Ralf Bochert
I ncomingtourismus
iT! nl
C~ i r
z
m
m
ml
iT
cs~
nl
m m m
l
l
0
m
l
rmO-
n
CZJ
CD
m
...
10 downloads
348 Views
17MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Ralf Bochert
I ncomingtourismus
iT! nl
C~ i r
z
m
m
ml
iT
cs~
nl
m m m
l
l
0
m
l
rmO-
n
CZJ
CD
m
m
Q
|
m
|
ml
0 e~
l
3
O
m
0 c~
t o m b
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ~iber abrufbar.
1. Auflage April 2006 Alle Rechte vorbehalten 9 Deutscher Universit~ts-Verlag I GWV Fachverlage GmbH,Wiesbaden 2006 Lektorat: Ute Wrasmann / Anita Wilke Der Deutsche Universit~ts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschliel~lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich gesch~itzt. Jede Verwertung aul3erhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.gs unzul~issig und strafbar. Das gilt insbesondere f~ir Vervielf~ltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten w~iren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, Schel~litz Gedruckt auf s~iurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-0384-4 ISBN-13 978-3-8350-0384-2
Sven, dem wasserscheuen Segler, gewidmet.
Vorwort
VII
Vorwort Eine 5konomische Besch~iftigung mit dem Destinationsmanagement ist es wert, bisweilen gegen die dominierenden Management-orientierten und privatwirtschaftliche Zielkataloge kopierenden Techniken gesetzt zu werden. Die Anwendung volkswirtschaftlicher Erkenntnisse im Bereich des Incomingtourismus ist eine Notwendigkeit. Es handelt sich bei gebietskSrperschaftlichen Destinationen immerhin um staatliche Institutionen; nicht selten wird das vergessen. Der rote Faden dieses Buches ist wie folgt: Es wird zun~ichst in Teil A in einer Fallstudie erkl~rt, wie politische Zielkataloge (und nicht primer Marketingstrategien) ein tourismuswirtschaftliches Leitbild generieren kSnnen. In Teil B werden wesentliche Aspekte der Neuen Politischen Okonomie auf den Incomingtourismus angewendet, bevor in Teil C ein internationaler Vergleich der Strategien erfolgt.
Ralf Bochert
Inhaltsverzeichnis
IX
In ha Itsve rze ich n is Teil A: Beratung im Incomingtourismus 0 Einleitung Teil A (Ziel, Methodik, Fallstudie) 1 BegrQndungen fQr den staatlichen Eingriff in die touristischen G~iter (Umverteilung, Regional- und Strukturpolitik, Meritorik, Exteme Effekte, C)ffentliche GQter, Finanzpolitik, Freizeit- und tourismuswirtschaftlicher 0berschneidungsbereich) 2 Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis und die tourismuspolitische Lenkung im Landkreis im Hinblick auf die BegrQndungsarten (Umverteilung, Regional- und Strukturpolitik, Meritorik, Externe Effekte, C)ffentliche GGter, Finanzpolitik, Freizeit- und tourismuswirtschaftlicher 0berschneidungsbereich) 3 Beteiligte staatliche Ebenen (Rems-Murr-Kreis: Landratsamt, Kommunen, Regio Stuttgart Marketingund Tourismus GmbH, Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~ibischer Wald, Verkehrsverein RemstaI-Route e.V., Naturpark Schw~bisch-Fr:ankischer Wald e.V., Parteien im Kreistag, Ordnungspolitische Einordnung) 4 Leistungstr~iger (Beherbergungsgewerbe, GastronomieNVeing~irtner und Weing(Jter/Besenwirtschaften, Weitere privatwirtschaftliche Freizeitangebote, Verkehrstr~iget, Kulturanbieter, Weitere staatliche Leistungstr~iger)
1 5
12
24
39
X
Inhaltsverzeichnis
5 Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen
Eingriffe zum Tourismusangebot
43
(Konflikt~ire Bereiche for die Tourismusentwicklung im Rems-Murr-Kreis, Tourismuspolitische Eingriffe) 6 Bewertung des staatlichen Handelns
50
(Begr0ndung for das Vorgehen; Workshop I,II und III; abschliel~ende Vorschl~ige) 7 AnhanglQuellen
71
Teil B- Neue Politische Okonomie im Incomingtourismus 0 Einleitung Teil B
75
1 Destination Cards - Eine ordnungspolitische Betrachtung eines
Angebots von Destinationen
76
(Zusammenfassung; Einf0hrung; Anbieter-Nachfrager-Beziehungen; Typen von Destination Cards; Auswahl der Teilnehmer an Card-Systemen und Anreiz zur Teilnahme; Einordnung der Destination Cards in das System der 0ffentlichen G0ter;Die Ver~inderung des touristischen Nachfrageverhaltens; Begr0ndungen und Problematik des Eingriffs der Destinationen; Resumd) 2 G0ter, die der Staat nicht anbieten soil
97
3 Kommunen als Veranstalter
100
4 Tourismusverb~inde
103
5 Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
106
(Vorwort; B0rokratiekritik; Hotellerie und Gastronomie in den kollektiven Systemen; Hotel- und Gastronomie-spezifische B0rokratie; Zuordnung der b0rokratischen Aufgaben zu den kollektiven Systemen; B0rokratieabbau als Strategie; Resum6) 6 Sozialer Schutz for Reisende
124
(Die Frage der finanziellen Zuwendungen for die F0rderung touristischer Aktivit~t an sozial Schwache; Warum man den risikobewussten Erlebnistouristen nicht sch0tzen soil) 7 Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
129
(Die unterschiedlichen Motive und ihre Folgen; Ein Beispiel aus dem unteten Preissegment; Die Erweiterung der Betrachtung; Das Ergebnis der theoretischen Betrachtung; Die Realit~it) 8 Quellen
135
Inhaltsverzeichnis
Xl
Teil C" Expansive Strategien im touristischen Incoming im internationalen Vergleich 0 Einleitung Teil C
137
1 Abgrenzung
139
2 Theorie des incomingtouristischen Angebots
140
(Die incomingtouristischen Aufgaben: Das Angebot; Die incomingtouristischen Marktteilnehmer: Die Anbieter; Die institutionelle Form der Anbieter) 3 Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
153
(Gruppe T: Klassisches Tourismusangebot; Gruppe D: Distribution; Gruppe K: Kommunikation; Gruppe (~: Offentliche G~ter; Gruppe A: Anbieterservice; Gruppe C: Customers care; Gruppe I: Infrastruktur; Gruppe V: Veranstaltungen; Gruppe P: Pl~ine; Gruppe Z: Weitere zentrale Funktionen)
4 Quellen
166
Einleitung Teil A
1
Teil A" Beratung im Incomingtourismus
0 Einleitung Teil A Die Ergebnisse der Beratung im Incomingtourismus werden durch die Unterschiedlichkeit der beteiligten Interessen h~ufig zu einem unebersichtlichen und kaum umsetzbaren Sammelsurium an Zielen, Strategien und Mal~nahmen. Der zentrale Grund dafOr ist die vor allem im Bereich der Grundlagenlegung for die Strategien fehlende Differenzierung der Interessen. Um diese Problematik zu erkl~ren, wird in dieser Ver0ffentlichung ein bestimmter Fall, bei dem die Methodik des Tourismusformenrankings zur Leitbildfindung angewendet wird, beschrieben und kommentiert. Besonderer Dank f0r diese M0glichkeit gilt dem Landratsamt des Rems-Murr-Kreises for die Bereitschaft, den Beratungsfall als Fallstudie ver0ffentlichen zu lassen und Dipl.Kfm. Sven Poguntke (Frankfurt a.M.), der das Projekt als Moderator und Marketingexperte begleitete. Aul~erdem gilt meine Dankbarkeit dem Institut for angewandte Verkehrs- und Tourismusforschung (ivt), Mannheim, in dessen Auftrag die Fallstudie bearbeitet wurde.
Ziel Das Ziel dieses Abschnittes ist es, eine Technik anhand einer Fallstudie zu beschreiben, die in der Lage ist, einen kollektiven Willen abzubilden. Der zentrale Vorteil dieser Technik ist, dass das Argument der Opportunit&tskosten von bestimmten Gruppen be-
2
Einleitung Teil A
vor- oder benachteiligenden Mal~nahmen im weiteren Verlauf einer Umsetzung tourismuspolitischer Strategien vonder tourismuspolitisch aktiven Stelle zu parieren ist. Dazu dient das herauszuarbeitende ,,Ranking" von Tourismusformen, das aufgrund einer indirekten kollektiven Entscheidung entstand. Bei Nutzung der Technik ist die 0ber Tourismuspolitik entscheidende Institution in der Lage, eine wirklich lenkende Strategie einzufLihren - e s muss nicht ein (Jbliches weit gefasste, mehr oder weniger alle Interessen ber0cksichtigende Leitbild umgesetzt werden; die Verantwortung for die Lenkung liegt bei allen, die sich an der Zielfestlegung beteiligt haben, also nicht bei einem ,,bOsen externen Berater "1.
Methodik Die Methodik dieses Buches ist wie folgt: Es wird zun~chst die tourismuspolitische Fragestellung der Fallstudie dargestellt. Die Rahmenbedingungen, die Ausgangssituation, die beteiligten staatlichen Ebenen, die Leistungstr~iger, die Konfliktsituation und die staatlichen Eingriffe in das Tourismusangebot sowie eine Bewertung staatlichen Handelns werden erkl~rt. Dabei erfolgt beim letzten Thema das eigentliche Herausarbeiten der f(3r das Entstehen des Rankings notwendigen Festlegungen 0ber die Bedeutung der verschiedenen Tourismusformen in der Destination. In den folgenden Kapiteln werden die methodischen Erl~iuterungen zur Fallstudie, die 0bertragungsm(Sglichkeiten und sonstige Kommentare zum Verlauf der hier beispielhaft verwendeten Beratungssituation jeweils kursiv eingef0gt.
Die Fallstudie Der Rems-Murr-Kreis im Zentrum W0rttembergs, nordwestlich der Landeshauptstadt Stuttgart gelegen, ist keine Tourismusregion im engeren Sinne. Das Kreisgebiet ist ge-
1 In denjenigen F~llen, in denen sich Destinationen entscheiden, ein deutlich lenkendes Leitbild einzusetzen, ergibt sich h~ufig die Problematik des Sich-aus-der-Verantwortung-Stehlens durch diejenigen Beteiligten, deren Interessen nicht ausreichend BerScksichtigung finden. Dieses Problem ist durch die zu beschreibende Technik zu beheben.
Einleitung Teil A
3
pr~igt vom Remstal mit Weinanbaugebieten im S0den, dem s0dlichen Teil des Schwabisch-Fr~nkischen Waldes im Norden und Osten sowie vielen Kleinst~dten, von denen die wirtschaftlich st~rkeren im S0dwesten, direkt anschliel~end an Stuttgart, sich befinden. Die Frage, inwieweit Tourismus sich als Strategie for die Entwicklung im Landkreis eignet, besch~ftigt die Kreisverwaltung. In dieser Fallstudie sollen nicht die daf0r notwendigen Marketinganstrengungen untersucht werden; dieses Vorhaben konzentriert sich auf politische Fragen: es wird der Zielkatalog hinterfragt, der einem tourismuspolitischen Konzept innewohnt. Teii der Fallstudie ist eine Serie von drei Workshops. Die Workshops dienen der Feststellung eines kollektiven Willens, der dem tourismuspolitischen Konzept zugrunde liegen soil.
4
Einleitung Teil A
Die Fallstudie befasst sich also beim zentralen Adressaten m# einem Landkreis. Dies ist f(Jr die Obertragung auf kommunale und Eiberkommunale Fragesteilungen insofem g(Jnstig, als dass hier eine ,,mittlere Ebene" gewahlt wurde. Die nicht allzu herausgehobene Bedeutung des Tourismus for den Landkreis ist ebenfalls hilfreich: Beschaftigt sich die Fallstudie also nicht mit einem ganz bestimmten touristischen Sonderfall, sondem m# einer eher durchschnittlichen Destination. Die nicht extreme Bedeutung des Tourismus fEir das Kreisgebiet hat sicherlich zu der Entscheidung des Landratsamts, sich auf eine nicht ganz risikofreie Strategie einzulassen, beigetragen. Die zentralen Problemfelder der Destination in der Ausgangslage lassen sie f(Jr eine Fallstudie im Bereich Incomingtourismus durchaus charakteristische erscheinen: Die Unterschiedlichkeit der regionalen Strukturen mit einem zentrumsnahen Bereich und peripheren Gebieten, die wiederum touristisch die vermeintlich hShere Bedeutung haben 9 Die sehr unterschiedliche Organisationsstruktur der touristischen Stellen 9 Kein touristisches Gesamtkonzept 9 Die unterschiedliche touristischen Konzepte mit sehr stark abweichenden ProfitmSglichkeiten f(Jr die Leistungstr~ger-je nach Tourismuskonzept 9 Eine Vermischung aus freizeit- und tourismuswirtschaftlichen Ansinnen der Entscheidungstr~ger
BegrGndungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen G0ter
5
1 Begr~indungen f(ir den staatlichen Eingriff in die touristischen G~iter Um zu eine kollektiven Einsch~tzung (Jber das Tourismuskonzept zu erhalten, bedarf es der folgenden Vorgehensweise: 1. Abkl~rung des Zusammenhangs der politischen Ziele und Mal3nahmen (unabh~ngige Variable) und der Tourismusformen (abh'angige Variablen) 2. Erkennen der politischen Pr~ferenzen der Beteiligten 3. Zusammenf(Jhren der politischen Pr~ferenzen und der gefundenen Zusammenh~nge mit dem Ziel eines darauf folgenden ,,Tourismusformenrankings" 4. Relativierung des Rankings aufgrund nicht mit der Technik zu erfassender Tatbest~nde wie Potenzial der Tourismusform, Machbarkeit und ordnungspolitischer Tatbest~nde 5. Strategiefestlegung, Mal3nahmenfestlegung etc.2 Um die Punkte 1. und 2. einsetzen zu kSnnen, bedarf es zun,~chst der Erl~uterung der Politikbereiche und damit der mSglichen politischen Ziele, die tourismuspolitische Relevanz haben.
2 Der Punkt 5 wird nicht Bestandteil dieses Buches sein.
6
Begrendungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen G0ter
Tourismuspolitische Eingriffe sind wirtschafts- und gesellschaftspolitische Eingriffe. Die Herangehensweise dieser Fallstudie orientiert sich an den Techniken der ,,Neuen Politischen Okonomie", die die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Begrendungen for die Eingriffe vereint. Die Motive for die Lenkung und Beeinflussung der Tourismuswirtschaft sind Umverteilung, Regional- und Strukturpolitik, (De-)Meritorik, externe Effekte, 0ffentliche G0ter und Finanzpolitik. Aul~erdem muss die insbesondere in Gebietsk0rperschaften mit einer gr01~eren Wohnbev01kerung (dies gilt for tourismusabh~ingig und tourismusunabh~ngig Besch~ftigte und Angeh0rige) beachtet werden, dass die 0berschneidung der Tourismuswirtschaft zum freizeitwirtschaftlichen Bereich zus~itzliche Eingriffsm0glichkeiten for den staatlichen Sektor bedeutet.
Umverteilung Ein wesentlicher Nachteil des reinen marktwirtschaftlichen Systems ist das aus Sicht vieler Beteiligter unbefriedigende Verteilungsergebnis. Dabei ist zwischen Einkommensund Verm0gensverteilung zu unterscheiden: Einkommen ist grunds~itzlich auf individuelle Entscheidungen und Leistungen zur0ckzuf0hren; Verm0gen ist h~ufig ererbt und daher auch GlOckssache. Dementsprechend ist es gerade die Verm0gensvertei-lung, die als korrekturbed0rftig empfunden wird. Zudem die als ungerecht empfundene Arbeitslosigkeit, die allgemein als Systemfehler wahrgenommen wird.
Regional- und Strukturpolitik Ein for den Tourismus als Wirtschaftszweig bedeutender politischer Aspekt ist seine besondere Einordnung in regionale und sektorale Strukturen. Dabei soil der sektorale Bereich im Folgenden als der strukturelle bezeichnet werden. Es muss also grunds~itzlich zwischen Strukturpolitik und Regionalpolitik unterschieden werden. Die Differenzierung zwischen den sektoralen und regionalen Aspekten der Tourismuspolitik ist for das Verst~ndnis der Sonderstellung des Tourismus von Bedeutung. Dieses I~isst sich mit dem RegionaI-Struktur-Portfolio in Abb. 2 verdeutlichen. Es k0nnen vier
BegrQndungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen G0ter
7
grunds~tzlich unterschiedliche struktur- und regionalpolitisch einzuordnende Gebietsarten unterschieden werden, wobei der Quadrant 2 regelm~il~ig Ballungsgebiete, die durch tendenziell geringere Arbeitslosenanteilen an der BevSIkerung und einen materiell hSheren Lebensstandard gekennzeichnet sind, repr~sentiert. Man kann davon ausgehen, dass die Abh~ngigkeiten gegenseitig sind. Es ist sowohl die regionalwirtschaftliche Situation als bestimmend for die sektorale Entwicklung einer Region als auch umgekehrt denkbar.
Abbildung 2: Das RegionaI-Struktur-Porffolio
Sektorale St~rke
Quadrant 1
Quadrant 2
A~ TOURISTISCHE GEBIETE
MODERNE BALLUNGSZENTREN
Regionale
Regionale St~rke -.q
Schw~che
Quadrant 4
Quadrant 3
LANDWlRT-
ALTE INDUSTRIE-
WlRTSCHAFTL.
REGIONEN
GEBIETE Sektorale Schw~che
8
Begr~ndungen f(~rden staatlichen Eingriff in die touristischen GOter
(De-)Meritorik Ein meritorisches Gut soil nach der Vorstellung der eingreifenden Instanz mehr konsumiert werden. Es besteht die Annahme, dass das betreffende Individuum mehr Konsum davon benStigt, um sein individuelles Nutzenoptimum zu erreichen. Ein typisches Beispiel for ein meritorisches Gut ist anspruchsvolle Literatur. Ein demeritorisches Gut wird dagegen zu ausgiebig konsumiert. Typische Beispiele daf0r sind Tabakwaren oder Spirituosen. 0bertragen auf die touristische Situation heil~t das, dass die staatlichen Instanzen auch eine inhaltliche Lenkung der Angebote anstreben, die von den individuellen oder kollektiven Einsch~itzungen der entscheidenden Instanzen abh~ingt.
Externe Effekte Wenn bei der wirtschaftlichen T~itigkeit eines Individuums die Nutzen von Dritten verringert werden, ohne dass die Dritten daf0r entsch~idigt werden, dann liegen negative externe Effekte vor. Die Dritten kSnnen auch mehrere3 sein. Positive externe Effekte liegen vor, wenn durch die Produktions- oder Konsumt~tigkeit eines Individuums Dritte einen Nutzen erzielen, f0r den sie keine Kompensation zahlen m(~ssen. Positive und negative externe Effekte, die auch als Externalit~ten bezeichnet werden, zeichnen sich "durch das Auseinanderfallen von privaten Kosten/Nutzen und sozialen Kosten/Nutzen "4 aus. Dabei sind die wirtschaftlichen T~tigkeiten Konsum oder Produktion: es kSnnen Externalit~iten auf beiden Marktseiten bewirkt werden. Besondere Bedeutung als positiver externer Effekt hat bei tourismuspolitischen Eingriffen der Multiplikatoreffekt. ,Die Ausgaben for die Beherbergung und f0r Restaurantbesuche geben .. einen wirtschaftlichen Impuls, der zu weiterer Nachfrage f(~hrt. Hotels
3 Dies ist bei Umweltsch~idigungender h~ufig auftretende Fall. 4 STOCKER, Modeme Volkswirtschaft Band 1: Logik der Marktwirtschaft, 3.A., Menchen 1999, S.204.
Begrendungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen G0ter
9
und Restaurants sind abh~ingig yon Zulieferern for G0ter... - ohne den Tourismus gebe es die Nachfrage in diesem Umfang nicht. "5 Multiplikatoren sind in der Tourismuswirtschaft vergleichsweise hoch, da die Zulieferer h~iufiger als bei vielen anderen Industrien innerhalb des regionalen Betrachtungsgebietes sich befinden. FREYER nennt durchschnittliche Umsatz-Multiplikatoren von 1,43 auf der gemeindlichen Ebene 6. Zudem kann von einer Steuerquote von 2 bis 3 % auf die Tourismusums~tze ausgegangen werden 7
Offentliche GOter Es lassen sich vier verschiedene Arten yon G0tern unterscheiden, wenn man diese nach zwei Kriterien ordnet: nach der M0glichkeit, Konsumenten von der Nutzung auszuschlier~en, und nach der Rivalit~t beim Konsum des Gutes. Diese Differenzierung ist notwendig, um diejenigen G0ter zu definieren, die der Staat m0glicherweise selber anbieten oder deren Angebot der Staat muss. Ausschliel~barkeit vom Konsum heir~t, es muss m0glich sein, einem nicht gewollten Kunden den Konsum zu verwehren. Das heil~t, dass es definierbare und durchsetzbare Eigentumsrechte an diesen G0tern gibt 8. Solche G0ter werden auch als marktf~hig bezeichnet; es gibt einen Anreiz, diese herzustellen und anzubieten, wenn eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist. Nutzungsrivalit~t beim Konsum heil~t, dass sich die Konsumenten st0ren oder gar einander am Konsum hindern. REISS erl~utert diesen Sachverhalt an dem Unterschied zwischen Brot und einem Computerprogramm: w~hrend nur einmal ein Brot gegessen werden kann und mit dem Konsum verschwindet, st0rt es einen Nutzer einer Software
s MUNDT, Einf0hrung in den Tourismus, 2.A., M0nchen 2001, S.372 6 FREYER, Tourismus - Einf0hrung in die Fremdenverkehrs0konomie, 7.A., M0nchen 2001, S.336 7 Ebenda 8 Vgl. REISS, Mikro0konomische Theorie, 3.A., Menchen 1996, S.387.
10
Begrendungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen Geter
keineswegs, wenn er eine Kopie davon zuvor an einen Bekannten abgegeben hat. Beim Brotessen liegt Nutzungsrivalit~t vor, beim Computerprogramm nicht 9. In Tabelle 1 sind die vier aus verschiedenen Kombinationen von Vorliegen und Nichtvorliegen der Nutzungsrivalit~it und des Ausschlussprinzips entstehenden G0terarten dargestellt. Der Begriff Offentliche Geter soil for die drei Geter gelten, for die nicht gleichzeitig das Ausschlussprinzip und Nutzungsrivalit~it vorliegen.
Tabelle I: G0ter differenziert nach den Kriterien Ausschlussprinzip und Nutzungsrivalit~it GOterart
des Vorliegen der NutVorliegen zungsrivalit~it Ausschlussprinzips Ja
ja
Clubgut
Ja
nein
AIImende
Nein
ja
Kollektivgut
Nein
nein
Privatgut
Offentliche G0ter
Wichtig ist, dass Offentliche Geter nicht gleichzusetzen sind mit staatlichen Getern. Zwar stellt der Staat viele Offentliche G0ter her oder bietet sie an; es gibt jedoch eine ganze Reihe von Offentlichen Getern, die von privaten Unternehmen angeboten werden oder als nat0rliche Ressourcen "einfach so da sind".
9 Vgl. REISS, MikroOkonomische Theorie, 3.A., Menchen 1996, S.385.
Begrendungen for den staatlichen Eingriff in die touristischen Geter
11
Finanzpolitik Die F0rderung yon Tourismus durch eine Gebietskbrperschaft hat nat0rlich auch finanzpolitische Folgen. Den Kosten for Personal, Marketing, Infrastruktur (etc.) stehen (wenn das polische Engagement ,,erfolgreich "1~ist) zus~itzliche Einnahmen der Gebietskbrperschaft gegeneber. Diese kommen im Wesentlichen durch die Steuerzahlungen der tourismuswirtschaftlichen Betriebe, der Besch~ftigten, Multiplikatoren sowie 0ber den Verkauf von Fehrern, Souvenirs etc. in den Tourismusstellen zustande.
Freizeit- und tourismuswirtschaftlicher Uberschneidungsbereich Ein tourismuswirtschaftliches Angebot ist i.d.R, auch von Einheimischen wahrnehmbar. Diese Tatsache ist insbesondere hinsichtlich der Steuer-Finanzierungs-Gerechtigkeit der Angebote zu beachten. Die Anteile der einheimischen Bevblkerung als Nutzer des tourismuswirtschaftlichen Angebots steigt grunds~itzlich mit der finanziellen Ausstattung der einheimischen Bev01kerung und ist zudem von der Art des Angebots abh~ingig. 0bernachtungsgewerbe profitiert tendenziell geringer als die Gastronomie; kulturelles Angebot, Sportinfrastruktur oder Freizeitparks werden st~irker nachgefragt als Stadffehrungen etc. Das Verkehrsanbot (sowohl bffentlicher Verkehr als auch Stral~eninfrastruktur) sind in aller Regel 0berschneidungsbereichen zwischen Freizeit- und Tourismuswirtschaft und in diesem Fall ,AIItags-,,Wirtschaftl 1.
10 Der ,,Erfolg" misst sich hier als Zunahme der tourismuswirtschaftlichen Ums~itze; ,,tourismuspolitischen Erfolg" kann man nat0rlich auch anders definieren. 11 Damit ist gemeint, dass ein Pendeln, dass Einkaufsfahrten und andere T~tigkeiten, die nicht unmittelbar der Freizeitwirtschaft zuzuordnen sind, ebenfalls hier zu ber0cksichtigen sind.
12
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
2 Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis und die tourismuspolitische Lenkung im Landkreis im Hinblick auf die BegriJndungsarten Urn im weiteren Verlauf des Vorgehens die Relevanz der tourismuspolitisch relevanten Begr(Jndungen f(Jr den Staatseingriff beurteilen zu kSnnen, bedarf es einer Analyse der Ausgangssituation der betrachteten Destination. Dies ist for den Berater insofem von grol3er Bedeutung, als dass sp~ter bestimmte Meinungs~ul3erungen womSglich zu relativieren sind. Eine oberfl~chliche Betrachtung kann an dieser Stelle zu Fehleinsch~tzungen f(Jhren. Aufgrund des jeder Institution innewohnenden Egoismus muss auch bei den politischen Willensbekundungen der Exteme in der Lage sein, die Bedeutung etwaiger genannter Problembereiche ggfs. relativieren zu kSnnen. Das geht freilich nur bei einer eingehenden Analyse der Ausgangssituation bezogen auf die tourismuspolitisch relevanten Ziele. Es soil zun~chst untersucht werden, inwieweit die staatlichen Motive eine Bedeutung in der Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis haben. Das 0bernachtungsgewerbe im Rems-Murr-Kreis hat im Bundes- und im Landesvergleich unterdurchschnittliche Kennziffern. Die Bettenauslastung ist mit 28,2 % 12 im Jahre 2003 niedriger als im Bundes- bzw. Landesdurchschnitt (36,2 % bzw. 37,2 %13). Die Tourismusintensit~t 14 ist mit 1190 15 deutlich unter derjenigen von Baden-W0rttemberg
12 MACK/PFEIFER, Marketingkonzeption der touristischen Destination Schw&bischer Wald (Diplomarbeit), Heilbronn 2004, S. 71 13STATISTISCHES BUNDESAMT, Tourismus in Zahlen 2003, Wiesbaden 2004, S. 118 140bernachtungen im Beherbergungsgewerbe pro 1000 Einwohner
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
13
(3851) und derjenigen des Bundes (4109) gelegen. Das bedeutet, dass das Beherbergungsgewerbe nur einen Bruchteil der durchschnittlichen Bedeutung der Vergleichsregionen hat. Der Rems-Murr-Kreis ist ein absolutes Randgebiet for den 0bernachtungstourismus. Es ist davon auszugehen, dass in der Tourismuswirtschaft des Rems-Murr-Kreises (nicht weit) unter 1000 direkte Arbeitspl~tze bestehen 16. Die vorgefundene tourismuspolitische Konzeption ist auf die genannten Begr0ndungen zu beziehen. Dabei haben die Regional- und Strukturpolitik und der Bereich Externer Effekte/Offentliche G0ter eine zentrale Rolle. Meritorik des tourismuswirtschaftlichen Bereichs wird relativ stark beachtet im Rems-Murr-Kreis.
Umverteilung Im Rems-Murr-Kreis werden Umverteilungsprobleme stark angekoppelt an die regionalwirtschaftliche Situation gesehen. Die Arbeitslosenquote bewegt sich seit 2002 meist zwischen 5 und 6 %17, was im nationalen Vergleich vergleichsweise gering ist. Eine besondere sozialpolitische Problematik im Landkreis konnte nicht ausgemacht werden. Das bedeutet freilich nicht, dass die tourismusspezifische Betrachtung unabh~ngig von Umverteilungsgedanken ist; es besteht nur kein Landkreis-spezifischer Zusammenhang. Sozialpolitische Debatten machen sich in der Regel an der regional- und strukturpolitischen Situation im Kreis fest.
is Eigene Berechnungen nach IHK REGION STUTTGART, BEZIRKSKAMMER REMS-MURR, Der Rems-Murr-Kreis in Zahlen und Fakten 2004,Waiblingen 2004 16 Diese Sch~tzung orientiert sich an FREYER, Tourismus - Einf(~hrung in die Fremdenverkehrs5konomie, 7.A., MOnchen 2001, S.336, es wird angesichts des angenommenen hohen Anteils der Tagesausfl0gler ein geringer Quotient Besch~ftige pro angebotenes Bett unterstellt. 17 IHK REGION STUTTGART, BEZIRKSKAMMER REMS-MURR, Der Rems-Murr-Kreis in Zahlen und Fakten 2004,Waiblingen 2004, S. 29
14
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
Regional- und Strukturpolitik Gr06ere Unterschiede zwischen der materiellen Versorgung und anderen wohlfahrtsorientierten Kriterien (wie gro6e Anteile an Auspendlern und geringeres Lohnniveau) werden zwischen dem s0dwestlichem und dem nord0stlichen Teil des Landkreises ausgemacht TM. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die Entfernungen zum Arbeitsort unterschiedlich sind. Leutenbach und Weinstadt sind zwar von einem hohen Auspendlersaldo gepr~gt, sind aber dennoch im sedwestlichen Teil des Landkreises gelegen19. Ein deutliches Kennzeichen for die regionalpolitisch begrendete Ungleichverteilung sind die stark variierenden Grundst0ckspreise (als Untergrenze for voll erschlossene WohnbauflQchen 90 bzw. 100 s
in Murrhardt und Spiegelberg im Nordosten des Kreises
und eber 300 (E/qm in Fellbach, Kernen, Leutenbach, Schwaikheim, Waiblingen, Weinstadt, Winnenden und Winterbach im S0dwesten. Diese Unterschiedlichkeit, die for einen Grundbesitzer pro Jahr in der Regel einen mittleren vierstelligen ~E-Betrag Unterschied ausmacht, wirkt allerdings verteilungspolitisch ausgleichend 2~
Dieser Bereich erhalt durch die beiden wesentlichen grol3raumigern Destinationen (also nicht die St~dte) innerhalb des Landkreises im Laufe der Fallstudie eine grol3e Bedeutung, da die beiden teilweise konkurrierenden Vereine, welche die beiden Destinationen repr~sentieren, sich einer sehr unterschiedlichen regionalwirtschaftlichen Situation zuordnen lassen: Der Schw~bisch-Fr~nkische Wald a l s - relativ- einkommensschwache Gebiet; die Remstalroute im einkommensstarken bzw. nahe des einkommensstarken Bereichs im Landkreis.
18Vgl. hierzu auch KOMMUNALENTWlCKLUNG STUTTGART, Standort- und Strukturuntersuchung Rems-Murr Nordost, Stuttgart 1998 19 MACK/PFEIFER, Marketingkonzeption der touristischen Destination Schw~ibischer Wald (Diplomarbeit), Heilbronn 2004, S.24f 2o Unterschiedsberechnung: Bei 500 qm Grundfl~che machen 200 s unterschiedliche Kaufpreise einen Kaufpreisunterschied von 100.000 (E aus. Die Finanzierung dieses Preisunterschiedes bedeutet pro Monat eine entgangene Rendite von ca. 500 (E, die als QuasiEinkommensminderung der im S0dwesten des Landkreises wohnenden Bev01kerung zu ber0cksichtigen ist.
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
15
Zudem erweist sich im Verlauf der Fallstudie - etwas EJberraschend- dass die Bereitschafl des Landratsamts auf regionaipolitische Einflussnahme von den betroffenen Kommunen deutlicher verlangt als durch das Landratsamt bestatigt wird.
Die Differenzierung der Gemeinden nach dem Struktur-RegionaI-Portfolio zeigt, dass grolSe Teile des Landkreises in der klassischen Form in den Quadranten 2 und 4 der Abbildung 3 einzuordnen sind. Dabei ist die Einsch~tzung, dass der S0dwesten des Betrachtungsgebiets weder regional- noch strukturpolitisch extreme Werte aufweist im nationalen Vergleich; das gilt auch f0r den Nordosten. Die regionalwirtschaftliche Situa-
16
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
tion Waiblingens und der n&heren Umgebung ist nicht che Situation des Nordens und des Ostens nicht
so
so
gut; die regionalwirtschaftli-
schlecht 21.
Abbildung 4 zeigt die schematisch die Auspr~igung der beiden wesentlichen Destinationen im Landkreis, den Schw~bisch-Fr~nkischen Wald im Norden und das Remstal im S0den des Kreisgebiets.
21 Man beachte die Entfernung zum n~ichstgelegenen Flughafen und Autobahnen.
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
17
(De-)Meritorik Der Rems-Murr-Kreis hat nur wenig signifikante Besonderheiten hinsichtlich demeritorischer Tourismus- und Freizeitg0ter 22. Es gibt keine (legale) Spielbank. Prostitutionstourismus spielt angeblich eine gewisse Rolle in Backnang und im Sedwesten des Landkreises. Die Einordnung des meritorischen oder demeritorischen Charakters des Schwabenparks und von einzelnen Events soil den Workshops eberlassen werden. Weitaus gr01~ere Bedeutung haben die meritorischen Geter for die tourismuswirtschaftliche Konzeption. Die G0ter Kultur, Fitness/Gesundheit, Stadtfehrungen und Naturerlebnis spielen eine zentrale Rolle bei den von den staatlichen Instanzen gef0rderten Angeboten. Die Proportionen des Angebots (und die Reihenfolge der Presentation) im Prospekt ,,Sterne an Rems und Murr "23 sind symptomatisch: Kultur, Gesundheit, Radfahren, Sport, F0hrungen. Die Limesbeschilderung und die Limesf0hrer entsprechen ebenfalls dieser Motivation Es bleibt als ein ,,aus der Reihe fallender Aspekt" die Gastronomie, die insbesondere for die Remstalroute starke Bedeutung hat. Dieser Bereich ist nur dann der Meritorik zuzuordnen, wenn der Ern~hrungsaspekt gesundheitsf0rdernd 24 ist. An der Fragestellung des Einflusses auf meritorisches oder demeritorisches Verhalten macht sich im Laufe der Fallstudie ein klassischer Konflikt fest: Das Landratsamt als (Jbergeordnete Beh(Jrde macht sich diesen Bereich eher zu Eigen als die ,n~her am Konsumenten" agierenden kommunalen Vertreter. Im Bezug auf Tourismusformen besteht hier im Landkreis eine erhebliche Relevanz aufgrund des typischen Erholungsver-
22 Beispiele w~iren Prostitution, (falsches) Verkehrsverhalten, GI0cksspielen, (0bertriebenes) Sonnenbaden, falscher Medienkonsum, riskante Unternehmungen: Skitouren bei Lawinengefahr, riskante Unternehmungen: Wellenbaden, Rafting, Alpinismus bei schwierigen Wetterverht=iltnissen, Falsche Urlaubsfahrtzeiten, Aufenthalt in gef@hrlichen Gebieten (wegen Kriminalit~t, Unruhen, Kriege, Krankheiten), gastlandspezifische Drogen, gastlandspezifische Ern~ihrung (sofern ungesund), ungesundes Klima 23 REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH, Sterne an Rems und Murr (Brosch0re), Stuttgart o.D. 24 Der Zusammenhang von Gastronomie und Meritorik ist weiter er0rternswert im Rahmen dieser Fallstudie.
18
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
haltens der Tagesausfl[Jglec Wandern und Radfahren sind recht unumstritten meritorische GDter (im Sinne von Verhalten als Konsum der Landschaft und Infrastruktur durch Wanderer und Radfahrer).
Externe Effekte Neben den Wohlfahrtsaspekten spielen f0r das staatliche Engagement die positiven externen Effekte eine zentrale Rolle. Die Tourismuswirtschaft wird zwar nicht als zentrale Strategie, aber als ,,flankierende Mal~nahme "25 gesehen - wobei der positive regionalpolitische Effekt besondere Bedeutung
hat. Im Mittelpunkt stehen offensichtlich
mehr die Multiplikator- und Besch~ftigungseffekte als die Steueraufkommen. Negative externe Effekte sind vor allem im Bereich des Natur- und Umweltschutzes zu bef0rchten. Interne Konflikte um die Ausweisung von Mountainbikerouten sind ein Beispie126. Es herrscht kein Konsens im Bereich der Besucherlenkung. Das zentrale incomingargument ,,Gastlichkeit" wird insbesondere von der Remstalroute betont2z. Dies ist eher der staatlichen Motivation externe Effekte zuzuordnen. Die Angebote for bei verschiedenen Tourismusstellen zu buchenden Pauschalen sind ebenfalls im Wesentlichen dieser Motivation sowie meritorisch motivierten Eingriffen zuzuordnen. Die kommunalen Motive bei der Mitgliedschaft in verschiedenen touristischen Routen 28 sind Qberwiegend Umsatz- und damit Multiplikator- und Einnahmenorientiert. Der meritorische Charakter solcher Routen ist zweifelhaft.
Auch dieser Bereich wird im Laufe der Abkl~rung unterschiedlicher politischer Ziele zu einem Konfliktbereich, da wieder die Dbergeordnete Beh6rde, das Landratsamt, sich hier offensichtlich starker in der Pflicht sieht als die Kommunen. Das ist allerdings ein ganz typisches Ergebnis, so lange die projektbezogenen Nachteile nicht vor allem
25So Akteure im Landratsamt. 26 Hierzu ist eine Arbeitsgruppe beim Landratsamt eingerichtet worden. 2T VERKEHRSVEREIN REMTAL-ROUTE E.V., Gastlichkeit im Remstal, Katalog 2005/2006, o.D. 28 Die Deutsche Fachwerkstral~e, die Werttembergische Weinstral~e und die Idyllische Strar~e queren den Landkreis
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
19
kommunal wirken. Im Gegensatz zu zentralisierten M(Jllentsorgungs- oder Verkehrslinienf(Jhrungsmal3nahmen wirken touristische Investitionen eher verst~rkend auf kommunale Entscheidungstr~ger; die negativen extemen Effekte, die bei den o.g. Problembereichen (Entsorgung, Verkehr) off verst~rkt kommuniziert werden, werden bei touristisch relevanten Investitionen gem auch einmal marginalisiert. Das ruft bei den AufsichtsbehSrden eine typische Gegenhaltung auf den Plan, die in harter Kontrolle und dementsprechend deutlicher Zielpr~ferenz an dieser Stelle sich ~ul3em kann.
Offentliche GOter Es werden im Rems-Murr-Kreis eine Reihe von Kollektivgetern angeboten. Die relevanten Kollektivg0ter sind Tabelle 2 zu entnehmen. Alle Kollektivgeter sind relevant und stolen durch die genannten externen Effekte auch auf entsprechend Probleme. Die Verteilungswirkung des Destinationsmarketings, das im Rems-Murr-Kreis vergleichsweise 29 umfangreich betrieben wird, geht zugunsten der in der Destination ans~issigen Leistungstr~ger. Das Destinationsmarketing wird relativ konfliktlos mit der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH abgestimmt (was insbesondere for den Schw~bischen Wald gilt). In der Zielgruppendefinition ist das Destinationsmarketing regional eindeutig auf Bewohner der Region Stuttgart, Einheimische und Bewohner anderer benachbarter Landkreise zugeschnitten. Produktpolitisch gibt eine Orientierung hin zu Familien und ~lteren G~sten mit den Schwerpunkten Natur, Kultur sowie Gastronomie. Eine Reihe von Clubg0tern werden von staatlichen Stellen angeboten, so die o.g. Pauschalangebote, Loipen, Kulturg0ter etc.
29 Der Vergleich betrifft ~ihnlich strukturierte Nachbarkreise wie Esslingen oder G0ppingen, in denen weit weniger Destinationsmarketing-Aufwand betrieben wird.
20
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
Tabelle 2: Positive und negative externe Effekte im Zusammenhang mit wichtigen touristischen Kollektivg0tern Kollektivgut Positive externe Effekte i
Negative externe Effekte
i
I
' Touristische
Durch Investition in touristische Nur in allgemeiner Form sind negative externe Ef-
Infrastruktur
Infrastruktur i
werden
Nutzen fekte denkbar: die F0rderung des Tourismus allge-
erzeugt, die nicht von dem Nut- mein kann der Okologie und der ans~ssigen Bev01zer bezahlt werden m0ssen, kerung einen Schaden verursachen, der nicht ausz.B. durch Parks, Wanderwege
geglichen wird. Dies gilt jedoch auch for die 0brigen hier genannten Kollektivg0ter.
I"
i
Destinati-
Vom
onsmarke-
marketing, das das Zielgebiet in Mittelpunkt r0ckt, die for bestimmte Anbieter uninte-
ting
zentralen
Destinations-Destinationsmarketing,
das Zielgruppen in den
den Mittelpunkt stellt, profitieren ressant sind, verursacht negative externe Effekte viele touristische Anbieter in der for jene Unternehmen. Die Tragf~higkeit der DestiDestination, ohne sich direkt nation wird mit "Nichtkunden" der Unternehmen beteiligen zu m0ssen,
belastet. Aul~erdem wird durch Destinationsmarketing ein Reckgang der touristischen Ums~itze in konkurrierenden Zielgebieten erzeugt.
I
Natur
I
,
Von der Pflege und Bereitstel- Durch die Nutzung der Natur selber werden negatilung der Natur profitieren die ve externe Effekteverursacht. Touristen
und
touristischen
Betriebe, ohne ein Entgelt zu zahlen. i
Nachhaltige
i
Von
Entwicklung
der
Konzeptes
Entwicklung for
eines Die St0rung einer Konzeptes des nachhaltigen
nachhaltigen Tourismus durch einzelne Anbieter verursacht ne-
Tourismus profitieren alle tou- gative externe Effekte zu Lasten der anderen am ristischen Unternehmen am Ort, Tourismusangebot Beteiligten. Die St0rung kann sofern diese nicht kurzfristigel z.B. durch Veranstaltung 0kologisch oder soziokulZiele verfolgen, .
turell fragw0rdiger Events liegen. Dadurch wird das gesamte Konzept konterkariert.
Quelle: B O C H E R T , Tourismus in der Marktwirtschaft, M 0 n c h e n 2001, S.56
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
21
Einige Pauschalen sind in dem Prospekt ,,Sterne an Rems und Murr" 3oder Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH zusammengefasst. Die 0bernachtungsangebote sind buchbar bei den Toudstinformationen der Gemeinden sowie beim Naturparkzentrum der Touristinfo Murrhardt. Dar(~ber hinaus gibt es weitere Pauschalangebote, die bei den Tourismusstellen der Gemeinden zu buchen sind. Der Verkehrsverein Remstalroute e.V. bietet in seinem Katalog ,,Gastlichkeit im Remstal" Themenf0hrungen in Schorndorf an, die bei der Schorndorfer Stadtinfo buchbar sind 31.
Im weiteren Verlauf der Fallstudie bekommen die ~Sffentlichen GDter einen Sonderstatus, da die politische Zielsetzung im Zusammenhang mff 6ffentlichen GDtem schwer zu eruieren ist. Aus Sicht des Autors bedarf es an dieser Steile einer unmittelbaren ordnungspolitischen Festlegung, ggfs. einer objektbezogenen Entscheidung. Wenn man die Fragestellung auf die politische Ebene theoretisch projizieren m6chte, dann am ehesten anhand der ideologischen Frage nach der Bereitschaft zu Privatisierungen. In allen anderen F~llen sind jeweils andere politisch relevante BegrQndungsarten heranzuziehen~2.
Finanzpolitik Das erhobene Datenmaterial zur Sch~tzung der finanzpolitischen Konsequenzen i s t wie auch bei der Ermittlung der Besch~ftigtenzahi - nicht ausreichend, um unumst5l~liche Aussagen zu machen. 33 Mit grol~er Vorsicht sind daher die foigenden Zahlen zu betrachten.
3o REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH, Sterne an Rems und Murr (Brosch(~re), Stuttgart o.D. 31 VERKEHRSVEREIN REMTAL-ROUTE E.V., Gastlichkeit im Remstal, Katalog 2005/2006, o.D.S.29 32 Das kSnnen die z.B. die Frage der regelm~il~ig im Zusammenhang mit (Sffentlichen Getern stehenden externen Effekte, Umverteilungsfragstellungen, Meritorik- oder DemeritorikAns~itze jeweils unmittelbar kombiniert mit dem finanzpolischen Spielraum der Destination sein. 33 Das ist nicht als Kritik zu verstehen; Entscheidungen (~ber Datenerhebungen sind nicht kostenneutral; es ist vielmehr eine Einschr~nkung bezOglich der Qualit~t den hier vorgelegten Zahlen.
22
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
Der Autor geht von 2 Millionen Tagesg~sten pro Jahr aus. Das w~ren eine Verh~ltnis von 1:9 zwischen 0bernachtungsg~sten zwischen 0bernachtungs- und Tagesg~isten. Dabei ist der Einkaufstourismus nicht einbezogen. Daraus ergibt sich ein direkter tourismuswirtschaftlicher Umsatz yon ca. 50 Mio. (E~. Daraus ergibt sich ein Einkommen von ca. 20 Mio. (E.3~ AIs Steueraufkommen kann von etwa 1,5 Mio. s kreisweit ausgegangen werden.
Nicht ganz erstaunlicherweise sind diese sechs Zeilen die eindeutig meistzitierten aus der gesamten Fallstudie im Rahmen der Durchf(Jhrung der Beratungst~tigkeff gewesen. Ganz dominierend wird diese Bedeutung von Tourismus diskutiert. Freilich geht eine ganz isolierte Betrachtung der zufliel3enden monet~ren StrSme auch an der Wahrheit vorbei. Zumindest dem durch Ausgabenpolitik der Destination induzierten Tourismus m(Jssen die finanzwirtschaftlichen Anstrengungen entgegengesetzt werden.
Freizeit- und tourismuswirtschaftlicher Uberschneidungsbereich Eine oft vernachl~ssigte Funktion der Tourismuspolitik ist die ,versteckte" Verbesserung des Lebensstandards der einheimischen BevSIkerung. Nicht zuletzt aus Sicht der gerechten Finanzierung der Mal3nahmen ist jedoch deutlich zu hinterfragen, wer denn im Mittelpunkt der Aktivit~ten stehen soil: der Tourist oder der Einheimische. Ein gror~er Teil der vonder Regio Stuttgart Marketing 2005 neu aufgelegten Prospekte ,,Freizeitaktivit~ten im Schw~bischen Wald" und ,,Sterne an Rems und Murr" wurden an Nachfragern mit Wohnsitz im Rems-Murr-Kreis versandt. Das ist ein Indiz daf(~r, dass das Tourismusangebot des Rems-Murr-Kreis' gleichzeitig ein freizeitwirtschaftliches Angebot ist.
Es wird von durchschnittlichen Tagesausgaben von 50 (E pro 0bernachtung und 12 (E pro Tagesgast ausgegangen. 3s Die Verringerung gegen(~ber der Ums~tze ist durch abfliel~ende WertschSpfung bedingt. 20 Mio. ~ korrespondiert mit unter 1000 direkt tourismuswirtschaftlichen Arbeitspl~tzen.
Die Ausgangssituation im Rems-Murr-Kreis
23
Typische Beispiele for den 0berschneidungsbereich sind gastronomische und naturkundliche Angebote, die vonder Destination gef5rdert werden 36
36 Vgl. FREMDENVERKEHSGEMEINSCHAFT SCHW,~,BISCHER WALD E.V., Schw~ibischer Wald Aktuell (G~istezeitschrift), 6.Ausgabe, Waiblingen 2004 S.
24
Beteiligte staatliche Ebenen
3 Beteiligte staatliche Ebenen Tourismuspolitik im Rems-Murr-Kreis wird unterhalb der Regierungspr~isidiumsebene von verschiedenen Institutionen beeinflusst. In Abbildung 5 sind die relevanten (Jberkommunalen Verb~inde mit ihren Mitgliedschaften dargestellt. Die folgenden Informationen 0ber die beteiligten staatlichen Institutionen stammen von diesen selber.
Es herrscht das nicht so unObliche Durcheinander im Incomingtourismus: GebietskSrperschaften sind aufgrund ihrer Verwaltungs- und Geldgeberfunktion beteiligt; eine mehr oder weniger grol3e Rolle spielt das polische Geschafl, das Tourismus organisieren, for die einheimische BevSIkerung nutzbar, aber auch im Bereich von Wahlen nutzen will. Dem gegen(Jber steht die Gast-orientierte Betrachtung, die bekanntlich sehr h,~ufig sich nicht an politischen Grenzen orientiert, der durch Destinations-bezogene Grenzziehungen von Tourismus-Vermarktenden, aber auch-organisierenden Institutionen Rechnung getragen wird. Eine zweite Ebene der Differenzierung, die, so sinnvoll sie auch klingen mag, wiederum zu einer weiteren Vermehrung von Institutionen f(Jhrt, ist die - j e nach Strategien im Zielgebiet- mehr oder weniger ausgefOhrte Unterteilung in Marketing-orientierte und Verwaltungs-Verbands-orientierte Organisationen. Hieran macht sich h~ufig auch eine Trennung in formal privatisierte und als Vereine, Eigenbetriebe oder Amter organisierte Einheiten fest. Teilweise wird sogar echte Privatisierung in diesem Bereich auf der Marketingebene zu finden sein. Dies ist bei der Fallstudie im Verein RemstaI-Route e.V. der Fall; eine Tatsache, die erstaunlich wenig Relevanz beim Ablauf der Diskussionen um eine Reform der Organisationsstrukturen des Tourismus im Kreisgebiet hat.
Beteiligte staatliche Ebenen
25
Abbildung 5: Uberkommunale Verb~inde mit tourismuspolitischer Relevanz im Rems-Murr-Kreis und ihre Mitgliedschaften (bzw. Kooperationen im Fall Regio S)
Landkreise aul~erhalb
Gemeinden aul~erhalb
des Rems-Murr-Kreises
des Rems-Murr-Kreises
Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH
Rems-Murr-Kreis ,
t
,
/
Gemeinden des Rems-Murr-Kreises
~////
V "
r
Fremdenverkehrsgem.
Verkehrsverein
Schw~bischer Wald e.V.
RemstaI-Route e . V .
Naturparkverein ,,,
.Erl~uterung" ~
Mitgliedschaft
l
' eriva~irtsch. Betrieb el
26
Beteiligte staatliche Ebenen
Rems-Murr-Kreis, Landratsamt Verschiedene Dezernate und ,~,mter des Landratsamts beeinflussen die Tourismuspolitik im Landkreis. Von gr61~erer Bedeutung sind die folgenden ,~,mter: 11 Kultur, 20 Finanzen, 21 Forst, 31 Verkehr, 40 Baurecht und Strukturentwicklung, 41 Landwirtschaft, 42 Umweltschutz sowie - mit Abstrichen - das gesamte Dezernat Soziales, Jugend und Gesundheit. Dem Baurechts- und Strukturentwicklungsamt ist die Betreuung der Mitgliedschaften in den tourismuswirtschaftlich relevanten Verb~inden sowie die Gesch~ftsf0hrung der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~ibischer Wald e.V. zugeordnet. Die Organisation auf Landratsamtsebene ist insofem zumindest for die Destination Schw~bisch-Fr~nkischer Wald unproblematisch, da die Betreuung des Fremdenverkehrsvereins for diese Destination dem Amt 40 direkt zugeordnet ist. Daher ergibt sich eine zwar Integrative Form der Zuordnung von Aufgaben, freilich mff einer deutlichen Dominanz.
Kommunen Innerhalb des Rems-Murr-Kreises sind die Gemeinden tourismuspolitisch relevant in den Bereichen Kultur, Soziales, Events, Geschichte, G~istebetreuung, Tourismusinformation, Marketing-Kommunikation, Pauschalen und weitere touristische Infrastruktur37 Es besteht eine gewisse Konkurrenzsituation um Leistungen der Kommunen und des Landkreises, da das (~berkommunale Engagement des Landratsamtes keine verpflichtenden Leistungen sind. Die Roile und die politischen Zielsetzungen der Kommunen werden in Kapitel 5 erSrtert.
37 B~ider und Badestellen, Wanderwege, Radwege, Loipen, Lifte, Raumordnung, Spielpl~tze, Rastpl~itze
Beteiligte staatliche Ebenen
27
Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH Die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH ist ein regionaler Zusammenschluss von Landkreisen, der kreisfreien Stadt Stuttgart und Kommunen mit dem Ziel der Vermarktung der Destination Stuttgart. Der regionale Destinationsgedanke einer 0ber die gemeindlichen Grenzen hinausgehenden Region wird umgesetzt. Die Regio Stuttgart Marketing hat ihren Sitz in Stuttgart. Die Mitglieder zahlen Beitr~ige und partizipieren am Destinationsmarketing.
Die Region Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH spielt in der Gesamtschau der Strategiefindung eine zentrale Rolle, da Stuttgart an sich als Quellgebiet, aber auch die nach Stuttgart Reisenden als Quellmarkt einen grol3en Teil der Nachfrager ausmachen.
Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~ibischer Wald e.V. Die Fremdenverkehrsgemeinschaft wird getragen von den Mitgliedern und hat einen j~hrlichen Etat von z.Z. ca. 70.000 ~ zuz0glich der Personalkosten, die vom Landratsamt getragen werden. Der Etat finanziert sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeitr~igen und EU-Mitteln. Mit Ausnahme der Gemeinden Gschwend (Ostalbkreis) und Mainhardt (Kreis Schw~bisch Hall) sind alle Mitgliedsgemeinden Teil des Rems-MurrKreises. Die wesentlichen Ausgaben der Fremdenverkehrsgemeinschaft betreffen G~stezeitungen, Gastgeberverzeichnisse, den Beitrag an der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH 38for Marketingaktivit~ten, Brosch(~ren und den Internetauftritt 39. AIs Personalkosten fallen zurzeit eine 2/3 Stelle BAT an. Der Landkreis beteiligt sich an der Finanzierung der Fremdenverkehrsgemeinschaft durch die Stellung von B0ror~umlichkeiten und die Verwaltungsinfrastruktur.
3s Rund 20.000 (E. Au~erdem zahlt der Landkreis noch direkt ca. 10.000 (E p.a. an die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH 39www.schwaebischer-wald.de
28
Beteiligte staatliche Ebenen
Verkehrsverein RemstaI-Route e.V. Der Verkehrsverein RemstaI-Route e.V. ist eine im Wesentlichen gemeindlich motivierte Vereinigung mit Sitz in Weinstadt (in R~iumlichkeiten der Stadtverwaltung). Mitglieder sind Kommunen im Remstal oder der unmittelbaren Umgebung. Beteiligt sind ca. 100 privatwirtschaftliche Betriebe (Winzer und Gastronomen) sowie F(Srdermitglieder. Der Landkreis ist ebenfalls Mitglied. Es besteht eine gewisse Konkurrenzsituation innerhalb des Landkreises um Priorit~itensetzungen bei der Ben]cksichtigung der beiden das Remstal und den Schw~bischen Wald, die aufgrund ihres landschaftlichen und kultureilen Angebots herausragenden Destinationen im Kreisgebiet. vermarktenden Vereine. Der Verkehrsverein hat einen Jahresetat von ca. 120.000 s (2004), der von den Mitgliedsgemeinden, dem Landkreis und zur H~ilfte von den privatwirtschaftlichen Mitgliedern getragen wird. Die Gesch~iftsf0hrerin und eine weiter Stelle wird aus den Mitteln des Vereins bezahlt; die Gesch~ftsr~iume stellt sie Stadt Weinstadt. Der Verkehrsverein nimmt Marketingaktivit~iten f(~r das Remstal wahr und setzt damit eine Qberkommunale Definition der Destination um. Inhaltlich konzentriert sich das Marketing auf Gastronomie und Ausflugstourismus. Der Schwerpunkt der T~itigkeit liegt auf Produkt- und Kommunikationspolitik.
Naturparkverein Schw~ibisch-Fr~inkischer Wald e.V. Der Naturparkverein ist ein Zusammenschluss von 37 Gemeinden des Naturparkgebiets und der sechs den Naturpark bildenden Landkreise. Die Gesch&ftsf(~hrung des Naturparks (die vonder Landesforstverwaltung gestellt wird) hat ihren Sitz in Murrhardt im Rems-Murr-Kreis. Der Naturparkverein finanziert sich aus Beitr~gen und Zusch0ssen (zum Teil EU-Mittel). Die durchschnittliche F5rderung aus betrug in den letzten Jahren
Beteiligte staatliche Ebenen
29
rund 300.000 s Damit wurden fSrderungsberechtigte Vorhaben 4~ unterst0tzt. Die Mitgliedsbeitr~ge sind mit 15.000 (E p.a. vergleichsweise niedrig. Im Naturparkzentrum in Murrhardt, in dem die Gesch~ftsf0hrung ihre B0ror~ume hat, ist neben dem Gesch~ftsf0hrer eine weiter halbe Kraft besch~ftigt. Der Schwerpunkt des Naturparkvereins liegt in der Produktpolitik: Es werden die Angebote f0r Touristen und Ausfl0gler definiert und koordiniert. Die Marketing-Kommunikation f0r den Naturpark wird nur teilweise direkt wahrgenommen; teilweise den Landkreisen sowie z.B. der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~bischer Wald (~berlassen.
Naturparkverein und Fremdenverkehrsverein bearbeiten eine sich weitgehend Dberschneidende Fl~che m i t - im touristischen Segment- h~ufig sich (Jberschneidenden Ansatzpunkten.
Parteien im Kreistag Das Thema Tourismus ist im Kreistag von geringerer Relevanz gewesen in der Vergangenheit. Die kommunal gepr~gten Fraktionen haben (3berkommunale Bestrebungen nicht protegiert. Es besteht im Gegenteil eher die Tendenz, die Tourismus-MarketingAktivit~iten im direkten Umfeld des Landratsamtes (vor allem der Fremdenverkehrsgemeinschaft) kritisch zu sehen.
4o Dabei handelt es sich in der Regel nicht um direkte FSrderungen for tourismuswirtschaftliche Anbieter, sondern um Landschaftspflege, Umweltbildung, Kulturerbe im I~indlichen Raum und Investitionen in Erholungseinrichtungen im I~ndlichen Raum wie Wanderwege. Die geschaffene Infrastruktur hat aber touristischen Charakter. So wurde zum Beispiel der Bau einer mit Flutlicht beleuchteten Loipe in Welzheim gefSrdert.
30
Beteiligte staatliche Ebenen
Ordnungspolitische Einordnung Die Neue Politische Okonomie hat als Ziel, in sinnvoller Weise, den Staat von seiner 0bervater-Rolle 41 zu befreien. Die Entscheidungen der staatlichen Instanzen sind im Einzelnen zu untersuchen, um Ansatzpunkte far Verbesserungen der tourismuspolitischen Situation zu erhalten Die Wahler
Aus Sicht des W~hlers ist der Tourismus in der Regel nicht das entscheidende Kriterium der Stimmenabgabe im Zuge einer politischen Wahl. Freilich sind zwei wesentliche Aspekte, die den Tourismus betreffen, durchaus zu berecksichtigen: bei kommunalen Wahlen dominiert die Bedeutung des Incomings; bei nationalen Wahlen die des Outgoings. Insofern ist for diese Fallstudie parteienabh~ingiges Staatsverhalten unter diesem Aspekt durchaus relevant. Je kleiner der r~umliche Bezug ist, umso problematischer wird auch aus engerer tourismuspolitischer Sicht die Wahlaussage, weil im Incoming sich die eher wirtschaftlichen Ziele der vom Tourismus Abh~ngigen und die der Interessen vom Tourismus unabh~ingigen Bewohner (und auch anderer nicht-touristischer Unternehmen) oftmals nicht decken. Erweitert man die Betrachtung um die 0kologischen Interessen der W~ihler, dann wird auch hier deutlich, dass der vermutlich gr0rSere Konflikt bei kommunalen Wahlen auftritt.
41 REISS, Mikro0konomische Theorie, 3.A., M0nchen 1996, S.363
Beteiligte staatliche Ebenen
31
Die Bedeutung der Parteienprogrammatik Wenn man individuelle Nutzenmaximierung von Politikern als wesentlichen Antrieb unterstellt, dann ist diese "untrennbar verkn0pft mit der Besetzung von Machtpositionen ''42. Unterstellen wir hier, dass die Regierungsfunktionen durch Mehrheitsentscheid der W~hler vergeben werden, muss zun~ichst untersucht werden, wie man eine Wahl gewinnt, um Verst~indnis f0r Wahlaussagen zu haben. Es kann gezeigt werden, dass vor allem in Zwei-Parteien-Systemen sich Wahlkampfaussagen zwischen Parteien und deren Vertretern kaum unterscheiden 43. Um die Bedeutung f0r die Tourismuspolitik herauszuarbeiten, kann festgehalten werden, dass nur in Zwei-Parteien-Systemen sich eine geringe Unterscheidung der programmatischen Aussagen konstatieren I~sst. Bei drei oder mehr Parteien wird schon an den Programmen deutlich werden, dass unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Zur Differenzierung ist allerdings zu sagen, dass es hier nicht um die tats~chlichen Entscheidungen, sondern um Wahlversprechen geht. W~hrend also in den kommunalen Wahlk~mpfen, die von zwei Kandidaten gepr~gt werden, eher wenig inhaltliche Differenzen auftreten, kann und das gilt tendenziell eher f0r Fragen des Outgoingtourismus - ein Wahlkampf mit Mehrparteiensystemen durchaus sehr differenzierte Aussagen bringen. -
Unterstellt, dass f0r die Regierungspraxis nach der Wahl for Politiker in Zwei- und in Mehrparteiensystemen im Grunde die gleichen Erfordernisse gelten, dass nach der Wahl ~hnliche Entscheidungen gef~llt werden, muss hier folgendes betont werden: Es darf aus dieser Theorie nicht abgeleitet werden, dass die differenzierteren Wahlkampfaussagen in Mehrparteiensystemen auch zu differenzierterer Politik f0hren. Das bedeutet im Rahmen dieser Fallstudie, dass die Handlungsempfehlungen durchaus gegen das Interesse aller beteiligten Parteien (oder im Gegenteil im Interesse aller Beteiligten ausfallen); zu erwarten sind konflikt~re Situationen zudem bei der Frage der hierarchischen Ansiedlung insbesondere des Destinationsmarketings. Eine Ausnahme bilden hier Parteien, die ausdr0cklich Sachthemen in den Mittelpunkt ihres Images stellen.
42 BERG/CASSEL/HARTWlG, Theorie der Wirtschaftspolitik, in: BENDER ET AL., Vahlens Kompendium der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, 7.A., M0nchen 1999, S. 171-298, S.228. 43Vgl. BOCHERT, Tourismus in der Marktwirtschaft, Menchen 2001, S.134ff
32
Beteiligte staatliche Ebenen
Im Verlauf der Politikberatung sind durchaus kritische TSne von Seiten der B(Jrgermeister zu h6ren gewesen, die sich auch an einem zu akademischen Ansatz entz(Jndeten, ohne inhaltlich Stellung zu beziehen. Hier sind durchaus auch Profilierungsversuche vermutbar, die sich an zwei Reflexen orientieren: Was von oben (in diesem Falle das Landratsamt) und was von Wissenschaftlern kommt, das hilft bei den MDhen der Ebene nicht. NatDrlich bedeutet die Abh~ngigkeit der BDrgermeister vom W~hlerwillen (im Gegensatz zu den Beamten des Landratsamts und extemen Beratern) hier einen anderen Umgang. Das daft nicht vernachl~ssigt werden bei der Antizipation von Reaktionen. B(Jrokratien und Interessengruppen
AIs Aufgabe der B(~rokratie benennt LEIPOLD die "Durchf0hrung und Kontrolle der vom Parlament und der Regierung beschlossenen Gesetze und Mal~nahmen. Nach dem klassischen B(~rokratieverst~indnis gilt die Staatsb(~rokratie lediglich als ausfOhrendes Organ des politischen Willens "~. Dieses Verst~indnis habe sich gewandelt: "Danach wird unterstellt, dass die Inhaber staatlicher ,~mter eigene Ziele und Interessen verfolgen und aktiven Einflul~ auf die politischen Prozesse in Demokratien ausQben"45. Obwohl dieser hier bereits herauslesbare Egoismus ein wichtiger Aspekt im Folgenden ist, soil nicht vergessen werden, dass B(~rokratien durchaus auch vonder Regierung gewollt exekutive Funktionen 0bernehmen, um zu deren Entlastung beizutragen. Die dritte Gruppe von Beteiligten am zentralisierten Bereich des politischen Entscheidungsprozesses sind die Interessengruppen. Ihre Existenz I~sst sich durch den Anreiz der Betroffenen, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, begr0nden. Das politische Leben ist ohne Interessengruppen undenkbar: praktisch in jedem Wirtschaftsbereich gibt es auf Anbieter- und Nachfrageseite Vertreter, welche die Interessen der Betroffenen insgesamt wahrnehmen. Die Interessengruppen sind in zwei Bereiche zu differenzieren: "Der erste Typ setzt sich aus Verb~inden zusammen, deren Mitglieder sich haupts~ichlich aus persSnlichen Motiven oder Interessen zusammenschliel~en, die in gemeinsamer und organisierter Form wahrgenommen werden sollen... Die zweite Gruppe umfasst Verb~inde, deren Haupt-
44 LEIPOLD, Ordnungspolitische Konsequenzen aus der 5konomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, MOnchen 1988, S.264. 4s LEIPOLD, Ordnungspolitische Konsequenzen aus der (Skonomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, M{3nchen 1988, S.265.
Beteiligte staatliche Ebenen
33
zweck in der Organisation und Durchsetzung gemeinsamer Interessen gegen0ber politischen Institutionen oder anderen Verb~nde besteht. ''46 Diese Unterscheidung ist bei der politischen Beurteilung der Aktivit~iten der Verb&nde von grol~er Bedeutung, denn nur die zweite Gruppe spielt bei der Entstehung volkswirtschaftlicher Ineffizienzen eine grol%e Rolle. LUCKENBACH konstatiert bei ihrer Wirkungsanalyse der Verbandsaktivit~ten: "Die meistens positive Beurteilung, welche die Wirkungen der Verbandsaktivit~iten im Falle einer Betrachtung aus der Verbandsperspektive erfahren, muss nicht selten aufgegeben werden, sobald die Wirkungen der Verbandsaktivit~ten unter gesamtwirtschaftlichem Aspekt betrachtet werden ''47. FOr die touristische Verwaltung gilt insbesondere im kommunalen Bereich, dass die Besch~ftigten dort eher "Exoten" sind - jedenfalls aus Sicht der Gew~ihlten, die h~iufig Verwaltungswirte, P~dagogen oder Juristen sind. Die Kosten der Kontrolle h~ingen zwangsl~ufig mit dem fachlichen Verst~ndnis der Regierenden zusammen - und da kann f0r die Tourismusverwaltung festgestellt werden: Dies ist ein Bereich, der aufgrund seiner Besonderheiten im Vergleich zu anderen kommunalen Aufgaben eher schwer einsehbar ist. Folglich sind die Kontrollkosten hoch, und es ist auch durchaus wenig sinnvoll, die Kontrollen zu erhShen 48. Sehr wesentlich ist, dass bei der Tourismusverwaltung Marketing eine in der Regel grol~e Rolle spielt; ein Bereich also, der professionell durchaus nicht in allen Verwaltungen geleistet wird. BLEILE konstatiert "gravierende Nachteile der parastaatlichen Tourismusorganisation ...: Der mehrstufige Organisationsaufbau behindert bzw. verhindert eine rationale Kompetenzzuordnung .... auf allen Organisationsebenen ... wird der Tourismus mehr oder weniger b0rokratisch und kameralistisch verwaltet ''49. Die Begr0ndung f0r diese Zust~nde sind jedoch nicht allein organisatorisch begr0ndbar; dass gerade die Tourismusverwaltung h~iufig als schlecht funktionierend beurteilt wird, liegt auch an jenen hohen Kontrollkosten, die zu einer grol~en Zahl von Fallen b0rokra-
46 LEIPOLD, Ordnungspolitische Konsequenzen aus der 5konomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, M0nchen 1988 (1988), S.263f. 47 LUCKENBACH, Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, MOnchen 1986, S.281f. 48 Der richtige Ansatz zur Ver~inderung ist u.U. ein anderer: die institutionelle .&nderung. 49 BLEILE, Management des Wandels - Pl~idoyerf0r eine neue Tourismusorganisation, Freiburg 2000, S.5f.
34
Beteiligte staatliche Ebenen
tischer Ineffizienz fQhren. Dies best~itigt auch GROSSMANNS Kritik, dass es im (Sffentlichen Fremdenverkehr an QualitQts- und wirtschaftlicher Erfolgskontrolle fehle 5~ Tendenziell gilt jedoch for die Tourismusverwaltung das, was FRITSCH/WEIN/EWERS fQr die gesamte B0rokratie unterstellen: "Alles in allem ist zu vermuten, dass die B0rokratie infolge systemimmanenter Anreize ein zu grol~es Leistungsangebot auf eine relativ ineffiziente Weise bereitstellt "51. KASPAR/MIHALIC heben hervor, dass die Tourismusverwaltung bestimmten Aufgaben den Vorzug gibt: Sie nennen als Beispiele "Subventionen, Gebote und teilweise auch Verbote "52. AIs Grund for diese Pr~iferenz benennen sie den dadurch gewonnenen "gr(51~eren Handlungsraum for b0rokratische Entscheidungen"53: administrative Instrumente gew~hrleisten diesen mehr als Direktverhandlungen (zwischen Einzelpersonen oder Betrieben)oder Internalisierungen von Umweltsch~iden 54. Diesen Gedanken kann man nat0rlich 0ber die hier gemeinte (~kologische Komponente des Tourismus hin ausdehnen: auch for andere Bereiche gilt, dass die Tourismusverwaltung sich gern einen direkten Einfluss vorbeh~lt. Es ist nicht davon auszugehen, dass bestehende Tourismusorganisationen ohne ~iul~eren Druck Kompetenzen abgeben. Die Begr0ndungen hierf0r sind geliefert: sie stecken in den Zielen der Maximierung des Einflusses (viele Aufgaben sich zuzuziehen) bzw. der Maximierung des diskretion~ren Budgets - also der Erledigung von Aufgaben, deren tats~ichliche Kosten von Seiten der Regierung nicht oder nur schwer eingesch~itzt werden k5nnen: Diese Aufgaben sch0tzen den B0rokraten vor der Kontrolle. Die Kritik an den Verwaltungen, die im Incomingtourismus agieren, wird h~iufig auch anhand der B0rokratieschw~ichen gef0hrt. Die ineffiziente, nicht nach betriebswirtschaft-
so Vgl. GROSSMANN, Qualit~itsmanagement in Fremdenverkehrseinrichtungen, in: POMPL, LIEB (Hg), Qualit~tsmanagement im Tourismus, M0nchen 1997, S.247-358, S. 349. sl FRITSCH/WEIN/EWERS, Marktversagen und Wirtschaftspolitik 3.A., M0nchen 1996, S.301. $2 MIHALI(~/KASPAR, UmweltSkonomie im Tourismus, Bern 1996, S. 157. 53MIHALI(~/KASPAR, UmweltSkonomie im Tourismus, Bern 1996, S. 157. Vgl. MIHALI(~/KASPAR, Umwelt5konomie im Tourismus, Bern 1996, S.157.
Beteiligte staatliche Ebenen
35
lichen Prinzipien organisierte Arbeit der zentralisierten Stellen im Incomingtourismus wird als ein Grund for die schlechten Ergebnisse im deutschen Incoming gesehen ~5. Indes den Interessengruppen gr01~eren Einfluss zu geben oder Berokratien mit Interessengruppen zu vermischen (durch Misch-Vereine, in denen sowohl Gebietsk0rperschaften als auch privatwirtschaftliche Leistungstr~ger Mitglied sind) erscheint ebenfalls problematisch. Die positive Sicht der Politik und der BOrokratie gegen0ber Interessengruppen ist auI~erdem durch die Tatsache zu begrenden, dass den Vertretungen die Suche nach einem Kompromiss mit verschiedenen von politischen Entscheidungen Betroffenen dadurch erleichtert wird, dass eine Zentralisierung der Willensbildung bei den Verb~inden stattfindet und so die Zahl der Verhandlungspartner for die Politik und die Berokratie sich verringert 56. An diesem grunds~tzlich nicht zu leugnenden Vorteil setzt aber auch eine Kritik an Interessengruppen an: sie vertreten in der Regel nicht alle Interessen der Mitglieder oder sonstigen Betroffenen. Hier schon gibt es eine Insider-OutsiderProblematik: Die F0hrung von Interessengruppen, die sich aktiv for ihre Klientel einsetzt, wird innerhalb des Verbandes mehr oder weniger stark von verschiedenen Mitgliedern getragen $7. Das kann zu einer Verzerrung fehren: es werden partielle Interessen von einflussreichen Mitgliedern vertreten; die Politik kann (oder will)ihre Wahrnehmung schlecht ausdehnen auf die (aus ihrer Sicht tats~chlich schwer nachvollziehbaren) Ungleichheiten innerhalb der Verbandsmeinungsbildung. In der Regel leisten Interessengruppen nicht allein objektive Informationsarbeit for die Politik 58, meist sind mit politischen Entscheidungen konkurrierende Interessenkonstella-
s~ VgI.BLEILE, Management des Wandels - Pl~doyer for eine neue Tourismusorganisation, Freiburg 2000, S.6. s6 Vgl. FRITSCH/WEIN/EWERS, Marktversagen und Wirtschaftspolitik 3.A., Menchen 1996, S.302. s7 So sieht auch LEIPOLD die fehlende Machtkontrolle der Verb~nde (neben mangelnder verfassungsm~il~iger und demokratischer) als eines der Probleme der Struktur der Interessenvertretungen an. Vgl. LEIPOLD, Ordnungspolitische Konsequenzen aus der 0konomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, M0nchen 1988, S.246; zu den verfassungspolitischen Bedenken vgl. LUCKENBACH, Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, Menchen 1986, S.282. ~8 FRITSCH / WEIN / EWERS konstatieren dies schon unabh&ngig vonder Existenz konkurrierender Interessengruppen; vgl. FRITSCH/WEIN/EWERS, Marktversagen und Wirtschaftspolitik 3.A., M0nchen 1996, S.302.
36
Beteiligte staatliche Ebenen
tionen verbunden: in diesen F~illen werden die Politik oder die B0rokratie mit dem Versuch der Einflussnahme mehrerer Interessengruppen konfrontiert. Deshalb wird die unterschiedliche St~irke verschiedener Interessenvertreter relevant. Typische Beispiele for konkurrierende Interessen sind Markteingriffe, die auf den Schutz der auf dem Markt bereits t~itigen Unternehmen abzielen, oder Umweltauflagen. Im ersten Fall stehen die Interessen der t~itigen und der potenziellen neuen Produzenten sowie die Konsumenteninteressen mehr oder weniger gegeneinander; im zweiten Fall die der Bevblkerung gegen diejenigen der Unternehmen und h~ufig diejenigen von deren Arbeitnehmer. Bei der Informationsweitergabe nutzen die Interessenvertretungen die mangelnde Transparenz der B0rokratie und der Politik aus, indem sie "die Lage ihrer wirtschaftlich benachteiligten Mitglieder ausfOhrlich schildern, w~ihrend sie weder eine Differenzierung ihrer Mitglieder nach Einkommensgruppen vornehmen noch auf die Situation ihrer wirtschaftlich beg0nstigten Mitglieder eingehen "59.
59LUCKENBACH, Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, M0nchen 1986, S.280.
Beteiligte staatliche Ebenen
37
Tabelle 3: Die Nachteile der bestehenden Incomingtourismusorganisationen aus Sicht von BLEILE Nachteil
Erl~iuterung !
9 Keine land-
AIs nachteilig ist die Orientierung an politischen Grenzen zu beurteilen, die h~iufig nicht den Destinationen aus Sicht der Touristen entsprechen.
schaftsbezogene Organisation 9 Keine vern0nf-
Der mehrstufige Organisationsaufbau f0hrt zu unkoordiniertem Marketing (Prospekte, Messen, PR etc.)
tige Aufgabenteilung I
i 9 Finanzielle Abh~ngigkeiten
.
.
.
.
.
I
Die Dominanz der Politiker in den Organisationen begr~ndet sich durch die Abh~ngigkeit der Verb~inde von der 5ffentlichen Hand. Die Privatwirtschaft ist unterrepr~sentiert und h~ufig nicht zur Mitarbeit motiviert.
9 B0rokratisch-
Zumindest in den ,~mtern, Verwaltungen und Vereinen ist b0ro,
i
kameralistisches kratischer und kameralistischer Ablauf zu beobachten. Es fehlt Denken I ' 9 Hohe Streuver'"
betriebswirtschaftliches Kostenbewusstsein. I
I
Eine Verschwendung von Steuermitteln entsteht durch die
luste in derWer- schlecht koordinierte Werbung. Die Werbeetats werden nicht bung
zielorientiert und h~ufig nach dem Giel~kannenprinzip verbraucht.
Quelle: In Anlehnung an BLEILE, Management des Wandels - Pl~idoyer f0r eine neue Tourismusorganisation, Freiburg 2000, S.5f.
Es muss aber im Interesse der Politik sein, die richtige Mal~nahme zu treffen.
38
Beteiligte staatliche Ebenen
Die Kritik an der Erfolglosigkeit der touristischen Incoming-Verb~inde 6~wird in der Regel sehr betriebswirtschaftlich akzentuiert: BLEILE sieht f(~nf Argumente als Nachteile der bestehenden Tourismusorganisationen, die in Tabelle 3 zusammengefasst sind.
6o Damit sind in diesem Zusammenhang nicht die Branchenverb~nde (wie HOGA), sondern die Verkehrsvereine, Tourismus~mter etc. gemeint
Leistungstr~iger
39
4 Leistungstr~iger Die von den Mal~nahmen im Rahmen der Tourismuspolitik im Rems-Murr-Kreis betroffenen Leistungstr~iger sind zu differenzieren, bevor ihre Relevanz hinsichtlich des staatlichen Engagements untersucht wird.
Unabdingbar ist eine umfangreiche Bestandsaufnahme in diesem Bereich. Gerade hier werden gut konstruierte Strategien leicht konterkariert, indem entweder faktisch wichtige oder auch nur vorgeschoben fehlende Gesichtspunkte in den Mittelpunkt der Diskussion ger(Jckt werden. Beratungsnachfragem muss hier auch empfohlen werden, entweder das Beratungsuntemehmen durch eine eigene Bestandsaufnahme zu unterst(Jtzen oder den Aufwand f(Jr eine Bestandsaufnahme nicht zu niedrig anzusetzen. Untersch~tzt wird leicht, dass ein schlecht informierter Berater (oft trotz guter Vorschl~ge) regelrecht auseinander genommen werden kann, wenn die Spezialkenntnisse zu gering sind. Die f(Jr die Fallstudie relevanten Leistungstr~ger entsprechen der Eiblichen Gliederung.
Beherbergungsgewerbe Im Beherbergungsgewerbe werden in 119 Betrieben 4954 Betten angeboten 61. Dar0ber hinaus gibt es eine Reihe von Campingpl~itzen, die sich auf das Gebiet des Schw~ibischen Waldes konzentrieren und Einrichtungen der Parahotellerie (Jugendherbergen, G~isteh~user der Naturfreunde, des Schw~ibischen Albvereins, Ferienheime).
61 IHK REGION STUTTGART, BEZIRKSKAMMER REMS-MURR, Der Rems-Murr-Kreis in Zahlen und Fakten 2004,Waiblingen 2004, S.71
40
Leistungstr~ger
Im Remstal und im Schw~ibischen Wald gibt es einige (wenngleich wenige) Ferienwohnungen.
Gastronomie/Weing~rtner und WeingLiter/Besenwirtschaften Insbesondere im Remstal sind Weing~irtner in das touristische Angebot der RemstalRoute stark einbezogen. Die Weing0ter haben i.d.R, keine 0bernachtungskapazit~ten. Die Gastronomie im Landkreis ist kann durch eine typisch K0che charakterisiert werden; die Qualit~it wird von beteiligten Akteuren als ,,heterogen" bezeichnet.
Weitere privatwirtschaftliche Freizeitangebote In diesem Bereich sind u.a, zu nennen: 9 der Schwabenpark, ein Freizeitpark in der Gemeinde 9 das Freizeitzentrum Grol~erlach 9
Einkaufsm0glichkeiten
9
Reitsport- und Kutschfahrtenanbieter
9 Ballonfahrtenanbieter 9 Golfpl~tze 9
Minigolfanlagen, Kegelbahnen, Tennis, Squash, Saunen
Leistungstr&ger
41
Verkehrstr~ger Neben den klassischen regionalen C)PNV-Anbietern und der Deutschen Bahn AG sind unter tourismuswirtschaftlichen Aspekten die Planungen des Ausbaus der Wieslauftalbahn nach Welzheim sowie der vom Landratsamt gemeinsam mit den angefahrenen Gemeinden eingerichtete ,,Waldbus" zu erw~ihnen, der von April bis September sonntags und feiertags verkehrt.
Die Wieslauftalbahn ist insofem ein Sonderfall, als dass sie nicht in das in Kapitel 5 angewendete Schema von Tourismusformen passt. ,,Verkehrstr~gertourismus" ist vor allem relevant bei historischen Bahnen; ein Bereich, der in der Gesamtsicht von pofitischen Zielen als nicht immer unproblematisch erweist. Hier spielen vor allem die negativen extemen Effekte eine Rolle.
Kulturanbieter Die Kulturangebote haben zum Teil eine touristische Ausstrahlung. Das gilt sowohl for Theater als auch fQr Museen 62.
Weitere staatliche Leistungstr~iger Hier sind zu nennen: 9 Tourismusinformations- und Vermittlungsstellen 9
B~ider (wobei die Versorgung mit Hallenb~idern - wenn man vom S(3dwesten des Landkreises absieht- im Landesvergleich eher problematisch ist)
9
Kommunale City-Marketingstellen und Veranstaltungsorganisatoren
62 Dabei ist die Vermarktung des Landkreises auf diesem Gebiet angesichts der N~he der Landeshauptstadt nicht einfach.
42
Leistungstr~iger
9
G~istefehrer
9
M(Jhlen und Schl5sser als Ausflugsziele
9
Sternwarte Welzheim
9
Wildgehege
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
43
5 Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe zum Tourismusangebot Die staatlichen Eingriffe sollen auf ihre Folgen for die Leistungstr~igergruppen herausgearbeitet werden, nachdem die zentralen Konfliktsituationen genannt wurden. Es wird nicht auf die Marketing-orientierten St~rken und Schw~chen eingegangen 63, da diese unter der Voraussetzung des Willens der Marktvolumenssteigerung formuliert werden. Die im Folgenden genannte Konflikte sind unabh~ngig von dieser Zielsetzung.
Vorgeschlagen wird an dieser Stelle, keine standardisierte oder gar quantitative Untersuchung durchzufiJhren. Die Heterogenit~t des Incomingtourismus erlaubt es nicht, allzu holzschnittartig hier Charakteristiken zu bewerten; es geht vielmehr darum, bestimmte Bereiche auf ihr Konfliktpotenzial hin abzusch~tzen, bevor strategische Vorschl~ge gemacht werden.
63 MACK/PFEIFER, Marketingkonzeption der touristischen Destination Schw~ibischer Wald (Diplomarbeit), Heilbronn 2004, $1.63ff nennt diese fer den Schw~bischen Wald; vieles ist dabei auf das gesamte Kreisgebiet 0bertragbar.
44
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
Konflikt~ire Bereiche f~ir die Tourismusentwicklung im Rems-MurrKreis 9 Zwei landschaftlich definierte Destinationen innerhalb des Landkreises mit uneinheitlicher Organisationsstruktur Das Remstal im S(3den und der Schw~bische Wald im Norden konkurrieren. Die Organisationsstruktur ist uneinheitlich. Die Zielgruppen (~berschneiden sich (allerdings nicht v5llig). Dies ist ein oft zentraler Bereich der Konflikte, da innerhalb von GebietskSrperschaften sich Destinationen mit anderen Gebieten (Jberlagem oder mehrere Destinationen auszumachen sind. Dies ist sowohl aus Sicht der politischen Meinungsbildung als auch aus finanzwirtschafUichen Gesichtspunkten sehr relevant. 9 Unterschiedliche Anbindung an die REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH Manche Gemeinden sind Mitglied in der REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH; andere nicht. Es ergibt sich keine sinnvoll nachvollziehbare Struktur der Mitgliedschaften r". 9 0berschneidungen im Tourismusmarketing Die Vermarktung durch viele verschiedene Organisationen f0hrt zu Dopplungen, wenn dieselben Destinationen durch verschiedene Institutionen vermarktet werden. Beispiele von sich offensichtlich 0berschneidenden Aktivit~ten sind gegeben. 9 Beschilderung Die Radwegebeschilderung ist uneinheitlich und nicht gut koordiniert. Die Touristischen Straiten sind zum Teil schwer nachvollziehbar und kaum eingebunden in das Marketing. Das interesse an der Beschiiderung ist konflikt~r.
64 Dies kSnnten z.B. das Kriterium der Entfernung zu Stuttgart oder die unterschiedliche Partizipation an Marketingmal~nahmenaufgrund unterschiedlicher Zielgruppen sein.
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
9
45
Unpassende Angebote
Wenn - wie eher nur indirekt kommuniziert - das Zielvorstellung gestreuter, fl~ichendeckender, nachhaltiger Tourismus ist, dann passen einige Angebot nicht in das Tourismusportfolio des Landkreises. 9
Konfliktfeld Naturschutz/Landwirtschaft/Tourismus
Die den Naturschutz und die Landwirtschaft vertretenden Akteure haben zum Teil divergierende Interessen im Vergleich zu den die Tourismuswirtschaft vertretenden Repr~sentanten. Die Konfliktfelder sind traditionell und betreffen die Auswirkungen auf Natur und Umwelt durch Freizeitwohnens, Wanderns, Radfahrens, Golfspielen, Wassernutzung sowie allgemeinen Verkehrs. Besondere Schwerpunkte der Kritik von Seiten der NaturschQtzer sind Ballungen an Badeseen 6s zu bestimmten Zeiten, die im Zusammenhang mit dem Deutschen M0hlentag auftretenden 0berlastungen und MotocrossStrecken. Erwartet werden zunehmende Konflikte mit Reitern und Kutschen; ebenfalls zunehmend wird die Landschaftsverm011ung beobachtet. Campingtourismus wird (vor allem vergleichsweise) unproblematisch eingesch~tzt. Der Fl~ichenverbrauch durch Tourismus und Freizeitwirtschaft wird insgesamt kritisch gesehen. An einzelnen Stellen gibt es Konflikte um die Besucherlenkung aus 5kologischen Gr0nden. 9
Kein Tourismuskonzept for die Fl~che
Es ist kein zielgerichtetes Tourismuskonzept 66vorhanden, was vor allem im Bereich des Nachhaltigen Tourismus zu ,,Ad-hoc-LSsungen" f0hrt. Insbesondere sticht hervor, dass die Tourismusidee von den Tourismusstellen massiv anders gesehen wird als in vielen Kommunen, wo einer Industrie- und Landwirtschaftsentwicklung oft der Vorzug gegeben wird. Es bestehen zudem Ressentiments gegen St~idter (hier also v.a. gegen Stuttgarter), aber im Nordosten des Landkreises auch gegen die St~idter aus dem S0dwes-
6s In der Region Stuttgart sind - verglichen mit ~ihnlichen Ballungsgebieten in Deutschland sehr wenig NaturbademSglichkeiten vorhanden. Dadurch entsteht eine besonders hohe Nachfrage an warmen und heil~en Tagen, die sich stark auf die Seen im Rems-Murr-Kreis konzentriert; die Nachfrage wird aul~erdem vor allem noch von Nordwesten (Heilbronn) her gesteigert. Dies betrifft vor allem den Breitenauer See. 66Vgl. W(~HLER/SARETZKY, Umweltvertr~glicher Tourismus, Limburgerhof 1993, S.68ff
46
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
ten des Landkreises. Latent sp(~rbar sind alte Konflikte aus Kreisreformzeiten, die sich durch die beschriebene Ungleichverteilung im Landkreis manifestierten. 9 Stral~enverbindung Stuttgart-Schw~ibischerWald Beide Hauptverkehrsachsen, die aus dem st~idtischen Gro~raum Stuttgart heraus den Schw~bischen Wald erschliel~en, sind von massiven Verkehrs- und VerkehrserschlieI~ungsproblemen gepr~gt. 9 Aufkommenssch~itzungen bei Verkehrsplanungen Die Verkehrserschliel~ungsprojekte mit touristischem Aspekt stol~en auf unterschiedliche Interessenlagen und erscheinen unsicher, was das zu erwartende Touristenaufkommen betrifft. 9 Bahnanbindung Die Eisenbahnanbindung des Remstals und des Schw~bischen Waldes bis Backnang ist gut, dar0ber hinaus im Schw~ibischen Wald problematisch (Eingleisigkeit der Strecke nach Murrhardt; keine Bahnanbindung Welzheims und weiter Teile des Schw~ibischen Waldes). Die Wiederbelebung der Wieslauftalbahn als touristische Bahn ist nicht unumstritten. 9
Parahotellerie
Dass die einzigen Zuw~chse bei den 0bernachtungszahlen im Rems-Murr-Kreis 2003 im Bereich der Parahotellerie 67zu verzeichnen sind, wird nicht von allen Akteuren positiv gesehen. Campingpl~itze, Caravanstellpl~itze, Jugendherbergen haben jeweils vergleichsweise geringe direkte monet~ire Effekte und Multiplikatoren.
67 IHK REGION STUTTGART, BEZIRKSKAMMER REMS-MURR, Der Rems-Murr-Kreis in Zahlen und Fakten 2004,Waiblingen 2004, S.71
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
9
47
Pauschalen
Die im Prospekt ,,Sterne an der Murr"68 angebotenen Pauschalen werden wie fr0here Projekte im Landkreis auch bislang nicht gut nachgefragt. 9 Binnenmarketing Nur wenige Gastronomen und Hoteliers beteiligen sich bisher aktiv an der Destinationsentwicklung 69. Die GrLinde hierf0r sind ggfs. herauszuarbeiten. Tourismus wird in der Bev(~lkerung und selbst bei einigen Leistungstr~gern nicht getragen. Es besteht eine tendenziell geringe Aufnahmebereitschaft.
Zum Binnenmarketing ist zu erg~nzen, dass Studien aus Beratungsauftr~gen h~ufig aus Binnenmarketinggesichtspunkten heraus genutzt werden (oft ist es sogar die zentrale Motivation des Auftraggebers). Aus Sicht des Autors ist dies aus ordnungspolitischen GrDnden jedoch fragwDrdig, da dies ja immerhin bedeutet, aus Steuergeldern akquirierte Mittel zur Motivation von bestimmte privatwirtschaftlichen Leistungstr~gem einzusetzen. 9
Unklare Zielsetzung in Bezug aufZielgruppen
Insbesondere die unterschiedlichen Anspr(Jche bez0glich des Verh~ltnisses von 0bernachtungs- und Tagestourismus sind auff~llig. Die tendenzielle grSl~ere Nachteiligkeit des TagestourismusT~ Hier ist vor allem hervorzuheben, dass Naturtourismus (und damit auch die Relevanz f(Jr die Landwirtschaft) als weniger profitabel als Kulturtourismus genannt wird.
68 REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH, Sterne an Rems und Murr (BroschiJre), Stuttgart o.D. 69,,Wir m~issen sie zum Jagen tragen", so Destinationsvertreter; ,,Da kommt nichts", so ein Hotelier. ToVgl KOMMUNALENTWICKLUNG STUTTGART, Standort- und Strukturuntersuchung RemsMurr Nordost, Stuttgart 1998, S. 18: Ganz deutlich wird dies bei der Untersuchung MIKUS" und PECHERS fi~r Oberbayern.
48
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
9 Gesch~iftstourismus Vor allem die industriell gepr~igten Kommunen im S0dwesten haben ein Interesse an den 0bernachtungen der Gesch~iftstouristen vor Oft. Insbesondere Fellbach mit dem gemeindeeigenen Veranstaltungszentrum hat 0ber das normale MaB des Betriebeabh~ngigen Gesch~iftstourismus Interessen 71. 0berdies ist zu vermuten, dass Potenziale for Ferienwohnungen vom Gesch~iftstourismus abgeschbpft werden, da dieser Ballungsgebiets-nah bessere Auslastungen bedeuten kann. Das Thema ist insgesamt auf Kreisverwaltungsebene praktisch nicht repr~isentiert. 9 Ausstattung der Tourismusstellen der Kommunen Nicht immer geht die Kommunikation des Tourismusangebots in den Brosch0ren einher mit einer serviceorientierten Tourismusinformation auf kommunaler Ebene. Wenn Buchungsm0glichkeiten offeriert werden, bedarf es einer entsprechenden Struktur bei den Tourismusstellen. 9
Interessen der Kommunen und des Landratsamtes
Die Frage des Engagements des Landratsamt bei der Tourismusentwicklung ist umstritten in den Kommunen, die 0ber die Kreisumlage die Leistungen mitfinanzieren. Es bestehen (normale) Konkurrenzsituationen zwischen den Kommunen und dementsprechend ,~,ngste der Benachteiligung bei Aktivit~iten auf Kreisebene. 9 Touristische Routen Die touristischen Routen 72 sind generell konflikt~ir zwischen den direkten Anrainern der Routen und den Leistungstr~igern und Kommunen abseits der Routen. Dieser Konflikt ist zwar vorhanden, aufgrund der vergleichsweise zur0ckhaltenden Vermarktung der Routen im Landkreis aber meist sekund~ir.
71 in Waiblingen und Backnang sowie in einzelnen Betrieben der Hotellerie hat das Thema Tagungstourismus ebenfalls Bedeutung. 72Vgl. Abschnitt 2, Externe Effekte
Tourismuspolitische Konflikte und Zuordnung der staatlichen Eingriffe
49
Tourismuspolitische Eingriffe Die Erarbeitung von VorschlQgen f0r die notwendigen tourismuspolitischen Eingriffe sollte aus Sicht einer 0bergeordneten Stelle erst nach einer Abkl~rung des kollektiven Willens erfolgen. Da f0r den Rems-Murr-Kreis kein tourismuswirtschaftliches Leitbild vorliegt (schon gar kein kollektiv getragenes) wird der Vorschlag gemacht, zun~chst in den Workshops eine Einsch~itzung zur Relevanz der Tourismusformen im Kreisgebiet zu definieren, um darauf tourismuspolitische Konsequenzen herzuleiten. Die Frage der vorhandenen oder nicht vorhandenen Leitbilder ist f(Jr die Anwendung der im Abschnitt 6 zu beschreibenden Technik nicht relevant, da entweder mit der Technik ein sehr operationales und gerichtetes Leitbild entstehen bzw. bei einem bestehenden Leitbild jenes (Jberpr(Jft werden kann. Insofern ist das weitere Vorgehen zun~chst unabh~ngig von der Ausgangssituation.
Der Zusammenhang der tourismuspolitischen Eingriffe mit dem Tourismusangebot ist an dieser Stelle herzuleiten. Das Vorgehen wird in Abschnitt 6 beschrieben.
50
Bewertung des staatlichen Handelns
6 Bewertung staatlichen Handelns Eine abschliel~ende Bewertung des staatlichen Handelns und Empfehlungen wurde durch den Autor nach Abschluss der Workshops abgegeben.
Diese Anmerkung ist zu verdeutlichen. Generell besteht fDr den Berater das Problem, im Laufe des Beratungsprozesses nicht normativ sich ~ul3em zu d(Jrfen, um nicht frDhzeitig demofivierend fDr bestimmte Beteiligte zu wirken und im oft komplizierten Geflecht von Offentlichkeff und politischen Interessen nicht eingeordnet und ausgenutzt zu werden. Dazu h~lt das Argument der ,laufenden Ermittlungen" immer ganz gut her; freilich gibt die hier vorgestellte Methode einen weiteren guten Grund fDr die Zur(Jckhaltung ab: Es wird ja erst untersucht, welche Ziele denn die Beteiligten haben- wenn diese dann mff einer gewissen Offentlichkeitswirkung einbezogen werden, kann dem nicht widersprochen werden, ohne dass die eigene Position (man will ja erst einmal gefragt werden) nicht konterkariert wird.
Begrtindung fLir dieses Vorgehen Es handelt sich bei dieser Fallstudie nicht um eine Marketing-Fallstudie, die eher sich an Techniken orientiert, die auf bestimmte Situationen (Zielgruppen, Distributionstechniken etc.) sich beziehen und daher in gewisser Weise standardisiert abzugeben sind. Das Ergebnis dieser Fallstudie orientiert sich am kollektiven Willen der Akteure im Landkreis und an ordnungspolitischen Kriterien. Letztere sind unabh~ingig von den Workshopergebnissen zu benennen; es ergibt sich jedoch erfahrungsgem~l~ h~iufig eine Abw~gungssituation, die Kompromisse zwischen dem ,,ordnungspolitisch-akademisch optimalen Weg" und der praktischen kollektiv gest0tzten Notwendigkeit bedeutet.
Bewertung des staatlichen Handelns
51
Daher sollte nicht einseitig durch Handlungsempfehlungen vorgegriffen werden, die keine oder nur geringe Akzeptanz finden.
Workshop I und II F(Jr den Workshop I sind die relevanten des Landratsamts eingeladen worden. Zum Workshop II sind die (Ober-)B(Jrgermeister und die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen eingeladen worden 7~. Aul3erdem wurden zum Workshop I eine Gruppe von Tourismusexperten eingeladen, die jedoch an der Abstimmung (Jber die politischen Ziele der Akteure des Landratsamts nicht teilnahmen. Den Teilnehmem ist das Folgende kommuniziert worden: Das Ergebnis dieser Studie soil sich am kollektiven Willen der Akteure im Landkreis und an ordnungspolitischen Kriterien orientieren. Letztere sind unabh~ngig von den Workshopergebnissen zu benennen; es ergibt sich jedoch erfahrungsgem~l~ h~ufig eine AbwQgungssituation, die Kompromisse zwischen dem ,,ordnungspolitisch-akademisch optimalen Weg" und der praktischen kollektiv gest0tzten Notwendigkeit bedeutet. Daher soil nicht einseitig durch Handlungsempfehlungen vorgegriffen werden, die keine oder nur geringe Akzeptanz finden. In Tabelle 4 74 wird eine Matrix vorgeschlagen, anhand derer die kollektive Willensbildung geordnet diskutiert werden kann. Der Sinn ist, anhand der genannten Kriterien die verschiedenen Tourismusformen zu betrachten. Dabei ist es notwendig, im Vorfeld die Kriterien (aber nicht die Tourismusformen) hinsichtlich ihrer Bedeutung zu charakterisieren. Anhand der Empfindlichkeiten der einzelnen Tourismusformen for (positive und negative) Einfl0sse auf die Kriterien k5nnen dann Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Im Vorfeld oder parallel muss (dazu liegen Kenntnisse aus diversen Quellen und dieser Studie allen Beteiligten - allerdings in unterschiedlicher Quantit~t und Qualit~t- vor) die
73 Beim Workshop II waren nach der Aufnahme der politischen Ziele der kommunalen Vertreter auch die Landratsamtsvertreter anwesend. T4NatQrlich noch ohne die Bewertungen.
52
Bewertung des staatlichen Handelns
Form des staatlichen Einflusses auf die Tourismusformen gekl~irt sein; daher ist im Rahmen der Workshops zumindest auch eine Basisinformation zur Abgleichung der Kenntnisse notwendig. Diese wird bei den Workshops m0ndlich gegeben. Daher ergibt sich die folgende Abfolge bei den Workshops: Der politische Wille im Bezug auf die tourismuspolitischen Kriterien ist herauszuarbeiten. Die Relevanz der (o.g.) tourismuspolitischen Kriterien for die im Landkreis vertretenen Tourismusformen ist zu benennen. 9 Aus der Verbindung von politischem Willen und Relevanz der tourismuspolitischen Kriterien for die Tourismusformen sollen Mal~nahmen bzw. Ma&nahmenbereiche herausgearbeitet werden. In der Agenda des Workshops I wurde das wie folgt umgesetzt: 9 Abgleich derpolitischen Ziele Dies ist eine Befragung nach einem Ranking von politischen Zielen (vgl. Anhang 1). Das Ergebnis ist Tabelle 4, erste graue Zeile zu entnehmen. Schwachpunkt ist hier die angenommene Stetigkeff mff gleichen Abst~nden zwischen den Zielen. Die Entscheidung for dieses Vorgehen ist ein Kompromiss: Es wird vermutet, dass neben den Zielreihenfolgen die Beteiligten nicht die Zielabst~nde auch bewerten kSnnen. Zudem ergibt sich an dieser Stelle die mathematische Ungenauigkeit der Gleichbewertung aller Teilnehmer. Es handelt sich hier um die in Abschnitt 1 theoretisch diskutierten politischen Ziele.
Bewertung des staatlichen Handelns
9
53
Tourismusformen und ihre Wirkung auf Ziele
Mit den Teilnehmem (Landratsamtsmitarbeiter und Tourismusexperten) wurden die in Tabelle 5 wiedergegeben Wirkungszusammenh~nge (+, -) auf die politischen Ziele erarbeitet. Diese gemeinsame Arbeit, die nat(Jrlich vom Berater beeinflussbar ist, wird ein wichtiger Baustein bei der sp~teren Argumentationslinie des ,Es sind Ihre Ziele (und nicht diejenigen des Beraters) eingef(Jgt. Freilich gibt es auch hier die Opportunit~tskosten der angenommenen Stetigkeit und Abstandsgleichheit zwischen"+", keiner Bewertung und ,-,,. Die Umsetzung einer solchen Bewertung in einer Gruppe in Oberschaubarer Ze/t erlaubt keine andere Vorgehensweise. 9 Ergebnis
An dieser Stelle wurde den Teilnehmem des jeweiligen Workshops das auf der folgenden Seite notierte Ranking als Ergebnis ihrer Arbeit sofort mitgeteilt. Tabelle 4 gibt die im Workshop I diskutierten und im Workshop II verwendeten 7s Zusammenh~nge zwischen den Tourismusformen und den politischen Zielen wider. Dabei bedeutet ,,+", dass eine deutlich positive Bedeutung der Tourismusform for das politische Ziel besteht; ,,-, heil~t. Dass eine kontraproduktive Wirkung vorliegt. Kein Vermerk in den Matrixfeldern bedeutet also, dass eine nur geringf0gigere positive oder eine neutrale Bedeutung der Tourismusform f0r das Ziel vorliegt. In der ersten (grau eingef~rbten) Zeile ist die durch die anwesenden Landratsamtsmitarbeiter/innen sowie beim zweiten Workshop durch die kommunalen und die Kreistagsvertreter angegebene Zielhierarchie vermerkt: es handelt sich um die Summierung der Rankingziffern - je gr(~r~er die Zahl, umso unwichtiger ist das Ziel. Die Summierung der Rankingziffern aus dem Workshop II wurde relativiert durch die abgegebenen Stimmen, sodass die Rankingsummen vergleichbar sind. Tabelle 5 und 6 gewichtet die positiven und kontraproduktiven MitteI-ZieI-Zusammenh~inge 76 mit den umgerechneten Rankingziffern. Es wurde die angegebene Rankingpo-
7s Es wurden die Zusammenh~nge verwendet; es gab nur wenige kritische Anmerkungen zu den Festlegungen des Workshops I; ge~indert wurden keine. 76Dabei ist die Tourismusform also das Mittel zur Erreichung eines politischen Ziels.
54
Bewertung des staatlichen Handelns
sition 1 mit der h(Schsten Ziffer 7; die angegebene Rankingposition 7 mit der niedrigsten Ziffer 1 bewertetet, um im Ergebnis eine hohe Wertung als positives Resultat bewerten zu kSnnen.
Bewertung des staatlichen Handelns
55
Es ergibt sich das folgende Ranking der Tourismusformen aus Sicht der anwesenden Landratsamtsmitarbeiter/innen" 1.0bernachtungstourismus
7. Sozialtourismus
15. Eventtourismus
2. Wander-/Naturtourismus
9. Radfahren/Mountainbike
16. Gesch~ftstourismus
3. Gastronomie
10. Parahotellerietourismus
17. Einkaufstourismus
4. Tagestour. Schw~ib. Wald 11. Tagestourismus Remst.
18. Badetourismus
4. Freizeitparktourismus
12. Kulturtourismus
19. Routentourismus
6. Weintourismus
13. Reittourismus
7. Bauernhoftourismus
13. Sporttourismus
Es ergibt sich das folgende Ranking der Tourismusformen aus Sicht der anwesenden kommunalen und Kreistagsvertreter77: 1.0bernachtungstourismus
8. Tagestourismus Remst.
15. Kulturtourismus
2. Tagestour. Schw~ib. Wald 9. Parahotellerietourismus
16. Badetourismus
2. Freizeitparktourismus
10. Bauernhoftourismus
17. Einkaufstourismus
4. Wandern/Naturtourismus
10. Sozialtourismus
18. Gesch~iftstourismus
5. Gastronomie
12. Reittourismus
19. Routentourismus
6. Weintourismus
12. Sporttourismus
7. Radfahren/Mountainbike
14. Eventtourismus
z7 Neu eingef0gt Weintourismus durch Intervention der kommunalen Vertreter.
56
Bewertung des staatlichen Handelns
Tabelle 4: Zusammenh~inge zwischen Tourismusformen und politischen Zielen
Bewertung des staatlichen Handelns
57
Tabelle 5: Anhand der Beurteilung des Landratsamts gewichtete ZieI-MittelZusammenh~inge
58
Bewertung des staatlichen Handelns
Tabelle 6: Anhand der Beurteilung der kommunalen und Kreistagsvertreter gewichtete ZieI-Mittel-Zusammenh~inge
Bewertung des staatlichen Handelns
59
Nat(Jrlich bestand nach der sofort w~hrend des jeweiligen Workshops erfolgten VerSffentlichung des Ergebnisses Gespr~chsbedarf hinsichtlich der Einordnung bestimmter f(Jr einzelne Teilnehmer wichtiger Tourismusformen. Dabei ist der mSglichen Reaktion durch den Berater ein bestimmter Raum gelassen. Es besteht ja immerhin keine direkte Verantwortung fDr den Berater, der lediglich den Rahmen vorgegeben hat (die Schwachpunkte sind genannt; es kommt noch die Tatsache hinzu, dass der Berater die Auswahl der politischen Ziele vorgibt). Insbesondere die Unterschiedlichkeit der Bewertungen von Landratsamtsmitarbeitem und B(Jrgermeistem in den Bereichen Meritorik und Exteme Effekte war auff~llig. Au13erdem zeigt das Ergebnis, dass den kommunalen Vertretem die freizeitwirtschaftlichen Effekte von Tourismusprojekten offenbar sehr wichtig sind. Etwas in die Defensive ger(Jckt, wurden die typischen Aufsichtspflichten, die ein Landratsamt zu vertreten hat (exteme Effekte, Meritorik!) nicht ausreichend in den Mittelpunkt der Verteidigung der politischen Zielsetzung gerDckt. Offensichtlich besteht bei Mitarbeitem des Landratsamt die Vermutung, dass sie hier eine Ausgleichsfunktion erfiJIlen.
Workshop III Tabelle 7 gibt die in den Workshops I und II ermittelte Reihenfolge der Tourismusformen unter dem folgenden Gesichtspunkt wider: Vertreter des Landratsamts und der Kommunen TM wurden nach ihren politischen Zielpr~iferenzen befragt; parallel wurde der f0r den Rems-Murr-Kreis anzunehmende Zusammenhang zwischen politischen Zielen und Tourismusformen erarbeitet. Aus den Befragungen ergab sich das .Tourismusformenranking".
Zum Workshop III, zu dem Leistungstr~ger eingeladen waren, wurde die divergierenden Tourismusformenrankings des Landratsamts und der kommunalen Vertreter zusammengefasst, um dieser Ebene nicht das Augenmerk auf die Unterschiedlichkeiten an dieser Stelle zu lenken.
ze Landratsamt und Kommunen wurden mit jeweils 50 % gewichtet in der Erstellung des Rankings.
60
Bewertung des staatlichen Handelns
Tabelle 7: Tourismusformenranking (Politische und bQrokratische Ebene) 1.0bernachtungstourismus
8 Sozialtourismus
15. Eventtourismus
2. Wander-/Naturtourismus
8 Bauernhoftourismus
16. Badetourismus
3. Tagestour. Schwab. Wald 10. Parahotellerietourismus
17. Einkaufstourismus
3 Freizeitparktourismus
11. Tagestourismus Remst.
18. Gesch~iftstourismus
5 Gastronomie
12. Sporttour.,spez. Formen 19. Routentourismus
6. Weintourismus
12. Reittourismus
7. Radfahren/Mountainbike
14. Kulturtourismus
Die Zielsetzung dieses Schrittes war in der Tat eher Binnenmarketing-gerichtet. Es sollte (Jber die Vorgehensweise und die bisherigen Ergebnisse informiert werden. Es kSnnte an dieser Stelle ein drittes Ranking vorgenommen werden, worauf aufgrund der Unvollst~ndigkeit der Eingeladenen (es kSnnen nicht alle Leistungstr#ger einer Destination dieser GrSI3enordnung zu einem Workshop sinnvoll zusammen kommen) verzichtet wurde. Nach der Pr~isentation des Rankings diskutierten die Vertreter der touristischen Leistungstr~iger die Tourismusformen, die politischen Pr~ferenzen hinsichtlich der Tourismusformen sowie die Konsequenzen der Tourismuspolitik im Landkreis.
Das zweite Ziel war die Komplettierung der Bestandsaufnahme etwaiger Probleme im Incomingtourismus. Die genannten Punkte sind nicht sonderlich #berraschend nach einer umfangreichen Recherche; die persSnliche Einbeziehung ist aber unabdingbar; in kleineren Einheiten (Kommunen) kann auf dieser Ebene auch das Tourismusformenranking der Leistungstr~ger durch eine direkte Befragung ermittelt werden.
Bewertung des staatlichen Handelns
61
Dabei wurde ein moderneres Marketing angemahnt. Es wurde zudem eingefordert, bei den Strategien die politische Meinungsbildung (Ranking) nicht zu vernachl&ssigen. Dar0ber hinaus wurden die folgenden (hier nach Bereichen sortierten) Anregungen gegeben: Touristisches Produkt
Bem~ngelt wurde die z.T. schlechte Erreichbarkeit der touristischen Angebote per OPNV. Die Notwendigkeit einer zentralen Attraktion wurde angemahnt (und die Wieslauftalbahn als eine solche gesehen). Insgesamt fehle es an Alleinstellungsmerkmalen. Die Grundlagen (Natur- und Landschaft) des Tourismus im Rems-Murr-Kreis sollen nicht vernachl~issigt werden. Kommunikation
Hervorgehoben wurde die Notwendigkeit einer Vernetzung der Handelnden auf Seiten der Leistungstr~ger und der 5ffentlichen Seite; dazu wurden regelm~l~ige Gespr~ichsrunden (wie diese) angeregt. Der Informationsaustausch sei mangelhaft. Dabei wurde auch die mangelnde Bereitschaft der Leistungstriiger, sich zu beteiligen, kritisiert. Uneinigkeit herrscht in der Runde der Leistungstr~ger, wie und was beworben werden soil. Es bederfe einer verbraucherfreundlichen, Obergreifenden Pr~sentationsplattform.
62
Bewertung des staatlichen Handelns
Vertrieb Eine st~rkere Einbeziehung von Reiseveranstaltern und Busunternehmen durch die touristischen Verb~nde wurde vorgeschlagen.
Abschliel~ende Bewertung durch den Autor und Strategievorschl~ige Die aus der Fallstudie inklusive der Workshops abgeleiteten Vorschl~ige werden in die Bereiche Tourismusformen, institutionelle Ordnung, Marketing sowie eine abschliel~ende ordnungspolitische Einordnung unterteilt. Tourismusformen Nach der Umsetzung der Methodik des Tourismusformenrankings besteht for den Berater die Aufgabe darin, die durch extemes Fachwissen auf die bestimmte recherchierte Situation anzuwendenden Strategievorschlage mit dem politisch Gewollten zu kombinieren. Dabei steht zunachst noch einmal das ermittelte Tourismusformenranking im Mittelpunkt, das durch die das wirtschaftliche Potenzial und die Beeinflussbarkeit einzelner Tourismusformen relativiert wird. Geringe Beeinflussbarkeff bedeutet: selbst ein wichtiger wirtschaftlicher Zweig ist politisch nicht relevant, wenn es keine MSglichkeit oder Rechtfertigung gibt, auf ihn einzuwirken. Das heil3t aber, dass eine solche Tourismusform weniger relevant im Kontext von tourismuspolitischen Strategien wird. Das durch die Befragungen bei den Workshops herausgearbeitete TourismusformenRanking bedarf einer Relativierung hinsichtlich zweier Kriterien: Es m(Jssen das Potenzial des Landkreisgebietes sowie die Beeinflussbarkeit der Tourismusform durch die Politik betrachtet werden. Bestimmte Tourismusformen mSgen zwar Idealerweise w(Jnschenswert sein; wenn das Potenzial aber gering ist, dann Iohnt eine intensive Verfolgung mSglicherweise dennoch nicht (et vice versa). Bestimmte Tourismusformen sind durch die 5ffentliche Hand (zumindest bei nicht-imperativem Eingreifen) kaum beeinflussbar; daher mOssen auch hier bestimmte Formen vorab eliminiert werden aus dem Katalog der Ziele. Tabelle 8 gibt die Kriterien Potenzial und Beeinflussbarkeit der Tourismusformen (nach dem ,,durchschnittlichen Ranking" (vergleiche Tabelle 7) wider.
Bewertung des staatlichen Handelns
63
Tabelle 8: Potenzial der Tourismusformen im Rems-Murr-Kreis und politische Beeinflussbarkeit unter marktwirtschaftlichen Bedingungen 1
Tourismusform m N E
Tourismusform
(/}
E
.~_
N
to
o
(~
o 0bernachtungstouris-
ml
:
,
E
9 9
t.-
9
rn
.o
Tagestourismus Remstal
mmm
mmm
Sporttourismus (bestimmte
mmm
mm
mus
Wandern/
Naturtouris-
mmmm
mmm
mus
Formen wie Golf)
Tagestourismus
Schw~i-
mmmm
mmm
bischer Wald
Reittourismus
mm
iN
Kulturtourismus
mm
mmm
mm
mmm
i
Freizeitparktourismus
mmm
Gastronomie
9 9 9
9
Badetourismus
Weintourismus
9 9 9
9 9
Eventtourismus
Radfahren/
Mountainbi-
mmm
mmm
mmm
Einkaufstourismus
mmm
Ell
9
im
9
ke
Sozialtourismus
999
9 9 9 []
Bauernhoftourismus
mum
nn
Parahotellerietourismus
nun
mmm
Gesch~iftstourismus
9 = sehr gering . . . . . grol~
mmmm
ml
I Routentourismus
., = gering
....
mittel
* = Sonderfall (Projektabh~ngig)
64
Bewertung des staatlichen Handelns
Der Autor schl~igt vor, sich auf die Tourismusform des Tagestourismus zu konzentrieren, wenn der Tourismus im Wesentlichen als Mittel zur Unterst0tzung der wirtschaftlichen Entwicklung gesehen wird. Dabei ist zu beachten, dass vor allem Wandern, Naturtourismus, Radfahren sowie Tourismusformen, die im Zusammenhang mit Gastronomie und Wein stehen, im Vordergrund stehen m0ssen. Events und Badetourismus sollten nicht im Mittelpunkt stehen. Im Bereich des 0bernachtungstourismus sieht der Autor keine gute Marktsituation; die Bereiche Parahotellerie, Bauernhof- und Sozialtourismus sind hier auszunehmen. Die Wieslauftalbahn ist unter touristischen Aspekten unbedingt positiv zu beurteilen 79. Gepr0ft werden sollte der Betrieb an einem bestimmten Wochentag zur Wochenmitte fQr die Zielgruppe Senioren und Familien mit kleinen Kindern. Nicht eing&ngig erscheint der Rundbetrieb mit der Anbindung Murrhardts. Der Autor vermutet eher eine Konzentration der Nachfrage in Welzheim und Umgebung. Im Bereich der Zielgebiete ist aus regionalpolitischen ErwQgungen der Schw~ibische Wald dem Remstal vorzuziehen. Der Autor sieht auch eine gewisse Vorteilhaftigkeit des Schw~bischen Waldes unter dem Gesichtspunkten Natur und Landschaft 8~
Neben dem Tourismusformenranking, das oben relativiert wurde, gibt es weitere Bereiche, die nicht mit der vorgeschlagenen Methode untersucht werden k6nnen. Dazu werden die Vorschl~ge des Autors angef(Jgt, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass in der Gesamtpr~sentation die
Tourismusformen und die daraus ableitbaren Leitbild-
Konsequenzen im Mittelpunkt der Diskussion stehen mOssen - ansonsten w~re die ganze Anlage der Workshops eine Vemebelung. Institutionen Die institutionelle Gliederung der Tourismusorganisation im Rems-Murr-Kreis ist unbefriedigend. Es bedarf einer klaren strategischen Ausrichtung, die sich an den hier ebenfalls behandelten Kriterien Tourismusformen, Marketing und ordnungspolitischer Not-
79Dabei ist die wirtschaftliche Situation dem Autor nicht eing~ngig. 8o Das bedeutet nicht, dass das Remstal kein Nachfragepotenzial hat; aber ein eher etwas geringeres als der Schw~ibische Wald.
Bewertung des staatlichen Handelns
65
wendigkeit zu orientieren hat. Dabei wird der Autor zwei Szenarien aufzeigen, deren jeweilige Vorteilhaftigkeit vonder Durchsetzung bestimmter Aspekte der Szenarien und noch ungekl~rter Zielvorstellungen des Landratsamtes abh~ngen. Im Kern unterscheiden sich die beiden Szenarien hinsichtlich ihres Fokus, der beim Szenario 1 bei der Destination, beim Szenario 2 beim Landkreis liegt. Szenario 1 Eine Tourismusorganisation kann unter dem Primat der nachfrageorientierten Destinationsfestlegung stehen. Dabei m0ssen verwaltungstechnische Aspekte mSglichst ausgeschlossen werden. Die gegenw~irtige Organisation im Landkreis hat hinsichtlich dieses Szenarios vor allem die beiden folgenden Schw~chen: Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~bischer Wald e.V. umfasst beinahe ausschlieBlich Kommunen im Rems-Murr-Kreis. Insofern ist sie nicht nach nachfrageorientierten Aspekten ausgelegt. 9 Der Verkehrsverein RemstaI-Route e.V. ist nicht Mitglied in der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH und verschlieBt sich damit dem Zugang zu einem wichtigen Markt. 9 Es besteht kein nachhaltiges Vertrauen zwischen Kommunen und Landratsamt im Bereich der TourismusfSrderung und anverwandten Bereichen (z.B. Innenmarketing). Aus Szenario 1 ergibt sich folgende Schlussfolgerung: Das Landratsamt zieht sich selber weitestgehend aus der direkten Behandlung von touristischen Fragestellungen zur0ck. Dabei wird auch empfohlen, die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~ibischer Wald e.V. nicht mehr unter dem direkten Einfluss des Landratsamtes zu betreiben. Der Landkreis kann seinen Einfluss durch Mitgliedschaften und finanzielle FSrderung ausreichend gew~ihdeisten. Die anzustrebende Form ist hier: 9 Zwei Tourismusvereine, welche die beiden wesentlichen Destinationen im Landkreis repr~sentieren. Beide werden eigenst~ndig geleitet und sollen Leistungstr~gern often stehen.
66
Bewertung des staatlichen Handelns
9
Die finanziellen FSrderungen des Landkreises sind transparent, da nicht Personalkosten und B(3romieten als indirekte F5rderungen bestehen. Beide Vereine sollten Mitglied in der Regio Stuttgart Marketing 81 und Tourismus GmbH sein und die wesentlichen Teile des Marketings hier platzieren. Das Landratsamt sollte hier einen gewissen Druck ausQben, das heir~t Unterst0tzung f(~r Institutionen nur dann geben, wenn sinnvolles Marketing gew~hrleistet ist. Die Fremdenverkehrsgemeinschaft soil anstreben, mindestens alle Gemeinden des Naturparkgebietes zu vereinen. Die Sinnhaftigkeit dieses Szenarios steht und f~llt mit der Ganzheitlichkeit der Destination. Das Marketing 0ber die Landkreis-Homepage sollte mit den Vereinen verlinkt sein; geregelt werden muss die Tourismusinformation in den Bereichen aul~erhalb der beiden Vereine 82.
Szenario 2 Alternativ zum Primat der Nachfrageorientierung kann - und das ist umso eher sinnvoll, je weniger sich Destinations-umfassende Marketingstrukturen finden lassen eine Orientierung an der GebietskOrperschaft erfolgen. Dies ist fQr den Rems-MurrKreis aus mehreren Gr(~nden eine denkbare Variante: Der Landkreis hat vor allem Funktionen im Bereich der Naherholung, insofern besteht die M5glichkeit, hier in einem 0berschaubaren Gebiet das Kreisgebiet als Destination zu erachten. Der Aspekt der eingeschr~inkten Entfernung zum Quellgebiet spielt hier eine entscheidende Rolle, befinden sich n~mlich die zu den ,,nachfrageorientiert definierten Destinationen" geh5renden Teile aul~er-
sl Siehe hier ,,Marketing" unter den abschliel~endes Vorschl~igen des Autors 82 Das ist ein Problem dieser L(Ssung: Denkbar ware, dass sich alle Gemeinden einem der beiden Vereine anschliel~en - Backnang also zum Beispiel der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schw~ibischer Wald e.V.; auch dies ist durch einen entsprechendes Drohpotenzial des Landratsamtes zu erreichen.
Bewertung des staatlichen Handelns
67
halb des Landkreises jeweils in der zum Haupt-Quellgebiet gr01~ten Entfernung 83. 9
Der Landkreis hat eine Binnennachfrage (ist also im Bereich der Freizeitwirtschaft auch das eigene Quellgebiet), die 0ber Landkreis-orientierte Vermarktung zu befriedigen ist.
9
Der Name des Landkreises repr~sentiert mit den beiden FI0ssen durchaus das Natur- und Landschaftsangebot.
9
Die aul~erhalb der beiden Regionen der Tourismusvereine liegenden Kommunen w~ren mit diesem Szenario besser zu erfassen.
Die institutionelle Gliederung k0nnte in diesem Szenario wie folgt sein: Das Landratsamt hat eine Tourismusstelle (im Bereich der Wirtschaftsf0rderung), die sich um die Tourismusbelange des gesamten Landkreises kemmert. Dabei steht im Fokus das Kreisgebiet; etwaige Interessen, sich an den grenzeberschreitenden Destinationen zu orientieren, k0nnen, da wo sie sich auf kommunaler Ebene oder privatwirtschaftlicher formulieren, unterst0tzt werden mit der jeweils zu prefenden Fragestellung Nutzen des Landkreisgebietes. Alternativ ist zur Tourismusstelle ein Verein denkbar (empfohlen wird dies aber nicht). 9 Auf der Landkreis-Homepage wird das Landkreisgebiet pr~sentiert ~. Verlinkungen k0nnen vorgenommen werden, wenn sie aus Sicht des Landkreises sinnvoll sind. Die Arbeit der Vereine, die aber keine direkte Unterstetzung erf~hrt, kann hier einbezogen und genutzt werden; die Vereine werden bewusst auf der kommunalen Ebene gehalten, um nicht dem Trittbrettfahrertum (der
83 Damit sind das 0stliche Remstal sowie die n0rdlichen Gebiete des Schw~ibisch-Fr~nkischen Waldes gemeint; Ausnahme ist hier das Quellgebiet Heilbronn. Beispiele solcher auf das Landkreisgebiet beschr~nkter Presentation finden sich beim Landkreis Mayen-Koblenz und Regensburg (und an vielen anderen Stellen). Der Landkreis Mayen-Koblenz ist hier insbesondere vergleichbar.
68
Bewertung des staatlichen Handelns
Landkreis soil es regeln) Vorschub zu leisten. Das verringert die Gefahr der Doppelvermarktung. 9 Diese Strategie wird am erfolgreichsten funktionieren, wenn auch und gerade innerhalb des Landkreisesgebietes der Landkreis positiver positioniert wird (und nicht als ein Konglomerat aus verschiedenen Teilen, die eher zuf~llig zusammen sein mQssenBS). 9 Der zentrale Vermarktungspartner ist die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH
Marketing Eine eigenst~ndige 0berregionale Vermarktung des Rems-Murr-Kreises, aber auch der beiden Destinationen Schw~bischer Wald und Remstal ist aufgrund der zu geringen nationalen und internationalen Gravitation des Kreisgebietes nicht sinnvoll. Daher wird eine Doppelstrategie wie folgt vorgeschlagen. Dies gilt f0r beiden Szenarien. 9
Das Landkreisgebiet oder die beiden Haupt-Destinationen im Landkreis werden 0ber die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH national und international vermarktet. Der Rems-Murr-Kreis wird damit kommunikativ ein Teil der Region Stuttgart. Das verspricht gewisse Absch(~pfungseffekte an einer Nachfrage, die auf andere Weise kaum realisiert werden kSnnen.
9 Die regionale Vermarktung sollte sich auf Stuttgart, Heilbronn und - nicht zu vergessen - d a s Kreisgebiet selber konzentrieren. Hier mOssen die Naherholungsangebote hervorgehoben und so kommuniziert werden, dass ein Mehrwert f0r die Bewohner der Region entsteht 88.
8s Es muss nicht die Unterschiedlichkeit von Remstal, Backnanger Becken und Schw~bischen Wald betont werden, sondern die Erg~nzung; die Freude an der Vollst~indigkeit ,,Wald und Wein", ,,Industrielle Kraft und ErholungsmOglichkeiten", ,,Rems UND Murr" etc. 86 Dabei ist zu beachten, dass Stuttgart die waldreichst Grol~stadt Deutschlands ist, selber Wein und vor allem ein umfangreiches Kulturangebot hat; da m(~ssen schon Merkmale von Besonderheit herausgearbeitet werden.
Bewertung des staatlichen Handelns
69
9 Zu der Vermarktung in Stuttgart und Heilbronn messen noch Kl~irungen erfolgen (da die Ausrichtung der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH 0berregionales Marketing hier nicht optimal ist)87. Die auf den Seiten 34ff beschriebenen konflikt~iren Bereiche sind zu 10sen bzw. zu entsch~rfen. Hierbei m0ssen die politischen Pr~iferenzen eine Rolle spielen.
Ordnungspolitische Einordnung Es wird eine Trennung der politischen bzw. Verbandsarbeit von Teilen des Marketings vorgeschlagen. Von vielen 0ffentlichen Stellen wird diese Trennung bereits vollzogen und mit der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH besteht der ideale Partner bereits. Dadurch wird die ordnungspolitische Forderung nach Zur0ckhaltung der 0ffentlichen Hand im Tourismus besser gew~hrleistet, da zumindest diejenige Institution, die nicht die kommerziell orientierten Teile 88 des Marketings 0bernimmt 89, hier ,,sauber" arbeitet und nicht immerzu in den Konflikt Umsatz- und Gewinnziele der Institution selber mit anderen politischen Zielen kommt 90. Dabei erfolgt eine Konzentration des ,,kommerziellen Partners"
91
auf die Durchsetz.ung eines regional angepassten und vom
Markt akzeptierten Marketings, w~hrend die Verb~nde/Tourismusstellen im Landkreis sich auf Innenmarketing, Produktentwicklung, Qualit~ts- und Infrastrukturaspekte, Informationsbeschaffung und vor allem auch als Korrektiv zu Umsatzinteressen als Mittler zu Vertretern anderen Interessen (wie sie im Prozess der Workshops aufgezeigt wurden) beschr~inkt. Insbesondere wird vorgeschlagen, dass die folgenden Bereiche der Distribution und der Kommunikation mit der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH abgestimmt werden:
87Auch hier hat der Landkreis ein gewisses Drohpotenzial: Es muss ein Zugang zu den regionalen M~irkten geschaffen werden. 88 Diese Einschr~inkung ist wichtig, da touristische Verbandsarbeit nicht als vollkommen von Marketing-Aspekten isolierte Arbeit zu betrachten ist. 89 Das w~ren bei den o.g. Szenarien die Tourismusvereine bzw. die Tourismusstelle im Landratsamt. 90 Nat0rlich ist das auch nicht ganz sauber, da ja immerhin eine Stelle bleibt, die (teilweise) kommerziellen Charakter hat - in diesem Fall die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH 91 Der ja auch ein Offentlicher ist, was ordnungspolitisch fragw0rdig bleibt.
70
Bewertung des staatlichen Handelns
9 Einheitlichkeit der Kommunikationsmittel auf der regionalen Ebene herstellen Pauschalangebote komplett und ausschliel~iich 0ber die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH laufen lassen 9 Verlinkung der Homepages von Regio und Institutionen im Landkreis 9 Vereinheitlichung der Strategien auf der regionalen und der Landkreis-Ebene 92 9 Klar definierte, fQr alle Projekte geltenden Schnittstellen zwischen Verbtinden/Stellen im Landkreis und der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH. Das k(Snnen z.B. Informationsbeschaffungsanforderungen sein, die fQr jede Mal~nahme gleich sein sollten.
92 Die Form der Vereinheitlichung h~ingt vonder Entscheidung im Bereich der institutionellen Szenarien ab.
Anhang/Quellen - Teil A
71
7 AnhanglQuellen Anhang Auf.qabe f0r LRA-Vertreter Landratsamtsvertreter bringen bitte die Ziele (anonym) in die von ihnen aus Sicht der Institution Landratsamt zu verfolgenden Ziele in eine Reihenfolge der Priorit~t (,,1" fer wichtigstes Ziel; ,7" f0r unwichtigstes Ziel) Ziel Regionalpolitische Ziele verfolgen Finanzpolitische Ziele verfolgen Multiplikatoren fSrdern (f0r Einkommen/Arbeitspl~tze sorgen) Negative externe Effekte einschr~nken Freizeitwirtschaftliche Ziele verfolgen (inkl. Positive externe Effekte f6rdern) (De-)Meritorische Ziele verfolgen Verteilungspolitische Ziele verfolgen
Rang
72
Anhang/Quellen - Teil A
Quellen BECKEPJHOPFINGER/STEINECKE (Hg), Geographie der Freizeit und des Tourismus, M0nchen 2003 BENDER ET AL., Vahlens Kompendium der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, 7.A., Menchen 1999 BERG/CASSEL/HARTWlG, Theorie der Wirtschaftspolitik, in: BENDER ET AL., Vahlens Kompendium der Volkswirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, 7.A., M0nchen 1999, S. 171-298 BLEILE, Management des Wandels- Pl~idoyer for eine neue Tourismusorganisation, Freiburg 2000 BOCHERT, Tourismus in der Marktwirtschaft, M0nchen 2001 BOVENTER, Okonomische Theorie des Tourismus, Frankfurt a.M., 1989 CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, M0nchen 1988 FREMDENVERKEHSGEMEINSCHAFT SCHW,~,BISCHER WALD E.V., Schw~ibischer Wald Aktuell (G~stezeitschrift), 6.Ausgabe, Waiblingen 2004 FREMDENVERKEHSGEMEINSCHAFT SCHW,&,BISCHER WALD E.V. UND REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH, Freizeitaktivit~iten im Schw~bischen Wald (Brosch0re), Waiblingen/Stuttgart 2003 FREYER, Tourismus- Einf0hrung in die Fremdenverkehrs0konomie, 7.A., Menchen 2001 FREYER, Ganzheitlicher Tourismus, Dresden 2000 FRITSCH/WEIN/EWERS, Marktversagen und Wirtschaftspolitik 3.A., M0nchen 1996
Anhang/Quellen - Teil A
73
GROSSMANN, Qualit~tsmanagement in Fremdenverkehrseinrichtungen, in: POMPL, LIEB (Hg), Qualit~itsmanagement im Tourismus, MQnchen 1997, S.247-358 IHK REGION STUTTGART, BEZIRKSKAMMER REMS-MURR, Der Rems-Murr-Kreis in Zahlen und Fakten 2004,Waiblingen 2004 KOMMUNALENTWlCKLUNG STUTTGART, Rems-Murr Nordost, Stuttgart 1998
Standort-
und
Strukturuntersuchung
LEIPOLD, Ordnungspolitische Konsequenzen aus der 5konomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL/RAMP/THIEME, Ordnungspolitik, M0nchen 1988 LINKENBACH, Innenmarketing im Tourismus, Mel~kirch, 2003 LUCKENBACH, Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, M0nchen 1986 MACK/PFEIFER, Marketingkonzeption der touristischen Destination Schw~bischer Wald (Diplomarbeit), Heilbronn 2004 MIHALI(~/KASPAR, UmweltSkonomie im Tourismus, Bern 1996 MIKUS/PECHER, Nachhaltige Entwicklung an Tourismusstandorten, Trier 1998 MUNDT, Einf0hrung in den Tourismus, 2.A., M0nchen 2001 POMPL, LIEB (Hg), Qualit~tsmanagement im Tourismus, M(~nchen 1997, S.247-358 REGIO STUTTGART MARKETING- UND TOURISMUS GMBH, Sterne an Rems und Murr (Brosch0re), Stuttgart o.D. REISS, MikroSkonomische Theorie, 3.A., M0nchen 1996 STATISTISCHES BUNDESAMT, Tourismus in Zahlen 2003, Wiesbaden 2004 STEINBACH, Tourismus, M0nchen 2003
74
Anhang/Quellen - Teil A
STOCKER, Moderne Volkswirtschaft Band 1: Logik der Marktwirtschaft, 3.A., M0nchen 1999 VERKEHRSVEREIN 2005/2006, o.D.
REMTAL-ROUTE
E.V., Gastlichkeit
im
Remstal,
WOHLER/SARETZKY, Umweltvertr~iglicher Tourismus, Limburgerhof 1993
Sowie: Diverse Interviews, die nicht direkt als Quellen ausgewiesen wurden.
Katalog
Einleitung Teil B
75
i=
Teil B" Neue Politische O k o n o m i e im I ncom i ngtou rism us
0 Einleitung Teil B Die Neue Politische Okonomie (NPO) erkl~rt Funktionieren und Nicht-Funktionieren marktwirtschaftlicher Systeme mit einem mikro5konomisch herzuleitenden Instrumentarium. Der Charme der Erkenntnisgewinnung liegt darin, dass immer die Frage der individuellen Rationalit~it im Vordergrund steht; dass also nicht kollektive Rationalit~it vorausgesetzt wird, wo man dies nicht erwarten kann. Im Folgenden wird aus f0nf Bereichen zum Teil beispielhaft die NPO mit dem Incomingtourismus verkn0pft. Die beschriebenen Schwerpunkte sind (~ffentliche G0ter (Kapitel 1-3), Verb~inde (4), B0rokratiekritik (5), Konsumlenkung und Meritorik (6) sowie die Problematik der sunk costs f0r das Konsumverhalten (7).
76
Destination Cards
1 Destination Cards - Eine ordnungspolitische Betrachtung eines Angebots von Destinationen
Zusammenfassung Destination Cards werden in den letzten Jahren stark zunehmend von Destinationen eingesetzt mit dem Hauptziel, zus~itzliche Nachfrage zu generieren. Die Marketingstrategien in diesem Bereich nutzen vor allem die konsumsteigernde Wirkung der durch den zweigeteilten Preis ver~inderten Entscheidungsgrundlage for die Nachfrage nach Erwerb der Karte. Neben der betriebswirtschaftlichen Attraktivit~t der Destination Cards ergibt sich aber auch die volkswirtschaftliche Fragestellung nach der ordnungspolitischen Einordnung: ist das zunehmende staatliche Engagement durch das Angebot von Destination Cards zu rechtfertigen. Den politischen Gr0nden for den Einsatz der Karten und den durch die Mal~nahmen entstehenden volkswirtschaftlichen Problemen geht dieser Beitrag nach.
EinfLihrung Destination Cards sind Kartensysteme, die es dem Touristen bei Besitz der Karte erlauben, zu reduzierten Preisen bestimmte Angebote der Destination wahrzunehmen. Dabei kann die Preisreduzierung auch total sein, sodass die Destination Card praktisch zu einem AII-inclusive-Angebot bei allen am Card-System beteiligten Leistungstr~igern f0hrt.
Destination Cards
77
Destination Cards werden f0r Destinationen einer Gr5l~e angeboten, innerhalb derer sich ein Tourist (oder eine Touristengruppe, f0r welche die Karte G01tigkeit hat) regelm~i~ig bewegt. Das bedeutet, dass in der Regel f0r kommunale oder regionale Destinationen eine Destination Card anbieten, normalerweise aber nicht L~inder oder Staaten. Die hier betrachteten Karten werden meist yon 5ffentlichen Tr~gern, Kommunen oder Verb~nden, 5ffentlichen Unternehmen oder andersartigen staatlichen Kooperationen angeboten. Diese sollen fortan als ,,Card-Unternehmen" bezeichnet werden. Dabei kommt dem Card-Unternehmen nicht allein die Funktion des Vertreibens der Karte zu; es ist auch Nachfrager, da es bei den Leistungstr~gern theoretisch einen Teil der Leistung bezieht (und diesen daf0r aus dem Erl5s for die Karte u.U. bezahlt). Dadurch erh~lt die der Card-Anbieter Institution eine zus~tzliche Entscheidungsbefugnis, diejenige der Auswahl unter den Teilnehmern am Card-System.
Anbieter-Nachfrager-Beziehungen Die Card-Unternehmen stehen in einer Lieferanten-Vertreiber-Beziehung zu den Leistungstr~igern und den G~isten der Destination. Diese Beziehungen werden in Abbildung 1 dargestellt. Die Zahlungs- und LeistungsstrSme sind entsprechend Abbildung 1 zu differenzieren in sechs Vorg~nge A bis F. Dabei sind die StrSme A bis D die auf den ersten Blick erkennbaren im Zusammenhang des Systems. Der Tourist nimmt als die 0bliche Leistung D in Anspruch, die ihm der touristische Leistungstr~iger gew~hrt. Dies kann ein Museumsbesuch, eine Fahrt mit der Stral~enbahn, ein Essen in einem Restaurant etc. sein. Dabei hat aber der Tourist durch den Erwerb der Destination Card schon im Voraus einen Teil der Leistung bezahlt (A); die Bezahlung des Leistungstr~gers B ist der durch den Rabatt der Destination Card reduzierte Preis. Schlussendlich zahlt das CardUnternehmen an die Leistungstr@ger einen Betrag (C). Hierauf ist noch n~iher einzugehen.
78
Destination Cards
Abbildung 1:Die Anbieter-Nachfrage-Beziehungen im Destination-Card-System
Touristische
C
Leistungstr~iger
Card-Unternehmen
i~
T
Gast
Erkl~rung: Zahlungsstrom ............................................................................ 9 Leistungsstrom
Das Card-Unternehmen ist jedoch nicht allein ein ,,Durchleiter" von Zahlungen. Es steht den Zahlungsstrbmen auch ein Leistungsstrom gegen0ber. Dabei ist der Leistungsstrom E hier von grbl~erer Bedeutung. Das Card-Unternehmen bet~tigt sich durch die Definition seiner Lieferanten als Nachfrager. Es legt fest, welche touristischen Leistungstr~iger am Card-System teilnehmen. Die Anbieter verkaufen dem Card-Unternehmen bei Einigung quasi das Recht, ihre Leistung dem Gast im Rahmen des CardSystems g0nstiger anzubieten. Dies ist der dem Zahlungsstrom entsprechende Lieferstrom. Transparenz Ober die Zusammensetzung der zu den zweigeteilten Preisen gehbrenden Kosten wird nicht geschaffen. Der Leistungsstrom F ist folgerichtig die Weiter-
Destination Cards
79
gabe dieses Rechts: der Gast erwirbt durch den Erwerb der Karte einen Teil des Anrechts zur Nutzung eines touristischen Angebots.
Typen von Destination Cards Die grunds~itzlichen Typen von Destination Cards lassen sich wie in Tabelle 1 dargestellt differenzieren. Die W0rzburg Welcome Card wird 2006 zum Preis von 2 s erworben und erm0glicht durchg~ingig erm~l~igte Eintrittspreise im Bereich von 10 % oder einer Abstufung auf Studenten- oder Gruppenpreise for Erwachsene. Die Geltigkeit der Karte beschr~nkt sich auf sieben Tage. Die vertragliche Regelung mit den Leistungstr~gern ist einfach: es erfolgt kein Ausgleich for die gegebenen Rabatte durch den die Karte anbietenden Eigenbetrieb der Stadt, der die Karte verkauft. 93 Die Schwarzwald-Card beinhaltet 2006 150 verschiedene durch Erwerb der Karte kostenlos zu besuchende touristische Angebote. Die von der Schwarzwald Tourismus GmbH angebotene Karte kostet for Kinder bis 14 Jahre 27 s (mit Europapark 37 ~), for Erwachsene 37 ~E(mit Europapark 47 s und for Familien mit maximal drei Kindern 113 (mit Europapark 153 s Der Erfolg der Karte 2005 wird nach schleppendem Beginn in den Jahren 2002/03 aus ,,gut"94 bezeichnet. Die Karte ist frei w~hlbar for drei Tage geltig im Jahr. Diese Tage messen nicht zusammenh~ngen. 95 Die Vertr~ge mit den Listungstr~gern sehen die Anmietung eines Leseger~ites vor. Die meisten Leistungstr~iger verkaufen die Card auf Provisionsbasis. FOr ,,Akzeptanzen "96 erhalten die Leistungstr~ger eine Zahlung des Card Unternehmens Schwarzwald Tourismus GmbH, die einen reduzierten Eintrittspreis berecksichtigt.
93 Nat0rlich verringert dieser Nichtausgleich die preispolitische Bereitschaft der Leistungstr~ger, starke Nachl&sse zu gew~hren; andererseits ist das kommerzielle Handling der Card durch den Eigenbetrieb dadurch einfach und risikolos. Informationen: Stadt Werzburg 94 Information: Schwarzwald Tourismus GmbH 9s Diese Mal~nahme dient der Entzerrung innerhalb des Aufenthalts und sorgt nicht for eine ungew0nschte Ballung aktiver Tage in einem bestimmten Zeitraum des Urlaubs. 96AIs Akzeptanz wird eine Besuchereinheit erfasst.
80
Destination Cards
Tabelle 1: Typen von Destination Cards Bezeichnung Erkl~irung Rabattkarte
Beispiel
Der Gast erwirbt beim Erwerb der Karte WOrzburg Welcome Card das Recht, bei bestimmten Leitungstr~igern zu einem geringeren Preis die Leistung zu beziehen.
All-inclusiveCard
Der Gast erwirbt beim Kauf der Karte das SchwarzwaldCard Recht, bei bestimmten Leistungstr~gern kostenlos die Leistung zu bekommen.
Mischform
Die dem Gast verkaufte Karte beinhaltet D0sseldorf WelcomeCard for ihn durch den Erwerb der Karte kostenlose Leistungen und Rabatte bei entsprechend bestimmten Leistungstr~igern
Kostenlose
Der Inhaber der Destination Card ist zu Schwarzwald G~istekarte
Destination
einem vergenstigten Konsum bei den tou-
Card
ristischen
LeistungstrQgern
berechtigt,
muss aber for die Destination Card nicht zahlen. Wird i.d.R, nur for 0bernachtungsg~iste der Destination gew~hrt. Karte mit limi- Die Karten werden nicht frei verkauft und Kunstkarte Badentierter G~iste- sind nicht an andere Beitr~ge wie Kurtazahl
xen gebunden.
W0rttemberg
Die D0sseldorfer Welcome Card kombiniert (nach Erwerb der Karte) kostenlose mit preisreduzierten Angeboten. Die Karte ist for 24, 48 und 72 Stunden Geltigkeitsdauer zu erwerben, wobei die Preise pro G01tigkeitstag abnehmen, je I~inger die G01tigkeit ist 97
97 FOr Erwachsene 2006:9 (~for 24 Stunden, 14 (Efor 48 Stunden, 19 s for 72 Stunden
Destination Cards
81
Damit wird nat0rlich ein I~ngerer Aufenthalt, der im Sinne der Destination ist, belohnt. Die Leistungstr~ger, die Leistungen kostenlos anbieten, im Wesentlichen Museen, erhalten einen pauschalen Ausgleich for die entgangenen Einnahmen. Die Schwarzwald G~istekarte wird bei Vorlage der Meldescheine for die Kurtaxe ausgegeben. Sie wird von den Gemeinden im Schwarzwald gegenseitig akzeptiert und beinhaltet Erm~il~igungen. Wie bei der W0rzburg WelcomeCard gibt es keinen Ausgleich for die Leistungstr~ger durch Card-Unternehmen, die in diesem Fall die Gemeinden sind 98. Die vier bis hierher diskutierten Destination Cards werden direkt vom Staat subventioniert. Dies geschieht vor allem 0ber den Personalaufwand bei der Angebotserstellung. Keine der befragten anbietenden Institutionen konnte einen Gewinn beim Angebot der Destination Card vorweisen 99. Die Baden-WQrttemberg Kunstkarte wird von einem privaten Unternehmen vertrieben und von Unternehmen erworben, die sie als externes oder Mitarbeiter-Geschenk verwenden. Das Card-Unternehmen sichert den Leistungstr~igern dabei z.T. zu, dass eine vorgegebene Karten-Zahl nicht Qberschritten wird. Die Leistungstr~ger erhalten eine Pauschale als Erl(~s durch das Card-Unternehmen, was das Handling der Karte erleichtert 100. Es besteht eine unterschiedliche Anreizwirkung der Card-Systeme for den Touristen. Einfachere Rabattkarten, bei denen kein Ausgleich for Rabatte durch das CardUnternehmen gew~hrt wird, haben geringere Stimulans fQr die G~ste als AIl-lnclusiveKarten. Letztere aber sind mit grSl~eren Risiken for Card-Unternehmen und Leistungs-
98 Dieser konkrete Fall birgt naterlich fQr die GQste eine problematische Situation, da die Leistungstr@ger der Schwarzwald GQstekarte zum Teil die gleichen sind wie der SchwarzwaldCard. Daher muss der Kurtaxe zahlende Gast nicht allein aufgrund der Rabatte der SchwarzwaldCard, sondern auch unter Einbeziehung der Rabatte der Schwarzwald G~istekarte, die er ohne Aufpreis gew~ihrt bekommt, sich for oder gegen den Erwerb der SchwarzwaldCard entscheiden. Dadurch wird der Erfolg der SchwarzwaldCard nat0rlich geschm~ilert. 99 Div. Gespr~che mit den anbietenden Institutionen; selbst ein Gewinn beim Angebot w0rde freilich das Angebot nicht rechtfertigen, da dieser eine Verdrtingung privater Anbieter nachweisen wQrde. 100 Die LeistungstrQger kalkulieren hier manchmal durchaus damit, dass die Karten sowieso nicht in grSl~erem Umfang genutzt werden, da die Zielgruppe for die Geschenke ,,vielbeschQftigt" ist und keine eigene Konsumentscheidung beim Erwerb der Karte trifft (und daher viele kein echtes Interesse haben).
82
Destination Cards
tr~iger behaftet und beinhalten einen gr01~eren Verhandlungsspielraum in der kommerziellen Ausgestaltung.
Auswahl der Teilnehmer am Card-System und der Anreiz zur Teilnahme Dem Card-Unternehmen steht durch seine Nachfragerfunktion die M0glichkeit der Auswahl der teilnehmenden Leistungstr~igern zur Verf0gung. Diese kann zu lenkenden Eingriffen genutzt werden. In Tabelle 2 sind beispielhaft Kriterien aufgef0hrt, die zu Teilnahme oder Ausschluss an Kartensystemen herangezogen werden k0nnen. Wie Tabelle 2 verdeutlicht, steht dem Card-Unternehmen eine grol~e Anzahl von Kriterien bei der Definition des Teilnehmerkreises oder etwaiger Ausschl0sse zur Verf0gung. Keines der Kriterien wirkt auf den ersten Blick nicht sinnvoll. Hier hat das CardUnternehmen also grol~e Freiheiten. FOr die am Card-System beteiligten Unternehmen ist der betriebswirtschaftliche Anreiz oft immens. FOr einen in der Regel geringen Beitrag bzw. einen eberschaubaren Rabatt erreicht man eber die Distributionswirkung eine breite Nachfragewirkung 1~ Im Obrigen ist die Preisdifferenzierung for die Teilnehmer in angenehmer Weise unsichtbar for die G~iste. Die Er0rterung in dieser Arbeit richtet sich freilich an der betriebswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit, sondern an der ordnungspolitischen Einordnung von Destination Cards aus.
101Aul~erdem spricht die Dominanz der Fixkosten in der Kostenstruktur der meisten beteiligten Unternehmen for eine Teilnahme. Die Destination Card ist- sofern sie marktwirksam istin der Regel in der Lage, die Deckungsbeitr~ge deutlich zu erh0hen.
Destination Cards
83
Tabelle 2: Beispielhafte Kriterien fiJr die Teilnahme an Destination-Card-Systemen Geographische Lage des touristischen Leistungstr~gers
BetriebsgrSBe des touristischen Leistungstr~gers
Bereitschaft des Leistungstr~gers, die kommerziellen Bedingungen des CardSystems zu akzeptieren
Bereitschaft des Leistungs- Erfolg des Leistungstr~gers Erf011ung yon vorgegebetr~gers, die Destination im Rahmen des Cardnen Qualit~itskriterien Card zu vertreiben Systems (z.B. verkaufte Einheiten in der Vorperiode) Akzeptanz eines vorgegebenen Corporate Designs
C)ffnungszeiten (vor allem keine saisonalen SchlieI~ungen)
Akzeptanz der Teilnahme anderer Anbieter am CardSystem (vor allem von direkten Konkurrenten)
Einordnung der Destination Cards in das System 6ffentlicher GLiter Es lassen sich vier verschiedene Arten von G0tern unterscheiden, wenn man diese nach zwei Kriterien ordnet: nach der M(Sglichkeit, Konsumenten vonder Nutzung auszuschlie~en, sowie nach der Rivalit~it beim Konsum des Gutes. Diese Differenzierung ist notwendig, um diejenigen G0ter zu definieren, die der Staat m(Sglicherweise selber anbieten oder deren Angebot der Staat kontrollieren muss. AusschlieBbarkeit vom Konsum heiBt, es muss mSglich sein, einem nicht gewollten Kunden den Konsum zu verwehren. Das heiBt, dass es definierbare und durchsetzbare Eigentumsrechte an diesen G(3tern gibt 1~ Solche G0ter sind marktf~ihig; es gibt einen
102 Vgl. REISS (1996), S.387.
84
Destination Cards
Anreiz, diese herzustellen und/oder anzubieten, wenn eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist. Nutzungsrivalit~t beim Konsum heist, dass sich die Konsumenten st0ren oder gar einander am Konsum hindern. REISS erl~iutert diesen Sachverhalt an dem Unterschied zwischen Brot und einem Computerprogramm: wQhrend nur einmal ein Brot gegessen werden kann und mit dem Konsum verschwindet, st0rt es einen Nutzer einer Software keineswegs, wenn er eine Kopie davon zuvor an einen Bekannten abgegeben hat. Beim Brotessen liegt Nutzungsrivalit~it vor, beim Computerprogramm nicht 1~ In Tabelle 3 sind die vier aus verschiedenen Kombinationen von Vorliegen und Nichtvorliegen der Nutzungsrivalit~it und des Ausschlussprinzips entstehenden G0terarten dargestellt. Die Bezeichnungen variieren in der Literatur sehr stark 1~ Der Begriff 0ffentliche Geter soil for die drei Geter gelten, for die nicht gleichzeitig das Ausschlussprinzip und Nutzungsrivalit~it vorliegen. Wichtig ist, dass 0ffentliche Geter nicht gleichzusetzen sind mit staatlichen Getern. Zwar stellt der Staat viele 0ffentliche G0ter her oder bietet sie an; es gibt jedoch eine ganze Reihe von 0ffentlichen G0tern, die von privaten Unternehmen angeboten werden oder als nat0rliche Ressourcen vorhanden sind. STOBBE differenziert demzufolge auch etwas von der 0blichen Darstellung abweichend, indem er dreidimensional vorgeht: nach Anbietern, Privatg0tern und 0ffentlichen G0tern105.
lO3 Vgl. REISS (1996), S.385. lo4 So bezeichnet WEIMANN die Kollektivg0ter als "reine 0ffentliche Geter"; BERG/CASSEL/ HARTWlG benennen die Privatg0ter als "lndividualgeter", die Clubgeter als "Clubkollektivg0ter", die AIImenden als "Quasikollektivg0ter" und die Kollektivg0ter als "reine Kollektivg0ter"; diese Liste liel~e sich lange weiterf0hren, was hier jedoch nicht hilfreich ist, da es nur um Worte geht; vgl. WEIMANN (1996), S.129, BERG/CASSEL/HARTWIG (1999), S.198. lo~ STOBBE (1983), S.497.
Destination Cards
85
Tabelle 3: GUter differenziert nach den Kriterien Ausschlussprinzip und Nutzungsrivalit~it G(iterart
Vorliegen des Ausschlussprinzips
Vorliegen der Nutzungsrivalit~it
ja
Privatgut
Offentliche G0ter
Clubgut
ja
nein
AIImende
nein
ja
Kollektivgut
nein
nein
ALTHOF stellt die Bedeutung for den Tourismus dar: "Produzierbare 5ffentliche GClter sind z.B. Verkehrswege und -anlagen, Kulturdenkm~ler, Stadtbilder. AIs nicht produzierbare G(~ter gelten u.a. die Landschaft und das Klima ''1~ Die Einordnung der Destination Cards in dieses System ist von grol~er Wichtigkeit for die anschliel~enden Betrachtungen. F0r die Destination Card gilt keine Nutzungskonkurrenz: ein weiterer Teilnehmer 1~ reduziert die Nutzen der (3brigen Teilnehmer nicht- es sei denn es handelt sich um einen direkten Konkurrenten eines anderen Mitglied des Systems. Diese Sondersituation lassen wir einmal aul~en vor. Das bedeutet, es kann sich bei einer Destination Card nur um ein Clubgut oder ein Kollektivgut handeln. Den Definitionen der Tabelle 1 zufolge, sind alle Destination Cards demnach Clubg(3ter, da das Card-Unternehmen von seiner MSglichkeit der Realisierung des Ausschlusses (vielleicht mit einer der Begr0ndungen aus Tabelle 2) Gebrauch machen kann.
106ALTHOF (1996), S.85, wobei sich 0ber die Nicht-Produzierbarkeit von Landschaft durchaus streiten I~sst. 107Damit ist ein touristischer Leistungstr~iger gemeint.
86
Destination Cards
Dieses Ergebnis wirft aus Sicht der Card-Unternehmen eine ordnungspolitische Problematik auf: Clubgeter besitzen die F&higkeit, dass man mit ihnen Geld verdient. Es besteht ein privatwirtschaftlicher Anreiz, Clubg0ter anzubieten, wenn das Gut effizient herzustellen ist. Das bedeutet nichts weniger als: Entweder sind Destination Cards effizient herzustellen, dann werde dies auch ein privatwirtschaftliches Unternehmen t u n - oder Destination Cards sind volkswirtschaftliche Zuschussgesch~fte, dann betreiben die (Offentlichen) Card-Unternehmen Ineffizientes. Hier wird es mit Sicherheit keine klares Entweder-Oder als L0sung geben, sondern es gilt: Die L0sung h&ngt von der Destination und der Definition der Bedingungen for das Card-System ab. Ein anreizstarkes CardSystem1~ in einer attraktiven Destination wird bestimmt alle M0glichkeiten for gute Ergebnisse for das Card-Unternehmen bieten.
Die Ver~inderung des touristischen Nachfrageverhaltens Vor einer Abw~igung von Vor- und Nachteilen der Destination Cards soil die Besonderheit von derartigen Rabattsystemen bezogen auf das Nachfrageverhalten herausgearbeitet werden. Die Gesamtkosten des touristischen Konsums w~hrend eines touristischen Aufenthalts mit Destination Card sind die einzelnen bei den Leistungstr~igern zu zahlenden Preise und der Preis der Destination Card. Aus Sicht der einzelnen Konsumentscheidung verh~lt es sich jedoch anders: Die Kosten for die Destination Card sind, wenn diese bereits erstanden wurde (wenn also diese K0nsumentscheidung bereits gef~llt wurde),,sunk costs ''1~ Das bedeutet, die Konsumentscheidung f~llt allein aufgrund des noch zu zahlenden Einzelpreises beim touristischen Leistungstr~iger. Extreme Auswirkungen hat dies auf das Konsumverhalten in AII-inclusive-Situationen: Hier werden einzig noch die Transaktionskosten (z.B. was kostet es mich an M0he oder auch Transportkosten, mich zum dann kostenlos zu betretenden Schwimmbad zu bewegen?) ber0cksichtigt: die Konsumentscheidung f~illt unter der Bedingung, dass der Konsum kostenlos ist. Dies fehrt Iogischerweise zu einer Ausweitung des Konsums. 110
108Das bedeutet: hohe Anreize for die attraktiven Leistungstr~ger, sich zu beteiligen, und hohe Kaufanreize for die G~iste 1~ Vgl. FRANK (2001), S.13-16 110Zu der Problematik von AIl-lnclusive-Angeboten vgl. B 7
Destination Cards
87
Abgeschw~icht gilt dies auch for Rabattsysteme mit reduzierten Eintrittspreisen: Ist man bereits im Besitz einer Destination Card, werden bei der Konsumentscheidung die geringeren Eintrittspreise ber0cksichtigt. Die Konsequenz ist klar: Erh0hter Konsum. Aul~erdem muss noch eine psychologische Komponente des Vorabzahlens ber0cksichtigt werden: Die Destination Card wird i.d.R, zu Beginn des Aufenthalts erworben. Sofern es sich nicht um eine kostenlose Destination Card handelt (m0glicherweise aber auch bei dieser Form der Karte), entsteht ein Druck, die Karte auszunutzen: man hat ja schon bezahlt. Dies kann zu einem gewissen Mitrechnen 1~1 beim touristischen Aufenthalt fehren. Machen wir uns nichts vor: Jede Destination Card soil konsumsteigernd wirken, wenn sie richtig im Sinne der touristischen Leistungstr~iger und des CardUnternehmens definiert ist.
BegrOndungen und Problematik des Eingriffs der Destinationen Tabelle 4 fasst die Begrendungen for das staatliche Engagement in Card-Unternehmen zusammen und stellt diese den Nachteilen des 0ffentlichen Eingriffs in diesem Bereich gegeneber. Dass durch den konsumsteigernden Charakter die erfolgreiche Destination Card wirtschaftsf0rdernde Effekte hat, ist eindeutig: Es werden zus~tzliche Ums~itze bei den touristischen Unternehmen generiert und damit Arbeitspl~tze geschaffen.
Wenn bei der wirtschaftlichen T~tigkeit eines Individuums die Nutzen von Dritten verringert werden, ohne dass die Dritten dafer entsch~idigt werden, dann liegen negative externe Effekte vor. Die Dritten k0nnen auch mehrere 112 sein. Positive externe Effekte lie-
111Das ist natOrlich typbedingt: Die Mitrechner registrieren die realisierten Rabatte und berechnen, ob sich der Erwerb der Destination Card Iohnte; gerade diese Typen werden eine Tendenz aufweisen, konsumsteigernd zu agieren, sofern sie dazu neigen, gern richtige Entscheidungen gef~llt zu haben. 112Dies ist bei UmweltschQdigungen der h~ufig auftretende Fall.
88
Destination Cards
gen vor, wenn durch die Produktions- oder Konsumt~tigkeit eines Individuums Dritte einen Nutzen erzielen, for den sie keine Kompensation zahlen m0ssen. Positive und negative externe Effekte, die auch als Externalit~ten bezeichnet werden, zeichnen sich "durch das Auseinanderfallen von privaten Kosten/Nutzen und sozialen Kosten/Nutzen "113 aus. Dabei sind die wirtschaftlichen T~tigkeiten Konsum oder Produktion: es k(~nnen ExternalitQten auf beiden Marktseiten bewirkt werden. Der Staat kann mit Hilfe der Destination Card sowohl externe Effekte ausgleichen als auch positive externe Effekte produzieren. Der Ausgleich von externen Effekten kann erfolgen, indem zum Beispiel 5kologisch arbeitende Leistungstr~iger im Card-System bevorteilt werden. Unter anderem dies ist in Tabelle 2 mit ,,Qualit~tskriterien" gemeint. Multiplikatoreffekte sind die durch einen direkten touristischen Konsum induzierten Folgewirkungen: einerseits die in der zweiten und weiteren Konsumstufen durch die touristische Ausgabe bewirkten weiteren Ausgaben innerhalb der Destination (zum Beispiel durch die Gastronomen oder die tourismusabh~ngig Besch~ftigten), andererseits die durch die Lieferkette durch den touristischen Konsum bewirkten Nachfragen zum Beispiel durch Hotels beim (~rtlichen Einzelhandel. Solche Multiplikatoreffekte werden durch die konsumsteigernde Wirkung der Destination Card bef5rdert.
113STOCKER (1999), S.204.
Destination Cards
89
Tabelle 4: Vor- und Nachteile 6ffentlicher Card-Unternehmen Vorteile des staatlichen Eingriffs
Nachteile des staatlichen Eingriffs
9
WirtschaftsfSrderung
9
9
Externe Effekte
9 Ausschlussm5glichkeit durch
Demeritorik
Card-Unternehmen o
C)kologischer Eingriff
o
Multiplikatoreffekte
9
Fehlende Privatisierung, obwohl dies im Falle effizienter CardUnternehmen m5glich w~re
9
MSglichkeit der Lenkung MSgliche Benachteiligung der Eino
Saisonal
o
Regional
o
Sektoral
o
Sozial
wohner einer Destination 9
Lenkung weg von Destinationen ohne Destination Card
9
Zus~itzliche Bedingungen f0r touristische Leistungstr~iger
o Aufenthaltsdauer o 9
Meritorische G(~ter
Nat(~rliches Monopol des CardUnternehmens
Aul~erdem erh< die Destination durch die Destination Card ein sehr wirksam einzusetzendes Mittel zur Tourismuslenkung in die Hand. Dieses Mittel kann sehr unterschiedlich eingesetzt werden.
90
Destination Cards
Im Jahre 2000 f0hrte die Internationale Bodensee-Tourismus GmbH (IBT) die BodenseeErlebniskarte ein. Es handelt sich um eine Chipkarte, die drei, sieben oder 14 Tage GQItigkeit hat. 120, darunter wesentliche Attraktionen, insbesondere die Insel Mainau oder die Weil~e Flotte 114, k5nnen mit der Karte kostenlos genutzt werden. Die Karte kann bei den meisten Touristinformationen und auch bei vielen Vermietern 1~5 erworben werden. Die Karte kostete 2000 z.B. for Erwachsene umgerechnet etwa 75 ~ for 14 Tage oder etwa 35 ~ for drei Tage~6. Kinder von sechs bis 15 Jahren zahlten knapp 40 % des Preises 1~. Hier wurde also sowohl im Hinblick auf die Aufenthaltsdauer also auch sozial (geringer Kinderpreis) gelenkt. Man vergleiche die Preise der Card nur mit denjenigen der Eintrittspreise for privatwirtschaftlich betriebene Freizeitparks, dann wird die Familienfreundlichkeit der Card deutlich. Die BodenseeErlebniskarte wird for 2006 neu konzipiert mit verschiedenen Versionen, die bestimmte besonders wichtige Teilnehmer (Mainau, Bodenseeschifffahrt) differenziert den Karten zuordnet, sodass eine bessere Zuordnung der Ertr~ige zu den Teilnehmern erfolgen kann. 118 Weitere LenkungsmSglichkeiten sind sektoraler oder regionaler Natur: Denkbar ist, dass bestimmte Anbietergruppen oder in der Destination regional benachteiligt gelegene Leistungstr~iger im Card-System bevorzugt werden. Dies wird h~iufig bei kostenlosen Destination Cards der Fall sein, bei denen das Card-Unternehmen staatlich oder nonprofit-orientiert ist. Ein meritorisches Gut soil nach der Vorstellung der eingreifenden Instanz mehr konsumiert werden. Es besteht die Annahme, dass das betreffende Individuum mehr Konsum davon benStigt, um sein individuelles Nutzenoptimum zu erreichen. Ein typisches Beispiel for ein meritorisches Gut ist anspruchsvolle Literatur. Ein demeritorisches Gut wird dagegen zu ausgiebig konsumiert. Typische Beispiele daf0r sind Tabakwaren oder Spirituosen. Hier muss erw~ihnt werden, dass die Definition von meritorischen und demeri-
114Das ist die Bodensee-umfassende Schifffahrtsgesellschaft. 11sDie Vermieter erhalten eine Provision auf den Verkaufspreis; sie mOssen jedoch eine Erstinvestition tragen. 116In dieser relativen Diskrepanz ist ein politischer Einfluss zugunsten des I~ingeren Aufenthaltes versteckt: Pro Tag ist die Karte mit drei Tagen Geltungsdauer etwa doppelt so teuer wie die Karte for 14 Tage Geltungsdauer. Freilich kann man auch davon ausgehen, dass die Nutzung pro Tag bei einem I~ngeren Aufenthalt m5glicherweise etwas geringer ist, da bei 14 Urlaubstagen eher einige Ruhetage eingeplant werden. 11TVgl. INTERNATIONALE BODENSEE TOURISMUS GMBH (2000). 1~8Information IBT
Destination Cards
91
torischen GQtern bei unterschiedlichen Weltanschauungen verschieden geraten wird. Im Card-Zusammenhang besteht die Eingriffsmbglichkeit, bestimmte Anbieter vom Destination-Card-System auszuschliel~en. Dies ist so abwegig nicht, sondern g~ngige Praxis: Prostitution wird z.B. regelm~il~ig als (fOr die Nachfrager) demeritorisches Gut deftniert. Das Card-Unternehmen schliel~t Bordelle sicherlich aus und verschiebt somit das Preissystem hin zu meritorischen oder zumindest nicht demeritorischen Unternehmen. Museen, auch weniger ertragskr~ftige, dagegen sind regelm~l~ig Teil des Systems und es wird also auf diese Art meritorischer Konsum gefbrdert 119. Letztlich bleibt noch eine letzte wichtige Begr0ndung for das staatliche Engagement: Eine Sonderform technologischer Bedingungen bewirkt sinkende Durchschnittskosten bei der Produktion spezieller G0ter. Dabei handelt es sich beim nat0dichen Monopol eigentlich nicht um eine spezielle Marktform, denn es ist durchaus mbglich, dass mehrere Anbieter in nat0rlichen Monopolsituationen gleichzeitig produzieren; es wird vielmehr eine Kostenstruktur beschrieben. STOCKER w~hlt daher auch die Bezeichnung "technisches Monopol ''12~ Regelm~il~ig sind Netze technologische Voraussetzungen for nat0rliche Monopole: Eisenbahnschienen- oder Postverteilsysteme sind typische netzgebundene nat0rliche Monopole. Genauso unsinnig ist es auf den ersten Blick (und vielleicht auch auf den zweiten), dass es mehrere Destination-Card-Systeme in einer Destination bestehen. 121 Auch der Gast ist wahrscheinlich eher irritiert als erfreut in einer solchen Situation (wenn die Card-Systeme nicht eindeutig verschiedene Zielgruppen ansprechen - aber auch in dieser Situation sind Motivations0berschneidungen denkbar). Die Nachteile des staatlichen Engagements sind zun~ichst einmal die schon diskutierte Verhaltens~inderung des Gastes: Mehrkonsum muss nicht positiv sein. Speziell im Urlaub, dem ja eine Erholungsfunktion zugeordnet wird, kann zumindest 0berkonsum als demeritorisch bezeichnet werden. Der Staat fbrdert dies durch seinen Eingriff.
119N~iher hierzu: BOCHERT (2001), S.58ff 120STOCKER (1999), S.76. 121Diese Problematik besteht zum Beispiel bei den beiden Schwarzwald-Destination-Cards, die in Tabelle 1 erw~hnt sind.
9:)
Destination Cards
Ordnungspolitische Probleme bestehen bei der derzeitigen Struktur der CardUnternehmen zum einen durch die Machtausweitung der staatlichen Stelle, zum anderen durch die fehlende Privatisierung. Die MSglichkeit eines 5ffentlichen Card-Unternehmens ist: durch die Auswahl der Teilnehmer am Card-System erfolgt ein (m(Sglicherweise massiver) Eingriff in das Marktgeschehen. Dies ist in einer Marktwirtschaft in dieser massiven Form nur mit einer umfangreichen Kontrolle akzeptabel. Ob diese Kontrolle bei der Definition von CardSystemen auch erfolgt, darf bezweifelt werden. Ausschliel~en muss man bei diese Diskussion diejenigen Destination Cards, bei denen staatliche Institutionen durch die von einer staatlichen Stelle angebotenen Karte vertrieben werden. Es ist f0r den Staat legitim, seine eigenen Angebote zu vermarkten122. Hier zun~ichst ein paar Worte zur Frage der Clubg0ter: Das staatlich angebotene Clubgut ist grunds~tzlich der in der Marktwirtschaft weniger gew0nschte Fall. Das bedeutet, dass bei nicht signifikanten Argumenten gegen das private Angebot von dieser Variante Abstand genommen werden muss. FQr das staatliche Angebot spricht es, wenn das Clubgut aufgrund einer Gewinnmaximierungsstrategie der privaten Anbieter nur in einem geringen Umfang angeboten wird und gleichzeitig ein gewisses Staatsinteresse an der Befriedigung der Nachfrage besteht. Wenn die Zuordnung des Angebots zum Staat keine nennenswerte Innovations- oder Nachfrageeinbul~e zur Folge hat, dann ist es mSglicherweise vertretbar, den Staat hier einspringen zu lassen. Freilich ist dies mit einem ungew0nschten Verdr~ingungsprozess h~ufig verbunden: der private Tennisplatzbesitzer beispielsweise, bei dem wegen seiner (gewinnmaximierend gesetzten) Preise immer ein paar Felder unbesetzt sind, wird selbstverst~ndlich Einbul~en haben, wenn der Staat selber ein paar Felder baut und preiswerter vermietet, weil er die oben genannten Bedingungen erf(~llt. (In der Tat ist es nicht unbedingt zu erwarten, dass das staatliche Angebot so viel schlechter ist. Das gilt jedoch wohl nur f(~r den Tennisplatz an sich. Wenn es - und das ist viel realistischer- um einen Sportkomplex mit Gastronomieangebot etc. geht, dann wird die Argumentation der nicht zu erwartenden Nachfrageeinbul~e durch Zust~indigkeitswechsel schon viel fragw(~rdiger.) So muss wohl in der
122
An dieser Stelle kann eine Diskussion ansetzen, inwieweit das staatliche Angebot in verschiedenen touristischen Bereichen zu rechtfertigen ist, vgl. BOCHERT (2001), S. 65ff; das ist aber nicht das Anliegen dieses Beitrags.
Destination Cards
93
Regel zus~itzlich noch die Existenz wichtiger positiver externer Effekte und anderer positiver Konsequenzen nachgewiesen werden, die durch das privat angebotene Clubgut nicht realisiert werden kSnnen, um einen staatlichen Eingriff zu rechtfertigen. Beispiele f(~r eine solche Entwicklung k~nnten kulturelle Angebote in einer Destination sein, um sie einer breiteren Offentlichkeit zug~nglich zu machen. Die gegenteilige Argumentation spricht f0r das private Angebot des Clubgutes ~23. Insbesondere wenn von dem privatwirtschaftlichen Anbieter ein qualit~itssteigerndes Engagement zu erwarten ist, soil diese Form gew~ihlt werden124. Dies gilt auch, wenn keine Verringerung bedeutender positiver externer Effekte mit der Gefahr verbunden ist, dass das Angebot einen zu geringen Umfang haben wird. Touristische Beispiele k5nnen in weiten Bereichen der 5ffentlichen Tourismuswirtschaft gefunden werden: Kongressh~user, die von staatlichen Stellen verwaltet werden (und dem Staat geh5ren) sind solche Clubg0ter, die h~iufig privatisierungsw0rdig sind. Schwieriger ist die Beurteilung derjenigen F~lle, bei denen in der Ausgangssituation G0ter vom Staat 125 angeboten wurden, die im Falle einer Privatisierung in geringeren Mengen konsumiert werden w(~rden, weil mit dem Staatsangebot eine Subventionierung verbunden war. Der klassische Fall ist im Tourismus die Subventionierung aufgrund des Vorliegens von positiven Effekten, die als Multiplikatoreffekte im Wesentlichen innerhalb der Destination verzeichnet werden k5nnen. Diese G0ter m0ssen jedoch nicht ohne weiteres vonder Privatisierung ausgenommen werden. Die wesentliche Frage bei der Privatisierungsentscheidung ist die Bedeutung der externen Effekte. Schlichte Multiplikatoreffekte rechtfertigen einen Staatseingriff nicht: ansonsten m(~sste jedes Metzgergesch~ft oder jeder Taxifahrer (ohne diesen ehrenwerten Berufsgruppen zu nahe treten zu wollen) vom Staat mitfinanziert werden: denn auch sie verursachen positive externe Effekte, indem sie ihre Einnahmen wiederum teilweise verwenden, um anderweitig Nachfrage zu zeigen 126.
123Solche private Destination Cards gibt es zum Beispiel als regionale Skikarten als Kunstkarten, vgl. Tabelle 1. 124Dies ist durchaus fragw0rdig im Bereich von Destination Cards -immerhin sind vor der Welle 5ffentlich initiierter Kartensysteme keine derartige privatwirtschaftlichen Aktivit~ten zu beobachten gewesen. 12sDies schliel~t 0ffentliche Unternehmen mit ein. 126 Freilich wird hier darauf verwiesen, dass die Multiplikatoren im Tourismussektor besonders hoch sind. Vgl. MUNDT (2001), S. 375
94
Destination Cards
Die Einwohner einer Destination sind dann benachteiligt, wenn sie vom Besitz der Destination Card ausgeschlossen werden und also hbhere Preise als die Besitzer der Karte zahlen messen. Dies ist zum Beispiel bei Karten der Fall, die nur auf Nachweis einer 0bernachtung in einem Beherbergungsbetrieb ausgegeben werden 127. Aber auch beim Beispiel der D0sseldorfer WelcomeCard ist eine indirekte Benachteiligung der Bevblkerung gegeben: die kostenlose Mitbenutzung von Bahn und Bus innerhalb der Stadt ist for die Einwohner nicht gegeben. Es handelt sich hier um eine (indirekte) Subvention des Tourismus durch die Stadt D0sseldorf. Nicht jede Destination ist in der Lage, eine Destination Card einzuf0hren. Das kann zum Beispiel an der zu geringen Gr(51~e der Destination liegen (oder auch daran, dass der staatlichen Stelle das Konzept aus ordnungspolitischen Gr0nden problematisch erscheint). Folglich entsteht, wenn denn die Karten eine konsumsteigernde Wirkung haben, ein vom Staat erzeugter Konkurrenznachteil for entlegene Standorte touristischer Anbieter oder for Leistungstr~iger in Destinationen ohne Destination Card. Abschlie~end m0ssen die Folgen durch die in Tabelle 2 angegebenen Kriterien for die Teilnahme am Card-System erw~hnt werden: Den Anbietern, die sich am Card-System beteiligen wollen, werden hier zus~itzliche Bedingungen diktiert, durch die sie in eine Dilemma-Situation geraten kbnnen: entweder man erf011t sie Bedingungen nicht und bleibt unabh~ngig - d a n n aber kann es sein, dass man durch das Card-System benachteiligt wird. AIs Alternative bleibt nur die Akzeptanz der Bedingungen, die massive wirtschaftliche Folgen haben kbnnen, wie zum Beispiel die mbgliche Forderung des CardUnternehmens, keine saisonalen Schliel~ungen vorzunehmen.
Resum~ Eine abschliel~ende Position zur Einf0hrung und zum Bestand von staatlich eingerichteten Destination-Card-Systemen zu finden, wird immer in einem Dilemma enden. Wenn
127Dies ist zum Beispiel bei einer Karte der Fall, die vonder Stuttgart Marketing GmbH, einem kommunalen Unternehmen, zur verg0nstigten Nutzung des bffentlichen Nahverkehrs an G,~ste verkauft wird, die eine 0bernachtung in einem Beherbergungsbetrieb nachweisen kbnnen.
Destination Cards
95
man die bestehende Situation bejaht, bleiben die zuletzt genannten Zweifel; ein Verbot des staatlichen Engagements, das auch wettbewerbsrechtlichen 0berlegungen heraus (es handelt sich hier immerhin h~ufig um eine Subvention, wenn diese h~ufig auch nur in Form der Anschubfinanzierung erfolgt 128), denkbar w~re, w0rde bedeuten, dass auf die positiven Folgen des staatlichen Engagements (Tabelle 4) verzichtet w0rde. Dennoch ist der Autor der Meinung, dass staatliche Card-Unternehmen grunds~itzlich nicht systemkonform sind in einer Marktwirtschaft. Nat0rlich gibt es, wie immer, eine Reihe plausibel klingender Begr0ndungen for den 0ffentlichen Einfluss. Man muss hier freilich bedenken, dass in einer Marktwirtschaft Staatst~tigkeit sich auf zentrale und sensible Bereiche beschr&nken sollte. Tourismus ist nicht Landesverteidigung, Bildung oder Energieversorgung 129- so gern Touristiker dies auch h~tten. Die Machtballung und die aus den Definitionen der Teilnahmebedingungen resultierenden Folgen f0r die privatwirtschaftlichen Leistungstr~ger sind abzulehnen. Machen wir uns nichts vor: diese Position wird weder den staatlichen Stellen in den Destinationen noch den meisten der am Card-System teilnehmenden Unternehmen gefallen; freilich gilt hier wie so oft bei der Durchsetzung marktwirtschaftlicher Prinzipien, die mit dem gegebenen System nicht umgesetzt werden: Die Nutzniel~er sind oft unsichtbar. Es sind nicht allein die bislang ausgeschlossenen Unternehmen. Es sind auch die anonymen Steuerzahler; es sind die nun nicht mehr dem Konsumdruck ausgesetzten Touristen; es sind Tagesg~ste, die bisher 0berproportional hohe Preise zahlen mussten, - und es sind auch privatwirtschaftliche Incomingagenturen, f0r die es ja durchaus nicht verboten ist, sich Gedanken um die Einf0hrung von Destination Cards in ihrer Regie zu machen. Dass diese in Deutschland bisher kaum vertreten sind, ist klar: die staatlichen Stellen geben ihnen durch ihre konkurrenzlos niedrigen Preise bislang keine Entfaltungsm0glichkeiten. Wenn es dann zu der Etablierung solcher neuer Destination Cards gekom-
128 Dass jedoch auch sp~ter die Destinationen Kapital nachschiel~en, zeigte sich 2003 bei der BodenseeCard, als die 5ffentlichen Gesellschafter nach I~ngeren Diskussionen das CardUnternehmen IBT dadurch vor dem Konkurs retteten. 129Selbst in den beiden letztgenannten Bereichen wird der staatliche Einfluss ja zumindest zureckgedr~ngt.
96
Destination Cards
men ist, wird man 0ber die Kontrolle der privatwirtschaftlichen Unternehmen nachzudenken haben (besser noch fr0her). 130
13o Auf eine etwas verwickelte Weise wird auch das privatwirtschaftliche Unternehmen, das als Card-Untemehmen die Leistungen staatlicher touristischer Leistungstr~iger bezieht zu einem ordnungspolitischen Problem: profitiert doch das private Unternehmen von der u.U. an meritorischen oder verteilungspolitisch orientierten Prinzipien orientierten Preispolitik des Museums, Theaters etc., indem es durch den Verkauf der Karte hier Konsumentenrenten abschSpft.
Die GOter, die der Staat nicht anbieten soil
97
2 Die G~iter, die der Staat nicht anbieten soil
Neben den vielen grol~en, mittleren und kleinen Unternehmen, die touristische Produkte anbieten, gibt es einen Giganten, der hier munter mitmischt: den Staat. Und gerade dieser grSl~te aller Unternehmer bleibt oft unbeachtet. Was treibt erda eigentlich in unserem Markt? Die C)konomen unterscheiden vier verschiedene Arten von G0tern, wenn sie diese nach zwei Kriterien ordnen: nach der MSglichkeit, Konsumenten v o n d e r Nutzung auszuschliel~en, und nach der Rivalit~t beim Konsum des Gutes. Ausschliel~barkeit vom Konsum heil~t, es muss m6glich ein, einem nicht gewollten Kunden den Konsum zu verwehren. Nutzungsrivalit~it beim Konsum heil~t, dass sich die Konsumenten st5ren oder gar einander am Konsum hindern. Diese Differenzierung ist sehr hilfreich bei der Beurteilung des Anspruchs an den Staat, die G0ter anzubieten. Dabei muss man hier voranstellen, dass in einer Marktwirtschaft der Staat nur soviel wie nStig agiert. Wenn es also, wie bei den Privatg(~tern, keine Bedenken gibt, dass der Markt diese G(~ter stellt, dann sollte der Staat sich da heraushalten. Eine Nacht im Hotelbett oder ein Platz in einem Flugzeug auf einer bestimmten Strecke also, das sind G0ter, von deren Nutzung man ungewollte Konsumenten ausschliel~en kann; wenn man auf diesem Sitzplatz platzgenommen hat, dann kann dies auf dem gleichen Flug kein anderer mehr tun: es herrscht Nutzungsrivalit~t. Das sind ideale Bedingungen f0r private Unternehmen, mit solchen G0tern I~sst sich (wenn man sich geschickt anstellt) Geld verdienen. Das gilt auch for eine Tennisanlage oder ein Erlebnisbad: hier kann man durch einen Zaun und ein Kassenh~uschen diejenigen Kunden, die nicht (genug) zahlen wollen,
98
Die G0ter, die der Staat nicht anbieten soil
ausschliel~en. Solche G0ter werden, wenn eine Nachfrage danach besteht, in einer Marktwirtschaft ebenfalls von Unternehmen in ausreichender Form angeboten: der Anreiz, mit Clubg0tern wie Minigolfanlagen oder Kinos Geld zu verdienen, ist vorhanden. Es bleiben zwei problematischere F~lle: diejenigen G0ter, um die nicht so einfach ein Zaun gezogen werden kann. Dabei unterscheidet man die "AIImende" und das Kollektivgut. Der Begriff AIImende kommt aus dem alpinen Raum: es handelt sich um eine 0bernutzte Weide. Diese Weide, die allen Bauern eines Dorfes zur Verf0gung steht, ist zun~ichst mal ein Kollektivgut, jedes Rind darf frbhlich ~isen, und es ist genug Gras da. Wenn aber die Regenerationsf~ihigkeit der Vegetation durch 0berweidung zu sehr eingeschr~nkt wird, dann wird das Gut zur "AIImende": das ist ein 0berf011ter Strand oder auch ein durch zuviel Kicken vbllig verratzter Sportplatz. Ein privates Unternehmen hat naturgem~l~ wenig Interesse solche G0ter herzustellen, die jeder einfach so nutzen kann ohne daf0r zu zahlen. Daher ist es hier - jedenfalls auf den ersten Blick- klar, dass der Staat dies tut. Es g~be keine Straiten, keine h0bschen Ful~g~ingerzonen, gepflegten Str~nde, Promenaden, Parks .... wenn nicht der Staat sich engagierte. Dennoch bleibt bis hierher eine Frage unklar: ist die Ausschliel~barkeit unausweichlich? Muss der Strand jedem zug~inglich sein? Kann man for das Kurkonzert nicht doch Eintritt verlangen? Da dies nat0rlich ginge, handelt es sich h~iufig um Kollektivg0ter oder AIImenden, die kurzerhand in ein Clubgut umgewandelt werden kbnnten. Und damit for den Privatsektor interessant. Wo liegen also die Kritikpunkte beim Blick auf die Staatst~itigkeit? Er h~ilt sich nicht an das Gebot der Zur(~ckhaltung und verdr~ingt damit die Privatwirtschaft, indem er "Allmenden" anbietet, also kostenlose Konzerte, Busshuttles oder Parkpl~itze. Das sind GOter, die ohne weiteres zu Clubg0tern und damit von privaten Unternehmen betrieben werden kbnnen. Der Strand: ist er 0berlastet, quetschen sich die Leiber auf dem Sand, dann gibt es nur ein Mittel: Eintritt. So lenkt man auf eine richtige Weise. Diejenigen, denen es besonders wichtig ist, sich zu dort zu sonnen, die werden auch bezahlen. Und diejenigen, die "nur mal eben so" dorthin wollen, die kommen dann nicht mehr. Also schaltet man durch den Eintritt genau diejenigen aus, die sowieso keinen besonderen Nutzen gehabt
Die Geter, die der Staat nicht anbieten soil
99
h~tten. Weiter gedacht: damit kann naterlich auch der Strand an private Unternehmen zur Nutzung verpachtet werden, ganz im Sinne der Marktwirtschaft. Oft werden sogar Privatg0ter, wie Informationsmaterial, staatlich angeboten: was wird denn so alles von Fremdenverkehrs~mtern versandt. Das geht bis hin zu Kartenmaterial, for das im Buchhandel viel Geld bezahlt werden muss. Das ist naterlich absolut Marktwirtschafts-in konform. Marketingmar~nahmen, bei denen in scheinbar vorbildlicher Weise Anbieter einer Region oder einer Gemeinde zu gemeinsamer Werbung animiert werden sollen, werden vom Staat bezuschusst: diese Pools sind aber klassische Clubg0ted Man kann Einzelne ausschlie6en und die Teilnehmer st0ren sich gegenseitig nicht. Solche G0ter darf der Staat nicht stellen. Ganz so einfach ist dann naterlich doch nicht. Der Staat hat zwei Probleme, die er nicht ignorieren kann. Diese Begrendungen h0rt man auch regelm~il~ig wenn man Oberm&6ige wirtschaftliche T~tigkeiten von Kommunen im Tourismus anprangert. Zum einen geben es das Sozialproblem: der kostenpflichtige Strand schliel~t naterlich nicht nur diejenigen aus, den geringen Nutzen am Sonnenbaden haben; die Armen bleiben auch drau6en. Diesem Argument kommt man allerdings noch leicht bei: die Umverteilung muss der Staat regeln - zum Beispiel durch Steuerdifferenzierung. Dazu muss nicht der Tourismus herhalten. Doch das zweite Argument z~ihlt: der Staat will hin zu Getern lenken, die for das Volk gut sind. Daher bleibt ihm manchmal nichts anderes 0brig als ein Kurkonzert, einen Park oder ein (langweiliges aber) 0kologisches Wanderwegnetz anbieten. Das werde, auch wenn man es in Clubgeter verwandeln k0nnte, doch kein Unternehmen tun. Auch hier bleibt die Frage der Finanzierung: Kurtaxe oder nicht? Ja, naterlich Kurtaxe oder etwas ~hnliches das vielleicht nicht ganz so miefig klingt, erheben! Denn so zahlen das Wohlgemeinte for die Touristen wenigstens nicht alle, die gar nichts damit zu tun haben, wom0glich Einheimische! Fragen Sie mal einen Westerl~nder wie oft er sich vor die Muschel stellfl
100
Kommunen als Veranstalter
3 Kommunen als Veranstalter Wenn die Ankunfts- und 0bernachtungszahlen einfach nicht steigen wollen, dann greifen die Fremdenverkehrsstellen in Deutschland zunehmend zu der naheliegenden LSsung: Wir helfen uns selbst. Es reicht f0r viele Verantwortliche nicht mehr aus, sich auf Informationsleistungen und Infrastrukturen zu beschr~nken. Sie w~hlen die eigene Organisation von Reisen: Packages, die von Gemeinden oder Regionen (bzw. deren eigenen 5ffentlichen Unternehmen) angeboten werden, findet man immer h~ufiger im Angebot. Diese auf den ersten Blick faszinierende L(Ssung der Incoming-Probleme hat jedoch ihre Haken. Zu Beginn der Diskussion um ein eigenes Angebot stellt sich f(3r die betreffenden Fremdenverkehrsverantwortlichen die Situation regelm~l~ig so dar: die Auslastung der einheimischen Gastronomie und Hotellerie ist unzureichend, es gibt deutliche saisonale L(Scher, die Infrastruktur w~ire aufnahmef~higer. Wie bekommt man nun zus~tzliche G~iste in den eigenen Ort oder in die eigene Region? Man bestimmt Mitarbeiter, die das Angebot durchforsten; die sich die Packages der Konkurrenz betrachten; die dar0ber nachdenken, welche Angebote kombinierbar w~ren. Die Hoteliers und Museumsdirektoren, die Theaterleiter und die Fahrradverleiher werden zusammengetrommelt. Es werden die Pauschalen geschn0rt, Preise festgelegt und h0bsche Prospekte gedruckt. (Wie viele dieser Prospekte ihren Weg wohl nicht zum Kunden gefunden haben...?) Die Frage des Vertriebs der Leistungen ist f0r die "lncomingtouristiker" oft eine schwierige, da sie damit weniger Erfahrung haben als mit Offnungszeiten oder G~istef(~hrungen. (Daher verwundert es nicht, dass die Pauschalen h~iufig genau im Bereich der Distribution kranken.) Kann man die T~itigkeit des Pauschalen-Organisierens von Beamten oder Angestellten im 5ffentlichen Dienst Qberhaupt rechtfertigen? Aus kommunaler Sicht gewiss: es ist
Kommunen als Veranstalter
101
eine Art Wirtschaftsf0rderung - aber die Berechtigung dieser T~itigkeit ist ebenfalls hOchst fragw0rdig. Eine vom Staat angebotene oder organisierte Pauschale bringt unter Umst~nden mehr Touristen in den Ort und steigert damit die Ums~itze der Ortlichen Wirtschaft (dadurch wird aber der Umsatz einer Konkurrenzgemeinde geschw~ichtvorausgesetzt, der Tourist w~ire anderenfalls dorthin gefahren). Wenn sich so alle Gemeinden gegenseitig Konkurrenz machen, ist die ganze Aktivit~t nichts als ein riesiges Laufrad, in dem alle mitstrampeln, ohne voranzukommen. (Und der staatliche Apparat bight sich auf und auf.) Die Packages, die von staatlichen Stellen in den ietzten Jahren aufgelegt wurden, sind nur teilweise erfolgreich. Es gibt in allen Teilen der Republik ungez~ihlte Versuche, die ohne jegliche Resonanz blieben oder mit nur sehr schwach berecksichtigt wurden. Die saisonalen "Leckenbel~er" sind oft unter den Flops. Dabei wenden die Fremdenverkehrsstellen htiufig noch kleinere Tricks an, um bei ihrer Rechtfertigung gegen0ber den Aufsichtsgremien bessere Karten zu haben. Kommen Besuchergruppen aus Partnerst~idten bucht man diese kurzerhand alle auf eine Pauschale oder: bei Informationsanfragen werden die Pauschalen ganz vordringlich vermarktet, was auch zu Verzerrungen zuungunsten nicht Beteiligter fehren kann. Kurzum: die Liste der verungleckten und geschOnten Packagens-Ergebnisse ist lang. Bei diesen Reiseangeboten handelt es sich um Geter, die bei den G~isten auf eine geringe oder keine Nachfrage stol~en. In einem echten marktwirtschaftlichen System g~ibe es dieses Angebot nicht (oder es werde schnellstens vom Markt gefegt). Hier ist der Staat eine Krecke for Ineffizienz, denn die Leistungen for die Organisation m0ssen ja erbracht werden - und das ist nicht einmal
-
billig for den Steuerzahler, denn hier organisieren die Pauschalreisen ja Menschen, die mit Verlaub - nur wenig Erfahrung mit dieser T~tigkeit haben: die Fachleute sitzen
n~imlich bei den Reiseveranstaltern. Neben den Reinf~llen gibt es aber auch eine Reihe von Erfolgen. Wenn eine Stadt ein erfolgreiches Musical am Ort oder eine bekannte Kunsthalle mit eberOrtlich relevanten Ausstellungen hat, dann findet eine Pauschale durchaus ihr Publikum. Da gibt es sogar echte Renner. Und doch: auch dies ist kein geeignetes Bet~tigungsfeld for den Staat. Wenn eine 0rtliche oder regionale Fremdenverkehrsstelle eine erfolgreiche Pauschale organisiert, dann werde es ein privater Reiseveranstalter auch tun! In einer Marktwirtschaft h~tte dieser den Vortritt. Das akzeptiert die 0rtliche Fremdenverkehrsverwaltung naterlich ungern, und das Argument zugunsten des staatlichen Angebots ist h~ufig der Preisvorteil gegenOber dem privaten Reiseveranstalter. Dass jedoch durch die Einbeziehung des 0ffentlichen Dienstes die staatlichen Angebote oft indirekt subventioniert
102
Kommunen als Veranstalter
werden, wird dabei aul~er Acht gelassen. Die Organisationsarbeit, die sich ein Reiseveranstalter bezahlen lassen muss, macht das privatwirtschaftliche Angebot teurer. Dadurch kommt es bei den erfolgreichen Pauschalen zu einem Verdr~ingungsprozess auf Kosten privater Unternehmen, der schlussendlich auch noch vom Steuerzahler bezahlt werden muss. Bedeutet das, dass jegliche Reiseveranstaltert~itigkeit des Staates zu unterlassen ist? Nein: es gibt eine Nische, in die private Reiseveranstalter gar nicht hineinwollen. Es handelt sich um die "moralischen" Reisen, die nicht kostendeckend anzubieten sind. Wenn eine Reise nicht gebucht wird, da die (Skologische Ausgestaltung oder die gelenkte bildende Funktion der Reise abschreckt, dann kann man den staatlichen Eingriff rechtfertigen, der diese Reise preiswerter und damit den G~sten zug~nglicher macht. Es ist allerdings eine schwierige, hier nicht zu kl~irende Frage, welche Reise denn diese Anforderungen erf011t- Tatsache bleibt, dass die Menschen wohl oft gerade bei ihrer Urlaubswahl nicht an ihr eigenes langfristiges Wohl denken und dass hier eine Lenkung durch den Staat zu begr0nden w~re. Wenn man sich jedoch die staatlichen Pauschalangebote ansieht, dann erf011en nur wenige wirklich diese lenkende Funktion: hin zum besseren Leben!
Tourismusverb~nde
103
4 Tourismusverb~inde Warum wollen die Gr0nen weg vonder Kernenergie? Warum wollen die sozialdemokratisch regierten Bundesl~nder die Erbschaftssteuer erhShen? Warum senkt eine Regierung vor der Wahl Steuern? Warum m0ssen jetzt die Rentner zur0ckstecken, und warum ist der Bereich der geringf0gigen Besch~ftigung so unter Ver~inderungsdruck geraten? Begr0ndungen f0r das Entscheidungsverhalten vor allem von regierenden Politikern zu finden, ist eine komplizierte Sache. Es mischen sich meist mehrere Motivationen, die allerdings auf zwei Argumente zur0ckzuf0hren sind. Da gibt es die taktischen, insbesondere auf kurzfristige Erfolge abzielenden Mal~nahmen. Aber auch Mal~nahmen, die ich hier einmal als die ,,vern0nftigen" bezeichnen will, werden getroffen. Die Erstgenannten sind insbesondere oft Umverteilungsgeschenke zugunsten der eigenen Klientel aber auch Subventionsgaben. Zu den ,,vern0nftigen" Entscheidungen z~ihlen alle diejenigen, die langfristig gedacht sind, die zumindest zun~chst W~ihlerstimmen kosten. Welchen Grund kann denn eine Partei wie die SPD haben, zuk0nftigen Rentnern ihre Lebensarbeitszeit zu erh(Shen (und damit die Rentnenzeit zu verk0rzen), wenn sie damit kein einziges neues Kreuzchen in der Wahlkabine hinzugewinnt? Warum qu~ilt sich eine Regierung trotz der drastischen Stimmeneinbul~en mit einem Sparprogramm herum? Die Politiker m0ssen hier offensichtlich eine Ver~inderung for notwendig halten, ohne dass sie davon einen taktischen Nutzen haben. Damit ist zwar nicht bewiesen, dass es gut ist, so zu handeln, aber man kann davon ausgehen, dass man mit solchen ,,vern0nftigen" Entscheidungen mit gr(51~ererWahrscheinlichkeit richtig liegt. Wo ist bei dieser auf den ersten Blick theoretischen Betrachtung die Verbindung zum Tourismus? (Aber was heil~t hier eigentlich ,,theoretisch"? Das ist doch banale politische
104
Tourismusverb~nde
Praxis.) Mit Kernenergie oder gar Abtreibung hat Tourismus wenig zu tun. Gewiss. Andere politische Entscheidungen freilich wirken auf die Reisebranche; t~glich und stOndlich werden TouristenstrOme gelenkt und umgelenkt und verhindert, in verschiedene Verkehrsmittel, Unterkunftsarten, Freizeiteinrichtungen, Destinationen. Die Beeinflussung durch die Politik ist eindeutig, und das Verst~ndnis for politisches Handeln ist in den touristischen Betrieben darum wichtig. Die Politik setzt - trotz allen Gemeckers - i h r Tun fort. Wohin der Weg des Staates f0hrt, ist umso leichter zu verstehen, je klarer man den Blick frei for die Politik hat, ein Bereich, der ein wenig stiefm0tterlich in dieser etwas hemds~irmligen Branche des Reisens behandelt wird. Was in den Unternehmen registriert wird, ist nicht selten der politische Einfluss der Verb&nde auf die Politik. Die Interessenvertretung, die in den touristischen Bereichen nicht sonderlich stark ist, sorgt sich um eine Lobby for die Branche. (Die Schw~che der Verb~nde ist nur bedingt Schuld der Verb~nden selbst, vielmehr der Gesamtheit der Betriebe.) Die Lobbyarbeit ist allein wegen der oft sehr zersplitterten Zust~ndigkeiten nicht so einfach. Verb,~nde k~mpfen gegen und for alles, was politisch entschieden werden soil, natedich ohne zu beachten, ob die politischen Entscheidungen nun kurzfristig gedachte oder ,vern0nftige" sind. Warum auch? Eine Interessenvertretung darf nicht zimperlich sein. Ob eine bek&mpfte MalSnahme nun doch gesellschaftlich ,richtig" ist, das fragt sich ein Verband, jedenfalls nach aul~en hin, nicht. Und die im Verband -gewiss vorhandene - Dialektik im Umgang mit solchen Fragen wird in der Binnendiskussion auch nur mit Samthandschuhen angefasst: Welchen Zweck soil es denn erfellen, wenn ein HoGa-Mann einem Gastronomen auseinandersetzt, dass es auch Argumente for eine Sozialversicherung im Niedrigstlohnbereich gibt? Will das Verbandsmitglied so etwas h0ren? Wohl kaum. Der innere Druck, dem sich die Verb~nde ausgesetzt sehen, erh0hte sich durch solche akademischen Betachtungen naterlich noch. Was bringt mir der Verband? Diese Frage stellen sich die Mitglieder allemal schon. Dennoch sollte man die Wirkung der Verbandsarbeit nicht verkennen: Interessenvertretung ist eine sehr einseitige Sache. Ein Verband, der politisch etwas for seine Klientel erreichen will, muss poltern. Die Mitglieder registrieren das naterlich, denn die Verb~nde rechtfertigen ihre Existenz gerade auch dadurch, dass sie von ihrer Lobbyarbeit intern eindringlich berichten. Gleichzeitig vernimmt man den Hohn und die Kritik an der Regierung. Das Bild formt sich daraus: die bose Politik ist gegen uns.
Tourismusverb~inde
105
Aber Achtung: Es gibt sie, die ,,vern0nftigen" Entscheidungen, und gerade sie sind es, die oft schmerzen. Ohne solche Mal~nahmen, die in den ersten Jahren nach Wahlen sich h~ufen, hat ein Staat keine 0berlebenschance. Ein Betrieb muss damit rechnen. An diesem Punkt wird die einseitige, manchmal wohl auch die Mitglieder untersch~tzende Verbandsarbeit zur Crux: sie macht blind. Ein Manager, dernur seinem Verband und gror~lettrigen Tageszeitungen glaubt, verliert eine sehr wichtige F~higkeit, die k0hle Antizipation. Rechnen sie ruhig einmal mit einer f0r sie sch~idlichen Entscheidung, r~t man da den Unternehmen, auch wenn ihr Verband diese verdammt. Das Akzeptieren von ,,vern0nftigen" Entscheidungen, welche die Politik am Ende ja doch durchsetzt, verhindert Donquixoterien und reduziert gleichzeitig noch unnStige Politikverdrossenheit.
106
Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
5 Die Relevanz der BLirokratiekritik fiir Hotellerie und Gastronomie
Vorwort B0rokratiekritik wird in einer bisweilen etwas unreflektierten Art akzeptiert. Dabei werden gewissen Voraussetzungen getragen, die dem ,,gesunden Menschenverstand" zuzuordnen sind - und die tats~ichlich durchaus erkl~rbar sind: dabei handelt es sich um die eher geringe Effizienz der B0rokratie. Tats~ichlich zeigt der Beleg aber zwar eine Tendenz in die genannte Richtung, aber es kann anhand einer bestimmten Gruppe von Berokraten auch eine hShere Arbeitsmotivation erkl~=irtwerden. W~ihrend diesem Bereich der B(~rokratiekritik durchaus (jedenfalls teilweise) zu folgen ist, erzeugt ein weiterer Aspekt st~rkere Zweifel. Es sind die insbesondere von Lobbyisten vorgebrachten Einsch~tzungen, die in konkreten Forderungen zum B(3rokratieabbau m0nden. Diesen Vorschl~igen wohnt oft eine einseitige Argumentation inne, die nur die Interessen der durch die Interessengruppe zu vertretende Mitglieder ber0cksichtigt.
Die Relevanz der Berokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
107
In diesem Beitrag soil anhand der zunQchst theoretischen Er0rterung der Aufgaben und Probleme der Berokratie der Bereich Hotellerie und Gastronomie untersucht werden. Der DEHOGA hat hierzu Vorschl~ge zum Berokratieabbau vorgelegt131; 2002/2003 war B0rokratieabbau ein Schwerpunktthema des DEHOGA132.
B 0 ro krati e kriti k AIs Aufgabe der B0rokratie benennt LEIPOLD die "Durchf0hrung und Kontrolle der vom Parlament und der Regierung beschlossenen Gesetze und Mal~nahmen. Nach dem klassischen BerokratieverstQndnis gilt die Staatsberokratie lediglich als ausf0hrendes Organ des politischen Willens ''133 Dieses Verst~ndnis habe sich gewandelt: "Danach wird unterstellt, dass die Inhaber staatlicher Amter eigene Ziele und Interessen verfolgen und aktiven Einflul~ auf die politischen Prozesse in Demokratien aus0ben ''134. Obwohl dieser hier bereits herauslesbare Egoismus ein wichtiger Aspekt im Folgenden ist, soil nicht vergessen werden, dass Berokratien durchaus auch von der Regierung gewollt exekutive Funktionen 0bernehmen, um zu deren Entlastung beizutragen. Das Verh~iltnis zwischen denen die Regierungen stellenden Parteien und der B0rokratie ist von einer gegenseitigen Abh~ingigkeit beherrscht, wie in Abbildung 2 verdeutlicht wird. Abbildung 2: Das Verh~iltnis von Parteien und B0rokratie.
Einsetzung/Kontrolle ,.J "1
Parteien/Regierung ['"r"
BOrokratie
Information und Arbeitsentlastung
131Vgl. DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002 132Vgl. DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S. 127 133LEIPOLD (1988), S.264. 1MLEIPOLD (1988), S.265.
108
Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
Die vermeintliche 0berlegenheit der Parteien und der von ihr gestellten Regierung gegen0ber der B0rokratie wegen der Besetzungs- und Kontrollmacht wird wettgemacht durch die immer grOl~er werdenden zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen an die Politiker. Wenn politischer Erfolg nur mit viel Pr~senz und fachlichen St~rken auf mOglichst vielen Feldern erreichbar ist, dann benOtigt man zwangsl~iufig "gute Leute im Hintergrund". Diese freilich werden die Abh~ngigkeit der Politiker von ihnen, wenn sie ihren individuellen Nutzen maximieren, ausnutzen. Es soil aufgezeigt werden, welche MOglichkeiten daf0r bestehen. Es lassen sich zwei Typen von B0rokraten nachweisen. Typ A nutzt die Unkenntnis des Politikers eber die wahren Kosten, die innerhalb des bOrokratischen Systems bestehen, um sich ,,diskretion~ire Budgets "135 zu sichern. Jede Aufgabe, for die eine positive Abweichung der Zahlungsbereitschaft der Regierung vom tats~ichlichen Aufwand der B0rokratie gilt, bedeutet for den B0rokraten eine zus~tzliche Unterbelastung, wenn er diese Aufgabe erh~ilt und gleichzeitig entsprechend der Zahlungsbereitschaft der Regierung ausgestattet wird. Aufgrund der Bedingungen der Berokratie ~ul~ert sich diese Unterbelastung in freier Zeit, die freilich in der Regel am Arbeitsplatz selber verbracht werden muss. Diese "Freizeit am Arbeitsplatz" ist sicherlich die h~iufigste Auspr~igung des diskretion~iren Budgets. Der zweite abzuleitende Typ B ist derjenige, der auf Macht und Karriere sinnt und diese durch Aufgabenmaximierung anstrebt. In diesem Fall werden so viele Aufgaben wie mOglich angenommen. Das f0hrt dazu, dass diese, meist auf Karriere oder Macht sinnende Menschen auch das erledigen, for das sie oder ihre Mitarbeiter nicht ausgebildet bzw. for die sie eigentlich nicht vorgesehen sind. Dabei verbrauchen sie h~iufig gr(51~ere Budgets als alternative Mitarbeiter der Offentlichen Stellen. Auf den ersten Blick f0hrt das Verhalten des Typen A zu mehr Kritik als dasjenige des Typen B. Dabei ist es aus Okonomischer Sicht durchaus genau andersherum: das Kalkel des Typen A erkennt genau diejenigen Aufgaben, die Rationalerweise von ihm zu erledigen sind (grOl~ere Nutzen als Kosten). Typ B dagegen rafft Aufgaben heran, die besser von anderen oder gar nicht durchgefehrt werden m0ssten. Dennoch muss naterlich auch A kritisch gesehen werden, da aufgrund der Unkenntnis der Politik hier nicht
13s LUCKENBACH bezeichnet dies auch als diskretion~iren Spielraum, vgl. LUCKENBACH (1986),S. 276.
Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
109
ausreichend kontrolliert und ein wesentlich grSl~erer Etat bzw. mehr Mitarbeiter als nStig zur Verf0gung gestellt werden m0ssen. Um eine grol~e Arbeitsbereitschaft zu erlangen, kSnnen auch Anreize for die B0rokraten, mehr Aufgaben zu erf011en, gewichtig sein, denn diese m0ssen aus Sicht der Vorgesetzten die Nachteile des kaum vermeidbaren Konfliktes mit Mitarbeitern 0berkompensieren. Doch auch diese Situation ist durchaus fragw0rdig. FRITSCH/WEIN/EWERS geben zu bedenken: "So legt die Eigennutzhypothese die Vermutung nahe, dal~ sie (die B0rokratie, Einf0gung des Verfassers) als Umsatzmaximierer handelt, da die Gewinne nicht direkt in Geh~lter umsetzbar sind ''136. Das bedeutet, der Staat reil~t Bereiche an sich, die durchaus vonder Privatwirtschaft 0bernommen werden k5nnten, weil B0rokraten ein gror~er Anreiz geschaffen wurde. Nat0rlich ist eine verbesserte Kontrolle der B0rokratie eine Strategie, die jedoch nicht einfach einzuf0hren ist. In privatwirtschaftliche Unternehmen ist dies ein wichtiger Bestandteil bei der Verhinderung obiger Situationen. FOr die wesentlich schwierigere Situation beim Staat im Vergleich zum Unternehmen gibt es zwei Gr0nde. "Bei der Budgetzuteilung haben die B0rokraten gegen0ber der Parlaments- und Regierungsmehrheit Informationsvorteile. Politikern fehlt es an Wissen und Zeit, um die Angemessenheit der Budgetforderungen gr0ndlich bewerten zu kSnnen. ''137 Die Besonderheit der B0rokratiekontrolle durch die Regierung liegt darin, dass die Sachkenntnis des Politikers aufgrund der weiten fachlichen Anforderungen gering ist. Aul~erdem ist die Kontrollzeit des Politikers aufgrund der anderweitigen Pr~senzanforderungen gering. Dies unterscheidet das Regierungsmitglied durchaus von einem Vorstand oder dem Gesch~ftsf0hrer eines privatwirtschaftlichen Unternehmens, der weniger Instanzen gegenQber verantwortlich ist. Der zweite Grund for die geringeren Erfolgschancen der Kontrolle liegen darin, "dal~ Besch~iftigte in staatlichen B0rokratien in der Regel keinem nennenswerten Arbeitsplatzrisiko unterliegen und negative Folgen ihrer AktivitQten allenfalls nur beschr~nkt persSnlich zu tragen haben. ''138 Das bedeutet, dass die reine Pr&senz von Kontrolle die Risikoabw~igung eines Besch~ftigten in der Privatwirtschaft h~ufiger zu einer korrekten Aufgabenerf011ung verleitet als B0rokraten.
136FRITSCH/WEIN/EWERS (1996), S.300. 137LEIPOLD (1988), S.265. 138FRITSCH/WEIN/EWERS (1996), S.301.
110
Die Relevanz der BQrokratiekritik fer Hotellerie und Gastronomie
Auch im Bereich von Hotellerie und Gastronomie wird B0rokratiekritik ge(~bt. Dabei mischen sich Ansatzpunkte des ,,Zuviel an B0rokratie" mit derjenigen an der ,,typischen Arbeitsweise" der BQrokratie. Den Schwerpunkt bildet dabei jedoch der Bereich des B0rokratieabbaus139. Detailliert wird in Kapitel 4 auf die Vorschl~ige des DEHOGA eingegangen. Zuvor soil der Hintergrund des b~rokratischen Eingriffs, die Einbettung von Hotellerie und Gastronomie in die kollektiven Systeme, behandelt werden.
Hotellerie und Gastronomie in den kollektiven Systemen Gerade Hotellerie und Gastronomie sind aufgrund des sozialen Charakters des Angebots ein gewichtiger Teil des kollektiven Systems. Hinzu kommt die vergleichsweise geringe Standardisierung des Angebots. Es sollen hier die Bereiche der Hotel- und Gastronomie-relevanten Sph~iren und anschliel~end die Motivationen des politischen (und 0ber die BSrokratie umgesetzten 14~ Handelns im Zusammenhang mit Hotellerie und Gastronomie erkl~irt werden.
139Zum Beispiel DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum Berokratieabbau, Berlin 2002 140Vgl. Kapitel 2
Die Relevanz der B0rokratiekritik fQr Hotellerie und Gastronomie
111
Abbildung 3: Das kollektive System Hotel I gastronomischer Betrieb
In Abbildung 3 sind die Bereiche differenziert, auf die Hotellerie und Gastronomie Einfluss haben. Dabei gibt es einige 0berschneidungen- insbesondere mit den Einwohnern der Sph~ren, die regelm~l~ig Besitzer, Eigent0mer, Mitarbeiter, G&ste etc. sein
112
Die Relevanz der BQrokratiekritik fer Hotellerie und Gastronomie
kbnnen. Es sind besondere Situationen denkbar, in denen zum Beispiel ein Eigent(~mer oder P~ichter eines Konkurrenzbetriebs innerhalb der Destination nicht Einwohner der Destination ist (diese Situation ist das kleine weil~ hinterlegte Teil in Feld F innerhalb der Sphere Destination); andererseits kann auch ein Eigentemer oder P~chter eines Konkurrenzbetriebs aul~erhalb der Destination durchaus Einwohner der Destination selber sein (diese Situation ist das kleine grau hinterlegte Feld in Feld F aul~erhalb der Sphere Destination). Politische - und damit b0rokratische - Handlungen machen sich insbesondere an den Interessen der Einwohner der relevanten Gebietskbrperschaft fest. Wenn die Wahlrelevante Gebietskbrperschaft Destinations-gleich ist, also zum Beispiel eine Kommune, insbesondere dann ist die Unterschiedlichkeit der Grbl~en der Felder A bis J sehr relevant, da die Interessen derjenigen Bereiche (von A bis J) vor allem dann eher starker vonder (in diesem Fall kommunalen) B0rokratie vertreten werden, die im Schaubild weit nach links ragen. Kooperationen werden als kollektive Systeme ausgespart, da es keine b0rokratische Funktion ist, die Kooperationen betreffenden Mal~nahmen zu untersuchen TM. 0berdies sind zum Verst~ndnis der b0rokratischen Eingriffe die im wesentlichen ordnungspolitischenl42 Motivationen des Staates hier aufzufehren. Es handelt sich um die in Tabelle 5 genannten Kriterien. Auf die in Tabelle 5 genannten Motive143 lassen sich alle politischen Mal~nahmen, welche Hotellerie und Gastronomie betreffen, zurOckfQhren. Dabei gibt es sehr h~ufig Ziel0berschneidungen (und auch Zielkonkurrenzen: also der innere Widerspruch zwischen verschiedenen Zielen bezogen auf spezifische Mal~nahmen144).
141Zu Kooperationen als Teil der Hotelstrukturen vgl. BUER, C., Gestaltung von ganzheitlichen Managementsystemen im Hotel, Bern 1997, S. 100ff. 142 Die verlaufspolitische Motivation der Konjunkturbeeinflussung sei einmal aul~er Acht gelassen. 143AusfOhrlicher zu den politischen Motiven vgl. BOCHERT, Tourismus in der Marktwirtschaft, M0nchen 2001, S.20-128 1~ Sozialpolitische Eingriffe widersprechen h,~ufigfinanzwirtschaftlichen Erw~gungen etc.
Die Relevanz der B0rokratiekritik f0r Hotellerie und Gastronomie
Tabelle 5: Politische Motive zum Eingriff in Hotellerie und Gastronomie Motiv Finanzpolitik
,
Erkl~irung Der Staat versucht sich durch Einnahmen aus florierenden Betrieben zu finanzieren Regionalpolitik Der Staat versucht regionalwirtschaftlich benachteiligte Regionen Vorteile zu verschaffen Externe Effekte: I: Der Staat m6chte die Sch~iden f0r die nat0rliche Umwelt zu verUmweltschutz hindern und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren; aul~erdem soil ein Verursacherprinzip durchgesetzt werden Externe Effekte I1: Der Staat versucht durch gezielte F6rderung von Betrieben MultiMultiplikatoren plikatorwirkungen zu implizieren. Dabei geht es um den erneuten Umsatz von direkten Einnahmen durch die betroffenen Betriebe Ext. Effekte II1: Der Staat versucht durch bestimmte F6rderungen, die prim~ir touFreizeitwirtschaft- ristisch gedacht sind, auch den Nutzen der einheimischen Bev61liche Nutzen kerung zu vergr61~ern Meritorik und Der Staat versucht hin zum sinnvollen Konsum (z.B. Gesundheit, Demeritorik Bildung) und weg vom nicht sinnvollen Konsum (z.B. Drogen) zu lenken. Sozialpolitik Der Staat versucht, den sozial Schwachen Vorteile zu verschaffen. ,
113
114
Die Relevanz der B~rokratiekritik f~r Hotellerie und Gastronomie
Hotel- und Gastronomie-spezifische BQrokratie Die Hotel- und Gastronomie-spezifische B0rokratie und ihre Mal~nahmen I~isst sich wie folgt differenzieren. Regelungen betreffend ... 9
Steuern und Abgaben (insbes. Kurtaxe)
9
Meldewesen und Statistik
9
Konzession
9 Arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen 9 Verbraucherschutz/Hygienevorschriften 9
Incomingtourismusvermarktung inkl. Ausschilderung / Vermittlung
9
U mwelt-/L~irmbestimmungen
9
Sperr- und Offnungszeiten / Feiertagsregelungen
9
Jugendschutz
9 Zertifizierung und Klassifizierung 9
Baugenehmigungen
Es ist hier nicht das Ziel, diese Regelungen im Einzelnen zu beschreiben; es soil vielmehr eine Zuordnung der Regelung hinsichtlich der kollektiven Systeme sowie der politischen Ziele erfolgen, um die Strategien des B(3rokratieabbaus nicht einseitig aus Sicht der Anbieter zu betrachten.
Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
115
Zuordnung der b~irokratischen A u f g a b e n zu den kollektiven S y s t e m e n In Tabelle 6 sind die Zusammenh~nge zwischen den kollektiven Systemen und den B0rokratiebereichen zusammengefasst.
Tabelle 6: B~irokratiebereichen und den kollektiven Systemen
116
Die Relevanz der Berokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
Es wird deutlich, dass sich durch die b0rokratischen Anforderungen ein gewisses Ungleichgewicht von Anforderungen und Vorteilen durch das b0rokratische Handeln ergibt. Die kollektiven Systeme Okologische Umwelt und Einwohner der Destination profitieren von den Eingriffen. Andere Betriebe (als der jeweils von dem berokratischen Eingriff betroffenen) haben tendenziell Vorteile, weil sie entweder als Konkurrenten von der Belastung des betroffenen Betriebs profitieren oder als anderes Unternehmen vonder Existenz des betroffenen Betriebs Vorteile haben. Auch die G~iste haben in deutlich mehr Bereichen Vorteile als Nachteile. Je ,,n~iher" man zu den Systemen Eigentemer/Besitzer kommt, umso mehr Anforderungen stellt die B0rokratie. Mitarbeiter der Hotellerie und Gastronomie sind von bOrokratischen Regelungen insbesondere dann negativ betroffen, wenn sie als Erfellungsgehilfen der Besitzer die Aufgaben erledigen. Andererseits kbnnen Mitarbeiter von den Eingriffen im arbeitsrechtlichen Bereich vom berokratischen Eingriff profitieren. Besitzer und Eigent0mer in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie dagegen sind im wesentlichen ,,negativ betroffen" durch berokratische Eingriffe. Die Vorteile beschr~inken sich auf die incomingtouristische Arbeit der Destination und die Sicherheiten, die durch ein funktionierendes Konzessions- und Zertifizierungswesen aufgrund von Konkurrenzvorteilen bestehen. Aul~erdem bewahren z.B. Hygienevorschriften den Besitzer eines gastronomischen Betriebs u.U. vor Problemen. Generell kann zwischen Eigentemer und Besitzer noch differenziert werden: Eigentemer sind am eindeutigsten negativ betroffen von b0rokratischen Eingriffen. Aus dieser scheinbaren Schieflage ergibt sich nat0rlich eine B0rokratie-kritische Position der Betreiber und Besitzer von Hotels und Gastst~itten. Es darf freilich nicht vergessen werden, dass es for die vermeintliche Einseitigkeit generell einen Grund gibt. Die Unternehmen nehmen in der Marktwirtschaft das Recht auf Gewinner-zielung wahr, bei dem sie jedoch andere Sph~ren betreffen. Zu deren Schutz sind die einzelnen Mal~nahmen gedacht, aber auch zu deren ,,Mit-Profit". Zwischen diesen beiden Motiven ist allerdings deutlich zu unterscheiden. Der Schutz Schutzbederftiger ist in wichtigen F~illen kaum anzulehnen. Die Fbrderung des ,,Mit-Profits" zum Beispiel durch andere Betriebe in der Destination ist als Staatst~tigkeit in einer Marktwirtschaft allerdings durchaus fragw0rdig.
Die Relevanz der Berokratiekritik f(3r Hotellerie und Gastronomie
117
Im Folgenden sollen nun die Vorschl~ge des DEHOGA im Hinblick auf die politischen Ziele, die mit der Mal~nahme erzielt werden sollen, und die betroffenen Sph~iren untersucht werden.
B(irokratieabbau als Strategie Es m(~ssen im Folgenden eigentlich drei unterschiedliche Arten von B0rokratiekritik differenziert werden wie folgt: 9
Kritik an der Arbeitsweise der B0rokratie Kritik an bestimmten Festlegungen, die durch die BSrokratie erfolgen und/oder kontrolliert werden
9
Kritik an 0berregulierungen.
Der erste Fall wird hier nicht weiter behandelt, da er nicht Hotel- oder Gastronomiespezifisch und zudem erkl~irbar ist 14s. Der zweite und dritte Fall kann anhand des folgenden Beispiels differenziert werden. Im Falle der arbeitsrechtlichen Regelungen werden die Festlegungen an sich kritisiert; im Falle der Erteilung der Gastst~ttenkonzessionen sind es die Verfahren (denn die Tatsache, dass Konzessionen erteilt werden sollen, ist im Sinne des DEHOGA).
Sperrzeiten / Offnungszeiten / Feiertagsregelungen Der DEHOGA fordert eine ,,Liberalisierung von Sperrzeiten und Sperrzeiten fer die AuI~engastronomie "146- vermutlich sind Sperr- und Offnungszeiten gemeint. Dabei wer-
145 Das soil nicht heil~en, dass diese Kritik unsinnig ist - nur ist soil sie hier nicht weiter vertieft werden. 146DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S.127.
118
Die Relevanz der BQrokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
den die Regelungen an sich als auch die ,,aufw~indige Beantragung und langwierige Behandlung von Ausnahmegenehmigungen "147 kritisiert. Es muss hier entgegengehalten werden, dass die Mitarbeiter, Konkurrenten sowie Einwohner der Destination negativ betroffen sein k(Snnen. Der b0rokratische Abw~gungsprozess dient der Ber(~cksichtigung dieser kollektiven Systeme. Aul~erdem k5nnen die politischen Ziele Meritorik/Demeritorik und Okologischer Schutz betroffen sein148. Ebendies gilt bei Feiertagsregelungen. Vom DEHOGA wird eine ,,Streichung von Musikund Tanzverboten vor und an Feiertagen "149 verlangt. Auch hier sind die behSrdlichen Entscheidungen nicht als Mal~nahme gegen gastronomische Betriebe zu verstehen, sondern als das Ergebnis eines Abw~gungsprozesses. Das bedeutet nicht, dass nicht vielleicht bei einer anderen Priorit~itensetzung (z.B. zugunsten eines vergrSl~erten Freizeitnutzens einer bestimmten Einwohner- und G~istegruppe oder von Multiplikatoreffekten) eine andere Entscheidung sinnvoll w~ire. Die DEHOGA-Kritik allerdings wirkt recht undialektisch, wenn der DEHOGA behauptet, es sei nicht Aufgabe des Staates, ,,religiSses oder politisches Gedenken f0r den Einzelnen zu institutionalisieren "15~
Konzessionsverfahren Im Falle der Konzessionsverfahren wird vom DEHOGA deutlicher differenziert. Neue Konzessionen werden bei der Forcierung der Verfahren nicht hervorgehoben, dagegen solle im Bereich des Betriebs(~bergangs und bei national t~tigen Unternehmen 151 eine vereinfachte Praxis angewendet werden. Der Argumentation, dass Gesch~ftsf0hrer einer Hotelkette oder eines Unternehmens der Systemgastronomie bei jeder Konzessionserteilung pers(Snlich bei ,,diversen kommunalen Genehmigungsbeh(Srden "152vorstellig werden soile, ist zu folgen.
147DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.3 1,~Vgl. bei diesen Einlassungenjeweils die Erkl~irungen dazu in Tabelle 1. 149DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S. 127. is0 DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.4. lsl Vgl. DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.4f. 152DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.5.
Die Relevanz der Berokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
119
Dem ist jedoch hinzuzuf0gen, dass im Sinne eines funktionierenden Wettbewerbs unbedingt auch for die Erteilung von neuen Konzessionen Vereinfachungen bedacht werden m0ssen. Immerhin sind in diversen Gemeinden Deutschlands inzwischen echte LOcken in der Hotellerie und vor allem Gastronomie entstanden - nicht zuletzt deshalb, weil man die wenigen am Ort ans~issigen Gastronomen sch0tzen wollte vor zu viel Konkurrenz. Am Ende folgte nach deren Ausscheiden dann die Gastst~ttenweste. Betroffen von Konzessionserteilungen sind negativ die kollektiven Systeme Konkurrenten und u.U. Einwohner (diejenigen, die nicht G~ste sind v.a.). Dagegen sind positiv zu beeinflussen G~ste, Lieferanten, andere Betriebe vor Ort - das entspricht den politischen Zielen Freizeitnutzen, Multiplikatoren und - teilweise - Meritorik.
Hygiene Im Bereich der Hygienevorschriften ist zu differenzieren zwischen den Bereichen Nahrungsmittel und sonstige Hygiene. Das betroffene kollektive System ist der G a s t - und es muss hier differenziert werden zwischen zwei Arten von Unsauberkeiten, um die Notwendigkeit des b0rokratischen Eingriffs zu rechtfertigen oder nicht. Im Bereich der Toilettenvorschriften kann man dem DEHOGA weitgehend folgen, wenn davon ausgegangen wird, dass die ,,Anforderungen .. durch die Nachfrage des Marktes in ausreichendem Mal~e sichergestellt "153 werden. Dabei wird unterstellt, dass Gefahren for den Nutzer optisch erkennbar sind. Anders verh~lt es sich mit der Lebensmittelhygiene. G~ste haben hier einen eindeutigen Anspruch auf berokratischen Eingriff, da die Kontrollfunktion nicht durch den in der Regel laienhaften Konsumenten gew~hrleistet ist. Der Zwang an sich, eine Getr~nkeausschankanlage zweiw0chentlich zu reinigen, kann n i c h t - wie es der DEHOGA macht 1~ - ausreichen, um eine externe Sauberkeitsprefung zu ersetzen.
ls3 DEHOGA, 10 Vorschl~ge des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.5 1~ Vgl. DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.7
120
Die Relevanz der B0rokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
Hinweisschilder Im Bereich der Hinweisschilder geraten Hotels und Gastst~tten h~ufig in eine ung0nstige Lage, da die in Deutschland sehr unterschiedlich geregelten Stral~enbau- und -unterhaltungszust~indigkeiten zu - j e nach Stral~enart- verschiedenen Zust~indigen fehren. Nachvollziehen kann man die Kritik des DEHOGA am ,Dickicht der Zust~ndigkeiten -155. Die pauschale Forderung nach dem ,Abbau von Hindernissen bei Hinweisschildern und Hotelrouten "156 kann man angesichts des kollektiven Systems Einwohner der Stadt und Einwohner aul~erhalb der Destination, die als Besucher in die Destination kommen, nicht nachvollziehen. Der Schilderwald mit seinen negativen Folgen der Desorientierung und ,~sthetische Gesichtspunkte lassen das Aufstellen von Hinweisschildern durchaus als kritisch zu pr0fende Angelegenheit erscheinen.
Speisekartengestaltung Vom DEHOGA werden insbesondere ,Vereinfachungen der Regelungen ... hinsichtlich Preisangaben, alkoholfreien Getr~nken und Zusatzstoffen "157 verlangt. Dabei sind die am Lebensmitteleinzelhandel orientierten Kennzeichnungspflichten durchaus fragwerdig, denn ,,in der Gastronomie, wo immer eine Ansprechperson vorhanden ist, die auf Verlangen sachkundig Auskunft geben kann "~58scheint dies ebertrieben zu sein. Die Notwendigkeit der Angabe des Endpreises in der Speisekarte nach w Preisabgabenverordnung erzeugt bei Gastronomen dann einen erh0hten Aufwand, wenn mittels Yield-Management-Mal~nahmen zu bestimmten Tageszeiten oder an bestimmten Wochentagen andere Preise gelten (z.B. ,,Happy Hour"Is9). Dass ein Gast weniger als in einer Getr~nke- oder Speisekarte angegeben zahlen muss, das erscheint unproblematisch: Die Preisabgabenverordnung sch0tzt in diesem Fall kein kollektives System.
15sVgl. DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.6 156DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S.127 ~7 DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S.127 1~ DEHOGA, 10 Vorschl~ge des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.8 ~s9DEHOGA, 10 Vorschl~ge des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002, S.8
Die Relevanz der B(~rokratiekritik fur Hotellerie und Gastronomie
121
Die Anforderung, mindestens ein nicht-alkoholisches Getr~nk zu einem niedrigeren Preis als das billigste alkoholische Getr~nk anzubieten, dient dem Schutz des kollektiven Systems G~ste. Es handelt sich um das politische Ziel der Ft~rderung des Konsums meritorischer G(~ter (oder wohl vor allem der Reduzierung des Konsums demeritorischer GQter16~ Hier liegt wieder ein politischer Abw~gungsprozess, den man zwar nicht tragen muss, aber verstehen sollte, vor.
Meldewesen im Hotel Der Sinn f(~r die Notwendigkeit des eigenh~ndigen Ausf(~llens des Hotelmeldezettels ist fragw(]rdig. Die Forderung des DEHOGA, hier auch elektronische Unterschriften zu akzeptieren161, ist nachvollziehbar. Der statistische Zweck ist auch so zu erf011en. Der Aspekt der Inneren Sicherheit wird durch den handschriftlich ausgef(~llten Zettel nicht gefi~rdert162.
Arbeitsrecht Der Schutz von Arbeitnehmern durch arbeitsrechtliche Bestimmungen trifft Gastronomen und Hoteliers bei kleineren BetriebsgrSl~en wie andere Unternehmer in vergleichbaren Lagen, da die Regelungen oft schwer durchschaubar und sehr umfangreich sind. Der DEHOGA kritisiert, dass die Schwellenwerte f0r die Anwendung von arbeitnehmersch0tzenden Vorschriften oft zu niedrig angesetzt seien oder ganz fehlen163. Das betroffene kollektive System Mitarbeiter ist einfach zu benennen. Tats~chlich kann eher davon ausgegangen werden, dass Mitarbeiter in Hotellerie und Gastronomie nicht (~berdurchschnittliche Arbeitsbedingungen haben. Die Nachteile liegen vor allem im unregelm~l~igen Einsatz, in oft hohen kSrperlichen Anforderungen und grol~en Anspr0chen an die Flexibilit~t. Nach dem Eindruck des Verfassers sind arbeitsschutzrechtliche
160Diese als ,~,pfelsaftgesetz" bekannte Regelung stellt ja schon ein Getr~ink in den Mittelpunkt, dass aufgrund des hohen Zuckergehalts auch nicht unproblematisch ist. 161DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum Berokratieabbau, Berlin 2002, S.9 162Naterlich kann da theoretisch das Vorlegen des Personalausweises als Argument gelten; es erscheint aber doch ziemlich naiv, sich von dieser- doch sowieso nicht durchgesetzten Anforderung irgendwelche polizeilichen Vorteile zu erhoffen. 183Vgl. DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum Berokratieabbau, Berlin 2002, S.9.
122
Die Relevanz der B(~rokratiekritikf~ir Hotellerie und Gastronomie
Tatbest~inde schwerer durchzusetzen als in anderen Branchen; das allerdings korrespondiert nicht mit der DEHOGA-Forderung nach einer ,,Minderung arbeits- und sozialrechtlicher Belastungen f~ir kleine und mittelst~ndische Betriebe ''~. Ob allerdings die oft komplizierten Verfahren hier sehr hilfreich sind, darf bezweifelt werden. Es besteht eine gewisse Ignoranz den Anforderungen gegen0ber, die durch die Komplexit~t des vonder BQrokratie Vorgegebenen noch erh(~ht wird.
Klassifizierung In Deutschland gibt es keine obligatorische Hotelklassifizierung im Gegensatz zu anderen Staaten wie Spanien oder Osterreichl6S. Der DEHOGA bietet seit 1996 eine freiwillige einheitliche Klassifizierung an, die jedoch nicht zwingend vorgeschrieben ist 166. Die kollektiven Systeme G~ste und Konkurrenten, m(Sglicherweise aber auch Besitzer und EigentLimer, k6nnten freilich durchaus ein Interesse an einer zwangsweisen Kiassifizierung haben. Die Politik, die damit das Ziel F5rderung meritorischen Konsums und womSglich auch sozialpolitische Ziele erreichen k6nnte, hat in Deutschland eine Zwangsklassifizierung bislang abgelehnt. Ein Grund, der gegen eine solche Mal~nahme spricht, ist der b(~rokratische Aufwand und das Risiko, das gegen einen solchen Machtzuwachs bei der B(~rokratie spricht. Aufgrund der Egoismen, die allen von Menschen geleiteten Systemen innewohnen kann, ist ein staatliches (und damit b(~rokratisches) Zertifizierungssystem zumindest sehr anf~llig f(~r unlautere Beeinflussungen und Seitenzahlungen. Berokratiekritik aus der Sicht einer Interessengruppe kann typischerweise drei Ans~tze haben: Die Kritik am diskretion~ren Budget der B0rokraten; die Kritik an 0berregulierung sowie die politische Ausrichtung von Regelungen und Mal~nahmen, welche die B(~rokratie vollzieht.
lr~ DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003, S.127. 165Vgl. GARDINI, M., Marketing-Management in der Hotellerie, Menchen 2004, S. 27. 166Vgl. GARDINI, M., Marketing-Management in der Hotellerie, MOnchen 2004, S.27.
Die Relevanz der Berokratiekritik for Hotellerie und Gastronomie
123
Resumd FOr die ersten beiden F~ille (diskretion~ires Budget und 0berregulierung)ist die Kritik meist nachvollziehbar- und das gilt auch for das Hotel- und Gastst~ttengewerbe. Die Kritik einer Lobby an politischen Entscheidungen und ihrer Exekutierung muss freilich relativiert werden. Es I~sst sich zeigen, dass die hier besprochenen Mal~nahmen die kollektiven Systeme Eigentemer und Besitzer von Betrieben des Hotel- und Gastgewerbes 0berwiegend fordern; den Nutzen aus den Bestimmungen haben andere. Es werden diverse kollektive Systeme geschetzt, insbesondere G~ste, Einwohner der Destination und die nat0rliche Umwelt. Die Mitarbeiter im Hotel- und Gastst~ttenbereich werden teilweise gesch0tzt; teilweise stellt die Berokratie aber auch an sie Anforderungen und bedeutet in diesem Bereich Belastungen. Insofern sind die Mitarbeiter nur teilweise an einer Einschr~nkung des berokratischen Eingriffs interessiert. Eine ungeprefte 0bernahme bestimmter Forderungen des DEHOGA vor allem in den Bereichen Sperr- und Offnungszeiten, Hinweisschilder an 0ffentlichen Straiten und Pl~tzen,
Lebensmittelhygiene,
Speisekartenregelungen
im Bereich
der alkoholi-
schen/nichtalkoholischen Getr~nke sowie beim Arbeitsrecht ist nicht sinnvoll, da speziell bei diesen Forderungen andere kollektive Systeme negative Auswirkungen zu sp0ren h~tten. Das bedeutet nicht, dass der Autor nicht in bestimmten F~illen die Forderungen - trotz der Wirkungen auf andere Gruppen - nicht mittragen w0rde; nur bedarf es hier einer intensiveren Besch~ftigung mit anderen Interessen und konkurrierenden politischen Zielen. Sollte der Staat freilich, dass vor allem in vielen Kommunen, insbesondere in Teilorten in I~indlichen Gebieten auch durch restriktive Berokratie mitverschuldet das Angebot im Hotellerie und Gastronomie v011ig fehlt. Das ist vor allem im Bereich der Gastst~tten aufgrund der sozialen Funktion von Gastwirtschaften eine unbefriedigende Situation, die daf0r sprechen kann, im Zweifelsfall zugunsten der hier betroffenen Branche zu entscheiden.
124
Sozialer Schutz f~r Reisende
6 Sozialer Schutz fLir Reisende
Der Tourismus ist ein f0r die Politik beliebtes Feld, um soziale Fragen anzugehen. Dabei stehen zwei individuelle Ansatzpunkte, die Reisenden selbst betreffend, im Vordergrund: die finanzielle Fbrderung und der individuelle Schutz vor Fehlverhalten im Rahmen von Tourismus. Sehr einleuchtend klingen die Konzepte, wohlmeinend und menschenfreundlich. Doch beim n~iheren Hinsehen bemerkt man die M~ingel, erkennt man, dass vielleicht die Frage 'Wie werde ich gew~hlt?' f0r den entscheidenden Politiker im Vordergrund stand bei der Entscheidung.
Die Frage der finanziellen Zuwendungen for die F6rderung touristischer Aktivit~it an sozial Schwache Familien mit vielen Kindern erhalten einen Zuschuss; alleinerziehende M0tter zahlen die H~ilfte; der touristische Anbieter wird als gemeinnetzig erkl~rt und hat entsprechende Steuervorteile. Das klingt alles sehr nett - und doch kann man es wagen, gegen Sozialtourismus zu argumentieren. Der Ausgleich zu ungleicher Einkommens- und Vermbgenslagen zwischen den Menschen in einem Land ist ein wichtiges Ziel. Dabei kann der Urlaub als Mittel zugunsten der Unterprivilegierten eine wichtige Rolle spielen. Man ermbglicht sozial Schwachen ihre "schbnsten Wochen des Jahres", indem man sie selber unterst0tzt oder touristische Anbieter fbrdert, die sich um diese Klientel k0mmern. Bei n~herem Hinsehen aber f~llt auf, dass diese Anbieter 0berwiegend staatlich oder zumindest gemeinn0tzig sind - nur
Sozialer Schutz f0r Reisende
125
sehr selten finden sich normale privatwirtschaftliche Betriebe darunter. Gibt es nicht eine Mbglichkeit, diese Unternehmen einzubeziehen? Wohin reisen Sozialhilfeempf~nger, und wer 0bernachtet eigentlich in Jugendherbergen? Wenn der Sinn des Sozialtourismus erf011t ware, dann w~iren die G~ste in Jugendherbergen Arbeitslose und Jugendliche; und nach Mallorca flbge nur die arbeitende, Geld verdienende Bevblkerung. Das ist aber beileibe nicht immer so. Wie viele Tagungen, Seminare oder Wandergruppen mit G~sten mittlerer Einkommensgruppen haben Naturfreunde oder Alpenvereinsh~user? Viele! F0r das konkurrierende Gastgewerbe bedeutet es jedoch einen immensen Konkurrenznachteil: kein noch so preiswertes Hotel kann f0r ein Wochenendseminar der Volkshochschule oder 0bungstage eines Chores mit Jugendherbergen konkurrieren. (Da fehlt ihnen schon der kosteng0nstige Zivi!) Worin aber liegen denn die Unterschiede zwischen einem staatlich gefbrderten G~istehaus und einem unterklassigen Hotel? Nur im Preis. Den jedoch beeinflusst der Staat, weil er sozial Schwachen einen Urlaub in der Jugendherberge ermbglichen will. Genutzt werden die entstehenden nicht kostendeckenden Preise am Ende freilich h~ufig von anderen. Zuende gedacht heil~t das: Der Steuervorteil, den ein gemeinn0tziger Tourismusanbieter hat, wird getragen von denjenigen, die an anderer Stelle Steuern zahlen: zum Beispiel von arbeitslosen TUI-Kunden. Es gibt nat0rlich die Mbglichkeit, die durch Staatseingriff entstehenden preiswerten Tourismusmbglichkeiten wirklich nur den Bed0rftigen zu bffnen. Das kann eine Pr0fung der Einkommensverh~ltnisse leisten. Doch - mal abgesehen von dem b0rokratischen Aufwand - die entstehende Urlaubssituation kann auch nicht gewollt sein: die schon daheim allt~glichen sozialen Ghettos w0rden in die Ferien hinein fortgesetzt. Ist eine streng abgeschirmte Mutter-und-Kind-Urlaubsanlage oder gar ein reines Rollstuhlhotel denn wirklich gewollt? Warum gibt man den Betroffenen denn das Geld, das es ja kostet, sie zu unterst0tzen, nicht direkt in die Hand? Welches Menschenbild steht hinter der touristischen Aktivit~t des M0ttergenesungswerks oder eines evangelischen Jugendwerks? Da glaubt wer, dass man die Menschen in ihren Urlaub in einer bestimmten Form zwingen muss, indem man diese Urlaubsform preiswerter macht. Auf den Gedanken, dass man den Betroffenen Wahlfreiheit lassen kbnnte, indem man sie materiell unterst0tzt, kommt niemand. Aber ist denn eine Woche Albvereinsh0tte wirklich besser als eine Woche in einem niederl~ndischen Ferienhaus? Gibt es auch nur einen guten Grund f0r die Beeinflussung?
126
Sozialer Schutz for Reisende
Politiker und B0rokraten, die sich mit Tourismus befassen, haben oft mehr Erfellung, wenn sie Tourismus organisieren oder zumindest umlenken als wenn sie nur die materiellen Voraussetzungen for den Urlaub einer siebenkbpfigen Familie sorgen derfen. Die einfache Form, das Geld an sozial Schwache zu verteilen, das man jetzt auf komplizierte Art den vermeintlich besseren Anbietern zukommen I~isst, stbl~t auf grol~es Misstrauen beim Staat: Was werden die Berger machen, wenn man ihnen die beg0nstigten Tourismusmbglichkeiten nicht mehr bietet - statt dessen aber Geld. Werden sie wom0glich einem Hotelier oder einem Reiseveranstalter Profit verschaffen? Oder Reiseb0ros, Ferienhausbesitzern oder Luftverkehrsgesellschaften? Wombglich werden sie gar nicht mehr in den Urlaub fahren und das Geld for Freizeitaktivit~ten zu Hause ausgeben. Kann man solchen Menschen die Entscheidung selbst 0berlassen? Die Kritik am Menschenbild der Politik ist vielleicht etwas unfair, da der eigentliche Grund for den touristischen Eingriff meist ein wohlgemeinter ist: Urlaub for alle. Doch sieht die Planungs- und Beeinflussungsseele im Abgeordneten oder Staatsdiener den leichtesten Weg hin zum Sozialtourismus nicht: das Verteilen des heute oft ineffizient und in Konkurrenz zur Privatwirtschaft eingesetzten Geldes. Trotz allen guten Willens: dass von Staatsseite von Vorneherein die moralische Unterlegenheit der Privatanbieter unterstellt wird, ist in einem marktwirtschaftlichen System sehr bedenklich.
Warum man den risikobewussten Erlebnistouristen nicht schOtzen soil Ein Mann sterzt sich bei voller Kenntnis 0ber die Risikosituation in die herrliche, aber gef~ihrliche Brandung und ger~it ins Schlingern. Erst wirft ihn ein falsch eingesch~itzter Brecher zu Boden, dann wird er, halb bewusstlos, vonder Strbmung ins offene Meer hinausgetragen und er ertrinkt. Hinterher gibt es eine best0rzte Reaktion in den Medien: H~itte der Mann gerettet werden kbnnen? H~itte nicht ein Rettungsdienst diesen Strandabschnitt sichern messen? Nein! Der risikobewusste Tourist hat sich wissend der Gefahr ausgesetzt: kein noch so ausgeklOgeltes System kann die durch solches Verhalten verursachten Gefahren verhindern - es besteht sogar die Beferchtung, dass es vbllig entgegengesetzt wirkt. Bevor man jedoch ein endg01tiges Urteil eber den Sinn und Unsinn von Mal~nahmen, die das individuelle Verhalten beeinflussen sollen, f~llt, muss man bedenken, warum die
Sozialer Schutz f0r Reisende
127
Menschen vermeintlich falsch handeln. Es gibt zwei wesentliche Gr0nde: Die falsche oder fehlende Information 0ber die Folgen des eigenen Tuns und die Irrationalit&t. Beim letzteren wird unterstellt, dass der Handelnde zwar 0ber die Folgen des Rauchens oder Trinkens zum Beispiel gut informiert ist, dass er freilich die eigenen, sp~ter auftretenden Schmerzen und anderen Einschr~nkungen des Wohlbefindens nicht richtig in seine AbwQgung 0ber die Konsumentscheidung mit einfliel~en I~sst. Beides, die schlechte Information und die falsche Entscheidung bei voller Kenntnis der Risikosituation, f0hrt zu - aus Sicht des Politikers - falschem Verhalten. Da ja der Politiker den Nutzen des Volkes mehren soil, muss er sich also mit diesem Problem besch~ftigen. Dabei gibt es, wie das gef~ihrliche Brandungsbaden, weitere T~itigkeiten und Konsumentscheidungen, die reduziert werden sollen: Skitouren bei Lawinengefahr (in diesem Fall nicht wegen der Ausl~sung weiterer Lawinen, sondern nur wegen der individuellen Gefahr der Versch0ttung), die Wahrnehmung von Prostitutionsdienstleistungen oder der Aufenthalt in gef~hrlichen Gebieten sind Beispiele. Diese werden als demeritorische G0ter bezeichnet. Andererseits sind kultureller Konsum, fachlich gute F0hrungen, fitnesssteigernde T~tigkeiten oder interkulturelle Kommunikation aus Sicht der Politik (auch) deshalb f~rderungsw0rdig, weil der Konsument zu wenig von ihnen nutzt. Hier muss das Individuum also zu mehr Nutzung motiviert werden. Diese G0ter nennt man meritorisch. Die Mal~nahmen, die angewendet werden kSnnen, sind vielf~ltig. Der Staat kann mit Hilfe seines steuer- und finanzpolitischen Instrumentariums eingreifen. Da werden meritorische G0ter gef(Srdert, indem dem Anbieter die Gemeinn0tzigkeit zugesprochen und er deshalb steuerlich bevorzugt wird, was wiederum das angebotene Gut preiswerter macht. Auch werden Subventionen dann gew~hrt, wenn zum Beispiel besondere Formen der Gast-Einwohner-Kontakte in einem touristischen Projekt hergestellt werden. Den Konsum demeritorischer G0ter versucht man zu reduzieren, indem man Steuern erfindet, die, wie die Vergn0gungssteuer, den Konsum dort reduzieren, wo die Politik an eine ungute Wirkung glaubt. Andererseits sind auch Informationen, wie Hinweise 0ber gef~hrliche Str5mungen oder B0rgerkriege Mal~nahmen zur Verminderung demeritorischen Konsums; wenn dem Touristen gezeigt wird, wo sich denn die sch(Snsten Kirchen oder eindrucksvollsten Denkm~ler befinden, so geschieht das schlussendlich zugunsten der Nutzung meritorischer G0ter. Wo diese Eingriffe nicht ausreichen, wird der Staat sich h~rterer Ma~nahmen behelfen. Diese w&ren Verbote (Badeverbote zum Beispiel) oder die Festlegung
128
Sozialer Schutz f0r Reisende
von Qualit~tsstandards, die einzuhalten sind, sowie Ausbildung und Pr0fung der Anbieter bei Stadtf0hrungen. Wenn die Touristen 0ber die Gefahren des Urlaubs, aber auch die Reize des Urlaubslandes nicht informiert sind, dann ist es eine gute Tat, wenn die Politik die Menschen aufkl~irt. Da davon ausgegangen werden kann, dass Information sozial Schw~ichergestellten weniger zur Verf0gung stehen, ist deren Bereitstellung ganz nebenbei auch noch aus sozialer Sicht sinnvoll. Streiten kann man 0ber den Aufwand, der getrieben wird. Stehen Aufwand und Sinn der im Fremdenverkehrsamt herumfliegenden Brosch0ren in einem zu rechtfertigenden Verh~ltnis? M0ssen denn wirklich komplizierte Ausbildungsg~nge f0r Stadtf0hrer eingef0hrt werden? (Die Vermutung liegt in diesem Bereich sowieso nahe, dass es gar nicht um die F(Srderung des meritorischen Konsums, einer guten Stadtf0hrung n~imlich geht, sondern um die Abwehr ausw~irtiger F0hrer, f0r die es unm5glich ist, die Pr0fungen zu machen, geht.) Ganz anders verh~lt es sich bei der Irrationalit~it als Argument falschen Verhaltens. Da badet also ein Wissender - und ertrinkt. Warum hat er sich denn ins Wasser begeben? Es ist wohl gerade die Risikosituation, der Kitzel, der die Anziehungskraft ausmacht. Da stellt sich dann ein Politiker hin und will dieses Verhalten ~indern oder zumindest dessen Gefahren abwehren. Dazu noch mit h~iufig grol~em Aufwand: das Vorhalten von Rettern an der See und im Gebirge muss ja finanziert werden. Nein: das ist gegen0ber den Steuerzahlern nicht zu rechtfertigen. Diese Risikosuchenden werden neue Reviere finden, und der Staat wird hinterhecheln. Voile Konzentration auf die Information: das ist die richtige Strategie - und es gehSrt dazu, dass der zu Informierende weil~, dass er nicht gerettet wird; wenn der Staat den Eindruck erweckt, er habe im Notfall alles im Griff, dann wird dies eine ganz ungewollte Konsequenz haben. Die Menschen werden glauben, dass Fehltritte immer abgefangen werden, die Sorgf~ltigkeit bei den Entscheidungen wird nachlassen und der Staat wird immer mehr Notf~ille zu reparieren haben. Da sind wir freilich I~ingst- Grund genug zur Umkehr, die allerdings schmerzlich ist.
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
129
7 Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
Immer h~ufiger greifen Reiseveranstalter, Clubs, Hotelclubs oder Freizeitparks zum letzten Mittel der Erf011ung der Passivit~tsanspr0che der G~ste: All inclusive ist das Motto, das keine Steigerung der Vereinfachung des Prozesses Konsum und Beschaffungsaufwand mehr zul~isst. Wenngleich der Trend ungebrochen ist, denken dennoch einige Resorts bereits wieder um und nehmen einzelne Leistungen aus dem zwar einfachen, jedoch nicht effizienten System wieder heraus. Es I~isst sich allokationstheoretisch sehr einfach zeigen, dass diese scheinbare R0ckw~rtsbewegung richtig ist: Alles inklusive, einmal zahlen und dann fr(Shlich konsumieren ist Vergeudung von kollektiven Nutzen.
Die unterschiedlichen Motive und ihre Folgen Zun~chst m0ssen jedoch die Motive der G~ste, die sich f0r die Angebote entscheiden, differenziert werden. Dabei sind zwei Gruppen auszumachen: bei den h~ufig hochpreisigen Angeboten ist die wesentliche Motivation f0r die Entscheidung, dass Konsumvorgang und Bezahlung zu trennen ist, ein pragmatischer: ein wohlhabender Gast eines Golfzentrums ist zu bequem, seinen Drink an der Bar oder seinen Caddy in bar zu bezahlen; auch das st~ndige Herumtragen einer Geldkarte ist nicht angenehm. Der wesentliche Unterschied zum Gast im mittleren oder niedrigen Preisniveau ist, dass ein Ausnutzen des Angebots im 0bermal~ seltener zu beobachten ist. Der psychologische Effekt, dass nach der einmaligen Bezahlung alles umsonst zu sein scheint, spielt f0r Menschen, die ohne Nebengedanken, ohne Alternativenabw~gung Geld ausgeben k(~nnen, kaum eine Rolle.
130
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
Die h~ufig zu beobachtenden Verhaltensweisen der im unteren Preissegment anzutreffenden Konsumenten sind die Folgenden: Besucher eines Freizeitparks sind ausgesprochen lange anwesend. Die voile Ausnutzung von Tages0ffnungszeiten ist nicht selten. Ein Buffetesser im niederklassigen Hotel ist oft kaum zu bremsen. (Aber auch die Lufthansa hat ihre unguten Erfahrungen mit frei ausliegenden S01~igkeiten in den Abflugr~iumen gemacht: wie viele scheinbar seri5se Gesch~ftsleute 6ffneten da die Aktentaschen und lier~en Mars und Teebeutelchen verschwinden...) Die Folgerung, dass die insgesamt konsumierte Menge durch die Konsumentenzahl geteilt werden muss, um Durchschnittspreise zu erhalten, die dann auch von allen Konsumenten bezahlt werden m0ssen, ist zwar banal, deswegen aber nicht falsch. Der dreiste und z0gellose Buffetabr~iumer wird von den nicht 0ber die Mal~en hinaus essenden G~isten indirekt unterst0tzt. Schon diese Ungerechtigkeit I~sst Zweifel am System zu: k0rperliche 0berlegenheit (wie Aufnahmef~higkeit des Magen-Darm-Traktes oder Schwindelfreiheit auch beim 20. Loopingachterbahnfahren) bringt beim All-inclusiveKonsum Vorteile auf Kosten der anderen Konsumenten.
Ein Beispiel aus dem unteren Preissegment Zeigen I~isst sich mit einem kleinen Zahlenbeispiel, dass die durchschnittlichen Konsumenten Vorteile bei nutzungsabh~ingiger Bezahlung haben. Nehmen wir einmal an, ein Anbieter eines Freizeitparks mit einem Fahrgesch~ift hat eine Kapazit~t von 100 Fahrten und ausschliel~lich fixe Kosten von ~E 500. Es gebe ausschliel~lich durchschnittliche Konsumenten mit einer Nutzenfunktion (f0r dieses Fahrgesch~ft) N= 10-x. Dabei ist N der Nutzen in s x ist die Anzahl der Fahrten. Diese Nutzenfunktion bedeutet, dass dem Konsumenten die erste Fahrt s 9,50, die zweite Fahrt s 8,50 (wegen der Stetigkeit der Betrachtung und der Linearit~it der Nutzenfunktion jeweils der Mittelwert aus 10 und 9, aus 9 und 8 etc.) usw. wert ist.
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
131
Graphisch I~sst sich die Nutzenfunktion darstellen:
Abbildung 1: Die Nutzenfunktion p,N
10
T 10
Wenn nun der Anbieter ein AII-inclusive-Angebot planen w0rde, I~ige der maximal erzielbare Preis pro Gast bei (E 50, da die Summe der Nutzen (l.Fahrt: Nutzen = (E 9,50 +2.Fahrt Nutzen = (E 8,50 + ... + (E 0,50) genau (E 50 betr~gt. In diesem Fall w~ren die Kosten des Anbieters genau gedeckt, da zehn G~ste in den Park k~imen und jeweils zehn Mal die Achterbahn benutzen w0rden. Die Konsumentenrenten w~ren gleich Null, da der Preis genau den f0r jedes Individuum anfallenden Nutzen entspricht. Nun ist zu zeigen, dass die Konsumentenrente der Individuen zu steigern ist, ohne dass der Anbieter Verluste macht. Unter der Annahme, dass der p=5s betr~igt, ergibt sich die folgende, in Abb. 2 gezeigte Situation:
132
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
Abbildung 2: Preis und Menge bei p = 5 E
p,N
10
T
5
5
10
Die Konsumenten werden ihre Fahrtenanzahl einschr~inken auf genau 5 Fahrten. Daf0r m0ssen sie E 25 bezahlen. Durch die verringerte Anzahl von Fahrten kSnnen mehr (20) G~iste in den Freizeitpark. 20 Kunden, die jeweils f0nf Mal fahren, bringen dem Anbieter seine Kostendeckung 20 x 5 x 5 E = 500 E. Die Konsumenten aber, die im ersten Fall keine Nettonutzen hatten, erzielen jetzt eine Konsumentenrente, da sie die Fahrten mit einem Nutzen unter E 5 nicht absolvieren (ganz im Gegensatz zur vermeintlich attraktiven AII-inclusive-Variante). Der Nettonutzen pro Konsument (in der Graphik ist es das obere Dreieck 10-A-5) E 12,50. Nun lassen sich beliebig, wenn es gen0gend Konsumenten mit einer solchen Nutzenfunktion gibt, auch Situationen ableiten, in denen der Anbieter Gewinn macht und die Konsumenten eine (allerdings niedrigere) Konsumentenrente erzielen, ableiten. Der Sinn ist hier allerdings beschr~inkt, da die realen Annahmen unzul~issig weit entfernt sind, wenn der Anbieter seinen Preis zum Beispiel auf E 9,49 pro Fahrt erhShte (und damit seinen Gewinn maximierte): es m(~ssten 100 G~iste kommen und je einmal fahFen...
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
133
Es geht hier jedoch nicht darum, Gewinnmaximierungsm0glichkeiten aufzuzeigen. Gezeigt werden soil, dass es koilektiv besser ist, eine solche Anlage nutzungsbezogen mit den Konsumenten abzurechnen; ob die Kunden oder der Unternehmer die Renten (oder beide) kassiert ist egal, da ja gezeigt wurde, dass in der Ausgangssituation keiner von beiden einen Nettonutzen hatte.
Die Erweiterung der Betrachtung Wenn man nun in die obige Betrachtung eine Einzelperson einbauen w0rde, die einen individuell h0heren Nutzen h~itte mit zum Beispiel N =20-x, w~hrend die 0brigen Kunden die urspr0ngliche Nutzenfunktion haben, werden, wenn dieser Gast in den Park k~me, die 100 Fahrten Maximalkapazi~t im All-inclusive-Fall von diesem Kunden und nur noch acht anderen Kunden absolviert. Das aber w0rde eine Preiserh0hung notwendig machen, da neun Kunden ja nur s 450 zahlen w0rden. Dieser eine Kunde, der allerdings eine Konsumentenrente von s 150 durch das Allinclusive-Angebot erzielen werde, bewirkte eine Verteuerung des Produkts. Im Falle der nutzungsbezogenen Bezahlung von s 5 pro Fahrt w0rde dieser Achterbahnfreund zwar immer noch 15 Mal fahren (und entsprechend andere G~ste verdr~ngen), den Preis m0sste der Anbieter jedoch nicht erh0hen, da die 100 Fahrten zu diesem Preis ja die Kosten tragen w0rden.
Ergebnis der theoretischen Betrachtung Es ist eindeutig, dass eine nutzungsbezogene Abrechnung des Konsums verhindert, dass Konsumenten auch die letzte, noch so kleine Freude aus ihrer Teilnahme an einer AII-inclusive-Veranstaltung herauskitzeln. Dieses Verhalten verhindert bei ausreichender Nachfrage h0here Gewinne der Anbieter durch die Verdr~ngung alternativer Nachfrage, die einen h0heren Nutzen erzielen werde. Dadurch kommt es auch zu Nachteilen auf der Nachfrageseite.
134
Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten
Einzelne Nachfrage mit sehr hohem Nutzen haben zwar einen besonderen Vorteil durch die Angebote, aber sie verdrangen durch ihre hohe Nutzung andere Kunden und verhindern vor allem gute Gewinnm~glichkeiten f0r die Anbieter.
Und die Realit~it? Naiv ware es, nun das Ende der All-inclusive-Angebote zu prognostizieren. Die gewinnreduzierende Problematik ist jedoch den Unternehmen durchaus bewusst. Der psychoIogische Effekt des Quasi-Kostenlosen solcher Angebote; das Schnappchen-Gef0hl der Konsumenten (vor allem bei exzessiver Nutzung)ist f(3r Anbieter auf den ersten Blick sehr attraktiv und lasst sie haufig vor Preissetzungen zur0ckschrecken. (Wie schwer tun sich Clubs mit Einzelangeboten, f(~r die eben doch bezahlt werden muss; da hSrt man geradezu das Sich-Rauspern.) Im betriebswirtschaftlichen Interesse kann aber eine Offensive nach dem Motto "Hier zahlen Sie nur, was Sie konsumieren" mit dem dezenten Hinweis darauf, dass man nicht fQr brutale Abraumer oder unverdrossene Immer-Wieder-Ansteller mitbluten muss, sinnvoll sein. Im Interesse der gemal~igten Konsumenten ware das allemal. Man darf gespannt sein, wann Verbrauchersch0tzer sich endlich gegen AIl-lnclusiveAngebote aussprechen - denn das m0ssten sie, wenn sie ihre Aufgabe ernst nehmen tun.
Quellen Teil B
135
8 Quellen ALTHOF, W., Incoming-Tourismus, M0nchen 1996 BERG, H.; KASSEL, D.; HARTWIG, K.-H., Theorie der Wirtschaftspolitik, in: BENDER, D., et al., Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Band 2, 7.Auflage, M0nchen 1999, S. 171-298 BOCHERT, R., Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten, in: BLEILE, G., et al. (Hg.), Tourismusjahrbuch 1/2000, Limburgerhof 2000, S. 146-151 BOCHERT, Raif, Tourismus in der Marktwirtschaft, M0nchen 2001 BUER, C., Gestaltung von ganzheitlichen Managementsystemen im Hotel, Bern 1997 DEHOGA, 10 Vorschl~ige des DEHOGA zum B0rokratieabbau, Berlin 2002 DEHOGA, Wir machen Branchenpolitik, Jahrbuch 2002/2003, Berlin 2003 INTERNATIONALE BODENSEE TOURISMUS GMBH, Bodensee Erlebnisplaner 2000, Konstanz 2000 FRANK, R.H., Microeconomics and Behaviour, 4th ed., Boston 2000 FRITSCH, M.; WEIN, T.; EWERS, 2.Auflage, M0nchen 1996
H.-J., Marktversagen und Wirtschaftspolitik
GARDINI, M., Marketing-Management in der Hotellerie, M0nchen 2004
136
Quellen Teil B
LEIPOLD, H., Ordnungspolitische Konsequenzen der 5konomischen Theorie der Verfassung, in: CASSEL, D.; RAMB, B.-T.; THIEME, H. J. (Hg.), Ordnungspolitik, M(~nchen 1988, S., 258-283 LUCKENBACH, H., Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik, M0nchen 1986 MUNDT, J., Tourismus, 2.Auflage, M0nchen 2001 REISS, W., MikroSkonomische Theorie 3.Auflage, M0nchen 1996 STOBBE, A., Volkswirtschaftslehre II, MikroSkonomie, Berlin 1983 STOCKER, F., Moderne Volkswirtschaftslehre, Band 1: Logik der Marktwirtschaft 3. Auflage, MOnchen 1999 WEIMANN, J., Wirtschaftspolitik- AIIokation und kollektive Entscheidung, Berlin 1996
Einleitung Teil C
137
Teil C" Expansive Strategien im touristischen Incoming im internationalen Vergleich 0 Einleitung Teil C Internationale Expansionsstrategien im touristischen Incoming sind in vielf~ltiger Form zu identifizieren. Da es sich bei diesem touristischen Bereich um einen auf den ersten Blick auf das Inland beschr~inkten handelt, soil die internationale Dimension zun~chst erl~iutert werden. Aus internationaler Sicht m0ssen die verschiedenen nationalen Incomingstrategien unterschieden werden. Es stellen sich jeweils die nationalen Fragen: "Wer bietet an?", "FOr wen wird angeboten?", "Was wird wie angeboten?" und "Wer tr~gt die Kosten des Angebots?". Die Antworten unterscheiden sich je nach Land und sind damit for einen internationalen Vergleich durchweg geeignet. Dar0ber hinaus sind verschiedene Bereiche direkt von internationalem Charakter. Dies k0nnen politische Strategien 167 oder Marketingstrategien168 sein. Das Aufzeigen expansiver Mal~nahmen for die Entwicklung des Incomingtourismus ist nicht zu leisten, indem ein paar Standardstrategien genannt werden. Es liegt dies an den folgenden Tatbest~inden:
167Wie zum Beispiel gemeinsame Umweltschutz- oder Verkehrsprojekte mehrerer Staaten. lr~ Wie zum Beispiel Kooperationen im Marketing verschiedener Staaten oder internationale Marketingstrategien von einzelnen Destinationen.
138
Einleitung Teil C
9 Das Incoming-Produkt besteht aus sehr vielen Bestandteilen, deren Zusammensetzung und Bedeutung in jeder Destination anders ist. 9 Die sozioSkonomischen Hintergr0nde sind in jeder Destination anders. 9 Die diskutierten (Skonomietheoretischen Erkenntnisse f(3hren zu einer Neigung des Staates sich in unterschiedlichster Form zu engagieren - und dieser Einfluss kann von Destination zu Destination variieren. Daher wird hier der Versuch unternommen, neben den genannten grenzQberschreitenden Konzepten vor allem die (Skonomietheoretische und politische Grundlage des Staatseinflusses auf den Tourismus und den Tatbestand des sehr differenzierten Produktes zu dokumentieren. Es soil mit diesen Erkenntnissen besser mSglich sein, einen internationalen Vergleich der Situationen im Incoming vorzunehmen.
Abgrenzung
139
1 Abgrenzung Im Sinne von FREYER soil der verwendete Incoming-Begriff synonym zu der herk(Smmlichen Bezeichnung Fremdenverkehr verwendet werden 169. Es geht also um tourismuswirtschaftwirtschaftliche Aktivit~iten, die vor allem mit Besuchen nach dem Inland zu tun haben. Incoming-lnstitutionen sind demnach Anbieter in den Destinationen und Qberregionale Institutionen. Da Beherbergungsunternehmen in diesem Buch ein eigener Abschnitt gewidmet ist, wird von der eingehenderen Betrachtung abgesehen. Inland ist jedoch, aus internationaler Sicht, Qberall: Incoming-Fragestellungen stellen sich in jedem Staat, in jeder Destination. Daher wird im Folgenden auch der internationale Vergleich nationaler Strategien durchgef0hrt.
169FREYER 2001a, S.401
140
Theorie des incomingtouristischen Angebots
2 Theorie des incomingtouristischen Angebots
Die incomingtouristischen Aufgaben: Was wird angeboten? Es stehen verschiedenste M5glichkeiten der Differenzierung des Incomingtourismus zur Verf(Jgung. Diese reichen von angebotsorientierten Unterscheidungen in "Activities, Attractions, Shopping, Entertainment, National Parks, Tours, Cultural" als die Elemente einer touristischen Destination 170 bis hin zu nachfrageorientierten Unterscheidungen, wie sie z.B. DETTMER et al. liefern. Damit geben sie den "Verantwortlichen der touristischen Entwicklung der Tourismusdestinationen ein wichtiges und entscheidendes Hilfsmitter' 171mit einer nach Tourismusformen wie Tagungs- und Kongresstourismus oder Kulturtourismus differenzierten Herangehensweise an die Hand. Um einen internationalen Vergleich zu erm(Sglichen, bedarf es eines Kompromisses, der die beiden folgenden Grundvoraussetzungen erfQIIt: Die Betrachtung muss angebotsseitig so differenziert sein, dass verschiedene Anbieter isoliert betrachtet werden kSnnen. Es muss also innerhalb einer touristischen Attraktion das Angebot weiter ausdifferenziert werden, wenn sich diese aus mehreren Angebotsbestandteilen mit unterschiedlichen ordnungspolitischen M(Sglichkeiten172 besteht.
170Vgl. LAWS 1995, S. 15f 171Vgl. DETTMER et al. 2000, S.I 1~2 Unterschiedliche ordnungspolitische M6glichkeiten heil~t hier: es gibt verschiedene Marktteilnehmer auf Seiten des Angebots, die politisch unterschiedlich behandelt werden.
Theorie des incomingtouristischen Angebots
141
Andererseits kann die nachfrageseitige Betrachtung nicht v5llig vernachl~ssigt werden, da bestimmte touristische Angebote aufgrund der Teilnehmer 173 tourismuspolitische Bedeutung haben. DETTMAR et al. sehen F5rderungsw0rdigkeiten zum Beispiel im Rahmen des Seniorentourismus174; ALTHOF erw~hnt das Kur- und B~derwesen 17s. Die tourismuspolitische Untersuchung, die sich an verschiedenen Nachfragegruppen orientiert, ist jedoch nicht eindeutig dem Incomingtourismus zuzuordnen: wenn man eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe fSrdert, dann kann dies auch mit Hilfe von Transferzahlungen geschehen, die zur Durchf0hrung von Outgoingtourismus genutzt werden kann176. Tatsache bleibt jedoch, dass es aus politischer Sicht durchaus denkbar ist, bestimmte, eigentlich gleiche touristische Einrichtungen an verschiedenen Orten unterschiedlich zu beurteilen, da unterschiedliche Touristengruppen jeweils nachfragen. Die nachfolgende Liste (Tabelle 1) der tourismuswirtschaftlichen Aufgaben orientiert sich also an dem Erfordernis der differenzierten Antworten auf die Fragen nach dem Wer?, dem Wie?, der Kostenzuordnung und dem FOr wen? im Falle von Unterst0tzungsw0rdigkeit der Nachfrager. Die meisten der erw~hnten Angebotsarten sind selbsterkl~irend. Unter IncomingReiseveranstaltung (Gruppe T) ist die T~itigkeit von Incoming Operators gemeint: "lm Reiseland selbst kauft ein Incoming Operator bei Iokalen Anbietern ein und verkauft diese an den Outgoing Operator im Land des Kunden"177. Verkehrsinfrastruktur (Gruppe I) und Verkehrsleistungen (Gruppe T) sind unterschiedlichen Gruppen zugeordnet, da diese auf unterschiedliche ordnungspolitische Weise organisiert sein kSnnen.
173 Dies ist hier herausgehoben, da der (3bliche tourismuspolitische Bezug eher angebotsseitig gesehen wird, z.B. im Rahmen von Umweltproblemen oder Multiplikatorwirkungen des Tourismus 174Vgl. DETTMER et al. 2000, S.94 175Vgl. ALTHOF 2000, S. 177 176So sind in Deutschland die Unterst0tzungszahlungen an sozial Bed0rftige zu interpretieren, die Urlaube ermSglichen sollen. Beim n~heren Hinsehen besteht jedoch zumindest ein binnentouristischer Aspekt, da diese Transfers i.d.R, einen Urlaub im deutschen Inland voraussetzen. Vgl. BUNDSARBEITSGEMEINSCHAFT FAMILIENERHOLUNG 2000. 177BIEGER 1997, S.41
142
Theorie des incomingtouristischen Angebots
Mit touristische Attraktionen (Gruppe T) meint MUNDT 478u.a. Disney-Parks, BungalowParks und Einkaufszentren 179. Die von MUNDT ebenfalls so (Jberschriebenen Veranstaltungen 480 sind aufgrund des Charakters der kleineren Einheiten hier anders zugeordnet (Gruppe V). Mit 5ffentliche Einrichtungen (Gruppe I) ist u.a. gesch~ftstouristische Infrastruktur gemeint181; auch Stadien oder B(~hnen sind hier zu beachten. AIs Beispiele f(Jr andere Serviceleistungen f(Jr Touristen (Gruppe C) werden von BULL Banking und Medical Service 482genannt. Gruppe P (Plane) beinhaltet alle incomingtouristischen Angebotsbestandteile, die in mehr oder weniger zentralisierter Form f0r die Anbieter erstellt werden. LANDGREBE betont, dass es sich bei diesen Planungsprozessen um das Finden der "notwendigen Handlungsschritte aus Sicht des Zielgebietes" 483handelt. Diese planerische T~tigkeit ist als touristisches Angebot im Incoming zu charakterisieren - die Nachfrager sind, wenn es sich bei den Planenden um zentrale Institutionen handelt, u.a. die partizipierenden Unternehmen wie Beherbergungsbetriebe. Das gilt auch f(Jr Angebote aus der Gruppe A, die BULL als "service to suppliers" 184bezeichnet. Gruppe Z (weitere zentrale Funktionen) ist ein Teil derjenigen Aufgaben, die HALL den Nationalen Tourismusorganisationen zuordnet ("the role of the national tourist organisation would normally include sections to cover the following functions"85). Dieser Zuordnung muss durchaus nicht a priori gefolgt werden. Unter Standardisierung ist hier gemeint, dass Pr~dikatssiegel definiert und vergeben bzw. wieder entzogen werden.
1T8 Vgl. MUNDT 2001, S.249ff lz9 Die Definition von Attraktion in der Tourismuswissenschaft ist sehr vielf~ltig. ALTHOF orientiert Attraktionen eher an Sehensw0rdigkeiten (vgl. ALTHOF 2000, S.138); VON B~VENTER orientiert die Attraktion nur an der Nachfrage; es sei m5glich, dass diese naturgegeben oder auch produziert ist (vgl. BOVENTER, VON 1989, S.25). Von dieser weiteren Sicht, die auch BULL vertritt ("One way in which tourist attractions can be catagorised is: A events, B specifically designed permanent attractions, C natural and historic attractions", vgl. BULL 1995, S.96) soil hier abgesehen werden. 180 MUNDT 2001, S.303ff 181Vgl. ALTHOF 2000, S. 130f 182Vgl. BULL 1995, S.69 183LANDGREBE 2000b, S.255 1~ BULL 1995, S.69 18sHALL 1996, S.24
Theorie des incomingtouristischenAngebots
143
Tabelle 1: Differenzierung des touristischen Angebots im Incoming (mit der Zielsetzung der internationalen Differenzierung) Gruppe T: Klassisches Tourismusangebot Beherbergung Gastronomie Touristische Attraktionen Incoming-Reiseveranstaltung ,.,Verkehrsleistungen Gruppe D: Distribution Vermittlung Destination Cards
Gruppe C: Customers Care Information Verkauf yon Souvenirs etc. G~stef0hrungen andere Serviceleistungen f0r Touristen Gesundheits- und erholungsf0rdernde Angebote Gruppe I: Infrastruktur Verwaltung 0ffentlicher Einrichtungen Verkehrsinfrastruktur Kur- und B~derinfrastruktur Gruppe K: Kommunikation Gruppe V: Veranstaltungen Destinationsaul~enmarketing Gesch~ffstouristische Veranstaltungen Binnenmarketing Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen Organisation von Messebeteiligungen Sportveranstaltungen Schlechtwetterprogramme, Ausfl0ge etc. Gruppe O" Offentliche G(iter Gruppe P: Pl~ine Pflege und Bereitstellung yon (teilweise) Konzeptionen f(~r nachhaltigen Tourismus frei zug~inglichen Angeboten wie Kurkon- Masterpl~ne und strategische Pl~ine zerten, Museen oder Str~inden Auswahl und Entwicklung von Tourismusgebieten und-strategien Gruppe A: Anbieterservice Gruppe Z: Weitere zentrale Funktionen Touristische Ausbildung Tourismusforschung Finanzierung Standardisierung / G(~tesiegel (z.B. f(~r Marketingunterst(~tzung Unterkunff und Verpflegung) Lizenzierung Kontrolle Internationale Beziehungen
144
Theorie des incomingtouristischen Angebots
Die incomingtouristischen Marktteilnehmer: Wer bietet an? Es gibt grunds~itzlich zwei ordnungspolitische M5glichkeiten for die Bestimmung der Angebotstr~ger im Incoming-Tourismus: die marktliche und die staatliche. Aul~erdem sind Mischformen, insbesondere Mischgesellschaften, die 5ffentliche und private Gesellschafter haben, m5glich.
Zur Vorteilhaftigkeit des privatwirtschafUichen Angebots Zur Beurteilung bedarf es eines normativen Vorgriffs: "Nach ordnungspolitisch gesicherter Erkenntnis ist eine wettbewerblich geordnete Marktwirtschaft das einzige Wirtschaftssystem, das eine reale Chance zur Verwirklichung gr5l~tmOglicher individueller Freiheit bietet, zugleich aber den einzelnen zu wirtschaftlicher Leistung herausfordert und sein Handeln in den Dienst der Interessen aller anderen stellt. ''86. Auch das Tourismusangebot kann von dieser Erkenntnis nicht ausgenommen werden187. Der staatliche Eingriff reduziert die marktwirtschaftlichen Anreize, die for die Wohlfahrtsbeschaffung unerl~sslich sind; aus internationaler Sicht kommt hinzu, dass Protektionismus 188 zum Verharren in ineffizienten Produktionsstrukturen mit hohen Kosten verleitet 189. KASPAR ordnet verschiedene Angebotsbestandteile unterschiedliche Angebotstr~ger zu: so k5nnen Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung und andere tourismusSrtliche Einrichtungen von privatwirtschaftlichen Betrieben und Gemeinde(-beh~rde-)n angeboten werden. Vermittlungseinrichtungen ordnet KASPAR Vereinen, ,&mtern oder Reiseb0ros zu 19~ Dem ist allerdings hinzuzuf0gen, dass die Gleichrangigkeit privater und Of. fentlicher Angebotstr~iger im Sinne des marktwirtschaftlichen Grundsatzes 'Soviel Markt wie mSglich, soviel Staat wie nStig' inakzeptabel ist. Auch GREUTER beobachtet staatliche Eingriffe in das touristische Wirtschaftsgeschehen, "ohne dass 0berpr0ft wird, wie
1~ CASSEL 1988b, S.324 187Wiewohl man htiufig den Eindruck hat, als gelte f(Jr diesen Wirtschaftsbereich etwas anderes. 1~ Auf der Ebene des Tourismus ist dies die staatliche F(Srderung des internationalen Incomingtourismus. ls9 Vgl. STOCKER 1999, S.227, 235 19oVgl. KASPAR 1996, S.69
Theorie des incomingtouristischen Angebots
145
zielf0hrend und effizient diese Instrumente sind und warum gerade die Tourismuswirtschaft gegen0ber anderen Wirtschaftszweigen ... bevorzugt werden soil '"91. So soil hier zunQchst die ordnungspolitische Grundposition vertreten werden: Das Tourismusangebot ist von privatwirtschaftlicher Seite bereitzustellen, es sei denn, es sprechen klar bestimmbare Gr0nde for ein 5ffentliches Angebot. Diese Gr0nde liefern die Theorie des Marktversagens, Verteilungstheorien192 und Wettbewerbstheorien. Diese werden hier kurz zusammengefasst 193. Die Argumentationskette soil nun wie folgt sein: Privatwirtschaftliche Anbieter haben Vorrang, staatliche Anbieter 0bernehmen die Aufgaben, wenn triftige Gr0nde daf0r vorhanden sind.
Die Nachteile des privatwirtschaftlichen Angebots Die ersten beiden, in einem engen Zusammenhang stehenden Gr0nde gegen privatwirtschaftliches Angebot sind das Vorliegen von externen Effekten und 5ffentlichen G0tern. "Wenn bei der wirtschaftlichen TQtigkeit eines Individuums die Nutzen von Dritten verringert werden, ohne dass die Dritten daf0r entsch~digt werden, dann liegen negative exteme Effekte (Hervorhebung vom Verfasser) vor. Die Dritten k5nnen auch mehrerel~ sein. Positive externe Effekte liegen vor, wenn durch die Produktions- oder Konsumt~tigkeit eines Individuums Dritte einen Nutzen erzielen, for den sie keine Kompensation zahlen m0ssen "19s. Typische positive externe Effekte im Zusammenhang mit Tourismus sind Multiplikatoreffekte. Die positive Einkommenswirkung durch WertschSpfungsketten ist eine Motivation for den Staat Tourismus zu fSrdern. Generell ist die besondere regionalwirtschaftliche Wirkung des Tourismus, der oft gerade an der Peripherie seine St~irken hat 196,ein verst~irkender Grund, auf Multiplikatorwirkungen als positive externe Effekte in den wirt-
191GREUTER 2000, S.134 192 Ungleiche Verteilungsergebnisse werden i.d.R, nicht als Marktversagen interpretiert, vgl. FRITSCH et al. 2001, S.361f. 193Umfassend zum Beispiel bei: FRITSCH et al. 2001, WEIMANN 2001. 1~ Dies ist bei Umweltsch~idigungen der h~iufig auftretende Fall. 19sBOCHERT 2001a, S.21 196BOCHERT 200 la, S 11 lff
146
Theorie des incomingtouristischen Angebots
schaftlich schwachen Gebieten zu setzen. Klassische negative externe Effekte sind 0berf011ungsfolgen for die Umwelt oder die sonstige LebensqualitQt insbesondere der Ortsans@ssigen. Auch kSnnen negative Akkulturationswirkungen als externe Effekte gedeutet werden. Offentliche GLiter sind Angebote, von deren Nutzung ein Nachfrager nicht ausgeschlossen werden kann und/oder for die keine Nutzungsrivalit~t vorliegt. Dabei gibt verschiedene Typen von 5ffentlichen G0tern, in der extremsten Form das Kollektivgut, das sowohl frei zug~inglich als auch so umfangreich verf0gbar ist, dass kein Nachfrager Einschr~inkungen beim Konsum hat. Ein Beispiel dafQr ist die Luft; aber auch andere Bereiche der Umwelt sind hQufig Kollektivg0ter. STOBBE unterscheidet zwischen "gewollten" und "natQrlichen Kollektivg0tern"19~: im Falle des nat0rlichen Kollektivguts ist eine Zugangsbeschr~inkung praktisch unm5glich (Luft), im Falle des gewollten Kollektivguts w&re die Zugangsbeschr~nkung durchaus durchf0hrbar (gilt oft for Str~nde oder Hochgebirgsregionen mit wenigen Zufahrten). Aul~erdem kSnnen GQter zwar keine Nutzungsrivalit~t, jedoch Zugangsbeschr~inkungen aufweisen. Diese G0ter bezeichnet man ais Clubg0ter; AIImenden sind G0ter, for die ein freier Zugang besteht, die jedoch Nutzungsrivalit~ten im Konsum aufweisen. Typische ClubgOter sind (umz~iunte) Sportanlagen, Kinos oder Theater, die nicht voll ausgelastet sind; AIImendesituationen ergeben sich bei der 0berfrequentierung von Kollektivg0tern. Grunds~itzlich gilt, dass fQr G0ter ohne Zugangsbeschr~inkungen wenig oder kein privatwirtschaftlicher Anreiz zur Bereitstellung existiert: hier muss der Staat eingreifen. Das allerdings braucht nicht in der Form eines staatlichen Angebots geschehen, es kann auch ausreichen, Bedingungen for eine "Einz~iunung" zu schaffen. Hierzu bedarf es der entsprechenden Definition von Eigentumsrechten. HARTLEY und HOOPER heben hervor, dass durch die richtige Zuordnung von Eigentumsrechten, die Zahlungsunwilligen ausgeschlossen werden und so 0berf011ungsprobleme ebenso gel(Sst werden wir eine Finanzierung zur Fortsetzung des Angebots gew~ihrleistet ist 198. Regelm~6ig tragen solche Ma6nahmen auch zur Schonung 5ffentlicher Haushalte bei.
19~STOBBE 1991, S.498 198Vgl. HARTLEY / HOOPER 1993, S.20
Theorie des incomingtouristischen Angebots
147
Ebenso regelm~il~ig freilich ist die Kritik an einer derartigen Vergabe yon Verf0gungsrechten wegen der verteilungspolitischen Ungerechtigkeit: Es werden nicht nur die Zahlungsunwilligen ausgeschlossen (und damit allokative Verbesserungen erzielt), sondern auch die Zahlungsunf~ihigen. Zahlungsbereitschaft w0rde so mit Nutzenstiftung gleichgesetzt. Aus tourismuspolitischer Sicht bedeutet diese Problematik grunds~itzlich, dass bestimmte Gesellschaftsgruppen vom Tourismus ausgeschlossen sind oder nur an bestimmten reduzierten Formen teilhaben k5nnen. Diese Gruppen werden regelm~iI~ig als Geringverdienende, Jugendliche, Rentner, Alleinerziehende, Kranke und Behinderte identifiziert. Zum Teil ist nicht allein die Einkommens- und VermSgenssituation ausschlaggebend for die beobachtete Benachteiligung, sondern auch das (ohne Staatseinfluss) merklich teurere Angebot: Durch h5heren Aufwand zum Beispiel f0r Behinderte und gleichzeitig vorliegende geringere Kostendegression entstehen h5here Marktpreise. Dies ist ein weiterer Bereich, der ausgeglichen werden kann 199 durch staatliches Engagement. Die Existenz yon meritorischen und demeritorischen G~itern begr0ndet einen weiteren Bereich des Staatseingriffs. Beim Konsum dieser G0tergruppen existieren Verzerrungen der individuellen Pr~iferenzen 200 in der Form, dass demeritorische G0ter 201 in zu groPoer und meritorische GQter 202 in zu geringer Menge konsumiert werden. Hier versucht der Staat entsprechend seiner Nutzeneinsch~itzung f0r die Individuen zu korrigieren. Dies ist nat0rlich auch im Zusammenhang mit dem touristischen Angebot m~glich und ist damit eine weitere Begr0ndung f0r unterschiedliche Angebotsstrukturen im Bereich der Tourismuswirtschaft. Eine letzte zentrale theoretische Begr0ndung f0r den staatlichen Eingriff soil hier diskutiert werden: "A market that is most cheaply served by a single firm is called a natural monopoly (Hervorhebung vom Verfasser) "2~ Der produktionstheoretische Grund f(3r diese Marktform sind sinkende Durchschnittskosten, sogenannte Economies of Scale. Damit dieser Marktvorteil nicht nachfragediskriminierend ausgenutzt wird, bedarf es
Freilich bedeutet das nicht, dass ausgeglichen werden muss. Zum Abw~igungsprozess vgl. BOCHERT 2001b. 2ooBOCHERT 2001a, S.282ff 199
201 Klassisches Beispiel: Drogen. 2o2Klassisches Beispiel: Kulturelle Angebote. 2o3FRANK 2000, S.397f
148
Theorie des incomingtouristischen Angebots
staatlicher Aktivit~iten, die freilich sehr vielf~iltig sind und vom Angebot der 0ffentlichen Hand bis hin zu nur sehr Iockeren Kontrollen in Kombination mit der Offenhaltung des Marktes reichen k0nnen; mit letzterer Mar~nahme sollen die betreffenden M~rkte "bestreitbar" 204gehalten werden. Zusammengefasst gibt es die in Tabelle 2 genannten Grende, die ein staatliches Engagement in der Tourismuswirtschaft begrOnden und damit die Erkl~rung for unterschiedliche Erscheinungsformen im internationalen Vergleich bieten. Die genannte Effekte sind in einem System reiner privatwirtschaftlicher Nachfrage aus Sicht vieler Politiker und B0rokraten (und damit derjenigen, die den Staat repr~isentieren) nicht akzeptabel. Es sei abschliel~end hier noch angefegt, dass auch das staatliche Engagement an sich, das mit der Folgerung, man kann bestimmte Bereiche nicht der Privatwirtschaft 8berlassen, motiviert wird, nicht unproblematisch ist. Mit den negativen Begleiterscheinungen dieser Politik befasst sich die Neue Politische Okonomie 205. Neben der ideologischen Problematik des Staatsengagements in der Marktwirtschaft sind weitere Nachteile behandelt, die schlussendlich das vorab genannte Motto (Soviel Markt wie m0glich, soviel Staat wie n0tig) begr0nden.
2o4WEIMANN 2001, S.329ff 20sAusf0hrlich dazu z.B. KIRSCH 1997.
Theorie des incomingtouristischenAngebots
149
Tabelle 2: GriJnde fiJr staatliches Engagement und touristische Beispiele Gr~inde fQr das Engagement des Staates
Beispiele aus dem tourismuswirtschaftlichen Bereich
Positive externe Effekte
Multiplikatorwirkungen f0r die einheimische Tourismuswirtschaft VSIkerverst~indigung als positive Nebenwirkung des Tourismus Negative externe Effekte Umweltwirkungen des Tourismus (negativ empfundene) Akkulturationseffekte I Kollektivg0ter / AIImenden Nat0rliche Attraktionen Gewollte 5ffentliche G0ter wie Kurkonzerte Tennisanlagen Kulturelle Angebote wie Theater, Museen UmverteilungsmSglichkeit Spezielle touristische Angebote for sozial Benachteiligte Transferzahlungen f0r Benachteiligte Meritorische G0ter Kultureller Konsum Gesundheitsg0ter Demeritorische GOter Riskante Unternehmungen Ungesundes Klima Nat0rliche Monopole Verkehrsdienstleistungen
In Tabelle 3 sind die Bedeutungen der unterschiedlichen (Skonomischen Tatbest~inde for die verschiedenen Angebotsbestandteile des Incomingtourismus (entsprechend Tabelle 1) beurteilt. Dieser Zusammenhang ist f0r das Verst~ndnis der erkennbaren Unterschiede beim internationalen Vergleich der Strukturen des Incomingtourismus von groI~er Bedeutung, weil hierin regelm~l~ig die Begr0ndungen f0r Differenzen zu suchen sind. Wenn zum Beispiel in Land A der Information der Touristen eine wesentlich grSl~ere Bedeutung beigemessen wird als in Land B, dann ist es mSglich, dass in Land A grSl~ere Gefahren demeritorischen Verhaltens bestehen (Risikogebiete oder-urlaubsformen k5nnten dies sein).
150
Theorie des incomingtouristischen Angebots
Tabelle 3: Der Zusammenhang zwischen dem lncomingtourismus-Angebot und verschiedenen 6konomischen Problemen
0konomische Tatbest~nde und Probleme ---)
c
"c'
-
~.
o
X
J,, Die Gruppen des IncomingtourismusAngebots
=> E
~_
~
::3
|
._
9
=
:3
~
~
"E
-
~ E-
Gruppe T: Klassisches Tourismusangebot Gruppe D: Distribution
--) '1"
Gruppe K: Kommunikation
"1" '1~
Gruppe 0: 0ffentliche Geter Gruppe C: Customers care
.-) -.) ...) ,1~ ,1,, ,1, .-) ..-) ..-) ~p r 9--) ,1~ ~P q,, ,1,, ---) ,,I, --) --) J, 9 --) ~P
Gruppe I: Infrastruktur ,,,
--)' --) --) '1' '1" '1" -') "-) r
Gruppe A: Anbieterservice
")
q,'
't' r
r
'1~
Gruppe V: Veranstaltungen Gruppe P: Plane Gruppe Z: Weitere zentrale Funktionen
,
9--) --) ---) --) ---) ---) ~1, ~1, q~ ~P
Erkl~irung: d',= sehr wichtiger Zusammenhang des touristischen Angebots und der bkonomischen Problematik; --)= wichtiger Zusammenhang des touristischen Angebots und der bkonomischen Problematik; J,,= erkennbarer Zusammenhang des touristischen Angebots und der bkonomischen Problematik; leeres Feld = kein oder sehr geringer Zusammenhang des touristischen Angebots und der bkonomischen Problematik
Theorie des incomingtouristischen Angebots
151
Wer bietet an? Die bisher vorgenommene Differenzierung in Privatwirtschaft und Staat muss, um einen sachgerechten internationalen Vergleich vornehmen zu k0nnen, noch differenziert werden. Das touristische Angebot wird teilweise von Unternehmen gestellt, die nicht so ohne weiteres mit "normalen" profitorientierten Unternehmen gleichgesetzt werden kSnnen. Dazu ist in Tabelle 4 eine Auflistung vorgenommen worden.
Tabelle 4: Angebotstr~iger im Bereich der Tourismuswirtschaft Tr~iger
Anbieter
Private Individuen und Institutio- Profitorientierte Unternehmen nen GrundeigentC~mer Non-Profit-Unternehmen Vereine Staat und Private
Mischgesellschaften mit 0ffentlichen und privatwirtschaftlichen Anteilen
Staat
,~mter, Regiebetriebe etc. Gemeinde als vereinigte Einwohner * Offentliche Unternehmen
Anmerkung: * = So bezeichnet KASPAR die "Anbieter" der soziokulturellen Verh~ltnisseals Teil des touristischen Angebots (KASPAR 1996, S.69)
152
Theorie des incomingtouristischen Angebots
Sehr wichtig ist, um Unterschiede der Incomingstrukturen und die MSglichkeiten der Expansionsrealisierung ausmachen zu kSnnen, die Unterscheidung der Gr5l~en und der regionalen Bedeutung der Unternehmen aber auch der staatlichen Institutionen 2o6.
2o6 Damit ist gemeint, dass nati3rlich neben qualitativen Fragestellungen immer auch die quantitative Machbarkeit eine Rolle fer die beteiligten Institutionen spielt. Dies sollte unter dem Stichwort Globalisierung der Tourismuswirtschaft Inhalt sein.
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
153
3 Beispiele fLir unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich Anhand von Beispielen sollen die Zusammenh&nge aus den verschiedenen Gruppen des Incomingtourismus-Angebots (entsprechend Tabelle 1) sowie die unterschiedlichen Strategien aufgezeigt werden. Dabei handelt es sich einerseits um expansive Strategien entsprechend der 0blichen betriebswirtschaftlichen Ziele; andererseits um Reaktionen auf die unter 2 diskutierten ~konomischen Besonderheiten des Incoming-Tourismus.
Gruppe T: Klassisches Tourismusangebot Herausragende Bedeutung f(Jr die Differenzen der Leistungsf~higkeit der Beherbergungsindustrie im internationalen Kontext haben die verschiedenen r~umlichen und unternehmerischen Ausbreitungsmuster 2~ Die Entwicklung von internationalen Hotelkonzernen und Hotelketten beeinflusst die unterschiedlichen Expansionsentwicklungen im Incomingtourismus massiv. Dies gilt auch for die vertikalen Kapitalverflechtungen2~ die Neigung innerhalb der Konzerne die eigenen Incominginstitutionen zu nutzen, f0hrt zu einer guten Marktposition f(Jr diejenigen Incomingunternehmen, die eine institutionelle Anbindung an Outgoing-Betriebe, die meist ihren Sitz in den Industriestaaten haben. Da die Entscheidungen der Zielgebietswahl dort fallen, ist dies ein wesentlicher Marktvorteil. Diese Argumentationskette legt - im Gegensatz zur verbreiteten Angst der Bindungsnachteile - durchaus nahe, die M5glichkeiten fQr Kapitalimporte in touristische Zielgebiete zuzulassen: eine quantitative F6rderung des Tourismus ist dabei zu erwar-
207Vgl. VORLAUFER 2000, S.57ff 208Vgl. FREYER 2000, S.25
154
Beispiele f0r unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
ten. BULL begrQndet den Trend zu aus den Herkunftsl~indern gef0hrten Konzernen mit dem groBen Druck, der durch die im Gastland konzentrierten Ausgaben auf die Konzerne in den Industriestaaten gegeben ist2~ Die in Grol~britannien schon vor dem ersten Weltkrieg sehr verbreitete Erscheinung von Holiday centers wird zunehmend eine Strategie auch und gerade in Regionen mit weniger attraktiven Umgebungen. In den oft 0berwiegend auf (Teil-)-Selbstversorgungsbasis aufbauenden Resorts 210 wird ein weitgehend umgebungs-unabh~ingiges Tourismusangebot geschaffen. Fer eine Destination, die ansonsten kaum Chancen auf quantitative touristische Entwicklung h~itte, ist die Ansiedlung oft sehr interessant. Dieser Bereich kann zur Angleichung der Tourismusnachfrage auch auBerhalb der Tourismusund Industriezentren genutzt werden. ,~,hnliche Voraussetzungen, wenngleich restriktivere Bedingungen im Bereich der r~umlichen Erfordernisse, gelten f0r Freizeitparks. Diese sind mit Bedacht auf Tagesbesucher zu planen, wobei die gleichzeitige Tatsache, dass es sich bei international erfolgreichen Freizeitparks auch um touristische Destinationen mit oft erheblichem 0bernachtungsangebot handelt, hohe inhaltliche Anforderungen stellt. AIs politische Incomingstrategie ist dieser Bereich besonders interessant, weil oft die Interessen der Bev(51kerung des Gastlandes selber ber0cksichtigt sind 211. Zunehmend bem0hen sich Incomingunternehmen, im Bereich der Reiseveranstaltung aktiv zu werden. Dies st5Bt aufgrund von Problernen bei der Distribution h~iufig auf Schwierigkeiten; for Hotels und Destinationen mit einer guten Kenntnis (~ber ihre G~iste ist dies jedoch eine Chance 212. Dutch Reiseveranstaltung lassen sich auch sozialtouristische Ziele realisieren, wie die Stuttgart Marketing GmbH mit speziellen Angeboten f(~r Jugendliche zeigt 213.
2o9Vgl. BULL 1995, S. 196 210Vgl. HOLLOWAY 1989, S.98 211 Der Europapark nahe Freiburg ist fer Badener interessanter als der Center-Park in der Leneburger Heide f0r Niedersachsen. 212Vgl. hierzu auch 3.2 (Stichwort "Moderne Kommunikationsmittel als 'Klammer' ") 213Vgl. DETTMER et al. 2000, S. 87
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
155
Au~erdem ist for Destinationen die Ansiedlung und FSrderung der IncomingTouroperator eine M5glichkeit, die Multiplikatorwirkungen des Tourismus in der eigenen Sph~ire wirken zu lassen. Aul~erdem wird ein Incoming-Touroperator immer mehr Interesse an Ums~itzen in der Destination selber haben als Organisatoren aus dem Herkunftsgebiet.
Gruppe D: Distribution Im Bereich der Vermittlungsleistungen gibt es fOr Incoming-Unternehmen die MSglichkeit der Nutzung von modernen Kommunikationsmitteln als 'Klammer', um so den NachteU der Marktferne auszugleichen. Erst diese technische MSglichkeit hat den Bereich for Incoming-lnstitutionen interessant gemacht. Die M5glichkeiten, vor Ort (in der Destination) durch Vermittlung (insbesondere eber die Tourismusinformationsstellen) die Touristen zu binden, ist nut in individualtouristisch gepr~gten Regionen interessant. Aul~erdem kann in diesem Bereich die Privatisierung Beitr~ge zur Verbesserung der Auslastungen liefern 214. In vielen St~idten werden Destination cards angeboten. Dies ist aufgrund des konsumf(Srdernden Charakters 215 eine expansive Mar~nahme. Uber Kartensysteme lassen sich auch sozialtouristische Ziele leicht verwirklichen, weil diese abrechnungstechnisch viel leichter zu realisieren sind als 0ber diverse preisreduzierte Angebote vor Ort. Diese gibt es auch als internationale Angebote in grenznahen Gebieten. So wurde 2000 die BodenseeErlebniskarte von der internationalen Gesellschaft IBT in Osterreich, der Schweiz und Deutschland eingef0hrt, rnit der die wesentlichen Attraktionen und der Schiffsverkehr im Bodenseeraum kostenlos genutzt werden kSnnen 216.
214 Kann - muss aber nicht. Es ist auch m5glich, dass in weniger profitablen Situationen Privatisierung nachteilige Wirkungen for die einheimische Beherbergungswirtschaft hat. 21sVgl. dazu auch BOCHERT 2000. 216Vgl. BOCHERT 2001a, S.49f
156
Beispiele f0r unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
Gruppe K: Kommunikation Sehr wesentliche Bedeutung fur das Erreichen expansiver tourismuswirtschaftlicher Ziele haben internationale Ans~itze des Destinationsaul~enmarketings. Die Definition von Herkunftsgebieten hat h~iufig internationalen Charakter 217. Aul~erdem kann die Destination sich auch international definieren. Diese Definition kann im regionalen, grenzQberschreitenden Bereich erfolgen 218. Speziell in Grenzregionen mit eingeschr~nktem touristischen Angebot kann der auf Abwechslung bedachte Tourist durch solche Kooperationen geschickt jeweils auf die andere Seite gelockt werden. Im Grenzbereich von Ostnorwegen und Westschweden hat sich z.B. die Ferienregion SkanLand definiert, mit deren Hilfe das kulturell und infrastrukturell eher d(~nne Tourismusangebot der Region sich einer gr61~eren Zahl von Touristen 6ffnet. Aber auch der Aktionsplan der Europ~ischen Gemeinschaft zur F6rderung des Tourismus von 1992 sah gemeinsame Werbung in Drittl~ndern vor219: die Destination ist also auch sehr grol~r~iumig zu definieren. Dementsprechend erh(Sht sich der Anteil der internationalen Kommunikation bei derartigen Konstrukten. Die zunehmende, wenngleich noch auf Widerst~nde stol~ende Neigung, im touristischen Incoming die Zusammenarbeit mit Sponsoren zu nutzen, erl~utert 22~ Beim internationalen Vergleich der Ausgaben for Tourismuswerbung f~llt auf, dass unter den sechs ausgabest~rksten L~ndern Australien, Grol~britannien, Frankreich, Spanien, Singapur und Thailand mit je eber 50 Mio. US-$ in 1995 221drei (Australien, Singapur, Thailand) auch drei Jahre sp~iter nicht zu den 20 Top-Destinationen weltweit gemessen in Ank0nften 222z~ihlten. NatQrlich ist Ausgabenvariation in diesem Bereich eine strategische Frage. Das gilt auch fQr die organisatorische Abwicklung. Kanada oder Bundesstaaten der USA vergeben wesentlich mehr Marketingaufgaben an privatwirt-
217AIs ein Beispiel unter vielen sei das bei HARTMANN 1997 geschilderte Beispiel Graub0nden genannt. 218 So gibt es gemeinsame Marketingmal~nahmen der Euroregion Pomerania im deutschpolnischen Ostseegrenzgebiet oder der Touristik-Gemeinschaft Baden-Elsass-Pfalz, vgl. NEUMANN 2001. 219OPPITZ 2000, S.88 220Vgl. FREYER 2001b, S.604 221Vgl. GREUTER 2000, S.208 222Vgl. FREYER 2000, S.42
Beispiele fer unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
157
schaftliche Auftragnehmer in den Herkunftsgebieten als Deutschland" die DZT arbeitet vor allem mit ihren eigenen Vertretungen im Ausland sowie mit Vertretungen deutscher Unternehmen im Ausland 223. Die institutionelle Zust~ndigkeit for das Destinationsmarketing ist Gegenstand einer der tourismusOkonomischen Diskussion: BULL sieht zu unterschiedliche Interessen der Marktteilnehmer, um eine Privatisierung des nationalen Destinationsmarketings zu bef0rworten 224.So ist nach 1990 ein Versuch der Australischen Regierung gescheitert, die nationale Tourismuswerbung dem privaten Sektor zu (Jberlassen 22s. Destinationsmarketing ist ein Kollektivgut; es ist Trittbrettfahrerverhalten zu erwarten, wenn eine finanzielle Beteiligung nicht erzwungen werden kann. Das allein begr0ndet freilich noch nicht, dass zentralstaatliches Engagement im Destinationsmarketing unabdingbar ist: der US-Kongress beschloss 1997, sich aus diesem Bereich zur0ckzuziehen 226. Destinationsmarketing ist kein absolutes Muss staatlicher Aufgaben. Allerdings ist diese Erscheinung umso unwahrscheinlicher, je kleiner die betroffene Gruppe von touristischen Unternehmen ist 227. Dies zeigen auch Beispiele privatwirtschaftlicher Destinationsmarketinginitiative in Berlin oder auf Sylt.
Gruppe O: Offentliche GQter Die zentrale tourismuswirtschaftliche Differenzierung im Bereich 5ffentlicher G0ter ist diejenige 0ber die Gew~ihr freien Zugangs im Gegensatz zu Zugangsbeschr~nkungen. Expansive Strategien basieren auf starker F5rderung des Ausbaus yon KollektivgQtern zur FSrderung insbesondere der Multiplikatoreffekte. Dies I~isst sich in Dubai beobachten 228,Auch ist die Ausnutzung von kulturellen und historischen Voraussetzungen (als Kollektivgut) ein solches Vorgehen; BUTLER / STIAKAKI ordnen auch ~ltere Spielban-
223Vgl. SCHN~RCHER 2000, S.298 224Vgl. BULL 1995, S.218f 225Vgl. HALL/JENKINS 1995, S.36f 22eVgl. OPPITZ 2000, S.58 227Vgl. BOCHERT 2001a, S.154ff 228Vgl. LAWS 1995, S. 186ff
158
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
ken 229 diesem Bestandteil des Incoming-Angebots zu 230. Expansive Strategien lassen sich auch bei der Nutzung von Kollektivg(Jtern wie Str&nden beobachten wie bei umfangreichen Sandtransporten nach Bournemouth in SQdengland zur FSrderung des Meerestourismus 23~. Der Ubergang vom gewollten Kollektivgut hin zum Clubgut charakterisiert meist restriktivere oder eher auf qualitative Ziele hin ausgerichtete Strategien. So sind das Ziel der Begrenzung der Besucherzahlen in den Nationalparks von Costa Rica 232oder die sehr einschr~inkenden Limitierungen in Bhutan, wo staatlicherseits eine Hochpreispolitik mit beschr~inkten Visaerteilungen und der ausschlie~lichen Genehmigung von Gruppenreisen durchgesetzt wird 233 zu interpretieren. Bhutan ist aus tourismuswirtschaftlicher Sicht als Ganzes ein Clubgut.
Gruppe A: Anbieterservice Neben allgemeinen Binnenmarketingfunktionen, die von Seiten der Destinationen gegen(~ber den angesiedelten touristischen Unternehmen angeboten werden, ist die Fi-
nanzierungshilfe yon zentraler Bedeutung bei expansiven Incoming-Strategien. Hier sind oft Multiplikatoreffekte die Begr(Jndung, aber auch meritorische Aspekte, wie for die Tatsache, dass zum Beispiel der Louvre zu 70 % staatsfinanziert 234 ist, spielen eine Rolle. Die Forcierung touristischer Ausbildung sieht WANHILL als zentrale Strategie zur Verbesserung der Produktivit~itssituation in Nepal an 23s. Bei dieser Strategie kSnnen auch Synergien dutch internationale Zusammenarbeit erzeugt werden, wie das Beispiel der
229Dabei ist die Zuordnung von Spielbanken eine interessante theoretische Frage: steht im Mittelpunkt der Aufenthalt in der Spielbank, dann handelt es sich um ein Kollektivgut; die Spiele selber sind entweder Privat- oder ClubgOter 23oVgl. BUTLER/STIAKAKI 2001, S.283 231Vgl. MAY / HEEPS 1994, S. 137 232Vgl. VIEGAS 1998, S.37 233Vgl. LANDGREBE 2000b, S.275 234Vgl. ALTHOF 2000, S.25 23sVgl. WANHILL 1993, S.96ff
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
159
Pacific Asia Travel Association (PATA) zeigt, die mit- for derartige internationale Tourismusorganisationen - hohem finanziellen Aufwand gemeinsame Ausbildungsprogramme for die im wesentlichen privatwirtschaftlichen 17000 Mitglieder anbietet 236. WEISER beklagt, dass auf dem deutschen Markt "das fehlende Berufsbild mit Ausbildung und Zertifikat" 237 eine sehr unterschiedliche Qualit~t der Ausbildungsangebote und die Vernachl~ssigung der Reiseleiterausbildung vor allem bei mittleren und kleineren Reiseveranstaltern bewirke. Auch in Grol~britannien, so kritisiert HOLLOWAY, gilt: "Many employers pay little more than lip-service to training needs in this area" 238.Dies ist freilich zun~chst ein outgoingtouristischer Ansatz, der erst durch das Folgende in die Entscheidungssph~re der Destination Oberf0hrt werden kann.
Gruppe C: Customers care In Italien ist es "ausl~indischen Reiseleitern und -begleitern nicht gestattet, Erkl~rungen abzugeben, wenn sie nicht im Besitz der ordnungsgem~i~en Lizenzen sind" 239. SCHMEER-STURM kritisiert, dass die italienischen Reisef0hrer selber nicht qualifiziert ausgebildet seien, dass die Lizenzvergabe aber dutch Wettbewerbe in einer Art Zunftaufnahme nicht transparent ausgestaltet sei (ebenda). AIs expansive Strategie eignet sich diese Mal~nahme nur hinsichtlich des Besch~ftigungseffektes24~ im Kern enth~lt sie jedoch, gepaart mit geordneten Ausbildungsverh~ltnissen, die Grundidee einer Strategie, mit deren Hilfe die Destinationen insbesondere qualitative Ziele oder Besucherlenkung durchsetzen k5nnten TM. Beim internationalen Vergleich der Incomingstrategien ist zu beachten, dass die Inforrnationsangebote, die Touristen von Seiten der Destination und den Anbietern inner-
236VgI.OPPITZ 2000, S.105 237Vgl. WEISER 2000, S.143 238HOLLOWAY 1989, S.149 239SCHMEER-STURM 1996, S.140 24oEs ist nat0rlich purer Protektionismus. 241Der Autor gibt zu bedenken, dass es auch so noch eine alles andere als marktwirtschaftliche Mal~nahme ist - vor allem der Quasi-Ausschluss der Reiseleiter aus dem Herkunftsland, der ja notwendig ist, um die Besch~iftigungseffekte durchzusetzen, ist absolut willk0rlich.
160
Beispiele f(3r unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
halb der Destination erhalten, unterschiedlich sein k5nnen. ALTHOF nennt als Aufgaben der Touristeninformationsstelle u.a. umfangreiche Auskunftskenntnisse der Mitarbeiter, vielf~ltige zur Verf0gung stehende Unterlagen, Vorverkauf, Fahrkartenverkauf oder Hotelbuchung 242.Die Variation der Leistungen der Tourismusinformationsstelle ist eine m(~gliche expansive oder kontraktive Strategie.
Gruppe I: Infrastruktur Die F5rderung yon (~ffentlichen Einrichtungen durch die Destination kann ganz entscheidend zur Nachfragesteigerung beitragen. Gerade aul~erhalb der erholungstouristischen Zentren I~sst sich eine Tendenz erkennen, den expandierenden Gesch~iftsreisemarkt 243durch den Bau yon Kongress- und Messefazili~iten zu nutzen. Generell gilt hier wie auch for Verkehrsinfrastruktur, dass Besch~ftigungs- und Multiplikatoreffekte genutzt werden kSnnen. Dabei stellt sich jedoch, vor allem im Falle von Clubg0tern wie Hallen die Frage der ordnungspolitischen Zuordnung 2,: Privatisierungen bringen zwar gesamtwirtschaftliche Effizienzvorteile, die zuvor subventionierten Bereiche jedoch werden h~iufig (abet nicht immer) vorn Markt verdr~ngt, was for die Tourismuswirtschaft in der betroffenen Destination nat0rlich Nachteile birgt. Dies gilt irn Verkehrsbereich durchaus auch: Flugverkehr 24s (soweit noch nicht geschehen), Eisenbahnverkehr und Autobahnen sind generell privatisierbar. MUNDT prognostiziert einen weiteren Anstieg der Attraktivit~it der Einkaufszentren 2,~ In diesem Bereich sind die Destinationen selber zumindest ais GenehmigungsbehSrden beteiligt und somit in der Lage, die Entwicklungen zu beeinflussen. Dar0ber hinaus sind auch Beteiligungen der 5ffentlichen Hand (aufgrund der positiven externen Effekte) denkbar - wenn auch aus marktwirtschaftlicher Sicht nicht w0nschenswert. Die wesentlichen Entscheidungstr~ger sind in diesem Bereich jedoch im Handel zu suchen, zumal
242Vgl. ALTHOF 2000, S. 115 243Vgl. DETTMER et al. 2000, S.27 244Vgl. BOCHERT 2001a, S.64f 24sZu den Privatisierungen von Flugh~ifen vgl. EWALD 2000, S.99 f 246Vgl. MUNDT 2001, S.303
Beispiele f0r unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
161
die gekoppelten Freizeitangebots in den Malls h~ufig indirekt durch die Handelsunternehmen subventioniert werden m0ssen (ebenda). Aufgrund des Charakteristikums meritorisches Gut, das der Gesundheit zugeordnet werden kann, haben Kur- und Biiderinfrastruktur eine besondere Bedeutung bei der Analyse der Strategien der Destinationen. Die Rechffertigung des staatlichen Engagements ist hier oft einfacher und daher ist die Abh&ngigkeit der Destinationen von Entscheidungen Ortsfremder geringer. Insbesondere osteurop~ische Zielgebiete haben hier Chancen im internationalen Reiseverkehr erkannt: Die Tschechische Republik ist einer derjenigen L~nder, welche die neuen MSglichkeiten nach der Ann~iherung an westlichen M~irkte nutzen wollen: "Just as our spas improve the health of patients, the transformation will help the health of spas" 247. Kostendifferenzen bewirken Handel. Je geringer der Transportkostenanteil an den Kosten ist, umso wahrscheinlicher ist der Handel. Diese Einschr~inkung f0hrt dazu, dass immerhin 77 % des Tourismus (berechnet als Vergleich der Ank(Jnfte) der OECDStaaten Binnentourismus ist 248.Die Einschr~nkung durch Transportkosten ist in grenz-
nahen Regionen und bei Unterschiedlichkeit der Kostenniveaus der Anlass f0r expansive Strategien, die sich im Einkaufstourismus, aber auch im Gesundheitstourismus zum Beispiel von Deutschland nach Polen und nach der Tschechischen Republik hin zeigen. Durch die st~ndige Variation von Preisen bleibt dies ein umfangreiches Feld f0r Strategiealternativen. Der Vergleich der mitteleurop~iischen und der nordamerikanischen Skiregionen zeigt, dass die Privatisierungen in Amerika zu einer deutlichen Marktbereinigung (Schliel~ung von ca. einem Drittel aller Skigebiete seit 1980) gef(Jhrt hat, w~ihrend in Mitteleuropa noch mittelst~ndige Seilbahnunternehmen und kommunale Strukturen im Tourismusangebot dominieren. Die Folge sind Effizienz- und Marketingnachteile der zum Teil subventionierten Branche in Europa; langfristig kOnnen Besch~ftigungsziele in Europa gegen die Konkurrenzmacht des konzernorganisierten amerikanischen Skitourismus nicht durchgesetzt werden 249.
247HOLUBCOVA / KREJNA, S. 123 2~ Vgl. BULL 1995, S. 130 249Vgl. BOCHERT 2001a, S.101
162
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
Gruppe V: Veranstaltungen Die institutionelle Organisation der Anbahnung von touristisch relevanten Veranstaltungen ist eine wichtige Entscheidung der Destination. Teilweise ist dies zu rechffertigen, wenn die Veranstaltungen aufgrund ihrer Gr5l~e die Charakteristiken eines 5ffentlichen Gutes erf011en. Das gilt f(~r Olympische Spiele ebenso wie f0r Expo-Veranstaltungen; die Gr5~enordnungen der Veranstaltungen f0hren aul~erdem zu Konflikten, die mit staatlicher Autorit~it I5sbar sind 2s0. Dar0ber hinaus gilt: das Engagement der staatlichen Stellen einer Destination bewirkt positive externe Effekte. Dabei kSnnen zentrale Stellen wie in Deutschland wie das German Congress Bureau im internationalen Bereich eingesetzt werden, um gesch~ftstouristische Veranstaltungen zu fOrdern. Events sind eines der am schnellsten wachsenden Teilsegmente der touristischen Leistungspalette 2s1. Dabei haben insbesondere kulturelle Veranstaltungen wie Konzertveranstaltungen und spektakul~ire Theater- und Operninszenierungen, Festivals und Sportevents 2s2gro~e Erfolgschancen. Dies gilt auch f(~r Veranstaltungen, welche die Besonderheit des Ortes nutzen. So hat sich Nottingham mit Veranstaltungen und Pauschalen zum Thema Robin Hood profiliert 2s3.Ganz unproblematisch ist die einfache Ubernahme von Strategien jedoch nicht, wie die Einbr0che auf dem Markt der deutschen Musicals in den letzten Jahren zeigen.
2soVgl. HALL 1996, S. 155f 2sl Vgl. FREYER 2001a, S.605 2s2Vgl. MUNDT 2001, S.303f 2s3Vgl. LAWS 1995, S. 129ff
Beispiele for unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
163
Gruppe P: Pl~ine Die strategischen Plane, die zur FSrderung oder Umprofilierung von Tourismus meist staatlicherseits (und teilweise auch grenz0berschreitend 254) erstellt werden k(~nnen grob in drei verschiedene Arten unterteilt werden (wobei solche Plane auch mehrere Bestandteile davon aufweisen kSnnen): 9 Pl&ne mit dem Schwergewicht auf quantitative Entwicklung und dem Fokus auf Besch~ftigungs- und Einkommenswirkungen (als Hauptorientierung positive externe Effekte des Tourismus), 9 Pl~ine mit qualitativen Schwerpunkten, die Konzepte nachhaltigen Tourismus' verfolgen (als Hauptorientierung negative externe Effekte des Tourismus), 9 Tourismusgeographisch orientierte Plane, die vor allem Gebietsausweisungen vornehmen (Orientierung auf positive und negative externe Effekte des Tourismus). AIs Beispiele seien genannt: die von BURNS / HOLDEN dargestellte eher qualitative Entwicklung des Tourismus nach Java 2~s; die internationalen Bem0hungen um eine Begrenzung des Tourismus in die Antarktis 2s6 und der Bericht (3ber die Grundz0ge der Raumordnung der Schweiz als ein im Wesentlichen geographisch orientierter, zentraler Planungsansatz f0r eine geordnete touristische Entwicklung 2s7.
2~ Woraus OPPITZ im Falle der EU verweist (vgl. OPPITZ 2000, S.85). 2ssVgl. BURNS / HOLDEN, S.171f 2s6Vgl. LAWS 1995, S.92ff 2szGREUTER 2000, S.21 lff
164
Beispiele f•r unterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
Gruppe Z: Weitere zentrale Funktionen Dass touristische Forschung - neben seiner Funktion f(Jr die Ausbildung - viele langfristige Aspekte und dar0ber hinaus soziale und 5kologische Aufgaben hat, von denen man nicht erwarten kann, dass die Privatwirtschaft sie Qbernehmen, wird vielfach erkannt. Die Forcierung in diesem Bereich kann eine expansive (qualitativ oder quantitativ, je nach Forschungsschwerpunkten) Zielsetzung haben. So beschreibt DIE'I'VORST das zunehmende staatliche Engagement der Niederl~ndischen Regierung 258.Dies kann auch in internationaler Kooperation geschehen, wie die Beispiele EU oder PATA 259zeigen. Die EinfQhrung yon GQtesiegeln als indirekte staatliche EinflussmSglichkeit auf das touristische Angebot hebt BIEGER hervor 260. Diese Mal~nahmen haben auch verbrauchersch0tzende Aspekte. Wenn es gewollt ist, kann der Staat auch strategische Ziele hinter der Definition von Vergabekriterien verstecken. HOLLOWAY betont, dass das 1987 eingef0hrte Hotelklassifizierungssystem des englischen Tourism Boards durch st~irkere Durchdifferenzierungen in sechs unterschiedliche Niveaus eine Verbesserung darstellte 261. AIs sehr wesentliche Barrieren, insbesondere f0r Individualtouristen nennt EDGELL Probleme bei der Nutzung von Zahlungsmitteln im Ausland, Zwangsumtausche, Einreiseverbote oder Visabestimmungen 262. Eine gewiss expansive Strategie ist aus Sicht der Destinationen die Offnung hin zu den nachfragestarken Outgoingm~irkten. Nat(~rlich muss einschr~inkend gesagt werden, dass internationale Beziehungen im Tourismus in aller Regel auf Gegenseitigkeit ausgerichtet sind 263. F0r klassische Outgoingstaaten bedeutet dies aus Sicht des nationalen Wachstums- und Besch~iftigungszieles, dass Vereinbarungen eber freien Reiseverkehr mit wirtschaftlich schwachen Partnerstaaten durchaus kontraproduktiv sein kSnnen. Vergessen werden darf jedoch nicht, dass die
258Vgl. DIETVORST 1994, S.54ff 259Vgl. OPPITZ 2000, S.83, 105 26oVgl. BIEGER 1997, S.291f 261Vgl. HOLLOWAY 1989, S.95 262Vgl. EDGELL 1990, S.53f 263Vgl. dazu z.B. die diversen Vereinbarungen der USA, EDGELL 1990, S.143ff
Beispiele f(~runterschiedliche Strategien im internationalen Vergleich
165
Wohlfahrt der eigenen BevSIkerung durch solche Vereinbarungen (durch neue Tourismusm6glichkeiten) verbessert werden kann. Doch das ist Outgoing...
166
Quellen Teil C
4 Quellen ALTHOF, W. 2000: Incoming-Tourismus, 2.A. M(~nchen BIEGER, T. 1997: Management von Destinationen und Tourismusorganisationen, M0nchen BLEILE, G., et al. (Hg.) 2000, Tourismusjahrbuch 1/2000 BLEILE, G., et al. (Hg.) 2001, Tourismusjahrbuch 1/2001 BOCHERT, R. 2000: Konsumentenrenten bei AII-inclusive-Angeboten, in: BLEILE, G., et al. (Hg.), Tourismusjahrbuch 1/2000, Limburgerhof, S. 146-151 BOCHERT, R. 2001a: Tourismus in der Marktwirtschaft, M0nchen BOCHERT, R. 2001b: Wie viel sozialer Schutz fQr Reisende muss sein?, in: BLEILE, G., et al. (Hg.)2001, Tourismusjahrbuch 1/2001, S. 76-80 BOVENTER, E. von 1989: Okonomische Theorie des Tourismus, Frankfurt a. M. BULL, A. 1995: The Economics of Travel and Tourism, 2nd ed. Melbourne BUNDSARBEITSGEMEINSCHAFT FAMILIENERHOLUNG 2000: Familienerholung in Deutschland, K(51n BURNS, P. M.; HOLDEN, A. 1995: Tourism - a new perspective, London
Quellen Teil C
167
BUTLER, R.; STIAKAKI, E. 2001: Tourism and Sustainability in the Mediterrean: Issues and Implications, in: IOANNIDES, D. et al. (ed.) 2001: Mediterrean Islands and Sustainable Tourism Development, London, S. 282-295 CASSEL, D. et al. (Hg.) 1988a: Ordnungspolitik, Menchen CASSEL, D. 1988b: Wirtschaftspolitik als Ordnungspolitik, in: CASSEL, D. et al. (Hg.) 1988: Ordnungspolitik, Menchen, S. 313-333 COOPER, C. P.; LOCKWOOD, A. 1994: Progress in Tourism, Recreation and Hospitality Management Vol. 5, Chichester DETTMER, H. et al. 2000: Tourismustypen, Menchen DIETVORST, A. 1994: Dutch research on leisure, recreation and tourism: a review, in: COOPER, C. P.; LOCKWOOD, A. 1994: Progress in Tourism, Recreation and Hospitality Management Vol. 5, Chichester, S. 54-88 EDGELL, D. L. 1990: International Tourism Policy, New York EWALD, R. 2000: Aktuelle Entwicklungen im europ~ischen Luftverkehr, in: LANDGREBE, G. (Hg.) 2000: Internationaler Tourismus, Menchen, S. 81-100 FRANK, R. H. 2000: Microeconomics and Behavior, Boston FREYER, W. 2000: Globalisierung in der Tourismuswirtschaft, in: LANDGREBE, G. (Hg.) 2000: Internationaler Tourismus, Menchen, S. 13-50 FREYER, W. 2001a: Tourismus- Einf0hrung in die Fremdenverkehrs0konomie, 7.A. M0nchen FREYER, W. 2001b: Tourismus-Marketing, 2.A. M0nchen FRITSCH, M. et al. 2001: Marktversgen und Wirtschaftspolitik, 2.A. Menchen GREUTER, F. 2000: Bausteine der schweizerischen Tourismuspolitik, Bern
168
Quellen Teil C
HALL, C. M. 1996: Tourism and Politics, Chichester HALL, C. M.; JENKINS, J. M. 1995: Tourism and Public Policy, London HARTLEY, K.; HOOPER, K. 1993: Tourism Policy: Market Failure and Public Choice in: JOHNSON, P.; THOMAS B. (ed.) 1993: Perspectives on Tourism Policy, London, S- 1528 HARTMANN, M. 1997: Anwendung: Tourismus Plattform Graub0nden, in: BIEGER, T. 1997: Management von Destinationen und Tourismusorganisationen, M0nchen, S. 241-246 HOLLOWAY, J. C. 1989: The Business of Tourism, 3rd ed. London HOLUBCOVA, M.; KREJNA, L. 1993: Future Development of Czech Spas, in: STADTFELD, F. (Hg.) 1993, Europ~iische Kurorte- Fakten und Perspektiven, Limburgerhof, S. 121-123 IOANNIDES, D. et al. (ed.) 2001: Mediterrean Islands and Sustainable Tourism Development, London JOHNSON, P.; THOMAS B. (ed.) 1993: Perspectives on Tourism Policy, London KASPAR, C. 1996: Die Tourismuslehre im Grundriss, 5.A. Bern KIRSCH, G. 1997: Neue Politische Okonomie, 4.A. D(~sseldorf LANDGREBE, G. (Hg.) 2000a: Internationaler Tourismus, M(~nchen LANDGREBE, G. 2000b: Tourismusplanung, in: LANDGREBE, G. (Hg.)2000: Internationaler Tourismus, M(~nchen, S. 253-281 LAWS, E. 1995: Tourist Destination Management, London MAY, V.; HEEPS, C. 1994: Costal zone management and tourism in Europe, in: COOPER, C. P.; LOCKWOOD, A. 1994: Progress in Tourism, Recreation and Hospitality Management Vol. 5, Chichester, S. 132-146
Quellen Teil C
169
MUNDT, J. 2001: Einf0hrung in den Tourismus, 2.A.M0nchen NEUMANN, S. 2001: Vermarktung von grenzeberschreitenden touristischen Regionen, Diplomarbeit, Heilbronn OPPITZ, W. 2000: Tourismuspolitik international, Wien SCHMEER-STURM, M.-L. 1996: G~stef0hrung, 3.A. M0nchen SCHNORCHER, U. 2000: Deutsche Zentrale for Tourismus - Innovatives Marketing for das Urlaubs- und Reiseland Deutschland in: LANDGREBE, G. (Hg.) 2000: Internationaler Tourismus, M0nchen, S. 297-312 STADTFELD, F. (Hg.) 1993, Europ~ische Kurorte - Fakten und Perspektiven, Limburgerhof STOBBE, A. 1991: MikroOkonomik, Berlin STOCKER, F. 1999: Moderne Volkswirtschaftslehre, Band 1: Logik der Marktwirtschaft, 3. A. M0nchen VORLAUFER, K. 2000: Die Internationalisierung der Hotellerie: Determinanten, Strategien und Strukturen in: LANDGREBE, G. (Hg.) 2000: Internationaler Tourismus, Menchen, S. 51-80 VIEGAS, A. 1998: Okodestinationen, Menchen WANHILL, S. 1993: Tourism Manpower Planning: The case of Nepal, in: JOHNSON, P.; THOMAS B. (ed.) 1993: Perspectives on Tourism Policy, London, S. 131-146 WEIMANN, J. 2001: Wirtschaftspolitik - AIIokation und kollektive Entscheidung, 2.A. Berlin