Raumschiff Monitor Raumschiff verschollen 1. Eine Heimkehr, aus der nichts wird „Kinder”, meinte Prosper hoffnungsvoll, ...
147 downloads
2292 Views
119KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Raumschiff Monitor Raumschiff verschollen 1. Eine Heimkehr, aus der nichts wird „Kinder”, meinte Prosper hoffnungsvoll, „bald haben wir wieder Erdboden unter den Füßen! Richtigen guten, festen Boden! Ich kann's noch gar nicht glauben!” „Ich auch nicht”, brummte der stämmige Gérard. „Wenn ich bedenke, daß wir noch immer im Raumschiff Monitor sind! Wir schwenken eben in zweihundertachtzig Kilometer Abstand von der Erde in die Kreisbahn ein!” „Na und? Das ist doch nötig zur Landung, oder?” erkundigte sich die zwölfjährige Tatjana, genannt Tati. „Wir sind auf der Parkbahn.” Ihr Bruder Henri nickte. „Gleich wird Professor Charivari auf dem Bildschirm erscheinen und uns in seine geheime Bodenstation einweisen.” Tati seufzte erleichtert. „Hach, dann kommen wir endlich zurück nach Marac! Wir können unser Zeltlager wieder aufbauen, im Café Eis essen und am Badestrand faulenzen!” Mit einem Blick auf ihren kleinen Bruder Micha und den Pudel Loulou fügte sie hinzu: „Besonders die beiden müssen sich mal wieder tüchtig austoben.” „Nur nicht nervös werden, Schwesterchen”, sagte Henri. „Das Schlimmste liegt hinter uns. Die Luftpiraten sind wir los, unser Auftrag ist erfüllt. Die Kerle werden mit dem Raumschiff Rotor von der Unterseestation aus weiterverfolgt. Nun haben wir so viel erlebt, daß es auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht ankommt.” Die Gefährten des dreizehnjährigen Henri - die gleichaltrigen Freunde Gérard und Prosper, seine zwölfjährige Schwester Tati und der achtjährige Bruder Micha - befanden sich auf der abenteuerlichsten Ferienfahrt der Welt. Zu ihnen gehörte übrigens auch ein junge, der als letzter hinzugekommen war, bald aber die wichtigste Rolle übernommen hatte: Marcel, vierzehn Jahre alt, spindeldürr, ein blonder „Eierkopf” mit großen, dicken, runden Brillengläsern. Weil er so viel wußte und so unwahrscheinlich klug war, nannten ihn die anderen Superhirn. „Ich für meinen Teil habe genug erlebt”, sagte Tati. „Das mit den paar Stunden mehr oder weniger ist 'n schöner Trost! In ein paar Stündchen kann in einem Raumschiff mehr geschehen als in ein paar Jahren auf der Erde! Ich wollte wirklich, ich wäre schon unten!” „Ein bißchen dauert es noch”, erklärte Superhirn. „Wieso?” begehrte Tati auf. „Du hörst doch: Ich habe genug!” „Erst muß Marac in Position kommen. Du weißt doch, daß sich die Erde dreht. Sie dreht sich auch unter uns. Erst wenn sie sich so weit gedreht hat, daß wir auf unserer Umlaufbahn Marac überfliegen würden, können wir hinabtauchen. Wenn wir aber jetzt zum Landen ansetzen wollten, würden wir in Asien herunterkommen, nicht aber in Frankreich, wo wir hinwollen!” „Schön, das weiß ich - aber wie lange dauert das noch?” wollte Tati wissen. „Beim nächsten Umlauf ist es soweit”, antwortete Superhirn. „So in anderthalb Stunden sind wir in Marac.” Henri und Superhirn - der eine auf dem Platz des Bordkommandanten, der andere auf dem des Flugingenieurs - blickten auf eine sonderbar flimmernde glatte und runde Fläche, die wie eine Tischplatte wirkte. Das war der Himmelsvisor. Er ermöglichte ihnen indirekt aus dem lautlos dahinsausenden Raumschiff heraus einen Ausblick ins All. Die ganze Besatzung saß bequem, fast gemütlich in gewaltigen Drehsesseln. Da das Raumschiff mit künstlicher Schwerkraft ausgestattet war und alle betretbaren Räume an Bord immer waagerecht blieben - wie sich das Raumschiff auch wenden mochte -, konnten sie sich so frei bewegen wie in einer Bodenstation. Aber das Gefühl des Unheimlichen blieb.
Wohl trug niemand einen Raumanzug wie die Astronauten in den bisher bekannten Kapseln. So, wie sie im Hochmoor gezeltet hatten, in Trainingsanzügen, in Jeans und Pullis, waren sie durch eine Verkettung sonderbarer Geschehnisse an Bord des Superraumschiffs Monitor gelangt. Micha hielt den kleinen Pudel auf dem Schoß, als säße er irgendwo in einem fremden Haus. Denn die Umgebung hier war kalt und unwohnlich. Sie schien auf den ersten Blick nur aus Drehknöpfen, Schaltern, Hebeln, Tasten, farbigen Meßgläsern, Bildschirmen und anderen rätselhaften Dingen zu bestehen. Nein, die fünf Jungen, das Mädchen und der Pudel Loulou saßen wahrhaftig nicht in einem Kinderzimmer. Und das Ganze war auch kein Traum! Nichtsahnend hatten sie im Hochmoor bei Marac an der Atlantikküste gezeltet, als ihnen der Professor Dr. Brutto Charivari begegnet war. Nichts weiter als ein kauziger Privatgelehrter dafür hielten ihn die Leute. Er bewohnte eine Hütte bei den Klippen, zu denen sich niemand hinwagte. Er behauptete, ein Gelehrter zu sein, der das Alter von Gesteinen bestimmte. In Wahrheit leitete er seine eigene geheime Raumfahrt-Bodenstation, die sich unter dem Hochmoor befand. Seine beiden Brüder befehligten die ebenso geheimen Untersee- und Mondstationen. Charivaris Mitarbeiter in der Geheimbasis Marac hatten gemeutert und waren mit dem Schwesterschiff des Monitor, dem Meteor, geflohen. Der Professor - im Kampf mit den Meuterern verletzt - war nicht in der Lage gewesen, die Piraten selbst zu verfolgen. Gestützt auf Superhirns Klugheit und auf die Lenkhilfen seiner Bodenstation, hatte er den Monitor zur Jagd auf die Piraten angesetzt, eine Verfolgungsjagd, die nun das Raumschiff Rotor von der Unterseestation übernommen hatte. „Achtung - Bildschirm zwei!” meldete jetzt Gérard. Schnell hoben Kommandant Henri und Flugingenieur Superhirn ihre Blicke von der Sichtplatte. Alle starrten wie gebannt auf die linke Seite des Kommandoraums. Nun, das kannten sie inzwischen: Die Mattscheibe wirkte auf einmal wie ein Fenster, durch das das leibhaftige Grauen hereinschaute. Aus Halbschatten, Schatten und Zwielicht entwickelte sich immer deutlicher ein Gesicht. Die Umrisse des Kopfes erinnerten an eine Salatgurke. Der spitze Schädel war völlig kahl. Die Augenbrauen des Mannes schienen zwei dicke schwarze Striche zu sein, unter denen die gespenstisch flimmernden Augen fast verschwanden. Das Sonderbarste aber waren der dünnsträhnige schwarze Kinnbart und die eingefallenen Wangen unter den spitzen Backenknochen. So schrecklich der Mann - besonders auf dem Bildschirm - wirkte: Die Gefährten wußten, sein geheimes Werk sollte später einmal der gesamten Menschheit zu friedlichen Zwecken dienen. Vor allem war dieser Professor Charivari ein guter Freund. „Hallo, Professor!” krähte Micha begeistert. „Holen Sie uns jetzt runter? Prima! Wir können was erzählen! Hat das andere Raumschiff die Piraten geschnappt?” „Professor Charivari!” meldete sich auch Superhirn erfreut. „Monitor auf Parkbahn. Weisen Sie uns zur Landung ein?” Zum Entsetzen aller erwiderte der Professor: „Landung fürs erste ausgeschlossen. Bleibt auf Erdumlaufbahn. Geduld! Geduld! Melde mich später...” „Später... ?” schrie Henri. „Was soll das heißen? Wann ist das? In dreitausend Jahren vielleicht... ? Dann können Sie uns als Geister runterholen! Aber dann sind Sie selber längst ein Geist! Hallo, Professor... !“ Doch der Bildschirm wurde dunkel. Charivari hatte nicht mehr geantwortet. Wuff, wuff, wuwuuu, kläffte und winselte der Zwergpudel leise. Er spürte den eisigen Schrecken, der die Besatzung befallen hatte. „Was”, japste Prosper, „was war denn das? He, Superhirn! Ich dachte, wir wären auf dem Heimflug! Na ja - Heimflug, ich meine: Rückflug. Hatte der Professor nicht gefunkt: Auftrag beendet, zur Basis Marac zurückkehren oder so ähnlich? Er schien uns nicht schnell genug wieder unten haben zu können. Und nun?” „Das Abenteuer war doch beendet!” maulte Gérard.
„Dachte ich auch!” rief Tati schrill. „Es hatte auch nie anders geheißen!” „Vie-vie-vielleicht sind die Pi-piraten dem Ras-Raumschiff der Unterseestation entwischt”, stammelte Micha. „Sie ha-haben unsere Bo-bodenstation überfallen!” „Und der Mann am Bildschirm wäre nicht Professor Charivari gewesen?” höhnte Henri. „Quatsch! Außerdem ist die Basis in Marac so sicher, daß keine Macht sie erobern könnte.” „Du könntest dich irren”, zweifelte Gérard. „Mir ist ziemlich ungemütlich zumute, wenn ich daran denke, daß mein Vetter Martin beim Professor in der Bodenstation sitzt!' „Immer mit der Ruhe”, sagte Superhirn. „Ich schlage vor, wir bleiben erst mal auf Parkbahn, genau wie es Charivari befohlen hat.” „Wann können wir dann runter?” erkundigte sich Prosper. „Erst wieder in vierundzwanzig Stunden - das heißt, wir müssen noch sechzehnmal um die Erde kreisen.” „Und wenn uns der Professor so lange kreisen läßt, bis wir schwarz geworden sind?” rief Tati. „Dann kämen wir als Kaminkehrer zurück”, meinte Superhirn mit Galgenhumor. „Hör mal”, ereiferte sich Henri. „Dies ist doch kein gewöhnliches Raumschiff, sondern ein Allzweckfahrzeug. Zur Not braucht es keine Lenkhilfe von einer Bodenstation. Außerdem kann es sich zu Land, zu Wasser und in der Luft bewegen wie ein Luftkissenfahrzeug, ein Schiff oder ein Flugzeug. Ja, es kann sogar tauchen wie ein U- Boot und in die größten Tiefen vorstoßen. Machen wir uns doch selbständig! Gehen wir runter! Schwimmen wir den Golf von Biskaya entlang, oder kurven wir wie ein Hubschrauber über dem Hochmoor herum! Dann sehen wir vielleicht sogar, was mit der Bodenstation los ist!” Superhirn lachte. „Ihr wißt, ich trage ein kluges Köpfchen auf dem Hals”, erwiderte er pfiffig. „Und ich bin ein Lernphänomen und ein Kombinationsgenie. Außerdem haben wir hier an Bord die tollsten Hilfsmittel für den Fall des Versagens der Bodenstation. So weit ist die gewöhnliche Raumfahrt noch nicht. Trotzdem sitzen wir hier in keinem Omnibus. Und solange ich mich an Professor Charivari halten kann, werde ich nichts Übereiltes tun. Das wäre tollkühn. Und mit Tollkühnheit erreicht man in der Raumfahrt rein gar nichts.” „Da hat Superhirn recht”, sagte Tati auf einmal sehr ruhig. „Bleiben wir auf der Erdumlaufbahn - und warten wir ab. Charivari wird sich schon melden.” Superhirn nickte. „Es braucht gar nichts Schlimmes zu sein, was ihn davon abhält, uns herunter zu holen. Vielleicht herrscht an der Küste ein starker Sturm...” Doch es war noch nicht einmal das. Ein Sturm wäre sogar ein geringeres Übel gewesen als die fast albernen Vorgänge im Hochmoor, die Charivari bewogen hatten, Monitor vorläufig auf der Erdumlaufbahn kreisen zu lassen. Das Gebiet vor Charivaris Küstenbesitz war nämlich plötzlich von Touristenströmen überflutet worden. Mit Wohnwagen, mit Autos und Anhängern, mit Zelten, Luftmatratzen, Liegestühlen, Hockern, Klapptischen, Grills und anderen Geräten hatten sich die Leute wie ein Heuschreckenschwarm auf dem südöstlichen Teil des Hochmoors bei der Bruchsteinkapelle niedergelassen. Der Bauer Dix war mit Herrn Bertrand in der Hütte des Professors erschienen. Dort saßen, durch Lichtschranke, Horchgerät und Bildfunk-Warngerät schon alarmiert, der Professor und Martin scheinbar arglos beim Tee. Der Eingang zur unterirdischen Geheimstation - ein runder eiserner Ofen war durch Auslösung des Gelators mehr als panzerhart verschlossen. Keine Macht der Weit würde ihn öffnen können. Charivari hatte einen Haufen alter Bücher neben sich, und Martin tat, als könne er nicht genug über die Altersbestimmung von Gesteinen hören. „Entschuldigen Sie, Herr Professor“, sagte Herr Bertrand. „Wir alle in Marac wissen, daß Sie nur Ihre Arbeit kennen - nur Ihre Arbeit und sonst nichts. Deshalb läßt Sie jedermann gewöhnlich in Ruhe. Nur...“ Er schwieg verlegen.
„Es ist so“, erklärte der Bauer Dix, „in diesem Jahr haben wir einen Zustrom von Fremden wie noch nie. Es ist zum Verrücktwerden, Herr Professor. Auf Herrn Bertrands Campingplatz kann sich keine Maus mehr rühren, so voll ist es da. Nun hat mich der Bürgermeister gebeten...“ „Ich verstehe.“ Professor Charivari unterbrach ihn. „Sie sollen Ihren Teil des Hochmoors den Feriengästen zur Verfügung stellen.“ „Bei der Bruchsteinkapelle ist klares Wasser, dort wäre die Errichtung sanitärer Anlagen eine Kleinigkeit“, erklärte Herr Dix. „Ehrlich gesagt, die Arbeiten sind schon im Gange. Wir wollten uns nur bei Ihnen entschuldigen, daß Sie durch die ganze Sache in Ihrer Einsamkeit gestört werden. Im nächsten Sommer werden wir eine andere Lösung finden.“ „Sicher!“ sagte der Professor lächelnd. „Aber setzen Sie sich doch, meine Herren!“ Gérards Vetter Martin staunte. Charivari erwartete doch das Raumschiff Monitor! Gerade hatte er in der Bodenstation die Landung einleiten wollen - da war das Heer der Campingleute aus Marac heraufgezogen. Nun verkündeten Herr Dix und Herr Bertrand, daß diese Leute bis zum Herbst bleiben würden: eine Menge ungebetener Zeugen für vieles, das unbedingt geheim bleiben mußte! Und der Professor lächelte! Er lächelte so sanft, als hätte man ihm keine Zeltreihen mit schnatternden, neugierigen hin und her laufenden Menschen ins Hochmoor gepflanzt, sondern stumme, schöne Blumen! „Machen Sie sich keine Gedanken, meine Herren“, sagte er. „Sie waren stets freundlich zu mir, und Sie haben mir so oft geholfen! Mögen Sie vielleicht eine Tasse Tee?“ „Danke, danke“, lehnte Herr Dix höflich ab. Herr Bertrand murmelte: „Wir wollen Ihnen keine Umstände machen.“ „Der Martin hilft Ihnen doch hoffentlich?“ erkundigte sich der Bauer Dix. „Er soll mal zu uns hereinschauen, ob wir etwas für Sie haben. Gemüse, Fleisch, na, und was Sie brauchen...“ Er sah sich um. „Hm! Die Hütte ist ja sehr gemütlich geworden. Wie gefallen Ihnen außen die Kunstfaserplatten? Schön weiß, nicht? Diese rohen Holzbretter waren ja ein häßlicher Anblick.“ Er runzelte die Stirn, als fiele ihm plötzlich etwas ein. Dann sah er zum Ofen. „Ach ja“, sagte er. „Das ist merkwürdig! Als ich mit meinen Hilfskräften - diesen Pfadfindern - hier alles in Ordnung gebracht habe, wollte ich den Ofen gegen einen besseren auswechseln. Aber glauben Sie, wir hätten das Dings da...“, er wies in die Ecke, „... wir hätten diesen Ofen auch nur um Haaresbreite verrücken können? Bevor wir die letzte Wand bauten, bin ich mit meinem Trecker dagegengefahren! Der Trecker bekam eine Beule, der Ofen stand wie eine Eins!“ Professor Charivari ließ sich nichts anmerken. „Der stammt aus dem vorigen Jahrhundert, Herr Dix“, sagte er schnell. „Da hat man solche Öfen für die Ewigkeit gebaut!“ Der Bauer Dix lachte. „Sie mögen recht haben, Herr Professor. Und wegen der Zeltleute nichts für ungut! Wie gesagt, die bleiben nur ein paar Wochen...“ Als er mit Herrn Bertrand gegangen war, stand der Professor eine Weile schweigend da. Alle Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. „Was machen wir jetzt?“ drängte Martin. „Haben Sie nicht mal gesagt, Sie könnten Ihr Gelände unter eine himmelhohe Glocke aus verfestigter Luft setzen? Dann könnten die Leute gar nicht erst in unsere Nähe kommen! Sie würden sich ewig vor dem unsichtbaren Hindernis abzappeln! Oder?“ Charivari nickte bedächtig. „Stimmt! Ich kann das ganze Gebiet über der Bodenstation so abschirmen wie diesen Ofen. Ich hätte es längst tun können. Doch nach allem, was sich seit der Meuterei hier abgespielt hat, wollte ich bei den Einwohnern von Marac kein Mißtrauen erwecken. Daß Herr Dix etwas Besonderes an dem Ofen aufgefallen ist, ist schon schlimm genug. Touristen sind besonders neugierig...“ Er schwieg und strich sich den dünnen Bart. „Der Funkverkehr zwischen uns und Monitor würde zum Beispiel ihre Transistorradios stören“, überlegte Martin. „Nein, das nicht“, murmelte Charivari. „Aber diese Leute filmen und fotografieren alles. Ich
könnte das durch eine Strahlenkanone verhindern. Doch dann würden sie mit ihren verdorbenen Filmen allesamt nach Marac rennen und den Fotohändler verantwortlich machen. Hm! Ich muß mir etwas ausdenken, das die Leute zwingt, von selber das Feld zu räumen. Eine dumme Kleinigkeit. Aber an Kleinigkeiten hängt jetzt alles. Paß auf! Du gehst in das Zeltlager und siehst dich da ein bißchen um.“ „Und was tun Sie inzwischen?“ fragte Martin. „Ich steige in die Bodenstation hinunter, befehle Monitor, sich auf Erdumlaufbahn zu halten, und hole mir etwas aus meinem Labor.“ „Was denn?“ forschte Martin neugierig. „Das wirst du bald sehen“, antwortete der Professor und blinzelte. 2. Das Hochmoor wird belagert Bevor Herr Dix die Hütte des Professors umgebaut hatte, war sie nur eine windschiefe Bretterbude mit einem Moosdach gewesen. Zwischen zerzausten Büschen an die grasige Erde geduckt, hätte sie keine bessere Tarnung haben können. In der Mitte des Hochmoors standen zudem Schilder „Halt! Privatbesitz! Betreten des Steilufers lebensgefährlich!” Der Strand darunter galt als „Todesstrand”. Dort, bei den unheimlichen „Heulenden Steinen”, war das Baden wegen des Sogs im Wasser polizeilich verboten. Auch darauf wiesen Schilder hin. Die Bevölkerung von Marac hatte sich stets danach gerichtet. Das Hochmoor, besonders der Küstenteil, war verrufen. Die Alten wußten Geschichten zu erzählen, die sie schon von ihren Urgroßeltern gehört hatten: Spukgeschichten, die selbst den Jüngeren kalte Schauer über den Rücken jagten. Nicht der Wind, so hieß es, heule durch die Felslöcher. Vielmehr höre man das Gejammer ertrunkener Fischer. Auch die Strömung sei nicht so zu erklären, wie es die Lehrer immer täten. Meeresgeister, glaubten die Alten, zögen den Schwimmenden hinaus auf See und drückten ihn unter Wasser. Die Gefährlichkeit des Ufers und der Aberglaube der Bevölkerung hatten Professor Charivaris geheimes Werk geschützt. Doch nun sah Martin buntgekleidete Zeltlager-Touristen unbekümmert um die Schilder über den Bach hüpfen und auf die Hütte zustreben, die der Bauer Dix mit weißen Kunstfaserplatten verkleidet hatte. „He, du da! Junge!” rief ein Mann. „Ist das ein Lokal?” „Ein - was?” fragte Martin. Er legte die Hand hinters Ohr und tat, als höre er nicht recht. „Wunderbar, wie das Häuschen da so strahlend weiß in der Abendsonne liegt”, schnaufte eine dicke Frau. Sie ließ sich von ihrem riesigen Mann hinterherziehen. „Ach, so ein Ferienhaus! Das wäre was!” Alle blieben einen Augenblick stehen. „Die Wände sind so leuchtend blau!” rief eine andere Frau mit ihrer meckernden Stimme begeistert. „Blau? Was ist blau, wer ist blau?” spottete ein dicker Mann mit einem Notizbuch in der Hand. „Vielleicht haben Sie eine blaue Brille auf, wie? Das Haus ist rot! Leuchtend rot! In der Sonne glühen die Wände wie Rubin. ja, sie funkeln richtig! Haha, man will mir einreden, da wohne ein armer Forscher! Ein Millionär hat sich dort niedergelassen! Wahrscheinlich ein Scheich! Wer kann sich denn solche leuchtenden Hauswände leisten?” „Schwarz!” widersprachen zwei junge Mädchen wie aus einem Munde. Danach rief die eine: „Die Wand ist kanarienvogelgelb!” und die andere: „Silbern ist sie! Sie ist silbern!” Statt kopfschüttelnd das Weite zu suchen, rannte die ganze Gruppe direkt auf die Hütte zu. Dort standen mittlerweile schon andere Leute aus dem Zeltlager. Auch sie stritten sich über die Farbe der Außenwände! Opas, Omas, Eltern, Tanten, Onkels, Mädchen und Jungen ... „Orange!” - „Rot! Tomatenrot!” - „Meergrün!”
In einem Augenblick, in dem das Gezanke durch eine allgemeine Atempause unterbrochen wurde, ertönten die ruhigen Worte: „Aber meine Herrschaften! Worum geht es denn hier? Streit? Streit an einem so herrlichen Feriennachmittag? Vielleicht gestatten Sie mir, daß ich den Vermittler spiele. Charivari ist mein Name. Dr. Brutto Charivari, Professor, Geochronologe...” Alle anderen überragend, stand der kahlschädelige Professor mit seinem lackschwarzen dünnen Kinnbart zwischen den Leuten. „Sie sind der Besitzer?” fragte ein junger Mann mit erstaunten Augen. „So. Dann werden Sie uns sagen können, welche Farbe Ihre Hauswände haben! Bitte, äußern Sie sich! Äußern Sie sich über die Farbe jeder einzelnen Wand!” Der Professor lächelte heiter. Mit sanfter, fast einschmeichelnder Stimme erklärte er: „Ich wüßte nicht, was ich mich da viel zu äußern hätte, junger Mann. Das Haus ist weiß! Es ist rundherum weiß! Daran gibt es überhaupt nichts zu zweifeln! Fragen Sie den Bauern Dix, der hat die Faserplatten angebracht!” Wie vor den Kopf geschlagen, entfernten sich die Leute. Der Professor lachte leise. „Die werden schon wieder gesprächig werden”, meinte er. „Spätestens am Abend, wenn sie den Schreck verwunden haben. Sie werden sich wieder streiten. Bis morgen mittag brechen sie das Lager ab und verschwinden. Das heißt allerdings, ich muß da noch ein bißchen nachhelfen.” „Nun erklären Sie mir bitte, wie Sie das gemacht haben!” bat Martin. „Ich falle sonst vor Spannung um!” „Mit einem besonderen Apparat habe ich einfach das Farbensehen der Leute durcheinandergebracht“, erklärte Charivari. „Du weißt doch, daß wir Farben so empfinden, wie wir sie für echt halten. Dabei ist das angeblich weiße Glühlampenlicht eigentlich rötlich, wenn man es auf einer korrekten Farbaufnahme einfängt. Aber das ist nur ein einfaches Beispiel. Lassen wir das. So - jetzt gehe ich noch einmal hinunter in die Bodenstation und rufe das Raumschiff Monitor. Wie ich eben hörte, ist an Bord alles in Ordnung. Unsere Freunde müssen noch ein Weilchen auf der Erdumlaufbahn bleiben.” „Aber was ist, wenn wir die Leute nicht wegkriegen?” wollte Martin wissen. „Verlaß dich darauf, es klappt”, beruhigte der Professor den besorgten Jungen. Martin schlenderte über das Hochmoor und beobachtete das Gewimmel bei der alten Bruchsteinkapelle. Mit Hilfe zweier Arbeiter aus Marac waren viele Touristen dabei, das Quellwasser in eine lange Holzrinne zu leiten. Etwas weiter entfernt wurden Holzkabinen errichtet. Aha, dachte Martin, die Häuschen! Na, das sah aber wirklich so aus, als richte man diese Campingstelle nicht nur für ein paar Wochen ein. Der Bauer Dix mochte sagen, was er wollte: Aus diesem Ausweichplatz konnte für das nächste Jahr sehr leicht ein festes Campinglager Der Himmel war mittlerweile so hell geworden, daß Martin die Wagen und Zelte genau sah. Noch regte sich darin keine Menschenseele, aber probeweise konnte man ja ruhig mal den Knopf des kleinen Kästchens betätigen. Einen Augenblick später unterdrückte Martin einen Ausruf der Verblüffung: Autos, die vorher blau gewesen waren, erschienen ihm auf einmal gelb. Gelbe wurden rosa oder rot. Ein orangefarbenes Zelt bekam das Aussehen eines schmutzigen Lappens, ein anderes wurde giftgrün. Auch das Gras hatte sich verwandelt; eben noch grün, schillerte es gespenstisch silberviolett. Und die Bruchsteinkapelle wirkte plötzlich wie das Wrackstück eines zinnoberroten Dampfers, das eine Gigantenfaust hierhergeworfen haben mochte! Martin ließ den Knopf des Kästchens hin und her spielen. Die Farben wurden dichter, wechselten, begannen zu schillern und zu flackern. Er sprang auf, lief einmal um das Lager herum und suchte sich einen gut geschützten Beobachtungsposten vor dem Gelände des Professors. Und schon kam eine dicke Gestalt aus einem der Zelte gekrochen, um sich in der Holzrinne zu waschen. Martin erkannte den Mann, der gestern das Notizbuch geschwenkt hatte. In welchen
Farben mochte er die Umwelt jetzt wohl erblicken? Der Dicke blieb stehen und rieb sich die Augen. Er drehte sich im Kreise und griff sich an den Kopf, völlig verwirrt von dem, was sich vor seinen Augen abspielte. Da ertönte ein schriller Schrei. Eine Frau stand plötzlich neben dem Dicken. Ihr Blick war auf einen Wagen gerichtet, der sich in Martins Augen hellgelb darstellte. „Mein Auto ist schwarz!” schrie sie. „Gestern war es noch kornblumenblau! Wer hat das gemacht? Und wer hat die Ruine grün angemalt? Hilfe - Hilfe! Eine Bande von Farbklecksern hat das Lager überfallen!” Martin konzentrierte sich auf die Frau und drehte heftig an dem Steuerknopf des Kästchens. Auf einmal erschien ihm die Frau von Kopf bis Fuß lila. Ganz anders wirkte sie auf den Dicken. „Was ist denn mit Ihnen los?” brüllte er. „Sie sind ja rot wie eine Flamme! Auch Ihre Haare sind rot! Sie kommen wohl geradewegs aus der Hölle!” Martin beäugte den Dicken. Der war plötzlich türkisblau. Doch nicht für die Meckerziege, die im nächsten Augenblick schrie: „Halten Sie den Mund, Sie flaschengrüne Melone! Wahrscheinlich sind Sie der Witzbold, der uns alle zum Narren macht! Sie erschienen mir schon gestern verdächtig!” „Was erlauben Sie sich!” tobte der Dicke. Nach und nach krochen alle Leute aus ihren Wohnwagen und Zelten. „Überfall!” schrie ein Bursche. „Ein paar Verrückte haben uns den ganzen Abend mit dem Farbenspuk bei der Hütte gelangweilt. Und da wir's nicht geglaubt haben, wollten sie's uns zeigen! Einer hat wohl verdünnten Autolack in der ganzen Gegend herumgekleckert...” Martin drehte noch einmal am Steuerknopf, so daß sich die Menge, aufheulend vor Schreck, von dem Mann abwandte. Sein Gesicht schillerte in den scheußlichsten Farben. „Der Teufel persönlich!” rief eine Frau, bevor sie ohnmächtig wurde. Martin lief zur Hütte zurück. Professor Charivari empfing ihn, als habe er einen harmlosen Spaziergang gemacht. Er stieg in die Bodenstation hinunter, um das Störgerät wieder ins Labor zu bringen. Als er wiederkam, sagte er: „Nun will ich erst einmal einen herzhaften, guten Tee zubereiten. Ich glaube, wir haben ihn nötig.” Kurz darauf setzte Martin die Teetasse ab und hob wie lauschend den Kopf. „Es regnet”, bemerkte er. „Und wie! Das ist ja, als käme eine Sintflut vom Himmel herab! Warum lachen Sie, Herr Professor?” „Ich habe mich ein bißchen als Regenmacher betätigt”, berichtete Charivari verschmitzt lächelnd. Aber nicht mit Hokuspokus - eins, zwei, drei, sondern mit meinen Mitteln. Durch künstlichen feuchten Aufwind habe ich eine riesige Wolke über dem Hochmoor erzeugt. Alle waren so mit sich beschäftigt, daß keiner gemerkt hat, wie ich ein paar kleine Raketen in die Wolke geschossen habe. Die Raketen haben Silberjodid ausgestreut. Das genügte, um die Wolke zu melken. Dadurch der gewaltige örtliche Regen, den du eine Sintflut vom Himmel nennst. Die Leute werden alle Hände voll zu tun haben, ihre eingestürzten Zelte zusammenzuraffen, und sie werden versuchen, mit den Autos davonzukommen, bevor sie im Morast versinken.” Eine halbe Stunde später versiegten die herabstürzenden Wassermassen. Als Martin hinausging, sah er, daß sich der friedliche Bach in ein strudelndes Wasser verwandelt hatte. Ach, und wie sah das Zeltlager aus! Die Leute patschten in tiefen Pfützen herum. Schimpfend versuchten sie, die triefenden, schmutzigen Zelte zu bergen. Sicher war keiner mehr unter ihnen, der noch Lust hatte, sich über Farben zu streiten ... Zwei Stunden später holperte das letzte Auto zur Straße, und das Hochmoor lag einsam wie zuvor. So, nun kann der Professor das Raumschiff Monitor auf Landekurs bringen, dachte Martin erleichtert. Er freute sich, seinen Vetter Gérard wiederzusehen - und Superhirn, Henri, Prosper,
Tati, Micha und den Pudel Loulou kennenzulernen. Doch kaum hatte er die Hütte betreten, als Charivari bleich aus der geheimen Bodenstation heraufgestiegen kam. „Das Raumschiff meldet sich nicht mehr”, sagte er heiser. „Monitor ist verschwunden...” 3. Monitor auf Tiefseefahrt Der Professor und Martin saßen jetzt in der geheimen Bodenstation unter dem Hochmoor. Seit seine Chefastronauten und die Techniker gemeutert hatten und mit dem einen der beiden Raumschiffe geflohen waren, mußte Charivari ohne Personal auskommen. Superhirn und die anderen, die ihm so wertvolle Hilfe geleistet hatten, gaben keine Antwort aus dem Weltall. Gérards Vetter Martin war nun der einzige, mit dem er seine Sorgen teilen konnte. Der „kauzige Gelehrte” wirkte hier unten an seinem hochmodernen Tastenschreibtisch ganz anders als oben in der bescheidenen Hütte. Gab er sich den Leuten gegenüber freundlich und versponnen, so war er jetzt energisch und angespannt. Sein Gesicht drückte eine unheimliche Tatkraft aus. Er betätigte eine Reihe von Tasten und wiederholte fortwährend: „Hier Bodenstation Marac, Professor Charivari! Monitor, bitte melden! Bitte melden!” Martin wandte sich in seinem Drehsessel um. An den Wänden flimmerten Mattscheiben, über die Kurven, Zickzacklinien, verschlungene Kreise und ineinander verschachtelte Quadrate liefen. Aber es gab keine Bildfunkverbindung mit den Freunden im Monitor. „Ob die Piraten das Raumschiff geschnappt haben?” erkundigte sich Martin heiser. Charivari schüttelte den Kopf. „Ich hatte vorhin über Funk ein Gespräch mit meinem Bruder Bianco Charivari, der die geheime Mondstation leitet. Er berichtete mir, daß das Raumschiff der Unterseestation - die mein anderer Bruder befehligt - die Piraten gefangen habe. Außerdem sind unsere neuen Nachrichtensatelliten in Betrieb. Sie werden von der Mondstation aus kontrolliert, und sie haben weder die Position des Monitor dorthin gestrahlt noch irgendeine Bildaufzeichnung weitergegeben. Solche Signale oder Aufzeichnungen können übrigens auch hier und in der Unterseestation meines Bruders Enrico Charivari empfangen werden.” „Aber wenn nun eine Weltraumbehörde davon Wind bekommen und sich eingeschaltet hat?” überlegte Martin laut. Wieder schüttelte der Professor den Kopf. „Wir senden nach einem Sprech- und Bildfunksystem, das keine normale Bodenstation und keine Sternwarte enträtseln kann. Unsere Raumschiffe sind nur voneinander und von unseren privaten Geheimstationen aus ortbar. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was mit dem Monitor passiert sein sollte. Zuletzt hatte ich eine nahezu optimale Bild- und Sprechfunkverbindung mit Henri - das war, als du hinausgingst, um den Abzug der Leute zu beobachten. Henri meldete, er sei als Wache im Befehlsraum. Das war das letzte, das ich hörte.” „Und Sie sahen Henri auf dem Bildschirm?” fragte Martin. „So deutlich, wie ich dich jetzt sehe!” erwiderte Charivari. „Jetzt habe ich sämtliche Geräte und Instrumente überprüft. Sie sind alle in Ordnung. Nun hilft nur noch eins: Ich muß meine Gedankenstrahlerbrille aufsetzen und Gedanken aussenden! Gedankenübertragung zwischen mir und dem Monitor - ich meine, zwischen mir und der Raumschiffbesatzung - ist stets das letzte, manchmal sogar das beste Mittel. Außer meinen Brüdern weiß niemand, daß dieses Raumschiff einen Telepathor, ein Gedankenempfangs- und - ausstrahlungsgerät, hat.” Er setzte die telepathische Brille auf, die sich äußerlich nicht von einer gewöhnlichen Lesebrille unterschied. Martin beobachtete ihn gespannt. Charivari hatte sich in seinem Drehsessel zurückgelehnt und starrte mit geweiteten Augen ins Leere. Der junge wußte: jetzt sendete er seine Gedanken aus. In ungeheurer Konzentration formte er die ungesprochenen Fragen: „Monitor... Was ist los? Empfangt ihr meine Gedanken?
Warum meldet ihr euch nicht über Bild- und Sprechfunk? Weshalb seid ihr nicht zu orten? Wie ist eure Position? Was zeigen die Instrumente an?” Nun runzelte er die Stirn. Seine Augen schienen hinter den Brillengläsern zu blitzen. Und es war nicht schwer zu erraten, daß er den Gedankenbefehl gab: „Meldet euch über euren Telepathor!” Es vergingen etwa fünf Minuten. Charivari nahm die Brille ab. Er war total erschöpft. „Keine Antwort”, seufzte er, „Und das heißt?” fragte Martin bange. „Daß auch der Gedankenstrahler an Bord gestört ist”, erwiderte Charivari tonlos. „Vielleicht sogar zerstört!” „Dann...“ Martin schluckte, „dann wäre Monitor vielleicht doch ge-geplatzt...” Der Professor antwortete nicht. Wie Charivari zu Martin gesagt hatte: Während der letzten Bild- und Sprechfunkverbindung war an Bord des Raumschiffs noch alles in bester Ordnung gewesen. Henri saß im Kommandoraum vor dem Himmelsvisor, seine Schwester Tati, der kleine Bruder Micha und die Freunde Prosper und Gérard hockten im Kasino und aßen die leckersten Sachen, die die automatische Bordküche hergegeben hatte. Der Zwergpudel war damit beschäftigt, eine riesige Leberwurst zu verschlingen. Und Superhirn lag nebenan in seiner bequemen Schlafkoje. „Ich möchte ja gern wieder im Hochmoor zelten”, sagte Micha, „aber die Bordküche würde ich gern mitnehmen!” „Ich möchte lieber mal selber was zubereiten”, meinte das Mädchen. „Ich freue mich richtig, wenn wir wieder in Marac sind.” „Du kannst sagen, was du willst!“ krähte Micha. „Wenn wir erst wieder auf der Erde zelten, kann ich weder Zitrone- noch Sahne- oder gefüllte Bonbons von den Bäumen schütteln!” Da wurde Tati energisch. „Micha bekommt bis zur Landung keinen einzigen Bonbon mehr. Er hat heute mindestens schon ein halbes Pfund vertilgt.” „Ach, Tati!” jammerte der Kleine. „Bitte!” „Du hast gehört, was ich gesagt habe!” Tati blieb unerbittlich. „Geh mit dem Pudel nach hinten in den Lastenraum. Er braucht ein bißchen Bewegung!” Und damit nahm das Unheil seinen Anfang. Mißmutig stapfte Micha, den Zwergpudel im Arm, an den Schlafkabinen und Waschräumen vorbei. Durch die Schleuse tappte er in den Lastenraum des Schiffes. Dieser Lastenraum war glattwandig und diente vor allem als eine Art von Raumgeräteschuppen. Im Augenblick befanden sich nur zwei festgelaschte Apparate darin: ein Luftkissenauto und ein kleines Hilfsraumschiff, als Erkundungs- und im Notfall auch als Rettungsfahrzeuge. Die kannte Micha schon, denn in der öden Halle mußte er den Pudel Loulou sowieso von Zeit zu Zeit „ausführen”. Es gab ja keine Straßen mit Bäumen an Bord. Er setzte den Pudel auf den Boden und rief: „Nun lauf! Lauf schon, marsch!” Während das Tierchen um die festgelaschten Fahrzeuge herumsauste, blickte Micha in eine Wandkabine, der er bisher noch keine Bedeutung beigemessen hatte. Sie war hell erleuchtet. An ihrer Breitwand befand sich eine mattschimmernde Tafel, die mit Knöpfen in allen Farben übersät war. Micha ärgerte sich noch immer, daß seine große Schwester ihm verboten hatte, sich weitere Bonbons aus der automatischen Küche zu holen. Plötzlich schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf: Wenn das nun auch ein „Freßautomat” war, so einer wie im Wohnteil des Raumschiffes? Ein Hilfsautomat vielleicht, falls der andere kaputtging? Ein Versuch kann nichts schaden, dachte der Kleine. Eilig huschte er in die Kabine. Wahllos drückte er auf alle Knöpfe, die er erreichen konnte. Zu seiner Enttäuschung fiel keine Klappe mit einem Kuchentablett herab, die Wand gab nirgends einen Hohlraum frei, aus dem man Rollmöpse in Folien oder Kekse oder gar Bonbons hätte nehmen können. Aber da war noch ein besonderer Knopf, ein großer, silberner. Während Micha die fünf Finger
seiner linken Hand und vier seiner rechten auf neun bunten Knöpfen liegen hatte, betätigte er mit dem rechten Daumen den großen silbernen Knopf. In diesem Augenblick gab es eine Salve von Knallgeräuschen. Fast gleichzeitig flogen ihm einige Sicherungen gegen Stirn, Nase, Kinn - und an den Ohren vorbei. Der silberne, der das bewirkt hatte, saß fest. Aber das merkte Micha vor Schreck nicht. Selbst wenn es ihm aufgefallen wäre, er hätte doch nicht begriffen, was hier geschehen war. Nach einem Augenblick stummen Entsetzens schrie er laut auf und rannte aus der Kabine. Plötzlich ging ein furchtbarer Stoß durch das ganze Raumschiff. Micha stürzte zu Boden. Wuff, hörte er das verstörte Bellen des Pudels, wuff, wuff! „Hilfe!” schrie Micha. „Hilfe!” Er konnte nicht aufstehen. Es schien ihm auf einmal, als klebe er am Fußboden. Er versuchte, Arme und Beine zu rühren, aber seine Glieder waren schwer wie Blei. Neben ihm lag der winselnde Pudel. Jetzt ahnte Micha, daß etwas Furchtbares passiert war. Durch den Druck auf die Knöpfe hatte er das Unheil ausgelöst! Womöglich ist das Raumschiff auseinandergebrochen, dachte er. Es wurde ihm vor Angst eiskalt. Vielleicht rasten die anderen mit dem Wohn- und Kommandoteil durchs All, während er und der kleine Hund allein im Lastenraum weiterflogen? Doch da schwankte der Boden unter ihm und Loulou. Fast schien er zurückzuweichen. Gleichzeitig legte er sich in Flugrichtung schräg nach unten, und Micha und der Pudel rutschten gegen eine Trennwand. Wau-au - Loulou jaulte laut auf. Micha aber stieß sich den Kopf so sehr an, daß er bewußtlos wurde. Im Vorderteil des Raumschiffs war die Hölle los. Eine Sirene heulte schauerlich, Klingeln schrillten, an den Wänden blitzten Lichtzeichen auf. Die Maschinenstimme des Sprachanalysators ertönte: „Alarm, Alarm, alle Mann auf Position - auf Position...” Henri war vom Sessel vornüber auf den Himmelsvisor gefallen. Anscheinend funktionierte der Mechanismus nicht mehr, der das Innere des Monitor künstlich im Lot hielt. Wenn das aber so war, dann schoß das Raumschiff in die Tiefe, auf einem Kurs, den niemand eingestellt hatte! Aus der Küche kamen Prosper und Gérard mit ihren angebissenen Tortenstücken gerutscht. Tati folgte mit einem zerdrückten Pappbecher. „Was ist denn los?” versuchte sie den Lärm zu übertönen. Gérard hielt sich an einem Sessel fest. „Das künstliche Schwerkraftzentrum ist gestört!” brüllte er. „Merkt ihr es nicht? Einmal sind wir zu schwer, einmal zu leicht! Da ist was kaputt!” Peng! zerplatzte ein Bildschirm in der Wand. Eiskalt und blechern verkündete die Maschinenstimme: „Landung auf Fremdplaneten - Landung auf Fremdplaneten ...“ „Superhirn!” schrie Prosper. Doch der spindeldürre Junge war schon da. „Kann man nicht mal 'n Momentchen ausruhen in diesem Wahnsinnsschiff?” fragte er. „Komisch”, rief Henri. „Das Gleichgewicht ist wieder da! Auch die Schwerkraft hat sich reguliert. Aber was hat den Alarm ausgelöst?” „Hast du irgendeine Taste gedrückt?“ fragte Superhirn. Henri schüttelte den Kopf. „Es kam alles von selbst. Gérard hatte mir was zu essen gebracht und war wieder in die Küche gegangen.” Superhirn sah die Splitter des zerbrochenen Bildschirms. Er hob den Kopf und lauschte stirnrunzelnd dem eintönigen, unaufhörlichen Plärren der Maschinenstimme: „Landung auf Fremdplaneten - Landung auf Fremdplaneten! - Landung auf Fremdplaneten ... !” „Stell diesen blechernen Schreihals ab”, befahl Superhirn Henri. „Wie sind die Mess- und Positionswerte? Was zeigt der Himmelsvisor? Wann hast du Sprech- und Bildfunkverkehr mit der Bodenstation in Marac gehabt?” „Alle Werte sind gespeichert”, erwiderte Henri. Er drückte auf einen Knopf und wies zur Wand. Zur Verwunderung aller erschien statt der von Henri erwarteten Leuchtnotiz die
folgende: „Provari Cherfessor Uhr 11111111 111 gemeldet. Wasserung Ramac 10.8. Zeitsort 19 999 vorsichtlichraus. Nähen warabten.” „Wenn man einen Automaten durcheinanderschüttelt, kommt nur dummes Zeug heraus”, begriff Superhirn sofort. „Wir müssen mit einem Meteoriten zusammengestoßen sein.” Er blickte wieder auf die Tafel und las schnell die aufscheinenden Positionsdaten ab. „Danach müßten wir auf der Venus sein!” sagte er. „Unsinn!” Er setzte sich neben Henri an den Himmelsvisor. „Der ist tot. Zeigt nichts an. Schwarz, völlig schwarz! Sieh, ob du Verbindung mit dem Professor bekommst!” „Sprechfunk ausgefallen!” meldete Henri. Gérard und Prosper beobachteten die Bildschirme. „Nichts!” stellten sie fest. „Wir befragen die Maschinenstimme, den Sprachanalysator”, entschied Superhirn. Er drückte auf eine Taste und ließ die gespeicherten Stichworte über eine Tafel laufen. Als das Wort „Zusammenstoß” erschien, drückte er die Taste wieder. Dann suchte er das Wort „Meteorit”. Jetzt mußte der Analysator eigentlich Bescheid wissen. Er würde sagen, was nun zu tun sei. Doch die Maschinenstimme begann auf einmal gräßlich zu fauchen, „Todknopf...”, schepperte sie. „Himmelsplatte umdrehen - alle hinlegen - alle hinlegen - Küche klarmachen zum Absprung... Bildschirm eins essen, essen - essen...“ „Hu!” schrie Tati. „Schaltet das Ding ab, ich werde rasend!” Die schaurige Stimme schwieg. Henri und Superhirn blickten einander schweigend an. Schließlich sagte Superhirn: „Also ist auch der Analysator kaputt!” Er blickte prüfend zur Wand. „Hoffentlich stimmt wenigstens die Anzeige, daß sich die Hitzeschilde automatisch geschlossen haben und daß die Kühlanlagen in Betrieb sind, Sonst würden wir, falls wir in die Erdatmosphäre oder in die mögliche Atmosphäre eines Fremdplaneten einträten, verglühen!” „Die Anzeige scheint zu stimmen”, sagte Henri gepreßt. „Zweit- und Drittkontrolle gleichlautend. Außentemperatur nicht feststellbar, Instrumente ausgefallen.” „Die Sauerstoffversorgung funktioniert noch”, überlegte Gérard laut. „Und das Licht ist nicht überall ausgegangen.” „Die Triebwerke hat doch niemand gezündet, oder?” wollte Superhirn wissen. Anscheinend war er mißtrauisch geworden. „Auf Ehre, nein!” rief Henri. „Denkst du, wir sind wahnsinnig?” „Bildfunk ebenfalls tot”, bestätigte Henri. „Wir müßten demnach weiter auf der Erdumlaufbahn sein“, meinte Superhirn. „Wir haben nichts getan, was gegen die Anweisungen des Professors gewesen wäre.” „Andererseits haben sich die Hitzeschilde automatisch geschlossen”, erinnerte Henri. „Irgendwas könnte uns in die Erdatmosphäre gestoßen haben. Aber was?” „Wenn man wenigstens aus einem Fenster sehen könnte!” seufzte Tati. „Aber vor den paar, die das vermaledeite Schiff hat, sind jetzt die Hitzeschilde. Und die vielen Bildschirme sind schwarz. Selbst der Himmelsvisor zeigt nichts mehr an. Könnte jemand beschwören, ob wir steigen oder zur Erde sausen?” „Hol mir schnell ein Glas Apfelsaft, Tati” bat Superhirn. „Ich habe eine furchtbar trockene Kehle. Und ich glaube, ich muß gleich eine folgenschwere Entscheidung treffen. Hoffentlich aber keine falsche...” In der Küche hörte man Tatis Aufschrei. Mit einem Becher kam sie zurück. „Ich weiß genau, daß ich Apfelsaft gewählt habe”, jammerte sie, „statt dessen gab der Automat Öl her, dünnes Öl!” Superhirn horchte auf. Er hatte plötzlich aus mehreren Gründen keinen Durst mehr. „Manches funktioniert - und manches nicht!” murmelte er. „Sonderbar, höchst sonderbar! Künstliche Schwerkraft, Sauerstoffversorgung, Innentemperatur das ist alles in Ordnung. Dagegen kommt aus dem Automaten statt Apfelsaft Öl – Salatöl, Tati?” „Ja” sagte das Mädchen, am Glas schnuppernd. Sie ging in die Küche zurück. Nach einer Weile
meldete sie: „Der Getränkeautomat gibt nur noch Öl her!” Da geschah schon wieder etwas Ungewöhnliches: Plötzlich schien sich der ganze Raum schräg zu legen. Nach hinten zu mußte man auf einmal bergan steigen, während es nach vorn bergabwärts ging. Die Instrumente schienen plötzlich schief zu hängen. Die ganze Besatzung fühlte, wie ihre Glieder schwerer wurden, es war anstrengend, bloß die Hand zu heben, und die Beine wollten nicht mehr gehorchen. Und dann erfolgte ein Ruck, als säße man in einem Aufzug, der plötzlich nach unten schießt. Superhirns Gesicht verriet äußerste Anspannung. „Ich werde den Professor mal über den Gedankenstrahler anrufen”, sagte er. „Wenigstens der Telepathor wird uns nicht im Stich lassen.” Er griff nach einer ausziehbahren Halterung, an der ein Gerät mit einer Lupe befestigt war. Er drehte an einem Knopf, um den Brennpunkt erscheinen zu lassen - ein grelles Lichtpünktchen, auf dem sich seine Gedanken sammeln mußten. „Still!” befahl Tati unwillkürlich. Und sie wiederholte, was Superhirn einmal erklärt hatte: „Ein Telepathor ist kein Fernschreiber! Wer Gedanken aussendet, muß sich sehr konzentrieren! Das wissen wir doch alle!” Niemand hatte in der Verwirrung gemerkt, daß Micha und Loulou fehlten. Im Geiste formte Superhirn bereits die Meldung, die er stumm über das sonderbare Lupenglas durchzugeben hatte, damit sie der Professor durch seine telepathische Brille klar empfing. Doch plötzlich fuhr er auf, als hätte ihn eine Natter gestochen. „Verflixt!” rief er. „Bin ich blöd? Da drehe ich hier an dem Gedankenstrahler herum und merke nicht, daß das Glas herausgefallen ist!” Henri, Tati, Gérard und Prosper standen wie erstarrt, Das Glas - das geheimnisvolle Lupenglas - war herausgefallen? Wahrscheinlich durch die Erschütterung des Raumschiffs vorhin! Das hieß, daß der Gedankenstrahler unbenutzbar war! Die letzte Verbindung mit der Bodenstation nach Ausfall der Funkanlagen! Das konnte das Ende bedeuten... „Wahrscheinlich habe ich dem Ding einen Tritt gegeben, als ich über die Befehlsplatte fiel”, murmelte Henri. Er bückte sich. „Hier ist das Glas!” „Aber der Haltering ist verbogen”, stellte Superhirn fest. Er versuchte, die dicke Gedankenstrahlerlupe in die Ringfuge hineinzudrücken. „Geht's?” fragte Prosper bange. „Nicht auf Anhieb”, knurrte Superhirn. „Und schließlich sitzen wir nicht im Bastelkeller, sondern in einem Raumschiff mit unbekanntem Kurs. Kein Gerät sagt uns mehr, wo wir sind, ob in Mond- oder in Erdnähe, von einem fremden Planeten ganz zu schweigen. Während ich versuche, dieses Ding in Ordnung zu kriegen, brummen wir womöglich irgendwo auf und zerplatzen!” Tati stieß einen gellenden Schrei aus: „Die silberne Astro-Taste geht hoch! Die blaue AquaTaste geht runter! Seht doch, seht!” Die Aqua-, also die Wassertaste, mußte betätigt werden, wenn das Raumschiff ins Meer tauchte; daraus erfolgten dann automatisch die notwendigen Umstellungen auf U-Boot oder Tiefsee-Tauchboot. „Wir haben einen Unsichtbaren an Bord!” stammelte Prosper. „Mir ist, als hätte mich eine Geisterhand gestreift!” jammerte Tati. Prosper schüttelte sich. „Quatsch!” rief Superhirn ärgerlich. „Dreht jetzt nicht durch! Unsichtbare gibt es nicht! Die Tarnkappe ist ein Märchen! Wenn hier zwei Figuren nicht zu sehen sind, dann sind es Micha und der Pudel! Aber ich glaube nicht, daß sie sich unsichtbar gemacht haben! Henri, gehe sie mal suchen!”
Sein Blick glitt über die Wände. „Aber wer hat die blaue Aqua-Taste gedrückt?” wollte er wissen. „Wahrscheinlich eine Notautomatik - das heißt eine Sicherheitsvorrichtung, die in Tätigkeit tritt, sobald ein Kursprüfgerät feststellt, daß das Raumschiff nicht mehr programmgemäß gesteuert wird.” „Verstehe ich nicht, ist mir zu hoch!” meinte Gérard, der sich inzwischen in einen Sessel gesetzt hatte. „Ganz einfach zu erklären”, sagte Superhirn. „In Eisenbahnloks gibt es einen Totmannknopf, eine Totmannkurbel oder ein Totmannpedal. Wenn der Fahrzeugführer so ein Ding nicht regelmäßig bedient, weil ihm schlecht ist - oder wenn er ohnmächtig ist -, dann wird automatisch alles ausgeschaltet und die Bremsung ausgelöst. Der Zug hält, bevor ein Unglück passieren kann. Das ist die einfachste Form von Sicherheitsautomatik. In einem so komplizierten Allzweckfahrzeug wie unserem Raumschiff wird sie entsprechend raffinierter sein.” „Aber - die Aqua-Taste!” erinnerte Prosper. „Das würde doch bedeuten, daß wir ins Meer gestürzt sind!” „Moment, ja!” fuhr Superhirn hoch. Jetzt begreife ich das von vorhin auch! Unser Raum hat sich so komisch benommen, weil wir nur grob gesteuert in die Atmosphäre eindrangen und unterschiedlichen Bremskräften ausgesetzt waren. Der Ruck muß erfolgt sein, als wir auf das Wasser platschten. Dann wären wir jetzt also wirklich irgendwo im Meer! Aber, he - was ist das?” Er starrte zur Wand. „Da leuchtet ein Lichtsignal auf”, sagte Gérard heiser. „Komisch, eine grüne Gabel!” „Ja, eine Gabel mit drei Zinken!” rief Tati. „Was soll denn das nun wieder heißen?” „Mit dieser Gabel würde ich nicht essen”, murmelte Prosper. „Die hat ja Widerhaken, seht ihr das nicht?” „Das soll ein Dreizack sein”, erklärte Superhirn, „Symbol für den Meeresgott Poseidon!” „Den schwenkt uns der Meergott zum Gruß, he?” fragte Prosper spöttisch. „Unsinn! Mach jetzt keine Witze. Siehst ja, es leuchtet auf wie im Auto eine Warnlampe für Öl oder Wasser oder Batterie. Es zeigt uns den Beginn einer Tauchfahrt an. Wenn nur die verdammte Maschinenstimme nicht kaputt wäre! Sie könnte uns Auskunft geben!” Superhirn drückte auf die Stichworttaste und ließ die gespeicherten Worte über die Informationstafel gleiten. Bei „Dreizack” tippte er ein zweites Mal, so daß das Wort stehenblieb. Nun hätte die Maschinenstimme die nötigen Hinweise liefern müssen. Scheppernd ertönte sie: „.. . verstellbare Flügel - Arbeitsgang gegenlaufend. Ochsenfrosch als Versuchstier nie mit Sumpffrosch zusammenbringen, da Ochsenfrosch kleineren Sumpffrosch auffrißt Stromquelle - Fußleiste - Flaschen - Flaschen - Flaschen...“ „He, still, du dämliche Klapperstimme!” rief Gérard. „Wir sind keine Flaschen!” „Der Analysator hat sicher Flaschenzüge gemeint”, sagte Superhirn. „Die verstellbaren Flügel waren bestimmt der Hinweis auf einen bestimmten Flugzeugtyp. Aber mit alldem ist uns nicht geholfen. Der Apparat ist total durcheinander.” Er stellte ihn ab. „Da kommt eine Rolle aus der Wand!” rief Tati. „Mit Notenlinien!” staunte Prosper. „Sollen wir jetzt ein Lied singen?” fragte Gérard höhnisch. „Halt!” rief Superhirn. „Das sind keine Notenlinien. Das ist die Einteilung eines Echogramms! Und das Geschmier da - das sind keine hingesauten Noten! Das ist - - .” Er beugte sich vor und betrachtete die schwarzen, ineinander verfließenden Gebilde auf den waagerechten Linien zwischen den senkrechten Strichen. „Die Linien sind Tiefenmarkierungen. Das ist ein Schwarm von Fischen! Ein sogenannter geschlossener Fischschwarm! Ich denke nicht, daß dieses Gerät uns narrt. Wir sind im Wasser! Das Echolot funktioniert!” Tati schüttelte sich. „Nur gut, daß alle Bildschirme ausgefallen sind! Ich könnte es nicht ertragen, Kraken vorbeischwimmen zu sehen!”
„Anscheinend sinken wir langsam”, meinte Superhirn. „ich lese hier: hundert Meter. Zu dumm, daß der Analysator kaputt ist, er nimmt offenbar keinen Befehl mehr an!” „Ja, willst du uns denn immer tiefer sinken lassen, wenn wir wirklich im Meer sind?” rief Tati. „Was ist, wenn uns Klippen die Bordwand oder den Boden aufreißen? Dann ertrinken wir jämmerlich!” „Oder der Wasserdruck klatscht uns flach wie einen Pfannkuchen!” warf Prosper schluckend ein. In diesem Augenblick kam Henri mit Micha. Winselnd folgte der Zwergpudel den beiden Jungen. „Micha ist noch ganz verstört”, berichtete Henri. „Im Lastenraum ist anscheinend irgendwas explodiert. Der Kleine war ohnmächtig. Er hat eine tüchtige Beule am Kopf.” Tati überzeugte sich davon, daß Micha nichts Schlimmeres passiert war. Superhirn aber drängte: „Was ist explodiert? Was heißt irgendwas? Hast du Splitter, Trümmer oder Rauch gesehen?” „Da ist so 'ne komische Kabine”, berichtete Henri. „Darin hat's ein paar Knöpfe aus der Wand gehauen. Es sieht nach nichts aus. Sogar das Licht brennt noch. Trotzdem...” „Trotzdem bedeutet das was! Es kann sogar alles bedeuten!” sagte Superhirn rasch. Er wandte sich an Micha: „Warst du in dieser Kabine?” „Ich wollte Bonbons haben”, jammerte der Kleine. „Ich dachte, das wäre wie in der Bordküche! Ich hab auf ein paar Knöpfe gedrückt, und da sind sie mir um die Ohren geflogen!” Superhirn packte ihn an den Schultern. „Denk nach, was weiter geschah! Hat es daraufhin den Ruck im Schiff gegeben?” „Ja”, sagte Micha kläglich. „Ich fiel hin und konnte erst nicht aufstehen!” Superhirn blickte auf. „Das war die Störung der künstlichen Schwerkraft- und Gleichgewichtszentren. Irgendwas hat dann den Monitor aus der Erdumlaufbahn geworfen. Die Notautomatik sorgte dafür, daß wir in der Atmosphäre nicht verglühten und daß das Raumschiff ins Meer tauchte! Los, zur Kabine! Dein Bonbonautomat ist nichts anderes als die Zentralsteuerung!” Allen voran rannte Superhirn in den Lastenraum. „Da haben wir die Bescherung!” rief er fast erleichtert. „Ich hätte es mir denken sollen! Die Knöpfe, auf die Micha patschte, hatten alle einen bestimmten Vorgang auszulösen. Er hat ein tolles Durcheinander getippt. Henri, siehst du? Und dann hat er den silbernen Knopf gedrückt, der die Ausführung dieser Vorgänge auslöste! Stellt euch vor: alle auf einmal, natürlich auch solche, die sich gegenseitig wieder aufheben oder sich widersprechen! Dadurch hat er eine solche Verwirrung in die Zentralsteuerung gebracht, daß sich die Automatik sinnlos gebärdete! Richtiges und Falsches kreuz und quer durcheinander! Deswegen kam auch aus allen Getränkehähnen Salatöl!” „Und wie biegen wir das wieder zurecht?” fragte Henri. „Laß mal sehen”, murmelte Superhirn, schon wieder in Überlegungen vertieft. „Das da unten, das könnten Rückstellknöpfe sein. Die leuchten zwar ebenfalls wirr durcheinander, aber vielleicht ist das nur irgendeine Anzeige, aus der man im Augenblick noch nicht schlau wird... Micha, sag mal, du hast doch ganz ohne Überlegung die Knöpfe gedrückt, nicht wahr?” „Ja!” rief der Kleine jämmerlich. „Das war's!” triumphierte Superhirn. „Los, an die Arbeit. Wir müssen die Rückstellknöpfe drücken, wo sie leuchten. Henri, sieh nach den Sicherungen! Es werden wohl einige herausgeflogen sein. Kontrolliere das mal. Auf allen Sicherungen scheint das gleiche Symbol wie auf den Steuerknöpfen zu sein. Sicherungen für Bildschirme backbords tragen ein Viereck mit Pfeil an der linken Seite, hast du es? Gib her! Jetzt Bildschirme rechts! Cockpit-Automatik mit Handsteuerung; Zeichen: halbes Lenkrad! Himmelsvisor: Kreis mit Punkten, die Sterne symbolisieren...” Henri zog aus der Reserveleiste die entsprechend gekennzeichneten Sicherungen und reichte sie
Superhirn. „Fertig”, keuchte der Flugingenieur. „Jetzt nach vorn in den Kommandoraum! Nachsehen, ob alles wieder funktioniert.” Da schrie Micha gellend: „Wasser! Wasser im Schiff!” Gleichzeitig schrillten Alarmsirenen und Klingeln. Superhirn fuhr herum. Die Worte: „Auch das noch!” blieben ihm in der Kehle stecken. Durch ein kopfgroßes Loch in der Wand schoß ein Wasserstrahl in den Lastenraum. Das Meerwasser, schaurig dunkel in der grellen Beleuchtung der Lastenhalle, drang schäumend herein, aber es stürzte nicht senkrecht wie ein Wasserfall, sondern heckwärts im Bogen. Ein Zeichen dafür, daß Monitor in schräger Fahrt in die Tiefe fuhr. Knirschend erweiterte sich das Leck immer mehr. Einen Moment verebbte das Wasser, aber das war nicht etwa ein Hoffnungszeichen. Im Gegenteil! „Was ist das?” brüllte Gérard in Todesangst. „Leute, was ist das?” Der Schreck verschlug ihm die Stimme. Doch was er dachte, dachten die anderen auch: Etwas so Furchtbares hatte keiner von ihnen je gesehen. Durch das Loch ragte ein schauderhaftes Wesen, das sich zähnefletschend bemühte, ins Innere zu gelangen. Sein Kopf schillerte in allen Farben. „Ein Ungeheuer!” schrie Tati. „Raus!” befahl Superhirn. Er packte Micha. „In den Kommandoraum! Macht die Schleuse zu!” Mit einem furchtbaren Klatsch fiel das Ungeheuer in den Lastenraum. Das Wasser umspülte bereits das festgelaschte Luftkissenauto und das blockierte Beibootraumschiff. „Ein Glück”, keuchte Prosper, als sie im Kommandoraum waren. „Die Schleusentür läßt kein Wasser durch!” „Beim Bau dieses Raumschiffes”, japste Henri, „ist alles eingeplant worden. Sonst hätte es ja nach Ausfall so vieler Sicherungen völlig zerstört sein müssen! Aber wenn das Wasser in die Zentralsteuerungskabine dringt?” „Ja, was dann?” stammelte Tati. Gérard schaltete den Fernsehschirm zum Lastenraum ein. Gebannt starrten alle darauf. „Das eindringende Wasser drückt die Kontaktplatte vor der Kabine herunter. Dadurch wird sie automatisch abgeschirmt erklärte Superhirn. Alle blickten nun auf die Kontaktplatte vor der Zentralsteuerungskabine. Sie sahen, daß das Wasser vor dem Gehäuse höher stieg, die Wandtafel und der Kabinenboden jedoch trocken blieben. Aufatmend murmelte Superhirn: „Selbst der stärkste Wasserdruck kann der Zelle nichts anhaben!” Wie er aber die Kabine je wieder öffnen könnte, wußte er nicht. Das war im Augenblick auch gleichgültig. Auf dem Bildschirm gab es Schreckliches zu sehen. Im Lastenraum neben Auto und Miniraumschiff wälzte sich das Untier. Noch stand das Wasser nicht so hoch, daß es schwimmen konnte. Sein Anblick aber hätte Leute mit schwachen Nerven in Ohnmacht fallen lassen können: Dieser ungefüge Fisch hatte große runde und glasige Augen. Aber wo waren seine Flossen? Wenn er sich herumwälzte, glaubte man eher, Arm- oder Beinstümpfe zu erkennen. „Das ist kein Hai”, schluckte Prosper. „So ein Vieh habe ich noch auf keinem Bild gesehen. Von so etwas habe ich immer nur schlecht geträumt!” Superhirn schaltete den Bildschirm aus. „Hauptsache, wir sind hier sicher. Beruhigt euch erst einmal!` meinte er. Micha, der weder etwas von dem Wasser noch von dem Untier sah, fragte sofort treuherzig: „Krieg ich jetzt Bonbons aus der Küche?” „Prügel kannst du kriegen”, sagte Gérard. „Die Beule an deinem Kopf ist ja nur eine kleine
Strafe für das, was du angestellt hast. Oder denkst du etwa, die Gefahr ist vorüber?” „Sei still, Gérard”, mahnte Superhirn. „Gib ihm Bonbons! Es kann uns nur nützen, wenn er abgelenkt wird!” „Die meisten Instrumente funktionieren wieder”, meldete Henri. „Der Himmelsvisor ist zum Aquavisor geworden. Die Umstellung auf Unterwasserfahrt ist tatsächlich automatisch erfolgt. Auf der linken Wand siehst du eine Meeresbodenkarte!” Diese Karte hatte die Form einer riesigen Leuchttafel. Superhirn prüfte die deutlich erkennbaren Grundlinien und Erhebungen. „Ultraschall-Ortung”, stellte er fest. „Diese sogenannte Karte verändert sich je nach unserem Aufenthaltsgebiet. Wären wir jetzt im Mittelmeer, würde der dortige Grund als Leuchttafel erscheinen.” „In welchem Meer sind wir denn?” fragte Prosper. „Ist das der Atlantik?” Superhirn lachte. „Du hast wohl nicht aufs Echogramm gesehen? Die Tiefe dieser Meeresgegend beträgt über elftausend Meter. Wir sind also über dem tiefsten Gebiet unserer Ozeane überhaupt, dem sogenannten Marinen-Graben bei Guam im Westpazifik.” „Ich will nicht in einen Graben, der mehr als elftausend Meter unter dem Meeresspiegel liegt”, protestierte Tati, „noch dazu mit einem Ungeheuer an Bord! Habt ihr die Schleuse auch fest genug geschlossen?” „Hast du Funkverbindung mit Marac - oder mit Charivaris Bruder in der Unterseestation?” fragte Superhirn Henri. „Nein”, erwiderte der. „Immer noch keine Basisverbindung über Sprech- oder Bildfunk. Auch der Fernschreiber rührt sich nicht! Aber wirf mal einen Blick auf die Sichtplatte!” Der runde, tischähnliche Himmelsvisor, die Befehls- oder Sichtplatte, hatte sich ja auf Tiefseesicht umgestellt. Superhirn beugte sich darüber. „Fische”, murmelte er. „Fische, Junge, Junge, in einer Farbenpracht...” Doch sofort blickte er zur Wand, wo anstelle des Luft- und Weltraumhöhenmessers ein Meerestiefenmesser seine Aufmerksamkeit erregte. Sämtliche Weltrauminstrumente waren hinter Klappen verschwunden. Dagegen hatten sich alle für die Unterwasserfahrt notwendigen Geräte herausgeschoben. Neben dem Tiefenmesser zum Beispiel auch ein Gerät zum Messen des Sonnenlichteinfalls im Wasser. „Wir sind noch nicht tief!” rief er. „Monitor entfernt sich in spitzem Winkel von der Oberfläche!” „Das heißt flach?” fragte Tati verständnislos. „Auf keinen Fall senkrecht”, half Prosper. „Wir fallen nicht wie ein Stein in die Tiefe. Auch verringert sich die Fahrt kolossal, wie der Aquavisor zeigt!” Superhirn tippte auf die Platte. „Die Farben der Fische sind noch im einfallenden Sonnenlicht erkennbar. Henri, hast du das Schiff gestoppt?” „Wie denn?” fragte der Kommandant. „Ich habe ja immer noch keine Lenkhilfe über Funk! Die Geräte und Instrumente sind zwar ausgewechselt, wir empfangen alle möglichen Daten. Aber ich weiß nicht, welchen Kurs ich programmieren soll - vor allem weiß ich nicht, wie!” „Donnerwetter!” murmelte Superhirn beeindruckt. „Diese Notautomatik! Unser Schiff wartet! Versteht ihr? Es wartet, daß es gelenkt und beschleunigt wird, es wartet auf den neuen Kurs! Bis dahin treibt es nur langsam.” „Um so schneller wird das Wasser im Lastenraum steigen!” rief Tati. „Und das Ungeheuer ist noch drin!” „Das kommt nicht durch die Schleuse”, meinte Superhirn. Er wandte sich an Henri: „Hast du die Maschinenstimme befragt, was zu tun ist?” „Ich hab's versucht. Aber die ist auch noch nicht in Ordnung”, erwiderte Henri. Plötzlich wurden Gérards Augen groß. „Wasser!” stammelte er. „Aus dem Lastenraum sickert Wasser herein! Die Schleusentür ist undicht!” 4.
Abenteuer unter Wasser Über die neuen Nachrichtensatelliten war Professor Charivari dauernd mit der Unterseestation seines älteren Bruders Enrico und mit der Mondstation seines jüngeren Bruders Bianco in Verbindung. Aber weder die eine noch die andere Basis wußte etwas vom Verbleib des Monitor. Von Enrico erhielt der Professor eine wichtige Meldung: Das Raumschiff Meteor der Piraten war vom Raumschiff Rotor von der Unterseestation zwar gekapert worden, doch beide Fahrzeuge kreisten mit Triebwerkschaden auf Erdumlaufbahn. Die Reparatur konnte noch Tage dauern. Nun stand kein Raumschiff mehr zur Verfügung, den verschollenen Monitor und seine jugendliche Besatzung zu suchen. Inzwischen war im Monitor die Hölle los. Erst war das Wasser durch die Ritzen der Schleusenplatte in die vorderen Räume gedrungen, winzigen Strudeln und Rinnsalen gleich dann aber barst die Platte mit mörderischem Krachen. „Wir ertrinken!” schrie Tati. Durch den Gang ergoß sich eine schäumende Flutwelle in Wohnräume und Kommandozentrale. Um die Füße der Besatzung quirlte gischtendes Wasser, tanzten Muscheln, Schnecken, Seeschwämme, Algenstücke und kleine Fische. Gérard sprang auf eine Wandleiter. Tati hob Micha auf die Sichtplatte, dann nahm sie den Pudel und hopste auf einen Sessel. Prosper krallte sich an eine Wandverstrebung und zog die Knie zum Bauch. Nur Superhirn und Henri stapften unerschrocken durch das steigende Wasser. Sie betätigten jeden Hebel, jede Taste, jeden Knopf, den sie in der Eile erreichen konnten. „Da schwimmt ein Fisch, der andere auffrißt!” heulte Micha. Superhirn wandte sich um. Sein Gesicht wirkte käsig, die Augen hinter den Brillengläsern waren größer als sonst, und die Nase schien noch spitzer geworden zu sein. Doch er beherrschte sich musterhaft. „Daß nicht alle Fische Pflanzenfresser sind, lernt man schon in der Schule”, sagte er so ruhig, als säße er auf dem Trockenen. „Aber merkt ihr nicht, daß das Wasser nicht weitersteigt? Die Schleuse ist wieder zu!” „Aber die Tür - diese Platte - war doch geborsten!” rief Gérard, der sich wie ein Affe an die Leiter klammerte. „Das ist sie wohl noch”, erklärte Superhirn. „Anscheinend ist da aber ein Sperrvorhang gefallen, der weiteres Einfluten verhindert.” Henri stapfte durch das fast kniehohe Wasser zum Gang. Plötzlich hörte man sein Gebrüll: „Superhirn! Ich gucke hier in ein Aquarium! Wir sitzen in einem riesigen Fischglas!” „Quatsch!” meinte Superhirn. Er stapfte Henri nach, durch die Bordküche, das Kasino, an den Kabinen und Waschräumen vorbei. Stumm stellte er sich neben Henri. Was die beiden sahen, war verblüffend. Die Schleusentür lag, in Stücke gerissen, am Boden. Zwischen den Trümmern tummelten sich kleine Fische. Davor aber, den Gang nun vom meerwassergefüllten Lastenraum trennend, befand sich eine unsichtbare Sperre von offenbar unerhörter Stärke. „Etwas Ähnliches dachte ich mir!” murmelte Superhirn. „Der Auto-Gelator! Die Luftpanzerung, wie sie der Professor zur Abschirmung seiner Bodenstation anwendet! Hat von selbst funktioniert!” „Hm ...” Henri blickte durch die durchsichtige Sperre wie durch ein dickes Glas in den Lastenraum, der tatsächlich wie ein Aquarium wirkte. „Schön und gut”, meinte er. „Wie kriegen wir aber das eingedrungene Wasser da heraus? Vor allem aber dieses schauderhafte Seeungeheuer? Es schwimmt wie verrückt um unser Beibootraumschiff und das Luftkissenauto!” „Komm”, sagte Superhirn knapp. „Erst mal zurück in die Befehlszentrale!” Auch Gérard und Prosper hatten sich von ihren unbequemen Plätzen auf die Sessel begeben.
Prosper deutete auf ein Wandstück. „Wird da signalisiert, was uns erwartet?” fragte er heiser. Durch das Wasser, das in den vorderen Räumen in Kniehöhe stehengeblieben war, stapften Superhirn und Henri heran. Beide betrachteten erstaunt die Wand. Da sah man in grünen Umrissen seltsame Gebilde: blumenähnliche Figuren mit schrägen Stengeln und Kelchen, solche, die die Form von Blättern, Gräsern, Pilzen, Knollen und verschlungenen Röhren hatten. Aber auch Seesterne, Seeigel und Meeresschnecken waren zu erkennen. Das ging alles noch. Aber die grünleuchtenden Umrisse von Fischen wirkten zum Teil schauderhaft: Da gab es torpedoförmige, pfeilförmige und ovale, solche, die wie Schlangen und andere, die wie Drachen aussahen. Einige hatten sehr viele Flossen. Und einer schien sogar einen Bart und Kopfantennen zu haben.” „Was ist das?” wunderte sich Henri. „Eine Umrißtafel”, sagte Superhirn prompt. „Ähnliches gibt es ja auch in jeder Schule. Jeden Fisch, den man beim Tauchen auf der Sichtplatte sieht, braucht man nur mit dieser Tafel zu vergleichen. Erkennt man seine Umrisse an einer dieser Figuren, hat man sofort seine Bezeichnung oder seinen Namen!” „Unter jedem dieser Leuchtzeichen müßte doch eine Bezeichnung sein”, wunderte sich Henri. Er berührte mit dem Zeigefinger zufällig das Umrißgebilde einer Fischdarstellung, die auf der Signalwand allerdings nicht größer als ein Hering war. Unerwartet ertönte die scheppernde Automatenstimme: „Dieser Fisch ist ein Hai. Haie haben folgende Merkmale: Sie sind mehr oder weniger spindelförmig. Die großen Arten erreichen eine Länge von sechs, sieben oder sogar über fünfzehn Meter. Der Riesenhai ernährt sich aber hauptsächlich von winzigen, planktonischen Tieren. Andere können dem Menschen gefährlich werden.” Alles weitere, mochte es noch so unheimlich spannend oder auch lehrreich sein, kümmerte die Besatzung des Monitor nicht. „Die Maschinenstimme!” rief Prosper. „Sie geht wieder!” jubelte Tati. „Los, ran!” brüllte Gérard begeistert. „Superhirn, drück auf die Taste!” „Wir müssen auf der Informationstafel die richtige Taste finden, dann haben wir's!” sagte Henri voller Eifer. Wuff, bellte der Pudel, wuff, wuff! „Fliegen wir jetzt wieder in die Luft?” krähte Micha. „Ja, wenn du von der Sichtplatte runtergehst”, erklärte Superhirn. Er setzte sich auf die Sessellehne und drückte auf die Stichworttaste für den Analysator. Sofort eilten Worte in Leuchtbuchstaben über die Informationstafel hoch über den Köpfen der Kinder. Das Wort „Tauchvorgang” ließ Superhirn durch einen weiteren Tastendruck stehen. Dann drückte er wieder und nun erschienen sämtliche gespeicherten Begriffe, die damit zusammenhingen: „Leck im Schiff”, „Lastenraum...“ Das waren die Stichwörter, die sie brauchten! „Genügend Auftrieb vorhanden”, schepperte die Maschinenstimme. „Größter Teil des Schiffes enthält Luft. Sinken unmöglich.” „Hurra!” schrien Prosper und Gérard. „Aber wenn uns diese Stimme beschwindelt?” rief Tati. „Vorher hat sie alles durcheinandergebracht! Ich begreife nicht, weshalb sie plötzlich wieder heil sein sollte!” „Abwarten”, erwiderte Superhirn. „Micha hat doch die Zentralsteuerung blockiert! Wer sagt uns eigentlich, daß es dabei nicht auch ein paar Kurzschlüsse gegeben hat? Wegen nichts und wieder nichts fliegen keine Sicherungen heraus. Vielleicht ist bei so einem Kurzschluß sogar einmal ein Lichtbogen entstanden, durch den die Raumschiff wand beschädigt wurde. So könnte nämlich das Loch im Lastenraum entstanden sein!” Er sah einen Augenblick angestrengt vor sich
hin und fuhr fort: Ja, und jetzt klappt fast alles wieder. Wir haben ja gesehen, wofür hier vorgesorgt worden ist. Warum eigentlich nicht auch für einen Schaden in der Steuerung selbst? So muß es wohl sein: Die Steuerung ist so gebaut, daß vieles doppelt vorhanden ist. Geht etwas entzwei, kann das Ersatzteil sich einschalten. Nur dauert das diesmal länger, weil Micha zuviel unvorhergesehenes Durcheinander geschaffen hat. Nun scheint der Schutz gegen unangenehme Überraschungen wieder einigermaßen zu funktionieren. Die Steuerung heilt sich sozusagen selbst. Darum glaube ich auch, daß bald alles wieder in Ordnung ist!” „Gut”, nickte Henri. „Wir wissen nun, daß wir nicht sinken können. Aber wie bringen wir das Wasser aus dem Lastenraum heraus - samt dem abscheulichen Ungeheuer! Und wie kriegen wir wieder trockene Räume, Wohn- und Kommandoteil? Außerdem schwimmt ja auch hier noch allerlei herum!” Eine ganze Weile betätigte Superhirn die Stichworttaste, bis die nötige Kombination eingestellt war. Die Maschinenstimme erteilte Auskunft: „Knopfreihe backbords in Reihenfolge x-m-ny-e-f-o-o-o-b-1-99-54-a-z-t-n betätigen. Kreiselpumpen in Wohnteil arbeiten dann. Unrat wird in Seitenspalten abgesogen. Ersatzluft bläst automatisch ein. Dazu Reihenfolge n-p-f-g-k-3-48-1-e.” Superhirn ließ die Maschinenstimme das Ganze noch einmal wiederholen, während Henri auf die Knöpfe drückte. „Halt den Zwergpudel fest, Tati”, warnte Prosper. „Er könnte sonst mit in den Ozean hinausgezogen werden!” Plötzlich erscholl ein Geräusch, als brausten irgendwo verborgene Motoren. An den Seiten des Kommandoraums bildeten sich Strudel; der Wasserspiegel sank rasch und stetig. „Schnell, alles auf die Stühle!” rief Superhirn. Im nächsten Augenblick klappten die Bodenränder auf, und die Fische und Algen, die in den Wohnteil des Monitor gedrungen waren, verschwanden, als seien ganze Breitseiten von Staubsaugern in Tätigkeit. Frischwasser brauste über den Fußboden, eine Föhnanlage surrte: Vor den Augen der erstaunten Besatzungsmitglieder verwandelte sich der schmierige, feuchte Untergrund wieder in eine saubere, trockene Fläche. „Noch mal!” rief Micha begeistert. „Bitte, Henri, laß noch mal ein bißchen Wasser und ein paar Fische rein! Ich möchte...“ „Du möchtest jetzt still sein!” befahl Tati. „Wir haben sicher noch mehr Wasser im Schiff, als uns lieb ist. Oder ist der Lastenraum auch schon leer? Und was macht dieser scheußliche Riesenfisch?” Prosper schaltete den Fernsehschirm zum Lastenraum ein. „Der Panzerglasvorhang - oder wie man das Ding nennen will - ist immer noch da. Und der Lastenraum gleicht nach wie vor einem Aquarium: Er ist voller Wasser. Außer dem komischen Ungeheuer schwimmen viele kleinere Fische um das Miniraumschiff und das Luftkissenauto herum!” „Fragen wir doch mal unser sprechendes Lexikon - die Maschinenstimme -, wie wir das Wasser aus dem Lastenraum rauskriegen können und wie das Leck zu stopfen ist”, meinte Gérard. Superhirn drückte die Informationstaste und kombinierte die ihm nötig scheinenden Stichworte. Es dauerte eine ganze Weile, dann hatte er das Ergebnis. „Also”, faßte er zusammen, wenn ich die Angaben der Maschinenstimme richtig deute, ist ein Unterseestart in den Weltraum unmöglich: Wir haben zuviel Wasser an Bord. Nun könnten wir zwar wie ein U-Boot auftauchen, einen kleinen Flug versuchen und dabei durch die geöffneten Ladeklappen das Wasser herauslassen - aber mit dem Leck will ich lieber nicht in der Luft herumschwirren.” „Die Maschinenstimme sprach doch immerzu von einem Hilfstorpedo mit ausfahrbarem Greifarm, der eine Stahlplatte vor das Leck bugsieren soll”, erinnerte Henri. „Und zwar von
innen. Verstehst du das?” Superhirn nickte. „Einer von uns muß das Loch im Schiff mit einer Platte verschließen, ja.” „Ich verstehe davon nichts”, mischte sich Tati ängstlich ein. Ich höre nur, daß da einer von uns zu dem Ungeheuer in den Lastenraum soll!” „Nicht ungeschützt”, grinste Superhirn. „Henri! Laß dir von der Maschinenstimme noch mal die Daten für das Unternehmen Hilfstorpedo geben!” Henri tat es. Danach drückte Gérard weisungsgemäß die Tasten der roten „Gefahrenplatte 11”. Rechts über dem Eingang zum Freizeit-Center - oberhalb einer Wandleiter - Öffnete sich eine mehr als zwei Meter lange Klappe. Ein torpedoförmiges Einmann-U-Boot mit ausfahrbarem Greifarm über der Plastikkanzel wurde sichtbar! „Kinder!” staunte Gérard. „Ein tolles Ding! Damit würde ich gern ein bißchen im Lastenraum herumkurven!” „Achtung!” ertönte die Maschinenstimme. „Platte unter Verstrebung drei im Lastenraum greifen, vor das Leck stellen, mit Quetschpistole Dichtungsmaterie gegen den Rand schießen.” „Was soll das heißen? Was ist eine Quetschpistole?” wunderte sich Prosper. „Die Maschinenstimme redet mal wieder Blech!” „Im Gegenteil”, erwiderte Superhirn. „Die Auskunft war verflixt genau! Eine Quetschpistole ist übrigens nichts Besonderes: Das Ding hat keinen Abzug, du kannst den Griff zusammenquetschen wie eine Plastiktube. Das ist alles! Also los! Laßt mich das Unternehmen Hilfstorpedo durchführen! Henri, bleib an der Gefahrenplatte 11, außerdem an der Taste für den Analysator. Die Maschinenstimme muß uns lenken! Im Torpedo wird Funk sein wie an Bord überall, so daß wir uns verständigen können!” Er kletterte die Wandleiter empor, klappte die Kanzel des Einmann-U-Boots auf und legte sich bäuchlings hinein. Er schloß die Kanzel und machte sich mit den Geräten vertraut. „Greifarmbedienung - klar!” meldete er über Funk. .Eingebaute Quetschpistole - okay! Aber wie komme ich aus dieser Klappe in den Lastenraum? He, Henri - befragte den Analysator!” Superhirn wartete in dem engen Torpedo, während Henri ihm die Daten weitergab. „Ich gehe das Leck von innen an”, sagte er dann. „Laß mich jetzt starten!” Superhirn merkte, wie er mit seinem Torpedo über ein Rollband in das Innere einer Schleuse geschoben wurde. Sein Fahrzeug befand sich jetzt offenbar auf einem „Drehteller”. Hinter ihm schloß sich die Klappe. Die Schleuse füllte sich mit Wasser. Die Platte unter ihm drehte sich, bis der Torpedo mit der Nase vor der entgegengesetzten Schleusentür stand; sie öffnete sich - und Superhirn blickte aus seinem Plastikgehäuse in den wassergefüllten Lastenraum. Henri meldete sich über Bordfunk: „Knüppelsteuerung ausprobieren! Antrieb, Bremsung und Stop durch Trittleiste im Heck!” „In Ordnung”, gab Superhirn zurück. Im nächsten Augenblick glitt sein Fahrzeug durch die Startröhre in den Lastenraum hinein. Es war ein schauriger Moment. Superhirn kam sich vor wie ein Fisch in einem Aquarium. Er lag auf dem Bauch, den Kopf etwas angehoben, so daß er durch die Bugkanzel seines engen Gehäuses blicken konnte. Durch das eingedrungene Wasser schimmerten die immer noch beleuchteten Wände des Lastenraums gespenstisch. Superhirn sah einen ganzen Schwarm bunter Fische. Zuerst lenkte er auf die Kabine zu, von der alles Unheil seinen Anfang genommen hatte. Sie war unversehrt. Der Wasserdruck hatte die Kontaktplatte heruntergedrückt und auf diese Art den fugendichten Verschluß bewirkt. Vorsichtig schwamm Superhirn nun mit seinem Einmann-U-Boot um das Miniraumschiff und das Luftkissenauto herum. Beide Fahrzeuge waren noch festgelascht. Doch da! Plötzlich, ganz plötzlich prallte Superhirns Torpedo gegen das eingedrungene Ungeheuer! Das Monstrum hatte sich zwischen den Fahrzeugen versteckt und war unversehens
hervorgeschossen. Aber sein Schreck war größer als der des Jungen, denn es zog sich sofort wieder zurück. Diesmal hatte Superhirn die sonderbaren Stummelflossen genau gesehen. Was würde Charivari, was würde die Gelehrtenwelt darum geben, dieses Ungeheuer zu Gesicht zu bekommen! Während ihm das alles durch den Kopf ging, ertönte Henris Stimme über Funk: „Superhirn! Etwas Schreckliches ist passiert!” „Was denn schon wieder?” fragte Superhirn ärgerlich. „Der Gedankenstrahler ist weg! Er war doch entzwei? Wahrscheinlich ist die Strahlerlupe wieder auf den Fußboden gefallen und dann mit dem Wasser und den Fischen vorhin abgesaugt worden!” „Verflixt!” entfuhr es Superhirn. „Alles geht heute schief! Und warum müßt ihr mir das gerade jetzt melden? Ich spiele zur Zeit ´Hasch mich´ mit dem Seeungeheuer!” „Waaa... ?” hörte Superhirn Henri schlucken. „Na, so schlimm ist es auch wieder nicht. Ich wollte, wir könnten das Tierchen behalten! Mensch, würden wir berühmt werden! So, und nun paß auf: Bleibt an der Gefahrenplatte! Ich steuere jetzt auf das Leck zu!” „In Ordnung!” erwiderte Henri. „Greifarm ausfahren! Mit Zange Stahlplatte unter Verstrebung drei hervorziehen! Vor das Leck legen!” Superhirn durchkreuzte langsam mit der Stahlplatte die Lastenhalle und näherte sich dem dunklen Loch in der Seitenwand. Er stoppte den Torpedo. Nun bediente er die Hebel des Greifarms und bugsierte die Platte vor das Leck. Dann schoß er aus der eingebauten Quetschpistole Dichtungsmaterial auf die Ränder ab. Die Wirkung war verblüffend: Die Platte saß fest, als wäre sie angeschweißt. „Arbeit beendet”, meldete Superhirn stolz. Doch statt einer begeisterten Antwort erreichte ihn ein ,neuer Hilfeschrei. „Superhirn!” ertönte Henris Stimme. „Micha hat wieder irgendwelche Tasten gedrückt. Die Motoren sind in Betrieb! Himmelsvisor hat sich eingeschaltet. Wir sausen nach oben in die Luft!” „Aber doch nicht mit dem Wasser im Lastenraum!” schrie Superhirn entsetzt. „Öffne sofort die Ladeklappen, damit es entweichen kann!” „Geht nicht!” tönte Henris Stimme zurück. „Wenn wir das machen, verlieren wir dich ja!”
5. Die Insel der Fliegenden Fische Zwei Tage und zwei Nächte hatte der Professor abwechselnd mit Martin in der geheimen Bodenstation vor den Geräten gewacht. Sie hatten nichts gehört als die Notrufe Enrico Charivaris, der die Unterseestation leitete. Wenn Professor Enrico Charivari aber auf dem Bildschirm in Marac erschien, so konnte er nichts über den Verbleib des Monitor berichten. Im Gegenteil, er drängte immer wieder: „Wo ist Raumschiff Monitor? Es muß meinem Rotor zu Hilfe kommen, der mit Triebwerkschaden auf Erdumlaufbahn treibt!” Der Professor erklärte Martin das weitere beim Frühstück im unterirdischen Kasino: „Das Raumschiff Rotor meines Bruders hat unserem Monitor die Verfolgung der Piraten abgenommen. Der Meteor der Verbrecher ist geschnappt worden. Es hat ein Ankoppelungsmanöver stattgefunden; die Leute meines Bruders sind in das verfolgte Raumschiff umgestiegen und haben die Meuterer überwältigt. Doch als sie mit den Gefangenen zur Erde zurück wollten, versagten die Triebwerke. Nun kreist das Raumschiff Rotor mit Bewachern und Gefangenen fortwährend um die Erde. Wir können ihm nicht helfen, denn außer dem verschollenen Monitor gibt es kein weiteres Raumschiff auf unseren Stationen.”
„Können sich die Leute im Rotor nicht selber helfen?” fragte Martin. Professor Charivari seufzte. „Eben nicht! Ihnen fehlt ein wichtiges Ersatzteil, eine Treibstoffpumpe, und ausgerechnet die hat weder der verfolgte Meteor noch der Verfolger Rotor in Reserve gehabt. Nur unser Monitor verfügt über solche Teile im Bordlager. Wenn er also nicht zurückkommt, sind wir gleich alle drei Raumschiffe los. Das Piratenfahrzeug hatte ja auch schon einen Schaden, als es gekapert wurde, ihm fehlen Spezialschrauben.” „Hm”, Martin überlegte. „Wenn der Rotor wieder in Ordnung wäre, könnte er zur Station Ihres Bruders hinunter, die Piraten dort abliefern und wieder aufsteigen, um Superhirn und die anderen zu suchen!” „Statt dessen setzt mein Bruder die Hoffnung auf unseren verschollenen Monitor, der seine Leute und die Gefangenen herunterholen könnte”, rief der Professor. „Es ist zum Verrücktwerden!” Plötzlich ertönte eine Maschinenstimme, ähnlich der, die der Monitor an Bord hatte: „Bildschirm eins, Zentrale, Bildschirm eins, Zentrale...” Charivari und Martin liefen in den ovalen Befehlsraum. „Professor!” schrie Martin außer sich. „Auf dem Bildschirm ist Gérard!” Rasch nahm der Professor am Tastenschreibtisch Platz. Der Junge setzte sich auf einen Hocker. Beide starrten auf das Bild. „Hier Besatzung Monitor-, erklärte Gérard grinsend. „Henri und Superhirn haben mich erst sprechen lassen, damit ich meinen Vetter Martin begrüßen kann. Der ist doch hoffentlich noch da?” „Klar!” rief Martin. Und der Professor sagte: „Er wird auch bleiben, bis ihr wohlbehalten in Marac gelandet seid! An deinem Gesicht sehe ich, daß es euch offenbar nicht schlecht geht! Aber wo habt ihr die ganze Zeit gesteckt? Und wo seid ihr jetzt?” Auf dem Bildschirm erschien nun Superhirn. Auch er grinste. „Hallo, Professor! Wir sind auf einer winzigen, unbewohnten Insel im Westpazifik gelandet. Vorher waren wir bei den Fischen!” Er gab nun einen ausführlichen Bericht. Zuletzt sagte er: „Henri hat mich per Fernsteuerung mit dem Torpedo zurückgeholt. Dann sind wir aus dem Meer im hohen Bogen in die Luft geschossen, nachdem die Ladeklappen noch eben vor Erreichung des Wasserspiegels geöffnet werden konnten. Aus dem Lastenraum entwich das eingedrungene Wasser mitsamt dem Urweltfisch. Henri schloß die Ladeklappen. Jeder Zug und jeder Schub war abgestellt. Wir klatschten auf die Wellen wie eine Ente. Es gelang uns, Monitor auf eine Art Motorboot umzustellen. Wir liefen eine Insel an und begannen mit den Reparaturen.” Professor Charivari atmete erleichtert auf. „Achtet nun aber darauf, daß Micha nicht noch einmal mit irgendwelchen Tasten, Hebeln oder Knöpfen spielt.” Und er betonte: „Der Monitor muß klar auf die verschiedenen Möglichkeiten: Raumfahrt, Luftfahrt, Seefahrt oder Tiefseefahrt programmiert sein. Als ihr in die Tiefe gingt, war er das nicht, und zwar wegen des Durcheinanders in der Zentralsteuerung. Da hat euch die Notautomatik vor dem Schlimmsten bewahrt.” „Ist mir völlig klar!” erwiderte Superhirn ruhig über Bildschirm eins. „Was ist an Bord jetzt noch nicht in Ordnung?” erkundigte sich der Professor. „Die Schleusentür zum Lastenraum”, erwiderte der Junge. „Der unsichtbare Sperrvorhang hat sich von selber aufgehoben, als das Wasser entwichen war. Die Trümmer der zersprungenen Platte sind durch die geöffneten Ladeklappen in die Tiefe gesaust.” „Wenn ihr wieder auf Erdumlaufbahn seid, müßt ihr für kurze Zeit die künstliche Schwerkraft aufheben. Dann zieht ihr eine Ersatztür aus dem Bordlager und hängt sie ein. Anweisungen gebe ich. Noch etwas?” „Das Telepathorglas - die Gedankenstrahlerlupe - ist aus dem Haltering gesprungen und beim Reinigen des Wohnteils abgesogen worden“, antwortete Superhirn. „Gibt es an Bord ein
Ersatzglas?” „Ja, aber sein Versteck kann euch auch die Maschinenstimme nicht verraten. Das ist ein Geheimgerät, von dem sogar meine ehemaligen Mitarbeiter nichts ahnen. Doch das wißt ihr ja. Ihr findet das Ding in der Bodenplatte des Kommandosessels. Tipp mit dem Fingernagel auf die Schraffierungen der Zierleiste links in der Reihenfolge 88-6-S8-5-88-4 und dann so lange 32, bis sich die Sesselplatte herausschiebt. Darin eingebettet liegt das Glas. Setzt es in den Haltering ein. Das ist leicht. Dazu braucht ihr nur ein bißchen Zeit und Ruhe.” „Gut!” erwiderte Superhirn. „Die Insel hier ist das reinste Paradies; ich glaube, da haben wir die nötige Ruhe. Ich checke dann alles durch, melde mich wieder und erwarte Ihre Starterlaubnis!” „Du machst deinem Namen wieder einmal Ehre, Superhirn”, erklärte Professor Charivari befriedigt. „Noch eins: Wenn wir über Funk nicht zu erreichen sind, stellt den Telepathor an. Repariert ihn sofort! Martin und ich müssen uns unbedingt in Marac blicken lassen. Ich behalte unterwegs die telepathische Brille auf, um mit euch in Verbindung zu bleiben!” „In Ordnung!” bestätigte Superhirn, „Viele Grüße von den anderen!” Er lachte. Langsam verblaßte das Bild. Der Professor setzte sich daraufhin sofort mit der Unterseestation in Verbindung und berichtete seinem Bruder Enrico von dem Lebenszeichen der Monitor-Besatzung. „Sagt der Besatzung, sie möge sich beeilen!” erwiderte Enrico Charivari. „Ich brauche dringend Hilfe für die beiden defekten Raumschiffe Meteor und Rotor. Im Meteor ist nur noch ein Mann, alle anderen braucht der Rotor, um die gefangenen Piraten zu bewachen. Kommandant Rollins funkt, die Stimmung sei sehr schlecht, weil ohne die Treibstoffpumpe keine Rückkehr zur Erde möglich ist! Und der Meteor braucht Spezialschrauben!” „Monitor hat eine jugendliche Besatzung”, erwiderte Professor Brutto Charivari seinem Bruder, dem Professor Enrico Charivari. „Ich will sie endlich wieder hier haben. Danach werden wir weitersehen!” „Monitor braucht nichts weiter zu tun, als die Ersatzteile auf Erdumlaufbahn zu übergeben”, drängte der Mann auf Bildschirm zwei. „Die Anweisungen zum Ankoppeln gibt Kommandant Rollins vom Rotor über Funk. Das Manöver ist leichter als das Übersteigen von einem Motorboot zum anderen bei Seegang!” „Ich werde mit Superhirn sprechen”, sagte Professor Brutto Charivari. „Dann rufe ich die Unterseestation wieder! Ende!” „Ende!” Das Bild des silberbärtigen Bruders verschwand. Gleich darauf rief der Professor anhand der von Monitor durchgegebenen Positionsdaten noch einmal seine jungen Freunde im fernen Stillen Ozean. Superhirn meldete sich sofort. Charivari schilderte ihm die Lage, in der sich das Raumschiff Rotor befand, und er fügte hinzu, daß auch der Meteor der überwältigten Meuterer Ersatzteile brauche. „Mein Bruder möchte, daß ihr die Pumpe und die Spezialschrauben auf Erdumlaufbahn übergebt”, sagte er. „Kommandant Rollins vom Rotor würde das Koppelungsmanöver im Weltraum leiten. Wollt ihr diese eine Aufgabe noch übernehmen?” „Mich brauchen Sie nicht zu fragen”, erklärte das Gesicht auf dem Bildschirm. „Ich würde von hier aus zum Mars fliegen! Aber Micha ist noch sehr verstört, und das wirkt sich vor allem auf Tati aus. Wir müssen mindestens einen ganzen Ruhetag auf dieser Paradiesinsel einlegen. Und vergessen Sie nicht: Hier ist es jetzt Nacht. Lassen Sie mich ein paar Stunden schlafen, dann halte ich Kriegsrat mit Henri.” „Gut!” erwiderte Professor Charivari. „Zum Checken der Geräte, das vergaß ich, müßt ihr die Tafel der Zentralsteuerung zurückklappen.” „Ach ja!” erinnerte sich Superhirn. „Der Schutzschirm der Zentralsteuerung versperrt immer
noch den Eingang. Wie hebt man die Blockierung auf?” „Blaue Gefahrentaste im Kommandoraum auf Platte A 19 zweimal drücken!” antwortete Charivari. „Und nun, gute Nacht! Ich gehe mit Martin ein wenig spazieren.” „Auf einer Insel im Stillen Ozean sind die.” staunte Martin. „Was gäbe ich darum, wenn ich jetzt auch dort wäre...” Die Insel, auf der die Monitor-Besatzung rastete, war winzig. Sie war nicht rund wie die kleinen Eilande, die in Witzblattzeichnungen den Schiffbrüchigen im Nachthemd rettende Zuflucht bieten. Sie hatte die Form eines zusammengedrückten Hufeisens, wobei man sich die eng beieinanderliegenden Enden als Einfahrt in eine Bucht vorstellen muß. Darin, auf märchenhaft blaugrüner Wasserfläche, lag Monitor jetzt wie ein Schiff vor Anker. Am Morgen machte Gérard das Luftkissenauto klar und schwebte mit Prosper, Tati, Micha und dem Pudel zum Strand. Bald hallten die Freudenschreie des Kleinen und Loulous Gebell über die Bucht. Superhirn und Henri waren an Bord des Monitor geblieben. Die beiden, Flugingenieur und Kommandant, besprachen das Hilfsvorhaben, um dessen Durchführung der Professor gebeten hatte. Sie saßen in ihren Sesseln an der Befehlsplatte im Kommandoraum. „Bevor wir diese Bucht verlassen”, sagte Superhirn nachdrücklich, „müssen wir das Leck gründlich auch von außen reparieren. Vor allem müssen wir wissen, ob durch Erschütterung und Fehlprogrammierung keine Instabilität im Schiffskörper aufgetreten ist. So etwas könnte das Fahrzeug nach einem Raumstart zerreißen. Oder wir könnten einen unerwünschten Drall bekommen. Dann würden wir nicht in die Erdumlaufbahn einschwenken, sondern sonstwohin trudeln und am Ende vielleicht im Himalayagebiet zerschellen.” „Klar”, nickte Henri. „Aber nimm an, wir probieren alles an Bord idiotensicher durch, immer mit Hilfe des Professors. Der Funk ist ja wieder in Ordnung, und den kaputten Bildkasten haben wir ausgewechselt. Die Ersatzlupe des Telepathors sitzt fest im Haltering. Die Schleusentür zum Lastenraum können wir erst nach Aufhebung der Schwerkraft ersetzen. Wenn wir aber sonst davon überzeugt sind, daß wir den Start wagen können...” „... dann bleibt uns noch, die anderen zu überreden”, vollendete Superhirn. „Mit Tati ist nicht zu spaßen, wenn sie nicht will. Sie möchte längst zurück nach Marac. Und Gérard hat seinen Vetter Martin dort, den er die ganzen Ferien über noch nicht gesehen hat!” Henri rieb sich die Nase. „Hm! Aber vergiß nicht, ich bin Tatis und Michas älterer Bruder. Ich kann besser auf sie einreden. Prosper macht das, was wir beide tun, sowieso. Na, und dann ist es nicht schwer, auch Gérard zu beschwatzen.” Superhirn putzte seine Brille und setzte sie bedächtig wieder auf. „Dem Raumschiff Rotor das Ersatzteil zu übergeben, ist nicht das Schlimmste. Rotor muß ja auch den defekten Meteor zurückführen. Ich denke jetzt nur daran, daß die gefangenen Piraten an Bord des Rotor sind.” „Na und?” fragte Henri. „Die werden mit Handschellen im Lastenraum sitzen! Macht uns das was aus?” „Uns beiden nicht”, bestätigte Superhirn grinsend. „Aber die anderen könnten kalte Füße bekommen - bei dem bloßen Gedanken, daß wir uns wieder einem Raumschiff nähern, in dem die Schreckenskerle sitzen!” „Aber sie sind doch Gefangene!” rief Henri. „Das wissen wir doch längst! Selbst Micha hat keine Angst mehr vor ihnen!” „Auch gefangene Meuterer sind für zarte Gemüter was Unheimliches”, meinte Superhirn. „Das ist das einzige Hindernis, wenn sonst auch alles klappen mag. Ich denke, wir erwähnen die Schurken gar nicht mehr. Wir reden immer nur von der Hilfe, die wir Meteor bringen müssen. Abgemacht?” „Abgemacht”, sagte Henri entschlossen. Aus dem Luftkissenauto tönte Gérards Stimme über Sprechfunk durch den Bordlautsprecher: „Hallo, Superhirn, hallo, Henri!”
„Was ist?” erkundigte sich Superhirn. „Wir sind auf der Insel gelandet! Kinder, ist das hier prima! Der Sand ist so weiß wie Zucker, das Wasser durchsichtig wie Glas! Micha und Loulou toben um die Kokospalmen herum, Tati macht Ballettsprünge, Prosper und ich wollen baden!” „Nehmt eure Zehen und Fußsohlen in acht”, erwiderte Superhirn, „Es dürfte da genügend scharfe Muschelschalen und dergleichen geben! Und, he: Nur in der Bucht baden, verstanden? Wir rufen euch, sobald wir hier mit der Reparatur fertig sind!” Nun konnten Superhirn und Henri in Ruhe darangehen, das Leck von außen zu dichten und alle Funktionen des Monitor für einen möglichen neuen Raumstart zu Prüfen. Mit Preßluft und Heißluft hatten sie den Lastenraum von den Rückständen des Wassereinbruchs befreit, kleinere Fische und Meerespflanzenteile zum Vertrocknen gebracht und weggeblasen. Nach den Anweisungen des Professors hatte Henri die Isolierung der Zentralsteuerung aufgehoben. Er und Superhirn klappten die Tafel zurück, um die vorgesehene Kontrolle durchzuführen. „Mensch, was ist denn das?” rief Henri staunend. Sie sahen ein naturgetreues Modell ihres Raumschiffs in einem durchsichtigen Kunststoffbehälter - wie ein beleuchtetes Kleinod in einer Vitrine. „Ein Simulator-Modell!” Superhirn hatte es sofort begriffen. Es dauerte nur einige Sekunden, und schon hatte er den Kasten geöffnet und das Raumschiffmodell an einem Dreharm ausgeschwenkt. Er studierte eine Informationstafel. Dann murmelte er: „Aha! Sieh mal. Ich klappe das Ding jetzt um seine Längsachse auf! So!” „In dem Modell ist alles vorhanden, was wir an Bord haben!” rief Henri. „Da, der Kommandoraum mit dem Himmelsvisor! Die Küche! Mensch, da haben wir endlich mal einen richtigen Überblick!” „Am Luftkissenauto und an der Schleusentür brennen zwei stecknadelkopfgroße Lampen”, sagte Superhirn. „Das bedeutet, daß da etwas nicht in Ordnung ist. Genau! Das Luftkissenauto fehlt ja zur Zeit, und die Schleusentür können wir erst später einsetzen. Im Kommandoraum scheint alles in Ordnung zu sein: Im Simulator brennt kein Warnlämpchen.” Mit einem Blick auf die Tafel fügte er hinzu: „Blau würde Bildfunk bedeuten, Violett Hörfunk...” Er betrachtete das Heck des Modells. „Geräteteil und Triebwerke sind auch in Ordnung!” „Ebenso Hub- und Zugdüsen”, stellte Henri fest. Superhirn klappte das Modell zu, schob es in die Wand zurück und verschloß den durchsichtigen Kasten. Er hatte wieder auf die Informationstafel geblickt. Nun sagte er: „Jetzt machen wir den Simulations-Test unter Raumflugbedingungen. Hier, ich setze durch Tastendruck das Modell zunächst mal der Luftreibung aus, anschließend simulierten Bedingungen, die denen der Schwerelosigkeit gleichen. Siehst du irgendwo eine Warnlampe aufleuchten?” „Nein”, murmelte Henri. „Also ist das künstliche Schwerkraftzentrum des Monitor in Ordnung. Jetzt zünde ich nacheinander die Trieb- und Strahlenwerke. Simulierte Feuer- und Strahlenbündel zucken auf!” Wieder näherte er seine Nase der Tafel: „Wenn statt dessen oder zugleich Warnlämpchen blinken würden, hieße das, daß unser Treibstoff verbraucht wäre oder bereits gefährlich abgenommen hätte. Im Auto leuchtet ja auch eine Warnlampe auf, wenn die Lichtmaschine nicht in Betrieb ist und die gesamte Stromversorgung auf der Batterie lastet.” Superhirn führte noch die „Trimm-Probe” durch. „Die Erschütterung und unsere Leckabdichtung haben der Flugtüchtigkeit auch nichts geschadet”, erklärte er befriedigt. „So, nun funken wir diese Ergebnisse nach Marac und lassen uns von Gérard zum Strand holen. Ich denke, wir haben uns ein paar Sonnenstrahlen redlich verdient!” Im Kommandoraum erschien das Gesicht Professor Charivaris auf Bildschirm eins. „Gute Nachricht!” meldete Superhirn. „Das Simulator-Modell gibt keine Warnung. Es scheint
alles wieder in Ordnung zu sein.” „Dann ruht euch aus”, erwiderte der Professor. „Wenn es Abend ist, gebt uns euren Entschluß durch. Falls ihr euch einigt, müßt ihr am Morgen starten, um Kommandant Rollins die Ersatzteile für Rotor und Meteor zu bringen!” „Ich denke, wir werden uns rasch einig sein, Professor”, meinte Superhirn zuversichtlich. „Die Besatzung muß sich nur ein paar Stunden erholen!” „Das will ich ihr nicht mißgönnen!” erklärte Charivari lächelnd. „Nehmt nur den silbernen Drehknopf aus der Zentralsteuerung mit an Land, damit kein Fremder etwa mit Monitor starten kann!“ „Wird gemacht”, sagte Henri. „Unsere Verbindung ist ab jetzt über das Luftkissenauto!” Kurz erschien noch Martins Gesicht auf dem Bildschirm. „Viel Vergnügen!” rief er. „Gérard soll mir eine Kokosnuß mitbringen!” Micha stand auf der höchsten Stelle der hufeisenförmigen Insel. In den Trikotfetzen, aus dem ihm Tati eine Art Insulaner-Bekleidung gemacht hatte, sah er aus wie Robinson. „Leute!” schrie er begeistert. „Da hopsen immer so komische Vögel aus dem Wasser!” Tati, die sich am Strand sonnte, hob den Kopf und blickte über die märchenhaft blaugrüne Bucht. „Wo?” Prosper und Gérard, patschten dicht am Strand im seichten Wasser. Auch sie entdeckten nichts. Henri und Superhirn saßen mit baumelnden Beinen auf dem Heck des Luftkissenautos. Sie reckten den Hals. „Quatsch!” widersprach Gérard lachend. „Fliegende Fische! Die heißen nur so, weil sie ab und zu mal ein paar Meter weit über die Oberfläche hopsen! Aber höher als einen halben Meter kommen sie nie! Das habe ich gelesen!” Im gleichen Moment ertönte Michas banger Schrei. Im Nu waren alle auf den Beinen und erklommen die Höhe. Micha saß auf dem Hinterteil und hielt sich die blutende Nase. „Ein Vogel hat mich gebissen!” schrie er. Nun war es Superhirn, der lachen mußte. „Der ist dir nur zufällig ins Gesicht geklatscht!” „Da!” rief der Kleine. „Da liegt er! Das war er!” „Das ist kein Vogel, das ist ein Fliegender Fisch.” Superhirn grinste. „Und dahinten zappeln noch mehrere auf dem Trockenen. Aber sie kamen nicht, um dir weh zu tun. Glaub mir, alle zusammen sind noch ängstlicher als du! Sie wollten sich nur vor einem Verfolger in Sicherheit bringen. Deshalb sind sie aus dem Wasser geschossen. Nur durch Zufall sind sie hier gelandet!” Gérard meinte: „Ob die Viecher nun hopsen oder richtig fliegen, das weiß ich nicht. Aber ich weiß zufällig, daß sie gut schmecken. Das ist ja wie im Schlaraffenland! Man braucht sie nicht zu angeln.“ „Aber grillen wird man sie müssen. Denn obwohl sie einem fast in den Mund fliegen, sind sie noch lebendig und roh!” unterbrach Prosper. „Ihr seid selber roh!” schimpfte Tati. „Der Kleine weiß immer noch nicht recht, was geschehen ist.” Sie wandte sich um. „Und Loulou verkriecht sich in ein Zelt!” Micha schüttelte sich. „Ich bade hier jedenfalls nicht mehr!” erklärte er entschieden. Prosper war recht enttäuscht, als er sich einige gestrandete Fische näher besah. „Sehen nach nichts aus! Und wiegen tun sie auch nicht viel - vielleicht zweihundert oder dreihundert Gramm. Aber das ist das Äußerste!” „Ich zähle fünf Stück!” sagte Superhirn. „Das dürfte für eine leckere Abendmahlzeit reichen.” Er faltete die Brustflossen eines schon recht müden Fisches auseinander. „Jetzt siehst du die länglichen Flügel. Sie schimmern bläulich und orangefarben!” Während Prosper und Tati die Fische einsammelten und zum Grill hinuntertrugen, den sie mitgebracht hatten, um sie dort in ein schattiges Wasserloch zu legen, kletterte Gérard wie ein stämmiger Affe an einer Kokospalme hoch.
Es gab nicht viele Palmen auf dem winzigen Eiland, und die wenigen wirkten ziemlich zerrupft und trugen nur ein paar reife Früchte. Immerhin erntete Gérard insgesamt zwölf. Mindestens eine davon wollte er seinem Vetter Martin mitnehmen. Mit Trockenspiritus und einigen Stücken Treibholz entfachte Prosper ein Feuer unter dem Grill. Als sie später die Fische aßen, bekam der Pudel Loulou Kokosmilch. Das hatte er sich sicher nicht in seiner Hundewiege träumen lassen. Über den Sprechfunk im Luftkissenauto nahm Superhirn noch einmal mit Marac Verbindung auf. Dann setzte er sich zu den anderen vor die Zelte. „Hast du mit dem Professor gesprochen?” fragte Micha. „Ja”, sagte Superhirn. „Wenn die Weltuhr im Kommandoraum Sieben zeigt, müssen wir starten.” „Zurück nach Marac?” erkundigte sich Tati. Superhirn schwieg, und Henri stieß ihn heimlich an. „Also, ich könnte es gut und gern noch ein paar Tage hier aushalten”, meinte Prosper. „Wenn Martin nicht in Marac warten würde, ich auch!” fügte Gérard hinzu. „Aber ich nicht!” rief das Mädchen. Jetzt ist es ja hübsch kühl, aber bei Tage ist die Hitze unerträglich. Ach, wenn ich an die milde Luft in Marac denke...” „Ich möchte endlich wieder mal mit Loulou übers Hochmoor laufen”, krähte Micha. „Kokosnüsse kann man auch in Marac auf dem Markt kaufen. Da braucht man nicht auf Palmen zu klettern wie hier. Und wenn man auf dem Hügel steht, sieht man nichts als Wasser, Ich habe nie gedacht, daß es so viel Wasser gibt!” Er schluckte und plapperte eifrig weiter: „Außerdem habe ich genug von Fischen! Von Fischen auf Wandtafeln, auf der komischen Sichtplatte, im Lastenraum, pfui Deibel, nein! Und dann fliegt mir hier noch einer ins Gesicht!” „Wer weiß, was noch passieren würde, wenn wir länger hierbleiben”, meinte Tati. „Wenn ihr mich fragt: Ich möchte zehnmal lieber wieder in den Weltraum als noch einmal ins Meer!” „Da oben kann kein Ungeheuer einbrechen”, sagte der kleine Bruder. „Alles ist schön sauber, und der Bonbonautomat ist da!” Plötzlich kam ihm ein Gedanke: „Du, Superhirn! Ob wir in Marac den Bonbonautomaten ausbauen dürfen?“ „Nein”, entgegnete Superhirn lachend. „Wenn wir erst einmal in Marac sind, ist es aus mit dem Bonbonregen! Aus mit allen Herrlichkeiten der Monitor-Küche! Dann werden wir uns wieder Salatgurken und Tomaten und alles mögliche vom Markt holen müssen. Auch Kokosnüsse, wie du schon gesagt hast!” „Sind wir denn sehr schnell wieder in Marac?” fragte Micha beinahe enttäuscht. „Ich würde gern den Bonbonautomaten noch leer machen. Das kann mir der Professor nicht übelnehmen, wo mir doch der Fisch gegen die Nase geknallt ist.” Jetzt lachten alle. „Nun”, sagte Superhirn scheinbar nachsinnend. „Wir müssen sowieso zunächst auf Erdumlaufbahn gehen. Und wenn wir dem Rotor und dem Meteor Ersatzteile übergeben würden - hin, dann hätten wir abschließend noch Gelegenheit, ein kleines Bordfest zu veranstalten!” „Bordfest?” rief Gérard begeistert. „Prima! Ein Abschiedsfest im Weltall!” „Das ist eine Idee!” Prosper sprang auf. „Die beste Idee des Jahrhunderts!” „Du brauchst nicht wie ein Medizinmann zu tanzen, auch wenn wir auf einer Kokosinsel sind”, mahnte Superhirn. „Setz dich hin, Prosper!” Er wandte sich an Henri: „Und was meinst du?” „Unsere Reise muß einen zünftigen Abschluß haben”, sagte Henri scheinheilig. „Wir übergeben die Ersatzteile und feiern vor dem Rückflug zur Erde ein Abschiedsfest im Bordkasino!” „Mit Bonbons!” jubelte Micha. „Ich höre da dauernd was von Ersatzteilen”, mischte sich Tati ein. „Was soll denn das? Kreisen denn die beiden Raumschiffe immer noch?” „Haben wir dir das nicht gesagt?” fragte Superhirn im Ton der Verwunderung. „Ja, Rotor und Meteor brauchen Ersatzteile. Der Professor meint, die Übergabe sei eine Kleinigkeit. Kommandant Rollins würde das Manöver per Funk leiten. Na ja, und dann...” Er brachte das
Gespräch gleich wieder auf das Bordfest. „Gewonnen!” flüsterte Henri Superhirn ins Ohr. Doch plötzlich fragte Micha: „Sind im Rotor nicht die gefangenen Piraten?” „Die? Ja - ach so...” Henri tat, als müsse er sich erst erinnern. „Die sitzen gefesselt im Lastenraum des Rotor. Die tun niemandem mehr etwas.” „Ich dachte, sie wären geköpft worden!” rief Micha. „Piraten werden doch immer geköpft!” „Ja, im Märchen”, meinte Prosper. „Nein, nein, die gewiß nicht. Wahrscheinlich wird man die Gruppe auflösen, ein paar der Meuterer auf der Mondstation und ein paar in der Unterseestation beschäftigen. Für Marac wird Charivari Männer von den anderen Stationen anfordern. Diese Meuterer wissen zu viel, als daß man sie einfach entlassen könnte!” „Also, wenn die Piraten wenigstens gefesselt im Lastenraum vom Rotor sitzen, soll's mir recht sein”, meinte Micha nach einigem Bedenken. „Hauptsache, sie stören unser Abschiedsfest nicht!” „Worauf du dich verlassen kannst”, erklärte Superhirn. Und während die anderen in die Zelte krochen, gab er über Sprechfunk im Luftkissenauto die Meldung nach Marac. „Entscheidung gefallen! Monitor wird Ersatzteile im Weltraum übergeben.” 6. Überfall im Weltraum Am Morgen verließ Monitor die „Insel der Fliegenden Fische”, wie Superhirn das Eiland getauft hatte. Das Luftkissenauto stand wieder festgelascht an seinem alten Platz im Lastenraum, die Gerätschaften waren wieder in der Material- und Vorratskammer verstaut. Die jugendlichen Raumfahrer saßen im Befehlsraum auf ihren Plätzen. Auf Bildschirm zwei erschien das Gesicht Professor Charivaris. „Achtung”, ertönte seine Stimme. „Ich gebe jetzt die Anweisungen für den Kursrechner.” Der Monitor” erhob sich waagerecht über der Bucht, schwebte zum Strand und ließ sich noch einmal nieder, und zwar auf einer ebenen Stelle. jetzt wurden seine Hubtriebwerke eingeschaltet, dann einige hundert Meter über dem Boden die Haupttriebwerke. Donnernd jagte Monitor in den unendlich weiten Himmel über dem Stillen Ozean. „Alle Instrumente funktionieren”, meldete Henri nach Marac. „Lenkkorrektur nötig”, hörte man den Professor, dessen unbewegliches Gesicht auf Bildschirm zwei zu erkennen war. Folgende Zahlen unter Scheibe drei tippen: 6-1-6-6-4-8-1...” Gérard wiederholte die Reihenfolge und drückte auf die Tasten. Nach einer Weile kamen weitere Befehle. Schließlich verkündete Professor Charivari: „Ihr seid auf Erdumlaufbahn. Es wird drei Stunden dauern, bis die Raumschiffe Rotor und Meteor an euch vorübertreiben. Damit der Abstand zwischen euch und ihnen verkürzt wird, müßt ihr mehrmals Bremsraketen zünden und den Kurs korrigieren. Ich gebe euch die Anweisungen rechtzeitig. Der Befehlsraum darf vom Flugingenieur und vom Bordkommandanten nicht verlassen werden.” „Aber von den anderen?” fragte Superhirn rasch. „Ja”, erwiderte die Stimme des Professors. „Nur bei Alarm müssen alle vorn sein.” „Versteht sich. Ende!” sagte Superhirn. Er atmete erleichtert auf. Also, Tati und Micha - und ihr, Prosper und Gérard, kümmert euch jetzt um das Frühstückt!“ „Ich muß erst mal unter die Dusche”, erklärte Tati. „Ich habe immer noch Meersalz im Haar, und ich möchte nicht wie eine Schreckschraube in Marac landen!” „Dann spielen wir mal Bordhausfrau, was, Prosper?” meinte Gérard grinsend. „Wir machen im Kasino ein Frühstück, das sich gewaschen hat - auch ohne Dusche!” „Ich will rohe Haferflocken mit Sahne!” krähte Micha. „Und Loulou braucht ein saftiges Stück Schinken! Er hat ja gestern fast gar nichts gehabt!” Schwatzend schoben sie ab, gefolgt von dem Zwergpudel. Superhirn und Henri blieben allein
im Kommandoraum zurück. Aufmerksam sah Henri den Freund an. „Du hast die anderen absichtlich hinausgeschickt?” fragte er. „Es kam dir sehr gelegen, was der Professor sagte, nicht wahr?” Superhirn nickte. Rasch ließ er eine Art Pult am Tischrand hochschnappen, öffnete den Deckel und nahm etwas heraus. Henris Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Die Bilder!” stieß er heiser hervor. „Die Bilder der Piraten! Wir haben vergessen, sie zu vernichten. Und wenn - und wenn...” Er suchte nach Worten. „Und wenn einer der anderen sie finden sollte, könnte es im letzten Augenblick noch eine Panik geben”, vollendete Superhirn. „Bei dem bloßen Gedanken, daß diese Schreckensmänner - wenn auch gefesselt - im Raumschiff Rotor sitzen, würden Micha und Tati verrückt spielen.” Superhirn betrachtete die Bilder. Es waren Charakterstudien, die Henri gezeichnet hatte. Sie gaben also nicht nur das Äußere der Gesichter wieder, sondern auch die schlimmen Leidenschaften dieser Männer, die gemeutert hatten, um die Erde vom Weltraum her zu beherrschen. Nun der Rotor der Unterseestation hatte ihr Raumschiff gekapert, sie waren von der Besatzung des Rotor überwältigt worden Aber immerhin, sie lebten, und sie schwebten in einem manövrierunfähigen Raumschiff, gefolgt von ihrem ebenso schadhaften ehemaligen Meutererfahrzeug auf Erdumlaufbahn. Ihren Bewachern würde man die Ersatzteile übergeben müssen. „Chef-Astro Dr. Muller...”, sagte Superhirn nachdenklich. „Das war Charivaris Assistent - der tückischste der Verräter, ein von Ehrgeiz zerrissenes Gesicht. Hm! Und dann dieser Systemspezialist Professor Viechsbrunn, kein gemütlicher Mann!” Sein Blick streifte die übrigen Bilder. „Die Astros Dr. Dr. Capuso und John Bart, sowie Jan Eikkoonen; die Ingenieure Smith, Krachuwitsch, Villeneuve; die Raumfahrttechniker Dirk Luns, Fürst Pitterich und Valdez Fadango...” „Galgengesichter”, murmelte Henri. „Kaum zu glauben! Gelehrte - daß ich nicht lache!” „Ich habe dir früher schon mal gesagt, Macht kann den gelehrtesten Menschen verderben”, erinnerte Superhirn. „In diesen Burschen ist das Unterste zuoberst gekehrt. Das drückt sich auch in den Gesichtern aus.” „Wohin jetzt mit den Bildern?” fragte Henri. Aber da stand Gérard in der Tür, und Superhirn blieb nichts anderes übrig, als sie rasch wieder in das Schnappult zu tun. „Müssen wir nicht die neue Schleusenplatte zum Lastenraum einsetzen?” fragte Gérard. ”Nach dem Frühstück”, erwiderte Henri. „Die Platte ist schwer, und wir müssen kurz die künstliche Schwerkraft aufheben. Du willst doch nicht, daß das ganze Frühstück durch die Gegend wirbelt!” „Ach nein - richtig!” grinste Gérard. Dann fragte er neugierig. Was habt ihr da eben vorgehabt?” „Nichts, nichts”, versicherte Henri allzu rasch. Gérard wurde mißtrauisch. „Was ich gesehen habe, da habe ich gesehen! Es waren Zettel oder? Etwa geheime Aufzeichnungen?” „Speisekarten für das Frühstück!” witzelte Superhirn „Troll dich in die Küche! Und vergiß nicht, uns zwei große Becher Kakao und ein paar Stücke Kuchen zu bringen!” Gérard verschwand. Superhirn und Henri atmeten auf. Nach dem Frühstück setzte sich Superhirn noch einmal mit Marac in Verbindung. Er wollte das Einhängen der Schleusentür auf keinen Fall Prosper und Gérard allein überlassen. „Gut, aber seht euch vor!” erwiderte Charivari über Bildschirm zwei. „Wenn ihr die Schwerkraft aufgehoben habt, schwebt ihr frei im Schiff, das wißt ihr doch! Stoßt euch nirgends ab, vermeidet heftige Bewegungen! Es ist dann nämlich nichts mehr da, das euch bremsen könnte; ihr würdet hart an Decken und Wände prallen! Es gibt dann kein Oben und kein Unten
mehr!” Henri rief Tati und Micha in den Befehlsraum. „Setzt euch in die Sessel, und schnallt euch an! Tati, du hältst Loulou fest!” „Und was sollen wir machen?” fragte Gérard, der mit Prosper im Kücheneingang stand. „Ihr geht zum Ersatzteillager”, erklärte Superhirn. „ich folge euch. Henri betätigt den Griff zur Aufhebung der Schwerkraft, und wir drei bugsieren dann die Schleusentür an ihren Platz!” Im Lagerraum war ein Signalknopf. „Ruf - Befehlszentrale” stand in Leuchtschrift darunter. Superhirn drückte auf den Knopf. Wenige Sekunden später ging eine Erschütterung durch das Schiff, und er und die beiden Freunde vermeinten zu fallen. Den falschen Eindruck, bei Auflösung der Schwerkraft fallen, hat übrigens jeder Raumfahrtanwärter. „So, jetzt ziehen wir die Schleusenplatte aus dem Fach”, sagte Superhirn. Aber Vorsicht! Sie ist zwar schwerelos, aber sie ist und bleibt massig! Wenn einer sie zu stark durch die Luft stößt, könnte sie den anderen rammen und an der Bordwand zerquetschen!” Das Bugsieren der Tür und das Einhängen in die Patentscharniere zwischen Lastenraum und Gang war ein Alptraum. „Puh!” stieß Prosper hervor. „Kinder, das wünschte ich kein zweites Mal machen!” Immer noch aller Schwere enthoben ruderten die drei durch die Luft in den Kommandoraum. „Fertig!” meldete Superhirn. „Henri, du kannst die künstliche Schwerkraft wieder einschalten!” Wieder gab es einen Ruck, Superhirn, Prosper und Gérard landeten unsanft auf dem Fußboden. Die anderen lösten ihre Anschnallgurte. Micha lachte. „Haha, das war ulkig!” rief er. „Sei froh, daß du angeschnallt warst”, murrte Prosper. Seine Augen wurden groß. „He, was flatterte da rum? Hat uns jemand Flugblätter ins Raumschiff geworfen? Oder Spielkarten? Was ist das?” „Liegen lassen!” schrie Henri entsetzt. Doch schon hatten sich Tatis, Michas, Gérards und Prospers Hände nach den Blättern ausgestreckt. Es waren die Bilder. Die Bilder mit den teuflischen Gesichtern der Piraten. Beim Aufheben der Schwerkraft war der Pultdeckel hochgesprungen, die Seite des Kastens war heruntergeklappt, und die Bilder hatten sich „selbständig” gemacht. Tati war starr vor Schreck. Sie blickte auf das Bild, das den ehemaligen Chef-Astro Dr. Muller darstellte. Da der Name darunterstand, begriff sie sofort. „Dieses menschliche Ungeheuer sitzt in dem Raumschiff, dem wir die Ersatzteile bringen wollen?” stammelte sie. „Und hier - hier - Professor Viechsbrunn! So sehen die Kerle also aus? Nicht mal im Traum möchte ich die auch nur in meiner Nachbarschaft wissen!” „Bei dem da fehlen nur noch die Hörner”, kreischte Micha, das Bild von Dr. Dr. Capuso betrachtend. Dann sah er das Bild von John Bart, warf es aus der Hand und hielt sich die Augen zu: „Sofort zurück nach Marac!” schrie er. „Ich will sofort zurück! Die brauchen keine Ersatzteile! Die sollen immer kreisen!” „Sie sind wehrlos!” herrschte Superhirn den Kleinen an. „Kommandant Rollins und seine Besatzung würde es schließlich auch treffen, wenn wir die defekten Raumschiffe im Stich ließen!“ „Auf dem Himmelsvisor nähern sich Rotor und Meteor!” rief Henri. In diesem Augenblick meldete sich Professor Charivari: „Monitor fertigmachen zum Ankoppelungsmanöver! Kommandant Rollins vom Raumschiff Rotor übernimmt jetzt die Leitung!” Und schon wurde der Kommandant des Rotor auf Bildschirm fünf sichtbar. „Hallo, Monitor! Bleibt auf eurer Bahn! Rührt kein Instrument ohne Weisung an! Wir setzen Seitenstutzen an Seitenstutzen. Ist das Manöver ausgeführt, können die Außenschleusen und Außenluken geöffnet werden! Dann ist es möglich, ohne Raumanzug vom Rotor auf den Monitor
überzusteigen!” „Verstanden!” erwiderte Superhirn. Rollins Gesicht verschwand vom Bildschirm. „Die Sache gefällt mir nicht!” rief Tati in höchster Angst. „Wir kennen doch diesen Rollins gar nicht! Habt ihr sein verzerrtes Gesicht gesehen?” „Das kommt wahrscheinlich von der Anspannung!” meinte Superhirn betont ruhig. Er wechselte einen Blick mit Henri. Henri schaltete „Bodenstation Marac”. Doch der Professor meldete sich nicht. „Was ist?” fragte Gérard rauh. „Rotor muß beim Ankoppeln unsere Funkanlage außer Kraft gesetzt haben”, erwiderte Henri zögernd. Doch da begannen die Geräte wieder zu arbeiten. Rollins Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm. „Koppelung durchgeführt. Backbordstutzen Monitor an Steuerbordstutzen Rotor. Öffnet die Schleuse und die Einstiegsluke!” „Halt!” zischte Superhirn, der Rollins Miene scharf beobachtet hatte. Doch es war zu spät. Prosper meldete: „Schleuse und Einstiegsluke geöffnet!” Die Seitenschiebetür war lautlos in die Wand zurückgeglitten. Wuff! machte der Pudel. Er schnüffelte und sprang schnell durch die Luke in das andere Raumschiff hinüber. Noch einmal war Kommandant Rollins auf dem Bildschirm zu sehen. „Schickt zwei Jungen eurer Besatzung herüber, damit ich ihnen genau erklären kann, welche Ersatzteile wir brauchen. Wegen der Piraten verlassen wir den Rotor nicht!” „Versteht sich”, murmelte Gérard. Er grinste. „Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Ich nicht! Ich gehe hinüber! Wer kommt mit?” „Je eher wir die Sache hinter uns haben, desto besser”, meinte Prosper. In diesem Augenblick rannte Micha seinem Pudel nach. „Bleib hier!” schrie Tati. Sie griff nach ihm, erwischte ihn aber nicht mehr - und verschwand in der Luke. Gérard und Prosper folgten ihr ohne Besinnen. „Kein Funk mit Marac!” flüsterte Henri verzweifelt. Er ging zum Kommandotisch, während Superhirn sich der Luke näherte. „Die haben unsere Anlage wieder außer Kraft gesetzt!” „Ruf den Professor über den Gedankenstrahler”, sagte Superhirn leise. „Das Gerät kennen die da drüben ja nicht!” Henri blickte angespannt auf den Glühpunkt in der Telepathorlupe und bündelte seine Gedanken zu der Meldung: „Professor! Rotor hat angekoppelt, vier von uns sind drüben. Doch es scheint, als hätte Rotor unseren Außenfunk unterbrochen. Kommandant Rollins Gesicht wirkte verzweifelt auf dem Bildschirm! Irgendwas scheint nicht zu stimmen.” Das alles dachte er schneller, zehnmal schneller, als er es hätte aussprechen können. Und wie der Blitz kam Charivaris Gedankenstrahl zurück: „Wer hat verzweifeltes Gesicht festgestellt?” „Tati und Superhirn”, funkten Henris Gedanken in das dicke Glas. Der Telepathor erwiderte stumm: „Wenn Tati und Superhirn es bemerkt haben, besteht wirklich Gefahr. Womöglich hat man euch eine Falle gestellt. Die Piraten sind möglicherweise frei, haben ihre Bewacher überrumpelt und Rollins gezwungen, euch Anweisungen zu geben. Sie werden euer Raumschiff kapern wollen.” Das alles raste in irrsinniger Schnelligkeit durch Henris Augen in seinen Kopf hinein. Er starrte wie gebannt auf den Gedankenstrahler. Falls die Piraten den Monitor besetzen, lockt sie in das Freizeit-Center”, gebot Charivari über den Telepathor. „Dann sprich auf der Wand-Koordinate 6 in das verborgene Mikrofon die Worte: Das Vorsegel muß ausgebessert werden - worauf sich der Mutgeberknopf drehen läßt. Dreh ihn nach links, nicht nach rechts! Nach links, nicht nach rechts! Nach links, nicht nach rechts. - Dreh ihn, sobald die Piraten in das Freizeit-Center gelockt worden sind. Dreh den Knopf auf keinen Fall nach rechts!”
„Was denn für einen Mutgeberknopf?” Vor lauter Verblüffung hatte Henri das laut gesprochen. „Und warum nach links - und wie?” Er wandte sich rasch um und begegnete Superhirns angespanntem Blick. „Wir sollen einen Mutgeberknopf...”, begann er. Doch Superhirn unterbrach ihn: „Still! Es kommt jemand! Ganz ruhig bleiben, hörst du? Laß mich reden!” Der Mann, der den Monitor als erster betrat, war tatsächlich nicht Kommandant Rollins. Es war der meuterische Systemspezialist Professor Viechsbrunn. „Hahaha!” lachte er ebenso böse wie dröhnend. „Haben wir eure Kinderschaukel endlich! Wo ist denn das Superbaby, he? Ach, der Schlingel, da - den erkennt man gleich! Alle Achtung, Bürschchen, du hast deine Sache gut gemacht. Aber du solltest doch lieber Spielzeugraketen fliegen lassen!” Und plötzlich standen einige andere Piraten im Kommandoraum. Wenn man ihre Bilder gesehen hatte, waren sie genau zu unterscheiden: der ehemalige Chef-Astro Dr. Muller, die Astros Dr. Dr. Capuso und John Bart und der zwergenhaft kleine Raumfahrttechniker Valdez Fadango. „Prügel solltet ihr bekommen! Prügel, allesamt!” zischte Fadango. „Aber jetzt ist Schluß mit eurer Schnüffelei. Wir werden euch am Südpol absetzen; dann haben wir die drei Raumschiffe, und eurer Charivari kann in Marac Käfer sammeln!” „Still!” gebot Chef-Astro Muller mürrisch. „Was ist das da für ein Gerät, du Laus?” Er blickte auf Henri und den Telepathor. „Ein Gerät zur Selbstvernichtung des Raumschiffes!” log Superhirn ruhig. „Wenn Sie es bis zum Anschlag verstellen, zerplatzen wir sofort wie eine Bombe!” „Weg von dem Ding!” befahl der bullige Viechsbrunn Henri. „Stell dich da an die Wand! Rühr dich nicht!” Henri bereute bitter, daß er Superhirn nicht wenigstens noch den Hinweis gegeben hatte, die Piraten in das Freizeit-Center zu locken. Wie sollte er die Befehle des Professors jetzt ausführen? In seiner Verzweiflung griff er zu einem ausgefallenen Mittel: Er starrte Superhirn an - und redete mit ihm in der Taubstummensprache! Henri hatte eine taubstumme Tante, die er oft besuchte und der er ab und zu im Garten half. So hatte er ganz unwillkürlich gelernt, sich mit ihr zu unterhalten. Er bewegte die Lippen und formte stimmlos die Worte. Und so wiederholte er einige Male: „Piraten in das Freizeit-Center locken!“ Nach dem zweiten Mal zündete es bei Superhirn. Wahrhaftig, der spindeldürre Junge mit dem scharfen Verstand machte seinem Namen immer von neuem Ehre! Aber selbst der schärfste Verstand hätte ihm nichts genützt, wenn er nicht so viel gewußt und sich nicht für alles interessiert hätte. Superhirn wußte in etwa, wie die Taubstummensprache ging. Er begriff. Doch Viechsbrunn schien etwas mitbekommen zu haben; er sah sich verwundert um. „Was ist das? Was macht ihr da?” Gelassen log Superhirn: „Im Freizeit-Center ist mein jüngerer Bruder! Und übrigens gibt es dort auch ein Selbstzerstörungsgerät. Ich hoffe nicht, daß der Junge daran herumdreht!” „Was?” schrie der Meuterer Dr. Dr. Capuso. Allen voran stürmte er in das Freizeit-Center, dessen Tür nur angelehnt gewesen war. Henri sprang zur Wand. „Koordinate 6”, murmelte er fieberhaft. Ein roter Punkt leuchtete auf: das eingebaute Mikrofon! Schnell, aber deutlich sprach Henri die Worte hinein: „Das Vorsegel muß ausgebessert werden!” Geräuschlos schob sich ein Drehknopf heraus. Daneben wurden der Reihe nach ein paar bunte Quadrate auf der Wand sichtbar. Auf der Stelle drehte Henri den Knopf nach links. Geistesgegenwärtig schloß Superhirn die Tür zum Freizeit-Center. Dann flitzte er zu Henri und betrachtete mit ihm die Erscheinungen der Wand. „Diesen sogenannten Mutgeberknopf sollte ich nach links drehen”, berichtete Henri in großer Hast. „Die Gedanken Charivaris kamen sehr eindringlich: Nach links, nicht nach rechts! Nach
links, nicht nach rechts! Was soll das bedeuten? Was bedeutet dieser Mutgeberknopf?” „Na ja, er strahlt offenbar Mut in das Freizeit-Center” meinte Superhirn. Er sprach genauso hastig wie Henri. „Aber Mut ist das letzte, was diesen Piraten eingeimpft werden müßte! Ich denke, wenn man den Knopf nach links dreht, ruft das die gegenteilige Wirkung hervor: Die Meuterer werden entmutigt, bis sie keine Gefahr mehr für uns bilden!” Henri stand starr vor Staunen. Er blickte zur Tür: Im Freizeit-Center war alles ruhig geworden. Die Kerle hätten sich längst wieder melden müssen. Superhirn mochte also recht haben! „Nervengas?” fragte Henri. Superhirn schüttelte den Kopf. „Professor Charivari arbeitet nicht mit unmenschlichen Mitteln. Es gibt ganz natürliche Mischungen, die den Menschen mutlos machen. Dazu gehört sogar Zigarettenrauch. Einfach verbrauchte Luft, vielleicht mit einer Beimischung: Sie setzt die Entschlußkraft herab, das Urteilsvermögen, die Reaktionsfähigkeit, die Tatenfreude. Frische Luft, wahrscheinlich auch mit einer Beimischung, bewirkt das Gegenteil. Hättest du den Knopf nach rechts gedreht, wären die Burschen zehnmal gefährlicher zurückgekehrt.” „Und was machen sie jetzt?” „Wahrscheinlich hocken sie stumpfsinnig herum, wissen gar nicht mehr, was sie eigentlich im Monitor wollten. Alles ist ihnen gleichgültig geworden!” „Scheint so”, murmelte Henri. „Aber die Piraten-Ingenieure Smith, Krachuwitsch, Villeneuve und Mayersmann habe ich hier nicht gesehen! Die sind noch im Rotor!” Er hatte kaum ausgesprochen, als Smith erschien. „Was ist hier los?” schrie er mit einer unangenehmen Fistelstimme, „Wo ist unser Chef-Astro Muller? Wo sind Professor Viechsbrunn und die anderen?” Er drehte sich einmal um sich selber - und ging in die Küche. Und schon kamen Krachuwitsch, Villeneuve und Mayersmann durch die Einstiegsluke. Ihre Gesichter drückten Besorgnis aus. Krachuwitsch sah Smith in der Küche und folgte ihm; schließlich gingen auch die beiden anderen hinein. Superhirn blickte auf die bunten Quadrate. Unter ihnen stand der Reihe nach in winziger Leuchtschrift: „Kommandoraum”, „Kasino”, „Kabine l“, „Kabine 2”, „Küche”. Für jeden Raum, für jede Kammer des „Monitor” gab es ein Leuchtquadrat. Superhirn begriff: Kontaktplatten für den Fall, daß man den Mutgeberknopf nicht nur für das Freizeit-Center betätigen wollte. Er drückte auf das Quadrat „Küche” - und zwar anhaltend. Plötzlich hörte man, wie die Stimme des Piraten Smith weinerlich wurde. Auch Krachuwitsch, Villeneuve und Mayersmann begannen zu klagen: „Was sollen wir eigentlich hier? Mir ist die Lust vergangen. Ja! Setzen wir uns auf den Fußboden! Einfach hinsetzen!” „Mach die Tür zur Küche zu!” zischte Superhirn. „Sonst kriegen auch wir noch einen Entmutigungsanfall!” Henri schloß die Tür. Dann krochen beide in den Rotor hinüber. Dort im Kommandoraum saß geisterbleich der gefesselte Kommandant Rollins. Und auf dem Boden hockten sichtlich eingeschüchtert Tati, Gérard, Prosper, der kleine Micha und der Pudel Loulou. „Ihr macht Gesichter, als hättet ihr auch eine Mutlosigkeitsdusche gekriegt”, rief Superhirn den Gefährten grinsend zu. „Hoch mit euch! Die Gefahr ist vorbei!” Henri band Kommandant Rollins los. „Wo ist die Besatzung?” fragte er. „Gefesselt im Lastenraum!” ächzte Rollins, sich die Arme reibend. „Die Piraten haben uns überrumpelt und mich gezwungen, euch über Bildfunk Anweisungen zu geben. Ich mußte mich verstellen und durfte kein Wort einer Warnung anklingen lassen. Sie haben aufgepaßt wie Schießhunde!” „Was Henris Schwester und ich an Ihrem Gesicht gemerkt haben”, erklärte Superhirn. Schnell berichtete er dem Kommandanten, was sich im Monitor ereignet hatte. Er fügte hinzu: „Befreien Sie Ihre Leute! Unsere Besatzung geht inzwischen wieder hinüber und paßt auf, daß die Burschen keine Dummheiten machen!”
Die Sache mit dem Mutgeberknopf begriffen Tati, Gérard und Prosper zunächst nicht. Nur Micha machte es sich leicht. Er hielt das Ganze für Zauberei. „Setzt euch in die Sessel an der Sichtplatte”, sagte Superhirn. „Tati, nimm den Pudel hoch. Verhaltet euch still, und zeigt vor allen Dingen keine Angst!” „Was willst du tun?” fragte Tati besorgt. „Henri und ich holen die Piraten”, erklärte Superhirn entschlossen. „Wenn wirklich die ganze Zeit ein Entmutigungsstrahler auf sie eingewirkt hat, müßten sie jetzt halb ohnmächtig sein.” Und so war es auch. Henri stellte den Drehknopf auf Null. Als Superhirn die Tür zum Freizeit-Center öffnete, sah er die Astros Dr. Dr. Capuso und John Bart wie Betrunkene übereinanderliegen. Der kleine Raumfahrttechniker Valdez Fadango lehnte an der Wand und winselte vor sich hin. Nur der bullige Professor Viechsbrunn stand noch auf den Beinen. Aber er war entmutigt wie ein kleines Kind, das sich im Wald verlaufen hat. Weinend stolperte er in den Kommandoraum. Und die Besatzung glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als der fürchterliche Pirat mit Jammerstimme rief: „Ich will zu meiner Mama! Ich fürchte mich so sehr.” Schluchzend näherte er sich dem Befehlstisch: „Huhuhuhuuu. Wo ist meine Mama? Der arme kleine Viechsbrunn hat so 'ne große Angst! Huhuhuhuuu.” Henri gab ihm einen Stups. „Zurück!” befahl er. „Zurück! Merken Sie nun, daß Professor Charivari tausendmal schlauer ist als Sie?” Durch die Einstiegsluke kamen Kommandant Rollins und seine befreiten Männer aus dem Raumschiff Rotor. „Mit den Meuterern werden Sie keine Schwierigkeiten mehr haben”, erklärte Superhirn lachend und deutete auf die entmutigten Kerle. „Nehmen Sie sie aber schnell rüber! Wir müssen Sauerstoff in das Freizeit-Center und in die Küche blasen!” Die Piraten wurden an Bord des Rotor geschleppt. Man hörte noch das Geschrei des ehemaligen Chef-Astros Dr. Muller: „Ich will´s ja auch nie wieder tun! Ich will nie wieder meutern!” Grinsend meldete sich Kommandant Rollins über Bildfunk: „Eure Anlagen sind entstört. Mein Flugingenieur holt jetzt noch die Pumpe und die Schrauben. Wir verteilen Wachmannschaft und Gefangene auf Rotor und Meteor. Rotor fliegt zur Unterseestation Meteor liefert seine Piraten auf der Mondstation ab. Ich glaube, sie werden wieder brave Mitarbeiter werden. So - und euer Monitor kann auf Heimatkurs gehen!” „Hurra!” krähte Micha. Und der Zwergpudel machte wuff, wuff, als freue er sich auf einen Spaziergang im Hochmoor von Marac. Marac! Nach allem, was geschehen war, hatte die jugendliche Besatzung keine sonderliche Lust mehr, ein Abschiedsfest an Bord zu feiern. Mit Hilfe von Charivaris Anweisungen kehrte der Monitor so schnell wie möglich zur Erde zurück. Und endlich - kaum konnten es die Gefährten begreifen - stand das Raumschiff wieder in seiner Seegarage an der europäischen Atlantikküste unter dem Hochmoor von Marac. Gérard begrüßte seinen Vetter Martin, der so tapfer bei Professor Charivari die Stellung gehalten hatte. Er überreichte ihm die erbeutete Kokosnuß. Micha erzählte von dem Ungeheuer im Lastenraum und von dem Fisch, der ihm gegen die Nase geprallt war. Ernst hörte sich der Professor den umfassenden Bericht Superhirns an. Dann sagte er: „So, meine Freunde, das Piraten-Abenteuer ist nun beendet.”
Ende