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Kaum eine andere Puppenart genießt soviel Popularität wie die Handpuppe. Aus ihren Reihen stammen viele unsterbliche Gestalten des Puppentheaters wie Punch, Petruschka und Kasperle. Oskar und Hana Batek, wahre Kenner des Puppenspiels, haben in diesem Buch alles über den Bau von Handpuppen, die Anfertigung der Kostüme, das Spiel mit den Puppen zusammengefaßt. Die Gestaltung und Herstellung der Requisiten, der Bühnenbau und die einzelnen Schritte bis zur Inszenierung sind anhand der Geschichte von Hund und Katze leicht nachzuvollziehen.
Oskar Batek
Handpuppen Herstellung • Spiel • Requisiten
Otto Maier Ravensburg
Alle in diesem Buch veröffentlichten Abbildungen und Modelle sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlages und der Urheber gewerblich genutzt werden.
Inhalt
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
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Einleitung
Batek, Oskar: Handpuppen: Herstellung, Spiel, Requisiten/ Oskar Batek. - Ravensburg: Maier, 1988. (Ravensburger Hobbykurse) ISBN 3-473-45686-1
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Führungsvarianten bei Handpuppen
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Anfertigen der Puppenköpfe
15 17
Köpfe aus Watte Beziehen des Kopfes
18 18 19
Augen, Nase, Ohren, Mund Bemalen der Köpfe
22 23 24
© 1988 Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Ekkehard Drechsel Fotos: Oskar und Hana Batek Zeichnungen: Oskar Batek Satz: E. Weishaupt, Meckenbeuren Gesamtherstellung: Himmer, Augsburg Printed in Germany
91
90
89
88
ISBN 3-473-45686-1
4 3 2 1
Befestigen der Gesichtsteile Haare Der Hals Modellierte Köpfe aus Papiermaché
27 29
Das Kostüm Hosen
30 30 31 34
Beine Tiere Hände Farbkomposition
35
Bühne, Dekoration und Requisiten
35 38 40
Bühne Dekoration und Kulissen Requisiten 3
41
Handpuppenführung
42 42 43 46 47 47
Das Halten der Handpuppe Das Gehen und andere Grundbewegungen Das Spiel mit der Puppe Bewegung der Puppen im Bühnenraum Sprache Zauber und Tricks
und Spiel
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Dramatisierung einer epischen Vorlage
49
Eine Erzählung als Vorlage für das Spiel
57
Vorbereitung der Inszenierung
57 58 60 61
Charakteristische Merkmale des Stücks Anfertigen der Requisiten Mitwirkende Proben
63
Anhang
Puppen: Oskar und Hana Batek.
4
5
Einleitung
Kaum eine andere Puppenart genießt eine so große Popularität wie die Handpuppe. Aus ihren Reihen stammen viele unsterbliche Gestalten des Puppentheaters, wie Punch, Kasperle, Guignol, Petruschka und andere, deren Namen zum Symbol des Puppentheaters überhaupt geworden sind. Daß die Handpuppen trotzdem nicht immer so hoch geschätzt sind wie zum Beispiel die Fadenmarionetten, haben sie unter anderem auch ihrem wenig schöpferischen Repertoire - Kasper, Hexe, Krokodil - zu verdanken. Die irrige Annahme, daß diese Puppen besonders leicht zu handhaben sind, macht sie in den Augen eines Laien zu Puppen zweiten Ranges. In Wirklichkeit sind beide Vorurteile falsch. Den Handpuppen, ebenso wie fast allen anderen Puppen, steht eine reiche und breite Auswahl an Themen, szenischen Gattungen und Inszenierungsarten zur Verfügung, in denen sie ihre eigene, unnachahmliche Spielfähigkeit beweisen können. Die große Tradition des Jahrmarktund Volkspuppentheaters, auf die auch die Handpuppen zurückgehen, muß nicht unbedingt in die Sackgasse der billigen Nachahmungen führen. Ganz im Gegenteil, sie kann als eine frische Inspirationsquelle dienen. Die Ansprüche der Handpuppen an die spielerische Fantasie, Fingerfertigkeit und physische Belastbarkeit der Spieler sind um nichts geringer, als die der Stab6
puppen, Marionetten und manch anderer. Sie sind nur etwas anders geartet, weil zwischen der Puppe und der Hand des Spielers kein Mechanismus, keine Fäden, Drähte oder Stäbe vermitteln. Das ist natürlich ein Vorteil, der die Anfertigung der Handpuppen wesentlich erleichtert. Sie bestehen meist nur aus einer Textilhülle und einem Kopf, der, wenn nötig, auch rasch und leicht aus den verschiedensten Materialien improvisiert werden kann. Das ist auch einer der Gründe, warum manche Anfänger, ja sogar Kinder, bei ihren ersten Puppenbauversuchen gerade mit einer Handpuppe beginnen. Ob Handpuppen auch für ganz kleine Spieler am besten geeignet sind, darüber könnte man schon streiten. Ohne Zweifel aber sind sie ideal für das jüngste Publikum, das seine ersten Erfahrungen mit dem Theater macht und die Theaterillusion von der Realität noch nicht genau unterscheiden kann. Die Handpuppen lassen niemanden lange im Zweifel, daß sie nur Puppen sind und alles, was sie machen, nur ein Spiel ist. Außerdem, und gerade das entspricht der Kindermentalität besonders gut, sind sie lustig, sie übertreiben gerne, machen wenig Gerede und handeln statt dessen lieber. Die Handpuppen sind in der Lage, Erwachsene genauso zu begeistern wie Kinder. Ihren besonderen Reiz verleiht ihnen die Tatsache, daß sie, im Unterschied zu allen anderen Puppenarten, einen Körper aus Fleisch und Blut haben. Es ist die menschliche Hand, die die Puppe belebt und es ist nicht leicht festzustellen, ob die Puppe von der Hand geführt wird, oder ob sich die Hand in ein Lebewesen verwandelt hat. Das Puppenspiel, besonders das Spiel mit Handpuppen, hat heutzutage seinen festen Platz in den Kindergärten. Es findet auch immer mehr und mehr Anhänger in den Schulen, Jugendhäusern und ähnlichen Einrichtungen. Nicht einmal die uralte Tradition des Familienpuppentheaters ist ganz ausgestorben, trotz aller moderner, technischer Errungenschaften. Auch wenn man es aus reiner Liebhaberei treibt, ohne den Ehrgeiz außerhalb des kleinen Kreises der Familie 7
oder Klassenkameraden Anerkennung zu finden, ist das Puppenspiel ein Hobby, das eine große innere Genugtuung mit sich bringt. Nicht nur deswegen, weil es eine kreative Tätigkeit ist, sondern weil man es zur Freude der anderen, seiner Freunde, der Kinder ausübt. Es ist ein Hobby, das nicht, wie manche andere Liebhaberei, isoliert. Es verlangt, in einem, vielleicht ganz kleinen, Kollektiv gepflegt zu werden, wobei Alters- und Begabungsunterschiede gar keine Rolle spielen. Das Puppenspiel bietet jedem eine Gelegenheit, seine individuellen Fähigkeiten künstlerische, handwerkliche, technische oder organisatorische - zu entfalten. Denjenigen, die sich zum ersten Mal mit Handpuppen, ihrer Anfertigung und dem Spiel mit ihnen befassen möchten, will dieses Buch mit einigen ausgewählten Beispielen, Ratschlägen und Tips helfen. Diejenigen, die auf diesem Gebiet schon mehr Erfahrungen haben, finden hier vielleicht Anregung zu neuen Versuchen und Experimenten.
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Führungsvarianten bei Handpuppen
Die nebenstehenden Bilder zeigen eine Auswahl an Führungsvarianten bei Handpuppen. Es sind solche, die sich für übliche Spielaufgaben am besten eignen und die dem Spieler am wenigsten Schwierigkeiten bereiten. Bei diesen Varianten sitzt der Kopf der Puppe auf einem oder zwei Fingern der Hand des Spielers. Zwei andere Finger, oder auch alle übrigen Finger seiner Hand, bilden die Arme der Puppe. A) Die üblichste Art der Handpuppenführung. Die beiden Arme der Puppe sind gut beweglich und können auch mit unhandlichen Requisiten zuverlässig hantieren. Ungleich angesetzte Schultern und unterschiedlich lange Arme der Puppe fallen zwar mehr auf als bei einigen anderen Varianten, stören aber gar nicht denn sie sind charakteristisch für die Handpuppe. B) Im Prinzip die gleiche Führungsart wie die Variante A, nur sind die Arme mit zwei Röhrchen verlängert. Damit nähern sich die körperlichen Proportionen der Puppe den menschlichen an, Die Puppe kann jetzt ausladende Gesten machen, was eventuell von Wichtigkeit für das Spiel sein kann. Das Hantieren mit Requisiten, besonders mit kleinen Gegenständen, wird dadurch aber erschwert. C) Die Schultern sind fast gleich hoch, die Arme ungefähr gleich lang und der Körper der Puppe ist
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breiter geworden. Diese Puppe ist ausgesprochen gut dafür geeignet eine Gestalt mit einem majestätisch dicken Bauch darzustellen. Weil man normalerweise nicht gewöhnt ist, etwas mit dem Daumen und dem kleinen Finger zu greifen, muß man das Spiel mit Requisiten gut einüben. D) Eine wesentlich bequemere und für das Spiel mit Requisiten aller Art und Größe gut geeignete Puppenführung. Der Hals der Puppe wirkt zwar dicker, aber die zwei Finger, die den Kopf der Puppe führen, können ihn sogar verneinend schütteln. E) Eine noch handlichere Führungsart. Sie eignet sich besonders gut für Tierfiguren, die mit dickem Fell bekleidet sind und ziemlich breite Pfoten haben dürfen. F) Hier wird ganz offen gezeigt, daß die Puppe von einer menschlichen Hand geführt wird, was der Puppe einen eigenartigen Reiz verleiht. Die vielen Finger bieten ihr die Möglichkeit auch ganz feine, ausdrucksvolle Gesten auszuüben, das Spiel mit Requisiten bereitet ihr überhaupt keine Probleme. Sie kann sogar Klavier spielen oder auf der Schreibmaschine tippen. Sollte die nackte Hand zu der stilisierten Puppe in einem störenden Kontrast stehen, zieht der Spieler einen Handschuh an. G) Alle Finger sind mit der Führung der Puppe beschäftigt: Der Mittelfinger trägt den Kopf, die anderen Finger bilden die Arme und Beine. Diese Variante eignet sich vor allem für das offene Spiel mit Tieroder Menschenbabys, bei dem der Spieler das kleine Geschöpf in seinen Armen hält und hätschelt. Solche Figuren können natürlich auch auf der Bühne auftreten. H) In manchen Märchenstücken zeigen Tiere menschliche Verhaltensweisen. Sie benehmen sich wie Menschen, ja sie sprechen sogar. In solchen Fällen haben sie auch eine aufrechte Haltung. Wenn es aber nötig ist, sie deutlich von den Menschen zu unterscheiden, führt man sie als Vierbeiner. Die Hinterbeine der Figur werden durch den Unterarm des Spielers angedeutet. Der Kopf der Puppe muß in einem Winkel auf den Hals gesetzt werden, der der horizontalen Körperhaltung angepaßt ist.
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J, K, L) Für verschiedene Tierarten muß man, je nach Größe und Spielaufgaben, eine individuelle Lösung suchen. Manchmal läßt sich dabei die sogenannte Klappmaultechnik anwenden, wie Zeichnung J zeigt. M) Handpuppen mit zwei Händen zu führen, ist für den Spieler ziemlich anstrengend. So geführte Puppen sind jedoch sehr effektvoll. Sie können wesentlich größer als die Einhandpuppen sein, sie haben Beine und an jeder Hand vier Finger. Wenn es nötig ist kann der Spieler den Kopf der Puppe nur auf einem Daumen halten und die andere Hand mit allen fünf Fingern aus dem Ärmel herausstrecken. Solche Figuren können mit den Einhandpuppen in einem Stück auftreten, wenn es darum geht, den Größenunterschied zwischen Erwachsenen und Kindern oder Riesen und Zwergen zu betonen. Beschreibung der Puppen von Seite 12 und 13
Eine nackte Hand als Puppe. Den Kopf bildet eine Styroporkugel, die Brille ist aus Karton geschnitten. Das Kostüm der Puppe besteht aus einem Handschuh mit angenähtem Schwanz und einer Schürze. Der Kopf ist eine einfache Styroporkugel, die mit Stoff überzogen wurde. Für die Augen wurden Holzperlen verwendet, die Nase und Hörner sind aus Weichschaum geschnitten.
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Eine nackte Hand als Puppe.
12
Teufelchen. Oskar und Hana Batek.
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Anfertigen der Puppenköpfe Größe der Köpfe
Materialien für Köpfe
Gewicht und Ausgewogenheit der Köpfe
Das Loch für den Finger des Spielers
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Köpfe für Handpuppen lassen sich aus den verschiedensten Materialien anfertigen. Man kann zum Beispiel Schachteln oder verschiedene Obst- und Gemüsesorten für einen originellen Kopf verwenden. Ausdrucksvoll wirken Köpfe, die aus ganzen und zerteilten Pappkugeln zusammengesetzt sind. Ein bestens geeignetes Baumaterial sind natürlich Styroporkugeln und Styroporeier sowie Hartschaum (Styrofoam, Styrodur oder harte Formen von Airex), die man mit Messer und Schleifpapier leicht bearbeiten kann. Sonst lassen sich Erfahrungen mit dem Bau von anderen Puppenarten gut verwerten. Für Puppenbauer, die gerne modellieren, steht heutzutage eine reiche Auswahl von selbsthärtenden holzartigen Modelliermassen zur Verfügung, erfahrene Holzschnitzer werden ihre Handpuppenköpfe selbst schnitzen. Grundsätzlich soll man dabei folgendes beachten: Der Kopf einer Handpuppe darf nicht zu schwer sein, sonst ermüdet die Hand des Spielers bald. Aus demselben Grund muß man auch auf Ausgewogenheit des Kopfes achten. Der Kopf muß fest auf dem Finger des Spielers sitzen, auch bei heftigen Bewegungen der Puppe. Das Loch für den Finger muß deshalb sorgfältig gearbeitet werden. Gedrechselte oder geschnitzte Holzköpfe werden gleich mit dem entsprechend großen Loch im Halsstück angefertigt. Köpfe aus weicheren Materialien
Köpfe aus Watte Material Zeichenkarton ca. 30 x 15 cm, 50-100 g Watte, festes Nähgarn (1 Spule), einfarbiger Trikotstoff ca. 30 x 30 cm, 2 Knöpfe für die Augen. Für die Haare Material nach eigener Wahl.
setzt man auf Papierröhrchen, die den Hals der Puppe bilden. (Siehe Bilder Seite 15 und Seite 25) Zu große oder zu kleine Köpfe machen die unvermeidliche Disproportion der einzelnen Körperteile der Handpuppe noch deutlicher. Wenn das aus bestimmten Gründen gerade nicht beabsichtigt wird, macht man die Köpfe etwa in der Größe einer menschlichen geballten Faust. Bei den Puppen für erwachsene Spieler sind es also etwa 10-15 cm im Durchmesser, bei den Puppen für Kinder entsprechend weniger. Flache Gesichtszüge, wenig ausgeprägte Modellierung und viele feine Details im Gesicht machen die Puppe schon aus einer kleinen Entfernung ausdruckslos und fade. Weil der Körper der Handpuppe nur ganz wenig geformt werden kann, ist es gerade ihr Gesicht und ihr Kopf, die ihr Charakter verleihen müssen. Man kann Puppenköpfe auch aus normaler Verbandswatte anfertigen. Das ist einfach und die Köpfe sind fast unzerbrechlich. Notwendige Werkzeuge sind Nähzeug und Alleskleber. Die nachstehenden Bilder zeigen den Arbeitsablauf. Zunächst wird das Röhrchen angefertigt. Es hat eine leicht konische Form. An dem etwas breiteren Ende muß es genug Platz für den Finger bieten, weil es hier gekürzt und ausgefüttert wird, bis es genau paßt. Es empfiehlt sich, dünne Watteschichten zu nehmen und den Faden beim Umwickeln ziemlich fest anzu-
Das Röhrchen für den Finger Den Karton gleichmäßig mit Klebstoff bestreichen und zu einem leicht konischen Röhrchen zusammenrollen. Die Röhre mit Klebeband oder mit Faden umwickeln, damit sich der Karton nicht wieder entrollt. Gut trocknen lassen.
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Beziehen des Kopfes Aus einem entsprechenden Stück Trikotin ein kleines Loch etwa 5 crn von der Mitte entfernt ausschneiden. Die Maschen am Rand mit Klebstoff sichern oder versäubern. Das Röhrchen durch das Loch durchstecken, Trikotin stramm zum Hinterkopf ziehen. Darauf achten, daß in den sichtbaren Kopfpartien keine Falten entstehen.
a) Etwa 2/3 des Röhrchens mit Kleber bestreichen und b) darauf eine Watteschicht drücken, die dann mit Faden kreuz und quer umwickelt wird. c) Darauf eine neue Watteschicht legen (nicht mehr kleben) und mit Faden umwickeln. So fortfahren, bis die gewünschte Größe und Grundform erreicht ist d).
ziehen, damit der Kopf stabil wird. Zu weiche Köpfe verformen sich leicht. Wenn der Kern des Kopfes beinahe die endgültige Größe hat beginnt man seine Form zu modellieren. Wo es nötig ist legt man mehrere Watteschichten übereinander, zum Beispiel am Hinterkopf, an Stirn, Kinn und Wangen. Diese Partien kann man noch mehr betonen, indem man hier kleine Wattepolster annäht. Um alle Unebenheiten auszugleichen legt man schließlich über den ganzen Kopf eine hauchdünne Watteschicht die jedoch nicht mehr mit Faden umwickelt wird. Zum Schluß wird der Kopf mit Trikotin überzogen.
Wenn nötig näht man kleine Wattepolster, die man an der Stellen befestigt, die noch besser modelliert werden müssen. Eine letzte dünne Watteschicht deckt schließlich alle Unebenheiten ab.
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Auch bei ausreichend harten Köpfen können unter Umständen beim Beziehen Verformungen entstehen, die sich aber leicht durch zusätzliches Ausstopfen mit Watte oder durch kräftigen Fingerdruck ausbessern lassen. Am Hinterkopf näht man den Bezug sauber zusammen und schneidet dann die überstehenden Zipfel ab. Wer mit einer solchen Grundform des Kopfes zufrieden ist und auf jede weitere Bearbeitung verzichtet kann Augen, Nase und andere Gesichtsteile (Knöpfe, Holzperlen, Weichschaumstücke, Filz) schon jetzt auf den Kopf kleben. Wenn man die Gesichtsteile annäht, kann man die Modellierung des Kopfes stärker betonen. Als Augen eignen sich verschiedene Knöpfe oder Holzund Glasperlen gut. Wenn sie farblich nicht passen, kann man sie mit Stoff überziehen oder einfach anmalen. Benötigt man eine besondere Form, kann man diese aus Holz oder Sperrholz fertigen. Eine mit Trikotin bezogene Perle kann als runde Nase dienen. Für andere Nasenformen näht man zwei gleiche Teile Trikotins zusammen, (man sollte dabei darauf achten, daß die Maschenreihen in die gleiche Richtung laufen), wendet das entstandene Säckchen und stopft es mit Watte aus. Dies gilt auch für die Anfertigung der Ohren oder ausgeprägt dicker Lippen.
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Befestigen der Gesichtsteile Augen, Nase und ähnliche Gesichtsteile mit festem Faden annähen. Für die Augen Knöpfe oder Perlen auf einen Faden ziehen. Diesen durch den Kopf führen, hinten beide Enden verknoten. So bilden sich die Augenhöhlen. Die Nase wird in eine kleine Vertiefung eingesetzt.
Augen, Nase, Ohren, Mund Nase und Ohr, die aus Trikotin genäht und mit Watte ausgestopft wurden.
Bemalen der Köpfe Geeignete Farben zum Bemalen der Stoffbezüge: Farbige Filzstifte, Stoffmalfarben. Für das Spritzen mit Spritzröhrchen: Verdünnte Stoffmalfarben, Tuschen.
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Die Puppenköpfe müssen nicht immer nur die übliche Hautfarbe haben. Trikotin läßt sich mit Textilfarben mühelos einfärben. Verschiedene Farbtöne - Gelb, Grün, Blau, Violett - können ihren Charakter wirksam verdeutlichen. Durch das Bemalen der Köpfe werden die Gesichtszüge betont. Nase, Ohren und Wangen können ins Rötliche gehen. Die Augenhöhlen werden tiefer, wenn sie, je nach Hautfarbe, mit Braun, Grau oder Blau schattiert werden. Helle Farbe am Nasenrücken, am Kinn oder an den Wangenknochen heben diese Partien hervor. Augenbrauen, Falten im Gesicht und der Mund können nur mit Farbe aufgemalt werden, sie müssen nicht unbedingt ausmodelliert sein. Beim Bemalen der Stoffbezüge muß man besonders bei Verwendung schwach deckender Farben damit rechnen, daß die Grundfarbe des Bezugs durchscheint und das Malergebnis beeinträchtigt. Es empfiehlt sich deshalb, zunächst den Farbton und den Verdünnungsgrad auszuprobieren. Wer sich für die Spritztechnik entscheidet muß die einzelnen Teile gesondert färben. Erst wenn sie trocken sind, können sie am Kopf angebracht werden. Wenn alle Einzelteile für das Gesicht fertig sind, bestimmt man zunächst ihre richtige Plazierung. Kleinere Teile können angeklebt werden, größere werden besser angenäht.
Korrektur des Hinterkopfes
Beschreibung der Puppen von Seite 20 und 21 Kopf der Puppe aus Papiermaché, innen hohl, Haare und Hände aus Weichschaum, Blume aus Filz. Kopf aus Styropor geschnitzt, mit Papier kaschiert. Perücke und Hände aus Weichschaum.
Werden an einem Kopf mehrere Teile befestigt indem man den Faden durch den Kopf zieht und am Hinterkopf verknotet verliert er seine ursprüngliche Form und wird flach. Kleinere Verformungen können durch eine Perücke oder Kopfbedeckung kaschiert werden, in anderen Fällen muß die Form des Kopfes korrigiert werden. Man näht an den Hinterkopf einen entsprechend großen Kreis aus Trikotin, läßt aber eine kleine Öffnung, in die man, am besten mit einer Pinzette, Watte stopft. Ist die Stelle genügend ausgepolstert, schließt man die Öffnung.
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Junge mit Blume. Puppe: Oskar und Hana Batek.
20
Mädchen und Maus. Puppe: Oskar und Hana Batek.
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Haare Haare aus Fell und Fellimitation
Haare aus Lederstreifen, Stoffbändern und ähnlichen Materialien
Fell und Fellimitationen bieten ein überzeugendes und dazu noch strapazierfähiges Material für alle haarigen Kopfbestandteile, auch für buschige Augenbrauen. Für eine gepflegte Frisur jedoch sind sie wenig geeignet und leider ist es nicht leicht, sie in jedem gewünschten Farbton zu bekommen. Leder- und Filzstreifen, verschiedene Stoffbänder oder Schnürsenkel sind für Perücken auch gut geeignet. Man klebt sie einfach direkt an den Kopf - ordentlich gereiht für sorgfältig gekämmte Figuren, zerzaust für Schlafmützen und Lausbuben. Streifen in verschiedenen Farben verleihen den Haaren noch mehr Plastizität und Lebendigkeit.
Haare aus Wolle und Kunstfasern
Augenbrauen und Wimpern
Der Hals
Perücken aus Wolle und ähnlichem Material. A) Lange Fäden quer auf ein Stoffband legen, annähen. Das Band von der Stirn zum Hinterkopf ankleben. B) Direkt an den Kopfbezug genähtes „Haar". C, D) Fäden, die auf ein Band geknotet oder genäht wurden, in mehreren Reihen am Kopf anbringen.
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Aus Wolle, Kunstfasern und Schnürchen lassen sich sehr kunstvolle Frisuren anfertigen. Man kann die Fäden am Kopf annähen oder ankleben oder aber, je nach der Größe des Kopfes und Art des Materials, eine einfache Perücke herstellen. Man näht die Fäden einzeln oder gebündelt auf ein Stoffband oder bindet sie auf eine dünne Schnur. Dann klebt man sie, eventuell in mehreren Reihen auf den Kopf. Damit die Frisur in Form bleibt, verbindet man die Fäden mit etwas Klebestoff. Wenn die gemalten Augenbrauen nicht kräftig genug sind, kann man buschige Augenbrauen aus ähnlichen Materialien herstellen wie die Haare. Mondäne Wimpern schneidet man aus feinem Leder oder Filz aus und klebt sie fest. Nun wird das Halsröhrchen zugerichtet und je nach Puppentyp gekürzt. Längere Hälse machen die Figuren jung, schlank und elegant, kurze Hälse eignen sich eher für ältere, beleibte und etwas schwerfällige Personen. Den unteren Rand des Halses verdickt man mit einem Leder- oder Papierstreifen, damit das Kleid gut hält. Den Hals beklebt man dann mit einem Rest vom Kopfbezug, denn er sollte dieselbe Farbe haben. Das Loch im Hals muß so groß sein, daß der Spieler die beiden ersten Fingerglieder hineinstecken kann. Das zweite Gelenk muß frei beweglich bleiben. Wenn nötig, klebt man das Loch mit Papier oder mit Filz aus.
a) Den Hals kürzen und eventuell mit 1 - 2 Schichten Papier stabilisieren. b) Den Rand des Halses mit einem Lederstreifen verdicken. Den Hals mit dem Stoff bekleben, den man auch für das Gesicht der Puppe wählt. c) Wenn nötig, den Hals innen mit Papier oder Filz füttern. 23
Modellierte Köpfe
aus
Papiermaché
Wer nicht gerne mit Nadel und Faden umgeht, wird eine andere Methode zur Anfertigung von leichten und dabei sehr stabilen Puppenköpfen vorziehen. Dazu braucht man Plastilin und Papiermaché. Das Papiermaché kann man selbstverständlich selbst herstellen, aber es wird eine so kleine Menge davon benötigt, daß sich die Mühe nicht lohnt. In den Bastelläden ist fertiges Papiermache in Pulverform zu haben. Es härtet ziemlich schnell aus und läßt sich im trockenen Zustand leicht mit Messer, Schleifpapier oder Feile bearbeiten oder mit neuen Schichten von Papiermache ergänzen und korrigieren.
Auf die Grundform eine dünne Schicht Papiermaché auftragen (ca. 3 mm genügen) und das Gesicht modellieren. Trocknen lassen. Inzwischen fertigt man ein Papierröhrchen für die Kopfführung, wie auf Seite 15 beschrieben.
Material Plastilin, Papiermaché, 15 - 20 cm langes, etwa fingerdickes Rundholz, scharfes Messer, feines Schleifpapier, kleine Spachtel, Karton für das Röhrchen (s. Seite 15), Halterung für den Puppenkopf (Schraubstock, Holz- oder Hartschaumklotz mit einem Loch versehen, Flasche mit Sand oder ähnliches).
Den trockenen Kopf halbieren und den Plastilinkern herausnehmen. Das läßt sich leichter durchführen, wenn man die Kaschierung erwärmt. Das Röhrchen in eine der Kopfhälften gut einkleben, eventuell auch noch durch Papiermache mit der Kaschierung verbinden. Gut trocknen lassen. Die beiden Kopfhälften wieder zusammenkleben.
Auf das Rundholz einen Plastilinklumpen setzen und die Grundform des Kopfes modellieren. Je glatter die Oberfläche, desto besser läßt sich das Plastilin später aus dem fertigen Kopf herausnehmen. .
Den Schlitz am Kopf mit einer dünnen Schicht Papiermaché überdecken und damit gleichzeitig die zwei Kopfhälften von außen verbinden. Den Hals aus Papiermache modellieren. Nach dem Abtrocknen der Korrekturen das Halsröhrchen fertigstellen (s. Seite 23).
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25
Das Kostüm
Haare und Bart aus verschiedenen Materialien (s. Seite 22 an die fertigen Köpfe ankleben oder aus Papiermache modellieren Je nachdem, welche Wirkung beabsichtigt ist, läßt man die Oberfläche rauh oder schleift sie mit Schleifpapier ab. Den Kopf mit matten, wasserlöslichen Farben bemalen.
Tiere
Klappmaultechnik a) Zwei Platten aus Pappe oder Sperrholz mit Leder- oder Leinenscharnier verbinden. b) Aus Weichschaum ausgeschnittene Kopfform so festkleben, daß Hohlräume für die Hand des Spielers entstehen. c) Kopf mit einem Stoffschlauch überziehen, der in das „Kleid" übergeht. Den Schlauch am Kopf festkleben.
26
Der Kopf der abgebildeten Puppe besteht aus einem Wollknäuel. Holzperlen bilden Augen und Nase. Eine solche Puppe braucht ein einfaches Kleid: ein Taschentuch, das am Finger des Spielers festgeknotet wird oder ein trichterförmiges „Hemd", das aus einem kreisförmigen Stoffstück genäht wird. Der Spieler streckt seine nackten oder mit einem Handschuh bekleideten Finger durch zwei seitliche Schlitze. Sonst brauchen Handpuppen ein richtiges Kostüm. Die Grundgarderobe bildet ein Unterhemd aus dickerem Leinen. Es muß der Hand des Spielers gut angepaßt werden, darf sie jedoch weder in der Beweglichkeit einschränken noch von den Fingern rutschen.
Tierköpfe fertigt man auf ähnliche Art an. Wählt man einen zottigen, wenig elastischen Fellbezug, läßt sich der Kopf nicht so leicht beziehen, wie dies auf Seite 17 beschrieben ist. Günstiger ist es, wenn man einen Kopf aus einem festen Material (Papiermaché oder Hartschaum) anfertigt und das Fell am Kopf festklebt. Der Bezug läßt sich auch aus einer flauschigen, langhaarigen Wolle (z.B. Angora oder Mohair) stricken. Bei kleineren Tieren (siehe Abb. Seite 11) näht man eine passende Hülle für die Hand des Spielers. Man kann auch einen Handschuh nehmen, den man mit Polstern aus Weichschaum oder Watte ausformt und entsprechend bekleidet.
Die Hand genau abmessen
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Zwei Beispiele für Kostüme Weil das Handgelenk des Spielers die Hüften der Puppe bildet, muß die Taille über seinem Handgelenk plaziert werden.
Schnittmuster für das Unterhemd Man schneidet aus festem Leinen zwei gleich große Teile und näht sie zusammen. Soll das Vorderteil nicht zu starke Falten werfen, wird es entsprechend schmaler geschnitten. Das Hemd muß bis zum Ellenbogen des Spielers reichen, wenn hinter einem Paravent gespielt werden soll. Bei offener Spielweise richtet sich die Länge des Hemdes nach den Proportionen der Puppe.
Das eigentliche Kostüm wird an das Unterhemd angenäht oder mit Druckknöpfen daran befestigt. Das Unterhemd kann als Bestandteil des Kostüms dienen. Wenn es unter einem Hemd oder kurzen Rock hervorschaut sieht es aus wie die Hosen oder die Beine einer Puppe. Richtige Hosen tragen Handpuppen nicht, man kann die Hosenbeine jedoch andeuten, indem man eine Falte in den Stoff legt. Für bestimmte Spielsituationen benötigen die Handpuppen Beine. Bei traditionell gestalteten Puppen werden die Beine frei pendelnd am Kostüm angenäht. Solche Puppen eignen sich für Inszenierungen, die an die alte Tradition des Jahrmarkttheaters anknüpfen. Ein Schnittmuster erleichtert das Nähen der Kostüme. Jede Puppe muß der Hand des Spielers gut angepaßt sein. Wenn mehrere Spieler mit einer Puppe spielen sollen, müssen ihre Hände unter Umständen vergrößert werden. Es hilft, wenn man einen Handschuh anzieht oder den Finger mit einem Tuch umhüllt. Sind die Ärmel der Puppe zu lang, kann man diese verkürzen, indem man sie ausstopft oder Gummiringe einnäht die an den Fingern des Spielers gut haften. Das Unterhemd ist eine Erleichterung für den Spieler, denn seine Hand kann rasch in die Puppe schlüpfen. Es empfiehlt sich deshalb den unteren Rand des Hemdes mit einem Saum zu versteifen.
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Hosen Die Hosenbeine können mit doppelten Falten angedeutet werden, a). Bei einem dicken, steifen Stoff genügt es, den Rock vorne und hinten auf der linken Stoffseite abzunähen, b).
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Beine
Für Inszenierungen, bei denen das Spiel mit den Beinen wichtig ist, wählt man separat geführte Beine. Die Zeichnung zeigt, wie sie hergestellt und geführt werden können. Der Spieler führt sie mit seiner freien Hand, die er an die Puppe drückt - in dem Moment, in dem die Beine sichtbar werden sollen. Etwa, wenn die Puppe Purzelbäume schlägt, oder die Beine in die Luft streckt. Zwei Röhrchen für den Zeige- und Mittelfinger des Spielers bilden die Oberschenkel. Darauf werden die Unterschenkel befestigt, die man aus Weichschaum ausschneidet oder aus Trikotin näht und mit Watte ausstopft Sie müssen in einem stumpfen Winkel angebracht werden.
Als Hosen und gleichzeitig auch als Versteck für die Hand des Spielers dient ein einfacher Stoffschlauch, an dem innen rechts und links die Beine angenäht werden. Die „Hosen" näht man am besten aus dem gleichen Stoff wie das Kleid der Puppe. Die Füße beklebt man mit Filz, um die Schuhe anzudeuten.
Tiere
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Bei Tierfiguren, besonders wenn man sie mit dickem Fell bekleiden will, ist ein Unterhemd nicht nötig. Statt dessen näht man das Hemd gleich aus dem haarigen Stoff. Hat das Tier einen Schwanz, wird er in der Form eines schmalen Schlauches genäht und, damit er nicht formlos herunterhängt mit einer dünnen Federspirale versteift. Je nach Länge und Stärke des Schwanzes kann man statt der Spirale ein Gummiröhrchen oder einen Streifen aus Weichschaum verwenden. Der Schwanz muß in der richtigen Höhe am Kostüm der Puppe befestigt werden, nämlich dort, wo das Handgelenk des Spielers die Hüfte der Puppe bildet.
Hände
An den Händen der Handpuppe ist ihre körperliche Disproportionalität am deutlichsten sichtbar. Ein Mensch kann mit einer Hand fast eine Hälfte seines Gesichts bedecken. Würde eine Handpuppe ihrem Gesicht entsprechend große Hände bekommen, würden sie an den kurzen Armen wie riesengroße Fliegenklappen aussehen und das Gestikulieren nur erschweren. Ohne Rücksicht auf die Größe des Kopfes, muß die Größe der Hände an die Länge der Arme angepaßt werden. Außerdem brauchen Handpuppen Hände, mit denen sie verschiedene Requisiten gut greifen können. Diese Fähigkeit der Puppen ist natürlich dann am wenigsten beeinträchtigt, wenn die Finger des Spielers unbekleidet sind (s. Seite 10, Abb. F und Randzeichnung Seite 27), oder wenn an den Ärmeln der Puppe keine zusätzlichen Hände oder sogar Verlängerungen angebracht werden. Sonst aber sind kleine Hände aus elastischen Materialien kein besonderes Hindernis für das Spiel mit Requisiten. Einige geeignete Formen zeigen die nebenstehenden Abbildungen. Solche Hände können aus zwei zusammengeklebten Filz- oder Lederstücken angefertigt oder ähnlich wie Nase und Ohren (s. Seite 18) aus Stoff genäht und mit Watte ausgestopft werden. Man klebt oder näht sie an die zugenähten Ärmel des Unterhemdes der Puppe. Auch aus Weichschaum lassen sich verschieden geformte Hände leicht ausschneiden. Sie haben manche Vorteile: sie sind elastisch, nicht rutschig, aber weniger strapazierfähig. Hände aus harten Materialien, aus Holz oder aus Knetmasse, sind für Handpuppen nur bedingt geeignet. Für Handpuppen reichen drei oder vier Finger vollkommen. Fünf Finger sind fast zu viel für so kleine Hände. Die Pfoten der Tierfiguren brauchen normalerweise weder Finger noch Krallen. Statt dessen näht man an den unteren Teil der Pfote runde oder ovale Stücke aus Leder oder Filz.
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Diese Puppe ist für eine Inszenierung im traditionellen Stil bestimmt und entsprechend gestaltet. Der Kopf ist aus Lindenholz geschnitzt und innen hohl. Der Hinterkopf ist aus Weichschaum. Die Beine wurden am Kleid der Puppe befestigt. Ihre Hände sind genäht und mit Watte ausgestopft. Puppe: Jürgen Maaßen
Dieser noch unbemalte Kopf einer Prinzessin ist aus Lindenholz geschnitzt. Damit der Kopf nicht zu schwer ist, wurde er innen ausgehöhlt. Der angeklebte Hinterkopf ist aus Weichschaum geschnitten. Eine Einkerbung am unteren Rand des Halses dient zur Befestigung des Kleides. Puppe: Jürgen Maaßen
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Farbkomposition
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Jede Inszenierung soll als eine ganzheitliche Farbkomposition gestaltet werden, für die jede einzelne Puppe, jeder Vorhang und jedes Dekorationsstück einen Baustein bildet. Die Farbe des Kostüms spielt außerdem eine große Rolle für die Puppe selbst. Warme Farbtöne deuten positive, aufgeschlossene Charaktere an und erwecken Sympathien leichter als kalte Farbtöne. Feingestimmte Farben zeugen von einer inneren Harmonie und von Feingefühl, wilde Farbmischung dagegen verrät einen schlechten Geschmack oder sogar Torheit. In hellen Farben spürt man Sonne und Freude, die dunklen strahlen eher Traurigkeit und Gefahr aus. Ähnlich wie bei der Gestaltung der Puppenköpfe sollte man auch beim Kostümieren zu viele kleine Details und bunt gemusterte Stoffe vermeiden.
Bühne, Dekoration und Requisiten
Bühne
Mit Handpuppen kann man praktisch überall und ohne jegliche Abdeckung des Spielers auftreten. Sollte dabei doch eine „Bühne" nötig werden, kann sich leicht eine Tischkante oder der Rücken eines Lehnstuhls in eine Spielleiste verwandeln. Spielt man alleine vor einem kleinen Zuschauerkreis, kann man auch eine transportable Bühne wählen. Eine derart beliebte und bewährte Bühnenart zeigt die Abb. auf Seite 36. Wenn die sichtbare Anwesenheit der Menschen nicht gewünscht wird und besonders, wenn mehrere Mitwirkende an dem Spiel beteiligt werden, ist es schon ratsam, eine Bühne wenigstens zu improvisieren. Dazu genügt ein Besenstiel oder eine Wäscheleine, eine Decke und ein möglichst ruhiger, nicht ablenkender Bühnenhintergrund. Wer öfter spielen will, für den lohnt es sich, einen Spielparavent zu bauen, wie auf dem Bild von Seite 37 dargestellt. Der Paravent muß so hoch sein, daß die Köpfe der Spieler nicht über die Spielleiste hinausragen, er darf aber auch nicht höher sein, damit sie mühelos spielen können. Breite und Tiefe der Bühne hängen von der Zahl der Mitwirkenden ab. Für einen Solospieler genügen 120-150 cm Breite und etwa 1 m Tiefe. Zwei oder drei Spieler werden schon 180 bis 200 cm Breite benötigen. Eine etwas tiefere Bühne ermöglicht ihnen einen schnellen Platzwechsel.
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Schulterbühne Solche leicht transportablen Bühnen erfüllen ihren Zweck auch wenn sie mit ganz einfachen Mitteln gestaltet werden (s. Abb.). Die Bühne kann aber auch in Form eines Hauses, einer Gondel, eines Luftballons oder eines Schiffes gestaltet werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Höhenverstellbarer Paravent
Spielleiste
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Holzkonstruktion für einen Spielparavent Je zwei Rahmen, auf der Rückseite mit Scharnieren verbunden, bilden die vorderen Ecken des Paravents. Schloßschrauben mit Flügelmuttern verbinden die anderen Teile. Wie die Spielleiste angebracht wird, zeigt die Abb. unten.
Die Bühne läßt sich mit den zwei Seitenabdeckungen je nach Bedarf in der Breite erweitern oder verringern. Sollte der Paravent nicht nur für erwachsene Spieler, sondern auch für Kinder geeignet sein, läßt sich nach dem gleichen Prinzip ein höhenverstellbarer Paravent konstruieren. Neben den beiden klappbaren Paravent ecken, deren Höhe der Größe eines Kindes entspricht, braucht man dazu noch zwei ähnliche Doppelrahmen. Darauf befestigt man dann den ganzen Paravent in der Höhe, die für Erwachsene richtig ist. Mehrere, in gleichen Abständen vorgebohrte Löcher in den Rahmen erleichtern eine genaue Höhenverstellung, Um die Montage leicht und schnell durchführen zu können, verbindet man die Rahmen durch Schloßschrauben (Ø 6 - 8 mm) und Flügelmuttern. Als Spielleiste genügt eine schmale Stange. Ein Brett, etwa 12-15 cm breit ist jedoch vorzuziehen, denn es bietet für das Spiel und für die Befestigung der Requisiten und Kulissen eine gut nutzbare Fläche (s. Abb. auf Seite 39 unten).
Hintergrundvorhang und Paraventbespannung
Gleichzeitig kann die breite Spielleiste als eine sichere Verbindung zwischen beiden Seitenteilen dienen (s. Randzeichnung Seite 36 unten). Dort wo es möglich ist, hängt man einen Hintergrundvorhang an die Wand hinter der Bühne. Ist dies nicht möglich, kann man zwei Stangen an beiden Seiten des Paravents anbringen und darauf den Vorhang befestigen. Der Paravent wird mit einem einfarbigen, lichtundurchlässigen Stoff bespannt, in einem dunkleren, gebrochenen Farbton. Für den Hintergrundvorhang wählt man lieber einen leichteren Stoff. Aber auch hier zieht man gedämpfte Farbtöne vor, damit sich die Puppen vom Hintergrund gut abheben.
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Dekoration und Kulissen Der imaginäre Bühnenboden liegt ein paar Zentimeter unter der Spielleiste Das ist auch rnaßgebend für die Gestaltung der Kulissen. Sollen abgelegte Requisiten sichtbar bleiben, legt man sie auf der Spielleiste ab.
Baumaterial für Kulissen
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Handpuppen benötigen üblicherweise gar keine Bühnendekoration. Wo das Spiel stattfindet erkennt der Zuschauer aus der Situation und aus den Andeutungen im Text. In der Fantasie des Publikums verwandelt sich die Bühne in einen Wald oder ein königliches Gemach schneller und überzeugender, als man dies mit einem Kulissenwechsel je erreichen könnte. Wenn man es dennoch für unentbehrlich hält, kann man die Vorstellungskraft der Zuschauer mit geeigneten Dekorationselementen im Hintergrund der Bühne unterstützen. In den Vordergrund gehören nur solche Dekorations- oder Möbelstücke, die eine wichtige Rolle spielen. Es wäre ganz bestimmt undenkbar, das Märchen von Hansel und Gretel ohne Knusperhäuschen aufzuführen, oder die Prinzessin auf der Erbse statt in einem komfortablen Bett einfach auf der Spielleiste schlafen zu lassen. Eine Guckkastenbühne dagegen, die mit einem Theaterportal, einem Vorhang, ja sogar mit Beleuchtung ausgestattet ist, würde ganz ohne Dekoration sicher leer wirken. Aber auch da muß man sich auf das Wichtigste beschränken (s. Abb. Seite 39). Als Baumaterial für Kulissen eignen sich Karton, Wellpappe, Sperrholz oder Hartschaum. Ein leichtes und fast unzerbrechliches Material sind dünne Airex-Hartschaumplatten.
Bemalen der Kulissen
Die Kulissen kann man mit Farben aller Art bemalen, je nach dem verwendeten Material. Will man den Kulissen Plastizität verleihen, kann man sie mit Textilien, Leder, Kork und anderen Materialien, die eine starke Oberflächenstruktur aufweisen, bekleben. Ob man flächige, plastische oder dreidimensionale Kulissen verwenden soll, hängt vom Stil der Inszenierung ab. Man muß aber bedenken, daß auf der Handpuppenbühne, die nur geringe optische Tiefe hat, die Figuren immer in unmittelbarer Nähe der Kulissen sind. Dann wirken flache Kulissen oder auch solche, die perspektivisch bemalt sind, neben den dreidimensionalen Puppen wenig überzeugend.
Befestigen der Kulissen a) mit einer Schraubzwinge b) in einem Schlitz in der Spielleiste c) in einer dafür vorgesehenen Öffnung d, e) auf einer drehbaren Halterung, die von unten an der Spielleiste befestigt ist f) an einer drehbaren Halterung am Seitenrahmen
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Requisiten
Keine andere Puppenart darf sich, wie die Handpuppe, eine so auffällige Disproportion zwischen Puppe und Dekoration einerseits und Puppe und Requisite andererseits erlauben. Hier ist sie nicht nur möglich, sondern sogar nötig. In Wirklichkeit dürfte der Bleistift für eine Handpuppe höchstens so groß sein wie ein Streichholz, und eine Kaffeetasse kaum größer als ein Fingerhut. Angemessen große Requisiten würden wahrscheinlich realistisch aussehen - soweit sie überhaupt sichtbar wären. Nur sind Handpuppen gar nicht dazu geeignet, die Menschen und ihre Welt naturgetreu widerzuspiegeln. Zu ihnen paßt es am besten, wenn sie übertreiben. Weil sie eigentlich vermummte menschliche Hände sind, kommen sie besonders mit solchen Requisiten zurecht, die in ihrer Größe zu einer menschlichen Hand passen. So müssen große Gegenstände verkleinert und kleine vergrößert werden. Als Requisiten lassen sich manche Dinge aus dem Haushalt verwenden, wenn sie nicht zu schwer oder zu empfindlich sind. Wenn sie sehr glatt sind und leicht aus den Puppenhänden gleiten, hilft es, ihre Oberfläche oder ihre Griffe mit Filz in passender Farbe zu bekleben. Sonst fertigt man Requisiten eigenhändig aus ähnlichen Materialien wie die Puppenköpfe oder Kulissen: aus Holz, Sperrholz, Knetmasse, Hart- und Weichschaum, Pappe, Textilien und anderem. Wenn die selbstgemachten Requisiten gemeinsam mit den wirklichen Gebrauchsgegenständen in einem Stück benutzt werden, müssen sie auch ganz realistisch aussehen.
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Handpuppenführung und Spiel
Der Puppe Leben geben
Anatomie der Handpuppe
Was die Puppen lebendig macht, ist nicht die bloße Tatsache, daß sie sich bewegen. Erst wenn sie wie wirkliche Lebewesen auf verschiedenste Anfasse und Ereignisse reagieren, wenn sie ihre Absichten zeigen, wenn ihre Bewegungen ihre innere Stimmung verraten, dann beginnen sie zu leben. Die Körpersprache der Puppen ist nicht immer identisch mit der menschlichen. Sie können sich nicht durch Mimik ausdrücken und ihre Anatomie stimmt mit der menschlichen nicht vollkommen überein wie es gerade bei den Handpuppen deutlich wird. Die Puppen müssen das Benehmen der Menschen in ihre eigene, von ihrer Spieltechnik abhängige Körpersprache übersetzen. Handpuppen haben für die Kopfbewegung zwei Gelenke, dann Schultergelenke, Ellenbogen, Handgelenke und Hüftgelenk. Beine haben sie auch, aber nur imaginäre. Damit diese unsichtbaren Beine in der Vorstellung der Zuschauer auch wirklich existieren, muß der Spieler deren fiktive Existenz bei der Führung der Puppe berücksichtigen. Alle Gelenke der Handpuppe sind leicht zu führen und gut beweglich. Den Kopf verneinend schütteln kann die Handpuppe zwar nicht, ohne dabei den ganzen Körper zu bewegen, sonst hat sie aber alle Voraussetzungen für eine ausdrucksvolle, fein nuancierte und abwechslungsreiche Körpersprache. 41
Das Halten der Handpuppe
Welche Regeln muß man beim Halten der Puppe beachten? • Die Puppe ständig im Auge behalten und kontrollieren. • Die Puppe auf dem hochgestreckten Arm führen. • Die Puppe aufrecht halten (Bild A), den Arm nicht neigen (Bild B und C). • Die Müdigkeit überwinden und die Puppe ständig in der gleichen Höhe halten (Bild D). • Die Hände der Puppe zusammenfalten, wenn sie nicht gerade gestikuliert oder etwas anderes tut
Das Gehen und andere Grundbewegungen
(Bild A). • Die nichtbeschäftigten Finger der eigenen Hand in die Handfläche drücken, damit sie Brust oder Bauch der Puppe nicht unnatürlich verformen (Bild E). Fortbewegungen aller Art wirken dann überzeugend, wenn der Spieler selbst mit der Puppe geht, läuft, tanzt, sich dreht oder hinkt. Dabei muß er natürlich die Länge seiner Schritte entsprechend der Puppengröße
Das Hinsetzen, Niederknien und Verbeugen
verkürzen. Wenn eine Puppe plötzlich tiefer sinkt, glaubt wahrscheinlich jeder, daß sie in eine Grube gefallen ist. Daß sie sich gesetzt hat oder niederkniet, das würde kaum jemand annehmen können. Ähnlich wird niemand verstehen, daß die Puppe sich gebeugt hat, um eine Blume zu pflücken oder etwas auf dem Boden zu suchen, wenn sie einfach auf den Bauch fällt.
Das Spiel mit der Puppe
Beim Beugen, Hinsetzen, Niederknien und ähnlichen Handlungen folgen wir mit unserem Körper den Verschiebungen unserer Beine, damit wir das Gleichgewicht nicht verlieren. Die gleichen Bewegungen muß auch die Puppe dabei ausüben, damit sie glaubhaft wirkt. Als Beispiel zeigen die obenstehenden Zeichnungen einzelne Phasen beim Hinsetzen und Niederknien. Beim Aufstehen wiederholen sich diese Phasen in umgekehrter Reihenfolge. Für das Spiel der Puppe gilt folgendes: • Die Puppe soll nur solche Bewegungen ausüben, die eine Aussagekraft haben. Ständiges Hüpfen, Hin undherlaufen und Schlenkern der Hände ist kein Spiel. 43
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Der Hund ist eine mit allen fünf Fingern geführte Puppe. Ihr Kopf wird aus Weichschaum geschnitten. Kopfbezug und Körper sind aus haariger Wolle gestrickt. Der Kopf des kleinen Negers ist aus Hartschaum und wurde mit Filz bezogen. Die Hände sind aus doppeltem Filz. Für die Augen wurden zwei Holzperlen frei pendelnd aufgenäht dies verleiht dem Gesicht mehr Lebendigkeit. Puppen: Oskar und Hana Batek (Hund), Vlamimír Smrčka (kleiner Neger).
Der Kopf dieser Puppe wurde aus Watte modelliert. Nase und Hände sind genäht und mit Watte ausgestopft. Mit Klebstoff versteifte Wollfäden dienen als Haare und Bart. Die Königskrone wurde aus Karton geschnitten. Die Kulisse besteht aus drei flachen Teilen, die in kleinen Abständen montiert werden, um den Eindruck der Dreidimensionalität zu erwecken.
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Auftritte und Abgänge der Puppen
Bewegung der Puppen im Bühnenraum
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• Während eines Dialogs bewegt sich nur die Puppe, die gerade spricht. Die anderen reagieren lediglich dann, wenn sie dazu einen besonderen Anlaß haben. • Die Puppe hält stets Blickkontakt mit ihrem Gesprächspartner oder dem Gegenstand, der gerade Objekt ihrer Aufmerksamkeit ist. Wendet sie ihnen den Rücken zu, demonstriert sie Abneigung oder Desinteresse. • Wenn die Situation es nicht anders verlangt, wendet die Puppe ihr Gesicht immer dem Publikum zu. Eine der Ausnahmesituationen ist z. B. das Schlafen. Hier muß sich die Puppe abwenden, da sie die Augen nicht schließen kann. Auf einer Bühne mit einem Theaterportal oder mit Seitenabdeckungen treten die Puppen von den Seiten auf und gehen dort auch wieder ab. Man kann die Figuren ebenfalls durch die Schlitze im Hintergrund auf- und abtreten lassen. Auf Bühnen, die solche Möglichkeiten nicht bieten, dient eine imaginäre Treppe, die vom Hintergrund nach oben zur Spielleiste führt, für Auftritt und Abgang der Puppen. Für die Bewegungen der Puppen im Bühnenraum gilt folgendes: • Die Puppen nützen die ganze Spielfläche aus. • Sie rücken nicht ohne besonderen Grund eng zusammen. • Weder berühren sie die Spielleiste noch lehnen sie sich dagegen, denn sie brauchen volle Bewegungsfreiheit. • Sie nehmen auf der Bühne keinen Stellenwechsel vor, nur damit überhaupt etwas passiert. Sie nützen aber dafür jeden wesentlichen Wandel der Situation, um ihn damit noch anschaulicher zu machen. • Mit Rücksicht auf die Zuschauer, die das Spiel normalerweise aus der Froschperspektive betrachten, hebt man die Puppen etwas höher, wenn sie sich beim Spiel weit von der Spielleiste entfernen.
Sprache
Zauber und Tricks
Ein Spiel mit Handpuppen mittels einer Tonbandaufnahme zu synchronisieren, bringt erfahrungsgemäß keine guten Ergebnisse. Das Spiel leidet auch, wenn Spieler und Sprecher nicht identisch sind. Das Temperament der Handpuppen verlangt daß jeder Spieler auch selbst für seine Puppe spricht. Er sollte also mindestens die Grundsätze der Sprechtechnik und der Bühnensprache beherrschen. Aber auch ohne diese Kenntnisse kann man viel erreichen, wenn man: • laut und deutlich spricht, • den Mund beim Sprechen richtig öffnet, • die Lippen bewegt, • auf richtigen Zungenschlag achtet, • sich beim Sprechen nicht verkrampft, • in einer Tonlage spricht, in der die Stimme die beste Resonanz hat, • auf Intonation und Sprachrhythmus achtet, • am Satzende einen deutlichen Punkt macht, • Sprechtempo und Sprachrhythmus dem Inhalt anpaßt, • keine Angst vor Sprechpausen hat, • nicht zu schnell spricht, sich dabei verhaspelt oder Text verschluckt, • nicht zu langsam spricht und dadurch einschläfernd wirkt, • den Text auswendig beherrscht, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Sehr oft stellt ein Spiel die Inszenatoren vor eine Aufgabe, die ohne ein technisches Hilfsmittel oder einen Trick kaum realisierbar ist, Besonders in Märchenstücken wimmelt es von Zauberern, die „mir nichts dir nichts" verschwinden oder sich in eine Maus verwandeln, von Hexen, die sich in eine schöne Prinzessin verwandeln und von schönen Prinzessinnen, denen plötzlich lange Ohren und Nasen wachsen. Es gibt auch manch grausame Szenen, die ohne einen geschickten Einfall aufgeführt, abstoßend wirken können. Es gehört nicht zu den guten Sitten, gerade solche Ereignisse hinter den Kulissen stattfinden zu lassen. Denn meist sind diese Szenen für das Stück wichtig und das Publikum möchte gerne dabei sein. 47
Es will am Geschehen teilhaben und alle wichtigen Ereignisse miterleben. In einem verdunkelten Raum und mit Bühnenbeleuchtung kann man sich bei manchem Zauber mit Licht und Finsternis behelfen, auch wenn dies schon ein abgedroschener Trick ist. Sonst muß man sich bemühen, eine Lösung zu finden, die auch den technischen Gegebenheiten und dem Stil der Inszenierung entspricht. Die untenstehende Skizze zeigt wie man eine Verwandlung, ein plötzliches Erscheinen oder Verschwinden inszenieren kann. 1. Der Spieler hält mit einer Hand die Hexe, die sich auf der Bühne befindet. Die Prinzessin ist schon an seiner anderen Hand spielbereit unter der Spielleiste versteckt. Ein Helfer hält ein leichtes Tuch bereit, das dieselbe Farbe hat wie das Kleid der Hexe oder wie der Hintergrundvorhang. 2. Mit einem heftigen Schwung entfaltet der Helfer den Schleier vor der Hexe. Der Spieler hebt schnell die Prinzessin hoch. 3. Die Prinzessin steht nun dicht hinter der Hexe. 4. Der Schleier schwebt herab und der Spieler führt die Hexe gleichzeitig nach unten. 5. Auf der Bühne steht nun die Prinzessin - die Hexe und der Schleier haben ihre Aufgabe auf äußerst eindrucksvolle Weise erfüllt.
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Dramatisierung einer epischen Vorlage
Eine Erzählung als Vorlage für das Spiel
Inhalt der epischen Vorlage
Nicht selten bietet ein Lied, eine Anekdote oder eine literarische Vorlage das Thema für ein Puppenspiel. Nun sind die besten epischen oder dichterischen Vorlagen deswegen so gut, weil sie den Gesetzen ihrer Gattung vollkommen gerecht werden. Wenn man sie möglichst originalgetreu auf der Bühne umsetzen will, wählt man am besten die Form einer szenischen Darstellung. Für ein Theaterstück muß man sie dann bearbeiten und mehr oder weniger umformen. Als Beispiel dient eine Episode aus dem Buch „Erzählungen von Hund und Katze" von Josef Čapek. Der Inhalt in Kürze: Hund und Katze bekommen von Kindern eine schöne Torte aus Sand. Das bringt sie auf die Idee, für sich eine richtige Torte selbst zu backen. Sie glauben, je mehr schmackhafte Zutaten, desto besser die Torte und mischen in einem Topf alles zusammen, was sie in ihrer Speisekammer finden. Zum Abkühlen stellen sie die fertige Torte vor die Tür. Als sie später nach der Torte sehen, finden sie nur einen leeren Topf und nicht weit davon einen fremden Hund, der vor Bauchschmerzen weint und stöhnt. Zum Trost bekommen sie dann von den Kindern ein gutes Abendessen. Sie trauern zwar immer noch um ihre Torte, freuen sich aber, daß nicht sie die Bauchschmerzen haben, sondern der gefräßige Hund.
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Was macht die Vorlage für eine Dramatisierung geeignet?
Die charakteristischen Merkmale der Erzählung
Zusammenhang der Geschehnisse in einem Spiel Das zielgerichtete Handeln der Hauptpersonen
Motive für das Handeln
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Hund und Katze dieser Erzählung sind die idealen Hauptpersonen in einem Spiel für kleine Kinder. Es sind zwei ganz junge Geschöpfe, ungeschickt und naiv, gutherzig und doch ein bißchen egoistisch und naschhaft - wie die Kinder selbst. Die Tatsache, daß es zwei junge Tiere sind, macht sie für das jüngere Publikum noch sympathischer. Als vermenschlichte Tiere sind sie gerade fürs Handpuppenspiel gut geeignet. Und auch das Spiel mit den vielen Requisiten, die man beim Kuchenbacken benötigt, könnte keine andere Puppe besser meistern als die Handpuppe. Sonst aber trägt diese Geschichte alle Merkmale einer epischen Erzählung. Die Geschehnisse reihen sich ohne jeglichen ursächlichen Zusammenhang aneinander. Es treten Gestalten auf (Kinder, ihre Eltern), die an dem Geschehen gar nicht unmittelbar beteiligt sind. Selbst der gefräßige, fremde Hund erscheint rein zufällig und wird auch gleich wieder vergessen. Soll diese Erzählung als Bühnenstück Bestand haben, müssen alle Geschehnisse auf die letzte Szene, auf die Lösung angelegt sein. Hier erreicht die Hauptperson das, wonach sie von Anfang an gestrebt hat. Alle Gestalten des Stückes sollen am Geschehen beteiligt werden - entweder unterstützen sie die Hauptpersonen in ihren Bemühungen, oder es sind ihre Gegner und hindern sie daran. Gestalten, die die Handlung nicht beeinflussen, haben in dem Spiel nichts verloren. Nun, was können sich die beiden zum Ziel setzen? Eine Torte zu backen? Das wäre vielleicht genug für eine kurze, unterhaltsame Szene, aber für ein Spiel ist es doch zu wenig. Wie wäre es, wenn sie die Torte backen wollen, um damit jemandem eine Freude zu machen? Für ihren Freund, der gerade Geburtstag hat? Oder für Kinder im Kindergarten? Zum Kindergartenfest? Jemandem eine Freude machen, das wäre schon der Mühe wert! Aber sie können doch keine Torte backen, dazu sind sie zu ungeschickt! Was werden sie tun, wenn die Torte mißlingt? Das wird ganz bestimmt der schwärzeste Tag ihres Lebens sein. Was dann? - Dann müssen sie etwas anderes erfinden, womit die den Kindern Freude machen werden. Vielleicht können sie
Die Zuschauer sollen sich mit den Gestalten des Stücks identifizieren und ihre Absichten erahnen können. Eine Lösung, die allen Erwartungen widerspricht oder zu der ein reiner Zufall verhilft, kann die Zuschauer nicht befriedigen.
Entwurf des Textbuches
ihnen ein neues, besonders lustiges Lied vorsingen! Und schon entsteht eine lustige Szene um das Backen der Torte, die plötzlich mit einer Katastrophe endet und dann doch noch eine glückliche Lösung hat. Es bleibt aber doch nur eine Anekdote, oder höchstens die zweite Hälfte eines Stückes. Es muß vorher noch etwas passieren, was den beiden keine andere Wahl läßt, als die Torte selbst zu backen. Sonst könnten sie doch einfach eine Torte kaufen! Richtig! Sie haben zunächst tatsächlich eine Torte gekauft, aber weil sie beide gerne naschen, haben sie ein bißchen probiert, ob sie wirklich gut schmeckt. Ein bißchen von der Seite, dann von jener - und schon war die ganze Torte weg. Die Läden sind schon geschlossen, morgen ist Sonntag und deshalb müssen sie sich als Zuckerbäcker bewähren. Für alle diese Geschehnisse muß man jetzt eine glaubhafte Motivation finden, die auch den Charakteren der beiden Tiere entspricht. Das Publikum soll die Hauptpersonen des Spiels und ihre Absichten genau kennenlernen, möglichst in der ersten Szene. In den Charakteren müssen auch die Eigenschaften, die zur Lösung des Spiels beitragen, angelegt sein, damit die Zuschauer in ihren Erwartungen befriedigt werden. Werden die beiden kleinen Köche, verzweifelt über ihre mißlungene Torte, selbst einen Rat finden können? Sie brauchen Hilfe, und die kann ihnen ein Erzähler (oder eine Erzählerin) leisten, indem er oder sie die beiden auf die richtige Idee bringt. In dem Fall aber muß dieser Mitspieler auch am Anfang auftreten, damit er als ein Mitwirkender fungiert. Nachdem man alles gründlich durchdacht und fantasievoll ausgeschmückt hat, schreibt man einen Textentwurf. Die definitive Version entwickelt sich erst während der Proben. Manch unnötige Formulierung wird gestrichen, andere Szenen wiederum werden ausgeschmückt.
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Katze Erzähler
Katze Hund Erzähler Katze Hund Erzähler
(tritt ein) (hört die Reaktion des Publikums und kommt zurück vor die Bühne.) Da seid ihr ja! Herzlich willkommen in unserem Kindergarten. - Na, möchtet ihr den Kindern nichts sagen? O ja. Ich bin die Katze. Ich bin der Hund Aha, und wie heißt ihr? Ich heiße Katze. Ich heiße Hund. Richtig, richtig, wir wissen, daß du die Katze und du der Hund bist. Aber das sind doch keine Namen. Ihr habt doch sicher einen Namen.
Die erste Version des Spielbuches könnte etwa so aussehen:
Erzähler
Hund Erzähler
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1. Szene (tritt vor die Bühne, begrüßt und beruhigt die Kinder, dann) Ich möchte euch zwei neue Kameraden vorstellen. Sie werden jetzt bestimmt öfters zu uns kommen und ich bin sicher, daß ihr mit ihnen bald Freundschaft schließt. - Na, ihr beiden, wo seid ihr? (schaut hinter die Bühne) Wo bist du Katze? Na los, komm schon! (tritt ein) (sucht hinter der Bühne) Hund, wo steckst du?
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Hund Erzähler
Katze Erzähler Hund Erzähler
Hund und Katze Erzähler Hund Erzähler Katze
Erzähler Hund und Katze Erzähler Katze
Hund Katze Hund Katze Hund Katze
Hund
Katze 54
Ich habe ihn vielleicht verloren. Nein, den Namen verliert man nicht so einfach. Und du, Katze, weißt du auch nicht, wie du heißt? - Nein? - Sag mal, wie ruft dich der Hund? Haf haf! (zu dem Hund) Und wie ruft dich die Katze? Miau miau! Also gut! Hund und Katze, morgen feiern wir in unserem Kindergarten ein großes Fest. Spielt und singt ihr gerne? Oh ja! Sehr gerne! Dann müßt ihr auch kommen. Wir werden spielen, singen, Kakao trinken . . . Vielleicht auch Würstchen essen? Die mag ich gern! Auch Würstchen essen! Werden mich die Kinder nicht am Schwanz ziehen? Das machen viele Kinder. Sie wissen nicht, daß es uns Katzen sehr weh tut. Du brauchst keine Angst zu haben. Da sind lauter nette Kinder. Also kommt ihr morgen zu uns? Wir kommen gerne! Ganz bestimmt. Gut, abgemacht! Wir freuen uns schon auf euch. Miau, du Hund, ich weiß etwas! (sie flüstert ihm laut ins Ohr) Wir bringen den Kindern ein Geschenk als Überraschung! (flüstert auch sehr laut) O ja, aber das muß eine große Überraschung sein! (flüstert) Ich glaube, etwas mit Schlagsahne! Das schmeckt so gut! (flüstert) Und auch mit Zucker! Zucker mag ich auch gern! Aber was könnte das sein? (flüstert) Vielleicht . . . Vielleicht eine Torte! (flüstert) Ja! Ja. Eine Torte! Eine riesengroße Torte! (flüstert) Komm schnell, wir müssen die Torte kaufen, bevor die Läden schließen. (zum Publikum:) Bitte, wir müssen jetzt schon gehen, wir müssen etwas sehr Wichtiges erledigen. Ja, etwas sehr Wichtiges, aber ich verrate es nicht. Das wird eine Überraschung! Eine tortengroße Überraschung! Haf haf! Miau miau, tschüs! (beide ab)
Es folgt ein improvisiertes Gespräch zwischen Erzähler und Publikum. Dann geht das Spiel weiter, etwa so:
Inhalt der 2. Szene
Hund und Katze bringen eine große, schön verpackte Schachtel nach Hause. Sie nehmen den Deckel ab und bewundern die Torte. Um sicher zu sein, daß sie auch gut schmeckt, kosten sie ein ganz klein wenig davon. Befriedigt gehen sie schlafen, jeder in „seine" Ecke auf der Spielleiste. Aber die Versuchung ist zu groß, sie können nicht einschlafen. Vergebens suchen sie die richtige Schlafposition und zählen die Kamele (oder Torten) - alles umsonst. Schließlich täuschen sie den Schlaf vor. Da schleicht sich die Katze heimlich zur Schachtel, hebt den Deckel ein bißchen auf und überzeugt sich noch einmal von der guten Qualität der Torte. Bald danach macht der Hund heimlich dasselbe - und so geht es die ganze Nacht über. Jedesmal erfinden sie einen neuen Trick, damit sie ungesehen naschen können - und bei der Tat fast ertappt, finden sie immer eine Ausrede. Mit vollem Bauch schlafen sie endlich ein.
Inhalt der 3. Szene
Es ist Morgen, der nächste Tag. Hund und Katze stehen auf und freuen sich schon auf den Besuch im Kindergarten. Ob die Torte auch nicht verdorben ist? Sie öffnen die Schachtel, finden aber nur jämmerliche Überreste der Torte. Selbstverständlich gibt jeder dem anderen die Schuld. Der hat, statt ein wenig zu kosten, die ganze Torte aufgegessen! Jetzt haben sie keine Überraschung für die Kinder mehr! Wo kann man jetzt am Sonntag eine neue Torte kaufen!? Der Hund knurrt böse, die Katze faucht, es werden sogar die Krallen gezogen und die Zähne gebleckt. Vielleicht muß die Katze zu ihrer stärksten Waffe greifen und ein paar Tränen vergießen, damit sich der Hund zur Versöhnung bereit zeigt und seine Schuld gesteht. Aber was sollen sie jetzt tun? Da kommt der Katze die rettende Idee: „Wir können doch selbst eine Torte kochen!"
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Inhalt der 4. Szene
Gleich ist der Streit vergessen und die beiden machen sich einträchtig ans Werk. Mit Begeisterung schütten sie alles, was sie in der Speisekammer finden, in einen großen Topf. Vor allem auch das, was ihnen als Delikatesse erscheint. Zucker, Gurken, Salz, Knochen, Mäuse und Käse werden durcheinandergerührt. Je mehr Zutaten, desto schmackhafter die Torte. Aber o weh! Plötzlich kocht der Inhalt des Topfes über, wird schwarz, und übelriechender Rauch steigt auf. Alles ist verdorben, das ist das Ende vom Lied. Jetzt können die beiden nichts anderes tun, als bitter weinen.
Inhalt der 5. Szene
Der Erzähler tritt auf. Es ist doch schon höchste Zeit, in den Kindergarten zu gehen. Schluchzend berichten ihm die zwei Unglücksraben von der mißlungenen Torte. Aber der Erzähler weiß die beiden zu trösten. Vielleicht gibt es noch etwas anderes, womit man den Kindern Freude machen kann! Geschickt bringt der Erzähler die beiden Tiere auf die Idee, den Kindern ein neues, lustiges Lied vorzusingen und ihnen das Lied beizubringen. Und weil die Kinder schon da sind, beginnen Hund und Katze mit ihrem Ständchen.
Vorbereitung der Inszenierung
Charakteristische Merkmale des Stücks
Ende.
Hauptpersonen
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Ob man sich für ein fertiges Stück entscheidet oder ob man eine eigene Idee oder, wie in diesem Falle, eine literarische Vorlage dramatisiert, erst der geschriebene Text bietet eine Grundlage für die Inszenierung. Zunächst gilt es, folgende Fragen zu klären: Ist das Stück ein romantisches Märchen? Eine heitere Komödie? Eine Anekdote oder gar eine Parodie? . . . Ist das Spiel für Erwachsene bestimmt oder für Kinder? In welchem Alter? Was gibt dem Stück seine charakteristische Eigenart? Was ist an ihm besonders auffallend und wichtig? Ist es die Wortkomik, die Situationskomik oder die Zauberei? Sind es pointiert gezeichnete Typen? . . . Die Beantwortung dieser Fragen bestimmt die Wahl der szenischen Mittel, ihrer Formen, der Farben und Materialien. Selten kann man so leicht eine klare Antwort finden wie bei dieser einfachen Komödie. Sie ist für die kleinsten Zuschauer bestimmt und steht und fällt mit den Gestalten Hund und Katze. Der Erfolg des Stückes hängt davon ab, wie markant sie dargestellt werden in ihrer Liebenswürdigkeit und ihren kleinen Schwächen. Es gibt keinen Bösewicht. Ihr einziger Feind ist das kleine Teufelchen der Naschhaftigkeit ihre Unerfahrenheit und Naivität. Nur dagegen müssen sie kämpfen, um ihre aufrichtig gemeinte, gute Absicht zu verwirklichen. 57
Dekoration
Anfertigung der Requisiten
Die Schachtel mit der Torte Boden aus Pappe oder Sperrholz, Deckel aus Karton, mit Geschenkpapier oder anderem Papier beklebt. Torte aus Weich- oder Hartschaum, die am Boden festgeklebt wird. 58
Klar und einfach wie die Charaktere sollten auch beide Puppen gestaltet sein. Weil es Tiere sind, die sogar sprechen können, werden sie nicht als Vierbeiner dargestellt. Sie werden zwar kein Kleid tragen, aber aufrecht stehen und gehen. Es könnte sein, daß sie auf dem Höhepunkt des Streits in der 3. Szene ihre gute Kinderstube vergessen und wieder auf allen vieren gehen wie ein richtiger Hund und eine richtige Katze. Kulissen und Möbelstücke sind in diesem Spiel überhaupt nicht nötig. Sie würden eher stören als helfen. Es ist leicht zu erkennen, daß die erste und die letzte Szene im Kindergarten spielt, die anderen Szenen bei den Tieren zu Hause. Die Torte und der Topf werden auf einen imaginären Tisch und auf einen imaginären Herd in der Bühnenmitte gestellt. Hund und Katze schlafen ohne Bett auf der Spielleiste. Sie können auch in Körben schlafen, wenn man die Körbe für das Spiel wirklich ausnützen will. Es werden viele Requisiten benötigt: • Eine Schachtel mit der Torte und ein zweiter Boden für die Schachtel mit Überresten der Torte. • Schlafdecken für den Hund und die Katze, jede in einer anderen Farbe, etwa 60 x 60 cm groß. • Ein Kochtopf etwa 25 cm hoch und 25 cm im Durchmesser. Eventuell mit einem passenden Deckel. • Eine Halterung für die Torte und für den Topf, die an der Spielleiste angebracht wird.
Der Topf Der Mantel des Topfes a) aus Pappe. Statt einem Boden hat der Topf einen Reifen b) aus 8 mm Sperrholz, damit viele Kochzutaten im Topf Platz finden. Die vier Holzdübel im Reifen halten den Topf an der Halterung. Deckel c) aus angeschnittenem Kartonkreis d). Ein angeklebter Kartonstreifen e) sichert den Deckel. Die Henkel aus geknickter oder gebogener Pappe f). Halterung für die Torte und den Topf A) An die Spielleiste von unten zwei Scheiden aus Holz oder Metall anbringen und darin zwei entsprechend große Vierkantstäbe einstecken. B) Klappbare Halterung aus 10 mm Sperrholz erleichtert den Austausch der ganzen Torte gegen die Überreste. • Backzutaten: Einige davon muß man anfertigen, wie zum Beispiel die Eier, eine Maus, den Käse, die Gurke, die Knochen und ähnliches. Für manche anderen lassen sich gut bekannte Original-Verpackungen (leer oder mit Styropor gefüllt) verwenden. Das können Milch, Zucker, Salz, Müsli, Nudeln, Joghurt und andere sein. Die Tiere werden wahrscheinlich die Zutaten verpackt in den Topf werfen. • Die brennende Torte kann man mit Rauch (keine Chemikalien verwenden), Gurgeln und Zischen andeuten. Will man dieses explodierte Gemisch zeigen, kann man einen entsprechend großen Kreis aus Weichschaum schwarzbraun einfärben, den man von unten
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Die brennende Torte
Geräusch- und Klangeffekte
Mitwirkerde
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in den Topf gibt und langsam nach oben schiebt. • Dann benötigt man noch einen Rührlöffel, den man am besten kauft. Bei so vielen Requisiten ist es unbedingt nötig, daß man sie auf einer Ablagefläche übersichtlich ausbreiten kann. Dazu kann ein Tisch im Hintergrund der Bühne dienen, oder ein Brett, das von innen an der Paraventkonstruktion befestigt wird. Für eine richtige Bühnenmusik findet sich in diesem einfachen Spiel kaum eine günstige Gelegenheit. Es werden aber einige Geräusche nötig sein. Neben dem Gurgeln und Zischen im Topf können zum Beispiel ruhige Schläge einer Uhr die Zeit zum Schlafengehen melden, ein Wecker wiederum den Morgen ankündigen. Die einzige Ausnahme ist das Abschlußlied, das noch fröhlicher wirken wird, wenn es mit einem einfachen Musikinstrument begleitet wird. Der Hund und die Katze können auch selbst ein Xylofon (besser nur eine leichte Attrappe) spielen. Jetzt weiß man, wieviel Mitwirkende für die Aufführung nötig werden. Sollte aber nur eine begrenzte Anzahl von Spielern möglich sein, muß man den Text unter diesem Gesichtspunkt prüfen und gegebenenfalls ändern. Bei unserem Beispiel werden drei Mitwirkende benötigt. Von drei Personen verlassen zwei, Hund und Katze,
Proben
die Bühne praktisch nie. Der Erzähler (oder die Erzählerin) tritt zwar nur am Anfang und am Ende des Spiels auf, ist für den Spielverlauf aber von großem Nutzen. Die Funktion des dritten Spielers ist es auch, bei schwierigen Manipulationen mit den Requisiten zu helfen, so zum Beispiel beim Umtausch der Torte gegen die Tortenreste und beim Backen der Torte. Dieser dritte Spieler kann eine wichtige Aufgabe erfüllen. Auch wenn er nicht gleich bereit ist, Regie zu führen und die volle Verantwortung für das Spiel zu übernehmen, hat er die Möglichkeit, das Spiel während der Proben als ein kritischer Zuschauer zu beobachten und den Mitspielern mit Zwischenbemerkungen zu helfen. Bevor man mit den Proben beginnt, müssen alle Puppen und Requisiten fertig sein. Auch wenn dann etwas geändert oder ergänzt, anderes wiederum ausgelassen werden muß, kosten solche Änderungen deutlich weniger Zeit, als wenn man wegen mangelhafter Vorbereitung keine richtigen Proben halten kann. Dafür, wie man am besten proben soll, damit man zu einem guten Ergebnis kommt, gibt es kein Rezept. Jeder Regisseur hat seine Methode. Jedes Stück stellt auch andere Ansprüche an die Mitwirkenden. Berücksichtigen muß man auch die Reife der Spieler, die zur Verfügung stehende Zeit und viele andere Gegebenheiten. Es hat sich aber immer gut bewährt, wenn man folgende Grundsätze beachtet: • Termine für die Proben festlegen. • Das Programm der nächsten Probe bekanntgeben, damit sich jeder Mitwirkende vorbereiten kann. • Nicht nur Rollen, sondern auch alle Nebentätigkeiten (Sorge um Kulissen, Requisiten, Musikinstrumente, usw.), verteilen. • Bei der ersten Probe den Text des Stückes gemeinsam lesen und sich mit den Puppen vertraut machen: Wie wirkt jede einzelne Puppe? Wie soll sie gehen, welche ihrer Gesten sind ausdrucksvoll. Kann sie Purzelbäume schlagen? Wie soll sie sprechen? • In den nächsten Proben wird das Arrangement der Puppen auf der Bühne eingeübt. Mit welchem Text tritt 61
die Puppe auf, wo bleibt sie stehen, wann und wohin geht sie dann? Es werden also keine Feinheiten geprobt sondern Grundbewegungen der Figuren auf der Bühne, natürlich auch mit den Requisiten. Das Stück in seiner Rohfassung. Die nächste Phase ist die Arbeit an den Details. • Man beginnt am besten mit den technisch oder spielerisch schwierigsten Situationen, damit sie in den nachstehenden Proben noch mehrmals wiederholt werden können. Ab und zu spielt man auch das ganze Stück durch, damit die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen fließend werden. • Erst dann wird das ganze Stück in einem Zug geprobt möglichst ohne Unterbrechung. Es ist besser, erst danach die aufgetretenen Fehler zu korrigieren und schwache Szenen auszubessern. • Die letzten beiden Proben - die sogenannten Generalproben - sollen zeigen, daß das Stück tadellos eingeübt und reif für die Premiere ist. • Das Spiel vor dem Publikum zeigt am deutlichsten, was an der Inszenierung gelungen ist und welche Momente des Spiels noch einer Korrektur bedürfen. Eine gründliche, selbstkritische Analyse der Aufführung ist die beste Voraussetzung für das nächste Spiel. Sollte dasselbe Stück nochmals gespielt werden, ist es selbstverständlich, daß man versucht die Mängel der Inszenierung in neuen Proben zu beseitigen.
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Anhang
Literatur Arndt, Friedrich: Das Handpuppenspiel. Kassel 1956 Balser-Eberle, Vera: Sprechtechnisches Übungsbuch. Wien 1950 Batchelder, Marjorie: The Puppet Theatre Handbook. New York 1947 Batek, Oskar: Marionetten. Ravensburg 3. Auflage 1985 Batek, Oskar: Einfache Marionetten zum Nachbauen. Ravensburg 2. Auflage 1987 Batek, Oskar: Einfache Stabpuppen. Ravensburg 1987 Ellwanger, Wolfram/Grömminger, Arnold: Handpuppenspiel in Kindergarten und Grundschule. Freiburg 1978 Fettig, Hansjürgen: Hand- und Stabpuppen. Stuttgart 2. Auflage 1978 Fettig, Hansjürgen: Kleine Bühne großer Spaß. Stuttgart 1977
Steinmann, P. K.: Theaterpuppen ein Handbuch in Bildern. Frankfurt 1980
Fachliteratur und Materialien für den Puppenbau Puppen & Masken, Versandbuchhandlung Wilfried Nold Eppsteinerstraße 22, 6000 Frankfurt 1 Tel.: (069) 722083 Fachhandel für Puppentheater Hans Purschke Postfach 94 01 31, 6000 Frankfurt Tel.: (069) 785407 Pupparium-Versand Thomas Rohloff Wriezener Str. 7, 1000 Berlin 65 Tel.: (030) 4 9 3 2 0 2 6
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