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Mayers Konversationslexikon aus dem Jahre 1906 können wir entnehmen: Paderborn hat sich nach dem Brand von 1875, durch den 220 Gebäude eingeäschert wurden, bedeutend verschönert. Hauptsächlich durch die Geburt von Rüdiger Hoffmann, dessen Maxime sein könnte, mehr als 8 Wörter pro Minute sind Hektik. Schade eigentlich, dass er sich den Buchtitel "Die Entdeckung der Langsamkeit" nicht gesichert hat, aber da war Stan Nadolny leider schneller. Nach zehn Jahren stetig wachsender Publikumsgunst und einer wahren Preisflut mochten nun auch "Süddeutsche", "Zeit" und "Spiegel" nicht wie üblich abseits stehen und überschütteten ihn mit Lob. Erleben sie nun diesen an und für sich herzensguten Mann unter anderem als WGMacchiavelli in einem Solo von Strindbergscher Verlorenheit und Bosheit mit geradezu torquemadaesker Eiseskälte bringt er seine Mitbewohner zur Einsicht. Jürgen von der Lippe
Scanner und K-Leser - Keulebernd
Über das Buch Ja hallo erst mal ist das erste Buch von Rüdiger Hoffmann, der »neuen deutschen Kabaretthoffnung« (DER SPIEGEL). Der umwerfende Erfolg seiner Soloauftritte wird sich bei der Lektüre seiner besten Texte aus den letzten Jahren wiederholen - Hoffmanns Geschichten über den Wahnsinn des Alltags sind subversiv, genau und zwerchfellerschütternd. Mit staubtrockenem Humor führt er Menschen mitten aus dem Leben vor: den Wohnungssuchenden, den Bastler oder den Arbeitslosen. Als guter Deutscher zwingt er seinen WGGenossen zur Einsicht (»Er hat das auch gleich eingesehen ...«), doziert über Nutella und erklärt einem französischen Bäcker die richtige Herstellung von Croissants. Aber auch die Meister der unfreiwilligen Komik, selbsternannte Stimmungskanonen und andere Alltagstypen lässt er im eigenen Saft schmoren. Der überall lauernde Schwachsinn der Gegenwart, der in seinen Monologen drastisch ans Tageslicht geholt wird, bringt Phänomene des Medienzeitalters auf ihren wahren Kern.
Der Autor Rüdiger Hoffmann (geb. 1964) arbeitet seit 1985 als Kabarettist und Musiker. Er war Begründer des »Pappnasentheaters« in Paderborn und hat sich in den letzten Jahren zu einem der führenden deutschsprachigen Kabarettisten entwickelt. Derzeit tourt er mit seinem Solostück »Der Hauptgewinner« durch die Republik und findet zudem noch die Zeit, mit dem Kollegen Jürgen Becker (»Biotop für Bekloppte«, KIWI 369) ein gemeinsames Programm auf die Bühne zu bringen (»Es ist furchtbar, aber es geht«: Rüdiger Hoffmann/Westfale trifft Jürgen Becker/Rheinländer). Hoffmann ist regelmäßiger Gast in Fernsehen und Rundfunk. So gehört er zum festen »Inventar« der »Samstag-Nacht bei RTL« und den »Mitternachtsspitzen« im WDR-Fernsehen.
RÜDIGER HOFFMANN
JA HALLO ERSTMAL Mit Fotos von Manfred Linke
Kiepenheuer & Witsch
Herausgegeben von Rainer Osnowski
© 1995 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlaggestaltung: Christoph Pracht, CCCP, Köln Umschlagfoto: Stefan Worring, Köln Fotos Innenteil: Manfred Linke/laif, Köln Satz und Layout: Prima Print, Köln Druck und Bindearbeiten: Clausen und Bosse, Leck ISBN 3-462-02425-6
INHALT VORWORT............................................................................ 8 DER WOHNUNGSSUCHER............................................... 10 DER NEUE FREUND.......................................................... 12 DAS MARKENWASCHMITTEL........................................ 14 DER DREISSIGJÄHRIGE ................................................... 15 SIEZEN................................................................................ 16 ULLA UND JOCHEN I........................................................ 17 UWE .................................................................................... 19 MUTTIS GEBURTSTAG .................................................... 20 DER HILFSBEREITE.......................................................... 21 ULLA UND JOCHEN II ...................................................... 23 DER TOASTER ................................................................... 24 DIE FERNBEDIENUNG ..................................................... 26 DER BASTLER ................................................................... 27 DIE SALZGEBÄCKPALETTE............................................ 28 DER KÜNSTLER ................................................................ 30 DAS BILD ........................................................................... 32 DAS FERIENHAUS ............................................................ 34 DIE IDEE............................................................................. 35 DER DIAVORTRAG ........................................................... 36 ANDREAS ........................................................................... 38 DER OSTDEUTSCHE ......................................................... 40
DAS BUCH.......................................................................... 42 DER TRAMPER .................................................................. 43 MONSIEUR LECROIX ....................................................... 45 IM WALD............................................................................ 47 DER TÄNZER ..................................................................... 48 JAHRESZEITEN.................................................................. 50 DER UMWELTSCHUTZTAG............................................. 51 DER VEGETARIER ............................................................ 53 DER DAZUFLEETZER....................................................... 55 NUTELLA ........................................................................... 57 MEIN MITBEWOHNER ..................................................... 59 BADEZIMMERLIED .......................................................... 61 DIE SCHUHE ...................................................................... 62 DER STAMMTISCH ........................................................... 63 ANONYME AUSLÄNDERFEINDE.................................... 66 DAS WAFFENSCHIEBERLIED ......................................... 68 DER VERSCHWITZER....................................................... 69 ACHT KOSTBARKEITEN.................................................. 71 DER INTELLIGENTE ......................................................... 73 DER UMZIEHER................................................................. 75 DER ARBEITSLOSE........................................................... 77 LOLA................................................................................... 81 MS-ASTORIA...................................................................... 83
VORWORT Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1906 können wir entnehmen, Paderborn hat sich nach dem Brand von 1875, durch den 220 Gebäude eingeäschert wurden, bedeutend verschönert. Hauptsächlich durch die Geburt von Rüdiger Hoffmann, dessen Maxime sein könnte, mehr als acht Wörter pro Minute sind Hektik. Schade eigentlich, dass er sich den Buchtitel »Die Entdeckung der Langsamkeit« nicht gesichert hat, aber da war Sten Nadolny leider schneller. Nach zehn Jahren stetig wachsender Publikumsgunst und einer wahren Preisflut mochten nun auch »Süddeutsche«, »Zeit« und »Spiegel« nicht wie üblich abseits stehen und überschütteten ihn mit Lob. Erleben Sie nun diesen an und für sich herzensguten Mann unter anderem als WG-Macchiavelli in einem Solo von Strindbergscher Verlorenheit und Bosheit, mit geradezu torquemadaesker Eiseskälte bringt er seinen Mitbewohner zur Einsicht. Jürgen von der Lippe
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DER WOHNUNGSSUCHER Ja hallo erstmal, mir geht’s ziemlich prima, weil ich hab jetzt endlich ne Wohnung gefunden. Ja gut, Wohnung ist jetzt vielleicht noch en bisschen übertrieben. Ich meine, klar, am Anfang hatte ich natürlich auch ziemlich übertriebene Vorstellungen, aber davon muss man sich dann halt verabschieden. Sicherlich, fließend Wasser wäre schön gewesen, oder ne Steckdose, aber ich meine, muss ja nicht sein. Aber ich muss wirklich sagen, ich bin voll zufrieden. Die erste Wohnung, für die ich mich beworben habe vor nem dreiviertel Jahr, die war natürlich schon en bisschen komfortabler: zwei Zimmer, Küche, Bad, 35 qm, Blick auf sone Verkehrsinsel, herrlich. Ich bin sogar in die engere Wahl gekommen, also unter die letzten 80 Bewerber, aber irgendwie muss ich dann doch wohl en ziemlich schlechten Eindruck auf die Vermieterin gemacht haben. Ich meine, okay, mein Konfirmationsanzug saß vielleicht en bisschen knapp und mit den Pralinen, ich konnte ja nicht wissen, dass sie Diabetikerin ist. Naja, und als ich dann alles auf eine Karte setzte und behauptete, ich hätte ein Faible für ältere Damen, da sagte sie entrüstet, sie wäre erst 75 und ich könne jetzt gehen. Naja, die Bedingungen wären echt gut gewesen: nur 980 Mark kalt, 5 Monatsmieten Kaution, 3 Monatsmieten Maklerprovision und einmal am Tag mit Struppi Gassi gehen. Über den nächsten Vermieter informierte ich mich natürlich schon ein bisschen besser. Sehr konservativer Typ, sehr sehr konservativer Typ. Ich hab mir dann von nem Bekannten so Bundeswehrklamotten ausgeliehen, so Springerstiefel, den Nacken ausrasiert und wollte jetzt bei ihm als Einzelkämpfer Eindruck schinden. Pünktlich zum vereinbarten Vorstellungstermin hangelte ich mich also an der Dachrinne 10
entlang über den Fenstersims direkt in sein Wohnzimmer. Leider hatte ich mich in der Hausnummer geirrt und als ich am nächsten Morgen aus der U-Haft entlassen wurde, war die Wohnung bereits vergeben. In dieser Weise setzte ich meine Wohnungssuche fort. Ich habe wirklich alles probiert. Ich wollte die Mitarbeiterin vom Anzeigenteil bestechen, ich wollte sie zum Essen einladen. Aber keine Chance. Sie war schon für Monate im voraus ausgebucht. Ja und jetzt hab ich halt diese ehemalige Speisekammer genommen, drei Quadratmeter für 150 Mark. Also pro Quadratmeter - dann allerdings inklusive Nebenkosten. Obwohl also ne Heizung ist eh nicht drin und elektrisches Licht gibt’s eigentlich auch nur indirekt. Nee ich hab da sone kleine Milchglasscheibe in der Tür, und wenn in der Küche das Licht brennt, dann ... Jou. Nee aber ansonsten muss ich sagen, bin ich voll zufrieden. Mit den Vermietern verstehe ich mich auch gut. Ich darf ihre Toilette benutzen, einmal am Tag. Dafür habe ich ihnen erlaubt, ihren Staubsauger bei mir zu deponieren und die Skiausrüstung der sechsköpfigen Familie. Aber ich meine, die Wohnung hat natürlich nicht nur Vorteile. En bisschen blöd ist halt, dass die Tür nur nach innen aufgeht und sich der Hund an das Zimmer gewöhnt hatte. Aber ist en gepflegtes Tier, ich glaub sone dänische Dogge, also da kann man durchaus mit leben. Nee aber ansonsten muss ich wirklich sagen, bin ich voll zufrieden und ich meine bei der allgemeinen Wohnungsnot wird ja auch immer wieder appelliert, möglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Deswegen habe ich mir jetzt auch gedacht, eventuell auch noch nem anderen ne Chance zu geben und ihn bei mir als Untermieter einziehen zu lassen. Muss ich mal sehen. Sollte man ja eigentlich machen.
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DER NEUE FREUND Mit dem neuen Freund von meiner Ex-Freundin verstehe ich mich prima, wir kommen wunderbar klar. Nee, es ist en prima Typ, da kann man nichts sagen. Da gibt’s nichts. Gut er sieht nicht so wahnsinnig gut aus, aber dafür hat er halt andere Qualitäten. Wie groß mag er sein? Er geht mir so bis zum Kinn. Ich meine, okay, wenn man halt jetzt noch die Absätze abrechnet, ich glaube er trägt diese italienischen Wunderschuhe, dann geht er mir halt noch bis zum Brustbein. Aber ich meine, immerhin. Dafür geht er halt jetzt son bisschen mehr in die Breite. Also als muskulös würde ich ihn jetzt nicht beschreiben, eher so als schwammig. Er ist also eher son schwammiger Typ, der neue Freund von meiner Ex-Freundin. Das ist auch so der erste Eindruck, den man von ihm bekommt, wenn man überhaupt einen Eindruck von ihm bekommt. Nee, weil er ist eher son unauffälliger Typ. Wenn da jetzt so zwanzig Leute über den Bürgersteig gehen würden und er wäre jetzt dabei, dann würde ich ihn auf Anhieb nicht erkennen. Obwohl ich ihn ja kenne. Naja, vielleicht am Gang. Er hat son schleppenden Gang. Er schlurft son bisschen. Oder vielleicht an der Stimme, also wenn da jetzt einer dabei wäre, der also ne ziemlich monotone Stimme hätte, wo man jetzt sagen würde, der Mann kann sich einfach nicht artikulieren, wo man im Grunde kaum was verstehen würde, wenn er überhaupt nen vollständigen Satz über die Lippen bringen würde. Also dann würde ich mit achtzigprozentiger Sicherheit sagen: Das isser. Also das müsste er zumindest sein.
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DAS MARKENWASCHMITTEL Ja ich hab mein Markenwaschmittel jetzt mal mit nem herkömmlichen Waschmittel verglichen, und da muss ich sagen, dass selbst starke Fettflecken bei 40 Grad mit meinem Markenwaschmittel rausgegangen sind, wohingegen das herkömmliche Waschmittel da versagt hat. Und da hab ich dieses herkömmliche Waschmittel einfach mal angesprochen, hab gesagt, also hör mal du, du hast da bei 40 Grad doch ganz schöne Probleme gehabt. Und da tat es mir dann auch irgendwie leid, da hab ich ihm dann noch mal ne Chance gegeben und beim zweiten Waschgang sind die Flecken dann auch rausgegangen. Da waren wir natürlich beide ganz schön froh. Das hat die Stimmung dann auch ziemlich entspannt. Auch die nächsten Tage waren irgendwie echt toll. Ich hab das Markenwaschmittel dann erst mal in den Keller gestellt, ich hatte mich wirklich innerlich für dieses herkömmliche Waschmittel entschieden, muss allerdings gestehen, dass ich nach einer Woche rückfällig geworden bin. Ich habe das Markenwaschmittel dann doch wieder benutzt und muss jetzt im nachhinein sagen, dass mir das Markenwaschmittel also doch besser gefällt, weil es geht einfach schneller, man kann sich drauf verlassen und der etwas höhere Preis ist für mich dadurch dann auch gerechtfertigt. Ich kann also jetzt nur zu einem Markenwaschmittel raten, weil ich hab ja die Erfahrung im persönlichen Bereich gemacht und es ist einfach in jeder Beziehung besser als ein herkömmliches Waschmittel. So jetzt muss ich aber los, weil ich habe nur zwei Stunden Ausgang, weil das ist also ne offene Psychiatrie, wo ich untergebracht bin, und ich glaube, die mögen mich da alle irgendwie ganz doll, ehe ...
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DER DREISSIGJÄHRIGE Ja ein Bekannter von mir ist jetzt dreißig geworden. Ja man sagt immer »trau keinem über dreißig«, aber das ist wirklich völliger Unsinn. Ich meine, gut, er ist vielleicht nicht mehr ganz so spontan wie früher, aber ich glaube, das hängt auch einfach ein bisschen mit diesem allgemeinen Gelenkverschleiß zusammen, dass er da einfach en bisschen kürzer treten muss, dass er sich da einfach öfter mal en bisschen schonen muss. Aber ansonsten sieht man ihm seine dreißig Jahre wirklich nicht an. Nee, also wenn ich’s jetzt nicht wüsste. Gut, mit seinen Zähnen, da hat er schon ein bisschen Probleme. Er kann so harte Sachen, die kann er nicht beißen. Aber da kann man sich auch drauf einstellen, wenn man ihn mal einlädt. Nudelgerichte gehen eigentlich immer, das ist gar kein Problem für ihn, wenn se gut durchgekocht sind, also nicht al dente, sondern richtig wie bei Muttern. Aber das kann man ja auch sagen dann im Restaurant: Für ihn hier nicht al dente, sondern richtig durch. Das ist doch gar kein Problem. Zum Nachtisch nimmt er gerne ne Quarkspeise oder en Pudding. Nusspudding nimmt er nicht so gerne. Nee, weil diese kleinen Nussstückchen, die schieben sich schon mal gerne bei ihm unter die Brücke, weil das Zahnfleisch da schon ein bisschen zurückgegangen ist. Aber das gibt’s ja schon mal, das ist... Nee, aber ansonsten ist das wirklich, meiner Meinung nach, ein reines Vorurteil mit diesen Menschen ab dreißig. Nö, wir nehmen ihn einmal die Woche mit, wenn wir abends durchs Kneipenviertel ziehen und ich muss sagen, die Leute verhalten sich an und für sich wirklich gut, also ganz normal eigentlich, also zumindest unsere näheren Bekannten. Mit Alkohol muss man bei ihm ein bisschen vorsichtig sein, das ist klar, den baut er nicht so schnell ab, aber ansonsten, muss ich sagen, macht er mir wirklich Mut, wenn ich daran denke, dass ich in der nächsten Woche selber 29 werde. 15
SIEZEN Meine Freundin und ich, wir siezen uns jetzt wieder. Nicht dass wir irgendwie Probleme hätten. Ich meine, wir sind jetzt auch schon seit acht Jahren zusammen. Wir sind ein eingespieltes Team, mit ihren Eltern verstehe ich mich auch gut, Helga und Franz, und finanziell kommen wir auch gut klar, aber wir siezen uns einfach wieder. Wir haben es vorher schon mal mit Namenstausch probiert. Sie hieß dann Rudi und ich Moni. Weil sie heißt eigentlich Moni und ich Rudi. Das war auch schon ganz gut mit dem Namenstausch, obwohl wir sind dann doch en bisschen durcheinander gekommen mit der Zeit. Also vor allem mit der Post. Naja und als sie dann nach zwei Wochen von dieser Reservistenübung zurückkam, haben wir es halt wieder rückgängig gemacht, auf ihren Wunsch. Ich meine, ich konnts irgendwie verstehen, na ja, und seitdem siezen wir uns halt. Und das ist schon besser als Namenstausch, obwohl es ist immer noch en bisschen komisch, wenn man so sagt: Entschuldigung, können Sie mir das Wasser reichen. Und Sie nimmt das immer gleich so persönlich. Wir gehen jetzt öfter mal en Eis essen oder ins Kino. Mit dem Körperlichen da lassen wir uns noch ein bisschen Zeit. Ich glaube, sie will mich zuerst ihren Eltern vorstellen. Naja mal sehen, ihr Vater soll ja en ziemlich sturer Knochen sein. Aber ich denke mir, dass das schon auch was auf längere Zeit sein könnte, mit Frau Schubert und mir. Ich hab jetzt sogar schon mal überlegt, ihr eventuell einfach mal das DU anzubieten.
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ULLA UND JOCHEN I Ne bei der Ulla und dem Jochen da ist das ganz toll. Die sind immer am schmusen, die beiden. Die streiten sich nie, und wenn, dann auch nur ganz kurz. Die machen alles zusammen. Die trifft man nie alleine mal. Das ist ganz was Tolles bei den beiden. Ne wirklich, das ist ganz toll bei der Ulla und m Jochen. Und auch die Eltern verstehen sich prima. Die Väter gehen zusammen angeln, und die Mütter tragen sogar dieselbe Frisur, sone Art Pudeldauerwelle, also das ist ganz was Tolles bei den beiden. Ne, aber ich hab auch zum Jochen gesagt, nech, ne Garantie, eh Jochen, die gibt euch keiner. Die strahlen immer so. Und wenn einer mal auf die Toilette geht in der Kneipe und dann wiederkommt, dann strahlen die sich an, als wenn sie sich gerade erst kennengelernt hätten. Also es ist ganz was Tolles bei der Ulla und m Jochen. Ich hab auch zum Jochen gesagt, genieß das noch mal, solange wie das noch so ist, nech Jochen, man weiß nie, was einem noch so alles passiert im Leben ... nur dass man dann halt drauf vorbereitet ist. Nee, aber die verstehen sich so gut, nech, die sind immer einer Meinung, und wenn se mal ne andere Meinung haben, eh, dann haben se sie aber auch beide. Nee, aber ich hab auch zum Jochen gesagt, nech so schön wie das jetzt ist, aber so hart wird es auch sein, wenn es mal vorbei ist, nech Jochen, ihr seid jetzt zwei Jahre zusammen, da bleiben euch, rein statistisch gesehen jetzt noch genau sechs Wochen, aber ich meine, das muss nichts heißen - das kann natürlich auch schneller gehen. Sicherlich, die Ulla wird es leichter haben, da wieder Anschluss zu finden, aber an deiner Stelle, Jochen, würde ich mich da ruhig schon mal umschauen.
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Es ist eigentlich schade, dass das jetzt so auseinandergehen muss mit den beiden. Naja, der Jochen muss da jetzt einfach durch, nech, und um die Ulla, da werd ich mich halt kümmern.
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UWE Ich hab mich jetzt von meinem Kanarienvogel getrennt. Vom Uwe. Er lebt jetzt wieder bei meinen Eltern. Es ging einfach nicht mehr. Wir haben uns einfach nicht mehr verstanden. Ich meine, okay, ich hab ihn den ganzen Tag allein gelassen und er hat dann halt abends immer seine schlechte Laune an mir ausgelassen. Aber ich meine, ich konnts einfach auf Dauer nicht mehr ertragen, diese Doppelbelastung. Tagsüber den Stress im Beruf, na ja und abends auch noch den Ärger mit Uwe. Zum großen Knall ist es dann halt gekommen zwischen uns, als ich ihn en Wochenende alleingelassen hab, ohne Futter. Ich meine, okay, er sah en bisschen geschwächt aus, und das Argument mit dem Heilfasten war irgendwie auch nicht sooo gut, aber ich meine, dass er dann irgendwie tagelang die beleidigte Leberwurst spielen muss? Weiß ich nicht. Und da hab ich irgendwie auch gemerkt, dieser Vogel hatte im Grunde keinen Humor. Im Grunde son richtiger Miesepeter. Ich hab ihn eigentlich nie lachen sehen. Und ich meine, en Kanarienvogel, der keinen Spaß versteht? Weiß ich nich.
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MUTTIS GEBURTSTAG Ja meine Mutter hatte in der letzten Woche mal wieder Geburtstag. Da hab ich sie gefragt: Mutti, was wünschst du dir jetzt zum Geburtstag? Und da hat sie gesagt: Rudi, ich möchte noch einmal mit dir einkaufen gehen, wie vor zwanzig Jahren. Nee aber ich muss sagen, an und für sich war es schön. Sicherlich, man ist nicht immer einer Meinung, aber ... Ja wir haben dann erst mal ne Hose für mich gesucht. Ich hatte mich schon seit längerem für diese 501 Jeans interessiert. Die gefiel ihr nicht so gut. Sie hat sich dann für diese braune Tweedhose entschieden, die piekt son bisschen in den Kniekehlen, aber mit ner langen Unterhose ist das kein Problem. Ich hab sie dann gleich angelassen, auf ihren Wunsch, damit sie das passende Oberhemd dazu aussuchen konnte. Ich hätte mir dann gerne noch schnell die neue CD von den Guns n'Roses gekauft, aber die kannte sie gar nicht. Ich hatte dann eigentlich genug: Mutti, das reicht erst mal. Außerdem hatte ich auch nicht mehr soviel Geld. Ich wollte mir dann noch eben diese Boxershorts anschauen, aber da hatte Mutti schon den Sechser-Pack Baumwollslips in der Hand. Drei für mich und drei für Papa. Junge, da wächst du noch rein. Die Unterhosen hatte dann übrigens sie spendiert. Nachdem wir dann noch diesen grünen Dufflecoat gekauft hatten, war sie ganz zufrieden mit meinem Aussehen. Nur mit den Haaren da müsste man noch was machen. Ja sie hat mir dann netterweise auch ihren Friseurtermin abgetreten, den sie für den Nachmittag noch hatte. Nee und jetzt trage ich halt auch diese Pudeldauerwelle, wie Mutter und ihre Freundinnen, aber ich meine, was macht man nicht alles um seiner Mutter eine kleine Freude zu machen.
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DER HILFSBEREITE Nee also bei mir ist das so, wenn da jemand irgendwie Hilfe braucht, dann ist das für mich kein Thema. Nee das war bei mir immer schon so. Also nehmen kann ich nicht so gut, aber geben immer. Nee das ist für mich gar kein Thema. Nö z.B. neulich, der Jürgen, der brauchte 100 Mark. Ne da hab ich gesagt: Gürgen, das iss für mich gar kein Thema, ne du brauchst 100 Mark, ich hab se, hier sind se! Er hat se dann gleich eingesteckt, nech, und ich glaube, das war ihm en bisschen unangenehm, vor seiner neuen Freundin, die sollte das wohl nicht mitkriegen. Nee aber ich hab gleich gesagt, zu ihr, ne das braucht dem Gürgen jetzt nicht peinlich sein, nech, dass er sich da jetzt 100 Mark leihen muss von mir, das kann jedem mal passieren, dass er mal en finanziellen Engpass hat. Nech, das ist mir auch egal, wofür er das Geld jetzt letztendlich braucht, nicht, ich geb ihm das Geld, und damit ist die Sache für mich gegessen. Nech, ob er da sein Konto überzogen hat, oder ob ihr euch da jetzt nur en schönen Abend machen wollt und er zufällig sein Geld vergessen hat, das ist mir egal, das interessiert mich im Grunde gar nicht, das ist für mich gar kein Thema. Ich sage: Gürgen, ich kann’s dir aber auch kleiner geben, wenn du willst, ich kann dir einen 50er, zwei 20er und einen 10er geben, du kannst aber auch zwei 50er haben. Seine Freundin ist dann schon mal vorgegangen, ich glaube, sie wollte noch was besorgen. Und da meinte er dann: Weißte was, hier haste die 100 Mark, ich brauch das Geld doch nicht so dringend. Nee und da hab ich auch gemerkt, dem Gürgen, dem ging es eigentlich gar nicht um das Geld, der suchte Zuspruch, der wollte sich einfach mal wieder ein bisschen unterhalten, der brauchte Ansprache. Ja und das verstehe ich unter wahrer 21
Hilfe: En offenes Ohr, jemand der einfach nur zuhören kann, ne das iss für mich gar kein Thema.
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ULLA UND JOCHEN II Ja en Bekannter von mir ist zur Zeit inner Krise, der Jochen. Ja, weil die Ulla, die hat jetzt endgültig Schluss gemacht mit ihm. Sie hatte sich ja noch zwei Monate Bedenkzeit erbeten, wo er sich gar nicht melden durfte, hat sich dann aber doch letztendlich klipp und klar gegen ihn entschieden. Ja ich hab auch zu ihm gesagt, es ist besser so Jochen, ihr wart doch schon immer en ungleiches Paar, die Ulla und du. Die Ulla, sone Rassefrau und dazu du, Jochen. Ja ich hab auch zu ihm gesagt, dass sich die Ulla da in mich verliebt hat, ja da kann ich auch nichts dafür. Jochen, wir haben es dir zuliebe immerhin en ganzes Jahr lang verheimlicht. Und das war auch nicht immer leicht. Wenn wir grad so schön in Stimmung waren, dann musstest du anrufen von deinem Wochenendseminar. Oder deine gleitenden Arbeitszeiten, darauf konnte man sich ja nie einstellen. Aber Jochen, egal wie du dich verhalten hast, Schwamm drüber. Aber die Ulla sagt auch, Jochen du bist en ganz lieber Kerl. Du wirst vermutlich immer en guter Bekannter bleiben. Und darauf kommt’s doch letztendlich an. Und weil wir beide dich so mögen, Jochen, die Ulla und ich, da spendieren wir dir jetzt en Urlaub in Südfrankreich. Dann kommste mal auf andere Gedanken. Du bringst den Caravan runter und wir kommen mit dem Flieger nach. Dann pflanzt du dich mit deinem Ein-MannZelt daneben, dann haste en schönen Urlaub. Will er aber nicht. Ist uns auch recht. Wir haben’s ihm angeboten und mehr kann er von uns wirklich nicht verlangen, der Jochen.
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DER TOASTER Ich weiß gar nicht ob Sies wussten, aber ich toaste nicht mehr. Nö ich hab’s jahrelang gemacht, fast täglich, aber ich mach’s einfach nicht mehr. Ich hab’s völlig drangegeben. Von heute auf morgen. Auch nicht mal noch son bisschen, sondern gar nicht mehr. Und das war natürlich nicht leicht, das kann man sich vorstellen. Am Anfang ist es schon ne Umstellung, das Toastbrot so ungetoastet mit der harten Butter zu beschmieren, aber mit der Zeit kriegt man auch das in den Griff. Gut, man muss dann halt en halbes Stündchen früher aufstehen, die Butter aus dem Kühlschrank nehmen, damit sie um halb sieben dann streichfähig ist. Oder en hartes Brötchen am Wochenende, das hat man früher einfach angefeuchtet und mit dem Toaster noch mal aufgebacken. Da muss man dann halt für sich selbst entscheiden, wie haltbar schätze ich meinen Zahnersatz da jetzt ein. Aber ich meine, das gehört einfach dazu, wenn man ernsthaft aufhören will zu toasten. Es gibt ja viele, die wollen gar nicht ernsthaft aufhören zu toasten, aber von solchen Leuten sollte man sich nichts einreden lassen, die stecken meist selbst voller Probleme, die wollen einen nur verwirren. Aber nicht mit mir. Nächste Woche höre ich sogar auf, mir die Haare zu waschen.
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DIE FERNBEDIENUNG Ja ich hab mir jetzt mal ne Fernbedienung geschnitzt. Da hab ich einfach son Stück Holz genommen, son rechteckiges Stück da rausgesägt und dann halt bunt lackiert. Sind also alle Programme mit drauf, also von eins bis zehn und wenn man also Kabel hat, da hab ich dann noch sone Zusatztaste mit draufgemalt, wo man dann also bis zu 99 Programmen anwählen kann. Im oberen Teil hab ich dann noch ne Fernbedienung für den Videorecorder mit eingezeichnet, also je nachdem, ob man halt einen hat, dann kann man die eben mitbenutzen und wenn nicht, dann eben nicht, das steht jedem frei. Ich will das jetzt auch nur nebenbei machen, also ich will mich damit jetzt nicht unbedingt selbständig machen. Ich hab’s halt en paar Bekannten von mir angeboten, ihnen auch eine zu schnitzen, weil viele ältere Fernseher ja auch noch gar keine Fernbedienung haben, und da ist es natürlich dann ganz praktisch, wenn man die halt so nachrüsten kann. Sieht also wirklich klasse aus. Ich finde sogar besser, als viele im Geschäft, also von der Optik her. Nur mit der Funktion, da haperts noch son bisschen, aber ich denke, das kriege ich auch noch in den Griff. Das Problem muss irgendwie im Feinbereich liegen. Da wollt ich mich jetzt mal mit nem Bekannten von mir kurzschließen, nee, weil der arbeitet also viel mit Laubsäge.
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DER BASTLER Ja ich hab mir jetzt en Lampenschirm gebastelt. Hab einfach so Hobelspäne genommen und so aneinandergeklebt. Das gibt son angenehmes Licht. En bisschen gedämpft. Ist sehr schön geworden. Und da hab ich mir jetzt mal sone Brillengarage geflochten, die kennen Sie vielleicht, die hängt man so an die Wand. Da kann man die Brillen so seitlich einschieben. Nee ist auch sehr schön geworden. Und dann hab ich mir jetzt mal son Schnitzset gekauft. Hab ich mir einfach mal so Eierbecher geschnitzt. Sechs Stück, und dann in allen Regenbogenfarben lackiert. Ist auch sehr schön geworden. Und dann hab ich mir jetzt mal en Wandbehang bemalt. Als Motiv das Paderborner Drei-Hasen-Fenster. Das kennen se ja bestimmt. Da sind drei Hasen drauf und nur drei Ohren, aber jeder Hase hat zwei. Also Ohren. Nee ist auch sehr schön geworden. Und dann hab ich mir jetzt mal sone Pinwand gebastelt. Hab ich einfach so alte Korken in Scheiben geschnitten und dann auf sone alte Pappe geklebt. Ist auch sehr schön geworden. Und dann hab ich mir mal son Zigeunerteppich geflochten. Einfach so mit alten Wollresten so zusammenge ... Nee ist auch sehr schön geworden. Und dann wollt ich mir jetzt mal son Mobile basteln, wollte ich einfach so alte Nussschalen nehmen. Aber da werd ich wohl in der nächsten Zeit gar nicht mehr zu kommen. Nee weil meine Freundin und ich, wir haben letzte Woche en Kind bekommen. Nee aber ist auch sehr schön geworden.
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DIE SALZGEBÄCKPALETTE Ja ich hab uns hier heute einfach mal eine Salzgebäckpalette aufbereitet. Und da hab ich gearbeitet jetzt mit dem CashewKern, mit der gewöhnlichen Erdnuss und mit’m Pizzakäsekräcker. Ich hab den Käsekräcker jetzt hier einfach mal ganz außen angelegt, habe dann einen Kreis von Erdnüssen nach innen nachgezogen, ja und in die Mitte hab ich dann einfach en paar Cashew-Kerne gestreut. Wem sone runde Salzgebäckpalette jetzt, sagen wir mal, noch en bisschen zu gewagt ist, der kann auch erst mal mit dem Salzgebäckquadrat anfangen, wo er die eine oder andere Salzstange da auch gerne zu Rate ziehen kann. Ich denke, es sind einfach diese kleinen Unterschiede, wenn man sich mit dem Salzgebäck da en bisschen Mühe gibt, die einen gelungenen Fernsehabend dann letztendlich ausmachen. Zum Abschluss habe ich da noch das Salzgebäckdreieck für Sie im Angebot, wo ähnlich verfahren wird, wie beim Salzgebäckquadrat, nur halt mit einer Ecke weniger. Im Außenbezirk des Salzgebäckdreiecks dürfen Sie dann ruhig wieder einmal mit der Salzstange arbeiten, tun Sie mir bitte nur den Gefallen, es bei fortgeschrittener Übung auch einmal ohne zu versuchen. Sie werden sehen, schon nach einer relativ kurzen Übungsperiode lässt sich eine ganz passable Linie von Erdnüssen nachlegen, die vielleicht hier und da noch eine kleine Unebenheit aufkommen lässt, im großen und ganzen jedoch schon ohne die Salzstange existieren kann, solange, ja solange bis Sie sich an dieser autarken Erdnusslinie schadlos halten.
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DER KÜNSTLER Ja ich hab jetzt am Wochenende einen richtigen Künstler kennengelernt, also en Maler, und da hat er mir auch gleich gesagt, es könnte jetzt durchaus sein, dass er vielleicht en bisschen verrückt wirken würde, also son flippigen Eindruck vermitteln würde, aber das wäre nun mal so bei Künstlern, da könnte man eben nichts dran ändern. Da hab ich gesagt, also er würde jetzt nicht direkt en verrückten Eindruck auf mich machen, eigentlich eher en ganz normalen. Da hat er gefragt, ja also auch nicht son bisschen? Da hab ich gesagt, nee eigentlich gar nicht! Da sagt er, das könnte jetzt aber auch an seiner Frisur liegen. Diese Geheimratsecken, die er sich normalerweise schneiden lassen würde, die wären ja auch schon wieder zugewachsen. Da hab ich gesagt, also selbst mit Vollglatze könnte ich mir das bei ihm nicht so richtig vorstellen, was er da jetzt meinen würde. Da hat er gesagt, ja halt verrückt, ausgeflippt, unberechenbar. Da hab ich gesagt, er würde auf mich da jetzt eigentlich eher einen sehr netten, einen sehr zuverlässigen Eindruck machen. Da hat er gesagt, nett und zuverlässig, das wäre ja lächerlich, er könnte von einer Sekunde auf die andere völlig ausnippen. Er könnte jetzt zum Beispiel diese rote Farbtube nehmen und se hier mitten im Raum auspressen. Da hab ich gesagt, also das würde ich mir aber auch noch zutrauen. Da ist er fuchsteufelswild geworden, da hat er geschrien, ich wäre ja en Banause, ich würde ja überhaupt nichts von Kunst verstehen, ne, da hatte sich mittlerweile auch schon ne Menschentraube um uns versammelt auf dieser Ausstellung, da hab ich gesagt, also ich wüsste gar nicht was er meint, die Bilder, die würden mir doch gefallen. Da hat er gesagt, also mit den Bildern hätte das gar nichts zu tun und für solche Leute wie mich würd er die schon gar nicht malen. Da hab ich gesagt, bitte schön, ich wollte se mir ja auch nur mal angucken, die wären mir eh zu 30
teuer. Da hat er die rote Farbtube genommen und se sich in die Nase und in die Ohren gedrückt. Ne viertel Stunde später kam dann der Krankenwagen und als er dann mit verdrehten Augen so auf der Bahre rausgetragen wurde, da hatte ich son bisschen das Gefühl, jetzt endlich auch verstanden zu haben, was er mit verrückt gemeint hat.
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DAS BILD Ja ich hab jetzt mal ne Aufnahmeprüfung gemacht an ner Kunstschule und da war ich also schon son bisschen aufgeregt, ne, und da sollte ich dann also son Bild mal beschreiben. Ja da hab ich dann gesagt, ja das ist ja en ganz tolles Bild, was Sie sich hier ausgesucht haben, also ganz klasse. Also so ein tolles Bild, das hab ich ja noch nie gesehen. Da haben se gefragt, wie ich das denn jetzt beschreiben würde. Da hab ich gesagt, also ganz toll. Also so ein tolles Bild, da fehlen mir die Worte. Da haben se gefragt, was denn jetzt auf dem Bild zu sehen wäre. Da hab ich gesagt, ja da sitzt halt einer. Aber wie der da sitzt, also so was von toll. Da haben se nach der Epoche gefragt. Da hab ich gesagt, also ne ganz tolle Epoche muss das aber gewesen sein. Also sone Epoche, die hätte es aber so nicht noch mal gegeben. Da können se aber einen drauf lassen. Da haben se gefragt, ja und jetzt von den Farben her, ne, da hab ich gesagt, ja also schön bunt, ne, ist alles drin was man so braucht, also gelb, grün, rot, also alles was das Herz begehrt. Na gut, das Gesicht ist vielleicht en bisschen blass, aber da könnte man ja vielleicht noch mal en bisschen mit braun drübermalen, ne, dass er da en bisschen Farbe kriegt, aber ansonsten ganz toll. Naja und heute habe ich die Ablehnung gekriegt. Da stand also: Sehr geehrter Herr Hoffmann, Ihre Bildbeschreibung hat uns an und für sich ganz toll gefallen, also so eine tolle Bildbeschreibung, also Sie haben das schon ganz richtig erfasst, dass das ein ganz tolles Bild war, was wir da ausgesucht haben, also so ein richtig schönes Bild, auch von den Farben her alles drin, aber leider wegen der Vielzahl der Bewerber etc pp. 32
Aber ist nicht so schlimm, weil ich hab mir überlegt, für mich ist eigentlich Musik viel besser. Also Musike. Nee, weiß ich auch nicht. Das ist immer so schön beschwingend. Also sowas von beschwingend. Ganz toll.
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DAS FERIENHAUS Ja ich hab mir jetzt en Ferienhaus gekauft, bin ich ganz günstig drangekommen, in der ehemaligen Sowjetunion, das hat nur 20 Mark gekostet. Ist en Riesengrundstück mit dabei. Ansonsten die Gegend, menschenleer. Mein nächster Nachbar, der Herr Jasow, der wohnt fünf Kilometer weiter. Und das ist en ganz ulkiger Kerl, der hat einen Riesenkopf, sowas hab ich noch nie gesehen, und kein einziges Haar dran, aber steht ihm gut. Seine beiden Söhne, da ist der eine vier Jahre alt, der andere fünf Jahre alt, da hat der eine nur ein Bein, dafür hat der andere drei. Die müssten se mal beim Fußballspielen sehen, also das ist ein Bild ... Aber ich sage mir, das sind die Russen, andere Länder, andere Sitten. Hab ich en kleinen Teich mit dabei bei meinem Grundstück, ich angel ja so gern, und die Fische da, also da gibt es ne Vielfalt, keiner sieht so aus wie der andere. Der eine hat hier ne Beule, der andere hat da ne Auswölbung. Also fürs Auge herrlich, vom Geschmack her, gut, en bisschen eigen, aber man gewöhnt sich dran. Nächste Woche fahr ich wieder runter, dann muss ich den Herrn Jasow aber mal fragen, wo er seine Hüte kauft, weil meine, die sind mir alle zu klein geworden.
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DIE IDEE Meine Damen und Herren, ich habe alles verloren. Meine Frau und meine Kinder haben mich verlassen, mein Chef hat mir soeben fristlos gekündigt und mein Haus sowie mein Auto sind bereits im Besitz meiner Bank. Meine Freunde haben sich abgewendet und meine Eltern kennen mich nicht mehr. In meiner Stammkneipe bekomme ich noch nicht einmal mehr ein Mineralwasser und selbst mein Hund Bobby versteckt sein Chappy vor mir. Aber meine Damen und Herren, bedauern Sie mich nicht, denn meine Frau und meine Kinder werden schon bald zu mir zurückkehren, mein Haus und ein größeres Auto werden wieder mir gehören und meine Bank wird den Kreditrahmen großzügig erweitern. Mein Chef wird mich reuevoll zum Zweigstellenleiter machen, meine Eltern zum Alleinerben und im Kreise meiner Freunde und Bekannten werde ich begeistert gefeiert. In meiner Stammkneipe werde ich zum Ehrengast auf Lebenszeit und selbst mein Hund Bobby wird sein Chappy wieder großzügig mit mir teilen. Denn, meine Damen und Herren, ich habe eine Idee. Eine Idee, die mich aus meiner misslichen Lage befreien wird und durch die ich zu einem der beliebtesten und wohlhabendsten Männer dieses Landes werde. Selbstverständlich möchten Sie nun wissen, um welche Idee es sich hierbei handelt. Sie wären gerne selbst einmal im Besitz dieser Idee. Nun, meine Damen und Herren, ich wäre schön blöd, wenn ich Ihnen diese Idee jetzt verraten würde. Ich bin jedoch bereit, Sie Ihnen unter gewissen Umständen zugänglich zu machen. Schicken Sie mir dazu bitte einen frankierten Rückumschlag zu sowie eine geringe Schutzgebühr von D-Mark 150,-, damit auch Sie innerhalb kürzester Zeit zu einer der beliebtesten und wohlhabendsten Persönlichkeiten dieses Landes werden.
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DER DIAVORTRAG Wir waren gestern abend mal zu nem Diavortrag eingeladen, bei dem Herrn Möller. Und ich muss sagen, es war also sehr ... interessant. Also wirklich, es war en ... ganz ... eh ... toller Abend. Der Herr Möller hatte en Diavortrag zusammengestellt über das Wendland und seine Rundlingsdörfer. Das ist zur Zeit sein Spezialgebiet. Also es war wirklich höchst ... eh ... interessant. Es ist natürlich klar, dass man so ein umfassendes Thema nur anreißen kann, in dreieinhalb Stunden. Das hat er uns auch gleich zu Anfang erklärt, der Herr Möller, dass er uns da wirklich nur einen ganz kleinen Einblick geben könnte in dieses Themengebiet der Rundlingsdörfer im Wendland. Aber es war wirklich höchst ... interessant. Seine Frau hatte passend zum Vortrag ne Gerstenbowle angesetzt. Das ist eine Spezialität dieser Region. Nee schmeckte auch sehr ... interessant. Also insgesamt muss ich sagen, war das Ganze wirklich sehr gut vorbereitet vom Herrn Möller, 800 Dias und keins war unscharf. Gut eins hat mal gehakt, aber das hatte er nach zwanzig Minuten auch wieder im Griff. Und er hat abschließend auch noch mal betont, dass man natürlich in der Kürze der Zeit kein wirklich umfassendes Bild zeichnen könnte und dass es seine Hoffnung wäre, den einen oder anderen vielleicht ein wenig auf den Geschmack gebracht zu haben, sich die Sache an einem verlängerten Wochenende mal persönlich vor Ort anzuschauen, das Wendland und seine Rundlingsdörfer. Muss ich mal sehen. Das wäre bestimmt ... eh ... sehr ... interessant. Nächste Woche ist es en bisschen blöd, da gibt es zwei Vorträge gleichzeitig. Meine Frau geht dann wohl zu Herrn Hartmann. Der spricht über die Adlerwarte in Berlebeck. Und ich wollte zu Herrn Schlüter. Der zeigt Dias vom 36
Freilichtmuseum in Detmold. Das wird sicher beides auch ... eh ... ganz toll.
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ANDREAS Ja wir haben jetzt einen Untermieter bei uns einziehen lassen, den Andreas. Ne wir haben uns gedacht, es gibt so viele Studenten, die ne Bude suchen, wo se sich auch mal en bisschen ausleben können, wo se auch ruhig mal en bisschen lauter sein können, nö, und da haben wir uns für Andreas entschieden. Ja aber ich muss ganz ehrlich sagen, wir sind en bisschen enttäuscht von ihm. Nee, ich hab gesagt, eh, zu ihm, Andreas, eh, ich hab dir das Zimmer jetzt schön weiß gestrichen, hier haste en paar Sprühdosen, ne, da machste dir jetzt mal en schönes Graffitti an die Wand, kannst ruhig auch en bisschen an die Decke sprühen, da sagt er, von den Dämpfen, da würde ihm schlecht. Da musste ich’s selber machen. Da hab ich ihm son schwarzen Totenkopf übers Bett gesprüht, ne, die Augen so Leuchtfarbe, so grün, ne, da hat er ne Statistiktabelle drübergehängt. Ne, ich sag so zu ihm, ne, Andreas wenn du mal leere Flaschen hast, oder alte Zeitungen, die kannste auch ruhig mal hier im Flur stehen lassen, auch ruhig mal en paar Wochen, oder wenn du mal ne Kommilitonin mit nach Hause bringst, die kannste ja auch ruhig mal hier übernachten lassen, da frühstückt ihr morgens mal schön im Bett, lasst ihr mal ne Vorlesung sausen, aber nichts, ab halb elf, da ist der im Bett, da ist es mucksmäuschenstill bei ihm. Neulich, da sage ich zu meiner Frau, ne, da war er nicht da, da sage ich, eh, guck mal hier, der Andreas, der baut sich Haschpflanzen an in seinem Zimmer. Der will heimlich haschen. Da sagt meine Frau, das sind keine Haschpflanzen, das ist ne ganz gewöhnliche Dattelpalme. Ich meine, ich konnts nicht wissen, ich meine, es ist nicht meine Generation, ich hab noch nie sone Haschpflanze gesehen. Und da hab ich ihn mal angesprochen, da hab ich gesagt, Andreas, eh, hör mal hier, es gibt tausend andere, die wären scharf auf sone Bude, ne, wo se 38
sich mal en bisschen ausleben können. Das war ihm richtig peinlich, da ist er richtig rot geworden, war er richtig schüchtern. Na ja und ich muss sagen, seitdem gibt er sich schon en bisschen mehr Mühe. Gut, er lässt schon mal en bisschen Wasser daneben laufen beim Duschen oder die Zahnpastatube, die lässt er auch schon mal offen da liegen, ne, aber ich glaube, viel mehr ist auch in Zukunft vom Andreas nicht zu erwarten.
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DER OSTDEUTSCHE Ja ich hab en Bekannten, der ist aus dem Osten, ne, aus Ostdeutschland und bei ihm muss man sagen, er hat es wirklich geschafft hier im Westen. Er hat es wirklich zu was gebracht. Er hat nen tollen Job, ne super Wohnung. Er hat seine Träume wirklich wahrgemacht. Gut er wohnt zur Zeit noch bei nem Bekannten in som alten Wohnmobil, das heißt, es ist nicht direkt en Wohnmobil, es ist eher das Gehäuse von nem Wohnmobil und wo normalerweise das Dach ist, da hat er sone bunte Plane drübergespannt. Hat er einfach so zwei Duschvorhänge zusammengetackert, mit so frechen Garfieldsprüchen drauf und hat die oben drübergespannt. Im Sommer braucht er die nicht, da könnte man’s dann sogar als Cabriolet bezeichnen. Mit der neuen Wohnung ist das also so gut wie klar, da muss er halt noch en bisschen Geduld haben, aber es ist also so gut wie sicher. Bei seinem Job da sieht es schon en bisschen besser aus, da hat er gleich den Volltreffer gelandet. Da kann er jetzt direkt in seinem erlernten Beruf arbeiten. Er war ja in der ehemaligen DDR zuständig für die Einladungen zu diesen Kombinatsfeiern, die da einmal im Jahr stattfanden. Also der Text der wurde dann von vier Philologen erarbeitet, die sich wöchentlich getroffen haben, und er war dann letztendlich für die Vervielfältigung des fertigen Produkts zuständig. Er hat also die Kopiermaschine überwacht. Und dieses Wissen kommt ihm natürlich auch in seinem jetzigen Beruf zugute, er ist ja im weitesten Sinne jetzt auch im Druckgewerbe tätig. In dem Supermarkt, wo er arbeitet, da ist er für die Verteilung des buntbedruckten Werbefaltblattes voll verantwortlich, einmal die Woche. Also er kann rundum glücklich sein. Und um sein Glück halt auch längerfristig noch zu sichern, hab ich zusammen mit 40
meinem Bekannten, bei dem er zur Zeit noch günstig wohnt, en Versicherungspaket für ihn erarbeitet, wo wir ihm bei der Finanzierung mit nem kostengünstigen Kredit unter die Arme greifen. Gut man könnte jetzt natürlich sagen, das ist nur ein kleines Beispiel von Anteilnahme, von Hilfsbereitschaft, aber ich denke, es sind einfach diese kleinen Schritte, so von Mensch zu Mensch, die die Wiedervereinigung zu dem werden lassen, was se ist.
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DAS BUCH Ja ich hab mir jetzt en Buch gekauft, ne, und das hat mir sehr gut gefallen. Da sind also 180 Seiten, eh, drin und die sind alle nummeriert, also von der Reihenfolge her. Am Anfang haben se ne Seite freigelassen, ne, da hab ich gleich meinen Namen eingetragen, hab ich einfach ne Unterschrift von mir reingesetzt. Und es ist von den Buchstaben her ist es gut zu erkennen, schön groß, man kann auch ohne Lesebrille gut lesen. Aber am allerbesten hat mir der Umschlag gefallen, das passt also ganz hervorragend zu unserem Sofa. Es ist farblich, iss es wirklich ne Pracht. Das haben also auch schon Bekannte gesagt, ne, die jetzt zu Besuch waren, denen ist das gleich aufgefallen, die haben das gleich bestaunt. Und es ist wirklich ne Bereicherung, das hätte ich nie für möglich gehalten, dass einem Bücher soviel bringen können. Die haben dann natürlich gefragt, ob sie es sich mal ausleihen können, aber da hab ich gleich gesagt, nee das ist sone Bereicherung, das kann ich leider nicht verleihen. Es gibt ja auch noch andere Bücher zu kaufen, da könnt ihr euch ja auch en anderes aussuchen. Ich hatte für dieses extra en Regal gebaut, das hängt jetzt direkt überm Sofa. Hatte ich schon son bisschen dunklere Eiche genommen, die Ecken son bisschen abgerundet und es ist sehr schön geworden. Das Buch steht jetzt genau in der Mitte und wird also von beiden Seiten jetzt jeweils mit einer Buchstütze abgestützt. Also es ist direkt der Blickfang, wenn man ins Wohnzimmer kommt. Auch die Gespräche gehen meistens darum, ne: Das ist also dein Buch, das du dir da jetzt gekauft hast, da interessierst du dich jetzt also für Bücher, das wusste ich ja noch gar nicht, da bist du jetzt also richtig belesen, das ist ja en Dingen und so weiter. Da gibt es also ne Menge Gesprächsstoff. Und ich hätte es wirklich nie für möglich gehalten, wenn ich’s jetzt nicht selbst erfahren hätte, dass einem Bücher soviel bringen können. 42
DER TRAMPER Ja ich hab letzte Woche mal en Tramper mitgenommen, nech, son jungen Typen mit nem Rucksack auf, und ich muss sagen, es war wirklich ne angenehme Fahrt. Nö, ich hab ihm gleich zu Anfang gesagt, wir müssen uns jetzt nicht unterhalten, nur weil ich dich mitgenommen habe, da brauchen wir jetzt kein Gespräch zu führen. Es könnte allerdings auch ganz interessant werden, wenn es nicht gezwungen wäre, das Gespräch. Also ich hab gesagt, wenn er jetzt freiwillig Lust hätte, was zu erzählen, dann wäre ich durchaus bereit, da mit einzusteigen, wenn nicht, dann eben nicht. Nee, weil ich nehme ja Tramper jetzt nicht in erster Linie mit, weil ich mich irgendwie unterhalten muss, ich kann das auch durchaus verstehen, wenn man darauf überhaupt gar keine Lust hat. Ich bin ja selber auch kein großer Small-Talk-Freund. Ich sage immer, wenn man nichts zu sagen hat, dann sollte man auch nichts sagen. Ich kann ja zum Beispiel auch stundenlang nichts sagen, nee wenn ich nichts zu sagen hab, dann sage ich auch nichts. Das hab ich ihm dann auch gesagt, es könnte also auch durchaus sein, dass ich vielleicht jetzt während der Fahrt gar nichts sagen würde, nur dass er das dann halt wüsste, das hätte jetzt nichts mit ihm zu tun. Das könnte bei mir durchaus schon mal vorkommen. Weil ich meine, ich bin ja früher auch viel getrampt, ich kenne das ja, ne, ich hab auch zu ihm gesagt: Hörma du, dass du da jetzt mit deinem Rucksack hier so kreuz und quer durch die Gegend trampst, das kann ich durchaus nachvollziehen, als ich in deinem Alter war, da war ich genauso wie du. Da sind wir drauflosgetrampt was das Zeug hielt. Einfach so, ohne Ziel ... Da sagt er, apropos Ziel, könnten Sie mich bitte an der nächsten Raststätte rauslassen. Da hab ich gesagt, also das finde ich jetzt klasse, diese Spontaneität, genau wie wir früher. War nur en bisschen schade, weil ich war gerade so schön in Fahrt. Ich wollte ihm eigentlich noch von meiner urigen 43
Studienzeit in Heidelberg erzählen. Na ja, mal gucken, vielleicht steht ja an der nächsten Raststätte auch noch en anderer.
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MONSIEUR LECROIX Ja ich weiß gar nicht ob Sies wussten, aber ich war jetzt mal wieder im süddeutschen Raum unterwegs, im Saarbrücker Raum, da bin ich mit nem Bekannten über die Grenze gefahren nach Frankreich, weil er hat da im Grenzgebiet en Bekannten wohnen, den Herrn Lekreuks. Und da hab ich gleich gemerkt, wie stolz der war, dass er da mal zwei Deutsche zu Besuch hatte. Da hat er uns auch gleich seinen Garten gezeigt, und ich muss sagen, für en französischen Garten war das wirklich nicht schlecht. Ich meine, gut, die Hecke hätten se bei uns vielleicht noch en bisschen gestutzt, das hab ich ihm dann mal als Tipp gegeben, so hinter vorgehaltener Hand, aber ansonsten muss ich wirklich sagen, geben se sich wirklich alle Mühe, die Franzosen. Mit den Milchhörnchen haben se noch en bisschen Probleme, die zerbröckeln einem immer gleich in der Hand. Ich hab auch zu dem Bäcker gesagt, ich sage, für en Milchhörnchen da dürfen se auch keinen Blätterteig benutzen, is doch klar, dass das gleich auseinander fällt. Da müssen se richtig mit Milch arbeiten. Da sagt er was von Croissant, da sage ich, bei uns in Deutschland heißen die Dinger Milchhörnchen und fallen nicht auseinander. Ich glaube, da war er mir richtig dankbar für den Hinweis, hat er mir auch gleich die Tür aufgehalten und noch irgendwas auf französisch hinterhergerufen. Ich hab’s aber nicht mehr verstanden. Abends beim Abendessen hab ich Frau Lekreuks dann mal gezeigt, wie man das Gemüse, die Kartoffeln und das Fleisch auf einem einzigen Teller unterbringen kann, anstatt das immer so zerstückelt nacheinander zu servieren. Is doch auch viel ökonomischer. Sie hat dann sogar noch versucht, den Nachtisch auch noch mit draufzubekommen, dieses Mousse au chocolat, und da muss ich auch sagen, also für en Schokoladenpudding war mir das viel zu fest, also von der 45
Konsistenz her. Ich hab dann en Auge zugedrückt, hab’s trotzdem gegessen, hab ihr allerdings versprochen, ihr das Originalrezept umgehend zukommen zu lassen. Nee aber ansonsten muss ich wirklich sagen, geben se sich alle Mühe, die Franzosen, und vielleicht haben wir mit unserem Besuch ja auch ein bisschen dazu beigetragen, dass ihnen die Integration in Europa in Zukunft en bisschen leichter fällt.
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IM WALD Ja ich war jetzt mal im Wald gewesen, also vor Ort. Weil man hört ja jetzt immer soviel von Natur und Umwelt und so. Aber ich muss ehrlich sagen, also stinklangweilig. Da ist ja nix los. Überall Bäume, alles grün und dann also dieses ständige Vogelgezwitscher, das ging mir also dermaßen aufn Sack. Dann hatte ich Durst, aber da gibt’s ja nix. Keinen Kiosk, keinen Automaten, noch nicht mal ne Tankstelle. Also ehrlich, ich meine außer halt das Übliche: Blätter, Äste, Laub, Schnecken, Pilze und halt eben die ganzen Bäume. Und dann also diese ständige frische Luft da, also da ist mir richtig schwindelig geworden. Ja gut, da ist dann mal son Eichhörnchen da hergelaufen, das war irgendwie schon ganz putzig, aber so putzig nun auch wieder nicht. Von daher Wald, weiß ich nicht. Mein Auto fährt auch ohne Wald. Und Geschwindigkeitsbegrenzung bringt es auch nicht. Das sieht man doch am Holländer, der hat seit Jahren Geschwindigkeitsbegrenzung, aber trotzdem keinen Wald.
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DER TÄNZER Ich hab son kleines Problem - chen. Ich kann nicht länger wie eine Minute stillestehn. Ich muss dann einfach tanzen. Ich hab da jetzt auch schon son bisschen Probleme damit im Beruf und im privaten Bereich. Früher konnte ich immer schon ne Stunde, jetzt eine Minute, höchstens. Ich merks auch schon. Tut mir leid. Ich kann nichts dafür.
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JAHRESZEITEN Ich hab’s mir überlegt, also das mit den Jahreszeiten mach ich nicht mehr mit. Nee, keine Lust mehr. Das ist doch immer dasselbe. Ne zum Beispiel Sommer, da hat man sich gerade dran gewöhnt, schön warm und so, hat sich vielleicht noch ein paar Klamotten im Sommerschlussverkauf gekauft, ja und dann isser auch schon wieder vorbei. Nee, und jedes Jahr dasselbe, ich meine, das muss doch nicht sein. Ich meine, ich hab ja nichts gegen Abwechslung. Im Gegenteil. Aber ich meine, wenn’s nun mal nur diese vier Jahreszeiten gibt, okay, aber dann kann man sich doch wenigstens mal auf ne andere Reihenfolge einigen. Was weiß ich, zum Beispiel irgendwie Sommer, dann erst mal Frühling und dann vielleicht mal vierzehn Tage Winter, ruhig richtig kalt, mit Schnee und Eis, warum nicht, den Herbst könnte man dann ja erst mal ausfallen lassen, den kann man später von mir aus noch mal dazwischenschieben, wenn’s sein muss, ja und dann hätten wir auch schon wieder Sommer. Wär doch herrlich oder nicht? Na ja, aber realistisch betrachtet wird sich da wohl so schnell nichts dran ändern. Ich meine sicherlich, das Ozonloch, klar, aber ob das was bringt?
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DER UMWELTSCHUTZTAG Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Umweltfreundinnen und Freunde. Lassen Sie mich zum Abschluss unseres ersten regionalen Umweltvolksfestes einmal ein kleines Resümee ziehen. Als wir vor einigen Monaten mit der Planung dieses Projektes begannen, wusste noch niemand von uns, wie ein solcher Tag verlaufen würde. Es war für uns alle eine große Herausforderung. Ich denke, es ist nicht vermessen zu behaupten, dass es uns gelungen ist, unseren Mitbürgern die doch recht trockene und vielen unzugängliche Umweltproblematik durch die Verbindung mit einem heiteren Volksfest nahe zu bringen. Ich danke der Stadt und vor allem unserem Stadtdirektor Herrn Dr. Kiebich für die Erlaubnis, unsere Festzelte direkt vor Ort installieren zu dürfen, inmitten unseres herrlichen Naturschutzgebietes am Eschersweiher. Ich möchte mich an dieser Stelle auch schon einmal für die großzügige Unterstützung bedanken, ohne die ein solches Umweltvolksfest in diesem gigantischen Ausmaß gar nicht möglich gewesen wäre. Ich danke vor allem der Daimler Benz AG für die Bereitstellung von 50 Großraumbussen, übrigens serienmäßig ausgestattet mit ABS, Klimaanlage, höhenverstellbaren Kopfstützen und chemischer Toilette, die dazu beigetragen haben, die riesigen Menschenmassen zu unserem Festgelände zu befördern. Außerdem danke ich der Tiefbaufirma Anton Kiebich für den unermüdlichen Einsatz bei der Schaffung von 2000 zusätzlichen Parkmöglichkeiten direkt vor Ort des Geschehens. So war es allen Umweltfreunden und -freundinnen möglich, bequem an den zahlreichen Aktivitäten teilzunehmen. Für jede Altersgruppe wurde da etwas geboten. Für die älteren Semester organisierte der Heimatverein eine Massenwanderung mit 51
anschließendem Picknick im Grünen. Die Firma McDonalds stellte hierzu übrigens die gesamte Verpflegung kostenlos zur Verfügung. Für unsere Jugend wurde ein Moto-Cross-Rennen veranstaltet, für das die Firma Yamaha die Motorräder bereitstellte. Außerdem bot die Firma Mistral einen Einführungskursus für alle Interessierten im Surfen an. Hierbei konnten übrigens auch die neuesten Modelle getestet werden. Für unsere Kleinen hatte die Bundeswehr einen ausrangierten Kampfpanzer aus dem Zweiten Weltkrieg aufgemöbelt, der zu spannenden Geländefahrten einlud. Die interessierten Besucher konnten sich aber auch an den zahlreichen Ständen unserer lieben, lieben Sponsoren über die vielen leistungsstarken und umweltschonenden Produkte informieren. Ein Vertreter der Firma Henkel schoss hierbei vielleicht ein wenig über das Ziel hinaus, als er, um einige überkritische Jugendliche von der Umweltverträglichkeit seines neuen phosphatfreien Persils zu überzeugen, den Inhalt mehrerer Packungen in den Weiher gab. Unser Stadtdirektor Herr Dr. Kiebich rettete die Situation jedoch, indem er den umkippenden Teich spontan zum Wettfischen freigab. Alles in allem ein gelungener Tag, der uns der Natur sicherlich mal wieder ein Stückchen näher gebracht haben wird. Vielen Dank.
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DER VEGETARIER In der Kantine. Ein Mann setzt sich zu einem anderen an den Tisch. Mann I: Mahlzeit. Mann II: Mahlzeit. Mann I: Und wie schmeckts? Mann II: Och danke, ja, ich muss ja erst mal, ich bin ja gerade erst. Mann I: Iss klar. Ja da wünsche ich Ihnen einen guten Appetit. Mann II: Danke. Mann I: Bitte. - Und? Mann II: Och danke, ja, schmeckt sehr gut. Mann I: Ist das Essen 2, das Sie da genommen haben? Mann II: Ja. Mann I: Da haben Sie heute einfach mal das vegetarische Gericht genommen. Mann II: Nee, das nehm ich immer. Mann I: Wie? Mann II: Na ja, ich bin Vegetarier. Mann I: Aha. - Wie, da essen Se gar kein Fleisch? Mann II: Nein. Mann I: Aha. - Wie, überhaupt gar nicht? Mann II: Nie. Mann I: Aha. Auch nicht mal so zu Weihnachten oder zu Ostern? Mann II: Nein! Mann I: Aha. Und was sagt Ihre Mutter dazu? Mann II: Also hören Se mal. Mann I: Hat Ihnen der Arzt verordnet. Mann II: Nein, freiwillig. Mann I: So, da essen Sie also gar kein Fleisch. Mmh. Wie, auch keine Würstchen? Mann II: Nein! 53
Mann I: Oder mal son Scheibchen Aufschnitt? Mann II: Nein!! Mann I: Aha. Aber Gemüse essen Se. Mann II: Ja das ist ja klar, da ist ja auch kein Fleisch drin. Mann I: Aha. Aber Schinken mögen Se nicht. Mann II: Keinen Schinken. Mann I: Sagen Se mal, hätten Se nicht manchmal Lust auf son schönes abgehangenes Steak, Sie? Mann II: Nein!!! Mann I: Oder wenigstens mal ne Kohlroulade. Als Kompromiss? Mann II: Keine Roulade. Mann I: Aber Geflügel essen Se? Mann II: Kein Fleisch, kein Fisch und kein Geflügel! Mann I: Also nur Wild. Mann II: Also hören Sie mal, ich würde jetzt gerne mal in Ruhe hier mein Gemüsegratin essen! Mann I: Ja essen Se, essen Se, sonst fallen Se mir ja noch vom Fleisch, hätte ich jetzt beinahe gesagt. Wenn ich noch mal ganz kurz darf. Aber Eier hab ich da jetzt bei Ihnen gesehen. Mann II: Ja, Käse und Eier esse ich. Ich meine, dafür wird ja auch kein Tier geschlachtet. Mann I: Ja meinen Sie, son Huhn quält sich nicht, wenn es son Ei rauspressen muss? Mann II: Ja, das kann schon sein. Mir ist nämlich der Appetit vergangen. Wiedersehen, (steht auf und geht) Oder vielleicht lieber nicht ... Mann I: (probiert das Essen von Mann II; spricht zu sich) Ich weiß gar nicht was der hat. Das kann man doch essen.
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DER DAZUFLEETZER Ja ich war jetzt mal wieder bei meiner alten Penne, wo ich vor 15 Jahren Abi gemacht hab, ne, und da saßen da so junge Leute da auf den Treppenstufen, wo wir früher auch immer gesessen haben und da hab ich mir gedacht, jetzt fleetzte dich einfach mal dazu, ne, da hab ich mich dann einfach mal dazugefleetzt und hab gesagt, ja hallo erst mal, ich hoffe es stört jetzt keinen, wenn ich mich hier einfach mal dazufleetze. Da hat dann keiner was gesagt, ne, Totenstille, das hab ich dann als Ja interpretiert. Da haben wir dann also sone Zeit da gesessen, da hab ich dann zu dem Kollegen neben mir gesagt, ja kann ich mir mal eine drehen von deinem Tabak, da hat er mir dann seinen Tabak rübergeschoben, wortlos, da hab ich mir dann eine gedreht. Da hab ich gesagt, ja guck mal, also das ist ja en ganz schöner Lungentorpedo geworden, hier, was? Also ne dicke Zigarette. Da hat er also son Nicken angedeutet, da hab ich gleich seine Hand genommen, se geschüttelt und gesagt, ich heiße Rudi und wie heißt du? Da hat er dann also son Laut abgesondert, also ohne die Lippen zu öffnen, das hörte sich so an wie Bill. Da hab ich gesagt, also hör mal Bill, das finde ich ja klasse, dass wir hier so zusammenhocken vor unserer alten Penne. Du musst nämlich wissen, ich hab hier auch en paar Jährchen die Schulbank gedrückt. Der Bill war inzwischen aufgestanden, aber es hatte sich gleich en anderer neben mich gesetzt, der also so ähnlich aussah wie der Bill, auch sone Baseballkappe falschrum aufgesetzt, nur dass er halt noch son Baseballschläger in der Hand hatte. Da hab ich dann gesagt, aha, da spielst du also auch Baseball, ihr scheint ja hier ne ganze Baseballmannschaft zu sein, nicht, wir haben früher immer Völkerball gespielt, aber das kannte er anscheinend nicht. Na ja ist ja auch egal. Der nächste, der seinen Platz dann eingenommen hatte, der hatte die Kappe dann richtigrum auf, ne, und da hab ich ihn auch gleich drauf angesprochen, ne, ich 55
sage, so da hast du also deine Kappe als einziger richtigrum auf und da hat er se dann auch umgedreht und hatte se dann auch falschrum auf. Das fand ich dann ziemlich komisch, da hab ich gesagt, da hast du deine Kappe jetzt auch falschrum auf, da frage ich mich natürlich nur, warum se diese Kappe nicht gleich mit dem Schirm nach hinten dran herstellen, nicht, dann braucht man se ja nicht mehr umzudrehen, ne, haha, da hab ich en dann so mit dem Ellenbogen in die Seite gestoßen und ihn aufgemuntert, mal mitzulachen. Wollte er aber nicht. Ne und da muss ich sagen, sind wirklich prima diese jungen Leute, ne, aber mit dem Humor da müssen se noch en bisschen was dazulernen.
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NUTELLA Ja ich weiß gar nicht, ob Sies wussten, aber ich esse morgens aufm Brötchen am liebsten Nutella. Nee, weiß ich auch nicht, das schmeckt mir einfach am besten, morgens aufm Brötchen, Nutella. Ich meine, klar, nicht, es gibt andere Nussnougatcremes, also von Zentis gibt es glaube ich noch dieses Nusspli, Pit gibt’s auch noch und von Kaba auch noch eins. Captain Nuss, nee das gibt’s schon gar nicht mehr, Samba ausm Bioladen, aber ich muss ganz ehrlich sagen, das ist für mich persönlich wirklich kein Vergleich also jetzt zu Nutella. Jetzt halt auch nicht nur wegen Aufbaustoffen halt und lebenswichtigen Spurenelementen. Nee ich weiß auch nicht. Das schmeckt mir einfach unheimlich prima morgens aufm Brötchen, Nutella. Ich wollts nur mal gesagt haben. Ganz unverbindlich.
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MEIN MITBEWOHNER Ja ich weiß gar nicht ob Sies wussten, aber mit meinem Mitbewohner verstehe ich mich prima, ich meine, gut, er ist jetzt nicht direkt aus Paderborn, das ist eher sone andere Gegend, wo er wegkommt, aber ich muss sagen, wir kommen wunderbar klar, das ist überhaupt kein Problem bei uns. Ich habe ihm das auch schon mal gezeigt, dass man das Spülbecken auch nach dem Spülen ruhig mit dem Rauschwamm noch mal durchwischen kann. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist überhaupt kein Problem bei uns. Das ist dasselbe wie mit den Gläsern, wenn man die eben nicht direkt abtrocknet nach dem Spülen, dann gibt’s halt Ränder und Flecken, ich meine, ich bin da eigentlich auch nicht so, aber es ist einfach schöner, angenehmer, wenn man mal Gäste hat. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist überhaupt kein Problem bei uns. Das ist im Grunde dasselbe wie mit dem Bad. Ich meine so ein Duschvorhang, der kann verschimmeln, muss er natürlich nicht, wenn man den halt nach jedem Duschen wieder ordentlich ausbreitet auf der Duschvorhangstange, dann ist das überhaupt kein Problem. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist überhaupt kein Problem bei uns. Das ist im Grunde dasselbe wie mit der Telefonschnur. So was kann man vernuddeln lassen oder man hängt se halt nach jedem Gespräch wieder ordentlich aufgerollt über den Haken. Das ist ne Sache vielleicht von 30, also maximal 45 Sekunden. Ich hab’s mal gestoppt. Ich meine, für mich muss so ne Schnur jetzt nicht irgendwie länger halten, das ist vielleicht so ne prinzipielle Sache bei mir. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns. Das ist dasselbe wie mit den Pflanzen in seinem Zimmer, die können vertrocknen, das sind seine Pflanzen, das sind ja nicht meine, ich mein ja auch nur so. Man 59
macht sich halt so seine Gedanken. Ja er schläft morgens gerne etwas länger, der feine Herr, meistens so bis zwei Uhr mittags, ich frage mich da halt nur, wie er das mit seinem Studium macht, ich meine, es geht mich ja im Grunde nichts an. Ich hab da jetzt mal mit seinen Eltern drüber gesprochen, die hat es sehr interessiert, weil die ihn ja auch finanziell unterstützen. Nö wir ham dann mit ihm gesprochen, und er muss halt jetzt neben dem Studium noch en bisschen jobben, er macht jetzt Frühschicht bei Westfleisch von vier bis zehn, den Job hab ich ihm übrigens vermittelt. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns. Das ist dasselbe wie mit seinen beiden Freundinnen, ich meine, er konnte sich da nicht entscheiden, da hab ich mit beiden gesprochen. Jetzt ist er halt wieder solo. Okay, er war ein bisschen sauer auf mich, aber wir haben dann drüber gesprochen. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns. Na ja und heute morgen ist es dann halt passiert, da ist es zum großen Knall gekommen zwischen uns, ich meine, es hat sich ja schon irgendwie angedeutet in der letzten Zeit, da hat er zum wiederholten Male mein Nutella mitbenutzt. Und jetzt reichts. Jetzt fliegt er raus. Aber achtkantig. Ich meine, ich hab mir wirklich alle Mühe mit ihm gegeben, aber was zu weit geht, geht zu weit. Nee er hat das auch gleich eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns ...
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BADEZIMMERLIED Jeden jeden Morgen bist du schneller als ich im Bad Jeden jeden Morgen bist du schneller als ich im Bad das find ich blöd Doch heute morgen war ich schneller als du im Bad Ich stürzte hinein und schlug die Tür zu, huhuhu Und draußen standst du!!! Doch schon morgen bist du sicher wieder schneller als ich im Badezimmer, Badezimmer
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DIE SCHUHE N’Tach, ich hätte gern en paar Schuhe. - Ja was hätten Sie denn da gerne für welche? - Och, iss egal. Hauptsache bequem. Jaa, da hätte ich hier en paar ganz schicke Sandalen für Sie. Mmmh. - Oder haben Sie eher an was geschlosseneres gedacht bei dem Wetter? - Och ja, warum eigentlich nicht. - Jaa ... Mal ne Fragen, haben Sie auch Springer Stiefel? Springerstiefel, nein, die führen wir gar nicht. Gummistiefel könnte ich ihnen anbieten. - Och ne, die hab ich schon, sogar zwei Paar. - Tjaa ... - Mmmh, das iss ja blöd. Nee, weil en Bekannter von mir, der ist jetzt Skinhead geworden, ne, und da wollte ich mich mal anschließen und die tragen halt alle diese Springerstiefel. - Ah ja. - Na ja meinen Bundeswehrparka haben se akzeptiert und en Molotowcocktail kann ich mir auch schon mixen. Das hab ich letzte Woche mal gemacht, da hatten se das Rezept in der Nationalzeitung. Iss mir aber nicht so gut bekommen, also vom Magen her. Na ja, aber vielleicht bin ich da einfach noch ein bisschen zu überempfindlich. - Ja das kann natürlich sein. - Na ja, und jetzt fehlen mir halt nur noch diese blöden Springerstiefel.
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DER STAMMTISCH Ja wir haben uns im Bekanntenkreis jetzt für en Stammtisch entschieden. Wir haben en Stammtisch gegründet. Nö und es sind zum größten Teil Akademiker, also Lehrer, en Physiker und en Apotheker haben wir auch dabei. Nee wir haben uns gedacht, wir haben das ja alle nie erlebt, son richtigen Stammtisch, nee und da haben wir uns halt gedacht, bevor es jetzt zu spät ist, nicht, da gründen wir selber einen. Nee und es hat uns sehr gut gefallen. Wir haben uns in der letzten Woche, haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Haben wir uns sone richtig schöne altdeutsche Kneipe ausgesucht, ne, schön verraucht, schummeriges Licht, en Aschenbecher aufm Tisch, wo oben Stammtisch draufsteht, ne, und dann ging es los. Thema: Ausländer, Asylanten, da hatten wir uns vorher drauf geeinigt. Und ich muss sagen, wir hatten da natürlich alle eher ne liberale Meinung, das fiel uns natürlich am Anfang nicht leicht, da richtig in Fahrt zu kommen, ne, aber wir haben dann den Wirt kurz in das Gespräch miteinbezogen, nicht, und danach lief die Sache dann eigentlich wie geschmiert. Da wusste dann jeder in etwa, eh, in welche Richtung die Argumentation da jetzt zu gehen hatte. Zwischendurch immer schön Pils und Korn, Herrengedeck haben wir bestellt, ne, und dann sagte der Wirt, er wollte jetzt en privates Asylantenheim gründen, ja für Asiatinnen zwischen 12 und 21. Da haben wir dann alle mit ihm mitgelacht. Nicht, und damit waren wir dann auch schon beim Thema für die zweite Hälfte des Abends, was wir uns vorgenommen hatten, nicht, da ging es dann um Frauen, versaute Herrenwitze, nicht, jeder musste einen zum besten geben. Das ging dann natürlich ganz schön ins Zwerchfell. Ja im weiteren Verlauf des Abends musste sich der Apotheker dann noch übergeben und der Lehrer hat in den Schirmständer gepinkelt. Also alles in allem war es wirklich en gelungener erster Abend und wir waren uns alle einig, dass es 63
nicht der letzte gewesen sein sollte. Ja diese Woche geht es dann um Fußball, nicht, da muss ich noch diese Fußballtabelle studieren, nee weil jeder sollte sich da für einen Lieblingsverein entscheiden. Ja aufm Rückweg wollen wir dann noch alte deutsche Lieder singen. Um die Texte kümmert sich der Lehrer, weil der kann se umsonst kopieren.
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ANONYME AUSLÄNDERFEINDE Ja wir haben bei uns im Schützenverein in Paderborn jetzt ne Selbsthilfegruppe gegründet gegen Ausländerfeindlichkeit. Da sind die Anonymen Ausländerfeinde. Das ist jetzt nicht nur für Schützen gedacht, da kann also jetzt jeder mitmachen, der da irgendwie gefährdet ist. Wir haben viele Skinheads mit dabei, CDU-Politiker, en Pfarrer, en Apotheker, viele Zahnärzte, also quer durch die Bank und man muss sagen, es ist einfach leichter, in der Gruppe mit diesem Problem umzugehen. Wir treffen uns einmal die Woche beim Spanier oder beim Türken, da kann man dann direkt vor Ort schon mal en bisschen üben. Und das ist für viele natürlich nicht leicht. Die meisten machen da zum Beispiel ihre erste richtige Knoblaucherfahrung. Da können wir dann natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Viele fragen uns besorgt: »Rieche ich jetzt für immer so?« Das können wir dann meistens verneinen. Also man kann viele Ängste aus der Welt nehmen, bevor da Missverständnisse und im Endeffekt dann Probleme entstehen. Wir machen Rollenspiele und haben jetzt mal en Skinhead schwarz angemalt und durch die Südstadt geschickt, und ich glaub, das war ne ganz intensive Erfahrung für ihn. Bin mal gespannt, was er uns zu berichten hat, wenn er wieder sprechen kann. Ich meine, okay, das mit der Farbe war vielleicht en bisschen blöd, da haben die Ärzte immer noch so en bisschen Probleme damit. Ich meine, man hätte vielleicht doch keinen Edding benutzen sollen. Aber man kann auch privat schon viel machen, man muss jetzt nicht unbedingt in so ner Gruppe organisiert sein. Ich hab mir zum Beispiel jetzt extra ne polnische Putzfrau zugelegt und da muss ich sagen, das ist also kaum en Unterschied zu ner Deutschen, das sind wirklich reine Vorurteile, meiner Meinung nach. Gut ich lasse se noch nicht in jeden Raum, sie macht zur 66
Zeit nur die Küche und die ganz wertvollen Geräte, die bring ich halt vorher rüber. Da hab ich mir so ne Sackkarre besorgt, da pack ich da eben den Kühlschrank, Waschmaschine, Spülmaschine, Toaster, Saftpresse, Mikrowelle, Cappuccinomaschine, Bügeleisen und den Boiler schraub ich ab, und dann hat sich das auch schon. Ich meine, man muss sie ja nicht unnötig in Versuchung bringen. Die anderen Räume schließe ich ab, da hab ich son zentrales Sicherheitsschloss anbringen lassen. Der Schlüssel kommt dann in son Überraschungsei. Das schluck ich runter. Gut, man muss dann halt 24 Stunden warten, bis man wieder in die anderen Räume kommt, aber ich meine, sicher ist sicher.
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DAS WAFFENSCHIEBERLIED Jeden Morgen geh ich aus dem Haus meine Frau die schaut zum Fenster raus. Der Kleine bringt nen Zweier in Latein die Große die macht gerad den Führerschein. Unser Bungalow der steht in der Natur denn abends jogg ich gern durch Wald und Flur. Wir essen gut doch halten auch Diät denn Gesundheit hat für uns Priorität. Doch Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps und meiner Frau der schenk ich Straps. Bin ein Waffenschieber Großkaliber Bin kein Kapuziner ich bin Großverdiener In der Kirch bin ich ein gerngesehener Mann der Pfarrer ruft mich auch privat mal an. Denn er weiß ich habe etwas Geld und spende gern bei Brot für die Welt. Der neue Mann im Auswärtigen Amt der ist ja auch schon lang mit mir bekannt. Alleine steht man heut sehr schnell im Regen drum muss man seine Freundschaften gut pflegen. Doch Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps und meiner Frau der schenk ich Straps. Bin ein Waffenschieber Großkaliber Ich bin kein Kapuziner ich bin Großverdiener
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DER VERSCHWITZER Ja ich hab also jetzt mit nem Bekannten telefoniert, der hat also letzte Woche Geburtstag gehabt, da war ich auch eingeladen gewesen, aber ich hab’s halt irgendwie hab ich’s verschwitzt. Da hab ich ihn angerufen und hab gesagt, also hör mal du, da hab ich deinen Geburtstag da doch letzte Woche tatsächlich verschwitzt. Da hat er gesagt, ja das wäre ja nett, dass ich mich da extra noch mal melden würde. Da hab ich gesagt, ja ich hätte ja gekonnt an dem Abend, ich hätte ja kommen können, ich hab’s halt nur irgendwie hab ich’s verschwitzt. Da sagt er, das wäre ja schade, er hätte gedacht, ich hätte jetzt vielleicht schon was anderes vorgehabt an dem Abend. Da hab ich gesagt, nein, nichts, aber auch gar nichts. Noch nicht mal son bisschen. Ich hätte ja gekonnt. Da hat er gesagt, das wäre ja en Dingen, da hätte ich gekonnt, hätte es aber dann verschwitzt. Da hab ich gesagt, ja sicher, das sagt man so bei uns in Westfalen, ja sicher, ich hätte ja gekonnt. Da sagt er, das ist ja en Dingen, da hättest du also doch gekonnt? Da sage ich, ja sicher, ich hätte pünktlich um acht hätte ich auf der Matte stehen können, aber ich hab’s halt irgendwie hab ich’s verschwitzt, nech, das ist ja das Dingen. Da sagt er, ja das sach aber auch man. Da sag ich, ja wenn ich wenigstens verhindert gewesen wäre, wenn ich schon was anderes vorgehabt hätte an dem Abend, aber nix. Ich hatte ja noch nicht mal was anderes vor. Da hab ich gesagt, also pass mal auf, ich will jetzt hier nicht länger um den heißen Brei herumreden, ich hab es einfach verschwitzt.
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ACHT KOSTBARKEITEN Ja ich war letzte Woche mal chinesisch essen und da muss ich sagen, da hab ich überhaupt keine Probleme damit. Ich hab dieses Huhn mit acht Kostbarkeiten bestellt, das hat mir also sehr gut geschmeckt. Ich hab’s dann einfach mal so durchgezählt und bin da halt nur auf sieben Kostbarkeiten gekommen, aber ich meine, ist egal, ich meine, ich hätte es ja auch genommen, wenn da gestanden hätte: Huhn mit sieben Kostbarkeiten. Ach das war mir so was von egal. Ach sicher. Ich meine, in Köln schreibt man Halve Hahn, ne, und legt trotzdem nur en Käsebrötchen dahin. Ach das war mir doch egal. Überhaupt kein Problem. Ich hab die Bedienung dann mal drauf angesprochen und hab gesagt, so, da haben sie jetzt hier einfach mal nur sieben statt acht Kostbarkeiten draufgetan. Das ist mir im Grunde egal, obwohl so ganz korrekt ist es natürlich nicht. Ich meine, gut, wenn ich jetzt vom Ordnungsamt wäre, dann müsste ich ihren Laden im Grunde jetzt dichtmachen. Es sei denn, ihre achte Kostbarkeit wäre jetzt für westliche Augen irgendwie unsichtbar, quasi aus Tausendundeiner Nacht, nicht, haha. Da hat se gesagt, ihr wären leider die Zwiebeln ausgegangen. Da hab ich gesagt, das macht doch nichts. Ich sage ja auch nur, wenn ich vom Ordnungsamt wäre, obwohl, wer weiß, vielleicht bin ich ja wirklich vom Ordnungsamt. Hier ist mein Ausweis. Da hab ich ihr einfach so meine flache Hand da hingehalten und gesagt, der ist übrigens auch unsichtbar, wie ihre achte Kostbarkeit, haha. Da hat se gesagt, ich könnte mir jetzt hier en Nachtisch kostenlos aussuchen. Da hab ich gesagt, also nur en Nachtisch, das ist aber auch en bisschen wenig. Da hat sie gesagt, ja gut, dann halt auch noch en Pflaumenschnaps. Da hab ich gesagt, ja gut, aber den gibt’s ja sowieso immer umsonst. Wir haben uns dann auf eine Flasche Moet et Chandon geeinigt. 71
Da hat se gefragt ob ich jetzt zufrieden wäre. Da hab ich gesagt, na ja was heißt schon zufrieden. Diese Goldfische da, die könnte ich mir auch sehr gut in meinem Aquarium vorstellen. Die hat sie mir dann in sonen Plastikbeutel mit Wasser eingepackt. Da hab ich gesagt, und dieses chinesische Lämpchen würde auch sehr gut in meinen Wohnwagen passen. Da ist sie ganz blass geworden und hat gesagt, das ginge nicht, das wäre ein Andenken an ihren Großvater, also die könnte sie mir nicht abschrauben. Da hab ich ihr noch mal kurz meinen Ausweis gezeigt und hab es selbst abgeschraubt. Also mit den Chinesen, muss man sagen, haben wir keine Probleme. Und nächste Woche da wollte ich mal zum Inder, nee, weil da hab ich son schönen Wandteppich gesehen.
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DER INTELLIGENTE Ja ich hab mir gedacht, ich mache jetzt mal en Intelligenztest mit. Nee, weil en Bekannter von mir, aus der Firma, der ist dermaßen intelligent, also das kann man sich gar nicht vorstellen, also der ist dermaßen ... Die haben einen Intelligenztest mit ihm gemacht, den mussten se abbrechen. Weil der Pegel zu weit ausgeschlagen ist. Die hatten Angst um ihr Messgerät. Das wollen se aber demnächst nachholen, wenn se en neues Messgerät entwickelt haben, sagt er. Also der ist wirklich dermaßen ... Wenn man nur en Bruchteil von dem, was man bei ihm mitkriegt, wenn man das irgendwo anklingen lässt, im Freundeskreis oder so, da gucken die einen an, als hätte man heimlich en Fernstudium gemacht. Dabei hat der noch nicht mal Abitur. Aber der ist dermaßen ... Das zeigt sich bei dem schon in Kleinigkeiten. Zum Beispiel Schuhe zum schnüren, die trägt der gar nicht. Da nimmt er Slipper oder Sandalen, wenn’s regnet Gummistiefel. Ja wozu braucht man auch Schuhe zum schnüren, sagt er, ne, ja da muss man erst mal drauf kommen, wenn man sich das mal genau überlegt, im Grunde genial. Meine Frau sagt: Vielleicht kann er einfach keine Schleife machen, das Solls ja schon mal geben, sogar bei Professoren. Aber das glaube ich bei ihm nicht. Das ist meiner Meinung nach mit Kalkül, da bin ich mir ziemlich sicher. Meine Frau sagt auch: Wenn du so fasziniert bist davon, dann lass doch bei dir auch mal en Intelligenztest machen. Oder warte lieber bis zum Herbst, sonst versaust du dir noch den ganzen Sommer.
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DER UMZIEHER Ich hab eigentlich gar nicht soviel Zeit. Nee, weil ich bin gerade mitten im Umzug. Ich meine Umzug ist in dem Zusammenhang jetzt vielleicht en bisschen übertrieben. Es ist eigentlich eher ein Aus- und Wiedereinzug. Das heißt, ich bin gestern aus meiner Wohnung ausgezogen und ziehe gerade wieder ein. Also in dieselbe Wohnung. Gut, die Möbelspedition hat sich beim ersten Mal auch ein bisschen gewundert, aber mittlerweile haben sie sich dran gewöhnt. Das ist jetzt das dritte Mal in diesem Jahr. Ich hab die Wohnung vor zwei Jahren käuflich erworben, aber ich ziehe einfach gerne um, ich kann nichts dafür. Ich meine klar, sone Eigentumswohnung hat ihre Vorteile, gerade heutzutage, is klar. Aber son bisschen Unsicherheit, son bisschen Risiko gehört doch auch dazu. Genau soviel, dass man sich hinterher wieder über die Sicherheit freuen kann. Ich setze dann ab und an mal son Inserat in die Zeitung, Wohnung zu vermieten, ja und dann geht’s rund, dann steht das Telefon nicht mehr still. Ja und von den 200 bis 300 Bewerbern kommen dann neben mir noch so etwa 5 bis 10 in die engere Wahl. Und die gucke ich mir dann aber ganz genau an. Das ist immer ziemlich spannend. Einkommen und Lebenswandel sind natürlich wichtige Kriterien, aber im Grunde entscheide ich mich immer für den, der mir spontan am sympathischsten ist, und das, muss ich sagen, war bis jetzt immer noch ich. Obwohl, also beim letzten Mal da war’s schon ziemlich knapp, da hätte ich mich fast für diesen freundlichen Afrikaner entschieden, aber ich hatte Glück, er wurde dann doch noch rechtzeitig ausgewiesen. So hab ich die Wohnung dann halt doch wieder bekommen. Ich werde mich gleich erst mal bei meinen neuen Nachbarn vorstellen. Das ist ja auch immer wichtig. Beim letzten Mal hab ich mich nicht so gut mit ihnen verstanden, aber dieses Mal 75
bin ich zuversichtlich. Aber ich meine, das gehört nun mal dazu. Umzug ist Umzug.
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DER ARBEITSLOSE Ich wollt nur mal ein bisschen quatschen, nichts wichtiges, einfach nur so, ein bisschen Smalltalk, nichts wichtiges. Ja ich hab jetzt meinen Job gewechselt, das heißt, ich bin eigentlich gewechselt worden, das heißt eigentlich bin ich ausgewechselt worden, gegen so einen kleinen Kasten mit viel Elektronik drin. Aber ist egal, ich meine, man ist jung, man guckt mal so rum, man schnüffelt mal hier rein, mal da rein, is egal... Im Grunde stehen mir alle Wege offen, hat auch der Typ vom Arbeitsamt gesagt, nur im Moment sieht’s halt nicht so gut aus, aber das wird schon wieder, da bin ich mir sicher. Ja was mach ich so den ganzen Tag? Ja, mmh, och, ist eigentlich immer viel zu tun. Ja, also, ich setz mich schon mal gerne auf eine Bank, schäl mir en Apfel oder so, oder dass ich mich schon mal aufs Bett lege und dann hol ich mir ein Buch zum lesen oder so. Ja. - Oder sonst auch schon mal was Sinnvolles, dass ich schon mal ein paar Pfandflaschen zum Supermarkt bringe, ist eigentlich immer was zu tun. Nachmittags mach ich schon mal gerne einen Schaufensterbummel, da hat man ja sonst auch nicht so die Zeit dazu, obwohl, man kennt sie dann auch mit der Zeit. Ja, mmh, oder dass ich mir schon mal ein Teilchen hole, also Gebäck, ja was nehme ich gerne? Also vielleicht einen Amerikaner, wenn er nicht zu trocken ist, weil ich nehme meistens was von gestern, das ist ein bisschen billiger, weil man muss schon auch ein wenig auf das Geld achten. Kumpels von mir, die versaufen die Kohle immer schon am Anfang des Monats. Das find ich nicht gut, ich finde, da muss man sich schon noch ein bisschen am Riemen reißen, ich meine, damit man bereit ist, wenn es wieder losgeht. Iss klar. Was mach ich sonst so. - Ach, schon mal ne Busreise zur Orchideenschau.
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DM 19,80, inklusive dann allerdings einer 500 Gramm Hausmacherblutwurst, die mag ich eigentlich gar nicht, aber ist ja egal, kann man ja verschenken. Letztes Wochenende hab ich mal so eine Kaffeefahrt mitgemacht. Das war auch schön. Da gab es diese Rheumadecken ganz günstig, ich glaube nur 1500,-Mark. Ja und man lernt eben auch viele Leute dabei kennen, vor allem ältere Leute. Und da meinten auch welche von denen, früher muss es auch mal ne Zeitlang sehr schlecht gewesen sein und dann wurde es schlagartig wieder besser. Da wurde wieder viel gebaut, vor allem Autobahnen. - Aber ich meine, das kommt auch wieder, das wird auch wieder besser, da bin ich mir ganz sicher. Ja, was mache ich jetzt erst mal? Ach ich glaub jetzt hole ich mir erst mal ein Messer und dann - schäl ich mir noch en Apfel oder so. Ja, also Tschüssi dann, bis die Tage.
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LOLA Wenn ich morgens aufwach weiß ich meistens gar nicht wo ich bin Wenn ich morgens aufwach weiß ich meistens nicht warum Dann bahn ich mir nen Weg durch die leeren Flaschen bis zum Klo da muss ich mich erst mal übergeben Dann schau ich in den Spiegel und erkenne mich nicht wieder Das bin ich nicht Ich schaue noch mal hin Da fällt mir ein dass ich den Spiegel ja letzte Woche schon abmontiert habe Warum hast du mich verlassen war ich dir nicht gut genug Warum kann ich dich nicht hassen war denn alles Lug und Trug Denk doch auch mal an die Kinder die brauchen mich doch so Alle sieben oder warens acht? Wenn ich abends einschlaf träum ich immer nur von dir, Lola Wenn ich abends einschlaf seh ich immer dein Gesicht vor mir, doppelt Gut ich habe dich betrogen mit deiner eigenen Cousine Aber mein Gott es bleibt doch in der Familie Und ich träum von unsrem Kühlschrank 81
der immer voll war, so wie wir wie du und ich Und ich steh auf und geh zum Kühlschrank ich öffne die Tür und blicke in die trostlose Leere, meines eigenen Innern Warum hast du mich verlassen war ich dir nicht gut genug Warum kann ich dich nicht hassen war denn alles Lug und Trug Denk doch auch mal an die Kinder die brauchen mich doch so Alle sieben oder warens acht?
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MS-ASTORIA Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu unserem ersten gemeinsamen Abend hier an Bord der MS-Astoria. Ich darf mich nun zuerst einmal vorstellen. Mein Name ist Ernst. Aber bitte bitte meine Damen und Herren, nehmen Sie mich nicht immer so. Muhahahaha. Sie merken schon, wir werden sicher viel Spaß miteinander haben, wenn Sie sich als so applaudierfreudig erweisen, wie Sie jetzt schon alle aussehen. Muhahahaha. Hier an Bord passieren Ihnen die merkwürdigsten Dinge. Ich kann Ihnen ein Liedchen davon singen. Als ich heute morgen aufwachte, was meinen Sie, was da vor meinem Bette stand? Ein Pinguin. Ich sagte, Pinguin, was machst du denn hier? Er sagte ... Meine Damen und Herren, ich bekomme gerade eine Nachricht von der Brücke. Im Maschinenraum ist ein kleines Feuerchen ausgebrochen. Es besteht aber kein Grund zur Beunruhigung. Wie gesagt, heute morgen steht also vor meinem Bette ein Pinguin. Ich sagte, Pinguin, was machst du denn hier? Er sagte ... Meine Damen und Herren, ich höre gerade, das Feuerchen hat sich nun doch vom Maschinenraum auch auf das hintere Zwischendeck ausgebreitet und wir haben ein kleines Problemchen mit der Ladeluke. Wir lassen uns aber die Stimmung nicht vermiesen. Wie gesagt, heute morgen steht also vor meinem Bette ein Pinguin. Ich sagte, Pinguin, was machst du denn hier? Er sagte: Ich stehe schon drei Stunden hier. Muhahahaha. Ich sagte, was, drei Stunden stehst du schon vor meinem Bette? Er sagte: Genau, drei Stunden sind es nun schon. Muhahahaha. Ich sagte, Pinguin, er sagte ...
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Meine Damen und Herren, greifen Sie nun bitte einmal mit Ihrer rechten Hand unter Ihren Sitz. Dort befindet sich eine orangefarbene Schwimmweste. Schlüpfen Sie doch einfach einmal hinein und befestigen Sie den Gurt vor Ihrem Bauch. Tja mein Herr, da kann man nichts machen. Ich schlage Ihnen die Essigdiät vor. Wie, die kennen Sie nicht, die Essigdiät? Ist doch ganz einfach. Essich oder Essich nicht? Muhahahaha. Muhahahaha. Wie gesagt, heute morgen steht also vor meinem Bette ein Pinguin ... Meine Damen und Herren, unser Bordsteward Viktor sagt mir gerade, dass die Flammen soeben auch sämtliche Ausgänge unseres Oberdecks erreicht haben. Die Mannschaft hat aber alles im Griff, und lassen Sie sich auch nicht durch die leichte Schräglage unseres modernen Luxuskreuzers irritieren. Noch eine gute Nachricht. Auf Grund der starken Rauchentwicklung an Bord hat der Kapitän soeben das allgemeine Rauchverbot aufgehoben. Muhahahaha. Wenn das Wasser nun gleich Ihre Sitzfläche erreicht, ziehen Sie bitte an den Stöpseln Ihrer modischen Schwimmweste. Sie wird sich dann ganz von selbst aufblasen. Ich bekomme gerade die Nachricht, dass noch ein Platz in dem letzten Rettungsboot freigeworden ist. Ich darf mich nun von Ihnen verabschieden. Sie waren ein bezauberndes Publikum und ich würde mich freuen, den einen oder anderen vielleicht noch einmal bei einer anderen Kreuzfahrt wieder begrüßen zu dürfen.
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„Wir wissen ja nicht, ob das hier so reinpasst, aber wir finden den Rüdiger auch ziemlich klasse. Wollten wir nur mal gesagt haben. Ganz unverbindlich“ Das Nutella Team
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