Wendelin Schmidt-Dengler Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl
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Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl Von Wendelin Schmi...
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Wendelin Schmidt-Dengler Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl
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Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl Von Wendelin Schmidt-Dengler
Eine Affäre und ihre Ursachen Am 14. Juni 1901 dekretierte das »Landwehroberkommando in Wien«, dass Herr Doktor Arthur Schnitzler, »als dem Offiziersstande angehörig eine Novelle verfaßte und in einem Weltblatte veröffentlichte, durch deren Inhalt die Ehre und das Ansehen der k.k. öster. u. ung. Armee herabgesetzt wurde«, und daher infolge eines »Ehrenratsbeschlusses« seines »Offizierscharakters für verlustig« zu erklären sei.1 Dass die am 25. Dezember 1900 in dem »Weltblatt« Neue Freie Presse veröffentlichte Novelle ein solches Aufsehen zu erregen vermochte, verwundert heute, zumal in dem Text eine explizite Herabwürdigung der Armee wohl schwer nachzuweisen war. Die Geschichte des Leutnants scheint kaum dazu angetan, die Armee in ihrer Gesamtheit zu treffen: Infolge eines Streites mit einem Bäckermeister, also einer nicht satisfaktionsfähigen Person, nach einem Konzert bei einer Garderobe meint Gustl, Selbstmord begehen zu müssen, um seine Ehre zu wahren; er kann diesem selbstverhängten Urteil doch durch eine ebenso komische wie makabre Fügung entgehen: Nach einer Wanderung durch die nächtliche Stadt sucht er ein Kaffeehaus auf, in dem er erfährt, dass der Bäcker unmittelbar nach der Rückkehr vom Konzert einem Schlaganfall erlegen ist, so dass er von dem Vorfall niemandem mehr erzählen kann. Die Erzählung spielt in der Nacht vom 4. auf den 5. April, und es scheint, dass Schnitzler sich bei der Niederschrift der Novelle vom 14. bis 19. Juli 1900 um die genaue Datierung bemüht hat. Reinhard Urbach weist darauf hin, dass Felix © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Mendelssohn-Bartholdys Oratorium Paulus am Abend des 4. April dieses Jahres im Wiener Musikvereinssaal aufgeführt wurde.2 Gustl hat von seinem Freund Kopetzky Karten für ein Oratorium erhalten und wohnt diesem gelangweilt bei. Offenkundig lag die Ursache für das Urteil des Ehrenrates nicht so sehr im Stoff und im Thema der Erzählung, sondern vielmehr darin, dass der Held als Repräsentant der Armee begriffen wurde, und es war die Erzählform, die eine solche Auffassung überhaupt erst ermöglichte. Es steht außer Zweifel, dass mit dieser Erzählung ein guter Teil des Offizierskorps sich getroffen fühlen und dem ganzen eine Lesart zugrunde liegen musste, die den Charakter des Leutnants extrem negativ bewertete, eine Auffassung, in der sich übrigens auch die meisten Interpreten bis in die jüngere Vergangenheit treffen: Er erscheint als ein dummer, oberflächlicher Mensch, als einer, für den das Leben keine Inhalte hat, ja als die mindere Ausgabe des Dandys und Frauenhelden Anatol aus Schnitzlers gleichnamiger Szenenfolge und als ein heruntergekommener Verwandter des dekadenten Ästheten Claudio aus Hofmannsthals Der Tor und der Tod (1894), der erst in der Todesstunde eine drastische Lektion erhält, um zur Einsicht zu kommen, dass er seinem Leben keinen Sinn zu geben vermochte und vergeblich gelebt hat.3 Gustl avanciert somit nicht nur zum Vertreter des Militärs, dessen fataler Ehrbegriff das Einzige ist, womit er reflexiven Umgang pflegt, sondern erweist sich durch sein Verhalten als ein durch und durch ephemeres Wesen, das »in Ermangelung einer Eigenseele eine ihm einigermaßen passende Gruppenseele« adoptiert habe. Sogar die Formel vom »Mann ohne Eigenschaften« wurde auf ihn angewendet, welche ihm jedoch – mit Blick auf Ulrich, dem »Mann ohne Eigenschaften« Musils – ein etwas zu großes intellektuelles Volumen zuweist4.
© 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Der Held und sein Umgang mit Menschen und Worten Schnitzler selbst dürfte von seinem Leutnant nicht so schlecht gedacht haben, da er ihm 1931 zubilligte, »ein ganz netter, nur durch Standesvorurteile verwirrter Bursch« zu sein, der »mit den Jahren gewiß ein tüchtiger und anständiger Offizier werden dürfte«.5 Auch vereinzelte Urteile in der Rezeption um 1900 billigen dem Autor zu, den Charakter des Leutnants dem Leser so nahe gebracht zu haben, dass man für ihn Sympathie empfinden könnte.6 Eine Interpretation, die sich an der bassesse des Charakters orientiert, läuft doch Gefahr, die Vielschichtigkeit des Textes zu unterschlagen und die – gewiss wichtige militärkritische Note – zum alleinigen thematischen Zentrum des Textes zu machen. Vor allem maßt sich der Interpret in einem solchen Verfahren die Rolle des Sittenrichters an, um über die moralische Verfassung des Helden zu befinden. Und diesen hat der Autor mit weitaus mehr Eigenschaften ausgestattet, als eine Charakteranalyse zulässt, die sich allein an ethischen Perspektiven orientiert. Entscheidend allerdings für die komplexe Anlage der Geschichte ist die Wahl des inneren Monologs, ein Gestaltungsmittel, zu dessen Verwendung die Erzählung Les lauriers sont coupés (1887) von Edouard Dujardin den Anlass gab und die Schnitzler in der Ausgabe von 1897 gelesen haben dürfte.7 Mit dieser Erzählung des französischen Autors verbindet Schnitzlers Novelle – sieht man von der Technik des inneren Monologs ab – sehr wenig; vor allem wurde Leutnant Gustl als das erste Beispiel in der deutschsprachigen Literatur ungleich bekannter, und das wiederum dürfte nicht zuletzt in der Wirkung des Sujets begründet sein, das den Keim zu einem Skandal in sich trug. Im Unterschied zu Dujardin versucht Schnitzler, den Charakter seiner Helden psychologisch nuanciert vor dem Leser aufzubauen, und nicht nur dies: Er liefert zugleich mit der Einsicht in die seelische Verfassung des Helden auch ein exaktes Bild © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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der Gesellschaft, die Gustl prägt. Die präzise Verschränkung eines Psychogramms mit einem Soziogramm ist nur der gewählten Gestaltungsform zu verdanken, die auf engstem Raum den Leser mit einer Fülle von Daten versorgt, die über Gustls Herkunft, seine Lebensgewohnheiten und seinen Umgang Auskunft geben. Verzichtet wird dafür auf das Erzählen im engeren Sinne: Die Erzählinstanz, von der aus die Fülle des Stoffes disponiert werden könnte, ist eliminiert, und mit ihr auch so gut wie ganz das epische Präteritum, denn was als erzählerisches Fließen gelten könnte, tritt so gut wie gar nicht in Erscheinung, und selbst Gustl wird kaum die Möglichkeit gegeben, sich je seines Lebens und seiner Erfahrungen erzählerisch zu vergewissern. Wenn er von Vergangenem spricht, dann besorgt er dies im kolloquialen Perfekt. Und dabei sehnt er sich geradezu danach, von sich erzählen zu können; er phantasiert von seinem Begräbnis und zeigt, wie er sich selbst als Objekt einer Erzählung begreift: »mir ist immer, als wenn ich mir eine Geschichte erzählen möcht’« (217).8 Seine Vergangenheit scheint aufgesplittert in eine Fülle einzelner Daten, die dem Leser zwar sehr viel über die Person des Helden im Detail mitteilen, aber doch dafür sorgen, dass das biographische Schema zugunsten einer Serie diskontinuierlich dargebotener Fakten aus seinem Leben suspendiert ist, die gleichsam in einer Projektion auf der Ebene des inneren Monologs aufscheinen; aus ihnen lässt sich wiederum eine Art Entwicklungsroman mit Störungen oder ein Charakterbild mit weißen Flecken rekonstruieren. Durch die gezielt rudimentäre Auswahl an biographischen Informationen wird die Kombinationskraft des Lesers immer wieder stimuliert, zugleich werden diese auch anhand der so dramatischen Situation, in der sich Gustl nach dem Zwischenfall mit dem Bäcker befindet, ständig relativiert, so dass sich von einer Entepisierung sprechen lässt, wodurch die Konfliktsituation schärfere Konturen gewinnen soll. Der Verzicht auf jegliche epische Distanz gibt jedoch allen erinnerten und im Selbstgespräch heraufbeschworenen Erinnerungsdetails im Angesicht des © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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bevorstehenden Todes eine neue Bedeutung. Da lässt sich zunächst die Familiengeschichte rekonstruieren: »An Zuhaus wird nicht gedacht, Gustl, verstanden? – nicht mit dem allerleisesten Gedanken« (220). Solche Ermahnungen an ihn selbst nutzen nicht viel, denn immer wieder kreist die Rede um die Familie (223), um die prekäre ökonomische Situation, in der sich die Eltern befinden, sowie um die Schwester Klara, die bereits achtundzwanzig Jahre alt und noch unverheiratet ist (209, 223); Gustl hat die Kadettenschule besucht, nachdem er offenkundig vom Gymnasium geflogen ist (211), worin auch die Ursache für seine hartnäckigen Ressentiments gegen akademisch Gebildete zu vermuten ist. Seine Identität hat er durch die Uniform erhalten: »Wenn ich mich so erinner’, wie ich das erstemal den Rock angehabt hab’, so was erlebt eben nicht ein jeder« (211). Bezeichnenderweise blitzt dieses Erinnerungsdetail genau nach der Stelle auf, da er sich seines Abgangs von der Schule erinnert. Eng hängt damit wiederum die Situation zusammen, in der Gustl sich noch während des Konzertbesuches befindet: Er hat einen Mann, den »Doktor«, gefordert, der sich über den Idealismus der Soldaten despektierlich geäußert hatte. Zu alledem hat Gustl wieder vor kurzem Spielschulden gemacht, und die Familie ist kaum in der Lage, ihm beizuspringen. So ergibt sich aus diesen vereinzelten Erinnerungsdetails ein weit verzweigtes Netz inhaltlicher Bezüge, die sich allesamt dem Leser mit einem teils größeren, teils geringeren Aufwand an Kombinationen erschließen. Es scheint fast, als hätte Schnitzler den ganzen Motivvorrat, auf dem sein erzählerisches und dramatisches Werk gründet, auf engstem Raume untergebracht; ein kurzer Hinweis genügt, um im Leser alle weiteren Implikationen der jeweils angesprochenen inhaltlichen Momente bewusst zu machen. In der Präsentation durch den inneren Monolog wirkt die Anordnung des Erzählmaterials zwar beliebig, da sie dem Assoziationsstrom zu gehorchen scheint, tatsächlich aber lässt sich mit Grund von einer höchst »kunstfertige[n] Chaotisierung« sprechen, wodurch sich auch der Unterschied zum © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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psychoanalytischen Diskurs ergibt, da es nicht um die »widerständige [. . .] Reflexion der eigenen Biographie mit dem Ziel einer Rekonstruktion der in ihr abgespaltenen, aber krankhaft wirksam gebliebenen Erfahrungselemente« geht.9 Viel eher scheint Gustl den eigenen Standpunkt als vernünftig und gesund darzustellen; seiner vermeintlichen Überlegenheit über die andern verleiht er immer wieder Ausdruck, und wo diese nicht gegeben zu sein scheint, schlägt ein unangenehm aggressiver Ton durch, mit dem er sich der Analyse seiner Befindlichkeit zu entziehen vermag. Besonders deutlich sind die antisemitischen und antisozialistischen Ausfälle, die er durch seinen Patriotismus für gerechtfertigt hält. Kennzeichnend ist es, dass Gustl, ehe es zur Forderung kam, die Provokationen seines Duellgegners mit der Erzählung von einem »patriotischen Fest« erwidert habe (211). Gegen Ende bedauert Gustl, dass er nicht »auf dem Felde der Ehre« fallen könnte, sondern einen so sinnlosen Tod sterben müsste. Dies ist übrigens die einzige Stelle, an der so etwas wie ein Reflex aus der österreichischen Geschichte – und zwar die Annexion Bosniens und der Herzegovina – zu erkennen ist. »[. . .] der Oberstleutnant hat neulich g’sagt: Wie wir im 78er Jahr unten waren, hätt’ keiner geglaubt, daß uns die einmal so parieren werden! . . . Herrgott, bei so was hätt’ ich dabei sein mögen« (232). Gustl sieht sich einer feindlichen bürgerlichen Welt gegenüber, die offenkundig alle Bereiche außer der Familie und dem Militär zu dominieren scheint. Die zivile, vor allem die akademische Sphäre ist ihm fremd, und er reagiert darauf mit Verachtung. Schon durch die Namengebung wird erkennbar, wie beschränkt Gustls Horizont ist. Die bürgerliche und Gustl kaum zugängliche Gesellschaft bleibt fast durchwegs anonym. Hingegen scheinen über vierzig Familiennamen aus dem militärischen Bekanntenkreis in Gustls innerem Monolog auf, allerdings die meisten dürfen sich nur einer Erwähnung erfreuen, sieht man einmal von Kopetzky ab, der aber als Figur kaum Konturen annimmt. Aneinander gereiht lesen sich diese Namen wie das Register eines k.u.k. © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Regimentes und spiegeln dessen ethnische Vielfalt wider. Der Anzahl nach würde dieses Personal für einen mittleren Roman reichen, so dass die Novelle in dieser Hinsicht wie das Konzentrat eines umfänglicheren epischen Werkes anmutet. »Ob so ein Mensch Steffi oder Kunigunde heißt, bleibt sich gleich«, meint Gustl (226), und daher müssen sich die weiblichen Bekannten und Verwandten mit dem Vornamen begnügen, so die Schwester Klara (223), die Freundinnen Etelka (209), Anna (223), Adel[e] (230) und Steffi (209), deren Schicksal es sein soll, die Letzte in dieser vermutlich nur auszugsweise mitgeteilten Serie zu sein. Der Name einer »Tanzsängerin« ist ihm einfach entfallen (208). Bezeichnenderweise verfügen der Diener Johann (226) und der Kellner Rudolf (235) nur über einen Vornamen, und der ominöse Bäcker bleibt vorerst anonym; als aber der Kellner Rudolf ihn mit der Nachricht überrascht, dass dieser tot ist, wird der Name Habetswallner mitgeteilt (234). Nun, da er nicht mehr schaden kann, wird er zum namentlich Vertrauten. Für die feindliche Welt gilt das physiognomische Vorurteil; so der Duellgegner: »Muß übrigens ein Jud’ sein! Freilich, in einer Bank ist er, und der schwarze Schnurrbart« (208). »O, die Nase! – Jüdin . . . Noch eine . . . Es ist doch fabelhaft, da sind auch die Hälfte Juden . . . Nicht einmal ein Oratorium kann man mehr in Ruhe genießen« (212). Während des Oratoriums taxiert Gustl seine Umgebung; die Blickkontakte sind der verbalen Kommunikation fast gleichwertig, und für diese verfügt er über einen eigenen Jargon, dessen arrogante wie saloppe Vertraulichkeit sich im Diminutiv ausdrückt: Schon im Diminutiv seines Namens verrät sich die oberflächliche Kameraderie, und er selbst hat die Verkleinerungsform für das, was weiblicher Herkunft ist, parat: Steffi hat ihm ein »Brieferl« geschrieben (208); es hätte etwas für sich, »gleich ein hübsches Weiberl zu Haus vorrätig zu haben« (212); Klara ist sein »Schwesterl« (223); ein Mädchen, das Gustl in den Morgenstunden auf seiner Wanderung sieht, hat ein »liebes G’sichtel« (233), und zum guten Ende will er noch ein »Zigarrl« rauchen (231, 236). © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Flotte Formulierungen helfen ihm, sich ironisch von allen ernsten Anfechtungen zu distanzieren und den Schein der Situationsmächtigkeit herzustellen. »Blödist« (213) und »Fallot« (228) gehören diesem Jargon an. Der Gedanke an das Duell beschäftigt ihn von Beginn, allerdings verpackt er die Angst in rhetorische Figuren: »Ja, übermorgen bin ich vielleicht schon eine tote Leiche!« (207) Und seiner Zukunft im Grabe vermag er auch etwas Positives abzugewinnen: »Ob sie mich nach Graz überführen? Haha! da werden die Würmer in Graz eine Freud’ haben!« (225) Nach dem guten Ende der bösen Geschichte verabschiedet sich Gustl vom Leser mit einer kulinarischen Metapher, deren Brutalität aus demselben Stoff wie in Hassgesängen von 1914 ist. Er droht seinem Duellgegner: »Ich bin grad’ gut aufgelegt . . . Dich hau’ ich zu Krenfleisch!« (236)
Der verschlampte Ehrenkodex Das Schicksal hat es wieder gut mit Gustl gemeint; die Erfahrungen dieser einen und vermeintlich letzten Nacht aber haben keine kathartische Wirkung hervorgebracht: Gustl verhält sich so, wie wir ihn zu Beginn kennen gelernt haben, und, wie sein Jargon erkennen lässt, ist er noch schneidiger geworden. So gesehen ist der Bäckermeister umsonst gestorben; es wird alles beim Alten bleiben. Was Gustl im nächtlichen Selbstgespräch über sich in Erfahrung bringen konnte, ist vergessen; auch der radikale Ehrenstandpunkt, den er eingenommen hat, scheint relativiert. Denn Gustl weiß, dass er sich auf jeden Fall entleiben muss; er nimmt in seinen Gedanken mit einem in seiner Lage verständlichen Todeswunsch auch das Ende der Geschichte vorweg: »Und wenn ihn [sc. den Bäckermeister] heut nacht der Schlag trifft, so weiß ich’s . . . ich weiß es . . . und ich bin nicht der Mensch, der weiter den Rock trägt und den Säbel, wenn ein © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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solcher Schimpf auf ihm sitzt!« (218) Aber von dieser Hypothek findet sich am Ende keine Spur; der Wille zum Leben hat gesiegt, und der Tod des Bäckermeisters erscheint als »Mordsglück« (235). »Die Hauptsach’ ist: er ist tot, und ich darf leben, und alles g’hört wieder mein!« (236) Er hat nur noch ein Empfinden für die grotesk-komische Situation, in der er sich befindet: Er isst die Semmel, die der Bäckermeister noch vor seinem Tod gebacken hat: »Schmeckt mir ganz gut, Herr von Habetswallner!« (236) Einen Bürger als Edelmann anzureden, war im Wien des 19. Jahrhunderts Signal ironischer Vertraulichkeit, die sich der Bäckermeister von dem, den er einen »dummen Buben« (213) geheißen hatte, nun nach dem Hinscheiden gefallen lassen muss. Aber am Ende deutet nichts darauf hin, dass Gustl der »Schimpf« noch bewusst ist, mit dem er nicht weiterleben zu können meinte. Die Annahme, dass Schnitzler hier eine Inkonsequenz unterlaufen wäre, ist nahe liegend, noch näher aber liegt die Annahme, dass damit viel eher durch den Autor indirekt und ohne überhaupt Worte zu machen, Gustls Inkonsequenz markiert werden soll.10 Indem Gustl diese Erinnerung an die Unerschütterlichkeit löscht, mit der er das Todesurteil annahm, tilgt er auch die Ambivalenz, mit der sein Charakter in dem ganzen inneren Monolog sich darstellte. Zugleich wird auch der Ehrenkodex fragwürdig, dem er sich zu unterwerfen genötigt sah. Ohne Bedenken entscheidet Gustl sich für das Weiterleben, und dadurch wird auch die Scheinhaftigkeit dieser Moral evident, in deren Zeichen Menschen ihr Leben einem Ehrbegriff opfern müssen, der im Geheimen ohne weiteres gebrochen werden kann. Die Funktion des Duells in der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich hat Klaus Laermann mit Blick auf Schnitzler ausführlich dargestellt. Auch wenn das Duell untersagt und unter Strafe gestellt war, so galt für den Bereich des Militärs doch ein anderer Ehrenkodex, der für die Unterlassung eines Duells schwerere Sanktionen vorsah als für dessen Durchführung. Es diente der Klassendistinktion und sicherte dem Militärstand eine Form der rigiden Besonderheit © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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und war faktísch »um 1900 eine bis in kleinste Einzelheiten geregelte Institution der extralegalen Rechtsfindung«.11 Wie sehr Gustl die Praxis im Umgang mit dem Duell verinnerlicht hatte, geht aus seinen Erwägungen deutlich hervor: Einerseits blickt er dem Duell mit dem »Herrn Doktor« mit einer gewissen Wonneangst entgegen, andererseits weist er nach dem Konflikt mit dem Bäckermeister alle Gedanken, den Militärdienst zu quittieren und nach Amerika auszuwandern (224 f.), mit Entschiedenheit zurück. Diesem rigorosen Ehrenstandpunkt steht komplementär das bemerkenswert offene Eingeständnis gegenüber, dass ihm außerhalb der Armee kaum eine Karrieremöglichkeit offen stünde: »du bist ja viel zu dumm, um was anderes anzufangen – und wenn du hundert Jahr alt wirst« (225). Zwar gerät Gustl sehr nah an die Einsicht heran, dass dieser Ehrenkodex eine durchwegs fragwürdige Angelegenheit ist; aber er akzeptiert dessen kategorische Forderungen immer dann, wenn sich Zweifel in ihm regen: »nein, zu überlegen ist da gar nichts« (225). Er klagt über das Los der Offiziere, die stets auf ihre Haltung achten müssen: »So ein Kerl kann sich auf offener Straße prügeln lassen, und es hat keine Folgen, und unsereiner wird unter vier Augen insultiert und ist ein toter Mann« (228). Dass Gustl sich in diese harten Regeln fügt, hat nicht zuletzt seinen Grund darin, dass er sich in diesen geborgen und seiner Identität sicher fühlt. Er spürt, wie sehr er diese gefährdet, je mehr er sich durch seine Spekulationen von dem Halt entfernt, den ihm der Offiziersstatus zu gewähren scheint. Da wird ihm zusehends die eigene Nichtigkeit bewusst: Den familiären Bindungen fehlt der Tiefgang, tiefe Skepsis gegen ihn selbst erfüllt ihn, manchmal graust ihm vor ihm selber (227), und zuletzt stellt er sich selbst ein vernichtendes Urteil aus: »Viel wert bist du ja nie gewesen, so benimm dich wenigstens anständig zu guter Letzt, das verlang’ ich von dir!« (230) Der Umgang mit den Kameraden vermag ihn vor der Einsamkeit nicht zu schützen: »Wer meint’s denn sonst gut mit mir? – Außerm Kopetzky könnt’ ich allen gestohlen werden« (224, auch 227). Zudem plagt ihn der © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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démon ennui des Décadent, alles, selbst das bevorstehende Duell ist ihm, wie er sich einzureden versucht, »egal« (210), eine Liebschaft ist ihm zu »fad« geworden (227). Der Dienst offenbart sich als ein leeres Ritual, dem er leidenschaftslos nachgeht. Lediglich sadistische Anwandlungen bringen ein wenig Abwechslung. »Na, in mein Regiment sollt’ er nicht zur Waffenübung kommen«, droht er dem Duellgegner, der auch Reserveoffizier ist (208). Zwar sieht sich Gustl am liebsten durch die strengen Vorschriften der Militärkaste definiert, aber in der Grenzsituation, in die er sich durch seine sinnlose Aggressivität selbst hineinmanövrierte, werden palimpsestartig Züge eines Charakters erkennbar, die offenkundig von dem strengen Reglement des Ehrenkodex überschrieben wurden. Ob Schnitzler nun einen von inneren Konflikten zerrissenen Charakter zeichnen wollte,12 scheint zweifelhaft, gewiss erlaubt jedoch die Form des inneren Monologs eine Diagnose, die von einer einseitigen Verurteilung wegführt. Auf dem engen Raum der Erzählung war es so gut wie unmöglich, Entwicklung des Helden vorzuführen, doch ergibt sich aus den vielen inkohärenten Ansichten und Äußerungen Gustls sehr deutlich, dass seine ursprünglichen Anlagen durch die militärische Erziehung völlig verformt wurden.13 Und die durch die radikalisierte Subjektivität des inneren Monologs vermittelte Kritik trifft nachhaltiger, als es die Satire oder eine Analyse des Status quo der Armee vermöchten. Schnitzler hat das Konstrukt, mit dem die Armee ihren Angehörigen in den letzten Jahren der Habsburger Monarchie eine Identitätsstütze zu geben suchte, von innen aufgebrochen und am Fall des Leutnants Gustl zu zeigen versucht, wie sexuelle Wunschträume und Minderwertigkeitsgefühle, Aggression und Verzweiflung, Gedankenlosigkeit und schonungslose Selbsterkenntnis in einem Kopfe Platz haben und untrennbar miteinander verbunden sind. Gerade indem der Blick auf die Gesellschaft durch Einengung auf die Sicht Gustls reduziert wird, muss der Held nicht auf eine Type reduziert werden. Sein inkonsistenter Charakter kann in seinen © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Widersprüchlichkeiten erfasst werden, die wiederum, da es sich bei einem Leutnant um »den bedeutsamen Sozialcharakter seiner Zeit« handelt,14 eine repräsentative Funktion nicht nur für den Zustand der Armee, sondern auch für den allgemeinen Umgang mit Wertvorstellungen erhalten und somit den Tatbestand einer Provokation erfüllten, die weit über den Offiziersstand hinausreichte.
Komik im Angesicht des Todes Der Schluss mag befremden: Nach der scharfsichtigen Analyse eines Individuums wie auch seiner gesellschaftlichen Situation, wirkt er wie eine billige Pointe, von der sich zum Ausgangspunkt des Ganzen zurückkehren lässt, so als ob nichts vorgefallen wäre. Versteht man die Ereignisfolge indes – wie sich dies auch bei anderen Texten Schnitzlers empfiehlt – als eine Versuchsanordnung, um das Verhalten einer Figur unter bestimmten Bedingungen zu testen, so lässt sich das Ende als deren raffinierte Aufhebung lesen. Schon mit dem Beginn ist diese Experimentalsituation gegeben: Gustl denkt an das Duell am nächsten Tag und damit an den möglichen Tod. »Ja, übermorgen bin ich vielleicht schon eine tote Leiche!« merkt er zu Beginn leichtfertig an (207). Durch den Konflikt mit dem Bäcker werden die Bedingungen verschärft: Dem Helden wird schockartig bewusst, wie ernst es wird und wie er nun jede Handlung mit dem Tod in Beziehung zu setzen hat. Die Art, wie Gustl den Ablauf der Zeit reflektiert, erhält somit eine neue Qualität. Und da er überzeugt ist, Hand an sich legen zu müssen, beginnt er auf die Stunden zu achten: Der Leser begleitet Gustl durch etwas mehr als acht Stunden bis sechs Uhr morgens, da er das Café betritt. Und die Regie des Autors sorgt dafür, dass der Leser ziemlich genau über die Uhrzeit in dieser lauen Nacht Bescheid weiß und er der Präzipitation der Vorgänge auf das Ende hin zu folgen © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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vermag. Die Situation erscheint als Folge einer Reihe zufälliger Fügungen: Seine Freundin Steffi hat ihn für diesen Abend versetzt, worauf er eine Karte für das Oratorium von seinem Freund Kopetzky angenommen hat. Und die fatalen Konsequenzen dieses Zufalls werden durch einen anderen Zufall, und zwar den Tod des Bäckers, glücklich gewendet. Mit gutem Grund hat Martin Swales auf die »comic discrepancy« in diesem Text aufmerksam gemacht, die sich zwischen den überspannten Ehrvorstellungen und dem simplen Lebenswunsch des Leutnants ergibt.15 Der große Ernst, der sich durch die Todesnähe einstellen müsste, wird immer wieder durch die simplen Assoziationen unterbrochen. Alles, was Gustl erlebt, wird angesichts des Endes relativ, doch vergisst er dieses immer wieder. Er muss sich stets in Erinnerung rufen, dass er zur Pistole im »Nachtkastelladel« (230) greifen muss: »Oho, bin ich vielleicht deshalb so ruhig, weil ich mir noch einbild’, ich muß nicht?« (231) »Ha! mir scheint, das Sterben macht blöd!« denkt er sich in der Kirche, er merkt, wie er nur mit seinen Gedanken spielt und den Ernst der Situation verkennt. Für metaphysische Spekulationen bleibt kein Raum, die Gedanken haken sich an Banalitäten fest; statt an die letzten Dinge zu denken, registriert er die »letzten Straßenkehrer« seines Lebens (228). Je näher die Todesstunde rückt, umso laxer verfährt Gustl mit den Terminen: »Na, es hat’s mir ja keiner g’schafft, daß ich’s um sieben tu’« (232). Gegen das Ende zu wird die Ironie, mit der der Held sich von sich selbst distanziert, immer nachhaltiger, und damit auch der komische Kontrast zwischen seinem Anspruch, dem Ehrenkodex zu genügen, und seinen höchst irdischen und diesseitigen Gedanken und Beobachtungen. Den Höhepunkt dieser Komik im Angesicht des Todes bietet die Schlussszene, allerdings ist es da nicht Gustls Tod, sondern der Tod des Bäckermeisters Habetswallner, der die dunkle Folie für die Groteske des Finales abgibt. Die von Schnitzler perfekt durchgehaltene Ambiguität zwischen Tragik und Komik endet jedoch nicht mit der © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
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Szene im Café, sondern soll über den offenen Schluss hinaus anhalten. Denn wenn Gustl sich forsch anschickt, seinem Gegner im Duell zuzusetzen, so bleibt doch ungesagt, ob nicht vielmehr dieser ihn zu »Krenfleisch« (236) hauen könnte. Wie in Schnitzlers später, auch im inneren Monolog gehaltenen Erzählung Fräulein Else (1924) ist der offene Schluss das sublime Signal, mit dem sich der Autor, seine Überlegenheit gegenüber der Hauptfigur und dem Leser andeutend, verabschiedet. Er entlässt Gustl und den Leser, indem er sie in der trügerischen Sicherheit wiegt, dass die Dinge ihren Gang nun nach Plan gehen könnten, dass aber hinter allem sehr wohl auch der Tod lauert. Gustl hat erfahren müssen, wie es einem Menschen im Angesicht des bevorstehenden Endes ergeht, und dies erfolgt in extremer Verdichtung. Um diese zu erzeugen, bemühte Schnitzler die fatalen Verstrickungen, die sich aus dem widersinnigen Ehrbegriff des Militärs ergaben. Die Kritik an diesem Ehrbegriff in Koppelung mit dem inneren Monolog offenbart sich so als ein Vehikel, das vortreffliche Dienste für die Herstellung einer Situation leistet, die den Leser in ihren Bann zieht, selbst wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, denen sie ihre Brisanz dereinst verdankte, längst historisch geworden sind und kein Ehrenrat sich zum Einschreiten veranlasst sieht.
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Literaturhinweise Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Novelle. In: Neue Freie Presse. Wien, Dezember 1900. – Lieutenant Gustl. Novelle. Mit Ill. von M. Goschell. Berlin: S. Fischer, 1901. – Gesammelte Werke. 5 Bde. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1961–67. – Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 1967 [u. ö.]. – Leutnant Gustl. In: Das erzählerische Werk. Bd. 2. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag, 1977. (Gesammelte Werke in Einzelausgaben.) S. 207–236. – Gesammelte Werke in Einzelbänden. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1981. Alexander, Theodor W. / Beatrice W.: Schnitzler’s Leutnant Gustl and Dujardin’s Les lauriers sont coupés. In: Modern Austrian Literature 2 (1969) S. 7–15. Baumann, Gerhart: Arthur Schnitzler. Die Welt von Gestern eines Dichters von morgen. Frankfurt a. M. / Bonn 1965. Ekfelt, Nils: Schnitzler’s Leutnant Gustl: Interior Monologue or Interior Dialogue? In: Sprachkunst 11 (1980) S. 19–25. Janz, Rolf-Peter / Laermann, Klaus: Arthur Schnitzler: Zur Diagnose des Wiener Bürgertums im Fin de siècle. Stuttgart 1977. Jäger, Manfred: Schnitzlers Leutnant Gustl. In: Wirkendes Wort 15 (1965) S. 308–316. Kaiser, Erich: Arthur Schnitzler, Leutnant Gustl und andere Erzählungen. Interpretation. München 1997. Kunz, Ulrike: »Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit«. Ästhetizistischer Realismus in der europäischen Décadenceliteratur um 1900. Hamburg 1997.
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Lindken, Hans Ulrich: Interpretationen zu Arthur Schnitzler. Drei Erzählungen. München 1970. S. 76–99. Scheible, Hartmut: Arthur Schnitzler. Reinbek bei Hamburg 1976. Schinnerer, Otto P.: Schnitzler and the Military Censorship. Unpublished Correspondence. In: The Germanic Review 5 (1930) S. 238–246. Swales, Martin: Arthur Schnitzler. A Critical Study. Oxford 1971. Urbach, Reinhard: Schnitzler-Kommentar zu den erzählenden und dramatischen Werken. München 1974.
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Anmerkungen 1
Zit. nach: Otto P. Schinnerer, »Schnitzler and the Military Censorship. Unpublished Correspondence«, in: The Germanic Review 5 (1930) S. 238–246, hier S. 242 f. 2 Vgl. Reinhard Urbach, Schnitzler-Kommentar zu den erzählenden und dramatischen Werken, München 1974, S. 104 f. 3 Zu den Urteilen der Interpreten vgl. Nils Ekfelt, »Schnitzler’s Leutnant Gustl: Interior Monologue or Interior Dialogue?«, in: Sprachkunst 11 (1980) S. 19–25. 4 Zu diesen Formulierungen vgl. Gerhart Baumann, Arthur Schnitzler. Die Welt von Gestern eines Dichters von morgen, Frankfurt a. M. / Bonn 1965, S. 9 und 25. 5 Vgl. Klaus Laermann, Leutnant Gustl, in: Rolf-Peter Janz / Klaus Laermann, Arthur Schnitzler: Zur Diagnose des Wiener Bürgertums im Fin de siècle, Stuttgart 1977, S. 130. 6 Vgl. Schinnerer (s. Anm. 1) S. 243. 7 Theodor W. und Beatrice W. Alexander, »Schnitzler’s Leutnant Gustl and Dujardin’s Les lauriers sont coupés«, in: Modern Austrian Literature 2 (1969) S. 7–15. 8 Im Text beziehen sich die Zahlen in runden Klammern auf folgende Ausgabe der Erzählung: Arthur Schnitzler, Leutnant Gustl, in: A. S., Das erzählerische Werk, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1977, S. 207–236. 9 Laermann (s. Anm. 5) S. 129. 10 Einer der wenigen Hinweise auf diesen Widerspruch findet sich bei Martin Swales, Arthur Schnitzler. A Critical Study, Oxford 1971, S. 110: »Even if the baker were to die [. . .] he, Gustl, in his innermost being would know that he was tainted, would know that suicide is the only honourable course left open to him. [. . .] And yet, right at the end of the story, without his ever admitting it – or indeed realizing it – Gustl has changed his attitude completely.« © 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.
Wendelin Schmidt-Dengler Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl
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Vgl. Klaus Laermann, Zur Sozialgeschichte des Duells, in: Rolf-Peter Janz / Klaus Laermann, Arthur Schnitzler (s. Anm. 5), S. 137. 12 So Ekfelt (s. Anm. 3) S. 19. 13 Vgl. Ekfelt (s. Anm. 3) S. 25: »The point Schnitzler makes is that the military creates such warped, unfeeling robots from ordinary men, or worse yet from boys, who might otherwise develop into true human beings, into men who not only bleed when they are shot, but who also cry when they are alone and afraid.« 14 Hartmut Scheible, Arthur Schnitzler, Reinbek bei Hamburg 1976, S. 80. 15 Swales (s. Anm. 10) S. 110 f.
© 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart. Erstdruck: Interpretationen. Erzählungen des 20. Jahrhunderts 1. Stuttgart: Reclam, 1996. (Reclams Universal-Bibliothek. 9462.) S. 21–37.
© 1996, 2001 Philipp Reclam jun., Stuttgart.