Mr. BRONX FRANK REYNOLDS New York Detective
Der letzte Auftrag Mord ist Gordons Geschäft - doch die Kugel für ihn ist ...
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Mr. BRONX FRANK REYNOLDS New York Detective
Der letzte Auftrag Mord ist Gordons Geschäft - doch die Kugel für ihn ist auch schon gegossen... Ein Krimi von Alfred Wallon
Politik ist ein schmutziges Geschäft – man hört immer wieder davon, dass einige Repräsentanten unseres Volkes ( sofern man sie überhaupt noch als solche bezeichnen kann ) ziemlich viel Dreck am Stecken haben. Und das Schlimme daran ist noch, dass solche Kerle einfach ganz selbstverständlich die Hand aufhalten und sich bestechen lassen. So was wie Moral und Charakter scheint es hier nicht mehr zu geben. Ich halte deshalb nicht mehr viel von Leuten dieses Schlages – erst recht, wenn sie kurz vor der Wahl gebetsmühlenartig immer wieder die gleichen Versprechungen machen. Obwohl sie wissen, dass sie nichts davon halten werden. Das Ironische an der ganzen Sache ist, dass es die Wähler eigentlich auch wissen. Und dennoch machen sie brav ihr Kreuzchen an der für sie vermeintlich richtigen Stelle. Wenn mich jemand auf politische Verhältnisse anspricht, reagiere ich ziemlich gereizt. Denn ich habe so meine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Senator sich vehement gegen die dunklen Machenschaften einiger einflussreicher Leute zu wehren versuchte. Dieser Mann gehörte zu der mittlerweile fast ausgestorbenen Sorte Menschen, denen man noch glauben und vertrauen konnte. Aber er stand anderen im Wege, und deshalb wollte man ihn eliminieren... ziemlich viel Mühe verbunden. Auf dem freien Platz vor der Rednertribüne hatten sich schon zahlreiche Anhänger des Senators versammelt, die genauso ungeduldig der Ankunft des beliebten Politikers entgegenfieberten wie die Leute vom Fernsehen. Alle wussten, dass genug Zündstoff für Presse und Fernsehen abfiel, wenn Joshua Nolan sprach. Das wusste auch der Mann auf der Parkbank. Er war ebenfalls gekommen, um
Der Mann, der von einer Bank aus die Menschenmenge im Central Park beobachtete, wirkte unauffällig. Schon seit mehr als einer Stunde wartete er ungeduldig auf das Auftreten des bekannten Senators Joshua Nolan, der heute im Central Park eine Rede halten wollte. Die Jungs von ABC und NBC mit ihren Kameras und Mikrofonen warteten ebenfalls schon recht ungeduldig, denn eine Live-Übertragung war immer mit
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dort gewissenlose Geschäftemacher versuchen, diese Menschen aus den Wohnungen und Häusern zu treiben. Diese Geldsäcke wollen alles abreißen und neue Wohnungen bauen. Aber ich frage euch, wer kann denn schon siebenhundert Dollar Miete im Monat zahlen? Ihr könnt es nicht, und das wissen diese Leute!“ Wieder klatschten die Zuschauer. Der Mann, der den Senator beobachtete, knirschte wütend mit den Zähnen als er dessen Worte vernahm. Was Nolan da anprangerte, das war Zündstoff, und zwar in hochgradiger Form. „Ich kenne eure Not, und ich weiß, wo euch der Schuh am meisten drückt!“ fuhr der Senator fort. „Ich sage euch, dass ich mich dafür einsetzen werde, dass die Machenschaften dieser gewissenlosen Kerle unterbunden werden. Ihr alle habt ein Recht auf eure Wohnungen. Ich verspreche, dass ich mich dafür einsetzen werde...“ Das reichte. Der Mann, der sich unter die Zuschauermenge gemischt hatte, wandte sich ab. Die anklagenden Worte des Senators hallten in seinen Ohren wider. Hastig eilte er auf den Ausgang des Central Parks zu. Die Telefonzelle neben dem schmiedeeisernen Tor war sein Ziel. Aufgeregt wählte er eine Nummer und wartete ab, bis sich der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung meldete. „Verbinden Sie mich mit dem Boss!“ sagte er, und seine Stimme klang dringend. Die Sekretärin erkannte ihn und stellte ihn auch sofort durch. Als der Mann seinen Boss an der Strippe hatte, erstattete er ihm sofort Bericht. Als der andere die Worte des Mannes vernahm, war ein heftiges Keuchen in der Leitung zu hören. „Dieser Schweinehund!“ erklang es wütend. „Dafür soll er büßen. Sie haben Vollmacht, alles Weitere zu veranlassen. Gehen Sie so vor, wie wir es gestern besprochen haben. Rufen Sie von einem öffentlichen Gebäude aus an. Ich will ganz sichergehen, verstanden?“ „Selbstverständlich, Sir“, beeilte sich der
sich den Senator anzuhören. Sein Boss hatte ihn beauftragt, Nolan genau zu beobachten und dann Entsprechendes zu veranlassen. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich ein schwarzer Buick auftauchte, der sich langsam seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Als die Leute zu jubeln anfingen, wusste der Mann, dass Senator Joshua Nolan angekommen war. Er erhob sich und schlenderte hinüber auf die Rednertribüne zu. Die Ansprache des Politikers wurde per Mikrofon übertragen, so dass es jeder hören konnte. Der Mann blieb in einer der hinteren Reihen stehen und wartete ab. Unter dem Beifall Hunderter von Zuschauern stieg Joshua Nolan aus dem Auto und hielt auf das Podest zu. Begleitet wurde er von einigen unauffällig gekleideten Männern. Seinen Leibwächtern! Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob er es tatsächlich wagt, dachte der Mann unter den Zuschauern. Wenn er es tut, dann bekommt er seine Quittung! Der beliebte Senator hatte Mühe, die Beifallsrufe seiner zahlreichen Anhänger zu stoppen. Er hob beide Hände, um sich Gehör zu verschaffen, und dabei setzte er das Lächeln auf, das ihn bei den einfachen Menschen so populär gemacht hatte. Joshua Nolan war ein Mann des Volkes, der sich für Minderheiten einsetzte, und in der Bronx und Harlem hatte er Hunderte von Wählern. „Liebe Freunde!“ erschallte jetzt seine Stimme durch den Park. „Ich freue mich, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Es ist doch ein deutlicher Beweis dafür, dass die Macht des Volkes nicht zu unterschätzen ist!“ Beifall brandete auf, der jedoch rasch wieder abebbte, als der Senator weiter sprach. „Wie ihr alle wisst, habe ich erfahren, dass es im Bezirk Riverdale Grund zur Unruhe gibt. Ich habe Briefe von Leuten erhalten, die sich darüber beschweren, dass
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„Wollen Sie zwanzigtausend Dollar oder nicht?“ unterbrach ihn der andere. „Wenn nicht, dann betrachte ich dieses Gespräch als beendet, Mister.“ „Okay!“ sagte der Mann nach einer kurzen Pause. „Ich werde kommen. Wie erkenne ich Sie im Restaurant?“ „Gehen Sie auf einen der Ecktische zu und sagen Sie, dass Sie solche Plätze bevorzugen, falls jemand dort sitzt. Alles Weitere werden Sie dann sehen. Also dann bis morgen Abend, Mr. Gordon!“ Der Mann in der Telefonzelle legte den Hörer auf. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, als er die große Halle verließ und hinaus auf die Straße ging. Bis jetzt hatte alles wunderbar geklappt. Der Fisch hatte den Köder geschluckt und war neugierig geworden. Der Mann war ganz sicher, dass der andere die zwanzigtausend Bucks nicht in den Wind schrieb. Er würde morgen Abend im Restaurant des Empire sein - das war so sicher wie das Amen in der Kirche. In diesem Augenblick nahm ein groß angelegter Plan seinen Lauf. Senator Joshua Nolan war ins Schussfeld geraten, ohne dass es der Politiker ahnte. Zufrieden ging der Mann davon. Sein Boss würde sehr erfreut sein, wenn er ihm die neuesten Nachrichten überbrachte. Augenblicke später war er im Zugang zur Subway untergetaucht...
Mann, seinem Boss zu versichern. „Sie können sich darauf verlassen, dass ich alles in Ihrem Sinne regeln werde. Ich melde mich sofort wieder bei Ihnen.“ Der Mann verließ die Telefonzelle und ging zur nächsten Subway Station. Von dort aus fuhr er bis zum Broadway und gelangte so zum Empire State Building. In der Empfangshalle befanden sich etliche Telefonkabinen. Eine davon betrat er jetzt. Der Mann zog einen Zettel mit einer Telefonnummer aus der Tasche, den er schon seit einigen Tagen bei sich trug. Erst jetzt war ihm klar, dass der Plan kompromisslos durchgeführt werden musste. Es gab kein Zurück mehr! Aufgeregt wählte er die Nummer auf dem zerknitterten Zettel. Es rauschte und knackte in der Leitung, denn es war ein Ferngespräch nach Chicago. Endlose Sekunden vergingen, bis jemand am anderen Ende den Hörer abhob. „Ja?“ Die Stimme klang hart und gefühllos. „Spreche ich mit Ray Gordon?“ erkundigte sich der Mann im Empire State Building, und er fingerte nervös an seiner Hornbrille herum. „Was wollen Sie?“ „Ich habe einen Auftrag für Sie. Einen Auftrag, den nur Sie erledigen können.“ Für einen Moment schwieg der Mann in Chicago. „Woher haben Sie meine Nummer?“ fragte er dann. „Wer sind Sie?“ „Das werden Sie alles erfahren, wenn Sie in New York sind“, antwortete der Mann in der Telefonzelle. „Für Sie ist morgen Abend im New York Penta Hotel ein Zimmer auf den Namen Donald Marviti reserviert. Sie nehmen morgen früh die erste Maschine. Sobald Sie im Hotel sind, warten Sie bis zum Abend ab. Dann gehen Sie zum Empire State Building. Im einundvierzigsten Stock gibt es ein gutes Restaurant. Dort bekommen Sie weitere Instruktionen. Haben Sie das verstanden?“ „Ja“, erklang es in Chicago. „Aber ich weiß immer noch nicht, um was es geht und...“
* Pünktlich um zehn Uhr morgens setzte die Boeing 747 der TWA auf dem La Guardia Airport in New York auf. Fünf Minuten später verließen die ersten Passagiere die Maschine und eilten hinüber zur Abfertigungshalle um ihr Gepäck in Empfang zu nehmen. Unter den Fluggästen befand sich ein Mann, der nur einen schmalen, länglichen Koffer bei sich trug. Er ging nicht mehr zur Gepäckausgabe sondern schritt zielstrebig auf einen der Ausgänge zu. Im Gedränge stieß er versehentlich gegen einen entgegenkommenden Fluggast, murmelte
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diesen Fahrgast erinnern. Hätte er vor ein paar Minuten gewusst, dass er gerade einen der berüchtigtsten Killer der Ostküste zum Hotel beförderte, dann wäre er sicherlich voller Angst fast gestorben. So zuckte er nur mit den Schultern und fuhr wieder davon. Es gab noch andere Fluggäste am La Guardia Airport, die ein gutes Trinkgeld übrig hatten. Der Mann hieß Ray Gordon, und er kam aus Chicago. Er war ein berufsmäßiger Killer, und er war bekannt dafür, dass er seine Aufträge gut und problemlos erledigte. Als er vor zwei Tagen diesen mysteriösen Anruf erhalten hatte, wollte er erst ablehnen, aber dann hatte ihm der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung zwanzigtausend Bucks angeboten, und so was lehnte auch ein Profi wie Ray Gordon nicht ab. Er hatte heute Morgen die erste Maschine genommen und war nun zum Penta Hotel gefahren, wo seine unbekannten Auftraggeber ein Zimmer für ihn reserviert hatten - auf einen anderen Namen natürlich. Gordon ging zum Empfang, trug sich ein und zog sich dann in sein Zimmer zurück. Diejenigen, die ihn anheuern wollten, ließen sich nicht lumpen, wie Gordon feststellte. Es war ein Zimmer mit allen Annehmlichkeiten wie Telefon, TV und Minibar. Doch der hagere Mann mit dem bleichen Gesicht und den eisblauen Augen widmete sich erst seinem Koffer. Behutsam schloss er ihn auf und öffnete den Deckel. Unter einem Tuch kamen die Umrisse eines stahlblauen Laufs hervor. Ein Gewehr, das Gordon in Einzelteile zerlegt hatte, um es besser transportieren zu können. Mit Zielfernrohr natürlich. Gordon war ein Mann, der nur einmal schoss. Aber dann traf er auch. Gedankenverloren betrachtete er seine Präzisionswaffe, die ihm schon so gute Dienste geleistet hatte. Sie war ein Teil von ihm geworden. Gordon klappte den Kofferdeckel wieder
eine kurze Entschuldigung und ging dann weiter. Er strebte eines der zahlreichen Yellow Cabs an. Zwei der Fahrer, die vor ihren Taxis standen und in ein Gespräch vertieft waren, brachen jäh ihre Unterhaltung ab, als sie den Fluggast auf sich zukommen sahen. „Zum New York Penta Hotel!“ sagte der Mann mit einer Stimme, die vollkommen gefühllos klang. Seine Augen richteten sich auf den Taxifahrer, dem unwillkürlich eine leichte Gänsehaut über den Rücken lief. Der Mann hatte ein hartes und zugleich kaltes Gesicht. Er war einer von der Sorte, die man besser nicht zu seinen Freunden zählt. Der Taxifahrer griff nach dem Koffer des Mannes, um ihn ins Auto zu legen, doch der Mann schüttelte nur stumm den Kopf. Es bedurfte keiner Worte mehr, um dem Taxifahrer klarzumachen, dass er sich nicht von seinem Gepäck trennen wollte und sei es auch nur vorübergehend. Der Fahrer, ein junger Puertoricaner, setzte sich missgelaunt hinters Steuer und ließ den Motor an. Das Yellow Cab fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. Unterwegs versuchte er, mit seinem Fahrgast ins Gespräch zu kommen, indem er ihm Tipps über das Nachtleben von New York gab. Die meisten Touristen und Reisenden waren dankbar für so etwas, aber nicht der Mann mit dem harten Gesichtsausdruck. „Nein, danke!“ sagte er, und dabei blieb es auch. Der Taxifahrer schüttelte nur stumm den Kopf über seinen Fahrgast, hielt aber dann den Mund, Vielleicht war der Bursche falsch gepolt - weiß der Teufel! Nach einer halbstündigen Fahrt hielt das Taxi vor dem New York Penta Hotel an. Der schweigsame Fahrgast holte seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Zwanzigdollarnote. Er drückte sie dem Taxifahrer in die Hand und wartete gar nicht erst auf Wechselgeld. Er verschwand in der Lobby des riesigen Hotels. Der Taxifahrer würde sich noch lange an
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erst vom Teller hochblickte, als Gordon vor ihm stehen blieb. „Ist noch frei hier?“ fragte er. „Ich sitze nämlich gerne an Ecktischen.“ Das war das Kennzeichen, das am Telefon vereinbart worden war. „Kann ich verstehen“, antwortete der andere verabredungsgemäß. „Setzen Sie sich, Mr. Gordon.“ Seine Stimme senkte sich jetzt zu einem Flüstern. „Es freut mich, dass Sie so pünktlich gekommen sind.“ „Ich bin immer pünktlich, Mister“, erwiderte der Killer und zog sich einen Stuhl heran. Er wartete ab, bis ihn der Kellner nach seinen Wünschen gefragt hatte, und fuhr dann fort: „Sie haben mich gerufen, und hier bin ich. Also, wen soll ich für zwanzigtausend Dollar aus dem Weg räumen?“ Das Gesicht des anderen verzog sich zu einer Grimasse. Gordon mochte den Burschen nicht, aber da war die Prämie, die im Erfolgsfall auf ihn wartete, und das gab den Ausschlag. Der Mann mit der Brille legte Messer und Gabel beiseite und zog einen Zeitungsausschnitt aus seiner Jackentasche. „Schauen Sie sich den Mann an. Sie kennen ihn, oder?“ Gordon warf einen kurzen Blick auf das Bild und nickte stumm. Auf dem Foto war Joshua Nolan abgebildet, ein Senator, der bei seinen Wählern recht populär war. Gordon wusste, dass Nolan noch zu der alten Garde gehörte. Von der Pike auf hochgearbeitet. Erst Maurer, dann Senator. Und ein Mann des Volkes, wie die Zeitungen schrieben. Gordon konnte sich flüchtig an einen solchen Bericht erinnern. „Er ist es, nicht wahr?“ fragte der Killer. Der andere, der sich bis jetzt noch nicht vorgestellt hatte, nickte. „Joshua Nolan steht den Plänen meines Auftraggebers im Weg“, erklärte der Mann mit der Brille und nahm einen tiefen Zug aus dem Glas Sherry. „Sein Tod ist uns zwanzigtausend Dollar wert, und Sie sind
zu und warf einen Blick auf seine Seiko. Elf Uhr. Heute Abend war das Treffen im Empire State Building. Zeit genug, um noch ein paar Stunden zu schlafen. * Das Empire State Building lag genau zwischen der Fifth Avenue und dem Broadway, also im Herzen von New York. Dämmerung hatte sich über die Millionenmetropole gelegt. Die Stadt am Hudson River zeigte sich von ihrer unterschiedlichsten Seite. Das Nachtleben begann zu pulsieren, fremd und geheimnisvoll, eine eigene Welt für sich. Es war zwanzig Uhr, als Ray Gordon die Eingangshalle zum. Empire State Building betrat. Er befolgte die Anweisung, die der Mann am Telefon ihm gegeben hatte, das Restaurant im 46. Stock aufzusuchen. Alles Weitere würde man ihm dann sagen. Gordon war ein misstrauischer Bursche, und das hatte ihn schon manches Mal aus kniffligen Situationen gerettet. Deshalb trug er unter seinem Mantel ein Schulterhalfter mit einer Smith & Wesson. Nur für Notfälle. Man konnte ja nie wissen. Der Fahrstuhl hatte ein irrsinniges Tempo. Gordon hatte Ohrensausen, als der Lift im 46. Stock stoppte und die Türen sich öffneten. Der Killer betrat das Restaurant, das einen recht gemütlichen Eindruck machte. Unauffällig ließ er seine Blicke durch den Raum schweifen. Zu dieser frühen Stunde hielten sich hier noch nicht viele Gäste auf. Ganz weit hinten saß sein Pärchen, das sich gegenseitig verliebte Blicke zuwarf, und nicht weit davon entfernt hockten eine alte Lady und ein zerstreut wirkender Greis. Nur der Mann mit der Brille am Ecktisch erweckte sein Interesse. Gordon war nicht entgangen, dass dieser Mann sein Hereinkommen bemerkt hatte. Der Blick, den er ihm zuwarf, war eindeutig, Das war der Mann, der ihn hergebeten hatte. Zielstrebig ging Gordon auf den Ecktisch zu, an dem der Mann ruhig weiter aß und
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es wie kein anderer, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Wenn es galt, Ungerechtigkeiten anzuprangern, dann war Joshua Nolan einer der eifrigsten Verfechter von Recht und Ordnung. Ray Gordon beobachtete das bunte Treiben vor der Avery Fisher Hall. Schon seit drei Stunden hielt er sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf dem Dach eines Bürogebäudes auf und wartete ab. Es war ein leichtes gewesen, auf das Dach zu gelangen. Bei den vielen Besuchern, die den Eingang des Hauses passierten, das zahlreiche Firmen beherbergte, war er gar nicht aufgefallen. Mit steinerner Miene öffnete der Killer den Koffer und holte die Waffenteile heraus. Fast zärtlich strich er über den Lauf des Gewehres, bevor er es zusammensetzte. Dann montierte er das Zielfernrohr auf und spähte hindurch. Es war optimal. Einen besseren Standort hätte er nicht finden können. Drüben brach die Kapelle ihre Musik ab, kurz darauf kündigte ein Mann den Auftritt von Senator Joshua Nolan an. Die Menge brach in begeisterten Beifall aus, als ein untersetzter Mann im grauen Anzug ins Freie trat. Ray Gordon spähte durchs Zielfernrohr und erkannte den Politiker. Er hörte nur flüchtig, wie der Senator seine Rede begann und öfters abbrechen musste, weil seine Wählerschaft ihm zujubelte. All das interessierte den Killer nicht. Er konzentrierte sich auf sein Opfer, das er jetzt genau im Fadenkreuz hatte. Gordon sah auch die beiden unauffälligen Männer in dunklen Anzügen, die sich zu beiden Seiten des großen Einganges unauffällig postiert hatten. Das waren Beamte des FBI. Gordon konnte solche Typen sofort erkennen, denn sie verhielten sich so unauffällig, dass es schon wieder auffällig wirkte. Der Killer wurde ganz ruhig. Er spähte durch das Zielfernrohr. Sein Opfer hatte das Rednerpult betreten und schien eine feurige Ansprache zu halten, denn er gestikulierte wild mit den Händen. Der Finger des Killers krümmte sich
der Richtige für diesen Job, Gordon. Joshua Nolan hält morgen eine Wahlrede vor der Avery Fisher Hall. Eine gute Gelegenheit, um ein Attentat auf ihn zu verüben. Vollkommen risikolos für Sie. Sie schaffen das doch, oder?“ Gordon überlegte einen Augenblick. „Es wird Polizeibewachung dort sein“, erwiderte er. „Das ist bei allen Kundgebungen so. Ich will zehntausend im voraus, Mister. Sonst können Sie die ganze Sache vergessen.“ Gordons unbekannter Gesprächspartner holte einen Aktenkoffer unter dem Tisch hervor und reichte ihn dem Killer. „Ich habe erwartet, dass Ihre Bedingungen so lauten würden“, sagte er dann. „In diesem Koffer befindet sich die gewünschte Anzahlung. Den Rest erhalten Sie, sobald alles gelaufen ist. Bleiben Sie im Hotel. Wir werden uns wieder bei Ihnen melden. Haben Sie sonst noch Fragen?“ Gordon schüttelte den Kopf. „Die Sache geht klar“, antwortete er. „Sie können sich darauf verlassen. Morgen findet Senator Nolans letzte Wahlkundgebung statt.“ „Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet“, erklärte der Mann mit der Brille abschließend. „Ich gehe jetzt. Sie warten noch eine Viertelstunde hier. Es ist zwecklos, mir zu folgen. Sie schaden damit nur sich selbst. Also, wir erwarten gute und saubere Arbeit von Ihnen.“ Er erhob sich, nickte Gordon noch einmal kurz zu und verließ das Restaurant, nachdem er seine Rechnung bezahlt hatte. Gordon öffnete den Koffer und warf einen kurzen Blick hinein. Was er sah, stellte ihn sehr zufrieden. * Vor der Avery Fisher Hall hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Vor dem Aufgang zur Halle hatten eifrige Wahlhelfer große Stände aufgebaut, die Prospekte und Flugblätter anboten. Joshua Nolans Wahlkampagne war perfekt. Der Mann, der selbst aus einfachen Verhältnissen stammte, verstand
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hatte. Senator Nolan war sofort tot gewesen. Der Mann griff nach dem Bedienungsgerät und schaltete den Fernseher aus. Dann drehte er sich um und blickte seinen Gesprächspartner an. „Er hat gute Arbeit geleistet“, sagte er. „Ein Profi, kein Zweifel.“ „Er müsste jetzt im Penta Hotel sein“, bemerkte der zweite Mann, der eine Hornbrille trug und ansonsten recht unauffällig wirkte. „Soll ich unsere Leute jetzt losschicken?“ Der Mann hinter dem Schreibtisch schüttelte stumm den Kopf. „Wir müssen noch abwarten“, sagte er. „Sagen Sie den Männern, dass sie in zwei Stunden losfahren sollen. Gordon soll noch ein wenig den Luxus des Hotels genießen, bevor er über die Klinge springt. Sie sind viel zu ungeduldig, aber das habe ich Ihnen schon oft genug gesagt.“ „Es ist eine heikle Sache“, beharrte der andere. „Sie wissen, dass es ein sehr riskantes Spiel ist.“ „Wer nichts wagt, wird auch nichts gewinnen“, wies der Mann hinter dem Schreibtisch ihn zurecht. „Mir ist nur wichtig, dass Nolan vom Erdboden verschwunden ist. Der Bursche war mir schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt herrschen endlich klare Verhältnisse, und ich kann meine Pläne verwirklichen. Gehen Sie jetzt, ich muss noch einige Telefonate führen.“ Der Mann mit der Hornbrille nickte stumm und verließ das Büro. Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es war siebzehn Uhr. In drei Stunden würde Ray Gordon einen unliebsamen Besuch erhalten.
langsam um den Abzugshahn. Gordon atmete jetzt ganz flach, um den Schuss nicht zu verreißen. Er wusste, dass er nur eine Kugel abfeuern durfte. Dann war es höchste Zeit, die Flucht zu ergreifen. Als der Schuss fiel, hörte niemand das trockene „Plopp“. Selbstverständlich war die Menge viel zu laut. Gordon erkannte im Fadenkreuz, dass der Senator plötzlich in seiner Rede innehielt und sich an die Brust griff. Sein Gesicht verwandelte sich in eine Grimasse, und auf seiner grauen Jacke zeichnete sich ein dunkler Fleck ab. Dann brach er zusammen wie eine leblose Puppe. Gordon nickte zufrieden und setzte die Präzisionswaffe ab. Er wusste, dass jetzt dort unten ein tumultähnliches Chaos entstand. Trotzdem behielt der Killer die Ruhe. Mit sicheren Griffen zerlegte er das Gewehr in seine Einzelteile und packte es in den kleinen Koffer. Dann stand er auf und verließ das Dach mit schnellen Schritten. Augenblicke später hatte er die oberen Stockwerke des Bürogebäudes erreicht. Er hatte mehr Glück als Verstand, denn er schaffte es tatsächlich, in diesem Durcheinander ungesehen zu entkommen. Er lächelte, als er die nächste SubwayStation betrat, während drüben bei der Avery Fisher Hall ein Verkehrschaos entstand und heulende Alarmsignale zu hören waren. Ray Gordon bekamen sie nicht mehr zu fassen. * Im zerfurchten Gesicht des Mannes zeichnete sich tiefe Befriedigung ab, als er das Attentat auf dem Fernsehschirm verfolgte und mit eigenen Augen sah, wie Senator Joshua Nolan von einem unbekannten Heckenschützen niedergeschossen wurde. Gespannt verfolgte der Mann den Kommentar des Fernsehmoderators, der ebenfalls sichtlich erregt zu sein schien. Er wartete ab, bis er die Bestätigung vernahm, dass der Attentäter ganze Arbeit geleistet
* „Das gibt's doch nicht!“ rief Walter Burns erstaunt aus, als er den Fernseher einschaltete und die Sechs-UhrNachrichten hörte. „Frank, hör dir das doch mal an!“ Frank Reynolds, der sich gerade ein Glas
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wurde. „Aber reden wir nicht über meinen Job. Wir sind doch zusammengekommen, um über die alten Zeiten zu sprechen, oder? Vergiss mal all die Gewalt da draußen. Wir wollen lieber über die Jungs von damals sprechen. Hast du noch Kontakt zu Ferryman?“ Während Frank über alte Klassenkameraden sprach, spürte er zu seinem eigenen Erstaunen ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, das er sich selbst nicht erklären konnte. Es war ganz plötzlich da. Auch sein Instinkt signalisierte ihm irgendetwas. Frank hatte sich bis jetzt immer auf sein Gefühl verlassen können, und das bedeutete somit, dass Ärger vor der Tür stand…
Bourbon einschenken wollte, stellte die Flasche ab und starrte gespannt auf den Bildschirm, wo ein Reporter einen FBIAgenten interviewte. Frank kannte den Spezialagenten. Miller war ein harter Bursche, mit dem er selbst schon des Öfteren zusammengearbeitet hatte. Aber selbst Millers Gesicht drückte Bestürzung über das plötzliche Attentat auf den beliebten Politiker aus. Er sagte dem Reporter in kurzen Sätzen, dass eine Ringfahndung bereits angelaufen sei, aber noch zu keinem konkreten Ergebnis geführt habe. „Das ist ja ein Ding!“ rief Burns und schaltete den Fernseher ab, als der Bericht zu Ende war. „Ich war selbst heute Mittag draußen bei der Avery Fisher Hall. Frank, es ist ein komisches Gefühl, wenn ich darüber nachdenke. Vielleicht hielt sich der Killer ganz in meiner Nähe auf.“ Frank schüttelte den Kopf. „Das war ein Profi, Walter. Der hat das von Anfang bis Ende geplant. Miller und seine Leute werden Mühe haben, diesen Kerl zu erwischen.“ Burns nickte. Der erfolgreiche Exportkaufmann aus Philadelphia, der sich zurzeit geschäftlich in New York aufhielt, fand wieder einmal bestätigt, dass diese Stadt nichts für ihn war. Hier war Gewalt an der Tagesordnung. Walter Burns kannte Gewalt jedoch nur aus der Zeitung. Er kam stets ungern nach New York, und wenn es sich ermöglichen ließ, dann wickelte er seine Geschäfte über Mitarbeiter ab. Gestern aber hatte er selbst anwesend sein müssen. Frank Reynolds, den er gut kannte, war auf seine Einladung hin ins Penta Hotel gekommen, um sich mit dem Freund über alte Zeiten zu unterhalten. „Hast du auch mit solchen Fällen zu tun?“ fragte ihn der Geschäftsmann und schenkte sich auf diesen Schrecken hin einen doppelten Whisky ein. „Frank, ich beneide dich nicht um deinen Job. Mir wäre das viel zu gefährlich.“ „Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, Walter“, entgegnete der Detektiv, der in Fachkreisen auch Mr. Bronx genannt
* Die beiden Männer stellten ihren Wagen in der Tiefgarage des Penta Hotels ab und stiegen aus. Sie trugen dunkle Anzüge. Ihre Gesichter waren angespannt. Sie gingen zielstrebig zum Hoteleingang hinüber und betraten die riesige Lobby. Menschen kamen und gingen. Uniformierte Boys waren eifrig beschäftigt, das Gepäck der Hotelgäste zu den Fahrstühlen zu tragen. Das kümmerte jedoch die beiden Männer nicht. Sie hatten ein bestimmtes Ziel, und das war der siebte Stock des Hotels. Das Zimmer mit der Nummer 708, in dem ein Gast namens Donald Marvin wohnte, der aber in Wirklichkeit Ray Gordon hieß. Sie betraten den Lift, in dem sich ein Mann im karierten Anzug befand. Er stieg aber schon im fünften Stock aus. Langsam machten sich die beiden Männer bereit, als die Tafel bei der Zahl sieben aufleuchtete. Die Männer nickten sich zu. Sie brauchten nicht viele Worte, sondern wussten beide, wie sie jetzt vorzugehen hatten. Von ihrem Auftraggeber hatten sie alle notwendigen Instruktionen bekommen. Sie mussten nur noch handeln. Wenn sie es geschickt anstellten, war es eine Sache von wenigen Augenblicken.
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gegen die Brust, der ihn zurückschleuderte. Gordon taumelte und stieß gegen eine Stehlampe, die er im Fallen noch mit umriss. Es gab ein polterndes Geräusch. „Wir sind gekommen, um dir deine Belohnung zu bringen. Gordon!“ sagte der größere der beiden Männer, und als der Killer den Kopf hob, blickte er in die Mündung einer Beretta mit Schalldämpfer. „Tut mir leid“, fuhr der Mann fort. „Ich habe nichts gegen dich. Adios!“ Dann drückte er ab. Es gab nur ein kurzes „Plopp“, als der Schuss fiel. Die Kugel traf Ray Gordon mitten in die Stirn und löschte sein Leben von einem Augenblick zum anderen aus. Als er auf den Teppichboden fiel, war er bereits tot. Der zweite Mann sprang über den Toten hinweg und wühlte in dessen Aktenkoffer herum. Dort fand er die Anzahlung, die Gordon bekommen hatte. Hastig raffte er das Dollarbündel an sich und steckte es ein. Schließlich nickte er seinem Kumpan zu. „Los, gehen wir!“ zischte er ihm zu. „Bevor hier jemand Alarm schlägt.“
Sie stiegen in der siebten Etage aus. Das betreffende Zimmer lag fast am Ende des langen Ganges auf der linken Seite. Kurz bevor sie die Zimmertür erreicht hatten, hörten sie hinter sich auf dem Gang Schritte. Der größere von beiden blickte sich hastig um, konnte aber niemanden entdecken. „Los, bringen wir es hinter uns!“ zischte der Mann seinem Kumpan zu, seine rechte Hand zuckte dabei unter sein Jackett. „Du klopfst an.“ Der andere nickte und stellte sich direkt vor die Zimmertür und pochte gegen die Eichenfüllung. Es klang sehr laut in der Stille. * Ray Gordon stand in Gedanken versunken am Fenster und sah hinaus auf die nächtliche Skyline von New York. Unter ihm brauste der Verkehr vorbei. Die Stadt erwachte zum Nachtleben mit ihren Hunderten von bunten Neonlichtern. Heute Abend, so war mit seinem Auftraggeber vereinbart, sollte er die zweite Hälfte seines Honorars erhalten. Also hielt er sich in seinem Zimmer auf und wartete ab. Irgendwann würde sich der Bursche ja bei ihm melden. Und wenn nicht - nun, bis jetzt hatte Ray Gordon immer seine fälligen Schulden eintreiben können. Und in der Wahl der Mittel war er alles andere als zimperlich. Das Klopfen an der Zimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. Der Killer fuhr herum und starrte zur Tür. „Wer ist da?“ „Roomservice!“ klang es undeutlich zurück. Gordon schüttelte den Kopf. Er hatte nichts beim Zimmerservice bestellt, aber bevor der Bursche ihm die Tür einschlug, wollte er lieber öffnen. Eine Kleinigkeit wollte er ohnehin essen. Gordon öffnete die Tür und sah sich plötzlich zwei Männern im dunklen Anzug gegenüber. Bevor er begriff, was überhaupt los war, erhielt er einen kräftigen Stoß
* Frank Reynolds brach die Unterhaltung abrupt ab, als er das heftige Poltern aus dem Nebenraum hörte. Erstaunt hielt er inne und drehte sich um. „Was hast du, Frank?“ fragte Burns ihn. „Ich habe was gehört“, erwiderte der Detektiv. „Klang wie ein Poltern aus dem Nebenzimmer. Als hätte dein Nachbar irgendetwas umgeworfen. Weißt du, wer neben dir wohnt?“ Der Geschäftsmann schüttelte den Kopf. „Frank, ich bin froh, wenn ich hier meine Ruhe habe. Aber wenn dich das Geräusch wirklich so sehr beunruhigt, dann geh doch rüber und sieh nach!“ „Das werde ich auch tun, Walter“, erwiderte Frank, dessen düstere Ahnung sich verstärkte. „Ich geh’ mal kurz hinüber. Bin gleich wieder da. Trink nicht den ganzen Bourbon weg, sondern lass mir
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noch was übrig.“ Mit diesen Worten ging Frank zur Zimmertür und öffnete sie. Als er auf den Flur hinausblickte, entdeckte er plötzlich zwei Männer, die aus dem Nachbarzimmer kamen und es bei Franks Anblick plötzlich sehr eilig zu haben schienen. Sie hasteten den Flur entlang. Frank, der Böses ahnte, versuchte, die beiden Männer aufzuhalten, denn wer es so eilig hatte, dem gegenüber war gesundes Misstrauen nicht verkehrt. „Bleibt stehen!“ rief Frank den beiden nach, und das brachte den Funken endgültig zum Explodieren. Während der kleinere von beiden die Tür zum Fahrstuhl öffnete, riss sein Kumpan plötzlich eine Waffe aus der Jackentasche und wirbelte herum. Frank hechtete in Sekundenschnelle zur Seite und griff noch im Fallen nach seiner Pistole. So ging die Kugel des anderen fehl und traf den Detektiv nicht. Der Bursche fluchte und wollte nochmals abdrücken, aber sein Kumpan zerrte ihn in den Fahrstuhl. Sekunden später schlössen sich die Türen. Der Lift sauste abwärts. Frank erhob sich keuchend und hastete zum Lift, aber es war zu spät. Der Fahrstuhl war schon unterwegs nach unten. Eilig drehte er sich um und erkannte Burns, der mit großen Augen an seiner Zimmertür stand und wohl gesehen hatte, wie auf Frank geschossen worden war. „Ruf die Rezeption an!“ riet Frank ihm zu, während er auf die Tür des Treppenhauses zuhielt. „Sag ihnen, dass hier zwei Verrückte im Hotel sind. Ich versuche sie zu schnappen. Los, beeil dich!“ Burns wollte Frank noch etwas hinterher rufen, aber da war der Freund schon verschwunden. Verständnislos schüttelte er den Kopf über die rauen Sitten in New York. Aber es würde noch schlimmer. Als er ins Nachbarzimmer blickte und den Toten auf dem Fußboden liegen sah, wurde ihm so richtig flau im Magen.
Frank sprang die Stufen hinunter so schnell er konnte. Er wusste, dass der Lift schneller war, aber vielleicht konnte er sich doch noch an die Fersen dieser beiden Kerle heften, die einfach herumballerten, als wären sie im Wilden Westen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er das Ende der Treppe erreichte und nun auf den Ausgang zu rannte. Sein Gefühl sagte ihm, dass die beiden Männer mit einem Wagen gekommen sein mussten. Er wusste nicht, was im anderen Zimmer stattgefunden hatte, aber er ahnte, dass es etwas Furchtbares war. Die Tür schlug zu, als Frank die Tiefgarage erreichte. Er sah gerade noch schemenhaft die Rücklichter des Wagens, der mit quietschenden Reifen auf die Ausfahrt zuschoss. Die Wagennummer hatte Frank nicht mehr erkennen können. Ein grauer Chrysler war es gewesen, und das war auch alles, was er hatte erkennen können. Frank fluchte leise, aber das änderte auch nichts an der Tatsache, dass ihm die beiden Burschen durch die Lappen gegangen waren. Er fuhr in den siebten Stock hinauf, wo Walter Burns ihm entsetzt entgegenlief. Sein Gesicht war bleich, als er Frank stotternd berichtete, dass in Zimmer 708 ein Toter lag. Der Manager des Penta Hotels rannte im Zimmer herum, als würde er von einem Hornissenschwarm verfolgt. Andauernd rief er aus, dass der gute Ruf des Hotels in Gefahr sei und dass man alles Mögliche tun müsse, damit diese schreckliche Nachricht den Gästen nicht zu Ohren kam. Frank warf dem Manager nur einen verächtlichen Blick zu. Er hatte auch seinen Freund Phil Stuart angerufen, den Captain von der Mordkommission Manhattan G II. Der betrat nun mit Lieutenant Dillon und einem Stab Spezialisten das Hotelzimmer. Die Beamten von der Spurensicherung machten sich sofort daran, das Tatzimmer abzusuchen, während Dillon Walter Burns einige Fragen stellte. Der Manager hatte
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sagte Frank schließlich. „Aber weshalb hat der Mann sich dann unter einem falschen Namen in die Gästeliste eingetragen? Der Manager hat den Namen des Toten mit Donald Marvin angegeben. Phil, die Sache ist heiß! Hatte dieser Gordon vielleicht etwas zu verbergen?“ „Captain, kommen Sie schnell!“ rief jetzt einer der Beamten, der im Schrank einen länglichen, schmalen Koffer entdeckt hatte. „Das müssen Sie sehen.“ Phil und Frank starrten auf den Inhalt des Koffers. Es war ein Präzisionsgewehr, das säuberlich in Einzelteile zerlegt war. Ein Spezialkoffer, dem man seinen wertvollen Inhalt nicht ansehen konnte. „Das ist ja hochinteressant“, rief der Captain, als sein Blick von der Waffe zu dem Toten glitt. „Was war das denn für ein Bursche? Trägt sich unter falschem Namen ein und hat dann auch noch eine solche Waffe bei sich. Also wenn die Sache nicht zum Himmel stinkt, dann will ich nicht mehr Phil Stuart heißen!“ „Schau dir das Zielfernrohr an, Phil “, sagte Frank und deutete auf das Gerät. „Wie geschaffen, um aus einer größeren Entfernung ein kleines Ziel zu treffen. Phil, ich glaube, du solltest diese Waffe von deinen Spezialisten genauestens untersuchen lassen. Wenn es so ist, wie ich denke, dann wirst du Miller vom FBI verständigen müssen.“ Der Captain begriff nicht ganz, worauf Frank hinauswollte, deshalb setzte der Detektiv noch einmal an, um es ihm deutlich zu machen. „Walter hatte eben den Fernseher eingeschaltet. Wir haben den Bericht vom Attentat auf Senator Nolan gesehen. Der unbekannte Attentäter muss gut gezielt haben, denn der Senator war nur von einer einzigen Kugel getroffen. Phil, ich glaube, dass der Zufall uns auf eine heiße Spur geführt hat. Tu mir den Gefallen und lass das untersuchen. Ruf mich an, sobald du etwas herausbekommen hast. Ich muss ja sowieso noch meine Aussage machen. Nur möchte ich mich jetzt ein wenig um Walter kümmern. Der Bursche klappt mir sonst
inzwischen das Weite gesucht, um die notwendigen Vorkehrungen für die Geheimhaltung des Falls zu treffen. Frank atmete auf, als der Mann das Zimmer verlassen hatte. Er konnte solche Wichtigtuer auf den Tod nicht ausstehen. „Deinem Freund sitzt der Schrecken noch ganz schön in den Knochen“, bemerkte Phil mit einem traurigen Grinsen. Er beobachtete Lieutenant Dillon, der gerade versuchte, den aufgebrachten Geschäftsmann zu beruhigen. „Der hat wohl noch nie ’nen Toten gesehen.“ „Walter ist ein Gemütsmensch, Phil “, erwiderte Frank und sah zu, wie die Spezialisten die Leiche untersuchten. „Er hat was gegen Gewalt, und das hier war ein hinterhältiger Mord.“ „Und Mr. Bronx war natürlich wieder in der Nähe, wie?“ versuchte Stuart zu scherzen, aber es gelang ihm nicht so richtig. Der Captain hatte schon viele Tote gesehen, doch der Mann in diesem Zimmer sah ganz und gar nicht mehr gut aus. Die Kugel aus der Waffe der unbekannten Täter hatte ein verheerendes Werk angerichtet. Phil wollte gerade mit seiner Rede fortfahren, als einer von seinen Leuten auf ihn zukam. Er drückte Phil die Ausweispapiere des Toten in die Hand. „Das haben wir bei ihm gefunden, Captain“, sagte er. „Seinen Pass und ein gültiges Rückflugticket nach Chicago. Für die Maschine morgen früh. Sieht ganz so aus, als hätte der Mann nicht lange bleiben wollen.“ „Zeit genug, um erschossen zu werden“, bemerkte Phil und blätterte in den Ausweispapieren herum. „Ray Gordon hieß der Bursche also und...“ „Moment mal, da stimmt doch was nicht!“ unterbrach Frank ihn. „Gib mir doch bitte mal den Ausweis.“ Phil begriff nicht, worauf der Freund hinauswollte, trotzdem drückte er Frank den Pass in die Hand. Frank studierte die Papiere. „Der Pass scheint echt zu sein, Phil“,
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wie oft er den Weg zu Phils Büro zurückgelegt hatte. Wann immer er Phil Informationen brachte, revanchierte sich der Captain und half Frank seinerseits. Die beiden waren wirklich ein gutes Gespann. Es herrschte beträchtliche Hektik auf dem Polizeirevier. Zwei uniformierte Beamte bemühten sich gerade, eine grell geschminkte Frau in kurzem Kleid abzuführen. Sie beteuerte, dass sie eine Lady sei und man sie mit Respekt behandeln müsse. Ein Blinder hätte sehen können, welchem Gewerbe die „Lady“ nachging. Frank hatte Phils Büro erreicht und klopfte kurz an. Kaum hörte er die bekannte Stimme des Captains, da öffnete er die Tür und trat ein. Frank war überrascht, als er die anwesenden Personen erkannte. Attorney Brown hielt sich höchstpersönlich in Phils Büro auf, und Miller, der Spezialagent vom FBI, drehte sich gerade um und grinste Frank zu, als er ihn erkannte. Lieutenant Dillon hingegen war ein vertrauter Anblick. „Komm rein, Frank!“ forderte Phil den Detektiv auf. „Ich möchte dir verraten, weshalb Attorney Brown und Special Agent Miller mich besuchen. Komm und setz dich!“ „Also war an meinem Verdacht doch was dran“, bemerkte Frank und angelte sich einen Stuhl - der letzte, der noch frei war. Dabei warf ihm der Attorney einen missbilligenden Blick zu. Brown hatte was gegen Privatdetektive, und das wusste Frank. Deshalb verhielt er sich erst recht lässig. „Hast du die Waffe untersuchen lassen, Phil?“ Brown war es, der das Wort ergriff: „Reynolds, hier sind Dinge geschehen, die schon fast politische Dimensionen annehmen. Captain Stuart hat die Waffe in unseren Labors untersuchen lassen. Dabei wurde festgestellt, dass aus dieser Waffe auf Senator Joshua Nolan geschossen worden ist. Ich hoffe, dass Sie die Tragweite dieser Nachricht begreifen.“ Frank nickte nur stumm. Es war
zusammen, bevor er nach Hause fliegt.“ * Mandy Torrance trug heute ein reizendes Kleid, das Frank sofort ins Auge stach. Es war raffiniert geschnitten und ließ sicherlich so manches Männerherz höher schlagen. „Wie gefällt dir mein Kleid?“ fragte Mandy ihren Chef. „Es ist genau die richtige Garderobe, in der du mit mir mal wieder zum Essen gehen könntest, mein Herzblatt“, erwiderte Frank und wollte gerade einen Vorschlag machen, als das Telefon klingelte. Mandys Lächeln schwand, während sie den Hörer abnahm. „Es ist Phil “, sagte Mandy nach einer Weile. „Er will dich unbedingt sprechen. Du sollst alles stehen- und liegenlassen und sofort zu ihm kommen. Er hat gesagt, es sei sehr wichtig. Jetzt wird wohl nichts mehr aus der Einladung, fürchte ich.“ „Da hast du leider recht“, bestätigte Frank, in dem es sofort Alarm schlug. Phils Nachricht hatte bestimmt mit diesem toten Ray Gordon zu tun und natürlich mit der Waffe, die wohl inzwischen untersucht worden war. „Ich fahre gleich los, Mandy. Es kann spät werden, bis ich wiederkomme. Sag alle Termine für heute ab. Nun schmolle nicht! Du weißt doch, dass in unserem Job immer was dazwischenkommen kann. Ich verspreche dir, dass wir zwei bei der nächsten Gelegenheit ganz groß ausgehen werden. Und du kannst dir dann den Ort selbst aussuchen. Ist das ein Versprechen oder nicht?“ „Es ist“, gab Mandy zu und widmete sich ihrer Schreibmaschine, während Frank das Büro verließ. Er führ in die Tiefgarage, wo er seinen silbergrauen Mercedes CL 600 abgestellt hatte. Er startete sofort und schaffte es, in weniger als einer halben Stunde Phils Hauptquartier zu erreichen. Und das trotz des starken Verkehrs, der sich durch die Straßen wälzte. Frank konnte schon nicht mehr zählen,
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„Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass Sie wie ein Bluthund sein können, wenn Sie Interesse an einem Fall haben. Diesmal halten Sie sich aber zurück. Ich bin hier, um Ihnen das zu sagen. Auf Wiedersehen, Reynolds!“ Mit diesen Worten erhob sich der Attorney und nickte den übrigen Anwesenden zu. Phil atmete auf, als Brown das Büro verlassen hatte. „Tut mir leid, Frank “, versuchte er sich für Brown zu entschuldigen. „Du weißt ja, wie er ist. Mach dir nichts draus.“ Frank winkte ab. „Halb so schlimm. Sagt mir lieber, wie ich euch helfen kann. Vielleicht gibt es Wege und Mittel, wie ich den Apparat des FBI unterstützen kann.“ „Damit habe ich auch gerechnet, Reynolds“, meldete sich Miller zu Wort. „Sie haben Möglichkeiten, die das FBI nicht hat. Ich unterstütze Browns Meinung nicht. Wenn Sie diese Kerle aus dem Hotel wieder sehen sollten, dann hängen Sie sich ruhig an ihre Fersen. Sie sollten uns dann allerdings Bescheid sagen.“ Frank nickte und erklärte sein Einverständnis. Zunächst gab er Phils Spezialisten eine Beschreibung der beiden Mörder, die Ray Gordon auf dem Gewissen hatten. Anschließend verließ der Special Agent zusammen mit Dillon Phils Büro. Der Captain atmete spürbar auf. „Mensch, ist das eine Hektik“, beschwerte er sich. „Soviel Betrieb in meiner Bude habe ich schon jahrelang nicht mehr erlebt. Der Fall ist verdammt wichtig!“ „Es sieht so aus, als würdest du mich offiziell bitten, dir in dieser Sache zu helfen, Phil “, stellte Frank fest, der den Freund nur zu gut kannte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Alte von oben Druck bekommen hat, und du musst es jetzt ausbaden - genau wie Miller.“ Phil machte nicht viele Worte, aber Frank konnte ihm ansehen, dass er mit seinem Verdacht richtig lag. Stuart war ein Mensch, der seine Arbeit gut tat, man musste ihm nur Zeit dazu lassen. Wurde er unter Druck gesetzt, dann fiel ihm alles
tatsächlich so, wie er vermutet hatte. Der ermordete Mann namens Ray Gordon hatte das Attentat auf Senator Nolan verübt. Aber weshalb hatte er dann ebenfalls sterben müssen? Frank war der einzige, der einen Hinweis auf die beiden Mörder des Killers geben konnte, und unter diesen Umständen wurde die Sache zu einem brandheißen Fall. „Ich sehe, Sie ahnen die Zusammenhänge, Reynolds“, meldete sich der FBI-Agent zu Wort. „Unsere bisherigen Ermittlungen haben ergeben, dass Ray Gordon ein Profikiller war. Spezialist für geplante Morde sozusagen. Man hat ihn angeheuert, um den Senator aus dem Weg zu räumen. Und anschließend räumte man den lästigen Zeugen aus dem Weg. Reynolds, Sie sind der einzige, der die Mörder gesehen hat. Können Sie sich vorstellen, wie wichtig Ihre Aussage für uns ist? Das Weiße Haus drängt darauf, dass wir vom FBI diesen Mordfall so schnell wie möglich klären. Bis jetzt wissen Presse und Fernsehen noch nichts von der Sache, aber in spätestens zwei Tagen steht es auf allen Titelseiten. Diese Zeitungsfritzen wittern doch jede Spur. Reynolds, können Sie uns helfen?“ „Ich kann Ihnen eine Beschreibung der beiden Burschen geben. Miller“, erwiderte Frank . „Nur ob Ihnen das viel weiterhilft? Den Drahtzieher der ganzen Sache müssen Sie finden, nicht die kleinen Fische!“ „Überlassen Sie das Special Agent Miller“, warf Attorney Brown ein. „Er und seine Leute werden sich um die Sache kümmern. Dafür sind sie auch zuständig. Ich hoffe, Sie haben das begriffen, Reynolds. Ich kann mich noch gut an die Schlagzeilen erinnern, als Sie vor zwei Monaten die Flugzeugentführung auf dem Kennedy Airport verhindert haben. Doch um diese Sache darf es keinen Wirbel geben, das ist das Wichtigste.“ „Wie kommen Sie darauf, dass ich persönliches Interesse an diesem Fall haben könnte, Brown?“ erkundigte sich Frank. „Es gibt doch gar keinen Auftraggeber.“
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geschlafen in dieser Nacht. Missgelaunt nahm er eine kalte Dusche, um seine Lebensgeister zu wecken. Vielleicht hatte Mandy wenigstens eine Tasse Kaffee für ihn bereitgestellt. Das war die einzige Möglichkeit, um ihn wachzukriegen. „Du siehst zehn Jahre älter aus“, begrüßte Mandy ihn mit einem zweifelhaften Kompliment, als Frank das Büro betrat. „Hast du die Nacht durchgemacht, oder was war los?“ „Ist wegen der Sache von gestern“, brummte Frank und warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem Kaffeebehälter hinüber, aus dem der Dampf emporstieg. Er nahm sich eine Tasse und füllte sie. Nach den ersten Schlucken war seine Müdigkeit wie weggeblasen. Mandy war eben nicht zu ersetzen. „Ach, du meinst das Attentat auf diesen Senator“, fragte Franks Assistentin. „Dann wirf doch mal einen Blick in die New York Times. Steht ein großer Leitartikel drin, sogar mit Kommentar.“ „Gib her!“ rief Frank sofort und streckte die Hand nach der Zeitung aus. „Das ist genau die richtige Lektüre, um mich wieder munter zu machen. Mandy, ich muss das in Ruhe lesen. Falls einer anruft, dann sag ihm, dass er es später noch mal probieren soll.“ Er verzog sich in sein Allerheiligstes mit der Kaffeetasse natürlich. Er setzte sich hinter den Schreibtisch und faltete die Zeitung auseinander. Die Titelzeile stach ihm sofort in die Augen. „Attentat auf Senator Nolan“, las er und überflog den Bericht. Am aufschlussreichsten war sicherlich der Kommentar auf der nächsten Seite. Der Verfasser war ein gewisser Mr. William J. Washburn, der für seine Spitzfindigkeiten bekannt war. Frank ließ sich Zeit mit dem Durchlesen. Washburn stellte eine interessante Theorie auf. Nach seiner Meinung hatte sich Senator Nolan dafür eingesetzt, dass bestimmte Straßenzüge des Stadtteils Bronx saniert wurden. Washburn schilderte
schwer. „Ich werde mich mal umhören, Phil “, versprach Frank. „Aber zunächst brauche ich einige Informationen über den ermordeten Senator. Was für ein Mensch war Joshua Nolan? Hast du Unterlagen vom FBI bekommen?“ „Du weißt, dass ich sie dir nicht zeigen dürfte“, antwortete der Captain. „Aber lassen wir das jetzt.“ Er griff nach einem Aktenordner und schlug ihn auf. „Joshua Nolan. Geboren vor fünfundvierzig Jahren in Williamsbridge in der Bronx. Stammte aus ärmlichen Verhältnissen, der Bursche. Er hat sich nach und nach hochgearbeitet, zunächst in einer Fabrik, dann in der Verwaltung. Machte Karriere im Stadtparlament von New York und wurde vor gut einem Jahr zum Senator gewählt. Die Bevölkerung aus der Bronx stand auf seiner Seite, weil er sich für die Rechte der Armen eingesetzt hat. Ein moderner Robin Hood sozusagen.“ Frank hatte die ganze Zeit über schweigend zugehört und machte sich so seine Gedanken. „Vielleicht hat er Feinde gehabt, die ihm seine Karriere nicht gegönnt haben“, bemerkte er. „Stand er irgendjemandem im Weg?“ „Da musst du Miller fragen, Frank “, entgegnete Phil. „Ich habe auch nur die offizielle Version des Ganzen. Ruf ihn an, vielleicht kann er dir mehr sagen. Frank, bitte geh jetzt rüber zum Erkennungsdienst und sieh dir unsere Fotogalerie an. Vielleicht sind die Burschen dort mit dabei. Ich weiß, es ist eine Heidenarbeit, aber du bist nun mal der einzige, der Gordons Mörder gesehen hat.“ „Mach’ ich schon“, versprach Frank und erhob sich. Stundenlanges Durchsehen der Kartei stand ihm jetzt bevor. Seufzend verließ er Phils Büro. * Das Klingeln des Weckers riss Frank aus dem bleischweren Schlaf. Übermüdet riss er die Augen auf und bemühte sich, die Trägheit abzuschütteln. Er hatte schlecht
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Seine Hände erinnerten an Kohlenschaufeln und erweckten den Eindruck, dass eine Schreibmaschine, die diese Fäuste aushielt, schon recht stabil sein musste. Frank hatte nach Washburn in der Public Library gefragt, und der Mann an der Rezeption hatte ihn sofort in den zweiten Stock geschickt. Jetzt stand Frank vor dem Kommentator und schüttelte ihm die Hand. „Ich habe von Ihnen gehört, Reynolds“, begrüßte Washburn ihn mit einem sympathischen Grinsen. „Ab und zu schreiben mal meine Kollegen was über Sie. War da nicht vor einiger Zeit eine Sache mit ’ner Flugzeugentführung auf dem Kennedy Airport? Da haben Sie doch dem FBI gezeigt, wo's langging, oder? War 'ne Mordsschlagzeile seinerzeit.“ Frank winkte ab. „Ich bin nur meiner Arbeit nachgegangen, Washburn. Was die Zeitung daraus gemacht hat, war eine andere Sache. Ich bin gekommen, um mit Ihnen über das Attentat auf Senator Nolan zu sprechen.“ „Ich denke, Sie befassen sich mit Mord oder Erpressung, Reynolds“, bemerkte der Reporter. „Wenn Sie in dieser Sache ermitteln, dann muss ich doch davon ausgehen, dass es da noch irgendwelche Neuigkeiten gibt, von denen die Presse nichts weiß. Und die sagen Sie mir bitte. Eine Hand wäscht die andere. Was halten Sie davon?“ „Klingt nach einem vernünftigen Geschäft, Washburn“, gab Frank zu. „Ich war im Nachbarzimmer im Penta Hotel, als Ray Gordon umgelegt wurde, und so, wie's aussieht, bin ich der einzige, der die beiden Mörder gesehen hat. Jetzt ermittle ich, um dem FBI und der Mordkommission zu helfen.“ Washburn machte große Augen. „Das ist ja eine bombige Neuigkeit! Wenn Mr. Bronx eingreift, dann kann man wohl davon ausgehen, dass er auch am Ball bleiben wird, oder?“ Frank stimmte zu. „Aber ich möchte nicht, dass was davon in die Zeitung kommt, Washburn. Sie kriegen von mir alle Fakten als erster auf den
die vergeblichen Versuche des Politikers, gegen die rigorosen Neubauvorhaben einiger Bauunternehmer vorzugehen, die ganze Wohnblocks abreißen und sie durch neue Betonklötze und Geschäftshäuser ersetzen ließen. Was aus den ehemaligen Bewohnern wurde, interessierte niemanden. Die neuen Mietwohnungen waren ohnehin nicht für diese Gesellschaftsschicht vorgesehen. Der Kommentar eröffnete ganz neue Aspekte. Vielleicht lag hier ein Tatmotiv. Frank legte die Zeitung beiseite und griff nach dem Telefonhörer. Er wählte die Nummer der New York Times, und als er die Verbindung hergestellt hatte, bat er William J. Washburn zu sprechen. Sekunden später hatte er den gewünschten Gesprächspartner am Telefon. „Mr. Washburn, mein Name ist Frank Reynolds“, begann Frank. „Sie haben den Artikel über das Attentat auf Senator Nolan geschrieben. Ich möchte Ihnen dazu einige Fragen stellen. Wann haben Sie Zeit?“ „Sieh mal einer an, der bekannte Mr. Bronx möchte was von mir wissen“, erklang es am anderen Ende der Leitung. „Natürlich habe ich Zeit, ich mache ohnehin gleich Mittag. Treffen wir uns doch in einer halben Stunde in der Public Library, ich habe da sowieso ein kleines Interview zu machen. Wenn Sie können, kommen Sie dort vorbei, okay?“ „Worauf Sie sich verlassen können“, erwiderte Frank und legte den Hörer auf. Er griff nach seiner Jacke und verließ das Zimmer. * William J. Washburn sah ganz anders aus, als Frank ihn sich vorgestellt hatte. Der Starkommentator der New York Times war ein Bursche, der eher als Rausschmeißer in eine zweitklassige Disco als hinter einen Zeitungsschreibtisch gepasst hätte. Er überragte Frank um einen halben Kopf und war breitschultrig gebaut.
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vielen Dank!“ Er verabschiedete sich von Washburn und verließ die Public Library. Sein nächstes Ziel war der Bezirk Riverdale, wo er sich gründlich umsehen wollte. Wenn etwas an den Gerüchten stimmte, die er von Washburn gehört hatte, dann würde er etwas herausfinden. *
Tisch, wenn ich was herausgefunden habe, das ist versprochen. Und jetzt helfen Sie mir bitte. Sie haben in Ihrem Kommentar angedeutet, dass es Leute gegeben haben könnte, denen Nolan im Weg stand.“ „Nicht nur vielleicht“, stieß der Reporter hervor. „Ich kann keine Namen nennen, weil mir die Beweise fehlen, und die Sache ist einfach zu heiß, um falsche Anschuldigungen zu veröffentlichen. Reynolds, Sie kennen doch bestimmt den Riverdale Bezirk in der Bronx. Liegt nicht weit vom Hafen entfernt. Eine schmutzige und verkommene Gegend. Viele alte Mietshäuser, wo Puertoricaner und andere Ausländer wohnen. Seit einigen Monaten unternimmt dort ein Mann namens Mathew Carson etwas, um diese Zustände zu ändern. Er kauft die Grundstücke billig auf, lässt die Häuser abreißen und stellt neue Mietskasernen hin. Mit Wohnungen zu höheren Preisen, versteht sich. Und das können sich die armen Schweine aus Riverdale natürlich nicht leisten. Deshalb werden sie kurzerhand auf die Straße gesetzt.“ „Mathew Carson, der Bauunternehmer?“ fragte Frank Reynolds. Er erinnerte sich, in der Zeitung schon einmal über diesen Mann gelesen zu haben. „Washburn, ist Ihnen klar, was das bedeutet? Falls dies stimmt, wäre das ein ungeheurer Zündstoff. Es gäbe eine gewaltige Bombe, wenn Nolan deswegen hätte sterben müssen.“ „Beweisen kann ich es nicht“, erwiderte der Reporter. „Ich habe nur Daten gesammelt und mir dann ein wenig Gedanken gemacht. Reynolds, mir hat es in den Fingern gejuckt, Carson in meinem Artikel namentlich zu erwähnen, aber wenn ich das mache, bekomme ich von meinem Chef eine Zigarre verpasst. Versuchen Sie doch, ob Sie was raus finden können. Sie haben bestimmt mehr Möglichkeiten als ich von meinem Schreibtisch aus.“ „Klingt nach einer interessanten Spur“, sagte Frank. „Ich rufe Sie an, sobald es konkrete Ergebnisse gibt. Einstweilen
Der Mann mit dem harten Gesichtsausdruck warf die angerauchte Zigarette aus dem Fenster, während sein Kumpan den Wagen zur 236. Straße fuhr. „Hier stinkt's, Nat“, bemerkte der Fahrer und starrte missmutig auf die alten Mietshäuser zu beiden Seiten der Straße. Viele Wohnungen standen schon leer, und die wenigen Menschen, die noch hier hausten, würden auch bald aufgeben. Nat Snyder und sein Kumpan Bob Hart waren hier, um den Leuten klarzumachen, dass es besser war, wenn sie ihre Wohnungen verließen. Sie wussten, dass es Leute gab, die an ihren guten Absichten zweifelten. Denn Snyder und Hart hatten ihre eigenen Methoden, um die Bewohner notfalls auch mit Gewalt davon zu überzeugen, dass es besser war, wenn sie den Schwanz einzogen und sich von hier verdrückten. Snyder bremste den Wagen ab und fuhr ihn auf einen Hinterhof. Der Chrysler kam zum Stehen, der Motor erstarb. Die beiden Männer stiegen aus. „Ob diese Chicanos überhaupt da sind?“ überlegte Hart laut und starrte missmutig zur anderen Straßenseite hinüber, wo die Mülltonnen vor Dreck nur so überquollen. „Bestimmt“, meinte Snyder und ging auf den Hauseingang zu. „Diese Hungerleider arbeiten ja sowieso nicht.“ Dunkel gähnte ihnen der muffige Flur entgegen. Mit polternden Schritten stürmten sie die ausgetretenen Stufen hinauf. Sie bemühten sich nicht, leise zu sein, denn sie wollten, dass jeder im Haus wusste, dass sie da waren. Jeden der sieben Hausbewohner würden sie besuchen. Mit ganz bestimmten Absichten. Auf der Treppe begegnete ihnen ein
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weiter nach oben. Augenblicke später hatten sie ihr Ziel erreicht. Auf einer speckigen Holztür stand ein vergilbter Name: Ruiz. Snyder grinste, als er die rechte Faust hob. Er schlug gegen die Tür wie ein Besessener, während sich sein Kumpan umschaute. Aber keiner der anderen Bewohner wagte sich auf den Flur. Die Leute waren verängstigt, und somit hatten die beiden leichtes Spiel. „Jorge Ruiz!“ brüllte Snyder. „Mach auf, oder wir treten dir die Tür ein!“ Für einen Augenblick herrschte Stille, dann erklangen schlurfende Schritte hinter der Wohnungstür. Snyder hörte das Schieben eines Riegels, schließlich öffnete sich die Tür einen winzigen Spaltbreit. Snyder fackelte nicht lange, sondern stieß die Tür auf, so dass der andere unwillkürlich zurücktaumelte. Snyder und Hart betraten die kleine Wohnung und blickten in vier ängstliche Augenpaare. Jorge Ruiz, seine Frau Pilar und die beiden Kinder Carlo und Eva waren anwesend. Furchtsam starrten sie die ungebetenen Gäste an. „Hallo, Ruiz!“ begann Snyder mit gehässigem Unterton. Er grinste, aber seine Augen blieben kalt. „Mein Freund und ich sind gekommen, um dir einen Besuch abzustatten. Ist das nicht nett von uns, Chicano?“ Der Puertoricaner schluckte schwer und schwieg. Seine Frau hatte ihn schutzsuchend am Arm gefasst. Die beiden Kinder warteten gespannt ab. Eva spürte, wie Harts Blicke sie fast auszogen, aber das siebzehnjährige Mädchen begriff, dass sie sich besser ganz ruhig verhielt. „Diese Chilifresser sind unhöflich, Nat“, bemerkte Hart und blickte die Puertoricaner an. „Wahrscheinlich haben sie immer noch nicht kapiert, was die Stunde geschlagen hat.“ Er machte einen Schritt nach vorne und näherte sich dem wurmstichigen Schrank, auf dem ein Stapel Gläser stand. Mit der rechten Hand wischte er das Geschirr von der Fläche. Es gab ein lautes Klirren, als das Glas auf dem
weißhaariger Schwarzer, der ihnen ängstlich entgegenblickte. „Hallo, Onkel Tom!“ begrüßte ihn der kleine Snyder mit hämischem Grinsen. „Wohnst du auch hier in dieser verkommenen Bruchbude?“ Der Farbige hatte Angst. Er sah den beiden Männern genau an, dass sie keine friedlichen Absichten hatten. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er senkte den Kopf und versuchte weiterzugehen, aber Hart hielt ihn am Kragen seines verwaschenen Hemdes fest. „Nigger, hast du Wachs in den Ohren?“ zischte er wütend. „Mein Freund hat dich was gefragt. Also noch mal - wohnst du hier?“ „Ja, Sir.“ Die Stimme des alten Mannes war ein heiseres Flüstern. „Ich und meine Frau. Tun Sie uns bitte nichts, Mister.“ „Du hast zwei Tage Zeit, Onkel Tom!“ drohte Snyder. „Bis dahin hast du deine Klamotten gepackt und bist mit deiner Alten von hier verschwunden. Wir sind sogar großzügig. Zwanzig Dollar für jeden von. euch. Na, warum bedankst du dich nicht, he?“ Der Weißhaarige begriff. Das waren die Männer, von denen man sich im Viertel hinter vorgehaltener Hand erzählte. Und jetzt waren sie auch hierher gekommen, und ihre Absichten waren eindeutig. „Er begreift nicht, dieser alte Idiot“, rief Snyder und versetzte dem Schwarzen einen heftigen Tritt. Der alte Mann schrie erschrocken auf und verlor das Gleichgewicht. Er taumelte und konnte sich nicht mehr am Treppengeländer festhalten. Polternd stürzte er nach unten, wo er jammernd liegen blieb. „Damit du begreifst, Nigger“, rief ihm Hart hinterher, „du hast zwei Tage Zeit, dann kommen wir wieder und machen deine Frau fertig, du schwarzer Idiot.“ Er spuckte verächtlich aus. „Komm weiter, Nat. Ich glaube, dass der Alte nun weiß, wo's langgeht.“ Die beiden Männer kümmerten sich nicht mehr um den stöhnenden Mann und gingen
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kam zum Vorschein. Das machte Hart noch gieriger, „Lassen Sie meine Tochter zufrieden“, schrie jetzt Ruiz und machte Anstalten, den um einen Kopf größeren Mann anzugreifen. Hart passte für einen Augenblick nicht auf, und das nützte Eva aus. Ihr Knie zuckte hoch und trat den Gangster zwischen den Beinen. Hart ächzte und klappte wie ein Taschenmesser zusammen Nat Snyder hatte Mühe, den tobenden Ruiz zur Räson zu bringen. Dabei entglitt Eva seinen Händen. Das schlanke Mädchen nutzte den Augenblick und huschte an Snyder vorbei aus der Wohnung. Im Flur schrie sie laut um Hilfe, doch keiner hörte sie oder wollte sie hören. Hastig rannte sie die Treppe hinunter und hinaus ins Freie. Verzweifelt huschten ihre Blicke umher. Da sah sie den silbergrauen Mercedes, der in die Straße einbog. Sie wusste nicht, wer das war, aber in diesen Sekunden der Angst griff sie nach jedem Strohhalm, der sich ihr bot. Eva rannte so schnell sie konnte auf den näher kommenden Wagen zu.
schmutzigen Fußboden zerschellte. „Wie ungeschickt von mir“, sagte Hart. „Das war nicht meine Absicht. Du bist mir doch nicht böse, Ruiz?“ „Por favor, Senor“, erwiderte der kleine Mann und bemühte sich, seinen Zorn zu unterdrücken. Er wusste, dass das Leben seiner Familie auf dem Spiel stand. Hier in dieser Ghettosiedlung kümmerte sich keiner um den anderen. Man war auf sich selbst gestellt, und nur der Stärkere konnte auf die Dauer überleben. Das wusste Jorge Ruiz, und deswegen hielt er den Mund. „Ruiz, Mr. Carson möchte, dass du von hier verschwindest“, erinnerte Snyder. „Er braucht dieses Grundstück, um ein neues Haus bauen zu können. Er hat dir und deinem Pack doch schon fünfzig Dollar geboten, und das ist verdammt großzügig für diese Bruchbude. Warum haut ihr nicht ab, he? Nun müssen Bob und ich ein bisschen nachhelfen. Wir werden jetzt die Koffer packen, habt ihr das kapiert?“ Der zwanzigjährige Carlo hielt es auf seinem Platz nicht mehr aus. Er schnellte nach vorne und versuchte, Nat Snyder anzugreifen, aber der war schon längst auf den Angriff gefasst. Er machte einen Schritt zur Seite und holte mit der Rechten zu einem kräftigen Hieb aus. Die Faust erwischte den Jungen voll und schleuderte ihn zurück. Pilar Ruiz schrie erschrocken auf und beugte sich über den bewusstlosen Jungen, „Ihr Teufel!“ krächzte Jorge Ruiz. „Was haben wir euch getan, dass ihr uns quälen müsst und…“ „Halt dein Maul. Alter!“ unterbrach Snyder ihn und wies jetzt auf die Frau. „Los, geh und pack die Koffer. In zehn Minuten seid ihr raus aus der Wohnung, ist das klar? Oder müssen wir nachhelfen?“ „Zehn Minuten sind eine lange Zeit“, bemerkte der bullige Hart und ging auf die schwarzhaarige Eva zu. „Genug, um uns beide ein wenig näher kennen zu lernen, Chiquita. Na, wie wär’s?“ Seine schwielige Hand krallte sich in ihre Bluse, die mit einem reißenden Geräusch nachgab. Nackte sonnengebräunte Haut
* Riverdale war ein Bezirk, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Über den Hudson River wehte der Gestank der Lagerhäuser herüber. Die ganze Atmosphäre in diesem Stadtbezirk wirkte bedrückend und trübe. Manhattan, der Stadtteil mit seinen glänzenden Büro- und Geschäftshäusern, der auf der anderen Seite des Hudsons zu sehen war, erschien wie eine andere Welt. Hier aber zeigte sich die Millionenstadt von ihrer wahren Seite. Abfall und Verwesung, wohin man nur blickte. Schmutzige Kinder mit leerem Blick spielten im Eingang von dunklen Hinterhöfen, und vor einigen Kneipen lungerten verwahrloste Halbwüchsige herum, die keine Zukunft mehr sehen konnten. Wer in den Slums der Bronx
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ihm zu. „Weiß der Teufel, weshalb er hierher gekommen ist. Wir müssen weg!“ „Das werden wir gleich haben“, erwiderte der bullige Hart. Er riss die vor Angst wimmernde Pilar Ruiz an sich und hielt ihr den Lauf seiner Waffe an die Schläfe. „So, jetzt stell dich an die Tür und sag diesem Hundesohn, dass die Frau stirbt, wenn er auf dumme Ideen kommt.“ Snyder war nicht wohl in seiner Haut. Tausend Dinge gingen ihm in Sekundenschnelle durch den Kopf. Der Unbekannte draußen auf der Treppe hatte eine Waffe, und der Teufel mochte wissen, welcher Zufall ihn gerade jetzt hierher geführt hatte. Aber er war da, und Snyder hatte keine Ahnung, ob draußen noch andere lauerten. Das harmlose Spiel hatte sich ins Gegenteil gekehrt. „Wir bringen die Frau um!“ schrie Snyder so laut, dass seine Stimme im Flur verzerrt klang. „Wir kommen jetzt raus. Eine falsche Bewegung, und die Frau muss dran glauben!“ Frank Reynolds hatte verstanden. Er warf dem schwarzhaarigen Mädchen einen beruhigenden Blick zu und deutete ihr an, beiseite zu treten. Da tauchten auch schon die beiden Männer mit ihrer Geisel auf der Treppe auf. Frank staunte Bauklötze, als er die Männer sah. Das waren doch die Burschen, die Ray Gordon eiskalt umgelegt hatten! Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass ihm die beiden Killer höchstpersönlich über den Weg liefen. Das Schicksal ging manchmal höchst makabre Wege, und nun war eine Situation eingetreten, in der alles auf des Messers Schneide stand. „Wirf deine Pistole weg, Mann!“ hörte Frank den einen Gangster rufen. „Nun mach schon, oder willst du, dass die Frau hier stirbt? Ich zähle bis drei...“ Frank biss wütend die Zähne zusammen, aber er konnte nichts unternehmen. Die Killer waren zornig und aufgeregt, und daher unberechenbar. Seufzend ließ Frank seine Waffe fallen. Die beiden Killer kamen mit ihrer Geisel
aufwuchs, der war von vornherein zum Außenseiter abgestempelt. Einige schafften es, dem Dreck der Slums zu entfliehen, doch die meisten wagten nicht den Absprung. Frank spürte unsichtbare Blicke hinter schmutzigen Fensterscheiben, als er die 235. Straße verließ und in die 236. einbog. Dann sah er plötzlich das Mädchen aus dem Hauseingang rennen. Sie schaute ängstlich hinter sich, und als sie den Mercedes sah, hielt sie genau darauf zu. Frank bremste ab und brachte den Wagen zum Stehen. „Bitte helfen Sie mir, Mister!“ rief das Mädchen verzweifelt, als Frank die Scheibe herunterkurbelte. „Meine Familie... Da sind zwei Männer, die uns aus der Wohnung werfen wollen und...“ Frank stieg hastig aus dem Wagen. Seine Blicke folgten dem Fingerzeig des schwarzhaarigen Mädchens, Augenblicke später sprintete er vorwärts. Kaum hatte er den Hauseingang erreicht, da hörte er schon den Lärm, der aus einer der oberen Etagen drang. Zuerst war es nur ein heftiges Klatschen, dann steigerte es sich zu einem Poltern. Frank befürchtete das Schlimmste. Er zog die Pistole aus seinem Jackett und stürmte die Treppe hinauf. Den Mann mit der Waffe in der Hand erkannte er erst in letzter Sekunde. Plötzlich stand er oben im Eingang der Wohnung und sah Frank. Sofort riss er den Arm hoch und zog den Stecher durch. Der Schuss bellte im Flur auf. Die Kugel strich gefährlich nahe an Franks Kopf vorbei und schlug in die Wand hinter ihm. Sofort duckte sich der Detektiv und hörte gleichzeitig in der Wohnung einen Angstschrei. „Bob!“ rief Nat Snyder. Sein Gesicht war eine verzerrte Grimasse. „Da ist einer auf der Treppe...“ Hart, der sich den alten Ruiz gepackt und gerade zu einem heftigen Hieb ausholen wollte, stieß den Puertoricaner zurück. Er wirbelte herum. „Was?“ rief er. „Es ist der Typ aus dem Hotel, Bob“, zischte Snyder
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„Jetzt hört mir alle mal gut zu!“ fauchte Hart Pilar und Eva Ruiz an, und diese Drohung galt auch den anderen Hausbewohnern. „Ihr sagt ihm nichts, aber auch nicht das kleinste Wort, ist das klar? Wenn ich herausfinde, dass er was erfahren hat, kommen Nat und ich wieder. Und dann lege ich euch alle um - einen nach dem anderen.“ Diese Drohung war ernst gemeint. Hart lächelte zufrieden, als er in die Gesichter der ängstlichen Leute blickte. Die würden nichts sagen. Diese Chicanos und Hungerleider hatten doch viel zu viel Furcht davor, dass Hart und Snyder ihre Drohungen wahr machten. Das wusste er, und deswegen konnte er sich stark fühlen. „Los, machen wir, dass wir weiterkommen!“ forderte Snyder seinen Kumpan auf. Hart nickte. Heute war nicht ihr Glückstag. Kevin Blaine würde nicht glücklich sein, wenn er von ihrem Missgeschick erfuhr. Beide verließen hastig das Haus und eilten hinüber zu ihrem Chrysler, den sie nicht weit entfernt abgestellt hatten. Snyder klemmte sich hinters Lenkrad, während Hart aus den Augenwinkeln das Haus beobachtete. Aber da blieb alles ruhig. Keiner der Bewohner zeigte sich. Denen steckte die Angst noch tief in den Knochen! Snyder startete den Wagen. Sekunden später heulte der Motor auf, als der Schläger das Gaspedal durchtrat. Der Wagen schoss mit quietschenden Reifen davon. Onkel Pawley schaute dem davonrasenden Chrysler mit einem nachdenklichen Blick nach. Er drehte sich seufzend um. Die Menschen im düsteren Hausflur wussten nicht, was sie tun sollten. Zu plötzlich war alles über sie gekommen. Der Schwarze dachte an seine kranke Frau. Wolken des Unheils kündigten sich an, und Onkel Pawley ahnte, dass die Schrecken noch nicht beendet waren. Im Gegenteil. Es fing erst an...
die Treppe hinunter. Frank sah die Frau, die am Rande einer Ohnmacht schwebte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbrach. „Soll ich ihn umlegen?“ fragte Snyder seinen Kumpan. „Er hat unsere Gesichter gesehen.“ Der Größere schüttelte den Kopf. „Wir dürfen nicht zu viel Wirbel machen“, stieß er hervor und fuchtelte mit der Waffe aufgeregt vor Franks Nase herum. „Noch ist nicht die Zeit dazu. Wir verschwinden von hier. Los, Mann, dreh dich um! Wird's bald?“ Frank tat dem Gangster den Gefallen und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. Der plötzliche Aufschrei des schwarzhaarigen Mädchens kam gleichzeitig mit dem heftigen Schmerz, den Frank in seinem Kopf verspürte. Etwas traf ihn wuchtig an der Schläfe. Vor Franks Augen tanzten Sterne, als er zu Boden ging. Dann explodierte die Welt in einem Meer aus Farben. Grimmig beugte sich Nat Snyder über den Bewusstlosen. Sein Gesicht war eine Maske des Zorns, und er fragte sich, wer dieser Bursche eigentlich war, und weshalb er ausgerechnet in diesem Augenblick hier aufgekreuzt war. Er drehte den Mann auf den Rücken und wühlte in dessen Jackettaschen herum, bis er fündig geworden war. Eine Brieftasche war es, die er gesucht hatte. Snyder stöberte in den Papieren herum. Die üblichen Kreditkarten, der Führerschein und einige Dollarnoten. Aber dann entdeckte er etwas, was ihn kreidebleich werden ließ. Ein grässlicher Fluch kam über seine Lippen. „Bob, schau dir das doch mal an“, sagte er aufgeregt. „Ich glaub', ich spinne. Frank Reynolds heißt der Bursche. Ein Privatdetektiv. Mensch, das darf doch nicht wahr sein! Wir müssen sofort Mr. Blaine informieren.“ Hart nickte und stieß Pilar Ruiz von sich. Die Frau stürzte zu Boden. Ihre Tochter lief sofort auf sie zu und stützte sie, während ihre Blicke zornige Blitze versprühten.
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plötzlich das Wort ergriff. „Was seid ihr bloß für Menschen?“ riet sie, und ihre Anklage richtete sich an alle Hausbewohner. „Sie wollen euch mit Gewalt von hier vertreiben, und ihr lasst es auch noch geschehen, indem ihr beide Augen zudrückt. Wollt ihr euch denn nicht dagegen wehren? Seid ihr deswegen nach New York gekommen, um wieder davon gejagt zu werden? Soll das denn niemals ein Ende nehmen?“ „Kind, sei still!“ versuchte Pilar Ruiz ihre Tochter zu beruhigen. „Du verstehst noch nichts von diesen Dingen. Es ist besser, wenn...“ „Mutter, du bist genauso feige wie alle anderen“, unterbrach Eva sie heftig. „Die können uns doch nicht einfach für ein paar Dollar auf die Straße setzen. Onkel Pawley, was sagst du dazu?“ Die Frage war an den Schwarzen gerichtet, der mit gesenktem Kopf dastand. Es dauerte einige Sekunden, bis er zu einer Antwort ansetzte. „Kind, ich habe schon viel Schlechtes gesehen“, erwiderte er. „Carson und seine Leute sind stärker, und ich weiß nicht, was wir unternehmen sollen. Meine gute Minnie ist krank. Ich muss auf sie Rücksicht nehmen, verstehst du? Vielleicht, wenn ich allein wäre...“ Er brach ab. „Moment mal!“ sagte Frank und fixierte den alten Neger. „Sie haben eben den Namen Carson erwähnt. Mathew Carson, der Bauunternehmer?“ Als Onkel Pawley nicht antwortete, ergriff das Mädchen das Wort. „Richtig, Mr. Reynolds! Dieser Schweinehund will uns aus den Wohnungen heraushaben - wenn nötig, mit Gewalt. Snyder und Hart sind seine Schläger, und sie führen das aus, was ihr großer Boss will. Glauben Sie, dass uns einer zu Hilfe kommt? Seit Senator Nolan tot ist, wissen wir endgültig, dass es keine Hilfe mehr gibt. Trotzdem sollten wir uns wehren. Wenn ich nur wüsste, wie?“ „Ich will versuchen, Ihnen zu helfen“, versprach Frank. „Ich weiß zwar nicht
* Der Schmerz in Franks Hinterkopf verebbte allmählich, als er wieder zu sich kam. Zuerst sah er nur undeutliche Schemen vor sich, die erst nach einer halben Ewigkeit Konturen annahmen; Frank ächzte und griff sich an den Kopf. Er fühlte etwas Klebriges. Verdammt, dieser Kerl hatte ganz schön fest zugeschlagen! „Füllen Sie sich besser, Mister?“ erklang plötzlich eine brüchige Stimme neben ihm. Frank wandte mühsam den Kopf und blickte in das Gesicht eines alten weißhaarigen Schwarzen, der ihm beim Aufstehen helfen wollte. „Unkraut vergeht so schnell nicht“, gab er zurück und bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen. Er sah sich um. Im dunklen Flur stand eine kleine Gruppe von Menschen, die diesen Vorfall offensichtlich beobachtet hatten und jetzt nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten. „Mein Name ist Frank Reynolds“, stellte sich Frank kurz vor. „Ich bin Privatdetektiv. Was waren das für Männer? Was wollten sie hier?“ Schweigen herrschte in der Runde. Furcht stand in den Gesichtern der Hausbewohner geschrieben. Alle hatten große Angst vor möglichen Folgen, wenn sie etwas ausplauderten. Das erkannte Frank sofort. „Diese beiden Männer sind gefährliche Mörder“, versuchte Frank es noch einmal. „Wollt ihr, dass sie weiterhin frei herumlaufen? Man muss ihnen doch das Handwerk legen. Also, was wollten sie hier?“ „Senor, ich heiße Jorge Ruiz“, meldete sich jetzt ein kleiner, schmächtiger Mann zu Wort. „Meine Familie und ich haben schon genug mitmachen müssen. Ich will nicht, dass meinen Kindern etwas zustößt, verstehen Sie? Gehen Sie weg von hier. Sie können uns sowieso nicht helfen.“ Frank wollte gerade etwas erwidern, als er von einer Seite Hilfe bekam, mit der er überhaupt nicht gerechnet hatte. Eva war es, das schwarzhaarige Mädchen, das
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was er in den letzten Stunden unternommen hatte. Er berichtete dem Captain von seinem Treffen mit dem Reporter Washburn. Dass er anschließend nach Riverdale gefahren war, ließ er ebenfalls nicht aus. Phils Augen wurden immer größer, als er Franks Geschichte erfuhr. „Na, das ist ja eine tolle Story!“ meinte er. „Das passt haargenau zu der Sache, an der ich im Moment bin. Hör zu, Frank, vor drei Stunden hat sich bei uns ein Zeuge gemeldet, der den Bericht über den Mord an Ray Gordon in der Zeitung gelesen hat. Der Bursche arbeitet als Kellner im Empire State Building, und er erinnert sich ganz genau daran, dass Gordon am Vorabend des Attentats dort gewesen ist.“ „Erzähl weiter, Phil!“ Frank vergaß seine Kopfschmerzen. „Gordon soll sich dort mit einem Mann getroffen haben“, berichtete der Captain weiter. „Nach den Aussagen unseres Zeugen haben sich die beiden ungefähr eine halbe Stunde lang unterhalten. Der Unbekannte trug einen grauen Anzug und eine Hornbrille, daran erinnert der Kellner sich noch. Gordon ist noch etwas geblieben, während der andere eine Viertelstunde früher ging. Frank, dieser Mann mit der Hornbrille muss der Auftraggeber für das Attentat gewesen sein. Ich habe natürlich sofort Miller verständigt, und jetzt wird drüben eine Phantomzeichnung angefertigt Vielleicht hilft uns das weiter.“ „Ich glaube, ich habe da in ein Wespennest gestochen“, gab Frank zurück. „Phil, mir fehlen noch die Beweise, aber wenn Carson wirklich hinter dieser ganzen Sache steckt, dann gibt es eine Menge Ärger.“ „Was willst du tun?“ „Ich werde Carson aus der Reserve locken“, antwortete Frank. „Seine beiden Schläger werden ihm bestimmt schon von mir erzählt haben. Weißt du, was ich tun werde? Ich besuche ihn und fühle ihm ein wenig auf den Zahn. Der Bursche muss verunsichert werden. Nur so kriegen wir
genau, wie ich das machen soll, aber ich verspreche Ihnen, dass ich mein möglichstes tun werde. Bitte bleiben Sie in den Wohnungen. Die beiden Schläger sind jetzt verunsichert. Sie werden anderes zu tun haben. Sie haben bestimmt ein paar Tage Ruhe, und bis dahin werde ich schon eine Lösung finden.“ Seine Worte flößten den Hausbewohnern Ruhe und Zuversicht ein. Diese Menschen waren Verstoßene der Gesellschaft, die nach jedem Strohhalm griffen, der sich ihnen bot. Und Frank bot ihnen Hilfe an. „Danke, Mr. Reynolds“, sagte Eva für alle anderen. „Wir vertrauen Ihnen, aber ich weiß nicht, wie lange das hier noch gut gehen wird. Doch wir werden abwarten. Das ist ein Versprechen.“ Sie schaute sich in der Runde um, und jeder der Anwesenden nickte stumm. Frank atmete erleichtert auf. Er gab dem Mädchen seine Adresse. Eva sollte ihn sofort anrufen, wenn etwas Wichtiges geschah. Eva versprach es ihm. Dann lächelte Frank den Hausbewohnern abschließend zu und ging zu seinem Mercedes zurück. Mit gemischten Gefühlen stieg er ein und ließ den Motor an. Ein flaues Gefühl überfiel ihn. Die beiden Killer hatten ihn wieder erkannt. Frank wusste, dass ihm zum Handeln nur noch wenig Zeit blieb. * Phils Gesicht hellte sich sichtlich auf, als Frank sein Büro betrat. „Na, da bist du ja endlich!“ rief er. „Ich habe schon seit Stunden versucht, dich telefonisch zu erreichen, Mandy wusste nicht, wo du steckst. Sag mal, wo hast du dich denn herumgetrieben?“ „Im Riverdale-Bezirk“, erwiderte Frank knapp und ließ sich in den Sessel fallen. „Phil, ich habe eine brandheiße Spur, und wenn das stimmt, was ich herausgefunden habe, dann gibt es jede Menge Arbeit.“ Phil blickte ihn überrascht an. „Na, sag schon, was los ist. Ich bin gespannt.“ Frank schilderte ihm in kurzen Worten,
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Hier waren die Grundstücke mit ihren prunkvollen Villen viel größer und schöner angelegt und größtenteils von einer hohen Mauer umgeben, um neugierige Besucher fernzuhalten. Die Menschen, die hier lebten, kannten keine Wohnprobleme oder Geldsorgen. Wer es von der New Yorker Schickeria schaffte, sich hier einen Wohnsitz zuzulegen, der hatte ausgesorgt, und zwar für den Rest seines Lebens. Frank kannte Mathew Carson zwar nicht persönlich, aber er konnte sich gut vorstellen, mit welchen Methoden der Bauunternehmer seine Karriere gestartet hatte. Frank bremste den Mercedes ab und brachte ihn vor der Toreinfahrt zu Carsons Grundstück zum Stehen. Er stieg aus und näherte sich dem Eingang. Natürlich war das Tor verschlossen. Frank hätte sich gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Deshalb drückte er auf den Klingelknopf am Torpfosten und wartete ab. „Wer ist da?“ erklang eine barsche Stimme über den eingebauten Lautsprecher. Frank stellte sich kurz vor und erklärte, dass er mit Mr. Carson sprechen wollte. „Sind Sie bei Mr. Carson angemeldet, Sir?“ fragte die Stimme weiter. „Wenn nicht, dann rufen Sie bitte in seinem Büro an und lassen sich einen Termin geben. Mr. Carson ist zurzeit sehr beschäftigt.“ „Ihr Chef wird Ihnen die Hammelbeine lang ziehen!“ rief Frank ungeduldig. „Lassen Sie mich besser rein, oder Sie kriegen Ärger mit Ihrem Brötchengeber.“ Es war kaum zu glauben, aber das wirkte. Der Angestellte schien einen Augenblick zu überlegen, dann antwortete die Stimme im gleichen Tonfall, dass man Frank nun doch hereinlassen wolle. Aber er solle sich kurz fassen. Mit einem Summen öffnete sich das schmiedeeiserne Tor. Frank betrat das Grundstück. Durch einen mit Büschen und Bäumen dicht bewachsenen Park führte ein schmaler Weg zum Haus, das im
ihn.“ „Frank, du weißt doch, dass Carson ein mächtiger Mann ist“, gab Phil zu bedenken. „Du kannst nicht einfach zu ihm gehen und ihm auf den Kopf zusagen, dass er Nolan hat umbringen lassen. Was glaubst du, was Attorney Brown mit mir tun wird, wenn er das spitzkriegt?“ Frank winkte ab. „Bis dahin ist die Sache längst gelaufen. Phil, du weißt doch selbst, wie schwerfällig der Apparat ist. Und habe ich dir nicht schon ein paar Mal mit meinen Methoden geholfen?“ „Das schon, aber da ging es auch nicht gegen solche Leute wie Mathew Carson.“ „Der kocht seine Suppe auch nur mit Wasser“, entgegnete Frank. „Ich werde ihm einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Keine Sorge, ich falle schon nicht mit der Tür ins Haus. Du weißt doch, dass ich ein höflicher Mensch bin, oder?“ „Hoffentlich merkt das Carson auch“, sagte Phil. „Frank, ich drücke dir die Daumen. Du rufst mich doch anschließend an?“ „Ehrensache.“ Frank erhob sich und nickte Phil kurz zu. Nachdem er das Büro verlassen hatte, grübelte der Captain noch lange nach. Er ahnte, dass Frank auf der richtigen Spur war. Er könnte nur hoffen, dass der Freund auch vorsichtig genug war. * Frank hatte von unterwegs aus Mandy angerufen und sich erkundigt, ob es irgendwelche Neuigkeiten gab. Bis auf einen Anwalt, der Frank in einer Versicherungsangelegenheit beauftragen wollte, lag nichts vor. Also hatte Frank Zeit genug, sich um den Fall zu kümmern, in den er unfreiwillig verwickelt worden war. Mathew Carson, der Bauunternehmer, hatte seinen Wohnsitz in Brooklyn, in einer teuren Villengegend selbstverständlich. Als Frank nun in die Seaview Avenue einbog, konnte er bereits den krassen Gegensatz dieses Stadtbezirks erkennen.
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war klar, dass Carson ein harter Brocken war. „Ich heiße Frank Reynolds und bin Privatdetektiv. Mr. Carson, ich ermittle in einer Angelegenheit, bei der ich zufällig auf Ihren Namen gestoßen bin. Deswegen möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.“ „Ich habe nichts mit Kriminellen zu tun, Reynolds“, gab der Bauunternehmer barsch zurück. „Sie müssen an der falschen Adresse sein.“ „Ich glaube nicht“, erwiderte Frank und grinste. „Ihr Name hat in Riverdale keinen guten Klang, Mister. Man munkelt sogar, dass Sie froh darüber wären, dass der Senator erschossen worden ist. Es gibt Leute, die behaupten, dass er Sie hindern wollte, Riverdale in eine Betonsiedlung zu verwandeln.“ Das war hoch gepokert, und das wusste Frank auch. Aber er wollte wirklich sein Blatt total ausreizen, um den Bauunternehmer zu verunsichern. Das gelang ihm auch. Carson sprang wie von der Tarantel gestochen von seinem Sessel hoch. Sein Gesicht war vor Zorn hochrot verfärbt. Er donnerte mit der Faust auf den Schreibtisch, dass sämtliche Akten durcheinander flogen. „Was fällt Ihnen ein, Mensch!“ brüllte er. „Was glauben Sie denn, wo Sie hier sind? Sie schmieriger, kleiner Schnüffler! Ich führe mein Geschäft sauber durch und habe es nicht nötig, mich von Ihnen beleidigen zu lassen. Blaine, wo stecken Sie?“ Auf sein Geschrei hin eilte der Sekretär herbei und starrte seinen Chef bestürzt an. So erregt hatte er ihn noch nie gesehen. Es musste wohl mit diesem Reynolds zusammenhängen. „Mr. Reynolds möchte gehen, Blaine“, erklärte der Bauunternehmer. „Bringen Sie ihn hinaus!“ „Okay, ich gehe“, sagte Frank abschließend. „Aber fühlen Sie sich nicht zu sicher. Burschen wie Sie kriegt man am Ende doch.“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Carson
altenglischen Stil erbaut worden war und sicherlich schon einige Jahre alt war. Frank sah drüben bei den Bäumen die Gestalt eines Mannes der einen großen Hund an der Leine führte. Das Tier schlug an, als es Frank entdeckte, und der Mann hätte alle Mühe, den Hund zu beruhigen. Mit gemischten Gefühlen näherte sich Frank dem Eingang, wo sich im gleichen Moment eine Tür öffnete. Ein unscheinbarer Mahn mit Hornbrille stand in der Haustür, der Frank von Kopf bis Fuß musterte. „Ich bin Kevin Blaine, Mr. Carsons persönlicher Sekretär. Sie können mir sagen, um was es geht. Ich werde es dann weiterleiten.“ Seine Stimme drückte deutlichen Unwillen über Franks Besuch aus. „Mister, ich will mit Ihrem Chef sprechen, und nicht mit Ihnen. Ich habe ihm einige persönliche Fragen zu stellen, und es gibt mir ein wenig zu denken, dass er keine Zeit für mich übrig haben will. Sagen Sie ihm, es geht um den Bezirk Riverdale.“ Die Erwähnung dieses Stadtbezirks schien Wunder zu wirken. Der Mann namens Blaine bat Frank, im Flur zu warten, während er nach oben ging. Minuten später tauchte er wieder auf und deutete Frank mit einladenden Gesten an mitzukommen. Frank folgte ihm die Treppe hinauf in ein geräumiges Zimmer. Blaine öffnete eine Verbindungstür, und Sekunden später stand Frank Mathew Carson gegenüber. Der bekannte Bauunternehmer war ein Mann in Franks Alter. Seine Haare hatten sich schon ein wenig gelichtet, und die Augen drückten unbezähmbaren Willen und Entschlossenheit aus. „Mein Sekretär hat mir gesagt, dass Sie mich unbedingt sprechen wollen“, begann Carson mit kräftiger Stimme. „Also spucken Sie aus, was Sie auf dem Herzen haben, und dann verschwinden Sie. Ich habe noch zu arbeiten.“ Das war deutlich genug. Der Bursche zeigte gleich zu Anfang die Zähne. Frank
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und jetzt gehört mir eine Firma mit zweihundert Mitarbeitern und drei Niederlassungen. Glauben Sie, dass ich dieses Werk verlieren möchte? Nein, Blaine, ich werde meine Pläne in Riverdale verwirklichen und am Rande des Hafens eine neue Wohnsiedlung aus dem Boden stampfen. Senator Nolan war dagegen, und jetzt ist er tot. Frank Reynolds wird mir lästig, Blaine. Er weiß zwar nicht alles, aber er ahnt die Zusammenhänge. Ich möchte, dass er beseitigt wird, und zwar so schnell wie möglich.“ Der Sekretär nickte unterwürfig. „Ich werde es Snyder und Hart ausrichten, Sir. Was soll ich den beiden genau sagen?“ „Ist mir egal“, fauchte der Bauunternehmer. „Zahlen Sie diesen Holzköpfen eine gehörige Summe, nur sollen sie es schnell und gründlich machen, und natürlich so, dass die Bullen keine tief greifenden Schlüsse ziehen. Das kann ich doch für mein Geld verlangen, oder?“ „Natürlich, Sir“, erwiderte Blaine. „Ich werde alles entsprechend regeln. Sie können sich darauf verlassen. Frank Reynolds wird den morgigen Tag nicht überleben.“
hätte den schweren Aschenbecher nach ihm geschleudert. Doch Frank hatte ohnehin schon den Raum verlassen. Blaine brachte ihn bis zum Tor, sprach aber kein Wort mehr mit ihm. Kaum war der Detektiv auf die Straße getreten, da schloss sich das Tor hinter ihm. Frank stieg in den Mercedes und fuhr davon. Für ihn war klar, dass Carson eine rabenschwarze Weste hatte. * „Ist er fort, Blaine?“ zischte Mathew Carson wütend. „Dieser gottverdammte Schnüffler hat doch tatsächlich die Frechheit, mich zu beschuldigen!“ „Es war damit zu rechnen, dass er Ihnen einen Besuch abstattet“, erwiderte Blaine und setzte sich die Brille zurecht. „Snyder und Hart haben mich rechtzeitig informiert. Dieser Schnüffler ist uns auf der Spur. Er ahnt etwas, das habe ich bemerkt. Mr. Carson, wir müssen dringend etwas unternehmen, sonst fliegt die ganze Sache auf.“ „Das weiß ich selbst“, erklärte der Bauunternehmer und blickte durch das Fenster dem davonfahrenden Mercedes nach. „Sie haben mich ja schon entsprechend vor diesem Burschen gewarnt, Blaine. Auch ich habe geahnt, dass er hierher kommen würde, und deshalb wollte ich ihn mir einmal ansehen. Ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.“ „Soll ich Entsprechendes veranlassen, Mr. Carson?“ erkundigte sich der Sekretär. „Ich brauche Snyder und Hart nur zu verständigen, dann werden die sich schon um diesen Reynolds kümmern.“ Carson goss sich ein Glas Whisky ein und nahm einen kräftigen Schluck, für einen Moment schien er angestrengt zu überlegen, dann hatte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen. „Blaine, ich habe mit meinen eigenen Händen ein Imperium aufgebaut“, begann er. „Mit nichts habe ich in einer schmutzigen Hafenbaracke angefangen,
* Kevin Blaine blickte misstrauisch auf den Eingang der Spelunke, die sein Ziel war. Sie lag im Süden der Bronx, in einer Gegend, in die sich ein wohlerzogener Mensch niemals hintraute. Aber Mr. Carson hatte ihm einen Auftrag gegeben, und den führte Blaine nach bestem Wissen und Gewissen aus. Falls notwendig, war er auch bereit, sich auf ein niedriges Niveau herabzulassen, und das war nun der Fall. Snyder und Hart hielten sich oft im „Blue Moon“ auf, einer in einschlägigen Kreisen sehr bekannten Disco. Blaine hatte die Burschen telefonisch nicht erreichen können, und da Eile geboten war, machte er sich selbst auf den Weg. Vor dem Eingang der Disco hingen drei Jugendliche in ausgeflippter Kleidung herum, die sich über Blaines Hornbrille
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An einem Tisch, über dem eine nackte Glühbirne hing, saßen vier Männer und waren in ein Kartenspiel vertieft. Zwei davon waren Snyder und Hart, die anderen beiden kannte Blaine nicht. Und so, wie die aussahen, hatte er auch nicht die geringste Lust, diese Burschen kennen zu lernen. Ihnen war zuzutrauen, dass sie für einen Penny ihre eigene Schwester auf den Strich schickten. „Ich muss euch beide sprechen!“ stieß Blaine hervor und registrierte beiläufig, dass ihn die übrigen Burschen staunend musterten. „Es ist wichtig!“ Snyder überwand sein plötzliches Erstaunen, denn er hatte nicht mit Blaines Erscheinen gerechnet. Er stand vom Tisch auf und nickte seinen beiden Spielerfreunden kurz zu. „Kurze Pause, Jungs!“ krächzte er. „Bob und ich haben mit diesem Gentleman hier was zu besprechen. Geht solange raus zum Tanzen oder macht eins von den Mädchen an. Eine halbe Stunde möchten wir ungestört sein, klar?“ Die beiden Kerle maulten, verdrückten sich aber dann doch ohne größeren Widerspruch. Der bullige Hart machte nämlich schon Anstalten, seine Hemdsärmel hochzukrempeln. Mit seinen Fäusten wollten die beiden anderen doch lieber nicht in Berührung kommen. Als die Tür zuschlug, sahen Snyder und Hart den Mann mit der Hornbrille schuldbewusst an. Der war sichtlich wütend auf sie. „Es war doch ausgemacht, dass ihr noch zwei Tage zu Hause bleibt!“ zischte er aufgebracht. „Glaubt ihr, ich habe die Zeit, in ganz New York hinter euch herzulaufen? Ihr habt doch genau gewusst, dass ich euch vielleicht noch mal einsetzen muss.“ „Sony, Mr. Blaine“, versuchte sich Snyder zu entschuldigen. „Uns fiel die Decke auf den Kopf, und da brauchten wir ein bisschen Abwechslung.“ „Schwachköpfe!“ schimpfte Blaine. „Ihr habt ja keine Ahnung, wie gefährlich jetzt alles geworden ist! Hart, dieser Detektiv ist
lustig machten. Mit hochrotem Kopf drückte sich der Sekretär an ihnen vorbei und gelangte so zur Kasse, wo er fünf Dollar Eintritt zu bezahlen hatte. Erst dann ließ man ihn durch. In einem schwach beleuchteten Saal, an dessen Decke ein Gerät hing, das zu heißen Rhythmen Laserstrahlen ins Publikum streute, hielten sich etliche Tanzbegeisterte auf, meist Jugendliche, die ihre Körper zur Soulmusik begeistert verrenkten. Blaine musste beide Ellenbogen einsetzen, um sich einen Weg zur Theke zu bahnen, hinter der ein schwarzgelockter Jüngling stand. Mit schmachtenden Augen blickte der Jüngling ihn an. „Was darf s sein, Mister?“ fragte er mit schriller Stimme. „Ich suche Nat Snyder und Bob Hart!“ rief Blaine so laut, dass es der Keeper verstehen konnte. „Ich bin ein Freund von den beiden.“ Um seine Worte zu bekräftigen, zog er aus seiner Tasche einen zerknitterten Zwanzigdollarschein. Damit wollte er den Keeper erweichen. Diese Methode wirkte auch diesmal Wunder. Der Dandy streckte seine manikürten Finger nach dem Geldschein aus und ließ ihn in Sekundenschnelle in seiner blasslila Weste verschwinden. „Im Hinterzimmer“, informierte er knapp und wies mit dem Daumen hinter sich. „Gehen Sie durch, Mister!“ Dann widmete er sich wieder seinen Gläsern. Blaine würdigte den Burschen keines Blickes mehr, sondern bahnte sich erneut einen Weg. Augenblicke später hatte er die betreffende Tür erreicht, und der ohrenbetäubende Lärm wich einem dumpfen Dröhnen. Blaine atmete erleichtert auf. Das war ja kaum auszuhalten gewesen! Ein schlecht beleuchteter Flur führte zu einer weiteren Tür, hinter der Blaine Stimmen vernahm, die ihm bekannt vorkamen. Der Sekretär möchte diese Umgebung nicht, aber es gab eine Sache zu erledigen, die keinen Aufschub duldete. Deshalb fasste er sich ein Herz und öffnete die Tür.
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„Brown hier“, sagte er, und seine Stimme klang alles andere als freundlich. „Hier spricht Mathew Carson, Mr. Brown!“ war eine wütende Stimme am anderen Ende der Leitung zu vernehmen. „Sie sind sicherlich im Bilde, wer ich bin.“ Attorney Brown hörte den zornigen Unterton in der Stimme des Mannes, und er ahnte, was jetzt auf ihn zukam. „Was kann ich für Sie tun, Mr. Carson?“ erkundigte er sich höflich. „Es ist eine gottverdammte Unverschämtheit!“ brüllte der Bauunternehmer los. „Ihre Beamten sollten dafür sorgen, dass man gewissen Leuten, die sich Privatdetektiv nennen, ihre Lizenzen entzieht. Mr. Brown, ich möchte mich hiermit ganz offiziell über einen Mann namens Frank Reynolds beschweren. Sie kennen ihn sicherlich.“ Brown verdrehte die Augen. Er ahnte, was geschehen war, aber er kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken zu Ende zu bringen, denn jetzt legte Mathew Carson erst richtig los. „Dieser Frank Reynolds war heute Vormittag bei mir und hat mich beschuldigt, dass ich meine Finger im Spiel habe und Schuld daran habe, dass Senator Nolan umgebracht worden ist. Mr. Brown, ich bin ein seriöser Geschäftsmann und besitze einen sehr guten Ruf in der Baubranche. Ich habe es weiß Gott nicht nötig, mich von einem miesen Schnüffler wie Reynolds beleidigen zu lassen. Das ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit, die sich dieser Kerl da erlaubt hat. Ich verlange von Ihnen, dass Sie etwas unternehmen. Ich fühle mich belästigt durch solche Menschen. Mr. Brown, ich habe gute Beziehungen, und ich werde diese spielen lassen, wenn sich da bald nicht etwas ändert. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt!“ „Mr. Carson, hören Sie zu...“, versuchte es Brown noch auf die höfliche Art, aber der Bauunternehmer hatte schon wutentbrannt den Hörer aufgelegt. „So ein Mist aber auch“, keuchte Brown. Was hatte dieser Frank Reynolds nur
euch beiden auf den Fersen. Er hat euch schon zwei Mal gesehen, und er lässt nicht locker, bis er die Spur gefunden hat.“ „Ein kleiner Privatdetektiv!“ Snyder winkte lässig ab, aber das brachte Blaine endgültig zum Explodieren. „Dieser kleine Privatdetektiv namens Frank Reynolds, von dem ihr mir erzählt habt, hört zufälligerweise auf den Namen Mr. Bronx, und wenn ihr nicht ganz blöde seid, dann sagt euch der Name was!“ „Mr. Bronx?“ stöhnte Snyder und blickte seinen Kumpan ungläubig an. „Bob, von dem hab' ich schon gehört. Soll ein ganz gefährlicher Schnüffler sein. O Gott, den hätten wir gleich umlegen sollen!“ Bevor Hart zu einer Antwort ansetzen konnte, ergriff Blaine wieder das Wort. „Dieser Reynolds hat Mr. Carson einen Besuch abgestattet. Weiß der Teufel, wie er das alles herausgefunden hat. Wahrscheinlich haben diese Chicanos gesungen. Snyder, Hart, ich verlange von euch, dass ihr diesen Fehler wieder ausbügelt. Reynolds hätte gleich beseitigt werden müssen, bevor er zu Mr. Carson kam. Ihr werdet das so schnell wie möglich nachholen, verstanden?“ „Geht in Ordnung, Mr. Blaine!“ erwiderte Snyder, nachdem sein Kumpan ebenfalls genickt hatte. „Wir werden uns um die Sache gleich morgen früh kümmern. Wie sollen wir's machen?“ „Das ist mir gleich“, erklärte Blaine. „Keine Zeugen und kein großes Aufsehen, das ist alles, was ich verlange. Und ich erwarte Präzisionsarbeit.“ Damit drehte er sich um und verließ das Hinterzimmer. Die beiden Schläger blieben mit nachdenklichen Gesichtern zurück. * Ungefähr zur gleichen Zeit, wo sich Kevin Blaine auf den Weg zur Bronx machte, klingelte das Telefon auf Attorney Browns Schreibtisch. Der vielbeschäftigte Mann blickte unwillig aus seinen Akten hoch, entschloss sich aber dann doch, den Hörer abzunehmen.
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bekommen ein Disziplinarverfahren wegen der Weitergabe von Dienstgeheimnissen. Guten Tag, Captain!“ Die Tür zitterte im Rahmen, als Brown sie mit einem heftigen Schlag zuwarf. Der Attorney hatte förmlich Gift und Galle gespuckt. Alles wegen Frank . Verdammt noch mal, was hat er da nur wieder gemacht, schoss es Phil durch den Kopf. Carson musste hochgegangen sein wie ein Stehaufmännchen, und Phil konnte sich sehr gut vorstellen, was sich im Haus des Bauunternehmers abgespielt hatte. Frank musste davon erfahren, wie sehr sich Brown aufgeregt hatte, und zwar sofort. Phil war nämlich selbst sehr wütend.
wieder angestellt? Musste er denn immer gleich mit dem Kopf durch die Wand? Brown hielt es nicht mehr hinter seinem Schreibtisch aus. Hastig erhob er sich und verließ sein Büro. Er musste mit Captain Stuart ein ernsthaftes Wort reden. So wie Frank Reynolds gegen Carson vorgegangen war, trat er nur noch mehr ins Fettnäpfchen. „Ich bin in der nächsten halben Stunde bei Captain Stuart zu erreichen“, sagte er zu seiner Sekretärin, und dann war er schon auf dem Weg zum Paternoster. Minuten später hatte er Phils Büro erreicht. Ohne anzuklopfen betrat er den Raum und starrte den Captain an. Phil sah die Falten auf Browns Stirn, und da ahnte er bereits, dass Unheil im Anzug war. „Captain Stuart, wissen Sie Bescheid darüber, dass Frank Reynolds vorhatte, den Bauunternehmer Mathew Carson aufzusuchen?“ Phil kratzte sich kurz am Kopf, bevor er etwas erwiderte. „Er hat es mal beiläufig erwähnt, Sir. Ist irgendwas passiert?“ „Das kann man wohl sagen!“ polterte der Attorney los. „Carson hat mich gerade angerufen und sich ganz massiv über Frank Reynolds beschwert. Captain, ich möchte nicht, dass Sie mit diesem Zivilisten zusammenarbeiten. Ihn gehen die Ermittlungen der Polizei nichts an. Ich bin sicher, Sie haben ihm etwas gesagt, was ihn neugierig gemacht hat. So etwas gestatte ich Ihnen nicht, ist das klar?“ „Aber Sir“, versuchte es Phil im freundlichen Ton, aber da kam er bei Attorney Brown nicht weit. Der Alte hatte eine Zigarre bekommen, und die gab er jetzt an den Captain weiter. Wie in der üblichen Bürohierarchie. „Ich möchte darüber nicht länger mit Ihnen diskutieren, Captain Stuart!“ schnitt ihm Brown heftig das Wort ab. „Ich denke, dass ich Ihnen im klaren und verständlichen Ton gesagt habe, was ich von Reynolds’ Art der Ermittlung halte. Wenn so was noch mal vorkommt, dann sorge ich eigenhändig dafür, dass man diesem Mann die Lizenz entzieht, und Sie
* Frank blickte überrascht hoch, als er im Vorzimmer Stimmen hörte. Es ging ziemlich laut zu. Ehe er noch aufstehen und die Ursache dieses Lärms ergründen konnte, stand Phil schon in seinem Arbeitszimmer. Er schaute ziemlich wütend drein. „Was ist denn mit dir los, Phil?“ fragte Frank. „Du machst ja einen Lärm wie eine ganze Cowboymannschaft nach einem anstrengenden Viehtrieb!“ „Frank, du musst verrückt sein!“ polterte Phil los. „Attorney Brown hat sich über dich beschwert, nachdem Carson ihn angerufen hat Ich weiß zwar nicht, was du tatsächlich im einzelnen gesagt hast, aber Carson hat behauptet, du hättest ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Brown war außer sich, das kann ich dir sagen. Er hat davon gesprochen, den Entzug deiner Lizenz zu beantragen…“ „Ich hoffe, du hast den Alten beruhigen können“, unterbrach Frank. „Schließlich wusstest du doch, was ich vorhatte. Oder hast du es nicht gewagt, Brown reinen Wein einzuschenken?“ Phil winkte ab. „Ach, du weißt doch, wie der Alte ist. Er kann es auf den Tod nicht leiden, wenn er Ärger von höherer Stelle bekommt. Er hat Angst, dass er vom Senat
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zurückhalten“, sagte Phil und erhob sich. „Ich werde dem Alten schon was zurechtbiegen, damit er sich beruhigt. Aber du musst bald Ergebnisse bringen, sonst schafft Brown es wirklich noch, deine Lizenz einzuziehen. Also zögere nicht zu lange. Ich habe heute mit dem FBI gesprochen. Miller hat auch eine Menge Druck bekommen.“ „Ich halte dich auf dem laufenden“, versprach Frank dem Captain und verabschiedete ihn. Als Phil das Büro verlassen hatte, warf Mandy ihm einen verständnislosen Blick zu. „Was hat er denn?“ fragte sie. „Er war heute richtig brummig zu mir. Ganz kurz angebunden. Hat er Ärger mit dem Policedepartment?“ Frank nickte. „Mandy, ich fürchte, ich habe mich da in eine Sache eingelassen, die heikel werden kann. Lass deine Schreibmaschine jetzt mal stehen und komm rüber zu mir. Ich glaube, ich sollte dir erzählen, was sich in den letzten Stunden abgespielt hat...“
eins aufs Dach bekommt, weil ich ihm nicht gleich gesagt habe, dass ein Mann namens Frank Reynolds den Ermittlungen des FBI vorgreifen will.“ „Setz dich erst mal, Phil “, forderte Frank den Freund auf. „Du musst dich beruhigen. Mach dir mal nicht zu viele Sorgen darüber. Diese provozierende Kontaktaufnahme mit Carson musste sein. Dieser Bursche ist ein Hai, wie er im Buche steht. Ich sag' dir, der hat mehr Dreck am Stecken als Lucky Luciano. Der hätte mich am liebsten gleich über den Haufen geschossen. Phil, in den nächsten Tagen passiert was, sonst will ich nicht mehr Frank Reynolds heißen.“ „Glaubst du, er will dich aus dem Weg räumen?“ fragte Phil ungläubig. „Ich nehme es fast an!“ erwiderte Frank und sah die Bestürzung in Phils Gesicht. „Nun mach dir mal keine Sorgen um mich, alter Junge. Schließlich habe ich ja gewusst, wie groß das Risiko bei der ganzen Sache ist. Ich werde mich schon in Acht nehmen. Falls du mir Polizeischutz anbieten willst, ich brauche ihn nicht. Ich schlage mich schon so durch, okay?“ „Wie du willst“, sagte Phil seufzend. „Aber halte mich ja auf dem laufenden, wenn du was unternimmst. Ich möchte genau informiert sein, damit nichts schief geht.“ „Wird es nicht Hast du schon was herausgefunden mit deinem Zeugen?“ „Leider nicht“, entgegnete Phil. „Der Kellner aus dem Restaurant war bei unseren Spezialisten, und die haben ein Phantombild angefertigt. Aber davon verspreche ich mir nicht viel. Es gibt genug unscheinbare Leute mit Hornbrille und grauen Anzügen. In jedem Büro sind sie zu finden.“ „Ich schnappe mir Carson, Phil“, versprach Frank. „Ich habe gesehen, mit welchen Methoden dieser Bursche arbeitet. Er weiß jetzt, dass ich Verdacht geschöpft habe, und ich will ihn dazu zwingen, dass er seine Karten aufdeckt. Genau dann ist er reif.“ „Gut, Frank, ich will dich nicht
* „Los, du rufst ihn an!“ Snyders Stimme ließ keinen Widerspruch zu, und Bob Hart fügte sich in sein Schicksal. Der bullige Gangster zwängte sich in die enge Telefonzelle und nahm den Hörer ab. Dann suchte er im Telefonbuch nach Franks Nummer, bis er den gewünschten Vermerk gefunden hatte. Er grinste Snyder zu, der sich vor der Zelle aufhielt. Schließlich warf er eine Münze ein und wählte Reynolds’ Nummer. Sekunden später ertönte eine zuckersüße Stimme am anderen Ende der Leitung. „Frank Reynolds bitte!“ Hart bemühte sich, aufgeregt zu klingen. „Es ist dringend!“ Die Gesprächspartnerin stellte ihn durch, und kurz darauf hatte Hart den Mann an der Strippe, den man auch Mr. Bronx nannte. „Mr. Reynolds, ich brauche Ihre Hilfe!“
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„Frank, bitte pass auf dich auf. Riskiere nichts, was dein Leben gefährden könnte. Du hast selbst gesagt, dass diese Burschen gefährlich sind.“ „Wird schon klargehen“, beruhigte Frank seine Assistentin. „Dein Chef wird die Sache schon schaukeln.“ „Das sagst du doch nur, um mich zu beruhigen“, meinte die blonde Frau. „Willst du nicht lieber zusammen mit Phil dorthin fahren?“ „Wenn ich mit einer Polizeistreife komme, dann werden sich die Burschen nicht zeigen“, erklärte Frank. „Ich will sie aus ihrer Reserve locken und sie dazu bringen, dass sie losschlagen. Phil und seine Leute werden schon noch rechtzeitig kommen. Ruf ihn gleich an, sobald ich weg bin, okay?“ Er nahm seine Jacke und ging. Mandy hängte sich sofort ans Telefon. Sie wählte Phils Nummer, die sie schon auswendig kannte. Beim ersten Mal kam sie nicht durch, doch gleich beim zweiten Mal klappte die Verbindung. Statt der gewohnten tiefen Stimme von Phil Stuart meldete sich jedoch eine unbekannte Stimme. „Officer Delmont hier, Mordkommission Manhattan C II. Was kann ich für Sie tun?“ Mandy nannte ihren Namen und bat, Captain Stuart zu sprechen. „Oh, das tut mir leid. Miss“, erwiderte der Polizeibeamte. „Captain Stuart ist in einer Besprechung. Ich kann ihn da im Moment schlecht rausholen.“ „Hören Sie zu, Officer!“ beharrte Mandy. „Die Sache ist wirklich sehr wichtig. Ich bin die Mitarbeiterin von Frank Reynolds. Der Captain wartet auf diesen Anruf.“ „Lady, einen Stock höher tagt das FBI mit Attorney Brown. Ich werde Captain Stuart dort nicht stören können. Ich kann ihm aber eine Nachricht hinterlassen, wenn Sie das wünschen. Die Besprechung dauert ohnehin nicht mehr lange. In ein bis zwei Stunden ist der Captain sicherlich wieder zu sprechen.“ Mandy war fast am Verzweifeln. Der Officer musste neu sein, sonst hätte er
Der Gangster ließ Frank gar nicht erst zu Wort kommen, sondern legte gleich los. „Sie müssen mir helfen, sonst ist es aus...“ „Wer sind Sie, und von wo aus rufen Sie an?“ fragte Reynolds am anderen Ende der Leitung. „Im Riverdale Bezirk am Hafen“, stieß Hart hervor und hielt einen Augenblick inne. „Hören Sie zu, ich kann nicht lange sprechen, denn sie sind hinter mir her“, fuhr er schließlich fort. „Ich habe Ihre Adresse von der Ruiz-Familie, die kennen Sie doch? Carson hat seine Schläger auf mich gehetzt, weil ich zuviel weiß. Ich muss jetzt aufhören, sonst kriegen sie mich. Kommen Sie hinüber zu den alten Lagerschuppen an der Hudson Division. Dort warte ich auf Sie. Aber passen Sie auf, dass Sie niemand sieht!“ Daraufhin hängte Hart den Hörer auf. Er verließ die Telefonzelle. „Und?“ fragte Snyder. „Ist alles klargegangen? Hat er den Köder geschluckt?“ Hart nickte. „Natürlich hat er. Die Idee mit Ruiz war gar nicht so schlecht. Du hattest Recht, Nat. Diese Chicanos haben wahrscheinlich geplaudert, sonst wüsste Reynolds nicht soviel. Aber die nehmen wir uns dann anschließend noch vor. Komm, fahren wir rüber zu den Docks. Reynolds wird in einer Stunde dort sein, und bis dahin müssen wir die Falle aufgebaut haben.“ * Mandy sah die besorgte Miene ihres Chefs, als dieser den Hörer auflegte. Sie ahnte, dass dies ein bedeutsames Gespräch gewesen war. „Es ist soweit, Mandy“, bestätigte Frank ihre Vermutung. „Ich fahre jetzt los. Bitte ruf sofort Phil an und sag ihm, dass ich rausgefahren bin zu den Docks an der Hudson Division. Er weiß dann schon Bescheid und wird seine Leute losschicken.“ „Es scheint brenzlig zu werden, Frank “, sagte Mandy und blickte ihn voll Sorge an.
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sah die großen Schilder, die darauf hinwiesen, dass hier die Carson Company am Werk war, neue und bessere Wohnungen für alle zu schaffen. Voll Bitterkeit musste er daran denken, mit welchen Mitteln Mathew Carson diese Ziele verwirklichte. Selbstverständlich stand davon nichts auf den großen Plakaten. Zwischen den sich anschließenden alten Mietshäusern konnte Frank in der Ferne schon die Lagerhallen des Piers sehen. Das Hafenviertel war somit nicht mehr weit entfernt. Während Frank die 243. Straße entlang fuhr und aus den Augenwinkeln die misstrauischen Blicke der Kinder registrierte, die sich vor dunklen Hauseingängen aufhielten, dachte Frank an den merkwürdigen Anruf. Der Unbekannte hatte seinen Namen nicht genannt. Wahrscheinlich hatte er keine Zeit gehabt, um ihm mehr sagen zu können, aber insgeheim ahnte Frank doch, dass der anonyme Anrufer mit der Ruiz-Familie nichts zu tun hatte. Natürlich war es eine Falle - es hätte gar nicht anders sein können. Frank wusste, dass er sich auf ein Himmelfahrtskommando einließ, aber er hatte nun einmal den ersten Schritt getan, um Carson zu verunsichern, also musste er seinen Plan jetzt konsequent durchziehen. Nur stand und fiel die ganze Sache mit Phils Eingreifen. Der Captain musste rechtzeitig hier sein, sonst würde es gefährlich werden für Frank. Die Hudson Division befand sich unmittelbar bei dem Riverdale Park. Eine ideale Gegend, um ein Treffen zu veranstalten, denn zu dieser Stunde hielten sich bestimmt keine Spaziergänger mehr im Park auf. Wer in New York einen Park betreten wollte, der machte das besser, solange es noch hell war. Ansonsten stand es schlecht um sein körperliches Wohlbefinden, denn die Parks waren nachts Treffpunkt dunkler Kreise. Frank bremste den Mercedes ab und parkte ihn neben einer Halle, die leer zu
Franks Detektei sicherlich gekannt. „Sagen Sie dem Captain, dass Frank Reynolds jetzt zum Hafenbezirk Riverdale gefahren ist“ Mandy schilderte Officer Delmont, was Frank ihr auf getragen hatte. „Captain Stuart muss sofort die notwendigen Schritte unternehmen, haben Sie das verstanden?“ „Sicher, Miss Torrance“, gab der diensteifrige Delmont zurück. „Ich habe lückenlos alles notiert. Captain Stuart wird sich umgehend bei Ihnen melden, okay?“ Mandy nickte nur und legte auf. Ein weiterer Versuch, diesmal bei der Zentrale der Mordkommission, scheiterte ebenfalls. Das Mädchen in der Telefonzentrale erklärte ihr mit schnippischer Stimme, dass Captain Stuart in einer wichtigen Besprechung sei und wirklich nicht gestört werden dürfe. Sie wolle aber gerne eine Verbindung zu Officer Delmont herstellen, falls dies gewünscht werde. Mandy sagte nein und gab es seufzend auf. Währenddessen legte der eifrige Polizist den Zettel mit seiner Notiz auf Phils Tisch. Augenblicke später bekam er dann selbst einen wichtigen Einsatz und musste mit einem Kollegen hinausfahren. Schon bald danach wurden weitere Akten in Phils Büro von Bediensteten gebracht, unter denen der Notizzettel verschwand. * Es war die Hauptverkehrszeit in New York. Auf den großen Zufahrtsstraßen und Freeways herrschte emsiger Betrieb. Frank hatte alle Mühe, seine Verabredung pünktlich einzuhalten. Auf dem Henry Hudson Parkway entlang fuhr er durch Spuyten Duyvil, bis der Ruth McLaughlin Park in Sicht kam. Von dort bog er in die 242. Straße ab und hatte somit Riverdale erreicht. Wieder fiel ihm der krasse Gegensatz zu Long Beach oder Manhattan City auf. New York war nicht nur die Stadt der Mode und der Neonlichter, sondern auch ein Ort der Armut und des permanenten Zerfalls. Frank fuhr die Betonbauten entlang und
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auf, und die Kugel zischte um Haaresbreite an Franks Schulter vorbei. Der Detektiv duckte sich blitzschnell und warf sich wie ein Spitzensportler zur Seite. Noch im Fallen riss er seine Pistole aus dem Schulterhalfter. „Du Idiot!“ brüllte jetzt die gleiche Stimme, allerdings diesmal bedeutend wütender. „Du hast ihn verfehlt. Los, wir nehmen ihn unter Sperrfeuer!“ Frank wusste, dass es jetzt um Kopf und Kragen ging. Er musste verhindern, dass sie ihn hier in der Lagerhalle festnagelten, denn wenn sie ihn erst einmal von zwei Seiten in die Zange genommen hatten, dann war es aus und vorbei mit ihm. Frank riss die Pistole hoch und gab einen Schuss in die Richtung ab, wo das Mündungsfeuer aufgeleuchtet hatte. In der Stille der Halle krachte der Schuss wie eine Explosion. Der Bursche hatte eine zu gute Deckung. Frank traf ihn nicht, konnte aber zumindest erreichen, dass er durch weitere, gezielte Schüsse seinen Gegner in Deckung zwang, während er sich selbst hinter einem Kistenstapel in Sicherheit brachte. Reynolds hatte viel Glück, denn die Kugeln des zweiten Gegners waren zu hastig abgefeuert. Sie trafen ihr Ziel nicht und schlugen lediglich in die Barrikaden, die Franks Körper schützten. Der Detektiv warf einen kurzen Blick hinter sich zum Ausgang. Er war nur zehn Meter von Frank entfernt, fast greifbar nahe, der Weg dorthin bot jedoch keinerlei Deckung. Sollte Frank es riskieren, mit einem gewaltigen Satz ins Freie zu springen? Wieder fiel ein Schuss. Frank hatte gerade rechtzeitig den Kopf eingezogen und war so der Kugel entgangen. Sie schlug hinter ihm in einen Holzbalken. Den Standort des einen Gegners kannte er nun, aber die Burschen waren zu zweit und konnten Frank großen Ärger bereiten, wenn er nicht aufpasste. Er musste raus hier - egal wie. „Hol ihn dir von der anderen Seite!“ brüllte jetzt einer der Burschen. „Ich geb' dir Deckung, Nat. Na los, nun mach
sein schien. Er öffnete die Tür und stieg aus. Im Hintergrund des Parks waren Kräne zu sehen, mit deren Hilfe die Fracht für kleinere Schiffe verladen wurde, die dort anlegten. Ein Mann im hellen Mantel, der soeben den Park verließ und die nächstgelegene Subway Station betrat, warf Frank einen kurzen Blick zu, dann war er verschwunden. Das Lagerhaus an der Hudson Division befand sich ungefähr zweihundert Meter von Frank entfernt. Langsam näherte der Detektiv sich dem Treffpunkt. Er rechnete damit, dass etwas geschah. Deshalb befand sich sein Körper in Alarmzustand und war jederzeit bereit zu handeln, wenn es erforderlich wurde. Vom Hudson River her drang ein undefinierbarer Gestank in Franks Nase. Der große Fluss stank zu manchen Jahreszeiten wie eine Kloake. Ein Spiegelbild der Millionenstadt. Das Lagerhaus machte einen heruntergekommenen Eindruck. Alte, verrostete Fässer waren zu beiden Seiten des halb geöffneten Tores aufgestapelt, und Frank fragte sich, wer für diese Fässer überhaupt noch Verwendung finden konnte. Vorsichtig strebte er dem Eingang zu. Der Mann, der das Treffen mit ihm vereinbart hatte, müsste sich jetzt eigentlich zeigen. Von nun an war höchste Alarmbereitschaft geboten, denn Frank war sicher, dass der Unbekannte - doch sicher waren es mehrere - ihn bestimmt schon längst bemerkt hatte. Erwartungsvoll ging er durch die Eingangstür. „Hallo!“ rief er, und seine Stimme hallte laut von den Wänden wider. „Ich bin gekommen - wie vereinbart“ Für Sekunden herrschte Stille, dann ertönte im Halbdunkel der großen Lagerhalle plötzlich eine heisere Stimme. „Sind Sie es, Reynolds?“ fragte die Stimme. „Kommen Sie näher!“ Plötzlich wurde die Stimme zu einem Schrei. „Knall ihn ab, Nat!“ In gleichen Moment bellte ein Schuss
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irgendetwas schiefgegangen sein. Aber was, zum Teufel?
schon!“ Frank zögerte keine Sekunde. Blitzschnell kam er hoch, riss die Waffe empor und drückte mehrmals ab. Die Schüsse donnerten in der Halle, als Frank sich mit einem gewagten Satz nach vorne warf und gleichzeitig abrollte. Der Bursche, der ihm ans Leder wollte, stieß einen grässlichen Fluch aus und schickte Frank ein paar Kugeln hinterher, die den Staub vom Boden empor wirbelten. Aber Frank war flink wie ein Hase. Er schlug gekonnt zwei Haken und hatte Augenblicke später das Freie erreicht. Gehetzt blickte er sich um. Wo, zum Teufel, blieben Phil Stuart und seine Männer? Sie hätten schon längst hier sein müssen! Es war doch abgesprochen, dass Frank nur den Lockvogel mimen und die Kerle aus ihrer Reserve locken sollte. Wieder bellte ein Schuss auf, und diesmal streifte die Kugel Frank schmerzhaft an der linken Schulter. Frank stöhnte auf und wankte kurz, aber dann stolperte er hastig weiter zu seinem Wagen. Im Augenblick war er im Nachteil. Doch Hauptsache, er war erst einmal aus der Halle heraus, in der sie ihn mit Leichtigkeit hätten erledigen können. Jetzt sah er einen der Gangster hinter der Halle auftauchen. Frank riss die Waffe hoch und drückte sofort ab. Er sah, wie der Kerl laut aufschrie und die Waffe fallen ließ. Frank hatte sein Ziel gut getroffen, aber der Killer war nur leicht verwundet, denn er sprang trotz seiner Schmerzen noch in Deckung. „Er hat mich erwischt, Nat!“ schrie er. „Mach ihn doch endlich fertig, verdammt noch mal!“ Schüsse zwangen Frank in Deckung. In der Zwischenzeit gelang es dem anderen Gangster, sich seiner Waffe zu bemächtigen. Während er nachlud, eröffnete der andere wieder das Feuer auf Frank. Jetzt wurde es langsam brenzlig. Frank blickte hinter sich, aber noch immer tauchten keine Polizeiwagen auf, und keine Sirenen durchbrachen die Stille. Es musste
* Phil Stuart seufzte tief auf und griff nach der Kaffeekanne. Er schenkte sich selbst und Lieutenant Dillon eine Tasse der heißen und dampfenden Flüssigkeit ein. „Mein Gott, der Alte ist ja ganz schön aus dem Häuschen gewesen, Tom“, bemerkte er, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte. „Das ist ja auch kein Wunder“, erwiderte Phils Stellvertreter und runzelte die Stirn. „Miller war auch nicht gerade davon begeistert, dass Reynolds nach der Holzhammermethode vorgegangen ist Er und Brown glauben doch jetzt, dass Carson - falls er überhaupt die Finger im Spiel hat - so vorsichtig geworden ist, dass sie ihm nichts mehr am Zeug flicken können.“ „Aber Miller müsste es doch wissen!“ meinte Phil erregt. Er mochte langatmige Tagungen und Debatten nicht. Besonders, wenn Brown sie abhielt. „Frank hat dem FBI schon einmal aus der Klemme geholten. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte es damals bei der Flugzeugentführung bestimmt viele Tote gegeben. Aber diese Schreibtischhocker sind nun einmal verbohrte Dickschädel. Die ändern sich nicht mehr.“ Er schob den Aktenstapel beiseite und entdeckte den kleinen Zettel mit dem handschriftlichen Vermerk. Beiläufig warf er einen kurzen Blick darauf und stutzte unwillkürlich. Dillon bemerkte den erstaunten Blick seines Chefs. „Das gibt's doch nicht!“ rief der Captain erregt. „Tom, hier liegt ein Zettel, dass Mandy Torrance angerufen hat. Frank ist auf dem Weg nach Riverdale, um jemanden zu treffen, der in Schwierigkeiten zu stecken scheint Mann, da steckt doch Carson dahinter. Tom, diesen Wisch hat Delmont unterschrieben. Der saß wohl an der Strippe, als der Anruf kam. Warum, zum Teufel hat er mich nicht gleich verständigt?“
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Verdammt, wo blieb nur Phil? Mandy hatte Frank doch versprochen, dass sie den Captain anrufen und ihm sagen wollte, was hier lief. Normalerweise hätten Phil und seine Crew schon längst hier sein müssen. Aber weit und breit war niemand zu sehen. Frank spähte über seine Deckung hinweg. Keine Menschenseele war auszumachen, trotzdem steckten die beiden Killer bestimmt ganz in der Nähe. In der Stille war nur Franks heftiger Atem zu hören. Wo waren die Gangster? War es ihnen gelungen, sich hinter Franks Rücken zu schleichen? Dann mussten jeden Moment die tödlichen Schüsse fallen. In diesem Augenblick ertönte nicht weit hinter ihm ein knackendes Geräusch. Frank fuhr blitzschnell herum und riss seine Pistole hoch. Gleichzeitig registrierte er die Gestalt eines der Gangster, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Frank drückte ab. Bevor sein Gegner dazu kam, selbst auf Frank zu feuern, zwang ihn die Kugel des Detektivs selbst in Deckung. Der Killer fluchte, als er erkannte, dass sein Plan doch nicht aufgegangen war. Hastig zog er sich zurück und schrie seinem Kumpan eine Warnung zu. Wieder fielen Schüsse, und Frank musste sich erneut ganz klein machen. Die Lage war angespannt, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich endgültig zu Franks Ungunsten entschied. „Fahr schneller, Tom!“ rief Phil Stuart seinem Stellvertreter zu. „Die Kiste bringt doch bestimmt mehr als siebzig Meilen.“ Der Captain und der Lieutenant hatten nach dem Anruf bei Mandy Torrance sofort das Büro verlassen und waren zu ihrem Wagen geeilt. Dillon klemmte sich hinters Steuer, während Phil über Funk einen Streifenwagen suchte, der sich in der Nähe des Riverdale Bezirks aufhielt. Hoffentlich kamen sie noch rechtzeitig an der Hudson Divison an! Phil verfluchte im Stillen das Pech, dass er den Zettel nicht schon früher bemerkt hatte. Eigentlich konnte er Officer Delmont nicht dafür
Dillon zuckte mit den Schultern. „Der ist noch neu, Phil. Wahrscheinlich hat er geglaubt, nicht anders handeln zu können Und...“ „Ach was!“ rief Phil. „Dem werde ich den Kopf waschen, sobald ich ihn sehe.“ Er brach ab und riss den Telefonhörer von der Gabel. Hastig wählte er die Nummer von Franks Büro und bekam Sekunden später Mandy an die Strippe. Franks Assistentin war ganz aufgeregt, als sie Phils Stimme hörte. In wenigen Sätzen schilderte sie dem Captain die Lage. Phil sagte nichts, sondern hörte nur gespannt zu. Seine Miene verdüsterte sich zusehends. „Wir fahren gleich los. Mandy“, versprach er Franks Assistentin. „Mach dir keine Sorgen, wir kommen bestimmt noch rechtzeitig hin.“ Er legte den Hörer auf. Sein Gesicht drückte Sorge und Wut aus, als er sich an seinen Stellvertreter wandte. „Tom, ich brauche einen Streifenwagen und zwei Männer. Wir müssen sofort raus zur Hudson Division. Es geht um Frank Reynolds’ Leben. Der Bursche hat die Hölle mit einem Eimer Wasser angegriffen!“ * Frank Reynolds wechselte die Munition, so schnell es unter diesen Umständen möglich war, und konnte nur hoffen, dass ihn die Burschen in der Zwischenzeit nicht fertigmachten. Dumpfe Schritte erklangen irgendwo links nebenher Lagerhalle. Frank hob vorsichtig den Kopf und erkannte die bullige Gestalt des Mannes, der ihn über den Jordan schicken wollte. Frank zielte sofort und drückte ab, aber in der Hast ging seine Kugel daneben. So gelang es dem Gangster, eine sichere Deckung aufzusuchen. Die beiden Verbrecher bemühten sich, ihn zwischen sich zu bekommen, und wenn Frank nicht aufpasste, dann kam er aus dieser Zwickmühle nicht mehr lebend heraus.
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„Zum Wagen, los!“ brüllte Snyder seinen Kumpan an, als er sah, dass sich drei Polizeiwagen näherten. „Das Ganze war eine Falle. Nicht wir haben Reynolds reingelegt, sondern er uns. Bob, die dürfen uns nicht kriegen.“ „Tun sie auch nicht“, zischte der Bullige und gab noch einen Schuss auf Reynolds ab. Dann rannten sie beide zu dem Chrysler, den sie nur wenige Schritte entfernt abgestellt hatten. Hart warf sich ächzend auf den Beifahrersitz, während Snyder aufgeregt den Zündschlüssel herumdrehte. Beim ersten Mal sprang der Motor nicht sofort an. Snyder war nahe der Verzweiflung, aber beim zweiten Mal klappte es dann doch. „Nun fahr doch endlich, Nat!“ rief Hart fast außer sich. „Oder willst du, dass sie uns schnappen?“ „Halt doch endlich dein Maul, Mensch“ gab der Kumpan bissig zurück. „Du machst mich ganz nervös.“ Mit diesen Worten trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Chrysler schoss mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen nach vorne. Hart wurde in das Sitzpolster zurückgeschleudert, während Snyder mit verbissener Miene nach vorne blickte. Es hat nicht geklappt, schoss es immer wieder durch sein Gehirn. Wir haben Reynolds nicht umlegen können.
beschuldigen, denn der junge Polizist hatte nur seine Pflicht tun wollen. Über Funk gelang es Phil, zwei weitere Streifenwagen zu erreichen, die westlich des Van Cordtland Park patrouillierten. „Wir schaffen es!“ tröstete ihn Dillon, der das Letzte aus dem Wagen holte. Er bahnte sich einen Weg durch den fließenden Verkehr und schaffte es im Nu, die Kreuzung am Ruth McLaughlin Park zu erreichen. Aus einer Seitenstraße tauchte jetzt auch der Streifenwägen auf, den Phil herbeigerufen hatte, und wenige Minuten später bog von der 243. Straße der zweite Wagen ein. Nun konnte es losgehen. „Da drüben sind die Lagerhäuser“, rief Phil. „Und dort steht auch Franks Wagen. Tom, da vorne ist er.“ * Nat Snyder traute seinen Augen und Ohren nicht, als er plötzlich die aufheulende Polizeisirene in der Ferne hörte. Er wurde leichenblass und biss wütend die Zähne zusammen. Die Sirene wurde ständig lauter, und Nat erkannte, dass sein Plan nicht aufgehen würde. Bob und er hatten versucht, diesen lästigen Schnüffler aus dem Weg zu räumen, und sie hätten es auch geschafft, wenn nicht plötzlich die Cops aufgetaucht wären. „Bob!“ schrie er seinem Kumpan zu, der zwanzig Meter weiter in Deckung gegangen war. „Die Bullen kommen. Wir müssen weg von hier und zwar schnell!“ Er beugte sich vorsichtig nach vorne und zielte auf die Stelle, wo er Reynolds vermutete. Hart gab ihm Deckung, und so gelang es dem Gangster, aufzuspringen und hastig weiter zu Rennen. Als Snyder in Sicherheit war, gab er nun Hart Unterstützung. Seine Schüsse zwangen Reynolds, in Deckung zu bleiben. Der bullige Hart stöhnte leise, als er Snyder erreichte. Frank hatte ihn angeschossen, und die Wunde schmerzte höllisch.
* Als Frank die drei Streifenwagen erblickte, atmete er erleichtert auf. Phil war also doch noch gekommen, wenn auch fast zu spät. Zehn Meter vor seiner Deckung bremste der erste Wagen ab. Die Türen flogen auf, und Phil und Dillon sprangen heraus. Beide Polizisten zogen sofort ihre Waffen und gingen in Deckung. Es war keine Zeit für großartige Begrüßungsreden, denn noch war die Situation nicht ausgestanden. Die zwei weiteren Streifenwagen jagten heran, aus denen mehrere Polizisten stiegen.
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dann konnte er den Gangstern den Weg abschneiden. Der Chrysler vor ihm raste wie verrückt, aber Frank blieb hartnäckig dran. So schnell ließ er sich nicht abschütteln. Das war nicht die erste Verfolgungsjagd, die er mitmachte. Er kannte genügend Tricks, um sich von diesen Gaunern nicht aufs Kreuz legen zu lassen. Jetzt verließen sie Spuyten Duyvil und befanden sich auf der Höhe des Inwood Hill Park, als der Wagen vor Frank plötzlich abbremste. Ungefähr zweihundert Meter vor Franks Mercedes befand sich eine Baustelle, auf deren Höhe die Fahrbahnen sich verengten. Außerdem gab es dort eine Behelfsausfahrt, um unnötige Staus zu vermeiden. Der Chrysler bog nun überraschend ab, und damit war Phils Plan gescheitert. Der Streifenwagen, den er zur Kreuzung an der Dyckman Street geschickt hatte, um die Gangster dort abzufangen, würde vergeblich warten. Nur nicht aufgeben, schoss es Frank durch den Kopf. Irgendwann habe ich die Burschen eingeholt. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, dass Phil den Abstand nicht vergrößert hatte. Weiter ging die höllische Jagd.
„Smith, Ardinger! Ihr beide versucht sie von links in die Zange zu nehmen, klar?“ Damit schickte Phil zwei Uniformierte los, um die Gangster einzukesseln. In diesem Augenblick hörten Phil und Frank das Aufheulen eines Motors, dann quietschten Reifen. Was das bedeutete, war jedem klar. Die Ganoven suchten das Weite, aber dazu durfte es nicht kommen. „Los, hinterher!“ schrie Phil seinen Leuten zu. „Wir hängen uns dran.“ Frank erhob sich hastig und rannte hinüber zu seinem Mercedes. Die Freunde hatten sich nur kurze Blicke zuwerfen können, aber beide dachten das gleiche. Nachdem Frank sein Auto gestartet und sofort beschleunigt hatte, folgten ihm Phil und die Polizisten. Es waren nur wenige Augenblicke vergangen, bis Frank den Vorsprung der Gangster zunichte machen konnte. Er warf einen kurzen Blick m den Rückspiegel und sah, dass Phil und Dillon direkt hinter ihm waren. Die übrigen Streifenwagen schlossen sich an. Frank gab noch mehr Gas. Ungefähr zweihundert Meter vor sich entdeckte er den Chrysler der beiden flüchtigen Gangster, der gerade in die Blackstone Avenue einbog, Sekunden später erreichte auch Frank diese Stelle. Der Wagen legte sich problemlos in die Kurve. Die Reifen quietschten ein wenig, sonst aber behielt Frank die Kontrolle über den Mercedes. Jetzt tauchten die Hinweisschilder auf den Henry Hudson Parkway auf. Die Absicht der Gangster war klar. Sie wollten so schnell wie möglich Frank und die Polizei abhängen. Im Rückspiegel erkannte Phil, dass einer der beiden Streifenwagen nach links abbog und einen anderen Weg wählte. Frank musste unwillkürlich über Phils Schläue grinsen. Der Henry Hudson Parkway gabelte sich an der Grenze zwischen Spuyten Duyvil und Manhattan in zwei parallel verlaufende Fahrbahnen mit je drei Spuren. Kurz vor der Dyckman Street vereinigten sie sich wieder. Wenn der Streifenwagen jetzt schnell genug war,
* „Die holen auf, Nat!“ rief Hart außer sich und drehte sich andauernd nach hinten um. Er hörte die aufheulenden Sirenen der Streifenwagen und sah die blauen Blinklichter. Dann bemerkte er, wie ein Wagen plötzlich abbog. Auch Nat Snyder war das Manöver nicht entgangen. Er wüsste sofort, was los war. „Die wollen uns am Ende vom Parkway schnappen“, knurrte der Gangster wütend und überholte mit einem gewagten Manöver einen silberfarbigen Ford. „Aber mich kriegen die nicht.“ Er bremste ab, als die Behelfsausfahrt an der Baustelle in Sicht kam. Der Chrysler geriet ein wenig ins Schlingern und riss eine der Begrenzungsleinen durch, während er mit überhöhter
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Geschwindigkeit abbog. Für einen winzigen Augenblick schloss Bob Hart die Augen, denn er hatte schon geglaubt, dass Nat voll auf die Baustellenfahrzeuge prallen würde. Aber es war noch mal alles gut gegangen. Snyder beschleunigte wieder, und der Chrysler schoss nach vorne wie ein geölter Blitz. Zwei Männer in braunen Overalls, die an der Baustelle tätig waren, blickten dem davonrasenden Wagen kopfschüttelnd nach und gerieten noch mehr ins Staunen, als ein silberfarbener Mercedes und ein Streifenwagen folgten. Hier geht es noch schlimmer zu als in Chicago, dachten sie. „Wir müssen raus aus dem Zentrum!“ beschloss Snyder und blickte gespannt in den Rückspiegel. Im Augenblick sah es so aus, als wenn er und Hart etwas Vorsprung gewonnen hätten, aber der Schein trog. Sekunden später nämlich hatte der Mercedes wieder aufgeholt, und die Streifenwagen ließen auch nicht locker. „Da vorne, der Truck!“ rief Hart und zeigte auf einen Lkw, der sich gerade anschickte, aus einer Seitenstraße auf die Hauptstraße einzubiegen. „Los, Nat, fahr an ihm vorbei! Das schaffen wir gerade noch.“ Snyder kapierte sofort, was der Kumpan meinte. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Chrysler schoss direkt auf den Truck zu. Kurz bevor der Kühler des großen Lkws die Straße erreicht hatte, sauste Snyder durch die Lücke hindurch. „Geschafft, Nat!“ rief Hart, und rieb sich vor Freude die Hände. Im Rückspiegel sah er nun, wie der Truck um die Ecke bog und den Verfolgern den Weg versperrte. Das Schicksal war ihnen zu Hilfe gekommen. Es kostete die Bullen und den Schnüffler bestimmt kostbare Minuten, bis sie an dem Truck vorbeigekommen waren. Bis dahin war der Chrysler auf und davon. Mit schadenfrohem Grinsen konzentrierte er sich wieder auf die Straße vor ihm und raste weiter.
* Frank fluchte, als er sah, wie der Chrysler noch an dem Truck vorbeikam, bevor dieser in die Straße einbog. Die Fahrbahn war ohnehin eng und schmal, zum Überholen war nicht genug Platz. Also bremste Frank kurz entschlossen ab und riss das Steuer nach links. Er lenkte den Mercedes in eine andere Straße und hoffte im Stillen, dass dieser Umweg ihn und Phil nicht allzu viel Zeit kostete. Ein Mann, der mit zwei Kisten auf dem Arm aus einem Hauseingang trat, machte unwillkürlich zwei Schritte zurück, als er den silberfarbenen Mercedes die Straße entlang brausen sah. Dann verlor er vor Schreck auch noch das Gleichgewicht und taumelte zurück. Dabei entglitten die beiden Kisten seinen Händen und polterten mit einem dumpfen Krachen auf die Straße. Es folgte ein Scheppern, als Porzellan in alle Einzelteile zerbrach. „Du Straßenrowdy!“ schimpfte der Mann und blickte entsetzt auf die Trümmer zu seinen Füßen. Er wollte seinem Ärger noch weiter Luft machen, als zwei Polizeiwagen heransausten und ihn erneut zur Seite springen ließen. „Nimmt denn das kein Ende?“ schimpfte der fassungslose Mann, der nicht begriff, was hier geschah. Er sah nur, dass sein Geschirr in tausend Teile zerbrochen war, und schuld daran waren, diese Rüpel, die sich einen Dreck um harmlose Passanten kümmerten. Und das Schlimmste für ihn war, dass die Polizei da auch noch mitspielte. Frank hatte den Mann kurz registriert, kümmerte sich aber nicht weiter um ihn, denn es war höchste Eile geböten. Als er die nächstmögliche Abzweigung nach rechts entdeckte, bremste er den Wagen ab und bog dann ein. Er beschleunigte wieder. Er befand sich in einer schmalen Gasse, in der trübes Zwielicht herrschte. Ungefähr zweihundert Meter weiter vorne stieß Frank wieder auf die Hauptstraße.
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„Dein Wort in Gottes Ohr“, flehte der Kumpan. „He, Nat, da drüben kommt ein Streifenwagen! Verdammt, die kreisen uns jetzt ein.“ Auch Snyder sah den Wagen, der überraschend aus einer Seitenstraße aufgetaucht war und direkt auf sie zuhielt. „Brenn den Burschen eins auf den Pelz, Bob!“ Hart grinste und zog die Pistole aus der Tasche. Er kurbelte das Seitenfenster herunter und spähte hinaus. Ruckartig riss er die Pistole hoch, nahm sie in Anschlag, zielte kurz und drückte dann ab. Die Kugel traf voll ihr Ziel. Sie schlug mitten in die Windschutzscheibe des Polizeiwagens ein und ließ das Glas milchig trübe werden. Hart drückte noch einmal ab. Diesmal schien er einen der beiden Polizisten getroffen zu haben, denn das Auto geriet ins Schlingern und brach nach links aus. Es drehte sich einmal um seine eigene Achse und prallte schließlich gegen eine Betonmauer. „Getroffen, Nat!“ jubelte der bullige Hart. „Denen hab' ich gezeigt, wo's langgeht.“ Snyder nickte stumm. Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und stellte befriedigt fest, dass sein Kumpan wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Einer der beiden verfolgenden Polizeiwagen hielt an, und zwei Uniformierte stiegen aus. Jedoch Reynolds in seinem Mercedes und der andere Bulle ließen sich nicht abschütteln. „Da vorne sind die Subway Yards“, stieß Snyder endlich erleichtert aus. „Gleich haben wir's geschafft, Bob. Jag ihnen noch ein paar Kugeln hinterher!“ Der Kumpan nickte und riss wieder seine Waffe hoch. Er zielte genau. Diesmal war der silbergraue Mercedes sein Ziel. Frank sah, wie der Polizeiwagen, den Phil über Funk verständigt haben musste, plötzlich ins Schleudern geriet. Dann erst sah er die zertrümmerte Windschutzscheibe. Die Burschen hatten angefangen zu schießen. Jetzt wurde es brenzlig.
An der Kreuzung bremste er kurz ab und vergewisserte sich, dass er losfahren konnte. Phil und Dillon folgten, und immer noch nahm die heiße Jagd kein Ende. Frank jubelte innerlich vor Freude, als er weit vor sich den Chrysler erkannte. Er kurbelte die Scheibe herunter und gab Phil mit der linken Hand ein Zeichen. Die Scheinwerfer des Polizeiwagens blinkten auf. Phil hatte die Botschaft verstanden, dass ihnen die Gangster noch nicht entkommen waren. Weiter ging die Hetzjagd, diesmal am Broadway entlang, bis zur Nagle Avenue. Viele Passanten blieben neugierig stehen und sahen den Streifenwagen nach, die zusammen mit einem Mercedes einen dunklen Chrysler verfolgten. Einer der Passanten hielt sich für besonders einfallsreich. In Windeseile zückte er eine Digitalkamera und machte ein paar Schnappschüsse. Impressionen vom wilden New York, die er seiner Familie zu Hause stolz zeigen würde. Die Fahrt des Chryslers verlief anscheinend ohne Ziel, bis Frank die Absichten der Gangster erahnte. Die Nagle Avenue endete östlich in die 207. Straße. Dort befanden sich die Subway Yards, der große Untergrundbahnhof. Wenn es den Gangstern gelang, diese Station vor Frank und der Polizei zu erreichen, dann erwischten sie die Gangster nicht mehr. Wir kommen mit dem Wagen nicht weiter“, stellte Nat Snyder fest, der die Verfolger einfach nicht abschütteln konnte. „Die Kerle kleben an uns wie Kleister.“ Was willst du tun?“ fragte Hart erstaunt. „Zu Fuß haben die uns doch in Sekundenschnelle geschnappt.“ „Streng deine grauen Zellen mal ein bisschen an, du Muskelprotz“, tadelte ihn Snyder, während er einen gelben Mustang so schnitt, dass der Fahrer des anderen Wagens hart in die Eisen steigen musste, um einen Zusammenstoß zu verhindern. „Da drüben liegt der Subway Park. Wir halten direkt davor an und rennen zur nächsten Subway. Ruckzuck geht das, wirst schon sehen.“
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Sie näherten sich der Nagle Avenue von Osten her, und Paul achtete für einen winzigen Augenblick nicht auf den Verkehr, da Sally sich gerade im Sitz räkelte und dadurch der ohnehin schon kurze Rock noch ein Stückchen höher geschoben wurde. Paul zog das Lenkrad unwillkürlich nach links und wurde auf das nahende Unglück erst aufmerksam, als er Sallys entsetzten Blick sah. Der graue Chrysler schoss mit überhöhter Geschwindigkeit direkt auf sie zu, und Paul Trenmore wusste vor Schrecken nicht, was er tun sollte. Seine Reflexe kamen viel zu spät. „Paul!“ schrie Sally entsetzt. „Der Wagen...“ Der Junge hinter dem Steuer sah das Unheil auf sich zukommen und trat unwillkürlich auf die Bremse. Nat Snyder lief der Schweiß in kleinen Bächen den Hemdkragen herunter. Die Subway Yards befanden sich greifbar nahe vor ihm, aber noch immer trennten ihn und Hart einige Meter vor der Rettung. Die nächste Kurve, dann hatten sie es geschafft. Nat riss das Lenkrad nach rechts, dass die Reifen quietschten. Plötzlich sah er den Sedan auf sich zukommen. Er fuhr auf Snyders Spur. „Verdammt!“ brüllte Snyder und versuchte zur anderen Seite auszuweichen. Aber das war unmöglich, denn ausgerechnet an dieser Stelle hatte sich ein Pickup Truck breit gemacht, und der Fahrer war mit Ein- und Ausladen beschäftigt. All dies nahm Snyder in Sekundenschnelle wahr, doch er konnte nichts mehr unternehmen. Auch er war sofort auf die Bremse getreten - und das war sein Schicksal. Der Wagen geriet ins Schleudern. Er prallte gegen die Seite des Pickup Trucks, stieß kurz gegen den Sedan und raste weiter. Snyder schrie vor Angst. Er hatte längst die Kontrolle über das Lenkrad verloren. Bei dieser hohen Geschwindigkeit konnte jedes Manöver tödlich ausgehen. Der Chrysler wurde gegen eine
Frank blieb den Gangstern hartnäckig auf den Fersen, und als sie in die 207. Straße einbogen, schlug plötzlich etwas mit Wucht gegen Franks Seitenfenster. Frank riss den Kopf zurück und sah die Bescherung. Die Burschen eröffneten jetzt das Feuer auch auf ihn, und wenn er nicht gerade den Mercedes nach links gelenkt hätte, dann wäre seine Windschutzscheibe auch in Trümmer gegangen. „Na wartet, ihr Schweinehunde!“ knurrte der Detektiv. „Freut euch nicht zu früh, wir kriegen euch schon noch.“ * Paul Trenmore grinste bis über beide Ohren, als er Sally Landers neben sich im Stillen bewunderte. Das schwarzhaarige Mädchen hatte sich heute besonders schick zurechtgemacht. Der kurze Jeansrock brachte lange wohlgeformte Beine zur Geltung, die sie jetzt verführerisch ausstreckte. „Paul, du solltest lieber auf die Straße achten“, riet das schwarzhaarige Mädchen ihrem Freund, als sie Pauls heiße Blicke bemerkte. „Wir wollten doch im Empire State Building schön essen gehen, oder? Also schau geradeaus, dann habe ich wenigstens die Gewissheit, dass wir dort auch ankommen.“ „Sally, deine Beine sind wirklich eine Augenweide“, schwärmte der schlanke Paul. „Wundert es dich vielleicht, dass ich sie so oft ansehen muss?“ Die beiden hatten sich für heute vorgenommen, groß essen zu gehen. Sie wollten Sallys bestandenes Examen feiern und ein bisschen auf die Pauke hauen. Das Restaurant im Empire State Building war gerade fein genug, um Sallys Erfolg entsprechend zu feiern. Der Wagen, den Trenmore lenkte, war ein alter Sedan, der schon seit etlichen Jahren seine Dienste tat. Sally hatte Paul schön öfter gefragt, ob er sich keinen neuen Wagen zulegen wolle, aber Paul hing an dieser alten Kiste, wie er immer behauptete.
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Frank schüttelte den Kopf. „Die beiden haben ganz schön was abbekommen“, erwiderte er. „Hast du einen Krankenwagen verständigt?“ Der Captain nickte. „Er muss jeden Augenblick hier sein. Hoffen wir, dass diese Halunken davonkommen. Wir brauchen ihre Aussage.“
Betonmauer geschleudert, und zwar mit voller Wucht. Snyder und Hart wurden nach vorne gerissen und prallten gegen die Windschutzscheibe. Sie waren sofort ohnmächtig und spürten nicht mehr, wie aus der Motorhaube Flammen emporschlugen. Dann gab es eine heftige Explosion. Frank bremste den Mercedes ab, als er das Unglück vor sich sah. Sofort hielt er an und öffnete die Tür. Auch der Streifenwagen mit Phil und Dillon hatte sofort seine Fahrt gestoppt. „Wir müssen sie rausholen, Phil “, rief Frank dem Captain zu. Er wollte losrennen, als plötzlich Flammen aus der Motorhaube hervor schlugen und es einen gewaltigen Knall gab. „Bleib hier, Frank!“ warnte ihn Lieutenant Dillon, aber Frank hörte nicht auf ihn. Er bahnte sich einen Weg durch die neugierigen Passanten, die das Unglück verfolgt hatten, und eilte auf den brennenden Wagen zu. Hitze schlug ihm entgegen. Die Flammen breiteten sich allmählich aus. Frank wusste, ihm blieben nur wenige Augenblicke, um die beiden Gangster aus dem Wagen zu ziehen. Einer der Zuschauer hatte Franks Absicht sofort begriffen. Er rannte zu Frank hinüber, und gemeinsam schafften sie es, den Mann hinter dem Steuer als ersten ins Freie zu ziehen. Wenig später war dann der zweite Gangster an der Reihe. Die bewusstlosen Männer sahen schlimm aus. Es war fraglich, ob sie diesen Unfall überhaupt überstehen würden. Frank wollte sich gerade bei seinem Helfer bedanken, als der Wagen in einer grellen Stichflamme explodierte. Der Detektiv hielt sich schützend die Hand vor die Augen, da ihn die Flammen blendeten. Drüben befanden sich ein Mädchen und ein junger Bursche, die wild gestikulierend auf Lieutenant Dillon einredeten. Sie hatten wohl in dem Wagen gesessen, der das Unglück der Gangster verursacht hatte. Phil kam auf ihn zu. „Sieht nicht gut aus, oder?“ fragte er.
* Im Sydenham Hospital herrschte zu dieser nächtlichen Stunde immer noch Hochbetrieb. Männer und Frauen in weißen Kitteln waren emsig damit beschäftigt, die Patienten rund um die Uhr zu versorgen. Frank und Phil hielten sich seit einer guten Stunde auf einem der endlosen Flure des Krankenhauses auf, an dessen Ende sich der Operationssaal befand. Seitlich der Schwingtüren war eine kleine Sitzgruppe angeordnet, wo sich die beiden Freunde niedergelassen hatten. Durch die Fenster im Flur erkannte man das Lichtermeer des nächtlichen Manhattan, aber für dieses Erlebnis hatten die Freunde jetzt keine Muße. Nach einer Ewigkeit, wie es schien, öffnete sich die Tür des Operationssaales, und ein Mann in grüner Kleidung trat heraus. Frank sprang sofort von seinem Sitz auf. „Was ist, Doktor?“ fragte er hastig. „Kommen die beiden Männer durch?“ Der Arzt musterte Frank und Phil für einen Augenblick, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. „Einer von ihnen ist noch auf der Fahrt zum Hospital gestorben“, erwiderte er. „Der andere hat es auch nicht geschafft. Ein komplizierter Schädelbruch mit anschließendem Herzstillstand. Tut mir leid.“ „Danke, Doktor“, sagte Phil. „Wir wissen, dass Sie Ihr möglichstes getan haben. Gehen wir, Frank.“ Der Captain verabschiedete sich von dem Arzt und ging mit Frank zum Ausgang. Reynolds Miene drückte Bitterkeit aus.
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Captain ihn auf, als der Freund die Tür öffnete. „Setz dich und hör zu. Dillon hat bei seinen Nachforschungen was herausgefunden. Im Kofferraum des explodierten Wagens lag eine angekohlte Aktentasche. Darin befand sich unter anderem ein kleines Notizbuch, das einem der beiden Killer gehört haben muss. Es stehen verschiedene Namen drin, darunter auch der Name Kevin Blaine. Ist das nicht der Sekretär von Carson, wie du mir erzählt hast?“ Frank horchte sofort auf. „Das wäre doch eine Möglichkeit für uns, Phil “, meinte er. „Wir haben schon einmal hoch gepokert - warum nicht ein zweites Mal? Ruf diesen Blaine an und sag ihm, dass er zu dir aufs Revier kommen soll, weil du ein paar Fragen an ihn hast.“ „Er wird Verdacht schöpfen“, gab Phil zu bedenken. „Wie soll ich das unauffällig anstellen?“ „Dir wird schon eine Ausrede einfallen. Hauptsache, er ist erst einmal hier. Dann kannst du ihn bluffen. Ich hab' den Burschen kennen gelernt. Wenn der erst richtig in die Enge getrieben ist, dann packt er schon aus. Also ruf ihn an, okay?“ „Wenn das der Alte mitkriegt, dann reißt er mich in tausend Fetzen“, sagte Phil, griff aber trotzdem zum Telefon, nachdem er im Nummernverzeichnis Carsons Adresse herausgefunden hatte. „Hoffentlich geht das gut.“ Das hoffte Frank auch. Eine andere Chance gab es aber nicht mehr, um Carsons dunkle Machenschaften aufzudecken. Allmählich begann sich ein klares Bild abzuzeichnen. Blaine war der Handlanger des Bauunternehmers und hatte bestimmt auch die beiden Killer beauftragt, Frank umzulegen. Phil nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Carson Company. Eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung meldete sich mit zuckersüßer Stimme und erkundigte sich nach seinen Wünschen. „Hier spricht Captain Phil Stuart, Polizeirevier Manhattan“, begann Phil.
„Verdammt“, flüsterte er. „Das ganze gefährliche Spiel war umsonst, Phil. Ich habe gehofft, dass einer von ihnen gegen Carson aussagt, sobald wir ihn in der Falle haben. Es konnte ja niemand ahnen, dass beide verunglücken und sterben.“ „Frank, du gehst erst einmal nach Hause und legst dich für ein paar Stunden aufs Ohr. Dillon untersucht gerade die Sachen der beiden Gangster. Vielleicht findet er eine verwertbare Spur - trotz allem. Komm morgen früh zu mir, Frank, dann sehen wir weiter. Mach dir jetzt nicht zu viele Gedanken - ein bisschen Schlaf tut dir sicher gut.“ „Wahrscheinlich hast du recht“, meinte Frank, dem man die Strapazen der letzten Stunden wirklich ansah. „Also bis morgen dann!“ * Bleierner Schlaf lastete noch auf Frank, als das schrille Klingen des Weckers ihn hochriss. Frank rieb sich die Augen und stolperte hinüber zur Dusche. Ein eiskalter Wasserstrahl weckte seine Lebensgeister. Als er später sein Büro betrat, wunderte er sich darüber, dass Mandy noch nicht da war. Kurz darauf klingelte das Telefon. Franks Mitarbeiterin war an der Strippe und teilte ihm mit, dass sie etwas später käme, weil es Probleme mit dem Wagen gebe. Frank informierte sie seinerseits, dass er sich in Kürze auf den Weg zu Phil mache. Er aß eine Kleinigkeit, zog sich an und verließ das Büro. Wieder fiel ihm auf, wie verlassen die ganze Atmosphäre wirkte, wenn Mandy nicht wie gewohnt jeden Morgen da war. Die blonde Frau war ihm eine unschätzbare Hilfe. Man merkte es besonders, wenn sie mal zu spät kam oder Urlaub hatte. Er fuhr den Mercedes aus der Tiefgarage und steuerte ihn zu Phils Hauptquartier. Eine halbe Stunde später erreichte er die Mordkommission und klopfte an Phils Bürotür an. „Komm rein. Frank “, forderte der
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hatte. „Und wie“, erwiderte Phil . „Er kommt vorbei. Der war ganz schön misstrauisch am Anfang, aber dann hat er doch noch eingewilligt. Frank, wenn Attorney Brown von der ganzen Sache Wind bekommt, bevor wir Blaine aufs Glatteis geführt haben, dann bist du deine Lizenz los, und ich kann den Rest meines Lebens als Hobbygärtner verbringen.“ „Wer wagt, gewinnt“, sagte Frank. „Phil, es gibt keine andere Möglichkeit als einen Bluff. Wir kommen sonst an Carson nicht heran. Blaine ist die einzige Schwachstelle, und hier müssen wir ansetzen. Mach dir keine Sorgen, die Sache wird schon schief gehen.“ „Deinen Optimismus möchte ich haben“, antwortete Phil. „Was glaubst du eigentlich, wie aufgeregt ich bin?“ „Vielleicht nimmst du dadurch ein wenig ab, alter Junge“, sagte Frank.
„Ich möchte gerne mit einem kompetenten Mann sprechen, am besten mit Mr. Carson selbst.“ „Oh, das geht leider nicht, Sir“, erwiderte die Telefonistin. „Mr. Carson ist zurzeit in einer geschäftlichen Besprechung. Aber ich kann Sie mit Mr. Blaine, seinem Privatsekretär, verbinden.“ „In Ordnung“, sagte Phil. „Stellen Sie bitte durch, Miss.“ Für einen Moment herrschte Stille, dann meldete sich Kevin Blaine. Phil wiederholte seinen Spruch und stellte dabei ganz vergnügt fest, dass sein Gesprächspartner vor Erstaunen den Atem anhielt. Er signalisierte es Frank, und dieser grinste. Bis jetzt wirkte sein Plan. „Mr. Blaine, mein Name ist Stuart. Captain Phil Stuart, vom Polizeihauptquartier in Manhattan. Wir haben hier eine Sache, in der jemand von Ihrer Firma unbedingt eine Aussage zu Papier geben müsste. Es ist eine dringende Angelegenheit.“ „Was hat die Firma von Mr. Carson mit der Polizei zu tun, Captain?“ fragte Blaine hochnäsig. „Wir sind ein ehrenwerter Betrieb.“ „Das bezweifelt ja auch kein Mensch, Mr. Blaine“, fuhr Phil fort, „Wie schon gesagt, es ist lediglich eine Formsache. Wir haben hier einige Beschwerden von einigen Hausbewohnern im Riverdale Bezirk vorliegen, und ich möchte Sie bitten, dazu eine Zeugenaussage zu machen. Das ist doch schon alles. Können Sie heute Mittag vorbeikommen?“ „Captain, wir sind zur Zelt sehr beschäftigt, aber die Carson Company möchte ihren guten Willen unter Beweis stellen“, hörte Phil die Stimme des Privatsekretärs antworten. „Ich werde vorbeikommen. Sagen wir gegen ein Uhr.“ „Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mr. Blaine“, verabschiedete sich Phil ganz höflich. „Ich bin sicher, dass die Sache nicht lange dauert. Es ist nur eine Formsache.“ Dann legte er den Hörer auf. „Hat der Fisch angebissen?“ erkundigte sich Frank, der das Gespräch mitverfolgt
* Kevin Blaine legte den Hörer auf. Seine Miene war angespannt und nervös. Mathew Carson, der gerade den Raum betrat, sah seinen Sekretär und wunderte sich. „Was haben Sie, Blaine?“ fragte er. „Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen?“ „Wie man's nimmt“, erwiderte Blaine und setzte seine Hornbrille ab. „Da war eben ein Anruf von der Polizei. Ein gewisser Captain Stuart erzählte mir was von einem Fall, in dem eine Zeugenaussage von der Carson Company erforderlich sei. Ich soll ins Präsidium kommen, hat er gesagt. Mr. Carson, ich habe ein ungutes Gefühl.“ Der Bauunternehmer winkte lässig ab. „Was soll denn da schon groß passieren, Blaine“, erwiderte er. „Wahrscheinlich haben sich diese Hungerleider aus Puerto Rico beschwert, das ist alles. Gehen Sie hin und hören Sie sich an, was man zu sagen hat. Was ist übrigens mit den beiden Burschen, die Sie angeheuert haben?“ „Bis jetzt weiß ich noch nichts, Sir“,
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antwortete Blaine. „Aber machen Sie sich keine Sorgen. Snyder und Hart sind zuverlässig. Die haben die Sache mit Gordon erledigt, also werden sie das andere auch schon schaffen. Wenn ich zurück bin, kümmere ich mich sofort darum, Mr. Carson.“ Er erhob sich aus seinem Sessel. „Frank Reynolds ist so gut wie tot, das haben mir Snyder und Hart versprochen.“ „Das will ich hoffen, Blaine. Sie wissen, dass ich eine Menge Geld in dieses Riverdale-Projekt investiert habe, und ich möchte, dass es Früchte trägt. Ich lasse es mir von keinem Menschen zerstören, erst recht nicht von diesen mittellosen Hungerleidern aus der Karibik. Fahren Sie los, Blaine, und rufen Sie mich sofort an, wenn Sie alles hinter sich haben. Die Sache mit der Polizei schmeckt mir zwar auch nicht, aber wenn Sie nicht hingehen, fällt das noch mehr auf.“ Blaine verabschiedete sich und verließ das Haus. Carson sah ihm nach, wie er in seinen Wagen stieg und davonfuhr. Dann wandte er sich ab und ging hinüber in sein Arbeitszimmer. Es gab noch etliche Statistiken und Aufzeichnungen, die ausgewertet werden mussten, bevor er damit anfangen konnte, den nächsten Wohnkomplex aus dem Boden zu stampfen. Carson überließ nichts dem Zufall, sondern ließ alles von Anfang bis Ende durchplanen. Hätte er sich die Zeit genommen und einen kurzen Blick auf die Titelseite der Morning Post geworfen, die noch ungelesen in seinem Postkasten lag, dann wäre wahrscheinlich alles anders gelaufen. Denn das Blatt berichtete von einem schweren Verkehrsunfall bei den Subway Yards und schilderte genaue Einzelheiten darüber, dass die beiden Insassen des verunglückten Fahrzeuges in Wirklichkeit Kriminelle gewesen waren. So aber ahnte Carson nichts von seinem Schicksal. Er legte die erste Statistik beiseite und widmete sich der zweiten...
Sam Mulligan stöhnte. Schon seit zwei Stunden saß er in Lieutenant Dillons Büro und musste sich Bilder ansehen, und das alles nur, weil er den Toten aus dem Hotel am Vorabend des Mordes im Restaurant des Empire State Building gesehen hatte. Der glatzköpfige Mulligan arbeitete als Kellner im Empire Restaurant, und da an diesem Abend dort nicht viel los gewesen war, hatte er sich den Mann gut merken können. Mulligan hatte sich sofort bei der Mordkommission gemeldet, um seine Hilfe anzubieten. Jetzt taten ihm die Augen weh. Er zählte die vielen verschiedenen Gangstervisagen schon gar nicht mehr, die man ihm vorlegte. „Lieutenant, kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ fragte er. „Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Lange halte ich das hier aber nicht mehr aus. Wissen Sie eigentlich, was Sie von mir verlangen? Bis ich Ihr ganzes Verbrecheralbum durchgeblättert habe, ist es Abend. Mein Chef wird mir was erzählen, wenn ich zurück ins Restaurant komme.“ „Sie müssen das verstehen, Mr. Mulligan“, erklärte Dillon. Er stand auf, ging hinüber zum Getränkeautomaten und besorgte dem Kellner ein Glas kühles Wasser. Mulligan nahm es dankbar entgegen und trank es in einem Zug leer. „Sie sind der einzige Zeuge, der den Mann gesehen hat, mit dem Ray Gordon am Vorabend des Attentates zusammen war. Können Sie sich nicht vorstellen, wie wichtig Sie für uns sind?“ „Das ist mir verdammt noch mal egal!“ beschwerte sich jetzt der Kellner. „Ich bin kein Detektiv, und irgendwann habe ich auch mal die Schnauze voll!“ „Haben Sie doch Geduld, Mr. Mulligan“, bat ihn der Lieutenant. „Aufgrund Ihrer Beschreibung haben wir doch schon eine Auswahl getroffen. Sie brauchen sich nur noch diese Kartei hier durchzusehen, dann sind wir ja schon fertig...“ Der Kellner stöhnte, als er einen kurzen Blick auf den Aktenstapel auf Lieutenant Dillons Tisch warf. Diesen Haufen Bilder
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In Sekundenschnelle ging Blaine alle Möglichkeiten durch, bis er es herausgefunden zu haben glaubte. Natürlich, das musste es sein! Snyder und Hart hatten Reynolds umgelegt, und der hatte wahrscheinlich irgendwo Blaines Namen notiert. Eine Routinebefragung, sonst nichts. „Im zweiten Stock, Mister!“ erklärte ihm der Pförtner. Blaine machte sich auf den Weg. Mit einem altertümlichen Paternoster gelangte er in den zweiten Stock und vernahm schon von weitem die Hektik, die auf diesem Stockwerk zu herrschen schien. Auf einer Sitzbank saß ein Polizist neben einer leicht bekleideten jungen Dame, die aber ein Herr war. Der Polizist versuchte dem Transvestiten zu erklären, dass er öffentliches Ärgernis erregt habe, doch der andere verstand kein Wort von dem, was man ihm sagte. Blaine wandte sich an einen der Beamten am Schreibtisch und erkundigte sich nach Captain Stuarts Zimmer. Der Mann sah kurz von seinen Akten auf und wies auf eine Tür am Ende des Ganges. Der Sekretär klopfte kurz an, daraufhin forderte eine tiefe Stimme ihn auf einzutreten. Blaine sah zum ersten Mal Captain Stuart, und sein Instinkt sagte ihm, dass hier Vorsicht geboten war. Trotzdem legte er seine etwas überhebliche Art nicht ab. Mit Frechheit und Arroganz gelangte man auch ans Ziel. „Sind Sie Captain Stuart? Mein Name ist Kevin Blaine. Sie haben mich angerufen. Was wollten Sie von mir? Ich habe nicht viel Zeit...“ „Setzen Sie sich“, forderte Phil den arroganten Burschen auf. Dann tat er so, als werfe er einen kurzen Blick in die Akten. „Mr. Blaine, kennen Sie zwei Männer namens Nat Snyder und Bob Hart?“ Jetzt wurde Blaine bleich. Er musste tief Luft holen, so sehr hatte ihn die Frage des Captains überrascht. „Nein!“ stieß er schließlich heftig hervor.
sollte er sich jetzt noch ansehen? Irgendetwas begann in Mulligan zu streiken. „Tut mir leid!“ Mulligan schüttelte den Kopf. „Lieutenant, ich habe die Schnauze voll für heute. Ich will einfach nicht mehr, verstehen Sie? Von mir aus komme ich morgen Abend nach meinem Dienst wieder zu Ihnen, und dann schaue ich mir den Rest an. Aber heute läuft nichts mehr.“ „Wir stehen vor einer wichtigen Ermittlung“, sagte Dillon, und diesmal klang seine Stimme ein wenig schärfer. „Und Sie sind der Schlüssel dazu. Verdammt noch mal, es dauert doch nicht mehr lange. Tun Sie Ihrem Vaterland doch den Gefallen. Bei Ihrem Chef werden wir uns schon für Sie entschuldigen!“ „Ich verlange mit Ihrem Vorgesetzten zu sprechen!“ rief Mulligan und sprang vom Stuhl hoch. „Das ist ja Freiheitsberaubung, was Sie mit mir hier machen. Sie haben kein Recht, mich hier festzuhalten. Und jetzt gehe ich zu Ihrem Boss und sage es ihm. Wie heißt er?“ „Captain Phil Stuart, aber...“ „Kein Aber!“ Mulligan war stinksauer. „Wo sitzt dieser Captain? Ich will sofort zu ihm!“ Er riss die Tür auf und rannte hinaus auf den Flur. Dillon konnte ihn nicht halten. * Kevin Blaine rümpfte angewidert die Nase, als er das Polizeirevier betrat. Auf dem Flur roch es nach abgestandener Luft, und die Typen, die von Uniformierten an ihm vorbei geschleppt wurden, sahen alles andere als vertrauenerweckend aus. „Ich möchte zu Captain Stuart“, sagte er zu dem Pförtner am Eingang. „Wie komme ich dorthin?“ „Das ist die Mordkommission, Sir“, erklärte ihm der freundliche Mann, woraufhin Blaines Knie plötzlich ganz weich wurden. Mordkommission, hatte dieser Mann gerade gesagt. Was, zum Teufel, wollte die Mordkommission von ihm?
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Phils Bürotür aufgerissen wurde und ein kleiner, glatzköpfiger Mann hereinschneite. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Aufregung wider. „Captain, ich protestiere!“ rief er. „Ich kann nicht stundenlang auf dem Polizeirevier sitzen und Ihre Fotos durchsehen. Ich habe einen Job, und den muss ich erledigen. Die Gäste im Empire Restaurant wollen bedient werden.“ Lieutenant Dillon kam hinterher gerannt. Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Tut mir leid, Phil. Ich konnte ihn nicht zurückhalten. Er ist schon seit zwei Stunden hier und...“ Der Glatzkopf entdeckte jetzt Kevin Blaine und fuhr überrascht zusammen. „Was soll denn das, Lieutenant?“ zischte er Dillon zu. „Weshalb sagen Sie mir denn nicht, dass Sie den Mann schon geschnappt haben? Stattdessen muss ich stundenlang Verbrechervisagen durchsehen. Dabei sitzt der Gesuchte hier. Ein schöner Laden ist das!“ Frank Reynolds glaubte, nicht recht gehört zu haben. Dann begriffen er und Phil. Der Glatzkopf war der Kellner aus dem Empire Restaurant, der eine Beschreibung des Mannes geliefert hatte, der mit Ray Gordon am Abend vor dem Mord an dem Senator im Restaurant gesessen hatte. Der Zufall hatte ihn mit Kevin Blaine zusammengebracht, und nun identifizierte er ihn als den Gesprächspartner. „Was redet dieser Bursche?“ beschwerte sich Blaine, der plötzlich sämtliche Felle davonschwimmen sah: „Ich kenne ihn nicht und habe ihn noch nie gesehen: Captain, ich verlange sofort mit meinem Anwalt und mit Mr. Carson zu sprechen!“ „Sie werden dazu Gelegenheit bekommen, Blaine“, beruhigte Phil. Sowohl er als auch Frank hatten den Mann völlig vergessen, der eine Beschreibung des Gesuchten geliefert hatte. „Ich erkläre Sie hiermit für verhaftet. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Alles, was Sie jetzt sagen,
„Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Captain. Das einzige, was ich begreife, ist, dass ich bei der Mordkommission sitze und nicht weiß, weshalb. Mister, ich bin ein ehrenwerter Bürger mit einigem Einfluss. Also vergreifen Sie sich nicht im Ton und sagen Sie mir, was vorliegt, ja?“ In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür hinter Phil, und Frank Reynolds kam herein. Blaine wusste nun, dass der Auftrag, den er Snyder und Hart erteilt hatte, fehlgeschlagen war. Der Teufel mochte wissen, weshalb. „Mr. Blaine, das ist Frank Reynolds!“ stellte Phil vor und wies auf den Detektiv. „Ich nehme an. Sie haben sich schon kennen gelernt. Gut, ich mache es kurz. Zwei Männer namens Nat Snyder und Bob Hart haben versucht, Mr. Reynolds umzubringen. Zum Glück konnten wir noch rechtzeitig eingreifen und das Schlimmste verhindern. Bei der Flucht sind Snyder und Hart verunglückt. Die beiden sind tot, doch wir haben ein Notizbuch bei ihnen gefunden, in dem Ihr Name steht. Ich frage Sie, Mr. Blaine, wie kommt Ihr Name in dieses Buch?“ „Das ist ja unerhört!“ empörte sich der Mann, dem die Hornbrille vor Aufregung verrutscht war. „Sie beschuldigen mich doch nicht etwa der Anstiftung zum Mord? Captain, ich verkehre nur in besten Kreisen. Mein Chef, Mr. Carson, wird Ihnen das bestätigen. So etwas ist ja lächerlich. Ich und zwei Kriminelle! Ich habe es nicht nötig, mich mit solchen Subjekten abzugeben. Ich sage kein Wort mehr. Wenn Sie mich nicht zufrieden lassen, verständige ich meinen Anwalt...“ „Weshalb regen Sie sich denn so auf, Mr. Blaine?“ fragte Frank ganz unschuldig und warf Phil einen vielsagenden Blick zu. „Wir haben Sie doch nur hergebeten, damit die Sachlage richtig gestellt werden kann. Offen gestanden gibt es mir sehr zu denken, dass Sie so erregt sind.“ „Ich habe schwache Nerven, Mr. Reynolds“, gab Blaine zornig zurück. „Ich bin so etwas nicht gewohnt und...“ Er wollte noch mehr sagen, als plötzlich
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noch in die Tat umgesetzt werden. Der Bauunternehmer warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Erstaunt stellte er fest, dass Blaine schon mehr als eine Stunde abwesend war und sich bis jetzt noch nicht gemeldet hatte. Wahrscheinlich war er im Verkehr irgendwo aufgehalten worden. Wenn Carson etwas hasste, dann waren es diese kilometerlangen Blechlawinen, die sich Tag für Tag durch die Millionenstadt wälzten. Deshalb hatte er sich dieses Haus in Brooklyn mit einem großen Park zugelegt. Hier konnte er wenigstens in Ruhe und ohne den Autolärm arbeiten. Um sich etwas von der anstrengenden Arbeit abzulenken, stand er auf und verließ den Raum. Er ging ein Stockwerk höher und betrat sein Ruhezimmer, von dem aus er einen guten Überblick über das gesamte Wohnviertel hatte. Ein breites Bett bildete den Mittelpunkt des Raumes, und für einen winzigen Augenblick erinnerte sich Carson an die angenehmen Stunden und Nächte, die er hier schon verbracht hatte. Die Gedanken rissen jäh ab, als er zwischen den Bäumen Blaulichter erkannte. Zwei Streifenwagen waren es, die die Straße entlangfuhren. Ein eisiger Schreck überkam den Bauunternehmer, als er feststellte, dass die Wagen direkt vor der Einfahrt zu seinem Grundstück hielten. Zwei Männer stiegen aus, gefolgt von zwei uniformierten Polizisten. Einen der Männer erkannte Carson schon von weitem. Das war doch dieser verdammte Schnüffler Frank Reynolds, der schon einmal hereingeplatzt war. Und von Kevin Blaine war weit und breit nichts zu sehen. Das bedeutete nur eins - die Polizei musste alles herausgefunden haben, und dieser Trottel von Blaine hatte wahrscheinlich gesungen wie eine Nachtigall. Panik überfiel den Bauunternehmer, als er nun das Schrillen der Klingel am Tor vernahm, das im ganzen Haus zu hören war. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wusste, er hatte nur noch wenig Zeit. Der Wächter im Park konnte die Polizei nicht
kann gegen Sie verwendet werden. Ihren Anwalt können Sie nachher anrufen“, fuhr Phil nach einer Pause fort. Das war zuviel für Blaine. Er brach zusammen wie ein Kartenhaus, das ein Windhauch berührt hatte. Schließlich hatte er nicht damit gerechnet, dass es jemanden gab, der ihn wieder erkennen würde. „Packen Sie lieber aus, Blaine!“ forderte Frank ihn auf. „Oder wollen Sie, dass Ihr Boss straffrei ausgeht? Er ist es doch, der hinter allem steckt, oder?“ Blaine nahm seine Hornbrille ab, während Dillon den verwirrten Kellner ins Nebenzimmer begleitete. Blaines Gesicht war ein einziges Geständnis. „Ich habe nur Befehle ausgeführt“, stieß er hervor, als er erkannte, dass sein Spiel zu Ende war. „Captain, wenn ich gegen Carson aussage, inwieweit kommen Sie mir entgegen?“ „Darüber reden wir später“, sagte Phil. Er stand hinter seinem Schreibtisch auf und öffnete die Tür. Er rief über den Flur, und Augenblicke später stand ein Officer in der Tür. „Bringen Sie diesen Mann in Untersuchungshaft, Sergeant“, befahl Phil. „Und passen Sie gut auf ihn auf, verstanden?“ Der Polizist nickte und ergriff Blaine am Arm. Der Sekretär der Baufirma ging mit gesenktem Kopf fort. Er wusste, dass das Spiel auf geflogen war. „Wir fahren jetzt zu Mathew Carson“, erklärte Phil und grinste Frank zu. „Jetzt beginnt das letzte Kapitel des Pokerspiels. Und die Karten teilen wir aus...“ * Mathew Carson betrachtete angestrengt die Baupläne auf seinem Schreibtisch. Sie stellten einen zweiten größeren Wohnkomplex direkt am Riverdale Park dar. Es gab sogar schon einige Interessenten für diese Eigentumswohnungen, die bis jetzt nur in der Planung existierten. Ein Markt dafür war vorhanden, die Pläne mussten also nur
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nehme ich Sie fest wegen Behinderung unseres Einsatzes. Haben Sie das verstanden. Sie Dickschädel?“ Der Mann machte keinen besonders hellen Eindruck. „Nichts für ungut. Captain“, erwiderte er und machte sich an der Verriegelung des Tores zu schaffen. „Ich bin hier nur angestellt. Ärger mit der Polizei will ich nicht haben. Wenn Sie mit Mr. Carson was auszumachen haben, dann lassen Sie um Himmels willen mich aus dem Spiel!“ Er riss den bellenden Hund an der Leine zurück und ließ die Polizisten herein. „Sanders, Sie lassen diesen Mann hier nicht mehr aus den Augen!“ forderte er einen der Beamten auf. „Notieren Sie sich seine Personalien. Die anderen kommen mit mir.“ Phil Stuart hatte seine Ruhe wiedergewonnen. Jetzt musste schnell gehandelt werden, bevor noch etwas dazwischenkam, denn der Captain war sich ziemlich sicher, dass Mathew Carson dieses Spektakel am Tor schon längst mitbekommen hatte. Laut genug waren sie ja gewesen. So schnell es sein massiger Körper erlaubte, rannten Phil und die Polizisten auf den Eingang des Hauses zu. Der Captain zog seine Dienstwaffe, denn er hatte die Erfahrung gemacht, dass wenn ein Gangster in die Enge getrieben wurde, immer mit einem Schusswechsel zu rechnen war. Egal, ob der Mann ein reicher Pinkel war oder nicht. Unterdessen war Frank die große Mauer entlanggelaufen, bis er endlich eine Stelle gefunden hatte, die man vom Haus aus nicht sehen konnte. Er vermutete nämlich, dass Carson die Polizisten bestimmt schon gesehen hatte, und er wollte nicht, dass der Bursche das Weite suchte und der Polizei entwischte. Frank zog sich an der Mauer hoch. Mit einem Klimmzug schaffte er es, die Mauerkrone zu erreichen. Behände sprang er ab und landete federnd auf dem weichen Boden auf der anderen Seite der Mauer. Er sah, dass der Wächter am Tor jetzt
lange aufhalten. Bis dahin musste er von hier weg sein. Hastig eilte er hinunter in sein Arbeitszimmer und lief zu seinem Tresor. Keuchend stellte er die Kombination ein. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sich die Tür öffnete. Carson raffte sämtliche Dollarbündel an sich und stopfte sie in einen schmalen Aktenkoffer. Dann hastete er weiter. Sein Ziel war der Hinterausgang des Hauses, und der führte direkt zu seinem Wagen, den er dort immer abstellte. * Phil stellte den Motor des Streifenwagens ab und stieg hastig aus. Frank, der neben ihm gesessen hatte, folgte ihm. Der zweite Wagen mit uniformierten Beamten stoppte unmittelbar hinter ihnen. „Wenn der Bursche Lunte riecht, dann macht der nicht so einfach auf, Phil!“ gab Frank zu bedenken. „Ich will sichergehen. Wenn es hier einen Hintereingang gibt, dann will ich aufpassen, dass uns Carson nicht entwischt.“ Der Captain nickte. „Geh nur, Frank “, erwiderte er. „Wir kommen schon rein, verlass dich darauf.“ Während Frank davon spurtete, erkannte Phil einen hünenhaften Kerl mit einem Schäferhund an der Leine, dessen Augen sich grimmig auf die uniformierten Beamten richteten. Er machte aber keine Anstalten, das Tor zum Anwesen zu öffnen. „Machen Sie das Tor auf, Mann!“ rief ihm der Captain zu. „Wir sind von der Mordkommission. Ich habe hier einen Durchsuchungsbefehl für das Haus von Mathew Carson.“ Er zog einen Umschlag aus der Tasche und hielt ihn dem Mann auf der anderen Seite des Tores vor die Nase. Der Hund gebärdete sich wie verrückt. Er sprang am Tor hoch und zeigte seine scharfen Zähne. Der Hüne hatte alle Mühe, das abgerichtete Tier zu beruhigen. „Was stehen Sie herum und gaffen mich an, Mister!“ fauchte ihn Phil an. „Wenn Sie nicht gleich das Tor aufmachen, dann
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Damit andere wieder ruhig schlafen können. Aber ich glaube kaum, dass Sie das verstehen.“ Der Bauunternehmer sagte nichts, sondern ließ sich widerstandslos abführen.
Anstalten machte, Phil und seine Leute einzulassen. Also brauchte Frank nicht mehr auf den Haupteingang zu achten. Carsons Villa lag in einem großen Park. Zahlreiche Büsche und Bäume wuchsen hier - fast wie in einem richtigen Dschungel. Es war umso besser für Franks Vorhaben, denn er wollte ja nicht gesehen werden. Er lief so schnell er konnte an der Seitenmauer der Villa entlang. Da entdeckte er den roten Porsche, der vor einem schmalen Tor stand. Wahrscheinlich eine Art Hinterausfahrt. Frank beglückwünschte sich im Stillen dafür, dass er wieder einmal den richtigen Riecher gehabt hatte. Wenn Carson fliehen wollte, dann musste er durch diese Tür kommen. Augenblicke später wurde die Tür tatsächlich aufgerissen, und ein Mann mit einem Aktenkoffer eilte ins Freie, den Frank nur zu gut kannte: Mathew Carson. Er schien es sehr eilig zu haben, und der Porsche war sein Ziel. Genau der richtige Moment, um einzugreifen, fand Frank. Mit vorgehaltener Pistole tauchte er plötzlich zwischen den Büschen auf. „Bleiben Sie stehen, Carson! Es hat keinen Zweck, fortzulaufen.“ Der Bauunternehmer fuhr zusammen, als sei ihm der Leibhaftige begegnet. Wütende Augen richteten Sich auf Frank, der seinen Plan durchkreuzt hatte. „Sie miese kleine Ratte!“ zischte er. Zwei Uniformierte hatten Franks Stimme ebenfalls gehört und kamen herbeigeeilt. „Was verstehen Sie schon von guter Bauplanung? Ich wollte ein großes Projekt schaffen. Wohnungen für viele Menschen...“ „... und dafür sind Sie auch vor einem Mord an Senator Nolan nicht zurückgeschreckt“, unterbrach Frank ihn. „Reden Sie keinen Unsinn, Carson! Sie sind ein eiskalter Mann, der über Leichen gegangen ist, und solchen Leuten wie Ihnen muss man das Handwerk legen.
* Sie hatten sich abends in Mamma Leone's getroffen. Frank , Mandy und Phil . Nach längerer Zeit unternahmen sie mal wieder etwas zusammen. Das italienische Spezialitätenrestaurant war ein Geheimtipp von Mandys Freundin, und sie hatte Recht gehabt. Das Essen war wirklich vorzüglich. „Das Gesicht von Brown vergesse ich mein ganzes Leben lang nicht“, sagte Phil, nachdem er kräftig zugelangt und somit seine guten Vorsätze über den Haufen geworfen hatte. „Er hat mich angesehen, als wenn er es nicht glauben wolle. Der Mann, der ihn einen Tag zuvor am Telefon so heruntergeputzt hatte, war jetzt ein ganz gewöhnlicher Verbrecher. Es hat ihn einiges an Überwindung gekostet, aber er hat sich dann doch noch bei mir entschuldigt. Das gleiche gilt natürlich auch für dich, Frank.“ „Konnte ich mir denken, dass er keine Zeit hatte, mir das persönlich zu sagen“, ergriff Frank nun das Wort. „Aber das ist eben nun mal Attorney Brown. Er wird wieder mal auf die schon bekannte Weise Schlagzeilen machen.“ „Aber die meiste Arbeit habt ihr beide doch gemacht“, gab Mandy zu bedenken. „Da könnte er euch doch mal wenigstens loben, oder habe ich da Unrecht?“ „Schon, Mandy“, meinte Frank und setzte das Weinglas ab. „Du hast aber leider das außerordentliche Pech, mit einen Mann zu arbeiten, der in höheren Polizeikreisen nicht allzu sehr beliebt ist. Deswegen bleiben wir immer im Hintergrund, während andere die Lorbeeren einheimsen. Lass sie doch. Miller, das FBI und auch Brown werden uns schon rufen, wenn sie uns wieder brauchen - da bin ich sicher.“ „Was wird denn nun eigentlich aus Carson?“ erkundigte sich Mandy
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stecken. Auf einmal hatte er gar keinen Hunger mehr. Frank wusste, dass Phil Mandy sehr verehrte, und wenn sie ihn kritisierte, dann nahm er es sich augenblicklich zu Herzen. „Hallo, Ober!“ winkte er den italienischen Kellner zu sich. „Bringen Sie meinem Freund bitte ein Glas Mineralwasser.“ Er grinste, als er Phils Gesichtsausdruck mit ansehen musste. „Phil, das hilft dir ganz bestimmt!“ Mit Todesverachtung trank Phil das Glas dann aus, aber schließlich musste auch er dann lachen. Im Grunde genommen meinten Mandy und Frank es ja nur gut mit ihm.
wissbegierig. „Seine Firma kann er jetzt wohl in den Wind schreiben...“ „Carson wird vom FBI des vorsätzlichen und geplanten Mordes an Senator Joshua Nolan angeklagt, Mandy“, sagte Phil. „Der kommt für lange Zeit in den Bau, und bis der wieder rauskommt, kriegt er Rente. Und das alles, weil er buchstäblich über Leichen gegangen ist...“ „Verbrechen zahlt sich eben nicht aus“, bemerkte Mandy. „Zuviel Essen allerdings auch nicht. Phil, du solltest mal ein wenig auf deine Figur achten.“ Sie warf dem Captain einen tadelnden Blick zu, und Frank hatte alle Mühe, ein Lachen zurückzuhalten. Phil blieb der letzte Bissen fast im Halse
Einen großen Fisch bekommt man eben nur selten an die Angel. Das war mehr Glück als Verstand. Andere Burschen wie Carson können weiter unangefochten ihre Fäden ziehen – und die Polizei ist machtlos. Weil das Geld regiert und die Menschen längst gekauft hat, die eigentlich neutral sein sollten. Mir wird übel, wenn ich daran denke, dass in zwei Monaten wieder Wahlen sind. Ob sie etwas in New York verändern werden, wage ich zu bezweifeln. Aber ich gehöre wohl auch zu den unverbesserlichen Optimisten, die auf eine hauchdünne Chance hoffen, dass sich etwas tun wird. Und bis dahin muss ich mich weiter durch diesen Sumpf von Korruption und Mord kämpfen... ENDE
Im Juli erscheint Mr. Bronx Nummer 5: „Die Spur führt nach Las Vegas“ von Alfred Wallon
Mr. Bronx erscheint bei vph Verlag & Vertrieb Peter Hopf, Goethestr. 7, D-32469 Petershagen. © Copyright aller Beiträge 2003 bei Alfred Wallon und vph. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach schriftlicher Genehmigung durch den Verlag gestattet. Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
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