Wie funktioniert Hypnose
Wie hat man sich nun eine Hypnosesitzung vorzustellen? Die allgemeinen Vorstellungen von einem...
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Wie funktioniert Hypnose
Wie hat man sich nun eine Hypnosesitzung vorzustellen? Die allgemeinen Vorstellungen von einem Hypnotiseur, der einen Zauberhut aufhat, einem beängstigend starr in die Augen sieht und »Schlafen Sie, schlafen Sie...!« murmelt entsprechen natürlich nicht direkt der Wirklichkeit. Nicht direkt, weil bei der sogenannten Faszinationsmethode tatsächlich der vielbeschriebene Blick in die Augen angewandt wird. Daneben existieren aber noch sehr viele andere Hypnosetechniken, wie beispielsweise Fixationsmethoden (der Klient blickt starr auf einen möglichst leuchtenden oder lichtreflektierenden Gegenstand, z.B. eine pendelnde Taschenuhr), Zählmethoden (»Ich werde jetzt zählen, und wenn ich bei 10 angelangt bin, werden Sie sich in Hypnose befinden.«) und andere (z.B. Orientierungslosigkeit durch Herumführen im Raum usw.).
Gemeinsam ist allen Methoden, daß sie von Suggestionen zur Entspannung und Ermüdung begleitet werden. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Suggestionen um den eigentlichen
Grund, warum eine Person in Hypnose fällt. Oft werden zu Beginn unterstützende Suggestionen gegeben, die - so absurd es klingt - die Wirkung der Suggestionen selbst suggerieren. Wenn beispielsweise der Hypnotiseur seinem Klienten vor der Anwendung einer Fixationsmethode erklärt, daß er bald sehr müde werden wird, so spürt er tatsächlich bald Ermüdungserscheinungen: Ihm wollen die Augen zufallen. Dieser Effekt gründet sich aber hauptsächlich darauf, daß die Augen wegen des ständigen Starrens stark ermüden - der Klient hält es jedoch für die Wirkung der Suggestionen (was natürlich zu einem gewissen Teil auch der Wahrheit entspricht). Dadurch werden eventuelle Zweifel weggewischt, was dazu führt, daß der eigentlichen Hypnose weniger Hindernisse im Weg stehen. Trotzdem bleibt ein für allemal festzustellen: Kein Mensch kann hypnotisiert werden, wenn er sich dagegen wehrt. Viele Hypnotiseure sprechen bei Hypnose sogar von »gelenkter Selbsthypnose«. Es wird im allgemeinen davon ausgegangen, daß sich der Klient praktisch selbst in den Trancezustand versetzt, indem er genau das tut, was der Hypnotiseur ihm vorschlägt. Daraus folgt logisch, daß ohne Mithilfe des Hypnotisierten keine Hypnose möglich ist. Wer sich wehrt, kann auch nicht hypnotisiert werden.
Setzt die Hypnose ein, entsteht der sogenannte Rapport. Der Hypnotisierte konzentriert sich, je tiefer der Hypnosezustand wird, immer mehr auf den Hypnotiseur. Schließlich existiert für ihn nichts anderes mehr als die suggerierende Stimme; andere Geräusche werden praktisch nicht mehr wahrgenommen. Außerdem ensteht ein großes Vertrauen zum Hypnotiseur, er wird zur totalen Bezugsperson. Der Hypnosezustand wird nun - sind die Augen erst einmal zugefallen - durch ständiges Wiederholen der einführenden Suggestionen immer weiter vertieft, bis der Hypnotiseur mit relativer Sicherheit eine genügende Tiefe annehmen kann (das kann sehr lange dauern - ca. 30 min sind bei der ersten Sitzung normal). Dabei ist grundsätzlich die Suggestibilität um so besser, je öfter eine Person bisher hypnotisiert wurde.
Dann wird häufig ein Codewort verankert (normalerweise vorher mit dem Klienten vereinbart). Der Hypnotiseur suggeriert seinem Klienten, daß dieser, sobald er von ihm das Wort xy hört und in Hypnose fallen möchte (wichtiger Zusatz!!), innerhalb von Sekunden wieder in den Hypnosezustand hineinfällt. Dadurch können spätere Hypnosesitzungen stark verkürzt werden. Nun folgen die eigentlichen Suggestionen, die zur Therapie oder für ein bestimmtes Experiment gedacht sind. Zwischendurch wird dabei immer wieder die Hypnose durch vertiefende Suggestionen aufgefrischt. Schließlich führt der Hypnotiseur seinen Klienten wieder aus der Hypnose heraus. Dabei muß er strikt darauf achten, alle Suggestionen, die nicht weiterhin wirken sollen, wieder aufzuheben. Wurden schwere Beine suggeriert, so müssen sich diese jetzt wieder normal anfühlen; wurden bestimmte Bilder eingegeben, muß der Hypnotisierte wieder in die Realität zurückgeholt werden.
Neben der klassischen Hypnose, die Sie soeben kennengelernt haben, existieren noch diverse Sonderformen: Zunächst ist hier die Selbsthypnose zu nennen. Diese wird häufig zur Unterstützung der Hypnotherapie eingesetzt (Auffrischung der Suggestionen durch den Patient selbst), oft aber auch von Privatpersonen zum Streßabbau oder zum Erreichen bestimmter Ziele eingesetzt (siehe auch Möglichkeiten der Hypnose). Autogenes Training ist beispielsweise auch in den Bereich der Selbsthypnose einzuordnen. Da viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich selbst in Hypnose zu versetzen, kann es sinnvoll sein, zunächst von einem Hypnotiseur ein Codewort verankern zu lassen, mit dem man sich dann problemlos selbst in Hypnose versetzen kann. Weiterhin existieren verschiedene Formen der Fernhypnose. Sie ist in jedem Falle mit Vorsicht zu genießen, da der Hypnotiseur die Auswirkungen seiner Taten nicht direkt beurteilen kann. Zur Fernhypnose kann man beispielsweise die Telefonhypnose, die Briefhypnose (funktioniert z.B. auch via IRC!) und telepathische Formen der Hypnose zählen. Wenn die Personen nicht extrem suggestibel sind, funktionieren diese Formen (abgesehen evtl. von der telepathischen) allerdings nur, wenn es entsprechend vorher verankert wurde. Dann allerdings ist es kein Problem, Menschen mit Hilfe eines Telefongesprächs oder eines Textes in Hypnose zu versetzen. Die telepathische Form liegt auch für mich zugegebenermaßen im Bereich der Spekulation. Allerdings berichten zahlreiche durchaus ernstzunehmende Hypnotiseure in ihren Büchern von geglückten Versuchen; und auch der berühmte indische Seiltrick wird allgemein in die Sparte der telepathischen Massenhypnose eingeordnet. Dabei sind sich alle Autoren einig, daß für diese Form der Hypnose ein hartes, jahrelanges Training nötig ist, wie es eben zum Beispiel die indischen Fakire erhalten haben könnten.
Sollte diese Hypnoseform tatsächlich real ausführbar sein, wirft das natürlich einige problematische Fragen auf. So könnte dann beispielsweise niemand mehr die theoretische Existenz einer alle Menschen kontrollierenden Instanz abstreiten. Wer ist nun für solche Sitzungen überhaupt empfänglich? Dazu ist grundsätzlich anzumerken, daß zunächst einmal jeder Mensch hypnotisierbar ist. Der Grad der sogenannten Suggestibilität kann allerdings sehr unterschiedlich sein. Dabei kann als Faustregel gelten: Nur ca. 20 % aller Menschen können in Tiefenhypnose versetzt werden; etwa 70 % schaffen es noch bis in eine mittlere Hypnosestufe. Die verbleibende Minderheit kann nur in leichte Trance gebracht werden, was für Hypnotherapie aber durchaus ausreichend ist. Diese Zahlen decken sich allerdings nicht ganz mit meiner eigenen Erfahrung. War in meinen »Lehrbüchern« nachzulesen, daß tiefe Trance normalerweise erst nach mehreren Sitzungen und nur mit Glück erreichbar sei, so habe ich selbst bisher noch jeden in Tiefenhypnose versetzen können, teilweise sogar schon in der ersten Sitzung. Dies könnte allerdings auch daran liegen, daß meine »Klienten« allesamt recht intelligent waren (siehe dazu den nächsten Absatz) und, da es sich um Freunde handelte, das nötige Vertrauen von vorneherein gegeben war. Nun könnte man meinen, etwas einfältige Menschen, die leicht zu beeindrucken sind, wären auch leicht hypnotisierbar. Dieser Gedanke ist falsch. Bei der Hypnose kommt es neben absolutem Vertrauen zum Hypnotiseur vor allem auf viel Phantasie und ein gutes Vorstellungsvermögen an. Daraus folgt die etwas absurde Tatsache, daß gerade die großen Zweifler oft leichter zu hypnotisieren sind als leichtgläubige Menschen von kleiner Intelligenz.