Meilensteine der Nationalökonomie
Meilensteine der Nationalökonomie F.A. Hayek (Hrsg.) Beiträge zur Geldtheorie XVI, 511 Seiten, 2007 (Reprint von 1933) ISBN 978-3-540-72211-3 F. Machlup Führer durch die Krisenpolitik XX, 232 Seiten, 2007 (Reprint von 1934) ISBN 978-3-540-72261-8 O. Morgenstern Die Grenzen der Wirtschaftspolitik XII, 136 Seiten, 2007 (Reprint von 1934) ISBN 978-3-540-72117-8 E. Salin Geschichte der Volkswirtschaftslehre XII, 106 Seiten, 2007 (Reprint von 1929) ISBN 978-3-540-72259-5 G. Schmölders Finanzpolitik XVI, 520 Seiten, 2007 (Reprint von 1970) ISBN 978-3-540-72213-7 W. Sombart Die Ordnung des Wirtschaftslebens XII, 65 Seiten, 2007 (Reprint von 1927) ISBN 978-3-540-72253-3 F.W. Taylor, A. Wallichs Die Betriebsleitung insbesondere der Werkstätten X, 158 Seiten, 2007 (Reprint von 1919) ISBN 978-3-540-72147-5 R.v. Strigl Einführung in die Grundlagen der Nationalökonomie XII, 223, 2009 (Reprint von 1937) ISBN 978-3-540-85390-9 F. Machlup Börsenkredit, Industriekredit und Kapitalbildung XVI, 220, 2009 (Reprint von 1931) ISBN 978-3-540-85171-4 R.v. Strigl Kapital und Produktion XIV, 247, 2009 (Reprint von 1934) ISBN 978-3-540-85388-6 H.v. Stackelberg Grundlagen einer reinen Kostentheorie XII, 131, 2009 (Reprint von 1932) ISBN 978-3-540-85270-4
Richard von Strigl
Kapital und Produktion
Reprint der 1. Auflage Wien, 1934
ISBN: 978-3-540-85388-6
e-ISBN: 978-3-540-85389-3
DOI 10.1007/978-3-540-85389-3 Library of Congress Control Number: 2008936502
Ursprünglich erschienen als Band 7 der Reihe: Beiträge zur Konjunkturforschung c 2009 Springer-Verlag Berlin Heidelberg ° Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmugen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in disem Werk berechtigtauch ohne besondere Kennzeichnungnichtzu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandgestaltung: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier 9 8 7 6 5 4 3 2 1 springer.de
VORWORT Die folgenden Unt~ersuehungert fiber die Rolle des Kapitals in der Produktion beruhen auf dem Satze yon der Meh~rergi.ebigkeit deT Produktionsumwege und auf der mit diesem eng verbunde:nen Lohnfondstheorie. Sie kniipfen aJso an Sfitze an, welch,e in der 6konomischen Theorie bereits lfingst bekannt sind, und es kann nieht ihre Aufgabe sein, den so vielartigert Theoremen, welehe im Bereiehe der Kapitaltheorie zu finden sind, besonde,rs viel gfinzlieh Neues hinzuzufiigen. Ich habe ill e rster Linie darauf Wert gelegt, yon eineT verhiiltnism/il3ig bre,ite:n allgemeinen Grundlage aus in konsequente,r Forffiihrung der den Ausgang bildenden Gedanken die Lehre yore Kapital ir~ eine gesamtwirtsehaftliche Betraehtung einzubauen. Des weiteren lag mir besonders daran, gegeniiber einer Ansieht, welehe mir :an einer zu starren Auffassung des Kapitals zu haften seheint, den Gedanken besonders herauszuarbe'iten, dab das Kapital immer nur e:in sich im Prozefl yon Invest:ierung u n d Wiederfreisetzung Bewegendes sein kann. Die Meihode, welche z u r Anwendung gelangt, ist die der strengen 6konomischen Theo rie; deshalb seizt das Verstiindnis meiner Ausffihrungert ne,ben einigen Kenntrdssen der Grundlagen der (Sko,nomie vor allem die F/ihigkeit urtd Bereitwilligkeit zu abstr:aktem Den.ken voraus. Ieh mul3 das hier de s:halb betonen, w eil ich vielleicht noch mehr als dies sonst iiblieh ist, meinen Gedankeaagang immer wieder auf ganz besonders vere,infache~den Annahmen aufbaue, deren Brauehbarkeit immer erst im naehhinein geprtift werden V
B~
VI
VORWORT
kann, wenn die Kenntnis allgemeinster Zusammenhiinge zur Erkliirung eines komplexeren Tatbestandes herangezogen wird. DaB die Methode der 6konomischen Theorie auch die Fiitrigkeit und Bereitwilligkeit voraussetzt, auf Wertungen zu verzichten und allein nach Zusammenhiingen zu fragen, sollte eigentlich nicht mehr betont werden miissen. Gerade im Hinblick auf alas bier b eharLdelte Thema sei aber ausdrficklich gesagt, daft eine Untersuchung iiber die Funktion des Kapita!s im Ablaufe des Produktionsprozesses mit der Verteidigung irgendeiner Organisafionsform der Wirtschaft nichts zu tun hat. Wenn h e u t e vielleicht nicht allein aus R e s s e n t i m e n t - der gegenwgtrtigen Wirtschaft oft der Vorwurf gemacht wird, dab sie das Erwerbsinteresse des Kapitals zam Schaden der Wirtschaft als treibendes Element wirken liifit, so kann gerade yon dem im folgenden entwickelten Standpunkt aus gesagt werden: Im Abtaufe der VerkehrswirtscKaft kann das Kapi[al nur als dienendes Mittel i n einem Prozefi der Er-. zeugung yon Giitern fiir den Konsum angesehen werden. Wenn der eben erwiihnte Vorwurf eine Berechtigung hat, so kann alas daher nur darin seinen Grund haberL, dab durch soziale Organisationen geschaffene, der Verkehrswirtschaft gar nicht wesentliche Elemente der Wirtschaftsverfassung fiir marmhe Formen des Kapitals - - nicht fiir das Kapital s c h l e c h t h , i n - eine gewisse Ausgliederung aus dem Zusammenhange der Wirtschaft m6glich machen. Dann kann es dazu kommen, dab dieses Kapital mit dem Arrspruch auftritt, dab Ziele, welche sonst in der Wirtschaft erreicht werden k6nnten, seinem Interesse untergeordnet werden. Das alles hat mit dem, was der Gegenstand meiner Untersuchungen ist, an sich' nichts zu tun; ich habe es aber nicht vermieden, gelegentlich ganz kurze Hinweise auf Zusammenhiinge dieser Art zu machen, ohne
VOR WORT
VII.
mit diesen das grofle Problem, das hier liegt, aueh nut ann~ihernd erseh6pfen zu k6nnen. In der Darstellung ergab sich die Notwendigkeit, der Analyse der Gel& und Kreditwirtschaft eine rein naturalw~rtsehaftliche Bet raehturtg voranzustellen. Dabei konnte ich es nicht vermeiden, gelegenflich tiber den engsten Bereich der Analyse des Produktionsprozesses hinauszugreifen. Das gilt insbesondere yon dem ersten Teile des zweiten Kapitels. An dieser Stelle mufite ieh den ganzen Weg yon der Analyse des Angebotes a n Produktionsmitteln bis zur Able,itung des Grundsatzes der Gr,enzproduktivit~it deshMb gehen, weil ich damit di,e Formulierung eines allgemeinen Erkenntnisprinzipes gesueht habe, welches auch fiir die Kapitaltheorie arLwendbar ist. Ich glaube, dab nur an dieser Stelle die Kiirze der Darstdlung der Gesehlossenheit und sieherert Fundierung des Systems zum Opfer gebrach:t worden ist. Im iibrigert sei noch gesagt, dab meine Ausfiihrungen nur einen grofien Problemzusammenhang behandeln; man darf es ihnen weder zum Vorwurf maehen, dab sie an anderen Problemen vorbeigehen, noeh auch, dab sie es unterlassen, in niedrigeren Abstraktionsstufen spezidleren Fragen nachzugehen. Wien, im M/irz 1934.
Richard von Strigl.
INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . .
9. . . . .
......
V
ERSTES KAPITEL DIE KAPITALISTISCHE
w 1. w 2. w 3. w 4. w 5.
PRODUKTION
. . . . . . . . . . . . . . .
.
.
l
Die P r o d u k t i o n s m i t t e l . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Die P r o d u k t i o n s u m w e g e . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die Lfinge d e r P r o d u k t i o n s u m w e g e . . . . . . . . . . . 9 Belafiv d a u e r h a f t e P r o d u k t i o n s m i t t e l . . . . . . . . . . 21 Die G e s t a l t e n d e s K a p i t a l s . . . . . . . . . . . . . . . 38 ' ZWEITES
KAPITEL
DIE VERTIKALE UND HORIZONTALE VERBUNDENHEIT
DER PREISE
.
.
53
w 1. Das S y s t e m d e r P r e i s e . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 w 2. Das A n g e b o t an P r o d u k t i o n s m i t t e l n . . . . . . . . . . . 57 w 3. D a s A n g e b o t u n d die N a c h f r a g e d e r U n t e r n e h m e r . Das Kostengesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 w 4. K o m p l e m e n t a r e P r o d u k t i o n s m i t t e l . Das ,,Gesetz v o m abnehmenden Ertrag" und das Prinzip der Grenzproduktivittit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 w 5. D e r K a p i t a l z i n s u n d die R e g u l i e r u n g d e s Aufbaues d e r P r o d u k t i o n in d e r Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . 77 w 6. Die V e r s o r g u n g m i t K a p i t a l . . . . . . . . . . . . . . . 90 w 7. Die P r e i s e d e r originfiren P r o d u k t i o n s m i t t e l in d e r kapitalistischen Produktion . . . . . . . . . . . . . . . 96 w 8. Das S u b s t i t u t i o n s p r i n z i p u n d die h o r i z o n t a l e V e r b u n d e n heir d e r P r e i s e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 w 9. G r e n z p r o d u k t i v i t ~ t u n d K o s t e n g e s t a l t u n g . Das s t a t i s c h e System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 IX
X
INHALT
DRITTES KAPITEL
seite
GELD UND KAPITAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
136
w 1. P r e i s s y s t e m u n d P r e i s n i v e a u . . . . . . . . . . . . . . w 2. D a s K a p i t a l in d e r F o r m d e s G e l d b e s i t z e s . . . . . . . . w 3. K r e d i t u n d G e l d z i n s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . w 4. D i e P r o d u k t i o n u n t e r d e m E i n f l u s s e e i n e r K r e d i t e x p a n s i o n ANHANG
186 141 163 180
I
. . . . . . . . . . . . . . . .
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN,
200
I. V o r b e m e r k u n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die b e i d e n W e n d e p u n k t e i m K o n j u n k t u r v e r l a u f ..... III. I s t die W i e d e r k e h r d e r K r i s e n n o t w e n d i g ? D a s P r o b l e m der Konjunkturpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. D a s P r i n z i p d e r E r k l i i r u n g des K o n j u n k t u r v e r l a u l e s . . .
200 202 224 234
ANHANG II EIN NACHWORT I)BER DEN KAPITALBEGRIFF LITERATUR
.
.
.
.
.
.
.
.
,
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . .
.
.
.
. . . . . .
, . 239 . 245
K A P I T A L UND PRODUKTION ERSTES KAPITEL
DIE KAPITALISTISCHE
PRODUKTION
w 1. DIE PRODUKTIONSMITTEL Da den Menschert das, was sie zur Fristung ihres Lebensun..terhalt,es und zur Befriedigung weiterge~er~der Bediirfnisse bra,uchen, y o n der Natur. nicht in ausreichender Menge f,ertig zur Verfiigung gestellt wird, miissen sie bestrebt sein, Konsumgiiter zu erzeugen. Der Prozefi der Produktion ist in aller Schiirfe umschrieben worden, wenn B6hm-Bawerk yon einem Kombinieren menschlicher Arbeit mit Gab,en der Natur spricht. D a b e i we~den die menschlichen ArbeitsMstungen und jene Gaben der Natur, welche nicht in so reicher Menge zur Verfiigur~g stehen, daft sie fiir jeden Bedarf ausreichen, welche also ,,im wirtschaftlichen Mengenverh/iltnisse stehen", Gegenstand de,r ,,Bewirtschaftung" sein, d. h. es wird die Verwendung dieser Produktionsmittel in der Weise erfolgen, dab 'ein m6glichst groBer Erfolg der Aufwendungen erzielt wird und Aufwendungen, welche in dem zu erwartendert Erfolge m,'ch.t ein,e Rechtfertigung erl~alten, un~terbleiben. In der Geschichte der Wirtschaft ist nun zweifellos der Ertrag der Produktion in auBerordenflich groBem AusmaBe gewachsen und dies, obwohl die Natur das Beste yon dem, was sie bietet, den besten Boden, das beste Vorkommen yon. Rohstoff, en, nur in beschriinkter Me.nge. der Wirtschaft S' t r i g 1, K a p i t a l und P r o d u k t i o n
2
KAPITAL UND PRODUKTION
zur Verffigung stellt. Versehiedene Umst~nde haben dazu beitragen mfissen, um diese Vermehrung des Produktes herbeizufiihren. Vor allem die immer weiter fortsehreitende Kenntnis yon den Gesetzen der physischen Natur, wdehe es m6glieh gemaeht hat, immer neue teehnisehe Meihoden der Produkfion zu finden. Damit parallel ging die fortsehreitende Ausniitzung der Vorteile der Vereinigung der Arbeit einer Mehrzahl yon Menscken in ihren verschiedenen Formen, vor allem in der Form der Arbeitsteilung, welche den Erfolg der Produktion durch Zerlegung der Produktion in einzelne Teilprodukfionen unter gleichzeitiger Vereinigung dieser einzelnen Leistungert steigern konnte. Endlich aber ist es yon der gr6flten Bedeutung geworden, daft es den Menschen gelungerrist, ein Moment in den Produktionsprozefi einzubeziehen, das mit der Bezeichnung Verwendung yon Kapital umsehrieben ist. Man h'at die beiden Produkfionsmittel der Arbeit und der zu bewirtschaftenden Naturgaben (Leistungen yon Grund urtd Boden, soweit diese nicht in bester Qualitiit in fiberreich, er Menge zur Verffigung stehen) als die originiiren Produktionsmittd bezeichnet, welcl~en das Kapital als produziertes Produktionsmittd gegenfibergestdlt wurde. Wenn man abet diese Formulierung annimmt, so darf ma,n dabei rticht vergessen, daft bei der V~rwendung yon Kapital da ja dieses immer nur aus originiiren Produktionsmitteln gewonnen werdert k a n n niemals die Verwen.dung eines neuarfigen Produktionsmittels gegeben sein kann, sondern nur eine besondersartige Verwendung der originiiren Produktionsmittel. So kann auch die Problematik des Kapitals nut gesueht w.erden in der Frage der Verwertdung originiirer Produktionsmittel, in der Frage, unter we:lchen Umstiinden und mit vcelchen Wirkur~gen originiire Produktionsmittel in jener Art verwendet werden, welche wir in
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
3
der Kapital verwendenden Produktion s e h e n . Wer diese Selbstverst~indlichkeit im Auge hat, wird mit Leichtigkeit viele Fehler vermeiden kSnnen, in welche irregdeitete Spekulationen oft gefallen sind. Er wird im Voraus sehen, daft Ka,pital mit Geld zun/iehst iiberhaupl nichIs zu tun hat: ,,Geldkapital" kann nut eine in der Gddwirtschaft zum Ausdrucke gelangende Erscheinungsform yon Verh/iltnissen sein, welche sich im Rahmen der GiRerverwendungen ergeben ~. Kapit.al kann auch nicht efwas einer bestimmten sozialen Organisation Spezifisches s,ein: Die Produkt,ion ist ,,Kapital verwendend" oder eine ,,kapitalistisehe Produktion", wenn sie eirte besfimmte Art der Verwendung yon originfiren Produktionsmitteln durehffihrt, ohne Rfiek" t"meh" organisiert ist, was ge, sicht darauf, ob sie ,,kapitahs wShnlieh heiflen soil, dab der private Kapitalbesitz e i n e bestimmte soziale Rolle spielt. Kapital kaEnn schliel31ich noch weniger eirte aul3erhalb der Realit~it der GiRerwelt liegende Produktivkraft, ein imagin~irer Fonds vor~ Leistungen oder etwas ~,hnliches sein; in dieses Gebiet sich verirren, ist fiir die 5konomisehe Theorie noch gefiihrlicher als irgendwo anders. Die folgenden Ausfiihrungen sollen zunfichst das Wesen der Kapital verwenden, den Produktion im Ansehlusse an allgemein bekannte Lehren darstellen. W i t werden dabei diese Lehre nur so weit entwickeln, dab sie urts dann sp/iter bei der Behandlung der marktwirtschaftlichen Erscheinungen als Grurtdlage dienen kann. Datum wird marrehes, das bei d e r Darstellung einer vollstfindigen Theorie des Kapitals vorzutragen write, hier fehlen und erst an einer sp/iteren Stdle gebracht werden, aber nut in Diese Formel schlieflt n i c h t aus, daft yon Seite der Verh~ltnisse des Geldes h e r Verschiebungen in dem Aufbau der Produktion hinsichtlich des Bestandes an Kapital eintreten k6nnen. Darfiber spfiter.
4
KAPITAL UND PRODUKTION
jener Gestalt besprochen, ill welcker es in der marktwirtschaftlichen Organisation der Produktion in Ersch;einung tritt. w 2. DIE PRODUKTIONSUMWEGE Mermchlicke Arbeit kann in der Produktion zunfichst in der Weise verwendet werden, dab sie unmittelbar auf die Erlangur~g des fe~igen Produktes ausgeht. Ein treffendes Beispiel ffir diese Art der Produktion ist der seit Roscher immer wieder arrgeffihrte Fall eines Fische'rvolkes, bei dem die Arbeit unmittelbar zum Fangen von Fisctmn verwendet wird. Einen h6heren Grad der Ergiebigkeit wird diese Arbeit erreichen, wenn die Fischer in d i e Lage kommen, sicl~ e!in Boot urrd die zum Fangen deT Fische geeigrmten Geriite zu erzeugen. Da muff merLschlich!e Arbeit zunfichst zur Erzeugung dieser ,,produzierterl Produktio,nsmittel" aufgewandt werden, der gr6flere Ertrag der Arbeit wird abet die:se Aufwendur~g belohnen. Das Wesen dieses Prozesses wurde darin erkannt (devons, BShm-Bawerk), dab die Kombination von menscklicller Arbeit urrd Gaben der Natur ill einen zeitraubenden Produktionsumweg gelenkt wird. Die Aufgabe, vor welche das Fischervolk hier gestellt ist, is~ die Vermehrung des Produktes. Es wiire nun wohl eine Vermehrung des Produktes mSglich durchi Einsetzen yon mehr Arbeitskr/if~en: Wen,n das Volk sich vermehrt, so ist zu erwa,rten, dab (bei genfiger~dem Reichtum der Gew/iss,er an Fischen) die Vermehrung der a,rbeitenden H/inde auch eine Steigerung des Ertrages mit sich brirLgen wird. Bei tier Einschlagung des Produktionsumweges han(Ielt es sich aber um einen a n d e r e n Weg zur Steigerung des Ertrages; die Zahl der Arbeiter ist unver/indert. Das
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
5
Produktionsmit~tel tier Arbeit wird abet nun meh~r nicht in ,,Auge~nblicksproduktion" unmittelbar ffir die Erzeugung des fe'rtigen Produktes ve'rvcer~deL sortdern es wird in einen Produkfionsumwe,g gele,nkt; es wird zunfiehst zur Erzeugung yon produziert~en Produktionsmitte]n verwendet, mit dere,n Hilfe dann erst in we.ite,rer Arbe;it das fertige Produkt erzielt wird, wobei diese Art der Produktion wohl z,u einer Sterigerurtg des Ertra!ges ffihrt, aber gegeniiber dem Falle der ,,Auger~blicksproduktio,n" ein l~ingerer Zekitraum zwische,n dem Eins, etze~n des Produktio.nsmittels Arbeit im Produkfio,nsprozesse und der Erzielung des fertigen Produktes vergeht. Nieht erst in cter modernen Produktion, sondern bereits seit dem Aufsteige~n der Me,nschheit fiber die Stufen der primitivsten Zivilisation ist praktisch jede Produktion eine Arbe~t im Produktionsumwege; kaum etwas yon dem, was die Me.nsehen h:eute: ve~rzehren und sonst gebraiuchen, k6nnte fiberhaupt anders als im Produkfionsumwege e'rzeu,gli we.rden. Die allgemeine These wfirde nun lauten: Eine Steigerung des Ertrage:s einer Produktion ist nicht nur durch Vermehrung der Produktionsmittel, sor~dern aiuch durch, Verlfingerung des Produktiormumweges m6glieh, also dadurch, dab o.hne Vermehrung de,r Produktionsmitiel di,e Ve'rwendung die,set Produktionsmittel in der Weise erfolgt, daft zwisehen ihrem Einse:tzen in die Produkfion urLd der Erzeugung des fertigen Produktes eine lfingere Zeit vergeht. Nur bildhaft kann da die Formel ge'braucht werden: Ein Opfe,r an ZeSt dient der Steigerung des Ertrages. Zu die,set These ist z.u beme~rken: 1. Nieh~ jed,e Verlfinge~rung des Produkfionsumweges muff rmtwer~dig zu einer Steigerung des Ertrages ffihren. Vielme:hv ist die Sachlage die, daft urtter den m6glichen Verl~ingerungen des Produktionsumweges eine ,,kluge
6
KAPITAL UND PRODUKTION
Wahl" ( B 6 h m - B a w e r k ) solche finden kann, in welchen sieh eine Steigerung des Ertrages ergibt. 2. Die Veri~ngerung des Produktionsumweges besteht darin, dab die Produktionsmittel nicht unmittelbar und ohne Zeitverlust auf die Erzeugung eines Produktes verwendet werden, so ndern dab diese Produktionsmittel zun/iehst in die Erzeugung yon Zwisch:enprodukten gelenkt werdeaa, aus welchen sich erst das fertige Endprodukt (und zwar in der Regel unter Zusatz weiterer Produktionsmittel) ergibt. Mit der Einschlagung yon weitere:n Produktionsumwegen wird also die Zeitda,uer, welche zwiseken der AufwerLdung yon Produktionsmitteln und der Erzielung des fertigen Produktes liegt, verl~ngert. Eine Verl~ingerung des Produktio,nsumweges liegt bei jeder Versehiebung des Einsetzens yon Produktionsmitteln nack einem friiheren Zeitpunkte im Ablauf des Produktionsprozesses vor. 3. Unter Steigerung des Ertrages ist zun~ehst zu verstehen die Erzielung eines giinstigeren Verh~iltnisses zwisehen der Menge der aufgewandten Produktionsmittel und der Merge des Produktes. Es wird also pro aufgewandte Produktionsmitteleinheit infolge Einsehlagung oder Verlfingerung des Produktionsumweges mehr an Produkten erzielt. Ein MaB dafiir sehen wir zun~ehst nur dann deutlich, wenn wir yon der Betra:chtung der Aufwendung eir~es einzigen Produktionsmittels ausgehen, also etwa von tier Aufwerrdung menschlieher Arbeit gleicher Qualit/it. Nut da ist die Menge der a ufgewandten Produktionsmittel ohne weiteres addierbar und in ein Verh~ltnis zum Err rag zu setzen. Dort, wo es sieh um die Aufwendung mehrerer verschiedertartiger Produktionsmittd handelt, werden wit spfiter eine einfaehe Formal finden, welche auch in diesem FaUe das Verhfill~nis yon Aufwand und Ertrag feststellen l~13t.
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
7
4. Wir werden spfiter zu erweisen haben, dab bei immer weiterer Verl/ingerung des Produktionsumweges der Ertrag in immer geringerem Ausmafle w~ichst. Hier sei das zun/ichst rmr als Behauptung angefiihrt, wit werden diesen Satz zu begriinden haben, bevor wir aus seiner Anwendung Folgerungen ziehen. Der Satz yon der Mehrergiebigkeit der Produktionsumwege ist in der wirtschaftlichen Praxis ohne weiteres zu belegen. Die Tatsache, dab die Produktion st/~ndig in Produktionsumwegen arbeitet, und zwar in immer langeren, steht auBer Zweifel; es wiirde niemand ein Interesse daran haben, zeitraubende Produktionsumwege einzuschlagen, wenn sich nicht daraus eine Erh6hung des Ertrages ergeben wiirde ~. Fast immer kann das, was man gew6hnlich Verbesserung der Produktion nennt, fiir die rein 6konomische Betrachtung nicht anders aufgefaBt werden als mit der Formel Verl/ingerung des Produktionsumweges, nfi.mlicll immer dann, wenn nicht ausschliefflich ein Fortschritt in der Arbeitsteilung oder eine neuartige Verwendung yon Naturkr/iften (tec~nischer Fortschritt) vorliegt. Wena etwa der Landwirt beim Getreidebau - - einem Prozefi, dessen Dauer durch: die naturgegebene Reifezeit der Pflanzen bestimmt s c h e i n t , - Chemikalien als Diinger verwendet, so beniitzt er ,,vorgetane" Arbeit zur Steigerung seines Ertrages, er verwendet in seinem Produktionsprozefi etwas, das nichts anderes ist, als das Ergebnis friiher aufge:wandter origin~irer Produktionsmittel. Wenn der Landwirt in seiner Produktion Maschinen verwendet, so liegt ganz in gleicher Weise eine Verl/ingerung des Produktionsumweges deshalb vor, weil damit schon friiher aufgewandte Produktions1 Vgl. dazu die Ausfiihrungen fiber das Z u s a m m e n w i r k e n von Produktionsmitteln S. 81 ff. trod S. 128 ff.
8
KAPITAL UND PRODUKTION
mittel tier Produktion dienstbar gemaeht werden. Wenn eine Automobilerzeugung Yon den Verh~iltnissen einer in Einzelproduktion arbeitertden Mecb:anikerwerkst~itte auf die Verhfiltnisse einer Produkt, ion am laufenden Bande umgestellt wird, so w e r d e n wiederum in weitestem Ausmafie Maschiinen verwendet, nichts anderes als friiher aufgewandte Produktionsmitte,1, welche erst spfiter einen Ertrag brir~gen. W a r u m wird alas alles gemacht? Doch nur deshalb, well eben infolge der Verlfingerung ,des Produktionsumweges der Ertrag steig,t. Ur~d es ist deuflieh zu sehen, daft das We:sen dieses Prozesses der Umstellung der Produktion nicht in der Verwerrdung yon mehr oder yon anderen Produktio,nsmitteln liegk Wohl werden andere Produktionsmittel aufgewe:ndet in dem Sinne, dafl die Ergebnisse der vo.rgetanen Arbeit ~ Diinger, Maschinen usw. etwas anideres sind als j e n e ProduktionsmiRel, welehe frfiher allein in Verwendung genomme~n wurden. Aber man hiafte nickt an einer rein sa,chlichen Betrachtung. Aueh diese neuen Produktionsmittel sind nichts ar~deres als Arbeitsleistungen und Naturgaben, welche schor~ frfiher aufgewendet worden sind. Sieht man diese Produktiortsmittel als Ergebnis der Aufwendung yon origirt/~ren Produktionsmitteln an, so lie:gt das Wesert des Prozesses darin, dab diese originiiren Produkfionsmittel zeitlich frfiher aufgewandt wurden. Niemand wfirde etwa die Verwendung yon Maschinert in e:iner Produktion identifizieren k6nnen mit der Verwer~dung vort mehr originfiren Produktionsmitteln im Ablaufe des zeitlich unverfindert gebliebenen Produktionsumweges. Man pflegt nun die ,,produziertert Pro.duktionsmittel", welehe in diesem Produktionsumwege aufseheinen, mi't dem Ausdrucke Kapital zu bezeichnen, und die Formel vort der Mehrergiebigkeit der Produktionsumwege wird dann ein-
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
9
fach in der Weise ausgedrtickt, daft man sagt: Die Verwendung von Kapital ( - - f r i i h e r aufgeavandte origir~fire Produktionsnaittel) steigert den Ertrag der Produktion. W i r m6chten nicht Gefahr laufen, durch vorzeitige Einfiihrung des so vieldeutigen und umstrittenert Kapitalbegriffes unsere Ausfiihrungen auf eine unsichere Basis zu stellen. Deshalb wollen wir zuniichst der Verwendung dieses Wortes aus dem Wege gehen. Das Wesen eines jeden Produkfionsprozesses, welcher Kapital verwendet, besteht in de r zeiflich frfiheren Aufwendung yon Produktionsmitteln; jedes Kapital ist nur in der We,ise entstandert, daft frfiher mit origin~iren Produktionsmitteln etwas erzeugt worde.n ist, das dann in der Produktion weiter verwertdet werden kann. Die Frage nach der M6glichkeit dieses friiheren Aufwertdens yon Produktionsmitteln zum Zwecke der Erlangung eines erst sp/ite:r fertigen Pro,dukte,s soll uns nun bescllfiftigen. Es wird aber jetzt von Vorteil sein, wenn wir dabei alles alas aufier acht lassen, was mit einem irgendwie umschriebenen Kapitalbegriffe zusammenhiingen mag. Erst nach Klarstellung der Funktio,n des Kapitals im Produktionsumwege wollen wir die Besfimmung des Kapitalbegriffes suchen.
w 3. DIE LhNGE DER PRODUKTIONSUMWEGE 9Wir nehmen den Fall an, daft in einem Lande die Produktion yon Grund auf neu aufzubauen ist. An Produktionsmitieln stehen der BevSlkerung aufler den gegebenen Arbeitskr~iften rmr die von der Natur zur Verfiigung gestellten Produktionsmittel zur Verfiigung. Werm nun die Produktion in einem Produktionsumweg durchgeffihrt werden soll, und zwar in einern solc,hen in der Lfinge yon
10
KAPITAL UND PRODUKTION
einem J ahre, so ist es selbstverst/indlieh, dab diese Produktion nur danrt begonnert werden kann, wenn der Bev61kerung aufier diesen origin/aren Produktio,nsmitteln auch noeh ein Subsistenzmittelfonds zur Verffigung steht, welcher ihre Ern~ihrung und sonstige Versorgurrg in der Dauer eines Jahres sicherstellt. Die Bevflke.rung hfitte jedenfalls ein Interesse daran, die Lfinge des Produktionsumweges m6glichst auszudehnen, da ja jede ,,klug gew/ihlte" Verl/ingerung des Produktionsamweges eine Mehrergiebigkeit zur Folge hat. Die Ausdehrmng des Produktionsumweges ist aber besehr/inkt dureh die Begrenzthei~ des Subsistenzmittelfonds. Je gr6fler dieser is.t, desto lfinger ist der Produktionsumweg, welc'her eingesehlagen werden kann, desto gr6fler wird hber aueh der Ertrag sein. Es ist klar, dab unter diesen Umst~inden mit der Gr6fle des Subsistenzmittelfonds bzw. mit der Zeitdauer, ffir welehe dieser ausreieht, die ,,riehtige" Lfinge des Produktionsumweges eindeutig bestimmt ist. Wfirde mit einem Subsistenzmittelfonds, w e l e h e r ffir ein Jahr ausreieht, ein kfirzerer Produktionsumweg eingesch~lagen werden, so w~ire der Ertrag geringer als er h~itte sein k6nnen. Wfirde aber der Pro.duktionsumweg zu lange ausgedehnt sein, so k6nnte er nieht ungest6rt bis zu Ende durchgeffihrt werden. Es sei gleich hier auf die M6glichkeite:n, we,lche sich dann ergeben, l~ingewiese:n. Wenn ein Produktionsumweg etwa in der Lfinge yon zwei Jahren eingeschlagen wird und die Bev61kerung nach einem Jahire bemerkt, daft sie wohl Halbfertiges erzeugt hat, mit dem in einem weiteren Jahre ein gr6flerer Ertrag erzielt werden k6nnte, daft aber ffir dieses zweite J ahr gar nichts zum Leben zur Verffigung steht, so muff der Produktionsumweg abgebrochen werden und die Bev61kerung wird bestrebt sein mfissen, ,,yon der Hand in den Mund zu leben" und mit dem auszukommen, was an jedem
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
11
Tag in ,,Augenblicksproduktion ''~ gewonnen werden kann. Es wird das n aturgernfifl bedeutend weniger sein, als bei Vollertdung des Produktio,nsumweges h~tte gewormen werden k6nnen; ja es wird sogar, wenn die Zahl der Bev61kerung im Verhiiltnisse zum naturgegebenen Reiehtum des Landes zu grofi ist, iiberhaupt nicht m6glich sein, die Bev61kerung zu ern~ihren, und e~n Teil der Menschen wird verhungern mfissen. Diese vollst~indige Eins,tellung eines zu langen Produktionsumweges ist abet nicht die einzige M6gliehkeit, welehe hier gegeben ist. Wenrt die Be~61kerung es rechtzeitig bemerkt, daft der Subsistenzmittelfonds zu Ende geht, so kann s i e yon der M6glichkeit eirter Verkiirzung der Rationen, in w d e h e n der Subsistenzmittelfonds verzehrt wird, soil hier abgesehen werden - - auch den Versuch machen, den einmal eingeschlagenen Produktions~ umweg zu verkiirzen, um auf diese Weise schon frfiher einen Ertrag zu erziden, einen Ertrag, welcher allerdings geringer seirt muff als der bei unbehinderter Fortfiihrung des Produktionsumweges erzielbare, welcher aber doch noeh immer gr6fler sein wir,d, als jener, welcher in, Augenblieksproduktion erreicht werden kann. Dieses Verkiirzen des Produktionsumwe~es mag man sich etwa in der Weise vorste,llen, dab yon der bereits angefangermn Produktion ein Tell, eiwa die H/ilfte, weitergefiihrt wird, wiihrend auf den anderen Teil der Produktio,n verziehtet wird. Die fortge.fiihrte Produktion wird durch einen verst~rkten AufAuch die ,,Augenblicksproduktion" ist ein physischer Prozel], welcher in der Zeit ablauft. Der Produktionsumweg dauert jedoch dutch eine ,,6konomisch relevante" Zeit, das ist im Sinne des vorhin Ausgeffihrtem eine Zeit, durch welche zwischen dem Einsetzen des originiiren Produktionsmittels und dem Erzielen des Produktes nur dann gewartet werden kann, wenn eine Versorgung durch bereits fertige Subsistenzmittel m6glich ist.
12
KAPITAL UND PRODUKTION
w a n d yon originfiren Produktionsmitteln, insbesondere von Arbeit, zu einer r a s c h e r e n Fertigstellung gebracht. Nfiheres fiber diesen Prozel3 der Ve,rkfirzung yon Produktio.nsumwe gen w e r d e n w i r no eh sp~iter auszuffihren haben. Hier h a b e n wir n u r ein ganz ~llgemeines Schema gegeben. Es ist klar, dal3 hier vor allem die Frage, in welcher Weise t e c h n i s c h die Verkfirzung der Produktionsumwege, m6glieh sein kann, also die Frage, ob und wie es geschehen kann, dab ein bereits in Angriff g e n o m m e n e r P r o d u k t i o n s u m w e g ve'rkfirzt wird, zu b e a n t w o r t e n sein wird ~. W i r h a b e n fes,tzuh!aRen, dal3 die Gr61~e des Subsistenzmittelfonds, weleher die Bev61kerung fiber die Zeit, die der Produktio.nsumweg in A n s p r u e h nimmt, ,,a!imentiert", d i e Lfinge des P r o d u k t i o n s u m w e g e s bestimmt. Das P r o b l e m der P r o d u k t i o n s u m w e g e entsteht offenbar daraus, dab eine fortlaufende Versorgung de..r Bev61kerung notwendig ist, w/ihrend das, A u f w e n d e n yon oHginfiren Produktionsmitteln, soweit dieses in zeitraubenden P r o d u k t i o n s u m w e g e n erfolgt, erst spfiter einen E r t r a g an Subs:istenzmitteln h e r v o r b r i n g t . Nun wird es notwe~ndig sein, u n s e r e n k o n s t r u i e r t e n Fall etwas abzufinidern und damit ein Bild zu ge~vinnen, das die Verh~iltnisse der realen W i r t s e h a f t deutlieher wiedergibt. Die Grenze zwischen einer die Fortffihrung de:r Produktionsumwege vollstfindig einstellenden ,,Augenblieksproduktion" und einer Verkfirzung der Produktionsumwege wird nur ffir eine rein theoretisehe Betraehtung seharf zu ziehen sein. Praktisch wird aueh im ersten Falle die Verwendung des Halbfertigen in irgendeiner Weise m6glieh sein. Ffir uns hat hier abe:r die scharfe theoretisehe Scheidung deshalb eine Bedeutung, weil bei der Verkfirzung der Produktionsumwege die dauernde Attfrechterhaltung verkfirzter Produktionsumwe:ge unter Umstfinden m6glieh sein wird, wfihrend die Verwe.ndung des Halbfertigen in dem Prozesse, den wir hie.r Augenblieksprodttktion nennen, in einem noeh zu umschreibenden Sinne Kapitalaufzelarung ist.
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
18
W i r behalten dabei das hier Gesagte im Auge, um die Problematik der L/~nge der Produktionsumwege in ihrer Wesen.heit immer gegenw/irtig zu haben. W e n n wir die Verh~iltnisse des eben besprochenen Aufbaues einer Produktion in einem grap,hischen Bilde anschaulich maehen woller~, so werden wir die Dauer der Zeit, in welcher die Produktionsaufwe~dungen sukzessive in den Produktionsumweg eingeworfen werden, mit einer Geraden bezeiehnen. Die Produktion wird in einem Zeitpunkte aufgenommen, rmch Abla:uf einer Zeit t (etwa ein J a h r ~, wie wir das frfiher in dem Beispiele angeffihrt haben) ist die Produktion vollertdet. Alle origin/~ren Produktionsmittel Sind wfi_hrertd dieser Zeit ffi,r ,die in einem einzigen umwegigen Produktionsproze.sse~ erstrebten Produkte aufgewandt worden. Die Wirtsehaft hat in diesem Produkte einen neuen Subsistenzmittelvorrat erlar~gt, weleher wiederum nach Ablauf der Zeit t, rraeh Wiederholung des gleiehert Produktionsumweges neuerlieh~ produziert erscheint. Daft der naeh Ablauf der Zeit t erlangte Subsistenzmittelfonds wiederum ffir die gleiche Zeit ausreicht, also werfigstens so grofi ist, wie es der Anfangsfonds war, ist noch keine Selbstverst~indlichkeit. Es wird das erst sp~iter im Rahmen der Betrachtung des Verll~iltn:isses y o n Aufwand (Kosten) un,d Ertrag begrfindet werden. Hier mfissen wir aber an dieser. Frage vorbeigehen. I n der Realit~it de.r modernen Produktion sind die Verhfiltnisse gegenfiber diesem einfaehen Falle in vielen Beziehungen ge/~rrdert. ~,Es wird aber nicht schaver sein, das eben entwickelte einfachste Schema dutch Einseizen, einiger weiterer Arma,hmen so weir auszugestalte,n, daft es eine Es w/ire aber gut, dabei nieht an die einj~ihrige Produktionsdauea" landwirtschaftliehe.r Produktion zu denken. Dies deshalb, weil aueh in diesem Falle der Produktionsumweg -- infolge Verwendung ,con vorgetaner Arbeit ~ ein 1/~ngerer sein kann.
14
KAPITAL UND PRODUKTION
F o r m annimmt, in w e l c h e r es die Verh~iltnisse unserer Produktion in ihrem W e s e n v611ig klarstellt. Nun w a r es eine ganz unrealistische Voraussetzung in unserem Schema, wenn wir davon ausgegangen sind, daft die gesamte Produktion des Landes mit einem Zeitpunkte neu eirLgerichtet wird und die Produktion yon Anfang his zum Ende unter Heranziehung eines Subsistenzmittelfonds durchgefiihrt wird. Tats~ichlich sehen wit immer mehrere Produktionen nebeneinarrder laufen, und zwar so, daft die einzelnen Produktionen zu verschiedenen Zeiten fertig werden. W i r wollen nun diesen Tatbestand der ,,Synchronisierung der Produktion" (Clark)wieder in einer streng . . . . . .
p
i
.....
,
I
t
......
9
~
!
-
,,
stilisierten Weise in unser Schema einbauen. Die Produktion finder also nicht in einem einzigen Prozesse staR, sondern sie wird in m e h r e r e ~ wie wit hier noeh annehmen wollen: gleiche ~ Teile zerlegt, und zwar so, dab innerhalb des Zeitraumes t (z. B. ein Jahr) s echs voneinander unabhfingig laufer~de Produktionen fertiggestellt werden. Jede Produktion ~ so wollen wit wiederum ganz rob schematisierend annehmen ~ erzeugt dieselbe Art yon Produkten in der gleichen L~inge des Produktior~sumweges und jede Produktion wird nach Abschlufi wiederum yon neuem in Angriff genommen. W i t stellen diesen Fall in einem graphischen Bilde dar. Uns interessiert hier die Rolle des Subsistenzmittelfonds. Es ist zunfichst klar, daft bei Abschlull eines jeden Pro-
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
15
duktionsprozesses ein Subsistenzmittelfonds in der Gr6fle yon einem Sechstel jenes Subsistenzmittelfonds gegeben sein wird, welchen wir in dem ersten Falle der in einem Zuge durchgeffihrten Produktion als notwendig angesehen haben. Wfihrend der ganzen Zeit t wird der Subsistenzmittelfor~ds, der der Bev61kerung zur Verffigung steht, die' selbe Gr6fle haben wie in dem ersten Falle. Da6 aber bei Abschlu6 einer von den seehs Produktionen nicht der Subsistenzmiftelfonds in dieser Gr6fle vorhanden sein muff, hat hier seinen Grund darin, daft neben dem fertigen Subsistenzmittelfonds autO' n~och ffinf in verschiedenen Stadien der Reife steher~de unfertige Subsistenzmittelfonds gegeben sind. Wir haben bei Durchffihrung der Produktion in einem einzigen Zuge am Anfang einen Subsistenzmittelfonds yon einer bestimmten Gr66e gesehen, welcher wfihrend der Dauer des Produktionsumweges sukzessive abnimmt, bis er a m Ende desselben v611ig ersch6pft ist; zugleich aber konnte in derseiben Zeit ein neuer Subsistenzmittelfonds heranreifen. Hier nun ist am Ende einer Produktion ein Subsistenzmittelfonds in der Gr6fle des sechsten Teiles des friiheren gegeben, aber dafiir ist auch schon ein unfertiger Subsistenzmittelfonds in der gleichea Gr/~l]e in einem solchen Stadium tier Reife, dab nach Verzehr des bereits fertigen Subsistenzmittelfonds wieder ein gleich grol3er zur Verfiigung stehen wird. Wir mSchten nun hier, bevor wir dieses Schema mit weiteren Annahmen der Wirklichkeit noch n~iher bringen, etwas festhalten, yon dem wir erst sp~iter sehen werden ktinnen, daft es fiir die Analyse der Produktionsumwege yon der gr56ten Bedeutung ist. Hier wird sich die Formulierung als eine Selbstverst~indlichkeit darstellen. Die in sechs Teile zerlegte Produktion einer Wirtschaft, bei welcher ein Teil in den anderen gewisserma6en hinein-
16
KAPITAL UND PRODUKTION
greift, k a n n selbstverstfindlich n u r d a n n auf die Dauer fortgeffihrt werden, wenn der nach Abschlufl einer ]eden diesel"
Produktionen 9ewonnene Subsistenzmittel[onds tatsiichlich dazu dient, die Inangri[~nahme einer neuen Produktion zu erm6glichen, diese P r o d u k t i o n zu . a l i m e n t i e r e n ''~. Da wir h i e r ,den ProzeB einer P r o d u k t i o n s u m w e g e einsch!agenden Produktio,n betrachten, ohrm irgendwie a u f die sozialwirts,chaftliche Organisatioi~ einzugehen, mfissen wir diese Feststellung in dieser F o r m machen und b e m e r k e n nur, dab die Art und Weise, in we,lcher dieses V e r w e n d e n eines Subsistenzmittelfonds d u t c h die weitere P r o d u k t i o n geschehen wird, j e n a c h der Verfassung der Wirtschaftsge:sellschaft in ganz verschiedermrfiger F o r m in E r s e h e i n u n g tr,ete, n wird. W e n n eine s olch~e P r o d u k t i o n etwa unte'r de,r H e r r s e h a f t eines Wirtschaftsdiktators in einer zentral geleiteten Wirtschaft vor sich ~gehen wird, so wird diesev den g e w o n n e n e n Subsis~enzmittelfonds z w a r den E i n w o h n e r n des Landes zuwe,isen, er wird aber auch daffir sorgen, dab weiter gearbeitet wird. W e n n dagegen in d e r arbeitsteiligen Verkehrswirtseh~aft die P r o d u k t i o n yon einer Mehrzahl yon selbst~indigen U n t e r n e h m e r n geleitet wird, welche die Produk~ionsmittel im Tausche gegen ihre P r o d u k t e e r w e r b e n , so w i r d die P r o d u k t i o n n u r d a n a fortgeffihrt werden, w e n n die gew o n n e n e n Kons,umgfiter w i e d e r u m zum ,,Einkaufe" yon P r o d u k t i o n s m i t t e l n dienen. Wfirde aber ~ gle~chgfilfig irL welcher Art der Wirtschaftsorganisatio,n ~ der e i n m a l gewonrmne Subsistenzmittelfonds verzehrt werden, ohne dab die V e r w e n d u n g dieses Subsistenzmittelfonds die 1 Wir m6chten den bereits an frfiherer Stelle gebratmhten Ausdruck ,,Alimentieren" hier als terminus technicus anwenden. Es wird sich sp/iter zeigen, daft damit ein Prozefl gekennzeichnet ist, welcher in de:r ,geldwirtschafflichen Organisation einer Verkehrswirtschaft mJt dem Ausdrucke ,,Finanzierung" bezeichnet zu werden pflegt.
17
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
Weiterfffhrung der Produktio.rt sichert, so wiirde die fortlaufende Produktiort eine StSrung erfahren: Es Wfirde sich nach Aufzehrung des Subsistenzmittelfonds zeigen, daft ein weiterer Nachschub art Unterhaltsmittela nieht da ist. Es sei diese Selbstvers~findlichkeit irt eirter kurzen Formel festgelmlten. Die Produktioa kann nur dann aufrechterhalten werden, wenrt der jeweils gewonnene Subsistenzmittelfonds zur Ali'mentierung eines weiteren Produkt,ionsumweges dient, Nieht also die Tatsactre, dab eirt Subsistenzmittelfonds da ist, ermSglicht das Forffiihren der Produktion, sondern erst die Art der Verwendung dieses Subsistenzmittelfonds: Er darf nicht ,,rein konsumtiv" verwendet werden, sonderrt er muff gewissermafiert i m Sinne eines ,,reproduktivert Konsums" verwendet werden, im Sinne eines solchen Konsums, welcher zugleich die Gewfihr ffir die Weiterffihrung der Pro,duktiorL gibt. Wir haben damit - - s p~iter werden wir in ganz eiaem anderen Zusammenhar~ge darauf noch zurfickkommen m f i s s e n - zwei MomenIe ffir die Bestimmung der Funktion des Subsistenzmittelfonds im Rahmert d e r umwegigen Produktion festgehalten: Es mfissen erstens Produkte da sein, v~elch~e physiscl~ zur Alimentierung der Bev61kerung geeignet sin(t, und es mfissen z w e i t e n s diese Konsumgfiter in der Weise verwendet werde~, daft zugleic:l~ mit ihrer AufwerMung das spritere Erlangen eines neuen Ertrages an Konsumgiiterr~ gesichert ist. Und nun k6nn.en wir wiederum dazu fibergehen, unser Schema n0ch weiter auszubauen. Einige kleinere Zfige werden nur zu erwiihnen sein, weil sie an dem bisher Behandelten nichts Wesenfliches iindern. Zun~ichst findert sich am Wesen unseres Sche:mas nichfs, wenn wir die Annahme fallen lassen, daft jede von den einzelrmn ineinandergreifenden Produktionen ein gteichartiges Produkt an Konsum$ t r i g 1, Kapital und P r o d u k t i o n
2
18
KAPITAL UND PRODUKTION
giitern erzielt. Wir k6nnen uns in unserer Zeichnung an die Stelle eines jeden einzelnen der sechs ineirmndergreifenden Produktionsumwege eine Vielzahl yon Produktionsumwegen gesetzt denken, yon denert jeder ein anderes Produkt erzeugt. Dann k 6 n n e n wit auch ohne weiteres annehmen, dab die L~inge des Produktionsumweges in den verschiedenen Produktionen aueh eine verschieden grofie seirt wird. Das mag je nach der Ergiebigkeit einer weiteren Verlfingerurtg des Produktionsumweges in den einzelnen Produktio,nen der Fall sein; dariiber wird sp~iter gesproehen werden. An dem Verh/altnisse zwisehen Subsistenzmittelfords und Produktionsumwegen findert sich da nichts, wenn n~ur daftir vorgesorgt ist, dab einerseits forflaufend der die Aufreehterhaltung der Produktionsumwege erm6gliehende Subsistenzmittelfonds in ausreichevtder Gr6fle u n d i n einer dem Bedarfe entsprecher~den Zusammensetzung zur Verfttgmag steht und dab anderseits aueh die Produktionsumwege so weir ausgedehnt sind, als es bei der Gr6fie des Subsistenzmittelfonds m6glieh ist. Schliefilieh wird auch in unser SeKema die Tatsache einbezogen werden k6nnen, dab ,praktiseh die Produktion so stark zerlegt ist, dab bei den meisten Produktionen in ganz kurzen Abschnitten Produkte fertig werden, bei vielen Produktionen a n jedem Tage. DaB yon der Erzeugung ,des einen Beitrages zum Subsistenzmittelfonds his zur Erzeugung des n~ichsten ein lfingerer Zeitr'a~um vergeht, wird in erster Linie dort gegeben sein,~ wo die Produktion an den Rhythmus der Jahreszeiten gebunden ist o,der wo der Bedarf nach den Jahreszeiten schwankt. Wir wollen aber Met noch einmal einen Rfiekfall in die Betraehtung eines starren Schemas maehen. N e h m e a wit an, dab .die Produktion in einer solehen Weise gegliedert w~ire, dab bei allgemeiner L~inge der Produktionsumwege
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
19
yon einem Jahre in jeder Woche ein gleicher Tell des Produktes fertig wird. Es wiirde sich also ergeben, dab der Subsistenzmitteifonds, welcher far die Forifiahrung der Produktion jeweils fertig zur Verfiigung steht, auf den Bedarf einer Woche he:rabgesetzt ist. Neben dem Subsistenzmittelfonds finden wir dana jeweils unfertige Produkte in den verschiedenen Stadien tier Verarbeitung. Der Bestand an unfertigen Produkten ist in der Weise aufgebaut, daft in jeder folgenden Woche je ein Subsistenzmittelfortds in der GrSlle eines Wochenbedarfes fertig wird. Der jeweils fertig vorhandene Subsistenzmittelfonds der Wirtschaft ist auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Es ist aber auch in diesem FaUe klar, daft die konfinuierliche Forffiihrung der Produktion nur darm mSglieh ist, wenn dieser Subsistenzmittelfonds wieder so verwertdet wird, daft die im Rahmen dieses Produktionsaufbaues hine:inpassenden Produktionsumwege fortlaufend durchge:ftihrt werden. Je starker die zeitliche Zerlegung der Produktion in eine Mehrzahl yon synchronisierten Produktionen ist, desto kleiner wird der jeweils fertig gegebene Subsistenzmittelfonds seirt. Es wird im Bestande des Giitervorrates der Volkswirtschaft der fertige Subsistenzmittelfonds vSllig zuriicktretert neben dem Bestand an jenen Giitern, welche uater reichster Gliederung jeweils in derL verschiedenen Stadien der Reife in Be, arbeitung stehen. Aber wohlgemerkt: Hinsichtlich der Funktion des Subsistenzmittelfonds ~indert sich nichts. Die Aufrechterhaltung der Produktionsumwege ist auch unter diesen Umst~inden nur danrt mSglich, wenn regelm~iflig ein Fonds an Konsumgiitern erzeugt wird, welcher zur weiteren Alimentierung tier Produktionsumwege verwendet wird. Jetzt aber heifit es n o c h einen entscheidenden Schritt maehen. Die bisher festgehaltene Annahme, daft die Produktionsumwege immer in der Weise durchgefiihrt werden,
20
KAPITAL UND PRODUKTION
daft origin/ire Produktionsmittel eingesetzt werden und sukzessive bis zur Fertigstellung des Produktes weiter gearbeitet wird, worauf dann wieder derselbe ProzefI yon neuem beginnt, ist durchaus nicht urtrealistisch in dem Sinne, dab eine solche Produktion nicht m6glich w/~re. Ein blofler Hinwe is darauf, daft da etwa ffir die Verwendung yon Maschinen in einem Produktionsprozesse, der sehliefllich zur Herstellung eines Konsumgutes dienen muff, die Gewinnung yon Eisen yon Anfang art begonnen werden mtiflte, w~ihrend erst dann, wena der rt/iehste Produktionsumweg in demselben Stadium ist, die Eisengewinrrung yon neuem aufgenommen werdert mtiflte, zeigt, dab eine solche Produktion ganz unrationell arbeiten wiirde. Es ist nun zurt~ichst schon ein wesentlieher Vorteil der Ineinanderschachtelung (Synehronisierung) yon Produkfionen, dab die Produktion von Rohstoffen, welehe in den einzelnen Produktionen gebraucht werden, kontirmierlieh vor sieh gehert kann. Der einzdne Produktionsumweg durehlauft dann gewissermaflen verschiedene Betriebe, welehe konfin,uierlieh~ arbeiten, indem sie fiir jeden einzelnen PrOduktionsumweg einen bestimmtert Beitrag leisten. Nun ist aber hier noeh die Tatsaehe einzubeziehen, daft praktisch jeder Betrieb in mehr oder weniger groflem Ausmarie produzierte Produktionsmitt(h verwendet, welehe ihre Leistungen fiir die Zwecke einer gr613eren Zahl yon: Produkti0nen erbringen. Wenn also zunfichst der einzdne Produktiortsumweg in der Weise aufgefafit war, daft originfire Produktionsmittel aufgeweadet werden und das sieh; ergebende ,,Zwischenprodukt" unter immer weiterem Zusatz yon weiteren originfiren Produktionsmitteln bis zum fertigen Produkte ausgestaltet wird, dab also das einzelne Zwischenprodukt nur im Hirtbliek auf die einmalige Erzeugung yon Produkten erzeugt worden ist, /~ndert sich der
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
21
Sachverhalt ffir unsere Betrachtung jetzt in der Weise, dab nunmehr ,,ausdauernde Produktionsmittel" erzeugt werden. Diese Art yon produzierten Produktionsmitteln war immer weit mehr Gegenstand der Behandlung des Problems der Produktion als jener Subsistenzmittelfonds, yon welchem wir zun~ichst allein gesprochen haben. Wir werden aber bald sehen, dab beide nebeneinander in der Problematik der Produktionsumwege berficksiehtigt werden miissen und dall letzten Endes in beiden F~illen ein und dasselbe Problem vor uns steht. w 4. RELATIV DAUERHAFTE PRODUKTIONSMITTEL Das Wesen des Produktionsumweges ist deutlich zu sehen, wenn man sich vorstellt, dab menschliche Arbeit aus der Natur Rohstoffe ge~vinnt, welche unter Zusatz yon weiterer Arbeit und gegebenenfalls unter Heranziehung yon aus der Natur gewonnenen Hilfsstoffen im Ablauf der Zeit zum fertigen Konsumgut heranreifen, ohne dab dann, wenn das fertige Produkt gewonnen ist, irgendein anderes ffir die wei.'tere Produktion in Betracht kommendes Ergebnis der Produktio,nsmittelaufwendungen fibrig bleibt. Das bearbeite~e Material verwandelt sick dureh die verschiedenen Stadiert des heranreifenden Produktes in das fertige Konsumgut und damit ist der Produktionsprozefl abgeschlossen. Diese Betrachtung ist insoweit unvollst/~ndig, als sie die Tatsache vernachl/issigt, dab in der Regel die Produktion Hilfsmittel erzeugt, welche aueh fiir weitere Produktionen zur Verffigung bleiben. Schon in der primitivsten Produktion werden Werkzeuge verwerrdet, welche gegertfiber dem einzelnen Prozesse der Erzeugung eines fertigen Produktes relatio da~uerhaft sind. In tier modernen Produktion wird die Verwendung yon derartigen Produktionsmitteln, welche
22
KAPITAL UND PRODUKTION
im allgemeinen mit dem Stichworte ,,Masehinen" zu umsehreiben sind, yon der gr6flten Bedeutung sein. Es ist notwendig, nochmals in aller Deutliehkeit darauf hinzuweisen, dab das Wesen des Produktionsumweges nieht erst mit der Verwendung yon ,,produzierten Produktionsmitteln" dieser Art gegeben ist. Jede Produktion, welehe fiber das Stadium w o n der Hand in den Mund" hinaus forts.chre:ite:t und dutch t3bernahme eines ,,Opfers an Zeit", durch die Obernahme des , , W a r t e n s " yon dem Einsetzen der originfiren Produktionsmittel bis zur Erlangung des Produktes eine Steigerurtg des Ertrages erstrebt, muff angesichts der Tatsache, d a b die Produkfion der Versorgung yon Mensehen dient und nur insoweit sie die,se,r dient, begriindet sein kann, yon der Voraussetzung abh~ngig seir~, dab sie sich in dela Rahmen einer forflaufenden Versorgung der Menschien einffigt. Sie mag teehnisch ,,richtig" und sogar die beste sein, sie wird wirtschafflieh unrationell und unm6glich, wenn sie nicht in der Weise eingerichtet ist, dab sie sich der Beschr~inktheit der jeweils gegebenen und heranreifenden Unterhaltsmittel anpal3t. Wenn heute originfire Produktionsmittel aufgewendet werden, welche erst sp~ter einmal einen Ertrag an KonsumgiRern ergeben, und wenn vor der Ferfigstellung dieser KonsumgiRer ffir die notwendige Versorgung nichts da ist, so wird sich die Einleitung die ser Produktion als verfehlt erweisen mfissen. In dem Prozesse des Einsetzens yon originiiren Produktionsmitteln ffir die Erlarrgung eines erst spfiter fertigen Ertrages ist die Erzeugung yon dauerhaften Produktionsmitteln nur eine besondere Erscheinungsform. Auch hier liegt im Wesen nichts anderes vor als ein Einsetzen yon heute zur Verffigung steher~den originfirert Produktionsmitteln zum Zwecke der spfiteren Erreichung eines Ertrages. Die Besonderheit ist nur die, da6 in der Erz.eugung yon ,,Masehi-
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
28
hen" verhfiltnismfifiig viele origin/~re Produktionsmittel aufgewendet (,,investiert") werden, wobei das spfitere Zusetzen yon relativ wenigen weiteren Produktionsmitteln zur Leistung (,,Arbeit") der Maschinen fiir l~ngere Zeit hindurch fortlaufe~d einen relativ groflen Ertrag ergeben kann. Und je, gr6Ber die hwestition yon origin~iren Produktionsmitteln in s01chen dauerhaften Produktionsmitteln ist, desto mehr verschiebt sich das Verh~iltnis zwischer~ den noch weiter notwendigen Aufwendungen und dem Ertrag. Wenn es aber der allgemein anerkannte Vorteil dieser Art der Gestaltung des Produktionsumv~eges ist, dab eine im Verh~ltnis zur Aufwendung yon origin/iren Produktionsmitteln ganz wesentliche Steigerung des Ertrages erzielt werden kann, so ist es klar, dab hier fiir unsere Betrachtung nichts anderes vorliegt als das Einschlagen besonders langer Produktionsumwege ~. Hier haben wir nun danach t zu fragen, welche allgemeine Gesichtspunkte fiir die Einordnung derartiger Produktionen in d e n Ablauf einer ,,richtig" aufgebauten Produktion zu gelten haben. Wenn wir ebe:n darauf hingewiesen haben, dab da in der Regel ein,e relativ grofie Ver1/iagerung des Produktionsumweges vor uns liegt, so ist es klar, dab auch hier ganz so wie bei der friiher be1 Die ,,Produktionsdauer", d. h. die Zeit, welche ftir die Verarbeitung des einzelnen Werkstfickes zum fertigen Produkte notwendig ist, wird bei stiirkerer Aufwendung yon dauerhaften Produktionsmitteln oft eine kiirzere werden. W e n n man hier eine Relation zur L~nge des Produktionsumweges sucht, so kann man vielleicht im allgemeinen sagen, dab die Produktionsdauer in der Regel desto kiirzer sein wird, je 1/~nger tier P r o d u k t i o n s u m w e g ist, d. h. je m e h r dauerhafte Produktionsmittel verwendet werden. W i r verweisen auf das bekannte Beispiel B6hm-Bawerks yon der N~ihmaschine; in der neuesten Entwicklung ist die Verkiirzung der Produktionsdauer besonders oft zu sehen gewesen.
24
KAPITAL UND PRODUKTION
sprochenen Gestaltung der Produktionsumwege die Begrenztheit des Vorrates an Subsistenzmitteln, welche w~ihrend der Zeit zwischen d e m Einsetzen yon Produktionsmitteln und dem Erlangen des fertigen Produktes zur Verffigung stehen, ffir die Begrenzung der L~inge ,des Produktionsumweges entscheidend sein muff. Die Gewinnung yon dauerhaften Produkfionsmitteln in gr6Berem Ausmafle erfordert einen verhfiltnismfiflig groi~en Subsistenzmittelfonds, sie ist nur m6glich, wenn in relativ langer Zeit ein bereits frfihe.r gewonnener (oder aus anderen Produktionen heranreifender) Subsistenzmittelfonds die Bev61kerung wfihrend der Investierun~zeit erhalten kann. Ist aber einmal die Investition durchgeffihrt, so ist - - a l l e i n ffir die Zwecke der Durchffihrung der mit dieser Anlage m6glichen P r o d u k t i o n e n - nur mehr eine relativ kurze Produktionsdauer notwendig. Die einmal getfifigte Investition stellt einen Reichtum der Volkswirtschaft dar, bedeutet die M6glichkeit, mit relativ wenigen weiteren Produktionsmitteln einen grofien Ertrag zu erzielen. So hat diese Anlage des erzeugten dauerhaften Produktionsmittels eine Gestalt, in welcher sie ais ein selbstiindiger Produktionsfaktor erscheint, als ein Mittel, den Ertrag der Produkfion zu steigern, welches selbstiir~dig neben den originiiren Produktionsmitteln steht. Man glaubt ein neues, selbstfindig da, steh,endes drittes Produktionsmittel gewonn, en zu haben, Seine Ge~vin,nung war abhiingig davon, daft friiher einmal ein Subsistenzmittelfonds zur Verfiigung g e s t a n d e n ist, weleher die Ansehaffung dieses Produktionsmittels erm6glicht hat; ist dieses abet einmal da, so steht es der weiteren Produktion als ein bleibender Helfer zur Verffigung. Da ist es nun n,otwendig, darauf hinzuweisen, dab alle Investiti'onen an produzierten Produktionsmitteln, welche als dauerhaft bezeichnet werden k6nnen, nur als relatio
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
25
dauerhafte angesehen werden dfirfen. Sie fiberdauern wohl den einzelnen Produktionsproze,fi, ja es wird eine immer weitere Verstiirkung der Investition dazu ffihren k6nnen, da6 die einmal get/ifigte Investition der Erzeugung eine.r immer gr6fleren Zahl yon Produkteinhe'iten dienen kann. Aber jede derartige Irrvestition wird einmal aufge.braucht sein ~. Ihre Neuh'erstellung wird nur dann m6glieh s,ein, wenn ein neuer Subsistenzmittelfonds zur Verffigung steht, weleher ffir die Dauer der Durehffihrurrg der Reinvestition ausreicht. Stellen wir uns etwa ~ wieder einmal yon der Synehronisierung der Produktion absehend ~ vor, dab die ganze Produktion einier Wirtschaft in der Weise aufgebaut worden ist, da6 ein grofler Suhsistenzmittelfonds zuerst bedeutende Investitionen in Masehine:n (,,dauerhaftert" Anlagen) m6glie~ gemach~ hat, daft dann der Besitz dieser produzierten Produktionsmittel fortlaufend eine reiehe Versorgung der Bev61kerung m6glie~ gemaeht hat, dab dann seh.liefllieh doch diese ganze Anlage v611ig abge~fitzt und unbrauehb,ar geworden ist. Ein weiteres Beibehalten der bisher m6glichen reiehen Versorgung der Bev61kerung ist nur danrt m6glieh, w elan in der Zwisehenzeit ein ausreiehender ,,Erneuerungsfonds" zurfiekgelegt worden ist, ein Subsistenzmittelfonds, welchier die Bev61kerung in der Zeit des Wiederaufbaues der Produktionsmitlelanlagen; (und wMarend der Dauer der Produktion der erstert Produkte) versorgt. Fehlt dieser Fonds, so ist nut der ~bergang zu der .die! schmalste Versorgung gewiihrer~den Augenblieksprodukfiort m6glich. Ist dieser Erne~uerungsfonds nur gering, so wird der grbergang z;u eine:r in ge'ringerem Ausmafle Anlagen vort dauerhaften Produktionsmitteln verwendenden Produktion, zu einer Produktion in einem kfirzeren ProEine hier notwendige Einsehr/inkung wird in der Anmerkung S, 42 behandelt.
26
KAPITAL UND PRODUKTION
duktionsumwege notwendig sein, wdehe auch einen entsprechend geringeren Ertrag liefert. Dieses starre Schema sollte nut die Aufgabe des Erneuerungsfonds zeigen. Die Aufreehterhaltung einer k o n t i n u i e r lichen Gewinnung yon Konsumgiitern im Rahmen einer in der Form der Erzeugung und Verwendung yon dauerhaften Produktionsmitteln weite Produktionsumwege einsehlagenden Produktion wird nur irt der Weise erfolgen k6nnen, da6 forfiaufend eirt erttspreehender Teil des Produktes die Funktion des Erneuerungsfonds iibernimmt. Und mit diesem forflaufend bereitges.tellten Erneuerungsfonds wird die Nachschaffung aller jener produzierten Produktionsmittel erfolgert miissen, welche zum Ersatz der verbrauchten Anlagen notwendig sind. Wir wollen ein streng stilisiertes Beispiel brirtgen. In einer Volkswirtschaft erzeugen mehrere Fabriken in jeder Woehe je eine bestimmte Zahl y o n Rationen an Unterhaltsmitteln i m weitesten Sinne dieses Wortes. Die Fabrikerz brauchen ffir die fortlaufende Erzeugung die Leistungen yon Arbeitern und des weiteren Roh- und Hilfsstoffe, writhe zun~ichst unmittdbar aus der Na,tur gewonnen und dann yon anderen Fabriken verarbeitet werden. Wir nehmen dabei an, dab in alien den Fabriken, also sowohl bei der Erzeugung der fertigen Konsumgiiter wie auch bei der Erzeugung der Materialien bedeutende Anlagen yon (rdativ) dauerhaften Produktionsmitteln gegeben sind. Es ist sonach au6er dem Prozesse der laufenden Produktion der Subsistenzmittel aueh noch die laufende Wiedererzeugung der in den Fabriken gegebenen Anlagen notwertdig. Auch dieses geschehe in Fabriken, in welehen gleichfalls in weitem Ausmafle Anlagen vor~ produzierten Produktionsmitteln verwendet werden. Die Frage, die wir uns stellen, ist die: In welcher Weise
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
27
muff der regelmfiflig erzeugte Subsistenzmittelfonds (eine bestimmte Zahl yon Rationen an Unterhaltsmitteln in jeder Woche) verwende,t werden, damit diese Produktion fortlaufend aufrecht erhalten werden kann. Der Subsistenzmittelfonds kann immer nur zum Unterhalt yon Mensehen dienen, zugleich mit dem Verbrauche der Subsistenzmittel mull aber die Forfffihrung der P r o d u k t i o n erm6glicht werden in der Form des yon uns frfiher umsehrieberten ,,reproduktiven" Konsums. Es ist klar, daft da verschiedene Verwendungen des Subsistenzmittelfonds zu unterscheiden sein werden: 1. Der S,ubsistenzmittelfonds mul3 jene erhalten, welche in der Erzeugung des ferfigen Produktes beschfiftigt sind. 2. Der Subs isteazmittelfortds muff jene erhalten, welche in der Erzeugung der Ro,h- und Hilfsstoffe ffir die Erzeugung der Subsistenzmittel besch/iftigt sind. 3. Der Subsistenzmittelfor~ds muff jene erhalten, welche irt der Erzeugung yon Maschinen (relativ dauerhaften Produktionsmitteln) beschiiftigt sind, und zwar sowohl jener Maschinen, welch,e in der Konsumgfiterproduktiort unmittelbar gebrauch~t werden, wie auch jener Maschinen, welche in den der KonsumgfiteTerzeugung vorgelagerten Produktione~ verwendet werden. 4. Der Subsistenzmittelfonds muB schliefllich auch jene erhalter~, welche in der Gewinnung der Roh- und Hilfsstoffe, die in der Maschinenindustrie gebraucht werden, beschfifligt sind. Die Konsumgfiterproduktion muB also mit ihrem Ertrage auch die Erzeugung der dauerhaften Produktionsmittel und die Gewinnung der Rob- und Hilfsstoffe ,,alimentieren", d. :h~. sie muff diese Produktionen, welche ]a selbst nichts erzeugen, das als Konsumgut unmittelbar in Betracht kommt, mit jenen Konsumgfitern versorgen, welche zur Er-
28
KAPITAL UND PRODUKTION
haltung der in diesen Produktionen Beschfiftigten notwendig sind. Irt welcher Form diese Alimentierung vor sich gehen wird, h~ingt naturgem~iB yon der Art der Organisation der Wirtschaftsgesellschaft ab. I n der ffir uns aktuellen arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft wird dieser ProzeB im Wege des Tausches vor sich gehen, in der Weise, dab der Besitzer eines die fertigen Konsumgiiter herstellenden Unternehmens aus dem Ertrage seiner Produktion jene bezahlt, welche ihm origin~ire Produktionsmittel fiat die weitere Produktion zur Verffigung steUen, dann jene, welche ihm Roh- und Hilfsstoffe fibergeben, und schlieBlic~ jene, welche seinen Maschinenbestand ersetzen. Der Maschinenfabrikant wird wiederum mit jenem Fonds ,,arbeiten" k6nnen, welchert er aus dem Erl6s der von ihm erzeugten produzierten Produktionsmittel erh~ilt. Er wird seinerseits aus diesem Fonds jene bezahlen, welche ihm originfire Produkfionsmittel zur Verffigung stellen, ihm Rohstoffe verkaufen und ibm einen Ersatz ffir die verbrauchten Maschinen liefern. Ganz in derselben Weise werden die Erzeuger der Roh- und Hilfsstoffe ihre Produktion mit jenem Fonds art Konsumgiitern alimentieren, welchen sie aus dem Verkaufe ihrer Produkte erzielt haben. Das w/ire das einfaehste Schema. Alle diese Tauschakte werden nun auch fiber Zwischenh~inde gehen k6nnen. Es wird insbesondere oft m6glich sein, auf dem Wege fiber Zwischenh~inde Diskontinuit~iten zu fiberbrficken. So wird etwa ein Unternehmer, dessen Maschinenanlagen noch nicht zu erneuern sind ~, der aber bereits fortlaufe~d von seinem Produkte einen Teil zurficklegt, um mit diesem ErRiehtiger sollte es heiflen: fiir deren Erneuerung noeh keine Arbeitsaufwendungen notwendig sind. Im allgemeinen wird ja tier Prozefl der Wiedererzeugung in seinen ersten Stadien sehon sehr lange vor dem Auftreten des Bedarfes beginnen miissen.
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
29
neuerungsfonds spliter die Wiedererzeugung seiner Anlagen ,,alimentieren" zu k6nnen, diesen Subsistenzmittelfonds nicht in n a t u r a aufbewahren mfissen. Er kann ihn an jemanden iibergeben, welcher diesen Subsistenzmittelfonds erst sp/iter zurfickgeben wird; und von dieser Stelle aus kann - - da ja nicht die Rfickgabe derselben Stficke notwendig i s t dieser Subsistenzmittelfonds vorlliufig - wahrscheinlich auch im Wege einer Weitergabe - - zur Alimentierung einer anderen Produktion verwendet werden, aus deren Produkt dann die rechtzeifige Rfickgabe an jenen m6glich sein soil, welcher diesen Subsistenzmittelfonds zuerst als einen Erneuerungsfonds zurfickgelegt hat. Man kann sieh auch vorstellen, dab ein Subsistenzmittelfonds yon einer Konsumgiiterindustrie einer dieser Produkfion weit vorgelagerten Erzeugung yon Rohstoffen zugefiihrt wird, fiir welche die Konsumgfitererzeugung erst sparer eiimn Bedarf haben wird. Nach AbschluB dieser vorgelagerten Produktion wird die Konsumgfitererzeugung an Stelle des ErneuerurLgsfonds die jetzt ben6figten fertigen Rohstoffe (oder auek in einem anderen Falle: Masehinen) erhalten. Es wird sich nichts Wesentliches an der Sachlage iindern, wenn dieser Prozefi sehliefilich in der Geldwirtscbaft hinter dem ,,Schleier des Geldes" verborgen wird, wenn der Unternehmer, welcher einen Erneuerungsfonds bildet, gar nicht weifi, daft das Geld, das er aus dem Erl6s seines Produktes in seine Bank legt, ,,Repr/isentant" eines Subsistenzmittelf~ ist, wenn derjenige, welcher yon der Bank Geld leiht, gar nicht sieh dessen bewuflt wird, dab er damit einen irgendwo anders in der Volkswirtsehaft zuriiekgelegten Erneuerungsfonds an Subsistenzmitteln an sie~h zieht, dab er, wenn er das Geld zurfiekzahlt, diesen Erneuerungsfonds oder ein mit Zuhiffenahme desselben erzeugtes Produkt wiederum zur Verffigung stellt. Hier aber
~0
KAPITAL UND PRODUKTION
handelt es sich zunfichst datum, jene Vorg/~nge, welche sich in der Sph~ire der realen Giiter abspielen, klar darzustellen. Da ist zun~ichst festzuhalten, da6 die ganzen Anlagen der Wirtschaft an dauerhaften Produkfi'onsmitteln nur mit Zuhilfenahme eines Erneuerungsfonds, welcher in der Konsumgiitererzeugung entstanden ist, wiedererzeugt werden k6nnen, ganz so, wie die laufende FortfOhrung d e s einzelnen Produktionspro.zesses yon der Gewinnung des Rohstoffes bis zur Fertigstellung des Konsumgutes nur m6glich ist, wenn der for die Dauer dieses Prozesses notwendige Subsistenzmittelfonds zur VerfOgung steht. W e n n dieser zuletzt genannte Proze6 dem Falle der yon uns friiher beh,andelten Produktion entsprieht, in weleher ein Rohstoff ohne Gewinnung yon dauerhaften Produktionsmitteln zum fertigen Produkt heranreift, wobei ein Subsistenzmittelfonds die notwendige Alimentierung dieses Prozesses versorgt, so selden wir jetzt neben diesem Prozesse einen zweiten ablaufen, in welchem die Wiedererzeugung yon einmal erzeugten Anlagen erfolgt, wobei auch dieser ProzeB aus dem Ertrag an Subsistenzmitteln alimentiert werden mull. Zur Veransehauliehung der Zusammenh/inge sei das vorhin gebrael~te Schema als Ziffernbeispiel weiter ausgefiihrt. Nehmen wir an, dab yon dem Ertrag der Konsumgiiterproduktion im AusmaBe yon 50.000 Rationen in der Woche 10.000 an die in der Konsumgiitererzeugung verwendeten Arbeiter gegeben werden, ein ebenso groBer Beirag an die Lieferanten der Roll- und Hilfsstoffe, w/ihrend 30.000 Rationen den Erneuerungsfonds bilden. Dieser Erneuerungsfonds wird an jene Produktionen weitergegeben, welchie ' die in der KonsumgOterproduktion verwendefen Maschinen erzeugen. Hier dient das, was fiir die KonsumgiRererzeugung Erneuerungsfonds w a r , wiederum den gleichen Zwecken, wie im Rahmen der Konsumgi]tererzeugung das ganze Pro-
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
31
dukt: Es wird ein Teil (z. B. 10.000 Rationen) den besch/if, tigter~ Arbeitern iibergeben werden, einen Teil (10,000 Rationen) erhalten die Lieferanten yon Roh- und Hilfsstoffen, ein weiterer Teil (10.000 Rationen) dient wiederum als Erneuerungsfonds fiir die Wiedererzeugung der in dieser Produktion verbrauchten Anlagen. Jener Teil des Ertrages der Produktion an Subsistenzmitteln abet, welcher den Erzeugern der Roh- und Hilfsstoffe zukommt (je 10.000 Rationen yon der KonsumgiRererzeugung und yon den dieser vorge!agerten Produktionen), muB yon diesen wiederum den eben umschriebenen Verwendungen zugefiihrt werden. Es wird ein Teil (5000 Rationen) an die beschififtigten Arbeiter iibergeben w e r d e n , w/~hrend ein weiterer Teil (vielleicht ein gr6fierer Teil, etwa 10.000 Rationen) an jene i~ertragen wird, welche die origin area Produktionsmittel des Bodens zur Verfiigung gestellt haben, ein lefzter Teil (5000 Rationen) wird wiederum als Erneuerungsfonds fiir die verwendeten dauerhaften Produktionsmittel dienen mfissen. Wir nehmen hier schliefllich der Einfachheit halber an, daft die Erneuerung der Anlagen sowoM der die Rohund Hilfsstoffe erzeuge:nden Betriebe wie auch der die dauerhaften Produktionsmittel erzeugenden in Betrieben erfolgt, welche ausschlie61ich origin~ire Produktionsmittel verwenden. Wenn wit diesen Proze6 in seiner Gesamtheit iiberblicken, so seher~ wir, dab der gesamte Subsistenzmittelfonds, welcher Ertrag der KonsumgiRererzeugung ist, entweder direkt yon dieser oder aber yon dieser auf dem Umwege fiber andere Produktionen origin~iren Produktionsmitteln zugekommen ist, und zwar durchwegs Produktionsmitteln, welche an der weiteren Erzeugung des Produktes an Konsumgiitern beteiligt sind, und dies wiederum direkt in der Konsumgiitererzeugung oder aber in Produktionen, welche entweder Roll'- und Hilfsstoffe oder auch aus_
_
_
32
KAPITAL UND PRODUKTION
dauernde Produktionsmittd ( M a s e h i n e n ) , d i e irt d i e s e m P r o d u k f i o n s p r o z e s s e g e b r a u c h t w e r d e n , l i e f e r n ~. D a r i i b e r h i n a u s ist a b e r rtoehi eines f e s t z u h a l t e n . Die A u f w e n d u n g eines o r i g i n i i r e n P r o d u k t i o n s m i t t e l s i m R a h m e n d e r u m w e g i g e n P r o d u k t i o n muff - - w e n n die P r o . d u k t i o n in u n v e r ~ i n d e r t e m A u s m a f l e a u [ r e c h t e r h a l t e n w e r . d e n soll - - n a c h A b l a u f e i n e r g e w i s s e n Zeit a n d e r s e l b e n Stelle des P r o d u k f i o n s a b l a u f e s w i e d e r h o l t w e r d e n k 6 n n e n . U n d d a m i t das m 6 g l i e h ist, m u l l z u r r i c h t i g e n Zeit die ents p r e e h e n d e R a t i o n a n S u b s i s t e n z m i t t e l n z u r Verffigung 1 Wir haben in dem Beispiele die origin~iren Produktionsmittel, welehe der Boden hier zur Vexffigung stellt, ausschliefllich bei der Gewinnung yon Rob- und Hilfsstoffen und bei der letzten Stufe der Erneuerungen unmittelbar mitwirken lassen. Riehtiger w~ire es wohl, wenn wir diese Leistungen wenigstens in einem geringen AusmaBe (Boden ffir Fabriksanlagen usw.) auch in den anderen Stadien der Produktion einbezogen h~itten. Wir haben davon abgesehen, um die Darstellung nieht gar zu unfibersichtlich zu machen. Es ist fibrigens bei der Betraehtung der origin~iren Leistungen yon Grund und Boden zu beachten, dab eine ,,Bezahlung" dieser Leistungen aus dem Subsistenzmittelfonds als eine Alimentierung der Besitzer - - analog der notwendigen Alimentierung der Arbeiter - - nieht als eine notwendige Voraussetzung des Produktionsumweges angesehen werden kann, ~be:r die:se Frage soil sp~iter in einem anderem Zusammenhange gesprochen werden, u Das VerhMtnis der Aufteilung des Subsistenzmittelfonds durch die verschiedenen Stadien des Produktionsverlaufes ist hier durchaus willkfirlich gewfihlt. Es. ist klar, dab sieh die Relationen je nach dem Grade der Verwendung yon dauerhaften !nvestitionen sehr stark versehieben werden, f)brigens sei hier aueh gesa"gt, daft mit der hier dargestellten Verwendung des Ertrages an Konsumgfitern in keiner Weise eine endgtiltige L6sung der Frage der Aufteilung des Ertrages auf die einzelnen Produktionsfaktoren gegeben sein kann. Deshalb konnten wir hier auch die Frage vernachlfissigen, ob nicht in der Produktion Gewinne gemacht werden k6nnen, writhe fiber alas zur Be zahlung der origin~iren Produktionsmittel Notwendige und den Erneuerungsfonds hinausgehen.
83
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
stehen, mit welcher die AufwerLdung dieses origin/iren Produktionsmittels im umwegigen Produktionsprozesse erm6glieht wird. Wie das Einsetzen eines origin/iren Produktionsmitte:ls im Produktionsumwege heute nur dann m6glieh ist, wenn ffir dieses Produktionsmittel eine Ration an Unterhaltsmitteln zur Verffigung steht, so wird auch die Einsetzung dieses ~Produktionsmittels an derselben Stelle des Produktionsablaufes bei seiner Wiederholung nur dann m6glich! sein, wenr~ die h;eufige Aufwendung dieses Produktionsmittels ffir diesen sp/~teren Zeitpunkt die Sicherslellung der notwe'ndigen Ration an Unterhaltsmitteln ergeben hat. Die Zeitdauer, welehe vergehen wird, bis die Wiederholung des Einsetzens eines origin/~ren Produktionsmittels an derselben Stelle in gleichm~iBigem Ablaufe der Produkfion notwendig sein wird, wird durchaus verschieden sein. Bei den origin/iren Produkfionsmitteln (Arbeitern), welehe in der Konsumgfitererzeugung unmittelbar beseh/iftigt sired, wird bald ein Ertrag der Arbeit gegeben sein, unter Umst/~nden so bald, dab hinsicktlich dieser Produktionsmittel yon einem zeitlich fr~h, eren Einsetzen im Produktionsprozesse nieht gesprochen werden kann ~. Ffir jene origin/iren Produktionsmittel, welel~e der Erzeugung yon RohDer B~icker, welcher jeden Tag das fertige Konsumgut herstellt, arbeitet im letzten Stadium eines Produktionsumweges und hier kann die Zeit, welche zwischen dem Einsetzen der Arbeit und dem Erlangen des fertigen Produktes ablatfft, praktisch fiberhaupt aufler acht gelassen werden. (Der Arbeiter bekommt seinen Lohn erst nach Fertigstellung des Produktes.) Es wird abet hier unsere Darstellung ~r wenn wir annehmen, dab auch in der Konsumgfiterproduktion eine Alimentierung der Arbeiter aus bereits frfiher erzeugten Konsumgfitern erfolgt. Das ist durchaus nicht wirklichkeitsfremd. Insbesondere (mehr oder weniger) ,,dauerhafte" Konsumgfiter erfordern in der letzten Stufe der Produktion noch eine l~ngere Produktionsdauer. S't r i g 1, Kapital uad Produktion
3
34
KAPITAL UND PRGDUKTION
unid Hilfsstoffen fiir die Konsumgiiterproduktio,rt dierten, mull yon ihrem Einsetzen schon l~tngere Zeit bis zur FertigsteUung des Konsumgutes gewartet werden. Alle jene origin~iren Produktionsmittel abet, welche in der Erzeugung yon ausdauernden Produktionsmitteln besch~iftigt sin.d, ~ entweder unmi~telbar in dieser Erzeugung oder mittelbar durch Arbeit an der Gewinaung tier hier gebrauchtert Rob- und Hilfsstoffe ~ mtissen besonders lange warren, his durch die Verwendung dieses Produktionsmittels Produkte an Konsumgiitern erstehen, aus welchen ein Erneuerungsfonds abgespaltet werden kant,, der die Wiederholung der frtiher investierten Aufwendungen zum Zwecke der Erhaltung der ,,ausdauernden" Anlagert ermtiglicht. Gleichgtiltig aber, wie lange diese Zeit der Bindung einer produktiven Leistung im Produktionsumwege ist: Fiir jedes aufgewandte origin~ire Produktionsmittel mull fr~her oder sp~iter ein wirtschaft. licl~er Nachfolger in der Gestalt eines fertigert Konsumgutes entstehen, das bei Aufrechterhaltung der Produktion Wiederum zur Alimentierung eines origin~iren Produktionsmittels dierten muff, das an der gleichen Stelle eingesetzt wird und dann wiederum durch die gleiehe Zeit bis zur neuen Herstellung eines Konsumgutes warten muB. Es ist ja klar, dab fiir dieses neuerliche Einsetzen eirtes orig~/ir,en Produktionsmittds im Produktio,nsprozeB aueh rechtzeifig eine Ration des Subsistenzmittelfortds zur Verfiigung stehen mu6. Wir werden erst sp/~ter in eirtem viel umfassenderen Rahmert die Frage zu behandeln haben, welches mengenm~il3ige Verh/iltnis zwisehen Produktionsmittel und Produkt besteht. Dann erst wird auch die Frage nach einem Oberschufl fiber die Aufwendungen zu behandeln sein. Hier ist etwas anderes Problem. Wenn ein Produktionsumweg aufrecht erhalte:n werden soil, so ist dies nur in der Weise m6glich, dab immer wieder diesdben
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
35
Quaaatit~iten an origin/iren Produktionsmitteln eingesetzt werden, und zwar immer wieder in demselben Stadium des in der Zeit ablaufenden Produktionsprozesses. Und da im Produkfionsumweg immer zwischen dem Einsetzert eines originfiren Produktionsmittels und dem Erlangen eines Ertrages eine Zeitspanne vergeht, da dieses gegenfiber dem Erlangen des Ertrages zeitlich vorangestellte Einsetzen des Produktionsmittels nur dadurclx m6glich: ist, dab ein Subsistenzmittdfonds zu diesem Zeitpunkte zur Verffigung steht, so muB be4 Aufrechterhaltung der Produktion immer wieder aus dem Ertrage desselbert etwas ffi,r die Wiederholung des Produktionsumweges zur Verftigung ~tetren. Die Synchronisierung der Produktion wird es freilich im allgemeinen m6glich machen, dab ein origin~ires Produktionsmittel im regelm~!3igen Ablauf der Produkfiort immer wieder an derselbe~ Stelle eingesetzt wird. Man darf es aber nieht als eine Selbstverst/indliehkeit anseh:en, dab dieses Produktionsmittel auetr immer die notwendige Ration an Subsistenzmittelrt bereit finder. Hier sollte zunJichst nur gezeigt werden, dab die Orientierung der Produktion auf ein rechtzeitiges Beistellen yon Subsistenzmitteln ffir jedes notwendige Einsetzen vor~ origin~ren Produktionsmitteln Voraussetzung daffir ist, dab die Produktion unver~indert aufreehterhalten werden kann. Es ist zu beaehten: Das Einsetzert eines origin/iren Produktionsmittels in einem Produktionsumwege f/illt unter allen Ums t~inden zusammen mit der Aufwendung einer Ration a n Subsistenzmitteln in diesem Zeitpunkte. Es ist hi'er gleieh ob man sagt: Wir verwenden heute eine besfimmte Menge Arbeit, deren Ertrag erst in einem Jah're zu erzieler~ sein wird, ~ oder aber ob man sagt: Wir invesfieren heute eine bestimmte Anzahl yon Rationen des Subsistenzmittelfonds, welche das Einse~en dieser Arbeits3*
36
KAPITAL UND PRODUKTION
krEfte erm6glichen. Beides sind Ausdriicke fiir ein urLd denselben Prozell. Wir k6nnen yon einem gegenfiber dem Erzielert des Produktes zeitlich friiherea Aufwenden v0n origirtiiren Produktionsmitteln ganz so wie yon eirmm In. vestierert yon Rationen an Subsistenzmitteln sprechen, s c h o n in dem einfachstert Falle des in einem Zuge eine Produktion yon Anfang his zum Ende ohne dauerhafte Anlagert durchffihrenden Produktionsprozesses. W i r k6nnen diese Formel artwenden auch ffir die laufende Produktion einer mit grofien Anlagen vort dauerhaften Produktionsmittelrt arbeitenden Produktion wie auch far den~ Prozel3 der Erzeugung yon Masehinen und anderen dauerhaften Produktionsmitteln. D e r Arbeiter im Erzbergwerk muff germu so fortlaufend seinen Unterhalt erh!alten wie der Arbeiter in der Lebensmittelindustrie, der Arbeiter in der Maschinenfabrik ganz so wie d e r Arbeiter in tier Weberei. Alle diese Aufwendungen yon Arbeitskrfiften sind Aufwendungen im Produktionsumwege, sie w/~rert n i c h t m6glich, w e n n nicht vorher ein Subsistenzmittelvorrat geschaffen worderL w/ire, welcher zum Unterhalte der Arbeiter zur Verffigung steht; und es w/~re die fortlaufende Produktion nicht m6glich, wenn nicht jedesmal, sobald die Arbeit an einer bestimmten Stelle zu erbringen ist, wiederum eir~ neuer Subsistenzmittelvorrat zur Verffigung stiinde. Es ist auch klar, dab erst die mannigfaltige Synchronisierung der Produktion es bewirkt h!at, dab in allen StuferL der Produktion eine konfinuierliche Arbeit m6glich ist, wobei freilich die Alimentierung der einzelnen Arbeitsleistung im Produktionsumwege nut aus dem Ertrage eines bereits frtiher durchgelaufenen Produktionsprozesses m6glich ist. Erst dort, wo im letzten Akte der Konsumgfitererzeugur~g zwisehen dem Einsetzen der lenten Arbeitsleistung und dem Erlangen des ferfigen Produktes kein ffir die hier vorlieger~de Problematik relevanter
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
87
Zeitraum verstreieht, kaim ein origin/ires Produktionsmittel aufgewendet werden, ohne daft sch0n frfiher ein Subsistenzmittelfonds zu seiner Versorgung zur Verffigung steht. Wo origin~ire Produktionsmittel zur Erneuerung der Anlagen yon (relativ) dauerhaften Produktionsmitteln dienen, mOB ein Erneueru~ngsfonds beschafft werden. Wir haben Wert darauf gelegt, zu belonen, daft ein solcher Erneuerungsfonds nut in der Konsumgiitererzeugung gewonnen werder~ kann und daft fibe.rall dort, wo in vorgelagerten Produktionen eine Erneuerung der Anlagen notwendig ist, diese Erneuerung nut in der Weise m6glich ist, daft aus dem dieser Produktion yon der Konsumgfitererzeugung iibertragenen Subsistenzmittelfonds ffir diese Erneuerung Konsnmgiiter zur Verffigung stehen. Eine Konsumgfi'terindustrie, welche mit dauerhaften Produktionsanlagen versorgt ist, kann eine Zeitlang weiterarbeiten, auc~ wenn eine Erneuerung nicht erfolgt, wenn in derr Schwankungen der Wirtschaf~ die Abspaltung eir~es Erneuerungsfonds. aus dem Ertrage nicht m6glich ist; diese Produktion wird erst dann steher~ bleiben, wenn die Anlagen verbraucht u nd v611ig abgenfitzt sin& Die Produktionsmittelerzeugung a b e t ist. in ihrem ganzen Umfange davon abh~ingig, daft sie aus der Konsumgfitererzeugung durch Hingabe des Erneuerungsfonds alimentiert wird; sie wird stehen bleiben, sobald in dieser Produktion kein Erneuerungsfonds geschaffen wird. Der in der KonsumgOterproduktion bereitgestellte Erneuerungsfonds ist der wirtschaftliche Nachfolger der Aufwendungen in der Erzeugung yon dauerhaften Produktionsmitteln und die neuerliche Bereitstellung dieses Fonds ist die Voraussetzung daffir, daft die Produktionsmittelerzeugung an der Ern,euerung der dauerhaften Anlagen der Kon. sumgfiterproduktion a rbeiter~ kann. Wenn wir nun gezeigt haben, daft ffir jedes Einsetzen yon
38
KAPITAL UND PRODUKTION
origir~ren Pr(~duktionsmitteln in der Erzeugung dauerhalter Produktionsmittel bei Aufrechterhaltung der Produktiort darm, werm die Erneuerung rto twendig ist, ein wirisehaftlic!aer Naehfolger in der Gestalt des wiedererzeugten Subsistenzmittelfonds da sein~ muff, weil nut unter dieser u ein neuerliches Eirtsetzert dieses Produktionsmittels m6glieh ist, so ist damit jede Aufwendung im Prozesse der Erzeugung vort Produktionsmitteln in die Problematik der Produktionsumwege resflos eingebaut: Bei jeder Einsetzung yon origin/aren Produktionsmitteln muff auch in jedem Teilprozesse der umwegigen Produktion ein Subsistenzmittelfonds vorhanden sein. Freilich ist die Lage hier wesenflich komplizierter als bei dem ersten Sch;ema, an dessen Hand wir die Rolle des Subsistenzmittelfortds im Produktionsumwege dargelegt haben. Es drying[ sich die Frage auf, dutch welche: Reaktionen die Wirtschaft bei diesem komplizie:rtem Aufhau der Produktionsumwege ihre Lenkung finden wird. Hier war es zun/ichst unsere Aufgabe, darzulegen, in welcher Weise die Produktionswege ausgebaut sein mtissen, damit ein dauernder Ertrag der Produktion zu erwarten seirt wird. Art diese Lehre yon den Produktionsmitteln werden wit sp~iter arrzuknfipfen haben. w 5. DIE GESTALTEN DES KAPITALS Wir haben bei der Analyse der Produktionsumwege uns darauf beschrfinkt, die Verh/iltnisse in d e r Gfiterwelt zu bet rachten. Die Problemstellung war die, dab wir gefragt haben, was Voraussetzung daffir ist, dab die Produktion sich die Vorteile der mit der Einschlagung von Produktionsumwegen verbundenen Ertragssteigerung zunutze machen kann. Wir haben diese Voraussetzung gefunden in dem Vorlmndensein eines Subsistenzmittelfonds, Wir haben dann
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
39
weiter bei der Betrachtung tier Produktionsumwege versehiedene besonders geartete Giitervorr~ite gefunden, deren Entstehen einerseits Wirkung des Einschlagens yon Produktionsumwegert war, derert Aufwendung aber anderseits fiir die weitere Fortfiihrung des Produktionsumweges notwendig ist, und die schlie61ich bei Aufrechterhaltung der Produktionsumwege immer wieder von neuem erzeugt wet.den miissen. Wenrt wir rtun alle jene Giiterkomplexe, welchen wir bei dieser Betrachtung begegnet sind, abschlieflend betrachter~ wollen und wenrt wir sie dabei als die verschiedenen Ausgestaltungen des Kapitals umschreiben wollen, so sei neuerlich mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, dall wir hier nicht den geringsten Anlafl haben, den allerengstert Kontakt mit den Verh~ilmissert der realen Produktionsmittel aufzugeben. Kapital verwerrdende Produktion hei6t Produktiort im Produktionsumwege. Problem ist ~ur, was in diesem Bereich geschieht. Da spielt weder irgendein der Geldwirtschaft spezifisches Moment herein, noch irgendein Moment der sozialert Organisation der Wirtschaft, noch w eniger darf da irgend welchen Irrealit~tten eirter abstraktert WeK eine Rolle zugeschrieben werden. W i r unterscheiden nun drei Formen des Kapitals, wdche wir zugleich mit Namen belegen wollert: . . . . . " Das ist jermr Subsistenzmittelfonds 1. ,,Freies Ka pltat. (Vorrat an Konsumgiitern), welcher fiir die Alimentierung yon Produktionsumwegen zur Verftigung gestellt wird. 2. ,,Zwischenprodukte". Das sind Rob- urrd Hilfsstoffe in den verschiedenert Stadien der Verarbeitung vor der Ferfigstellung des Konsumgutes. (Die Rohstoffe rte:hmert im Laufe der Verarbeitung die F o r m des ,,heranreiferrden" Konsumgu~s an.) 3. ,,Fixes (festes)Kapitar' (,,relativ a usdauernde Produk' tionsmitter': Maschinert u. a.). Das sind produzierte Pro-
40
KAPITAL UND PRODUKTION
duktionsmittel, welche fiir eine Mehrzahl yon einzelnen Produktionsprozessen verwendet w erder~ k6nnen. Zwischenplrodukte u n d fixes Kapital sind Gfiter, welche dem Produktionsumwege eigentfimlich sind; wir bezeichnen sie mit dem Ausdrucke ,,Kapitalgfiter". Konsumgfiter dagegen s:ind niemals yon sic.h: aus Kapital, sie fibernehmen die Funktior~ 4es Kapitals nur dann, wean sie in eirmr bestimmten Weise verwende{ werden, welche wir frfih:er mit der Formel ,,reproduktiver l x o n s um6~ umschrieben haben, wenn sie also der Alimentierung y o n Produktionsumwegen gewidme{ werden. Zwischenprodukte und freies Kapital dienen jeweils dem einzelnen Produktionsprozesse, sie k6nnen demnach gegenfiber dem ,,konstanten" fixen Kapital als ,,durchlaufendes" Kapital (,Betriebskapital") bezeichnet werden; es muB aber beachtet werden, daft durchlaufendes Kapital auch im Prozesse der Erzeugung von fixem Kapital gebraucht wird. Der ProzeB der im Produktionsumwege arbeitenden Produktion ist durch die Verwendung dies;er drei Formen des Kapitals bestimmt-Es wird durch, einen Vorrat an freiem Kapital m6glich, gemacht, dab origin are Produktionsmittel zuerst in der Erzeugung yon Zwischenprodukten verwendet werden, welche erst im Ablaufe einer l~ingeren Zeit zum ferfigen Produkte h e:ranreifen. Eine besondere Ausgestaltung der umwegigen Produktion liegt dann vor, wenn aul]erdem noeh: ~ und das ist gleichfalls nur unter der Voraussetzung eines Vorrates an freiem Kapital m6glich o rigin~ire Produktionsmittel i n der Erzeugung yon fixem Kapital verwende{ werden, welches dann sp~iter unter Heranziehung yon Zwisehenprodukten und unter Zusetzung yon weiteren origin~iren Produktionsmitteln das fertige Produkt erzeugt. Weil aber die Produktion eines Kapitalgutes immer nur unter Heranziehung eines Subsistenzmittel,
TT"
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
41
forLds mSglich, ist, w e l c h e r diese P r o d u k t i o n , die ja n o c h k e i n e K o n s u m g i i t e r erzeugt, a l i m e n t i e r t , mull j e d e m Kapitalgute ein freies K a p i t a l zeitlich vorangeganger~ sein. D a s K a p i t a l g u t i s t d u t c h A u f w e n d u n g y o n f r e i e m K a p i t a l entstanden.
Neues Kapital kann demnach ausschliefllich in tier Form oon rreiem Kapital gebildet werden, Es k a n n neues K a p i t a l n u r in d e r W e i s e e n t s t e h e n , daft fertige K o n s u m g i i t e r ,,ges p a r t " w e r d e n u n d in d e r W e i s e v e r w e n d e t w e r d e n , daft sie die E i n s c h l a g u n g eines P r o d u k t i o n s u m w e g e s e r m S g l i c h e n ~. Das gilt n i c h t n u r f~r d e n F a l l d e r Bildung y o n n e u e m Kapital, w e l c h e s d e n B e s t a n d d e r V o l k s w i r t s c h a f t an Kapital v e r m e h r e n solt, das gilt a u c h fiir jede E r n e u e r u n g y o n Kapital, w e l c h e s in d e r W i r t s c h a f t e i n m a l i n v e s t i e r t w o r d e n ,ist. E i n j e d e r P r ~ d u k t i o n s u m w e g b e g i n n t mit d e r InvestieDie Lehre yon den Produktionsumwegen ftihrt zur Lohnfondstheorie fiber die These: Eine Verwendung ,con origin/iren Produktionsmitteln im Produktionsumwege ist ohne Vorsorge ftir die Alimentierung derselben nicht mSglich. Wit haben gesehen, daft da ein Lohnfonds entweder im voraus angesammelt sein oder aus dem Ertrage eines anderen Produktionsablaufes zur Verfiigung gestellt werden mull. Hier sei zu einem mSglichen Einwand etwas gesagt: Nehmen wit an, daft die Fischer, in dem Beispiel Roschers ihr Kapital in d e r Weise bilden, daft sie ihren Konsum einschr~inken, nut den halben Tag ftir das Fangen yon Fischen verwenden, w~ihrend sie die fibrige Arbeitszeit zum Erzeugen yon Kapitalgiitern verwenden. Eine Subsumtion in unsex Schema ist auch da leicht m6glich. Wit unterscheiden zwei nebeneinander laufende Produktionsprozesse:; die in dem einen erzeugten Konsumgiiter dienen auch zur Alimentierung der anderen umwegigen ~ Produktion. Entscheidend ist, dab die MSglichkeit des Produktionsumweges auch da ,con der Alimentierung abhfingig ist. Das gilt auch fiir den Fall, dab gewissermaflen eine Substituierung des Lohnfonds dutch Konsumeinschr~inkung gegeben ist oder ~ wie wit alas spfiter formulieren werflen ~ die ,,Virulenz" eines Subsistenzmittelfonds dutch Verringerung der Rationen, in welchen er verzehrt wird, vergrSllert wird.
42
KAPITAL UND PRODUKTION
r u n g von freiem Kapital, jeder weitere Sctzritt im P r o d u k tionsprozesse bedeutet eine n e u e A u f w e n d u n g yon freiem Kapital. D i e D a u e r der Bindung dieses freien Kapitals w i r d verschieden lang sein, es w i r d a u c h die Gestalt d e r Kapitalgfiter, welche aus d e r Bindung vort freiem Kapital entstehen, eine v e r s c h i e d e n e sein, je n a c h d e m ob dauerh'afte Kapitalgfiter erzeugt w e r d e n oder ob die, Irtvestitiort die Gestalt yon Zwischertproduktert a n n i m m t ; in beiden F~illen a b e r ist die Bindung des Kapitals n u r eine zeitweilige, es wird das frfiher einmal gesparte u n d d a n n irLvestierte freie Kapital schliefllich in der Gestalt y o n Konsumgfitern wied e r u m ,,frei". Soll die Produktion: a u f r e c h t e r h a l t e n werden, so muff dieses f r e i g e w o r d e n e Kapital w i e d e r u m in den P r o d u k t i o n s u m w e g eingeworfen werden, yon n e u e m das Einsetzen yon origirt~iren P r o d u k t i o n s m i t t e l n in einem zeitraubendert P r o d u k t i o n s u m w e g ,,alimentieren"; w e r m das nicht geschieht, so w i r d diese P r o d u k t i o n ffir die rt~ichste Produktio,nsperiode u n t e r b l e i b e n mfisserP. Das einmal ges p a r t e freie Kapital muff, w e n n es n a c h seiner zeitweiligen 1 Wenn wir davon ausgehen, dab jedes investierte Kapital mit Notwendigkeit wiede,r freigesetzt werden muff und dab eine Wiederholung jeder Kapitalaufwendung notwendig ist, so betrachten wir dabei im Grunde genommen nur einen Tell des Prozesses der Kapitalaufwendungen. Es gibt zun~iehst auch Invesfitionen, in welchen eine Wiederholung der Kapitalaufwendung nicht notwendig ist; das wird bei manchen Arten der Verbesserung yon Grund und Boden gegeben sein. Hier kann eine einmalige Kapitalaufwendung dieses originfire Produktionsmittel in einer fiir alle Zeiten verbesserten Form der Produktion zur Verffigung stellen. Ein ganz deutliches Beispiel: Abtragen eines bei der Bearbeitung eines Feldes im Wege stehenden Felsblockes. Die einmalige Investierung des Kapitals gibt eine dauernde Steigerung des Ertrages. Wir behandeln diese F~ille im folgenden nicht welter und weisen hier nur daratff hin, dab derartige Aufwe,ndungen bei Geltung eines auf dem Markte gebildeten ZinsfuBes ihre
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
4:3
B i n d u n g in e i n e m Z w i s c h e n p r o d u k t e o d e r irt e i n e r fixen K a p i t a l a n l a g e w i e d e r u m frei wird, irt d e r KapitalfurLktion belassen werden, werm der Produktionsumweg wiederholt w e r d e n soil. Eirten r e c h t t r e f f e n d e n A u s d r u e k h a t h i e r G. A k e r m a n g e p r ' ~ t , w e l e h e r y o n , , b e i b e h a l t e n e m S p a r e n " s p r i c h t : Es gertiigt z u r A u f r e c h t e r h a l t u n g e i n e r eine dauernde Versorgung ermSglichenden zeitraubertden Prod u k t i o n nicht, dafl e i n m a l g e s p a r t w o r d e n ist; es mull vielm e h r d a s f r e i e Kapital, d a s in d i e s e r P r o d u k t i o n i n v e s t i e r t Rentabilit~itsrechnung auf Grund des erwarteten Mehrertrages ohne Schwierigkeit aufstellen kSnnen. Neben diesem Falle kann bier noch ein zweiter Fall Beachtung verdienen: dab n/imlich die erste Aufwendung yon Kapital grSfler ist als alas Attsmall der Aufwendungen, welche sp~iterhin zur Aufrechterhaltung des Produktionsmittels notwendig sind. Als Beispiel kSnnen auch bier gewisse Meliorierungen gelten. Es ist selbstverst~indlich, dab bier tier Vergleich zwischen Aufwendung der ersten Investition und tier Grffle des ,,Erhaltungsbeitrages", welcher an die Stelle des Erneuerungsfonds tritt, nut fiber eine Zinsrechnung mSglich i s t . - Die im Texte vertretene Auffassung der Kapitalverwendungen entspricht wohl dem praktisch weitaus bedeutenderen Umkreis derselben. Wit brauchen sie deshalb, um auf diese Grundlage sp~iter die Bedingungen fiir den Ablauf einer ,,statisch" (alas soll soviel heiflen wie station~ir)ablaufenden Wirtschaft darstellen zu kSnne:n. Ein solcher Wirtschaftsablauf mull die immer wiederkehrende Wiederholung derselben Aufwendungen an Investitionen bringen. Die Formulierung tier Bedingungen ffir diesen Wirtschaftsablauf bedeutet gleichzeitig die Formulierung der Voraussetzungen dafiir, dafi ein bestimmter Ertrag der Produktion immer wieder erzielt werden kann; es sind also sozusagen die Mindestforderungen zu formulieren, deren Erffillung eine Verarmung tier Volkswirtschaft verhindert. In diesen Prozefl kfnnen einmalige Investitionen, welche nicht im vollen Ausmafle erneuert werden miissen, nicht einbezogen werden. Der statische Ablauf bedeutet ja, dab jede Aufwendung wiederholt werden mull und unsere Aufgabe ist es, die Voraussetzungen ftir die MSglichkeit dieser Wiederholungen zu formulieren. Gegeniiber dieser Aufgabe tritt fiir uns die Frage nicht wiederholbarer Investitionen an Bedeutung ganz zurfick.
44
KAPITAL UND PRODUKTION
worden ist,gleichgfiltig ob es z u m Z w i s c h e n p r o d u k t o d e r zur fixen K a p i t a l a n l a g e g e w o r d e n i s t n a e h seiner F r e i s e t z u n g y o n n e u e m investiert w e r d e n . J e d e B i n d u n g y o n f r e i e m K a p i t a l b e d e u t e t eine m e h r o d e r w e n i g e r weit g e h e n d e E i n s e h r / i n k u n g d e r m 6 g l i c h e n V e r w e n d u n g e n . f f i r das Kapital. F r e i e s K a p i t a l k a n n in jede m 6 g l i e h e V e r w e n d u n g in e i n e m P r o d u k t i o n s u m w e g e eingewiesen w e r d e n . W e n n a b e r freies Kapital etwa zur Gewinh u n g y o n E i s e n v e r w e n d e t w o r d e n ist (in d i e s e m Kapitalgute ,,inves.tiert" w o r d e n ist), so ist der B e r e i c h seiner w e i t e r e n V e r w e n d u n g e n bereits ein b e s e h r / i n k t e r ; es ist aber n o c h i m m e r die M6gliehkeit offen, dieses E i s e n e n t w e d e r als Z w i s c h e n p r o d u k t zu einem fertigen K o n s u m g u t e (z. B. A u t o m o b i P ) h e r a n r e i f e n zu lassen, es k a n n a b e r a u c h z u r E r z e u g u n g einer Maschine, eines festen Kapitals verwer~det 1 Das ausdauernde ,,Konsumgut" sollte im Grunde nicht als Konsumgut im strengen Sinne aufgefaflt werden. Das, was da konsumiert wird, sind die ,,Nutzleistungen", deren ,,Tr/~ger" das ~ausdauernde Konsumgut ist. Dieses w/ire richtigerweise als ein ausdauerndes Kapitalgut aufzufassen das o f t - abet nicht immer, s o z. B. ein Wohnhaus oder auch ein Automobil - - o h n e weitere Aufwendungen yon Produktionsmitteln seine Nutzl~stungen ffir den Konsum zur Verffigung stellt. Dieser Auffassung steht allerdings der Umstand entgegen, dab man auch heute noch zu gerne an einem ,,Substanzbegriff" des Gutes festh/ilt. Wenn aber das ausdauernde Konsumgut als Kapitalgut a ufgefaflt wird, so ergibt sich hier ohne Schwierigkeit die Einbeziehung in das Problem der Erneuerung, Die ,,statische" Erhaltung des Hausbesitzes z. B. erfordert die st/indige Abspaltung eines Erneuerungsfonds aus dem Ertrage. Wir befassen uns im folgenden nicht weiter mit der Frage der ausdauernden Konsumgfiter.-- Eine weitere Verl/ingerung yon Produktionsumwegen wird unter dem hier entwickelten Gesichtspunkte wohl auch dann anzunehmen sein, wenn bessere, 1finger ausdauernde Konsumgfiter erzeugt werden. (B6hm-Bawerk spricht da yon einer ,,wichtigen Parallelerscheinung der kapitalistischen Produktionsumwege".)
DIE KAPITALISTISCHE, PRODUKTION
45
werden. Die Masclline wiederum karm unter Umst/inden noeh: einen sehr weiten Verwendungsbereieh haben :(eine einfache Drehbank, aueh die einfachsten Werkzeuge geh6ren hie:rher), sie kann aber aucl~ sclmr~ ffir eine ganz bestimmte Verwendung spezialisiert sein (eine komplizierte Textilmasehine), aul]erh!alb weleher sie praktisch fiberhaupt nicht mehr brauchbar ist. So nimmt das freie Kapital im Ablaufe der Produktion eine mehr o d e r weniger ,,spezifische"~ Gest.alt an, so dab nur meh,r ein engerer Verwendungsbereich offen steht. Der Prozefl d e r Verwandlung d e s freien Kapitals in Kapitalgfiter, welche oft einen hoch spezifisehert Charakter haben, welche abet i m m e r gegenfiber den M6gliehkeiten ffir die Verwendung des freien Kapitals einen wesentlieh, einge, schr~inkten Verwendungsbereich haben, ist nun aber yon der gr6flten Bedeutung, wenn die Bindung des freien Kapitals in Hinblick auf die M6glichkeit, das Kapital im Produktionsprozesse anders zu verwenden, in Frage steht, Und das wird in zwei Hinsichten yon Bedeutung sein. Erstens dann, wenn die Umstellung yon Kapital aus einer Produkfion in eine andere in Frage steht, well ein Fehler in der Lenkung der Produktiort dazu geffihrt hat, dag yon einer Art an Konsumgfitern zu viel, yon eirter anderen zu wenig erzeugt wird, so dab die Produktion der Gestaltung der Nachfrage nicht angepal3t erscheint. Zweitens aber kann bier z u m Problem werden, dab die Investierung yon freiem Kapital in zu langen Produktionsumwegen erfolgt ist, so dab sich ein Aufbau der Gfiterversorgung der Wirtsehaft ergibt, in welchem neben vielen Kapitalgfitern zu wenig freies Kapital gegeben ist. In beiden F~illen wird die Dieser Ausdruck in Anschlufl an die Terminologie Wiesers bei Hayek.
46
KAPITAL UND PRODUKTION
Tatsache, dab Kapita,lgiiter, welche eine spezifische Form angenommen haben, nicht gebraueht werden, dal] vielmehr an ihrer Stelle andere Giiter ~ start tier Kapitalgiiter Konsumgiiter in zweitem Falle oder abet im ersten Falle start der tats~ichlich gegebenen Kapitalgiiter andere ~ deshalb zu Sehwierigkeiten fiihren, weil die spezifisehe Qualit/it der Kapitalgiiter Umstellungen ersehwert. Aus der Tatsache abet, dab in Kapitalgfitern investiertes freies Kapital nicht dieselben Funktionen ausiiben kanrt wie das freie Kapital, ergibt sich das Problem der Liquidit~it der Kapitalanlage als ein Problem der Gestaltung des Kapitals. Die Zeit der Bindung des freien Kapitals wird am kiirzesten sein bei einem freiert Kapital, das zur Beschaffung yon origin~iren Produktionsmitteln in der Konsumgiitererzeugung dient; sie wird sel~on l~inger sein, wenn freies Kapital origin~ire Produkfionsmittel in der Erzeugung vor~ Rob; und Hilfsstoffen alimentiert, sie wird a m l~ingsten sein, wenn das freie Kapital dazu dient, origin~ire Produktionsmittel in die Erzeugung yon dauerhaften Kapitalgiitern zu lenken. W e n n eine iiberm~il3ige Investierung yon Kapital vorgenommen ist, dann sind wohl Anlagen in der Wirtschaft, welehe einmal das Erzeugen yon Subsistenzmitteln erm6glichen wtirden, es fehlt aber zur Zeit an freiem Kapital, welches die Fortfiihrung der Produktion erm6glicht. Dieser Tatbestand kann am sch~irfsten in der Formal dargestellt werden, dab jedes Kapitalgut und insbesondere jedes dauerhafte Kapitalgut eine entsprechende M e n g e vo~ freiem Kapital als komplemenffires Gut erfordert, wenr~ es zur Versorgung der Wirtschaft beitragen solP. Es ist dann, wenn Die Lehre yon den komplement/iren Giitern ist yon Menger entwickelt worden.-- Eine Ausnahme gegeniiber dem oben angefiihrten Grundsatze ware nur dann gegeben, wenn es sich um Kapitalgfiter handelt, welehe ber eits in einem so konsumnahen Zustande der Vet-
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
47
Kapitalanlagen die notwendige Erg/inzung an freiem Kapital nica~t finden, eine ,,Disproportionalitfit" im Aufbau der Proportion gegeben, es ist freies Kapital ,,feh~lge,leitet", indem es in zu groflem Ausmal3e in Anlagen investiert worden ist, ohne dab genfigend freies Kapital bereitgestellt ware, w.elehes die, Fertigstellung der Produktion erm6glicht. Urtd wenrL man den T,atbestand festhaltert will, dab da das freie Kapital in zu groflem Ausmafle gebundert worden ist, so kann man sagen, dab alas Kapital immobilisiert ist, dab die Kapitalanlagen illiquid gewordert sind. G:anz trivial ausgedrfick[: Es sind Maschlnert und Rohstoffe da, abet zu wenig yon dem, was die Mertsch,en, welehe arbeiten sollen, zu ihrem Lebensurtterhalte brauchen; die Arbeiter k6nnen nieht auf Vorsehufl arbeiten, solange sie nichts zu leben haben. W e n n es der normale Ve:rlauf j eder Verwendung yon freiem Kapital ist, dab dieses naeh Ablauf einer Zeit der Bindung wiederum zum ,,liquiden" freien Kapital wird, so ist bei tier Immobilisierung das Kapital in zu weitem Ausmal3e in Verwerrdungen gelenkt worden, aus welchen es nieht reehtzeitig und deshalb fiberhaupt nicht freigesetzt werdert kann. Denn der einzige Weg, um freies Kapital, das einmal gebunden (investiert) wordert is[., wiederum freizusetzen ist der, dab der einmal tmtern,ommene Produktionsumweg bis zum Absehlusse durchgefiilxrt wird: Erst wenn ein Produkt an Konsumgfiterrt da ist, ist das einmal gebundene Kapital aus der Bindung wieder losgel6st worden. Es ist klar, dab eine fiberm~ifiige Bindung yon freiem Kapital identisc~ ist mit der Wahl zu langer Produktionsumwege. Die ,,richtige" Lfingo der Produkfionsumwege ist ja dann arbeitung sind, daft ohne einen-- hier relevanten ~ Zeitverlust fea-tige Konsumgiiter hergestellt werden k6nnen. Ffir die hier angestellten allgemeinen Erw/igungen fiber die Liquiditiit yon Kapitalanlagen kommen diese Ausnahmen nicht weiter in Betracht.
48
KAPITAL UND PRODUKTION
gegeben, w e n n die P r o d u k t i o n s u m w e g e so weir ausgedehnt sind, als bei dem v o r h a n d e n e n Vorrate an freiem Kapital gerade mSglich ist, ohne dab ein AusfaI1 in dem Nachschub an P r o d u k t e n stattfindet ~. W e n n der n o r m a l e Prozefl der Liquidierung vo.n Kapitalanlagen, die F o r t f i i h r u n g tier in Aussicht germmmenen Produktion, infolge Mangel an freiem Kapital rLicht durchgefiihrt w e r d e n kann, so wird eine Verkfirzung der P r o d u k t i o n s u m w e g e notwendig sein. W i i r d e die BevSlkerung es fiberhaupt nicht rechtzeitig merken, daft zu weite P r o d u k t i o n s u m w e g e eingeschlagen w o r d e n sind, und wiirde sie das freie Kapital v e r z e h r e n und investieren ~, ohne ffir die rechtzeitige W i e d e r e r z e u g u n g vorzusorgen, und wfirden d a n a der BevSlkerung zwar halbfertige P r o d u k t e aber keine Konsumgiiter zur Verfiigung stehen, so, muff jeder P r o d u k t i o n s u m w e g eingestellt w e r d e n und die Produktion auf Augenblicksproduktion umgestellt werden. D a r a u f h a b e n wir schorL hingewiesen. Tats/~chlich wird es aus zwei Griinden nicht so weit k o m m e n miis,sen. Erstens Die Wahl zu kurzer Produktionsumwege wird dazu fiihren, dab der Vorteil der Ausdehnung der Produktionsumwege, die Steigerung des Ertrages, nicht erreicht wird. Es wird sich dies ~ullern in einer fibergroflen Liquiditfit, also in einer besonders reichen Versorgung mit freiem Kapital, welcher auf der anderen Seite sp/iter ein geringerer Ertrag der Produktion gegeniiberstehen wird. Wir werden fiber diesen Zustand sp/~ter noch etwas zu sagen haben. Verzehren und Investieren ist hier identisch" Indem freies Kapital (ein Subsistenzmittelfonds) zur Alimentierung yon Produktionsmitteln dient, welche im Produktionsumwege arbeiten, welche also noch nicht konsumreife Produkte erzeugen, dient dieses freie Kapital zugleich dem Unterhalt der die origin/~ren Produktionsmittel Beistellenden. Verzehren w~re nut insoweit ein weiterer Begriff gegenfiber dem Investieren, als Unterhaltsmittel nicht dem ,,reproduktiven Konsum" dienen. Das ist bei tier Umschreibung des freien Kapitals ausgenommen. Es umfaflt dieses ja nur jene Sttbsistenzmittel, welche zur Alimentierung yon origin~ren Produktionsmitteln verwendet werden.
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
49
wird wokl der Zustand der Immobilisierung des Kapital, besitzes ~oe~ vor dem Eirttretert dieses Zustandes bemerkt werden k6nnen. Es wird d a n n eine Umstellung der Produktiort in der Weise erfolgen, dab ein Teil der Produktionsumwege nieht weitergefiihrt wird, wiihrend der andere Teil unter verst/irktem Zusatz vort origirtiiren Produktionsmitteln, welche mit dem rtoeh vorhandenen Rest des freien Kapitals alimerttiert werden, fortge~fihrt wird; alas ist gleiehbedeutend mit einer Verkiirzung des Produktionsumweges bei diesen Produktionen ~. Zweitens a.ber wird eine Ums tellung der Produktiort ' gleiehfalls im Sinne einer Verkiirzung des P r o d u k t i o n s u m w e g e s - noch dadurch mSglich sein, das Kapitalgiiter, welche nieht besonders spezifiseher Natur sind, aus einem vorgesehenen liingeren Produktio~umwege in einert kiirzeren umgestellt werden. Insoweit das mfglich is[, werden Kapitalgiiter, welehe ihre Entstehung einer iibermfifligen Ausdehnung der Produktions. a We:nn ~freies Kapital in der Menge yon n zur Verftigung steht, die Fortftihrung der ganzen Produktion abet 2 n erfordern wiirde, so bedeutet die Fortfiihrung der halben Produktion unter Zusatz yon freiem Kapital in der Menge n, also das Zusetzen yon relativ mehr originfiren Produktionsmitteln in der n~ichsten Zeit, e i n e Verkiirzung des Produktionsumweges dieser Produktionen gegenfiber dem Zustande, dab das i n diesen bereits investierte Kapital nur mit Zusatz tier Hfilfte des fliissigen Kapitals n weiter bearbeitet wird; dies deshalb, weft dann relativ mehr origin~ire Produktionsmittel in einem der Fertigstellung des Produktes nfiher stehenden Stadium des Produktionsprozesses verwendet werden. (Es k6nnte das auch in der bekannten Form e i n e r Durehschnittsreehnung anschaulieh gemaeht w e r d e n . - Die durchschnittliche D a u e r der Bindung yon Kapital in einer Produktion wfire gegentiberzustellen der l~ingsten Dauer, welehe zwisehen der Aufwendung eines Produktionsmittels urid der Wieder' holung derselben vergeht; die erste GrSfle k6nnte als Index fiir die Kapitalintensitfit der Produktion dienen, wfihrend die zweite nur eine &bgrenzung ffir die Lfinge der Periode gibt, innerhalb weleher im statischen Ablauf die Produktionsaufwendungen wiederholt werden.) S t r i g 1, Kapital un~l P r o d u k t i o n
4
50
KAPITAL UND PRODUKTION
umwege verdanken, dock noch nutzbar gemacht werden kfnnen. Bei dieser Umstellung wird freilich nicht selten ein Verlust an diesen In~vestitionen zu verzeichnen sein. Dariiber soil erst spiiter in einem ar~deren Zusammenhange gesprochen werden ~. Hier war es unsere Aufgabe, die Rolle des Kapitals i n der Produktion darzustellen. Wir haben gesehen, dab die Fuaktion des Kapitals ausschlielllich, durch die Tatsache bestimmt ist, daft Produktionsumwege nur dana mSglich sind, werm ein Subsistenzmittelfonds zum Unterhalt der die origin/iren Produktionsmittel Beistellenden gegeben ist. Alle Probleme des Kapitals sind arts dieser Formel abzttleiten. Insbesondere auch das in dauerhaften Produktionsmitteln investierte Kapital darf nicht anders als yon der Problematik der Produktionsumwege aus betrachtet werden. Wollte man hier yon dem physisch gegebenen Tatbestande ausgehen, daft Sachgiiter vorhanden sind, welche in der Produktion mithelfen und deren Ertrag ~steigern, so kfnnte man niemals die Aufgabe 16sen, welche der wirtschaftlichen Betrachtung gegeben sind. Denn auch diese Kapitalanlagen stehen durch zwei Briicken mit dem Problem der Produktionsumwege in engster Verbindung. Einmal dadurch, dab auch die dauerhafteste Kapitalanlage nur Eine dritte M6glichkeit, die einer ,,Streckung" des vorhandenen Subsistenzmittelfonds ware noch gegeben in der Verkiirzung der Rationen, in welchen dieser Fonds z u r Alimentierung der origin~iren Produktionsmittel verwendet wird. D a m i t ware die M6glichkeit gegeben, mit dem vorhandenen Subsistenzmittelfonds die Durchfiihrung eines 1/ingeren Produktionsumweges zu unternehmen. Von dieser M6glichkeit sehen wir hier - - wie schon an friiheren Stellen - - des. halb a b , well wir die Frage der Grffle der Rationen erst im Zusammenhange mit der Bildung der Preise der Produktionsmittel, alsc> im Rahmen de.r Betrachtung d e r verkehrswirtschaftlichen Organisation der Produktion, behandeln wollen.
DIE KAPITALISTISCHE PRODUKTION
51
als relativ dauerhaft angeseher~ werden kann, uad sonach zu ihrer Erhaltung notwendigerweise das immer erneute Aufwenden yon origin~iren Produktionsmittelrt erfordert, welche investiert werden miissen, lange bevor sie einen Ertrag an KonsumgiRern erzielen k6nnerr; Aufwendungen, welche nur m6glich sind, wenn so wie fiir jedert Produktionsumweg freies Kapital zur Verftigung steht. Damit h~ingt es enge zusammen, d a b das dauerhafte Kapital in seinem Ertrage einen Erneuerungsfonds an freiem Kapital erzeugen muff, wenn sein Bestand aufrechterhalten werden soil. Dann aber ist die Verbindung der dauerhafter~ Kapitalanlagen mit dem Problem der Produktionsumwege noch dadurc~ gegeben, dab dauerhafte Kapitalanlagen immer ein freies Kapital als Komplement~irgut verlangen. Es ist klar, dab die Erg~inzung des fixen Kapitals durch freies Kapital, das besonders lange gebunden bleibt, dort notwendig ist, wo die Dauer, welche zwischert d e r Verwer~dung der Kapitalanlage und tier Herstellung yon Konsumgiitern vergeht, eine so lange ist, wie dies bei den Anlagen der Produktionsmittelerzeugung der Fall sein w i r d , - w~ihrend dort, wo die fixe Kapitalanlage unmittelbar zur Herstellung vort Konsumgfiterrt dient, ein wesenflich geringerer Bedarf an freiem Kapital far eine kiirzere Birtdung bestehert wird, ja unter Umst~irrde:n die Bedeutung des freien Kapitals ganz zuriicktreten kann. Abet auch hier ist die Verbindung mit eirtem Bedarf an freiem Kapital gegeben, ja der Bedarf an freiem Kapital indirekt ein besonders grofier, weft ja gerade diese Anlage nur durch fortlaufende Erneuerung in ihrer Leistur~gsf~ihigkeit erhalten werden kann; und diese Erneuerung ist nur durch die Aufrechterhaltung der ganzen vorgelagerten Produktionsmittelerzeugung m6glich, welche einen groBen Bedarf an freiem Kapital, und zwar mit besonders langer zeitlicher Bindung hat.
52
KAPITAL UND PRODUKTION
Wenn wir aber h i e r die Prinzipien, welehe die im Produktionsumwege arbeitende Produktion beherrsehen, in allgemeiner Weise dargestellt haben, so haben wir es unterlassen zu fragen, ir~ weleher Weise die die Wirtsehaft beherrsehenden K r ~ t e es bewirken, dab sick die Produktion diesen Prinzipien anpaBt. Wenn wir gesehen haben, dab die Produktion die L~_nge der Produktionsumwege dem Vorrat an freiem Kapital anpassen muB, so haben wit nieht gefragt, wie diese Anpassung erfolgert wird. Die allgemeinen S~ttze, dab ,die Wahl zu kurzer Produktionsumwege eine m6glicke Steigerung der Produktion vers~iumen l~il]t, dab die Wahl zu langer Produktionsumwege zu einer Immobilisierung des Kapitalvorrates der Wirtschaft ffihrt, sagen noeh; rtiehts darfiber, in welcher Weise die Anpassung der Produktion an den Kapitalvorrat vor sieh geher~ wird. Wir werden diese Frage sp~iter im Rahmen der Preisbildung in,ner~alb der Verkehrswirtsehaft behartdeln. Dann erst werdea wir sehen, daft das, was alle Bewegurtgert der Anpass.un~: der Produktiort an den Kapitalvorrat beherrscht, die H6he des. Zinsful~es ist.
ZWEITES KAPITEL DIE VERTIKALE UND HORIZONTALE BUNDENHEIT DER PREISE
VER-
w 1. DAS SYSTEM DER PREISE Der Proz, eB der Verkehrswirtschaft wickelt sich zwischen zwei Polen ab: Dem Angebot a n Produktionsmitteln auf tier einen Seite ~und der Nachtrage nach Konsumgiitern auf der anderen Seite. Insoweit dieser Prozefl allein bestimmt is t durch das Bewegungsprinzip des Tausches realer Giiter (einscMiefllich der Arbeitsleistungen), ist im voraus eine Iden,tit~it der n:ach Konsumgiitern Nachfragenden und der die, Produktionsmittel zur Verfiigung Stellenden gegeben. Kein Wirlsch~aftssubjekt kann d a n a aus der Tauschwirtschaft eia Konsumgut erhalten, das nicht eine Gegenleistung in der F o r m der Lieferung e:ines Produktionsmittels geboten hiitte. Daraus ergibt sich das Bild eines Kreislaufes in der Wirtschaft. Die einzelnert Produktionsmittelbesitzer stellen dem wirtschaftlichen Prozel3 ihre Produktionsmittel zur Verfiigung und erhaltea als Gegenwert Konsumgiiter. Damit ist es ihnen abet ~ soweit die Produktionsmittelbesitzer (Arbeiter) in ihrer wirtschaftlicl~er~ Existenz abh~ingig sind yon der Erlangung eines Ertrages ihrer Leistungea ~ zugleich mSglich gemacht, auch weitertrin an dean Wirtschaftsprozesse teilzunehmen, neuerlichi ihre Produktio,nsmittel zur Verfiigung zu stellen und immer wieder eineaa Anteil am Produkte zu erwerben. Es ist selbstverstfir~dlich keia Anlafi zur Annahme gegeben, dab in diesem Kreislaufe der Wirischaft die immer wieder53
54
KAPITAL UND PRODUKTION
kehirertde Wiederholung eines urtd dessdbert Vorganges sieh zeigen wird. W e n n aueh das einzelrm Wirtsehaftssubjekt immer wieder s'eine Produktionsmittel zur Verfiigung stellt, um dadurch einert Anteil am Produkte zu erzielen, so k a n n es sich in den, Sehwankungen der Wirtsehaft vor allem i m m e r wieder ergeben, daft einerseits der Besitz an Produktionsmitteln bei~ d.em Einzelnert sich ~irtdert oder abet aaderseits auch, daft der Anteil, welchen er an dem Ergebnisse des Wirtschaftsprozesses erhfilt, s d b s t bei unverfi.nderter Menge der yon ihm zur Verfiigur~g gestellten Produktionsmittel sich /in.dert. Es werden s i e h die verschie~ densten Anlfisse zu solehen Versehiebungert aueh: zeigen lassen, die wir hier nicht im einzelnert behandeln, kSnnen. Aus bestimmten Griinden wird es aber ]etzt fiir uns notwertdig sein, daft wir den Versucl~ maehen, den Ablauf des Wirtsehaftsprozesses unabh~ingig yon diesen mSglichen Versehiebungen darzustellen. Nur s o w i r d es uns mSglich sein, zwei grofie und bedeutende Prinzipiert des Wirtsehaftlichen Geschehens :in scharfer Weise zu umschreiben, welche sich im Rahmert einer solchen ,,statisehen" Betraehtung ~ als strenge Ges,etze darstellen lassen, w~ihrend sie dann, w e n n man das Bild der Wirtschaft d u r e h Einbeziehung dieser Versehiebungen bereichert und der Wirklichkeit n/iher bringt, nur m e h r - - wie m a n das ausgedriiekt h a t als Das soil hier immer soviel heiflen wie: Betrachtung eines ,,stationfiren" Wirtschaftsablaufes, also eines Wirtschaftsprozesses, in welchem immer derselbe Vorgang sich wiederholt. Damit ist also ztmfichst vorausgesetzt Konstanz der Daten; eine weitere Voraussetzung, welche hier nicht n~her begrfindet werden soll, ist aber auch hinsichtlich der Einordnung der wirtschaftlichen Zielsetzungen in dem Zeitablauf zu machen" Die Wirtschaftssubjekte mfissen eine gleichmfiflige Versorgung fiir Gegenwart und Zukunft anstreben. Dartiber wird noch einiges zu sagen sein.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
55
,,Tendenzen" sich wirksam zeigen. Die grofle Bedeutung, welche aber diese Prinzipien auch dana haben miissen, wenn sie s:ich nur als Tendenzen zeigen, rechtfertigt es, dab wir der strengert Ableitung derselberL jetzt einen grSfleren Raum widmen. Fftr Produktionsmittel sowohl wie fiir Produkte werden sich auf dem Markte Preise bilden und je mehr in der arbeitsteiligen Wirtschaft der Prozefi der Verwendung yon Produktionsmitteln fiir die Erzeugung yon Konsumgiitern in horizontaler und in vertikaler Richtung zerlegt ist, wobei die einzelnen Teilprozesse ihrerseits durch den Tauschverkehr verbunden sind, desto gr6fler wird die Zahl der Preise sein, welche sich auf dem Markte bilden. Auf dem freien Markte wird jeder dieser Preise sich aus dem Zusammentreffen yon Angebot und Nachfrage ableiten lassen. Die Grunds/itze, welche da gelten, stellt das allgemeine Preisgesetz dar. In diesem Bereiche geniigt uns hier die allgemeinste Formulierung: Werm das Angebot in der Weise geschichtet ist, dab es mit steigenden Preisert zunimmt, wfihrend die Nachfrage mit wachsenden Preisen f/tilt, so gibt es nur einen einzigen Preis, bei welchem das Angebot gleich der Nachfrage ist; bei freier Konkurrenz auf beiden Seiten wird das ,,Skonomisehe Ausleseprinzip des Preiskampfes" den Preis in dieser H6he bilden. Dariiber hinaus wird sick aber noch eine notwendige Verbundenheit zwisehen verschiedenen Preisen aufzeigen lassen, eine Verbundenheit, welche so enge ist, daft alle Preise zu einem System ausgebaut erscheinen, in welchem jeder einzelne Preis yon jedem anderen abh/ingig ist. Diese Preisverbundenheit besteht nun zun~ichst in vertikaler Richtung, d. h. es besteht eine Verbundenheit zwischen den Preisert der Produkte und den Preisen der Produktionsmittel, welehe im Kostengesetze erfaflt wird. Die Verbundenheit der Preise
56
KAPITAL UND PRODUKTION
isl~ aber zweitens auch in horizontaler RichturLg gegeben, sie ergibt sick daraus, dab die verschiedenert Giiter im Wirtschaftsprozesse einander ersetzen kSnnert ur~d a,us eirter Verwendung in eine andere fiberstellt werden kSnnen; und dieser Zusammenhang wird in dem Substitutionsprinzip erfafl~ Von Wichtigkeit ist hier zurt~ichst, daft dieses Prinzip der Preisverbundenl~eit in deutlicher Weise zu dem allgemeinen Prinzip der Preisbildung in Beziehung gebraeht wird. Da jede Preisbildung auf dem freien Markte nur aus Angebot und Nachifrage zu erkl~iren seirt kann, wird siclx die horizontale und vertikale Verbun, denheit der Preise n,ur daraus ergeben kSnnen, daft auf dem Markte das Angebot oder die Naehfrage einer W a r e oder abet auck beide ir~ irgertdeiner Weise yon Preisen abhfirtgig werden, und zwar yon den Preisen ar~derer Waren. Die Lehre yon der Verbunde~heit der Preise ist also i m Wesert eine Leh're yon der Bedingtheit bestimmter Angebot- und Nachfragefiguren. Es wird sich also zeigen miissen, daft under Umst~inden ungeachtet des Bestehens des Angebot und Naehfrage gleichsetzenden Preises bei eirmr Ware, aus der Relation dieses Preises zu anderen Preisen heraus mit Not wendigkeit sich Angebot oder Nachfrage dieser W a r e finderrt werden. Im voraus ist wohl klar, dab es sieh dabei in erster Linie um Angebot und Nach~frage yon Produkten h a n d d n wird. Es sei nur noch kurz darauf hinge~iesen, daft der Obergang yon der Betrachtung isolierter Preisbildungen zur Betrachtung der Verbunder~heit der Preise ffir .die 5konomische Theorie den Sehritt zur Erffillung der Forderung des Systems bedeutet. Nur so ist eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung mSglieh. Die Bewegung im einzdnea ist i m m e r nut die Bildung yon einzelnen Preisen aus Angebot und Nachfrage und e rst dann, wenn es gdingt, diese Bewegun-
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
57
ger~ in allen ihrert Wirkungeu weiter zu verfolgert bis sicli eirt: Bild ergibt, irt welchem jedes einzelne durch alles andere mitbestimmt erscheint, in welchem eine geseizmfiflige Verkniipfung des Ganzen sich aus der Notwe:ndigkeit, welche jedes einzelne beherrscht, ergibt, nur dann ist die Aufgabe erffillt, den I(osmos der Wirtschaft darzustellen. E s i s t dem Denken jeder Gesetzeswissenschaft aufgegeben, ein geschlossenes System zu bilden. Diese Aufgabe erffillen heiBt aber, sich das System aus der Gesetzlichkeit, welche im einzelnen, w i r k t , erarbeiten. w 2. DAS ANGEBOT AN PRODUKTIONSMITTELN Es wird ~nsichflich des Angebotes, an Produkfionsmitteln zuniichst festzustellen sein, dab es verfehlt wfire, hier einfack auf die b eiden origin~ren Produktionsmittel Arbeit und Bodennutzungen sowie auf die produzierten Produkfionsmittel (Kapitalgtiter) Bezug zu nehmen und es zu iibersehen, dab in ]eder dieser drei GrupperL yon Produktionsmitteln ganz aufierordenffich verschiedenartige Angebote nebeneinander stehen. Es ist schon beim Produktionsmittel der Arbeit v611ig klar, ,dab man niemals you Arbeit schlechthin sprechen darf, dab vielmehi~ Arbeitsleistungen ganz verschiedenartige:r Qualifikafion nebeneirmnder bestehen. Ganz so ist es auch bei den Leistungen der Natur. Hier kommt zuruichst der Boden als wichfigster He:lfer in der Erzeugung der Vegetabilien, also als landwirtschafflicher Boden, in Betracht, dann aber a u c h - insbesondere in tier Betrachtung der stiidtischer~ Entwicklung wird sich daraus ein wichtiger Problemumkreis ergeben - - als Tr/iger yon Wohn- und Arbeitsst/itten und scl~liefllich' auch im Weitesten Ausmafle als Beherberger aller verschiedener Rohstoffe urLd als Tr/iger yon natiirlichen Kraftquellen, yon Transportwegen
"
58
KAPITAL UND PRODUKTION
usw. In den folgendert Ausffihrungen ist, da uns das Problem der Verwendung des Bodens urrd der Preisbildung ftir dessert Leistungen nieht als Sonderproblem interessiert, der Einfachheit halber immer nur an landwirtschaftlieh ge~utzten Boden gedacht. Aber aueh schon h:insichflieh; des landwirtsehaftlich genutzten Bodens ist eine grofle Untersch~edliehkeit der Qualit/it gege,ben. Schliefilich ist es bezfiglicll des Kapifals klar, dab es ein Angebot yon ganz verschiedenartigen bereits produzierten Produktionsmitteln n,eben dem als freies Kapital in Betracht kommendert Subsistenzmittelfonds gebert wird; yon diesem Angebote wird erst sp/iter gesondert gesproehen werden. Dieser Hinweis auf einen allgemeirt bekannten Tatbestand ist h,ier notwerrdig, um zun/~ehst zu zeigen, dab mit der Frage naeh der Preisbildung der Produktionsmittel die Frage naeh ein:er groflen Mannigfalfigkeit von Preisen gegebert ist. In manchen F~illen werden verschiedenartige Produktionsmittel einartder ohrre Schwierigkeit ersetzen k6nnen, ind, em eine Quantit/it des einen einer Quantitfit eines anderen hinsichtlick d e r produktiven Leistung ohne weiteres gleichzusetzen seirt wird. In vielen F/illen wird diese Ersetzbarkeit mit mehr oder weniger grofien Schwierigkeitert verbundert sein. Eine solehe Ersetzbarkeit wird aber - - urtd es ist wichfig, das yon allem Anfang an zu bea e h t e n - aueh zwischert Produkfionsmitteln der verschiedenen Gruppert gegeben sein k6rmen, wie das einfachste Beispiel der Ersetzung yon menschlicher Arbeit dureh Masctfinenarbeit zeigt. Vorl/iufig werden wir es a b e r vorziehen, dab Angebot der einzeln, en versehiedenarfigen Produktionsmittel v611ig ,,isoliert" zu betraehten. So werden wir eine grofle Zahl yon Angebotskurvert e r h a l t e n , yon derten eine jede relativ begrenzt sein wird. HinsieKtlich aller dieser Angebotskurven gehen wir nun
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
59
von der Annahme aus, dab sie jene Gestaltung haben, welche wir vortiin beim Hinweis auf das allgemeine Preisgeseiz zum Ausgang der Betrachtung genommea haben, dal] also das Ar~gebot um so gr6f]er seir~ wird, ]e gr6fler der auf dem Markte erzielbare Preis ist. Es kommt dabei naturgemiifi gar nicht darauf an, ob erst eine groi]e Erh6hung des Preises eine Vermehrung des Angebotes hervorbringt oder ob schon bei einer geringen Erh6hung des Preises eine stiirkere Vermehrung desselben zu erwarten ist. Es karm sich also die Angebotskurve in dem fiblichen graphischen Bilde einer Vertikalen wie auch einer Horizontalen rLiihern. Vorausgesetzt ist nut, dab eine Erh6hung des Preises nicht zu einer Herabsetzung des Angebotes ffihren kann. Wir werden spiiter fiber die Berechtigung dieser Annahme noch etwas zu sagen haben; hier sei nut einiges gesagt, daft sie etwas plausibel macht, damit der Leser ohr~e Bedenken den weiteren Ausffihrungert folgen kann. Beziiglich des Angebotes an Bodenleistungen werden hier wohl keinerlei Sch~ierigkeiten bestehen. Die Angebotskurve wird horizontal verlaufen oder mit schwachem Anstieg fast hlorizontal. Das letztere insoweit etwa einzelne Bodenbesitzer bei zu niedrigem Preise ihren Boden ffir die Produktion nicht zur Verfiigung stellen, ir~dem sie diesen etwa als Voluptoir verwenden werden. Beim Angebot yon Arbeitskriiften ist dagegen urLter Umstiinden eine fallende Angebotskurve vorstellbar. Es ist da z. B. m6glich, dab bei einem wachserLden LohrL Arbeiter, welche bereits den yon ihnen erstrebten Lebensstarrdard erreicht haben, oder Arbeitskriifte, welche a m Einkommen a~derer teilhaben (Ehefrauen), trotz eines ffir sie erh6hten LohrLes yon weiterer Arbeit Abstand nehmen. Aus iihnlichen Grfinden kann - - und alas ist vielleicht praktisch wicl~tiger, - - b e i sinkenden L6hnen das Arbeitsangebot steigen: Die Arbeiter
60
KAPITAL UND P_RODUKTIQN
arbeiten mehr um den frfiherer~ Lebenss~ndard aufrechtzuerhalten, trotz sinkender L6hne gehen die Frauen yon Arbeitern in Arbeit, wenn dutch eirLer~ verringerten Verdienst des Mannes die Lebenshialtung der Familie zu sehr eingeschrfinkt wird. Diese M6glichkeiten sollen hier zun~ichst ga:nz aus dem Be:reich der Betrachtung ausgeschlossen werden. Wir werden erst sp~iter sehen k6nnen, dal~ da immer ein Tatbestand gegeben ist, welcher aufierhalb des Rahmens der yon uns hier angewandter~ statiscken Betrachtung liegt. Es sei aber darauf hingewiesen, dab ein bedeutendes soziales Moment dahin tendieren wird, das Angebot yon Arbe:itskr/iften in jener Form zu schichgen, welche einer steigenden Angebotskurve entspricht. Das wird leicht einzusehen sein, wenn man bedenkt, was eigentlich~ der einzelne yon den Angebo,tsposten, welche das Gesamtangebot an Arbeitskr~ift~ konstituieren, bedeutet. E s soil ja in dieser Angebotskurve festgehalten werden, zu welchem niedersten Lohne der einzelne Arbeiter in Arbeit zu geh:en bereit ist. Weni~ der Arbeiter auf den Arbeitsmarkt geh~ um seine Arbeitskraft zu verkaufen, so will er auf diesem Wege einert m6glichSt grol3en Erwerb finden. Deshalb, weil der einzelne Arbeiter diesen Erwerb zur Fristung des Lebensunterhaltes so sehr dringlich 1-raueht, werden di~e Arbeiter in ihrer groBen Mehrzahl fiu~erstenfalls sehon zu e:inem reeht geringen Lohne in: Arbeit zu gehert bereit sein. Es werden sich aber dan, eben auctr immer Arbeiter finden, bei welehert dieser soziale Druck ein etwas weniger starker ist und welehe daher erst bei einem h6h;eren Lohne die Mfthe (,,disutility") der Arbeit auf sich zu nel~men bereit sein werden. Die Sehiehtung naeh dem sozialen Drueke, weleh~er auf dem einzelnen Arbeiter in untersctfiedlieher Stfirke lastet, wird nun offenbar eine sehr reiehhaltige sein. Es sei etwa darauf hingewiesen, daft der
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
61
Familienvater unter einem st~rkeren Drucke stehen wird und daher/iuBerstenfalls auch schon bei einem niedrigeren Lohn in Arbeit zu gehen bereit sein wird als der Jugendfiche und der unabl~/ingige Arbeiter, weleher vielleicht bei Angeh6rigerL einen Riiekhalt hat oder welcher auflerhalb des normalen Arbeitsmarktes (wenigstens gelegentlichen) Erwerb finden kann. Motivationen der verschiedensten Art werden bei der Gestaltun~g des Angebotes der Arbeit noch eine RoUe spielen: So wird etwa gelegentlich der Arbeiter, weleh~er etwas zum Zusetzen hat, bei verst/irktem Lohndruek sein Angebot zuriiekhalten k6nnen. Auf der anderen Seite wird aber jener Arbeiter, welcl!er yon dem Bestreben nach Erlangung gr6Berer Ersparnisse beherrseh:t ist, selbst dureh Annahme eines stark verringerten Lohnes es zu vermeiden traehten, daft er yon dem Ersparten etwas zusetzen muB. Es wird abet aucl~ bei den einzelnen Arbeitern das Streben naeh Erhaltung eines traditionellen Lohnminimums verschiedenartig zur Geltung gelangeu und insbesondere - wiederum rmch MaBgabe des sozialen Druckes, der auf dem einzelnen l a s t e t , - das Nachgeben gegen,iiber einem sinken, dem Lo,hnpreise bei dem einzelnerL bald friiher und bald sp/iter eintreten. Die Argumentation, welche wit bier vorgetragen haben, soil der Kern einer ,,statisehen Analyse" des Arbeitsangebotes geben, weleh:e eine ,,Sehichtung" des Arbeitsangebotes erweist. Die grofle soziale Bedeutung dieser Schichtung des Arbeitsangebotes fiir die ihre Arbeit Anbietenden ist kiar. Bei Fallen des Lohnes werden zuerst jene Arbeiter aus der Arbeit ausseheiden, ftir welche das Arbeitsangbot am wenigsten ,,dringend" ist, welche nur bei einem h6heren Lohne zu arbeiten bereit sind, w~hrend jene, die dem st/irksten sozialen Druck ausgesetzt sind, welche auch z u geringerem Lohne zu arbeiten bereit sind, in Arbeit bleiben werden. Bei verst/irkter Nachfrage nach
62
KAPITAL UND PRODUKTION
Arbeitern anderseits wird die Notwendigkeit der Heranziehung yon Arbeitern, welche e r s t bei einem hSheren Lohne zu arbeiten bereit sind, auch im Interesse der sehwficheren Anbieter yon Arbeitsleistungen den Lohn ltinaufsetzen. Das alles gilt zuniichst schon ffir jede einzelne Gruppe yon Arbeitern. Insoweit aber ein starkes Steigen der Naehfrage auch die Heranziehung yon Arbeitern aus weiteren Arbeitergruppen, also gewissermaBen die Heranziehung yon Posten einer fremden Angebotskurve notwendig maeht, wird auch hier nut dutch steigende L6hne eine Erweiterung des Angebotes art Arbeitskrfiftert m6glictt sein. Das gilt sowohl fQr die Heranziehung berufsfremder Arbeiter wie auch fiir ,die Heranziehung yon Arbeitskr~iften aus 6rflich getrennten Arbeitsm/irkten, ir~soweit in beiden FMIen eine ganz reibungslose Kommunikafion nicht i m voraus gegeben war. Im allgemeinen wird in d e r Praxis wohl anzunehmert sein, dab die Angebotskurve der Arbeit in der Regel in der Art gestaltet ist, dab sie nach Ansteigen yon einem sehr niedrigen Niveau durch ein relativ langes Stack fast horizontal verl~iuft, u m erst sp~iter steil aufw~irts zu gehen. In dieser Form wonen wir die Angebotskurve der Arbeit zun~ichst unserer Betrachtung zugrunde legen. Beziiglich des Angebotes yon Kapital sei bier nichts weiter gesagt. Es ist ja klar, dab beziiglich des Angebotes an Kapitalgiitern die Problematik des Angebotes art Produkten heranzuziehen sein wird, welches Angebot ja bereits ein ,,abgeleltet s ist. 9
e
/;G
w 3. DAS ANGEBOT UND DIE NACHFRAGE DER UNTERNEHMER. DAS KOSTENGESETZ Der Unternehmer kauft Produktionsmittel ein und verkauft das Produkt derselben an seine Abnehmer. Es ist
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
68
klar, daft kein U~ternehmer dabei Produktionen durchffihren wird, bei welchen der Erl6s des Produktes geringer ist als die Aufwendungen ffir den Einkauf der Produktionsmittel. Diese Selbstverst~ndlichkeit wird nur dadurch einer nfiheren Betrach~ung wert, daft da eirL Tatbestand vorliegt, welcher den Zugang zum Problem der Verwendung aller Produktionsmittel er6ffnet. Es wird aber gerade hier notwendig sein, yon der Betrachtung der allereinfachsten Ffille auszugehen, um die Umst/inde genau zu umschreiben, welche die Stellung des Unternehmers als Nachfragenden gegen, fiber den Produktionsmittelr~ wie auch als Anbietenden gegenfiber den nachfragender~ Abnehmern ~ bier kommen zunfichst Konsumenten, dann aber auch K/iufer yon Zwisehenprodukten in B e t r a c h t - bestimmen. Wir haben sellon frfiher Gelegenheit gehabt, darauf hinzuweisen, dafi hier die Determination yon Nachfrage- und Angebotskurven zum Problem wird. Der Sachverhalt wird hier ein ganz einfacher sein, wenn wir uns vorstellen k6nnen, dafi der Ur~ternehmer nur ein einziges (origin fires)Produktionsmittel in seiner Produktion braueht. Um nicht immer in v611ig abstrakten Formeln sprechen zu mfissen, wollen wir hier ein Beispiel bringen, wobei gesagt sein muff, dab Keute ein so einfacher Tatbestand nur selten gegeben sein wird, so daft die Auswahl der m6glichen Beispiele keine gar zu reiche ist und man zufrieden sein muff, ein vielleicht etwas willkfirlicll konstruiertes Beispiel zu finden, wenn dieses nur auf unseren Fall ohRe sonstige wesenfliche Bedenken angewendet werden kann. W i r nehmen also an, daft in einer mittelgroflen Stadt eine Reihe vort Unternehmungert besteht, welche sich mit dem Gewerbe des Zimmerputzers befassen. Sie nehmen Arbeitskrfifte auf und fibernehmen es, durch diese Arbeiter die Reinigung von Wohinungen durchzu-
64
KAPITAL UND PRODUKTION
fiihren 1. Die U n t e r n e h m e r finden sich auf der einen Seite einer Nachfrage rmch ihren Leistungea gegerfftber, von welcher es k l a r ist, daft sie bei w a c h s e n d e m Preise der Leistungen zuriickgehen w i r d die Hausfrauen werden darm die Putzarbeit in eigener Regie durchfiihren oder aucl~ einschr~nken - - , d i e U n t e r n e h m e r ste~en auf der anderen Seite einem relativ beschrfinkten Angebot an Scheuerfrauen gegeniiber, voa welchen es gleichfalls klar ist, dab es bei sehr geringem L o h n e n u r gering seiI~ wird, wf~hrend in der nur mittelgro.fien Stadt eine weseatlich vergrSflerte Nachfrage n~ur bei starker steigenden LShimn befriedigt w e r d e n kSnnte. Es ist n u n leicht einzusel~en, dab die Nachfrage der Untern e h m e r hath:' Arbei~kr/~ften yon der Nachfrage der ,,Konsumenten", welche n a c h d e n Leistungen der U n t e r a e h m e r rmchfragen, besfimmt sein wird. Der U n t e r n e h m e r wird keine Arbeit fibernehmen kSnnen, bei welcher er nicht wenigstens seine Aufwendungen fiir d e n Arbeitslohn erse.tzt erh/ilt, er wird dariiber hinaus auch einen Gewinn fiir sich zu erstreben t r a c h t e n und wahrscheinlich olme Erzielung eines solciren Gewinnes die Arbeit nicht iibernehmen, Der U n t e r n e h m e r wird aber bei freier K o n k u r r e n z auch keinen ,,fibermfiflige~ Gewinn" m a c h e n k6nnen, da sonst ein a n d e r e r U n t e r n e h m e r billiger wiire und ihm die Arbeit w e g n e h m e n k6nnt.e; jeder U n t e r n e h m e r h~tte ja ein Inter1 DaB hier keine Produ.ktion im technischen Sinne vorliegt, darf kein Bedenken sein. Die Wahl gerade dieses Beispieles soil es m,Sglich machen, von der Verwendung mehrerer verschiedenartiger Prodttktionsmittel (wir k6nnen hier das ,,Material" vernachl~ssigen) abzusehen, des weiteren yon der sogenannten ,,Bevorschussung" der L6hne durch den Unternehmer, also yon der Zahlung des Lohnes vor Fertigstellung des Produktes i m zeitraubenden Produktionsumwege.
.65
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
esse daran, durch Ausdehnung seiner T~itigkeit einen gr6flereTt Gewinn zu erzielen. Ein einheitlicher Marktpreis wird ffir deft Arbeitslohr~ sowie auch: ffir die Leistungen der Unternehmungen geltert ur~d schliefllich, wenn man will, auch ffir den Unternehme:rgewinn. An unserem Beispiele ist aber deutlich der ,,Mecl~anismus" des Kostengesetzes auf dem freien Markte zu sehen: I, Wenn der Preis ffir die Leistung des Unternehmers ein VeTlustpreis ist, so we rden die Unternehmer 1. d e n am wenigsten zahlungsffihigen Abnehmern gegenfiber ihr Angebot zurfickziehen und nur die zahlungs. fiihigeren befriedigert, irtdem sie mit ihrert Preisen hinaufgehen; sie werden aber a u c h 2. einen Teil ihrer Arbeitskrfifte entlassen und den Lohn driieken, so dab nur die ,,billigeren" Arbeitskrfifte im Betriebe bleiben, es werden dadureh die Kosten gesenkt werden. Beide Tendenzen, die Hebung des Produktpreises wie die Senkung des Kostenpreises werden einander entgegenkommen. Die Bewegung wird dort zum Sfillstande gelangen, wo die Kostert (einsehlieBliel~ des Unternehmergewinnes) dem Preise der yore Unternehmer gebotenen Leistung gleieh sind. II. Wenn der Preis fiir die Leistung des Unternehmers wesenflieh fiber diesem Kostenpreise ist, so werdert 1. die Unternehmer sehen, dab sie :aueh bei Ausdehnung ihres Angebotes weitere Gewinne maehen, und die Ausdehnun~ des Angebotes wird den Preis driieken; sie werden aueh 2. dabei mehr Arbeitskr~te brauehen und diese nur zu steigenden L6hnen heranziehen k6nnen. S t r i g 1, Kapital und Prodttktion
5
66
KAPITAL UND PRODUKTION
Wiederum werden die beiden Tendenzen, die Senkung des Produktpreises und die Hebung des Kostenpreises einander entgegenkommen und die Bewegung wird erst bet Erreichung jenes Zustandes zum Stillstande gelan,gen, bet welchem die Kosten (einschliefllich des Unternehmergewinnes) gleich dem Preise der Leistung sind. Dieses einander Entgegenkommen zweier Preisgr6Ben ist dabei durchaus nicht etwa als Suchen einer ,,mittleren Linie" aufzufasse~n. Es ist wohl deutlich, dab da die Bew e g u n g - ganz so wie im einfachsten Falle ether Preisbildung auf dem freien M a r k t e - eine Bewegung auf zwei Kurven ist, die in einem Schniittpunkte zur Ruhe kommen muff. Damit ist auch deuflich, dab es yon der Art des ' Verlaufes der beiden Kurven, yon ihrer mehr oder weniger grofien Neigung abhfingig sein wird, ob die mengenmfiBige Verschiebung eine gro~e sein wird und auch, ob der Preis der Leistung der Unternehmer oder der Preis der Kosteno giiter sich st~irker findern wird. Der ganze Prozefl der Anpassung an das Kostengesetz bedeutet aber - - und es ist wichtig, das nochmals zu b e t o n e n - niehts anderes als eine Transformation vor~ Angebots- und Nachfragekurven. Betraehten wir etwa den Fall, dab Verlustpreise bestanden habe'n. Es ist hier ein Gleichgewicht sowohl auf dem Markte, auf welchem Arbeiter aufgenommen werden, als auch auf dem Markte, auf welchem die Leistungen der Unternehmer ausgeboten werden, gegeben gewesen. Die Unternehmer haben eine bestimmte Nachfrage nach Arbeit gezeigt ur~d diese ist nach Maflgabe des gegebenen Angebotes an Arbeitskr~iften befriedigt w0rden. Die Unternehmer haben zugleich ein Angebot an ihren Leistungen auf den Markt geworfen und dies.es ist yon den zahlungsf"ahigsten Nachfragenden aufgenommen worden. Das Kostengesetz ist noch nicht zur Geltung gelangt, aber auf beiden M~irkten,
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
67
auf welehen sich Preise gebildet haben, sind diese naeh den Grundsfitzen des allgemeinen Preisgesetzes zustande gekommen. Naeh dem Kostengesetz ist aber die Relation zwisehen diesen beiden Preisen nicht richtig gewesen und dieser Umstand zwingt die Unternehmer, ihre Stellung zu findern, und zwar sowohl als Naehfragende gegeniiber den Arbeitskrfiften wie aueh als Anbieter ihrer Leistungen. Die Unternehmer mfissen ihre Angebots- und Naehfragestellung revidieren, sie miissen unter dem Einflusse yon Verlusten es zur Geltung bringen, daft sie bei dem bisherigen Lo.hne nieht mehr so viel Arbeiter beseh/iftigen k6nnen wie bish.er ~ r e Nachfrage hat sieh ge/irrdert --, und dal3 sie bei dem bisherigen Preise nieht mehr so viel yon ihren Leistungen anbieten k6nnen ~ ihr Angebot hat sieh ge/~ndert. D a m i t ist die Funktion des Unternehmers im Rahmen der Wirksamkeit des Kostengesetzes bei freier Konkurrenz deutlich gemacht" Sie fibernehmen das Angebot an Produktionsmitteln und stellen es der Naehfrage der Konsumenten geger~fiber, oder aber ~ das w/ire im ~vVesen d a s s e , l b e - sie iibernehmen die Nachfrage der Konsumenten und stellen sie dem Angebote der Produktionsmittel gegeniiber. Ob die Urrternehmer als Anbietende oder als Nachfragende auftreten, sie mfissen die Sehichtung ihres Angebotes und ihrer Naehfrage den Notwendigkeiten anpassen, welche sich daraus ergeben, dab sie nur als Mittler fungieren. Es war bier unsere Aufgabe, die Beziehungen, welche das Kostengesetz behandelt, in ihrer einfachsten Form darzust,ellen. Man darf diese Zusammenhiinge nicht vergessen, wenn man dazu iibergeht, die Erseheinungen der Wirkliehkeit in ihrer komplexeren Ausgest'altung zu betraehten.
5~
68
KAPITAL UND PRODUKTION
w 4. KOMPLEMENT2I, RE PRODUKTIONSMITTEL. DAS ,,GESETZ VOM ABNEHMENDEN ERTRAG" UND DAS PRINZIP DER GRENZPRODUKTIVITit, T Die bedeutendste von den Vereinfachungen, die wir eben bei der Entwicklung des Kostengesetzes vorausgesetzt haben, war die, dab wir .den Unternehmer nur ein einziges Produktionsmittel verwenden lieflen. Schort irt dem yon urts angefiihrten Beispiele des das Zimmerputzergewerbe betreibenden Unternehmers habert wir dabei im Grunde der Wirklichkeit Gewalt angetan. ~berall aber dort, wo Produktionen im technischen Sinne durchgefiihrt werden, wird es als Regel angenommen werden miissen, dab mehrere Produktionsmittel nebeneinander verwendet werden. Wenn wir nun diesen Tatbestartd der Verwendung ,,komplemen, tfirer Gtiter" als Produktio.nsmittel in jene Betrachtungsweise einbeziehen, in welcher wir bisher das Kostengesetz untersucht haben, so ist zuniichst ohne Schwierigkeit das Wesen des Problems, das vor uns liegt, zu erfassen. Auf dem Markte der einzelnen Produktionsmittel haben sich aus dem Angebot der Produktionsmittelbesitzer und der Nachfrage der Unternehmer Preise gebildet, welche in der Kostertkalkulation des Unternehmers aufscheinen. Die Preise der Kostenaufwendungert miissen dem Preise des Produktes gegeniibergestellt werden und der Mechanismus des Kostengesetzes muff auch hier eirre Anp;assung herbeizufiihren streben. Wenn wir friiher gesagt haben, daft der Unternehnaer die Nachfrage tier Konsumenten iibernimmt und dem einzigen Produktionsmittel gegeniiber zur Geltung bringt, so ergibt sich hier bei dem Neberminanderstehen mehrerer Produktionsmittel das Problem der Zerf~illung der einheitlichen Nachfrage der Konsumenten nach dem Produkte in eine Mehrzahl yon Nachfragekurven gegeniiber
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
69
den einzelnen Produktionsmitteln. Es steht also die Frage der Zerlegung einer Nachfrage in eine Mehrheit yon Nachfragen zur Diskussion. Enge mit dieser Frage aber wird eine zweite Frage verbunden sein, welche sich hier aus dem Zusammenwirken ein~er Mehrzahl yon Produktionsmitteln ergeben mu6, wfihrend wir ihr frfiher, bei Annahme eines einzigen Produktionsmittels, noch nicht begegnen konnten. In aller Re.gel wird n/imlieh bei der Kombination mehrerer Produktionsmittel in einer Produktion die Sachlage nicht die sein, da6 diese Produktionsmittel nur in einer einheitlieh gegebenen unver~nderlichen Art der Kombination verwendet werden k6nnen. Es is t vielmehr fast iiberall der Fall, dab die produktive Kombinatiort variiert werden kann, daft also eines yon den Produktionsmitteln in gr613erer Menge zum Nachteile der anderen herangezogen werden kann, aber auch da6 in einer solchen Kombination ein Produktionsmittel ~berhaupt abgestofien werden kann, um durch ein artdersartiges, das bisher nicht verwendet worden ist, ers.etzt zu werden. So steht neber~ de m Problem de,r Zerffillung der Nachfrage alas Problem der Substitution jener Produktionsmittel, auf welehe sieh die Naehfrage bezieht. Beide Probleme k6nnen nur zusammen gel6st werden. Es sei darauf hingewiesen, dab wir uns da vor einem der gro6en Probleme de r Wirtschaft befinden. Sind die Gegeben:heiten, yon welchen auszugehen ist, zunfichst Produktionsmittel und Nachfrage yon Konsumenten, so ist die Frage jetzt die, in welcher Weise die Produktionsmittel verwerrdet werden. Ob ein Produktionsmittel dieser oder jener Produktion zugeffihrt wird, ob es dieses oder jenes Konsumgut erzeugen wird, ob yon diesem oder jenem I(onsumgute mehr produziert und den Konsumenten zur Verffigung gestellt wird, ob die Besitzer der einzelnen Produktionsmittel viel oder wenig fiir ihren Einwurf in den Wirl-
70
KAPITAL UND PRODUKTION
schaftsprozel] erh,alten, ja auch, ob dieses oder jenes Produktionsmittel iiberhaupt verwendet wird, alles das steht bier in Frage. Ganz deutlich ist zu sehen, welche entscheidende Funktion in der Bestimmung des Wirtsehaftsprozesses alle jene Fragen haben, welche sieh um das Kostengesetz gruppieren. Es darf da nieht W'under nehmen, dab die Fragen, welche so weitgehende Antworten heisehen, aueh manche Schwierigkeiten bereiten. Nun hat die 6konomischie Theorie ein Hilfsmittel gefunden, das eine ganz aullerordentlich einfache L6sung des Problems erm6glicht, bei dem e.s vielleicht heute nur mehr darauf ankommen kann, .dab m a n es in einer richtigen Weise verwendet, in einer Weise, in welcher es einerseits tats/ichlich eine L6sung zu geben vermag, in welcher es aber auch nicht dazu fiihrt, dab der Wirklichkeit Gewalt angetan wird. Dieses Hilfsmittel, das wir jetzt anwenden wollen, ist der Grurrdsatz von der Grenzproduktivit~it. Nehmen wir an, dab von mehreren verschiedenen Prod u k t i o n s m i t t e l n - z. B. yon zweien, es k6nnten aber auch beliebig viele sein, ~ mehrere Einheiten in einer Produktion verwendet werden, und nehmen wir dann, von einer besfimmten Kombination dieser Produktionsmittel ausgehend an, daft bei einem derselben die Zahl der in Anspruch genommenen Einheiten vermehrt oder vermindert wird; es wird da m6glich sein, zwischen diesen Verschiebungen und der Gr6Be des Ertrages der Produktion eine bestimmte Relatiorr zu finden, welche in der Formel des abnehmenden Ertrages ausgedrfickt wird. Wir er6rtern den Zusammentrang zun/~chst in der einfachsten Formel des sogenannten Gesetzes vom abnehmenden Bodenertrag. Eine Vermehrung der Aufwendungen von Arbeit auf einem gegebenen Boden kann wohl eine Vermehrung des Ertrages mit sich bringen, doch ist der Ertragszuwachs notwendiger-
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
71
weise nicht proportional dem Zusatz an Arbeitsaufwendungen, sondern bleibt hinter diesem Verh/iltnisse zuriick. Dieser Zusammenhang ergibt sich mit Notwendigkeit aus der Tatsa,che, dap es sich da ausschlie[llich um im wirtschafllichen Mengenuerh~ltnisse stehende Getter handelt. Wenn das Gesetz vom abnehmenden Ertrag nieht gelten wfwde, wenn also eine Verdoppelung der Aufwendungen etwa des Produktionsmittels der Arbeit aueh eir~e Verdoppelung des Ertrages n~ac~ sieh ziehen wi~rde, so wi~rde kein Landwirt eine Vermehrung seines Bodenbesitzes aus wirtschaftlichen Griinden wiinschen k6nnen, also auch nicht fiir eine Vermehrung seines Bodenbesitzes zum Zwecke tier Erzielung eines gr6Beren Ertrages etwas zu zahlen bereit sein. Denn selbst eine Verdoppelung des Bodenbesitzes kann bei gleichzeitiger Verdoppelung d e r Arbeitsaufwendungen nur eine Verdoppe~lung des Ertrages geben; es w/ire aber diese Verdoppelung des Ertrages bei Verdoppelung der Arbeitsaufwendurrgen auch schon auf dem gegebenen Boden m6glich, wenn nicht das Gesetz vom abnehmenden Ertrag gelten wiirde. Wenn nun aber tats/ichlich eine Verdoppelung des Bodenbesitzes einem jeden Larrdwirt in den Verh/iltnissen unserer Wirtschaft erwiinscht erscheinen wird, wenn jeder Landwirt weil], dab fiir diese Verdoppelung des Bodens eine Bezahlung gerechtfertigt ist, so folgt daraus, dab bei Verdo,ppelung des Bodens und gleichzeitiger Verdoppelung des Arbeitsaufwandes mehr erzielt werden kann als bei alleiniger Verdoppelung des Arbeitsaufwandes ohne Verdoppelung des Bodens. Umgekehrt miiBte auch, wenn das Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag nicht gelten warde, eine Verminderung des Bodenbesitzes auf die H/ilfte gleichgiiltig sein, weil ja die gleiche Aufwendung auf den halben Boden bedeuten wiirde, dab auf dieser halben Bodenmenge die Aufwendung an Arbeit verdoppelt worden ist. Wenn diese
72
KAPITAL UND PRODUKTION
Verdoppelung des Arbeitsaufwandes eine Verdoppelung des Ertrages mit sich br~ichie, so k6nnte der Landwirt ohne Bedenken die Hfilfte sein:es Bo,dens hergeben ~. W e n n man diese Relation in dem gebriiuchlichen graphisehen Bilde festh~ilt, so zeichnet man den Ertragszuwaehs, welchen bei gegebenem Boden ,,zusiitzliche" Arbeiter bringen k6nnen, in der Weise ein, daft man jedem, auf der x-Achse aufgetragenen Arbeiter einen irL der Form eines sehmalen Rechteckes aufgetragenen Ertragszuwaehs Zuordnei. Jeder zus/~tzliche Arbeiter bringr einen Ertragszuwachs, der bei immer weiterer Einstellung yon Arbeitern immer kleiner wird. Bei~ gegebenen Zahl yon Arbeitern ist das Grenzprodukt der Arbeit zu messen an dem Ertrag des ,,letzten" eingestellten Arbeiters oder abet an dem Ertragsausfall, den das Ausscheiden eines Arbeiters nach sich ziehen wiirde. Ehe wir aber jetzt weitergehen, wird es notwendig sein, den Ge4a~nken, w e l ~ e n wir jetzt entwiekelt haben, zur allgemein giiltigen Formel yon der Grenzproduktivitfit weiterzufiihren. Wir h~itten in unsere Ableitung statt vom Boden ui~d Arbeit ohne weiteres auch yon Produktionsmitteln schlechthin sprechen k6nnen. Das zeigt sieh schon darin, daft wir im Falle des abnehmenden Bodenertrages die Rolle yon Arbeit und Boden einfach umkehren kSnnen, Es besteht aueh gar kein Anlafl, das Prinzip des abnehmenden Ertrages nur bei der Verwendung yon Grund und Be>den als Produktiortsanittel gelten zu lassen. Das, was das ,,Gesetz yore abne!hmer~den Ertrag" hinsichflich des Bodens so an, schaulich maeht, ist nur der mehr fiufierliche Umstand, daft Wir h~itten hier statt yon der Verdoppelung eines der mitwirkenden Produktionsmittel auch yon einer Vermehrung in e i n e m beliebigen Verh/iltnis sprechen k 6 n n e n . - Vgl. dazu die Ausftihrungen S. 128 ff.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
73
h i e r augen,scheinlich eine sehr verschiede,ntliche Intensitfit der Bearbeitung, a:lso die Verwendung yon viel oder wenig Arbeit m6glieh ist, und dab diese uneingeschrfinkte Variabilitfit der Produktio.nsmittel insbesondere i n Hinblick auf eine kontinuierliehe Vermehrung oder Verminderung des Ertrages bei Zusetzen oder Abziehen eines komplementfiren ProduktionsmiRels ohne weiteres vorstellbar ist. Anders seheii~l~ die Sachlage zu sein, wenn man etwa eine moderne Maschine in Kombination mit anderen Produktionsmitteln betrachtet~. So wird etwa bei einer modernen Zigarett,enmaschine eine Vermehrung des Ertrages dureh Beistellung yon mehr Arbeit und me.hr Rohmaterial nur bei Verlfingerung der t~igliehen Arbeitsze'it ~ m6glich sein, darfiber hinaus wird aber eine Steigerung des Ertrages aueh naeh dem Prinzip des abnehme:nden Ertrages fiberhaupt nieht mehr m6glich! sein. Ganz ebenso wird aber auch eine Verminderung der Aufwendung art Arbeit und an Rohmaterial den Ertrag linear kfirzen, weil die Masehine im Tag durch:' eine kfirzere Zeit laufen wird. Ein'Grenzprodukt tier Arbeit w~re da iiberhaupt nicht zu erfassen. Aber aueh diese Sehwierigkeit ist ohne weiteres zu iiberwinden. Man muB es nur verstehen, sich yon einem Haften in einer techin,ischen Befangenheit loszul6sen. Fassen wir die Zigarettenmascl~ine als Produkt yon Eisen und menschliche Arbeit a u f , - wobei wir die Besonderheiten, welche sich ;aus dem zeitraubenden Produkfionsumwege ergeben, noch nicht in Betracht ziehen mfissen. Die konkret vor uns stehende Maschine kann n u n freilich in die Produktionsmittel, aus welcheil sie ent,star~den ist, nicht mehr zuriickverwandelt werden. Aber nicht auf alas kommt es an. Stellen wir uns das Problem so, wie es bei d e r Betrachtung des allgemeinen Grundsatzes In begrenztem Ausmafle vielleicht auch bei Beschleunigung des Ganges der Maschine.
74
KAPITAL UND PRODUKTION
der Grenzproduktivitfit gegeben ist. An Stelle der zu einer Masehine gewordenen Kombin.ation yon Arbeit und Eisen, welche nur mit einer bestimmten weiteren Arbeitsmenge kombiniert werden kann, soll eine andersartige Kombination gestellt werden. Es soll weniger Eisen und weniger ,,vorgetane" Arbeit und mehr ,,laufende" Arbeit verwendet werden, W e n n wir das Problem so stellen, so ist ohne weiteres eine Aufl6sung der Frage nach der Grenzproduktivitfit der Arbeit m6glich. Von der primitivsten Erzeugung des Drehe,ns und Stopfens der Zigarette mit der Hand his zum modernsten Automaten sind alle nur denkbaren Kombinationen yon Eisen, vorgetaner Arbeit und laufer~der Arbeit m6glich~. Wir haben nichts anderes als m6gliche Kombinationen yon Produktionsmitteln vo,r uns. Von welcher beliebigen ,,klug gew~ihlten ''~ Kombirmtion wir ausgehen wollten, immer wfirden wir se,hen, dab die Verme,hrung eines dieser Produktionsmittel einen Mehrertrag bringt, dab aber der Ertrag nicht in demselben Verhfiltnisse steigen kann wie die Vermehrung dieses einen Produktionsmittels, weil ja immer erst eine gleiehmfifiige Vermehrung aller Produktionsmittel eine Steigerung des Ertrages im selben Verhfiltnisse mit sich bringen k6nnte. Auf der Basis dieser Argumentatio.n lfifit sich das Prinzip der Grenzprodukfivitfit bei jedem Produktionsmittel in Anwendung bringen. Es ist nun klar, dab wir mit dieser Entwicklung des Grundsatzes d e r Grenzproduktivitfit einer Reihe von bedeutenden Problemen aus dem Wege ge:gangen sind. Sehon bei dem Beispiel der Zigarettenmaschine k6nnte man Einwendungen machen. W e n n eine Fabrik e i n e Mehrzahl yon W]r werden noch sehen, dab eine Kombination yon frei beweglichen Produktionsmitteln, bei welcher die Vermehrung eines Produktionsmittels einen steigenden Ertrag bringt, in einem rationellen Wirtsehaftsplan keinen Platz finden kann.
DIE VERBUNDENHglT DER PREISE
75
Maschinen stehen hat, so bedeutet der Wegfall eines Arbeiters nach dem arrderen immer wieder einen gleichm/ifiigen Ausfall an Produkt. Wenn die H~ilfte der Arbeiter fortgeht, so wird die H/~lfte der Maschinen stehen miissen urLd nut die H/ilfte des Produktes erzeugt werden kSnnen. Irgendein Zusammerrhang, der dem Grundsatze des abnehmenden Ertrages entsprechen wiirde, ist da iiberhaupt nicht zu sehen, die Berechnung eines Grenzproduktes der Arbeit ist vSllig unmSglich. Dariiber hinaus abet kSnnen noch weitergehende Einweadungen kommen. Man spricht jetzt nut zu tr~iufig yon Fallen, in welcherL die Vermehrung eines Produktionsmittels eine iiberproportionale Steigerung des Ertrages mit s ich bringen kann. Eine Fabrik, in welcher bedeutende Aufwendungen fiir die Arbeitsbereitschaft notwendig sind, wird bei einer Ausdehnung ihrer Produktion von eirtem ganz geringert Produktionsquantum aus dureh eine relafiv geringe Vermeh:rung der Aufwendung zus/itzlicher Produktionsmittel ihren Ertrag iiberproportional steigern kSnnen, es wird ein ,,Gesefz des zunehmendert Ertrages" gelten. Wit werden uns erst sp~iter mit diesen F/illen des n/~herert auseinandersetzen kSnnen. Der Weg, auf welchem wit die LSsung dieses Problems bei dem Beispiele der Zigarettenmaschine vorhin ange.de:utet haben, wird uns auch da zu einer Klarstellung fiihren kSnnen. Es wird sich im Wesen wohl immer darum handeln, dab eine Produktion in Ausniitzung des Prinzips der Grenzproduktivit~it aufgebaut werden kanrt und dab der Aufbau der Produktion, welcher diesem nicht angepafit ist, sich in irgendeinem Sinne als verfeh,lt e:rweisen muB. Dariiber soll erst sp~iter gesprochen werden. Wir wollen aber hier zu einer abschliel],enden Betrachtung des Kostengesetzes gelangen, ind~m wir allein mit dem Prinzipe der Grenzproduktivit~it arbeiten.
76
KAPITAL UND PRODUKTION
Die Frage der Zerf/~llung von Nachfragepostert dem Angebote tier einzelnen Produktionsmittel gegen~iiber ist durch die Anwendung des Prinzips der Grenzproduktivit~it mit einem Schlage gelSst: Die Nachfrage nach der einzelnen Produkte.inheit tritt dem Angebote der einzelnen Produktionsmitteleinheit unmittelbar gegeniiber. Jedes Mehr an Produkt bedeutet da nicht ein Mehr an allen Produktionsmitteln, welche in der produktiven KombinatiorL verwendet werden, sorrdern ein Mehr art diesem oder an jenem Produktionsmittel. Der Unternehmer wird die Nachfrage nach Produktionsmitteln, welche eine mSgliche Produktiort und einen mSglichen Verkauf eines Produktes bedeuten, dem Angebote der einzelnen Produktionsmittel gegeniiberstellen und mit jenem Produktionsmittelbesitzer abschlieflen, welcher das ihm giinstigste Angebot macht. Jedes Produktionsmittel, dessen Grenzprodukt einen Preis erzielen kann, der grSfler ist als der Preis dieses Produktionsmittels, wird in weiterem Ausmalle in Verwendung genommen werden, bis diese beiden Preise einander angeglichen sind. Und ebenso werden a uch' yon einem je,den Produktionsmittel, das mehr kostet als der Preis seines Grenzproduktes b e tr~igt, einzelne Einheiten aus der Verwerrdung ausgeschieden werden, und dies so l:ange, his diese Preisangleichung erreicht ist. Man sieht, dab die ganze Argumentation hier v611ig gleichlautend ist mit jener, welche wir friiher bei der Besprechung des Fanes des einzigen in der Produktion verwerrdeten Produktionsmittels vorgetragen haben. Der Mechanismus des Kostengesetzes muB hier zwei Ausgleichungen anstreben: 1. Die Gleichsetzung .des Preises eines jeden Produktionsmittels mit dem Preise des Grenzproduktes dieses Produktionsmittels.
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
77
2. Die Gleichsetzung des Preises der gesamten Kostenaufwendungen (einsehlieBlich des Unternehmergewinnes) mit dem GesamterlSs. Damit ist die AuflSsurtg der fiir die Verwendung der einzelnen Produktionsmittel ents.eheidertden Frage der Relation yon Produktionsmittelpreis und Produktpreis gegeben, die bei Vodiegen der Verwendung einer Mehrzahl von Produktionsmittdn ge,stellt is,t~. w 5. DER KAPITALZINS UND DIE REGULIERUNG DES AUFBAUES DER PRODUKTION IN DER ZEIT Wir haben schon darauf hingewiesen, dab die Erweiterung einer Produktion grunds~i~lictr durch zwei verschiedene Mal3nahmen mSglich ist: einerseits durch Vermehrung der verwendetert Produktionsmittel, wobei die Vermehrung der Menge eines in Verwendung genommenen Produktionsmittels dem Grundsatze vom abnehmenden Ertrag unterliegen wird; anderseits abet ist eine Erweiterung der Produktion ohne Vermehrung der Zahl der Produktionsmittel in der Weise mSglich, dab eine zeitliche Riickw~irtslegung des Einsetzens der einzelnen Produktionsmittel stattfindet, wobei der Vorteil des Einschlagens yon Produktionsumwegen zu einer Steigerung des Ertrages fiihrt. Das haben wir in 'tier zusammenhangenden Darstellung der Lehre yon den Produktionsumwegert des n~iheren auseinandergesetzt. Es ha[ sieh dabei ,auch gezeigt, dab einer Verl~ingerung der Produktionsumwege, so sehr sie auch im Interesse einer Sie.igerung der Ergiebigkeit der Produktion gelegen ist, doch eine SehrarLke gesetzt ist, dab durch den Vorrat der Zur Frage der ,,Koordination" der beiden vorhin genannten Ausgleic_hungen vgl. zunachst die Ausfiihrungen yon Wicksteed und Hicks.
78
KAPITAL UND PRODUKTION
Wirtschaft an Kapital die Lfinge der m6glichen Produktionsumwege begrenzt ist. Hier w i r d es sich nun darum handeln, diese Lehre yon den Produktionsumwegen mit der Lehre yon der Preisbildung der Produktionsmittel und mit dem Kostengesefze in Zusammenhar~g zu bringen. In der Wirtsch,aft, welche durch den Tauschverkehr bewegt ist und in welcher die einzelnen Produktionsmittelbesitzer den Erfolg ihrer wirtschaftlichen Tiitigkeit wie auch den Miflerfolg an Preisen messen, kann auch nur auf dem Wege fiber Preisbildungen die Verwendung des Kapitals, die Einschlagung der Produktionsumwege, bestimmt werden. Der Kapitalbesitzer wird an Preisen messen, in welcher Art er sein Kapital richtig, d. h. hier mit dem gr6fiten ffir ihn erzielbaren Ertrag anlegen kann. Es fragt sich zun~ichst, welche Preise dabei in Betracht kommen. Nehmen wir an, es soll eine einen Produktionsumweg einschlagende Produktion yon einem Unternehmer aufgebaut werden. Um die Funktion des Kapitals dabei v611ig klar zu sehen, nehmen wir einen besitzlosen Unternehmer an, weleher yon dem Kapitalbesitzer Kapital erwirbt; wir nehmen ~ um die Sachlage nieht unn6tig zu v e r w i r r e n des weiteren an, dab der Unternehmer aufler dem, was er yon dem Kapitalbesitzer erwirbt, an Produktionsmitteln nur noch Arbeitskrfifte ben6tigt. Wenn Verffigung fiber Kapital nichts anderes bedeutet als die M6glichkeit, Produktionsumwege einzusehlagen, also heute Produkfionsmittel aufzuwenden, welche erst sp/~ter einen Ertrag geben, so ist diesem I(apitalmarkte der Tauseh yon ,,Gegenwartsgiitern" gegen ,,Zukunftsgiiter" eigentfimlich. Der Kapitalbesitzer gibt also dem Unternehmer etwas hin und verlangt niehf sogleieh eine Gegenleistung, sondern er maeht es dem Unternehmer m6glieh, das, was er vom Kapitalbesitzer erhalten hat, in einem
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
79
Produktionsumwege ,,anzulegen", wobei der Kapitalbesitzer mit einer spfiteren Gegenleistung zufrieden ist, mit einer Gegenleistung, welche erst aus d e m Erfolge des Produktionsumweges zu erbringen ist. Und fragen wir jetzt naeh dem, w a s der Kapitalbesitzer dem Unternehmer fibergibt, so k 6 n n e n wir an den frfiher ausgeffihrten einfachsten Fall anknfipfend dieses Kapital zun/~ehst mit einem Subsistenzmittelfonds identifizieren. Wir stehen da vor dem Falle des Aufbaues einer Kapital verwendenden Produktion aus dem ,,Naturzustande" einer noel~ keine produzierten Produktionsmittel besitzenden Wirtschaft. Ersparte Subsistenzmittel sind hier z unfiehst die einzige F o r m des Kapitals. Der Unternehmer wird nicht mehr die ,yon ihm aufgenommenen Arbeiter alas w~ire ja das Gegenstiick der den Produktionsumweg einsehlagenden Produktion ~ in ,,Augenblieksproduktion" verwenden und ihren Lohn jeweils aus dem sofort erh,altenen Ertr~ignis dieser Produktion bezahlen, sondern e r wird die Arbeit in den Produktionsumweg lenken k6nnen und his zur Erlangung des Produktes die Arbeiter aus dem freien Kapital, das er yon dem Kapitalbesitzer erworben h,at, bezahlen. Der Subsistenzmittelfor~ds, weleher die Kapitalfunktion allein ausfibt, dient, indem er sukzessive w~hrend der Dauer des Produktionsumweges aufgezehrt wird, dem Unterhalte der Arbeiter. Es ist klar, daft der Unternehmer die Arbeiter, welehe ja nicht selbst Kapitalbesitzer sind, welehe also den Ertrag ihrer Arbeit fortlaufend beziehen miissen, nicht in einem Produktionsumwege verwenden kann, wenn er nicht fiber einen solchen Subsistenzmittelfonds verffigt. Um nun Angebots- und Nachfragekurven zu erhalten, nehmen wir an, dab in einer Wirtschaft, welche bisher ausschlieBlieh in Augenblieksproduktion gearbeite.t hat, eine Mehrzahl yon Unternehmern in einem oder in einigen
80
KAPITAL UND PRODUKTION
wenigert Produktionszweigen, in welchen die Einsehlagung von Produktionsumwegen eine groBe Steigerung des Ertrages mit sich brirLgen kann, in der ebert dargestellten Weise unter Heranziehung eines Subsistenzmittelfonds Produktionsumwege einzusehlagen beginnen. Es wird ihnen das da.durch m6glich gemacht, dab andere Wirtschaftssubjekte, welche durch Sparen Kapitalbesitzer geworden sind, auf dem sich bildenden Kapitalmarkte einen Subsistenzmittelfonds gegen spfitere Riickgabe ausbieten. Wenn Untern,ehmer Arbeiter aus anderen Produktionen an sich heranziehen - - wir haben der Einfachh,eit halber Arbeit als einziges ProdukfionsmiRel a n g e n o m m e n - und Produktionsumwege einsch~lagen, werden sie schlieBlic~ mit diesen Arbeitern eine,n gr6fieren Ertrag erzielen als dies in der Augenblicksproduktion m6glich gewesen wiire. Wenn wir diese~ Prozefi in tier Sphfire der Preise verfolgen wollen, werden wir zwei Bew,egungen erkermen: Zunfich'st wird der Lohn der Arbe~ter gestiegen sein. D e ~ nur durch ~berbietun:g im Lohn werden die Arbeitskrfifte aus ihren bisherigen Verwendungen herausgezogen werden k6nnen. Dieses Moment mag n u n allerdings bei der Bewegung der Einffihrung yon Produktionsumwegen, welche relativ kleine R~iume der Wirtschaft umfassen, kaum eine wesentliche Bedeutung erlangen. Es kann fibrigens ganz in Wegfall gelangen, wenn wir uns vorstellen, dab Unternehmer, welche bisher in Augenblicksproduktion gearbeitet haben, mit den bisher beschiiftigten Arbeitern die Produktionsumwege einzuschlagen beginnen. Zweitens aber - - und das ist von gr6fierer Bedeutung - - werden wir nach Beendigung der Produktionsumwege ein Fallen des Preises des Produktes erwarten mfissen. Dies deshalb, weil in der umwegigen Produktion mehr Produkte erzeugt werden. Durch diese Bewegungen in den Preisen wird die
81
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
Spanne, welche die Mehrergiebigkeit des Produktionsumweges ffir einen Gewinn fiber den Arbeitskosten offen l~/]t, herabgesetzt. Wir werden nun sehen, dab bei richtiger Disposition der Unternehmer dennoeh eine solche Spanne fibrig bleiben mul3, dab also nur dann ein Produktionsumweg eingesehlagen werden kann, wenn sieh eine solch,e Spanne zwisehen den Kosten der Arbeit und dem Preis des Produktes ergibt. Um das deutlieh zu zeigen, wollen wir an eine Formulierung anknfipfen, welehe wir schon an einer frfiheren Stelle verwendet haben. Der Unternehmer hat zwei M6glichkeiten, seine Produktion auszudehnen: Er kann entweder mehr Arbeiter verwenden oder den Produktionsumweg verlfingern. Bezfiglich der Mehreinstellung yon Arbeitern ist die Sach:lage im voraus klar- Es liegt in diesem Falle eine lineare Erweiterung der Produktion vor. Doppelt soviel Arbeiter werden in tier gleichen Augenblieksproduktion ein doppelt so groBes Produkt erzielen ~. Bezfiglich der Verlfingerung des Produktionsumweges muB aber zu dem, was wir sehon frfiher fiber diesen Gegenstand gesagt haben, etwas hinzugeffigt werden. Es muB aufler Zweifel stehen, dab eine ,,klug gew~hlte" Verl/ingerung des Produktionsumweges, das Einsehalten einer Zeitspanne Zwischen der Aufwendung des Produktionsmittels und d e r Erzielung des Fertigproduktes den Ertrag steigern kann. Sobald einmal dieser Ausgang feststeht, ist dasjenige, was den Produkfionsumweg m6glieh macht, ein Mittel zur Steigerung des Ertrages, ganz so wie eine zusfitzliehe Menge yon irgendeirtem originfiren Produktionsmittel. Wir k6nnen ,,das den Produktionsumweg Erm6gEin abnehmender Ertrag kommt nieht in Frage, da wir Arbeit als einziges Produktionsmittel angenommen haben. S' t r i g 1, Kapital und Produktion
6
82
KAPITAL UND PRODUKTION
lichende" ganz so wie Arbeit oder Grund und Boden als ein Produktionsmittel P~ bezeichnen, welches mit einem anderen Produktionsmittel P ~ - z. B. menschliche A r b e i t - ,,kombiniert" werden kann, wobei in der Art der Kombination eine sehr weitgehende Variabilit~it gegeben ist. Das Zusammenwirken zweier im wirfschaftlichen Mengenverh~iltnis stehender Produktionsmittel muB aber dem Prinzipe des abnehmenden Ertrages unterliegen ~. Das heiflt, dab die Kombination einer gegebenen Menge y o n P~ mit einer w,achsenden Zahl yon Einheiten P~ einen immer abnehmenden Ertragszuwachs ergibt. Die Ableitung dieses Prinzips des Zusammenarbeitens yon Produktionsmitteln haben wit zunfichst beziiglich des sogenannten Gesetzes vom abnehmenden Bodenertrag gegeben, dann haben wir gleich gesehen, daft da ein allgemeines Prinzip der Kom' bination yon Produktionsmitteln vorliegt: Niemand wiirde in der Produktion fiir einen Zusatz y o n P~ etwas geben, wenn er schon dutch eine Vermehrung der Verwendung yon P~ einen dieser Vermehrung proportionalen Mehrertrag erzielen kSnnte. Daraus ergibt sich: Wenn eine beliebige Kombination yon P~ und P~ gegeben ist, kann d u r c h Zusetzen einzelner Einlaeiten yon P~ oder auch durch Zusetzen yon einzelnen Einheiten yon P~ ein ,,abnehmender" Mehrertrag erzielt werden. Und damit ist fiir P~ wie auch fiir P~ die Formel der Grenzproduktivit~it anwendbar. Dabei ist es gleichgiiltig, welches dieses Produktionsmittel ist, ob es Arbeit ist oder Grund und Boden oder aber auch ,,dasjenige, was die Einschlagung yon Produktionsumwegen m6glich macht". Damit s i n d wir bei der Anwendung des Prinzips der Grenzproduktivit~it hinsichtlich der Verwendung des Kapitals. Weil das Verwenden yon freiem Kapital Vgl. dazu die Ausffihrungen S. 128 If.
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
83
in unserem Beispiele das Einschlagen des Produktionsumweges erm6glicht, weil der Subsistenzmittelfonds jenes ,,Produktionsmittel" ist, wdch.es durch die Verl/ingerung des Produktionsumweges die Steigerung des Ertrages erm6glieht, so erhfilt auch dieses Produkfionsmittel einen Anteil a m Ertrage naeh Maflgabe seines Grenzproduktes. Denken wir wieder zurfiek an eine Formel, die wir frfiher verwendet haben. Der Unternehmer iibernimmt die Naehfrage der Konsumenten und verwar~delt sie in eine Nachfrage nach verschiedermn Produktionsmitteln. Er wird jedes Produktionsmittel naeh MaBgabe seiner Grenzproduktivitfit bezahlen k6nnen. Er wird dabei in seiner Nachfrage ]enes Produktionsmittel bevorzugen, welches ihm einen Mehrertrag zu einem billigeren Kostenpreis versehafft, er wird yon jedem Produktionsmittel, dessen Grenzprodukt geringer ist als der Preis, dert er fiir die Verwendung desselbert bezahlen miiBte, so lange einzelne Einheiten abstoflen, bis das Grenzprodukt mit diesem Preise iibereinstimmt. Er wird keine Einheit eines Produktionsmittels verwenden, wenn es ihm nieht wenigstens einen Ertragzuwaehs im AusmaBe der Kosten der Verwendung dieses Produktionsmittels einbringt. $o wie ffir Arbeit und Grund und Boden gilt das auelx ffir den Subsistenzmittelfonds. Der Unternehmer kann bei ,,richtiger" Durehfiihrung der Produktion jenem, weleher ihm einen Subsistenzmittelfor~ds zur Verfiigung stellt und ihm dadureh die Einschlagung eines Produktionsumweges erm6glieht, nicht ~nur diesen Subsistenzmittelfonds zurfiekgeben, sondern ihm auch noch einen Zins zahlen. Das erste ist im voraus klar: Denn die Gr6fle des Subsistenzmittelfonds, weletrer in d e r Produktion aufgewendet wird, ist identisch mit der H6he der Lohnsumme. Dieser Kostenaufwand muff ohne weiteres im Produkte gedeckt sein. Auch das zweite ist aber klar- ]ede ,,Ration,' des Sub6~
84
KAPITAL UND PRODUKTION
sistenzmittelfonds, welche fiir eine Lohnzahlung gedient hat, hat bedeutet, daft nicht n u r eine Arbeitseinheht aufgewendet werden konnte, sondern auch, daft sie um jene Zeitspanne frfiher in den Produktionsprozefl eingesetzt werden konnte, durch welche dieser Teil des Subsistenzmittelfonds in der Produktiort gebunden war. Ware dieser Teil des Subs istenzmittelfonds nicht gegeben gewesen, so hfitte diese Arbeit auch aufgewendet werden k S n n e n , - aber nur im letzten Augenblick der Produktion, wobei sie sogleich aus dern Ertrage entlohnt worden ware. Daft diese Arbeit friiher eingesetzt werden konnte und daft damit der Ertrag gesteigert worden ist, das ist der Erfolg der Mitarbeit des Subsistenzmittelfonds. Nur diesem Umstande ist ein Mehrertrag zu danken, vort diesem Umstande, v o n d e r Tatsache, dab ein Subsistenzmittelfonds verwendet worden ist, ist ein Mehrertrag abhfingig gewesen. Die Verwendung des Subsistenzmittelfonds muff also eine Spanne zwischen den Kosten der Arbeit urtd dem Preise des Produktes schaffen. Vort der Aufwendung des Subsistenzmittelfonds ist eir~ Anteil am Ertrage abhiingig, welcher sich in der Formel von der Grenzproduktivitfit erfassen liiflt. Deshalb kann der Unternehmer nach Maflgabe des Grenzproduktes einen Zins bezah~lert~. Der Unterneharmr wird aber den Kapitalzins auch zahlen mfissen, solange einem begrenztert Kapitalangebot eine Nachfrage gegeniibersteht, welche dutch Verwendung von mehr Kapital, durch Verlfingerung der Produktionsumwege, ihrert Ertrag steigern kann. Nur wenn der Unternehmer den Kapitalzins zahlen kann, Wird er Die Formulierung bei Knut Wicksell lautet: ,,Das Kapital ist ersparte Arbeitskraft und ersparte Bodenkraft; der Kapitalzins macht den Untersehied zwischen der Grenzproduktivit~t der ersparten (aufgespeicherten) Arbeits- und Bodenkraft und der Grenzproduktivit~t der laufenden (gegenw~rtigen) aus." Vorlesungen, Bd. 1, S. 218.
DIE V E B B U N D E N H E I T DER PBEISE
85
neben anderen mit i h m konkurrierenden Unternehmern auf dem Kapitalmarkte zum Zuge gelangen k6nrmn. W e n n wir aber friiher darauf hinge~riesen haben, dab der infolge der Einsehlagung yon Produktionsumwegen zu erwartenden Steigerung des Ertrages in der Erh6hung des Lohnes auf der einen Seite und in der Herabsetzung des Produktionspreises auf der anderen Seite eine Tendenz zur Minderung der Gewinnspanne gegeniibersteht, so kann nun kurz darauf hingewiesen werden, dab die Situation bei der Einschlagung yon Produktionsumwegen in keiner Weise andersartig ist als sonst bei einer ne.uen Produktion. W e n n irgendeine neue Produktio.n eingeffihrt wird, so muB der Unternehmer Produktionsmittel an sich heranziehen urLd er wird durch Vermehrung des Produktes den Preis desselben driicken. Der Unternehmer wird aber bei ,,richtiger Wahl" seiner Bet~itigung nur eine solche Produktion beginnen k6nnen, bei welcher er trotz dieser Gegenwirkungen keine Verluste erleidet. Oft wird ja alas Auftreten eines einzigen Unternehmers weder den Preis des Produktionsmittels so stark in die H6he setzen noch den Preis des Produktes so welt senken, dab es notwendig w~re, mit diesen beiden Beavegungen fiberhaupt zu rechnen. Hier w a r nur in minuzi6ser Weise auf diesen Fall hinzuweisen, um die Anwendung ffir den Fall der Einschlagung yon Produktionsumwegen zu geben: Auch! hier wird d e r Unternehmer nur solche Produktionsumwege einsehlagen dfirfen, bei welchen er einen Mehrertrag erzielt, aus welchem er neben den anderen Kosten den Kapil~alzins bezahlen kann. Das weitere ist nur m e h r eine Anwendung yon Gedankeng~ingen, welche uns bereits vertraut sind. Bleiben wir zun~iehst noeh bei dem Subsistenzmittelfonds als F o r m des Kapitals. Je mehr Kapital dieser Art gebildet ist, desto mehr und desto l~ingere Produktionsumwege k6nnen ein-
86
KAPITAL UND PRODUKTION
geschlagen werden, bis schliefilich praktisch alle Produktionen nur mehr in Produktionsumwegen durchgeffihrt werden. Die Mehrergiebigkeit dieser Produktionsumwege wird an sich eine sehr verschiedene sein. Es werden jene Produktionsumwege vorgezogen werden mfissen, bet welchen sich der gr61]te Kapitalertrag ergibt. Die Verschiebungen werden sich dabei nicht nur auf Verschiebungen y o n einer Produktion in eine andere erstrecken, nicht nur auf ein,e Erweiterung dieser und Einschr/inkung jener Produktion, sondern es werden auch innerl~alb der einzelnen Produktionen die Produktionsumwege verkfirzt oder verl~ingert werden mfissen. J error Gegenstand, welch!er auf dem Kapitalmarkte gehandelt wird, ist nicht der Subsistenzmittelfonds als solcher, sondern dieses freie Kapital mit Rficksicht auf die Zeit zwischen der Zurverffigungstellung urrd der Rfickzahlung, also ein Gege nstand, welcher in der Formel Kapital mal Zeit zu erfassen ist. Und es ist schliefilich klar, dab sich ffir diesen Gegenstand des Kapitalmarktes auf einem reibungslos funktionierenden Mar kte eir~ Preis bilden muB in der Form einer einheitlichen Zinsrate. Die t(apitalbesitzer k6nnen einen so hohen Zins als m6glieh zu erlangen trachten, die Unternehmer werden infolge der Mehrergiebigkeit der Produktionsumwege in der Lage sein, alas, was sie erhalten haben, vermehrt um einen Zins zurfickzuzahlen. Dem Angebote der Kapitalbesitzer steht die Nachfrage der Unternehmer gegenfiber, welche nach dem Marl der Mehrergiebigkeit der einzelnen Produktionsumwege, naeh der Eignung dieser Produktionsumwege einen mehr oder weniger hohen Zins zu tragen, gesehichtet sein wird. So wie bei jeder Preisbildung wird jene Nachfrage zum Zuge gelangen, welehe den h6chstert :Preis ~ in diesem Falle: den h6ehsten Z i n s zu zahlen in der Lage ist. Unter allen den m6gliehen Pro-
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
87
duktionsumwegen werden nur jene d u r c h g e f ~ r t werden k6nnen, welehe den sieh auf dem Markte bildenden Zins als Mehrertrfignis herauswirtschaften k6nnen; jene Produktionsumwege, welche diesen Zins des freien Marktes nicht zahlen k6nnen, milssen unterbleiben. Die Sehiehtung der Nachfrage nach Kapital wird aber nicht nur bedingt sein durch die M6glichkeit der Erzielung eines mehr oder weniger grofien Ertrages in dieser oder in ]ener Produktion, vielmehr aueh noch dariiber hinaus durch die M6glichkeit, je nach der Lfinge des Produktionsumweges in ]eder einzelnen Produktion einen mehr oder weniger grofierL Ertragszuwachs zu erzielen. Und damit sehen wir eine entseheidende Funktion des Kapitalzinses, dab nfimlich nur dieser die M6glichkeit bietet, dem Unternehmer eine Abgrenzung ffir die Lfinge des Produktionsumweges anzuzeigen. Ein e Herabsetzung des Zinses bedeutet die M6glichkeit, Kapital auch in l~ngeren Produkfionsumwegen, in solchen, in welchen das ,,Grenzprodukt" des Kapitals ein geringeres ist, anzulegen, wfihrend eine Erh6hung des Zinses zu einer Verkfirzung der Produktionsumwege zwingt. Das, was ffir den Unternehmer in der Kapital verwendenden Produktion ein neuer Kostenfaktor geworden ist, ist ausschliet]lich die H6he des Zinses, auf keinen Fall eCwa die Gr6fie des Subsistenzmittelfonds, welchen er als Kapital zu verwenden gedenkt. Denn in dem hier zuniiChst allein betrachtetela Falle, dal] die Produktion vom Anfartg bis zum Ende vort einem Unternehmer durchgeffihrt wird, daft also ke~ne Kapitalgfiter auf den Markt gelangen, ist das Kapital identisch mit der Lohnsumme, welche der Unternehmer vor Erzielung des Produktes zur Bezahlung der Arbeiter ,,vorschiefien" muff. Die Sachlage ist einfach die, dab jede Lo,hnaufwendung fiir ,die Arbeit, welche frfiher geleistet worden ,ist, im Produkt nicht nur
88
KAPITAL UND PRODUKTION
ihren Gegenwert als Posten d e r Lohnkosten ersetzt erhalten mul3, sondern dariiber hinaus auch noch d e n Kapitalzins unter Beriicksichtigung der Zeitdauer der ,,Bindung" dieses Kapitals. Eine andere Aufwendung eines Subsistenzmittelfonds kann sich in der Preiskalkulation nieht als gereehffertigt erweisen. In der vielseitig gegliederten Volkswirtschaft muB der I(apitalbesitzer seinen Subsistenzmittelfonds in einer solc:hen Weise anlegen, dab er f tir jede Zeit der Anlage seines Kapitals den auf dem Markt gelten, den Zinssatz gerechnet fiir diese Zeit erh~ilt. D e r Unternehmer wird das Kapital nicht erhalten k6rmen, wenn er nicht diese ,,zus~itzliche" Kostenbelastung tragen kann. Es wird aber zu beachten sein, dab infolge der bereits erw~ihnten verschieden m6glich.en Verschiebungen in der Kapitalverwendung der ,,Mechanismus" des Kostengesetzes b eziiglich des Kapitals komplizierter sein wird als bei den an,deren Produktionsfaktoren. J edenfalls wird auch hier das Prinzip des Grenzproduktes anzuwenden sein. Eirt Mehr an Kapital bedeutet die Vermehrung eines Produktionsfaktors, welche dem Prinzipe des abnehmenden Ertrages unterliegen wird. Hier sei dazu nur gesagt, daft die ,,kluge Wahl" der produktiven Kombination jene Art d e r Verschiebung zwischen den Produktionsfaktoren vorziehen wird, bei welcher der zu erwartende Mehrertrag ein gr613erer ist. Dasselbe wird naturgem~iB auch in entsprechender Weise bei einer Einschrfinkung der Verwendung yon Kapital in einer Produktio.n zu gelten haben. Jefzt kann es uns keine Schwierigkeit bereiten, yon dem konstruierten Fall der Durchfiihrung der Produktion durch einen Unternehmer vom Anfang bis zum Ende zu dem der praktischen Wirtschaft entsprechenden Falle iiberzugehen, in welchem die Produktion nicht in einer ungebrochenen Folge yon einem einzJgen Unternehmer durchgefiihrt wird,
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
89
sondern ,,vertikal" auf eine Mehrzahl yon Unternehmern aufgeteilt erscheint. Das, was hier zum Problem wird, ist die Preisbildung der Kapitalgfiter. Naehdem e s ohne weiteres klar ist, dab die Preise dieser I
90
K A P I T A L UND PRODUKTION
in derselben W e i s e zur Wirksamkeit gelangen wie fiir Zwis chen prod ukte. Wenn aber der Kapitalzins zum Ausleseprinzip bei der W a h l der Lange des Produktionsumweges wird, so wird er damit auch bestimmend fiir das Ausmal3, in welchem freies Kapital in die Gestalt yon dauerhaften Kapitalgiitern verwandelt w e r d e n kann. Auch dauerhafte Kapitalgfiter entstehen nur durch Investierung yon freiem Kapital, ganz so wie Zwischenprodukte. Der Unternehmer, welcher dauerhafte Kapitalgfiter erzeugt, schl~igt e i n e n besonders langen Produktionsumweg ein, er investiert freies Kapital in einem Produklionsumwege, aus welchem erst relativ sp~it eine volle Wiederfreisetzung m6glich ist. Sonach ist es klar, dab ein niedriger Zinsfufi die Bildung yon dauer' haften IEapitalgiitern f6rdern wird. Schon aus diesem Umstande ist deutlich zu sehen, wie notwendig die Zinsrechnung in der umwegigen Produktion ist. Ohne die Zinsrechhung wiire ja gar kein Anhalt dafiir gegeben, in welchem Ausmafle die Bindung yon Kapital in dauerhaften Anlagen m6glich ist, ohne daft ein Mangel an dem Komplement/irgut des freien Kapitals entsteht, tJber diesen Zusammenhang wird s p~iter noch einiges zu sagen s ein. w 6. DIE VERSORGUNG MIT KAPITAL Wir h a b e n frfiher darauf hingewiesen, daft neues Kapital nut in der Form yon freiem Kapital entstehen kann, Subsistenzmittel, welche einem Wirtschaftssubjekte als Einkommen zuflieflen, werdert von ihm nicht konsumiert, sondern ffir die Einschlagung eines Produktionsumweges zur Verffigung gestellt. Nur die ,,Umdisponierung der Einkommensverwendung", welche darirt liegt, daft jemand, welcher ein Einkommen bezieht und es verzehren k6nnte, ohne seinen Verm6gensstand anzugreifen, Subsistenzmittel zur
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
91
Einschlagung eines Produktionsumweges zur Verfiigung stellt, ist die Quelle einer Neubildung yon Kapital i n der Verkehrswirlschaft ~. Dieses Beistellen fiir die Zwecke eines Produktionsumweges stellen wir uns in der Weise vor, dab diesev Subsistenzmittelfo,nds an einen Unternehmer iibergeben wird, welcher mit seiner Hilfe einen Produktionsumweg einschl/igt und erst sp/~ter aus dem Ertrage der Produktion die Riickzahlung leistet. Der Unternehmer kauft mit dem freien Kapital Produktionsmittel ein, wir nehmen zun/ichst an: er bezahlt mit diesem Arbeiter. Das freie Kapital wird nunmehr yon den Arbeit, e rn verzehrt, dafiir stehen im Besitze des Unternehmers jene K a p i t a l g f i t e r verarbeitete Rohstoffe oder dauerhafte A n l a g e n - - , welche yon den Arbeitern erzeugt worden sind. Ist der Produktionsprozefl vollendet, so ist das urspriinglich aufgewendete freie Kapital wiederum reproduziert (sowie um den Kapitalzins vermehrt, das interessiert uns an dieser Stelle nicht weiter) und es kann dem Kapitalbesitzer zuriickgegeben werden. Diese Reproduktion erfolgt je nach der Art tier Verwendung des freien Kapitals mehr oder weniger schnell. Soweit freies Kapital in einem konsumnahen Stadium der Produktion zur Zahlung yon Arbeitern verwen,det wird, ist es mit Abschlufi dieser Produktion wiederum frei disponibel geworden und es ist wiederum in der Gestalt vorL neuen Konsumgiitern ein freies Kapital hergestellt. Wird das I(apital in einem weiter riickwiirts liegenden Stadium der Produktion verwendet, so dauert seine Wiederfreisetzung liinger, eben deshalb, weil die Konsumgiiter, art der erL Erzeugung d a s Kapital seinen Anteil hat, erst bei vollstiindigem Abschlufi des Produktionsprozesses zur Verfiigung stehen. Wird aber das Kapital in der Erzeugung yon Uns interessiert weder bier noch im folgenden die Frage der qualitativen Zusammensetzung des freien Kapitals.
92
KAPITAL UND PRODUKTION
festem Kapital investiert, so wird die Wartezeit bis zur Wiederherstellung ganz wesentlich verlfingert: es wird erst nach Fertigstellung yon KonsumgiRern mit dieser Anlage sukzessive wieder freigesetzt, und zwar in jenem Marie, in welchem in der fortlaufenden Produktion der Erneuerungsfonds geschaffe:n wird. So wird die Dauer der Bindung yon freiem Kapital im Produktionsprozesse eine g a n z verschieden lange sein. Aber jeder Teil des freien "Kapitals, das in d e n ProduktionsprozefI eingesetzt wird, selbst jenes, welches in den ,,schwersten" Investitiorten verwendet wird, verwandelt sich schlieBlich wiederum in die urspriingliche Form des Kapitals, in freies Kapital, zuriick. Dieses freie Kapital kann der Kapitalbesitzer weiter in derselben Verwendung belassen: Es bleibt dann weiter zur Verfiigung des Unternehmers, weleher denselben ProduktionsprozeB wiederholt. In diesem Falle bleibt das einmal gebildete Kapital auf die Dauer erhaRen, e s warrdelt sieh mehr oder weniger langsam fiber die Gestalt yon Kapitalgfitern wiederum in die Gestalt yon KonsumgiRern, die neuerlieh zur Investierung gelangen. Ein Verlust wird nur dort eintreten, wo die Produktion nieht gelungen ist. Es k a n n das zun/~ehst heiflen, dab die Produktion im teehnisehen Sinne miflgliiekt ist; in den Sehwankungen der Wirtsehaft kann es siehi aber aueh ergeben, dab eine teehniseh gelungene Produktion deshalb zu einem Miflerfolg ffihrt:, weil sie sieh in den Rahmen der Wirtsehaft nieht einfiigt, keine entsprechend zahlungswillige Naehfrage finder. Dariiber werden wir noeh sp~iter zu spreehen haben. Hier ist noeh einiges zur Frage der Liquidit~t yon Kapitalanlagen zu sagen. Der Grundsatz, dab freies Kapital, welches einmal in der Produktion verwendet worden ist, erst naeh Fertigstellung seines Produktes, also unter Umst~inden erst sehr sp~t wiederum zur Verfiigung steht, ist durehaus vereinbar mit
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
93
der Tatsache, dab in einer Verkehrswirtschaft einr privatwirtschaftliche Liquidit/~t in weir h6herem Ausmafle gegeben sein kann. Das ergibt sich bereits bei jeder vertikalen Zergliederung der Produktion. Wenn ein Unternehmer ein Kapitalgut erzeugt und dieses an einen Unternehmer,. welcher es etwa als Erneuerung seiner Anlagen braucht, verkauft, wobei er dafiir freies Kapital erhfilt, so ist das in diesem Kapitalgut investierte freie Kapital ffir den Unternehmer, welcher es erzeugt hat, wieder disponibel, er kann insbesondere das etwa yon ihm ausgeliehene Kapital dem Kapitalbesitzer zurfickzahlen. Aber es ist doch klar, dab jenes tats/ichlich hier investierte Kapital in diesem Tausche nicht frei wird, sondern dab hier n u t gewissermaflen ein Tausch~ zwischen den Positionen zweier Kapitalbesitzer vorliegt: Der K/iufer, welcher freies I(apital gehabt hat, iibergibt dieses dem Unternehmer gegen t3bergabe des im Kapitalgute gebundenert Kapitals. Das Verh/iltnis zwischen freiem Kapital urtd Kapitalgiitern (geburtdenem Kapital)in der Wirtschaft kann durch einen solchen Tausch nicht ge/indert werden. Die Frage des Preises der Kapitalgiiter u n t e r der Annahme der strikten Wirkung des Kostengesetzes haben wir bereits behandelt. Ein jedes Kapitalgut stellt im Zuge des Prozesses der Aufwendung vort Produktionsmittelrt zur Herstellung yon Konsumgiitern eirt besti'mmtes Stadium dar. Und wie der Preis der Aufwertdungen nach dem Kostengesetz dem Preise des Produktes gleieh sein muff, so muff auch in jedem Stadium des Produktionsablaufes ein Kapitalgut im Preise gleieh sein der Summe der Aufwendungen, welehe zu seirmr Erzeugung notwertdig waren, oder aber aueh dem ,diskorrfiertert Preise des Produktes abziiglich der f fir dessen Fertigstellung rtoel~ notwendigen Aufwendungen. Auf jede Abweichung des Preises eines Kapital-
94
KAPITAL UND PRODUKTION
gutes von dieser H6he wird Angebot und Nachfrage entsprechend reagieren; es werden damit Bewegungen mit der Tendenz zur Anpassung an den Kostenpreis ausgel6st. Es ist selbstverst~ir~dlich, dab hier die Reaktionen des Angebotes oft erst sp~it zur Geltung gelangen werden, dies infolge der Tatsache, dab die Erzeugung vieler Produkte eine l~ingere Produktionsdauer in Anspruch nimmt. Es kann bei Schwankungen in der Wirtschaft .die Tatsache, dab Kapital in lange dauernden Produktionsumwegen gebur/dert i st, dazu fiihren, dab an Kapitalgiatern bedeutende Gewinne und Verluste gemacht werden. Im e,rsten Falle werden Einkommen geschaffen, welche wenigstens mSglicherweise zu einer erweiterten Kapitalbildung dutch Sparen fiihren k6nnen,, im zweiten Falle kann es eintreten, dafl der notwertdige Erneuerungsfonds nicht gebildet wird und damit eine Kapitalaufzehrung stattfindet. Fiir ~die Preisbildung der Kapitalgiiter wird sich aber auf jeden Fall der beziiglich aller Produkte geltende Grundsatz durchsetzen, daft nicht die Gr61le der Aufwendungen den Preis bestimmt, sondern die Zahlungswilligkeit und Zahlungsf/ahigkeit der nachfragenden Unternehmer: Wenn fiir das Produkt ein groSer ErlSs zu erwarten ist, so wird sich der Preis des Kapitalgutes auch diesem anpassen, wenn ein geringerer ErlSs zu erwarten ist, wird ohne Riicksicht auf die get~itigten Aufwendungen der Preis fallen. Erst die Ver~inderungen im Nachschub eines Kapitalgutes werden die Anpassung dieser Preise an die Kostenh6he mit sich bringen. Die in einer Wirtschaft vorhartdenen Vorr~ite an Kapital, das jeweils gegebene freie Kapital und die vorhandenen Kapitalgiiter sired im Zuge der fortlaufenden Pro duktion in einer st~indigen Bewegung. Freies Kapital wird gebunden und aus den Kapitalgiitern w~ichst immer wieder neues freies Kapital heran. Es ist klar, dab dieser Besitz an Kapital
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
95
in den Bewegungen der Wirtschaft weitaus mehr Schwankungen ausgesetzt sein muff als der Besitz an d e n anderen Produktionsmiiteln, an Arbeitskr~ften sowie an Grund und Boden. Verluste, welche da eintreten, wenn die Produktion zu k e i n e m Erfolge gefiihrt hat, werden nur zu leicht das Ausmafl dessen, was an freiem Kapital gebildet wird, schm~lern kSnnen, grofie Gewinne werden die MSglichkeit zur erweiteTten Bildung yon neuem Kapital geben. Die Bewegungen, welche sich i n d e n verschiedenen Produktionszweigen, in ~den einzelnen Unternehmungen ergeben, bestimmen in der Summe ihrer Wirkungen die Menge des jeweils zur Verfiigung stehenden freien Kapitals, damit die M6glichkeit, Produktionsumwege einzuschlagen und damit bestimmen sie i n einer Wirtschaft, in welcher die Produktion ausschliefllich in Produktionsumwege,n lfiuft, die Gr6fie des Erf o l g e s der P r oduktion. Noch eines. Man hat viel Miihe auf den Versuch verwendet, die Bildung yon neuem Kapital in d e r F o r m einer Angebotskurve zur Darstellung zu bringen. D a dasjenige, was der Sparer fiir die Hingabe des Kapitals gewissermaflen als ,,Lonn fiir die ,,Spartahgke]t , als Entschfidigung fiir den Verzicht auf einen Konsum erhfilt, der Kapitalzins ist, ~w/~re die Frage der Relation zwischen dem Umfang der Spart~tigkeit und der HShe des Kapitalzinses aufzuwerfen. Es muff beachtet werden, dab die Argumentation, welche hier anzuwenden ist, kaum zu einer ein.deutigen Bestimmung wird fiihren kSnnen. Es wird wohl seine Berechtigung haben, w:enn man sagt, dab ein hSherer Zins die Spartfitigkeit anregen wird, daftalso: bei hohem Zins das Angebot an neu gebiMetem Kapital wfichst, dab dabei auch d e r Anreiz zur '
T
"11
,,
661
-.
9
9
G~
~ Dieser Ausdruck ist freilich einer Mifldeutung im Sinne einer Wertung (,,gerechter" Lohn) ausgesetzt. Korrekter wfire hier die Formulierung ,,wirtschaftlicher Nachfolger des Konsumverzichtes".
96
KAPITAL UND PRODUKTION
Erhaltung yon Kapital, zur Vermeidung der Aufzehrung desselben ein gr6fierer sein wird, w~ihrend auf der anderen Seite ein niedriger Zins z u r Verringerung der Spart~itigkeit ffihrt und was vielleicht noch wichtiger ist - - die Hemmungen, welche manchen vom Aufzehren des Kapitals zurfickhalten, verringert. Man k6nnte darm die Konsequenz ziehen, dab das Sinken des Zinses unter eirt gewisse s Minimum nicht m6glich sein wird, weil schon friiher das Ausbleiben der Neubildung vort Kapital und die Verst~rkung der Kapitalaufzehrung das Kapitalangebot so sehr verringevn wfirden, dab der Zins wiederum steigen mfiBte. Ohne es zu bestreiten, dab im groflen und ganzen diese Z u sammenh~inge bestehen werden, m6chten wir hier aber doch darauf hinweisen, dab auch ein Zusammenhang in v611ig entgegengesetzter Richtung bestehen kann: Wer zum Zwecke der Erlangung eines bestimmtert Zinseinkommens spart, wird bei h6hierem Zins dieses Einkommen frfiher erreichen und auch frfiher zu sparen aufh6ren. Da man zweifellos auch diesen Zusammenhang als m6glich ansehen muff, ergibt es sich, daft eine allgemeine Aussage fiber einen zwingenden Zusammer~hang zwischen Spart~itigkeit und Kapitalzins iiberhaupt nicht m6glich ist. w 7. DIE PREISE DER ORIGINAREN PRODUKTIONSMITTEL IN DER KAPITALISTISCHEN PRODUKT!ON Die theoretisehe Bestimmung der H6he des Arbeitslohnes auf dem freien Markte ergibt sieh ohne Schwierigkeit aus der Artwendung d e s allgemeinen Preisgesetzes und des Grundsatzes der Grenzproduktivit~it. Der Preis wird sich in jener H6he bilden, in welcher das Angebot an Arbeits-t kr~iften gleieh ist der Naehfrage der Unternehmer. Da der Unternehmer seine Naehfrage naeh Maflgabe des Grenzproduktes erstellen muff, ~ er kann nieht mehr bieten,
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
97
da er sonst bei der Einstellung eines Arbeiters einen Verlust erleiden wfirde, er wird auch den Arbeiter nicht billiger bekommen k6nnen, da dieser zu einem Lohrm in der H6he des Grenzproduktes wo anders Arbeit fir~den k a n n , - wird der Preis der Arbeit mit dem des Grenzproduktes fibereinstimmen. Wenn man das Angebot der Arbeitskrafte nach der Dringlichkeit desselben geordnet denkt, wird der Lohn zugleich dem Angebote des ,,teuersten" (das heifit also des mit dem h6chsten Angebote auf den Markt kommenden) noch be schiiftigten Arbeiters entsprechen ~. Damit ist das Prinzip dargelegt, nach welchem der Anteil der Arbeiter an dem Produkte bestimmt ist. Ffir den Fall einer Augenblicksproduktion genfigt auch diese Betrachtung. Bei der Betrachtung einer im zeitraubenden Produktionsumwege ablaufenden Pro,dukfion ergibt sich abet eine Komplikation dadurch, dab eine Bestimmung ffir die Gr6fle der Lohnsumme aucl~ noch aus der Gr6fie des Lohnkapitals, also jenes Teiles des freien Kapitals, welches ffir die Bezahlung vorL Arbeitslohn zur Verfiigung steht, gegeben ist. Das ist ohne Schwierigkeit zu sehen. Sehen wir ganz ab vorr der Mitwirkung des zweiten origin~iren Produktionsfaktors Gru~d ur~d Boden, und sehen wir auch ganz ab von dem Bereiche jener menschlichen Arbeit, welche ausschlie61ich in der unmittelbarerL Fertigstellung yon Kon, Man w i r d h i e r an die berfihmte F o r m e l yon Thiinen erinnert. Fassen w i t die Gr6fle a i m S i n n e d e r G r e n z a n a l y s e in d e r Weise auf, daft sie den geringste:n L o h n ( U n t e r h a l t ) darstellt, zu w e l e h e m jene yon den beschfiftigten ArbeRern, welche d e m geringsten sozialen Druek unterliegen, n o e h in Arbeit zu g e h e n bereit sind, und fassen w i r ~ w i e d e r u m im Sinne d e r G r e n z a n a l y s e - - die Gr6fle p als das P r o d u k t des ,,letzten" z u r E i n s t e l l u n g g e l a n g e n d e n Arbeiters (Grenzp r o d u k t der Arbeit) auf, so ist a gleieh p und die H6he des L o h n e s d u t c h eine jede yon diesen Gr6flen o d e r auch d u r c h die F o r m e l I / a . p bestimmt. S' t r i g 1, Kapital uud Produktion
7
98
K A P I T A L UND PRODUKTION
sumgiRern beschfiffigt ist, und zwar in der Weise, dab die Ferfigstellnng des Produktes erfolgert kann, o h n e daft dem Arbeiter im voraus ein Lohn zur Verfiigung gestellt werden mfiflte~. Bei allen anderen Arbeitern ist es klar, d a b sie etwas erzeugen, das erst viel spfiter als Konsumgut verzehrt werden kann. Die Arbeiter miissen etwas zum Leben bmben, bevor noch der Erfolg ihrer Arbeit zu einem Konsumgut herangereift sein kann. Der notwendige Subsistenzmittelfonds muff vort irgend jemandem zur Verfiigung gestellt werden, sonst ist eine umwegige Produktion unm6glich ~. Die Funktion dessen aber, welcher diesen Fonds zur Verffigung stellt, ist die Funktion des Kapitalbesitzers, die Funktion jenes, welcher gegenwiirtig vorharrdene Gfiter zur Verffigung stellt, um sie erst spfiter zurfick zu erhalten. Es ist hier vort Wichtigkeit, die Einordnung dieses Prozesses der Kapitalinvestitiort in dem Ablauf d e r Gesamtwirtschaft im Auge zu behalten. Der Unternehmer, welcher in einer der Konsumgfiterproduktion vorgelagerten Produktion den Arbeitern einen Lohn zahlt, erhfilt sogleich 1 Es ist also, abgesehen yon jener Arbeit, bei welcher zwischen der Aufwendung der Arbeit und dem Erzielen eines fertigen Produktes yon Konsumgiitern kein ,,6konomisch relevanter" Zeitraum vergeht. (Vgl. dazu die Anmerkung S. 11.) - - Es ist iibrigens klar, daft da fiir die Betrachtung unserer Produktion nur ein verh~ltnismfifiig kleiner Sektor der Arbeitsleistungen aus dem Schema ausgeschieden ist. 2 W e n n der Arbeiter selbst diesen Subsistenzmittelfonds besitzt, so ist er natiirlich hinsichtlich dieses Besitzes selbst ,,Kapitalist". Die theoretische Analyse muff abet ihren Ausgang yon einer die verschiedenen Funktionen trennenden Betrachtung nehmen, weil nur so die Funktion eines jeden P r o d u k t i o n s f a k t o r s - und ein solcher ist bei umwegiger Produktion auch das freie K a p i t a l - beim Aufbau der Produktion richtig e r k a n n t werden kann. Das wiirde auch dann gelten, wenn die ,,Personalunion" zwischen Arbeiter und Kapitalbesitzer praktisch yon gr6flerer Bedeutung write als dies heute tatsfichlich der Fall ist.
DIE V E R B U N D E N H E I T DER P R E I S E
99
einen Gegenwert in der Gestalt des ferfigen Werkstiickes, welches durch die Bearbeitung in seinem Werte vermehrt ist und ~ bei entsprechender vertikaler Gliederung der Produktion in einzelne Untern~ehmungen ~ auf dem Markte verkauft w e r d e n kann. Der Unternehmer erh~lt beim Verka,uf des Kapitalgutes sofort einen GegerLwerf. Eine ,,Bevorschussung" der Arbeit scheint da h6chstens fiir die Zeit zwischen der Bezahlung des Arbeiters und dem Verkaufe des Erzeugnisses notwer~dig, keinesfalls aber fiir die Zeit zwischen der Bezahlung der Arbeit und der ~ oft erst nach Ablauf 1/ingerer Zeit zu erwartenden ~ Herstellung des mit einem Kapitalgut erzeugten Konsumgutes. So erscheint die Sachlage im Bereiche der Kalkulation des einzelnen Unternehmers; se~n freies Kapital mull die Produktion yon dem Einsetzen der Arbeit bis zum Verkaufe des yon ihm hergestellten Produktes erm6glichen, ~ ih'n interessiert es da nicht weiter, ob das, was er erzeugt hat, ein fertiges Konsumgut is.t oder ein' Kapitalgut, das vielleicht erst n ach langer Zeit eia konsumreifes Gut ergibt. Gerade die naturalwirtschaftliche Betrachtung kann nun zeigen, daft ein die Kapitaffunkfio.r~ ausiibender Subsistenzmittelfonds die Voraussetzung des Einschlagens zeitraubeader Produktionsumwege ist. Die Bezahlung des Erzeugnisses e i n e r vorgela:gerten Produktion k a n n nur in Subsisten~mitteln erfolgen~; dies deshalb, weil der die vorgelagerte Produktion durchfiih'rende Unternehmer nur mit Subsistenzmitteln die Alimentierung ]ener durcldiihren kann, welche ein Produkt erzeugen, das noch nicht zum Konsum geeigrmt ist. Wenn aber eir~ Subsistenzmittelfonds in dieser Weise verwendet wird, so bedeutet das, dab er ill einer Produktior~ investiert wird, daft er aufgewendet wird, um erst sp~ter einmal ein fertiges Erzeugnis an Konsumgiitern zu erzeugen. Das in dieser Weise investierte Kapital wird erst
100
KAPITAL UND PRODUKTION
dann wiederum verfiigbar, wenn es bei Fertigstellung des Produktionsprozesses freigesetzt wird. Durctr diese ganze Zeit bleibt es gebunden, diese ganze Zeit mull durch das Warten yon der Investierung bis zur Freisetzung tiberbriickt werden. Wir haben bereits gesehen, dab der Tatb es~and der Synchronisierung an diesem Verh/iltnisse nichts /indert ~. Insoweit also Arbeit im Produktionsumwege aufgewendet wird, ist die Aufwendung dieser Arbeit abh/ingig yon Eines sei hier wiederholt: Es ist nicht notwendig, dab ein Kapitalist, des,sen Kapital etwa in einem zwei Jahre dauernden Produktionsumwege angelegt wird, auch tatsfichlich dureh diese zwei Jahre auf das Freiwerden seines Kapitals warten muff. Er kann das erzeugte Kapitalgut ve.rkaufen und erhfilt damit freies Kapital. Dieser Verkauf eines Vorproduktes ist a b e t naturgemfiB nur dann m6glich, wenn ein anderer Kapitalist ein freies Kapital zur Bezahlung desselben hergeben kann u n d gewissermaBen den ersten Kapitalisten abl6send - - sein Kapital bis zur Fertigstellung der Produktion oder aber wiederum bis zu einem neuerlichen Verkaufe gebunden h~ilt. Wenn in dieser Weise ein investiertes Kapital vor Fertigstellung der Produktion frei wird, so liegt ffir eine Betrachtung, welche fiber die Verhfiltnisse des einzelnen hinwegblickt, nichts anderes als ein interpersoneller Wechsel in der Position der Liquiditdt vor. DaB ein solcher gerade bei Synchronisierung der Produktionen immer wieder gegeben i s t nfimlich jedesmal dann, wenn ein Kapitalgut aus einer Produkfionsstufe in die yon einem anderen Unternehmer geffihrte nfichste Produktionsstufe fibergeht--, darf aber nieht darfiber hinwegtfiuschen, dab auch bei synchronisierter Produktion die Bezahlung eines Kapitalgutes mit freiem Kapital nur deshalb m6glich ist, weil bereits frfiher in einem anderen Produktionsablaufe KonsumgtRer erzeugt worden sind, welche die Funktion des freien Kapitals f i b e r n e h m e n . - - D a s tJbersehen des Umstandes, dalI die Synchronisierung am Wesen des Produktionsumweges niehts findern kann, dab aueh bei synehronisierter Produktion die Durchfiihrung yon Produktionsumwegen nur unter der Voraussetzung der Beistellung yon ,,freiem Kapital" m6glieh ist, hat vielfaeh zu sehweren Irrtiimern geffihrt.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREiSE
101
dem Beistellen eines Subsistenzmitte~lfonds. W i r haben sehon gesagt, dab es ein Irrtum w/ire, die in der Wirtschaft ferfig vorhandenen KonsumgiRer - - und bei Betrachtung eines Zeitraumes, innerhalb dessen mehrere synchronisierte Produktionen fertig werden, auch die in diese Zeit heranreifenden K o n s u m g i i t e r - schlechterdings als jenen Fonds zu bezeichnen, welcher ffir die Alimentierung der Arbeiter zur Verfiigung steht. Diese KonsumgiRer sind n u r insofern Kapital, als ihre Besitzer sie in die Kapitalfunktion ein,weisen, insoweit also, als sie fiir die Zwecke der Investition - - wir haben friiher gesagt: fiir den ,,reproduktiven K o n s u m " aufgewen.det werden. Wenr~ nun die Bezahlung yon im Produktionsumwege t/Rigen Arbeitern nur aus diesem die Kapitalfunktion ausiibenden Subsistenzmittelfonds erfolgen kann, so ergibt sich hier eine Dete:rmination fiir die H6he der Lohnsumme. Haben wir frfiher gesagt, dab der Anteil des Arbeiters am Produkt bestimmt ist durch die Gr6fle des Gre.nzproduktes der Arbeit, haben wir also die ~ in einem bestimmten Sinne a u f z u f a s s e n d e ,,Produktivit/W' der Arbeit als Grundlage fiir die Besfimmung der Lohnh6he festgestellt, so sehen wir bier e~nea ganz anders gearteten Bestimmungsgrund fiir den Lohn der Arbeit" Es kann den im Pro-
duktionsumwege tdtigen Arbeitern nicht mehr an Subsistenzmitteln iibertragen werden," als die Kapitalbesitzer fiir die Zwecke der Investierung gespart haben und zur Ver]~gung stellen. Die Gr6fle d e r Lohnsumme ist demnach identiseh mit der Gr6Be des ersparten und zur Investierung gelangten Teiles des Produktes an Konsumgiitern ~. Lohnfonds ist dabei naturgemfifl nicht nut jener Teil des Produktes an KonsumgiRern, welcher neu gespart wird, sondern aueh jener, beziiglich dessen ein friiher einmal getfitigtes Sparen ,,beibehalten" wird.
102
KAPITAL UND PRODUKTION
Hier ergibt sich ffir uns die wichtige Frage, wie diese Lehre vom Lohnfonds vereinbar ist mit der Lehre, dab die Grenzproduktivittit bestimmend ffir die Gr6Be des Lohnes ist. Eine Antwort auf diese Frage ist ohne Schiwierigkeit zu fmden, wenn man sich nur die Mfihe nimmt, aus jenem Grundsatze, welcher das Problem des Lohnforrds erstehen ltillt, die letzten Folgerungen zu ziehen. Wir mfissen davon ausgehen, dab wir yon einer Produktion sprechen, bei welcher zwischerL dem EinsetzerL der Arbeit und dem Erzieler~ des fertigen Produktes an Konsumgiite:rn ein ,,6kono' misehi r e l e v a n t e r " Zeitraum vergeht, ein Zeitraum, innerhalb dessen die Alimentierung der Arbeitenden eine Vorsorge erfordert. Wir mfissen des weiteren bedenken, dab innerl~alb der kapitalistiseherL Produktion eine mehr oder weaiger weite Ausdehnung der Produktionsumwege m6gL lich ist, dab wohl die Ausdehnung der Produkfionsumwege im Interesse der Steigerung des Ertrages gelegen ist, dab sie aber in der gegebenen Alimentierungsm6glichkeit ihre Grenze findet. Der Lohnfonds dient immer zur Versorgung vort Arbeitern innerhalb einer gewissen Zeit. Und wenn wir bei der Aufteilung des Lohnfonds die Zeit, ffir welehe dieser ausreichen soll, als Variable betrachten, so ist die Verbin, dung zwischen dem Grundsatze der Grenzprodukfivit~it und dem der Aufteilung eines Lohnfonds otrne weiteres gegeben. Der Lohnfonds soll zur Entlotmung der Arbeiter w/ihrend der Dauer des Produktionsumweges ausreichen. Wenn er dazu nicht ausreicht, so ist das ein Zeichen, dab zu weite Produkfionsumwege eingeschlagen worden sind. Die unzureiehende Versorgung mit freiem Kapital muB den Zinsrub in die H6he treiberL und damit eine Verkiirzung der Produktionsumwege erzwingen. Da d e n verkfirzten Produktionsumwegen ein geringeres Grenzprodukt der Arbeit entsprieht, muB der Loh!n sinken. Zugleieh wird (bei ent-
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
103
sprechender Gestaltung des Angebotes der Arbeit) die Zahl der Besehiiftigten zurfiekgehen. Wir sehen also, dab bei unzul/inglieher Versorgung mit dem Lohnfonds die Lfinge des Produktionsumweges zurfickgeht, die H6he des Lohnes fRllt und die Zahl der Arbeiter geringer wird. Dadureh ergibt sich eine Anpassung des Bedarfes an die Gr6Be des Lohnfonds. Zu beaehten ist, dab die Umstellung dureh den Zinsfufl erzwungen wird. Die Umkehrung dieses Falles ist dann gegeben, wenn der Lohnfonds gr613er ist als der bei dem gegebenen Produktionsaufbau sich zeigende Bedarf. Die Herabsetzung des ZinsfuBes wird zu einer Verl~ingerung des Produkfionsumweges, zu einer Erh6hung des Lohnes und unter Umst~inden zu einer Vermehrung der Zahl der Besch~iftigten ffihren. In beiden Ffillen ergibt sich ein Aufbau der Produktion, bei welchem der Lohnfonds zur Bezahlung aller Besch~iftigten nach MaBgabe des Grenzproduktes tier Arbeit durch die ganze Dauer des Produktionsumweges ausreichP. 1 In meinem Seite 245, Anm. 1, genannten Aufsatz habe ich diese Zusammenhfinge an der tIand einer Formel dargestellt. Wenn L die Gr6fle des Lohnfonds ist, a die, Zahl der Arbeiter, r die Gr6Be der Rationen, in welchem der Lohnfonds zur Verteilung gelangt, w die Zahl der Auszahlungen, welche wfihrend der Dauer des Produktionsumweges erfolgen (z. B. Lohnwochen), endlich g die Gr6fle des Grenzproduktes, so sind folgende Gleichungen aufzustellen: L--a.r.w r--g.
Wenn der Lohnfonds nicht der Gr6fle der rechten Seite der Lohnfondsgleichung entspricht, werden sich infolge der Anderung des Zinsfufles alle drei Gr6Ben, welche auf dieser Seite stehen, findern. Wenn L kleiner ist, wird eine Erh6hung des Zinsfufles die Gr6flen w (durch Verkfirzung der Lfinge der Produktionsumwege), r und gegebenenfalls auch a verkleinern, bis die Gleichheit gegeben ist. Umgekehrt wird bei t~berwiegen der Gr6fle L das H e r u n t e r g e h e n des
104
KAPITAL UND PRODUKTION
Im Bereiche der Lehre yon d e n Produktionsumwegen sind hinsichtlieh der Beziehungen zwisehen Lohn und Kapital zwei wichtige Grunds/itze zu beaehten. Einerseits der Satz yon der Komplementarit~t zwisehen Arbeit und Lohnfonds, also der Satz, dab Arbeit im Produktionsumwege nur dann beschfiffigt werden kann, wenr~ als komplementfires Gut ein Lohnfonds zur Verffigung steht. Anderseits tier Satz, daft die Virulenz des Kapitals, seine F~higkeit, m e h r oder weniger lange Produktionsumwege zu erm6glichen, yon der H6he des Lohnes abhfingig ist. Zu diesen beiden S/~tzen ist hier noch etwas zu sagen. Arbeit kann auch anders als im Produktionsumwege verwendet werden. Wenn ein Arbeiter Beeren pflficken geht, so ist eine Aufwendung yon Kap,ital nieht notwendig; der Arbeite.r wird yon dem t/igliehen Ertrfignis seiner Arbeit, bzw. yon dem Erl6s desselben leben. DaB sich da nur ffir eine beschr~inkte Zahl VOl~ Arbeitern ein recht dfirffiger Unterhalt ergeben wird, d all es des weiteren sehwer sein wird, viele andere Beispiele zu bringen, welehe fihnliche M6glichikeiten aus unserer Zeit darstellen, das zeigt nur, wie weit wir bJeute yon den Verh/iltnissen einer Augenblieksproduktion entfernt sind. Die Aufwendung eines Subsistenzmitt~lfonds als Komplement/argut der Arbe~t ist des weiteren auck dort nicht notwendig, w o e s sieh um das letzte Stadimn Zinsfulles die Gr613en der rechten Seite der Gleiehung wachsen lassen. Ich habe in diesem Aufsatze auf eine zweite wenigstens m6gliche Ausgleichstendenz hingewiesen: Wenn die Gr6fle L zu klein ist und dea" ZinsfuB steigt, so kann die Wirkung eintreten, dab verst~rktes Sparen das Angebot an freiem Kapital v ergr6Bert. In diesem Falle wird dem Fallen der Gr61len tier reehten Seite der Gleichung ein Waehsen der Gr6Be L gegenfiberstehen, so dab die Ausgleiehung erleiehtert wird. Das Umgekehrte kann bei Fallen des Zinsfulles gegeben sein.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
105
eines Produktionsumweges handelt, in welchem die Produktionsdauer eine so kurze ist, daB eine ,,Bevorschussung" der Arbeit nicht notwendig ist. Das Beispiel eines B~iekers haben w i t bereits angefiihrt. Es sei in diesem Zusammenhange nur noch auf eines h ingewiesen. Je reiche,r die Kapitalversorgung der Wirtschaft ist, desto mehr wird diese Arbeit im letzten Stadium des Produktionsprozesses zurficktreten hinter jener Arbeit, welch'e in vorgelagerten Produktionen b eschi~iftigt ist. In einer modernen Brotfabrik wird die Zahl' der das Brot unmittelbar erzeugendert Arbeiter im Verh~iltnis zur Produktmenge wesentlich geringer sein als bei primitiver Handarbe~t. Im ersten Falle hat eben ein gr6fleres Kapital die Einschlagung eines 1/~ngeren Produktionsumweges erm6glicht und das Wesen dieser Verl~ingerung des Pmduktionsumweges liegt ja darin, daft die Aufwendung der Arbeit im Ablaufe des gesamten Produktionsprozesses zeitlieh zuriickverlegt wird in den Bereich der der Konsumgiitererzeugung vorgelagerten Produktionen. Es ist schon eingehend dargelegt worden, daB in diesem Prozesse der Verl/ingerung des Produktionsumweges die Bildung yon dauerhaften Kapitalanlagen nur eine besonders wichtige Ersct/einungsform ist. Je mehr aber die Verlagerung der Arbeit in ein friiheres Stadium des Produktionsablaufes fortschreitet, desto gr613er wird jener Sektor der Arbeit, weleher nur unter Heranziehung des komplement/iren Lohnforrds verwendet werden kann. Nun ist aber fiir die L~inge des m6glichen Produktionsumweges nicht nur die Gr613e des Lohnfonds an sich entseheidend, sondern auch die der Rationen, in welcher er dea Arbeitern zugeteilt wird. Je kleiner die Ration ist, desto gr6fler ist die Virulenz des Lohlafonds, desto l~inger sind also die Produktionsumwege, welche eingeschlagen werden k6nnen, desto gr6fler wird abet auch der Ertrag
106
KAPITAL UND PRODUKTION
der Produktion seim So,nach wfiren vori~bergehend riledrige L6hne im Interesse einer Steigerung der Produkfion gelegen, welche wiederum h6here L6hne m6glich maeht, dies freilich n u r unter der ffanz wesenttichen Voraussefzung, daft der Mehrertrag der Produktion zur Erweiterung der Kapitalversorgung dient, also gespart wird. In der Bildung des Lohnpreises, wie sie sichi theoretisch aus dem Zusammenspiel yon Angebot und Nachfrage auf einem den Voraussetzungen freier Konkurrenz entsprechenden Markte ergibt, ist aber das Lohnniveau und damit die Virulenz des vorhandenen Kapitals eindeutig bestimmt. Der Arbeiter kann nicht weniger als sein Grenzprodukt erh~alten. Die Regelung der Lfinge des Produktionsumweges durch die H6he des Zinsfufies wird dabei bewirken, dab der Lohnfonds als Lohnsumme ausreicht. Von Interesse ka~n es hier aber sein, wenn wir den Fall betrachten, in welch,em die Verh/~ltnisse des Arbeitsmarktes in der Weise gestaltet sind, daft die Besehfiftigung aller zur Arbeit bereiten Arbeiter nicht m6glich ist. Von dem Problem der ArbeiBlosigkeit kann uns hier die Frage jener Arbeitslosigkeit, welche auf Friktionen des Marktes beruht, nicht weiter interessieren. Im i~brige~ werden wir dann nicht yon Arbeitslosigkeit im technischen Sinne sprechen, wean alle bei den geltendert Lohnpreisen arbeitsbereiten Arbeiter Beschfiftigung finden und daneben noch Arbeitskr/~fte vorhanden sind, welche deshalb keine Arbeit finden, weft sie erst bei einem h6heren Lohn in Arbeit zu gehen bereit sind. Daft abet bei einem Lohnpreise das Angebot an Arbeitskr/fften gr6Ber ist als die Nachfrage nach diesen, ist in zwei Ffillen m6glich. Erstens dann, wenn der Lohnpreis durctt Lohnfestsetzungen, welche atLfierhalb des freien Marktes erfolgen, also nicht im marktwirtschafflichen
107
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
P r o z e s s e e n t s t e h e n , h S h e r g e h a l t e n w i r d , als d e r P r e i s des f r e i e n M a r k t e s w~ire. Z w e i t e n s a b e r d a n n , wenrL d a s Ang e b o t a n A r b e i t s k r ~ i f t e n d e r a r t g e s t a l t e t ist, daft bei d e m auf einem Ireien Markte gebildeten Lohnpreise eine g r 6 f l e r e Z a h l y o n A r b e i t e r n a r b e i t s b e r e i t ist, als d i e N a c h f r a g e a u f n e h m e n k a n n L W i r b e t r a c h t e n zunfichst d e n e r s t e n d i e s e r b e i d e n Ffille. Im ersten Falle wfire der Preis des freien Marktes OA. Bei diesem Preise w/ire das Angebot gleich der Nachfrage (OM). Die Preistaxe in der H6he OB bewirkt, dab die Nachfrage auf OM' zurfickgeht, wfihrend bei diesem Lohne das Angebot an Arbeitskrfiften gleich OM" ist. Im zweiten Falle wfire der Lohn des freien Marktes durch den Schnittpunkt, der Angebots- u n d Nachfragekurve bestimmt, es write aber bei diesem Preise gegeniiber einer Nachfrage
M'M
M~
0
N
~
OM ein Angebot OM' gegeben, weil die Angebotskurve der Arbeit rechts vom Schnittpunkte horizontal verlfiuft. Das Arbeitsangebot MM' kann bei diesem Lohnsatze keine Beschfiftigung finden, weil bei dieser Lohnh6he das Angebot gr6fler ist als die Nachfrage. Trotz dieser Diskrepanz yon Angebot und Nachfrage kann dieses Angebot nicht lohndriickend wirken, well es nur bei dem Lohnpreise OA arbeitsbereit ist. - - Ohne Zweifel sind beide Ffille der Arbeitslosigkeit m6glich. Die Frage, welcher yon den beiden Ffillen praktisch wichtiger gewesen ist, ist eine Frage der Anwendung des Schemas auf die Realitfit, nicht eine Frage der Theorie. Es sei hier nur gesagt, daft der zweite Fall insbesondere dann gegeben sein kann, wenn in einem Lande die Ergiebigkeit der Produktion aus irgendeinem Grunde - -
108
KAPITAL UND PRODUKTION
Bei kiinstlicher Hochhalt ' u ng des Loh:nes kann jener Prozefl der Anpassung yon Arbeiterzahl, Lohnh6he und Liinge des Produktionsumweges, yon welchem wit gelegentlich der Darstellung der Lohnfondsgleichung gesprochen haben, nicht unbehindert ablaufen, well in der Lohnl~6he eine starre Gr6fie gegeben ist. Es ist klar, dab die Starrheit dieser einen Gr6fle zur Folge haben mul3, dab die beiden anderen Gr6flen um so stfirker variieren. Eine Erh6hung des Lohnes miiflte also bei sonst gleichen Umstiinden die Zahl der Arbeiter verringern und die Liinge d e s Produktionsumweges verkiirzen. Die Bewegung dieser beiden Gr6flen k6nnte auchl bei Aufrechterhaltung einer starren Lohnh6he das Produkt der drei Gr6flen, welche auf der rechten Seite der Lohnfondsgleichung stehen, der Gr613e des Lohnfonds anpassen. Zu beachten ist hier aber eines. Die Hochhaltung des Lohnes hat zur Folge, daft die Unternehmungen nut insoweit Arbeiter besch/~ftigen k6nnen, als das Grenzprodukt der Arbeit ein erh6htes ist. Wenn wir yon der M6glichkeit der Variation der Liinge des Produktionsumweges g~nz absehen, so kann diesem Umstande insoweit Rechnurrg ger werden, als ,,gtinstigere Produktionsm6glichkeiten" gegeben sind, wiihrend die ungiinstigeren Produkfionsm6glichkeiten unterbleiben miissen. Die Richtung der Anpassung wird also die Einschriinkung der aus technischen Griinden (z. B. ungiinstiger Standort) teurer arbeitenden Pr0dukfionen sein, des weiteren das Unterlassen jener Produktionen, welche ftir ihr P r o d u k t nur z. B. Ausgliederung aug einer umfassenderen interlokalen Arbeitsteilung oder aber auch wesentlicher Rfickgang in der Kapitalversorg u n g - in einem betrfichtlichen Ausmafle gesunken ist. - - E i n e besondere Betrachtung wird spfiter die ,,konjunkturelle" Arbeitslosigkeit erfordern.
D I E ~V E R B U N D E N H E I T
DER
PREISE
109
einen geringeren Erl6s erzidert k6nnen. Die Bewegung tendiert dadurch :in der Riehtung auf ein Aussel~eiden der der Produktionsgrenze am n/iehsten stehenden Arbeitskr/ifte mit dem Ziele einer Hebung des Grenzproduktes. Daneben wfirde eine Tendenz zur Verkfirzung der L/inge der Produktionsumwege, welehe zu einer Herabsetzung der Gr6f]e des Grenzproduktes ffihrt, der ersten Tendenz entgegenwirken. Es ist klar, dab dieser Widersprueh nur dadurch zu 16sen ist, dab die Tendenz zur Verminderung der Arbeiterzahl weitaus st/irker zur Geltung gelangen wird als die Tendenz zur Verkfirzung der Produktionsumwege. Es ist ja klar, daft, ]e weiter die Zahl der Besch/iftigten sinkt, desto weniger die Erh6hung der Rationen, in welch'en der Lohnfonds zur Verteilung gelangt, in einer Verkfirzung der Produkfionsumwege zur Auswirkung gel aaagt. In dem zweiten Falle der Arbeitslosigkeit, yon welehem wir gesproehen haben, ist der Lohn ein Preis des freien Marktes, obwohl das Ar~gebot an Arbeitskr/~ftert gr6fler ist als die Naehfrage. Der Fall ist ]edoch dem ersten Fall insofern analog, als die Lohnh6he eine starre ist, dies allerdings n u r aus dem Grur~de der besonderen Gestaltung des Ange,botes. Die Anpassung yon Zahl der Beseh~ftigten und L~inge des Produktionsumweges bereitet in diesem Falle keine weitere theoretisehe Sehwierigkeit. Es wird hier aber kurz darauf zu verweisen sein, in welcher Weise diese Tatbest/~rLde der Arbeitslosigkeit in den gesehiehtlichen Prozef] des Wirtschaftsablaufes einzuordnen sind. Eine ,,kfinstliche" Lohnerh6hung wird zu Anpassangssehwierigkeiten ffihren, welch e wohl unter allen Umst/inden Kapitalverniehtungen zur Folge haben werden. Dies deshalb, weil der Bestand an bereits investiertem Kapital, also der Vorrat an Kapitalgfitern, insbesondere
110
KAPITAL UND PRODUKTION
a b e r an fixem Ka,pital, n e u e n Verhiiltnisserr angepafit w e r d e n muff; das bedeutet praktisch, daft das investierte Kapital nicht zur Gfinze o h n e Verluste freigesetzt w e r d e n kann. Abgesehen yon dieser Obergangszeit muff a b e r n a t u r gem~fi auch ein iiberhShter L o h n in einem sfatisch~n W i r t , schaftsablauf einzubauen sein ~, --. naturgemfifl w i r d seine Folge die Nichtbeschfiftigung y o n A r b e i t e r n sein. E i n e Beseitigung der Arbeitslosigkeit w i r d n u r auf zwei W e g e n mSglich sein. E n t w e d e r es findern sich die Voraussetzungen des wirtschaftlichen Geschehens in der Richtung, dab die P r o d u k t i o n s m 6 g l i c h k e i t e n gtinstigere w e r d e n ~. Die a n d e r e M6glichkeit zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit liegt d a n n n u r in einem H e r a b s e t z e n des L o h n n i v e a u s . Dies k a n n n a c h einer kfinsflichen H o c h h a l t u n g d e r L 6 h n e n u r d a d u r c h ~ geschehen, daft an die Stelle d e r Lohnfestsetzung auflerhalb des freien Marktes wieder die Preisbildung des freien Marktes tritt, bzw. d a d u r c h , daft die auflerhalb des freien Marktes vor sich, gehende L o h n p r e i s b i l d u n g sich dem Das Problem liegt fiir die 6konomische Theorie hier im Wesen nicht anders als in dem Falle, in welchem eine entsprechende Zahl yon A r b e i t e r n - z. B. durch Auswanderung-- in Wegfall kommt. Im statischen System ist eine Erh6hung des Lohnes gleichbedeutend einer Verringerung der Zahl der A r b e i t e r . - Nebenbei bemerkt: Insoweit die Erhaltung der Arbeitsh>sen ,,auf Kosten der Wirtschaft" erfolgt, insoweit also Beitr~ige zur Erhaltung der Arbeitslosen zu Produktionskosten werden (also nicht die Erhaltung der Arbeitslosen aus irgend welchen Einkommen anderer erfolgt) ist atmh hier der Einbau dieses Tatbestandes in das statische System m6glich, wobei allerdings die KostenerhShung auch ihrerseits eine Beschr~nkung der Produktionsm6glichkeiten bedeuten muff. Um an die friiher angeffthrlen Ffille anzukniipfen: Es erfo,lgt eine Beseitigung yon Maflnahmen, welche die Arbeitsteilung behindert haben; die Kapitalversorgung steigt, wobei allerdings diese Chance in diesem Zusammenhange wohl nicht eine besonders grofle sein ~vird.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
111
Preise des freien Marktes anpaflt. Dort aber, wo die Gestaltung des Arbeitsangebotes auch bei freiem Markte Arbeitslosigkeit zur Folge hat, wird die Lohnherabsetzung erst danrt eintreten, wenn der mit der dauernden Arbeitslosigkeit gegebene verstfirkte soziale Druck zu einer ~nderung der Gestaltung des Arbeitsangebotes, zu einer Herabsetzung der ,,Anspriiche" der Arbeiter ffihrt. Neben der Arbeit ist hier das zweite origirtfire Produktionsmittel zu besprechen. Wir habert immer die Leistung yon Grund urtd Boden je,ner der Arbeit vSllig gleichgestellt. Wir sind also davon ausgegangen, dab hier eirt originfires Produktionsmittel vorliegt, dessen Mitwirkung in der Produktion erst sp~iter einen Ertrag gibt, w/~hrend heute schort das Erttgelt ffir diese Leistung aufzubringen ist. Das freie Kapital, der Subsistenzmittelfonds, welcher die Funktion des freien Kapitals ausiibt, ist nicht nur Lohnfonds, sondern Lohrt- und Rentenfonds. Hier sei einiges zur Rechtfertigung dieser Auffassung gesagt. Die Notwendigkeit zu einer besonderen Begriindung ergibt sich hier daraus, dab die Bevorschussung des Bodenbesitzes, seine, Bezahlung bevor das fertige Produkt erzeugt ist, nicht in denaselben Sinne eine Notwendigkeit ist wie die Bevorschussung des Arbeiters. Der Arbeiter kann nicht arbeiten und dabei unter Umst/inden jahrelang auf seine Entlohrmng warten, w~ihrerrd die Leistung yon Grund und Boden in keiner Weise schlechter wird, wenn auch selbst der Bodenbesitzer verhungert. Es w~ire hier vielleicht aucl~ die Konstruktiort denkbar: Der Grundbesitzer stellt seinen Boden fiir die Produkti'on zur Verfiigung und erhfilt erst sp/iter den Anteil des Bodens am Produkt, whhrend er unterdessen yon etwas aDMerem lebt, also etwa als Arbeiter oder Kapitalbesitzer. Es ist aber klar, da6 da eine Vereinigung verschiedener Funktionen in einer Person
112
KAPITAL UND PRODUKTION
gegeben ist, und wir sind, um die Gestaltungen von Angebot und Nachfrage in reiner F o r m vor uns z u haben, immer yon einer vollst~ndigert personellen Trermung dieser Furtktionen ausgegangen. Wenn wir aber den Bodenbesitzer als eirt Wirtschaftssubjekt ansehen, welches aussehlie61ich fiber das Produktionsmittel des Bodens verffigt, so ergi'bt sich folgendes Bild: Der Bodertbesitzer v e r kauft die Leistung seines Bodens auf dem Markte Zug um Zug, ganz so wie der Arbeiter seine Arbeitskraft. Das fert ige Produkt als ,,wirtsehaftlicher Naehfolger" der produktivert Leistung des Bodens wird erst spfiter fertig, wie dies aueh hinsichtlich der Arbeit gegeben ist. Ur~d schliefllicit muff es aufler Zweifel sein, dab die zeitlieh frfihere Aufwendung yon Bodenleistungert ganz so, wie dies beziiglich der Arbeit gegeben ist, zu einer Steigerung des Ertrages ffihrt. Damit sind die Leistungen vort G r u n d urtd Boden: in derselbert Weise wie die Arbeitsleistungen zur Gfmze in die Problematik der Produktionsumwege einbezogen. M_it der sozialen Organisation der Wirtsehaftsgesellschaft hat das niehts zu tun, insbesondere auch nieht mit dem Bestar~d des Privateigentums art Grund und Boden. Es haadelt sieh ja hier zun~iehst nicht darum, wet irgendeinen Ertrag verzehren kann, sonderrt nur darum, in welch~er Weise ein Produktionsmittel in der umwegigen Produktion verwendet wird. Wenn etwa der Staat Besitzer des ganzen Bodens wfire, so k6nnte er den Bodenertrag an wen immer zur Ausschfittung gelangen lassen. Die Aufwendung einer konkreten Leistung yon Grund urtd Boden w~re nicht vort einer entsprech:enden vorhergehenden Gegenleistung aus dem freien Kapital, dem Lohn- und Rentenforuis, abh/ingig. Es w/ire auch denkbar, dab jeaaer Teil des freien Kapitals, welcher wirtschaftlich gesehen
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
113
Rentenfonds ist, zur Bezahlung von im Produktionsumwege tfitigen Arb~tern verwer~det wird, entweder als zus/itzliche Entlohnung oder aber auch zum Zwecke der Verliingerung der Produktionsumwege. Es ist klar, wie dieser Tatbestand in unsere Betrachtung einzugliedern wiire: Der Staat verwendet das ,,Einkommen" der Bodenrente nicht als ,,Entlohnung" ffir die yon ihm durch Beistellung des Bodens erbracKte ,,produktive Leistung,', sondern investiert es in einer Verlfingerung der Produktionsumwege. Es wird aber nichts daran ge/indert, daft der Boden als origin ares Produktionsmittel im Produktionsumwege mitarbeitef und dab die Art seiner Verwendung, insbesondere das friihere oder Sp/Rere Heranziehen einer Leistung des Bodens im Produktionsprozefi, bedingend fiir die Gr6fle des Ertrages ist. w 8. DAS SUBSTITUTIONSPRINZIP UND DIE HORIZONTALE VERBUNDENHEIT DER PREISE Wenlx auf einem reibungslos funktionierenden Markte ffir Giiter gleicher Art nur ein einheitlicher Preis zustande kommen kann, so ist es nicht viel mehr als eine Fortffihrung des damit ausgesprochenen Gedankens, wenn dieses Prinzip zu dem Grundsatze erweitert wird, dab Giiter, welche einander ersetzen k6nnen, den gleichen Preis erzielen werden. Es ist klar, dab Abweichungen im Preise yon Gfitern, welche einander ersetzen k6nnen, zu /~,nderungen der Gestaltung yon Angebot und Nachfrage fiihren werden. Am einfachsten ist dieser Tatbestand im Bereiche der KonsumgiRer zu erkl/iren. Wenn zwei Konsumgiiter A und B (z. B. Nahrungsmittel) im Wesen den gleichen Nutzeffekt bieten k6nnen, abet z. B. das Gut A einen wesenflich h6heren Preis hat als das Gut B, so wird die Nachfrage beim Gute A zuriickgehen, beim Gute B daS t r i g 1, Kapital u a d P r o d u k t i o n
8
114
KAPITAL UND PRODUKTION
gegen steigert und es wird die Tertdenz zur Ausgleiehung der beiden Preise damit ausgel6st w e r d e n ~. Diese Verbund e n h e i t der P r o d u k t p r e i s e wird sic~ naturgem~il3 a u c h in einer Verbundenheit der Preise d e r Produktionsmittel ausdriicken- Weil die Naehfrage naeh A mitbedingt ist d u r e h den Preis yon B, wird auch der Preis eines nur zur Erzeugung vort A geeigneten Produktionsmittels d u t c h den Preis des n u t zur Erzeugung yon B verwendbarert Produktionsmittels mitbedingt sein. Uns interessiert hier die aus der Substitufionsm6gliehkeit erwachsende Preisverbundertheit in erster Linie h i n sichtlieh, der Produktionsmittel. Es k a n n die Substitution z. B. qualifizierter Arbeit, d u t c h nichtqualifizierte m6glich sein. Hier wird gelegentlich ein Vielfaches der niehtqualifizierten Arbeit eine Einheit der qualifizierten erseizen k6rmert unid diese Substitufionsm6gliehkeit wird sich in der Relation der beiden Preise ausdrficken mfissen,. Des weiteren k a n n eine Substitution zwischen Arbeit und Bodenle~stungen gegeben sein" D i e P r o d u k t i o n des einzelnen Untern e h ~ e r s k a n n d u r c h V e r m e h r u n g der Arbeit oder auch durch V e r m e h r u n g des Bodens ausgedehnt (bzw. dureh Verminderung eingeschr/inkt) werden. Im Grunde liegt bier nichts als eine besor~dere Anwe~dung des Prinzips vom a b n e h m e n d e n Ertrage vor uns. Die R d a t i o n der Preise yon Arbeit und Boden wird bedingend fiir die Ina n s p r u c h n a h m e dieser Produkfionsmit, tel in d e r Produktiort se~n. Eine v611ige Angleichung der Preise wird unter Umst~inden nicht eintreten, wenn die Notwendigkeit der Verwendung eines nieht vermehrbaren spezifischen Produkfionsmittels bei der Erzeugung yon A die Ausdehnung der Produktion einschr~inkt. Es ist bekannt, daft in einem solehen Falle das teurere Gut ohne ,,sachliche" Begrfindung bei h6herem Preise den Charakter eines Luxusgutes erhalten kann.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
115
SehlieBlieh: ist eine Substitution yon originiirerr Produkfionsmitteln, also in erster Linie yon Arbeit, urrd Kapital m6glich. Die gew6hnliehe Betraehtung geht davon aus, dab (relativ) teurere Arbeit durch billigere Maschinenkraft ~ ersetzt wird und umgekehrt. Da aber jedes Kapitaigut niehts anderes ist als frfiher aufge~endetes origin/ires Produktionsmittel, geht hier die Substitution in der Richtung: Aufwendung yon mehr Arbeit im kfirzeren Produkfionsumweg oder yon weniger Arbeit im l~ngeren Produktionsumweg ~ also unter Verwendung yon mehr Kapital und umgekehrt. Die Rechnung der Subsfitufionsm6glichkeit geht naturgem/aB fiber die Kosten,kalkulatiort des UrLterrtehmers. Der Unternehmer wird vorgetane Arbeit i rL der Gestalt yon Kapitalgfiterrt dann in. erweitertem AusmaBe in Anspruch nehmen, wenn bei den gegebenen Preisen, insbesondere also bei dem geltenden Zinsfufle, die zeitlieh frfihere Aufwer~dung yon Arbeit einen gfinstigeren Erfolg bringt. Zeitlich frithere Aufwendung yon Arbeit bedeutet ja ffir den Unternehmer einerseits eine Vermehrung der Kostenbelastung (des Arbeitslohnes) dutch den Zins, anderseits abet eine Steigerung des Ertrages um die Differenz zwiseh'en der Ergiebigkeit einer frfiherert Arbeitsaufwendung und der einer sp~iteren. Hier ergibt sieh aueh eine Verbundenheit des Preises der in der Konsumgfitersph~ire tiitigen Arbeit mit tier in weit vorgdagerten Produktionen t/ifigert Arbeit, sdbst insoweit e~ne Ausgleiehung der L6hrte dutch das (mit Reibungsschwierigkeitert verburrdene) t3bers[ellert yon Arbeitskr/iften nieht m6glietr ist. Diese kurzen Ausffihrungen sollten nur den Zweck haben darauf hinzuweisen, d afi das reine Schema yon An, Es gibt natfirlich auch Substituierung zwisc~en Arbeit und Zwischenproduktion" Teurere Arbeit, bzw. mehr Arbeit spart mit Roh- und Hilfsstoffen und umgekehrt. 8*
116
KAPITAL UND PRODUKTION
gebot und Nachfrage und das Kostenprinzip allein nicht imstande sind, das System der Preise erMgiiltig zu bestimmen, solange man es unterl/~flt, die Verschiebungen der Marktfigurationen, welche aus den Relationen bestehender Preise entstehen, zu beriicksichtigen. Es kommt uns hier nur darauf an, die damit gegebene welt engere Verkntipfung des Systems der Preise anzudeuten. Fiir die besonderen Aufgaben unserer Untersuchungen soil daraus eine weitere Ableitung nicht erfolgen. Wenn wir sp/iterhin yon einem System der Preise ausgehen werden und St6rungen im Aufbaue dieses Systems betrachten, so wird es sich uns in erster Linie um die vertikale Verbundenheit der Preise handeln. Es h/ingt dies mit der Problemstellung unserer Untersuchungen zusammen: Denn das Spezifische in der Funktion des I(apitales ist die Ordnung der Produktion in ihrem vertikalen Aufbaue. In der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft wird dieser Aufbau durch die Relatiort yon Preisen besfimmt. Deshalb ist fiir die Probleme des Kapitals der Aufbau des Preissystems in erster Linie hinsichtlich der Verh/iltnisse der einander vor- und nachgelagerten Preise von Interesse, also hinsichflich des Verh/iltnisses der Preise yon Produktionsmitteln, Kapitalgiitern und Konsumgiitern.
w 9. GRENZPRODUKTIVITAT UND KOSTENGESTALTUNG. DAS STATISCHE SYSTEM Von allen unseren Ausfiihrungen wird wohl kaum etwas s o sehr ,,wirklichkeitsfremd" erscheinen, wie dasjenige, was wir iiber das Prinzip der Grenzproduktivit/it gesagt haben. Wir hoffen wohl, dab die theoretische Ableitung des Prinzipes, so wie wir sie zun/ichst an der Hand
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
117
des sogenannten Gesetzes vom abnehmenden Bodenertrag vorgefragen h;aben, als eine rein ,,theoretische Konstruktiort" durehaus verst~indlieh erseheinen wird. Es ist schlie~lich aueh rech~ plausibel, dab die Vermehrung eines von mehreren zusammenwirkendert Produktionsmitteln nicht zu einer proportionalert Steigerung des Ertrages wird fiihren k6nnen, dab eine solehe nut yon einer entsprechenden Vermehrung aller Produktionsmittel zu erwarten sein wird. Wenn man abet auf die Erfahrung blickt und insbesondere auf die der jfingstert Zeit, so scheint gerade der umgekehrte Zusammenhang sich wenigstens in vielen F/illen zu zeigen. Also w/~re da doch ein Fall gege:ben, in welch!em eine Lehre - - die L e h r e yon der Grenzprodukt i v i t / i t - ,,irt der Theorie richtig, in tier Praxis falseh" ist? Uns scheint wohl der Sachverhalt auch hier so zu sein, wie immer dann, wenn man auf einen Widersprueh zwischen Theorie und Praxis hinweisen zu k6nnen glaubt" Ein theorefischer Gedankengang kann nur in seiner G/inze auf die Erfahirung angewandt werden, es, w:~ire verfehlt zu glauben, man k6nnte einen Teil aus dem Geb~iude einer Theorie herausbrecl~en und ihrt triumphierend an der Praxis desavouieren. Zu einem Gedankenbau tier Theorie geh;6ren aber immer auch die Ans~itze, an welche das Denken angeknfipft hat. Und das mfissen wir gerade bei der Lehre von der Grenzprodukfivit/at sehr wohl beachten, wir werden vielleicht sogar best.re:bt sein mfissen, das, was wir in dieser Beziehung bereits frfiher ausgeffihrt haben, noeh sorgfMtiger und sch~irfer zu formulieren. Es seien aber zun~iehst die verschiedenen M6gliehkeiten dargestellt, welehe sieh ergeben k6nnert und in der Praxis aueh tats~ichlieh gegeben erseheinen. Wir werdert drei F/ille zu unterscheiden haben. 1. Abnehmender Ertrag oder waehsende (Grenz-) Kosten:
118
KAPITAL UND PRODUKTION
Bei einer gegebenen Produktionsmittelkombination gibt die Vermehrung eines der verwendeten Produktionsmittet einen Ertragzuwachs, weleher hinter dem VerhMtnisse der Vermehrung dieses Produktionsmittels zurfickbleibt. Dementspreehend wird auehi ein fortschreitendes Herausziehien yon Einheiten eines Produkfionsmittels einen mit der Abziehung einer jeden Einheit waehsenden Ausfall im Ertrag mit sieh bringen. Dieser Fall entspricht jener Annahme, welche wir der Lehre yon der Grenzproduktivit/it zugrunde gelegt haben. 2. Proportionaler Ertrag oder proportioBale Kosten: Bei Vermehrung eines der in der produktiven Kombirrafion enthaltenen Produktionsmittel wird der Ertrag in demselben Verh/iltnisse waehsen, ebenso bei Verminderung der Zahl der mi~twirkenden Einheitert eines Produktionsmittels in demselben Verh/iltnisse zurfickgehen. 3. Steige~der Ertrag oder sinkende Kosten: Die Vermehrung eines der in der produkfiven Kombinafion arbeitenden Produktionsmittel ffihrt zu einer fiberproporfionalen Steigerung des Ertrages, ebenso die Verminderung eines der Produktiortsmittel zu einem unterproportionalen Ausfall an Ertrag. Diese reinen Typen sind selbstverst~indlich in verschiedenert Kombinationen zu fiBden. Am wiehtigsteB werden die Kombinafionen der wachsertden und der sinkenden Kosten sein; dabei ist bei Ausdehnung der Produktion sowohl der t3bergang yon steigenden zu sinkenden wie aueh der t3bergang yon sinken, den zu steigeBden Kosten denkbar. Der Fall der proporfionalen Kosten wird dabei im Wesen als Verbindungsglied zwisehen diesen beiden Kombinationen in Betracht kommen. Die Kostengestaltung wird nun ffir die Herausl6sung des Grenzproduktes eines der
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
119
ia der produktiven Kombination mitwirkenden Produktionsmittel nicht in der Form tier Gestaltung der ganzen Kostenkurve von Bedeutung sein, sondern nur innerh,alb jenes Teiles derselben, weleher fiir die praktise~ in Betracht kommenden Versehiebungen relevant ist. In diesem Stfieke der Kostenkur~re ist a b e t jener Typus, weleher in den das Prinzip der Grenzproduktivit/it zu ihrer wiehtigsten Stiitze machenden Gedankenbau der Kostenlehre unter keinen Umst/inden eingefiigt werden kann, der Typus d e r sinkenden Kosten. Die Schwierigkeit besteht hier nieht allein darin, dab bei Geltung dieser Art der Kostengestaltung yon einer Grenzproduktivit/it in der hier gemeinten Bedeutung iiberh;aup[ nicht gesprochen werden kann. Die Bezahlung aller Einheiten eines Kostengutes, dessert Verwendung diesem Ertragprinzip unterliegt, nach der Gr6fie des Ertragzuwachses, welehen das letzte zuges~zte Stfick gebracht h:at, k6nnte ja mehr ausmachen als den ganzen Ertrag der Produktion. Es mfiBte da eir~ anderes Prinzip ffir die Bildung des Preises eines Produktionsmittels gesucht werden. Aber nicht allein das. Wenn selbst da (tie H6he der Produktionsmittelpreise irgendwie anders zu erklfiren w/ire: Der Mechanismus des Kostengesetzes k6nnte nicht eingreifen. Wenn einmal Verlustpreise bestehen, sollte nach dem Schema des Kostengesetzes die Produktion durch Einschr/inkung der Erzeugung wieder rentabel werden; wenn da die ,,Sanierung" nur dadurch eingeleitet werden k6nnte, daB die Unternehmer einzelne Produktionen unterlassen, eben jene, welche Verluste bringen, un:d dab sie daxturcl~ den Preis auf dem Markte heben und zugleich~ ihre Kosten senken, so wird diese Terrdenz hier nicht ausgel6st werden k6nnen. Der Unternehmer wird bei jeder Einschriinkung tier Produktion seine Kosten nur noch erh6hen, sein Interesse wird es sein,
120
KAPITAL UND PRODUKTION
nicht die Produktion einzuschr~inken, sor~dern ganz im Gegenteil die Produktion auszudehnen, weil er ja nur so seine Kosten herabsetzen kann; und jede Einschr~inkung der Produktion heiflt nur, dab ein Unternel~mer seine Kosten erh6ht, w~ihrend er es seiner Konkurrenz iiberl~iflt, mit niedrigeren Kosten den Markt zu beliefern. Man hat aus diesem Verhiiltnisse schliel]en zu k6nnen geglaubt, dab sinkende Koste~ das Aufrechterhalten der Betriebe bei freier Konkurrenz unm6glich macher~ und dab nur ein ZusammenschluB der Unternehmungen imstande ware, ]ene Produktionse:inschr/inkung durchzusetzen, welch e zur Anpassung des Marktpreises an die Ges[ehungskosten notwendig isL Die Produktion miil3te dabe~ isolange ein~:eschr~inkt werden, bis das Steigen des Produktpreises die mit der Einschr/inkung der Produktion verbur~dene I(ostensteigerung iiberholt. Und diese Art der Kostengestaltung, die sinkenden Kosten, werden dem modernen Grofibetrieb in vielen F/illen charakteristisch sein, n/imlich immer dann, wenn die Produktionskapazit/it nicht voll ausgeniitzt ist. Es wird als Regel angesehen, daft bei nicht voller Besch/iftigung d e s Betriebes eine Ausdehnung der Produktion mit sinkenden Kosten m6glich ist, dab also die Verwendung zus~itzlicher Produktionsmittel einen iiberpro portionalen Ertrag gibt; erst dann, wenn die Betriebe volle Beschiiftigung erreicht haben, wird eine noch weitere Ausdehlnung der Produktion nur mehr mit steigenden Kosten m6glich sein. Die Schwierigkeit besteht also i m Bereiche des fallenden Astes der Ko.stenkurve und diese Schwierigkeit wird auflerordenflich hgmfig gegeben sein. Der Grund abet fiir diese Art der Kostengestaltung kann in dem grol]en Ausmal3e der Investierung y o n fixem Kapital gesehen werden, welche zur Folge hat, dab bei eingeschriinkter Produktion die Generalunkosten (die ,,Kosten
D I E VERBUNDENHEIT DER PREISE
121
der Betriebsbereitschaft") auf ein kleines Produktionsquantum sich aufteilen, so dab eine Herabsetzung der Kosten bei Vermehrung der Produktion so lange m6glich ist, als diese Anlagen ohne weiteres Zusetzen yon Kostenaufwendungen aufier dea Kosten fiir Material und fiir ,,produktive" Arbeit die Ausdehnung der Proportion erm6glichen. DaB tier Tatbestand dieser Kostengestaltung aufierordentlich h/~ufig gegeben ist, mul] ohne weiteres zugegeben werden. Die Frage kann fiir uns nur die sein, wie auch bei diesem Tatbestande die Lehre yon der Grenzproduktivit~it zur Anwendung gelangen kann. Wir werden hier nur dadurch: zu einer befriedigenden Antwort gelangen k6nnen, dafi wir u n s in einigen Punkten Klarheit bcschaffen, welche die Vorgangsweise des Denkens der 6konomischen Theorie betreffen. Nehmen wir nun, um an der Hand eines wenn auch stark ,,konstruierten" Beispieles zu operieren, an, dab in einer geschlossermn Volkswirtschaft, in welcher im iibrigen sinkende Kosten nicht vorkommen, in welcher also auch jene Betriebe, welche in ihrer Kostengestaltung ein Stiick weir sinkende Kosten haben, fiber dieses Ausmali hinaus bis in den steigenden Ast ihrer Kostenkurve besch/iftigt sind, also in einer Volkswirtschaft, in welcher im iibrigen das Kostengesetz reibungslos arbeitet, sich zehn grofie Automobilfabriken befinden, welche sinkende Kosten haben. Diese Betriebe sind also so besch/~ftigt, dab eine weitere Ausdehnung ihrer Produktion ihre Kosten rtoch herabsetzen wiirde. Wir nehmen dabei an, dab die Preise bereits Verlustpreise sind und dab eben wegen der &rt tier Kostengestaltung k e i n Be~ieb in tier Lage ist, seine Produktion einzuschr/inken. J e d e r Betrieb wiirde bei d e r Produktionsbeschr/~nkung nur seine Kosten steigern,
122
KAPITAL UND PRODUKTION
die anderen Betriebe wiirden ihre Produktion nich,t einschr~inken, und jener Betrieb, welcher mit der Produktionseinschr~inkUng vorangeht, wfirde das nur zugunsten seirter Konkurrenten und zu seinem eigenen Schaden machen. Und nurt wollen wir irt der gedanklichen Analyse dieses Tatbestartdes eirten Kunstgriff anzuwendert versuchen, wir wollen eine Annahme machen, welche in der Wirklichkeit niemals gegeben sein kann. Wir wollen uns vorstellen, dab diese Unterneh'mungen mit einem Schlage so verwandelt werden, dab bei jeder das Prinzip der Grenzproduktivitfit sofort roll zur Auswirkung gelangen kann. So unmSglich das in tier Wirklichkeit ist, es ist nicht schwer zu sehen, was da geschehen miiflte. Jeder dieser Unternehmungen ist es ja charakteristiscli, daft sie mit Verlust arbeitet, dab abet eine Einschr~inkung jener Produktionsmittel, welche tats~ichlich variabel sind, also eine Einschr~inkung der Verwendung yon ,,produktiver" Arbeit und des Rohstoffes Eisen (yon den anderen abgesehen) nicht helfen kanm Es mull also diese Einschr~inkung bei anderen Produktionsmitteln versucht werden: Bei dem investierten Kapital, bei der (kurz gesagt) Maschinenanlage, bei ,,vorgetaner Arbeit" und bei friiher investiertem Eisen. Es ist nun technisch nicht m6glich, diese Produktionsmittel herauszuziehen, es kann nicht die Maschine in unverarbeitetes Eisen, in aufgewandte Arbeit rfickgewandelt werden, am wenigsten so, dab diese Produktionsmittel irt jener Zeitorientierung zur Verfiigun.g stehen, in welcher sie a ufgewendet worden waren, also vor bereits 1/ingerer Zeit. Aber stellen wir uns einmal vor, es w/ire das Wunder gelungen, die invesfierten Produktionsmittel zuriickzuverwandeln. Die Lage dieser Industrie w/ire sofort eine andere. Alte Investitionen wiirden aus den Unternehmungen herausgezogen werden. In diesen produktiven Kombinationen bringen sie ja keinen
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
128
Ertrag ~, sie arbeiten mit Verlust, wfihrend sie irgendwo anders in der Volkswirtschaft einen Ertrag bringen k6nnten. Das investierte Kapital insbesondere k6nnte zum geltenden Zinsfufle (oder bei einem praktisch kaum in Betracht kommendert Druck auf diesen Zinsfufl) bei anderen UnternehmungerL verwen~det werden. Die Produktion in diesem ,,fiberkapitalisie~en" Industriezweig ~ wfirde 1 Ihr diskontierter E r t r a g w e r t wfire gleich Null, sie mfiflten auch, sofern eine andere Verwendung ftir sie nicht in Betracht kommt und auch spfiter ein Ertrag nicht erwartet werden kann, als wertlos angesehen werden. In einer anderen Fassung: Die Aktien einer Unternehmung, welche mit sinkenden Kosten arbeitet, dtirfen, wofern nicht eine hnderung zu erwarten ist, nut den ,,Liquidationswert" der Anlagen reprfisentieren. Die Praxis begeht freilich nut zu oft den Fehler, mit Kostenwerten statt mit dem Werte des diskontierten Ertrages zu rechnen. 2 Es ist klar, dab eine ~5"berkapitalisation ~wohl hinsichflich eines Industriezweiges, also hinsichtlich eines mehr oder weniger grollen Teiles der Produktion gegeben sein kann, niemals abet hinsichtlich der ganzen P r o d u k t i o n . - t~berkapitalisation heifit bier, dab so viel Kapital in fixen Anlagen investiert ist, daft eine volle Ausniitzung der Kapazitfit der Anlagen, also eine so weite Ausdehnung der Produktion, dab die Kosten nicht mehr abnehmen, deshalb nicht m6glich ist, weil in dem Gesamtzusammenhange der Wirtschaft eine die Kosten deckende Nachfrage, also e i n e Nachfrage, welche ffir jedes einzelne bei d i e s e m Produktionsquantum auf den Markt geworfene Stfick einen Preis zahlt, welcher die Kosten deckt, nicht gegeben ist. t~berkapitalisation ist also hier eine in Relation zur Gestaltung der Nachfrage unrichtige Investierung yon Kapital. Eine allgemeine t~berkapitalisation ist aber infolge des Kreislaufcharakters der Wirtschaft unm6glich: Jede produktive Leistung hat einen Anspruch auf Gegenleistung a u s dem Produkt und schafft sohin selbst die Nachfrage nach dem, was sie erzeugt. Insoweit ist nur Problem, ob das erzeugt worden ist, was die Nachfrage aufzunehmen bereit ist. Der Umstand, daft das Produkt oft erst lange nach der Aufwendung des Produktionsmittels fertig wird, spielt dabei keine Rolle, weil bei ,,richtigem" Aufbau der Produktion ffir die Zwischenzeit ein entsprechender Sub-
124
K A P I T A L UND PRODUKTION
umgestellt werden, i n d e m fixes Kapital herausgezogen werden: wiirde. Dieses Herausziehen, ,yon bereits frfiher investierlem Kapital ist d a b e i mit zwei verschiedenen W i r kungen mSglieh. E n t w e d e r wird das Kapital aus einzelnen yon den ze:hr~ Automobilfabriken zur Giinze herausgezogen und es w e r d e n d a n n weniger U n t e r n e h m u n g e n bestehen, wiihrend die anderen aufgel6st werden. Oder aber es k a n n in jeder dieser U n t e r n e h m u n g e n ein Teil des investierten Kapitals zuriiekgezogen werden, so dab alle diese U n t e r n e h m u n g e n in einem besehriinkteren Umfange bestehen bleiben. Gleichgiiltig weleher yon diesen W e g e n gegangei~ wird, ob zehn kleinere Betriebe oder etwa ffinf groBe Betriebe iibrig bleiben ~, das Resultat wird eine Verm i n d e r u n g ,der K.apitalausstattung dieser P r o d u k t i o n his zu einem Zustand sein, bei weleh'en sinkende Kosten nieht m e h r bestehen. Solange :die Koste.r~ a b n e h m e n , sistenzmittelfonds da sein muff. Es kann niemals zum Problem werden, daft allgemein zuviel erzeugt worden ist, solange eine Ausdehnung der Bedtirfnisbefriedigung m6glieh i s t . - DaB die l)berkapitahsation einer Industrie, yon welcher wit bier spreehen, die also immer nur als eine relative angesehen werden kann, nieht verweehselt we.rden darf mit der iibermfifligen Bin(tung yon freiern Kapital (,J3berinvestition"), also mit der Lenkung yon freiem Kapital in Anlagen, aus welehen es nieht reehtzeitig freigesetzt werden kann, also mit dem Falle, dab eine Produktion infolge Mangel an freiem Kapital nieht zu Ende gefiihrt werden kann, ist eine Selbstverst~indliehkeit. Die beiden Ffille bedeuten niehts anderes als versehieden lange Produktionsumwege, wofern nieht ein groBer Betrieb einfaeh als eine Vervielfaehung des kleinen Betriebes (bei gleieher Lfinge der Produktionsumwege) angesehen werden kann. Die Liinge der Produktionsumwege muB naturgemiiB-- iiber das Bindeglied der Preise, insbesondere des Zinsfufles -- dem allgemeinen Aufbau tier Produklion unter Berticksiehtigung der Rentabilitiit .einer Ausdehnung des Produktionsumweges gerade in diesem Produktionszweige angepaint sein.
DIE V E R B U N D E N H E I T DER PREISE
125
muff ja das Herausziehen von fixem Kapital noch rerttabd sein. Es wird schliefllieh - - d a s ergibt sich im Zusammenhange mit unseren V o r a u s s e t z u n g e n - jener Zustand erreicht werden, in welchem durchwegs steigende Kosten bestehen und sonach beziiglich aller Produktionsmittel das Prinzip der Grenzproduktivit/R wirksam ist. Aus dieser v611ig unrealistischen Konstruktion sollen nun Folgerungen gezogen werden. Eines ergibt sich sofort mit aller Deutlichkeit: Es ist unter allen Umstdnden ein Au~bau der Produktion mSglich, in welchem durchwegs in dem relevanten Teile der Kostenkurve bei einem ]eden Produktionsmittel steigende Kosten bestehen. Es soll nun gefragt werden, warum in der Wirklichkeit eine reibungslose Anpassung an jenen Zustand, in welchem das auf dem Prinzip der Grenzproduktivittit beruhende Kostengesetz zur Wirksamkeit gelangt, nicht vor sich geht; es soll gefragt werden, welcher Umstand es ist, der die Produktion so h/iufig im Gegensatze zu unserer Konstruktion an sinkende Kosten binder. Dann aber soll auck gefragt werden, ob nicht doch etwas /ihnliches wie das, was hier die Konstruktion dargestellt hat, in der Realit/it geschehen wird. Zun/ichst ist es wohl klar, dab die Diskrepanz zwischen unserer Konstruktion und der Wirklichkeit nur in einem einzigen Umstande begriindet ist: In dem Umstande, dab die Investierung yon freiem Kapital ein Prozefl ist, welcher in der physischen Natur zur Durchfi~rung gelangt und daher nichi riickg/ingig zu machen ist; in dem Umstande, dab einmal investierte Produktionsmittel eine k6rperliche Form angenommen haben, aus welcher sie nicht mehr ohne Beschr/inkung in eine andere Gestaltung umgewandelt werden k6nnen. Ware nicht diese Behinderung der Dispositionsm6glichkeit der Wirtschaft durch die Erdenschwere dessen gege.ben, was in der Produktion aus den
126
KAPITAL UND PRODUKTION
wird, w6re eine uneingeschr6nkte Variabilit6t tier Produktionsmittel gegeben, eine uneinges c h r ~ i e M6glichkeit, Prod'uktionsmittel, welche die Form yon Kapitalgfitern angenommen haben, in ]edem beliebiffen Stadium der Produktion a~us einer Verwendung in eine and ere zu fibersiellen, so k6nnte alas Prinzip der Grenzprocluktivit~t ohne ]ede Reibung sich durchsetzen. Produktionsmitteln
A b e r ffihrt nieht gerade der Umstand, dab fixes Kapital aus der Ir~vestition nieht herausgczogen w e r d e n kann, d a z u , dab das Prinzip der Grenzproduktivit/~t in tier Bet r a e h t u n g einer Realit/~t, welehe eine grol]e Zahl yon Produktionen kennt, in denen eine Oberkap~talisierung gegeben ist, jeden Sinn verliert? Hier k o m m e n wit zu der zweiten Frage, welehe wir uns im AnsehluB an die Darstellung unserer Konstruktion gestellt haben. Der ProzeB der Anpassung der Produktionsmittelverwendung an die dem Prinzip der Grenzproduktivit/~t entspreehende Lagerung vo.llzieht sick a uch in der realen Wirtsehaft tats/~ehlieh; er k a n n sieh nieht so vollziehen, wie w i t es in unserer Konstruktion dargestellt haben, indem wir gewissermal]en eine ri~ekwirkende Umstellung lri~her gesehehener Investitionen als m6glich angenomm e n haben; er muB sieh selbst bei freier Bewegung in einem langsameren Ab|aufe vollziehen, indem alas sehrittweise H e r a n k o m m e n der Notwendigkeit yon Reinvestitionen die Ordnung der Produktionsmittel im Sinne tier Grunds/~tze des Kostengeseizes umstellt. Einmal get/~tigte Investitionen k 6 n n e n wohl nieht m e h r ri~ekg/~ngig gemacht w e r d e n ~. Aber die Investition yon Kapital ist niemals eine Privatwirtschaftlieh kann eine bereits get/itigte Investition ge]egentlieh dutch Tausch mit einer liquiden Position rfiekg/~ngig gemaeht werden ~ z. B. Verkauf einzelner Maschinen ~, wobei wohl in tier Begel bedeutende Verluste zu tragen sein werden. Bei Auf16sung eines Betriebes geht ein ,,Organisationswert" verloren.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
127
dauernde Bindung, welche hie mehr rfickgfingig gemacht werden karm. Jede Maschine wird verbraucht und muff bei Aufrechterhaltung der Produktiort wieder ersetzt werden. Die Erhaltung aber yon Kapitalanlagen, welche keinen Ertrag abwerfen, durch immer neues Einsetzen von neuert Aufwendungen freien Kapitals wird nicht m6glich sein. Irgendwo in der Wirtschaft findet der Kapitalbesitzer, welcher freies Kapital aufwendert soll, um eine mit abnehmertden Kosten arbeitende Kapitalinvestition auf dem gegebenem Stande zu erhalten, eine Anlagem6glichkeit, welche ~ m anders als diese Anlage einen Ertrag abwirft. Eine Anlage yon ausdauerrrdem Kapital, welche mit sinkenden Koster~ arbeitet, wird nicht mehr erneuert werden k6rmen, sobald sie verbraucht ist. Soweit der Unternehmer, welcher eine solche Anlage besitzt, fiberhaupt einen Erneuerungsfonds produzieren kann, wird er diesert nichi in seirmm Betriebe investieren dfirfen, wenn er einen Ertrag erzielen will. Damit wird das Kapital aus dern Betriebe herausgezogen und wo anders investiert. Und da sehen wir: Das, was bei freier Beweglichkeit der bereits investierten Produktionsmittel sogleich geschehen k6nnte, die Anpassung der Anlage art alas Prinzip der Grenzproduktivitfit, das wird infolge des Umstandes, dab rfickwirkende Umstellungen tatsiichlich nicht m6glich sind, langsam erfolgen in dem Marie, in welchem der Verbrauch der bereits investierten Produktionsmittel Reinvestitionen notwe,ndig macht; es wird die Umstellung dadurch bewirkt werden, dab diese Reinvestitionen unterbleiben,. D amit wird die Wirtschaft jenem Zustande, welcher dem Aufbaue nach dem Prinzipe der Grenzproduktivitiit entspricht und in welchena das Kostengesetz sogleich dutch Anderungen ii~ tier Einstellung der Produktionsmittel zur Geltung gelangt, zustre,ben. Wohl wird infolge der hfiufigen Bindung yon Produktionsmitteln
128
KAPITAL UND PRODUKTION
in fixen Anlagen das Kostengesetz nicht so wirken, dab es i m m e r sofort eine Anpassung der Produktion durchsetzt, es wird aber als TerLdenz tier Bewegungen irt der Wirtschaft zur Geltung gelangen. W i r k6nnen zusammenfassen: Die Bindungen yon Kapital irL da~uerhaften Anlagen und die da, mit hiiufig gegebenert sir~kenden Kosten bedeuten eine wesenfliche Friktion fiir die W i r k u n g des auf dem Prinzip der Grenzproduktivit/it beruhenden Kostengesetzes; diese Friktionen heben nicht die W i r k u n g dieses Gesetzes auf, sondern sie h a b e n nur zur Folge, daft dieses Gesetz erst in einem Prozesse zur Geltung gelangen kann, welcher einen 1/ingeren Zeitablauf erfordern muff, da er sich e r s t im Zuge der Reinvesfitionert durchsetzen kanrt ~. Damit sind wir aber bei einer Position angelangt, in welcher die Frage tier Anwendurtg des Gedankenbaues der Theorie auf der Realit/it der Wirtschaft zum Problem wird. Bevor wit aber einiges dazu sagen, sei noch ein anderes Problem kurz gesproche n, welches mit dem P r i n z i p des a b n e h m e n d e n Ertrages zusammenh/ingt. Seif das erste Mal die national6konomische Wissenschaft von eirtem Gesetz des a b n e h m e n d e n Ertrages gesproehen hat, ist es aufler Zweifel gewesen, daft dieses sogenannte Geset,z seine Giiltigkeit nur rebus sic stantibus h a b e n k6rme, 1 Die Wirtschaftspolitik, welche Unternehmungen mit sinkenden Kosten als notleidend zu schfitzen sucht, iibersieht dabei, dab Reinvestitionen in solchen Betrieben ein Fesseln yon Kapital in Anlagen bedeuten, in welchem der Ertrag geringer sein muB als anderw a r t s . - Hier sei noch eines bemerkt: Es ist einem bestimmten Stadium des Konjunkturablaufes eigentfimlich, dab die Investitionsrn6glichkeiten ftir freies Kapital ganz auflerordenflich beschrfinkt sind. Mit diesem Problem werden wir uns erst spater besch~ftigen. Hier handelt es sich -- wie ausdriicklich be:tont s e i - nur um die allgemeine Frage der M6glichkeit des Produktionsaufbaues nach Maflgabe der Grenzproduktivit~it.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
129
dab die Einfiihrung einer, neuen Produktionstechnik die ~,Virksamkeit dieses Gesetzes unterbriehf, daft also eine Erkliirung des durch Anderungen der Technik mitbedingten historischen Ablaufes durch das Gesetz vom abnehme'nden Ertrag nich/t glegeben sein kann, son,dea'n ausschliefllich eine Erkl/irung des bei jeweils gegebenen Daten durch diese bedingten Produktionsaufbaues ~' Wenn wir nun das Prinzip des abnehmenden Ertrages allgemein als das Prinzip des Zusammenarbeitens yon im wirtschaftlichen Mengenverh!iiltnisse stehenden Produktionsgtitern aufgefaflt haben, insbesondere auch des Zusammenarbeitens von freiem Kapital und originfiren Produktionsmitteln, so muff die Einschriinkung des rebus sic stantibus naturgemfifl auch hier angebracht werd~n. In der einfach'sterL Formulierung wfirde dann zu sagen sein: Grundsfitzlich bringt die Ausdehnung der Liinge eines Produktionsumweges einen abnehmenden Mehrertrag, es kann aber ein technischer Fortschritt dazu ffihren, dab selbst eine Verkfirzung des Produktionsumweges zu eineT Steigerung des. Ertrages ffihrt. Die Unterscheidung zweier M6glichkeiten der Knderung des Ertrages hat ffir uns, hier zuniichst nicht den Sinn, Die wichtigste Anwendung findet diese Einschrfinkung im Bev61kerungsgesetz: Wachsende Be v61kerung muff infolge des Steigens der Produktionskosten bei Vermehrung der Produktion durch zusfitzliche Verwendung nut eines vermehrten Produktionsmittels (menschliche Arbeit) zu einem Druck auf den Nahrungsmittelspielraum ffihren, wo~ern nicht ein Forischritt der Technik eine Steigerung des Ertrages fiber das Verhfiltnis der Vermehrung dieses Produktionsmittels hinaus erm6glicht. Aufler durch technischen Fortschritt ~kann die Wirkung des Be~e61kerungsgesetzes naturgem~ifl auch durch eine d a s Ausmafl der Bev61kerungsvermehrung iibersteigende Vermehrung des Kapitals aufgehoben werden. Auch hier ist ein Be,ispiel daffir gegeben, d a b ein ,,richfiges Gesetz" der Theorie nur mit allen den Voraussetzungen, bei deren Annahme es aufgesteHt werden konnte, ,,anwendbar" i s t . S t r i g 1, Kapital und Prodttktion
9
180
KAPITAL UND PRODUKTION
dab wir ein Schema fiir die Klassifizierung gewinnen wollen, das in jedem Einzelfalle auf die Erkl~irung der Erfahrung ohne Schwierigkeit angewandt werden karm, sondern den Sinn, dab wir die Produktion hinsiehtlich ihres fiir das wirtschaftliche Geschehen relevanten Konstruktionsprinzipes erfassen wollen. Wo die MSglichkeit besteht, ohne Verl~ngerung des Produktionsumweges den Ertrag zu steigern, wird die Wirtschaft diese MSglichkeit ausniitzen. Das ist naturgem~ifl nicht durch unser technisches Wissen allein begrenzt, sondern auch durch die Rentabilit~t der einzelnen Produktionsmethoden: Der Unternehmer wird das technisch vonendeteste Verfahren nicht anwenden kSnnen, wenr~ eine giinstige Relation zwischen Kostenaufwendungen und Erl6s des Ertrages nicht zu erzielen ist. Dort aber, wo eine technisch neue Produktionsmethode einen verl~ingerten Produktionsumweg bedeutet, wird bei der Kostenkalkulation insbesondere auch die Kalkulation des Zinses es zur Geltung bringen, daB die Ar~wendung einer Technik an die wirtschaftlichen MSglichkeiten gebunden ist ~. Fiir uns handelt es sich abet irL erster Linie darum, daft ~ ganz unabh~ingig yon der M6glichkeit einer Verkiirzung yon Produktionsumwegen dutch Erfindungen technischer Art bei jeder gegebenen Technik eine Verl/ingerung des ProOb eine neue technische Methode ~ z. B. die Einfiihrung elektrischer Antriebskraft ~ eine Verkiirzung oder Verl~ingerung des Produktionsumweges bedeutet, das ist eine Frage, welche die Theorie keineswegs im voraus eindeutig beantworten kann. Die Antwort wird davon abh/ingen, ob die neue Produktionsmethode mehr Kapital oder mehr Arbeit spart. Dabei darf die neue Technik nicht in ihrer Wirkung auf einer einzelnen Stufe des vertikalen Produktionsaufbaues betrachtet werden, sondern sie muff vielmehr in den Ablauf des ganzen Produktionsumweges der Erzeugung des fertigen Konsumgutes aus den originfiren Produktionsmitteln einbezogen werden.
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
181
duktionsumweges mit der Wirkung einer Steigerung des Ertrages m6gliel~ ist. Das Problem des Aufbaues der Produktion, ein Problem, welches yon ganz wesenflieher Bedeutung ffir den Ablauf der Wirtschaft ist, liegt irL der Frage rmch der Begrenzung der wirtschaftlich m6glichen L~_nge der Produkfionsumwege, in der Frage, dureh welchen Umstand die Wirtsehaft in der M6glichkeit der Ausnfitzung der Vorteile einer Verl~ingerung der Produkfionsumwege besehr~inkt ist. Hier liegt die zentrale Bedeutung des Problems der Kapitalverwendung ~. Aueh bier ist zu sehen, d a b zwisehen dem Grundsatze der Mehrergiebigkeit der Produktionsumwege und der An, wen,dung dieses Grundsatzes auf die Erfahrung die Beachtung d e r Voraussetzungen, unter welehen dieses Prinzip gilt, zu stdlen ist. Eine Steigerung der Produktion unter Verkfirzung der Produktionsumwege ist ganz in derselben 1 Man h i r e sich, Produktionsdauer und Liinge des Produktionsumweges zu verwechseln. W e n n um ein bereits frtiher gebrachtes Beispiel wieder a n z u w e n d e n - eine Automobilfabrik ,,modernisiert" wird mit dem Effekte, daft die Produktionsdauer eines Automobils yon drei Monaten auf wenige Tage heruntergedrfickt wird, so wird dies dadurch m6glich sein, dab in erweitertem Ausmafle Maschinen eingestellt werden. Es liegt also zugleich mit der Verkiirzung der Produktionsdauer eine erweiterte Inanspruchnahme yon ,,vorgetaner Arbeit" vor und wir werden wohl sagen k6nnen, daft der Produktionsumweg verlfingert worden ist. Dies deshalb, weil anzunehmen ist, dab die Erreichung einer gleichen Produktmenge durch eine geringere Arbeitsaufwendung jetzt deshalb m6glich geworden ist, weft die Arbeitsaufwendungen in erweitertem Ausmafle in den ~'orgelagerten .Prodaktionen ~r werden. Das zeifliehe Vorverlegen der Arbeit wird dabei nieht allein in Relation zu dem ersten fertiggewordenen Produkte zu betraehten sein, sondern - - in Hinbliek auf die vermehrte Verwendung lfinger ausdauernder Kapitalgiiter in Relation aueh zu den mit dieser Anlage erst spfiter erzeugten Produkten. 9~
132
KAPITAL UND PRODUKTION
Weise m6glich!, wie man oft sinkende Kosten bei modernen Unternehmungen sehen kann. Die theoretische Analyse des Produktionsprozesses muB aus der vielgestaltigen M6glichkeit der Wirklichkeit jene Elemente herausgreifen, welche sie zum Aufbau ihres Systems braucherL kann. Das System wird dann a n w e n d b a r sein und eine Erkl/~rung deS wirklichen Geschehens b i e t e n k6nnen, wenn es in der Weise aufgebaut ist, dab es yon den Prinzipien ausgeht, welche die Bedingungen ffir die Erreichung wirtschaftlichen Erfolges darstellen, die in der Welt der Erfahrung zur Geltung gelangen miissen. Wir haber~ das deuffich gesehen hinsichtlich des Prinzipes der Grenzproduktivit/~t. Es w/ire ganz unrichtig, wollte man glauben, dab in jedem Einzelfalle, bei der Verwendung eines jeden Produktio.nsmittels in jedem einzelnen Betriebe, ein Grenzprodukt zu erfassen ware. Nicht um das handelt es sich, sortdern um etwas ar~deres: dab ein Aufbau der Wirtsch!aft nach dem Prinzip de:r Grenzproduktivit~it m6glicti ist und dab eine Abwe.ichung yon diesem Aufbaue die Tendenz zur Anpassung auf diesen Aufbau aus16sen muff. Und beziiglich der Produktionsumwege: Es ist nic:ht so, dab nur e i n e Verl/ingerung der Produktionsumwege zu einer Steigerung des Ertrage:s f f i h r e n kann; aber es muB auBer Zwe:ifel sein, dab die Verl/~ngerung der Produktionsumwege den Ertrag steigern kann u n d dab diese Ertragsteigerung in der Kapitalversorgung der Wirtschaft eine Grenze findet 2. Die Verkiirzung und Verl~ingerung des Produktionsumweges ist im Einzelfalle schwer feststellbar, weil man die Verh/iltnisse einer einzelnen Produkfionsstufe nur schwer als Teil des gesamten Produktionsablaufes einsch~itzen kann. Hier sei noch kurz eine abschlieBende Zusammenfassung gegeben. Wenn mehrere Produktionsmittel zusammenwirken, sind an sich ver-
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
183
,Wenn die W i r t s c h a f t s t h e o r i e v o n i h r e n a l l g e m e i n e n P r i n z i p i e n a u s g e h e n d d a s Bild des stafion/iren W i r t s c h a f t s ablaufes zeichnet, so gibt sie d a m i t n j c h t ein Abbild d e r W i r k l i c h k e i t . Sie gibt ein Bild, in w e l c h e m Preise, P r o d u k t m e n g e n u n d Art des P r o d u k t i o n s a u f b a u e s d u r c h allg e m e i n e Gese,tze b e s t i m m t zu einem K o s m o s z u s a m m e n gefafit e r s c h e i n e n . Sie mull sich d a r i i b e r k l a r sein, dab die W i r t s c h a f t d e r E r f a h r u n g n i e m a l s eine R e a l i s i e r u n g dieses schiedenarfige s in der Gr6fle des Ertrages bei Anderung der Kombination m6glieh. Die f/ir die Betrachtung der 6konomischen Theorie relevante M6glichkeit muff aber jene sein, welche der Formel des abnehmenden Ertragzuwachses entspricht. ,Dies folgt daraus, dab wir nur Produktionsmittel betrachten, welche im wirtschaftlichen Mengenverh~iltnisse stehen, welche also infolge ihrer Knappheit wirtsehaftlich gewertet werden miissen. Soweit bezfiglieh eines Produktionsmittels die Mitwirkung in der Produktion grundsfitzlieh dem Prinzipe waehsender Mehrertrfige unterliegen wtirde, k6nnte diesem Produktionsmittel ein Anteil am Ertrage nieht zugereehnet werden. Es miiflte ja auch eine Verringerung der Menge dieses Produkfionsmittels ffir die Produktion irrelevant sein. Das haben wit frfiher zunfiehst als das dem ,,Gesetz v o m abnehmenden Bodenertrag" zugrunde liegende Prinzip des Zus:ammenwirkens knapper Produktionsmittel darzustellen versueht. Das Prinzip muff allgemein fiir die Kombination versehiede:nartiger Produktionsmittel, insbesondere abet aueh ffir die Verwendung yon freiem Kapital (abnehmender Ertrag bei Verl~ingerung der Produktionsumwege) gelten. Fiir die 6konomische Betraehtung ist dabei zun~ichst dasjenige relevanL was in das Erkenntnissystem der Beirachtung des statisehen Wirtschaftsablaufes eingehen kann. Andere Gestaltungen der Daten des wirts,ehaftlichen Gesehehens k6nnen allenfalls als Variationen des statisehen Ablaufes gesondert behandelt w e r d e n . - Von dem hier entwiekelten Gesiehtspunkte aus war es auch eine Notwendigkeit, dab wir alas Angebot der Arbeit in der Gestalt einer steigenden Angebotskurve zum Ausgang der Betraehtung genommen haben. Die Bereehtigung dieser Annahme haben wir an friiherer Stelle zu erweisen g~ucht..
134
KAPITAL UND PRODUKTION
Bildes sein kann; sie muff zugeben, dab in der Welt der Erfahrung immer wieder von neuem auftretende Anderungen der Daten den Aufbau der Wirtschaft in Bewegung halten. Die Wirtschaftstheorie kanrt rmr ein Bild zeichnen, dem sich die Wirtschaft anniihert, ohne es je realisieren zu k6nnen. Der Kosmos der Wirtschaftstheorie ist nicht Realitiit. Aber die Gesetze, aus welchen die Wirtschaftstheorie ihre Gebilde aufbaut, beherrschen do cll die r e a l e Wirtschaft. Nicht in dem Sinne, daft die reale Wirtschaft niemals anders als nach diesen Gesetzen aufgebaut sein k6nrtte. Aber doch in dem Sinne, dab dort, wo der Aufbau der Wirtschaft von diesert Gesetzen abweicht, wo die Wirtschaft die Gfiterverwendungen anders geordnet hat, als bei den gegebenen Daten auf Grund der Wirtschaftsgesetze bestimmt wfire, eine ~nderung ausgel6st wird, welche die Anpassung an diese Wirtschaftsgesetze zum Ziele hat. Eine geschlossene und sichere Erkenntnis des Allzusammenhanges der Wirtschaft ist nur in der Erfassung des Systems m6glich. Sollte man auf die Aufstellung des Systems verzichten wollen, weil nicht alles in der Wirklichkeit irt vollenfleter Weise nach diesem Gesamtzusammenhange aufgebaut ist? Eirms schort miiflte den voreiligen Kritiker davon abhalten: Daft nur die Kenntnis des Systems es zeigt, welche Schranken den wirtschaftlichen M6glichkeiten gegeben sind, welche Bewegungen ein Aufbau der Wirtschaft, der von dem Systeme abweicht, rmch sich' ziehen muff. Und wenn mart einmal erkannt hat, welche zentrale Bedeutung die Lehre v o n d e r Funktion des Kapitals im Aufbau der Wirtschaft hat, so wird man sich nicht der Erkenntrtis verschlieflen k6nnen, dab diese Lehre auch von der gr6flten praktischen Bedeut~ang ist. Der Aufbau der Produktion ist identisch mit der Verwendung des Kapitals. Man kann ohne weiteres sagen, daft hier das empfir~dlichste
DIE VERBUNDENHEIT DER PREISE
185
Elemen~ des ganzen Wirtschaftssystems gegeben ist. Die Produktion dr~ingt rmeh Erweiterung der Produktions. umwege, der auflerordenflietr feine Manometer der Zinsfufibildung zeigt ihr da die Grenzen des M6glichen. Wir werden jetzt bei der Betraehtung der Geldwirtsehaft sehen, wie empfindlieh dieser Apparat ist, wie leicht in ihm St6rungert eintretert k6rmen.
DRITTES KAPITEL
G E L D :UND K A P I T A L w 1. PREISSYSTEM UND PREISNIVEAU In dem statischen Ablauf einer Verkehrswirtschaft sind alle Warenpreise entsprechend den Gesetzen tier vertikalen und horizontalen Verbundenheit der Preise in ein System gebracht. Diesem Syste:m der Warenpreise gegenfiber ist der Geldausdruck der Preise an und ffir sich v611ig neutral. Wenn die Einiheit der Ware W~ im Preis gleich ist zwei Einheiten der Ware W~ oder drei Einh, eiten tier Ware W~, so wird dieses Verhiiltnis nieht ge~indert, gleichgfiltig ob der Preis yon W~ in Geld mit 1 oder mit 100 angesetzt ist, wenn nur dem System entspreehend die Preise yon W2 und W~ die Hiilfte, bzw. ein Drittel dieses Preises ausmachen. Es ist da jede beliebige Vervielfachung der Geldpreise m6glich, ohne daft dabei das System der Warenpreise gest6rt wird, wenn nur diese Vervielfachung bei allen Preisen in gleicher Weise eintritt. Der ,,Weft" oder die ,,Kaufkraft" des Geldes (der Geldeinheit) is t dann hoch oder niedrig, je nachdem wie hoch die Preis,e sind oder auch ~ da ja jeder Preis nur ein Teil eines Systems; yon Preisen ist je nachdem wie hoch ein beliebiger Preis ist. Als Marlstab ffir die H6he des Preisniveaus, als Irrdex fiir die Kaufkraft des Geldes k6nnte hier jeder beliebige Preis dienen. Es ware nun ein grober Fehler, wollte man aus dieser Tatsache tier Neutralit~it des Systems der Warenpreise gegentiber der H6he des Preisniveaus die Folgerung ziehen, dab das Problem des Geldes mit der Frage nach, der H6he 136
GELD UND KAPITAL
137
der P r e i s e ersch6pft ist. W e n n m a n davon ausgehen kann, dab ein bestimmtes System yon W a r e n p r e i s e n bei h o h e m oder bei niedrigem Niveau der Geldpreise bestehen kann, w e n n also ein System yon W a r e n p r e i s e n unabh~ingig yon der H6he der Preise gedacht w e r d e n kann, so darf m a n nicht die schwerwiegende Tatsache fibersehen, daft es zwar m6glicl~ ist, ein und dasselbe P r e i s s y s t e m mit niedrigem oder mit h o h e m Geldpreisniveau umgesetzt zu denken, daft es a b e r niemals (oder n u r unter ganz besonderen, praktisch niemals in Betracht kommende,n Voraussetzungen ~) m6glich sein wird, ein Preissystem ohne eine )knderung in dem Verh/iltnisse der einzelnen Preise von einem Niveau der Geldpreise auf ein anderes hinfiber zu leiten. Da aber in der V e r k e h r s w i r t s c h a f t die Preise ffir die V e r w e n d u n g der Produktionsmittel, ffir den Aufbau der P r o d u k t i o n ur~d ffir den Absatz der Gfiter b e s t i m m e n d sind, muB jede Xnderung des Preisniveaus fibe!r eine S n d e r u n g des Preissystems auch zu ~r~derungen in tier V e r w e n d u n g der Gfiter ffihren. Das ist sofort v611ig klar, w e n n m a n die W i r k u n g e n einer 3mderung der Geldmenge betrachtet. Stellen wir uns z. B. vor, daft in einer statisch ablaufenden W i r t s c h a f t einzetne ~V,irtschaftssu~j,ekte einen Geldbetrag erhalten, Wir wollen diese Voraussetzungen h i e r - manehes, das erst spMer n/iher begrii'ndet we,rden soll, vorausnehmend ~ kurz umsehreiben. Es ist da nieht nur eine gleichmiiflige Veriinderung des Geldvorrates aller Geldbesitzer notwendig, des weiteren eine Ausgleichung yon Versehiebungen, welche sieh aus der hnderung des realen Gehaltes der Schuldverhfiltnisse ergeben wfirden, sondern es miiflte schliefllich auch gesichert sein, daft die Verh/iltnisse des Angebotes yon Geldkapital in keiner Weise ge~indert werden. Die gleiehm/iflige Ver~inderung aller Preise w/ire insbesondere aueh nur dann zu erreichen, wenn alle Wirtsehaftenden yon der Anderung der Geldversorgung informiert sind und in ihrem Verhalten sofort die entsprechende Anpassung vornehmen.
188
KAPITAL UND PRODUKTION
weleher frfiher in der Wirtsehaft noeh nieht verwendet worden ist. Diese Wirtsehaftssubjekte werden voraussieht' lieh das ihnen zugekommene Geld nieht einfaeh ffir sieh behalten, sonderrt es ausgeben. In jener Formel, welehe d a s auf dem Markte in Erseheirmng tretende unmittelbar erfal]t, heil]t das- Die Wirtsehaftssubjekte werdert i m Hinblick auf den ihnen ne,u zugekommenen Geldbesitz ihre Angebots- und Naehfragestellung revidieren in dem Sinne, dab sie bei jedem in Betraeht kommendert Preise mehr kaufen ( u n d unter Umst~inden weniger verkaufen) als bisher. Diese ~rtderunig der Nachfr, age (und des Angebotes) auf dem Markte mull zu einer Erh6hung yon Preisen ffihren. Es wird niemals angenommea werden k6nnen, dab sich diese Preisbewegung bei allen Waren in dem gleichen Ausmal3e geltend machen wird. Welche Waren einer verstiirkten Nachfrage begegnen werden, das h/~ngt ja zuniichst da,von ab, in weleher Weise das n,eue Geld verwendet wird, Und wie die jeweils auf den Markt gelangende Naehfrage immer nur eine Summe yon Einzelnaehfragen ist, so wird jede Anderung von einzelnen Nachfrageposten auch die Zusammenselzung der Gesamtnachfrage ~indern. Es wird sieh eine verst/irkte Naehfrage naeh jenen Warert geltend maeherr, welehe .gerade yon jerren Wirtschaftssubjekten, denen das neue Grid zugekommert ist, st/irker nachgefragt werden. Das Steigen dieser Warenpreise wird vielleieht Gegenbewegungen irL einem ar~deren Bereiehe ausl6sen k6nnen. Es ist ohne weiteres m6glieh, dab deshalb, weil einzelne Warert im Preise steigen, jene Wirtsehaftssubjekte, welch e dutch den neuen Gddzustrom n i c h t bereichert worden sind, welche also dureh dieses Steigen einzelner Preise besonders getroffen sind, ihre Nachfrage n a e h diesen Waren nicht so weir einsehr/inken, daft ihre
GELD UND KAPITAL
139
Geldnachfrage nach anderen Waren unver/indert bleiben kann; e s kann sohin die Folge der Steigerung der Preise einer Gruppe yon Waren sein, dab andere Preise fallen. Wir k6nnen also als Folge der Geldvermehrung das Steigen einzelner Warenpreise mit Sieherheit erwarten, andere Preise werden vielleicht gleich bleiben oder vielleieht sogar fallen. Selbstverst/indlich ist a u c h das Steigen verschiedener oder auch aller Preise in einem verschiedenen Verh/iltnisse m6glich. Der Vollst/indigkeit halber sei hier bemerkt, dab diese Bewegungen nicht nur yon der Nachfrage nach W a r e n ausgehen werdem Es kan:n sein, dab die Vermehrung des Geldbesi~es einzelne Wirtschaftssubjekte in die Lage versetzt, mit dem Verkaufe yon Waren zurfickzuhalten, so dab auch dieser Umstand zu einer Verschiebung der Preise ffihren kann. Dafl die ~nderungen in dieselbe Richtung gehea werden wie jene, welche wir von der Nachfrage ausgehend betrachtet haben, ist selbstverst~ir~dlich. J edenfalls wird schon das erste Auftreten vort zus~itzlichem Geld auf dem Markte zu einem Zerreifle.n des best ehenden Preissystems ffihren. Ist das neue Geld einmal ausgegeben urtd aus der ersten Hand in die H~inde anderer Wirtschaftssubjekte gelangt, so wird es in einem zweiten Umschlage wiederum auf das Verh~iltnis der Preise einwirken, bis schliel31ich der ProzeB der Preis/inderungen sich durch das ganze Wirtschaftssystem hirrdurch fortgepflanzt hat. Ein neues System yon Preisen wird sich bilden. Es i s t bier fes[zustellen, dab nicht nur in der Periode des t3be:rganges Verschiebungen in dem Verh/iltnis der Preise untereinander eintreten, sondern dab aueh mit eirmr Knderung des neuen ,,statiseh en " Preissystems gegenfiber dem Ausgange zu reehnen sein wird. Die tiefste Ursache daffir liegt wohl darin, dab jede
140
KAPITAL UND PRODUKTION
Anderung des Geldbesitzes z u einer Anderung d e r Eigentumsverteilung in der Wirtschaft ffihren muB. W e t Geld lint, kann Gfiter art sich ziehe:n und sie verwenden, ganz so wie jemand, der reale Gfiter besitzt. Ist dutch Neuzuteilung yon Gddbesitz (ode:r dutch Wegnahme yon Geld) eine Anderung in der Ordnung der Besitzverh~iltnisse eingetreten, so wird damit aueh eine Anderung in der Verwendung der Gfiter die Folge sein. Auch in der Konstruktion einer Verkehrswirtschaft, welche kein Geld ge,braucht, ist es ja aufler Zweifel, dab eine Anderung in der Gfiterverteilung auch eine Anderung in dem ganzen System der Wirtschaft bedeutet, dab die Gestaltung der Wirtschaft nicht nut von dem Ausmal3e des Gfi,terbesitzes, sondern auch yon der Art der Gfiterverteilung abh/irtgig ist. Nun k6nnte man das alles zugeben und noch der Meinung sein, dab da in kasuistischer Weise eine Feinheit in m6glichen Bewegungen herausgearbeitet wird, welche praktisch nicht yon groBer Bedeutung ist. Wenn eine Anderung der Verteilung tier Realgfiter oder des Geldbesi~es dazu ffihrt, dab z. B. weniger Luxusgtiter urrd mehr Massenartikel erzeugt werden, oder fiberhaupt vo.n dem einen Gute mehr und yon dem anderen we.niger, wenn dieser Preis steigt und jener f/illt, der eine Preis stiirker steigt als der andere usw., so liegen im ganzen zun~ehst Sch~wankungen in den Voraussetzungen des wirtsehaftliehen Gesehehens vor uns, welche entsprechende Anpassungen erfordern. Und doeh ist ,die Klarstellung des Zusammenhanges, yon welchem wir hier gesprochen haben, yon der allergr6flten Bedeutung, wenn wir ihn zum Ausgang ffir die Behandlung eines Problems nehmen, das gerade aus der Art der Verwendung des Geldes in der modernen Wirtsehaft erw/ichst. Es is,t dieses damit gegeben, dab .die Delermination des Aufbaues der Produkfion im Hirrbliek auf den zeitliehen
GELD UND KAPITAL
141
Ablauf derselben, die Bestimmung der Produktionsumwege, in unserer Wirtsehaftsorganisation in entseheidender Weise yon der Art der Verwendung yon Geldbesitz abhtingt. Eine ~,nderung im Geldbesitz wird n i c h t n,ur d i e Eigentumsverhtiltnisse mit dem Erfolge tindern, daft so wie bei jeder Eigentumsversehiebung eine :~nderung in der Naehfrage nach diesem oder jenem Gut eintritt; es wir,d vielmehr zu erwarLen sein, dab die )in.derung im Geldbesitz eine Knderung im Aufbau der Produktion hinsiehilieh der Lagerung der Produktionsmittel und der Ltinge der Produktionsumwege nach sich zieht. Wenn es siel~ aber zeigen ltiflt, dab die Zute,ilung d e s Geldes an die einzelnen Wirtschaftssubjekte aueh ffir dea Aufbau der Produktion in der Zeit bestimmead ist, so ist damit gezei~, dab die Versorgung der Wirtsch!aft mit Geld nieht nur ' ffir das Preisniveau entScheide:nd ist, son,dern dab sie d a r f i b e r hirmus die Bedin, gungen ffir die M6gliehkeit der Gewinnung yon fertigen Produkten bestimmt. Der Ausgang fiir die Behandlung dieser Frage muff die Analyse der Funkfion des Geldkapitals sein. w 2. DAS KAPITAL IN DER FORM DES GELDBESITZES Wenn wir an frfiheren Stellen die Rolle des Kapitals in der Produktion in der W e i s e dargesfellt haben, dab wir allein naturalwirtschaftliche Vorg/inge ins Auge nahmen, ohne auf die kompliziertere Ausgestaltung der Verh~ltnisse Rficksicht zu nehmen, welche sich durch das Einschalten des Geldes in die Tauschakte ergeben, so war es unsere Absicht, den Prozefl der Kapitalverwendung, welcher schliefllich im Wesen nur e i n e Verwendung yon Sachgiitern sein kann, i n einer Weise darzustellen, in welcher
142
KAPITAL UND PRODUKTION
die Zusammenh/ange in der Sphfire der Sachgiiter v611ig klar werden k6nnen. Wir h!aben dort gesehen, dab der Prozefl der Produktion im zeitraubenden Produktionsumweg immer nur in der Weise aufzufassen ist, dab freies Kapital, also Subsistenzmittel, welche yon ihren Besitzern fiir die Produktion zur Verfiigung gestellt werden, zur ,,Alimentierung" yon origin~iren Produktionsmitteln dienen, welche fiir ihre Leistungen eine fortlaufende Entsch~digung fordern, wfihrend der Ertrag derselben erst fiir sp/iter zu erwarten ist. Ein jedes Einsetzen yon Produktionsmitteln im Produktionsumwege bedeutet ein Binden yon freiem Kapital, die Verwandlung desselbert in Kapitalgiiter (relativ dauerhafte Anlagen oder Zwischenprodukte), aus denen erst sp/iter ein Ertrag zu erwarten ist. Eine jede solehe Bindung yon freiem Kapital kann aber - - bei erfolgreiehem Verlauf der P r o d u k t i o n - immer nur als eine zeitweilige angesehen werden; jedes investierte Kapital wird friiher oder sp/iter wieder frei, wobei insbesondere fiir Bindungen yon Kapital in dauerhaften Produktionsmitteln oft erst sehr sp/it ein Freisetzen des Kapitals zu erwarten ist. Die endgiiltige Freisetzung yon Kapit.al kanr~ dabei immer nur in einem Ertrag der KonsumgiRererzeugung erfolgen. Die ganze dieser Produktion vorgelagerte Produktion kann nut dadurcl~ aufreeht erhalten werden, dab ihr fortlaufend yon der KonsumgiRererzeugung ein Anteil an ihrem Ertrag zur Verfiigung gestellt wird. Die KonsumgiRererzeugung wird aus ihrem Ertrag zun/ichst einen Teil zur Bezahlung der in ihr verwendeten origin/iren Produktionsmittel verwenden, ein anderer Teil wird zum Einkauf yon R o h - u n d Hilfsstoffen dienen und in weiterer Folge die Wiedererzeugung derselben erm6glichen, ein Tell endlieh wird als Erneuerungsfor~ds fiir die fixen Kapitalanlagen der KonsumgiRerproduktion dienen urrd jenen Produktionen,
GELD UND KAPITAL
143
welche an der Erneuerung dieser Anlagen arbeiten, fiberwiesen werden. Und in den einzelnen Stufen der vorgelagerten Produktionen wird das yon der Konsumgtitererzeu~ng iiberwiesene freie Kapital, soweit es nieht selbst in einer Stufe zur Bezahlung yon originfiren Produktionsmitteln dient, immer weiter naeh riickw~irts an vorgelagerte Produktionen verteilt, bis schlielllich das ganze freie Kapital origin~iren Produktionsmittdn zukommt, deren Verwendung mehr oder weniger weit zuriicksteht in dem zeitlichen Ablaufe des Produktionsumweges. So sehr die Ausdehnung der Produktionsumwege, insbesondere also eine weitgehende Investierung yon freiem Kapital in dauerhaften Kapitalgiitern, im Interesse einer Steigerung der Produktion gelegert ist, ist doch dutch die Besehr~inktheit des freien Kapitals eine Grenze fiir die Ausdehnung der Produktionsumwege gegeben. Der Zinsfufl, weleher fiir die Verwendung yon freiem Kapital zu zahlen ist, gibt dem einzelnen Unternehmer einen Index fiir die M6gliehkeit der Ausdehnung der Produktionsumwege. Der Zins erstellt sieh in einer solchen H6he, daft alle b ei diesem Zins noeh m6gliehen Produktionen eirm Versorgung mit freiem Kapital finden k6nnen; jene Produktionen, welche den Zins nicht mehr tragen k6nnen, miissen als unrentabel unterbleiben. Damit ist ~ wie wir ,gezeigt haben - - die Gewfihr gegeben, dab die Lfinge der Produktionsumwege nut so weit ausgedehnt wird, dab die rechtzeitige Freisetzung des Kapitals erfolgt, welches fiir die dauernde Aufreehterhaltung der Produktionsumwege ben6tigt wird. Diese kurze Rekapitulation des naturalwirtschaftlichen Prozesses der Kapitalverwendung sollte hier als Einleitung fiir die Be,trachtung der Kapital verwendenden Produktion in jener Gestalt dienen, welehe sie in der Geldwirtschaft annimmt. Wit miissen bei dieser Betrachtung immer die
144
KAPITAL UND PRODUKTION
Bewegung in der Welt der realen Gfiter im Auge behalten, welche im Rahmen der Geldwirtschaft durch das Umsetzen von Geld in Fluff gehalte,r~ wird. Wenn di e Geldwirtschaft in Geld r echnet und fiber Geld disponiert, .so kann doch die i m Bereich des Gel.des ausgelGste~ Bewegung immer nur dadurch in der Produktion zur Wirkung gelangen, daft durch die Verwendung des Geldes Bewegungen in der Vetwen.dung yon Sachgiitern ausgel6st werden. Dieser Selbstverstfindlichkeit mfissen wir im folgenden immer eingedenk blelben. In der Geldwirtschaft besitzt de'r Kapitalbesitzer zunfichst einen Vorrat an Geld. Die Frage lautet nun, wieso das Geld die Funktion des Kapitals ausfiben kann. Und hier k6nnen wir an das anknfipfen, was wir bei der ersten Analyse der Funktion des Kapitals gesagt haben. Dort h a b e n wir als Kapital zunfichst ausschliefllich Vorr/~te a n Subsistenzmitteln gesehen, welche yon ihren Besitzern fiir die Alimentierung yon Produktionsumwegen verwendet werden. Wit mul3ten den Bereich des Kapitals sachlich zun~ichst mit dem Umkreise der Subsistenzmittel begrenzen, weil nur diese geeignet sind, jenen, welche originiire Produktionsmittel ' ffir den zeitraubenden Produktionsumweg zur Verfiigung stellen, wahrend der Dauer der Produktion den Unterhalt zu geben; wir haben des weiteren gesehen, dab nicht Subsistenzmittel schlechthin als Kapital anzusehen sind, sondern auch diese nut soweit sie yon ihren Besitzern als Kapital verwendet werden, also als gegenwiirtig vorhandene Gfiter zur Verffigung gestellt werden gegea Riickgabe nach Vollendung des Produktionsprozesses. Wir ~haben damit die Funktion des Kapitals im Prozesse des zeitraubenden Produktionsumweges in zwei einander ergiinzende Teile zerlegt" Das Kapital muff e r s t e n s physisch geeignet sein, die Alimentierung der die originiiren Produktionsmittel zur
145
GELD UND KAPITAL
Verffigung Stellenden w/ihrend der Dauer des Produktionsumweges zu besorgen, u n d e s muff zweiterts fiber die Zeitdauer des Produktionsumweges zur Verffigung stehen, heute aufgewendet werden k6nrten, um erst sp/iter zurfiekgegeben zu werden, oder ~ bildlieh ausgedrfiekt ~ for die Cberbrfiekung der Zeitdauer des Produkfionsumweges gewidmet werden. Damit ist bereits eine klare Einstellung zur Frage des Geldkapitals gewonnen. Das Geld kann niemals zur ,,Alimentierung" yon Produktionsfaktoren dienen, das k6nnen nur effektiv vorhandene Sachgfiter, welche alienfalls ffir Geld gekauft werdert k6nnen. Aber ein Geldbesitz kann die Cberbrfickung der Zeitdauer des Produktionsumweges erm6glichen: Der t(apitalbesitzer stellt j~eaen, welche die originiiren Produktionsmittel ffir den Produktionsumweg zur Verffigung stellen, nieht rtaturale Subsistenzmittel zur Verffigung, sondern e r bezahlt sie in Geld; es bleibt den in Geld Entlolmten fiberlassen, die yon ihnen ben6tigtelx Subsistenzmittel auf dem Markte zu kaufen. Dasjenige, was heute aufgewendet und erst sp/iter zurfiekgegeben wird, ist Grid. Und insoweit Geld die ,,Zeit tiberbrfickende" Funktion des Kapitals fibernimmt, kann man es als Geldkapital bezeichrten. Die Einweisung naturaler Subsisteaazmittel in die Kapitalfunktion durch ihre Besitzer entfiillt damit. Die Verwertdungswahl, durch welehe sich ein Verm6gensbesitzer entschlieflt, sein Verm6gei~ nicht zu verzehren, sondern es als Kapital zu verwenden, betrifft nunmehr aussehliefllieh eirtert Geldbesitz. Der Produktionsumweg wird vom Kapitalbesitzer nicht mehr ,,alimentiert" in dem Sinne, daft ein Subsistenzmittelfonds ffir die Sicherung des Unterhaltes art die die originiirert Produktionsmittel Beistellenden hingegeben wird, so.nderrt er wird ,,finanziert',, indem eine Bezahlung in Geld erfolgt. Der Unternehmer, weleher einen Produktionsumweg einschlaS t r i g 1, Kapital und Produktion
10
146
KAPITAL UND PRODUKTION
gen will, braucht da nicht einen Vorrat an Sachgiitern, an SubsistenzmittezJ, sondern n,ur einen Vorrat an Geld. DaB abet Geld in de,m Prozesse der kapitalistisehen Produktion im Rahme,n der Geldwirtsehaft die Funktion des Kapitals ausiiben kann, das is[ nur deshalb m6glich, weil die Finanzierung eines Produkfionsumweges zugleieh die Alimentierung desselben erm6glieht, nur deshalb, weil jene, welehe die originfiren Produktionsmittel zur Verffigung stellen, sich mit einer Bez:ahlung i n Geld an Ste!le einer Entlohnung mit realen Subsistenzmitteln zufrieden geben k6nnen, nnr deshalb, weil fiir dieses Geld auf dem Markte Subsistenzmittel zu kaufen sind. Das Geldkapital dient dazu, in der Wirtschaft tats~chlich vorhandene Subsiste:nzmittel jenen zuzuffihren, welche sie ffir ihren Unterhalt wfihrend der Dauer des Produktionsumweges ben6tige,n. Wenn die Verffigung fiber einen Besitz zum Dienste als Kapital nicht ein Disponieren fiber reale Giiter, son,dern ein solches fiber Geld ist, so ist dabei alas Geld doch in einem gewissen Sinne Reprfisentant yon Sachgfitern, so bedeutet doch die Verwendung yon Geld als Kapital, daft Sachgfiter zur Alimentierung yon Produktionsumwegen herangezogen werden. Wenn es nun zu zeigen gilt, in welcher Weise die Finanzierung eines Produktionsumweges auch zur Mime:ntierung der in diesem verwendeten originfiren Produktions. mittel ffih'rt, so we:r,den wir in der Weise vorgehe:n, dab wir zunfichst den Ablauf einer statischen Wirtschaft betrachten. Wir gehen aus yon der Freisetzung des Kapitals in der Konsumgfitererzeugung. Der Unternehmer verkauft sein Produkt yon fertigen Konsumgiitern gegen Geld und erhiilt damit die u fiber einen Geldbesitz. Geldkapital ist dabei naturgemfifl nur jener Teil des beim Verkauf des Prod u k t e s erzielten Gelderl6ses, welcher nicht als Unter-
GELD UND KAPITAL
147
nehmergewinn o der Kapitalzins ve:rzehrt wird ~. Ebenso steht naturgemfiB nur jener Teil des Gelderl6ses ffir die Finanzierung yon Produktionsumwegen als ,,Geldkapital" zur Verfiigung, hinsich:tlich dessen, das Sparen ,,beibehalten" wird. W e n n der Unternehmer nun dieses Geldkapital dazu verwe:ndet, um origin/ire Produktionsmittel zu bezahlen, so ist es damit den die originiiren Produktionsmittel Beistellenden m6glich ge:macht, Subsistenzmittel zu kaufen. Stellen wir den gesamten Gelderl6s, welcher aus dem Verkaufe der Konsumgfiter auf dem Markte erzielt worden ist, in jener Gestalt, in welcher er wiederum als Nachfrage nach! Kon, sumgfitern auf den Markt gelangt, dem Produkte an Konsumgfitern gegenfiber, so erhalten wir folgendes Bild: Ein Teil d e s Gelderl6ses ist Kapitalzins und Unternehmergewinn. Kapitalist und Unterneh~mer kaufen, mit dem ihnen zukommenden Geldeinkommen einen Teil der Konsumgfiter. Ein anderer Teil des Gelderl6ses wird auf dem Wege fiber die Fin.anzierung yon Produktionsumwegen Einkommen der die originiiren Produktionsmittel Beistellenden, welche gleichfalls mit ihrem Geldeinkommen auf den Konsumgfitermarkt gehen. Dieses Bild stellt nur ein ganz einfaches Sch'ema dar, welches spiiter noch verschiedentlich auszugestalten sein wird. Insbesondere wird auch noch zu In der statischen Wirtsehaft gibt es streng genommen keinen Unternehmergewinn als Differenz zwisehen aufgewandten Kosten und Ertrag, sondern nur einen Unternehmerlohn als Entgelt ffir die ,,Arbeit des Unternehmers", also als Kostenbestandteil. Da jedoeh der statisehe Zustand immer nur jener Zustand ist, weleher nach Anpassung an St6rungen erreieht wird, k6nnen wit ihn als jenen Zustand definieren, in welehem der Unternehmergewinn gleieh Null wird, w~hrend in den Zwisehenstadien der Anpassung der Unternehmergewinn als positive (unter Umst~inden aueh: als negative) Gr6fle aufseheint. Deshalb k6nnen wir aueh hier yon einem Unternehmergewinn spreehen. 10"
148
KAPITAL UND PRODUKTION
fragen sein, wdche Folgen sich daraus ergeben, dab das Investieren yon Geldkapital nicht immer sofort das Bezahlert yon origin/iren Produktionsmitteln bedeutet, sondern h/iufig zun/iehst das Einkaufert yon bereits fertig vorharutenen Kapitalgfitern. Von diesem Momente kann zun~ehst abgesehen werden. Hier soll das einfaehe Schema zun~ichst dazu dierten, einige ffir die Analyse der Funkfion des Geldkapitals wichtige Grur~ds/itze festzuhalten. Da ist zun/ichst zu sehen, dab die Einsehaltung des Geldes in dem Umsatz der Konsumgfiter nichts anderes bedeutet als eine Technik der Auf[eilung derselben auf zwei Verwendungen, welche beide Konsumverwendungert sind, aber hinsiehflieh ihrer Funktion in bezug auf den zeit, lichen Aufbau der Produktion grunds/~tzlieh zu unterscheiden sind. Jene Konsumgfiter, welcl~e zur Versorgung yon in Produktionsumwegea t/itigen origin~iren Produktionsmitteln verwendet werden, dienen dem ,,reproduktiven" Konsum in jenem Sinne, in welehem wir diesen frfiher eirtmal umschrieben haben: Sic erm6gliehen es, origin/~re Produktiortsmittel jetzt mit eirtem Unterhlalt zu versehen, w/~hrend das Produkt ers[ sp/iter die Gestalt eines fertigen Konsumgutes annimmt. HarLd in Hand mit dem Verzehren des Konsumgutes geht die Scl~affung eines ,,wirtschaffliehen Nachfolgers" dieses Konsumgutes; zugleich mit dem I(onsum ist eine Reproduktion~ des aufgewendeten Konsumgutes in die Wege geleitet. Es ist klar, dab dieser ,,wirtschaftliehe Nachfolger" der ,,investierten" Subsistenzmittel diesen in Weft und Preis gleieh ist, solange die Wirtschaft statiseh ab1/~uft. Das gilt bezfiglieh des einen Teiles der verzehrten Konsumgfiter. Der artdere Tell, jener Teil der Konsumgfiter, welcher yon Unternehmer urtd Kapitalisten aufgezehrt wird, verf/illt einem ,,reinen Konsum". Es ist dieser Teil der Konsumgfiter gewissermaflen Entgelt ffir eine
G E L D UND K A P I T A L
149
Irfiher aufgewandte Leistung, es ist nicllt die Aufwendung desselben Voraussetzung ffir die Einschlagung eines Produktionsumweges. Das muB nach dem schon friiher Ausgefi~rten aufler Zweifel stehen. Das, was wir nun hier sehen, die Aufteilung des Produktes an Konsumgtitern auf reproduktivem und reinem Konsum, die Teilung des Ertrages der Produktion in einen Teil, welcher die FunktioI~ des Kapitals ausiibt und in einen artderen, bei welchem-diese Funktion nicht gegeben ist, das haben wir bereits bei der Betrachtung der Naturalwirtschaft vor uns gesehlen. Der Unterschied, welcher sich in der Geldwirtschaft ergibt, ist zun~ichst ausschliefllich der yon uns bereits wiederholt erwfihnte, dab hier nich.t ein Subsistenzmittelfonds unmittelbar in die Kapitalfunktion einge~iesen wird, sondern daft ein Geldbesitz diese Funktion iibernimmt. Das, was wir hier in unserem einfachen Schema sehen, ist die vSllige Parallelit~it des Vorganges in der Geldwirtschaft mit jenem in der Naturalwirtschaft. In der Naturalwirtschaft werden jene Wirtschaftssubjekte, welche mit Abschlufl des Produktionsprozesses in den Besitz yon fertigen P r o d u k t e n - also yon Subsistenzmitteln gelangen, diese zu einem Teil als Kapital verwenden, also selbst frier fiber eine Mittelsperson investieren. In der Geldwirtschaft wird zwar nur Geld investiert, da aber jeder Geldbesitz, welcher Erl6s des Produktes ist, gewissermaBen einem Anteil an Subsistenzmitteln gegenfibersteht, bedeutet das Investieren yon Geld zugleich das Be~stellen yon Subsistenzmitteln ffir die Durchiffihrung des Produktionsumweges. Das Finanzieren der Produktion ist hier zugleich ein Alimentieren derselben. Und wie in der Naturalwirtschaft die Besitzer yon Subsistenzmitteln sich entschlieflen kSnnen, mehr oder weniger als bisher zu investieren, so kann ganz dasselbe in der Geldwirtschaft hin-
150
KAPITAL UND PRODUKTION
siehtlich des Geldbesitzes gegeben sein. Wenn die Geldbesitzer mehr Geld investieren, so bedeutet das zugleich, dab sie weniger an Subsistenzmitteln for den eigenen Verbrauch an: sich ziehen und mehr fiir die Alimentierung yon Produktionsumwegen fibrig lassen. Und umgekellrt bedeutet ein geringeres Investieren yon Geld zugleieh ein Verzehren yon mehr Subsistenzmitteln durch die Geldbesitzer. Ein Erweitern oder Einschrdnken des Investierens yon Geldkapital kann demnach eine ~t~derung in tier Gr6fle der Nach[rage nach Konsumghtern nicht mit sich b ringen. Dieser S.at~ wird spiiter noch fiir uns yon gr61]erer Bedeutung sein. Hier ist er zun/ichst innerhalb eines ganz einfaehen Scl~emas begriindet worden und es wird sieh in einem anderen Zusammenhange noeh zeigen, dab dann, wenn andere Voraussetzungen gegeben sin,d, dieser Satz seine Geltung verlieren kann,. Deshalb sei nochmals in Erinnerung gebracht, dab wir bier yon einem statischen Ablauf der Wirtschaft ausgegangen sind und dann nur noeh ]ene )knderungen betrachtet haben, welehe sich daraus ergeben, dab tier Geldbesitz, weleher als Erl6s des Produktes zur Verfiigung steht', in mehr oder weniger groflem AusmaBe gespart wird. Das Schema der statischen Wirtschaft soil aber noeh in einer anderen Richtung betraehtet werden. Zun~ichst sei ein fiir die Konstruktion des Bildes gar nicht wesentlicher Umstand erw/~hnt, der vielleieht die Art der hier vorgetragenen Betraehtung manchem schwer zug/inglieh maehen kann. Damit, dab der ganze Gelderl6s des Produktes an Konsumgiitern, nicht mehr und nieht weniger, wiederum auf dem Konsumgiitermarkte aufscheint und somit das Produkt an Konsumgiitern in seiner G/inze gegen diesen Gelderl6s gekauft wird, ergibt es sieh, dab das Preisniveau, zu welehem die Konsumgiiter auf dem Markte
GELD UND KAPITAL
151
verkauft werden, dasselbe ist wie jenes, zu welchen diese Konsumgfiter wiederum Yon den Konsumenten gekauft werden~. ' Damit ist nun eine Relation zwischen dem gesamten Angebot an Konsumgfitern und der gesamten Nachfrage nach diesen festgelegt. Wird aber im einzelnen die Zusammensetzung des Sozialproduktes der Gestaltung der Naehfrage nach den versehiedenen Konsumgfitern ents preehen? Wird es nicht m6glieh sein, dab yon dem Gute A zu viel und yon dem Gute B zu wenig erzeugt wor,den ist, daft also die Gestaltung der Naehfrage zu einem Fallen des Preises yon A und zu einem Steigen des Preises yon B ffihren muff.? Das ist nun selbstverst/indlich nicht nur m6glich, sondern insbesondere dana, wenn eine Versehiebung in dem Verh~ltnisse der Aufteilung des Produktes an KonDas ist natfirlich eine durchaus unwirkliche Konstruktion, unwirklieh deshalb, weil ja nicht die Konsumgfiter einem unpers6nlichen Markte verkauft und yon diesem wiederum weiter verkauft werden, weil vielmehr jene, welehe die Konsumgiiter y o n den Produzenten iibernehmen, H~indler sind, welche einerseits Kosten haben, die sie in ihrem Verkaufspreise deeken mfissen, welehe, aber anderseits auch eine wichtige Funktion in der Verteilung der Gfiter ausfiben. Strenge genommen mfiflten wir ja auch den Umsatz der fertigen Konsumgfiter auf dem Markte ~ insbesondere aueh den Umsatz y o r e Handel im grollen zum Detailhandel ~ als das letzte Stadium der ,,Produktion" ansehen, das heillt als das letzte Stadium jenes Prozesses, in welchem die Gfiter in jene Gestalt gelangen, in welcher sie yon den Konsumenten fibernommen werden. Diese Sehwierigkeit kann nun gedanklich in der Weise fiberbrfiekt werden, dab w i t den ganzen Handelsumsatz der Konsumgfiter in der Weise in unser Schema einbauen, daft wir die T/itigkeit des H~indlers zerlegt denken in jenen Prozefl, weleher letztes Stadium der ,,Produktion" ist, und jene nur abstrakt gefaBte l~bernahme des Produktes yon d e n Produzenten verbunden mit der Whitergabe an die Konsumenten, ,con weleher hier die Rede ist. Die ,,produktive" T/itigkeit des H~ndlers wird dann ihre E n f l o h n u n g auf Seite der nach Konsumgfitern Naehfragenden erhalten.
152
KAPITAL UND PRODUKTION
sumgiitern auf die origin~ren Produktionsmittel einerseits und auf Kapitalbesitzer und Unternehmer anderseits eintritt, mit Sicherheit zu erwarten. Der reiche Mann wird eben nicht nur mehr, sondern vor allem auch andere Giiter kaufen als der arme. Es kann daher ~ ganz grob gesprochen ~ etwa bei verstfirkter Spart~itigkeit, auf welelie die Produktion in der Wahl der zu erzeugertden Giiter noeh nieht Riieksieht genommer~ hat, die Folge eintreten, dab zuwenig Gfiter des Massenbedarfes und zuviel Luxusgiiter erzeugt worden sind. Das wird sieh aueh in der Relation der Preise dieser beiden Gfitergruppen ausdrfieken miissen. Es ist aber klar, dab dieser Tatbestand mit dem, um was es sich uns hier handelt, niehts zu tun hat. Hier handelt es sieh um das Prinzip, daft alas Ausmal3 tier In,vesfitionen dadureh beschr~inkt ist, dab ein Teil der Subsistenzmittel ffir die Alimenfierung derselben zur Verfiigung gestellt wird, und darum, dab an diesem Prinzip in der Geldwirtsehaft sieh niehts findert, wenn an die Stelle der Investierung yon Subsistenzmitteln das Investierert yon Geld tritt. Es handelt sick also um die mengenmfil3ige Entspreehung vort Geldkapital und Subsistenzmittelfor~ds, nicht um die Entsprechung yon Art der Zusammensetzung des Konsumgiiferfonds und Art der Naehfrage naeh Konsumgfitern. DaB eine ,,unriehtige" Zusammensetzung des Konsumgiiterfonds m6glieh ist, Ira,ben wir gezeigt. Die Probleme, welch!e daraus entstehen m6gen, fallen aber aus dem Bereieh des yon der Kapitaltheorie Behandelten h~inaus. Viel wiehfiger ist aber fiir uns eine Frage, weleher wir bei der Betraehtung des einfaehstert Sehemas dadureh aus dem Wege gehen konnten, dab wir die Voraussetzuo4gen in weitestgehender Weise vereinfaeht haben. Es ist gegenfiber dem tatsfiehlieh gegebenen Zustande einer weitgehead
GELD UND K A P I T A L
158
im horizontalen Aufbaue zersplitterten Produktion eine wirkliehkeitsfremde Annahme gewesen, wenn wir davon ausgegangen sind, dab der Unternehmer das Geldkapital, welches ihm aus dem Erl6se seines Produktes zukommt, zu,r Gfinze unmittelbar zur Bezahlung yon origin/~ren Produktionsmitteln verwendet. Es ist klar, dab ein - - je nach dem Verh/iltnisse des Einzelfalles mehr oder weniger grofler, in der Regel aber ganz wesenflicher ~ Teil des Geldkapitals yon den fertige Konsumgiiter erzeugenden Unternehmern nicht zur Bezahlung yon originfiren Produktionsmitteln verwendet wird, sondern zum Einkauf yon Kapitalgfitern, und zwar sowohl yon Zwischenprodukten wie auch yon dauerh,aften Kapitalgiitern. Es ist leicht zu sehen, daft diese kompliziertere Ausgestaltung des Tatbestandes an dem, was wir hinsichflich des Verhfiltnisses yon Geldkapital und Subsistem~zmitteln gesagt h'aben, nichts /~r~dern muB. W e n n der Konsumgiiter erzeugende U n t e r nehmer einen Teil seines Geldkapitals dazu verwendet, um yon einer vorgelagerten Produktiort Kapitalgfiter zu kaufen, so fibertr/igt er dabei sein Geldkapital an einen anderen Unternehmer ~. Fiir diesen ist das, was in der Hand seines Abnehmers Geldkapital gewesen ist, Erl6s seines Produktes, ganz so, wie bei dem Konsumgiiter erzeugenden Unternehmer als Gegenwert seines Produktes ein Gelderl6s aufgeschienen ist. Ffir die Verwendung dieses Gelderl6ses in der vorgelagerten Produktion sind dieselben M6glichkeiten gegeben wie bei der Verwendung des Er16ses in der Konsumgfitererzeugung. W e n n wir davon aus. gehen, dab auch in diesem Stadium das Sparen ,,beibehalten" w i r d das ist Voraussetzung ffir den Bestand einer 1 Das Folgende ist eine t3bertragung des S. 30 f. an der Hand eines Ziffernbeispieles entwickelten Schemas in die Form der Geldwirtschaft.
154
KAPITAL UND PRODUKTION
statischen W i r t s c h a f t - - , so wird der Gelderl6s zum Teil als Kapitalzins urLd Unternehmergewinn verzehrt, zum Teil aber als Geldkapital ve,rwender also investiert werden, und das heiflt hier - - wie im frfiherem Falle dem Einkauf von origin/iren Produktionsmitteln dienen und auch - - d a s k6rmen wit h i e r ergfinzen - - d e m Einkauf yon Kapitalgfitern, welche Produkt einer noch weiter vorgelagerten Produktion sind. Ffir ]ede noch weiter vorgelagerte Produktion gilt dasselbe. Im ganzen sehen wir eine Aufteilung des in der Konsumgfiterprodukfion erzielten Gelderl6ses auf die zwei elementaren Verwendungen, reiner Konsum von Kapitalzins urLd UnternehmergewinrL einerseits, Bezahlung yon originiiren Produktionsmitteln anderseits. In beiden Fiillen aber sehen wir die schlieflliche Verwandlung des Gelderl6ses der Konsumgfiterproduktion in Geldeinkommen, welches nach Konsumgfitern nachfrfigt. Die vertikale Gliederung der Produktion in eine Stufenreihe von einander vor- und nachgestellten Unternehmunge:n h;at also hier eine ~nderung nicht mit sich gebracht. Der Umsatz von Kapitalgfitern, welcher sich nur aus diesem Stufenbau ergibt, ist ein Zwischenglied in dem Prozesse der Verwandlung des Ge:lderl6ses der Konsumgfiterproduktion in Geldeinkommen. Hier ist es grundsfitzlich v611ig gleich, fiber wie viele Stufen der Prozefl ablfiuft, wie vielfach die Verteilung in den einzelnen Stufen wird. Der ganze Prozefl ist in einer einzigen Formel zu erfassen: Der Gelderl6s des Produktes wird solange umgesetzt, bis er sich in Einkommen verwandelt, sei es in Einkommen yon Kapitalbesitzern und Unternehmern, sei es in Einkommen yon Wirtschaftssubjekten, welche originfire Produktionsmittel gegen dieses Geldeinkommen verkaufen. Wie schon der Gelderl6s des Konsumgfitei~produzenten nicht zur G/inze Geldkapital ist, vielmehr ein Teil dieses Erl6ses yon dem Unternehmer ab-
GELD UND KAPITAL
155
gespaltet wird und zur Bezahlung v o n Kapitalzins u n 4 Unternehmergewinn dient, w/ihrend nur der Rest des Er16ses die Kapitalfunktion ausfibt, so wird diese Abspaltung yon Einkommen dieser beiden Arten aueh auf den weiter vorgelagerten Stufen erfolgen, welche der Umsatz des Geldes bei Einkauf vo.n Kapitalgtite:rn durchliiuft. Es mull aber auBer Zweifel sein: Die Aufteilung des Gelderl6ses der Konsumgfiterproduktion in Einkommen, welche naeh Subsistenzmitteln nachfragen, erfolgt auch dann, wenn hier eine Zwischenstufe in der Form des Einkaufes yon Kapitalgfitern eingeschoben ist, ja auch dann, wenn mehrere Zwischenstufen dieser Art gegeben sind. Nur eines ist hier zu beaehten. Wenn die Unternehmer der Konsumgiiterproduktion ihr Geldkapital zur G/inze zum E i n k a u f yon originfiren Produktionsmitteln verwen, den, ergibt sieh sofort eine Verwandlung dieses Geldkapitals in Geldeinkommen. Der Gelderl6s, welcher aus dem Verkaufe der Produkte erzielt wird, gelangt in der nfichsten Zahlung an die Wirtsehaftssubjekte, welche die originiiren Produkfionsmittel beistellen, und diese Wirtsehaftssubjekte kaufen sogleieh die Konsumgiiter, aus deren Erl6s das Geldkapital der Unternelhmer entstanden ist. Dort abet, wo zwisehen dem Ausgeben des Geldkapitals durch den Unternehmer der Ko.nsumgfitererzeugung und dem Verwandeln dieses Geldkapitals in Geldeinkommen ein Kauf yon Zwisehenprodukten eingeschaltet ist, schiebt s i c h einmal oder auch m e h r m a l s - ein Umsatz in der Gestalt des Einkaufes eines Kapitalgutes ein. Wir wollen diesen Tatbes~and an der Hand eines Schemas betraehten, in welehem wir der Einfachheit halber das Abspalten yon Kapitalzins und Unternehmergewinn bei der Verwendurtg des Gelderl6ses d e r Konsumgiiterproduktion vernachliissigen k6nnen. Die Unternehmer der Konsumgfiterproduk-
156
KAPITAL UND PRODUKTION e
tion (KP) erzielen einen Erl6s y o n t00 Geldsummeneinheiten, yon diesem geben sie 25 unmittelbar an origin/ire Produktionsmittel welter, w~ihrend sie ffir 75 Kap,italgiiter aus der ersten vorgelagerten Produkfion (I) kaufen. Hier werden wiederum 25 an origin/ire ProduktionsmiRel weitergegeben, w~ihrer~d 50 an eine zweite vorgelagerte Produktion (II) gelaagen, yon weleher wiederum 25 an origin~ire Produktionsmittel, 25 abet beim Einkauf yon Kapitalgiitern an eine noeh weiter vorgelagerte Produktion (III) weitergegeben werden, welch letztere schlielllieh aussehlielllieh origin~ire Produktionsmittel bezahlP. Eine neue Frage entsteht hier ffir uns dadur'eh, dab das Geldkapital aus der Sph~ire der Konsumgtiterproduktion nieht unmittelbar in die Hand der Einkommenbezieher gelangt, sondern auf diesem Wege in d e r Ges~lt der Umsiitze von Geldkapital gegen Kapitalgfiter gewissermaBen Widerstiinde eingese~t sind, we lche den zeiflichen Ablauf der Umsiitze zum Problem machen. Das wird deutlich, wenn wir in unserem Schema jede n Zahlungsablauf wie auch das Fertigwerden yon Produktionen auf eine Zeiteinheit beziehen. Wir nehmen z. B. an, daft alle Kiiufe und Verkiiufe wie auch die Pro duktionen jeweils ffir den Zeitraum einer Woche durchgefiihrt werden und die niichste Zahlung wieder erst nach! Ablauf einer Woche ffir den Bedarf der n~ichsten Woche geschieht. Die Unternehmer der Konsum1 Es ist klar, dab hier die Vereiniachung der Realit/~t zum Schema nieht allein darauf beruht, dab Kapitalzins und Unternehmergewinn vernaehlhssigt sind. Die Bewegung des Geldkapitals geht in der Wirklichkeit niemals fiber schematiseh zu scheidende Stufen, sondern es findet tatsfiehlieh eine vielfache Ver~stelung und Wiedercereinigung einzelner Teilstr6me statt. Wir k6nnen das hier deshalb vernachl~ssigen, weil wit nur jenes Problem behandeln, welches mit der Tatsache des Bestehens verschiedener Stufen des Umschlagens yon Geldkapital gegeben ist.
GELD UND KAPITAL
157
gfiterproduktion~ verkaufen ihr Produkt und fibergeben einer~ Teil des Erl6ses sofort an die die originfiren Produkfionsmittel Beistellenden, w e l c h e - so nehmen wir an mit diesem sogleiclx ihren Woehenbedarf an Konsumgfitern einkaufen. Der Rest des Gelderl6ses der Konsumgfiterproduzenten dient zu gleieher Zeit dem Einkaufe yon Kapitalgfitern ffir den Bedarf einer Woehe. In jeder der vorgelagerten ProduktiorLen wird mit dem am Beginne der Woche erl~altenert Geld der Umsatz am Ende dieser Woche finanziert. Zugleieh ist die Produktion in der Weise aufgebaut, dab in der Konsumgfiterproduktion am Ende jeder Woche eine besfimmte Menge yon Konsumgfitern fertig wird, dab aber auch in jeder der vorgelagerten Produktionen in jeder Woche gerade soviel an Kapitalgfitern fertig wird, als in der rL/ichsten vorgelagerten Stufe in einer ~Voche gebraucht wird. Wir erhalten dann ein vereinfaehtes Bild for den Umsatz des Geldkapitals. In der ersten
KP
U /I ///I....
I
SI~
Woche geht vort der Konsumg~tererzeugung ein Betrag yon 25 an die origia~iren Produktionsmittel und yon diesen wiederum auf den Subs,istenzmitielmarkt ;(SM); zugleieh geht ein Betrag yon 75 an die erste vorgelagerte Produktion. In der zweiten W o e h e geht vort dieser ersten vorgelagerten Stufe ein Betrag von 25 an die origin~ren Produk-
158
KAPITAL UND PRODUKTION
tionsmittel, ein Betrag von 50 an die zweite vorgelagerte Stufe der Produktion. In der dritten Woche gelangt yon der zweiten Stufe ein Betrag yon 25 an die originfiren Produktionsmittel, ein Betrag yon 25 an. die dritte Stufe der vorgelagerten Produktiort und erst in der vierten Woche gelangt yon dieser letzten Stufe der Betrag vort 25 als Rest des in der ersten Woche irt der Konsumgiiterproduktion aufgewandten Kapitals v o , n 100 an die Einkommertbezieher und yon diesen auf den t(onsumgtRermarkt. Von diesem Geldkapital ist eben ein Viertel sofort und ohne einen Widerstand zu finden Einkommen geworden, ein Viertel hat einen Widerstand passieren miissen, je ein Viertel zwei und dre:i Widerstiinde. Jeder Widerstand hat einen Teil des Geldkapitals auf seinem Wege zur Verwandlung in Geldeinkommen der die origin~ren Produktionsmittel Beiste|lenden um eine Woe:he aufgehalten. Es ist klar, dab ein unge:stSrter und auf allen Stufen kontinuierlicher Ablauf einer in dieser We:ise organisierten Produktion nur unter der Voraussetzung mSglich war, daft aufter dem Geldkapital yon 100, dessen Durchlauf durch die verschiedenen Stadien der Produktion wir verfolgt haben, noch anderes Geld im Umsatze ist. Es m u f f - wie leicht einzusehen i s t - in demselben Zeitraume, in welchem der Betrag yon 100 aus dem Bereiche der KonsumgiRererzeugung zu einem Viertel Einkommen wird, zu drei Viertel aber der ersten vorgelagerten Stufe zugefiihrt wird, ein Ber yon 75 aus dieser Produktionsstufe weitergeleitet werden, und zwar 25 an d i e originiiren Produktions.rnittel, 50 an die zweite vorgelagerte Produktionsstufe; des weiterea muff in demselben Zeitraume eir~ Betrag yon 50 yon der zweiten Stufe je zur Hi~lfte wiede:rum .den Einkommenbeziehern und der dritten Stufe zugeleitet worden sein und schliefllich in derselben Ze.it ein Betrag yon 25
.
GELD UND KAPITAL
159
yon der dritten Stufe unmittelbar an die Einkommenbezieher. Die Wirtsehaft mul3 also mit Geld im Betrage yon 250 versorgt sein, damit in diesem mehrstufigen Aufbau ein ungest6rter Ablauf der Ums~itze erfolgen kann, obwohl in der Konsumgiiterproduktion in jeder Woche nur 100 umgesetzt werden. Es ist auch klar, dab jene Geldbetr/~ge, welche in den drei der Konsumgiitererzeugung vorgelagerten Kapitalgiitererzeugungen in der ersten Woche ausgegeben werden,' in diese Stufe,n nur als Erl6s eines friiheren Verkaufes yon Kapitalgfitern gel!angt se;in k6nnen. Die Geldbetr~ige, welehe die vier Stufen der Produktion durchlaufen, werden in, diesen Stufen, als Ge~dkapital investiert, also entweder zur Bezahlung yon originfiren Produktionsmitteln oder yon Kapitalgiitern verwendet. Daft abet zur Aufrechterhaltung der ,,gestaffelten" Produkfion m e h r an Geld gebraueht wird als jeweils in der Konsumgiiterproduktion freigeseizt wird, das h/~ngt nur damit zusammen, d a l 3 gewissermaflen als Widerstand im Umsatz des Geldkapitals auf dem Wege zu den Einkommensbeziehern ~ der t(auf yon Kapitalgfitern eingeschaltet ist. Unser Schema ist gegenfiber den Verhfiltnissen der Wirklichkeit ganz aul3erordentlieh vereinfacht. Es ist klar, daft die Ze:itrfiume, fiir welche die Eink/~ufe yon Kapitalgiitern erfolgen, verschieden lang sein werden, dab der Nachschub an Kapitalgfitern in verschiedenen Zeitspannen erfolgen wird, dab auch der Umsatz des Geldes yon einer Stufe in die andere d u r e h a u s nicht immer mit der Regelmfifiigkeit erfolgt, welche das Schema anzeigt. Hier handelt es sich aber nur darum, den Weg des Geldkapitals in der Finanzierung der Produktion zu verfolgen und zu zeigen, wie sich jedes Geldkapital in Ein, kommen verwandelt. Und wir k6nnen hier an die erste,
160
KAPITAL UND PRODUKTION
noch weiter gehende Vereinfachung, welche wir bei der Betrachtung des Umsatzes yon Geldkapital gemacht haben, ankniipfend, eine bedeute~de Schwierigkeit aus dem Wege r~iumen. Wenrt wir friiher yon der Annahme ausgegangen sind, daft der Unternehmer der Konsumgiiterproduktion das Geldkapital unmittelbar den origir~iren Produktionsmitteln zur Verfiigung stellt, so konnten wir derL ganzen Umsatz mit einem Geldbetrag durcl~gefiihrt denken, welcher dem Gelderl6s der Konsumgiiterproduktion entspricht. Ein Anwendungsfall dafiir w~ire in der Wirklichkeit dann gegeben, werm eine grofie Kombination im vertikalen Aufbau der Produktion alle Stufen derselben yon der Gewinnung tier ersten Rohmaterialien bis zur Vollendung des fertigen Produktes umfassen wiirde. Da aber die vertikale Zergliederung im Aufbaue der Produktion es notwendig macht, daft auch ein Umsatz yon Kapitalgiitern mit Geldkapital finanziert wird, setzt der ungest6rte Ablauf der Produktion eine weitergeherrde Versorgung mit Geld voraus. Diese erweiterte Versorgung mit 6eld aber ist es, die es m6glich macht und um das hat es sich uns gehandelt , dab in demselben Zeitraum, in welchem ein Produkt an Konsumgiitern auf den Subsistenzmittelmarkt geworfen wird, eine Nachfrage der Ei~kommenbezieher nach die:sen Konsumgiitern aufscheint, welche durch Bezahlung mit Geld aus ihrem Einkommen diese Subsistenzmittel iibernehmen kanrt ~. Als In der Abbildung bedeutet jeder Pfeil einen Geldumsatz (ohne Riicksicht auf die L~inge des P f e i l e s ) . - Wir haben der Einfachheit halber die Etappen der Geldums~itze mit den Stufen der synchronisierten Produktionen zusammenfallen lassen. Das muff nicht notwendig gegeben sein. Man denke sich z. B., daft die vorgelagerten Produktionen I und II in der Hand eines Unternehmers vereinigt sind. Dieser Unternehmer wird yon dem ihm zugekommenen Geldkapitale im Betrage yon 75 den Betrag yon 50 sofort den Einkommenbeziehern zukommen lassen und nur 25 an die vorgelagerte
GELD UND KAPITAL
161
E i n k o m m e n b e z i e h e r e r s c h e i n e n h i e r die W i r t s c h a f t s s u b jekte, w e l c h e die origin/iren P r o d u k t i o n s m i t t e l z u r Verffigung gestellt h a b e n , u n d ~ w i r lassen die A n n a h m e d e r A u s s c h a l t u n g dieser E i n k o m m e n a r b e i t e n w i e d e r u m fallen - - a u c h jene, w e l c h e ein E i n k o m m e n aus Kapitalzins o d e r U r t t e r r m h m e r g e w i n n beziehen. Die v e r t i k a l e Z e r l e g u n g d e r P r o d u k t i o n /indert also nichts a n d e m Z u s a m m e n h a n g , w e l c h e n w i r in u n s e r e r e r s t e n v e r e i n f a c h e n d e r t D a r s t e l l u n g erkanrtt haben. N u n gilt es a b e r fiber die K o n s t r u k t i o n einer s t a t i s c h e n W i r t s c h a f t h i n a u s z u b l i c k e r t u n d zun/ichst jene Bewegunger~ einzubezie.l~en, w e l c h e sich ,aus d e r V e r m e h r u n g u n d V e r m i a d e r u n g d e r K a p i t a l v e r s o r g u n g ergeben. Das P r o b l e m is,t d e u t l i c h zu sehen. W e n n in d e r N a t u r a l w i r t s c h a f t g e s p a r t wird, so w e r d e n Subsistenzmittel, vcelche i h r Besitzer v e r z e h r e n k 6 n n t e urrd w e l c h e er - - w i r g e h e n v o n einem statischen Wirtsctraftsablaufe ausi m bisherigen A b l a u f e d e r W i r t s c h a f t v e r z e h r t hat,, z u r Aliment i e r u n g y o n P r o d u k t i o n s u m w e g e n v e r w e n d e t . W e n n Kapital Produktion weitergeben. Die Geldsumme, welche zur Bewaltigung der Umsfitze in dem konstruierten Produktionsablaufe dann not: wendig ist, betragt nunmehr 200. Es ist aber zu beachten, dab der Geldbetrag yon 50, welcher in einer und derselben Auszahlung yon dem die Stufen I u n d II vereinigenden Unternehmer an die ,originaren Produktionsmittel ausgezahlt wird, zwei verschiedene ,,ineinandergeschachtelte" (synchronisier~e) Produktionsablaufe finanziert. Unser Schema konnte nur deshalb so einfach sein, weil wir den Umsatz yon dauerhaften Kapitalgtitern in dieses nicht einbezogen haben. Eine gesonderte Ausftihrung fiber diesen Umsatz ist aber nicht notwendig. Ob das Kapitalgut, welches mit Geldkapital gekauft wird, ein Zwischenprodukt (Roh- und Hilfsstoff) oder aber ein aus' dauerndes Kapitalgut ist, in beiden Fallen gelangt in die Hand des Verkaufers ein Geldkapital, welches -- soweit es wiederum investiert w i r d - zum Einkaufe yon Kapitalgfitern oder aber zur Bezahlung yon originaren Produktionsmitteln dient. S t r i g 1, Kapital und Produktion
11
162
KAPlTAL UND PBODUKTION
aufgezehrt wird, so werden Subsistenzmittel yon ihrem Besitzer verzehrt, w/ihrend er sic im bisherigert Ablauf der Wirtschaft zur Alimentierung yon Produktionsumwegen verwendet hat. Die ~knderung beirifft in beidert F/~llen die Art der Verwendung yon Konsumgiitern. In der Geldwirtschaft bezieht sich das Sparen yon Kapital ganz so wie das Aufzehren eines solchen immer nur auf einen Geldbesitz. Es wird ein Geidbesitz, welehen seirt Besitzer in dem bisherigen Wirtschaftsabl~auf selbst verzehrt hat, zur Finanzierung eines rteuen Produktionsumweges verwertdet oder aber ,ein Geldbesitz, welctren sein Besitzer bisher irtvestiert hat, nunmehr yon diesem selbst verzehrt. Die Frage ist wiederum .die der Parallel it/it der Verwendur~g yon Geldbesitz und yon Subsistenzmittelvorrat der Wirtschaft. Wir haben darfiber schort kurz ges.prochen. Wenrt ein Wirtschaftssubjekt, welches fiber einen Geldbesitz verffigt, der ihm als Einkommen zugekommen ist, dieses Geld investiert, so bedeutet das, dab dieses Wirtschaftssubjekt auf den Konsum yon Subsistenzmitteln verzichtet, welche jenem origin/iren Produktionsmittel zukommen, dessen Verwendung im Produktionsumwege mit diesem Gelde finanziert wird. Wenn dagegert eir~ Wirtsehaftssubjekt einen Geldbesitz, welchen es im bisherigen Wirtsctmftsablauf.e irtvestiert hat, zum Verzehr, also zum Einkaufe yon Subsisteaazmitteln verwendet, so bedeutet das, dab einem origin/iren Produktionsmittel die Firtanzierung im Produktionsumwege und damit auch die Alimentierung entzogen wird. Kapitalbildung wie Kapitalaufzehrung bedeuten also Vermehrung oder Verringerung jenes Fonds an: Subsistenzmitteln, welcher fiir die Alimentierung yon Produktionsumwegen zur Verffigung steht. Damit ist die Parallelitfit des Vorganges in der Sph~ire des Geldes mit jenem in der Sphfire der Sachg~ter gegeben.
GELD uND KAPITAL
163
w 3. KREDIT UND GELDZINS In jeder Wirisctmft ist eine Verteflung des Gfiterbesitzes an die einzelnert Wirtschaftssubjekte gegeben und als gegebene Giiterverteilung ein Datum des wirtschaftlichen Geschehens. Eine Obertragung yon Giitern yon einem Wirtschaftssubjekte an das andere gegen eine Gegenleistung, also ein Tausch, hat dann die Aufgabe, die Art der Giiterverteilung in dem Sinne z u ~indern, dab ein Wirtschaftssubjekt eirt Gut, welches es besser brauchen Eann, geger~ ein anderes erhfilt, welches es weniger gut brauchen kann. In diesem Sinne ist es die sozialwirtschaffliche Furtktiort des Tausches, eine Korrektur der Gfiterverteilung herbeizuffihren, ohne dab die Art der Reichtumsverteilurtg artders als durch die vom Streben nach Verbesserung der Versorgung geleitelen Tauschakte verschobert wird. Bei unvergmdertem Bestand an Sachgiitern in der Wirtschaft ist die Versorgung eines jeden durch die Durchffihrung der Tauschakte eine bessere geworden, da ein jeder nur dort getauschr haI, wo er den Tausch dem ungestSrten Besitze dessen, was ibm in der den Ausgartg bildenden Giiterverteilung zugestanden ist, vorgezogen hat. Werm wir nun in ein System derartiger Tauschakte jene besondere A~t der Tauschakte eirtbeziehen, welche den Tausch yon Gegertwartsgtitern gegen Zukunftsgfiter zum Gege~stande haben, so sehert wir auch bei dieser Art yon Tauschaktert eine Korrektur der Gfiterverteilung vor uns, welche eine ganz andersartige sozialwirtschlaffliche Funktion hat. Es ist zungtchst klar, daft Zeit fiberbrfickende Tauschakte durchaus nicht rtotwendige Vor~aussefzung fiir die Durchsetzung yon Produkfionsumwegen sirtd. Man kSnnte sich ohne weitere Schwierigkeit eine Wirtschaft vorstellen, ia welcher nur Kapitalbesitzer als Unternehmer auftreten.
164
KAPITAL UND PRODUKTION
Es haben einzelne Wirtschaftssubjekte durch Sparen einen Vorrat yon Subsistenzmitteln angesammelt, welchen sie in Produktionsumwegen ir~vestieren. Sie bezahlen also mit diesen Subsistenzmitteln Arbeiter (yon dem anderen origin~iren Produktionsmittel sehen wir der Einfachheit halber a b ) u n d erzielen in der Produktion einen gr613eren Ertrag, vor~ welchem sie einen Teil, der bei statischer Wirtschaft dem friiher gesparten Kapital gleichkommt, yon neuem investieren, w/~hrend sie den Rest als Kapitalzins und allenfalls UnternehmergewinrL verzehren. Jeder Tausch aucl~ die Bez.ahlung der Arbeiter - - erfolgt Zug um Zug. Marl kann es sich ohne Schwierigkeit vorstellen, dab die in dieser Weise aufgebaute Produktion auch vertikal zerlegt wird, ohne dab ein Tausch vo~ Geger~wartsgfitern gegen Zukunftsgfiter einbezoger~ wird. Das Kapitalgut wird yon der vorgelagerten Produktion gegen Subsistenzmittel Zug um Zug gekauft. Man kann aueh noch einen S.chritt weiter gehen und sich diese Pro duktion in der Geldwirtschaft ablaufend vorstellen- Es erfolgt jene Bezahlung Zug um Zug gegen bares Geld. D i e Hingabe eines Gutes gegen sp/itere Rfiekgabe, insbesondere ein Tausch yon gegenw~irtig vorhandenem Geld gegen sp/~tere Zurfickgabe, mit einem Worte der Kredit, i s~ in keiner Weise eine notwendige Voraussetzung einer arbeitsteiligen im Produktionsumwege arbeitenden Verkehrswirtschaft. Es kann aueh in dieser Wirtschaft sich der Tauschverkehr auf eine Korrektur der Eigentumsverteilung in dem Sinne be schr/~nken, dab einzelne Wirtschaftssubjekte das, was sie haben, Zug um Zug gegen eiw,as tauschen, das sie besser brauchen k6nnen: Die Arbeiter geben ihre Arbeit gegen sofortige Bezahlung her, der Besitzer yon Kapitalgfitern verkauft diese gegen Barzahlung, der Konsumgfiterproduzent verkauft gleichfalls gegen sofortige Bezahlung und jene schlieBlich, -
-
GELD UND KAPITAL
165
welche ganz allgemein die Funktion des Unte:rnehmers ausiiben, kaufen origin~ire und produzierte Produktionsmittel gegert Barzahlung ganz so, wie sie Produkte gegen Barzahlung verkaufen. Es ist nun allerdings klar, daft unter diesen Umst~inden die Ausiibung der Unternehmerfunktion an den Besitz eines Verm6gens gekniipft ist: Nur wet ein VermSgen besitzt, also entweder Subsistenzmittel, welche ihm als freies Kapital dienen k6nnen, oder sonst Giater, w e l c h e er gegen Subsistenzmittel und Kapitalgiiter eintauschen k,ann, oder abet wet bares Geld besitzt, kann einen Produktionsumweg einschlagen. Und auf der anderen Seite: W e t ein Kapital gespart hat, kann dieses nur dann der Kapitalfunktion zufiahren, wenn er es selbst invesfiert. I n dem Augenblick, in welchem eirt t(apitalbesitzer ein Verm6gen gleichgiiltig welcher Art einem Unternehmer zur Durchfiihrung yon Produktionsumwegen zur Verfiigung stellt, liegt bereits ein Tausch yon Gegenwartsgiitern gegen Zukunftsgiiter vor. Denn es ist ja das Wesen des Produktionsumweges, dab heute eine Aufwendung erfolgt, deren Erfolg erst sp~iter zur Verfiigung steht. Eine Arbeitsteilung zwischen dem I(apitalbesitzer und dem Unternehmer ist erst m6glich, wenn der Kapitalbesitzer sein Verm6gen einem Unternehmer gegen s p~itere Riickgabe zur Verfiigung stellt, wenrt also ein Tausch yon Gegenwartsgiitern gegen Zukunftsgiiter vorliegt ~. Uns interessie:rt dieser hie:r nur in jener Form, irt welcher er in der modernen Wirtschaft aktuell ist, als Hingabe yon Geld gegen sp~itere Riickgabe, als Kreditierung yon Geld oder als Kredit schlechthin. Es i s t klar, dab die Einfiihrung des Kredites die M6glichkeit bedeutet, die Eigentumsverteilung in einem besonderen DaB eine Rechtsform (z. B. Kauf ,con Obligationen) einen wirtschaftlichen Tatbestand verschleiern kann, ist bier nicht weiter yon Bedeutung.
166
KAPITAL UND PRODUKTION
Sinne zu korrigieren, n~imlieh in dem Sinne, dab jemand, der ,eirt Geldkapital besitzt, das er selbst in der Produktion nich:t verwenden kann oder will, dieses an einert anderen fibertragen kann, wdeher es in der Produktion ,,arbeiten" lassen kann; in dem Sinne, da6 jemand, der mehr Kapital hat, als er zur Zeit in, der Produktion braucht, dies,es vorfibergehend an jemand anderen fibertragen kann; in dem Sinne endlich, daft jemand, der wenige.r Kapital hat, als er in seiner Produktion ben6tigt, sich ein solches vo,n einem anderen leibSen kann, dem er es erst sp/iter zurfickgibt. Es ist klar, dab bier die Gfiterverteilung irL dem Sinne korrigiert wird, dab wohl die Verteilung des Reichtums erhalten bleibt, da6 aber unter Aufrechterh;altung der Reichtumsverteilung die Aufteilung des Verm6gerrs an jene, welehe es in der Produktion verwenden oder nicht verwenden k6nnen und wollen, ge/indert wird. Es ist klar, da6 die Einffihrung des Kredites eirre weitgehertde Steigerung des Ertrages der Wirtschaft erm6glicht, weil die interpersonelle tJbertragung des Kapitals zu einer leichteren Hinfiihrung des Kapitals in jene Verwendungen ffihren wird, in welchen sein Ertrag ein gr613erer sein wird und damit auch der Ertrag der anderen in der Produktion mitwirkerrden Produktionsmittel. Es ist sehlie61ich klar, daft nur ein reibungslos oder mit den geringsten m6glietren Reibungen arbeitender Kreditmarkt die Voraus.setzung ffir eine ,,richtige" Ausnfitzung des Kapitalvorrates der Wirtschaft seirt wird. Es ist schliefilich auch kl,ar, dab ein voll ausgebildeter Kreditmarkt Voraussetzung ffir die Bildung eines einheitlichen Zinssatzes sein wird und daft nur ein einheitlicher Zinssatz eine sichere Rechnung der Kapitalverwendung erm6glicht. UrLd wenrt wir gesagt haben, da6 der Kredit nicht eine notwendige Vo,raussetzung der Kapital verwer~denden Verkehrswirtsehaft ist, so ist hier der Zusatz zu maehen, daft die Institution des Kredites ffir
GELD UND KAPITAL
167
eine einigermaBen ausgebildete, im Produktionsumwege arbeitende Verkehrswirtsehaft wohl eine adfiqtrate Voraussetzung ist. Bemerkt sei noeh, dab uns hier tier Kredit nur als ,,Produkfivkredit" interessiert. De r Zins als der sich auf dem Markte bildende Preis ffir das Hingeben eines geger~w/~rtig vorharLdenen Gutes gegen spfitere Rfickgabe, ins besondere der Geldzins als Preis ffir alas Leihen yon Geld gegen sp~itere Rfickgabe, kann naturgemfil3 erst dann entstehen, wenn ein Markt gegeben ist, auf welchem das gegenw~irfig vorhandene Gut gegen spfitere Riickgabe gehan~delt wird. In einer - - wie wir gesehen haben: aueh bei umwegigen Aufbau der Produktion d e n k b a r e n Wirbschaft, welch e~ einen Tausch yon Gegenwartsgfitern gegen Zukunftsgfiter n,icht kennt, ersche~int tier Zins nicht als Preis. Um gleich auf einen analogen Fall hinzuweisen: In einer umwegigen Produktion, in welcher eine vertikale Gliederung der Produktior~ nicht durchgeftihrt ist sondern jeder Unternehmer rmr originiire Produktionsmittel ein.kauft und fertige Produkte (Subsistenzmittel) verkauft, e r s c h e i n t auch das Kapitalgut nicht auf dem Markte und erhiilt keinen Preis. Nichtsdestoweniger ist auch da jedes Kapitalgut in jedem Augenblicke etwas weft, e s ist sein Kostenpreis wie auch sein Wert als diskontierter Ertragswert errechenbar. Und hinsichtlich des Zinses: Auch weni~ ein Zins auf dem Markte nicht gebilde~ wird, weil jene Tausch~akte, in welcl~en der Zins als Preis gebildet werder~ kann, rdcht ,durchgefiihrt werden, auch dann ist der Wert gegenwiirtig vorhandener Giiter grSl3er als der erst spiiter zur Verffigung stehender, weil der Un,ternehmer durch zeitlich frfihere Aufwendung yon Produktionsmitteln einen gr6fleren Ertrag erzielen kann. Auch wenn der Zins als Preis nicht aufscheint, wird die Liinge der Produktionsumwege durch das zur Verfiigung
168
KAPITAL UND PRODUKTION
stehende Kapital begrenzt, ist die Zinsrechnung Vorausseizung fiir einen richtigen Aufbau der Produktionsumwege. Man versuche eine Annahme zu machea: In einer Wirtscl~aft, welche keinen Markt kennt, auf welchen sich ein ZinsfuB bildet, wfirde eine mit Allwissenheit in Dingen der Wirtschaft ausgestattete Instanz bestehen, welche es kundmachen wiirde, welcher ZinsfuB bei allen gegebenen Voraussetzungen, insbesondere bei der gegebenen Kapitalversorgung, der ,,richtige" wfire. Die Unternehmer wiirden diesen ZinsfuB der Kalkulation ihrer Produktion zugrunde legen, sie wiirden also nur jene Produktionsumwege durchfiihren, bei welchen ein Mehrertrag gegenfiber den Aufwendungen in der H6he dieses ZinsfuBes - - selbstverst~indlich unter Beriicksichtigung der Zeit der Bindung des Kapitals --- zu erwarlen w~ire. Die Wirtschaft wfirde offenbar aus dem Umstar~de der unrichtigen Wahl der L~inge der Produktionsumwege einer St6rung nicht ausgesetzt sein. Wfirde aber die den ZinsfuB kundmachende Instanz irren oder aber wfirden die Unternehmer sich an die richtige KundmachUng nicht halten, so wfiren sicherlich, schwere St6rungen zu erwarten. Das Rechnen mit einem zu niedrigen ZinsfuB wiirde bedeuten, dab zu lange Produktionsumwege eingeschlagen werden; welche Folgen das hat, ist schon eingehe:nd dargelegt wor4en. Das Rechnen mit einem zu hohen Zins wiirde bedeuten, dab zu kurze Produktionsumwege eingescMagen werden, es wiirde ein Tefl des freien Kapitals unverwende~ bleiben und der Ertrag der Produktion wfire geringer als er sein k6nnte. Es ist nun klar, daft in einer Wirtschaft, in welcher ein Kapitalmarkt nicht existiert und deshalb auch der Zins als Preis nicht aufscheint, der Unternehmer nur auBerordentlich schwer den ,,richtigen" Ziassatz fin.den wird, welchen er seiner Kalkulation zugrunde legen soll. Es ist aber auch
GELD UND KAPITAL
169
ohne weiteres klar, dafl dort, wo e~n Markt entsteht, welcher den Zinssatz als Preis fiir den Tauseh. yon Gegenwartsgiitern gegen Zukunftsgiiter aufseheinen l~l]t, dieser Markt gewissermaflen die Rolle ]ener Ins tanz iibernimmt, welche in der eben gebraehten I
170
KAPITAL UND PRODUKTION
klargestellt, daft jedes Geldkapital Repr~isentant vort real vorhandenen Subsistenzmitteln ist, dab mit dem BeisteUen yon Geldkapital zugleieh Subsistenzmittel, welehe zur Alimentierung yon Produktionsumwegen diermn k6nnen, als heute vorhanderm GiRer bereitstehen. Demnaeh ist der
Zins, welcher sich a uf dem Markte bildet, a uf welchem das Geldkapital ausgeboten wird, also der Zins, weleher gerade so hoch ist, dab das ganze ausgebotene GddkapitaI yon der Nachfrage nach Kapital aufgenommen wird, aueh jener Zins, zu welehem der gesamte Vorrat an Subsistenzmitteln, welche zur Alimeniierung yon Produktionsumwegen zur Verftigung steh:en, dieser Verwendung zugefiihrtj wird, zugleieh aber auch ]ener Zins, bei welchem die L~mge tier
Produktionsumwege 9erade so grofl ist, daft diese mit clem vorhandenen Subsistenzmittelf onds alimentiert werden kSrmen. Der Ge.ldzins, weleher auf dem freien Markte dureh das Artgebot an Geldkapital bedingt isle, ist der ,,natiirliehe" oder ,,Gleiehgewichtszins". In einer artderen Formel ausgedriickt: Das Angebor an Geldkapital bedeutet ein Angebot an ,,realem Sparkapita,1, und jener Zins, zu welchem das Geldkapital auf dem Markte urttergebraeht wird, ist zugleiel~ jener Zins, weleher die Kapitalnachfrage mit realem Sparkapital versorgt. Oder no el~ in einer anderert Formel ausgedrtickt: Das Einschaltea des Geldes in den GiRerkreislauf und die Regulierung des Produktionsaufbaues dureh den Geldzins bedeutet keine St6rung im Funktiortieren jener Prinzipien, w d e h e die L~inge der Produktionsumwege regulieren. Das alles gilt zurt~iehst unter den Voraussetzungen des statisehen Systems, welche wir hier immer aufreeht erhalten haben ~. Wir werden aber j e s t zur Erkenntnis eines Wit sind bisher nut dort yon den strengen Voraussetzungen des station~iren Wirtschaftsablaufes abgewichen, wo w i t neues Sparen
GELD UND KAPITAL
171
m6gliclien urtd praktisch sehr bedeutenden Fehlers im Funktionieren des Geldmarktes gelangen, wenn wir an unsere allgemeinen Ausfiihrungen fiber den Kredit ankniipfend noch fiber eine besondere Art des Kredites sprech,en, welche eine Korrek:tur der Eigentumsverteilung in einem anderen Sinne durehfiihren kann als in dem Sinrm, we lchen wir bisher behandelt haben. Da sei vorweg darauf hingewiesen, daft die Form, in weleher der Kredit gew~ihrt wird, an und ffir sieh mit der Funktion desselben nichts zu tun hat. Jene ,,formale Kaufkrafr', welehe jeder Geldbesitz darstelR, kann in der Form v o n harem Geld (W"ahrungsmfinzen), voa Banknoten oder aber auel~ in der Form yon Depositengeld (Giroguthaben) als Kredit zur Verffigung gestellt werden. Nun ist es aber hinsielltlieh der Banknoten sowie der Giroguthaben wesentlieh, daft ihre Menge ohne Sehwierigkeit verfindert werden kann und diese $,nderung in der Zal~lungsmittelversorgung der Wirtsehaft interessiert uns hier zun~ichst dann, wenn sie durch Erweiterung oder Einengung tier Kreditgew~ihrung bewirkt wird. Hier liegt hinsiehtlich des Kredites eine neue, bisher yon uns v611ig vernaehl~issigte Funktion vor uns. Sie interessiert uns hier zun~ichst nieht in der Wirkung, welehe sieh hi'nsiel~ffich des Preisniveaus ergib[, also rfichit hinsichffieh der Wirkung, daft unter sonst gleiehen Umst/iaden eine Vermehrung oder Verminderung der Zahlungsmittelversorgung eine Hebung oder Senkung des Preisniveaus (der meisten Preise) zur Folge h aben muff, ~ vielmehr in Hinblick auf ihre Einwirkung auf die Kapitalversorgung der und Au,fzehren von gespartem Kapital in die Betraehtung einbezogen haben; wir haben gesehen, daft aueh in diesen F~illen die Umdisponierung in der Verwendung yon Geld eine parallele Versehiebung in der Gtiterverwendung zur Folge hat.
172
KAPITAL UND PRODUKTION
Wirtschaft. Es ist klar, dab eine Beeinflussung der Kapitalversorgung durch An derung der Ge~dmenge, also die Erweiterung oder Einschr/inkung der Kreditgew/ihrung, den Aufbau der Produktion in der zeitlichen Orientierung, die L/inge der Produktionsumwe:ge, beeinflussen mul3. Wir sprechen lfier zur Vereinfachung der Darstellung zun/ichst nur yon tier erweiterten Notenausgabe dutch die Notenbank; dab grunds/itzlieh bei einer Erweiterung der Kredite durch andere Banken das Problem in keiner Weise anders liegt, ist eine Selbstverst/indlichkeit. Wenn die Notenbank ,,zus/itzliche" Kredite gibt und damit die Geldversorgung tier Wirtschaft erweitert, so wird die Wirkung dieser Kreditexpansion zun/ichst die sein, dab einzelne Wirtschaftssubjekte fiber mehr Geld verfiigen als bisher; das zus/itzliche Geld wird neben dem bisher im Umlauf befindlichen nacl~ Waren nachfragen. Das Verm6gen ]ener, welchen die zus/itzlichen Kredite zugekommen sind, ist nicht gewachsen, da sie ]a dem Aktivum des Geldbesitzes das Passivum ihrer Schuld an die Notenbank gegeniiberstellen milssen. Diese Vorstellung tauscht abet insofern fiber den Tatbestand hinweg, als sie das, was heute in der Wirtschaft zur Geltung gelangen kann, durch etwas kompensiert denkt, das erst sp/iter wirksam wird. Eine solche falsche Einordnung yon Wirkung und Gegenwirkung in ihrer zeitlichen Stellung darf uns dort nicht unterlaufen, wo wit die Wirkung der zus/itzlichen Kredite gerade in Hinblick auf den in tier Zeit geordneten Aufbau der Produktion betrachten wollen. Fiir den Augenblick wirksam ist das zus/itzliche Geld, nicht der Bestand einer Riickzahlungsverpflichtung. Und hinsichtlich der gegenw/irtig gegebenen Kreditversorgung ist die Sachlage die, dab Wirtschaftssubjekte mit Geld ausgestattet erscheinen, welche ihren Geldvorrat nicht als Ergebnis des b i s h e r i g e n - wie
GELD UND KAPITAL
178
wir annehmen mfissen: statisch ablaufenden ~ Wirtschaftsprozesses besitzen. Hier liegt das entscheidende Kriterium ffir das, was die Theorie als das bei zus~itzlichen Kredite.n Neuartige betrachten mu~. Wenn wir die Funktion des Geldkapitals in der statischen Wirtschaft dargestellt haben, so sind wir immer davon ausgegangen, dal~ ein Wirtschaftssubjekt fiber ein Geldeinkommen verffi~, welches es entweder selbst verzehren oder aber zur Finanzierung yon Produktionsumwegen verwenden karm. Das Geldeinkommen ist dabei entstanden parallel mit der Entstehung eines Produktes an fertigen Konsumgtitern, so dab das Hinlenker~ dieses Geldes zur Investierung gleiehbedeutend ist mit dem Beistellen yon Subsistenzmittelrt ffir die Alimentierung dieses Produktions, umweges. U n d dort, wo bereits frfiher gebildetes Kapital freigesetzt und neuerlich ffir die Zweeke der Produktion zur Verffigung gestellt wird, ist dieses Freiwerden yon Geldkapital identisch mit der Erzeugung vort Konsumgfitern; das Wirtschaflssubjekt, dem das freigewordene Geldkapital zuflieBt, h'at wiederum die Wahl, diese Subsistenzmittel selbst zu verze!hren oder aber das frfiher get~itigte Sparen beizubehalten und damit diese Subsistenzmittel ffir die Alimentierung yon Produktionsumwegen zur Verffigung zu stellen. Nur deshalb, weil freies Geldkapital immer in der Gfiterwelt ein Gegenstfick in Subsistenzmitteln hat, konnten wir die Konsequenz ziehen, dab das Finanzieren eines Pro, duktionsumweges zugleich ein Alimenfieren desselben ist, dab also durch den Mecharfismus des Geldmarktes, dureh die Bildung des Geldzinses und durch die Regulierung der Produktionsamwege durch den Geldzins die Anpassung der Produktion an die Versorgung mit gesparten Sachgfitern erfolgt. In dem Falle, dert wir jetzt betr:achten, ist der Saeh. verhalt ein anderer: Wenn zus/~tzliche I(redite a usgegeben
174
KAPITAL UND PBODUKTION
werden, so gibt das Geld, welches damit der Wirtschaft zur Verfiigung steht, die M6glichkeit einer Finanzierung yon
Produktionen, ohne da[3 zugleich jene Alimentierung der Produktion gegeben ist, welche bei der lnoestierung yon Sparkapital yon selbst eintritt. Uns interessieren bier zus~itzliche Kredite, welche die Notenbank gibt, nur als Produktivkredite, also als Kredite, welche die Finanzierung yon Produktionen ermSglichen. Deshalb sirtd solche Kredite nur in ih.rem Auftreten auf dem Kapitalmarkte fiir uns yon Interesse, auf jenem Markte, auf welchem sonst durch Sparen gebildete Geldkapitalien gegen sp~itere Riickgabe ausgeboten werden, wobei ein Zins aus Angebot und Nachfrage entsteht. Denken wir uns auf einem solchen bereits bestehenden Kapitalmarkt zusfitzliche Kredite aufscheine~ so ist es klar, daft sic aur unter Unterbietung des bisher geltenden Zinses von der Nachfrage aufgenommen werden kSnnen. Der Zins hat wie wir das schor~ einmal gesagt haben ~ eine Selek' tionsfunktion hinsichtlich der L ~ e der Produktionsumweg~ Wenn nun die Nachfrage in weiterem Ausmafle befriedigt werdert soll, wenn also mehr Kredite angeboten werden, so ist das identisch mit der Befriedigung einer bisher yon der Verso rgung ausgeschlosseaaen Nachfrage nach Geldkapital, mit der Befl=iedigung e~ner Nachfrage, welche bisher desl~alb nicht mit Geldkapital versorgt worden ist, weil sie den geltenden Zinssatz nicht zahlen kormte. Diese Nachfrage wird nur bei niedrigerem Zins aufnahmsbereit sein und es kann daher ein zus~itzliches Angebot yon Kredit nur unter Herabsetzung des Zinsful3es untergebracht werden. Der niedrigere Zinsful3 ermSglicht eine Verl/ingerung der Produktionsttmwege. Die Begrenzung der L~inge tier Produktionsumwege, welche bisher der Zins nach Ma[3gabe des Angebotes an Realkapital vorge-
GELD UND KAPITAL
175
genommen hat, f/illt weg. Hier entsteht 4as eine Problem, mit welehem wir uns sp~iter zu befassen haben werden. Zugleicti aber bedeutet das Auftreten einer erweiterten Versorgung mit Geldkapital noeh e twas anderes. Das neue Geld wird zur Finanzierung yon Produktionsumwegen dienen und in diesem Prozesse an die origin~iren Produktionsmittel weitergeleitet, welehe mit diesem Geld auf dem Konsumgiitermarkte als Nachfragende auftreten. Ist die Produktion mit zus~itzlichem Geld finanziert, so wird damit aueh die Frage der Alimentierung der erweiterten Produktionsumwege aufgeworfen. Hier ist ein zweites Problem gegeben, mit welchem wir uns sp/iter zu befassen haben werden. Beide Probleme, die Wirkung zus/itzlieher Kredite auf die L/inge tier Produktionsumwege wie auch i h r e Wirkung auf dem Subsistenzmittdmarkt, ergeben sick bei Restriktion der Kredite in umgekehrter Weise. Nehmen wir an, dab i n einer statisch ablaufenden Wirtschaft ein Teil der Produktionen dutch Kredite finanziert worden ist, welche nunmehr eingezogen werden, wobei alas zur Rfickzahlung der Kredite verwendete Geld nicht weiter ausgegeben wird. Aueh hier werden Verschiebungen im Aufbau der Produktion zu verfolgen sein, mit welehen wir uns sp/iter zu befassen haben werden. Bevor wit abet zu diesen Fragen iibergehen, sei noch etwas anderes dargelegt. Die Analyse der statischen Wirtschaft, wie wit sie v o r ~ n auch in der Betraehtung der Geldwirtschaft durchge:fii:hrt haben, hat zun/ichst an die Voraussetzung einer starren Geldversorgung angeknfipft. Wir argumentierten in der Weise, dab wir eine bestimmte Geldversorgung der Wirtschaft angenommen haben; das vorhandene Grid ersclleint immer wieder in der Hand der Unternehmer, welche
176
KAPITAL UND PRODUKTION
einen Teil des ihnen zukommenden Gddes fiir die Finanzierung yon Produktionen, also als Kapital verwenden. Ein zus~itzliehes Geld wfirde ganz s o wie das Herausziehen yon Geld aus tier Wirtschaft st6rend wirken. Von dieser Konsequenz mfissen wir aber abweichen, wenn wit fiber das einfache Schema hinausgehend uns die Verh~iltnisse in der komplexeren Ausgestaltung der modernen Wirtschaft vor Augen halten, Die Frage Lautet hier, ob die starre Geldversorgung Voraussetzung daffir ist, dab yon der Gddseite aus keine St6rung im Aufbau der Produktion auftritt. Urtd da mfissen wit gewisse M6glichke:iten beachten, art welchen wir bisher vorfibergegangen sind. Stellen wir uns in ganz einfacher Weise den Fall ~r dab eirt Wirt, sehaftssubjekt ein Geldeinkommen in der Weise spart, dab es Grid im Kasten liegen 1/~13t. Wfi_hrend ein Konsumverzicht des Sparenden gegeben ist, liegt eine Schm/ilerung der m6gliehen Versorgung der Wirtschaft mit Geldkapital vor, welehe v611ig gleieh~zuhalten ist dem Falle einer Kreditrestriktion. Wenn unter diesert Ums.t~inderL die Notchbank das aus dem Verkehre gezogene Geld durch zus/~tzliehie Kredite suppliert, so wird diese Vermehrung der Geldmenge eine notwendige Voraussetzung daffir sein, dab jene Konsumgfiter, auf welelae der hortende ,,Sparer" verziehtet, der Alimentierung yon Produktionsumwegert zugeffihrt werden. Wfirde umgekehrt in einem anderen Falle gehortetes Geld wieder auf den Kapitalmarkt gelangea, ohne dab die Notenbank eine entsprechende Kreditrestriktion vornimmt, so wfirde dieses Geld als zus~itzliches Geld zur Wirkung gelangen. Oder aber ein anderer Fall. Denken wir an die Einschaltung yon jenen ,,Wlderstandern auf dem Wege der Oberffihrung yon Geldkapital an die origin/~ren Produktionsmittel, welehe bei vertikaler Zerlegung der Produktion gegeben sind. Es ist leicht einzusehen, dab
GELD UND KAPITAL
177
die Einschaltung neuer Widerst~inde dieser Art durch fortschreitende Zerlegung der Produktion im vertikalen Aufbau oder abet eine Vermirtderung dieser Widerst~inde durch Zusammenschliefiungert im vertikalen Aufbau parallel gehen. muff einer Vermehrung oder Verminderung des Geldumlaufes, wenn dabei rficht Wirkungen eintreten sollen, welche sonst einer Verminderung, bzw. einer Erweiterung der Kredite entspringen. Diese Beispiele m6gen genfigen. Sie zeigen, dab eirre Elastizit~tt des Kreditvolumens gefordert werden kann, ohne dab dabei die Anpassungsf~ihigkeit der Geldmenge zu einem Eingreifert des Geldes irt den Aufbau der Produktionsumwege ffihrt. Nehmert wir rmrt die frfiher gebrachte Formulierung einer die Wirtschaft in alIwissender Weise fiberblickenden Instanz, welch,e den Zinsfufl festsetzt, wiederum auf. Wenn die Notenbank die Verh~iltnisse, welche eine Erweite~:ung oder eine Einsclar~inkung der I(reditgew~ihrung unter dem Gesichtspunkte der ,,Neutralit~it" des Geldes erfordern, vollst~ir~dig fiberblicken k6nnte, so k6nnte sie nach MaBgabe yon Umst~irrden tier eben angeffihrten Art ihre Kredite erweitern oder einschr~inken. ,,Zus~itzliche Kredite", welche die Noterrbank gibt, um dadurch die Wirkungen etwa yon Hortungen zu kompensieren, sind ~ um eine Formel zu bringen nicht ,,echte zus~itzliche Kredite", sondern ,,kompensatorische Kredite"; Krediteinziehungen seitens der Notenbank, welche ein ,,Enth0rten" yon Geld kompensieren, sirtd nicht ,,eehte Kreditrestriktionen", sonderrt ,,kompensatorische Krediteinschrankungen". Fiir eine solche Politik hat nun allerdings die Notenbank keinen zuverl~issigen Arrhaltspunkt, sie kann durch keine Erscheihung in der Wirtschaft unmittelbar darfiber informiert werdert, ob das Kreditangebot gr6Ber oder kleiner ist als das Angebot an ,,realem Sparkapital". Es gibt in der OrganiS t r i g 1, Kapital und P r o d u k t i o n
12
178
KAPITAL UND PRODUKTION
sation der Geld- und I(reditwirtschaft keinen Markt, auf welchem e:ine ,,kfinstliche" Beeinflussung des Kreditangebotes unmittelbar zu einer St6rung ffihren wfirde. Hier gilt der Satz, dab erst ar~ den Wirkungen, welche Krediterweiterungen oder echte Kreditrestriktion, en habe n, eine Beeinflussung des Kapitalmarktes yon der Seite des Geldangebotes her erkannt werden kann. Die Notenbank kann auch bei Heranziehung aller der Mittel moderner Wirtschaftsbeobachtung ~ nicht jene Stellung erringen, welche eine in Dingen der Wirtschaft allwissende Instanz hat, wie wir sie vorhin in einer Konstruktion dargestellt haben. Die Notenbank setzt in der Praxis zuniichst einseitig , einen Zinsful3 lest, zu welchem sie Kredite gewiihrt. Der Umfang der Einreichungen, welche a n d i e Bank herantreten, ist yon der H6he dieses Zinsfufles abhiingig. W e n n nun dieser Zinsfufl in jener H6he erste:llt ist, b e i welcher das gesamte Angebot an Kredit ~ sowohl jenes Angebot, welches a u s dem Es wiire die Frage often zu lassen, ob ein Einstellen der Wirtschaftsbeobachtung auf dieses P r o b l e m ein Ansatz dazu ist ja bereits in der Konjunkturbeobachtung gegeben - - hier nicht wenigstens in dem Sinne etwas iindern k6nnte, dab bereits die ersten Symptome der Wirkungen monet~irer Beeinflussungen des Kapitalmarktes erkannt werden k6nnten. Ober diese W i r k u n g e n werden wir noch zu sprechen h a b e n . - Diese Bemerkung soll aber in k e i n e r Weise dahin gedeutet werden, dab die Politik des neutralen Geldes uns als die einzig m6gliche Politik erscheinen wfirde. Dies muff hier bemerkt werde:n, obwohl manches gerade ffir e i n e solche Politik spricht. Ffir uns ist aber das Interesse an dem neutralen Gelde hier zun~ichst rein theoretisch begrfindet und es ist vielleicht gut, diese Begrfindung explicite anzuffihren" I m station~iren Wirtschaftsablaufe fiihren monet~ire Einflfisse zu ,,St6rungen"; damit ist die Frage gegeben, unter welchen Umst~inden diese St6rungen nicht eintreten, also das Geld ,,neutral" ist. Die F r a g e nach der Neutralit~it des Geldes ist also hier die Frage n a c h den monet~iren Bedingungen des station~ren Ablaufes der Geldwirtschaft.
GELD UND KAPITAL
179
Markte kommt, als auch jenes, welches yon der Notenbank ausgeht ~ genau dem Ausmafle des Angebotes an Sparkapital entspricht, wenn also jeder Kredit ausschliel~lich die Funktion hat, gesparte Subsistenzmittel der Alimentierung yon Produktionsumwegen zuzuffihren, so wird das Geldwesen in der Weise arbeiten, daft vom Gelde aus eine St6rung der Kapitalversorgung der Wirtschaft niemals eintreten k6nnte. Daft abet die Notenbank niemals einen gen a u e n Anhaltspunkt ffir die Festsetzung dieses Zinsfufies finden ,kann, daft sie in ihrer Diskontopolifik daran gewiesen ist, sich a n gewisse ~kufierliehkeiten (Deckungs. vorschrift, Goldbewegungen, Lage des Devisenmarktes usw.) zu halten, das muff zur Folge haben, daft ein ideales Funkfionieren des Geldes im Sinne des ne~tralen Geldes wohl niemals zu erwarten sein wird. Dabei ist ganz abgesehen davon, dab die Notenbank in ihrer Kreditpolitik auch ein anderes Ziel als das theoretische Ideal des neutralen Geldes verfolgen kann. Dazu kommt aber rmch eines. Die Notenbank ist in der modernen Kreditorganisation nicht die einzige Quelle der Kreditsch6pfung. Neben ihr k6nnen noch andere Banken zus/~tzliche Kredite gew~ihren, ~ dies ist schon gegeben, wenn die Banken bei unver~nderter H6he ihrer Verbindlichkeiten die Kassenhaltung einschr~inken ~. Die Notenbank kann da niemals den Geldmarkt in der Weise beherrschen, daft sie eine Anpassung an die geringste Schwankung im t Insofern eine Bank bereits vorhandenes Geld, insbesondere also auch yon einer anderen Stelle geschaffene Banknoten ausleiht, fungiert sie als Kreditvermittler. Insoweit aber eine Bank einen Kredit gew~ihrt, welcher in der Form yon ~berweisungen zur Zahlung dienen kann, wobei die Bank gleichzeitig ihren Kunden mit dem kreditierten Betrag belastet, liegt (nach dem Prinzip der ,,Bilanzverl~inge:rung") eine Kreditsch6pfung vor.
180
KAPITAL UND PRODUKTION
Sinne eines Ausgleich;es zur Erhaltung der Neutralit/R des Geldes urtter allen Umst~mden sofort erreichen k6nnte. So ergibt sich schon aus der Orgartisation des Geldwesens heraus mit Notwendigkeit das Problem der Beeinflussungen der Wirtschaft durch Expansion und Einschr~inkung der Kredite. Jener Bereich der Wirtschaft abet, in welchem wir die Wirkungen dieser St6rungen des Gleichgewichfes verfolgen mtissen, ist der Aufbau der Produktion. w 4. DIE PRODUKTION UNTER DEM EINFLUSSE EINER KREDITEXPANSION Die Schaffung ,,echter" zus/~tzlicher Kredite bedeutet eine Unterbietung des dem Angebot an Sparkapital erttsprechenden Zinsfufles; sie muff daher zu einer ,,iiberm~ifiigen" Verl~ngerung der Produktionsumwege fiihren, zu einer Verl~ingerung der Produktionsumwege fiber jenes Ausmafl hirtaus, welches durch die Kapitalversorgung tier Wirtsch~aft gerechffertigt ist. Das ist der Grundgedanke der folgenden Untersuchungen. Wenn wir das Thema der ,,richtigen" L~nge der Produktionsumwege i m m e r wieder in den verschiedensten Formert abgewartdelt haben, so haben wir damit auch schon die Antwort auf die Frage tier Wirkungen einer Kreditexpansiort gegeben. Hier kann es sich uns nur mehr darum handeln, den Ablauf der Folgen, welche sich an eirte iiberm~flige Ausdehnung der Produktionsumwege anschlieflen, in jener spezifischerz Form zu betrachten, welche er in tier Geld- und I(reditwirtschaft anrLeh;men wird. Zum Ausgartg diene auch hier ein kurzer Wiederholender Hinweis auf naturalwirtschaftliche Vorg~in:ge. Eine iiberm/iflige Ausdehnung der Produktionsumwege muff zu einer Immobilisierung der Kapitalanlagen fiihren,
GELD UND KAPITAL
181
zu einem Aufbau der Produktion, in welchem freies Kapital in einer solchen Weise investie:rt worden ist, dab eine rechtzeitige Freisetzung dieses Kapitals nicht m6glich ist. Wean der Aufbau der ,,zu langen" Produktionsumwege his zu Ende durchgeffihrt wird, so wird ein vollst~ndiger Ausfall an Subsistenzmitteln, welche zur Alimenfierung yon Produktionsumwegen verwendet werden k6nnten ~, die Folge sein; die Wirtschaft wird auf eine Produkfion, welche keine Produktionsumwege einschl~igt, auf eine Augenblicksproduktion umgestellt werden mfissen, wobei nut die Einschr/inkung zu machen w/~re, dab die vorhandenen Kapitalgater noch als Helfer in der Produktion verwendet werden k6nnen. Jedenfalls wird d:as Fehlen yon flfissigem Kapital !die weitere Aufrech,terhaltung yon Produktionsumwegen unm6glich machen. Es wird nur das erzeugt werden k6nnen, was sofo rt als fertiges Konsumgut zur Verffigung steht. Wenn aber die Wirtschaft es rechtzeitig bemerkt, dab das weite Ausgreifen der Produktionsumwege zu keinem guten Ende ffihren kann, so wird sie dutch vorzeitige Verkiirzung der Produktionsumwege erreichen k6nnen, dab eine vollst~indige Immobilisierung des Kapitals vermieden wird; sie wird zwar Verluste erleiden, der Ertrag an Konsumgfitern wird zurfiekgehen und eine dauernde Versorgung in dem bisherigen Ausmafle wird nicht mehr zu erreichen sein, abet es wird die Aufrechterhaltflng einer wenn auch verminderten L~inge der Produktionsumwege m6glich sein. Wenn wir gleich das Ergebnis der folgenden Betrachtung vorwegnehmen wollen, so kSnnen wir sagen, dab der Ablauf des Prozesses in der Geldwirtsch!aft in aller Regel derart sein wird, dafi diese zweite Art der Folgen einer iiberm~ifiigen Verl~ingerung der Produktionsumwege Insoweit ,,dauerhafte Konsumgiiter,' vorhanden sind, werden deren Leistungen natfirlich erhalten bleiben.
182
KAPITAL UND PRODUKTION
eintritt. Die Kreditexpansio~t wird zwar zun/~ehst einen (relativ) niedrigen Zinsfufl erm6gliehen, im weiteren Verlaufe wird aber eine Zinsfuflerh6hung zu erwarten sein, welche eine Verkfirzung der Produktionsumwege erzwingt und welche es damit oerhindert, daft eine v611ige Immobilisierung des Kapitals den (2bergang zur Augenblicksproduktion notwendig ma'cht. Wir mfissen abet zun~ichst mit den ersten Wirkungen der Kreditexpansion beginnen. W i r gehen yon dem Ablaufe einer statischen Wirtschaft aus, in welcher alle Preise im Gleichgewicht stehen, ins-. besondere also tier Zinsfufi in einer solchen H6he steht, dab er die L~inge der Produkfionsumwege dem Angebote an Kapital anpafit und damit zugleich bewirkt, daft die Frei, setzung von I(apital gerade in jenem Ausmafie erfolgt, welches zur dauernden Aufrechterhaltung der Liinge der P r o d u k t i o n s u m w e g e - urrd damit auch: zur dauernden Aufrechterhaltung der Versorgung mit Subsistenzmitteln w i e aueh zur dauern.den Aufreehterhaltung des Bestandes an K a p i t a l g f i t e r n - notwendig ist. Das Investieren yon freiem Kapital in Anlagen, aus welchen ein Freiwerden des Kapitals erst in einem s.piiteren Zeitpunkte zu erwarten ist, wird prakfiseh (im Rahmen einer Produktion, in welcher eine besonders wichtige Form der Bindung yon Kapital in weitausgreifenden Produktionsumwegen die Bildung yon dauerhaften Kapitalanlagen ist) in erster Linie bei dauerhaften Kapitalanlagen der weit vorgelagertert Produkfionen erfolgen; des weiteren wird eine ausgedehntere Erzeugung der ffir die Herstellung dieser Anlagen notwendigert Roh- und Hilfsstoffe erfolgen; endlich kann aber auch in den der Konsumgfiterproduktion n~ihergelagerten Produktionen, ja auch in der I(onsumgfiterproduktion selbst eine Verst~irkung der Ausrfistung mit dauerhaften Anlagen erwartet werden. Das Problem aller
GELD
UND
KAPITAL
~
9
183
erweiterten Investifionen ist aber die rechtzeitige Freisetzung yon Kapital. Unsere Frage wird also zu lauten ha.ben: Wird es m6glich sein, dab das ffir die Fortffihrung dieser Produktion ben6iigte freie t(apital rechtzeifig im rLotwe~digen Ausmafle freigesetzt wird? Die Frage ist idenfiseh mit e~ner anderen: Wird der Kapitalfonds, welcher in tier Konsumgfiterproduktior~ gevconnea wird, groIi genug sein, um die Aufreehterhaltung der ganzen vorgelagerten Produktionen auf die Dauer m6glich zu machen? Oder auch in einer allgemeineren Fassung" Wird in jeder Produktionsstufe re,chtzeitig die Gewinnung eines Erneuerungsfonds m6glich sein, welehe die Aufreehterhaltung aller vorgelagertea Produktioner~ sichern karm? Wir mfisse~n uns darfiber klar sein, dab die Fortffihrung der Argumentation hier einer besonders gearteter~ Schwierigkeit begegne~, welehe darin begrfindet liegt, daft die Geldreehnung die t2bersetzung reale,r Austauschverh/iltnisse in Geldpreise notwendig machL Wfirde,n wir uns hier mit einer naturalwirtschafflichen Betrachtung begnfigen k6nnen, so w/~re nach dem sehon bisher Ausge~ffihrten die Antwort eine sehr e,infaehe,: Es ist die Frage nach der Alimenfierung erweiterter Produktionsumwege gestellt, wobei aufler Zweifel sein muB, dab das freie Kapital, der ffir diese Alimentierung zur Verffigung stehende Subsistenzmittel, fonds, nicht gr6Ber geworden ist. Der Umbau der Produktion muB daher zu Sch~wierigkeiten in der Kapitalve:rsorgung ffihren. Bei Betraehtung der Geldrechnung mfissen wir aber etwas anderes be:rfieksichtigen. Die Frage geht naeh d e r M6glichkeit der Finanzierung erweiterter Produktionsumwege. Nun ist aber durch die Kreditexpansion mehr Geld zur Verfiigung gestellt worden. Wir k6nnten nun hier eine Hilfskonstruktion beniitzen. Wir k6nnten davon ausgehen, dab wir die Inangriffnahme
184
KAPITAL UND PRODUKTION
erweiterter Produktionsumwege ohne vorhergehende Kreditexpansion, also mit dem bisherigen Geldvolumen, uns vorzustellen versuehen. Das w/ire ja denkbar; man mik6te ein~aeh davon ausgehen, dab infolge yon Irrttimern in der Kalkulation allgemein zu weite Produktionsumwege eingeschlagen worden sind. Es w/ire da sofort klar, dab Finanzierungsschwierigkeiten entstehen miissen. Die Freisetzung yon Gddkapital in der Konsumgiiterproduktion wiirde nicht ausreichen, um alle Ums/itze, welehe in der vorgelagerten Produktion notwendig sind, zu finanzieren. Hatte bisher tlie Finanzierung der P roduktion eir~e bestimmte Gr6fie des Geldkapitals erfordert, so wird jetzt zur Finanzierung der erweiterten Produktiortsumwege notwendig sein, dab mehr Geldkapital beiges~dlt wird. Da das naeh~ unseren Voraussetzungen nicht gegeben ist, muff die Folge eintreten, dab die Kapitalversorgung nicht zur Befriedigung jener Kapitalnachfrage der vorgelagerten Produktionen ausreiehen kann, deren Befriedigung Voraussetzung fiir die ungest6rte Forfffthrung der Produktior~en ist. Es muff zu einer Verknappung des Kapitals, zu einer Erh6hung des ZinsIufies kommen. Diese Hilfskonstruktion kann nun in dem uns hier interessierenden Falle zur Anwendung gelangen. Der Untersehied ist zun/iehst der, dab tats/iehlich mehr an Geld zur Verfiigung gestellt ist. Es mfissen Pre~ssteigerungen eintreten. DamiI ist wohl eine Zerrei6ung des bish~erigen Zusammenhanges der Preise verbunden, t3ber das soll erst sp/iter etwas gesagt werden. Aber wenn einmal das: zus/itzliehe Geld in der Wirtschaft umgesetzt ist, so wird ~ ganz unabh/ingig yon den Verschiebungen in der Relation zwischen den einzelnen Preisen ~ eine Erh:6hung der Preise (vider oder aller Preise, jede~alls, wie wit sp~tter sehen werden, eine Erh6hung der hier relevanten Preise) eintreten, welehe
GELD UND KAPITAL
185
praktiseh bedeutet, dab d i e Vermehrung der Geldmenge dutch die Steigerung der Preise kompensiert wird. Sobald aber ein Mehr an Geld bei entsprecherLd erh6hten Preisen zur Finanzierung der erweiterten Produktionsumwege verwendet wird, bedeutet es ftir das Ausmafl der Finanzierungsm6gliehkeil~ dasselbe, wie wenn bei unver/inderten Preisen eine unver~inderte Gddmenge zur Verfiigung gestar, den w~ire. Das Ergebnis: Die vermehrte Geldmenge be~ deutet in Hinblick auf die zu erwartenden Preissteigerungen grurtds/~tzlich keine Erweiterung der Finanzierungsm6gliehkeit. Das hat uns die Artwendung unserer Hilfskonstruktiort anschaulieh gemaeht. Damit sind wir so weir, dab wir die Folgen der Kreditexpansion deutlich, erkennen k6nnen" Die Produktionen werden eine vergr613erte Nachfrage nach Geldkapital auf den Markt bringen. Sie werden diese zum Teil aus dem Er16se ihrer Produkte zu befriedigen traehten, insoweit sie aus diesem einen F o n d s an Geldkapital abspalten k6nnen; sie werden des weiteren mit ihrer Naehfrage nach Geldkapital auf den offenen Kapitalmarkt gehen. Das Angebot an Kapital ist als unver~indert anzusehen, ~ denn insoweit dieses Kapital in seiner Gddform eine gr6flere Geldsumme ausdriickt, wird dies dutch die Erh6hung der Preise kompensiert. Die Naehfrage ist grSfler gewo.rde~n:, nieh;t allein ihrem Gddausdrueke nach, sondern aueh effektiv in dem Sinne, daft fiir die Aufreehterhaltung der Produktionsumwege mehr an Kapital angefordert wird. Das Mil~verh~iltnis von Angebot und Naehfrage auf dem Kapitalmarkte muff zu einer ErhShurLg des Zinsful~es fiihren. Gehen wit davon aus, dab als Kreditquelle a ueh zus~itzlieh'e Kredite in Betraeht kommen, dab also die Noteaabank der Einfachheit halber spreehen wir nieht ausdriieklich y o n den anderen Banken, welche Kreditsch6pfung vor-
186
KAPITAL UND PRODUKTION
n e h m e n - zusfitzliehe Kredite gibt, so ist eine Ausgleichung yon Angebot und Nachfrage am I(apitalmarkte dureh weitere Kreditsch6pfung m6glieh. Die Notenbank kann also eine Steigerung des ZinsfuBes verhindern, wenn sic weitere zus~itzliehe Kredite gewfihrt. Und da entsteht die Frage, welehe Folgen eintreten mfissen, wenn die Notenbank die Polifik der Kreditexpansion fortse.tzt, wenn sie es also verhindert, dab die relative Verknappung des Geldkapitals zu einer Erh6hung des Geldzinses ffihrt. Die Antwort ist nach dem schon frfiher Gesagten ganz nahelieger~d: Die konsequente Festhaltung des ZinsfuBes muff dazu ffihren, dab die ,,unge. rechtfertigte" Verlfingerung der Produktionsumwege in ihren letzten Konsequenzen zur Geltung gelan~, daft die fibermfiBige Ausdehnung der Produktionsumwege zu einer vollstfindigen Immobilisierung des freien Kapitals ffihrt. Mit der Kreditexpansion ist eine Umschichtung der Produktion eingeleitet, writhe naeh diesem Endzustande hintendiert. Nur eine Erh6hung des Zinsful3es kann die vollstfindige Anpassung der Produkfion an den ,,zu niedrigen" ZinsfuB mit allen ihren Konsequenzen verhindern, Wenn die Erh6hung des Zinsfufles nieht vorgenommen wird, mug der vollstfindige Ausfall an Konsumgfitern, der vollstfindige Ausfall eines die Alimentierung yon Produkfionsumwegen erm6glichenden Subsistenzmittelfonds die Folge sein. Es wird vielMcht gut sein, hier den Zusammenhang an einem ganz einfachen Schema zu er6rtern, wobei vorweg gesagt sein muff, dab dieses Schema nur eine sehr ~weitgehende Stilisierung der Wirklichkeit enthalten kann. Wir nehmen an, die synchronisierten Produktionen seien in seehs gleichen Produktionsabl/iufen ,,gestaffelt"; die Kreditexpansion wfirde nur die Inangriffnahme. der leizten Staffel der Produkfionsumwege beeinflussen, also nur bier es bewirken, dab eine Umstellung der Produktion. in der Rieh-
GELD UND KAPITAL
187
tung einer Verltingerung der Produktionsumwege erfolgt ~. Ebenso wtirden auch weiterhin die neu in Angriff genomm e n e n Produktiormn irr dem erweiterten Produktion.s. umwege zu arbeiten begirmen. Wtihrend also bisher jeder der sechs Produktionsabltiufe durch eine Zeit (t) gedauert hat, also diese Zeit yon dem ersterL EinsetzerL eines origintiren Produktionsmittels bis zur Herstellung tier fertigen Konsumgiiter vergeht, wird jetzt ein Produktionsumweg begonnen, welcher erst nach Ablauf einer ltingeren Zeit (t-f-v) fertige Konsumgiiter herstellt. Solange nun die mit der friiheren Ltinge des Produktionsumweges durchgefi]hrten Staffel der Produktionsumwege die Wirtschaft mit Subsistenzmitteln versorgen, wird eine StSrur~g nicht eintreten. Sobald aber das Produkt der letzten mit der bisherigen Ltirrge des Produktionsumweges arbeitenden Produktionsstaffel aufgezehrt ist, ergibt sich ein Ausfall an Subsistenzmitteln-die ntichste Staffel der Produktion arbeitet ja in einzem verltingerten Produktionsumwege und kann daher nicht rechtzeitig fertig werden. Der Ausfall yon verkaufsbereiten Subsistenzmittelrr bedeutet auch ein.en Ausfall in der Freisetzung vo.n Geldkapital. Write friiher d e r Zinsfufl erh'Sht worden, so ware bei der im verltingerten Produktionsumwege laufenden Erzeugung eine Verkiirzung des Produktions.umweges erzwungen worden. Man sieht hier eines: Bei dieser Staffelung der Produktionen wird ,die letzte Wirkung der Kreditexpansiort hinsichtlich der Konsumgfite:rversorgung nicht sofort in Erscheinung treten, sondern erst nach Ablauf einer gewissen Zeit. Diese Zeit ist nun in 1 Diese Annahme, die wir gleich fallen lassen werden, ist eine willktirliche. Es sei auch noch bemerkt, dab dieses Schema sp~iter noch zur Darstellung eines anderen Zusammenhanges dienen soil, aus dem erst die W i r k u n g e n der Kreditexpansion voll zu erkennen sind.
188
KAPITAL UND PRODUKTION
unserem Schema dadurch bestimmt, dab zun/~chst noch die in ihrem Produktionsaufbau nich~ abge~inderten Produktio.nen eine gleichm~illige Versorgung des Marktes mit Subsistenzmitteln ermSglichen; erst dann, wenn der Ertrag der im erweiterten Produktionsumwege arbeitenden Produktion fiir die Versorgung gebraucht wird, wird sich ein Ausfall an Subsistenzmitteln ergeben. Lassen wit nun die Voraussetzung der in so einfacher Weise gestaffelten Produktion fallen, desgleichen die Annahme, dal~ nur die rmch' der Kreditexpansion neu in Angriff genommenen Produktionen den Produktionsumweg erweitern. Es wird dana ohine weiteres zu sehen sein, dab dann der Ausf~all an Subsistenzmittela in anderer Weise eintreten wird. Es wird langsam eirm Verknappung an diesen einireten, welche allerdings, so wie die Verl~ingerung der Produktionsumwege sich immer mehr geltend macht, ein immer rascheres Tempo einschlagen wird. Es wird also auch die Verkrmppung des Geldkapitals allm~ihlich fortschreiten. Wit werden allerdings zu dies em Zusammenhange sp~fiter noch vo~ einem ganz anderen Gesichtspunkte aus Stellung nel/men miissen urtd dann noeh zu einer etwas abweiehenden Konsequenz gelangen.. Hier sei eines gesagt: Da b ei der gestaffelten Produktion a~nzunlehmen ist, dab die Verknappung der Versorgung mit Subsistenz. mitteln (mit freiem Kapital) langsam anfangen und dann immer mehr zunehmen wird, ist die Chance, welche eine baldige Zinsfuflerh6hung gibt, deutlieh zu sehen: Die ZinsfuflerhShung ur~d nur diese kann es verhindern, dab die Verknappung der Subsistenzmittel fortschreitet und dab es sehlieBlieh zu einem vol~tfindigen Ausfall an Subsistenzmitteln kommt. Es ist nun ohne weiteres zu erwarten, daft die Notertbank im Verlaufe des hier behandelten Prozesses ihren Zinsfufl:
GELD UND KAPITAL
189
erh6hen und die Kreditexpansion abbrechen wird, bevor die letzten Konsequenzen der Erweiterung der Produkfionsumwege gegeben sind. Und das aus zwei Grfinden. Es wird hier einerseits zur Geltung gelangen, dab die fortschreitende Kreditexpansion zu einer immer weiter gehendert und als ungesund .empfundenen t3berspannung des Kreditsystems ffihren muff. Je weiter die Kreditexpansion fortsehreitet, desto gr6fier wird im Kreditvolumen der Wirtsehaft der Anteil der zus/itzlichen Kredite, w/ihrend das Sparkapital an verh/iltnismfifiiger Bedeutung immer mehr zurfiektritt. Eine solehe Verfassung des Kreditmarktes hat irL aller Regel den Notenbarrken Veranlassung zum Abbau der t(redite gegeben. Daztt kommt noch ein zweites. Es ist leieht zu sehen, dab die Erweiterung der Kredite durch die Notenbank progressiv steigert muff, we nn sie die Erh6hung des Zinsfufies verhindern soll. Denn die Kreditexpansion bedeutet nichts a nderes als das, dab ein Yorsprung des Angebotes an Geldkapital gegeniiber dem Angebot an realem SparkapitaI geschaffen wird. Wenn nun mit der schrittweisen Verringerung der Versorgung mit Sparkapital dieser Vorsprung mit gleiehm/iflig anhaltender WirkurLg ~ mit der Folge der Erm6glichung derselben erweiterten Lfinge der Produktionsumwege - - aufrecht erhalten werden soll, so muff die Menge des zusfitzliehen Geldes nach jeder Preissteigerung in stfirkerem AusmaBe waehsen. Die fortsehreitende Preissteigerung, die Entwertung des Geldes, wird es der Notenbank unm6glicl~ macl~en, irgendei~e Parit/it ihrer W/~lirung oder irgendeine Deckungsvorschrift einzuhalten. Anspannung des Kreditsystems urrd ,,Gef/~hrdung der W/ihrung" werden die Notenbank veranlassen, ihren ZinsfuB in die H6he zu setzen. Und die Erh6hung des Zinsfufles wird eine Verkiirzung der Produktionsumwege erzwingen. Bevor wir yon diesem Prozesse sprechen, sei aber noch
190
KAPITAL UND PRODUKTION
ein ganz anderer Zusammenhang, welcher sich in den Wirkungen der Kreditexpansion ergeben mul3, betraehtet. Wir mfissen da einen Prozel3 verfolgen, welcher in dieser Weise sich nut in der Geldwirtschaft abwickeln kann und ffir den wir in der Betrachtung naturalwirtschaftlicher Zusammenh~inge kein Gege'nstiick finden k6nnen. Der Ausgang mull hier die yon uns bereits betrachtete spezifisch'e Furtktion des Geldkapitals sein, welches durch Firtanzierung einer Produktion die Alimentierung derselben erm6glicht. Haben wit bisher jene Wirkungen der Kreditexpansion verfolgt, wdehe sich in dem in der Zeit geordneten Aufbau der Produkfion hinsichtlich der L~inge der Produktionsumwege, also vor allem hinsichtlich jener Elemente des Produktionsaufbaues, welche am Beginne des Produktionsablaufes eingesetzt sind, ergeben, so wird sich jetzt unsere Aufmerksamkeit dean Ende des Produkfionsablaufes~ zuzuwendert haben. Haben wit bisher vor allem eine Rfickverlagerung der am Beginne der Produktion e~ngesetzten Produktionsmittel festgestollt, so werden wit jetzt zu fragen haben, ob nicht auch in der Sph~ire der konsumnahen Stadien der Produktion Verschiebungen eintreten. Die Verl~ingerung der Produktionsumwege muB eine Anderung in der Nachfrage nach Produktionsmitteln nach sieh ziehen. Wit wollen da nun zwei F/ille unterscheiden. Es k6nnen entweder unbesch~iftigte Produktionsmittd auf dem Markte zur Verffigung stehen, welche bei dem geltenden Preise zu haben sind; oder aber es kann die Sachlage die sein, dab die Besch~iftigung yon neuen/Produktionsmitteln fiberhaupt nieht oder nur (und dann wahrscheinlich: ill verh/iltnismfi_l]ig geringem Ausmafle) bei gestiegenen Preisen m6glich, ist. Wit haben frfiher in einem ganz anderen Zusammenhange alas Vorhandensein dieser beiden M6glichkeiten an der Hand verschiedener Marktfiguratio-
GELD UND KAPITAL
191
nen fiir den Bereich des Produktionsmittels der menschlichen Arbeit begriirrdet. Es geniigt hier, auf diese'Ausffihrungen hinzuweisen, wobei bemerkt sei, daft diese beiden M6glichke~ten im folgenden in erster Linie hinsichtlich der menschlichen Arbeitskraft yon Bedeutung sind. Im evsten Falle wird die Zahl tier Besch/iftigten steigen, ohne dab der L o h n steigt, im zweiten Falle wird bei unver/inde:rter (oder nur in ganz geringem Ausmal]e steigender) Zahl der Besch~iftigten der Lohn in die H6he gehen. In beiden F/illen steigt d i e Gr6fie d e r Lohnsumme. Das stimmt auch mit dem unseren Ausgang bildenden Tatbestand iiberein. Den Unternehmern ist ja durch die Kreditexpansion ein neues Geldkapital zur Ve:rffigung gestellt worden; es wird dieses auf dem Produktionsmittelmarkt gelangen und damit ist die M6glichkeit einer erweiterten Lohnzahlung gegeben. Wohl kann das zus/itzliche Geld nack bereits vorhandenen Kapitalgiitern nachfragen und damit die Preise derselben in die H6he treiben. Insoweit dies geschieht ist nichts anderes gegeben, als dab jene ,,Widerstfinde" auf dem Wege des Geldkapitals aus der Hand des Unternehme:rs bis zum origin/iren Produktionsmittel zur Geltung gelangen, yon welchen wir friiher gesprochen haben. Einerseits dfirfen wit aber die Bedeutung dieser Widerst/inde in diesem Zusammenhange nicht fibe:rsch/itzen, und zwar deshalb nicht, weil kein Grund zur Annahme vorhanden ist, dall das zus/itzliche Geld zun~ichst in die Hand der Konsumgiiterproduktion gelangt. Gerade das Gegenteil ist zu erwarten. Jene Produktionen, welche durch d i e Zinsful]herabsetzung unmittelbar am meisten gef6rdert werden, sind jene, iI~ welchen die Entlastung der Kosten dureh die Zinsful~herabsetzung eine verhiiltnismfil3ig gr6flere Bedeutung hat und das ist wohl bei den der Konsumgiitererzeugung vorgelagerten Produktionen bei jenen Produk-
192
KAPITAL UND PRODUKTION
tionen, bei welehen zwisehen dem Aufwand der Investierung und der Erzeugung des Fertigproduktes die l~ingste Zeit verg e h t - in erster Linie gegeben. Dann aber ist zu beaehten, dab selbst soweit die Kreditexpansion sieh zunfiehst auf dem Markte der Kapitalgiiter geltend macht, damit allein eine Anderung in der Produktiort noeh nieht eintritt. Die Produktion braueht ja immer aufler den Kapitalgiitern auch origirtfire Produktionsmittel uud erst wenn eine neuartige Verwer~dung 4er origin~ren Produktionsmittel gegeben ist, erst dann ist. wirklich etwas Neues irt der Wirts o , aft gegeben, nicht sehon dann, wenn der Besitztitel an Kapitalgiitern yon eirmr Hand in die andere iibergeht, ohne dab zugleich etwas Neues produziert wird. Wir fassen also zusammen: Die I(reditexpansiort ffihrt zu einer Erh6hung der Lohnsumme, ganz un:abhfingig davon, ob die Zahl der Arbe~ter zunehmert wird oder nieht. Die Erh6hung der Lohnsumme bedeutet abet eine gesteigerte Naehfrage auf dem Subsistenzmittelmarkt ur~d damit ist die Wahrscheinliehkeit einer Ausdehnung der Subsis~enzmittelproduktion gegebert in dem Sinne, daft d i e Produktion der gesteigerten Naehfrage naeh Subsistenzmittelr~ d u r c h m6glichst schnelle Steigerung des Angebotes gereeht zu werdert bestrebt sein wird. Damit ist gesagt, daft der unmittelbare Stofl der zus~tzlichen Geldmenge auf die Preise sich auf dem Wege fiber eine Erh6hung der Einkommen der die origin~ren Produktionsmittel Beistellenden zun~chst auf dem Subsistenzmittelmarkte auswirkert w i r d . Wit h,':,ben wohl gesehen, daft das zusfitzlieb2e Geld aus der Hand der Unternehmer nicht zur G/inze unmittelbar a.rt die origin~ren Produktionsmittel gdangen muff, da6 dieses Geld zum Teile zurL~ehst dem Eirtkaufe yon Kapitalgiitern dienen kann. Das werden abet Kapitalgiiter sein, writhe im allgemeinen in den weiter
GELD UND KAPITAL
193
vorgelagerten P r o d u k t i o n e n gebraucht werden, nicht aber Kapitalgiiter, welche bereits h e r a n r e i f e n d e Konsumgiiter sind. In der Sph~re der Ko.nsumgiiterproduktion wird d a h e r das zusfitzliche Geld weniger als Kostenbelastung, sondern m e h r a l s N a e h f r a g e e r h 6 h u n g zur Geltung gelangen. W i r w e r d e n also ,Mer e~ne Ausdehrmng d e r P r o d u k t i o n zu erv~art en hab en~. Eine Ausdehnung dev P r o d u k t i o n an Konsumgiitern ist gleichbedeutend mit einer Vergr6flerung des Subsistenzmittelfonds. DieSe ermSglicht die Beschfiftigung yon m e h r Arbei,tern bei unver~indertem Lohrt oder auch die bessere Bezahlung (e~n h6heres R e a l e i n k o m m e n ) einer unverfinderten Zahl vor~ Arbeitern ~. Es ist nun abet wesentlich, daft
diese Vermehrtmg der Subsistenzmittel verbunden sein muff mit eine~ Kapitalauf zehrung. Greifert wir nochmals zuriick auf das Schema einer in s e c h s Abl~iufert gest'affeltert Produktion, an dessen Hand wir vorhin die W i r k u n g d e r Verl~ingerung der P r o d u k a Hier muff die Kreditexpansion in derselben Weise wirken wie eine Inflation, welche unmittelbar zur Konstrmfinanzierung- z. B. Bezahlung yon Angestellten des S t a a t e s - dient. Ein vielfach beachteter Zusammenhang sei bier kurz besprochen. 1. Solange im Falle der Beschfiftigung yon mehr Arbeitern bei unverfindertem Lohne eine Erwe~terung der Konsumgiiterproduktion nicht eingetreten ist, wird der erh6hten Lohnsumme kein erweiterter Subsistenzmittelfonds entsprechen. Insoweit dieser Tatbestand gegeben ist, liegt ,,erzwungenes Sparen" vor. Es ermSglicht also ein unver~inderter Subsistenzmittelfonds infolge der Vergr6flerung seiner ,,Virulenz" (Verringerung der Rationen, in welchen er verzehrt wird) eine Verl~ingerung der Produktionsumwege. (Diese ginge also ,,auf Kosten" der Arbeiter, deren Entlohnung geringer w~ire als das Grenzprodukt.) Man darf abet keineswegs auf diesen Ztmammenhang die M6glichkeit einer ~dauernden ,,Alimentie:rung" erweiterter Produktionsumwege begriinden, weil ja da nicht mehr als eine Friktion gegeben sein kann. Die vergrSBerte Lohnsumme wird schlieBlich zu S t r i g 1, Kapital und Produktion
13
194
KAPITAL UND PRODUKTION
t i o n s u m w e g e h i n s i c h t l i c h des N a c h s c h u b e s a n Subsistenz, m i t t e l n verfolgt h a b e n . W i r h a b e n d o r t gesehen, daft die Verlfingerung des P r o d u k t i o n s u m w e g e s allein im letzlen St:affel d e r P r o d u k t i o n u n d bei den w e i t e r h i n n e u in Angrill g e n o m m e n e n P r o d u k t i o n s s t a f f e l n d a z u ffihrerL muff, dab vorlfiufig d e r Nachsch, u b a n S u b s i s t e n z m i t t e l n k o n s t a n t bleibt u n d erst spiiter ein Ausfall a n diesen eintritt. Jetzt w e v d e n w i r n o c h eine zweite V e r f i n d e r u n g in d i e s e m S c h e m a v e r f o l g e n k S n n e n . Die P r o d u k t i o n an SubsistenzmittelrL soll schnell gesteigert w e r d e n u n d das k a n n n i c h t s a n d e r e s b e d e u t e n als das, daft Kapitalgiiter, w e l c h e etwa in d e r z w e i t e n o d e r d r i t t e n Staffel d e r P r o d u k t i o n auf d e m W e g e des H e r a n r e i f e n s z u m K o n s u m g u t e stehen, aus diesen P r o d u k t i o n e n h e r a u s g e z o g e n w e r d e n u n d auf e i n e m . vereiner Erweiterung der Konsumgfitererzeugung ffihren. Es w~ire das nur dann nicht gegeben, wenn die Kosten der Konsumgfitererzeugung wenigstens in demselben VerhSltnisse steigen wfirden, wie die GrSfle der Geldnachfrage nach Subsistenzmitteln. Das kann aber nicht angenommen werden, w e i l - wie wir gezeigt haben - - anzunehmen ist, dab jene Kapitalgfiter, bei welchen die Preissteigerung zuerst eintreten wird, nicht jene sein werden, welche bereits ztt Konsumgfitern heranreifende Zwischenprodukte sind. Insoweit abet die rasche Vermehrung der Konsumgfitererzeugung nur durch eine Preissteigerung ermSglicht wird, muff der Subsistenzmittel, fonds langsamer wachsen als die GrSfle der Lohnsumme. Wenn man will, kann man auch da noch yon einem erzwungenen Sparen sprechen. Wichtiger scheint es uns abet in den we.iteren Wirkungen, dab -- wie wit jetzt zeigen w e r d e n - schon die geringste Erweiterung der Konsumgfiterproduktion in diesem Zusammenhange eine Kapitalaufzehrung bedeutet. - - In dem anderen Falle, dab die Begrenztheit des bei dem geltenden Lohnsatze verffigbaren Arbeitsangebotes die LShne steigen liiflt, ist der hier vorgetragene Gedankengang ohne Schwierigkeit anwendbar. Die ErhShung des Geldlohnes muff eine Erhfhung des Reallohnes zur Folge haben, da die Versorgtmg mit Subsistenzmitteln wiichst. Insoweit abet die Konsumgfiterpreise
GELD UND KAPITAL
195
kiirzten Wege zum fertigen Subsistenzmittel umgewartdelt werden. Das Ergebnis wird sein, dab wohl fiir die n/iehste Zeit eine erweiterte Versorgung mit Subsistenzmitteln gegeben ist, dab aber spiiter ein verstiirkter Ausfall art diesen sich einstellen muff. Es ist eine Selbstverst~indlickkeit, dab die Erweiterung der Versorgung dureh die Erweiterung dev Konsumgfiterproduktion niemals es mSglich machen kann, dab die verl~ngerten Produktionsumwege bis zu Ende durehgefiihrt werden kSrmen. Vo.raussetzung jeder Produktion im Produktionsumwege ist ja die entspreehende gleiehm~flige Versorgung mit Konsumgtitern, welche zur Alimentierung 4er originfiren Produkfionsmittd dienen kSnnen. Hier haben wir nun einerseits eine erweiterte Versorgung mit Konsumsteigen, wird diese Erh6hung des R e a l l o h n e s nicht in demselben Marie gegeben sein wie die Steigerung dea- GeldlShne. 2. Ein ,,erzwungenes Sparen" ist auch noch aus einem anderen Zusammenhange abgeleitet worden. Dort, wo ein Geldeinkommen unver~indert bleibt, zwingt eine Preissteigerung zu Konsumverzicht. In der Anwendung dieses Grundsatzes w/ire aber doch Vorsicht geboten. Wenn etwa der Inhaber einer Geldrente d u t c h Preissteigerungen zu einem Konsumverzicht gezwungen wird, so steht dem auf der anderen Seite eine Erleichterung der realen Last des Schuldners gegeniiber. Gespart wird also nur dann, wenn der Schuldner auf die M6glichkeit eines erweiterten Konsums verzichte:t. Das ist aber durchaus kein erzwungenes, sondern ein ganz normales ,,freiwilliges" Sparen. (~)brigens mag es seine Berechtigung haben, w e n n man annimmt, dari der Rentenbezieher h~iufig weniger zu sparen geneigt sein wird, als jener, welcher Schuldner wird, um mit geliehenem Geld grSriere wirtschaftliche Erfolge zu erzielen; das Problem liegt aber zur G~inze im Bereiche des freiwilligen S p a r e n s . ) - - G a n z analog ist der Sachverhalt bei der Gegeniiberstellung einer Verminderung der ,,Kaufkraft" der E,inkommen e~wa der Angestellten des Staates und der Entlastung des Steuertr/igers. Mit diesen Fragen haben wir uns a b e t hier nicht weiter zu beschaftigen.
196
KAPITAL UND PRODUKTION
giitern, anderseits eine Verl~ingerung der Produktionsumwege vor uns. Dies.e beiden Bewegungen wirken in der Weise zusammen, dab die Erweiterung der Versorgung auf Kostert des Kapitalbestandes geht, daft also nur eine Kapitalaufzehrung vorlfiufig eine erweiterte Versorgung erm6glicht, dab also schort infolge dieser Kapitalaufzehrung eine fort, laufende Versorgung in demselben Ausmafle nicht m6glieh wird, wfihrend zugleich die Verl~ingerung der Produktionsumwege zur Folge hat, daft die fortlaufende Versorgung aus dem bisher gegebenen Kapitalbestande durch eine l~ingere Zeit notwe~dig w/ire, um die Zeit bis zur Beendigung 4er verl~ingerten Produktionsumwege iiberbriickerL zu k6nnen. In einer einfachert Formel: Die Erweiterung der Konsumgiiterproduktion durch Kapitalaufzehrung wird die Schwierigkeiten, welche sich aus der Verl~ingerung der Produktionsumwege ergeben mfissen, noch vergr6fiern. Die Darstellung der komplizierten Zus,ammenhfinge der Wirkungen einer Kreditexpansion muff notwendigerweise weitgehende Schematisierungen vornehmela. Wir haben die Aufgabe gehabt zu zeigen, daft im Aufbaue der umwegigen ProdukLion zwei grunds~itzlich zu unterscheider~de VerseMebungen eintreten werden. Erstens eine Kapitalaufzehrung durch Erweiterung der Konsumgiiterproduktion, zweitens eine zunehmende Immobilisierung der Kapitalanlagert durch Erweiterung der Produktionsumwege. Wir konnten diese beiden Versehiebungen nieht anders deutlieh machen als in der Weise, da6 wir Knderungen in verschiedenen Bereich, en einer schematiseh gegliederten Produktion betrachtet haben. Die Wirtschaft der Erfahrung kenrtt diese sehemafisehe Gliederung der Produktionen nieht. Das kann aber dem nicht im Wege stehen, c~afi die Wirkungen der Kreditexpansion in beiden Richtungen, in welehen wir sie verfolgt haben, zur Geltung gelangen. Wir
GELD UND KAPITAL
197
h a b e n g e s e h e n , dab die K r e d i t e x p a n s i o n die N o t e n b a n k , y o n welch'er sie a u s g e g a n g e n ist, v o r die A l t e r n a t i v e steilt, e n t w e d e r i m m e r m e h r K r e d i t e z u r V e r f t i g u n g zu stellen o d e r a b e r 4en Zinsful] in die H 6 h e zu setzen ~. W i r h a b e n g e s e h e n , daft die U n t e r l a s s u n g d e r Z i n s f u f i h e r a u f s e i z u n g schliefilich zu e i n e r vollstiindigen I m m o b i l i s i e r u n g des K a p i t a l s f i i h r e n muff, d a b a b e r zu e r w a r t e n ist, daft die Notenbank bereits friiher zur Sicherung der Wfihrung und z u m A b b a u e des K r e d i t g e b i i u d e s i h r e n Zinsfufi in die H6h'e setzen w i r d 2. Mit d e r H i n a u f s e i z u n g des Zinsfufies ist a b e r eine n e u e Situ:ation gegeben. 1 Es ist nicht notwendig darauf hinzuweisen, daft eine Kreditkontingentierung ohne Zinsfuflerh6hung durch die Notenbank im We.sen dieselben Folgen haben muff wie die Zinsfuflerh6hung. In beiden F~illen wird das AusmaB der Kredite beschrankt. In einem Falle erhalten jene die Kredite, we:lche ftir diese den h6chsten Zins zu bezahlen in der Lage sind, im anderen Falle wird irgendein anderes Ausleseprinzip fiir die Verteilung der Kredite maflgebend. Insofern aber bei niedriggehaltenem Zinsfufl Kreditwerber, welche einen h6heren Zins nicht zahlen kSnnten, befriedigt werden, wahrend gleichzeitig Kreditwerber, welche auch einen erh6hten Zins tragen k6nnten, ausgeschlossen werden, wirkt die Kreditkontingentierung bei Niedrighaltung des Zinsfufies einer Verteilung der Kredite nach Maflgabe der Rentabilit~it entgegen. Im iibrigen wird in Anbetracht des Umstandes, dab aufler der Notenbank noch andere Kreditquellen bestehen, die Kontingentierung der Kredite nur fiir jene eine Niedrighaltung des Zinses bedeute:n, deren Kreditnachfrage unmittelbar bei der Notenbank befriedigt wird, wahrend sonst auf dem Kapitalmarkte die Niedrighaltung des Zinsfufles nicht m6glich sein wird, wofern nicht der ganze Kapitalmarkt einer bis ins einzelne gehenden Reglem e n t i e r u n g - mit allen hier nicht weiter darzustellenden Folgen - unterzogen wird. 2~Nut einige Bemerkungen dariiber, was zu erwarten ware, wenn die Notenbank die Hinaufsetzung des Zinsfufles und die Einstellung der fortschreitenden Kreditexpansion unterlaflt. Der fortschreitende Ausfall an Subsistenzmitteln wiirde zu einem Notstand in der Wirt-
198
KAPITAL UND PRODUKTION
Die P r o d u k t i o n e n erhalten d u r c h die Hinaufsetzung des Zinsfufles eine neue Basis der I(alkulation: Die verlfingerten P r o d u k f i o n s u m w e g e w e r d e n unrentabel. W e n n also die Zinsful]erh6hung eine Verkfirzung der P r o d u k t i o n s u m w e g e oder eine Einste,llung zu langer P r o d u k t i o n s u m w e g e erzwingt, so erzwingt sie damit eine Anpassung der Produktio,n an eirte gescllmfilerte Kapitalversorgung. Hat die I(reditexpansion zu einer fibermfifiigen Verl~ingerung der P r o d u k t i o n s u m w e g e ge.fiithrt, so fiihrt die Einstellung der KreditexparLsion zu einer Liquidierung der iibermM3igen Ausdehnung der Produktio,nsumwege. W e n n n i e h t m e h r zus~itzliche Kredite auf dem Markte erscheinen, ist das Kreditangebot idenfisch mit dem Angebot an Sparkapital. Da wir keinen Anlafl zur A u f n a h m e der Voraussetzung haben, dab in diesem Stadium de.r W i r k u n g e n einer Kreditexpansion die Bildung yon n e u e m Kapital durch ~ neues Spare.n eirten besfimmenden Einflufl h a b e n kann, k o m m t als I(reditangebot n u r das Angebot yon in der Konsumgiiterproduktion freigesetztem I(apital in Betracht. Es ist sehaft fiihren, welcher sieh in rapiden Preissteigerungen ausdriicken wfirde. Es miiflte auch das Kreditvolumen aus den yon uns bereits angeffihrten Grfinden in immer rascherem Tempo steigen. In diesern Zustande: wiirde die Wirtsehaft aufh6ren, mit dem Inflationsgeld zu rechnen. Jedes andere Geld wtirde aber -- da in beschr~inkter Menge vorhanden -- nur zu einem erh6hten Zinssatze auf dem Kreditmarkte zu erhalten sein. Damit wiirde sieh ein dem Angebote yon Sparkapital entsprechender Zinsfufl d u r c h s e t z e n . - In den groflen Inflationen ist vielfach die ,,Entw~ihrung" des Inflationsgddes dadurch aufgehalten worden, dab der Staat durch Festsetzung yon Preisen dem Inflationsgeld einen Markt gesehaffen hat, auf welehem nttr dieses verwendet werden konnte. Trotzdem ist vielfach der (rbergang zur Kalkulation in anderen W~ihrungen vorgenommen worden. Im fibrigen ist bei der Zinsbildung fiir Inflationsgeld vielfaeh die Geldentwertung durch entsprechende Erh6hung des Zinssatzes berficksichtigt worden.
GELD UND KAPITAL
199
klar, daft der hier gegebene Zustand der Wirtschaft nur in einem rech[ beschr/inkten Ausmal3e die Freisetzung von Kapit~ erm6glichen wird. Die Produktion wird sich diesem Zustand arrpasser~ miissen. Wir werden noch Gelegenheit haben, den Prozefi dieser Anpassung im einzelnen zu verfolgen. Hier sei nur noch eines gesagt. Der Ausgang unserer Argumentation war eine statische Wirtschiaft, in welcher sich eine Kreditexpansiort geltend zu machen beginnt. Die Aufreehlerhaltung der statischen Wirtschaft war bedingt durch ein bestimmtes Preissystem. Die z usfitzlichen Kredite haben sofort eine Zerreif~ung des Preissystems bewirken miissen. Diese St6rung setzte vor allem bei dem Geldzinse ein. Nach allem, was wir ausgefiihrt haben, ist es klar, dab der ZinsfuB im statischen Wirtschaftssystem ein ganz be~ sonders wich~iges Band bedeutet, das ein AbweicherL der verschiedenen Elemenie des Systems aus dem fiir den statischen Ablaufe gegebenen Weg verhindert. Des weiteren haben wir geseh:en, dab die zus/itzlicher~ Kredite die Relation zwisch!en den verschiedenen Preisen dadurch beeinflussen, dab sie fiber die origin/ire:a Produktionsmittel zunfichst auf den Konsumgiitermarkt gelangen urrd hier die Preise in die H6he treiben. Die Ausdehnung der Konsumgfiterproduktion mul] vom Wege des statischen Wirtschaftsablaufes wegfiihrend eine Kapitalaufzehrung bedeuten. So wird also die Vermehrung des Geldes durch zus~itzliche Kredite niem~ls allein die ~berfiihrung yon einem Preisniv ,eau auf ein arLderes zum Problem machen, sond e r n immer dariiber hinauswirken" Durcl~ die Zerreiflung des Preissystems wird der Aufbau der Produktion zum Problem.
ANHANG ZUM
PROBLEM
DER
I. KONJUNKTUREN
I. VORBEMERKUNG Es gibt so viele Ursachen fiir Schwankungen im Wirtschaftsleben, als es ~iufiere Bedingungen des Wirtschaftens gibt. J ede dieser Bedingungen kann sick ~indern und damit auch eine hnderung in den Ablauf des Wirtschaftsprozesses hineintragen. Wenn dabei die Wirtschaft in weiterem Ausmarie affiziert wird, wenn weitergehende Xnderungen sich als notwendig erweisen, insbesondere abet dann, wenn eine andauernde Verfinde:rung eines fiufieren Bestimmurrgs. momentes der Wirtschaft auch fiir eine l~ingere Zeit StSrungen in die Wirtschaft hineintr~igt, karm marl yon einer Wirtschaftskrise sprechen. In alien, diesen F~illen ist der sich in der Wirtschlaft abwickelnde Prozefl der einer Anpassung an gefinderte Daten; gegertiiber den kleinsten Schwankungen, welche sich im tfiglicher~ Ablauf der Wirtschaft ergeben, liegt nichts anderes als eine Xnderung im Ausmafle der Wirkungert vor uns. Nachdem aber die Erfahrung gezeigt hat, daft eine gewisse Regelm/~fligkeit in den Schwankungen der Wirtschaft festzustellen ist, eine Regelm~il3igkeit, welche keineswegs aus dem zuf~illigen Ein, trelen der yon auflen kommenden St6rungen des Wirtschaftsablaufes eine befriedigende Erkl~irung erhalten kann, hat man eine besonders geartete Ursache fiir diese regelm~ifligen Schwankungen zu findert gesucht. Von den verschiedenen Krisentheorien o d e r - da es sich nicht allein um die Erkl~irung einer mehr oder weniger ,,akute n" Krise, 200
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
201
s o n d e r n um die einer regelmfifligen Wiederkehr yon Aufstie'g und Abstieg handelt ~ Konjunkturtheorien k6rmen heute wohl nur jene sehon in der ersten literarisehen Auseinanderseizung fiber das Krisenproblem sieh findenden Theorien auf allgemeinere Anerkennung Anspruch erhebeaa, welche die in der Wirtschaft zur Geltung gelangenden Ursachen der Konjunkturbewegungen in den Verhfiltnissen des Geldmarktes suehen. Aueh ~ die folgenden Ausffihrungen bekennen sich zur ,,Zirkulafionskredittheorie der Krisen", gew6hnlieh kurz monetfire Krisentheorie genannt. Zwei Umstfinde sprech, en daffir, da6 diese Theorie auf de,m richtigen Wege bei der Suehe naeh der Ursaehe der Konjunkturschwankungen ist. Zun~ehst etwas aus der Erfahrung: Der Proze6 des konjunkturellen Aufstieges und der Entwieklung zur Krise entsprieht vollst~indig dem, was die T,h~eorie als Wirkung einer Kreditexpansion ableiten kann. Dann abet noeh eiwas, das mit dem Ausgangspunkte des Theorems gegeben ist" Wenn eine yon den Gr613en des Wirtsehaftssystems gefindert wird, so wird eine Bewegung ausgel6st, welche eine Anpassung des Wirtschaftssystems an diese Anderung bewirkt. In dieser Richtung besteht aber eine Besonderheit ill dem Falle, daft die Anderung yon dem Zinsfu6e ausgeht. EJne Herabsefzung des Zinsfufles 16st eine Bewegung aus, welche durchaus nicht Anp,assur~g an ein Datum sein kann in dem Sinne, dab dieses Datum i n einen station/iren Wirtschaftsablauf sch]ie61ich eingebaut wird. Die mit der Herabse~zung des Zinsfu6es Hand in H~and gehende Krediterweiterung ffihrt zu einer Bewegung, welche vom Gleichgewichte immer weiter fortffihrt. Wir haben die Wirkungen einer Kreditexpansion zun~ichst ohne Rficksicht auf das Krisenproblem zur Darstellung gebracht. Wir haben da gesehen, da6 die Wirkungen der "Kreditexpansion, wenn sie ohne Hemmung bis zum letzten
202
KAPITAL UND PRODUKTION
zur Auswirkung gelangen k6nnen, zu einer Immobilisie rung der gesamten Kapitalanlagen fiihren. Das ist offenbar eine Bewegung, welctrer die Tertdenz zum Gleichgewichte, zu einem station/~re:n Wirts:chaftsablaufe nieht innewohnt. Wir h'aben aueh gesehen, dab die Wirkung der Kreditexpansion schliefilieh zu eirmm Spannungszustande fiihrt, in welchem eine Abkehr yon der Politik der Kreditexpansion z,u erwarten ist. Von diesem Zustande wollen wir jetzt bei der Analyse des Konjunkturzyklus ausgehen. Wir werden erst spfiter zu erweisen haben, dab der Aufstieg der Konjunktur tats/ichlich zu einem Zustande fiihrt, welcher derart gestaltet ist, dab damit die Rechtfertigung fiir diese Wahl unseres Ausgangspunktes gegeben ist. Im voraus sei noeh gesagt, d al] die Methode des Vorgehens bei d e r Analyse des Konjunkturzyklus eine andere sein wird als ]ene, welche wir bisher in unseren Ausffi~rungen beniitzt haben. Wit k6rmen das ungef/ihr mit der Formel umschreiben, dab w i r hier nieht dieselbe ,,exakte" Methode artwerzden, welche wir bei der Untersuchung des Aufbaues der Produktion in ihrer zeifliehen Orientierung bisher zur Artwendung gebracht habem Wir werden sp/iter Gelegenheit haben, diese Anderung der Methode zu rechtfertigen. Wir werden dann sehen, dab sie bei dem ~rbergang zur Betrandlung des Themas, das ]etzt vor uns liegt, rrotwendig ist.
II' DIE BEIDEN WENDEPUNKTE IM KONJUNKTURVERLAUF Die Lage der Wirtschaft, welche sich als Wirkung der Kreditexpansion bei der Einstellung der Kreditvermehrung ergibt, lfil]t o h n e weiteres einert weiteren Ablauf des Wirt-
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
208
schaftsprozesses vorstellbar sein, welcher eine Anpassung an die vorliegenden Daten bedeutet. Mit der Einstellung der Krediterweiterung ist das monetiire St6rungsmoment ausgeschaltet. Als Kapital steht der Wirtschaft nur mehr dasjenige zur Verfiigung, was an friiher gespartem Kapital aus der Bindung im Produktionsprozesse freigesetzt wird, .--- yon der Bildung von Kapital durch neues Sparen k6nrten wir ja in diesem Zusammenhange ganz absehe,n. Wir werden gleieh zu zeigen haben, dab bei dieser Sachlage auch Umst/~nde zur Geltung ge,langert werden, welche eine ungest6rte Anpassung an die vorliegenden Daten verhindern, also die Bewegung der Wirtschaft yon der Tendenz zum Gleieh, gewieh:t wegfiihren werden. Bevor wir aber auf das nfiher eingehen, sei ztm/ichst dargelegt, in welcher Weise ein soleh:er ProzeB der Anpassung an die bei EinsteHung der Kreditexpansion gegebenen Daten sieh abwiekeln wiirde. Da die Kapitalversorgung zu knapp ist, als dab sie die Fortfiihrung der bereits in Angriff genommenen ,,zu langert" Produktionsumwege erm6gliehen k6nnte, mul3 eine Einstellung yon Produktionen erfolgen. Der relativ ~ und wohl auch" absolut ~ hohe Zins wird als Ausleseprinzip lfinsiehtlich der M6glichkeit der FortfiihrurLg yon Produkfionen fungieren. Die Konkurrenz der Unternehmer um freies Kapital hindert dutch Erh6hung des Zinsful3es jene Unternehmer, welehe den nunmehr geltenden Zins nieht mehr zahlen k6nnen, an der Fortfiihrung der Produktion. Die Folge vort Produktionseinstellur~gen wird die Freisetzung yon Produktionsmitteln ~ Kapitalgiitera wie auch Arbeitern ~ sein, derert Preise demnach sinken miissen. Es ist naeh dem bereits friiher Dargelegten hier nicht mehr notwendig, darauf hinzuweisen, dab dieser Druek auf den Preis der Produktionsmittel nieht unbedingt dazu ftihren wird, dab die Preise einen Tiefstand erreichen, bei welehem
204
KAPITAL UND PRODUKTION
das Angebot an den in Betracht kommenden ProduktiorLsmitteln zur Gfinze aufgenommen werden kann. Wenn insb e s o n d e r e - und das ist in der Regel aueh da.nn gegeben, wenn eine Bindung der Preise nicht v o r l i e g t - die He'rabsetzung des Arbeitslohnes nur langsam vor sieh' geht und wenn die Untersehreitung einer gewissen Untergrenze fiberhaupt nicht oder nut sehr schwer m6glich sein wird, so wird eine gr6Bere Arbeitslosigkeit eint.reten. Hinsiehflieh des S u b s i s t e n z m i t t e l f o r ~ d s ist hier nur darauf hinzuweisen, dab das geringe Kapitalangebot identiseh ist mit einer geringen Bereitstellung yon Subsistenzmitteln ffir die Zweeke der Alimentierung der Produktionsulmwege. Dem geringeren Lohnfonds muff eine geringere Zahl yon Arbeitern entspreeken, wofern nicht die volle Auswirkung des Lohndruekes den Pre~s der Arbe~t entspreehend herabsefzt. Die Produktionseinsehr/~nkungen und das Fallen der Preise vieler Zwisehenprodukte werden vielfaeh Verluste zur Folge haben, Verluste an investiertem Kapital, welche nieht nur Unternehmer und private Kapitalbesitzer, son, dern aueh Banken treffen k6nnen, und zwar sowohl hinsiehllieh jener Kredite, ffir welehe sie als Vermittler fungiert haben als aueh hinsiehtlieh jener, welehe yon ihnen gesehaffen worden sind. Es ist hier nieht notwendig die allgemein bekannten Erseheinungen der Wirtsehaftskrise nfiher darzulegen. Das Einstellen yon Produktionen wird natfirlich nicht in e~nem schemam/~l]igen Vorgange vor sieh gehen. Mal]gebend ffir das Gesehehen ist ja sehlieBlieh alas Verhalten der einzelnen Unternehmer, welehe auf Grund der auf dem Markte zur Geltung gelange:nden Gegebenheiten ihr Verhalten einriehten. Dabei wird insbesondere der Umstand, dab die Investitionen zu einem ganz wesentliehen Teile in fixen Kapitalanlagen be~tehen, welehe einen grol]en Kosten-
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
205
wert repr~is.entieren, e s bewirken, dab es nicht aussehliefilich zur g/inzlichen Einstellung yon bereits unte:rnommenen Produktionen kommen wird. Der Prozefl w i r d vielmehr vielfach durch d e n Versuch einer Freisetzung bereits investierten Kapitals b e d i ~ sein. Es werden also Produktionsmittel aufgewendet, um eine Produktion zu Ende zu ffihren, auch wenn derert d~uernde Fortfiihrung nicht m6glich erscheint. Neben dem Bedarf an f r e i e m Kapital ffir die Zwecke der laufenden Fortffihrung von Produktiorzen wird also ein Kapitalbedarf ffir die Zwecke tier Liquidierung bereits bestehender Anlagen auftreten. Ist hier auf der einen Seite eine verst~irkte Nach~rage nach Kapital gegeben, so kann auf der anderen Seite das Gelingen einer solehert Liquidierung das Bereitstellen yon neuem freien Kapital ffir die Produktion bedeuten. Es ist auch hier zu beachten, dab diese Freisetzung yon Kapital nur erfolgen kann im Wege der Erzeugung von ferfigen Konsumgfitern; nur dann ist eine ,,volkswirtschaftliche" Liquidierung einer Kapitalanlage gegeben. Wo die Liquidierung nichts anderes bedeutet als das, dab Kapitalgfiter zum Verkaufe gelangen, liegt nichts anderes vor als der yon uns bereits frfiher wiederholt erw/ihnte Fall eines interpersonellen Weehsels in der Position der Liquidit/it; Voraussetzung ist in diesem Falle, dab an anderer Stdle ein freies Geldkapital bereits zur Verffigung steht. Hir~sicl~tlieh der Freisetzung yon Kapital sei aber noeh auf einen arrderen Umstand hingewiesen, welch,er sich im Zuge der Anpass.ung geltend machen muB. Die St6rung des Wirtschaftsablaufes wird wohl zur Folge haben, dab vielfaeh Produktionen fortgeffihrt werden, bei welchen zwar das Aufwenden neuer Kosten in dem Erl6s seine Rech~tfertigung findet, bei welchen aber zugleich: die fortlaufende Gewinnung des notwendigen Erneuerungsfonds nicht (oder nicht in ausreichendem Aus-
206
KAPITAL UND PRODUKTION
marie) m6glich is P. Aus diesem Umstande wird eit~ bedeutsamer Ausfall an Kapitalversorgung sich ergeben. Wesentlich ist in dieser Beziehung hier: Die Freisetzung yon Kapital erfolgt nicht in je,nem Ausmafle, welches zur dauernden Fortfiihrung der Produktion einschliefllich aller notwendigen Reinvestitionen ben6tigt wird. Solange da eine Produktion fortgefiihrt wird, welche keine Reiavestitiormn vornimmt, muff ein Besch/iftigungsausfall in den vorgelagerten Produktionen sich ergeben. Der Prozefl der Anpassung, welcher dem bei Einstellung der Kreditexpansion gegeber~en Zustande folgt, ist also durchaus nicht ein einfacher. Die Nachfrage nach Kapital wird bei der gegebenen Situation s c h w a n k e n - neben dem Bedarf zur Forffiihrung der Produktion zun/ichst auch grofler Bedarf fiir die Zwecke der Liquidierung yon Prod u k t i o n e n - - , das Angebot wird gleichfalls s c h w a n k e n Vermehrung des Angebotes durch Liquidierung bereits friiher investierten Kapitals, Ausfall des Angebotes in jenen F~llen, in welchen die Gewinnuag eines Erneuerungsfonds nicht m6glich ist und diese vielleicht erst bei einer Readjustierung der Wirtschaft gelingt. Im ganzen wird zu vermuten sein, dab die bei Ausbruch der Krise (relativ) getinge Menge des freien Kapitals im Zuge des Anpassungsprozesses sich vermehren wird. Es wird anzurmhmen sein, daft unter diesen Umst/inden die Anpassung sicl~ nicht in einem ungebrochenen Zuge durch'setzen wird, daft noch eine 1/ingere Zeit weitergehender Schwankungen gegeben 1 Man h6rt oft sagen: Es ist nur das Hereinbringen der laufenden Kosten, nicht aber das der Generalunkosten m6glich.- Das Erzielen eines Ertrages, welcher Irfiher get~itigten langfristigen Investitionen entspricht, ist identisch mit einer sukzessiven Freisetzung dieses investierten Kapitals, also mit d e r - bei statischem Ablattfe notwend i g e n - Bildung eines Erneuerungsfonds.
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
207
sein wird. Wir haben aber keinen Grund zur Annahme, dab da eine resflose An:passung an den Gleichgeavichtszustand, das HirLfiberleiten der Wirtsch, aft in einen statiselxen Wirtschaftsablauf nicht m6glich wfire. Hinsichtlich des Zinses ist wohl anzunehmen, daft er im Begirme der Oberwindung des Kris.enzustan~des ein hoher sein und erst sp/iter langsam heruntergehen wird; es ist wohl auch anzuneh~en, dal] das Ausma6 der Beschfiftigung yon Arbeitern mit dem Steigen der Kapitalversorgung zunehmen wird. Die Einzelheiten dieser Bewegurtg zur gegenseilfigert Anpassurtg der einzelnen Elemente der Wirtschaft seien hier nicht weiter ausgefiihrt. Die E r z i e l u n g eines Gleichgewichtes ist aber ,an eine ganz wesentliche Voraussetzung gebunden, hinsichtlich welcher wir nun zu urttersuchen haben, ob ihr Vorliegen anzunehlnen sein wird. W e a n wir aber jetzt im Zuge der Analyse der Krisenliquidderung auf ein:en neuen st6rertden Umstand stoflen werden, so werden wir auch die Folgerung ziehen miissen, dab die Bewegung nicht zu einem Gleichgewicht fiihren kann. Wir sind hier wiederum bei der Frage der Versorgung mit Geldkapitai und der H6he des Zinsfufles. Die Tendenz zur Anpassung an einen Gleichgewichtszustand kann n u t unter
208
KAPITAL UND PRODUKTION
spartem Kapital, hinsichtlich dessen nun das Sparen ,,beibehalten" wird. Wo immer sonst ein Geldkapital aufseheint, kanrt es nur aus der grbertragung des letztert Endes n u t in der Konsumgiiterp:roduktion freigesetztert Kapitals eirtem Wirtschaftssubjekt zugekommen sein. Die Identit~it des Geldkapitals mit dem Sparkapital bedeutet hier Neutralitiit des Geldes. Neutralit~it des Geldes in diesem Sinne ist eine sdbstverstfir~dliehe Voraussetzung daftir, dab der Prozefl der Abwicklung der Krise zu einem GMchgewicht fiihrt. Haben wir aber friiher den Ablauf jenes Prozesses, weleker zur Krise fiihrt, aus dem Eingreifen yon zusfitzlichem Kredit abgeleitet, so werden wir jetzt den Versuch machen, zu zeigen, dab im Proze6 der Krisenliquidierung eine Ablenkung yon der Bewegung zum Gleichgewieht dadurch zu erwarren ist, dab Geld, welches d i e Funktion des Kapitals iibernehmen k6nnte, aus dem Ablauf der Umsi~tze herausgezogert wird. Haben wit dort gesehen, daft im Zuge des
Aufstieges ein Vorauseilen des Angebotes an Geldkapital geffenOber dem Ausmaf3e des Anffebotes an Sparkapital dutch die Vermehrung der Kredite gegeben ist, so wollen wir hier zeigen, daft im Zuge der Depression ein ZuriJckbleiben des Angebotes an Geldkapital gegenfiber ]enem Aus. mafle eintritt, welches nach dem Ertrag der Produktion mSglich wiire. Wir werden hier zunfichst n u r einzelne Umst/inde, welehe in dieser Richtung wirken, ,,isolierend" anf i i h r e n und erst sp/iter das sie einigende Band zu finden suchen. Ein erster AnlaB zu einem nieht neutralem Verhalten des Geldes ist bereits mit den Voraussetzungen, welche zur Einstellung der Kreditexpansion fiihren, gegeben. Die ,,Oberspann:ung des Kreditsystems" wird die Banken dazu veranlassen, dab sie nicht nur die Fortfiihrung der Kreditexpansion einstellen, sondern dariiber hinaus das Ausmafi
209
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
der yon ihnen gew/~hrtert Kredite einschr/inken. Dazu kommt, dab die Erseheirmngert der Krise - - Zusammenbriiche und damit verbundene Verluste, ,,Einfrieren" yon K r e d i t e n - es den Banken nahelegen, das Verhfiltrtis ihrer Barmittel zu den gewfihrtert Kreditert giinstiger zu gestalten. Das Kreditvolumen wird also eingeschr~inkt werden, die Banken werden bares Geld an sich ziehen. Etwas ganz Ah~iches wird auclx a uflerhalb des Bereiehes der Banken zu erwarten sein: V M e Unterrmhmungea werden in Anbetracht der Unsieherheit der Verh~iltnisse, in Anbetraeht der Gefahr, fliissige Mittel nieht zu erhalten - - Ausbleiben yon erwarteten Zahlungen, Unm6glichkeit der Abhebung yon Depots, E r s e h w e r u n g der Erlangung yon K r e d i t e n , - - , ihren Kassenbestarrd vergr6flern. Das alles bedeutet nun gegeniiber jertem Ablaufe, welehen wir bei dem Prozesse der Anpassung verfolgt haber[, eine St6rung d u r e h Heraus, ziehen yon Geld aus dem Kreislaufe der Zahlungen im WirtschaftsablauP. Es wiiren nun fiir dieses Geld in der Wirtscliaft zwei Verwertdungen gegeben gewesen. Es h/itte entweder zum Einkauf yon Konsumgfitern diertert k6rmen, wobei der Besitzer des Geldes dieses verzehrt hfitte ~. Da w a r e fiir uns einfach Kapitalaufzehrurtg gegeben: Ein frtiher getfttigtes Sparen ist nictrt beibehalten worden. Die W i r k u n g e n eines solcl/en Vorgehens scheiden hier aus der Betrachtung aus. Es sei n u r bemerkt, dab dieser Tatbestand auck im Ablauf der Krisenabwicklung gegeben sein kann; die Wirkungen der Es ist fiir das hier behandelte Problem gleichgfiltig, welche Art des Geldes aus dem Verkehr gezogen wird. Wenn in der Praxis die Verminderung des Zahlungsmittelumlaufes in erster Linie das Giralgeld betrifft, so finder auf tier anderen SeRe wohl in weiterem Ausmafle eine t~bernahme yon Zahlungen, welche bisher diese Art des Geldes vermittelt hat, durch Banknoten statt. Dasselbe w~re im Falle eines Konsumtivdarlehens gegeben. $' t r i g 1, K s p i t s l mad Produktion
14
210
KAPITAL UND PBODUKTION
Kapitalaufzehrung werden in diesem Sor~derfalle nJcht anders sein als sonst. Die an dere M6glichkeit aber, welche dem Besitzer des Geldes offen steht, ware die gewesen, dieses Gelid zu investieren. Das h~itte dem Verhalten in der stafischen Wirtsch!aft entsprochen. Das Geld w~ire also (direkt yon seinem Besitzer oder auch auf dem Wege fiber eine Zwischenhand oder eine Zwischenstufe) zur Bezahlung yon ori~n~iren Produktionsmitteln verwendec worden. Diese hfitten einerseits eine produktive Leistung erbracht, anderseits aber die Konsumgiiter, welche durch dieses Geld repr~isentiert werden, mit ihrem Geldeinkommen aufgekauft. Unterbleibt aber hier die Investierung, wird das Geld :in der Kasse der Unternehmer oder der Banken zurfickgehalten, wird ein bisher immer wieder gewiihrter Zirkulafionskredit nicht neuerlich gew~ihrt, so entf~llt eine Nachfrage naeh origin~ren Produktionsmitteln und damit a u c h die Naehfrage nachi Subsistenzmitteln. Die Sachlage ist dann die: Es sind Subsistenzmittel da, welehe auf den Kauf durch die Konsumenten warten, das Geld aber, welches den Weg zum Konsumenten maehen ur~d bei diesem einen Einkauf finanzierert sollte, bleibt unterwegs steeken oder verflfiehh'g~ sieh im Zuge der EinziehurLg yon Krediten. Die Folge wird ein Fallen im Preise der I(onsumgiiter sein. Es wird hier eine Erscheinung eintreten k6nnen, welehe dem Falle der unbesehfiftigten Arbeiter in der Krise v611ig analog sein kann. Wenn die Preise der Konsumgfiter etwa infolge mehr oder weniger enger Bindungen auf d e m Markte - - nieht in entsprecher~dem Ausmafie fallen, so werden diese in weitem Ausmal3e ,,unverkfiuflich ''~ sein. Das -
-
1 Unverk~iuflichkeit einer Ware ist grunds~tzlich identisch mit dem Fehlen der Bereitwilligkeit des Warenbesitzers, den geltenden Preis zu unterbieten. Dem kostentheoretisch orientierten Denken der Vulg~ir6konomie ist diese Selbstverst/indlichkeit unzug~inglich.
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
211
Fallen der Preise der KonsumgiRer wird aber die Tendenz zur Einschr/inkung der Produktion derselben auslSsen ~. Damit ist eine eigenartige Lage der Wirtschaft gegeben. Es ist eine bestimmte Menge yon Konsumgiitern erzeugt worden, denen eiae Geldnachfrage gegeniibersteht, welche bei den geltenden Preisen nut einen Teil derselbea aufnimmt. Der Rest der KonsumgiRer kiinnte fiir die Alimentierung yon Produktionsumwegen zur Verfiigung stehen, - er kann abet diese Funktion nicht iibernehmen, weil das Geld, welch:es ihn dieser Verwendung zufiihren sollte, fehlt. Die Versorgung der Wirtsclxaft mit Konsumgiitern kSnnte eine erweiterte Versorgung mit freiem Kapital sein, die Wirtschaft unterl/i6t es aber, diese zur Verfiigung stehenden Konsumgiiter als freies Kapital zu verwenden. Fertig oor-
handene Konsumgiiter bilden gewissermaflen ein potenzielles Kapita'langebot. Das zum Kauf derselben notwendige Geld ist zun/ichst da, das Geld verschwindet abet in den Kassen oder es wird ,,vernichtet" (Einziehung yon Krediten), so daft diese ferfigen Subsistenzmittel weder unmittelbar dem Konsume zugefiihrt werden noch auch:: durch Investierung dieses Geldes zur Alimentierung yon im Produktionsumwege t/Rigen originfiren Produktionsmitteln herangezogen werden. Die Folge ist fortschreiIender Preisfall und fortschreitende Schrumpfung der Produktion. Und es ergibt sich eine besonders gearte~e Lage hinsichtlich: des Zinsfufies" Der Geldzins ist h6her als er sein mfillte. Wiirde etwa der Ausfall an Kredit, welchen wir Mer gesehen haben, durch ,,kompensatorische Kreditsch6pfung" ausgeHier haben wir ein Gegenstfick zu jenem FaUe, welchen wir bei der Betrachtung der Kreditexpansion nfiher untersucht haben, dab nfimlich die Kreditexpansion zu einer VergrSflerung der Nachfrage auf dem Konsumgfitermarkt ffihrt und damit d i e Tendenz zur Ausdehnung dieser Produktion auslSst. 14~
212
KAPITAL UND PRODUKTION
glich!en werden ~ es ist das, wie wir noch sehen werden, eine sehr problematisehe Sache ~ so k6rmte der Zinsfufl unter jener H6he stehen, welche sich: aus dem Angebot an Geldkapital tats/ichlieh ergibt. Die Wirkungen der Krise miissen jedenfalls durch diese Verringerung des Gddkapitals versch~irft werden. W i t erirmern hier noehmals an das, was wir friiher tiber die Funktion des Kapitals ganz allgemein gesagt haben, W e n n das freie Kapital in seiner naturalwirtsehaftlichen Form als Subsistenzmittelfonds die Alimentierurtg yon Produktionsumwegert erm6gliehen soil, so mull es einerseits geeignet sein, dem Unterhalt der origin~iren Produktionsmittel zu dienen, es muB aber anderseits auc~ vort seinem Besitzer for die Zeit der Bindung ~ur Verffigung gesteHt werden. In der Geldwirtschaft iibernimmt diese letztere Funktion, die Funktion des ,t3berbriiekens der Zeit", das Geldkapital. Das, was wir nun hier gesehen haben, ist nichts ar~deres als ein Ausscl!eiden vort Grid, welches die Furtktiort des Geldkapitals iibe,rnehmen k6nnte, aus dem wirtschaftlichen; Kreislauf. Dami,t ist aber in den Prozefi der Abwicklung der Krise etwas gaaz Neuartiges hineingetragen. Hat die Krise irt unserer ersien Betraehtung nichts anderes bedeutet als eine Anpassung des Produktionsaufbaues an eine ffir den bisherigert Aufbau zu knappe Versorgur~g mit freiem Kapital, so lie~ hler no eh eine zus/itzliche Entwicklung vor Uns, welehe zu einer Sehm~lerung der Kapitalversorgung fiihrt; haben wir bei der ersten Betraehtung im groflen und ganzen eirte Anpassung im Bereiehe der der Konsumgiitererzeugung vorgelagerten Produktionert gesehen, so wird hier die Wirkung der Krise auch in der Konsumgiiterproduktiort sick geltend maehen. Der Bereieh der Wirkung der Krise wird damit ganz weserttliehl ausgedehnt. Lind die Saehlage ist wohl die, dab alle jene /iufleren Er-
ZUM P R O B L E M DER K O N J U N K T U R E N
213
scheinungen des Abla,ufes tier Wirtschaftskrise, welche: die Wirtschaftsbesehreibung ja eingehend dargestellt hat, nicht schon dureh'~ den einfaellen Prozefl der Anpassung an die zu geringe Kapitalversorgung, sondern erst dutch die Wirkurrgen der Verminderung des Kreditvolumens in ihrer vollen Sehwere zur Geltung gelangen. Es ist rmn zu zeigen, daB diese Lage der Wirtsehaft, insbesondere die Verfassung des Kapitalmarktes, zu noeh weitergehenden St6rungsmomenten fiihren wird. Zuniiehst ist etwas zu erwarten, das an die yon uns vorhin zur Grundlage der Analyse gemachte Erseheinung der Einsehriinkung des Kreditvolumens enge anknfipft. Wir h!aben da gesagt, daB Banken, denen Kredite zuriiekgezahlt werden, diese vielfaeh nicht neuerlieh ausgeben. Wie steht es nun aber sonst in der Wirtsehaft in jenen F/~llen, in welehen Wirtsehaftssubjekten ein Geldbesitz zukommt, weleher als Kapital irLvestiert werden kann? Das Einziehen yon Krediten sei[ens der Banken is.t zunfichst im Wesen dureh das Bediirfnis naeh einer Besserung des Verhfiltnisses zwisehen ihren Verbirzdliehkeiten und ihren Kassenbestfinden begriindet. ;~hniieh ist aueh die, Verstiirkung der Kassenhaltung bei vielen Unternehmungen zu erkliiren. ~ber alles das hinaus werden wir aber noeh ein Verlangen naeh erh6hter Liquidit/it in einem anderen Sinne entstehen sehen. Kapitalbesitzer, welche ein Kapital irgendwie angelegt haben, werden in Anbetraeht vieler Verluste, welehe sie selbst erlitten haben oder welehe sie in der Wirtsehaft immer wieder eintreten sehen, in weitem Ausmal3e bestrebt sein, ihr Kapital aus den Anlagen herauszuziehen. Es wird das nattirlich nich~ vor~ allen Kapitalbesitzerr~ gelten, es wird das aber hiiufig gegeben sein, hfiufig aueh nieht sofort bei Beginn der Krise sondern erst im Verlaufe derselben zur Geltung gelangen, - - dies sehon desh:alb, well
KAPITAL UND PRODUKTION
vielfach ein Kapital nur langsam aus einer Investition herausgezogen werden kann. Insoweit Kapitalbesitzer Geld horten, werden die Wirkungen hier dieselben sein, wie in dem vo,rh:irt umsehriebermn Falle. Vielfaeh wird aber ein Geld, das aus der Investition herausgezogen~ wir'd, neuerlich ~ angelegt werden, abet in einer anderen Art: Der Kapitalbesitzer wird nieht mehr bereit sein, das Kapital in einer Anlage festzulegen, in welcher ein Freiwerdert desselben nur seh~wer urtd nicht schnell m6glieh ist; man wird ,liquide" Anlagen suehert in dem Sinne, daft das Kapital aus diesen jederzeit sicher und leicht herausgezogen werden kann. Die fibliehe Formel lautet: Das Geld wird yon dem Kapitalmarkt a u f den Geldmarkt str6men. Die Folge des Fortsehreitens dieser Umstellung wird s chliel31ich die erfahrungsgem~il] dem Zustande der fortgesehrittenen Depression eigentfimlieh:e Saehlage sein, da6 ein starkes Angebot an kurzfristig ausgebotenem Geld den Zinsfu6 ffir diese Art yon Kapitalanlagen niedrig hMt, wfihlrend gleiehzeitig Kapital f f i r eine 1/ingere Birtdung nur teuer (oder sogar praktiseh fast gar nieht) zu haben isP. Mit dieser Entwieklung ist aber der Ablauf des Wirtsehaftszyklus in ein neues Stadium getreten. Wir haben zun/ichst in der Wirtschaftskrise einen starken Kapitalmangel gesehen; ein hoher Zinsfu6 ist Ausdruck des MiflDie Unterscheidung der Ausdrficke Geldmarkt und Kapitalmarkt ist im Grunde wenig sinnvoll. In beiden Ffillen wird Geld als Kapital ausgeboten, d. h. es wird Geld gegen spritere Rfickgabe desse]ben hergegeben. - - Wenn kurzfristig aufgenommenes Geld in einer langfristigen Anlage invesfiert wird, so wird bei vorzeitiger Rfiekforderung dieses Geldes Insolvenz des Kreditnehmers eintreten, wofern ihm nieht eine andere Kreditquelle zur Verfiigung steht. Die kurzfristige Anlage in einer vorgelagerten Produktion ist ,,volkswirtsehaftlich" (man sollte besser sagen: im Gesamtzusammen-
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
215
verhfiltnisses zwischen dem zur Fortffihrung zu langer Produktionsumwege erwaehsenen grol3en Bedarf und einem gerir~gen Kapitalangebot. W i t haben dann gesehen, dab der gewissermal]en der Krisensituafion ,,natfirliche" ~ Kapitalmangel noch verschfirft wird durch monet~ire Knderungen. Dadurch, dab Krediteilaziehungen erfolgen und h6h,ere Kassenbest/inde gehalterl werden, ergibt sich ein Ausfall an Geldkapital. Der Zusammenhang ist der, daft die
allgemeine wirtschat[tliche Situation die Wirtschaflssubjekte dazu veranlaflt, ihr Verhalten hinsichtlich der Widmung yon GeM fiir die Kapital[unktion zu iindern. Die Banken nfitzen die M6gliehkeiten der Kreditgewfihrung nieht im b i s h e r i g e n Ausmal]e aus, andere Unternehmer (und auch die Banken) suchen erh6hte Kassenbest/~nde zu halten und unterlassen es, das ihnen zugekommene Geld im bisherigen AusmaBe auf den Kapitalmarkt zu bringen. Eine r elativ (d. h. im Vergleich zum ,,Wirtsehaftsvolumen") bedeutend gr61lere Versorgung mit harem Geld bei Einsehr~inkung der Menge des als Geldkapi~[al zur Invesfierung gelangenden Geldes ist die Folge dieser Be~ve.gung. Der ProzeB des Herausziehens yon Geld aus der Kapitalfunktion w a n d e r sich sehliel31ich irr der Weise, dab in der Art der Veranlagung yon Geld eine ~ n d e r u n g eintritt. Es ist wohl anzunehme:n, dab dieser Knderung eine bereits vorhandene Sfittigung der Wirtschaft mit Kassenbest/inden und eine reiche Barhange der Wirtschaft) eine langfristige Anlage, da dieses Geld ja erst mit der Fertigstellung des Konsumgutes ,,frei" wird; privatwirtsehaftlich kann dieses Geld aber v611ig liquide sein, wenn n/imlich in dieser vorgelagerten Produktion die Beschaffung yon Geld aus dem Erl6s eines Produktes im Tausche gegen ein an anderer Stelle der Wirtschaft -- bei dem Kfiufer eines Zwischenproduktes oder auch eines ausdauernden Kapitalgutes -- vorhandenes Geldkapital m6glieh ist.
216
KAPITAL UND PRODUKTION
deckung der seitens der Banken noeh geav~hrten Kredite vorangegangen sein wird. Wenrt es da nicht mehr geboten erscheint, die eigenen fliissigen Mittel weiter zu vermehren, wenn also die Liquidit/~t im Sinne der Versorgung mit Bargeld bereits so weit vorgeschritten ist, dab eine Erweiterung derselben nicht mehr liar notwendig erachtet wird, wenn da die Frage auftritt, was mit frei gewordenem Geldkapital gesehehen soll, so wird der Depressiort ein..e bestimmte Eirtstellung in vie.len F/allen entsprechen: Fiir flfissige Mittel werden vorwiegend kurzfristige (,,liquide") Anlagert gesucht. In der fortgeschrittenert ~ Depression wird ein starkes Angebot an fliissigen Geldern neben einem geringen Angebot an Kapital ffir langfristige Anlagen zu finden sein. W i r miissen hier die Motivationen, welche in dieser Situation bestimmend seirt werden, noch etwas weiter aus, fiihren. Es ist da nochmals darauf hinzuweisen, daft die Irrvestierung yon freiem Kapitai niemals etwas isL das sich irgendwie a u s der sachlichen Versorgung der Wirtschaft mit 5konomischer Notwendigkeit ergeben kann. Der Tatbestand ist der, dab ein Wirtschaftssubjekt fiber Gelder (in der Naturalwirtschaft: fiber Subsistenzmittel) verfiigt, welche es aufzehren oder investieren kann. Die Wahl ist dem einzelnen Wirtschaftssubjekt iiberlassen, die Motivationen, welche den Einzelnen bestimmen, sind entscheidend dafiir, in welchem Ausma6e das Geld als Kapital ausgeboten werden wird. Nun ist es klar, dab die Erschei, nungen der Wirtschaftskrise die Motivationen der Wirtschaftertden~ beeinflusse~n werden, und zwar auch in dem Sinne, dab selbs[dort, wo Kapitalanlagen getfitigt werden, mit grSBerer Vorsicht vorgegangen wird. Jede Investition bedeutet die Obernahme eines Risikos und die Lust zur Obernahme eines solchen wird wohl nach den Erschiitterungen
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
217
der Wirtschaftskrise in geringerem AusmaBe gegeben sein. Das gilt fiir das Ausleihen yon Kapital seitens der einzelnen Kapitalbesitzer, das gilt auch fiir das Verhalten der Banken, welche selbst bei groBen Kassenbesti~nden und bei roller Liquidit~it die ~ b e r n a h m e yon Risken in weiterem AusmaBe scheuen werden. Sind also die Voraussetzungen fiir I. das Auftreten emes grSfieren Kapit;alangebotes, scho.n insoweit sie in den allgemeinen Bedingungen der MSglichkeit fiir die Entstehung eines Kapitalangebotes gegeben sind, sehr ungtinsfig, so ist daneben die Sachlage die, dab die objektiven Gegebenheiten der Wirtschaft nicht so geartet sein werden, dab sie zu ~r Investitionen einen Anreiz geben. Solange die Preise fallen - - wir haben auf die Ursachen fiir diese Bewegung bereits hingewiesen - sind Investitionen nur zu leicht mit Verlusten verbunden. Ein Hinausschieben einer Investition kann bedeuten, dab sie mit niedrigeren Kosten durchgefiihrt wird; das Rechnen mit der MSglichkeit fallender Produktpreise gibt weiterhin AnlaB zur Zuriickhaltung. Bei dieser Sachlage wird der Kapitalbesitzer nicht leicht geneigt sein, einem Unternehmer Geld zur Verfiigung zu stellen, wenn die Ungewil]heit der weiteren Entwicklung die Gefahr eines Verlustes vergr6flert; der Unternehmer aber wird seinerseits nicht geneigt sein, eigenes Geld Zu investieren oder aber durch Kreditaufnahme eine Verpflichtung zu fibernehmen, welche bei weiterem Preisfall iibermfiBig driickend werden kann ~. Das Risiko ist nicht allein das mSglicher Verluste bei fallenden Preisen. Es kommt dariiber hinaus noch etwas anderes in Betracht. Jede Investition hat ein gewisses Bediirfnis nach Liquiditfit. Das soll heiflen, daft der Investor die MSglichkeit einer Beschaffung yon barem Geld vor sich sehen will fiir den Fall, dab in den Schwankungen der Wirtschaft irgendwelche Anderungen in den Voraussetzungen der Kalkulation sich ergeben. Die Verffigung fiber bares Geld bedeulet
218
KAPITAL UND PRODUKTION
Diese Sachlage mu6 zu einer t3berffillung des Geldmarktes (des Marktes ffir kurzfristige Anlagen) ffihren. Insbesondere bei den Banken wird sich ein Zustr6men yon Geldern zeigen, deren Anlage als eine v611ig liquide, jederzeit widerrufliche angesehen wird; wird das d0ch begreiflicherweise vielfach als die sicherste und bequemste F o r m einer kurzfristigen Anlage angesehert werden. Die Banken werden abet bei der Veranlagung dieser kurzfristiger~ Gelder auf Schwierigkeiten stol3en und dieser Umstand wird den Zinsfu6, welcher ffir diese Anlagen gezah,lt werdert kann, fief herunterdrfieken, unter Umst~irtdert ganz zum Verschwinden bringen; dieser Umstand wird abet auch zu einem weiteren Herausziehen vort Geld aus dem Umlauf ffi~hren, werm die Bankea ihre Kassenbest~inde sogar fiber das yon ihnen beabsichfigte Ausma6 hinaus waehsen seh.en. Wie k6nnen aber Geldkapitalien, welche kurzfristig ausgeboten werden, in der Produktion Verwendung firtden? Die erweiterte Versorgung mit I(apital wird sich hier nur in der Weise auswirken k6nnen, da6 die Durchffihrung yon Produkfionen erweitert wird, welehe bei kurzer Produktionsdauer eine baldige Freisetzung yon Kapital erm6glichen. Praktiseh wird dies in eine,r Wirtschaft, in weleher in vielen F~illen die M6glichkeit der Vermeidung von Verlusten, oft schon dadurch, dab auf eine bessere Zeit gewartet werden kann. Selbstverst~indlich wird das Liquidit~itsbediirfnis in dem hier umschriebenen Sinne yon Fall zu Fall verschieden s.ein, der wagende U n t e r n e h m e r wird unter Umst~inden auch ohne jede Liquidit~itsreserve arbeiten. In dem uns hier interessierenden Zusammenhange ist aber eines zu beachten: In der Depression wird einerseits das Verlangen nach einer Liquidit~itsreserve ein gr613eres sein, anderseits wird das allgemeine Zurfickhalten yon Anlagen die ffir jeden einzelnen Unternehmer gegebenen M6glichkeiten der Geldbeschaffung beschr~inken. Wiederum ein Moment, d a b die Zurfickhaltung yon Investitionen verst~rkt.
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
219
bedeutende Anlagen an fixem Kapital gegeben sind, bedeuten: die bestehenden Anlagen werden in weiterem Ausmal3 zur laufenden Produktion verwendet werden, sie werden eine reichlichere Versorgung mit ,,Betriebskapital" finden, dagegen wira ihnen Geld ffir die Zwecke der Investitionen nicht in entsprechendem Ausmal3e zur Verfiigung stehen. Selbst der aus dem Erl6s der Produktion gewonnene Erneuerungsfonds wird vielfach nicht zur Reinvestition verwendet werden, sondern auf dem Geldmarkt eine kurzfristige Anlage suchen. Damit haben wit die theoretische Analyse des Ablaufes der Depression bis zu einem Stadium derselben fortgefiihrt, in welchem das Fortwirken yon St6rungen immer mehr zurficktreten kann. Die Wirkung monet~irer Bewegungen kommt zum Stillstand: Weitere Krediteinziehungen und weiteres Horten yon Geld findet nicht mehr statt. Die Versorgung der Wirtschaft mit Kapital w i r d eine reichlichere, abet dieses Kapital bevorzugt kurzfristige Anlagen. Die Produktion l~iuft bei reichlicher Versorgung mit fliissigem Kapital fort, aber die Investitionen und insbesondere auch die Reinvestitionen sind ganz wesentlich eingeschr~inkt. Mit dem Fortfall monetfirer St6rungen wird der Preisfall zum Stillstand kommen. Eine gewisse Stabilit~it der Wirtschaft ist erreicht ~. Damit sired die VoraussetzungerL fiir einen neuert Aufstieg gegeben. Es ist deuflieh zu sehen, welche Bewegung hier zum ausl6sender~ Moment wird: Die Wand, welehe das 1 Von einem statischen Wirtschaftsablaufe kann hier naturgem~ifl nicht gesprochen werden. Die Wirtschaft kSnnte in dieser Weise auf die Darter nicht fortgefiihrt werden, da sie nicht im notwendigen Ausmafle Reinvestitionen vornimmt. Die vorgelagerten Produktionen werden also, insbesondere soweit sie Kapitalgiiter fiir fixe Anlagen erzeugen, schlecht beschfi~ftigt sein.
220
KAPITAL
UND
PRODUKTION
"
Kapital auf dem ,,Geldmarkt" zuriickhMt und ein Hinfiberstr6men auf den Kapitalmarkt verhindert, muB durehbroehen werden. Zwei Umstfinde haben wir angeffihrt, welche die der Depression eigentfimliehe Situation auf dem Kapitalmarkte bestimmen: Das Zuriiekhalte:n der Geldbesitzer yon langfristigen Anlagen und die vermmderte Rentabilit/~t dieser Anlagen bei fallenden Preisen. Wenn das Wegfallen der monet/~ren St6rungen den Preisfall zum Stillstand bringt, dann ist nur mehr notwendig, dab die psyehologischen Voraussetzungen ffir den t3bergang zu vermehrten langfristigen Kapitalanlagen, zu neuen Investitionen gegeben sind; es muff die Zuversieht, dab die Wirtschaft nicht mehr weiter in Riickbildung ist, die Bereitwilligkeit aueh zu langfrisfigen Anlagen wieder erhShen. Diese Bereitwilligkeit muB bei den Kapitalbesitzern gegeben sein, welche nicht mehr ffir ihre Anlagen die vollste Liquidit/~t verlangen, sie mull aber aueh bei den Unternehmern gegeben sein, welche Kredite nehmen, um sie in langfrisfigen In~vestitionen zu bir~den. Sobald abe'r ein gr6Beres Angebot auf dem Markte ffir langfrisfige Kapitalanlagen erseheint, sobald aueh die Anlagen dem Unternehmer, welch.er investieren will, einen Anreiz bieten, ist die M6glichkeit zur Erweiterung der Produkfion gegeben. Von Bedeutung ist es bier ftir uns, dab wir n~her untersuchen, was hier als Angebot a n Geldkapital auf den Markt gelangen wird. Die Frage tendiert wiederum nach dem Problem der Neutralitfit des Geldes. Die Lage is~ hier offenbar ein Spiegelbild jener, welche vor Eintritt der Krise zu sehen war. Ist eine fiberm~il3ige Versorgung mit Geldkapital gegenfiber dem Angebot an realem Sparkapital im Aufstiege ffihrend, so ist nach dem Umsehwung e:in a n das potenzielle Realkapital nieht heranreiehendes Angebot an Geldkapital jenes mon etfire St6rungsmoment, welches
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
221
die Anp,assung an eirt Gleichgewieht verhindert. Wenn nun dasjenige in Wegfall kommt, was die Sonderbewegung der Depression ausge16st hat, so lieget hier wiederum die Frage vor uns, ob die Bewegung nunmehlr in Anpassung an die vorliegenden Daten zum Gleichgewicht ffihren wird. Das ware dann gegebeaa, wenn als Geldkapital aussehliefllichl solehe Gelds,ummen auftreten wiirden, welche vorhandene Subsistenzmittel repriisentierert, welehe also aus einem (neu durehgef,iihrten oder beibehalterten) Sparakte stammen. Insoweit auf den Markt fiir langfristige Kapitalardagen nur Gelder geiangen, weleh,e bisher kurzfristig art, gelegt gewesen sind, ist diese Voraussetzung aueh ta~iichlich gegeben. Die Verh/iltnisse der Geldversorgung der Wirtschaft werden aber dazu ffihren, dab auchi Gelder a,uf den Kapitalmarkt gelangen, welche nicht in demselben Sinr~e Spargelder sind. Im Zuge der Depression sind Kasserthaltungen vergrSBert und Kredite eingezogen worden, wobei die Bankert eirt wesenflich' giinstigeres Verhiiltrtis ihrer Barliquidit~it durchgesetzt haben; im Laufe der kurzfristigen Kapitalveranlagungen sind auflerdem Kapitalien voriibergehend unbeschiiftigt geblieben, sie haben vielleicht fiber ~ die Ir~tentionen der Wirtschaft hinaus eine rtoch weitere Vergr6flerung der Kassenhaltung herbeigeffihrt. Bedeutende Reserven an Geld sind in der WirtschaIt vorh'artden, welche als Geldkapital ausgebotert werden k6nnen. Ein Kapitalangebot kann da hlerauskommen, welches zweifellos die Funktion zusfitzlicher Kredite ausiiben muff. Wohl sired alle die Gelder, yon welchert wir hier gesprochen haben, eirtmal echtes Sparkapital gewesen. Nur effektiv freigesetzte Kapitalanlagen habert die Form des frei verffigbaren Geldes angenommen, hinsichflich dessert die Wahl zur Verwendung als Kapital offengestandert ist. Das Unierlassen der Verwendung dieser Gelder zur Investition
222
KAPITAL UND PRODUKTION
(oder: zum Verzehr) hat damals bewirkt, dab dieses Grid aus dem Wirtschaftskreislauf ausgesehaltet worden ist; der Anteil am Konsumgiiterprodukt, welcher diesem Gdde erLtsprochen hat, ist nicht mit diesem Gelde gekauft worden. Der Ausfall dieser Naehfrage hat sich in einer Umstdlung der Produktion a usgewirkt. Wenn ]etzt diese ~riiher einmal aus Sparen entstanclenen, dann abet ,,dekapitalisierten'" GeIdbetr6ge wiederum als Angebot an Gelclkapital aufscheinen, wirken sie als Vermehrung tier Kredite. Ganz dasselbe gilt naturge.m~ifl in dem anderen Falle, dab n~imlieh neue Kredite gewfihrt werden, welche etwa in der Form des Depositengeldes geschaffen werSen,. Das Ergebnis: In der ersten Bewegung des Aufsfieges, welche der Depression folgt, ist ein st6rendes Element monet~irer Expansion wirksam, ~eine Erweiterung der Gelclkapitalien gegeniJber dem Ausmafle :des aus dem la,itfenden Wirtschaftsprozefl herauswachsenden Angebotes an rea'lem Sparkapital. Die Bewegung ffihrt nicht zum Gleichgewicht, es ist ihr ein yon diesem ablenkendes Element inh/~reni. Sicher ist, dab die Wirkung zus~itzlicher Geldmengen nicht das einzige Auftriebsmoment im Zuge des Aufsfieges ist. Wenn die Produkfion ausgedehnt wird, wenn dabei insbesondere gfinstige Preise erzielt werden, werden nicht nur entsprechende Erneuerungsfonds gebildet, welche als Kapital zur Verftigung stehen, sondern es werden aueh Gewinne erzielt, w e l c h e - so weit sie gespart werden, das Kapital vermehren. Dieser gewissermaBen natfirliche Zuwaehs an Kapital kann an und ffir sieh sehon eine Aufwfirtsbewegung in der Wirtsehaft ausl6sen. Insoweit nur das gegeben ist, kann die Bewegung nieht zur Krise ffihren, sie kann nur eine Bewegung sein, welehe d i e Anpassung a n eine reiehliehere Kapitalversorgung bedeutet. Wenn aber neben diesem Sparkapital noeh Gelder auf dem Markte
Z:~JM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
228
auftreten, welehe das Kapitalangebot fiber dieses AusmaB hinaus vermehren, so wird dadurch der Zinsfufl unter jenem Satze gehalten, weleher dem Angebot an realem Sparkapital entspricht. Eine fiberm~iflige Ausdehnung der Produktionsumwege muB die Folge sein. Wir haben frfiher die Wirkung dieser Bewegung in der Weise dargestellt, dab wir yon einer dureh die Banken vorgenommenen Kreditexpansion ausgegangen sind. Soweit diese Formulierung die Quelle der zus~tzlichen Kredite umschreibt, ist sie sieher zu enge. Es ist wohl anzunehmen, dab die Banken zus~itzJiehe Kredite gew~hren werden. Das muB sieh schon daraus ergeben, dab sie ihre Kassenhaltung in einer Zeit, in welcher die Wirtschaft im Aufstieg erscheint, vermindern k6nnen. Aueh sonst aber werden aus der Wirtsehaft ,,neue" Gelder auf dem Kapitalmarkt auftreten. Es sind das jene Gelder, welche frflher einmal geh0rtet worden sind, einer Vergr6Berung der Kassenhaltung gedient haben. Wenn fiberall eine groBe Liquidit~it gegeben ist, wenn Kredite ohne Sehwierigkeit zu erlangen sind, besteht kein AnlaB mehr, in einer vergr6Berten Kassenhaltung eine Liquidit~itsreserve zu halten. Diese Gelder werden nieht durchwegs unmittelbar auf den Kapitalmarkt gelangen, nieht durchwegs yon ihrem Besitzer selbst zum Einkauf yon origin~iren Produktionsmitteln und yon Kapitalgfitern verwendet werden; sie werden vielfaeh auf dem Wege fiber die Banken weitergegeben werden, wobei sie in den Kassen der Banken noeh als Grundlage fiir erweiterte Kreditgew~ihrung dienen k6nnen. Ffir das Problem aber, um das es sieh uns hier handelt, ist es v611ig gleichgfiltig, woher das zusMzliehe Angebot auf den Kapitalmarkt kommt, wo die letzten Quellen ffir d a s nicht neutrale Geld liegen. Wesentlieh ist, dab das Angebot an Geldkapital nieht allein aus einem Sparen stammt und damit der ZinsfuB
224
KAPITAL UND PRODUKTION
unter jener~ gesenkt wird, welcher die Lfinge der Produktionsumwege der Versorgung der Wirtschaft mit realem S~aarkapital anpaBt. So fiihrt der Aufstieg nicht zum Gleichgewicht, sondern aa diesem vorbei in den regelmiifligen Wechsel yon Aufstleg und Niedergang. III. IST DIE WIEDERKEHR DER KRISEN NOTWENDIG? DAS PROBLEM DER KONJUNKTURPOLITIK Wenn wir den Weg beirachten, auf welchem wir die Analyse der Bewegungea zwisch:en den beidea Wendepunkten des Konjunkturzyklus vorgenommen haben, so finden wir die Ursache dieser Bewegungen in einem Fehler des Funktionierens jener Kriifte, welche den Aufbau der Produktio n, die Lfinge der Produktionsumwege, an die Versorgung mit Realkapital anpassen. Im Aufstieg wirkt ein vergr6Bertes Angebot yon 6eldkapital in der Richtung auf eine iibermiiBige Ausdehnung der Produktionsumwege. Wenn dann diese Bewegung nicht mehr aufrechterhalten werden kann und eine ZinsfuBerhShung die Verkiirzung der Produktionsumwege erzwingt, so wird damit eine Situation geschaffen, welche wiederum zum Herausziehen yon Geld aus dem Wirtschaftskreislauf ftih~, und die Produktion gelangt in eine Verfassung, welche ein 6egenstack des Aufstieges ist. Es i s t Sparkapital vorhanden, welches in der Produktion nicht verwendet wird, urrd die Folge ist eine Schrumpfung der Produktion, welche durch die Sachgiiterversorgung nicht gerechtfertigt ist. Erst das neuerliche Hervortreten yon Geld, das friiher der KapitalfunktiorL entkleidet worden war, auf dem Kapitalmarkte fiihrt wiederum zum Aufstieg, hindert aber zugleich die 4
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
225
Bewegung zum Gleichgewicht; so ffihrt die Bewegung neuerlich zur Krise. Ist diese Bewegung notwendig oder aber ist es m6glich, die Wellenbewegungen des Wirtschaftslebens zur Ruhe zu bringen? Diese Frage, welche manchem heute vielleicht als eine der wichtigsten Fragen der bestehenden Wirtschaftsordnung erscheint, fiihrt uns dazu, den Charakter jener Elemente, welche im Kreislauf der Wirtschaftszyklen zur Wirksamkeit gelangen, genauer zu betrachten. Wenn wir aber in der Konjunkturbewegung die VerhMtnisse des Kapitalangebotes immer wieder als entscheidend angesehen haben, so miissen wir hier darauf hinweisen, dab in diesen Verhiiltnissen nicht ausschlieBlich 6konomische Notwendigkeiten zur Wirksamkeit gelangen, sondern auch Anderungen in dem Verhalten der wirtschaftenden Menschen. Es hiingt das damit zusammen, dab das, w a s als Kapital auf den Markt kommt, immer nur dadurch bestimmt ist, dab Menschen etwas, das in ihrem Besitze ist, als Kapital ausbieten oder als Kapital verwenden. In der Naturalwirtschaft k6nnen nur Naturalgiiter als Kapital verwendet werden. Es kann nieht mehr an Kapital geben, als an diesen zur Verfflgung steht. Wenn naturale Gfiter abet nieht als Kapital verwendet werden, so werden sie entweder im ,,reinen Konsum" verzehrt oder sie stehen spiiter ffir irgendeine Verwendung zur Verffigung oder sie verderben. Anders ist es in der Geldwirtschaft. Das Kapital tritt in der Form des Geldkapitals auf. Ein Geld, das einem Wirtschaftssubjekte im Ablauf des Wirtschaftsprozesses zugekommert ist, kann yon diesem zum Konsum verwen,det werden oder aber als Kapital. Soweit kann eine ,,monet~ire" St6rung nicht eintreten. Es kann das Geld aber auch aus dem Kreislauf der Wirtschaft herausgezogen werden. Soweit das der Fall ist - - und uns scheint, dab das im Zuge der WirtschaftsS' t r i g 1, Kapital trod Produktion
15
226
KAPITAL UND PRODUKTION
krise zu erwarten i s t wirkt dieses Herausziehen v o n Geld als ein vom Gleichgewicht abziehendes, zur Depression fiihrendes Moment. W e n n dieses Geld sp~iter einmal wiederum in die Wirtschaft gelangt, so muB auch dann wieder die Bewegung neben dem Gleichgewichte vorbei zu einer neuen Wirtschaftskrise fiihren. Bei dieser Sachlage taucht nun die Frage auf, ob nicht ein Eingreifen der Wirtschaftspolitik die Abweichungen yon dean Wege zum Gleichgewichte, das Hineinziehen des Wirtschaftsverlaufes in die stfindige W i e d e r k e h r yon Auf' stieg und Niedergang beseitigen k6nnte. Die Antwort auf diese Frage wird vielleicht versehieden lauten je nachdem, ob man die theoretische M6glichkeit oder ,die Aussichten einer praktischen Durchftihrung im Auge hat. Ffir den Bereich einer rein theoretischen Betrachtung k a n n die Frage bejaht werden, wofern die T h e o r i e die M6glichkeiten der 3,nderungen im Verhalten der Menschen hinsichtlich der Verwendung yon Geld als Kapital auszuschliei]en berechtigt ist. Dort, wo Expansion oder Restriktion des Kreditvolumens als st6rendes Element eintritt, kann e i n e entsprechende Gegenwirkung der Notenbanken ~ yon den anderen Banken sei hier wiederum abgesehen ~ ~ jederzeit vorgenommen werden. Wir erinnern hier an eine friiher gebrauchte Formel. Wen, n die N o t e n b a n k eine in Dingen tier Wirtschaft mit Allwissenheit ausgestattete Instanz w~ire, so k6nnte sie jederzeit durch entsprechende E i n e ~ u n g oder Erweiterung des Geldumlaufes die volle Neutralit/it des Geldes sich*ern. Sie k6nnte damit ]ede aus moneDas Absehen yon dem Verhalten der anderen Banken ist hier freilieh sehon eine bedenkliehe Voraussetzung. Dies deshalb, weil die u der Wirtsehaft dazu AnlaB geben k6nnen, dab die Politik der Notenbank dureh das Verhalten der sonstigen Kreditquellen der ~Virtsehaft wenigstens vorfibergehend durchkreuzt wird.
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
227
tfiren Grfinden abzuleitende Tendenz zur Abweichung vom Gle~chgewichte paralysieren. Das kann in jedem Stadium sowohl yon Aufstieg wie aucl~ yon Abstieg gesehehen. DaB diese Allwissenheit der Notenbank niemals gege,ben sein kann, ,daft die Notenbank nirgends in der Wirtschaft einen sicheren Index finden kann, an dem sie sich bei einer solchen Politik orientieren k6nnte, das haben wir schon erwiihnt. Ein gewisses grobes Eingreifen ist freilich der Praxis der Notenbankpolitik immer schon eigen gewesen: In der Hochkonjunktur wird der Zinsfu6 hinaufgesetzt; damit wird die Fortsetzung des Aufstieges mit allen den Folgen, welehe sich daran kniipfen miissen, wenn die fibermiiflige Verlfingerung der Produktionsumwege bis zu ihren letzten Konsequenzen sich auswirkt, unterbunden. In der Depression wiederum trachtet die No,tenbank oft durch erweiterte Kreditge~cfihrung den Anreiz zum Aufstieg zu geben. Dariiber wird gleich noeh etwas zu sagen sein. In be'iden Fiillen kann es sich im Wesen aber nur darum handeln, die Wirtsehaft sehneller fiber die beiden Wendepunkte zu fiihren, einen Weg zu ffihren, weleher bei den gegebenen Voraussetzungen ]a schon zu einem notwendigen geworden ist. Eine wirkliche Politik der Konjunkturstabilisierung wfirde wohl am besten entweder im Beginn des Abstieges einsetzen, indem die Kreditko,niraktior~ durcl~ Kredite der Notenbank kompensiert wird, oder aber zeitig im Aufstieg, indem hier die Kreditexpansion durch Einschrgmkung des Geldvolumens seitens der Notenbank ausgeglichen wird ~. Das ist die theoretische Formel. DaB die Stabilisierungspolitik am besten unmRtelbar nach den Wendepunkten einzusetzen hfitte, ist im folgenden begrfindet: Nach dem Wendepunkt ist eine Abkehr yon der bisherigen Entwicklung in der Richtung zum Gleichgewicht notwendig. Die Wirtschaft geht diesen Weg. Es wirkt aber yon Anfang an ein neben dem Gleich15~
228
KAPITAL UND PRODUKTION
Ffir den Bereich der Praxis wiire aber zunfichst danach zu fragen, wie die Wirtsehaft auf eine solehe Politik tier Note,nbank reagieren wfirde. Dabei handelt es sieh nicht allein um die Notwendigkeit 6konomischer Zusammen~hfinge. DaB die Wirkung einer irt der Wirtschaft ,,automatisch" eintreiendert Expansion oder Ko.ntraktion der Kreflite durch die entgegengesetzten Maflnahmen der Notenbank kompensiert werden k6nnte, das muff ja zun/ichst aufler Zweifel sein. Fraglich ist nur, ob die Wirtschaft nicht in ar~derer Weise darauf reagieren wfirde, niimlich daidurch ~, dab die Menschert bei ,dieser Notenbankpolitik ihr Verhalten derart findern, dab die Politik der Notenbank zuniehite gemaeht wird. Beginnen wir hier zun/iehst mit dem Anfange des Abstieges im Konjunkturzyklus. Die hier gegebene Knappheit der Kredite hat eine bestimmte sozialwirtschaftliche Funktion: sie soll die Unterrtehmer zur Liquidation der fibermfil]igen Verl~ngerung der Produktionsumwege zwingen. Soweit ist s i e um einert bildhaften Ausdruek zu geb r a u e h e n - ein heilsamer Faktor. Wfirde die Notenbank diese Wirkung der Kreditknappheit durch Gew/ihrung zusiitzlicl~er Kredite beseitigen, so wfirde das offenbar in der Richtur~g einer Krisenverl~ngerung wirken. Diese Polifik der Notenbank wfirde nichts anderes bedeuten, als daft Produktionsumwege weiter geffihrt werden, welche auf die Dauer doch nicht aufreehterhalten werden k6nnen; diese Polifik wfirde vielleicht die aiugenbliekliehen Wirkungen der Krise a bsch~w/ichert k6nnen, auf d i e D a u e r mfiflte sie aber in der Richtung einer Versehiirfung der Krise wirke.n: gewieht vorbeiziehendes Element mit. Am Beginne dieser Bewegung ist jedenfalls die allgemeine Tendenz der Wirtschaft der Riehtung zum Gleiehgewicht noeh verh~iltnism~flig am niichsten, daher auch die Aussehaltung des St6rungsmomentes am ehesten m6glieh.
ZUM PROBLEM DER K O N J U N K T U R E N
229
Sie fiihrt ja in dem gegeben:en Stadium der fibermM~igen Verl~ingerung tier Produktionsumwege, yon welchem d e r Weg zum Gleichgewicht fiihren sollte, weiter auf den Weg d e r Fortffihrung fiberm~il3ig verl~ingerter Produl~tion~sumwege, auf jenen Weg, welch'er schlieBlich~ wenn nicht vorher eine dann sicher noc~ viel schmerzliehere Umkehr erfolgt letzten Endes zur volls t~irrdigen Illiquidisierung der Produktionsanlage:n, zum v611igen Aus. fall an freiem Kapital fiihrt. Nun haben wir a ber gesagt, dab im Verlaufe der Krisenabwieklung auch ein Herausziehen yon Geldkapital aus dem Kreislauf des Kapitalumsatzes durch die Wirtsehaft selbst stattfindet, indem diese erh6hte Liquidit~it, gfinstigere Kassenhaltung anstrebt. H i e r w/~re eine Kompensation an und ffir sich ohne Seha, den denkbar. Es mul3 nun aber feststehen, dab diese Kompensation deshalb nicht m6glieh sein wird, weil die. Wirtschaft nicht bereft sein wird, die zus~itzliehen Kredite fiir die Zweeke der Investierung zu verwenden. Die. Wirtschaft wird sicE zun~iehst mit diesen Krediten eine Erh6hung ihrer Liquidit~it sichern. Dann aber noch eines: I m Zuge des absteigenden Teiles des Konjunkturablaufes ist die Situation die, dab Kredite fiir die Zwecke der Investitionen zurfickgewiesen werden. D i e Noter~bank wird mit ihrem Kreditangebot e~ner Kreditrepudiation der Wirtsehaft begegnen. W i r haben zwei Grfinde, welche da vorliegen, bereits genannt. Einerseits werden die psychologischen Vorausse~ungen, w e l c h e eine Veranlagung yon Gelderrt in dauerhaften Anlagen erfordert, nieht gegeben sein. Die allgemeine Unruhe der Wirtsch;aft wird darin zur Geltung gelangen. Anderseits wird a ueh die Relation der Preise und die allgemeine Tendenz tier Preiseniwicklung der Investitionst~ifigkeit im Wege stehen. D i e Kreditrepudiatiort wird allerdings nieht allgemein sein. Es gibt auch in diesem
230
KAPITAL UND PRODUKTION
Stadium des Konjunkturverlaufes eine sehr bedeutende Nachfrage nach Kredit, n/imlich die Nachfrage jener, welche bei der gegebenen Situation zu Liquidierungen, zu Notverk/iufen, zu Produktionseinstellungen aus Kapitalmangel gezwungen sind, eine Nachfrage, fiir welche jeder Kredit wenigstens die augenblickliche Vermeidung yon Yerlusten, vielleicht sogar die Aussicht auf spiitere Besserung bedeutet. Diese Nachfrage befriedigen heiflt a b e t die Liquidierung der Krise aufhalten, die Krise verliingern und verschiirfen. Das ist ja wesentlicl~ dieser Situation, dab einer bedeutsamen Nachfrage nach Kredit seitens jener, welche in der Richtung der Fortsetzung der Hochkonjunktur arbeiten m6chten, also einer ,,ungesunden" Nachfrage rmch Kredit, nur eine wesentlich verminderte Nachfrage for die Zwecke neuer gesunder Investitionen zur Seite steht. Diese Ausfiihrungen sind sicher iiberaus schematisierend. Sie k6nnen aber zeigen, dab die Chance einer kompensierenden Kreditexpansion in der riickl~iufigen Phase des Konjunkturablaufes praktisch sehr gering ist, dab die Aussicht, Produktionen, welche dauernd fortgefiihrt werden k6nnen, zu finanzieren, kaum gegeben sein wird, dab aber die Gefahr, dab zusiitzliche Kredite die Krise hinausschieben und erschweren, eine sehr groBe ist. Wenn aber die De' pression schon weiter fortgeschritten ist, wenn in dem zweiten Stadium der Depression eine gr6Bere Fliissigkeit auf dem Geldmarkte gegeben ist, so ist wohl der LiquidationsprozeB im Wesen abgeschlossen und damit die Gefahr der schiidlichen Wirkung zusiitzlicher Kredite in dem eben bezeichneten Sinne nicht mehr gegeben. Die Erfahrung zeigt aber, dab die Kreditrepudiation sich gerade in diesem Stadium besonders deutlictr fiihlbar macht. Denkbar wiire nun aber auch eine Konjunkturpolitik, welche durch Vergr6Berung des Konsums jene Wirkungen
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
231
der ,,Dekapitalisierung" zu beheben trachtet, welche in dem Ausfall der Nachfrage nach Konsumgiitern liegen. Hier wiirde das zus~itzliche Geld in der Weise wirken, dab es an Stelle des aus dem Verkehr gezogenen Geldes tritt und es wfirde an dessen Stelle nach Konsumgiitern ffir den reinen Konsum nachfragen. Die Bewegung bei den Giitern w~ire also dieselbe, wie wenn das aus dem Verkehre gezogene Geld dem Konsum gedient h~itte. Wir haben schon darauf hingewiesen, dab das Herausziehen yon Geld aus Investitionen und die Verwendung desselben zum Konsum identisch ist mit Kapitalaufzehrung. Eine solche k6nnte ohne Schwierigkeit durch zus~itzliches Geld finanziert werden, wobei der Weg, auf welchem dieses Geld dem Konsume zugeffihrt wird, w o h l gleichgfiltig ware ~. Darfiber Eine kapitalaufzehrende Konsumfinanzierung liegt auch bei dem vor, was man gew6hnlich unter dem Titel einer Notstandsarbeit in Krisenzeiten empfiehlt. Wenn aueh hier unmittelbar Produktionen finanziert werden, so doeh nur zum Zwecke der Erzeugung yon Werten, welche das investierte Kapital nieht freisetzen. Wenn eine in den normalen Ablauf der Wirtsehaft eingebaute Produktion finanziert ist, so erzeugt s i e - - wie wir das sehon ausgeftihrt haben - - ein Produkt, aus dessert Erl6s die weitere Finanzierung dieser Produktion m6glieh ist. Wenn dagegen eine Strafle gebaut wird, so werden Mittel aufgewendet, welehe die natfirlich aueh wirtschaftlich zu wertende Strafle herstellen, aber nieht ein Produkt, dessen Verkauf weitere Produktionen finanziert. ~ b e r die Frage, wann eine solehe Aufwendung allein vom wirtschafflichen Gesichtspunkte aus gereehtfertigt sein kann, sei hier nieht weiter gesproehen. Es sei nut eines gesagt: Wenn die Anrainer (und sonstige Interessenten) naeh dem Bau der Strafle einen gr6fleren Ertrag erzielen und diesen Ertrag sparen, also zu neuen Investifionen verwenden, so ist in diesem Falle das in der Strafle investierte Kapital auf einem Umwege freigesetzt. Wenn dieser Mehrertrag aber verzehrt wird, so liegt volkswirtsehafflieh gesehen eine Fesflegung yon freiem Kapital vor. In beiden Ffillen ist nattirlieh eine Bereicherung der Interessenten auf Kosten jener, welehe die Mittel fiir die Strafle aufge-
282
KAPITAL UND PRODUKTION
hinaus muB auch noch eine Beeinflussung der Relationen der Preise eintreten, und zwar im Sinne einer Stiitzung der Kostenpreise, da d e r Druck, welchen die Nachfrageeinschr~inkung schliefllich ausfiben mul3, durch diese Politik a bgesch~v~ichlt wird. So wird sich die Politik der Konsumfin~anzierung schliel]lieh darin a,uswirken mfissen, dab die Erstellung yon Preisrelationien, welche die Aussiehten yon neuen Invesfitionen verbessern, ersehwert wird. Zu alledem ist schlieBlich zu sagen, dab diese Konsumfinanzierung gar nieht an jener Stelle der Wirtsehaft eingreifen kann, an welcher (neben allenfalls vorhandenen ungfinsfigen Preisrelationen) das entscheidende Hindernis ffir die Durchffihrungen neuer Investitionen liegt, n~imlieh bei den psyehologisehen Hemmungen, welehe der Vornahme yon neuen Investifionen entgegenstehen. Die ,,kfinstlieh" gesehaffene Konsumgfiternaehfrage wird schlieBlieh aueh einen verst~irkten Bedarf an ,,Betriebskapital" (kurzfristigen Anlagen) sehaffen und damit diesen Anlagen eine erh6hte Rentabilit/it geben. Aueh das muff dazu dienen, die Kr~ifte, welche im Sinne eines Durchbrechens der zwisehen den kurzfristi, gen Anlagen und dem langfristigen Kapitalmarkte bestehenden Hindernisse wirken, zu sehw~iehen. Als letztes sei noeh gesagt, dab ein Marl ffir die Bestimmung des AusmaBes yon Krediten, welehe in dieser Weise wirken sollten, nieht gegeben ist. Wie steht es nun aber mit dem Eingreifen der Notenbank im Aufstiege? K6nnte die Notenbank nieht dureh bracht haben (bzw. im Falle inflationistischer Geldbeschaffung: auf Ko,sten aller Besitzer yon Geld), gegeben, m Eine rein wirtschaffliche Rentabilit/itsreehnung der StraBe k6nnte fiber die Formel Vergleieh der Kosten mit dem m6gliehen Mehrertrage de:r Interessenten gehen, wobei nattirlich in diese Formel eine ZinsfuBgr61le eingesetzt werden mtiflte. 9
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
288
Kreditrestriktionen die Wirkung der aus den Reserven der Wirtschaft stammenden zus~tzlichen Kapitalangebote kompensieren? Fi~r die Praxis ist die Sachlage wohl die, dab eine Kreditrestriktion zum Zwecke der Verhinderung oder Abschw~ichung des Aufstieges insbesondere auch schon bei Beginn des Aufstieges eine auBerordentlich unpopulfire MaBnahme w~re. Eine solche MaBnahme ware wohl yon der Leitung der Notenbank nur schwer zu vertreten. Aber hier handelt es sieh zun~ehst um die Wirkung einer Politik dieser Art. Da sei eines gesagt. Die Politik der kompensierenden Kreditrestriktion wird zum Problem bereits im Beginne des Aufstieges, Da bestehen in der Wirtschaft bedeutende Barreserven, welche allm~hlieh als Kapitalangebot herauskommen. Ganz unabh~ngig yon der Notenbank ist das Kreditsystem der Wirtschaft expansionsf~ihig. Und schliefJlich schaffen bereits die ersten im Aufstiege hervortretenden gi~nstigen Produktionserfolge neues Erneuerungskapital und vielleieht auch neues echtes Sparkapital. Wo ware fiir die Notenbank ein Maflstab zur Orientierung gegeben? Und wenn selbst Kreditrestriktionen einsetzen wi~rden: Die Wirtschaft ist hungrig nach Krediten, ihr stehen unabh~ingig yon der Notenbank Mfglichkeiten offen. K6nnte nicht eine Restriktion der Notenbank bewirken, dab das Tempo der Erzeugung yon zus~itzlichen Krediten auf anderem Wege beschleunigt wird? Wenn aber einmal die Bewegung der Wirtschaft durch die Wirkung einer fiber das AusmaB des realen Sparkapitals hinausgehenden Versorgung be~timmt worden ist, wenn einmal die Inangriffnahme , , z u langer" Produktionsumwege die Wirtschaft auf den Weg zur Wirtschaftskrise gefi~hrt hat, dann geht der Weg weiter nur mehr fiber die, Wirtschaftskrise. Und das seheint wohl das einzige zu sein, was als siehere M6glichkeit der Krisenpolitik bestehen bleibt: DaB die
234
KAPITAL UND PRODUKTION
Notenbank, soweit sie in der Lage ist, die Kredite zu beschr~inken und den ZinsfuB in die H6he zu setzen, auch jederzeit den Umschwung vom Aufstieg zu einer Wirtschaftskrise erzwingen kann. Es kann dieser Umschwung da nur friiher erreicht werden als er sonst eintreten wiirde, friiher als zu dem Zeitpunkte, in welchem die yon uns an anderer Stdle genannten Umst~inde die Notenbank veranlassen, mit einer Einstellung der Kreditexpansion vorzugehen. Das Erzwingen des friiherea Eintrittes des Umsehwuages ginge auf Kosten der Dauer u ~ d des Erfolges des Aufstieges; vielleicht k6rmte da gehofft werden, daft dadurch die Heftigkeit der Krise gemildert wird. Ob das das Ziel der Krisenpolitik sein soil, mag ebenso problematisch sein wie die Frage, ob Konjunkturstabilisierung iiberhaupt wiinschenswert ist. Gew6hnlich versfeht man unter der Forderung der Krisertpolitik in erstev Linie die Forderung nach Anregung der Produktion im Zuge des Abstieges. Hier kann allerdings die Krisenpolitik zu allgemeineren Fragen der Wirtschaftspolitik hiniiberleiten. Alles das, was die Beavegungen der wirtsehaftliehen Gr613en hemmt, alles das, was wirtschaftlichen Erfolg beeintr~iehtigt, mag es auch vielleicht yon irgendwelchem anderen Standpunkte aus eine Rechtfertigung erfahrert k6nnen, vom Standpunkte der Beseitigung oder Milderung der Krisenfolgen, yon dem Gesichtspunkte der rascheren Erreichung der Aufstiegsbereitschaft wird es wohl nur negativ zu werten sein. IV. DAS PRINZIP DER ERKLi~RUNG DES KONJUNKTURVERLAUFES Okonomische C~esetzlichkeiten kSanert immer nur bei Annahme konstanter Daten gedacht werden. Sind die DaIen einmal gegeben, so ist auch dasjenige, was in der
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
235
Wirtschaft geschieht, eindeutig bestimmt. Dieses Prinzip mull jeder Arbeit der 6konomischen Theorie zugrunde liegen. Wir haben es auch zur Anwerrdung gebracht, als wir die Wirkungen, welche eine I
236
KAPITAL
UND
PRODUKTION
,
lich zeigen, wo wir alas Prinzip der Erklfirung des Konjunkturverlaufes zu sehen glauben. Die Menschen, welehe alas Kapitalangebot auf den Markt bringen,/indern ihr Verhalten. Das gilt sowohl ffir die letzte Kreditquelle einer Volkswirtsehaft, die Notenbank, wie aueh ffir die anderen Banken und fiir die privaten Kapitalbe:sitzer. Ebenso firrdern auch die Unternehmer, jene:, welche Investitionen vornehmen, ihr Verhalten. Mit dieser Grundlage ffir die Argumen;tation sind wir aus de:m Rahmen tier Betraehtung einer Bewegung, welehe yon einer als Ausgangspunkt dienenden 6konomisehen Situatior~ aus e rkl~irt we'rden kann, herausgekommen. Dazu ist hier zweierlei zu sagen: Erstens ist die Bereehtigung zu diesem Vorgehen zu begrfin'den und zweitens ist zu zeigen, dab dieses Vorgehen nicht zum Hereinziehen eines Elementes der Willkfir ffihrt. Zum ersten: Es ist eine Tatsache, daft das Kreditvolumen im Aufstiege w~iehst, in der Depression ffillt. Die monet~ire Krisentheorie ist zweifellos im Recht, wenn sie diese Umst~inde in ihre Erklfirung einbezieht. Erweiterung oder Einschr/inkung des Kreditvolumens kann abet niemals einer 6konomisehen Gesetzliehkeit entspringen, sondern immer nur einer Xnderung im Verhalten des Mensehen. Die Erkl/irung des Konjunktura~blaufes mull also fiber den Rahmen einer ausschliefflich ' mit den Mitteln tier 6konomisehen Theorie arbeiten!den, Be lrachtung hinausgehen. Zum zweiten: .Knderungen im Verhalten der Menschen k6nntea irgendwie durch einen /iufieren Umstand zu erklfiren versueht werden. Geradeso, wie e t w a die Beeinflussung der Ernte dutch regelmMlige Witterungssehwankungen ~ die ,,Sonnenfleekentheo,rie" ist meihodiseh m6glich, mag sie aueh' inhaltlieh falseh; s e i n - die Erkl/irung fiir eine zyklisehe Bewegung sein kann, so k6nnten es aueh irgendwelehe in fernen Ursaehen begriindete regel-
ZUM PROBLEM DER KONJUNKTUREN
237
m/il3ige 2tmderungen im Verhalten der Menschert sein. Unsere Darstellung hat sictr aber bemiiht, eine engere Verbindung zwischen den A n d e r u n g e n i m Verhaltert der Menschen und dem Geschehen im Konjunkturverlaufe zu suchen. Das Verbin~dungsglied ist leicht zu sehen. Eine bestimmte 6konomische Situation veranlafit die Menschen, ihr Verhalten in einer bestimmten Weise zu iindern. So fiihrt die Wirtschaftskrise zu Dekapitalisierung und Kreditrepudiation. Es liegt also ein Anpassert des Verhaltens der Menschen an eine bestimmte Sachlage vor uns, eine Anpassung, welche zweifellos nicht 6konomische Notwendigkeit ist in dem Sinne, dab sie mit den Mitteln der 6konomischen Theorie als eindeutig bestimmt erkannt werden kSnnte. Ob die Menschen bereit sind zu sparen oder nicht, das ist jedenfalls ein Datum fiir das wirtschaftliche Geschehen, etwas das die 6konomische Theorie als Ausgang ihrer Erklfirung annehmen muff; niemals kann eine solche Feststellung fiir sie Ziel der Erkliirung sein. Gerade das Belassen yon Geld in der Kapitalfunktion, das neue Einweisen yon Geld in die: Verwendung als Kapital, lauter Momente, welchen wir in der Betrachtung des Konjunkturzyklus begegnet sind, sind durchaus bedingt durch das Wollen der Menschen. DaB aber die Menschen gerade in dieser Beziehung ihr Verhalten im Zuge des Konjunkturverlaufes findern, das ist ja so auflerordentlich naheliegend ~. Wollte die Konjunkturerkliirung an diesem Umstand vorbeigehen, so wiirde sie etwas vernachlfissigen, das zweifellos in weitestem Ausmafie das Geschehen im Konjunkturverlaufe beeinflufit. Wir glauben auchi nicht, 1 Ich habe zum Unterschiede yon Dateniinderungen, welche durch vollstiindig auBerhalb der Wirtschaft stehende Momente ausgel6st werden k6nnen, von ,,6konomisch bedingten Dateniinderungen" gesprochen. Vgl. dazu meinen S. 247, Anm. 8 genannten Aufsatz.
288
K A P I T A L UND PRODUKTION
dab sie auf einem anderen Wege das Problem 16sen kann, welches einer Konjunkturtheorie, welche den Tatsachen gerecht werden will, gestellt ist: dab n/~mlich der Aufstieg Bedingungen schafft, welche zum Abstieg ffihren, wie auch wieder dieser die Bedingungen ffir einen neuen Aufstieg.
ANHANG EIN NACHVqORT
II
OBER DEN BEGRIFF
KAPITAL-
Unter den Anforderungen, welche an eine korrekte Begriffsbildung zu stellen sind, wird vielleicht keine so h~ufig vernachlfissigt wie die, dab die Begriffe einer Gesetzeswissenschaft immer nur in Hinblick auf Aussagen, welche mit den zu bildenden Begriffen gemacht werden sollen, also in Hinblick auf die Aufstellung yon Gesetzen, sinnhaft sein kSnnen. Nur zu leicht folgt man der Verlockung, augenscheinlich gegebene /%hnlichkeiten in einem Begriffe zusammenzuschliel3en; wenn dann dieser Begriff zur Anwendung gelangen soll, so stellt sich erst heraus, wie wenig ihn die Wissenschaft brauchen kann. Gerade aber beim Kapitalbegriff ist die Orientierung an einem bestimmten Problembereiche so leicht zu sehen~ dab man sich eigentlich dariiber wundern sollte, dab der wenig ruhmvolle Streit um den Kapitalbegriff so lange fortgefflhrt werden konnte. Das Problem des Kapitals ist mit der umwegigen Prod u k t i o n gegeben. Geht man einmal davon aus, dab das Einschlagen yon Produktionsumwegen das Beistellen eines Subsistenzmittelfonds zur Voraussetzung hat, dab die ,,Virulenz" des Subsistenzmittelfonds die M6glichkeit der Ausdehnung der Produktionsumwege begrenzt, so ergibt sic'h alles weitere wohl ohne jede Schwierigkeit. Zwei Tatsachen haben aber dazu gefiihrt, dab das Problem der Produktionsumwege ftir eine Betrachtung, welche zu sehr an dem ~iuBerlich Sichtbaren der Erscheinungen haftet, vo11239
240
KAPITAL UND PRODUKTION
st/~ndig verdeckt worden ist: der Bestand einer reichen Versorgung mit dauerhaften Kapitalanlagen und die weitgehende Synchronisierung der Produktion. Die reichliche Versorgung mit fixen Kapitalanlagen , welche insbesondere eine immer welter gehende Verkfirzung der Produktionsdauer erm6glicht haben, 1/il3t es leicht fiber:sehen, daft das ,,Opfer an Zeit" der kapitalistisehen Produktion wesentlich ist. Wir haben gezeigt, dab bei fixen Kapitalanlagen die Verbindung m i t dem Problem des freien Kapitals iiber die Notwendigkeit der Bildung eines Erneuerungsfonds und fiber die Notwendigkeit der Heranziehung des freien Kapitals als Komplement~gut erhalten bleibt. Nur die Zentrierung der Frage des Kapitals auf das siehtbare Kapitalgut konnte die unsinnige Lehre vom OberfluB an Kapital entstehen lassen, konnte die Ansicht erwaehsen lassen, d a b die mit Kapital ,,zu reich" ausgestattete Wirtschaft imstande wfire, so viel zu produzieren, dab ein Absatz nieht mehr m6glich ist. Diese Ansichten k6nnen nur dureh den Aufbau einer das Problem der Produktionsumwege erkennenden und dieses zum Ausgang nehmenden Kapitaltheorie fiberwunden werden. Eine verfehlte Kapitaltheorie, welche ausschlieBlich bestehende Kapitalanlagen als den saehlichen Reichtum der Wirtsehaft ansieht, ist die tiefste Ursaehe dafiir, dab die Vulg/~r6konomie wie auch vielfaeh die Wirtschaftspolitik in einem Fetischismus des bestehenden Betriebes, insbesondere des GroBbeiriebes, befangen ist. Niemals kann ein Besitz an Kapitalanlagen an und ffir sich Reichtum sein, er wird es erst, wenn er sich in den Aufbau der Produktion eingliedern 1/iBt. Wenn man das aber fibersieht, wenn man den Wert der Betriebsanlage zu sehfitzen sucht, aueh wenn diese nicht rentabel arbeiten kann, so heil3t das, immer neues Kapi.tal an einem Posten aufwenden, an welchem es yon vornherein
241
EIN N A C H W O R T OBER DEN KAPITALBEGRIFF
~erloren sein muB. KapitalgiRer sind immer nur etwas Gewordenes, das dem Gesetz des Vergehens unterworfen ist. Der ProzeB der sich bewegenden Wirtsehaft wird immer neuartige Anlagen ,con Kapitalg~tern hervorbringen, wenn man ihn ungehindert ablaufen Ril3t. Und wenn eine bestehende Anlage verloren gehen muB, well sie in die Wirtsehaft nieht oder nieht mehr hineinpaBt, so ist der Verlust geringer, als wenn das sieh immer wieder neu bildende freie Kapital zur Aufrechterhaltung dessen, was zum Verfall bestimmt ist, geopfert wird. Eine verfehlte Kapitaltheorie ist abet auch die Ursache far die heute wiederum sich zeigende Feindschaft gegen die Maschine. Die Maschine erscheint da dem Menschen als etwas, das seine Arbeitskraft ersetzt und ihn brotlos macht, nicht mehr als etwas, das die Menschen erzeugt haben, um ihre Arbeit besser, mit gr611,erem Erfolg, verwenden zu k6nnen; man iibersieht da, dab letzten Endes die Verwendung yon Maschinen nichts anderes bedeuten kann als das, dab menschliche Arbeit anders, n~imlich im verl~ngerten Produktionsumwege verwendet wird. Wenn die Verwendung der Maschine in den ProduktionsprozeB ,,richtig" eingebaut ist, wenn also insbesondere das wichtige Komplement~irgut des freien Kapitals gegeben ist und aus dem Produkte ein entsprechender Erneuerungsfonds geschaffen werden kann, so kann die Maschine nicht zu Arbeitslosigkeit, sondern nut zu Lohnerh6hung und zu reicherer Versorgung fiihren. Ebenso gef~ihrfich und irrefiihrend wie alas Hafter~ an dem Realbegriff des Sachkapitals im Sinne des Kapitalgutes ist die Meinung, d al~ die Synchronisierung der Produktion das Problem der Produktionsumwege nicht mehr gegeben sein lfiflt. Wenn t~iglich Subsistenzmittel erzeugt werden, so scheint es nicht mehr notwendig zu sein, daf~ die in den vorgelagerten Produktionen Tfitigen warten miissen, his S t r i g 1, Kapital und P r o d u k t i o n
16
242
KAPITAL UND PRODUKTION
ihr Produkt zum Konsumgute herangereift ist; sie k6Imen ja ihr Produkt jederzeit gegen fertige Konsumgfiter tauschen. Die Erzeugung yon mehr Konsumgiitern oder mehr Produktionsmitteln scheint da nicht mehr ein so scllwieriges Problem zu sein. Wir sired der Frage der qualitafiven Zusammensetzung des Produktes frfiher begegnet und haben gesehlen, wie diese im Bereich der Konsumgfiterproduktion aufgeworfen werden kann. Die Gestaltung der Naehfrage naeh Konsumgiitern geniigt zur Bestimmung der ,,richtigela" Zusammensetzung des Produktes an Konsumgiitern. Es w/ire aber e,in Fehler, die Frage d e r Erzeugung yon diesem oder jenem Produkt schlechthin, also die Frage der Erzeugung yon Konsumgut oder Kapitalgut zu stellen, ohne dabei zu berficksichtigen, dab eine gegenseifige Abstimmung der Erzeugung yon Kapitalgfitern und yon Konsumgfitern ffir den ungest6rten weit,eren Ablauf des Wirtschaftsprozesses Voraussetzung ist. Die Absfimmung ist nicht tmr in der Weise notwendig, daft gerade so viel Subsistenzmittel erzeugt werden, daft sie aueh zur Alimentierung der vorgelagerten Produktionen ausreiehen. Darfiber hinaus ist es noch notwendig, dab Pro duktionsmittel gerade in jenern AusmaIie und in jener Art erzeugt werden, daft dadurch ein regelm/~fliger Naehschub an Subsistenzmitteln gesiehert erscheint. Damit si~d wir aber ~ auch ffir den Bereieh einer Produktion, welehe im weitesten Ausmafle synchronisiert ist ~ bereits im Problem der Lfinge der Produktionsumwege. Deam der ,,riehfige" Aufbau der Produkfion, die Aufteilung des Vorrates an Kapitalgfitern auf mehr oder weniger konsumnahe Stadien, ist abhfingig yon der Zeitdauer, welche zur Beendigung der Produktion notwendig ist. Daft die umwegige Produkfion in d e r Dimension der Zeit sieh abspielt, daft diese Zeit dabei ,,6kormmisch relevant" ist, das kann dureh keine Synehronisierung
EIN N A C H W O R T t)BER DEN KAPITALBEGRIFF
248
bese~ti~ werden. Wenn man aber glaubt, wegen der SYnchronisierung der Produktion art dem P r o b l e m der Ltinge der Produktionsumwege und d e r Versorgung mit einem Subsistenzmittelfonds vorbeige~en zu k6nnen, so muB mart alles das fibersehen, was sieh aus diesen Problemen ergibt. Mar~ wird dann insbesondere nicht erkennen k6rmen, welehe Folgen die Wahl zu langer Produktionsumwege hat. Hier ist aber noch etwas andex~es zu sagen. Wenn man unter Kapital nur Kapitalgfiter versteht, so erseheint als Kapital etwas, alas seiner Qualittit nach Kapitalgut ist, etwas, das nur als solches verwendet werden kann. Mart geht da vorbei an der bedeutsamert Tatsache, dab im Kapitalangebot ein Problem liegt, das zu weiteren Fragerr hinfiberftihrt. W e n n mart yore freie~rt Kapital im Sinne eines Subsistenzmittelfonds ausgeht, so wird diese:s nicht aus einer sachliehen Qualittit heraus zum Kapital, sondern erst dadureh, daft es yon seinean Besitzer als Kapital verwendet wird. Ebenso liegt es beam Geldkapital. Geldbesitz ist niemals an und ffir sieh Kapital, sondern er wird erst aus einer bestimmten Verwendung durch den Geldbesitzer zum Geldkapital. So liegt im Kapitalangebote stets ein Faktor, welcher jenseits rein 6konomischer Determination liegt. Welche grofie Be~ deaaturtg das hat, das haben wir bei der Analyse des Konjunkturverlaufes zu zeigen versucht. Das Hinausgehea fiber den Bereich der Kapitalgiiter bei der Kapitaldefinition ist schlieBlich auch deshalb eine No.twendigkeit, weil nur da ein Zugang zu einem brauchbaren Begriff des Geldkapitals gegeben ist. Wollte mar~ unter Geldkapital nur jeaes Geld einschlieflen, welches dem Umsa~e yon Kapitalgiitern dient, so wiirde das zuntichst den Anforderungen terminologischer Disziplin widerstreiten: Die Praxis braucht mit vollem Rechte einen v M weiteren Begriff des Geldkapitals, sie kennt auch ein Betriebskapital, 16"
244
KAPITAL UND PRODUKTION
ein Lohnkapital. Das allein aber k6nnte nicht entscheidend sein. Viel wichtiger ist, dab der Begriff des Geldkapitals in der Weise aufgebaut sein muff, dab er zum Problem der L/inge der Produktionsumwege in der Geldwirtschaft ftihrt. Wir glauben deuflich gemacht zu haben, dab diese Forderung nur dann erfiillt ist, wenn das Geldkapital als Repr/isentant von Subsistenzmitteln erfaflt ist. Nur yon diesem Gesiehtspunkte aus k6nnen schliel31ieh jene Bewegungen erkannt werden, welche sich dann ergeben, wenn das Geldkapital als ,,selbst/indiger Faktor" zur Geltung gelangt, wenn also die Identit/it yon Geldkapital und realem Sparkapital nicht gegeben ist. Unsere Aufgabe war es, die 6konomisehen Notwendigkeiten darzustellen, welche im Aufbau der Produktion zur Geltung gelangen. Der Kapitalbegriff, mit welchem wit da gearbeitet haben, mu6te mit Notwendigkeit aus dem Problean der Produktionsumwege erwaehsen.
LITERATUR 7. Allgemeines. Die folgenden Literaturangaben beschrtinken sich auf die Anftihrung des wichtigsten Schrifttums, an welches bier angekniipft worden ist. In allen Teilen dieses Buehes ist seine Abh~ingigkeit yon den Arbeiten der 5sterreichischen nationalSkonomischen Schule und jenes fremdsprachigen Schrifttums zu sehen, welches yon den Osterreichern beeinflufit worden ist bzw. ihnen nahe steht. Bestimmend ftir die allgemeine Einstdlung meiner Ausftihrungen ist aul~er BShm-Bawerk vor allem W. St. Jevons und Knut Wieksell gew e s e n . - - E i n i g e Grundgedanken dieser Schrift habe ich im September 1932 in der Wiener NationalSkonomischen Gesellschaft zum Vortrage gebracht und dann in der Zeitschrift ftir NationalSkonomie (Bd. V, 1934) unter dem Titel ,,Lohnfonds und Geldkapital" verSffenflicht; dort sind auch einige weitergehende literarisehe Hinweise enthalten. Ich babe Gdegenheit gehabt, vieles yon dem, was bier behandelt worden ist, mit meinen Freunden ~aus dem Kreise der Wiener Schule zu besprechen. Ich muB da ffir viele wertvolle Anregungen danken; auch dort, wo ich nicht voile Zustimmung gefunden babe, hat mir die Diskussion zu vorsichtiger und genauerer Formulierung Anlall geben kSnnen. 2. Produktion und Kapital. Hier kommen in erster Linie Jevons, BShm-Bawerk, Wicksell, I. B. Clark, F. W. Taussig und G. Akerman in Betraeht, dann Fisher, Schumpeter und K e y n e s . Hans Mayer, Art. ,,Produktion" im HandwSrterbuch der Staatswissenschaften, IV. Aufl. - - Georg Halm, Das Zinsproblem am G e l d und Kapitalmarkt (Jahrbiicher fiir NationalSkonomie und Statistik, 1926). - - Adolf Lampe, Zur Theorie des Sparprozesses und der KreditschSpfung, 1 9 2 6 . - - R. van Genechten, t~ber das Verhaltnis zwischen der Produktivit~t des Kapitals, den LShnen und Zinsen. Zeitschrift fiir NationalSkonomie, Bd. II, 1931. - - Zur Kapitaltheorie yon BShm-Bawerk sei hier gesagt: ich glaube, dab das Ausgehen yon der Lehre yon den Produktionsumwegen eine viel engere Verbindung des Kapitalbegriffes mit dem Lohnfonds erfordert; dadurch wird es wohl auch mSglieh gemaeht, auf die ,,drei Griinde" zu verzichten, bez~glich derer ich jenen Kritikern BShm-Bawerks zustim245
246
LITERATUR
men mull, welche sie schon deshalb fftr methodiseh verfehlt halten, weil sie in einen station~iren Wirtschaftsablauf nicht einbezogen werden kSnnen. (Wer gegenw~irtige Bedfirfnisse h f h e r einsch~itzt als zukiinftige, wird nicht eine gleichmfiflige Versorgung in Gegenwart und Zukunft anstreben.) 3. Lohn[onds und Lohntheorie. Auf die Literatur zur Lohnfondstheorie sei ganz allgemein verwiesen. Die in Anmerkung 2 genannten Autoren verbinden die Kapitaltheorie mehr oder weniger enge mit tier Lohnfondstheorie. - - I. R. Hicks, The Theory of Wages, 1933. - - Meiner Schrift ,,Angewandte Lohntheorie", 1926 fehlt ein Unterbau in der Kapitaltheorie. zt. Preissystem. Die Ausffihrungen des Textes knfipfen unmittelbar an die Darstellung tier Grtinder der 5sterreichischen Schule an. t~ber neuere Formulierungen und Problemstellungen siehe z. B. einige Aufs~itze in ,,Die Wirtschaftstheorie der Gegenwart", 2. Bd., 1932. 5. ,,Ertragsgesetze" (Das Prinzip des Zusammenwirkens knapper Produktionsmittel). Die beste Grundlage gibt noch immer A. Marshall. - - Eine sehr instruktive Auseinandersetzung mit tier neuesten L i t e r a t u r bei O. Morgenstern, Offene Probleme der Kosten- und Ertragstheorie. Zeitschrift flit National@onomie, Bd. II, 1931. Carver, Distribution of W e a l t h . Knight, Risk, Uncertainty and Profit.--- L. Robbins, Certain aspects of a theory of costs, Econ. Journal, Bd. 44, 1934. 6. Geld und Kredit. Ich habe es vermieden, auf allgemeinere Fragen der Geldtheorie n~iher einzugehen. Aus der Literatur w/iren in erster Linie zu nennen Wicksell und Mises sowie die an diese ankniipfenden Autoren. Wichtig ist trotz vielen Bedenken Albert Hahn, Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits, 3. Aufl., 1930. (Dazu Gottfried Haberler, Archiv fiir Sozialwissenschaft und Sozialpohtik, Bd. 57, 1927; derselbe fiber Robertson, ebendort Bd. 62, 1 9 2 9 . ) - Die im Texte vorge~agene Unterscheidung tier Funktion yon Tausch und Kredit kniipft an an Komorzynski, Die NationalSkonomische Lehre vom Kredit, 2. Aufl., 1 9 0 9 . - - M a c h l u p , BSrsenkredit, Industriekredit und Kapitalbildung, 1 9 3 1 . - J. G. Koopmans in ,,Beitr~ige zur Geldtheorie", herausgeg, yon Hayek, 1933. 7. Konjunkturtheorie. Aus der groflen Literatur sind hier marlgebend jene Lehren, welche yon der Kredittheorie ausgehen; also (abgesehen yon den ~ilteren, fiber welche z. B. Hayek in dem unten genannten Buche spricht) vor allem Wicksell und Mises, dann
LITERATUR
24:7
mehrere der in Anm. 2 genannten Autoren und Spiethoff. - F. A. Hayek, Preise und Produktion, 1931. - - Gegeniiber meinem Aufsatze ,,Die Produktion unter dem Einflusse einer Kreditexpansion" (Beitrfige zur Konjunkturtheorie, Schriften des Vereins ftir Sozialpolitik, 173. Bd., 1928) habe ich auf Grund einer ausgearbeiteten Kapitaltheorie einige Anderungen in der Formulierung versucht. - Alfred Amonn, Zur gegenw~rtigen Krisenlage und inflationistischen Krisenbek~impfungspolitik, Zeitschrift fiir NationalSkonomie, Bd. V, 1934. 8. Zur Melhode. Die Betrachtung eines statischen Systems als Ausgang der theoretischen Analysen ist heute wohl schon ziemlich allgemein durchgesetzt. Ffir uns hat hier diese Methode eine besondere Bedeutung deshalb, weft wir einen Prozefl analysieren, welcher durch die Anordnung der wirtschaftlichen GrSflen im Zeitablauf bestimmt wird. Eine Anordnung dieser GrSflen, welche einem einzigen Konstruktionsprinzip entspricht, kann man nur dann erkennen, wenn man die Frage stellt, unter welchen Bedingungen die Aufrechterhaltung eines Prozesses mSglich ist, in welchem die Anordnung der GrSflen im Zeitablauf unver~ndert bleibt. Erst im Anschlufl an diese Betrachtung des station~ren Wirtschaftsablaufes konnten wir die ,,StSrungen" dieses Ablaufes behandeln. - - L. Robbins, An essay on the nature and significance of economic science, 1932. - - Mises, Grundprobleme der NationalSkonomie, 1933. - - O. Morgenstern, Die Grenzen der Wirtschaftspolitik, 1 9 3 4 . - Die dem Anhang I zugrunde liegende methodische Einstellung (welche es begriindet, dab die Konjunkturtheorie nicht--- wie die oft zitierte Formel BShm-Bawerks lautetals ,,letztes Kapitel" sondern als ,,Anhang" des 5konomischen Systems behandelt w i r d ) i s t eingehender entwickelt in meinem Aufsatze ,,Die *nderungen in den Daten der Wirtschaft" (Jahrbiicher ftir NationalSkonomie und Statistik, 128. B d . - III. Folge, Bd. 7 3 1928.) Vgl. dazu auch meine Schrift: Die 5konomischen Kategorien und die Organisation der Wirtschaft, 1923.