DER SILBERNE QUELL: BAND 38
MOHAMILD
MOSTAFA
PERSISCI-IE MINIArflJRE:N WERKE DEH. BEHZAD-SCHULE AUS SAMMLUNGEN IN K...
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DER SILBERNE QUELL: BAND 38
MOHAMILD
MOSTAFA
PERSISCI-IE MINIArflJRE:N WERKE DEH. BEHZAD-SCHULE AUS SAMMLUNGEN IN KAIH.O
DEI\ SILllEH.NE QUELL
BEI WOLDEMAH. KLEIN
Die Farbaufnahmen sind vom Verfasser
)
Copyright 1959 by Woldemar Klein, Baden-Baden Satz und Druck des Textes: Chr. Heiser, Stuttgart .Druck der Farb tafeln: Carl Werner, Stuttgart Printed in Germany
Die hier veröffentlichten zwölf persischen Miniaturen sind eine Auswahl aus Sammlungen in Kairo. Als Ganzes betrachtet stellen sie in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge (7,wischen H88 und 1.533) die stilistische Entwicklung der Malkunst einer in sich abge.schlossenen Epoche dar. Innerhalb dieser Zeit vollzog sich in der persischen Kunst eine bedeutende Wandlung als Folge des Wechsels von der Timuriden- zur Safawidendynastie. Man d&rf es wohl als ein günstiges Moment betrachten, daß die letzten Timuridenherrscher, wie auch die ersten Safawiden, die in dieser Zeit regierten, großzügige Freunde und Förderer der Künste waren. In dieser Atmosphäre, in der einem begabten Künstler alle Möglichkeiten offenstand.en, sein Talent :1.u entwickeln und. :1.u pflegen, hat der berühmte Maler Beh7,ad. seine Meisterwerke geschaffen. Kamal ud.-Di.n-Behzad. wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts in der Stadt Herat in Khorasan (Ostpersien) geboren. Herat wurde als Kunst:1.entrum bekannt, nachdem Sultan Shah Rukh (14<04--1 H7) die Stadt zur Resisllenz der Timuridendynastie machte.· Er beschäftigte dort viele Künstler mit der Anfertigung und. Illustration von Manuskripten, uni. seine berühmte Hofbibliothek zu bereichern. Sein Sohn, Baisunqur Mirza, gründete ebenfalls· in Herat eine Akademie der Buchkunst, an die er eine große An:1.ahl von Kalligraphen, Illuminatoren und Malern von überall her berufen hatte. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entwickelte sich in Herat ein neuer künstlerischer Stil, der sich vor allem auszeichnete durch eine wohl erwogene Auswahl der Themen, sorgfältige Ausführung der Einzelheiten und harmonische Anwendung der Farben. Eine Reihe von Malern gelangte in dieser Zeit
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?.ur Berühmtheit, unter ihnen H.uhallah Mirak Naqqash, der im Jahre 1507 starb und von dem berichtet wird, daß er der Lehrer Behzad's war. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts fiel die Regierungszeit von Sultan Husein Mirza Baiqara (H86-1506), die eine Blütezeit der Kunst in Herat bedeutete. Der Sultan und sein Minister, der Dichter, Musiker und Maler Mir 'Ali Shir Nawa'i, waren beüle bedeutende und großzügige Schirmherren der Kunst. Von ihnen gefördert, arbeitete Behzad an der Hofakademie der Buchkunst. Wir wissen nichtgenau, welches seine Funktionen zu dieser Zeit waren. Es steht aber fest, daß der Einfluß seines künstlerischen Stils sich schon seit den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts bemerkbar macht. Er hatte damals bereits Schüler, die sich seinen Stil zum Vorbild nahmen. Behzad arbeitete auch weiter in Herat nach dem Einfall der Shaybaniden und dem Tode von Sultan Busein Mirza im Jahre 1506, bis die Stadt 1510 von den Safawiden erobc?udc. Der Safawidenherrscher Shah Ismail (1502-1525) nahm Behzad dann mit sich nach Tabriz (Westpersien), um ihn in seinen Diensten 7.u beschäftigen. Dort wurde er in hohen Ehren gehalten. So wird berichtet, daß Shah Ismail, als er 1514 gegen die Türken zog, Behzad und den berühmten Kalligraphen Shah Mahmud Nishapuri,_ besorgt um ihre Sicherheit, in einer Berghöhle versteckte. Bei seiner Rückkehr aus dem Kampf galt seine ersteFrage dem Wohlergehen Behzad's und seines Gefährten. Shah Ismail ernannte Behzad 1522 zum Direktor der Königlichen Hofbibliothek und der daran angeschlossenen Akademie der Buchkunst. Damit wurde er das Oberhaupt aller dort beschäftigten Künstler und Kunsthandwerker, wie Maler, Illu6
minatoren, Kalligraphen, Buchbinder und anderer. Der zeitgenössische Historiker Khwandamir übermittelte uns d.ie Nachricht von dieser Ernennung und fügte hinzu, daß Behzad alle andern Maler an Geschicklichkeit übertraf, und daß ein einzelnes Haar seines Pinsels durch seine ·Meisterhand der leblosen Form Lehen verleihen konnte. Nach dem Tode von Shah Ismail blieb Behzad weiter im Dienst seines Sohnes und Nachfolgers, des kunstbegeisterten Shah Tahmasp (1524-1576). Man sagt sogar, daß Behzad dem Tabrnasp Malunterricht gab. Historische Quellen wissen wenig iiber das Leben des Malers Behzad zu erzählen, genaue Angaben über sein Geburts- und sein Todesjahr gibt es nicht. Er ist vermutlich zwischen 1533 und 1537 gestorben. Behzad kann, wenn man sein Werk als Ganzes übersieht, mit Recht als der Reformator der islamischen Miniaturmalerei in Persien betrachtet werden. Es war fiir seine künstlerische Entwicklung von großer Bedeutung, daß er seine Ausbildung gerade an der Kunstakademie von Herat, dem timuridischen Zentrum islamischer Kunst, fand. In Herat gab es im 15.Jahrhundert unter dem Protektorat der kunstsinnigen und prachtliebenden Timuridenherrscher immer wieder Maler, die versuchten, sich von der Konvention zu lösen und neue, eigenwilli.ge Wege betraten, besonders im Gebrauch der Farben. Solche Versuche waren die Vorbedingungen für die Meisterwerke, die gegen Ende des Jahrhunderts unter Behzad's Führung in der Miniaturmalerei entstanden. Behzad war derSchöpfer eines künstlerischen Stils, dessen Hauptmerkmale Feinheit der Zeichnung, individuelle Behandlung der Gestalten und der Realismus, die unmittelbare Lebenstreue der 7
Gesten und Handlungen sind. Jede Person, sei sie einzeln oder· in Gruppen, ist völlig dem hingegeben, was sie gerade tut. Behzad's Miniaturen scheinen sich aus einem Mosaik von Genres?.enen zusammenzusetzen, jede Gruppe ist eine Charakterstudie für sich und beweist sein Gefühl fiir dramatischen Ausdruck. Diese Individualisierung zeigt sich auch in den Gesichtern, besonders anschaulich weiß er die Gesichter bärtiger Männer zu zeichnen. Derselbe B.ealismus offenbart sich in der Landschaft, in die das Ganze hineinkomponiert ist. Jedes Motiv hat seinen Zweck und seine Bedeutung. Ob es sich um Tiere, Felsen, Bäume handelt, sie sind realistisch gezeichnet und in ihrer typischen Eigenart und Wesenheit erfaßt. Ein Beispiel für seinen Stil auf der Höhe seines Schaffens sind die weidend-en Pferde in der Berglandschaft (Abb. 3). Man sieht, wie Behzad die traditionellen Themen zwar übernimmt, aber in einer durchaus neuen, freieren Art behandelt und auch den Rahmen seiner Kunst um bis dahin für sein Zeitalter ungebräuchliche Bildvorwürfe erweitert. Die geniale Komposition seiner Bilder wird noch gesteigert durch die meisterhafte Verwend~·der Farben. Er ist ein hervorragender Kolorist, der die Farbskala um neue Töne und Schattierungen bereicherte und Farbkontraste effektvoll auszuwerten verstand. So mischt er häufig i.n seinen Bildern unter die Personen einen Schwarzen (Abb. 1, 4, 9, 10), nur um des Kontrasteswillen oder um die Aufmerksamkeit des Beschauers auf einen bestimmten Punkt zu lenken. Des Meisters Ruhm verbreitete sich bald über die Grenzen Persiens, so daß seine Bilder auch in Indien von Fürsten und Kunst8
freunden· gesucht und begehrt waren. ßei einem so hervorragenden Maler konnte es nicht ausbleiben, daß auch andere Künstler sich seiner Technik und sogar seiner Signatur bedienten, oft 111.]-r, um einen höheren Preis für ihre Bilder zu erzielen. Manche ihm zugeschriebene Miniaturen, sogar signierte, sind wohl Produkte seiner Schüler, die auf eine ursprüngliche Komposition des Meisters zurückgehen. Gründliches Studium ist oft erforderlich, um den Künstler ausfindig zu machen. Behzad hatte eine Anzahl von Schülern, die seinen realistischen Stil übernahmen und weiterführten. Auf ihren Bildern entdeckt man oft Motive und Personen, die sie von Werken ihres Meisters kopiert haben. Manche von seinen Schülern sind sehr berühmt geworden, wie Qasim Ali, Sheikh Zadeh, M.ahmud Mudahhib, AgaMirak und Sultan Mohammad. Einige unter seinen Schülern folgten ihm nach Tabri'i'., andere gingen von Berat nach Bukhara, wo sie eine Schule begründeten, die sich stilistisch an die Beh1.ad-Schule anlehnte. In der Bibliothek der Istanbuler Universität gibt es ein Porträt, das angeblich den Maler Beh7.ad darstellen soll. Man glaubt jet7.t, hier ein Werk seines Schülers Qasim Ali vor sich zu haben, der besonders berühmt als Porträtmaler war. Es gibt wenig Bilder mit Behzad's Signatur, bei denen es einwandfrei erwiesen ist, daß sie wirklich Werke des Meisters sind. Die besten Beispiele, die ßehzad's Stil auf der Höhe seines Schaffens vorzüglich repräsentieren, sind die sechs Miniaturen (Abb.i-6) in Sa'di's "Bustan" in der Ägyptischen Bibliothek in Kairo. Und da ich mich hier in meinen Ausführungen aufWerke der Behzad-Schule, die in Kairener Sammlungen aufbewahrt sind, beschränken will, so greife ich in erster Linie diese sechs 9
Miniaturen heraus. Hier handelt es sich um Arbeiten, die nachweislich einwandfrei Werke seiner Hand und von ihm signiert sind. Bisher sind nur drei dieser Bilder vor längerer Zeit farbig veröffentlicht. Gerade bei Miniaturen ist eine gute Wiedergabe in Farben von größter Wichtigkeit, da gewisse minutiöse Details erst dann zur Geltung kommen. Zur Ergänzung habe ich aus Kairener Sammlungen sechs andere Miniaturen gewählt (Abb. 7-12), Werke seiner Schüler, bei denen Behzad's Einfluß unverkennbar ist. Dazu kommt, daß diese letzteren bis jetzt noch unveröffentlicht sind. Ferner ist von Bedeutung, daß hier die Namen von zwei bisher unbekannten Künstlern auftauchen, die ihrem Stil und der Datierung nach zu Behzad's Schülern gehören. Es sind Timraz (Abb. 7) und Bahra\ Quli (Abb. 8 und 9). Abb. 1-~. Sechs Miniaturen aus einem Manuskript des Bustan von Sa' di Shira7.i. Herat-Schule. Datiert H88 und H99 (893 und 894 H.). Format: 21 X 30,5 cm. Ägyptische Bibliothek, Kairo. Die Anfertigung dieses auserlesenen Manuskripts ist sicher von Sultan Husein Mirza Baiqara persönlich veranlaßt worden. Drei befähigte Künstler der Zeit sind daran beteiligt, die alle am Hofe von Sultan HuseinMirza lebten und in seinem Dienst standen. Die Abschrift besorgte der berühmte Kalligraph Sultan Ali (gest. 15H), der sie im Monat Juli 1488 (Ragab 893) beendete, wie er im Kolophon am Schluß der Handschrift schreibt. Mit den Illuminationen war der Meister Yari betraut. Die Auf10
galle des Illuminators (oder Vergolders) bei einem solchen Manuskript bestand darin, die für ihn bestimmten Titelseiten, Kapitelüberschriften und Randzeichen mit reichem Ornamentwerk zu verzieren und zu vergolden. So zeichnete und illuminierte Yari auch vier dekorative Seiten am Anfang der Handschrift in vorzüglicher Weise. Seine Signatur brachte er in den beiden unteren äußersten Ecken der ersten zwei dekorativen Seiten an. Sie ist mit so feinen Strichen gezeichnet, daß sie beim ersten Blick kaum von der Randven.ierung zu unterscheiden ist. Trotz seiner hervorragenden Leistung formuliert er die Signatur bescheiden: "Arbeit des Sklaven Yari, des Illuminators". Danach hat sicher Meister Behzad. das Manuskript übernommen, wie es der üblichen Routine entsprach. Zuerst scheint er seine Bilder auf den für ihn bestimmten Seiten skizziert zu haben. Später ging er dann an die detaillierte Ausführung, nicht eben der Reihe nach, sondern eher, wie es seiner künstlerischen Laune gefiel. Das ergibt sich aus der Datierung seiner Bilder, von denen Abbildung 6 das Datum 1488 (893 H.) zeigt, Abbildung 5 dagegen 1489 (894 H.) datiert ist. Die Miniaturen sind in der Reihenfolge hier beschrieben, wie sie im Manuskript vorkommen. Von den sechs Miniaturen hat Behzad die vier letzten eigenhändig signiert. In allen Fällen ist die Formel der Signatur ein bescheidenes: "Arbeit des Sklaven Behzad", in Abbildung 3, 4, 6 sogar mit außerordentlich feinen Linien geschrieben und an versteckter Stelle angebracht. Die beiden ersten Bilder (Abb. 1, 2) zeigen die charakteristischen Stilmerkmale Behzad's so vollkommen, daß seine Autorschaft einstimmig anerkannt wird. Diese beiden Miniaturen umfassen eine Doppelseiteam Anfang des Manuskripts. Sie zeigen Sultan 11
Busein Mirza als G·astgeber. Die dargestellten Szenen entsprechen sicher im großen und ganzen der historischen Wirklichkeit, wie sie ßehzacl persönlich am Hofe des Sultans gesehen und miterlebt hat.
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Abb. 1 · ßankett bei Sultan lfusein Mirza. (Hechtes ßild der Doppelseite.) .Miniatur aus einem .Manuskript des Bustan von Sa'di Shirazi. Ein Werk des Malers Behzad. Herat-Schule. Datiert .1488 (893 H.). Format: 21 X 30,5 cm. A.gyptische Bibliothek, Kairo. Auf umzäunter Terrasse in einem blühenden Garten spielt sich eine fro1zliche Szene ub. Sultan Husein Mirza hat zu einem kleinen Fest eingeladen. Wein und Früchte werden gereicht. Es scheint sich hier vornehmlich um eine Weinprobe zu lumdeln. Im Garten, oben rechts, ist ein Kelterhaus, in dessen offener Tür man den Teil eines großen, bauchigen Gefäßes erblickt, auf dem ein Krüglein steht. Auf der Rasenfläche, vor der Tür, sitzt eine schwarze Dienerin mit weijJem Tuch um Kopf und Hals. Sie beaufsichtigt einen Destillierapparat, aus dem durch ein Rohrchen.dic .Flüssigkeit in einen Krug tropft. Ein zweiter Krug steht in Heichweite. Daneben erhebt sich gerade ein schwarzer Diener, um zwei an einem Stock befestigte Krüge fortzutragen. Unten, neben dem Eingang zur Terrasse, erscheint ebenfalls ein Schwarzer, der einen mit Früchten beladenen Korb auf dem Kopf trägt. Vor ihm geht ein Diener mit einem Tonkrug a.uf der Schulter. Die Vorgänge auf der Terrasse werden von dem Gastgeber, Sultan Husein Mirza, persö'nlich überwacht. Er sitzt in der Ecke auf einem gemusterten Polster, einige Karaffen vor sich. Hechts ist eine Gruppe von Höflingen mit dem Füllen von Karaffen und Krügen beschäftigt. Der eine hält einen blauen Krug in der Hand. Ein anderer gießt aus einer kugeifö'rmigen Flasche das Getränk durch einen Trichter in eine Karaffe, die von einem knieenden Höfling geha.ltcn wird. Daneben werdeiz aus einem Tonkrug weitere Karaffen gefüllt. Interessant ist die Form des Trichters, den der hockende Hofling in den Händen 13
hält, sie ist birnenfikmig mit nach unten gebogener Spitze, aus der die Flüssigkeit in die bereits halb gefüllte Karaffe träufelt. Unten ~ links ist ein Gast schon soweit, da:ß er es ni/tig hat, von zwei Gefährten gestützt zu werden, sehr zu.m Mißfallen des Aufsehers, der in der Mitte steht und die schwank-ende Gruppe betrachtet. In dem reich dekorierten Ein{!,·ang zur Terrasse steht der Türhüter und hält einen Neugierigen mit der Peitsche zurück. Abb. 2 · Musikalische Unterhaltung bei Sultan Busein Mirza. (Linkes Bild der Doppelseite.) Miniatur aus einem .Manuskript des Bustan von Sa'di Shirazi. Ein Werk des Malers Behzad. Herat-Schule. Datiert 1488 (893 H.). Ji'ormat: 21 X 30,5 cm. Agyptische Bibliothek, Kairo. Auch diese Szene führt uns auf eine geräumige Terrasse, die neben einem Gartenpavillon liegt, denn man erblickt durch die halb· geöffnete Tür rechts Blumen und Griin des Gartens. Der Eingang zum Pavillon in Form eines sechseckigen Turmbaus ist mit allen architektonischen Einzelheiten wiedergegeben. Mit der- '· selben Liebe zum Detail ist auch das Zeltdach rechts gezeichnet. In kunstvoll miteinander verwirkten Medaillons und Kreisen sind Arabesken, Ranken, Blumen und Tiere verschiedener Art wie Gazelle, Hase und Vogel gemalt. Das Medaillon in der Mitte enthält eine Votivinschrift auf Sultan Husein. Unter dem Zeltdach ist ein prunkvoller Teppich ausgebreitet, wo auf einem Polster der Sultan sitzt. Ein bevorzugter jugendlicher Gast hat neben ihm auf dem Teppich Platz genommen. Zu ihm neigt sich der mit einem Schwert bewaffnete Torwächter. Auch hier stehen Karaffen und Erfrischungen auf einem niedrigen Tisch vor dem Teppich bereit. Alle Anwesenden zeigen in verschiedener Weise ihre Reaktion auf den Vortrag des Lautenspielers im Mittelpunkt des Bildes. Einige Gäste scheinen mitzusingen, wie der Mann neben dem Musikanten und ein anderer, rechts im blauen Kleid, mit einem Textbuch in der Hand. Der Vortrag ist sicher sehr eindrucksvoll, wie man aus dem
allgemeinen Benehmen der Gäste ersieht. Mehrere Zuhiirer sind in Ekstase 1geraten. Neben dem Lautenspieler ist einer vor Begeisterung umgefallen und wird von seinem Gefährten aufgefangen. Beide haben sogar ihre Kopfbedeckung verloren, denn auf dem Boden liegen ein dunkler und ein weißer Turban. Ein im Vordergrund hockender Gast beißt sich in den Finger, eine typische Geste der Bewunderung, ein anderer beginnt schon zu tanzen. Auch · rechts in der Ecke bewegt einer den Kopf heftig zum Takt. Hinter ihm reißt jemand ganz außer sich seine Kleider herunter, ein Höfling hat sein braunes Oberkleid und den Turban aufgefangen. Auch. hier wird frö'hlich getrunken, um Künstler und Gäste anzufeuern. Der in der Mitte kauernde Mundschenk füllt die Becher aus langh.alsiger Karaffe. Speisen und Getränke werden von drei jungen Männern neben der 'Tür des Pavillons herbeigetragen. Ein geleerter Krug liegt im Vordergrund am Boden.
Abb. 3 · König Dara und sein Pferdehirt. Miniatur aus einem Manuskript des Bustan von Sa.'di Shirazi. Signiert vom Maler Behzad. Herat-Schule. Datiert 1488 (893 H.). Format: 21 X 30,5 cm. )lgyptische Bibliothek, Kairo. Dieser .Miniatur liegt eine Episode zugrunde, die dem Dichter Sa'di Shirazi Anlaß gibt, seiner Neigung für moralisierende Belehrung nachzugeben. König Dara verirrte sich eines Tages auf der Jagd und fand sich, getrennt von seinen Gefährten, in der Bergwildnis allein. Auf einer Wiese stand er plö'tzlich am Rand eines Ba.ches vor einem Hirten, der weidende Pferde betreute. Dara glaubte sich von einem Feind gestellt und hielt bereits Pfeil und Bogen bereit, um ihn zu tö'ten. Der Hirt aber erklärte, vor dem König stehend, ihm mit ruhigen Gesten, daß er hier seinen eigenen Pferdehirten vor sich habe. Vorsichtig tadelnd belehrte er ihn, daß er sich zu wenig um seine Untertanen kümmere, so daß er nicht einmal seine eigenen Diener erkenne, sondern sich in einem Hinterhalt von Feinden glaubte.
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Mit greifder Meisterschaft gelingt es hier dem Ma.ler Behzad, .Menschen und Tiere mit der Landschaft zu einer vollkommenen Einheit zu verschmelzen. Erstaunlich sind der B.eichtum und die Abstufungen der J<"'arbtöiu die er hier verwendet. Alle Gestalten, Menschen und Tiere, sind in naturalistischer Weise durch Haltung und Gesten charakterisiert. Hinter den Felsen ta.ucht ein Reiter auf, ein Jagdgefiihrte des Königs, der mit bestürzter Miene nach seinem Herrn Umschau hält. Rechts auf der Wiese sitzt neben einem Packen von Sätteln ein flirtenjunge, der aus einem an Stö'cken aufgehängten Ledersack Milch in eine Schale füllt. Die friihlich tollenden Pferde sind voller Leben und Temperament und mit außerordentlicher Darstellungskraft wiedergegeben. Der Maler bringt, wie es seine Gewohnheit ist, seine Signatur auch auf diesem M"eisterwerk an ganz versteckter Stelle, nämlich. auf dem Kö'ch.er des Kö'ni~·s, mit den bescheidenen Worten: "Arbeit des Sklaven .Beh.zad". A.bb. 4 . Szenen in einer Moschee. Miniatur aus einem Manuskript des Bustan von Sa'di ,'J'h{razi. Signiert vom Maler Beh.zad. Herat-Schule. Datiert 1488 (893 H.). Format: 21 X 30,5 cm . .llgyptische Bibliothek, Kairo. Diese Miniatur führt uns in das Innere einer M·oschee, wo die einzelnen Szenen sich wie auf einer Bühne abspielen. Im Vordergrund links ist ein Mann bei der rituellen Waschung vor dem Gebet. Ein schwarzer Diener hält für ihn das Handtuch bereit. Im Eingang daneben empfangt ein bettelnder Derwisch in seiner Schale die Gabe eines Sch.eikhs. Durch ein Fenster in der Mauer erblickt man einen Betenden. Im Innern der .Moschee steht in der Mitte eine Kanzel, neben der zur Linken ein Andächtiger kauert und ein .Mann im roten Gewand sich zum Gebet aufstellt. Rechts kniet ein Zweiter, in einer andern Phase des Gebets begrijj'en. Vor der Gebetsnische unterhalten sich zwei ehrwürdige Gelehrte. Links, zwischen den beiden Säulen, unterrichtet ein Scheiklt eine .Frau.
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Er hält ein geiijfnetes Bucft in der Hand und deutet mit dem Finger twf die rechte Seite, um ihr eine g·rammatikalische Formel zu. erklären. (an den deutlich lesbaren Worten ,daraba Zaidun' das bedeutet: ,Zaid schlug·' erkennt man, daß es sich um ein Lehrbuch der arabischen Grammatik handelt). Die linke Blattseite benutzt der Künstler für seine Signt~tur, die wieder in der gewohnten Formel gehalten ist: "Arbeit des Sklaven Behzad". . Abh. 5 . Gelehrte G·espräche in der Moschee. Miniatur aus einem Manuskript des Bustan von ,S!t'di Shirazi. Signiert vom Maler Behzad. Herat-Schule. Da.tiert .1489 (894 H.). Format: 2.1 X 30,5 cm. Ägyptische Bibliothek, Kairo. Mit hervorragender zeichnerischer Genauigkeit und Liebe zum Detail hat der Künstler hier den architektonischen Aufbau und die reiche Wandverkleidung wiedergegeben. Ein hoher, schiin geschmückter Torbogen teilt den Vorhof der Moschee von der fnnenhalle. Um den .Bogen läuft in einer Reihe von Kartuschen eine Inschr{ft, die in der letzten Kartusche mit Behzad' s Signatur endet ,,Arbeitdes SklavenBehzad im Jahre 894'', dasist1489n.Chr. Daraus ist zu verstehen, daß der Künstler diese Miniatur ein Jahr nach der .Beendigung der Abschrift des Manuskripts geschaffen /uzt. Das entspricht auch der üblichen Routine, denn der Kalligraph pflegte bestimmte .freie Seiten für den Kü,nstler zu reservieren, der dann später sein Werk ausführte. Behzad charakterisiert auch hier die einzelnen Personen durch Mimik und Gesten. Im Innen,· raum sitzen zwei Gelehrte mit Büchern 1!or sich, vertieft in ein Gespräch. Durch das offene Penstl!r blickt man in den blühenden Garten. Über die niedrige r3alustnule zwischen Vorhalle und Innenraum steigt ein alter Gelehrter, der sich auf seinen Stock stützt und seine .Bücher neben sich auf den Boden 1gelegt hat. Im f/(n·dergrund links stehen zwei Personen, die ein e~frigcs Gespräch führen. Ein Höfling, an seiner Kopfbedeckung erkennbar, eilt
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einem barhäuptigen Derwisch entgegen, dem er ein weißes Turbantuch zureicht. Auch der Derlflisch unterhält sich angeregt mit seinem Begleiter. Abb. 6 . Josef und Zuleikha (Potiphar's Weib) .
.Miniatur aus einem Manuskript des Bustan von Sa'di Shirazi. Signiert vom Maler Behzad. Herat-Schule. Datiert 1488 (893 H.). Format: 21 X 30,5 cm. )fgyptische Bibliothek, Kairo. Diese M'iniatur ill;_striert eine Episode aus der in der orientalischen Liter·atur sehr beliebten und häufig behandelten Liebesromanze von .Josefund Zuleikha ( Potiphar' s Weib). Zuleikha hatte sich in .Tosef verliebt und versuchte mit allen Mitteln, ihn für sich zu gewinnen. So läßt sie einen Pala.st bauen, der aus konzentrischen Räumen besteht, zu denen sieben Tore führen. Wände, .F'ußboäen und Decken waren der Sage nach mit verführerischen Liebes- ' szenenzwischen .Josef und Zuleikha geschmückt. Wohin auch .Josef blicken mag, er sieht sich in Zu.leikha' s Armen. Sie führt ihn durch den Palast, und im innersten Raum ist er fast ihren Verführungskünsten erlegen. Doch im letzten Moment besinnt er sich auf seine g&tliche Sendung und entflieht. .Diesen Augenblick hält die Miniatur fest . .Josef, durch den Flammennimbus gekennz,eichnet, reißt sich von Zuleikha los, die ihn am Gewand zurückhalten will. Der Boden ist mit schi/nen Teppichen bedeckt . .Im linken Raum, auf einem Schild an der Wand zwischen den beiden oberen Räumen, hat sich derKünstlerwieder verewigt mit seinem "Arbeit des Sklaven Behzad". Auf dem Torbogen im unteren Raum läuft in Kartuschen eine Inschrift, die in der letzten Kartusche das Datum 89 3, das ist 1488 n. Chr. angibt. Auch hier sind die Wandverzierungen mit Liebe zum Detail ausgeführt . .Der Künstler hat wohl absichtlich alle Räume frei von Personen gehalten, um die Aufmerksamkeit des Beschauers auf die Szene im letzten Raum zu lenken und anschaulich zu zeigen, daß Zuleikha alle Vorbereitungen getroffen hatte, um ungesto'rt zu sein. 18
Abb. 7 · Ein Dämon hat ein schlummerndes Liebespaar vor den Herrscher gebracht. Im Stil des Malers Behzad, signiert von Meister Timraz. Herat-Schule. Datiert 1496/97(902 H.) Format: 14,8 X 25 cm. Sammlung Cherif Sabry, Kairo. Die architektonische Einteilung dieser Miniatur erinnert auffallend an die in Abbildung 5. Auch hier haben wir den hohen, reich beschrifteten Tor bogen. Sogar die Form des Bogens und seine Verzierungen sind auf beiden Bildern die Gleichen. Die Einzelheiten der Wandbekleidung sind ebenfalls mit minutiöser Genauigkeit gezeichnet. Die hier ausgebreiteten drei Prunkteppiche, besonders der mittlere Medaillonteppich, ähneln in ihrer Musterung den Teppichen in Abbildung 2 und 6. Das Datum der Miniatur ist dem der Behzadbilder 1 bis 6 sehr nahe. Die um den Torbogen laufende Inschrift endet links mit der Angabe: "Werk des Meisters Timraz .... dieser Bau wurde beendet im Jahre 9021' (das ist 1496/97 n. Chr.). Timraz war sicher ein Schüler Behzad's und arbeitete in seinem Stil. Die hier illustrierte Begebenheit ereignet sich auf der Terrasse vor einem Gartenpavillon. Im Torbogen sitzt auf umfriedeter Estrade der Herrscher. Links stehen zwei Waffenträger mit Schwert und Pfeilen. Ein kniender Höfling reicht ihm eine Erfrischung. Links kniet der Mundschenk, vor sich eine Karaffe, und wendet sich zu einem Gast. Rechts sitzen zwei weitere Gäste, vor denen ein Tuch mit Speisen und Früchten ausgebreitet ist ..Neben ihnen sind drei Musikanten, eine Harfenspielerin, ein bärtiger Mann mit der Handtrommel und ein Tamburinspieler. Im Hintergrund lehnt ein Wächter mit seinem Stab gegen die Balustrade, neben ihm hat ein Diener vor Staunen den Finger im .Mund. Auf niedrigem Tisch stehen drei .Karaffen. Im Vordergrund liegt ein schlummerndes Paar auf einem Bett, links davon hält sich eine Gruppe vom .Männern, wahrscheinlich
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Wächter, auf. Ain Fußende des Bettes, die Hand a.m Bettpfosten, steht ein gehi/rnter Dämon mit nacktem Oberkiirper. Vermutlich handelt es sich hier um die Vorführung eines Zauberkunststückes. Es ist anzunehmen, daß mit dem Herrscher der König Salomo gemeint ist, dem Macht über die Dämonen verlieh.en war, und der den Dämon bear~ftragte, das schlummernde Paar herbeizuschaffen. Im Gipfel des Baumes zur Rechten sitzen zwei Wiedehopfe. Dieser Vogel wird in orienta.lischen Märchen gewiihnlich als . Bote Salomos hingestellt. Abb. 8 und 9 . Zwei Miniaturen auf einer Doppelseite in einem Manuskript der "Khamsa" (fiinf Dichtungen) von Nizami. Im Kolophon am Ende des Manuskripts schreibt der Kalligraph , Mohammad ihn Ali ihn Darwish Ali Samarqandi, daß er die Abschrift des vorliegenden Manuskripts in d.er Stadt Herat im Monat Shawwal 917 (De1.cmber 1511) hecndet hat. Ahb. 8 . Festliche Einladung. (Rechtes Bild der Doppelseitc.) Miniatur aus einem Manusk;ipt der Khamsa (fünf Dichtungen.) von .Nizami. · Im Stil des Malers Behzad, signiert von Bah.ram Quli. l!erat-Schule. Datiert 1510/.11 ( 9.16f17 1!. ). Format: 22 X 30 cm Sammlung Cherif Sabry, Kairo. In einem luxuriö's ausgestatteten Raum ist eine frö'hlich feiernde Gesellschq,ft versammelt. Ein hoher Torbogen gibt den Blick in einen Erkerraum frei, der mit reicher Wandbemalung verziert ist. Durch das offene Fenster blickt man in den Garten. In der .Mitte des Torbogens ist in einem Medaillon die Signatur des Künstlers zu lesen: "Arbeit von Btthram Quli". In den Fenstern, zu beiden Seiten des Bogens, sitzen die Fra.u.en und schauen dem Festtrubel in der Halle zu. Darunter, in den beiden Eingängen, stehen Türhüter. Der vornehme Gastgeber, scheinbar ein Fürst, sitzt auf einem Thronsessel und wird von drei eleganten Jünglingen mit Speisen und Getränken bedient. In dem großen Raum vor· ihm halten sich
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die Gäste auf ·Sie ·werden von jungen Pa.gen betreut. Jeder Gast hat vor sich ein Tuch ausgebreitet, auf dem serviert wird. Im Vordergrund ist der Koch beschäftigt, Fleisch am Spieß zu rö'sten. Andere Diener laufen mit {!;e_füllten Schüsseln und Krügen unter den Gästen herum. Eine Gruppe von Musikanten, links im Bild, unterhält die Gesellschaft mit ihrem Spiel.
Abb. 9 . Gartenfest. (Linkes Bild der Doppelseite.) Miniatur aus einem Manuskript der Khamsa (fünf Dichtungen) von Nizami. . Im Stil des Malers Behzad. Ein Werk von .Bahram Quli. Herat-Schule. Datiert 1510/11 (916f17 H.). Formnt: 22 X 30cm. Sammlung Cherif Sabry, Kairo. In einr:rm gepflegten, blumenreichen Garten hnt sich ein Kreis vornehmer Gäste eingefunden. Sie werden in zwei offenen Pavillons bewirtet. Auf dem Basen, zwischen den Pavillons, sitzt ein Gast am Ufer des Teiches, in dem eine wei:ße Ente schwimmt. Junge Pagen bedienen die Gäste. Im Garten, zu beiden Seiten des Eingangs, sind Gärtner in den Blumenbeeten beschäftigt. Im Vordergrund ist eine Schar von Dienern bereit, die Gäste zu empfangen. Eben ist ein Gast eingetroffen, und sein Pferd wird von den Knechten abgeführt. Auch ein Jagdhund ist dabei. Diener. tragen .Speisen und Getränke durch das Gartentor zu den Gästen, einer von ihnen ist mit einer Schüs.~el neben dem Gärtner rechts zu sehen. Im Vordergrund sind drei kleine schwarze Diener beschäftigt. Ein Wächter verjagt die Neugierigen und schlägt einen Jungen so heftig mit dem Stock auf die Schulter, daß der Turban fliegt.
Abb. 10 . Ein vornehmer Empfang. Einzelblatt aus einem persischen Divan. Im Stil des Malers Behza.d. Tabriz-Schule. Um 1525(932 H.). Format: 26 X 32 cm. Museum für Islamische Kunst, Kniro. 21
Auf einer Wiese mit hügeligem Hintergrund ist ein Zeltdach errichtet. Darunter hat eine vornehme Persö'nlichkeit, anscheinend ein ~Fürst, Platz genommen. Er sitzt, gestützt von Kis.~en, auf einem teppichbedeckten Polster, zu dem Stufen emporführen. Auf beiden Seiten, hinter ihm, stehen je drei Höflinge. Der Erste, links, ein Schwarzer, nimmt gerade von seinem Nachbarn Anweisungen entgegen. Rechts fächelt ein Höfling seinem Herrn, daneben stehen zwei Waffenträger. Vor dem Fürsten hockt ein fremder Gast, erkenntlich an dem andersartigen gestreiften Gewand und scheint mit lebhaften Gesten ein Anliegen vorzutragen. Der Fürst hält in der rechten Hand eine Rolle in roter Hülle, die ihm der Gast wohl überreicht hat. ltechts neben den Stufen sitzt auf niedrigem Stuhl der Gefährte des Gastes mit einem Stab in der I-land. Beim E~p-, fang sind ebenfalls die Ratgeber und Hofbeamten des Fürsten zugegen, wie der bärtige Herr zur Linken und die beiden .neben ihm stehenden, vornehm gekleideten jungen Herrn. Rechts wendet sich ein Herr, Schweigen gebietend den Finger am Mund, einem anderen zu. Es scheint sich um wichtige Dinge zu handeln. Abb. 11 und 12. Zwei Miniaturen aus einem Manuskript der Romanze "Josef und Zuleikha (Potiphar's Weib)" von Djami. Abb. 11 · Zuleikha's Freundinnen sind überrascht von Josef's Schönheit . .Miniatur aus einem Manuskript der Romanze Josefund Zuleikha ( Potiphar' s Weib) von Djami. Im Stil des Malers Behzad. Tabriz-Schule. Datiert 15}} (940 H.). Format: 15,5 X 24 cm. Jlgyptische Bibliothek,Kairo. Zuleikha's Verliebtheit in Josefist zum Stadtgespräch geworden, und besonders ihre Freundinnen sind sehr entrüstet über ihr Benehmen. Um sich zu rechtfertigen, lädt Zuleikha ihre lireundinnen ein und bewirtet sie mit Früchten. Als alle damit beschäftigt sind, die Früchte zu schneiden, läßt Zuleikha plö'tzlich J osef 22
erscheinen. Bei seinem Anblick sind die Damen so überrascht, von seiner Schönheit, daß sie ihre Beschäftigung ganz vergaßen. Statt in die Früchte schnitten sie sich, Josef anstarrend, in die Finger, aus denen das Blut träufelte. Die Miniatur illustriert diese Szene. Zuleikha bewirtet ihre Freundinnen in einem mit Teppichen ausgelegten Raum, dessen hoher Torbogen auf eine Gartenterrasse führt. An der Tür zur Terrasse, rechts, sitzt der Türhüter auf .einem niedrigen Stuhl. Ein neugieriger Jüngling lehnt sich über den Zaun, um einen Blick von den schönen Damen, die gerade hineingegangen sind, zu erhaschen. Im Garten blühen die Bäume, am Himmel ziehen Kräuselwolken. Oben rechts sitzt Zuleikha auf einem Polster, hinter dem man durch das geöffnete Fenster auf den blühenden Garten sieht. Vor ihr steht ein Korb mit Früchten, ein zweiter auf dem vorderen Medaillonteppich. Rechts am Pfeiler er.~cheint Josej, am Flammennimbus auch hier zu erkennen, mit einem Krug in den Händen. Links sitzt die Schar der Freundinnen, die sich in die Finger geschnitten haben, bei manchen sieht man die Blutstropfen rinnen. Die Erste sinkt halb ohnmächtig zurück und wird von einer Gefährtin aufgefangen. Die Erzählung geht weiter, daß Josef in der Folge sich nicht mehr vor den Liebesanträgen der Freundinnen zu retten wußte. Er fleht Gott an, daß er ihn doch ins Gefängnis werfen ließe, damit er endlich Ruhe habe. Abb. 12 . Die Himmelfahrt des Propheten Mohammad. Miniatur aus einem Manuskript der Romanze J osef und Zuleikha (Potiphar's Weib von Djami.) Im Stil des Malers Behzad. Tabriz-Schule. Datiert 1533 (940 H.). Format: 15,5 X 24 cm . ./lgyptische Bibliothek, Kairo. Gegen das blaue Firmament hebt sich in einem goldenen Flammennimbus die Gestalt des Propheten auf dem Fabelpferd Burak ab. Der Engel Gabriel schwebt ihm als Führer durch das von der Sonne 23
beleuchtete Wolkenm eer voran. Geflügel te Genien mit Gaben in den Händen eilen dem heiligen M"ann von allen Seiten entge{!;en und umringe n ihn. Die Gesichte r der Genien, des Engels Gabriel und des Pferdes sind klar gezeichnet, während der Künstler, wohl aus Ehrfurch t, das Antlitz des Prophete n unter einr'rn Schleier verba.rg. Hier ist es dem Künstler mit visionär em Einfühlu ngsvermöge n gelungen , einen mystisch en Vorgang zu versinnlichen. Unsere Miniatu r ist sicher na.ch einem Entwurf von Behzad ge·· nwlt, die späteren Darstellu ngen seiner Schii/.er- als Vorbild dientl'.