrn für die philofophifdien
eine kurze Darftellung feines
Große Denker U
Leibniz.
Leibniz
Sy ftems
Leibniz fchrieb im Jahre 1714 zu diefem
bat.
Von
nadologie«.
Zwecke
die
»Mo^
weiteren Sdiriften wollen wir hier nur nodi erwähnen
die »Prinzipien der
Natur und der Gnade«. Widitig zum VerftändnilTe
der Philofophie unferes Philofophen
ilt
aber vor allen Dingen die außer^
Korrefpondenz, fowie viele kleinere Abhandlungen und Verfudie, die zum großen Teil erft fpät nadi feinem Tode heraus^ gegeben worden fmd. Leibniz hat felbft darauf hingewiefen, daß man ihn [aus den zu feinen Lebzeiten veröffendiditen Sdiriften nidit genügend kenlordentlidi umfangreidie
[nen lernen könne.
Die
letzten Jahre feines
[nommen durdi ihatte fdion in
lauf die
[Das
viel
felbft
Lebens war Leibniz
hiftorifdies
den Jahren
feine
fidi
Werk
So
fein
Werk
1707—11
über das
in drei
faft
ganz
Haus
in
Anfprudi ge-
Braunfcfiweig.
Er
großen Bänden die Quellen,
Unterfudiungen hauptfädilidi ftützten, herausgegeben. zu vollenden, war ihm
nidit vergönnt.
äußere Anerkennung und Ehren Leibniz während feiner Lebens^
waren dodi feine DafeinsverhältnilTe Die Berliner Akademie der WilFen^ ^thaften erwies fidi undankbar gegen ihren Stifter,- der Herzog war unzuieden, weil die Vollendung des Gefdiiditswerkes auf fidi warten ließ,[man behandelte Leibniz durdiaus unwürdig und fo, daß man wohl fehen [kann, wie gering das Verftändnis feiner überragenden Größe war. Dazu [kam, daß ihm die letzte Zeit feines Lebens durdi Kränklidikeit verbittert irde. Er ftarb zu Hannover völlig vereinfamt am 14. November 1716. zeit
:in
gefunden hatte,
fo unerquid^Iidi
den letzten Tagen
feines Lebens,
Indeffen, fdion hatten die
Werke
feines Geiftes
[Gebiete des Willens hatte fein Genie gefördert, ITeil feines
Wefens im dauernden
[tum der Wiflenfdiaft
EinfluIFe feiner
Das Syßem.
Logik und Erkenntniskritik.
Die Grundlage des ausgereiften Syftems
wodurdi
fein
Denken
ift
der platonifdie Idealismus.
darauf hinzuweifen und mit derjenigen
ibniz felblt hat nidit verfehlt,
SAärfe, weldie
lebte das beflere
Werke und im Wadis^
fort.
n. 1.
Frudit getragen. Alle
und nun
überall auszeidinet,
den Punkt hervorzuheben,
die Lehre des Idealismus von allen anderen philofophifdicn Syftemen unterfdieidet. Der philofophifdie Realismus und Senfualismus
nimmt
fidi
die
Natur und das Sein
Geift nur abzubilden habe.
ungcn, Bilder, weldie von außen dicfc
4
Anfdiauung
Oro0e Denker
II.
als ein fertig
Gegebenes
Unfere ErkenntnilTe in
erklärt Leibniz:
hin, weldies
find nadi
der
ihm VorßelU
unfere Seele herein gelangen.
Gegen
»car naturellement rien ne nous entre
53
:
Leibniz
dans Tesprit par dehors, de penser
comme
comme
sie eile avoit
une mauvaife habitude que nous avons
et c est
notre
si
ame
recevoit quelques especes messageres et
des portes et des fenestres«,
»Et
rien
ne nous sgau^
roit estre appris, dont nous n'ayons deja dans Tesprit Tidee qui est la
matiere dont cette pensee se forme.
comme
C'est ce que Piaton a excellement
quand il a mis en avant sa reminiscence qui a beaucoup .« So wird das Denken zur de solidite, pourveu qu'on la prenne bien Grundlage des Seins. Nidit in der Übereinftimmung des Bildes mit einem außerhalb des Geiftes und unabhängig von ihm exiftierenden Objekt wird
bien considere,
.
das Kriterium der Wahrheit gefudit.
Wir
.
befitzen in
den Ericheinungen
und dürfen audi kein anderes ver^ langen, als ihre Qbereinftimmung unter einander und mit den ewigen Wahrheiten. Damit ift aber audi die fubjektive Willkür ausgefdiloflen die Vernunft ift durdi ihre eigenen Gefetze gebunden, und diefe find, wie die Vernunft felbft, allgemeingültig. Ebenfo wie Nicolaus von Cues und Galilei erklärt audi Leibniz: »Alles ift in der Natur mit Zahl, Maß und kein anderes Kriterium der Realität
So wird denn audi das Kriterium der Phänomen darin erblidct, daß es die Möglidikeit gibt, zu^ künftige Phänomene aus vergangenen und gegenwärtigen vorauszufagen. Überall erfdieint das Ideale als Grund und Vorausfetzung des Realen. So find insbefondere die mathematifdien Grundfätze ideal, weil fie durdi eine freie Sdiöpfung des Denkens entftehen,- aber niditsdefto weniger find fie von der fruditbarften Anwendung im Bereidie des phyfikalifdien, des wirklidien Gefdiehens. Ja, die Phänomene erhalten erft dadurdi den Cha^ Gewidit gleidifam abgezirkelt.«
Realität für ein
rakter der Realität,
daß
den Gefetzen der Mathematik unterwerfen.
fie fidi
Grundlegend bei alledem notwendigen Wahrheiten, die
ift
die Unterfdieidung der zufälligen
in faft allen Sdiriften wiederkehrt.
und
Sie wer^
Vernunft- und Tatfadienwahrheiten. Allein
den audi unterfdiieden
als
während früher Leibniz
die Tatfadienwahrheiten auf die Unmittelbarkeit
der finnlidien
man
Wahrnehmung
ftützte,
fo erklärt er jetzt ausdrüd^lidi,
audi für die Tatfadienwahrheiten immer einen rationalen
daß
Grund an^
geben muß. »Die Taftbarkeit eines Steinhaufens oder eines Marmorblod^s beweift fo wenig feine fubftantielle Realität, wie die Siditbarkeit diejenige eines
Regenbogens beweift.«
pas tout ä
fait
par
les sens.«
»L'Estre
Im
meme
Sinnlidien, in den Empfindungsqualitäten
wird das problematifdie Element erkannt. »Et bien dions le
les seules
Verite ne s'apprend
et la
loin
que nous enten^
choses sensibles, c'est justement ce que nous entendons
moins.«
Nidit aber wird, wie nodi eine Kluft gelalTen zwifdien
in
dem
der »Hypothesis physica nova« <1671> rationalen
und dem
phyfikaliichen Sein,-
audi die Sinnesqualitäten muffen der Vernunft und ihren Mitteln zugäng*
54
liA gemadit werden,
die WilTefifdiaft das Sein mit ihren Begriffen
foli
Und
bemeiftern vermögen.
dies gefdiieht
zu
eben mit Hülfe der mathemati^
fdien Begriffe der Zahl und der Geftalt. Diefe Begriffe find der Definition und des exakten Beweifes fähig, und fo wird das Sinnlidie der Vernunft zugeführt. Mit diefer Einfidit aber verbindet fidi die Erkenntnis, daß fidi im einzelnen phyfikalifdien Fall, fo wie er fidi der Beobaditung darbietet, immer eine Unendlidikeit von Problemen verbirgt. Daher wird hier die
Erkenntnis immer nur eine annähernde
man
erkennen, müßte
was audi nur müßte man
am Wege
Sandkorn
ein
Subftanz
feine
fein.
Um
den einzelnen Fall zu
Um
das ganze Weltall kennen.
z.
B. zu begreifen,
feinem abfoluten Begriff nadi
unbekannten Subftanzen erkannt haben. Anders verhält es
notwendigen Wahrheiten, zu denen matifdien gehören. freier,
Hier erfdiöpft das Denken feinen
Auf
mit den
fidi
in erfter Linie die logifdien
Konftruktion entwirft.
felbfttätiger
ift,
ihrem Verhalten zu allen bekannten und
in
Inhalt,
und mathe* den es
in
Weife drüdit
verfdiiedene
Es ift das Denken, weldies das Sein er* zeugt. Die wiffenfdiaftlidi logifdie Form aber, in der fidi das Denken voll* zieht, ift das Urteil. Daher muß man fdion am Urteil den Gegenfatz der Leibniz diefen Unterfdiied aus.
Tatfadienwahrheiten und der notwendigen Wahrheiten aufweifen können. Freilidi,
fo
muß
wie es nur eine Art des wiflenfdiaftlidien Denkens geben kann,
Form
die allgemeine
vollziehen,
immer
Leibniz in
dem
est subjecto).
des Urteils, in weldier
und
identifdi ein
empfangen, fodaß
Tat muß man nun im
Subjektsbegriffes fehen kann.
Arten
Form
findet
Diefe
in
das Subjekt feinen Inhalt
ja
Urteil die Entfaltung
Aber
Leibniz hier das Verhältnis von Subjekt der Identität bezeidinen zu können.
Befiimmung. Sidier
ift,
heiten nidit ausreidit.
zwar im Subjekt
vom
Prädikat
und Darftellung des
diefes Enthaltenfein des Prädikates
zwiefadier Weife gedadit werden.
notwendigen Wahrheiten das Denken feinen Inhalt
kat
die einzelnen
Enthaltenfein des Prädikates im Subjekt
In der
im Subjekt kann
fidi
diefelbe bleiben.
fo
Eben
ganz
weil bei den
erfdiöpft, glaubt
und Prädikat durdi den
Dies bedarf
freilidi
daß
diefe Charakteriftik für die tatfädilidien
An
den zufälligen Wahrheiten indes
enthalten,
gehörig erwiefen werden, fodaß
ift
kann aber trotzdem niemals fidi
diung oder Identität zurüdiführen
hier das Urteil niemals
läßt,
die
Begriff
nodi der näheren
Wahr*
das Prädi*
zu ihm
als
auf eine Glei*
Auflöfung vielmehr
ins
das Prädikat im Subjekt nur
Un*
kann Die Ketten der Urfadien oder Gründe, aus denen man den vollendeten Begriff des Subjekts ableiten könnte, ift unendlidi und nie
endlidie weiter geht.« Hier
vorhanden reftlos
zu erfdiöpfen. Dies drüd^t Leibniz aus, indem er für die tatfädi*
den »Satz
einzelne Gefdiehen 4*
virtuell
fein.
lidien Urteile
I
alfo
muß
vom Grund« alfo ein
als ihr Prinzip aufftellt.
Für
jedes
Vernunftgrund aufgefudit werden,- aber
55
Leibniz
es bleibt
immer
ihm zurück. Die
ein Problematifdies in
Identität zwifdien
Subjekt und Prädikat bleibt für uns Menfcben immer eine zu erftrebende,
Gott aber
für
fatzes für die
Den
iit:
fie
eine vollziehbare.
Metaphyfik Leibnizens
Die Bedeutung diefes letzten Zu* fpäter erwogen werden.
foll
Unterfdiied zwilHien den Tatfadien Wahrheiten' und den Vernunft*
Wahrheiten erläutert Leibniz audi durdi einen Vergleidi derfelben mit den rationalen
ten
fich
und
irrationalen VerhältnifTen in der
Mathematik.
Es verhaU
nämlidi die Tatfadienwahrheiten, weldie Leibniz audi kontingente
oder zufällige nennt, zu den ewigen, notwendigen oder Vernunftwahr^ heiten,
wie die irrationalen VerhältnilTe, nämiidi diejenigen, weldie aus
inkommenfurablen Größen beftehen, zu den rationalen VerhältnilTen aus
So wie
kommenfurablen Größen.
bei
den mathematifdien VerhältnilTen
allgemein die kleinere Quantität in der größeren oder das Gleidiartige im Gleidiartigen, fo
ift
bei
jedem wahren Urteil das Prädikat im Subjekt ent*
halten.
Dies wird bewiefen jeweils durdi die Analyfe der Beftimmungs^
Itüd^e,
nämlidi einerfeits der gemeinfamen Quantitäten, andererfeits der
gemeinfamen diefes
Begriffe.
des Verhältniffes lidi,
Diefe Auflöfung nun in die Beftimmungsitücke.
Auffudien gleidifam des gemeinfamen Maßes zwifdien den Gliedern
fo hat
man
entweder endlidi oder unendlidi.
ift
es in der
Ift
die
Analyfe end*
Mathematik mit einem rationalen und kommen*
furablen Verhältnis, bei den Urteilen mit notwendigen Wahrheiten zu tun,
indem man
bei
den erfteren ein endlidies gemeinfames Maß, bei den
zweiten zu Grunde liegende identifdie Wahrheiten auffindet. Geht aber die Analyfis ins Unendlidie fort, fo
ift
das mathematifdie Verhältnis ein
irrationales, d. h. ein foldies, weldies unendlidi viele
Wahrheit aber
ift
Quotienten
hat,- die
eine zufällige, d. h. eine foldie, weldie unendlidi viele
Gründe in fidi fdiließt. Bei der Fortfetzung der Analyfe ergibt fidi beide Male eine unendlidie Reihe, aber hier zeigt fidi audi, daß diefes Beifpiel nidit völlig zutrifft: Das Gefetz der unendlidien mathematifdien Reihe des inkommenfurablen Verhältniffes vermag der Mathematiker zu durdifdiauen, nidit aber die unendlidie
Reihe der Gründe einer Tatfadienwahrheit,
die allein Gott durdifdiaut
weU
vermöge der ihm eigentümlidien Art der Er*
kenntnis der Intuition.
Es
nun nadi alledem,
Not* man ift verfudit zu fagen Tau* tologie — zukäme. Und in der Tat wird zunädift der Satz vom Wider* fprudi oder der Identität als ihr Grundprinzip in Anfprudi genommen, fodaß ihre Reditfertigung allein in ihrer Zufammenftimmung und Wider* fprudilofigkeit gefudit wird. Unmöglidi aber kann diefe Auffaffung dem fdieint
als
ob den Vernunftwahrheiten
wendigkeit durdi unfruditbare Identität --
:
Mehr als einmal hat Axiome der reinen Wiffen*
Sein erzeugenden Charakter des Denkens genügen.
denn audi Leibniz darauf hingewiefen, daß
56
ihre
die
Lcibniz
welche ja vornehmlidi
Ichaften,
werden,
notwendige Wahrheiten bezeichnet
als
des Beweifes bedürfen. Andererfeits wird die Begründung
felbft
der WilTenfchaft nicht nur in identifchen Urteilen, fondern auch vor allen
Dingen
den Definitionen der Grundbegriffe gefucht. Hier
in
nun zu*
ilt
NominaU und Realdefinitionen wichtig. Man Nominaldefinition dann fprechen, wenn man zwar ein
nächft die Unterfcheidung der
kann von einer
Merkmal der zu definierenden Sache angeben kann, welches erlaubt, fie von anderen zu unterfcheiden, nicht aber die Erzeugungsart derfelben be* griffen hat. Daher haben die Schlülfe, die man aus einer Nominaldefinition keine genügende Sicherheit.
zieht,
Diefe Folgerung
ift
vom Standpunkt
des Idealismus aus berechtigt: folange wir den erzeugenden Begriff eines
Gegenftandes
nicht
kennen, folange bleibt er für uns problematilch. Die*
jenige Definition, welche für die Wiirenfchaft allein fruchtbar fein kann,
Das
iß die reale.
daß
allgemeine Charakteriftikum der realen Definition
uns die Möglichkeit des Gegenftandes erkennen
fie
ift,
Dies kann
läßt.
nun wieder auf zwiefache Art gefchehen, entweder durch Erfahrung
oder a
wenn wir
priori,
erftens die Vorftellung des
Gegenftan*
und bemerken, daß in ihnen nichts Wider* fprechendes ift, und zweitens, wenn wir die Art angeben können, wie der Gegenftand erzeugt werden kann <produci>. Nur in diefem letzteren Fall, des in ihre Elemente auflöfen
a
bei einer Realdefinition heit
zu tun, und eine
Auf
tion.
anzugeben nicht
z.
haben wir es mit einer notwendigen
folche Definition
beruhen
ihr alfo
Der Kreis
matik.
priori,
B.
ift
in erfter
die Grundbegriffe der Arithmethik
auf das bloße Zeugnis der Sinne hin annehmen.
fönt deux, ce n'est pas
deux.
Quoy
y
cju'il
une
Mathe* Erzeugung
Linie die Grundbegriffe der
möglich, weil wir das Gefetz feiner
Ebenfo dürfen wir
wiffen.
Wahr*
nennt Leibniz eine caufale Defini*
»Qu
'un et
un
verite proprement, mais c'est la definition de
ait cela
de vray
et d'evident cjue c'est la definition
d'une chose possible.«
Wenn
fo die
Grundbegriffe aus der Konftruktion des Geiftes
entftehen, fo muffen
und dürfen exiftierten,
Raum,
fie
natürlich ihrem
nicht als Eigenfchaften
Wefen
nach
von Dingen,
dem
felbft
Geifte angehören
die außerhalb des Geiftes
angefehen werden. Daher bezeichnet denn auch Leibniz den
die Geftalt
und Zeit
find
Hilfe das
Denken
und Bewegung
nicht Subftanzen,
als »idees
de Tentendementpure.«
Raum
fondern Ordnungsprinzipien, mit deren
die Wirklichkeit erbaut.
Es muß demnadi
Gedanke abgelehnt werden, daß wir zu den
Begriffen des
audi der
Raumes und
der Zeit durch Abftraktion aus den Dingen gelangen, indem wir
Wahrnehmungen ablefen. Zwar mögen Wahrnehmungen zur Bildung diefer Begriffe
fie
etwa
aus unferen finnlichen
wir wohl
durch die finnlichen
veranlaßt
fein, fo
wie denn das Sinnlidie überhaupt die Tätigkeit des Denkens er*
51
Leibniz
weckt,- aber entfpringen müflen die Begriffe aus
dem
Geilte
In der
felbft.
Sinneswahrnehmung i(t uns weder eine gerade Linie, gleidimäßig und kontinuierlidi verfließende Zeit ge^ völlig nodi audi eine geben, fondern immer nur annähernde Darftellungen der Geraden und eine hödift ungleidiförmige Folge von Vorftellungen, Von hier aus ilt der Weg zu Kants Lehre von der Apriorität des Raumes und der Zeit nidit
Natur und durdi
Nur die dogmatifdie Faflung des Seinsbegriffes, weldie uns begegnen wird, verrät die Kluft, die zwifdien Leibniz Metaphyfik der
mehr in
die
weit.
und Kant nodi vorhanden ift. Der Raum wird definiert als die Ordnung des zugleidi Exilierenden, fowie die Zeit als die Ordnung des nidit zugleidi Exiftierenden und der Veränderung. Die Dauer ift die Größe der Zeit, fowie die Ausdehnung diejenige des Raumes. Dabei darf, wie wir nodi fpäter fehen werden, die Ausdehnung nidit mit dem Ausgedehnten verwedifelt werden. Dies war der Fehler der Cartefianer. Bei einer foldien Auffaffung der Erkenntnis mußte Leibniz notgedrun*
gen über den Standpunkt hinausgehen, den er einnahm.
Wenn
in
der ars combinatoria
die Begriffe in der Definition entfpringen, fo dürfen
fie
nidit mehr als fertig gegebene Quantitäten aufgefaßt werden, und die Methode der Quantität, wonadi es fidi beim Denken nur um die Zufam^ menfetzung des Ganzen aus feinen Teilen oder der Auflöfung des Gan^
zen
muß
feine Teile handelt,
in
des Denkens
gibt keinen abfoluten
überhaupt das
Wefen
nun der Gedanke den, fo
muß
als
unzureidiend für die Charakteriftik
Raum, Zeit und Bewegung find Relationen,- es Raum, keine abfolute Zeit oder Bewegung, So liegt
erfdieinen.
fie
des Begriffes
und des Denkens
ihre
der Relation. Soll
Ausdrud
fertiger
Quantitäten
muffen die Relationen und Methoden des Denkens weldie es die Quantitäten
erft
felbft
erzeugt und verbindet.
im Begriff der Zahl vor: die Addition
des Addierens konftituiert den Begriff der Zahl,-
und
fein,
täten, fondern Qualitäten, Gefetzmäßigkeiten des
felbft,
Größen
erfdieint
fie
foldie
die
Rela^
Methode
für foIdie Verhält*
Nidit Quanti*
Denkens
daher audi von jener allgemeinen Wiffenfdiaft, die Leibniz net werden. Die Lehre
fondern
bezeidinen, durdi
Eine
nifte hat die Mathematik eine Zeidienfpradie aufgeftellt.
lidien
wer-
Tendenz und Bedeutung verändern. Die Charaktere
dürfen nidit mehr der
tion liegt z. B.
in
einer allgemeinen Charakteriftik nodi feftgehalten
felbft
muffen
fudit, bezeidi*
von den Quantitäten, von den befonderen endnunmehr als ein fpezieller Fall jenes allgemeineren
qualitativen Verfahrens. Jene allgemeine Zeidienwiffenfdiaft <speciosa ge*
im Allgemeinen die Formen der Dinge oder ihre Quali* Die allgemeine Lehre von den Größen hat dann ihrerfeits wieder unter fidi die Geometrie, Arithmetik und Medianik.
neralis) behandelt
täten.
58
I
Ldbnir
Die
Frudht der neu gewonnenen Erkenntnis war
er(te
gleich eine
fun^
damentale Entdeckung, weldie der Geometrie eine ganz neue Disziplin hinzufugte
die
:
Analysis
situs.
Denn eben an den
geometrifdien Figuren
kann man außer der Quantität audi ihre Qualität, nämlidi ihre rückfiditigen.
Dann
hat
men von Punkten zu
man tun.
es mit
dem Raum
als
Form
bc*
einem bloßen Beifam^
Indem nun Leibniz Zeidien
einfuhrt, durdi
weldie es gelingt, die für eine Figur diarakteriftifdien Punkte fymbolifdi
vermag
feftzulegen,
was man
er das,
fonft
nur
(diauung unterfdieiden kann, durdi eine fidiere
in
der fmniidien
An*
Methode und Redmungs*
Denkens zu beherrfchen. Wenn wir mit Leibniz « als Zeidien der Kongruenz einführen, fo können wir z. B. für den Ort aller Punkte « Y,- denn alle oder den unendlidien Raum die Formel aufftellen Punkte des Raumes find untereinander kongruent, d. h. jeder kann an die Stelle des andern gefetzt werden. In der Formel bezeidinet dann irgend einen beliebigen, aber beftimmten Punkt,ilt der Ausdrud^ einer Variablen, d. h. eines beliebigen unbeftimmten Punktes, Ebenfo ergibt fidi, um nodi ein Beifpiel zu bringen, die Formel für eine Ebene, die im art des
A
A
Y
I
Mittelpunkt einer gegebenen Stred^e
Ax
AB auf diefer Stred^e fenkredit (teht:
Bx, wobei x ein variabler Punkt der Ebene
«
Den Gedanken in genialer Weife
Graßmann
der geometrifdien Charakteriftik hat im 19. Jahrhundert
H, Graßmann
in feiner
»Ausdehnungslehre« durdigeführt.
knüpft ausdrüd^lidi an Leibniz an.
ihm die verdiente Anerkennung geworden. beiten
ift.
Es
Erft in unferen fei
hier audi
Tagen
auf die
ift
Ar*
von Peano über den geometrifdien Calcül aufmerkfam gemadit,
in
weldien der Grundgedanke der Analyfis situs weiterlebt.
Das Neue und und fie
ihre
Originelle
Bedeutung
der
von Leibniz
für das philofophildie
erfdiaffenen
Syftem wird
klar,
mit anderen geometrifdien Verfahrungsweifen vergleidit.
Disziplin
wenn man Descartes,
einer der
Entded^er der analytifdien Geometrie, hatte bereits den
und
räumlidie
die
Ausdehnung der
Zufälligkeit der finnlidien
Raum Wahr*
nehmung entzogen, indem er ihn feinem Größenbegriff und der arithme* tifdien Redinung, alfo dem Denken, unterwarf. Neue Forderungen konnten aber von Seiten der philofophierenden Vernunft in doppelter Riditung ge* ftellt I
werden.
Man
metrie gegenüber
I
konnte erftens verlangen, daß die Eigenart der
dem
rein arithmethildien
Geo-
Verfahren durdi eine befonderc
59
Leibniz
"i-rLri_n_n_n-ra
Lehre
auf weldiem
zu Grunde
fie
aufgebaut
legt: die
in
dem
darauf aufmerkfam
Begriffe der Maßeinheit,
dennodi einen Reit
ift,
Maßeinheit
finnlidier
erfdieint als eine finnlidi
Wahrnehmung
gegebene Größe,
In beiden Hinfiditen
die nidit weiter aus Begriffen abgeleitet wird. in
man
Zweitens konnte
würde.
rein vertreten
madien, daß die analytifdie Geometrie
der Tat die Analyfis situs einen großen Fortfdiritt dar.
der Zahl
Zahl
ilt
Begriff
notwendig im Zufammenhang mit dem der Zeit. Zeit und
fdialtet
keinerlei
Der
(teilt
aber die Geometrie der Lage völlig aus.
Aucfi fetzt
fie
gegebene Ausdehnungsgröße voraus.
IndelTen treibt der idealiftifdie Begriff der
Größe darf
muß
verharren: er
Zug
nidit in jener fdieinbaren finnlidien
felbft
Der
des Denkens Leibniz weiter.
Gegebenheit
der Madit des Denkens unterworfen werden,
kann nur gefdiehen, wenn es
das Gefetz der Erzeugung nun Zahl oder Raumgröße, hegrifFIidi zu fixieren. Aus dieler Tendenz heraus ift Leibniz' größte Ent* dedung, die Erfindung der Infinitefimalredinung, entfprungen, Sie wäre
und
dies
der beftimmten einzelnen Größe,
nicht möglidi
wäre, die
gelingt,
fei fie
wenn nicht Leibniz zu jener Einfidit vorgedrungen dem von ihm fo hodigefdi ätzten Gefetz der Kontinuität
gewefen,
fidi in
Die Bedeutung diefes Gefetzes für Mathematik und Phyfik foll von uns fpäter erwogen werden: fie ergibt fidi aus feiner logifdien Be^ deutung. Der Begriff war auf diefer Stufe für Leibniz nidit mehr ein verbirgt.
fertig
ein
gegebenes Ganzes, gleidifam die
Eben deswegen
Gefetz des Seins.
Summe
feiner Prädikate,« fondern
hatte er audi das
Merkmal der Ver^
änderung in fidi aufgenommen. Die Allgemeinheit des Begriffes ruht nidit auf der erfdiöpfenden Aufzählung der UnterbegrifPe, die er umfaßt, fondern er Iteht zu ihnen im Verhältnis des Grundes zu feinen Folgen. Jeder Begriff trägt fozufagen eine Unendlidikeit des Seins in erneute Anwendbarkeit
ift
Die
feine Allgemeinheit.
fidi
:
feine Itets
rein quantitave
Auf^
fallung des Begriffes vernadiläffigt über der Diskretion die Kontinuität.
Eine tiefere Einfidit in das Wefen des Denkens lehrt uns, daß Sonderung und Verbindung, Diskretion und Kontinuität fidi wedifelfeitig bedingen, fodaß die eine nie ohne die andere ßatthaben kann. Daher muß es eine urfprünglidie Gemeinfdiaft der Begriffe geben.
Von
xoivcovia rcbv yevcbv.
diefen
falTung Leibnizens getragen.
Volder: »Idi glaube
nidit,
So
Gedanken erklärt er
Sdion Piaton kannte
ift
in
nun
die
die
ganze Weltauf^
einem Sdireiben an de
daß es zwei Begriffe
A
und B geben kann,
weldie kein Prädikat gemein haben.« Daher kann denn audi kein Ding in
der
Welt
völlig begriffen
andern Dinge.
Es
werden ohne
die
gibt alfo audi kein ifoliertes
Hülfe der Begriffe Gefdiehen mehr
aller
in der
Welt: die Gemeinfdiaft der Begriffe bedeutet die Kontinuität des Seins. Wir fehen wohl, wie der Begriff der Kontinuität hier nidit mehr auf das
60
Leibniz
r^
bloße Zeugnis der
Denken
felblt
Wahrnehmung hin angenommen, fondern im Es muß daher möglich fein, zwei Begriffe Veränderung in einander überzuführen, indem man
finnlicfien
begründet wird.
durdi kontinuieriidie
gemeinfam umfalTenden Gefiditspunkt des Denkens ausfindig madit. Ein von Leibniz felbft häufiger verwendetes Beifpiel mag uns zur IHuItration dienen. Die Ellipfe und die Parabel kön^ nen in einander übergeführt werden, wenn man nur den einen Brennpunkt einen höheren Begriff, einen
der Ellipfe
wegung
fidi
fie
weit genug von
dem andern
entfernen
höheren Begriff, der ihre Beziehung vermittelt, es
Die Ruhe
keit.
läßt.
Ruhe und Be^
erfcheinen zunädift als abfolute Gegenfätze,- aber es gibt einen
der der Gefdiwindig*
ift
Bewegung von
erfdieint jetzt als eine
unendlidi kleiner
Ebenfo läßt fidi die Gleidiheit als Grenzfall der Un^ gleidiheit des Größeren und Kleineren oder überhaupt des Verfdiiedenen auffaffen,- fie bedeutet dann eine unendlidi kleine Verfdiiedenheit. Wir muffen dabei nidit überfehen, daß es immer der Begriff des Un* Gefdiwindigkeit.
cndlidien
i(t,
weldier die Herftellung der Kontinuität ermöglidit. Ein Kreis
mit unendlidi großem Radius darf als eine foldier mit unendlidi kleinem
Radius
hanges des Kontinuitätsprinzipes mit fidi
Urheber audi wohl bewußt,-
fein
Gerade angefehen werden/
als ein
dem
Punkt.
Zufammen^ war
Begriff des Unendlidien
er erklärt ausdrücklidi,
allgemeine Ordnungsprinzip feinen Urfprung
vom
daß
Unendlidien
Das Unendlidie aber vermag niemand zu fehen, es Sdiöpfung und bedeutet nidit eine abgefdiloffene, nodi fo kleine
Diefes
ein
diefes
herleite.
ift
eine rein ideelle
fo
große oder nodi
Quantität, fondern vielmehr ein erzeugendes Gefetz.
Man
fieht
audi hier redit deudidi, wie die Entded^ung der Logik der Qualitäten mit der Formulierung des Kontinuitätsgefetzes zufammenhängt. Die fetzmäßigkeit, die Qualität des Begriffes ruht.
ift
es,
Ge*
auf der die Kontinuität be*
Die endlidie Quantität oder die erfdieinende Diskretion
muß
erft
auf*
gehoben werden, wenn wir die Qualität oder das erzeugende Gefetz, weldies der Begriff darftellt, rein erkennen follen. Nidit indem wir die verfdiiedenen
Bewegungsvorgänge der Natur mit einander vergleidien, alfo bei ihrer cndlidien Quantität ftehen bleiben, fondern indem wir fie als befondere Fälle eines gemeinfamen Gefetzes auffaffen, alfo gerade von der Zufällig* einzelnen
keit der fic
befonderen, endlidien Quantität der
begreifen
und
ndlidie erkannt,
beherrfdien.
und das
Aus dem
Bewegung
Ideelle beherrfdit
Es ist, wie man leidit fieht, dem Gefetz der Kontinuität
abfehen, lernen wir
Unendlidien wird
alfo überall
das
das Reelle.
der moderne Funktionsgedanke, weldier feinen
Ausdrud^
Haben wir
findet.
eine
Funktion y = f (x), fo kann man mit der modernen Mathematik ic Bedingung, daß fie kontinuierlidi ist, fo ausdrüdten es muß fidi zu der beliebigen Zahl f eine cntfprediende f) fo angeben laffen, daß, wenn liebige
:
61
LeiBniz
[x—x]<S
wird,
zugleich aucfi [f(x')
— f (x)]>£
»Cum
des Gefetzes, weldies Leibniz fo formuliert: tinue sibi accedant
ita,
tandem
ut
wird.
Dies
der Sinn
ift
casus
alterum abeat, oportet in con-
alter in
sequentiis sive eventibus
idem
Oder
fieri.«
kürzer: »Datis nimirum ordinatis etiam quaesita esse ordinata.«
Die Kontinuität beruht
am
ihr fpridit fidi
Nidits darf
aus.
dem Denken
außen gegeben werden:
zeugung
Kampf
in
muß
Größe von
unbegrifFene
als eine fertige,
Endlidie
alles
aus
dem Gefetz
seiner
Dies führt nun Leibniz insbefondere
begriffen werden.
in
Größe
gegebenen Dinges, fondern
Die
nidit Eigenlchaft irgend eines
ift
der Erfolg des Gefetzes der
fie ift
Er-
feinem
gegen den cartefianifdien Begriff der Ausdehnung durch.
beftimmte, endlidi ausgedehnte fertig
auf dem erzeugenden Gesetz /
alfo überall
deudidilten der Charakter der Logik des Jdealismus
Aus^
dehnung oder der Kontinuation eines Denkelementes. Die wiffenfdiaft^ lidie Methode, die Ausdehnung, wie jede Größe überhaupt, aus ihrem Urfprungsgesetz zu begreifen, gibt die Infmitefimalredinung. das Gefetz einer Kurve es die analytifche
Allheit aller
zum
Geometrie
Kurvenpunkte
,•
Beifpiel mit lehrt,
man
diefe
Gleichung zwar die
aber das Gefetz derfelben erfcheint hier mehr
in feiner fertigen, ausgebreiteten
Werdens
umfaßt
fo
Drückt
Hülfe einer Gleichung aus, wie
Form.
Will
man
es aber als
Gefetz des
der Kurve, ihrer geiftigen Erzeugung ausdrücken, fo
die Differentialrechnung zu Hülfe
nehmen.
Der
muß man
DiflFerentialquotient
ftellt
bekanndich das Richtungsgefetz der Kurve für jeden Punkt dar, die Richtung aber erzeugt die Kurve.
Indem
Geburt des Endlichen aus dem
die
fo
Unendlichen gezeigt wird, bereitet
zugleich der phyfikalifche Begriff
fich
der Realität vor. 2.
Das
Leibniz hat
und metaphyfilche Weltbild.
phyfikalifdhe
alle
heißt durch Stoß telifchen
geben
und Drud^ zu
erklären.
Obgleich er
felbft
dem
Arifto^
Bedeutung geebenfowenig wie von irgendwelchen
Begriff der Entelechie eine neue metaphyfilche
hat, fo will er
geiftigen
Atomismus feftgehalten, Phänomene alles mechanifch, das
Zeit an der Forderung des
innerhalb des Reiches der phyfikalifchen
doch von diefer
oder fubftantiellen
Aber auch nur
Formen
fo weit geht die
in
der Physik Gebrauch machen.
Übereinftimmung mit dem Atomismus,
Diefer nämlich verftößt gegen ein Grundprinzip alles echten Idealismus. In den
Atomen wird dem
Geift ein fertig gegebenes Sein vorausgefetzt,
welches er nicht aus feinem Urfprung zu begreifen vermag.
nehmen
Atome an-
Natur Grenzen fetzen. nun Leibniz ein Mittel zu einer genaueren und präziferen Individualifierung des Seins. In unferer Darheißt,
wie Leibniz
fidi
ausdrückt, der
In feiner Infinitefimalrechnung hat
62
I J | J ^
LciSniz
der Logik von Leibniz haben wir bereits aufmerkfam gemacht
(tcllung
auf das Prinzip der Gemeinfcbait erfter
aller
Subitanzen.
Ihm
tritt
als ein in
Linie phyfikalifches Prinzip dasjenige der Identität der
Uuunter*
Man
(cheidbaren zur Seite.
Wahrnehmung
für die finnlidie Icheiden.
Das
Unterfcheiden
Nun
Denkens.
tut Leibniz fehr unredit,
wenn man
es in
Sinne dahin interpretiert; identilch find Dinge, weldie
fenfualiftilchem
ilt
fchon innerhalb der
Wahrnehmung
es
fidi
durdi keine befondere Eigenfdiaft unter* überall Sache des Begriffes
ist
und
alfo des
eben die Hülfe der Differentialredinung, welche
Geometrie das exakte Unterfdieiden des für die finnliche mehr Unterfcbiedenen ermöglidit. <Man denke an
nicht
das geometrifdie Problem der Berührungen). In der Phyfik aber gewinnt das Prinzip der Identität der Ununtericheidbaren
Die rein geometrilchen und arithmetifchen von Leibniz dem phyfikalilchen Sein gegenüber*
noch feine befondere Bedeutung.
Wahrheiten werden
oft
geßellt als das Reich der bloßen Möglichkeiten
gegenüber dem der Wirk*
nun damit etwa die Wirklichkeit der Geltung jener not* wendigen Wahrheiten und alfo dem Denken entzogen werden? Wir Soll
lidikeit.
haben hier
bereits mehrfacii gefehen,
nur darum handeln, aus
daß
dies nicht der Fall
dem Denken
Diefer Begriff nun
von Leibniz
von
frei
Empfindung
der
ift
der Kraftbegriff.
Anthropomorphismen
allen
fidi
dem
rein geometrifchen
Die Kraft wird vorgeitellt.
fogleich
Nidit die
Anftrengung oder des Widerftandes
liegt ihr zu Denkens aus. in der Phyfik zur Anwendung kommt, Ausdruck der fogleich näher erklärt werden foll.
Grunde fie drückt eine Funktion, Er bezeichnet die Kraft, foweit fie :
als
Es kann
einen neuen Begriff zu
felbft
erzeugen, welAes das phyfikalifche Sein gegenüber präzifiert.
ift.
derivative Kraft, ein
einen Begriff des reinen
Diefe aber, die derivativen Kräfte, verweift er durcfiaus ins Reidi der
Phänomene.
Der in fidi
Begriff der Kraft, obgleidi das eigentlidie Prinzip der Individuation
Denken in Relationen befteht. in Bezug auf die Gemeinfdiaft
bergend, zeigt deudidi, wie alles
Die Wirkfamkeit der Kraft hat nur Sinn der Subftanzen. z.
man im
Solange
Bereich der bloßen Möglicfikeiten, alfo
B. der rein geometrifdien Betrachtungsart ftehen bleibt,
dings fcheinen, daß es zwei
Dinge geben könne,
Raumes oder zwei Momente der
Zeit),
weldie
eben durch ihre rein
mag
es aller*
B. zwei Punkte des
durch nichts anderes
und zeitlichen Be* ftimmungen
unterfcfieiden,
als
Späterfein in der Zeit).
Treten wir aber
Wirklichkeit über, fo zeigt ift.
Eben
fich
fogleich,
in
Raum* und
das Reich der phyfikalifchen
daß der Gedanke unausführbar
die Gemeinfchaft der Subitanzen
individualifiert die einzelnen
I
räumlichen
widerfpricht ihm/ die Kraft
Zeitpunkte, und mit Recht fagt
"
^
63
Leibniz
wenn zwei Subftanzen ihrem phyfikalifchen Begriff nach identifdi
Leibniz, daß,
wären,
fie
in
Wahrheit
nidit zwei, fondern eine
Verfdiiedenheit des Ortes
z.
<Man
Verfdiiedenheit der Kraft.
Subftanz
darf
z.
B. an den verfdiiedenen Abftand
Es wird
der Maflenpunkte von einem Gravitationszentrum denken).
ganz offenbar, wie
fidi
Die
darltellten.
B. bedingt für das phyfikalifche Sein eine
hier
das Prinzip der Ununterfdieidbaren und das andere
der GemeinlHiaft der Subftanzen wedifelfeitig erläutern und bedingen. In
dem oben
Raumes
dargelegten Sinne fagt Leibniz, daß die Teile des
nur durdi die darin enthaltenen Dinge unterfcheiden. Die Annahme,
fidi
daß das Univerfum zuerft gewefen
geftaltet
felbe
fei,
völlig anders in
Bezug auf
Raum und Lage
heute und dennodi zwifclien feinen Teilen die*
als
Beziehung beftanden
hätte,
wie heute, bezeidinet er
als
eine un^
möglidie Erdiditung.
Der
Begriff des einzelnen phyfikalilchen Körpers wird alfo auf den
bewegenden Kraft aufgebaut.
einer urfprünglidien
Erhaltung derfelben Quantität der Bewegung tont Leibniz, daß es
Obgleidi Leibniz der
um
gelehrt,-
demgegenüber be-
Erhaltung der Kraft handele.
die
der Phyfik nur Gehraudi madit von
felbft in
<denn diefe
derivativen Kraft,
Phänomene)/
vielmehr
fidi
Descartes hatte die
allein
beherrfdit
dem
Begriff
phyfikalifdien
die
wollen wir dodi hier fogleidi audi den metaphyfifdien
fo
Begriff der primitiven Kraft heranziehen, damit das wedifelfeitige hältnis der beiden Begriffe klar wird.
wohl auseinander zu halten lidie
Kraft«, dies
ift
Man muß
wiffen: erftens die »primitive« oder »urfprüng*
ein metaphyfifdier Begriff,-
nidit
zwar
daß damit ein transzendentes Sein bezeidinet werden abhängig
vom
griffes einer
beftimmten Subftanz oder die
das Prinzip des Geiftes
follte,
geiftige
felbft,
Formel
fidi felbft,-
es
ftellung diefes Begriffes
ift
weldies un-
für das Gefetz
ift
alfo vielmehr
Zu
der
Auf*
Leibniz namentlidi durdi biologifdie und theo*
Gründe gedrängt worden. Nidit auf
die
Erhaltung der primi*
tiven Kraft, weldie überhaupt für die Phyfik keinerlei fidi
Sinne,
die Denkeinheit, weldie die verfdiiedenen
und wedifelnden Zuftände der Subftanz zufammenhält.
zieht
dem
in
Geift Beftand hätte, fondern nur die Vollendung des Be*
der ewigen Entwid^lung diefer Subftanz in
logifdie
Ver^
folgende Ausdrud^s weifen
Bedeutung
hat, be-
das Gefetz von der Erhaltung der Kraft,- die primitive Kraft
bezeidinet in erfter Linie die Einheit des Subjektes eines organifdien
Lebewefens
in
der Reihe feiner Entwid^lungszuftände.
Demgegenüber Modi*
bezeidinet zweitens die »derivative Kraft«, die Leibniz audi eine fication der primitiven Kraft nennt,
nur einen vorübergehenden Zuftand
des Subjekts, nämlidi feine phyfikalifdie Eigenenergie in einem
Moment
der Zeit, fofern in ihr zugleidi die zukünftige Entfaltung mitgedadit
und
64
hier wird,
wie
man
fieht,
ift,-
das Gefetz von der Erhaltung der Kraft
H
Leibniz
ergänzt durch das Gefetz der Erhaltung der Riditung.
krummer
Linie
bewegt, behält nämlich nicht an
fidi
fidi
»Das, was
feine
in
Krümmung,
fondern feine Richtung bei«, die Tendenz in der Tangente der befchriebenen
Kurve wohl feiner
In einem
weiter zu bewegen.
fich
die
Summe
Syftem von Körpern
bleibt fo*
der lebendigen Kräfte erhalten, als auch die Richtung
Fortbewegung. Kraft wird die Tendenz zur Fortbewegung, die
In der derivativen
dem Körper
Moment
einem
in
eignet, gedacht.
Es
alfo hier die
ift
Fort*
entwicklung des von Hobbes fchon aufgeftellten Begriffes des conatus zu
Um
erkennen.
nun
fpeziell
Leibniz drittens des
fidi
zum
den Begriff der MalTe auszudrücken, bedient
Wortes
»paffive Kraft« oder auch »erfte Materie«,
Unterfchied von der »zweiten Materie«, welche den Inbegriff der
Maflenpunkte, alfo Subftanz
die
fmnlidi
In diefem
darftellt.
»Monade« zu
Begriff der
wahrnehmbare,
einzelne,
ausgedehnte
Zufammenhang wäre nun audi
erörtern,- es
fei
fchon der
aber zuvörderft noch einmal
Zufammenhang die neu gewonnenen von Leibniz begründeten Analysis des Un* endlichen ftehen. Mit Hülfe der Differentialredinung gelingt es im zweiten Differentialquotienten einen präzifen Ausdruck für die Befchleunigung eines Körpers in jedem Momente der Bewegung zu finden. So unter* liegen nunmehr die derivativen phyfikalifchen Kräfte der mathematifdien Beftimmung. Der Begriff der Realität ift fo durchaus im idealiftifchen Sinne entwickelt und vertieft,- die Kraft ift der UrsprungsbegrifF der Bewegung, darauf hingewiefen,
in
welch engem
phyfikalifchen Begriffe mit der
in
den Bewegungsgefetzen aber haben wir den mathematifch^phyfika*
lilchen
Es
Ausdrude des
Seins.
hat sidi dabei der Subftanzbegriff in idealiftifchem Sinne verwandelt/
mehr ein fertiges, gegebenes Sein, fondern und der Veränderung in fich aufgenommen.
die Subftanz bedeutet jetzt nicht fie
hat den Begriff der Zeit
Bei Descartes
ift
der
Raum
zur Subftanz geworden,- dadurch
das Sein
ift
Für Leibniz aber ift die Subftanz das Gefetz der Er* der Bewegung, So wie wir mit Hilfe des Differentialquotienten
gleichfam erstarrt.
haltung in
das allgemeine Riditungsgefetz der Kurve, weldies in allen Kurvenpunkten gültig
ist,
darftellen
können, so gibt uns die Infinitefimalredinung auch die
Gedanken der Erhaltung der Subftanz mathematifch zu Die Erhaltung bedeutet die Erhaltung der Energie/ die
Möglichkeit den formulieren.
Energie erhält
fich in
ihren
Verwandlungen, und durch
fie
erhält
fidi
das
Gefctz der Veränderung.
Indem wir aber dazu übergehen,
Monade ins Auge zu fallen, Einficht in dem Syfteme unferes
der
primitiven
k
die Begriffe der primitiven Kraft
erkennen wir die Grenzen der Philofophen,
Kraft macht den Reft von
und
kritifdien
Schon der Ausdrucke der
Dogmatismus
fichtbar,
der feiner
65
Leibniz
Es war von
Philofophie nodi anhaftet.
Leibniz
betont worden, daß
felbft
die einzelne phyfikalilHie Erfdieinung niemals reftlos
von uns
erkannt werden kann, fondern daß vielmehr in ihr immer ein un*
Problem verborgen
endlidies
weldies zu lösen die Aufgabe des
bleibt,
unendlidien Fortfdirittes der Wiflenfdiaft
Indem nun dodi der Verfudi
ift.
gemadit wird, die unendlidie Veränderungsreihe eines einzelnen Subjektes
im Sein
in
einem abgefdiloßenen Begriff zufammenzufaßen,
innerer Widerfprudi des Syftems.
Der
entfteht ein
Begriff der primitiven Kraft dürfte
hödißens als ein regulatives Prinzip, als eine Forfdiungsmaxime anerkannt werden und in diefer Bedeutung tritt er denn allerdings audi in Leibniz' Lehre von der organifdien Natur auf,- allein es ift dodi in ihm zugleidi immer mehr gedadit das Problematifdie verwandelt fidi in ein Gegebenes, indem wenigftens Gott die ganze Veränderungsreihe der inneren Zuftände der Subßanz mit einem Blid^ überfdiaut. Damit ift der BegriflP der indivi^ duellen Subftanz dogmatifdi geworden. Wir werden fehen, weldi tief* greifende Bedeutung dies für Leibniz' Theologie hat. :
Hier
In der Biologie ergibt aber diefer Begriff fruditbare Refultate.
wird er
zum
Leitgedanken, durdi weldien die Vielheit der verfdiiedenen
Entwicklungsftadien der Organismen zufammengehalten wird. heit des fidi
Lebewefens
in
liegt
aber
muß
fidi
keit her angelegten
Entfaltung des im
darfteilen als eine
Seins.
Es
gemäß
Der Prozeß der Entwid^lung Keim von Ewig*
die einzelnen Entwid^Iungsftufen ablöfen.
felbft
Die Ein*
der Einheit des Gefetzes, weldiem
greift
freilidi
bereits
in
das Gebiet der
Metaphyfik über, wenn Leibniz die Unfterblidikeit der individuellen Sub* ftanz in
dem Sinne
lehrt,
daß
es für das organifdie
Sinne des Wortes weder Geburt nodi
Tod
gibt,
Lebewefen im ftrengen
fondern nur Umgeftaltung.
Nidit Metempsydiofe, fondern Metafdiematismus lehrt Leibniz,
Es hängt
aber diefe AufPaßung mit der befonderen Vorftellung über das Verhältnis zwifdien Körper
geredet werden lehre in
und Seele foll,
bei Leibniz
zusammen, von der
fdiien
gleidi
nur
feftgeftellt
wurde.
daraus hervorzugehen, daß die Keime audi der Tiere, wenn* in
Zeugung nur
Man
nodi
den Unterfudiungen der Swammerdam, Maipighi, Leuwenhoek,
durdi weldie die Exiftenz und Natur der Spermatozoen
Es
fogleidi
Leibniz fand eine Beftätigung feiner Präformations*
winziger Geftalt, von jeher eine
darf nidit fagen, nur die Seele
Unfterblidikeit
exiftiert
haben, und daß die
Art von Vergrößerung und Umwandlung fei
unfterblidi,
dem ganzen Lebewefen
fondern
zufdireiben.
darfteilt.
man muß
Der Samen
die
der
Pflanzen oder der Tiere enthält danadi die künftige Pflanze oder das
Form nadi, obgleidi es dann infolge der Ernährung und des Wadistums mannigfadien Umformungen unterliegt. Ebenfo ift audi der Tod nur eine Umgeftaltung und Verminderung. Leibniz bedient künftige Tier der
66
Leibniz
gerne
fich
um
zu
dies
der Sdimetterlinge.
wiederum
in
illuftrieren,
So wie
fidi
des Vergleidies mit der Metamorphofe
die
Raupe verwandelt
in die
Puppe, diefe
den Sdimetterling ufw., während dodi bei allen Umge*^
Haltungen das Individuum ein und dasfelbe jedes Individuum eine durdi alle Zeiten
fo
bleibt,
fidi
überhaupt für
ift
erltreckende Identität,
ver*
bunden mit äußerer Umgeftaltung anzunehmen. Zeugung und Tod find nur der Übergang zu neuen Exiftenzformen. »Da nun audi die winzigften Infekten einander durdi die Fortpflanzung ihrer Art erzeugen, fo muß man dalTelbe für diefe kleinen Samentiere annehmen, daß fie nämlidi felbß von anderen nodi kleineren Samentieren herftammen, und daß demnadi ihr Urfprung bis
zum Anbeginn
der
Welt
nun
die
Bedeutung des Kontinuitäts^
Überlegungen madit
diefen
fidi
Die Kontinuität der
prinzips audi für die Biologie geltend.
Begriffe be*
Bei unferer Darftellung der Logik
deutet die Kontinuität des Seins.
zeigten wir, wie Leibniz verlangt, daß lidie
Bei allen
zurüdcreidit.«
man
die Begrifi^e durdi
unmerk*
Unterfchiede in einander überfuhren könne, fodaß es fogar unmöglidi
daß
ericheint,
es
zwei Begriffe
A
und B geben könne,
die nidit durdi
irgend ein gemeinfames Prädikat in Beziehung zu einander gefetzt werden
Nun
könnten.
iß der Begriff des
Lebewefens die
Es
Gefetz feiner Entwid^lungszuftände.
muß.
Zu
und das
logifdie Einheit
daß audi zwifdien den
Übergang weldi modernen Folgerungen Leibniz auf diefe Art
Begriffen der einzelnen
exißieren
folgt,
Lebewefen
ein
foldier kontinuierlidier
durdi die Kraft feiner eignen logifdien Prinzipien geführt wird,
uns feine eigenen
»Et
teile est la
ment
je
Worte
force
fagen,-
in
einem Brief an Varignon
du Principe de continuite chez moi que non seule*
ne serois point etonne d'apprendre, qu'on eut trouve des Etres,
qui par rapport ä plusieurs proprietes, par
ou de
mögen
fdireibt er:
se multiplier, puissent passer
que pour des animaux
exemple
Celles
de se nourrir,
pour des vegetaux ä aussi bon droit
et qui renversassent les regles
communes
bäties
sur la supposition d'un Separation parfaite et absolue de differens ordres
des Etres simultanes qui remplissent l'Univers. dis-je,
que
J'en serois
si
peu etonne,
meme je suis convaincu, qu'il doit y en avoir de tels, que l'Histoire
naturelle parviendra peut-etre ä Ics connoitre
un
jour,
quand
eile
aura
ctudic d'avantage cette infinite d'Etres vivants, que leur petitesse derobe
aux observations communes et qui se trouvent Caches dans de la Terrc et dans Tabime des Eaux.«
Um nidit
bclTcr
die
Bedeutung des Satzes, daß
nur die Seele erhält, fowie
zu vcrftchen,
lilofophen, nämlidi rriditet
felbft,
daß
ift
es
nun
um
fidi
den
nötig,
les entrailles
immer das ganze Lebewefen, Begrifi^
des Lebewefens
felbft
auf einen Zentralbegriff unferes
den Begriff der Monade, näher einzugehen/ Leibniz er
eine Zeitlang die
Monaden
aufgefaßt habe als
67
Leibniz
Wefen, weldie ihren Sitz in räumlidien Punkten hätten. Erft allmählig fei ihm die Einficht gekommen, daß man fidi dadurdi fozufagen einer
man
jueräßaaig elg äXXo yevog fdiuldig madie,-
von den Monaden
als
dies niemals unter
dem
dürfe überhaupt,
wahren Einheiten und von
wenn man
Mehrheit
ihrer
fpredie,
Die Monade
Gefiditspunkt der Quantität tun.
bedeute vielmehr eine urfprünglidie Einheit der Kraft und Wirkfamkeit. Diefe Wirkfamkeit aber
im Vorftellen, und die Einheit bedeutet
liegt
nur das Gefetz, gemäß weldiem die eine Vorftellung aus der anderen folgt
und hervorgeht. Klar genug
Monade zu denken
Es
ift.
ift
was unter der
hier ausgefprodien,
ist
die Einheit der mannigfadien
Vorßellungen
»Meiner Anfidit nadi,« fagt Leibniz, »läßt fidi keine andere Exiftenz zwingend erweifen, als die der vorftellenden Subjekte und ihrer der Seele.
Perceptionen
wenn man von der gemeinfamen Urfadie abfieht ^ Exiftenz delTen, was damit zugleidi gefetzt ift: nämlidi
—
ferner aber die
auf der einen Seite beftimmte Übergänge von Perception zu Perception, wobei dodi das Subjekt mit fidi identifdi bleibt, andererfeits mit Rüdfidit auf den Vorftellungsinhalt die Harmonie zwifdien allen Vorftellenden«.
Auf
den Begriff der Harmonie
es uns nur widitig
kommen
zu fehen, wie
alles
wir fpäter nodi zurüd^
befteht
im
fowie die Materie und
nidits transcendent
ftellenden Kraft der nidit eine
Das Wefen
alle phyfikalifdien
Monaden. Die
Erfdieinungen des Weltalls je*
Vielheit
Gegebenes, fondern
Monaden.
von der Seele
In diefer
felbft
der Erfdieinungen
refultiert direkt
Weife
ift
aus der vor*
nun audi der Körper
getrennte, verfdiiedene Wefenheit, fondern das
Erzeugnis des Vorftellens derjenigen Seele, deren Körper er einzelne
Monade
der
Vorftellen,- in diefem Sinne find die derivativen Kräfte,
weils Vorftellungen der ift
ift
Seiende zurüdgeführt wird auf 6\z
Exiftenz vorftellender Subjekte und deren Vorftellungen.
Monade
hier
:
ftellt
ihren eigenen Körper.
das gefammte Weltall vor, Diefelben Erfdieinungen
am
alfo,
ift.
Jede
deutlidiften aber
weldie, folange wir
im Bereidi der Phänomene bleiben, durdi ihren medianifdien Zufammen* hang erklärt werden können und müflen, ftellen fidi vom Standpunkte der Metaphyfik aus dar als Zuftände der individuellen Subftanzen, aus
deren eigenem Wefen,
d. h.
aus ihrem begrifflidien Gefetz,
fie
folgen.
Die Einheit diefes Gefetzes drüd^t eben der Begriff der Monade aus und zwar diefes Gefetzes, fofern es von der Seele vorgeftellt wird. In dem Übergang aber von einem Zuftand der Seele zu einem anderen madit fidi ift,
ein neues
Moment, weldies
bemerkbar,- nämlidi das
Ehe
für
den Begriff der
Moment
grundlegend
des Strebens.
wir indeflen auf diefes neue Prinzip Rüd^fidit nehmen, müflen
wir den Begriff der Perception näher Begriff des Bewußtfeins
68
Monade
ins
Auge
faßen, weil durdi ihn der
im Gegenfatze zu dem
engeren Begriffe des
Lcibniz
Die Perception
Selbitbewußtfeins <Apperception> ausgedrückt wird. die Einheit des Mannigfaltigen, fowie
von der Seele
in
indem
Durdi
i(t
Sie bildet die
auf das erkennende
hier nodi die Reflexion
durdiaus nidit notwendig, daß
meiner vorltellenden Tätigkeit
Grund*
Idi hinzutritt.
Gefdiehen
vor,-
mir zu gleidier Zeit diefer
idi
bewußt
felbft
iß
des Dafeins
dennodi von der Perception unter*
fidi
die Perception ftelle idi ein äußeres oder inneres
aber es
zum
Moment
jedem
der Erkenntnis vollzogen wird.
läge des Selbitbewußtfeins, weldies (cheidet,
in
fie
Nur wo
bin.
dies Letztere
Ersteren hinzukommt, darf in eigentlidiem Sinne von Apperception
Das Vermögen
gefprodien werden.
höheren
Monaden von den
tierifdien
Seelen
teilhaft,
der Apperception untericheidet die
der Perceptionen find audi die
niederen,-
während nur
durdi die Apperception ausgezeidinet
wie
die Geifter,
fie
Leibniz nennt,
find.
Des näheren unterfdieidet nun Leibniz die Perzeptionen in merklidie und unmerklidie , klare und verworrene. Klar verdient eine Vorfteliung nur dann zu heißen, wenn fie nidit nur deutlidi genug um ifi:,
uns zu befähigen, ihren Gegenftand wiederzuerkennen, fondern wir audi das
Merkmal anzugeben vermögen, weldies uns
ermöglidit.
Anderenfalls heißt
Empfindungen,
fie
Wiedererkennen
dies
verworren <wie
B.
z.
die
finnlidien
die erft durdi die mathematifdien Begriffe, mit deren
im Denken
Hülfe
Die widitigfte Unterfdieidung ift aber die auf der Intenfität des Bewußtfeins beruhende in merklidie und unmerklidie Vorftellungen. Die unmerklidien Vorftellungen, weldie zu* wir
fie
gleidi
fixieren, klar
die dunklen find,
banden, aber
fie
find
in
werden).
jedem Augenblick
allen Seelen
in
vor*
überwiegen bei denjenigen Monaden, die nodi auf einer
geringeren Stufe der Entwicklung (tehen.
Zum
Beweis, daß
fidi
auch in
der menfdilidien Seele foldie unmerklidien Vorftellungen befinden, weift
von dem Müller hin, der das Geräufch der Mühle er zu fehr daran gewöhnt ift. Für Leibniz' Syftem
Leibniz auf das Beifpiel
mehr hört, weil nun eben durch den
nicht ift
Begriff der unmerklidien Vorftellungen der
danke einleuchtend gemadit, daß es überall heiten
<Monaden>
Nadi
hier
Es
ift
von Teilen der Materie
weilen bedient/ gemeint licrende Reihe
Grade der
feiner AuffaflTung nämlich
Teilchen organifiert.
ift
Ge*
der Materie geiftige Ein*
das Universum ausdrücken, nur daß hierbei
gibt, die
ihre Vorftellungen verfcbiedene reichen.
in
ift
und
Deutlichkeit die
Materie
Intenfität er*
bis in die kleinften
nur ein uneigendicher Ausdruck, wenn wir fprechen, delTen
fich
vielmehr, daß es eine
von immer geringeren
aber Leibniz auch zu*
fich
ins
Unendliche ver*
geiftigen Einheiten gibt, welchen ein
Körper als Vorftellungsinhalt zugehört. Diefe Einheit des Vorftellenden und Vorgeftellten bildet aber jeweils ein Lebewefen, fodaß man alfo genau genommen sagen muß, die Fülle des Lebens S
GroBe Denker
IT.
ift
eine unendlidie.
69
Leibniz
Es
begreift
ficfi
von
eigenen Körper. Das Wefen des Körpers geht ganz die
Monade,
alfo die Einheit des
Denkens,
ceptionen unter ein Gefetz und verleiht fo
Ohne
zu ihrem
hier aus audi das Verhältnis der Seele
Perceptionen auf,
in
ftelh diefe Vielheit
von Per-
dem Körper
erft
felbft
Ein^
wäre der Körper nidit eine Subftanz, fondern nur ein Aggregat oder Sammelwefen, wie etwa ein Steinhaufen. Diefe Ein^ heit nun, weldie vom Denken kommt, begründet audi den Begriff des Idi. Es ift verfehlt, wenn man nach einem Sitz der Seele fragt,- denn ihr heit.
Wefen
die Seele
Ausdehnung, weldie fie vielmehr ihrerfeits Indem die Seele fo das, was außerhalb ihrer iß, vorftellt, drüdct fie das Universum aus. Diefes Ausdrücken bedeutet aber nichts anderes, als daß zwifchen den GefdiehnilTen, die fidh in ihrem Innern abfpielen und denjenigen, die in anderen Monaden vor ficii gehen, eine conftante und regelmäßige Entfprechung vorhanden ift,- etwa fo, wie die befteht nidit in der
vorftellt.
Entfprechung, die zwifchen geometrifchen Figuren durch das Verfahren Vermittelt wird diefe Beziehung durch
der Projektion hergeftellt wird.
diejenigen Monaden, die in einem engeren Zufammenhang mit der Seelen^ monade ftehen und den Begriff des Körpers in engerem Sinne conftituieren. Der Satz, daß der Körper lediglich in der Vorftellung befteht, wird da^
durdi nidit umgeftoßen,- denn jene untergeordneten
etwa für
als Teile in
den Körper
Ihre Beziehung zur
fich.
monade monade
genannt),
ift
fondern fmd
ein,
Monaden gehen geiftige
felbft
nicht
Einheiten
Seelenmonade
nur infofern eine engere,
deudicher vorgeftellt werden, als
als
alle
von der Zentral-
fie
Dies
andern.
gilt
ins=
befondere von denjenigen Monaden, welchen den Perceptionen entfprechen,
Nerven ufw. vorftellt. Die Entwicklungsgefetze der niederen Körpermonaden korrefpondieren nun fo mit dem der Seelenmonade, daß das Gelchehen in jenen immer durch welche die Seele ihre eigenen Sinnesorgane,
mit den Perceptionen diefer übereinkommt.
Die gefetzmäßige Beziehung zwifchen den Entwicklungsgefetzen der einzelnen Subftanzen erklärt
verftehen zu können.
Es
ift
nun
aucii
die Möglichkeit,
fich
wechfelfeitig
dadurch die Garantie gegeben, daß wir mit
unferen begrifflichen Vorftellungen wirklich das Sein zu erfaßen vermögen.
Diefe Übereinftimmung hat Gott bei der Schöpfung dadurch eingerichtet,
daß er die inneren Gefetze der Entwicklung der Subftanzen bilierte
Harmonie
fetzte.
Wir haben nun
hier
den Begriff der
präftabilierten
grundlegenden Bedeutung kennen gelernt:
fie
Grundgedanken der Möglichkeit der Erkenntnis tümlichen Art. IndelTen vertieft
fich
Harmonie
vertritt
den
in einer für
diefer Begriff,
in einer
idealiftifchen
Leibniz eigen*
wenn wir nun
tracht ziehen, daß '- wie fchon früher gefagt -— der
70
in eine präfta-
Übergang
in
Be^
der Per-
w
Leibniz
ceptionen in der einzelnen Seele bedingt
durch den Begriff des Strebens.
ift
Das Wefen der Monade befteht im Vorftellen und im Streben. Hier kommt nun die praktifdie Seite des geiftigen Gefdiehens zu ihrem Redit. Das Streben bedeutet die Zwed^fetzung, weldie das Bewußtfein vollzieht und die in der Handlung ihr Ziel erreidit. Der Begriff der Harmonie nun
hier
tritt
dem
in
der neuen Bedeutung auf, die Übereinitimmung zwifdien
Sittenreidi der
Zwecke und dem Reidi des medianifchen Gefdiehens, So leitet
weldies das bloß theoretifdie Vorltellen umfdiließt, zu fidiern. diefer Begriff
uns ganz natürlidi zur Ethik über.
3.
Ethik und Theologie.
Als wir den Unterfdiied der zufälligen und notwendigen Wahrheiten entwidcelten, zeigten wir,
Standpunktes
daß durdi ihn
Audi
eintrat.
einzelnen Tatfadien auftreten,
die
völlig beftimmt.
Aus
i(t
der Zukunft fdiwanger geht.
und hat ficht
z,
zwar
für uns
von
ihrem Begriff nadi durdiaus und
in
gewilfem Sinne fagen kann
fehr häufig --
(tets
und
Problem, aber Gott erkennt ihn
ihm gemäß
erfdiaffen.
»Gott nämlidi
Zeit her, daß einmal ein Menfdi namens Judas
aller
wird, deffen Begriff oder deffen Idee, wie Gott
cxiftieren
^
daß die Gegenwart mit
Diefer Begriff nun der individuellen Sub*
Menfdien
die individuelle Subftanz
B.
Zultände
diefem ihrem Begriff folgt ihr ganzes Sdiidifal von
Anbeginn der Welt an, fodaß man Leibniz gebraudit diefen Ausdrude ftanz bleibt
nidit ein VerlalTen des rationalen
die individuelle Subftanz, als deren
fie
in
feinem
Handlung einfdiließt.« In Bezug auf die zufälligen und notwendigen Wahrheiten fdieint hier zu* nädift eine große Differenz zu beftehen. Der Inbegriff der notwendigen und
Geilte tragt, diefe
jene zukünftige
und
freie
und ewigen Wahrheiten, den Leibniz audi bczcidinet,
ilt
von Ewigkeit her
kann man fagen, das
göttlidie
in
als
das Reidi der Möglidikeit
Gottes Verftand enthalten,
Denken.
Daher
find
die
bildet, fo
notwendigen
Wahrheiten vollftändig von der Willkür Gottes unabhängig. Die theo* retifdicn wie die praktifdien Vernunftwahrheiten find der Ausdrude der Vernunft
und gegen
felbft,
diefe
vermag audi Gottes Willen
Überall, bei Gott wie bei den Menfdien, als
der Wille, d.
che der Wille läßt
fidi
h. zuerft
fidi
in
ift
nidits.
überdies der Intellect früher
müßen wir das erkannt haben, was wir
der Handlung ausdrüdeen kann.
Und von
wollen, hier
aus
audi die Brüdee finden, die von den notwendigen Wahrheiten
zu den zufälligen hinüberführt.
dem Satz des Grundes,
weldier
Die fidi
zufälligen in
Wahrheiten unterliegen
die verfdiiedencn Naturgefetze
verzweigt/ diefe aber hat Gott durdi einen Willensakt erfdiaffen, fodaß ihnen nur hypothetifdie
Notwendigkeit zukommt,
d.
h.
ihr
Gegenteil
71
Leibniz
keinen Widerfprudi in
fdiließt
fidi,
und Gott
demnadi audi andere
hätte
So
allgemeine Urfadien erfdiaffen können.
IHieinen diefe
aligemeinen Wahrheiten in gewilTem Sinne der Willkür preisgegeben zu Allein wir dürfen uns ja nur daran erinnern, daß der Wille durdi
fein.
die Erkenntnis beftimmt
fondern
Nehmen
felbft
d. h.
wird nie durdi äußere Dinge, durdi feine Erkenntnis beftimmt.
wir hinzu, daß die Erkenntnis immer eine doppelte Seite
und das Streben, oder
nämlidi die Vorftellung tilche
Gott
ift.
durdi innere Gründe,
ftets
zeigt,
und prak*
die theoretifdie
Vernunft, und daß das Streben Zweckfetzung bedeutet, fo haben
wir den irrationalen Faktor fogleidi wieder ausgefdialtet. fetzung
felbft
Denn
die
Zwecke
keine willkürlidie, fondern unterliegt den Gefetzen der
ift
im Kleinen wie im Großen, Audi die Seelen der untergeordneten Geifter wählen das, was ihnen das Befte zu fein dünkt. Auf diefer Einfidit beruht die Lösung, weldie Leibniz dem Pro^ Vernunft. Dies
fittlidien
gilt
blem der Freiheit zu geben bemüht wir zunädift bei
mehr
nidit
dies
göttlidien
ift.
Jedodi davon weiter unten. Bleiben
Willen ßehen,
ungezügelte Willkür, fondern
als
Das
des Beften.
lidie Einfidit
und
dem
madit
fidi
allen möglidien
moralifdi
fo erfdieint diefer jetzt
gebunden durdi
als
die
fitt^
Gute beftimmt den Willen Gottes,
audi in feiner Sdiöpfertätigkeit geltend, indem er unter
Welten, die
er
feinem Geifte
fidi in
vorftellt,
notwendig
die befte in die Wirklidikeit überführt.
Und
das Vernünftige den Ausfdilag
handelt audi der Menfdi nie ohne
Motiv,-
ja, in
gewiflem Sinne
gibt, fo
ift
er in
jedem
wie nun
fo
Moment
im Willen Gottes
durdiaus beftimmt,-
ganz indifferenten Dingen gibt es überhaupt keine Wahl,- ein Motiv, das eine oder andere zu wählen, muß immer vorhanden fein.
denn
bei
Das Gute, fowohl
in
nun das wahre oder das fdieinbare, beftimmt indelfen Gott wie im Menfdien den Willen, ohne ihn zu nötigen. es
fei
Die abfolute Notwendigkeit bedeutet
ja für Leibniz,
einer Sadie einen Widerfprudi einfdiließt.
Dies
daß das Gegenteil
aber bei den einzelnen
ift
Zuftänden des Entwid^lungsgefetzes der Seele nie der Fall. Allein mit einer nodi größeren Bereditigung kann Leibniz den Begriff der Freiheit aufredit erhalten.
Es
ift
ja
immer das Bewußtfein
felbft,
daß
fidi
der Motive, die ihm die Bedingungen geben, entfdiließt. Freiheit
Kraft
ift
ver^
und das Wollen befteht in einer Beftimmung zum Handeln durdi einen Vernunftgrund. Trotzdem bleibt der Satz zu Redit nunftgemäße
Selbftätigkeit,
beftehen, daß
Handlung
aus
dem
derfelben notwendig folgt,
Gottes ganz enthalten zeitlidi
Begriff jeder einzelnen
ift.
Ja,
72
im Geifte
diefer Begriff
Gottes Sdiöpfertätigkeit darf nidit
als eine
bedingte aufgefaßt werden: er erhält und erfdiafft die Subftanzen
unabläßig, weil feine Erkenntnis
kennen
und daß
Subftanz jede einzelne
ift
von ihnen
eine ewige
ift,-
Sdiaffen. Diefer Begriff der intuitiven Erkenntnis
und ift
fein
Er-
eine Folge
Leibniz
vom
der Abirrung
Weg,
kritifdien
daß das abfolute Sein
die darin liegt,
Das
als vollendet und gegenwärtig vorgeftellt wird.
den Beweifen für das Dafein Gottes
Zwar den
gewefcn.
dagegen
Bcfler
Namen
ilt
bei Leibniz
ift
an
InterelTe
von Jugend an rege
fogenannten ontologifdien Beweis gab er bald
Leibniz immer der Beweis erfdiienen,
des kosmologifdien Gottesbeweifes beigelegt hat.
preis.
dem man den er bedarf
Ja,
Beweifes aus inneren Gründen des Syftemes, denn wir haben ja
diefes
gefehen, wie er die Exiftenz der zufälligen Wahrheiten auf einen Willensakt Gottes zurückführt/
gefdiloßen
aus der Exiftenz der zufälligen Wahrheiten:
Grundes verlangt, daß eben
fidi
Gott.
um
nidits
das
Dodi darf man
der Satz des
Welt ohne zureidienden Grund
der
in
Grund nun
der zureidiende
gelchche,-
iß
umgekehrt wird daher auf die Exiftenz Gottes
für
die
zufälligen
Wahrheiten
den wirkenden Grund, wenn es
hier
Gefdiehen handelt, nirgends anders fudien,
fittlidie
als
in
dem Urheber des Weltzweckes. Gott ift ja bei der Sdiöpfung der Welt gebunden durdi den moralifdien Endzweck des Guten. Diefer End* zweck ift zugleich der Grund der Exiftenz, nach dem der kosmologifche Beweis ift
aber es wird
fragt,
weldier diefen
es,
Gotiesbeweis fclbc
ift
niciit
Zweck
bei
ihm ftehen geblieben, fondern Gott
Der
gefetzt hat.
für Leibniz eigentümliche
aber der aus der präftabilierten Harmonie, fofern die*
fowohl das Verhältnis der Seele zu ihrem Körper,
individuellen Subftanzen unter einander beherrfcht.
deswegen
fchon
nicht
zeugenden Beweifes fähig
Man
erdacht,
erklären,
fein,
ehe
um
felbft
nur
jene oben genannte Überein*
müßte
man
aller
Diefer Beweis kann
genügen, weil die präftabilierte Harmonie
dne Hypothefe ift. Sie ift ßimmung des Weltalls zu könnte.
audi
als
alfo
felbft
erft
eines über*
aus ihr weitere SchlüIFe ziehen
darf nur daran erinnern, wie viel Unbeweisbares in diefe
Hypothefe aufgenommen wurde durch die Lehre von den unmerklichen
von der durchgehenden Organifation der Materie ufw. nun auch Leibniz fo zu dem Begriffe eines abfoluten Seins gelangt,
Vorftcllungen,
Wenn fo
ift
diefes doch durchaus
mehr eben
nicht der
die vollendet gedachte
Ichon vollendet, auch in allen ftcts
neu
ficht fo
Vernunft transzendent: es
Vernunft
felbft.
Dingen wirkfam
Diefe
fein,
fie
Hier wird der Mangel des Syftemes
fchaffen.
das Problem der Theodicee, bei welciiem es
muß
verfucfit
Form
viel*
erhalten
und
fichtbar
es ent*
fich
um
fcrtigung Gottes gegenüber der Exiftenz des Übels handelt.
bcfondere
ift
daher, weil
,•
fo
die Redit*
Auch
die
der Löfung, welche Leibniz diefem Problem zu geben
hat, erklärt
fich
von
Einer der Hauptgedanken der
hier aus.
Theodicee
ift
laflcn hat.
Gottes Wille war beftimmt durch die Erkenntnis des Besten.
k
aber,
daß Gott das Übel
Die cxifticrendc Welt
ift
alfo
nicht gewollt,
notwendig
fondern nur zuge*
die beftmöglidifte.
Wenn
fie
73
Leibniz
in fidi enthält, fo muß dies wohl in dem Begriff der Welt mitenthalten fein, Gott konnte alfo entweder überhaupt keine Welt fdiaffen, oder er mußte fie fo fdiaffen, wie fie nun ift. Die Liebe zum Guten aber zwang ihn zur Sdiöpfertätigkeit. Gerade wenn
dennodi das Übel beftmöglidien
man
auf den dogmatifdien Standpunkt zu
es verfudit, fidi
weldien hier Leibniz durdi feine
hiftorifdie
(teilen,
auf
Gebundenheit geführt wurde,
fo fieht man fofort, wie das Problem nur verfAIeiert, nidit aber gelölt iß. Die Grundgleidiung des Idealismus iit verletzt, weldie lautet: Das Sein Wenn man fidi alfo audi das abfolute ift das Wahre und das Sittlidie. Sein erreidit denkt, fo kann die Welt unmöglidi mehr das fittlidie Übel
enthalten.
Aber
der eigentlidie Fehler
dem
der zufälligen Wirklidikeit mit
Vernunft iß nodi
der Gleidifetzung
liegt natürlidi in
göttlidien, abfoluten Sein.
Die
fittlidie
erß werden.
nidit wirklidi, fondern foll es
Diefer Gedanke, der Leibniz durdiaus nidit fremd iß, fprengt denn
audi immer wieder die dogmatifdien FelTeln feines Syßems. fidi
befonders deutlidi,
Denn
obgleidi
wenn wir uns
feiner eigentlidien
Dies zeigt
Ethik zuwenden.
das Sdiickfal jeder einzelnen, individuellen
für Leibniz
Subßanz durdi den Begriff ihres eigenen Wefens von Ewigkeiten her beßimmt iß, fo lehnt er dodi einen tatenlofen Fatalismus immer energifdi ab und gibt dem Menfdien feine Zukunft in die eigenen Hände. Ja, der Begriff Gottes felbß wird nun problematifdi/ denn im Wefen Gottes liegt Unendlidikeit, folglidi kann er niemals reßlos von uns erkannt werden,
und
es ergibt
weiter daraus, daß das Glück des Menfdien nidit in
fidi
einem vollkommnen Genießen beftehen kann, fondern in einem immer* währenden Fortfdiritt zu neuen Vollkommenheiten. Jetzt wird das fitt* lidie
Sein felbß zur Aufgabe, und die Zwedfetzung durdi den Willen
iß ein Erfdiaffen der Zukunft.
präßabilierten als
Harmonie und
Hier vollendet
fidi
enthüllt feine tiefe
der Urheber der präßabilierten
Harmonie
audi der Begriff der
fittlidie
Bedeutung. Gott
verfidiert
uns durdi
fein
Har* monie bedeutet demnadi jetzt die Überein ßimmung der Reidie der Natur und der Zwedce. Diefe Übereinßimmung iß nodi nidit wirklidi, aber wir
Dafein zugleidi des endlidien Sieges des Guten.
nähern uns
ihr in
einem unbegrenzten
Fortfdiritt,
Die
präßabilierte
weldier durdi Gott ver-
bürgt wird. Die Entwiddungsgefetze der einzelnen Subßanzen find von
ihm
fo angelegt,
Reidi der
daß
Sittlidikeit
weldie Gott lieben,
fidi
das Reidi der Natur mehr und mehr in das
verwandelt. Sdion jetzt aber find diejenigen Geißer, d. h.
nadi
dem Guten ßreben und
nadi der Erkennt*
nis der inneren Gründe der Dinge, Mitglieder des Gottesßaates, dem Gott wie ein gütiger Vater oder Monardi vorßeht. Die Gefetze diefes
Staates find aber für alle Mitglieder diefelben Gereditigkeit für Gott
74
und
für die Menfdien.
:
es gibt keine befondere
Die Gefetze der Gereditigkeit
Leibni:
find,
wie wir gefehen haben. Gefetze der
Vernunft, nidit der
praktifclien
Gedanke der Gemeinfdiaft. Das Prinzip
Willkür. Überall herricbt hier der
der Gereditigkeit ruht im Allgemeinwohl der Gefellfdiaft. Die Gereditig* kcit
wird audi
definiert als die
Liebe des Weifen,- die Liebe
ihrerfeits
ift
nidits
anderes, als ein allgemeines Wohlwollen, auf delTen tätige Verwirklidiung
den Gefetzen der Vernunft entfprediend der Weife dringt,
Gut zu
Die Weisheit
erreidien.
ift
um
das hödifte
die Kenntnis der Glückfeligkeit oder
der Mittel zu einer dauernden Befriedigung zu gelangen, weldie aber,
wie wir fdion gefehen haben, nur
in
dem immerwährenden
höheren Stufen der Vollendung gefudit werden
So
folgt Leibniz'
vom
Lehre
Fortfdiritt
zu
darf.
Redit ganz aus feinem ethifdien
Grunde
ihm keine empirifdie WilTenfdiaft, anfdiauungen. Die fondern fie beruht auf den Definitionen und ilt von den ewigen Wahr^ ReditswilTenfdiaft
Der
hciten abhängig.
ift
Begriff der Gereditigkeit
muß
daher rein aus der
Vernunft konitruiert werden ohne Rüd^fidit darauf, ob ausgeübt wird.
Die Sätze der ReditswilTenlchaft handeln
fie
von jemand von dem,
nidit
was exiltiert, fondern von dem, was unter der Vorausfetzung einer beßimmten Exiltenz folgt. Diefer Gedanke, daß das Redit unabhängig von feiner zufälligen Erlcheinung begriffen werden muß, und daß man feinen Quell in der Vernunft felblt auffudien muß, hat in der Gefdiidite feinen Ausdrud^
in
dem
Begriff des Naturredits gefunden.
braudit demnadi Leibniz
Redit
ift,
und
fo die natürlidien
foldie natürlidien
definiert ihn,
wie
Diefen Begriff ge^
folgt,-
»Das
natürlidie
Gemeinfdiaften erhält und befördert.«
Gemeinfdiaften nennt es erltens diejenige zwifdien
Als
Mann
und Weib, zweitens zwifdien Eltern und Kindern, drittens zwifdien Herr und Knedit, viertens die Gemeinfdiaft des Haushaltes, fünftens die bürgere lidie
Gemeinfdiaft,
»die
fedifte
natürlidie
Gemeinfdiaft
ift
die Kirdie
Gottes, weldie wohl audi ohne Offenbarung unter den Menfdien beftehen
und durdi Fromme und Heilige hätte erhalten und können. Ihr Abfehen ift eine ewige Glüd^feligkeit.« befondcrs, was fidi aus dem Begriff des Naturredits
werden
fortgepflanzt Intereflant
ift
bei Leibniz
hierbei
für das
dritte Verhältnis, für dasjenige
zwifdien Herr und Knedit, ergibt. Sdion war das Naturredit gegen die Sklaverei aufgetreten. So heißt CS nun bei Leibniz: »Man kann alfo fagen, daß das Eigentum über den Körper eines Menfdien feiner Seele zufteht und ihr, folange er lebt, nidit genommen werden kann. Da man nun die Seele nidit erwerben kann, fo kann das Eigentum über feinen Körper ebenfowenig erworben in
der Stoa
werden, fodaß das Redit des Herren über feinen Sklaven nur
als
eine
Art Servitut betraditet werden kann oder eine Art Nutznießung. Die Nutznießung hat aber ihre Sdiranken — man muß fie ausüben ohne die Sadie
fclbft
zu verniditen <salva
re>
—
fodaß diefes Redit nidit fo weit
75
Leibniz
gehen kann, einen Sklaven böfe oder
unglüd^Iicfi
zu machen.«
Daß
über^
haupt ein Verhältnis der Kneditfdiaft unter den Menfdien möglidi entfpringt nur daraus, foldier
daß
Knedit des Herren wegen
halt fdiuldig,
um
nidit
fie fidi
ift,
fo
an Verftand ifi:
ift,
gleidi find, »weil ein
ihm der Herr
nidits als
Untere
damit er ihm nidit verderbe: dies
fein felblt willen,
ilt
zu verftehen, wenn keine Hoffnung wäre, daß der Knedit zu Verftand
kommen
könnte, denn fonft wäre der Herr fdiuldig, feines Knedites Frei=
heit durdi
Erziehung zu befördern,
feligkeit nötig.«
foviel
dem Knedit zu
Leibniz zweifelt, ob es überhaupt
Ja,
fterblidikeit der Seele ein
feiner
Glüd^^
wegen der Un^
foldies Verhältnis abfoluter Kneditfdiaft
geben dürfe.
Wir
bilden uns die Idee eines heften Staates, damit wir uns diefem,
Gegenüber Hobbes betont
foweit angängig, nähern können.
er,
Staatsvertrag die Naturredite des Menfdien nidit aufheben kann.
hat fein Redit
und
feine Freiheit behalten, trotz der
daß der »Jeder
Übertragung an den
Staat, die dodi nur folange ftatthaben kann, als wir überzeugt find,
Für gewöhnlidi zwar, wenn
unfere Sidierheit verbürgt iß.«
tanen
dem
Staate Widerftand
leilten
Übel, »aber was für gewöhnlidi
Wir ilt
Zwed^e.
So
finden
Name
Wefen ift
die
des Sdiönen gemadit hat, die Grundvorltellung
Ä
ft
h e t k als gefonderte Disziplin des philo* i
bekanntlidi erft eine Sdiöpfung Kants, wenngleidi
Äfthetik in der heute gebräudilidien Bedeutung auf Alexander
mehr verloren gegangen
Kontemplation ein fidi z.
la
das
von Gemein^
Baumgarten zurüdgeht. Indelfen finden ftimmungen über den Begriff des Sdiönen nidit
als
nidit abfolut«.
Gedanke der ethifdien Harmonie innerhalb des Reidies der wir denn audi in den wenigen Andeutungen, die als
Harmonie wieder. Die
fophifdien Syftems
der
darum nodi
der Harmonie, denn der
ja nidits anderes,
Leibniz über das der
das Hilfsmittel fdilimmer
zutrifft, gilt
daß
Unter*
fehen fo das ganze Syltem unferes Philofophen beherrfdit
dem Gedanken fdiaft
i(t
die
dodi einige widitige Be*
bei Leibniz, die der Älthetik
Die Forderung, daß
find.
interelTelofes
fidi
die äfthetifdie
Wohlgefallen hervorrufen müfle, findet
Worten: »C'est ainsi que eile meme, et qu' un regarde avec des yeux eclaires,
B. deudidi ausgefprodien in folgenden
contemplation des helles choses est agreable par
tableau de Raphael touche celuy qui quoyqu'il n'en
tire
aucun
profit.«
der Sdiönheit in der inneren
und
le
Sdion Piaton hatte ferner das Wefen
Harmonie der Seele mit
fo führt audi Leibniz die Erkenntnis
fidi
felbft erblidt,-
des Sdiönen auf die Gefetz*
mäßigkeit der Seele zurüd. Die Mufik z. B. beruht auf einem unbe* wußten Zählen, weldies die Seele an den Sdilägen und^Sdiwingungen der tönenden Körper vornimmt,- und derfelben Art ift die Freude, die
das
76
Auge
in
der bildenden Kunft an den Proportionen empfindet. In der
r!
Leibniz
Poefie zeigt fich bei dem Wechfel der langen und kurzen Silben und bei dem Zufammentreffen der Reime in den Verfen wieder diefelbe Er*
IHieinung:
fie
trägt gewilTermaßen eine
ftille
Mufik
in fidi felbft.
Keime der Humanität. Das Vertrauen auf die Vernunft und die Freude am Menfdien fpredien aus jedem Wort, weldies Leibniz gefdirieben hat. Indem er überall der faulen Gewohnheit Überall birgt das Syftem
und blinden Autorität
entgegentritt ruft er die Seele zur Selbßtätigkeit
auf und erwed^t die Menlchenliebe
zum Handeln.
In
den Sdiöpfiingen
unferer großen Klaffiker, eines Kant, LelTing, Sdiiller, Herder, find die
Keime aufgegangen, weldie
er ausgeftreut hat,-
und wenn wir das klaflifdie Humanität be*
Zeitalter unferer Litteraturgefdiidite als das Zeitalter der
zeidinen, fo dürfen wir nidit vergeflen,
wefen zu
ift,
die geholfen haben,
den
daß Leibniz einer der Führer ge*
deuticlien Geilt
zu
diefer
Höhe empor
leiten.
77
:
:
Leibniz
Anhang. Die wichtigften Ausgaben der Werke von Leibniz 1.
Joh, Ed.
2.
C.
J.
Erdmann:
Leibnitii
Gerhardt: Die
Berlin
find
opera philosophica. Berol,
1840.
W.
von G,
philofophifdien Sdiriften
Leibniz,
7 Bänden.
in
1875-1890.
3.
Derfelbe: Leibnizens mathematifdie Sdiriften in 7 Bänden. Berlin
4.
Onno Klopp:
5.
G. E. Guhrauer:
6.
FoudierdeCareil: Oeuvres de Leibniz,
7.
Mo Hat:
8.
E.
Werke/ erfte Reihe: hiltorifdie, Bd. I-XI, Hannover 1864 fF.
Leibniz'
fdiaftlidie Sdiriften.
1848—63. und Itaats>x^inen-
politifdie
Leibniz' Deutfdie Sdiriften, zwei Bände.
1838—40.
Berlin
Paris 1859 fF. Naditräge dazu 1854
und 1857.
Mitteilungen aus Leibnizens ungedrud^ten Sdiriften, Leipzig 1893.
Bodemann: Der
G.
BriefVedifel des
W.
Leibniz in der Königl. Bibliothek zu
Hannover. 1889. Sehr braudibar und gut
ift
die
Auswahl
der
in der Dürr'fdien Philofophifdien Bibliothek Bd. 9.
Werke
A. Budicnau, Leibniz' Hauptfdiriften zur Grundlegung leitung von E. Gaff ir er. In derfelben Bibliothek find
»Nouveaux essays« Die in
erfte größere,
in
Qberfetzungen, weldie
107 fF. erfdiienen
iß:
der Philofophie.
Mit Ein-
audi Oberfetzungen der »Theodicec«
und der
erfdiienen.
zufammenfaffende Biographie von Leibniz gab:
man
Guhrauer
eine gute Biographie in
Kuno
Leibniz feien genannt außer den Darftellungen bei
Kuno
zwei Bänden, Breslau 1842.
Ferner findet
Fifdiers Gefdiidite der Philofophie.
Von Werken über
Windelband ufw. Ernft Caffirer: Leibniz' Syßem Marburg 1902.
Fifdier, 1.
Dies
ift
die befte Darfteilung, die mir
in feinen wiffenfdiaftlidien
bekannt
ift.
Grundlagen.
Idi treffe in faft allen wefentlidien
Punkten mit Caffirer zufammen.
A
2.
Bertrand Russell:
3.
Cambridge 1900. Louis Couturat: La logique de
critical cxposition
of the philofophy of Leibniz.
Leibniz, d'apres des
documents
inedits.
Paris 1901. Vergl. die Befprediung diefer beiden Sdiriften bei Caffirer
Couturat hat audi »Opusculesetfragments 4.
inedits de Leibniz«
Das Budi von Willy Kabitz: Die
herausgegeben Paris 1903.
Philofophie des jungen Leibniz.
HeideU
berg 1909, bringt einige unveröfFentlidite Sadien, geht aber
in der
Erkenntnis von Leibniz' Philofophie nidit über Caffirer hinaus.
Sehr zu Unredit polemifiert Kabitz gegen Caffirers Auffassung des a priori und der kaufalen Definition bei Leibniz. 5.
Eine wertvolle Arbeit über den GottesbegrifF
bei Leibniz hat
Görland
in
den »Arbeiten der Marburger Sdiule«
monie
78
Idi
ftimme mit feiner AuffalTung des Begriffes der Har*
bei Leibniz überein.
Es
ift
eine eigentümliche Erfcheinung,
von Anfang an
Philolophie
verläuft, die trotz
in
daß die Gefdiidite der neueren
zwei getrennten Entwicklungsreihen
mancher Berührungspunkte
einem entfchiedenen
in
fachlichen Gegenfatz zueinander ftehen und zugleich räumlich vonein-
ander gefchieden
ift
Namen
Descartes,
faft
zur felben Zeit: Descartes' Lebenszeit
1596-^1650, Bacon von Verulam, der Großfiegelbe*
die Jahre
in
eine, bezeichnet durch die
die der kontinentalen, die andre die der englifchen
Beide entftehen
Philofophie. fällt
Die
find:
Spinoza, Leibniz,
wahrer der Königin Elifabeth, mit dem man die beginnen pflegt, lebt von 1561^-1626.
englifche Philofophie
zu
In gewiflen Grundlagen ftimmen beide Richtungen überein. Descartes und Bacon ift zunächft gemeinfam der fcharfe Gegenfatz, in den fie fich zur überkommenen Philofophie, d. h. zu der immer noch mit den Begriffen
des Ariftoteles arbeitenden fcholaftifchen Metaphyfik des Mittelalters
An
wird eine einfchneidende Kritik geübt, die
ihr
gleich
prinzipiell
ift,
wenn
Und
aufgetragen wird.
auch bei Bacon
fie
felbft
Gegner durch die
fpitzfindige
ftütze
fich
fie
die Wilfenfchaft
auf neue Grundlagen
erhalten mülTe, eine
Methode,
durch
fich
felbft
Auf
diefe
die
auf
fie
auf Autoritäten und fuche den
Auf
fchlagen.
Aber
jene Polemik folgt die
For*
werden, daß
fie
eine neue
ein*
Methode
und klaren Fort* Methode, die fthon innere Widerfpruchslofigkeit und den fyftematifchen die einen ein fichtigen
gang von Erkenntnis zu Erkenntnis Fortfehritt der
der
willkürlichen Begriffen.
von der Wirklichkeit neue Bahnen
geftellt
nah.
fie fich
an die Tatfachen zu
Deduktionen aus dem Felde zu
Qbereinftimmung geht noch weiter.
fchlagen,
fich
Gebäude auf unklaren und
zu beweifen,
derung, daß
etwas ftärkeren Farben
Autoritätsgläubigkeit wird
Metaphyfik vorgeworfen. Anftatt
halten, fuße ihr ganzes
Anftatt
ftellen.
der Sache bei Beiden
auch im Inhalt ihrer Polemik berühren
Unfruchtbarkeit, Wirklichkeitsfremdheit, fcholaftifchen
in
in
geftattet,
eine
gegründeten Wiflenfchaft gewährleiftet.
Forderung aber gründet fich bei beiden die Aufgabe, die geftellt wird: Die Philofophie foll eben der WilTenfchaft
der Philofophie
den
Weg
vorzeichnen,
fie ift,
in
erfter Linie
von der Methode, von der wahren, der
wenigftens, die Wilfenfchaft
Methode der Erkennt* und in allen Teilen zuverläffigen Gebäude erft madien wird. Nicht als ob diefe Methode nodi nie geübt worden und in diefem Sinn völlig aus dem Nidits zu (chafFen wäre. Es handelt fich vielmehr darum, durch Überlegung und ab* fichdich darauf gerichtetes Nachdenken einleuchtend zu machen, worin die nis, die die
richtigen
Wilfenfchaft zu einem ftetig fortfchreitenden
wahre Erkenntnismethode befteht, damit in Zukunft jeder fie fyftematifch und mit Bewußtfein anwenden kann, während fie bisher nur gcwiffer* maßen inftinktiv und gelegendich geübt wurde. In feiner etwas markt* 81
Lodte und
Hume
Weife meint Bacon, durdi das Studium feiner Philofophie zu einer Art Handwerk gemadit, zu defTen Auses keines befonderen Talentes mehr bedürfe, durdi den Gebraudi feiner Methode fei jeder fo in den Stand gefetzt, exakte und braudibare wiflenfdiaftlidie Refultate zu finden, wie jeder mit Hilfe des Zirkels ohne befondere zeidinerifdie Begabung Kreife ziehen könne. Tritt uns in diefen Dingen deutlidi der gemeinfame Ausgangspunkt in dem Denken des franzöfifdien und des englifdien Philofophen entgegen, fchreierifdien
werde übung
die Winenfdiaft
fo offenbart fidi
uns aber nidit minder deutlidi ihre Verfdiiedenheit, fobald
wir die Methode fophie gipfelt.
Auge
faflen, in
Durdi ihren
deren Begründung ihre Philo^
Descartes von der Methode der WilTenfdiaft
ihm dabei von Anfang an
fo fdiwebt
matik.
felbft ins
Wenn
fidieren
durdifiditigen, fyftematifdien
und
ein beftimmtes Ideal
aller ihrer Sätze,
Mathematik das
Syftem
darftellen,
durdi die
Ideal einer
Nadi mathematifdier Methode muß daher
ganze Wiflenfdiaft von der Wirklidikeit geformt werden, ein
:
abfolut ftrengen Beweisgang, durdi den
Zufammenhang
klare Definition ihrer Begriffe verkörpert die
WilTenfdiaft überhaupt.
fpridit,
vor die Mathe*
d.
h.
fie
die
muß
das von wenigen klar definierten Begriffen und wenigen
allgemeinen Sätzen, die wir als unzweifelhaft
wahr
klar
und deudidi
ein*
fehen, ausgehend einfiditig Erkenntnis auf Erkenntnis gründet.
Dies Ideal nun
liegt
Bacon
gänzlidi fern.
Der Mathematik
fteht er
fremd gegenüber, ihre Deduktionen und Definitionen, ihre gefdiloflene Syftematik muten ihn wie wirklidikeitsfremde, leere und unfrudit*
völlig
bare Begriffsfpekulationen an.
Dagegen
Forderung auf:
die Wiflenfdiaft
Tatfadien
befinden.
muß in muß über
fidi
Sie
ftellt
er
vor allen Dingen eine
beftändiger Berührung mit den ein möglidift breites durdi
Be-
muß diefes Material zur Aufftellung von Sätzen benutzen, die dann wieder an der Hand der Tatfadien
fie
Bacon die einzig furditbare Methode in der Induktion, die uns von den einzelnen Tatfadien der Erfahrung zu allgemeinen, auf zukünftige Erfahrungen anwendbaren Sätzen auffteigen läßt. fieht
Dabei aber überfieht
freilidi
Bacon, daß dies induktive Verfahren,
mag idi feine einzelnen Sdiritte nodi fo genau befdireiben, dodi immer, wenn man es näher betraditet, ein logifdies Problem in fidi fdiließt: Wie kann midi die Erfahrung, daß hier und jetzt etwas gefdiieht, zu dem Sdiluß bereditigen, daß etwas dergleidien audi in Zukunft, immer und überall, gefdiehen müfle?
Wie kann
midi die Tatfadie, daß ein Menfdi
oder audi daß 1000 Menfdien geftorben bereditigen,
82
daß
alle
find,
Menfdien fterben werden?
zu dem allgemeinen Satz
Man
fieht
das Problem,
:
Lo(&e und
das hier
Wenn
liegt, erft deutlidi ein,
fein,
(terblidi
muß
Menfdien
alle
fterblidi
wenn man das Verhältnis find, fo muß audi jeder
diefer deduktive Sdiluß
ebenfo, weil der Einzelne
logifdie
Problem, das
zum
nidit
in
:
ihm
Beweisführung
und
Menfdi
einzelne
logidi
zwingend, aber
audi jeder andere fterben? Diefes liegt,
kommt Bacon
gar^
feine
Denkweife
Vorzüge Wert zu
logifdi
dies
i(t
Überfehen diarakte^
Exaktheit ebenfo wie das
logifcfie
Anforderung
ftrenger exakter
belten erfüllt, die Mathematik. Anftatt auf derartige
tung auf das Praktifdie fie
Für
die WilTenfdiaft, die die
am
rein theoretifdie
daß
ftirbt,
klar
der Induktion als foldier
das Gefühl für Itrenge
fehlt
Verßändnis für
dies,
ift
einmal umkehrt:
Bewußtfein, ihm erfdieint die Induktion als die fonnenklarfte
Sadie von der Welt. rißifdi
Humc
:
legen,
nimmt
fein
Denken
eine Ridi-
das Kennzeidien der idealen WilTenfchaft
einwandfrei
ift,
fondern daß
fie
ift
für das praktifdie
nidit
Leben
Natur vervollkommnet. — Wenn wir Descartes und Bacon als Vertreter der kontinentalen und englilchen Philofophie einander gegenüberftellen, fo war das infofern nidit ganz geredit, als Descartes von beiden die weit überragendere Perfön^ lidikeit ift. Bacon ilt im Grunde nidit mehr, als ein mit einer gewandten etwas
leißet,
daß
fie
Feder ausgeftatteter
unfere Herrfdiaft über die
geiftreidier Dilettant, der hauptfädilidi in der
genen Muße, die ihm durdi die
nidit
ohne eigne Sdiuld
erfolgte
erzwun* Verban*
nung vom Hofe, feinem eigendidien Lebenselement, auferlegt war, fidi mit wilTenfdiaftlidien Dingen ebenfo abgab, wie mit den Staatsgefdiäften ein
wenig
cbenfoviel
fpielerifdi, nidit ohne felbßgefällige Eitelkeit, mit mindeftens Freude an der Rhetorik, als ernltem wilTenlHiaftlidiem Sadi*
Nehmen wir darauf Rüd^fidit, fo mülTen wir fagen wenn audi Bacon am Anfang fteht, fo ift der eigendidie Begründer der englifdien
interelTe.
:
Philofophie dodi nidit er, fondern ein ift,
Mann,
der rund 70 Jahre jünger
John Lod^e, Freilidi:
Lode
als
Unverkennbare gemeinfame
Glieder derfelben Reihe.
'L\x%
Audi Locke
kennzeidinen Bacon und fteht
der Mathematik und
mathcmatifdien NaturwilTenfdiaft, die von der Gefdiidite der kontinent talen philofophifdien Entwid^lung,
Kant gegenüber. Audi ihm cartes, Leibniz,
fo
völlig
iß die
von den Gedankenfyftemen
unabtrennbar
ift,
eines
Des^
verhältnismäßig fremd
Berüd^fiditigung des praktifdien Gefidits*
Punktes bei der Beurteilung des Wertes einer WilTenfdiaft eine nidit un^ wefentlidie Sadie. Audi ihm fdieint der natürlidie Weg der Erkenntnis von den Tatfadien auszugehen, und zu den umfaffenderen, alU gemeineren Erkenntniffen hinzuführen, alfo induktiv zu fein und CS crlHieint ihm als ein müßiges Spiel mit Begriffen, wenn man um der
Chimäre
einer ftrengen logifdien
fahren umkehrt.
Beweisführung willen dies natürlidie Ver* find getragen von einem
Aber Lod^es Gedankengänge
83
Hume
Locke und
andern nüditernen Temperament und von einem tieferen SadiinterelTe.
Er
Dinge fehen, wie fie wirklidi find, in Paradoxen zu fdiwelgen im Gegenteil, eine inftinktive Vorliebe für die Mittelftraße zeidinet fein Denken wie fein Leben aus. Wie Bacon ilt Lod^e ein Mann, der dem praktifdien öffentlidien, poli^ will die
\o6it ihn nidit,
Leben
tilchen
nidit fernitand, aber er hat nidit die
den Sturz
nidit
1632
in
Wrington
Höhen erklommen und
getan wie jener.
in die Tiefe
bei Briltol
geboren bringt er erwadifen einige Jahre
auf der Univerfität Oxford zu, mit naturwiflenfdiaftlidien und philofo^
Nadidem
phifdien Studien befdiäftigt,
er ein Jahr lang
den Poften eines
Gefandtfdiaftsfekretärs in Cleve verfehen, madit er, nadi
England zurüd^^ hohen
gekehrt, die für fein
Leben
fehr bedeutungsvolle Bekanntfdiaft eines
englifdien Ariftokraten, des Lord Shaftesbury, der fein unermüdlidier Freund und Gönner wird. Er nimmt den Philofophen als Arzt in fein Haus und überträgt ihm die beiden Jahre, in denen er als Minifter an der Regierung beteiligt ift, das Amt eines Sekretärs, und als die innerpolitifdien Verhältnifle ihn zwingen, England zu verlalFen, ift es Lod^e, der ihn in die Verbannung nadi Holland und Frankreidi begleitet. Vor allen Dingen aber madite er den Philofophen zum Erzieher feines Sohnes und (teilte ihm damit eine Aufgabe, der fidi Lod^e mit voller Hingabe und ganzem
widmete.
InterelFe
Diefe Tätigkeit voll
ift
nodi
einem befonderen Sinn für Lodce bedeutungs^
in
geworden. L. begnügte
fidi
nämlidi nidit damit, die Kunft der Er^
Ziehung praktifdi auszuüben, fondern die ihm übertragene ihn
zum Anlaß,
belchäftigen
fidi
und
Nadidenkens
er feinen Erzieherberuf ausübt,
er hat nur die gleidi
und
praktifdie
Widitige
tritt
Zug
in
von der gemeinfamen Erziehung, dem feinen
Problemen
ift
nirgends die Rede,
einer
Erziehung überhaupt wird.
Lod^es Denken, die Riditung auf das praktifdi
uns hier deutlidi entgegen.
der Punkte, der Lodce mit zwifdien
pädago^
Erziehung durdi einen Hauslehrer im Auge, die ihm zu*
ohne Weiteres zum Ideal
Der
Freilidi find die
auf die Verhältnifle, unter denen
fpeziell zugefdinitten
öffentlidien Sdiulunterridit
legte er in einer Sdirift
nieder, die in der Gefdiidite der pädagogifdien
Literatur eine hervorragende Stellung einnimmt.
Lehren Lod^es
wird für
audi mit der Theorie der Pädagogik fyftematifdi zu
die Frudit feines
»Gedanken über Erziehung« gifdien
Pflidit
Bacon und Lodie
Bacon ift
Er
ift,
wie fdion gefagt, einer
Aber audi der Unterfdiied zu verkennen. Bacon fehen wir mit
verbindet.
nidit
Vorliebe mit tedinifdien Problemen, mit Fragen der Naturbeherrfdiung fo fehr er ihre praktifdie
Bedeutung
betont, dodi nie felbft zu erproben in der
Lage war. Zugleidi
fdiwelgt er
gern in phantaftifchen Zukunftsbildern.
Das
befdiäftigt, d. h.
84
mit Dingen, die
er,
gibt feiner Philofophie
den
Lodce und
unverkennbar
Aufgaben
die
Hume
Zug. Dagegen knüpft Lod^es Nadidenken an ihm das praktifdie Leben (teilt, das tatfädilidie prak« umgrenzt ihm das Feld feiner theoretifdien Arbeit und die
dilettantifchen
an, die
tilche InterelTe
ErgebnilTe der Theorie fudit er fo zu gehalten, daß
bar
fie
für die Praxis nutz-
find.
Verfolgen wir Lod^es Leben und
be*
Sdiriftltellertätigkeit weiter, fo
gegnet uns nodi einmal ganz dasfelbe Verhältnis. der Stuarts und der Thronbefteigung Wilhelms
Nadi
der Vertreibung
von Oranien 1685 konnte Er widmete fidi
Lod^e aus der Verbannung nadi England zurüdckehren. wieder
dem
Staatsdienft, bis das Ruhebedürfnis
den 68jährigen veranlaßt,
Leben zu entfagen und fidi in das Haus eines Freundes zurüd^zuziehen,wo er in Oates <Eflex> im Jahre 1704 geltorben ift. Die politifdie Tätigkeit der Jahre 1685—1700 aber und die voraufgegangene trübe Zeit der Verbannung fpiegeln fidi wieder in den zwei Abhandlungen
dem
öffendidien
über die Regierung <»on government«).*!
Die Frage nadi der belten Staatsform wird
und beant*
hier behandelt
wortet durdi den Hinweis auf die konftitutionelle Monardiie mit ihrer
Trennung der gefetzgebenden Gewalt, die in die Hände der ge* wählten Vertreter des Volkes zu legen ift und der Exekutive, die dem König zufällt ^ alfo auf die Verfaflung, wie fie England damals errungen und damit nadi den Wirren der Revolutions* und Reaktionszeit glüd^lidi zu einem (tabilen Zuftand gelangt war. Endlidi können wir diefem Staatsphilofophifdien Werk gleidi anreihen die Sdirift über Toleranz. Der Staat, ftrengen
fo führt er aus,
—
nur
und
muß jedem religiöfen Bekenntnis gegenüber Toleranz üben, kommen wir wieder zu Dingen, die durdi die fpeziellen
hier
—
und VorkommnilTe feiner Heimat bedingt find diejenigen von der Toleranz auszufdiließen, die das Staatswohl in Gefahr brin-
Verhältnifle find
gen, das find die Gottesleugner, die keinen
Katholiken, mit denen es nidit anders
fteht,
Eid
leiften
da der Papft
können und fie
beliebig
die
von
ihrem Eide entbinden kann.
Mit den
bisher erwähnten Sdiriftcn befinden wir uns nodi nidit
im
Zentrum der Lod^efdien Philofophie, aber fie ftehen bereits zu der philofophifdien Haupdeiftung Lod^es und ihrer Eigenart in engfter
eigendidien
Beziehung.
Die
theoretifdie
Pädagogik kann nur beftehen auf der Grundlage einer
andern WilTenfdiaft, der Wiffenfdiaft
vom
feelifdien
Leben, der Pfydiologie.
Ebenfo
lalfen fidi audi allgemeine Regeln über das Zufammenleben der Menldien, über Staat und Gefellfdiaft nur aufßellen, wenn man fidi über
Menfdiennatur und im Befonderen die pfydiifdie Natur eine allgemeine Anfdiauung gebildet hat. Und mit der Pfydiologie, der pfydiologifdien Analyfe betreten wir nun in der Tat das Gebiet, auf dem der Sdiwer-
die
85
Locke und
punkt der ganzen Arbeit Lod^es Analyfe, wie
fie
LoAe
betreibt,
Hume
liegt.
Betrachten wir den Sinn diefer
etwas genauer.
Oxford war Lod^e zum Arzt ausgebildet worden. Hier hatte er wie man den menfdilidien Körper ftudiert, indem man ihm anatomifdi mit Skalpell und Pinzette in feine letzten einfadiften Beftandteile In
gelernt,
in
zerlegt,
die einzelnen Muskelfafern, Nervenftränge, Bänder, Sehnen,
Knodien ufw. und dann das fidi Zufammenfügen diefer Elemente zu Organen und Geweben verfolgt- Diefe erfolgreidie Methode des Zer* gliederns und Zufammenfetzens nun überträgt er vom körperlidien auf das
feelifdie
Leben. Oder fagen wir
Denn
leben.
gleidi
genauer: auf das
Bewußt fe ins-
das Charakteriltifdie des Seelifdien im Gegenfatz
zum
körperlidien Gefdiehen iß ja, daß es im Lidite des Bewußtfeins
rein
fidi
ab-
Die Tätigkeit der Nieren, die Abfonderung der Galle findet in uns ftatt, ohne daß wir etwas davon wiflen, ein Gefühl der Freude, ein Wollen, eine Wahrnehmung kann nidit da fein, ohne daß fie erlebt oder fpielt.
bewußt wären. Oder gefühlt^ d.
befler:
das Dafein des Gefühls beßeht
feinem erlebt^werden, feinem bewußt^fein.
h.
feinem
in
Dies Bewußt*
feinsleben alfo gilt es zunädift in feine einzelnen Beltandteile
zu zerlegen.
»Ideen« nennt Lod^e diefe Elemente. Wenn idi etwas wahrnehme, wenn idi einen Gedanken fafle, ein Gefühl erlebe, einen Willensakt vollziehe jedes* :
mal find dann verfdiiedene Bewußtfeinstatfadien, verfdiiedene Ideen vorhan* den, die idi mit diefen Worten »wahrnehmen«, »denken«, »fühlen« bezeidine.
Diefe diarakteriftifdi verfdiiedenen Ideen find find
fie felbft
einfadi, vielleidit
vielleidit
nodi zufammengefetzt, einer weiteren Zerlegung zugänglidi.
Sind wir aber bei den letzten Elementen angelangt,
fo
mülTen wir aus
ihnen audi das Seelenleben aufbauen können.
Die Mathematik und
die mathematifdie Phyfik find die Sdiule, durdi
die die kontinentalen Philofophen hindurdigegangen find
denen
fdiaften, mit
da
nidit,
grifPlidi
das
wo
fie
fie
in ftetem
Konnex
bleiben.
und
find die Wiflen*
Das verleugnen
Pfydiologie treiben. Überall fudien
fie
fie
audi
nadi letzten, be*
faßbaren Gefezmäßigkeiten und funktionellen Zufammenhängen,
Wefen
der Dinge, der Pfydie wie anderfeits der körperlidien Natur,
ausgedrüdt und aus diefem abftrakten Wefen der Seele heraus das konkrete feelifdie Leben begriffen werden, fo wie der Mathe* matiker das Wefen des Kreifes in einen Begriff faßt und aus ihm heraus foll
begrilflidi
die Lehrfätze über den Kreis beweift,
matifierenden Erklärung fern, er
86
ift
Pfydiologe, der durdi die Sdiule der
und befdireibenden Naturwiflenfdiaften gegangen ift. Da* das Letzte, das er zu Grunde legt und von dem er ausgeht, nie*
zergliedernden
rum
ift
Locke und Hurae
mals ein abftrakter Begriff, fondem immer noch ein irgendwie anfdiaulidi
wenn
Faßbares,
die Befdireibung
lidi:
dem
audi nidit mit
leiblidien
Auge
Siditbares.
zugleidi Zergliederung und darum
ilt
Aber
frei*
zerfällt für
zufammenhängender
ihn das Bewußtfeinsieben eigentlidi in eine Reihe lofe
daß von einer inneren Einheit des Seelenlebens kaum die Rede
Teile, fo
kann.
fein
Lod^es Hauptwerk
i(t
die
im Jahre 1690 erfdiienene »Abhandlung über
den menfdilidien Verftand« <»Essay concerning human understanding«).
Der
Titel kennzeidinet
das Wiflen
nis,
Tendenz und
Inhalt des
Gegenftand der Unterfudiung, aber audi
ift
fertige Wilfenfdiaft
und
der die Wiflenfdiaft
Individuums.
Worin
fdiafft,
der
Vorgang des Erkennens im Geifte des WilTen von der Welt und wie entfteht
befteht unfer
das Erkennen, das WilTen
gifdie,-
dem Bewußtfeinsieben,
alles
etwas, alfo ein primitiver
ift
ift,
man
wie
Bewußtfein aber
Akt
ift
des Erkennens.
ein
des ganzen Bewußtfeinslebens.
der
Es
ift
um
Pro*
die ge-
und Synthefe
kein pfydiologifdies Spezialproblem,
Pfydiologie.
Gcgenftand, der Lod^e hauptfädiÜdi
alfo das
fdiließlidi
betraditet, die Zergliederung
fie
Wir können
Wilfen von oder
So umfaßt
bicm, auf das Lod^e im Titel feiner Sdirift hindeutet,
famte Pfydiologie, wie er
eine pfydiolo*
fieht,
ein feelifdier Tatbeftand.
Das feelifdie Leben ift für Lod^e identifdi mit
aber die Sadie audi umkehren.
fondcrn das Problem
nidit die
ihre Gefchidite, fondern der menfdilidie Verftand,
wie wird es erworben? Die Frage
es,
Werkes. Nidit die objek*
äußere phyfifdie Welt, die Natur, fondern die menfdilidie Erkennt*
tive,
Anderfeits
intereffiert,
das
ift
nun
allerdings der
Erkennen im
engern
Sinn, das methodifdie Erkennen, wie es in der Wiflenfdiaft geübt wird.
Und
kommen wir zu dem Punkt, der Lod^es Abhandlung den philo* Werken eines Bacon und Descartes anreihen läßt, jenen Wer* ken, in denen die Frage nadi der riditigen Methode der Wiflenfdiaft im Mittelpunkt der Erörterung ftand. Kennen wir, das ift Lod^es Gedanken* gang, den Vorgang des Erkennens feinen Elementen und feiner inneren damit
fophifdien
Struktur nadi, wiflen wir, wie ein Erkennen überhaupt im menfdilidien Gcift
vollzieht, fo wiflen
fidi
Methode,
Es
wir audi, wie das Erkennen
in
der Wiflen*
muß, weldies feine Grundlagen, feine Ziele allein fein können, wo etwa feine Grenzen liegen. die hödißen, abftrakteften Fragen der Erkenntnislehre, in
natürlidierweife vollziehen
fthaft fidi
feine
find alfo
Lxxkes Unterfudiung
fdiließlidi mündet. Aber audi diefe Erörterungen ohne Beziehung zu den praktifdien Zwedcen, die ihn überhaupt vcranlaßten, fidi mit pfydiologifdien Dingen zu befallen. Unter den pädagogifdien Aufgaben erfdieint ihm als die widitigfte die riditige
die
find
bei
ihm
nidit
Leitung des Verftandes <»on the conduct of consciousness« eine Sdirift, die crft einen Teil des Eflay bilden füllte,
betitelt fidi
dann aber, weil zu
Locke und
und
lang geraten, weggelaffen lidit
wurde).
Der Menfdi
Hume
dem Nadilaß Lockes veröffent^ Vernunftwefen. Er muß da^
fpäter aus
in erfter Linie
ift
her dazu erzogen werden, feiner Vernunft zu folgen und
Denken und Handeln auf
gebraudien, vor allem fein nidit
fie riditig
zu
und
erreidibare Ziele
auf unklare Chimären einzuftellen.
Die »Abhandlung ü. d. m. V.« beginnt mit einem polemifdien Kapitel. Die Polemik riditet fidi gegen die Annahme angeborner Begriffe und Er^ kenntniffe. Als foldien angebornen Befitz des menichlidien Geiftes hatte man z. B, den GottesbegrifF oder die allgemeiniten logifdien Grundfätze <den Satz des Widerfprudis) oder gewiile moralifdie Wahrheiten bezeidinet. Wie, fragt Lod^e, beweift man das Angeborenfein diefer Begriffe und ErkenntnilTe? Das einzige Argument ift ihre allgemeine Verbreitung und Anerkennung, Aber audi verbreitet
die Erkenntnis,
und anerkannt und dodi
daß Feuer wärmt,
zweifelt
Niemand, daß
befonders naheliegender Erfahrungen erworben wurde,
allgemein
i(t
fie
warum
auf Grund foll
Gedanken anders verhalten? Ferner
mit den in Rede ftehenden
es
fidi
ift
der
Atheift ein Beweis dafür, daß der Gottesbegriff, der Verbredier, daß die
Grundfätze der Moral, der Geifteskranke, daß die der Logik gar
nidit
Nimmt man
aber an, daß hier müßten fidi diefe Gedanken am deuriidiften da finden, wo eine foldie Verdunklung nodi nidit einge^ treten fein kann: im Bewußtfein des Kindes, Es ift aber klar, daß das Kind erft einzelne finnlidie Gefühle und Empfindungen hat, ehe es den aballgemein bekannt oder anerkannt find. eine naditräglidie
Verdunklung
ftrakten Gottesbegriff bitter,
hell
nidit
Wollte man
zu
dunkel
faffen
vermag, daß es
erft lernt,
nidit
Gedanken zwar vorhanden im fo würde man zu der Unmög* »unbewußten WilTens« kommen. endlidi meinen,
Wenn man
diefe
daß
bewußt
diefe
feien,
Widerlegung der angeborenen Ideen
lieft,
den Eindrud^, daß Lodce etwas gar zu gründlidi verfährt, eine Trivialität zu beweifen.
Die Polemik
ift,
wenn
genannt wird, dodi offenbar gegen Descartes cartes wirklidi, niffen fdiied,
daß füß
ehe es den Satz des Widerfprudis kennt.
ift,
kindlidien Geift, aber nidit lidikeit eines
vorliege, fo
wenn
er zwifdien
audi der
geriditet,
fo hat
um
man
fdiließlidi
Name
nirgend
aber wollte Des^
angeborenen und erworbenen Erkennt^
behaupten, daß im menfdilidien Geift logifdie Einfiditen den
Empfindungen und Gefühlen zeitlidi voraufgingen? Wenn audi der Ausdrud^ »angeboren« diefe Deutung nahelegt und wenn audi Lodie ein Redit hatte, ihn fo zu verftehen, fo ift der eigentlidie Sinn dodi wohl ein tieferer Descartes will unfere Begriffe ihrem Inhalt nadi in zwei Gruppen zerlegen ^ den Begriff »rot« gewinnen wir durdi das Sehen der betreff fenden Farbe, den Begriff »Zorn« durdi das Erleben des betreffenden Gefühls, dagegen gibt es, meint Descartes, keine fiditbaren, wahrnehmbaren. :
S&
Locke und
Hume
cricbbaren Einzeltatfadien, die unferm
Denken den
Begriff Gottes oder
den Sinn der logifdien Grundfätze hätten geben können. cartes mit Rüd^fidit darauf diefe
Gedanken
Denken eingeboren,
Inhalt unferm
Sdiöpfung desfelben
fein muffe,
Wenn
fo hätte er
erlt allmählidi,
mandierlei Erfahrungen, in unferm Bewußtfein auftreten. Hätte
Wir
deren
von innen heraus erfolgte Lod^es Argumenten gegen*
eine freie,
über ruhig zugeben können, daß foldie Begriffe dodi
nun mit der
nun Des*
als foldie bezeidinete,
fo modifizierten Descartesfdien
fidi
nadi
Lod^e
Lehre zufrieden geben können?
dürfen mit Beltimmtheit fagen, daß dies nidit der Fall gewefen wäre
und damit
erft
kommen
wir zu
gegen die angeborenen Begriffe.
dem
Man
eigendidien
Grund feines Kampfes Das ganze Bewußt*
erinnert fidi:
fdnsleben ruht nadi Lod^e auf einer letzten Grundlage, den »einfadien
Ideen €. Sie find die letzten Beftandteile, in die Feinsieben mit
was
allf'.m,
fidi
es enthält, zerlegen läßt, aus
das ganze Bewußt*
denen es befteht,
wie die Mauer aus Bausteinen, wie der Muskel aus Muskelfafern
belteht.
und Erkenntnifle aus diefen Elementen erwadifen und in überall gleidier Weife erwadifen, fie können lelblt nidits andres fein, als verichiedenartige Kombinationen der einfadien Ideen. Soweit wir von einer Erkenntnis tätigk ei t reden dürfen, kann Soll das fo fein, fo müITen audi unfere Begriffe
diefe Tätigkeit nidit in
dem
nur
in
einem
freien Sdiaffen gedanklidier
Elemente, fon*
einem gedäditnismäßigen Bewahren, einem Verbinden und
Man
Trennen der vorgegebenen Elemente beftehen.
wir finden hier
fieht,
Lod^e dzn Baconifdien Empirismus wieder, die Lehre, das alles Denken und Erkennen von den einzelnen vorgegebenen Tatfadien der Erfahrung
bei
feinen
Ausgang nehmen muß. Nur daß
in einer
Form
vollkommen
diefer
durdifiditigen FalTung,
gebradit erfdieint.
Die
LoAe
fie
beftehen direkt aus ihnen.
einen diarakteriltifdien Ausdrud^:
Er
nennt die Seele
tabula rafa, die einfadien Ideen gefdirieben werden und vergleidit
ein unbefdiriebenes Blatt, eine ftaben, die
auf diefes Blatt
reidicn Begriffe alle
hier zugleidi
Begriffe unferer Erkenntnis entftehen nidit
nur aus den einzelnen Tatfadien, fondern Endlidi prägt
Empirismus
auf die denkbar einfadifte
der WilFenfdiaft mit den
Worten
die
Budi*
die zahl*
der Spradie, die dodi
aus denfelben 24 Budiftaben des Alphabeths beftehen.
Wcldies find nun die einfadien Ideen, auf die fidi unfere Erkenntnis von der äußeren Körperwelt aufbaut? In Beifpielen wurden fie fdion ge* nannt: jede Farbe, die wir fehen, jeden Ton, den wir hören, kurz jedes
Datum
der Sinneswahrnehmung gibt uns eine foldie Idee. Weldie Be* ftimmung wir audi der materiellen Welt geben mögen, fie geht fdiließlidi immer auf foldie Daten zurud^. Freilidi fpiegeln, wie die Naturwiflen* khaft lehrt, nidit alle
Sinneswahrnehmungen genau die Befdiaffenheit der Ift dies zwar der Fall mit Ausdehnung und
topcrlidien Welt wieder.
89
Locke und
Hume
GnjT»n-iT_rijTjTj-u-Lnj:uxr\J7Lnjr^ Undurdidringlidikeit, die Dinge
felbft find nidit
ausgedehnt und undurdidringlidi
find,
Wirkungen auf unfere Sinnesorgane
fondern diefe
farbig
fie
und tönend, wie
fie
befitzen nur Krätte, deren
Eindrüd^e im Bewußtfein her-
vorrufen.
Neben den
Ideen der Senfation ßehen die Willensakte, Denkakte,
Affekte oder die Ideen der Seibitwahrnehmung, in denen unfer WilTen
von dem eigenen
Leben gründet. Endlidi gibt es gewifle Ideen, der Sinnes- wie der Seibitwahrnehmung in unfer Bewußtfein gelangen Lult und Unluft <es gibt feelifdien und körper^ lidien Sdimerz), Exiltenz, Kraft, zeididie Dauer, Einheit. Ob idi einen die fowohl auf
feelifdien
dem Wege :
Ton
höre oder ein Gefühl erlebe, jedesmal
bilde als eines
und
als exiftierend dar, alfo
ftellt fidi
mir ein foldies
Ge^
bezeidinen audi diefe Begriffe
ebenfo letzte einfadie Tatfadien, wie der Begriff der roten Farbe, der
Wärme
oder Kälte.
Die einfadien Ideen weifen durdiweg hin auf ein wirklidies Sein, ein Sein in uns oder außer uns. Anders fteht es mit den zufammengefetzten Ideen, die ja immer unfere beziehende Tätigkeit vorausfetzen. Immerhin gibt es audi zufammengefetzte Ideen, denen wir eine Beziehung auf Reales beilegen. Ift der Begriff des Goldes eine einfadie Idee? Offenbar nidit, denn wir denken in ihm vereinigt alles Möglidie: Gelbe Farbe, eine be^ ftimmte Sdiwere, Dehnbarkeit ufw. Zugleidi aber find wir der Meinung, daß der durdi die Verbindung diefer Momente gefdiaffene Begriff des Goldes einen wirklidien Körper bezeidinet. Nun fügen wir freilidi, indem wir einen Begriff wie den des Goldes bilden, zu den Ideen, die ihn konftituieren, immer nodi etwas hinzu Das Gold ift nidit Farbe und Härte, fondern es ift etwas Farbiges und Hartes, es ift eine materielle Subftanz, die die Eigenfdiaften der Härte und Farbe an fidi trägt oder vereinigt. Was verftehen wir nun aber eigendidi unter diefer Subftanz, was ift fie felbft, im Unterfdiied von ihren taftbaren, fidit* baren ufw. Qualitäten? Es ift offenbar, daß uns diefe Frage in Verlegen* heit fetzt Laflen wir alle wahrnehmbaren Qualitäten fort, so bleibt ein bloßes qualitätsloles Etwas übrig, das fie trägt und audi diefes »Tragen« ift fdiließlidi nidits mehr als eine Metapher. Die Idee der Subftanz im Allgemeinen, fdiließt Lode, ift daher eine durdiaus unklare Idee. Was die eine Subftanz von der andern, was Blei von Gold unterfdieidet, können wir angeben, was aber das eigentlidie Wefen der Subftanz ift, können wir nidit fagen. Daher ift es ein nutzlofes Beginnen, wenn die Metaphyfiker fidi gerade mit diefer Frage nadi dem Wefen der Subftanz mit Vorliebe ab* gaben und an den Begriff der Subftanz ihre Spekulationen knüpften. Aus den Prinzipien der Lod^es Philofophie erfdieint diefe Kritik wohl verftändlidi. Ein Begriff ift feinem Inhalt nadi geklärt, wenn er in ein* :
:
90
Locke und
facfic
Ideen aufgelöft
nis der
ilt,
Humc
denen fidi unfere Kennt* Data der Sinneswahrnehmung/
die einfadien Ideen, aus
Körperwelt zufammenfetzt,
find die
den »fubßanziellen Träger« aber, den wir den
finnlidien Qualitäten hin*
zudenken, hat nodi Niemand gefehen, alfo muß er für Lod^e ein Begriff bleiben. Aber zugleidi ftedct dodi audi in diefer Kritik
unklarer eine ge*
wifle Inkonfequenz.
Alle
zu fammen fetzen,
ihnen befteht ihre Bedeutung: wie kann dann über-
in
Begriffe follen
fidi
ja
aus den einfadien Ideen
haupt der Begriff des fubftanziellen Trägers entitehen, wie kann es über* haupt einen foldien Begriff geben? Streng
Lodte
nur für unklar, fondern für ein bloßes
nidit
keine aufweisbare Bedeutung entfpridit. die letzte Folgerung, die
Das
nun
ilt
fophie, die
genommen müßte
Wort
erklären,
dem
gar
Lx?d^e zieht offenbar felbft nidit
aus feinen Prinzipien ziehen
fidi
ihn danadi
läßt.
eine diarakteriitifdie Eigentümlidikeit der Lod^efdien Philo*
uns audi an anderen Stellen begegnet.
Im letzten Kapitel faßt er fpeziell die Lehre von der Erkenntnis zu* fammen. Von der Erkenntnis im eigentlidien Sinn, die wir in fpradilidi formulierte Urteile faffen, denen gegenüber wir die Frage nadi der Wahr* können. Eine Erkenntnis
hcit (teilen
nur
als
diefem Sinn iß die einzelne Idee,
in
Bewußtfeinsinhalt betraditet, nodi nidit, eine gefehene Farbe, ein
Das Erkennen im engeren
Sinn,
das Urteilen, befteht vielmehr in einem Aufeinanderbeziehen und
Ver*
Gefühl
nidit
ift
»wahr« oder
gleidien der Ideen
»falfdi«.
und damit
in
dem
Erfalfen ihrer »Übereinftimmung«
Es
und »Niditübereinftimmung«. diefen
Beftimmungen
leiten läßt
vom
klar,
ift
daß Lod^e
fpradilidien Urteilsfatz, in
fidi in
dem
ja in
und entweder in eins gefetzt oder einander entgegen geftellt werden. Wahr ift nun ein Urteil dann, wenn die Ideen, die im Subjekts* und Prädikatsbegriff fted^en, fidi der Tat Subjekt und Prädikat aufeinander bezogen
wirklidi
fo
zueinander verhalten, wie es im Urteil vorgeftellt bezw. aus*
gefproAen war. Die Ideen Kenntnis, fie
fie
alfo liefern das
entfdieiden über
bezeidinen damit zugleidi die ein für
alle
Erkennens: ein Willen von etwas, das
wäre
Material für die gefamte Er*
Wahrheit und Irrtum
Mal
in
unfern Urteilen,
gefetzte
Grenze unferes
nidit in unferen Ideen
gegeben
gibt es nidit.
Zwanglos vermag Lodte unter feine Definition der Erkenntnis die und Verfdiiedenheitsurteile, aber audi die Gefetze der Natur* wifTenfdiaft zu befalTen — was bedeutet, fo fragt er, das Urteil »Gold ift Gleidiheits*
dehnbar« anderes,
Goldes
als
daß mit den übrigen Ideen, die den Begriff des
konftituieren, die der
Dehnbarkeit
ftets
zufammen
auftritt, alfo in
der Weife der Kocxiftenz »übereinftimmt«? Sdiwierigkeiten bereiten allein die Exiftentialurteile.
»Qbercinftimmung«
Wird
ftatuiert?
audi
in
dem
Urteile
»Gott
exiftiert«
eine
Lod^e bejaht die Frage unbedenklidi, wir
91
:
Locke und
Hume
fpredien, meint er, in einem foldien Urteil aus,
daß unfere Idee von einem
Wefen mit der Wirklidikeit übereinftimmt, daß unferer Idee ein wirklidies Wefen entfpridit. Indeflen: das Urteil follte ja die Über^ einftimmung zweier Ideen bezeichnen und hier ift mit einem Mal von einer allmäditigen
Übereinftimmung der Ideen mit etwas die Rede, das gar mit einer jenfeits
ift,
aller Ideen,
Und
wirklidien Welt,^
nidit
mehr Idee
außerhalb des Bewußtfeins ftehenden
daran knüpft
für uns weiter die Frage:
fidi
wenn
Erkennen nur im Aufeinanderbeziehen unferer Ideen beftehen und den Umkreis der Ideen hinausgeiangen foll: woher wiflfen wir dann überhaupt, daß in diefen Ideen fidi eine außerhalb des Bewußtfeins befmdlidie Welt und zwar teils genau (Ausdehnung, Bewegung), teils ungenau (Farben, Töne) wieder fpiegelt? Wie kommt es, daß Lod^e, bei aller Klarheit und Konfequenz feines Denkens, die Sdiwierigkeiten überfehen konnte, die hier feiner Lehre alles
nie über
erwudifen? Der
letzte
Grund
das vor allem auf zwei Dinge der einen, Nützlidikeit
Deshalb halb
ift
fteilt,
und
dafür
liegt in
Wert
legt:
praktifdie Braudibarkeit
fühlt er fidi als Vertreter des
er überzeugt,
daß
der Eigenart feines Denkens,
Nüditernheit und Klarheit auf
fidi
Seite.
feine Philofophie die natürlidie Weltanfidit dar-
gegenüber philofophifdier Verftiegenheit und
aber ergibt
auf der anderen
gefunden Menfdienverftandes, des-
Spitzfindigkeit.
Daraus
weiter für ihn das unwillküriidie Beftreben, feine Philo^
fophie möglidift als im Einklang mit der natürlidien Auffaffung der Dinge
zu erweifen,
ihr jeden Anftridi des
daß an die
fidi,
Stelle des
unfere Begriffe
alle
Paradoxen zu nehmen. So
und Erkenntniffe nur
verfdiiedenartige
Kombinationen
des gegebenen Anfdiauungsmaterials find, unvermerkt die von
dem krete
beftrittene
erklärt es
keineswegs felbftverftändlidien Gedankens, daß
Behauptung
tritt,
Nieman^
daß im kindlidien Bewußtfeinsieben kon-
Empfindungen und Gefühle den abftrakten Begriffen und Einfiditen Und fo erklärt es fidi audi, das Lodie als mit etwas Selbft^
voraufgehen.
verftändlidiem mit der Vorausfetzung redinet, mit der jede naive Erkenntnislehre
an die Frage nadi dem Wefen des Erkennens heranzutreten
pflegt,
Welt von realen Dingen, die, indem fie auf unfere Sinnesorgane »wirken«, Wahrnehmungen in unferem Bewußtfein hervorrufen — ohne die Frage zu ftellen, wie wir eigentlidi zu diefer Vor^ ausfetzung kommen und ob fie mit der gegebenen Definition der Erkenntmit der Vorausfetzung einer
nis
im Einklang Locke
fteht.
an früher zitierter Stelle von der »Idee« der Exiltenz, als wie die der Einheit, die andern Ideen der Senfation und Reflexion ftändig begleite. Aber eben diefe Bemerkung zeigt, daß Locke dort an eine andre Exiltenz dadite die Exiftenz, die evidentermaßen jeder Inhalt als wahrgenommener bezw, erlebter Inhalt hat. Hier dagegen ift bei dem Wort Exiftenz <»Gott exiftiert«) offenbar an eine für fidb ^
fpridit allerdings
einer Idee, die
beftehende Wirklidikeit außerhalb des Bewußtfeins gedad^t.
92
I
^|,
IH IB IH
1 II
Lodcc und
Das Einzige
delTen Dafein
freilidi,
Humc
und
BefchafFenheit wir unmittelbar
Sidierheit, »intuitiv« erkennen, bleibt die
und mit unbezwei feibarer
Welt
des eigenen Bewußtfeins, der Ideen als foldier. Die Erkenntnis der körperlidien
Dinge, die »fenfitive« Erkenntnis ruht immer fozufagen auf einem
blinden, inßinktiven Vertrauen darauf, nidit
täulchen,
wenn
fie
daß unfere Wahrnehmungen uns
uns auf eine Körperwelt hinzuweifen
fdieinen,
Endlidi gibt es einen Gegenßand, deflen Dafein
und notwendig allmäditiger Urfache der Welt) wir zwar aber auf
dem Wege
Locke betont ausdrüd^Iidi, daß
fein
:
Gott.
Gottesbeweis letzten Endes von der
—
darum fteht er dodi zu der Lehre, daß es ein Erkennen nur foweit gibt, als unfere Ideen reidien, in
Erfahrung ausgehe wiflenfdiaftlidies
nidit intuitiv,
eines SdiluITes demonftrativ einfiditig erkennen
bedenklidiem Widerfprudi.
Der Beweis für das Dafein Gottes führt hinüber zu Lockes Stellung zur Religion. Audi hier fudit er wieder einen vermittelnden Standpunkt zwifdien den Extremen die Religion kann nidit ohne geoffenbarte Wahr:
heiten beltehen, eine reine »Vernunftreligion«
Dogmen
geoffenbarten
<wie
z.
erkannt und bewiefen werden kann. nunft widerfpredien,
fie
lehrt
ilt
unmöglidi, da ein Teil der
B. das Dafein Gottes) audi durdi Vernunft
Aber die Offenbarung darf nie
und zwar der eng^
Religion betraditet Lod^e natürlidi das Chriftentum lilchen Kirdie.
<Ȇber
die Vernünftigkeit des Chriftentums« 1695).
Bei der Aditung, die Lod^e der Religion entgegenbringt, lidi,
der Ver-
über nidits Widervernünftiges. Als die ideale
ift
es natür-
daß er audi die Fäden betont, die Religion und Moral mit einander
verknüpfen. ein Gcfetz,
Von Moral
folgung des Gefetzes durdi
wo
kann nur da gefprodien werden,
fondern audi eine äußere Madit vorhanden
Lohn und
nidit
nur
die die
Be^
Strafe erzwingen kann. Diefe äußere
Autorität kann die Gefellfdiaft, der Staat und Gott fpredicnd das der Sitte, des Redites
ilt,
und das
fein,
das Gefetz ent-
göttlidie Sittengebot.
Audi
Ausführungen Lod^es nidit ganz frei von Wider* fprudien an einigen Stellen wird davon gefprodien, daß die eigene Vernunft uns das Gute und Böfe erkennen lalTe und daß das Sittengefetz um feiner felbft, nidit um daran geknüpfter Verheißungen und Folgen willen befolgt werden mülTe. Zwei ethifdie Auffaflungen find hier offenbar nidit
hier freilidi
find
die
:
zu vollem Ausgleidi gekommen: diejenige, die
Handeln aus eigener
fittlidier
heitsideal die freie, fidi felbft
als
Überlegung und damit
andere, die im Menfdien das Glied einer Gemeinfdiaft
Tieres auf die eines
als hödiftes
beftimmende Perfönlidikeit
unverbrüdilidie Autorität befitzen
und durdi
Wefcns erhoben wird,
Handeln das Menfdi* betraditet und die
fittlidies
fieht,
die er erft
deren Gefetze
von der Stufe des
für das es eine Pflidit, eine
93
Locke und
Der
Grund
letzte
Hume
wiederum
diefes Widerftreits aber liegt
Lodes
in
Achtung vor der Freiheit des Individuums mit der ebenfo ausgefprodienen Aditung vor der traditionellen feßen Ord^ nung paart. Die erftere finden wir in den freifinnigen Grundfätzen feiner politifdien Tätigkeit, Ebenfo und vielleidit noch ausgefprochener in feiner Pädagogik: Die oberfte Aufgabe aller Erziehung ift die, den Zögling zu eigenem Nachdenken anzuregen, ihm nicht fertige ErkenntnilTe mitzuteilen, fondern fie ihn felbfttätig finden zu lalTen. Aber daneben fteht immer die Achtung vor der beftehenden feften gefellfchaftlichen Ordnung: das letzte Perfönlidikeit, in der fidi die
Ziel der
Erziehung
fittlichen
pflichtung, fidi in diefe
foll
daß der Zögling
fein,
Ordnung zu fügen
Ver^
felbft feine
erkennt und anerkennt.
Vielleicht ilt es nicht zu gewagt, in diefem Eintreten für die freie Selbft^^ beftimmung des Individuums verbunden mit einem zähen Felthalten an der Tradition einen typifch nationalen Zug m Lockes Denken zu erblicken es für fein Denken überall natürlich Heimat zu orientieren, auf fie zu exem* plifizieren. Zugleich aber haben wir hier im Grunde denfelben Zug in Lockes Denken, der uns auch in feiner theoretifchen Philofophie entgegen^ trat: der Abneigung gegen alle Überfpannung individueller Eigenart im Leben, die zu einem Gegenfatz gegen die traditionelle und natürliche Ordnung führt, entfpricht die Abneigung gegen das dem »gefunden Men-
und
zugleich daran
zu erinnern, daß
an den Verhältniflen
ift, fich
feiner
fchenverftand« Zuwiderlaufende im wiflenfchaftlichen Denken, die Schwierigkeiten nicht
Außenwelt
der realen griff
ihm überhaupt
Gegebenes
i(t,
fo
zum Bewußtfein kommen, zum Problem
kommt ihm
Moralbegründung etwas Bezeichnen wir
W.
der Zwiefpalt in feiner Ethik nicht
als »empirifiifch« eine
Töne
Zufammenfügen von
Elemente alle
—
zerlegt, fo
Erkenntnis
fich
Formel
Ideen.
haben wir das
aufbaut.
Wenn
W.
Niemand vor ihm
fefte
Alles
Denken
diefe Ideen in ihre letzten
Material in Händen, aus
dann Locke
der Gefühle,
diefe Erkenntnis-
gebracht, wie Locke,
Haben wir
Denken
Wahrnehmung
ufw., die »innere«
gibt, fo hat
lehre auf eine fo konfecjuente ein
darftellt.
zum Be*
Moral und
Erkenntnislehre, die den eigent*
fondern in Tatfachen, die uns die
Denk- und Willensakte) ilt
chriftliche
Gegebenes
felbftverltändlich
der Farben,
Be-
wird, ihm etwas felbltverftändlidi
der Erkenntnis nicht in Begriffen fucht, die unfer
felbfttätig erfchafi^t,
»äußere«
So wie ihm dem Begriff
feiner Erkenntnistheorie erwachfen, weil diefer
nicht
wußtfein, weil ihm ebenfo das Chriftentum, die
liehen Inhalt
die aus
in
dem
der Durchführung diefes
Gedankens fich bisweilen in Inkonfecjuenzen und Widerfprüche verwickelt, wie wir fahen, fo find das nicht zufällige Irrtümer, fondern Schwierigkeiten, auf die die
denn
94
fie
ftrikte
find
Durchführung des
empiriltilchen Prinzips
notwendig
führt,
nur eine natürliche Folge davon, daß Lockes Denken mehr
Hume
Locke und
Wert auf ein
naturliA, nidit gewaltfam anmutendes Weltbild, als auf die
Konfequenz in der Durdiführung letzter Prinzipien legt. Sollte nun aber die Weiterentwicklung der englilchen Philofophie in den vorgezeidineten Bahnen fortfdireiten, fo bedurfte fie einer Perfönlidi* keit, deren Denken bei aller Übereinftimmung in den prinzipiellen wilTenabfolute
Überzeugungen dodi jenen Problemen mehr geredit zu werden
(cbaftlidien
dem Widerfprudi der empiriftifdien Prinzipien mit gewilTen geläufigen AuffalTungen des »common sense« ergaben. Eine foldie vermodite, die
fidi
aus
war David Hume. Im Jahre 1711 in Edinburgh geboren,
Pcrfönlidikeit
befdiäftigt fidi
Hume
frühzeitig
mit philofophilchen, ebenfo gründlidi aber audi mit literarilchen, national-
ökonomilchen und
Dann
hiftorilchen Studien.
geht er auf Reifen und in
Frankreidi entfteht fein erftes, philofophifdi bedeutendftes
bändige »Traktat über die menfdilidie Natur«. nidit redit die verdiente als er
fteller rafdi,
Auszug aus dem fondem audi
Werk,
dies
Humes Anfehen
Beaditung, fo wudis
der drei*
Budi zunädift als Sdirift*
mit einigen kleineren Sdiriften und einem populäreren erlten Teil des Traktats
fonders trug dazu bei, daß
in
Fand
Hume
ein Meilter des
nidit
an die Öffentlidikeit
nur ein klarer und
Wortes war:
die flüffige
Be*
trat.
Denker,
Icharfer
und elegante Art,
der er die Ichwieriglten Probleme behandelt, erregt unfere Bewunderung,
wie die der Zeitgenoffen. Ebenfo Sdiriften zeigte er fidi
Rüdekehr
feiner
und bekannte
in
geiftvoll
Dicfe Befdiäftigung wies ihn
Studien hin, die
in feinen
der Gefellfdiaft feiner Vaterftadt eine gern gefehene
Perfönlidikeit war.
fidi
Amt
Endlidi wurde ihm dafelbft das
eines Bibliothekars übertragen, das er bis hat.
und anregend wie
im perfönlidien Verkehr, wie er denn audi nadi
zu feinem
freilidi
in
Tode (1771)
verwaltet
auf
hiftorifdie
erlter Linie
zu einer umfangreidien »Gefdiidite Englands« ver*
diditeten.
Schon aus dicfen kurzen biographifdien Notizen, fowic aus der nigfaltigkeit
in
cinfamer Studierftube das
fallen
fidi
Hume
der von ihm bearbeiteten Gebiete geht hervor, daß
ebenfowenig wie Bacon und Lodee ein weltfremder Metaphyfiker
Wefen
bemüht, daß vielmehr
Man*
ilt,
der
Welt in abftrakte Formeln zu Denken Fühlung zum praktifdien
der
fein
Nodi mehr: wie Lodee ift Hume in erlter Linie Pfydiologe. Er will die verwid<elte Natur des menfdilidien Seelenlebens verftehen, die fidi, vcrfdiicden und dodi im letzten Grunde gleidiartig trotz aller Unter* Leben
Ichiede
behält.
der Zeiten und Nationen
in
den
politifdien EreignilTen, in
Erfcheinungen des Wirtfdiaftslebens und im Leben des Einzelnen tigfter
aller
als
den
widi*
wirkfamer Faktor erweift und delTen Verltändnis das Fundament Geiftcs-
und Kulturwiffenfdiaft bilden muß.
audi zugleidi bei
dem
Punkt, in
dem
fidi
Damit
das Denken
find
wir aber
Humes und
Lodees
95
Lode und Hume
unterfdieidet
die Probleme, die
:
den praktifdien Aufgaben er
ifi:
feiner
Lod^e zur Pfydiologie
treiben, lagen in
Erzieher- und Beamtentätigkeit begründet,
Pfydiologe mit der Einteilung des Erziehers, des Einzel- und Volks-
erziehers.
Hume
ziehen gehabt, er
Rad im
nie ein
dagegen hat weder eigene nodi fremde Kinder zu audi nie Beamter in
iit
er-^
dem Sinn wie Lod^e gewefen,
Getriebe des öfPentlidien Lebens. Sondern er fteht diefem
Getriebe gegenüber
als
dem
außenftehender Beobaditer, mit
und erklärenden
befdireibenden, zergliedernden
Interelfe des
Hiftorikers.
hiftorifdi geriditete Weltbetraditung aber hat ihm nun vor allem Überzeugung gegeben die Überzeugung von der durdigängigen Bedingtheit und Relativität aller menfdilidien Gedanken und Beftrebungen.
Diefe
eine
:
Mögen
diefelben nodi fo autoritativ auftreten oder felteingewurzelt fein,
wir dodi bereditigt und
fo find
fadien zu fragen. tifdien
nadi ihren Gründen und Urvon vornherein über die dogma-
verpfliditet,
Damit wädilt
Hume
Sdiranken des Lod^efdien Philofophierens hinaus, für ihn gibt es
keine natürlidien, allgemein zugeltandenen Vorausfetzungen, fteht er
den
Itaatlidien, religiöfen
und
gefellfdiaftlidien
Zeit und feines Landes freier gegenüber
als
Locke.
und ebenfo
Einriditungen feiner
Dazu kommt
bei
ihm
weiter ein fdiarfer durdidringender Verftand, den es reizte, Sdiwierigkeiten
zu fudien und Probleme aufzuded^en.
gabung
Hume zum
So madien Denkweife und Be^
geborenen Kritiker. Freilidi zeigt
feine Philofophie
audi den negativen Zug, den das Denken des hervorragend
gabten Menfdien fdiidite
leidit
bekommt,
die fkeptifdie
Neigung, die
kritifdi
in
der
be-
Ge^
des Geifteslebens in erfter Linie eine Gefdiidite der menfdilidien
dem »consensus gentium«
Äußerung
eines mit all-
gemein menfdilidien BedürfnilTen verwadifenen Vorurteils,
als ein Krite=
Irrtümer, in
rium der Wahrheit feine Philofophie fo
fieht.
—
Humes
eher die
»Skepticismus«
hat aber in keiner
—
er felbft bezeidinet
Weife einen
aggreffiven oder
zerftörenden Charakter, er will nidit den Glauben verniditen, er
fidi
zu zeigen bemüht, daß
er logifdi
von dem
unbegründbar, im gewiflen Sinn
Die Skepfis ilt eben bei ihm wirklidi Ausdrud^ einer Denkriditung, nidit Ded^mantel beftimmter Überzeugungen oder Hilfsmittel der Polemik. Sie riditet fidi letzten Endes überhaupt gegen die Über^ ein Vorurteil
ilt.
fdiätzung des Verbandes als
maßgebenden Faktors
in
der Entwid^lung
des individuellen Seelenlebens, wie der Religion, der Moral, ja audi der Wilfenfdiaft/ auf allen diefen Gebieten find Inltinkt, Gewohnheit, viel
gegen ihre eigenen Prinzipien fündigen, wenn hegte, durdi den
Nadiweis der
Vorausfetzungen den
an
96
Neigung
mäditigere Triebfedern als der Intellekt, Diefe Skepfis aber würde
fie treibt.
Inltinkt
theoretifdien
fie
audi nur die Abfidit
Unbegründbarkeit gewilfer
aufheben zu wollen, der uns
zum Glauben
:
Locke und
Hume
Humc
geht aus von der Lehre Lod^es/ nach
dem Gefagten wird
daß gerade die Sdiwierigkeiten
indeffen verftändlidi fein,
Denken
fophie in erfter Linie fein
Bewegung
in
in
es
Lod^es Philo*
Allerdings darf
fetzen.
Zufammenhang nidit unerwähnt bleiben, daß der Sdiarffinn Mannes Hume hier bereits vorgearbeitet hatte, des Irländers George Berkeley <1685— 1753>. Das Denken diefes, dem Alter wie dem Inhalt friner Lehre nadi zwifchen Lod^e und Hume ftehenden Mannes zeigt eine in
diefem
eines
merkwürdige Mifdiung von
rüd^fiditslofer,
zurüd^fdiredender Konfequenz in
Bezug auf
^
Natur
die äußere
vor keiner fdieinbaren Paradoxie
an Lod^e anknüpfend
vertritt
Berkeley
einen fdirankenlofen Idealismus: es gibt
Welt von Dingen,
keine Materie, keine körperlidie Subftanz, d. h. keine
die außerhalb und unabhängig von unferer Wahrnehmung exiltierte,- das Ding, das idi »Kirldie« nenne, ift nur eine Summe von beftimmten Färb-,
Form-, Taft* und Geldimad^swahrnehmungen und die »Exiltenz« der mit einem Kirfdie befteht imDafein diefer Wahrnehmungen im Bewußtfein
—
demgegenüber fonderbar
kritiklos
anmutenden Dogmatismus, der offenbar
durdi feinen religiöfen Standpunkt mitbedingt iß: Berkeley
nahm
felbft als
von Cloyne eine hohe kirdilidie Stellung ein und ein Hauptzwed^ feines Philofophierens ift immer der Nadiweis gewefen, daß die wahre Philofophie audi mit den Grundlehren des Chriftentums übereinftimme.
Bifdiof
Der
des Humefdien »Traktat über die menfdilidie Natur« Hauptwerk den Titel »Über den Verltand«, indem Hume zwei weitere Teile »Über die Affekte« und über den Willen
erlte Teil
fuhrt wie Lodtes
ihm indelTen
(>on morals«) anreiht, deutet er fdion hier an, daß der Menfdi für ihn nidit ein reines
das
Vernunft* oder Verftandeswefen
diefem erlten Teil aufgeworfen wird,
in
ift
ift,
Audi das Problem, von
dasfelbe, das wir
Lodce her kennen: die fyftematifdie Aufzählung und Einteilung der »ein* fadien Ideen«, der letzten iciieidet
ren«
Hume
Elemente des Bewußtfeinlebens. Mit Lod^e unter*
Ideen der Senfation und Reflexion <»inneren« und »äuße*
Wahnehmung),
fügt
dann aber
indem er
die Bewußtfeinsinhalte
ftcllungcn
in
im engeren Sinn)
diefer Einteilung eine zweite hinzu,
Eindrüd^e und Vor*
Eine Farbe,
fdieidet.
die idi geftern
gcfehcn habe, iß für mein Bewußtfein nidit fpurlos verfdiwunden, fondern idi
kann midi
Tue
idi
ihrer »erinnern«
das, fo erfdieint
zwar
oder
fie
nidit die
mir
in
Farbe
der Phantafie »vorftellen«. felbft, fo
wie
idi fie
geftern
meinem Bewußtfein wieder, aber dodi ein Gebilde, das ihr in ge* Weife ähnlidi, wenn audi wieder diarakteriftifdi verfdiieden ift: ein
Iah, in
wifler
»Erinncrungs^« oder »Vorftellungsbild« der Farbe. Und wie der Farbe, kann idi midi eines gehörten Tones, aber audi eines Gefühls* oder Willcnsaktcs erinnern. Damit zerfallen alle Ideen in jene zwei Gruppen fo
auf der einen Seite ftehen die gefehene Farbe, der gehörte Ton, das er*
97
Locke und
1
Humc
lebte Gefühl, ftehen die »Impreffionen«,
auf der anderen Seite die ent*
fpredienden Vorftellungen.
Hume
fudit
den Unterfdiied zwifdien Eindruck und Vorfteliung nodi er, haben etwas Eindringlidies,
genauer zu belchreiben/ die Eindrüd^e, fagt
Lebhaftes, einen Charakter befonderer Intenfität, der den abgeblaßten ver^
fdiwommeneren Vorfteliungen abgeht. Andererfeits befteht zwifdien Im^ und zugehöriger Vorftellung eine beftimmte Ähnlidikeit, um deren willen wir eben von Vorftellungsbildern fpredien: die vorgeftellte Farbe Diefer Ausdrud ift eine Art Abbild, eine Kopie der wahrgenommenen. preffion
Zufammenhang
weift aber nodi auf einen anderen
zwifdien beiden hin:
Kopie fetzt immer das vorgängige Dasein des Originals voraus — h. wir können uns eine Sadie nur vorftellen, wenn wir fie vorher wahr=
die d.
genommen bezw.
wenn
erlebt haben,
nehmen mandie Tiere
Vielleidit
da war,
die entfprediende Impreffion
ultraviolette Strahlen in befonderen in
unferer Farbenfkala nidit enthaltenen Farbtönen wahr, dann können wir
uns diefe Farbtöne dodi audi uns die betreffende
Nur
nidit einmal in der Phantafie vorftellen, weil
Wahrnehmung
eine Einfdiränkung
ift
fehlt.
hier hinzuzufügen
wir können die
:
in aller-
hand Zufammhängen uns gegebenen einfadien Wahrnehmungen aus diefen Zufammenhängen herauslöfen und zu neuen Ganzen zufammenfügen und auf diefe Weife Phantafiegebilde fdiaffen
dem
binden oder Trennen, zu geliefert
fein
muß.
—
Es
ilt
befteht audi hier nur in einem
das Material uns
in
Ver=
den einfadien Ideen
offenbar ein Grundprinzip der Lod^efdien
Erkenntnistheorie, das uns hier in etwas fdiärferer Faflung wieder be^ gegnet.
Mit
allen unferen
Worten,
fo
können wir
die
Thefe
in
Humefdier
Faflung geben, müflen wir einen beftimmten Sinn verbinden, mülfen uns den Gegenftand, den können.
muß
Da
audi
fie
d. h.
wir
bezeidinen, wenigftens vorftellen
aber unfere Vorftellungen auf Eindrüd^e zurüd^gehen, fo
alles,
Elementen nadi
was wir mit Sinn zu denken vermögen, in
unferen Eindrüd^en gegeben
Dies Prinzip wendet
Hume
nun auf
feinen letzten
fein.
einige Begriffe an, deren
Behand^
lung bei Lod^e ihn nidit befriedigt: auf die Begriffe »Exiftenz« bezw.
»Subftanz« und »Kaufalität«
Lod^e hatte »Exiftenz« und »Kraft«
uns auf dem
Wege
der Sinnes^
und
Selblt^
wahnehmung zukommen: wenn wir eine Farbwahrnehmung haben oder ein Gefühl erleben, fo werden wird uns diefer Tatbeftände zugleidi als exiftierender bewußt, wir erleben mit ihnen zufammen ihr Sein. Hume ftimmt dem zu, führt aber genauer aus, daß der Unterfdiied von Impreffion und Vor98
I
Locke und
(tellung hier wefentlidi in Betracht
Wahrnehmung,
fie
komme: wir
fagen
von
einer
Farb^
da und meinen damit, daß die Farbe mit
wirklich
fei
Humc
der Lebendigkeit des Eindruckes, nicht als »bloße« Vorftellung für uns
da
fei.
Nun die wir
oder Subßanzen, die
oder
von der Exiftenz von Gegenftänden, wahrnehmen, von einer Welt von Dingen exiftieren, gleichgiltig ob ein Menich fie wahrnimmt
fprechen wir aber doch auch
im Augenblick
nidit
Wie kommen
nicht.
wir zu diefer Redeweife,
Wahrnehmung gegeben
>aJs
fein« bedeutet?
wenn dodh
^ Man
»Exiftenz«
erinnert
fidi,
daß
der Begriff der Subftanz fchon Locke Sdiwierigkeiten gemadit hatte. Ein fidi dem Auge und dem taftenden Finger in einer ge^ Form, Härte zu erkennen, unter der Subftanz des Bleies
Stück Blei gibt wifFen Farbe,
verftehen wir den außerhalb des Bewußtfeins ftehenden »Träger« diefer
wahrgenommenen
nommen Schritt
der:
Inhalte. ift
Da
aber diefer Träger
der Begriff der Subftanz unklar.
der Begriff, fagte
weiter:
fondem jener
wird, fo
fchlechthin finnlos,
er,
ift
das »Ding«
in
ift
diefer
felbft
nicht
wahrge*
Berkeley ging einen
Form
nicht
nur unklar,
gar nichts weiter als die
Summe
Wahrnehmungsinhalte. Damit aber wurde die Frage umfo dringen^
wie
kommen wir dann zu
der Behauptung einer Exiftenz der »Dinge«
unabhängig von unferm Bewußtfein?
Berkeleys Antwort lautete fehr
Jene Behauptung hat gar keine Berechtigung, keinen Sinn,- die Dinge find Wahrnehmungskomplexe, ihr Dafein befteht in ihrem Wahr^
radikal:
genommen werden
Wenn
<»esse est percipi«).
Hume
nun
den eigendichen Sinn des Wortes Exiftenz auf
den Unterfchied von Impreffion und Vorftellung
bafiert,
fo
muß
er
im
Andererfeits kann ihn Berkeleys Ablehnung des Begriffes der realen Fortexiftenz nicht befrie^ digen, da fich doch nun einmal nidit leugnen läßt, daß wir den Begriff haben und anwenden. So entiteht für ihn die Frage: Gibt es nicht Tat* Prinzip der Lehre Berkeleys zuftimmen.
einfache
fadien, die uns wenigftens
Er
erinnert
(tellungen
den Befitz jenes Begriffes verftändlich machen?
nun daran, daß der Unterfchied der Impreffionen und Vor*
in
der
befonderen
Lebhaftigkeit
oder Aufdringlichkeit der
Eben diefe Aufdringlichkeit alfo ift es, die wir meinen, wenn wir die Wahrnehmungen im Gegenfatz zu den bloßen Vor* ftellungen als die Welt des Wirklichen bezeidinen. Nun bleibt aber etwas von diefer Aufdringlichkeit auch dem Erinnerungsbild, nament* lieh wenn es ein Erinnerungsbild des eben Vergangenen ift im Gegen* fatz etwa zu den Gebilden der bloßen Phantafie <wie dem erwähnten goldenen Berg). Wenn wir das bedenken, fo, meint Hume, verftehen wir, warum die Welt, die für uns den Charakter der Wirklidikeit befitzt, mehr als den Inhalt unferer augenblidlidien Wahrnehmung umfaßt. erftercn befteht.
99
Hume
Locke und
warum wir von Wahrgenommene
Nun
von der das augenblidlidi
einer Wirklichkeit reden,
nur ein Teil
ift.^
Gedanken herangezogen, um das
hatte aber Lod^e nodi einen
Dafein einer wirklidien Welt außerhalb des Bewußtfeins zu er fdi ließen:
Unfere Wahrnehmungen müflen eine Urfadie haben und
kann
nidit
muß
in
wie bei den Gebilden der Phantafie
Welt von Dingen außer uns
einer
diefes Sdilufles
wiflen,
daß
ift
uns
felblt liegen,
gefudit werden.
nodi an einer anderen Steile bei Lod^e,
Gottesbeweife, eine Rolle
Audi
fpielt.
fondern
Der Nerv der Urfadie und Wirkung und wir
natürlidi der Begriff
diefer Begriif
in
diefe Urfadie
in
feinem
nun wieder Berkeleys
hier knüpft
in eigentümlidier Weife an den Lod^es an: Unfere Wahrnehmungen müITen freilidi eine Urfadie haben, aber eine Welt von körper^ lidien Dingen kann diefe Urfadie nidit fein, denn wie könnte eine tote, paffive Mafle Wirkungen üben? Wirken fetzt Aktivität, Tätigkeit, alfo Leben und Wollen voraus, nur ein feelifdies Wefen kann wirken, und
Standpunkt
da unfere eigene Seele
nidit die
Urfadie unferer Ideen
Wefen fein, das um fo wahrgenommene Farbe vollkommener Urfadie nur ein
unfere Phantafie fdiaffen kann: Gott.
auf Gott
Sdiöpfer fdiHeßt, fo
als
wenn wir Gott
vereinfadit,
ift
viel
mäditiger als
ift
kann
als wir,
diefe
wie
die
das fdiwadie Abbild, das
Und wenn
diefer Sdiluß
direkt als
fo
ift,
ift
Lodve von den Dingen
im Prinzip
derfelbe, nur
Urheber unferer Wahrnehmungen
anfehen.
Hume
Indem nun
diefem Problem näher
wird er dazu geführt,
tritt,
dem Begriff gegenüber, der im Mittelpunkt diefer Argumentation ftand, dem Begriff der KaufaHtät gegenüber zunädift einmal feine kritifdie Frage zu ftellen: Wie kommen wir zu diefem Begriff? Weldies ift die Impreffion, die feinen Sinn verkörpert? Wir kommen damit zu dem beaudi
kannteften
und
Wir nennen
hiftorifdi
ein
wirkfamften Teil der HumeTdien Philofophie.
Feuer
die Urfadie der
entwid^elnden
fidi
Wärme, den
Anprall einer bev/egten an eine ruhende Kugel die Urfadie dafür, daß letztere in
fidi
fehen wir, die
Bewegung fetzt. Das Feuer, die Kugeln in ihrer Bewegung Wärme nehmen wir gleidifalls wahr, aber fehen wir audi
das Verurfadit^fein des einen Faktors durdi den andern? Offenbar das Einzige, was wir wahrnehmen, ^
daß,
nadidem
von dem Ctiarakter der Aufdringlidikeit
Anftatt
»Gefühl« des »Glaubens« der Übergang
zum
und wir haben Sadie.
ift,
,
das
fidi
an
fpridit
ein Bewußtfein ihrer Wirklidikeit find
Nur muß man, um Hume
redit
das Feuer da war,
Hume
audi von einem
die wirklidie Vorftellung heftet.
Begriff der Wirklidikeit nodi näher gelegt
:
nidit,-
Damit
ift
wir glauben an eine Sadie
nur zwei Ausdrüdie für
zu verftehen, bedenken, daß er
nidit
diefelbe
etwa zwifdien
»Wirklidikeit« und »Bewußtfein der Wirklidikeit« oder »Glauben an die Wirklidikeit« unterfdieidet.
heftet fidi
100
an
Eine Idee fie
jenes
ift
wirklidi, heißt: fie hat
Moment
den Charakter der Impreffion oder es
des Sidi- Aufdrängens, jenes Gefühl des Geglaubtfeins.
Locke und
Wärme
die
bemerkbar machte, erft der Anprall und dann die Beweg* Aufeinanderfolge beider Fak-r
fich
Itattfand, alfo eine zeididie
ungsänderung
Anderfeits
toren.
Humc
dodi n^di allgemeiner Meinung
foll
in
der Behauptung,
jene Faktoren feien Urfadie und Wirkung erheblidi mehr gebradit, es
darin etwas gefagt fein
foll
zum Ausdrudi
von einem Band, das beide Tat^
bcftände an einander bindet, einem notwendigen Verbundenfein, einem
Hervorgehen des einen aus dem andern und von alledem zeigt uns die Wahrnehmung nidits. So genau wir alfo aud\ die Fälle zergliedern, in denen wir den Begriff der Kaufalität anwenden, wir finden keine Impref*
Anwendung
fion, die diefer
Es
Sinn und Bereditigung gäbe.
fteht
aber
Er* Wollen und der Bewegung unferes Armes, Zwilchen der Anftrengung des Befmnens und dem Auftreten der Vorftellung, der das Befinnen galt, erleben wir ebenfowenig eine befondere Urin
dicfem Punkt audi nidit anders mit den Tatfadien der »inneren«
fahrung: zwifdien unferem
oder Notwendigkeitsbeziehung
tadi'
wie man
— eine Bemerkung, mit der
gegen Berkeley wendet. ^
fieht, fpeziell
Wenn
nun
die
uns nirgends etwas von urfädilicher Verknüpfung zeigt, wie
fich
Hume,
Erfahrung
kommt
es
dann, daß wir diefen Begriff dodi überhaupt befitzen und auch einen Sinn mit ihm zu verbinden glauben?
vorher erörterten nach
Die Antwort auf
dem
diefe
Die Frage
ift
offenbar ganz analog der
Begriff der objektiven Exiftenz.
Frage
erfolgt durdi
Hume's
Aflbziationslehre.
Unfcre Wahrnehmungen und Vorftellungen ftehen, wie die einfachfte Er* fahrung uns zeigt, nicht regel* und zufammenhanglos neben einander, fonder
fic
Ganze,
bilden
Ef
^
ift
»alToziieren«
fie
Gegenfatz zwifdien
iotereflant, diefen
weiter zu verfolgen.
Wie
Im Befonderen
fidi.
Hume und
vollziehen
Berkeley nodi einen Sdiritt
fdion erwähnt, verwirft Berkeley den Subftanzbegriff, foweit er
auf die äußere Natur angewandt wird, da uns die
Wahrnehmung
weiter nidits, als eine
Mannigfaltigkeit beßimmter Sinnesqualitäten zeigt, fo kann das »reale Ding« nidits
Summe
fich
fein,
von der Seele oder dem Id» aU von einem realen Wefen und verfteht darunter das erlebende und wahrnehmende Subjekt, das zu allen ErlebnilTen und Wahrnehmungen hinzugedadit werden muß. Da* gegen wendet fidi nun Hume Wenn wir ein Redit haben follen, von einem foldien Subjekt zu reden, wenn diefe Rede audi nur einen Sinn haben foll, fo muß auch diefes Idi, als eine
foldier Qualitäten.
Andererfeits aber fpridit er
:
fenaa
Nun
fe
wk
Farben, Töne, Gefühle als »Eindrudt«
in
der Erfahrung aufzeigbar
fein.
wenn wir eine Farbe fehen, nidit nodi außer der Farbe ein Idi, oder außer dem Gefühl ein Idi, das fühlt. M. a, W. mit dem Sub-
erleben wir aber,
dM
die
jekt
ßeht es fo wie mit den Objekten, den realen Dingen.
Farbe
fieht,
sondere Wcfitnheit hinter der gefehenen Farbe und
(oodern eben das
Zufammen
diefer Inhalte
ift,
fo
ift
Wie
Form, der
das Ding nidit eine begetafteten
Härte ufw.,
das Idi oder die Seele nidit ein hinter
den EHebniffen flehendes erlebendes Subjekt, fondern die Summe diefer ErlebnilTe, Man ficht, der Gegenlatz zwifdien Hume und Berkeley läuft darauf hinaus, daß Berkeley für
dk
feelifthe
gelehnt hat. in
Welt Begriffe beibehält, die er für die körperlidie Natur bereits kritifdi abDamit iR zugleidi verftändlidi, daß Hume audi keinen Anlaß hatte, der Seele
Bezug auf
die Fähigkeit zu wirken irgend eine Vorzugsstellung einzuräumen.
101
Locke und
unfere Erinnerungen
Hume
im Anfchluß an beftimmte voraufgegangene
ftets
Wahrnehmungen oder andere Erinnerungen
:
ein Tatbeftand ruft die
innerung an einen andern wadi, diefer erinnert uns an einen dritten
und zwar
Er^
u.
vermöge und nadi Maßgabe der zwifdien den
gelchieht dies
f. f.
ein=
Der Begriff der Aflb^ war fdion vor Hume in der Pfydiologie gebräudilidi — audi Lod^e ver^ wendet ihn —- aber Hume ift der erfte, der die verfdiiedenen alToziativen zelnen Ideen beftehenden »alToziativen Beziehungen«.
ziation
Beziehungen eingehend unterfudit. Er zurüd^führen
baren zeitlidien
findet,
daß
fie
fidi
auf zwei
alle
Beziehung der Ähnlidikeit und die der unmitteU
lalTen: die
und
<ev. räumlidien) Nadibarfdiaft, die Ähnlidikeits^
die
Erfahrungsadoziation, Eine Gefchidite, die mir erzählt wird, erinnert midi
an eine ähnlidie, die mir
felbft paffiert
<ÄhnIidikeitsaflbziation>, der
ift
An^
Haufes an den Freund, der in ihm wohnt und den idi oft ihm gefehen habe <Erfahrungsaflbziation>. Die Erfahrungsaflbziation blidi eines
ferner einer Steigerung fähig,
wußtfein zufammengetroffen fie fidi
Die
je öfter
zwei Vorgänge
in
meinem Be^
zu einer defto engeren Einheit
fdiließen
zufammen.
für midi
direkte
und find,
in ift
Erfahrung
zeigt uns
an den Vorgängen, die wir
kau^
als
verknüpft bezeidinen immer nur das Verhältnis einer zeitlidien Folge.
fal
Anderfeits aber, führt nun
Hume
weiter aus, fühlen wir uns dadurdi, daß
wir einmal zwei Inhalte a und b einen auf den andern folgen fehen, nodi nidit
dazu veranlaßt,
fie
alsUrfadie und Wirkung anzufpredien. Erft wenn
wir wiederholt diefelbe Folge wahrnehmen, drängt einer urfädilidien
nun aber
tut
Verknüpfung auf und wird
die wiederholte
Sie fdiafft zwifdien a
und b
holung eine Stärkung
erfährt.
fidi
fdiließlidi
Wahrnehmung
uns der Gedanke
derfelben Folge zur Sadie?
eine AlToziation, die bei jeder neuen
Vermöge
Was
unabweisbar.
diefer Aflbziation
Wieder^
wird uns
jedes-^
wenn a wieder in die Erfdieinung tritt, audi b einfallen und es wird fidi uns fdiließlidi, wenn die AObziation ftark genug geworden ift, beim Anblid des a die Vorftellung des b zwangsweife aufdrängen. Nun mal,
wilFen wir aber: eine Vorftellung drängt fie ift
fidi
unferem Bewußtfein auf oder
hat für uns den Charakter der Wirklidikeit <wir »glauben« an für
Hume
ein
und
dasfelbe.
So muß
alfo die zwifdien
a und b
fie):
Aflbziation dahin führen, daß wir beim Anblidi des a fofort audi willkürlidi,
zwangsmäßig
mit Sidierheit erwarten.
—
das b
Eben
als wirklidi vorausfetzen, fein
das aber
ift
es,
das
geftiftete
—
un^
Auftreten
was von uns im
Begriff
der Kaufalität gedadit wird, denn zwei Dinge find kaufal verbunden, wenn mit der Wirklidikeit des einen die des andern notwendig gefetzt ift. Der eigendidie Sinn des Kaufalitätsgedankens gezeigt, fein
102
wie weit
er für die
und
zugleidi
Erkenntnis der »Wirklidikeit« uns
dienlidi
kann. Nidit indem er uns eine eigene
ift
damit
Welt
feftgelegt
jenfeits aller
Wahrnehm*
I
Locke und
ungcn
erl(hließen läßt,
fondem
als
Hume
Hauptmittel, den
Umfang
der Ideen,
uns den Charakter der Wirklidikeit befitzen, über den Rahmen des unmittelbar Wahrgenommenen hinaus zu erweitern. Werfen wir nun nodi einen kurzen Blid^ im Ganzen auf diefen am die für
prägnantelten ausgeführten Teil derHume'fchenPhilofophie.
Es kann keinem
wenn wir von »Urfadie« und »Wirkung«
reden,
wir damit meinen oder zu meinen glauben eine zwifdien realen
Vor^
Zweifel unterliegen, daß
gangen beltehende reale Beziehung: die Urfadie ruft die Wirkung her^ vor oder madit fie notwendig. Diefer Sinn des KaufalbegrifFes wird nun,
Weife zerftört: wenn wir ein a Wahrheit nidit etwa eine von uns Notwendigkeitsbeziehung zwilchen a und b vor, fon-
wenn Hume's Analyfe
redit hat, in gewifler
Urfadie eines b nennen, fo irgendwie erfaßte
dcm
in
liegt
nur wir fühlen uns genötigt, gedrängt, im Anfdiluß an a an b zu
denken. Die angeblidi objektiv in der ift
Wahrheit
in
Natur beftehende Notwendigkeit
diefer durdi die Stärke unferer Aflbziation bedingte ge^
Zwang. Oder anders wenn wir unferer bisherigen Erfahrung den Satz entnehmen, daß zwifdien Feuer und Wärme eine urfädilidie, not^ wendige Verknüpfung befteht und daher jedesmal, wenn ein Feuer an^ gezündet wird, audi Wärme fidi entwid^eln muß, fo beruht diefer Satz nidit etwa auf einer Einfidit, deren Wahrheit wir zu erweifen im Stande fühlte
:
wären, fondern auf einem pfydiologifdien Medianismus. Dabei eins ift,
zu bedenken: ob diefer Medianismus
und immer
in derfelben
Weife
find ja aud) die Aflbziationsgefetze, Gert, Gefetze,
die
ift
Menfdien der
in allen
nodi
gleidie
funktioniert, wilTen wir nidit,- fdiließlidi
auf die
Hume
alle
Kaufalerkenntnis ba^
von den beftimmten Wirkungen beftimmter Urfadien
handeln und fomit Gefetze, die nidit auf ftreng
giltige Einfiditen,
fondern
auf ein Gefühl der Nötigung zurüd^gehen. Ja nodi mehr: ftreng genom^ men beßehen für jeden Menfdien nur die kaufalen Beziehungen, die ihm feine zufälligen
Erfahrungen und die dadurdi
fidi
bildenden Aflbziationen
aufzwingen, denn eine Kaufalverbindung »befteht« heißt: es befteht für
nn beftimmtes Individuum der affoziativ bedingte Zwang, von der »Ur^ i.uiie« in Gedanken zur «Wirkung« überzugehen. Hier fieht man nun deutiid), wie Hume'sAnalyfe notwendig in eine fkeptifdie Kritik und zugleidi in eine fidi
Subjektivierung des Kaufalbegriffs mündet: die Kaufalurteile
nidir logifdi
daß wir
fie
Bedeutung,
begründen, fondern es läßt
fällen.
als
fidi
Dies fkeptifdie Refultat aber hat eine
wie H.
felbft
mit
Nadidrud
um
fo
größere
betont, die naturwilfenfdiaft-
Gefetze Kaufalgefetze find, die ganze Naturwiflenfdiaft auf Kaufalitätsgedanken ruht.
lidicn
Von
Lod^e übernimmt
Hume
Ziehungen zwifdien den Ideen
den Satz, daß
feftftellt.
laflTen
nur pfydiologifdi erklären,
alle
dem
unfere Erkenntnis Be^
Diefe Beziehungen aber und da*
103
Locke und
Humc
her alle Erkenntnifle zerfallen in zwei fdiarf gefdiiedene
Gruppen auf :
der
einen Seite (teht die logifdi^mathematifdie, auf der andern alle naturwiflen^ fdiaftlidie
Es
Erkenntnis,
gibt
genauer gefprodien Beziehungen zwifdien
Ideen, die durdi die Ideen, zwifdien denen
fie
beftehen, eindeutig beftimmt
oder mit ihnen zufammen unmittelbar wahrgenommen
find.
Dazu gehören
und Verfdiiedenheit, des und die Größenbeziehungen, kurz die Beziehungen, mit denen es Logik und Mathematik zu tun haben. Ihnen fteht gegenüber die Kaufalbeziehung. Daß rot und blau verfdiieden, daß im gleidiseitigen Dreiedi die Winkel gleidi find, daß ein Ding nidit zugleidi fein und niditfein kann, erkenne idi mit Evidenz, indem idi mir nur in Gedanken, in der z.
B. die Beziehungen der Gleidiheit
Widerftreits
Vorltellung die Gegenftände und die Beziehung vergegenwärtige, die ihnen zugefdirieben wird.
Dagegen kann
Vorftellung von Feuer und hältnis
Wärme
von Urfadie und Wirkung
idi
aus der bloßen Betraditung oder
nie entnehmen,
daß beide im Ver-
ftehen oder aus der bloßen Betraditung
des Walfers erkennen, daß ein Menfdi darin erftidcen muß. Logik und
Mathematik
liefern
uns daher ftreng allgemeingihige Erkenntnis, während
Naturerkenntnis im engeren Sinn
alle
Kaufalerkenntnis nur der
als
drudi fubjektiv bedingten Vorftellungszwanges
Lodes Unterfdieidung innert,
nur daß es für
wirklidier
ift.
Man
wird
Aus-
hier
an
der demonftrativen und fenfitiven Erkenntnis er-
Hume
Gegenftände
gibt,
keine demonftrative Erkenntnis
vom
Dafein
fondern nur von den erwähnten Beziehungen
und daß der Gegenfatz zwifdien beiden Arten der Erkenntnis von Hume prinzipieller gefaßt wird. Für Lod^e ift der Gegenfatz zwifdien unfern Ideen
kein abfoluter, die fenfitive Erkenntnis fozufagen nur einen thetifdier,
Hume
für
find
fie
völlig unvergleidilidi, fo
Grad hypo-
daß er fogar
fidi
Namen zu belegen. -Es ift felbftverftändlidi, daß Hume nadi feiner Unterfudiung über Urfprung
fdieut, fie mit denfelben
^^*»JL — und Sinn des Kanalbegriffes audi dem Gottesbeweis nidit zuftimmen kann, den Lod^e auf die Forderung einer allweifen und allmäditigen einheiriidien Urfadie der Welt gründet. Alles Erfdiließen von Urfadien wird notwendigerweife um fo vager und unfidierer, je weiter es fidi von den Tatfadien entfernt, die wir an der Hand direkter Erfahrung unterfudien und nadiprüfen können,-
was kann
es daher Unzuverläffiges geben, als einen Sdiluß
auf eine abfolute Endurfadie der ganzen die
Weh ^
abgefehen davon, daß
»Vollkommenheit« und »Zwed^mäßigkeit« der Welt etwas zu frag-
würdiger Natur
ift,
um
darauf den Sdiluß zu wagen, daß nur ein
Wefen
all-
Ebenfo gehen weifes und Ermöglidier alle widitigen Lehren der Religion weit über den Rahmen fahrung hinaus und entziehen fidi damit dem Boden, auf dem eine wirkallgütiges
lidie wilTenfdiaftlidie
104
Prüfung
fie
erfdiaffen
allein
möglidi
haben könne.
ift,
Das
letzte
Wort
der Philo-
Locke und
Humc
fophic kann auch hier nur der Zweifel fein, die Enthaltung des Urteils.
Augen
müflcn uns dabei weiter vor
Wir
Grundlagen der Religion durdi
daß jene Verfudie, die
halten,
Beweife zu ftützen, ein
wilFenfdiaftlidie
fpätes Erzeugnis philofophifdier Spekulation find
und keineswegs etwa den
Weg darfteilen, auf dem die Menfdiheit wirkHdi zu einer religiöfen Welt^ bctraditung gekommen ift. Nidit Reflexionen auf die Sdiönheit undZweck>» mäßigkeit der Welt, die dem Naturmenfdien ganz fern liegen, haben die Religion gefdiaffen, fondern Furdit und Hoffnung. Der Menfch findet fidi abhängig von allen möglidien Naturereigniflen, deren Urfadien willen^ fihaftlidi
zu erforfchen, deren Eintritt vorauszuberechnen er nicht im Stande
—
einem allgemeinen, in der mench^ und deren Urfachen er fich daher felbft als menfchenartige lidien Natur begründeten Zug entfprechend Wcfen vorftellt, deren Willkür jene EreignilTe hervorruft und die man daher verehren, verföhnen, zu Helfern gewinnen muß. Daher ift die ur* ilt
—
fprüngliche
Form
der Religion die Vielgötterei, aus der
—
der Glaube an einen Gott herausbildete
fich erft
allmählich
auch nicht durch theoretifche
Spekulationen über die Notwendigkeit eines einheidichen Welturfprungs,
Condem dadurch, daß einer der vielen Götter fich für die Vorftellung nach und nach zum Mächtigften, Wirkfamften, zum König der übrigen, fchließ*
zum
lieh
In
alleinigen
Gott auswuchs.
der Religionsphilofophie hat die pfychologifch-hiftorifche Betrach-
tungsweife Hume's vielleicht ihre originellfte Leiftung vollbracht. Die ganze Philofophie der Aufklärungszeit kannte gegenüber der Religion nur eine
doppelte Stellungnahme. Religion logifch crften
Fall
Entweder man
fuchte
die
man
wollte
fie
zu be weifen oder
fpeziell
gelangte
man zu
einer für
Vernunft- oder Naturreligion, die dann des betreffenden Philofophen
zum
je
alle
Grundlehren der
widerlegen. Im Menfchen giltigen
nach der perfönlidien Stellung
Chriftentum entweder mit diefem oder
wenigftcns feinen Grundlagen für identifch erklärt oder ihm
mehr oder
minder nachdrücklich entgegengefetzt wurde. So entftehen die Richtungen eines
chriftlichen
Rationalismus,
des verfteckt oder offen Chriftentum*
Deismus und des atheiftifchen Materialismus. Immer alfo ift tM, wie man fieht, die Frage nach dem logifchen Recht der Religion, die Im Mittelpunkt der Betrachtung fteht. Was dagegen fo gut wie ganz fehlt, ift der Gedanke, daß, mögen die einzelnen Lehren der Religion nun erweisbar oder unerweisbar, ja vom Standpunkt der Wilfenfchaft feindlichen
aus
> richtigt
vcrlihicdenen
oder >falfch«
fein,
doch auf
alle
Fälle die Religion in ihren
Erfcheinungsformen ein eigentümliches felbftändiges Fak*
tum
ift,
klärt
werden muß. Der
deffcn Entftehung
und Entwicklung
pfychologifch-hiftorifch er-
Erfte, der diefen Gefiditspunkt in die Betrachtung
einführt, der mit der Objektivität des Hiftorikers der Religion
gegenüber-
105
Locke und
tritt,
iß
Hume, So
ift
ü
Hume
er redit eigentlidi der
Vater der modernen Religions-
wiflenfdiaft.
Ebenfo wie
die Religion
Betraditung, audi
fie
madit H, die Moral
zum Gegenitand
Tatfadie des
für ihn eine
ift
feiner
menfdilidien Geiftes^
werden muß. Wenn Handlung vom moralifdien Standpunkt diefe Wertung nidit der Ausdrud^ gut oder böfe werten, fo
lebens, die als foldie pfydiologifdi^hiltorirdi erklärt
wir, fo führt er zunädift aus, eine
aus
als
ifi:
einer rein theoretifdien Überlegung, fondern eines natürlidien Gefallens
oder Mißfallens, das
fidi
für
uns an die Handlung
knüpft,- es
ift
nidit der
Verftand, der den Gegenftand beurteilt, fondern das Gefühl, das
oder unluftvoll auf ihn
Das muß audi
reagiert.
auf den Willen einen Einfluß üben Gefühlsantriebe in lidikeit
Bewegung
foll,
gefetzt.
fo fein, weil ja die
luft^
Moral
der Wille aber wird nur durdi
Darum können
wir,
um
über
Sitt^
oder Unfittlidikeit einer Handlung zu entfdieiden, nidit bloß an den
Verftand appellieren, fondern mülTen der Wirkung nadigehen, die die
Handlung auf unfer Gefühl
übt.
Man erkennt leidit die innere Verwandtfdiaft diefer Ausführungen mit Hume's Analyfe des KaufaU und Exiftenzbegriffs. Es gibt keine Kaufalität als ein objektiv zwifdien Urfadie und Wirkung beftehendes Band, fondern die Rede vom Verurfaditfein eines Gegenftandes durdi einen andern ift nur der Ausdruck unferer aflbziativ bedingten Erwartung ihrer entfpredien* den zeitlidien Folge,- es gibt keine objektive Exiftenz von Gegenftänden, fondern nur den Glauben, der
fidi
an gewifle Ideen heftet oder den be^
fondern Charakter der Aufdringlidikeit, den fitzen.
Und
fdiaft eines
fie
ebenfo gibt es keinen moralifdien
für unfer Bewußtfein be^
Wert
als objektive
Gegenftandes, fondern nur unfer Gefühl der Luft, das
den Gegenftand
Eigene fidi
auf
riditet.
eine Handlung, die der Gefamtheit Nutzen bringt, für von Luftfolgen begleitet ift, denn die Gefinnung, aus der eine foldie Handlung hervorgeht, ift für uns ein Gegenftand jenes natürlidien Wohlwollens,- ein Gegenftand der Liebe und Aditung, wenn wir fie bei An^ dern, des Stolzes, wenn wir fie bei uns felbft finden. Die letzte Wurzel diefes Wohlwollens aber ift die jedem Menfdien innewohnende Sympathie mit feinen Mitmenfdien, der Umftand, daß der Gedanke an fremdes Leid und fremde Luft uns ebenfogut bewegt, wie der an eignes Glück und Un^ glüd^, die Urfadie der Freude eines Andern von uns daher ebenfo mit Wohlwollen und Liebe betraditet wird, wie das, was uns felber Freude bringt. Ebenfo natürlidi wie dies jedem Menfdien eigene Mitgefühl ift es, daß da, wo fremde und eigene Intereflen in Konflikt geraten, die »Stimme der Vernunft«, die »moralifdie Überlegung« durdi die Leiden^
Tugendhaft
ift
fie
Idiaft leidit erftid^t
106
wird,
d. h. riditig,
pfydiologifdi ausgedrüd^t: der ftür-
Locke und
milche Affekt, der nidit
zur Geltung
fidi
Hume
an die Vorltellung eigner Luft knüpft, die ruhige Freude
kommen
läßt, die die Vorftellung
fremdet Freude begleitet.
Die Kraft der Sympathie hat audi das Zufammenleben der Menfdien, den Staat, gcichaffen. Der Trieb der Gefdilediter zu einander und die ge*
meinfame Liebe zu den Kindern natürlidien
zunädift die Familie, durdi den
fdiafFt
Zufammenhang der Familien
entfteht die Gefellfchaft,
und aus
der Gefellfdiaft wird in Zeiten der Not, gemeinfamer Bedrängnis durdi einen äußeren Feind, durdi freiwillige
Unterordnung unter den Willen
man vor
allem Sdiutz erwartet, der Staat.
deflen oder derer, von denen
Mit feiner Lehre von der Sympathie als einem Faktor, deflen Wurzeln von Haus aus in der menfdilidien Seele liegen, wendet fidi H. gegen die mchrfadi (zuletzt von Thomas Hobbes) vertretene Lehre, daß der Menfdi von Haus aus
reiner Egoift
Irrtum, fo erfcheint
Wie
fei.
diefe
Lehre
als ein pfydiologifdier
ihm die darauf gegründete Theorie von der Entftehung
des Staates als eine Verkennung der hiftorifdien Entwicklung. anfänglidien lidien
Kampf
Egoismus,
Auf
den
Aller gegen Alle, die notwendige Folge des menfdi^ die Itaatlidie Gemeinfdiaft durdi einen fdiließlidi
follte
audi aus Nützlidikeitserwägungen heraus entitandenen Vertrag her*
lieh
vorgegangen
fein,
durdi den
fidi
jeder zur
Aditung fremden Eigentums ver*
um dafür die Sidierheit im Befitz des eignen gewährleiftet zu bekommen. Hume verkennt nidit dasRiditige, das in diefer Vorltellung liegt: pfliditete,
gewiß
läßt
fidi
der Staat als Ausdrud^ eines foldien ftillfdiweigenden
Ver*
und gewiß ift diefe Betraditung geeignet, die Redite, Pükliten und Aufgaben des Staates zu beftimmen und abzugrenzen. Er wendet fidi nur dagegen, daß man in diefer Konftruktion audi eine Ant* wort auf die hiftorifdie Frage nadi der Entftehung des Staates erblid^t, trafcs bctraditen
von dem fidi in der Tat fogar Lodve nidit freigehalten hatte. Wir fehcn hier wieder bei Hume den Sinn für exakte hiftorifdie Betraditung, die ihn dem Geift des XIX. Jahrhunderts verwandt erfdieinen läßt, gegen* über dem unhiftorifdien 18. Jahrhundert. — einen Fehler,
Hume tiker fort.
lebt in der Gefdiidite
Gewiß
nidit mit
vorhandenen fkeptifdien
Dazu kommt, daß in erfter
Es wir,
ift
Linie
der Philofophie
Unredit, infofern er ja
Zug
feiner
in
die hiftorifdien
von den
in erlter
den zweifellos
Lehre mit Nadidrud^ hervorhebt.
Wirkungen der HumeTdien Philofophie
fkeptifdien Partieen feiner
das kein Zufall. Überall
felbft
Linie als Skep*
in
Lehre ausgegangen
find.
der Gefdiidite der Philofophie finden
daß
die Skcpfis ein treibender Faktor der Entwid^lung ift, ein Hin* das zur Überwindung und eben damit zur Entfaltung neuer Kräfte anreizt. Wcnigftens finden wir diefe Wirkung überall da, wo fidi die dcrnis,
Skcpfis paart mit Sdiärfe die
und Konfequenz des Denkens, zwei Vorzügen, niemand der HumeTdien Philofophie wird abfpredien wollen. 107
Locke und
Aber wir dürfen
Humc
dabei nidit überfehen, daß wir neben den fkeptifdien
Elementen dodi audi viel Pofitives Hume verdanken. Vor allem feiner pfydiologifdien Analyfe und ihrer Verbindung mit hiftorifdier Betraditung. Zum Beleg könnte nodi mandies herangezogen werden, was hier der Kürze wegen übergangen werden mußte: von Humes Lehre von den Gefühlen und Leidenfdiaften.
Freilidi: in diefer pfydiologifdien
in der Betraditung und Zergliederung des Bewußtfeinslebens
durdiaus auf den Sdiultern Lod^es, der
hier,
(teht
Hume
wie wir mit Redit fagen
können, der philofophifdien Unterfudiung ein neues Gebiet
Zur
Analyfe,
erfdiloITen hat.
Literatur.
Werke find in einer englifdien Ausgabe von Saint»John herausLondon 1854, Deutfdi: Die »Unterfudiung über den menfchlidien Verftand« überfetzt von Kirdimann in der Dürr'fchen Philof, Bibliothek, von Th, Sdiultze in Reclams UniverfaI*BibIiothek. Die »Gedanken über Erziehung«, überfetzt von Sali* würk, Langenfaiza 97. Über Locke: Feditner, Locke, Stuttgart 1898. Berkeleys »Prinzipien der menfdilidien Erkenntnis«, deutfdi von Überweg, in Dürr's Lodces philofophifcfie
gegeben,
philof, Bibliothek,
Hume's philofophifche Sdiriften in englifdier Ausgabe von Green and Grose London 1875). Deutfdi Der »Traktat über die menfdilidie Natur«, überfetzt von Lipps, Hamburg 1895 und 1908, Die »Unterfudiung <Enquiry> über den menfdilidien Verßand«, überfetzt von Nathan fon, Leipzig 1893. Die »Dialoge über die natürlidie Religion, überfetzt von Pauls en, in Dürr's philof. Bibliothek. Über Hume: JodI, Leben und Philofophie D, Humes. <4 Bände,
108
:
KANT
L
Einleitung. Jahrhundert hat das Weltbild ausgebaut, das das 17. ihm im
DasGrundriß 18.
übermittelt hatte.
einheitlidi
Das Univerfum wurde
begriffen als ein
geordneter Zufammenhang, der in gleidier Weife, in der
Gefetzmäßigkeit des medianifdien Gefdiehens wie in den Ordnungen des
Lebens hervortrat. Die Harmonie des Bewährung in einem göttlidien Wefen als dem Ganzen fand ihre letzte einheididien Grunde alles Seins. So baute der Menfdi diefes Jahrhunderts fein Lebensideal auf einem feiten Grunde auf. Er war fidier in dem Ge^ danken, eine beltimmte Aufgabe in feinem Leben erfüllt zu haben und er glaubte mit Zuverfidit an einen Lohn für feine Pfliditerftillung in einem Icnfdts. Die Leitung für fein Handeln gab ihm die Vernunft. Durdi fie fühlte er fidi erhoben über feine Mitgelchöpfe und er empfand zugleidi die Verpfiiditung, fidi diefer höheren Beftimmung würdig zu erweifen. So
und
individuellen
gefellfdiaftlidien
madit die Lebensführung diefer Menfdien den Eindrud^ des Gradlinigen
Man
Zwang, man ordnete fidi ihr unter, da das Bewußtfein, feiner eigenen Natur zu folgen, das Gefühl des MüITens nidit entftehen ließ. Aber über eine fo rein praktifdie Zielund Soliden.
empfand
die Regel nidit als
fctzung führte das Bewußtfein der Vernunftbeftimmung dodi audi wieder heraus.
Sie gab der Seele einen eigentümlidien
Sdiwung. Die denkende
Betraditung des Univerfums, zu der der Menfdi berufen war, gab die
Man empfand die Steigerung Wcfens im Anfdiauen des fo unendlidi Vielgeftaltigen und dodi fo cinhcididi geordneten Ganzen der Wirklidikeit. Anderfeits verband der Gedanke an die bei allen Menfdien vorhandene vernünftige Anlage alle Erdbewohner zu einer einzigen großen Gemeinde. Man fdiwelgte in Ge^ fühlen für die Menfdiheit und ihre Redite. Lyrifdie Begeifterung und hohen Gefühle des Unendlidien und Ewigen, feines
revolutionäres Pathos entfprangen bietet
diefer felben Quelle.
das feltene Sdiaufpiel, wie ein
vom Gefühle hödifte
wird und wie diefes fidi dann gegen feinen eigenen Die menfdilidie Natur, durdi die Vernunft auf eine
Formel gebradit, wehrte
Es
Dies Zeitalter
Verltande erarbeitetes Ideal
ergriffen
Urfprung wendet. Kräfte.
vom
fidi
gegen diefe
einfeitige
Feftlegung ihrer
Wefen
unmittelbar ge«
entftand das Bedürfnis, ihr eigenftes
Kampf gegen alle VerftandesbevorUnd nun entfprang der Konflikt, daß das Gefühl die gelten* Normen zu ftürzcn unternahm, an die es dodi anderfeits fo innig*
fühlsmäßig zu erfalfen und damit ein
mundung. den
gebunden war. Man ließ das Gefühl ausftrömen, und es erhielt den Charakter einer unendlidien Sehnfudit, da der Verftand foldie Steigerung bis zum Unendlidien gelehrt hatte. Aber man fürditete fidi felbft vor den
lidi
Gewalten, die aus dem
fo ängftlidi
bewahrten Innern hervorbradien. Frei 111
m
Kant
und unfrei, fidier und unfidier zugleidi ift der Menfdi des Ein Kind diefer Zeit war audi Kant.
Leben und Immanuel Kant wurde am meißers
in
Königsberg
i.
18. Jahrhunderts.
Perfönlidikeit.
22. April
1724
als
Sohn
eines Sattler-
Seine Eltern hatten fdiwer mit
Pr. geboren.
dem
Leben zu kämpfen und nur mit Hilfe wohlhabender Verwandter wurde ihm der Befudi des Kollegiums Fridericianum und dann das Studium auf der Univerfität feiner Vaterftadt ermöglidit. Etwa bis zum Jahre 1746
und
hat er ihr angehört
es fdieint, als
habe er trotz
feiner Mittellofigkeit
auf ein eigentlidies Brotftudium verziditet und, feinem Interefle folgend, vornehmlidi philofophifdien und naturwilTenfdiaftlidien Studien
widmet.
Es
dann
folgte
tätigkeit, die ihn
wohl
vom
Jahre
innerlidi
1746-^1755
wenig
fidi
ge-
eine Zeit der Hauslehrer-
befriedigte, aber
zu intenfivem Ar-
und Sammeln von ihm benutzt wurde. Trat er docb am Ende und Theorie des Himmels« hervor. In diefem Jahr hat er fidi dann audi an der Königsberger Univerfität habilitiert. Die Univerfalität feines WilTens ermöglidite es ihm, die eigendidi beiten
derfelben mit der »Naturgefdiidite
philofophifdien Disziplinen zu ergänzen durdi Vorlefungen über phyfifdie
Geographie und fpäter über Anthropologie,demifdie Jugend zur Weltkenntnis
konnte er nur mühfam und beftreiten. faltete
15 Jahre mußte er
Kant nun
haben wir
wie
als
fie
die aka-
Seinen Lebensunterhalt
Teil durdi ihm lältigen
Nebenerwerb
Privatdozent wirken. In diefer Zeit ent-
eine große literarifdie Tätigkeit.
feine erfte
in diefer vorkritifdien
nistheorie,
zum
er fudite durdi
zu bilden.
In die fediziger Jahre
große produktive Epodie zu fetzen. Ihn befdiäftigten Periode die Probleme der Metaphyfik und Erkennt-
dies befonders
»Der
einzig möglidie
Beweisgrund zu
einer
Demonitration des Dafeins Gottes« <1762> und die »Unterfudiung über die Deutlidikeit der
Grundfätze der natürlidien Theologie und der Moral«
<1764> zeigen. Zugleidi aber fehen wir ihn feiner Neigung zu populärwilfenfdiaftlidier Sdiriftltellerei
folgen.
Fein und liebenswürdig behandelt
Fragen in den »Beobaditungen über das Gefühl des Sdiönen und Erhabenen« <1764>, und witzig und geiftreidi karikiert er die Träume
er äfthetifdie
der Metaphyfik an den
Das
»Träumen
eines Geifterfehers« <1766>.
Jahr 1770 bradite dann die Anltellung als ordendidier ProfelTor
Das
erfte Jahrzehnt diefer neuen Epodie war nun erfüllt und konzentrierteften Arbeit an der Ausbildung feines kritifdien Standpunktes und im Jahre 1781 erfdiien als Frudit diefes Zeitraumes die »Kritik der reinen Vernunft«. Damit beginnt die zweite große fdiriftltellerifdie Epodie in Kants Leben. Der 57Jährige ging daran, das in
Königsberg.
von der
112
intenfivften
Kant
Syftcm der Philofophic, zu dem das Hauptwerk den Grund gelegt hatte, Erftaunlidi war die Arbeitskraft, die er neben feiner aus^
auszubauen.
Es fpredien dies deudidi die Werke aus. Im Jahre 1783
entfaltete.
gedehnten Vorlefungstätigkeit
Jahreszahlen feiner widitigften fyftematifdien er(chicnen »die
Prolegomena«, 1785 die »Grundlegung zur Metaphyfik der
die »Metaphyfifdien
1786
Sitten«,
Anfangsgründe der NaturwilTenfdiaft«,
1788 die »Kritik der praktifdien Vernunft«, 1790 die »Kritik der Urteilskraft«,
1797
1793 »die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft«, »Metaphyfik der Sitten«.
die
Die Kantifdie Philofophie hervor.
rief
Eine große Sdiülerzahl
neuen Ideen
in die
bald eine mäditige Erregung der Geifter
bildete
fidi,
und unauf haltfam drangen
die
Hörfäle der anderen Univerfitäten. Dodi audi mandies
und Fehde mit
immer ehrlidien Gegnern ergab fidi. So wurde der einfame Königsberger Denker der Mittelpunkt des philofophifdien Lebens in Deutfdiland und audi das Ausland nahm an diefer Bewegung teil. Ihr Urheber folgte gefpannt und mit lebendigem Interefle diefer Ausbreitung feiner Philofophie. Sein Leben floß nidit ohne mannigfadie Ehrungen in einer gewilTen Behaglidikeit und mit Mißverftändnis, mandie Verfolgung
nidit
Da traf ihn auf der Höhe feines Ruhms Zwar widi Kant feinen bedrohlidien Folgen durdi
ßcigcndcr Wohlhabenheit dahin.
das Rcligionsedikt <1794>.
dnc
freiwillige
erfchuttert
heftig ins
Sdiatten.
Unterwerfung aus, aber
und
Glaube an den
fein
fein Inneres
wurde dadurdi mäditig
Fortfdiritt des Menfdiengefdiledites
Wanken gebradit. So legte fidi über diefe letzten Jahre ein dunkler Zwar bradite der Regierungsantritt Friedridi Wilhelms III. ihm
wieder die verlorene Freiheit für feine Arbeiten, aber nun verfagten bald die Kräfte des Körpers.
am
12.
Februar 1804
Kant gehört
nidit
finden befonders
In traurigem
ift
Marasmus
nahe
der Greis dahin,-
er geftorben.
zu den Perfönlidikeiten, weldie ftehen.
Vielfeitigkeit des
Verhältnis zur MalTe, Unberedienbarkeit
und
fiedite
in
dem modernen Emp*
Wefens, Andersfein im
den Äußerungen des Lebens
ganz auszumeflender Grund der Indiworauf heute das Interefle an den überragenden Menlciien fidi riditet. Soldien Erwartungen vermag Kant nun nidit zu genügen. Er war keine komplizierte Natur und es lebte in ihm der Drang, die Probleme 6ts Dafeins in klaren Linien zu begreifen und fein Leben dementfprediend einzuriditen. Er empfand nidit das Bedürfnis zum Selbft' Bekenntnis, eine gewilTe Sdiüditernheit und der Gedanke, daß der Menfdi ein irrationaler, nie
fdiließlidi
vidualität
—
das
ift
es,
fdn Innerftes nie ganz geben könne,
von
ab.
den Reiz
Audi
hat er nidit das
feiner Perfönlidikeit
Icidit bei flüditiger
ja nidit
Glüd
geben dürfe, hielten ihn da*
gehabt Biographen zu finden, die
uns wirklidi lebendig vermittelten. So wird
Kenntnis der Tatfadien feines Lebens und bei Lektüre
113
Kant
und Scfiriften der Eindruck einer gewilTen Sdiwunglofigkeit und Pedanterie feines Wefens entftehen können. Und dodi hat diefer feiner Briefe
Mann Töne
gefunden, die
gehören, was rede an die
rühmte
je ein
in ihrer
Menfdi
Pflidit in
Wer
könnte die
feierlidie
An^
der »Kritik der praktifchen Vernunft« und die be^
Sdilußftelle diefer Sdirift
Es muß
dem Größten
gehaltenen Innerlidikeit zu
gefdirieben.
ohne Ergriffenheit und Bereidierung
lefen?
deshalb der Verfudi gemadit werden, tiefer in diefe Perfönlidikeit
einzudringen.
Nietzfdie fpridit einmal von Sdiopenhauers heroifdiem Lebenslauf. Dies
Wort
paßt
auf Kant, wenn unter Heroismus die Bezwin^
vielleidit belTer
gung des Lebens durdi einen
Man
(tarken, gradlinigen
hat meift nur ein Bild des fertigen
aditet,
daß
die Sidierheit,
zu weldier
Willen verftanden wird.
Mannes gegeben und
diefer gelangt
nidit be-=
war, eine erworbene
Kant ftand in einem gewilTen Gegenfatz zum Leben. Er war hierin Kind feiner Zeit, zugleidi aber lagen in der Befonderheit feiner Lebens^ umftände, den erlten Eindrüden feiner Kindheit und der Erziehung, die er genoß, Momente, weldie zu einer foldien Haltung führen mußten. EU ternhaus und Sdiule ftanden unter pietiftifdien Einflüflen und er empfing von ihnen jene Weidimütigkeit des Herzens und verzweifelnde Entfagung, weldier diefer geiftigen Strömung fo eigentümlidi ift. Gegen foldie Stim^ mungen fudite Kant fidi zu wehren, der Kampf gegen fdimelzende, ent^ kräftende und die Seele welk madiende Gefühle, war ihm eine der widi* tiglten Aufgabe für die Menfdienbildung. Anderfeits rühmte er an diefer Jugenderziehung, daß er den Gedanken an ftrenge Erfüllung der Pfliditen Gott und den Menfdien gegenüber von ihr überkommen habe. Sdion ilt,
ein
bald trat zu diefen erlten Eindrücken der Einfluß der ftoifchen Philofophie
hinzu und es
ift
wohl
fidier,
Audi nahm
daß
er feinen Tugendbegriff
an ihren Lehren
Leben bald in eine ftrenge Zudit. Stets hatte er mit einem fdiwädilidien Körper zu kämpfen und nur mit Entbehrungen konnte er den Unterhalt für fein Leben erreidien,- ändert^ halb Jahrzehnte mußte er auf eine endgiltige Sidierung feiner Exiltenz warten. Was ihn aufredit erhielt und ihm einen edlen Stolz verlieh, war
zuerft bildete.
feine
ihn das
wiflenfdiaftlidie Betätigung.
In ihr
gewann
er
ein
Gegengewidit
gegen feine äußere Lage und zugleidi führten feine naturwiflenfchaftlidien Arbeiten und feine Ideen von der Unendlidikeit der Sdiöpfung hinaus über die Begrenztheit irdifdien Lebens. Hier
gewann
er feine Überlegenheit über
die »gefdiäftige Torheit« der Menfdien. Zugleidi erlebte er an diefer Stelle
den
tiefen Konflikt zwifdien
Univerfum und Menfdi. Aber fdion der Pietisin ihm eine andere Quelle
mus, mäditiger aber dann Roulfeau eröffneten der Wertung: das eigene Innere.
empfinden die
114
Würde
Es
fpradi feine eigene Spradie, es ließ
der menfdilidien Natur, die erhaben
ilt
über
alle
I
Kant
und die Qbermäditigkeit der MalTe. RoulTeau zerftörte zu* gleidi den Gedanken von einer urfprünglidien menfdilidien VerfAuIdung und fetzte an feine Stelle die Idee von der urfprünglidien Güte der menfdi^ lidicn Natur. Kants Anteilnahme an Welt und Menfdien wurde dadurdi wärmer, feine fchlummernden ethifdien Inftinkte wurden frei und unter RoufTeaus Einfluß gewann er die tiefe Einfidit: »Die größte Angelegen^ Körperlichkeit
des Menichen
heit
hörig erfülle
und
Es kam
fdn.«
ift,
zu wilTen, wie er
redit verftehe,
feine Stelle in der
was man
fein
muß,
um
Sdiöpfung ge*
Menfch zu und als Per*
ein
hinzu, daß er in diefer Zeit als Sdiriftfteller
Anerkennung gewann. Es war die freielte Zeit Lebens und nidit ohne Sicherheit bewegte er fidi in der vornehmen,
fönlidikeit
feines
allgemeine
gciltig intereffierten Gefellfdiaft feiner
ganz auf
fidi
Er
felbft.
Vaterltadt.
Sdiließlidi ftand er
ordnete feinen Körper und
unter ein bis ins einzelne ausgedadites
und
Itets
fein täglidies
dod\
Leben
beobaditetes Syftem von
waren ihm nicht Seibitzweck, fie dienten nur dem höchlten Regeln. Zweck feines Lebens feiner Philofophie und ihrer Vollendung. Mit diefer Sicherheit verband er eine freiere Behandlung des Lebens und der Menfchen Sie
:
und verwertete
Von
lichkdt.
die Ironie eines überlegenen Geiftes gegen ihre
letzten
Werten aus
begriff er die
Menfchen.
Unzuläng*
Er war
hilfe*
und tätig für andere,- felbft wo fein Gefühl ihn abftoßen mußte, gewann der Gedanke an die Würde der menfchlichen Natur den Sieg bereit
über folchen Widerwillen. lichkeit
In
vom
Sein
Wefen muß
eine gewifle innere Feier*
gehabt haben, dies Gefühl hatten feine Zuhörer von ihm.
dem Gegen fatz von Natur und menfchlichen Dafein
zufammen.
ftimmung des Menfchen, wie
Urfprung und
feiner
fie
Freiheit faßte
Auf
Kant
feine Anficht
der Gewißheit der höheren Bc*
ihm im Sollen, das über
alles
Sein feinem
Geltung nach hinaus wies, zum Bewußtfein kam, war
Es war dies eine Weltanfchauung des Kampfes, muß zugeßanden werden, daß er den in ihr liegenden Forderungen nicht gerecht wurde. Er unterwarf fidi dem Religionsedikt. Zu feiner Entfchuldigung möge der Wunfeh angeführt werden, den Reß feines Lebens fich dem noch nicht vollendeten Ausbau feines Syftems in Ruhe fein
Idealismus gegründet.
der Tat.
Aber
es
widmen zu können.
Auch
darf nicht vergelFen werden, daß die Bindung
des Einzelnen unter die Staatsgewalt damals eine ftärkere
war und daß Kant auch wohl das Gefühl der Verpflichtung lebte, der geltenden Ordnung nicht entgegen zu fein. Dies alles mag gelten, aber es darf nicht
in
überfehen werden, daß diefer Idealismus
in
den Geftalten eines
Schiller
und Fichte kühner und größer fich darftellt. Hier find die Grenzen der Kantifdien Pcrfönlidikeit zu finden. Er hat den Idealismus der Freiheit formuliert, aber nicht nach den in ihm liegenden Energieen vollftändig erlebt. So kann wohl feine Lehre, nicht aber in demfelben Maße feine 115
Kant
Perfönlidikeit vorbildlidi fein.
diefer
Aber
diefer fehlen dodi nidit gewiffe intime
Einfam, auf den engen Umkreis
Reize.
Mann
feiner Vaterftadt befdiränkt, fann
mit eiferner Konfequenz und rüd^fiditslofer Wahrhaftigkeit
dem Problem
des Dafeins nadi, das er durdi den
Irdifdie hinausreidienden fittlidien Ideals
fdiäftigung mit den letzten
Dingen wird
Gedanken des über
überwand.
Und
Wefen von
fein
alles
durdi diefe Be-
einer
ftillen
Feier=
lidikeit umfloIFen.
Das Kants
kosmogonilche Weltbild.
vorkritifche Periode
turwiflenfdiaftlidien
und dem
finden eine Vereinigung,
ift
von zwei
dem na«
Intereflen beherrfdit:
erkenntnistheoretifdi^metaphyfifdien.
infofern
Beide
an der Methode der mathematifdien
Naturwifrenfdiaft der Begriff einer fidieren Begründung des Erkennens
gewonnen wird, gelieferte
nügt.
fie
gehen auseinander, da das von der Naturwilfenfdiaft
Weltbild den Forderungen des menfdilidien Gemütes nidit ge*
Anderfeits
ift
jenes dodi audi nidit
Überzeugung möglidi,
ja die
Weltanfdiauung bereidiert
ohne eine philofophifdie Grund-^
Gedanken, durdi weldie Kant
die medianifdic
hat, find erkenntnistheoretifdi ftmdiert in der
von Leibniz übernommenen Anfidit von dem Urfprung aller in der Ord* nung der Natur zu findenden Einheit aus dem göttlidien Wefen. Auf dem Grunde der Gravitationsmedianik Newtons und in Erinnerung an die kosmogonifdien Verfudie eines Lukrez, Descartes, Buffon und zuletzt durdi Anregungen, die er aus einer Befprediung einer Sdirift des Engländers Wright von Durham erfuhr, bildete Kant eine entwidelungsge* fdiiditlidie Hypothefe aus, in die er das Univerfum, unfere Planetenwelt, die Erde, die Organismen und den Menfdien einbegriff. So entftand folgendes Weltbild.
Nadi einem vorbedaditen Plane fie
fdiuf
Gott Subltanzen und
er fdiuf
zur Welt, Sie waren kraftbegabt und wirkten auf einander im Raum.
gemeinfamer Urfprung
Ihr
ciums. Dies ihr (teht in
fidierte zugleidi die
einem großen Zufammenhang, der
niedrigften bis
Möglidikeit ihres
Zufammen wirken war auf Harmonie
Kommer-
angelegt.
in lüd^enlofer
Sie be*
Reihe von den
zu den hödiften Wefen führt und die Sdiönheit der Sdiöp*
fung ausmadit. Jedes gehordit den allgemeinen Gefetzen des Univerfums, jedes in
dem ihm
eigenen Bildungsgefetze, wie es ihm durdi feine Stellung
der Reihe gegeben
ilt.
Dies Reidi der Natur zeigt nun den Gegenfatz
und der organifdien Erfdieinungen. In der »Naturge^ fdiidite und Theorie des Himmels« verfudit Kant die Entltehung des Planeten fyftems aus dem Chaos durdi die beiden der Materie eingepflanzten Kräfte der Anziehung und Zurüd^ltoßung ftreng medianifdi der anorganifdien
116
I
I
Kant
abzuleiten. Seinen Mittelpunkt bildet die Sonne und die von ihr ausgehende Anziehungskraft bedingt ihrem Abßande von jener entfprediend die Befdiaffenheit der Himmelskörper,- eine Stufenleiter von den höher
ausgebildeten bis zu den nodi unausgebildeten Planeten eröffnet
unferm
fidi
Blid^. Die Erde hat eine mittlere Stelle in diefer Reihe. Von unferem Sonnen fyftem weitet fidi nun der Blick in die Unendlidikeit des Univerfums,
das denfelben Gefetzen wie diefes gehordit. tritt
die
Eine durdi ungeheure
zeitlidie.
(tred^ende Entwid^Iung liegt vor
unfere Ideen
in
dem
jetzigen
eine unermeßlidie Zukunft.
und Vergehen. Die Erde
hat,
Zur
ehe
räumlidien Unendlidikeit
Summen von
fie
gegen.
er-
fidi
Überall erblid^en wir
Werden
ihren jetzigen Zuftand erreidite,
fie
Revolutionen durdigemadit, Altersunterfdiiede find auf
und
Jahren
Zuftande und ebenfo reidien
ihr
zu beobaditen
geht einem in unendlidier Entfernung liegenden Untergange ent^
Wie
Gewordene
alles
entwid^elt
zu neuen Bildungen zu geben. Dies deren wunderbarer Reiditum
Medianismus
find
ihm
in
die organifdien
fie fidi,
um
zu vergehen und Stoff
das Gefetz der gefamten Natur,
ift
fidi
Wefen
offenbart.
Welt des
In diefe
hineingeftellt
durdi einen be^
fonderen Sdiöpfungsakt, gebildet nadi einem Plan der auf die Vollkommenheit der in
ihnen angelegten Fähigkeiten abzielt.
Urfprünglidi mit über das
nädifte Bedürfnis hinausreidiender Eigenfdiaften ausgeftattet, entwid^eln fic
fidi
unter Einfluß
von
fidi
audi
in
fo herrfdit
Bedingungen zu beftimmten Arten,
phyfikalifdien
wcldic dann konftant bleiben.
Wie
in
der anorganifchen Natur, fo
(teilt
Ordnung ein, und wie in jener, Zufammenhang, aus angeorganifdien Wefen ihres Gleidien und ver-
der organifdien gleidiförmige
audi
in diefer
ein rein natürlidier
borenen Kräften erzeugen die
erben ihre Eigenfdiaften, infoweit diefe Einfluß auf ihre Zeugungskraft
ausüben, dauernd tierifdies
fort.
Wefen. Audi
Diefen Gefetzen gehordit audi der Menfdi er
ift
Erde innerhalb des Planetenfyftems und Wohnplatzes, wie
fie
die befonderen
Bedingungen
durdi Klima, geographifdie VerhältniiTe,
So entßehen
ufw. gegeben
find.
tümlidikeiten
der Gemütsart bei den verfdiiedenen Völkern.
für ihn gilt das
Gedanken
als
bedingt durdi die allgemeine Stellung der
die verfdiiedenen Ralfen
Gefetz der Vergänglidikeit
alles
und
feines
Nahrung
die
Eigene
Und
Gewordenen. Er,
audi
deflen
Himmelsräume durdifliegen, ifi gefeflelt an eine und rüdtfiditslos geht die Natur in ihrem großen Gange über ihn hinweg wie über das niedrigfie Wefen. Dodi bei diefer Einfidit kann der Menfdi nidit ftehen bleiben. Er betraditet die ihm gegebenen Kräfte im Hinblid^ auf eine Natur, die nidits die unendlidien
träge Materie
umfonft gegeben hat.
Und
er findet Fähigkeiten, weldie über dies
Leben
hinausrcidien, für weldic es nidit ausreidiendcn Sdiauplatz der Betätigung bietet.
Er
ift
ein vernünftiges, er
ift
ein freies
Wefen. Deshalb darf
er
117
Kant
nidit als
feiner
nur abhängig von der Natur betrachtet werden, durdi Ausbildung
Vernunftanlage und Übermittelung des Erworbenen auf die Nadi^
kommenfdiaft treten in
den
in
der Erziehung
fdiafft er fidi felblt feine
gefellfchaftlidien Verhältniflen
Faktoren
Kultur.
Zugleidi
auf, weldie feine reine
Naturbedingtheit befeitigen. Eine größere Vielgeftaltigkeit, ja Unordnung
dem Beobaditer. Dcdi das Streben der Natur zur Einheit und Ordnung läßt fidi audi hier entded^en. Die einander entgegengefetzten Triebe der Menfdien führen ungewollt zu einer Harmonie und find die eigentlidien Triebfedern der Entwidilung, Ebenfo lalFen fidi Gleidiförmig* keiten bei den fdieinbar willkürlidien Handlungen der Menfdien aufweifen. Aber wenn das Ganze Harmonie an fidi zu zeigen fdieint, fo bleiben dodi die unausgeglidienen Gegenfätze der menfdilidien Natur im Leben des bietet fidi zuerft
So
Einzelnen beftehen.
läßt fidi nidit ein finnvoller
Zufammenhang denken
Geborenwerden und und der Bedeutung des größten Geiltes unter ihnen. Diefe Gegenfätze werden nun durdi die Kultur nodi ver* fdiärft. Sie hebt den Menfdien aus dem einheitlidien Leben im Inftinkt zwifdien den anfdieinenden Zufällen, von denen das
Sterben der Menfdien abhängig
ift
heraus und entwid^elt durdi Ausbildung der Vernunft den Gegenfatz zwifdien ihr
und der
lidier Bedingtheit.
Sinnlidikeit, zwifdien
Vor
Forderungen der Ethik.
die
unendlidiem Streben und end^
allem aber befriedigt die Kulturentwid^lung nidit Sie hatte RouITeau geftellt
und damit
hatte
er das von der Betraditung der Natur hergenommene Syftem der Theo*
Er
dizee zerltört.
Natur
erklärte die
für fdiuldlos an
den
fittlidien
Man*
geln der Menfdiheit, verziditete aber zugleidi auf ein Verftändnis
Kulturentwiddung. Für Kant, der der Kultur wollte
und an einen
dizeegedanken
feit
und mußte
Wert
der
abfpredien
Menfdiheit glaubte, entftand hier das
Fortfdiritt der
gefdiiditsphilofophifdie Problem.
nidit jeden
Er
an der Löfung durdi den Theo*
hielt
fo verfudien, der
Kulturentwid^lung einen
Sinn innerhalb des allgemeinen Planes der Natur abzugewinnen. Dies war für ihn möglidi,
anorganifdien fo
da
er in feinen Begriff
Vorgänge
entgehenden Probleme hat Kant
mit voller Deutlidikeit gefehen.
Harmonie
feit
und
berief
fidi
feits
nidit möglidi
durdi den
fei.
Erklärung der
aufgenommen
hatte.
Die
der vorkritilchen Periode nodi nidit
hielt
an der Idee einer allgemeinen fie,
wenn
es
ihm
nidit ge*
Herr zu werden, Audi war
er über*
Rätfels menichlidier Exiltenz
im Dies*
Das Unerklärbare ein göttlidies
in
ihr verlor
feine Sdired^en
Wefen, das feine Abfiditen mit als es ihm mit Eigenfdiaften
dodi infoweit kundgetan,
ausgeftattet hatte, die über das
118
in
Er
Löfung des
Gedanken an
dem Menfdien
ihr fdion bei
gerade dann auf
lingen wollte, der Sdiwierigkeiten zeugt, das eine völlige
von
teleologifdie Prinzipien
Grab
in ein Jenfeits hinauswiefen.
Kant
Die Erkenntnistheorie. Alle Erkenntnistheorie geht aus von gegebener Erkenntnis und fragt
Das Denken wird erft zum Problem, nadidem hat. So liegt fdion immer eine Anfidit über das
nadi ihren Bedingungen. CS
fidi
bereits betätigt
Wiflen und die
Erkennen
in
ihm enthaltenen Möglidikeiten vor, ehe Diefer Ausgangspunkt i(t.
größter Bedeutung
Wert
ein Begriff
klar herausgearbeitet
für die gefamte Frageftellung
und
i(t
ihre
natürlidi
Löfung.
vom von
Den
des WilTens Ichätzen wir zuerft ab an den Erfahrungen des täg^
es uns bringt. Und da ihm nun und die Fülle des Unerkannten das Erkannte weit übertrifft, audi die Vorausberedinung der Menfdien oft durdi die Ereig^ niOTe widerlegt wird und da gerade in bezug auf die letzten, das hödifte Intereffe erzeugenden Fragen eine befriedigende Löfung nidit gefunden werden kann, fo kann eine Anfidit entftehen, die die Möglidikeit gefidier^ tcr Erkenntnis beftreitet und hödiftens dem WilTen eine gewilfe Wahr(cheinlidikeit in feinen ErgebnilTen zugeftehen will. Eine andere Bewertung müßte dann eintreten, wenn der Gefiditspunkt des Nutzens des Wiffens nicht fo in den Vordergrund gerückt, wenn fein Wert vielmehr ge^ fehen wird in der in ihm liegenden geiftigen Betätigung, der Erhebung über die Grenzen des in den Sinnen Gegebenen. So wird dem Denken
lidien
Lebens und an dem Nutzen, den
Grenzen
gefetzt find
ein rein idealer
Wert
zugefchrieben, zugleich iß damit die weitere Einfidit
verbunden, daß eine einfadie Deckung zwifchen
und dem läßt fich
anfchaulich
dann aber
Gegebenen die
den
dem
rational Begriffenen
werden könne. Defto mehr Beziehungen innewohnende Not^
nicht erwartet
begrifflichen
Zufammenhanges zur Geltung bringen. Verfucht man nun aus dem Gebiet des bloßen Meinens und Urteilens auf Grund fubjektiver Empfindungen herauszutreten, fo kann die Frage nadi dem Wert des Erkennens nur aus der Reflexion auf feine Bedin* wendigkeit eines gedanklichen
gungen unterfucht werden. Eine
folche gibt es nun,
fie ift
eine letzte,
ohne
Erkennens, wie auch die Entfcheidung über den Wert Leitungen ausfallen möge, nicht gedadit werden kann, Sie läßt fich ausdrüden durdi den Satz, daß Itets ein Subjekt gedadit werden muß, die der Begriff des feiner
das erkennt und ein Objekt das erkannt wird.
Diefe Beziehung liegt allem Erkennen zu Grunde und es läßt fich jedes Erkenntnis als ein aus diefen beiden Faktoren Zufammengefetztes auffaffen. Wenn wir nun diefen Ge* danken des Zufammengefetzten weiter benutzen, fo läßt fich denken, daß
Summanden zufammgefetzt
vorftellen kann.
trachtung zwei Standpunkte möglich
fein,
So würden
von denen der
in unferer
Be-
eine die höhere
119
^
Kant
Bedeutung des Subjektes, der andere die des Objektes betonen würde. Beide verfudien fidinun zu beweifen. Faflen wir das Erkennen als eine Funktion der Seele auf,
fo laflen fidi die beiden widerftreitenden Anfiditen
audi fo ausdrüd^en, daß einmal die Seele
als aktiv,
das andere
Mal
als
paffiv aufgefafft wird.
Es
entiteht
nun
die Frage,
ob
fidi
denn
wirklidi Erkenntnisarten auf^
anzunehmen bereditigen. Nadi populärer Anfdiauung wird fofort an den Verftand und daran erinnert werden, daß wir Begriffe bilden und fo zu einer gedanklidien Ordnung des Gegebenen kommen. Weiter läßt fidi hin weifen auf die Freiheit, mit der z. B. die Mathematik ihre Begriffe bildet und dabei auf die fmnlidien Fundamente verziditet. Audi kommen wir durdi das Denken weit über weifen
laflen, die eine
Aktivität der Seele
den Horizont unferes AnlHiauens hinaus. Erinnern wir uns audi nodi an
Überlegung beruhenden
die höhere Sdiätzung einer auf verltandesmäßiger
Lebensführung gegenüber dem den Sinnen Folgenden,
Von
Leiftung des Verßandes mehrfadi zu Tage, leitet
als
nun der Rationalismus
fein
fo
tritt
Redit ab, das Erkennen überhaupt
formend und bildend aufzufalTen, wobei dann naturgemäß
keit als eine niedere
die höhere
Überlegungen
foldien
die Sinnlidi-
Quelle des Erkennens betraditet wird,
Diefen Behauptungen der einen Partei gegenüber madit nun die andere geltend,
daß der Verftand niemals fähig
produzieren.
Er
fei
ilt,
eine Vorftellung aus
nidit eigentlidi erfdiafferid,
felbft die
fidi
zu
Phantafie könne
nur Gegebenes kombinieren, nie etwas abfolut Neues erzeugen. Vielmehr fei
die Sinnlidikeit die Quelle aller unferer Vorftellungen, nur
uns Farben, Töne ufw. diefer Lehre, die wir
Senfualismus nennen, audi
weiter dadurdi
daß die Möglidikeit abftrakte Begriffe zu bilden geleugnet wird. ten, fo heißt es, z. B. nie
es
fei
fein.
uns
als foldies nie
den abftrakten Begriff des Dreied^s
gegeben, gegeben mülfe uns aber
Damit werden denn audi
die
fondere audi die der Mathematik
Aus
Fundamente
in
Frage
Der
könn-
vorftellen,
Erkenntnis
aller Wilfenfdiaft, insbe^
nun weitere Der Rationalismus wird annehmen müflen, daß die Seele
mit einem urfprünglidien Befitz ausgerültet leugnen.
alle
kritifiert,
Wir
geftellt.
den Behauptungen der beiden Gegner
Sdilüfle ziehen.
biete
fie
Die Behauptung des Rationalismus werden von
erftere
wird
fidi
fei,
laffen
fidi
der Senfualismus wird dies
zum Apriorismus,
der letztere
zum
Empirismus bekennen. Die Lehre vom Apriori der Erkenntnis ift nun oft rein pfydiologifdi interpretiert worden. Dann tritt die Behauptung auf, daß in der menfdilidien Seele fidi ift
für
Befitz
120
angeborene Sätze vorfinden,
den Empiriften fidi
bie
leidit
Kindern
Diefe Anfidit zu widerlegen,
durdi den Hinweis, daß ein foldier urfprünglidier
nidit aufzeigen laffe.
So
erfuhr denn diefe pfydio^
Grolle Denker H.
Mit Genehmigung der Photojr.
Kant. Ocmalt von Döblcr.
GcFetlfchaft in Berlin,
I
Kant
Ancht eine Modifikation
(ilogi((he
in
lagen gefprodien wurde, die dann
dem
Sinne, daß nur nodi
von An*
Gelegenheit und durdi den
bei
erft
Anftoß der Erfahrung offenbar werden. Daneben aber fteht die eigentlid) erkenntnistheoretifdie Anfidit vom Apriori, weldie bei Descartes, Spinoza und Leibniz vorhanden war, von Kant aber erft zu voller Klar* Dann ilt der Gedanke des Apriori nidit in einem heit erhoben worden i(t. zeitlidien Sinne, alfo nidit pf/diologifdi,
werden gewiffe
Grundbedingungen
fondern fyftematifdi zu
fallen.
Es
Syftem unferer Erkenntnis
für das
ohne weldie dies nidit möglidi ift, wie z. B. alle Sätze, die für Dinge der Außenwelt gelten, nidit möglidi sind ohne die zu Grunde Hegende Raumanfdiauung.
gefetzt,
Der Senfualismus muß notwendig das
Denn
lehren.
zeitlidie
die Selbltbeobaditung zeigt uns,
So Ordnung
Werden
der Erkenntnis
daß wir allmählidi Er=^ daß
fahrungen durdi die Sinne fammeln.
ift
kenntniflfe nidit in fyßematifdier
übermittelt werden,
(teht
für
den Empirilten
die
imferes Wiflens aufzu weifen.
beruft
nie angeben,
wie diefe Prozelfe bei der
Verhaltens der Seele möglidi (acfae
Audi
find.
Er*
es ent*
dabei gern auf die einfadien
fidi
Vorgange des Vergleidiens, Unterfdieidens, Verknüpfens kann
diefe
und
Aufgabe den Zufammenhang
fdiwierige
Er
fdion gegeben,
Annahme
etc.,
aber er
eines rein paffiven
Tat*
es unmöglidi, aus der
ift
des ErlebnilTes von Bewußtfeinsvorgängen, die Geltung der
in
ihnen
enthaltenen inhaltlidien Beziehungen zu behaupten.
Das Für und Wider Syftemen des
17.
und
diefer
Anfiditen
war
in
den philofophilHien
18. Jahrhunderts vielfadi diskutiert
worden.
Die
Kant vorfand, war gegeben durdi den Gegenfatz der Leibniz *Wolffifdien Philofophie zu dem aus England
erkenntnistheoretifdie Situation, weldie
und Frankreidi eindringenden Empirismus. bildeten
im
fidi
Zufammenhang
Seine Grundanfdiauungen
des Syftems, wie es Wolff und feine
Sdiüler auf Leibnizifdier Grundlage ausgebildet hatten. die WirkJidikeit als einen rationalen
Zufammenhang zu
begannen mit Begriffen hödifter Abftraktion, tivem fidi
Wege
nidit
das befondere Sein
behaupten, da
fie
abzuleiten.
um
und daß
Abftraktionen das Einzelne abzuleiten.
es unmöglidi
Nur
und
aus ihnen auf deduk*
Diefe Philofophie
vergaß, daß die begrifflidie
fiA nidit Erkenntnis erzeugt
Sie verfuditen konftruieren
Form
ift,
konnte
an und für
aus inhaltslofen
Sdieinbeweife konnten eine
Zeit hindurdi darüber hinwegtäufdien, daß überall aus der Erfahrung
übernommen und in das Begriffs fyftem eingereiht wurden. Sdion Leibniz hatte das Redit der Erfahrungserkenntnis durdi die Sdiei* düng der ewigen und der tatfädilidien Wahrheiten anerkannt und bei ErkenntnifTe
Wolff und
mkm
feiner Sdiule trat
IL
neben die rationale WilTenfdiaft die empi*
121
Kant
rilche, z.
und
B. neben die rationale Pfychologie die empirifdie,
Jahrhundert eine große Bereidierung erfuhr, auffallen. tifdien
man
Vereinigung der beiden Erkenntnisquellen
fidi
mit der
Wendung, daß
die
An
im
18.
einer fyltema^
und
fehlte es
mußte
es
die Dürftigkeit der erfteren gegenüber der letzteren, die gerade
fo
begnügte
Erfahrung eine Beßätigung der
ratio=
naien Wiflenlchaften gebe. In diefen Zerfetzungsprozeß trat
um
nun audi Kant
Er bemühte
ein.
fidi
die Bearbeitung der Grundbegriffe der damaligen Metaphyfik, aber
er mußte ihre Unhaltbarkeit einfehen. Der Gegenfatz zwifdien logifdier Begründung und urfädilidier Verknüpfung und der zwifdien logifdiem und realem Gegenfatz wurde ihm durdi die Vorarbeit Anderer und durdi
eigene Denkarbeit deudidi.
Beziehungen
fidi in
Damit wurde
die Lehre,
auf diefe gewilTermaßen übertragen werden könnten, ten erfäiüttert.
daß
die begrifflidien
der anfdiaulidien Wirkhdikeit wiederfänden, daß jene
Audi
zerftörte
in ihren
Kant den damals geltenden
Beweis für das Dafein Gottes, zeigte
aber dodi
fidi
Fundamen*
ontologifdien
den ahen Ge*
in
dankenkreifen fo befangen, daß er einen neuen verfudite, der denfelben
Fehler
in fidi trug,
Gegen
den er an dem alten aufgezeigt
hatte.
die einfeitige Qberfdiätzung der rationalen Wiflenfdiaften, ins*
befondere der Metaphyfik wirkte nun von Beginn an das ftarke InterelTe
Kants
wilTen erwarb er in feiner Frühzeit die Bildung lifdien
Eine Fülle von Erfahrungs* und betonte den Wert desfelben für
für die empirifdien Wiflenfdiaften
zum Menfdien. Dann
Erkenntnistheorie auf ihn
.
aber drangen die Einflüfle der eng*
ein,
weldie durdi Analyfe der
in
Selbftbeobaditung gegebenen Erfahrungsinhalte zu letzten Elementen
der aller
Erkenntnis zu gelangen verfudite und auf diefer Grundlage zu einer Grenz* fetzung für das menfdilidie Wiflen kam.
Es kann
unter den englifdien Philofophen diefer Zeit
auf Kant ausgeübt
hat,
wenn audi
fein
kein Zweifel fein, daß
Hume
den
Einwand gegen
Itärkften Einfluß
die Möglidikeit
und notwendiger Sätze von ihm zuerft nidit in feiner ganzen Sdiwere empfunden wurde. Unter dem Einfluß diefer verfdiiedenen Riditungen fehen wir nun Kant in den fediziger Jahren eine fdi wankende Stellung einnehmen. Die allgemeingiltiger
empiriltifdien
Lehren fdieinen einmal
faft
die
Oberhand gewonnen zu
haben, aber die in ihnen liegenden Konfequenzen Idired^ten dodi allzu
Kant
hielt feft an dem Gedanken einer rationalen Wiflenfdiaft, ohne daß er jedodi diefe in der herrfdienden Metaphyfik gefehen hätte. Vielmehr verhält es fidi zu ihr zunehmend kritifdi und ablehnend. In diefem Sdiwanken blieb die Mathematik für ihn als die einzige Wiflen*
fehr ab.
fdiaft in Itrengftem Sinne das Vorbild und in Hinblid^ auf ihren fidieren Fortgang im Beweifen, aber dodi mit dem Bewußtfein von der Eigenart
122
Kant
philofophiicher Erkenntnis, fann er auf eine
Gewißheit geben
feJbe
Die
wie
fie
Methode, weldie
die mathematifche an
diefer die-
fidi
zeigte.
Entwiddung können hier nidit gefdiildert Abfdiluß wurde erreidit in der Diflertation »De
einzelnen Stadien diefer
Ein
werden.
mundi
foHte,
crlter
scnsibilis
atque
intelligibilis
forma
et principiis«
vom
Jahre 1770.
und Anregungen zu neuer Problemitellung. Wie der Titel fagt, unterfdieidet Kant eine fmniidie und eine intelligible Welt. Die erltere erfalTen wir durdi die Sinne und die Dinge in ihr als Erfdieinungen, die zweite durdi die Vernunft und die Dinge, fo wie fie an fidi find. Zu diefer Trennung führte das AntinomieenProblem und, daß die Entfdieidung fo ausfiel, war verurfadit durdi das von der Leibniz-Wolffifdien Philofophie herftammende Streben nadi einer rationalen, von der Erfahrung unabhängigen WilTenfdiaft. Das andere widitigc Ergebnis war die Einfidit in den qualitativen Unterlchied der finnlidien und der Verftandeserkenntnis. Kant gelangte fo zu einer Theorie über die Möglidikeit der Mathematik als Wiirenfdiaft, als deren Quelle er die reine Anfdiauung aufwies, zugleidi aber die in ihr enthaltenen Er* kcnntnilfc auf die Erfdieinungswelt einfdiränkte. Und nun vermodite er die Erkenntnis der intelligiblen Welt unabhängig von den Sinnen zu be* gründen. Es ftellte fidi ihm als zu löfendes Problem dar: Trennung der Vcmunfterkenntnis von der finnlidien und er plante ein Werk, mit dem Titel: »Die Grenzen der Sinnlidikeit und der Vernunft«, wobei feine Verfdiiedene Motive
dicfe felbft enthielt
zu der
führten
dann wieder
ihr
in
enthaltenen Löfung
die verfdiiedenften
Haltung eine den Anfprüdien der erlteren gegenüber entfdiieden
Es
war. die
lag darin ein Eingeßändnis,
daß
es
ihm
feindlidie
nidit gelingen wollte
Geltung der reinen Verftandesbegriffe für die Gegenltände der Er*
fahrung, die uns durdi die Sinnlidikeit gegeben find, nadizuweifen.
Löfung
diefes Problems, delTen
Bedeutung
erlt
nadi Einfidit in das
Die
Wefen
der transfcen dentalen
Methode ganz begriffen werden kann, hat Kant den 70er Jahren andauernd befdiäftigt. Es trat für ihn dabei aus der ganz allgemein geseilten Frage nadi den Grenzen der Sinnlidikeit nun
in
und der Vernunft,
die audi eine
finden
befondere Frageltellung der theoretifdien Philofophie
heraus.
die
follte,
Sie fand ihre
Löfung
Anwendung auf
in
die
Probleme der Ethik
der »Kritik der reinen Vernunft«.
Das Prinzip, von dem Kants Erkenntnistheorie ausgeht, ift die Idee von der WilTenfdiaft als einem Syltem notwendiger und allgemeingiltiger Sätze. Wie ein foldies mögHdi fei, foll gezeigt werden. Infofern nun in
dem
Begriff eines fyftcmatifdien
dadit wird,
Er
ift
ift
es notwendig,
letzthin
gelegen im
Zufammenhanges der der Einheit mitge*
den letzten Grund diefer Einheit aufzuweifen. Idi.
Dies darf allerdings
nidit bloß als eine
123
Kant
Aufbewahrungsftätte der Bewußtfeinsinhalte aufgefaßt werden, fondern vielmehr
als eine vereinheitlidiende,
Dadurdi daß
fynthetifdie Funktion,
es
Funktion genannt wird, werden notwendig pfydiologifdie Beftimmungen
in
diefen Begriff
Kant hat, wie aus feinen Worten un^ Gedanken von der Spontaneität des Idi, wie Leibniz ausgefprodien hatte, übernommen und feine Lehre von den aufgenommen.
widerleglidi hervorgeht, den
ihn
Vermögen der Erkenntnis zeigt Damit ift zugleidi der Gedanke
Urfprung unverkennbar an
diefen
fidi.
Kant
eines Angeborenfeins akzeptiert.
Gemütes und er lehrte, Bewegung gefetzt werde und
faßt es als eine Anlage, als eine Befchaffenheit des
Eindrücke der Sinne
daß
diefe durdi die
mit
dem aus den Sinnen flammenden
Diefe Erkenntnisvorgänge lalTen betraditen
fidi
in
Stoff Erkenntnis hervorbringe.
aber nadi einer ganz anderen Seite
nadi der Seite der im Erkenntnisinhalt gegebenen Beziehungen,
:
den Verhältniffen einer räumlidi^zeitlidien und einer
Im
begrifflidien
Hinblid^ auf die Idifunktion kann gefagt werden, daß
fie
Ordnung.
nidit
fondern zugleidi objektierende Funktion
nur ver*
Dadurdi wird das fo vereinheitlidit und objektiviert Gedadite aus allem Ablauf der Erkenntnisvorgänge herausgehoben und für fidi dargeftellt und es kann einheitlidiende,
nun nadi den
letzten Prinzipien gefragt
Zufammenhang von
werden, durdi die Erkenntnis
ein
und notwendiger Sätze ift. Der Gedanke Apriori tritt auf und zeigt feine völlige Unab^
allgemeingiltiger
des erkenntnistheoretifdien hängigkeit
ift.
allen
Unterfudiungen über die Entftehung des einzelnen
Erkenntnisvorganges, Die objektivierende Funktion im Erkennen läßt
Anfdiauung nadi weifen. Wir
fdion an der räumlidi^zeitlidien
fidi
ftellen die
räumlidien Beziehungen als außer uns beftehend vor, ebenfo fallen wir einen Abfdinitt unferes Lebens als einen neben anderen beftehenden
fammenhang vor und können
Nodi wie dem
ihn mit den Erlebniflen anderer
vergleidien.
deudidier
Begriffen
des Dinges zu erfaffen,
ift
die objektivierende
wo
wir
Funktion in
Zu=
Menfdien in
foldien
einem außer uns
z. B. des Weißen, Har^ und Süßen, am Zud^er als einem Dinge zufammendenken. So vorbereitet können wir nun mit Kant den Aufbau des Syftems der Erkenntnis verfudien, indem wir von der Sinnlidikeit zum Verftande übergehen. Dabei lautet die allgemeine Frage »Wie find fynthetifdie Urteile
liegenden Vereinigungspunkte die Empfindungen, ten
:
a priori möglidi?« tifdien Urteil,
was
Sie wird entwidelt durdi den Gegenfatz
In diefem wird,
da
fdion im Subjekte enthalten
es durdi das Prädikat ift,
liegt
analy^
nur eine Erläuterung des letzteren
gegeben,- als Beifpiel kann der Satz dienen: alle
Ein anderes
zum
nur das angibt,
beim fynthetifdien Urteil vor,
erweitert/ als Beifpiel dient der Satz: einige
Körper
hier
find ausgedehnt.
wird unfere Erkenntnis
Körper
find Idiwer,
Spredien
wir diefen Gegenfatz alfo durdi die Bezeidinung: Erläuterungs^ und Er*
124
Kant
wcitcrungsurteile aus, fo
ift
klar,
daß
fidi
unfer InterelTe nur auf die letz*
Sie können nun entweder aus der Erfahrung
teren riditet.
ftammen oder Im erßeren Falle nennen wir fie a posteriori Urfprung leidit in unferen Empfindungen aufweifen, die Rofe ift rot. Anders liegt es bei den fynthetifdien
nidit aus ihr entfpringen.
und können ihren z.
B. für das Urteil
Urteilen a priori.
werden, das das weldie nie die
in
dem
in
:
Wenn
es foldie
der Erfahrung
geben
Frage
Sinnlidikeit,
wird, heißt
muß
einer
ein Prinzip gedadit
Verbindung
foIdie nidit
als
Verbindung an einem Dinge. Wir denken
die Einheitsfunktion des Idi als letzte diefe
fo
bringt,
So enthalten den Gedanken
Stoff der erfteren als foldiem liegen kann.
Empfindungen: weiß, hart und füß
einer
follte,
Gegebene zu
Sdiritt für Sdiritt
natürlidi hier fofort
Bedingung, unterfudien aber
an
jetzt
im Hinblid^ auf die Erkenntnisvermögen,
Verßand und Vernunft. Die Methode, weldie dabei beobaditet nun transfcendental. Darüber fagt Kant: »Idi nenne alle Er^
kenntnis transfcendental, die
fidi
nidit
fowohl mit Gegenftänden, fondern
mit unferer Erkenntnisart von Gegenftänden, fofern diefe a priori möglidi fein foll,
überhaupt befdiäftigt.«
hat.
die
In diefem Satz
Unterfudiung das Erkennen
nistheoretilche
ift
felbft
gefagt,
daß
die erkennt*
zu ihrem Gegenftande
Diefer Standpunkt kann audi der kritifdie genannt werden, infofern
Frage nadi der MögHdikeit und den Grenzen des Erkennens abhängig
gemadit wird von der nadi feinen Bedingungen.
Ferner wird durdi den
von von Sätzen
der Definition angehängten Nadifatz deutlidi eine Grenzabfdieidung der Pfydiologie gegeben, es handelt
fidi
um
die Möglidikeit
a priori, wodurdi die Ableitung aus der Erfahrung ausgefdiloITen
ift.
Audi
der Ausdrud^ »Erkenntnisart« darf nidit einfeitig pfydiologifdi interpretiert
werden.
Vielmehr wird ausgegangen von den Unterfdiieden, die eine aus
der An((liauung entfpringende Erkenntnis befitzt im Gegenfatz zu der des Verftandes,
z.
B.
ift
die
Beziehung der Teile des Raumes zu diefem eine
andere wie die des Dinges zu feinen Eigen fdiaften.
Durdi die Methode der Ifolierung kommen wir nun zur Unterfdieidung von Sinnlidikeit, Verftand und Vernunft, in bezug auf weldie wir die Grundfrage ftellen: wie find fynthetifdie Urteile a priori möglidi? Zugleidi diefe Anordnung ein Aufbau entfprediend den immer weiter greifenden Tendenzen des menfdilidien Erkennens nadi Vereinheididiung. Die transfcendentaleAfthethik, weldie die WilTenfdiaft von den Prinzipien ift
r Sinnlidikeit
üngen durdi
genannt wird, faßt diefe auf
die Art,
als eine Fähigkeit,
wie wir von Gegenftänden
affiziert
VorfteU
werden, zu be*
kommen. Damit
ift fdion gefagt, daß wir ein Gegebenes in der durdi die Sinne vermittelten Erfahrung vorfinden. Es wird der Stoff genannt und
als
der Empfindung korrefpondierend bezeidinet, während davon die
unterfdiieden
Form
werden muß, weldie »madit, daß das Mannigfaltige der Er*
125
Kant
werden kann«. Als foldie Sie liegen im Gemüte a priori bereit und madien das aus, was wir reine Anfdiauung nennen. Von ihnen wird nun zuerlt bewiefen, daß fie allgemeingiltig und not* wendig find, und dann werden fie als eine befondere Erkenntnisart, d. h. in diefem Fall als Anfdiauung diarakterifiert. Wir erhalten demnadi in bezug auf den Raum folgende Sätze: »Der Raum ift kein empirifdier Be^ griff, der von äußeren Erfahrungen abgezogen worden. Der Raum ift eine notwendige Vorftellung a priori, die allen äußeren Anfdiauungen zum Grunde liegt.« Und unter dem zweiten Gefiditspunkte »Der Raum ift kein allgemeiner Begriff von VerhältnilTen der Dinge überhaupt, fondern rdieinung in gewilTen VerhältnifTen geordnet
Raum und
Ordnungsprinzipien gelten nun
Zeit.
:
Der Raum wird
eine reine Anfdiauung.
Größe
dem
Unterfdiiede, daß
fie
die
eine unendlidie gegebene
als
von der Zeit ausfagen, dodi mit Form für alle Anfdiauungen ift, denn fie
Dasfelbe läßt
vorgeftellt.«
fidi
fowchl für Innenwelt wie für Außenwelt.
gilt
Durdi den Nadiweis IHiauung
ift
foldier
die Möglidikeit der
notwendigen Bedingungen unfercr
Mathematik
Grund
Ihre Sätze find möglidi auf
dargetan.
liegenden Notwendigkeit, fo
und
andere Erklärung kann dies
leiften,
nidit
An*
als apodiktifdier WilTenfdiaft
der in unferer Anfdiauung
anders anfdiauen zu können. Keine
Kant kann
hier
den Nadiweis Hume's
benutzen, daß Erfahrungserkenntnis niemals zur Allgemeingiltigkeit und
Notwendigkeit führen könne. nadi
dem
Zugleidi
Wie der Mathematik als
daß die Tatfadie, daß
Aus dem Wefen
fie
dies
ift,
klar,
ift
daß
hier
nur die Frage
apodiktifdier WiOenfdiaft aufgeworfen,
gar nidit
in
Unterfudiung gezogen wurde.
der transfcendentalen Methode, weldie aus der Refiek*
tion auf eine Erkenntnisart die Möglidikeit einerWilTenfdiaft deduziert, ergibt
aber die notwendige Folgerung, daß die aus einer foldien entfpringen*
fidi
den ErkenntnilFe eben nur unter der Vorausfetzung
Mit der Sidierung der Erkenntnis
kenntnisart gelten. ihre
Begrenzung gegeben.
deutlidi
Wir
Dies läßt
fidi
ift
beftimmten Er* deshalb zugleidi
audi durdi die Veränderung
madien, die der Begriff der objektiven Wirklidikeit erfahren muß.
wollen deshalb lieber von der objektiven Giftigkeit unferer Erkennt*
Was
nis fpredien.
für uns, d. h. kenntnisart. ift
diefer
fie
An
wir Gegenftände nennen, find eben nur Gegenftände
find
nur möglidi innerhalb der uns eigentümlidien Er*
der Wirklidikeit der
Welt wird damit
nidits geändert,
fie
ebenfo wirklidi wie vorher, nur daß diefe Wirklidikeit eben unfere
Wirklidikeit
ift.
Der
frühere
Gedanke von
einer
unabhängig von unferem
Erfaflen beftehenden Welt, die wir dann etwa vergleidien könnten mit
unferen Vorftellungen von ihr und zwar ftellungen beide für
muß 126
fidi
fo,
daß die Welt und unfere Vor*
beftehend an einander gehalten werden könnten,
allerdings aufgegeben werden.
Dodi kann
diefe falfdie Anfidit zur
Kant
Ding an
Erläuterung des Begriffes
Es wird
fich fuhren.
zuerft rein ne*
So
gativ beftimmt durdi den Ausfdiluß einer Beziehung zu uns. leeres
Gedankending,
ein unvollziehbarer Begriff.
Es
fpielt
ift
dem Tat*
der transfcendentalen Äfthetik eine gewilTe Rolle, infofern es zu
Kant
bcitande des Gegebenfeins des Stoffes in Beziehung gedadit wird.
behauptet
daß der Stoff der Erfahrung durdi das Subjekt produziert
nidit,
werde und
er drüd^t dies Verhältnis durdi die
Gemüt
affiziert
fidi
Weiter darf
fühle.
Wendung
kritifdie
aus,
Befmnung
jeder Verfudi, über einen diefe Affizierung hervorrufenden
etwas auszufagen, verläßt den einzig fidieren Boden, auf möglidi
muß
ift
es ein
aber fdion in
und mit
Gegenftand
dem Erfahrung
Erkenntnis beginnen.
diefer foll dodi alle
Anderfeits
dem Tatbeftand
dodi eine Beziehung zu einem uns nur in
daß das
nidit gehen,
des Affi*
Gegebenen gedadit werden und dies gänzlidi Unbeftimmte und Unbeftimmbare nennen wir Ding an fidi. Im Hinblid^ auf diefes können
ziertfeins
wir dann unfere Erkenntnis der Welt eine foldie der Erfdieinungen nennen, die aber dodi nidit eine Sdieinwelt ift
eine abfolute.
ift.
Ein Hinausgehen über
Die Grenze, fie kann der
die hier
gezogen
den Sinn der transfcendentalen Methode verftanden hat. Indem Gebiet
fidieren
Erkennens abgrenzt,
fagt
fie
ift,
nidit verlangen, der fie
uns ein
dodi zugleidi, daß eben nur
Grenzen Erkenntnis möglidi fei. So find audi alle Vor*' würfe, daß Kants Ergebnifle zum Skeptizismus führen müßten, nur aus einem Mißverftehen feiner Methode und der in ihr liegenden Bedingungen
innerhalb diefer
entfprungen.
Am glänzendften bewährt lytik tritt
des reinen Verftandes.
hier
am
fidi
die transfcendentale Methode in der
Der Zufammenhang des Syftems aus Prinzipien
klarften hervor.
Die eigentümlidie Funktion des Verftandes
das Denken, diefes aber vollzieht Begriffe möglidi find.
tionsverfahrcn
:
Ana*
fidi in
Denn Kant
ift
Urteilen, weldie wieder nur durdi
faßt das Urteilen auf als ein
Subfum*
»Alle Urteile find Funktionen der Einheit unter unfern
Vorftellungen, da nämlidi
ftatt
einer unmittelbaren Vorftellung eine höhere,
und mehrere unter fidi begreift, zur Erkenntnis des Gegenftandes gebraudit und viel möglidie ErkenntnilTe dadurdi in einer zufammenge* zogen werden«. Damit ift die Funktion des Verftandes ausgedrüd^t und wenn es gelingt die verfdiiedenen Arten der Subfumtion in Urteilen aus die diefe
einer vollftändigen Überfidit ift
und Einteilung der
letzteren
zu gewinnen,
fo
möglidi aus ihnen auf die entfpredienden Verftandesbegriffe zu fdiließen.
Aus
der Reflektion auf das Urteilen als einer fynthetifdien Funktion durdi
gewonnen. Ein genialer GeBedeutung gebradit wurde, daß Kant
Begriffe wird alfo eine Tafel der letzteren
danke, der nur dadurdi
um
feine
eine Einteilung der Urteile, weldie nidit aus
k
abgeleitet
worden war, zu Grunde
legte
dem
Prinzip der Synthefis
und nun von da aus zum Teil
127
Kant
willkürlidi die entfpredienden Begriffe konftruieren
der SdiuIIogik überlieferte Einteilung, nadi der
fidi
mußte. Es ift die von nun folgende Überfidit
der Urteile und der ihnen entfpredienden Kategorien ergibt.
Quantität
r
Kant
Kant
Verltandeshandlung angefehen und damit der Sinnlidikeit
als eine
muß
die Fähigkeit zu verbinden abgefprodien. Verbindung
Prinzip verftanden werden und
Es
Apperzeption.
heit der
ilt
dies
in
Wefen
befteht nidit
bloßen WilTen von Bewußtfeinsinhalten, fondern
dem
Ein^
die Einheit des Selbftbewußtfeins, die die
Einheit der Erkenntnis im Syftem möglidi madit. Ihr
etwa
aber aus einem
die urfprünglidi^fynthetifdie
ift
dem Be^
in
wußtfein der Synthefis, des Hinzufetzens der einen Vorltellung zur andern, ja ihr Begriff
lidiende
wird überhaupt
Funktion und
in
erft
und mit
durdi die Reflektion auf diele vereinheit^ diefer
gewonnen. Zugleidi
nodi ein^
fei
mal darin erinnert, daß diefe vereinheitlidiende Funktion ebenfo audi ob* jektivierend
»Die
ilt.
fynthetifdie Einheit des Bewußtfeins
eine
alfo
iit
objektive Bedingung aller Erkenntnis, nidit deren idi bloß felbft bedarf,
um
ein
Objekt zu erkennen, fondern unter der jede Anfdiauung ftehen
um
muß,
Objekt zu werden,
für midi
das Mannigfaltige
diefe Synthefis
würde«. Damit
ift
fidi
zugleidi ausgefprodien,
Art und ohne
weil auf andere
nidit in
einem Bewußtfein vereinigen
daß die
jedem Urteil ausge-
in
fprodiene objektive Einheit gegebener Vorftellungen nur möglidi die objektive
wurde, daß
in
reiner
Apperzeption
jektive Gültigkeit der
weis,
nun aber früher gezeigt Subfumtion nur durdi die
den einzelnen Urteilen die
Kategorien gefdiieht, fo daß wir fagen können anderes als diefe Funktionen zu urteilen, fo
^
Kategorieen
Kategorieen
ift
—
ift
:
die Kategorieen
der
Urteilen hergeftellt, d.
erwiefen.
es
Nodi
die
vorkommen mögen. Rahmen gefpannt um eine objektiv
Funktion der Kategorieen
wiefen, aber es tion lalTe.
fehlt
daß die Kategorieen Anwendung auf Gegenftände
war an
dem
Gibt
natürlidi als
war nodi
nidit gezeigt,
in
diefem
daß
eine Vereinheithdiung
ob-
h. die
Nadi*
finden, die nur
Bisher
war
gewilTer^
gültige Erkenntnis
Zufammenhang fidi
Mannigfaltigen,
und
aufge-
diefe vereinheitlidiende
diefes
nidits
zwifdien
aber der
durdi die Sinne gegebenen Mannigfaltigen es
fmd
Zufammenhang
immer unferen Sinnen
maßen nur der
durdi
ift
Da
Einheit der Apperzeption.
Funk*
darftellen
die
dann
Verbindung Verftandeshandlung genannt werden muß? Kant Zwed^ zwifdien Anfdiauung und Anfdiauungen.
imterfdieidet zu diefem
Wir haben
die erftere als allgemeine
ßiicinung kennen gelernt,
Form
des Mannigfaltigen der Er*
davon mülfen aber Anfdiauungen
Haufcs unterfdiieden werden.
In einer foldien
Größe
fpradien.
Woher
B. die eines
wird ein Mannigfaltiges
Einheit vorgeftellt, während wir dodi früher von
uncndlidien
z,
Raum und
diefe Einheit? Sie
»kann keine andere
n als die der Verbindung des Mannigfaltigen einer gegebenen
fdiauung überhaupt
in
als
Zeit als einer
An*
einem urfprünglidien Bewußtfein den Kategorieen
gemäß, nur auf unfere finnlidie Anfdiauung angewandt. Folglidi fteht alle Synthefis, wodurdi felbft Wahrnehmung möglidi wird, unter den Kate-
129
Kant
gorieen/
und da Erfahrung Erkenntnis durdi verknüpfte Wahrnehmungen Kategorieen Bedingungen der Möglidikeit der Erfahrung
fo find die
ift,
und
von
gelten alfo a priori audi
Wenn
idi
z.
Gegenitänden der Erfahrung«.
allen
auf Grund der empirifdien Anfdiauung ausfage, daß
B.
WalTer gefroren
fo
fei,
behaupte
damit die Aufeinanderfolge eines
idi
Zultandes der Heftigkeit auf den einer vorangegangenen
beftimmte
Zeitfolge
ift
Flüfligkeit.
Diefe
nur möglidi durdi die Kategorie der urfädilidien
Verknüpfung, durdi weldie
das bloß
idi
Gegebenfein von Er^
zeitlidie
fdieinungen in eine beftimmte Relation umwandle. In einer wirkungsvollen Gegenüberftellung hebt
Kant nodi einmal das
Nur
Ergebnis der transfcendentalen Deduktion hervor.
auf zwei
Wegen
könne eine notwendige Übereinftimmung der Erfahrung mit ihren Begrif* fen von den Gegenftänden gedadit werden: »entweder die Erfahrung madit die Begriffe, oder diefe Begriffe madien die Erfahrung möglidi«.
Daß
die Kategorien als reine Verftandesbegriffe nidit aus der
ftammen können,
Wenn
ift
fidier
und
fo bleibt
fomit das Enthaltenfein des Einheitsgedankens im Begriff eines
fo bleibt dodi nodi der
ift,
ftandesgriff
und den Erfdieinungen
Nun
letzteren find finnlidi.
die Gleidiartigkeit des dies ein
ift
fdiaulidi
Begriff
und deduziert
feiner Möglidikeit unterfudit
Syftems der WilTenfdiaft nadi
worden
Erfahrung
nur die zweite Möglidikeit übrig.
ift
Gegenfatz zwifdhen dem reinen Ver^ beftehen, der erftere
ift
intellektuell, die
aber die Grundbedingung jeder Subfumtion
Unterzuordnenden mit dem höheren
Es
Begriff.
Gegenfatz der zwifdien abftrakten Begriffen und dem an*
Gegebenen überhaupt
dem Charakter
befteht.
Kant muß nun
zeigen, wie der
Das
der Anfdiaulidikeit angenähert wird.
gefudite
Vermittelnde nennt er das Sdiema und nimmt damit eine Bezeidinung auf, die wir aus
dem
Allgemeines
ein
Leben kennen. Ein Sdiema foll anfdiaulidi das Sdiema eines Haufes. Es vereinigt und finnlidie Momente. Die Löfung für unfer Problem täglidien
darftellen, z. B,
in fidi begrifflidie
wird nun gegeben durdi die translcendentale Zeitbeftimmung, Vermittelnde
a
priori
ift
die
Form
des inneren Sinnes.
wie die Kategorie und
ftellung des Mannigfaltigen. fällt
fie ift
Sie
ift
d, h,
enthalten in jeder empirifdien
Vor*
Diefe transfcendentale Zeitbeftimmung zer*
dann nadi der bekannten Grundeinteilung
in
4 Arten:
Quantität
Qualität
Relation
Modalität
Zeitreihe
Zeitinhalt
Zeitordnung
ZeitinbegrifF
So wird
Form
in
dem Schema
das
allgemein und
der Zeitordnung die Zeit nidit blos als die
des inneren Sinnes, »d,
i.
des Anfdiauens unferer
felbft
und unferes
inneren Zuftandes« vorgeftellt, fondern in Beziehung zu einem Objektiven, z.
B. einem Beharrlidien gedadit.
130
Damit
ift
ein
kategoriales Element
in
Kant
(liefern
Sdicma erkannt, das
fidi
aber dodi
Anwendung auf
darftellt in
Form des inneren Sinnes. Nadidem fo die Geltung und die Anwendbarkeit
die Zeit als
und auf Gegen (tände der Erfahrung erwiefen Urteile a priori, deren Möglidikeit
>cin jeder
Gegen ftand
fteht unter
der Kategorien für
können
nunmehr eingefehen
matifdien Qberfidit gegeben werden.
thetifdien Einheit des
ift,
Von
ihnen
die fynthetifdien
ift,
gilt als
in einer fyfte*
oberßes Prinzip:
den notwendigen Bedingungen der fyn^
Mannigfaltigen der Anfdiauung
in einer
möglidien
Erfahrung«.
Die Grundfätze der reinen Verftanden ordnen wir nun der Tafel der Kategorien entfprediend fo an: 1.
:
Kant
fangs betont hat: »Alles
Denken muß
zuletzt auf
fidi
Anfdiauungen, mit^
hin bei uns auf Sinnlidikeit beziehen, weil uns auf andere
Denken
Gegenftand gegeben werden kann«.
Weife
kein
wir Gegenftände, die nidit
Noumena, fo mülfen wir dodi zugleidi eingesehen, daß es eine Erkenntnis von ihnen nidit geben kann. Sie verlangen, heißt auf die dem Menfdien eigentümlidie Er^ kenntnisart verziditen. Aber innerhalb der fo gezogenen Grenzen gibt es eine durdiaus gefidierte Erkenntnis und gegen den Vorwurf eines fkep* tifdien Ergebnifles der Erkenntnistheorie Kants mögen die Worte ge^ Objekte unferer Anfdiauung
riditet fein,
fogenannte
find,
weldie er nadi Formulierung feines Refuhates gefdirieben hat
»Ins Innere der
nungen, und
Natur
und Zergliederung der
dringt Beobaditung
man kann
nidit wiflen,
wie weit
Erfdiei^
diefes mit der Zeit
gehen
werde«.
Begründung der mathematifdien Naturwiflenfdiaft gegeben und fie hat zugleidi unfer Ver^ ftandeserkennen auf die Erfahrung befdiränkt. Nun aber madit die Ver^
Die transfcendentale Analytik hat
die methodifdie
Grenze hinauszugehen.
nunft den Anfprudi, über diefe
An
die Stelle der
reinen Verftandesbegriffe treten die Ideen oder VernunftbegrifFe. Ihre Eigene
dem Wefen
art ergibt fidi aus
werden
als eine
gedadit
Fortfetzung der von Sinnlidikeit und Verftand vollzogenen
Einheit des Erkennens. Eine foldie
ift
dingung des Erkennens fdion erwiefen
da
Er muß
ja fonft der
in
fidi als
Es kann
hat.
thefe der durdi die VerßandesbegrifFe
höheren Inhalt handeln.
Form
aber nidit nadi Seiten der
denken, da die transcendentale Apperzeption
ein letzter fein,
muß
Ihre Funktion
der Vernunft.
fidi
gewonnenen
nur
um
zu
Be-
hödifte formale
Syn*
eine
Inhalte durdi einen
bezug auf jede der aufgegebenen Fragen
gewünfdite Ruhepunkt des Denkens nidit gz^
geben werden kann. Verwerten wir die Verftandesbegriffe zur Konftruk* tion der Wirklidikeit, fo
kommen
wir überall nur zu Bedingungen, indem
wir für ein Bedingtes eine Bedingung fudien, und für diefe eine höhere
und dann wieder
eine höhere
—
bis ins Unendlidie.
dürfnis der Vernunft auf für die Reihe der
zu
finden.
So find
die Ideen »bis
Hier
Bedingungen
zum Unbedingten
ein
tritt
das Be^
Unbedingtes
erweiterte Kategorieen«.
Drei WilTenldiaften handeln nun von ihm: die rationale Pfydiologie, die rationale
Die in
Kosmologie und
die transfcendentale Theologie,
erfi:ere befitzt als alleinigen
Text das
:
»Idi
denke« und verfudit aus der
der Idivorftellung gedaditen Einheit auf eine fubltantielle Seele zu
fdilie*
ßen, der dann die Eigenfdiaften der Einfadiheit, der numerifdien Einheit,
der Spiritualität ufw. beigelegt werden. Sdilufles durdi die
und
Bemerkung
auf,
Kant
zeigt die Unmöglidikeit diefes
daß einem nur
relatif
auf das Denken
die Einheit des Bewußtfeins gedaditen Idi die Beharrlidikeit der
fdiauung und fomit eine notwendige Bedingung der Erkenntnis
132
An-
fehle.
Kant
Zu
der eigentümlichen
der Antinomien,
Erfcheinung
d.
zweier
h.
einander kontradiktorilch widerltreitender Sätze, führt dann die rationale
Kosmologie. In
ihr treten
madi enden Sätze
fidi
mit demfelben Redit, da die beiden
beweifen
aus-
fie
Antinomien auf:
laflen, die vier
1.
Thefis.
Die Welt hat einen Anfang in
Grenzen
in
der Zeit und
ift
dem Raum
nadi audi
eingefdiloden. Antithefis.
Die Welt hat keinen Anfang und keine Grenzen im Räume, fondern ift
fowohl
in
Anfehung der Zeit
als
des
Raums
unendlidi.
2.
Thefis.
Eine jede zufammengefetzte Subftanz Teilen
und
in
der
Welt
befteht aus einfadien
es exiltiert überall nidits als das Einfadie
diefem zufammengefetzt
oder das, was aus
ift.
Antithefis.
Kein zufammengefetztes Ding
und
in
der
Welt
befteht aus einfadien Teilen
es exiltiert überall nidits Einfadies in derfelben.
3.
Thefis.
Die Kaufalität nadi Gefetzen der Natur
Es
ift
nodi eine
Welt insgefamt
ilt
nidit
die
einzige,
aus
werden können. Kaufalität durdi Freiheit zur Erklärung derfelben anzu*
weldier die Erfdieinungen der
abgeleitet
nehmen notwendig. Antithefis.
Es
ifi
keine Freiheit, fondern alles in der
Welt
gefdiieht lediglidi nadi
Gefetzen der Natur. 4.
Thefis.
Zu ein
Welt gehört etwas, das entweder fdiledithin notwendiges Wefen ift. der
als ihr Teil
oder ihre Urfadie
Antithefis,
Es
exiftiert überall kein fdiledithin
Welt nodi außer der Welt
als ihre
notwendiges Wefen, weder
in
der
Urfadie.
133
Kant
Kant
erklärt die nadi
auflöslidie Sdiwierigkeit,
diefe Sätze beide bewiefen
daß
Es wird
durdi den Nadiweis eines transfcendentalen Sdieines, gefdiloflen: aller
»Wenn
das Bedingte gegeben
Bedingungen desfelben gegeben,- nun
Kant
bedingt gegeben, folglidi ufw.«
als
zwifdien
fdiiedithin un^ werden können,
den Prinzipien der formalen Logik
dem Bedingten und
fo
ilt,
find
ift
nämlidi fo
audi die ganze Reihe
uns Gegenftände der Sinne
zeigt nun,
daß im Oberfatz die
der Reihe der Bedingungen gedadite voIU
ftändige Synthefis als rein begrifflidie Beziehung vorgeftellt wird, es wird da* rin
nur der Gedanke ausgefprodien, daß ein Bedingtes eben vollftändig be*
dingt fein müfle
und
bei rein gedanklidien
Beziehungen
ift
es audi möglidi,
einen letzten bedingenden Satz für einen daraus abgeleiteten aufzuweifen,
Axiom. Im Unterfatz wird aber von der befonderen Art des Be^ dingtfeins der Erfdi einungen gefprodien. Und nun wilTen wir, daß es uner* laubt ift von gedanklidien Beziehungen ohne weiteres objektive Giitigkeit für die Erfdieinungen zu behaupten. Für diefe kann uns ein Regrelfus in der Reihe der Bedingungen aufgegeben fein, wir kommen, da Raum und Zeit Kontinua find, zu einer Reihe und wir dürfen die Totalität der Synthefis und der vorgeftellten Reihe hier nidit vorausfetzen. Erinnern wir uns daran, daß die Noumena Gedankendinge genannt wurden, d. h. daß bei ihnen eine Zeitordnung nicht gedadit wird, fo wird die von Kant gegebene Entfdieidung des Streites klar. Jener Satz würde nur gelten, wenn die Erfdieinungen Dinge an fidi felbft wären. Denn auf diefe und nidit auf jene paßt das im Oberfatz Gefagte. Indem aber nun der Begriff »Beding* tes« im Oberfatz und Unterfatz etwas anderes bedeutet, entfteht ein Trug* fchluß. Aufgelöft aber wird er durdi die Unterfdieidung Dinge an fidi und Erfdieinungen. So kann Kant fagen, daß der transfcendentale Idea* z.
B. ein
:
lismus, der eben diefe Unterfdieidung einführt, der Sdilülfel zur
der Antinomien
ift.
Auflöfung
Zugleidi wird deutlidi, weldie widitige Rolle die Auf-
findung und Löfung des Antinomieenproblems für die Entwid^Iung der Kantifdien Erkenntnistheorie vor
Das
dem
nädifte Ergebnis aus diefen
Jahre 1770 fpielen mußte.
Überlegungen
einander entgegengefetzten Behauptungen beide zieht dies alle
Bemühung
muß nun
falfdi
feien.
fein,
daß die
Dodi Kant
der reinen Vernunft in kosmologifdier Hinfidit
verniditende Urteil dodi nur in bezug auf die beiden erften Antinomieen,
Vielmehr madit
nidit für die beiden letzten.
er
auf einen von ihm fdion
bei der Tafel der Kategorieen eingeführte Unterfdieidung aufmerkfam,
nadi jene mathematildie diefe dynamifdie genannt werden können.
dem er nun auf den Gedanken Synthefis des Gleidiartigen
134
ftatt,
hier
in*
der Synthefis zurüd^geht, unterfdieidet er eine
und
mathematifdien Verknüpfung, erftere
wo*
Und
eine foldie des Ungleidiartigen.
wo
kann keine andere
es fidi
um Größen
als eine finnlidie
Bei der
handelt, findet die
Bedingung
in die
Reihe
ineinkommen. Bei der dynamifdien intcJligible
gedacht werden können.
foll
aber audi eine niditfinnlidie,
Von
ihr
würde natüdidi keine
d. h. eine
zeitlidie
Beftimmung gelten. Dies vorausgefetzt, ergibt fidi die Möglichkeit, daß in den beiden letzten Antinomieen beide Sätze wahr find und es i(t deutlich, daß auch hier wieder der transfcendentale Idealismus die Löfung geben wird.
Es
dürfte Ichwer fein das Recht diefer Unterfcheidung verteidigen zu
Es
wollen.
foII
dies auch hier nicht verfucht
Kant führt den Be^ und verfteht darunter
werden.
der Freiheit in kosmologifchem Verftande ein
griff
das »Vermögen, einen Zuftand von felblt anzufangen, deren Kaufaiitat alfo
dem Naturgefetze wiederum
nach
nicht
welche
unter einer anderen Urfache
Es
der Zeit nach beftimmte.«
fie
entiteht die Frage,
fteht,
wie er zu
gekommen fei. Die Antwort läßt fich vorläufig am von ihm gewähltes Beifpiel geben. Die boshafte Lüge
einem folchen Begriff einfachften durch ein
eines
Menichen kann aus den beftimmenden Urfadien lückenlos abgeleitet
werden, indem
man etwa auf
die Bösartigkeit eines für
feine fchlechte
Erziehung, üble Gefellfchaft,
Befchämung unempfindlichen Naturells,
Leichtfinn
und Unbefonnenheit und auf die veranlaflTenden Gelegenheitsurfachen hin= weift. Die Handlung wird alfo wie eine Naturbegebenheit als notwendig
Trotzdem
begriffen.
tadelt
man den Täter und zwar
unglücklichen Naturells, nicht ja fogar nicht
voraus,
und
wegen
wegen der auf »ihn
nicht
feines vorhergeführten Lebenswandels,-
man könne es gänzlich
beifeite fetzen,
wie
wegen
feines
einfließenden Umltände,
denn man
fetzt
diefer befchaffen gewefen,
Reihe von Bedingungen
als ungefchehen, diefe Tat aber Anfehung des vorigen Zultandes anfehen, als ob der Täter damit eine Reihe ganz von felbft anhebe.« Aus diefem Bei« fpiel gellt hervor, daß Kant das, was er den empirifchen Charakter des Menfihen nennt, ganz und lückenlos in den Kaufalzufammenhang des Ge^ als
die verflofTene
gänzlich unbedingt
in
(chehens eingeordnet wifTen will,
daß er aber anderfeits der Vernunft eine
Kaufaiitat zufchreibt, einen Zuftand
von
felbft
anzufangen.
Und
weiter
wird ausdrücklich gefagt, daß das ZufammentrefFen beider Arten von
Kau^
und derfelben Handlung gedacht werden müfle. Es entiteht die Frage »ob es ein richtig disjunktiver Satz fei, daß eine jede Wirkung in der Welt entweder aus Natur oder aus Freiheit entfpringen mülTe, oder ob nicht vielmehr beides in verfchiedener Beziehung bei einer und falität in ein :
Das letztere behauptet Kant. Ausdrüdlidi wird audi nodi gefagt, daß man die Kaufaiitat der Vernunft nidit etwa bloß wie eine »Konkurrenz, fondern an fich felblt als vollftändig derfelben Begebenheit ftattfinden müfTe.«
anfehen mülTe.« heit nicht als eine
Daraus wird
deutlidi,
daß die Idee der
intelligiblen
Frei-
bloße Betrachtungsweife aufgefaßt werden dürfe,
mehr foll durch fie »die finnliche Bedingung Wirkungen zuerft anfangen.«
einer empirifchen Reihe
viel-^
von
135
Kant
Die von Kant gegebene Löfung des Freiheitsproblemes
Verknüpfung der Begebenheiten
Wirkung aus
und
diefer
tiven
ift
LalTen wir durdi
feft,
fo
ift
für die
einen Zuftand von
fie
eine Begebenheit in der WirkliAkeit, für die die
Unmöglidi ift beide Arten der KaufaHtät bei Handlung zufammen zu denken. Je mehr wir aber Sdiwierigkeiten inne werden, defto mehr müITen wir nadi den Mo^ fragen, weldie Kant zu einer foldien dualiftilchen, die Einheit der
Urfadien nidit einer
fo
der Erfdieinungswelt
in
Freiheit kein Platz,
anfangen,
felbft
enthält unüber*
Halten wir den Gedanken einer notwendigen
windlidie Sdiwierigkeiten.
in ihr lagen.
derfelben
Welterklärung zerftörenden Lehre führten. gefprodien,
wenn
er fagt
:
»Daß
die
Er
hat
deutlidi felbft aus^
fie
Vernunft nun KaufaHtät habe, wenig-
Imperativen
ftens
wir uns eine dergleidien an ihr vorftelien,
klar,
weldie wir in allem Praktifdien den ausübenden Kräften
ift
aus den
als
Regeln
Das Sollen drückt eine Art von Notwendigkeit und Ver^ knüpfung mit Gründen aus, die in der ganzen Natur fonft nidit vorkommt,« Diefe Imperative wären aber finnlos, wenn nidit im einzelnen Fall ein ihren Forderungen entfprediendes Können mögÜdi wäre. aufgeben.
von der Freiheit treffen die beiden ftärkften Kräfte aufvon denen das Denken Kants bewegt wurde. Er hieft mit voller Konfequenz an dem Gedanken einer notwendigen Verknüpfung alles In der Lehre
einander,
Gefchehens, wie ihn zuerft die medianifdie Welterklärung zur vollen Klar*
erhoben hatte,
heit
Geltung des zu
Anderfeits war das Gefühl von der unbedingten
feft,
über das Irdilche hinausführenden Macht
Sittlichen als einer
ftark in ihm, als
daß er mit einem lahmen Kompromiß den Gegen fatz
Zwilchen Natur und Freiheit hätte überdecken mögen, Welt des Seins und Welt des Sollens treten einander gegenüber. Die Idee der Freiheit
gab eine neue Orientierung, Sie kann der Ethik zu
Was vierte,
Tage
über die
doch mit
in
erft
in
treten. dritte
dem
Antinomie gefagt worden
ift,
Unterfchied, daß das notwendige
der Reihe der Sinnenwelt gedacht werden müßte. folchen
Bedeutung
ihrer vollen
gilt
auch für die
Wefen ganz außer
Die Exiftenz
eines
zu beweifen verfucht nun die transfcendentale Theologie, In
werden drei Beweife geführt der phyfikotheologifche, der kosmologifche und der ontologifche. Leitend ift in allen Beweifen der Gedanke eines unbedingt notwendigen Wefens und von diefem aus wird dann auf ein allerrealftes Wefen, d, Gott gefchlolTen, Durch diefe Begriffe find wir über die Erfahrung, von der der kosmologifche und der phyfikotheologifche Beweis ausgehen, hinausgefchritten und bewegen uns ganz in der Sphäre ihr
:
i,
einer transfcendentalen Beweisführung, wie
fie
im ontologifchen Beweis
Mit der Widerlegung des letzteren find deshalb auch die beiden erfteren als unmöglich erwiefen. Kant macht nun zuerft geltend,
verfucht wird.
136
Kant
daß Notwendigkeit nur
in Urteilen
beßehe, bei denen unter der Voraus*
fctzung eines beftimmten Subjektes die notwendige Qbereinitimmung feiner
zukommenden Prädikaten behauptet wird. So ift das Urteil wenn Gott gefetzt ift, die Allmadit notwendig eines feiner Prädikate fein muß. Hebe idi aber Submit den ihm
Gott
jekt
aJImäditig ein notwendiges Urteil, weil,
ilt
und Prädikat
kann audi kein Widerfprudi entftehen,
zugleidi auf, fo
gilt, ja garnidit mehr Daraus ziehen wir den Sdiluß »Idi kann mir nidit den geringften von einem Dinge madien, weldies, wenn es mit allen feinen Prädi^
da die Beziehung für die der Satz des Widerfprudis bcfteht.
Begriff
:
einen Widerfprudi zurück ließe«.
katen aufgehoben würde,
Nun
hauptet der ontologilche Gottesbeweis, daß es ein Widerfprudi
Wefens zu denken und ihm dann da dann ja eine Art von Realität, die in der
Begriff eines allerrealften
ahzufpredien,
Wenn
von ihm geleugnet würde. analytifdier Satz.
und
Der
Satz: »Gott
während
Wirklidikeit,
ift
Es
ift
aber nun ein Exiftentialfatz
Wefens herausgehen, um ihm Exiftenz zu
Objekte des reinen Denkens ganz und gar kein Mittel
ihr
Aber
erteilen.
Gegenftänden der Sinne die Erfahrung entfdieidet,
bei
der
ift
dies nur ein
Deshalb muffen wir aus dem Begriff eines
foldier fynthetifcfi.
als
allerrealften
ift«,
den
fei
die Exiftenz
aber nur dies behauptet wird, fo
Beweis nur ein Sdieinbeweis, eine leere Tautologie.
be-
»ift
für
Dafein zu er-
kennen, weil es gänzlidi a priori erkannt werden müßte, unfer Bewußtfein aller
Exiftenz aber ganz
Anfprüdie der Logik theoretifdi
talcn
Sein
und gar zur Einheit der Erfahrung gehört«. Die damit abgewiefen, die Frage ift nur erkenntnis-
find
zu erledigen.
Und
Analytik und der ift
in
hier gelten die Ergebnifle der transfcenden*
ihr entwid^elte Begriff der
Erfahrung.
Das
die Pofition eines Dinges.
Diefe Kritik der reinen Vernunft hat die überlieferte Metaphyfik zer* ftört.
Die Ideen, durdi weldie die Vernunft über den Gebraudi der Er^
fahrung hinausgehen
wollte,
find
als
überfdiwenglidi
erwiefen.
Diefes
negative Refultat hat aber nun einmal die Bedeutung, daß audi die
dem
Dogmatismus entgegengefetzten Behauptungen als unriditig erwiefen find, Materialismus und Atheismus find zugleidi widerlegt. Dann aber kann gefragt werden, ob die Ideen, wenn audi nidit von transfcendentem Ge^» von immanentem find. Zu einer foldien Ver* daß »alles, was in der Natur unferer Kräfte gegründet ift, zwed^mäßig, und mit dem riditigen Gebraudi der^ fclben einftimmig fein muß«. Wohin der falfdie Gebraudi führt, haben wir gefehen, nun können wir behutfamer fein. Dann hat die Tendenz der Vernunft auf das Syftematifdie der Erkenntnis einen Wert. Die Ideen find von regulativem Gebraudi, d. h. fie geben der Verftandeserkenntnis
braudi, fo dodi vielleidit
mutung
führt
Kant
die Zuverfidit,
die Riditung auf Einheit.
9
Gros« Denk«
II.
Wenn
audi
z.
B. der Begriff eines
Wefens von ^37
Kant
fo wird unferem Er* Verknüpfung der Welt
Vollkommenheit für uns überläiwenglich
hödilter
kennen dodi dadurdi die Idee übermittelt,
ift,
»alle
ob
nadi Prinzipien einer fyitematifdien Einheit zu betraditen, mithin als fie
insgefamt aus einem einzigen allbefaflenden
allgenugfamer Urfadie entfprungen wären«.
Erweiterung unferer Erkenntnis,
für die vielfadi
erweifen,
Wefens. Hier
Wefen,
Es
als oberfter
nur eine Regel
dies
ift
ihre Fruchtbarkeit läßt
fidi
aber
insbefondere etwa für den Begriff eines organifdien
daran zu erinnern, daß der Gottesgedanke
ift
und
in
der vor*
kritifdien Naturphilofophie als Einheitsprinzip der Forfdiung von
Kant
verwertet worden war, und anderfeits weifen diefe Überlegungen auf die
Unter fudiungen der Sdiließlidi
ift
teleologifdien Urteilskraft hin.
mit diefer Funktion der Vernunft ihr letzter
audi nodi nidit angegeben. Ihre Spekulationen beziehen
fidi
Zwed^ dodi vornehmlidi
auf drei Gegenftände: die Freiheit des Willens, die Unfterblidikeit der Seele
und das Dafein Gottes. Das
nur gering, es
rein theoretifdie Intereflfe
bleibt aber ein praktifches.
Und wenn
fidi
an ihnen
nur ein negativer Nutzen einer Philofophie der reinen Vernunft ergab, läßt fidi
auf diefem ein pofitiver erwarten. Wieder
ift
auf jenem Gebiet
tritt
fo
die Zuverfidit
auf eine weislidi vorforgende Natur auf und wir dürfen annehmen, daß ihre letzte Abfidit eigentlidi
denn IHion ralifdien
wir
nur aufs Moralifdie
die »Kritik der reinen
Wek
und das
ihre vollftändige
geftelft
ift.
So entwid^ek
Vernunft« die Gedanken einer mo*
Ideal des hödiften Gutes.
Von
der Ethik dürfen
Ausbildung erwarten.
Ethik und Religionsphilofophie. Die Entwiddung der Kantifdien Ethik zeigt eine ähnlidie Problem* ftellung wie die feiner Erkenntnistheorie. Audi hier fteht das Ziel feft: die Auffindimg allgemeingiltiger und notwendiger Sätze für das menldi* Audi hier bekämpfen einander wieder Empirismus und lidie Handeln. Rationalismus, wobei der erftere aber dodi einen weniger feindlidien Standpunkt einnahm, infofern feine Hauptvertreter von einem urfprüng* lidien
moralifdien Gefühl bei jedem Menfdien ausgingen.
Dodi konnte
Begründung moralildier Grundfätze auf einem Gefühl den Anforkritifdien Philofophie nidit genügen, und fo ift Kants Be* mühen darauf geriditet, das, was das Gefühl ausfagte, in einer Formel die
derungen der
auszufpredien, weldie transfcendentalphilofophildi,
d.
h.
hier auf reiner
Vernunft begründet werden konnte.
Kant beginnt
in der
»Grundlegung zur Metaphyfik der Sitten« mit
der Überlegung, daß die Vernunftanlage des Menfdien einen beftimmten
Zwedc haben 138
müfle.
Zu
diefer Frageftellung gelangt er
auf Grund
feiner
r
Kant
allgemeinen naturphilofophifdien Ideen, weldie früher dargeftellt wurden.
Tendenz zum Unbedingten dem Menfdien als Natur* fie zugleidi die fidiere Erwartung, daß damit ein beftimmter Zwedv erfüllt werden follte. Da nun die theoretifdie Philofophie nidit zu einem befriedigenden Ergebnis gelangte, fo ift die Löfung von der Ethik zu erwarten. Hier belteht nun die Möglichkeit, den Zweck der
Indem
Natur
die
die
anläge gab, begründete
Vernunft
der Erzeugung der Glückfeligkeit oder in der eines »guten
in
Das
Willens« zu fuchen.
erftere
ift
würde, da
eines folchen Zieles aufzeigt
und überhaupt
Zwecken des Lebens
praktilchen
fein
fie
fuhrt
dem Gebot
nachzuweifen mit
Kant gewilTermaßen
So kann
kann.
er gewinnt dadurch
an
nicht
eigentlidi
imperativifche
die
fich
Nun
trägt.
der
fein.
Zweck
Um dies zu erreichen,
ift,
Pfliciit
ein,
die der gute Wille doch
wird gezeigt, wie das
des gemeinen Verftandes äußerft fubtil
entfteht
Ausfage nach
den Gedanken der
Form,
der Ver*
Und nun
als feiner
der Vernunft.
als HilfsbegrifF
Führerin zu den
nidit fichere
Aufgabe, das Moralprinzip des guten Willens
idcntifdi
ein
dodi eben die Unerreichbarkeit
nunft nur die Hervorbringung eines guten Willens die
da die Vernunft
ausgefdiloITen,
recht untaugliches Mittel fein
fittliche
Urteil
indem jedes Handeln, das
fdnen Motiven auch nur den kleinften Beifatz
egoiftifcber
in
Überlegung an
empfunden wird. Der Gegenfatz läßt fidi und eines Handeln aus Pflicht. Ein* fache Beifpiele wie das von dem Kaufmann, der ein Kind redlidi bedient, nidit im Gedanken an die aus feiner Unredlidikeit möglidierweife fidi er* gebenden fchädlichen Folgen für fein Gefchäft, fondern rein aus dem Ge* fühl der Verpflichtung, daß er ehrlich handeln folle, erläutern diefe Gegen* überftellung. Kant verfudit diefen Seelenzuftand des Kampfes von Pflicfit und Neigung redit eindringlich darzuftellen. Am heften wohl durch das Bcifpiel dts Wohltätigen. Zu foldien Handlungen treibt uns Neigung, aber fo wertvoll ein daraus entfpringendes Tun fein mag, der letzte fitt* liehe Gehalt fehlt ihm doch: »Gefetzt alfo, das Gemüt jenes Menfchen* freundes wäre vom eigenen Gram umwölkt, der alle Teilnehmung an fidi zeigt,
nidit als edit
ausdrücken
als
fittlich
der des pflichtgemäßen
anderer Sdiickfal auslöfdit, er hätte immer noch Vermögen, andern leidenden wohlzutun, aber fremde
eigenen genug befchäftigt anreizt,
und
rilFe
täte die
er
fich
ift,
Not
Not*
rührte ihn nicht, weil er mit feiner
und nun, da keine Neigung
ihn
mehr dazu
doch aus diefer tödlichen Unempfindlichkeit heraus
Handlung ohne
alle
Neigung,
lediglich
aus
Pflicht,
alsdann
ächten moralifchen Wert. Noch mehr: wenn die Natur diefem oder jenem überhaupt wenig Sympathie ins Herz gelegt hätte, wenn er (übrigens ein ehrlicher Mann) von Temperament kalt und hat
fie
allererft ihren
gleichgiltig
gegen die Leiden anderer wäre,
feine eigenen mit der
befondern
Gabe
der
vielleicht weil er,
felbft
gegen
Geduld und aushaltenden Stärke 139
Kant
verfehen, dergleidien bei jedem andern audi vorausfetzt, oder gar fordert,-
wenn
die
Produkt
Natur einen
fein
würde)
würde
er
höhern
Wert zu
denn
nidit
foldien
Mann
nidit eigendidi
nodi
Quell finden,
Wert
einen weit
mag?
des Charakters an, der moralifdi
Vergleidiung der hödifte
alle
gebildet hätte,
fidi felbft
geben, als der eines gutartigen Temperaments fein
aus Neigung, fondern aus
Es
zum Menfdienfreunde
in fidi einen
Allerdings! gerade da hebt der
und ohne
<weldier wahrlidi nidit ihr fdilediteftes
ift,
nämlidi daß er wohltue, nidit
Pflidit.«
Kant verlangt, daß in jedem Fall der Menfdi durdi diefen Zuftand eines Kampfes mit feinen Neigungen und ihrer Unterdrüd^ung durdi den Gedanken an die Pflidit darf hier nidit der Irrtum entftehen, als habe
hindurdigehen
folle.
rein tugendhaften »Pflidit
ift
die
Es wird
Handelns
durdi diefe Beifpiele nur der Begriff eines
entwid^elt.
So
Jede Rüdifidit auf den Erfolg des Handelns
Da
erhalten wir die Definition:
Notwendigkeit einer Handlung aus Aditung
fürs Gefetz«.
damit fdiledithin ausge-
ift
Handeln ohne Zwed^ undenkbar ift, alle außerhalb des Individuums liegenden Zwede nur durdi Neigung gewonnen werden können, fo muß der gefudite Zwed^ im Individuum felbft liegen. fdiloOen.
nun aber
ein
Hier aber dodi audi wieder
nidit in der finnlidien, hödiftens
der Glüdifeligkeit geriditeten Natur, fondern in fdien als eines vernünftigen
Wefens. Ein
dem Charakter des Men* ift Zwed^ an fidi felbft
foldies
und damit gelangen wir zu der Formel: »Handle heit
fowohl
in deiner
zeit zugleidi als
Perfon
als in
auf das Ziel
fo,
daß du die Menfdi*
der Perfon eines jeden Anderen, jeder*
Zwed^, niemals blos
als Mittel braudift«.
Es muß
hier
wiederum einem Irrtum gewehrt werden, als fei unter Menfdiheit die geRaum zerftreute Mafle der Menfdien gemeint. Eine foldie Interpretation müßte den allgemeingiltigen Charakter des Sittengefetzes zerftören. Vielmehr kann hier nur die Idee der Menfdiheit, erfaßt durdi den Begriff eines vernünftigen Wefens überhaupt gemeint fein. So entfteht nunmehr die Aufgabe aus dem Begriff eines vernünftigen Wefens die Formel des Sittengefetzes abzuleiten. Mit diefem ift der Ge* danke des Willens zu verbinden,- Vernunft und Wille vereinigt geben den Begriff der praktifdien Vernunft. Ift nun die Unabhängigkeit des Willens von der Neigung gefordert, fo bleibt nur die Möglidikeit einer Überein* ftimmung des Willens mit der Vernunft als Prinzip. Dies Verhältnis wird durdi die Idee eines kategorifdien Imperatifs ausgedrüd^t. Im Gegenfatz zu den hypothetifdien, weldie immer nur die Notwendigkeit eines Mittels zu einem Zwed^ ausdrüd^en, ftellt er eine Handlung »als für fidi felbft, ohne Beziehung auf andere Zwed^e als objektiv notwendig vor«. Aber wie können wir uns bei dem einzelnen Willensentfdiluß, bei der Maxime verfidiert halten, das SittIidi*Gute zu wollen? In dem Willen kann eine gebene, im
140
^^
Kant
Bcftimmung
folchc
Was Was
Sie
muß
aus der Vernunft entfpringen.
ihrWefen?
ift
Wir
nidit liegen.
rühren mit diefer Frage an die letzten
Gedanken Kants überhaupt.
Vernunft? Eine Antwort können wir nur geben durdi den Ge* danken ihrer abfoluten Widerfprudislofigkeit, es muß in ihrem Wefen liegen, daß fie das Falfdie von fidi abftößt. Dies wird dann audi ein i(t
Wille tun müITen, der die Forderung einer unbedingten Geltung des von
ihm Gewollten
in fidi fdiließt.
Formel, weldie
Er muß
gefunden wird,
fo
alfo als Prinzip einer
Widerfprudi
auftreten, in der der
keit
Gefetzmäßig*
fdiledithin ausgefdilolTen
»Handle
lautet:
daß die
fo,
Die
ift.
Maxime
deines Willens jederzeit zugleidi als Prinzip einer allgemeinen Gefetzgebung gelten könne«.
Beifpiele
Frage, ob der Menfdi
können audi
Erläuterung dienen. Die
hier zur
das Leben nehmen dürfe, wird beantwortet
fidi
durdi die Entwid^Iung eines Begriffes der Natur, die zugleidi den MenIHien
zur Selbfterhaltung, zugleidi begriff
ift
in
fidi
Wohkätigkeit für Nidit die
will.
zum
Selbftmord antreibt. Ein foldier Natur*
widerfprudisvoll. fidi
Ebenfo
verlangt, anderen aber
Überlegung auf
egoiftifdie
Wollen kann
annehmen.
keit
nidit
Wollen
ohne Widerfprudi
muß
Gefetzmäßigkeit
übereinftimmend,
d. h.
widerfprudislos
zu
nidit
fie
einem Wollen, das
werden
teil
laflen
die Folgen, fondern die
finnung auf den Widerfprudi im eigenen foldies
es mit
ift
die
entfdieidet hier.
Form
einer
Be* Ein
Gefetzmäßig*
eben ihrem Begriffe nadi
in fidi
fein.
Diefe trodcene Formel der kategorifdien Imperatives, weldie ja eigent* lidi
nidits
Maxime,
mehr die
Operation der Verallgemeinerung vorgenommen werden
appelliert dodi
foll,
an das
Farbe und Leben.
alles
daß mit einem fubjektiven Grundfatze, einer
ausfagt, als
Wefen des Menfdien. Und hier gewinnt nun dem Willen von dem Gegenfatz in unferer
In
Natur, wie er durdi das Herausringen aus den Antrieben der Neigungen
Höhe
Forderung zum Bewußtfein kommt, liegt das Ge* heimnis unferer Beftimmung aufgefdilolTen. Das Sollen gebietet ein Han*
zur
dein,
der
fittlidien
das über
alle
Wirklidikeit hinausführt, es wird der Sinn unferes
Lebens, der im Unendlidien
viduum an
liegt,
uns
enthüllt.
Dies erfährt das Indi*
und es trägt in fidi das Bewußtfein von der Allgemein* giltigkeit des von ihm als fittlidi Erkannten. Es gewinnt feine Perfönlidi* keit und den Gedanken der Gemeinfamkeit der vernünftigen Wefen in einem Reidi der Zwed<e: »Pflidit! du erhabener, großer Name, der du nidits Beliebtes, was Einfdimeidielung bei fidi führt, in dir falTeft, fondern Unterwerfung verlangft, dodi audi nidits droheft, was natürlidie Ab* fidi
ndgung im Gemüte
erregte
fondern blos ein Gefetz
nnd findet
und dodi
fidi
und
aufftellft,
felbft
fdired^te,
um
weldies von
den Willen zu bewegen, felbft
im
Gemüte Eingang
wider Willen Verehrung <wenn
gleidi
nidit
141
Kant
immer Befolgung) LIrfprung,
und
wo
Wurzel abzudämmen den
Menfchen
fich
Es kann
die
Wurzel
nichts
der deiner würdige
ift
deiner edlen Abkunft, welche ausfchlägt,
ftolz
und von welcher
Bedingung desjenigen Werts geben können?
die unnachlaßliche
allein felblt
ift,
was den Menfchen über fich felblt was ihn an eine Ordnung der Verltand denken kann, und die zugleich die
Minderes
als
fein,
einen Teil der Sinnenwelt) erhebt,
Dinge knüpft,
die nur der
ganze Sinnenwelt, mit in
man
findet
Verwandtfchaft mit Neigungen
alle
Neigungen verftummen, wenn
alle
insgeheim ihm entgegenwirken, welches
gleich
fie
dem
erwirbt, vor
I
ihr
das empirifchbeftimmbare Dafein des Menfdien
Ganze
der Zeit und das
Zwecke
aller
<welches allein folchen unbe^
dingten praktifchen Gefetzen als das moralifche angemeflen
Es
hat.
Perfönlichkeit, das
nichts anderes, als die
ilt
ift)
ift
unter
fidi
die Freiheit
und Unabhängigkeit von dem Mechanismus der ganzen Natur, doch zu* Vermögen eines Wefens betrachtet, welches eigentümlichen, nämlich von feiner eigenen Vernunft gegebenen, reinen praktilchen Ge^
gleich als ein
fetzen, die Perfon alfo, als zur
unterworfen
lichkeit
da
denn
es
nicht
fofern
ift,
Sinnenwelt gehörig, ihrer eigenen Perfön^
Welt gehört/
zugleich zur intelligiblen
fic
zu verwundern
wenn
ift,
der Menfch, als zu beiden
Welten gehörig, fein eigenes Wefen in Beziehung auf feine zweite und höchfte Beftimmung nicht anders als mit Verehrung und die Gefetze der* felben mit der höchften Achtung betrachten muß«. Jetzt
ift
es auch möglich,
Es wird
zu ergründen.
erft
und
unter Gefetzen
ein
den Tieffinn der Kantifchen Freiheitslehre
der paradoxe Satz aufgeftellt, daß ein Wille
freier
Wille
identifch
Bewußtfein unter einem Gefetze zu ftehen kann, fo
Weil
muß
es ein befonderes fein
diefer fchließlich
ziert wird, fo
feinem
Wefen
Willen
ift
aus
deutlich,
dem
und
dies
ift
Gebot
als ein folches,
befolgt,
Wefens dedu* wenn er ein aus
eben zugleidi feinem
Sollen weift den Menfchen hin auf feine Beftimmung.
Vielmehr
Erreichen befteht.
muß
freien
Auch
zu vereinigen. Diefes
ift
es für ihn nicht möglich,
ift,
Es
ftelft
nicht erreichen
den Ablauf des der
fittlichen
läßt fich nicht ethifch begreifen
Schuld und Strafe ftehen nicht
welche die fchwerfte
Leben
den Konflikt erleben, der zwifchen Wollen und
er
Notwendigkeit unterworfenen Gefchehens mit den
die der
Kant zum Aufbau
in
rechtem Verhältnis.
Menfth
in
Forderungen
oder rechtfertigen. Diefe 'Einficht,
feinem Leben verwinden muß,
einer moralifchen Welt.
Schon
der reinen Vernunft« hatte er auf die beiden Fragen:
142
das
nicht
folgt.
Das
führt
nun
der kategorifche Imperatif.
zugleich ein Ideal auf, das er in feinem diesfeitigen
kann.
Da
feien.
jedem Fall Freiheit auslöfen
Begriff eines vernünftigen
daß der Menfch
entquellendes
in
in
der »Kritik
Was
kann
ich
ll
V
Kant
was
wiflcn?
foll
idi
tun? die dritte folgen lalTen:
Bei Stellung diefer Frage geht
Kant von der
ausfctzung aus, daß das Syftem der kcit
verbunden
Beide
fein müITe.
in
Sittlidikeit
die
mit
ihrer hödiften
ergeben das Ideal des hödiften Gutes. i(t
Was
freilidi
Von
darf
hoffen?
id\
unbewiefenen Vor*
dem
der Glüdkfelig*
Vereinigung gedadit,
diefen beiden
Beftimmungen
obcrßc die völlige Angemeflenheit der Gefinnung zum moralifdien Da dies Ideal aber von keinem Menfchen in feinem
Gefetz, die Heiligkeit.
Leben
diesfeitigen
Fortdauer
in
erreidit
werden kann,
fo ergibt fidi das Poftulat feiner
einem jenfeitigen im Sinne eines unendlidien ProgrelFus der
Annäherung an das gedadite Ziel. Die zweite Beftimmung, die Glüd^* feligkeit, kann dem Menfdien weder die Natur nodi das Sittengefetz garan* tiercn. Die erßere nidit, infofern er nidit Herr ihrer ift, das zweite nidit, da CS ganz unabhängig von der Natur und deren Übereinftimmung zu unfercm Begehrungsvermögen begründet wurde. Da wir nun aber dodi
Gut zu
das hödifte
befördern fudien
follen, fo
wird audi das Dafein einer
von der Natur unterfdiiedenen Urfadie der »gefammten Natur, weldie den Grund diefes Zufammenhanges, nämlidi der genauen Übereinftimmung der Glüd^feligkeit mit der Sittlidikeit enthalte, poftuliert«. ift
Gott.
Er
iß oberfte
Urfadie der Natur und zugleidi
Dies
muß
Wefen
er eine der
Gefinnung gemäße Kaufalität haben. So ift er ein Wefen, das Vcrftand und Willen befitzt. Das Streben nadi Heiligkeit und die Ermoralilclien
wartung der Glüd^feligkeit finden
in
dem Gedanken
eines gerediten, gött*
lidien Riditers ihre Befriedigung.
So nidit
liefert
was die theoretilclie Philofophie und Dafein Gottes find Poftulate der der Begründung diefer Ideen bringt Kant
eine Moraltheologie das,
geben konnte.
Unfterblidikeit
reinen praktifdien Vernunft.
In
Gedanken zu einem gewiflen Abfdiluß, die feit der Renaiflance Geltung erlangten. Im Gegenfatz zur Ableitung der Werte des Diesfeits aus jen* feitigen
Beftimmungen, wie
fie
im Mittelalter gefdiah, fehen wir
crcn Philofophie das Jenfeits aus
dem
hödiften Ideal
in
der neu*
und der hödiften
Steigerung und Kraft des Diesfeits begriffen.
Der auf fidi felbft geftellte Anerkennung des aus feinem Wefen fließenden fittlidien Gebotes zum Bewußtfein feiner Beftimmung gelangte Menfdi baut fidi ein und durdi
die
Jenfeits auf,
das er bildet nadi
hinaus weifenden Werten.
werden
in
dem im
ein perfönlidies Verhältnis des
fdieinen die Pfiiditen als göttlidie ihre
dern
und über
Menfdien zu Gott.
Gebote, wohlverftanden
es
Dann
nidit fo,
er*
daß
Geltung aus dem Befehle des hödiften Wefens abgeleitet wird, fon* fo, daß fie im moralifdien Sollen unabhängig von jeder weiteren Be*
Ziehung unmittelbar erfaßt und dann des Sittlidien gelegt werden.
L
Diesfeits geltenden
Diefe Konftruktion kann dann umgewandelt
in
Gottes Willen
als
den Bewahrer
143
Kant
So
Moral zur
führt die
diefem Punkte an. Sie
Kants Religionsphilofophie
Religion.
(teilt fidi
dar
fetzt
an
Verfudi, eine Synthefe Zwilchen
als ein
der eben entwickelten reinen Vernunftreligion und den Lehren der
dirift*
Zufammenhang betont. Sdion der Titel »Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Ver^ nunft« foll ausdrücken, daß es fidh nicht um eine Religion aus bloßer Ver= nunft handelt, es wird nur vorftellig gemadit, »was im Text der für offene lidien Kirdie herzultellen.
Ausdrücklidi hat Kant diefen
hart geglaubten Religion, der Bibel, audi durch bloße Vernunft erkannt
werden kann.« Die Religionsphilofophie erhält von der Moral den Begriff des höchften Gutes und den von der Annäherung an dies Ziel, Doch kann es fich jetzt nicht mehr um die Konftruktion diefes Ideenzufammenhanges handeln, fondern vielmehr lichkeit
der gedachte Fortfehritt
Natur
liehen
es befteht bei
ergibt fich der
um
die Frage,
ftattfinde.
Aus
wie
in empirifcher
Wirk-
der Doppelheit der menfdi^
Gegenfatz von Sinnlichkeit und Vernunft und
dem Menfdhen
die
Tendenz, »die Triebfedern der
Selbftliebe
Neigungen zur Bedingung der Befolgung des moralifchen Ge* So können wir von einem Hang zum Böfen in der menfchliciien Natur fprechen und die Entwicklung der Menfdiheit auffallen
und
ihrer
fetzes«
als
zu machen.
einen
Kampf
des böfen Prinzips mit
einer Gefellfcfiaft
dem
guten.
Das
Ziel,
ift
aber einer äußeren Organifation und ihr entfprecbender Mittel,
Volkes Gottes
eines
ift
Die Idee
deshalb in der Erfcheinungswelt nur möglich, durch
die Konftitution einer Kirdie. Schrift als eines
unter
nun die Errichtung und Ausbreitung nach Tugendgefetzen. Eine foldie Entwicklung bedarf
diefem Gefidhtspunkt ausgefprochen,
Diefe bedarf dann wieder einer heiligen
Offenbarung enthaltenden Buches.
Die
letztere
ift
not*
wendig aus der Schwäche der menfchlichen Natur, »da auf den reinen Glauben niemals fo viel gerechnet werden kann, als er wohl verdient, nämlich eine Kirche auf ihn allein zu gründen.« So treten einander gegenüber Vernunft und geoflFenbarte, rein moralifche und ftatutarifche Re*
—
:
ligion.
daß die
Ihr Verhältnis in
bezug auf den Inhalt der Religion
letztere die erftere als
den für eine beftimmte,
zeitlich
Auslegerin anzuerkennen hat.
nun das, Gegenüber
ift
bedingte Kirche geltenden Statuten enthält
die Vernunftreligion ein beftändig fich erhaltendes Syftem.
Dies Verhältnis
der Unterordnung der erfteren unter die letztere enthält aber zugleich die
Gedanken zur Konftruktion einer Gefchichte der Kirche. Es allmähliger Übergang des Kirchenglaubens zur Alleinherrfchaft des
fyftematifchen foll
ein
reinen Vernunftglaubens ftattfmden.
Diefer Prozeß läßt
fich
an der Ent-
wiciilung der chriftlichen Kirche beobachten, befonders das 18. Jahrhundert
begründet die Hoffnung auf eine Kirche.
144
alle
Menfchen auf immer vereinigende
Kant
und
Althetik
Teleologie.
thcoretilche Philofophie hatte
Kants
den Gegenfatz zwifcfien Natur und
Freiheit zur größten Sdiärfe ausgebildet.
In der Ethik
waren aber dann
Motive hervorgetreten, weldie nadi einer höheren Synthefe drängten. In dem Gedanken des SoIIens lag ausgefprochen, daß die Welt der Freiheit auf die der Natur einen Einfluß haben müfle.
Audi
führte die Idee des
von fittlidier Vollkommenheit ihrer Verwirklidiung Gedanken zu dem und Glückfeligkeit in fidi fdiloß, in einem Jenfeits, das als eine Fortfetzung des diesfeitigen Lebens aufge^ faßt werden mußte. Diefe Forderungen fanden nun eine Befriedigung in dem metaphyfifdien Begrifl^ eines Überfinnlidien, in weldiem Natur und höchften Gutes, weldie eine Vereinigung
Freiheit vereinigt vorgeltellt
Es mußte
Problem
auf.
Geltung
diefer Idee
im
wurden.
Zugleidi trat hier ein methodilches
und
der Verfudi gemadit werden, die Stellung
Syßem
der kritifdien Philofophie zu beftimmen.
Und wie nun der Gedanke des Überfinnlidien gewonnen war aus der Tendenz zu einer Synthefe zwifdien Natur und Freiheit, fo ergab fidi die Aufgabe, den transfcendentalen Ort für ihn in einem Erkenntnisvermögen zu fudien, das eine Mittelftellung zwifdien Verftand und Vernunft einnahm. Von diefem ließ fidi vorausfagen, daß Erkenntnis durdi es nidit gewonnen Es konnte nur
werden konnte.
die
Aufgabe haben,
die Verltandeser*
kenntniflc zu der höheren Einheit der VernunftbegriflFe überzuführen.
kann
nur ein
alfo
Vermögen der
Beurteilung
fahren der Reflexion über die Gegenftände der fubjektives Prinzip
und
die
fein,
es gibt nur ein
Natur
an.
Es
ilt
Dies Prinzip nennt Kant die Zwed^*
fein.
mäßigkeit und das gedadite Erkenntnisvermögen die Urteilskraft.
kcit
Ver-
nur ein
Übereinitimmung der Gegenftände der Natur
mit ihm kann nur eine zufällige
nun eine
Es
Es
gibt
und eine logifdie Vorftellung von der Zwed^mäßig^ der Natur. Der erßeren werden wir inne durdi das Gefühl der Luft, äfthetifdie
die zweite wird durdi einen Begriff fpridit,
vorgeftellt.
Demnadi
gibt
von einem Dinge, das diefem ent* es eine äfthetifdie und eine logifdie
Urteilskraft.
Indem Kant der Äfthetik diefe fyftematifdie Stellung einräumte, geftand Bedeutung zu, die fie vordem nodi nidit gehabt hatte. Sie, die
er ihr eine zuerft
nur ein befdieidenes Plätzdien beanfprudien durfte und von
garten nur mit einer Entfdiuldigung in das Syftem eingeführt
wurde nunmehr
Baum-
worden war,
Das ErlebSdiönen war das, was die Gegenfätze der menfdilidien Natur Ohtrbrüditc und dadurdi, daß es mit Hilfe der transfcendentalen Methode deduziert wurde, wurde es zu einer notwendigen Äußerungsform unferes Wefens. als
verbindendes Glied des Ganzen gedadit.
nis des
k
145
Kant
Kant verfudite nun mit Hilfe der aus der theoretifdien Philofophie übernommenen Fragelteilung die Eigentümlidikeit des äfthetifdien Urteils zu beftimmen. An diefem wird Itets hervorgehoben werden müflen, daß es zwar von fmniidien Eindrüd^en herrührt, aber dodi einen höheren Wert als die eigendidie und nur finnlidie Luft in fidi trägt. Und damit in Zu^ fammenhang ift dann das über ein bloß finnlidies Erlebnis Hinausreidiende und Geltung für das in ihm ausgedrüditen Verlangende zu diarakterifieren. So fdieidet Kant es zuerft ab von den Beziehungen des Menfdien zu Oh^ einem
jekten, die auf
beruhen.
Interefle
Das
Gefdimad^surteil
ohne
ift
nenne einen Gegenftand fdiön, ohne daß feine Exiftenz und ein Verhältnis zu meinem begehrenden Idi in Frage käme. Damit läßt fidi dann leidit die Einfidit verbinden, daß es nur die for^ alles Interefle, idi
mir das äfthetifdie
Ur^
auslöfen, nur zu feiner Materie könnte idi in das Verhältnis des
Be*
malen Eigenfdiaften des Gegenftandes teil
Und
gehrens treten.
unter fudie
idi
find, die in
den Gegenftand meines
Genießens unter dem Gefiditspunkt des Zwed^es, danke der Zwed^mäßigkeit ohne
allen
Es wird
Zwedc.
äfthetifdien
fo ergibt fidi der in
Ge^
mir ein har-
monildies Verhältnis meiner Erkenntniskräfte hervorgerufen, ohne daß
dodi irgendwie diefer Zuftand von der Einfidit
Ding
Idiöne
Kant
in
haben könnte, abhängig wäre.
für midi
das Gefühl von
dem
Überindividuellen,
dem Bewußtfein
ftandes gefehen.
den Zwedc, den das
in
Und
dem Gelten
(Hiließlidi
der allgemeinen Mitteilungsfähigkeit diefes
Idi fühle in
wird
des Sdiönen, von
Zu*
mir etwas angeregt, das, trotzdem es per*
wird, dodi mir fo bedeutend erfdieint, daß es ein Allge*
fönlidi erlebt
Wir muten deshalb Wir ftreiten nidit über
meinmenfdilidibedeutungsvolles genannt werden kann.
dem Anderen Beiftimmung zu unferem den
finnlidien,
Es
ift
wohl aber über den fidi
äfthetildien
Geldimadi.
worden, daß nirgends mehr
oft gefagt
Kantifdie Genie
Urteil an.
offenbare.
als
an
diefer Stelle das
Obgleidi er unter den Künften eigendidi
nur zur Poefie ein näheres Verhältnis hatte, hat er dodi Formulierungen gefunden, die heute nodi nidit veraltet
Er
find.
benutzte dabei zweifellos
die reidie äfthetifdie Arbeit feines Jahrhunderts,- aber dadurdi,
Hilfe feiner transfcendentalen feine
Methode das
daß
er mit
äfthetifdie Urteil ableitete
Geltung zu beftimmen verfudite, fdiuf er
zum
erften
Mal
in
und
Deutfdi*
land ein wirklidies Syftem der Äfthetik.
Weniger von der Syftematik Kants abhängig
ift
feine
Lehre
Sdiönen den allgemeinen
vom
als
von
äfthetildien
146
ift,
Form
fidi
des Gegenftandes,
hefteht, betrifft, »fondern an einem formlofen Gegen* fofernUnbegrenztheit an ihmoderdurdidelfenVer*
Begrenzung
ftande zu finden
Weltanldiauung
Grunddiarakter gemein hat, aber
dadurdi von ihm unterfdieidet, daß es nidit die die in der
feiner
Gefühl des Erhabenen, das mit dem des
Kant
und dodi
anlalTung vorgeltellt
nun Formlofigkeit an
Da
Totalität derfelben hinzugedadit wird«.
Quelle eines älthetifdien Genuffes
diefen Gegenfatz
Aufgabe
fo cntßeht die
nidit
fidi
kann,
fein
zu überwinden. Audi^hier
zeigt
fidi dn bedeutfamer Unterfdiied: »Das Sdiöne führt direkt ein Gefühl der Beförderung des Lebens bei fidi, das Gefühl des Erhabenen aber ift eine
nur indirekt entfpringt, nämlidi fo daß
Luft, weldie
einer
augenbIid^Iidlen
Hemmung
folgenden defto Itärkeren
Rührung kraft
zu
fie
durdi das Gefühl
und darauf
der Lebenskräfte
fogleidi
Ergießung derfelben erzeugt wird, mithin
als
kein Spiel, fondern Ernft in der Befchäftigung der Einbildungs* fein Icheint«.
Die Überwindung des empfundenen Gegenfatzes
nun durdi den Gedanken an die Doppelfeitigkeit der menfdilidien Natur. Von dem übermäditigen Gegenftande werden wir nur als finnlidie Wcfen niedergeworfen, vor den Gewalten der Natur verfthwindet der
gcl(iiieht
nur phyfifdie Menfdi, aber diefer die
Zwang, der auf uns ausgeübt
wird, ruft
höhren Kräfte unferer Seele wadi, der Gedanke von der Unendlidi^
keit unferer
Beftimmung bezwingt jenen und
faflung, weldie
dem Gefühl
gibt
uns eine Gemütsver^
der Aditung, wie wir es aus der praktifdien
ift. So ift denn audi eigentlidi kein Gegen* Gemütsftimmung des Menicfien. Die Tatfadie, daß wir das Unendlidie zwar finnlidi nidit auffaflen, aber dodi überwinden und als einheididien Eindruck, als Totalität vorftellen können, weift auf
verwandt
Philofophie kennen,
ftand erhaben, fondern die
dn
überfmnlidies
Vermögen
in
uns: die Vernunft. Hier
tritt
die
Erinne^
rung an die Sdilußworte der »Kritik der praktifchen Vernunft« wieder
Und
auf.
Zufammenhang Kants
audi der
vor allem Pope, Haller und Klopftock bei
diefen fo
ift
mit Diditern feiner Zeit wie
für
den Kenner
deutlidi.
Wie
entftrömt auch bei ihm Naturbegeifterung aus den Ideen
über die Unendlichkeit der Sdiöpfung und den Gefühlen der Ewigkeit,
den Menfchen wie ein Sdiauer ergreifen. Der tiefe Eindruck, den Kant von den Wundern des Alls in feinen naturphilofophifdien Phanta* fieen erhielt, bekommt hier feine letzte, großartige FalTung. Und die Natur, weldie foldie Gefühle im Menfdien anregt, erhält dadurdi felbft auch eine
die
höhere Beziehung, finnlidie
Symbol des
tdic Neben
Form
fie ift
Es
Ichaut durch
Das Schöne
ift
ein
Sittlidi guten.
diefe
Lehre
äfthctifchcn SdiafFcn.
wenn
das Subftrat des Überfinnlichen.
hindurdi uns gewilTermaßen an.
vom äfthetifdien Genießen ftellt nun Kant Er fteht dabei faft ganz auf den Sdiultern
die
vom
anderer,
Kunft als eine Kunft des Genies bezeichnet. Und zwar den Begriff des Genies einzig und allein dem Künftler zukommen hlTen. Hier erhebt er fidi zu großer Freiheit des Urteils, wenn er im er die fchöne
will er
Gegenfatz zu den pedantifdien Regelbüdiern
feiner Zeit
das Redit des
147
Kant
mandie Abweichung von der gemeinen Regel als Verdienß und er will nidit, daß das Unnadiahmlidie feines Geiftesfdiwunges durdi ängftlidie Behutfamkeit leide. So findet er dann die Formel, daß das »Genie die angeborene Gemütsanlage ift, durdi welche die Natur der Kunft die Regel gibt«. Denkt man diefen Gedanken zufammen mit dem, daß Schönheit
Symbol des Sittlichguten fei, fo bieten fich bedeutungsvolle Ausblicke dar. Die Natur enthüllt im Schaffen des Genies gewiffermaßen unausgefprochen ihr eigenes Wefen. So muß ihr ein Prinzip zu Grunde liegen, das ver* einigt in fich trägt, was in der Erfcheinungswelt gefondert auftritt. Und wie die Kunft im wie
überleitet,
fie
äfthetifchen
vom
Genießen
den Menfchen veredelt,
Sinnlichen
zum
Sittlichen
fo fieht fich die älthetifche Urteils^
und außer ihm, was nicht Natur, auch nicht Freiheit, doch aber mit dem Grunde der letzteren, nämlich dem Überfinnlichen verknüpft ift, bezogen, in welchem das theoretifche Vermögen mit dem praktifchen auf gemeinfchaftliche und unbekannte Art zur Einheit kraft
»auf etwas im Subjekte
verbunden wird«.
Hier
felbft
liegen,
noch nicht bis zur letzten Synthefe ge-
bracht, Ideen vorbereitet, welche Schiller bildete,
dann zu dem Gedanken weiter
daß die Menfchheit nur durch die Schönheit zur Erfüllung
Idee gelangen könne.
Und von
hier aus
Glaubensbekenntnis der Romantik, druck in
dem Satz gegeben
ewige Organon und
zugleidii
hat:
dem
dann nur
ift
Schelling den prägnanteften
»Die Kunft
Dokument
ift
zum Aus-
das einzig wahre und
Kant
ein
metho^
Problem der naturwiflenfchaftlichen Forfchung mit dem durch
gegebenen einer Verföhnung von Natur und Freiheit.
die Ethik
Schon
ihrer
der Philofophie«.
In der Kritik der teleologifchen Urteilskraft verbindet dologifches
ein Schritt
in
der »Naturgefchichte
und Theorie des Himmels«
hatte
Kant
Wefen aus rein medianifchen den berühmten Worten ausgefprochen »Ift man
die Unmöglichkeit, die Exiftenz organifcher
Urfachen zu erklären, mit
:
im Stande zu fagen: gebt mir Materie,
ich
will
euch zeigen, wie eine
Raupe erzeugt werden könne? Bleibt man hier nicht bei dem erften Schritte aus Unwiffenheit der wahren inneren Befchaffenheit des Objekts und der Verwickelung der
Man
darf es
fich
daß eher
in
demfelben vorhandenen Mannigfaltigkeit ftecken?
alfo nicht
befremden
laffen,
wenn
ich
mich unterftehe zu
Himmelskörper, die Urfache ihrer Be^ wegungen, kurz, der Urfprung der ganzen gegenwärtigen Verfaffung des Weltbaues werde können eingefehen werden, ehe die Erzeugung eines fagen,
die Bildung aller
Raupe aus mechanifchen Gründen deutlich und kund werden wird«. Auf diefem Standpunkt fteht Kant auch jetzt. Der Begriff des organifchen Wefens wird von ihm erläutert durch den eines Naturzweckes. Die Teile eines folchen find ihrem Dafein und einzigen Krauts oder einer
vollftändig
148
Kant
nach nur durch Beziehung auf das
Form
der
binden
fich
dadurch zur Einheit, daß
und Wirkung
ihrer
Form
fie
Ganze
Audi haben
fmd.
möglich und
fie
ver*
voneinander wechfelfeitig Urfadie die organifchen
Wefen im
Gegenfatz zur blos bewegenden Kraft der Mafchine »bildende Kraft«. So kommen wir zu der Definition: »Ein organifiertes Produkt der Natur ift das, in
welchem
alles
Zweck und
wechfelfeitig auch Mittel
ift«.
Als Er-
demnach der ZweckbegrifF dar. Nun aber ent* Zwecke können fidi nur intelligente Wefen fetzen (teht folgendes Problem. und als ein folches fehen wir die Natur nicht an. Demnach kann die Be*
klärungsprinzip bietet
fidi
von Produkten der Natur unter dem erklärenden Gefichtspunkte kommenden Zweckes nur ein regulatives Prinzip an die Hand geben und ich darf einzig und allein fagen, daß idi nur nach »der eigentümlichen Belchaffenheit meiner Erkenntnisvermögen trachtung
eines in ihnen zur Realifierung
über die Möglichkeit jener Dinge und ihre Erzeugung nidit anders urteilen
wenn ich mir zu diefer eine Urfache, die nadi Abfichten wirkt, Wefen denke, welches nach der Analogie mit der Kaufalität Verftandes produktiv ift«. So kommen wir zur Konkurrenz zweier eines Erklärungsprinzipien: eines rein mechaniftifchen und eines teleologifdien. kann, als
mithin ein
Hier fuhrt
will
nun Kant, daß das
erftere fo weit
wie irgend möglich durchge-^
werde, auch aus der Überlegung heraus, daß wir bei der unend*
lidien Mannigfaltigkeit lidikeit
der befonderen Naturgefetze niemals die
einer rein mechanifchen
Erklärung beweifen können.
Unmög*
Anderfeits
Vorgänge der Natur überhaupt erft unter Zugrundelegung des Zweckbegriffes unterfudit werden können und daß wir fie deshalb als einer Kaufalität nach Zwed^en
darf aber doch nicht vergeffen werden, daß manche
untergeordnet denken muffen.
Die Exiftenz der organifchen Wefen erlaubt nun den Verfudi die ge*
fammte Natur
als ein
Syftem nach der Regel der Zwecke zu betrachten.
Diefe neue Frageftellung
nommen
ift
gerichtet
auf die Natur
felbft, fie
wird über*
Zufammenhang von Gefetzmäßigkeit und nun nach feiner Bedeutung gefragt. So entfteht der Begriff eines Zweckes der Natur und wir können als ihren letzten Zweck den Menfchen anfehen, da er das einzige Wefen ift, »weldies fich einen Begriff von Zwecken machen und als ein
aus einem Aggregat von zweckmäßig gebildeten Dingen durch feine Ver*
Zwecke machen kann«. Das Ziel, das die Natur nun mit dem Menfchen anftrebt, ift feine Kultur. Wir wiffen aber, daß damit des Menfchen Beftimmung nidit erfchöpft ift. Und fo muffen wir zu nunft ein Syftem der
dem
Begriff des
andern
als
Endzweckes
Bedingung
auffteigen, d. h, eines folchen, »der keines
feiner Möglidikeit bedarf«,
Diefe Idee wird ein-
geführt unter Berufung auf das Zugeftändnis des gemeinften Verftandes.
^
Er wird
fidi
des Gedankens nicht entfchlagen können, daß die
Welt ohne 149
Kant
den Menfdien eine Wüfte und ohne Endzwed^ fein würde. So wird eine Deutung in Hinblid^ auf den Menfdien verfudit. Der Gegenfatz von Medianismus und Teleologie verfdiwindet vor diefer Betraditungsweife, beide Begriffe werden zufammengefaßt gedadit unter dem der Natur, die dann wieder in Gegenfatz tritt zu dem der Freiheit. Aus den Ergebe niffen der Ethik i(t nun klar, daß der Menfdi nur als moralifdies Wefen Zwed^ der Sdiöpfung fein kann. Dadurdi ift für die Welt der Natur und die der Freiheit ein vereinigendes Prinzip gefunden. Das »moraHfdie Ver-
muß
hältnis
eben fo notwendig die Bedingung der Möglidikeit
Sdiöpfung gewefen
als
fein,
das nadi phyfifdien Gefetzen«.
So
einer ift
es
möglidi, die Sdiöpfung aus einer Abfidit des Sdiöpfers zu interpretieren.
Können wir ihm
einen
Freiheit möglidie
Gut
uns ein foldies nidit
Wefen, das
Nur
fo
botenen
Endzweck beilegen? Er würde das hödifte durdi der Welt fein. Es ift nun klar, daß die Natur
in
Die Garantie
liefern kann.
und
zugleidi eine verftändige
ilt
nur möglidi durdi ein
eine moralifdie Welturfadie
ift.
Ge^ Welt gefidiert. Ein als Pflidit aufge* Natur ohne allen Endzweck würden mit
wird die Ausführbarkeit des durdi das morahfdie Gefetz in
der uns umgebenden
gebener Endzwedi und eine
einander in Widerfprudi ftehen.
Die Verwertung des Zwed^begriffes für die Behandlung des Problems Natur und Freiheit zeigt, weldie Bedeutung eine neue Problemitellung für die Löfung längft durdidaditer Sdiwierigkeiten haben kann. Die »Kri^ tik
dem
der Urteilskraft« hat in
Begriff
vom Menfdien
als
dem Endzwedc
der Sdiöpfung Ideen zu einer letzten Formulierung gebradit, weldie
von Beginn an
bis
zu diefem
Werk
fidi
Der Gedanke von
verfolgen laffen.
der Ausnahmeftellung des Menfdien hat nunmehr feine fdiärffte begriffhdie
Faffung erhalten, und es dodi nidit
fie allein.
Es
ift
hat
Löfung gab. Aber
die Ethik, weldie diefe fidi
gezeigt,
wie unentbehrlidi für die Idee
des Endzwed^es der GIüd^feligkeitsbegrifF ilt. Er verlangt eine Zuord* nung der Natur zu dem Syftem der moralifdien Ideen, da das Streben nadi Glüd^feligkeit dem Menfdien von ihr eingegeben ift. Dies natürlidie
Streben
kommt
aber einmal in
dem Medianismus
der
Natur
feinem Redit und wird gewiffermaßen von ihm zurüd^gewiefen. feits
erlaubt die Ethik nidit, daß es zu einem
Sinne
fittlidies
Handeln werde. Trotzdem
Motiv
hält
für ein
im
nidit
zu
Ander* ftrenglten
Kant, einem inftinktiven
Bedürfnis und einem Glaubensfatz der Religion gehordiend, an der For^
derung einer Synthefe von
Sittlidikeit
und
Bau
der moralifdien
vereinigt gedadit, fliehen follen.
150
Welt
während
auf. fie
feit und nimmt Fundament in den
Glüd^feligkeit
durdi den letzteren Begriff ein natürlidies Streben als
Beide Syfteme werden im Überfmnlidien dodi im Sinnlidien
fidi
immer
fliehen
oder
Kant
Gelchichtsphilofophie. Kants
gefdiiditsphilofophifdie
gefdiiditlidien Anfiditen feiner fidi
bei
ihm der
Lehren
find
auf
Grund
Frühzeit entitanden.
der entwid^Iungs*
Von
ihnen aus erhielt
auf das Gefamtgefdiehen
univerfaliftifdie Blid^
in
der
Ge^
Dodi ftützte er fidi andererfeits auf die Vorar^ England und Deutichland im 18. Jahrhundert Frankreidi, beiten, weldie in geliefert worden waren. Das eigentlidi wiirenfdiaftlidie Fundament für eine gelchiditsphilofophifche Betraditung war von Montesquieu dadurdi gelegt worden, daß er die Bedingungen und Gefetze des gefellfdiaftlidien Lebens unterfudite. Er ging dabei von dem Gedanken einer in der Erfdieinungs* weit angelegten rationalen Ordnung aus, weldie gegenüber dem diefe be^ (chidite
der Menfdiheit.
herrfdienden Wedifel eine gleidibleibende, ewige
und verwertete für
feine gefdiiditsphilofophifdie
ift.
Nun
folgte Voltaire
Konftruktion vor allem
den Begriff eines Zufammenhanges der Kultur, der das natürlidi bedingte
Leben ebenfo wie
gefelirdiaftlidie
verfudite.
Strömungen zu umfalFen ihm der Glaube an den Fortfdiritt
die geiftigen
Befonders lebendig war
in
der Menfdiheit, den er in Hinblidc auf die eigene Zeit als eine Entwid^-^ In England war es vornehmlidi Hume, der Mädite der Gefdiidite pfydiologifdi zu begreifen verfudite.
iung zur Freiheit auffaßte. die treibenden
In Deutfdiland
hatte Leibniz
für
eine univerfaliftifdie Betraditung den
Rahmen in feinen Ideen über din Entwid^Iung des Univerfums geliefert. Dann wirkten die Lehren eines Voltaire hinüber und es wird der Gedanke einer Univerfalhiftorie ausgebildet, weldie Welt und Menfdiheit als eine und
Einheit zu begreifen darzußellen und
Kant der Sdiweizer
vom Zuftande in
Ifelin die
Gemeinfam war
all'
führte dazu,
widclung aufzufallen. Diefer Anfidit
vom Standpunkte
betraditetc
Sdiließlidi hat
kurz vor
Menfdiheitsentwid^Iung durdi den Fortgang
diefen Theorieen
dem
der Ver^
eine optimiftifdie
bezug auf die Bewegung der Kultur. Das Gefühl von dem
Werte der eigenen Zeit er
den großen Weltbegebenheiten
bringen fudite.
der Sinnlidikeit durdi den der Einbildung zu
nunft dargeßellt.
Beurteilung
die Gefdiidite in
zum Syftem zu
und
fie
fie
als
das Ziel
(teilte fidi
aller bisherigen
Ent*
Roufleau entgegen, indem
Wertung die menfdilidie Kultur dann verdammte. Damit (teilte er den höheren Begriff einer moralifdien
der moralifdien Beltimmung des Menfdien über den der Kulturbeltimmung
und gab damit der Gefdiiditsphilofophie einen neuen
fyltematifdien
Ge*
danken.
Als Kant nun
in
dem
Auffatz, »Idee zu einer allgemeinen Gefdiidite
in weltbürgerlidier Abfidit«,
vom
Jahre 1784
zum
erften
Mal
feine
ge*
fdiiditsphilofophifdien Ideen ausfpradi, hatte er in der »Kritik der reinen
Vernunft« den Gegenfatz von Natur und Freiheit entwidelt.
Dadurdi 151
Kant
daß
nun den metaphyfifdien
er
von
Begriff der intelligiblen Freiheit
feinen
Betraditungen, die es ja nur mit den hiftorifdien Erfdieinungen zu tun
Gedanken
hatten, ausfdiloß, konnte er den
eines
notwendigen Ablaufs
Ganges diefes Ge^ Die in diefem wirkenden Kräfte waren dann die Leidenfdiaften der Menfdien und fo fehr fie einander entge^ gengefetzt find und die Menfdien in immer neue Zwietradit verwid^eln, fo fehr dienen fie dodi den Abfiditen der Natur. Sie hat den Menfdien oder, wie er
ausdrüd^te, eines mafdiinenmäßigen
fidi
fdiehens durdizuführen verfudien.
zur Gefellfdiaft beftimmt und hat ihm eine Vernunftanlage gegeben, die
So ift er Urheber feiner Zufammenhang, zu dem die einzelnen Genera-
er nirgend anders als in jener entwid^eln kann.
Diefe aber
Kultur. tionen
ift
und Menfdien
ein
Die Entwid^lung
Glieder gehören.
als
der Gattung, nur in diefer erreidit die Menfthheit ihr Ziel,
gefdiieht in
So
erhält das
Nadiein anderleben der Generationen Kontinuität, während im Tierreidi
Vollendung jedes einzelnen Individuums abgebrodien
die Reihe mit der
Das
ift.
Ziel
nun
ift
die »Erreidiung
einer
waltenden bürgerli dien Gefellfdiaft.« fellfdiaft,
die die größte Freiheit, mithin einen durdigängigen
ihrer Glieder
und dodi
Freiheit hat, damit
blem einer in
allgemein das Redit ver-
Es wäre gewonnen
fie
die genauefte
in einer
Beftimmung und Sidierung
mit der Freiheit anderer beftehen könne.
foldien idealen bürgerlidien VerfalFung
ift
Ge-
Antagonismus diefer
Das Pro*
aber nur zu betraditen
Beziehung zu dem eines gefetzmäßigen äußeren StaatenverhältnilTes.
Dasfelbe wird gedadit
in
Analogie mit dem der Individuen zueinander.
Die Unvertragfamkeit kehrt wieder und die Natur braudit den Krieg als Mittel ihrer Abfiditen nadi einer weltbürgerlidien Verfalfung. Das Ideal eines Völkerbundes taudit auf, Dodi diefe Zielfetzung der Menfdi* heitsgefdiidite reidit nodi nidit aus, fie führt nur zur Zivilifierung, denn »die Idee der Moralität gehört nodi zur Kultur,«
Alle Kulturarbeit dient die*
wo
eine pathologifdi*
abgedrungene Zufammenftimmung zu einer Gefelldiaft
in ein moralilches
fem
letzten
Zwed^e,
fie
bereitet
Ganze verwandelt werden
den Zuftand vor,
kann. Die Entftehung einer foldien Denkungs*
wird von der Aufklärung erwartet.
art
hat die
Bahn
frei
Das
nadi ihr benannte Zeitalter
gemadit für eine Selbftbeftimmung des Menfdien, der
Geift der Freiheit breitet
fidi
aus, die langfame
Denkungsart der Bürger darf nur
Bemühung
der inneren
nidit durdi die kriegerifdien Abfiditen
der Staaten geftört werden,
Diefen Ideen als ein
wird.
liegt eine
Anfidit von der
Natur zugrunde, wonadi
diefe
auf die Erreidiung beftimmter Ziele geriditetes Prinzip aufgefaßt Sie führt den Menfthen, der aus eigener vernünftiger Überlegung
dahin nidit gelangen würde, wider feinen Willen durdi gewaltfame Mittel
zu einem idealen Zuftande. So dient Kants Darftellung dem Theodizee*
152
Kant
Der Menfdi fank herab Die darin liegende Härte wurde aber da* durdi gemildert, daß die Natur mit der Vorfehung identifiziert wurde und daß das Individuum, das im gefchiditlidien Ablauf nur ein Glied in der gcdanken, er gibt eine Reditfertigung der Natur.
zu einem Mittel für
diefelbe.
Kette war, durdi die perfönlidie Unßerblidikeit zur Erfüllung feiner Be*»
ftimmung gelangen konnte.
Die weitere Entwidmung der Kantifdien Gelchiditsphilofophie, weldie durdi kleinere Auffätze gelegentlidi Ergänzung und Erläuterung erfuhr,
wurde nun befonders durdi zwei Momente beftimmt. Einmal verniditete die »Kritik der Urteilskraft« den Theodizeegedanken, indem fie durdi den Begriff des Endzwed^es die Beftimmung des Menichen aus der Wirkungs* fphäre der Natur heraushob und die Vereinigung der beiden Welten der Natur und der Freiheit in der Idee eines ÜberfmnHdien gab. Diefe Synthefe war aber als Poßulat der praktifdien Vernunft aufgeftellt und dne wirklidie Beftätigung braudite fie an der Wirklidikeit des hiftorifdien Lebens
zu erfahren.
nidit
Anderfeits ftanden unter
dem
Einfluß diefer
und wirkten auf fie bedeutfam zu* Für beide galt als regula* tive Idee der Begriff des Endzwed^es. Die erftere begriff den Gedanken der Entwidilung durdi die Kategorien des Guten und Böfen und fie lehrte
gefchiditsphilofophifchen Konftruktionen rüde, die
Rehgions* und die Reditsphilofophie.
einen Sieg des erßeren über das letztere.
den Begriff der Vernunft gegenüber ebenfalls die
Entwiddung
als
Die Reditsphilofophie entwideelte
dem
pofitiven Redite
und
verfudite
auf die Realifierung des erfteren geriditet zu
betraditen.
So
konvergierten Kants
der Menldiheit. (dien
Der Sinn
Gedanken auf die Frage nadi dem Fortldiritt wurde durdi jene religionsphilofophi*
desfelben
Kategorien begriffen.
glaubte
Kant
Die Beftätigung der Aufwärtsentwidelung den ErlebnilTen feines Alters nidit
allerdings befonders nadi
aus der Erfahrung entnehmen zu dürfen. Defto ftärker mußte,
Gedanken
als er
den
eines Fortfdirittes nidit aufgeben konnte, deshalb die Zuverfidit
auf das Prinzip des Überfinnlidien
in
Anfprudi genommen werden und
(o
fehen wir denn dies methaphyfifdie Prinzip in den gefdiiditsphilofophifdien
Überlegungen der haben
bei
letzten Zeit deutlidier hervortreten.
Aber
ihnen entgegen das Fefthalten an
dem
kritifdien
Gedanken. So
Gefdiiditsphilofophie nidit ein vollendetes Ganzes, aber
zu rpäteren Problemßellungen
lo
diefe Ideen
ihm niemals eine dogmatifdie Ausbildung erfahren, immer wirkte
GroB« Denker
IT.
fie
ift
Kants
hat Anfätze
geliefert.
153
Kant
Sdilußbetraditung. Die beiden Syftems
fidi
Begriffe, die als die eigentlidien
Angelpunkte des Kantifdien
uns ergaben, waren Natur und Freiheit. In der Darfteilung
des erfteren gab er eine Deduktion der Grundprinzipien naturwifTenfdiaft^
Forfdiung aus den im Wefen des menfdilidien Erkennens liegen^ den Grundbedingungen. So verlieh er dem Syftem der mathematifdien
lidier
vordem nidit ge^ habt hatte. In diefen Unterfudiungen zeigt fidi Kant erfüllt von editem Geift wiffenfdiaftlidien Strebens, Er hat mit voller Klarheit die Tendenz
Natur wifTenfdiaft
eine gefidierte Begründung,
wie
fie fie
der NaturwifTenfchaft, die Vielheit der Erfdieinungen wenigen großen
Gefetzen unterworfen zu zeigen, begriffen.
Und
und
er zieht rüd^fiditslos
Konfequenzen diefer Anfidit. Unter dem Gedanken der Freiheit falfen wir aber dann die fittlidien, religiöfen und metaphy-fifdien Tendenzen zufammen, von denen fein mit unnadifiditlidier Wahrheitsliebe
die
Kant abgelalfen von dem Gedanken Ordnung in den natürlidien und menfdilidien Dingen. Er neuen Zugang zur intelligiblen Welt durdi feine Lehre vom
Inneres bewegt wurde. Niemals hat einer göttlidien eröffnete einen
moralifchen Sollen
Damit freie
und
die dadurdi geforderte Wirklidikeit der Freiheit.
rettete er zugleidi die
Menfdi dem
fittlidien
fprediend anerkennt
Antonomie des
und aus dem
er das
Itimmung und die Sidierheit einer föhnen
fidi
die
fittlidien
Gefetze gehordiend, das er
Der
Bewußtfeins.
Natur
als feiner
ent*
Bewußtfein feiner höheren Be*
göttlidien
Führung gewinnt. So
ver-
Gegenfätze im Gottesbe wußtfein.
»Philofophie
ift
von der Beziehung
die Wilfenldiaft
Erkenntnis
aller
auf die wefendidien Zwed^e der menfdilidien Vernunft und der Philofoph ift
der Gefetzgeber der menfdilidien Vernunft«. Erftere
Aufgabe durdi den Gedanken von der Menfdien als eines Endzwed^es der Sdiöpfung. Itellte
Prinzip mißt
fie
letzten
Und
die Erfdieinungen des menfdilidien
an diefem hödiften
Lebens
in Gefdiidite,
Redit und Religion. Alles was von Menldien ausgeht, prüft blidi
auf die ewigen Werte.
Geltung gegenüber den
Und
ftaatlidien
Toleranz und bürgerlidie Freiheit der Ideen, dies
154
ift
die Anfidit
diefe verteidigt
Gewalten.
ein.
von ihm
So
und
tritt
Der Philofoph in
die ihr ge-
löft
Beftimmung des
ift
fie
bringt
fie
in
Hin-
fie
zur
für religiöfe
der Sadiwalter
feinem Weltbegriffe.
Kant
Literatur.
Allgemeines.
^^f
^^
KunoFifchcr, Immanuel Kant und F.
Paulen,
I.
feine Lehre.
5. Aufl. 1910.
Kant. Sein Leben und feine Lehre.
4. Aufl. 1900.
G. Simmcl, Kant 1904. E. V. After, Kant 1909. Baad),I. Kant 1911.
Leben und Perfönlidikeit. L. E.
Borowski,
R- B. Jach
Darftellung des Lebens
mann,
I.
Kant, gefdiildert
E. A. Chr. Wafianski,
I.
Kant
und Charakters
in Briefen
I.
Kants.
1804.
an einen Freund. 1804.
in feinen letzten
Lebensjahren.
1804.
Das kosmogonifdie Weltbild. P.
Mcnzer, Kants Lehre von
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Cohen, Kants
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Ethik und Rcligionsphilofophie. P.
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155
I
:
und Hegel längß auf dem alten Dorotheenftädtifdien Kirdi* Ruhe gefunden hatten, und als audi SdieU ling dem Ziele des Lebens nidit mehr fern war, hat diefer Letzte aus der großen Epodie der deutfdien Philofophie rückfdiauend das Wort gefprodien, derjenige Punkt im Gebäude des Kantifdien Kritizismus, an
Als
Fidite
hof
in Berlin die letzte
den die fpätere Entwiddung fidi als eine notwendige Folge angefdiloITen habe, finde fidi in Kants Lehre von dem Ideal der Vernunft <SdieIIings Sämtl.
Werke
283), d.
II, I,
die Beweife für das Dafein
Diefes Urteil Sdiellings
h.
alfo, in
Gottes
liegt nidit
in
den Auseinanderfetzungen über der Kritik der reinen Vernunft.
auf der Oberflädie,- aber es
Wertvolle Keime der neuen Einfiditen find aber
find
fie
riditig.
ift
jenem Lehrftüdk enthalten
in
umklammert von der Ardiitektonik
Auf*
einer philofophilHien
faOung, deren harte Einfeitigkeit nirgends fdiärfer als gerade hier zu fpüren
Der Kritizismus
iß.
Kritik der reinen
zwar
ift
eine Philofophie des Vorgeftellten, nidit eine Philo*
der Realität. Dementfprediend
fophie
als
Vernunft
die Realität
in
gilt
Gottes
jenen Ausführungen der als eine
bereditigt find
V.,
r.
Aufl. 608).
2.
»Hypothefe«, und
anzunehmen wir
eine foldie, deren Möglidikeit geradezu
Es
nidit
entfdieidend für die
ift
Bewegung, daß das »Ideal der Vernunft« aus den Fefleln befreit wurde, in die es von der lediglidi kritifdien (negativen) Art des Philofophierens gefdilagen worden war. Wenn nadi dem Prinzip der Kantifdien Philofophie gefragt wird, fo wird man, wenn man zunädift an die Kritik der reinen Vernunft als das mit Fidite einfetzende
grundlegende Budi denkt, antworten dürfen fahrung. Will
man
:
dies
der Begriff der
fei
hinausgehenden Bedeutung des Kritizismus Redinung tragen, fo wird die
Antwort dahin formulieren
:
das Prinzip diefer Philofophie
wendigkeit und Allgemeingültigkeit des Bewußtfeins, felbft
als
lidikeit
ilt
das Prinzip, nadi
dem
Anmaßungen«
wird und ihre »dialektifdien zurüdcgewiefen werden.*
ift fie
*
fcfc
als
die r.
das Bewußtfein
Namen
Die
Vernunft V.,
Mög*
kritifiert
2. Aufl.
formales Bewußt fein
Vernunft ihren
Not-
die
fei
man
fdieint
zu verdienen: nur
796) nadi
als foldies
der kritifdien Unterfudiungen in Kants
Haupt*
befonders den einleitenden Abfdinitt des zweiten Budies der transfzen*
dentalen Dialektik 2.
die
Nur
Das Ende
vernünftig.
Man
fei
»möglidies« Bewußtfein, als Bewußtfein überhaupt.
des Bewußtfeins
Kants AuffalTung
Er*
der über die Grenzen einer bloßen Erkenntnistheorie
»Von
den dialektifdien SdilüITen der reinen Vernunft«
Aufl. 396—398), Hier wird der
Ton angegeben, auf den
die
d.
r.
V.,
ganze folgende Kritik der
»Sophirtikationcn der reinen Vernunft« geftimmt ift. In den dialektifdien SdilüITen, fagt Kant, (cbließen wir »von etwas, das wir kennen, auf etwas anderes, wovon wir keinen Begriff haben« nämitdi keinen foldicn Begriff, wie er jenem »möglidien« Bewußtfein
—
entfpridit,
von dem
die transfzendentale
Gültigkdl und mithin Tauglidikeit
zum
Analytik gehandelt hat, und delTen alleinige
kritifdien Prinzip als feftftehend
genommen
wird.
159
Fichte
werken
nun
ift
überall das Poftulat,
freilidi
—
Weife
einer nidit näher beftimmbaren
—
daß die Vernunft dodi
mehr
fein
muß
als
wendigkeit und Allgemeingültigkeit des Bewußtfeins. Die »Dinge an mülTen, obwohl
nidit
fie
wußtfeins beltimmt
find,
wäre
Vernunftlofigkeit/ fonft
fidi«
von den Bedingungen der Möglidikeit des dodi etwas Belferes
und
Be-^
fein als die abfolut gefetzte
die Freiheit ein leerer
Kritik der praktifdien Vernunft
in
NoN
bloße
Wahn
und wären
die der Urteilskraft <ja
die
im Grunde
Die Dinge an fidi mülTen irgend weldien Anteil an der Vernunft haben. Man kann in diefem Satz, wenn man die freilidi fehr bedenklidie Bezeidinung »Dinge an fidi« ein* mal paffieren lalfen will, den Ausdrud^ der Einfidit fehen, daß die Ver* fogar fdion die der reinen Vernunft
nunft in
fidi felblt
felbft) finnlos
:
Bewußtfein dunkles Gebiet
ein für das
energifdi herausgearbeitet
fidit fie
Ein*
worden. In den Werken Kants aber
fteht
—
gewordnen Konfequenzen
quenz aber negiert ift:
diefe
-^ überdies in fdiiefer Geftalt
vermeidlidi
die Gültigkeit des Bewußtfeins
wendigkeit.
Alfo das Ende der
das Prinzip in freilidi
fieht
als
:
als foldie
dem
fie
bei
Unterfudiungen Kants
erfdiüttert
ift,
daß
Ein Widerfprudi, der
ift.
nur infolge jener methodifdien Laxheit hat unbemerkt bleiben
können, die zu philofophieren beginnt, ohne
und
Philofophierens auszufpredien,
die das
fidi
feftftellen
kann.
notwendig war, das
war
in
Daß
es
im
Dunkel
über das Prinzip des
Verfäumte audi
nadiholt, fo daß der Lefer diefes Prinzip nur durdi
Büdier
unvermeidlidie Konfe*
Kant hervorgegangen formaler Allgemeinheit und Not*
kritifdien
Gültigkeit
feiner
ift
nur für den, der die nunmehr un-
das Prinzip, aus
fie
In der mit
hat.
Fidite beginnenden Epodie der philofophifdien Entwid^lung
fpäter nidit
Analyfe der betreffenden
Interelfe der wiflenfdiaftlidien Klarheit
gehüllte Prinzip des Philofophierens ans
dem Auftreten
dem Carl Leonhard Rein hold verfpürt worden. Fidite hat
Lidit zu ziehen,
fdion vor
Fidites, ja fdion vor
Erfdieinen der Kritik der praktifdien Vernunft, von
Kants habe der Philofophie kein höheres Gefdienk gemadit werden können als durdi Reinhold^ fyftematifdien Geift: in Reinhold er*
lifdien Geifte
blid^t er denjenigen,
Stellung
Werke
I,
der zuerft das Problem gefehen hat, deffen reinlidie
und Löfung
die
Wiffenfdiaftslehre
Fidites Wiffenfdiaftslehre
indem
fie
von vorne
metaphyfifdies
abfoluten
Ding an
Idi.
ftellt
die Philofophie auf einen
—
Sämtlidie
neuen Boden,
im Abfoluten, das nun aber kein unbekanntes
fidi ift,
Diefes abfolute
fondern das in uns allen lebendig Idi,
mit
dem
alfo durdiaus nidit etwa das Bewußtfein,
160
herein das Bewußtfein nidit abfolut fetzt, fondern es
im Abfoluten verankert
ift
ift
31>.
ift:
im
Fidites Philofophie anhebt,
weder das
theoretifdie nodi
,
FiAte
das praktifdie: es
i(t
vielmehr die das Bewußtfein tragende und ermög*
lidiende, die das Bewußtfein in >
Wi r
madien
Werke
ja die
—
<1804>
/
fidi felbft
fondem die Wahrheit madit fidi Die Wahrheit hat das Bewußtfein fidi die Wahrheit. Die Wahrheit ift
dem Spradigebraudie
fdiließende lebendige
felber nidit ift
durdi eigene Kraft« <X, 124>.
über
abfolut,
unterfdieidet diefe Gleidiung Idi
idi
daß
wenn
A
ift,
fo
von 1794/95) das oder Idi bin.
= Idi, = Idi von jeder anderen, die die Form A = A
ift
A= A, fo fage
= Idi,
fo geht die
wenn und
fidi
Das Bewußtfein fetzt
fidi
abfolut es
fidi
die
in
es
ift
ftelft
Selbftfetzung des fatzc formuliert
in
hat,
und
idi
Be*
:
vgl.
I,
69).
Die Wahr*
Es
fidi
—
Tierbe wußtfein
diefer Unterfudiungen),
gegenüber
die Dinge.
u. dgl.
daß
es
—
über
Die WilTen*
ihrem erften Grundfatze die fdiledithin unbedingte
abfolutenldi fie
die
nur dadurdi Bewußtfein
den Zufammenhang
Wahrheit
(cfiaftslehre
Sage
Idi.
Sinnc/ was der Pfydiologe Bewußtfein nennt gehört nidit
fo.
ift,-
Not*
kein abfolutes, fondern ein endlidies Idi.
ift
nidit abfolut:
diefem
A
leeren logifdien Beziehung hinaus,-
drüd^t vielmehr die Selbftfetzung des Idi aus
heit fetzt fidi felbft als
daß
Bedeutung diefe r Gleidiung über
hauptung einer formalen und an fie
idi nidit,
A,- meine Gleidiung formuliert die
wendigkeit der Beziehung zwifdien jenem jedodi: Idi
Sie
fie fetzt fidi fdiledithin.
WilTenfdiaftsIehre
der*
Wenn idi fage:
Realität fetzt.
fie
fage nur:
fondern diefes hat über
fidi,
abfolut thetifdie Idi, die abfolute Thefis: Idi
hat,
Wahrheit.
—
fagt Fidite in einem feiner fpäteren Wahrheit nidit und es wäre fdiledit beftellt, falls wir dies follten,-
feft,-
in
ihrem zweiten und dritten Grund*
die Urfunktionen des
Synthcfis, beide miteinander gefetzt, nidit
Bewußt fe ins,
Antithefis
und
ohne einander möglidi Entgegen* :
und Verbinden, Unterfdieidungsgrund und Beziehungsgrund find Im Urteil »Der Vogel ift ein Tier« find die Be* griffe Vogel und Tier miteinander verbunden, und auf den die Verbindung ermöglidienden Beziehungsgrund <den Begriff Tier) wird reflektiert. Die fetzen
ftcts
untrennbar vereint.
Begriffe find einander aber audi entgegengefetzt:
Nur
wird
in
fie
find nidit identildi.
diefem affirmativen
von dem Unterfdieidungsgrund <der fpezififdien Differenz der ver* Ichiedenen Tierarten) abstrahiert. Im negativen
Urteil
161
FiAte
die abfolute Wahrheit zur Vorausfetzung hat, entgeht ihm, »So wenig Antithefis ohne Synthefis, oder Synthefis ohne Antithefis möglidi ift: ebenfowenig find beide mögÜdi ohne Thefis, ohne ein Setzen fdiledit^ keinem anderen gleidi und keinem hin, durdi weldies ein fein
A
anderen entgegengefetzt, fondern bloß
Die
Aber darum madit
wußtfeins mehr.
und
nidit nur, fofern
fie
wird«
fdiledithin gefetzt
fidi
fie
dodi im Bewußtfein geltend,
unerkannt jede Antithefe und Synthefe mögfidi
madit, fondern es gibt eine befondere Klaffe von Urteilen, die
haupt nur auf heißen mülfen
ftützen
fie
116
f.>:
Unterfdieidungsgrund/
fie
und darum ganz
fie
eigentlidi
Produkte des Be wußtfeins
durdi ihre logifdie
retifdien Urteife
und
fefbft.
Form
ausfpredien, ftützt
Eben darum
fein: theoretifche Urteile
dritten Grundfatze,- der erfte hat für
122>.
felblt
aber können
entwickeln fie
fich
und
fidi nicht
keine
fie
aus
auf
gefdiieht
fie
dem
theo-
zweiten
Geltung
lediglich regulative
Die thetifdien Urteile find diejenigen, die von der Wahrheit von der Selbftfetzung des abfoluten Ich, die kein Gegenftand
reden,
des Bewußtfeins die es
des
Vereinigung von Subjekt
die
einen in die Sphäre des Bewußtfeins fallenden Begriff, fondern
durdi die abfofute Thefis
über^
fidi
thetifdie Urteile
haben keinen Beziehungsgrund und keinen
fie
find keine
Entgegenfetzens und Verbindens): Prädikat, die
115).
Funktion des Be^
Thefis, die abfolute Selbftfetzung des Idi, iß keine
fich
vor der das Bewußtfein unzuftändig wird, und auf
ift,
doch bezogen weiß, die
fein
tragender
Grund
und
ift
fein Ziel.
Freilich ein unerreidibares Ziel: ins Bewußtfein fallen nur Einzel wahr^
heiten, niemals jene Wahrheit, die keinen Plural hat, und auf die dodi
Einzelwahrheiten hinweifen.
alle
Keine Einzel Wahrheit
ift
trahiert,
hältnis, in
es in
fchledithin wahr. Tritt
dem
Wahrheit
die hier ift,
ift
in ihr
verbundenen Begriffe zueinander
ausgefprochen werden
Einzelwahrheit negative
Ziehungsgrund bei Seite
gefetzt,
foff!
Und
Form,
analytifche)
und das
darin aufginge, daß
fie
ftehen, fo,
wie
umgekehrt: trägt die fo
ift
der Be*
Urteif erweckt den trügerifchen
Anfchein, als ob das Verhältnis der beiden Begriffe
um
als affirmatives
fie
von dem Unterfcheidungsgrund abs* doch offenbar nicht was aber gefchehen dürfte, wenn das Ver^
Urteil auf, fo
voneinander unterfchieden
A
find,
überhaupt unterfchieden werden zu können, auch
ziehung einander gleichgefetzt werden mülTen
und B während
wirklich fie
doch,
in irgendeiner
112>.
»Ich
= Ich«,
Be»Ich
bin«: Diefe thetifdien Urteile find fchlechthin wahr,- aber —^ das Be-
wußtfein faßt
fie
nicht.
Wir
falfen fie nicht,-
Sie ftehen über uns wie unendfiche
Das thetifche Urteil »hat den Grund alles Begründeten an«
fie
nicht.
162
Aufgaben
wir fchöpfen
116>.
fie
nicht aus.
Wir begründen
keinen Grund, fondern es gibt
112).
Man
bemerkt
leicht:
felbft
Kein
Fichte
Menfdi
diefe
von
thetifche Urteil »Ich bin«
Mcnfdi kann das
Worte von
gebraudit, fo
fidi felbft
aus ihnen geworden,-
thetifdies« Urteil
nicht nur, fondern er
ift
zugleidi audi nidit,
und das lebendige Sein <Sein in der identifdi. Nur das abfoiute Idi, nur er
das Subjekt der thetifdien Urteile
ift.
ift
ein
ein gewöhnlidies »fyn*
bezeidinen nun eine
fie
wahr
Wahrheit, die nidit mehr fdiledithin
Wenn
ausfagen.
fidi ift
Der
ein nidit
EinzeU
Menfdi
einzelne
ift
wahrhaft Seiendes,-
erften Perfon) find nidit fdiledithin
Wahrheit
die ewige
felber
kann
fein.
Allerdings iß es unfer endlidies Bewußtfein, das die thetifdien Ur^ teile formuliert, und das audi verfteht, was es in ihnen fagt —' nämhdi
Un=
etwas Unfaßbares, weit über feine Sphäre Hinausliegendes. Diefes faßbare ift
darum
ift
Unklares oder weit bergehohes Phantaftifdies
nidits
es
:
vielmehr die allerklarfte und allerunmittelbarfte Idee einer Wahrheit,
im vollen Sinne wahr ift, eines Idi, das im vollen Sinne Idi ift. Indem nun unfer endlidies Bewußtfein die logifdie Form für ein thetifdies Urteil
die
vermag
hergibt,
den Inhalt
es dodi
es
begreift
das Abfoiute.
pofitiv
zu
diefes Urteils nidit in fidi
das endlidie Bewußtfein begreift hier nur
Wir
fein
Unvermögen,-
das abfoiute
begreifen
Wahrheit nur durdi Selbftnegation des Bewußtfeins. mödite
man
etwa einwenden, wenn
hier
denke, fo denke
die
Idi,
Aber,
fo
das thetilche Urteil »Idi bin«
dodi entfdiieden etwas Pofitives. Gewiß: die Selbft^
idi
negation des Bewußtfeins
denn
—
das Bewußtfein
tiven
im
thetifdien Urteil
ift
ift ift
in letztgültiger
Wahrheit
ein pofitiver
Akt:
etwas Negatives. Die Negation diefes Nega^ die Selbftfetzung des urfprünglidien Pofitiven,
die Selbftfetzung desjenigen in uns,
futen Idi.
idi
fallen:
nidit aber
Indem unfer Bewußtfein
was wahrhaft pofitiv ift — des abfo* foldier Art felbft negiert, lebt in
fidi in
ihm das Leben der ewigen Wahrheit.
Nidit das Bewußtfein
^
als foldies
vollzieht die thetifdien Urteile,- thetifdie Urteile gelten nidit in Kraft des
zweiten und dritten Grundfatzes:
fie
gelten ganz allein kraft des erften
Grundfatzes, und darum kann nur das abfoiute Idi der Sphäre des Bewußtfeins
knüpfung, hier
in
der
fie
etwas anderes
Bewußtfein,
in
dem
ftammt nur die
im »fynthetifdien« Urteil.)
thetifdie Urteile auftreten, lebt
aber gibt es überhaupt
kein
denken.
Form
der Ver-
Verknüpfung bedeutet
formuliert werden,- aber die als
felbft fie
logifdie
M.
a.
W.:
das abfoiute
In einem Idi.
Nun
Bewußtfein
« In
Indem
fie
för
uns einen Widerfprud) enthält«
117).
Inhahlidi befteht kein Unterfdiied
zwifthen diefer Ausdrudisweife und der
z.
B. X, 184) im Text verwendeten.
163
Fidite
in dem nidit thetifdie Urteile möglidi wären: Sy nthefis haben die Thefis zur Vorausfetzung/ jedwede
Wortes),
hat ihren Sinn darin, daß ifi:
wahr
fie
ihre abfolute Vorausfetzung.
Es
die Idee der Wahrheit Wefen, es kann kein Wefen könnte, ohne Unendlidikeit
fein will:
gibt kein
geben, das einen Urteilsakt vollziehen in fidi
zu haben,- jedem Akt des Bewußtfeins
—
abfoluten Idi zugrunde. häufig wiederkehrende
bewußtfein gibt
Von
Terminologie eingeroftet
521
I,
man ohne Mühe
die
Bewußtfein ohne Selbft^
es kein
Lefern, die in einer pfydiologifdien
ff.>.
madien
find,
Selbftfetzung des
liegt die
hier aus verftehr
Wendung, daß
und
Antithefis
Einzelwahrheit
foldie
—
und
andere
viele
—
Sätze
begreiflidierweife große Sdiwierigkeiten.
In unferm endlidien Bewußtfein
heitsbewußtfein madit, das
i(t
alfo dasjenige,
was
ihm lebende abfolute
in
es
zum Wahr*
Idi.
Und
diefes
madit die endlidien Kategorien des Bewußtfeins nur dadurdi zu Dafeinsweifen der unendlidien Wahrheit, daß es legt,
der
fie
über
fidi
hinausweift
:
in fie
den
Wider fprudi
hinein-
ein in fidi abgelchloffenes endlidies
Weife Wahrheit
Ver-
Die fyftematifdien Ent* widdungen Fidites gelchehen dadurdi, daß deutlidi wird, wie in den ge* hältnis
könnte
in
keiner
fein.
wonnenen Sätzen andere einander widerfprediende Sätze enthalten find. In den thetifdien Urteilen zwar ift der Widerfprudi überwunden: aber dafür ftehen
fie
in
Bewußtfein kann
Widerfprudi fie
funktion des Unterfdieidens
wir
fie
zum ganzen Bewußtfein
und Verbindens) erkennt
anerkennen, erkennt
fie
theoretifdien Bewußtfeins
an fondern wenn
fie
:
Mit
Endlidikeit fteht diefe und im Gebiet des der Widerfprudi nie zu löfen. Indem aber unfrer
»Idi bin« in Widerfprudi,
ift
unfer theoretifdies Bewußtfein nidit
Das
der in uns lebendige Urgrund unferes
geiftigen Seins an, das abfolute Idi.
Anerkennung des abfoluten
als foldiem.
Nidit unfer Bewußtfein
nidit fallen.
überhaupt ausgelöfdit:
fidi felbft
wo
negiert,
ift
dodi unfre Endlidikeit
theoretifdie Bewußtfein nur
für das
der abfolute Widerfprudi war, erfdieint für das praktifdie Bewußtfein die notwendige
Aufgabe, das hödifte
Wenn
Ziel.
in
uns das abfolute
Idi
Spannung zwifdien unfrer Endlidikeit und der Abfolutheit unferes Lebensgrundes als das Streben, aus unferer Befdiränktheit herauszukommen: wir find nidit jenes Idi, das im vollen fidi felbft ergreift,
Sinne mit will es
fidi identifdi ift,
fein,
die
aber der
und indem wir
fagen wir: wir fein,-
dann erleben wir
tieffte
Trieb unferes geiftigen Lebens
diefen Willen
zum Gefetz
er foll fidi nie
Widerfprudie mit
fidi felbft
denheit, fondern es
ift
ftets
ftehen,
denn
es
ift
in
ihm gar keine Verfdiie*
Ein* und Ebendasfelbe aber das :
durdi äußere Dinge beftimmte und beftimmbare Idi kann
164
für uns madien,
»Der Menfdi foll ftets einig mit fidi felbft widerfpredien. ^ Nämlidi das reine Idi kann nie in
f ollen es fein.
fidi
empirifdie,
widerfpredien,-
Fichte
—
und
fo oft es fidi widerfpridit, fo iß
nidit nadi der
Form
des reinen
äußere Dinge beßimmt felbß "Lwziki er fidi
beftimmen
Und
ift.
das ein fidieres Merkmal, daß es
Idi, nidit
durdi
fondern durdi
felbft,
fidi
denn der Menfdi
fo foll es nidit fein,-
ift
beßimmen und nie durdi etwas Fremdes fein, was er ift, weil er es fein will und wollen
foII fidi felbft
laffen,- er foII
foIU .
Und
zugicidi gewinnt in der
uns umgebende
Spannung zwifdien Endlidikeit und Ab*
Welt
fie wird zum Inhalt des SoIIens, zum »verfmnliditen Materiale unferer Pflidit« . »Die vollkommene Übereinftimmung des Menfdien mit fidi felbft, und --
folutheit die
eine neue Bedeutung:
—
die Übereinftimmung aller damit er mit fidi felbft übereinftimmen könne Dinge außer ihm mit feinen notwendigen praktifdien Begriffen von ihnen '— den Begriffen, weldie beftimmen, wie fie fein follen, ift das letzte,
^
hödiftc Ziel des leeres
wie
Menfdien« ,
Abstraktum
fie
fein foII.
ihr Inhalt
:
»Wenn
ift
würde,
müßte
fo
fidi
bcldiaffen? fo könnte
haben
Idi
—
ift
die
kein
Welt,
und
follte
eine foldie
von
:
fie
nidit
Das
285/86).
ift
anders antworten
durdi den Kritizismus Kants.
und Dinge an
Aus den »Dingen an
geworden, was an den Dingen wefenhaft Dinge, ihr Korrelat^fein für
fittlidie
wie wir fie madien Weife zu reden: die
als; fo,
eine uneigentlidie
freilidi
Wiffenfdiaftslehre betraditet Metaphyfik
als
Welt
an ihren praktifdien Teil verweifen,
fie
fenfdiaftslehre gefragt
der
von einer urfprünglidien Realität/ und wenn die Wif* werden foIIte wie find denn nun die Dinge an fidi
Diefer allein redet
follcnc
Wefen
die Wiffenfdiaftslehre eine Metaphyfik, als ver-
meinte Wiffenfdiaft der Dinge an ihr gefordert
Die Abfolutheit des
das wahre
ift
—
fidi
fidi«
und das
ift
ift
als
abgetan
ihr dasjenige
ihr Nidit^fein
Arbeit, ihre Tauglidikeit
zum
Untergeordnet^werden unter das Sittengefetz der vollkommenen Überein* ftimmung des Idi mit fidi felbft. »Idi foII ein felbftändiges Idi fein: dies ift
mein Endzwed^,- und
kcit befördern,
Freilidi,
dazu
alles das,
foII idi fie
wodurdi
benutzen, das
wußtfeins nidit auf. fätziidikeit ftabil:
Aber
aller
Wefen
ihr
diefe Selbftändig*
Endzwed«
aufkommen
Erkenntnis läßt dodi
Azs Nidit-Idi völlig unüberwunden. fidi
die
im
läßt,
Für das
fittlidie
der abfolute Widerfprudi in eine Aufgabe
verwandelt, die zwar unendlidi
werden kann, und
und der Begrenztheit des Be* war die Gegen*
für das theoretifdie Bewußtfein
Fortfdiritt der theoretifdien
Bewußtfein dagegen hat
lidikeit
ift
Dinge
audi auf praktifdiem Gebiet hört die Gegenfätzlidikeit zwifdien
der Abfolutheit Azs thetifdien »Idi bin«
das innere
die
ift,
fittlidien
an deren Löfung aber pofitiv gearbeitet Handeln Harmonie mit der Weltwirk*
»ein Gefühl der Zufriedenheit, der Ausfüllung,
völligen Vollendung, das aber nur einen
zurüddcehrenden Sehnens, dauert«
Moment, wegen des notwendig Im fittlidien Handeln dringen
328).
165
Fiditc
wir wirklidi ins in
tieffte
Wahrheit
letzter
bleiben wir an der
Sein der Welt, wir behandeln iit.
an der
der Realität: wir erkennen
Das
felbft.
Realität,
Unterfdieiden und Verbinden erfaßt
Sdion vor Fichte hatten Lode,
nur Relationen, aber kein Abfolutes.
Hume
fie
In aller Arbeit des theoretifdien Bewußtfeins
Außen feite
aber nidit die Realität
was
das,
fie als
und, unter freierem Gefiditspunkte, Kant diefe Begrenztheit des
Während
theoretifdien Bewußtfeins feftgeftellt.
aber nodi Kant nur
leife,
von der Lalt feines Standpunktes einer Philofophie des Vorgeftellten immer wieder erdrückte oder zum mindelten an der Entfaltung verhinderte Anfätze in der Richtung machte, daß wir im fittiichen Bewußtfein das Or^ gan für das Abfolute haben, ift es in Fichtes Wiffenfchaftslehre klar aus^ gefprochen: die wahrhafte Realität ift kein uns unzugängliches Ding an fich, fondern fie zu ergreifen, ift unfere unendliche, fidi jederzeit neu (teilende, aber auch jederzeit lösbare Aufgabe.
denn der Kritizismus kennt die Reahtät nur
dichtung«
:
gebene«,
d. h.
und deshalb
r.
das
feins
In der Kritik der reinen Vernunft
Realität des transfzendentalen Ideals ausdrücklich eine »Er-
heißt die
phänomenale,
muß
V.,
2.
vorgeftellte,
ift
Handlung
ge*
im Bewußtfein,
bloße Idee behandeln Bewußtfetzende abfolute Ich aufgedeckt
er das transfzendentale Ideal als
weit entfernt,
fich felbft
fchlechthin
zu fetzen:
ihm gegenüberftehendes Nicht-Ich, von dem
ein
als »objektiv
als Realität
Aufl. 608>. Fidite hat als die Vorausfetzung des
fich felbft fchlechthin
wußt fein
nur
aber, »durch welche das Ich
fich felbft,
es
ift
nie
es beftimmt wird).
und mit und
ohne Jene
in fich felbft
was da ift, — fie gefchieht wirklich,- fie felbft ift alles, was und war und fein wird: und darum ift die Wiffenfchaftslehre eine durchaus reelle Philofophie, in welche, ihrer Natur nacii, gar keine Erdiditung durch Freiheit Eingang findet«
da
ift
im Gegenfatz zu einer Philofophie des bloß Vorgeftellten, zu einer Philo-
Formen: »Formularphilofophie« hat — übrigens ohne Kant treffen zu wollen, von dem er irrtümlicherweife annahm, daß er mit der Wiffenfchaftslehre einverftanden fei, bis diefer im Jahre 1799 öffentlich erklärte, fophie der wirklichkeitslofen bloßen
fie
Fichte des öfteren fpottend genannt
daß
er »Fichtes Wiffenfchaftslehre
für
ein
gänzlich
unhaltbares Syftem
und daß dagegen feiner eigenen Philofophie »kein Wechfel der Meinungen, keine Nachbefferungen oder ein anders geformtes Lehrgebäude halte«,
bevorftehe, fondern das Syftem
Grundlage ruhend, auf immer alter
der Kritik auf einer völlig gefidierten
befeftigt
und auch
für alle künftigen Zeit-
zu den höchften Zwecken der Menfchheit unentbehrlich
Werke, 2. Hartenfteinfdie Ausgabe VIII, 600 f.). Das abfolut reale »Setzen des Idi fchlechthin durch fich
fei«
Sämtl.
nicht in
166
das Bewußtfein, fondern geht ihm
felbft« fällt alfo
in überzeitlidier
Ewigkeit vor-
Fidite
Unfere
aus.
aber
fie
thetifdien Urteile reden
Bcwußtfdn, indem es
die
Form
diefer urfprünglidien Realität:
der Verknüpfung hergibt, dodi auf die
Forderung
Unterfdieidungsgrundes verziditet an :
antithetifdien Urteile gemeffen
Und
von
können dies, wie vorhin gezeigt, nur dadurdi, daß das theoretifdie eines Beziehungs^
dem Maßltabe
ericbeint
und
eines
der fynthetifdien und
das thetifdie Urteil grundlos.
Grund
Grund, der ein Beziehen und Unterfdieiden zu begründen vermödite): denn es gründet es hat in
auf das der logifdien Funktion fyftematifdi übergeordnete
lediglidi
fidi
der Tat keinen logifdien
abfolute »Idi bin«
Und
118>.
dem
Endlidikeit nur in
die
Enge
Streben erreidibar wird, fo
da
diefes abfolute Idi der menfdilidien
der Individualität überwindenden
im
ift
thetifdien Urteil
ein
ftets
fittlidien
Ideal des
praktifdienStrebens formuliert. Die Bedeutung des thetifdien »Idi bin« Endes nidit theoretifdi. Dem theoretifdien Bewußtfein ift der eigendidie Inhalt des Satzes unverftändlidi. Er wird von uns nur verftanden, wenn ihn der tieffte Grund unferes geiftigen Seins denkt: das Abfolute felbft, in dem wir wurzeln und indem das abfolute Idi ihn denkt, indem wir erleben, was es heißt, Idi zu fein, wird uns der Inhalt des iß letzten
:
thetifdien Urteils
Das
zum praktifdien Ideal. dem ein thetifdies Urteil Geltung
Redit, mit
aus alledem hervorgeht, kein anderes
Argument
logifdien Idiaftslehre
ift
beanfprudit,
die Realität Gottes behauptet wird.
find,-
fie ift felbft in
ganzen Ausdehnung eine ausführlidie Formulierung diefes Beweifes.
Überall da,
wo
Die Willen^
aus derfelben Gefinnung heraus gelchrieben, der die For-
mulierungen des ontologifdien Beweifes entfprungen ihrer
wo
daß Gott
nidit
^
der ontologifdie Beweis aufgeftellt
er bekämpft
worden
ift
^,
hat
man
feinen
fondern
fpielt
allerdings nidit da,
Nerv
darin gefunden,
anders denn als feiend gedadit werden kann.
meint, er denke ihn als nidit-^feiend, der denkt in
mit Worten.
Und
die Möglidikeit,
Wahrheit
Wer
nidit
flektierens rein als foldie gefetzt.
'
Mittelalterlidie
Theologen haben
Zufammenhängen gerne an das Wort der Bergpredigt Kants
Kritik hat an
Dcscartes' Formulierungen
da
ihn,
Gott zu denken, haben
die Vertreter des ontologilchen Beweifes niemals in die Fähigkeit des
*
wie
dem im onto-
nadi
als dasjenige,
ift,
erinnert,
Re-
in foldien
daß die-
angeknüpft, die allerdings nidit
di« glöddidjften find, die die Gefdiidite der Philofophie kennt/ aber
Kant
hätte gleidiwohl
2U überfehen braudien, wie Descartes (gegen Sdiluß der dritten Meditation) die »Vorßellung Gottes«, die wir haben, dann in uns zum Durdibrudi kommen läßt, wenn
nidit
wir unfern BIid( auf uns
dn
felbft
riditen
und nun unfre UnvoIIkommenheit entdedcen und
uns finden »nadi Größerem und immer Größerem oder unendlidi BelTerem«. Darum, weil wir zur Gottcbenbildlidikeit beftimmt find, vermögen wir — fagt Descartes Gott zu denken. Er ift alfo weit davon entfernt, fein ontologifdies Argument als eine Streben
in
—
Leiftung der bloßen Reflexion aufgefaßt willen zu wollen.
167
Fidite
Im
jenigen Gott fchauen werden, die reines Herzens find.
wußtfein bezeugt fein der
in
uns
fidi
Gott
felbft:
darum
ift
Boden, von dem aus wir Gott finden
findet.
Und
das ontologifdie
uns das
für
^
Argument
von dem aus Gott
ift
lierung für diefe SelblterfalTung Gottes in uns: er
Seele«, unfere Selbftgewißheit
ift
vom
den Anfprudi erhoben, den bisher
lidi
Und wenn
ift
fidi
Formu^
»die Seele unferer
^
In den
Vor^
Jahre 1804 hat Fidite ausdrüdcnidit
in
führten ontologifdien Beweis auf feine korrekte
<X, 301).
nidits als die
feine Selbftgewißheit.
lefungen über die Wiflenicfiaftslehre
Be^ Bewußt^
fittlidien
fittlidie
vollkommener Art ge^
Form
er fpäter
gebradit zu haben
von 1812) einmal im
Vorbeigehen Kants Theologie »die fdiwädifte Seite
feiner Philofophie«
nennt <XI, 62>, fo war diefes Urteil dodi ohne allen Zweifel fdion fehr bald nadi
dem Beginn
geworden.
feiner Sdiriftftellertätigkeit in
ihm zur
feften
Überzeugung
—
In feiner erften Sdirift,
barung <1791
gefdirieben,
dem Verfudi einer Kritik 1792
aller
Offen*
veröffentlidit), hatte fidi Fidite allerdings
Im Sommer 1790 erft hatte er mit dem Studium Kants begonnen. Etwa genau zwölf Monate darauf fdirieb er jenes Budi, das — von dem fdilauen Verleger anonym in die Welt gefdiidct — in den weiteften Kreifen des damaligen gelehrten Deutfdilands für ein Werk des Meifters Kant felbft gehalten wurde und infolgedelfen — da Kant felbft in einer öffentlidien Erklärung den Irrtum zerftreute und den Namen des wirklidien Verfaflers nannte — Fidite nodi ganz eng an Kants Theologie angefdilolfen.
fdinell
zum berühmten Manne
die zweite »vermehrte
und
Zur
madite.
verbelTerte«
Jubilate^Mefle 1793 erfdiien Auflage des Budies: Fidite ift
Rein hol ds gekommen. Und mit erftaunlidier Sdinellig* nun die Entwidlung jenen Punkt, der für alle folgenden Arbeiten den fidieren Ausgang abgibt, der bei aller Fortbildung, die unter den Einfluß keit erreidit
zum SdiluITe feines Lebens nodi erfahren hat, den Standpunkt der WilTenfdiaftslehre. Für diefe letzte Wendung, die über Reinhold weit hinausführte, war die Auseinander* Fidites Philofophieren bis
unverrüdt
bleibt
dem
:
Gegner Kants und Reinholds Gottlob Ernft Ende des Jahres 1793 fdirieb Fidite eine fehr ausführlidie Rezenfion des von Sdiulze verfaßten anonymen Budies »Aenefidemus oder über die Fundamente der von dem Herrn ProfelTor fetzung mit
fkeptifdien
Sdiulze
entfdieidend.
Reinhold
in
Am
Jena gelieferten Elementar*Philofophie.
Nebft einer Vertei*
Anmaßungen der Vernunftkritik«: fkeptifdien Einwände hinweg den be*
digung des Skeptizismus gegen die
indem
diefe Rezenfion
über die
drohten Idealismus Kants und Reinholds verteidigt, gewinnt dodi diefer Idealismus
felbft
eine neue Geftalt
^
er über feine Lehrmeifter hinausfdireitet.
168
ohne daß Fidite ahnt, wie fehr Die Rezenfion des Aenefidemus
:
Fichte
das
i(t
erfte
Dokument
Grundlehren
der WiUenfdiaftsIehre, fofern in
fdirieb Fidite
diefer Rezenfion
der Tat deren
fie in
^
Gleidi nadi
das inhaltreidie kleine Budi
Ȇber den
fehr gedrängter
Art) enthält.
Begriff der Wiffenfdiaftslehre oder der fogenannten Philofophie« es war die Einladungsfdirift zu feinen Vorlefungen an der Univerfität
und im Sommerfemefter 1794, dem erften Semefter der akademifdien begann Ausarbeitung und Drud^* Grundlage der gefamten Hauptwerkes, der klaffifchen des legung Jena,
Lehrtätigkeit des 32jährigen ProfelTors,
Wiffenfdiaftslehre.
So
die Gefdiidite der rafHien philofophifdien
ift
die Gefdiidite rafdier äußerer Erfolge Fidites.
Jahrhundert
feit
kein Viertel^
der Zeit vergangen, in der der Webftuhl im Vaterhaus,
Gänfewiefe und die Dorffdiule
die
Entwid^Iung zugleidi
Nodi war
in
Rammenau
Sphären
die
Wirkfamkeit gewefen waren. Ein feltfamer Glüd^sfall hatte ihm den Zugang zur wilFenfdiaftlidien Laufbahn ermöglidit.
feiner
plötzlidi
war es dnc Laufbahn voll harter Entbehrungen gewefen, und furditbar fdiwer war der Kampf um die Exiftenz geworden, feitdem das kurfädififdie Freilidi
Kirdienregiment die Anfidit hatte, daß diefer Kandidat der Theologie Fidite ein nidit fehr zuverlässiger
werde.
ErR
als die
Wäditer des orthodoxen Glaubens
Rezenfenten der anonymen Kritik
deren »erhabenen VerfalTer« gepriefen hatten, wendete Ud.
Der arme Hauslehrer kam zu
literarifdien
aller fidi
fein
Offenbarung
Fidites Sdiid^*
Ehren und bald darauf zu
einer Profelfur der Philofophie.
Als akademifdier Lehrer hat Fidite einen ganz gewaltigen Einfluß auf die Studenten gehabt, mit in
Jena und die Großen
Fühlung
trat.
Für
in
—
nidit
kopfichüttelnd fahen es die Kollegen
der nahen Hauptftadt
feine öfFendidien
Auditorium überhaupt
Wirkfamkeit,
denen er
zu
—
in
enge perfönlidie
Vorlefungen war ein genügend großes
finden.
Fidite hat auf diefe
die nadi vielfadien Beriditen in
dem
populäre
wilden, raufluftigen
fdinell zu merken war, großen Wert gelegt. Seine Philofophie von der ungeheuren Spannung zwifdien dem endlidien Idi des Menlilien und dem unendlidien Idi der Gottheit, die dodi im Menfdien lebt, ihm nidit gegenüberfteht als ein anderes, fondern fein eigenes tiefftes
Jena fehr redete
Idi
ift/
die Sinnenwelt, in der wir leben,
Wefen darin hat, auf hinausliegendes, vom endlidien Idi
fein innerftes
Ideal
fähig,
ein über
begriffen als dasjenige,
was
den gegenwärtigen Zuftand
durdi Tätigkeit zu verwirklidiendes
bezogen zu
difdier
oft
war
fein: diefe in der WilTenfdiaftsIehre mit größter metho* Strenge entwidcelten Gedanken waren einer populären Behandlung
und
diefe
hinreißenden
war das Thema der öffentlidien Vorlefungen. Mit einem Sdiwung der Rede fpradi er da von der Würde des
^Wenfdien, die nidits anderes
ift
als die
Majeftät feiner Aufgabe, feiner Be*
169
Fidite
Und
ftimmung.
vor
fidi
in
befonderem Hinblick darauf, daß
befondere »Beftimmung des Gelehrten« ein:
andern es,
er künftige »Gelehrte«
Grundlinien auf die
hatte, ging er nadi Feftlegung der allgemeinen
ift
die
Dem
Gelehrten vor allen
Bildung der Menfdiheit anvertraut/ feine
fittlidie
Pflidit
den Gedanken der Spannung zwilchen Ideal und Wirklidikeit
Darum
lebendig zu erhalten.
der Gelehrte »der
foll
muß zu fidi
feines Zeitalters fein«. Jeder Gelehrte
an meinem Teile
ift
alter anvertraut/
audi aus meinen Arbeiten wird
tigen
die Kultur meines Zeitalters
die Weltgefdiidite
Gefdilediter,
follen, entwidieln.
Idi bin
heit/ idi bin in
Menfdi
befte
»Audi mir
fagen können:
und der folgenden Zeit^ fidi
der
Gang
der künf^
der Nationen, die nodi werden
dazu berufen, der Wahrheit Zeugnis zu geben/
an meinem Leben und an meinen Sdiidifalen
kungen meines Lebens
fittlidi
ift
allezeit
liegt
ihrem Solde/
unendlidi idi
viel.
liegt nidits/
an den Wir^
Idi bin ein Priefter der
habe midi verbindlidi gemadit,
Wahr-
alles für fie
zu tun und zu wagen und zu leiden. Wenn idi um ihrer willen verfolgt und gehaßt werden, wenn idi in ihrem Dienfte gar fterben follte, was tat
—
dann Sonderlidies, was tat idi dann weiter, als das, was idi Ichleditmüßte?« idi
—
hin tun
gemadit.
Sie
ift
vielleidit
Es
phifdien Literatur.
das fdiwierigfte Budi in der gefamten philofo^
verfteht
fidi
daher, daß unter den vielen, die
gelefen haben, viele find, die allerlei in ihr fanden,
was
nidit
fei,
er hat die Wiffenfdiaftslehre nadiweislidi nidit gelefen, >
fie
nidit in ihr fteht.
zu diefen: denn
Es kann
alfo nidit
befremden, wenn
worden lidie
ift
als Fiditifdie Lehre mandie Wunderlidikeit ausgegeben und nodi immer ausgegeben wird, die beftenfalls eine äußer^
Ähnlidikeit mit irgend weldien ganz anders gemeinten Sätzen der
Wiffenichaftslehre aufweift.
Die Abfidit der Grundlage der gefamten Wiffenfdiaftslehre ift, den Boden zu bereiten für eine im ftrengften Sinne fyftematifdie Behandlung der philofophifdien Probleme. Die Bedeutung, die die riditige Problemftellung
kann gar nidit überfdiätzt werden. Nur dann aber können wir wiffen, daß wir die Probleme in ihrer legitimen für die philofophifdie Arbeit hat,
Geftalt vor uns haben,
wenn wir
ihrer
das Leben der Wahrheit bezeidinenden
notwendigen Entftehung aus der
Bewegung
zugefdiaut haben.
Die
bisherigen Philofophen, heißt es in der »Zweiten Einleitung in die Wiffen^ fdiaftslehre« <1797>,
woher
fie
haben, analyfieren fprung
170
fie
»gehen von irgendeinem Begriffe aus/ ganz unbeforgt,
diefen felbft fie
genommen und woraus
ihn,
fie
ihn zufammengefetzt
kombinieren ihn mit andern, über deren Ur^
eben fo unbekümmert
find,
und
diefes ihr
Räfonnement
ift
felbft
Fichte
Ihre Philofophie befteht fonach in ihrem eigenen
ihre Philofophie.
Denken.
Ganz anders verhält es fich mit der Wiflenfdiaftslehre. Dasjenige, was fie zum Gegenftande ihres Denkens macht, ift nidit ein toter Begriff, der fidi gegen ihre Unterfudiung nur leidend verhalte, und aus weldiem fie erft durch ihr Denken etwas madie, fondern es ift ein Lebendiges und Tätiges, das aus
fidi felbft
und durdi
als
daß
er jenes
Lebendige
und weldiem
Erkenntnilfe erzeugt,
fidi felbft
Sein Gefdiäft in der Sadie iß nidits weiter,
der Philofoph bloß zufieht.
zwed^mäßige Tätigkeit
in
verfetze, diefer Tätige
und als Eins begreife« . Der Philofoph foll das Syßem der Wahrheit nidit madien, fondern es nur aufweifen: die Wahrheit ift lebendig, ihre Notwendigkeit entwid^elt fidi kdt desfelben zufehe,
fie
auffalfe
»In der Wiflenfdiaftslehre gibt es zwei fehr verfdiiedene Reihen des
felbft.
gdßigen Handelns
die des Idi, weldies der Philofoph beobaditet,
:
und
die
der Beobaditungen des Philofophen. In den entgegengefetzten Philofophien gibt es
da
nur eine Reihe des Denkens: die der Gedanken des Philofophen,-
denkend eingeführt wird«
fein StofF felbft nidit als
454).
Philofophie befteht nidit aus einer Reihe nebeneinander geftellter naditräglidi miteinander
verbundener Einzelunterfudiungen.
fidi
felber
erft
Sondern die
Einzelunterfudiungen find urfprünglidi miteinander vereinigt, da
aus der Bewegung der
Fidites
und fie
denkenden Wahrheit hervorgehen.
alle
—
Ablehnung der »Reflexionsphilofophie«, die da meint, der Phi=^ fidi feine Gedanken zu madien über die Wirklidikeit, hat Fidite einer völlig neuen, von Sdielling und Hegel fortgeführten Art des Philofophierens die Bahn gebrodien der Philofoph hat das Syftem der Mit
diefer
lofoph habe felber
:
Syftem der Vernunft
lebendigen Wahrheit, das
aufzuweifen,- nidit er
madit die Bewegungen des philofophifdien Denkens, fondern er fdiaut nur demjenigen zu, was
fidi
aus eigner lebendiger Kraft bewegt.
Viele Sdiwierigkeiten, mit denen
Male
in
frühere Zeitalter geplagt hatten, die Philofophie
zum
erften
Die
fyfte*
felbft,
als in
matifdie Notwendigkeit gab feine
fidi
uneingefdiränktem Sinne als Syftem behandelt wurde.
verlcfiwanden von
foldier
Weife
jedem Problem
beftimmte Stelle und Bedeutung im
feine beftimmte
Zufammenhang
Form und
des Ganzen.
Alles wurde neu.
Die Dingeanfidi mußten felbftverftändlidi fallen: das Leben der Wahrheit ift abfolut, mithin können nidit Dinge abfolut fein.
Nur
als
—
notwendige
allerdings
—
Produkte des Denkens und befon-
ders als Objekte der Polemik fpielen die Dinge an eine nidit unerheblidie Rolle. Realitäten, nodi find
fie
Etwas -
—
wo
es
auffaflcn will, diefes
-.
-
:
Fidites Arbeiten find
weder
letzte
die verfinnliditen Erfdieinungen überempirifdier
Dinge. Alle Verdinglidiung wußtfeins, das überall,
fidi in
Die Dinge der Sinnenwelt
gefdiieht durdi die Gefetzmäßigkeit des
Be-
etwas erkennen und fomit als ein beftimmtes zu einer in fidi gefdilofl"enen Einheit madit. 171
Fidite
Das »An
Form des fubltanziellen Dafeins erhält,
das fo die
fidi« aber,
lebendige
darum
nidit ftabile)
das
ift
das konkrete Leben der
dem
endlidien Idi als unend=
folute Identität der unendlidien Idiheit, d. h. es
Wahrheit. Die Identität des Idi=I(h lidie
ift
Bezogenfein des endlidien Idi auf die ab^
erfdieint
Aufgabe/ und jede Geftalt der Sinnenwelt
wenn
i(t,
ganzen
in ihrer
Bedeutung begriffen, in jedem Augenblick und in jeder möglidien Bezie^ hung eine befondere Dafeinsweife jener unendhdien Aufgabe. An mir, an der fittlidien Energie, mit der idi im Leben Itehe, liegt es, wie die Welt für midi ausfieht,
ob die Zufammenhänge,
bedeutungsvoll ericheinen oder
fefte ift
und
das
letzte
Grundlage
intelligible
»An
ftellung fich in eine
ift
fein praktifches
meiner Erkenntnis
aller
^
eben
idi
midi finde, mir
Ich, wodurch feine Wefen. Die einzige
meine
ift
Pflicht.
Diefe
welches durdi die Gefetze der finnlichen Dar^
fich«,
Sinnen weh verwandelt«
damit begnügen, an den Dingen nichts
fich
man
denen
»Dasjenige im
nicht.
ganze Erkenntnis beftimmt wird,
in
als
Freilicii
Dinge zu fehen
:
kann man
dann
bleibt
mit Abficht zu beftimmten Erkenntniszwecken oder ohne
Abficht aus träger Charakterlofigkeit -- in der Sphäre des bloß formalen
vom
Bewußtfeins und abstrahiert
Die
letztgültige Realität
wahrhaften Realitätsgehalt des Dafeins.
die lebendige Wahrheit.
ift
Nur
dadurdi aber
Wahrheit lebendig, daß fie Gehalt in ficii hat. Eine gehaldofe, bloß formale Wahrheit ift ein Abstraktum und als folches nicht lebensfähig. Die abfolute Identität des Ich mit fich felbft, des »Ich bin« ift Sein in der ift
die
Aus
erften Perfon.
einem Sein
»Erfte Einleitung
in
der dritten Perfon
in die WilTenfchaftslehre»),
bloßen Ich ohne Sein, einem rein formalen Idi
Darum
liegt
der
Anfang der
kein Ich ableitbar
ift
ift
kein
und aus einem Sein ableitbar.
Philofophie in jenem Punkt, »in welchem das
Objektive und Subjektive überhaupt nicht gefchieden, fondern ganz Eins find.
Die
diefer
Punkt«
Bewußtfein
ift
—
Vernunft
Ichheit, die
oder wie
Im Bewußtfein
1>,
ein Subjekt, das ein
ift
Objekt
man
es
nennen wolle -^
aufgehoben: das
diefe Identität fich
ift
gegenüber hat/ Subjekt und
Objekt find getrennt, freilidi in jedem Akt des Erkennens oder praktifchen Handelns zugleich audi vereinigt. Aber die Vereinigung hat die Trennung zur dauernden Vorausfetzung Subjekt und Objekt bleiben zweierlei. Die :
und wenn jene wegfielen, fiele Das Subjekt hat am Objekt, am Nidit^ch, feine notwendige Schranke. Aber hier ift bemerkenswert: das Subjekt kann Objekte
find die Korrelate des Subjekts,
mit ihnen audi diefes.
nicht
vom
Objekt
in
der Weife befchränkt werden, wie ein Objekt
andern befchränkt wird. keit, Tätigkeit, Freiheit,
wenn man
es als
und
Subjekt
ift
feinem
Wefen
vom
nach Selbftändig^
wäre vernichtet, werden ließe allere
diefer fein Subjektscharakter
etwas Paffives
dings wird das Subjekt
172
Das
vom
affiziert
Nicht^di
affiziert
von den Objekten, aber
:
nur, fofern es
Ficfitc
felbß diefe Affektion durdi Selbfttätigkeit in
Tätigkeit
kann
Das Bewußtfein
fidi fetzt.
ift
—
nidit
audi da, wo es Eindrüdce aufnimmt,- und feine Tätigkeit vom Nidit^Idi erzwungen werden,- das Nidit-Idi vermag über*
haupt nidit
als foldies
auf das Bewußtfein einzuwirken.
nen Einwendungen, die an diefer Stelle gegen Fidite gemadit zu werden pflegen, beruhen fämtlidi auf der naiven Verwedislung des Bewußtfeins
im philofophifdien Sinne mit dem, was der Pfydiologe Bewußtfein nennt, und was weit entfernt iß, die Wahrheit über fidi zu wiflen.) Nur fofern das Idi
um
fidi
Nidit4di bemüht, wird ihm
ein
Bcichränkung feiner
dem
wußtfein geht aus von
und
wirkt ein auf das Idi ^ wie
lA
geht heraus
man
»Primat der Vernunft, inwiefern
Handeln, und
Bewegung,
vom Handeln
alles
Lebens,
»Unfer Be*
Nidit das Nidit^Idi
fie
des
aller
Das
Idi
fondern das
Idi,
vom vom
Fidites Lehre
ift
»Alles geht aus
praktifdi iß«:
Idi.
das
in
Das
das Nidit^di« .
in
Nidit^Idi, zur
die Sadie gewöhnlidi angefehen hat, fon*
Nidit das Nidit^Idi dringt ein
umgekehrt.
zum
unmittelbaren Bewußtfein unferer Tätigkeit,
derfelben finden wir uns leidend.
er(t vermittelft
dem
diefes
Unendlidikeit weifenden Tätigkeit.
in die
iß das erße Prinzip aller
Tat und Begebenheit.
Wenn
das Nidit^Idi
auf uns einwirkt, fo gefdiieht es nidit auf unferem Gebiete, fondern auf
dem
feinigen / es wirkt durdi
Widerßand, weldier
Es
wir nidit zuerß darauf eingewirkt hätten.
nidit fein
greift nidit
würde, wenn
uns an, fondern
wir greifen es an« .
Von
man
hier aus verßeht
wie die von den Romantikern
leidit,
fo
graufam mißverßandene und unfreiwilligerweife karikierte Lehre von der
produktiven Einbildungskraft gemeint Grenzen erweitert« und das Nidit^di
eines
Indem das
Idi
»feine
das ihm dadurdi erß
Gefühle der Begrenzung
Nidjt^Idi wird, entßehen five,
iß.
angreift,
in
ihm
zum
— rein inten*
ausdehnungslofe Gefühle, und »ohne Gefühl iß gar keine Vorßellung
Dinges außer uns möglidi«
Dinges außer uns
kommt
es dodi
314>.
Aber zur Vorßellung
eines
nur dadurdi, daß wir diefe Beßimmung
unfercs Selbß, diefes Akzidens unferes Idi aus uns herausprojizieren
außer uns ausbreiten, es
und
zum Akzidens
eines außer uns vorhanden fein IbUenden Dinges madien dies iß die Leißung der produktiven Einbildungs* :
kraft. fie
Sie verbreitet die ausdehnungslofe
fetzt
zum Körper
I
Raum und ftellung«
Empfindung über
wird)/
fie fdiafft
den
Zeit erfüllen/ ohne
284/
vgl.
314
f.,
Raum und
fie II,
die Zeit
I
NatüriiA
ift
hier
und
alle
Objekte, die
hätten wir »audi nidit eine einzige
205
ff.>.
Alle Realität wird für
»bloß durdi die Einbildungskraft hervorgebradit«
'
eine Flädie,
zwifdicn die Flädien ein Inneres des Körpers <der dadurdi erß
nur an das cndlidie
Idi,
227).
Vor* uns
Das Objekt
das Bewufttfcin zu denken,
173
Fidite
foldies iß gar nidits anderes
als
ein
als
Produkt der Einbildungskraft
Es
388>/ der Begriff des Objektes hat keinen transfzendenten Sinn.
gibt ein
Objekt nur für das ihm entgegengefetzte Subjekt und für
nur durdi die Einbildungskraft. Die Einbildungskraft des Idi
—
ift
diefes
das freie Handeln
im Gegenfatz zu feinem gefetzmäßigen Handeln,
dem Ver*
ftand/ es ift klar, daß die beiden Handelns weifen hier nur durdi die phi^ lofophifdie Abstraktion voneinander getrennt werden können in der Wirk^ :
lidikeit
der Erkenntnisbetätigung
kenntnisakt
frei
ift
in
bezug darauf, wie rend
bezug darauf, ob
er gefdiieht.^
ohne
die andere,- jeder
er gefdiieht,
indem m. a. W. die in die Unendlidikeit ftrebende Tätigkeit im Gebiet des Nidit^di delfen Widerftand erfährt <wodurdi ihm
tätig
des Idi
Er^ und gefetzmäßig in Indem nun das freie Handeln produzier nie eine
ift
ift,
zum Nidit^di
das Nidit^di
wird),
ift
die Einbildungskraft eben die Tätige
beiden entgegengefetzten Riditungen
keit, die die
gehende und das
Idi affizierende
und
die
vom
Idi
vom
Nidit-Idi eindringende) vereinigt: die Einbildungskraft
Sinne eben dies: Vereinigung der Entgegengefetzten
Wenn
darin beides
und
B. ein im
idi z.
Räume vor
Nidit^Idi aus-
ausgehende und auf das
im
ift
ftrengften
204, 215, 386).
mir befmdlidies Ding begreife,
fo liegt
eine Affektion, die das Objekt auf midi, das Subjekt ausübt,
:
ein idealer
Vorftoß meines erkennenden Bewußtfeins
in
der Riditung
auf das Objekt und zwar derart, daß diefer Vorftoß nidit etwa von der mir zugekehrten Seite des Objektes abgebrodien würde, fondern er das
fo,
daß
Ding durdidringt nur dadurdi wird mir das Ding zum Gegenftand :
der Erkenntnis, daß mein Bewußtfein hinter die mir zugekehrte Seite ein Inneres fetzt
und
hinter das Innere eine Rüd^feite:
greife idi es als Subftanz,- die in das
Tätigkeit findet alfo
am
nimmt das Nidit^di prinzipiell
Nidit^di
in
fidi
Und
unbegrenzbar.
Subjekts, eine
auf:
denn nur dadurdi be*
Gebiet des Nidit-Idi vordringende
Grenze, fondern
fie
die vordringende Tätigkeit des Idi
ift
nidit eine abfolute
dodi
ift
jedes Objekt eine Begrenzung des
Dokumentierung der Endlidikeit des Idi. »Diefer Wedifel fidi felbft, da es fidi endlidi und unendlidi zugleidi fetzt
des Idi in und mit
ift die romantifdie Ironie, die romantifdie Skepfis und Haltlofigkeit von von der produktiven Einbildungskraft ausgegangen — freilidi nur infolge völligen Verkennens diefer Lehre. In der »Grundlage« fagt Fidite: »Wenn erwiefen wird, wie es im gegenwärtigen Syfteme erwiefen werden foll, daß auf jene [Realität produzierende] Handlung der Einbildungskraft die Möglidikeit unferes Bewußtfeins, unferes ^
Hiftorifch
Fidites Lehre
Lebens, unferes Seins für uns, nidit wegfallen,
wenn wir
nidit
unferes Seins, als Idi,
vom
Idi abstrahieren follen, weldies fidi widerfpridit,
das Abstrahierende unmöglidi von fondern
fie
hiftorifdien
gibt
Wahrheit, und
fidi
die
felbft
fidi
abstrahieren kann,- mithin täufdit
einzig-möglidie Wahrheit«
Beziehungen Sdileiermadiers und Friedridi Sdilegels zu Fidite
aber in diefen Beziehungen
174
gründet: fo kann diefelbc
d, h,
ift
wenig Vernunft und
viel
Mißverftehen.
da
fie nidit,
—
Die
find fehr
eng/
227),
r
Ficht«
—
WcAfel, der
ein
und dadurdi gen
fidi
will, jetzt
gleidifam in einem Widerftreite mit
Momente
nämlidien
—
iß das
,
abermals es
Vermögen
Form
die
in
in die
fidi felbft
des Endlidien aufzunehmen
Form
fetzt
und
in
dem
der Endlidikeit aufzunehmen
der Einbildungskraft«
215).
Vor*
Jede
das erkennende Bewußtfein von einem Objekte hat,
ftellung, die
befteht
Unvereinbares vereinig
wieder außer derfelben
verfudit, jetzt, zurüdtgetrieben, es
vcrfuAt
indem das
felbß reproduziert,
das Unendlidie
Idi
ift
die
Einheit eines foldien Gegenfatzes.
Die Einbildungskraft, wurde vorhin gefagt,
Trieb
Idi,-
ift
das
Fidites,
daß das wahre
madien
follen,-
»An
der Dinge dasjenige
fidi«
daß das Wefenhafte an den Dingen
ihre
Beziehung auf das Ideal der abfoluten Identität des das begreifen
als
läßt,
was
dicfer abstrakten, oberflädilidien
Trieb geht auf abfolute
tatiger]
in tiefßer
fie
wir
Idi mit fidi felbß
Wahrheit
fie
uns aufgegebene
find,
daß
da
fie
fei.
die
entfpridit
Auffaflung des Dafeins eine nur unvoIU
»Mein ganzer
ßändige Entfaltung der Freiheit.
idi
wozu
fei,
die produktive Einbildungskraft nidit fo weit vorgeht,
Dinge
Sie iß der
Ausdehnung feiner Grenzen, der Trieb Hier enthüllt fidi ihr Zufammenhang mit der Thefe
des geißigen Lebens nadi
^
zur Selbßändigkeit.
Wo
Handeln des
freie
iß das Idi felbß, fofern diefes Freiheit iß.
fie
[d, h. nidit
Unabhängigkeit und
ihn nidit als foldien aufgefaßt habe,
habe
idi
bloß teilweife
Selbßändigkeit,- ehe
midi felbß
nidit,
und im
Gcgcnfatze mit mir felbß das Ding nidit vollkommen beßimmt, weder feinen BelchafFenheiten, nodi feinem
Zwed^e
nadi. Iß das letztere vollkom*
mcn beßimmt auf die angezeigte Weife, fo habe idi den Umfang aller feiner Zwedce oder feinen Endzwed^. Sonadi find alle vollßändigen Er^ kcnntnilFe, bei denen man beruhen kann, notwendig ErkenntnilTe des End* zwecks der Objekte/ eine Überzeugung wird durdi das GewilTen nidit eher gebilligt, bis fie die Einfidit in den Endzwed^ des Dinges enthält, und dicfc
Erkenntniße
Idten.
Das
find zugleidi diejenigen,
weldie das moralifdie Betragen
Sittengefetz geht fonadi darauf, jedes
Ding nadi feinem End-»
zwecke zu behandeln« . In diefen letzten Sätzen aus bereits der
dem Syßem
der Sittenlehre von 1798 iß
Punkt berührt, von dem aus die Religionstheorie verßanden
werden muß, die Fidite am Ende feiner Jenaer Zeit aufgeßellt hat: wenn die Dinge als das begriffen find, was fie in letzter Wahrheit find, fo find fie
in ihrer fittlidien
jede *
Lage B«
iß
Zweckbeziehung
darauf beredinet/ die
verfteht fiA,
daß
iß eine WifTenlihaft
upt
crft
diefes
Wort
Tat
»Redit tun iß möglich und gelingt unfehlbar,
nJdit pfychologifdi
von Tatfadicn/
Tat(ad)en möglidi.
begriffen.
fittlidie
gemeint
fein Icann.
und
die
Die Pfy madit
die produktive Einbildungskraft aber
Die Probleme der WifTenfdiaftsIehre gehen insgefamt
der Pfydiologic f/ftematilcfi voran.
175
Firfitc
unfehlbar«
unfittlidie mißlingt fidi
wahrhafte Realität/ die
hin geriditet,
tes find,
Alles
ihnen
in
was nadi
menfdilidies
iß auf
was
in
der
Sie »gelingt«, d.
felbft
h. fie
find.
Dinge
als
Tat
fittlidien
den Weltgrund
hödißer Wahrheit
in
fie
auf der Überzeugung, daß die Dinge
fteht
daß
Tat
gefdiieht in Einigkeit mit ihm.
fie
handelt die Dinge als das,
Handeln
fittlidie
Sinnen weit, wie
nidit in der
wahrhaft realen Welt: denn
verfteht, aber in der
lebt die
—
be*
Sittlidies
Letz^
nidits
Ordnung kund tut. und alles was durdi der Sinnenwelt verändert werden kann, ift nur
fidi
uns eine höhere überfinnlidie
kaufaler Naturnotwendigkeit gefdiieht,
Handeln
in
erfdieinende Nidit^Wirklidikeit, die jedodi durdi die Pfliditen, die jede
Lage der Dinge
in
befonderer Weife
zeugt demonftrierbar :
freilidi
die Pfliditen fdiafFende ewige
bens, und zwar
ift
ift
(teilt,
Ordnung
der Glaube an
mein
idi
Idi
Grund
Grund be^
der Dinge, diefe
Glau^
Gegenftand des
nidit,- fie ilt
fie
unmittelbar in
unfere eigne zwed^volle Freiheit enthalten. fo verliere idi
ihren überfinnlidien
diefer überfinnlidie
Setze
idi
dem Glauben an midi nidit
als frei,
und werde mir zu einem bloßen Dinge. Glaube
dagegen an meine Freiheit, an meine Kraft, mir aus mir
felbft
den Zwedi der Selbftändigkeit zu
fetzen, fo erkenne idi in foldiem
ben an, daß die Sinnenwelt midi
nidit erdrüd^en kann, weil
Ordnung
überfinnlidien
nur dadurdi, daß
fie
heraus
Glau^
in
einer
ruht <denn meine Selbftändigkeit verwirklidie
idi freigeftaltend die
idi
Dinge der Sinnenwelt ihrem End^
zwed^e entgegenführe: der Begriff meiner Selbftändigkeit
ift
vom
wiederum hat
Begriff der
Endzwed^e der Dinge, und
diefer Begriff
untrennbar
Wahrheit nur unter Vorausfetzung einer überfinnlidien Ordnung). Diefen Glauben an ein überfinnlidies Prinzip, das die ganze Sinnenwelt mit allem, was in ihr gefdiehen kann, von ihrem tiefften Realitätskerne aus beherrfdit, nennt Fidite den Glauben an eine göttlidie Weltregierung. An Gott glauben heißt der Dinge
:
an die
ftellen.
Pfliditen glauben, die fidi
Denn
uns
in
den Kombinationen
Offenbarungen des wahr*
die Pfliditen find die
haften Realitätswertes der Dinge, die Offenbarungen der überfinnlidien
Ordnung.
»Diefes
ift
das einzig möglidie Glaubensbekenntnis: fröhlidi
und unbefangen vollbringen, was jedesmal die Pflidit gebeut, ohne Zwei^ fein und Klügeln über die Folgen. Dadurdi wird das Göttlidie uns leben^ dig und wirklidi«
keinen anderen faden. moralifdien
vom
Es
liegt kein
Grund
der Vernunft, aus jener
vermittelft eines SdilulTes
Begründeten auf den Grund nodi ein befonderes Wefen,
Urfadie desfelben, anzunehmen«
Glauben aus 176
in
Weltordnung herauszugehen und
feiner eigentümlidien
Ein
als
foldier Sdiluß zieht
die
den
Sphäre des Unmittelbaren und Unde^
r
FiAtc
monftricrbaren
in
das Gebiet des Begrifflichen, und damit madit er ihn
wankend / denn der vom verdinglidienden Bewußtfein gefdiafFene Begriff Gottes als einer befonderen Subftanz »iß unmöglidi und voller Widerfprüche« (vgl oben S. 199 Anm. und S. 207 f.>. Die Abhandlung, der
Grund
find,
Ȇber den
unfers Glaubens an eine göttlidie Weltregierung« hat
eine verhängnisvolle
dem von
h'di in
entnommen
die letzten Zitate
Bedeutung
in Fidites
Lebensgang.
Sie
redigierten »Philofophifchen Journal«
ift
urfprüng*
Niethammer)
Fidite (gemeinlchaftlidi mit feinem Kollegen
im Frühjahr 1798 erfdiienen,
wo
fie
einem andern Artikel <»EntwickeIung des Begriffs der Religion« von Forberg) zur Abichwädiung feines radikalen und etwas frivolen Eindrucks vorausgeichickt
ift.
Diefe Abficht hat
aber nicht
fie
im Gegenteil,
erreicht,-
auf Betreiben der kurfächfifchen Regierung wurde Fidites Arbeit zufammen mit der Forbergifchen des ein
Atheismus angeklagt.
Fichte, nicht gewillt,
Entgegenkommen gegen Kurfadifen und Schonung
zwifchen
Pcrfon vermittelndes Urteil hinzunehmen, trieb den Konflikt
Er wußte, daß
daß
er kein Atheilt war,
Wiffenfchaftslehre in philofophifdher
alle feine
feiner
zum äußerften.
Veröffendichungen zur
Gefinnung den Gott bekannt hatten,
ift, und den das fittliche Bewußtfein verehrt, Spannungen zwifchen Sein und Sollen zu überwinden
der die lebendige Wahrheit
wenn
es fehnend alle
(trebt,
um
zur abfoluten Identität des ewigen »Idi bin« vorzudringen.
Diefe unmittelbare Gewißheit eines ewigen »Ich bin«, einer abfoluten
Wahrheit hatte er in dem unter Anklage geftellten Auffatz als den Glauben an eine lebendige fittliche Ordnung gedeutet, als den Glauben an eine überfinnliche Realität, die alfo das
fich
im Gewiflen kund
tut.
Er
hatte
Gewiflen gegen den Verdacht gefchützt, ein bloßes Produkt einer
gccjuälten Phantafie
zu
wiefencn Weltgrund
fein: er hatte es in
befeftigt.
Und
das
Glaube an Gott
dem
follte
als fittlidie
Atheismus
Potenz aufge* fein?
Freilich,
Glaube an eine befon* dcre Subftanz. Aber weldier Lefer feiner Schriften mußte nicht wiflen, daß Sübftanzen nur Sdiöpfungen der produktiven Einbildungskraft find, daß CS darum ganz unmöglich ift, dem lebendigen Gott Subflanzialität zuzu^ er hatte gefagt, der
fprechcn!
fei
nicht
Dasfelbe »Philofophifche Journal«, das den angeklagten Auffatz
enthielt, hatte
über diefe Frage fchon die deutlichften Ausführungen ge*
vermag
wie ungeheuer das Mißver* während des Prozefles an den Geheimen Rat Voigt in Weimar/ »man hat nidit die leifefte Ahnung von der eigendichen Tendenz meines Syftems« (Fidites Leben und Briefwedifel ^ II, 90). Fichtes ftarre Unnachgiebigkeit war der weimarifchen Regierung höchft be(|uem. Sie nahm darum eine in dem gerade erwähnten Privatbriefe bracht.
ftändnis
»Ich
ift,«
es nicht auszufprechen,
fchrieb Fichte
Fidites an ein Mitglied des
k
Geheimen Confeils enthaltene
ungefdiickte
177
^
FiAte
LriJTjTLnjT_rxjn_njTj-ijnj-ijnj^^
Wendung zum
feine Entlaflung
Anlaß, Fichte
nachdem jede der
leidige Fall,
zu geben.
So endete
der
beteiligten Parteien ihre eigentümliche Bc-^
grenztheit ans Lidit gebradit hatte, damit, daß Fidite feine Stellung verlor <29.
März
Da fidi Kurfachfen bemüht hatte,
1799).
die übrigen deutfchen
Regierungen gegen Fichte fcharf zu machen, war Fichtes Lage recht
Er
peinlich.
verfuchte zunächft, feine Zugehörigkeit zur Rudolitädter Freimaurer^
löge »Günther
zum
(tehenden
Löwen«, der auch der dort regierende Fürst
angehörte, auszunutzen. Allein auf einen aus hin ließ der furftliche Ordensbruder
Weimar empfangenen Wink
und Protektor der Loge durch
feinen
Geheimerat dem bedrängten Philofophen die Bitte um einen Zufluchtsort rund abfchlagen. Nach vielem Plänemachen und Erwägen glückte fchließ^ die Überfiedelung nach
lieh
Berlin,
wo
Kurfachfen vergebens gearbeitet
Zuerft zwar wurde Fichte auch hier mit
hatte.
ganz außerordentlich
fchnell
Argwohn aufgenommen,-
aber Ichwand jeder Verdacht, und bald
war
Fichte eine gerade auch in den vornehmlten Kreifen hochgefdiätzte Perfön-
Im Frühjahr 1805 wurde
lichkeit.
mals noch preußilchen Univerfität Erlangen
nur ein Semefter lang Vorlefungen gehalten
während des Krieges,
eine
er
erhielt
an der da-
er als ordentlicher Profeflbr angeftellt,
hat.
an der er jedoch
Im Herbit 1806,
interimiftifche
Univerfität Königsberg,- auch hier hat er nur ein Semefter gewirkt.
dann im Jahre 1810 vornherein
mußte.
die Univerfität Berlin gegründet
felbltverftändlich,
daß Fichte
Als
wurde, war es von
ihren
Profeflbren
fein
^
Die Fortbildung des Syftems
immer
unter
alfo
Anltellung an der
tieferes
Eindringen
in die
in
der Berliner Zeit läßt
fich als
ein
Vernünftigkeit der konkreten Lebens*
in Jena feftgelegten Grundzüge der Widenfchaftswerden an keiner irgendwie wichtigen Stelle verl äffen: aber fie werden bereichert, und zwar derart, daß die Grundbegriffe felbft in einer
mächte bezeichnen. Die
lehre
erhöhten
Bedeutung
auftreten.
Arbeit vor allem hat diefe Entwicklung herbeigeführt. lichen
Lebens macht
bis in
Unabläffige
Das Hindrängen
fich gleich in
religionsphilofophifche
das Innerfte des Syftems
fich
erftreckende
zur Konkretheit des wirk-
der erften in Berlin gefchriebenen Arbeit,
der »Beftimmung des Menfchen«, darin geltend, daß der religionsphilofophifche letzte Teil des Buches das göttliche
Leben
»das Geilter mit Geiltern in Eins verfchlingt«.
als
»das Band« erkennt,
»In diefem Lichtftrome
Gedanke, unaufgehalten und derfelbe bleibend von und kommt reiner und verklärt zurück aus der verwandten Bruft. Durch diefes Geheimnis findet der einzelne fich felblt, und verlteht, und liebt fich felblt nur in einem andern,- und jeder Geift wickelt fich los nur von andern Geiltern, und es gibt keinen Menfchen, fondern nur eine Menfchheit, kein einzelnes Denken, und Lieben, und Haffen, fondern nur fortgeleitet Ichwebt der
Seele zu Seele,
178
Fidite
Denken, und Lieben, und Hauen
ein
und durdi einander«
in
Anfätze zu einem »Syftem
In Briefen an Sdielling hat Fidite felblt auf diefe
Welt« oder
der intelligiblen
gemadit
als
zum Abfdiluß
Jena nidit
in
Die Erkenntnis zwar, daß vernünftiges Leben nur
Lehre.
felwirkung
der Individuen möglidi
ift,
ausgefprodien und begründet worden
Wertung
diefer Erkenntnis: das
viduum
als foldies
fdiaft:
real
war audi
in
gebraditen der
in
Wedi^
der Jenaer Zeit längft
Neu
.
aber
ift
die religio fe
Gott. Das Indi* aber hat das Leben der Gemein*
Band der
nidits/ Realität
ift
mithin
ift
aufmerkfam
einer »Synthefis der Geifterwelt«
auf eine Fortfuhrung der
316>.
am Individuum
Geilter
was
das,
ift
es pofitiv für das
Leben
Gemein fdiaft bedeutet,- denn dies eben ift das Göttlidie in ihm. — Es braudit kaum betont zu werden, daß unter Gemeinfdiaft nidit jedwedes der
mcnfdihdie Zufammenexiftieren zu verftehen felbftbewußter
Freiheit.
heißt nidit
ein
fondem
in
:
es heißt:
dem Leben
Sidi
fondern nur das Leben
ift,
der
hingeben
Gemeinichaft
heteronomes Verhältnis zu den Mitmenfdien geraten,
von
feiner Stelle
aus die Freiheit
Nur
realifieren.
Kraft unferer Freiheit können wir Träger eines Gemeinfdiaftslebens
Vom
Jahre 1804 ab zeigt
fidi
in
fein.
Arbeiten eine bedeutende
in Fidites
Steigerung der Religionsphilofophie infolge eines tief dringenden Studiums
johanneifdien
der
Lehre
feiner
Namen
794/95>
Gott
Es
<X, 290).
als dasjenige, 1
den Satz zufammen: »Das Dafein
in
vom
haben möge,
fidi
Grund
fidi felbft
Gottes im Menfdien
fidi,
fdiledithin,
hödiften,
wie es
dem Da*
nidit in fidi felber,
fondern
daß das abfolute WilTen
ift,
fein
daß das abfolute WilTen kein anderes
dem Spradigebraudi
in thetifdien
uns
in
das
verfteht
zum
allerniedrigften bis
einem abfoluten Zwecke, und diefer
folle«
Teftaments. In Vorträgen über
aus jenem Jahre faßt er »das gefamte Refultat«
des abfoluten Willens, hat feinen
fein in
Neuen
Sdiriften des
die WiflTenfdiaftsIehre
Urteilen ausfpridit
^
ift
der Wiflenfdiaftslehre von
dasjenige Wiflen alfo, in
dem
Wenn daher Fidite fagt, das Sidi^felber^Wilfen der Zwed^, um deswillen die Welt da fei, fo heißt
weiß. fei
Weltgrund ift Liebe. Denn darin befteht die Liebe Gottes, daß Menfdien beftimmt find, fein unmittelbares Leben in fidi zu tragen.
das: der die
Gott
—
ift
ein
Liebe, das heißt foldies
Gott ift nidit wäre notwendigerweife
und darum aus
fidi
:
felbft
tätigt:
Und
ift:
Um
dicfcs Bild felber lebendig fein.
fidi als
foldies crweifen,
das Bild Gottes der
Menfdien
Zwed« ift
ift
fidi felbft
—
tot
,
aber Bild
Nur
verfdilolTenes Sein
fondern er
heraustretendes Sein, er
Bilde feiner felbft lebendig da
muß
ein in
ift
ift
lebendiges
Sein, das in einem
Gottes
fein
zu können,
dadurdi kann das Bild Gottes
daß es Unmittelbarkeit felbftändigen Lebens benotwendigerweife
in fidi felber frei
diefer Freiheit der zur Gottebenbildlidikeit
das abfolute WilTen,
Soldies
Widen
ift
V,
512).
beftimmten
Seligkeit:
um
der
179
:
Ftditc
Menfchen willen
Seligkeit der
und wird
Seins heraus
tritt
Gott aus der Verborgenheit Derjenige,
offenbar.
eben dadurdi der Seligkeit
in
dem
Fidite verweift im
teilhaftig.
feines inneren
er offenbar wird,
ift
Zufammenhang
der angeführten Stelle aus der Wiflenfdiaftslehre von 1804 auf das jo*
Wort, daß das ewige Leben Erkenntnis Gottes und feines Gefandten ift <}oh. 17, 3>, »und zwar führt nidit etwa nur diefes Erkennen zum Leben, fondern es ift das Leben« <X, 291). Denn bei Johannes ift hanneifdie
ebenfo wie bei Fidite die Erkenntnis Gottes kein bloßer
Akt
flexion, fondern aktuelle Lebendigkeit des innerften göttlidien
Perfönlidikeit.
Punkt, an
^
Fidite
Und
dem
nomie
das Leben fo
ift,
Gott
ift
—
bei Johannes
tieffte
wie bei
die in uns lebendige Liebe, die Liebe, die wir felbft find, das
dem wir
ift
zur Gemeinfdiaft ftehen
ift
dies audi das
frei fein in
Leben
fie ift
darum kann
Auto*
fteht nidit
deren hödifte Geftalt. »Leben
fteht
dem Menlcben
ja nidit als
Gott leben bedeutet Befreiung des
In
eignen Selbft bis in delTen tiefften
Die Theonomie
in Gott.
ihm« <XI, 324>: Gott
Madit gegenüber.
eine fremde
Joh. 4, 7f.>.
der Gemeinicfiaft nidit Heteronomie, fondern
in
im Gegenfatz zur Autonomie, fondern in
unfrer Exiftenz, diefer
unfer Sein in Gott wurzelt,
tätige Verhältnis, in
Wie
Grund
diefer göttlidie
der ReGrundes der
Grund
hinein.
»Gott
ift
ein
Gott der
Gute uns nur durdi unfere Freiheit geben / er läßt es uns nidit »anwadifen und zufliegen durdi bloße phyfifdie Vereinigung«
Trägheit äußert.
ift
das
Jetzt
ift
fittlidie
er audi das
Grundübel,
fo hatte fidi Fidite fdion in
Jena ge^
die Tätigkeit in ihrer hödiften, freieften Dafeinsform als
Liebe
erkannt: im Gegenfatz zu ihr ift das träge Verharren in dem Ohngefähr der Natur wie immer audi diefes erfdieinen möge —' Selbftfudit. In den Reden an die deutfdie Nation wird das Elend
—
Deutfdilands darauf zurüdcgeführt, daß »die Selbftfudit durdi ihre volU ftändige
und
Entwidelung
verniditet hat,
fidi felbft
indem
deflen Selbftändigkeit verloren« /
in eine
neue Erziehung
knüpft«
fei
Leben aus der
ihr Selbft
einzige Heil wird
den Menfdien fo bilden folle, daß in ihm umgebenden Ganzen an die Angelegenheit
feines eigenen erweiterten Selbft,
gefälligen
darüber
gefetzt, die
»die Angelegenheit des ihn
und nur im
fie
und das
Ganzen Nidit
das nur fidi
als Teil
in feiner Individualität
in
Ganzen
fidi
Wefens
fühlt
hat der Menfdi, delTen
den Zweck den Gemeinfdiaften, denen er mit
göttlidien Tiefe feines
Handelns, fondern er findet ihn
des
ertragen kann, unabtrennbar ange^
quillt,
feines feiner
Jede Gemeinfdiaft, die wahrhaft Gemeinfdiaft ift und darum wahrhafte Liebe zu ihrem Element hat, ift eine Offenbarung Gottes »Die Liebe, die wahrhaftig Liebe fei, und nidit bloß eine vorübergehende
Liebe angehört.
180
Fichte
VergängliAem, fondern
Bcgehrlidikeit, haftet nie auf
zündet
und ruht
fidi
dem Ewigen«
in
allein
und enU
erwacfit
fie
So
liebt edite
Vaterlandsliebe im Vaterlande das Göttlidie, das hier in einer befonderen
—
Geßalt
anders
anderen Gemein fdiaften
als in allen
—
erfdiienen
und
ift
weiter erfdieinen wird.
Die
und
tieffte
prinzipielllte
Entwidlung des
fdiaft hat Fidite in den Vorlefungen über das
dem
aus
Jahre 1812 gegeben. Hier
hat keinen Charakter,
fie
Gemein*
Begriffs der
Syftem der Sittenlehre »Das bloß empirifdie Idi
heißt es:
denn
find alle fidi gleidi,
69>. Diejenigen Unterfdiiede, die in der
wöhnlidien Spradigebraudi allerdings audi
Natur als
find
fie
liegen
Natur« <XI,
vom
ge^
Unterfdiiede der Charaktere
bezeidinet werden), find wefenlos, fobald nadi demjenigen gefragt wird,
wodurdi das an
fidi«
»Anteil
ihm
ift
Idi Darltellung
am
und Leben der Gemeinde, worin fdiledithin kein anderes das ift fein »individueller Charakter« <XI,66>. DerMenfdi
Sein
gleidi ift«:
hat alfo feinen individuellen Charakter nidit für
Gemeinde und durdi
fie.
fidi,
der Idie oder Geifter. des Bewußtfeins. Als offenbaren
foll
In Individuen
ift
es
als
fidi
fie fidi
keine an
»die
fidi
Gemeinde
nur durdi die offenbaren,
Form
wenn
fie
Das einzige Kriterium darum, an zum realen Bewußtfein klar wird:
etwas Reales.
wcldiem die Erhebung eines Individui
wenn
ift
fidi ift
diefe zerriffen
Gemeinde darum muß
als
fondern nur für die
Sein individueller Charakter
beftchende Einheit: fondern die Einheit, das Sein an
fidi
»Etwas
des wahrhaft realen Lebens wird.
das Individuum nur als »Glied der Gemeinde«. Sein befonderer
Glied der Gemeinde, Glied eines Ganzen,
als delTen
integrierender Teil erfdieint« <XI, 70/71).
Nidit jedes Individuum gelangt dahin, lebendiges Glied der Gemeinde
zu werden.
Die Sdiuld daran trägt
an dem
nidit bloß derjenige,
Zurüdcbleiben hinter der Aufgabe unmittelbar fiditbar wird gar keine Einheit, nidits für
Sdiuld der Gemeinfdiaft. antwortlidi/ er
ift
:
denn
Beftehendes
—
,
ja
fondern die Sdiuld
ift
Charakter ver*
ift
oder
nidit:
aber nidit er allein
nidit er allein hat fidi feinen
ift
dafür verant*
Willen gebildet. Bei der Er*
Ziehung »tut das Befte die menfdilidie Gefellfdiaft« <XI, 69/70).' *
fiophte
die
diefes ift
ein jeder für feinen
ilt
er
verantwortlidi dafür, ob an feiner Stelle Gemeinfdiafts«
bewußtfein lebendig wortlidi
fidi
Gewiß
—
Der wdte Abßand,
in
dem
Fidites Philofophic der konkreten Realität
des abstrakten Bewußtfeins hinter
fidi
gelafTen hat, wird deuth'di,
Editc
Kants Philo-
wenn man neben
oben im Text behandelte Gcmeinfdiaftsethik folgende Sätze aus Kants Metaphyfik der
ftellt: »WelAe find die Zwedte, die zugleidi Pfliditen find? Sie find: eigene Vollkommenheit, — fremde Glüdcfeligkeit.« »Es ift ein Widerfprudi: eines anderen Vollkommenheit mir zum Zwed« zu madien und midi zu deren Beförderung für verpfliditet zu halten. Denn darin bcfteht eben die Vollkommenheit eines andern Menfdien,
Sitten
als einer Perlon,
daß er felbft vermögend
ift,
fidi
feinen
Zwedc
nadi feinen eigenen Bc-
181
Fiditc
Liebe, wahre Gemeinfchaft
muß den
Zögling
^
und
nidit bloß
an den
—
umgeben, wenn fein Wille (tark Unerwadifenen ift hier zu denken werden und rein bleiben foll. Die »Hervorbringung des göttlidien Bildes im objektiven Sein« ift eine gemein fdiaftlidie Aufgabe: der Sittlidie vergißt fein Idi, aber er weiß fidi verantwortlidi für die anderen. »Daß jemand
fage: idi will nur midi felbft rein
allein forgen
antworten?
Er kann
und
für
Sittlidikeit,-
fdiledithin
ftreitet
mit jener
meine
und unbefledt erhalten, für midi was habe idi die andern zu ver^
und durdiaus mit der mehr meinen, als
Sittlidikeit nidits
Gefinnung.
fittlidien
ein bloß äußerlidies
und negatives Nidits-Böfes-Tun, eine äußerlidie bürgerlidie Gereditigkeit und Unbefdioltenheit. Diefe ift nidit Sittlidikeit, und es ift der gefährlidifte Irrtum, wenn man fidi dies vorfpiegelt und damit fidi abzufinden glaubt/ dies gerade ift der Pharifäismus. Die wahre Sittlidikeit belteht nur im Leben und Handeln, Diefes geht ßets auf die fittlidie Bildung anderer« <XI, 92/93>. »Das abfolut letzte Ziel des fittlidien Willens hienieden ift Das Objekt des Menfdien ift immer der eine Sittlidikeit außer ihm. Menfdi« <XI, Alles
83>.
Handeln und Wirken hat den Zwed^,
fittlidie
ftehende Einheit der
M.
Gemeinde audi
in
an
die
fidi
be^
der Erfdieinung darzuftellen <XI,
W.
das fittlidie Bewußtfein ift zuhödift nidit PfliditbewußtGemeinfdiaftsbewußtfein: die Pfliditen werden diktiert von der Liebe. Das Sollen ift nidit das innere Wefen der Sittlidikeit, fondern nur ihr »Kriterium und Bild«. »Wer darum den fittlidien Begriff 71).
a.
fein, fondern
nur
zu be^
als ein Sittengefetz, einen kategorifdien Imperativ, ein Poftulat
fdireiben weiß, der kennt ihn
nur im Bilde und Stellvertreter, und
ganze, auf diefen Begriff aufgebaute Sittenlehre
im Leben
ein,
vielleidit
nidit
fie felbft,
feine
fondern
durdiaus braudibares Bild derfelben, weldies aber
keineswegs die wiiTenfdiaftlidie Forderung der Begriff fdiledithin durdi
und
ift
fidi
beftimmt
erfüllt.
ift
^
abgefdiloffenen Sittenlehre,- durdi das innere
Gottes- oder WilTenfdiaftsIehre« <XI, 30>.
Man muß
durdi
wiffen,
daß
fidi, in der reinen
Wefen Gottes,
in der
-
Fidite hat in feiner Berliner Zeit reidilidi Gelegenheit gehabt, feine
Ethik der Gemeinfdiaft durdi Taten zu bewähren. Als die harten Jahre über Preußen kamen, hat er unter größten perfönlidien Opfern
am
Sdiidc-
und es widerfpricht fidi, zu fordern <mir zur Pflicht zu madien), was kein anderer als er felbft tun kann« . Was Kant in dem letzten diefer beiden Zitate fagt, ift unter dem abstrakten Gefiditspunkt, unter dem die Kantifdie Philofophie ihre Probleme fieht, freilidi riditig. Aber jener fubjektive Gefiditspunkt läßt nur eine Seite der griffen
daß
von
idi
Pflidit
zu
etwas tun
fetzen,
foII,
Realität ins Bewußtfein fallen.
und
182
falfdi
zugleidi
Darum
und bedürfen
einer
find die Sätze der Kantifdien Philofophie riditig
Aufhebung im Syftem
der konkreten Vernunft.
Fichte
des von ihm erwählten Vaterlandes getragen als an feinem eignen In jeder ihm nur irgend möglidien Weife hat er zu helfen ge-
fal
SdiiAfal.
und fein Tun ift nidit vergeblidi gewefen — vor allem nidit die mutvolle Tat der Reden an die deutfdie Nation <Winter 1807/08): hier hat die Opferfreudigkeit Fidites werbend gewirkt und einem felbftfüditig fudit,
und darum klein gewordenen Gefdiledit den Keim zu neuer Erftarkung ins Herz gepflanzt. Im Jahre 1813 hat Fidite die vaterländifdie Erhebung aus allen Kräften unterltützt. Seine Frau, ganz von feinem Geifte erfüllt, hat, als fidi die Spitäler Berlins mit Kranken und Verwundeten füllten, fidi
unermüdlidi
als Pflegerin betätigt, bis fie
Lazarettfieber ergriffen
hat die ift
<3.
vom
Januar 1814). Ihr Krankenlager
Anftediung auf Fidite übertragen. Nadi
am
er
zufammenbradi
nadi 5monatlidier Arbeit
elf
Tagen
heftigen Fiebers
—
29. Januar geftorben.
Literatur. Johann Gottlieb Fidites (amtliche Werke, hrsg. von J. H. Fichte, Bd. I-VIII, Berlin 1S45-46/ Bd. IX-XI <= Nachgeladene Werke, Bd. I-III), Bonn 1834-35. Joh. Gottl. Fichte,
1908—12.
—
Werke, Auswahl
Die meiften der
in diefe
in
6 Bänden,
von F. Medicus, Leipzig
hrsg.
Auswahl aufgenommenen
Sdiriften find
auA
in
Einzelausgaben erfchienen.
Eine gute Ausgabe der >Beßimmung des Menfchen« «kutlciie
Eugen
in
Reclams Univerfalbibliothek.
Ausgaben der »Reden an Nationc. Eine gcfchmackvolle Ausgabe der »Anweifung zum feiigen Leben«
Ebenda noch
einige andere Einzelausgaben.
Zahlreiche
die bei
Dicderichs, Jena 1910.
Johann Gottlieb Fichtes Leben und
Fidite,
2. Aufl., Leipzig 1862.
-
von feinem Sohne J. H. G. Fidite und feinen Verwandten,
literarifcher Briefwechfel,
48 Briefe von
J.
- J. G. Fidite, Liditftrahlen aus feinen Werken von Ed. Fichte, Leipzig 1863. Karl Ha fe, Jenatfdies Fidite-Büdilein, Leipzig 1856. — Joh. Heinr. Loewe, Die Philofophie Fidites, Stuttgart 1862. — F. Laffalle, Die Phüofophie Fidites und die Bevon
hrsg.
und
M. Wein hold,
Leipzig 1862.
Briefen, nebft einem Lebensabriß
deutung des dcutfchen Volksgeißes, Berlin 1862, Idee des dcutlihen Staates, Freiburg
i.
B. 1890.
— Wilhelm Windel band, Fichtes — Heinridi Ridtert, Fidites Atheis-
- Kuno Fifdier, Fidites Leben, - XavierLeon, La philosophie de
niujßreit, Berlin 1899.
Werke und Lehre
Heidelberg 1900.
Fidite, Paris 1902.
Lask, dreier J.
G.
Fidites Idealismus
Denker
und
die Gefchidite,
Aufl.),
- Emil
— E. Fudis, Vom Werden Tübingen 1904. — Fritz Medicus, socialismo di Fidite, Palermo 1907. -
Tübingen 1902.
Fidite, Berlin 1905.
<3.
-AdoIfoRava,
II
Adolfo Ravi, Introduzionc allo studio della filosofia di Fichte, Modena 1909. Julius Ebbinghaus, Relativer und abfoluter Idealismus, Leipzig 1910 (behandelt vom Hcgell
183
HEGEL
Es
mag
den Kemgehalt der Hegelfdien Philofophie
hier verfucht fein,
und den Zufammenhang ihrer Grundgedanken in möglidift engem Anfihluß an die eigenen Formulierungen ihres Urhebers
Zwar
zu verdeutlidien. foph,
gilt
Hegel bekanntermaßen als der dunkle Philo* wo er im Herausringen feiner Ge^
und in vieler Hinfidit gewiß mit Redit
:
danken aus ihren letzten Tiefen zu halbmyftifdier Färbung greift, wie in der Mehrzahl feiner Jugendfdiriften, oder wo er in dialektifdier Zergliederung
ermüdend ausfpinnt, wie in mandien Teilen feiner Logik, da wäre es vergeblidie Mühe, ohne Kommentar ihn felber zu Worte kommen zu lallen. Dem ßehen aber umfaflende Ausführungen gegenüber, in denen er mit zwingender Prägnanz, ja mit vifionärer Gewalt den Sinn fei* feine Abftraktionen
zum Ausdruck
nes Denkens
bringt,
oder
Bemühen zu vollkommener Erhellung
in
denen
feiner
fein raftlofes didaktifdies
Motive gediehen
ift.
Zudem
hat diefer Philofoph der gefdiiditlidien Entwicklung auch fein eigenes Lebens*
werk
in hiftorilchem Lichte
zu feinen großen
gefehen und
idealiltifchen
fich
befonders über fein Verhältnis
Vorgängern eingehend ausgefprochen. Müßte
eine kritifche Beurteilung hier audi mancherlei Vorbehalte madien, fo liegt
doch
in
einmal angebracht
immer
Anknüpfung an feine Erörterungen eine Bürglchaft Wiedergabe feiner AuffalFung, wie fie gerade bei Hegel
der direkten
für die authentifche
günftige
L Kant
fein dürfte, delTen
Umdeutung haben
Intentionen
fich
fo oft eine ihnen nicht
gefallen lalTen müITen.
Welt der Er* Denkformen erfafle, wäh*
hatte gelehrt, daß der menichliche Geift die
fcheinungen vermittelft der ihm in wohnenden
rend das abfolute
Wefen ewig
ein
unerkennbares
Jenfeits bleibe.
Das
ur*
dem Hegels Weltanfciiauung wurzelt, be* dem Innewerden des Abfoluten, wie es unfer Geift
fprüngliche Erlebnis dagegen, in fteht in
gerade
in
der Durchbrechung der Schranken feiner Endlichkeit erfährt.
Wenn
wir
uns denkend über unfer unmittelbares Bewußtfein erheben zu dem, der
Gedanke ift, fo erkennen wir die Unendlichkeit unferes Wefens der menfchliche Geift, infofern er den göttlichen vernimmt, wird eins mit dem göttlichen Geifte. Das Göttliche im Menfchen ift feine Vernunft: »Der Glaube an das Göttliche ftammt aus der Göttlichkeit unferer eigenen Natur, Wer von der nur menfchlichen Vernunft fpricht, der lügt gegen den Geift.« Daß wir überhaupt von einer Schranke wilTen, felber der höchfte
eigenen
:
bcwcift unfer Hinausfein über
fie:
nur durch Vergleichung mit einer vor*
handenen Idee des Allgemeinen können wir etwas (chränkt nicht
draußen
als ein
liegt
das überperfönliche
ihm Fremdes und
Jenfeitiges,
als endlich
Wefen fondern
und be*
des Menlchen in
ihm
felbft
menfchlichen
Natur und wahre Subftanz, Gott felbft ift im Denken gegenwärtig, das abfolute Denken offenbart fich im
fubjektiven:
»Gott
als feine
i
So
empfinden.
eigene höhere
ift
Geift in allen Geiftern«.
187
Hegel iiJTJT_n-rLjn_rijT_r\jaj-ijT_rLj-i_^^
Diefe Allgegenwart der Vernunft befdiränkt
fondern erltred^t
fidi
nidit
fidi
auf den Menichen,
auf den gefamten Weltverlauf. Alle Geftalten der
nidits lebt, was nidit auf irgend^ Weife Idee wäre. In der Zufälligkeit ift das Notwendige und Gefetz^ mäßige als das Wefenhafte enthalten: »Das Niditfein des Endlidien ift
Wirklidikeit find durdi die Gottheit befeelt
:
eine
das Sein des Abfoluten.«
Audi
Unendlidie innerhalb der
hier wirkt das
gegenftändlidien Welt, nidit jenfeits derfelben,- es
ift
den Dingen
imma^
nent, »kein Hüben und Drüben unterfdiieden«. In der ganzen Reihe der Stufen des natürlidien und gefdiidithdien Lebens manifeftiert die allgemeine göttlidy^^Idee fidi als geftaltende Einheit,- die Wirklidikeit enthält
»die Idee in diefen unendlidi vielen Tropfen, die
Allem kann
fie
für unfer Bewußtfein hervorgehen.
mit Redit die Zuverfidit, daß es in der ihr
Vernunft von
feiner eigenen
Denken und Sein
Welt
fidi
durdiweg
zurüd^fpiegeln«, aus
Unfer Denken felber finden
jektive
Auf
tritt
Hegel
eine unüberfteiglidie
allen dualiftifdien
Welt^
Sdieidewand aufriditen und
diefem Standpunkt der »abftrakten Reflexion«
Denken des Menfdien
in
Gott und Welt, Überfinnlidiem und Sinn^
»den Pfahl des abfoluten Gegenfatzes unbeweglidi eingefdilagen« tragen.
befitzt
werde,
Vernunft zu fudien habe.
Mit feinem abfoluten Idealismus anfiditen entgegen, die zwifdien lidiem.
fie
in
feiner Endlidikeit als
gilt
in fidi
das fub-
ein Feites
und
Letztes, ebenfo die Erfdieinungen in ihrem Dafein als felbftändige, fefte Realitäten. Itarres
Dem
Menfdien und der Welt ßeht dann Gott
Allgemeines gegenüber,
bloßes Andersfein der
als
als gleidifalls finnlidi
ange^
fdiauten Wirklidikeit, das fomit in diefer eine undurdidringlidie Sdiranke findet.
Die Verbindung des empirifdien Mannigfaltigen mit der ihm frem*
den Einheit
bleibt ein unbegreiflidies Rätfei,
zwifdien ihnen
da keine innere Vermittlung
Hinüber^ und Herüber^ Dabei widerfährt dem Dualismus das Gegenteil deflen, was er erltrebte: indem er das Unendlidie nur als eines von beiden hinitellt, madit er es zu einem Befonderen neben dem Endlidien und zieht es in die Sphäre des Relativen hinunter,- Abfolutem und Endlidiem wird in ftattfindet,
fondern nur ein
(tetes
gehen.
diefem Verhältniffe die gleidie Würde des pofitiven Beftehens zuteil. Die Vorausfetzung, daß der menfdilidie Geift über die Grenzen des Endlidien nidit
hinauskomme, das Göttlidie
Itets in unerreidibarer Ferne erblid^e, Verkehrung ihres Grundmotivs. Hegels moniftildie Grundauffaflung dagegen führt zu der Konfequenz, daß Natur ohne Geilt und Geilt ohne Natur Ungedanken find, daß das Unendlidie
rädit fidi durdi diefe völlige
das Endlidie in
fidi
enthalten
Element des Unendlidien
und
fo in
felbft fein
gewiflem Sinne das Endlidie ein
mülfe:
»Was
zwifdien Vernunft als
felbftbewußtem Geift und Vernunft als vorhandener Wirklidikeit die FelTel irgendeines Abltraktums.«
188
liegt,
ift
Hegel
Hegel kann
Es
zurüdtzuführenc.
abftrakten Idealismus »in die Wirklidi*
Welt des
bezeidinen, die geiftige keit
Aufgabe
es deshalb als die feinem Zeitalter zugefallene
handelt
um
fidi
den
Fortfdiritt der Philofophie
über die Grundlagen der Lehren Kants und Fidites hinaus, wie er ihn wilTen will. Daß Kant mit der Entdedung der Synthefis a
betraditet
das enticheidende Prinzip der Philofophie
priori
er mit Nadidruck: denn darin
—
Begriff
und
ift,
daß
fidi
»Zweiheit
der Einheit«
felblt
ift
es,
großen Gedanken
nidit
ken gegenüber und bleibt von diefem
eigene
iß die
:
Grunde
hat feinen
der fmniidie Stoff, das
ihm zu mäditig dem Den=
in felbftändiger
immanente Erkenntnis Natur in Form des Gedankens
Exiftenz getrennt,
des Gegenftandes vielmehr feine
die
hinter der Erlciieinung bleibt, fondern
bei
fidi
Diefe
find.
in letztem
Aber Kant
zielt.
konfequent durdigeführt
Mannigfaltige der Anfdiauung, erweift
während
»zugleidi a
miteinander verknüpft
auf deren Erkenntnis
Forderung widenfäiaftlidier Wahrheit
alle
—
und Befonderes
die Entgegengefetzten in einer urfprünglidien
differenziert,
Einheit, die
habe, betont
feftgeftellt
ausgefprodien , daß das Ungleidiartige
Wirklidikeit, Allgemeines
priori d. h. identifdi«
in
fei
ausdrückt und fo das
Wefen Bei
in ihr hervorbringt.
fidi
nidit
Kant
Vernunft nur die formale Einheit, die den von der Erfahrung ge^
lieferten Inhalt
durdi ihre Kategorien fyftematifiert,
ein Sinnlidies
d. h.
mit Denkbeftimmungen produziert,- zur Einheit des Selbßbewußtfeins ein Plus des Empirifdien hinzu, Subjekt
eine bei
tritt
jedes für
fidi,
wahre Synthefe von Begriff und Dafein kommt nidit zuftande. Audi Fidite gelangt das Idi erft durdi einen unerklärlidien Anftoß von
außen zum Bewußtfein über eine vemunftlofe Endlidikeit
fidi,
fidi
At& Widerfprudis zwifdien Subjekt
im Sollen aus, in
und Dinge beftehen
fteter
Und
es
in
dem
Annäherung ift
nidit
fo
daß
im Niditidi
es
gegenüber
findet.
und Objekt drüd^t
ftets ein
Anderes,
Die Unauflösbarkeit feinem Syftem
fidi in
unendlidien Progreß, worin das Idi feinem Ziele entgegenftrebt,
nur der
dualiftifdie, es
ohne ift
die Erfüllung
zu erreidien.
im Zufammenhange damit audi
der fubjektiviftifdie Ausgangspunkt, der bei beiden die wahre Vereinigung
von Denken und Wirklidikeit verhindert.
In Fidites Philofophie des Selbfti*
bewiißtfeins, die alle Objektivität nur als zur fleht,
Unterwerfung beftimmt an*
Aus*
hat der Standpunkt der Subjektivität eine ähnlidi einfeitige
bildung gefunden, wie in der englifdien Philofophie das gegenteilige Prinzip. jener »Begriff« im Sinne Kants aber, aus
ausklauben kann,
ift
gefaßt im Gegenfatz
Denken es
von vornherein
zum
als
dem man das
Sein nidit her*
endlidier, fubjektiver
Anfidi der Dinge: verfperrt
die Möglidikeit über die Sinnenwelt
fidi
Gedanke
hinauszukommen,
ebenfowenig eine Antwort auf die Frage, wie es
in
foldies
ein
fo
weiß
die Sinnen weit
hereinkommen konnte. Eine wegweifende Theorie Kants
bietet
Hegel
189
Hegel
niditsdeftoweniger nodi einen willkommenen Anknüpfungspunkt die Teleo* :
logie feiner »Kritik der Urteilskraft« betraditet
im Sinnlidien heraus
fidi
dienftbar madit.
meines und Befonderes
mehr
jenfeits
in
den Organismus,
als
wohne
Einzelne durdidringt und von innen
ein Begriff, der das
Im ZwedvoIU Lebendigen werden Allge^
konkreter Einheit angefdiaut
:
hier
kein Sollen
ift
der Wirklidikeit, fondern in voller Gegenwärtigkeit
zum Durdibrudi. Es wäre aber ein Ichhmmes
kommt
die Idee
Mißverftändnis, Hegel wegen feiner durdi-
gehenden Bekämpfung des Dualismus ohne weiteres den Pantheiften beizuzählen, die eine
unmittelbare GöttHdikeit der Welt und des Men-
Ichen ßatuieren. Vielmehr lehnt
er
den landläufigen Pantheismus ent*
von Gott und Welt
fdiieden ab, weil derfelbe die Einheit
in
Wahrheit
nur fdieinbar, nur durdi Aufopferung einer der beiden Seiten fei
es
daß er Gott
in
der Welt,
fei
daß er die Welt
es
in
erreidie,
Gott aufgehen
Der Pantheismus geht von der durdiaus zutreffenden Anfidit aus, in der Welt Leben der Idee, die Idee in Allem gegenwärtig Aber wenn Gott als Grund der gefamten Wirklidikeit gelten muß,
läßt.
daß Alles ift.
fo
ift
er dodi nidit in finnlidier Greifbarkeit das Sein in allem Dafein:
das führt zu einer Naturvergötterung, die das Einzelne fteigert
und den Komplex der endlidien Dinge, wie
zum
fie
Unendlidien
find, mit
allen
ihren Zufälligkeiten als göttlidi betraditet, fo daß das Abfolute felber in endlidier Geftalt exiftieren müßte.
Gott
ift
dann
Subftanz,
die neutrale
die erft durdi die Fülle der aus ihr hervorgegangenen Geftalten Beftimmt^ heit
empfängt. Andere Syfteme der Subftantialität verfenken umgekehrt
alles
Endlidie im Unendlidien: ein »Akosmismus« von der Art der Ele-
und vor Allem Spinozas fieht in der Welt nur ein wefenlofes, zum Verfdi winden in Gott beftimmtes Sein, im Abfoluten die »ewige Nadit«, in die alle endlidien Dinge zurüd^finken, ohne daß es fidi produktiv in ihnen auswirkte. Wird dort verkannt, daß die Welt »in Gott ihre Wurzel, aber audi nur ihre Wurzel« hat und die Idee fidi zwar in der Welt ver^ aten
wirklidit, aber nidit in ihr aufgeht, fo fehlt hier
das Bewußtfein, daß »alle
Kontraktion durdi Expanfion bedingt« und eine Rüd^kehr der Dinge zu
Gott ohne ein Hervorgehen aus ihm
manenz Gottes
in
fdiließlidi hervor,- in
FalTung der
nidit
denkbar
ift.
Dort
den Dingen, hier die Immanenz der Dinge beiden Fällen
Identität.
liegt
der
Grundmangel
in
tritt
in
die
Im-
Gott aus^
der abftrakten
In einer Subftanz, die ftarr, beftimmungslos, in-
different gedadit wird, giebt es keine innere Entwid^Iung, keine lebendige Beziehung beider Seiten zueinander, fondern bloßes Übergehen der einen in die andere.
und Gegenfatz gelaffen
190
Gerade darauf kommt zugleidi ins Lidit trete,
es an,
daß im Abfoluten Einheit nidit weg-
»daß der Unterfdiied
werde, fondern ewig aus der Subftanz hervorgehe, ohne
zum
Hegel
Dualismus
verlteinert
halb des Abfoluten
felblt.
als ein geiltiger
foll
bleiben, aber inner-
Die Löfung kann nur darin beftehen, daß die
Bewegung und ihr Verhältnis zur in dem beide Seiten fidi
als eine in fidi felbft tätige
Subftanz
Welt
zu werden«. Die Trennung
Prozeß verltanden wird,
gegenfeitig beltimmen.
Ein glänzendes,
die
Mitwelt fortreißendes Syftem des Pantheismus hatte
nodi vor Hegels öffendidiem Auftreten
Jugendfreund Sdielling ge*
fein
zu deflen wefentlidien Grundlagen Hegel
fdiaffen,
fidi
zunädift im
Großen
und Ganzen freudig bekennen konnte. Er hatte die Einfeitigkeit des Subjektivismus fiegreidi überwunden, indem er Objekt und Subjekt, Sein und Erkennen zur Einheit der abfoluten Vernunft zufammenfaßte und die fdiöpferifdie Entfaltung diefes allwaltenden Prinzips durdi die gefamte
Weltentwid^lung hindurdi erwies: »Der Geilt, der i(t
eine Kraft,
ein Pulsfdilag nur, ein
Leben«.
lidienStrebens nadi einem unerreidibaren Ziele
An
fidi in
Allem bewegt, unend^
die Stelle des
war hier die Selbftanfdiauung
des göttlidien Lebens in der auffteigenden Stufenfolge feiner Geftaltungen getreten, deren jede diefelbe Einheit in eigentümlidier bringt.
Die Natur war
begriffen
und
in
erkannt, fo daß das Abfolute
und
Rhythmus« der
beiden »derfelbe
fidi
nur
Qbcrgewidit dzs Realen, hier mit
dem
fie
durdidringenden Idee
den Entwid^lungsreihen beider
in
Potenzen vollltändig
ihrer fortfdireitenden
Weife zum Ausdruck Natur
der Geilt als unfiditbare
als fiditbarer Geist,
darftellt,
des Idealen.
Aber
dort mit
dem
mit der weg-^
weifenden Bedeutung diefer Gedanken ftand die Kraft ihrer Durdiführung nidit
im Einklang.
Es
fehlt
an einer überzeugenden logifdien Begründung
des Abfoluten, das unbewiefen,
»wie aus der
Piftole gefdiolTen«
fertig
und im Zufammenhange mit diefem Mangel fteht die ungeiftige Fällung des Grundprinzips, die ihm den Charakter eines un*' mittelbaren natürlidien Seins ohne innere Lebendigkeit und Selbftändigkeit, vorausgefetzt wird,
einer > tragen Einfadiheit« nadi
dem Vorbilde der fpinoziftifdien Subltanz Form der totalen Indifferenz
aufprägt. Sdiellings Identität entbehrt in der
von Subjektivem und Objektivem, in der es keinen Unterfdiied gibt, in Wahrheit der Möglidikeit der Entwid^lung: die abftrakte Einheit ver* mittelt fidi mit ihren
entfpringen lofcs
foII,
Sdiema
konkreten Differenzierungen, deren Reiditum aus ihr
von innen heraus, fondern wird nur als bewegungs* Wiederholung derfelben Formel dem vorhandenen aufgeheftet. Diefe widerfprudisvolle BefdiafFenheit von
nidit
in fteter
Material äußerlidi
Sdiellings großgedaditer
Konzeption drängte Hegel zu einer neuen Behand*
lung des Problems, die den Weltprozeß
in
das Abfolute felber aufnahm
und aus der aktiven Selbftbeltimmung desfelben -^m
H
Wo
immer Hegel begriff. von Idee und Wirklidikeit Löfung entgegen, die ihm von Haus aus als
inner anfeditbaren AuffalTung des Verhältnilfes einer
begegi begegnet,
fa
ftelli
er ihr die
191
Hegel
das Wefen Gottes als ewiges zu betraditen, delTen Einheit und wedifelfeitige Durdidringung mit der Welt fidi immer von neuem aus Unterfdiied und Gegenfatz herftellt. Unter diefem Gefiditspunkte erfdieint Hegels Standpunkt, der Dua*
Ausweg aus allen Scfiwierigkeiten vorfdiwebte
:
Werden
lismus
und Pantheismus gleidiermaßen
will, redit eigentlidi als eine
und
in
einem höheren Prinzip aufheben
Vereinigung des Subftanzgedankens Spinozas
Kants und Fidites nadi ihrem
Sdiellings mit der Subjektivitätslehre
Er
beiderfeitigen Wahrheitsgehalt.
Sdiellings feine
Aufgabe
in
hat im Hinblid^ auf die Leiftung
diefem Sinne gekennzeidinet
des götdidien Lebens zu gelangen,
fondern
felbft
folle die
Subftanz nidit
als felbfttätiges Intelligentes gefaßt
werden,
fo
Natur, aber ebenfofehr audi Wiflen und Erkennen foIIe das Subjektivitätsprinzip durdi
von
keit
fie
in
einem Doppelvorgang,
als
werden. Wird nun lebendiger Prozeß
in einer
das Sein der andererfeits Wirklidi^^'
diefe Identität
Gefamtleben iß die Synthefe
in
der
von
erkannt, fo befteht in
der
Erhebung der Welt
zu Gott. Das
ihre
fie
und
zweieinigen Entwid^Iung:
der Welt und
in
worin beide
zur TotaÜtät
das Unbewegte,
Hineinnehmen der objektiven
Offenbarung Gottes göttlidie
um
daß
fei,
feiner Einfeitigkeit befreit
Subjektivem und Objektivem
:
als
Entgegenfetzung verloren haben.
Bewegungen, Sowohl Unendlidies diefer
in die andere umWelt ebenfo UnendÜdies«,der Itarre Gegenfatz, den die gewöhnlidie Meinung hier annimmt, ift unhaltbar. Gott muß in die Welt eingehen, die Welt aber muß fidi wieder zurüdibewegen zu der Quelle, der fie entftammt. Das Unendlidie wird
wie Endlidies fdilägt:
»Gott
find einfeitige
Beftimmungen, deren eine
ebenfo Endfidies, und die
ift
durdi Vermittlung des Endlidien zur Wirklidikeit gebradit, das Endlidie durdi das Unendlidie zur Wahrheit vermittelt. Die Vernunft wird wirklidi,
und das Wirklidie wird
vernünftig.
Natur und
Geift find nidit bloß, wie
bei Spinoza, in der einen Subftanz identifdi, fondern heben
Tätigkeit ein jedes
zum anderen und damit zu
fidi in
ewiger
einer übergreifenden Einheit
Das wahre Leben
ift eben diefes »Entftehen und Vergehen, das felber und vergeht«, diefe raftlofe Bewegung, in der das Dafein alle feine Phafen erzeugt und durdiläuft. »Der ewige göttlidie Prozeß ift ein Strömen nadi zwei entgegengefetzten Riditungen, die fidi fdiledithin in einer begegnen und durdidringen« das i(t einer jener lapidaren Ausfprüdie, in denen Hegel fo fdilidit wie eindrud^svoll das treibende Motiv feiner
auf.
nidit entfteht
:
Weltanfdiauung
Wenn
erleuditet hat.
aber unendlidies und endlidies Leben audi nidit zwei
find, viel*
mehr das »Syltem Einer Lebendigkeit« aus ihnen refultiert, fo muß dodi nadi Hegels Vorgang und Hinweis jedes in feinen wefentlidienBeltimmungen für fidi unterfudit werden, um in Sinn und Art ihrer Identität von beiden Seiten her Einblid^ zu gewinnen.
192
Hegel
ift
2.
Wie
es
von Anfang an das
wefen, das
keinem andren der großen Denker der Neuzeit feit Spinoza, innerfte Pathos der Spekulation Hegels ge*
bei
Wefen Gottes zu
Tatfache: die göttlidie Vernunft
Natur Gottes liegt fidi dem Menfdien er
Madit fidi in
ihm nun
zu vollbringen,
fidi felbft
der
er nidit in
die
Welt der
»Ohne
die
entäußert
Welt
er
felber:
fidi
Gott
ift
ift
in
reali-^
ihm enthalten
Gott denkt
fo
in
den
das Denken, das zugleidi Dafein
ift:
nidit Gott.«
verfdiloITen.
Nidit etwa :
da
fein
in
einem zeididien Akt
Wefen
Offenbarung befteht, gehört die Sdiöpfung der Welt, in
der
endiidien Erfdieinungen ein,
ihm
Gott zur Erfdieinungswek
fidi
in
Welt zumanifeftieren,
den Objekten beftimmt,
fidi in
bliebe diefer Inhalt unverwirklidit in
Erfdieinungen
fundamentale
als
den unerfdiöpflidien Inhalt der Beftimmungen, die
Ginge
find.
gilt
und ihm offenbar zu werden. Erft indem
mitzuteilen
Wirkhdikeit hinaustritt und
er in die fielt
die
ift
Notwendigkeit
die
Da
erkennen.
in feiner Selbft^
fein »Sidifelbft willen
Andern« von Ewigkeit her untrennbar zu ihm.
feinem
In diefem Sinne, als der Inbegriff aller Möglidikeiten der Selbftver*
wirklichung und Selbfterfalfung,
ift
Gott das, was Hegel die »Idee« nennt,
Natur Hauptthema feiner Philofophie bildet. Alle die grundlegenden Z,üge, die der Weltentwidlung ihr entfdieidendes Gepräge geben, find in der Anlage der Idee und dem zeitlofen Prozeß, der in ihr deren Entfaltung und »Syftematifierung« im ganzen Bereidi von
und Gefdiidite das
vor
eigentlidie
geht, ideell vorgebildet.
fidi
des äußern Dafeins auftritt, Dialektik
grifflidie
fie
in
fidi
Unruhe der Selbftbewegung, Ausbreitung nur fidi
fidi felbft
unzerftörbar erhält.
vorgezeidinet
Was
ift
trägt ift
fidi
fie
Die
fidi
volle
Gefdiehen
in
den Formen
In
fidi
felbft die
abfolute
zugleidi das Wefenhafte, das in aller
und
in
den wedifelnden Erfdieinungen
In ihrer Struktur liegt audi die Selbftunterfdieidung
pulfiere,
ohne
entläßt. fidi
fie fidi
So
aus ihrer gedanklidien
darf Hegel audi fagen, daß
zu bewegen«:
Wefen
des Lebens find,
Tragweite diefer fyftematifdien Stellung der Idee wird
crmelTcn lalTen,
im
als Überzeitlidies
die Seele alles Exiftierenden, das
»nur Abbilder diefer einen Lebendigkeit« ewig neu erzeugt und betätigt.
fcIber, dclTen Teile fie
fie
und begründet, vermöge deren
Zeididien bleibt
dem
und bewegt.
entwidcelt
Sphäre zur Welt des Wirklidien die Idee »in
als reales
die Darftellung eines Inhalts, delTen be*
wenn wir den Gefamtprozeß von Gott und Welt
und
in
fidi erft
in feinen
Konfequcnzen überblid^en können. Vorerft haben wir zu be* daß die Welt nur die Erfdieinung Gottes und deshalb fein An-
logilchen
aditen,
deres
iß, d. h. in
Sclbftnegation
der Verdoppelung zugleidi feine Selbftentfremdung und
»Erfdieinen und Sidientzweien ift Eins.« Widerfprudi und gehören zur Aktivität des Geiftes/ bloßes Unterfdieiden in wäre nur »ein Spiel der Liebe Gottes mit fidi«, das ohne die :
Entzweiung fidi
felber
193
Hegel
Was von ohne Leben/ bleibt die not^ und ift das und bleibt, Haus affirmativ das ewig entgegenfetzend Lebens, wendige Entzweiung ilt »ein Faktor des fidi bildet,« und deflen wahre Totalität fidi erft aus der hödiften Trennung wiederherftellt. In diefer Entzweiung liegt die Möglidikeit des Sdimerzes und des Böfen in der Welt, die nidits von außen Gekommenes find. Je
Arbeit der Negation zur Fadheit und Erbaulidikeit herabfänke. i(t
der Geilt in
tiefer
fidi
gegangen
zurückkehren muß, defto größer er fetzt
fidi
i(t, ilt
die Sdiranke ja nur,
der Entfremdung
fidi felbft
zu
aus
je ftärkeren
der Reiditum
um
finden.
fie
Gegenfätzen er
feiner
zu überwinden und
Ewig
in fidi
Entwidlung,- denn vermittelfi:
erzeugt die Idee ihren
Gegen^
ewig wird die Entzweiung gefetzt und ewig aufgehoben/ denn im Geißigen gibt es keine zeididie Folge, nur innerhalb der endlidien Er^ fatz,
fdieinung des Geiftes vollzieht
fidi
der Prozeß auf zeididie Art.
Die gegenftändlidie Welt, in die fidi endlidien Geiftes.
Natur und des
die Idee entläßt,
In feinem Dafein
der Widerfdiein der Idee, ihr Außerfidifein
mungen,
Natur
die in diefer innerlidi
in
Raum und da
ift
das Reidi der es
demgemäß
die Gefamtheit der Beftim-^
verbunden und vermittelt
find, tritt in
der
eine unendlidie Mannigfaltigkeit bloß feiender Exiltenzen in
Zeit auseinander. In diefem Element des Außereinander und
Nebeneinander überfdireiten keit,
:
ift
fie fidi
nidit
von
Dinge
die
nidit
den Kreis der Notwendig*
ihrer unmittelbaren Einzelheit
und
Äußerlidikeit
befreien können, fondern durdigehends der Beftimmbarkeit von außen be*
dürfen/ nur Denkbeftimmungen find hier vorhanden, nidit bewußte
danken.
Und
felbft die
Notwendigkeit erhält
Gebilde/ im Befonderen
ift
die
Natur
fidi
vielfadi
nur
in
Ge*
der Totalität ihrer
zu ohnmäditig, den Be*
Ausführung feftzuhalten, weil fortwährend gleidigültige Zu* fälligkeiten und verkümmernde Regellofigkeiten in fie eindringen. Wohl aber ift fie ein Syftem von Stufen, deren eine aus der anderen nadi innerem Plane hervorgeht: in diefer Durdibrediung der niedrigeren Sphären und dem Übergehen in die höheren, wodurdi fie fdiließlidi über fidi felbft hin* ausweift, zeigt fidi ihre Herkunft von der fdiöpferifdien Idee, die im ftillen griff in feiner
in ihr
wirkfam
bleibt.
Natur fällt audi der menfdilidie was fidi von blinder und Vernunft*
In den Bereidi der
Geift nadi der Seite feiner Endlidikeit
:
widriger UnvoIIkommenheit in ihn tief hinein erftredt,
des natürlidien Untergrundes, aus exiftiert in
dem
er auffteigen
ift
der unmittelbaren Weife der Naturdinge, er
piriichen Exiftenz partikulares
Individuum, »Idi
die
Fortwirkung
muß. Audi der Menfdi ift
in feiner
em*
an
das
als diefes Idi«/
fidi
Ebenbild Gottes, hat er zunädift nur ein wefenlofes, naturhaftes Dafein, das ihn endlidie
dem äußern Zwange Denken mit
Wille mit feinen
194
der materiellen Welt Untertan madit. Das Mängeln und Sdiranken wie der fubjektive Trieben und InterelTen gehören diefer Stufe des
feinen
ziellofen
Hegel
vergänglidien, unbefriedigten, noch
von der Natur
beherrlciiten
und
nidit
wahren Beltimmung gelangten Geiftes an. Ein wahres Sein hat die endlidie Welt als Negation der Idee alfo nidit. Sie iß nidits feit Gegründetes, in fich felbft Beruhendes, das ohne die Idee beltehen könnte: eben darin offenbart fidi die Idee, daß fie die natürlidien Dinge zu Erfdieinungen herabfetzt. Sie erträgt den Widerfprudi, weil fie zu
feiner
von
jede Beltimmung, als
Bewegung
den die Einzeldinge nur finn vollen
ihr gefetzt,
audi wieder aufheben kann: ihre
»das Geridit über die einzelnen Geftalten«. Negiert wer-
ift
in ihrer
Äußerhdikeit und Atomifierung,
Gefüge des Unendlidien
»Momente«
als
Darin befteht die Vergeiftigung der Welt, daß
den.
Nidits zerftiebt und der ideelle
hange des göttlidien Lebens erklärt Hegel, »ift der
fophie
ift
Kern
dauernde
feine
erhält.
um dem
eingegÜedert zu wer-
Wefenlofe
alles
in
im Zufammen*
Stelle
»Die Idealität des Endlidien«,
Hauptfatz der Philofophie,- jede wahrhafte Philo^
deshalb Idealismus«. Nidit Ichledithin verfdi wunden oder ver*
niditet find die endlidien
Gegenitände
als
Momente
der Totalität, fondern
nur ihrer Unmittelbarkeit entkleidet und fo nadi ihren wefenhaften Beltim-
mungen
erhalten,-
wahres Wefen in
die
rcidier
ilt
um
Natur
nur das »Nidits ihrer Selbftändigkeit« verwirklidit die
und
ilt
negiert, ihr
die Idee felber durdi diefe Vertiefung
ganze Fülle ihres konkreten Wirklidikeitsgehalts
geworden. Das »Aufheben« der Endlidikeit erhält die Bedeutung
und des Aufbewahrens. Anderen fidi felbft beftimmt: die Welt ift fein Produkt, nidit feine Sdiranke. Damit ift die Paffivität des Subftanz* Prinzips überwunden und eine Aufgabe gelöft, deren zentrale Widitigkeit Hegel felbft ausdrüd^lidi hervorgehoben hat: »Es kommt Alles darauf an,
zugleidi des Tilgens
So
hat der Geilt in feinem
Wahre
das
nidit als Subftanz,
tralc Indifferenz hat er die in ihr felber die
fondern
als
vermißte innere Gliederung gebradit, indem er
Notwendigkeit nadiwies,
((hieden aufzulchließen,- durdi
ßanz zum Subjekt
Subjekt zu falfen.« In die neu*
immanente
vollendet.
Zum
fidi
fdiöpferifdi
Endlidikeit
daß es
Differenzierungen feine Einheit bewährt
ift
Sub*
Subjekt aber gehört nidit nur, daß
CS feine Geftaltungen hervorbringt, fondern audi hält, in allen
zu realen Unter*
Selbfttätigkeit hat fidi die
fidi in
ihnen er*
und bewahrt. Die
nur ein Mittel der Verwirklidiung des Unendlidien, nur
«Uli notwendiger Durdigangspunkt dn
in feiner
Entwicklung
:
erft »in
dem
en Durdigang durdi feine Realifation« kann es nadi feiner Wirklidi* eit
erkannt werden. In feinem innerften
Leben
Wefen
zeigt
fidi
daher das gött-
Prozeß der Selbft Vermittlung Reiditum feiner Geftalten nur dadurdi erzeugen, daß es
lidie
als unendlidier
:
es
kann den
ftcts von neuem durdi die Welt der Erfdieinungen vermittelt, ohne »ein fubftan* icllcs Zwei von Gcift und Natur« entftehen zu lalTen. In dem Begriff der fidi
195
Hegel
Selbftvermittlung fpridit
fidi
am
prägnanteften diejenige Einfidit Hegels
aus, die der Identitätslehre Sdiellings abging.
Damit
fdiließt fidi
der Kreis, der von
dem
ideellen
Komplex
der Ent^
wicklungsmöglidikeiten zur vernunftbefeelten Wirklidikeit geführt hat.
Be-
durdi die Errungenfdiaften des von ihm gefetzten Weltinhalts,
reidiert
gefammelt und verinnerlidit kehrt das Abfolute aus feinem Andersfein
in
in ihrer Be^ zurüd: das bloß gedanklidie Anfidifein der Idee wegung zum erfüllten Fürfidifein des Geiftes geworden. In unaufhörlidier fidi felbft
ifi:
Erneuerung geht
die Idee in die Gegenfätze der Endlidikeit ein, aber
verliert fidi nidit
nodi erfdiöpft
fie fidi
in ihnen,
fie
fondern überwindet und
immer wieder zu eigentümlidien Geitalten der Weltentwid^lung. In diefer Vollendung des göttlidien Tuns liegt das Ziel der wahren Iden* tität: »Gott ift das Unendlidie, wie Sein und Gedanke ewig verbunden find.« Erft in der ewigen Rüd^kehr zu fidi felbft, in diefem rhythmifdien Gange der Selbftentfremdung und Selbftbefreiung erreidit der Geift end^ verklärt
fie
gültig feine fidi als
Beftimmung,
als abfolute
das Denken zu erfalfen, das
Vernunft in
fidi felbft
objektiv zu werden,
feinem Gegenftande
fidi felbft
denkt
und aus der ganzen Breite der Realität die Erkenntnis feines eigenen Wefens davonträgt. »Dem Weltgeift ift es gelungen«, fo heißt es in Hegels berühmter Selbftdiarakteriftik lidie
Wefen
fidi
feines
Standpunktes, »alles fremde gegenftänd^
abzutun und endlidi
fidi
als
abfoluten Geift zu erfalfen,
und was ihm gegenftändlidi wird, aus fidi felbft zu erzeugen und in feiner Gewalt zu behalten. Der Geift ift als Geift wirklidi.« 3. Diefem Prozelfe der Offenbarung Gottes korrefpondiert nun eine Entwid:lung, die auf feiten der Welt vor fidi geht und von ihr felbft aus auf
ihr Ineinsfetzen
mit Gott hinarbeitet.
fehen haben, vorerft nur
Er fdi einung:
Das Endlidie
ift,
wie wir ge*
das bleibt der Charakter der
Welt, fofern fie ohne ein einigendes Band in der Ifound auseinanderfallenden Vielheit ihrer Einzelgeftalten beharrt. Im gewöhnlidien Dafein erfdieint die Wahrheit in der Umhüllung durdi ein Chaos von Zufälligkeit und Willkür. Zwar wird das Zufällige häufig
äußerlidi gegebenen
lierung
mit der Wirklidikeit verwedifelt, aber das Erfdieinende
ift
keineswegs fdion
durdi fein Vorhandenfein wahr, fondern in feinem vergänglidien Zuftande niditig
und wefenlos: »Bloß durdi das Sein gewinnen
die
Dinge
nidit viel.
Über das Seiende kommt die Zeit, es wird demnädift niditfeiend.« Krankheit und Tod herrfdien, wo ein Teil fidi felbftändig dem Zufammenhange mit dem Ganzen entzieht/ da bleibt alles un wirklidi und haltlos, wie es ein atomiftifdies Staatswefen oder das
lehren. lidie
Erft in der Einheit mit
diefer bloß
end-
Charakter fowohl der empirifdien Objekte und Verhältnifle wie audi
des bloß natürlidien Menfdien
196
abgehauene Glied eines Organismus
dem Gefamtleben kann
fidi
wandeln.
Hegel
Dicfe
Erwägung
führt zu der Erkenntnis,
ihrer unmittelbaren BelHiafFenheit eine
(tenz
haben
:
ihr Sein
ift
von
ihrer
Natur und vorübergehende
Wefen
in
Beftimmung verfdiieden, bleibende innere
Mögen
Äußerlidikeit find in ihnen vereint.
und verkümmert
fein,
feinem
nadi iß Alles unendlidi und ewig: eben die Beziehung von
Etwas
die einzelnen Geftalten nodi fo befdiränkt
als
daß die endlidien Dinge
ihrem Begriffe unangemelTene Exi*
Endlichem enthält den Beweis der wirklidien Gegenwart des Unend-
Natur ahnt fidi der Geiß, im Sdieine des Zufälligen das Ewige immanent. In jeder Veränderung zeigt fich der Widerfpruch, mit dem das Dafein von Haus aus behaftet ift und der es über fich hinaustreibt. Wer der finnlichen Wirklichkeit feftes Begehen zufdireiben, den gegebenen Stoff der Anfchauung als das Reelle gegen den Begriff nehmen will, hat an jedem Triebe das Beifpiel vom Gegenteil: im Unvollkommenen herrlcht das Vollkommene als Keim und lidien in ihm.
In der
und Vergänglichen
ift
Trieb, als fortwährender Impuls feiner höheren Natur, der die Rinde des
Endlichen zu fprengen fpruch: »Alles
ift
fucht.
So
find die
entgegengefetzt.
Was
Dinge der
die
exiltierende
Wider^
Welt überhaupt bewegt,
der Widerfpruch. Der Widerfpruch ift die Wurzel aller Bewegung und Lebendigkeit.« Nur in fo fern etwas in fich felbft einen Widerfprudi hat, hat es Trieb und Tätigkeit, pulfiert Leben in ihm, mag er nun nodi innerhalb der Natur als UnangemelTenheit des Individuums an die Gattung oder im Menfchengeift als Entzweiung zwifchen den Mängeln feiner emilt
Exiltenz und den höheren BedürfnilTen feines Wefens zutage treten. So wenig aber, wie bei der natürlichen Einheit, hat es beim Widern fpruch fein Bewenden: in ihm felber wirkt die Dialektik, durch die er fidi
pirifdien
auflölt. fich
Die materiellen Dinge haben keine Selbltändigkeit,
fie
zerftören
und gehen im Weltprozeß auf: »Alles Endliche i(t dies, fidi aufzuheben.« Die finnlidie Erfcheinung der Objekte ift nur die
felbft
fclbft
unwefentliche Schale, in welcher ihr Begriff
Dafeinszweck
erfüllen, manifeltiren
dadurch, daß das Endlicfie
fie
fie
ihren
Nur
fich verbirgt,-
Leben i(t, hat es die Möglichkeit, fich zum indem es vergeht und über fich felbft hin*
felblt
unendlichen Leben zu erheben,-
ausgeht, vcrfchwindet der Gegenfatz zwifchen feinem Sein griff.
In der kontinuierlicfien
biete die
Natur darauf
vom
fobald
die in ihnen tätige Vernunft.
Erhöhung
und feinem Be*
ihrer Stufen arbeitet
hin, ihr bloß materielles Sein
auf ihrem
Ge*
zu überwinden und
»Der Tod der finn* Gegenwart iß das Erwachen des Geißes.« So hat die gegenßänd* liehe Welt nur »einen Augenblick« felbßändigen Beßehens,- fie geht als folche zugrunde, wenn fie »in ihren Grund« zurückkehrt: die Niditigkeit ihrer Exißenz in ihrer Ifolierung iß das Band ihrer Erhebung zu Gott. Ichfießlich
Natürlichen ins Geiftige überzugehen
:
liehen
In dicfcr
k
Scibßaufhcbung
zeigt
fidi
von der Welt her der analoge Vor* 197
^
Hegel
gang, wie er uns von der Idee her in ihrem Übergreifen über die Natur
Augen
vor
trat,
und audi
hier
ift
das Refultat, daß die befonderen Seiten
und Gegenfätze, die für fidi genommen in bedeutungslofem Sdieine verharrten, nunmehr als planvoll eingegliederte Momente des Ganzen ihren
Wert
erhalten.
Mit
diefer
dem Begriffe gemäßen Realität
Namen
lidikeit ergeben, die diefen in
der empirifdien
und der Geilt feitigt
fidi
das
Zufälligkeit.
dem ganzen Reiditum
als
dem
wahrhafte Wirklidikeiten gelten und
fondern ein
Wert
ausgedrückt: die eine die
Welt
die andere die der Wahrheit,- »alles Exiltierende hat nur
denn die Idee
Jetzt
ift
das
allein
Vernünftigkeit des Wirklidien
Be^
exiltie*
Begriff eine
Welt wird
bloß formelWogifche Bedeutung zukommt. Nidit eine doppelte vorgeftellt,
aller
ihrer Geftalten erfalTen.
damit die Herrfdiaft der abftrakten Anfidit, wonadi die
ift
renden Dinge
Idee,
von
allem als Zeugnis der Vernunft offenbar werden
in
fidi in
der Wirk
Wefen
Welt befangenen Vereinzelung und
kann die Welt
erft
hat
verdient, im Unterfdiiede
des Sdieins,
Wahrheit
der
in
Der Satz von der Komplement und Beftäti-
wahrhaft Wirklidie. «
nur
erfcfieint
als
gung des anderen Satzes, der die Wirklidikeit der Vernunft und ihre abfolute Madit behauptet. Der Weg ilt aufgezeigt, wie fidi das Reidi der Natur von innen heraus zu einem zufammenhängenden Syftem beftimmter Ideen zu entfalten vermag.
Aber
Form
in der
Natur
gefdiieht diefe
kampflofen Hervorgehens
,•
Aufhebung
felbft
ihrer Unmittelbarkeit in
im organifdien Leben
fehlt es
nodi
an der wahren Selbftbeftimmung, deren es zu einer dem Göttlidien völlig
adäquaten Exiftenz bedürfte. Erft im
nidit felbft erkennen.
Ihr Dafein iß bewußtlos,
Menfdien
Gottes gemäß zu werden der bewußte, :
geift
ift
das eigentlidie
Medium,
beginnt das Göttlidie
fidi tätig
dem
in
es
vollzieht
felber in ein
fidi
Durdi das Gelingen vollendet
das
WifFendes und
fidi
in
Werden in einen
der
ift
»geiftig
fidi
dem Wefen
fidi
erreidit.
Natur zum
Geift,
Mit dem Er* in der Welt* Freiheit. Im indem er fidi
Gegenftand des WifFens unterfdieidet.
von feinem kreatürlidien Idi Erhebung der Welt zu Gott. Die
feiner Selbftbefreiung
der Grundlage die
wahre Wirklidikeit des Menfdien, wie Hegels eine
kann
hervorbringende Menfdien^
wadien des Bewußtfeins tritt der »abfolute Wendepunkt« entwidlung ein, der Übergang von der Notwendigkeit zur Menfdien
fie
zu bewirkende«, die
er
Freiheitslehre
auf
dem
fie
dornigen
entwid^elt,
Wege
des
und der Einigung in Denken und Wollen erringt. Der menfdilidie Geift im unmittelbaren Zuftande ift in einer Lage, in der er nidit fein foll, und von der er loskommen muß. Infofern im Menfdien die Vernunft liegt, ifi er zwar an fidi gut,- aber um für fidi zu werden, was er der Anlage nadi ift, muß er aus der Natürlidikeit feiner
Widerftreits
198
Hegel
dadurdi
Exiltcnz heraustreten:
tritt
in
ihm der Zwiefpalt
feinem Sein und feinem Sollen, zwifdien der naturhaften Seite feines
Wefens.
Beide Seiten
fidi
felber als feindlidies
der
Kampf
fo
in
ihm fudien und
Hindernis überwinden, er
Verharrt er eigenwillig
felbft«.
wird er fdiuldig und
verfällt
ein zwifdien
und der
göttlidien
fliehen fidi/ er
ift
muß
»der Kämpfer und
in feiner natürlidien Selbftheit,
dem Bösen, dem
Widergöttlidien,- diefes
Wahrheit ein Sein außer der Freiheit, denn alle Willkür bleibt abhängig von den Zufälligkeiten eines von außen gegebenen Inhalts, von den Belchränkungen empirilcherBedürfnifle und Triebe. Wenn er dagegen das Böfe als Entfremdung in Erkennen und Wollen negiert und aufhebt, fo wird die Entzweiung zugleidi das Mittel der Verföhnung mit Gott. Die Endlidikeit des Menlchen tut feiner Vereinigung mit dem Sein außer Gott
in
ift
Abfoluten keinen Eintrag mehr, fobald er durdi diefe Überwindung die
Umbildung feines Dafeins hervorbringt. Der Menfdi ift das, wozu »Das Ringen mit dem Endlidien, das Überwinden der er fidi madit: Sdiranke madit das Gepräge des Göttlidien im menlHilidien Geifte aus.« Im WilTen und Wollen Gottes befteht die Freiheit des Menfdien, der freie
Prozeß feiner inneren Wiedergeburt, worin er
fein
Einzelwefen
als ein in
fidi Allgemeines erfaßt und fidi felblt als göttlidier Art erkennt. Dies Aufheben und Erheben ins Allgemeine ift die Tätigkeit des im Willen fidi durdi fetzen den Denkens: »Die Freiheit hat das Vernünftige überhaupt zu ihrem Gehalte, die Sittlidikeit im Handeln, die Wahrheit im
Denken.«
Wer
das Vernünftige
verwirklidit, unterwirft
nur feinem eigenen wahren aus der er geboren
ift,
als
Subftanz feines Wefens erkennt und
deshalb nidit einem fremden Gefetze, fondern
fidi
Die Rückkehr des Menfdien zur Gottheit,
Idi.
»fdiließt
den Zirkel
feiner
Entwid^lung« / dann
zwar »nidit Gott, aber er ift in Gott«. Durdi Bcftimmung hat er den Boden bereitet, auf dem
ift
die Erfüllung feiner
er
er
freies
Organ des
und der ethifdi^gefdiiditlidien Wirklidikeit werden kann, feine Ordnungen erbaut,
göttlidien Geiftes in
der dicfer 4,
Damit
find jene
»zwei Ströme«, deren Lauf wir gefondert verfolgt
haben, im Begriff 6es Geiftes zufammengetroffen.
fic
daß
die Einheit
von Subjekt und Objekt
Es
fteht
nidit bloß
ift,
abfoluter Prozeß, abfolute Tätigkeit auf beiden Seiten
ift.
fcft,
von vornherein
als einerlei
uns
jetzt
fondern daß
Wäre
mit der Welt, feine Verwirklidiung
Gott
in ihr als
unmittelbare gedadit worden, fo hätten unterfdiiedslos audi Mißbildungen
und
Sdileditigkeit
den Stempel des Göttlidien erhalten, und die Freiheit
des Menfdien wäre ein unlösbares Rätfei geblieben.
Hegel
es
cncrgifdi
k
Immer wieder
hält
für2wcAmäßig,dieDoppelfeitigkeit diefes einheitlidienProzelFes hervorzuheben/ zwei
hier zitirt fein:
»Um
fo
diarakteriftifdie
Ausfprüdie darüber mögen
mehr wird der Menfdi
erft
geiftig
und gelangt 199
Hegel
zur Wahrheit durch Erheben über das Natürlidbe, geiftig
wieder
ift,
in
daß
Geift in mir wohne.
Dies
»Idi ift
mein Tun
als
erfdieint,
Gottes Tun und ebenfo audi umgekehrt«. Und zwar Beweis
Einfeitigkeit
fidi
Durdidringung
ift
ift
alsdann audi
will
Hegel den
daß im Subjekt wie im Objekt
diefer Identität fo geführt wilTen,
felber fidi die Dialektik geltend
fo
foll
meine, die menfdilidie Arbeit, diefelbe
Was
Gottes, von feiner Seite.
nur
felblt
zum Andern feiner felbft madit und midi demgemäß madien, daß der
er das Verfdiloflene
zurüAkehrt.«
fidi
Gott
als
madit, kraft weldier ein jedes aus feiner
zu feinem Gegenteil madit und beide
Wir gewinnen von
ihr Ziel erreidien.
wo
Ausblid^ auf den Höhepunkt des Syftems,
erft in wedifelfeitiger
hier aus fdion einen
das WilFen des Menfdien
von Gott als Gottes Sidiwiflen im Menfdien offenbar wird. Mit der Erkenntnis der Untrennbarkeit beider Momente, deren keines ohne das andere beftehen kann, ift endgültig dem Mißverftändnis der Boden entzogen, als handle es fidi bei der zwiefadien Betätigung des Verhältnifles von Gott und Welt um zeitlidie Vorgänge. Von Ewig= keit her ift das lebendige Ineinander von Unendlidiem und Endlidiem die Urtatfadie alles Gefdiehens,- der Frage, wie das Unendlidie
Herausgehen aus
fidi
zum
unwirklidie Vorftellung eines
liegt die
entfdiließe,
fidi
feften Gegenfatzes beider zugrunde. Idee und Natur find gleidi ewig »Die Welt wird ewig er fdi äffen. Das Unendlidie ift ewig aus fidi heraus und audi nidit aus fidi heraus.« Was fidi unferer Unterfudiung als Pro^ blem darbot, ift ein Akt von fdiledithin zeitlofer Wahrheit: der unendlidie :
Prozeß der Weltentwid^lung vollzieht Geift in feiner Vollendung
ift
fidi
von Ewigkeit zu Ewigkeit, der
»ebenfo ewig
in
fidi
feiende, wie in
fidi
zurüdigekehrte Identität.«
Der Geift
den fyftematifdien Hauptbegriff, das eigentlidie Lo*
bildet
fungswort der Hegelfdien Philofophie. als
Natur
um nunmehr
ein,
Was
ungetrennt
In
ihm münden fowohl Gedanke neuen Entwid^lungsformen
fidi in
und verhieß, die Einheit von Gott und Welt, das ift im Geift Wirklidikeit geworden die Idee hat ihre erfüllte Geftalt, die endlidie Welt ihren Einheitspunkt erreidit. Der Geift erft ift das Abfolute in feiner wahren Exiftenz,- in feinem Elemente, der Freiheit, fdiafft er ruhelos als fidiwilTende und fidi wollende Vernunft, auszuwirken.
die Idee in
fidi
trug
:
.
deren innerftes in
Wefen
in
der Arbeit befteht, durdi ihre Hervorbringungen
dem »Einen harmonierenden Univerfum«
ohne Bewegung
ift
faltigen, läßt er keine
leben zu
Organen
200
felber
zu finden: »Geift
MannigEinzeU Tuns. Damit alles
äußere Vielheit beftehen, fondern madit
für die Geftaltungen feines fdiöpferifdien
wird er »Herr über die Natur«, nidit mit gleidier
fidi
nur ein leeres Wort.« Belebende Einheit
Würde«
dafteht:
fo
daß
in
alle
diefem Verhältnis »beides
der Geift, in ihrem Unterfdiiede ein^
Hegel
mal
die eine Seite, greift das
anderemal beherrichend über die andere Seite
So über den Gegenfatz von Idee und Natur erhaben, kann er immer höher emporltrebenden Sphären zu einem konkreten Reidie
über.
fidi
in
des
Lebens
göttlidien
entfalten.
Im Werden des
Geiftes
Nerv
entgegengetreten, deren
uns durdiweg eine eigentümlidie Dialektik
ift
in
dem
(tets
erneuten Auftreten und
Auf*
von Unterfdiieden und Gegenfätzen lag. Da in dem urfprünglidien Grundgedanken, von dem wir ausgingen, in der Einheit des LInendlidien und Endlichen, diefes Prinzip fdion von Anfang an enthalten war, mußte CS in allen Stadien der weiteren Entwid^Iung mit zunehmender Deutlidi«keit hervortreten. Hegels vielangefoditene Hauptformeln find überhaupt löfen
der begriffiidie Niederfdilag feiner Weltanfchauung, nidit umgekehrt diefe
das Ergebnis voraufgegangener theoretifdier Abftraktionen. Alles Lebens dige zeigt
fidi als
felblt, nidit
Widerfprudi, jede Beftimmtheit
denkbar ohne die entgegengefetzte es :
das auf jedem Punkte feiner Entwid^lung
in
als
ift
das Gegenteil ihrer
das
Wefen des
Geiftes,
diefer prozeffierenden
Ein*
Gegen fätze zum Ausdrud^ kommt.
Die Selbftunterfdieidung eigenen Organifation wie in ihrem Ver*
heit der
und Selbftentgegenfetzung, in ihrer hältnis zueinander, gibt den Geltalten des Lebens ihren konkreten Charakter und die Möglidikeit des Fortfdireitens zu höheren Einheiten. In die ein* fadie Beltimmtheit zufammengezogen, wird eine Stufe jedesmal »wieder ein Anfang«, da Allgemeines und Befonderes einander ftets von neuem fetzen und fordern. Der Begriff alles Erfdieinenden »ift felber der Ver^ mittler zwilchen fidi und dem Leben, indem er das Leben im Begriffe, den Begriff
fidi
im Leben finden
dann müßte
follte,
alle
lehrt«.
zur Entgegenfetzung
beider Faktoren bildet
Wenn
ein Begriff fidi nidit widerfpredien
Beltimmtheit wegfallen, denn jeder Unterfdiied treibt
fidi
immanenten Übergehen von Stufe zu Stufe jeweils die produktive Ein*
fort.
Im
wedifelfeitigen
Widerfprüdie des Weltlaufs kontinuierlidi aufheben.
heit, in
der
Nur
foldiem untrennbaren Zufammenfdiluß haben die Unterfdiiede ihr
in
fidi
die
während
Bcftehen,
fie
vereinzelt in felbftändigem Gegenüberftehen ihren
Sinn verlieren. Bei derartiger abftrakter Starrheit bleiben die Wider* fprüdie unlösbar, das
Leben dagegen
ewiges Verföhnen der Gegenfätze:
ilt
gerade ewiges Produzieren und
»Was
im Reidie des Toten Wider*
einer in
So erweifen fidi die gegen* Beftimmungen überall als Momente eines lebendigen Prozelfes, Entzweiung und Ausgleidi fidi vollbringenden Bewegung, deren
für fein
Syftem entfdieidende Bedeutung Hegel
fprudi
ift,
ift
es nidit im Reidie des Lebens.«
fätzlidien
mannigfadiftcn Variationen einzuprägen.
In
nidit
müde wird
in
den
einem hodipoetifdien Bilde
von »dem bacdiantifdien Taumel, an dem kein Glied nidit trunken und der dodi in ihrer Auflöfung zugleidi »durdifiditigfte und ein*
fpridit er ilt«,
k
201
Hegel
fadifte
Ruhe«
Fähigkeit,
werde,-
»zum
und
rühmt er die Bewegung, Unruhe
als die Leiftung feines Prinzips
zum
Pulfe der Lebendigkeit,
Triebe,
Mehr
des geiftigen wie des natürlidien Lebens zu dienen«. faßt er fein Weltgefetz in fdiarfen
fammen »Beide heiten und das :
als
einmal
Formulierungen wie der folgenden zu^
Tätigkeiten in Einem, das ftete Realifieren der Beftimmt^ Ideeilfetzen
der vorhandenen zur Einheit,
ift
der voll-
endete Prozeß des Werdens.« Weil der Geilt nidits Ruhendes, fondern
Werden
wendet fidi Hegel gegen den Ausdruck »Einheit von Denken und Sein«, da in ihm nur die einfadie Identität, nidit der Prozeß der Aufhebung der Unterfdiiede und das Übergreifen des geiftigen Faktors ewiges
gekennzeidinet
ift,
fei.
In
Form
der Einheit der Unterfdiiede individualifiert
ganze Stufenreidi der konkreten Weltgeltalten, da
fortfdireitend das
fidi
immer wieder zu Momenten neuer Entwid^lungsim abfoluten Geilte alle Widerfprüdie gelöft find und
die erzeugten Einheiten
prozefle werden, bis
im Gefamtorganis^
die fubltantiellen Inhalte der Entwicklung ihren Platz
mus gefunden
haben.
Wo vorher entweder
ftatt
Ab-
der Vermittlung nur
wechflung von Mannigfaltigkeit und Begriff ftattfand oder aber die Sub* ftanz in der unlebendigen
Weife
einer bloß feienden Indifferenz fixiert war,
herrfdit jetzt die objektive Dialektik des Geiftes, deren ineinsfetzende keit
dem
Aus
Tätig*
und der Einheit gleidimäßig zum Recht verhilft. Vorausfetzungen werden inhaltlidi und terminologifdh ge*'
Unterfdiiede diefen
wifle miteinander verwandte Lieblingsgedanken Hegels verftändlich, denen
wenn vom Wefen
der Lefer feiner Sciiriften ftändig begegnet,
des Geiftes
Rede ift: abfolute Negativität, wahre Unendlichkeit, Verföhnung. Die abfolute Negativität drückt nidits anderes aus als die Aufhebung des die
Befonderen, Bedingten, Nicfitigen durdi den Geift, des Allgemeinen durdi feine
Verneinung zuftellen.
feiner
Wie
Negation fortdauernd
wir wiffen,
das Hindurchgehen
als
Selbftentäußerung im Endlichen,
ift
diefer
Akt
ander nidit nur ein Vernichten, fondern
um
in
der
feine Unendlidikeit wiederher*
der
Aufhebung
des Außerein*
zugleicii ein Idealifieren, d. h. ein
Verklären und Bewahren feines wefentliciien Gehalts
als integrierenden
nur als Moments der Totalentwiddung »Ein Inhalt von Etwas«, er wird in der Negierung »nidit ein abftraktes Nichts, fondern ein feiendes Nichts«. Audi hier entfpringt die oft miß* Inhalt hat feine Idealität
:
deutete Hegelfdie Grundformel, wonadi Negation
der Negation nicht
Neutralifation fondern Affirmation ergibt, ungefucfit aus talen
Gedanken
Rückkehr aus
feines Syftems,
daß
ihrer Selbftentfremdung
alle geiftige
und
in
dem fundamen*
Wirklidikeit
fidi in
der
der Tilgung ihrer Gegen*
Aus der Aufhebung beider einfeitiger Beftimmungen Dritte zum erften Unmittelbaren und zum Vermittelten«,
fätze herausbilde. entfteht
»das
die konkrete Einzelheit als die in ihren Befonderheiten
202
fidi
nur mit
ficii
Hegel
felber heit
zufammenfdiließende Allgemeinheit/ denn »die wahrhafte EinzeU
ilt
zugleidi Allgemeinheit in
fidi
abfoluten Negativität, die nidit eine
dem dem
Deshalb hat Hegel
felbft«.
Handlung
Geilte felbß in wohnende Aktivität
ift,
den »letzten Quellpunkt
Lebens und Bewußtfeins« gefehen,
aller Tätigkeit, alles
Stellung unter feinen Grundbegriffen eingeräumt
ausgcfprodien
daß
fie
den
und
erkennen
ihr Verhältnis
—
lafle
zu
dem
ihr eine zentrale
eine Anfidit, die
fidi
Überzeugung
die
Sdiritt, der feiner Philofophie
Theorien Kants und Fidites hinaus gelungen
liltifdien lidi
,
in der
äußerlidier Reflexion fon*
fei,
über die dua*
befonders deut*
mit gleidiem Redit audi auf
abftrakten Identitätsbegriff Sdiellings ausdehnen läßt.
Mit der abfoluten Negativität hängt ein anderes durdigehendes Thema wahre Unendlidikeit im Gegenfatz zum fogenannten »end* lofen Progreß«, fo eng zufammen, daß beide als der gleidie Gedanke unter Hegels, die
etwas verändertem Gefiditspunkte gelten können. tragendes Prinzip des Syftems die Vorausfetzung lidicn, in aller
Befonderheit
barer Einheit mit
fidi
fidi felbft
zu
:
realifieren
Wiederum
bildet ein
Madit des Unend*
die
und darin
in unzerftör*
zu bleiben, fodaß der Geift aus jeder Setzung und
Aufhebung des Endlidien
bereidiert in
fidi
zurüd^kehrt.
Hegel
felbft
nennt
das wahrhaft Unendlidie verfdiiedentlidi »den Grundbegriff der Philofo* phicc, in feinem
Zufammenhange mit dem Endlidien
»das Leben felber«. Deshalb die bloß negative
ift
fieht er
geradezu
einer feiner hauptfädilidien Angriffspunkte
FalTung des Unendlidien,
in
der ihm die dualiftifdie Zer*
reißung des Lebens handgreiflidi entgegentritt, die Fixierung beider Seiten abfoluter Gegenfätze
als
Jcnfcits
und
fpeziell
des Unendlidien als eines bloßen
des Endlidien, als eines abftrakten »Immerweiterhinaus«.
Statt
aufgehoben zu werden, wird auf diefe Weife der Widerfprudi ein peren* nicrcnder,
und eben dadurdi
kdt, jenes
»Endlofe von Endlidikeiten«, das nur
entfteht jene »Idiledite« empirifdie Unendlidi*
ein Sollen der
Ver-
einigung ausdrüAt, aber in der fteten Hinausrüd^ung feines Zieles nirgends
Es handelt fidi um den Kernpunkt, weldiem Hegel von jeher feinen Gegenfatz gegen Fidite konzentriert
zur Wirklidikeit der Idee kommt. in
gefehen hat, wie er ihn draftifdi genug präzifiert: »Die Philofophie treibt
im Leeren und Jenfeitigen herum,-
fie hat es immer mit Konkre* Gegenwärtigem zu tun.« Um den nämlidien Gegenfatz von unbefriedigtem Sollen und erfüllter Wirklidikeit dreht fidi Hegels tiefe, an der religiöfen Wahrheit orientierte
fidi
nidit
rem und
(chledithin
Verföhnung, in der feine Lehre vom Wefen des Geiftes Die Erfaflung der Immanenz Gottes in der Welt enthält fdion Gewißheit, daß die Überwindung des Gegenfatzes der Endlidikeit zu
Theorie der j[ipfeit.
die
ihm kein bloßes
Poftulat,
bringendes, daß die
k
fondern ein Vollbradites und
Welt an
fidi
»erlöft
und
geheiligt«
ftets ift:
fidi
Voll-
das abfolute
203
Hegel
Wcfen wäre ja ein leerer Name, wenn gäbe, wenn Natur und Geift einen ihm Vielmehr
könnten.
es in
Wahrheit
ihm Fremdes
ein
undurdifiditigen Inhalt fefthalten
das Endlidie ein notwendiges Element innerhalb
ift
der Intellektualwelt, und insbefondere im Verhältnis der göttlidien und
Natur
menfdilidien
erfolgt in ftets fidi
erneuender Arbeit das Bewußt^
werden ihrer wurzelhaften Einheit. Es kann nidit wundernehmen, wenn Hegel audi von diefem Standpunkte der Verföhnung aus entfdiiedene
Wirk*
Gegnerfdiaft bekundet gegen jeglidies Beltreben, zwifdien Ideal und
unüberbrüd^bare Kluft zu
lidikeit eine
Da
fdiaffen.
—
wird
fo lautet feine
Polemik —' eine Welt angenommen, die von Gott verlalTen darauf wartet,
daß wir den Zwed^ tigkeit
zu
erft hineinbringen,- ftatt die
baut und die Forderung einer Vereinigung foll.
Denn eben
aber
fidi
Dem
habe.
fein foll,
zum
die
Ohnmadit, daß etwas
felber.
ohne zu
So
Gegenwäraufge^
foll«,
als bereditigt
anerkannt wird,
der eigentlidie Sinn des
fei
Meifterung des Lebens, die es zur Folge Hegel allem die Wahrheit ab, »was nur
fubjektiviftifdien
gegenüber
fpridit
Vernunft
fein«: die
Ideal zu bringen, die reale
nur
nidit fo ohnmäditig, es
fei
Welt
trage ihre Reditfertigung in
von der Verföhnung
dient audi die Lehre
prinzipiellen
fie fein
die aber nidit gefdiehen
geftellt,
dodi nidit geltend zu madien vermag,
und der
Sollens
Idee in ihrer
wird eine abftrakte Welt, »wie
ergreifen,
bis fidi
der
in letzter Linie
Vertretung des Immanenzgedankens gegen den Dualismus:
»Die Philofophie
erkennen und
will die Wirklidikeit der göttlidien Idee
fie
reditfertigen.« 5.
Ehe wir den
Wefen uns
Geift, delfen
jetzt
Augen
vor
steht, in die
Phafen feiner Entfaltung begleiten, bleibt nodi eine fdiwerwiegende Frage
zu beantworten.
Der
der zeitlofe Inbegriff
und
foll
die verwirklidite Idee fein, die Idee aber
Möglidikeiten der Entwidlung im natürlidien
Als
Leben.
geiftigen
Geift
aller
foldie
kann
fie
nidit ein einfadies
delfen Inhalt keiner näheren Betraditung bedürfte,
maßgebenden
logifdien
fie
muß
Etwas
fein,
vielmehr die
Beftimmungen des realen Weltprozelfes und
feiner
vorgezeidinet enthalten: das ftand von Anfang an außer Zweifel, tritt aber jetzt, da wir das Verhältnis der Idee zum Geift zu würdigen vermögen, in klares Lidit. Gott als Idee ift Dialektik in feinen Grundlinien
nämlidi,
um
Hegel
felbft
reden zu
Möglidikeit des Univerfums,- er
erft
an
fidi
»feiiges Infidifein«
Totalität,
nur die
abgefehen von feiner
Welt zwar in fidi felber kreifendes Leben, aber in diefer fidi befriedigt und befdilollen. In der Selbftbeftimmung der
Realifation in der Raftlofigkeit in
ift
lalfen,
:
Idee madit jede Stufe gleidizeitig einen metaphyfifdien Begriff von Gott aus.
Damit empfängt
diefe
die der Evolution Gottes
Logik
die tiefere
Bedeutung einer Theologie,
»im Äther des reinen
Gedankens«
fdiauen hat, eines Reidies der ewigen Wahrheit, wie
204
fie
zuzu-
»ohne Hülle an
Hegel
und
für
felbft«
ficfi
und
griffs
ilt
und
Während
Stoff hat.
am Denken
lediglidi
felber ihren eigentümlidien
der reelle Inhalt der Idee als Darftellung des Be-
Beftimmungen
feiner wesentlidien
zur Verwirklidiung kommt,
erweilt
in
ihr
fidi
der
G
famtheit der Begriffsbeßimmungen gleidifam im
was
delTen,
kommt nur dem
Formen und
gemäß
ihnen
ift,-
u n d r i ß,
als
das
innere
Wahrheit
zu,
was durdi
»Die Dinge
aller Realität:
was
find,
BegriflPs.«
So nehmen
Beftimmungen neben fonftigem
Vorftellungen, fondern
fidi
die begrifFlidien Kategorien einen
Charakter an, der über die gewöhnlidie Logik weit hinausführt:
fclbfi in
diefe
durdi die Tätigkeit des ihnen inwohnenden und in ihnen
offenbarenden
nidit
Ge^ Ewige
der Begriff bleibt die Seele, die alles zu-
fammenhält, das lebendige Prinzip find,
r
objektiven Dafeins Inhalt als die
der Sinnenwelt als Reihe der Veränderungen erfdieint.
in
In aller Wirklidikeit
fie
Form
ideeller
find
fie
von das Wefen der Dinge
Inhalt, nidit gleidigültige Behälter
objektive Gedanken,
Gedanken gefaßt. Die Logik wird zur Ontologie, zurMetaphyfik,
zur WilTenfdiaft der notwendigen Begriffe, die allem Sein zugrunde liegen^
vom
Verzweigungen hinein führt dadurdi die Logik den vom Panlogismus geforderten Beweis für die Einheit von Sein und Denken: »Objektiver Gedanke befagt, daß Vernunft in der Welt ist.« Diefer Aufgabe dient die Durdiführung eines Syltems von Kategorien, das nidit »Hiftorie von mandierlei zufammen* gcftcilten Gedankenbeftimmungen«, fondern der fidi entwickelnde Gefamt^
zur Lehre
fdiaffenden Logos,
Bis in ihre letzten
Organismus der Wefenheiten des Denkens fdieinlidicr
Hegel
fidi
als
felbft
diefem fundamentalen Teile
in
:
feine
Nirgends äugen* Syftems bewährt
Erbe und Vollender des
trotz aller Gegenfätzlidikeit als
dentalcn Idealismus
ift.
feines
tranfzen-
Logik ruht durdiaus auf Kants bahnbrediender
Entdedtung der Kategorien als erzeugender Bedingungen aller Erfahrung, und nidit minder auf der Weiterführung diefer Lehre durdi Fidite mit feiner
mcthodifdien Ableitung des inneren
Fortgangs der Denkbeftimmungen.
Zufammenhangs und notwendigen
Hegels originale Leiftung, durdi die
an diefer Stelle einen von Sdielling
er
aufnahm, beruht lehre
und
Immanenz.
ihrer
in
fallen
gelalTenen
Faden wieder
der durdigreifenden Neugliederung der Kategorien*
konfequenten Übertragung
in
feine
Weltanfdiauung der
Hegels Aufbau der Logik verfolgen wir fortfdireitend die
In
Selbftentfaltung des Begriffs, wie er als formende
Madit
fidi
zur Totalität
Da er in dem Prozeß feiner Dialektik das Vorbild und Sdicma für die konkrete Entwid^lung der Idee in der Wirk* der erfüllten Idee vollendet.
lidikeit abgibt, zeigt fidi in feiner
fätzc als innerftes
Tätigkeit die
Agens der Bewegung
dts logifdicn Gebiets.
Am Begriffe
fllüfllge
Gegen* Grenzen durdi immanente
Einheit der
bereits innerhalb der
fehen wir
jetzt,
wie er
Lebendigkeit zu feinen Unterfdiieden gelangt, wie es »das Allgemeine
k
OroAe
PcBk« n.
ift.
205
Hegel
das
durdi
fich einerfeits
zur Beftimmtheit und Befonderheit negiert,
fidi felbft
aber diefe Befonderheit ebenfo fehr wieder negiert«, wie er Beltimmungen fetzt
und durdi
Aufhebung
ihre
einen
immer
reidieren Inhalt gewinnt.
In ftändigem Umfdilagen und Sidientäußern eines Begriffs in feinen ent-
gegengefetzten, mit
zum Gegenfatz
dem
Gebiet der Kategorien bis
dann zur Einheit und aus
er
forttreibt, erichöpft fidi in konzentrifdien
in
diefer
abermals
Kreifen das weite
feinem Aufftieg von den abftrakteften
Formen
zur allumfaflenden Idee, aus deren bloß logifdier Sphäre es fdiheßlidi
durdi eigene Dialektik
in die Realität
der
Außenwelt übergeht.
Hauptkategorien bei ihrem gelchidithdien Auftreten
fidi als
Da
die
beherrfdiende
Prinzipien philofophifdier Standpunkte ausgebildet haben, erhält die logifdie
Konftruktion Hegels zugleidi die Bedeutung einer Einordnung der fyftematifdien
Grundgedanken
alter
und neuer Zeit
in
das gefdiloITene
Ge^
füge einer univerfalen Begriffs weit,- und indem dank diefer innerlidi not-
wendigen Gliederung der Begriffe nadi vorwärts
einnimmt,
feinerfeits
aus
erhellt
Denkformen
zugleidi
ein jeder
vermittelnd
—
nadi rüd^wärts vermittelt,
— feine Stelle als Moment des Ganzen
dem fyftematifdien Zufammenhange der einzelnen Wert und ihre Tragweite: »Man darf nidit
ihr
einzelne Kategorien, die nur als beltimmte Entwid^lungsformen der Idee
Gühigkeit haben,
werden.« bald
Man
fo
handhaben, daß
alle
Gegenftände darauf zurüd^geführt
erkennt fdion hier, daß Hegels dialektifdie Methode, fo-
als foldie erfaßt, diefe Einfidit in
fie fidi
bedeutfamer Weife zu ver-
werten haben wird.
Aus dem Nadiweis der zunehmenden Vertiefung der Denkbeftimmungen ergibt
fidi
Begriffe niifes
eine Folgerung hinfiditlidi der inneren Beziehung der höheren
zu den niederen, die weiterhin für die AuffaOung des Verhält-
der Idee zu
Natur und
und fomit der Hauptteile des Syftems Wenn nämlidi am Anfange Formen auftreten und dann die weitere AusGeilt
zueinander prinzipielle Bedeutung gewinnt. die ärmften
und
einfeitigften
führung fortlaufend die vorangehenden Stufen aufhebt, wenn überdies
im Zufammenhange mit der Totalität Wert und Wahralfo das Abfolute nur in der Geftalt eines in fidi geSyftems exiltiert, fo trägt diefes Ganze ein im hödiften Sinne
alle Begriffe erft
heit befitzen
fdilolTenen
und
organifdies Gepräge, worin die Entwid^Iung alles Einzelnen im Hinblidv
auf das Endziel
Grund ift
in
fidi
vollzieht
und jede Beftimmung
ihren teleologifdien
der nadifolgenden hat. Jeder Sdiritt des Fortgangs im Syftem
mithin eine Rüd^annäherung an den wahren Anfang:
»Das rüd^wärts-
gehende Begründen des Anfangs und das vorausgehende Weiterbeftimmen
zufammen.
Im
Erkennen ift der Fortgang Strom mit entgegengefetzter Riditung, fo rüd^wirkend, daß dasLetzte vielmehr als der Grund ericheint.« Indem der Geift fidi auseinanderdesfelben ein
206
fällt
philo fophifchen
Hcgcl
legt,
in
kommt
denen
er
fidi
zu
das
fich/
gilt
auch von jeder feiner einzelnen Sphären,
überall das Letzte als
»Priorität feiner felbft«,
als
das
wahrhaft Erlte erweiß und eben deshalb das Ergebnis einer Stufe wieder Jede Beßimmtheit der Idee geht durdi einen
den Beginn der nädißen
bildet.
icheinbar fremden Inhalt
zu ihrem Ausgangspunkte zurüd^,
fo
daß
diefen
fie
Das Vollkommene entwid^elt fidi vennitfelt und zwar aus dem Unvollkommenen, das Konkrete aus dem Abßrakten, aber nur durdi Aufheben diefer Vorausfetzung, die es fidi felber gemadit bereidiert wiederherßellt.
am Sdilufle der abfolute Geiß als Idealität aller konkreten Be* (Hmmungen refultiert. Durdiweg gefdiieht die Vermittlung fo, daß das Bedingende »vom Unmittelbaren zum Gefetzten degradiert« und in einer
hat, bis
höheren Einheit aufgehoben wird,
Erinnerung an
Syßem
feine
um
»aus diefer wiedergeboren, mit der
Abhängigkeit« nunmehr
als
dienendes Glied
einzufügen. Bei diefem Sadi verhalt erfdiöpfi
im Refultat, fondern
in
fidi
das
fidi
Ganze
der gefamten Ausführung, in der inneren
dem nidit
Not-
»Das Wahre iß das Ganze, das durdi feine Entwiddung fidi vollendende Wefen.« Alles iß Frudit, und alles iß Samen: die Entwiddung ßellt fidi als Kreis dar, in delFen Anfang »die Vermitt* wendigkeit feines Werdens:
Ende zurüd^fdilingt«. Der Geiß dem Refultat nadi Letztes, dem Begriff nadi Erßes diese Wahrheit folgt fdion aus dem Wefen der Offenbarung Gottes in der Welt. Es iß ein Fehlfdiluß, wenn das finnlidi^natürlidie Leben, von dem die Entwiddung ausgeht, als das Urfprünglidie genommen wird: für unfer Bewußtfein iß es der Zeit nadi freilidi das Erße und der Geiß das Ab-
lung das
:
geleitete,
den ts
aber »im Begriff hebt
als
fidi
auf und damit der Sdiein, Die Zurüd^führung des reidien
feine Realität
bedingendes Reales hatte«.
Lebens auf die empirifdien Anfänge verwedifelt das unmittelbare Dafein der Erfdieinung mit der erzeugenden Tätigkeit des in ihnen wirkfamen
Wahre iß der abfolute Geiß, der Natur und endlidien Geiß und fidi in ihnen beßimmt und entfaltet. Der Geiß fetzt dasjenige, wodurdi er vermittelt erfdieint, zu einem bloß durdi ihn Beßehenden herab und realifiert in diefer Aufhebung der empirifdien Exißenz feinen wahren Begriff. Steigt man atomißifdi von der Einzelheit als Grundlage Begriffs
:
das
gefetzt hat
auf, fo erhält
man nur
ein
Aggregat,
nidit
des Allgemeinen und Einzelnen, die das
aber jene lebendige Einheit
Wefen
des Geißes ausmadit.
So iß der Geiß nidit Refultat der Natur, fondern redit eigendidi fein eigenes Refultat, als das er fidi aus logifdier Idee und äußerer Er* öieinung ewig hervorbringt und alles Exißierende zum Organ feiner Totalitat umbildet. Dicfes Hyßeronproteron ermöglidit es, die Glieder des yßems der Philofophie: Idee, Natur, Geiß als logifdien Sdiluß in 'dreifadi
verfdiiedener
Weife zu formulieren,
je
nadi der Bedeutung,
in
207
Hegel
welcher bei jedem von ihnen die Funktion des Vermitteins und wedifeU feitigen
Bedingens gefaßt wird. In diefem ruhelofem
6.
Werden, worin
alles
unaufhörlidi mit^
fidi
einander vermittelt und audi die tragenden Grundpfeiler nidit Sein verharren,
ift
in ftarrem
von Hegels Darßellungsweife
die Hauptfdiwierigkeit
begründet, zugleiA aber audi der überwältigende Eindrud^ des geiftigen
Entwicklungsprozeffes, in deflen Ergründung und Verkündung feine Philofophie ihren Höhepunkt erreidit. Niemals ift ein zweites Syftem ge^ fdiaffen worden, das derart bis in die kleinfte Fafer von lebendigem Geifte durdiltrömt wäre, ein Syftem, in dem das Leben in feiner flutenden Be= wegung felbft »als innerer Puls fdilägt« und die Triebfeder der theoretifdien Erörterungen bildet. Daß die Gottheit, von ihrem Weltenthron geftiegen, felber in den Prozeß der natürlidien und geiftigen Wirklidikeit eingeht, daß die Widerfprüdie
alles
Entwid^Iung aufgenommen
Lebendigen
als
beftimmende Elemente
find, darin fpridit fidi in
führung Hegels nie verfagendes Bemühen aus, die ewigen Mädite ihnen einzig adäquaten liegt
Form
in die
Grundlage und Aus= zu
tätiger Selbftentfaltung
in
der
Hierin
fallen.
der Grund, weshalb feine Philofophie in ihrer Ganzheit vornehmlidi
Syftem der Entwicklung geworden
»Nur
ift.
Geiftige entwid^elt fidi«, erläutert Hegel,- »der Geift
im Himmel und auf Erden fdiiede
ift
nur der
Weg
ift,
felbft
fidi in
was
fidi felbft
zu kommen, die
»Er
felbft
ift
in
ihm
das Ziel«.
der unerfdiöpflidien Selbftverwirklidiung des Geiftes entfpringt ein
unendlidier Reiditum an Erfdieinungen
gängiger Wiederholung des gleidien
und Geftalten, deren jede bei durdivernunftvollen Grundmotivs eine
»Aus Bildungen
anders modifizierte Ausprägung des Göttlidien verkörpert
:
quellen neue Bildungen hervor, aus denen die Vernunft
fidi
ftändigen organifdien
Weh
ausbildet, die in ihrem
Teilen als diefelbe Identität erkannt wird.«
zu einer volU
Ganzen fowie
einer widerfprudisvollen Geftalt als durdi
Widerfprudi
fidi
in ihren
Jede Stufe enthält eine eigen*
tümlidie Beftimmung der konkreten Idee, ebenfo fehr durdi
diefer
allem,
erkennen.« Die Entfaltung der Unter*
des Geiftes, zu
enthaltenen Beftimmungen zurExiftenz zu bringen:
Aus
das Lebendige, das
muß
Erzeugung
gelöft hat: als Geift
bewährt
Aufhebung
einer neuen, in der fidi
der Geift nur
durdi Negation aller endlidien Formen, fo daß feine ganze Entwid^Iung in ftets
vollkommnerem Sidifreimadien von
allen feinem Begriffe nidit ent*
fpredienden Dafeinsweifen befteht, in unausgefetzter Selbfterhebung zu feiner
Wahrheit. Jede Geftaft der Wirkiidikeit
diefelbe Totalität dar, die das
Ganze
ift,
ftelk innerhalb ihres
und
alle find fie
notwendig, weil der lebendig wirkende Geift feinen Gehalt
Rahmens
an ihrer in
Stelle
der gefamten
Reihe feiner Erfdieinungen ans Lidit bringen muß. Über den einzelnen Stufen fdiwebt die Idee diefer Totalität, die
208
»fidi
aus ihrem ganzen aus*
Hcgcl
cinandergeworfenen Bilde widerftrahlt« und
jedem
in
feiner
Züge
erkennt,
jedem Momente diefer Entwid^Iung wiederkehrt das in der Welt, die »wahre Theodizee«, worin Geiftes ilt die Herrfdiaft des er der ganzen Fülle mannigfaltiger Wirkungsarten des Lebens ihr indivi* duelles Redit zuteil werden läßt. Alle die beftimmten Ideen, in die fidi
und deren Rhythmus
in
:
gliedert, gehen wieder in fie als in ihre Wahrheit zurüd^: »Es Eine Idee im Ganzen und in allen ihren Gliedern alle befonderen haben ihre Wirklidikeit nur in diefer Einheit.« Unabläffig fdireitet dieEnt* widdung fort, bis im abfoluten Geift als hödifter konkreter Einheit alle
Eine Idee
die
ift
die
:
Gcgenfätze verföhnt und
alle
Geftalten ideell gefetzt find.
heben
In diefer aufzeigenden Reihe der Geftalten
iogifdien Idee feltzuftellen
und demgemäß
aus zu erwarten war. Jeder Kreis kehrt feinen organifchen
Zufammenhang
um
K reifen,
:
ganze Idee ausmadit, die ebenfo
in
jedem Einzelnen
ilt,
der Geift fic
fidi
in einer
fo
daß
erfcheint«.
jedem der ineinander und übereinander entftehenden Kreife
In
To*
Kreis von
deren jeder ein integrirender Beftandteil des Syftems
diefes »die
in fidi
eine neue Sphäre
fomit einen
bildet
im vor*
hat aber zugleidi
mit den anderen Gebieten
Die Gefamtentwid^Iung
zu begründen.
wiederum ge^
für die Realphilofophie in fidi zurüd^,
durdibridit er die Sdiranke feines Elements,
talität,
fidi
wie dies prototypifdi fdion beim Stufenbau der
fdiloffene Kreife heraus,
entfaltet
befonderen Beßimmtheit,- zufammen repräfentieren
Glieder des Syftems der Philofophie in foldier Folge, daß den Anfang des nädiften Haupt-
die
eine jede nadi Durdilaufen ihres Inhalts in tcils
übergeht.
In diefem Sinne nennt
Hegel die einzelnen philofophifdien
WilTenldiaften »Brudißüd^e, deren jede ein
Der Grundriß des Syftems
ergibt
fo
fidi
Vor
von
hat
Nadi zeigt«. aus dem Rhythmus
und
felber
ihr
der Idee, wie wir ihn kennen gelernt haben: in ihrem einfadien Infidifein als Reidi
der reinen Begriffe,
in
ihrem Außerfidifein
als
Sphäre der Natur,
Rüdkehr aus ihrem Anderen als Welt des Geiftes. Diefe Tri* plizität, deren Herrfdiaft fidi im Großen und Kleinen über die ganze Entwidtlung der Philofophie erftred^t und von Hegel in mannigfadifte Be* leuditung gerüdtt wird, hat als Dreiteilung in Logik, Naturphilofophie und Gciftesphilofophie dem Syftem fein abfdiließendes Ausfehen gegeben. Natur und Geift find zwar gegenüber der Logik, dem Gebiete der nodi in ihrer
m
flieh nidit
rcalificrten
fiten/
aber
Denkbeftimmungen, der Inhalt der konkreten WilTen^
fic
find
felber
ncrcn Bildner« behalten.
angewandte Logik,
Der
die
den Begriff »als
Geift bildet feinerfeits die Einheit
von
cc und Natur: beide haben wir im Geifte zufammentreffen fehen, auf Oitn einzelnen
mente
Entwidtlungsftufen
feiner fortfdjreitenden
diefer fyftematiliiien
fie
nun
in
erhöhter Geftaft als
Einheiten wiederkehren.
Zufammenhänge
Für
Mo*
die Betraditung
bleiben nadi wie vor die Gefidits*
209
Hegel
punkte
Geltung, daß unfer Denken von den abftrakteften Beftimmungen
in
zu den konkreteften weitergeht, daß fie
zuftreben, ihren
Gleichfetzung der dialektifdien Gliederung fei
es mit
dem Gange
Verkennung
dem
alle Einzelftufen in
Maßltab und Halt haben, daß deshalb fei
Endziel,
dem
die einfadie
es mit empirifdier Genefis,
des erfahrenden Bewußtfeins eine verhängnisvolle
ihres Sinnes
bedeuten würde.
Subjektiver, objektiver, abfoluter Geilt: fo benennt Hegel die dreiSphä^ ren, in
zunehmender Unabhängigkeit von der Ver* Befdiaffenheit feine Aufgabe verwirklidit. Der
denen nun der Geift
wiAIung
in
in feine natürlidie
fubjektive Geilt umfaßt
den wefentiidien Stadien
in
feiner
Entwid^Iung
jenes Herausringen des Menfdien aus feiner unmittelbaren Zuftändlidikeit
zur Selbftbeßimmung im Erkennen und Wollen, durdi die er
gang durdi
—
—
die Entgegenfetzung feines Bewußtfeins gegen die
im Durdi^
Außenwelt
Grundlage zur Hervorbringung der Freiheit in der Wirklidikeit des gefdiiditlidi-ethilchen Lebens erringt. Die Individuen find nur Organe die
einer
Gemeinfdiaft,
fo folgt
auf die
erfte,
die
fie
umfdiließt
und der
fidi
der Einzelne unterwirft:
unangemelTenfte Erfdieinungsform des Geiltes feine
Realität als freier Wille in der fittlidien Welt, auf den Gebieten des Redits
und der Moralität. Hier
objektive Geilt den Boden feiner Vollendung in der Sdiöpfung des Staates, des Fundaments der Familie und der bürgerlidien Gefelifdiaft, und in der Wegbereitung für die Voliführung der Weitgefdiidite durdi die herrfdienden Völker. Der Staat ift der hödifte fittlidie Organismus und als foldier Mittelpunkt aller anderen Seiten des Volkslebens,- er iß findet der
Wirkfamkeit, und zwar
erreidit er feine
»die göttlidie Idee, wie
fie
tritt
der Weltgeift feinen
auf Erden vorhanden
Gang
der Menfdiheit an und gibt ten, das
Gepräge des
ift«.
In der Gefdiidite
durdi die einander ablöfenden Epodien
nadi einem von Hegels geflügelten
ihr,
»Fortfdiritts
im Bewußtfein der Freiheit«.
Wor^
Um aber
feiner felbft durdizudringen, bedarf der Geiß Erhebung über den Sdiauplatz ßeten Entßehens und Vergehens wie audi der Loslöfung von dem trüben Erdenreß unverföhnter Leidenfdiaften und Intereflen, der von dem gefdiiditlidien Getriebe nidit abtrennbar iß, Sie gelingt ihm erß als abfolutem Geiß: hier weilt er in einem Reidie, wo er aller beengenden Sdiranken enthoben und fein Anderes ganz und gar nur nodi das Mittel iß, durdi das er die reßlofe Einheit feines Begriffs und
zu völlig freiem Bewußtfein der
feiner Wirklidikeit erlangt.
Auf
diefer
hödißen Stufe
tritt
die mit allen
Widerfprüdien verföhnte Gegenwart des Abfoluten abermals
in
einer
von Dafeinsweifen hervor: Kunß, Religion und Philofophie find aufeinander folgenden Grade der vollen SelbßerfaOTung des Geißes.
Dreiheit die
Im verklärenden Gewände bunden
210
bleibt, erfdieint er
der
Kunß,
immerhin erß
worin er nodi an den Stoff ge^ in unmittelbarer finnlidier
Objek*
Hegel
Anfchauung und
tivität, als
dicfer
an das äußerlidie Sein von
Religion, die den Mittelpunkt Erinnerung Gefühl und Vorftellung des feiner Be^
In der
Bild.
Region der Erfüllung
bildet, wirft er audi diefe letzte
fidi
:
in
fonderheit entfagenden Menichen einheimifdi, offenbart er
fidi als
abfolute
Walten des Göttlidien in aller Wirklidikeit, fo daß welt^ und göttlidier Geift fidi harmonifdi durdidringen, Gottes SidiwifTen im Menfdien und des Menfdien WilFen von Gott fidi als Eins darftellen.
Walirheit, als lidier
Nadi
fdtcn des Gehalts hat fo der Geift befriedigte
Ruhe gefunden,
und nur nodi der letzte Sdiritt bleibt ihm übrig, den religiöfen Vorftellun*
Form
gen die ihnen abfolut gemäße
der wilTenfdiaftlidien Erkenntnis, des
Wahrheit wilTenden Gedankens zu geben. Deshalb madit die Philo fophic als »geiftigfter Kultus« den vollendenden Abfdiluß des Syßems auf feinem Gipfel aus ein refultierendes Endglied, das abrundend zugleidi das Ganze der durdimefienen Gebiete in fidi faßt, da in ihm alle fich felbft
als alle
:
früheren,
von der Idee hervorgebraditen Entwicklungen fidi vereinigen diefe Verknüpfung von Ende und Anfang der enzyklifdie
und durdi
Charakter des Syftems
fidi
lidiung der Totalität feiner ftaltcn« hat der Geift feine
begründet, das ihm ftfiwebte:
»Der
in
fidi als
Geift
ihres Rcidis vollbringen.«
In foldier
Verwirk^
Momente, in der »Befeelung aller Lebensge* ewige Heimat erreidit und das Reidi Gottes
allen Stadien feines langen
innening der Geifter, wie
ihm
aufs fdilagendfte bewährt.
Weges
wiHende Geift hat zu feinem
fie
an ihnen
Aus dem
felbft
find
und
vor-
als Ziel
Wege
Er^
die
die Organifation
Keldie diefes Geifterreidies fdiäumt
feine Unendlidikeit.
Die Gefdiidite
bildet in
gewiflem Sinne den Kern der Geiftesphilo-
fophie Hegels, den eine Kongenialität feltener
Verfcnkung
Art
fdion frühzeitig zur
Audi
die Ewigkeitswerte von Kunft, Wurzeln: als der »an die Zeit entäußerte Geift«, als zweites Univerfum neben der Natur ift fie »die geiftige Wirklidikeit in ganzem Umfange«. Wenn die Vernunft allem Werden immanent ift, fo gilt das in befonderer Weife für das Leben der Gefchidite und die in ihr fidi drängende Geftaltenfülle, in der der Welt* geift »feine Natur expliziert« und die Gefdiidite der Menfdiheit zur »Ge-
Religion
((hidite
in ihre
Tiefen geführt hat.
und WiHenfdiaft haben
in ihr ihre
des Inhalts Gottes« wird.
die Gelchiditc das
Bemühen des
In zeitlidier
Auseinanderlegung
ftellt
und der in ihm wirkenden fitt* lidien Mädite dar, aus den erften Anfängen eines nodi eingehüllten Be* wußtfeins fidi zum Standpunkte bewußter Freiheit hindurdizuringen ge* Geiftes
:
^uldig hat der Weltgeift diefe »ungeheure Arbeit der Weltgefdiidite« auf
genommen. e
Um
feine fdiöpferifdie Produktion zu begreifen, braudit denkende Betraditung nur die Gewißheit mitzubringen, daß es audi
der Gefdiidite vernünftig zugegangen fein muß:
»Wer
die
Welt ver* 211
:
Hegel
nünftig anfleht, den fieht
der Vorfehung, ihre klären
darin
:
ift
dem Menfdien
fie
Wege
keit
und Erfdieinungen
Plan
der Gefdiidite zu er-
in
Ausdruck der und zwar madit
die Gefdiiditsphilofophie nur ein befonderer
auferlegten Pflidit zur Erkenntnis Gottes,
der »Glanz der Idee«, der göttlidien
Wir haben den
audi vernünftig an.«
Endzweds
fidi in ihr fpiegelt
und
die Verwirklidiung des
durdi Hineinbildung der Freiheit
zur Anfdiauung bringt,
fie
zur
in die
Weltlidi-
eminentem Sinne. Da Vernunft hervorbringt, haben
Theo dizee
in
Entwidlung fidi die wir es in der Vergangenheit mit Gegenwärtigem zu tun, mit »ewig Wahrem, in weldiem die Idee präfent ift«,- nidit das Werden fremder Dinge zeigt uns die Gefdiidite, fondern unfer eigenes Werden, die wahre Sub^ in aller gefdiiditlidien
ftanz unferes
Wefens,
Unvergänglidie Vernunftbefitz
in ift
uns
Was
in der
gefdiiditlidi
:
das
an unfer gefdiidididies Dafein gebunden, unfer vorhergegangenen Generationen, an
ift
die Erbfdiaft aller
der die ganze Vorwelt alle fittlidie
wir find, find wir zugleidi
zufammengefpart
Gemeinfdiaft ihre Organe,-
Welt« erkannt
hat,
»daß der Staat
Wille verwirklidiende Vernunft,
An
hat.
wenn man ift,«
den Einzelnen hat
es als
»den
Gang Gottes
gegründet auf die
fidi als
daraus die weitere Einfidit, daß
fo folgt
wahre Freiheit des Individuums Erweiterung, die hödifte Gemeinfdiaft die hödifte Freiheit ift.« Der Geift der Gefamtheit in den Perioden der Gefdiidite madit die fubftantielle Grundlage der Einzelnen aus jeder ift ein Sohn feines Volkes und feiner Zeit. In einer Theorie, die von der Einzelperfönlidikeit ausgeht und in ihrer Gemeinfdiaft mit Anderen ein Aufgeben der Freiheit erblickt, wird tatfädilidi »Kneditfdiaft des Lebendigen« angenommen: für eine Vielheit von Elementen, deren Verbindung das Volk ift, müßte danadi ein den Atomen fremder Verftand Gefetz werden. In Wahrheit find im vernünftig ge- gliederten Staate Sitten und Gefetze nur Realifationen der Freiheit, denen der Einzelne gehordit, weil er in ihren Ordnungen den Zwedi feines eigenen Tuns vollführt findet. Da der Staat in der Vereinigung des allgemeinen und des fubjektiven Willens erft das konkrete fittlidie Leben erzeugt, haben nur die ftaatenbildenden Völker eine Gefdiidite. Die Stufen »die
der Weltgefdiidite
in ihren
Perioden find die »Volksgeifter«, die
bedeutfamen Völker,- jedem Volke, dem
kommt,
hat der Weltgeift in feinem Fortgange eine
in der es das herrfdiende
lidie
Aufgabe
feiner
Aber
in
feinen
Dialektik feines Sdiid^fals, die nadi Erfüllung feiner :
damit Beginn einer anderen welthiftorifdien Epodie,-
212
Epodie übertragen,
der Befdiränkung auf feine gefdiidit-
Untergang herbeiführt der Weltgeift übt an ihnen allen Redit in der Weltgefdiidite als dem Weltgeridit« aus. Jede Sdiöpfungen ift ihm zugleidi Stoff der weiteren Verarbeitung und
Beftimmung »fein
liegt die
ift.
hiftorifdi
ein eigentümlidies Prinzip zu-
in
ruhelofem Wedifel
Hegel
r
folgen
* Untergang
fich
dem Tode,«
aus
die
fchidite eintretendes
glänzenden Lebens und Hervorgang neuen Lebens
Übernahme der Führung durdi
ein frifdi in die
Ge*
Volk. In den Staatengründern und Heroen verkörpern
fiA die fdiöpferiichen Triebkräfte des Völkerlebens: die großen welthifto^ rifchen
Individuen find die »Gefdiäftsführer des Weltgeiftes«, deren per^
Zwe6ie mit den allgemeinen Aufgaben zufammenfallen, und die im Dienfte des Fortfdiritts das Notwendige, was an der Zeit ift, wollen und vollbringen. Daß die Idee hart mit den widerftrebenden Mafien der Trägheit und Wifikür kämpfen muß, ift keine Inftanz gegen ihren Triumphfönliche
zug durdi die
Gefdiidite,- die
heroifdie Gefdiiditsauffafiung Hegels
will
bequemer Optimismus fein, der den Blid gegen die Mängel und das Grauen der Wirklidikeit verfdiließt. Idee und menfdilidie Leidenfdiaften
kein
fidi jederzeit verbinden, wenn edite Taten zuftande kommen follen,Handlungen der Menfdien entfpringen weit mehr aus ihren ego= »Die Gefdiidite erklären heißt iftifdien Interefien als aus ihren Tugenden die Leidenfdiaften der Menfdien erklären. Die Leidenfdiaften und parti-
müflTen ja die
:
kularen
Zwed^e der
Selbftfudit find das Gewaltigfte.«
der Vernunft«, daß
fie
die Leidenfdiaften
Es
gewähren und
ift
fidi
die «Lift
aneinan*
Zwed^e be= dient/ aus ihnen bezahlt die Idee den Tribut der Vergänglidikeit, während fic fclber aus allen Kämpfen verjüngt und unbefdiädigt hervorgeht. Lim der abarbeiten läßt,
fidi
ihrer als Mittel zur Realifierung ihrer
wird audi hier die
fo nötiger
Warnung vor
kritiklofer Identifizierung
des
und genetifdien Gefiditspunkts »Wir erhalten eine Reihe von Gedanken, und eine andere Reihe dafeiender Geftalten, bei denen die Ordnung der Zeit in der wirklidien Erfdieinung zum Teil anders ift als die Ordnung des Begriffs.« Dort handelt es fidi um Aufzeigung des an und für fidi Gültigen, das aus der notwendigen Entfaltung der dialektifdien
:
der Idee angelegten Beftimmungen folgt, hier
in
lidicn
aus
foll
dem
zeitlos
Wahren
das verftehen, was
bloßes Gefdiehen erfdieint,- felber aber gefdiieht, fondern »eine
Was
7.
um
Feftftellung ihres zeit^
Hervortretens unter äußeren Umftänden. Die Gefdiiditsphilofophie
fidi
zieht, dies in
in
der Erzählung als
keine Erzählung defien,
Erkenntnis defien, was darin wahr
was
ift«.
der gefamten Weltentwid^lung als reale Dialektik voll-
in
adäquater
und
fie
ift
Form
zu begreifen
ift
Aufgabe der
philofophifdien
Methode. Nadidem wir uns den objektiven Prozeß des natürlidien und geiftigen Lebens nebft feinen Grundlagen im Gefüge WilTcnfdiaft
ihrer
der logifdien Idee nadi feinen entfdieidenden ftellt
die d a I e k t i
i
f dl
e
Me
t
h ode
fidi
uns
Zügen vergegenwärtigt haben, naturgemäßer Aus-
lediglidi als
drudc von Hegels Weltanfdiauung dar und verliert alles Paradoxe, das ihr
ohne Bcrüdtfiditigung In
diefes
ihrem Bcftrcben, »nur das
Zufammenhanges anzuhaften
was
ift«
fdieint.
zu erkennen, nur auf die Realität
213
Hegel
der Dinge, nidit auf ein imaginäres Sein feilendes den Blick zu riditen, will die Philofophie das »wahrhafte Selbitverftändnis der Wirklidikeit« ein
Denken, das ohne Zutat
Wahre Gedanken
zufieht.
find ja,
fein,
der Entwicklung der Idee lediglich
feinerfeits
wie wir wiflen,
nidit
nur fubjektive
Beltimmungen, fondern zugleich reale Formen der objektiven Welt,- dem^
muß
die WilTenfdiaft »den Gedanken enthalten, infofern er ebenfo^ Sache an fich felbft, oder die Sache an fich felbft, infofern fie ebenfofehr der Gedanke ift«. Der immanenten Entwicklung der Sache felbft alfo hat die Philofophie nachzugehen, den Gegenftand nach der Not^ wendigkeit feiner eigenen inneren Natur zu betrachten,- negativ fpricht fich
nach
fehr die
dies fo aus,
Denkens
daß
fie alle
fernhält,
auf
Einmifchung der Zufälligkeiten des räfonnierenden alles fubjektive
poftulierten Wirklichkeit Verzicht
deshalb
der Inhalt von
ift
die fpekulative Idee
der
fidi
felbft.
BeflerwÜTen und Ausfpinnen einer ift,
ift
die
Vernunft/
Natur und Gefchicfite, fofern er gedacht wird, Indem die Philofophie die konkrete Entwicklung
verwirklichenden Idee begreift,
—
Offenbarung der Vernunft
niciit
empirifcfien Dafeins, fondern deflen,
Natur Gottes
Das, was
leiftet.
was
an und für
als zeitlofe,
ift
die höchfte
fie felbft
Form
der
Erkenntnis der äußeren MalTe des in
ficii
diefem ewig feiende
den Weltprozeß von innen heraus beftimmt.
In
ift,
was aus der fließt und
Wahrheit
diefem Sinne
ift
die
Philofophie »rationelle Theologie«, die keinen anderen Gegenftand hat als
Gott und
feine Manifeftation
darzulegen, wie
fie
fich
ganze Philofophie
durdi das eigene Leben des Begriffs organifiert:
»das Studium der Beftimmungen der Einheit«
ift
und eben dadurch »Syftem die
Vernunft
dadurcfi,
diefem
daß
als
fie
der Entwicklung«, deffen hödiftes Gefetz
in
Von dem
ift.
Momente und Zufammenhange
der Totalität feiner
Sie hat den entwickelten Reichtum der Idee im
Stufen.
die
in
gemeinen Bewußtfein unterfcheidet
»das Endlidie
in
das Unendliche«
unmittelbar Seiendes und Selbftändiges
fie
fetzt, d. h. alles,
gift, als
ideelles
ficfj
was
Moment
Damit erfüllt fie ihr Ziel, den Gegenfatz von Idee und Wirklichkeit durch das Denken zu verföhnen »Das Refultat der Philofophie ift der Gedanke, der bei fich ift und darin zugleich das Univerfum erfaßt, der Idee weiß.
:
es in eine intelligente
Weh
verwandelt.«
Während alfo das übliche logifche Verfahren an den Stoff von außen antritt
und
dadurch
feine Begriffe
bildet,
her-
daß es den gegebenen Inhalt der
Vorftellungen analyfiert und das Einzelne unter Gemeinfames fubfumiert, will die dialektifche
Methode
des Erfahrungsinhalts
und
felbft,
SelbftdifFerenzierung.
gemeinen WeggelalTene
nidit inhaltlofe
Statt wie
äußerlicii
fonderung des Allgemeinen in
214
Form
fein,
fondern die Seele
der Begriff in feiner immanenten
wieder aufzunehmen, findet
ihm
Bewegung
am
im endlichen Erkennen das felbft:
»Es kann
fie
nur eine
die
All-
Be-
Methode
Hegel
in aller WilTenfchaft fein,
da die Methode der
Begriff und diefer nur einer i(t. «
explizierende
fidi felbft
Auf feiner Tätigkeit der Selbftunterfdieidung
und Fortbewegung beruht die edite philofophifdie Einteilung im Gegen* fatzc zu dem von außen herangebraditen Gefiditspunkte der Klalfifi* kation. So bildet nidits Anderes als die immanente Negativität das
Wefen
der philofophifdien Dialektik/
diefe
muß
deshalb
die
alle
wcfentlidien Züge, die wir im logifdien Untergründe der Weltentwid:lung
hervortreten fahen, in
und
enthalten
fidi
reditfertigen
;
flüITige
Unruhe,
beftimmte Negation, Einheit der Gegenfätze, fortfdireitende Vertiefung, Selbltrefultieren der Idee
Rcflexionsphiiofophie
ifolierte
ift,
Beltimmungen
fie,
wie es die Art der
beftehen,- überall zeigt
in ihrer Einfeitigkeit
>Die Dialektik den Dingen
ift
die unwiderftehlidie
belteht,- fie
ift
die
Madit, vor weldier
dem Gedanken
felbft
nidits Feftes in
inwohnende und aus
Denn das
eigenen Negativität hervorgehende Fortbeltimmung.«
ihrer
fie,
unwahr find und fidi in den höheren Ein* aufheben, zu denen ihre lebendige Bewegung fidi verdiditet:
wie diefe hciten
auf jeder Stufe. Nirgends läßt
bleibt als widitiglte
Forderung
diefer
Methode
beltehen, daß das Pofitivc
im Negativen feltgehalten werde: das Nidits hat keine bloß negative Be*
beltimmte Nidits deffen, aus dem es her* Inhalt, delTen Auffaflung den Übergang zur Form begründet und weiterhin den Fortgang durdi die voll*
deutung, fondern als das
vorgeht, einen befonderen nädisten
Die Notwendigkeit des Widerfprudis Einheit der Gegenfätze, die die Triebkraft aller Entwid^lung
ftändige Reihe der Geftalten fidiert.
und
die
bildet,
muß
audi
in
der fpekulativen
Methode den
zentralen Gefiditspunkt
abgeben: daß das Endlidie durdi feine eigene Natur
in
fein
Gegenteil
Bewegung und alles Lebens, ebenfo alles wilFenfdiaftlidien Erkennens«. Im Prozeß der Verfdimelzung des Allge* meinen, Befondern und Einzelnen läßt fie aus der Seibitaufhebung der beiden erften Momente das einigende Dritte hervorgehen, fo daß in diefer Rüdkehr des Unmittelbaren zu fidi aus feiner Entzweiung in Wahrheit umfdilägt,
ilt
»Prinzip aller
Selbftvermitteln undSelbftrefultieren ftattfindet. Fidites methodifdie Entdedtung von Thefis, Antithefis und Synthefis ift hier Vorbild gewefen, nur daß Hegel dies die
fie
Negation
hcit felbft
aus
dem
nidit als
wurzelnd
erfaßt.
Subjektiven ins Abfolute umbildet und über*
von außen hinzutretend, fondern Jede neue Stufe
als
in
der Ein*
konkrete Einheit zweier
und entgegengefetzter Beltimmungen nadiweifend, um deren Gehalt die Idee jedesmal neu bereidiert wird, nimmt diefe Methode den Ruhm in Anfprudi >die wahrhafte« zu fein, weil fie von ihrem Gegen* (bmde nidit unterfdiieden und »ihr einfadier Rhythmus der Gang derSadie fclbfi« fei. In dem dialektifdien Prozeß, der die Einheit der Entgegenge* fetzten an ihnen felber offenbar werden läßt, liegt audi die einzig zwingende einfdtigcr
215
Hegel
Beweisführung. Nur indem wir erkennen, wie der Gegenftand fidi aus fidi zu dem madit, was er ift, können wir feinen Inhalt mit ftrenger Notwendigkeit entwid^eln und
und
in feiner fidi
erzeugenden,
fidi
fortleitenden
Zufammen^
zurückkehrenden Selbftentfaltung uns des wahren
in fidi
hanges feiner Beftimmungen bewußt werden
Bewegung
ift
das wahrhafte Erkennen
In einem bloßen Urteil
kann
in
:
»Die Expofition der objektiven
dem Gegenftande.«
Einheit mit
ein foldier fpekulativer Inhalt nidit formuliert
werden,- einfeitigeSätze fpredien nur Feltftehendes aus, nicht den lebendigen
dem neben
Prozeß, in
der Identität audi der Widerfprucfi Ausdruci^ ver-
»was wahr und Idee ilt, ift dies nur als Bewegung« und deswegen mit einfachen Prädikaten nidht zu erfdKöpfen. Erft der Sdiluß in feinem Kreislauf enthält diejenige Vermittlung der Momente, die dem dialektifchen Gange entfpricht, und in welciier der lebendige Charakter der Wie alle Denkbe^ Wirklidikeit feine angemeflene Darftellung findet. langt:
Itimmungen,
ilt
Das
aktive
nunft, die
Form des Sdiluffes Form der Dinge felber:
audi die
Natur, fondern eine
Organ der
hier ihren
halten, befonders
nicht
nur fubjektiv^Iogifcher
»Alles
ift
ein Schluß.«
Dialektik im menfchlichen Geifte
Gegenfatz gegen
alles
ift
die
Ver^
bloß vorftellungsmäßige Ver*
gegen den Verftand proklamiert.
Als begreifendes
Denken zugleich das fubftantielle Wefen der Wirklichkeit und eben damit die wahre Realifation des Begriffs, entfpricht fie allen in der dialektifchen Methode liegenden Forderungen die Aufhebung der Gegenfätze, die von der Reflexion als beharrend genommen werden, die konkrete Ineinsfetzung der unterfchiedenen Beftimmungen ift das Element, in dem fie wirkt und fchafft. Die Selbftbefonderung des Allgemeinen, die Hervor* bringung der Form durch den Inhalt felbft, die das vernünftige Denken :
auszeichnet, gibt
ihm den Charakter des Unbedingten, worin kein Hinzu^ ftattfinden kann. So fällt der Vernunft als
treten fremder Beftimmungen
Überwindung der Entzweiungen zu, wie fie der Trennung aufrecht erhält, die Auflöfung folcher feftgewordener Gegenfätze wie Geift und Materie, Seele und Leib, Freiheit und Notwendigkeit, Subjekt und Objekt, Form und Inhalt ufw. Keinen Kampf hat die Hegelfche Philofophie folgerichtiger und markanter durchgeführt, als diefe Angriffe des fpekulativen Denkens auf die Abftrak^ tionen des Verftandes. Unermüdlich fchärft fie die Lehre ein: wo Denkbeftimmungen mit einem ftarren Gegenfätze behaftet find und die Momente Aufgabe und
wefentliche
Verftand
fixiert
die
in abfoluter
der Idee außerhalb ihrer Einheit als für bleibt das
die der
216
in
Wahrheit den
Oder zu kending
Denken
der
fich
beftehend betrachtet werden,
Sphäre derEndlidikeit und
Zutritt verwehrt.
Befchränkung,
Statt ihr abftraktes
Entweder^
vertilgen, das ein in keiner Wirklichkeit anzutreffendes ift,
nimmt
diefe
»Logik des Meinens« für ihre
Gedan* Vor*
einfeitigen
Hegel
den Schein der Selbftändigkeit in Anfprudi und geht ohne die Fähigkeit zur Vermittlung von der einen zur andern hin und her. Ein Erfaflen des immanenten, in Gegenfatz und Widerfprudi fidi betä^ ftellungen gewaltfam
tigenden Lebens der Gegenftände Hegt ihr fem,-
handene
in feiner
gelieferten Stoff durdi
Anwendung von
den Objekten tote Merkmale beilegen nidit in der
Form
fie
kann bloß das Vor*
Zerfplitterung aufnehmen, den durdi die
:
Wahrnehmung
Kategorien äußerlidi ordnen und
»Das Moment der Negation hegt darum ift er mangelhaft.« Ein^
des Verftandesfdilufles,
und Unterfdiied fallen dem Verftande auseinander,- an Stelle der Synthefe tritt bloße Abwedislung und ihre unausbleiblidie Folge, der endlofe Progreß. Die Fülle des Lebens wird zu einer in fich unbewegten Mafle heit
einzelner Dinge,
die durdi eine
fammengehalten werden,- auf heit
kommen,
der
in
beftimmungslofe Identität äußerhdi zu^
Art kann
diefe
nur zu leerer Allgemein*
es
konkrete Befonderheit
alle
Audi das Be*
erlifdit.
weifen iß hier fdilediterdings ein nur fubjektives Tun, das nidit im Verlauf des Objekts felber vor
geht, fondern einen
fidi
gegebenen Inhalt mit einer
Anzahl aneinandergereihter Beftimmungen verfieht. Jedes Erkennen, das in foldier Weife vom Gegenftände getrennt wird, bleibt endlidi. Endhdie Prädikate aber haben nur für endlidie Dinge in ihrer Ifo* licrung Geltung.
Es ift der Grundfehler aller Verftandesbetraditung,
der rationaliftifdien Metaphyfik, daß lidie
Formen
und dadurdi
faßt
fpeziell
die Vernunftgegenftände in end*
ihren unendlidien Inhalt verendlidit.
Natur desGeiftigen
Kategorien find unfähig, die
feften
fie
das als abfolute Unruhe und reine Tätigkeit gerade die Negation foldier Abftraktionen
aber ift,
fie
Wo
verfagen beim Geifte, der kein in fidi gegliedertes
beftimmt
find:
Ding,
kein prozeßlofes
»Alle Täufdiung
der fundamentalen Verdienfte
wonadi jede
I
kommt vom Denken
Sobald Verftandesprädikate auf das Vernünftige angewandt
werden, entftehen notwendigerweife Widerfprüdie
in ihr
Etwas
Leben, delTen Äußerungen durdi
Endlidie Kategorien find für das Lebendige
nadi endlidien Beftimmungen. fdiledit.«
aller
den Wiflenfdiaften nur das Erkennen
in
fondern konkretes,
feine Innerlidikeit
zu
in
Frage kommt, die in lauter VerhältnilTen des Be* haben diefe endlidien Beftimmungen ihr gegebenes Feld,
von Erfdieinungen dingten exiftieren,
ift.
Die
auszudrüd^en,
:
Hegel rühmt
als eines
Kants feine Entded^ung der Antinomien,
abftrakt-einfeitige
Beftimmung des Vernünftigen unmittelbar
Gegenteil umfdilägt, fodaß angefidits diefer inneren Widerfprüdie
der Verftand auf die Erkenntnis des Anfidi der Dinge verziditen muß.
Dodi bedarf
diefe große Einfidit
Bcriditigung.
Antinomien nämlidi herrfdien
mologifdien Ideen, fondern ift
k
die Dialektik der
in allen
einer eingreifenden nidit
nur
Erweiterung und in
Kants
vier kos*
Gegenftänden und Vorftellungen
:
es
gefamten Wirklidikeit, jene entgegengefetzten Beftim*
217
Hegel
mungen
in fidi
fefthält.
Ebenfo wenig kann
zu
fchließen, die der
den Grund der Widerfprüdie erblidit, ftatt in
Vernunft durdi
Verftand
fälfdilidi in
Löfung
die fubjektiviftifdie
ihrer
fidi
Trennung
behaupten, die
den Grenzen der denkenden Vernunft
in
dem endlidien Charakter der weltlidien Dinge, und die Aufhebung alles Inhalts von ihnen befreien will: das ift Er^ Weife der Erkenntnis vorausfetzt und
»Idealismus des Endlidien«, der feinerfeits das Erkennen der
ein
fdieinungen dogmatifdi als einzige
Madit der Vernunft verkennt, der Widerfprüdie der EndlidiHerr zu werden und in der konkreten Einheit der fidi felbft auf^ hebenden Gegenfätze die abfolute Wahrheit zu erfalFen. die pofitive
keit
Auf
Anwendung
die riditige
Unterfdieidung der
kommt
ftellung,
Formen
der Kategorien alfo, namentlidi auf die
des fpekulativen Denkens von denen der
es bei aller
wahren Erkenntnis
an.
Vor^
Hier erntet Hegels
eindringende Unterfudiung der einzelnen Denkbeftimmungen in der Logik eine wertvolle Frudit.
Er
felbft
betont, daß vor
ihm weder der notwendige
Zufammenhang der Kategorien in ganzer Tiefe erforfdit nodi ihr Wert und ihre Wahrheit ins Auge gefaßt worden fei, daß er erft ihre Trag^ weite und ihren Geltungsbereich, »gleidifam das diamantene Netz, in
das wir allen Stoff bringen und dadurdi
geftellt
erft verftändlidi
madien«,
feft^
habe. Dies gelingt ihm durdi feinen Nadiweis, daß die
durdi ihre Selbftbeftimmung felber ihren Inhalt
Denkformen gewinnen und audi auf
den realen Gebieten der Natur und des Geiftes kein weiterer Inhalt hin*
zukomme, kritik der
nadi
fie
an
der nidit ihrer eigenen Erfdiließung entftamme. Die
Kategorien vermöge fidi felbft
ihre
Grenze aufzeigen,
gorien ungeprüft
und
darf.
Er
wo=
eine bedeutfame erkenntnis^
ift
unabhängig von
theoretifdie Leiftung Hegels, die audi
Würdigung beanfprudien
Selbß-
der ihnen immanenten Dialektik,
feiner Weltanfdiauung
hat das abftrakte Verfahren, die Kate^
unterfdiiedslos bei allen
Gegenftänden zu braudien,
einen bisher unerkannt gebliebenen Irrtum bekämpft: Philofophie
als
ift
ihm »Unterfudiung der Wahrheit mit Bewußtfein über den Wert der allen Inhalt beftimmenden Denkverhältnifle«. Befonders die Kaufalität kennzeidinet er als eine Kategorie der Endlidikeit, die auf allen Stufen
unbraudibar werde,
Abhängigkeit
wo
freie innere
konkret-geiftige VerhältnilTe obwalten
und
ftatt
Selbftbeftimmung herrfdie.
Immerhin madit der Verftand, fofern
bei
ihm
nidit als
Letztem ftehen
geblieben wird, vermöge feiner »ungeheuren unentbehrlidies
Moment
der dialektifdien
Madit der Negation« ein Methode aus. Seine Aufgabe
die Arbeit des Scheidens, ohne die es weder auf theoretifdiem nodi auf praktifdiem Gebiete zu voller Präzifion der Auffassung käme,- er bildet daher das Band zwifdien vorwilfenfdiaftlidiem Bewußtsein und WiHenfdiaft,
ift
und hat
218
für die
Vernunft im gleidien Sinne die Bedeutung einer Ver^
Hegel
und Durchgangs form, wie im Weltprozeß das Endlidie für das Unendliche. Erlt wenn er diefe Stellung verläßt und Anfpruch auf Herrlchaft erhebt, gerät er zur Vernunft in feindlichen Gegenfatz. Die pofitive Leißung des Verbandes verkennt der Standpunkt des unmitteU mittlungs^
baren Wiffens, der
die Einfeitigkeit der abltrakten Reflexion durch eine
cbcnfo abßrakte Einfeitigkeit der Vernunft erfetzen
will.
Mit Recht zwar
ficht er im verftändigen Denken eine Tätigkeit des Verendlichens, die bloß von Bedingtem zu Bedingtem fortgeht, und anderfeits enthält fein Grundfatz, daß der Menfch im Glauben Gott unmittelbar ergreife, ein anerkennens^ wertes Bewußtfein von der Freiheit des Denkens. Aber nicht minder ent^
Widerfpruch: wie es im Geilte überhaupt
hält er einen handgreiflichen
keine Tätigkeit gibt, die nicht vermittelt
und vermittelnd wäre,
fo
auch
ift
das angeblich unmittelbare Willen von Gott bereits ein Erheben über das Endliche, das die hierin liegende Vermittlung zur Vorausfetzung hat. Die (chcinbar bloß
gegebenen Tatfachen des Bewußtfeins erweifen
fich als
durch
»Der Weg des Geiftes ift die Vermittlung«. und Vermittlung gehören eben zu jenen faifchen Gegen* fätzen, deren UnzertrennÜchkeit und wechfelfeitige Beziehung die fpekulative Logik eigens darlegt. Dazu kommt, daß in dem unmittelbaren Willen und den das
Tun
des Geiftes gefetzt:
Unmittelbarkeit
ihm verwandten romantifchen Äußerungsweifen des Geiftes jedes Kriterium der objektiven
Wahrheit
fehlt,
daß »die Manier des Glaubens und Gefühls«
zum
fübjektive Willkür
Prinzip macht und die Berufung auf diefe Art der Gewißheit geradezu »die Wurzel der Humanität, die Gemein^ die
famkeit des Bewußtfeins« zerftört.
vorhanden
ift,
kommt
Dadurch, daß
Natur zum Vorfchein, fondern »die bloße konkrete Sache verfchwindet«. Inhalt
haben, da mit der
Form
in
kommt zum Ausdruck,
zufälligften
der individuellen Überzeugung
:
Gott wird
im Gefühl
fübjektive AfFektion, in der die
Das Gefühl kann zudem den
beliebige Anficht verträgt das Höchfte hat in
voraus.
ein Inhalt
noch keineswegs feine wefentliche oder notwendige
ihm
nichts
vor
fich
jede
dem Schlechteften
ihm zum beftimmungslofen Wefen: nur daß
er
ift,
was er ift. Hier berühren fich die Extreme: der Glaube, der das Erkennen verwirft, trifft mit dem Verftande in der abftraktcn Leere feiner Auffalfung des Unendlichen zufammen. Zur Begründung der fubftantiellen Wahrheit reicht der bloße Glaube fo wenig nicht
aus wie der bloße Verftand.
Ebenfowenig wie das unmittelbare Fürwahrhalten führt der Weg, den Empirismus einfchlägt, zur Überwindung der unlebendigen Ab^ ftraktion. Sein Grundgedanke, daß das Wahre in der Wirklichkeit und für die Wahrnehmung exiftieren müfle, vertritt freilidi zutreffend das Be* der
dürfnis nach konkretem Inhalt im Gegenfatze zu
der Reflexion.
fL
Aber das
Sinnliche
ift
ihm
ein
dem
illuforifdien Sollen
Gegebenes, dem
er
fich
un-
219
Hegel
unterwirft/ es bleibt bei einer Vielheit
frei
von Einzeldingen, zu der
Einheit als ein Fremdes hinzukommt, das über ihnen fdiwebt, ohne
die fie
zu durdidringen. Der Geift wird zu einem bloß Seienden, das Überfinn^ lidie
wird geleugnet. In diefem diaotifdien Bilde einer Mannigfahigkeit
von Atomen
Notwendigem wiederum in
Kriterium der Grenze zwifdien Zufälligem und
läßt fidi ein
nidit finden.
Dabei befindet
fidi
der Empirismus
der Selbfttäufdiung, daß er bei feinem Analyfieren die Dinge lade, wie
fie find.
In der
Tat madit
er
unbewußt einen
unkritifcben
Gebraudi von
metaphyfifdien Kategorien,- er
ift
»fchon eine durdi Reflexion verkehrte
Anichauung,« die das Konkrete
in
Abftraktes verwandelt und fo auf den
gleidien
Abweg
wie
gerät
das reflektierende Denken:
zwifdien verkehrter Anfdiauung
dem
in
Streit
und wefenlofer Reflexion »gebraudit jede
gegen die andere bald eine Abitraktion, bald eine fogenannte Erfahrung«,
Audi
der Empirismus tötet das Lebendige,- er zerftüd^elt nur, ohne das
GelHiiedene wieder zu vereinigen, und zur Endlidikeit der
ihm von vornherein nodi
die Endlidikeit des Inhalts.
Form
Wie
tritt
bei
der ent-
in
gegengefetzten Theorie die abftrakte Einheit auf Koften der Unterfibiede, fteht hier die
auseinanderfallende Vielheit auf Koften der Vernunft im
Vordergrunde:
beiden Fällen zeigt
in
fidi
der Gegenfatz gleidi unüber^
windlidi, die konkrete Vereinigung gleidi unerreidibar.
Alle diefe unvollkommenen
Formen
überein, daß in ihnen Faktoren des
nodi
in trüber
des Erkennens ftimmen darin wahren Denkens wirkfam find, aber
Verquidcung mit untergeordneten Elementen. Solange das
Allgemeine nodi mit dem Sinnlidien verwid^elt
ift und beftändiges Sdiwanken Anfdiauung zwifdien und Gedanken ftattfindet, befinden wir uns erft in der Vorhalle zur Wahrheit, im weitausgedehnten Gebiete der Vorftellung.
Sie diarakterifiert
fidi
dadurdi, daß
fie,
wenn
fie
audi den Zerfall der
Ge^
ßalten in der finnlidien Anfdiauung vermeidet
und bekämpft, dodi den Stoff nodi nidit gedanklidi zu durdidringen und zum Moment der Idee zu erheben vermag. Der Inhalt gilt ihr als fertig Gegebenes, von dem fie nur weiß, daß er fo ift. So bleiben die befonderen Vorftellungen ohne inneres Verhältnis zufammengefügt, das Einzelne gibt feine Selbftändig^ keit nidit auf, fein
ericheint
und
die
Verknüpfung des Inhalts mit dem Selbftbewußt^ und äußerlidi, fodaß das Dafein nodi den
fubjektiv
als
Charakter unbegrifFener Unmittelbarkeit behält: es nodi nidit erkannt«.
Anfdiauung und
Da
Begrifft
das Vorftellen nur
ift
als »zufälliges
220
empirifdie
Bewußtfein« gewertet werden.
Stufe des Geiftes hin, auf der das,
kommt,
:
beziehungslos nebeneinander ftehen, kann audi
Die unzulänglidien Grade der Erkenntnis weifen Stillftand
»ein Bekanntes, aber
nadi wie vor die beiden Ingredienzien
was
in
feine Erfüllung findet:
fämtlidi
auf diejenige
ihnen auf halbem
das
Wefen
des
Wege zum
Denkens
be^
Heget
Itcht
im Hinausgehen über das Endliche zum Unendlidien, worin die finn* der Erfahrungsobjekte zu eigener Beftimmtheit der Idee
iidie Befdiaffenheit
Gedanke geht auf das Bleibende, das nidit erhebt das unmittelbar Vorhandene in die verdrängt fo das bloß empirifdie Erkennen, und Sphäre des Allgemeinen Erft der
umgeltaltet wird.
mit Sinnen zu faflen
ilt,
erft er
das fein Ausgangspunkt fein mußte: »Diefi nnlidie Exiltenz ift zu einem Traumbild des Erdenlebens herabgefetzt, über dem eine Region mit eigenem feftem Inhalt ift.« Der Gedanke ift die einzige Weife, in der
das Ewige, an und für
kann/ erlt,
die
in
Allem
wenn
es
ift
Seiende widerfprudisfrei erkannt werden
fidi
Denken vorhanden, aber der Zurückführung auf die
in
Beftimmung des Allgemeinen gewonnen
Gegenftandes befteht darin, daß diefer
fidi
Namen Form des Gedankens
es verdient diefen
hat.
aus
Edite Erkenntnis eines fidi
felbft
beftimmt: wir
Erkennen nidit außerhalb des Gegenftandes abmadien, nidit »vor dem Erkennen erkennen wollen«. Sonlt wäre ja das Erkennen dem Gegenltande nidit immanent, fondern eine Verriditung, die von außen her auf ihn angewendet würde und feinem Wefen fremd bliebe, ftatt feine eigene Natur gedankenmäßig auszudrüd^en. Die Reproduktion der Sadic felbft und der inneren Notwendigkeit ihres Inhalts iß wahre Erkenntnis: »Das Erkennen erfaßt den denkenden Puls denkend.« Indem das Idi die Objekte denkend durdidringt und feine eigene Ver-
können
das
nunft in ihnen findet,
(teilt
es die »allgemeine Subftanz« der Einzeldinge
Damit ftreift das Erkennen Welt ihre Fremdheit ab und wird zu jenem »Denken des Denkens«, das in feinem Gegenltande fidi felbft erfaßt. Infofern die Vernunft ebenfowohl dem Bewußtfein wie der Außenwelt zugrunde liegt, war an fidi die Einheit von Denken und Wirklidikeit von jeher her, die fidi in der finnlidien Exiltenz verhüllte.
der objektiven
vorhanden/ aber tivc Idee des
erlt die
Philofophie fetzt beide Totalitäten, »die fubjek*
WilTens und die
fubftantielle konkrete Idee, in
ihrem Gegen*
Dem
Denken, das »fidi zu einem Gegenltande verhält, der es felber ift«, kommt wahre Unendlidikeit zu: das Verhältnis der Momente in ihm ift nidit mehr das der Selbltändigkeit, fondern das der Ideali^ tat. An Sinnlidikeit ärmer als das Gefühl und als alles romantifdie Spiel der Phantafie, ift es dennodi konkreter, weil es zugleidi Beftimmtheit und (ilcrfdiied in fidi enthält, und weil es durdi feine felbßtätige Beziehung Ugcgengcfetzter und die fortgefetzte Auflöfung ihrer Widerfprüdie »zu fatzc als Eins«.
lem großen organililicn
Ganzen
beiträgt«.
Seine klar bcftimmte Ausprägung findet das er logifdien irdi
Denken im Begriff, der es Notwendigkeit unterwirft«. In derErfalfung des Objektiven
den Begriff konzentrirt
greifen heißt
Grotte
DcsLa
11.
fidi
fidi
das Tun der Erkenntnis: einen Gegenftand
fdncs Begriffs
als feines
eigenen Selbfts und
Werdens 77 1
Hegel
Erhebung der Wirklidikeit
bewußt werden. Darin vollendet
fidh
das Reidi des Allgemeinen
ihrem Begriff haben die Dinge wahren
erft in
:
die
in
während ihnen in ihrer Unmittelbarkeit nur die Zufälligkeit der Erfdi einung zukommt, wie umgekehrt ein inhaltlofer Begriff »ein Begriffe lofes, Wefenlofes« ift. Im Begriff wird die Mannigfaltigkeit aufgehoben, foweit fie der Änfdiauung im Gegenfatze zum Denken angehört, und der Gegenftand in feiner Wahrheit zum Bewußtfein gebradit: »Erkenntnis ift Beftand,
Entwid^lung des Begriffs.« Der fpekulative Begriff faßt das All* gemeine nidit als dem Befonderen äußerlidi, fondem mit ihm innerlidi zufammenhängend, fidi in ihm auswirkend und zur konkreten EinzeU nidits als
heit zufammenfdiließend felbft^
die
fidi felbft
er
:
ift
»die innere Wahrheit der Wirklidikeit
bewegende Seele des
dem
bloß Gemeinfdiaftlidie mit
erfüllten Inhalts«, nidit ein
Univerfalen verwedifelt, beim Begriffe nur
diefe fogenannten Begriffe, die bloß das
an leere Allgemeinheit,- aber
den
Freilidi denkt der Verftand, der das
Gegenftänden aufgeheftetes Sdiema.
Mo^
ment der Allgemeinheit nehmen und Befonderheit und Einzelheit fortlalTen, find nidits als lebens^ und entwid^lungsunfähige Abftraktionen. Wahre Be^ griffe enthalten eine Einheit von Beftimmungen, »fo daß ohne die Beftim-^ mungen die Einheit nidits ift,- dies ift die Natur des Konkreten überhaupt«.
kommt
Darin, daß nunmehr Idee und Realität einander völlig entfpredien,
die
Wah
rh eit
zu
reftlofer
Verwirklidiung. Bloße Riditigkeit, wie
gewöhnlidie Bewußtfein ausreidit, befdiränkt
einftimmung unferer Vorftellung mit ihrem
für das
fie
auf die formelle Über^
fidi
Inhalt,-
audi das Wiffen drüd^t
Weife aus, in der ein Seiendes im Bewußtfein Der Wahrheit wird erft durdi die Vermittlung von Gewißheit und Objektivität Genüge getan, denn fie verlangt Übereinftimmung eines Ge^ genftandes mit fidi felbft d. h. mit feinem Begriff, So beftätigt und befiegelt an diefer Stelle die dialektifdie Methode den Grundgedanken des abfo^
zunädift nur die fubjektive ift.
daß
luten Idealismus,
Muß
hat.
fie
Wirklidie feine Wahrheit nur durdi die Idee
alles
audi zuerft
in äußerlidier, finnlidi vorgeftellter
Weife an den Verfenkung
Menfdien herantreten,
fo bleibt es hierbei nidit, fobald feine
in die gegenftändlidie
Welt
Vernunft verftehen
lehrt, die in
erkennen, heißt es nadi
luten Wiffen,
in
ihn diefe als Offenbarung derfelben ewigen
Form
dem
die
ihm
felber lebt:
»Die Wahrheit von etwas
der göttlidien Idee erkennen.«
Wahrheit der Gewißheit
wir der hödiften Geftalt des Geiftes
teilhaftig,
mehr Geltung hat was
Welt
:
Untrennbaren
fidi
in
der endlidien
behauptet,
alle die
Natur, Wiffen und Gegenftand fdiließenden Selbftändigkeit als
Im abfo^ ift,
werden
worin kein Widerfprudi
Trennung des im Grunde
quälenden Gegenfatze von Geift und
u. a.
m. --
fie
verharren in keiner aus-
mehr zu einander, fondern
zu freiem Einklang verföhnte Momente.
222
als
gleidi
exiftieren
nur nodi
Hegel
8. In
nie ermattender
Gedankenarbeit hat Hegel auf den hier ge-
Grundlagen das gewaltige Syßem gefdiaffen, wie es in Geltalt vor uns (teht. Es iß das Produkt der Tätigkeit
fifiilderten
fertigen
gefamten Lebens, deflen Anfänge weit
in feine
feiner feines
Frühzeit zurüd^reidien und
Vervollkommnung ihn bis zum letzten Atemzuge befdiäftigt hat. Geboren am 27. Augult 1 770 zu Stuttgart und in der gediegenen Tradition einer altfdiwäbifdien Beamtenfamilie aufgewadifen, hatte Georg Wilhelm Fricdridi Hegel nadi Abfolvierung des Gy mnafiums feiner Vaterltadt 1788 das evangelifdi-theologifdie Stift in Tübingen bezogen und hier die vor* fthriftsmäßigen philofophifdien und theologifdien Kurfebis zur Erlangung der akademifdien Grade durdilaufen. Sein unbegrenzter Lerneifer, wie er in deifen
Exzerpten aus umfallender Lektüre zutage
liegt, riditete fidi
überwiegenc
Altertums und auf die Welt der
Sdiriftßeller des klaffifdien
auf die
Ge*
Hatte während der Sdiulzeit im großen und ganzen der Geift der
ftfiiditc.
Aufklärung auf ihn eingewirkt,
fo herrfdite
im
Stift die
fogenannte fupra-
naturalißifdie Theologie, in weldier die urfprünglidie lutherifdie Reditgläubig* kcit mit
notgedrungenen Konzeffionen an den
rationaliftifdien Zeitgeift
und
zurcditgcmaditen Kantianifdien Elementen ein abfonderlidies Bündnis ein-
gegangen war, delFen Unzulänglidikeit Hegel fehr bald durdilchaute. Hodi* begabte GenoIFen aber, mit denen er enge Freundlchaft Ichloß, fand er in
Hölderlin und
in
dem etwas jüngeren Sdielling,
verwandten, der ihm vorauseilend deutichen Philofophie
übernehmen
follte.
Und
feinem nädiften Geiftes*
darauf die Führung der
nidit lange
nidit
nur im Studium der
Vergangenheit, fondern nodi unmittelbarer in den ungeheuren Umwälzungen der franzöfilclien Revolution, deren Wellen audi in den fo abgefdiloflenen Bezirk der jungen Tübinger drangen, ergriff ihn nadihaltig die volle
Madit
des gclchiditlidien Lebens.
Zu
feinem dauernden philofophifdien Berufe jedodi
dem wenig
Umwege
erfreulidien
ein
wo
fidi
in
Muße
ab*
hat nidits Verwunderlidies, daß er in feinen erften Nieder*
Triften, befonders
nodi
Bern,
er feine wilTenfdiaftlidie
Fortarbeit, deren Mittelpunkt die Theologie blieb, einer kargen
Es
auf
über eine fieben Jahre währende Haus*
hodimütiges Sdiweizer Patrizierhaus,
ringen mußte.
er erft
Sie führte ihn im Herbft 1793 zunädift nadi
lehrertätigkeit gelangen. in
follte
dem
moralißifdi geriditeten
»Leben Jefu« von
Abhängigkeit von Kants Anfdiauungen
fein fpäteres Ziel, die
anfidit, fdion in diefen
Ausbildung einer
fteht/
1795,
immerhin deutet
gefdiiditlidi fundierten
Welt*
frühen Verfudien an. Erft als ihm durdi die erften
Sdiriften Sdiellings die Erkenntnis aufging, daß der Weg zur Weiter* cntwidtlung der Philofophie über Fidites WilTenfdiaftslehre führe, begann er,
zuglddi von Sd^illers äfthetifdien Briefen beeinflußt,
in
zunehmender
Entfernung von Kant und dann audi von Fidite den Boden
feines
223
Hegel
künftigen Immanenzprinzips zu betreten.
Er
befand
ficb
bereits feit
An=
fang 1797 in günftigerer Stellung bei einer angefehenen Kaufmannsfamilie
zu Frankfurt
M.,
a.
in
dem
fidi
feine
ihm
als
in
tief bohrendem
geiftigem Ringen mit
Grundzüge eines Syftems reiften, nadimaligen maßgebenden Gedanken zum großen Teil
religionsphilofophifdien
Problemen
die
fdion mit merkwürdiger Sidierheit ausgeprägt finden.
Durch den Tod
feines
Vaters zu befdieidener Unabhängigkeit gelangt,
Jena habilitieren, wo Sdiellings Geftirn in hellftem Glänze ftrahlte. Im Bunde mit ihm gab er 1802—3 zwei kleine Bände eines »Kritifdien Journals der Philofophie« heraus zu dem Zwed^e,
konnte Hegel
fidi
1801
in
durdi fortlaufende Auseinanderfetzung mit den zeitgenöffifdien Philofophe^
men
das Redit der neuen Identitätslehre zu verfediten,- namentlidi der
umfangreidie Auffatz »Glauben und Willen oder die Reflexionsphilofophie der Subjektivität« führte diefe Tendenz, die fdion fein erftes Budi über die »Differenz des Fiditefdien
und
Sdiellingfdien Syftems der Philofophie«
und Fidite mit tiefdringender Ori^ Die Differenzen zwifdien den Standpunkten der beiden Herausgeber waren nodi nidit ans Lidit getreten, als Sdielling im Herbft 1803 nadi Würzburg überfiedelte. Gewifle Grundideen von Hegels Redits^
verfolgt hatte, gegenüber Kant, Jacobi ginaiität durdi.
und
Gefdiiditsphilofophie empfingen ihre erfte öfPentlidie
feiner
widitigen
Abhandlung ȟber
Beurkundung
die wilTenfdiaftlidien
in
Behandlungs-
arten des Naturredits« / in gleidizeitigen politifdien Aufzeidinungen , die
jedodi ungedrud^t blieben, begleitete er die EreignilFe der napoleonifdien
Darlegungen von ganz ungewöhnlidiem
Epodie mit
kritifdien
Sdiarfblid^.
Es waren
ftarken
die
Stürme eben
Rüdigangs der Univerfität
1807 zum Verzidit auf
feit
realiftifdiem
diefes Zeitalters, die infolge des
der Unglüd^sfdiladit bei Jena ihn
feine Stellung nötigten, in der
ihm
nid\t
gerade
großer Erfolg befdiieden gewefen war: 1805 hatte er eine außerordentlidie
und bald darauf auf Betreiben Goethes, der zeitlebens zu feinen Freunden gehörte, eine kleine Befoldung erhalten. Ehe er Jena verließ, hatte er fein erftes Hauptwerk, die »Phänomenologie des Geiftes«, zum Abfdiluß gebradit und damit audi Sdielling gegenüber feine Selbftändigkeit als fyftembildender Denker dokumentiert. Durdi zufammenhängende Darftellung der Erfcheinungsarten des ProfelTur
Wiffens
will diefes
Werk
eine Einführung in die Philofophie geben in
der Weife, daß das Bewußtfein »in feiner Fortbewegung von
dem
erften
und des Gegenftandes bis zum abfoluten Wiflen«, in der kontinuierlidien Überwindung feiner untergeordneten finnlidien Formen durdi die höheren bis zur Auflösung aller Stufen in der abfoluten Wahrheit mit erfdiöpfender Vollftändigkeit entwid^elt wird. In unmittelbaren Gegenfatz feiner
ununterbrodiener Reihe geht mit innerer Notwendigkeit eine Geftalt des
224
Hegel
Bcwußtfdns aus der anderen hervor, bis fdiließlidi das Ziel der Erkennt* nis, die Einheit von Begriff und Gegenftand, und damit die endgültige Grundlage des Syftems feine
propädeutifche
erreidit
ift.
der Inhalt des Budis geht über
Abfidit weit hinaus. Hegel hat
denken über Leben und Gelchidite diefe philofophifdie divina fo langer Vorbereitung
der Überfülle feiner
Aber in
commedia
dem Drange
alles,
was anNadi*
feinem Innern wogte und gärte, in hineingearbeitet, endlidi einmal nadi
Genius nadi Befreiung von
feines
Gefidite im größten Maßftabe nadigebend. Nidit mit
der Auseinanderlegung der Ericheinungen des individuellen Bewußtfeins
begnügt er
fidi
:
erlt die
ganze Menfdiheit
ift
ihm der wahre Menfdi, und
Erfahrungen der
älteften
wie der jüngften
Gefdilediter, fofern in ihnen typifdie Bewußtfeinsformen
zum Ausdruck
fo
werden audi
die gefchiditlidien
kommen, in den Gang der Unterfudiung einbezogen. Ihren undefinierbaren Zauber erhalten alle diefe mannigfadien Betraditungen erft durdi das traumhaft vifionäre Helldunkel, in dem fie an uns vorüberziehen. Die Phänomeno* logie
i(t
die geniale
Motive
ihr
fidi in
Ouvertüre des Hegelfdien Syftems, delTen
diarakteriftifdie
mit verheißungsvoller Madit und lebendigem Reiditum
drängen.
Hegel hatte anderthalb Jahre eine Tätigkeit
als
Redakteur einer politifdien
Bamberg ausüben mülTen, bevor er — feit Dezember 1808 -durdi feine Ernennung zum Rektor des Agidien^Gymnafiums in Nürnberg Zeitung
in
wieder einen würdigeren Lebensberuf fand. Hier wirkte er adit Jahre lang mit vorzüglidiem Erfolge: einitimmig lautet das
Lob fowohl über
die
Ge-
wi ffenhaftigkeit wie über die organifatorifdieTüditigkeit und die humaniltifdie
Höhe
feiner Leitung.
In diefer Zeit
gründete er feinen Hausftand durdi die
Vermählung mit der Patriziertoditer Marie von Tudier. Für ihn felber wurde fdn Lehramt widitig durdi die Nötigung zur didaktifdien Durdibildung feiner
Gedanken, an der
Unter der
es bisher feinen
Pfliditenlaft feines
Arbeiten empfindlidi gefehlt hatte.
Rektorats verfaßte er
zweites Hauptwerk,
fein
»Wiffenfdiaft der Logik«, die in den Jahren 1812-- 16 Hegels fpekulativer Neubegründung erhielt die Logik, deren und metaphyfifdien Grunddiarakter wir kennen, die Einteilung
die dreibändige erichien.
In
dialektifdien in
drei Hauptftufen, deren jede
fidi
wieder dreifadi
gliedert.
Begonnen
wird mit den ärmften abftraktelten Begriffen, denen des Seins, bei denen ein unmittelbares zeigt
fidi
gleidi
Übergehen der Beftimmungen ineinander
am Anfang
das reine Sein
Bcltimmungslofigkeit identifdi mit feinem Gegenfatz,
Werden, der nun
in allen
erlten konkreten
weiteren
Formen
dem
Beftimmung, vereinigen
bereits
um
ein
leeren Nidits/
fidi
dann
beide,
fo
Wefens,
im
um
Momente
des DenkprozelTes als aufgehobene
fortzuwirken. In der zweiten Sphäre der Logik, der des fidi
ftattfindet:
als foldies in feiner gänzlidien
handelt es
gegen feitiges Beziehen der beiden Seiten eines
Begriffs^-
225
Hegel
paars, die
fidi
ineinander reflektieren, fo daß keine ohne die andere
mög^
und Negatives, Grund und Folge, Wefen und Er^ fdieinung. Auf der dritten Hauptftufe, dem Begriffe im eigen tlidien Sinne, kehrt der Gedanke, in feinem Gegenteil zu völliger Einheit mit fidi gelangt, zu fidi zurück und umfdiließt als konzentriertes Refultat aller Beßimmungen B. Pofitives
lidi ift, z.
fdiließlidi
den ideellen Totalinhalt des Abfoluten. In lüd^enlofer Gefdilolfen^
heit fidi
aufbauend,
ift
diefe
konftruktive Entwid^lung des ungeheuren
abftrakten Stoffs zugleidi mit einem fo verfdiwenderifdienReiditum konkreter
Beziehungen auf Leben und Wiflenfdiaft ausgeftattet, daß gewiflen
Grade
fdion eine Vorftellung
fie bis zu einem von dem Gefamtfyftem zu geben
vermag.
Gegen Ende
des Jahres
1816 bradite
ordentlidien Profeflbr der Philofophie in
die
Berufung
Hegels
Heidelberg ihm den
Wiedereintritt in die akademifdie Laufbahn.
zum
erfehnten
Trotz einer äußerft um-^
fangreidien Lehrtätigkeit, die feine Zeit Itark in Anfprudi nahm, zeitigte
der nur zweijährige Aufenthalt dafelbft eine wertvolle
literarifdie
Leiftung
»Enzyklopädie der philofophifdien WiirenfdiaftenimGrundriire«. gab zum erftenmal eine knappe, in den einzelnen Abfdinitten nidit
in der
Sie
ganz gleidimäßig ausgeführte Darftellung
während
aller Teile
feiner Philofophie,-
die höheren Gebiete der Geiftesphilofophie vorläufig mit einer
ungefähren Skizze vorlieb nehmen mußten, waren nädift der Logik audi Naturphilofophie und Pfydiologie Ausführlidikeit behandelt. Die
in
dem Entwürfe
Naturphilofophie,
fdion mit ziemlidier trotz großer
Hingabe
an den Gegenftand anerkanntermaßen die wenigft vorurteilslofe Partie des
dem bahnbredienden Vorgange Hauptwert in dem konfequent durdigeführten Nadiweis, in weldier Weife die Denkbeftimmungen der Logik dem ge^ fetzmäßigen Walten der Natur zugrunde liegen. Sie faßt die Natur als »den Prozeß, zum Geifte zu werden« und legt dar, in weldien Formen Syftems, zudem
in
der Hauptfadie von
Sdiellings abhängig, hat ihren
die »in ihrem Innern arbeitende« Idee auf den verfdiiedenen Stufen der
Natur
—
Medianik, Phyfik, Organik
klaren Grundlinien zeidinet
fie
^
fidi
fortfdireitend offenbart,- in
jede diefer Stufen
als
»ein eigentümlidies
Naturreidi«, deffen Dafeinsweife jeweils aus feinen befonderen inneren
Bedingungen verbanden wird. Der Grundplan der Entwid^lung und
die
immanente Dialektik der Stufen ift das Thema audi der Hegelfdien Pfydiologie, die wiederum in drei Abfdinitten fidi ausbreitet: der An* thropologie, die die Seele in ihrer Abhängigkeit von der äußeren Natur behandelt, der Phänomenologie, die
zum Hervorgang
fie
auf der Stufe des Bewußtfeins
bis
und der Pfydiologie im engeren Sinne, worin diefer in Erkennen und Wollen das Element feiner Freiheit erringend betraditet wird. In ihren Einzelheiten zeidinet fidi diefe Dar*
226
des Geiftes verfolgt,
Hegel
wohltuende Fülle
(tellung 6€S »fubjektiven Geiftes« durch eine
praktifcher
über konkrete Vorgänge
Lebensweisheit und reizvoller Beobaditungen des Seelenlebens aus.
Schon im Herbft 1818 vertaufdite Hegel die badifdie Univerfität mit Berlin und enfaltete nun jene großartige Wirkfamkeit, die dem fdiliditen Ichwäbilchen Denker bewundernde Hörer aus aller Herren Länder fowie aus allen Gefellfdiaftsfdiiditen der preußilchen Hauptftadt zuführte und
dem Zufammenfdiluß
Sdiule gipfehe, als deren
Organ 1827
fdiien es
Lehre unter dem Minifterium Altenftein zur
fogar, als folle feine
offiziellen preußifdien
Einige Ausführungen
Reditsphilofophie, neben Sdirift, die Hegel felber nodi
in
feiner
Staats^
1821 erfdiienenen
Anzahl widitiger Kritiken der einzigen
einer
veröffentlidit hat, braditen ihn bei
IchcnlchaftÜdien Liberalismus jener
in
einer Hegelfdien
die »Jahrbüdier für wiirenfdiaftÜdie
Eine Zeitlang
Kritik« begründet wurden.
philofophie werden.
Köpfe zu
einer Reihe der fähigften
Tage
in
dem bur^
den ungereditfertigten Verdadit
ohne übrigens ihn und feine Dauer vor dem Argwohn der regierenden Kreife zu
eines Parteigängers der Reftaurationspolitik,
Anhänger auf
die
In Wahrheit ftand feine Reditslehre über den Parteien: nadi und Anlage war fie durdi feinen Staatsbegriff beftimmt, durdi jene
bewahren. Geilt
Itählemen Eergie der politifdien Gefinnung, die im Staate die Verkörperung
der wahren Freiheit, den
den
fittlidien
Organismus
Recht, die Legalität,
und
alle
befonderen Lebenszwecke
verehrt.
die
fich
unterordnen*
In feiner Auffaflung bilden das formelle
Sphäre desGewilTens, die Moralität zufammen
nur den Unterbau für das Reich der konkreten
Sittlichkeit, die lidi in
den
und des Staates verEine überzeugende Widerlegung wird der atomiftifchen Ver*
drei Stufen der Familie, der bürgerlichen Gefellfchaft wirklicht.
tragstheorie zuteil durch die Entwicklung feiner Grundanficht,
Staat wefentlich eine Organifation von Gliedern
i(t,
die für
fich
daß »der
Kreife find,
während die Vielen als Einzelne nur ein Zufammen als Menge find«. Als Hegel am 14. November 1831 von der Cholera hin weggerafft wurde, hatte
fein
Umfang wie
nach Intenfität,
Verwertung erfolgte,
hatten.
Syftem Weltruhm
feiner
zu der Jetzt
Sein Einfluß
ftieg
nodi nadi
Vorlefungen die Herausgabe feiner
fämtlichenWerke
Freunde und Schüler in tatkräftiger Pietät verbunden begann vor allem der Strom feiner gefchichtlichen Ideen fich
n^gedanken den in
erlangt.
im Laufe des nädiften Jahrzehnts unter
fich
Adern der
Ialle dßcs,
feit
WilTenfdiaften zu ergießen
Weg
zu ebnen.
Auf den
und drei
überall
dem Entwick-
Gebieten des abfoluten
der Afthetik, der Religionsphilofophie und der Gefdiidite der
lilofophie,
gewann
die Mitwelt erft jetzt vollen Einblick in die gewaltige
röße feines Schaffens.
Seine Afthetik zog die theoretifche
Summe
aus
227
Hcgcl
Ver^ und Verfinnlidiung des Geiftigen«, fdireitet fie zu einer mit hiftorifdier Feinfinnigkeit reidi gefättigten Darlegung der Entfaltung des Ideals in einer Totalität von Kunftformen fort, die in fidi die Hauptftufen der fymbolifdien, klaffifdien und romantifdien Kunft unterfdieidet, und fdiließt mit der Vorführung der Realifierung des Sdiönen im Syltem der einzelnen Künfte. Durdi allfeitige Empfänglidikeit der Anfchauung und gleidimäßiges Verftändnis für die Vielgeftaltigkeit der künftlerifdien Er-
Idee des Kunltfdiönen als des der Erfüllung harrenden Ideals »der geiftigung des Sinnlidien
fdieinungen ausgezeidinet, hat Hegels Äfthetik, als deren wefentlidies Interefle
wir die Miffion der Kunft im Gefamtbeftande des Geifteslebens
anzufehen haben, der Forfdiung der Folgezeit, mandier Irrtümer ungeaditet, eine
kaum zu
überichätzende Fülle fruditbarer Einfiditen und
An-
Die gleidie grundlegende Bedeutung kommt in nidit geringerem Grade feiner Religionsphilofophie zu. In den Mittelpunkt regungen zugeführt.
feiner
Erörterung des Begriffs der Religion, der fowohl gegen die Leere
der Gottesvorftellung der Aufklärung wie gegen den durdi Sdileiermadier
epodiemadiend vertretenen Standpunkt der bloßen fühls
Front madit,
ftellt
Menfdien mit Gott, wie gen Natur Gottes
fidb
von Gott zu feinem
er
fie
Innerlidikeit des
Ge-
den Grundgedanken von der Einheit des
theoretifdi
im vernünftigen Erkennen der ewi-
verwirklidit, das aus
SidiwilTen in Gott
dem Wiflen
des Menfdien
und damit zum Selbftbewußtfein
des abfoluten Geiftes felbft wird, und wie fie praktifdh als Gottes Dafein im MenlHien vermittelt des ZufammenfdilulTes beider durdi den Kultus
Erfüllung findet. Die wegweifende hiftorifdie AuffalTungsweife Hegels madit
auf diefem Gebiete geltend
fidi
der Durdiführung der Erkenntnis, daß die
in
beftimmten Religionen der vordiriftlidien Zeit nidit lofe Gebilde, ftieg
fondern
als wefentlidie,
der religiöfen Entwicklung
zum
wenn
als zufällige
oder wert-
audi niedrigere Stufen im
Auf-
Chriftentum zu betraditen feien.
In
der Ergründung des Wahrheitsgehalts des Chriftentums, der »abfoluten Religion«, worin der Geilt dem Geilte offenbar geworden, durdi die
Reihe feiner Erfdheinungen
zum Bewußtfein
feiner felbft
durdigedrungen
Die Verföhnung von Glauben und Wiflen, von Gefdiidits- und Vernunftglauben, die hier wie bei den analogen Problemen der Reditsphilofophie letztes Ziel ift, führt zur
ift,
kulminiert Hegels religionsphilofophifdies Syftem.
Dogmen,
infofern
»aus der Tiefe des Geiftes entftanden«, mit ihren Mitteln die
göttlidie
Reditfertigung des gedanklidien Kerns der diriftlidien fie,
Wahrheit
erfaßt
haben,- namentlidi
die
Lehre von der Gottmenfdiheit
Chrifti findet eine unvergleidilidi tieffinnige
aus
in die
Wurzeln des Hegelfdien
Deutung, deren Inhalt durdi-
Philofophierens hinabreidit.
Philofophie, die als denkende SelbfterfalTung der
So
ift
es die
Wahrheit über die vorftellungsmäßige Form der Religion nodi hinausragt und dem Gefamtfyftem
228
Heget
den definitiven Ablciiluß den fidi
i(t,
Daß
gibt.
diefer
Abfdhluß zur Krönung gewor-
verdankt er einem neuen fdiöpferifdien Gedanken
nidit mit der cnzyklopädifcben
Hegel begnügt Zufammenfaniing der QuintelTenz feiner :
fie ficfi ihm hier als Aufgabe bot, fondern verfdimilzt der Philofophie, die er dadurdi zum Range einer Gefdiidite damit die
Spekulation, wie
integrierenden philofophifdien GrundwilTenfdiaft erhoben hat, zur »Gefdiidite
vom
Gedankens«. In einer Sammlung von fcbeinbar und Meinungen hat Hegel das geiftige Band ent^ das aus dem vorher zufammenhangslofen Gewirr ein plan-^ und
Sidifelbltfinden des
willkürh'dien Einfällen dedtt,
finnvolles
Gebilde erltehen
ließ.
Es
hat, fo lehrt er,
zu
allen Zeiten
nur
Eine Philofophie gegeben, deren Differenzen die notwendigen Seiten des einen Prinzips ausmadien, fo daß ihre Mannigfaltigkeit in ihrem Wefen begründet und die verfdiiedenen Philofophien nur Ausbildungsftufen im
Fortgange der Idee viele fein,
wie der
Der Weltanfdiauungen müITen
felber find.
in
einem Zeitalter
um
die Herrfdiaft
allemal fo
kämpfenden Strö^
Gedanken und hel= fcn, indem fie diefer ihr Wollen zum Bewußtfein bringen und ihre Wider^ fprüdie von innen heraus überwinden, eine neue Epodie des Kulturlebens herbeifuhren. Jedem Syltem kommt deshalb mit feinem wahren Werte zugleidi feine Sdiranke zu, und feine Widerlegung kann nidit in fubjekmungen
:
fie
tiver Kritik
gdchiditlidi
prägen den inneriten Gehalt der Zeit
in
von außen her beltehen, fondern in dem Auftreten einer neuen bedeutfamen Geßalt des Denkens, die es zu einem ideellen
Momente der Gefamtentwid^lung madit. In diefer Einfidit feiert das Prin= zip der immanenten Kritik, das Hegel für die moderne WilTenfdiaft erobert hat, feinen hödiften Triumph.
Wenn
fomit im
wahren Syltem der
Philofophie jede widitige Stufe der Idee an ihrer Stelle erhalten bleibt,
dann darf die
letzte Philofophie fidi in
men< betrauten:
in
der Tat als »die Totalität der For^
diefem Bekenntnis zur geiltigen Univerfalität klingt
Hegels Gedankenarbeit aus.
Hegels Ideen waren auf das gefamte Geiftesleben des neunzehnten Jahrhunderts von einer fo mäditigen Wirkung, wie die keines anderen
Denkers.
durA
Zum
Teil freilidi fielen
fie in
die
Hände
unfreier Naditreter, die
Formeln den Mangel an produktiver Be* und fidi vielfadi durdi blinde Anfeindung
ein leeres Spiel mit ihren
gabung zu vcrdedtcn fuditen der bcrcditigten Anfprüdic der empirifcben WilTenfdiaften bloßftellten. kam das Syltem rafdi in Mißkredit/ nodi während der Periode feines bnzes erfuhr es prinzipielle Gegnerfdiaft aus den verfdiiedenen Lagern hiftorilclien und naturwilTenfdiaftlidien Forfdiung, deren Vertreter ihren
Lebensnerv durdi das diktatorifdie Gebaren der dia* Chen Methode gefährdet fahen und ihren Gegenfatz allmählidi zu finn* fcr Mißachtung (tdgerten. Daß eine Vereinigung der pofitiven ErrungenfaUgcnetilcfien
229
Hegel
von Hegels Spekulation mit den Forderungen der Einzelforfdiung wohl erfüllbares Ideal der Wiflenfdiaft war, bewiefen die großen Sdiüler
fchaften ein
des Meifters, deren SdiafFen einen (tolzen Ruhmestitel feines eigenen Lebens^
Führende Geifter aus Hegels Sdiule waren es, ein F. Chr. Baur, W. Vatke, D. Fr. Strauß, durdi die die hiftorifdi^kritifdie Theologie ihre neue Grundlage und weittragende Impulfe erhielt. Ebenfo ruht die philofophiegefdiiditlidie Arbeit, wie die Namen E. Zell er, }. Ed. Erdmann, K, Fifdier bezeugen, in ihren wertvollften Leitungen vornehmlidi auf dem von Hegel gelegten Fundament. Überall da, wo eigenes inneres Erleben in Hegels Philofophie Anregung und Rückhalt Werkes
bildet.
fand, offenbarte
ihre befruditende Kraft: es genügt, für die Äfthetik
fidi
auf die geniale Perfönlidikeit Fr. Th. Vifdiers zu verweifen.
Männer,
die Hegels
Lehre
Sinne verwerteten, verdankten ihr
in widitigen
Punkten das Befte und
Bleibendite ihrer Arbeit: neben der Religionspfydiologie L. fei
nur an die
In der
fozialiftifdien
Feuerbadis
Marx und F. La ff alle erinnert.
Theorien von K.
es auf mandiem Gebiete wefentlidi Hegels nadiwirkendes wenn Deutfdiland im Wettftreit der Nationen die leitende
Tat
ift
Verdienft,
Daß im
Stellung behauptet hat. politilchen
Selbft
abweidiendem oder fogar gegenteiligem
in
und
religiöfen
Sdiöpfers einging
und
übrigen gerade die Verbindung mit der
Zeitbewegung, die
die
fie
bald nadi
ihr tatkräftige publiziftifdie
dem Tode
ihres
Talente von der
Art Arnold Rüg es gewann, ihrem tieferen Verftändnis ftarken Abbrudi tat, läßt fidi nidit verkennen. So wirkten mandie Faktoren zufammen, eine geredite Abwägung ihres fterblidien und ihres unfterblidien Teils der Zukunft als Aufgabe zu überweifen.
Literatur. Eine nahezu erfchöpfende Bibliographie Schrift
von
B.
Croce:
ift
enthalten im
Anhange
der interelTanten
»Lebendiges und Totes in Hegels Philofophie« (deutfdie Über-
fetzung 1909). Die ältere Hegelfdie Sdiule hat die Interpretationsmöglichkeiten mit ziem^ lieber VoIIftändigkeit
und rühmlicher Gründlichkeit
größtenteils verfchollen oder veraltet, auch tragen Titel, J.
Ed.
Als
die verdienteften
Erdmann,
Autoren
diefer
fie
durchlaufen,- doch find ihre Schriften vielfach nicht
Hegels
Namen
Generation feien G. A. Gabler,
C. Rofenkranz und C, L. Michelet hervorgehoben.
J.
auf dem Schauer,
Die letzten
produktiven Leiftungen der Hegelfchen Schule waren K. Fifchers »Logik und Metaphyfik« <1865,3.Aufl. 1909) undA.E.Biedermanns»ChriftIidieDogmatik«<1868,2. Aufl. 1884).
Während der VergelTenheit Hegels in feinem Vaterlande fand er im Auslande hervorragende Vertreter: in England J, H, Stirling, W. Wallace, J. und E. Caird, in Italien A. Vera und B. Spaventa, Für Deutfciiland fchuf feit 1 898 KunoFifcher eine neue hiftorifcheGrundläge durch fein zweibändiges Werk: »Hegels Leben, Werke und Lehre« <2. Aufl. 1911). Nach
der genetifchen Seite bietet dazu eine wertvolle Ergänzung:
Jugendgefchichte Hegels« <1905),
230
W.
Dilthey, »Die
;
Sieht man
die Sdielling^Literatur
fidi
—
man
erftaunt über die ge*
Ganzen und im Ein* war er fdion
zu kleines Regal
fo
,
ift
Zu
zelnen, die über Sdielling hervorgetreten find.
eine der umltritteniten Perfönlidikeiten
von jung an gegen
fidi
fie
widerfpredienden AuffalTungen im
ein nidit
füllt
radezu
-^
und neuerer Zeit durdi
älterer
*
^
Bände
voller
Perfönlidies
ihn geriditet.
Lebzeiten
und
Pamphlete haben
wurde
Sadilidies
gleidimäßig leidenfdiaftlidi angegriffen oder mit überfdiäumender Begeifte*
—
rung von den Freunden verteidigt
Und
Bild in der Gefdiidite.
ebenfo
:
z.
jedem Sinne
fo Icliwankt in
heutige Darftellungen widerfpredien
fidi
fein
nodi
Hartmann ungefähr das Gegenteil von Sdielling feinen Grund in der durdiaus nidit ausgeglidienen
B. behauptet E. v.
wie E. Fudis. Das hat
und tatfädilidi fehr kontraftreidien Gefamterfdieinung diefes vielgewandten und vielgewandelten Philofophen: eine völlig erfdiöpfende und ausge* glidiene Darftellung kann nur in einem auf umfalTendltem Studium aller Lebensäußerungen beruhenden Bande gefdiehen — eine Arbeit, die be* kanntlidi von Kuno Fifdier nidit erftrebt und nidit geleiftet ift. In diefer kurzen Charakteriftik
—
fieren
gilt es,
dem Wefen
der Sadie entfprediend zu
die kleinen, oft feinen 2Äxgz des Bildes müflen hinter
Auf
zurüd^trcten.
Vollftändigkeit
in jeder
ift
vom
Beziehung zu verziditen.
*
«
Das
hödifte Streben der Menfdiheit
ift
auf Bewältigung des Stoff lidien
Gcifte aus geriditet, auf Weltüberwindung, auf Erlöfung
Welt
in
irgend einer
—
Form
der ganze Kulturprozeß
eine vergeiftigende Umgeftaltung des
und Religion wird der Menfdi von
ift
von der
im wefentlidien
Gegebenen, in Wiirenfdiaft, Kunft aus Herr der Welt, er fudit vom
fidi
Endlidien aus das Unendlidie zu ergreifen. Die Philofophie ringt von fang an mit
einem eine
dem Problem,
geiftigen
Weg,
der
zur religiöfen
(tili*
den großen
ganze Welt
An*
und in Syftem das kosmifdie Syftem vernünftig zu deuten. Der
am
die
begrifflidi
zu
erfaflen
meiften betretene, führt dabei die WifTenfdiaft notwendig
Myftik hin: es
den unendlidien, irgendwie
ift
in
der
Weg,
der den ganzen Weftinhalt,
einem Erlebnisakt zu
erfaflen fudit.
Alle
konfequenten Inhaltsmetaphyfiker find bei der Myftik angelangt, denn nur fie
erfüllt jenes Ideal
—
Piaton, Plotin, Bruno, Meifter Ed^ehart feien
nur genannt.
Es gibt aber nodi man hält fidi an die *
habe
eine andere Möglidikeit, die Unendlidikeit zu falFen
formale Struktur der Welt,
man
fudit die
Da
die Aufforderung, den Sdielling- Artikel zu fdireiben, crft fpät
idi
die
Arbeit
viel rafdier
Form*
an midi gelangte,
tun mufTcn, als es fonft gefdiehen wäre.
Mitten
in
den
Vorbereitungen für meine umfallende Brief' Ausgabe und Sdielling -Monographie auf
Grund das
des handfdiriftfidien Nadilafles ftehend, hatte
idi z.
idi ein
großes Material zur Verfügung,
T. verwertet habe, ohne natürlidi die Belege hier einzeln geben zu können.
233
:
Stfielling
elemente herauszuarbeiten. eingefchlagen.
vom
ganges
Er
Kant hat mit
genialer Intuition diefen
Neue
brachte dabei nodi das einfdineidend
des
im Gegenfatz zur dogmatifdien Metaphyfik der
Idi/
klärung begründete er die
kritifdie
Weg Aus^ Auf^
vom
Metaphyfik. Diefen Ausgang
Idi
und Hegel, von ihm über^
haben feine Fortbildner, Fidite, Schelling
nommen: wenn fie audi bald den Formalismus durdibradien, fie konnten dodi alle zum Abfoluten hin nur den Weg durdi das Idi und fein Apriori einfdilagen. Fidite fdion ging über Kant hinaus und gelangte zur Myftik . Sdielling fdiwang fidi als Jüngling von 19 Jahren zu dem Fiditefdien Standpunkt hinauf ^ in ihm kürzt fidi der dialektifdie Fortfdirittsprozeß vom fubjektiven zum objektiven Idealismus ab
^ und in wenigen Jahren landete er im Pantheismus.
Verfudi, Inhalt und
Ȇber
fdion in der philofophifdien Erftlingsfdirift
Form
der Philofophie überhaupt«, entftanden im
das durdi die
Form und
Fidites
Form zu einen, fand in Sdielling den genialen Vollender
Entwid^lung
hiftorifdie
geftellte
die Möglidikeit einer
Sommer
1794, erfaßt er
Grundproblem und
Inhalt der Philofophie auszugleidien.
verfudit.
Gleidizeitig verfdiiebt
fidi
ihm das Problem nadi der inhaltlidien Seite, vom reinen Idi Fidites geht es zum abfoluten Idi, und von da ift es nidit weit zum Abfoluten felbft, als der Identität und Indifferenz von Subjekt und Objekt, So kommt bei
es
denn, daß
man
fagen kann: bei Sdielling
ift
Hauptproblem,
es ein
Leben lang befdiäftigt hat, das ift die Ableitung des Endlichen aus dem Unendlidien. Seine geiftige Art, die diarak^ terifiert ift durdi einen merkwürdigen Dualismus von hödifter, verftiegenfter Abftraktionskraft und lebhaftem Sinn für die empirifdie, anfdiaulidie Tat^ fädilidikeit, ließ ihn den kantifdien Formalismus gänzlidi aufgeben, fo daß delFen
er
Löfung ihn
fein
von Anfang an wieder der Myftik zuwanderte, die ihn dann audi lange Notwendig führte ihn fein Problem fdiließlidi von der
Jahrzehnte umfing.
Wiflenfdiaft durdi die Kunftbegeifterung zur Religion die innere Dialektik zur lidies
Ruhe,
erft
in
ihr
ift
:
erft in diefer
ein intenfives,
Ergreifen des Unendlidien im Endlidien möglidi.
denn audi, daß
faft all
zur Religion gelangen,
unfren großen Geifter gegen
idi
kommt
rein innere
Daher fehen wir
Ende
ihres
Lebens
nenne nur Goethe und R. Wagner.
Aber Sdielling hat audi das wilfenfdiaftlidie Problem der Ableitung der Welt aus dem Abfoluten, das im ftrengen Sinne für das Erkennen unlösbar ift, aufs bedeutendfte gefördert: er erfaßte den Entwicklungsgedan^ ken und führte ihn in leiner ganzen Philofophie durch. Diefe Löfung feines Hauptproblems zieht
fidi
durdi fein Leben
lung eine rein dialektifdi^logifdie, dann
tritt
234
ift.
Die
erft
ift
die
Entwidi-
allmählidi der ZeitbegriflF hinzu,
der für uns heute wie felbftverftändlidi mit
bunden
:
dem
Entwid^IungsbegrifF ver^
pofitive Philofophie fudit die Gottesentwid^lung in der
SAcIIing
Welt durch Verftändnis von Mythologie und Offenbarung zu erfalTen. Damit führt Sdielling auf religiöfem Gebiete durdi, was Hegel mit weniger Phantaftik für die ganze Gefdiidite geleiftet, und damit knüpft der alte Sdielling an den jungen an, delTen erfte Arbeit nadi der DilTertation »Über Mythen, hiftorifdie Sagen und Philofopheme der älteften Welt« <1793> handelte. Die rein logifche Entwid^Iung wurde dadurdi in feiner Auffaflung zur real^zeitlidien umgebildet, daß er einen erftaunlidien Sinn für
—
befaß
hiftorilche Wirklidikeit
er
denn audi im Gegenfatz zu Kant
ilt
und Fidite ein guter Kenner der Philofophiegefdiidite, er denkt fdion hiftorifdi und reiht fidi felbft bewußt in den Zug der Denker ein. So be^ audi infofern, als er fidi herrlcht der Entwid^lungsbegriff feine Lehre felblt ftets weiter entwid^elte. »Nur wer fidi wandelt, bleibt mit mir verwandt«, konnte audi Sdielling fagen. Dabei war feine Überzeugung, daß
—
er (tets
nur
ihm
in
was
einer Hinfidit
ihm und eine lidikeit feines
er in
in
den fpäteren
Und
wir können
geben: ein Grundproblem fanden wir bei
redit
Einheit*
Denkens. Aber über diefem verbindenden Grunde fehen wir
dem Denker
heitlidikeit begleitete.
im Einzelnen, die uns notwendig größer er* den
felbft,
ftets
das Gefühl feiner geiftigen Ein*
Diefe große Wandlungsfähigkeit madit uns SdielÜng
befonders intereflant, und feiner
den früheren angefangen.
diarakteriltifdie Löfung,- darin liegt die großartige
eine buntefte Verfdiiedenheit Icheint als
und nur
derfelben Riditung fortfdireite
in
Sdiriften weiterbilde,
es ja audi, die die differenten
fie ift
Lehre hervorgerufen
Man
hat.
darf
Auffaflungen
bei feiner Darftellung nidit
fidi
auf einzelne Epodien feftlegen, etwa nur die Identitätsphilofophie gelten lalTen
oder nur die pofitive Philofophie,-
man muß
verfudien, alle Sdiat*
tierungen der Grundanfdiauung aus feiner inneren Entwid^lung
den äußeren Anregungen zu begreifen.
wichtiger, ganz aus
als für Fidite
fidi
oder Hegel, die mehr nadi innen lebten und
heraus wudifen.
Wenn
zum
fo
i(t
dodi
Teil angeregt
riditig,
daß
ihrer
ift,
wie E.
v.
Wandlungen unterftützt, ja Umgebung. Daher ift es fadilidier Entwidlung der Pro*
feine inneren
wurden durdi
unmöglidi, Sdiellings Philofophie
bleme und
von Hartmann es
Sdielling audi nidit fo abhängig
andern Denkern und fonfiigen Perfönlidikeiten darftellt,
und aus
Letztere find für Sdielling viel
Einflülfe der in rein
Löfungen darzuftellen die Tatfadien des Erlebens greifen :
zu dnlüineidend in das Denken ein, ohne fie ift ein Verftändnis unmöglidi. Daher müden wir in diefem Artikel Leben und Lehre im gegenfeitigen Wcdifelverhältnis zeigen, Sdielling
Sdiwabe,
um am
feine
Weltanfdiauung würdigen zu können.
1775 wurde er zu Leonberg ge^ Diakonus Jofeph Friedridi Sdielling und feiner Gattin Gottliebin Marie, geb. Gieß. Die Vorfahren beider .Eltern waren fämtlich Pfarrer. In einer Atmofphäre altfdiwäbifdier Fröm-^ boren
ift
als ältefter
Sohn des
27. Januar
derzeitigen
235
Sdielling
migkeit, an Herrnhut
ähnelnd,
vom Vater
Bodenßändigkeit
Wir erwähnten
ift
gemahnend,
Schelling aufgewadifen, der
ift
Die fdiwäbifdie
früh mit der Bibel bekannt gemadit.
Charakteranlage deutlidi zu erkennen.
in Sdiellings
fdion den Dualismus in feiner geiftigen Beanlagung,- audi
feine perfönlidie
Art
Freundfdiaft und
Liebe fteht neben Sdiroff heit
zwiefpätig.
ift
wagten, ihm
den gegenüber, die
es
Ein Aufbraufen
Liebe wie
in
Sdiwaben. F. Th. Vifdiers
Typus,
Ehrlidifte
^
Wärme
des Gefühls in
und derber Heftigkeit Freun^
in aller Befdieidenheit
zu widerfpredien.
Zorn finden wir bei ihm — wie bei allen »Audi Einer« fdiildert mit Meifterfdiaft den in
bereditigter Stolz paart
mit überfpanntem Selbftbewußtfein,
fidi
Tatdiarakter und finnender Myftizismus ruhen nebeneinander. fdiildert
einmal die Sdiwaben
»Es
:
ift
Stirnen ausprägen. Hier
der tieffinnige Myftiker
zöfilchen
ift
als
fidi
und
auf diefen
Holz, aus dem neben dem derben Fludier Trotzig, edel und
bilden läßt.«
fidi
Dorothea Veit
General
Boflfert
ein trotziges, kraftvolles Selbft^
Freiheitsgefühl, ein Stolz auf fdiarfkantige Originalität, die
fpäter in Jena
Mutter
Sdiellings
aufs Katheder.
Art
—
Und
er pafle belTer
roh fand
zum
fran^
Caroline bezeidinet ihn
als
Mann, beftimmt, Mauern einzurennen. Dabei Revolutionär, wenn er audi in Jugendfdiwärmerei mit
»editen Granit«, als einen
war
Sdielling kein
den GenolTen im Tübinger
Stift für
Er war im Innerften konfervativ, trotz war
fehr zufrieden darüber,
ihm entded^te! Bei
daß
feiner
er keine
im Alter. So
— Goethe
»Sansculotten^Tournure« bei
zu
riditen
und langfames Abwägen
wie allzu übereilte Produktion keit
Wandlungsfähigkeit
überfprudelnden Begeifterungsfähigkeit verftand
aller
er es, fein Streben nadi klaren Zielen
Sdineller Entfdiluß
die franzöfifdie Revolution glühte.
treffen
in
und
fein
Tun zu
regeln.
liegen nebeneinander, ebenfo
der Jugend und allzu große Sdiwerfällig*
wir überall auf die
in
mesdiarakter begründeten Gegenfätzlidikeiten.
dem
fdiwäbifdien
Sdielling
ift
fidi
Stam*
denn audi
feiner Abftammung ftets bewußt geblieben, wenn er audi das »Pfaffen* und Sdireiberland« fpottend kritifierte. Nodi in Berlin fand jeder Sdiwabe bei ihm ein freundlidies Willkommen, und mit befonderer Vorliebe er* zählte er von feiner Jugendzeit. Begeiftert fdirieb er 1813 an Georgii: »Die reinften und innigften Wünfdie für mein befondres, hodigeliebtes
Vaterland erwadien bei Sdiellings
gerühmt
^
diefer
VeranlalTung
in
meiner Bruft.«
hohe Begabung und Frühreife wurde von Lehrern und Eltern
in
feinem 13. oder 14. Jahre fdirieb er eine »Gefdiidite des
Klofters Bebenhaufen«, in der
fidi
altkluge Verftändigkeit mit kindlidiem
Gefühl anmutig verfdilingen. Des Vaters, eines kundigen Orientaliften, Unterridit in Bebenhaufen, wo die Familie feit 1777 weilte, konnte den ^
Vgl. das Nähere in meinen Büdiern »Hinauf
»Sdielling als Perfönlidikeit«
236
1908).
zum
Idealismus«
SAelling
hübfchcn Jungen mit den blauen in
Augen mehr
fördern, als die kleine Sdiule
1790, 3 Jahre zu früh nadi der gefetzlidien Be^ in dem berühmten Tübinger Stift, das fo
Nürtingen. Sdion
ftimmung, fand er Aufnahme
ausichlaggebend für die Geiltesgefdiidite Württembergs gewefen
Die Studien auf
dem Seminar
drehten
—
fidi in erfter
um
Linie
ift.
Theologie
im Nadilaß finden
fidi
nodi eine
Reihe von Arbeitsheften, aus denen hervorgeht, wie intenfiv
fidi
der blut^
und
orientalifdie
Spradien
junge Student mit den Ichwierigen Spradien befdiäftigte.
Hier legte er
den Grund zu feinen genauen Kenntniflen auf theologifdiem Gebiete, die ihm in der Altersphiiofophie zu gute kamen. Eine Gefdiidite der Gnoftik
Sohn Fritz 1836.) und nahm den Bildungsgehalt des foweit es ihm die damaligen Mittel er^
hat er damals fdion geplant.
Audi das
Griedientums
klafTifdien
laubten.
Griediifdie betrieb er eifrigft
Wie
in fidi auf,
ganze umgebende Generation,
die
djaraktcriltifdies Verhältnis
zum
fah audi er an als die unmittelbaren
Träger der Urkultur, die
fie
fo hat audi Sdielling ein
Griedientume ausgebildet. Die Griedien
Erben des goldenen
Zeitalters, als die
— nadi Herders AuffalFung — von dem Urvolk
übernommen hatten. Sdiillers Gedanken über naive und fentimentalilche Diditkunß wurden bei Sdielling zu umfaflenden gefdiiditsphilofophifdien Ideen, und fo betraditete er die Griedien — audi im Anfdiluß an WindceU mann — als das Volk der abgeklärten Harmonie, das nodi nidit mit fidi und der Welt zerfallen war. Ihm waren fie das Ideal der durdigeiftigten Einhdtlidikeit im Gegenfatz zu der modernen Zerriflenheit, in Griedien^ land fdiien audi ein einheitlidier Volksgeift zu walten, nadi Deutlclicn wieder fehnten.
den Blidten
in
^^
theologifdien Studiums lalfen
fidi
In feiner Magifterdiflertation »Antiquissimi
humanorum
dem
fidi
die
ftand das Griedientum vor feinen fehnen*
der Gloriole eines verlorenen Paradiefes.
Die Einflüfle fefiftdlen.
So
im einzelnen
nidit
de prima malorum
—
folgt er ohne große Originalität den Spuren von Kant und Herder. Widitig ift fein entfdiiedenes Eintreten für den Fortfdiritt der Menfdiheit. Im übrigen hat R. Fefter redit mit feinen Worten: »Von allen Deutungen <der Genefis) ift die religiös
origine«
RouITeau, Leffmg,
anthropologifdie Sdiellings, weldie RoulTeaus Urmenfdi gleidifam mit
Idithyofaurus übertrumpft, mit ihrer Verquid^ung von
dem
Wunder und Em*
piric die allervcrwunderlidifte.«
Geleitet
von dem berühmten Semitiften Sdinurrer ftürzte fidi Sdielling in excgetifdie Arbeiten über das alte und neue Teftament,
mit Qbereifer die
z.
T. nodi erhalten
find.
»Hiftorifdie Interpretation der Bibel«
ift
fein
Endziel. Sdielling fteuertc im FahrwalTer des gelehrten Rationalismus und
genoß
infolge feiner großen KenntnilTe
unter feinem Kameraden.
und feines Fleißes gewaltiges An*Mit Hegel und Hölderlin, delFen Stuben*
237
Schelling
November 1790 wurde,
genolTe er im
führte ihn der »politifdie
Klub«
man -- zum großen Ärger enger zufammen. — für die Revolution, und aus dem politifdien Klub wurde des Herzogs unter Sdiellings Führung im Frühjahr 1791 ein philofophifdier, in dem Kant gelefen wurde. Im März diefes Jahres lernte Sdielling die Kritik der reinen Vernunft im Sdiultefdien Auszuge kennen. Das Nähere über die Einwirkung Kants auf Sdielling muß nodi im einzelnen unterfudit In diefem Kreife fdi wärmte
werden. Jedenfalls fdion vorher
fidi
Außerdem war
ift
Kant^Auffaflung dadurdi bedingt, daß
Sdiellings
fehr intenfiv mit Piaton
und Leibniz
durdi feine eigene Geiftesart beftimmt, daß er
der fkeptilchen Seite von Kants Lehre zuwandte, fondern von
danadi
ftrebte,
er
befdiäftigt hatte. fidi
nidit
Anfang an
den neuen, von Kant angedeuteten Zugang zur Metaphyfik
Immer mehr drängten die philo^ und Ideen die hiftorifdi^philologifdien zurück,in dem Auffatz über Mythen etc. und in der Examensarbeit De Marcione Paulinarum epistolarum emendatore 1795 klingen die Arbeiten der erften produktiven Epodie aus. Sein philofophilches Hauptthema ift audi in ihnen durdi die praktifdie Vernunft zu finden. fophifdien Befdiäftigungen
die endlidie
Welt
nur durdi das Ausgehen
vom
angelcblagen
Philofophie
:
und
Der
zwiefpaltig, ihre Zerriflenheit läßt
Abfoluten überwinden.
fidi
Dabei geraten
und rationale von Jugend an Sdiellings
empirifdie Hiftorie, anfdiaulidie Erfahrung
Wiflenfdiaft in Widerftreit Beftreben.
ift
—
ihn zu löfen,
ift
—
frifdie
Wind, der von
Leflings,
Kants und Herders Werken ausund trieb
ging, blies audi durdi die Fenfter des alten Auguftinerklofters
den grauen Sdiulftaub von Supranaturalismus <Storr!> und Synkretismus
dem
aus
Geifte der besten unter der jungen Generation heraus
—
Hegel,
Hölderlin und Sdielling fdiüttelten die fdiwädilidien Kompromifle ihrer es fdion 1785 in Barby getan Die große, stürmifdie Bewegung der Zeit zog die jungen Geifter an fidi und ließ fie fidi fdineller oder langfamer — von der Befdiäftigung mit der Vergangenheit ab^ und der lebendigen Gegenwart zuwenden. »Wer mag fidi im Staube des Altertums begraben, wenn ihn der Gang
Tübinger Lehrer ab, wie Sdileiermadier hatte.
—
feiner Zeit Sdielling
am
alle
5.
Augenblid:e wieder auf und mit Januar 1795 an Hegel.
feine Kräfte fdiließlidi
Und
fidi
fortreißt?«, fdireibt
konzentrierte er denn
fo
ganz auf den Ausbau der von Fidite angeregten
Fortbildung der neuen Kantifdien Weltanfdiauung.
Anfang 1794 war die Programmfdirift
Am 9. Sept.
238
Begriff der
vollendete Sdielling feine Arbeit
er nodi in demfelben
heraus
Fidites Änefidemus-=Rezenfion erfdiienen, ihr folgte
Ȇber den
ftellt fidi
Monate
Fidite zufandte.
fogen. WilTenfdiaftslehre«.
Ȇber
Aus
die Möglidikeit«, die
intuitivem
Nadidenken
der 19 jährige Philofoph auf die Spitze der bisherigen philo^
r ^H ^H
^K
^B ^H ^H j^B
^^
Sdielling
von feinem metaphyfifchen Grunderlebnis ausgehend die Weiterbildung der Ideen in feine Hand zu bekommen. aber Und er konnte das! Welt und Erkennen zu einen, war fein Ziel die ganze jugendlidie Begeilterung des feurigen Jünglings für die Löfung fophifchen Entwicklung
und
fucht
^
des Weltprobiems glüht
tief
unter der Oberflädie kühlfter Abitraktion,
Die Kategorie der Relation, dient ihm dazu, fein metaphyfifdies
durdi die diefe Jugendfdirift diarakterifiert fpcz. die
Beziehung von
i(t.
Form und Inhalt, Nur am Sdiluß
Bewußtfein auszufpredien.
Flammen
fiditbar
Wahrheit erkennen müflen, göttlidien Geltalt
der
Abhandlung lodern
empor: »Sudiet die Merkmale, an denen zuerft
im Menfdien
vom Himmel auf
die
Erde
felbft,
alle die
ehe ihr
fie
in ihrer
Dann wird Eudi
rufet!
die
ewige das
übrige alles zufallen!«
Die drei Kritiken Kants, die Arbeiten von Maimon, Sdiulze und Reinhold find die deutlidi
erkennbaren Vorausfetzungen für Sdiellings Abhandlung.
Kant und Fidite hatten
die metaphyfilche Subftanz in ihrem
zu einem erkenntnistheoretifdien Beziehungsbegriff gemadit fudit mit aller
Das Studium zu bringen
ihm dabei die Mittel,
die Grundintuitionen
In dicfer Sdirift find es
Löfung
—
Sdielling
Kraft das Inhaltlidie, das Abfolute wieder zu gewinnen.
Fidites gab
—
Formalismus
feine Ideen in präzife
(tammen aus feinem
eigenften
Form
Denken.
nodi ziemlidi leere Sdiemata, mit denen er an die
erft im Laufe von Leben mit reidiem Inhalt erfüllt wurden. Die Philofophie foll Syftem fdn, in dem formgewordener Inhalt und inhalterfüllte Form
feines
Problems herangeht, Kategorien, die
Sdiellings ein
—
identi((h find
das
ift
feine
fthon die Notwendigkeit
Konzeption.
Wir
fehen wieder, wie darin
des Mißlingens innerhalb der wiflenfdiaftlidien
Sphäre ruht: den unendlidien Weltgehalt kann kein Denken in gefdiloITene Form bannen, allenfalls iß das im Kunitwerk durdi ein rätfelhaftes, in« tenfives
Einwohnen des Unendlidien im Endlidien möglidi
Gefühl kann
diefes Rätfei erfalTen, nidit
—
nur das
das Denken.
Fidite ließ im Winter 1794—95 bogen weife feine »Grundlage der ge= samten WilTenlchaftslehre« erfdieinen die Kenntnis einiger Bogen ge«
—
nügtc bei Sdiellings überfdiäumender Produktivität,
um
eine neue Sdirift
entftehen zu lalTen: Vom Idi als Prinzip der Philofophie oder über das Unbedingte im menfdilidien WilTen. Man hat in ihr früher nur die natürlidi unbezweifelbare Abhängigkeit von Fidite gefehen,-
Anfang 1795
—
—
genaueres Studium lehrt aber, daß audi Sdiellings wirkt, der
vom
in ihr
der eigentümlidie Geilt
Subjektivismus fortftrebte.
Aus
einem kraft-
Ldn
vollen Lebcnsgefühlc heraus fudite Sdielling das Objekt ins Subjekt hinein*
zuziehen, die Abftraktheit des Fiditefdien Idi durdi die Fülle der hißorifdien
und naturhaften Wirklidikeit zu beleben. Sein beweglidier Geift vermodite weniger als Fidites herbes Denkergenie auf die vielgeftaltige Mannigfaltigkeit "•
f
239
Sdielling
Welt zu
der
Pantheismus
und
verziditen, fort,
indem
fo fdiritt er
zum objektiven Idealismus und zum abfoluten Idi umbildete.
er das reine Idi
Dabei war er bereits auf einem von Fidite abführenden Wege — die von Sdielling ift im Grunde falfdi, Hegel konftruierte Reihe Kant, Fidite,
—
—
denn fdion
in feinen erften Sdiriften
geht Sdielling nadi einer andern Seite
von Kant aus als Fidite. Die Wiilenfdiaftslehre deutete der junge Interpret in feiner Art um, ohne daß er und der von ihm aufriditig verehrte Meifter es merkten — bis dann vom Herbft 1800 an die zunehmende Entfremdung beginnt/ der Briefwedifel zwiRhen den beiden großen Denkern zeigt uns das wadifende Mißverftehen, das ihrer verfdiiedenen Geiftesanlage entftammte. Sdirift »Vom Idi« betraditet bereits die Natur als Auswirkung AIUEinen und arbeitet damit auf die fpätere Gleidifetzung von Na^ tur und Geilt hin. Hier kündet fidi die große Vollendung der modernen phantheiftildien Bewegung an, die von Shaftesbury und Hemfterhuis durdi Herder, Goethe und Sdiillers Briefe von Julius und Raphael zu Sdielling fortging und durdi ihn und feine Stiftsgenoffen Hegel und Hölderlin in
Die
des
rapider Fortentwidlung die ganze Zeit durdidrang.
Durdi den erkennt-
Ausgang vom Idi und durdi den Entwid^Iungsbegriif untere diefer moderne Pantheismus von dem früheren. In ihm kam
nistheoretildien fdieidet fidi
dem neueren Lebensgefühl entfprediende Steigerung der zum Ausdrud^: mit dem All fdiien jetzt der Menfdi
die
menfdilidien
Kraft
aus ihm drangen neue Mädite
in feine Seele.
verwadifen,
Sodann kämpfte
diefer
theismus gegen die Aufklärung für die lebendige Anfdiauung. erfdieint hier gleidizeitig als der Fortfetzer
Hamanns,
in delTen
Pan=
Sdielling
Geiß
fidi
audi der Sinn für die Transfzendenz mit naturaliftifdiem Wirklidikeits^ gefühl eigentümlidi durdidrang. Eine Priorität läßt fdien
fidi
bei der pantheifti*
Fortbildung Fidites für Sdielling nidit aufredit erhalten
Hegel hat er allerdings dagegen
ift
felbftändig
fidier
—
nadi diefer Riditung eingewirkt ,
ihm Hölderlin in feinem Hyperion^Fragment von 1794 vorausgegangen .
Die Periodifierung von lingsfdiriften bis
zum
auf
Sdiellings
Gedankenentwidlung von den
Identitätsfyftem
ift
z.
B.
Erft-^
heute nodi umftritten <Metzger
contra Windelband). bei
Die Unterfdiiede der einzelnen Epodien erfdieinen genauerem Studium meift geringer, als man früher annahm. Als tra-^
gende Einheit zieht eine halb gefühlsmäßige Lehre von einem weltdurdi^ flutenden
AlULeben
fidi
durdi alle
Wandlungen
dabei mit Sdielling vollftändig einer Anfidit. fdilug Sdielling ein,
um
dabei
ftets
mit
Verfdiiedene
Hegel
Wege
ift
aber
und dodi audi immanente Seine enorme Abftraktionskraft
diefe transfzendente
Einheit durdi das Erkennen zu ergreifen. ftreitet
—
hindurdi
dem
Wirklidikeitsfinn
—
bald
tritt
die eine Be--
anlagung mehr hervor, bald die andere,- auf die Dauer hat aber dodi die
240
Scfielling
Spekulation den Sieg davongetragen und
alle
Anfätze
zum Empirismus
find unausgebildet geblieben.
In der Sdirift
vom
Idi
und
»Philofophifdien Briefen über
in den im Juli 1795 IHion an Hegel gefandten Dogmatizismus und Kritizismus« (anonym in
Niethammers Philofophifdiem Journal erfdiienen) geht Sdielling vom ganz abitrakt erfaßten AlUEinen aus. Spinozas Subltanz wird mit dem abfo^ luten Idi identifiziert, denn dogmatifdi ift es, das Unbedingte im Objekt
—
zu fudien
NaA
nur das Subjekt
ift
fdiledithin unbedingt.
der Art des platonifdien Eros fudit Sdielling in
»intellektuellen
geheimen wunderbaren Vermögen das Ewige Myftizismus
lebt hier der
dem Vermögen
in
der
Methode
auf,
in
erfalTen, mit
während das
ftarke Idi-
Gcfühl des jungen Titanen ihn zur Vergöttlidiung des »Selbft«
Die Faflung gcgiidiene
diefes weltrdiöpferifdien Idi
^
ift
eine fdiwankende
Monismus
diefer
treibt.
und unaus^
Auf
wir können den Einzelheiten hier nidit folgen.
fehr ausgeprägten
der
dem uns anzufdiauen. So
Anfdiauung« unmittelbar das Abfolute zu
Epodie, der ein Begreifen der
den
Viel-^
in der Welt unmöglidi madit, hat Sdielling felbft fpäter als auf feine Grundüberzeugung hingewiefen. Aber innerhalb der Sdiriften von 1794/5 findet fidi nodi eine zweite
hdt
Gtciankcnreihe, die das Welträtfel nidit nur durdi theoretifdie Vernunft löfen will, fondern den Kant^Fiditefdien
Sdn
Tatgedanken weiterbildet und
dem Sollen, die Tatfadie aus dem Wert, die WilTenfdiaft a priori aus dem praktifdien Poftulat ableitet. Diefe Gedankenreihe, die in den Phiiof. Briefen fehr deutlidi auftritt, gibt dem Irrationalismus Aus* das
aus
drudc und
leitet
damit fdion zur nädiften Epodie von 1797/98 über,
der Sdielling nadi der realiftifdien Seite neigt.
In der ftärkeren
in
Betonung
des Willens zeigt der
fich
nidit
Unter(cfiied
fidi der Tatdiarakter von Sdiellings beweglidiem Geift, immer in der Lehre, wohl aber ftets im Leben ausfpradi. Im von Fidite ift aber Sdiellings Wollen vollftändig von jeder
moralildien Regelung entfernt, diefer Stufe
an
fidi
ift
mehr
eine Naturmadit, fdion auf
—
Madit und Kraft wird gcldiätzt, wie bei Nietzfdie, wobei wir daran denken, daß
audi Sdiellings Leben fern von In
es
an Sdiopenhauers Willen gemahnend
den »Briefen«
ift
dem Moralismus
Sdiellings Irrationalismus
Fidites war.
und Zurüd^ftellung der
reinen Theorie fo groß, daß Fudis, auf diefer Sdirift fußend, allgemein (fpridit: »Sdiellings Philofophie ift kein Syftem, fondern eine praktifdie Wcltanfdiauung, eine Antwort auf die Frage, was bin idi, was foll idi fein, gegeben vom gemütlidien Interefle an Freiheit und Selbftändigkeit .«. .
Wir
wilTen berdts,
wird, allerdings dne, die fehr widitig gerade für uns heute
auch
vom
.
daß damit nur eine Seite an Sdielling hervorgehoben ift,
die wir
uns
Rationalismus zu entfernen fudien und uns für Wollen, Sdiaf-
241
Schelling
und Wert
fen
Tatfädilich ftehen die Philofophifdien Briefe
intereffieren,
unferem heutigen Denken nahe -- ehenfo wie die ihnen ähnlidien Philo^ fophifdien Unterfudiungen über das
Wefen
der menfdilidien Freiheit 1809.
Notwendigkeit der Anfdiauung, er betont, daß jede Philofophie aus dem Erleben erwädift und daß Lebensnotwendigkeiten, nidit Denknotwendigkeiten über die letzten Fragen entfdieiden. Die Theo* Sdielling betont die
kann keinen Übergang
rie
wohl aber verlegt
zum
er aus der Endlidikeit hier die
fidi
erften
Unendlidien
dem wollenden Menfdien
ift
indem
lidi,
vom
Male
zum
Endlidien
Abfoluten mög*
ein Erreichen des
dauernd dem Unendlidien
Löfung des Lirproblems
in
herftellen,
zuftrebt.
So
das Handeln, wodurdi
eine Philofophie der Kultur als möglidi erfdieint
—
fpäter
dann Kunft und Religion an Stelle der WilTenfäiaft. In einer 1796 erfdiienenen Anti^Kritik im Intelligenzblatt äußert fidi Sdielling fehr klar:
treten
»Er
daß der Menfdi zum Handeln,
glaubt,
daß
fei,
Wefens verkündigen
freien
unbedingter Anfang,
ihr
nidit
zum Spekulieren geboren den Antritt eines
alfo audi fein erlter Sdiritt in der Philofophie
die Freiheit
ift
mülTe.«
Der
das Poltulat
kann der Philofoph
:
erlte frei
Grundfatz der Philofophie,
auf
zu handeln
fidi felbft
Hier
nidit beweifen.
ift
der
^
Gedanke
fdion erfaßt, der fpäter zur »pofitiven« Philofophie führte: die WilTenfdiaft
nur das
gibt
haupt
Was
exiftiert,
Solipfift
ift
ift
nidit
Während
und
Wie
der Dinge, nie das
Daß
Daß,
etwas über*
fdilediterdings theoretifdi unbeweisbar — der konfequente
zu widerlegen.
Drange die innere Ideenentwid^lung fidi vollzog, wurde audi das äußere Leben bewegter. Die faft un vermeid* lidie
fo in ftürmifdiem
Übergangspofition eines Hofmeifters
den jungen Baronen
v. Riedefel
über Heilbronn, Heidelberg, Darmftadt, begleitete,
um
nahm
Weimar und
dort ihre Studien zu leiten.
Leipziger Aufenthalt
Sdielling fdion
1795 bei
an, die er auf einer Reife von Stuttgart
Für
Jena nadi Leipzig
wurde
ihn felbft
diefer
von entfdieidender Bedeutung er fand Zeit, fidi mit fpeziell mit Phyfik, Medizin und Chemie, zu be* :
den Naturwiflenfdiaften, fdiäftigen.
In genialer
gegenüber
—
Ahnung
erfaßte er
—
wie damals Fidites Werken
den ungeheuren Wert der eben beginnenden Fortentwid^*
lung diefer Wiflenfdiaften und verftand Stoffgebiete zu durdidringen
es,
in kürzefter
und mit eigenen Ideen zu
Zeit die neuen
beleben.
Die Be*
fdiäftigung mit den realen Objekten unterftützte die bei Sdielling fdion
vorhandene Neigung zum Realismus, und die
Eine Subftanz im
fpinoziltifdien
pluraliltifdien Mannigfaltigkeit
nismus
242
nidit fallen gelalfen,
fo
tritt
das frühere Interelfe für
Sinne zurüde hinter
im Geilte Leibnizens.
dem
Erfaflen der
Dabei wird der
aber das eigentlidie Problem
ilt
Mo*
jetzt innerhalb
:
Sdhelling
der Endlidikcit gelegen
—
das Unendlidie befriedigte
in
feiner ftarren
Unnahbarkeit nidit mehr den jungen Denker. Er wollte zunädift eine Philofophie der Gefchidite der Menfchheit, eine Ethik ä la Spinoza fchreiben.
—
Die Einleitung wurde fertig gemadit/ dann entftand eine Streitfdirift gegen Nicolai, dann ging er an »Philofophifdie Parallelen«, mit Leibniz wollte er beginnen.^ Aber die EinflüITe der Naturwiflenfdiaft verdrängten zunädilt alles andere.
Die damalige NaturwifTenfdiaft war
Chemie fdtigt
und
hatten Lavoifier, Sdieele
und den Sauerltoff
(hemifdier Gefetze
^
entded^t.
lebhafter
in
Bewegung.
In der
Prieftley die Phlogiftontheorie be^
Dalton wies den
Weg zur
Feßltellung
das Hauptinftrument des modernen Chemikers, die
Wage, begann damals
ihren Siegeslauf.
A,
v.
Humboldt,
Reil
und KieU
meyer begründeten den Vitalismus, dem auf anorganifdiem Gebiete ein Dynamismus entfpradi, den die neue Elektrizitätslehre Galvanis und
Das Reidi der Organismen wurde als Einheit gefaßt, Entwid^lungsgedanke nodi kaum hervortrat. zeitliche wenn audi der In der Medizin gewann die Lehre des Sdiotten Brown viele Freunde, der im Anichluß an Haller, PfafF und Cullen eine Erregungstheorie aufteilte der Reiz unterhält den Lebensprozeß, erhöhte oder verminderte Erreg* barkeit verurfadit Krankheit. Durdi riditige Wahl der Mittel fdiien der Voltas förderte.
Arzt
die Erregbarkeit regulieren
Das waren kennen
lernte.
einige
Seine
zu können.
Hauptgedanken,
die Sdielling
warme Liebe zur Natur,
die
damals
fid\ z.
in
Leipzig
B. in den Reife*
briefen an die Eltern ausfpridit, ließ ihn mit lebendigem Verftändnis die
neuen Ideen ergreifen und
in
fein
Syftem hineinziehen.
So
entftand die
Naturphilofophie, die Sdielling zunädift in den »Ideen zu einer Philofophie der Natur«, arbeitete.
1797 und
in
der Sdirift
»Von
der Weltfeele« 1798 aus-
Die »Allgemeine Überfidit der neueften philofophifchen Literatur«
1797
»Abhandlungen zur Erläuterung des Idealismus der WilTeniihaftsIchre« in die Philofophifdien Sdiriften 1809 aufgenommen) und der kleine Auffatz »Über Offenbarung und Volksunterridit« 1798 gehören dem Standpunkte nadi zu derfelben Epodie, die Metzger palTend als
als transfzendental fundierten Pofivitismus
wirklich der
bezeidinet.
Hier
ift
Sdielling
Erfahrung gefolgt, foweit es ihm
bei feiner fpekulativen Bc* gabung möglidi war, hier ift er audi kritifdi im Sinne Kants. Denn feine Grundfrage, wie überhaupt eine Natur möglidi fei, fdiließt an die Ver*
nunftkritik an: Sdielling will die
L
kommen
Bedingungen a
priori für
noch von der neukantifdien Naturphilofophie verfolgt.
*
»
das Zultande*
der Gefamtvorftellung »Natur« auffinden. Diefes Ziel wird heute
Nadi uoedkrtcn
Briefen
Sdielling ging in
von Sdxtling an Niethammer.
243
Scfielting
kühnem Spekulationsmute
allerdings fofort über alle
Grenzen hinaus. Zwar
der bloßen Spekulation die gefährlidifte Geilteskrankheit und be-
fleht er in
dem
ginnt feine Ideen mit einem empirifdien Aufftieg,
Abftieg
erft folgt.
Phantafien
Aber das Ganze
erfüllt, die in
der konftruktive
im einzelnen dodi von
ift
den fpätern Sdiriften
alles
geiftreidien
überwudiern.
In Fidites Syftem füllte Sdielling durdi feine Naturphilofophie eine
—
Lücke aus
Wir
bei
ihm
das Idi
erfdieint
als Spitze
der Naturentwid^lung.
können uns der Großartigkeit von Sdiellings Grundkonzeption nidit
Eine begründende Einheit fdiließt Natur und Geilt jetzt zu* fammen — die Natur foll der fiditbare Geilt, der Geilt die unfiditbare Natur fein. Seiner Abhängigkeit von Herder war fidi Sdielling dankbar bewußt und bildete den Titel feiner »Ideen« dem Hauptwerke Herders nadi. Dazu kamen Früdite feiner Studien über griediifdie Philofophie: entziehen.
deutlidi find liegt
Anklänge an
die ionifdie Naturphilofophie
zu fpüren. Hierin
audi das Verbindende mit Hölderlins Sdiaffen, in deflen Sdiriften
fidi
mannigfadie Ähnlidikeiten mit Sdiellings Ideen finden. Audi Liditenberg
mag auf
Sdielling gewirkt :
ein Geilt,
dem Goethes
ilt
trotzdem iß die Originalität un*
dem ganzen Gebäude lebt, Audi die an Materialismus
dodi Sdiellings Geift, der in
verkennbar
es
—
haben
innigft
verwandt.
Äther
Itreifende Anfdiaulidikeit, mit der die Weltfeele bei Sdielling als
mag Goethe angenehm
erfdieint,
berührt haben, wie der ganze Realismus
Im Gegenfatz zum früheren AlUEinen kommt jetzt der Individualitätsbegriff zu feinem Redit, Wille und Tätigkeit werden
diefer erften Sdiriften.
betont, der Vitalismus kündet
edelten
fidi
an
—
vom
Philofophie betraditet das Objekt in feinem
Erfahrung erfaßt nur das
die bloße
fons Auffalfung
Natur
Moosgefledite bis zur ver*
Geftalt durdiflutet eine Stufenfolge des Lebens
Sein,- diefe
Werden ^
Anfidit erinnert an Berg-
von der Metaphyfik. Diefes Werden des
will die Naturphilofophie belaufdien
Die
das All.
urfprünglichen
^
Geifi:es in
der
ihr korrefpondiert fpäter
die Transfzendentalphilofophie, die die Gefdiidite des Selbftbewußtfeins enthält.
Jetzt fpridit Sdielling
der Gefdiidite -^
als drittes
von
einer Philofophie des
erfdieint bereits die Philofophie der
<worin Natur und Freiheit zufammentreffen). erfte realiltifdie
durdi die
Menfdien oder
Unterfdieiden tut
Kunit fidi
die
Stufe der Naturphilofophie von den fpäteren Ausgeftaltungen
falt leidenfdiaftlidie
Hingabe des Denkers an
die volle Wirklidi-
keit, durdi den Empirismus und den {allerdings nur phänomenalen) Medianismus Kants Einfluß ift dabei deutlidi erkennbar. Dann aber werden :
und Repulfion) aus den TätigWeife wirken die Kräfte zufammen in der Materie find fie neutralifiert, in der »Natur« bekämpfen fie fidi, im Organismus herrfdit dynamifdies Gleidigewidit. Die Lebens-
die Grundkräfte der Materie (Attraktion
keiten des Fiditefdien Idi abgeleitet. In dreifadier :
244
Sdiclling
kraft
wird abgelehnt, der Dynamismus aber von Kant angenommen: ist das Letzte, worauf alle unfre phyfikalifdien Erklärungen zurück*
»Kraft
kommen müden.« Dicfe erften Sdiriften Sdiellings haben auf eine Reihe bedeutender Geifter befruditend eingewirkt
—
alle
Mitglieder der
fidi
bildenden ro*
wurden von ihnen angeregt. Idi weife vor allem auf No^ valis hin, der im Sommer 1797 durdi Fr. Sdilegel mit den »Ideen« bekannt wurde und dann audi die früheren Sdiriften und fpäter die »Weltfeele« las. Durdi Fr. Sdilegels gleidizeitige, univerfalere Einwirkung wurde aber Sdiellings Einfluß vermindert —' bei einer Begegnung 1797 fpradi Novalis offen dem jungen Denker feine kritifdien Bedenken aus erkannte aber audi »edite Univerfaltendenz in ihm, feine wahre Strahlen^ mantilchen Sdiule
—
kraft
—
von einem Punkt
in die
Unendlidikeit hinaus«.
von
Fr. Sdilegel wollte zunädift nidit viel wiffen
an Sdileiermadier
Sdiellings
hatte
»Weltfeele« keinen epodiemadienden Einfluß auf ihn.
fpäter audi die
für ihn
Novalis aber
zum Naturmyftiker geworden war,
durdi Hemfterhuis Ichon ganz
als
Da
Plus
als
einen Sdiwindfüditigen
und Minus.«
Dodi
Sdielling, er fdiilderte ihn
»Sdion
:
ift
nidits
Lebendiges
bald akzeptierte der ganze Kreis
Gedanken.
In einer unbeaditeten Stelle der
Allgemeinen Überfidit deutet Sdielling
Mythologie hin: »Jede Lehre von Dingen einer überfinnlidien Welt wird <weil wir für diefe Welt keine
vorahnend auf
feine Philofophie der
Naturgefetzc haben) zur Gefdiidite,- und jede Religion, die theoretifdi
ift,
Mythologie über und wird und foll immer Mythologie fein und nie etwas anderes werden <denn fie kann überhaupt nur poetilche Wahr-
greift in
heit
haben, und nur als Mythologie
gemahnt uns
diefer Satz, mit
dem
ift
fidi
fie
wahr).«
audi
in
An
Ridiard
Wagner
der fpäteren Äfthetik Be*
rührungspunkte finden. Gleidizeitig zeigt er uns wieder die Einheitlidikeit, lie bei
Sdielling trotz aller Unterfdiiede zwifdien
Jugend und Alter
befteht.
Goethe hatte im April 1796 Gefallen an Sdielling gefunden, audi SduUer war mit ihm zufrieden, was aber nidit auf Gegen feitigkeit beruhte. Flditc freute
fidi
teidigen (chien
—
an
dem jungen feurigen Kopf, der fo genial ihn zu fo kam denn im Frühjahr 1798 eine Berufung
und
ver^ nadi
Jena als außerordentlidier Profeflbr ohne Honorar zunädift zuftande. Auf der Reife dorthin traf Sdielling die Romantiker Fr. Sdilegel, Caroline,
Novalis, Tied«,
J.
D. Gries
in
Dresden,
wo
er
beftimmende Einflüfle durdi
die Erläuterungen der großen Kunft in der Gemäldegalerie erhielt.
dort ging CS nadi Jena,
wo
Von
das junge Genie mit hödifter Spannung er*
wartet wurde. Alle Welt bildete neugierig auf ihn, und er
war gezwungen, 245
Sdielling
feine
eben
erft
im Werden begriffene Naturphilofophie im rafdien Wurfe So fdirieb er für feine Vorlefungen
zu vollenden -^ wenigftens äußerlidi.
den »Erften Entwurf eines Syftems der Naturphilofophie« 1799, dem eine »Einleitung« folgte, die gleidi einige Beriditigungen des Entwurfs enthielt.
Die Verfdiiebung der Anfiditen gegenüber den Erltlingsfdiriften ift nidit unwefentlidi. Sdielling ftrebt jetzt eine Lostrennung von Fidites Trans* fzendentalphilofophie an, indem er die Naturphilofophie, die »ihr Un= bedingtes« hat, verfelbßändigt. Allerdings erklärt er: »Über die Natur ganz im Sinne Fidites,- audi philofophieren heißt, die Natur fdiaffen«
—
benutzt er mit »kühner Ungenauigkeit« gorien.
Aber im Hauptzuge
die Fiditefdien Kate-^
feiner Ideen überträgt er die
des Idi auf die Natur und läßt diefe
als ein felbftändiges
Grundfunktionen
Wefen
erfdieinen.
von Idi und Natur eine Art von konkretem Monismus das Eine wird im Vielen gefunden, das Eine wird feftgehalten , ohne das Viele aufzugeben. Damit erfdieint diefer Standpunkt als eine Synthefe der beiden früheren. Ein wenig überwiegt fdion wieder der alte Spinozismus, indem eine theoretifdie Erkenntnis des Unendlidien zugegeben wird und ein Panlogismus zur Ausbildung kommt. Aus dem reidien Inhalt der neuen »fpekulativen Phyfik«, der wahren »Naturgefdiidite« feien nur wenige Hauptgedanken erwähnt. Der widi^
So
entfteht aus diefer Synthefe :
tigfte
Sdielling führt die fdion früher erfaßten Ideen durdi,
ift:
Wefen
der
Natur
abfolute Produktivität
ift,
und damit
daß das
gleidizeitig
eine
Das heraklitifdie Element gewinnt gegen das eleatifdie die Oberhand. Das Sein felbß ift abfolute Tätigkeit — wir kennen die Natur nur als tätig, fonit könnten wir über fie gar nidit philofophieren. Aus dem Itarren AIUEinen von 1795 und dem Äther von 1798 ift jetzt der Strom abfoluter Produktivität geworden — ein AIULeben durdidringt in wogen* der Bewegung die ganze Sdiöpfung. Diefes Leben ilt (tets in Bewegung, indem es nidit in jenfeitiger Ruhe verharrt, fondern fidi felbft Sdiranken fetzt, an ihnen feine Kraft beweilt und fie dann wieder überwindet. So
Organifation.
ftrömt das Eine in die Mannigfaltigkeit ein, die ganze Realität iß ein
»unbedingtes Werden«, ein ewiger Prozeß
wegung
tritt
folge der
an die
Natur
—
—
eine Philofophie der Be*
Stelle der frühern Philofophie der fie
will ja die
Ruhe. Die Stufen-
Naturphilofophie darßellen
—
entquillt
dem fdiöpferifdien Wefen der Urkraft, und fo wird Sdiellling neben Herder und Goethe zum Vorläufer des Darwinismus: »Übergang einer Form oder Art in die andere« wird erwähnt. Beweis dafür find die Trümmer untergegangener Gefdiöpfe,
Die von der unendlidien Produktivität durdiftrömte Welt iß ein Or^ ganismus unter Einfluß von Shaftesbury, Kant und Jacobi bildete Sdielling die Organismus^Idee fyßematifdi aus. Das Wefen des Organismus iß :
246
Sdiclling
die Gcftaltung eines Ungeltaltcten, der in fidi
felbft
ruht
und
Organismus
innerlidi durdi fidi felbft
der Kraft. Dadurdi verbindet
fidi
diefe Idee mit
reale Einheit, die
i(t
beftimmt
dem
ift,
eine Einheit
IndividuaiitätsbegrifF
—
das Organifiercn durdi die Produktivität ift audi ein Individualifieren fo werden der Materie. In jedem Teil ift das Ganze gegenwärtig
—
Monismus und
und Leibniz
Pluralismus, Spinoza
vereint.
«
*
*
Daß diefe Anfdiauungen kann uns
wundem. Trotzdem
nidit
trag hatte
—
Sdielling zunädift keinen guten
Vor*
Kunft des Anhaltens
einem
er kannte nodi-nidit die
Gedanken und rafch erzählte
auf empfänglidie Hörer zu wirken vermoditen,
wenn
<Savigny> -', hatte er
er etwas
kam man, ihn zu hören. Seine überlegene Ruhe und imponierten, die (trahlenden
Augen
bei
Unbedeutendes gewaltigen Zulauf, und von weither
fpradi daher fdinell, als
fein kraftvolles
hatten etwas Gebietendes.
um
Wefen
War
er
Held des geiftreidien Witzes zu fein, fo war er dodi fdilagfertig und Meifter des Wortes. An einem gemütlidien Abend in der Wohnung Sdiellings zeigte ein Herr einen Sdilangen* ring. Da frug Sdielling den jungen Engländer Robinfon, ob die Sdilange audi als Sdiwabe etwas zu fdiwerfällig,
das Symbol der englifdien Philofophie der Engländer hält jedes Jahr ihre
Engländer
fie
Haut
für das
ein
»Keineswegs, meinte
fei.
Symbol der
diefer,
deutfdien Philofophie, weil
fie
»Ein Beweis, erwiderte Sdielling, daß die auf die Haut blidcen.«
wedifelt.«
nidit tiefer, als
Jena und feine Univerfität.)
Die Beziehungen zu Goethe
geftalteten
fidi
redit gut: der poetifierte
Spinozismus der Naturanfdiauung war beiden gemeinfam Bekenntnis Heinz Widerporftens hatte Goethes Beifall,
Drudt
abriet.
Sdielling befaß zweifellos eine ftarke poetifdie
und Darltellungsgabe von ihm und feine Spradie kraft
'
Weltgedidites, den
auszuführen.
— das Glaubens*
wenn
Aber
—
er audi
vom
Anfdiauungs*
wir haben eine ganze Reihe Diditungen oft
ift
Goethe ihm
glänzend
diditerifdi.
Den
Plan eines
übermittelte, vermodite er allerdings nidit
und das Großzügige Denkens zogen Goethe an, »völlige Vereinigung« wünfdite er mit diefer Philofophie. Wir haben eine ganze Reihe zuftimmender Worte von roethe über Sdielling, audi aus fpäterer Zeit. Die » Wahlverwandtfdiaften« jhcn auf eine Sdiellingfdie Anregung zurüde und zeigen deutlidie Ein* der naturmyftifdien Ideen des Mesmerismus und magnetifdien Hyp* wie fic in Sdiellings Kreife lebhaft diskutiert wurden. Goethe Jaß 8 Bödier und Zeitfdiriftenbände von Sdielling und hat fidi lebhaft it einigen davon belchäftigt, wie aus Unterftreidiungen und eigenhändigen fein
lebendiger Wirklidikeitsfinn
feines
Bonaveoton» »Naditwadien«
find allerdings nidit
von ihm, fondern von Wetzel.
247
Sdielling
Was
VcrSelTerungen hervorgeht.
ihn
von Schelling trennte, hat er klar und Spekulation ftieß ihn immer
erkannt/ das Überwiegen der Abitraktion
wieder zurück.
Aus
kam
demfelben Grunde
es
zu keinem warmen Ver=
hältnis zu Sdiiller, wobei nodi die engen Berührungen mit dem Kreife der Romantik hemmend hinzutraten. Sdiellings Verhältnis zur Romantik ift ein fehr kompHziertes. Bei den
engen perfönlidien Berührungen im kleinen Jena, bei dem dauernden Ge* dankenaustaufdi
ift
es ein vergeblidies
Bemühen,
jeder fpradi in feiner
vom
Art
die neuen
Erleben des Ewigen
Frauen, die an
fidi
in
die
leiten verftand,
Die große Lehre
aus.
alle diefe
Männer und wenn fie in
Höhen und Täler um
hebhdien
Am
Löbdergraben,
Jena
didit
beim roten
die Sdilegels, Karoline, die fo feltfam die
Männer zu
diskutierend durdiltreiften.
Turm, wohnten
Überzeugungen
Welt verband
die alle atmeten,
das Erwadien einer neuen Zeit fühhen,
fchwärmendem Enthufiasmus eifrig
der
im einzelnen
Prioritäten
feftzuftellen ^ die Dinge lagen gewiflermaßen in der Luft,
Da war
forgte für die Behaglidikeit.
Tied^, der ganze
Theaterftüdce improvifierend diditete, da der kleine Gries, der aus feiner
Taflb^Überfetzung vorlas, dann der beweglidie Steffens, ein
leidenfdiaftlidier
Verehrer Sdiellings. Auguft Wilhelm Sdilegel fprüht von Witz, gibt fpitzige
Apercus von
fidi
Karolinens würdige Muttet
Das war
da geht
es
mandimal
fo
fein
Bruder
bunt her, daß
vor Staunen aus dem Zimmer geht.
ftarr
Atmofphäre hodigefpannter Geiftigkeit, eine Tropen^ Gefundes aufwudis, aber audi mandies Ungefunde ins
eine
atmofphäre,
wo
Kraut
—
fdioß
—
aus
genialer Kraft einige
dem üppigen
Jungholz neuer Ideen hat Sdielling mit
Hauptformen herausgelöß und
ihre wirren Verzwei^ gungen zum »Syftem des transfzendentalen Idealismus« mit ardiitektoni^ fdier Kunft geordnet. Was er fyftematifierte, das finden wir in Aphoris^
men oder
einzelnen Gedankenprägungen audi bei Sdileidiermadier, Fr. und Novalis — ein paffives Übernehmen hat aber fidier nidit ftatt^ gefunden. Die Poeten nutzten die Naturphilofophie diditerifdi aus, und Sdilegel
Sdiellings
Gedankenentwid^Iung
erhielt einen
neuen entfdieidenden Anftoß
nadi der Seite der künftlerifdien Intereflen.
Das »Syftem
des transfzendentalen Idealismus« ISOOfyftematifierte den
früheren erkenntnistheoretifdien Standpunkt
und bringt vor allem dadurdi Urproblem auf dem Wege
eine Weiterbildung der Ideen, daß Sdielling das
der Kunft zu löfen verfudit.
Neben den
theoretifdien
Anfdiauungen und
praktifdien KunftkenntnilTen der Sdilegels '— Sdielling hat ein Manufkript
Auguft Wilhelms zur Ausarbeitung feiner »Philofophie der Kunft« benutzt ift Goethes Kunft und Goethes Geiftesart Sdiellings Vorbild gewefen. »Künftierifdies SdiafPen und Naturbetraditung in eins zu fdilingen, war Goethe befonders feit Italien etwas Selbftverftändlidies« <WaIzeI>. Über
^
248
r
Sdielling
fcfiritt er dabei wieder hinaus, indem er in feiund Gcniebegriff eine Synthefe der Anfiditen der Sturm^ und Drang«Zeit und der Romantik vollzog: ihm ift das Kunftwerk Pro^ dukt von unbewußter und bewußter Tätigkeit zugleidi. Hatte 1795 das ethilche Streben das Unendlidie erreidit, 1799 die theoretifdie Erkenntnis, fo ift es jetzt das Kunitprodukt, in dem eine wirklidie Synthefe von
die romantifcfien
nem
GenolTen
Kunitbegriff
Endlidicm und Unendlidiem, von Notwendigkeit und Freiheit
erreidit wird.
Gegenüber den kulturphilofophifdien Sdilußabfdinitten des Syftems, die
zum
was
beften gehören,
Sdielling gefdirieben,
ReditsverfalTung
der
Wert
In der Gefdiidite entwickelt
ficrcndcn Ableitungen zurüde.
kommene
tritt
—
aber das
ift
fidi
der
fiditi^
eine voll-
ein unendlidier Prozeß!
Das
mehr den hödiften — ewige OfFen^ dar, die einzige und die Kunft (teilt allein diefen Gipfel barung, die es gibt, das allgemeine Organon der Philofophie und der Sdilußitein ihres Gewölbes. In der Kunft brennt gleidifam in ewiger Ver* einigung wie in einer Flamme, was in Natur und Gefdiidite gefondert Bei \ft, und was im Leben, Handeln und Denken ewig fidi fliehen muß. diefer äfthctilcben Weltanfdiauung findet die Kontemplation und die künftlerilche Betätigung die hödifte Bewertung — die ethifdie, fdiaffende
ethilche
Handeln
erreidit jetzt nadi Sdiellings Idee nidit
Tätigkeit wird vernadiläffigt, die ethifdien Probleme treten zurüde.^
Kosmos
der
als ein gefdiloflenes
eine Arbeit des
Menfdien dodi
Wert, und das
ihren
zeigen
fidi
ändern kann,
nidits
fo verliert diefe
wieder die Verbindungen der Romantik, die
Nacherleben
alle
Tiefen und
Arbeit
Sdiauen gewinnt an Bedeutung.
äfthetifdie
Da
Abfolutes erfdieint, an delFen Struktur
Höhen
Hier
anfdiauendem
in
künftlerifdier Darftellung
zu umfaflen
konnte, was Fr. Sdilegel wollte —' er vermodite die neue Anldiauung von dem unendlichen Gehalte des Kunftwerkes, von Schclling
fucfate.
der alldurchdringenden Poefie in fyftematifcher Entwicklung durdizufiihren
—
er
war der Syftematiker der romantifchen Weltanfdiauung. ^
Durdi die Liebe zuKarolinens
Tochter Augufte wurde Verbindung zur Romantik erft recht innig. Die Ver-^ mit rauhem Griff der frühe Tod Auguftens am 12. Juli zarter, frühreifer
Schellings perfönliche
bbung 1800
löfte
ftarb
fie
ther Methode
—
auf einer Reife in
Ein
fertig,
^
fie
nadi
Brown*
der zuerft herange-
Schelling die Sdiuld an
Auguftens
Tod
unerciuidelidier Streit mit der Jenenfer Literatur-Zei*
erftand daraus.
W.
Sdielling hatte
den letzten Tagen behandelt
zogene Arzt brachte es zuzulchrciben.
in Bodelet.
Im April 1801 kam Karoline, nodi die Gattin A. Verkehr entfpinnt fich, und die
Schlegels, nach Jena zurück, ein inniger
Itung »
*
Vgl.
mdoe Arbdt:
Sdiellings gciftigc
Wandlungen 1800-1810. Leipzig 1906. Bewegung in Sdiellings und Schleiermadiers
Vgl. meinen Auflatz: Die romantifche
löfcndphilofophi« (Religion
und
Gciftcskultur,
Oktober 1911).
249
(
Sdielling
Liebe zur Tochter überträgt
fidi
auf die Mutter: unter Goethes Mithilfe
wurde im Mai 1805 Karolinens Ehe
gefdiieden, im Juni traute Sdiellings Vater das Paar. Karoline fand in Sdielling endlidi volles Genügen, fein reidier Geift und feine kräftige Körperlidikeit, fein Freifein von kleinlidien Sdiwädien, wie fie Auguft Wilhelm in feiner Eitelkeit befaß, imponierten ihr, Sdielling
reifen
zu
Von wir hier
hat in ihr eine ebenbürtige Gefährtin gefunden, die ihn voll
und ihm
verftand
half, die ihn
audi
leitete
und
ihn
bewog,
feine
Werke
laflen.
den zahlreidien großen und kleinen Sdiriften nadi 1800 können in den Zufätzen zu den neuen nidit einmal alle Titel nennen
—
Auflagen alter Sdiriften, in den Artikeln aus der Zeitfdirift für fpekulative Phyfik und aus den Jahrbüdiern der Medizin als Wiflenfdiaft finden fidi Stufen der Weiterentwid^lung Sdiellings, die wir hier nur im Anfdiluß an die größeren Sdiriften behandeln können.
Der
widitiglte Sdiritt
der Philofophie« getan
Spinoza hat felbftändigt Idi gelöft
mus
ift
in
—
und
ift
fdion 1801 in der »Darltellung meines Syltems
—
der
Ausgang von Kant^Fidite
ift
vergelfen,
Form und Inhalt gefiegt. Nidit nur die Natur ift verder ganze Kosmos mit Einfdiluß des Geiftigen hat fidi vom
erfdieint getragen
von einem Abfoluten
anftelle des Kritizismus getreten.
Das
—
der Dogmatis-
Idi findet jetzt feine Be^^
gründung aus der Natur, nidit umgekehrt. In Natur und Gefdiidite offen* bart fidi das Unendlidie vollkommen, es ift audi felbftverftändlidi erkenn* die Ähnlidikeit mit den allererften Sdiriften Sdiellings ift deudidi. bar Das Abfolute erfdieint als die kosmifdie Vergrößerung des Kunftproduktes von 1800, wenn es als Identität von Subjekt und Objekt, von Idealem danadi erhält diefe Anldiauung den Namen und Realem gefdiildert wird der Identitätsphilofophie. Diefe Identität geht in die Welt ein, in jedem
—
—
Dinge ift Ideales und Reales vorhanden, aber eine Seite überwiegt. So fteht neben der wieder aufgenommenen ftarren Subftanz dodi eine Reihe von »Potenzen« oder »Ideen«, die das pluraliftifdie Element ^ für Sdielling fo bezeidmend —' darftellen. Andrerfeits wird die Mannigfaltigkeit des Ein* zelnen jetzt
zum
Sdiein degradiert, ein »abfoluter Idealismus«
kommt
zur
Ausbildung, die Vernunft ift Erkenntnismittel, die Anfdiauung<Einbildungs* kraft)
erfährt tieffte Veraditung.
dem Unendlidien
erfdieint
Das Heraustreten
aber wieder
als freie
Tat.
des Endlidien aus
Im Gefprädi «Bruno,
oder über das göttlidie und natürlidie Prinzip der Dinge« 1802 wird
in
von Piaton und Spinoza das Hervorgehen des Zeitlidien aus dem Ewigen gefdiildert. Wahrheit und Sdiönheit find hier iden* tifdi, Philofophie und Kunft üben denfelben Gottesdienft, das Uni* verfum erfdieint als großes Kunftwerk. Auf diefem Standpunkte find die berühmten »Vorlefungen über die Methode des akademifdien Stu* einer Synthefe
250
Sdielling
diums« 1802 und die Vortrage über »Philofophie der Kunft« 1802/03 gehalten. Sdielling hat in vielen Sdiriften die eigendidi idealiftifdie Äfthetik fylte*
im Trans fzendentalen Idealismus, dann im »Femeren Darltellung aus dem Syftem der Philofophie« 1802, im Syltem der gefamten Philofophie 1804, dann in der Mündiner Rede »Ober das Verhältnis der bildenden Künite zur Natur« 1807. Sdielling Ichließt fidi an Baumgarten, Windcelmann, K. Ph. Moritz, Sdiiller und Goethe an, wenn er — auf Plato und Plotin zurüd^greifend — das Sdiöne als Sdieinen der Idee anfleht. Das Wefen der Dinge fpridit fidi matilch ausgeführt, fo Idion
Bruno,
in
der
anfdiaulidi geltaltet
im Kunßwerk aus, der Künftler hat die
göttlidie Kraft,
das Weltwefen anfdiaulidi zu geftalten. Letzten Endes aber ift die un^ mittelbare Urfadie aller Kun(t ^ Gott. So hat die Kunft kosmifdien Charakter: die Mufik ift nidits anderes als der urbildlidie Rhythmus der Natur und des Univerfums felbft, die vollkommenen Formen der Plaßik find die objektiv dargeftellten
Urbilder der organifdien Natur.
Unter mannigfadien Wandlungen, die dem Fortgang von Fidite zu Spinoza im Identitätsfyßem entfpredien, hat Sdielling feine Äfthetik ausgebildet,* bis er allmähHdi ligion
das InterelTe an der Kunft verlor und die Re^
ihm zum Organon der Philofophie wurde. In Mündien hat
Anichauungen
praktifdi betätigen
können,
als er
er feine
an der Verfafl'ung der
Akademie der bildenden Künfte mitarbeitete. Was in feiner Äfthetik neben dem großen Zuge am meiften erfreut, ift die feine Beobaditungsgabc und der hodigebildete äfthetifdie Sinn, der fidi in den vielen Einzelbemerkungen und Beifpielen ausfpridit. So hat ja SdieHing als erfter das Fauft-Fragment mit Begeifterung begrüßt, fo faßt er Calderon fofort auf, und fpäter gab er treffende Zufätze zu Wagners Befdireibung der Ägineten und analyfierte nadi dem Mufter Sdilegels Langers »Bild vom Zins^ gro((lien«.
Die Doppelbegabung weltüberfliegender Spekulation und leb*
hafter Anfdiauungskraft
hat audi hier
fidi
tritt
audi auf diefem Gebiete zutage
mit SdieHing berührt,
wenn
er z. B. in
—
Goethe
den Sprüdien
in
Profa den »edlen Philofophen«
rühmend erwähnt, der die Baukunft erftarrtc Mufik genannt hat. Die Rede über das Verhältnis der bildenden Künfte zur Natur fandte er am 7. November 1807 an Frau v. Stein — dagegen hat er den Bruno nidit aufgefdinitten. Die Nadiwirkung von Sdiellings Äfthetik ift eine fehr lebhafte gecfcn, id) weife hier nur auf die BeeinflulTung Hebbels durdi Sdielling
wie
fie
Wactzold und Sdieunert dargefteilr haben — ihre Übertrei-r Euphorion 16 auf das redite Maß zurüdt. Audi
führt Zindie im '
Si< find
von
Max Adam
(Sdiellings Kunftphilofophic 1907) in vorläufig
gcnügcn-
Wdkoörtcrt.
251
Sdielling
Sdiiller
ilt
nidit
zeigt deutlidie
Audi
in
—
unberührt geblieben
Spuren
die
» Vorlefungen
den genialen
Vorrede zur Braut von Meffina
Einwirkung.
Sdiellingfdier
über die Methode«
fpielt die
Kunlt
eine große Rolle -- gewirkt haben diefe Vorträge aber vor allem durdi
und
die in ihnen enthaltene Gefdiidits^
Sdiwunge
In großartigem
Staatsphilofophie,
zeigt Sdielling die Einheit aller ErkenntnilTe auf, die nur das
^
diefes unverlierbare Ideal der einheit^ Abbild des Einen Urbildes fmd lidien Wiflenfdiaft erläutert er dann an den einzelnen Zweigen. Auf feine
Anfdiauungen vom Chriftentum und wirkt.
Aber
und entwarf
vom
Staate hat
überflüffig
fidi felblt
Arndt, Fidite hatten
zu madien. Mit
Adam
hat Sdielling beftimmend auf boldt,
Hegel einge=
fofort das
Neue
von der Anfidit notwendiges Übel fei,
eine ideale Staatsauffaflung, die vollftändig
der Aufklärung abführte, daß der Staat nur ein beftimmt,
fidier
gewohntem Weitblid
Sdielling ergriff mit
Müller
felbft
fidi
z.
diefer pofitiven
B. gewirkt.
W.
Wertung v.
Hum*
fdion zu einer idealen Staatsauf^
faflung emporgerungen, audi der Nationalgedanke taudite gelegentlidi auf
Zuge. Aber
erft
Sdielling hat wieder fyftematifierend eingegriffen
und
dem Neuen fefte Geltalt gegeben,- fo kam es durdi ihn erlt redit zur Geltung. Er faßt den Staat als fiditbar gewordene Idee, d. h. er ftellt ihn jetzt ebenbürtig neben das Kunftwerk, an die ethifdie Auffalfung
1795 gemahnend. So wurde
Sdielling
zum
von
Sdiöpfer der politifdien und
ihm eine gewaltige Ausgewann und in L. v. Ranke z. B. nadigewirkt hat. Durdi die Auf* nähme der Staats* und Reditsbildung in die Gefdiiditsphilofophie madite
gleidizeitig der hiftorifdien Ideenlehre, die nadi
breitung
daß
es Sdielling möglidi, tilch
in
der preußifdien Reformzeit diefe Theorie prak*
wirkfam werden konnte. So
fteht Sdielling
Ereigniflen in Beziehung, obgleidi er im
der
fidi als
direkt tätig
wurde
fein
Grunde
audi mit den politifdien
ein unpolitifdier Geilt war,
Süddeutfdier im Gegenfatz zu Fidite und Sdileiermadier nidit
an dem
Kampf gegen
Konfervativismus
die Fremdherrfdiaft beteiligte.
faft
Im Alter
reaktionär: in einem Brief an feinen
Sdiwiegerfohn Waitz 1849 erklärt er, daß Preußen und Öfterreidi unter
einem Kaifer, aus der Reihe der Könige genommen, vereinigt werden
Volk im engen Sinne der Volk von Völkern zu fein und
müßten,- im übrigen dürften die Deutfdien kein
Franzofen werden,
fie
feien berufen, ein
die Menfdiheit darzuftellen.
So
fiegt in
Sdielling der Kosmopolitismus/
Köpfen, wie Humboldt und Altenftein, nodi lange mit dem realen Nationalftaatsgedanken gerungen. Das Sdiwär* er hat ja audi in politifdi fdiärferen
men
für Deutfdiheit, das Tiedc
gönnen und Fr. Sdilegel Sdielling nur gelegentlidi
252
und Wad^enroder von der Kunft aus be*
1803 nadi Frankreidi ging, hat mitgemadit, wenn er <wohl 1812) den fdiönen
fortfetzte, als er
Sdielling
Wefen
Auffatz über das
deutfdier WiiTenrdiaft fdirieb
und 1813
die Zeit*
für Deutfche herausgab.
von Deutfchen
öirift
SAcIIings [GelHiiditsphilofophie
tfie
iß
von Lisco und Mehlis gut beW. v. Humboldt, der
Ichrieben) hat audi als Ganzes Itark gewirkt, fo auf
Rom
mit »uncndlidiem Vergnügen« Sdiellings Vorlefungen in
was
fand in ihnen Formeln für das, benutzte
1804
fdion
fie
geftaltcte Sdiillers
feiner
in
aus.
Dabei
er
und
Sdielling
Epodien der Diditkunlt zu welt^
die
ift
—
er felbft gedadit <E. Spranger)
Arbeit Latium und Hellas.
Gedanken über
umfpannenden Ideen
las
die Gefdiiditsphilofophie nidit in einer
fie zieht fidi durdi alle Epodien des Denkens hindurdi, von kunft^ und religionsphilofophifdien Gedanken umrankt. Dabei zeigt fidi die Begabung für Einzelanfdiauung
beftimmten Sdirift erledigt, fondern Schellingichen
mcnlchlidien Willenshandlungen, befonders die der großen Perfönlidikeiten, find
der
Stoff der Gefdiidite in
—
darin zeigt
Leben und Lehre audi
fidi
Sdiellings Ariftokratismus,
empfiehlt Sdielling die »hiftorifdie Kunft«, die
verbinden
li^
drungcn,
»Sdiellings Bedeutfamkeit
foll.
daß
darin,
fein
er,
Als Methode Empirie und Spekulation
fonft oft deutlidi hervortritt.
für
die
Gefdiiditsphilofophie
wie kein anderer von ihrem Erkenntniswert durdi-
Beltreben darauf
Ichätzte hißorifdie WifTenfdiaft
So
zu erheben« <MehIis>. für ihn, das heiliger
wäre
riditet,
zu einer pofitiven, objektiven WilFenfdiaft
gibt es als
die als »bloß empirifdi« geringge*
denn
felbft
unter
dem
Heiliglten nidits
die Gefdiidite, diefer große Spiegel des
Wcltgeiftcs, diefes ewige Gedidit des göttlidien Verltandes.
Der Jenenfer Freundeskreis zerftreute fidi in den erlten Jahren des neuen Jahrhunderts, deffen Beginn Sdielling mit Goethe und Sdiiller im Weimarer Sdiloß
gefeiert hatte.
mit der Literaturzeitung
immer
Die Verhältnifle wurden durdi den
Streit
und fo folgte denn Sdielling 1803 redit gerne einem Rufe nadi Würzburg. Mit großem Erfolg lehrte er dort — im Winter 1804 hatte er 150 Hörer, unter ihnen Lorenz Oken. Als treue Freunde traten J. J. Wagner, Klein und Windifdimann hervor
—
,
unerquid^lidier,
aber audi die Feinde mehrten
fidi/ fo griff
F. Berg, der Kirdien*
Würzburg, ihn in feinem Pamphlet »Sextus oder über die abfolute Erkenntnis von Sdielling« an, das im Anti-Sextus feine Ent* gegnung fand. Audi mit der Regierung gab es Streit, als die neue SdiuU Ordnung erichien — Sdielling kam nie aus der Kampfftellung heraus. Aber der Kampf nahm in diefen Jahren audi innerlidic Bedeutung an, inhiftoriker in
253
Schelling
dem
Sdielling in
den Beruf eines Reformators
fidi
Raum
giöfen Ideen wieder allen
Energie auf
Muß
fürwahr
es
von
ethifdi^reli^
und mit
aller
midi fdilagen«,
^
genug hat
oft als
vielleidit,
Und
Sdielling
uns heute nötig
jene Zeiten daditen anders über literarifdie
Mittel erlaubt.
alle
um
wieder einmal
Kampfesluft nadigegeben, öfter
Aber
den
ließ
nidit länger ertragen.
Heinz Widerporft ausgerufen
hatte
fühlte,
Denken
feinem
einzuwirken verfudite.
feine Zeit
»Kann
in
Fehden
—
feiner
erfdieint.
da
fdiienen
wir mülTen es Sdielling nadifagen, daß er
ehrlidifter Begeifterung
ftets
Er
für die gute Sadie durdidrungen war.
wollte feine Zeit innerlidi umwandeln,- fo
fdirieb
er
an Windifdimann
Hand zum ewigen Bündnis
1805; »Idi reidie Ihnen die
unfere gemeinfdiaftlidie Religion
ift
was
für das,
— Darftellung des Göttlidien in WilTen*
Leben und Kunft und Verbreitung der AlUAnfdiauung und Be^ den Gemütern der Menfdien.« Er hat einfehen gz= lernt, »daß die Religion, der öffentlidie Glaube, das Leben im Staat der Punkt fei, um weldien ftdi alles bewegt, und an den der Hebel angefetzt werden muß, der diefe tote MenlchenmalTe erfdiüttern foll«. »Die Zeit ift gekommen, wo unfere Sadie eine größere ÖflFentlidikeit annehmen fthaft,
feftigung derfelben in
muß/ wo wir reden müITen, populär tor
.
.
.
.
nidit
zum
Pöbel, fondern
zum Volk,
nidit
fondern durdidringend, ergreifend, faßlidi wie der Reforma*
.
»Seit vielen Jahren, heißt es 1812, habe idi die anfänglidie Be-
.«
und Sdiule ... zu wirken, mehr und mehr aufgegeben und einfehen müITen, daß die Vorfehung eine Ver^»' änderung der ganzen Denkart und keinen Teil verfdimäht will. — Pole* mik tut not, aber ganz andere, die mit Blitzen vom Himmel, mit Donnern (dieidenheit, bloß für Willenlchaft
Wehen
der Begeifterung niederwirft, mit faditem die gefunden
Keime
eines göttlidien Geiftes
Mit foldiem Enthufiasmus vermodite Sdielling Hörer zu wirken, und zahlreidi find aus früher ZeugnilTe des tiefen Eindrud^es, den fein Vortrag ^ belebt!«
begeifternd audi auf feine
und
fpäter Zeit die
ganz
Sdielling las meift, aber
obaditer, die
fidi
ihn natürlidi anders, fo
z.
zöfifdie Gedienhaftigkeit
hodinäfig,
mit
frei
—
hervorgerufen hat. Übelwollende Be^
wohl
in ihrer Eitelkeit
felbft
kaltem,
verletzt fühlen,
B. Benjamin Conftant: bei
und
deutfdie Metaphyftik.
ftediendem,
unruhigem
Lädieln, harter Stimme, dabei wortkarg
.
,
,«
ihm mifdie fidi fran* »Ein kleiner Mann,
Blid^,
Der
fdiildern
geringfdiätzigem
geiftreidie
Liebhaber
der Stael hat wohl Sdielling audi nidit lehr gefallen. Sdielling
empfand
es als Erlöfung,
daß er 1806 nadi Mündien
als
Akademie gerufen wurde, als Würzburg an Ferdi^ Toskana kam. Damit verlor er allerdings die Möglidikeit der
Generalfekretär der
nand
v.
öffentlidien Lehrtätigkeit,
254
ftand aber dodi im Mittelpunkte des Intereües.
I
SAelling
So
z.
am
12.
»Es
ift
B. als er
Königs
hielt.
Hof und
in
Oktober 1807 mehrere
die Feftrede
Wodien
zum Namenstage
nadiher, verfidiert Karoline, bei
Rede gewefen,
der Stadt von nidits die
des
von
als
Sdiellings
Ärger der Stodd^aycrn rief man proteftantifdie und fremde Gelehrte nadi Mündien, fo Jacobi, Feuerbadi, Thierfdi -- auf letzteren wurde fogar ein Attentat verfudit. Sdielling war als halber Landsmann
Zum
Rede.«*
vor Nadiltellungen
fidier.
Die widitigße Bekanntfdiaft der erlten Mündiner Zeit ift die mit dem Theologen und Myltiker Franz Baader. Diefer »divinatorifdie Phyfiker, einer der herrlidilten Menfdien und Köpfe« nadi Karoline, der den Teufel
mandmial
leibhaftig
zu fehen glaubte, beftärkte Sdielling in feinen religions*
und führte ihn audi zu Jac. Böhme, den urfprüngRomantik entdeckt hatte. So kamen die äußeren
philofophifdien InterelTen ichon Tiedt für die
iidi
EinflüITe
Seit
dem
inneren Prozeß entgegen.
1804 nämlidi,
feit
der kleinen Sdirift »Philofophie und Religion«,
und Wiflenfdiaft endgültig hinter Ethik und Religion zurüd^. Zu der allgemeinen Wendung der Romantik zur Religion hatten Sdileiermadiers Reden den Anftoß gegeben, denen Novalis mit »Chriftenheit oder Europa € folgte.^ Efdienmayer, Sdiellings Anhänger, hatte in der Brofthüre »Die Philofophie in ihrem Übergang zur Niditphilofophie« 1803 die Frage nadi dem Verhältnis von Philofophie und Glauben aufgeworfen, die Sdielling felbft fidi fdion geftellt hatte. In der Sdirift von 1804 erklärt er nun deuilidi, daß das Hervorgehen des Endlidien aus dem Unendlidien nidit rational zu begreifen ift — es ift eine Tatfadie. Audi kann diefer traten Kunft
^^rgang
—
nidit ftetig gefdiehen,
fondern bedeutet einen Abfall
vom Ab*
Welt und Gott klafft ein Riß. Damit tritt das kon* templative Verhalten zur Welt zurüd das Ewige ift nur durdi das ideale Streben zu erreidien, die Kluft zwifdien Welt und Gott zu überbrühen. »Die große Abfidit des Univerfums und feiner Gefdiidite ift keine andere, als die vollendete Verföhnung und Wiederauf löfung in die Abfolutheit.« Rüddiehr aller Dinge in Gott ift jetzt der Sinn der Gefdiidite. Das Mittel für das Vcrfmken der Seele in Gott ift — in edit myftifdier Weife fdion — die Abicgung der Selbftheit. Das »Syßem der gefamten Philofophie und der Naturphilofophie insfoiuten
zwifdien
:
befondere«, 1804 für Vorlefungen gefdirieben, aber
erft
aus
laß ediert, vcrtrill in großen Partien nodi das Identitätsfyltem
nahm
ein älteres
Manufkript einfadi
in
Auf OottÜcb Sdiid hat Sdielling durdi Monatshefte 1911, Heft 9). '
'
F.
das neue hinein.
fic z.
dem Nadi-
—
Aber
Sdielling die
Ver-
B. fehr anregend gcwirltt
Vgl. meine Einleitung zu »Sdileiermadiert Werken«,
Auswahl
in
vier
Bänden,
Edurdt 1910-12. "-
255
SdielHng
legung des geiftigen Sdiwerpunktes im Syftem zeigt
Das
gelchehen war.
nidit
—
Ordnung
daß die bis jetzt
war im Transfzendentalen
Freiheitsproblem
IdeaHsmus erörtert worden
muß
darin,
fich
Probleme eine ausführlidie Diskuffion erfahren, was
ethifdien
damit Freiheit beliehen kann, hieß es dort,
und unveränderlidi ift, wie die Natur: das ilt die allgemeine Reditsverfaflung. Durdi diefes Gefetz muß die Freiheit garantiert und dem Zufall entriflen werden, fonft bleibt fie eine parafitifdie Pflanze und wird nur gleidi einer verbotenen Frudit genoflen. Eine Ergänzung diefer objektiven Ethik bringt das Sy= ftern von 1804, indem hier dargeftellt wird, worin die Freiheit in der fub* jektiven Sphäre befteht. Frei handele idi, wenn die Handlung notwendig eine neue
dem Wefen meiner
aus
erriditet
Seele
»Der Menfdi
im Menfdien.
das aus Gott ftammt,
ift
folgt,-
ift
frei,
werden, die
er fagt:
»Ohne
Wefen
aber das Göttlidie
ift
nidit für fid\ felbft frei/
wie nur
Gegenfatz zu Kants Rigorismus
wenn
diefes
fo offen
ein gleidies fidi
ftellt
nur das Handehi,
Wiflen wahr
Sdielling ebenfo
die Sittlidikeit unmittelbar als Seligkeit
wie
ift.«
In
Sdiiller,
zu genießen,
wäre der Menfdi nur aus kneditifdier Unterwerfung unter das Gefetz moralifdi, ohne Liebe, Luft und Sdiönheit«. Wir follen Gott in uns be* adäquaten Ideen, den Springpunkt der Identität
leben, diefen Quell der
von
und Notwendigkeit. »Denn, weldiem jener Punkt aufgegeht audi das Glück und die wahre Ruhe auf/ ihm wölbt fidi
Freiheit
gangen
ift,
Himmel
der
dem
als
das verklärte Bild der Totalität, oder wie der Polftern
ihm die ewige Identität Stürme und Abwedislungen des Lebens. Der religiöfe Zug diefer Ethik zeigt fidi dann gleidi wieder in der Anfdiauung, daß nidit eigentlidi wir handeln, fondern eine göttlidie Notwendigkeit Sdiiffer durdi die grundlofe Tiefe, fo leuditet
jenes Punktes durdi alle
in uns.
In den »philofophifdien Unterfudiungen über das
Wefen
der menfdi*
1809 und in den Stuttgarter Privatvorlefungen 1810 hat Sdielling den neuen Standpunkt vollkommen ausgeführt. Er ift bezeidinet lidien Freiheit«
durdi die
FalFung des Gottesbegriffes
theiftifdie
durdi die wieder aufgenommene Philofophie der den, Entwidilung)
und durdi den
Irrationalismus.
für Gott
notwendig
—
hatten diefe Lehre fdion vertreten. hat
fidi
fdien
Sdielling für
in
idi
Von
entfernt.
ift
Menfdien
Wer* ift
es
midi hier wohl kurz
der äfthetifdien Weltanfdiauung
Idi halte diefe Stufe der Sdielling* fie
bereits mehrfadi dargeftellt,^
falTen.
Vgl, »SdielHngs geiftige Wandlungen«, Hinauf
Wickelung des Gottesbegriffes bei Sdielling« (Zeitfdir.
256
Dem
der
Lehre für fehr bedeutfam und habe
daher kann ^
immer
Perfönlidikeit),
Welt mitzuwirken, der Menfdi Meifter Ed^ehart und die Theologia deutfdi
aufgegeben, zur Offenbarung Gottes ift
ift
Bewegung
zum
f.
Idealismus und
Philofophie 1908).
»Die Ent^
Sdielling
»Gott
Daher
Gott der Toten, fondern der Lebendigen.«
iß nidit ein
gibt CS kein totes Ruhen der Dinge
Wer*
Gott, fondern der Begriff des
in
dens ift der einzige der Natur der Dinge angemelTene. In Gott können fic aber nidit werden, denn fie find toto genere von ihm verfdiieden, fo gehen fie aus dem hervor, was in Gott nicht er felbft ift, dies ift der Grund
»Wollen wir uns
feiner Exiltenz.
fo
können wir fagen
fidi
:
es
fei
Gott
felbß zu gebären.«
diefes
Wefen
menfdilidi näher bringen,
ewige Eine empfindet,
die Sehnfudit, die das felbft
ift
eigentlidi
nur Wille.
»Es
gibt in
Daß dem unbewußt
der letzten und hödiften Inftanz gar kein anderes Sein als Wollen.«
etwas wirklidi tcn Willen,
am Denken,
exiftiert, liegt nidit
dem Willen
in
dem
fondern an
»Diefes
Willen.
ift
an den Dingen die
unvergeßlidie Bafis der Realität, der nie aufgehende Reft, das,
was
fidi
mit der größten Anftrengung nidit in Verftand auflöfen läßt«.
Als
die
bedeutfamen Unterfudiungen eben beendet waren, da traf
Sdielling der
fdiwerfte
—
Sdilag
September 1809 auf einer Reife [(hüttert
—
in
Karoline wurde ihm plötzlidi
Pauline Gotter verband ihn eine eine neue Liebe erblühte.
Diditer befreundet,
und lebhaften Geißes. kurzem
war
aufs
am
7.
er^
tieffte
ergreifenden Briefen hat er feinen Sdimerz bekundet, die
Freunde, namentlidi die Familie Gotter,
dem
Schelling
entrilTen.
nahm
immer
aufriAtigften Anteil.
Mit
innigere Freundfdiaft, aus der
Diefe Toditer von Goethes Freunde, felbft mit war 14 Jahre jünger als Sdielling, hodigebildet Pfingften 1812 kam es zur Verlobung, der in
die Hodizeit folgte.
Bei allem
do
auf die Brautfdiau zu nehmen, fundheit, aber durdiaus frei
»Sie
von
ift
warmen Gefühl hatte Sdielling es Marcus als ärztlidien Berater mit zart und von leidit ftörbarer Ge*
allen weiblidien Kränklidikeiten, hat ge*
funde Säfte, gute Farbe und eine unauslöfdilidie, durdi nidits zu ftörende Heiterkeit«, fo beriditet er an feinen
durdiaus glüddidie,
wenn audi
Bruder Karl.
Die Ehe wurde eine
Pauline die geiftige Gemeinfdiaft mit ihrem
Gatten
nidit aufredit erhalten konnte, wie Karoline fie gehabt. 3 Söhne und 3 Töditer füllten das Haus, die mit inniger Liebe und Verehrung zu dam Vater aufblidten. Sdielling lebte in herzlidier Teilnahme an allen licblidien Kleinigkeiten
des täglidien Lebens ganz mit feiner Familie
rührend zart klingt ein Brief
Sohnes an
feine
er harmlos,
und ebenfo
Brief
1854
iß
an
z. B.,
Sdiwicgermutter
fie
freute er
den er nadi der Geburt riditete.^
fidi
fpäter
Mit
feinen
Kindern
an feinen Enkeln
^
feines älteßen
—
fdierzte
fein letzter
geriditet.
.... Kod)
unveröffentlidit.
257
SdieIHng
Als das neue Heim nodi
gegründet war, begann fdion wieder
nidit
1811 veröffentlidite Jacobi feine »Sdirift von den
der Kampf.
göttlidien
und ihn des Atheismus zieh. Darauf entgegnete Sdielling in feinem »Denkmal der Sdirift von den göttlidien Dingen« mit »göttlidier Grobheit«,- Jacobis Angriff war audi durdiaus nidit offen und ehrlidi erfolgt, Sdiellings Worte wurden ungenau ange= führt, die Freiheitslehre wurde nidit genannt. Der Streit zwifdien dem alten, verdienten, aber etwas redfelig gewordenen Herrn und dem leidit, Dingen«,
der er Sdielling angriff,
in
Jüngeren
allzuleidit gereizten felbltbewußten
ift
nidit fehr erfreulidi,
abge^
von Witz und
Ironie
fehen davon, daß Sdiellings Sdirift ein Meifterwerk
»wie eine Bombe«
ift.
Sie
An
diefen raffelnden
mayer ihn,
fiel
der »Zeitfdirift
in
wie K. Fifdier
Stadt und madite großes Auffehen. ein kleines Sdiarmützel mit
fidi
von Deutfdien
für Deutfdie«
—
Efdien^
Sdielling wollte
Naditifdi verzehren, nadidem er mit Jacobi
fagt, als
die große Mahlzeit gehalten.
Werk
in die
Kampf fdiloß
So ging
die Zeit '-
und
kein großes neues
entftand.
Seit Karolinens
Tod
hat Sdielling
»über die Gottheiten von Samothrake«) kein Budi mehr erfdieinen er konnte
fidi
nidit entfdiließen, die
ihm unendlidi fdiwierig und widitig
erfdieinende Theofophie herauszugeben, er genügte die
Stimmung des Publikums ihm gegenüber war
voll
wie
—
einft
^
—
und
fo
mehr
fo
—
Vortrages befonders fdiwer
fidi
fität
Sein
drängte
Kommen
fidi in
wo
und
Er
feine Vorträge.
Sein großer Erfolg befriedigte
fo verlebte er
las
Männer wie Pudita und
Unter feinen Platen,
von
Sdiellings
Pudita widmete fpäter
fein
Vorträgen und
Vgl, den unten zitierten Brief an
begeifterten
delTen
Hermann
v. Sdielling.
Ver*
Verhältnis
zu
Platens eindrud^s^
feine Sonette find be*
Gedidit »Zeiten und Dinge«
ehrten Meifter:
258
die
in
Philofophie der
Heben ruhige Jahre, die nur von einer gefährlidien Er-
volle Sdiilderungen
^
dem Katheder
vor allem Einleitung
Sdielling jetzt R. SdilöfTer eingehend behandelt hat.
kannt.
Wirkfamkeit zu er*
er auf
Mythound den Denker, Freunde umgaben ihn,
krankung Paulinens unterbrodien wurden. ehrern waren
Mytho^
erregte größtes Auffehen, faft die ganze Univer*
Philofophie, Geldiidite der neuern Philofophie logie.
der
Mangel des Katheder*
die öfFentlidie
möglidien, ging Sdielling 1820 nadi Erlangen, gaftierte.
»Die
Sdirift
es erfdiien nidits.
Bei diefer ftodenden Produktion empfand er den
^ um
innerlidi
die Altersphilofophie
ift
dem Nadilaß erfdiienen, 1812 kündigte er eine Weltalter an, dann Anfang der 20er Jahre die Philofophie 1826 im Meßkatalog ftand
erwartungs-
an der ihm
aus
logie, die
Audi
fidi felbft nidit.
nidit
es fehlte Sdielling audi lange Jahre
notwendigen öfFendidien Lehrtätigkeit erft
lafFen/
dem
ver^
SdielHng
»Dir danke
Aus
deines
mir lebt und flammt.
in
Hauptes Glorie geftammt.
meine Bruft
In
was
ich,
editen Glut begeiftert helle Funken,-
Der
find
fie
hineingefunken.«
Trotz allem aber wurde Sdielling thcdcr
—
CS fehlte die Pflidit, er
nidit redit heimifch
kam
fidi
vor wie
auf diem
einer, der fidi
Ka*
produ*
und etwa ein Konzert gibt. Als König Ludwig auf den Thron kam, wurde fofort die Univerfität von Landshut nadi Mündien verlegt und durdi Berufungen bedeutender Geifter reftauriert: Oken, Sdiubert, Pudita, DöIIinger, J. Stahl, Görres kamen und wirkten neben Baader und Thicrlch. Sdielling wurde — trotz der feindlidien Gegenarbeit von Salat — Generalkon fervator der wilTenfdiaftlidien Sammlungen und Vor* zieren will
ftand der
Da
Akademie.
neue Sdiulordnung mit zu beraten
er audi die
ausgedehnte öffentlidie Wirkfamkeit hinein. Als Leiter
kam er in Akademie hatte er zweimal im Jahre in ihr die Rede zu halten: 21 foldier Reden (tehen in den Sämtlidien Werken. Er gedachte dabei Sdileier* madiers und Platens bei ihrem Tode, er fpradi tief ergreifende Worte nadi Goethes Tod (Beilage zur Mündiner Allg. Zeitung, 4. April), er hob die Bcdeutfamkeit von Faradays Entdeckungen hervor. Seine Vorlefungen, hatte,
der
zu denen er gelegentlich unter Vorantritt zweier Pedelle mit Armleuditern crfchien (Hebbel),
wurden wieder überlaufen,
auf die Studenten, der
am
Anfpradie
29.
fidi
Dezember 1853
des Klerikalismus revoltierten, zur
kämpfte er der
—
wie fchon früher
die Studierenden, die unter
dem Druck
Ruhe
—
nadi Hegels
gewann großen Einfluß wirkfamen
veranlaßte.
Vom
Katheder herab
gegen den Jugendfreund Hegel, der
Vorrede zur Phänomenologie
S
er
als er in einer äußerft
bewährte,
feine
Tod
Selbftändigkeit
feine
Polemik
in
betont
der Vorrede zu
Victor Coufins Sdirift über franzöfifche und deutfche Philofophie. hielt hierbei,
wie auch
in
in
hatte.
Er
anderen Fällen, Perfönliches und Sachliches nicht
auseinander und äußerte oft den Verdacht, Hegel und feine Sdiüler hätten
ihm
feine Ideen
Punkte
ift
unrechtmäßig geltohlen. Schellings Empfindlichkeit
in
diefem
allzugroß.
Trotzdem König Ludwig den Philofophen dauernd auszeichnete und ihm 1835 den philofophifchen Unterricht beim Kronprinzen Maximilian
immer weniger wohl in München, ftrengklerikale Strömung unter Abel immer mehr durchdrang. Der preußifche Kronprinz, von Bunfen und A. v. Humboldt übertrug, fühlte
da
fich
die reaktionäre
Schelling allmählich
und
unterftutzt, plante nach Hegels
Berlin <1834>
Hexenfuppe«,
Thron
k
Tode
fchon eine
Berufung Schellings nach
— an Altenftcins ablehnendem Beridit, einer »fhakefpearefdien
beltieg,
fdieiterte
wurde
der Verfudi.
Aber als Friedridi Wilhelm IV. den aufgenommen und nach längeren
die Sache fofort
259
SdicIUng
Verhandlungen <Max Lenz hat tätsgefdiichte ften
fie
jetzt
aus den Akten dargeftellt)
im
3.
kam
Bande der
Bedingungen nadi Berlin ,
Er
Hegelianismus« auszurotten.
war
fdiädigung),
erhielt
8000
um
»die Dradienfaat des
TIr.
von allen amtlidien Verpfliditungen
Kultusminifterium untergeben.
Nadidem
Berliner Univerfi*
Sdielling unter den ehrenvoll^
frei
Reifeent^
und nur dem
nodi Kronprinz Maximilian
in
einem herzlidien Sdireiben aus Athen feinen innig verehrten Lehrer gebeten hatte, dodi zu bleiben, wurde Sdielling in entgegenkommendfter Weife an
davon begrüßte Friedridi WiU heim IV, den Philofophen am 3L Oktober 1842: »Idi teile nidit Ihre Be^
Auf
Preußen abgetreten. forgnis über
die Nadiridit
den Erfolg der Dienfte, zu weldien
wirkt
und
berufen habe,
Idi Sie
fondern vertraue der lebendigen Kraft des Geiftes, der
und aus Ihnen
in
wie Sie vertrauen mögen Meinem von
fdiafFt,
allen
Erfolgen
unabhängigen Wohlwollen.«
Mit größter Spannung erwartete man den greifen Philofophen, die fidi in eifrigem Für und Wider. Bei dem FeftelTen im Odeum warf er den Hegelianern den Fehdehandfdiuh hin, in der erßen Zeitungen erhitzten
Vorlefung auf:
»Weil
Glüd^ und
am
November 1841
15.
Wohl
Deutfdilands in
pfunden, darum bin fdiaft.«
Jedes
idi hier
:
in
in feiner
Jugend
Weh
und Leid wie alles meinem Herzen getragen und mitem« idi
alles
denn das Heil der Deutfdien
Wort von ihm
Fackelzug gefprodien oder
wie
trat er kraftvoll
Deutfdier bin, weil
idi ein
erregte Auffehen,
der Vorlefung
war
ift
es als
in
der Willen*
Dank
für einen
— und fo erlebte hier Sdielling
nodi einmal eine Glanzperiode feines Wirkens.
Was
nun fo Gewaltiges der Welt zu fagen? Er fpradi von etwas Überwältigendem, davon wie das die ganze Zeit in Revolution bringen mußte. Wir wollen die neue Lehre, die in der erßen Mündiener hatte er denn
in Bildung begriffen war, in einem Zuge vorführen, trotzdem Wandlungen ftattgefunden haben. In dem fdiönen Gefprädi »Clara, oder Zufammenhang der Natur mit der Geifterwelt«, das wohl fdion gleidi nadi Karolinens Tode begonnen wurde, dann in dem erften und einzigen Budie der »Weltalter« <1861 aus dem Nadilaß erfdiienen) und
Zeit fdion
audi hier
ihrer Beilage,
den »Gottheiten von Samothrake« 1815
ftellte
Sdielling feine
Die Vorlefungen über den »philofophifdien Em* pirismus« enthalten eigentlidi die klarfte Darlegung der Grundfätze,- die weitfdi'weifige Philofophie der Mythologie und Offenbarung, feines fpäte* ren Lebens Hodigewinn, führt die Prinzipien an dem Stoffe der Religions* entwid^lung durdi. In diefen letzten Werken, vor deren Vollendung der Tod dem 79jährigen Greife die Feder aus der Hand nahm, an denen er neue Philofophie
260
dar.
r
SAcIIing
unabläflig weit über ein MenlHienalter gearbeitet hatte, findet Heb eine
Unmenge
phantaftilcber Ideen, die
—
emporranken
Stoffe
als fie cndlidi,
Bcgdlterung weckten, in
an dem
fidi
aufgenommenen
unkritifdi
Werke
das madit es begreiflidi, daß diefe
den 60er Jahren ans Lidit
traten.
keine
von des treuen Sohnes Hand ediert, Die Zeit hatte den Sinn dafür ver^
Unbekümmert um die neu aufblühenden hiitorÜchen Geifteswillen^ war Sdielling feinen Weg gegangen, unfähig den Geilt des Neuen aufeunehmen und fidi ihm anzupalTen. Ein anonymer Artikel der »Gren2> boten« vom Jahre 1843, der Sdielling und Goethe vergleidit, fdiildert trefflidi die Wandlung: »Tritt Sdielling endlidi, nadi dreißigjährigem Be* loren.
(chaften
denken, an das Tageslidit, fo fdieint ein ganzer Zeitraum unterdeflen in
ihm abgerollt zu
er denkt eine andere Gedankenweife,- er redet eine
fein,-
andere Spradie, die Spradie des Geiftes, der den
Tun und Treiben Folgen
mehr
der
die
Mund
der Spätergekommenen zu züditigen.
Abgefdiiedenheit
langen
Saiten
anfdilagen, er
Zeitalters einftimmte,-
in
nidit
reten, voll weifen Tieffinns, aber
um
das
er
den
(oll
er
kann
entgehen,-
weldie vor 40 Jahren
(endet uns priefterlidie
auftut,
Dodi
Worte
nidit
das Herz des eines
Anadio^
ohne Gegenwart, ohne Anklang und
Eröiütterung.«
Audi für den heutigen Hiftoriker find die 4 did^en Bände der von Sdiellings fämtlidien Werken eine ziemlidi harte Nuß
IL
Ab*
-^ aber
teilung
das Verftändnis wird wefentlidi durdi die anderen genannten Sdiriften erleiditert.
als
Wenn man
Grundlage der
phyfik, die mit der fidi
man
Meta* Hartmanns große Ähnlidikeit hat^ und über die wohl reden läßt. Nur täufdit fidi Sdielling darin,
E.
v.
er diefe Reiigionsmetaphyfik als ftrenge, wilfenfdiaftlidie Philofophie
auffaßt. Tatfädilidi
denn über fidi
fo findet
pofitiven Philofophie eine großzügige, kosmJfdie
heute nodi fehr
wenn
den Kern von der Sdiale trennt,
diefe letzten
Sdielling
fo fehr,
ift fie
ein myftifdi-poetifdier
Dinge
läßt fidi
Abfdiluß eines Weltbildes,
immer nur
am Ende feines Lebens dem pofitiven
daß er
in
fymbolifdi reden.
Wenn
Chriftentum fehr näherte,
feinem »Teftament«
einem kathol. Geiftlidien jahte, fo
mitgeteilt) fämtlidie orthodoxe Glaubensartikel be* wird das Befremdende diefer Tatfadie gemildert, wenn man etwa
an Rembrandt an Dürer, Badi, an Goethe oder an R. Wagner denkt, bei denen fidi der letzte und hödilte Gedanke der Menfdiheit, der Er*
I^^B&Tungsgedanke, audi wie von felbft in I^^B Als Ganzes bctraditet ift die pofitive
die dirifdidie
Symbolik
Philofophie der
kleidete.
letzte, faft
über*
1^...............
|^^Bnen(cfilidie Auficliwung einer großen Seele, die
Vgl. mein Budj: »E.
v.
rein
gegebene Welttatfadie
liartmann« ,
261
Sdiefling
Faktum aufzuheben — wenn das gelingt, dann ift der Menfdi intellektuell von der Welt »erlöft«, denn er verfteht ihre Notwendigkeit und kann fie nidit mehr als Drud^ empfinden. Daß Sdielling fidi über das als
bloßes
Mißlingen diefes Verfudies, der ja dodi wieder ein Rationalifieren des Irrationalen
am Ende
audi
ift,
wieder: wie
jetzt
ift
in die Gottheit hinein,
täufdite, darin liegt die
Das
alte
Warum
Problem
ift fie
—
er (chiebt
Weltfdiöpfung
er fdiiebt die eigentlidi
fie
bens
nur
nidit
nodi hinter die Gottheit
—
und
muß
fo
dodi dabei bleiben,
Sdielling fdiließlidi
anzu^
die Weltentftehung als Urzufall oder als freien Entfdiluß Gottes
was
es
ändert aber nidits an der rationalen Unbegreiflidikeit des
Weltanfanges fehen,
ilt
überhaupt?
immer weitere Zurüd^lchiebung des Urfprungs
madien
diefen begreiflidier zu
Das
Entwid^lung
Unergreiflidien.
die Endlidikeit entftanden?
Sdielling verludit, durdi
zurüdi!
feiner
dem
Tragik diefes Ringens mit
auf dasfelbe herauskommt und ein Gegenftand des Glau^
ja
bleibt.
Der von Jugend an
erfaßte
Entwidlungsgedanke
Durdi ihn
philofophie feine volllte Ausgeltaltung.
Einheit und Vielheit feftzuhalten und hier
Wie
in
der Myftik führt audi bei ihm der
Welt zur neuen,
durdi die
fudit Sdielling
wieder
der Allheit zu vereinen.
in
Weg
—
erfüllten Einheit
findet in der Alters^
Gottes von
dem Einen
der deus implicitus ent^
dem Vater entfteht der Sohn. Aber wie kam es, daß die vor der Welt in der »Vergangenheit« ruhende Ein^ heit diefe Welt der Mannigfaltigkeit aus fidi entließ? In dem Wefen faltet
in
fidi
der Welt, aus
—
fo fdiließt Sdielling nadi der Gottes ift eine Zwiefpältigkeit gefetzt Analogie des Menfdien,- ein ewiger Widerftreit zweier Kräfte, zweier
Willen
herrfdit in
ihm, des Willens zur Selbftheit
des Willens zur Hingebung
Quell
alles
Lebens:
gehen,- Widerfprudi
Widerfprudi Wefentlidie
in ift,
des
ift
muß
Lebens Triebwerk und
daß
er
der
Den
Innerftes«. Begriffen,-
Ideellen allein
ift
die
Annahme
das
Welt
nidit
zu begreifen!
gemadit: er endlidi bringe
neue Epodie, indem er ein Realprinzip neben das Idealprinzip
Das »Daß«
ift
im Gegenfatz zu dem früheren Intellektualismus
dem
Alle bisherige Philofophie habe diefe die
Diefer Widerfprudi
durdis Feuer des Widerfprudis
Gott befdireibt Sdielling mit verfdiiedenen aus
jetzt ausführt:
»Alles Leben
ftelle.
der Dinge hat nodi keine Philofophie erklärt, Sdielling ver^
indem er der Idee den Willen entgegenfetzt, der die wirklidie Exiftenz der Dinge erft begründet. Daher nennt er feine Weltan^ fudit es,
fdiauung »pofitive« Philofophie
das
Sdielling
fie
ergänzt feine frühere negative, die
und Wie der Welt dargeftellt lebende Drang zum Realen findet
Reditfertigung
262
^
Was
:
nidit nur,
daß er
in
hat.
Der von Anfang an
in
hier feine größte metaphyfifdie
der Erkenntnistheorie einen trans-
ScficIHng
fzcndcntalcn Realismus erftrcbt, er begründet das Reale durdi ein inner-
»Urdrang zum Sein«, ein dunkler reißt fidi von der Idee los, damit Trieb Welt und das menfdilidie mannigfaltige ift Gott zerrilTen, es entfteht die Bewußtfein, das in Mythen und Sagen die Erinnerung an den trans* fzcndenten Sündenfall bewahrt. So ift audi hier nodi der Menfdi der dgentlidie Sdiöpfer der Endlidikeit, wie bei Fidite: aber wie anders ift Diefer Wille
göttlidies Prinzip.
—
ift
ein
Er
wir hören Sdiopenhauer.
der Sinn der Behauptung
jetzt!
Nadi dem Abfall der Endlidikeit verläßt Gott aber nidit die Welt, fondcm er wirkt in ihr als Trieb, der fie der endlidien Erlöfung in das Eine entgegen führt. Der Wille der Egoität und der göttlidie Wille ringen miteinander, (tufenweife wird das felbftifdie Prinzip überwunden -- aber immer wieder kann es fidi befreien und die Entwid^lung zur Gottfcligkeit aufhalten. So fieht Sdielling in der Welt einen alldurdi* dringenden Kampf -' audi bei ihm ift der Krieg König und Vater aller Dinge. Abftrahiert man von dem phantaftilchen Rfiolaftifdien Beiwerk, fo erhält
man
aus Sdiellings Sdiriften ein eindrucksvolles Bild des großen
Wcltcndramas.
bd Herder
Sdiellings
Spradie hat an vielen Stellen ihre Jugend*
und Anlchaulidikeit behalten, und
Frifdie
lidie
—
fo
entfdiädigen
—
wie
glänzende Stellen wirklidien Tieffinnes für fo mandie
oft
Wöftcnd. Die Entwid^lung innerhalb der Welt wird bei Sdielling giöfen KuJturphilofophie gefdiildert.
Kunft
als
Wege
Zwar werden
in einer reli*
audi Wiflenfdiaft und
zu Gott hin nodi gewertet, aber das Hauptgewidit
er auf die Rcligionsentwiddung.
Nur
legt
durdi den Menfdien kann die Gott*
und ihre Ruhe finden, daher ift der Gottheit fo unendlidi viel am Mcnichcn gelegen, daß fie in dauernder Beziehung zu ihm bleibt. heit ihr Ziel
»Gott kann von dem Menfdien
Band der
Die Kulturgefdiidire wird Bewußtfeins gefdirieben: find nidit
nidit
lalfen,
denn der Menfdi
ift
das
göttlidien Einheit«.
religiöfen
fidi
entwid^elnden Menfdiengeiftes, fondern
Stufen der göttlidien Entwid^lung, findTheogonien. In fort*
(chrdtender Potenzierung ftrebt Gott
dem Ende
wirkt Gott in fdner natürlidien Potenz,
So
als Perfönlidikeit.
Gottesentwiddung, der Menfch
Phänomenologie des
Die Mythologien und Offenbarungsreligionen
nur Sdiöpfungen des
find objd(tivc
als objektive
zum
in
zu, in den
Mythologien
den Offenbarungsreligionen
durdiläuft das religiöfe Bewußtfein die Stufen der
bis es
im Chriftentum die
Höhe
erreidit.
Selbftbcwußtfein und Gottcsbewußtfein
:
Jetzt
kommt
er erkennt in
dem als
ftfiöpferifüicn Urgrund Gott* Vater, der fidi in der endlidien Welt Gott-Sohn offenbart, der als Liebe wirkt, und am Ende der Ent*
widtlung
fteht
Gott-Geift, als Ziel des ProzelTes, als erfüllte Einheit. Ein
263
SAefling
neuer Abfall von Gott
—
nadi diefem Prozeffe unmöglich
ift
damit
(teilt
Hartmann in Gegenfatz. Einen Leidensweg hat der Sohn in der Welt zu wandeln — Sdiellings früherer Optimismus ilt zum Peffimismus geworden. »Es ift ein Sdimer^ auf feinem Hindurdigehen durdi die Natur zensweg, den jenes Wefen zurücklegt, davon zeugt der Zug der Schmerzes, der auf dem Antlitz der zu E.
Sdielling
fidi
v.
.
.
.
ganzen Natur, auf dem Angefleht der Tiere
Schmerz
liegt.
etwas All*
iß
gemeines und Notwendiges im Leben, der unvermeidliche Durchgangspunkt zur Freiheit
.
.
.
Wir werden
wie es die Entwicklung mit
fich
uns
nicht fcheuen,
bringt,
auch das Urwefen, fo
im leidenden Zuftand
darzuftellen.
Anfehung des Menfchen, auch in An* fehung des Schöpfers der Weg zur Herrlichkeit. Ein jedes Wefen muß feine eigene Tiefe kennen lernen,- dies ift ohne Leiden unmöglich.« Aber Schelling ergänzt — wie Hartmann ^ diefen Peffimismus durch einen evo* lutionißifchen Optimismus »Was find diefe Leiden gegen die Seligkeit, mit welcher der große Urheber des Lebens das ihm Entfremdete zu fich zurück* Leiden
ilt
allgemein nicht nur in
:
bringt,
zu überfchütten die Abficht hat.«
Auf diefem Fundament erhebt
fich
großzügiger Metaphyfik und Kulturphilofophie
das Labyrinth der Schellingfchen Gnofis,
Scholaftik
wirr vereint
dem
mit
find.
fich
Die
in
der Myftik und
nahe ftehen) zu undurchdringlichem Ge*
Einflüfle Creuzers
begegnen denen von Ariftoteles,
Schelling in Berlin viel befchäftigte.
Wir können
diefe
aus Schellings Entwicklung begreifen und aufklären, aber nicht
Kürze
hier behandeln.
Gewirkt hat Schelling
z.
B. auf
Max
Dinge
in diefer
Müller damit.
Grundproblem bis in die letzten Konfecjuenzen ver* von Einheit und Vielheit in der Allheit, in der Dreieinigkeit, in der Aufhebung von Vater und Sohn im heiligen Geift, fchien ihm die Weltentwicklung begriffen. Realismus und Idealismus kamen in den Prinzipien Wille und Idee zu ihrem Recht. Aber die Welttatfache ^ bleibt Tatfache, trotz aller Weltenftehungskonltruktion. Anerkennen Schelling hat fein
In der Synthefe
folgt.
müflen wir
Aus
empfand treibt
—
aber ihre Notwendigkeit zu erkennen
Schelling ihn
—
fchrieb er
fich
fophie.
warum
ift
nicht nichts?«
feit
uns verfagt.
ift
Karolinens
Tod
das Wort: »Gerade Er, der Menfch,
mich zur letzten verzweiflungsvollen Frage:
etwas,
von
fie
diefem Gefühl für den Schmerz des Dafeins --
Um
Warum
ift
überhaupt
die erdrückende Laft diefer
Frage
abzuwälzen, fchuf Schelling feine Religionsphilofophie, feine Theo* Wahrlich, ein großes Ziel!
Daß
wer will es Glaube an die Macht des
er es nicht erreicht,
ihm verdenken? Es war der unerfchütterliche Menfchengeiftes, von Jugend an in Schelling lebendig, der ihm die wiflen* fchaftliche Unlösbarkeit der Urfrage verdeckte. In der Kunft findet der Menfch für kurze Zeiten Erlöfung, in der Liebe und in der Religion nur
264
SdhelUng
die
dauernde Erhebung
l\d\
hat audi Sdielling
Sdielling
hatte
der Endlidikeit über die Endlidikeit.^ Tatfädi-
in
darin gefunden!
fie
etwas zu fagen
alfo
Ohr
mehr,
man
zu
Um 1800 war die befeelt — jetzt erlahmte
hatte das
nidit,
um
flieg
man
man
verftand ihn nidit
Beiwerk das Wefentlidie
von Enthufiasmus für das und Dunkelheit
bei der Sdiwierigkeit
fie
Nadi
der Sdiellingfchen Orakelfprüdie. durdi die Fenlter
aber
hinter allem
Hörerfdiaft
erfaflen.
Neue
—
—
hinein
der anfänglidien ÜberfuIIung
flaute der Befudi der
—
Vorlefungen
ab/ die beßen der neuen Generation, ein Jac. Burdchardt etwa, liefen ent*
aus den Vorträgen davon.
taulcfit
Im Sommer 1844 hatten fidi nodi So fah ihn diefes Se*
70 Hörer gemeldet, im Winter 1844/45 nur 29.
Mal auf dem Katheder — Sdielling bradi feine Vorlefungen ab, wozu er nadi den Abmadiungen das Redit hatte. Das Ausbleiben der Hörer lag nidit zum wenigßen an der eifrigen meßer das
letzte
Gegenarbeit der Hegelianer und anderer Feinde. Zunädift impofantes Auftreten, unterftützt von in
Bann. Sdielling fühlte
fidi
hielt fie Sdiellings
dem Wohlwollen
der Regierung,
bald heimifdi in Berlin, und feine
Wohnung
wurde von den meißen hervorragenden Geißern be* fudit. Im perfönlidien Verkehr und auf dem Katheder blieb Sdielling der alte Sdiwabe: er fdiimpfte auf alles, was in Berlin exißierte, er konnte »unendiidi grob« fein . Der imponierende Löwenzug um den unter den Linden
Mund
—
auf Stielers Altersbilde fehr deutlidi
zur Wirkung.
Ichaulidi
l
Aber auf
Rotte mehrte
fidi.
—
bradite fein Inneres an*
Dauer ließen fidi die Gegner nidit Neben Männern, denen es wirklidi auf die
Wahrheit ankam, wie Midielet, Marheineke, Rofenkranz, Frauenßädt, ßanden niditswürdige Pamphletißen wie Kapp, Salat. Soldien Leuten
die
gegenüber konnte Sdielling ruhig fdiweigen.
Er konnte
Satanas und Erbfeind feiner Philofophie gegenüber hatte
—
fidi
wie
fo
mandier andere
—
Worte
Haß
mit
800 Seiten ßarken
Sdirift
»Die endlidi offen«
1843. Durdi
aus der Würzburger Zeit geßadielt, verfah er Sdiellings
Anmerkungen und widerlegenden Abhandlungen, wobei
den Gegner nadi der anfa/He.
dem
Diefer
von Sdiellings Vor* und veröffendidite jetzt
bar gewordene pofitive Philofophie der Offenbarung
den alten
Paulus.
Nadifdiriften
(efungen über Philofophie der Offenbarung beforgt ihren Hauptteil in der faß
das aber nidit
—
Mode
er
der Zeit nidit gerade mit Glagehandfdiuhen
Immerhin ßeht der Ton des Budies weit über dem Kappfdien
Madiwerk etwa. Aber
Sdielling fdiwieg nidit dazu, weil er einen
VfL dazu meinen »Grundriß IIB^Vg '
Raub
einer Philofophie des Sdiaffcns als Kulturphilofophie«
1911).
265
SAcIIing
dem Nadidrudk erblickte. Mit tiefer Empörung empfunden haben, daß feine religiöfe Weltanfdiauung, an der er mit foldier Hingebung gearbeitet und die feine ganze Seele erfüllte, in diefer Weife profaniert und öfPentiidi dem billigen Spott des urteilslofen Publikums preisgegeben wurde! Was follte er tun? Er fdilug einen Weg ein, der vielleidit nidit der wirkfamfte war, der aber den Zwed^ haben foIIte, geißigen Eigentumes in
muß
er es
den Gegner zude gradieren er verklagte ihn in Berlin auf Nadidruck, nadi^ ihn mit der Klage abgewiefen hatte. So behandelte er den :
dem Darmftadt
Angreifer nidit
—
und
Trotzdem bleibt
zweifellos.
dem
handel zwifchen
Mit
klagten bietet.
faft
als einen,
der das
ein moralifdies Redit hatte Sdielling
es ein unerfreulidier Anblick,
70jährigen Kläger und
dem
den
Riciiter
dazu
diefer Rechts*
Ange^ Stimmung von Paulus
82jährigen
Hilfe der Regierung fudite Schelling für
zu machen, Publikum und
—
Gegner, fondern
als wiflenfdiaftlidien
Gefetz vertletzt hatte
fich
aber traten auf die Seite
nach zwei Jahren wurde diefer freigefprodien, weil er
—
wie er
felbft
fdhon in der »Vorläufigen Appellation an das wahrheitswollende Publikum« erklärt hatte -^
den Text Sdiellings mit viermal Schellings
durchfetzt hatte.
Text
fo vielen
Bemerkungen
blieb es aber trotzdem!^
Das Ende des ProzelTes fällt mit dem Ende der Vorlefungen zu* fammen ^ — es ift auch daraus verßändlicb, daß Sdielling keine Luft ver* fpürte, in feinem Alter fich weiter derartigen abläffig
Attacken auszufetzen.
Un*
an der Vollendung feiner Lehre arbeitend, die eine uneinnehm*
follte, zog er fich in fein Heim zu* Freunden und feiner Familie lebend. Die innige Verehrung des Kronprinzen und Königs Maximilians II. von Bayern verklärte feine fpäteren Jahre. Audi Metternich trat ihm im Sommer 1843 in Karlsbad
bare Burg für die Philofophie errichten rück, feinen
fehr freundlidi entgegen.
Die Stimmung
mögen 2 Briefftellen aus einem un* Sohn Hermann, den fpäteren Juftiz*
feiner letzten Jahre
edierten Sdireiben an den jüngften
minifter vom 14. Febr. 1853 veranfchaulichen »Die Vollendung meiner Arbeit verzögert fich, weil idi fo allein bin, und wenn Gott heute oder morgen mich abruft, fo bleibt alles in einem Zuftande :
der Verwirrung
und Unvollendung zurück, daß
als verloren
Idi bedürfte eines vertrauten Geiftes
idi alles
ift.
niederlegen könnte,
bringen vergönnt
Nie habe ^
idi fo
was mir
gar wenig an midi
Max
Lenz
und das Endziel meiner Arbeit. felbft gedadit, daß ich nicht Dich mir
beriditigen wird,
werde
idi
an anderer
Allerdings hat Sdielling fdion vor der Entfcheidung
mit Lefen aufzuhören, ausgefprodien.
266
vielleicht nicht
—' den Fortfehritt
Eine genaue Darftellung des Sacfiverhaltes nach Akten und Briefen,
Sdiilderung von ^
ift
Welt fo gut und Herzens, in das mehr aufs Papier zu
es für die
dem
die audi die
Stelle geben,
Minifter feinen Wunfdi,
r
SdielUng
zum
vorbehalten habe
auch
Du
Gehilfen und Teilnehmer meiner Arbeit, wobei
Ausgang
nicht gefehlt hätte!
ein erwünfchter
jetzt
noch Didi veranlaßte, auf
1—2
rend diefer Zeit mir beizuftehen?
daß
ich
der jetzigen Beftimmung Didi gefühlt
vielleicht glücklicher als in
und
.
Wie
Jahre Urlaub zu Idi bin,
.
.
Gott
und
Dich vollltändig entfchädigen könnte,
war' es, wenn idi nehmen und wäh^
Dank,
fei
fo geftellt,
fo lang dies dauerte,
an
Einkommen Dir nidits abgehen follte. Möglidi fogar, daß Dein fernerer Lebensgang dadurch eine andere. Dir mehr zufagende Wen^ düng nähme, wiewohl ich das nicht gerade wünfche, auch darum, weil unter Umftänden und in Zultänden wie die jetzigen, Männer Deines Sinnes und perfönlichem
Geißes dem Gemeinwefen höchft nötig Heil
gefthriebcn, jedoch
ganz unparteilich
in
und nach Umftänden zum
find
Überlege nun, was
und zur Rettung dienen können.
dem
Sinn, daß
Du
ich
Dir hier
Dich nicht
fragft,
was Du gern mir zu Gefallen tun möchteft, fondern was Du Dir felbft gemäß und für Dich erwünfcht halten kannft. Ein Vorfchlag oder Antrag ift es nicht, den ich Dir mache, es ift nur ein Gedanke, wie er einem Menfchen wohl in der Not kommt, wie mir auch ein anderer gekommen ift, da ich bemerkte, wie fehr es dem, was Ich habe mich fo früh ich fo für mich gefchrieben, häufig an Schwung fehlt. an öffendichen Vortrag gewöhnt, daß gefaßt find, als
Mühe
arbeite.
z.
B. fchon die Vorlefungen, die ich
Akademie der Wilfenfchaften fchreibe, belTer abwas ich für den Druck arbeite und meift mit weit mehr Dies hat mich auf den Gedanken gebracht, die Vollendung
den Vortrag
für
der
in
meiner Arbeit dadurch
leichter
und
fchneller
zu bewerkftelligen, daß
wieder anfange zu lefen und jede Vorlefung einzeln, gleich nachdem gehalten worden,
Druck erfcheinen
in
Winter, fondern den
Sommer
das Leben fo lange
friftet,
Einfall mache.
lalTe.
entgegen,
daß
ich
leicht
nächften
Leider gehen wir nicht möglich aber,
idi fie
dem
wenn mir Gott
Winter Gebrauch von dem
— «^
Hermann konnte dem Vater damals
nicht behilflich fein.
Durch die
vollßändige Freigabe des Nachlafies für die wilTenfchaftliche Bearbeitung hat er jetzt die erfchöpfende Würdigung feines Vaters erft möglich gemacht, nachdem Karl Friedrich Auguft, der ältere Bruder, mit treuer Hand die Werke ediert hatte. Vorlefungen zu halten, war es Schelling auch nicht mehr vergönnt. Mit Wehmut betrachten wir das unabläffige Ringen des Denkers um die Vollendung feiner Weltanfdiauung. Daß ihm die volle
Wirkung am Ende feines Lebens ab bei feinem Auftreten in Berlin dfunal fdnc hohe Stirn umftrahlte. *
Einen Brief
vom
21.
verfagt war, berührt
um
fo tragifcher,
der Glanz fiegender Geiftesmacht noch
Unendlidi fchwer
Mai 1843 an Hermann habe
idi in
muß
fein
machtvoller
»Werdandi« April 1909
vcröffcntlidit.
I
267
.
Sdieliing
von Jugend an den
Geilt, der
Einflufles gelitten haben,
Friedridi
Neigungen heraus von
tilchen
nidit leiften
Ruhm
konnte -— er
dem Sdiwinden
gekoftet, unter
Wilhelm IV. hat aus
Sdielling etwas erwartet,
follte einer gänzlidi
feinen
was
feines
roman«
der Denker
im Innern umgeftaiteten Zeit
zum geiftigen Führer werden. Das konnte er nidit — was ebenfoviel an dem Neuen um ihn herum, als an der Dunkelheit und unkritifdien Phan^^ Der neuen Zeit war
taßik feiner Religionsgefdiidite lag.
große Ideen zu tun, nilTe
—
und man
Wie
die
Umwelt
um
als
es weniger
um
ftand Sdielling nodi zu nahe,
ihn hiftorifdi zu fallen.
umgeßaltete, fo audi wiflenfdiaftlidi
politifdi fidi
Verltändigung zwifdien den Sdiöpfern des
Höhe
^
eine
Neuen und dem ehrwürdigen
Greis, der die ftrahlenden Sonnentage des Idealismus gefehen unerreidite
um
Exaktheit und Sidierheit der Einzelerkennt^
der Geifteskultur mit gefdiaffen hatte,
war
und
jene
nidit möglidi.
So wurde Sdielling von der Zeit vergelTen — faft unbemerkt ging er aus diefer Welt fort, der dodi zeitweife mit feinem Wort weit über fein Vater^ land hinausgedrungen war. nadi kurzem
Un wohlfein
begraben,- auf
Auf einer Reife nadi Pfäfers ftarb er plötzÜdi am 20. Auguft 1854 in Ragaz. Dort liegt er
dem Denkmal,
mit
dem
fein
dankbarer königlidier Sdiüler
Maximilian den Hügel fdimückte, Itehen die einfadien Worte:
»Dem
Denker Deutfdilands«. Wir aber wollen mit Ehrfurdit diefes großen Mannes gedenken, der ein e n f di war — und das heißt ein K ä m p fe r fe n erften
M
i
Literatur. SdiellingsSämtlidie
Werke
enthält die 14 bändige
Ausgabe
für einen ziemlidi beträditlidien Preis antiquarifdi zu haben
ift.
bei Cotta, die heute
Die <meilt abweidienden)
Erftdrucke find z.T. fehr feiten. Eine gründlidie Kenntnis Sdiellings vermittelt die 3 bändige
Auswahl von Otto Weiß
(Leipzig 1907), mit Geleitwort
hat in der Philofophifdien Bibliothek Bd. 104 die
ridites
O. Braun hat
die
Vorlefungen über die Methode Azs akad. UnterReden und Auffätze in »Sdielling
herausgegeben (Leipzig 1907>, und Briefe,
als Perfönlidikeit« (Leipzig
Leben«
(herausg. v.
haftigkeit u.
über Ge^»
der neueren Philofophie und über Darftellung des philofophifdien Empirismus
fdiidite
ediert.
von A. Drews. Letzterer
Mündiner Vorlefungen
—
Plitt,
u.
ift
—
Die Brieffammlung
die
Nadilaffes wird
v,
Troft
^
Romantik« erft
»Aus Sdiellings
trotz ihrer Unkorrektheit
heute nodi grundlegend/ der Briefwedifel
Sdielling (herausg.
»Goethe
1908) neu gedrudit. Leipzig 1869/70)
und Lüden*
von König Maximilian
II*
Bände der Goethe-Gefellfdiaft Die bevorftehende Herausgabe des
Leift, Stuttg. 1890), die
ergänzen
fie.
das abfdiließende Material vorlegen.
Von der großen Zahl der Arbeiten
über Sdielling hebe
idi
nur heraus -.KunoFifdiers
Werke und Lehre« (3. Aufl. Heidelberg 1902) ift das allgemein orien* tierende Grundbudi. Neben ihm ift zu nennen: E. v. Hartmann, Sdiellings philofoph, Syltem (Leipzigl897> u. A. Drews: Die deutfdie Spekulation feitKant (Leipzig 1890), Die beiden letzten Werke geben nurproblemgefdiiditlidieEntwidtelungen und find nidit frei von fubjektiver Ausdeutung, R. Hayne: Die romanifdie Sdiule, behandelt vor allem den jün* geren Sdielling, ebenfo E. F u di s Vom Werden dreier Denker (Tübingen u, Leipzig 1904). »Sdiellings Leben,
:
268
Arthur
Sdiopenhauer
ilt
dem Tode
geboren 1788, 18 Monate nadi
weldiem Kants Kritik Sein Vater war Patrizier
des großen Friedridi, in demfelben Jahre, in
der praktifdien Vernunft zuerft erfdiien.
und Kaufmann der damals freien Stadt Danzig, ein fefter, Ehrenmann nadi dem Typus des belferen Bürgertums des
ja
ftarrer
18. Jahr=
hunderts, an der Aufklärung gefdiult, ein Verehrer Voltaires,- die Mutter
war um 20
Seine Jugend wurde mehr durdi Reifen und Aufenthalt in frem»
den Landern
als
17jährige
Aber
und naiv
eitle
Der junge Sdiopenhauer war zum Kaufmann be*
Frau.
felbftfüditige
ftimmt.
der
und beweglidie,
Jahre jünger, eine geiftreidie
fdion
Gegen feinen Wunfdi mußte Hamburger Handelshaus eintreten.
durdi Büdier gebildet. Lehrling in
als
fpäter
ein Jahr
ein
der Vater durdi einen Unglüd^sfall,-
ftarb
für feine Hinterbliebenen
Toditer nadi
zu
felUchaft
Weimar und
falfen
frei.
über, felbft
Die
wo
Weg
Vermögen, und nun war der
CT hinterließ ein nidit unbeträditlidies
lebensluftige
Witwe
es ihr gelang feften
Goethe
in ihr
Haus zu
mit ihrer
fiedelte
Fuß
der Ge* Der Sohn Gotha und
in
ziehen.
gab nadi einem Jahr den verhaßten Beruf auf, bereitete fidi in Weimar auf das Studium vor und bezog im Herbft 1809 die Univerfität
Er
Görtingen. fidi
einem
und
lidic
wollte urfprünglidi Mediziner werden, aber bald ergab er
völlig freien
und
fehr vielfeitigen Studium,- er hörte gefdiidit^
naturwilfenfdiaftlidie Kollegien
Icheidenden Anftoß zur Vertiefung in die Philofophie gaben
lefungen von
G. E. Sdiulze .
Sdiopenhauer nadi Berlin über, hauptfädilidi lebte jcdodi eine Enttäufdiung:
Den
im weiteften Umfang. 1811
um
ihm
ent*
Vor*
die
der junge
fiedelte
Fidite zu hören,- er er*
die Wiffenfdiaftslehre ftieß ihn ab,
und
Dagegen folgte er von Fr. Aug. Wolf und Böd^h, wie
audi Sdileiermadier madite keinen Eindrud^ auf ihn. mit großem Eifer den Vorlefungen er
denn
fein
ganzes Leben hindurdi ein begeifterter Verehrer des
Altertums geblieben dabei zu Hülfe.
her
ftammte
Sommer
und
fpanifdic,
der Romantik, die eben damals in ihrer Blüte ftand.
denn audi die ganz
Literaturkenntnis, vielleidit
kam ihm
Sdiopenhauer lernte fieben Spradien und Literaturen
bcherriäien, außer den allgemein üblidien nodi die italienifdie die Lieblinge
klaffifdien
Sein außerordendidies Spraditalent
ift.
eine
ungewöhnlidie
Belefenheit,
die
unter
all
Vielfeitigkeit
feinen
Da* feiner
Zeitgenoflen
Im Goethe errcidit oder übertroffen wurde. während der Kanonendonner der Freiheitskriege die Lande durdihallte, verfaßte er in Jena und Rudolftadt feine
nur
durdi
1813,
fädifilchen
DoktordilFertation:
»Ober
die vierfadie
Wurzel des Satzes vom
zureidien*
den Grunde«, die ihn auf dem Standpunkte des Kantifdien Kritizismus
.-_
zeigt.
Den
nädiften
Winter bradite
er
im Haufe feiner Mutter
in
Weimar
271
Schopenhauer
Farbenlehre, mit welcher der Dichter bildete zunädift das einigende
Band
fidi
»1 damals
intenfiv
befdiäftigte,
Aber
zwifdien beiden.
die langen
Unterredungen, deren der junge Gelehrte gewürdigt wurde, erftred^ten fidi
auf die verfdiiedenartigften wilTenfdiaftlidien Gegenftände und waren
von entfdieidender Bedeutung, von »ungeheuerm und unglaublidiem Nutzen« wie er in einem fpäteren Curriculum vitae fagt. Wir dürfen annehmen, daß ihm damals der tiefere Gehalt der pantheiftifdien oder neu^fpinoziftifdien Aufdiauungsweife, wie fie durdi Goethe und Sdielling begründet war, zuerft aufgegangen ift,- und von entfdieidender Bedeutung mußte es fein, daß ihm gleidizeitig durdi Friedridi Meyers Sdiriften die moniftifdi^peffimiltifdie Philofophie der Inder vermittelt wurde. Die Grund* für ihn
züge. feines eigenen
Syftems haben
fluß in feinem Geift feftgefetzt.
fidi
Aber
unter diefem doppelfeitigen Ein-
der Aufenthalt in
Weimar
endigte
mit einem Brudi mit der Mutter. Sdiopenhauer ging nadi Dresden, er in einer Sdirift
Ȇber das Sehen und
die
wo
Farben«, die Anfdiauungen
über die optifdien Grundtatfadien, die er unter Goethes Einfluß ge^
Wonnen
Abweidiungen von Goethes Theorie Goethe fdilug die Annahme einer Widmung ab, bewahrte aber dem jungen Denker ein ausgefprodienes IntereOe, das Diefes namentlidi beim Ericheinen feines Hauptwerks zu Tage trat. Hauptwerk, »Die Welt als Wille und Vorftellung« oder vielmehr der erfte Band delTelben, der den eigentlicii fyftematifchen Teil enthält, war hatte, aber audi erheblidie
zum Ausdrud^
bradite.
Nach dem Abfchluß
der Dresdner Jahre.
die Frudit
delTelben
1818
reiße Sciiopenhauer zu einem längeren Aufenthalt nach Italien, kehrte im
Jahre 1820 zurück Berlin.
und
habilitierte
fich
Die VerhältniOe dort waren
Wege
Privatdozenten, der eigene
nunmehr an der
die ungünftigften
die Möglichkeit eines Lehrerfolges ab,
ein paar
Mal
Sommer
fchnitt fich
er hartnäckig
noch dazu
darauf beftand,
Jahre 1831 nach Berlin
als
Jahre 1833,
kam und
wo
er
und
fchließlidi
Formfadie behandelt.
Stellung endgültig aufzugeben
dem
1820, ein Kolleg zu Stande gebracht,
vergeblidi angekündigt,
an der Univerfität nur
Seit
indem
Vorlefungen auf die gleichen Stunden wie Hegel zu legen. Daher
hat er denn nur einmal, im
dann
für einen jungen
gehen wollte, befonders infolge der
dominierenden Stellung Hegels, und Schopenhauer
feine
Univerfität in
feine Stellung
Die Cholera,
die
im
der Hegel erlag, veranlaßte ihn, diefe
und nadi Frankfurt
den Entfchluß
faßte,
a.
M.
überzufiedeln.
diefe Stadt
zu feinem
Wohnort zu wählen, hat er fie ein Menfchenalter lang, Tode nur gelegentlich zu kurzen Reifen verlaflen, und eine
endgültigen
bis
zu feinem
bis
ins einzelne geregelte gleichmäßige, zwifchen
Lebensweife geführt.
Arbeit und Erholung
die innere, mit diefer Überfiedlung abgefchloIFen.
272
geteilte
Seine äußere Entwicklung war, wie fchon früher
GrolVr Donkcr
II.
Mit (JKncknigung des Vrrbgrs C. Böttdieo l-rankfurt
a.
Sdiopenliaiier.
M.
Sdiopcnhauer
Freilidi
zum Frieden war
er nodi nidit gelangt.
Mehr
als
der
Miß*
erfolg feiner Lehrtätigkeit nagte an ihm die Wahrnehmung, daß fein philofophilches Werk nur vereinzelte Beaditung gefunden hatte und Gefahr
Hegelfdien Sdiule völlig hinweg^ lief, von der literarifchen Flut der gefdiwemmt zu werden. Diefe unverdiente Mißaditung. die fein arg^ wöhnifdier Geilt auf böswillig und planmäßig durdigeführte Abfidit zu* rückführte, erfüllte ihn mit der äußerlten Erbitterung gegen
phicprofelToren, die
»von
der Philofophie, nidit für
fie
die Philofo*
Aber
lebten«.
umfo zäherer Feltigkeit widmete er feine Zeit und feine Kraft völlig dem Ausbau und der Befeßigung feines Lebenswerks. Der Inhalt feiner Lehre (tand ihm, feitdem er den erften Band des Hauptwerks abgelchloßen hatte, unerlchütterlidi feit, und felblt die geringen Abweichungen von der mit
erftcn
Formulierung, weldie die
hiftorilche
Einzelforfdiung der letzten
Jahre nadigewiefen hat, find im Wefentlidien nur Unterfdiiede der ftellung, nidit foldie
Bezeidinend
des Inhalts.
ift,
Dar*
daß Sdiopenhauer nie*
mals einen feiner Sätze zurückgenommen, oder auch nur eingefchränkt hat.
In diefer Hinficht bildet er
den denkbar
fchärfften
Gegenfatz gegen
Gedanken immer im Fluß waren und beßändig zu neuen Formulierungen drängten. Alle fpäteren Arbeiten find daher nur Er* Schelling, delfen
gänzungen zum Hauptwerk.
Diefen Charakter trägt befonders deutlich
feine naturphilofophifciie Schrift
Einheitlicher geltaltet
und
felter
«Über den Willen
in
der Natur« <1835>.
gefügt find die beiden Schriften zur Ethik,
Akademien angeregt find und »Über die Freiheit des menlchlichen Willens« <1839> und »Über das Fundament der Moral« . Im Jahre 1844 gab er das Hauptwerk zum zweiten Mal heraus, — die erße Auflage war zum größten Teil eingeltampft — nunmehr durch einen zweiten Band ergänzt und vollendet. Drei Jahre fpäter <1847> ließ er die DilTertation »Über die vierfache Wurzel«, ftark umgearbeitet und feinem endgültigen Standpunkt angepaßt, wiederum erfcheinen. Das Jahr 1852 endlich brachte die beiden Bände »Parerga und Paralipomena«. Sie die durch Preisausichreibungen nordilcher
auch der
Form
nach einen hohen
Wert
befitzen:
enthalten neben Nachträgen zu den einzelnen Abfchnitten des Syltems
auch eine Reihe felbftändiger popularphilofophifcher Auffätze und rismcn, nach
Apho*
Anlage und Schreibart geeignet, auf weitere Kreife des
Publikums zu wirken.
Schon das zweite Ericheinen des Hauptwerks hatte dem Philofophen
Anhänger zugeführt, vor allen Julius Frauenltädt, der Apoßcl die öfi^entlidie Aufmerkfamkeit auf Sdiopenhauers
einige entichiedene
ab
I
begeifterter
l^re
Die beginnende Bewegung kam durch das Ericheinen der AufRhwung: der Name Azs einfamen Denkers drang in immer
lenkte.
Parerga
in
weitere Kreife.
17
OroBe Dcakcr n.
Noch
hielt fidi die viel
gefdimähte Univerfitätsphilofophie
273
Schopenhauer
dodi erlebte Sdiopenhauer immerhin die
fern,
Kuno
junger Privatdozent,
erfte
Vorlefung, die ein
Fifdier in Jena, über fein
Syftem ankündigte,
und der alternde Philofoph erfuhr daß das Ende
in
der Tat, wie er voraus gefagt hatte,
Beginn feines Ruhmes wurde. Im Jahre
feines Dafeins der
1860, wenige Monate bevor mit der Thronbefteigung Wilhelms I. in Preußen eine neueEpodie der deutfdien Gefdiidite begann, ift ergeftorben.
So
ift
dem Ende der 50 er Jahre etwa zehn Jahre nadi feinem philofophifdien Fadikreife an fidi ernfthaft mit ihr zu bedodi ift diefe Philofophie im zweiten Jahrzehnt des Jahr^
Sdiopenhauers Philofophie
Tode
fingen die
Und
fdiäftigen.
hunderts entftanden, überfdiritten hatte,ftellung
in einer
und der
erft
und
allgemeiner bekannt geworden,
wo
Zeit
Sdiellings
Band
erfte
feit
erft
der
nur ein Jahr fpäter erfdiienen
ift
daß man
iß begreiflidi,
als
Ruhm
Welt
als
den Zenit kaum Wille und Vor*
Hegels Encyklopädie. Es
bei der verfpäteten Bekanntfdiaft mit feiner
Lehre
diefelbe von vornherein außerhalb des gefdiiditlidien Zufammenhanges
dem
fah, in
Fidite
und
fie
entftanden war:
dann dem Gefdiledit, das und von Goethes Weltanfdiauung
erlchien
es
Sdielling vergeflen hatte
keine tiefere Kenntnis befaß, das Syftem Sdiopenhauers mit feinem fdiarf
ausgeprägten individuellen Charakter Einzigartiges, das
fidi
als
Philofophie aufs fdiärffte entgegen fetzte.
von
Lehre mußte diefen Irrtum
feiner
etwas ganz
:
er
tritt
Eigene und
Sdiopenhauers eigene AuffalTung
beftärken,- nidit,
ZeitgenoITen bekämpft, fondern die Art wie er entfdieidende
Ifoliertes,
der gefamten bisherigen Entwid^lung der deutfdien
fie
daß
er feine älteren
bekämpft, war das
ihnen entgegen, als ob er nidits mit ihnen gemein*
Es
fam, nidit das Geringfte von ihnen gelernt hätte.
ift
das
zum
Teil
aus feiner perfönlidien Verbitterung über das Sdiid^fal feiner Lehre zu erklären,-
hervor,
aber die Neigung dazu
und
fthaftlidie
tritt
dodi fdion
in feiner erften Sdirift
feine Beurteilung befonders Sdiellings beweift
Verblendung, die
gleidie Subjektivität, mit der er
Leben Menfdien und Verhältnifle
beurteilte,
fdiätzung feiner eigenen Originalität,
und
Die Folge
eine leiden*
im
praktifdien
eine ehrgeizige Über*
aller diefer
Umftände
ift
gewefen, daß audi die wilTenfdiaftlidie Gefdiiditsfdireibung der Philofophie lange nidit dazu kam, ihn in die Entwid^lung des deutfdien Denkens,
uns
felbft
gangenheit feiner
in
den er gehört, einwandfrei einzureihen, und daß bei bedeutenden Hiftorikern der Gegenwart und jüngften Ver*
den Zufammenhang, falfdie
in
oder dodi
Lehre entgegentreten.
der Einzelheiten wie die
IHiiefe Ift
Auffaftungen
vom Wefen und Wert
es dodi einleuditend,
Wertung
daß das Verftändnis
der gefamten Erfdieinung nur aus der
Beziehungen hervorwadifen kann. von grundlegender Widitigkeit die Tatfadie, daß Sdiopen*
riditigen Einfidit in die gefdiiditlidien
Daher hauer
274
ift
dem Urfprung wie dem Charakter
feiner Philofophie
nadi, in die
Sdiopenhauer
Reihe jener Philofophen gehört, die er aufs leidenfdiaftlichite bekämpft, jener Denker, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von und mit dem Geifte Kräfte und Ideen aus diefem Geifte mehr oder weniger von dem Rationalismus des 18. Jahrhunderts beeinflußt waren, der in Kant feinen vollkommiten Ausdrude gefunden hatte und audi in der Romantik felbft nodi wirkfam
Romantik emporgetragen,
der
Ichöpften, aber gleidizeitig audi
war.
Ja, es läßt fidi,
wenn man
Ganzes
Idealismus als ein
Gedankenentwidelung des deutfdien
die
genau zeigen, an weldier
überblid^t,
Stelle der*
und durdi weldien Zufammen^ hang fie zu einem integrierenden Teil diefer Entwidelung geworden ift. Es wird das am SdilulTe unferer Betraditungen vollkommen deutlidi Lehre Sdiopenhauers
feJben die
einfetzt
werden.
wäre
Freilidi
originaler
und
es verfehlt, hieraus
zu folgern, daß Sdiopenhauer kein
Neue Anfänge
gewefen wäre.
felbltändiger Geift
der neueren Philofophie überhaupt nidit,
Denkers
ift
das
nidit
und
in
einem
und befonders
abfolüten Sinne gibt es in der Gefdiidite der Philofophie
für die Beurteilung eines
Mehr oder Weniger an übernommenen
Üieidend, fondern die Kraft und Eigenart, mit der er
fie
Ideen ent^
neu durdilebt
und aus dem Erlebnis heraus neu geltaltet. Diefe Kraft der Perfönlidi^ kdt nun tritt uns bei wenigen großen Philofophen fo ausgeprägt entgegen wie bei Sdiopenhauer. Seine Philofophie ift im hödiften Maße durdilebt und aus dem Leben geboren, alle feine Gedanken find gleidifam durdi das Feuer feines Temperaments gegangen und in der inneren Glut zu fiahlhartem Eifen geprägt.
Ja, es
ift
faft
nirgends die bloß abftrakte
Kon*
fequenz der Gedankenzüge, die ihn vorwärts treibt und feine SdilülTe
Madit Geftaltungsdranges, was
Ergcbniflc erzwingt, vielmehr
ift
es die konkrete
feiner
und
Willens*
riditung und des perfönlidien diefe Ergebnille von vornherein beftimmt. Hierin liegt zweifellos eine Sdiwädie: feine Lehre ift im Ganzen und Einzelnen fubjektiver gefärbt als es dem philo* fophilchen
Denken zukommt.
Ja,
mehr
als das:
Durdiführung der einzelnen Gedankenreihen haben, fo blind
ift
er gegen
Widerfprüdie da,
konfequent er
fo
in
der
die ihn einmal ergriffen
ift,
wo
mehrere
foldier
Ge*
dankenreihen, die aus verfdiiedenartigen EinflülTen oder inneren Erleb* niflcn
hervorgegangen
find,
auf einander ftoßen.
Er zwingt
dann, der
eigenen Gewaltfamkeit unbewußt, das Widerftrebende ohne Vermittelung
iH
zufammen und glaubt ein organifdi*einheididies Syftem gefdiaffen zu haben, während in Wahrheit nur die Einheit feiner kraftvollen Perfönlidikeit, feiner ausgeprägten Geiftesriditung es
Aber man
zuftrömt und die kchrter
k
als
ift,
die das
Ganze zufammenhält.
darf audi die Kraft nidit überfehen, die ihm aus diefer Quelle
in
man
feinen
in
jeder Zeile fpürt, die er fdireibt.
Werken
felbftgcfällige
Nidits ver*
Paradoxie und beredinete
275
Sdiopenhauer
man
Pofe finden zu wollen. Allerdings darf
wie man es
nidit fordern,
gerade Sdiopenhauer gegenüber mit Vorliebe getan hat, daß die Lehre eines Philofophen
das treue Spiegelbild feines Lebens
fo
fei:
einfadi
iit:
das Verhältnis zwifdien Leben und Denken nidit oder dodi nur aus^
nahmsweife.
Denkern
ift
Bei
Sdiopenhauer wie bei vielen anderen fdiöpferifdien
Werk
ift der Ausdrud^ des fitt^ und das er im Leben nidit oder vermag. Ein Willensmenfdi von
es vielmehr umgekehrt:
fein
ihm vor der Seele
fteht
lidien Ideals, das
dodi nur unvollkommen zu erreidien
heftigem Temperament, von Leidenfdiaften gepeinigt, die er dodi über-
und
im intellektuellen Leben, in der ihm aber audi diefe Betraditung Leiden zeigt, die Qualen unzähliger ringender und unterliegender Wefen, das vergeblidie Streben nadi Frieden und Glüd^, da feine erregbare und dem dültern zugewandte Phantafie diefe Qualen allzu heftig miterlebt, fo ilt ihm das, was fidi im Inneren des Menfdien diefen vergeblidien Kämpfen fieht
veraditet, fudit er Befreiung
willenlofen Weltbetraditung,
und Leiden
Da
und der Gegenfatz und Verneinung des Willens wird ihm der Inhalt des Weltgefdiehens, So wird feiner Weltanfdiauung ein wefentlidi moralifdier Inhalt gegeben es ift ein ethifdi geriditeter Monismus, den er lehrt. Die äfthetifdie Betraditungsart wie fie bei Goethe und Sdielling vorherrfdit, ift damit freilidi nidit aufgehoben, aber fie wird als ein Be* ftandteil zweiten Ranges auf eine beftimmte Stelle im Syftem befdiränkt, und nidit einmal das ift ohne Widerfprudi möglidi. Aber gerade in entgegenftellt,
das
einzig Wertvolle,
zwifdien Selbftbehauptung
:
diefem Widerfprudi ften
Denn wenn Element in
kommt
die
deutlidi-
fdion
in
früheren Perioden
Sdiellings
abftrakte Spekulation
durdifetzt,
fo
ein
diditerifdies
beherrfdit
ein
foldies
nodi höherem Grade das fdiöpferifdie Denken Sdiopenhauers.
hier zeigt fidi
reimte
und wenn
die Verwandtfdiaft beider,
Rede anmutig
leidit
und
zugleidi
Sdielling
inhaltsvoll floß,
Sdiopenhauer bisweilen feinem Empfinden und Denken erfdiütternder in
zum
Sdiopenhauers
die Eigenart
Ausdrud^,
die
gleidi
Größe und Kraft Ausdrud^ zu geben.
Reihe jener großen Denker, deren
den Charakter
künftlerifdier
fo
Audi
die
ge-
vermodite
Verfen von
in
Beide gehören
philofophifdie
Syfteme zu=
Sdiöpfungen tragen, wie Plato und
Giordano Bruno. Für Sdiopenhauer
ift
die
Anfdiauung
alles,
der Begriff
nur ein unzureidiendes Mittel ihren Inhalt wiederzugeben. Er bedarf der Anfdiauung, bedarf des Bildes, um feine Gedanken zur Klarheit zu bringen.
In der
zu
nidit völlig als
foldie
Dialektik
276
Region der abftrakten Begriffe vermag er feine Kräfte Die Souveränität, mit der Hegel die Abftraktion
entfalten.
beherrfdit, ift
feiner
befitzt
er
weder, nodi begehrt er
Methode fremd, und von
der
fie,
Neigung zur
Abftrakte Antithefe,
Sdiopenhauer
zum
herrichte,
nidit
ift
von Kant bis Hegel die deutfdie Philofophie be* die Spur bei ihm zu finden. Dafür treten feine Ge* anfdiaulidien Kraft, in einer Fülle von Bildern und
die
Dreifchritt,
danken mit einer lebendigen Farben hervor, wie niemals häufen
Farben:
alles
fidi
Stimmung zur wie für die bctrachtung
Auch
zu
niemals verwirren
fehr,
dem Zweck
mit künßlerifchem Inftinkt
ift
Und
untergeordnet.
nur der diditerifchen Sprache eignet/
fie
diefe Bilder
Seite
feiige trifft
:
der für
Stille
der
philofophifchen
Weife
Schwäche
:
ein folcher
Überzeugungen
und
Welt*
künftlerifchen
Töne.
ift notwendiger Weife und Forfchenden, eher der
mitteilt,-
Lefer
am
meiften der eines
und Hörer zu eigenem
In diefer Totalität der inneren Beteiligung, in
der Unmittelbarkeit, mit der fein lebt wird,
Macht der
Vortrag
dem
Dichters, der feine inneren Erlebnifle
Nacherleben übermittelt.
der Darftellung die
ergreifende, ja, erfchütternde
dogmatifch, nicht der Stil eines Suchenden eTnes Lehrers, der fefte
tritt
Schmerz und Mitleid, für Zorn und Entrüftung
er in gleicher
hierin liegt eine
Anfchauung
der
Kraft
diefe
fich
Denken von Gemüt und
beruht die Stärke und Schwäche feines
Stils
wie
Phantafie be* feiner Philo*
fophie überhaupt.
Wenden rf>ateren
wir uns
dem Gang
Die Diflertation
zeinen zu.
diefer Philofophie
nunmehr im Ein* der
in ihrer urfprünglichen Geftalt (nicht in
Bearbeitung, in der
fie
in
den werdenden Denker noch ganz
die in
Werke übergegangen
ift)
Abhängigkeit von Kant.
zeigt
Diefer
wird nicht nur durchweg mit höchfter Verehrung angeführt und nur
in
Zagen bekämpft, fondern Schopenhauer bewegt fich noch durchaus in feiner Terminologie und im Bannkreis feiner Denkweife, Er gibt eine fcharfe und klare Darftellung des kritifchen Grundgedankens unter Ausmerzung der ontologifchen Elemente, welche Einzelheiten mit einem gewilTen
der Vemunftkritik, als ein Kennzeichen Lockefchen Einflufles, noch an* haften.
Er
polemifiert gegen
das Ding an
fich,
gegen die
Anwendung
der Kaufalität auf das Verhältnis zwifchen Subjekt und Objekt,- feine
Formulierung
übertrifft
daher
in
manchen Wendungen
die
Kants
felber
an konfcquenter Schärfe. weit
ift
ftreng
Die Behandlung der gefammten Erfahrungs* phänomenaliftifch. Auf die Möglichkeit, eine völlig an*
dcrc Auffalfung der
Welt »aus einem ganz anderen
fophiec d. h. offenbar aus der Ethik, (chöpfen,
wird
als
eine
»Ahnung«
vielleicht
hingedeutet.
Teile der Philo*
auch der Äfthetik zu
Es
fchwebt
offenbar
Kants Lehre von der praktifchen Vernunft und ihrer Freiheit oder doch eine nah verwandte Konzeption vor, womit in Übereinftimmung fteht, daß Kants Lehre vom intelligiblen Charakter in der »fehr fchätzbaren S
Interpretation«
als
ein
unvergleichlidies
Meifterftück ge*
priefcn wird.
277
Sdiopcnhauer
Audi im Vorwort auf die Lehre Kants
Aber
feinigen. fie
dient ihm
fein
nidit
des Hauptwerks beruft die einzige
als
fidi
Verhältnis zu diefer Lehre
mehr bloß zur
Sdiopenhauer wiederum
Vorausfetzung und Grundlage der ift
ein anderes
geworden:
und
erkenntnistheoretifdien Orientierung
zur Abgrenzung der Erfahrung, fondern zur Grundlage und Vorftufe für feine eigene neue Metaphyfik. In der »Kritik der Kantifdien Philo*
dem
Band
Anhang
ift
diefe veränderte
AufFalTung befonders fdiarf und prägnant ausgefprodien.
»Kants größtes
fophie«, die er
Verdienft es hier
ift
und
erften
als
hinzufügt,
die Unterfdieidung der Erfdieinung diefe
Sdieidung faßt Sdiopenhauer
vom Ding
nidit
an
im ontologifdi metaphyfifdien Sinne.
theoretifdien, fondern
fidi«, heißt
mehr im erkenntnis^
Er
ftellt
fie
Reihe mit der platonifdien Sdieidung zwifdien der Sinnenwelt und der der Ideen, als der wahren Wirklidikeit, mit der Lehre des Vedänta und der indifdien Philofophie überhaupt von der Maja, dem wefenlofen
in eine
Sdiein der Einzelexiftenz im Gegenfatz
zum
Sein der Gottheit.
Der
fidi ihm in einer fekundären und unvollkommenen Realität, die fidi dem wahren Sein gegenüber ver* hält wie Träumen zum Wadien. Als das zweite Hauptverdienft Kants hebt Sdiopenhauer hervor, daß er
Kantifdie Begriff der Erfdieinung verwandelt
»die unleugbare moralifdie Bedeutung des menfdilidien Handelns als ganz
abhängig von
verfdiieden
und
fem gemäß
je erklärbar,
nidit
fondern
dem Gefetz
als
Damit hat
mittelbar berühre, darftellt«.
der Erfdieinung nodi die^
etwas, weldies das Ding an er einen
bahnbredienden
un*
fidi
Sdiritt
zu
der letzten entfdieidenden Erkenntnis getan, und diefe felbft fpridit nun Sdiopenhauer in der Formel aus: das Ding an fidi ift der Willen. Dies ift »der einzige Gedanke«, den feine Lehre begründen und mitteilen foli, »dasjenige was man unter dem Namen der Philofophie fehr lange ge^ fudit hat«, wie es in den Eingangsworten des Werkes heißt. Das Verhältnis der Erfdieinung zum Ding an fidi ift das der Vorftellung zum Willen. So ergibt fidi die Sdieidung alles Vorhandenen und Denkbaren in diefe beiden
Elemente.
hieraus audi der in
Syftems.
Von
Hieraus erklärt
fidi
erkenntnistheoretifdie,
dem Willen
das zweite die
Hierauf werden dann
in
Budi
der Titel des Hauptwerks,
große und klare
den vier Büdiern, weldie das
der Vorftellung, das zweite
legung.
Einfadiheit
feiner
Werk
Aufbau ift
das
des erfte
gewidmet,- das erfte enthält die eigentlidi
drei
und
die Ethik mit der »Heilslehre« behandelt, jene
eingeführte Lehre von der
umfaßt,
metaphyfifdie
Grund* und
vier die Äfthetik
an die im zweiten Budi
platonifdien Idee anknüpfend, diefe ganz aus
der Willenslehre erwadifend.
Die Welt
als
Vorftellung zerfällt in die beiden untrennbaren Hälften,
Subjekt und Objekt.
278
Keine von beiden kann
felbftändig, d. h.
ohne
die
Schopenhauer
andere exiltieren oder nidits
anderes
Vorßellung
Inhalt einer
aber
niflcs
aiidi
fein.
möglidi,
nidit
ift
nur gedadit werden,
ftimmungen dem gefammten bcfonderc
ilt
Subjekt
fein heißt
Vorftellungcn bilden und haben, Objekt
als
Eine nähere Beßimmung weil
dasfelbe
es ein Fehler, die Kaufalität
vor
Sein
empirifdien
allen
eben
fein nidits als
diefes
Verhält^
möglidien Be^
zu Grunde
Ins*
liegt.
auf die Beziehung, die zwifdien
Subjekt und Objekt herrfdit, anzuwenden und entweder eine Veränderung
des Objekts
als die
der Materialismus
Entltehungsurfadie des Subjekts anzufehen, wie es
tut,
oder umgekehrt das Objekt auf eine fdiöpferifdie
Tätigkeit dts Subjekts zurüd^zuführen, wie es Fidite wollte. falität
wie
gelten
—
für das
alle
hierin bleibt
—
Sdiopenhauer ganz konfequenter Kantianer
Gedadite und innerhalb
delTelben,- ihnen allen liegen die
famen Formen des »Objektfeins« zu Grunde. wie bei Kant
Die Kau*
Beziehungen und Beltimmungen, die wir denken können,
Raum und
Zeit,
Was
fidi
gemein*
Diefe nun find zunädift
Formen
aber in diefen
Denken
das verbindet der Intellekt durdi das
nur
darltellt,
der Kaufalität, des
Zu*
fammenhangs von Urfadie und Wirkung. Diefe einzige Funktion des fynthetifchen Denkens ift für Sdiopenhauer nunmehr an die Stelle des kunftlidien
Syftems der Kategorien getreten, das er
nodi gelten
ließ.
hang der Welt
dem
diefe
Auf fie allein als
Welt
Subftanzialität
ift
in
als
Selbft die
in
der DilTertation
nunmehr den gefamten Zufammen*
Vorftellung zurüd^:
abläuft.
nur das, was wir
führt er
die Kaufalität
neben
ihr
ift
der Faden, an
widitigfte Kategorie der
Wahrheit nur eine Folgeerfdieinung Subftanz ift unverändert im Ablauf des Kaufalitätprozeßes an* :
nehmen mülTen.
alfo durdi eine
unmittelbare
gefetzes gelangen wir zur Vorftellung alfo
von Objekten außer uns und
Anwendung
von Urfadien
diefer
ihrer Gefetzmäßigkeit.
des Kaufal*
Empfindungen, In diefem
Sinne
nennt Sdiopenhauer die Anfdiauung »intellektuell«, aber er braudit diefen
Terminus
in bewußtem Gegenfatz zu dem gleidien Ausdrud^ bei feinen Vorgängern. Anfdiauungen find für uns die einzige Quelle aller Er* fahrung wie aller Erkenntnis überhaupt, und es ift gänzlidi verkehrt, in
Begriffen oder einer Wiflenfdiaft aus Begriffen
k
irgend etwas
mehr finden
279
Schopenhauer
zu wollen,
den abftrakten Ausdruck deflen, was
als
fdiauungen enthalten
ilt,-
nodi
Anfchauung« zur Quelle
in
unferen
An^
viel verkehrter eine »angeblidie intellektuelle
einer begrifFlidien Erkenntnis
zu ftempeln, weldie
über den Inhalt der Erfahrungserkenntnis hinaustragen könnte.
Weife den Ring, der die Erfahrungs^ fdiließt, indem er die durdigängige Relativität der Welt als Vorftellung bis auf die letzte Konfequenz feft^ hält und durdiführt, unterfdieidet er fidi von den älteren nadikantilchen Metaphyfikern, und feine Polemik gegen Fidite und Sdielling erfdieint in diefem Punkte begründet. Eine Brücke zum Jenfeits, einen Weg zur metaphyfifchen Erkenntnis der Dinge an fidi, kann es von der Vorftellung aus nidit geben. Nur eines läßt fich nacfi feiner Meinung Iciion von hieraus erkennen: wenn Raum, Zeit und Kaufalität nidits als For-^ men unferer Vorfteilung find, fo können fie dem Wefen der Welt an fich nicht zukommen,- diefes muß frei von ihnen fein. Da nun aber alle Vielheit nur in Raum und Zeit gedacht werden kann, fo kann auch fie nichts fein als eine Eigentümlichkeit der Erfahrungswelt, und das wirklich Seiende muß eine unterfchiedslofe, von aller Vielheit freie Ein^ heit bilden. Ohne Raum und Zeit gibt es kein individuelles Sein: fie find -- hier erweckt Schopenhauer einen Ausdruck der Scholaftik zu neuem Leben — das »Prinzipium Individuationis«. Das ift nun Indem Sdiopenhauer auf
diefe
weit bildet und umgrenzt, lüd^enlos
keine erkenntnistheoretifche Schlußfolgerung mehr,
Aber
fondern ontologifdie
durfte fidi Schopenhauer auf Kants Vorgang von ihm fo hodi gefdiätzten zweiten Antinomie berufen, wo in ganz analoger Weife der metaphyfifchen Welt Freiheit vom Naturgefetz
Metaphyfik.
freilich
in der
in
einem pofitivem Sinne zugefprocfien wird.
Auf
diefe
Weife hat
Schopenhauer
ficii
Metaphyfik gefchaffen, aber diefe das Wefen jener transzendentalen
felblt,
Raum
woher
Einheit
für eine moniltifche
foll fie
kommen? Über
etwas auszufagen,
erfdieint
vollkommen unmöglich und das wäre es audi wirklicfi, wenn der ganze Kreis mögliciier Erfahrung durdi unfere Vorltellungen ausgefüllt würde. ,•
Nun von
aber
fällt in fie
hinein noch eine Tatfadie oder vielmehr eine
Tatfacfien, die uns einen
irdifdien
Gang« zur Erkenntnis
nämlich erkennt
fidi
nidit
ganz unmittelbar auch Subjekte
ganz anderen
ilt
als
nur
es
fich
aucb,
eröffnen.
Ein jeder
Subjekt feiner Vorltellungen, fondern
erklärlidi
fcheinungswelt überhaupt, aber ift
des Dings an
als
Gruppe
»gleichfam einen unter-
Subjekt feines Wollens.
ebenfowenig
eine Tatfache
Weg,
fie
Die
Identität beider
wie die Vorausfetzungen der Erift
eine unbeftreitbare Tatfache,
daß der Wille, wie er
fich
und
unmittelbar in
unferem Bewußtfein kundgibt, von der Anfchauungsform des Raumes frei ift, die den übrigen Vorftellungen anhaftet. Er fteht alfo, wiewohl
280
Schopenhauer
auch er der
Wefcn
Form
der Dinge an
unfer Bewußtfein
in
diefes
Wefen
dem wahren
des zeitlidien V^erlaufs unterliegt, dodi
felbft,
einem uneigentlidien
näher
fidi
irgend eine äußere Erfcheinung, die
als
kann. Daher vertritt er für uns und wir find bereditigt, wenn audi immer nodi in und übertragenen Sinne, ihn als das Ding an fidi des fällt
oder
fallen
Menichcn zu bezeidinen. Wenn dem aber fo ift, fo hat die Phiiofophie das Redit und die Aufgabe, diefe Tatfadie .zu verallgemeinern und die
Weit der Vorltellungen überhaupt auf den Willen als was dasfelbe fagt,
die ihr
zu Grunde
Er* nadi Analogie Objekten unferer inneren, deren Inhalt von den Eahrung das Willensleben bildet, zu erklären. Damit wäre denn eine metaphyfiiche liegende Realität zu beziehen, oder
unfere äußere
Deutung der Welt gegeben, wenn audi keine vollkommene, denn fie an die Form der Zeit gebunden: eben diefe Deutung ift das, was
bleibt
Sdiopenhauer
leilten will.
.Die Auffindung jener Analogie in
fidi
nun dadurdi
ilt
einem grundlegenden Falle geradezu
inneren Erfahrung kundgibt: es
ift
von feinem eigenen Körper madit. vermittelt, als
dies die
Was
ftets
zu
Regungen unferes Willens:
tatfädilidi
gcfamten Erfahrungswelt nadizuweifen
von außen gefehen, Objekt einer von innen erfaßt aber, Wille.
die ein jeder
diefes
Körpers
darftellt,
Zuftände und
beides dasfelbe, nur
ift
fie
und
uns nämlidi, durdi die Sinne
gleidier Zeit unmittelbar als
verfdiiedenen Standpunkten aus erfaßt.
daß
der äußeren
Wahrnehmung,
Funktionen und Veränderungen
das empfinden wir
iß,
fidi
ermöglidit,
als Identität
Diefe Identität alfo
gilt
von zwei es in der
Vorgang Vorftellung im Raum und in der :
jeder Gegenftand, jeder
Zeit,
Diefe Sätze, mit denen Sdiopenhauer den ichre legt,
Grund zu
feiner Willens-
haben offenbar nur dann einen klaren Sinn, wenn unter dem
Worte Wille etwas anderes verftanden
ift,
als
der allgemeine Spradige*
braudi und die pfydiologilche Wiflenlchaft darunter zu verftehen pflegen,
etwas anderes und beträdididi weiteres.
In
—
der Tat faßt Sdiopenhauer
unter diefem Begriff nidit bloß das gefammte Triebleben in allen feinen
Formen und Komplikationen zufammen, fondern
vcrlHiiedenen traditct als
audi
alle
Gefühlstöne,
Zuftände des Willens
griffs vielleidit
am
was
in
und
nidit abftraktc
leben.
felber.
heften geredit,
unfcrem Bewußtfein
Für den
alle
alfo
Ja, man wird den Umfang diefes Be* wenn man ihn negativ abgrenzt. Alles,
nidit finnlidie
Erkenntnis
er be*
Abftufungen der Luft und Unluft,
ift,
ift
Anfdiauung,
nidit Vorftellung
Wille oder gehört
zum Willens-
bcftimmten irrationalen Teil unferes Seelenlebens,
offenbar das eigentlidi diarakteriftifdie, daß er nidit
am Faden
der
ift
Vor*
von ihnen geleitet wird, vielmehr ihnen vorandumpfer aber übermäditiger Drang, einer Naturkraft ver-
ftellungen verläuft, nidit
geht, als ein
k
281
Schopenhauer UJ^\^^Jr\J^^.rL^\J^\J^^-^\J^\J^l-n-^L^\J^^^
Seinem ganzen Wefen nadi
gleidibar.
ift
hat dod[i kein anderes Ziel als eben zu
und
fdieinung
tritt
er
Willen
fidi als
fidi
zum
dem
der Wille blind
Und
fein.
und
oder
ziellos
Er^
in fo fern er in die
muß zum Leben,
Prinzipium Individuationis unterwirft,
individuellen Sein darftellen, als Wille
in allen Trieben und Triebhandlungen des Individuums zu Tage und feine Selbfterhaltung anftrebt. Die Naturphilofophie Sdiopenhauers geht ganz und gar darauf
wie er tritt
hinaus, die Identität der körperlidien mit den Willensvorgängen einer^ feits,
den »Primat des Willens« anderfeits durdi die gefamte Naturanfidit
Mit
durdizu führen.
jener Gleidifetzung
fdiauung wieder auf, die
in
nimmt Sdiopenhauer
An^
eine
der Metaphyfik des 17. Jahrhunderts bedeute
fam hervortrat. Allein von Spinozas Lehre von der Entfprediung der
Denken und Ausdehnung unterfdieidet fidi die des modernen Philofophen in zwei wefentlidien Punkten. Erftens ift es nidit das verftandesmäßige Denken, weldies er den Veränderungen der Körper^ weit parallel laufen läßt, fondern das unmittelbare von allem Verftandes^ mäßigen freie Bewußtfeins des Willens und feiner Zuftände. Und beiden Attribute
zweitens weiß die Lehre
vom
Primat des Willens auf die verfdiiedene
Wertung der parallelen Reihen hin bei Spinoza lind Denken und Ausdehnung gleidimäig reale Zußände des realen Seins oder der metaphyfifdie
:
Gottheit/ für Sdiopenhauer
und berühren in
die
nur die Willensvorgänge
find
wahre Wefenheit der Welt, während
alle
relativ
real
Vorgänge
der Körperwelt wie die ihnen entfpredienden Vorftellungen nidits find
als die
Siditbarwerdung des Willens, an
und den Charakter des Sdieins
tragen.
fidi
Sieht
aber keine Realität haben
man nun von
diefer letzteren
Unterfdiiedsbeftimmung ab, fo erfdieint Sdiopenhauer nidit fowohl
Nadhfahrer einer älteren Metaphyfik wie
vom
als
als
Vorläufer einer modernen
und Bewegungsvorgänge in der modernen Philofophie, die in Deutfdiland zuerlt von G. Th. Fediner, im umfalTendlten Maße aber von Herbert
Anfdiauungsweife: der Lehre
Spencer durdigeführt worden
Parallelismus der Bewußtfeins*
ift.
Seine Grundanfdiauung nun verfolgt der Philofoph durdi die gefammte
Körperwelt, beginnend mit den Kräften der leblofen Natur, durdi die
und Tierwelt hindurdi
Pflanzen* Sdirift
Ȇber den Willen
in
bis
der
zum Menfdien
Natur«
anzeigend.
Die
wie die entfpredienden
Abfdinitte des Hauptwerks legen Zeugnis von der umfallenden Belefenheit ab, mit der Sdiopenhauer Unterlagen
zufammentrug, heit,
wohl
282
tritt
der
und Beweife
für diefe feine
Lehre
audi für die bisweilen geradezu naive Unbekümmert*
der er Widerfprüdie
mit
Goethes
freilidi
überfah.
Neben den Nadi Wirkungen
befonders der Einfluß der franzöfifdien Naturforfdier, fo*
Materialiften
des
ausgehenden
18.
wie der Biologen des
Schopenhauer
19. Jahrhunderts hervor.
Schopenhauers
Am meiften hat Cabanis auf die Einzelheiten von
prydiophy-fifclier
An fdiauungs weife
<wie wir jetzt fogar
würden) eingewirkt. Das »bahnbrediende« Werk des Parifer Mediziners das 1802 erfdiienen war, hat Sdiopenhauer freilidi erft 20 Jahre fpäter kennen gelernt, dann aber eifrig ftudiert und benutzt. Eine großartige GefammtauffalTung der Welt entrollt Sdiopenhauers Naturphilofophie vor unferm Blick. Ganz wie für Goethe ift audi für ihn die
Natur oder vielmehr der Wille, der
ihr
zu Grunde
»das
liegt,
Meer, das flutend (trömt gefteigerte Geftalten«. Denn der Gedanke der Steigerung, der zunehmenden Vervollkommnung der Naturgebilde be^ herrlcht
darin,
Diefe Vervollkommnung belteht
den Zufammenhang durchaus.
daß
fich
der Wille von Stufe zu Stufe deutlidier objektiviert.
wenn Sdiopenhauer
über Goethe hinaus führt es,
Aber
Triebfeder des
als
ganzen Prozefles das Bedürfnis, die Notwendigkeit der Selbfterhaltung
Natur einen Kampf der Naturkräfte um ihre uns die organifche Welt durchweg das Streben nadi Erhaltung und Fortbildung des Individuums und feiner Gattung. Und die Mittel dazu verändern und fteigern fich nach dem Be*
Wie
anfleht.
die leblofe
Seibitbehauptung
darftellt, fo zeigt
dürfhis, das aus
dem Kampf
fteigern
fic
mittel,
und komplizieren
mit rivalifierenden Gattungen hervorgeht,-
fidh bis
dem
zu
letzten
und höchlten Kampf*
dem
das der Wille in der Natur hervorgebracht hat,
Intellekt.
Prinzipiell, d. h. feinen
Urfprung und Zweck nadi,
menfdilidien
ilt
audi diefer
von den Kräften und Eigenfchaften mit denen die Natur Pflanzen und Tiere ausgeftaltet hat: ein Mittel im Kampfe ums Dafein, dem Bedürfnis entfprungen und eben darum unzureichend, die wahre Wefenheit der Welt zu erfaflen. Mit diefem Gedanken ilt Schopenhauer offenbar ganz nahe an die Deszendenztheorie in ihrer modernen Geftalt herangerückt, und nimmt man hinzu, daß nach feiner AuffalTung auch die Gefchlechtsliebe nichts nicht verfchieden
ihre übrigen Gefcböpfe,
anderes als eine unbewußte fo fcheint es, als
ift,
ob der
nicht hätte ausbleiben
Auswahl nach letzte Schritt
können und
Kampfe ums Dafein und der für ihn ergeben müßte.
zur Darwiniftifchen Theorie gar
die Entftehung
natürlichen
der Arten aus
Zuchtwahl
fich
r
marck in eit
freilich
fehr achtungsvoll
einen genialen Irrtum erklärt, feine Konftruktion der
in
der
fie in
Ent*
einer aus*
gehaltenen Polemik gegen Lamarck,
Diefer Irrtum
Gattungen
der Zeit durch Succeffion, d.
aber wirke der Wille
dem
ohne weiteres
Allein wir finden, daß Schopenhauer die
Wicklung der Arten auseinander entfchieden ablehnt und gel geführten,
Gefichtspunkten
biologifchen
h.
eben
Natur
foll
nicht als
darin beftehen, daß
anders denken konnte,
Entwicklung.
nidit als eine
phyPifche
In
Wahr*
Madit
in
der Zeit, fondcrn als eine metaphyfifche durch eine Reihe »außerzeitlicher
283
Schopenhauer
dem Dafein der Gattungen und Individuen vorangehen, nun freilidi in fidi felbft widerfprediend, und die auf ihn begründete Naturdeutung zieht auf eine abfurde Weife beftändig die Willensakte«, die Diefer Begriff
ift
um
EriHieinungswelt heran,
einen metaphyfifchen
Vorgang zu
erklären.
Die anatomifdie Geftalt der Tiere wird durdi den Willen beftimmt: »er madit daraus, was auf einem
Baum
Will er
jedesmaliges Bedürfnis heifdit.
fein
herumklettern, fo greift er alsbald mit vier
als
Händen
AfFe nadi
den Zweigen« und Ähnlidies.
Fragen wir nun, wie der Philofoph dazu kommt, den kaufalen Zu= fammenhang der Erfahrungswelt, den er felbft doch fo entfdiieden ver^ zu durdibredien,
treten hat, fo willkürlidi
Grund
fo liegt der
er »die Stufen der Objektivation des Willens«
die
darin,
daß
Gattungen der Er^
und zwar durdi die »PIa= Formen und »unerreidi* ftammen, woher und wie ihre
fdieinungswelt als metaphyfifdi feftgelegt anfah
wie er
tonifchen Ideen«,
fie
nennt, die ewigen
Woher
baren Mufterbilder der Dinge«. Realität zu denken irrealer Sdiein
ift,
das erfahren wir
ilt,
fo follte
man
fie
nidit.
Wenn
alle
Vielheit nur ein
meinen, daß audi die Vielheit der Ideen das
ewig Eine und Reale, für das es kein Gefdiehen und kein Erleiden nidit
berühren
nodi
als
könne,- audi die Ideen
dodi find
metaphyfifdie
müßten
alfo der Erfdieinungswelt angehören.
nadi Sdiopenhauers Lehre
fie
fcheinungswelt,
und der Wille »geht
frei
fidi
gehörig.
Es
hält,
und
Und
von den Formen der Er-
in fie ein«,
bevor
Prinzipium Individuationis objektiviert. Sie ftehen
Ding an
ihm hervorgehen
aus
Realität
gibt,
in
er fidi
nadi
dem
der Mitte zwifdien
und Erfdieinung, keinem von beiden wefensgleidi oder an^ ift
der unklarfte Lehrbegriff, den Sdiopenhauers Syftem ent^
wird durdi
er
keinerlei
Konfequenz aus der Gefamtanfdiauung
oder den einzelnen Gedankenzügen mit Notwendigkeit hervorgetrieben.
Sdion hierdurdi werden wir darauf hingewiefen, daß er durdi äußere EinflülTe oder als ein Reft einer früheren Stufe der Gedankenentwid^lung in das Syftem eingedrungen ift. Beides ift der Fall. Auf Plato führt ja Sdiopenhauer fdion durdi den Ausdrud^
felber die Idee zurüdi,
und
in
der Äfthetik wird uns die Bedeutung diefer Seite feiner Lehre greifbar entgegentreten.
fondern
tonifdi,
Die Idee fie
als
Stufe der Ojektivation aber
gehört Sdielling an, deffen »Potenzen«
und der in feiner fpäteren Ideenlehre die Entwidlungsformen des Abfoluten in ganz
dasfelbe find, jektiven
eins fetzt.
wurde: wiflen,
Wir
als
willen,
er fein
ift
nidit pla^
dem Wefen
nadi
und obWeife in
fubjektiven ähnlidier
wie früh Sdiopenhauer von Piatos Lehre
ergriffen
Syftem entwarf, faßte
von vornherein im
er fie offenbar, ohne es zu moniftifdien Geifte der Identitätsphilofophie. -^
Bis hierher erfdieint die Metaphyfik Sdiopenhauers ihrem Inhalt nadi wefentlidi biologifdi beftimmt.
284
Nun
aber hat feine gefamte Betraditungs^
Schopenhauer
wdfe nodi das
und
eine andere Seite,
Innerße,
in
das
diefe eröffnet
erft
Wefen
eigentlidie
feiner
uns den Zugang
Philofophie:
es
in
die
ift
moralifdie.
Wie
wir wiflen,
Sdiopenhauers Wille ein blinder und
ift
ziellofer
Drang, und hier liegt der Unterfdiied, der feinen Willensbegriff von denen Kants und Fidites entfdieidend trennt. Kants Wille ift ganz und gar ein Vemunftvermögen, feiner Natur nadi dem Begehren entgegengefetzt/ nidit ein Trieb oder etwas triebartiges, fondern die Kraft, aus Motiven der Vernunft dem Triebe zu widerftehen: er hat mit Sdiopenhauers Willen Fidite
tatfädilidi
dazu nodi
man
nidits
dem Grundzug in
Namen
den
als
weit höherem
Grade
Kant
als
teleologifdi
ift
beftimmt und
Kann
geriditet.
dodi ohne Übertreibung fagen, daß fein Syftem der konfequentefte
Verfudi
den die Gefdiidite des Denkens kennt, das was
ift,
aus dem, was
zu erklären. Sein
fein foll,
Trieb und Tathandlung hat
mehr Verwandtfdiaft mit Sdiopen^
freilidi
Aber das
Idi
dodi audi
ift
im Wefentlidien eine durdiaus rational beftimmte Funktion:
für Fidite
vernunftgemäße
Zwed^fetzung
fittlidie
empfängt Fidites Willenslehre, cthilcfien
reftlos
ift,
Idi als unendlidies Streben, als
hauers Weltwillen, als Kants Willensbegriff.
und
teleologifdien
nur aus foldier wird
ift
wie
fein eigen tlidies
fein
Wefen.
Daher
Syftem überhaupt, nur aus
Gefiditspunkten
heraus ihr inneres Leben,-
Bei Sdiopenhauer dagegen erfdieint
verftändlidi.
fie
CS zunädift problematifdi,
am
Nidit minder
gemeinfam.
feiner Philofophie nadi rationaliftifth
wie auf den blinden und
ziellofen Willen,
der
Natur zu Tage Kategorien überhaupt angewendet werden können. Und
unmittelbarften in den Kräften der unorganifdien
tritt,
moralifdie
dodi hat uns fdion die Kritik der Kantfdien Philofophie gezeigt, daß audi für feine Willenslehre ethifdie Impulfe
Wie
maßgebend waren.
Wefen
ift
an
alle
derfelbe
freilidi
zu löfen?
Den "Weg dazu
der 1809 erfdiienenen Sdirift: »Be*
Denkers gewilTermaßen
diefes
Sdielling unterfdieidet zwei Prinzipien
der Eigenwille der Kreatur, der Selbftfudit oder Begierde,
Willc€.
^^^plm
Menicfien
^^^kmfelben
die
danadi
^^^M^illen
ift,
einleitet.
den von Plotin und den Neuplatonikern
Das Eine, das aus dem Grunde ftammt und dunkel
^^dkr ^^^Her
Weg,
Myftiker gewandelt fmd.
des Willens.
^^ift
in
der menfdilidien Freiheit«, die den Über-
gang zur theofophifdien Periode
Es
und Anfdiauungen von vornherein
diefer Zwiefpalt
und zwar
hatte Sdielling gewiefen
traditungen über das
ift
Ihm ift
ftcht
die
der Verftand
ganze Madit des
als
»Univerfalwille«
finfteren
Prinzips
ift,
d. h. blin*
entgegen.
und
in
eben
ganze Kraft des Lidits«. Die »Erhebung des Eigenwillens«,
ftrcbt,
>das was er nur
als Partikularwillen
zu
in
dem
univerfalen
Wenn
im Gegen-
der Identität mit
fein«,
ift
das Böfe.
285
Schopenhauer
gemeinen fcheiden Wille
will,
Färbung
der Geilt der Liebe in ihm waltet, das
Man
Art und Ordnung«,
göttlicher
in
fieht trotz
zum
Sätze deutlidi, daß für den Moniften der Wille
diefer
der
ilt
der myltifdien
Einzeldafein , das Prinzipium Individuationis, das Prinzip des Böfen
Erhebung
die
Sein, das Gute.
metaphyfik
nur
nicht
Leben,
das Allgemeine, die Auflöfung
in
Und von
wird auch Sciiopenhauers Willens^
hier aus
in der Erlciieinung,
fondern feinem
Da
fdiuldvoll
fich
Wefen
nacfi
ift
tatfäcJilich
der Wille
zum
zur Individuation, zur Einzelexiftenz und eben deshalb
und antimoralilch. Schopenhauer ganz und gar auf diefem er an
als die Objektivierung des Willens
bei Sciielling ein
ilt,
das allumfalTende
ihrem letzten Grunde verftändlich. Sein Wille
in
d. h.
in
zum
nun aber
Prinzip beruht,
Leben,
fo
ilt
fie
die
da
ift
Welt nach fie
nichts
ilt
auch nicht wie
Kampfplatz zweier entgegengefetzter Prinzipien, fondern
der Schauplatz auf welchem nur ein in
widerfinniger
fidi
immer neuen Geltaltungen immer wieder bekämpfen und vernichten. So nünftiger Wille in
hervortritt, ftellt
und unver* die einander
Sciiopenhauer den
moniltifchen Charakter feiner Lehre fidierer als das Sdielling trotz aller myftifch pantheiftifdier freilicii
Wendungen
in
jener Sdirift vermocht hat,-
auch die Einfeitigkeit der peffimiftifchen Weltbetrachtung
ift
aber
damit
entfdiieden.
Denn von
hier
aus und nur von hier aus
fällt
das redite Lidht auf
und am meiften bekämpften allem, was Schopenhauer gefdirieben hat, ift das Kapitel »Von der Nichtigkeit und den Leiden des Lebens« in die weiteften Kreife gedrungen. Für viele verknüpft fich fein Name ausfchließlicii mit dem Begriff der Weltverneinung, Dennoch ift diefe Lehre und ihr Zufammenhang mit dem Ganzen des Syftems auch in Fachkreifen oft zu fladi und einfeitig aufgefaßt worden. Denn Schopen^ hauers Peffimismus ift mehr als ein bloßer Spiegel feines perfönlidien Temperaments und viel mehr als eine kalte Abrechnung zwifthen den Freuden und den Leiden, die das Leben bringt. Allerdings nimmt er auch diefe Elemente in fidi auf. Das überden
originellften,
am
meiften bewunderten
Teil feiner Philofophie, den Peffimismus,
Von
empfindlidie Nervenfyftem des Denkers, die
dem
faft
pathologifche Reizbar*
zugewandte Phantafie be* felbft Widerwärtigkeit, jede jedes Leiden und wirken, daß er nicht nur jeden Mißerfolg, den ihm das eigene Leben bringt, auf das Scfineidenfte keit feines
Temperaments,
feine
empfindet, fondern daß er auch die fieht
und
vom fich
die er er die
Verfolger überwältigten Tiere, fo die Pein des ruhe*
erfolglofen Strebens.
bewirkt, daß
286
Qualen der anderen Wefen, So Ichildert
oder von denen er hört, wie eigene nachfühlt.
Leiden der lofen
düftern
ihm
diefe
Und
die Großzügigkeit feiner Phantafie
Züge zu einem umfaflenden Weltgemälde von
Sdiopenhauer
Kein Teil
dunkel brennenden Farben geftalten. fubjektiv gefärbt wie
Charakter
diefes
Gemälde,
daß
es,
i(t
feiner Philofophie
keinem anderen
Weltbetraditung fo deutlidi hervor.
feiner
Sdiilderungen eine Gewalt, der begreiflidi
in
(tark
fie
fidi
tritt
ilt
fo
der diditerifdie
Daher haben
diefe
und
kein Lefer fo leidit entzieht,
gewirkt haben und nodi heute auf künß^
und verwandte Seelen wirken. Der elementaren Tiefe diefes Empfindens gegenüber will ein ver* Itandesmäßiges Abwägen der Luft^ und Unluftbiianz nidit viel bedeuten. NatüHidi liegt es im Namen wie in der Sadie, daß der Peffimismus eine lerilch geriditete
Wertung des Lebens im eudämoniftifdien Sinne ift, und eine foldie nimmt denn audi Sdiopenhauer vor. Für ihn ftehen vereinzelte Momente der Luft und der Befriedigung unendlidi vielem Leiden gegenüber. Luft
felbft
Ja,
die
nur ein negativer Zuftand, das Aufhören eines Leidens,
ift
das kurze ZwiRlienftadium zwifdien Sdimerz und Langerweile, zwifdien
denen das Leben des Menfdien hin und her pendelt, und das aus [(^windender lilufion hervorgeht. die befte aller möglidien
über:
fie
ift
Der Behauptung, daß fei,
ftellt
die
diefe Tatfadie
fern,
Welt
gut, ja,
er die entgegengefetzte gegen^
grundfdiledit, ja, die fdileditefte aller möglidien
ihm fehr
es liegt
Welten
rafdi
Welten. Aber
durdi ein meflendes und redinendes Verfahren
beweifen zu wollen, und er würde Eduard von Hartmanns
Wahrfdieinlidikeitsredinung ebenfo entfdiieden wie gelegendidie neuere
Vcrfudie diefer Art abgelehnt haben. fiülTig,
Erklärt er es dodi für ganz über-
zu fragen, ob des Guten oder des Üblen mehr auf der Welt
denn fdion das bloße Dafein des Übels entfdieide die Sadie, Tat, empirifdi
anders
genommen,
als individuell
zu
ift
die
Und
in
Frage nadi dem Werte des Lebens
entfdieiden,-
fie
fei,-
der
nidit
wird von jedem Einzelnen nadi
Erfahrungen und Lebensgefühlen beantwortet werden. Aber für Sdiopenhauers Peffimismus ift das wefendidie, daß der Unwert und die feinen
dem tiefften Wefen kaum bedarf.
Vcrwcrflidikeit des Lebens aus
der empirifdien Beftätigung
der
Welt ftammt und
Jenes alte myftifdie Motiv, das Sdiopenhauer wahrfdieinlidi zuerft in Sdiellings Sdirift
von der Freiheit entgegengetreten war, wird
hier
wieder
lebendig: die Selbftentzweiung des Willens, alfo der Trieb zur individuellen I
»
IH IH
IH
Exiftenz
ift
und das Leiden ift feine notwendige kann eine Welt, deren Wefen Wille ift, anders als un-
eine Sdiuld, die Urfdiuld,-
Vergeltung.
Wie
vollkommen und qualvoll fein, da es ja im Wefen des Willens liegt, daß ewig unbefriedigt fein muß: »ein raftlofer Drang, für den Stillung fo-
er
^^^tvicl
^^^^Vc
bedeuten würde, wie Verniditung.« Wie kann die Erfdieinungswelt, aus der Selbftentzweiung des Willens hervorgegangen ift, anders als
^^^^B^^voll
fein,
da
ja
dodi jene Entzweiung ewigen
Kampf und
damit
287
Sdiopenhauer
ihrer Gebilde,
'
denn mit der
zugleidi eine Steigerung des Leidens:
fie ift
zunehmenden Klahrheit des Bewußtfeins, nimmt audi das Bewußtfein des Leidens an qualvoller Deudidikeit und fdimerzwirkender Intenfität zu,beides erreicht feinen Gipfel im Menfdien. Die Schuld, durch welche, das Individuum wird und ins Leben tritt,
,
der Erfcbeinungswelt kontrahiert.
nidit in
i(t
Willensakt, der außerhalb des empirifchen Seins
ganz und gar
^
ift
,
des Willens,
feine Folge.
Tod
Dafein, der das Leben bildet,
liegt in die
ift
tritt
ein metaphyfifcher
Aber
diefes letztere
Vergeltung für die Selbftbejahung
Im Kampfe ums
wie das Wefen des Willens überhaupt,
mit der er behaftet
Erfdieinung.
erregend, es
ift
ift
liegt.
Vergeltung für die Geburt.
die
fo auch die Sdiuld,
Leiden
Sie
Das Leiden
ift,
und
die Strafe, der er untere
der Kreatur
ift
nidit
nur Mitleid
audi empörend wegen feiner Zwecklofigkeit, »empörend
und himmelfchreiend« wegen der Graufamkeit der Sieger, die das untere legene Gefchöpf gefühllos cjuälen und verniditen, um bald felbft dem Würger zum Opfer zu fallen. »Was für eine entfetzlicke Natur ift es, der wir angehören!«
Hier
alfo
eröffnet
uns der
fidi
Sdiopenhauerfdien Peffimismus.
Diefer
Wefen des Grunde ethifcfien
Einblick in das
tieffte
im letzten
ift
Charakters wie feine Willenslehre, ja feine Weltbetraditung überhaupt.
Und von weldiem
hier
aus wird nun auch der Zufammenhang verftändlich,
die praktifchen Teile feiner Philofophie,
in
Äfthetik und Ethik,
mit feiner Metaphyfik ftehen.
Wo Wille für
'
ift,
Momente, da
da
ift
Leiden, und nur
fteht für
eben diefe
wo
er erlifdit
Momente
»das
und
Rad
fei's
audi blos
des Ixion
ftill«
und das Individuum ift für diefe Zeit erlöft von den Qualen des Wollens und den Leiden des Dafeins. Aber wie kann ein foldier Stillftand ein^^ treten, woher die zeitweilige Befreiung kommen? Es zeigt fidi, daß das^ felbe Werkzeug, welches das Leiden aufs höchfte fteigert, audi die Linderung, die zeitweilige Erlöfung bringt. Diefes Werkzeug ift ^cr ^ :^':*':!;t des Menldien. Er ift gefdiaffen im Dienft des Willens und zum Zweck der Selbfterhaltung »gleidi den Hörnern und Klauen des Tieres«. Darum hat er zunächft nichts befreiendes und erlöfendes, wiewohl er den Gipfel deflen bildet, was der Wille in der Natur hervorgebradit hat. Für die meiften Menlchen bleibt er ein Sklave ihres individuellen Willens, ausfchließlich praktifch gerichtet,
zur Befreiung ihrer Bedürfnifle und Wünfdie
verwendet, immer umfangen
vom »Scbleier der Maja«. Aber der Sklave verwenigftens vom Dienfte des Willens loszu^
mag
fich
reißen,
auf Augenblicke
und wenn
feiner
288
Welt nicht mehr als ein mehr aus dem engen Winkel
dies gefdiieht, fo fieht er die
Einzelwefen unter vielen anderen,
Nöte und Zwecke, fondern aus
nicht
der erhabenen
Höhe
der allgemeinen
I
Schopenhauer
Welt ohne Sdileier klar und eben vor ihm liegt: Das ift der äfthetifdie Zuftand, die Genius des Künftlers die Natur und der weldier in Sedenverfaflung, Zuftand reinften Glüd^s, feiiger Selbft^ ein die Menfdiheit anfdiaut. Es ift
wo
Kontemplation, er
die
»reinen Weltauge«.
zum
wird
fieht,
delTen Blid^
müde, ihn zu preifen. Wer nun vermag zwar nodi nidit bis zum Wefen
fidi,
dem Willen
in feiner Einheit,
vcrgeflenheit/ Sdiopenhauer wird nidit fo die
Welt
der Dinge an
durdizudringen, aber er
wdit auf den Ideen, den ewigen Vorbildern der Dinge, ift
und
alles
Einzelne
ihm nidits als das vergänglidie Abbild der unvergänglidien Form. In-
dem
und
der Genius reinere
Natur
in
klarere Abbilder hervorbringt,
als
es die
ihren individuellen Erfdieinungen vermag, erweckt er audi in
anderen die Anfdiauung der Ideen und gibt ihnen Teil an der Seligkeit feines Zuftandes.
Auf
diefen
Grundgedanken baut Sdiopenhauer
Kunftlehre auf.
Den
die einzelnen Künfte:
die Ardiitektur
bringt
die niedrigfte
und Tierbildnerei
die lebendige
Stufe,
die
während Gartenkunft,
Kräfte der unorganifdien Welt, zur Anfdiauung, Ticrmalerei
eine hödift geifivolle
Stufen der Objektivation des Willens entfpredien
Welt
in ihren zahllofen
Ge^
Menfdilidie Sdiönheit, die vollkommenfte Objektivation
ftalten darftellen.
des Willens auf der hödiften Stufe feiner Erfdieinung,
ift
der Gegenftand
der Hiftorienmalerei und der Skulptur Darftellung des Menfdien in der
zufammenhängenden Reihe endlidi
fteht
Mufik,
die
und
Sie
Deshalb
ift
die
eindringlidier als die der
Sdiatten, diefe aber
Zwei
korrelate
ift
Beftrebungen und Handlungen
der
abgefondert von allen anderen Künften nidit
Abbild des Willens
einer Idee, fondern phyfifdie Kunft.
feiner
Ganz
große Vorwurf der Poefie.
Nadibildung oder Wiederholung felbft.
Sie
ift
Wirkung der Mufik
die eigentlidi
meta^
fo fehr viel mäditiger
anderen Künfte, »denn diefe reden nur von
vom Wefen«. Gedanken find
es mithin,
die
den Charakter diefer
Afthetik beftimmen,- beide laflen deutlidi die Beziehungen erkennen, durdi die
fie
mit der Anfdiauungsweife unferer klaffifdien Diditer
und Denker,
deren Sdiüler und jüngerer ZeitgenoITe Sdiopenhauer war, verknüpft
find.
Anfdiauen und SdiafFen beruht auf der Erhebung über das Individuelle. Die Kunft fudit und bildet das Typifdie, das immer zugicidi, und am deutlidiften in der Poefie, ein Symbolifdies ift, d. h. im Künftleriliiies
äußeren Abbild der Dinge
ihr inneres Wefen zum Ausdrud^ bringt. Das Goethe und Sdiiller auf dem Höhepunkte ihres Schaffens leitete/ von Goethe und nädift ihm von Sdielling ift dann der Typus in diefem Sinne zu metaphyfifdier Bedeutung erhoben worden.
iß
genau
Wie
fehr
die Anfidit, die
Sdiopenhauers Anfiditen aud) im Einzelnen durdi die
Riditung bcßimmt iS
Grotc
Dmktx
II.
find,
davon zeugt
feine
Lehre
vom
klaffifdie
Sdiönen, das ihm
239
Sdiopenhauer cjT_rixijn_rijnjnjnjnjTjTJT_r\jnj-ixT-j^^
dem
mit
Typifdien geradezu identifdi
ift,
Gefdimad^urteils, zumal über Malerei
Dem lofe
typifdien Sein aber entfpridit ein typifdies Sehen.
Kontemplation Sdiopenhauers geht
Kants fdion
intereflelofe
von
Sdiiller eine tieffinnige
Losreißung des gifdier,
ins
diefe
Lehre hatte
Weiterbildung erhalten.
gleidifalls
Audi
fie
wird
metaphyfifdi Myftifdie gewendet, denn die
vom
Intellekts
Die willen*
ihrem Urfprung deutlidi auf
in
Anfdiauung zurüdi, und
Sdiopenhauer ganz
bei
fowie die ganze Riditung feines
und Skulptur.
Dienit des Willens
ihm kein pfydiolo*
ilt
fondern ein metaphyfifdier Akt,
In der erften
Entwiddungsperiode
feines felbftändigen
Denkens
hatte
Sdiopenhauer der kontemplativen Anfdiauung unter der Bezeidinung des
Kunß
»BelTeren Bewußtfeins«, eine weitere Bedeutung als nur für die
Audi
und die ethifdie Wertung wurde auf das »beflere Bewußtfein« zurüdgeführt, und es ilt deudidi, wie in diefer Konzeption Goethes typifdies Sehen und Sdiellings intellektuelle Anfdiauung mit dem Begriffe der intereflelofen Betraditung zufammen* trafen. In dem abgeldilolfenen Lehrfyftem ift von ihr nur die willenlofe angewiefen.
Kontemplation
die philofophifdie Erkenntnis
Korrelat der Ideenlehre übrig geblieben.
als
Allein die
ZufammenfalTung des künftlerifdien Sehens mit dem philo* Erkennen hat gleidiwohl Spuren hinterlalTen, und diefe konnten
urfprünglidie fophifdien für
Äfthetik
die
nidit
vorteilhaft
So
fein.
lebendig
das
künftlerifdie
Empfinden ift, das aus ihren Einzelheiten fpridit, fo hinreißend die Wirkungen gefdiildert werden, die von der Kunft ausgehen,
vielfadi fo
kann
das dodi nidit darüber hinwegtäufdien, daß diefe Älthetik ihrem Prinzip nadi ganz einfeitig
intellektualiftifdi
ift,
und daß
in
weder die kommen. Erkenntnisart, und
derfelben
Phantafie nodi das eigendidi künftlerifdie Gefühl zu ihrem Redite
Sdiopenhauer bezeidinet die Kunft geradezu
daß
fie
Einfidit vermitteln foll,
ift
Am
Betraditungen hindurdizieht.
ein
zeidinet,
Diefen hödiften
Leidens die Einfidit vermitteln
foll.
Wert
als
hierin
tritt
fidi
durdi
alle
feine
wird das bei der Behand-
den Gipfel der Diditkunft be*
fpridit er ihr zu, weil die Darfteilung des
in die Zwiefpältigkeit
Eben
eine
Gedanke, der
deutlidiften
lung der Tragödie, die der Philofoph
als
und
Niditigkeit des Willens
aber ein nodi bedenklidierer Widerfprudi
zu Tage, der der gefamten Äfthetik anhaftet: die Welt ift unvollkommen und fdimerzvoll, und dodi foll die Anfdiauung diefer Welt in ihren kon* ftituierenden
von
Grundzügen, den Ideen, luftvoll, ja befeligend fein. Es muß daß man Sdiopenhauers Philofophie bis-
hier aus feltfam erfdieinen,
weilen einen einfeitig äfthetifdien Charakter zugefprodien hat. gekehrte
ift
der Fall
:
feine Äfthetik trägt allzu deutlidi das
Das um-
Gepräge meta*
phyfifdien Erkenntnisftrebens.
Nodi 290
wefendidier
freilidi
als diefer intellektualiltifche
Zug
ift
es für
Scfiopenhauer
älthetlfdie Zußand im denn die Aufhebung des Willens
die Eigenart des Gefamtryltems,
Grunde
beltimmt
ethifdi
ift,-
daß der
letzten
wie
ift,
wir alsbald fehen werden, ein moralilHies Phänomen, und Sdiopenhauer felbft
hat auf diefe Analogie
Sinne
und Verwandtfdiaft hingewiefen. In diefem Ethik, die das eigendidie
feine Älthetik eine Vorftufe für die
i(t
Zentrum der Sdiopenhauerfdien Philofophie bildet. Um diefc Ethik zu verftehen, müllen wir uns zunädift vergegen^ wärtigen, daß die Lehre
vom
Primat des Willens notwendigerweife einen
Der Charakter des Menfdien, feine Akt vor der Geburt ein
ftrengcn Determinismus begründet.
Willcnsriditung
durdi einen metaphyfifdien
i(t
für allemal feltgelegt. er
geworden
er
ift
nidits
tatfädilidi
Der Menfdi
hat nidit nur
werden
fondern er hat audi das werden wollen,
ift,
anderes
Willcnsaktes, unter der
als
Form
wollen, bevor
was
er
ift.
Ja
die Erfdieinung jenes metaphyfilciien
Daher
der Zeit angefdiaut.
ift
der an*
geborene Charakter abfolut unveränderlidi und unzerftörbar. kenntnis kann vermehrt, die Intelligenz erhöht werden,
Motive
alte
Motive
feines
Willens unwirkfam, neue wirkfam
find nidits als Gelegenheitsurfadien,- fie
ungen
des individuellen
Riditung.
Der
aber nur
fo,
Magneten
Willens,
menfdilidie Wille
aber
nidit
werden.
beftimmen die fein
Aber
Äußer*
Wefen und
feine
kann zwifdien zwei Motiven fdiwanken,
wie etwa eine Nadel fdiwankt, wenn das ftärkere Motiv
Ich webt:
Die Er* und damit können
fiegt
fie
zwifchen zwei
mit Notwendigkeit, und die
Entfdieidung
ift
nidit herrfdit,
fondern nur zu vorftellungsmäßigem Bewußtfein bringt, was
audi ohne
fidi
nur fdieinbar Sadie der Vernunft, die
in
Wirklidikeit
vollziehen würde.
fie
Allerdings lehnt Sdiopenhauer die Idee der Verantwortlidikeit die Tatfadie des
GewilTens nidit etwa
betont ihre Bedeutung nadidrüdilidi.
dne
als Illufionen
Nur
und
ab/ im Gegenteil, er
erklärt er es für einen Irrtum,
wenn wir fie auf unfere einzelnen Taten beziehen: fie gelten in Wahrheit dem was wir find, nidit dem was wir tun oder getan haben. Denn die Taten find notwendige Folgen des Seins: »Operari scquitur esse«. Daher entftammen Verantwordidikeit und Reue dem meta* phyfifdicn Zufammenhang der Dinge und haben eine tiefere Bedeutung als bloßen Erfahrungstatfadien zukommt. Im Zufammenhang der Er* fificinungswelt freilidi haben fie eben darum weder Grund nodi Wirkung. An dem gefetzmäßigen Ablauf der Willensäußerungen eines Menfdien Selbfttäufdiung,
vermögen fie nidits zu ändern/ nodi weniger freilidi find fie im Stande den Charakter felbft, der der Kaufalität nidit unterworfen ift, umzubilden.
Wenn dem
fo
ift,
keinen Sinn, von einem allgemein ver* Abgefehen davon, daß nidit abzufehen ift, werden könnte, fo würde das Sittengebot die
fo hat es
indlidien Sollen zu fpredien.
^oher
ein foldies abgeleitet
291
Schopenhauer
Gefinnung des Menfdien Ethik
Kantifdie,
ift
nidit möglidi.
vom
niemals
tatfädilidi
alfo, die imperativifdi
beeinflußen
können,
Gefetze für das Handeln geben
eine
wie die
will,
Standpunkt eines konfequenten Determinismus aus
Die Aufgabe der Ethik
vorzufdireiben, fondern
nidit,
ilt
Handlungen und Gefinnungen der Menfdien zu befdireiben und zu Der Typus der deskriptiven Ethik ift von Sdiopenhauer zum
die
deuten.
Male
erften
wenn audi
aufgeftellt,
Denn
durdigeführt.
freilidi nidit rein
im wefentlidien kommt es ihm dodi auf die metaphyfifdie Begründung eines Werturteils an.
Zu
diefem
Zwed^
teilt
er die empirifdi
gegebenen Triebfedern des
menfdilidien Willens in drei Klaffen ein: eigenes
Wohl, fremdes Wehe,
fremdes Wohl. Je nadi der Stärke und Häufigkeit, mit der diefe Motive in einem Individuum auftreten, ift feine Willensriditung als Egoismus und Bosheit einerfeits, als Mitleid anderfeits beftimmt. Egoismus und moralifdier
Wert
aber fdiließen einander fdiledithin
aus,-
folglidi
das Mitleid die
ift
aus ihm gehen die beiden Tugenden
einzig ethifdi wertvolle Triebfeder:
der Gereditigkeit und der Menfdienliebe hervor, die den ganzen Inbegriff der moralifdi wertvollen Handlungen ausfüllen. Diefes Prinzip der
Moral
bringt äußerlidi
genommen nur
das in der
Erfahrung gegebene Werturteil der Kulturmenfdiheit überhaupt auf eine fefte
Formel. Aber nun fudit und findet Sdiopenhauer den letzten Grund
diefer
Wertung im Metaphyfifdien
Moral muß aus der
alle
:
intuitiven
Erkenntnis entfpringen, weldie im fremden Individuum dasfelbe
Im Mitleid
erkennt, wie im eigenen.
offenbart
die Individualität nur ein trügender Sdiein
Wefen
nadi Eins
ift.
Fremdes Leiden
fidi
und
das Bewußtfein, daß
alles
Exiftierende feinem
eigenes Leiden.
ift
Wefen
Der Edle und
Geredite wird inne »daß der Unterfdiied zwifdien ihm und anderen, weldier
dem Böfen
eine
täufdienden Erfdieinung Sdilüffe, ift,
daß das Anfidi
nämlidi jener Wille
ausmadit und
in
ganze Natur
die
So
Allem
angehört:
nur einer vergänglidien
ift,
erkennt
er
unmittelbar
und ohne
feiner eigenen Erfdieinung audi das der
zum Leben, lebt,-
erftred^t:
erfdieint die ethifdie
indifdien Weltreligionen
große Kluft
fo
ja,
weldier das
daß
Wefen
diefes fidi fogar
fremden
jeglidien
Dinges
auf die Tiere und
daher wird er audi kein Tier quälen.«
Anfdiauung, weldie dem Chriftentum mit den
gemeinfam
der moniftifdien Grundanfidit.
ift,
hier als unmittelbare
Freilidi
Konfequenz
fand Sdiopenhauer ftarke
regungen und fogar vorbildlidie Gedankenzüge
in
An-
der indifdien Philofophie
Vedänta und des Buddhismus. Er entlehnt ihr die Formel Tat Tvam asi, die er fo oft und bedeutungsvoll wiederholt: »Das bift du«, das heißt: in jedem lebendigen Wefen erkennft du das eigene Idi wieder, des
Befonders für feine Liebe zu den Tieren, für feinen Abfdieu gegen jede
292
Scfiopcnhauer
Tierquälerei beruft er
auf die buddhiftifdie Morallehre, die
fidi
in diefer
Hinfidit das Chrißentum an Großherzigkeit und Güte übertrifft. Der diriltlidien Liebe gegenüber erfdieint fein Prinzip des Mitleids freilidi
und
wcfentiidi negativ gefaßt
kann konfequenter Weife
Freude
Illufionen find
allzu eng.
nidit
und
anders formulieren, weil ihm Glüdc und
als
indilHien
Daher kann
nur darauf ankommen,
es
den eigenen zu empfinden und ihn dem entfprediend
abzuwehren, wie es die
fo weit als möglidi
Von
Beförderung diefes Zuftandes
alfo die pofitive
kein wertvolles Ziel fein kann.
fremden Sdimerz
Allein der peffimiftifdie Philofoph
indifche
Gedankenzügen mehr nodi
als
Ethik vorfdireibt.
von
diriftlidien
wird der
Denker denn audi geleitet, wenn er den ethifchen Standpunkt überfteigend, mit der Lehre von der Askefe den Gipfel feiner praktifdien Philofophie crreidit und zugleidi ganz und gar ins Gebiet der Myftik hinüberfdireitet. Schon der äfthetifdie Zuftand, nodi entfdiiedener aber der ethifdie Vor^ gang des Mitleids beruhen auf dem Durdibredien der Erfdieinungswelt durch ein metaphyfifdies, überindividuelles Prinzip und, fpricht, ein zeitweiliges
Kunft war
es,
Aufhören des
wie wir willen, ein
der Ideenwelt, wodurch
was dem
individuellen Willensdrangs.
intellektuelles
Moment,
fich
der einzelne über die individuelle Exiftenz
fich
allem Empirifchen entgegenfetzt
allen feinen
Erfcheinungen
und
Aber
ergreift.
in einzelnen,
wenn auch
oft
Empfinden,
die Identität des Willens in
beide bezeidinen nur vorüber^
Wefen
nadi
wiederholten Impulfen und Akten.
Wo
gehende Zuftände, denn auch das Mitleid äußert nur
In der
die Anfcfiauung
erhebt, in der Ethik ein Gefühl, ein unmittelbares metaphyfifches
das
ent*
fidi
feinem
zum dauernden Zuftand wird, wo es fidi zum Mitfühlen des ganzen Leidens der Welt erweitert und vertieft, da führt es mit innerer Notwendigkeit zur Brechung des Willens zum Leben. Wer fo empfindet, es aber
dcITen Wille
wendet
fich,
bejaht nicht
zum Ausdruck kommendes Wefen, wodurch
diefer
Zuftand
fidi
mehr
fein eigenes in
kundgibt,
ift
die
der Erfcheinung
Das Phänomen, Askefe: es ift die Ge-
fondern verneint
es.
finnung und Lebensweife der chriftlichen wie der indifchen Heiligen
Büßer, wenn kleidet.
man
diefelbe ihrer dogmatifch^myftifchen
Die Brechung des Willens
ihrer Sprache reden.
Denn
diefe
ift
die
und
Außenfchale ent*
Gnadenwirkung, von der jene
Umkehr
ift
ein wirkliches
Wunder,
in
ein
metaphyfifcher Akt, deffen Möglichkeit
von keinem empirifchen Standpunkt einzuleben ift, ja, mit allen Gefetzen der Natur und der Erfcheinungs* weit in völligem Widerfprudi fteht. Für die, in denen der Wille zum Leben erlolchen ift, ift audi die Welt, fein Spiegel, aufgehoben: diefe unferc fehr reale Welt mit allen ihren Sonnen und Mildiftraßen wird
I
zum
Nichts. Freilich das Nidits
ift
nur ein relatives/ es
eine reine Negation, die wir uns keinen Begriff
ift
nur für uns
von einem Sein
nidit in*
293
Schopenhauer
dividueller Art,
Wer
einem Sein ohne Zeit und
Raum
zu madien vermögen.
aber gleidiwohl eine pofitive Kenntnis davon erlangen
kann man nur auf den Zultand verweifen, »den
den
will,
Die, weldie zur
alle
vollommenen Verneinung des Willens gelangt find, erfahren haben, und den man mit den Namen Ekftafe, EntrüAung, Erleuditung, Vereinigung mit Gott ufw. bezeidinet hat,«
wie die tifdien
wie
Sdiellings,
Denkens,
in
fo
So
endigt audi Sdiopenhauers Philofophie
mandier andere bedeutungsvolle Anfatz roman*
ausgefprodienem Myftizismus,
in
der Verneinung allen
und Verftehens, der Verfenkung
rationalen Erkennens
in völlig geftihls*
mäßige, religiös gefteigerte Seelenzuftände.
Anhänger darauf hinge* von der Verneinung des Willens im Widerfprudi mit der moniftifdien Grundanfdiauung fteht: nadi diefer ift ja der Wille nur einer, und wenn er in einer feiner Erfdheinungen aufgehoben werden könnte, fo würden hiermit audi alle übrigen verniditet fein. Für den
Mit Redit haben
fdion Sdiopenhauers erfte
wiefen, daß die Lehre
myftifdien Standpunkt, auf
dem Sdiopenhauers
fidi in
was
der
Welt der Vorftellung
widitiger
ilt,
von
Widerfprudi äußert.
als
hier aus der
nimmt
die
mit einem gleidien Willensakt findet
kommt
Welt
fie
Allein es
tritt,
Grundwiderfprudi hervor, der
durdi Sdiopenhauers gefamte Willenslehre metaphyfifdien Willensakt
Philofophie endigt,
ob das unerkennbar Geheimnisvolle
es freilidi nidit allzu fehr darauf an,
ihr
als
hindurdizieht.
Aus
fidi
einem
Vorftellung ihren Urfprung/
Ende wie kann :
eine foldie
An*
fdiauung von der Lehre von der Idealität der Zeit und des KaufalbegrifFs
und was für ein Redit hat der Philofoph, der fie lehrt, gegen Sdielling und Hegel als gegen »Märdienerzähler« zu polemifieren, weil fie den Begriff der Entwidilung auf das Ding an fidi angewendet haben? Tatfädilidi wird ja nidit nur der metaphyfifdie Anfangs* und Endakt, fondern nahezu alles, was der Philofoph von dem Verhältnis des Willens zur Natur und zur Erfdieinung überhaupt lehrt, nur durdi die Anwendung des Zeitbegriffs und der Kaufalität verltändlidi. Der letzte Grund diefes fundamentalen Widerfprudis ift offenbar der, daß von dem kritifdien Standpunkt aus, der Sdiopenhauers Ausgangspunkt bildet, fein Wille beftehen?
eben kein metaphyfifdier, fondern ein empirifch pfydiologiidier Faktor der auf
fahrung
Kant ftehende Philofoph als
betraditet gleidiwohl
die innere
ilt:
Er*
metaphyfifdie Erkenntnis, das pfydiologifdi beftimmte Innen*
als eine metaphyfifdie Realität, auf weldie die Er* Außenwelt zurüdzuführen find. Der Widerfprudi in diefer anthropomorphiftifdien Tendenz tritt deshalb um fo unverhüllter hervor, weil es nidit wie bei Sdielling durdi philofophifdie Anfdiauung gewonnene Begriffe, fondern unmittelbare Gefühls* und Willenserlebnilfe find, durdi die Sdiopenhauer die Welt zu deuten unternimmt.
wefen des Menfdien fdieinungen in der
294
Sdiopcnhaucr
um
Bfickcn wir noch einmal zurück,
dem Ergebnis
aus
trachtungen die gefdiiditlidie Pofition Schopenhauers, wie
als
fie fich
zu beftimmen.
darftellt, endgiltig
gcbnis unferer Betraditungen
Be* Er^
unferer
Die erkenntnistheoretilche Frage nadi dem Verhältnis von Subjekt und Objekt der Erfahrung, wie fie von Kant geftellt worden war, hatte Philofophie zu dem metaphyfifchen Problem vom fid» in Schellings Verhältnis des bewußten umgeftaltet.
zum unbewußten
Sein, des Geiftes zur
ganze Schwierigkeit
erft
dem Ein und
einheidichen Weltgrund, in
:
wie
foluten Einheit vereinigen?
ift
es denkbar,
fich
Tatfache
wollenden Denkergefchlecht
gleich als eine
faßte
in ent*
Die Doppelheit der Attribute, der Paralel* hatte, genügte
aufgeftellt nicht,-
fie
als
diefem
Schelling verfuchte das,
indem
eine nidit
gewaltig
dem Gedanken
rangen danach, aus
der Welteinheit heraus die Notwendigkeit diefer Entzweiung fprechung zu begreifen.
dem
in
doch wieder zur ab^
Denken und Ausdehnung, den Spinoza
erklärbare
daß
und Natur
Alles, Geift
icheidendem Zwiefpalt auseinander treten und
lismus zwifchen
Natur
zugleich feine
durch die moniftifche Grundanfchauung, welche
Schcllings Identitätsphilofophie beherrfchte
weiter
und
Diefes Problem erhielt feine ganze Tiefe
und Ent*
er die Einheit
zu^
Doppelheit, als die »Indifferenz von Geilt und Natur« auf*
und von den polaren Gegenlätzen aus eine doppelte Entwicklungsreihe
bis
zum Zentrum, eben jenem
Es
gelang ihm nicht, den Verfuch zu vollenden,
Indifferenzpunkt,
durchzuführen
fuchte.
und eben darum
blieb
das Problem als eine gewaltige Aufgabe für die folgenden Metaphyfiker beftehen.
Es
blieben zwei Möglichkeiten, die Doppelheit der Welt, das
bewußte und das unbewußte Sein auf eine Einheit zurückzuführen.
Man
konnte
entweder
das
bewußte
Sinne des Worts, die Vernunft, falTen:
dann war das Unbewußte
Erftheinungsform eine
als
oder auch ein
Einichränkung,
ein
Sein
und
zwar
im
höchften
das Abfolute und Primäre
Natur) nur
fein
notwendiges Durchgangsftadium ,
»Andersfein«
zu verliehen,
auf*
Zuftand, eine als
Oder das Un^
bewußte und Unvernünftige konnte als das Reale gefaßt werden: dann war das Bewußtfein, die Vernunft nur ein Sekundäres, aus dem Vcrnunltloren
hervorgegangen.
Der
erfte
Standpunkt
bezeichnet
Hegelfche Philofophie, der zweite die Lehre Schopenhauers.
Denkern
alfo verkörpern fidi die ftärkften
phyfifche
Denken hervorbringen kann: der
die
Welt
reftlos
in
die
In beiden
Gegenfätze, weldie das meta^
vernünftig erklärbares,
äußerlte Rationalismus, der
weil
felbft
durch Vernunft
beftimmtes Gefchehen auflölt, und der Alogismus oder Irrationalismus,
wie man den Standpunkt Schopenhauers mit Recht genannt hat, dem der WeJtgrund etwas blindes und dunkles, das vernünftige Denken und Wollen nur dn verhältnismäßig kleiner Ausfdinitt des Weltgefdiehens
k
295
Schopenhauer
und auf keinen Fall ein ausreichendes Mittel i(t, um das Wefen der Welt adäquat zu erkennen. Der entfdieidende Zug der Sdiopenhauerichen Lehre ift es nun, daß fie die Welt zwar als Erfdheinung und Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft anfleht,
fie
aber gleidiwohl unter einem ethifdien Gefidits*
punkt betraditet und die Erfahrungswelt fowohl wie das metaphyfifdie
Wefen
der Dinge an
diefem Sinne erklärt und beurteilt. Sdiopen^
fidi in
hauer lenkt damit auf die Bahn eingefdilagen hatte.
wohl man
Audi
diefe
über Kant hinaus gehend
ein, die Fidite
Bahn
ihm
hatte
Sdielling gewiefen, ob*
daß für ihn nur ein Durdigangspunkt
nidit überfehen darf,
war, was für Sdiopenhauer dauernder Mittelpunkt feines Denkens ge*
worden ift. Der Widerfprudi aber zwifdien den beiden Tendenzen, die Welt als vernunftlos und blind aufzufaflen und fie gleidiwohl nadi moralifdien Gefiditspunkten zu verftehen, findet bei beiden
im Dunkel des Myftizismus
So
es
ift
denn
feine
daß Sdiopenhauers Syftem für die Weiter*
erklärlidi,
entwickelung der Metaphyfik wenig fruditbar gewefen
Hartmanns Philofophie des Unbewußten
ift
eher eine
Sdielling als eine Weiterbildung Sdiopenhauers,-
der Erlöfung
ift
felbftändiges
Stadium
Weit
punkte.
bietet
Reihe der
neuern
und bedeutfamer dagegen war
Auf
diefem Gebiete
für Nietzfdies
fein ift
Einfluß
durch ihn
den noch Herbart zu er*
einfeitige Intellektualismus,
überwunden und der Irrtum des
fuchte,
und
Sdiopenhauer nur negative Anknüpfungs*
auf die Entwicklung der Pfychologie. in erfter
ift. Eduard von Rüd^wendung zu
Mainländers Philofophie
eine vereinzelte Erfdieinung geblieben,
nadihaltiger
Denkern nur
Löfung.
18. Jahrhunderts, nach
welchem Bewußtfein und verftandesmäßiges Denken im Wefentlichen das* felbe find, befeitigt. Der Voluntarismus der modernen Pfychologie, der
am
fdiärfften
bei
Wundt zum Ausdruck kommt,
verdankt feine Ent*
ftehung zweifellos den Anregungen der Schopenhauerfchen Willenslehre,
wie denn Wicklung
diefe ift,
Lehre überhaupt eins der
durch welche das moderne
ftärkften
Denken
Fermente der Ent*
gelernt hat, den irratio*
nafcn Faktoren des Seelenlebens gebührend Rechnung zu tragen.
Am
ift die Wirkung gewefen, die Schopenhauer auf und hierdurch vermittelt auf die Denkweife weiterer Kreife des deutfchen Volks gewonnen hat. Und hier kommt neben der Wertung des Gefühlsmäßigen und Irrationalen noch ganz befonders die
lebendigften aber
die deutfche Dichtung
Verfchmelzung
chriftlich ethifdier
Ideen mit moniftifch metaphyfifdien
An*
fchauungen in Betracht, die bei keinem anderen modernen Denker mit gleicher Kraft durchgeführt
deutfche Kunft fteht
296
feit
ganz im Bann
ift.
Der
einzige originale Genius, welchen die
Goethes Tode hervorgebracht diefes Gedankenkreifes,
und
hat, Richard
in der
Wagner,
Mitte des 19. Jahr*
Schopenhauer
Hunderts hat der tungen, wie
Die
Max
peffimiltifdie
künitlerifdie Kraft
(tarker
wie
Monismus
Diditer lo verichiedener Ridi^
Jordan und Friedridi Spielhagen, beeinfluITen können. in
Sdiopenhauer war eben
die philo fophifdie
:
fo
ift
es kein
gleidi
ßark, vielleidit
Wunder, daß
fein Geift in
der Kunft fdncr Zeit und feiner Landesgenoflen nadilebt.
Literatur. Sdiopenhauers Sämtl. Werke, herausg. Sdiopenhauers Sämtl.
Werke inöBdn,,
v, Jul.
Frauenftädt, 6 Bde., Leipzig 1891. -; Ed. Grifebadi, Univerfalbibliothek,
herausg. v.
— Dazu: A. Sdiopenhauers handfchriftlidier Nadilaß, 4 Bde., Ed. Grifebadi. Ferner Sdiopenhauers Briefe, herausg. v. Ed. Grifebadi, Wilh, v. Gwinner, Sdiopenhauers Leben, 3. Aufl., Leipzig 1910. — Kuno
I^pzig Reclam 1893 ff. herausg. v.
ebenda.
—
Fifdier, Arthur Sdiopenhauer (Gefdiidite der neueren Philofophie, Bd.VIII), Heidelberg
— RudoIfLehmann, Sdiopenhauer. Ein Beitrag zur Pfydiologie der Metaphyfik. — Ed. Grifebadi, Sdiopenhauer. Gefdiidite feines Lebens.
893.
Berlin 1894.
Lehre, feine Bedeutung.
(Aus Natur und
Geifteswelt.) 2. Aufl., Leipzig.
297
Il
II
einfcfineidender als die
Viel
tigen
und lauten Polemik,
ift
Philofophie entgegengefetzt. milten
ilt,
Lehre Sdiopenhauers, trotz Herbarts Eigenart der der
Denn der Standpunkt
wie das vorige Kapitel gezeigt
ihrer hef*
idealiftifdien
des großen Pefli-
Abweidiungen des
hat, bei allen
Temperaments und der perfönlidien Riditung, bei aller Verfdiiedenheit der Methoden und des Syftembaus, Sdielling und in mandien Zügen felbft Fichte nahe verwandt. Herbarts ganze Gedankenart aber ilt nadi Aus* gangspunkt. Wegen und Zielen, dem gefamten Idealismus von Fidite bis zu Hegel und Sdiopenhauer völlig heterogen und nur gegenfätzlidi durdi ihn beeinflußt. Herbart ift der fdiärffte und umfalTendfte Kritiker, den diefe Riditung gefunden hat, und eben hierauf beruht ein nidit geringer Teil
Entwid^Iung
jene
Daher
Bedeutung.
feiner gefdiiditlidien
um
nidit
reditfertigt
es fidi,
wenn
wir,
zu unterbredien, mit einem geringfügigen
Anadironismus Herbart nadi Sdiopenhauer zur Darftellung bringen, ob* wenigftens find,
war als diefer und feine größeren Werke vor der »Welt als Wille und Vorfteilung« erfdiienen
12 Jahre
er
gleidi
zum
älter
Teil
über die er die
Werfen wir Herbart
ift
am
crfte
bedeutfame Rezenfion gefdirieben
zunädift einen Blid^ auf fein Leben.
4.
Mai 1776
und Regierungsrat,
in
Oldenburg geboren.
Der Vater,
Juftiz*
eine enge Beamtennatur, »fdiweigfam, trocken, phleg*
matildi«, fo fdiildert ihn Herbarts Jugendfreund, der
Johann Smidt,
hat.
Johann Friedridi
in feinen
»Erinnerungen an
J,
Bremer Bürgermeifter
F. Herbart. «^ Die Mutter
weitaus bedeutender: eine Frau von Phantafie, rafcfiem Entfchluß und
mannhafter Willensftärke, auf praktifches Schaffen und Wirken
gerichtet,
aber weder liebenswürdig noch weiblidi zart empfindend. Beide ohne ftändnis für einander -' in fpäteren Jahren lebten
trennt
—
fie
Vcr*
audi äußerlich ge*
wie ohne Gefühl für das nach innen gerichtete Wefen des Sohnes
und entfchieden hervortretende philofophifche Begabung. Mutter nach ihrer energifciien Art mehr als der paffive Vater auf die Entwicklung und den äußeren Lebensgang des einzigen Kindes Einfluß zu gewinnen, was natürlich nur zu einer tieferen Ent* fremdung führen konnte. »Ein Knabe von zarten Anlagen kann tief leiden, er kann im ftillen leiden, es können fich Schmerzen eingraben, die und
feine früh
Dabei
noch
fuchte die
in
den männlichen Jahren gefühlt werden.«
gemeinen Pädagogik wirft
ein Streiflicht
Diefe Stelle der
auf die äußerlich
in
AlU
normalen
Bahnen verlaufene Erziehung. Da der Knabe von zarter Gefundheit war, wurde er eine längere Reihe von Jahren hindurch privatim unterrichtet, und zwar von dem philofophifch gebildeten Theologen Uelzen, und befuchte erft vom 13. Lebensjahre an 1
Die für Hartcnftein nicdergcfchriebcn und dem
1.
Bande der Kehrbadifcfien Ausgabe
von Herbarts Werken vorgedrudt find
301
Herbart
die Lateinfdiule in Oldenburg,
Uelzen, wie
in
an der Wolffdien Philofophie gebildet, und
jenen Jahren natürlidi,
war
diefe
DoA
philofophifdien Unterridit in der Sdiule beherrfdite. bereits in
den
audi Kant trat
den Gefiditskreis des Sdiülers. Faft nodi im Knabenalter
es ihn zur Philofophie
war
es audi, die
und von einem glühenden Dürft nadi
trieb
ihr befeelt,
bezog der kaum aditzehnjährige die Univerfität Jena.^ Faft gleidizeitig mit Fidite, der im Frühjahr 1794 zu Reinhol ds Nadifolge berufen war, kam
Er wurde
der junge Student dort an.
Haus wie
in die »lite*
Kreis von Studierenden, die wefentlidi unter
rarifdie Gefellfdiaft«, einen
dem
in Fidites
Einfluß des großen Lehrers ftanden, eingeführt.
Audi
Sdiiller durfte
und fogar auf einer Reife nadi Leipzig begleiten. Aber Fidites Vorlefungen und perfönlidie Unterweifungen bildeten den Mittelpunkt er befudien
feiner Studien.
Es
fdieint
nidit,
daß
philofophifdien Disziplinen hinausgingen
Bremer Vorbereitungszeit hat fdiaften, befonders der Mathematik
über den Kreis der
diefe weit :
erft in
Ipäteren Jahren,
er fidi eingehend mit exakten
feiner
während Willen^
befdiäftigt.
Sdion im Jahre 1797 verließ er die Hodildiule,
um
eine Hauslehrer^
Berner Patriziers von Steiger anzunehmen.
ßelle in der Familie des
Er
das nidit, weil ihn äußere VerhältnilTe drängten, wie fovieie feiner
tat
begabten Zeitgenoflen, fondern einem angeborenen pädagogifdien Triebe folgend und weil er in diefer Tätigkeit eine innere
und audi wohl äußere fah. So über*
Vorbereitung auf den Beruf des philofophifdien Lehrers
nahm
er
denn audi
die
Erziehung der
mit tiefem Ernft und enthufiaftifdier Peftalozzi
und
drei
Knaben des
ein Befudi feines Unterridits in
von bleibender Wirkung,
Steigerfdien
Haufes
Wärme. Ein ZufammentrefFen
die das pädagogildie
mit
Burgdorf waren Eindrüdce
Denken Herbarts entfdieidend
befruditen mußten.
Die Wirren der
franzöfifdien Revolution, die
Bern und das Waadt*
land mit ergriffen und anderfeits audi wohl der Trieb zur philofophifdien
Produktion veranlaßten Herbart aus der Stellung, die er urfprünglidi auf viel längere Zeit beredinet war, fdion
liebte
Ende
und
die
des Jahres
1799 auszufdieiden. Er lebte nun einige Jahre im Haufe und auf dem feines fdion oben genannten Freundes Johann Smidt in und bei Bremen, im wefentlidien mit Studien, fdiriftftellerifdien Verfudien und der Vorbereitung zur akademildien Laufbahn befdiäftigt. Im Herbft 1803
Gute
promovierte er
in
Göttingen
Er begann
unmittelbar darauf.
fidi
zum Doktor
der Philofophie und habilitierte
feine Lehrtätigkeit diarakteriftildier
Weife mit Vprlefungen über Pädagogik,- daran fdiloflen fidi in den folgen^ den Semeftern nadieinander Ethik und Pfydiologie. 1805 wur er zum ^
So
fdireibt er fpäter in
dem
herausgegeben von Kehrbadi
302
I
der Göttinger Fakultät eingereihten Curriculum, 366.
Werke,
Herbart
außerordentlichen ProfelTor ernannt, 1808 als Ordinarius für Philofophie
und Pädagogik auf den Lehrftuhl Kants nadi Königsberg berufen. Hier wurde er zugleidi Mitglied der »wiiTenfdiaftlidien Deputation«, jenes fadi^ vcrltändigen Beirates, den W. v. Humboldt dem Oberfdiulkoliegium zur Seite geßellt hatte, und trat dadurdi in perfönlidie Verbindung mit den Erneurern des preußifdien Unterriditswefens, Humboldt, Süvern, Nico* lovius. feine
Audi begründete und
Grundfätze
ins
umfetzen
Dame
Königsberg mit einer jungen kinderlofer, aber glüd^iidier
ein pädagogifdies
leitete er
praktilche
Ehe
englifdier
Er
Seminar, das
vermählte
fidi
in
Abkunft, mit der er
in
follte.
lebte.
Die Göttinger und die Königsberger Jahre find die Zeit feiner liteDie »Allgemeine Pädagogik aus dem Zwed^ der
rarilchen Produktivität.
Erziehung abgeleitet« eröffnet im Jahre 1806 die Reihe der Hauptwerke.
Die einzelnen Teile des philofophifdien Syftems Metaphyfik, Logik, Ethik, Pfydiologie wurden nadieinander teils in Form kompendienhafter Lehr* :
büdier,
teils in wilTenfdiaftlidi
Audi
veröffentlidit.
(Encyklopädie
die
populär philofophifdie Darftellung
in die Philofophie«,
Form
Aus
der Philofophie.
1812
glüd^lidifte.
praktifdien
Kompendien
worfen. 1831) Unter den
der
ausgeführten Bearbeitungen behandelt und
philofophilcher Propädeutik dienen
und
ohne daß es
ift,
eigentlidi beabfiditigt
nidit.
das »Lehrbudi zur Einleitung
ift
zuerft erfdiienen, das gehaltvollfte
Nodi heute können
fehlt
Gefiditspunkten ent*
und audi
die erften Abfdinitte als
in
Mufter
die zweite Hälfte des Budies gibt,
eine gedrängte Überfidit über die
gefamten Hauptpunkte des Syftems.
1833 wurde Herbart nadi Göttingen zurüdd)erufen, diesmal narius.
Damit beginnt
Er wurde
als
Ordi*
die Glanzzeit feiner akademifdien Wirkfamkeit.
und beliebteften Lehrer der Hodifdiule. Im Jahre 1837, während des VerfalTungsbrudis des Königs und der Eides* Verweigerung der Sieben, war er Dekan nidit zur Freude des völlig un* einer der angefehenften
:
politifdien
Mannes, der
fidi
durdi feine Neutralität die Gegnerfdiaft vieler
Amtsgenoffen und vorübergehend fogar die Abneigung der Studenten zuzog. Die Anziehungskraft, die er ausübte, überdauerte
I
und er Die
ftarb
teils in
ergänzenden Arbeiten,
im Vollbefitz feines Anfehens
fdirififtellerifdie
am
14.
freilidi
den Sturm,
Auguft 1841.
Tätigkeit diefes letzten Lebensabfdinittes beftand teils in
der Bearbeitung von neuen
Auf-
Nur der »Umriß pädagogifdier Vorlefungen« 1835 widitigeres Werk bezeidinet werden, obgleidi audi hier eigent* Inhalt der allgemeinen Pädagogik in kompendiöfer Form und
lagen früherer Büdier.
kann
als ein
nur der
lidi
mit Ergänzungen nadi der pfydiologifdien Seite hin, reproduziert wird.
Ein
ftilles,
normales und ereignisarmes Gelehrtendafein, eine nadi innen
gcriditete Denkerperfönlidikeit,
k
—
wenig oder garnidit
vom
äußeren Leben
303
Herbart
—
berührt
ja,
man würde
fagen weitabgewandt,
wenn
päda^
nidit feine
gogifdie Tätigkeit
Art von Band mit der Außenwelt her* Naturen wird Herbarts Verhalten im Göttinger VerfalTungsItreit als Sdiwädie erfdieinen: von feinem Stand* punkt, dem des Denkers, den das Weltleben mehr ftören als erwärmen
verfudi in Königsberg) doih eine
Praktifdi geriditeten
geftellt hätte.
kann, der es wirken,
ift
fidi
mit vollem Bewußtfein verfagt, auf das Zeitalter einzu*
es begreiflidi,
wenn
nidit gereditfertigt,
Urteil nur beipfliditen, »daß er audi unter diefen nidit
untreu geworden«.
und man kann Smidts Umftänden fidi felbft
Etwas Reines und Hohes, wie es foldien Na* Zügen feines Bildes und zog
turen nidit feiten eignet, fpridit aus den edlen
Freunde und AmtsgenoITen wie feine Sdiüler an. Die Einfeitigkeit des Menfdien ift freilidi damit gegeben. Herbart war keine Vollnatur wie Sdiopenhauer: feinem Denken.
Grade
bei
etwas Abftraktes »Sittlidier
ihm vorherrfdiend, daß
geftanden hat.«
So wenigftens
hatte er nur zur
Mufik
in
liegt
Ernft und er
feiner
fittlidie
wohl
Lebensführung wie
Strenge war
in
hohem
fo
in
am Sdieidewege Von allen Küniten
eigentlidi nie
urteilten feine
ein inniges Verhältnis,
Freunde.
wie das bei exakt geriditeten
Köpfen ja nidit feiten ift. Hier aber hat er fidi fogar produktiv betätigt. Früh ift fein philofophifdier Standpunkt gewonnen und in den Grund* Zügen unveränderlidi
feftgelegt:
Sdiopenhauer vergleidibar. Sdion Prinzipien feiner Methode
aber audi
hierin, in
den Thefen
nur hierin
faft
ift
er
bei der Habilitation find die
Grundzüge feiner Weltanfdiauung fo aus* gefprodien, daß er fpäter nidits davon zurüd^zunehmen hatte, und feine Werke erfdieinen fadilidi als Ausfuhrung des Gedankenkreifes, der in und und
die
unmittelbar nadi den Berner Jahren in feinem Geifte In der gradlinigen Entwidilung diefes
fefte
Form annahm.
Lebens und Denkens
find
Epodien von entfdieidender Bedeutung:
die Studienzeit in Jena
Tätigkeit als Hauslehrer in der Sdiweiz.
Der Zug zum
tum, der die führenden Kreife Deutfdilands
befeelte,
war
zwei
und
klaffifdien
^ die
Alter*
fdion
dem
in Jena mußte das Ringen nadi einem modernen Lebensideal, in weldiem Geift und Kraft der antiken Menfdiheit fidi er* neuern follte, die große Aufgabe, an weldie die klaffifdien Diditer ihr Leben fetzten, für den jungen Studenten, den Sdiiller feines Umgangs würdigte, von entfdieidendem Einfluß werden. Das Ideal harmonifdier Allfeitigkeit, der geiftigen und fittlidien Bildung, wie es Herder und Goethe, Sdiiller und Humboldt gleidimäßig vertraten, ift wohl zweifellos damals das Seine geworden, und daß fein ethifdies Denken eine äfthetifdie Grund* läge und Färbung erhielt, erklärt fidi nidit minder aus der Einwirkung eines Gedankenkreifes, weldier von den Elementen des fittlidien und des Sdiönen gleidimäßig erfüllt war. Während feiner Jenenfer Studienzeit war
SdiüIer nidit fern geblieben
304
:
Herbart
wohl Denken
CS
audi, daß ihm die griediifdie Philofophie nahetrat,
war vor
antiken Denkern zog,
Unminelbarkeit, mit der
allem, wie
er
es
fein
ihn zu den
ausfpradi,
felbft
Wie
Probleme auffaßten.
ihre
fie
von der
Was
vielfadi aufs unmittelbarfte beeinflußt erfdieint.
die
an die
fie
großen ethifdien und metaphyfifdien Fragen herantraten, das erfdiien ihm für fein eigenes
Denken
vorbildlidi
fahrung unmittelbar ergibt,
:
Fragen und Zweifel, wie
eigenen Kräften Begriffe geftalten, nidit da weiter denken,
wo
die
fie
Augen
anfaflen, mit eigenen
felbfi:
Er^
fehen, aus ein anderer
aufgehört hat, wie Sdielling und Hegel, wie die Modephilofophie feiner Zeit überhaupt. Freilidi die Unmittelbarkeit des Denkens
Philofophen nidit überall möglidi
widdung
ein, pofitiv
:
wollend oder
oder negativ durdi
fie
ift
dem modernen
nidit, tritt er in eine
muß
beftimmt,- er
Ent*
mit den
fidi
Leiftungen feiner Vorgänger auseinanderfetzen,
und gerade Herbart hat und immer angeftrebt hat, iß, fidi durdi fremde Standpunkte nidit beirren zu laßen, durdi die von der Gefdiidite und der eigenen Zeit gewobene Hülle hindurdi die Probleme felbft ins Auge zu faflen und zu durdidenken. das
reidilidi getan.
Was
Aber was
er verlangt
den jungen Studenten ftärker
Eindrudc Fidites. Aber
freilidi,
als alles andere ergriff, war der wenn die willens- und geiltesftarke Denker^
pcrfönlidikeit des gefeierten Lehrers
Kreife zog,
wenn ihm
Mannes zum
fein
den Jüngling unwiderltehlidi
eigener innerer Beruf
erft
entfdieidenden Bewußtfein kam, fo fühlte
werdende Denker
von Anfang an
faft
in einer
von
Verfudi, diefer
fidi
ganz
in
wie von jeder
den Geilt
Die
gleidiwohl der
:
gerade der ernft-
Lehre zu verfenken, habe ihn
idealiftifdien Philofophie
gegengefetzten Standpunkt gedrängt,
Curriculum.
feiner
fidi
in ihre
Bilde diefes
gegen fätzlidien Stellung
zur philofophifdien Art des perfönlidi verehrten Lehrers lidic
am
fagt er in
ab und auf den ent«
den
bereits
erwähnten
Ausdrudi gab, riditete fidi zunädift und am fdi ärfften gegen Sdiellings Verfudi, Fidites Gedankenzüge weiter zu bilden,- aber fie traf bald immer bewußter den Urheber des metaphyfifdien Idealismus felber. Herbart war mit Fidites Standpunkt fertig, längft ehe er mit dem Univerfitätsftudium fertig war, wenngicidi er ihm immer eine Aditung erhalten und bezeigt hat, die er Sdielling vcrfagtc. Sein angeborener Drang nadi Klarheit und Exaktheit des Erkenncns reagierte aufs empfindlidifte gegen Methode und Inhalt der idealißilchcn Philofophie. Der Ideendiditung fetzte er die wilTenfdiaftlidie Be>Kritik, der er früh fdiriftlidien
arbeitung der Begriffe, die exakte Unterfudiung entgegen, dem Monismus, der von der Einheit des Weltprinzips als einer felbftverftändlidien Voraus-
ung ausging, eit die
die
natürlich
erften philofophifdien
ugcndunterridit
in
gegebene Mehrheit der Prinzipien.
Anfdiauungen und
Begriffe, die
Wie
ihm der
der WoIfTdien Philofophie vermittelt hatte, auf dicfe
305
Herbart
Stellungnahme eingewirkt haben, läßt
Bedeutung
die
fidi
nidit entfcheiden
wer könnte
:
Nadiwirkungen fidier ftellen, wer fie verneinen? im innerften Kern feiner Eigenart dem intellek^
foldier
Jedenfalls entfpradi etwas tualiftifdien
Wie
und
fyftematifdi geriditeten
Charakter diefer Philofophie. Antriebe und
die Jenenfer Studienjahre die philofophifdien
An^
lagen, fo braditen die darauffolgenden Hauslehrerjahre in der Sdiweiz
den
minder
erzieherifdien Inftinkt zur Entfaltung, der nidit
Und
tief als
jene
wurde dann wiederum einer der ftärklten Fermente für fein philofophifdies Denken. Die Grundgedanken feines Syßems nahmen während feines Berner Aufenthalts Geitalt an. Aus den Plänen, die er für den Unterridit und die Erziehung der Steigerfdien Knaben entwarf, aus den Beriditen, die er über ihre Entwid^Iung an den in
Herbarts Seele wurzelten.
diefer
Vater fdirieb, ift der Keim feiner Erziehungslehre erwadifen. »Idi ver^ danke meine Pädagogik Dir«, Ichrieb er fpäter an feinen Lieblingsfdiüler
Und wenn man
Karl von Steiger. Sdiriften find, in
denen
ausgefprodien hat, wefentlidi fo fieht
werk
um
man
etwas von der
er feine ethilchen
wenn
Die
tief diefer
leidenfdiaftlidien,
ift
der
eine finnlidie
Mann,
fixiert
und
daß er
fidi
der Pfydiologie zugewandt habe,
Einfluß
fidi
erzieherifdie Liebe, die ihn
auf
fein
gefamtes Lebens*
zu diefem Knaben zog, hat
den ganzen Menfdien ergreifenden Zu*
neigung, mit der Sokrates und Plato
Hierin
Grundlehren zuerlt
er felber wiederholt darauf hinwies,
der Pädagogik willen
wohl, wie
erftred^te.
bedenkt, daß es feine pädagogifdien
fidi
ihren Lieblingsjüngern zuwandten.
der feinem nädiften Freunde bekannte, daß er nie
Neigung zum anderen
Gelchledit verfpüre, feinen antiken
Vorbildern verwandt, ganz befonders aber darin, daß audi für ihn der
Eros
eine belebende
und
vergeiftigte
erzieherifdier Tätigkeit war,
Freilidi
Quelle produktiven Denkens und
fie fetzt fidi
ihm alsbald
bei
ftandesmäßiges, von Pedanterie nidit freies Nadidenken um, wie
eben jenen Beriditen erfehen kann. Trotzdem aber
tritt
in
ver*
man
aus
in feinen
päda*
gogifdien Sdiriften oft eine Wärme des Tons, ja ein
hervor, der feinen tiefen
und
feinen
Sdiwung der Empfindung übrigen Arbeiten ganz und gar abgeht, und in den Bemerkungen über den Charakter heranwadifender
Knaben und über das
Verhältnis des Erziehers
das Vorbild, das perfönlidie Erlebnis durdi.
So
zum ift
Zögling fühlt
man
Herbart der einzige
moderne Denker großen Stils geworden, deflen Philofophie zu einem wefentlidien Teil von pädagogifdien Impulfen und Gefiditspunkten aus* ging und durdi fie geleitet ift, wie er audi einer der wenigen Pädagogen ift,
der nidit bloß eine Anleitung
der Erziehung gefdiafPen hat,
tritt
306
uns zunädift
als
Erziehen, fondern eine Philofophie
Werk im Ganzen und Einzelnen ins Auge, gemeinfam herrfdiender Zug auf allen Gebieten
Fallen wir nun Herbarts fo
zum
—
r
Herbart
ift, exakter Er^ Anlage begründet ge^ abfolut verftandesmäßig. Klarheit und
jenes Streben nach wilTenfchaftlicher, fo weit es möglich
kenntnis entgegen, das wir in feiner perfönlichen
funden haben. Herbarts Denken iß Deutlichkeit der Begriffe ilt ihm das einzige Kriterium, Widerfpruchslofig^
kdt der Welterfaflung das einzige Ziel philofophifchen Denkens. Wie ein Nüditcmer unter den Trunkenen ßeht diefer fcharfe, mathematifch ge*
Denker neben den idealiftifchen Dichterphilofophen feiner Zeit, den und Schopenhauer. Ein klarer, ja kühler Forfcher beherrfcht er das Gebiet des abftrakten Denkens, ohne fich wie Hegel von dem Raufch, der in der Abitraktion liegen kann, hinreißen zu laflTen. Aber freilich auch Ichulte
SchcIIing
die Schwunglofigkeit des
Nüchternen
was begeiltem kann. Jedes Pathos,
ift
fein Teil.
echtes
wie
Seinen Ideen
falfches liegt
ihm
fehlt alles,
Sein
fern.
hat keinen anderen Reiz als den allerdings nicht geringen einer völligen
Stil
Klarheit
und
und
Durchfichtigkeit
Formulierung.
Aber
diefe
die Fähigkeit der Icharfen
Gaben haben etwas
Wendung
und knappen
Gefährliches, denn jeder
dem
auf^
merkfam folgenden Lefer. Das innere Feuer des Wahrheitsfuchers
fühlt
falfche Schluß, jede willkürliche
man wohl
offenbart
fich
fogleidi
Gedankengänge und die unerbittliche Kritik es unmittelbar zu Tage und nur in den päda^
durch die abftrakten
hindurch/ aber nirgends gogilchen Sdiriften
tritt
erwärmt
es ftellenweife die Darftellung
Trotz
felbft.
und der ErgebnilTe und ohne daß ihm die Originalität feines großen Königsberger Vorgänger eignete, ilt Herbarts Art zu philofophieren dem Geilte Kants näher verwandt, als alltr
Verlchiedenheit des Standpunkts
die irgend eines der metaphyfifchen Idealilten,
die
fich
fo gern
auf die
Vernunftkritik berufen. In der gefchichtlichen
Metaphyfik fowohl wie ihrer Pfychologie und der Naturphilo*
Entwicklung der
beiden Anwendungsgebiete,
der
fophie unterfcheidet Herbart ((hiedene
lofophie
drei Standpunkte oder vielmehr drei ver* Arten und Methoden des Denkens. In der griechifchen Phi*
ift
die
Metaphyfik
eine WilTenfchaft
»vom
Sein und
Werden
der Dinge und von den Begriffen, durch welche die Dinge mülTen gedacht
werden. € Hieran
Ichließt fich eine
pfychologifche Forfchung, welche auf
fcftbcftimmte Grundbegriffe ein regelmäßig fortfchreitendes
Denken
folgen
und dem Verfchiedenartigen der inneren Erlcheinungen eine gleichmäßige Aufmerkfamkeit widmet, und eine Naturphilofophie, die von der äußeren Erfahrung ausgeht wie die Pfychologie von der inneren und von hier aus die Probleme der Materie, des Stoffes, der Kraft und ahn* lidier Begriffe behandelt. Gegenüber diefer klaren und zufammenhängen* den Methode des Philofophierens hat fich aus dem Orient eine myltifdie läßt
I
Betrachtungsart entwickelt, welche durch eine Anfchauung, die von der finn* lidicn völlig verfchieden
Grotc Dmkti U.
ift,
angeblidi unmittelbar das
Wefen
aller
Dinge er-
307
Herbart
kennen
will.
verfteht
fidi
Diefer Myltizismus
von
felbft,
Auf dem pfydiologifdien
wird.«
immer
ift
Pantheismus: »Es
zugleidi
daß das wahre Sein dem einzelnen Dinge abgefprodien Gebiete beruft er
fidi
auf angeborene
Vernunfterkenntnis durdi intellektuelle Anfdiauung, während die Sinnlidi=
Quelle des Irrtums und des Böfen
keit die
Natur
der
erblickt er
ift
daraus, daß
die empirifdie.
man
fidi
der äußeren Erfahrung
»nur Stufen der Emanation oder Äußerungen des
Urwefens« und bezeidinet den Stoff ftellungsart
fein foll. In
als
das Niditfeiende.
^ Die dritte Vor=
Sie entfteht umgekehrt wie die zweite,
auf finnlidie
Erfahrung und
Beobaditung, ins=
befondere den phyfikalifchen Apparat zur Naturerfahrung
Methode
Diele
hat.
gemein
bereidiert, aber
hat unfere Erkenntnis finnlidier Gegenltände un* fie
führt zu einem
Materialismus und zur Ablehnung
dem
auf
mehr oder weniger konfequenten metaphyPifdier Erkenntnis über*
Eine entfprechende Dreiheit der Standpunkte
haupt.
aliein verlalTen
Gebiete der Ethik und der Äfthetik. Überall
findet
Herbart audi
gilt es,
den wiffen-
An«
fdiaftlidien Standpunkt, »die riditige Mitte zwifdien myftifdier
fdiauung und
Denker den wie
Weg
befteht, in
Empirismus« zu
fie
Überall haben die griediifdien
fudien.
dazu gewiefen oder dodi angeftrebt. Denn
diefer
Weg
es erkannt haben, ausfchließlidi in der »Bearbeitung der
der Erfahrung gegebenen Begriffe.« In diefer Definition der Philofophie liegt ein doppeltes.
Einmal, daß
jedes philofophifche Denken
daß es abzielt.
von der Erfahrung ausgehen muß, und zweitens, Itets mit Begriffen, nidit mit Anfdiauungen arbeitet und auf foldie »Völliger Misbraudi des Wortes ift es, von einer Anfdiauungs*
philofophie zu reden.
Es
gibt keine andere Philofophie als eine foldie,
von der Reflexion anhebt, d. h. von der AuffalTung der Begriffe«. Es giebt keine Anfdiauungen »weldie der Reflexion entgehen oder fidi ent* ziehen«. Mit beiden Elementen diefer Definition ift der denkbar fdiärffte die
Gegenfatz gegen die Fidite-SdiellingTdie
Grundauffaffung bezeidinet.
Philofophie fdiöpft nidit aus intellektualer Anfdiauungen, fondern aus Be* griffen, die fie zunädilt
der Erfahrung entnimmt, und
Material nidit ardiitektonifdi konftruktiv, fondern
Denn wird,
die Auffaflung der
und
die Begriffe, die
und führen
infolgedeffen
fie
verfährt mit diefem
kritifdi.
Welt, die uns mit der Erfahrung gegeben
fidi
aus diefer ergeben, find widerfprudisvoll
zu keiner zufammenhängenden Erkenntnis. Da^
her erwädift die Aufgabe, diefe Begriffe fo zu verändern und zu ergänzen,
daß
fie fidi
in
einem widerfprudislofen Zufammenhang denken
die Ungereimtheiten der natürlidien
fortfdireitenden Denkens.
Anfdiauungen
Hieraus ergibt
fidi
die
Metaphyfik, die ja keine andere Beftimmung hat, griffe,
308
find das
lalTen
:
Notwendigkeit als die
eben
Motiv des der
nämlidien Be*
weldie die Erfahrung ihr aufdrängt, denkbar zu madien.
Keine
r
Herbart
WiATenfciiaft
fo
ift
unentbehrlidi,
Sphäre unferes Verftehens
Mit
Beftimmungen
dicfcn
Er
Vemunftkritik Kants.
keine liegt fo fehr in
der Mitte der
als diefe. tritt
greift
Herbart nun audi
in
Gegenfatz zur
auf das Prinzip der vorkantifdien Meta*
phyfik zuTüdi, »daß die Widerfprudislofigkeit eines Begriffs die Realität feines Inhalts verbürgt.«
Für Kant
gibt es keine allgemeinen Begriffe,
keine Formen der Anfdiauungen und des Denkens, die, wenn fie in ab* fehiter Allgemeinheit gedadit, d. h. auf den gefamten BegrifF der Er*
Welt
fiilining
Formen und
Univerfum) angewendet werden, nidit
als
und eben
fprüdicn endigen,
in
Wider*
diefe Tatfadie beweift die Subjektivität diefer
die Phänomenalität der Erfahrung.
wenn
Herbart dagegen will
nur auf die Erfahrung im Einzelnen bezogen, aber konfequent zu Ende gedadit werden, zu nadi weifen, daß diefe Begriffe, gerade
fie
Widerfprüdien führen und fomit die metaphyfifdie Erörterung unvermeid* madien.
lidi
Drei allgemeine Begriffe find
es, die,
wie
fie
im Mittelpunkt
aller
Er-
fahrung ftehen, fo audi die Hauptprobleme der Metaphyfik bezeidinen: das
I
und
»das Ding mit mehreren Merkmalen« <Subftanz>
dl ,
Veränderung,
die
weldier die Kaufalität mit gedadit
diefe Begriffe Ichließen fidi die übrigen an,
Raumes und
mit audi die des
ift>.
An
wie der der Materie und da*
der Zeit an den der Subftanzialität, das
Problem der Freiheit an die Kaufalität ufw. Die Gefdiidite der Philo* fophie
i(t
fprudislos
Wir
die Darftellung der
zu
falfdien Verfudie, diefe Begriffe wider*
geltalten.
dürfen, die Kritik des Idibegriffs, die im wefentlidien eine
Icmik gegen Fidites Lehre bildet, bei Seite laflen
beiden
wefentlidiften
Zunädift
dem
arten bieten alle
drei
Begriff der
um
fidi,
find
Teilen
in
der
und uns
fogleidi
Herbartfdien Metaphyfik
Veränderung. Drei
Po* den
zuwenden.
möglidie Vorltellungs*
den beßändigen Wandel der Welt zu deuten und
der Gefdiidite des philofophifdien Denkens vertreten.
fie kurz als Medianismus, Selbltbeftimmung und abfolutes Werden. Der Begriff des Medianismus denkt die Ver* änderung der Dinge als eine unendlidie Kette, in der jedes Glied durdi
Herbart formuliert
Einwirkung eines vorhergehenden, alfo von außen her, beftimmt wird. Jedes alfo wird zugleidi als wirkend und als leidend gedadit: das ift ein die
crftcr
Widerfprudi.
Ldden fprud).
dasfelbe
Ferner aber würde das Seiende im Wirken wie im
und audi
Somit erweift
unbraudibar.
fidi
nidit dasfelbe fein
wie es
ift:
der zweite
Allein zu keinem belferen Ergebnis führt die Analyfe der
Sclbftbcftimmung (Spontaneität). Die Tätigkeit des ftimmens fetzt bereits eine Veränderung im Zuftande des
I
Wider*
der Begriff der medianifdien Veränderung als
fidi
felbft
Be*
fidi
felbft
Be*
309
Herbart
(timmenden voraus: die Selbftbeltimmung könnte fomit nur wieder
als
Wirkung einer Selbitbeftimmung gedadit werden und fo gelangten wir wiederum zu einer unendlidien Reihe, die niemals zu einem Ergebnis führt. Aber audi deshalb ift der Begriff widerfmnig, weil er eins und dasfelbe durdi den Gegenfatz der Aktivität und Paffivität (Subjekt und Objekt der Selbltbeftimmung) mit
fidi felbft
Diefe Kritik des
entzweit.
Spontaneitätsbegriffes gewinnt befondere Bedeutung durdi ihre
Anwen*^ düng auf Kants Lehre von der intelligibeln Freiheit. Denn diefe Lehre führt zur völligen Auflöfung des Begriffs Charakter. Ihrer Konfe* quenz gemäß ilt jeder Aktus des Willens etwas für fidi, ohne Zufammen* hang mit früheren und folgenden EntfdilüIFen und das ganze Leben des Menfdien ein lofes Aggregat von Selbftbeftimmungen die Einheit i(t verloren. Um diefen Unmöglidikeiten zu entgehen, hat Kant
Tat zurüd^zuführen
eine zeitlos intelligible
fdiließungen nur Erfdieinungen find.
von der alle zeididien Ent^ Abgefehen aber von der Wilkür, ,
im Begriff einer einmaligen Selbltbeftimmung außerhalb der gefamten Kaufalkette liegt, führt diefe Annahme zu einem Gefetz eiferner Not* die
wendigkeit, unter der das Gefdiledit der Menfdien
ftets bleibt,
was
—
es
ift,
und
jedes
fidi
erinnern wird, genau die Anfdiauung, die uns in Sdiopenhauers Ethik
fittlidie
entgegengetreten
Nodi läre,
ift
verliert,
wie man
—
ift.
das abfolute
Werden
übrig, »eine
zwar
popu^
nidit fehr
aber unter den Philofophen aller Zeiten defto mehr verbreitete
ftellungsart«.
Sie läuft darauf hinaus, den Wedifel
felbft
als
Vor*
Eigen*
die
der Dinge »als die Qualität delfen anzufehen,
was ihm unterworfen Nidit eine unter den einzelnen Befdiaffenheiten, fondern das gefamte
fdiaft ift.
Gebieten und Verbieten feinen Sinn
Werden, weldies audi hier felbft
tritt
fie alle
fofort der
aufheben und
ftimmtes war,
werden.«
foll
durdilaufen,
fein eigenes
es
ift
die Qualität der Dinge.
Widerfprudi hervor: das Ding
foll fidi
»Allein beftändig
Gegenteil erzeugen,- weil es etwas Be*
dasfelbe nidit
mehr
fein,
Hierzu kommt die Unmöglidikeit, die
fondern das Gegenteil fidi
aus der Kontinuität
der Zeit ergibt: hört die eine BefdiafPenheit des Dinges ganz auf, bevor die andere eintritt, fo
zufammenhängendes
ift
da,-
eben ein völlig anderes mit hört
fie
dem
vorigen nidit
nodi nidit ganz auf, fo faßt ein Zeit*
punkt die widerfpredienden Eigenfdiaften zufammen. Diefer Sdiwierigkeit zu entgehen, haben eine Reihe von Syftemen den gefamten Wedifel als
Er fdi einung diefes
ift
eines nidit wedifelnden
wahrhaft Seiende eine einfadie Qualität
310
Grundes
aufPaflen wollen.
befitzt
Aber
Denn wenn das und kein Wandel in ihm
nur eine Verfdilimmerung des Widerfprudis.
Herbart
^P
würde aus dem einfacfien Grunde garnidits weiteres werden. Er würde fidi eben felbft gleidi fein und gleidi bleiben. So wird dem Monismus Sdiellings und Hegels, der ja eben auf dem Begriff des abfo-^ luten Werdens beruht, der Boden entzogen, und nidit minder ift mit dem fo vorgei vorgeht,
Begriff der Ericheinung
Sdiopcnhauers
im metaphyfifdien Sinne die Grundanfdiauung Herbart hat zweifellos die Stelle
verurteilt.
welche die gemeinfame Sdiwäd\e aller diefer Syfteme
getroffen,
vermögen
fie
ift:
zu erklären, wie das Eine Reale fidi wandeln und zu einem Viel* fadien werden kann. Aber audi von der methodilchen Seite aus erweift
nidit
Metaphyfik
die moniftifche
fidi
Welt aus diefem
und
will die
heit
gegeben?
Weder
begriffe enthalten eine
als hinfällig.
Sie erklärt das All für Eins
einen Prinzip erklären.
Alles nodi Eins
denn die Ein*'
«Ift
gegeben.« Unfere Erfahrungs*
ift
Mehrheit von Dingen mit mehreren unveränder-'
Merkmalen dies ift es, was wir Wirklidikeit nennen und was eben darum den Ausgangspunkt des philofophifdien Denkens bilden muß. lidien
:
Nun
übt Herbart
an eben diefem Begriff
freilidi
eine nidit minder Icharfe traditeten der
geben
und zerfetzende
Veränderung.
und Gerüdien, Merkmale find
die wir als
uns
Dinges
fie
unbekannt
felbft
gegeben
geftehen,
daß das Ding
Die Sdiwierigkeit
bleibt.
dem Ding, dem
zu
letzteren kennen,
Und
dem
dodi
dem
ift
auffalTen.
find,
bisher be*
Aber
ift
fie
Was
vorhanden.
alle diefe
fidi
felbft
einziges
ift
Wir
ift.
Farbe
Merkmal find
ge*
der Befitzer diefer Kennzeidien,
fteigert fidi,
nis der Eigenfdiaft
wir von
Sub*
der Erfahrung tatfädilidi ge*
Raum? Kein
felbft,
Was male.
in
das an, was der Gegenftand für
zwungen zu
der der
nur unter beftimmten Bedingungen,
find
im Dunkeln, was Klang im luftleeren alfo gibt
ift
Kritik wie an
Merkmale der Dinge
relativ d. h.
die außerhalb des
Was
es
Dinge, fondern Empfindungen von Farben, Tönen
find nidit
ift,
—
metaphy fliehen Grundbegriffe -^
(tanz, der zweite der oben genannten
wenn man das Verhält-
zukommt, näher
ins
Summe
nidits als die
Auge
feiner
es eine Einheit, die keineswegs gleidi diefer
faßt.
Merk*
Summe
Sagen wir aber: es hat diefe Merkmale, fo würden wir ein Ding ohne Merkmale vorausfetzen, weldies diefe letzteren annehmen und haben könnte, oder audi nidit. Aber ein foldies Ding ift offenbar niemals ge* geben und das bezeidinete Verhältnis garnidit denkbar, denn eben die ift.
Merkmale (Empfindungen)
find es ja, die allein gegeben find. Ein weiterer Widerfprudi endlidi entfteht aus der Mehrheit der Merkmale, Wie ver*
tragen
fie
foidie
Vielheit
Merkmal dodi eine
k
Grunde
fidi
mit der Einheit des Gegenftandes? als
Eins
fetzen?
Muß man
Wie
dodi
dem Dinge
für
kann man eine jedes
einzelne
annehmen oder Mehrheit des Seins, weldie der Mehrheit der Merkmale zu
eine befondere Kaufalität in
felbft
liegt.
311
Herbart
Diefe Widerfprüdie häufen und verwid^eln
Wefen
des Dings feine
und durch
terie gelangt.
Raums
Ausdehnung
diefe Betraditung
fidi
Wie kann
ausdehnen?
worin es durdi Dehnung
und
Raum
wenn man außer dem
und Zeit
Auge
ins
wie unvermeidlidi zu dem Begriff der
faßt
Ma^
ein Reales durdi viele verfdiiedene Teile des
Wie kann
es
zerreißt? In
dem
Begriff der
uns
als ein
Wir
doppelter Widerfprudi. ift
in
fidi,
ftellen fie
identifdi
fein
mit dem Materie
Vielen, liegt ein
Reales vor, das teilbar
erreidien durdi fortgefetzte Teilung niemals die letzten Teile der^
wahrhaft für
fidi
beftehende Reale fein
entfprediende Sdiwierigkeit ergibt
fidi
aus
felhen, die dodi das
dem
Kontinuums, und der doppelte Widerfprudi
Bewegung kund. Wenn Herbart hier
follen.
Die
Begriff der Zeit als eines
gibt
in
fidi
dem
ftehen geblieben wäre, oder vielmehr
Begriff der
wenn
er feine
Analyfe zu einer gleidi fdineidenden und negativen Kritik des Begriffes des abfoluten Seins und feiner Konfequenzen durdigeführt hätte, wie er fie an dem des Werdens vollzogen hat, fo hätte fein Standpunkt offene bar der einer vertieften Skepfis bleiben mülTen, wie ja audi feine Argu*
mente zu einem großen Teil den antiken Skeptikern endehnt find, und es eröffnete fidi die Möglidikeit eines auf diefer Skepfis begründeten Pofi^' tivismus. diefes
Wir werden
worauf Herbart
gangspunkt Skeptiker
fpäter darauf abzielte.
in Betradit.
zurüddommen. Aber
Die Skepfis kommt
es
war
für ihn nur als
nidit
Durdi-
»Jeder tüditige Anfänger in der Philofophie iß
und umgekehrt,
jeder Skeptiker als foldier
ift
Anfänger.
Wer
Gedanken find nidit zur Reife gekommen.« und das methodifdie Grundprinzip feine Faflung der Aufgabe Sdion feiner Erkenntnistheorie bereitet die Wendung zum Pofitiven vor. Widerfprudislofigkeit des Denkens wird gefudit, und wo fie erreidit ift, da verbürgt fie die Realität des Gedaditen. Die fidi felbft widerfprediende Erfahrung ift diefer Realität gegenüber nur ein Sdiein, und es wird nun* mehr zur Aufgabe der Metaphyfik, diefen Sdiein auf die ihm zu Grunde liegende Realität zurüd^zuführen und Sdiein wie Realität hierdurdi ver* in der Skepfis beharrt, delTen
zu madien. Durdi diefes Ziel wird die Methode beftimmt: aus der Aufhebung der Widerfprüdie, die im erfahrungsmäßigen Begriff des Seins liegen, muß Zu Widerfidi das Pofitive, die Erkenntnis des wahren Seins ergeben. fprüdien hat es geführt, wenn wir diefem Sein, das in der Erfahrung gegebene Merkmal der Veränderung in irgend einer Form beilegten. Zu Widerfprüdien führt es nidit minder, wenn wir dem Realen überhaupt eine Mehrheit von Eigenfdiaften zufdireiben. Hieraus folgt als erftes Er* ftändlidi
gebnis der Satz:
»Die Qualität des Seienden
ift
fdiledithin ein*
fadi und unwandelbar«, und nidit minder folgeriditig ergibt
312
fidi
aus den
Herbart
Widerfprüdien des Raumes und der Zeit der zweite Satz. »Die Qua* lität des Seienden ift, als Begriff, der Quantität fdiledithin un^
zugänglidi«. Aber
freilidi,
des Seienden.
ift
Jene
Vielheit
verboten, diefe
widcrfprudislofen metaphyfifdien
Menge von Wefen
im Seienden
gibt,
erlaubt.
ift
Denken
als
deren eigentlidies
nod\ nidit Vielheit
ift
So
ergibt
Grundtatfadie
Was
:
fidi
dem
daß es eine
wir nidit erkennen, von
denen wir aber foviel fagen können, daß jedes von ihnen abfolut einfadi, denn audi unveränderlidi, unausgedehnt und unzeitlidi d. h. ewig
— gleidi —
fein muß. Herbart fetzt wie Sdiopenhauer diefe beiden Begriffe Die Mehrheit diefer Realen, neben und außer einander, madit ein Ver* hältnis denknotwendig, das unferer fmniidien Raumvorftellung entfpridit, aber freilidi nidit mit diefer identilcli ift. Herbart nennt es den intelli*
gibein
Raum.
Hiermit
fdieint
nun
freilidi
nodi nidit allzu viel gewonnen.
Denn wie
können wir aus den Qualitäten diefer einfadien Wefen irgendweldies Ge^ (chehen ableiten? Was kann ihnen begegnen oder was kann außer ihnen begegnen? Das Seiende kann weder von nodi erfdieinen.
Was
Und
foll
felbft,
fidi
äußern,
kommen
kann, find niemals diefe
fondern immer nur die VerhältnilTe, in denen
Töne wie fis zu gis ift das das Verhalten zweier realer Wefen in Hinfidit des
zu einander ftehen.
nädifte Gleidinis für
abweidien, nodi
fidi
eben die Erfdieinung erklärt werden.
zur Anfdiauung, zur Erfahrung
einfadien Qualitäten fie
dodi
Das
Verhältnis zweier
Gegenfatzes ihrer Qualitäten. Diefes Verhältnis beruht auf Vergleidiung
und
ift
infofern
immer etwas
zufälliges,
denn die Vergleidiung könnte
audi auf andere Gegenftände erftred^en. das,
Und
dodi beruht auf ihr
fidi
alles
was uns von dem Wefen des Seienden zum Bewußtfein kommt. Wir
erkennen nur Relationen, Beziehungen. Alle Erldieinungen find Sinne »zufällige Anfiditen«.
in
diefem
Herbart erläutert diefe Begriffe an der
Methode der Zerlegung von Kräften und Riditungen in der Medianik, an dem Unterfdiiede der pofitiven und negativen Abfcifle und Ordinate in
der Mathematik.
Aber
die Erfdieinung zeigt
Begriff des Gefdiehens: ift
wirklidies Gefdiehen?
wie
ift
uns Veränderungen. Sie führt auf den diefer widerfprudislos
zu denken?
alen zu einander zurüd^geführt werden.
Wenn
diefe felbftändig
und ge*
fondert verharren, dann kann es offenbar keine Veränderung, kein
Aber das Zufammenfein
lehen geben.
Itc.
wenn
fidi
»Störung
rgcftalt,
daß
fie
dieses nidit gegen die follte
erfolgen,
Ge*
der Realen könnte, ja müßte zur
leinträditigung diefer Selbftändigkeit führen tören,
Was
Audi dies kann nur auf das Verhältnis der Re*
:
das eine müßte das andere
Störung durdi Wiederftand er*
Selbfterhaltung hebt die Störung auf,
garnidit eintritt.«
Selbfterhaltung des Realen im 313
Herbart
intelligibeln
Raum
das einzige wirkliche Gefdiehcn, und indem die
ift
zufälligen Anfiditen diefen Prozeß nadi feinen verfdiiedenen Seiten er^
—
greifen, entfteht die Erfahrungswelt.
Es
ift
ein feltfames Sdiaufpiel, wenngleidi in der Gefdiidite der Meta-^
phyfik nidit vereinzelt, wie der Kritiker, der mit fo fdiarfem Blid die
Widerfprüdie überlieferter Begriffe aufdeckt und die
Vorgänger
durchfchaut, bei
dem Streben
falfdien Schlülfe feiner
nach pofitiver Erkenntnis für das
Unhaltbare und Gewaltfame feiner eigenen Lehre keinen Blick ift
der Drang,
punkt zu
fich
So
hat.
ftark
aus der Skepfis auf einen feften und beruhigenden Stand*
»Das
flüchten!
wirkliche Gefchehen
ift
nichts
anderes
als ein
Be-
ftehen wider eine Negation«, heißt es in der Allgemeinen Metaphyfik <§
236) und
in
der Pfydiologie
Zwifdien mehreren unter
fich
<Werke
v.
Kehrbadi, Bd. IV, 364) fogar:
ungleichartigen einfachen
Verhäknis, welches darin befteht, »daß
Wefen
in der einfachften
gibt es ein
Qualität jedes
Wefens etwas geändert werden würde durch das andere, wenn nicht ein jedes widerftände und gegen die Störung fich felbft in feiner Qualität erhielte. Dergleichen Selbfterhaltungen find das Einzige, was in der Natur wahrhaft g e f ch i e h t. « Deutlicher könnte das Gewaltfame, Widerfpruchs*
Lehre auch von einem Gegner
volle diefer
kommt
Hierzu
nicht
hervorgehoben werden.
nun, daß es diefer fo völlig abftrakt gedachten und un*
anlchaulichen Lehre
vom Realen und feinen Selbfterhaltungen an jedem greif*
fcheint. Aber einen folchen gewinnt fie freilich, Anwendung auf die Pfychologie verfolgt. Es kann
baren Gehalt zu fehlen
man
fobald
kaum
ihre
zweifelhaft fein, daß der
Denker von
hier
ausgegangen
ift
und
die
pfychologifche Grundanficht erft in zweiter Linie zu einer allgemein meta*
phyfifchen Pofition erweitert hat.
»Die Seele
ift
die erfte Subftanz«, fagt
er
ten
Namen
die WiOenfchaft führt«.
Beifpiel eine
»Die Pfychologie
zeigt uns
an ihrem
ganz vorzügliche innere Bildung eines einfachen Wefens. Nach
Typus muß man fich die eines jeden anderen audi unter den nicht Wefens denken.« (Pfychologie, a. a. O. S. 366). Auf die Seele alfo trifft alles zu, was in der allgemeinen Metaphyfik von dem Realen ausgefagt wird: die Seele ift ein einfaches Wefen, nicht diefem
vorftellenden
bloß ohne Teile, fondern auch ohne irgendeine Vielheit in ihrer Qualität. Sie hat weder
Herbart felbft.«
Die
faft
Das
Ort noch
Zeit,
und
ihre Unfterblichkeit »verfteht fich«,
wie
naiv hinzufetzt, »wegen der Zeitlofigkeit des Realen von einfache
Was
der Seele
ift
und
bleibt
uns völlig unbekannt.
Folgerung für die Pfychologie
ift nun die, daß die und Vermögen hat, weder etwas zu empfangen, noch zu produzieren«. Mit diefen Worten faßt Herbart feine berühmte Pole* mik gegen die Theorie der Seelenvermögen zufammen, welche die ganze
erfte wichtige
Seele »keine Anlage
314
p-
Herbart
bisherige PfyAoIogie, abgefehen herrichte.
Seelenvermögen
find
von der nichts
englilHien Aflbziationslehre, bc*
anderes
als
Klaflenbegriffe, unter
weldien man die beobaditeten Erfdieinungen zu ordnen gefudit hat. Als foldie find fie praktifdi benutzbar. Wenn man aber glaubt, dadurdi, daß
man
Vorgänge auf
komplizierte feelifdie
Sinnlichkeit oder Einbildungskraft,
auf das Vermögen des Vorftellens, Fühlens und Woliens zurüd^führt, fie erklären und auf diefe Weife eine Art von Naturgefdiidite des Geiftes zu Stande bringen zu können, fo müflen foldie Verfudie
man aus Kategorien von Erfdieinungen Kräfte
Wenn
fcheitern.
konftruiert,
fo
find »fie
Wefen.« Indem Herbart ftatt diefer falichen Re^ duktionen und Hypoßafen verlangt, daß die Pfydiologie das wirklidie Ge* (Ziehen in der Seele erkennen und erklären foll, zeigt er hier eben jene kritilche Überlegenheit und Sdiärfe, weldie uns bei feiner Bekämpfung des moniftifdien Idealismus entgegentrat. Aber audi hier ift der Übergang nichts als mythologilche
zum
minder gewaltfam
Pofitivcn nicht
als in
der Metaphyfik.
Alles wirklidie Gefchehen befteht aus Störungen
und den Selblterhaltungen einfacher Wefen. Dies gilt audi für und der Grundgedanke der HerbartTdien Pfydiologie beruht nun darauf, daß er die Selblterhaltungen der Seele mit den einfadien VorfteU lungen
ander widerftehen.
Da
die
Störungen unendlidi mannigfaltig
Wefen
in
einem und demfelben
iß
anzunehmen, daß unter ihnen
dcrc
nidit.
find, fo finden
ungezählte Selblterhaltungen einige entgegengefetzt fein
Entgegengefetzte Vorftellungen nun müflen
fich
dergeftalt
men, daß das Vorgeltellte ganz oder zum Teil verfdiwindet,
als
Vorftellung nidit mehr da wäre, daß es aber wieder hervortritt, fclbft
wieder
herftellt,
fobald die
Hemmung
und
Itatt,
es
werden, an*
hem-
ob
fidi
die
von
weidit oder durdi eine neue
Gegenkraft unwirkfam wird. Demnadi verwandeln
fidi
Vorftellungen durdi
Streben vorzultellen. Eine Vorftellung ßcigt über die Sdiwelle des Bewußtfeins, fie tritt ins Bewußtfein, wenn fic fich aus einem Zuftande völliger Hemmung erhebt. Sie finkt ihren gcgenfcitigen
unter
die
Druck
in ein
Bewußtfeinsfdi welle,
gefetzten verdrängt
wird.
wenn
Zuftand, indem wegen abgeänderter
von ihnen
r
ftellen
als
ift.
von
Hemmung
ein Streben wirkt, das
im Bewußtfein
fie
einer
anderen entgegen-
Alle Vorftellungen ändern
immerfort ihren
bald mehr, bald weniger
Übrige aber
als
wirklidies
Vor-
— 315
Herbart
Man
fleht, die
Auffaflung
eine rein dynamifdie
ift
und
folgt durdiaus
der Analogie phyfikalifdier Anfdiauungen. »Vorftellungen werden Kräfte,
indem
Und
einander widerßehen,« fagt Herbart.
fie
hieraus erwädilt ihm
Medianik
der Gedanke, daß die Pfydiologie eine Statik und eine
»Denn
Geiftes enthalten müfle.
des
unter Kräften, die wider einander ftreben,
gibt es ein Gleidigewidit, es gibt audi
Näherungen dahin und Entfern-
ungen davon, durdi neu hinzutretende Kräfte.« Darum muß die Mathe^ mathik zu Hülfe gerufen werden, um nadi der verichiedenen Stärke der Vorftellungen, nadi
dem Grade
ihres
Gegenfatzes und nadi der Verfdiie-^
denheit ihrer Verbindungen, die Erfolge der In weldier
Weife Herbart
diefe
Hemmung
Beredinung
zu beredinen.
entwirft, gehört in die be^
fondere Ausführung der Pfydiologie, auf die wir hier nidit eingehen können.
Nur
fo viel foll
fdiiedenen
hervorgehoben werden, daß er
Größenbeftimmungen
als dasjenige,
Summe
unterliegt, die
was den
ver-
Hemmung
der
und das Hemmungsverhältnis
bezeidinet.
der ganzen gehemmten,
gewordenen
Kraft,- diefes ergibt fidi
Hemmungsfumme auf die
einzelnen Vorftellungen
dem
aus
Satze, daß die
d. h. latent
im umgekehrten Verhältnis
Jene
ihrer Stärke, mit weldier
ift
die Gefamtheit
fie
der
Hemmung
werden müfie. »Es kommt aber«, fügt Herbart hinzu, »bei diefen Formeln nidit darauf an, einzelne Zahlen zu beredinen, oder gar die Gemütszuftände eines Individuums mathematifdi zu be*
entgegenftreben, verteilt
ftimmen, weldies niemals möglidi
deutungen gehört, fondern
man
ift,
vielmehr zu den lädierlidien Miß^
erkennt in den mathematifdien Formeln
die allgemeinen Gefetze der pfydiologifdien Erfdieinungen.«
So weit
die Vorftellungen
entgegengefetzten <wie gefetzten.
Es
fidi
nidit
hemmen, komplizieren
Ton und Farbe) und
fidi
die nidit
verfdimelzen die entgegen-
entftehen Vorftellungsmaflen, die eine Totalkraft ergeben
und deshalb nadi anderen
ftatifdien
die einzelnen Vorftellungen.
und medianifdien Gefetzen wirken wie neue Wahnehmung foldien Vor-
Tritt eine
ftellungsmaflen gegenüber oder treten fdiwädiere Vorftellungen nadi irgend
weldien Gefetzen im Bewußtfein hervor, fo wirken
fie
als
Reize auf jene
Maflen, durdi die einiges gehemmt, anderes hervorgerufen wird, und wer*
den von ihnen aufgenommen und angeeignet Tatfadie
leitet
.
Aus
diefer
Herbart die Erfdieinungen und Gefetze der Aflbziation
und der Reproduktion der Vorftellungen ab. — »Gefühle und Begierden find nidits neben und außer den Vorftellungen. Am wenigften gibt es dafür befondere Vermögen, fondern fie find ver* änderlidie
Zuftände derjenigen Vorftellungen,
in
denen
fie
ihren Sitz
haben.« Verwi dielte Komplexionen kann zwar keine Redinung
Zufammen wirken wifle
316
in
ihrem
verfolgen, jedodi weift die Pfydiologie nadi, daß ge^
Gefühle und Begierden entfpringen mülTen, wenn
foldie
Kom-
Herbart
plexionen zufammentrefFcn , die
hemmen
und vergänglidier
barer
einigen
in
fidi
ihrer
Elemente
Itärker
anderen. Sdion die Tatfadie, daß die Gefühle wandel-
als in
find
die Vorftellungen, beweilt diefes
als
Ab*
hängigkeitsverhältnis.
So
zeigt
fidi
daß Herbart, der mit der Lehre
die auffallende Tatfadie,
von dem Seeienvermögen
die rationaliftifdie Pfydiologie fo fdiarf und glüdt*
bekämpft, in feiner AuffalFung des Gefühls^ und Willenslebens ganz
lidi
und gar
in die Einfeitigkeit
Wie
des Rationalismus zurüd^fällt.
die Pfy*
Wolfs und feiner Zeitgenolfen, erkennt audi die feinige nur in und ihren Verhältnilfen elementar feelifdie Vorgänge. Gefühls* und Willensvorgänge find Folgeerlcheinungen fekundärer Natur. In diefem Punkt ift Herbart der modernen Entwid^Iung der pfydiologifdien Crundanfdiauung geradezu entgegengefetzt. Der Herbartfdien Pfydiologie bleibt das gefdiiditlidie Verdienft, daß fie diologie
der Vorftellung
der erfte Verfudi gewefen
ift, das feelifdie Gefdiehen auf die Kombination Elemente zurüdzuftihren und das Verhältnis der letzteren exakt zu beredinen. Ein großer Teil der modernen Pfydiologie beruht auf diefem
einfadifter
Gedanken oder dodi auf der Wendung,
FcdinerundW. Wu n d t genommen hat.
die er fpäterhin durdi
Anderfeits
freilidi
ift
G. Th.
es eine völlig
unhaltbare Grundlage, auf der Herbart ihn zu verwirkiidien unternimmt, feine Seelenlehre hat
Seine »mathematifdie Pfydiologie«
ähnlidikeit.
beruht auf keiner empirifdien Grundlage.
wie er es vorausfetzt, entzieht
fidi
unterhalb der Bewußtfeinsfdiwelle ncn.
Zwar
ift
und
daher mit einer exakten Wiflenfdiaft nur eine Pfeudo*
ift
ift
reine
Das wirklidie
Metaphyfik und
feelifdie
Gefdiehen,
was und vorgeht, niemals beobaditen kön*
jeder Beobaditung, da wir das,
es eigentlidi die Seele, die
fidi
gegen die Störungen durdi
von Anfang an diefes Verhältnis auf die Vorftellung felbft überträgt und diefe auf foldie Weife hypoftafiert. Die Vorftellungen hemmen und bekämpfen einander, fie fteigen, finken und ftreben,- kurz, fie erfdieinen wie felbft* ftändige Wefen und ihnen, die eigendidi Zuftände des Realen find, werden wiederum Zuftände beigelegt.^ Das cmpirifdie Element fdiließt Herbart freilidi nidit aus der Pfydio* Vorftellungen erhalten
I
logic aus, *
foll,
aber es
ift
im Gegenteil, er zieht es
deudidi, daß tatfädilidi Herbart
als analytifdien Teil
der Seelenlehre
Angdichts der modernen Entwidlung der experimentellen Pfydiologie iß es von Intereflfe, zu bemerken, daß Herbart die Isolierung der empirifdi gegebenen
beCooderem
Enpfindung
»Indem nun Gruppen von Empfindungen und Reihen von Vorftellungen daraus entßehen, bleibt keine pfydiologifdic Möglichkeit öbrig, die Empfindung zu vereinzeln, fondern es iß nur eine wiflenfdiafilidic
fegeben
Abfiraktion,
wam
für tatfädilidi unmöglidi erklärt hat.
find
wenn wir
wir meinen,
fie
diefe
als einzeln
ßehend betraditen/
ja fogar es iß
nur Einbildung,
Abßraktion wäre wirklidi eine Vereinzelung.«
(Allgemeine
Metaphyfik § 201.)
317
Herbart
in einer
Weife mit heran,
minder entlHiieden
nidit
die der
modernen' wilTenfdiaftlidien Entwicklung
vorgreift,
wie der Gedanke der exakten Pfydio*
Es ift der Begriff der Geiftesgefdiidite, der ilim in einem weiten Umfang vorfdiwebt, ja, den er bereits in aller Tiefe erfaßt hat, Empirifdie logie.
Pfydiologie,
von der Gefdiidite des Menfdiengefdiledits
nidits vollltändiges.
Jedes Zeitalter überliefert
danken und feinen Spradifdiatz,
feine
dem
getrennt, ergibt
folgenden feine
Erfindungen und
Ge^
wifTenfdiaftlidien
Daraus entitehen allmählidi Phänomene, die der einfadie Medianismus für fidi allein nidit hat ergeben können. In jedem
Einriditungen. pfydiifche
von uns
liegt die
ganze Vergangenheit.
wird erworben wie die Vernunft und
Ja,
fogar »die Freiheit des Willens
ift
befdiränkt gleidi diefer.«
glaubt Nietzfche oder audi Herbert Spencer zu hören. Dabei
Man
liegt
dem
Denker freilidi die moderne Entwid^lungsidee in ihrer durdi Lamard^ und Darwin beftimmten Geftalt gänzlidi fern. Es kann keinen entfdiiedeneren und zugleidi lehrreidieren Gegenfatz geben als den zwifdien Sdiopenhauers und Herbarts Pfydiologie. Alles, was die eine hat, fehlt der anderen, und beide zufammen erfdiöpfen fie den ganzen Umkreis der Elemente, Anfätze und Riditungen, weldie die heutige Pfy* rationaliftifdi gefdiulten
Methode zu anzuwenden ftrebt. keiner von beiden Philofophen aus der Entwidmung
diologie umfaßt, die den Volontarismus mit der exakten
vereinen, die Entwid^lungsidee auf die Geiftesgefdiidite In diefem Sinne
ift
der modernen WilTenfdiaft fortzudenken.
Weit weniger phyfifdie als
Grundanfdiauung
man denken
—
fruditbar als für die Pfydiologie hat
follte
für die
nähert
Naturphilofophie
fidi
idealiftifdien Zeitgenolfen, die er
fidi
fein
Realismus hier
Herbarts meta* erwiefen.
dem
Mehr
Geift feiner
bekämpft. Nidit nur die allgemeine Ten*
denz »die fogenannte Phyfik aus metaphyfifdien Prinzipien zu erklären«, teilt
er mit ihnen, fondern feine Naturlehre
entfdiieden phänomenaliftifdie
diologie
ift
Wendung
das wirklidie Gefdiehen,
in
den Wiederfdiein davon. »Diefe Welt
kommt
audi nidit ohne eine
zu Stande. Gegenftand der Pfy* der Naturlehre erblid^t ift
eine Sdieinwelt.
man nur
Sie gehordit
der Mathematik und lebt wie diefe von Widerfprüdien,- als ein wahres
Reales kann Materie ebenfo wenig gedadit werden, wie die Bewegung als
aus
ein wirklidies Gefdiehen.
dem Realen zu
Aber
die Gefetzmäßigkeit des Gefdiehens
erklären, das läßt
fidi
leiften.«
Zu
diefer Leiftung
Raumes vom »Der intelligibele Raum ift für einfadie Wefen, für überfinnlidie Monaden, die wenn fie in ihm einander durdidringen
die Sdieidung des intelligiblen
empirifdien, einer urfprünglidi Leibnizfdien Konzeption.
318
Herbart
der Ferne aufeinander wirken« (Einleitung in
mancher Phyfiker, auch
in
die Philofophie S. 134).
Nun
ift
das
Kommen und Gehen
in
dem Raum,
weldiem wir die Körper erblid^en, analog der Vereinigung und Tren* nung im intelligibelen Raum, und es ergibt fidi das Redit, die empirilchen Vorgange in jenem aus dem wirklidien Gefdiehen in diefem zu erklären. Sdbitverßändlidi gehört die Bewegung dem fmnlidien Raum und darum in
der Sdidnwelt an. Sie gefdiieht nidit wirklidi, fondern bloß für den Zu* fihauer. Aber audi ihre Gefetze, die der allgemeiner Medianik, wie die
dem wahren Verhalten der Wefen, aus der Verfdiiedenheit der möglidien Gegenfätze unter ihnen zu erklären. Es wäre unnütz bei diefen Ableitungen im Einzelnen zu verweilen. Wenn die exakte Bildung Herbarts und feine nüditerne Art ihn vor kosmogonifdien Phantaltereien Sdiellingfdier Art bewahrt, Eigenarten der Stoffe und Kräfte, find aus realen
fo halten feine Konftruktionen der Naturgefetze, feine phyfikalifdien
Grundkräfte vor
dem
Ableitungen der
heutigen Stande der NaturwilTen*
Konßruk«
fehaften nidit wefentlidi belfer ftand als die halb diditerifdien
tionen des
von ihm
fo fdiarf
bekämpften Vorgängers.
Die Naturphilofophie hat nadi Herbart eine Grenze. Sie vermag das
Zed^mäßige im Naturlauf
nidit
zu erklären. Die KantTdie Lehre, nadi
Zwed^mäßigen eine immanente Form der Naturauffaflung ift, bekämpft er mit dem Argument, daß fie dann ebenfo allgemein zur Anwendung kommen müßte wie die Formen des Raumes und der Zeit. Gerade, daß nidit alle Naturerfdieinungen und nodi weniger alle gefdiiditlidien Entwid^lungen zwed^mäßig find, ift ihm der Beweis da« für, daß das Zwed^mäßige das Werk eines intelligenten und wirkfamen weldier die Vorftellung des
Geiftcs fein mülfe.
So
ftellt
Herbart den alten phyfikotheologifdien Beweis
wieder her, wiewohl er den teleologifdien Gedanken bezeidinct, auf der lalTe.
fidi
ein wiflenfdiaftlidies
als eine
Lehrgebäude
Hypothefe
nidit
aufbauen
Aber was ift mit diefer Einlchränkung gewonnen, wenn der Philo* dem Satze gelangt: »So gewiß nun unfere Überzeugung feftfteht,
foph zu
daß den Erfdieinungen menfdilidien Handelns audi menlchlidie Abfidit, menfdilidies Willen
und Wollen vorangeht, ebenfo gewiß muß
fein, die teleologifdie
Naturbetraditung
zu madien, weldie Würdigung
Gemüt
zur Stütze des religiöfen
viel älter
ift
und
viel tiefere
es erlaubt
Glaubens
Wurzeln im
Dazu kommt, daß eben jener Grundgedanke einer Teleologie, die den Weidauf nur teilweife be* herr((ht, zu Naivitäten führt, wie die: »Man blidte dahin, wo die Vor* fehung keine Vorkehrungen getroffen hat, man betradite die Staaten und menichlidien
hat als alle Philofophie«?
deren Gefdiidite!« ufw. (Einleitung
Das Verhähnis zum in
Herbarts Philofophie,
religiöfen
in die
Glauben
Philofophie § 132 Anm.>. ift
eine der fdiwädiften Stellen
riditiger gefagt die Stelle,
an weldier die Sdiran*
319
Herbart
ken diefes fdiarfen Denkers
am
deutlidiften hervortreten.
Seine wiflen*
fdiaftlidieMetaphyfik gelangt ebenfowenig dazu, ein in fidi gefchloITenes Welt* bild
zu
fdiaffen,
wie
die kritifdie Philofophie Kants,
Aber während
diefer
Verzidit von vornherein in der Tendenz des Kritizismus begründet
dem
fo fehlt
Realiften Herbart nur die fdiöpferifdie Kraft,
Konfequenzen aus
um
liegt,
die letzten
zu ziehen und ihnen gemäß den
feinen Prinzipien
GottesbegrifF entweder als widerfprudisvoll zu verwerfen, oder ihn zu
und damit zu
einer widerfprudislofen Faflung
zu bringen.
Er
ftelh die
wilTenfdiaftlidier
Grundlagen des LeibnizTdien oder
WoIffTdien Syftems wieder her, aber die Spitze
Eben
Gebiete des Glaubens wiederzufinden.
fehlt,
und
Geltung
riditiger
er fudit
fie
des
im
hierdurdi aber diarakterifiert
fidi
Herbarts Metaphyfik, trotz des Tieffinns und der Begriffsichärfe, von
der
fie
Zeugnis
weniger
kritifcfi
Syßemen
ablegt, als ein
Werk
zweiten Ranges, verglidien mit den
fundierten, aber fchöpferifdi kühneren
eines Leibniz
und Spinoza, aber audi
und umfaflenderen und Sdiopen*
Sdiellings
—
hauers,
Nadi den bisher erreiditen Ergebniflen iß es klar, daß Herbart die Wertwiffenfdiaften vom Guten und Sdiönennidit auf metaphyfifdien Fundamenten begründen kann. Und in der Tat lehnt er den Verfudi dazu mit Konfequenz und Entfdiiedenheit ab. Was insbefondere die Ethik betrifft, fo haben wir bereits gefehen, daß Herbart aus allgemeinen me* taphyfifdien Gefiditspunkten heraus den Gedanken einer freien Selbftbeftimmung des Willens bekämpft und durdi die Analyfe diefes Be* griffs
zu dem entgegengefetzten Standpunkt, mithin zu einem
denen Determinismus gelangt. rührt er
fidi
mit Sdiopenhauer und zieht wie diefer die Folgerung, daß
es ein urfprünglidies inneres Gebieten nidit geben
und Pfydiologie habe man ein Nidit minder fdiarf wendet er fittlidien
foldies
dem
:
indem das Widerftreben das Gegen* des Sittlidien bezeugen würde.« Eine imperative Ethik gibt daher niemals nidit widerftrebt,
einen urfprünglidien Tatbeftand wieder, fondern geleitet fein,-
was
ihr
zu Grunde
liegt, ift
Verhaltens der Menfdien, und was der eigentlidie Tatbeftand:
in
umfafiender
foweit
nidit
als
bloß
Fühlens, fondern ein
zum Ausdrud^ kommt,
diefer
von
ift
keiner
Diefe Art der Beurteilung
Sittlidikeit, fie
bezieht
fidi in erfter
Reihe
Angenehme und Unangenehme d^s fubjektiven objektiver Gegenftand zu Grunde liegt, auf den
Unterfdiied des Sdiönen
320
kann immer nur ab*
ein unmittelbares, unbedingtes,
das Gebiet der
das
fie
eine Beurteilung des praktifdien
Theorie abhängiges Gefallen und Mißfallen. ift
könne wider Erfahrung
menfdilidien Geifte angediditet.
fidi gegen Kants Lehre vom Gegenfatz der Vernunft zu der menfdilidien Natur. »Das rein Sittlidie ift ein foldies,
weldiem der Menfdi teil
entfdiie*
In diefer fdiarfen kritifdien Stellung be*
und Häßlidien. Daher
faßt Herbart beide
Wert*
Herbart
dem Namen
wiflcnicliaiten unter
die Tugendlehre geradezu
Tat geht
die
— hier zeigt anichauung — das völlig denn
bezeidinet
Erhabenfte der Kunftlehren«. In der Alle einfachen Elemente,
Qbereinftimmung nodi weiter.
weldic für das Werturteil fein«,
zufammen und
der Aefthetik
als »die
kommen, können nur Verhältniffe Grunde Einfadie ift indifferent und kann weder gefallen in Betradit
fidi
ein Paralielismus mit der metaphyTifdien
ncxh mißfallen. Daher find die
fittlidien
Elemente
nidits
anderes
als
ge=
fallende und mißfallende Willensverhältnifle, Diefe VerhältnilTe und die
auf ihnen beruhen, find nidit auseinander ableitbar, und es
Urteile, die ift
dn
Irrtum,
von der Idee
fie
zu wollen,- vielmehr (tehen
man
man den Willen
finden, fo hat
fie
eines hödiften Sittengefetzes deduzieren völlig
fie
unabhängig nebeneinander.
zu betraditen, die aus feinen Riditungen auf
hältniflcn
andere Willen und auf Sadien hervorgehen können
Urteil hervor.
man
dann
fpringt
hältnilFe
Audi
ein in
Will
den einfadiften denkbaren Ver^
in
:
felbft,
fidi
für jedes diefer
auf
Ver^
abfolut unbedingtes älthetifdies
urfprünglidies,
diefem Pluralismus der ethilchen Prinzipien wird
die Verwandtlchaft mit der metaphyfifihen
Grundanlchauung und
Methode Herbarts un Ich wer erkennen. und
Soldier typilchen WillensverhältnilTe unterlcheidet Herbart fünf,
Wert^ oder Mufterbegriff
aus jedem von ihnen entfpringt ein Diefe Begriffe
Verhalten.
lidie
bezeidinet
er
als
für das
fitt^
praktifdie Ideen.
Es find die Ideen der inneren Freiheit, der Vollkommenheit, des Wohlwollens, des Redits und der Vergeltung oder der Billigkeit. Sie
haben
ethifdien
nidit
alle
die gleidie
Bedeutung
fiimmung zwifdien
im Allgemeinen,
und daher
die
dem Willen und
ilt
alfo die
der über ihn ergehenden Beurteilung
Grundlage
für das
fittlidie
eine formale/
fie
bezeidinet keinen Inhalt für das
fondern bringt nur den relativen Maßftab
Urteil,
welchem
fich
dasfelbe richtet.
Der
Willens
Idee
des
Wohlwollens,
zum Gegenßande
fittlidie
zum Ausdruck,
nadi
Inhalt des fittlichen Verhaltens wird
durch die drei letzten Ideen gegeben, die
Urteil überhaupt
Vorausfetzung der vier folgenden. Audi die Idee der Voll*
kommenheitiß
durch
für das Gefamtgebiet des
Handelns. Die Idee der inneren Freiheit verlangt die Überein*
am
unmittelbarften
welche
und
pofitivften
die Befriedigung
fremden
des eigenen Wollens macht und eben hierdurch
Gefinnung beftimmt. Diefe Idee bildet den Hauptinhalt der diriftlichen Sittenlehre, denn fie verlangt Liebe. Die vierte und fünfte Idee haben demgegenüber einen gewilFermaßen negativen Urfprung,- die VerhältnilTe,
die
die ihnen zu
Grunde
liegen, find foldie, die mißfallen,
verlangt ihre Befeitigung. Beide nämlich
Beruht dcrfelbc
nicht
werden durch
und das
fittlidie
Ideal
Streit hervorgerufen.
auf Übelwollen, fondern geht er unmittelbar daraus
hervor, daß zwei verfchiedene Perfonen denfelben Gegenftand begehren.
k
321
Herbart
fo entfpringt die
einem
Notwendigkeit des Redits.
Wehetun, oder
abfiditlidien
fremden Perfon entfprungen verlangt die Idee der
Lohn
tun
Wenn
aber der Streit aus
einer unmittelbaren Verletzung der
oder zu einer foldien geführt hat,
ift,
Vergeltung Strafe, ebenfo wie
ein äußeres
fo
WohU
erheifdit.
Normen
Diefe Ideen alfo fdiaffen die
Aber nur
Verhalten,
feine Riditung geben.
in ihrer
Strebt
für das
Gefamtheit können
man
einfeitig
fie
fittlidie
dem
und Leben
Urteilen
fittlidien
der einen oder der anderen zu,
etwa nur der Kultur (Vollkommenheit) oder nur der Liebe (Wohlwollen), fo kann man der Gefahr nidit entgehen, eine der anderen fittlidien Normen zu verletzen und damit
zu handeln. Aber wer
unfittlidi
Ideen zufammenzufaflen und gleidimäßig in
wird
in
Führung
ihnen jene fanfte
nidit aber
finden
gewaltfame Nötigung, an die
fidi
fidi
wadi zu
bemüht,
diefe
erhalten: »der
von der Plato fo oft redet, freilidi man fidi feit Kants kategorifdiem
Imperativ gewöhnt hat.«
Die Sdiwädien diefer Deduktion fpringen unmittelbar hervor und find oft genug vorgeworfen worden. Der abftrakte und intellektualiftifdie Charakter diefer Ethik führt zu Begriifsfpaltereien, ja zu Un* klarheiten, die aus allzuweit getriebenem Streben nadi Klarheit und Deut^
dem Denker
lidikeit
hervorgehen. Dies zeigt
fidi
z.B.
der künftlidien und abftrakten
in
Sdieidung zwifdien der Idee des Redites und der der Vergeltung, einer Sdieidung, der
man weder
zugeftehen kann.
in der Praxis,
nodi
in
der Theorie Bereditigung
Die formale Bedeutung der beiden
erften Ideen ferner
rückt diefe dodi auf eine wefenriidi andere Linie, als die drei letzten.
man
bei Seite und höbe den künftlidien Unterfdiied zwifdien und Billigkeit auf, fo käme der Inhalt der Herbartfdien Sittenlehre genau zufammen mit dem weit einfadieren und großzügigeren fittlidien Ideale Sdiopenhauers, das gleidifalls die beiden Tugenden der Gereditigkeit und des Wohlwollens <MenfdienIiebe) umfaßt.
Ließe
fie
Gereditigkeit
Gleidiwohl darf
man
nidit überfehen,
daß es eine der grundlegenden
Gedanken unferer klaffifdien Epodie ift, der hier zu abftrakt fyftematifdiem Ausdrud^ kommt. Von Shaftesbury, der den Gedanken freilidi glüd^lidier und gewinnender formuliert hat, ift der Enthufiasmus für die Tugend in eine Reihe mit der Begeifterung für das Sdiöne gerüd^t worden, und diefe Gleidifetzung hat, über Wind^elmann und Herder hinweg, Göthe dauernd beeinflußt und in den Jugendwerken Sdiiller seinen diditerifdi anfdiaulidien Ausdrude gefunden. Sdiopenhauers geringldiätzige Äußerung, Herbart fdieine feine
Ethik aus
Sdiillers
Künftlern gefdiöpft zu haben,
hafter bereditigt als der Spötter es wußte.
»Wer
ernft-
Die Herbartfdie Wendung:
das Wohlwollen nidit in feiner Sdiönheit, das Übelwollen nidit
feiner Häßlidikeit
322
ift
vor
Augen
hat,
in
der wird auf ebenfo gezwungene Er*
Herbart
klärungen verfallen wie Kant,« entfpridit durchaus
und
dem
In der Kritik der praktifdien Vernunft
Sdiillers.
der Hauptgefiditspunkte, diefe Vermifdiung des
Geift Shaftesburys
dagegen war es einer
Guten mit dem Sdiönen
zu Guniten einer ftreng vernunftmäßig begründeten Moral zu bekämpfen. Des gereifteren Sdiillers Sdirift über die äfthetifcbe Erziehung war ein geift-
wenn audi
voller,
nidit bis
zu Ende durdigeführter Verfudi, die beiden
entgegengefetzten Tendenzen durdi den Gedanken der erzieherifchen Entwiddung zu vereinigen, äfthetilche und rationale Moral, Shaftesbury und Kant in einer Synthefe zufammen zu fallen. Herbart dagegen hielt
^
wiederum entfprediend widerfprudislofer eine
dicnft,
feit,
Metaphyfik
feiner
punkt entfdiiedener und
und wie dort
fo
und
Wenn
feftgehalten
firuditet
worden
Seine Kunftlehre Ihre
Denken fo
ift,
ift
Hauptaufgabe
fie
des
ethifdien
Denkens im
hinwegzufluten drohte, ver^
zu haben.
freilidi bei Sdiiller
das älthetifdie
den vorkantilchen Stand*
audi hier fein unleugbares Ver-
ift
der möglidien Grundpofitionen
Gegenfatz zu der Zeitftrömung, die über teidigt
—
aber eben deshalb audi klarer und
einfeitiger,
mehr nodi
als die ethifdie
felber durdi die
bei
ift
An fdiauungs weife,
ZufammenfalTung der Werte be*
Herbart gerade hiervon wenig zu finden.
einer eine Formenäfthetik in ausgeprägter Einfeitigkeit. ift,
die äfthetifdien
Elemente und zwar im
genaueften
Sinne, alfo »die allerletzten Verhältniffe an denen nodi etwas Gefallendes
oder Mißfallendes wahrzunehmen nur das Sdiöne von
dem
Stoff,
ift,«
aufzuded^en. Hierbei hat
fie
nidit
an weldiem und den Bedingungen, unter
weldien es erfdieint, genau zu unterfdieiden,
fondern vor allem audi
das Unterhaltende, Reizende, Teilnahme erwed^ende. Imponierende oder Lädiererlidie als Beimifchung »fremdartiger
auszufdieiden.
gegen
Aufregungen des Gemüts«
Sie gehören in die Pfydiologie, nidit in die Äfthetik.
find es die
formalen Verhältnifle des
Raumes und
Da*
der Zeit, Suc*
ccfTion,
Symmetrie, Kontrafte ufw., die den Gegenftand der Kunftlehre
bilden.
Es
ift
zweifellos,
daß Herbarts Äfthetik, die
er übrigens nidit
von der Mufik ausgeht, weldie ihm, wie wir willen, allein von allen Künften nahe ftand/ das Verhältnis der Mufik* theoric nebft ihrer Begründung aus der exakten Akuftik fdiwebt ihm als das Ideal einer Kunftlehre überhaupt vor. Den mangelhaften Zuftand der äßhctilihcn WilTenfdiaft führt er wenigftens zum Teil darauf zurüd, daß »auf die Winke, weldie die Mufik geben konnte, nidit geaditet worden ift.« Audi Sdiopenhauer ftand perfönlidi in einem befonders engen Ver* hältnis zur Mufik und räumt, wie wir gefehen haben, diefer Kunft eine fyltematifdi ausgeführt hat,
bevorzugte Sonderftellung
ein.
beiden Denker diarakteriftifdier biet
k
Aber fein,
nidits als die
kann für den Gegenfatz der Art, wie
fie
ihr Lieblingsge^
behandeln. Seltfam, daß gerade Herbart der Erneuerer der äftheti*
323
Herbart
feilen
Moral werden mußte,
Riditung jeder
Zug
dellen abftrakter
er,
und
intellektualiftiRlier
%\
—
zur künltierifdien Phantafie völlig abging.
Staatslehre und Pädagogik bilden die beiden Gebiete der ange* die Staats^ und Gefellfdiaftslehre hat Herbart in feiner praktifdien Philofophie näher ausgeführt, ohne daß der unpolitifdie
wandten Ethik. Audi Denker zu
wefentlidi originalen Ergebnilfen gelangt wäre.
Viel bedeu=
tungsvoller jedodi für feinen eigenen Gedankenkreis wie für die Weiter*
entwidilung des behandelten Gebietes
Es
ift
die
»Allgemeine Pädagogik«,
den praktifdien Ideen zuerft
feine
ift
in
pädagogif die Theorie.
—
weldier Herbart die Lehre von
aufgeftellt hat, aber bereits in der hödift inhalt*
»Ober
reidien programmatifdien Sdirift
die äfthetifdie Darftellung der
Herbart
als das Hauptgefdiäft der Erziehung«, die
Welt der
als Sdilußabfdinitt
ABC
der Auflage feines Erftlingsbudies über »Peftalozzis Idee eines Anfdiauung« hinzufügte, ift der Grundgedanke der Ethik in allgemeinen Umriflen ausgefprodien, Sdion dies weift auf den unmittelbaren Zufam*
2.
menhang
hin, in
der Erziehung
weldiem beide Gebiete für ihn
leitet
kann kein anderer
ftehen.
Aus dem Zwed^
Herbart die allgemeine Pädagogik ab, und diefer Zwed^ das
fein, als der,
fittlidie
Ideal, das die
Ethik theoretifdi
begründet, in der Gefinnung des Zöglings lebendig zu madien und in
fei*
ner Perfönlidikeit zu verwirklidien. Diefes Ideal aber wird, wie wir wiflen,
durdi die praktifdien Ideen beftimmt, jedodi nidit
den Willen wirken, fondern Werturteil und fittlidie
und
erft
dem Charakter
Vielfeitigkeit«,
wie
wenn
fie
daß
in ihrer
fie
einzeln auf
ift
daher von vorneherein ein
Das fol*
Wollens und Könnens, der »gleidifdiwebenden
er fagt: er fetzt diefen Begriff ausdrüddidi
harmonildien Ausbildung
aller
Kräfte«
gleidi,
der
dem
»der
dem Publikum Göthes,
und Humboldts fo vertraut und wohlverftändlidi war. Auf der Vielfeitigkeit des Intereffes beruht die Charakterftärke der Sitt* lidikeit. Beide zufammen bilden den Endzwedi der Erziehung. Sdiillers
Nun
aber wird nadi Herbarts uns bereits bekannter pfydiologifdier
Grundanfdiauung
die Willensriditung
ganz und gar aus dem Vorftellungs-
Denn was man
nidit kennt, das begehrt und will »Der Wert des Menfdien liegt zwar nidit im WilTen, fon* dern im Wollen. Aber es gibt kein felbftändiges Begehrungsvermögen, fondern das Wollen wurzelt im Gedankenkreis. Hier hat die ganze innere
leben heraus beftimmt.
man
nidit.
Gefdiäftigkeit ihren Sitz, hier gie.«
Daher kann
die
fittlidie
ift
das urfprünglidie Leben, die
Allfeitigkeit
erfte
Ener*
nur aus einer entfpredienden in*
Vielfeitigkeit hervorgehen,- der fittlidie Charakter beruht auf der natürlidien Gebundenheit des Individuums, fondern auf der
tellektuellen nidit
Freiheit,
324
die ein reidies
Wiflen und Erfahren
verleiht.
;
Gefamtheit dem
des Menfdien die Riditung geben.
Herbarts
erzieherifdie Ideal
dies der Vielfeitigkeit des
dann,
fo,
Vielfeitigkeit
J
'
Herbart
des Intereffes letztere
fetzt Vielfeitigkeit
des Gedankenkreifes voraus, und diefe
und nädilte Ziel, widitigße Aufgabe des Erziehers.
daher das
i(t
kreifesc die
die »Bildung des
erlte
Von
Gedanken*
den beiden Tätigkeiten,
weldie die eigentlidie Erziehung ausmadien, Zudit und Unterridit,
Der
entfcheidende der letztere.
eingehender
als diefe behandelt.
und des Lebens
Unterridit wird vor der Zudit
Die
fittlidi
cthifdie Ziel
Augen
außer
und weit Welt die Auf»
äfthetifdie Darftellung der
das Hauptmittel der Erziehung, und es
i(t
gäbe des Unterridits, diefe zu vermitteln.
die
ift
ift
Freilidi darf er niemals diefes
niemals eine bloße Darreidiung von
lalTen,
Notizen oder eine trod^ene Überfidit geben, niemals bloß formale Bildung anftreben.
Der erziehende und das
berüdvfiditigen
Unterridit hat überall die praktifdien Ideen zu
moralifdi äfthetifdie InterelTe zu erwed^en.
Vielfeitigkeit des Lehrftoffes Iteht die
über,
und
diefe
im
ift
letzten
Der
Forderung der Konzentration gegen*»
Grunde
ethifdier
ftets
Natur.
Von
diefem
Gefiditspunkt aus entwirft Herbart feine Didaktik, die als ein bedeutungs« voller Verfudi,
die
Gefamtmalfe des Unterriditsftoffes und der Lehr*
methoden nadi allgemein pädagogifdien Gefiditspunkten
fyftematifdi
zu
bcßimmen und zu ordnen, nodi heute '— und heute mehr als zu Lebzeiten des Philofophen — in den Kreifen der Sdiulmänner und in der Praxis der Lehrerbildung eine große Rolle fpielen.
den praktifdien
Wert
diefer Didaktik
Es
zu
Verfudi, den gefamten Jugendunterridit aus
entwerfen und zu geftaiten, fdion an ift
unzweifelhaft,
nommen
und wenn
fidi
ift
hier nidit der Ort, über
urteilen.
ein
ift,
fo
foldien
und Sdiarffmn unter*
er mit foviel Geift
wird, wie es hier geldiehen
Daß einem
einem Gedanken heraus zu theoretifdier Wert zukommt, wird
man
diefen
Wert
nidit
Ebenfo unleugbar freilidi ift, daß die Klarheit des Gedankenganges und die unmittelbare Wirkung der leitenden Ideen durdi
gering einfdiätzen.
eine verwid^elte
Für
und
allzu weit getriebene Syftematik beeinträditigt wird.
die ideenlofe Pedanterie freilidi, mit der ein Teil der Herbartfdien
Sdiule feine lebendigen
wandelt und
Gedanken
dem Eigenleben
in
allgemein bindende Sdiemata ver*
der verfdiiedenen Unterriditszweige wie
der perfönlidien Tätigkeit des Lehrers ihr Redit befdiränkt oder entzogen hat,
ift
Herbart nur
Die Zudit
vom
zum
läßt fidi
kleineren Teil verantwortlidi.
nur
dem
—
Begriffe nadi, aber nidit in der Praxis
erziehenden Unterridit trennen. Herbart behandelt unter diefer
Ru*
brik das unmittelbare Verhältnis des Lehrers
Sdiüler, infofern das*
fclbe zur
eine
Charakterbildung dient.
zum Es kommt ihm
mehr ergänzende
Stellung ZU/ die Hauptfadie bleibt, die durdi den Unterridit vermittelte
Wirkung auf das Gefühls* und Willensleben. Die Tätigkeit endlidi, die Herbart als Regierung bezeidinet und vor den beiden anderen behan* dclt, foll die eigendidie Erziehung vorbereiten und möglidi madien: was
k
325
^
Herbart
er unter
Regierung verfteht, wird im wefentlidien durdi die beiden Be-
und Disziplin gededit. — Diefe pädagogifdie Theorie als Ganzes hat das gefdiidididie Verdienit, das Bildungsideal, wie es fidi in der Gedankenwelt der großen deutfdien Diditer und Denker des 18. Jahrhunderts entwid^elt und geftaltet hat, in den Mittelpunkt des erzieherifdien Denkens geftellt und damit in gewiflem griffe
Gewöhnung
Sinne die Erziehungsphilofophie zu der Weltanfdiauung unferer
Epodie
klaffifdien
und begründet zu haben. Diefes Verdienft teilt fie mit Sdileiermadiers erft polthum veröffentliditen pädagogifdien Vorlefungen, dodi weifen die letzteren bereits in weit höherem Maße über die Sdiranken geliefert
des Zeitalters hinaus. Freilidi, das klaffifdie Ideal wird für große Seiten unferes
Kulturlebens immer feinen Wert behaupten und mit ihm werden die Tendenz
zen einer Erziehungsphilofophie, die ihm
entfpridit, ein Beftandteil unferes
Aber diefe Tendenzen find einfeitig. Sie find allzu in^ dividualiftifdi und bleiben von dem gewaltigen Auffdiwung der fozialen Ideen Peftalozzis falt ganz unberührt. Und einen ihrer entfdieidenden Charakterzüge bildet der ausgeprägte und einfeitige Intellektualismus, der Geiftesfdiatzes bleiben.
Herbarts Philofophieren überhaupt beherrfdit. beftimmt, »das
fidi
ift
dem Erzieher
Roufleau orientiert er den Zögling
nidit
Wie
an der Gegenwart, an der Er-
fahrung, an lebendigen Perfönlidikeiten, fondern an bild,
der Gedankenkreis
In fdiarfem Kontraft mit
Alles«.
dem
äfthetifdien
Welt-
das ihm der Unterridit vermittelt. In diefem Punkte erfdieint der
dem
jüngere Denker
älteren gegenüber geradezu rüd^ftändig, als Zögling
überwunden und
einer Epodie, die für uns
hißorifdi
geworden
ift.
— fo könnte man im Gegenfatz zu Sdiopenhauers Anfdiauungsweife nennen — beruht die Über^ Auf der Lehre vom Primat des Vorftellungslebens
fie
einftimmung der Pädagogik Herbarts mit feiner Pfydiologie oder, will, die
von ihm
wenn man
eröffnete Möglidikeit, die Erziehungslehre auf Pfydiologie
kann für den Denker, der die Pädagogik aus dem Zwed^e der Erziehung ableiten will, die pfydiologifche Wilfenfdiaft immer
zu begründen.
Freilidi
nur eine fekundäre Bedeutung haben
:
fie liefert
weldie das ethifdie Denken beftimmt.
Hauptwerk
lehnt Herbart
vorläufig, überhaupt ab,
die
da
In
die Mittel
zu den Zwed^en,
feinem erften pädagogifdien
Mitwirkung der Pfydiologie, wenigftens
es eine foldie Wilfenfdiaft nodi nidit gehe.
Aber er fdiränkt fie zugleidi audi prinzipiell ein: »Niemals würde fie die Beobaditung des Zöglings vertreten können,- das Individuum kann nur gefunden, nidit deduziert werden.«
Es
ift
dann
freilidi fein
Denken wefendidi durdi den Wunfdi gefpornt und
pfydiologifdies
geftadielt
worden, der
Pädagogik, die bisher nidit vorhandene tatfädilidie Unterlage zu finden
und
in
einem langen, von Hartenftein
Titel »Briefe über die
326
Anwendung
in
Band
X
der
Werke, unter dem
der Pfydiologie auf die Pädagogik«
Herbart
abgedruckten Fragment, hat er es unternommen, in allgemein verßänd* lidier Form eine pfydiologifdie oder richtiger gefagt, pfydio-^phyfiologifche Erziehungslehre zu in
Aber
fchaffen.
und was wir
die Arbeit blieb liegen,
dem »Umriß
feinem letzten zufammenfalTenden Werke,
pädagogifcber
Vorlefungen« von pfycbologifdien Refultaten angewandt finden, ift wenig genug: es befchränkt fidi faft ganz auf jene allgemeinen Anfchauungen von der Vorftellungsbewegungen und
Wefen und Art
einiger intellektueller
Phänomene,
fo befonders der
auf die Erklärung
Aufmerkfamkeit. Im
übrigen werden die Seelen verm ögen , deren wiirenfcbaftliche Bedeutung
Herbart, wie wir wilfen, bekämpft, als praktifdie Kategorien verwendet,
wie überhaupt die allgemeine Erfahrung überall angezogen wird.
Von einem
cmfthaften Verfuch, die Pädagogik im Einzelnen auf die exakte Erkennt-* nis des feelifdien
Gefchehens zu begründen, zeigt
Herbarts Pfydiologie pirie.
i(t
Wenn
follte, fo
die
gclöft
alfo die
follen,
Pädagogik auf
hieße das nicht
nicfit
eine Spur.
mehr und
nicht Erfahrungstatfacfien
begründet wer-
diefe Pfychologie
nicbt
Em*
es, die hier einer
weniger
als die
Erziehungs-
auf die letzten metaphyfifcben Grundtatfachen zurückzuführen.
Aufgabe, die
einft
Plato im Staat
unternommen und
hatte, vielleicht die größte, würdigfte
metaphyfifchen gleich
ficii
vergelTe es nicbt, Metaphyfik, nicht
Methode unterworfen werden
als folche.
Ichrc
man
Metaphyfifdie VerhältnilTe und Beziehungen find
exakten
den
ift,
und
feiner Pädagogik.
erzieherifche
gewefen
Denker geben kann:
ilt.
Denken
Und
Aufgabe,
lag
Das
Weife
die es für einen
ein Probeltein feiner
fie
in feiner
Metaphyfik zu-
Herbart befonders nah, da das
eine der tieflten Quellen feiner Philofophie überhaupt
Wenn
wir diefen Maßfiab nun an den
Zufammenhang
des
Herbartfchen Denkens anlegen, welches wird das Ergebnis fein?
Die
Überzeugung von der unbedingten Realität zufammen mit der erziehen fchen Gefinnung, die in einen unbedingten Wert und in ihrer Ausbildung eine
pluralifiifche Idee, die
der Einzelwefen ftimmt
der Pcrfönlichkeit
Und es i(t kein Zweifel, daß diefe Gefinnung mehr Konfecjuenz auf ein monadologifches Syfiem als auf einen Monismus, dem das einzelne Wefen nur Erfcheinung und etwas relativ
wertvollfie Betätigung fieht. fidi
mit
Unwefentliches
ift,
berufen kann.
Aber eben
durch die Starrheit, mit der
Herbart den Begriff des Seins und des Individuums Vorteil wieder preis,
und nur durdi
(truktion des feelifchcn
ilt.
Kon*
Gefchehens vermag er eine pfychologifche Unter*
tcriage zu fchaffen, auf der die Möglichkeit erzieherifcher
haupt denkbar
faßt, gibt er diefen
eine keineswegs widerfpruchslofe
Aber
diefe
Einwirkung über*
Möglichkeit enthält nichts,
was auf
die
Ziele der Erziehung hinweilt und ihr die Richtung geben könnte. Wert* wiflcnfciiaft und Naturerkenntnis, Ethik und Pfychologie werden durdi kein innerliches
Band zufammengehalten, und daher auch
in
der Pädago*
327
Herbart
c/un-JiJXnjnjTj-iJxnjnjT-nJ-u^ gik,
wo
Anwendung kommen, nur unvollkommen
beide zur
durdi die
Für den KantTdien Ide* alismus bilden Werte und Naturgefdiehen einen notwendigen und meta-^ phyfifdi begründeten Gegenfatz, und die Aufgabe der fittlidien Erziehung könnte dementfprediend nur die fein, zur Überwindung der Natur durdi die Vernunft hinzuwirken. Das wäre konfequent gedadit, wenn audi prakeinfeitige intellektualiftifdie
tifih
Verbindung
vereinigt.
ganz unzureidiend. ^ Herbart bekämpft diefen Gegenfatz,
Was
eine einheididie Geftaltung der Gefamtperfönlidikeit an.
er ftrebt
die ethifdie
Natur des Menfdien. Es iit nichts, als das, was den unveränderlidien Wert^ und Gefdimad^surteilen desfelben entfpridit, und die Einfidit in die pfydiologifdie Natur des Zög=
Einfidit vorfdireibt, das liegt eben in der
lings foll
den Erzieher nur die Mittel,
freilidi
audi die HindernilTe lehren,
Aber ohne daß
mit denen er zu redinen hat.
es
Herbart
will
und merkt, während
kehrt der Kantfdie Gegenfatz in feiner Erziehungslehre wieder feine Pfydiologie
fdiehens
und damit
ein wefentlidi paffives
riditet fidi feine erzieherifdie
in fittlidier
und
:
Ge*
einen gefetzmäßigen Medianismus des feelifdien
Verhalten der Seele vorausfetzt,
Abfidit durdiaus auf Aktivität des Zöglings
in intellektueller Hinfidit.
ausgeglidien wird, fo wird er
zum
Und
da
Widerfprudi.
Gegenfatz
diefer
Nur
nidit
weil ihm bei der
Ausführung Gemüts^^ und Willensieben über bloße Zuftände der Vorftel* lungswelt hinauswadifen und z. B. in den Beziehungen der Autorität und der Liebe feibftändige Bedeutung gewinnen, ift feine Pädagogik mehr ge* worden als eine Didaktik für den Gymnafialunterridit, Und weil feine Erziehungsphilofophie, vor allem die allgemeine Pädagogik, aus den Tie^ fen eines konkreten Gemütserlebnifles hervorgewadifen trotz des abftrakten
ift,
darum
ift
fie
Gedankenganges, trotz der wenig glüd^lidien Syfte^
matik fo reidi an innerer Erfahrung. Keines der großen
Werke
gogifdien Welditeratur nadi Plato zeigt eine fo zartfühlende
der päda*
und
tiefe
Kenntnis des Knabengemüts und des beginnenden Jünglingsalters, keine eröffnet fo intime Einblid^e in den
feaus abftrakte Gebilde im
Gemütszuftand des Erziehers. Rouf*
Emile verblaffen daneben, und
Peftalozzis
von
fozialen Inftinkten getragener großzügigen Leidenfchaft fehlt der Blidc für
das Individuelle.
Aber
wiffenfdiaftlidie Pfydiologie
ift
es nidit,
weder im
exakten, nodi im metaphyfifdien Sinne, aus der Herbarts Erziehungslehre
Leben und lidie
Inhalt gewinnt,
und
es erfdieint feltfam,
daß die herkömmt
Auffaflung nodi heute Herbarts Hauptverdienft darin
feine Erziehungslehre
fudit,
auf pfydiologifdie Wiflenfdiaft geftützt habe.
daß
Was
Herbarts Pädagogik gefdiidididi und praktifdi bedeutet, das bedeutet 1
Auf
er
fie
den bedeutungsvollen Verfudi Paul Natorps, aus der Umdeutung und Weiter*
Bildung Kantfdier Elemente eine Erziehungslehre mit fozial praktifdien Tendenzen zu ge* Halten,
328
kann an
diefer Stelle nidit
eingegangen werden.
HcfSart
nidht
trotz,
wegen
AuffalTung
feiner Pfydiologie, die mit ihrer einfeitigen
des pfydiilclien Medianismus das Erziehungsideal, das ihm vorfdiwebt,
gar nidit zu tragen vermag. -^
Sdion oben,
nem
fkeptifdi
als
wir die
anderes übrig, als
hierdurdi gegebenen
Grenzen
fie
foll, nidit
beftehen zu lafTen
und
fo
zu heben fidi
ei-
die letzten find, fo
innerhalb der
Syftem wilTenfdiaft*
einzuriditen, d. h, ein
Erkenntnis aufzubauen, das
lidier
Idealismus be*
Wenn
begründeten Pofitivismus zu gelangen.
Widerfprüdie, weldie die Metaphyfik heben bleibt nidits
zum
Stellung Herbarts
kritilche
uns die Möglidikeit entgegen, von diefer Kritik aus zu
traditeten, trat
weit wie möglidi in
gelHiloffen,
fidi
Im Laufe unferer Betraditung haben fidi Reihe von Wendungen und Gedanken Herbarts gefunden, die diefem
die letzten
eine
Fragen offen
läßt.
Ziel hätten zuführen können,
Sdion jene Scheidung der drei möglidien Stand*
punkte und Methoden, mit der unfere Darftellung begann, hat etwas der
ComteTdien Grundlegung Verwandtes. »Die gemeine Anfdiauung fidi
ebenfo wenig Erkenntnis
als die myftifdie.
Sie
ift
an
vielmehr ein pfydio*
ift
logifdi zu erklärendes Ereignis in unferem Geift.« Klingt das nidit völlig und im modernften Sinne pofitiviftifch? Ganz befonders aber fällt die entichiedene und Icharfe Loslöfung der WertwilTenfchaften vom metaphy*
Gebiet
filchen
immanenten
ins
Gewidit. Endlidi konnten uns die Anfätze zu einer
Geiftesgefdiidite nidit entgehen, weldie
phyfifdien Seelenlehre in
durdiaus foldien
fidi
neben der meta*
den pfydiologifdien Sdiriften finden. Die
theiftifdie perfönlidie
Überzeugung Herbarts
hätte
fidi
religiöfe,
mit einem
Standpunkt fehr wohl vertragen.
Aber Herbart
wollte mehr.
Er
fudite audi in der
Metaphyfik eine
Ziel.
Erkenntnis und gelangte nidit ohne gewaltfame Wendung zum So wurde der Denker, der auf dem Wege fdiien, der Begründer
eines
modernen
pofitive
ftcller
wilTenfdiaftlidien Pofitivismus
zu werden, der Wiederher-
des pluraliftifdien Realismus, wie ihn die vorkantifdie Metaphyfik
gelehrt hatte.
Ein gewilTes Verdienft
liegt
audi darin, gegenüber der
alles
beherrfdienden moniftifdien Weltanfdiauung des deutfdien Idealismus den entgegengefetzten Standpunkt aufredit erhalten zu haben. tieferem Sinne des nidit
Worts, wird man
freilidi
nennen dürfen, und was ihre Fruditbarkeit
darauf verziditet,
Wendung auf
fte
Originell in
Herbarts Grundanfdiauungen betrifft,
fo hat er felbft
für die Wertwiflenfdiaften heranzuziehen.
Pfydiologie und NaturwilTenfdiaften aber hat
Ihre
fidi
An*
als ein
ephemeres Gebilde erwiefen.
329
:
Hefbart
Literatur. Werke, berausg. v. G. Hartenftein. 2. Abdrud, Hamburg 1883—1893. — Joh, Fr. Herbarts Sämtlidie Werke. In dironologifcher Reihenherausgegeben von K, Kehrbadi, nadh delTen Tode fortgcf. von Otto Flügel.
Joh. Fr. Herbarts Sämtl, u, Leipzig,
folge
Langenfaiza 1889fF.
Zimmer, Fuhrer durdi die Deutfdie Herbart^Literatur, Langenfaiza 1810. Aus der uberreidien Literatur, über weldie diefe dankenswerte Arbeit orientiert, H.
fei
folgendes hervorgehoben
C. A. Thilo, bartianer.
Otto Flügel, Wilh. Rein
u.
A. Rüde: Herbart und
die
Her-
Sonderdrudt aus Reins Enzyklopädifdiem Handbudi der Pädagogik.
Langenfaiza 1897.
Ernftv. Sallwürdc: Ziehung, Bd.
A. Sdimids Gefdiidite der Er^ Kinkel: Joh, Fr. Herbart, fein
»Joh. Friedr. Herbart«
IV Abt.
2>, Stuttg.
1898.
- W.
Leben und feine Philofophie. Gießen 1903. O. Flügel: Der Philofoph J. F. Herbart (Männer der WilTenfdiaft, Heft 1>. Leipzig 1905. — Derfelbe Herbarts Lehren und Leben
330
Es
find die
fidi
Grundprobleme des MenlHienlebens,
Friedridi Nietzfdie
Er
heitswillen bemühte.
Aufgabe berufen, über
feiner
feit
fühlte
Jugend
um
deren Löfung
in unerbittlidiem
Wabr^
zu der ernften und fdiweren
fidi
Zukunft der ganzen Menfchheit oder wc* nadizudenken und durdi Lehre an der
die
nigftens eines Teiles derfelben
Mit verborgen glühender, widmete er bald fein ganzes Leben ausfdiließlidi dem einfamen Grübeln und Kämpfen im Reidie diefer philofophifdien Fragen. Dabei opferte er faß Alles: feine Gefund^ heit und feine Freundfchaften, feine Heimat und fein Lebensglück, äußere Ehren und öfFentlidie Anerkennung. Immer wieder wollte ihn tieffte Nie* dcrgefdilagenheit befallen, wenn er der Verftändnis^ und Teilnahmslofigkcit feiner ZeitgenolTen begegnete. Aber immer wieder kämpfte er fie nieder und erhob fidi unverzagt zu neuer Tat. Selbft als ihm fdiließlidi Geltaltung diefer Zukunft
felbft
mitzuarbeiten.
Größe
(Himerzlidier Sehnfudit nadi idealer
Ernte
die foziale
feiner geiftigen
Verleumdung und Haß in
Ausfaat überwiegend nur Mißaditung.
einbradite,
da
hielt er
feinem 45. Lebensjahre, in den letzten
völlig verlalFen
in
erfüllt,
nodi lange ftand. Plötzlidi,
Tagen des
Jahres 1888, als er
der Fremde, in Turin, lebte, da verfagte, nadi einer
einem Male zunehmende Geißesftö-
überftraff gefpannten, äußerft fruditbaren Sdiaffensperiode, mit fein
Nervenfyftem,
rung hineingerilFen,
Er wurde
der er elf lange Jahre verharren mußte, bis ihn der
in
Tod am 25. Aug. 1900 der ein
heitszeit, in
verbreitete
fidi fein
in eine allmählidi
endlidi daraus befreite. Erft
ihn felbft allmählidi verfinken ließ,
tragifcfies Sdiid^fal
Name
und
fein
während diefer Krank*
Werk
über immer weitere Kreife
aller
Kulturländer, ohne indelTen hier überall auf ausfdiließlidi edle Regungen,
auf die gebührende Aditung und auf ein volles Verftändnis zu
Durdi
die Lektüre der
Werke
Nietzfdies ein überfidididies Verftänd*
zu bekommen,
nis feiner Philofophie
treffen.
ift
nidit leidit.
Mandie Mißverftänd*
wohl daraus erklärlidi. Die folgende Darftellung will nun den wefentlidien Gehalt diefer Philofophie herausheben und verftändlidi nilFe find
madien. Sie befdiränkt
fidi
gedankcn. Zuerft führt
meiner
daher mit Abfidit auf die ErfalTung der Haupt*
fie
die
Form vor und dann
Grundgedanken
fo,
durdigehenden Grundgedanken
verfolgt
wie Nietzfdie
fie
fie
die genauere
im Laufe
feiner
in allge*
Ausprägung Entwid^lung
diefer felbft
erreidit hat.
A. Die 1.
allgemeinen Grundgedanken.
Das Leben und
die
Stellungnahme des Willens zu ihm.
Der Menfdi inc
I
tritt ins Leben ohne fein eigenes Wollen. Er lebt zunädift Hintergedanken dahin/ bald wird er jedodi immer enger in das tag*
333
Nietefdie
liehe
Lebensgetriebe
Taucht
verltrickt.
kenfein empor, wird er feiner
felblt
er gelegentlich
bewußt,
zum Verharren im Leben
ben und den Drang
Dann kann
aus diefem Verfun^
fo findet er erftaunt fein als eine fertig
Le^
gegebene
Leben erheben, es wie der Herrfdiaft der kleinen AII^ von aus weiter Ferne betraditen, und tagsintereffen befreien. Als ein des WoIIens fähiges Wefen fühlt er aber
Tatfadie vor.
er fich über fein eigenes fidi
dann
Aufforderung an
die
ficii
herantreten, zu der Tatfache feines Lebens
wollend Stellung zu nehmen. Er foll fich nun naditräglidi entweder für oder gegen das Leben, das er nicht felbft fidh gab, entfdieiden,- er foll es innerlicfi entweder bejahen oder verneinen. Freilidi, er braucht die* aucfi
Aufforderung keine Folge zu
fer
dem nun
fchen tun,
bleiben
und
es in freier
leiften,-
es weder in Verneinung
Leben untertauchen,
fich
leben verführen lallen
freier
Zuftimmung
und
Men*
durch die
und
fich
Er wird dann
wieder
in
das
ankommenden Anreize zum Weiter*
an der Tatfache des Lebens
Aber
innerlich widerfpruchsvoll.
nodi
naciiträglicfi fanktionieren,
innerlidi verwerfen.
denheit vorbeizufchleichen fuchen. lieh
wie es die meiften
er kann,
einmal gegebenen Leben gegenüber völlig willenlos
Es
ein folches
in
Unentfchie*
Verhalten
ift
unrein*
Un*
widerfpricht feiner radikalen
entfchiedenheit gegenüber dem Leben, wenn der Menlch untertauchend
Tat dennoch das Leben im Kleinen bejaht. Zufiand der feelifchen Unreinlichkeit, wenn er jene doch gefühlte Aufforderung unentfchieden zurückdrängt und auf diefem fchwebenden Boden dennoch wollend fein Leben weiter dahin*
und
weiterlebt
Er
fchafft
fchleppt.
fchauen
in fich einen
Solche Unreinlichkeiten haßt Nietzlche aus ganzer Seele.
am Leben
nicht
fich
fo durch die
dadurch
und
Er
vorbeidrücken, er will ihm klar und offen ins
reinlich,
entfchieden
und
will
Auge
konfecjuent feine Stellung zu ihm
nehmen. Gegen das Leben aber Stellung zu nehmen, hält er für den Ausdruck der Schwäche und Feigheit. So nimmt denn Nietzfche entfchie* den für das Leben Partei und bejaht mit allem Nachdruck den »Willen
zum Leben«. Durch in
diefe
Stellungnahme
zum Leben
Gegenfatz zu Schopenhauer, delTen
tritt
Nietzfche von vornherein
Werke
er als Student
kennen
von ihm ab: Er iß nicht für die Verneinung, fondern für die Bejahung des »Wil* lens zum Leben« und er ift zugleich für reinliche Konfequenz und gelernt hatte.
In zwei wefentlichen Punkten weicht er fofort
gegen die Inkonfequenz, Leben verneinte,
als
Menfch
mit der Schopenhauer als Philofoph zwar das es
aber bejahte.
Aus vornehmer
Selbft*
achtung heraus bejaht Nietzfdie das Leben und er will in diefer Bejahung verharren trotz
Erbärmlich
fcheint
erbärmlicher aber,
334
Übel und Leiden,
Leben auch bringen möge. es ihm, zu jammern und das Leben anzuklagen,- noch das Leben zu verneinen und dennoch weiter zu leben.
aller
die das
Nietzfdic
Die Wertung des Lebens.
2.
Die Entfcheidung des Willens für das Leben fdieint dem Menfdien nur möglidi zu fein, wenn ihm das Leben wertvoll erfdieint. Gewöhnlidi fudit der
Grund
Menfdi zuerft nadi dem Wert des Lebens, um dann auf Wertes das Leben bejahen zu können. Ebenfo begrün* Verneinung des Lebens meift mit dem Hinweis auf die Wert*
diefcs
det er die
Fun*
lofigkeit des Lebens. In diefem Verhalten glaubt Nietzfdie einen
damentalirrtum zu erkennen. durch den
hängt der
Wert des Lebens ilt nadi ihm eine Selbfttäulchung. Tatfädilidi Wert des Lebens grade umgekehrt von dem Ausfall des Wil* das Leben erfdieint fofort
lensentfdieides ab:
wenn man
es verneint,
ftatt
es
bejaht, kann es audi wertvoll
Grund
auf
Jene Reditfertigung des Willensentfdieides
feiner
zu bejahen.
einem anderen Lidite,
in
Nur
derjenige, der das
Leben
Der Lebens verneiner wird gerade
finden.
Verneinung vergeblidi nadi einem entfdieidenden Wert
des Lebens fudien.
Indem Nietzfdie einen
erit
fogleidi
Wert. Aber
für das Leben
entfcbeidet, hat es
nidit jedes beliebige
Leben hat
daher für ihn
für ihn
dann audi
den allerhödiften Wert. Durdi die Bejahung rückt das Leben
überhaupt
nur
fidi
in
gibt es nocb viele
das Liebt des pofitiven Wertes.
Höhenunterfchiede des Wertes
voller als das andere.
Man
um
darf hier,
:
Aber
in
diefem Liebte
das eine Leben
ift
wert^
Nietzfcfie nicbt mißzuverftehen,
Neigung nachgeben, das Belfere zum Feind des Guten wer* den zu lalfen. Ein Leben, das weniger wertvoll als ein anderes ilt, iß deshalb noch nicht wertlos, fondcm kann immer noch einen hohen pofi* nicht der
tiven Wert haben.
Höhe
Die
hängt von
gründet die eine
des Wertes nun, den das Leben für den Bejahenden hat,
dem befonderen Gehalt
Rangordnung
Änderung
erleidet, fo
für
für
erhebt
fich
für ihn der
gefteigert
aber die Frage,
Wertmaßftab
oberfte
Wert
des
gibt viele
der oberfte Lebenswert.
Menfchen, die das Glück für den
allein
richtigen
den felbftverftändlidien Wertmaßftab des Lebens halten. Glück fie,
gleich
L
und worin demnach
Der Wertmaßltab und
wenn fie Wohlbehagen in für
— Nun
beftehe.
3.
Es
Diefer Gehalt be*
daher der Lebensgehalt
den Gefichtskreis des Lebensbejahers den
dts Lebens bilde
Lebens
Wenn
kann dadurch der Wert des Lebens
oder auch herabgemindert werden.
was denn
des Lebens ab.
des Lebens.
auch
alle
in
Ruhe, Frieden und
paffiven
Sicherheit, mit Zufriedenheit
und ift
es
und
Genülfen Ichwelgen können und wenn ihnen zu*
Leiden des Körpers und der Seele fern bleiben. Sie er-
335
NietzfAe
träumen
ein foldies ungetrübtes
fidi
ben.
ben
Ohne
Glück
als
den höchften Lebenswert,
Leben, auf jeden Fall aber im jenfeitigen Le^ die lockende Aus ficht auf folches Glück fcheint ihnen das Le^
womöglich im
diesfeitigen
und finnlos zu fein, Zunächft wollen fie diefes Glück dann aber auch für andere Menfchen. Und als höchfter Höhepunkt Lebens überhaupt fchwebt ihnen vor die ewig ungetrübte Glückfelig^
völlig wertlos
für
fich,
alles
:
keit aller
Menfchen.
diefen Wertmaßftab und diefes Lebensideal von Ebenfo wie Glück und Unglück, Luft und Leid nicht darüber entfcheiden können, ob man das Leben bejahen oder es verneinen foll, fo können fie auch keinen enticheidenden Wertmaßftab für das Leben und feine Höhepunkte abgeben. Für den Lebensbejaher bilden die glücklichen Zeitalter und Völker in der Gefchichte nicht die höchften Punkte im Le^ ben der Menfchheit. Und die völlige Verlegung des höchften Lebenswertes in ein jenfeitiges Leben ift ihm der Ausdruck einer Verneinung
Nietzfche verwirft
Grund
aus,
des wirklichen Lebens. höchfte
Wert
fein:
müde oder kranke chen.
Nur
für beftimmte Individuen
Seelen.
Und
werden, wenn
als
» Grüne- Weide^GIück« erftrebt
Hoch über diefem Glück entfcheidende Wert.
Ift
fch wache
oder
auf das Niveau diefer Kleinen, Schwa*
Müden und Kranken würde
hinabgedrückt
kann Glück der
nämlich für Kinder, für kleine Leute, für
das Leben der Menfchheit allmählich oberfter
Lebenswert allgemein
diefes
würde.
fteht für Nietziche ein
es vielleicht die
Tugend?
anderer uad zwar der Ift
es das tugendhafte
Wert
des Lebens beftimmt? Manche mei^ Leben vor allem mit Demut, mit Selbftlofigkeit, mit Hingabe und Selbftaufopferung anzufüllen und ihm dadurch einen im^ mer höheren Wert zu verleihen, Sie fordern dann auch von anderen Men^ fthen derartige Tugenden, ja fie bemühen fich direkt um folche fremde Tugend. Als idealer Höhepunkt alles Menichenlebens leuchtet ihnen ein Zuftand voran, in dem alle Menfchen vollkommen tugendhaft find, indem fie alle gleichfam nur reine Demut, Selbftlofigkeit, Hingabe und Selbft*
Verhalten, das den wirklichen
nen
es,
Sie fuchen ihr
aufopferung
find.
Doch auch mit diefem Ideal kann fich Nietzfche nicht zufrieden geben. Die Tugend in dem angegebenen Sinne ift für ihn nicht der Wertmaße ftab, mit dem der Wert des Lebens abgefchätzt werden könnte. Für den^ Leben bejaht, ift ein Zeitalter oder ein Volk, das von ausfchließlich demütigen, felbftlofen, hingebenden und fich felbftopfernden Menfchen enthält, nicht die höchfte Stufe der Menfch^ heit. Er fieht darin zu fehr das Tugendideal der kleinen Leute und der Schwachen, die fich felbft innerlich zu nichtig fühlen und die daher immer zur Selbft^ und Lebensverneinung hinunterneigen. Er fieht voraus. jenigen, der wirklich das die größte Fülle
336
Nietzfche
I
daß die Menfchheit zu einer Herde kleiner, fdiwadier und lebensarmer Seelen hinuntergedrüd^t würde, wenn jenes fdiwädilidie Tugendideal ernft^
zum
lidi
hödilten
Wert und
Ziel alles Strebens erhoben würde.
Zugleidi
feinen hödißen Wert damit ignoriert und unmöglidi gemadit. Niemals, fo meint er, hat ein Menfdienleben von wirklidi hohem Werte fieht
er
jenem Tugendideal der kleinen Leute entfprodien. Nein, weder Glüd^, nodi Tugend, fondern einzig und allein die innere
Größe
des Individuums gibt den wahren Maßftab für den
Lebens.
Große
und tugendhafte Individuen. durdi das,
was
Wert
Und
groß wird ein Individuum
es für die vielen kleinen Seelen tut
und
teiltet
,•
durdi äußeren Befitz oder durdi feine Zugehörigkeit zu etwas
fondern groß
i(t
feines
Individuen aber find nidit notwendig audi glüd^Iidie
ein
Individuum nur durdi das, was es
nidit erft
audi nidit
Großem,
in fidi felbft
ift.
Gerade das Leben foldier wirklidi großen Individuen bildet den gefuditen hödiften Wert. Das Leben überhaupt hat Wert, foweit die lebenden Individuen Größe haben und foweit fie in fidi und außer fidi wirklidie Größe mit allen Kräften zu fördern fudien. Ein befonderer Höhepunkt im Leben der Menfdiheit ift allemal dann erreidit, wenn es einem Zeit^ alter oder einem Volk gelingt, eine befonders große Anzahl wirklidi großer Individuen zu erzeugen. Für den Bejaher des Lebens wird daher der Wert des Lebens nur dann gefteigert, wenn das Leben fidi in derRidi^
Größe Wie nun die
tung auf
entwid^elt.
großen Individuen für Nietziche hodi über Glüd^ und
Tugend (tehen, fo überragen fie audi allen Wert, den etwa blühende Gemeinwefen, wohlgeordnete und mäditige Staaten, und überhaupt das Wohl von fozialen Gemeinfdiaften für fidi haben mögen. Alles dies kommt für feinen Wertmaßftab und feinen oberften Wert nur infofern in Betradit, als es unmittelbar oder mittelbar die Entftchung und Entwid^lung großer Individuen zu begünftigen oder zu hindern vermag. — Sdiließlidi müden fidi audi die einzelnen Kultur* guter und die herrfdienden Kulturzuftändein ihrem Werte dem Werte der großen Individuen unterordnen. Sie gewinnen einen befonderen Wert,
wenn
fie
der Erzeugung und Förderung großer Individuen günftig
verlieren dagegen an
Wert, wenn
fie
dem Leben
find,-
großer Individuen
ungünftig find.
tfie ^ 4.
Die Hinordnung der übrigen Werte auf den obersten Wert. Der
obcrfte
deren Werten ten.
Ift
Wert ift
ift
der allen anderen übergeordnete.
daher zu fragen, was
fie
für
Bei allen an-
den oberften Wert bedeu-
das Leben großer Individuen für den Lebensbejaher der oberlte
; 337
Nietzfcfie
Wert, fo find Glück und Tugend an diefem oberften Wert zu melTen. Ebenfo find Staatsformen und Staatseinriditungen, Kulturzuftände und Kulturgüter, es find alfo die Religionen, Philofophien, Wiflenfdiaften,
Künfte und Moralen
in ihrer
Beziehung zur Förderung großer Individuen
zu betraditen und zu bewerten. Kurz, in diefem Sinne
im Leben einen
anderen Werte
es find alle
umzuwerten. Außerdem gewinnt aber alles Übrige Wert, wenn und foweit es der Entftehung und
pofitiven
der Entwicklung großer Individuen dient, alfo eine Werterhöhung des
Lebens herbeiführt.
verurteilen, was
Alles im Leben die
So
hindert oder fchädigt.
Lebens.
ergibt
fich
Die Regeln des Verhaltens,
demgemäß
bilden
eine
Moral
abfteigenden Lebens. Diefe foldies Verhalten, das der
und
Wertlehre
eine die
des aufzeigenden Lebens.
erklären alles als wertvoll
und fordern
ein
Entftehung und Entwicklung großer Individuen
fchließlich
nur der Verkleinerung des Menfchen
Das Wollen und Wirken gemäß
5.
des aufzeigenden
aus diefer Wertlehre folgen,
dazu ftehen die Wertlehre und die Moral des
In direktem Gegenfatz
hinderlidi iß
dagegen unwertvoll und zu
ift
Entitehung und Entwicklung großer Individuen
dient.
der Wertlehre des auf*^
fieigenden Lebens.
Wer
das Leben wirklidi bejaht, wird folgerichtig die
aufzeigenden Lebens ohne weiteres abfteigenden Lebens für feine Perfon
Wertlehre des anerkennen und jede Wertlehre des verwerfen. Dann aber wird er folgen
auch bei feinem Wollen und Handeln die Wertlehre des auf* Zeigenden Lebens zur entfcheidenden Richtfchnur nehmen. Als höchZes
riditig
Ziel feines Verhaltens zu
fidi
felbZ,
zu anderen Menfchen, zu
Gemeinfchaften und zur Kultur wird er licher
Größe
fich
alfo die
fozialen
Förderung menfch*
und außer fich vorfetzen und er wird mit allen Kräf* und unermüdlich für menfchliche Größe wirken,- er wird unterlaflen oder bekämpfen, was der EntZehung großer In-
in fidi
,•
ten konfecjuent
dagegen
alles
dividuen hinderlich oder den Menfchen zu verkleinern geeignet
So
ergibt
für Nietzfche aus der entfchlolTenen
iZ.
Bejahung
des Lebens die Wertlehre, die Moral des aufzeigenden Lebens und die hoch* fich
Ze Lebensaufgabe
6.
des einzelnen Menfchen.
Die VerlHiiedenheit der Menfchen.
Menfchen find große Individuen, und fie können auch ihrer Natur nach nicht alle zu großen Individuen werden. Vielmehr find die Menfdien ein für alle Mal ihrer Natur nach von fehr verichiedenem Wert. Nicht
338
alle
Nictzfdie
TJT-njTjn-rxjTjnjTJ~Ln_rLn_i -j-u-u
Es befteht eine natürlidie Rangordnung unter den MenfJien. Auf diefe Rangordnung mit allem Nadidrud^ hinzuweifen, ift Nietzfche ganz befonders bemüht. Diefe Rangordnung, diefe Verfdiiedenheit des gründet
fidi
auf die Verfdiiedenheit der
Menfdien, aber
fdien freilidi
Wefen
find
fie
der Menfdien find alle
Men=
im übrigen, ihrem individuellen
nadi, eben fehr verfdiiedene Menfdien.
beruht nidit etwa auf einer,
Wertes
Naturen, Nun
Und
diefe Verfdiiedenheit
von den einzelnen Menfdien
felbft willkürlidi
Abweidiung von einem gemeinfamen Normaltypus,- fie ift we^ der ihr eigenes Verdienft, nodi ihre eigene S diu Id. Sie iß vielmehr für Nietzfdie eine offenkundige Tatfadie, die er nur den Predigern von der gewollten
Gleidiheit der Menfdien
Aus
eindringlidi
vor
Augen
der Verfdiiedenheit der Menfdien ergibt
rüd^t. fidi
mit Notwendigkeit, daß die verfdiiedenen Menfdien
gegenüber verfdiieden verhalten,- daß zu verfdiiedenen
Moralen und
halten gelangen,
Sie fdiließen
turen aus verfdiiedenen
dem Leben Wertungen,
audi
zu verfdiiedenen
zu verfdiiedenem praktifdiem
fidi
Gründen
fie
nun nadi Nietziche
fidi
VerNa^
auf Grund ihrer verldiiedenen
verfdiiedenen Religionen, Philofophien,
und Moralen an. Es find jedodi z.B. immer der direkte Widerfdiein der werten* den menfdilidien Naturen, fondern fie find häufig nur die Masken, hinter die fidi die Menfdien verfted^en und die man erft durdidringen muß, wenn man die wahre Natur der Menfdien erkennen will.
Wilfenfdiaftsformen, Kunltriditungen
beßimmte Wertungen
nidit
Das Verhalten
7.
der verfchiedenen Menläientypen oberfien
Durdi keine
fittlidie
Maskerade
Wert.
dringendem Sdiarfblid^ fdiaut er durdi als
der feinfte Seelenenthüller
nähme zum Leben und fdiaut,
vermag
in typifdien
und ab-^ Mit durdi*
läßt fidi Nietzfdie täufdien
Ichreden, fondern mutig entlarvt er die verßedtten Seelen.
und
zum
alle ihre
Verkleidungen hindurdi
ded^t er ihre geheimfte
zur menfdilidien
Größe
auf.
Stellung*
Was
er mit einer bis dahin unerreiditen pfydiologifdien
er ge-
Kunft
Er läßt uns überzeugend gleidi* verborgenen Seele beftimmter Arten von Men*
Scelengemälden niederzulegen.
fam erichauen, wie aus der
beftimmte Religionen, Philofophien, Moralen, Kunitrichtungen, foziale
und politifdie Ifihcn
So
Anfchauungen notwendig
fchildert er
hervorcjuellen.
auch an verfchiedenen Stellen feiner
Werke
das Ver-
Menfchen zu menfdilicher Größe und ihrer Förderung. Typen feien hier gefammelt und in freier Wiedergabe ge*
halten verfchiedencr
Einige diefer
ordnet vorgeführt. 335)
I
Nietzfdie
Es
gibt zunädift
Menfdien, die
Menfdien
alle
»Wir
als
gleidi groß,
Die einen von ihnen fehen gleidi klein und fie erklären naiv:
d. h. als
find.
Die andern wähnen
find alle gleidi.«
Größe gegenüber
aller menfchlidien
völlig oder wenigftens teilweife blind
fidi felbft
auf der hödiften
über ihnen fteht, mit befdiränkter Be^ haglidikeit auf ihr niedriges Niveau herab und blid^en in fatter Zufrieden^ heit nur hinunter auf alles, was unter ihnen fteht. Die erften find die blinden Maulwurfsfeelen, die zweiten find die Bildungsphilifter. Zu ihnen gefeilt fidi die Gruppe von Menldien, die zwar das Große fieht, aber dabei Itumpf und gleidigültig bleibt. In völliger Teilnahmslofig^ keit erklären fie blöd: »Was geht's uns an?« und wenden fidi wieder eif^ Höhe,-
fie
ziehen
alles,
was
wirklidi
rig ihren kleinen Alltagsintereflen zu.
Mittelmäßigen und
War
Es
iß die
große MalTe der heillos
der gleidigültigen Gefellfdiaftsmenfdien.
Typen nodi rein, wenn wir jene (chielenfo gelangen wir jetzt in eine unreinlidie Sdiwüle, den Seelen betraditen, die zwar das Große fehen und es audi als foU dies werten und anerkennen, die aber, fei es aus Neid, oder aus Selbft* wenigltens die Luft bei den bisher genannten
überhebung, oder aus Angft vor den Großen, ihre Anerkennung unehrlidi
zurüd^drängen und dann
allerlei
Falfdimünzerei betreiben. Sie fdi mä-
hen das wirklidi Große und baufdien das Kleine auf, fie predigen das Evangelium der Kleinen und das Wohl der Allgemeinheit, und fie fälfdien alle Größe in Nützlidikeit für die Kleinen um. Sdiließlidi hemmen und bekämpfen fie offen das Große, um fidi zu rädien oder
fidi
felbß dadurdi aufzublähen.
Es
find die kleinen, mißratenen,
krum*
men und bud^ligen Seelen, die fidi aber gewöhnlidi hinter allerlei ethifdien Masken verfted^en. Aber audi von denjenigen Menfdien, die das Große fehen, es aner* kennen und die Anerkennung nidit aus dem Blid^ verdrängen, fteht nodi eine große Anzahl willens fdiwadi und untätig der menfdilidien Größe gegenüber. Die einen, die ewig Unfdilüffigen, liegen danieder und können
fidi
in
Willenslähmung An-
zu keinem Wollen des Großen aufraffen.
Bildung gefdiwädit,- fie fehen bewunin der Vergangenheit, halten aber in der Gegenwart und Zukunft jede menfdilidie Größe für unmöglidi,- fie gehören zu der großen Klafle der Hoffnungslofen. Einen anderen Typus bilden die peffimiftifdien Vernein er des Ledere find durdi ihre hiftorifdie
dernd auf die großen Individuen
bens.
Sie bredien über alles den Stab,- »Alles
überlalfen
fidi
nidits«, erklären
ganz ihrem ätzenden Selbftverniditungsdrang.
ihnen ftehen, ebenfalls untätig, die begeiftern, in Ehrlidikeit
Einige von ihnen ziehen
340
ift
oder mit fidi
^
fie
und
Neben
Maulhelden, dem Bedürfnis
nadi Selbftaufblähung,
Gewand
der großen Individuen
fogar das
die
fidi
für das
Große
r
Nietzfdic
an und tuen groß
Menge und
dem Glauben,
in
fidi felbft
überliiten
als
Größe
Sdiaufpieler der
zu können.
—
Abfeits von diefem
die
Lärm
Willensfklaven,- fie fehen ebenfalls das Große, erkennen es an und wollen audi wohl im Dienite der Großen tätig fein, aber ihre Tatkraft ift gefelfeit. Unter ihnen find die einen die Sklaven derherr-r leben
die
(tili
Meinungen und Forderungen,- die andern werden von vom Streben nadi Glüd^ und
fdienden
ihren eigenen kleinen Angelegenheiten,
vom Widerltreben gegen Leiden immer
wieder abgehalten und ab-
Sklaven ihrer zuditlofen Leidenfdiaften, Trägen, Müden und Sdiwadien, die immer
gelenkt,- die dritten find die
und
die vierten find die
wieder bald ermatten und erlahmen.
Nur
Gruppe von wenigen Menfdien fehen wir tatkräftig leben und wirken im Sinne großer Individuen und mit großen Zielen. Audi von ihnen meinen es freilidi nidit alle ehrlidi: denn viele werden dodi nur von Selbltgefälligkeit, Eitelkeit, Ehrgeiz oder Ruhmfudit getrie^ ben und möditen vor allem felbft groß vor fidi und vor der Welt erfdieinen. Ganz vereinzelt nur find diejenigen Menfdien, die offenen Auges und geraden Blid^s reinlidi das Große anerkennen und willensftark und tatkräftig, ohne perfönlidien Hinterhalt, für menfdilidie Größe leben und eine kleine
wirken.
—
Das
ift
die Menfdienwelt, die Nietzfdie feinem Lebensideal gegenüber^
Itehen fieht.
Die Bedeutung der verfchiedenen Menlchentypen für
8.
ftehung
Wer der
möglidilt praktifdi fdieint es,
fidi
Größe
als
dem
hödiften Ziele Partei ergriffen hat,
folgeriditig beftreben, für die
vieler
Ent^
und Entwicklung großer Individuen.
für menfdilidie
muß
die
großer Individuen
Entftehung und Entwid^lung
die möglidift günftigen
Bedingungen
zu verwirklidien. Die günftigften Bedingungen wären nun,
fo
wenn alle Menfdien ohne Ausnahme fidi die Förde* Größe überall zum oberlten Ziele fetzten und wenn fie
gegeben,
rung menfdilidier
einmütig und mit allen Kräften für die Verwirklidiung diefes Zieles leb* tcn Icn
und wirkten. Ohne foldies, ausdrüd^lidi auf jenes Ziel geriditete, Wol* und Wirken irgend weldier Menfdien wäre die Entltehung und Ent*
wid^lung großer Individuen völlig
I
I
Die Menfdien
find tatfädilidi,
dem
blinden Zufall überlaffen.
wie Nietziche gefehen hat,
in
der größten
Mehrzahl weit davon entfernt, ihr Wollen und Wirken vorwiegend in den Dienft menfdilidier Größe zu ftellen. Ilt es nun vielleidit möglidi, die Menfdien zu ändern? Kann man fie etwa durdi Belehrung und Erziehung in wadifender Anzahl veranlagen, ihr Wollen und Wirken aufmenfdi* ai
Gcote Dcukei
II.
341
Nietzfdie
liehe
Größe hinzuwenden?
In jugendlicher Begeifterung hat Nietzfdie zu^
und fidi fogar um ihre Verwirklidiung mehr er die Menfdien kennen lernte, fah er ein, daß die Mehrzahl der Menfdien zu denjenigen Typen gehört, bei denen jede Bemühung, fie ihm Sinne der großen Individuen zu belehren und zu erziehen, notwendig ergebnislos ift. Die einen find für alle Größe unzugänglidi/ die andern werden durdi den Verfudi, fie aufzufteifen und fie zu hohen Zielen anzutreiben, nur nodi fdiwädier und nodi kränker, als fie es fdion find, und gehen fcbließlidi dadurdi zu Grunde. Aber — und damit trößet fidi Nietzfdie — die Exiftenz und die Erhaltung einer großen Menge kleiner Menfdien kann, audi ohne daß ihr eigener Wille darauf geriditet würde, von großer fördernder Bedeutung für die Ent^ (tehung und Entwid^Iung großer Individuen fein. Denn fie können die foziale und kulturelle Bafis darbieten, auf der fidi erft die Großen zu erheben vermögen,- und fie können zugleidi den nötigen Gegen fatz und den Gegner bilden, gegen den fidi die Großen um fo kräftiger abheben können. Allen diefen Menfdien ohne irgend weldie Größe foll man da* her, foweit fie nidit direkt fdiädlidi für die Entitehung und Entwid^Iung großer Individuen wirken, ihre Moral, ihre Wertlehre und ihr praktifdies Verhalten ungeftört lalfen. Die urfprünglidie pädagogifdie Tendenz Nietzan
nädift
diefe Möglidikeit geglaubt
bemüht. Allmählidi aber,
fdies verfdiwindet jedodi
je
audi jetzt nodi nidit ganz. Sie befdiränkt
fidi
nur allmählidi auf die wenigen Menfdientypen, bei denen Belehrung, Fremd*
und Selbfterziehung
fruditbar zu fein vermögen.
wieder feine Hoffnung und
fie
ruft er
Auf diefe
fetzt er
immer
mit eindringlidier Beredfamkeit her*
zum »Leben und Wirken im Sinne großer Geifter und mit großen Zielen«. Hiermit ift das Grundthema der Philofophie Nietzfdies gegeben. bei
B.
Die genauere Ausprägung der Grundgedanken.
Was
aber find nun große Individuen? Nur jugendlidie Begeifterung, der es mehr auf die fubjektive Eindrud^sgröße, als auf eine genaue gegenßändlidie Charakterifierung ankommt, kann ruhig verharren bei einer fo unbeftimmten und allgemeinen Beftimmung des hödiften Wertes, wie fie bisher gegeben wurde. Der Philofoph vor allem Einleitung.
muß
nodi zwei Forderungen zu erfüllen fudien.
ftreben, das
er
Ideal felbft
muß dann
fetzen,
342
indem
klarer, deudidier
Er muß
und genauer zu
verfudien, das Ideal mit der Wirklidikeit in er
zu erkennen
fidi
zunädift danadi zeidinen.
Und
Verbindung zu
bemüht, weldie Mittel und
Wege
Nietzfcfie
für die
Entßehung und Entwiddung großer Individuen
dagegen ungünftig
Diefe Forderungen find nun Icliwcrer
zu
günftig
und weldie
find.
Audi dem
erfüllen.
freilidi
aufgeftellt,
leidit
Geilte Nitzfdies
ift
um
aber
Zu-
dodi nidit vollftändig gelungen, diefen Forderungen nadizukommen.
äußere EinflüITe
nädift führten ihn
im großen Künitler, und
in die Irre
fpeziell
fo
nur allmählidi und
es
und maditen
ihn glauben,
im Mufiktragiker nadi der Art
R. Wagners, das riditige Ideal des großen Individuums gefunden zu haben.
Dann kamen zwar
perfönlidie ErlebnilTe
und andere äußere
EinflüITe, die ihn
diefen Irrtum erkennen ließen, die ihn aber nodi einmal
ver^
fidi
ihm den großen freigeiftigen Denker als den wahrhaft großen Menfdien vor Augen zauberten. Erft nadidem fidi Nietz^ greifen ließen,
fdie,
indem
fie
audi äußerlidi, von allen Bindungen, von Beruf und Freunden, von
Heimat und Vaterland mit Sdimerzen losgelöft hatte, konnte er die freie und unabgelenkte Ausprägung des ihm immer nodi vorfdiwebenden Ideals beginnen.
man be
Entfprediend den drei verfdiiedenen Idealbeftimmungen, die Nietzfdie
feftftellen
kann, pflegt
man drei Perioden
Denn
fie fie
drei bis
zum Grunde
der Entwid^Iung darf diefe jedodi
gemeinfam durdi ganz diefelben Grundgedanken unterbaut und
nidit als
find
in
Man
der Gedankenwelt Nietzfdies zu unterfdieiden.
getrennte Abfdinitte auffaflen.
nebengeordnet, fondern die erften beiden
find nidit gleidiwertig einander
enthalten verfudis weife Beftimmungen des großen Individuums, die
ihm fpäter danken
als
Verirrungen herausftellten, weil
fie
fidi
zu feinen Grundge^
nidit paßten.
Erft in der dritten Periode glaubte Nietzfdie das
oberfte Ziel in voller
Übereinltimmung mit feinen Grundgedanken und
in
genauerer Ausprägung
Im folgenden
follen die
feftgeftellt
zu haben.
befonderen Gedanken der beiden erften Perioden
nur foweit angeführt werden,
als
fie
das Verftändnis der Philofophie
vermögen und als fie den Weg be^ befonderen Gedanken der dritten und widitigften Periode.
Nietzfdies überhaupt zu erleiditern reiten für die
I.
Der
Das
Ideal des tragilclien Künfilers.
jugcndlidie Nietzfdie fdiwärmte für große Individuen.
zugleidi befonders begabt
und
intereffiert, nidit für
aber für Diditkunß und Mufik. Individuen
gerade
ftudierte er in logie. In
unter
den Jahren
Es
lag daher nahe,
den Diditern und
1864—68
in
daß
er die
Leipzig
großen
fudite.
Nun
klaffifdie
Philo-
Mufikern
Bonn und
Er war
bildende Kunft, wohl
der Fülle großer Individuen, die ihm das Altertum zeigte, felTelten
ihn vor allem die großen griediifdien
Tragödiendiditer.
In diefen
343
:
Nietzfcfie
ihm das Leben der Griedien überhaupt feine Aber da kam ihm die bedenklidie Frage »Kann denn wirklidi die Höhe des Lebens darin beliehen, daß man, wie es die Tragiker tun, gerade die Leiden des Lebens mit Wohlgefallen her= tragifdien Künftlern fdiien
hödifte
Höhe
zu haben.
erreidit
vorhebt?« Nietzfdie hatte nun zufällig im Jahre 1865 die Werke Sdiopen^
hauers kennen
Auf jene Frage werden
in
von ihnen ganz
gelernt und,
aber
las er in
gefelfelt, fie eifrig gelefen.
ihnen die Antwort
»Die Leiden des Lebens
:
Augen gefuhrt, da^ verneinenden Abkehr vom Leben
der Tragödie deshalb fo nadidrüd^Iidi vor
mit dadurdi das hödifte Ziel der
Danadi müßte
erreidit wird. «
des Lehens in der
den Griedien der Höhepunkt
alfo audi bei
Verneinung und
in
der
Wegwendung vom
und Entartete können das Tagung und
in
hödifte Ziel des
Lebens
Leben
Nur Müde
beftanden haben. Dies jedodi konnte Nietzfdie nidit glauben.
in einer völligen
der Verneinung alles Lebens erblid^en.
Und
Ent^
die Griedien
Lebensverneiner gewefen fein?! Das fdiien ihm ganz Aber woher dann bei ihnen die Freude an der Tragödie? Sie muß, das Iteht für Nietziche feft, aus der Fülle der Kraft ftammen und ein triumphierendes Bejahen des Lebens trotz aller Leiden fein. Sdiopenhauer war der Meinung, daß fidi der Weltwille, der das Gründer wefen der Welt bilde und ein blinder Wille zum Leben fei, am unmittel* follten foldie
unmöglidi.
barften in der
Mufik
ausfpredie.
die unvermeidlidien
erfdieinen,
Die Mufik mußte daher Leiden
alles
Lebens
am
am
geeignetften
eindringlidiften
vorzuführen und dadurdi die hödiße Bejahung des Lebens herauszufordern. In einer Vereinigung
von Mufik und Tragödie
der Höhepunkt der Lebensbejahung erreidit zu bildete fo fdiließlidi für ihn
das erlöfende Ziel des fein eigenes
und
fein
Leiden
in
dem
alles
Die Mufiktragödie Da fe ins und geradezu
Weltwillens felbft. Wenn der Weltwille Tönen äußert und zugleidi fidi
Leiden im tragifdien Sdiaufpiel erfdiaut, dann
triumphiert, zur Erlöfung fpielt
fdiafft.
Höhepunkt
daher für Nietzfdie
fein.
beweglidien
freudigen Bejahung feiner
fdie,
den
(chien
fidi
Der
felbft
von
tatfädilidi
und, indem er über
feiner
tragifdie Künftler fühlt fidi in foldien
Weltwillen, gerät in
kommt
er zur
feine
Leiden
alle
Qual. Diefer Prozeß,
im Mufiktragiker ab, wenn
felbft
felbft
fo
meint Nietz*
er Mufiktragödien
Augenbliden eins mit und fpridit
einen dionyfifdien Raufdizuftand
Mufik. Er fühlt das univerfelle Leiden,aber im Bewußtfein feiner Ewigkeit und in der äfthetifdien Betraditung des Sdiönen entgeht er dem Peffimismus, er bejaht das Leben trotz aller feiner Leiden und Sdired^en und er ift erfüllt von der tragifdien Gefin* nung. — Von diefen Gedanken beherrfdit kam Nietzfdie zu dem Glauben, die griediifdien Tragödien feien in Wahrheit Mufiktragödien gewefen, deren Mufik uns nur verloren gegangen fei <»Die Geburt der Tragödie feine natürlidie Spradie: nämlidi
344
:
Nietzfdic
dem
aus
Geifte der Mufik.«
Und
1872).
Richard
Wagner, der Mufik*
Wiedergeburt der
dramatiker, bedeutete ihm eine
griediifdien
gödie. Sein perfönlicher Verkehr mit R. Wagner, den er fchon in
Tra*
Student
Leipzig kennen gelernt und den er fpäter, als junger ProfelTor der Philo*
logie
von Bafel
Luzern häufig befudite,
aus, in Tribfchen bei
diefem großen Mufiktragiker eine wahre Verkörperung
großen Individuums erblid^en. fein höchftes Ziel aller
:
kraftvolle
ließ ihn in
des gefuditen
In diefem Künftler Ichien der Weltwille
Bejahung der ganzen Fülle des Lebens
trotz
möglidien Leiden, erreidit zu haben. Die hödifte Aufgabe jedes ein«
zelnen Menfdien fah Nietzlche
nun
Entftehung und Förderung foldier follten die
jahung des Lebens trotz die
dem Leben und Wirken
in
tragifdier Künftler.
Zu
für die
diefem Ziele
Menfdien erzogen werden. Durdi Belehrung und durdi Vor*
Führung tragifdier Kunftwerke
für
als
follte die tragifdie
aller
Gefinnung,
d. h. die
Be*
Boden werden. Als Vorbilder für
Leiden, gepflegt und dadurdi der
großen tragifdien Künftler bereitet
Itellte er Sdiopenhauer und Wagner auf, fo in den beiden »Unzeitgemäßen Betraditungen« III und IV. <»Sdiopenhauer als Erzieher«
diefe
Erziehung
1874, und »Ridiard für die
Wagner
in
Bayreuth« 1876>. Die größten HindernilTe
Verwirklidiung feiner Ideale
Typus
in
Deutfdiland fand Nietzfdie
in
dem
und in der Herrfdiaft der hißorifdien Bildung. Ein ausgeprägtes Exemplar jenes Bildungs* phililters Itellte er dem Publikum in der I. »Unzeitgemäßen Betraditung« »David Strauß, der Bekenner und der Sdiriftfteller« <1873> vor,- nämlidi den behäbigen, mittelmäßigen Menfdien, der ohne Sinn für das wahrhaft Große i(t, der aber anfprudisvoll fidi felbft für den Träger der wahren Kultur hält. Gegen diefen Typus forderte er zu energifdiem Kampfe auf Leider aber, fo meinte er, habe die hiftorifdie Bildung die Menfdien fo fehr gefdiwädit und gelähmt, daß fie nur nodi in der Vergangenheit das Große zu fehen vermöditen und durdi Überhäufung mit Überlieferung alle Selbftändigkeit und allen Wagmut verloren hätten.
des Bildungsphilifters
1^4.) Darum müde in Zukunft die Gefdiidite anders, d. h. im Dienfte ^es Lebens, betrieben werden. Und gegenüber der würdelofen Er* werbsgier und gegenüber allem Streben nadi Glüd^ muffe die wahre
Bildung
»im Leben und Wirken im Sinne
gepflegt werden, die beftehe:
großer Geifter und mit großen Zielen.« In
dem
Ideal des tragifdien Künftlers, fo wie es
hat, liegt tatfädilidi fdion,
wenn audi nur
Übermenfdien enthalten, nämlidi: Stärke der Triebe
ganze Leben mit
in
fidi
ein
erlebt, der
allen feinen
fidi
Nietzfdie gedadit
keimhaft, fein fpäteres Ideal des
Menfdi, der die ganze Fülle und
fie
aber fiegreidi beherrfdit/ der das
Leiden klar erkennt und es dennodi kraftvoll
345
NictzfAe
bejaht.
Daß
dies aber
madie, darin
Sdion
liegt
nun das Wefen gerade des
tragifdien Künftlers aus^
der große Irrtum, den NietzRhe bald
feine perfönlidie
Erfahrung zeigte ihm, daß
felbft
erkannte.
ein großer tragifdier
Künftler nidit notwendig audi ein großer Menfdi zu fein braudit, fondern fogar ein Menfdi von großer feelifdier Unreiniidikeit fein kann, indem er
dem wirklidien Leben inerdiditete Welten fidi flüditet und aus Mangel an innerer Wahrhaftigkeit und in Selbfttäufdiung zum bloßen Sdiaufpieler der Größe wird. Diefe Erfahrung fand Nietzfdie zudem begründet in der pfydioIogilHien Tatfadie, daß die Bejahung des Lebens im tragifdien Kunitwerk eben nidit die edite Bejahung des wirk^ lidien Lebens ift, auf die es ihm gerade ankam. Denn das Leben und das Leiden der imKunftwerk vorgeführten Perfönen i(t ja kein wirklidies, fon^ dern nur ein dargeftelltes, phantafiertes und diditerifdi gefärbtes Leben und Leiden. Indem man fidi dem Dargeftellten zuwendet, verläßt und vergißt man das wirklidie Leben, alfo gerade das, was bejaht werden aus Furdit vor
follte.
Zugleidi aber fteht
man
felblt als ein praktifdi
an dem
dargeftellten,
Leben und Leiden unbeteiligter Zu fdiauer da, der feine eigenen realen LebensinterelTen und Leiden hinter fidi gelalfen hat und nun allerdings leidit das bloß phantafierend miterlebte Leben bejahen kann. In diefer Lebensbejahung ift weder edites Leben, nodi edite Bejahung vorhanden. Wer nur diefe unedite Lebensbejahung fudit, wird dazu geführt, aus der Wirklidikeit hinauszufliehen und den Kopf in den Sand zu ftecken. Die ausfdiließlidie Kultur foldier Lebens* bejahung kann fdiließlidi bewirken, daß man audi das wirklidie Leben nur nodi als ein Sdiaufpiel betraditet und felbft zum bloßen Sdiaufpieler der Größe wird. So wird denn auf diefe Weife das wirklidie Leben in Wahr* heit verneint/ alles im Leben wird unedit und alle Kultur zu bloßem Sdiein und hohler Oberflädienkultur. phantafierten
IL
Das
Ideal des freien Geißes.
Als Nietzfdie aus der beraufditen, romantifdien Ausfdi weifung in die und fah, wie fehr er fidi abfeits von
Phantafiewelt allmählidi erwadite
feinem
Wege
in die Irre hatte
führen
laflen, ergriff ihn eine mißtrauifdie
Abneigung gegen allen fdiwärmerifdien Dunft, gegen alles täufdiende Sdiön* und Häßlidifärben. Mit rüd^gewendetem Haß gegen alle Romantik riditete er nun den Blid^ trotzig der Wirklidikeit felbft zu. Befreit und vorurteilslos fühlte er fidi über der Menfdienwelt fdiweben und war bereit, fidi lieber mit nüditernen, kleinen Wahrheiten zu begnügen, als mit blen* denden Irrtümern verhalten
346
und
alle
fidi
zu beraufdien. Rein erkennend wollte
er
fidi jetzt
Einmifdiung von Gefühlen und Trieben wollte er aus
r
Nictzfdic
dem Erkennen verdrängen.
In foldier VerfalTung (chrieb er die
Aphoris*
menbüdier: »Menfdiliches^AIIzumenfdilidies« <1878—80>, die »Morgen^
und
röte« <1881>
die »Fröhlidie Wiflenfdbaft« <1882>.
Zur wahren Bejahung artiger
Erregung
in eine
des Lebens gehört, daß
man
Phantafiewelt flüditet, fondern
nidit in raufdi^
fidi
und
in freier
zuwendet, ihm gerade dem Leben, fo wie und ftandhaitend es bejaht trotz der offen erfHiauten, wirk* lidien Leiden, Zur wahren Größe gehört daher zuerft und notwendig der völlig freie und klare Blid\ auf die Wirklidikeit und das wirklidie Leben. Dies zur Größe notwendige Element trat aber in diefer Zeit für Nietzfdie klarer Erkenntnis ins
Auge
es wirklich
ift,
blid^t
den Vordergrund, daß er es allein fdion für hinreidiend
fo fehr in
Nicht ein trüber, unfreier Künftlergeift, freier
Denkergeift
ihm nun
fchien
zu können. Der »Freigeift«, der
ein wirklich großes
in heller,
dünner Luft
fchwebt über Menfchen, Sitten, Gefetzen
los
Sdiätzungen der Dinge, der große Erkennende punkt des menfchlidien Lebens. ift
hielt.
fondern nur ein heller,
Individuum frei
und
fein
furdht*
und den herkömmlidien ift ihm jetzt der Höhe*
Kultur der freigeiftigen Gefinnung Aber er glaubt nidit mehr, wie früher,
daher feine oberfte Forderung.
daß alle Menicfien durdh Belehrung und Erziehung zu diefem Ideal bc* kehrt werden können. Nur an wenige riditet er feine Worte.
Es war
und Sammlung, in der Nietz* wurde fein Denken freier und felbftändiger. Durcb körperliche Leiden wurde er zur Aufgabe feiner Pro* felTur, zur völligen Loslöfung von feinem Beruf und von den gewohnten Umgebungen veranlaßt <1879>. Nun konnte er fich ganz der Ausbildung feiner philofophifchen Gedankenwelt hingeben. Es war zu erwarten, daß ihm,
fich
eigenen
die Zeit feiner inneren Befreiung
Gedanken
fche diefe
wenn auch nur vorübergehend, das beglückende Erlebnis feiner geiftigen Befreiung zu dem Ideal des frei erkennenden Geiftes
verobjektiviere.
Bald jedodh begann er einzufehen, daß ein großer Frei*
und Denker, ebenfo wie
geift
ein
entwickelte. Allmählidi
großer Menfch zu
man
als
Erkennender
rein
durch einen
ein großer Künftler, nicht
und daß
fein braucht,
Schleichweg
notwendig audh
die Lebensbejahung,
Gewiß
wird.
erreicht
hat der rein
Erkennende, im Gegenfatz zum Künftler, die reale Wirklichkeit
Augen. Aber um
rein
und
frei
und
frei
felbft
vor
zu erkennen, drängt er notwendig feine
eigenen Gefühls* und Willensregungen gegenüber der erkannten lichkeit völlig
was
fonft
zurüci^.
Er
zu der
allerdings gelangen kann, doch ebenfalls nur
fchaltet alfo in fidi felbft
Wirk*
gerade dasjenige aus,
dem Menfchen im Leben die entfchiedene Lebensbejahung Dann freilich kann er leicht das Leben bejahen. Aber
fehr erfchwert.
hat
fich
los
erkennend dem Leben
diefe Möglichkeit erfchlichen,
indem
nähert.
er
Eine
fich
fo
er
bloß kühl und teilnahms*
ausfchließliche
Kultur des Er*
347
Nietzfdie
kennens und der fleht,
Gefinnung würde daher, wie NietzIHie ein* Verkümmerung oder eine Verirrung des Gefühls*
freigeiftigen
allmählidi eine
und des Willenslebens hervorbringen und
etwa große Menfdien, fondern nur mittelmäßige Geifteshandwerker und raffinierte Asketen züdi* nidit
ten helfen.
So war denn
der Verfudi Nietzfches, das ihm vorfchwebende Ideal
des großen Individuums genauer zu diarakterifieren, wieder mißlungen.
Was
er wollte, das hatte er nodi nidit erreidit.
nun
feft:
oder
als
Aber
Nidit fdion diejenigen Menfdien, die bloß
als
foviel ftand
große Erkennende über die anderen Menlchen hervorragen,
und
ihm
große Künftler find
Höhepunkte des Menfdiheitslebens. Als ganze Menfdien mülfen fie über den anderen Menlchen Itehen. Erlt foldie »Übermenfdien« find die wahre Verkörperung des hödiften Zieles feiner Sehnfudit. <»Alfo fpradi Zarathuftra«, 1883 — 85/ »Jenfeits von Gut und Böfe«, 1886,- »Genealogie der Moral«, 1887,- »Götzen* dämmerung« 1888). die gefuditen großen Individuen
IIL
Von dem
Das
die
Ideal des Uebermenfdien.
Übermenfdien Nietzlches hat man aus Unkenntnis und aus
und als Sdired^bilder verbreitet, deren Wirkung man wohl am heften durdi eine geredite Dar*
Böswilligkeit Karrikaturen entworfen
verleumderifdie
und verhindert. Mit dem Wort »Übermenfdi« meint Nietzfdie auf jeden Fall ein In* dividuum, das »über den Menfdien« Iteht. Allerdings beftehen dann nodi zwei Möglidikeiten. Entweder: der Übermenlch überragt überhaupt alles was Menfdi ifi:,- er wäre dann alfo felblt kein Menfdi mehr, fondern eine über der ganzen Art »Menfdi« Itehende neue Art von Lebewefen, Oder: der Übermenfdi ilt zwar felblt nodi ein Menfdi, er überragt aber ftellung befeitigt
die übrigen
Menfdien
eine höhere
Art Menfdi
Von
fo weit,
daß er im Vergleidi zu ihnen gleidifam
darftellt.
diefen beiden Möglidikeiten hat Nietzfdie vorübergehend
freilidi
Indem er nämlidi feine Gedanken in eine unglüd^lidie Verbindung mit der DarwinTdien Lehre von der »Entftehung der Arten« die erltere gewählt.
bradite, glaubte er das hödifte Ziel der Menfdiheit in eine neue, über der
Art Menfdi
Art von Lebewefen verlegen zu können. Bald aber erkannte er diefe feine letzte Abirrung von feinem eigentlidien Wege, Er wandte fidi der zweiten Auffalfung zu und verftand nun unter dem Über* menfdien endgültig einen Menfdien, der die anderen Menfdien hodi Itehende,
überragt. Während einer
348
er vorher die Verwirklidiung des
neuen Art von Lebewefen
ausfdiließlidi in die
Übermenfdien fernlte
als
Zukunft
NietzfAe
vcrfetzen mußte, erblickte er
nun fdion
in
der
Vergangenheit
des
Men*
mehr oder weniger dem Ideal des Übermenfdien nahe gekommen waren. Aber in der Vergangen* heit war ihre Entftehung völlig dem Zufall überlalTen und ihre Entwicklung von allen möglichen Hinderniflen und Gefahren bedrängt ge* fdiengefdiledits
wefen.
eine Reihe
von Menfdhen,
die
Nun dagegen, fo meint Nietzfche, fei der große Augenblick ge* wo die Menfchheit für alle Zukunft fich durch ausdrückliche Zielum die Verwirklichung und Förderung des höchften Ideals, des
kommen, fetzung
Qbermenichen, ab fichtlich bemühen könne.
Doch, es bedarf noch der genaueren Charakterifierung des Übermenlchen,-
anderes
denn zunächft
als
ift
er ja,
nur unter einem neuen
nichts
bietet Nietzfche's Lehre
Nietzfche feiner
Wefen
des Übermenfchen Durch diefe Lehre fuciit »Willen zur Macbt«, Verkündigung des Übermenfchen eine breite, begründende
beftimmen war. Einen erlt^n Ausblick auf das
vom
<»Der Wille zur Macht« 1888).
philofophifche Unterlage zu geben.
1.
Namen,
das frühere große Individuum, das eben noch deutlicher zu
Der Übermenfch und der Wille zur Macht.
Die Grundlage der Philofophie Nietzfche's
jahung des Lebens trotz
aller Leiden.
die ausdrückliche
ift
Im
Be-
Anfciiluß an Scfiopen-
zum Leben fei ganzen Welt. Den
hauer hatte nun Nietzfcbe früher angenommen, der Wille
der Grundtrieb im Menfchen und überhaupt in der Ausdruck »Leben« hatte er hierbei zunächft unbefehen hingenommen. Später entftand ihm jedocb die Ichwere Frage, was denn das Wefen des
Lebens
fei
und was
alfo der
Wille
zum Leben
da fah er mit Staunen: das Wefen des Lebens
eigentlicii wolle.
ift
Und
gar nicht das bloße,
einfädle Dafein überhaupt, fondern das Erfülltfein mit innerer Maciit/ und der
Grundtrieb im Menfdien
Dafein, fondern auf Macht, aber die durch äußere
nicht
geht gar niciit
auf bloßes
auf die rein äußerliche Macht,
gewährt wird, fondern auf Wefens felbft. Wer demnach
foziale Verhältnilfe bloß
die innere Machtfülle des eigenen
zum Leben in diefem Sinne Willen zur Macht, d. h. mit feiner
den Willen
bejaht, der bejaht in
den
ausdrücklichen
mächtig fein, zugleidi aber auch und nach immer größerer Machtfülle ftreben.
er
nun
innerlich
Schopenhauer hatte gemeint, feien nicht
in
fidi
Wahrheit Zuftimmung will mächtig fühlen
den vielen verfdiiedenen Menlchen
auch viele verfchiedene Willen
zum Leben,
Grunde
fondern im
nur ein einziger, der eine und felbe Weltwille vorhanden. Nietzfche ftützt fich
dagegen mehr auf die unmittelbare Erfahrung, indem er
jeder Menfch
ift
ein
befonderer Wille zur Macht, der
für
erklärt:
fich
felbft
349
ty.
NictzfAe
Madit
will/ foviele
Menfdien, foviele Willen zur Madit gibt
es.
Nietzfdie
überträgt nun, ganz ähnlidb wie Schopenhauer, diefe feine Anfidit über
der Menfdien auf alle Lebewefen und auf alle realen Dinge überhaupt. Die ganze wirklidie Welt befteht ihm aus lauter einzelnen, für fidi nadi Madit (trebenden Willenspunkten, alle treibenden
Wefen
das
Kräfte
in
Nadi
der
der
Welt
find nidits
Größe
der
anderes
Madit nun,
Wefen, vor allem audi
als
einzelne Willen zur Madit.
die ihnen innewohnt,
Lebewefen,
ordnen
fidi
Die »höheren« Lebewefen, das find eben diejenigen, denen eine größere Madit^ fülle eignet. Audi innerhalb der Menfdienwelt ift die natürlidie Rang^ Ordnung eine Stufenreihe der inneren Maditfiille der Menfdien. Die Höhepunkte der Menfdiheit, die großen Individuen, find die Individuen mit der größten inneren Maditfülle. Der Übermenfdi muß daher ein alle
Menfdi
fein,
die
in
eine Stufenreihe.
der an innerer Maditfülle die anderen Menfdien weit über-
ragt, der alfo in fidi die
hödifte Madit, das
Gefühl hödifter Madit
und den (tärkften Willen zur Madit vereinigt. Da überhaupt in jedem Dafein und Gefdiehen in der Welt der Wille zur Madit das treibende Grundwefen bildet, fo ift der Übermenfdi in Wahrheit die Krone der ganzen Welt. Auf ihn drängt alles übrige hin.
2.
Der Übermenfdi
als idealer
Endpunkt der normalen
Entwid^lung des Menfdien. Ein nodi deudidieres Bild des Übermenfdien erhält man, wenn man Nietzfdies auf die Entwid^lung des Kindes folgt und darauf aditet, was das Wefendidie in der Entwid^lung und dem Fortfdiritt des Kindes iß. Das Kind ift zunädift ziemlidi maditlos. Es ilt nur mit wenigen und
dem Hinweis
mit fdiwadien Triebkräften ausgerüftet. Diefen inneren Triebkräften fowohl, als
audi den äußeren Mäditen
ift
das Kind
in feiner
Willensfdiwädie völlig
Sein Geift ift nodi unklar und kurzfiditig und daher unfähig zu felbftändigen und weitreidienden Überlegungen und Entfdieidungen. Es fehlt ihm die Madit des felbftändigen, folgeriditigen, umfiditigen und preisgegeben.
weitausblid^enden Wollens und Handelns.
Immer wieder
erliegt es
den
äußeren und inneren Ablenkungen und den äußeren und inneren Wider^ ftänden.
Seine Entwidlung zu höherer Stufe befteht nun im Wefentlidien darin,
ihm die Zahl und die Stärke der Triebkräfte zunimmt, und immer mehr Herr über diefe inneren Triebkräfte und über die äußeren Mädite wird, Zugleidi wird fein Geift klarer und weitfiditiger
daß
in
daß
es
und dadurdi immer 350
fähiger zu felbftändigen
Überlegungen und Entfdiei^
NietzfAe
düngen. Die Madit feines felbftändigen WoIIens und Handels wird größer und nadihaltiger. Seine Herrfdiaft über innere und äußere Ablenkungen
und Widerftände nimmt immer mehr zu. So dehnt fidi alfo feine Madit mehr und mehr aus. Denkt man fidi diefe Entwicklung nun immer weiter fortgefetzt, fo
nadi verlchiedenen Riditungen
weit es nur möglidi
Qbermenfdien.
Er
ift,
man
fo gelangt
in
gerader Linie
zum
Ideal des
überragt die übrigen Menfdien in ähnlidier Weife, wie
der normale erwachfene Menfdi feine eigene Kindheitsftufe überragt.
Nadidem die Lehre vom Willen zur Madit und die Betraditung der Entwiddung d^s einzelnen Menfdien fdion näher an das Bild des Über* menfdien hingeführt haben, feien nun im folgenden die einzelnen Haupt* zügCr mit denen Nietzfdie an verfdiiedenenen Stellen feiner Sdiriften den
Qbermenfdien genauer
gefammelt und zu einem Gefamt*
diarakterifiert,
bild geordnet.
Die Charakterificrun'g des Übermenfdien.
3.
Den Qbermenfdien
Menge von Triebkräften
diarakterifiert zunädift,
Trieben ausgeltattet i(t,
wenn
er
fie
zugleidi beherrfdit,
Die größte Fülle von Triebkräften menfdien. Ein an Trieben
Individuum
i(t
die erfte
ger fdiwadie Triebe,
er
zwar
fo fehlte es
diefe möglidift vielen
für einen
ilt
er.
Qbcr*
niemals ein wirklidi großes
außerdem von der größtmehr oder weni*
beträditlidi
ift
an Fülle der Madit.
niemals ein großes Individuum.
möglidift ftarken Triebkräfte befitzt
und
fidiere Herrfdiaft. Nidit etwa
und Zügel*
fiarken Leidenfdiaften HingerilTene, nidit der Zudit*
felbft
wenn
er die zahlreidilten
Starke, fondern nur leidit
find
ihm
und
der Qbermenfdi die volle, leidite
lofe,
fo mäditiger
möglidilt viele, aber
Ein Menfdi mit fdiwadien Trieben
von
um
Bedingung
armer Menfdi kann
möglidien Stärke. Hätte
der
Menldi an inneren
fein.
Die Triebkräfte des Qbermenichen
Qber
daß er mit der größten
Je reidier ein
iß.
und ftärkßen Triebe
hätte,
ift
derjenige, der diefe feurigen Rolfe audi fidier
zu bändigen und zu lenken vermag.
Ohne
foldie
fidiere
der
und und
Selbftbeherrfdiung gibt es keine wahre Größe des Menfdien. Der Qbermenfdi i(t zugleidi mit dem hellften und weitfiditigften
leidite
Geifi ausgerüftet. Dadurdi iß er abermals mäditiger
als ein
im Qbrigen
Menfdi mit einem trüben und kurzfiditigen Gciße. Klar* und Weitblick 6es Geißes gehört notwendig zur wirklidien Größe. Als ein fo maditvolles Wefen bejaht der Qbermenfdi fidi felbß und feinen Willen zur Madit unbedingt. Jede Selbßverneinung und jede [Verneinung des Willens zur Madit geht hervor aus Sdiwädie und be* [Icidibefdiaffener
'hcit
[dingt
fogleidi
eine Verringerung der
Madit
felbß.
Niemals kann daher 351
NietzfAe
Menfdi, der wirklidi im Innerlten
ein
Madit verneint,
Aus
diefem
menicben.
Er
ein großes
feinem
fich
Individuum
Wefen
ergibt
felblt
und
feinen Willen zur
fein.
fidi
das
Verhalten des Ober* außen Wer*
wartet nidit fcbwädilidi darauf, daß ihm von
gegeben werden, fondern er fetzt fidi nadi eigenem Ermeffen und mit Übernahme der vollen Verantwortung felbft feine Ziele und die Regeln feines Verhaltens feit. Abhängigkeit tungen und Zielfetzungen
von fremden Meinungen, Wertungen, Wünfdien und Forderungen be^ deutet ja einen Mangel an Madit. Bei der Verfolgung feiner felbftgefetzten Ziele und Normen ift der Qbermenfch ftreng und hart gegen fidi felbft. Er ift gleidigültig gegen alle Mühfal, Härte und Entbehrung. Er verziditet für feine Perfon auf Glüd^, Behagen, Frieden und Ruhe. Wer nidit diefen großzügigen und unzerbredilidien Willen hat, wer gegen fidi felbft nadigiebig, und gegen Mühfal, Härte und Entbehrung empfindlidi ift, wer fidi immer wieder vom Streben nadi Glüd^, Behagen, Frieden und Ruhe beftimmen läßt, dem fehlt es an innerer Madit, und er ift kein großes Individuum. Die MaditfuIIe und Größe des Qbermenfchen zeigt fidi audi darin, daß er fidi felbft in der unperfönlidiften Weife, gleidifam wie einen Frem^ den, wertet und daß er in feiner Selbftfdiätzung völlig unbeeinflußbar durdi Lob und Tadel vonfeiten anderer Menfdien ift. Er hilft audi den Unglüd^Iidien, aber er tut es nidit aus der (Hiändlidien modernen Gefühlsverweidilidiung, die den Anblid^ des Leidens nidit ertragen kann,
dem Streben, fidi felbft im Helfen zu genießen, fondern Überfluß an vielfältiger Madit. Die Sdiwädieren be*
audi nidit aus
aus feinem
handelt er zarter als Seinesgleidien, eben weil
und weil er nur an Seinesgleidien die gleidi Anforderungen ftellt wie an fidi felbft.
So
zeigt
fidi
fie
ftrengen
die
Sdiwädieren
find
und anfprudisvollen
der QbermenlHi nadi allen Riditungen als der Menfdi der
aufs hödifte gefteigerten und völlig organifierten innerenMadit* fülle. In ihm erreidit das Leben und der Wille zur Madit, feine hödifte
Höhe. In ihm ift das Ideal gefunden, deflen Verwirklidiung und Förde* rung im Sinne Nietzfdie's das hödifte Ziel der Menfdiheit ift. das Leben in der Riditung zu diefem Ideal fortldireitet, da ift es ein auf* fteigendes Leben, alfo ein Leben, daß zur Erhöhung des Typus Menfdi fidi dagegen das Leben mehr und mehr von diefem Ideal entführt. fernt, da ift es ein abfteigendes Leben, alfo ein Leben, das notwendig zur Verkleinerung und Entartung des Menfdien führt. Wer ohne Hinterhalt das Leben unbedingt bejaht, der bejaht damit den Willen zur Madit und kommt dadurdi notwendig zum Ideal des Übermenfdien und zu einer Wertlehre des auffteigenden Lebens.
Wo
Wo
352
Nictzfdie
4.
Die befdiränkte Gültigkeit des Ideals des ÜSermenfdien/ die Herrenfeelen und die Sklavenfeelen. Nidit
alle
zum hödißen follen
Menfdien fetzen
fidi tatfädilidi
Nadi
Ziel ihres WoIIens.
audi nur beftimmte Menfdien
Soldie Herrenfeelen
Gültigkeit.
Meinung können und
Nietzfdie's
fidi
für
nennt, beanfprudit fein Ideal
die Starken, die
find
Nur
diefes Ideal vorfetzen.
Herrenfeelen
diejenigen, die Nietzfdie die
das Ideal des Übermenlchen
den Willen zur
Madit unbedingt bejahen, die fidi felbft befehlen, fidi felbft regieren und fidi felbft beherrfdien können,- die weder die Sklaven ihrer Trag* heit oder Leidenfdiaft, nodi die Sklaven der herrfdienden Meinungen, Wertungen und Forderungen, nodi die Sklaven der äußeren Sdiwierig* keiten und Gefahren find, und die daher nidit auf Sdileidiwegen, fondem gradlinig auf ihre Ziele losgehen. in fidi tragen,
Vollendung
fo ericheint ihnen
ihrer eigenen
Natur.
nidit gleidiwertig, fondern
fidi
Da
von
fie
fie felbft
felbft
Diefe Herrenfeelen find bilden wieder eine
nadi der Strenge,
ihrer Tüditigkeit, d. h.
Keime des Übermenfdien
der Übermenich als die ideale
Das
find
regieren
die
und
Sdiwadien, die
fidi
nidit
felbft
fidi
nidit
alle
unter
Härte, Selbftzudit, Vor*
nehmheitund Ehrfurdit vor allem Großen, Diefen Herrenfeelen ßehen gegenüber
freilidi
Rangordnung nadi
die ihnen
innewohnen.
Arten von Sklavenfeelen.
felbft
befehlen,
fidi
nidit
felbft
beherrfdien können,- die vielmehr die Sklaven
oder Leidenfdiaft, oder die Sklaven der fremden Meinungen, Wertungen und Forderungen, oder die Sklaven der äußeren Sdiwierig* keiten und Gefahren find. In ihrer Sdiwädie neigen fie dazu, durdi Wert* fälfdiungen und auf Sdileidiwegen die Verwirklidiung ihrer Ziele zu er* ftreben. Sie werden daher den Übermenfdien mit verborgenem Neid und heimlidier Angft betraditen und ihn laut als das eigendidie Böfe erklären. Und fie werden fidi ihr eigenes Ideal in bewußtem Gegen fatz zu dem
ihrer Trägheit
ÜbermenlHien ausbilden.
Der Verfdiiedenheit und
die Sklavenfeelen
Denn
Moral
ihrer
Naturen
entfprediend werden die Herren*
audi zu ganz verfdiiedenen
Moralen
gelangen.
Wider* Herrenfeelen werden zu einer Herren* moral kommen, zu einer Moral des auffteigenden Lebens, die auf die Erzeugung des Übermenfdien zielt. Die Sklavenfeelen dagegen Ichaffen fidi notwendig eine Sklavenmoral, eine Moral des abfteigenden Lebens, die
Idicin feines
eines
Menfdien
ift
nadi Nietzfdie nur der bewußte
eigenen Wefens. Die
die der Erhaltung ihrer eigenen fdiwadien Seelen dient.
353
Nietzfdie
LTuru
5.
Die Herrenmoral
Die Herrenmoral.
ergibt
menfdien im Hinblidi auf
fidi
ohne weiteres aus der Seele des Herren-
fein felbltverftändlidies Ideal
des Übermenfdien.
Die beiden oberften Grundfätze diefer Moral lauten: »Gut« ift alles, was der Erzeugung des Übermenfchen
gut
dient,-
ift
was ftärkt, was die Madit, das Gefühl der Madit und den Willen zur Madit fteigert. »Sdiledit« ift alles, was die Erzeugung des Übermenfdien hindert,fdiledit ift demnadi alles, was fdiwädit, was die Madit, das Gefühl der Madit und den Willen zur Madit herabdrüd^t. demnadi
alles,
Die Moral,
aus diefen Grundfätzen herauswädift,
die
Herrenfeelen nidit etwa mit
fondern
von
fie ift
Geboten und Verboten von außen
nur der Ausdrud^ delTen, worauf
felbft geriditet
ift.
menldien ganz natürlidi
an die
tritt
heran,
ihr eigener innerfter
Wille
Die Befolgung diefer Moral ift dem Herren^ und felbftverftändlidi,- fie ift ihm keine mühfame
Pflidit und kein löblidies
Verdi enft.
Befolgt er
etwa Sünde, fondern er wird feiner Erkrankung oder Entartung inne. nidit
nidit,
fie
fo
fühlt er
Sdiwädie, oder
eigenen
feiner
Gegenüber den Sklaven feelen beanfprudit diefe Herrenmoral kei* Wenn die Sklaven verfudien, nadi diefer Moral zu leben, fo gehen fie notwendig daran zu Grunde. Für fie paßt nerlei Geltung.
eben nur die Moral, die aus ihrer eigenen Seele
Die Sklavenmoral.
6.
Zu
quillt.
den Sklavenfeelen gehören
alle
innerlidiSdiwadien,
alle
Mittel^
mäßigen. Lebensmüden, Erfdiöpften, Kranken und Verkümmerten. Eine foldie Sklavenfeele
unterliegen
wird den
verabfdieuen,
fie
wird überall zu
und daher dem Willen zur Madit, allen aktiven mißtrauen. Sie wird audi in anderen Men^ Willen zur Madit und alle ihre aktiven Triebe und Kräfte fürditen
Trieben und Kräften fdien ihren
Kampf
in fidi
mit Mißtrauen betraditen. Sie fürditet im Gefühle ihrer eigenen Sdiwädie
inftinktiv alle Herrennaturen,-
fie
wittert in deren Maditfülle
ihrem Willen zur Madit notwendig das eigen 1 1 idie Böfe. fie
direkt entgegengefetzt der
ftändlidie
Gute
Herrenmoral
gilt,
felbft
Moral des Böfen
Herrenwertung was :
das ftempelt
muß
ihr
fie
zum
Leben zu erhalten, zu das eigendidie
354
Böfen. Die ganze
unmoralifdi,
als
die
felbft erfdieinen.
Andererfei ts wird die Sklavenfeele
als
als
und
wertet
diefer als das felbftver*
urfprünglidien
daher notwendig
So
Gute,
alles das,
was ihr eigenes fdiwadies
fidiern und erträglidi zu madien geeignet als
das moralifdi
allein
Wertvolle erklären.
ift,
Da
Nietzfcfie
fie
nun
den
die
anderen Sdiwadien
verherrlidien, befonders
felbft nidit
zu fürditen braudit, fo wird
den fchwadien
ihr völlig ungefähriidien,
wenn
Menfchen
dazu nodi
er
als
ein bißdien
fie
»Guten«
den
dumm
Sie
ift.
ermahnt die Anderen überhaupt zu Friedfertigkeit und Nädiften^
um fie nidit mehr f ü r di t e n zu müflen. Um außerdem ihrer Sdiwädie Hilfe der anderen zu fidiern, (teilt fie ihnen als hödilte Tugend das Mitleid mit allen Sdiwadien, Kranken und Verkümmerten hin. liebe, die
Um fdiließlidi
audi alle Gefahren zu befeitigen, die ihr von den Stärkeren
drohen könnten, fordert
fie
audi von den Starken
Güte, Sanftmut,
Demut, Geduld und Nadifidit, Befdieidenheit, Selbltlofigkeit, Hingabe und (tete Hilfsbereitfdiaft. Sie predigt natürlidi die Lehre von der Gleidiheit heben
Beifammenfein und Ziel
ilt
aller
Menfdien, damit
fidi
Sie preilt die Herdenbildung,
traditet.
ift
nur keiner über
fie
das friedfertige,
zu
er-
warme
mißtrauifdi gegen jeden Abfeitsgehenden. Ihr hödiftes
das kleine paffive Glüd^ und Genießen.
So kommt die Sklaven feele zu einer Moral, die im Wefentlidien eine Nützlidikeitsmoral für Sdiwadie aller Art ilt. Selbft die wirklidien Tugenden, wie z. B. Redlidikeit und Wahrhaftigkeit, werden von ihr nidit unmittelbar an fidi als gut bezeidinet, fondern nur deshalb gelobt, weil fie für das Leben der Sdiwadien fo nützlidi und bequem find. Diefe Moral ift außerdem eine Reffentiment-Moral: d. h. fie i(t aus Furdit und Neid gegen die Herren geboren und fie ift eine AufbauIdiung von Sdiwadien zu Tugenden. Sie ift fdiließlidi audi eine Moral des abfteigenden Lebens, weil fie aus der Seele der Sdiwadien, der Sklaven, Unterdrüd^ten und Niedrigen gequollen nur der Erhaltung der Sdiwadien dient und notwendig die Höhe des Lebens immer mehr er* niedrigt,
7.
Für
Der Mangel an ungefdiwäditen Herrenfeelen.
die Menfdiheit
ift
es nun, fo meint Nietzfdie, das allergrößte
Un*
kaum nodi ungefdiwädite Herrennaturen gibt. Es befteht eine allgemeine Entartung, die fidi in einer gewilTen Müdigkeit, in Willensfdiwädie, Verdüfterung und innerlidier Zerriffenheit der Herrenfeelen zeigt. Die Herren^ menfdien find angekränkelt und wagen nidit mehr fie felbft zu fein. Wo*
glüd^,
daß es
in
der heutigen Kulturmenfdiheit
her diefe allgemeine Entartung? Nietzfdie antwortet: Durdi die fiegreidie Herrfdiaft der pifdie
diefe
Moral
als die allein
fdiwadi madit. ihre
geltenden
diriftlidien
Moral. Denn
diefe
ift
eine ty^
Sklavenmoral, die notwendig diejenigen Herrenfeelen, weldie riditige
fidi
einreden laden, allmählidi krank und
Die fdiwadien und fdilauen Sklaven haben es aber durdi
überwiegend große Anzahl
fertig gebradit, allmählidi ihre
Sklaven*
355
Nietzfdie
moral überall zur tyrannifchen Herrfdiaft zu bringen und
Maßftab
ften
alles
Wertens überhaupt zu
erheben
fie
zum ober-
Sie haben die
fdiwadien Stunden der Herrenfeelen ausgenutzt und ihnen die Sklaven^ eingeflößt. Die Herrenfeelen fmd dann durdi die Bemühung, nadi Moral audi zu leben, allmählidi fdiwadi und krank geworden. Sie haben nidit mehr den Mut zu ihren eigenen Herrentugenden fie (treben nadi G\ü6i und Sklaventugend und fie glauben fidi ihren Eigenwert erft durdi Arbeit im Dienfte des »Gemeinwohls« geben zu müflen. Die herrfdiende Moral, die diefe Sdiwädiung der Herrenfeelen verfdiuldet hat, ift für Nietzfdie identifdi mit der diriftlidien und audi mit der
moral diefer
,•
Sdiopenhauerfdien Mideids-Moral. Häufig
überhaupt
gleidi.
fudit er ungefähr in
8.
Sie
ift
fetzt er fie fogar
mit
Moral
Moral wirklidi eine Sklavenmoral ift, darzutun. <»Der Antidirift« 1888.) Weife folgender diefe
Die herrfchende Moral es fowohl ihrem
Wirkung
ihrer
Daß nun
ift
Inhalt nadi,
eine Sklavenmoral. als
audi ihrem
Urfprung und
nadi.
Ihrem Inhalt nadi: denn die geltende Moral
dem Leben und
ift
allen natürlidien Trie*
Welt überhaupt abhold, fie betradi* tet die natürlidien Triebe als das Böfe und fie fordert direkt zur Abkehr von diefer Welt auf. Sie nennt nidit die ftarken, gefunden Indivi* duen, fondern gerade die Sdiwadien, die Niedrigen und die Kran* ken ohne Weiteres die Guten. Allem Kampf und Streit ift fie abge* neigt. Friedfertigkeit und Liebe zu jedem Nädiften,- Mideid mit allen ben, ja
der irdifdien
Sdiwadien und Verkümmerten,- Sanftmut, Demut und ihre
Haupttugenden. Sie
am
liebften
alle
lehrt die Gleidiheit aller
Menfdien zu befdieidenen
Selbftlofigkeit find
Menfdien und mödite
fdiwadien
,
Heerdentieren
niederdrüd^en, Sie enthält alfo alle Anzeidien einer Sklavenmoral.
Ihrem in
Urfprung
nadi
ift
fie
ebenfalls eine Sklavenmoral,
denn
fie ift
der Gefdiidite tatfädilidi aus der Seele der Niedrigen, Sdiwadien, Skia*
ven und Kranken, kurz aus der Unterwelt der antiken Welt hervorge* gangen, Sie
denn
fie
ift
führt
fdiließlidi
notwendig
vielfältigung des Elends,
wo
356
audi ihrer
Wirkung
zum Niedergang, und
ihr
Ziel
Jeder Jedermanns Krankenpfleger
ift:
ift
nadi eine Sklavenmoral,
zur Konfervierung und Verdie
und
Erde
wo
alle
ein großes Hofpital,
verfklavt find.
NictzfAc
9.
Kampf gegen
Tyrannei der Sklavenmoral.
die
Die Tyrannei der Sklavenmoral Menfdiheit: gemadit.
die allergrößte
i(t
Gefahr
für die
Erhöhung des Typus Menfdi ift durdi fie unmöglidi daher nodi etwas von Herrennatur in fidi hat, wem die
alle
Wer
Erhebung des Menfdien zum vorfdiwebt, der
muß
Nietzfdie fieht in
Ideal des
Übermenfdien
als hödiftes Ziel
Tyrannei bekämpfen.
mit allen Kräften diefe
dem Chrißentum den Sdiöpfer und Verbreiter diefer in dem »Antidirift« <1888> geradezu fana^
Sklavenmoral. Daher kämpft er
tifdi gegen das Chriftentum. Freilidi ift es ein verzerrtes, ein fklavifdi entartetes Chriftentum, wie es zu feiner Zeit, und audi wohl zu anderen Zeiten, befonders in den Kreifen der Frauen, der Mud^er und der kleinen zerdrüd^ten Seelen tatfädilidi herrichte. Aber vieU
leidit
hat Nietzfdie gerade durdi die Enthüllung diefes
mäditigften die Befinnung auf das fortfdireitende
Tyrannei
Sein eigentlidier
wahre
Zerrbildes am
Chriftentum gefördert und die
des entarteten Chriftentums gehemmt.
Kampf
geht gegen die
nidit gegen die Sklavenmoral
felbft.
Tyrannei
der Sklavenmoral,
Gegenüber Mißverftändniffen
ift
da*
her hervorzuheben:
NietzRhe
daß den Sklaven die Herrenmoral gepredigt werde/
will nidit,
er felbft predigt
keineswegs den Individualismus,
fondern er
will,
daß der Sinn der Heerde
in der Heerde der Sklaven herrfdiend bleibe, und daß die Sklavenmoral unbedingt heilig gehalten werde. Die Sklaven würden durdi den Glauben an die Herrenmoral zur Selbftveraditung und
Selbftverniditung getrieben werden.
derjenigen Handlungen, die nadi der von den Herrenfeelen ver^ mieden und bekämpft, und viele Handlungen, die nadi ihr fittlidi hei^ ßen, nidit audi von ihnen getan und gefördert werden follen. Aber die Herren follen es aus anderen Gründen tun. Nietzlche will nidit, daß viele
Sklavenmoral unfittlidi heißen,
Was
Nietzfdie will,
nidit audi
dies, daß die Sklavenmoral nidit mehr als die
ift
allein* und allgemeingültige verkündet wird, daß
fidi
die
Herren^
feelen von der Einimpfung der Sklavenmnral befreien und daß Ideal des
Übermenfdien
wieder
als
fie
das
das für fie alleingültige anfehen,
Durdi Belehrung und Erziehung hofft er die gefdiwäditen Herrennaturen ftärken zu können. Dazu hält er für dienlidi die Anerkennung der Her* :
renmoral, die
Umwertung und
ein
Ausnützung der
die
Sorge für die
Weiter*
daß allmählidi durdi Züditung, Eheregulierungen
u. dergl.
neuer Adel
ftenhöfen und 22
Wertungen,
glüd
innere Gefundheit hin glaubt er,
aller bisherigen
GroAc Denker U.
die
gefdiaffen in
die
werden könne: ein Adel, der nidit nadi
Vergangenheit
Für*
feines Gefdiledits, fondern der
357
Nietzfdie
in die
Zukunft und auf
Adeligen
find felbft
das Ideal des
Übermenfdien
blid^t.
nodi keine Übermenfdien/ aber Nietzfdie
aus einem foldien Adel,
wenn
er erft einmal befteht, in
Diefe
hofft,
daß
Zukunft wohl
Übermenfdien hervorgehen werden. Den gefdiwäditen Herren feelen der heutigen Kulturmenfdiheit
ftellt
Nietzfdie daher als das nädifte Ziel
das Ideal des neuen Adeligen, des Vornehmen vor Augen. Dies follen fie zunädift zu verwirklidien traditen, 10.
Das
Ideal des
Vornehmen und
die Kriterien der
Herrennaturen,
Das Ideal des Vornehmen ift durdi den Hinblid^ auf den Über= menfdien zu beßimmen. Nur find natürlidi aus diefem Ideal diejenigen Zügt des Übermenfdien wegzulaflen, die man audi von einer Herrennatur nidit ohne weiteres fordern kann, nämlidi die größte Vielheit
größte Stärke der Triebe, und die größte Helligkeit und Weitfiditigkeit des Geiltes. Die übrigen Züge des Übermenfdien da^ und
die
gegen, denen
fidi
eine Herrenfeele durdi eigene
Bemühung anzunähern
vermag, bleiben im Ideal des Vornehmen beftehen.
Der Vornehme
mühelos und fidier der Herr niemals fidi gehen läßt und niemals fidi vergißt. Sidier in fidi abgegrenzt hält er fidi leidit zurüdi. Nidit erft durdi Leitungen, fondern fdion durdi fein So-Sein ift er fidi wertvoll, aber nidit in behaglidier Selbftzufriedenheit und Selbftgefälligkeit, fondern in unperfönlidier, kühler Wertung. Für alle feine Taten übernimmt er frei und unbedrüdit die volle Verantwortung. Er ift unbefiegbar durdi Not und Leiden, und unerreidibar für Lob und Tadel. feiner felbft
ift,
iß ein Menfdi, der
der
man wiflen, ob man zu den Herrennaturen gehört, ob man demnadi von der Sklavenmoral emanzipieren und fidi das Ideal des
Will fidi
Vornehmen vorfetzen darf, fo gibt es dafür nadi Nietzfdie fehr einfadie Kriterien. Man prüfe fidi ehr lidi, weldie Antwort man im tiefften Innern auf folgende Fragen vernimmt:
einfadier oder willft du didi komplizierterhaben? immer bequemer oder willft du es immer fdiwieriger haben? ^ Willft du didi zügellos gehen laflen, außer dir fein, didi den Leidenfdiaften hingeben oder willft du didi immer vollftändiger und immer fidierer beherrfdien? ^ Verneinft du im Grunde nidit dodi das Dafein und den Willen zur Madit oder bejahft du fie wirklidi? — Möditeft du gern auf Andere die Verantwortung abladen und von ihnen Ziele und Regeln deines Tuns vorgefetzt bekommen oder willft du in freier Übernahme der vollen Verantwortung dir felbft deine Ziele und Regeln vorfetzen? — Willft du glüdlidier, zufriedener,
—
Willft
Willft
358
du du
didi
es
Nietzfche
weidier und anfpruchslofer gegen didi felbft werden oder kannft du wirklidi auf Glüd^, Behagen, Frieden und Ruhe verziditen, gegen Mühfal, Armut und Entbehrung gleidigültig und gegen didi felbft Itreng und hart fein?
Nur derjenige,
—
der
hier überall ehrlidi für die zweiten Seiten der
fidi
Fragen entfdieiden kann,
ift
dende Grundkriterium
in
ift
Wahrheit eine Herrenfeele. Das
dabei die
Wille
Stellung, die der innerfte
entfdiei^
verneinende oder bejahende dem Leben
des Menfdien gegenüber
und dem D afein überhaupt einnimmt. Hierauf ftützt fidi nun die letzte und ftärkße Probe, die Nietzfdie nodi für die vermeintlidien Herren^ naturen übrig hat. Es iß die Lehre von der »ewigen Wiederkunft alles Gleidien«/ denn fie vermag in demjenigen, der fie fidi ganz ein* verleibt, jeden heimlidien Reft von Lebensverneinung ans Lidit zu Sie bilde daher hier den Abfdiluß der Darftellung,
ziehen.
IL Die Lehre von der ewigen Wiederkunft
Was
befagt diefe Lehre? Sie verkündet: Alles,
alles Gleidien.
was
jetzt in
diefem
und ge* fdiieht, das ift genau fo fdion unzählige Male dagewefen und das wird genau fo audi unzählige Male wiederum da fein und gefdiehen. Der ganze Weltlauf kehrt bis in alle Einzelheiten genau immer von neuem wieder. Diefe Verkündigung ift freilidi zunädift eine bloße Behauptung. Hat
Augenblid^
Nietzfdie
der Natur und in der Menfdienwelt wirklidi
in
^
bewiefen?
fie
Nein!
Zunädift glaubte
durdi den Hinweis auf die Unendlidikeit der Zeit heit des
— Warum
aber die Beweisbarkeit der Lehre
hielt er
felbft
bezweifelt zu haben.
dann trotzdem den Gedanken von der ewigen Wie-
derkunft nodi weiter
Der Gedanke an lidi
feft?
die
Es
gefdiah aus zwei
Gründen:
ewige Wiederkehr des Gleidien
erfdiien
ihm näm*
erftens von außerordendidiem Sdiwergewidit für das
des Menfdien.
fie
die Befdiränkt*
der Kräfte in der Welt begründen zu können, Sdiließ*
Raumes und
fdieint er
lidi
allerdings
er
und auf
ift
Zum
bloß
»Einmaligen«
entfdiließt
man
fidi
Wollen leiditer,
denn »Einmal
ift keinmal«. Die Frage bei jeder Tat, ob fie fo fei, daß unzählige Male immer wieder in der gleidien Weife tun wolle, vermag diefe Tat in kühle Diftanz zu rüd^en, den Blid^ des Wollenden zu erweitern und zu reinigen und ihn dadurdi vor Verirrungen des Wollens
man
fie
zu Idiützen,
I
I
Der Gedanke an die ewige Wiederkunft alles Gleidien kann aber zweitens dazu dienen, zu erproben, ob ein Menfdi nidit etwa nur äußerlidi, fondern audi im tiefften Innern, ohne einfdiränkende Hin* tergedanken, wirklidi das Leben und alles Dafein überhaupt bejaht. 359
Nietzfdie
Mit dem
ftillen
Hintergedanken: »Es
gültig vorbei oder
eine
dann kommt das
ift
ja
nur einmal, dann
belTere Jenfeits«
kann man
ift
es end«
fidi leidit
des Lebens erfdileidien. Der Gedanke dagegen an Wiederkehr genau des gleidien Dafeins verjagt jenen gedankt Vorbehalt und die darüber gefdiobene Bejahung des Lebens und
Sdieinbejahung
die endlofe lidien
verlangt nun einen völlig reinlidien Entfdieid. Sdion Sdiopenhauer hatte gelegentlidi
<Welt
als
Wille und Vorftellung,
L
Bd., 4. Budi, § 54)
die Konfequenz gezogen, daß der wirklidie Bejaher des Willens zum Leben eigentlidi audi die immer erneute Wiederkehr feines Lebens müßte wollen können. Nietzfdie (cheint diefe Bemerkung Sdiopenhauers ganz vergelTen zu haben,- denn ihm felblt ift diefer Zufammenhang zwi^ fdien der Lebensbejahung und dem Gedanken der ewigen Wiederkehr
eines
Tages
p'lötzlidi
mit der frifdien
Wudit
des erftmaligen Erlebens auf-
und hat ihn tief erfdiüttert. Für ihn felbß war es die ftärkfte und härtefte Erprobung feiner Bejahung des Lebens, denn fein Leben war ein Leben voller körperlidier und feelifdier Leiden. Sollte er alfo audi diefes fein eigenes Leben in genauer unaufhörlidier Wiederholung bejahen? Bei diefer zweifelnden Frage bäumt fidi fein Stolz empor, fein ganzes Wefen rafft fidi zufammen und er bejaht reftlos fein Leben und alles D afein. Statt ihn umzubringen, hat ihn der Gedanke der ewigen Wiederkehr ftärker gemadit,- er fühlt fidi auf der hödiftenHöhe der Lebensbejahung und triumphiert trotz tiefdringenden Sdimerzes. Und nur wer im Ausblid^ auf die ewige Wiederkunft alles Gleidien ebenfo unbedingt und unbedenklidi Ja fagen kann zum Leben und allem
geleuditet
irdifdien Dafein,
und
nur der
ift
nadi Nietzfdie auserwählt für feine Lehren
für feine Hoffnungen,
Literatur ^Auswahl zu »Friedridi Nietzfdie«. I.
II.
über NietzfAes Leben und
Perfönlidhkeit:
Elifabeth Förfter^Nietzfcfae: »Das Leben Friedrich Nietzfdies.« Friedridi Nietzfdies »Gefammelte Briefe.« P. Deuffen; »Erinnerungen an Fr. Nietzfdie.« Über Nietzfdies Philofophie: Raoul Riditer: »Friedridi Nietzfdie, fein Leben und fein Werk.« Alois Riehl: »Friedridi Nietzfdie, der Künßler und Denker.« Theobald Ziegler: »Friedridi Nietzfdie« {Vorkämpfer des Jahrhunderts I.>. Henri Liditenberger: »Die Philofophie Friedridi Nietzfdies.« Eingeleitet und überfetzt von Elifabeth Förfter^Nietzfdie. Georg Simmel: »Sdiopenhauer und Nietzfdie.« Lou Andreas^Salome: »Friedridi Nietzfdie in feinen Werken.«
360
DE PHIIDSOPHISCHEN
RICHTUNGEN DER GEGENN^RI OO
I Den
»großen Denkern« der Vergangenheit kann unfere Zeit keine
ebenbürtige Erfcfi einung an die Seite
(teilen.
Aber
es braudit ja
audi nidit jedes Zeitalter eine Philofophie erften Ranges hervor*
von Jahrhundert zu Jahrhundert zuwinken, liegen die breiten MafTen der Täler, die jene Erhebungen tragen. Die weithin leuditenden Leitungen der Einzelnen find miteinander vermittelt durdi die ftille und ftetige Gefamtarbeit des Denkens, die von dem einen Höhepunkte zum andern die dunkleren Pfade der Tiefe durdimelTen muß. In foldier Lage kann man nur verfudien, fidi Zwilchen den verichiedenen Zügen und Sdiiditen der Niederung zu orien* zubringen.
tieren
und
Zwifdien den hohen Gipfeln, die
in
machen,
die Riditung ausfindig zu
dem nädiften, heute nodi im Nebel Den Tiefitand, meine idi, haben
fidi
fidi
in
der es aufwärts geht zu
verbergenden Gipfel.
Er war
wir diesmal fdion hinter uns.
den letzen Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts durdi die Vorherrfdiaft
Wie
der Pfydiologie bezeidinet. die Philofophie, die
gerade
man
zur Zeit der Aufklärung fudite
im Begriffe war,
dazu beigetragen,
modernifieren.
Mandierlei
eine SpezialwilTenfdiaft
hat
Univerfitäten (tationär zu madien.
dem
man
diefe
Methoden zu Preisgabe
der
auf einer großen Zahl deutfdier
Kluge Leute moditen meinen,
audi fonft fo viele Surrogate verordnet werden,
ideenfreie Philofophie
für
der Pfydiologie, die
in
mit naturwiirenfdbaftlidien
fidi
Philofophie an
Gefdiledit,
Erfatz
nidit hatte, einen
Dazu kam
das Bekömmlidifte.
bei
für ein fei
eine
den Natur-
aus etwas für ihre pädagogifdien Künfte profitieren.
und felbftändige fie würden darDas i(t nun alles
und fdiön, und unter Hodidrud< wirklidi
namentlidi
forlchern die Vorltellung, diefe Pfydiologie
NaturwilTenfdiaft,
und
bei
redit gut
fei
eine eigene
den Sdiulmännern die Hoffnung, vielleidit hat die
Pfydiologie bei diefem Betrieb
einige Fortfdiritte gemadit,
elementaren Partien ihres Forfdiungsgebiets.
Aber das
Philofophie, das reidit ja mit feinen pfydiophyfifdien
einmal
in die eigenfte Innerlidikeit
alles
ift
in
den
dodi keine
Experimenten
nidit
des Seelenlebens hinein, gefdiweige denn
an die großen Probleme heran, die den Gedankeninhalt der Philofophie
ausmadien.
Wenn
fomit
für
das
ift
wahren Aufgaben der Philofophie mit dem erwadit ift — und
diefe
neuen Jahrhundert wieder zweifellos der Fall
ein fdinell Zeigendes Interefie
^
,
fo hat
daran das, was
fidi
vorher Philofo*
phie nannte, durdifdinittlidi ein fehr geringes Verdienft: vielmehr CS die aus
dem
tucllen BedürfnilTe, wcldie ftürmifdi nadi
eine Lebcnsanfidit in großen es
zu begreifen, daß
genommen
I
hat.
waren
aufgeregten Leben der Kulturvölker geborenen inteliek*
Er
man
Zügen
Weltanfdiauung verlangten und
fuditen.
Aus
foldien
Stimmungen ift Denker
einen Diditer wie Nietzfdie für einen
lebte das Leid
und
die Krankheit der Zeit, den
im*
363
:
Die philofophifdien Riditungen der Gegenwart
potenten Tatendurft, und er vermodite dies innerfte Leben nur in glänzende
zu formen. Aber die ausgebreitete Wirkung,
Bilder, nidit in klare Begriffe
die er weit über die deutfdie Literatur hinaus ausgeübt hat,
dodi nur
ift
der Beweis dafür, daß diefer neue Sinn für die Philofophie, wie er aus
WeltanfdiauungsbedürfnilTen erwadifen poetifdi
fidi
lidier
—
und
ift,
fdiwer der Gefahr entgeht,
zu befriedigen.
belletriftifdi
Popularität leidet die heutige Philofophie,
Unter foldier unheim^ und bei der MalTenpro^
man
duktion einer ebenfo feiditen wie anfprudisvollen Literatur fühlt
wohl mandimal
dem
Lidite
die
Angft des Diditers vor dem »Eulengefdiledit, das zu
drängt«.
fidi
Fragen wir, was für die ernftere WifFenfäiaft an traditionellen Grundlagen nodi lebens- und wirkenskräftig geltend madit, fo braudit die fdio*
fidi
im Thomismus
laftifdie Überlieferung, die
wähnt zu werden. Sie
fortbefteht, hier
im Prinzip für unveränderlidi
ilt
deshalb entwicklungsunfähig.
Der
lebhafte Betrieb, mit
nur kurz er*
erklärt
und
fdion
dem man heutzu*
tage die Ergebniffe der befondern Wiffenfdiaften, namentlidi der Natur* forfdiung, in den
Rahmen
jener alten Lehre hineinzuarbeiten fudit, madit
gewordenen Grundlagen
die ftarr
des Modernismus mit
fidi.
hauptfädilidi die oft sdiarf
Wertvoll
und
tief
und bringt nur für und äußeren Gefahren
nidit lebensfähiger
die einzelnen Arbeiter die perfönlidien, inneren ift
in diefer ausgebreiteten Literatur
eindringende Polemik gegen die Lehren
der weltlidien Philofophie.
Von
den Riditungen der neueren Philofophie dagegen war, wie be-
kannt, bis vor kurzem die große idealiftifdie Metaphyfik fo gut wie vergelTen.
Man wurde
an
fie faft
Sdiopenhauers Beifpiel
nur erinnert,
—
fidi
das
wenn wieder
billige
einmal jemand
Vergnügen
leiftete,
—
nadi
von der Höhe
des empirifdien Wiflens aus die Irrtümer der dialektifdien Konftruktion
zu verhöhnen. blieben, die
Sonft
fidi
und befonders
war nur
einige Kenntnis
vorigen Jahrhunderts zurüd^geht,
fie
Sdiopenhauer. Namentlidi in in die fediziger und fiebziger Jahre
die Begeifterung für
älteren Generation, deren Bildung
Weisheit.
von Her hart übrig ge*
an delfen dauernd aufrediterhaltene Pädagogik anfdiloß,
Aber audi
gilt er
der Jugend
ift
nodi vielfadi
feine
als
der des
der Lehrer wahrer
Willensmetaphyfik fympathifdi
hat ja heutzutage in befonderer Energie die Neigung, im Willen das
Wefenhafte zu fehen und den
Intellekt als das
Sekundäre herabzufetzen.
Diefer für unfere Zeit allüberall diarakteriftilHie Voluntarismus hat u. a.
audi darin erwiefen, daß,
wo von
der Pfydiologie aus,
z.
B,
fidi
von
ihrem Führer Wundt, der Verfudi einer enzyklopädifdien Erweiterung zum
Art von empiriftifdier hat wohl dasfelbe dem Übergange mitgefprodien, durdi den Theodor Lipps
philofophifdien Syftem gemadit wurde, wieder eine
Willensmetaphyfik
Motiv audi
364
bei
herauskam.
In
gewilTem Sinne
Die philofophifdien Richtungen der Gegenwart
zu den großen, allgemeinen Problemen der Philofophie
die »Pfydiologie«
Wandlung im
zurüdizulenken begonnen hat: bei ihm aber beruht diefe
Ganzen
z.
T. audi erkenntnistheoretifdien
jene beiden Syfteme, die
von Herbart und Sdiopenhauer,
dodi auf viel umfalTenderen,
Gefiditspunkten.
Aber gerade find
—
freilidi
aus fehr verfdiiedenen Gründen
— die wenigft entwicklungs*
und merkwürdigerweife hat fidi den Anhängern des letzten Sprofles gezeigt,
fähigen aus der metaphyfifdien Periode, die gleidie Stabilität audi bei
der als ein Spätling an
dem, wie
des Idealismus erwachfen war,
E. z.
Hartmann.
v.
verdorrenden
es fdiien, bereits
Stamm
Unbewußten von
der Philofophie des
Ihren meteorhaften Erfolg verdankte
diefe
freilidi
T. der glänzenden Darftellung und gewilfen inhaltlidhen Nebeninter*
eilen,
aber
fie
wegen der tief dringenden Energie des meta* fie das Grundproblem der idealiftifdien Ent* fdiärfiten Ausdrud^ bradite. Seitdem Kant mit
verdiente ihn
phyfifdien Denkens, mit der
widdung auf den
vielleidit
feiner kritifdien Selbftdurdileuditung der
weit wie möglidi vorgefdioben hatte,
überall
fo
Grenze
diefer Rationalität
zum
nalen
Vernunft das rationale Verftändnis
um
derto fdiärfer die
zu beftimmen, war das Verhältnis des Ratio^
Irrationalen das mannigfadi variierte
Thema
der idealiftifdien
und aus der Verknüpfung der Sdielling^Hegelfdien Thefe mit der Sdiopenhauerfdien Antithefe fand Hartmann die abfdiließendc Synthefis, weldie das Logifdie und das Alogifdhe als die beiden koor^ dinierten Attribute des unbewußten Abfoluten darftellte und aus ihren Philofophie
geworden
:
Beziehungen den Weltprozeß begreifen wollte. Dies nodi bei den wenigen, die ihm fektenhaft
als
entworfene
Hartmann
felbft
Apoftel treu geblieben
find,
bei
Für die weitere Literatur, des Unbewußten fo günftig war, ift der
fruditbare Affimilationskraft bewiefen.
eine
anfänglidi der Philofophie
die
geiftreidi
Form weder
Prinzip hat aber in feiner metaphyfifdien
Gegenfatz des alogifdien Willens und des logifdien
Eine zukünftige Wirkung Hartmanns
befonderen Unterfudiungen zu erwarten, die er fpäter fdiaftlidi reiferen
lehre,
von der
Werken
von den
des Dionyfifdien und des Apollinifdien ver*
Nietzfdiefdien Kategorien fdilungen worden.
Intellekts
ift
nur von den
in feinen willen*
niedergelegt hat, vor allem in der Kategorien*
vielleidit die
Logik nodi mehr lernen wird,
als die meiften
Logiker bisher ahnen.
Zu lolcficn
hin,
den metaphyfifdien Riditungen, deren Nadiwirkung nodi ift,
muß
audi der
Materialismus
was der Pfydiologismus
unreife, die kritiklos
nidit
ift,
nidit er*
Er ift immer* wenn audi eine
geredinet werden.
eine Philofophie,
aus den Begriffen einer Spezialwiffenfdiaft ein
Weltbild zu entwerfen verfudit. Diefe
einfeitige
fertiges
Metaphyfik, die
Mitte des vorigen Jahrhunderts, durdi Feuerbadi auf philofophifdie
in
der
Höhe 365
Die philofophifdien RiAtungcn der Gegenxrart
und
gebracht
fpäter durdi
Eugen Dühring
darauf,
wenn audi
nidit
ganz
fo hodi erhalten, audi in wilTenfdiaftlidien Kreifen eine Rolle fpielte,
nun fie
in die
niederen Regionen der populären Literatur hinabgedrängt und
Ausdehnung zur
dort in einer nicht unbedenklichen ift.
Wo
ift
durch den Kantianismus fo völlig überwunden worden, daß
freilich
Materialismus
diefe**
Anfpruch macht, da nennt er
wenn
bedenklich,
jetzt fich
Herrfchaft
gekommen
auf etwas wilTenfchaftlichere Allüren
Monismus. Es
klingt ja viel
weniger
der verfemte Dualismus nicht mehr durch die Ein*
Ordnung der feeiifchen Funktionen unter die phyfifchen, fondern dadurch »überwunden« wird, daß beide als koordinierte Dafeinsarten des einheit* liehen Wehwefens aufgefaßt werden. Auch die Pfychologen haben fich ja nach Rechners Vorgange den pfychophyfilchen Parallelismus, z.
T. nur
als
»Arbeitshypothefe«, zu eigen gemacht.
metaphyfifch faßt
gründet, fo
Hardey gänge
ift
und durch das
ihn aber
Prinzip der Erhaltung der Energie be-^
Folge <wie
die unausweichliche
gezeigt hat), daß der mechanifche
als
wenn auch
Wenn man
die Gefchichte
Ichon bei
Ablauf der materiellen Vor*
das urfprüngliche Gefchehen, der korrefpondierende Ablauf der
Seelentätigkeiten nur als Begleiterlcheinung, als
nur berufen
ein Bewußtfein, das
ift,
in
Epiphänomen
gilt.
Aber was
fekundärer Weife zu fpiegeln,
Atombewegung vorhanden ift — ein folches Bewußtfein ift das Qberflüffigfte, was man fich denken kann. Solcher Verlchleierung gegen* primär
als
über
der refolute Materialismus etwas viel Erträglicheres, Jener »Monis*
ift
mus« aber
tut
befonders auch darauf zugute, daß er mit Hilfe der
fich
biologifchen Entwicklungstheorie das
Problem der organifchen Zweckmäßig*
zu haben meint. Eine unglaubliche Begriffsverwirrung, vermöge deren Lebensfähigkeit und Zweckmäßigkeit in der petitio principii keit mechanifch gelöft
identifiziert
werden,
fchiebt
dabei ihre Dialektik den realen Problemen
und Vitalismus in der ernfteren Naturphilo* fophie auch heutzutage ringen, ohne wefentlich über Kants Stellung in der Kritik der Urteilskraft hinauszukommen. Sachlich verwandt mit diefem Monismus ift im Grunde genommen auch
unter, mit denen Energetik
Herbert Spencers »fynthetifche« Philofophie, welche auch über den anglo* amerikanilchen Vorftellungskreis hinaus vielen als das reife Erträgnis der
Willen fchaften
gilt.
Trotz der
agnoftiziftifchen
Referve
ift
doch die einheitliche
Weltkraft bei Spencer nach körperlichem Schema gedacht: ihre Evolution der Differentiation und Integration ftellt,
und
ift
die Bewußtfeinswelt erfcheint
Produkte neben andern.
in
durch und durch kosmologifch vorge*
nur
als eines
der Entwicklungs*
Ja, Spencers Philofophie ift vielleicht der gefchlolTenfte
Wert* inhalten nur für eine gelegentliche Erfcheinung in dem vielgeftaltigen Welt* leben und zwar für ein anthropologifthes Phänomen erachtet.
Ausdruck derjenigen Weltanficht, welche
366
die Vernunft mit allen ihren
Die philofophifdicn Riditungcn der Gegenwart
Diese Folgerung
dem Pragmatismus zutage
in
ift
getreten,
der
Jahrzehnt von Amerika und England her audi nadi Europa
im letzten
übergegangen
Er
ift.
benutzt die tatfädilidie Abhängigkeit,
in
der
fidi
das
von mannigfadien BedürfnilTen befindet, zu der Behauptung, daß überhaupt der Sinn des Erkennens nur darin beftehe, die für die Befriedigung der Bedürfnifle zwed^mäßigen Vorftellungen zu menfdilidie Erkenntnisleben
kommt auf
bejahen/ er heit
diefe
Weife zu der
relativiftifdien
Wahr*
Lehre,
Zwecke Daher darf die Lehre audi als Hominismus werden, da wir dodi den von ihr ufurpierten Namen Huma*
nichts weiter als Braudibarkeit der Vorftellungen für die
fei
des denkenden Menfchen. bezeidinet
nismus für die wertvollen Kulturinhalte refervieren wollen, die wir bisher
Aber gerade
damit benennen.
in
Verfehltheit diefer Riditung audi
Nutzens zutage, den
fie
das
Bezeidinung
freilidi
abwerfen kann.
fehr
kommt neben
der
Maß
des
begrenzte
Denn wenn
ankommt aus den
phie fdiließlidi darauf die
diefer
empirifdien
es in aller Philofo«
Formen,
Vernunftwerte für das menfdilidie Bewußtfein gegeben
was
herauszulchälen, fitzt,
dem
möglidi
der
fein,
Organifation
herausgeftellt
und der
Entwid^lung
der
Species
homo
unabhängige, allgemeingültige Reft des Apriori heraus ftellen.
hohem Werte, wenn
ein
Mathematiker wie Poincare
die der dogmatifdien Naturforfdiung als »abfolute«
nadi weift, die
mäßigften für die diefe
dasjenige
Bedeutung der Weltvernunft be*
tatfädilidien menfdilidien
wie
nahmen
denen
in
daß die anthropologifchen Momente, Erkennen ftecken, fo ftark und fcbarf werden: um fo fidierer wird fidi der von
kann es ganz willkommen
fo
die in
die übergreifende
find,
fidi
nur vorläufig
Wahrheiten
als die einfadiften
fie
sapiens es
ift
in gewilTen
Deutung der Erfahrungen bewährt haben.
Wendung, wenn
So
von
Sätzen,
gelten.
An*
und zwed^*
Man
nennt
im Sinne des Pragmatismus für die Relativitäts*
wohl audi Inftrumentalismus oder Konvention Anhänger hauptfädilidi in Frankreidi und Italien, während den anglo^amerikanifdien Pragmatiften mehr die Braudibarkeit der Erkenntnis für naturbeherrfdiende Tedinik und für religiöfe Erbauung am Herzen liegt. Jedenfalls aber kommt allen diefen Nuancen des modernen
theorie fruktifiziert wird,
nalismus,
und
fie
hat ihre
Protagoreismus für die Philofophie
Wert
felbft
zu, den fdion die griediifdie Sophiftik für den Piatonismus gehabt
Eine ähnlidie Bedeutung wird audi
hat.
nur der negativ propädeutifdie
haben, mit der
in allerjüngfter
die »Philofophie des
Als*ob«
Zeit diefe Gedankengänge von Vaihinger
worden find. war dem Pragmatismus durdi diejenigen Verfudie vorgearbeitet worden, weldie den »ökonomifdien Charakter« des menfdilidien Denkens hervorhoben, auf der Seite der Naturforfdiung von Madi, innerhalb der Philofophie von Avenarius. Für beide gilt die begrifiFlidie
cnzyklopädifdi zufammengefaßt In
Deutfdiland
367
Die^phitofophlfdien RiAtungen der
Arbeit der Wiirenfdhafi:
als eine
Gegenwart
zwectmäßige Vereinfadiung, durch
die
das Überfdiauen und Beherrfdien der ungeheuren Mannigfaltigkeit der EmpfindungserlehnilTe möglidi wird: beide gehen audi von
dem Grund-
gedanken aus, daß die Sdieidung der urfprünglidi homogenen Bewußt^ feinselemente in Phyfifdies und Pfydiifdies erft aus den BedürfnilTen des
ordnenden Denkens vermöge der von ihm vollzogenen Beziehungen er* wadife. Aber beide Lehren haben bei ihrem Itreng wilTenfchaftstheoretird^en Charakter, der «Empiriokritizismus« von Avenarius audi wegen feiner
mühfam
künftlidien Terminologie
zwar mandierlei
keine großen Linien gegeben, in denen
feine
Anregungen, aber
eine neue, den Inbegriff der
umfpannende Philofophie entwid^eln könnte. mandiem Betradit verwandten fog. immanenSdiuppe begründen wollte. Sie verwendet gewilTe
LebensinterelTen
geiftigen
Und
fidi
dasfelbe
gilt
von der in
ten Philofophie, die
Elemente der Kantifdien Erkenntnislehre,
vom
des Begriffs
um
durdi eine eigne
Umdeutung
»Bewußtfein überhaupt« zu einer Metaphyfik des
fzientionalismus,
d. h.
Con*
einem Syftem der alleinigen Realität des Be*
wußtfeins zu gelangen, das dann dodi wieder davor zurüd^fdired^t, gänzlidi
zu dem Berkeley fdien »Idealismus« In allen diefen Riditungen hat
Comte
Augufte
von
fidi
zu bekennen.
man wohl
Einffülfe der
gefehen, mit Redit, foweit es
deflen mannigfadi fdiillernder
wenn man an das ihm Pofitivismus, der
die
fidi
um
Gedanken von einzelne Seiten
Gedankenwelt handelt, mit Unredit,
Eigenfte, das ihn Charakterifierende denkt: den
Aufhebung der
Philofophie zugunften der Sonder*
lidie
Denn gerade die Erkenntnistheorie, die das Wefent* jener Riditungen ausmadit, lehnt Comte bekanndidi ab. Sein Pofitivis*
mus
ift
wilTenfchaften verlangt.
in
der Tat der adäquate Ausdrud^ der wiflenfdiafdidien Lage
um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts gewefen, als die Philofophie überall
und der Betrieb der Einzeldifziplinen in flottem Auffdiwung kommt wohl nodi heute überall gelegendidi diefe pofitiviftifdic Gefinnung zum Ausdrud^,- aber wir werden fie nidit unter den Riditungen regiltrieren, die für die Weiterentwidlung der Philofophie in Betradit kommen Die pofitive Leiftung Comtes, feine Begründung der Soziologie
bankerott
war und :
fo
.
ilt
in ihrer
Wirkung heutzutage nadi Das fadilidi Befte
einander gegangen.
fehr verfdiiedenen Riditungen aus*
darin
ift
vielleidit die
Entwid^lung
einer felbftändigen Sozialpfydiologie, die befonders in Frankreidi ergebnis* reidi
gewefen
ilt:
andern Verhältnis
zur Philofophie
freilidi (teht
als die Individualpfydiologie.
fie
prinzipiell
Das
in
keinem
Ausfiditslosefte
ift
Meinung, man könne audi die Gefdiidite zu einer induktiven Natur* wiffenfdiaft madien, indem man fie »Gefetze« fudien läßt, wie Comtes Aper9u von den drei Stadien: diefen Irrweg find befonders Engländer die
und Deutfdie gegangen. Wertvoll dagegen 368
als empirifdie Wiffenfdiaft
ift
Die philofophifdien Ricfitungcn der Gegenwart
die vergleichende Gefelllchaftslehre, die
auf ethnographifdier und
linguiltilHier
Grundlage im Sinne der von Lazarus und Steinthal begründeten »Völker* pfydiologie« die Feltitellung von Grundformen der Struktur des geDafeins anstrebt,
felirdiaftlidien
die »Kategorien«
(chaft
—
wie etwa die moderne ReligionswilTen*
des religiöfen Vorftellens und Fühlens aus der
ganzen Fülle der empirifdien Daten zu eruieren alles
traditet.
^
Allein das
keine Philofophie, fondern nur das Material für eine philofophifdie
ift
Theorie der Gefellfdiaft, weldie diefe unter
dem
kritifdien Gefiditspunkte
Eine foldie philofophifdie Soziovon Simmcl, dem Berliner Philofophen, angebahnt
der Kulturphilofophie zu behandeln hätte. logie
ift
bisher nur
worden. Alle diefe
mannigfadi verzweigenden und
fidi
heit
nodi gegenwärtig weiterfließen, ftehen
z.
T. im Sande ver*
Momente
laufenden Kanäle, in denen die philofophifdien
in ihrer
der Vergangen-
Bedeutung
für die zu*
künftige Höherbildung der Philofophie weit hinter der mäditigen
zurüd^, die in
Kant
wiederum ihren Urfprung gefunden
einem halben Jahrhundert die Rüd^kehr zu Kant
als
hat.
Strömung
Seitdem vor
Parole ausgegeben
wurde, hat der Neukantianismus mandierlei für die gefamte geiftige Lebens-
bewegung
typilche Gefdiid^e
fdiiedene,
z.
und Wandlungen erfahren und dabei ver*
T. weit auseinander ftehende Geftalten angenommen, die
mehr oder minder wirkfam, in dem gegenwärtigen Denken ver* Die erfte diefer Formen hat Albert Lange in feiner nodi heute nidit nur in Natur forfdierkreifen viel gelefenen Gefdiidite des Materialismus geprägt. Es ift die Aufl^aflung, weldie Kants Kritik als alle
nodi,
treten find.
eine Unterfudiung über die Organifation der menfdilidien Vernunft auf
das
phänomenaliftifdie Ergebnis
rctifdien
zufpitzt.
Die Begründung der theo* aller Metaphyfik des
NaturwiHenfdiaft ging mit der Ablehnung
Ding*an*fidi
Hand
Erfahrung wurde
in
als
pfydiologifdi begriffen
Hand, und
jeder Ausblid^ über die
Grenzen der
nur fubjektive Notwendigkeit des menfdilidien Ideals
und
fozialpolitifdi
gewürdigt.
wenig von diefem den Naturwiflenfdiaftlern nodi jetzt fym^» pathifdien Anthropologismus aus den Anfängen des neuen Kantianismus
Ein
klein
findet fidi audi nodi bei delFen
dem Neftor
bedeutendftem Vertreter Otto Lieb mann,
unter den heutigen Philofophen
und dem hervorragendften
unter den Denkern Azs letzten halben Jahrhunderts. Fefthalten an Kants methodifdien
gedanken ^^s Kritizismus
und
fo glüd^lidi
Er
hat mit treuem
fadilidien Prinzipien die
Grund*
aus der modernen Denkweife, aus
den wiffenfdiaftlidien und äfthetifdien IntercIFcn des Lebens herauszuarbeiten gewußt, daß es für einen zu eigenem Denken anregbaren Geift keine hellere
Einführung
in
die Philofophie gibt, als
Liebmanns »Analyfis der
369
Die philofophifAcn Richtungen der Gegenwart
Wirklidikeit«
Mit
und ihre Fortfetzung in den »Gedanken und Tatfadien«. Anknüpfung an nahe liegende Einzelfragen führt eine
geiftreidier
glänzend klare Darftellung
ohne
die
Form
in
Tiefe der philofophifdien Probleme/
wie von
felbft die lebendige Mannig* kommenden Gedankengänge zur Einheit Weltanfdiauung zufammen. Aber mit der Befdieidung, die fidi
der aus der Peripherie
faltigkeit
der
fidier in die
des Syftems fdiließt
kritilciien
den Anfängen des Neukritizismus
als wefentlidi kantifdi galt, will
mann
alle
lidier
Anfiditen über die Dinge, nidit als Erkenntnis der Dinge
ErgebnilTe der Unterfudiung nur als
angefehen wilTen/ das verfteht
wenn man genauer
zufieht,
er
unter
kritifdie
kritilcher
Lieb*
Diskuffion menfdi* felbft
Aber
Metaphyfik.
nadi weldien Kriterien in diefer Diskuffion
die menfdilidien Anfiditen abgewogen werden, fo zeigt fidi, daß es immer darauf ankommt, was von den anthropologifchen Befonderheiten
unabhängig
in einer rein fadilidien
Vernunftnotwendigkeit begründet
ift.
Liebmanns feinen Unterfudiungen über die abgeftuften Sdiiditen des Apriori wird es deutlidi, wie diefer Kritizismus über fidi felbft
Namentlidi
in
hinausweift.
Der
Neukantianismus
durdifdinittlidie
Jahre des vorigen Jahrhunderts, über den ftark empiriftifdi
und
agnoftifdi geftimmt.
der fiebziger und aditziger
Liebmann weit
Er
deutende Naturforfdier wie Helmholtz, Rokitanski nadi Sdiopenhauers
Vorgang mit der
Audi
u. a.
Sinnesphyfiologie
delTen Ergebnis des Betreten der fdiiefen
Verirrung ziehen
fidi
Ebene
des Pfydiologismus war.
leidit
Beziehungen
Andrerfeits
zum Pofitivismus,
die Einfdiränkung der Philofophie auf eine pfydiologiftifdie Erkenntnis*
lehre,
wobei Ethik und Äfthetik
gegeben werden
wohl
die
und mandie Spuren
bis in die heutige Literatur herein.
fand jener kantianifierende Empirismus
und
war
wozu bedie Hand boten, einen Bund ein,
Deutdiland wurde die Erkenntnistheorie zur Ideologie, zur pfy*
in
diologifdien Entwid^lungsgefdiidite der Vorftellungen, diefer
hinausragt,
ging lange Zeit,
follten,
erft redit
der foziologifdien Empirie preis*
wurde damit zur Abdankung der
gelegentlidi audi offen ausgefprodien
es nidit an
Nadiklängen
in
wurde.
der heutigen Literatur,-
Philofophie,
Audi davon
fie ftellen
fidi
fehlt
nament*
ftimmungshaft bei foldien ein, weldie eine zeitgemäße Umgeftaltung
lidi
des Kritizismus in naturwiflenfdiaftlidier Modernifierung fudien und da* für kein Prinzip
zu finden imftande
find.
Soldiem unfidiern Taften gegenüber hat Hermann
Cohen
das große
Verdienft, die ftrenge Rationalität der Kantfdien Philofophie mit
hohem
Ernfte wieder zur Geltung gebradit zu haben. Seine Erläuterungsfdiriften
zu den
drei Grundteilen des kritifdien
Sy ftems (»Kants Theorie
fahrung, Begründung der Ethik und der Äfthetik«) madien
der Er*
freilidi
von
der Kunft des Verfalfers, das Sdiwierige Ichwieriger, das Verwidielte ver*
370
Die philofophifdicn Richtungen der Gegenwart
wickelten das Dunkle dunkler zu madien, vielfadi einen allzu ausgiebigen fie haben die an Kant neu orientierte Philofophie vor dem drohenden Sturz in empirißifdie Seiditigkeit bewahrt, indem fie das rationaliftifdie Gegenmoment in Kant mit aller Sdiärfe und Einfeitigkeit
Gebraudi. Aber
Diefe ausgefprodiene Stellungnahme hat nun
betonten.
Riditung mitbeltimmt, zuleiten verfudit hat.
fiditlidi
audi die
Cohen eine Fortbildung des Kritizismus ein* Wenn bei Kant fdion der Begriff der WilTenfdiaft, in
der
bildete, von vornherein fdiaft befdiränkt war, Natur wi (Ten auf die Mathematik und die theoretifdie fo hat Cohen diefen bedeutfamften Mangel des Kritizismus feinerfeits nodi überboten, und weil er mit riditigem Blick als eine von Kants origi* nellßen Entded^ungen den Übergang von den Begriffen zu den Ideen,
die
den Gegenftand
vom
weldier der endlidien
ift,
feiner kritifdien
Bedingten
Unterfudiung
zum Unbedingten, vom
erkannt hatte, fo fpitzte
Endlidien
Cohens Erkenntnistheorie
fidi
»Logik des reinen Denkens« auf die Infmitefimalredinung rationalen
Grund
aller naturwilTenfdiaftlidien
fdieiden
wenn
fie
die Philofophie
würde an
ihrer univerfellen
einen fo engen Begriff des WiiTens
anlegen wollte,- denn es
ift
nidit abzufehen,
einer lebendigen
Berührung mit der
ohne
zu verleugnen. Geht
in
ihr Prinzip
wie
fie in
als
diefer
fadilidien Wirklidikeit fo
ent-
Beftimmung verzweifeln,
dauernd
fidi
der Natura
fie felbft
Cohens
Zwangsjad^e Riditung zu
kommen
follte,
theoretifdie Philofophie
ihrem Mathematizismus weit über die Pofition Langes hinaus, der die
ganze Welt des ErfahrungswilTens lidien
die
mag
der
in
auf den
als
Ob
Theorie zu.
forfdiung damit fördernde Gefiditspunkte eröffnet find, :
zum Un*
in
der Organifation der fpezififdi^menfdi^
Vernunft begründet haben wollte,
fo
ift
Cohens Ethik ganz auf
anthropologifdie Rationalität des Sittengefetzes
hinausgelaufen, mit
dem der Menfdiengeift fidi felbft die Ordnung feines Lebens fdiaffen foll. Es kommt dabei in hödift interelTanter Weife zutage, wie gering der Ertrag des übergreifenden Apriori auf dem Gebiete der praktifdien Philo* fophie gerade dann bleiben muß, wenn man die transfzendentale Autonomie des reinen Willens in dem individuellen Gewiflen mit feiner abftrakten Beziehung auf die Sozialität verankert,
ftatt
an der fadilidien Lebensfülle
des hiftorifdien Kulturgeiftes fein Hinaufragen in höhere, überempirilche
Zufammenhänge zum Bewußtfein zu fdiliffenen
bringen.
Gerade an der
Geftalt der Cohenfdien Philofophie kann
man
ftharf
lernen,
ge-
daß es
audi innerhalb der idealiftifdien Weltanfdiauung einen Naturalismus gibt
und daß Allein
er
die
nur aus der Gefdiidite ergänzt oder überwunden werden kann. ftarke
Eigenart der Cohenfdien Lehre hat trotz der hohen
Anforderungen, die
fie
an ihre Adepten
Anhängern geworben, die zu Worte kommen: eine
in
ftellt,
eine ftattlidie Reihe
von
der heutigen philofophifdien Literatur häufig
wefentlidie
Förderung jedodi hat
fie
durdi die
371
Die philofophifdien Richtungen der Gegenwart
nur E. Caffirer hat von diefem Stande Umfchau tiefe und feinfinnige Blicke in die Entwicklung der neueren Philofophie und Winenfdiaft getan.
»Marburger Schule«
punkte aus mit
nicht gefunden,-
freierer
War fo der Kantianismus vor der Verkümmerung in empirifche Ideologie gerettet, fo
das
fidi
Es
ift
um
fo
gewann
daß
fehr bezeichnend,
mehr
wieder
fich
je
weiter die Kantinterpretation
Werkes
Gefichtspunkt
unverkennbar gezeidinet
fo
feiner
»alles
erft fpäter
die
faft
man
fie
diefe
deren willen
wieder den Kritiker
jetzt
fidi,
wenn auch
Notwendigkeit der Vorgang, durdi weldien
Syfteme
find jetzt
im
dem
Kritizismus hervor^
Begriffe, ihre
Erneuerung
fich
fie
jene Unzuträglichkeiten
und Extravaganzen,
vor dem ernüchterten Bewußtfein zugrunde ge-
fie einft
gangen waren, von ausgebreiteten
dereinft bei
verfpredien aus diefer Wiedergeburt in vervollkommneter
Geftalt hervorzugehen, weil
um
auch
fo wiederholte
großen Syfteme des Idealismus aus
und
dem Ganzen
anderen Kritiken fucceffive ihre Gewalt über
fehr allmählich mit pragmatifcher
finden,
in
Wie
nur unter den phänomenaliftifchen
Kant mit dem Metaphyfiker Kant, und
gegangen waren. Alle
ift.
zermalmenden« Ding^an^fich-=Lehre gerückt
die Geifter ausübten, fo vertaufchte
zu
tun.
fortfchritt,
der Schwerpunkt aus der agnoftifchen Erkenntnistheorie
feinem Erfcheinen der Kritizismus
dereinft die
metaphyfilHien Bedürfnis,
zu werden und Genüge zu
Anfätze der Weltanfdiauung verlegte, die
in die
des kantifchen
wurde und
dem
wieder die Fähigkeit,
er
allüberall mäditig regte, gerecht
abtun können.
Bewegung
ift
dies,
Das Gemeinfame aber
in diefer
daß wir wieder auf der Suche nach einer
Dinge in einer unferer und emotionellen Lage entfprechenden Weife zu erfallen
Philofophie find, die den geiftigen Lebensgrund aller intellektuellen
und auszuprägen Diefe lands,
z.
verfteht.
Erneuerung des Idealismus
hat auch außerhalb Deutfdi*
T. fogar fchon früher, unter der Wirkung Kants und feiner
Nachfolger begonnen. In England war
am
fie
kräftigften
und mit etwas anders abgetönter Nuance von Bradley
durch Green vertreten.
Im
Gegenfatz zu dem aflbziationspfychologifchen Empirismus, der unter der
Fahne
J.
St. Mills
in einer gewillen
unentwegt weitergelehrt wird, aber infolgedeflen auch
Abhängigkeit davon, wie
obaditen war, geht
Greens
fie
fchon an
Hamilton zu be^
Idealismus auf eine metaphyfiche
von Kants »Bewußtfein überhaupt«
aus,
um
Deutung
darin die Hegelfche Idee, die
felbftändige Realität der geiftigen Weltinhalte in ihrer Unabhängigkeit
von
den Vorftellungsprozeflen des empirifchen Bewußtfeins wiederzuerkennen. Bei in
Bradley
verfchiebt fidi diefes Verhältnis dahin,
daß der »Erfcheinung«,
deren urteilsmäßiger Beftimmung die Wahrheit für unfer Erkennen be*
fteht,
eine abfolute »Wirklichkeit« gegenübertritt, die wir nur durch die
gefamte Unmittelbarkeit unferes
372
feelifdien
Tuns,
in
der Hauptfache durch
Die philofophifdicn Riditungen der Gegenwart
I
das Gefühl erfahren,
erleben.
d. h.
nadi Hegel orientiert war, fo In Frankreidi
ift
Wenn
von Kant aus Green mehr
es Bradley nadi Jacobi.
war der Idealismus durdi
die fpirituali(tilch*eklektilche
Sdiule Victor Cousins eingeführt worden, die den offiziellen philofophifdien Unterridit
zum großen
Teil nodi heute beherrfcbt, in der Literatur aber
Tendenzen weit zurüdigetreten ift. Der neue Idealismus beginnt hier mit Ren ou vi er, der in einem langen Denkerleben feinen »Neokritizismus« immer von neuem auszubilden und auszuführen bemüht gewefen ift und dadurdi wedifelnde Stellungen zu anderen Lehren gewonnen hat. Den Grundzug bilden die Ablehnung von Kants noumenaler Welt, eine Metaphyfik des Konfzentio* naiismus, für die es nidits gibt als die Vorftellungen, die Behauptung des hinter den
und
positiviltifdien
pfydiologiitifdien
endlidien Charakters aller Realität, mit der
und
Freiheit glüdilidi verträgt,
fidi
die
Annahme
Lebensanlcbauung der Perfonalität. Weniger einfdineidend rungen, die Ladielier an
dem
urfadilofer
eine monadologilHie Zufpitzung auf die
Kritizismus
find die
vorgenommen
hat,
ihm eine auf fpekulative Pfydiclogie begründete Metaphyfik zu
Ände^
indem
er
affimilieren
Wirkung Kants mit der von Maine de Biran, Denker nadi Descartes, und die fo begründete Lehre hat eine große Anzahl von Anhängern gefunden, unter denen Boutroux die Verbindung zu Renouvier dadurdi herzuftellen fudite, daß er in der Zufälligkeit, die er in der Natur nadiweifen zu können glaubte,
fudite.
Hier begegnet
dem größten
fidi
die
franzöfifdien
die auffteigenden Vorftufen der Freiheit erkennen wollte.
hat audi
Anklänge an
die ariftotelifdie
Diefe
Wendung
Lehre, die überhaupt in Frankreidi
audi bei den niditklerikalen Philofophen, namentlidi in der fpiritualiftifdien Sdiule viele Freunde zählt.
Eine ganz neue
franzöfifdie Idealismus in letzter Zeit durdi in
Wendung
endlidi hat der
Bergfon bekommen. Er
hat
der glüd^Iidiften Weife den biologifdien Pragmatismus zur Grundlage
des Myftizismus gemadit. Mit Icbarffinnigfter Feinheit benutzt er
gumente des Kritizismus und des Skeptizismus,
um
alle
Ar-
zu zeigen, daß die
Erkenntnis nur den Sinn hat, die zum Handeln notwendigen und zwedtmäßigen Vorftellungen zu gewinnen, aber nidit in das Wefen und die Innerlidikeit der Dinge einzudringen, -^ daß ferner alle Unzu*
begrifflidie
länglidikeiten der wilTenfdiaftlidien Pfydiologie darin wurzeln, die für die
Orientierung
in
der Außenwelt als braudibar bewährten Begriffsformen
auf das Seelenleben anzuwenden, fdiöpferifdie
erkannt,
Entwid^lung
in ihrer
fondern immer nur
in
—
daß fomit
diefes innere
fpontanen Freiheit, niemals
Leben, die in Begriffen
der Intuition erlebt werden kann.
Die
wunderbare Anfdiaulidikeit, mit der Bergfons poefievolle und temperament« rcidie Spradie die abftrakteften Darlegungen der kritifdien Vorbereitung (der pars deftruens feiner Lehre) ebenfo glänzend zu geftalten weiß, wie die
373
Die
Richtungen der Gegenwart
philofophifcfaen
geheimnisvollen Erlebnifle der gefuhls^
fehnfuditsvolle Intuition
feiner
mäßigen Unmittelbarkeit,
diefe plaftifdie Urfprünglidikeit feines intellektu^
Wefens hat ihm die Begeifterung zahlreidier Sdiüler weit über Franko reidis Grenzen hinaus mit Redit eingetragen. Aber die Myltik ilt hier wie
eilen
immer, ihrer pofitiven Seite nadi, perfönlidie Sadie des Glaubens, aber nidit allgemeingültiger
In Deutfdiland iß
des Idealismus
Gegenftand des
während des
faft allen
nadikantilchen Syftemen zugute
dem unbedeutendften und
gar
wiflenlchaftlidien
Denkens.
Erneuerung gekommen, — fo*
letzten Jahrhunderts die
dem von Fries,
unfruditbarften,
für das unter
der Jugend eine fektenhafte, nidit unwirkfame Propaganda gemadit wird.
Wenn man vollen
die
Werken
Abhandlungen
herausgekommen, aber audi mäditig hat wiefen. keit
und
Das
fidi
ihrer
Propheten mit den immerhin gehalt^
ihres Meifters vergleidit, fo fieht nidits
man, daß
hineingekommen
ift.
nidits dabei
Ganz
anders
wieder die Perfönlidikeit und die Lehre von Fidite er«
Bedürfnis nadi einem (tarken Ausdrudi für die Selbftändig*
die überlegene Kraft des Geiftes
und
für die diaraktervolle Selbft*
beftimmung zur Tat hat die jüngere Generation
nidit bloß in Deutfdiland
zu Fidite geführt: unbefriedigt von der kühlen Vorfidit des kritifdien Denkens, verlangte fie nadi einem Bekenntnis, nadi einer entfdiiedenen
und
fdiarfen
Abgrenzung gegen den Medianismus und Naturalismus, der und die Spontaneität des ver*
fo lange die Wiflenfdiaft faft allein beftimmt
nünftigen Willens zu erftid^en gedroht hatte. ift
Euden
geworden, der mit
Zum Spredier diefes Dranges
edelfter Leidenfdiaft
immer und immer
wieder den Sinn des modernen Menfdien von der berüd^enden Fülle des
Außendafeins zur innerlidien Selbftbetätigung und zum Ergreifen der
Programm einer Philo* und der Tat zeigt in dem begrifflidi
Einheit alles geißigen Lebens aufgerufen hat. Sein fophie des Geißes, der Perfönlidikeit
nodi unbeßimmten Bilde, das er mit glänzendem Pathos entwarf, einen
ßark religiöfen Zug, der bei ihm mehr an die fpätere Fiditefdie Lehre er*
Gerade damit bringt er ein bedeutfames Moment der heutigen Bewegung der Geißer zum Ausdrud. Wie in allen geißig aufgeregten innert.
Übergangszeiten, fo iß audi
wieder eine unruhige Lebhaftigkeit des
jetzt
religiöfen
Dranges zu beobaditen. Sie
Wendung
der modernen Seele zur
bei der fympathifdien
fpielt
ßark mit bei der Zurüd^*
Romantik, und
Verfenkung
fie
kommt gerade
audi
in die romantifdie Philofophie zutage,
die uns in vielen hißorifdien Unterfudiungen, in
Neuausgaben und Nadi*
Gerade aber der Vergleidi mit dem ge* fdiiditlidien Vorbilde lehrt die Bedenklidikeit diefer Seite der Sadie und die Vorfidit, die ihr gegenüber wadifam fein follte. Denn die ahnungslofe Unmittelbarkeit der myßidien Leidenfdiaft ift fdiließlidi nodi immer den Kirdien mehr zugute gekommen als der Religion. Der Weg von Sdileier*
bildungen vielgeßaltig entgegentritt.
374
R
:
Die philofophifcfien Riditungen der Gegenwart
madiers »Reden« über Novalis' »Europa« zu Sdilegel
Adam
Müller und Friedridi
typifdi.
ift
Zufammenhängen ift natürlidi jetzt audi wieder viel von Sdielling Aber von einem Neufdiellingianismus darf man nidit fpredien
In diefen die Rede.
denn Sdielling
in feiner
ift
proteusartigen Entwicklung mit allen Phafen der
Gefdiidite des Idealismus fo innig verwadifen, daß er bei keiner unberührt
aber audi für keine
bleibt,
allein als
Träger
das nodi für die Naturphilofophie gelten.
haben
daß
ftellungen fo fehr verändert,
Wege
Aber
in diefen
hundert Jahren
ihre philofophifdie
Vor«
Durdiarbeitung ganz
geht und nur hödiftens in allerallgemeinfter Tendenz eine
Verwandtfchaft mit Sdielling fie
eheften könnte
durdi die ForfdiungsergebnilTe die naturwilfendiaftlidien
fidi
andere
Am
erfdieint.
Eine Philofophie des Organifdien, wie
zeigt.
Driefdi vorträgt, entwid^elt
fidi
zu dem teleologifdien Lebensbegriffe
auf ganz anderen Bahnen, als die aus der WilTenfdiaftslehre herausgewadifene Naturphilofophie. Viel ausgefprodiener
von heute
die
ihm Zeugnis ab,
fdiäftigungen mit
digung feines Wefens und Wertes
in der philofophifdien
in
Be*
denen überall eine gereditere Wür*
fidi
Croce
diefen hat bereits Benedetto
Bewegung
hiftorifdie
Bahn bridit. Vorangegangen waren Engländer und befonders die Italiener: bei
uns Deutfdien darin längft die
come
ift
Rüd^kehr zu Hegel. Dafür legen zahlreidie
gedankenmäditigen «Filofofia
in feiner
fcienza dello Spirito« ein eignes hödift bedeutfames Syftem in der
Riditung des Hegelfdien Denkens entwid^elt und fo vorbildlidi gezeigt,
wie die Zukunft an Hegel »Totes und Lebendiges zu fdieiden« haben
Das
wird.
ift
dem
Mandimal hat man biscvon Hegel faszinierte Jugend mehr Freude an
allerdings audi bei uns fehr nötig.
her den Eindrudi, daß die
dialektifdien Kombinationsfpiele feiner
die inhaldidien Errungenfdiaften feiner harten
Denn
Methode, als Verftändnis für und zähen Gedankenarbeit hat.
das Bleibende und Fruditbare an Hegels Lehre
der Gelchidite das
Philofophieren
Organon der ift
das
reife
ift,
daß
er in
Philofophie erkannt hat. Dies hiftorifdie
Bewußtfein der WilTenfdiaft des neunzehnten
zum erften Male eine Natur unter dem gefdiidididien
gefehen und
Jahrhunderts, das
fzientififdie Hiftorie
audi die
Gefiditspunkte zu betradien be*
gönnen
Als philofophifdies Prinzip bedeutet
hat.
die Gefdiidite dies,
daß
der Anteil, den die menfdilidie Vernunft an der Weltvernunft, an den letzten geiftigen
Menfdien mäßigkeit,
als
Gründen
fondern nur aus
werden kann. Das
ift
dem Menfdien
33
zu
ihrer
Große Denker
II.
Löfung
in
das
Als
als
Kulturwefen,
feiner gefdiiditlidien
die große fadilidie
künftigen Philofophie geftellt hat.
gehört
nidit
feiner gleidibleibenden pfydiifdien
Errungenfdiaften des Gefamtgeiftes lefen
haben kann,
aller Wirklidikeit
Naturwefen, aus
die
hiftorifdie
Aufgabe,
die
aus
dem
Gefetz« aus den
Arbeit abge*
Hegel der zu-
unumgänglidie Vorbereitung
Verftändnis,
die
eindringende
375
Die philofophifchen Riditungen der Gegenwart
Interpretation der gefdiichtlidien Erfdieinungen, das volle Neulebendig* werden ihrer Innerlidikeit. Soldie Analyfen hat in vorbildlidier Vollkommenheit Wilhelm Dilthey geliefert, der mit feinfühligfter Zergliede*
rung die pfydiilHie Struktur verftand.
Er
verharrte mit
Feftlegung des
gefdiiditlidi
hiftorifcher
dem
Gebilde meifterhaft aufzuded^en
Bedürfnis nadi Objektivität bei diefer
Wirklidien, er hielt es wohl nidit für möglidi,
aus diefem anthropologifdi Tatfädilidien mit Sidierheit übergreifende Gel*
tung herauszupräparieren.
Wenn
aber von anderen foldie Befdieidung ge*
rade als die hödifte und letzte Weisheit herausgehoben wird, fo droht das
zu einem Hiftorismus zu führen, der eine der
troltlofeften
Formen
des
Relativismus darßellt.
Die verheißungsvollfte Stütze
dem
findet das hiftorifdie Philofophieren
hundert aufzuweifen hat, an Lotze. Zeiten fo gut wie vergeflen, weil warf,
und
wieder
erlt
Er war während der kritifdi^empirifdien man ihn zu den übrigen Metaphyfikern
neuerdings bredien die Grundgedanken feiner Philofophie
fiegreidi
durdi.
Grundgedanken
in die
in feine begrifflidien es,
an
größten Denker, den die deutfche Epigonenzeit im neunzehnten Jahr*
Freilidi
gefdiieht
das
in
der Weife, daß diefe
Entwid^lung des Kritizismus hineingearbeitet und
Formen umgewandelt werden.
In Lotzes Geilte
war
daß für die Gefdiidite die ebenbürtige Stellung neben der Natur*
wiflenfdiaft in
der logifdien Problembildung für Methodologie und Er*
war es, daß die kritifdie und Kulturforlcbung fo gezogen wurde, wie er die Welt des Seins und die Welt der Werte fdieiden wollte. In Lotzes Geifte war es fdiließlidi, daß die Erkenntnis des Seins kenntnistheorie verlangt wurde.
Grenzlinie
zwifdien
In Lotzes Geilte
Naturforfdiung
den anderen WilFenfdiaften überlalfen, die Erkenntnis der Werte für die
genommen wurde. Die Ausführung diefer als Aufgaben geforderten Prinzipien hat fidi, ihrem Urfprung aus dem Geilte des Kritizismus gemäß, zunädift auf dem Gebiete der Logik entwid^elt. Hier ift in den Unterfudiungen von Rid^ert und Lask der von Lotze ge* Philofophie in Anfprudi
prägte Begriff des Geltens mit feinem Verhältnis zur empirilchen oder
metaphyfifdien Wirklidikeit in den Mittelpunkt der Probleme getreten.
Daneben hat lehre
die
den
in unmittelbarer
Kampf
glüdilidie
Anknüpfung an Lotze
für die Erkenntnis*
gegen den Pfydiologismus Hullerl aufgenommen, und
FalTung,
und dem Hegelianismus
weldie nidit
der
bereits
der
Sdiolaftik
geläufige
fremde Begriff einer von den Bewegungen
des empirifdien Bewußtfeins unabhängigen Geltung der Wahrheit dereinft
Bolzano in der Formel vom »Satz an fidi« gefunden hatte, ilt der Anlaß dafür geworden, daß fidi diefem fonft wenig bedeutenden Grübler ein vorübergehendes Intereüe zugewendet hat. In diefer Riditung erwarte idi, wenn fie fidi allfeitig entfaltet und ein*
bei
376
Die philofophifdien Richtungen der Gegenwart
hdtlidi konzentriert, die
Entwicklung einer die BedürfnilTe unfrer
Wie
Gefamtlage befriedigenden Philofophie.
der Logik das
geiftigen
kritifdie
Be^
greifen der WilTenfdiaft obliegt, fo fteht die Äfthetik zur Kunft, fo die
Ethik zu
Sittlidikeit
und
Redit, zu Gefellfdiaft
Inbegriff der Kulturgüter der Menicfiheit,
Difziplinen als Gegenftand vorliegt,
und
und
Es
Gefdiidite,
der
ift
der den drei philofophifdien
erft
aus ihnen zufammen kann
Wenn
die Philofophie audi ihre Stellung zur Religion beftimmen.
es ferner^
von Gegenßand und eigne Auf* kritifche Kulturphilofophie fein. Gegeben ift
hin eine Philofophie als eigne WilTenfdiaft geben foll, die nidit nur
den Brofamen der andern
gäbe hat, die
muß
fo
Kultur
fie
als die menlchlidie
die Sadie der Philofophie
fondern eignen
lebt,
ift
Kultur
es, diefe
in ihrer gefdiiditlidien
Entwicklung:
ganze auffteigende Lebensfülle dar*
aufhin zu durdiforfdien, wie darin die allgemeingültigen, über das empirifdie
Wefen
des Menfchen weit hinausragenden Vernunftwerte zu bewußter
ErfalTung
können fidi
und Geftaltung gelangt
viele in
Zur Löfung
find.
gemeinfamer Gefinnung
am
diefer
Aufgabe
Einzelnen arbeiten: wie
fie
einmal im großen aus der Einheit einer fiegreidien Idee heraus er*
füllen wird,
das überlaffen wir
—
dem Genius
der Zukunft.
Literatur. Für
die einzelnen Teile der Philofophie iß
zu vergleichen die
Feftfchrift für
Fifdier: »Die Philofophie im Beginn des zwanzigften Jahrhunderts«
Darin behandeln die Logik,
Wundt
Bauch
Ibphie,
Troeltfdi
Ichichte
der Philofophie.
Im übrigen riß
ff
ift
die Pfychologie,
die Ethik,
Lask
Lipps
die Naturphilofophie,
die Rechtsphilofophie,
die Religionsphilofophie,
Groos
<2.
die
Rickert
Kuno
Aufl. 1907>.
Windel band
die Gefchiditsphilo-
Afthetik,;WindeIband
die
Ge-
zu verweifen auf die Bibliographie von lieber weg'Heinze: »Grund*
der Gefdiidite der Philofophie«, Bd. IV.
377
Regißer des ü. Bandes. Die nur
in
am
den bibOographilchen Notizen in
Sdiluß der Abhandfungen genannten Autoren sind nicht mit
das Regißer aufgenommen.
217
Antinomieen, Kantifdic
Apriorismus
Kantifchcr
IZOflF.
Ariftoteles
7, 39f.,
Arnauld Arndt Avenarius
208
Entwiddungslehre Hegels
51
bei Leibniz
Sdiellings
„
Erdmann,
....
230
264
Efdienmayer
255
47 252 367
Euden
374
Fediner, G.
Th
282, 316
230,365
Feuerbadi
255
Baader, Frz
Bacon Baumgarten Baur
81
5,
97 ff.,
Berkeley Bifterfeld,
I.
H
Cohen Comte
Croce,
Darwin
274,
377 273
J
Kants Fries
Fudis
283
Galilei
.
Leibniz'
„
.
.115, 135, 142 72 374 233,241 54 43
Gaffendi
Gegenwart, Philofophie der
Goethe
.
.
363 ff,
.
11, 224, 234, 236, 240, 244ff,
.
251, 253, 257, 271, 274, 282,
290, 302, 321
Graßmann, Green
H
59 372
283, 317
Dcscartes
.
.
.
4ff„ 51ff., 65ff., 81ff„
87 ff., 115, 167 Dialektik Fichtes
161
Hegels
ff.,
170
Hamann
240
Harmonie,
präftabiliertc
Hartmann, E.
v.
197, 201, 213
Kants
132ff.
240, 376
Dilthey
Dühring,
263,
230, 258, 274
Frauenftädt,
116
259,373 264 375
B
252,
K
Fifdier,
233
370f.
Counn,V
250,
300f., 304, 307ff,
172
328, 368
Creuzer
285,
198, 212
3 ff., 51
Cartefianer
246,
Hegels
372
Cabanis
215, 223 f., 234 ff., 238, 241,
255 373 5, 42,
14, 115, 159ff, 189, 192, 205,
.
Freiheitslehre Fidites
Bradley
Bruno, Giordano
.
41
Böhme, Jak Boutroux
Buffon
Fidite
ff.
250 230 373 368
Bcrgfon
234
E
I.
E
366
.
.
70
.
233, 235, 261, 264, 296, 365
Haym
246 251
Hebbel Hegel
7, 14,
.
159, 171, 187 ff., 234, 237,
238, 240, 259, 272, 274, 276ff,
Edlhart
233, 256
Eleaten
190
Hegelianer
368
Helmholtz
Empiriokritizismus
Empirismus Bacons
u.
Lodies
.
.
81, 89,
94, 121 Englifdie Philofophie
80 ff.
294f., 300, 365,
279,370 296, 300 ff., 364, 365
Herbart
Herder
375
229, 259, 265, 273
.
11, 237, 238, 240, 244, 246, 263,
303, 321
379
Regilter
...
Hobbes Hölderlin
.
.
Locke Lotze
376
Lucrez
116
LuIIus
42
Humboldt, A. V
W.
....
107
223,237,238,240,244
5, 28, 41, 46, 65, 76,
.
243
V
252, 302fF.
Humc
39, 51
83 ff., 166, 277
ff.,
166
95fF., 122, 151,
Huyghens
46
Madi
367 43
Magnefius
160 ff.
Ich, abfolutcs
Idealismus Berkeleys
.
.
.
97, 99, 368
.
188, 193
Hegels „
Kants
„
Leibnizfcfier
„
in der
Gegenwart
126flF.,
.
.
Identitätsphilofophie Sdiellings 240,
Immanenzphilofophie Imperativ, Kategorifdier, Kants Indifdie Philofophie
.
.
.
.
Malpighi
modemer
Materialismus,
Mehlis
372 ff.
Monade
250 ff. 368 140 ff.
Monismus, moderner
272,278,292
Jakobi
8, 224,
246, 258
...
Johannes-Evangelium
179
5
Jüdifdie Philofophie
Kabbala
5
Kabitz
41 6, 71,
.
111
ff.,
159ff.,
188 151
251
Natorp
.327
Neukantianismus
369 ff. 285
Neuplatonismus
Newton
48, 115
234ff., 237,
115, 241, 296, 317, 333ff., 365
54 .245,248,252,255,375
Nikolaus von Cues
Novahs
.
.
.
50
OccafionaHIten
238, 241, 243, 246,
250, 256, 271, 275, 277 ff., 285, 292, 295, 306, 308 ff., 318 f., 327, 369ff.
Kategorienlehre Kants Kritifdic Philofophie
.
165ff., 170,
181, 187ff., 192, 205, 217, 223f.,
Lange, F.
A
Laffalle
Leenwenhoeck Leibniz
......
4, 39ff., 81,
Leibniz-Wolffifdie Philofophie
Leffmg
.
283,317 369 230 66 151, 242
Sdiellings
Liditenberg
Liebmann,
Th
Lipfius,
J
.
191,240ff.
.
„
16,
189
Parallelismus, pfydiophyfifdier bei Sdiopen* u.
G- Th. Fediner 282
pfydiophyfifdier bei Spinoza
„
6,23 59
Peano Peffimismus <Sdiopenhauer>
.
.
.
Plato.
286 ff. 258f.
Platen .
Plotin
316, 319
Poincare
244 369 364 5
.
Spinozas
121, 304,
77, 237, 238
84 190
Pantheismus Hegels
hauer
Lamardc
305, 324 ff.
Lockes
„
373
Ladieiier
....
Pädagogik Herbarts
128 ff.
125 ff., 159 ff.,
243
380
5, 17,
K.Ph
Moritz,
Nietzfdie
Lipps,
....
Spinozas „ Montesquien
151
Ifelin
Kant
239 373 66 230 365 253 67 ff. 366
Marx 134 53 ff.
115,
Maimon Maine de Biran
.
.
39f., 52, 76, 233, 250,
284
40,233,285 367
Pofitive Philofophie Sdiellings
.
260ff.
367
Pragmatismus
313 ff.
Pfydiologie Herbarts
moderne
.
328, 368
Pofitivismus
.
.
316, 363, 364 f.
Regifter
Rationalismus Spinozas
Realismus Herbarts
...
Reinhold, C. L.
...
Skeptizismus
311
Spencer,
373 148, 174, 255, 275, 374fF.
151,237,325 230
RoulTeau
Rüge,
ff.
A
SAcIling
.
14, 148, 159, 171, 191, 205,
223 f., 233 ff., 274, 276 f., 284 ff, 294 ff, 300, 306, 307ff., 365, 375 251, 253, 256, 302, 321
„
96, 103
H
282, 317, 366
Spinoza
3 ff., 48, 81, 86, 190, 193, 241, 250 f., 295
5,75
Stoa Strauß, D.
F
230, 345
Swammerdam Thomismus TieA
66
der Gegenwart
....
364
245, 248, 255
Transcendentalphilofophie Kants
.
125 ff.
47
Tfdiirnhaus
77, 115, 223, 237, 240,
Sdiiller
SAIegcI,
Humes
39
21,
Renouvier
...
369
Simmel
121ff.
160, 168, 239, 301
RcnaifTance, Philofophie der
Romantik
26
12,
Wolffs
A.W F.
.
f.
248 .
174, 245, 248 f., 252, 375
Sdileiermadicr 174, 245, 248, 252, 259, 375 SdilöITer,
R 5, 16, 40, 81, .
.
115, 241, 271
ff,
280 300,
303,306,312,317,319, 321, 334, 344, 360, 364 Sdiulze
Sdiuppe Shaftesbury
Vatke Vifdier, F.
Th
Voltaire
230,236 151
258
Sdiolaftik
Sdiopenhaucr
367 230
Vaihinger
239, 271
Wagner, R Winckelmann Windelband Wolff, Chr
Wundt
234, 343, 345 251, 321
240,253 121, 304, 316, 319 296,364
368 240, 246, 321
f.
Zeller
230
8INDINO LIST PFB 1
-P
8
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