Okinawa Karate Kata
Eine Einführung in die Kunst, Kata zu verstehen.
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Okinawa Karate
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Okinawa Karate Kata
Eine Einführung in die Kunst, Kata zu verstehen.
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Okinawa Karate
Inhalt Inhalt................................................................................................................................................ Vorwort ............................................................................................................................................ Geleitwort von Dieter Fischer ......................................................................................................... Hinweise zur Benutzung .................................................................................................................. Die Entwicklung des Karate ............................................................................................................ Okinawa ........................................................................................................................................... Der chinesische Einfluss .................................................................................................................. Das Waffenverbot............................................................................................................................. Die Entwicklung zum Naha Te Kenpo ............................................................................................. Higashionna Kanryo........................................................................................................................ Das Kojo Dojo in Fukushu .............................................................................................................. Miyagi Chojun - Die Entwicklung zum Goju Ryu............................................................................ Mabuni Kenwa ................................................................................................................................. Die Entwicklung zum Karate Do .................................................................................................... Das Treffen der Meister 1936 .......................................................................................................... Die Kata ........................................................................................................................................... Die technische Bedeutung der Kata................................................................................................. Die Prinzipien Hi, To und Yu........................................................................................................... Kata als Quelle der Gesundheit ....................................................................................................... Die Namen der Kata ........................................................................................................................ Die vier Phasen des Lernens............................................................................................................ Saifa Kata Darstellung und Geisetsukumite .................................................................................... Kata Erklärungen............................................................................................................................. Seienchin Kata Darstellung und Geisetsukumite............................................................................. Kata Erklärungen............................................................................................................................. Shisochin Kata Darstellung und Geisetsukumite............................................................................. Kata Erklärungen............................................................................................................................. Naihanchi Kata Darstellung und Geisetsukumite............................................................................ Kata Erklärungen............................................................................................................................. Ogi - tiefste Technik ......................................................................................................................... Kwappo Jutsu - Die Kunst der Wiederbelebung .............................................................................. Anhang ............................................................................................................................................. Biographische Daten ...................................................................................................................... Die Kata Okinawas .......................................................................................................................... Okinawa Karate Schulen und ihre Kata .......................................................................................... Die 7 klassischen Tänze Okinawas ..................................................................................................
2 3 3 4 6 7 9 11 12 12 14 15 16 17 20 22 27 32 34 35 36 38 45 49 60 63 72 75 82 84 87 90 92 94 95 97
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Okinawa Karate
Vorwort In Japan gibt es die Sorge vieler Lehrer des Budo, was ein Ausländer wohl über japanische Kriegskünste zu sagen haben kann? Ist denn jemand aus einer anderen Kultur wirklich in der Lage, Budo und seine tiefen Traditionen zu verstehen und zu erklären? Ich kenne Dirk Ludwig seit vielen Jahren. Er übt und studiert sowohl Karate als auch Kobudo sehr fleißig und ich war tief beeindruckt, weil er Budo nicht nur als Kampfsport verstand, sondern den Geist der Kampfkünste für sehr wichtig hielt. Trotzt der glänzenden Welt des Wettbewerbs im modernen Karate, übt er hauptsächlich Bujutsu. Seine Überzeugung und Liebe zu den Kriegskünsten kann zu einem Signal auch für Japaner, in der Heimat des Karate, werden. Ich freue mich darauf, auch in der Zukunft mit Herrn Ludwig nicht nur Karate und Kobudo zu trainieren, sondern Budo und Künste, wie z.B. Teezeremonie und Zen, zusammen zu erleben um daran zu wachsen. Dirk, gambari masu! Wir wollen uns weiterhin bemühen. Tanaka Hiromasa Karate Do Shihan
Geleitwort von Dieter Fischer Sicher - es gibt heute viele Bücher über Martial Arts. Aber es gibt auch immer mehr Fragen. Schon aus diesem Grund ist es zu begrüßen, wenn im vorliegenden Werk Aspekte zur Sprache kommen, die in der bisherigen Forschung eher vernachlässigt wurden. Denn häufig stellt sich uns der Sinn und die Bedeutung unserer Kampfkunst wie ein Puzzle dar, das sich zwar allmählich zusammensetzen lässt, deren entscheidenden Bausteine wir jedoch nur von guten Lehrern erhalten. Meinen Erfahrungen nach ist es auch eine Illusion, die tieferen geistigen Inhalte des Karate mit all seinen mythischen Geheimlehren für sich allein oder über das pure Üben entschlüsseln zu wollen. Aber - so geheim waren die Lehren letztendlich doch nicht... Dieses Buch verbindet in einer einfachen und dadurch besonders guten Mischung die soziologischen mit kulturellen sowie technischen Aspekten der Okinawa Kata und gibt einen tiefen Einblick in das geschichtsträchtige Inselreich. Es ist als deutschsprachige Ausgabe eine Rarität - ungewöhnlich im positiven Sinne, gut recherchiert und mitunter von einer Klarheit der Sprache, die recht erfrischend ist. Ich kenne Dirk Ludwig seit vielen Jahren und habe ihn als außergewöhnlichen Karateka kennen- und schätzen gelernt - ein Karateka, der die Kampfkunsttechniken bis ins kleinste Detail hinterfragt. Wie ich selbst ist er ein klarer Verfechter des alten Karate und trotzdem - oder gerade deshalb - auch dem modernen gegenüber aufgeschlossen. Obwohl wir aus verschiedenen „Schulen" kommen, hatten wir von vornherein einen Gedanken: Kampfkunst hat in seiner historischen Bedeutung weniger mit schönen, als vielmehr mit realistischen Techniken zu tun und die persönliche Vervollkommnung setzt voraus, eigene Stärken zu entwickeln. Denn die Prinzipien aller Kampfkünste gleichen den Gesetzen des Universums. „Welchen Stil betreibst Du?", „Welches ist die beste Technik?" oder „Wer trainiert in welcher Schule?" Diese Fragen und dazugehörigen Urteile sollten wir aus unserem Denken streichen, ohne aber deshalb unsere Wurzeln zu verleugnen. Entscheidend ist vielmehr, „mein persönliches" Karate zu entwickeln. Insofern will dieses Buch Wege zeigen, wie aus Kata individuelle physische und psychische Stärken gewonnen werden können.
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Hinweise zur Benutzung Die Kunst, Kata zu verstehen, ist abhängig vom persönlichen Standpunkt des Betrachters. Insofern ist auch die Übung der Kata abhängig von diesem Standpunkt. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob nun diese oder jene Richtung des Bujutsu geübt und ob der Weg mit einem Schwert, der Faust oder einer Tasse Tee gegangen wird. Entscheidend ist vielmehr die individuelle Einstellung, und zwar sowohl physisch als auch psychisch. Insofern will dieses Buch seinen Leserinnen und Lesern neue, andere und vielleicht inspirierende Gedanken vermitteln. Im Fokus steht deshalb, verschiedene Hilfestellungen zu geben, wie der eigene Weg gefunden werden kann. Bei der Beschreibung geschichtlicher Zusammenhänge bin ich mir wohl bewusst, dass nur eine Annäherung an die Historie möglich ist, sind doch japanische Quellen oft ungenau oder von politischen Interessen einzelner Organisationen durchdrungen. Auch lässt sich der Grundsatz, verschiedene Theorien gegenüber zu stellen, nicht in jedem Fall beherzigen. Soweit sie von mir recherchiert werden konnten, habe ich sie durch Anmerkungen und Fußnoten deutlich gemacht. Ich weiß, sie sollten in den Text eingearbeitet werden - die Leser mögen es mir nachsehen. Dazu kommt das die zur Zeit diskutierten Theorien, in den meisten Fällen, noch nicht veröffentlicht werden sollten. Es handelt sich hier um erste Ansätze welche aber, in den kommenden Jahren, gewiss noch einige sehr interessante Schlüsse in die Forschung einbringen werden. Oft genug wurden aber auch die Nuancen, in der Sprache der Originaldokumente, sowie sich daraus ergebende unterschiedliche Bewertungen nicht hinreichend genug verstanden und übersetzt. Auch wenn ich mit einigen Schlüssen anderer Forscher nicht immer einverstanden bin, achte ich sie und danke ihnen ausdrücklich für ihre Mühe und ihren Fleiß, ohne den meine eigene Arbeit nicht so stark profitieren konnte. In den Anhang ist einiges Material eingefügt, das - so meine ich - von Interesse sein kann. Sollte ich in einigen Punkten irren, habe ich falsch oder unzureichend zitiert und übersetzt sowie falsche Schlüsse gezogen, bitte ich Sie, sich mit mir in Verbindung zu setzten, damit ich meine Fehler berichtigen kann. Übersetzungen und Zitate längerer Passagen habe ich deutlich gekennzeichnet, einzelne kleinere Abschnitte sind durch das Literaturverzeichnis abgedeckt. Das Gewirr von Fußnoten wäre zu groß für einen Lesegenuss. Für die meisten Begriffe benutze ich die japanische Aussprache. Ich denke, dass dadurch die Beziehungen klarer herausgestellt werden können und sich eine einheitliche Leseweise ergibt. Da die Entwicklung des Karate eng mit der japanischen Sprache und Kultur verknüpft ist, sollte dies gerechtfertigt sein, zumal sowohl die Veröffentlichung des Karate, als auch die Beschreibung und Erklärung im Wesentlichen in der japanischen Sprache stattgefunden haben und die heute noch bekannten chinesischen Begriffe zum Teil auf Vermutungen basieren. Durch die Geheimhaltung wurden keine Aufzeichnungen gemacht und fast alle bekannten chinesischen Namen sind lediglich durch Lautumschrift überliefert. Ein Beispiel dafür gibt Funakoshi Gichin in seinen original Manuskripten. Es ist mir ein großes Anliegen, das Okinawa Karate als ein stilfreies Universum der Kampfkünste darzustellen. Ich benutze zwar einige Kata, die mir wichtig sind und durch welche sich meine Auffassungen am ehesten widerspiegeln, aber ich bin sicher, alle nicht beschriebenen Kata gehören ebenso dazu. Das Wichtigere als Schulen, Ryu oder Stile sind die Prinzipien der Kampfkunst, die eben auf alle anderen Schulen genauso zutreffen und hier besprochen werden sollen. Sicher ist jedoch nur eines: Jeder soll seine Kata finden, bei deren Üben er/sie sich wohl fühlt. Andere wesentliche Punkte sollen einem weiteren Band, an dem ich arbeite, vorbehalten sein. Lasse dich inspirieren und anregen, tiefer in die Kunst, Kata zu verstehen, einzudringen.
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Abb. 1 Onegai shimasu (ouss) Bitte hilf mir1
Diese Kalligraphie ist ein Geschenk von Tanaka Hiromasa Sensei, meinem Lehrer. Ich verdanke ihm das Wichtigste: Zu wissen, wie hart ich noch üben muss.
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Gewöhnlich wird diese Formel gebraucht, um zum Kami-Za, dem Sitz der Götter, um Hilfe bei der Bewältigung der Aufgabe zu bitten.
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Die Entwicklung des Karate Die historische Forschung sichtet, archiviert und analysiert Quellenmaterial, mit Hilfe dessen versucht wird, ein recht genaues Bild von den Bedingungen zu bekommen, welche die Entwicklung des Karate ermöglicht, geprägt oder verhindert haben. In jedem Fall gilt, je weniger Quellenmaterial zur Verfügung steht, desto mehr muss sich der Forscher auf eigene analytische Fähigkeiten bei der Wertung verlassen. Da ein historisches Faktum immer von vielen Einflüssen abhängig ist, muss die Analyse zwingend alle Tatsachen, auch wenn sie scheinbar keine Rolle spielen, mit einbeziehen. Im Falle des Karate stellt sich deshalb eine Hauptaufgabe: Es müssen die soziologisch-kulturellen Gegebenheiten stärker als bisher üblich in die Forschung integriert werden. Diese Betrachtung liegt auf der Hand, denn einige Techniken in den Kata reflektieren eben diese soziologisch-kulturellen Bedingungen sehr genau, wie beispielsweise die lange und weite Kleidung, der Haarknoten, die Art und Weise, den Gürtel zu binden und anderes mehr. Überdies erscheint mir die gesammelte Veröffentlichung des vorhandenen Quellenmaterials dringend geboten, denn die aktuelle Forschung orientiert sich, noch, zu stark an etwaigen politischen Präferenzen und spiegelt dieses Bemühen in ihren Arbeiten wider. Eine Analyse der Entwicklung des Karate kann jedoch nur unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Daten und Fakten gelingen. Zur Einführung beschreibe ich kurz die japanische Gesellschaft dieser Zeit. Sie steht mit gewissen Einschränkungen für die okinawanische und bietet die Möglichkeit, einige der angesprochenen soziologischkulturellen Bedingungen in Okinawa besser zu verstehen. Die Organisierung der Gesellschaft in sozialen Gruppen war im gesamten asiatischen Raum ähnlich und hat daher die okinawanische Gesellschaft mit beeinflusst. Dazu kommt, dass Okinawa sowohl mit China als auch mit Japan in engen Kontakt stand. Unter welchen Bedingungen dies geschah, wird in diesem Buch zu beschreiben sein. Dennoch gilt der Einfluss Japans auf Okinawa als gesichert und ist vermutlich stärker, als bisher angenommen. Ich möchte fast behaupten, dass die chinesische Kultur zwar einen großen Anteil an der okinawanischen Entwicklung hatte, aber doch partiell begrenzt blieb. Man bedenke, die Satsuma überfielen und besetzten Okinawa. Selbstverständlich brachten sie ihre Auffassungen sowie ihre Kultur mit und verbreiteten sie über mehrere Jahrhunderte. Zudem soll die Sprache Okinawas ein japanischer Dialekt sein. Der erste König von Okinawa soll einer Verbindung zwischen einer Frau von Okinawa und einem Japaner entstammen. Viele okinawanische Adelige gingen nach Kyushu und lernten dort den Schwertkampf. Diese Beziehungen sind unter anderem durch die Chronik Oshima Hikki2 belegt. Die verbreitetste Schwertschule in Okinawa war Jigen Ryu, die bevorzugte Schule der Satsuma in Kyushu. Auch heute noch ist eine sehr enge Beziehung zwischen Okinawa und Kyushu zu beobachten. Die Beschreibung der chinesischen Gesellschaft darüber hinaus würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Die Leserinnen und Leser mögen mir dies verzeihen. Die japanischen Inseln sind seit mehr als 100.000 Jahren besiedelt, einer Zeit, als sie noch Teil der Landmasse Asiens waren. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde in Nara die erste feste Hauptstadt des Landes errichtet. Mehr als 70 Jahre, von 710 bis 784, residierte dort die kaiserliche Familie und dehnte ihre Herrschaft über ganz Japan aus. Der japanische Kaiser, Tenno, der seine Herkunft von der Sonnengöttin Amaterasu no Kami ableitete, war das Oberhaupt dieser Gesellschaft. Seit dem 7. Jahrhundert erstarkten jedoch die territorialen Machthaber, deren jeweils stärkster als Shogun ab dem 8. Jahrhundert die Regierungsgewalt ausübte, während dem Tenno nur noch kultische Funktionen zukamen. Im Laufe von mehreren Jahrhunderten entwickelte sich die japanische Gesellschaft zu einem feudalen Ständesystem. Dieser Prozess setzte im 13. Jahrhundert ein und wurde gegen 1600 abgeschlossen. Ab dem 12. Jahrhundert gingen die Fehden der Feudalherren in einen permanenten Krieg über, so dass die Bedeutung der Krieger stark zunahm. Das spiegelte sich auch in dem von Shogun Yoritomo geschaffenen Ständesystem wider, das die Bevölkerung in zwei Gruppen einteilte; 1. höhere Kaste Shogun3, Daimyo4 und Samurai5 2. niedere Kaste Bauern, Handwerker, Kaufleute 2
Oshima Hikki , geschrieben 1762 von dem Gelehrten Tobe Ryoe Militärverwalter 4 höhere Edelleute 5 eigentlich Diener, ihrer Bedeutung nach Ritter 3
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Alle darüber hinaus existierenden Gruppen wurden und werden fast völlig ignoriert. Dies betrifft vor allem sogenannte unreine Berufe, wie Fleischer 6, die koreanische Minderheit und andere. Zur Aufrechterhaltung dieser Gesellschaftsstruktur war es nötig, sich einen ausgedehnten Unterdrückungsapparat zu schaffen. Die Samurai wurden zu diesem Zweck mit weitreichenden Privilegien ausgestattet. Sie besaßen zum Beispiel Steuerfreiheit und das Recht, einen Angehörigen der niederen Kaste auf der Stelle zu töten. Diese Samurai wurden auf alle Landesteile verteilt und als Polizisten und Steuerbeamte eingesetzt. In der Zeit von 1599 - 1867 waren ca. 1.240 Bauernaufstände zu verzeichnen. Allgemein dauerten vom 10. Jahrhundert bis in das 12. Jahrhundert hinein die Machtkämpfe zwischen dem Taira und dem Minamoto Clan, in deren Verlauf die Taira unterlagen. Da sie immer noch viele Anhänger besaßen und ihre Macht keineswegs endgültig gebrochen war, wurden sie mit einem Lehen auf Okinawa bedacht. Shogun leasu aus dem Clan der Tokugawa gründete 1603 sein Shogunat in Edo, dem heutigen Tokyo. Dies war ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte. Die von Ieasu geschaffenen Formen des Zusammenlebens beeinflussten die kommenden 265 Jahre stark. Als eine Maßnahme zur Aufrechterhaltung der sozialen Struktur unternahm er den drastischen Schritt, Japans Tore vor der Außenwelt fast vollständig zu schließen. Dies wurde notwendig, weil 1543 die ersten Europäer in Japan gelandet waren. Im Gefolge der Kaufleute befanden sich Jesuiten. Ieasu befand die Feuerwaffen als ebenso explosiv und gefährlich wie die Missionare. Nach dieser Zeit der Abschottung wurde Japan 1853 von dem amerikanischen Kommodore Matthew C. Perry mit seinen Kanonenbooten für den Handel geöffnet und die lange Isolationsperiode beendet. Mit Japan verbindet Okinawa eine lange Geschichte, die ihre Spuren hinterlassen hat. Allerdings wird wohl viel im Dunkel verbleiben und nie ganz aufgehellt werden können. Dennoch ist das, was sich offenbart, überaus interessant für das Verständnis der Tradition der Kampfkünste Okinawas.
Okinawa Die Vorgeschichte Okinawas ist heute nahezu ungeklärt. Sicher gibt es Fakten und Funde, die allerdings für uns im Rahmen dieser Betrachtung nicht so interessant sind. Erste Kontakte mit China fanden während der Sui7 Dynastie statt. Der chinesische Kaiser war auf der Suche nach dem Mythos der Unsterblichkeit und der Verfahren der Herstellung von Gold aus Metall. Der Legende nach sollte es irgendwo im Meer eine Insel geben, auf der ein Pilz der Unsterblichkeit zu finden sei. Zu diesem Zweck schickte er Expeditionen in benachbarte Regionen. Sie landeten unter anderem auf Okinawa. Japanische Expeditionen sind im 7. und 8. Jahrhundert ebenfalls auf Okinawa gelandet. Danach gibt es für lange Zeit keine verlässlichen Aufzeichnungen, weder in chinesischen, japanischen noch in okinawanischen Quellen, die über Kontakte berichteten. Zudem ist für die Geschichte des Karate die Zeit spätestens ab dem 12. Jahrhundert interessant, weil sich hier erste Zusammenhänge zu einer Entwicklung der Kampfkünste deuten lassen. Dennoch gilt: Kontakte sind nicht auszuschließen und fehlende Quellen kein Indiz. Um 1340 war Okinawa in drei Königreiche8 geteilt. Der chinesische Kaiser Chu Yuen Cheang der Ming Dynastie stimmte damals zu, einen persönlichen Gesandten des Königs Satto der Ryu Kyu Dynastie zu empfangen. Nach historischen Aufzeichnungen kam diese Einladung auf Wunsch des Königs Satto selbst zustande, um andere mit seinem Status zu beeindrucken. König Satto sandte seinen Bruder Taiki mit Huldigungen für den Kaiser nach China. Dies war der Beginn einer langen Beziehung zwischen China und Okinawa.1372 wurde die Ryu Kyu Dynastie9 von dem chinesischen Kaiser formell als ein Staat von China anerkannt. 6
Fleischer sind z.B. unrein, weil sie mit Innereien arbeiten. Im heutigen Japan sind diese Ausgrenzungen zwar nicht mehr so stark, aber Vorurteile halten sich genau so hartnäckig wie in unseren Breiten. 7 Sui Dynastie 560 – 618 8 Nanzan Chuzan und Hokuzan auch Miyama (drei Berge) genannt. Um 1314 setzte der Prozess der Spaltung der drei Reiche ein und wurde gegen 1477 abgeschlossen. Um 1350 zerfiel das nördliche Reich und um 1429 das südliche der drei Reiche. 9 China verhandelte mit Chuzan, dies war das zu dieser Zeit stärkste der drei Reiche.
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Der Ming10 Kaiser war daran interessiert, eine gute Beziehung zu Okinawa zu fördern. Deshalb schickte er jedes Jahr seine Gesandten mit Geschenken dorthin. In Okinawa wurden diese Delegationen mit viel Aufregung in der Königsresidenz in Shuri
empfangen, und zwar bis 1867, also sogar nach der Invasion des japanischen Satsuma Clans 1609. Unter den damaligen Delegierten waren neben anderen erfahrenen Leuten viele Meister des Kenpo. Während ihres Aufenthaltes in Shuri und Naha lehrten sie ihre Kunst den okinawanischen Adligen und einigen Angehörigen ihres Standes. Die Ryu Kyu Dynastie sandte bis 1874 jedes Jahr Schiffe nach China, die mit Kostbarkeiten für den Kaiser gefüllt waren.
Abb. 2 Okinawa und seine Hauptschlösser zur Zeit der drei Reiche. Diese Zeit war gekennzeichnet durch eine lange Periode politischer Machtkämpfe. In deren Verlauf die drei Reiche geeint wurden und zu einem Gemeinwesen verschmolzen. Siehe auch Fußnoten 8 und 9.
Um diese Geschenke vor Piraten und Plünderern zu schützen, waren sowohl die Mannschaft als auch die mitreisenden Adligen gut bewaffnet und in den Kampfkünsten ausgebildet. So erscheint es glaubhaft, dass dies einer der Gründe war, warum sich auf so einer kleinen Insel die Kamptechniken zu einer kultivierten Kunst entwickelten. Okinawa musste in der Lage sein, diese Schiffsmissionen zu schützen. Es gibt heute drei recht verlässliche und belegbare Theorien, die für eine Entwicklung des Karate Zeugnis geben können. Kampfkunst, oder in der Zeit davor Kampftechniken, gab es in allen Epochen und in allen Kulturen der Menschheitsgeschichte, so auch in Okinawa. Aber dafür, dass sich eine so hohe Kunst entwickeln konnte, bedurfte es des chinesischen Einflusses. In dem Buch „1000 Jahre Geschichte von Okinawa" wird 131411 erwähnt, dass Bo Jutsu während der Anji12 Zeit gelehrt wurde. Dies scheint ein Beleg dafür. Nachfolgend will ich diese drei Theorien kurz erläutern. 10
Ming Dynastie 1368 – 1644 Nach Inoue Motokatsu, Ryukyu Kobujutsu Jo Chu Ge Satsu (Ryukyu Kobujutsu. vol. 3), 1985 12 Anji Zeit 1127 – 1271 11
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Allerdings muss auch hier klar sein, dass sich eine Entwicklung recht selten an nur drei Tatsachen messen lässt und sicher sind auch die Kampfkünste in ihrer Evolution von vielen Faktoren abhängig gewesen und sind es noch immer. Rückschlüsse aber lassen sich nur auf konkrete Tatsachen ziehen. Bei der Kultivierung des Karate haben sicherlich einige heute noch nicht bekannte Faktoren eine zuträgliche Rolle gespielt und sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Machen wir also nicht den Fehler, eine Entwicklung, welche sich im Laufe mehrerer Jahrhunderte abgespielt hat, auf ein paar belegbare Theorien zu reduzieren. Unsere eigene Geschichte mag Anlass dafür sein, einen „größeren, weiteren" Blick für die Zeit in Okinawa zu bekommen.
Abb. 3 Goju Ryu Karate Do
Der chinesische Einfluss 1392 wurde während der Regierungszeit des Königs Satto eine Gemeinschaft von ausgebildeten chinesischen Kämpfern und Mönchen13 in das okinawanische Dorf Kume gesandt, um dort zu leben. Damit waren die Menschen dieses Dorfes verantwortlich für die Angelegenheiten des Handels und der Kommunikation zwischen China und Okinawa, beispielsweise für die Verteilung und Veröffentlichung der diplomatischen Dokumente und die Ausstattung der Boten, Dolmetscher und Schiffsführer. Diese Chinesen, die sich in Kume niedergelassen hatten, lehrten den dort ansässigen Menschen das chinesische Kenpo. Als Folge gingen okinawanische Adlige für einige Zeit nach China, um dort an der Quelle Kenpo zu studieren. Die Ryu Kyu Niederlassung14, die sich zu dieser Zeit in der Provinz Fukushu (heute Fukien/China) durch den okinawanischen König etabliert hatte, beherbergte diese Leute. Dort befand sich auch das spätere Kojo Dojo, das für die Entwicklung des Naha Te Kenpo interessant sein wird. Ein Resultat der Ära des Königs Satto war, dass das chinesische Kenpo schnell in Okinawa eingeführt wurde. 1701 markiert einen weiteren Schritt des chinesischen Einflusses: Wanshu kommt nach Okinawa. Es gibt hierzu keine oder fast keine Belege. Dennoch scheint es sicher, dass er im Zuge der chinesischokinwanischen Beziehungen in Okinawa gearbeitet hat und Kenpo verbreitete. Die Ausbildung in den Kampfkünsten gehörte in jener Zeit, neben dem Studium der Klassiker, zum Standart für Angehörige der Oberschicht. Eine weitere Theorie besagt, dass Kushanku oder auch Kosukun15 das Karate nach Okinawa gebracht haben soll und der Lehrer von Sakugawa gewesen ist. Dieser Theorie zufolge wurde im Jahre 1762 ein Schiff nach Kyushu mit Abgaben für den Okinawa beherrschenden Satsuma Clan gesandt. Jedoch konnte das Schiff Kyushu nicht erreichen und landete in Tosa, der alte Name für die Provinz Kochi auf der Insel Shikoku. Ein Passagier war nach den alten Unterlagen Shiohira Pechin, ein offizieller Gesandter Okinawas, welcher die kämpferischen Traditionen Okinawas erklärte. Im Kapitel drei der alten Chronik „Oshima Hikki" wird der Dialog mit Shiohira Pechin geschildert. Dort ist zu lesen, dass Kosukun oder Kushanku von 1756 bis 1762 mit einigen seiner Schüler nach Okinawa kam. Wörtlich heißt es: „...Der chinesische Gesandte Gong Xiangjun kam in Begleitung mehrerer Schüler nach Okinawa, wo er der heimischen Bevölkerung die Tradition einer der Kenpo Richtungen übergab." Sicher ist dies eine der verlässlichsten Quellen16. 13 Dies sind die sogenannten 36 Familien. Hauptziel ihrer Arbeit in Okinawa war es, die chinesische Kultur nach Okinawa zu bringen und den Kontakt zu China aufrecht zu erhalten. 14 Ryu Kyu Kann 15 Kushanku - chinesisch, Kosukun -japanisch, auch bekannt als Gong Xiangjun 16 Dieses Manuskript scheint auch einen Beleg dafür zu liefern, dass die Geheimhaltung eben doch nicht so Streng gehandhabt wurde, wie vielfach, gerade in Europa, angenommen wird. Die Geheimhaltung betraf demzufolge jene Gruppen der Gesellschaft, die auch sonst als „niedrig" angesehen wurden. In den eigenen Klassen jedoch gab es einen regen Austausch, ohne diesen eine so hohe Kunst auch nicht entstehen konnte.
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China war zu dieser Zeit die prägende Kultur im asiatischen Raum und mit der Entdeckung des Schießpulvers, des Papiers und vieler anderer Dinge eine der großen Kulturen der Welt. Die Kampfkünste sind von mehreren wesentlichen Faktoren bestimmt worden. Zum einen ist die traditionelle chinesische Medizin sowohl integraler Bestandteil als auch Motor bei der Entwicklung der Kampftechniken zu einer so hohen Kunst gewesen. Zum anderen ist der Einfluss der Religion und Philosophie unübersehbar. Aber auch die feudalistischen Gesellschaftsmaxime sind zu berücksichtigen. Sie tragen zweifellos einen Hauptanteil und sind für die Kampfkünste von erheblicher Bedeutung. Wenn man bedenkt, dass im mittelalterlichen Japan Schwerter zum Teil an Verurteilten oder vermeintlichen Verbrechern „getestet" wurden, mag dies deutlich werden. Die Bedingung dafür ist ein Bild des Menschen, wie es in feudalistischer Zeit existierte. Experimente an Menschen oder Tieren waren bis in das 19. Jahrhundert hinein durchaus üblich und auch heute noch lesen wir in Geschichten von diesen Tatsachen. An diesen Gegebenheiten lässt sich ermessen, wie kompliziert es ist, einen Einfluss auch nur annähernd objektiv beschreiben zu wollen, ohne eine wertende Haltung einzunehmen. Karate ist für mich Lebensweg, und ich bin froh, es so studieren zu können, wie es heute ist. Gleichzeitig aber lehne ich die Mittel und Methoden der Frühzeit ab. Das ist Evolution, oder Lernen, im besten Sinne des Wortes. Die Veränderung der Gesellschaft setzt notwendigerweise auch einen Prozess der Veränderung gesellschaftlicher Ausdrucksformen in Gang. Karate ist zweifellos eine Ausdrucksform der menschlichen Kultur und hat diesen Veränderungsprozess in einzigartiger Weise reflektiert. Denken wir im Rahmen dieser Betrachtung einmal an die Einführung der Feuerwaffen und der damit verbundenen drastischen Erweiterung der kriegerischen Möglichkeiten in unseren Breiten. Die deutliche Verbesserung der Transporttechnik etwa hatte zur Folge, dass nun mit einem Schlag viel größere Heere über ausgedehntere Distanzen „bewegt" werden konnten und, gewissermaßen als Resultat, waren die Feinde viel weiter entfernt, was sich eben auch in der Ausdrucksform unserer Kultur, in unserem Denken und Handeln niederschlug.
Abb. 4 Waffen des Okinawa Kobudo. Dieses Bild zeigt einen Teil der Sammlung von Inoue Motokatsu, dem Nachfolger von Taira Shinken.
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Das Waffenverbot Noch ein weiterer Grund markiert die Entwicklung sowohl des Karate Jutsu als auch des Kobujutsu: das Waffenverbot. Um 1470 führte der Zusammenbruch der Sho Dynastie zu einer Periode politischer Unruhen. Nachfolgend etablierte sich 1477 eine neue Sho Dynastie. Die erste Erklärung des neuen Königs Sho Shin verbot jedermann, vom Adligen bis zum Bauern, das Tragen von Schwertern17. Anschließend ordnete er die Konfiszierung aller Waffen an, um sie in seinem Schloss in Shuri bewacht unterzubringen. König Sho Shins bedeutendste Tat war es zu verlangen, dass alle Mitglieder des Adels, die unbewaffnet waren, mit ihren Familien in die königliche Hauptstadt zu kommen und dort zu leben hatten. Dies ermöglichte ihm, potentielle rebellische Kriegsherren im Auge zu behalten. Nach der Entwaffnung des Adels entstanden als Konsequenz zwei Kampfschulen. Eine, bekannt als Je", wurde von den Mitgliedern des Adels entwickelt und praktiziert. Später wurde das Shuri Te18 auch als Bushi Te19 bezeichnet. Die andere ist bekannt als Ryu Kyu Kobujutsu. Diese Schule, entwickelt und praktiziert von den Bauern und Fischern, nahm die Benutzung einfacher Fischerei und Landwirtschaftswerkzeuge als Waffen für den Nahkampf auf. Wir können also generell von drei recht plausiblen Theorien, wie das Karate nach Okinawa gekommen ist, ausgehen. Wahrscheinlich ist, dass ein Zusammenwirken aller drei - die politischen Beziehungen zu China und in diesem Zuge die Ansiedlung der 36 Familien in Kume, die Waffenverbote und Kushankus Reise nach Okinawa und nicht zu vergessen, der Handel mit dem gesamten asiatischen Raum - dazu beigetragen haben, chinesisches Kempo in Okinawa bekannt zu machen und zu kultivieren. Das Training in beiden bewaffneten und unbewaffneten Künsten musste unter äußerster Geheimhaltung an einem abgelegenen Platz nach Einbruch der Dunkelheit durchgeführt werden. Viele Meister des Karate glauben heute, dass das Verbot des Tragens von Waffen durch König Sho Shin eine weise Entscheidung war! Okinawas goldene Jahre, die bis 1609 andauerten, waren geprägt durch den Handel mit China und anderen asiatischen Ländern. 1609 fiel der auf Kyushu ansässige Satsuma Clan in Okinawa ein und eroberte Shuri. Okinawa wurde zwangsweise ein Marionettenstaat Japans. Aber sogar nach der Invasion in Okinawa zwang Shogun Ieasu die Okinawaner eine loyale Fassade zum chinesischen Kaiser aufrecht zu erhalten. Ebenso hielt die japanische Besatzungsmacht in Okinawa das Waffenverbot aufrecht. Einer der Gründe dafür war, dass sie vorgaben, die politische Situation nicht verändern zu wollen. Dieses „zweite Waffenverbot" setzte die Geschichte von Okinawa fort. Nach der Meiji Restauration20 in Japan wurde Okinawa 1879 offiziell zum japanischen Territorium21 erklärt. Diese Entscheidung beschwor einen Streit zwischen den Okinawanerv herauf. Einige unterstützten die Bewegung, ein Teil Japans zu werden, während andere wiederum befürworteten, ein Teil Chinas zu bleiben.Durch diese lange Geschichte ausländischer Unterdrückung haben die Okinawaner offensichtlich verstanden, wie wichtig die innere Stärke als ein Mittel des Zurechtkommens mit physischer Not ist. Dieses Prinzip ist auch heute noch integrierter Bestandteil des Karatetrainings22. So sehen die Okinawaner Karate als eine Möglichkeit, sich sowohl physisch als auch psychisch zu disziplinieren.
Abb. 5 Ryu Kyu Kobujutsu 17
Einige Quellen beziehen sich auch auf die Daten 1588 durch Shogun Hideyoshi für das zweite und 1429 durch den chinesischen General Sho Hashin (auch Sho Shin, mit anderer Schreibweise) für das erste Waffenverbot. 18 Hand aus Shuri 19 Hand der Ritter 20 1868, sie schloss die Herrschaft der Tokugawa von 1603-1868 mit dem Ziel ab, den japanischen Kaiser, Tenno, wieder in seine alte Macht einzusetzen. Bis zu dieser Zeit wurde die nominelle Macht im Staate durch den Shogun, dem Militärmachthaber, ausgeübt, während dem Tenno nur noch kultische Funktionen zukamen. 21 Okinawa wurde eine Provinz, japanisch Ken genannt 22 Durch die Erkenntnis, dass das Starke das Schwache besiegt, sind Übungen geschaffen worden, um selbst diese Stärke zu erlangen.
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Die Entwicklung zum Naha Te Kenpo Als 1867 in der Residenz in Shuri die chinesische Delegation zu den Krönungsfeierlichkeiten eintraf, wurde ein festliches Programm ausgearbeitet, um der ganzen Zeremonie einen Rahmen zu geben. Dieses Programm sah unter anderem eine Vorführung der klassischen Tänze Okinawas sowie eine Demonstration der Kampfkünste vor. Auf Grund der historischen Akten, die auch einen Bericht dieser Demonstrationen enthielt, wurde klar, dass die Dörfer um Kumemura Nam Pa Kenpo gelernt hatten. Von den Gästen dieser Feier wurde das Nam Pa Rakan Kenpo ryukyuisiert und man beschloss, es fortan Naha Te (Hand aus Naha) zu nennen. Offiziell geschah das viel später. Einer der Teilnehmer war Saü Shoi (1816-1907). Er ist in der Generation nach dem Binjin23 (Fall des Haarknotens) aufgewachsen. Dieser Haarknoten spielt in den alten Geisetsukumite24 der Kata eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund soll auch in diesem Rahmen darauf verwiesen werden. Sai Shoi, die japanische Aussprache seines Namens ist Kojo, hat an der Universität von Beijing (Peking) studiert und war drei Mal im Reich der Mitte. Es ist als wahrscheinlich anzusehen, dass er dabei auch Hoko Ha Kenpo lernte, aber die Mitglieder der Kojo Familie waren gute Nam Pa Kämpfer und blieben ihrer Schule treu. Die Kojo Familie hat zur Systematisierung des Naha Te wichtige Beiträge geleistet. Sai Shoi war einer der drei wichtigsten Beamten mit dem Titel Oyakata (Fürst). Alle Mitglieder der Kojo Familie waren Adlige von hohem Stand. Shin Eri Ranpo und Aragaki Yosho gehörten beide der Pechin Klasse (Ritter) an. Sie hatten auch die Demonstration für das Fest bei der Krönungsfeierlichkeit gegeben. Es ist daher anzunehmen, dass sie Nam Pa Kenpo lernten. Das Üben des Kenpo in Okinawa war ein eisernes Privileg der Adligen und die Kampfkünste wurden bis dahin nie außerhalb ihrer Kaste weitergegeben.
Higashionna Kanryo Higashionna Kanryo wurde 1853 als Sohn eines Brennholzhändlers geboren. Die Familie verkaufte hauptsächlich Holz aus Kerama (mehrere kleine Inseln um Okinawa). Durch den Verkauf von Brennholz konnte die Familie aber nicht reich werden und so musste Kanryo mit zehn Jahren seinem Vater bei der Arbeit zur Hand gehen. Mit einem kleinen Schiff wurde das Holz von der Insel Kerama geholt und man sagt, dass Higashionna Kanryo sehr starke Beine und Hüften bekommen hat, weil er für lange Zeit dieses Schiff steuerte. Als Kanryo etwa 17 Jahre alt war begann er bei Aragaki Yosho mit dem Karatetraining. Die Higashionna Familie hatte zwar eine geschäftliche Beziehung zur Familie Aragaki als Brennholzlieferant, war aber nicht von gleichem Stand. Niemand weiß, warum Aragaki ihm Karate zeigte, denn es durfte Personen, „die nicht von gleichem Stand" waren, keinesfalls gelehrt werden. Möglicherweise hat er die Ernsthaftigkeit bei Kanryo bewundert und eine Begabung für Karate entdeckt.
23
Dieser Haarknoten wurde in Okinawa nach chinesischer Mode getragen. Als ein Symbol der Männlichkeit wurde er oft und gerne angegriffen, daher zielen einige Geisetsukumite darauf ab. Funakoshi Gichin widmet in seinem Werk „Karate-Do, mein Weg" dem Fall des Haarknotens eine Geschichte. 24 Geisetsukumite - Erklärungskumite
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Aragaki Yosho wurde wahrscheinlich wegen seines Charakters Maya (Katze) genannt. Drei Jahre nach der Vorführung bei den Feierlichkeiten ging er als Übersetzer nach China und Higashionna wurde zu Kojo Taitei zur weiteren Ausbildung gegeben. Kojo Taitei heißt auf chinesisch Sai Nyoi. Sein Karate war offensichtlich sehr gut und sein Goken25 so hart, dass er mit zwei Schlägen eine Kuh erschlagen konnte. Selbst von seinem Lehrer Wart Shinzan26, der als erster Budoka in Fukushu berühmt wurde, wird überliefert, wie überrascht er über Kojo Taiteis Goken war und meinte, es sei die stärkste Faust in Okinawa. Kojo Taitei, wird berichtet, war ein sehr aufgeschlossener und fröhlicher Mensch. Er mochte die Übung im Garten nicht und trainierte am Strand. Durch diesen Schritt meinen einige Forscher, war er der Erste27, der Karate an die Öffentlichkeit brachte. Ganz unzweifelhaft steht aber fest, dass es nicht üblich war, in der Öffentlichkeit zu üben. Seine Übung war besonders anstrengend. Higashionna aber hielt durch und sein späteres Karate wurde davon geprägt. Nach einigen Jahren wollte Higashionna nach China. Es kann sein, dass er nach Ogi (tiefste Technik) forschen wollte. Weil er kein reicher Mann war, ist es wahrscheinlicher, dass er nach China wollte, um Geld zu verdienen. Der Hafen von Naha war zu dieser Zeit der einzige offizielle Hafen für den Handel mit Fukushu. Dort trieben sich viele Leute herum, die in China28 ihr Glück finden wollten. Es war demnach nicht leicht, eine Passage nach China zu bekommen. Diese Schiffe hießen „to ichi be". Higashionna aber hatte Glück, er konnte durch seine Kenntnisse der Schiffahrt einen Schiffseigner kennenlernen. Im März 1872 reiste er illegal nach China. Über sein Leben in Fukushu gibt es mehrere Geschichten. Einige Forscher meinen, er habe weiter Brennholz verkauft, andere wiederum berichten, er verkaufte Medizin, um sein Leben zu bestreiten. Wenn man bedenkt, dass er erst viel später das Menkyo Kaiden29 und vermutlich auch die Ausbildung in traditioneller Medizin - von Ryuru Ko erhalten hat, ist es eher wahrscheinlich, dass er Brennholz verkaufte. Fest steht allerdings, dass er viele Jahre Kenpo lernte und vermutlich hat Kojo Taitei ihm einen Empfehlungsbrief mitgeben. Er war immerhin in einem fremden Land und Kojos erster Lehrer war Wan Shinzan. Einige Jahre später ging er dann zu Ryuru Ko, um bei ihm zu lernen. Später kehrte Higashionna im Juni 1887 nach Okinawa zurück. Dies geschah zunächst illegal über mehrere Inseln, denn die Situation für Heimkehrer war keinesfalls klar. Nach seiner Rückkehr konnte er zunächst keine Arbeit finden und musste wieder als Händler sein Brot verdienen. Das von Shogun Yoritommo geschaffene japanische Ständesystem siedelt die Händler noch unter den Bauern an, da sie nicht produzieren. Sein Leben war dennoch besser als früher, denn er konnte sein Wissen über die Pharmakologie für den Handel nutzen. Zwei Jahre später wurde sein Dojo, das erste speziell für Karate, in Okinawa eröffnet. Viele Jahre lang konnte er keine guten Schüler finden und unterrichtete die Kinder der Umgebung, bis dann Miyagi Chojun und Kyoda Juhatsu in späteren Jahren zu ihm kamen. Beide wurden seine wichtigsten Schüler. Miyagi stellte das Naha Te Konzept seines Lehrers in Japan vor und ab 1930 nannte er diese Richtung Goju Ryu. Somit ist Goju Ryu eine der großen Schulen des Ryu Kyu Kenpo. Higashionna konnte diese Entwicklung nicht mehr erleben. Er starb 1917 (andere Quellen behaupten 1915), im Alter von 63 Jahren. 25
Harte Faust Funakoshi Gichin schrieb in Karate-Do Kyohan, dass er Militär Attache in Okinawa war und noch andere Schüler hatte. Unter anderem: Shimabuku, Higa, Senaha, Nagahama, Aragaki und Kuwae. 27 Eine meiner Meinung nach recht absurde These. Nur weil die Möglichkeit bestand, eine Übung zu beobachten, ist noch kein Schluss über eine Veröffentlichung zu ziehen. 28 Das China der Qing Dynastie 1644-1911 war ein Magnet für den gesamten asiatischen Raum. 29 Menkyo Kaiden besagt, dass der Übende das System vollständig gemeistert hat. Ob Higashionna das Menkyo Kaidon bekommen hat, ist strittig. Hier behaupten einige Forscher, er hat es bekommen, Patrick McCarthy dagegen meint, zu dieser Zeit gab es ein solches System noch nicht. Unstrittig dagegen ist, dass Higashionna viele Jahre übte und so ein großes Wissen sammelte. Selbst wenn er kein vergleichbares Papier bekam, war sein Wissen und Können doch außergewöhnlich und dürfte nicht weniger als das „Menkyo Kaiden" gewesen sein. Ich vertrete daher die Ansicht, dies auf sein Können zu beziehen. Ein erhaltenes Papier scheint mir nicht wichtig. Obgleich dadurch der Nachweis fehlt, können auch andere Wege in Betracht kommen. Die mündliche Bekanntmachung ist ein solcher, wenn man die Zeit und ihre Gegebenheiten in Betracht zieht. Die Ausbildung in Pharmakologie dagegen ist unstrittig und aus diesem Grund sehe ich ein Menkyo Kaiden als zwar nicht nachgewiesen, aber dennoch als denkbar an. 26
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Higashionna Kanryo ist zweifellos einer der großen Meister des Naha Te und hat heutige Auffassungen31 wesentlich bestimmt. Seine Zusammenstellungen der Kata prägen noch heute das Goju Ryu. Wenngleich diese durch seine Schüler weiter entwickelt wurden, zählen sie doch zu den bestimmenden Komponenten in vielen Schulen des Okinawa Karate.
Das Kojo Dojo in Fukushu 1867 verließ Kojo Kaho mit dem Schiff Okinawa, auf dem sich auch die Delegation zur Krönungsfeier befand. Er hatte in Fukushu studiert und Bo Jutsu gelernt. Als 1879 die Ryu Kyu Inseln offiziell zu japanischem Territorium erklärt wurde, glaubte er, nicht mehr nach Hause zurückkehren zu können und ließ sich in Fukushu nieder. Die Niederlassung Okinawas befand sich zu dieser Zeit an der Südostseite des Schlosses. Dort eröffnete er 1874 das später berühmte Kojo Dojo. Es war 50 Tsubo (1 Tsubo = 3,30 m) groß. Er war der Meister und begann dort zu lehren. Zu dieser Zeit wurde es „Fukushu Kojo Dojo" genannt. Viele Okinawaner, die nach der Japanisierung32 nicht mehr in Okinawa leben wollten, emigrierten nach Fukushu. Lehrer im Kojo Dojo waren einige Meister unter den Emigranten, wie z.B. Makabe Kyoei und Matsuda Tokusaburo. Matsuda Tokusaburo sagte, dass auch Higashionna oft im Dojo33 war. Er hat in den langen Jahren seines Aufenthaltes das „Menkyo Kaiden" von Ryu Ka Ken (Ryu Familiensystem) erhalten und lernte auch Kasatsu Ho (töten und wiederbeleben) sowie Yaku Gaku Ho (Pharmakologie). Beide Systeme sind Teil der geheimen Überlieferung sowohl des chinesischen Kenpo als auch des Naha Te. Ein Forschungsprojekt34 neueren Datums untersuchte beispielsweise die Auswirkungen des Bubishi auf das Goju Ryu.
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Obgleich heute schon andere Theorien diskutiert werden etwa die Frage, wie groß war sein Einfluss auf die heutigen Auffassungen wirklich, gehe ich weiterhin von seiner großen Bedeutung aus. Er hat die nachfolgenden Meister, Miyagi und Juhatsu, ausgebildet und deren Schüler entwickelten heutige Auffassungen. Dabei benötigten sie aber die Inspiration Ihres Lehrers. 32 Diese betraf vor allem Menschen, die aktiv die „chinesische Option" befürwortet hatten bzw. in China arbeiteten. Unklar ist, ob es in der Tat Repressionen gab oder nicht. Es sieht eher so aus, als ob es zu keinen nennenswerten Benachteiligungen kam, denn schon einige Jahre später setzte eine Rückwanderungswelle ein. 33 Hier wiederspricht Patrick McCarthy dieser Aussage und meint, dass weder Higashionna noch Uechi Kanbun im Dojo üben konnten. Higashionna war nicht vom Stande und Uechi hatte einen Sprachfehler. Beides Gründe, einen Menschen aus der „Gesellschaft" auszuschließen. 34 Tokashiki, Okinawa Karate-Do Hiden Bubishi Shinshaku (Okinawa Karate-Do Bubishi: eine neue Interpretation), 1995, meines Erachtens eines der besten Bücher auf diesem Gebiet.
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Miyagi Chojun - Die Entwicklung zum Goju Ryu Miyagi Chojun wurde 1888 in Higashi Machi Naha Shi35 als Sohn eines Arzneimittelhändlers geboren. Als er klein war, hieß er Matsu. In den ersten Jahren wurde er in die Honke36 adoptiert und bekam seinen bekannten Namen Chojun. Die Hauptfamilie war aufgrund des Außenhandels, den sie mit Fulcushu in China betrieb, die reichste Familie in Naha. Es wird gesagt, dass er während seiner Schulzeit im Alter von 14 Jahren mit dem Karatetraining bei Higashionna begann. Miyagi hat gleich ein Jahr nach Beendigung der Schule geheiratet und im Geschäft der Familie gearbeitet. Sein Karate vernachlässigte er jedoch zu keinem Zeitpunkt. Als er 20 Jahre alt war, wurde er zum Militär nach Kumamoto zum 5. Bataillon eingezogen. Dieses 5. Bataillon spielte für viele Meister des Karate eine wichtige Rolle. Dort diente er drei Jahre. Nach dieser Zeit reiste er aufgrund seiner Arbeit und natürlich wegen des Trainings zum ersten Mal nach Fukushu. Im Herbst 1917 starb sein Lehrer Higashionna Sensei und er kehrte nach Naha zurück, um die Trauerfeier zu organisieren, da Higashionna keine Familie mehr hatte. Sein erster Besuch in Fukushu dauerte deshalb nur sechs Monate. In den folgenden Jahren sollte er aber noch viele Male nach China reisen, um zu forschen und zu arbeiten. Einmal reiste er durch Korea nach Beijing und zweimal nach Hawaii, um Karate zu erweitern, sowie viele Male auf die Hauptinsel nach Honshu. Diese Reisen waren möglich, weil seine Familie sehr viel Geld hatte. Über die Hälfte dieses Vermögens wurde für den Unterhalt der Familie sowie von Freunden ausgegeben. Er hat nicht viel im Geschäft gearbeitet, sondern sich mehr für das Karate und seine Forschung interessiert. Die große Wende für sein Karate kam, als er einen Vortrag von Kano Jigoro über Budo hörte. Kano war zu dieser Zeit Leiter des Kodokan37. 1927 kam Kano Egoro38 mit vielen Schülern ein zweites Mal nach Okinawa. Bei dieser Gelegenheit wurde für ihn ein Embu39 im Karate organisiert. Dieses Embu wurde von Yabe Kenstu, Hanagi Nagashike, Hisaba Kosaku, Kiyabu Chotoku, Miyagi Chojun, Mabuni Kenwa und deren Schülern gegeben. Miyagi stand neben Kano und erklärte das Naha Te. Die Persönlichkeit Kanos beeindruckte Miyagi sehr und Kano seinerseits förderte Miyagi, so dass er sich um seine Forschung, die Entwicklung und Erweiterung des Karate, kümmern konnte. Im Mai 1928 war er zum ersten Mal in Honshu, um das Budokusai (jährliche Budovorführung) des Budokuden40 (Halle der Kriegstugenden) in Kyoto zu besuchen. Nach diesem Ereignis bekam er Gelegenheit, an den Universitäten von Kyoto und Kansai eine Demonstration zu geben. Dies war der erste Schritt zur Erweiterung nach flonshu. Bis zu dieser Zeit wurde das Karate ausschließlich nach Ortsnamen benannt und der Budosai war der Anlass dafür, den Namen in Goju Ryu zu ändern. Miyagi holte sich die Anregung dafür aus den beiden Kapiteln „kempo dai johakku" (acht wichtige Wörter des Kenpo) und „ho goju don to" (Art des weichen Einnehmens und Herauslassens). Diese Kapitel stammen aus der „Bibel des Karate", dem Bubishi41. Im Mai 1935 legte Miyagi die Prüfung zum Kyoshi Gou im Butokuden ab und wurde in der Folge zum Leiter des Dai Nippon Butokukai Okinawa Branch ernannt. Er war der erste Träger dieses Titels im Karate. Nach seiner Rückkehr nach Okinawa gründete er den ersten Karateverband42, zu dem die wichtigsten Meister Okinawas gehörten. 1942 reiste er ein letztes Mal nach Tokio. 35
Nördlicher Teil von Naha City Hauptfamilie, wie in Europa auch, gab es verschiedene Familienzweige. Die Hauptfamilie entspricht in etwa der Familie der Erben der Eltern, in der Regel der Erstgeborene Sohn. Alle anderen, wie Onkel, Tanten und deren Nachkommen wurden nicht mehr zur Hauptfamilie gerechnet. 37 Kodokan erste Judoschule Japans, 1882 in Tokio gegründet von Kano Jigoro 38 Begründer des Judo 1860- 1938 und Vorsitzender des NOK sowie der Japan Athletic Association 39 Vorführung zu besonderem Zweck, oder besondere Übung von mehreren Schülern 40 Butokuden in Kyoto, gegründet unter der Regentschaft von Kaiser Kammu 781-805) als Ausbildungsstätte für Offiziere. 41 Diese Enzyklopädie der Kampfkunst wurde 1621 in China verfasst und erreichte Jahre später auch Okinawa. 42 Zen Karate Do Shinko Kyokai, er bezahlte alles aus seinem eigenen Vermögen. 36
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Auf der Rückreise nutzte er noch einmal die Gelegenheit, in Kyoto Station zu machen, und gab bei den Universitäten von Kyoto und der Ribumeikan43 Lehrgänge. Miyagi starb 1953. Zu dieser Zeit war Okinawa von den Amerikanern besetzt. Dieser Umstand spielte bei der Verbreitung von Karate eine entscheidende Rolle. Von den USA aus gelangte Karate in alle Teile der Welt.
Mabuni Kenwa Shito Ryu ist eine der großen Richtungen des Karate in Japan und wurde gegründet von Mabuni Kenwa. Er lebte von 1889 bis 1952. Mabuni Kenwa begann mit dem Karatetraining unter Itotsu, als er 13 Jahre alt war und blieb bei ihm bis zu seinem Tod. Sein Freund Miyagi Chojun stellte ihn dann Higashionna Kanryo vor und er studierte bei ihm die Tradition des Naha Te. Zusätzlich zu den beiden Richtungen Shuri und Naha Te hatte er die Möglichkeit, mit Aragaki Seisho zu üben, von dem er die Kata Unshu, Sochin, Niseishi, Aragaki Sai und Aragaki Bo Kata lernte. Mit Miyagi Chojun lernte er bei Go Genki, Hakutsuru Ken Kempo. Die Kata Nipaipo, Paipuren und Hakutsuru sind aus dieser Schule in das Shito Ryu eingeflossen. 1929 ging Mabuni nach Osaka und begann in verschiedenen Dojo zu unterrichten, unter anderem im Sei Shi Kan Dojo von Kokuba Kosei, dem Gründer des Motobu Ha Shito Ryu. 1934 nannte er seine Schule Shito Ryu nach den Kanji seiner beiden Lehrer Itosu und Higashionna. Mabunis Schule wurde dann 1939 offiziell im Dai Nippon Butokukai registriert. Ebenfalls 1939 gründete er den Vorläufer des heutigen Dachverbandes Shitokai. Sein ältester Sohn Kanei übernahm die Führung, welche er noch heute inne hat. Mabuni Kenwa starb am 23. Mai 1952 im Alter von 63 Jahren. Nach seinem Tod trennten sich einige seiner führenden Schüler und gründeten eigene Organisationen, jeder mit dem Zweck, das authentische Karate weiter führen zu wollen. Mit Mabunis Vision eines einheitlichen und alle Kata umfassenden Karate Okinawas ist ein interessanter Weg gezeigt worden, eine wirkliche Einigung aller Karateübenden zu initiieren. Leider scheitert ein solcher Gedanke erfahrungsgemäß an wirtschaftlichen oder politischen Interessen. Die Kata in einigen Teilen anders zu üben, bereichert uns, statt uns zu trennen. Der Gedanke, das wirkliche und wahre Karate üben zu wollen, zwingt notwendigerweise zur Beantwortung der Frage, was denn der Inhalt des wahren und einzigen Karate ist? In der Antwort liegt gleichsam das Problem. Der reine Selbstverteidigungsgedanke scheint mir zu wenig, um in jeder Situation bestehen zu können. Jeder legt für sich fest, was denn der Inhalt für sie oder ihn ist. Was fehlt, ist das Wissen um die Vielfältigkeit der Menschen und mit ihnen ihres Geistes.
Abb. 6 Das Hauptquartier des Shito Ryu Verbandes in der Provinz Saitama unweit von Tokio 43
Universität der Arbeiterbewegung
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Die Entwicklung zum Karate Do Aus heutiger Sicht betrachtet stellt das alte Karate scheinbar einen Anachronismus der Geschichte dar. Dies um so mehr, als der Friedensbegriff in der Gesellschaft immer zwingender und eindeutiger formuliert und artikuliert wird, ja werden muss. Zu keiner Zeit konnte in der Tat das alte Karate mit seiner auf feudalistischen Grundprinzipien beruhenden Definition des Begriffes Selbstverteidigung, in der ein Menschenleben nicht viel zählt, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zur Erhaltung wurde es notwendig, diese alte Kunst mit neuen Inhalten auszustatten, deren Gefährlichkeit einzuschränken, um sie so für eine neue Epoche zu rüsten. Das Karate Do wurde geboren.In jüngster Zeit wird weltweit ein Trend sichtbar, der dahin zielt, über den sportlichen Aspekt hinaus die Wurzeln zu erforschen, um so tiefer in das alte, voll Weisheit steckende Karate zu dringen. Ich will dennoch nicht verhehlen, dass ich immer ein glühender Anhänger des alten, traditionellen um im besten Sinne anachronistischen Karate war. Die Entwicklung im 20. Jahrhundert soll im Rahmen dieses Buches nicht so ausführlich beschrieben werden. Zum einen ist dieser Teil der Entwicklung schon eingehend diskutiert worden, zum anderen ist die Entwicklung im Japan des beginnenden 20. Jahrhunderts von starken nationalistischen Tendenzen geprägt, so dass die Beschreibung und Analyse ein eigenes Buch füllen könnte. Mehrere Ereignisse sollen dennoch kurz angerissen werden. Itotsu, Anko schuf 1905 die Pinnan Kata, um sie an den Schulen als Teil des Unterrichts einzuführen. Diese wurden dann auch folgerichtig als Mittel erkannt, die Jungen in den Schulen schon auf den Wehrdienst vorzubereiten. Bei ärztlichen Untersuchungen stellte man die sehr gute, körperliche Verfassung einiger Karateschüler fest. Das sollte einer der Anstöße sein, Karate 1908 an den Schulen Okinawa einzuführen. Ebenfalls 1905 benutzte Hanashiro, Chomo zum ersten Mal das Kanji44 Kara in seinem Buch45 Karate Kumite, statt des bis dahin gebräuchlichen Kara, auch gelesen als China. Dieses alte Kanji bedeutet Tang und meint die Tang Dynastie in China. Es wurde zu dieser Zeit benutzt, um allgemein China zu benennen. Aus diesem Grund bedeutete die Benutzung des Kanji, Hand aus China. Ein weiterer wichtiger Schritt im beginnenden 20. Jahrhundert und der vorausgegangenen Veröffentlichung war zweifellos die Vorstellung des Karate für die japanische Öffentlichkeit. Zu diesem Zweck reisten Funakoshi Gichin, Miyagi Chojun, Mabuni Kenwa und andere zur Hauptinsel Honshu sowie ins Herz der Nation46, um dort Karate bekannt zu machen. Funakoshis Rolle bei der Veröffentlichung ist indes umstritten. Bernard Bordas schreibt dazu „....Funakoshi brachte seine eigene Auffassung als Ryu Kyu Kempo Karate nach Japan. Diese eigene Auffassung wurde nie anerkannt. Er hatte im Gegensatz zu Ohtsuka Hironori47, dem Gründer von Wado Ryu und seinem Schüler, nie irgendwelche Titel und Ehrungen erhalten. Dies mag ein Indiz dafür sein." Und in der Tat ist über ihn in der Literatur48 nicht sehr viel zu lesen. Sicher, in den Veröffentlichungen des Shotokan Karate gibt es einiges. In allen anderen, insbesondere okinawanischen Veröffentlichungen jener Zeit, ist es merkwürdig still um Funakoshi und sein Bemühen. Darüber hinaus sahen die maßgeblichen Meister49 Okinawas das Karate, welches Itotsu vorstellte, als einen misslungenen Versuch an und gingen hart damit ins Gericht. Wörtlich sagte Kojo Kaho, „.... Die Leute aus Shuri, brechen die Tradition und verstehen nichts vom Karate......" Heute wird gerne behauptet, dass Funakoshis Sohn Giko die entfernten kämpferischen Aspekte wieder zufügte und weiter gab. Eine erneute Verbindung nach Okinawa kam dennoch nie mehr zustande und heute ist das Shotokan Karate in Okinawa selbst nicht sehr verbreitet. Zweifellos aber ist Funakoshi Gichin eine der großen Gestalten des Karate im vergangenen Jahrhundert und sein Platz in der Geschichte ist ihm sicher. 44
Chinesische Schriftzeichen, die auch in Japan benutzt werden Erschienen im August 1905 46 Herz der Nation wurde Tokio genannt 47 Man erklärte ihn noch zu Lebzeiten zu einem nationalen Schatz 48 Allerdings hatte Funakoshi sehr viele Verbindungen zu den auf Honshu lebenden Okinawanerv. Bei Taira Shinken übte er zum Beispiel über 17 Jahre Kobudo. 49 Belegt ist darüber hinaus die gegenseitige tiefe Abneigung von Motobu Choki und Funakoshi Gichin. Motobu beleidigte Funakoshi mehrmals öffentlich und verglich sein Karate mit einer Gitarre, außen schön aber innen hohl. Mehr noch, Motobu meinte, Funakoshi ist auf Grund seines verschlagenen Charakters in der Lage, andere Leute zu betrügen und bezog dies auf das Karate. Vergleiche Kaku Kozo, Ryobukai, Tokyo 1993 S. 13 ff. 45
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Er war es, der die philosophischen Hintergründe verstand und durch sein Verhalten reflektierte. Wir können aus diesem Grund auch verstehen, warum die Linie des Shotokan Karate bei allen Aktivitäten der okinawanischen Karate Gemeinde keine besondere Rolle spielte. Shotokan ist aber eine der großen japanischen Schulen und weltweit eine der mitgliederstärksten Richtungen des Karate. 1927 veranlasste die Okinawa Präfektur, dass Ryu Kyu Kenpo offiziell in drei Strömungen geteilt wurde. Naha, Shuri und Tomari Te. Diese Einteilung geschah, weil es in der Zeit vorher nicht üblich war, Schulen und Stile im Karate zu benennen. Offensichtlich sollte eine Kunst, die aus China kam, aber all ihre Traditionen und Wurzeln in einem anderen Land hatte, nicht mit eigenen Namen benannt werden. Dies war vielmehr ein Prozess, an dessen Ende erst eine eigene Namensgebung stehen konnte, als das Karate eine auf Okinawa heimische, eigene Kunst wurde. Viele waren erstaunt darüber, denn man veranlasste eine Einteilung, die ohnehin schon lange im Volk bestand, nun offiziell. Mit dieser Einteilung ließ sich administrativ besser umgehen und das Karate für offizielle Vorhaben nutzen. Einige Meister gingen in die Welt. Miyagi Chojun machte Karate in Hawaii bekannt. Er unterrichtete dort von April 1934 bis Februar 1935. Yabu Kentsu reiste 1927 nach Amerika. Yabu besuchte seinen Sohn Kanden in Los Angeles und gab eine Demonstration im amerikanischen Okinawa Klub und unterrichtete ebenfalls in Hawaii. Wichtiger aber scheint mir die Tatsache zu sein, dass fast alle heute bekannten philosophischen Strategien aus dem Bushido Kodex der Samurai in das Karate eingeflossen sind. In Okinawa sah man Karate als Selbstverteidigung an und beschäftigte sich mit diesen Strategien nur partiell. Durch diesen Umstand war die Verbreitung des Karate auf die Hauptinsel Ilonshu ein wichtiger Schritt für das Karate-Do, wie wir es heute kennen. Es kann sein, dass einige Historiker dies als Grund sehen, wenn sie sagen, dass in Okinawa die tiefen Inhalte aus China nicht bekannt waren. Zieht man die angesprochenen soziologisch-kulturellen Bedingungen in Betracht, ist dies glaubhaft. Ein schönes Beispiel liefert Funakoshi Gichin in seinem Buch „Karate-Do, mein Weg." Mit der Besetzung Okinawas durch die Amerikaner begann auch für die Verbreitung des Karate eine neue Zeit. Viele der dort stationierten Gls waren an der Verbreitung in die Welt beteiligt. Die USA verfügen deshalb über ein sehr großes traditionelles Lager und sind außerhalb Japans führend.
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Abb. 10 sitzend v.l. Kyan Chotoku, Yabu Kentsu, Hanashiro Chomo, Miyagi Chojun und stehend v.l. Gusukuma Shimpan, Chitose Tsuyoshi, Chibana Choshin, Nakasone Kenwa
Abb. 11 Itotsu Anko 10 Übungsanweisungen
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Das Treffen der Meister 1936 Dieses Treffen ist für die historische Forschung von besonderer Bedeutung, weil hier das erste Mal originale Gesprächsprotokolle zur Auswertung vorliegen. An Hand dieser Quelle ist es möglich, einen Eindruck von den Problemen dieser Zeit im Karate zu bekommen und es lässt sich sehr gut nachvollziehen, welche Konsequenzen zur Lösung die Teilnehmer erarbeitet haben. Ich möchte im Rahmen dieses Buches nur einige kleine Zitate einfügen. Das gesamte Gespräch liegt in Buchform50 vor. Teilgenommen haben; Nakasone, Kenwa (1886-1978) Hanashiro, Chomo (1869-1945) Kyan, Chotoku (1870-1945) Motobu, Choki (18711944) Chibana, Choshin (1885-1969) Kiyoda, Juhatsu (1886-1967) und Miyagi, Chojun (1888-1953).Ausgerichtet wurde dieses Treffen vom Ryu Kyu Shinposha (Ryu Kyu Zeitungsverlag). Besondere Gäste aus Politik und Militär waren ebenfalls anwesend. Anhand dieses Textes ist nachvollziehbar, warum Toudi in Karate51 geändert werden sollte, vor allem aber, warum eine Einigung der Schulen angestrebt wurde. Nakasone, Kenwa sagte dazu, „...Manchmal stellen verschiedene Fachausdrücke ein Problem dar, denn es ist schwierig, einen Vortrag ohne einheitliche Begriffe zu präsentieren, welche universell verstanden werden können. Eine Geste kann vom Publikum verstanden werden, aber es ist schwieriger, sich in Zeitungen oder anderen Medien verständlich zu machen. Die Voraussetzung dafür sind einheitliche Fachausdrücke." Fukushima, Kitsuma meinte, um dieses Problem zu unterstreichen, "Es wurden viele Karate Sekten51 vor kurzer Zeit gegründet, aber meiner Meinung nach wäre es besser, wenn alle vereint wären. Ohne Rücksicht auf den Unterschied zwischen den Stilen in Shuri und Naha sollte ein einheitlicher japanischer Lehrplan geschaffen werden. Kendo hatte auch rund zweihundert Stile, aber sie wurden vereint in der gegenwärtigen japanischen Kendo-Kata Vereinigung. ... Wenn Sie Karate üben, kann dies auch vereint werden und es würde sich überall fortpflanzen. Zum Beispiel können wir sagen, dass wir 1. zehn Arten von japanischer Kata entwickeln, 2. wir benutzen japanische Namen für sie, 3. vereinheitlichen Sie die Kata Techniken und ihre Inhalte, um die anwendbaren Prinzipien von Angriff und Verteidigung unterzubringen, 4. benutzen Sie eine übliche Kleidung53, 5. Wettbewerbsfähige Elemente müssen studiert werden, 6. planen Sie Turniere für Karate Do." Ein Ergebnis dieses Treffens war, dass verschiedene Bücher54 verlegt wurden, worin ein Versuch unternommen wurde, ein einheitliches Katasystem zu schaffen. Eine überaus interessante Lektüre, welche zeigt, dass dieser Teil mit der Schaffung der Pinnan Kata durch Itotsu lange nicht abgeschlossen war und welche unterschiedlichen Auffassungen von der zu lehrenden Technik existierten. Obwohl sich verschiedene Interpretationen einiger Meister in den heute bekannten Schulen und Richtungen durchgesetzt haben, blieb die Grundidee indes unverändert und hat sich als tragendes Konzept in allen nachfolgenden Schulen etabliert. Nachzulesen ist dieses Gesprächsprotokoll in mehreren Veröffentlichungen. Es bereichert nicht nur den Forscher, sondern auch den interessierten Laien, der von der Geschichte lernen will. Die Bemühungen der Meister, die Anerkennung durch das Butokukai in Kyoto zu finden, zeigen gleichzeitig deren Dilemma.
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Erste Veröffentlichung von Toyama, Kanken 1963 in seinem Buch Karate Do Daiho Kan. Übersetzt ins Englische von Patrick McCarthy, 1994, als Arbeitspapier der IRKRS. 1999 bei Tuttle in einem Sammelband verschiedener Aufsätze, ebenfalls von McCarthy, erscheinen. 51 Endgültig anerkannt wurde die Schreibweise Karate Do im Dezember 1933 durch den Dai Nippon Butokukai. Allerdings waren auch hier andere Meister eigenständig genug, sich nicht oder nur bedingt einer solchen Regelung zu unterwerfen. Eine Rolle spielte sicher auch, dass die Schreibweise Toudi, Okinawa betraf und Karate auf Japan bezogen wurde. Als klar war, dass auch das Okinawa Karate einer Änderung unterzogen werden musste, um in der neuen Zeit zu bestehen, setzte sich die neue Schreibweise endgültig auf Okinawa durch. 52 Gemeint sind sicherlich Schulen, ein religiöser Hintergrund ist aber auch denkbar. 53 Weißes Karate Gi, nach der Tradition der Samurai. Weiß ist die Farbe des Todes und symbolisiert den Gedanken, ohne irdische Wünsche zu üben, mit Klarheit und Reinheit der Seele. 54 Karate Do Daikan - Karate Do großer Überblick, verschiedene Autoren 1938. In diesem Buch sind unter anderem einige der Teilnehmer des Treffens zu sehen.
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Es war wichtig, sich offiziell anerkennen55 zu lassen, damit die staatliche Förderung gewährleistet war. Diese Förderung war möglich, weil der Butokukai vom Kaiserhaus mit großzügigen finanziellen Spenden bedacht wurde. Andererseits bedeutete es auch die Aufgabe alter Traditionen und Überlieferungen. Ein völlig neues System, sowohl des Übens als auch der Weitergabe des Karate an die Schüler, musste geschaffen werden. Eine einheitliche Kleidung, ein Gürtelsystem und öffentliches Üben waren in Okinawa bis dahin nahezu unbekannt. Viele der traditionellen Meister standen dem Neuen ablehnend, ja feindlich gegenüber, aber die Kampfkünste wurden durch den Butokukai organisiert und geleitet, es war einfach ein muss, dabei zu sein. Wie dem auch sei, ohne diese Veröffentlichung hätten wir im Westen wohl nicht die Chance gehabt, Karate zu erlernen. Die Änderung des Toudi in das Karate-Do war ein langer Prozess, der von Rückschlägen und Fortschritten geprägt war. Jahre und Kulturkreise später kann die Beschreibung nur unvollkommen gelingen. Einen Eindruck von den Schwierigkeiten zu vermitteln ist besonders gewagt, wenn die Seitenzahl begrenzt ist und die vorhandenen Quellen nicht sehr stark unser heutiges Interesse spiegeln. Ein häufig gemachter Fehler, gerade im Westen, ist die Verurteilung der Meister für das Hausnehmen der kämpferischen Inhalte der Kata und deren öffentliches Unterrichten. Wir müssen allerdings berücksichtigen, dass wir bei so einer Beurteilung nicht nur unser eigenes Interesse bemühen. Ich glaube vom Standpunkt der Meister in Okinawa aus war die Entscheidung richtig und notwendig. Wer die alten Inhalte lernen und das Karate so tief wie möglich verstehen möchte, dem bietet sich auch heute noch Gelegenheiten. Miyamoto Musashi schrieb es etwa so in seinem Buch der fünf Ringe56: „Zu den Künsten und Geschicklichkeiten, von denen seit Urzeiten gesprochen wird, gehört die sogenannte Kunst des Vorteils", wenn wir aber von der Kunst des Vorteils sprechen, können wir sie nicht lediglich auf die Handhabung des Schwertes begrenzen. Auch die Kunst der Schwertführung als Ganzes erschöpft sich nicht in der einfachen Beherrschung ihrer Handhabe; so kann der Weg zur militärischen Meisterschaft nicht beschritten werden. Meiner Ansicht der Gesellschaft zufolge machen die Menschen aus den Künsten Gegenstände des Kommerzes und halten sich selbst für Waren; auch ihre Utensilien stellen sie als Handelsprodukte her. Indem ich das Oberflächliche vom Wesentlichen zu unterscheiden versuche, befinde ich, dass diese Einstellung noch weniger Wirklichkeitsgehalt als die von Zierrat hat. Das Gebiet der Kampfkünste kennzeichnet sich häufig durch Prahlerei, durch effekthascherische Volkstümlichkeit und durch Gewinnsucht, sowohl seitens ihrer Lehrer als auch seitens derjenigen, die sie zu erlernen trachten. Das Ergebnis wurde einmal so geschildert: „Die Laienhaftigkeit in der Kunst des Kämpfens ist eine Quelle ernsthafter Wunden."
Abb. 12 Eine schöne Briefmarke Okinawas, Teil einer Serie über die Traditionen der Ryu Kyu Inseln 55
Um den Wunsch nach Anerkennung zu verstehen, muss man auch die Gesellschaft dieser Zeit in Betracht ziehen. Es war so gut wie unmöglich, eine größere Aktivität außerhalb dieser Gesellschaft durchzuführen. Ein öffentliches Unterrichten stellt ohne Frage eine solche dar. Diesem „Gruppenzwang" verdanken wir die Möglichkeit, Karate zu üben. Eine allzu kritische Haltung ist deshalb nicht in unserem Interesse. Dazu kommt, dass eine Beurteilung der damaligen Verhältnisse aus heutiger Sicht nahezu unmöglich ist. 56 Heyne, Esoterisches Wissen, Das Buch der fünf Ringe, München 1996, S 38 ff
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Die Kata Ich will versuchen, soweit möglich, auf das Weitergeben von Geschichten bei der Beschreibung zu verzichten. Nicht in jedem Fall wird dies auch gelingen, denn Fakten sind, auf Grund der früheren Geheimhaltung, spärlich gesät, vieles muss zur Zeit noch Vermutung bleiben und wird durch neuere Forschungen untermauert oder widerlegt. „Es gibt viele Wege einen Berg zu erklimmen, aber nur ein Mond ist auf dem Gipfel zu sehen!" Was eigentlich ist Kata57? Diese Frage dürfte sich jeder Karate Ka schon gestellt und beantwortet haben. Wir wissen heute recht viel über die Prinzipien, welche eine Kata verkörpert. Um diese Frage einigermaßen schlüssig beantworten zu können, sind wir auf viele Vermutungen angewiesen, wir sind nicht endgültig in der Lage, ein Phänomen zu erklären, welches sich mit der menschlichen Kultur im Laufe von einigen tausend Jahren entwickelt hat. Gleichwohl gibt es der Kata vergleichbares Lernen, sowohl in allen Kulturen, als auch in allen Epochen der Menschheitsgeschichte, und es sind gerade diese Prinzipien, welche uns unsere Entwicklung beflügelt und möglich gemacht haben. Denken wir nur an unsere eigene Vergangenheit und daran, wie ein Handwerk weitergegeben wurde und wird. Die verschiedenen Handgriffe und Fertigkeiten zu erlernen geschieht auch hier durch „Kata". Historisch gesehen ist Kata oder Hsing58 eine Sammlung von Möglichkeiten und Taktiken, um auf eine physische und psychische Bedrohung reagieren zu können. Ein Werkzeug gewissermaßen, welches unsere eigenen Fähigkeiten aufzeigt und in der Folge kultiviert. Wahrscheinlich aus der Notwendigkeit heraus, sich zu verteidigen, übte man zuerst Schläge, Blöcke und Tritte, sowohl bewaffnet als auch unbewaffnet. Einige fortgeschrittene Anwender erkannten den Wert der Übung und fügten ihrerseits weitere Anwendungen hinzu. So bildeten sich im Laufe vieler Jahre komplexe Systeme des Übens heraus, welche durch empirische59 Forschungen jeweils ergänzt und vervollkommnet wurden. Besonders Meister mit profunden spirituellen Überzeugungen und einer tiefen gesellschaftlichen Philosophie bewahrten die Kata über die Jahrhunderte und entwickelten sie zu ihrer heutigen Form. „ ...die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung muss sich in historischer Zeit, auf Grund von Feindseligkeiten, die dem Menschen innewohnen, entfaltet haben.", schreibt Miyagi Chojun in seinem 1934 erschienenen Karate Do Geisetsu60 - Karate Do Erklärung. Karate war immer Selbstverteidigung und nie dazu gedacht, in einer Arena gegen einen Angreifer angewendet zu werden. Dies schließt natürlich solche Bunkai Techniken in den Kata nicht aus, sondern diese fördern die Entwicklung und bringen Vorteile gegen Angreifer mit weniger Erfahrung. Generell lässt sich feststellen, dass rund 80% der Menschen nichts von Selbstverteidigung oder allgemein von physischer Gewalt verstehen. Aus diesem Grund kann man davon ausgehen, dass die Angriffe in erster Linie würgen, fassen, umklammern und ähnliche sein werden. Es scheint klar, dass jemand, der wütend ist und über geringe Kenntnisse verfügt, das tun wird, was in der Natur des Menschen liegt oder was ihm als möglich erscheint. Dadurch sind die Erklärungskumite in den Kata in erster Linie darauf ausgerichtet, diese Angriffe abzuwehren. Natürlich gibt es auch andere Formen der Verteidigung, aber diese Angriffe dienen als Basis, gewissermaßen als Grundkonzept. Kata zeigt uns also, wie, wo, wann, womit und vor allen Dingen warum wir Techniken anwenden können. Sie bringt alle notwendigen Werkzeuge zusammen und lehrt darüber hinaus den Weg zur Vervollkommnung sowohl des Körpers als auch des Geistes.
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Form, Figur, Muster der Kata vergleichbar ist auch das Lernen eines Handwerkes. Zuerst erwirbt man grundlegende Techniken, in der Folge davon werden die Techniken wiederum mit Hilfe von Grundübungen oder deren Erweiterungen verfeinert. 58 Hsing ist der chinesische Ausdruck für Kata 59 beobachtend 60 Dieser Text ist handgeschrieben und nur einige Seiten stark. Eine englische Übersetzung wurde von Patrick und Yuriko McCarthy 1993 angefertigt. 1999 ist auch eine Sammlung seiner Texte bei Tuttle erschienen, unter anderem Karate Do Geisetsu.
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Aber, Kata lehrt nicht von alleine, sondern wir müssen uns bemühen, die Bedeutungen zu entschlüsseln. Und noch eines erscheint wichtig: Kata ist ein in sich geschlossenes perfektes System, das nur Bedeutung hat, wenn wir Übenden uns ihm vollständig unterwerfen. Das setzt voraus, bei einem guten Lehrer zu lernen, denn nur er ist in der Lage, unseren Fortschritt auf dem Weg einzuschätzen und neue Aufgaben zu stellen, um Stillstand zu verhindern. Mehr noch. Die Demonstration einer Kata verlangt das Offenbaren unserer Seele und unseres Herzens. Sie verlangt ein Bewusstsein, welches eine höhere Absicht deutlich macht, sie verlangt die Arbeit an uns selbst. Ohne all dies wird eine Kata immer nur eine Turnübung sein und wir sind nicht in der Lage, uns über ein Anfängerstadium hinaus auf einer tieferen Ebene zu bewegen. Diese tiefere spirituelle Ebene allerdings ist wichtig, um wiederum technische Inhalte umfassender verstehen zu können. Eines ist ohne das andere weniger als das Halbe. Auch in der Diskussion, ob man in Japan üben muss, halte ich die Argumente einiger für nicht stichhaltig, denn in Japan oder Okinawa ist das Budo Teil einer langen und tiefen Tradition, die einzuschätzen wir nicht ohne weiteres in der Lage sind, mehr noch, ein Lehrer stellt immer nur eine Aufgabe, die geeignet ist, den jeweiligen Abschnitt, die Stufe, auf der sich der Schüler befindet, zu beschreiben und dem Schüler einen Weg aus seinem gerade aktuellen Dilemma zu zeigen. Der Schüler aber ist noch nicht in der Lage, über diese Stufe hinaus zu schauen und zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Dennoch hört man oft nach ein paar Wochen der Übung in Japan, dieser oder jener Lehrer61 wisse nichts und die Sprecher selbst haben es besser verstanden. Einen lebenslangen Weg nach ein paar Wochen oberflächlicher Übung verstehen zu wollen, ist nicht möglich und die Wahrscheinlichkeit, einen guten Lehrer zu finden, ist in Japan größer als in Europa. Kurz, wenn man auf der Suche nach Ogi, der tiefsten Technik ist, dann kann man dies im Ursprungsland des Budo finden. Vor allem aber halte ich eine allzu kritische Einstellung der modernen japanischen Budotradition gegenüber für kontraproduktiv, sie wird uns nur in eine Haltung der Ablehnung bringen, durch welche wir nicht oder nur ungenügend die Inhalte sehen können. Der Streit, ob Wettkampf oder nicht, spaltet die Lager und man steht sich häufig unversöhnlich gegenüber. Die Wettkampftradition in den japanischen Dojo aber bindet die Kinder an das Karate und vermittelt ihnen den Spaß am Lernen, später dann, schon erwachsen, können sie sich mit anderen, tieferen Inhalten auseinander setzten, weiter lernen und sich verbessern. Dazu kommt, dass in den japanischen Schulen eine sehr arbeitsintensive Lernatmosphäre gepflegt wird, die Kinder somit ein Gegengewicht zur Stressbewältigung benötigen. Eine Übung nach klassischem Muster scheint mir nur ungenügend dazu in der Lage zu sein. Es gibt nur ein Karate - Fäuste, Füße, also kurz alle Waffen des menschlichen Körpers, alle energetischen Schemata funktionieren nach nur einem Prinzip und die Kata entwickelten sich zu den heute bekannten Formen in einem langen Prozess, welcher noch immer nicht abgeschlossen ist. Nachdem die Okinawaner durch langes Lernen in China sowie bei den in Okinawa lebenden chinesischen Meister, aber auch nicht zu vergessen, die Satsuma in Kyushu, sich soweit emanzipiert hatten, dass sie eigene Meister hervorbrachten, konnten sie die Übungen nach ihren Bedürfnissen zusammenstellen und zum Teil eigene Formen dieser Übungen entwickeln. Dieser Prozess setzte im frühen 19. Jahrhundert ein. Er hat einen großen Anteil am heutigen Okinawa Karate und steht ebenfalls als Symbol für die eigenständige Entwicklung Okinawas während wechselseitiger fremder Bevormundung, ohne jedoch die kulturellen Einflüsse von verschiedenen Seiten zu leugnen. Die Beziehungen zu China nach dem Opiumkrieg62 1840 wurden zunehmend durch den Schmuggel gekennzeichnet. So wurde durch den illegalen „Handel" eine weitere Möglichkeit für die Okinawaner, in China zu lernen und chinesische Konzepte mit nach Hause zu bringen, eröffnet.
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Ich beziehe mich generell auf Lehrer in den Dojo, nicht auf Lehrer großer Vereinigungen. Der Weg verlangt eine persönliche Beziehung zu einem Lehrer über viele Jahre des Übens und nicht der Schüler bestimmt den Schluss. 62 Opiumkrieg 1839, er wurde von ausländischen Kolonialmächten angezettelt, als die chinesische Regierung das Opiumverbot, welches sie einige Jahre vorher erlassen hatte, endlich durchsetzen wollte. Vor allem europäische Händler verdienten an diesem Handel und versuchten mit Hilfe dieses Krieges ihre Pfründe zu sichern.
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Viele Okinawaner reisten aber auch nach Fukushu, um an der Niederlassung Okinawas in China zu arbeiten. Bei dieser Gelegenheit konnten sie im von Kojo Kaho geleiteten Dojo Kenpo erlernen. Man sieht heute die direkte Linie des Naha Te63 auch deshalb von Aragaki über Kojo, Higashionna, Miyagi bis Kyoda. Aragaki hat bei den Chinesen in den Dörfern Okinawas gelernt und von ihm sind Sanchin, Sesan, Sanseru und Suparinpei überliefert. Dies sind die ältesten Kata des Naha Te. Diese erste Gruppe von Kata und die zweite Gruppe, bestehend aus Sepai, Seifa, Seienchin, Shisochin und Kururunfa, wurden dann in der Folge von Higashionna weitergegeben. Miyagi lernte sie bei ihm und fügte die beiden Gekisai Kata sowie Tensho hinzu. Heute nennt man diese Schule Goju Ryu. Ein ähnliches Konzept wie das Goju Ryu verkörpert das bekannte Uechi Ryu. Hier findet man alle wesentlichen Naha Te Kata, aber der Ausdruck und das Wesen sind anders. Immer noch sieht man den chinesischen Ursprung sehr deutlich. Es werden viele Techniken mit offener Hand64 ausgeführt. Uechi Kanbun begründete diese Richtung und Uechi Ryu gehört heute zu großen Stilen in der Karatewelt. Nakaima Norisato lernte von Ryuru Ko65 im Kojo Dojo in Fukushu eine weitere Gruppe von Naha Te Kata. Ohan, Pachu, Anan, Paiku, Haiku und Paiho. Sie wurden lange Zeit als Hauskata nur von Vater zu Sohn weitergegeben und erst in der letzten Zeit öffentlich gelehrt. Heute werden sie im Ryuei Ryu unterrichtet. Zur gleichen Schule gehört auch die Übung der 15 klassischen chinesischen Waffen. Aus dem Hakutsuru Ken Kenpo66 von Go Genki kommt die Kata Papurian. Als das Naha Te aus China nach Okinawa kam, war es eine in sich geschlossene, perfekte Schule67 und ist aus diesem Grund von den anderen Richtungen Shuri Te und Tomari Te relativ unbeeinflusst geblieben. Ein Unterschied dieser beiden Konzepte ist die Kraftentfaltung. Im klassischen Naha Te wird die Atmung aus dem Tanden benutzt, um die Technik kraftvoll zu machen. Bei Shuri und Tomari Te wird die Kraft aus dem Bein/Stand über die Hüfte in die Technik gebracht. Die Konzepte der Kata beider Richtungen sind auf diesen Unterschied ausgelegt. Obwohl auch hier zu sagen ist, eine solche Unterscheidung hat es in dieser Zeit wahrscheinlich nicht gegeben. Sicher sind beide Richtungen von unterschiedlichen chinesischen Konzepten beeinflusst, doch dürfte dieser Einfluss nicht so stark gewesen sein, um eine strikte Trennung schon in jener Zeit zu definieren. Im Naha Te Konzept werden die Arme wie die vielen „Arme des Kraken"68 benutzt und die Beine wie die einer Katze, also leicht und gleitend beim Gehen. Vor allen Dingen aber wird beim Naha Te auf den Gebrauch der Arme Wert gelegt. Mit den Füßen tritt man nur bis zur Gürtelhöhe. Ein Ursprung kann die Ibuki Atmung sein, bei der man versucht, sich durch Spannung der Muskeln unempfindlich gegen Vitalpunktschläge zu machen69. Wenn nun aber der Körper unempfindlich ist, greift man die verbleibenden schwer zu schützenden Stellen an, wie die Gelenke der Beine. Zudem sind hohe Fußtritte für einen wirklichen Kampf erfahrungsgemäß nicht geeignet. Im Gegensatz zu dem von der Nam Pa Rakan Ken Kenpo Linie stammende klassische Naha Te entwickelten sich zwei andere Schulen ebenfalls durch die enge Verbindung zu China.
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Auch, mit anderen zusammen, Shorei Ryu genannt, es soll im Shorei Tempel in Fukushu China entstanden sein. 64 Genannt Kaisho, in diesem Prinzip wird auf schnelle Bewegungen der Hände Wert gelegt, die bei einem Kampf unerlässlich sind. In den neueren Kata wurde die offene Hand in eine geschlossene umgewandelt. Der Schüler ist sowohl im Geist, als auch in der Technik nicht mehr flexibel genug. Der Sinn der Änderung ist, die kämpferischen Prinzipien zu verstecken. 65 Xie Zhongxiang, 1852-1930, von Higashionna, Kanryo der Tradition entsprechend großer Bruder genannt. Der Suffix Ko bedeutet großer Bruder. 1883, ein Jahr nachdem Higashionna nach Okinawa zurückkehrte, eröffnete er sein Dojo in Fukushu. 66 Hakutsuru - Kranich, Ken - Faust, Kenpo - Kunst, Weg 67 Einige Forscher meinen, es gab in Okinawa nie einen Unterschied zwischen den Schulen, nur zwischen den Lehrern. 68 Gemeint ist hier die Übung Kakie oder auch klebende Hände. 69 Es gibt auch die Behauptung, dass durch harte Feldarbeit die Leute nicht mehr in der Lage und willens waren, komplizierte Techniken zu üben.
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Die nördliche Linie des Hoko Ha Kenpo hat hier zur Entstehung der klassischen Schulen des Shuri und Tomari Te beigetragen. Die Unterschiede dieser beiden Schulen sind nur sehr gering und aus diesem Grund soll hier im weiteren Verlauf auch der in Okinawa übliche Name Shorin Ryu gebraucht werden. Tomari70 ist der zweite Hafen Okinawas, in dem nach einem Taifun ein Mann Namens Channan71 landete. Nach diesem wurden von Itosu die allseits bekannte Pinnan Kata benannt. Inwieweit Channan diese Kata beeinflusste, ist nicht genau zu definieren. Fest steht allerdings, dass die Pinan Kata mit all ihren Abweichungen und Änderungen, die sie erfahren haben, unser ganzes heutiges Karate, vor allem das Shorin Ryu und alle aus ihm hervorgegangen Schulen, geprägt haben. Alle im Tomari Te geübten Kata wurden auch im Shuri Te geübt, dennoch gibt es viele verschiedene Interpretationen von einer Variante. Ganz auffällig wird dies, wenn man die Passai Kata betrachtet, die erstaunlich viele Varianten aufweist. Tomari no Passai hat zwar in etwa dasselbe Schnittmuster wie Matsumura no Passai oder Shimpaku no Passai, ist aber dennoch eine andere Kata. Jede dieser Varianten wurde von ihrem Meister anders interpretiert. Aus diesem Grund gibt es so viele Varianten und Interpretationen von einer Kata. Matsumura no Passai ist wahrscheinlich am nähesten am historischen Original. Die in der in Japan geübten Formen der Bassai sind ein Mix aus verschiedenen Varianten. ltosu teilte diese in Dai und Sho. Eine weitere Kata ist die Kushanku72 (Kosukun), von der es ebenfalls mehrere Interpretationen gibt. Aus Tomari stammt die Chatanyara no Kushanku. Die direkte Linie dieser Kata wird aber in Shuri gesehen, weil sich Kushanku in Shuri aufgehalten hat und diese Kata wahrscheinlich dort einführte. In Shuri wurde von dieser Kata unter anderem die Variante Shi-Ho (vier Richtungen) geübt. Die Originalversion dieser Kata heißt bei Itosu vermutlich Sho. Jion, Ein und Jitte waren in alter Zeit eine Kata. Leider ist heute nicht mehr zu ermitteln, wann, von wem und zu welchem Zweck die Kata geteilt wurde. Das Shorin Ryu gehört zur Gruppe des Dai Koshiki (große alte Richtung). Kennzeichen dieser Richtung ist die vorrangige Benutzung von Zenkutsu Dachi und Naihanchi Dachi, leichte Schritte und viele Keri-Waza (Fußtechniken). Damit sich der Sinn dieser Technik vollständig erschließt, ist es vor allem anderen notwendig, die korrekte Form des Keisetsukumite73 zu üben.
Abb. 13 Eine mögliche Ausführung des Age Uke mit anschließender Technik Leider kann man heute nur allzu oft beobachten, dass die Kata verändert werden, ohne den richtigen Hintergrund zu kennen. Diese Haltung ist nicht ohne Kritik hinzunehmen, denn sie führt unter anderem dazu, dass sich das Gefüge der Kata verändert und im schlimmsten Fall ganz verschwindet. Besonders gravierende Formen dieser Veränderung hat das alte Karate durch seine sportliche Variante erfahren. 70
Der einzige offizielle Hafen für den Handel war allerdings Naha, daher ist Bedeutung von Tomari als Hafenstadt begrenzt. 71 Über Channan gibt es zwei Hypothesen, die erste besagt, dass er ein Mann aus Fukushu in China war und der, nachdem er in Okinawa „landete", Kenpo unterrichtete. Die zweite ist dagegen ein wenig abenteuerlich, einige Forscher schreiben, dass Channan Bushi Matsumura war. Diese Hypothese wird in Japan gerne benutzt, ist aber durch keine Tatsache zu belegen. 72 Ein großer Teil dieser Kata ist in die Pinnan Kata eingeflossen, man sagt etwa 70%, und in der Tat, die Techniken ähneln sich stark. 73 Erklärungskumite oder auch Katabunkai
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Die Kata stellt jedoch ein hoch komplexes System der Übung dar, welches sich in vielen Jahrhunderten der Forschung entwickelt hat und auf Erkenntnissen basiert, deren Grundlage unter anderem die chinesische Medizin ist. In diesem Sinne ist es durchaus mit einem Ökosystem vergleichbar. Mabuni Kenwa stellte zu diesem Problem fest, „Das Wichtigste beim Karate sind die formalen Übungen. Sie enthalten alle Strategien des Angriffs und der Verteidigung. Deshalb muss man den Sinn der Kata gut verstehen und sie richtig anwenden. Obwohl einige möglicherweise annehmen, dass man die Kata ignorieren und nur den Sparring praktizieren kann, wird eine solche Einstellung niemals zu einem echten Fortschritt im Karate führen. Die Ursache liegt darin, dass Schläge und Blöcke sowie die Technik des Angriffs und der Verteidigung in Tausenden von Varianten vorkommen und das man nicht alle im Zweikampf ausprobieren kann...".
Abb. 14 Ein klassischer Angriff, auch in Kata geübt Die Naihanchi Kata, in Japan Tekki genannt, wird erst in Naihanchi Dachi und mit den alten Keisetsukumite wirklich sinnvoll. Der sportliche Wert indessen bleibt davon unberührt. Ohne das Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge kann aber eine Änderung nicht im Sinne der Übenden sein. Natürlich ist damit nicht die Veränderung gemeint, die von so hervorragenden Experten wie Miyagi Chojun, Mabum Kenwa, Funakoshi Gichin und vor ihnen Itosu Anko oder anderen vorgenommen wurden, sie wussten zweifellos den Wert der Kata zu erhalten. Sicher geschah dies versteckt und hintergründig, aber um so mehr intellektuellen Spaß hat man beim Entschlüsseln. Den deutlichsten Aufschwung aber nahm das Karate nach dem zweiten Weltkrieg. Der Sieg der Amerikaner über Japan wurde im Volk als Sieg über die eigenen Fähigkeiten angesehen, man empfand sich als minderwertig, was einen Verlust moralischer Werte nach sich zog. Karate wurde auch hier wieder als Mittel verstanden, diese moralischen Werte erneut zu beleben. Dies geschah durch die in einem Dojo geübte Disziplin. Bei der Übung des Budo fand man Möglichkeiten, sich der eigenen Fähigkeiten wieder bewusst zu werden.
Abb. 13 Block gegen einen Kopfstoß
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Die Evolution der Kata zu den heute bekannten Formen reflektiert einen gesellschaftlichen Wandlungsprozess. Die Notwendigkeit bestimmter Techniken oder Ausführungen in den Kata besteht nicht mehr. So zum Beispiel das Abbinden der Kleidung, um gegen Angriffe mit dem Speer gerüstet zu sein, das Wegdrücken langer Kimonoärmel, um einen freien Ellenbogen zu haben, wie in der Kata Shisochin, bzw. das Ausziehen der Kleidung, wie in der Kata Happoren oder Suparinpai, und anderes mehr. Diese Ausführung verschiedener Techniken ist seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr erforderlich, da wir keine Kleidung tragen wie in vergangenen Jahrhunderten, so dass sich diese Techniken verändert haben, ja verändern mussten. Für den Historiker oder historisch interessierten Laien ist das Wissen um diese Verfahren wichtig und bewahrenswert. Für die Kata allerdings ist es nicht länger notwendig und deshalb ist eine Veränderung auch von grundlegender Bedeutung und zu begrüßen. Wir können in den heutigen Formen viele andere und heute wichtige Anwendungen studieren und lernen. Ich selbst habe großen intellektuellen Spaß beim Entdecken der alten Formen und verstehe dadurch die Kata, wie sie jetzt geübt werden, besser und tiefer. Von Wert allerdings sind die „modernen" Formen der Okinawa Kata allemal und wir sollten uns weniger dem Streit über „richtiges" und „falsches" Karate hingeben, sondern einfach nur üben.
Abb. 15 In den Kata enthaltene Kampfstrategien
Die technische Bedeutung der Kata Zum besseren Verständnis der Anwendungen in den Kata hat Patrick McCarthy74 die Zahl der möglichen Angriffe analysiert und identifiziert. ...Wir sind heute in der Lage, 36 verschiedene Arten zu identifizieren und durch Kombinationen, z.B. Höhe des Angriffs ergibt das 72 Möglichkeiten der physischen Gewalt gegen einen anderen Menschen. Beide Zahlen addieren sich zur mythischen Zahl 108. Zur Darstellung dieser 108 verteidigungsrelevanten Themen gibt es 18 Kata oder grundlegende Übungsformen..... Manche Historiker gehen deshalb auch davon aus, dass einige Kata mit Zahlnamen belegt wurden. So gibt es in der Kata Sepai zum Beispiel 18 Schläge, die jeweils auf Punkte unter die Muskeln des Gegners zielen, aber dies für eine solche Begründung heranziehen zu wollen, liegt meines Erachtens nicht im Rahmen der Bedeutung der Kata. Vielmehr ist ein Verweis auf die buddhistischen Traditionen schon eher ein glaubhafter Hinweis auf den Ursprung der Namensgebung, denn eines der wichtigsten Ziele in der Übung der Kampfkünste ist die Entwicklung der Persönlichkeit. Die Fähigkeit zur Selbstverteidigung dient dagegen als Vehikel, mit dem die mentale, spirituelle und kulturelle Entwicklung des Schülers inspiriert und gesteuert werden soll.
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Koryu Journal, Ausgabe 3/99, Kokusai Ryu Kyu Karate Jutsu Ken Kyokai, (Internationale Karate Forschungsgesellschaft), gegründet von Patrick McCarthy in Japan.
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Jede Schule zeigt in der Kata ihre eigene Interpretation dieser Möglichkeiten und hat versteckte Prinzipien als Teil der Überlieferung in den Techniken der Kata unsichtbar für jeden Uneingeweihten verborgen. Die Aufgabe besteht nun darin, lange Jahre zu lernen, um durch Hingabe und Beharrlichkeit die Fähigkeit zu erwerben, das Verborgene auch zu sehen. Hingabe, Beharrlichkeit und Demut sind die Maxime, durch welche die Verantwortung des Schülers im Umgang mit der „Waffe" Karate reflektiert wird. Sie sind die Prinzipien, die wir lernen sollen und durch deren Beachtung wir Michi, die Straße, zu Do, dem Weg, werden lassen. So gesehen ist die folgende Aufzählung einiger klassischer Prinzipien der technischen Übung nichts als das Zeigen auf das Vehikel. Einmal gefragt, ob Uechi Ryu geheime Prinzipien beinhaltet antwortete Kanyei Uechi75; ... ja es hat, aber sie sind nicht wirklich geheim und werden nicht als solche unterrichtet. Sie können durch lange Übung und Praxis entdeckt werden!
Abb. 16 Durch Nähe im Kampf jede weitere Aktion unmöglich machen
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Entnommen Bishop Mark Karate Okinawan Karate Teachers, styles and secret techniques, A&C Black London, 1995, S. 46
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Beim Üben der Kata können einige Gesichtspunkte hilfreich sein, sie bilden den ersten Baustein, eine Kata zu analysieren und helfen auf dem Weg: 1. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Jede Anwendung reflektiert eine bestimmte Art zu kämpfen. 2. Stelle dir die Übung der Technik als realen Kampf vor und führe jede Technik aus, als ob du es mit einer Selbstverteidigungssituation zu tun hast. Analysiere dazu, wie du angreifen würdest. 3. Die Richtung der Übung oder das Schrittdiagram ist nichts als ein Hilfsmittel und muss der realen Situation angepasst werden. 4. Überlege selbst, welche Anwendungen in Betracht kommen können. Sind deine Überlegungen praktikabel, ist ein Teil des Weges zurückgelegt. Du wirst Dich verbessern mit jeder neuen Anwendung, die du lernst. 5. Sieh nicht einen Angreifer von links, dann einen von rechts, sondern nur einen Angreifer in der gesamten Kata. Natürlich können mehrere Gegner angreifen, aber für die Übung ist das nicht hilfreich, denn es lenkt unsere Konzentration schon auf den „nächsten", während wir noch mit dem Ersten „kämpfen". Jede Kombination steht für sich. 6. Eine Kata ist ein in sich geschlossenes System, übe daher immer eine Kata ausreichend, bevor du mit einer nächsten beginnst. Es ist wenig sinnvoll, schon „hohe" Kata zu üben, wenn die ersten noch nicht richtig beherrscht werden. Vertraue deinem Lehrer, er weiß um deine Schwierigkeiten und wird dir helfen, sie zu überwinden. 7. Frage immer auch andere Lehrer und höhere Schüler. 8. Gehe einen Schritt nach dem anderen. Wenn du eine Straße überquerst, beginnst du auch nicht an der gegenüberliegenden Seite, sondern dort, wo du bist. Beginne am Anfang, nicht am Ende. 9. Jetzt bist du in der Lage, die folgenden Hinweise zu verstehen und ihnen zu folgen. Lass dich nicht entmutigen, sei kreativ, denn Kata ist kein Gefängnis. Die fundamentalen Übungsinhalte der Kata sind die folgenden vier. Sie bilden das Rüstzeug, durch welches sich alle anderen technischen Systeme ableiten lassen. 1. Techniken der Selbstkontrolle Wirkungen von Schlägen minimieren, die Fähigkeit der Selbstheilung sowie die Stärkung der eigenen, uns innewohnenden, mentalen Kraft kultivieren. 2. Techniken des Niederschlagens Durch das Lähmen der motorischen Fähigkeiten des Angreifers eine erneute Attacke verhindern. 3. Angriffe auf das Atmungssystem Durch das Verhindern des Strömens der Luft im Körper des Angreifers die Fähigkeit zu einem erneuten Angriff ausschließen. 4. Methoden des Paralysierens Hindern des Angreifers an weiterer Bewegung. Daraus ergeben sich die folgenden Varianten sowohl des Angriffs als auch der Verteidigung, sie sind integrierter Bestandteil jeder klassischen Kata. Alle Inhalte in den Kata stehen nicht alleine, sondern sind miteinander verwoben. Sie sind allein betrachtet nicht in der Lage, eine alles umfassende Kampfkultur zu entwickeln. 1. Kyushu Jutsu Stimulierung der Nerven durch Schlag, Druck oder Hebel und dadurch hervorgerufene Reaktionen des Körpers. 2. Shime Waza Abdrücken oder Quetschen der Blutgefäße und Atemorgane durch Hebel und Würgen, dazu zählen auch Beinhebel. 3. Kansetsu Waza Verdrehen der Knochen und Blockieren der Gelenke. 4. Nage Waza Wurfvarianten sind Fuß- und Hüftwürfe, Handund Schulterwürfe sowie Opferwürfe aus allen Positionen. 5. Bunkai Jutsu Blocken, Schlagen und Treten, Gegenangriffe und Angreifen der inneren Organe durch Druck, Tritte oder Schläge. 6. Ne Waza: Bodenkampf. 7. Tuite Jutsu Greifen und Pressen anderer Zonen am Körper, die nicht durch Knochen geschützt sind sowie das Zerstören der Bindegewebsstrukturen wie Sehnen, Knorpel. Zusammenpressen verwundbarer Zonen am Körper.
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Die natürlichen Waffen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Selbstverteidigung, welche durch das Üben der Kata ausgebildet werden, sind: 1. Schläge und Stöße mit allen Körperteilen. 2. Blöcke ebenfalls mit allen Körperteilen, das sind neben den Armen und Beinen auch der Kopf sowie der Körper. 3. Tritte sowie fegende und blockierende Bewegungen mit den Füßen. 4. Benutzen der offenen Hände und der Finger zum Fassen, Schlagen und Stoßen. 5. Stände und Fußmanöver wie Ausweich- und Meidbewegungen, um die Techniken effektiver zu machen und eine kontrollierte Selbstverteidigung zuzulassen. 6. Kontrollieren, die Fähigkeit einen Angriff zu fangen und dadurch zu blockieren bzw. jeden weiteren Angriff unmöglich zu machen, um einen Gegenangriff erfolgreich durchzuführen. Ein letzter wesentlicher Punkt bei der Betrachtung der Kata sind die sogenannten Grundsätze des Übens. Sie umfassen sowohl die technische als auch die spirituelle Seite und obwohl wir nicht immer alles verstehen können, was jenseits unserer Welt liegt, will ich versuchen, diese Prinzipien näher zu untersuchen. Sie stehen gewissermaßen als wesentlicher Inhalt über allen technischen Fertigkeiten und fördern die Effektivität der körperlichen Übung. 1. Yoi no Kishin, die geistige Vorbereitung umfasst einerseits, das allumfassende Wesen der Dinge zu verstehen, als auch die eigene Unzulänglichkeit innerhalb dieses Kreises. Mehr noch und wichtiger als das (kann es Wichtigeres geben?) sollen wir unser Bemühen dahin lenken, nicht zu fühlen und zu denken, kurz nicht zu wollen. Es umfasst gleichermaßen alle Maxime, welche hier aufgeführt sind. 2. Inyo, heißt das Verstehen von Ursache und Wirkung. Ying und Yang, Hart und Weich, Mond und Sonne, werde ich hart angegriffen, ist der Konter weich. Schlage ich hier, geschieht das. Es umfasst das genaue Wissen um die Punkte und ihre Wirkung, den Fluss des Blutes und nicht zuletzt wie, wann und wohin geht das Ki. 3. Maai, die Distanz, das Fühlen wo der Gegner ist und wie er sich bewegt, es verlangt aber, Tai Sabaki, die Bewegungsmöglichkeiten des Körpers zu kennen. 4. Tai no shinshuku, Aufbau und Funktion des Körpers kennen, das Wissen um die biomechanischen Grundsätze, nach denen der menschliche Körper funktioniert. 5. Chikara76 no Kyojaku, die richtige Power für eine Technik kennen, damit sie funktioniert. Dieses setzt ein Training am Makiwara voraus. Man sagt, dass nach drei Jahren der täglichen Übung am Makiwara der Übende in der Lage ist, einzuschätzen, wie tief die Wirkung im Körper ist. Punkte und Löcher schlagen ist ein Unterschied, da Löcher tiefer liegen als Punkte. Die Wirkung ist ebenfalls unterschiedlich. Wird ein Loch geschlagen, sind die inneren Organe betroffen und Punkte ergeben Schmerzen. 6. Kiai, bedeutet, das Sammeln und Einsetzten des Ki. Es gibt drei verschiedene Methoden des Kiai, welche unterschiedlichen Zwecken dienen. 7. Ju no Ri, ist das Prinzip der Bereitwilligkeit, sich dem Unglück nicht zu widersetzten, zu sein wie ein junger Baum im Wind.
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R. Habersetzer beschreibt diesen Begriff mit Muskelkraft und nimmt an, dass die starke Kraftentfaltung in den okinawanischen Kata nur deshalb geübt wird, weil sie die diffizilen chinesischen Inhalte nicht verstehen konnten. Ich stimme ihm zu, was den Anfang der Überlieferung betrifft, also etwa das 12. Jahrhundert. Wir wissen heute sicher, dass viele Okinawaner für lange Zeit in China waren, um dort zu arbeiten, zu forschen und zu lernen und viele Chinesen ihrerseits in Okinawa. Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass dies ein ernstzunehmendes Argument ist, sondern meine, dass im Laufe der Weitergabe die tiefste Technik sehr wohl auch von Okinawanern gelernt und verstanden wurde. Higashionna Kanryo war viele Jahre in China, kaum anzunehmen, dass er dort nur ein paar Kata und deren technische Aspekte lernte.
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8. Kokyu77, das Synchronisieren des Atems. Bewegung und Atmung sind Teile des Ganzen. Ohne die Atmung kann die Bewegung, ein Fauststoß zum Beispiel, nicht seine volle Wirksamkeit entfalten. Der Atem erst synchronisiert alle nötigen körperlichen Aktivitäten und fokussiert die Kraft auf ein Ziel. 9. Bunkai78, das Verstehen der Prinzipien der Verteidigung. Diese sind auch in den neuen Formen der Kata enthalten, wurden aber sehr versteckt. Dennoch, auch in diesen Formen gehört das Prinzip dazu. 10. Zanshin, geistige Wachsamkeit. Wach aber kann nur sein, wer sich eine Haltung der Nachgiebigkeit, der Freundlichkeit und Toleranz erarbeitet hat, denn die konträre Haltung hält unsere Seele fest und hindert sie. 11. Seishi o Choetsu, das Überschreiten der Gedanken an Tod und Leben. Nur wer frei ist von allen Begierden kann ohne Furcht reagieren, er ist gleichsam bereit für das Unvermeidliche.
Karate ist Kata, Kata ist Karate
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Dieses Prinzip ist nicht zu verwechseln mit der ibuki Atmung. Die Unterschiede sind gravierend. Die Form der harten Spannung, wie bei der Ibuki Atmung praktiziert, kann zu einer Verengung der Blutgefäße und des Abschnürens der Lymphgefäße führen. Diese Methode der Atmung, von Miyagi eingeführt, ist heute sehr umstritten. 78 Funakoshi schreibt dazu in seinen 20 Geboten, dass sich, während sich die physische Konfrontation ändern kann, dennoch die Prinzipien der Verteidigung gleich bleiben. Daher sollte man diese Prinzipien üben.
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Die Prinzipien Hi, To und Yu Die drei elementarsten Regeln79 des Kampfes werden in den Kata in den meisten Fällen am Anfang durch dreimaliges stilisiertes Vorgehen mit einer Kombination von Techniken geübt. Sie stellen gewissermaßen die Grundlage dar, auf der alle anderen in den Kata geübten Vorgehensweisen basieren und aufbauen, da sie die erste Reaktion des Verteidigers auf einen Angriff sind. Diese Möglichkeiten des prinzipiellen Reagierens zeigen das Grundprinzip des Verteidigens und sollten besonders sorgfältig geübt werden. Die dargestellten Beispiele sind auf einige beschränkt, finden sich aber in allen Kata des Okinawa Karate wieder. 1. Hi: Das Vermeiden anderer Angriffe durch das Benutzen der Kraft des Angreifers. 2. To: Gegen einen anderen Angriff benutzt man Kraft, um selbst den Gegner angreifen zu können. 3. Yu: Gegen einen Angriff bewegt man sich weg, man weicht aus, um dann selbst zum Angriff übergehen zu können. Bei diesem ersten Prinzip geht es vorrangig darum, einem Angriff auszuweichen und die volle Kraft des Angreifers, die er in den Schlag gelegt hat, gegen ihn selbst einzusetzen. Das bedeutet: Weiche dem Schlag aus und wenn der Angreifer mit voller Spannung in seiner Stellung steht, gehe sofort zum Gegenangriff über. Dies ist allerdings leichter geschrieben als getan. Es gehören lange Jahre der Übung dazu, dieses Prinzip zu verstehen und dann auch praktisch nutzbar für die eigene Technik zu machen. Bitte beachten; Der Schlag mit Ippon Ken geht nicht zum Solar Plexus!
Abb. 17 Bild 1 - 5 Prinzip Hi 79
vergleiche Tokashiki, Okinawa Karate-Do Hiden Bubishi Shinshaku (Okinawa Karate-Do Bubishi: eine neue Interpretation), 1995, Seite 134 ff.
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Abb. 18 Bild 1-5 Prinzip To Hier ist gemeint, dass man den Angreifer mit der eigenen Körperkraft zu besiegen versucht. Denke daran, du musst durch den ersten Block den Angreifer aus seiner sicheren Haltung bringen, um dann zu versuchen, diese kurze „Verwirrung" zu nutzen. Auch hier gilt, es sieht leichter aus, als es ist, da ein „guter" Angreifer nur wenige 10-tel Sekunden in seiner Haltung stehen bleiben wird. Beide Strategien, einen Angriff abzuwehren, sind in den Kata enthalten und müssen so geübt werden, um die Kata mit Leben zu füllen.
Abb. 19 Bild 1-2 Prinzip Yu, führe die Bewegung des Angreifers weiter Alle drei beschriebenen Wege des Verteidigens sind als Grundkonzepte in die Kata eingebaut und können durch fleißiges Lernen erkannt und erfahren werden. Allen Techniken der Kata liegen sie zugrunde. Wenn du also eine Analyse der Kata wagst, gehe zuerst einmal davon aus. Diese Überlegungen erleichtern dir den nächsten Schritt. Hast du nun herausgefunden welche Techniken in den Kata zu diesen drei Prinzipien passen, kannst du an die Analyse der Technik gehen. Als erstes solltest du dich fragen, warum dient gerade diese Technik diesem Zweck, dann frage dich, welche Ausführung kann hier versteckt sein. Also, ist es ein Pressen verwundbarer Zonen am Körper, oder ist es doch „nur" Schlagen und Treten. Der daraus folgende Schritt ist schon etwas komplizierter. Nun musst du kritisch deine eigene Technik durchleuchten. Ist das, was ich hier als
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Verteidigungshandlung gerade tue, sinnvoll und - vor allem anderen - hat meine Technik denn wirklich die beabsichtigte Wirkung?! Wenn du dir klarmachst, dass Ikken hissatsu mit einem Schlag töten bedeutet, weißt du sicher noch nicht, ob es auch dein Schlag kann. Aus diesem Grund ist eine selbstkritische Haltung nötig. Lass dir nicht aus Büchern erzählen, wenn jemand Karate übt, kann er dies oder jenes erreichen, sondern prüfe dich immer selbst und sei wachsam gegenüber deiner Selbstzufriedenheit!
Kata als Quelle der Gesundheit Zusätzlich zu den gewohnten Möglichkeiten der Selbstverteidigung vor physischer Gewalt stellt Kata auch ein tiefgründig, ganzheitlich und therapeutisches Konzept dar. Metaphysisch gesehen ist die Kata sogar noch mehr. In der Tat, Kata ist der einzige Grund dafür, das Karate als eine ritualisierte und stilisierte Tradition noch heute existiert. Wir sind mehr ein Produkt der Kata, als die Kata ein Produkt von uns ist. Zunächst einmal stärkt das Üben der Kata die Knochen und Muskeln, welche helfen, die Biomechanik zu maximieren. Durch die ständige Kontraktion der Muskeln wird der Aufbau des Muskelgewebes angeregt und gefördert. Die Fähigkeit, Energie freizusetzen, wird durch das Lernen, den Atem zu regulieren und das Synchronisieren unserer körperlichen Aktivität verbessert. Atmung ist das Mittel, Geist und Physis zusammen zu führen, in der Übung der Kata ist dies der wichtigste Punkt. Auf Grund dieser Elemente ist Kata eine ausgezeichnete Quelle, Ki Energie zu kultivieren, die sowohl innerlich als auch äußerlich eine unglaublich therapeutische Wirkung auf den Körper hat. Die Kata verbessert sowohl die Konzentration, als auch die Koordination, und die Funktionen von verschiedenen inneren Organen des Körpers. Die gesteuerten Atemtechniken, das kräftige Drehen des Körpers und das Schwingen der Glieder, aber auch die Kontraktion der Muskel, verhindern das Verkalken von Blut-und Lymphgefäßen und verbessern die Funktionen des Skeletts sowie des Muskelgewebes und der Verdauungsorgane. Somit ist die Kata eine ausgezeichnete sportliche Aktivität und als solche kann sie eine heilende Wirkung auf chronische Krankheiten wie hoher Blutdruck, Gastritis, Herzprobleme, TB, Arthritis und Zuckerkrankheit haben. Kurz, Kata hilft, einen gesunden Körper, schnelle Reflexe und starke Bewegungen zu entwickeln. Zudem fördert die tägliche Übung die innere Ruhe, und wo Konflikte existieren, stellt sich das Gleichgewicht in den persönlichen Beziehungen wieder her. Karate kann uns bis ins hohe Alter begleiten und eine Hilfe sein, die Stürme des Lebens zu überstehen und gesund zu bleiben. Durch falsch verstandene Ausführung der Übungen kann man sich allerdings auch sehr schädigen. Bei zu harter Atmung und zu langer und kräftiger Kontraktion der Muskel werden die Blut-und Lymphgefäße abgeschnürt und die Versorgung mit Sauerstoff unterbrochen, wodurch Schädigungen entstehen können.
Abb. 20 Juhatsu Kyoda leitet eine Gruppe Schüler beim Katatraining an. Dieses Bild entstand 1937 vor dem Schloss Shuri, dem ehemaligen Sitz der Ryu Kyu Dynastie.
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Die Namen der Kata Es gibt kaum ein so verwirrende Kapitel in den Kriegskünsten, wie die Namen der Kata und deren Bedeutung für den Kampf, sie sind ein Mysterium. Dieses aufzubrechen sind wir nicht, oder nur unzureichend, in der Lage. Viele der Namen sind Symbole aus der chinesischens80 buddhistischen Tradition. Die Zahl 108 hat zum Beispiel eine besondere Bedeutung innerhalb des Buddhismus. Sie meint, jeder Mensch hat 108 boshafte Eigenschaften. An jedem 31. Dezember des Jahres wird die Glocke 108 mal geschlagen, um diese Eigenschaften zu vertreiben. In der Kata Suparinpei wird sie nach folgendem Schema berechnet: 36 x 3. 36 ist Sanseru, die Zahl 3 bedeutet Zukunft, Heute und Vergangenheit. Die 36 wird berechnet aus der Formel 6 x 6. Die ersten 6 sind Augen, Nase, Mund, Zunge, Körper und Geist. Die zweiten 6 sind Farbe, Stimme, Schmecken, Riechen, Berühren und Urteilen. Sepai Nummer 18 wird ähnlich berechnet, 6 x 3. Die 6 ist hier gleich, wie die zweite 6 von Sanseru. Einer Legende zufolge werden 36 Hauptpunkte für das Kämpfen benannt, diese wurden dann auf 72 erweitert und beide ergeben wiederum 108. Diese ersten 36 Punkte sind: 9 Punkte, die den Tod verursachen, weitere 9 Punkte, welche das Neuralsystem angreifen, 9 Schmerzpunkte und 9 Lähmungspunkte. Jede Kata mit Namen wie 24 (Nijushiho), 36 (Sanseru), 54 (Gojushiho) oder 108 (Suparinpei) reflektiert eine besondere Methode, diese Punkte anzugreifen und enthüllt ihre Spezialität. Die Kata 18 (Sepai) greift zum Beispiel 18 Punkte, welche unter den Muskeln liegen, an. Diese Erklärungen scheinen mir recht stichhaltig zu sein. Am Ende hat jeder Lehrer seine eigene Interpretation dafür und wird gemäß seiner Vorliebe die Namen und deren Bedeutungen beschreiben. Die Bedeutung der Kata für unsere Übung sowohl körperlich - zur Gesunderhaltung und Selbstverteidigung -, als auch mental zur Stressbewältigung bleibt davon unberührt. Dieser Wert steht über allem und wird durch Namen der Kata oder Eigenarten und Vorlieben der Lehrer nicht tangiert. Hito Kata wa San Nen Für jede Kata braucht es drei Jahre Übung! Daran sollten wir uns orientieren, denn nur dann sehen wir die Hintergründe klarer und tiefer, dann erst sind wir in der Lage, mit dem Herzen zu sehen, denn unser Verstand bringt uns oft vom Wege ab, er verwirrt und drängt uns, unseren Wünschen nachzugeben.
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G. Schönberger bezieht die Bezeichnung der Kata mit Zahlen auf die Anzahl der Techniken, die in ihr geübt werden. Eine weit verbreitete Auffassung.
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Die vier Phasen des Lernens Die vier Phasen des Lernens sind für alle Übenden gleichermaßen gültig. Ich benutze hier die Definition von Patrick McCarthy. Sie ist als freie Wiedergabe der Beschreibung „ Martial Arts Instructor Diploma Program" entnommen und wird so am „ Australia College of Natural Medicine" verwendet. Nyumon : (Einführungsstufe) Der Ausdruck Nyumon verweist auf jemanden, der durch ein Tor geht. In den Kampfkünsten wird er benutzt, um die Phase und den Prozess zu beschreiben, in der ein neuer Schüler in die Theorie und Praxis der Kampfkünste eingeführt wird. 1. Die Phase 1 beginnt mit einer Zeit der intensiven Entwicklung der Fähigkeiten des Schülers, dem die Grundlagen der Kampfkünste durch ununterbrochene, automatisierende Übungsformen gelehrt werden. Dem Schüler werden die Etikette und zugehörigen Rituale sowie deren Wert und Bedeutung näher gebracht. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Erlernen von sechs Grundübungsformen, welche die Entwicklung der Grundwerkzeuge ermöglichen. Diese für die Selbstverteidigung grundlegenden Fähigkeiten beinhalten: 1. Schlagtechniken, 2. Fußtechniken, Tritte und ähnliches, 3. Verteidigungspositionen, Fußarbeit und Körperbewegung, 4. Techniken der offenen Hand, 5. Formen der Kraftübertragung, 6. ablenken, fassen und blockieren eines Angriffes. Im weiteren Verlauf von Nyumon erlernt der Schüler einige Formen und erhält einen Einblick in das Partnertraining. 2. Die philosophische und konzeptionelle Basis der Übung der Kampkünste: die historische Entwicklung ihrer Gesetze und Prinzipien, kampfkunstspezifische Regeln der Etikette und zeremonielle Rituale. Legt die Grundlagen für das weitere Studium, welches auf dem Verständnis der Philosophie und der modernen Begriffe basiert. 3. Führt in Theorie und Praxis der Kampkünste ein. Legt die Grundlagen für die Zukunft des Schülers in Bezug auf Wissen und Technik. Shokyu : (Vorbereitungsstufe) Durch das Ziel, die symbiotische Beziehung zwischen Grundschule und Anwendung zu erkennen, ist diese Stufe charakterisiert. Es handelt sich um eine Übergangsphase, in der die Schwerpunkte auf der Entwicklung geistiger und körperlichen Fähigkeiten liegen. 1. Die zweite Phase baut auf die erste auf, vervollständigt diese und ermöglicht neue, tiefere Einsichten. Während das Training aus der ersten Phase fortgesetzt wird, liegt ein neuer Schwerpunkt darauf, zu ergründen, wie und warum Techniken in einer bestimmten Art ausgeführt werden. 2. Führt den Schüler in die Konzepte bioelektrischer Energie ein, deren Zirkulation im Körper und ihre Beeinflussbarkeit durch Vitalpunkte sowie die Lokalisation, soweit sie in den Kampkünsten von Bedeutung ist. 3. Baut auf dem erworbenen Wissen und den entsprechenden Fähigkeiten auf und ermöglicht den Eintritt in die Shokyu Phase, in der die symbiotische Beziehung zwischen Grundschule und Anwendung erkannt werden soll und ein Schwerpunkt auf der Entwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten gelegt wird. Chukyu : (Zwischenstufe) Der Schüler ist nun in der Lage, die Prinzipien, auf denen die Techniken basieren, zu verstehen und umzusetzen. Chukyu stellt insofern einen kritischen Punkt auf dem Weg des Lernens dar, als dass eine angemessene Reaktion auf körperliche Gewalt und Angriffe methodisch lediglich durch formale Übungen vermittelt wird. 1. In dieser Zwischenstufe werden Trainingsinhalte der vorhergehenden Phasen weiter geführt. Der Schüler wird in die Lage versetzt, Verletzungsrisiken zu erkennen. Während die körperlichen Fähigkeiten sich weiterhin verbessern, wird nun der Schwerpunkt auf die Anwendungen des bisher Gelernten gelegt. 2. Erklärt die Grundlagen der in den Kampkünsten verwendeten Strategien, und wie diese zur Entwicklung von Fähigkeiten, die von Bedeutung für Leben und Führungsrollen sind, genutzt werden können.
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3. Der Schüler lernt Trainingsmethoden kennen, welche die korrekte Ausführung der Grundlagen, auf denen jede Technik basiert, und das Verständnis dieser fördert. Jokyu : (Fortgeschrittenenstufe) Der Schüler soll nun lernen, seine Fähigkeiten zu verfeinern und die unterschiedlichen Elemente seiner bisherigen Ausbildung miteinander in Beziehung zu setzen, was eine der Grundvoraussetzungen für ein effektives Reagieren auf einen Angriff darstellt. Es sollen die Fähigkeiten zur Aneignung neuer Erkenntnisse, zur Integration dieser in bereits vorhandenes Wissen und damit zur Erweiterung des Wissens und der Fähigkeiten vermittelt werden, denn diese sind die Grundvoraussetzung für das weitere, tiefere Lernen. Jokyu stellt den letzten Teil der Grundausbildung dar, keinesfalls jedoch beschließt diese Phase das Lernen. Die weitere Verfeinerung von Wissen und Fähigkeiten wird fortwährend neue Türen öffnen, wodurch der Lernprozess zu einem ewig andauernden Vorgang wird. 1. Erweitert das Wissen des Schülers über die Übung und die Grundlagen der Kampfkünste, indem Verbindungen zwischen den Kampfkünsten anhand von Übungen, Techniken und festen Formen analysiert und bewertet werden. Der Schüler verfeinert seine Fähigkeit, alle Elemente in ihrem gegenseitigen Zusammenhang zu sehen, was für eine effektive Antwort auf einen Angriff unbedingt notwendig ist. Die Grundlage für das weitere Lernen in einem immerwährenden Lernprozess wird geöffnet.
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Saifa Kata Darstellung und Geisetsukumite Anfang und Ende der Kata wurden jeweils separat dargestellt, um die herausragende Bedeutung im Rahmen des mentalen Übens deutlich heraus zu arbeiten! Konzentriere dich auf diese drei Haltungen in besonderer Weise.
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Kata Erklärungen
Abb. 21 Bild 1-5 Erklärung der Bewegungen 1-12 Führe diese Bewegungen immer so aus, als ob nicht nur diese Anwendungen möglich sind. Denke daran, diese Erklärung ist nur eine von vielen möglichen Anwendungen. Für die Befreiung aus einem Haltegriff gilt: Gehe möglichst nah an den Angreifer heran, damit machst du seine nächste Aktion unwirksam oder störst sie zumindest erheblich, wodurch du Zeit für weitere Abwehraktionen erhältst.
Abb. 22 Erklärung der Bewegungen 13-15
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Abb. 23 Erklärung der Bewegung 16 - 21 Teil 1 Der angenommene Angriff bei dieser Abwehr ist der Versuch einer Umklammerung. Dieser Angriff wird schon im Vorfeld durch eine Stopptechnik zum Schlüsselbein des Angreifers ausgeführt. Im Anschluss sofort mit einer zweiten Technik nachsetzen. Auch hier können auch andere Angriffe angenommen werden.
Abb. 24 Erklärung der Bewegungen 16 - 21 Teil 2
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Abb. 25 Seite 79 und 80 Bild 1-8 Erklärung der Bewegungen 22 – 30
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Abb. 26 Bild 1-3 Erklärung der Bewegung 32-34 Diese Technik ist eine direkte Weiterführung des Prinzips To Die Kata Saifa ist für die Übung der Fähigkeit zur Selbstverteidigung von zentraler Bedeutung. Das erste Mal wird hier das Prinzip To in einer realen und kampfträchtigen Situation unter Einbeziehung der Kata geübt. Die Kata Saifa greift schon einige sehr wichtige Punkte aus dem Tuite auf und lehrt deren Einbindung in das Training.
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Seienchin Kata Darstellung und Geisetsukumite
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Kata Erklärungen
Abb. 27 Bild 1 Erklärung der Bewegungen 6,12 und 18
Abb. 28 Bild 1-3 Erklärung der Bewegungen 7 - 11 ff. Beachte auch hier, alle Erklärungen sind nur Möglichkeiten. Die Angriffe reflektieren eine Situation, welche uns überall überraschen kann. Weitere Erklärungen sind durchaus üblich. Die hier vorgestellten Techniken bilden einen ersten Grundstock, von dem aus sich weitere Erklärungen ableiten. Die hier vorgestellten Techniken beinhalten noch nicht die ganze Tiefe aller Möglichkeiten.
Abb. 29 Erklärung der Bewegungen 24 und 25
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Abb. 30 Erklärung der Bewegungen 26 - 32 Für die Bewegungen 24 und 25 gilt: Das Schlagen der Faust in die Hand ist eine Form des mentalen Übens. Dabei macht man sich immer wieder bewusst, dass die Faust oder der Ellenbogen, um nur zwei Arten zu nennen, den Körper des Angreifers trifft. Dies ist vor allem wichtig, wenn man alleine nur Kata über einen längeren Zeitraum üben kann.
Abb. 31 Erklärung der Bewegungen 30 - 33 sowie der Bewegungen 36 - 40
Abb. 32 Erklärung der Bewegungen 33 und 34 Beachte beim Üben der Techniken das folgende: Ich habe bei der Darstellung bewusst auf einige Techniken verzichtet, welche mir zu gefährlich erschienen. Sie sollten nur im Dojo gezeigt und geübt werden. Dies gilt ebenso für einige Details, deren Erläuterungen ich hier aus gleichem Grund ausnehme.
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Abb. 33 Bild 1 Erklärung der Bewegungen 41 und 42 und Bild 2 Erklärung der Bewegung 53 Die Kata Seienchin ist zunächst eine Kata, die mit einiger Kraft geübt wird. Aber sie ist ebenso, wie alle anderen Kata, auch entgegengesetzt ausführbar. Ich will dies an einem Beispiel erläutern. Die Bewegungen 26-32 bedeuten: Erst einmal gehe ich, nach dem Ausweichen, mit Kraft in die Bewegung des Angreifers herein und zerstöre seine Haltung, um einen weiteren Angriff zu verhindern. Bin ich nun nicht so stark, dies zu tun, benutze ich meinen Verstand. Ich lasse ihn angreifen und drücke mich gewissermaßen an der Kraft des Opponenten aus seiner Linie heraus - am Ende habe ich das gleiche Ergebnis. Die Kata müssen nach unseren Möglichkeiten ausgeführt werden. Aber bedenke dabei folgendes: Zu leicht geben wir uns geschlagen und meinen, das übersteige bei weitem die Fähigkeiten, die wir haben, also gehe ich den „zunächst" leichteren Weg, ohne zu wissen, wie tief mein Können eigentlich reicht. Frauen denken oft, sie sind körperlich schwach, ohne ihre wirkliche Stärke zu kennen, oder andersherum, Männer, die oft denken, sie seien stark, ohne zu wissen, dass sich stark und schwach nicht an unserer körperlichen Verfassung festmachen lässt. Aber jeder der kämpft, egal auf welchem Weg, verliert einen Teil seiner selbst!
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Shisochin Kata Darstellung und Geisetsukumite
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Kata Erklärungen
Abb. 34 Bild 1 - 5 Erklärung der Bewegungen 4 -13, siehe auch Prinzip To Beim Üben dieser Kombination von verschiedenen Techniken ist folgendes wichtig und sollte unbedingt beachtet werden: Die hier gegebene Erklärung ist das Prinzip To - in anderen Kata, etwa mit geschlossener Faust ausgeführt, ist das Prinzip Hi gemeint. Diese Prinzipien des Kämpfens sind von essentieller Bedeutung und sollten größte Beachtung erfahren.
Abb. 35 Bild 1 - 3 Erklärung der Bewegungen 14 und 15 Hier ist ein Angriff zum Hals dargestellt. Bedenke, es muss aber nicht so sein. In Betracht kommt genauso ein anderer Angriff, etwa mit einem Stock oder der Faust. Das „einzige" was hier geübt wird, ist das Herunterreißen eines Angriffs. Dies kann eben auch bei einem stockbewehrten Arm passieren, dann natürlich mit einer Drehung des Körpers.
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Abb. 36 Erklärung der Bewegungen 16 - 22
Abb. 37 Erklärung der Bewegungen 24 - 27 Noch einmal, die hier gezeigten Techniken sind nur die Spitze des Eisbergs, der weitaus größere Teil verbirgt sich im Untergrund. Diese Tatsache kann nicht oft genug angesprochen werden, damit dies auch wirklich Eingang bei uns findet.
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Abb. 38 Bild 1 - 3 Erklärung der Bewegung 38 und 39 mit verschiedenen daraus resultierenden Techniken Bei Bild 1 kann der vordere Arm auch als „Sichtblende" für einen nachfolgenden Fußangriff gesehen werden. Durch diese Möglichkeit erweitet sich unser Spektrum erheblich. Aber es ist wahrscheinlicher, dass diese erste Bewegung mit dem Prinzip To zu tun hat und die Ausgangsbasis dieser Technik darstellt, auf der alle weiteren Aktionen beruhen. Bedenke auch hier, es gibt keine endgültige und einzig wahre Bedeutung. Es gibt nur technisch Machbares oder Blödsinn.
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Naihanchi Kata Darstellung und Geisetsukumite
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Diese Kata wird in der Stellung Naihanchi Dachi ausgeführt und ist m.E. auch nur in dieser Stellung für den Kampf geeignet. Es mag Experten geben, welche aus einer tiefen Kiba Dachi dieselben Aktionen ausführen können. Die meisten von uns werden dies allerdings kaum zustande bringen, schonen aber die Knie ganz erheblich durch Naihanchi Dachi. Bedenke, es sind nicht nur die Knie, welche wir unser Leben lang benötigen, sondern alle anderen Körperteile müssen ebenso geschont werden. Durch falsche Ausführung einer Technik im Karate belasten wir unsere Gelenke unnötig stark.
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Kata Erklärungen
Abb. 39 Erklärung der ersten Bewegung
Merke auch hier wieder die drei Prinzipien des Kampfes. Sie bilden den Ausgangspunkt für die nachfolgenden Aktionen. Sie sind m.E. die wichtigsten Inhalte, welche das Kämpfen verständlich machen können.
Abb. 40/Seite 116 und 117 Bild 1-6 Erklärung der Bewegung 13 – 18 Bei diesen Techniken ist der Arm unter dem blockenden Arm eine versteckte Technik. Seitwärts kämpfen bedeutet Ausweichen zur Seite. Siehe auch die drei Prinzipien Hi, To und Yu oder Sen, Sen no Sen und Ata no Sen.
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Abb. 41 Bild 1 und 2 beziehen sich auf die Erklärung der Bewegungen 12 und 13, wobei Bild 3 eine der möglichen Abschlüsse bildet. In der Originalversion dieser Kata wird diese Bewegung nicht so hoch gemacht, sondern nur zur Seite, so dass die Faust etwa in Höhe des Kopfes ist. Ich habe dies zur besseren Verständlichkeit dargestellt, wie es in der Tekki auch gemacht wird. Dem Bunkai tut es allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil, die Abwehrbewegung nach oben auszuführen ist für die folgenden Aktionen sogar von Vorteil, denn ich bin besser in der Lage auszuweichen und alle nachfolgenden Techniken besser zu planen.
Abb. 42 Erklärung der Bewegung 19 und 20, sowie 33. In der Kata wird die Endstellung dieser Aktion dargestellt. Es gibt verschiedene Wege, um in diese Endstellung zu gelangen. In Betracht kommen etwa auch Abwehrtechniken gegen Angriffe mit dem Messer. Aber bevor du gegen ein Messer zu kämpfen übst, analysiere erst, wie man mit einem Messer angreifen kann. Sonst endet dies in einem Fiasko. Bei dieser Bewegung ist die Aktion beider Arme besonders wichtig, aus diesem Grund lege auch besonderes Augenmerk darauf. Die klassischen Kata reflektieren jede Situation, in die ein Mensch kommen kann. Es ist daher nicht nötig, besonders effektive neue Karaterichtungen zu begründen.
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Ogi - tiefste Technik Über die tiefste Technik ist schon viel geschrieben worden. In den meisten Fällen gehen diese Erklärungen über mystische Definierungsversuche nicht hinaus. Schlimmer noch, es werden Theorien in die Welt gesetzt, die mit dem eigentlichen Verständnis nicht viel gemein haben und m.E. ein völlig falsches und verzerrtes, willkürliches Bild vermitteln. Hier ist oft der Wunsch Vater des Gedankens. Ogi umfasst sowohl eine technische, als auch eine spirituelle Komponente. Es nur auf die technische Bedeutung zu reduzieren, hieße, auf eine der wichtigsten und für die Entwicklung einer „guten Technik" bedeutsamsten Seiten zu verzichten. Ein Verzicht, der ungeahnte Konsequenzen in sich birgt. Natürlich hielt man bestimmte Techniken, bestimmte Ausführungen geheim. Dies betraf vor allen Dingen die Strategien des Kämpfens. Also wie, mit welcher Methode und vor allem wann der Angreifer am besten besiegt werden kann. Die Kampfkünste zu erlernen bedeutet, eine Strategie an die Hand zu bekommen, wie ich mein Leben leben kann. Oder besser noch, wie ich verantwortungsbewusst mit der gelernten Technik umgehen kann. Nicht nur um den Angreifer zu schützen, sondern vor allen Dingen um mich selbst vor Gedanken und Handlungen zu bewahren, die mich wegführen von meiner eigenen Menschlichkeit, meinem Sein als Mensch unter anderen Menschen. Eine „wie du mir so ich dir" Haltung ist gar nicht so weit entfernt vom Beginn eines Seins, welches mit Hass und Unnachgiebigkeit unsere eigene Seele zerstört. Mehr noch, sie ist geeignet, die uns umgebene Gesellschaft mit dem gleichen „Virus" zu infizieren. Dann aber ist ein Leben mit Freundlichkeit, Toleranz und Nächstenliebe nur noch sehr schwer möglich. Wer aber wollte in einer solchen Gesellschaft leben, einer Gesellschaft, die geprägt ist von Neid, Gier und Missgunst. So sind wir selbst diejenigen, welche dafür arbeiten müssen. Selbstverständlich ist es möglich, zu sagen, sollen doch die anderen dies auch tun. Solange ich mich in einer solchen Gesellschaft bewegen muss, sollte ich mich anpassen. Einer muss beginnen und warum nicht wir ? Um diese Frage zu beantworten, gibt es einige Strategien, von denen ich zwei kurz erläutern will. Eines muss aber klar sein: Lehren kann auch hier nicht das Buch. Es kann anregen, inspirieren und auf den Weg bringen. „Karate ni sente nashi" Im Karate greift man nicht an. Ein Satz, den fast jeder Karate Ka kennt und schätzt, aber oft nur ungenügend versteht. Warum greift man nicht an? Diese Frage und deren Beantwortung ist die Essenz, gewissermaßen das Wesen der Kampfkünste. Die Techniken des Karate können für den Angreifer oft tödlich enden oder er kommt bestenfalls mit einer schweren Verletzung davon. Will ich das?! Oder besser gefragt, bedeutet mir meine Seele nicht ebenso viel, wie es eine andere tun sollte? Will ich riskieren, meiner eigenen Seele die Kraft der Vergebung zu entziehen, um eines kurzlebigen Gefühles des Triumphes willen? Dieser Triumph ist in der Tat nur von kurzer Dauer und kann sich nicht als tiefe Einsicht in uns verbreitern und Fuß fassen. Er wird sich in einiger Zeit verflüchtigen und wir benötigen den nächsten Triumph für unser Heil. Damit nicht genug. Wir Menschen sind nur dann Menschen, wenn wir andere als solche sehen und akzeptieren und unser Menschsein nicht über ein anderes Menschsein erheben. Alle Geschöpfe sind gleichermaßen Menschen und verdienen uns, wie wir sie verdienen! Daraus folgt, gewissermaßen als Bedingung, die Notwendigkeit eines Lehrers, der die Bezeichnung auch verdient, denn der Schüler als Dieb, oder lernen durch Stehlen bezieht, sich nicht auf das Stehlen materieller Güter, sondern meint das Stehlen der Lehre. Gelegentlich eines Aufenthaltes in Japan bei meinem Lehrer kritisierte er die Ausführung einer Technik von mir auf folgende Weise: Er kam, während ich noch übte, und ohne mich eines Blickes zu würdigen zeigte er die richtige Ausführung der Technik, ging weiter und interessierte sich offensichtlich nicht mehr für mich. Ob ich verstand oder nicht war ihm scheinbar egal. Im ersten Moment war ich ärgerlich und meinte, dies sei japanischer Hochmut gegenüber einem Ausländer. Doch weit gefehlt. Tanaka Sensei zeigte mir auf diese Weise mehr als nur die Ausführung einer Technik. Er zeigte mir, dass Lernen immer stattfinden muss, denn: Jemand der nicht vom Sehen lernt, kann auch nicht vom Hören lernen! Ich muss meinen Lehrer beobachten und sehen, wie er Konflikte regelt, wie er sich in der Gesellschaft bewegt, wie er mit vermeintlich klaren Tatsachen umgeht. Ich muss sehen, wie er sich verhält, um an ihm mich selbst zu messen. Oft beurteilen wir zu früh und zu falsch, um dann in einer Weise zu reagieren, die nicht viel besser ist als die des anderen. Durch diese starre
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Haltung unseres Denkens, wo es nicht angebracht ist, lassen wir keinen Ausweg zu. Aber ein Ausweg ist mitnichten ein Fluchtweg, er ist vielmehr die Möglichkeit, eine friedvolle Umgebung zu fördern, die uns selbst auch wieder zugute kommt. Eigentlich ist das Lernen und Verstehen dieser Prinzipien nichts als Eigennutz, im besten Sinne des Wortes. Wir fühlen uns wohl in einer Gesellschaft, die uns annimmt wie wir sind, wir sind gewissermaßen in der Gemeinschaft von freundlichen Menschen geborgen. Andere Menschen fühlen ebenso. Warum können wir dann nicht eine Gesellschaft, die uns alle birgt, schaffen? Mit einer Seele voller Verständnis für die Schwächen des anderen, die mich ja auch plagen, lebt es sich viel leichter, als wenn ich mich über alles ärgern „muss". Das Beschriebene ist meine Sicht der Dinge, es stellt weder in Frage, noch konkurriert es mit anderen Auffassungen, es ergänzt bestenfalls und will anregen. Es gibt nur ein Karate, in dem Schulen und Techniken, vor allem aber Richtig und Falsch, ohne Bedeutung sind. All dies baut nur Grenzen auf und schafft die Möglichkeit, Gegensätze zu provozieren. „Na ja, die machen die Kata anders", ist noch die mildeste Bezeichnung, die oft genug zu hören ist. Tun sie das wirklich? Wir alle streben dem selben Ziel zu, dass ist es, was uns eint. Wenn viele Menschen in Urlaub fahren, reisen sie mit den verschiedensten Verkehrsmitteln - Autos, Flugzeugen oder mit der Bahn. Sehen wir die anderen auf dem „falschen" Vehikel, um anzukommen? Entsprechend ist es bei den Kampfkünsten. Einer bevorzugt modernes Karate, ein weiterer mag das alte, der nächste wieder schwört auf Aikido. Gemessen werden alle gleich, nicht nach ihrer Schule, sondern nach ihrer Persönlichkeit. Die zu bilden ist der Zweck des Dojo, des Ortes zum Studium des Weges. Antoine de Saint-Exupery schrieb in seinem kleinen Prinzen, „...richtig sehen kann man nur mit dem Herzen." Unser Herz kann nicht beeinflusst werden durch den Verstand durch Gedanken, Wünsche und Hoffnungen. Wir sind und wir leben unser Leben mit und aus unserem Herzen. In Japan sagt man dazu Kokoro, die Herzkraft. Bemühen wir uns deshalb, nicht nur unsere Wünsche zu sehen, sondern lassen wir mehr unser Herz zu Wort kommen. Achte die Schlange nicht deshalb gering, weil sie keine Hörner hat, niemand weiß, ob aus ihr nicht einst ein Drache wird.
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Abb. 43 Bun Bu Ryo Do - Der zweifache Weg, von Tanaka Hiromasa Sensei Der zweifache Weg bedeutet, dass sich jeder, der sich mit dem Kampf auf körperlicher Ebene auseinandersetzt, sich auch auf eine andere Ebene, die Kunst zum Beispiel, begeben muss, damit der Kampf im Kopf nicht die Überhand gewinnt, weil er ein Gegengewicht durch die Auseinandersetzung mit dem Schönen bekommt. Dies ist eine der wichtigsten Strategien zur Entwicklung eines guten Karate.
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Kwappo Jutsu - Die Kunst der Wiederbelebung81 Die Techniken der Reanimation oder Wiederbelebung sind Teil der geheimen Überlieferung aller großen Karateschulen. Diese wurden, wie andere Teile auch, als tiefste Technik bezeichnet. Es gibt Aufzeichnungen82 über die Wirkungsweisen. Ich will hier vier wichtige Fertigkeiten erläutern und auf ihre Wirkungsweisen eingehen. Jeder Karatelehrer sollte diese Techniken ausführlich studieren und kennen. Ein wichtiger Grund für das Erlernen dieser Techniken ist zudem eine Tatsache philosophischer Natur. Stellen wir uns einmal folgende Situation vor: Wir werden angegriffen und verteidigen uns, wie wir es gelernt haben, mit einer Technik, die den Angreifer in das Reich der Träume schickt. So weit so gut. Wir haben uns gewehrt und sind mit heiler Haut davon gekommen. Nun könnte man sagen, das genügt und der Angreifer hat bekommen, was er verdient. Nur so einfach ist dies mitnichten, denn wir haben durch langes, ausdauerndes Training unter anderem am Makiwara eine Schlagkraft entwickelt, die der Vernichtungswirkung einer Waffe gleichkommt. Alleine durch diese Tatsache haben wir die Verpflichtung angenommen, uns damit auseinander zusetzen, denn in uns selbst wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, welcher uns an seinem Ende in die eine oder in die andere Richtung drängt. Ein nicht nur verantwortungsvoller Umgang mit den uns gegebenen Fähigkeiten, welche die Fähigkeiten der meisten Menschen bei weitem übersteigt, muss angemahnt werden. Nicht unbedingt, um einen Angreifer zu schützen, sondern um uns selbst vor dem Hochmut zu bewahren, der uns in einen Kreislauf stürzt, dem wir nichts entgegen zusetzen haben als unsere Seele voller Vergebung, ein Geist also, der geprägt ist durch das Wissen um die Schwächen der Menschen und der weiß, dass auch wir nur mit knapper Not diesem Kreislauf entkommen sind. So oft ich darüber nachdenke wird mir immer bewusster, welche Größe und Tiefe das Karate eigentlich hat. Wie unbedeutet ich mich gegen das Prinzip ausnehme. Ich kann nichts tun, als mich ihm zu beugen und alles zu versuchen, ihm gerecht zu werden. Wohl wissend, dass ich mich ihm nur nähern kann! Traumatische Verletzungen sind einerseits in einem Dojo möglich und andererseits auch bei einer Auseinandersetzung außerhalb die gängigsten Formen der Bewusstlosigkeit; 1. Thorax Trauma durch Stoß oder Tritt gegen den Solar Plexus 2. Schädel Trauma durch Fall, Schlag oder Stoß auf den Kopf 3. sowie der Stoß in den Unterleib Die beschriebenen Verfahren versuchen durch die Erschütterungen von Zonen und Punkten einen Reflex im Nervenzentrum zu provozieren, die in einem Zusammenhang mit ihm stehen. Dafür bedient man sich der natürlichen „Waffen" des Karateka, besonders der Hand- und Fußballen, Knie und der Faust. Mehrere Wiederholungen sind nötig, um ein Resultat zu erzielen. Man beginnt mit schwachen Stößen ohne große Intensität. Der Stoß wird auf dem Punkt gleitend ausgeführt. Wenn nach einigen Versuchen keine Wirkung erzielt wird, ist es besser einen Arzt zu verständigen. Erlangt er/sie das Bewusstsein zurück, sollte man ihn/sie auf dem Boden belassen, ansprechen, tief ein- und ausatmen lassen, um damit das Schwindelgefühl zu bekämpfen. Die erste Methode ist eine energetische Behandlung. In Fällen von Ohnmacht bringt sie recht gute Resultate. Die Reflexzone finden wir zwischen den Schulterblättern, es ist der 7. Wirbel. Sehr gut tasten kann man diesen Punkt, wenn der Kopf nach vorne geneigt ist. Die Position des Ohnmächtigen ist am besten auf dem Boden sitzend, die Beine ausgestreckt und der Kopf nach vorne geneigt. Man greift mit der linken Hand vor die Brust des Ohnmächtigen, um ihn zu stützen. Drei Arten der Behandlung werden gewöhnlich mit der rechten Hand ausgeführt. Erstens, ein kurzer Schlag mit dem Handballen. Siehe Abb. 44. Führe den Schlag mit der Schulter aus und lasse den Arm gebeugt. Setzt die Wirkung ein, schlägt man mit einem „Peitschenhieb", um danach ein wenig zu klopfen. 81
Einige Teile sind als freie Wiedergabe aus, Habersetzter Roland, Karate-Do - techniques supcrieures et strategie du combat pour ceintures noires, Amphora 1989, Seite 315 ff, entnommen. 82 Im Bubishi, die Bibel des Karate, Übersetzung von Patrick McCarthy, Tuttle 1995 sowie Ergänzungen, Berichtigungen und Anmerkungen zum Bubishi (interne Arbeitsblätter) gibt es hierzu einige Erläuterungen.
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Abb. 44 Energetische Behandlung in Fällen von Ohnmacht Das gleiche Verfahren kann mit einer Nakatata Ippon Ken angewendet werden Abb. 44. Dies kann auch, bei einem Scheitern beider Methoden, mit dem Knie gemacht werden. Ergreife die Person, platziere dein Knie wiederum zwischen den Wirbeln und stimuliere durch reibende und pochende Bewegungen.
Abb. 45 Gegenmaßnahme bei einem Trauma im Beckenbereich Erreicht wird durch diese Methoden eine Ausdehnung der Aorta, die Kontraktion des Herzens und eine Zunahme des Blutdruckes.Die zweite Methode bezieht sich auch darauf, verschwundene Reflexe wieder zu beleben. Vor allem bei Traumen im Beckenbereich oder durch einen Schlag in den Unterleib sind diese Methoden hilfreich. Platziere ihn/sie wiederum aufrecht sitzend vor dich, halte ihn/sie bei den Schultern und stoße mit dem Fuß. Abb. 45. Das Bein ist gebeugt und wird nicht mehr als 20 cm zurückgezogen. Der Schlag kommt aus der Hüfte, es trifft der Fußballen. Der Schlag sollte fest ausgeführt werden. Bei einem Schlag oder Tritt in die Hoden können die Hoden in den Bauchraum rutschen. In diesem Fall setze den Verletzten auf den Boden, fasse ihn unter die Arme, hebe ihn etwa 15 cm hoch und lasse ihn wieder fallen, siehe Abbildung. Ein paar Wiederholungen sollten genügen. Eine Kontrolle durch den Hausarzt ist in jedem Fall geraten und sollte nicht unterlassen werden.
Abb. 46 Gegenmaßnahmen bei einem Tritt in die Hoden
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Eine dritte wirksame Methode der Hilfe bei einem Trauma des Unterleibes ist das Schlagen der Fußsohle mit, siehe Abb. 47, Ippon Ken oder Shuto. Shuto kann man anwenden, wenn der Punkt nicht genau lokalisiert werden kann. Die Techniken des Kuatsu müssen mit aller geistigen Konzentration, deren wir fähig sind, ausgeführt werden. Ein fester Wille ist eines der entscheidenden Kriterien für ein wirksames Kuatsu.
Abb. 47 Gegenmaßnahme bei einem Trauma des Unterleibes. Dieses kurze Kapitel ist nur zur Anregung gedacht. Du solltest bei Interesse Kurse bei einem Institut besuchen, um dies richtig zu erlernen. Ich weiß, die Beschreibung im Rahmen eines Buches kann eine Lehre von Herz zu Herz nicht im geringsten ersetzen.
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Anhang Hier werden im Anhang einige Tafeln dargestellt, die Entwicklungen und Querverbindungen deutlich machen sollen. Sie stellen m.E. ein Reservoir dar, um dem Forscher einen Überblick zu ermöglichen. Für manche Namen gibt es möglicherweise abweichende Schreibweisen, auch bei manchen Daten gibt es unterschiedliche und missverständliche Datierungen in den zur Verfügung stehenden Quellen. Ich beziehe mich im wesentlichen auf japanische Quellen und Forscher. Andere Datierungen habe ich, soweit bekannt, deutlich gemacht. Die Dojoregeln83 sind im Anhang eingefügt um zu zeigen, wie sie in Japan interpretiert werden. Diese Interpretation stellt keineswegs eine verbindliche Richtlinie dar. Sie ist für mich ein entscheidendes Kriterium des Übens. In diesem Bereich gibt es kein muss, sondern ein kann, obgleich ich meine, dass durch das Befolgen dieser Regeln das Üben klarer wird. Das Dojo ist ein heiliger Ort, in dem wir unsere physische und mentale Konstitution trainieren. Die Schüler sollten das Dojo respektieren und die folgenden Regeln einhalten: 1. Der Schüler sollte den Trainingsplan einhalten und nicht zu spät zum Training kommen. 2. Bevor du das Dojo betrittst, lege Kleidung wie Hut, Mantel und Schal ab. Nach dem Ausziehen der Schuhe am Eingang stelle diese ordentlich hin. Sollten andere Schuhe unordentlich stehen, dann ordne diese auch. 3. Wenn ein älterer Schüler hinter dir am Eingang steht, lass ihn zuerst eintreten. 4. Beim Eintritt in das Dojo sage „onegai shimasu" (Bitte hilf mir), klar und freundlich. 5. Nach dem Eintritt in das Dojo zeige Respekt durch Verbeugen zum Dojo-Schrein. 6. Sei immer höflich zu deinen Lehrern, älteren Schülern und Älteren. 7. Gehe vor dem Training zur Toilette. 8. Versuche deine Trainingskleidung immer sauber und ordentlich zu halten. Übe nur in einem sauberen Gi. 9. Sei deiner physischen Konstitution bewusst. 10. Halte deine Finger- und Fußnägel kurz, um Verletzungen anderer Schüler zu vermeiden, wenn ihr zusammen übt. 11. Iß eine Stunde vor dem Training nichts mehr. 12. Vergiss nicht, dich aufzuwärmen, bevor du mit dem Training beginnst, auch wenn du alleine übst. 13. Wenn du dem Training im Dojo folgst, sitze in aufrechter Haltung (in Seiza) und strecke deine Beine nicht aus. Lege die Hände auf die Beine. 14. Wenn ein Lehrer zum Beginn des Trainings ruft, stell dich in die Reihe mit dem Gesicht zum Dojo-Schrein. 15. Wenn der Lehrer „Mukuso!" sagt, schließe die Augen, konzentriere dich auf die Mitte (Tanden). 16. Während der Übung höre aufmerksam auf den Rat des Lehrers. 17. Wenn du Trainingsgeräte benutzt, behandle sie vorsichtig und lege sie nach dem Training ordentlich an ihren Platz zurück. 18. Wenn dir dein Lehrer Ratschläge gibt, höre aufmerksam zu und vergiss nicht zu zeigen, daß du den Rat gehört und verstanden hast. 19. Jeder Schüler sollte seine körperliche Kondition kennen. Zwinge dich nicht, Unmögliches zu tun. 20. Der Lehrer sollte immer die körperlichen Voraussetzungen jedes Schülers beachten. Mache eine kurze Pause nach der Hälfte des Trainings. 21. Mache fünf Minuten vor dem Ende des Trainings die Schlussübungen mit allen Schülern zusammen. 22. Wenn die Schlussübungen beendet sind, setze dich in „Seiza". 23. Mache dich selbst ruhig und still, konzentriere deinen Geist und sage die Gebote des Dojo. 24. Mache eine Verbeugung zum Lehrer, älteren Schülern und allen anderen mit Respekt und Anerkennung. 25. Die Anfänger und Schüler mit bunten Gürteln sollten die älteren Schüler fragen, wenn sie etwas wissen möchten. Es ist immer wichtig, etwas über Karate zu erfahren. 26. Vergiss nicht, allen zu danken, die dir Hinweise zum Karate geben. 83
Freie Wiedergabe aus Higaonna Morio, Traditionel Karatedo/Okinawa Goju Ryu, Minato Resaerch/Japan Publications, 1989 Seite 15.
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27. Extrem heiße Bäder sind nicht gut für dich, und du solltest auch nicht zu lange baden. 28. Zigaretten schädigen deine Gesundheit auf vielerlei Weise. Rauchen hat keinen ausgleichenden Moment. 29. Hast du dich verletzt, trainiere erst nach der kompletten Verheilung wieder mit vollem Einsatz. Sieh während dieser Zeit dem Training zu. 30. Vergiss nicht beim Verlassen des Dojo „Arigato gozaimashita" (Vielen Dank) oder „Shitsurei shimasu" (Entschuldigung) zu sagen.
Abb. 48 Die ewige Faust von Tanaka Hiromasa Sensei
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Biographische Daten Diese Daten basieren auf der Forschung von Patrick McCarthy und Mark Bishop. Takahara Peichin Chatan Yara Soeishi Denuchi Kushanku Makabe Choken Higa Pechin Chinen Chikudoun Pechin Teruya Kishin Sakugawa Kanga Munehisa Yoshitaka Bushi Matsumura Sai Shoi Kuwae Chotsu Itarashi Chodo Nakaima Norisato Chibana Choshin Hamahiga Peichin Yamachi Okina Maeda Yoshionaga Azato Anko Choken Kraka Itosu Ankoh Ishimine Peichin Kojo Isei Kiyuna Peichin Kojo Iko Kojo Taitei Tokumine Peichin Shin Eri Rampo Miyazato Peichin Aragaki Seisho Kanagusuku Ufuchiku Tozan(Oyadomari)Okina Chinen (Yamane) Chinen Kojo Isho Sueyoshi Jino Yamashiro Okina Shingaki Okina Matsumura Nabe Tawadano Meigantu Higashionna Kanryo Komesu Ushi Okina Kuwae Ryosei Yamane no Chinen Sanda Kishimoto Soko Kanegawa Gimu Kinjo Kamae Yoshimura Tomoyoshi Yabu Kentsu Nakaima Kenchu
1688-1755 1741-1812 1752-1825 1756-1762 in Okinawa 1769 oder 73-1823 oder 1827 1791-1870 1797-1881 1804-1864 1733-1815,1782-1838 oder 1843 1806-1850 1809-1901 1816-1907 1814-1880 1818-1863 1819-1879 1819-1870 1820-1904 1823-1891 1826-1890 1827-1906 1829-1891 1830 oder1832-1915 1835-1889 1836-1891 ? 1838-1907 1838-1907 ? 1838-1904 1839-1905 1840-1920 1841-1926 1841-1906 1842-1928 oder 1843-1925 1846-1910 1846-1920 1849-1910 1848-1911 1850-1930 1851-1920 1853-1917 1854-1929 1858-1920? 1862-1928 1862-1945 1862-1921 1863-1945 1866-1945 1866-1937 1867-1945
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Kaneshima Shinbi Funakoshi Gichin Hanashiro Chomo Aragaki Okina Kyan Chotoku Motobu Choki Iha Kotatsu Yabiku Moden Kina Shoshi Chibana Choshin Tokuda Ambun Kiyoda Juhatsu Oshiro Chojo Matayoshi Shinko Toyama Kanken Miyagi Chojun Hohan Sokon Mabuni Kenwa Gusukuma Shimpan Kamiya Jinsei Nakasone Genwa Gima Shinken Taira Shinken Chinen Masami Chitose Tsuyoshi Higa Seiko Arakaki Ankichi Fujita Seiko Nakama Choso Shinzato Jinan Shimabukuro Zenryo Funakoshi Giko Kudaka Kori Shimabukuro Taro Tamae Hiroyasu Nagamine Shoshin Tomoyose Ryusei Shimabukuro Tatsuo Yamaguchi Gogen Maeshiro Chotoku Shimabukuro Higa Yuchoku Yoshizato Shintaro Yagi Meitoku Sakagami Ryusho Inoue Motokatsu Kinjo Hiroshi Mabuni Kenei Miyahara Masahide Nakazato Shugoro Higa Seitoku Nakazato Joen Matayoshi Shinhou Arakaki Seiki Hayashi Teruo
1868-1921 1868-1957 1869-1945 1870-1924 1870-1945 1871-1944 1873-1928 1878 oder 1882-1941 1882-1980 1885-1969 1886-1945 1886-1967 1887-1935 1888-1945 1888-1966 1888-1953 1889-1982 1889-1952 1890-1954 1894-1964 1894-1978 1896-1989 1897-1970 1898-1975 1898-1984 1898-1966 1899-1929 1899-1966 1899-1982 1901-1945 1904-1969 1904-1945 1905-1990 1906-???? 1906-1985 1907-1997 1907-1977 1908-1975 1909-1989 1909-1979 1909-1975 1910-1994 1910-???? 19121915-1993 1918-1992 191819181918-1945 192019211922192219241924-
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Iwata Manzo Shimabukuro Eizo Higa Seikichi Mabuni Kenzo Murakami Katsumi Onishi Eizo Fuse Kise Kuniba Shiyogo Kinjo Akio Nakamoto Masahiro
19241925192719271927193219351935-1992 19361938-
Die Kata Okinawas Tomari Te Kata Naihanchi; sie ist vermutlich die Originalversion. Kushanku; Chatanyara no........... wahrscheinlich auch von ihm überliefert. Passai; Tomari no......, Shimpaku no......, Matsumura no..... ist wahrscheinlich die Originalversion Ananku; von Kyan überliefert, wird gesagt Rohai; möglicherweise von Matsumura Sokon Chinto; sie ist wahrscheinlich von Matsumora Kosaku weitergegeben. Jitte Useshi Wankan Wanshu; von Maeda weitergegeben. Seshan; von Matsumura Sokon überliefert, wird gesagt. Shuri Te Kata Naihanchi; Kihonkata, Originalversion war eine, Itosu hat die Kata geteilt, wahrscheinlich ist die erste das Original Pinnan; (Channan) von Itosu. Heute als Kihonkata in verschiedenen Schulen des Shorin Ryu Passai; bei Itosu Dai und Sho, es gibt jedoch noch andere Arten. Sie soll von Oyadomari stammen Kushanku; Originallinie Hoko Ha und Shuri Jion Jiin; alle drei waren eine Kata, wann sie geteilt wurden, ist unklar Jitte Chinto Chinte Rohai; es gibt von ihr verschiedene Koshiki85 Varianten, bei Sochin; eine Version bei Itosu und eine im Naha Te Niseishi/Gojushiho: 24, es gibt einige Koshiki Kata, bei Itosu Dai und Sho, sie könnte von Matsumura Sokon überliefert worden sein. Unshu: Wolkenhand Wankan Wanshu/Empi: Flug der Schwalbe Ananku Seshan; im Naha Te gleiche Richtung, aber hier typisch Shuri Te Nepai/Nipaipo; 28, von Go Genki aus dem Hakutsuru Ken Kenpo
85
Koshiki - Alte Richtung
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Naha Te Kata Sanchin: drei Schlachten Sesan; diese ersten vier Kata wurden aus den Dörfern der in Okinawa lebenden Chinesen über Aragaki weitergegeben, es sind die ältesten Kata Sepai: 18 Sanseru:36 Suparinpai: 108 Saifa; Kata 11-9 wurden von Higashionna an Miyagi weitergegeben Seienchin; Eindringen in die Festung Shisochin; 4 kämpfende Affen Kururunfa: 17 Gekisai; zwei Kihonkata, von Miyagi, Angriff zerstören Tensho; bedeutet sechs mögliche Fähigkeiten und zeigt den tiefsten Sinn von Goju Ryu Ohan; die folgenden Kata wurden von Nakaima weitergegeben, er lernte sie von Ryuru Ko im Kojo Dojo Pachu Anan Paiku Haiku Paiho Papurian; acht Schritte hintereinander, von Matayoshi Morihiro weitergegeben
Okinawa Karate Schulen und ihre Kata86 Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie stellt jedoch ein Arbeitsmittel dar, aus diesem Grund soll sie im Anhang erscheinen. Notwendige Ergänzungen werden im Laufe der Zeit zugefügt. Es handelt sich hierbei um eine Aufzählung der auf Okinawa ansässigen Schulen. Alle auf der Hauptinsel (Honshu) oder weltweit existierenden Schulen mit ihren Kata aufzuführen, ergäbe eine riesige Enzyklopädie und würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Nihon Kempo 1. Gekkisai 2. Seisan 3. Passai sho/dai 4. Gojushiho 5. Sepai 6. Seienchin 7. Kushanku 8. Chintou 9. Suparinpei 10. Pinnan 1-5 Shotokan l. Heian 1-5 (von Mabuni) 2. Tekki 1-2 3. Bassai dai/sho 4. Kanku dai/sho 5. Gojushiho dai/sho 6. Nijushiho 7. Gankaku 8. Empi 9. Hangetsu 10. Matsukaze 11. Jion 12. Jitte 13. Meikyo 14. Jiin 15. Chinte 16. Takyoku 17. Unsu Matsubayashi Ryu 1. Fukyugata 1-2 2. Pinan 1-5 3. Naihanchin 1-3 4. Ananko 5. Wankan 6. Rohai 7. Wanshu 8. Tomari Patsai 9. Gojushiho 10. Yara Kusanku Kobayashi Ryu 1. Pinnan 1-5 2. Naihanchi 1-3 3. Passai dai/sho 4. Kusankun dai/sho 5. Chintou 6. Jion 7. Seisan 8. Unsu 9. Chinte 10. Ananko 11. Wanshu 12. Jitte 13. Rohai 14. Wankuan 15. Ein 16. Gojushiho Matsumura Seito Ryu 1. Pinan 1-5 2. Naihanchin 1-3 3. Seisan 4. Kusanku 5. Rohai 6. Gojushiho 7. Hakutsuru
86
Vergleiche Bishop, Mark Okinawan Karate, Teachers, styles and secret techniques 1995 A&C Black (Publishers) Ltd, London S 171 ff.
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Shobayashi Ryu 1. Pinan 1-5 2. Naihanchi 1-3 3. Passai dai/sho 4. Kusankun dai/sho 5. Chintou 6. Gojushiho 7. Seisan 8. Ananko 10. Wansu 11. Sanchin 12. Seiunchin Okinawan Shorinji Ryu 1. Kyan no Ananku 2. Matsumura no Seisan 3. Matsumura no Naihunchi 4. Maeda no Wansu 5. Oyadomari no Patsai 6. Matsumura no Gojushiho 7. Matsumura no Chintou 8. Yara no Kushanku Uechi Ryu/Kojo Dojo 1. Sanchin 2. Sanseru 3. Seisan 4. Kanchin (Uechi) 5. Kanshiwa (Uechi) 6. Kanshu (Uehara Saburo) 7. Sechin (Uehara Seiki) 8. Seru (Uechi) Isshinryu 1. Seisan 2. Seiunchin 3. Naihanchin 4. Wansu 5. Yabu Chinto 6. Sanchin 7. Yara Kusanku 8. Suansu (Shimabuku) Okinawa Kempo 1. Ananko 2. Chintou 3. Yabu Kusanku 4. Naihanchi Hanashiro 5. Kuniyoshi Niseishi 6. Motobu Patsai 7. Pinan 1-5 Hanashiro 8. Sanchin 9. Kuniyoshi Seisan 10. Wansu Isshimine Ryu 1. Kamati Sanchin 2. Naihanchi 3. Passai Chito Ryu 1. Shihohai 2. Niseishi 3. Rohai sho/dai 4. Seisan 5. Bassai 6. Chintou 7. Tenshin 8. Sochin 9. Kushanku 10. Sanshiru 11. Ryusan 12. Rochin 13. Sanchin Kenyu Ryu 1. Pinan 1-5 2. Itosu Passai sho/dai 3. Kusanku sho/dai 4. Chintou 5. Matsumura no Passai 6. Koshiki no Passai 7. Gojushiho 8. Niseiha 9. Rohai 10. Passai no Itsu 11. Sanchin 12. Tensho 13. Seisan 14. Suparinpei Shoreikan 1. Fukyu dai ichi 2. Fukyu dai ni 3. Gekkisai 1-3 4. Gekkiha 1-2 5. Hakutsuru 6. Sanchin 7. Sanchin 8. Tensho 9. Seiunchin 10. Shisochin 11. Sanseru 12. Seipai 13. Seisan 14. Kururunfua 15. Suparinpei Shintoyoshi Ryu Jujutsu 1. Pinan 1-5 2. Naihanchin 3. Kushanku 4. Seisan 5. Chintou 6. hon 7. Bassai Shiroryu Kempo 1. Sanchin 2. Seisan 3. Pinan 4. Naihanchi 5. Kusanku 6. Gojushiho 7. Passai 8. Seiunchin 9. Seipai Gusukuma ha Shitoryu 1. Sanchin 2. Pinan 3. Naihanchi 4. Passai 5. Gojushiho 6. Kusanku 7. Chinto 1. Tai Sabaki 1-3 2. Pinan 1-5 3. Naihanchi 1-3 4. Aoyagi 5. Gojushiho 6. Passai 7. hin 8. Jion 9. Niseishi 10. Wansu 11. Sochin 12. Unsu 13. Shimpa Yuishinkai 1. Pinan 1-5 2. Naihanchi 1-3 3. Passai dai/sho 4. Passai koshiki 5. Kusanku sho/dai 6. Shiho Kushanku 7. Chinto 8. Gojushiho 9. Seisan 10.Itosu Wansu 11. Chinte 12. Jion 13. hin 14. Jitte 15. Rohai 1-3 16. Aragaki Sochin 17. Aragaki Unshu 18. Aragaki Niseishi 19. Funakoshi Wanshu 20. Gekkisai 1-2 21. Saifa 22. Sanchin 23. Seisan 24. Seiunchin 25. Sanseru 26. Seipai 27. Kururunfua 28. Suparinpei
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Goju Ryu 1. Gekkisai (Miyagi) 2. Tensho (Miyagi) 3. Saifa 4. Sanchin 5. Sanseru 6. Seiunchin 7. Shisochin 8. Seisan 9. Seipai 10. Kururunfa 11. Suparinpei Bugeikan 1. Naihanchi 2. Pinan 3. Seisan 4. Sochin 5. Jitte 6. Niseishi 7. Chinotu 8. Passai dai/sho/chu 9. Jion 10. Anaku 11. Koshiki Kushanku 12. Takemura Kushanku 13. Nidanbu 14. Sanpabu Pangainoon Ryu 1. Shimpa 2. Sanchin 3. Sanseru 4. Seisan Matayoshi Kobudo Yabiku Ryu 1. Kihongata 1-2 2. Uke no kata 3. Seme no kata 4. Taikatame 5. Yabiku no sho/dai 6. Urawaza Kobudo Kata bo sho/dai, Nunchaku sho/dai, sai sho/dai, Tuifa, Eku Kojo Ryu 1. Hakuryu 2. Hakutsuru 3. Kako Ryuei Ryu 1. Sanchin 2. Seisan 3. Sanseru 4. Seiunchin 5. Ohan 6. Pachu 7. Ananko 8. Paiku 9. Heiku 10. Paiho Tomarite 1. Rohai 2. Wankan 3. Wanshu 4. Wando 5. Naihanchi 6. Chinto 7. Passai 8. Kusanku 9. Rinkan Toon Ryu 1. Sanchin 2. Rokkishu 3. Seisan 4. Sanseru 5. Pechurrin 6. Nepai
Die 7 klassischen Tänze Okinawas Gerade in den letzten Jahren wird in Okinawa von den ansässigen Karate Meistern eine andere Theorie sehr ausführlich diskutiert: Die Weitergabe von Karatetechniken, ja sogar das Verstecken von ganzen Kata, in den klassischen Tänzen Okinawas. Betrachtet man diese Tänze, oder Teile davon, fallen in der Tat Übereinstimmungen der Bewegungen in den Tänzen mit verschiedenen Techniken des Karate oder Kobudo auf. Dazu kommt, dass die okinawanischen Tänze nicht so grazil sind, wie in anderen Teilen Asiens. Der abschließende Beweis für diese Theorie ist allerdings noch nicht erbracht und ich halte diese Hypothese doch für zumindest gewagt. Dennoch ist es ein wichtiger Bestandteil der Kultur Okinawas, aus diesem Grund will ich die folgende Aufzählung auch in den Anhang einfügen. Es ist sicher sehr interessant, diese Tänze zu sehen und dann selbst zu werten, und es gibt einige zum Teil interessante Literatur zu diesem Gebiet. 1. Shudun : (einige langsame Geschwindigkeiten) Hand, Fuß und Körper bewegen sich in verschiedenen Geschwindigkeiten 2. Inoha Bushi : (Der Rhythmus von Inoha) In diesem Tanz zeigt eine junge Frau starke Emotionen 3. Yanagi : (Die weinende Weide) Die Weide verkörpert das klassische Te Konzept in diesem Tanz 4. Amakawa : (Universum) verkörpert Himmel und Erde 5. Chikuden Bushi : (Rhythmus des Reisfeldes) fertigen eines Reiskuchens 6. Kasekake : (drohende Spindel) 7.
Motonuchibana : (Blume eine Seite mit roten und eine Seite mit weißen Blüten)