BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR Band 4
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERA U S G E G E B E N VON P ETER WIRTH UND WILHELM GE S S EL
BAND 4
EIN B A N D D E R ABTEILUN G BYZ ANTINI S TIK H E RA U S GE GE B E N V O N P E TER W IRTH
ANTO N HIERS EMANN S TUTTGART 1 97 3
NIKEPHOROS GREGORAS
Rhomäische Geschichte HISTORIA RHOMAIKE
ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT VON JAN LOUIS VAN DIETEN
ERSTER TEIL ( KAPI T E L I-VII)
A N T O N HIER S E MANN S T U T T GART 19 7 3
©
1973
ANTON HmRsEMANN, STUTTGART
AlleRechte vorbehalten , insbesondere die des Nachdrucks und der Über setzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet , dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungs pflicht gilt aus drücklich auch Im die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels D atenverarbeitungsanlagen. Schrift: Bembo-Antiqua Monotype. Satz und Druck: Allgäuer Zeitungs verlag, Kem pten. Bindearbeit: Großbuchbinderei Ernst Riethmüller. Stuttgart. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer, Stuttgart ISBN
(7772 7309 0
-
Printed in Germany
INHALT
VORWORT .
.VII
EImBrruNG
I
Leben des Nikephoros Gregoras Gregoras' Persönlichkeit . . . .
I
Das Geschichtswerk. . . . . . Der erste Teil des Geschichtswerkes {Kapitel I-VII) GREGORAS' WERKE A. Schriften profanen Inhalts I.Grammatik: . . . . . 11. Literarische Interpretation . III.
Rhetorik . . .
48 48 49 49 50 52 53
IV. Epistolographie
V. Historiographie
VI. Mathematik. VII. Musikologie
VIII. Astronomie . IX. Philosophie . X. Poesie ... B.Schriften religiösen Inhalts. I.Geistliche Beredsamkeit
11. Hagiographie . III.
44 44 44 44
.
.
.
.
Dogmatik (Dogmatische Polemik)
54 54 56 58
NIKEPHOROS GREGORAS: RHoMÄIsCHE GESCmCHTE (Übersetzung) Vorwort. Kapitel I. Kapitel 11 Kapitel III Kapitel IV Kapitel V
63 69 74 89 101 125 V
INHALT Kapitel VI Kapitel
1 44 17 3
VII
ANMERKUNGEN ZUR ÜBERSETZUNG Zum Vorwort ZU Kapitel I ZU Kapitel Zu Kapitel
11 . III
Zu Kapitel IV Zu Kapitel V . Zu Kapitel VI Zu Kapitel VII
2II 2II 218 229 236 254 265 281
L1TERATURVERZEICHNIS .
3°1
ABKÜRZUNGEN
308
REGISTER
3°9
VI
•
VORWORT
Die Erstausgabe eines Teiles der schien im. Jahre
1562 in Basel.
Historia Rhomaike des Nikephoros Gregoras er
Herausgeber war der bekannte Humanist Hierony
mus Wolf, der sie seinem Mäzen Anton Fugger widmete. Wolf verfügte nur über eine mangelhafte und unvollständige Handschrift (Cod. Monac. gr.
153),
und so
blieb seine Ausgabe auf die ersten elf Kapitel (gr. Logoi, lat. Libri) beschränkt. Die lateinische Übersetzung, die er dem griechischen Text beifügte, war nicht ohne Verdienst, aber auch nicht frei von größeren und kleineren Fehlern, und vor allem: Wolf unterdrückte systematisch, was er als überflüssige Rhetorik betrachtete. Eine zweite, bessere Edition mit einer wertvollen Einleitung und einer der Wolfschen überlegenen lateinischen Übersetzung besorgte im. Jahre
1702
für das
Pariser Corpus byzantinischer Historiker einer der bedeutendsten Mitarbeiter dieser Reihe, Johannes Boivin, dem für die ersten elf Kapitel die Pariser Hand schriften Cod. Paris. gr.
1723
und
172 5 , sowie eine Kollation vom Vaticanus gr. 165
durch Friedrich Rostgaard zur Verfügung standen, und der aus Cod. Paris. gr. 1724,
164, die Kapitel 12-18, aus Paris. gr. 3°75, der im. Auftrag von Rostgaard aus Vatic. gr. 1095 kopiert worden war, die Kapitel 19-24 hinzufügen konnte; da der Parisinus graecus 3075
eine durch ChristophAuer angefertigte Abschrift des Vaticanus gr.
sich als eine sehr mangelhafte Kopie erwies, ließ Boivin zweifelhafte Lesarten dieser Handschrift
in
Rom noch einmal nachkollationieren.
Eine Neuausgabe von Boivins Text in zwei Bänden, mit nur wenigen Verbes serungen, erschien
1828-1 830 im. Bonner Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae;
Herausgeber war Ludwig Schopen. Vervollständigt wurde diese Ausgabe im. Jahre
18 55
mit einem dritten Band von Immanuel Bekker, der den Rest von Kapitel 24
24-26 mittels einer von Heinrich Brunn angefertigten Kopie des Vaticanus graecus 1°95, den Rest ausAbschriften, die Wladi mir Brunet für ihn aus den Codd. Paris. gr. 1276 und 3075 erstellte. Für eine lateini und die Kapitel
25-37
edierte, die Kapitel
sche Übersetzung sorgten Studenten in Berlin und Bonn, die man für diese Arbeit nicht loben kann. Eine kritische Ausgabe der
Historia Rhomaike des Nikephoros Gregoras steht
also noch aus, wird aber von mir für das Corpus Fontium Historiae Byzantinae, Series Berolinensis, herausgegeben im. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin, vorbereitet.
Diese Vorbereitungen umfassen natürlich nicht nur die direkte vn
V O RW O R T Kollation der bereits erwähnten,
nicht als Abschriften
zu
eliminierenden
Codices, sondern auch die Untersuchung der bis jetzt nicht herangezogenen Handschriften, wie Coislinianus
137, Laudianus gr. 24, Marcianus gr. 405, die 67, 71 und 72, Taurinensis gr. C. ill. 2, Vindobonensis Suppl. gr. 166, die Escorial-Hss Y. L 7 und T. L 2, Barberinianus 184, Laurentianus gr. LVI 14, Genevensis gr. 3 5, British Museum Addit. 16405, die Teile des Ge Ottoboniani gr.
schichtswerkes enthalten, und der Handschriften anderer Schriften unseres Autors, die er in seine Historia aufgenommen hat. Der Vorschlag der Herausgeber dieser Reihe, parallel zu diesen Vorbereitungen eine erstmalige deutsche Übersetzung des Werkes in Angriff zu nehmen, war also für mich nicht ohne Reiz, und ich freue mich, nun den ersten Band vorlegen zu können. Auf eine Verantwortung der gewählten übersetzungsweise glaube ich verzich ten
zu
können. Der griechischkundige Leser wird selbst urteilen; für den, der des
Griechischen nicht mächtig ist, möchte ich nur betonen, daß ihm keine in jeder Hinsicht wortwörtliche Wiedergabe des griechischen Textes vorliegt; eine solche wäre bei dem rhetorischen Überfluß, der Gegoras' Stil kennzeichnet, nicht nur ungenießbar, sondern in deutscher Sprache einfach unmöglich. Ich habe aber nicht, wie Wolf, tverkürzend« übersetzt. Bleibt mir, dem Herausgeber, Herrn Dr. Peter Wirth, München, für viele nütz liche Hinweise, wie auch für das Mitlesen der Korrektur, dem Verlag für die an genehme Zusammenarbeit und die Gestaltung der Ausgabe, und meiner Frau für ihre Hilfe bei der Erstellung des Registers herzliehst zu danken. München, den
Vill
I.
Mai
1973
Ian Louis van Dieten
EINLEITUNG
Das Geschichtswerk des Nikephoros Gregoras, das hier zum ersten Male in deutscher Sprache vorgelegt wird, ist ein Glied in einer Kette historiographischer Werke, an deren Anfang Herodotos steht. Freilich, wenn man sich mehr am Inhalt als an der Form orientiert, ist es eher das Erbe der Historiker des Römerreiches, das Gregoras in seinem Werk Rhomaike historia (Römische Geschichte) antritt und weitergibt. Doch wäre es irreführend, dasselbe als »Römische Geschichte« zu prä sentieren. Zu verschieden waren das am Ir. Mai 330 gegründete Neue Rom am Bosporos und sein byzantinisches Reich von der alten Weltmetropole am Tiber und von dem Reich der römischen Cäsaren. Die direkten Vorfahren unseres Autors sind die berühmten Geschichtsschreiber von Byzanz, deren Werken es zu · verdanken ist, daß das christianisierte un d gräzisierte Imperium Romanum über seine 1000 Jahre Staatsgeschichte (330-1453) hinaus im Bewußtsein aller Miterben in Ost und West weiterlebt. Prokopios von Kaisareia (6. Jh.), Michael Psellos (IO./II. Jh.), Anna Komnene (n./I2. Jh.), Niketas Choniates (12./13. Jh.), Laonikos Chalkokondyles (15. Jh.), um nur die wichtigsten Namen zu nennen, bilden den historiographischen Rahmen, in welchem auch Nikephoros Gregoras seinen Platz hat; ihre Leistungen sind es, an welchen die seine zu messen istl.
LEBEN D E S NIKEPHOROS GRE GORAS Als Nikephoros Gregoras im Jahre 1315 im Alter von etwa 20 Jahren nach
Konstantinopel kam, regierte seit über 30 Jahren Kaiser Andronikos 11. Palaiologos (1282-1328) über das zum Kleinstaat gewordene byzantinische Reich. Den Kom nenenkaisern, Alexios I. (I08I-In8}, Johannes 11. (In8-II43) und Manuel I. (II43-II80), war es noch gelungen, verlorene Gebiete im Nordosten und im Süd westen zurückzugewinnen. Bei Manuels Tod erstreckte sich die Nordgrenze des Reiches von Sebenico an der Adria über Sirmium bis zur Donaumündung und schloß sogar die Krimstädte Cherson und Theodosia (Kaffa) ein. Der kleinasiatische 1 Zu
den Historikern von Byzanz s.
KRUMBACHER S. 219:ff. ; MORAVCSIIC
Byzantino
turc. Bd. I; OSTROGORSKY: Gesch. S. 19-22. 73-7. 123-6. 176-81. 262-4· 290-3 . 346-8.
3 8 5--93. I
EINLEITUNG Teil des Reiches lag hauptsächlich westlich derLinie Amastris-Ankyra-Philomilion Seleukeia, aber auch ein schmaler Küstenstreifen südlich des Schwarzen Meeres mit den Städten Sinope und Trapezunt, Kilikien mit den Städten Tarsos, Adana, Anazarbos und Germanikeia, Koilesyrien mit Antiochien und die Insel Zypern ge horchten noch dem byzantinischen Kaiser. Seit ManueIs Tod jedoch hatte es nur noch Gebietsverluste gegeben, und durch den sogenannten Vierten Kreuzzug (1203-1204) schien das byzantinische Reich beinahe endgültig von der Landkarte gestrichen. Allerdings erreichten die Byzantiner von Nikaia aus eine erstaunliche Restauration, die zur Rückeroberung der alten Hauptstadt führte (1261), und Michael VIll. Palaiologos (1258-1282), der Gründer einer neuen Dynastie, herrschte wieder über den nordwestlichen Teil Kleinasiens, über Thrakien, Makedonien, Thessalien und den Epeiros, über Inseln wie Chios, Lesbos, Lemnos, Thasos und andere mehr. Aber Michael hatte die finanziellen Mittel und die militärischen Kräfte des Reiches überfordert, und sein Sohn, Andronikos 11., hatte keine glück liche Hand bei seinen Versuchen, den einsetzenden Verfall aufZuhalten. Doch auch einem größeren Staatsmann und Feldherrn hätten die Mittel gefehlt, gegen die wachsende Macht der Serben und der Osmanen erfolgreich anzukämpfen2• Diese wenig erfreuliche politische Lage seines Vaterlandes nahm aber unter den Interessen des jungen Gregoras nicht den ersten Platz ein. Diese galten vielmehr Wissenschaft und Literatur, die unter dem sehr gebildeten Andronikos II. eine große Blüte erlebten. Der talentierte Gregoras verdankte seine Bildung seinem Onkel und Erzieher, dem Bischof Johannes von Herakleia Pontike (heute tür kisch Eregli), wo er um 1295 das Licht der welt erblickte3• Von seinen Eltern wissen wir so gut wie nichts. Nur beiläufig bezeugt Gregoras in einem Brief an Nikephoros Metochites, daß sein Vater kein namhafter Gelehrter war, wie der Vater des Adressaten, der berühmte Theodoros Metochites4• Im Geschichtswerk hebt er hervor, daß er von seinen Eltern im rechten Glauben erzogen wurde 5. Der Grund, warum Gregoras sonst nirgends von ihnen spricht, ist wohl, daß er sie noch vor seinem zehnten Lebensjahr verlor6• Mehr wissen wir vom Bruder seiner 2 Zu dieser Periode der byzantinischen Geschichte s. OSTROGORSKY: Gesch. S. 290ff. 3 Vgl. GRECU, Vasile: Das Geburtsjahr des byzantinischen Geschichtsschreibers Nike
phoros Gregoras. In: Bulletin de la section historique de l'Acadernie roumaine. Bd. 27 (I946). s. 56-61. Als
�NLXlXy6p� TC;> 'HPlXxAE:W't11« bezeichnet sich Gregoras: Florentios
S·490,20. 4 BEZDEKI: Ep. L, S. 249,32 ff. ; GUILLAND: Correspondance Nr. 26, S. 14. 5 Gregoras: Gesch. S. I048,23-I 049, 1. 6 Gregoras: Leben des Bischofs Johannes von Herakleia S. 55,5ff. ed. LAURENT.
2
LEBEN D E S N1KEPHOROS GRE GORAS Mutter, dem Bischof von Herakleia Pontike, der von diesem Zeitpunkt an (ca. 1304) seinen Neffen bei sich aufuahm; denn Gregoras hat seine Dankbarkeit in einer Biographie seines Wohltäters verewigt'. Dieser (geb. ca.
1249) hatte nach kurzem
Dienst am Hof bei Theodora Dukaina, Kaiserin an der Seite Michaels VIII
.,
der
Welt entsagt und eine kirchliche Laufbahn vorgezogen. Da er ein Gegner der Union von Lyon
(1274) war, welche Michael VIII der byzantinischen Kirche .
aufgezwungen hatte, mußte er sich, um der Verfolgung zu entkommen, verstecken und konnte in dieser Zeit nur noch heimlich seine Lehrmeister in der Hauptstadt besuchen. Nachdem aber Michaels Nachfolger, Andronikos II., die nur von einer Minderheit widerwillig akzeptierte Union mit Rom rückgängig gemacht hatte
(1282), wurde er
im Alter von 44 Jahren zum Bischof ernannt, zuerst von Niko
medeia und kurze Zeit darauf (um
1300) von Herakleia am Schwarzen Meer.
Diesem Mann verdankte Gregoras das Fundament seiner Bildung. Bei ihm wurde ..
er in die Lehre Platons eingeweiht und von ihm wurde er auch in die Grundgedanken der orthodoxen Theologie eingeführt8• Um der außerordentlichen Begabung des jungen Nikephoros gerecht zu werden, reichten aber die Bildungsmöglich keiten einer Provinzstadt nicht aus; nur die Reichshauptstadt konnte bieten, was seine Wißbegierde brauchte,
In Konstantinopel gewann Gregoras bald das besondere Vertrauen des gelehrten Patriarchen Johannes XIII . Glykys
(1315-1319), dem er vermutlich von seinem
Onkel vorgestellt worden war. Dieser vermittelte dem begabten jungen Mann die Kenntnis der aristotelischen Logik und besonders grammatikalische und literarische Bildung, wofür ihn der dankbare Schüler in seinem Geschichtswerk lobend er wähnt!'. Vielleicht auf Anregung Johannes' Glykys entstand als Jugendwerk eine Abhandlung über Grammatik, die unter Gregoras' Namen überliefert ist, ver mutlich aber nur eine Art Herausgeberarbeit darstelltlO• Was der Lehrmeister von seinem Schüler hielt, gab er dadurch
zu
erkennen, daß er ihm die Abfassung des
Prooimions zu seinem Testament anvertrautell. Von noch größerer Bedeutung
7 Vgl. unten S. 57: Gregoras' Werke Nr. 62. 8 Vgl. LAURENT, Vitalien: La personnalite de Jean d' Heraclee, oncle et precepteur de DERS.: Einleitung zur 'ApXerov I16v"t"ou. Bd. 6 (1934/5). S. 29-
Nicephore Gregoras. In: ·EM7JV�XcX. Bd. 3 (1930). S. 297-315; Ausgabe der Vita Johannis Heracleensis. In: 32.
9 Gregoras: Gesch. S. 270,6ff. Vgl. auch Gregoras: Brief an Basileios Glykys Gohannes' Sohn), BEZDEKI: Ep. XI, S. 3I8f.; Gun.LAND: Correspondance Nr. 42, S. 91f. 10 Vgl. unten S. 44: Gregoras' Werke Nr. I. II Gregoras: Gesch. S. 289,21ff.; vgl. unten S. 48: Gregoras' Werke Nr. 22.
3
EINLEITUNG war für Gregoras, daß er auch das besondere Vertrauen des Theodoros Metochites gewann, mit dem ihn vielleicht Johannes Glykys bekannt gemacht hat. Metochites war nicht nur der erste Berater des Kaisers, mit dem Besitz faktisch der ganzen Regierungsgewalt, sondern er war auch einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, der neben einer umfangreichen politischen Tätigkeit eine erstaunliche literarische und wissenschaftliche Aktivität entfaltete. Er verfügte über ein enzyklopädisches Wissen und wurde zum Neubegründer der Astronomie als WlSsenschaft12• Theo doros Metochites war es auch, der dem Aristotelismus seiner gelehrten Kollegen Georgios Pachymeres und Nikephoros Chumnos, der Erben Nikephoros Blemmy des', den Platonismus entgegensetzte, ohne deswegen Aristoteles ganz zu verpönen, dessen Logik und Physik er schätzte13• Dieser Mann fand nach anfänglicher Zu rückhaltung an Gregoras' Charakter und Begabung solchen Gefallen, daß er ihn wie einen eigenen Sohn behandelte und ihn in alle seine Kenntnisse einweihte. Im Geschichtswerk widmet Gregoras mehrere Seiten der Argumentation, mit welcher er Metochites überredet haben will, ihn in die Astronomie einzuführen. Diese Ge danken sind auch quasi als Vorwort zu Metochites' Werk über die Astronomie überliefert. Der Passus im Geschichtswerk ist kaum eine authentische Wiedergabe eines Vortrags, den Gregoras vor Metochites gehalten hatte, sondern vielmehr eine nachträgliche Ausarbeitung und Niederschrift der Argumente, die er bei einem seiner ersten Besuche bei Metochites vorgebracht haben dürfte. Ob die Verbindung mit Metochites' Werk auf dessen Bitte erfolgte oder von Gregoras erst nach dem Tod seines Lehrmeisters vorgenommen wurde, als er sich um die Herausgabe von dessen Werken kümmerte, läßt sich nicht sicher entscheiden14. Daß die Einweihung in die Astronomie als eine ganz besondere Gunst galt, erklärt sich auch daraus, daß Andronikos II., selbst Amateur-Astronom, diese Wissenschaft als eine esoterische behandelt wissen wollte15• Gregoras beantwortete Metochites' Gunstbeweise damit, daß er seinen Sohn Nikephoros und seine Tochter Eirene unterrichtete16• 12 Zu diesem vielleicht größten und sicher originellsten byzantinischen Gelehrten seines Jahrhunderts s. BBCK: Metochites. Sein Vorläufer und Lehrmeister in der Astronomie war Manuel Bryennios. Metochites brachte keine grundlegenden neuen EIDsichten, sondern er inventarisierte das früher Errungene und verschaffte einer gewissermaßen verdächtigen Wissenschaft Ansehen; er machte sie >salonfähig<. Gregoras hat dazu bei getragen, daß dies gelang. Vgl.
E:lBVCBNKO: PoIemique S. 109-117.
13 Auch hierin folgte ihm Gregoras. Vgl. VBRPEAUX: Choumnos S. 172f. 178. 14 Gregoras: Geseh. S. 322,6ff. 308,24ff. Unten S. 50: Gregoras' Werke Nr. 32. 15 Vgl.
E:lBVCBNKO: Polemique S. 87 Anm. 3.
16 Gregoras: Brief an Nikephoros Metochites, BBZDBKI: Ep. XLVll bis, S. 258f; GUIL LAND:
4
Correspondance Nr. 15, S. 7f.; Gregoras: Gesell. S. 30Q.14ff.
·
LEBEN DES NIKEPHO ROS GREGORAS
Metochites' Gunst und Freundschaft genügten Gregoras auf die Dauer nicht. Er wollte vom Kaiser persönlich anerkannt werden17• Wer ihn bei Andronikos
11.
wir nicht. Er selbst stellt es so dar, als ob er, 27 Jahre alt, 1322, sich zum Kaiser begeben hätte und wider Erwarten von
eingeführt hat, erfahren also etwa im Jahre
ihm empfangen worden sei. Mit einer Lobrede auf des Kaisers Eloquenz und Weis ihm gelungen, seine eigene Begabung überzeugend zu demonstrieren18•
heit sei es
Es war seine zweite große Rede. Die erste war eine Lobrede auf seine Vaterstadt gewesen, wie er nach einem Besuche beim Kaiser, der sich nach der Chronologie seiner Werke erkundigte, seinem Freund Demetrios Kabasilas schreibt19• Ihr folg ten, wie er im gleichen Brief mitteilt, mehrere Werke, in welchen er zu brillieren versuchte. Dabei dürfte es sich
um
rhetorische Übungen handeln, von denen die
Liste seiner Werke einige enthält20• Gregoras stand nun bald so sehr in Andronikos' Gunst, daß er am Hofe das Opfer neidischer Intrigen
zu
werden drohte. Man
empfand es als unerhört, daß ein so junger Mann, der weder ein Staatsamt noch eine kirchliche Würde bekleidete, in solchem Maße das Vertrauen des Kaisers ge noß. Andronikos bot
ihm
deswegen die Stellung eines Chartophylax an, aber
Gregoras lehnte ab und begründete seine Haltung in einem ausführlichen Vortrag. Er erklärte sich für zu jung und unerfahren, als
daß er eine solche Verantwortung
übernehmen könnte. Der Kaiser hielt zwar sein Angebot aufrecht, aber Gregoras blieb fest bei seiner Weigerung21• Er widmete sich seinen Studien, die er über alles stellte, und der Kaiser entzog
ihm
seine Gunst nicht. Er zeigte weiterhin Interesse
für Gregoras' literarische und wissenschaftliche Tätigkeit22• Es war ein großer Tag für Gregoras, als Andronikos
11. ihm
im Jahre
1324 die
Gelegenheit verschaffte, vor einem Kreis von Gelehrten seine Ansichten über die Notwendigkeit einer Kalenderreform und einer besseren Fixierung des Oster datums zu erörtern. Er überzeugte mit seinen gründlichen Ausführungen den Kaiser zwar von der Richtigkeit seines Vorschlags, konnte ihn aber nicht zur Durchführung überreden. Der Kaiser hielt es für unmöglich, den religiösen Konservatismus, gegen den eine solche Reform durchzusetzen gewesen wäre,
zu
überwinden2s. Erst Papst
17 Gregoras: Gesch. S. 321,20ff. 18 Ebd. S. 327,IOff VgI. unten S. 45: Gregoras' Werke Nr. 8. 19 Gun.LAND: Correspondance Nr. 7, S. 19,12-24. VgI. unten S. 44: Gregoras' Werke Nr·4· 20 GUllLAND: Correspondance Nr. 7, S. 21,12-23. VgI. unten S. 45-7: Gregoras' Werke Nr. 5, 14, 19-2I. 21 Gregoras: Gesch. S. 339,22ff VgI. unten S. 46: Gregoras' Werke Nr. 13. 22 GUllLAND: Correspondance Nr. 7, S. 19,1-1I. 23 Gregoras: Gesch. S. 364,3ff.
5
E INLEITUNG Gregor XIII. hat im Jahre 1578 eine solche Reform in der römischen Kirche durch geführt. Ob und inwieweit dabei auch Gregoras' Studien nachgewirkt haben, ist noch nicht genau untersucht worden. Jedenfalls hat dieser dem Problem in der Form eines Briefes eine eigene Schrift gewidmet24• Im Jahre 1326 übernahm Gregoras vorübergehend eine politische Aufgabe: im Auftrag des Kaisers reiste er als Mitglied einer Gesandtschaft nach Serbien. Der serbische Zar Stephan Uro� ill. De/)anski (1321-133 I) hatte eine Enkelin Theodoros Metochites' geheiratet. Ihre Eltern, der byzantinische Panhypersebastos Johannes, ein Neffe Kaiser Andronikos' II., und Metochites' Tochter Eirene, waren später ihrem Kind gefolgt. Johannes wollte sich mit Hilfe des Zaren ein eigenes Herr schaftsgebiet erobern. Er hatte allerdings darauf verzichtet, als Andronikos ihm die Kaisarwürde anbot, und war bald darauf gestorben. Seine Frau wollte nun in Serbien bleiben, aber ihr Vater, Theodoros Metochites, überredete den Kaiser, eine Gesandtschaft zu entbieten, die den Zaren bewegen sollte, seine Schwiegermutter nach Konstantinopel zurückzuschicken. Es ist klar, daß Gregoras, einst Eirenes Lehrmeister, für diese Aufgabe besondere Voraussetzungen mitbrachte. Die Ge sandtschaft erreichte ihr Ziel. Über die mehr oder weniger abenteuerliche Reise erstattete er in einem Brief an seinen Freund Zaridas, den er auf der Rückreise nicht, wie gehofft, hatte besuchen können, einen ausführlichen Bericht, den er zum größten Teil auch in sein Geschichtswerk aufgenommen hat25• Für Gregoras hatte die Erfüllung dieses Auftrags, den er sicher nicht zuletzt seinem verehrten Lehrmeister zuliebe übernommen hatte, nur eine kurze Unter brechung seiner ansonsten kontinuierlichen Studien und seiner vielseitigen schrift stellerischen Aktivität bedeutet. Außer einem Kommentar zum Traumbuch des Synesios von Kyrene26 scheinen zwei oder drei Werke in dieser Zeit seinen Ruf besonders gemehrt zu haben: die bereits erwähnte Schrift über das Osterdatum, ein Traktat: »Wie konstruiert man ein Astrolab ?« und eine verbesserte und ergänzte Ausgabe der Harmonielehre des Ptolemaios27• In einem Brief an Kaloeidas28, in welchem er gleichsam zur Verteidigung gegen Kritik, die er sich durch die Zensur von Werken anderer eingehandelt hatte, den Ruf seiner eigenen Gelehrtheit hervor hebt, weist er besonders auf diese Schriften hin, deren Erfolg übrigens auch die 24 Das heißt: er veröffentlichte seinen Vortrag in Briefform, vgl. unten S. 51: Gregoras' Werke Nr. 35. 25 Gregoras: Gesch. S. 374,I9ff. Vgl. unten S. 48: Gregoras' Werke Nr. 26. 26 Siehe S. 52: Gregoras' Werke Nr. 39. 27 Siehe S. 5If. und 49: Gregoras' Werke Nr. 37/38 und 30. 28 BEZDEKI: Ep. XXIII, S. 250-253; cf. GUll.LAND: Correspondance Nr. 51, S. 94-96.
6
LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS handschriftliche Überlieferung eindeutig bezeugt. Aus dem gleichen Brief erfahren
wir
auch, daß er, von vielen Seiten gebeten, (im Chorakloster) eine Privatschule
eröffuete. Er schreibt sogar, man sage ihm, er sei der letzte, der noch das Quadrivium beherrsche und darin unterrichten könne. Wie er aber auch selbst beteuert, ge horchte er diesen Bitten nicht zuletzt deswegen, weil er sich für das ihm geschenkte Talent dem Schöpfer gegenüber verantwortlich fühlte29• Vom Erfolg seiner Lehr tätigkeit spricht Gregoras selbst in seinem Dialog Florentios, in dem er sich rülunt,
daß seine Schüler seinen Namen überall, vor allem aber in Griechenland verbreitet haben30• So galt Gregoras, der sich inzwischen auch hatte81, erst gut
30
Jahre alt schon
als
als
Hagiograph hervorgetan
Universalgelehrter und entsprach als solcher
dem Ideal seiner Zeit, wie es in Männern mit enzyklopädischem Wissen,
zum
Beispiel in Nikephoros Chumnos, Theodoros Metochites, Joseph dem Philosophen und anderen
zum Ausdruck
kam32•
Während Gregoras sich unentwegt der Wissenschaft widmete, und sein Ruhm sich verbreitete, kämpfte sein kaiserlicher Gönner Andronikos Enkel Andronikos
III.
11.
gegen seinen
Dieser hatte ansehen müssen, wie sein Vater Michael
IX.
ein Leben lang vergebens auf Thron und Krone gehofft hatte, und er wollte das Ende der Regierung seines Großvaters nicht dem Schicksal überlassen. Nach einem mehr
als
sechsjährigen, bisweilen von Waffenruhe unterbrochenen Bürgerkrieg,
den Gregoras in seinem Geschichtswerk ausführlich behandelt hat, gelang es dem jüngeren Andronikos, den alten Kaiser zu stürzen
(24. Mai 1328). Der
kung gezwungene Herrscher wurde weder geblendet noch
zum
zur Abdan
Eintritt in den
Mönchsstand gezwungen, wie soviele vor ihm, sondern durfte sogar weiterhin die Abzeichen der Kaiserwürde tragen und im Palast wohnen bleiben. Er lebte dort jedoch praktisch als Gefangener und in wenig erfreulichen materiellen Verhältnissen. Immerhin konnten ihn seine früheren Freunde, soweit sie ihm die Treue hielten, ungehindert besuchen. Einer dieser Treuen war Gregoras, der seinen einstigen Gönner jeden dritten oder vierten Tag mit einem Besuch tröstete33• Der Sturz Andronikos'
11.
hatte vor allem schwere Folgen für Gregoras' lehr
meister und Freund Theodoros Metochites. In ihm sahen die Anhänger des neuen 29 Ebd. Eine Liste von Privatschulen aus der Zeit vor Gregoras bietet JANIN: Cple byz. S. 164f. Zu Gregoras' Lehrtätigkeit s. FUCHS: Höhere Schulen S. 62-5. 30 Gregoras: Florentios S. 498. Zu seinen Schülern zählte u. a. sein späterer Mitkämpfer gegen den Palamismus, 1saak Argyros, vgl. MERCATI: Notizie S. 229ff. 31 V gl. unten S. 56-8: Gregoras' Werke Nr. 60f[ 32 Vgl. VERPEAUX: Choumnos S. 189. 33 Gregoras: Gesch. S. 461,8ff.
7
EINLEITUNG Kaisers den bösen Geist, der Andronikos 11. gegen seinen Enkel aufgehetzt hatte. Deshalb wurde er in ein Kloster in Didymoteichos verbannt, sein Palast nieder gebrannt, sein Reichtum konfisziert. Auch Gregoras kam nicht ungeschoren davon. Er verlor als Freund der gestürzten Machthaber seinen ganzen Besitz. Da er sich jedoch »als Freund der Ruhe« nicht politisch betätigt hatte, hatte es damit sein Be wenden; er konnte weiterhin in Konstantinopel wohnen und sich frei bewegen34• Er selbst hielt es für nichts mehr als gerecht, daß das Mißgeschick seiner Freunde auch ihn in Mitleidenschaft zog. •Kein Wunder«, schreibt er, »wenn auch ich, der
natürlich auf der Seite des alten Kaisers war, vom Wüten dieses Sturmes mitbetroffen wurde. Auch wäre es nicht gerecht gewesen, wenn ich mich, wie Solon empfiehlt, zu keiner Partei bekannt hätte. Es geziemte sich, daß, wo der Hirte geschlagen wurde, die ganze Herde entsprechend übel davonkamS5.« Im gleichen Jahr hatte Gregoras auch noch den Tod seines Onkels, des BischofS Johannes von Herakleia Pontike, zu bedauern36• Eine Weile war er durch diese Ereignisse so niedergeschlagen, daß er nicht mehr arbeiten konnte und seine Vorlesungen einstelltes7• Letzteres scheint ihm allerdings auch von den neuen Machthabern verordnet worden zu seinS8• Der Zuspruch seiner Freunde und sein eigener Ehrgeiz richteten ihn bald wieder auf3B. Er setzte sich erneut zur Arbeit und verfaßte unter anderem eine Biographie seines verstorbenen Onkels und Wohltäters40• Etwa ein Jahr war es etwas stiller um Gregoras. Das Jahr 1329 bot ihm aber einen vermutlich willkommenen Anlaß, sich wieder zu Wort zu melden: aus Italien und Kolchis trafen Briefe mit törichten Weissagungen in Konstantinopel ein, die dort das Gesprächsthema des Tages wurden. Von seinem Freund Nikolaos Pepagomenos wurde Gregoras aufgefordert, diese Schriften zu widerlegen. Er tat es in der Form eines Briefes an den genannten Freund41• Um seine eigene Überlegenheit in astro nomischen Voraussagungen unter Beweis zu stellen, kündigte er in diesem Brief zwei Mondfmsternisse und eine Sonneneklipse an, und zwar für den 5. Januar, um
34 Gregoras: Florentios S. 491. 35 Gregoras: Gesch. S. 427,4-9. 36 Ebd. S. 429,7ff. 37 Gregoras: Florentios S. 491. 38 Ebd.
S. 499
(-riJv XIX'l"IXIji"r)qna6ELalXv IXU'l"C!i 7t"pOC; 'l"WV 'HPIXxAEL8wv A�6"r)V XIXI
aLw�v) . 39 Gregoras: Leben des Bischofs Johannes von Herakleia, Anfang. 40 Unten S. 57: Gregoras' Werke Nr. 62.
41 GUILLAND: Correspondance Nr. 19, S. 73-83. Vgl. unten S. 50: Gregoras' Werke Nr. 32a; s. auch Gregoras: Gesch. S. 447,5ff.
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LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS den 30. Juni und um den 30. Juli 1330. Er bat Pepagomenos jedoch, seine dies bezüglichen Angaben geheimzuhalten42• Wie alle erfolgreichen Männer blieb auch Gregoras nicht ohne Neider43• Er selbst qualifiziert sie als >Sophisten<. Diese Bezeichnung wird im 14. Jahrhundert in Byzanz in der Auseinandersetzung mit Gegnern und Kritikern öfters gebraucht. So haben zum Beispiel Nikephoros Chumnos und Theodoros Metochites einander mit diesem Namen bedacht". Aber es gibt auch Anhaltspunkte für die Annahme, daß es wirklich solche Charlatans de I'art oratoire (Verpeaux) gegeben hat, die ohne solide Ausbildung mit oberflächlicher Rhetorik zu blenden wußten45• In der Zeit nach dem Sturz Andronikos' 11. und der Verbannung des Metochites scheinen Gregoras' Gegner, was für Leute das auch gewesen sein mögen, versucht zu haben, ihn als Gelehrten zu diffamieren, so daß er sich gezwungen sah, sich zu verteidigen.
Aus den Jahren 1329-1333 rühren jedenfalls zwei Briefe, an Michael Kaloeidas und an den Metropoliten Joseph von Apros, in welchen Gregoras gegen die lateini schen und griechischen Lästerer der Astronomie wettert46• Auch die zweite Fassung seines Traktats über die Konstruktion eines Astrolabs ist vom Kampf gegen die Verleumder der Astronomie beeinflußt47• Die Tatsache, daß die Astronomen ihre Wissenschaft als eine esoterische betrachteten, forderte die Gegnerschaft der Nicht eingeweihten heraus. Dabei machte eine unübersehbare Unvereinbarkeit ihrer Theo rien mit Aussagen anerkannter Autoritäten Schwierigkeiten. Die Überbrückung dieser Gegensätze betrachteten Theodoros Metochites wie auch Gregoras als eine vordringliche Aufgabe48• Auch eine Abgrenzung gegenüber der Astrologie tat not. Gregoras glaubte zwar an den Einfluß der Sterne und des Mondes auf das Leben der Menschen49, lehnte aber die Astrologie entschieden ab50• Doch nicht einmal der Eintritt der von Gregoras vorausgesagten Sonnenfinsternis vom 16. Juli 1330 be-
42 GUlI.LAND: Correspondance S. 81,20ff. GUlI.LAND S. 82 bemerkt, daß eine Mond finsternis für den 16. Dezember 1330 und eine Sonneneklipse für den 16. Juli 1330 bekannt sind. 43 Vgl. oben S. 50.
44 Vgl. SEVCENKO: Pol6nique S. 174. 45 Vgl. VERPEAUX: Chournno s S. IIS[ 46 Siehe unten S. 5: Gregoras' Werke Nr. pe und 32d. 47 Vgl.
SEVCENKO: Polernique S. 171 Anm. 3.
48 Ebd. S. 9Sff. 49 Vgl. GUILLAND: Correspondanee Nr. 106, S. 210f. 50 Ebd. Nr. 19, S. 73 ff.
9
EINLEITUNG freite ihn davon, daß
man
sein Wissen mit weiteren Problemen oder Schein
problemen auf die Probe stellte5l• Eine außergewöhnliche Chance, sein Wissen vor ganz Konstantinopel zu de monstrieren, erhielt Gregoras griechischer Mönch
namens
im
Jahre 1331. Etwa ein Jahr zuvor war ein italo
Barlaam (geb.
ca.
1291) aus Seminara (Sizilien) nach
Byzanz gekommen. Dieser gehörte offiziell der römisch-katholischen Kirche an, war aber im Herzen orthodox. Er hatte die westliche Theologie und in lateinischer Übersetzung Aristoteles studiert. Nicht zuletzt wn die Schriften des großen philo sophen und auch des studieren
zu
im Westen
mehr berühmten
als
bekannten Plato im Original
können, war er wn 1325 nach Griechenland gereist, zuerst nach Arta,
wo er sich nach Kleidung und Aussehen den griechischen Sitten anpaßte, und dann nach Thessalonike, wo er die längste Zeit lebte. In dieser zweiten Stadt des Reiches dozierte er mit solchem Erfolg Philosophie, daß sein Name bis Konstantinopel bekannt wurde. Von Thessalonike kam er schließlich, noch vor dem Tod des Metochites, in die Reichshauptstadt62• Ob er in die Popularitätslücke eindringen wollte, die letztgenannter, der gerade erst aus der Verbannung zurückgekehrt war, und Gregoras, der durch die erlittenen Rückschläge fast zwn Schweigen ge bracht worden war, in dieser Periode hinterlassen hatten, wie Gregoras behauptet63, möchte ich dahingestellt sein lassen. Sicher scheint, daß er keinen Kontakt mit ihnen gesucht, sondern von ihrer unerfreulichen Lage profitiert hat54• Bald zählte er in Konstantinopel nicht wenige Anhänger, darunter einen so mächtigen Mann, wie den >ersten Minister< Andronikos' 1lI., Johannes Kantakuzenos. Durch ihn erhielt er den Auftrag,
im Kloster Christi des Unergründlichen in
Areiopagiten
unterrichten. Auch der Kaiser selbst war ihm wohlgesinnt55• Bar
zu
der Lehre Dionysios' des
laam war aber übermäßig ehrgeizig und wollte sich als der große Lehrer eines rück ständigen Byzanz aufspielen. Gregoras scheint sich darwn sehr bald in zwei kleinen Traktaten gegen den besonders unter den Jüngeren Anhang findenden Eindringling
51 Vgl. Gregoras: Brief
an
Chrysoloras, bei Gun.LAND: Correspondance Nr. 33, S. 135-
145· 52 Vgl. Gregoras: Florentios S. 492 und Ergänzung Polemis S. 59; Gesch. S. 555,6ff. 53 Gregoras: Florentios S. 495. V gl. auch Brief an Demetrios Kabasilas, BEZDEKI: Ep. XXII, S. 308,13-15.
54 Gregoras: Florentios S. 497,7ff.
dazu Wmss: Kantakuzenos S. XPLCi't"OÜ "t'oü 'AKIX."t'1XA1J7t"t'ou s. JANIN: Egl. Mon. S. 504ff. Papst Benedikt XII. (1335-1342) bezeichnet BarIaam in einem Brief aus dem Jahre 1339
55 Gregoras: Gesch. S. 555,14-15. 919,17-18. 923,5ff.; 103 f. Zum Kloster
sogar als Abt des Klosters, s. PG 151, 1331 A. 10
LEBEN D E S NIKEPHOROS GREGORAS gerichtet zu haben, zuerst in einer widerrede wider jene, die behaupten, daß es unter den Menschen keine Demut gebe (Anfang 1331) und dann im Philomathes (Sommer 1331)56. Barlaam forderte Gregoras zu einer öffentlichen Diskussion auf. Dieser wollte anfangs nicht, lieB sich aber dann doch von Freunden dazu überreden. Dabei spielte Johannes Kantakuzenos die Hauptrolle. Denn auch mit ihm war Gregoras seit einiger Zeit freundschaftlich verbunden: bald nach der Machtüber nahme durch Andronikos III. und Kantakuzenos hatte er, ohne seine alten Freunde zu verraten, die Gunst auch der neuen Machthaber gesucht und in gewissem Maße gefunden. Vermutlich hat er sich Kantakuzenos unter anderem durch die Widmung seines Kommentars zu Synesios' Traumbuch empfohlen57• Kantakuzenos also ver anlaßte, daß Gregoras es mit Barlaam aufuahm58• Im Disput, der in Kantakuzenos' Palast stattfand59, zeigte Gregoras sich seinem Gegner überlegen, wenn auch nicht so, wie er es selbst in seinem >Rapport< über die Diskussion, dem Dialog Florentios, darstellt. Ein Halblateiner wie Barlaam hatte in Byzanz von vorneherein keine Chance, in einem solchen Disput zu siegen. Daß aber Gregoras nicht nur in seinen eigenen Augen der Sieger war, bezeugt auch ein weniger verdächtiger Zeuge, Gregorios Akindynos60. Der Dialog Florentios ist übrigens weniger wichtig als Rapport der Diskussion denn als Kritik am Aristotelismus61• Barlaam war vom Ausgang des Disputs sehr enttäuscht, und Gregoras will ihn selbst am meisten über seine Niederlage getröstet haben62. Barlaam gab nicht sofort auf, sondern rüstete sich für eine zweite Auseinandersetzung unter anderem dadurch, daß er sich von Schülern Gregoras' über dessen astronomische Vorlesungen unterrichten lieB63. Er unterlag aber auch in einem zweiten Disput und bekam darauf den Spott der Konstantinopolitaner so zu spüren, daß er lieber nach Thessalonike zurückkehrte, 56 Siehe unten S. 52: Gregoras' Werke Nr. 40 und 41; dazu POLBMIs : Antilogia S. 5462. 57 Siehe unten S. 52: Gregoras' Werke Nr. 39. 58 Gregoras: Florentios S. 501f. Zuvor soll man aber Barlaam zu seiner Herausforderung mit dem Hinweis ermuntert haben. daß die Machthaber Gregoras die Annahme ver bieten könnten, s. ebd. S. 499f.; vgl. auch S. 492,Iff. 59 Ebd. S. SOL 60 Vgl. POLBMIs: Antilogia S. SI Anm. 2. Gregoras selbst lobt im Florentios S. 497,2326, nur das gute Gedächtnis seines Gegners. 61 Siehe dazu GUILLAND: Essai S. 165ff.;
SEVCENKO: PoJemique S. 96. Auch in seinen
.Lösungen von Problemen« (s. unten S. 53: Gregoras' Werke Nr. 44) zeigt Gregoras nicht allzuviel Respekt vor Aristoteles' Autorität. 62 Gregoras: Florentios S. 533 f. 63 Ebd. S. 534,Iff. II
EINLEITUNG wo er weiter gegen Gregoras agierte64• Dieser aber wurde als Retter der Ehre von Byzanz gefeiert. Sein Ansehen bei den neuen Machthabern stieg, und er wurde mit Geschenken und Ehrbeweisen belohnt65• Gregoras war nun ein berühmter Gelehrter, zu dessen Vorlesungen man auch von außerhalb Konstantinopels kam, und seine Werke wurden viel gelesen und abgeschrieben66• Es scheint, daß in dieser Zeit andere versuchten, sich mit Vor hersagen kommender Sonnenfinsternisse großzumachen, über welche Gregoras in seinen Vorträgen gesprochen hatte. Sie stifteten dadurch im abergläubischen Byzanz Unruhe, und der Kaiser sah sich veranlaßt, Gregoras Zurückhaltung zu befehlen. Dieser berichtet darüber in einem Brief an seinen Freund Michael Kaloei das, in welchem er dennoch für den 14. Mai 1333 eine noch bedeutendere Sonnen eklipse voraussagt als die früher für den 30. November 1331 von ihm angekündigte, die inzwischen eingetreten war67• Im Jahre 1332 verlor Gregoras kurz hintereinander zwei seiner besten Freunde, denen er auch in schlechten Tagen die Treue bewahrt hatte: am 13. Februar des Jahres starb Andronikos 11., der einige Zeit zuvor (1330) gegen seinen Willen das Mönchskleid und den Namen Antonios hatte annehmen müssen. Genau einen Monat später, am 13. März, schied auch Theodoros Metochites dahin, welcher seine letzten Tage (seit der Rückkehr aus der Verbannung 1330) im von ihm prachtvoll restaurierten Chorakloster zus ammen mit Gregoras verlebt hatte68• Andronikos 11. hatte sich noch am Abend vor seinem Tod bis tief in die Nacht mit Gregoras und anderen Freunden über philosophische Themen unterhalten. Sein Enkel, der ihn in Armut und Elend hatte sterben lassen, ließ ihn jetzt mit großem Pomp im Lipskloster beisetzen. Auf Bitten der Tochter des verstorbenen Kaisers, Simonis, 64 Ebd. S. S3S, 1 3 ff. 65 Ebd. S. 53s,I9ff. 66 Gregoras: Gesch. S. 103 8, 1-2. 10SI,Sff. 67 GUULAND: Correspondance Nr. 3 5, S. 147- 1 5 5 . In Wirklichkeit gab es eine Eklipse
März 1 3 3 I; vielleicht liegt im Brief ein überlieferungsfehler vor: fLoc(OU Im fLocp·dou. Eine Berechnung des Gregoras Im die Daten der Eklipse vom 16. Juli 1 3 3 0 ist im Cod. Mare. gr . 3 2 5 (5 1 8) , f. 1-8V überliefert. Vgl. SEVCENKO: PoIemique S . 260 am 14.
Anm. 1 . 68 Gregoras: Florentios S . 497,1. Gregoras lebte schon seit seiner Jugend ununterbrochen hier, s. Gregoras: Gesch. S. 1045, 19. Zu dieser Periode s. Gesch. S. 460,4ff. und Brief an Athanasios
Palaiologos, BEZDEKI: Ep.
m, S. 342-345; GUULAND: Correspondance
Nr. 36, S. 87-89. Vgl. auch BEZDEKI: Ep. XXX, S. 109,19-21 ; GUULAND: Correspon dance Nr. 1 3 5, S. 130. Zum Chorakloster, heute Kabrie Djami, The Kariye Djami. 3 Bde. New York 1966.
12
s.
UNDERWOOD, Paul:
LEBEN DES NIKEPHOROS GRE GORAS der Witwe des serbischen Zaren Stephan Uros II. Milutin, hielt Gregoras die Grab rede. Er sprach darin ohne jede Zurückhaltung seine Bewunderung und seine Freundschaft für den gestürzten Herrscher aus69• Auch auf Metochites hielt Gregoras eine Trauerrede70• Dieser hinterließ ihm als Erbe nicht nur das genannte Kloster, sondern auch seinen wissenschaftlichen und literarischen Nachlaß 71. Ein dritter Todesfall gab Gregoras Gelegenheit, sich dem neuen Kaiser gefällig zu zeigen: als im Jahre 1333 die Mutter Andronikos' ill. starb, durfte er eine Trostrede halten, die er zu einem nicht geringen Teil zu einer Lobrede auf den Sohn der Verstorbenen zu gestalten wußte72• Das Jahr 1333 brachte Gregoras auch eine offizielle Anerkennung seiner Kompe tenz in Sachen Theologie. Andronikos ill. hatte wieder Verhandlungen mit Rom angeknüpft, um die Möglichkeit einer neuen Kirchenunion zu untersuchen. Die Union von Lyon (1274) hatte Michael Vill. nur einer kleinen Gruppe aufzwingen können, und Andronikos II. hatte sie sofort nach der übemahrne der Regierung auch offiziell preisgegeben. Sein Sohn strebte aber wieder eine politische Verbindung mit Rom an73• Dem Papst war nichts willkommener, und so trafen, noch ehe die Vorverhandlungen weit genug gediehen waren, zwei päpstliche Gesandte in Konstantinopel ein, die direkte Unionsverhandlungen einleiten sollten. Der Patri arch und die Bischöfe, deren theologische Kenntnisse für eine Diskussion mit den beiden Dominikanerbischöfen nicht ausreichten, gerieten in große Verlegenheit. 69 Siehe unten S. 47: Gregoras' Werke Nr. 15. 70 Ebd. Nr. 16. 71 Daß Gregoras sich um letzteren gekümmert hat, beweist unter anderem die in vier
't"oG Q"OCPCil't"IX't"OU fLe:yciAou Aoyo6�'t"ou KUpOG 0e:oSc::.pou 't"oG Me:'t"oXt't"ou. S. Cod. Vatic. gr. 303,I.2v; Vatic.
erhalten gebliebenen Hss gefundene Eintragung von Gregoras' Hand:
gr. 1365,1; Paris. gr. 1776,1; Paris. gr. 2003,3. Vielleicht machte Gregoras diese Ein tragungen, als er sich mit einerAusgabe der Opera omnia des Metochites befaßte. Vgl. SEVCENxO, Ihor: Observations sur les recueils des Discours et des Poemes de Theodore Metochite et sur la Bibliotheque de Chora a Constantinople. In: Scriptorium. Bd. 5 (1951). S. 279-288; DERS.: Polemique S. 281-283, besonders 282 Anm. 3; DERS.: Auto graphs S. 444 mit Abb. V und VI. Es war vielleicht auch unter Gregoras' Aufsicht, daß um diese Zeit (bald nach Metochites' Tod) der prachtvolle Pergamentcodex Vindob. phil. gr. 95 mit sämtlichen rhetorischen Schriften Metochites' angefertigt wurde. Vgl. HUNGER, Herbert: Theodoros Metochites als Vorläufer des Humanismus in Byzanz.
In: BZ Bd. 45 (1952). S. 13 mitAnm. 5 und 6; DERS.: Katalog der griechischen Hand schriften der Österreichischen Nationalbibliothek, I. Codices Historici. Codices Philo sophici et Philologici. Wien I96I. S. 205f. 72 Siehe unten S. 47: Gregoras' Werke Nr. 17. 73 Siehe BOSCH: Andronikos III. S. I20ff. I39ff.
13
EINLEITUNG Der Patriarch beriet mit dem Kaiser, und man bat Gregoras, in der Diskussion die byzantinische Kirche
zu
vertreten. Dieser aber, ein überzeugter Antilateiner74,
freilich ohne die lateinische Theologie wirklich zu kennen, hielt nichts von Unions gesprächen und wußte die Synode zu überreden, auf das Gesprächsangebot über haupt nicht einzugehen. Man würde, so glaubte er, doch nur aneinander vorbei reden75. Der Kaiser zog daraufhin Barlaam für weitere Verhandlungen mit Rom hinzu76. Im übrigen war das Jahrzehnt von 1330-1340 für Gregoras eine Periode, in welcher er sich ungestört seinen Vorlesungen wld seiner produktiven literarischen und wissenschaftlichen Tätigkeit widmen konnte. Er erfreute sich besonders der Freundschaft des mächtigsten Mannes im Reiche, Johannes Kantakuzenos, mit dem er rege korrespondierte77. Noch andere bedeutende Männer gehörten
zu
seinen
Korrespondenten, darunter vor allem Alexios Philanthropenos, der einst die Kaiser würde angestrebt hatte78. Auch
um
den Kaiser zu loben, fand Gregoras wohl
öfter Gelegenheit. Erhalten ist ein Brief, in welchem er ihm zu einem militärischen Erfolg (vermutlich in Thrakien 1337) gratuliert und ihn lobt, da er weit von der Hauptstadt für die Sicherheit des Reiches kämpft79. Der Kaiser zeigte Gregoras seinerseits seine Hochachtung unter anderem insoweit, als er ihn zum Prozeß gegen den eines Umsturzversuchs überführten Despoten Demetrios heranzog (1337). Das milde Urteil veranlaßte Gregoras, den Kaiser in seinem Geschichtswerk
zu
preisen80• Die große Wendung in Gregoras' Leben brachte das Jahr 1341. Am 15. Juni dieses Jahres starb Andronikos ill. Gregoras genoß bei ihm bis zuletzt großes Anse hen. Kurz vor seinem Tod, am 10. Juni, hatte der Kaiser eine Synode einberufen, um
über eine Anklage Barlaams gegen Gregorios Palamas
zu
urteilen, worüber
unten ausführlicher zu sprechen sein wird80a• Auch Gregoras war
zur
Teilnahme
an dieser Synode aufgefordert worden; er hatte aber ablehnen müssen, da er, wie so oft in seinem Leben, von schwerer Migräne geplagt wurde. Der Kaiser soll es 74 Er wird deswegen von Akindynos in einem Brief hoch gelobt, vgl. Gun.LAND: Correspondance S. 2 76f.; MERCATI: Notizie S. 12 mit Anm. 2. 75 Gregoras: Gesch. S. 501,I2 ff. Unten S. 58: Gregoras' Werke Nr. 67. 76 Siehe BosCH: 1.c. in Anm. 73; dazu WEISS: Kantakuzenos S. 103 Anm. 678. 7 7 Siehe Gun.LAND: Correspondance S. 390 Index, der 2 1 Briefe von Gregoras an Kanta kuzenos aus der Zeit vor 1340 verzeichnet. 78 Gregoras: Gesch. S. 195,18ff.; vg1. S. 360,16ff. 534,6:ff. Gun.LAND: Correspondance S·390f. 79 Siehe Gun.LAND: Correspondance Nr. 52, S. 96f. 80 Gregoras: Gesch. S. 53 1,I2ff. 80a S. 17. 14
LEBEN DES NIKEPH OROS GREGORAS sehr bedauert haben, daß gerade er nicht unter den Zuhörern war, als er seine von allen gepriesene Rede vor der Synode VOrtrug8l• Noch während seiner letzten Krankheit appellierte Andronikos ill. an Gregoras' astronomische Kenntnisse, um zu erfahren, ob die Sterne seine Genesung vorhersagten. In seinem Geschichtswerk teilt Gregoras uns nicht mit, was er geantwortet hat, sondern nur, daß die Gesand ten, die seine Antwort überbringen sollten, den Kaiser nicht mehr am Leben fan den82• Als Gregoras drei Tage später sich
zum
Palast begab, bat ilm die Kaiserin,
unterstützt vom Patriarchen und von Johannes Kantakuzenos, die Totenklage auf den verstorbenen Kaiser zu halten. Auch diese Rede naltm Gregoras später in sein Geschichtswerk auf83• Andronikos' Tod stürzte das Reich erneut in einen Bürgerkrieg. Sein Sohn Jo hannes V. war noch nicht zehn Jahre alt. Es kam zu einem erbitterten Kampf, wer nach dem Willen seines Vaters die Regentschaft führen sollte. Auf der einen Seite stand Johannes Kantakuzenos, der von Anfang an Andronikos ill.
zur
Seite
gestanden und schon zu dessen Lebzeiten nahezu die ganze Regierungsgewalt in seiner Hand hielt, auf der anderen die Kaiserwitwe Anna von Savoyen, un terstützt von allen Feinden des Kantakuzenen und von allen, die sich von der Re gentschaft einer Frau größere Vorteile versprachen, darunter zuvörderst Patriarch Johannes XIV. Kalekas (1334-1347) und der schlaue Flottenkommandant Alexios Apokaukos. Als Kantakuzenos, um eine drohende Gefahr im europäischen Reichs teil abzuwenden, außerhalb der Hauptstadt weilte, wurde er von seinen Gegnern zum
Staatsfeind erklärt, sein Besitz geplündert und sein Anhang ins Gefängnis ge
worfen. Als Antwort darauf ließ dieser sich in Didymoteichos zum Kaiser ausrufen. Mit Hilfe des thrakischen Adels, der auch Andronikos
ill.
gegen seinen Großvater
unterstützt hatte, und der ,Palarniten« siegte nach zeitweiligen schweren Rück schlägen schließlich Kantakuzenos. Am 3. Februar 1347 zog er in die Hauptstadt ein, deren Besatzung zu
ihm
übergetreten war. Sein Sieg war auch der Sieg des
>Hesychastenführers< Gregorios Palamas, dessen Auftreten die entscheidende Wen dung in Gregoras' Leben bestimmt hat84• 81 Gregoras: Gesch. S. 559, 3 ff. Die Stelle ist von GUULAND: Essai S. 2 5 so interpretiert worden: .Le Basileus deplora, au milieu des applaudissements du synode entier, I'absence d'un si habile theologien et d'un si bon orthodoxe.« D as ist mehr, als Gregoras behauptet. 82 Gregoras: Gesch. S. 559,2 0ff. 83 Ebd. S. 560,8ff. ; unten S. 4 7 : Gregoras' Werke Nr. 1 8. 84 Zu dieser E pisode s. OSTROGORSKY: Gesch. S. 42 0ff. ; WEISS: Kantakuzenos S. 2 3ff. Über Gregorios Palamas s. MEYENDORFF: Palamas, passim; weitere Lit. bei STIBRNON, Danie1: Bulletin sur le P alamisme. In: Rev. etud. byz. Bd. 3 0 (1 972). S. 2 31-341. •
.
•
15
EINLEITUNG Der Hesychastenstreit85 war von dem oben genannten Barlaam. ausgelöst worden. Dieser war, wie wir gesehen haben, nach seiner Niederlage in Konstantinopel nach Thessalonike zurückgekehrt. Hier, in der Nähe des heiligen Berges Athos, lernte er den Hesychasmus kennen, allerdings in einer Form, die ihn veranlaßte, diese aske tisch-mystische Übung lächerlich zu finden und sie als ein Produkt des Messalianis mus abzutun. Die absolute stille und Ruhe (Hesychia) galt schon den frühchristli chen Einsiedlern Ägyptens als Voraussetzung der mystischen Kontemplation. Orien talische Einflüsse schufen eine Verbindung zwischen körperlicher Haltung, Anhal ten des Atems, Wiederholung einer Gebetsformel und der auf die Schau vorberei tenden Hesychia. Die göttliche Schau selbst wurde
als ein überirdisches Licht er
fahren. Die Hesychasten, Erben unter anderem der Lehre des Symeon Neos Theolo gos (II. Jh.) 86, setzten es mit dem Taborlicht gleich, das sie für > unerschaffen< (a ktistos) hielten. Der große Propagandist dieser Lehre unmittelbar vor dem Auftre ten Barlaarns war Gregorios Sinaites87;
zum
Mittelpunkt der Bewegung wurde der
Athos. Als Barlaam den Hesychasmus angriff und als ketzerisch bezeichnete, glaub te er vielleicht, nun fertigzubringen, was
ihm in Konstantinopel nicht gelungen
war: die Überlegenheit seines westlichen Rationalismus über das rückständige und abergläubische byzantinische Denken zu demonstrieren. Aber wenn er geglaubt haben sollte, Gegner vor sich zu haben, die leichter zu besiegen wären als Gregoras, so hatte er sich geirrt. In Gregorios Palamas fanden die Athosmönche einen erst klassigen Verteidiger. Er hatte sich schon zuvor gegen die Relativierung jeglicher dogmatischen Beweisführung gewendet, durch welche Barlaam versuchte, den dogmatischen Kampf um das Filioque aus der Weh zu schaffen. Barlaam hatte sich natürlich gewehrt und erweiterte nun die Auseinandersetzung durch seine Angriffe auf die hesychastische Gebetsmethode. Palarnas versuchte zuerst in mehreren persön lichen Gesprächen, Barlaam zu bewegen, seine Angriffe einzustellen. Auch Grego rios Akindynos, ein Mönch bulgarischer Abstammung, der in Thessalonike nament-
85 Siehe dazu JUGIE, Martin: Palamas und Palamite (Controverse). In : DTC Bd. XI, 2 (1932). Sp. 1 7 35-181 8 (noch immer die beste Darstellung); BECK: Kirche S. 3 22- 332 ; DERS.: Hesychasmus und P alamismus. In : Handbuch der Kirchengeschichte. Hrsg. von Hubert JEDIN. Bd. m, 2. Freiburg i.Br. 1 968. S. 6 00-6 07; zum politischen Aspekt be sonders WEISS: Kantakuzenos S. 1 03ff. Weitere Lit. bei STIERNON: o.c. 86 Über ihn s. HAUSHERR , Irenee: Un grand mystique byzantin. Vie de Symeon le Nou veau Theologien par Nicetas Stethatos (Orientalia christiana, 1 2). Roma 1 928; KODER, Johannes in: Symeon le Nouveau Theologien. Hymnes.T.I (Sources chretiennes, 1 56). Paris 1 969. S. 1 7f (Lit.). 87 Über ihn s . LAURENT , Vitalien: Gregorios Sinaites. In: LTK Bd. 4 (196 0). Sp. 1 21 4 f.
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LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS lich bei Thomas Magistros studiert hatte, mit Palamas befreundet war und sich für die Ideen Barlaams interessierte88, bemühte sich, mäßigend aufBarlaam einzuwir ken. Als dieser nicht nachgab, schrieb Palamas seinen ersten Traktat zur Verteidi gung der Hesychasten, in dem er seinen Gegner übrigens nicht nennt. Barlaam ließ die Schrift nicht unbeantwortet. Dann trat eine Pause ein, da Barlaam 1339 im Auf trag des Kaisers und des Kantakuzenos, die ihn wohl nur zu diesem Zweck noch protegierten, wegen eines Unionsgesprächs nach Avignon ging. Palamas nutzte die Gelegenheit, um in einem neuen Traktat Barlaam zu widerlegen. Im Jahre 1340 kehrte dieser in den Osten zurück und nahm nach neuen ergebnislosen Gesprächen mit seinen Gegnern den Kampf wieder auf. Gegenstand der Kontroverse war bald nicht mehr die hesychastische Methode, um zur Gottesschau zu gelangen, sondern die Schau selbst. Ein ungeschaffenes Licht konnte nach Barlaam nur mit Gott iden tisch sein. Das Taborlicht aber, dessen Nicht-Identität mit Gott außer Frage stand, wäre demnach etwas Geschaffenes, aber dann auch zeitlich begrenzt und den Hesy chasten nicht mehr sichtbar. Für Palamas war das Taborlicht weder mit Gottes Wesen (ousia) identisch noch deswegen unbedingt geschaffen, sondern eine der ewigen Wirkungen (energeiai, dynameis) Gottes in der Welt, durch welche dieser sich den Menschen offenbare. Barlaam veröffentlichte nun ein Werk Gegen die Messalianer und brachte die Mönche dadurch so sehr gegen sich auf, daß er es für besser hielt, nach Konstantinopel auszuweichen. Dort bezichtigte er Palamas beim Patriarchen der Ketzerei. Palamas wurde aufgefordert, in die Hauptstadt zu kom men, um sich zu verteidigen. Der Prozeß fand vor der genannten Synode vom 10. Juni 1341 statt. Der Ankläger verlor und wurde selbst verurteilt, während Palamas' Lehre für orthodox erklärt ward. Barlaam sah sich bald darauf gezwungen, Byzanz endgültig zu verlassen und kehrte nach Italien zurück. Er ließ aber in Byzanz nicht nur Feinde zurück. Palamas' Lehre kam auch mehreren Byzantinern neu und unor thodox vor. So fand er sofort einen neuen Gegner in Gregorios Akindynos, der ihn auf der Synode vom Juni 1341 verteidigt hatte, jedoch in der Hoffuung, daß Palamas seine Lehre in einigen Punkten änderte. Als er sich in dieser Hoffuung ge trogen sah, wandte er sich gegen ihn. Vor allem einen Unterschied zwischen Wesen und Wirkung Gottes wies Akindynos energisch zurück. Er wurde aber bald, im August 1341, von der Synode verurteilt. Zugleich wurde Palamas' Sieg durch die Veröffentlichung des Synodalbeschlusses vom 10. Juni besiegelt89• 88 Über ihn s. LOENERTZ : Dix-huit lettres; MEYENDORFF: Palarnas S. 6 r ff. 68ff. und pas sim (aber der Narne fehlt l eider im Index) ; {"tir seine Werke ebd. S. 4or f. 40 7f.; neuere Lit. bei STlERNON o. c. (in Anm. 84). 89 Vgl. MEYENDORFF : Palamas S. 6s ff. ; WEISS: Kantakuzenos S. ro6ff.
17
EINLEITUNG Auch Gregoras konnte schließlich nicht umhin, sich zu Wort zu melden. Er sah, wie verhängnisvoll für Kirche und Staat der Kampf war, und bat beide Parteien zu schweigen. Ohne Erfolg. Selbst wollte er sich nicht an der Diskussion beteiligen und er entschloß sich darum, dem Hofe fernzubleiben und nur seiner Arbeit zu leben90• Bald ergab sich jedoch ein Anlaß, der ihn zwang, diesem Entschluß untreu zu wer den: ein lateinischer Astrologe war aufgetaucht, der aus den Sternen den baldigen Tod des Kantakuzenos und die Vernichtung der Feinde des Reiches prophezeite. Unwillig mußte Gregoras sich dem Befehl der Kaiserin fügen, den Mann anzu hören und über seine prophetische Begabung zu urteilen. Er ließ von dem armen Lateiner nicht viel übrig und zog sich dadurch den Haß der lateinischen Kaiserin zu91• Im übrigen lebte er zurückgezogen und vertiefte sich nun vor allem in die Theologie. Dieses Studium machte ihn zu einem überzeugten Gegner des Palamas. Die enge Freundschaft mit Kantakuzenos hatte Palamas inzwischen eine Nieder lage eingebracht. Er war nämlich nach seinem Sieg vom 10. Juni 1 341 in Konstanti nopel geblieben und propagierte dort seine Lehre. Im März 1342 wurde er aber vom Patriarchen aufgefordert, sich gegen Kantakuzenos auszusprechen, und als er sich weigerte, verurteilte man bald darauf seine Schriften aus der Zeit nach August 1341 als unorthodox und befahl ihre Verbrennung92• Im Herbst 1 3 42 erreichte der Patriarch sogar, daß Palamas wegen des Verdachts der Unterstützung des Kanta kuzenos in ein Kloster interniert wurde, und als er einige Monate später in der Ha gia Sophia Asyl suchte, weil er sich bedroht glaubte, führte dies im Mai 1343 zu seiner Gefangensetzung im PaIast93. lnzwischen drang Akindynos beim Patriarchen auf eine Synodalverurteilung des Palamas, die schließlich am 4. November 1 344 erfolgte. Auch die Kaiserin lehnte zu diesem Zeitpunkt Palamas' Lehre ab94• Seine 90 Gregoras : Gesch. S. 720,loff. Diese Periode behandelt Gregoras auch in seiner ersten Widerlegung des Palamas, vgl. die Inhaltsangabe bei BEYER: Gregoras als Theologe S. 178. Gregoras muß einmal in guten Beziehungen zu Palamas gestanden haben. Er ließ ihn nämlich eine seiner Schriften an Joseph den Philosophen überbringen, wie wir aus einem Brief des Akindynos erfahren. Vgl. BOIVIN S. LXIX. Daß es sich dabei um. die Verhandlung über das Osterfest gehandelt hat, wie BOIVIN S. LXXI annahm, läßt sich nicht beweisen, vgl. Max TREU in BZ Bd. 8 (1899). S. 63 ; GUIllAND : Correspon dance S. 275, Nr. VI mit Anm. 3 . 91 Gregoras : Gesch. S. 722, 21 ff. ; BEYER: l.c. 92 Vgl. MEYENDORFF : Palamas S. 96ff. ; WEISS : Kantakuzenos S. I I 3 ff. 93 MEYENDORFF: Palamas S. 103 ff. 94 Ebd. S. IIOff. 403 ; vgl. auch MERCATI: Notizie S. 197ff. ; Gregoras: Gesch. S. 780, 15-781, 1 ; DÖLGER: Reg. 2910; MEYENDORFF: Palamas S. I I I mit Anm. 73 ; BEYER: Gregoras als Theologe S. 18I. 18
LEBEN DES NIKEPH OROS GREGORAS Niederlage blieb aber ohne Folgen. Im September 1346 wurde der Bruch zwischen Kaiserin und Patriarch, der sich seit längerer Zeit anbahnte, offenbar, und die Kai serin versuchte nun, den im Palast gefangengehaltenen Palamas auf ihre Seite zu ziehen95• Dieser hatte übrigens auch als Gefangener den dogmatischen Kampf fort setzen können. Akindynos hatte während dieser Auseinandersetzung mehrmals versucht, Gregoras
zu
seinem Mitkämpfer zu machen, dieser aber hatte bislang
in seinem Schweigen beharrt. Das gefiel offenbar der Kaiserin nicht, die auch den berühmten Gelehrten auf ihrer Seite sehen wollte. Sie bestellte ihn deshalb zum Schiedsrichter in ihrer Kontroverse mit dem Patriarchen betreffs Palamas. Gregoras glaubte zu spüren, daß sie ihm dafür ihre Gunst in Aussicht stellte, aber auch, daß er ihren Zorn erfahren würde, wenn er sich gegen sie entschied, letzteren um so mehr, da sie ihm die Erniedrigung ihres Landsmannes, des erwähnten Astrologen, nicht verziehen hatte. Er gab ihr trotzdem zu verstehen, daß er nichts von theologi schen Neuigkeiten halte und bei der bewährten Lehre der Väter bleiben wolle. Die Kaiserin forderte ihn nun auf, seine Meinung schriftlich festzulegen. Es war Gregoras klar, daß sie ihm seine Antwort sehr übelgenommen hatte und daß die Aufforderung ihn zu Fall bringen sollte. Von diesem Augenblick an hielt er es für seine Pflicht, offen die Lehre des zu
palamas zu bekämpfen, und begann seine Freunde
ermuntern, ebenfalls die Orthodoxie zu verteidigen96• Ob er der Bitte der Kai
serin, sich schriftlich
zu
äußern, sofort nachkam, erzählt uns Gregoras in seinem
Geschichtswerk nicht97• Er teilt uns aber mit, daß er von nun an jeden Tag mit seiner Verbannung rechnete98•
95 Vgl. MEYENnORFF : Palamas S. II3 ff. ; WEIss: Kantakuzenos S. I2off. 96 Gregoras : Gesch. S. 769,r ff. ; BEYER : Gregoras als Theologe S. 178 f. Gregoras agierte nicht nur mündlich gegen Palamas bei seinen Freunden in Konstantinopel, sondern auch durch Briefe, die er in andere Teile des Reiches sandte, sogar in die Hochburg des Palamismus, nach Thessalonike. Vgl. BOlVIN S. LXI ; MERCATI: Notizie S. 56f. mit Anm· 5. 97 Das Wort >Widerreden< bei Gregoras: Gesch. S. 770,6 ist offensichtlich nicht, wie GUILLAND : Essai S. 30 tut, auf die ersten >Logoi antirrhetikoi< zu beziehen, sondern auf die obengenannte antipalamitische Propaganda. 98 Gregoras: Gesch. S. 772,22ff. An dieser Stelle, d. h. zumjahre 1346, ist eine Klage über den Einsturz der Kuppel der Hagia Sophia am 19. Mai dieses Jahres zu erwähnen, die wohl bald nach dem Ereignis (sicher vor der Vollendung des Wiederaufbaus am 6. Oktober r346) verfaßt wurde und wahrscheinlich Gregoras zugeschrieben werden muß, ja vielleicht sogar im Autograph erhalten ist (Cod. Vatic. gr. II2,IIv-I2) ; s. dazu KURusEs, Stephanos : Al cl:V't"L�:f)q,e:L� m:PL ,(;)''/ eG)('lT(i)v 't"oü x60"fLoU xocL ij XOC't"IX 't"o ho� 1346 7r7WO"L� ,oü 7pOU)),ou TIj� 'Ay[oc� �ocp[oc�. In: EEB� Bd. 37 (1969/70).
19
EINLEITUNG Die Kaiserin versuchte inzwischen, durch besonderen Eifer für die Sache des Palamas, ihre Stellung gegenüber Kantakuzenos zu verbessern, unter anderem ver dammte sie Akindynos zu Gefängnis : dieser konnte aber entkommen99• Sie berief auch eine Synode ein, die Palamas' Hauptfeind, den Patriarchen Johannes Kalekas, absetzen und Barlaams und Akindynos' Verurteilung erneuern sollte. Am 2. Fe bruar 1347 tagte diese Synode 1oo• Um Palamas' Sieg zu feiern, gab die Kaiserin abends ein Galadiner In der gleichen Nacht zog Kantakuzenos in Konstantinopel ein. Gregoras konnte aufatmen. Die Gefallr der Verbann ung war fürs erste abgewen det. Eine alte Freundschaft verband ilm mit dem Sieger des Tages. Seit Jallren hatte er mit ihm korrespondiert. Freilich wußte er, daß auch Palamas Kantakuzenos' Gunst genoß und daß dieser in seinem Kampf um die Macht den Palamiten einiges ver dankte 101• Es kann ihm auch nicht verborgen gewesen sein, daß Kantakuzenos sein eigenes Grab schaufeln würde, falls er es wagte, sich gegen Palamas zu wenden. Der neue Machthaber durfte den Palamiten kaum weniger bieten, als die Kaiserin ilmen gegeben hatte. So berief auch Kantakuzenos eine Synode ein, die Kalekas' Abset zung, Akindynos' Verurteilung und die Rehabilitation des Palamas bestätigte102• Er ging freilich nicht so weit, daß er Palamas zum Patriarchen ernannte, setzte aber dafür einen von dessen pro:6liertesten Anhängern, den Mönch Isidoros , auf den patriarchalen Thron der Hauptstadt, und dieser erhob Palamas zum Erzbischof von Thessalonike 103• Dieser eindeutigen Stellungnahme zum Trotz glaubte Gregoras seinen Freund zur wallren Orthodoxie zurückführen zu können, oder wenigstens hielt er es für seine Pflicht, zu versuchen, die Seele seines Freundes zu retten. Er redete oft und in aller Offenheit auf ilm ein und ließ nichts unversucht, doch der Erfolg blieb aus 104• .
s. 2 I I-240 mit 'E1tLfLe:'l"PO" : 'H t" XW8LXL Vatic. gr. I I2 cX"W\lUfL0C; fLO"Cil8LOC e:tc; '1"7]" eiyEoc" LOCPLCl\I, S. 241-250 (ed. S. 247-250). 99 Vgl. LOENERTZ: Dix-huit lettres S. 1 3 5 . 100 Vgl. Kantakuzenos III 9 8 : Bd. II , S. 604,2 fL ; MEYENDORFF: Palamas S. I I 9 ; WEISS :
Kantakuzenos S. 123. 101 Gregoras: Gesch. Bd. III, S. 37,9fL Dazu WE1SS: Kantakuzenos S. 122. 102 Vgl. MEYENDORFF: Palamas S. 129( Kalekas starb bald darauf, am 29. Dezember 1 347,
im Exil, vgl. MERCATI: Notizie S. 228 Anm . I ; s. auch WEISS: Kantakuzenos S. 123 · 103 Vgl. MEYENDORFF: Palamas S. 1 3 0 fL 104 Gregoras: Gesch. S. 8 2 1 , I 2 fL Vgl. WEISS: Kantakuzenos S. 1 3 I . GUILL AND: Essai S . 3 1 f. schreibt über Gregoras' Versuche, Kantakuzenos
zur
Einsicht
zu
bringen, u . a.
(unter Verweis auf Gesch. S. 823) : . Tantot, ecrit-il, je leflattais, tantot, je lui adressais de savants discours, ou j 'appelais les Peres de l' Eglise a mon aide . . . «. Von Kirchenvätern
20
LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS Da er selbst nichts erreichte und spürte, wie Kantakuzenos allmählich eine feindliche Haltung gegen ihn annahm, bat er unter anderem einen uns weiter nicht bekannten Freund Metrophanes, beim Kaiser für die Orthodoxie einzutreten und dazu beson ders die Gunst der neuen Kaiserin in Anspruch zu nehmen, die allein noch die Nie derlage der Orthodoxie verhindern könnte10 5• Mit Hilfe dieses Mannes oder auch allein gelang es Gregoras, in Abwesenheit des Kaisers die Kaiserin für seinen Stand punkt zu gewinnen, und sein Einsatz für die Orthodoxie bewirkte, daß sein Name
bald in aller Mund war106• Seine Gegner warnten aber sogleich Kantakuzenos, der zusammen mit dem Patriarchen sich bemühte, Gregoras zum Schweigen
zu
bewe
gen. Dieser hatte nämlich auch den Führer der Kirche angegriffen, weil er einige neue, seiner Ansicht nach häretische Hymnen eingeführt hätte. Als sprach, die neuen Hymnen
zu
man
ihm ver
verbrennen und die alten wiedereinzuführen, ließ
sich Gregoras beschwichtigen10 7• Man feierte die Versöhnung mit einem Gelage. Gregoras strebte aber weiterhin eine Diskussion mit Palamas an, wohl in der HoflD.ung, durch seine dialektische überlegenheit dabei einen Sieg zu erringen, wie einst gegen Barlaam. Schließlich ließ Kantakuzenos sich auch bewegen, eine solche Diskussion anzuberaumen. Aber obschon Gregoras besser abschnitt, vergaß Kantakuzenos nicht, wem er allein schon aus politischer Vernunft seine Gunst zu schenken hatte. Solange er aber seinen Thron nicht gefährdet sah, blieb er auch taub
für palamitische Aufforderungen, etwas gegen seinen alten Freund
zu unterneh men108. Allerdings machte ein an sich nicht sehr bedeutender Vorfall Gregoras klar,
daß er nicht länger persona grata war. Kantakuzenos' Gemahlin, die neue Kaiserin, hatte ihn gebeten, für sie ein Dankgebet
zu
Ehren der Muttergottes
zu
verfassen,
um ihren Einzug in die Stadt und die Erlösung aus allen vorausgegangenen Gefah ren zu feiern. Der Theotokos sollte auf einem ihrer Feste dafür gedankt werden. Als Kantakuzenos das Gebet zu lesen bekam, war er beleidigt, daß auf diese Weise seine ist aber S. 823 nirgends die Rede; nur mahnt Gregoras Kantakuzenos, »die von den Vätern gezogenen Grenzen nicht
zu
verrücken« (vgl. Provo 22, 28).
105 Siehe Gun.LAND : Correspondance Nr. 151, S. 23 3 ff. 106 Gregoras : Gesch. S . 825,6ff. 107 Ebd. S. 826, I2ff. Die Episode ist von Gun.LAND : Essai S. 32 mißverstanden worden.
Die Stelle, S. 828, 12-1 5, wo Gregoras von der Verbrennung der Hymnen Isidors und der Wiedereinf"ührung der alten spricht, interpretierte er so (S. 32
Anm.
5) :
»La liberte de parole fut rendue a ceux qui en avaient ete prives et les deCTets d'Isidore furent braUs.« Ob Kantakuzenos wirklich Isidors Hymnen hat verbrennen lassen, ist zweifel
haft; jedenfalls sind sie trotzdem überliefert, vgl. 64
u.
MEYENDORFF : Palamas S.
140
Anm.
65.
108 Gregoras : Gesch. S. 828,2 1 ff.
2I
EINLEITUN G eigenen Verdienste geschmälert wurden. Die Kaiserin verzichtete darum auf die Feier, die sie für den Jahrestag des Einzugs hatte einführen wollen, und Gregoras bedauerte besonders, daß damit auch sein schönes Gebet unbekannt blieb109• Er pflegte aber weiterhin seine Beziehungen
zum
neuen Kaiserhaus; so unterließ er es
zum Beispiel nicht, Matthaios Kantakuzenos im Jahre 1348 zu einem Sieg über die in Thrakien eingefallenen Türken ausführlich zu gratulieren110• Gegen Ende 1349 starb Patriarch Isidoros, welcher sich allgemein unbeliebt ge macht hatte1ll. Kantakuzenos und seine Frau boten nun Gregoras, den sie zuvor vergebens mit Geschenken und Versprechungen umworben hatten, die Patriar chenwürde an. Aber er lehnte das Angebot ab1l2. Darauf wurde der Athosmönch Kallistos gewählt. Dieser war offenbar nicht allen Palamiten willkommen, so daß eine Spaltung nicht auf sich warten ließ. Kantakuzenos konnte jedoch die Einheit wiederherstellen1l3. Außerdem gelang ihm jetzt, die Zelotenherrschaft in Thessalo nike zu beseitigen, so daß Palamas in seine Bischofsstadt einziehen konnte. Damit hielt Kantakuzenos die Zeit für gekommen, durch ein neues kirchliches Urteil über die Lehre des Palamas dem Hesychastenstreit ein Ende zu setzen. Er hatte seit vier Jahren versprochen, ein Ökumenisches Konzil einzuberufen; da aber vom ganzen rhomäischen Reich nur noch die Provinz Thrakien übriggeblieben war (so Grego ras), begnügte er sich damit, die thrakischen Bischöfe zu vers ammeln und unter 109 Gregoras : Gesch. Bd. III, S. 108,4ff. Auch diese Stelle ist von GUll.LAND : Essai S. 42
mißverstanden worden. Nach seiner Darstellung erfuhr Gregoras während seiner
Haft von seinem Freund
Agathangelos, daß Kantakuzenos verboten hatte,
.de lire a
une fete religieuse, une priere a la Vierge, que Gregoras auait composee sur la demande de la Basilissa Irene.« In Wirklichkeit erzählt Gregoras Agathangelos von diesem Verbot und
führt es als Beispiel daIür an, daß er im Geschichtswerk einiges ausgelassen hat,
um
Kantakuzenos zu schonen. Das Gebet ist erhalten geblieben ; s. unten S. 5 5 : Gregoras' Werke Nr. 5 1 . I IO Vgl. G un.iAND : Correspondance Nr. 1 52, S. 237ff.; s .
dazu Gregoras :
Gesch. S .
83 5.23 ff. I II Siehe Gregoras : Gesch. S. 870,8 ff. Kantakuzenos IV 1 6 : Bd. III, S. 105,23 f schreibt,
daß er starb, nachdem er zwei Jahre auf gottgefällig e Weise die Herde gehütet hatte. I IZ Gregoras : Gesch. S. 871,zzff. II3 Gregoras : Gesch. S. 876,3 ff. schreibt über die Auseinandersetzung zwischen dem
Patriarchen und den Bischöfen nicht, wie GUILLAND : Essai S. 33 Anm. 7 interpretiert :
.I!s I'accusaient de Messalianisme, et lui reprochaient surtout de les persecuter sous le plus futile pretexte«, sondern, daß der Patriarch auf die Beschuldigung der Bischöfe mit
Prozessen antwortete, indem er dem einen Grabschändung, einem anderen Unzucht oder Bogomilismus, Simonie usw. vorwarf.
22
LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS diesen wiederum nahezu nur solche, die sich bereits für Palamas entschieden oder sogar deswegen trotz völliger Unfähigkeit oder Unwürdigkeit ihren Bischofsstuhl erhalten hatten. Diese Kirchenmänner sollten also der >Häresie< des Palamas zum Sieg über die Orthodoxie verhelfen114• In dieser Situation sah Gregoras es als seine Pflicht an, den Kaiser vor der Abhaltung einer solchen >Räubersynode<
zu
warnen.
Unter vier Augen machte er ihm die schwersten Vorwürfe, erreichte aber nur,
daß er seinen früheren Freund gegen sich erbitterte. Trotzdem konnte er unbehel ligt nach Hause gehen115• Gregoras sah ein, daß alles Reden keinen Sinn mehr hatte, und er hätte sich am
liebsten völlig zurückgezogen. Sein Gewissen machte ihm das aber unmöglich1 l6•
Auch gab man ihm zu verstehen, daß nur er die Führung der Antipalamiten über nehmen konnte117• So entschloß er sich jetzt, sich voll und ganz für die Verteidigung der Orthodoxie (wie er sie verstand) einzusetzen, sogar wenn er dafür mit seinem Leben büßen müßte. Er nahm das Mönchskleid anll8 und schwur, auch dann, wenn er am Leben bleiben sollte, in zukunft dem Hofe fernzubleiben1l9• So brach der Tag der von Kantakuzenos geplanten Synode an, der
28. Mai des
Jahres 135112°. Gregoras und seine Anhänger kämpften tapfer auf verlorenem Po sten. Nach vier Sitzungen (am 28. und 30. Mai,
8.
und 9. Juni) wurde trotz Grego
ras' dialektischer Überlegenheit die Lehre des Palamas bestätigt und Gregoras verur teilt. Die antipalamitischen Bischöfe von Ephesos und Ganos wurden abgesetzt und mehrere Gregorasschüler ins Gefängnis geworfen. Er selbst konnte auch diesmal
II4 Gregoras : Gesch. S. 882, IO ff. In Wirklichkeit nahmen 2 5 Metropoliten, 3 Vertreter von Metropoliten und 7 Bischöfe an der Synode teil ; der Synodaltomos wurde aber vor der Veröffentlichung am 1 5. August 1 3 51 zuerst von nur 2 2 Metropoliten unter schrieben; s päter kamen weitere Unterschriften hinzu. Vgl. MEYENDORFF : Palamas S. 148ff. II5 Gregoras : Gesch. S. 884,6ff. I I6 Ebd. S. 890, 19ff. II7 Akindynos war nämlich inzwischen gestorben , vgl. Kantakuzenos IV 2 3 : Bd. m, S. I68,2 ff. und IV 24 : Bd. m, S. I 80,6ff. Eine Aufforderung, die Gregoras aus Thessa lonike (aus der Umgebung des Akindynos) erhielt, veröffentlichte E. Th. TSOLAKIS : '0 re:WPYLO<; Aex1t[-lh]<; xext � ijauxexc,rLx-IJ fPL8ex. In: 'EllllVLXOC. Bd. 18 (1 964). S. 88-9 0. 1 I8 D er Priester und Mönch, aus dessen Händen Gregoras das Mönchskleid annahm, war, wie MERCATI: Notizie S. 2 28 nachgewiesen hat, der von Gregoras : Gesch. S. 894 ,1 erwähnte Theodoros D exios. GUILl.AND : Essai S. 3 5 s pricht zu Unrecht von mehreren Anwesenden bei dieser Zeremonie. II9 Gregoras : Gesch. S. 89I,4 ff. 1 20 Ebd. S. 905,7 ff. 23
EINLEITUNG frei nach Hause gehen. Fast vier Bücher seines Geschichtswerkes (xvrn S-XXI 3
=
S. 891-1013) hat Gregoras dieser Synode gewidmet. Das Verhalten seiner Gegner schildert er in den dunkelsten Farben. Zu einem objektiven Rückblick war er bei der Verfassung dieses Berichtes nicht fähig 1 21 . Auch stellt Gregoras sich selbst so in
den Vordergrund, daß die übrigen Führer der Antipalarniten von ihm nur beiläufig
erwähnt werden1 22 .
Gregoras nahm seine Verurteilung nicht einfach hin. Er fuhr fort, gegen den Palamismus zu agieren1 23. Mittlerweile überredeten die Palarniten Kantakuzenos, ihren Sieg dem Volke deutlicher einzuprägen. Ein Teil der Konstantinopolitaner hatte nämlich während der Synode mehrfach seine Sympathie mit Palamas' Gegnern bezeugt1 24. Die Palamiten versprachen Kantakuzenos dafür (so Gregoras) eine aus gedehnte Herrschaft zu Lande und
zur
See. Unter diesem Eindruck deponierte
Kantakuzenos den nach Abschluß der Synode, etwa im Juli, fertiggestellten Syn-
121 Siehe dazu
MEYENDORFF : Palamas S.
141:tf.
122 Gregoras: Gesch. S. 976, 1 8 :tf. ; vgl. aber auch 892, 12ff. Kantakuzenos IV 23 : Bd. m,
S. 168,23 f. nennt die Führer der Antipalamiten in dieser Reihenfolge: der Bischof von E phesos, der Bischof von Ganos, Gregoras und D exios. In dieser Reihenfolge wurden sie auch verurteilt, s. PG 151, 720 C. Vgl. auch MERCATI: Notizie S. 225:tf. 123 Gregoras: Gesch. 1013 ,4:tf. sch weigt darüber. Er stellt es vielmehr so dar, als ob er zuerst frei nach Hause gehen konnte (S. 1012,23:tf.) und einige Tage später ohne Anlaß Hausarr est über ihn verhängt wurde. Kantakuzenos IV 24 : Bd. m, S. 171, 1 5 ff. schreibt , daß Gregoras auch noch nach der feierlichen Deposition des Synodalto mos auf dem Altar der Hagia So phia (am 1 5 . August 1 3 5 1) in Briefen an verschiedene Kirchen seine anti palamitische Agitation fortsetzte, und daß er ihn deswegen einsperren ließ. Kantakuzenos' D arstellung verdient hier mehr Glauben. Es ist auch aus Gregoras' Bericht klar, daß Kantakuzenos seinen alten Freund, den großen und berühmten Ge lehrten, schonend behandeln wollte. Daß er diesem Entschluß untreu wurde, läßt sich nur erklären, wenn man annimtm , daß Gregoras dazu Anlaß gab . Wir wissen nämlich, daß auch die mit Gregoras verurteilten Bischö fe ]oseph von Ganos, Neophy tos von Philippi und Makarios von Serrhes verhältnismäßig milde behandelt wurden: ersterer , hochbetagt, konnte seine letzten Tage unbehelligt im eigenen Hause in Kon stantino pel verleben, die beiden anderen mußten ihr weiteres Leben in Klosterhaft verbringen. Der Vertreter desPatriarchats von Antiochien, Matthaio s von E phesos, blieb sogar auf freiem Fuß (vgl. MEYENDORFF : Pal amas S. 1 5 3). Weshalb Gregoras über diese seine Aktivität sch weigt, ist n icht leicht zu erraten. In seinen eigenen Augen müssen die von Kantakuzeno s getadelten Briefe eine mutige Fortftihrung desKampfes für die Orthodoxie ge wesen sein. Es scheint aber, daß er trotzdem darüber hat sch wei gen wollen, um die Verfolgung, welcher er ausgesetzt war, als eine ArtWillkür seiner Gegner darzustellen. Kaum zu seinem Vorteil. 124 Gregoras: Gesch. S. 896,3 ff. 977,20:tf.
24
LEBEN D ES NIKEPHOROS GREGORAS odaltomos125 am 15. August (1351) im Anschluß an die Liturgiefeier in kaiserlichem Ornat auf dem Altar der Hagia Sophia126• Der Tomos trug, neben seiner eigenen Unterschrift, die des Patriarchen und der 22 Metropoliten. Später wurde er, ver mutlich Anfang 1352, auch von Johannes V. und im Februar 1354 von Matthaios Kantakuzenos unterschrieben127. Als Gregoras von der Deposition des Synodal tomos erfuhr, zitierte er die Worte des Evangeliums : • Wenn ihr den Greuel der Ver wüstung im Allerheiligsten seht, so wisset, daß der Untergang des Rhomäerreiches nahe ist«128, und als bald darauf ein von den Genuesen gelegter Brand die Stadt in Gefahr brachte, interpretierte er dies als eine Strafe Gottes für den Verrat an der Ortho doxie129. Für Gregoras' A.nhänger war es leicht, durch die Gegenüberstellung beider Prophezeiungen die Palamiten zu beschämenl30. Für Kantakuzenos dagegen war es eine politische Notwendigkeit, eine derartige antipalamitische Propaganda zu unter binden. Zu gefährlich war es, wenn weitere Rückschläge auf die gleiche Weise inter pretiert würden. Ob Kantakuzenos sich erst nach diesen Äußerungen Gregoras' ent schloß, ihn nicht länger zu schonen, ist nicht klar, aber auf alle Fälle erhielt Gregoras wohl noch im Sommer 1 3 5 1 (wie die drei anderen Führer der antipalamitischen Par tei13l) vom Kaiser das Verbot, seineWohnstätte (das Chorakloster) zu verlassen. Auch wurde ihm ein >ewiges Schweigegebot< auferlegt, wurde er von der Außenwelt ab geschnitten und nallm man ihm sogar seine Diener132. Kantakuzenos war aber im mer noch daran interessiert, eine Versöhnung zwischen Gregoras und Palamas herbeizuführen. Er scheiterte jedoch an der Intransigenz beider Parteien133. Darauf 125 In diesem Tomos »gegen den Bischof von Ephesos und Gregoras., der nach dem Gregoras anhänger Johannes von Kyparissos : Palamiticae transgressiones, PG 1 52, 677D vom Patriarchen Philotheos Kokkinos mit Hilfe von Neilos Kabasilas verfaßt wurde, ver suchte man u. a. nachzuweisen, daß die rührenden Palamasgegner die Schriftstellen und Väterzitate entweder nicht richtig wiedergegeben oder falsch verstanden hätten. Dieser Tomos wurde später von Prochoros Kydones kritisiert, der indes selbst ver urteilt wurde (im April 1368). Vgl. MERCATI: Notizie S. 7 f. 25. 126 Gregoras : Gesch. S. 1028,21ff. Vgl. Bd.
m, S. 66, 1 ff. m, S . 268,21 ; MEYENDORFF : Palamas
127 Vgl. DÖLGER: Reg. 2982; Gregoras : Gesch. Bd. S. I48 ff. 128 Gregoras : Gesch. Bd.
m, S. 66,9ff.
129 Ebd. S. 103 1, 3 ff. 130 Ebd. Bd.
m, S. 66,14ff.
1 3 1 Siehe dazu Theodoros Dexios : Fragment bei MERCATI: Notizie S. 268 Mitte. 132 Gregoras : Gesch. S. 1013,4ff. GUILLAND : Essai S. 3 7 f. u. 50 machte einen Unter schied zwischen Hausarrest und Haft im Chorakloster, da er offensichtlich übersah, daß Gregoras seit langem im Chorakloster wohnte (vgl. Gregoras : Gesch. S. 1045,1 8-20). 1 3 3 Gregoras : Gesch. S. 1037ff.
25
EINLEITUNG wurde Gregoras' Haft verschärft. Die Mönche des Choraklosters, das er selbst zusammen mit Theodoros Metochites restauriert und verschönert und das er von diesem geerbt hatte, wurden zu seinen Bewachern bestellt, und obgleich sie alle erst unter ihm in das Kloster Aufuahme gefunden hatten, erfüllten sie ihre Aufgabe mit einer für Gregoras enttäuschenden Strenge134 • Trotzdem schlugen auch wei tere Versuche, ihn umzustimmen, fehl135• Auch sein früherer Freund Demetrios Kabasilas schaltete sich vergebens ein. Mehr als zwei Bücher seines Geschichtswer kes hat Gregoras der Wiedergabe seiner Diskussion mit Kabasilas und einem unge ten Theologen, der diesen begleitete, gewidmet (XXll 4-XXN 2 : S. 1050-
nann
I I45)136. Als die beiden nichts erreichten, gaben sie Gregoras
zu
verstehen, daß ihn
als Lohn für seine Hartnäckigkeit nichts Gutes erwarte. Namentlich würde
man
auf kaiserlichen Befehl seine Homilien auf Heilige137, die an den betreffenden Fest tagen in der Kirche vorgelesen wurden, verbrennen und seinen Leichnam nicht be erdigen, sondern außerhalb der Stadt wegwerfen. Auch hievon ließ sich Gregoras nicht beeindrucken. Die direkte Folge des ergebnislosen Gesprächs war auch dies mal eine noch strengere überwachung 1 3 B• Doch gelang es einem früheren Schüler, Agathangelos, der seinem lehrmeister die Treue hielt, während dessen vierjähriger Haft bis zu fün.6nal die Wächter zu umgehen und Gregoras über die wichtigsten Ereignisse in der Außenwelt
zu
be-
134 Ebd. S. 1044,17ff. 135 Ebd. S. 1047,20ff. 136 Für drei Briefe Gregoras' an Demetrios Kabasilas s. GUULAND : Correspondance Nr. 7, 8 und 155. Letzterer, in welchem Gregoras über Verfolgung klagt, wurde vielleicht kurz vor seiner Inhaftierung geschrieben. Es sei hier noch darauf hingewiesen, daß der Disput von GUILLAND : Essai S. 39 falsch inszeniert wird. G. schreibt: »Du reste, a peine entre aupres de Gregoras, Cavasilas fut r�ioint par l'un des hauts dignitaires, attacMs
a la personne du Patriarche Calliste . . . Car, ecrit Gregoras, il bait loisible a chacun de penetrer chez moi, se/on son bon plaisir, comme suivant le proverbe, il est permis au premier venu de couper une branche a un chene abattu.« Gregoras : Gesch. S. 1057, worauf G. ver weist, sagt nur, daß der anonyme Theologe sich erst etwas später in den Disput ein mischte. In Wirklichkeit war er es, wie Gregoras : Gesch. S. 1050 mitteilt, der als Ge sandter des Patriarchen Gregoras' Bewachern befahl, Kabasilas Eintritt zu verschaffen. Denn es stand niemandem frei, bei Gregoras einzudringen. Der Vergleich mit der gefällten Eiche wird Gregoras eingegeben durch den energischen und feindlichen Angriff, mit welchem der Theologe sich zu Wort meldet. Nichts hinderte ihn daran, betont Gregoras dazu, .denn es war schon jedem erlaubt, mein Schicksal mit Füßen zu treten und zu verachten, allein wie ich war und von allen Seiten von Wächtern umgeben«.
137 Vgl. unten S. 56-8 : Gregoras' Werke Nr. 60ff. 138 Gregoras : Gesch. S. I I44, I I ff.
LEBEN DES NIKEPHOROS GREG ORAS richten. Zum ersten Mal drang er in der Nacht vom 8. Dezember 1 3 5 1 zu ihm vor139• Agathangelos war etwa im August desselben Jahres von einer zwanzig jährigen Auslandsreise zurückgekehrt und er füllte die Besuchszeit
zum
größten
Teil mit seinem Reisebericht, den Gregoras an dieser Stelle in sein Geschichtswerk eingeflochten hat140• Allerdings hielt er seinen Freund dazu an, besonders über die Haltung der anderen Kirchen in der Palamaskontroverse zu erzählen. Auch hatte Agathangelos nach seiner Rückkehr in Konstantinopel in Erfahrung gebracht, war um Gregoras strenger als alle anderen Palamasgegner überwacht wurde. Wie dieser selber, kaum ganz objektiv, mitteilt14l, waren es folgende Gründe : 1 . Man wollte ver hindern, daß er in seinem Geschichtswerk die dogmatischen Streitigkeiten behandeln und in alle Welt ausposaunen würde, wie er unter tödlichen Bedrohungen die Orthodoxie verteidigt habe.
2. Gregoras hatte, solange er frei war, nicht aufgehört,
am Hofe gegen Palamas zu agieren und sogar dem Kaiser selbst wiederholt die schlimms ten Vorwürfe gemacht. Dies und seine Freimütigkeit auf der >Räubersyn ode< hatte
man
ihm nicht verziehen. 3 . Man wollte ihn daran hindern, seine Dro
hung wahr zu machen, daß er das Ergebnis der genannten Synode schriftlich wider lege. 4. Man fürchtete, daß er seine vielen Schiller, die überall hohe Posten bekleide ten, samt ihren Verwandten und Freunden gegen die Palarniten aufhetzen und so einen Volksaufstand hervorrufen könne. 5. Seine Vorhersage, der Deposition des Synodaltomos auf dem Altar der Kirche der göttlichen Weisheit werde die Ver wüstung des Reiches als Strafe Gottes folgen, erfüllte sich nur zu deutlich, und diese Beschämung glaubten die Palarniten nur durch Gregoras' Tod wettmachen zu kön nen. Zum letzten Punkt betonte Agathangelos, daß
man
freilich hoffte, Gregoras
werde auch so bald seinem Seelenleiden und seinen chronischen KopfSchmerzen er liegen, aber man habe doch auch daran gedacht, ihn heimlich
zu
erwürgen. Mag
sein, daß einige Palamasanhänger sich in diesem Sinne geäußert haben, unglaub-
139 Ebd. Bd. m, S. 3-75. 140 VgI. dazu auch GUll.LAND : Correspondance Nr. 1 56, S. 253 ff. In diesem Brief an Lepentrenos, den Agathangelos auf Zypern kennengelernt hatte und mit dem Grego ras auf diesem Weg Freundschaft anknüpft, bittet er um Auskunft über Land und Volk von Zypern und über einige andere Gebiete, die Lepentrenos bereiste. Für Lepentrenos' Antwort s. GUll.LAND : Correspondance Nr. XXI, S. 285ff. I41 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 61-67. Die Wiedergabe dieser Gründe bei GUILLAND : Essai S. 41 ff. ist in mehreren Punkten nicht richtig. Hervorgehoben sei nur, daß G. aus Buch XXV 37 Bd. m, S. 63 ff. folgert: ,Par ailleurs, aprfs la publication du =
Tome Palamitique, Gregoras avait montre, dans ses Premiers Antirrhhiques, les grossieres erreurs contenues dans la doctrine de Palamas.c
27
EINLEITUNG würdig ist, daß Kantakuzenos oder Palamas je einen Mord gegen Gregoras geplant haben sollten. Wenn sie ihn tatsächlich auf diese Weise hätten beseitigen wollen, hätte sie zu diesem Zeitpunkt niemand daran hindern können. In dieser Hinsicht scheint Gregoras zu sehr darauf bedacht, seine Bereitschaft zum Martyrium groß herauszustellen. Agathangelos bot Gregoras auch an, ihm alles, was er über den Inhalt des Syno daltomos in Erfahrung gebracht hatte, darzulegen, damit dieser eine kurze Wider legung verfassen könne. Dieser hielt aber den Zeitpunkt für eine solche Schrift noch für inopportun und betrachtete es auch als notwendig, dazu den vollständigen Text des Dokumentes vor sich zu haben. Agathangelos' zweiter Besuch erfolgte ein halbes Jahr nach dem ersten, also etwa im Juni I3 52142. Er berichtete über die Ergebnisse vom Sommer 1351 bis zum Früh jahr 1352 und selbstverständlich besonders über alles, was mit Palamas zu tun hatte, unter anderem, daß die Kaiserin vergebens versucht habe, ihrem Gemahl klarzu rnachen, daß die Rückschläge, mit welchen er zu kämpfen hatte, Gregoras Recht gaben, und daß der Metropolit der Russen den Palamismus verurteilt hatte. In den vierzig Tagen zwischen dem zweiten und dritten Besuch des Agathangelos ging es Gregoras gesundheitlich besser, und er fand die Kraft, sein Geschichtswerk um 10 Bücher (Logoi) zu erweitern143• Er übergab diese seinem Freund, als er im August wiederkam, damit man sie kopieren und verbreiten könnte. Als Anhang war ein schriftliches Glaubensbekenntnis beigefügtl44.. Agathangelos seinerseits hatte die von Gregoras verlangten Hostien mitgebracht und konnte ihm außerdem einen weiteren wichtigen Dienst erweisen : schon vor zwanzig Tagen hatte Gre goras beim heimlichenWasserholen in der Nacht seinen Fuß verletzt, und die Wun142 Gregoras : Gesch. Bd. III, S. 75-129. 143 Ebd. S. 130-137. Es dürfte sich um die 10 Libri antirrhetici posteriores gegen den Tomos von 135 I handeln, die später nicht in dieser Form in das Geschichtswerk aufgenommen wurden. Verbreitet wurden sie rUrs erste sicher nur im Kreis der Freunde des Gregoras. Patriarch Philotheos konnte seine Widerlegung des Werkes erst verfassen, nachdem Johannes V. es ihm zu diesem Zweck zugeschickt hatte. Vgl. MERCATI: Notizie S. 242f[ Völlig zu Unrecht also schließt GUll.LAND : Essai S. 43 aus Gregoras : Gesch. Bd. III, S. 173 f[ .n (Greg.) parvenait alors, grt1ce aux renseignements d'Agathangelos, a Tediger ses Livres de Rifutation contre le Tome Palamitique, les seconds Antirrhetiques et Teussissait ajeter par lil le desarrois parmi ses ennemis.« Gun.LAND : Essai S. 250 läßt Gregoras
übrigens schon während der Synode von 1351 auf die zweite Widerlegung des Palamas verweisen (Gesch. S. 9441). 144 Gregoras : Gesch. Bd. III, S. 137f. Zum dritten Besuch des Agathangelos s. ebd. S. 134-174·
LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS de hatte angefangen
zu
eitern, so daß er sich seitdem mit abgestandenem Wasser
hatte begnügen müssen1 45 • Auch lieferte Agathangelos natürlich wieder das neueste Material für die Fortsetzung des Geschichtswerkes. Beim Abschied sprach Gregoras erneut davon, daß man ihn vielleicht eines Tages ermorden würde. Er erwartete bald wieder Besuch von den >Eintagstheologen<, die das kaiserliche Paar regel mäßig schickte, um ihn entweder umzustimmen oder ihm eine Falle zu stellen14 6• Würde Agathangelos im nächsten Herbst oder im Winter erfahren, er, Gregoras, sei gestorben, so sollte er sich an diese letzten Worte erinnern und dementsprechend handeln. Andernfalls erwarte Gregoras ihn im Frühling zurück, um neues Material für sein Geschichtswerk zu erhalten. Auch sollte Agathangelos ihm dann genaue stens den Inhalt des Vortrags mitteilen, den Palamas auf der Räubersynode gehalten hatte, um die Orthodoxie seiner Lehre zu beweisen. Wozu er das brauche, könne Agathangelos leicht erraten147• Im Frühjahr 1 3 5 3 kam Agathangelos wieder148• Gregoras hatte mit dem ver
strichenen Winter seine liebe Not gehabt, besonders da ihm meistens nur vereistes Wasser zur Verfügung gestanden hatte. Nur selten hatten die durch sein Türchen fallenden Sonnenstrahlen es aufgetaut und ein wenig temperiert. Auch hatte man ilim unerwartet die letzten Bücher der RI. Schrift, die ihm noch geblieben waren, weggenommen149• Agathangelos hatte diesmal mitzuteilen, daß Palamas todkrank war und in Lebensgefahr schwebte, eine Nachricht, die Gregoras mit gehässigem Kommentar entgegennahm150• 145 Ebd. S. 141,8 ff. 146 Ebd. S . 172,1 5 ff. Zu diesen Theologen sind vielleicht der Großdomestikos und ein gewisser Kassianos
zu
rechnen, die Patriarch Philotheos das Material lieferten für seine
»Drei Logoi anti"hetikoi gegen Gregoras' Theorien über die Wirkung Gottes, das Taborlicht usw.«, geschrieben, bevor er von Gregoras' ersten >Logoi anti"hetikoi< Kenntnis hatte. Vgl. MERCATI: Notizie S. 242ff.
147 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 173,I2ff. 148 Ebd. S. 1 76-204. 149 Ebd. S . 176,I I-13. GUILLAND: Essai S. 42 macht daraus : »On lui avait enleve ses demiers livres, y compris la Sainte Ecriture.• Daß Gregoras nicht alle Bücher genommen wurden, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß er uns selbst mitteilt, es seien ilim beim Erd beben vom März 1 3 54 seine Bücher von der Wand heruntergefallen, s. Gesch. Bd. m, S. 221,7. Wie GUILLAND: Essai S. 39 aus Gregoras: Gesch. S. 1059 auf eine erste WegnalIme von Büchern schließen konnte, ist völlig rätselhaft. Nach GUILLAND : Essai S. 43 hätte Gregoras in diesem Winter auch graue Haare bekommen. An der Stelle, auf die er verweist, Gesch. Bd.
m, S. 176,I ff. ,
ist aber nur von den weißen
Haaren des Winters die Rede.
150 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 184,7ff. 29
EINLEITUNG Der fünfte Besuch des Agathangelos ließ etwas länger auf sich warten ; ein weit höherer Gast überraschte Gregoras in der Zwischenzeit : Nur wenige Tage nach seiner Krönung
zum
Auftrag seines Vaters,
Mitkaiser (Frühjahr 13 54) kam Matthaios Kantakuzenos im um
noch einmal zu versuchen, Gregoras zur Rückkehr an den
Hof zu bewegen. Auch er erreichte nichts, und die Folge war eine erneute Verschär fung der Haft151• So erlebte Gregoras einige Tage später völlig von der Außenwelt abgeschlossen das schwere Erdbeben vom März 13 54, das in Konstantinopel und den Städten der thrakischen Chersonnes die größten Verwüstungen verursachte. Auch Gregoras' Bleibe war der Erschütterung nicht gewachsen, sie stürzte
zum
Teil ein, seine Bücher fielen von der Wand herunter. Er selbst blieb unverletztl52• Im September des gleichen Jahres gelang es Agathangelos, Gregoras seinen fünf
ten nächtlichen Besuch abzustatten158• Bei dieser Gelegenheit erfuhr Gregoras, daß Palamas auf dem Wege von Thessalonike nach Konstantinopel in die Hände der Türken gefallen war. Eines der Hauptziele, weshalb Palamas in die Hauptstadt kommen wollte, so glaubte Gregoras (sicher kuzenos zu überreden, ilm
zu
zu
Unrecht), war gewesen, Kanta
töten.
Bald nach dem fünften Besuch des Agathangelos zog Johannes V. Palaiologos in Konstantinopel ein (November 13 54). Kantakuzenos wurde zur Abdankung ge gen und mußte das Mönchskleid nehmen. Er nannte sich Joasaph. Gregoras'
zwun
Haft wurde vermutlich sofort aufgehoben. Er selbst teilt nur mit, daß er bald den neuen Kaiser wiederholt besuchte,
um
ilm zur Wiederherstellung der Orthodoxie
aufzufordern. Er erklärte sich bereit, bei einer neuen offiziellen Untersuchung Pala mas'
Lehre in allen Einzelheiten
zu
widerlegen. Als Kantakuzenos davon hörte,
kaufte er Palamas frei und holte ilm nach Konstantinopel. Gregoras war dies recht, denn an nichts war ihm mehr gelegen als an einer neuen Diskussion mit seinem Gegner. Aber die neue Kaiserin Helene, Kantakuzenos' Tochter, ließ nicht zu, daß Palamas und ilir Vater einer Beschämung ausgesetzt wurden. So jedenfalls erklärte Gregoras es sich, daß Johannes V. seiner Aufforderung nicht nachkam154,. Auf eine
1 5 1 Ebd. s. 204-220. Auch mit Matthaios Kantakuzenos hatte Gregoras früher persönliche Beziehungen gepflegt. Vgl. oben S. 22. Von seiner Freundschaft zu ihm und von nicht eingehaltenen Versprechungen des Prin2en ist in einem anderen Brief Gregoras' die Rede, s. BEZDEKI: Ep. LXXIV, S. 286; vgl. GUll.LAND : Correspondance Nr. 142, S. 132, der den Brief irrtümlich auf 1330-1340 datiert. Als Sohn des Kaisers konnte Gregoras Matthaios Kantakuzenos nicht vor 1347 bezeichnen.
152 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 220,19ff. 153 Ebd. S. 223-241. 1 54 Ebd. S. 241,6ff. und 250,8ff. Trotzdem scheint Gregoras gute Beziehungen = neuen
30
LEBEN DES NIKEPHOROS GREGORAS Gregoras weniger willkommene Weise kam kurz darauf der von ihm begehrte Disput doch zustande : Anfang 1355 nämlich reiste im Auftrag des Papstes der la teinische Bischof von Smyma, Paulus, nach Konstantinopel, wo er sich auch ein gehend über den Palamismus informieren wollte. Er bat den Kaiser, ihm eine per sönliche Unterredung mit Pa!amas zu ermöglichen. Seine Bitte wurde erfüllt, aber was Palamas vorbrachte, befriedigte den Bischof so wenig, daß er auch noch einer Diskussion zwischen Palamas und Gregoras beiwohnen wollte. Der Kaiser ließ dar um am nächsten Tag Gregoras herbeirufen, allerdings, von seiner Gattin darum ge beten, ohne ihm mitzuteilen, was man von ihm wollte. Erst im Palast erfuhr Gre goras, was ihm bevorstand. Da ihn noch immer Migräne quälte und das Streitge spräch ihm auf so unfaire Weise aufgedrängt wurde, wäre er am liebsten auf der Stelle umgekehrt. Er wollte aber auf keinen Fall feige sein oder scheinen und so fügte er sich dem Befehl des Kaisersl55• Gregoras veröffentlichte bald einen Rap port über diese jüngste Auseinandersetzung mit Palamas, den er auch in sein Ge schichtswerk aufgenommen hat (Buch XXX-XXI, Bd. m, S. 266-374). Um nicht im eigenen Namen zu sprechen, wählte er dafür die Form eines Dialogs, in welchem ein Augenzeuge, Agathonikos, seinem Freund Theotimos über das Ganze berichtet. Pa!amas' Ausführungen werden zum Teil unterdrückt, denn Gregoras fand sie nicht der Rede wert. Um so ausführlicher bringt der Bericht nicht nur, was er selbst ge sagt hat, sondern wohl auch viel, was er hätte sagen wollen. Der Rapport des Proto strators Georgios Phakrases über die gleiche Diskussion läßt hieran keinen Zwei fell56• Auch Palamas selbst hat in den ersten zwei seiner vier Traktate Gegen Gregoras eine Gegendarstellung geboteni57• Selbstverständlich war Gregoras in seinen eige nen Augen der Sieger. Da der Kaiser die Diskussion beendete, ohne sich für oder gegen einen der beiden Kontrahenten auszusprechen, bildete Gregoras sich ein, er sei von der Inorthodoxie der palamitischen Lehre überzeugt worden. Dieser schwieg aber, da er, wie es seine Art war, niemand kränken wollte, auch Palamas nicht, und auch, weil er aufseinen Schwiegervater Rücksicht nehmen mußte. Palamas und seine Anhänger beanspruchten mit mehr Recht den Sieg für sich, denn der Kaiser hatte, was Gregoras verschweigt, bei der Eröffuung erklärt, daß die Sache schon von der Kirche entschieden war. Nach Gregoras' Darstellung aber nahm Johannes V. Kaiserin gepflegt
zu haben. Sie unterhielt sich gern mit ihm über Philosophie, und die Probleme, die sie ihm vorlegte, löste Gregoras in einem kurzen Werk, das erhalten geblieben ist; s. unten S. 53 : Gregoras' Werke Nr. 44. I S S Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 262, 16fE 156 Vgl. MEYl!NDORFF : Palamas S. 164f. 1 57 Siehe PG 150, 836f. ; dazu MEYl!NDORFF : Palamas S. 379ff.
31
EINLEITUNG den Jubel der Palamiten nur hin, genau so, wie er auch zuließ, daß Palamas von seinen Gegnern verleumdet wurde, worüber Gregoras n icht ohne Schadenfreude ausführlich berichtetl58• Gregoras' Aktiv ität rief auch den Mönch-Exkaiser Joasaph Kantakuzenos auf den Plan. Dieser versammelte palamitische Theologen um sich, und man verfaßte pole mische Schrifteni59• Schließlich aber, nach etwa anderthalb Jwen, fand er es besser, Gregoras zu sich einzuladen, um zu versuchen, die alte Freundschaft wiederherzu stellenl60• Wwschei nlich spielten die noch immer schwebenden Unionsverhand lungen mit dem genann ten Bischof Paul dabei eine Rolle. Gregoras' Opposition gegen die allgemein akzeptierte Lehre des Palamas durfte Rom nicht kopfscheu machen. Gregoras nahm die Einladung an. Schon vor Tagesanbruch begab er sich zum Kloster, wo der Exkaiser lebte. Er wurde freundlich empfängen, aber sehr bald brachten Kantakuzenos und seine Mönche das Gespräch aufPalamas, und eine neue unfruchtbare Diskussio n über dessen Lehre war die Folge. Verärgert verl ieß Grego ras das Kloster, noch bevor die in aller Frühe schnellstens vo n Kantakuzenos herbei gerufenen Palamasanhänger ei ngetroffen waren. Diese begegneten Gregoras und erku ndigten sich, weshalb er scho n wieder fortginge. Dabei verwickelten sie ihn erneut in einen Disput über das Taborlicht. In der gleichen Form, in der er das Streitgespräch mit Palamas vor dem lateinischen Bischof wiedergab, aber mit neuen Namen für die Dialogperso nen (Protagoras und Kleodemos), verfaßte Gregoras auch über diese Auseinandersetzungen einen Rapport, der ebenfalls im Geschichts werk überliefert worden ist (Buch XXXIr-xxxv, Bd. m, S. 375 -500). Wider die sen Dialog des Gregoras und gegen seine Gotteslästerungen gegen das Taborlicht richten sich die letzten zwei der vier Traktate des Palamas Gegen Gregoras161• Über Gregoras' letzte Lebensj alrre sind wir schlecht unterrichtet. Er lebte ww scheinlich zurückgezo gen und brauchte j edenfalls n icht mehr um sein Leben und seine Freiheit zu bangen. Den Kampf gegen den PalanIismus setzte er bis zuletzt fort, wie zum Beispiel aus einem Brief an den Metropoliten von Side hervorgeht1 62• Sei ne Gegner, allen voran Kantakuzenos, setzten nun um so mehr alles daran, um sei ne Schriften in Diskredit zu bri ngen. Dabei zeigten sie sich nicht zimperlich. Gregoras scheint nicht alles, was er gegen den PalanIismus verfaßt hat, veröffent licht, sondern ei niges nur sei nen Freunden gezeigt zu haben. Das behauptet j edenfalls Gesch. Bd. m, S. 342,IOf[ BOIVIN S. XXXvm f ; Gun.LAND : Essai S. 48 f 160 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 375ff. 161 Vgl. die in Anm 1 57 genannten Stellen. 1 5 8 Gregoras : 159 Vgl.
.
162 GUIT.LAND : Correspondance Nr. 159, S. 260f[ ; dazu MERCATI: Notizie S. 216 Anm 4. .
LEBEN DES N IKEPHOROS GREGORAS Patriarch Philotheos in seiner Widerlegung der sogenannten zweiten Logoi anti"heti koi, die Gregoras gegen den Synodaltomos von 1 3 5 I verfaßtel63• Seine Gegnerbrach ten es aber fertig, ihm seine eigenen Schriften zu entwenden 164 und den Text zu ver fälschen. So machten sie z. B. aus >eu< (gut) >pheu< (weh), aus >kalon< (schön, gut) >kakon< (schlecht), radierten sogar ein ganzes Wort wie >peri< (um, über) aus und ersetzten es durch >kata<, so daß aus >peri tou photos< (über das Licht) >kata tou pho tos( (gegen das Licht) wurde. Dieser Trick schadete wenig, da die Fälschung im Zu sammenhang sich selbst verrietl65• Trotzdem hielt Gregoras es für nötig, seinen Freunden zu empfehlen, nach seinem Tod vor Fälschungen auf der Hut zu sein und Kopien seiner Schriften immer mit solchen zu vergleichen, die von seinen Schülern angefertigt warenl66 • Auch Versuche seiner Gegner, ihm durch Vernichtung der entwendeten Schriften zu schaden, blieben wirkungslosl67• Doch muß diese ganze Kamp agne Gregoras viel Ärger verursacht haben. In dem bereits genannten Brief an den Metropoliten von Side aus den JalIren nach 1 3 54 rühmt Gregoras sich nicht nur wegen der Fortsetzung des Kampfes für die Orthodoxie, sondern betont auch, daß der Kaiser, der freilich im Herzen aufseiner Seite stehe, zu sehr von seiner Umgebung bedrängt werde, als daß er sich offen für die Orthodoxie einsetzen könne. Er gibt offen
zu,
daß die Lage für die Gegner des Palamas kritisch seil68• Besonders
wurde Gregoras von seinem früheren Freund Kantakuzenos verleumdet. Dieser be schuldigte ihn, er habe es in seinem Geschichtswerk mit der WalIrheit nicht sehr genau genommen; so habe er u. a. ihn, Kantakuzenos, fälschlich beschuldigt, vor seiner Regierung die Athosmönche über seine Zukunft befragt zu haben, und über haupt habe er jene Mönche auf schändliche Weise verleumdet. Mit diesen Beschul digungen machte Kantakuzenos in den vomehmen und gebildeten Kreisen Konstan tinopels gegen Gregoras Propaganda, wo dieser denn auch, wenn wir Kantakuzenos glauben wollen, als unverschämter Lügner qualifiziert wurde. Gregoras stattete deswegen dem Exkaiser persönlich einen Besuch ab, um ihm zu versichern, daß er nie solche Verleumdungen geschrieben habe und daß ihm unbekannt sei, wer sie
163 Philotheos : Contra Gregoram antirrhetici libri XII, angeführt von BOIVIN S. LXXII I . 164 Gregoras : Gesch. Bd. III, S . 546,7ff. GUILLAND : Essai S . 50 datiert diesen Bücherraub irrtümlich in die Zeit, da Gregoras sich in Haft befand, und interpretiert die Stell e auch sonst unrichtig.
165 Gregoras : Gesch. Bd. III, S. 547,20ff. Von der Streichung »des passages elftiers«, wie GUILLAND : Essai S. 50 behauptet, ist an dieser Stelle keine Rede.
166 Gregoras : Gesch. Bd. III , S. 549, 8 ff. 167 Ebd. S. 548,I9ff. 168 Vgl. die in
Anm. 162
genannte Stelle. 33
EINLEITUNG verbreitet haben könnte. Falls die Schrift ihm unter die Augen käme, werde er sie vernichten. Er erntete mit dieser Beteuerung bei Kantakuzenos nur die ironische Antwort, daß er doch bald sterben werde und daß ihm darum Lob und Kritik gleichermaßen egal seien1 69• Den Beweis für seine Beschuldigungen blieb Kantaku zenos schuldig, und auf das überlieferte Geschichtswerk des Gregoras treffen sie nicht zu. Am 14. November 1 3 59 starb Gregorios Palamas1 70• Gregoras fand noch Gele genheit, dessen schmerzhafte letzte Krankheit und dessen Tod im Geschichtswerk zu erwähnen und gegen die sofort einsetzende Verehrung des Palamas als Heiligen zu protestierenl71 . Etwa zwei Jahre später starb auch Gregoras selber. Theodoros Dexios rühmt sich, ihm bis zuletzt beigestanden zu haben. Beim Ableben seines Freundes war er allerdings nicht zugegen, da er ihn verlassen hatte, in der Überzeugung, ihn am nächsten Tag noch lebend anzutreffen1 7 2• Es ist
uns
ein Dokument mit der Über
schrift überliefert : Geheime, aber eindeutige Erklärung des gottlosen Akindyniten Grego
ras des Philosophen. Er sandte sie der hl. Kirche Gottes zu, noch vor seinem Tode, um von dem Bannfluch be/reit zu werden173• Es muß sich um eine Fälschung handeln. Nichts erklärt, warum Gregoras im letzten Augenblick sich selbst so verleugnet hätte. Auch ist unverständlich, wie seine Gegner, denen die >Bekehrung< nicht unbekannt geblieben sein könnte, nach dessen Tod dieselbe nie zu Propagandazwecken er wähnt hätten. Außerdem bezeugt das unten noch
zu
erwähnende Anathema aus
drücklich, daß Gregoras in seiner Ketzerei starb. Schließlich schreibt Johannes von Kyparissos in seinem Werk > palamikai parabaseis< (Palamitische Übertretungen), daß Gregoras' Leichnam, wie man ihm schon nach der Synode von 1 3 5 1 angedroht hat te, tatsächlich unehrenvoll behandelt wurde1 74• Man stieß nicht nur sein Testament um, erzählt dieser, sondern ließ auch einen ganzen Sommertag lang nicht
zu,
daß
169 Kantakuzenos IV 24f. : Bd. m, S. 173,uff. 170 Zu dieser Datierung statt des von anderen angenornmenen Daturns, d. 14. November 1 357, s. MEYENDORFF : Palamas S. 168 Anm. 70. 171 Gregoras : Gesch. Bd. m, S. 549,1 8 ff. GUILLAND : Essai S. 53 schließt irrtümlich aus dieser Stelle, daß Palamas' Anhänger lange Zeit versuchten, seinen Tod zu leugnen. Was sie, laut Gregoras zu verbergen suchten, war der (in Gregoras' Augen) entehrende Charakter seiner letzten Krankheit. Eben um diesbezüglichen Gerüchten entgegen zuwirken, verbreiteten sie Legenden über wunderbare Genesungen usw. 172 Siehe dazu MERCATI: Notizie S. 228. 173 Die Schrift, erhalten im Cod. Athous 3728 und Pattnos 428, ist herausgegeben worden von PAPAMICHAEL, Gregorios : 'O(.LOAOY[Cl rp7Jyopii. In : 'EXxA7JcrLClCTnxo� cI>cipo�. Bd. II (1903). S. 66-75. 174 PG 152, 733 Cf736A. 34
GRE GORAS' PERS Ö NLICHKEIT sein Leichnam beerdigt wurde ; ja man trug ihn zum Spott herum. Das gleiche Schicksal erfuhren Ignatios von Antiochien und später Prochoros Kydones175• Obgleich Gregoras in dem eben genannten Johannes Kyparissiotes und anderen, wie Theodoros Dexios und Isaak. Argyros, Nachfolger fand176, die den Kampf fort setzten, war Palamas' Sieg nicht mehr aufzuhalten. Dessen Lehre gehört bis auf den heutigen Tag zum unbestrittenen Erbe der orthodoxen Kirche. Nikephoros Gre goras aber, dessen Namen Johannes von Kyparissos als »der Mann, der mit wachem Geist Siege gegen die Feinde der Wahrheit erringt« erklärtl77, wurde noch im 1 5. Jal1I hundert am Fest der Orthodoxie in der Kirche von Thessalonike anathematisiert178•
GREGORAS' P ERS Ö NLICHKEIT Gregoras war zunächst ein Gelehrter, hatte aber auch literarische Ambitionen. Als Literat war Gregoras nicht gerade originell. Er war ein großer Bewunderer
Platons und hat ihn auch zum Teil für seinen Stil zum Vorbild genommen, aller dings mit mäßigem Erfolg. Zu sehr stand er, wie fast alle seiner Zeitgenossen, unter dem Einfluß der Rhetorik, die zum Rüstzeug der damaligen Bildung gehörte, ja diese geradezu beherrschte. Dabei hatte er offenbar eine natürliche Neigung zur sogenannten >asiatischen< Rhetorik mit wem blendenden Schein. Überflüssige Exkurse, lange, überladene Sätze, gekünstelte Originalität, übertriebenes Pathos, gesuchte Brillanz, eklektische Nachahmung verschiedener Autoren früherer Zeiten (Lukian, Synesios, Aristides) sind seine größten Schwächen179• Sie machen die Lek türe seiner Werke, auch des Geschichtswerkes, nicht gerade zu einem literarischen Vergnügen, ändern indes nichts daran, daß die soliden Kenntnisse, die er zu vermit teln hat, unser Interesse verdienen. 175 176 177 178
Ebd. 736 A/B und MERCATI: Notizie S. 52 f. Siehe dazu MERCATI: Notizie S. 225 fI PG 152, 73 6A 4-8. Siehe MERCATI: Notizie S. 55fI Der Text des Anathems aus Cod. Vatic. gr. 172, f. 167 ebd. S. 56 Anm. 4: Tci> cXfLO"ciX'll N�x7J
Sucr't"7J"o" IXU't"OÜ tjJUXlJ" cX7tOppi)�IXV't"� cX"ci6e:fLlX. 179 Nikolaos Kabasilas, ein Zeitgenosse und Gegner Gregoras', kritisierte an dessen Stil besonders die platonisierende Art. Er inspirierte sich dabei >natürlich< an Lukians Rhetorum praeceptor; s. GARZYA, Antonio : Un opuscule inedit de Nicolas Cabasilas (Contra Gregorae ineptias). In: Byzantion. Bd. 24 (1954). S. 521-532 ; vgl. �EVCENKO : Polernique S. 40 Anm. 1. 35
E INLEIT U N G Das Urteil der Zeitgenossen über Gregoras als Mensch und Gelehrten war sehr unterschiedlich. Seine Freunde und Mitstreiter haben ihn über Gebühr gelobt, seine Feinde nichts Gutes an ihm gelassenl80• Hier handelt es sich mehr um Vorurteile als um Urteile. Nur eine wirkliche Persönlichkeit allerdings
kann Anlaß zu solch
gegensätzlichen leidenschaftlichen Äußerungen gegeben haben. Für die Byzantinistik war längere Zeit das negative Urteil des Kantakuzenos maß gebend. Dieser sah in Gregoras einen unruhigen Geist, stolz und heftig, leicht ent mutbar und perfidl81• Mit Recht protestierte GUlLLANDI82 gegen dieses überaus sub jektive Urteil eines Mannes, der damit die Apologie seines eigenen Lebens unter mauern wollte. In seinem eigenen Werk tritt uns Gregoras entgegen als ein sehr von sich selbst überzeugter Mann, ehrgeizig und eitel, eigensinnig und starr, aber durch aus ehrlich. Seine Hingabe galt Wissenschaft und Freundschaft, und beiden hat er bis zu seinem Ende die Treue gehalten.
DAS
GES CHICHTSWERK
Die Beweggründe, die Gregoras nach seiner eigenen Aussage im Vorwort zu seiner Rhomaike historia (d.h. Geschichte der >Rhomäer<, wie sich die Byzantiner selbst als Nachfolger der alten Römer bezeichneten) zum Geschichtsschreiber machten, sind nicht originell. Die vielseitige Information und die nützlichen Lehren für die Zukunft, welche er in früheren Geschichtswerken fand, stimulierten seinen Ehr geiz, diesen Autoren nachzueifern, statt sein literarisches Talent auf das Schreiben von dramaturgischen oder rhetorischen Produkten zu verwenden. Mehr originell als der Geschichtsschreibung dienlich will scheinen, daß Gregoras Erkenntni..se aus anderen Wissensgebieten, so aus der Geographie und Astronomie, auch als Gegen stand historischer Betrachtung sieht und sein eigenes Werk dementsprechend mit stoffremden Exkursen belastet hat. Wie seine wichtigsten Vorgänger will Gregoras hauptsächlich über eine Periode berichten, die er selbst miterlebt hat. Gleichwohl nimmt er als Ausgangspunkt ein ziemlich weit zurückliegendes Datum : die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter des Vierten Kreuzzuges im Jahre
1204. Warum er soweit zurückgreift,
1 80 Vgl. BOIVIN S. LVIII ff. , der einige Urteile zusammengestellt hat. 1 8 1 Kantakuzenos IV 24, Bd. m, S. 171ff., dazu DRÄsEKE, Johannes : Kantakuzenos' Urteil über Gregoras. In: BZ Bd. 10 (1901). S. 106-127. 1 82 Essai S. 9 1 ff. Vgl. WEISS : Kantakuzenos S. 125 und S. 1 5 Anm. 93.
DAS GES CHICHTSWERK erklärt er nicht näher. Er setzt anscheinend bei seinen Lesern die Einsicht voraus, daß zum Verständnis der Geschichte seiner Zeit ein Einblick in die historischen Er eignisse und die Zusammenhänge seit dem genannten Zeitpunkt unerläßlich sei. Doch behandelt er diese Periode wor seiner Zeit« nur »in Kürze«183. Wie weit diese Periode reicht, über welche er nicht als Augenzeuge berichtet, sagt Gregoras uns nirgends. Lediglich am Anfang des achten Buches bemerkt er, daß er jetzt über wichtigere und neuere Ereignisse sprechen muß, zuvor aber noch einige bislang nicht erwähnte Tatsachen behandeln will, die für das, was danach folgte, von Bedeutung waren184• Tatsächlich war Gregoras ein kompetenter Au genzeuge spätestens seit dem Jahre 1315/6, als er nach Konstantinopel kam. Sein Werk bekommt denn auch von diesem Zeitpunkt an teilweise Memoirencharak ter, da er seine eigene Lebensgeschichte mit darin verflicht185• Es ist darum nicht verwunderlich, daß die ersten sieben Bücher über die n6 Jahre von 1204-1320 nur 280 Seiten in Anspruch nelImen, während die Bücher VIII-XI über die 20 Jahre von 1320-1341 etwa 290 Seiten füllen. Allerdings sind im letzten Teil über 100 Seiten für Gregoras' rhetorische Begabung relevanter als für die Geschichte seiner Zeit. Ein zweites Vorwort findet sich am Anfang des zwölften Buches186• Darin spricht Gregoras von einem ersten >Buch<, in welchem er eine Periode von ca. I SO Jahren (in Wirklichkeit 137: 1204-1341) behandelt hat. Daraus kann man folgern, daß der erste Teil des Werkes getrennt herausgegeben wurde. Er ist auch in verschiedenen Handschriften getrennt überliefert (Mare. gr. 405, Paris gr. 1723, Coisl. 137 und einige jiingere). Die Überschrift in diesen Codices kiindigt an, daß eine Periode von 18 3 Nach Ansicht GUIlLANDS : Essai S. 2 3 7f. schrieb Gregoras die ersten �eben Bücher seines Geschichtswerkes weniger, weil er die Kenntnis der fast 120 Jahre von 1204 bis 1 3 20 für das Verständnis der nachfolgenden Ereignisse für unerläßlich hielt, als um durch die kontrollierbare Richtigkeit seiner Darstellung dieser Periode eine Garantie
Iür die Zuverlässigkeit des übrigen Werkes zu bieten. Die Stelle aus Gregoras' Vorwort, S. 12f., auf die er verweist, bietet
zu
dieser Interpretation nicht den geringsten An
haltspunkt.
184 Gregoras : Gesch. S. 283 , 1 ff. GUIlLAND : Essai S. 240 spricht von einem zweiten Vor wort an dieser Stelle: »il declare que jusque la, il a raconte les evenements anterieurs a sa
naissance et, qu' a partir du livre VIII, il fait le rfeit des evenements contemporains.« Eine solche Erklärung sucht man bei Gregoras vergebens.
185 Siehe besonders S. 270. 289-292. 3 03 · 308-3 12. 3 21-324· 3 64-373· 3 74-3 8 3· 429 f. 447-454· 461-481. 490-495· 501-520. 5 3 3 · 555f. 559-565 · 186 Gregoras : Gesch. S. 571 , l ff. GUIlLAND : Essai S. 240 spricht hier von einem dritten Vorwort: ilOzl apres avoir indique qu'il a resume en onze livres les faits embrassant une
pmode d' environ cent quarante ans, il annonce qu' il va exposer en detail les evenements qu'il a vus de ses propres yeux.•
37
EINLEITUNG etwa ISO Jahren behandelt wird, enthält also die gleiche Ungenauigkeit, die Gre goras sich im Vorwort zum zweiten Teil erlaubt. Die Bücher des zweiten Teiles sind in der handschriftlichen Überlieferung meistens doppelt gezählt, nämlich als erstes Buch usw. und als zwölftes Buch der ganzen Geschichte usw. Gregoras teilt uns nicht mit, wann er mit der Abfassung seines Werkes begonnen hat. Auch finden sich in den ersten elf Büchern keine Stellen, aus welchen ein kon kreter Terminus post quem zu ermitteln wäre. Einen gewissen Anhaltspunkt bietet der Bericht über die Verurteilung Barlaams im Jahre 1341, in welchem Gregoras mit deutlichen Worten bedauert, daß eine Verurteilung der theologischen Lehre des Palamas durch den vorzeitigen Tod Andronikos' ill. (am 15. Juni 1341) nicht mehr zustande kam187• Das setzt voraus, daß Gregoras, als er diese Stelle niederschrieb, schon gegen Palamas Partei ergriffen hatte. Letzteres geschalI spätestens im Jahre 1346. Ein Terminus ante quem für den Anfang des Werkes ergibt sich aus einer Bemer kung auf S. 14 über das Fortbestehen einer selbständigen Dynastie im Epeiros, der 133 7 seine Selbständigkeit verlor. Gregoras dürfte aber sich bereits viel früher der Geschichtsschreibung zugewandt haben. Als er auf die Fortsetzung seines Werkes während der Haft im Chorakloster zu sprechen kommt (Bd. ill, S. 130), bemerkt er beiläufig, daß er es gewohnt war, sich mit der Historiographie zu beschäftigen, zu einer Zeit, da er noch in voller Freiheit lebte. Den Terminus ante quem für die Fertigstellung des ersten Teiles der >Historia Romana< bildet die erste Hälfte des Jahres 135 I . Einer der Gründe, welche Gregoras' Freund Agathangelos für dessen strenge Überwachung ermittelte, war, wie wir gesehen haben, zu verhindern, daß er sein Geschichtswerk mit einer Behandlung der palamitischen Kontroverse erweitere. Man wußte also, daß Gregoras Geschichte schrieb, und dies läßt sich am besten erklären, wenn man annimtm , daß der erste Teil damals schon veröffentlicht war. Auch das Vorwort zum zweiten Teil verrät uns nichts über die Zeit der Abfas sung ; mehrere Stellen in diesem Teil sprechen dafür, daß Gregoras vor der Synode von I351 kaum damit begonnen hat. Freilich erwähnt Gregoras in seinem ersten Gespräch mit Agathangelos (Bd. ill, S. 58 f.), daß er in seinem Geschichtswerk über die lobenswerten Taten des Kantakuzenos vor der Machtübernahme gesprochen und in seinen ersten Logoi anti"hetikoi die Geschichte des Palamismus in dieser Zeit behandelt hat. Sein Geschichtswerk befaßte sich zwar auch noch mit der Zeit nach der Regierungsübernahme durch Kantakuzenos, aber ohne Polemik, da er 187 Gregoras : Gesch. S. 558,14ff.
DAS GESCHICHTSWERK nicht mehr frei reden konnte. Er wollte das aber nachholen, falls Gott ihm Leben und Freiheit schenkte, und dann nichts ungesagt lassen. Daraus ergibt sich, daß das Ge schichtswerk, als Gregoras inhaftiert wurde, vielleicht schon bis etwa zum Jahre 1351 gediehen war, der zweite Teil aber kaum in seiner jetzigen Form. Schon am Anfang des zwölften Buches (S. 588) findet sich ein Hinweis auf die Verfolgung durch die Palamiten, der Gregoras ausgesetzt war. Wir haben indes schon in der Biographie unseres Autors gesehen (oben S. 22), daß er noch bis zum Jahre 1350 von Kantakuzenos und dessen Gattin umworben wurde. Im dreizehnten Buch (S. 645-7) warnt Gregoras seine Leser, etwa zu glauben, daß er über Kantaku zenos nicht objektiv berichte. Weder wolle er das Lob, das dieser verdient, noch den Tadel, wo dieser angebracht ist, übertreiben. Er wolle vielmehr der wahrheit ent sprechend zeigen, wie Kantakuzenos' Tugenden ihm das verdiente Lob einbrachten, und wie er später für begangenes Unrecht Unglück erntete. An welche Rückschläge hier zu denken ist, mit welchen Kantakuzenos >bestraft< wurde (etwa an seine er zwungene Abdankung im November 1354?), muß offenbleiben. Im vierzehnten Buch (S. 714) kündigt Gregoras an, über weitere Zeichen des Zornes Gottes zu be richten, falls das Leben ihm dazu Zeit lasse. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Äußerung mit der Angst, ermordet zu werden, die Gregoras in seiner Haft quälte, zusammenhängt. Der Schiffbruch der Kirche, von welchem wenige Zeilen danach die Rede ist, erfolgte in Gregoras' Augen nicht vor der Synode von 1 3 5 1 ; zuvor gab es noch irnrner Hoffuung, daß dieser vermieden werden könnte. Im sechzehn ten Buch (S. 819f.), im Bericht über die Ereignisse des Jahres 1347 (nach September), unterbricht Gregoras seine Erzählung mit folgenden Ausführungen : .An diesem Punkt meiner Geschichte angelangt, will ich kurz zusammenfassen, was ic.' , um keinen Neid zu erwecken, bis jetzt übergangen habe: die meisten Menschen sind geneigt, ihren Nächsten zu tadeln, wenn er über sich selbst Guces erzählt. Ich weiß auch, daß die Verleumdung alle gerechten Menschen angreift, denn das ist ihre Art, die Wahrheit zu be kämpfen. Zudem war, solange das Böse sich im Stadium der Entstehung und im Verborge nen befand, und die Lage Hoffnung aufeinen guten Ausgang bot, die Zeit, die zum Reden gezwungen hätte, noch nicht gekommen. Jetzt aber ist das Böse ans Licht getreten, und die Funken aus dem feindlichen Lager haben einen großen Brand wider die Wahrheit entfacht. Nun liegt für alle Menschen die Zukunft im Dunkeln, und auch ich könnte sterben, ohne zu1I0r die Ursachen dieses Unheils zu erkennen. Darum ist zu befürchten, daß mein Anteil in diesem Kampf den kommenden Generationen verborgen bleiben könnte, wie ich nämlich dem Sturm, der die Kirche verwirrte, Widerstand leistete, wie ich zum Kaiser gegangen bin und wie ich mich (für die Orthodoxie) eingesetzt habe.« Auch diese Stelle setzt die Niederlage der Antipalamiten auf der Synode von 1351 voraus. Auffalel nd ist, daß
39
EINLEITUNG Gregoras seine Befürchtung, unerwartet zu sterben, nicht mit konkreten Bedro hungen durch die Palamiten, sondern nur mit der allgemeinen Unsicherheit des menschlichen Schicksals begründet. Das dürfte am ehesten auf die Zeit nach seiner Befreiung (im November 1 3 54) zutreffen. Gleichsam ein drittes Vorwort bilden die Ausführungen, mit welchen Gregoras (S. 8 8 1) seinen Bericht über die Synode von 1 3 5 1 samt Vor- und Nachgeschichte einleitet. Er hat zuvor (S. 8 80) den Anfang des venezianisch-genuesischen Krieges erwähnt, unterbricht aber den Bericht darüber mit den Worten : ,Die Rüstungsmaß
nahmen kündigten einen schweren und langen Krieg an. Nun ist es freilich nicht angebracht, den Anfang einer Unternehmung zu loben oder zu tadeln, sondern erst das Ende läßt ein gültiges Urteil zu. Darum will ich meine Erzählung hier kurz (!) unterbrechen und mich anderen Begebenheiten zuwenden. Es handelt sich um Ereignisse, die ich mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt habe, und ich kann dann auch den späteren Generationen dar über einen völlig zuverlässigen Bericht hinterlassen188.( Hierauf betont Gregoras, wie schon in der ersten Einleitung, daß es bei der Geschichtsschreibung vor allem auf die Wahrheit ankomme. Das, worüber er so genau berichten will, sind, so fügt er hin zu, die Stürme, welche durch Kantakuzenos' Schuld über die Kirche kamen. Eine besonders bemerkenswerte Stelle enthält der Bericht über die Diskussion, welche Gregoras, von der Außenwelt abgeschlossen, im Chorakloster mit Demetri os Kabasilas und einem ungenannten Theologen hatte189• Gregoras erklärt darin ganz unvermittelt,
daß Migräne es ihm unmöglich machte, den Disput weiter bis
in alle Einzellieiten wiederzugeben. Auch wollte er vermeiden, alles zu erzälllen, um
seinen früheren Freund Kabasilas zu schonen. Auf Bitten seiner Freunde habe er
aber nach einer kleinen Erholungspause seinen Bericht wieder aufgenommen, dabei jedoch die Argumente gegen Palamas' Lehre, die er schon ein Jahr früher ( 0 in seinen Antirrhetikoi (posteriores) veröffentlichte, ausgelassen. Diese Bemerkung scheint nur dann sinnvoll, wenn man annimtm , daß sie in einem Vortrag vor Freun den gemacht wurde. Sie überrascht, da Gregoras zu Beginn des Rapports mit kei nem Wort auf diesen Charakter des Berichtes hingewiesen hat. Eine Bestätigung dieser Interpretation bildet ein weiterer Hinweis Gregoras' auf seine Migräne, dies mal als Entschuldigung, weshalb er bestimmte Ausführungen aus Proklos unter läßt190• In einem Vortrag ist eine solche Entschuldigung verständlich, in einem Buch kaum. Hinzu kommen einige Stellen, wo Gregoras sich an Zuhörer wendet:
188 Dieses Vorwort ist GUULAND : Essai S. 240 entgangen. 1 89 Gregoras : Gesch. S. I I I I,U:ff. 190 Ebd. S. 1093,uff.
40
DER ERSTE TEIL D ES GES CHICHTSWERKES S.
I I21,18f. II3 1,12. II32,1 8 f. II36,16. Einen
solchen Vortrag kann Gregoras na
türlich erst nach seiner Freilassung gehalten haben. Dazu paßt, daß er zweimal in diesem Rapport betont, daß die Hitze des Kampfes vorüber sei : S.
II19f.
1097f.
und S.
Daß diesem Vortrag Aufzeichnungen zugrunde gelegen haben, die er un
mittelbar nach dem Disput während der Haft niederschrieb, versteht sich von selbst. Zwischen dem zweiten und dem dritten Besuch seines Freundes Agathangelos, also etwa im Juli
13 52, verfaßte Gregoras, wie er uns selbst mitteilt191, zehn >Logoi<
(>Büchen), in welchen er vor allem die Palamaskontroverse und die Synode vom JalIre
1351 behandelte. Diese fügte er seinem Geschichtswerk hinzu. Er übergab sie
auch Agathangelos
zum
Abschreiben und
zur
Verbreitung. Den Abschluß dieser
>Logoi< bildete ein Glaubensbekenntnis, das Gregoras im Bericht über Agathange los' dritten Besuch eingefügt hat. Schon daraus geht hervor, daß das Geschichts werk, so wie
wir es
heute besitzen, die zehn von Gregoras im Juli
1352
verfaßten
>Logoi< nicht unverändert enthält. Diese werden freilich in etwa dem Bericht über die genannte Synode im Geschichtswerk
=
Buch XVIII
5-XXI 3
entsprochen ha
ben; walmcheinlich aber sind sie, von späteren Änderungen abgesehen, mit den zweiten
.Logoi antirrhetikoic in 10 Büchern gleichzusetzen, die auf anderem Wege
auf uns gekommen sind192• Der Bericht im Geschichtswerk ist eine überarbeitung aus der Zeit nach der Befreiung aus der Haft. Die Bücher XXX-XXXI und XXXII XXXV sind nichts anderes als zwei theo logische Traktate in Dialogform, die in das Geschichtswerk aufgenommen worden sind193• Die Bücher XXXVI und XXXVII, die das Werk beschließen, scheinen fast gleichzeitig mit den Ereignissen der JalIre
1355-1358,
die sie behandeln, ver
faßt zu sein. Das Werk blieb offenbar unvollendet, wohl da der Tod den Autor über raschte.
DER ERSTE TEIL D E S GES CHICHTSWERKES
(Kapitel I-VII)
Für den Zeitabschnitt, den Gregoras in den ersten sieben >Kapiteln< behandelt, standen ihm zwei Hauptquellen zur Verfügung : die Werke des Georgios Akropoli tes (für die JalIre
1203-1261)
und des Georgios Pachymeres (für die JalIre
1242-
I9I Ebd. Bd. m, S. I36,IOff.; vgl. oben S. 28 mit Anm. I43. I92 Siehe unten S. 60: Gregoras' Werke Nr. 7I. I93 Ebd. Nr. 72 und 73. 41
EINLEITUNG ca. 1 3 10)194. Im wesentlichen bringt er denn auch eine gedrängte Darstellung der von seinen Vorgängern ausführlicher behandelten Ereignisse. Er hat aber aus ande ren Quellen nicht unwichtige Ergänzungen eingeflochten. Das Bild, das Gregoras sich von dieser Periode gemacht hat, sieht etwa so aus : Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1 204 führte zur Bildung von drei griechi schen Reichen: Nikaia, Epeiros und Trapezunt, und von drei lateinischen: Kon stantinopel, Thessalonike und eines nicht benannten Gebietes unter Ludwig von Blois. Die Schlacht bei Adrianopel am 14. April 1205 bewahrte Nikaia vor der Er oberung durch die Lateiner. Der Sieg Theodoros' I. Laskaris über den Sultan von !konion (vermutlich im Juni 12I I) lieferte den Beweis, daß Gott die nie dergeschlagene Macht der Rhomäer wieder aufrichten wollte. Die Energie des ersten nikänischen Kaisers beseitigte die tödliche Bedrohung während der ersten Jahre des Reststaates der Byzantiner, die Klugheit seines Nachfolgers Johannes
ill.
Batatzes festigte diesen durch den Bau einer Flotte, durch diplomatisches Geschick und Stärkung der Wirtschaft. Der Sieg über die Söhne Theodoros' r., die ihren Schwager mit lateinischer Hilfe stürzen wollten, erweiterte das nikänische Reich um nahezu das gesamte Gebiet der Lateiner auf kleinasiatischem Boden. Der Ver such des Theodoros Angelos von Epeiros, Konstantinopel und damit die Kaiser krone zu erobern, mußte scheitern, da er sich gegen den legitimen von Gott ge wollten Kaiser in Nikaia erhob ; darum wurde er im Jahre 1 3 30 von Ivan Asen II. von Bulgarien geschlagen und gefangengenommen. Der nikänische Kaiser konnte darauf einen Teil des alten europäischen Reichsgebiets zurückerobern und mit den Bulgaren ein vorteilhaftes Bündnis schließen, das auch aufkirchlichem Gebiet wirk sam wurde. Der Einbruch der Mongolen in Europa und Kleinasien schwächte die Bulgaren und die Seldschuken, was automatisch den Byzantinern zugute kam : Thrakien bis zum Oberlauf der Marica, Makedonien bis
zum
Vardar, die Stadt
Thessalonike fielen Batatzes in die Hände. Der Herrscher von Epeiros und Thessalien konnte in seine Schranken gewiesen werden. Außerdem vermochte Batatzes durch die Ansiedlung der vor den Mongolen weichenden Kumanen die Verteidigungs kraft des Reiches zu stärken. Johannes'
ill. Nachfolger Theodoros II. Laskaris konnte
sich behaupten und aus unruhen bei den Bulgaren Nutzen ziehen. Ein gefährlicher Thronanwärter entstand ihm in Michael Palaiologos, einem Urenkel Alexios' Angelos. Dieser konnte,
zum
ill.
Vormund des minderjährigen Nachfolgers Theodors,
194 Eine kritische Ausgabe der
XPOVLKl) cruyypcxcplj des Georgios Akropolites besorgte HErsENBERG, August: Georgii Acropolitae Opera, I. Lipsiae 1903. Für Pachymeres ist man noch auf die Ausgabe im Bonner Corpus angewiesen.
DER ERSTE TEIL DE S GES CHICHTSWERKES Johannes IV., bestellt, bald die Regierungsgewalt und die Krone an sich reiBen. Eine byzanzfeindliche Koalition Sizilien-Epeiros-Achaia konnte im Jahre 1259 bei Pelagonia vernichtend geschlagen werden, was dem neuen Kaiser wichtige Stützpunkte auf der Peloponnes einbrachte, und nicht viel später, 1261, konnte Konstantinopel im Handstreich zurückerobert werden. Freilich erlitt Michael VIII. auf der Peloponnes auch Rückschläge, doch wußte er andererseits den Despoten von Epeiros durch eine Heirat an sich zu binden. Mit Hilfe eines lateinischen Überläufers, Licario, faßte der byzantinische Kaiser auch auf Euboia wieder Fuß. Das Bündnis mit Genua war nicht in jeder Hinsicht vorteilhaft. Gegen seinen gefährlichsten Feind und Rivalen, Karl von Anjou, war Michael durch diplomatisches Geschick erfolg reich. Seine Hauptwaffe gegen Karl, die Union mit Rom durch das Konzil von Lyon (1274), bescherte jedoch der Reichskirche Unruhen und Spaltungen. Gegen die Bulgaren konnte Michael noch Vorteile erringen und Übergriffe der Genuesen bestrafen, aber gegen das Vordringen der neuen türkischen Staaten in Klein asien blieben seine Abwehrmaßnahmen erfolglos. Andronikos' II. erste Sorge war es, durch Beendigung der Union mit Rom die Einheit der Reichskirche wieder herzustellen. Er erreichte sein Ziel nur teilweise. Kirchliche Unruhen blieben an der Tagesordnung. Eine verhängnisvolle Maßnahme des neuen Kaisers war die Streichung der Ausgaben für die Flotte. Der Verlust der Macht zur See war für Byzanz der Anfang vom Ende. In einen Krieg zwischen Genua und Venedig hin eingezogen zahlte Byzanz die Zeche. Andronikos' Mißtrauen fähigen Rhomäern gegenüber hieß ihn ausländische Truppen ins Land holen, Alanen und Katalanen. die ihren Brotherren mehr Schaden zufügten als ihren Feinden. Unglückliche Folgen hatte für das Reich auch die zweite Ehe des Kaisers mit Jolante von Mont ferrat, von den Byzantinern Eirene genannt, die eine Teilung des Reichsgebietes zugunsten ihrer Söhne herbeizuführen versuchte. Vom Kaiser zurückgewiesen, hoffte sie, über die Nachfolge des Krals von Serbien, ihres Schwiegersohnes, zum Ziel zu kommen. Aber ihre Tochter blieb kinderlos, und ihre Söhne konnten sich in Serbien nicht eingewöhnen. Die einzige Folge war die Stärkung des aufstreben den Serbien.
43
GREGORAS'
WERKE
A. S CHRIFTEN PROFANEN INHALTS I. GRAMMA TrK 1 . Abhandlung über Grammatik (über Ausnahmen von grammatikalischen Regeln). Hrsg. unter dem Namen des Choiroboskos in : MOSCHOPULOS, Manuel : Grammati cae artis graecae methodus. Basileae 1540. S. 255-257. VgI. Gun.LAND : Essai S. XVI. XVlII. xx . XXIV.ff. ; dazu LINDSTAM in: BZ Bd. 29 (1929/30). S. 306 f. 2. Abhandlung über Syntaxis. überliefert im Cod. Laur. LVII 34, foI. 6v-8v. Vgl. BANDINI, Anselmo : Catalogus codicum mss. BibI. Med. Laur. Bd. 11. Sp. 3 8 8.
11.
LITERARIS CHE INTERPRET A TrON
3. Kommentar zu einem Satz aus Aristides : Lobrede auf Rom (11,91 KEIL) in einem Brief an Fepagomenos. Hrsg. von Gun.LAND : Correspondance Nr. 48, S. 175-187.
III. RHETORIK a) >Frunkreden< (Schulübungen) 4. Lobrede auf Herakleia Fontike, die Geburtsstadt des Redners. Erwähnt von Gregoras selbst in einem Brief an Demetrios Kabasilas, s. Gun.LAND : Correspondance Nr. 7, S. 19,12-24. Nicht überliefert. Ein Teil dürfte in einem der Briefe Gregoras' verarbeitet sein, s. Gun.LAND : Correspondance Nr. 45, S. 157-165, der zum größten Teil dem Lob Herakleias gewidmet ist und einen überblick über die Geschichte der Stadt bietet. S. auch Gregoras : Brief an den Hegumenos Maxi mos vom Chortaiteskloster, BEZDEKI: Ep. XXXI, S. 356,12-15 (vgI. Gun.LAND : 44
GRE GORAS' WERKE Correspondance Nr.
44,
S. 93). Vgl. GUILLAND : Essai S. XXXI. XXXV. 9· 135.
267. 5. Lobrede auf den Mandelbaum. Dazu Gregoras : Brief an Nikephoros Metochites, BEZDEKI : Ep. L, S. 249 f. (vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. 26, S. 14, mangelhafte ZusammenfassWlg. Gre goras hat offenbar das Werk dem Adressaten zu lesen gegeben, vielleicht auch es ihm gewidmet. Dieser hat anscheinend kritisiert, daß Gregoras seine Zeit mit dem Lob von Pflanzen vertreibt, die doch bar jeder WahrnehmWlg oder Emp findWlg sind. Gregoras verteidigt sich. Er weiB, wie weit er gegenüber anderen Rednern zurückbleibt. Das verschlägt ihm die Rede. Er übt darum für sich zu Hause Wld bleibt den Zusammenkünften der Gelehrten fern. Er wagte es aber wohl, einen Blick aus dem Fenster zu werfen, und fand einen Mandelbaum, nicht anders als das Wasser oder den Lorbeerbaum, zu schön, als daß er ihm ein Lob hätte vorent halten können. Im übrigen kann ihm niemand Vorwürfe machen, ob er nWl schweigt oder nicht. Das Wort ist für ihn kein väterliches Erbe, wie für den Adressaten, dessen Vater, wie kein anderer, berühmt Wld gelehrt ist. Nikephoros wird geschmäht werden, wenn er nicht dem Beispiel seines Vaters folgt) . Ausgabe fehlt. Vgl. BoIVIN S. LI ; GUILLAND : Essai S. XXff. XXVI. XXXllI. 1 3 5 f. 6 . Rede der platäensischen Gesandten vor den Spartanern. Ausgabe fehlt. Vgl. BoIVIN S. XLIX; GUILLAND : Essai S. XXff. XXVI. XXXI.II 129-132. 7. Lobrede auf den König von Zypern (Hugo N. von Lusignan, 1324-1360). Erwähnt von Gregoras in einem Brief: s. GUILLAND : Correspondance Nr. 122, S. 124f. Da Gregoras bezeugt, er habe die Gesta des Königs von Zypern in seine Histona Romana aufgenommen, kann der Brief nicht, wie Guilland will, in die Jahre 13 30-1340, sondern muß nach 1 354 datiert werden. Hrsg. Wlter dem Namen des Thomas Magistros in PG 145,397-404. Vgl. GUILLAND : Essai S. 151 Anm. 4; DERS. : Correspondance S. 351 ; RAYBAUD, Uon-Pierre : Le gouvernement et l'administration centrale de l'empire byzantin sous les premiers Paleologues (1258-13 54). Paris 1968. S. 19f. b) Kaiserreden
8. Rede vor Andronikos II. : auf die Vernunft Wld die Eloquenz des Kaisers (1322). 45
EINLEITUNG Wahrscheinlich für diese Rede bedankt sich Bryennios aus Thessalonike bei Gre goras, s. den Brief des Bryennios an Gregoras bei BOIVlN s. XC f. ; vgL GurLLAND : Correspondance Nr. VII, s. 275 f. GUILLAND : ebd. Anm. 5, hält es für unmöglich, zu bestimmen, über welches Elogium. auf den Kaiser Bryennios spricht. Die Rede im ionischen Dialekt (s. unten Nr. IO) scheidet aber aus, da Bryennios den Attizis mus der Sprache hervorhebt, und das Lob für die Peroratio trifft nur für diese Rede und nicht für die zweite (s. unten Nr. 9) zu, die einen geradezu einfachen Abschluß hat (s. BEZDEKI : Ep. IX, S. 3 68,39-3 69,3 ; ed. LEONE S. 5 IO,2I7-223). Ausg. : Gesch. S. 328,9-3 39,20. Auch getrennt überliefert. Das Vorwort b ei BEZDEKI : Ep. VII. VgL BOIVlN s. LI; GUILLAND : Essai S. I46f. 9. Rede vor Andronikos ll. : Ausgangspunkt ist die Begeisterung des Kaisers für Platon. Hrsg. VOn BEZDEKI : Ep. IX, S. 364-3 69 ; kritische Ausgabe bei lEoNE, Petrus A. M. : Nicephori Gregorae ad imperatorem Andronicum. II Palaeologum. orationes. In : Byzantion Bd. 4 I (I971). S . 497-5I9, S . 503-IO (mit italienischer Zusammen fassung S. 516-8). VgL BOIVlN S. LI; GUILLAND : Essai S. XVII. XXff. xxvm. XXXll. I47f. 10. Rede vor Andronikos ll. : in ionischem Dialekt. Hrsg. von BEZDEKI: Ep. X, S. 369-372; kritische Ausgabe bei LEONE : o. c. S. 5Io5I5 (Zusammenfassung S. 5I8f.). VgL BOIVlN S. LI; GUILLAND : Essai S. xvmf. XXI. XXIll. XXVI. XXVIll. XXXl.l I47. I!. Rede vor Andronikos ID. Hrsg. von WESTERMANN, Anton: Excerptorum. ex BibI. Paul. Lips. libr. rnss. Bd. I. Leipzig I864. VgL BOIVlN S. LI; GUILLAND : Essai S. XIX. XXll. XXXI. I50. c) Weitere Ansprachen 12. An Theodoros Metochites : Bitte um. Einweihung in die Astronomie. Gregoras : Gesch. S. 322,I9-327,5. Auch getrennt überliefert. VgL BOIVlN S. XLVII ; GUILLAND : Essai S. XXI. XXIll f. XXVI. 7; unten S. 50, Nr. 32. =
I3. An Andronikos ll. : zur Begründung der Ablehnung der Würde eines Charto phylax. Gregoras : Gesch. S. 340,I2-348,2. Auch getrennt überliefert. VgL BOIVlN S. LI; GUILLAND : Essai S. xxf. XXV. 9. =
GREG ORAS' WERKE d) Totenklagen (Grabreden) 14. Modell einer Totenklage : auf einen Bruder. Überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 20V-22V. Ausgabe fehlt. Vgl. BOIVIN s. Lill f. ; GUILLAND : Essai S. XXII XXXIII 129. 132-4. .
.
15. Auf Andronikos II. Gregoras : Geseh. S. 465,5-472,6. Auch getrennt überliefert. Vgl. BOIVIN S. LII; GUILLAND : Essai S. XIX. XXI. XXIII. XXV. 157. =
16. Auf Theodoros Metocrutes. Gregoras : Geseh. S. 475,1-481,13 . Auch getrennt überliefert. Vgl. BOIVIN S. Lill; GUILLAND : Essai S. XXI. XXll. XXV. 157. =
17. Auf Xene, die Mutter Andronikos' ill. Gregoras : Geseh. S. 490,14-495,II. Auch getrennt überliefert. Vgl. BOIVIN S. Lill ; GUILLAND : Essai S. 157f. =
18. Auf Andronikos ill. Gregoras : Gesell. S. 560,13-565,13 . Auch getrennt überliefert. Vgl. BOIVIN S. Lill ; GUILLAND : Essai S. XX. XXll. XXXV. 158. =
e) Vorworte zu offiziellen oder privaten Dokumenten
) ZU kaiserlichen Goldbullen
IX
19. Nr. 1 . Beginn : >PolIon onton . . .( (Es gibt vieles . . .). überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 216v-217Y. Vgl. BOIVIN S. LII; GUILLAND : Essai S. XXIV. XXXIII 141 f. .
20. Nr. 2. Inc. >Ontos hekaterou kalou . . .( Gedes von beiden schönen Dingen . . .) . Überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 23 5r-v. Vgl. GUILLAND : Essai l. c.
ß) Zu Testamenten 21. Modell für das Vorwort eines Testamentes. überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 212V-213. Vgl. BOIVIN S. LII; GUILLAND : Essai S. XXll. XXXIII. 144. 47
EINLEITUNG 22. Für das Testament des Patriarchen Johannes Glykys. Gregoras : Gesch. S. 289,23-292,11. Auch überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fo1. 2Io-2IIV. Vgl. BoIVIN S. LII; GUILLAND : Essai S. XXIII. I45f. =
23. Für das Testament des peloponnesischen Großsynkellos. Überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 2I3v-2I4. Vgl. BoIVIN S. LII; GUILLAND : Essai I. c. 24. Für das Testament eines Mönches. überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 2I3r·v. Vgl. BoIVIN S. Essai I. c.
LI;
GUILLAND :
f) Bittschriften 25. Bittschrift an den Kaiser (Modell). Überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 2 Izr·v. Vgl. BoIVIN S. LU; GUILLAND : Essai S. XXIII. XXXIII. 139. (In diese Kategorie gehören gewissermaßen auch viele Briefe unseres Autors.)
IV. EPIS T O L O GRAPHIE Hrsg. (unvollständig) von BEzDBKI : Ep. und GUILLAND : Correspondance. Vgl. BoIVIN S. LIV-LVIII ; GUILLAND : Essai S. XVI-XXVIII. XXXI. XL; Corres pondance S. XII ff.
V. HISTORIOGRAPHIE (und einige für die Geschichtsschreibung wichtige Briefe) 26. Bericht über eine Gesandtschaft an den serbischen Hof. Briefan Andronikos Zaridas, hrsg. von BEZDBKI: Ep. VI, S. 348-353 ; GUILLAND : Correspondance Nr. 12, S. 3 1-5 1. Auch in einem Brief an einen Athanasios im Cod. Urbin. gr. 151, fol. 8I-8r, der sich nur durch die Einführung von dem obengenannten unterscheidet. Zum größ ten Teil aufgenommen in das Geschichtswerk, S. 375,4-3 83 ,22. =
GREGORAS' WERKE 26a. Lob für einen Sieg des Alexios Philanthropenos. Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 47, S. 167-173. 26b. Glückwünsche für Andronikos III. zu einem Sieg in Thrakien. Zusammenfassung bei GUILLAND : Correspondance Nr. 52, S. 96f. 26 c. Glückwünsche für Matthaios Kantakuzenos zu einem Sieg über die Türken. Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 1 52, S. 237-243 (241,15-243,2 Gesch. 839,2-18).
=
27. Rhomäische Geschichte. Hrsg. (unvollständig) von Hieronymus WOLF, Basileae 1562 ; (ebenfalls unvoll ständig) von Johannes BOIVIN, Parisiis 1702 ; von Ludovicus SCHOPEN (Vo1. I und II) Immanuel BEKKER (Vo1. III) , Bonnae 1829130. 1855. Kritische Ausgabe wird von mir vorbereitet. -
VI. MATHEMATIK 28. Lösung eines mathematischen Problems. Hrsg. von HEmERG, Johann: Euclidis elementa, V. Lipsiae 1 898. S. 723 f. Vgl. GUILLAND : Essai S. 272. 29. Scholia zu Nikomachos von Gerasa (Schol. 5 5 nach 1, 7, 3 und Scho1. 61 nach 7, 5). Überliefert auf Gregoras' Namen im Cod. Magliab. 16, fo1. 12 u. 1 3 , ohne Namen im Cod. Angel. gr. I, fo1. 9r u. 9v• Vg1. GUILLAND : Essai S. XXXIII 271 f. I,
.
VII. MUSIKOLOGIE 30. Revision und Ergänzung der verstümmelt überlieferten Harmonielehre des Ptolemaios und Notizen hiezu. Erwähnt von Gregoras in einem Brief an Kaloeidas, s. BEZDEKl: Ep. XXIII, S. 252,33-40 ; vg1. GUILLAND : Correspondance Nr. 51, S. 96. Um dieses Werk bittet Nikolaos Pepagomenos Gregoras, s. GUILLAND : Correspondance Nr. XVII, S. 28r. Vg1. GUILLAND : Essai S. XXXI. XXXIII 272-275 ; DÜRING, Ingemar: Die .
49
EINLEITUNG Harmonielehre des Klaudios Ptolemaios (Göteborgs Högskolas Arsskrift, 36). Göteborg 1930. S. LX. LXII f. LXXVllI-LXXXIII. LXXIX Anm 1. XCVllI-C. .
3 1 . Die vollkommene Harmonie. Eine kurze Notiz, überliefert im Cod. Paris. gr. 1846, fol. 185v, Ross. gr. 16, fol. 239v, Vatic. gr. 209, fol. 182r-v, Vatic. gr. 1693 , fol. 159v. Vgl. GUILLAND : Essai S. XVII. XXXII. 275.
VIII. ASTRONOMIE p. Brief an Theodoros Metochites, den Verfasser des Werkes : Ermunterung zur Astronomie im Cod. Vatic. gr. 1087, fol. Ir-v Nr. 12 oben. Vgl. BoIVIN S. XLVII; GUILLAND : Essai S. XXIV ; SEVCJENKO : PoIemique S. 113 Anm 5. 280ff. =
.
p a. Astronomie und falsche Voraussagen. Brief an Pepagomenos (vgl. Gesch. S. 447,5 ff.). Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 19, S. 73-83 Gesch. S. 448,12-454,6. =
pb. Das Studium vergangener und künftiger Sonneneklipsen. Brief an Johannes Chrysoloras. Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 33, S. 135-145. Vgl. BoIVIN S. XLVII. LVIII ; GUILLAND : Essai S. 278. pc. Die Voraussage von Sonnenfinsternissen. Brief an Michael Kaloeidas. Hrsg. von GUILLAND, Correspondance Nr. 35, S. 147-155. p d. Verteidigung der Astronomie gegen ihre Verleumder. Brief an den Metro polit von Apros. Auf diesen Brief spielt vielleicht eine Epistel des Akindynos an Gregoras bei BOIVIN S. LXIX an; vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. VI, S. 275 mit Anm I. Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 49, S. 189-193. Vgl. BoIVIN S. XLVII. LVII ; GUILLAND : Essai S. 277. .
p e. Der Einfluß des Himmels und der Himmelskörper auf Erde und Menschen. Brief. Adressat unbekannt. Hrsg. von GUILLAND : Correspondance Nr. 116, S. 21 1-219. 50
GREGORAS' WERKE 33. Die Natur der Sonne und des Feuers. Rapport über eine Diskussion mit lateinischen Gelehrten. Brief an Demetrios Kabasilas. Auch aufgenommen in : Lösungen verschiedener Probleme (unten Nr. 44). Hrsg. von BEZDEKI : Ep. XVI, S. 309-3 11. Vg1. GUULAND : Correspondance Nr. 155, S. 250. 34. Expose der Berechnungen der Sonneneklipsen nach der Großen Syntax des Ptolemaios und den dazugehörigen Kanones. Überliefert im Cod. Marc. gr. 325, fo1. 1-9. Vg1. GUULAND : Essai S. XXXII. 279. 35. Plaidoyer für eine Kalenderreform. Erwähnt in einem Brief an Michael Kaloeidas, ed. BOIVIN S. LXIXf. ; BEZDEKI : Ep. xxm S. 252,12-16; vg1. GUULAND : Correspondance Nr. 51, S. 95. Überliefert in Briefen an Demetrios Kabasilas, ed. BEZDEKI : Ep. XX, S. 330-3 36, ergänzt von GUULAND : Correspondance S. 3 16 (zu BEZDEKI S. 334,8) , und an Joseph den Philosophen, vgl. BOIVIN S. LXXI Anm. 2, sowie im Geschichtswerk, S. 364,13-372,18. Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUULAND : Essai S. XXf( 283-285 ; LAURENT : Gregoras Sp. 456. 465. ,
3 6. Eine verbesserte Osterberechnung. Um Angaben über seine Osterberechnung bittet Georgios Lapithes Gregoras in einem Brief, ed. BOIVIN S. LIXf. ; vg1. GUULAND : Correspondance Nr. XVI, S. 28r. Hrsg. von PETAVIUS, Dionysius : Uranologium, Paris 1630 (mir nicht zugänglich) . Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUULAND : Essai S. XVII. XXXII 284 mit Anm. 2 ; LAURENT : Gregoras Sp. 465. .
3 7. Wie konstruiert man ein Astrolab ? Erwähnt in Briefen an Michael Kaloeidas, ed. BEZDEKI: Ep. xxm S. 252,16-32, vgl. GUULAND : Correspondance Nr. 51, S. 95, und an Demetrios Kabasilas, ed. BEZDEKI: Ep. XVI, S. 308,3 1-309,7, vg1. GUULAND : Correspondance Nr. 155, ,
S. 249· Überliefert in ca. 30 Hss. Ausgabe fehlt. Vg1. BOIVIN S. XLVIIf. ; GUULAND : Essai S. XVII. XIX. XXXII 279-282 ; MOGENET, Jean : Les deux Traites sur l'Astro labe de Nicephore Gregoras. In: Federation belge des societes scientifiques, IDe Congres National des Sciences. Bd. 1 (1950) . S. 25f. (mir nicht zugänglich) ; VERPEAUX : Choumnos S. 163 ; SEVCENKO : Autographs S. 440-442. .
51
EINLEITUNG 3 8. Wie konstruiert man ein Astrolab ? Zweite erweiterte Ausgabe. Erwähnt im unter Nr. 3 7 erwähnten Brief an Demetrios Kabasilas, 1. c. S. 309,7-9.
IX. PHIL O S OPHIE 39. Kommentar zum Traumbuch des Synesios von Kyrene. Erwähnt in den unter Nr. 37 erwähnten Briefen, ed. BEZDEKI, S. 252,23 f. und S. 308,17-32. Hrsg. von PETAVIUS, Dionysius : Opera Synesü. Parisüs 1632. S. 3 51-429 ( PG 149,521-642). TERZAGID, Nicolaus : Synesü Cyrenensis opuscula. Hymni et Opus cula fase. 2 (Scriptores graeci et latini). Romae 1944. (Zu Synesios' Werk s. : Das Traumbuch des Synesios von Kyrene. Übersetzung und Analyse der philosophi schen Grundlagen von Wolfgang LANG. Tübingen 1926.) Das Werk war vielleicht Johannes Kantakuzenos gewidmet, s. SEVCENKO : Autographs S. 43 5-442. Vg1. BOIVIN S. LII ; TERZAGID, Nicolaus : Sul commento di Niceforo Gregora al 7te:pl eW7tVLWV di Sinesio. In: Studiital. di filo1. dass. Bd. 12 (1904). S. 181-217; GUILLAND : Essai S. XXVI. XXXI. 209-2II und passim (s. Index : Commentaire) ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; BEYER: Gregoras als Theologe S. 171 f. =
40. Widerrede gegen die Leugner der Demut. Hrsg. von POLEMIS : Antilogia S. 62-69 und von bONE, Petrus A. M. : Nicephori Gregorae »Antilogia« et .Solutiones Quaestionum«. In: Byzantion. Bd. 40 (1970). S. 480-487. Vg1. BOIVIN S. LID; GUILLAND : Essai S. XVill. XXf[ XXV XXVIII XXXI.I 136-13 8 und passim (s. Index: Refutation) ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; POLEMIs : Antilogia S. 44f[ ; LEONE : 1. c. Praefatio S. 471-474. .
.
41. Philomathes oder Über die Frevler. Hrsg. von BEZDEKI : Ep. LXXXII, S. 3 56-364. Vg1. BOIVIN S. LID; GUILLAND : Essai S. XVill f[ XXV. XXXII. 163 f. und passim (s. Index) ; LAURENT : Gregoras sp. 463 ; POLEMIS : Antilogia passim. 42. Florentios oder Über die Weisheit. Erwähnt von Gregoras : Gesch. S. 556, 1 f[ 901,9-1 1. Hrsg. von JAHN, Albertus : Gregorae Philosophi Dialogus. Graece ex Cod. Basil. F. VIII 4. In : Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik ( Jahns Jahr bücher). Supplementbd.. 10 (1 844). S. 485-556 mit Korrekturen ebd.. Bd. I I (1 845) . .
52
=
GRE GORAS' WERKE s . 3 87-392 ; Fragmente bei PARISOT, Valentin: Cantacuzene, homme d'etat et historien. Paris 1845, übernommen in PG 149,643-648. Eine Lücke in JAHNS Aus gabe S. 495,22/23 (entsprechend seiner Vorlage) ergänzt von POLEMIS : Antilogia S. 5 8 Anm 2. Vg1. BoIVIN S. XLVI; Gun.LAND : Essai S. XXII. XXXI. 165-169 und passim (s. Index) ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; POLEMIS : Antilogia passim. .
43 a. Kritik unsinniger Prophezeiungen. Brief an Pepagomenos. Hrsg. von Gun.LAND : Correspondance Nr. 19, S. 73-83 ; s. auch Gesch. S. 448, 22454, 6. 43 b. Schicksal und Zufall. Brief an Pepagomenos. (Enthält auch Erkenntnis theorie.) Hrsg. von Gun.LAND : Correspondance Nr. 53, S. 195-199. 43 c. Schicksal und Vorsehung. Brief an Maximos Magistros. Hrsg. von Gun.LAND : Correspondance Nr. 60, S. 201-205. 44. An Frau Kaiserin Helena Palaiologina. Lösungen verschiedener Probleme, die sie in wiederholten Gesprächen mit ihm vorlegte. Hrsg. von LEoNE, Petrus A. M. : Nicephori Gregorae »Antilogia« et »Solutiones Quaestionum«. In: Byzantion. Bd. 40 (1970). S. 488-513. Zuvor Problem 1 und 11 von BEZDEKI: Un manuscrit inedit de Nicephore Gregoras. In: Anuarul Institu rului di Studii clasice Univ. din Cluj. Bd. 1,2 (1923). S. 41-47 ; Problem III-V und VII-VIII von BEZDEKI : Un petit manuel byzantin de philosophie a l'usage des dames. Ebd. Bd. III (1936/40). S. 1-28 (auch als Sonderdruck) ; Problem VI von BEZDEKI : Ep. LXXX, S. 354 (französische Obersetzung durch BEZDEKI in : Anuarul usw. Bd. III, S. 28-33). Vgl. Gun.LAND : Essai S. XXVI. XXXI.II 46. I I9. 218-233 und Correspondance S. XI ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; POLEMIS : Antilogia S. 61 mit Anm 2; LEONE : I. c. Praefatio S. 474-478. .
X.
P OESIE
45. Epitaph auf Michael Asen im Namen seiner Frau Eirene (25 elegische Disti chen). Hrsg. von MERCATI, Silvio G. : Sulle poesie di Niceforo Gregora. In : Bessarione. Bd. 22 (1918). S. 95f. ( MERCATI, Silvio G. : Collectanea Byzantina I, Roma 1970. =
53
E INLEITUNG s.
148f.). Vgl. MERCATI : Einleitung l. c. 92f. (r46f.) ; GUILLAND : Essai S. XXV. 161.
XXXIII.
46. Namens (>hös apo<) der Euphrosyne Laskarina Palaiologina Sphrantzena (10 byzantinische Jamben). Hrsg. von MERCATI l. c. S. 97 (ISO). Vgl. ebd. Einleitung S. 93 f. (147f.) ; GUILLAND l. c. 47. Epitaph auf Theodoros Metochites (Epigramm in ionischem Dialekt). Hrsg. von MERCATI l. c. S. 97 (ISO). Vgl. BOIVIN S. LIV ; MERCATI, Silvio G. : Nota all'epigramma di Niceforo Gregora in morte del Metochita. In: Bessarione. Bd. 22 (1918). S. 237f. (= Collectanea S. I52f.) ; GUILLAND : Essai S. XVI. I6I f.
B. S CHRIFTEN RELIGI Ö S E N INHALTS L
GEIS T LICHE BERED S A MKEIT a) Predigten
48. Auf Christi Geburt. Überliefert im Cod. Berol. Hamilton 453, fol. 1-8 (Überschrift und Anfang fehlen). Ausgabe fehlt. Vgl. GUILLAND : Essai S. XXVIf. XXXIII. 171. 225 ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BRG3 1891. 49. Auf Mariä Geburt und Darstellung im Tempel. Diese (oder die nächste ?) Predigt wird von Lampenos Tarchaneiotes in einem Brief an Gregoras gepriesen, ed. BOIVIN S. Lxrrr f. ; vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. XV, S. 280. Hrsg. von SCHMITT, Feodor L : Kachrie-dzjami L In: Izvestija Russkago Archeologi ceskago Instituta v Konstantinopole. Bel. I I (1906). S. 280-294. Vgl. BOIVIN S. L ; GUILLAND : Essai S. XXI. XXllI. XXXI. 171 f. ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 (»Particularite peu remarquee: cette homilie, prononcee a Chora, devant un auditoire de moines, constitue une brillante illustration des mosaiques correspondant aux sujets traites, aujourd'hui encore si miraculeusement conservees.«) ; BRGs 1079 (= Bel. m, Appendix m Nr. 3 0). 54
G R E G O R A S ' WERKE
50. Auf Mariä Verkündigung. Überliefert in : Cod. Vatic. gr. 1085, fol. I08-II7v; Vatic. gr. 1086, fol. 1 3 1-I39v; Vindob. hist. gr. 104, fol. I I-18v; Bieros. (Skeuophylakion der Anastasiskirche) gr. 12, fol. 6o-68v; Mosq. gr. 3 1 5 (441 Vladimir), fol. PIV-3 3 I. Vgl. BOIVIN S. L; GUILLAND : Essai S. XXI. XXIII. XXXIII. 171 f.; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 1°92 n. 51. Dankrede an die Mutter Gottes (anläßlich des Einzugs Johannes' VI. Kanta kuzenos in Konstantinopel am 2. 2. 1347; vgl. Gregoras : Gesch. Bd. III, $. 108, 4ff.). Hrsg. von WESTERINK, Leendert G. : Nikephoros Gregoras. Dankrede an die Mutter Gottes. In: Helikon. Bd. 7 (1967). S. 259-271. Vgl. LAURENT : Gregoras Sp. 462. 52. Auf den Märtyrer Demetrios (t unter Maximian; Fest am 26. Oktober). Erwähnt von Gregoras in einem Brief (an Pepagomenos ?), ed. BEZDEKI : Ep. LVII bis, S. P9 f. ; vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. I28, S. I27f. Gepriesen von Lampenos Tarchaneiotes in einem Brief an Gregoras, ed. BOIVIN S. LXIII ; vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. XV, S. 280. Hrsg. von LAURDAS, Basileios : Byzantinische und nachbyzantinische Lobreden auf den hl. Demetrios (griechisch). In: Makedonika. Bd. 4 (1956). $. 83--96. Einige Excerpte schon bei JAHN, Albertus : Anecdota graeca theologica. Lipsiae 1893. S. 75f. Vgl. GUILLAND : Essai S. XXV XXXI.I 187-19° ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; BHG3 547f. .
53. Auf den Märtyrer Merkurios (t unter Decius und Valerian; Fest am 25. November) . Hrsg. von BINON, Stephane : Documents grecs inedits relatifs a S. Mercure de Cesaree. Louvain 1937. S. 67--91. Vgl. BOIVIN S. XLIX f. ; GUILLAND : Essai S. XXII. XXV XXVIII XXXIII . 18 5 f. ; LAURENT: Gregoras Sp. 462f. ; BHG 1277. .
.
54. Aufdie Heiligen Theodoros, Georgios und Demetrios (Fest am 26. Oktober). überliefert im Cod. Bodl. Holkham 25 (früher Leicester 91). Vgl. GUILLAND : Essai S. XXXIV. 192 ; LAURENT : Gregoras $p. 463 ; BHG3 2427. b) Gebete 55. Eines neugewählten Metropoliten vor dem Kaiser (I). 55
E INLEITUNG
Überliefert im Cod. Vatic. gr. 1086, fol. 214f. Vgl. BOIVIN S. XLVI; GUILLAND : Essai S. xxm. XXXIII I39f. .
56. Eines neugewählten Metropoliten vor dem Kaiser (2). Überliefert ebd. fol. 216r-v. Vgl. BOIVIN l. c. ; GUILLAND : Essai S. XXIV XXXIII I39f. .
.
57. Eines Metropoliten nach dem Einzug in seine Bischofsstadt. Überliefert ebd. fol. 2I5-216. Vgl. BOIVIN l. c. ; GUILLAND : Essai S. XXIV XXXIII 140f.
.
.
c) Vorworte zu kirchlichen Dokumenten 58. Zu einem patriarchalen Sigillion (I). Überliefert ebd. fol. 2I IV-212. Vgl. BOIVIN S. LU; GUILLAND : Essai S. XXill. XXXI.II I43. 59. Zu einem patriarchalen Sigillion (2). Überliefert ebd. fol. 213. Vgl. BOIVIN l. c. ; GUILLAND l. c.
11. H A G I O G RAPHIE
60. Leben des heiligen Patriarchen Antonios (Kauleas) von Konstantinopel (883-893 ; Fest am 12. Februar). Hrsg. : Excerpte bei JAHN, Albertus : Anecdota graeca theologica. Lipsiae I 893. S. 74f. Vgl. BOIVIN S. XLIX; GUILLAND : Essai S. XXV. XXXI. I74f. ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 I39. (Die lateinische Vita in AA SS Febr. Bd. TI, 623-629 PG I06,I77-I82 ist keine Übersetzung der Biographie durch Gregoras, wie GUILLAND annahm, sondern geht auf eine Monodie eines Nikephoros Philosophos und Rhetors zurück, der sicher nicht mit Gregoras identisch ist. Ausgabe dieser Monodie bei A. PAPADOPULOS-KERAMEUS : Monumenta graeca et latina ad historiam Photii patriarchae pertinentia. Bd. I. St. Peterburg 1899. S. I-25.) =
6I. Leben der hl. Basilissa (Märtyrerin aus Nikomedeia unter Diokletian; Fest am 3 . September). Hrsg. von BEZDEKI, Stephan : La vie de Ste Basilisse par Nicephore Gregoras. In:
,
G R E G O R A S WERKE
Publications de l'Institut d'bistoire generale de l'Universite de Cluj. Bd. 1 (1927). S. 78-85 (s. Anal. Boll. Bd. 48 [1930]. S. 196). Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUULAND : Essai S. XXVII. XXXII. 179 ( ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 2059.
62. Leben des hl. Johannes, Bischof von Herakleia (ca. 1240-1328). Erwähnt von Gregoras : Gesch. S. 430,I ff. Hrsg. von LAURENT, Vitalien: La vie de Jean, Metropolite d'Heraclee du Pont. In : Archeion Pontou. Bd. 6 (1934). S. 29-63 (mit Einleitung S. 3-28). Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUULAND : Essai S. XVII. XX. XXIVf. XXVII. XXXIII. 14. 180-183 ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 2188.
63 . Das Martyrium des hl. Kodratos von Korinth (unter Decius und Valerianus ; Fest am 10. März) . Hrsg. in : AA SS März TI, 895-898 PG 149,503-521 . Vgl. BOIVIN S. XLIX; GUULAND : Essai S. XXI. XXVI. XXXI. 183 f. ; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 =
358. 64. Leben und Lob des heiligen und größten unter den Kaisern, des apostel gleichen Konstantinos (Fest am 21. Mai). Gregoras sandte die Schrift Akindynos zu, der sie in einem Antwortschreiben lobt, vgl. GUULAND : Correspondance Nr. IX, S. 276. Überliefert in: Cod. Berol. Hamilton 453, fol. 8-62V; Dresd. gr. 48 (nur diese Schrift) ; Hieros. (Skeuophylakion der Anastasiskirche) gr. 12, fol. 2IV-48v; Vindob. bist. gr. 104, fol. 19-PV. Excerpte hrsg. von LAMBECIUS, Petrus : Commentarii de Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi. Bd. VIII. Vindobonae 1679. Sp. 65-69 ( KOLLAR, Adam : Petri Lambecii Hamburgensis Commentarii etc. Bd. VIII. Vindobonae 1782. Sp. 137-147). Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUILLAND : Essai S. XXVII. XXXII. 190-192 ; LAURENT : Gregoras Sp. 463 ; BHG3 369. =
65. Leben des hl. Michael Synkellos von Jerusalem (t Konstantinopel 846 ; Fest am 4. Januar) . Hrsg. von SCHMITT o.c. (unter Nr. 49) S. 260-279. Excerpte bei JARN, Albertus : Anecdota graeca theologica. Lipsiae 1893. S. 76f. und in AA SS November TI, 323. Vgl. BOIVIN S. XLVIII ; GUULAND : Essai S. XXI. XXXI. 175-177; LAURENT : Gregoras Sp. 462 ; BHG3 1297. 66. Auf die hl. Kaiserin Theophano. 57
EINLEITUNG Akindynos erhielt diese Schrift von Gregoras und sandte sie ihm mit Dank. zurück. Er lobte besonders das Ende, wo Gregoras die Auffassung widerlegt, daß man den Herrn mit menschlichen Augen sehen könne. Dieser antipalamitische Abschluß fehlt im überlieferten Text. Vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. XIX, S. 282. Hrsg. von KURTz, Eduard : Zwei griechische Texte über die hl. Theophano, die Gemahlin Kaiser Leos VI. In: Memoires de l'Academie Imperiale de St. Petersbourg. 8e Sero Bd. m, 2 (1898) . S. 25-45. Excerpte bei HERGENROETHER, Joseph: Monumenta graeca ad Photium eiusque historiam pertinentia. Ratisbonae 1869. S. 72-83 . Von dieser Schrift gibt es eine lateinische Übersetzung in einer Hs aus dem 17. Jh., Cod. Bruxell. gr. 18906-12 (113 Omont), fol. 134-168v. Vgl. BOIVIN S. L; GUILLAND : Essai S. XXIl XXV. XXXI. 177-179 ; LAURENT: Gregoras Sp. 462 ; BHG3 1795.
1 11.
D O GMATIK (D O GMATISCHE P O LEMIK) a) Gegen die Lateiner
67. Plaidoyer gegen ein Unionsgespräch mit der lateinischen Kirche. Von einem Werk gegen die Lateiner ist die Rede in einem Brief des Akindynos an Gregoras, vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. IX, S. 276f. GUILLANDS Auffassung (s. S. 276 Anm. 3), daß es sich um ein verlorenes CEuvre handelt, mit Kritik an den Lateinern wie in Buch xxx-xxxv des Geschichtswerkes, halte ich für abwegig. Ich beziehe die Stelle bei Akindynos auf das hier verzeichnete Werk. Gesch. S. 508,lo-520,I. Auch getrennt überliefert. Vgl. LAURENT : Gregoras Sp. 465 ; BEYER : Gregoras als Theologe S. 175. 180. =
b) Gegen Palamas 68. Kapitel gegen die neue Lehre des Palamas, in kunstloser und gedrängter Form vorgebracht. Überliefert in: Cod. Genev. gr. 3 5 (und Kopien: Escorial. T-I-2, Br. Mus. Addit. 16405 ; vgl. BEYER : Gregoras als Theologe S. 174-177) im Anschluß an die ersten ) Logoi antirrhetikoi<. a. Das allgemeine und für sich seiende Urbild, das nur vom Intellekt geschaut wird (De specie universali) . b. Das Urbild, das mit den Akzidenzien gesehen wird (De specie, quae cum acciden tibus videtur) . 58
GRE G O R A S ' WERKE
Hrsg. von BEYER : Gregoras als Theologe S. 1 83 , mit Übersetzung S. 1 84 und Ko=entar S. 185-1 88. 69. Kapitel gegen Palamas, in kunstloser Form herausgebracht gleichsam als Gedächtnisstütze und Entwurf. Überliefert im Anschluß an Nr. 68. Mit Appendix : »Auch dies in der Form von Frage und Antwort.« Vgl. BEYER : Gregoras als Theologe S. 175. 70. Erste Widerlegung der Lehre des Gregorios Palamas (Libri anti"hetici priores). Erwähnt von Gregoras : Gesch. S. 90I,I3 f. 944,16. II3 I,II. I I40, r8. Bd. m, S. 58, 15· Überliefert in : Cod. Genev. gr. 3 5 (und Kopien : Escorial. T-I-2 und Br. Mus. Addit. r6405 ; vgl. BEYER : Gregoras als Theologe S. 174-177). Im Cod. Vatic. gr. 1095 sollten, laut Inhaltsangabe fol. 9, im Anschluß an ausgewählte Bücher des Geschichtswerkes die zehn Libri anti"hetici priores folgen, weil Gregoras darin die Kirchengeschichte, die Räubersynode und die Verfolgung der Frommen durch die Palamiten behandle. Der Codex bietet in Wirklichkeit nur die Bücher XVIII XXXVII des Geschichtswerkes. BOlVIN S. XLV und GUILLAND : Essai S. 287f. (gefolgt von LAURENT : Gregoras Sp. 461 und BECK : Kirche S. 720) schlossen aus dieser Notiz, deren zweiten Teil (weil Gregoras usw.) sie nicht zitieren, daB Gregoras' erste Widerlegung des Palamas zehn Bücher umfaßte, und sie zögerten darum, das in den genannten Codices überlieferte, drei Bücher umfassende Werk mit dieser ersten Widerlegung gleichzusetzen. GUILLAND fragt sich, ob die drei Bücher einen Teil dieses Werkes darstellen, hält aber das Werk als ganzes für ver loren. In seiner Liste der Werke verzeichnet er es überhaupt nicht, auch nicht unter den >Ouvrages perdus< und der Liste der von ihm eingesehenen Handschriften. Die Notiz im Cod. Vatic. gr. 1095 kann sich aber unmöglich auf die erste Widerlegung beziehen, da diese vor der Räubersynode und der Verfolgung geschrieben wurde. Das Wort >proteroi< (erste) in der Notiz muß ein Fehler sein und in >deuteroi< (zweite) oder >hysteroi< (spätere) korrigiert werden. Die Abfassungszeit der Libri anti"hetici priores liegt zwischen Ende 1346 (vgl. Gregoras : Gesch. S. 770,3 ff.) und der Synode von 1351 (vgl. ebd. S. 944,16). Als Terminus ante quem kommt auch der Tod des Akindynos zwischen dem 3 . Februar und Mai 1348 (s. MEYEN DORFF : Palamas S. 132 mit Anm. 2 I f.) in Betracht, da Verse des Akindynos, in welchen dieser >Logoi< des Gregoras zur Verteidigung des rechten Glaubens lobt, mit großer Wahrscheinlichkeit auf dieses Werk zu beziehen sind, vgl. BOlVIN S. 59
E INLEITUNG xxx mit Anm. I ; MEYENDORFF : Palarnas S. 56 mit Anm. 64. I I7f. 41 3 ; BEYER: Gregoras als Theologe S. 174ff. (mit Beschreibung der Hss und Inhaltsübersicht) . 71. Zweite Widerlegung der Lehre des Gregorios Palamas (Libri antirrhetici posteriores; gegen den palamitischen Tornos). Erwähnt von Gregoras : Gesch. S. I I I2,9-I2 ; vg1. auch S. 1059,18. Bd. ill, S. 63 , 16-19. 173 ,26-174,6. Überliefert im Cod. Laur. LVI I4, fol. 1-159. Die historischen Teile stimmen mit den entsprechenden Stellen im Geschichtswerk überein. BoIVlN S. XLV erwähnt eine weitere Hs der Libri antirrhetici posteriores: Cod. Escorial. E-VI-22, die das Werk in 8 Büchern enthält; vgl. dazu ANDRES, Gregorio de : Catalogo de los Codices griegos desaparecidos de la Real Biblioteca de ElEscorial. EI Escorial 1968. S. 253, Nr. 563 (A-I-17; später E-VI-22) : »N. Gr. Antirrheticon libri VI-VII cOl1tra Agathangelum et alios Palamitas, imperfecti (pars prima; secunda: M-III-6). Possessor Franciscus Patrizzi« und S. 289, Nr. 624 (M-ill-6 ; später A-V-9) : »N. Gr. secul1dus tomus (pr. tom. A-I-1 7) operis cOl1tra Gregorium Palamam libris V. Possessor Franciscus Patrizzi.« Vg1. BoIVlN 1. c. ; GUILLAND : Essai S. xxxm. 43 . 250. 288-291 ; LAURENT : Gregoras Sp. 461 ; BECK : Kirche S. 720 ; MEYENDORFF : Palamas S. 41 3 . 72. Rapport über eine Diskussion mit Gregorios Palamas vor Johannes V. Palaiologos und einem lateinischen Bischof. Gesch. Buch XXX-XXXI. =
73 . Bericht über eine Diskussion mit Joasaph Kantakuzenos und einen an schließenden Disput mit palamitischen Theologen über das Taborlicht. Gesch. Buch XXXII-XXXV. =
73 a. Über die Namen Gottes, die Göttlichkeit des Geistes des Menschen und die Undefinierbarkeit Gottes. Brief. Adressat unbekannt. Zusammenfassung bei GUILLAND : Correspondance Nr. 150, S. 230 f. ; vgl. BEYER: Gregoras als Theologe S. 172. Nicht erhalten sind: 74. Interpretationen rätselhafter Aussprüche der Alten. Erwähnt von Gregoras : Gesch. S. 901,15 f. als eine antipalamitische Schrift. Vgl. BoIVlN S. XLVII . 60
GRE G ORAS' WERKE 74a. Ein Brief an Freunde in Trapezunt über die Häresie der Kirche von Kon stantinopeL Erwähnt von Johannes Kantakuzenos IV 24 : Bd.
III,
S. 17I,I S-I9.
74b. Ein Brief mit der gleichen Anklage an Georgios Lapithes und andere Freunde auf Zypern. Ebenfalls erwähnt von Kantakuzenos ebd. S. 171,19-24. Vgl. BoIVIN S. LIV. 7S. Von Gregoras selbst vernichtet wurde ein kürzeres Werk, das er gegen einen nicht näher genannten Feind verfaßte. Er teilt dies mit in einem Brief an den Sakellarios . . . (Name unbekannt), denn
ihm und anderen Freunden des Mannes
zuliebe hat er es getan. Vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. 67, S. 102. 76. Testament. Erwähnt von Johannes von Kyparissos : Palamiticae transgressiones. PG 1 52, Sp. 736A. 77. Anonym überliefert, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit von Gregoras ist eine Klage über den Einsturz des östlichen Gewölbes der Hagia Sophia 1346 (vgl. Gesch. S. 749,IOff.), s. dazu oben S. 19
im Jahre
Anm. 98.
In einigen Handschriften stehen unter Gregoras' Namen Scholien zur Geographie des Ptolemaios, die in anderen Isaak Argyros zugeschrieben werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß sie von Gregoras rühren. VgL GUILLAND : Essai S.
XX. 276.
Eine Fälschung ist der Widerruf seiner Ablehnung der palamitischen Lehre. Vgl. oben S. 34. LAURENT : Gregoras Sp. 46I f. Irrtümlich wurden Gregoras früher viele
im Cod. Vindob. theoL gr. 274, im
Barocc. 48 und in einigen anderen Handschriften überlieferte Werke zugeschrieben. VgL dazu GUILLAND : Essai S. XXXIV f. I I I-IIS. I2S-I28. 276. 2 8 S f. Sicher nicht
das ihm von HmSEN BERG in: Blemmydes : Cu"iculum Vitae Einleitung S. XXVff. zugewiesen wurde.
von Gregoras stammt ein >Syntagma synoptikon philosophias(,
Es kann auch nicht, wie GUILLAND : Essai S. 194 meinte, von Blemmydes sein, sondern rührt von einem unbekannten Autor, der viel früher gelebt haben muß ;
das kleine Werk findet sich schon in Hss aus dem I I. Ib. VgL GIANELLI, Cyrus : BibL Apost. Vatic. codd. mss. recensiti usw. Codices Vaticani Graeci. Codd. I48S1683. S. 1 3 1 (»Incerti an Gregorii cuiusdam monachi aneponymi vel solitarii«). GUILLAND : Essai S. XXXIV und I27f. verzeichnet unter Gregoras' Werken auch einen Pane61
EINLEITUNG gyrikus, überliefert im Cod. Athous 3 860 (Cod. Dionysiu 326; 1 8. Jh.) als zweiter Text nach Gregoras' Kommentar zu Synesios' Traumbuch mit der Autorangabe »Desselben«. GUILLAND läßt die Frage offen, ob es sich um ein Werk des Gregoras handelt. Das incipit verrät aber, daß wir es mit Synesios' Horn. I ed. PG 66,1561 zu tun haben. Besondere Erwähnung verdient zum Schluß eine von Gregoras eigenhändig geschriebene Notizensammlung, überliefert im Cod. Palat. gr. 129 (Heidelberg), die er offensichtlich auch bei der Abfassung des Geschichtswerkes benutzt hat. S. dazu BIEDL, Artur: Der Heidelberger Cod. Pal. Gr. 129 - die Notizensammlung eines byzantinischen Gelehrten. In: Würzburger Jahrbücher für die Altertums wissenschaft. Bd. 3 (1948). S. 100-106 ; vgl. SEVCENXO : Polemique S. 61 Anm. 5. 1 72 Anm. 2 ; SEVCENXO : Autographs S. 447':"450.
62
ÜBERSETZUNG: VORW O RT NIKEPHOROS GREGORAS : RHoMÄISCHE GESCHICHTE
VORWORT
I. Es gibt viele Autoren, die das Leben der Menschen, die in früheren Jahrhunder ten und herauf bis in unsere Zeit lebten, durch die Geschichtsschreibung ver ewigten. / Die meisten von ihnen behaupten, sie hätten dies auf eine göttliche Ein gebung hin unternommen. Ich habe das oft gelesen und eine Zeitlang habe ich diesen Leuten übertriebenen Ehrgeiz vorgeworfen ; denn ich hielt ihre Worte für arrogant. Später freilich kamen sie mir wie richtige Seher der Wahrheit und ihr Werk in der Tat als das Werk Gottes vor. Er bediente sich sozusagen ihrer Hand wie eines Instruments, genauso wie des Himmels und der Erde, seiner ersten und größten Schöpfungen. Beide dienen dem gleichen Ziel : nach Möglichkeit die ver borgene Herrlichkeit Gottes zu verkünden. Himmel und Erde bleiben alle Zeiten hindurch gleichsam stille Boten der schöpferischen Macht Gottes und sprechen nur die Sinne an ; die Geschichtsschreibung durchzieht die Zeit als eine lebendige und beredte Stimme, als eine wahrhaft beseelte und weithin gehörte Künderin der gleichen Herrlichkeit. Sie zeigt wie auf einem das All umfassenden Bild das früher Geschehene immer wieder den später Geborenen. Sie zeigt alles, was die Menschen je im Leben untereinander und miteinander zustandegebracht haben, alles, was die Weisen über das Wesen der Dinge philosophiert, was sie verstanden haben und was nicht, welche Schicksale verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten er lebten, welche der guten und schönen Gaben Gottes sie bis zur Sättigung genossen und wieviele unerwartete Wohltaten sie von ihm erfahren haben. Es scheint mir sogar, daß der Ruhm des Himmels und der Erde durch die Geschichtsschreibung ruhmreicher und, so möchte ich sagen, ihr Glanz durch sie glanzvoller wird. Wie wüßten die Menschen, wenn es keine Geschichtsschreibung gäbe, daß der Himmel, / seit Urbeginn immer mit der gleichen unveränderten Bewegung sich bewegend, Sonne und Mond und alle Sterne ununterbrochen nach einer wohl geordneten und wohlproportionierten Vielfältigkeit ihre Kreise ziehen läßt und so fortwährend Tag und Nacht die Herrlichkeit Gottes kundtut? Wie wüßten sie sonst, daß die Erde, ebenso von Anbeginn immer in unveränderlicher Drehung, den stets neu nachkommenden Generationen fortwährend das gleiche Entstehen und Vergehen vor Augen fUhrt? Darum wird jeder vernünftige Mensch die Geschichts-
ÜBERSETZUNG: VORWORT
5 /6
schreibung, wenn nicht mehr als Himmel und Erde, so doch sicher auch nicht weniger bewundern. Wahrhaftig, die Schöpfung erschiene unvollkommen, wenn niemand glaubwürdig bezeugen könnte, daß es schon früher andere Generationen von Menschen gegeben hat, wieviele es waren und wie lange sie lebten, was sie in ihrem Leben zustandebrachten und welcher guten Gaben Gottes, des Himmels und der Erde die verschiedenen Generationen und Zeiten teilhaftig wurden. Die Geschichtsschreibung macht auch jene, die sich mit ihr befassen,
zu
Pro
pheten, die aus dem Vorhergegangenen das Kommende ahnen. Auch daß ein Mensch, der nur ein kleines beschränktes Fleckchen der Erde bewohnt, ihre Grenzen und die äußersten Teile der Welt kennt, über Länge und Breite der Meere, die zahl der Flüsse und Seen, die Eigenart der Völker und Länder, die Klimaunterschiede in den verschiedenen Gebieten der Erde und über tausend andere schöne Dinge Bescheid weiB, wer macht den Menschen dieses Geschenk, wenn nicht die Ge schichtsschreibung ? Sie ist es, die
das alles vor unseren Augen entfaltet. D arum bin
ich weniger ein Bewunderer oder Neider jener Gelehrten, die ihr literarisches Talent
im Schreiben von Komödien und Tragödien / oder in schmeichelnden Prunkreden erschöpfen, als jener, die nach bestem Können die Natur der Dinge erforschen und sich bemühen, aus allem, was zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Menschen gesagt und getan wurde und was über Charaktergröße und Geistesleistung Auf schluß gibt, das nötige historische Material zu sanuneln und zum größten Nutzen der Nachwelt
ans
Licht zu bringen. Wahrhaftig, der Ehrgeiz, jene Leute nachzu
ahmen, verführte mich, dementsprechend zu handeln, und wurde für mich der Grund, daß ich dieses Werk in Angriff nahm. Für die Geschichtsschreibung ist die Wahrheit das, was für die Lebewesen das Auge bildet. Sie muß darum an erster Stelle auch uns führen, und zwar aus zwei Gründen: einerseits, damit
das,
was wir als Maßstab und Richtschnur für die
Zukunft aufstellen wollen, nicht verdreht und völlig ungeeignet erscheint,
zum
anderen auch, damit wir unseren Kritikern nicht Gelegenheit geben, fehlerhafte Details zum Anlaß zu nehmen, unsere ganze Arbeit
zu
schmähen und abzulehnen,
als wäre nichts Richtiges darin. Das haben nämlich zu unserer Zeit schon einige Gelehrte erfahren müssen. Obgleich sie ein wirklichkeitsfremdes Leben führten, wagten sie sich doch daran zu schreiben, und ohne es selbst zu merken, verkündeten sie eine Menge Unwahrheiten und beraubten dadurch ihre Arbeit jeglichen Wertes. Sie verschafften so dem sehr klugen Kaiser Andronikos (II.) Palaiologos einen will kommenen Vorwand, auf übertriebene Weise die Geschichtsschreibung zu ver spotten und in Einzelheiten zu widerlegen, und das in Anwesenheit der Männer, die von jenen Autoren
am
meisten verleumdet worden waren.
ÜBERSETZUNG : VORWORT Es scheint mir angebracht, hier eine der Reden des Kaisers, die ich selbst mit angehört habe, anzuführen. Sie ist, glaube ich, / auch für meine gegenwärtige Arbeit nicht ohne Bedeutung. »Oft«, so sagte er, »wundere ich mich im stillen, wie die meisten dieser Menschen, obwohl sie in Ruhe und Frieden leben und viele Bewunderer und keine Hasser haben könnten, aus Freude am Lästern sich trotzdem an jeden heranmachen und mit Vorliebe ihre böse, unbeherrschte und frevelhafte Zunge üben. Dabei ist manchmal überhaupt kein Anlaß gegeben, den sie mit Recht als Grund für ihre Angriffe vorbringen könnten. Mehr noch wundere ich mich über Leute, die gegen Kaiser und Patriarchen lügenhafte Verleumdungen zusammen flicken und ohne Scham zu äußern wagen. Am meisten aber wundere ich mich über jene, die nicht zögern, solch lügenhafte Verleumdungen in ihren Schriften zu veröffentlichen. Schmähungen, die nur von der Zunge ausgehen, werden von den Winden ergriffen und im uferlosen Luftraum zerstreut, aber die, welche in Schrif ten und Büchern niedergelegt werden, erlangen eine dauerhaftere und zwingendere Kraft wider ihre Opfer. Die Schrift übernimmt die Führung und geleitet die Ver leumdungen durch die Zeit. Ich weiß nicht und ich kann auch nicht leicht erkennen, was diese Leute drängt, so zu handeln und welchen Gewinn sie sich davon ver sprechen, sich in solche Abgründe zu stürzen. Wenn sie einem eigentümlichen Zug ihres schlechten Charakters folgend zu diesen lügnerischen Verleumdungen über gehen, so ist ihre Handlungsweise schlecht und sehr schändlich und richtet sich, sozu sagen, gegen ihr eigenes Haupt. Sie errichten nämlich für alle Zeit ein Denkmal ihrer / Schlechtigkeit ; denn sie hatten die Möglichkeit, Erfreuliches zu erzählen und die Wahrheit zu ehren und sich dadurch bei denen, die sie erreichten, einen Namen zu machen. Sie bevorzugten es aber, sich selbst bloßzustellen und Menschen, die sich nichts zuschulden kommen ließen, mit Fuhren von Schmähungen zu über schütten. Sie benehmen sich ähnlich wie jemand, dem es freisteht, auf dem Festland ein vorteilhafteres und gefahrloses Leben zu leben, und der sich trotzdem mit Gewalt den Stürmen und Wogen des Ozeans entgegenwirft. Wenn jemand durch seine Schriften der Nachwelt Urbilder des Schlechten zur Nachahmung vorstellt und sich gedankenlos ihres Untergangs schuldig macht, welchen Sturz verdient der nicht, welchen Anlaß zu zweifacher und dreifacher Beschuldigung gibt er nicht? Die Nachwelt sollte solche Dinge als einer zivilisierten Gesellschaft fremd und untergeschoben weit von sich weisen und verabscheuen. Sie sollte sich fürchten vor jenen, die bereit sind, solche Dinge zu verspotten und sie aus den Städten zu ent fernen, wie einst die Athener alle Leute aus ihren Richterlisten gestrichen haben, die dort unrechtmäßig eingeschrieben und ihrer Gesellschaft unwürdig waren. Stattdessen wird sie diese Dinge bald mit Freude übernehmen und nachahmen, mit 65
ÜBERSETZUNG: V ORWORT der Begründung, daß sie schon von anderen getan und sanktioniert worden seien und innerhalb der Grenzen des Gebräuchlichen lägen ; denn Menschen, die Sklaven irgendwelcher Verbrechen sind, lieben es meistens, ihr Verhalten auf ältere Vor bilder zurückzuführen. Sie brauchen eine Ausgangsposition, aus welcher sie gegen jeden Sturm laufen können, der sich anschickt, sie zu entlarven. Sei es nun, daß die genannten Autoren deswegen lästern und lügen, in beider Hinsicht ist ihr Verhalten falsch. Vielleicht auch tun sie es,
um
ihrer Schrift ein langes Leben zu sichern; auch
dann verfehlen sie weit ihr Ziel, da die Fundamente, mit denen sie ihre Beschul digungen untermauern, nicht fest sind. Sie wissen natürlich, I daß die meisten Menschen lieber Beschimpfung als Lob hören, und daß die Masse mit mehr Ver gnügen die Freveltaten als
das Gute anderer liest. Dabei ist es egal, ob es nur Lügen das Licht der Wahrheit zum
sind, die ersteres überall auskramen, und ob letzteres
Herold hat. D arum legen sie ihr Geschichtswerk entsprechend an, damit die Men schen, die die Jahrhunderte hindurch einander ablösen, sie auf lange Zeit gerne lesen werden. Sie halten sich dabei weder den Hüter der Gerechtigkeit vor Augen, noch fürchten sie die Menschen, die gut und gerecht zu urteilen wissen. Darum aber schadet ihre Lästerung weniger den Opfern als den Frevlern selbst. Vernünfti ge Menschen werden einen außergewöhnlichen Verdacht gegen sie schöpfen, der tausend Vorwürfe in sich trägt, und sie deswegen für immer als Übeltäter in Erin nerung behalten. Gott aber, der oberste Richter, wird für ihre Zunge eine besonders schwere Strafe bereithalten. Es kommt aber auch vor, daß Autoren nicht wissen, was sich gehört, und
das wirkliche Leben nicht kennen, und darum alles, was sie
von anderen erfahren, ihren Schriften und somit der Zeit anheimgeben. Sie unter suchen nicht, was wahrscheinlich ist und was nicht, was in der Heimstatt der Wahr heit zu Hause zu sein scheint und was außerhalb ihrer Grenzen die Zunge regt. Sie beschuldigen, was unschuldig ist, und behaupten, was weder geschehen ist, noch je geschehen sein kann. Ihre Behauptungen sind so unwirklich, wie die Ideen Pla tons und wie
das, was Autoren schreiben, welche die Bockhirsche der Fabelwelt
Indiens ihren Lesern in Asien1 vorführen; sie erfinden aus nicht existenten Wesen andere, die gleichfalls nicht bestehen,
um
ihr Publikum noch mehr in Staunen
zu
versetzen. Darum also will ich I nach Möglichkeit solche Erfindungen der Autoren unserer Zeit entlarven. Es geht ja um Menschen, die weder mit einer praktisch veranlagten Natur ausgerüstet sind, noch sich mit Politik befaßt haben,
um
sich dadurch einen
realistischen Blick und die Urteilskraft, die durch Erfahrung gewonnen wird, an zueignen. Die Erfahrung nämlich ist es, die, wie wir sehen, viele nachgerade träge Naturen gleichsam erwachen läßt und endlich aufweckt, ihnen Bildung verschafft
66
ÜBERSETZUNG: VORWORT und zum Kreise jener zählen läßt, denen Einsicht und Urteil in öffentlichen Ange legenheiten eigen ist. Sie übt im Umgang mit anderen die Zunge bei der Behand lung der
zur
Untersuchung vorgesetzten politischen Themen. Jene Männer aber
gaben sich schon von Jugend auf nur ihren Studien und Schulübungen hin und ver brachten so, taub für die Wirklichkeit, ihr ganzes Leben. Aber auch wenn sie sich nicht auf diese Weise jenen Studien hingäben, so würde man trotzdem nicht viel auf sie halten ; so sehr haben diese Leute, deren richtiger Platz irgendeine dunkle Ecke wäre, sich ohne Talent und ohne Maßgefühl der literarischen Bildung gewid met. Jede Wissenschaft und jede Kunstfertigkeit baut, um zur Vollkommenheit zu gelangen, auf die Natur als Fundament und Basis auf. Ist die natürliche Veranlagung in Ordnung, so bildet sie eine große Hilfe für die Errichtung des Gebäudes der Wissenschaft, so wie Eisen und Kupfer sich vom Schmied leicht bearbeiten lassen; ist aber
das Fundament der natürlichen Veranlagung schwach, so wird diese zu
einer sehr schlechten Basis für das Gebäude der Wissenschaft und, um es so auszu drücken, zu einer falschen und verräterischen Mitstreiterin. Das eben erfuhren auch diese braven Leute. Sie verfügten, / wie es meist der Fall ist, nur über einen trägen und kränklichen Verstand, und demzufolge wutde auch die Kenntnis, die sie sich durch ihr Studium aneigneten, wie zu erwarten, unsicher und erkrankte tödlich. Einige der alten Weisen, so habe ich erfahren, pflegten zu sagen, daß, wer sich der Schrift stellerei widmen will, die besten Maler nachahmen soll. Diese sind nämlich nicht be strebt, beim Malen ihres Bildes alles genauestens wiederzugeben, wenn ihr Modell von Natur aus einen Fehler aufweist, sei es, daß irgendwelche Körperteile zu klein, sei es, daß sie zu groß geraten sind. Nur zum Teil bringen sie die Wirklichkeit zum Ausdruck, soweit es notwendig ist, um eine Ähnlichkeit herzustellen, zum Teil auch vernachlässigen sie sie, damit ihr Bild nicht ewig mit Mißgestalt und Häßlichkeit be haftet sei. Sie wollen nicht den Schandfleck der Natur vor den Augen der Zeit ver ewigen und so Spöttern zu Gelächter und Hohn Anlaß bieten. Diese ehrenwerten Leute aber verhehlten nicht nur, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Verachtung der Wahrheit, große Verbrechen, die wirklich begangen wutden, und versenkten sie in die Tiefen des Schweigens, sondern sie flochten in ihre Werke auch eine Menge Sachen ein, die weder getan noch gesagt worden sind ; als solch verbitterte und gnadenlose Feinde der Wahrheit zeigten sie sich. Zu welchen Ungereimtheiten müssen nicht jene gelangen, die sich anmaßen, über das zu schreiben, was sie weder mit eigenen Augen sahen, noch sich persönlich von denen, die es taten oder sahen, mitteilen ließen, sondern die einfach niederschrei ben, was mit betrunkener Zunge in Bordellen geredet wird und was albernes und unglaubliches Zeug alte Weiber schwatzen! Freilich haben diese Leute ihre Zunge
ÜBERSETZUNG: VORWORT
n/I2/13
nicht gegen mich ins Feld geführt, um meine Politik zu stören, I oder sie gegen meine Glaubwürdigkeit bewaffuet ; das beweist das Lob für uns, das ihr Buch2 an vielen Stellen enthält. Dieser Umstand verspricht eine klare und deutliche Widerlegung eines eventuellen Verdachts, ich spräche zu meiner eigenen Verteidigung und ver suchte jegliche Frucht der Wahrheit aus ihrer Schrift auszutilgen; er beseitigt offen bar jeden Grund, der jemand zwingend auf solche Gedanken bringen müßte. Ich sage dies wirklich nur, da ich es sowohl mit der Wahrheit, wie auch mit den Ver leumdeten gut meine; mit der Wahrheit, weil ich mich für sie einsetze, da ich sie verjagt sehe; mit den Verleumdeten, weil ich nicht dulden kann, daß sie Unrecht leiden. Wie anders als auf diese Weise könnte man besser zeigen, von welchem Eifer für das Gute man beseelt ist? Alles behandeln zu wollen und in Einzelheiten zu widerlegen, wäre allerdings eine Aufgabe für jemand, der Zeit hat und immer nur über Bücher gebeugt sitzt. Im übrigen behaupten wir auch nicht, daß diese Leute alles erlügen, was sie geschrie ben haben (das kann man nicht einmal so leicht denen vorwerfen, die unglaubli cherweise behaupten, sie hätten die Quellen des Nils gesehen, oder denen, die die Antipoden und Bewohner des entgegengesetzten Erdteiles beschreiben, was das auch für Menschen sein mögen), aber aus dem Vielen und Verschiedenartigen, was sie falsch dargestellt haben, wollen wir einiges auswählen, wofür es unter den heute noch Lebenden viele Zeugen gibt, und dies werden wir vor dem Schiedsgericht der Wahrheit überzeugend widerlegen.« • An diesem Punkt seiner Rede angelangt, erging der Kaiser sich anschließend in Widerlegungen, die die Zustimmung von den Anwesenden erhielten, die persön lich die Taten verrichtet hatten, die von den Autoren verdreht und keineswegs in Übereinstimmung mit der Wahrheit dargestellt worden waren. Ich will mich für den Augenblick nicht länger bei diesen Dingen auf halten ; darüber wird im folgen den noch zu sprechen sein, wenn wir das gleiche Thema zu behandeln haben. Unse re Geschichtsschreibung / soll ihren Anfang nehmen mit den Ereignissen nach der Eroberung der Kaiserin der Städte durch die Lateiner. Was vor unserer Zeit geschah und was wir hauptsächlich von älteren Leuten erfahren haben, wird von uns nur in Kürze berichtet; das meiste ist ja schon von anderen behandelt worden, und außerdem wollen wir nicht ertappt werden, selbst an manchen Stellen unseres Werkes etwas falsch darzustellen, indem wir versuchen, in einer detaillierten und breit angelegten Erzählung Ereignisse zu schildern, für die wir nicht selbst Augen zeugen gewesen sind.
68
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL I KAPITEL l
2. Nachdem die Lateiner Konstantinopel eingenommen hatten [12. April 1204] , wurde das Rhomäerreich wie ein Schiff, das von heftigen Winden und Meeres wogen ergriffen wird, in viele Stücke und Teile zerrissen. Der eine erwarb sich die ses, ein anderer jenes Stück als Herrschaftsgebiet, wohin ihn gerade das Schicksal führte. Schließlich wurde, zu guter Letzt, in der Provinzhauptstadt Nikaia Theodo ros Laskaris zum Kaiser ausgerufen. Dieser war damals dreißig Jahre alt3. Ihm schlos sen sich alle bereitwillig an, indem die einen sich geschlagen gaben, die anderen sich widerstandslos unterwarfen. Eine Ausnahme bildeten nur der Herrscher von Kolchis, Alexios Komnenos, und in Europa der Herrscher von Thessalien und des sogenannten Alten Epeiros, Michael Angelos Komnenos4• Diese beiden hatten sich die am weitesten von der Kaiserstadt entfernten Teile, sozusagen die entgegenge setzten Grenzgebiete des Rhomäerreiches erworben und sich in sicherem Vertrauen auf ihre Festungen / die Herrschaft angemaßt. Sie haben diese bis auf den heutigen Tag wie ein väterliches Erbgut an ihre Kinder und Kindeskinder weiterzugeben ge wußt5• Es war Anfang Frühjahr, als die Lateiner die Kaiserstadt eroberten. Sie verteilten sie untereinander in drei Teile. Einen Teil erhielt GrafBalduin von Flandern, einen Teil GrafDoloikos von Bles [Ludwig von Blois] , und der Markgraf von Montfer rat wurde zum König von Thessalonike und der weiter entfernten Gebiete er nannt6• Zum Kaiser von Byzanz wurde Balduin ausgerufen [16. Mai 1204] . Dieser zog sofort gegen die westlichen Städte aus, die über Thessalien verstreut liegen. Er unterwarf sie auch alle sehr schnell, aber der Markgraf von Montferrat war nach Thessalonike gezogen und hatte die Stadt in seine Macht gebracht. Er überfiel auch von dort aus wie eine Feuersbrunst die entfernter gelegenen Städte und Dörfer und drang sogar in die Peloponnes vor7• In jenem Jahr [1204] lief für die Lateiner alles erfolgreich. Sie träumten sogar da von, im nächsten Jahr auch in den Osten einzudringen und dort alles zu unterwer fen ; es sollte den Rhomäern kein Funken der Herrschaft verbleiben. Als nun das Frühjahr kam [I205], bereiteten die lateinischen Heere sich vor, um unter Führung von Balduin selbst nach dem Osten überzusetzen8. Beinahe wären sie auch hin übergefahren und hätten über die restlichen Rhomäer den endgültigen Untergang gebracht, wenn nicht wie das Grollen eines gewaltigen Donners plötzlich die Nach richt von den Bulgaren sie in Schrecken versetzt und ihren Angriffsplänen Einhalt geboten hätte9• Johannes nämlich, der Bruder und Nachfolger Asens 1., hatte alle seine / bulgarischen Untertanen mobilisiert und führte außerdem ein großes Söldner-
ÜBERSETZUNG : KAPITEL I
I5/16
heer aus den Gebieten der Skythen [Kumanen] nördlich der Donau an. Er hielt es für opportun, die Städte und Dörfer in Thrakien anzugreifen, solange im rhomäi schen Staat Sturm und Chaos herrschten und die Lateiner sich um andere wichtigere Angelegenheiten kümmerten. In dieser Notlage entschlossen sich Balduin und die Männer, die mit ihm regierten, mit allen greifbaren lateinischen Streitkräften schnellstens bis zur Ebene von Orestias [Adrianopel) 1° auszurücken. So geschah es, und es kam zwischen beiden Heeren zu einer berühmten Schlacht [14. April 1205]. Auf beiden Seiten fielen viele, denn lange Zeit kämpften alle mit Mannesmut. Schließlich aber wichen die Bulgaren zurück, warum weiß ich nicht, sei es, daß sie der schweren Bewaffuung der Lateiner nicht standhalten konnten, sei es, daß sie die Lateiner absichtlich dorthin locken wollten, wo sie einen Hinterhalt gelegt hat ten. Dieser zweiten Ansicht möchte man sich am ehesten anschließen; denn während die Lateiner die Verfolgung möglichst weit fortsetzten, tauchten die Skythen aus ihrem Hinterhalt auf. Zur gleichen Zeit wandten sich, wie auf Verabredung, die Bulgaren und gemeinsam schlossen sie die Feinde völlig überraschend ein, schos sen mit Pfeilen, warfen Lanzen, schlachteten sie ab ohne Gnade, überdeckten die Er de mit Blut und Leichen. Groß war das Gemetzel unter den Lateinern, denn ihre schwere Rüstung machte es ihnen unmöglich, dem unaufhörlichen Angreifen und Zurückweichen, den unbeschwerten Flankenangriffen der Skythen zu begegnen. Mehrere wurden lebendig gefangengenommen, unter ihnen auch Balduin. Der Graf von Bles [Ludwig von Blois] / fiel im Kampf. Der Doge von Venedig, Erikos Dandulos [Enrico Dandolo], konnte mit nur sehr wenigen durch die Flucht ent kommen, starb aber bald darauf an den Wunden, die er im Kampf erlitten hattell. Die Masse der Bulgaren und Skythen hatte nun aber einen Vorgeschmack be kommen von dem nutzbringenden Reichtum, von den prächtigen Pferden und Wagen der Lateiner, und so rückten sie mutig vorwärts. Auch stellte sich ihnen kein feindliches Heer mehr gegenüber. So schloß sich ein Teil der thrakischen Städte freiwillig Johannes an, aber die meisten wurden mit Gewalt genommen, ihre Be wohner versklavt und ihre Mauem dem Erdboden gleichgemacht. Auf diese Weise verheerte Johannes mühelos sämtliche Städte und Dörfer und befestigte Plätze bis Thessalonike und Makedonien12• Was er hinterließ, war fast die sprichwörtliche )skythische WÜSte<13. 3 . Kaiser Alexios [mo Angelos] war aus Furcht vor den Lateinern rechtzeitig heimlich aus Byzanz geflüchtet und irrte nun in Thrakien umher. Dort wurde aber auch er gefangengenommen, und zwar vom Markgraf von Montferrat. Dieser be raubte ihn allen Reichtums, den er bei sich hatte, und ließ ihn ausgeplündert laufen.
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ÜBERSETZUN G : KAPITEL I
16/17/18
Alexios hielt sich darauflange Zeit in Achaia und in der Peloponnes auf14• Schließ lich erfuhr er, daß sein Schwiegersohn Theodoros Laskaris inzwischen als Kaiser über das östliche rhomäische Gebiet herrschte, nicht nur über Bithynien und die schmalen Küstenprovinzen, sondern auch bis tiefins Land hinein15• Ihm gehörte be reits ein sehr ausgedehntes Gebiet von Karien und dem Mäander im Süden bis zum Galatischen Meer und Kappadokien im Norden16• Dies veranlaßte Alexios aber nicht, dankbar seine Hände / zu Gott, dem Wohltäter der Menschen, zu erheben, der doch der Verwirrung der Vielherrschaft ein Ende gesetzt17 und wider Erwarten allen Rhomäern, die unversehrt dem lateinischen Sturm entkommen waren, einen rettenden Hafen geöffuet hatte und der auch ihm selbst Hoffuung bot auf aller größten Trost und auf Erholung vom langen Umherirren mit seinen vielen Mühse ligkeiten. Nein, Alexios betrachtete diese Entwicklung als ein Unglück und überließ seine Seele dem Pfad des Neides und der Eifersucht; ja, kurz gesagt, er erdreistete sich zum mörderischen Kampf gegen seinen eigenen Verwandten. Er überquerte also
das Ägäische Meer nach Asien und begab sich heimlich zum Herrscher der
Türken, Jathatines [Ghiyäth al-Din Kay Khusraw I.] , der sich zu jenem Zeitpunkt bei der Stadt des Attalos [Attaleia] aufhielt18• Er setzte sich als erbärmlicher Schutz flehender zu dessen Füßen und bat ihn, ihm zu helfen, die Kaiserherrschaft zurück zugewinnen. Er erinnerte ihn an die alte Freundschaft, die einst zwischen ihnen be stand19, und j ammerte ihm unter vielen Tränen die Schicksalsschläge vor, die er in letzter Zeit erlitten hätte. Dazu versprach er ihm eine Menge Geld. Der Barbar hatte einerseits ein williges Ohr für die Geldversprechungen, träumte aber unter anderen Vorteilen auch davon, wieviel Gewinn ihm ein Feldzug gegen ein an deres Volk brächte. Er mobilisierte alsogleich seine Truppen und schickte Kaiser Theodoros Gesandte mit massiven Drohungen, er solle sofort den Kaiserthron seinem Schwiegervater überlassen. Theodoros geriet zuerst in Verwirrung, faßte sich aber schnell und setzte alle seine Hoffuungen auf den Allmächtigen. Die Ge sandten schickte er unverrichteter Dinge zurück, ging selbst sofort
ans
Werk und
sammelte sein Heer20• Dies war freilich / im Vergleich zu den persischen Heerscha ren klein und für jene als Gegner völlig ohne Bedeutung, aber mit Gottes Hilfe den Persern21 weit überlegen. Der Barbar marschierte mit seinen Reitern und seinen Fußtruppen nach Antio cheia
am
Mäander, umzingelte und belagerte es
fI210]. Er rechnete damit, daß er
nach der Eroberung dieser Stadt sehr leicht auch die übrigen Städte des Rhomäer reiches würde unterwerfen können. Er hatte auch Kaiser Alexios bei sich, um durch ihn seine Pläne leichter verwirklichen zu können. Der Kaiser hielt es für besser, nicht im eigenen Land den Angriff der Barbaren abzuwarten und erst zu diesem
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ÜBERSETZ UNG: KAPITEL I für den Gegner günstigen Zeitpunkt aufzubrechen. Er überlegte, daß sie durch die Eroberung von Antiocheia und die dabei gemachte Beute noch mehr Mut fassen würden und außerdem die Stadt als eine uneinnehmbare Operationsbasis gegen die Rhomäer benutzen könnten. Darum zog er in großer Eile gegen die Feinde dorthin, mit nicht mehr als zweitausend Reitern. Achthundert davon sollen latei nische Söldner gewesen sein, auserlesene, wahrhaft von Kampfesmut strotzende Männer. Am dritten Tag durchzog er die unwegsame Gebirgsgegend um den Olymp, welche in ihrer ganzen Länge die Grenze zwischen Bithynien im Nor den und die beiden Phrygien im Süden und Westen bildet. Von dort erreichte er in elf Tagen den Kaystros und überquerte ihn. Der unerwartete Vorstoß erfüllte den Barbarenherrscher mit Schrecken und stellte ihn vor ein Rätsel. / Als er davon er fuhr, wußte er nicht, ob er schlief oder wachte. Es war, als ob ein Löwe ohne Krallen und Zähne sich mutig auf einen Trupp Bären und Wölfe stürzte. Der Perser wußte, daß das Rhomäerreich vor knapp einem Jahr22 in tausend Stücke auf geteilt worden war und daß die Rhomäer teils in alle Richtungen zerstreut, teils dem lateinischen Schwert zum Opfer gefallen waren. Übriggeblieben war, wenn nicht überhaupt nichts, so doch nur sehr wenig, kaum genug, um eine vollständige Ab teilung eines einzigen Taxiarchen zu bilden. So kam es, daß er mit sich selbst nicht einig werden konnte ; im einen Augenblick verwarf er den Bericht, daß der Kaiser heranrücke, als einen Traum, im anderen betrachtete er die ungestüme Kühnheit des Vormarsches als ein Zeichen von Torheit und Leichtsinn. Trotzdem schien es ihm gut, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Er sagte sich nämlich, daß gelegentlich auch die Unterschätzung eines kleinen Übels eine große Gefahr verursachen könne und daß schon oft kleine Heere durch energischen Einsatz mühelos große und um ein Vieles zahlreichere, aber untätige und pßichtvergessene Armeen niedergekämpft hätten. Er versammelte also alle Truppen, die Schleuderer und Bogenschützen, die Nahkämpfer mit Speer oder Schwert, insgesamt beinahe 20 000 Mann. Mit diesem Heer stellte er sich zur Schlacht [Frühjahr I2U]23 und wartete auf den Angriff des Kaisers. Es ärgerte ihn freilich, daß das Terrain, auf dem die Schlacht stattfmden sollte, eng und für die Reiterei ungünstig war; es benachteiligte ein Riesenheer ge nau in dem Maße, in dem es einer kleinen Streitmacht zustatten kam ; er wartete aber trotzdem. Die achthundert Lateiner des Kaisers bildeten eine geschlossene Kampfreille und durchbrachen zuerst / die Mitte der feindlichen Schlachtordnung. Sie kämpften mit großer Kraft und metzelten die Gegner nieder, bis sie ganz zur Nachhut durchgedrungen waren. Darauf kehrten sie wieder um und leisteten so 4.
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL I
20/21 gründliche Arbeit,
daß der Nahkampf die Schleuderer und Bogenschützen der
Perser zu Untätigkeit verurteilte. Auch der Kaiser selbst und seine Männer blieben nicht zurück. Sie nahmen in einzelnen Abteilungen den Kampf mit den Feinden auf und verrichteten tapfere und mutige Taten, bis die Feinde zur Besinnung kamen und ohne Aufschub die Lateiner angriffen und einkreisten. Dank ihrer Menge konnten sie sie, wenn auch nicht ohne Mühe und unter großen eigenen Verlusten, zusammen hauen. Darauf griffen sie die unseren an, töteten die einen und trieben die anderen in die Flucht. Der Anführer der Türken, Sultan Jathatines, ließ alle laufen, ritt an allen vorbei und suchte den Kaiser selbst. Als er bis zu
ihm vorgestoßen war,
griffer ihn an, denn er hatte eine hohe Meinung von seiner eigenen Körpergröße und Kraft. Wie ein furchtbarer Lictor24 erhob er sich vor
ihm und ließ einen schweren
Schlag auf sein Haupt niedergehen. Der Kaiser hielt den ersten Schlag nicht aus. Es schwanden
ihm die Sinne und er fiel vom Pferd. Aber Gott zögerte nicht; er
war entschlossen, die niedergeworfene Macht der Rhomäer wiederaufzurichten. D arum führte er den Kaiser aus der Tiefe des Elends und aus dem Schlamm des Morastes
empor und stellte seine Füße auf einen Felsen [vgl. Ps. 39,3 ] ; er, der wie ein Toter vom Pferd gestürzt war, stand plötzlich auf und gleichsam getrieben von einer rasenden und übernatürlichen Angriffslust wandte er unerwartet den Untergang ab auf den Barbar.
/ Er entblößte sein Schwert, schlug dem Pferd des Barbaren die ihm den
Vorderbeine ab und warf so den Reiter, den Sultan, zu Boden. Er hieb
Kopf ab, spießte ihn auf und zeigte ihn den barbarischen Truppen. Das war der Beginn der Rettung der Rhomäer. Er brachte ihre Flucht zum Stehen und gab ih nen wieder Halt. Das erwirkte die Hilfe Gottes, der alles in seiner Macht hat, was die Kraft der Menschen übersteigt. Schrecken und Angst übermannten die Barba ren, sie wandten sich in aller Eile und flüchteten, so schnell sie konnten. Der Kaiser, wider Erwarten aus dieser großen Gefahr befreit und noch unerwar teter Sieger geblieben, zog als Triumphator in Antiocheia ein und dankte Gott von ganzem Herzen. Die Barbaren entboten an ihn unverzüglich eine Gesandtschaft und baten um einen Friedensvertrag, den sie auch erhielten, aber nicht so, wie sie es sich gewünscht hatten, sondern wie es dem Kaiser gefiel25• Dieser nahm auch seinen Schwiegervater Alexios gefangen, der sich bei den Feinden befand. Er nahm ihn mit nach Nikaia und zwang ihn, das Mönchskleid anzunehmen. Im übrigen trug er
daß er alles Notwendige erhielt26• In jener Zeit hatte der Kaiser auch seine Frau durch den Tod verloren. Er heira tete nun [1219] als zweite Frau die Schwester des damaligen [lateinischen] Kaisers von Byzanz Robert [Robert von Courtenay, 1221-1228]27. Mit ihr lebte er nicht lange zusammen, und sie schenkte ihm auch keine Kinder, sei es, daß sie unfruchtSorge,
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ÜBERS ETZUNG: KAPITEL II
bar war, sei es, da der Kaiser bald darauf starb und ihr keine Zeit gab, Mutter zu werden. Er lebte nämlich nur noch drei Jahre mit ihr. I
KAPITEL II I . Nach achtzehnjähriger Regierung starb Theodoros Laskaris [1222]28. Zum Nachfolger hatte er seinen Schwiegersohn Johannes Dukas, den Mann seiner Toch ter Eirene, angewiesen, denn er hatte keinen Sohn29• Die Kaiserin blieb zurück, ohne richtig in den Genuß der Hemchaft gekommen zu sein. Sie war ja ohne Kinder ge blieben und überlebte ihren Mann nur kurze Zeit. Kaiser Theodoros Laskaris zeichnete sich aus durch eine unwiderstehliche Ener gie. Er setzte sich dem Risiko vieler Schlachten aus und wendete viel Geld auf, um zahlreiche Städte mit prächtigen Gebäuden zu restaurieren. Dadurch brachte er den Angriff der Lateiner zum Stehen und vertrieb sie. Er verdarb aber vieles da durch, daß er oft nicht den richtigen Augenblick abwartete, eine Sache in Angriff zu nehmen. Sein Schwiegersohn und Nachfolger Johannes Dukas war ein außer gewöhnlich kluger Mann mit ausgewogenem und festem Charakter; ein gerader Kurs kennzeichnete seine Regierung. Er vergrößerte in kurzer Zeit in angemessener Weise den Verwaltungsapparat des rhomäischen Staates und das Heer. Er ging dabei wohlüberlegt vor und vernachlässigte nichts bei der Ausführung dessen, was be schlossen war. Alles regelte er mit Maß und Ziel und zum richtigen Zeitpunkt. Viel leicht trifft man das Richtige, wenn man behauptet, daß die erste Zeit die drauf gängerische Energie Kaiser Theodoros' verlangte, und darum war sie auch da, die darauffolgende Zeit aber den ausgewogenen Charakter des Kaisers Johannes erfor derte, und darum gab es ihn ja; denn der Herr, der alles aus dem Nichts schafft, fand auch die richtigen Männer, als es sein Ratschluß war, die vernichtete und erstorbene Hemchaft der Rhomäer wieder aufzurichten. I Über die Byzantiner3° hemchte in jener Zeit Robert, ein Neffe des kurz zuvor [1216] verstorbenen Heinrich. Zu ihm waren die Brüder des Kaisers Theodoros Laskaris, Alexios und Isaak, übergelaufen, aus Neid und langgehegter Eifersucht, daß nicht sie Nachfolger auf dem Kaiserthron geworden waren. Immerhin waren sie mehr von kaiserlichem Blute als der bloß verschwägerte Johannes. Diese beiden also sammelten mit Hilfe von Geldgeschenken und Versprechungen ein lateinisches Heer, so groß, als es Robert damals zur Verfügung stand - ein großes Heer, gut be wafIDet und tapfer im Kampf - und zogen gegen Kaiser Johannes Dukas aus. Sie wollten versuchen, ihn zu stürzen und die Macht an sich zu bringen. Sie setzten
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ÜBERS ETZUNG : KAPITEL
II
nach Asien über, ließen ihre Schiffe bei Lampsakos zurück und zogen einen Tages marsch landeinwärts. Dieses Gebiet hatte Heinrich vor kurzer Zeit den Lateinern unterworfen31• Dort stießen sie auf den Kaiser, der die rhomäischen Streitkräfte gegen sie ins Feld führte. In einer ruhmreichen Schlacht wurden die Lateiner besiegt [1224] und zugleich gingen ihnen sämtliche Städte verloren, die ihnen bis dahin unterworfen gewesen waren ; diese schüttelten sofort das Joch der lateinischen Knechtschaft ab und ergaben sich aus freien Stücken dem Kaiser32• 2. Inzwischen erhob sich aus dem Abgrund Thessaliens ein neues Übel, Theodo ros, der Bruder des Michael Angelos, der beim Tod seines Bruders [ca. 1214/5] die Herrschaft übernahm. Er war ein energischer Mann und gefährlich in seinem Streben, neue Machtverhältnisse herbeizuführen. Immer mehr begehrend, 1 ver größerte er sein Herrschaftsgebiet, so sehr er konnte. Alle Städte des Westens, welche vor kurzer Zeit der Macht der Lateiner unterworfen worden waren, eroberte er von Thessalien aus ohne Mühe und brachte sie auf seine Seite, bis er sogar die große Stadt Thessalonike, die Hauptstadt der Makedonier, einnahm [1224] . Er nutzte da zu die Zeit, in welcher der Markgraf nicht in der Stadt, sondern in seinem Vater land, der Lombardei, war. Darauf nilim er sofort den Kaisertitel an und ließ sich vom damaligen Erzbischof Bulgariens zum Kaiser salben33• Dessen erzbischöflicher Sitz war nämlich vor langer Zeit von Kaiser Justinian, der dort geboren wurde, außer aufviele andere Weisen auch dadurch geehrt worden, daß er ihm den Nanlen Prima JustinianaS4. gab und, was wichtiger ist, bleibende Autonomie verlieh, aller dings ohne die Vollmacht, den Kaiser der Rhomäer zu salben. Dieses Vorrecht steht laut Gesetz anderen zu. Zu einem solch unsinnigen Vorgehen kanl es durch die Furcht, welche der Usurpator Angelos bereits einflößte, und auch durch den Leichtsinn und die Einfältigkeit des damaligen ErzbischofS. Jetzt will ich aber erst erklären, wie jene Gegend den Nanlen Bulgarien erhalten hat : Nördlich der Donau gibt es ein Gebiet, das von einem großen Fluß durchquert wird, den die Einheimischen Bulgas nennen. Diesem Fluß entlehnten sie auch selbst ihren Nanlen Bulgaren, denn ursprünglich waren sie Skythen3s• Aus diesem Gebiet siedelte dieses Volk mit Frauen und Kindern um zu der Zeit, als die Pest der Bilder bekämpfung gegen die Frommen wütete [8. Ib.]. Mit einer unzählbaren Menge überquerten sie die Donau und zogen 1 durch die beiden nach der Donau kommen den Provinzen Mysien [superior und inferior]. Dabei machten sie alles zur >mysi schen Beute<, wie es im Sprichwort heißt36, und verheerten alles wie Heuschrecken oder wie ein Blitz vom Himmel. Sie siedelten sich in Makedonien und im dahinter liegenden illyrien an, denn diese schöne Gegend gefiel ihnen. Die obengenannte 75
ÜBERSETZUN G : KAPITEL II Stadt, welche Justinian getauft hatte, wie
zum
27/28 Sitz eines Erzbischofs erhoben und Prima Justiniana
wir erwähnten, wurde in der nachfolgenden Zeit von ihnen als
ihre Kaiserstadt betrachtet. Durch die Überlieferung des Volkes erhielt dann das Gebiet den neuen Namen Bulgarien und Prima Justiniana bekam den Namen Metropolis von Bulgarien. Nach vielen Jahren vemiLhtete schließlich Kaiser Basileios der Bulgarentöter [976-1025] in vielen Schlachten dieses Volk und unterjochte es. Die überlebenden siedelte er aus diesem Gebiet in Nieder-Mysien an der Donau um,
aber der Name blieb gleichsam als Monument jenes Volkes dem Erzbistum
erhalten. Kehren
wir nun in die frühere Spur unserer Berichterstattung zurück.
Theodoros Angelos, Kaiser geworden, wie gesagt, verheerte das Land, zog immer weiter, streifte links und rechts seines Weges, überschritt eine Grenze nach der ande ren, bis er vor die Pforten von Byzanz vordrang, da ihn weit und breit niemand ab wehrte [1225]. Die Städte von Makedonien und Thrakien waren völlig erschöpft durch die vielen Plünderungen, welche sie nacheinander seitens der Lateiner, der Bulgaren und der Skythen in kurzer Zeit hatten erdulden müssen ; denn welches Übel verübte nicht
das blutdürstige Volk der Skythen, als es auf unmenschliche
Weise über die Christen herfiel? Und die Lateiner zeigten sich keineswegs sanfter / als die Skythen ; vielmehr überboten sie die skythische Unmenschlichkeit um ein Vielfaches. Nicht nur einmal erduldeten die unglücklichen Bewohner dieser Gebie te die furchtbare Besatzung durch das eine und das andere Volk, sondern zweimal und dreimal und viele Male. Dieser Streifzug des Angelos erschöpfte jedoch beinahe alles, wenn noch etwas übriggeblieben war. Da sah man Häuser ruiniert, Mauem niedergerissen, lenmisches Unheil, trojanische Tränen, ein Schauspiel vieler Übel aller }.rt37. 3. Zu jener Zeit herrschte über die Bulgaren der Sohn Asens 1., Johannes [Ivan Asen 11. 1208-1241]. Dieser sah, wie der genannte Theodoros Angelos auch bulgari sches Gebiet angreifen wollte und schon mit einem mächtigen, plündernden Heer haufen heranrückte38• Er holte sich darum Hilfstruppen bei den Skythen, schlug sich mit Theodoros in einer schweren Schlacht [1230], besiegte ihn und nahm ihn gefan gen und ließ ihm die Augen ausstechen39• So ereilte ihn die Strafe dafür,
daß er das
legitime Kaisertum der Rhomäer verachtet und sich selbst den Kaisertitel angeeignet hatte, wie auch dafür,
daß er sich seinen Stammesbrüdern, die von den Streifzügen
der Italier und der Bulgaren heimgesucht worden waren und Bedauernswertes er litten hatten, nicht barmherzig gezeigt, sondern Übeln Übel und Blutvergießen Blutvergießen hinzugefügt hatte. Auch Kaiser Johannes vergrößerte bald die Macht des rhomäischen Staates. Er
ÜBERSETZUN G : KAPITEL II zeigte sich als ein geschickter Verwalter des Staatshaushalts und als ein ausgezeich neter Steuermann des Staatsschiffes der Rhomäer. Er ließ eine Menge Kriegsschiffe bauen, unternahm eine Expedition gegen die Inseln der Ägäis und / eroberte sie alle in kurzer Zeit, Lesbos und Chios, Samos und Ikaria und Kos, und alle, die in ihrer Nähe liegen. Dabei blieb es nicht, sondern er setzte auch nach Rhodos über und brachte die Insel in seine Gewalt [ca. 1225]4°. Nun beherrschte die kaiserliche Flotte
das Meer, und in Asien verhielten sich die
persischen Streitkräfte ruhig, während auch die Macht der Lateiner allmählich zu rückging und sich verringerte. D arum entschloß sich der Kaiser, mit seinem Heer aus Asien nach Europa überzusetzen, um die dortigen unglücklichen Städte aus der Macht der Bulgaren und ltalier zu befreien. Zum Frühlingsanfang [123 5] überquerte er den Hellespont, fiel zuerst in den Chersones ein und verheerte und versengte von dort aus
das angrenzende Gebiet, um die Lateiner in ihren Festungen in
Schrecken zu versetzen. Er nahm auch viele der Küstenstädte ein, Kalliupolis, Sestos, die Stadt der Kardianoi und alle anderen in ihrer Nachbarschaft ;
zum
Teil
mußte er sich diese mit Gewalt durch Belagerung unterwerfen, zum Teil ergaben sie sich freiwillig. Während der Kaiser dieses Unternehmen durchführte, kamen Gesandte der Bulgaren zu ihm. Diese wollten Frieden schließen und verlangten Theodoros, den Sohn des Kaisers, zum Schwiegersohn für Asen [Ivan Asen II.] durch Heirat mit des
sen Tochter Helena. Dem Kaiser war diese Gesandtschaft überaus willkommen, denn er wünschte sich Asen nicht als Gegner, während er sich anderen wichtigeren Unternehmungen widmete4l• Asen war der direkte Nachbar der Skythen aus den Gebieten an der Donau und er hätte mit ihnen zu jeder Zeit Streifzüge unterneh men und wie ein Sturzbach alles, was ihm vor die Füße kam, mitreißen können. So wurde
das Anliegen der Gesandtschaft sofort erfüllt und die Verschwägerung ver
traglich abgemacht. Der Kaiser kam auf dem Chersones mit Asen zusammen, / und sie verehelichten den noch nicht erwachsenen Sohn des Kaisers, Theodoros Laskaris den Jüngeren, mit Asens zwölfjähriger Tochter Helena. Bei dieser Gelegenheit er hielt auch der Bischofvon Ternobos [Trnovo] für immer Autonomie ; bis dahin war er wegen der alten Volksverwandtschaft vom Erzbischof von Prima Justiniana abhängig gewesen42•
Als es Sommer geworden war, durchzog der Kaiser die Städte Thrakiens und Makedoniens. Er begann sozusagen bei den Pforten von Byzanz und rückte vor bis zum
Strymon. Anfang Herbst hatte er sie alle unterworfen. Damit hatte er alle seine
Ziele erreicht. So kehrte er selbst nach Nikaia zurück und sandte die Soldaten
zur
Überwinterung nach Hause.
77
ÜBERS ETZUN G : KAPITEL I I 4.
An dieser Stelle meines Werkes angelangt, scheint es
mir angebracht,
etwas
zu sagen über die Skythen, die in jener Zeit Asien und Europa durchstreiften43• Im Nachfolgenden werde ich nämlich gezwungen sein, auf sie zurückzukommen. Dar um ist es notwendig,
daß ich hier, soweit das möglich ist, ihre Geschichte kurz
zusammenfasse und dazu einige Erläuterungen vorausschicke. Ich würde sonst Ge fahr laufen, über Ereignisse, die
mir
bekannt sind, zu schreiben, als ob sie auch
dann zu falschen Ansichten Anlaß geben daß die Leser von einer Vermutung zur anderen übergehen, so wie
meinen Lesern bekannt wären. Ich würde und schuld sein,
Jagdhunde, die Hasen aufspüren, mit ihrer Nase von Spur zu Spur wechseln. Die Skythen sind ein viele Menschen zählendes Volk, / und sie hausen weit nörd licher als alle von uns bewohnten Gegenden liegen ; freilich nicht direkt am Nord pol, aber doch im nördlichsten von allen Parallelkreisen, in welche dieWeh eingeteilt wird. So jedenfalls haben es uns die alten Historiker überliefert und so haben wir es unsererseits, soweit es uns möglich war, durch langjährige Untersuchungen ermit telt. Homer schildert die Skythen als Menschen, die von Milch leben, keine Gewalt kennen und die gerechtesten von allen sind44• Es gibt bei ihnen keine Kochkunst, keinen reichgedeckten Tisch. An Pflanzen und Pflügen denken sie nicht einmal im Traum. Sie nähren sich von Kraut, das die Erde von selber wachsen läßt, und vom Fleisch und Blut ihrer Lasttiere und des übrigen Viehs. Auch was sie an wild und Geflügel erbeuten können, gehört zu ihrer ohne Mühe erworbenen Nahrung. Ihre improvisierte Kleidung bilden Tierfelle. Silber, Gold, Perlen, Edelsteine sind ihnen nicht mehr wert als Staub. Festveranstaltungen, ehrgeizige Schauspiele, Ratsver sammlungen über Schiffsbau, Flottenführung oder Marktordnung sind ihnen un bekannt .
In dieser Hinsicht herrscht bei ihnen vollkommener Friede und ist ihr
Leben frei von Unruhen. Im menschlichen Körper bietet die Materie den Fieber anfällen einen Angriffspunkt. Diese wüten, solange Materie vorhanden ist ; sobald aber langes Fasten und die von den Ärzten verschriebenen Tränke auf den Körper eingewirkt und die ganze Kraft erschöpft haben, hört das Fieber sofort auf / und die Krankheit klingt ab. So verhält es sich auch mit den Skythen. Da
es
bei ihnen
die Dinge, die Streitsucht und Zwietracht verursachen, die zu gegenseitigen Nach stellungen und Blutvergießen
Anlaß geben, nicht gibt, fehlen selbstverständich
auch Prozesse, Gerichtssitzungen, Überredungskunst, Wortverdrehung und Irr gänge von Gedanken. Darum ist bei ihnen eine natürliche Gerechtigkeit zu HaIuse und eine individuelle Freiheit ohne Neid. D arum auch nannte Homer sie die ge rechtesten der Menschen. Ihr Name ist uns von den alten Weisen verschieden überliefert. Homer nennt sie Kimmerier45, Herodot, der über Persien geschrieben hat, Skythen verschiedener
ÜBERSETZUNG : KAPITEL II Stämme46, der Chaironäer Plutarch Cimbern un d Teutonen4? Plutarch freilich gibt den Namen ohne Gewähr, aber er bietet ihn doch, wenn auch so, als ob er zweifelte und seinen eigenen Angaben nicht traute48• Ihren richtigen Namen dürften sie selbst in ihrer eigenen Mundart kennen. Die Autoren, die ihnen griechische Namen gegeben haben, nennen sie mal so, mal so, wie es jedem gefällt, wenn sie auf diese Menschen zu sprechen kommen, die sich von dort her wie ein Sturzbach über un sere zivilisierte Welt ergießen und bald diese, bald jene Gebiete in Besitz nehmen. So wie Gott mit verschiedenen furchterregenden Phänomenen oft den Menschen droht, vom Himmel her mit Blitz und Feuer und schweren Regenfällen, von der Erde her mit Erdbeben und Aufbrechen des Erdbodens, von der Luft her mit Windho sen und Stürmen, so verfügt er auch über dieses Volk, gleichsam eine furchterre gende Erscheinung aus dem Norden, aus dem hyperboräischen Gebiet,
das
er an
stelle einer anderen Geißel schickt, / wie und wann es die Vorsehung will. Von die sem Volk spalteten sich oft Gruppen ab, die viele Gegenden verheerten und sehr viele Völker unterjochten, so wie wenn ein Stück eines großen Meeres sich über einen Abhang in die Tiefe wälzt und alles überspült und mitreißt, was es auf seinem Weg findet. Aus ihrer Heimat ziehen die Skythen freilich ohne Hab und Gut aus, aber später ändern sie ihre Lebensweise und nehmen die Sitten der Gebiete an, in welchen sie sich niederlassen. Flüsse, die aus sehr hohen Bergen hervorbrechen und ihren Strom ins Meer ergießen, ändern ihr trinkbares Wasser nicht sofort vor der Meeresküste in Salzwasser, sondern strömen noch ein ganzes Stück unvermischt
ins Meer und mischen sich erst dann mit dem Meereswasser und weichen der Kraft der größeren Masse ; so bewahrten auch die Skythen, die dem Land, aus dem sie ursprünglich ausgezogen waren, am nächsten wohnten, den ehemaligen Namen noch unverändert und hießen Skythen und ihr Land Skythien. Das waren die, wel che nördlich der Quellen der Tanais [Don] wohnten, sowie die, die später diesen Fluß überquerten, sich über Europa ergossen und das Land westlich des großen maiotischen Sees [Asowsches Meer] unter sich aufteilten. Viele, viele Jahre später strömten aus dem Ursprungsland wie aus einer großen Quelle zwei weitere Gruppen. Die eine unterwarf sich die nach Asien hin wohnen den Sauromaten und drang bis
zum
Kaspischen Meer vor. Diese vergaßen ihren
ererbten Namen / und nannten sich Sauromaten und Massageten, Melanchlainoi und Amazonen; kurz gesagt : von den verschiedenen Völkern, die sie unterjochten, übemahrnen sie die Sitten so intensiv und unaustilgbar, daß sie auch ihren Namen teilten49• Die Gruppe aber, die nach Europa schwenkte, verheerte das ganze Fest land am Ozean; auch diese änderten ihren Namen in Sarmaten und Germanen. Später fielen sie auch in das keltische Land ein, eroberten es und nannten sich Kel-
79
ÜBERSETZUNG: KAPITEL II ten und Galater. Ich gehe hier nicht auf die Cimbern und Teutonen ein, die schließ lich, Zehntausende an der Zahl, mit Frauen und Kindern über die AlpengegenIta lien zogen. Sie wurden, allerdings mit Mühe und Not, von den römischen Streit kräften unter Führung der damaligen Konsuln Gaius Marius und Lutatius Catulus vernichtet [101 v. Chr.] . Wozu auch sollten wir uns darüber aufhalten, wie sie sich sogar die westlichen Iberer unterwarfen, die Meerenge bei den Säulen des Herakles überquerten und oft sogar in Libyen eindrangen50• Wen sie auch angreifen, den schlagen sie fast immer ; sie herrschen über die Gebiete anderer Völker, aber ihr eigenes Skythien scheint nie von jemand unterworfen worden zu sein. Der Grund dafür ist, daß sie von Anbeginn einem weichen und luxuriösen Leben abgeschworen haben, .kein Brot essen, keinen funkelnden Wein trinken«51, darum auch die Erde nicht pflügen und keinen Weinstock pflanzen52 oder irgendwelche anderen Saatfrüchte züchten, die den Bewohnern der südlicheren zivilisierten Welt zur Nahrung dienen. Das alles ist für die Skythen, die daran gewöhnt sind, / angenehm und keineswegs beschwerlich, für ihre Feinde aber der größte Feind. Diese führen mehr Lasttiere als Kriegsmaschinen mit sich und brauchen überall, wo sie ihr Lager aufbauen, ein großes und vielfältiges Angebot von Waren, um für sich selbst und für ihre Last tiere alles Nötige zu besorgen. Die Skythen aber, die immer ein unbeschwertes Le ben führen ohne den Ballast vieler Konsumgüter, ziehen leicht in den Krieg und legen manchmal wie die Vögel in der Luft in einem Tag drei Tagemärsche zurück. Ein Land nach dem anderen erreichen sie, bevor man von ihnen gehört hat; nichts führen sie mit, haben aber alles, was am meisten zu einem leichten Sieg beiträgt: eine beinahe unzählige Menge, äußerste Beweglichkeit und Schnelligkeit im Auf marsch und, was wichtiger ist, einen rücksichtslosen Einsatz des eigenen Lebens und einen frontalen Angriff im Kampf; wie von wilden Tieren. 5. Ich muß zurückkehren zu dem Punkt, wo ich meine Erzählung unterbrochen habe. Es regierte schon Johannes Dukas über die Rhomäer, als ein großer Teil der Skythen, viele Zehntausende an der Zahl, sich von den Hyperboräern im Norden abtrennte und vereint bis zum Kaspischen Meer herunterkam. Inzwischen aber starb ihr Anführer Sitzichas [Dschingiz Khän] , und darauf teilten seine beiden Söhne Chalau [Hülägü] und Telepugas [Teleboga] die Führung der Heere53• Chalau rückte südlich des Kaspischen Meeres und des Flusses Jaxartes in das tiefer gelegene Asien. Der Jaxartes entspringt in den skythischen Bergen, fließt mit seinem tiefen und brei ten Strom durch das Gebiet der Sogdianer und mündet in das Kaspische Meer. / Über diese Gruppe werde ich weiter unten sprechen54• Zuerst fordert der Bericht über Europa unsere Aufmerksamkeit. Der andere Sohn des Sitzichas, Telepugas55,
80
ÜBERS ETZUNG : KAPITEL II vergrößerte sein Reich nach Süden hin bis z u den Kaukasuspässen und dann bis zum
Kaspischen Meer. Darauf zog er durch das Land der Massageten und der
Sauromaten und unterwarfes mitsamt den Völkern, die am maiotischen See und am Tanais wohnen. Anschließend zog er an den Quellen des Tanais vorbei, stieg in die Ebene hinab und stürzte sich auf die europäischen Völker. Diese bildeten eine bun te Menge. Einige wohnten im Inland;
das waren Reste früherer
Gruppen von Sky
then, zum Teil Nomaden, zum Teil Ackerbauern. Andere wohnten amMaiotischen See und an der pontischen Küste, nämlich die Zichen und Abasgen, die Gothen und Hama:xobioi, die Tauroskythen und Borystheniten [Borysthenes
=
Dnjepr] ,
und außerdem die, welche an der Donaumündung in Mysien ansässig waren ; diese hießen Hunnen und Komanen; von einigen werden sie auch Skythen genannt. Diese alle waren entsetzt über den unwiderstehlichen Ansturm der neuerdings ein fallenden Skythen und hielten es für nötig, ihr Gebiet zu räumen56• Es gab für nie mand Hoffuung, ihnen Widerstand leisten zu können. Alle Städte und Völker bebten vor Angst und wie Ähren auf der sommerlichen Tenne wurden sie zerrie ben und vertilgt57• Darum verzichteten sie darauf, gegen die Skythen zu kämpfen, / und überquerten mit Frauen und Kindern die Donau. Statt Flöße zu bauen, benutz ten sie dazu mit Stroh gefüllte Säcke58• Längere Zeit irrten sie in Thessalien umher auf der Suche nach einem passenden Wohnsitz ; ihre Zahl belief sich auf minde stens zehntausend. Aber bevor sie dieses Umherirren beendeten, zog Kaiser Johan nes sie mit großzügigen Geschenken und anderen Wohltaten auf seine Seite und verleibte sie den rhomäischen Streitkräften ein ; dazu gab er einem Teil von ihnen Gebiete in Thrakien und Makedonien zum Wohnsitz, anderen Gebiete in Asien, nämlich am Mäander und in Phrygien [1242]59. Jetzt müssen wir uns wieder dem Osten zuwenden und Bericht erstatten über die nördlichen Skythen, die sich wie ein erdrückender Heuschreckenschwarm über Asien ergossen hatten und dies beinahe bis
=
Grenze in ein Chaos verwandelten
und unterjochten60• Diese waren zuerst durch die Kaspischen Pforten61 gezogen, hatten den Sogdianern und Baktrianern wie auch dem aus vielen großen Quellen gespeisten sogdianischen Fluß, dem Oxos [Amu-darja] , den Rücken gekehrt und hatten am Fuß der an dieses Gebiet grenzenden Berge überwintert. Inzwischen ge nossen sie den Reichtum dieser Gegend und die zuvor gemachte Beute. Das ge nannte Gebirge zählt viele hohe Gipfel, die sich alle so aneinander anschließen,
daß
sie gleichsam einen Berg bilden, dessen üblicher Name Tauros ist und der ganz Asien in der Mitte durchschneidet. Der Anfang dieses Gebirges liegt im Westen nahe am Ägäischen Meer und es spaltet von dort ab ganz Asien in zwei / Teile, bis es im Süden direkt am Ozean endet. Im Frühling, der das Antlitz der Erde überall mit dem Grün
81
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL II des Grases bekleidet, verließen die Skythen wie Ziegen- und Rinderherden ihren Winterverbleib und überstiegen massenweise die Gipfel der Berge. Sie stürzten sich auf die darunter wohnenden Völker und behandelten sie alle als Beute. Bis Indien, das sich beiderseits des größten der Flüsse, des Indos, erstreckt, stießen sie vor und zwangen auch dieses Land unter
das Joch der Knechtschaft62• Sie zogen aber
nicht mehr weiter nach Osten, da dieses Gebiet zu unwegsam und heiß war. Statt dessen wandten sie sich nach Arachosien und Karmanien, und da sich alle bald unterwarfen, erreichten sie auch die Chaldäer und die Araber. Von dort zogen sie durch das Gebiet der BabyIonier und Assyrer und besetzten Mesopotamien. Die ses herrliche Gebiet gefiel ihnen, und so beendeten sie hier ihre Irrfahrt, drei Jahre nachdem sie den Jaxartes überquert und sich von ihrem Volk getrennt hatten. In dieser Zeit hatten sie sich zu den Herren Südwestasiens gemacht. Aber ein Feuer, das in dichtes Gebüsch einbricht, verzehrt nicht nur
das Holz, das es zuerst ergreift,
sondern, da alles rundherum aus dem gleichen Material ist, weidet es auch das mit Leichtigkeit ab. Auch der Führer jener Skythen fand keine Ruhe, nachdem er sich die, was menschlichen Komfort betrifft, auserwählteste Gegend Asiens zum Wohn sitz ausgesucht hatte, sondern griff auch die umliegenden Gebiete an. Er sandte seine Satrapen und Chiliarchen aus und unterwarf zuerst Perser, Parther und Meder. Darauf zog er / durch Großarmenien in nördliche Richtung bis Kolchis und bis zu dem dortigen Iberien. Er plante auch schon für die kommenden Jahre, durch das innere Asien zu ziehen und den Küstensand, wo Meer und Festland zusammen kommen, zur Grenze seines Reiches zu machen. Es war ihm unerträglich,
daß eines
der Völker, die in ganz Asien bis zum Meer wohnen, außerhalb seiner Machtsphäre bleiben würde. Vorläufig aber wollten die Skythen erst einmal ruhig bleiben, wo sie jetzt waren, die eroberten Landstriche und Städte, Häuser und Schätze unter sich verteilen und den materiellen Komfort, welchen diese boten, genießen. Der Wert von Gold und Silber, die bunte Vielfalt von Kostbarkeiten, woran jene Gebiete sehr reich sind, war ihnen noch unbekannt . D arum gingen sie auch daran vorbei, als ob es Staub oder sonstiges wertloses Material wäre. Die Natur lehrt zuerst die Bedeu tung des Notwendigen. Wenn daran kein Mangel mehr herrscht, sondern das Schicksal dies im Überfluß bereitstellt, dann tritt sie, gleichsam dazu aufgefordert, erneut als Beraterin in Erscheinung und lehrt, nach Möglichkeit
das auszuwählen,
was am meisten den Sinnen gefällt. Wenn auch hier die Sättigung erfolgt, empfiehlt sie sofort das Überflüssige ; dabei verwendet sie listig zuerst die bunte Zusammenset zung desselben als ein verführendes Lockmittel, zaubert dann gewissermaßen einen unaussprechlichen Genuß vor und verhindert so,
daß das Überflüssige als beschwer
lich und lästig empfunden wird. So erging es auch diesen Skythen. I Sie waren ge82
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL II wohnt, nur das Notwendige zu haben, und auch
das nur knapp. Dann begegneten
sie den vielen Annehmlichkeiten jener Gegenden, all dem, was das Land der Baby Ionier und Assyrer zu bieten hat, und sie hielten es für gut, von dort nicht mehr wegzuziehen, sondern ihrer langen und mühevollen Irrfahrt Lebewohl zu sagen und künftig dort zu wohnen und zu leben. Von diesem Wohnsitz aus regierten sie jetzt alle Völker, welche ihr Eroberungszug erfaßte und welchen sie allen Steuern aufer legten. Jedes Jahr trieben sie diese Steuern ein, und sie erteilten ihre Befehle wie an Sklaven und verkündeten ihre Edikte wie von einem großen Dreifuß63 und erließen jedes Gesetz, das sie für erforderlich hielten. Im Verlauf der Zeit aber bewirkte der Umgang mit den kultivierten Schichten der Assyrer, Perser und Chaldäer,
daß
sie ihre ererbte Gottlosigkeit aufgaben und zu der Religion dieser Völker übergin gen und sich, was Luxus in Kleidung, Essen und Trinken und der übrigen Lebens führung betriffi:, ihren Sitten und Gewohnheiten anpaßten. Wie weit diese Änderung ihrer Lebensart ging, kann man an folgendem ersehen : Früher bedeckten sie ihr Haupt mit einer groben herabhängenden Mütze, und im übrigen beschränkte sich ihr ganzer Reichtum an Kleidung auf Tierhäute und unbearbeitete Felle. Als Waf fen benutzten sie eine Art Knüppel, Schleuder, Speer, Pfeil und Bogen, alles improvisierte Waffen aus Holz von Eichen und ähnlichen Bäumen, welche die Bergwälder im Rhythmus der Jahreszeiten von selber wachsen lassen. Nun aber gebrauchten diese gleichen Skythen reinseidene und goldgewebte Gewänder. So weit trieben sie es mit dem Genuß des Luxus, rade in ihr Gegenteil kehrten.
daß sie ihre frühere Lebensweise ge
/
6. Die Türken, die Asien innerhalb des Euphrats, und die Araber, die Koilesyrien und Phönizien bewohnten, machten sich nicht wenig Sorgen über die gefährliche Nachbarschaft der Skythen. Der Herrscher der Türken sandte darum bevollmäch tigte Gesandte an Kaiser Johannes, um über einen festen Friedensvertrag zu verhan deln [1243]. Er fürchtete, beim Kampf gegen die Skythen in den rhomäischen Streit kräften einen starken Feind im Rücken zu haben. Er konnte es schon kaum wagen, sich gegen die Skythen zur Wehr zu setzen, und hielt es darum für völlig unmöglich und für den sicheren Untergang seines Reiches, wenn er gezwungen wäre, seine Streitkräfte für einen Krieg auf zwei Fronten zu verteilen. Dies entsprach auch dem Wunsch des Kaisers, der sich aus vielen Gründen schon zuvor zu diesem Vertrag entschlossen hatte. Einerseits schien es auch
ihm nicht nützlich und auch keines
wegs leicht und einfach, sondern im Gegenteil sehr schwierig und beschwerlich, sein Heer für Kämpfe in Asien und Europa zu teilen. Andererseits betrachtete er die Türken als einen sehr opportunen und starken Verteidigungswall. Sie hielten die
ÜBERSETZUNG : KAPITEL
11
skythischen Angriffe von ihm fern und wehrten mit Einsatz des eigenen Lebens, wie starke Vorkämpfer, die gemeinsame Gefahr ab. Sie waren für ihn wie ein hervor ragender Felsen, wie sie die Natur hie und da vor der Küste den wilden Wogen des Meeres entgegensetzt. Darum also schloß er bereitwillig und gerne den Vertrag mit den Türken64• Das erwies sich damals als ein großer Vorteil für den rhomäischen Staat. Die Befreiung von Furcht und die Erholung von den langen kriegerischen Auseinandersetzungen gaben den Menschen Gelegenheit, sich ihrem Besitz und ihren Interessen zu widmen. / Der Kaiser selbst steckte sich ein für Acker- und Weinbau geeignetes Stück Land ab,
das
seines Erachtens den kaiserlichen Tisch ausreichend beliefern konnte und
außerdem die Einrichtungen, welche die wohltätige und auf die soziale Wohlfä.hrt bedachte GeSinnWlg des Kaisers förderte. Das waren Altersheime, Waisenhäuser Wld Krankenanstalten. Das Grundstück ließ er von Leuten verwalten, die etwas von Acker- und Weinbau verstanden. So erntete er jährlich einen großen Überfluß an Früchten. Das war aber nicht alles. Er erwarb sich außerdem Herden von Pferden, Rindern, Kleinvieh Wld Schweinen, auch zahmes Geflügel aller Art, Wld die Jun gen dieser Tiere brachten ihm jährlich reiche Einkünfte. Er forderte aber auch ande re auf,
das
gleiche zu tun, nicht nur seine Verwandten, sondern auch die übrigen
Adeligen. Er wollte,
daß jeder aus eigenen Mitteln seinen Bedarf decken könne und
nicht mit habgieriger Hand dem sozial schwächeren kleinen Mann nachstelle. Auch wollte er so jegliches Unrecht aus der rhomäischen Gesellschaft verbannen. Und tatsächlich waren in kurzer Zeit die ScheWlen aller voll von Früchten, und die Wege und Sttaßen, die Pferche Wld Ställe konnten das Vieh Wld das Geflügel kaum noch fassen. Dazu kam zum Vorteil der Rhomäer, daß die Türken damals von einer schweren HWlgersnot heimgesucht wurden. Alle Wege, die in das rhomäische Reich führ ten, füllten sich mit den kommenden Wld gehenden Menschen dieses Volkes, Männern, Frauen und Kindern. / In großem Überfluß entleerte sich der Reichtum der Türken in die Hände der Rhomäer, Gold und Silber, Kleidung und alles andere, was Genuß und Luxus in jeder Form zu bieten hatten. Da konnte man sehen, wie wertvolle Sachen für ein bißchen Essen als Kaufpreis hingelegt wurden. Jeder Vogel, jedes Rind und jedes Böckchen wurden damals teuer bezahlt. Auf diese Weise waren die Häuser der Rhomäer in kürzester Zeit voll von dem Reichtum der Barbaren, und ganz besonders waren die kaiserlichen Schatzkammern überfüllt mit Geld. Um mit einem kleinen Beispiel das Ganze zu erläutern : die Männer, die
das
Geflügel des
Kaisers verwalteten, sammelten Wld verkauften Jahr für Jahr die gelegten Eier;
das brachte in kurzer Zeit so viel ein,
daß
für die Kaiserin eine Krone angefertigt
ÜBERSE TZUNG : KAPITEL II werden konnte, die mit bunten Edelsteinen un d Perlen besetzt war. Und der Kaiser gab dieser Krone den Namen Eierkrone, da sie vom Erlös des Eierverkaufs ange fertigt worden war. Dies ist ein Beispiel der klugen Haushaltspolitik des Kaisers. Ein zweites ist das folgende: Er sah, daß die Rhomäer ihren Reichtum unnötig verschwendeten, um bei fremden Völkern Kleidung zu kaufen, bunte Kleider, welche die babylonischen und assyrischen Weberinnen anfertigten, und elegante Sachen, welche die Hände der Italienerinnen webten. Darum veröffentlichte er ein Gesetz, daß niemand von seinen Untertanen solche Kleider tragen dürfe ; wer diesem Gesetz zuwider handele, wer es auch sei, setze sich der Strafe der Ehrlosigkeit aus, sowohl für sich selbst, wie auch für seine Familie. Man solle nur solche Kleider tragen, welche das rhomäi sche Land und das rhomäische Gewerbe erzeuge. Der Gebrauch des Notwendigen sei unveränderlich, / aber die Mode sei den Wünschen der Herrschenden unterwor fen. In diesen Dingen seien Gesetz und Ehrensache, was die Herrscher anordnen65• So sah man, wie auch jene ausländischen Kleider von dem Zeitpunkt an nichts mehr galten 66. Der Adel war gezwungen, rhomäische Kleidung zu tragen, und man zahl te, wie das Sprichwort sagt, in die eigene Tasche67• Ich muß aber auf ein anderes Thema übergehen : Nachdem Kaiserin Eirene ihren Sohn Theodoros geboren hatte, stieß ihr ein unfall zu : sie wurde vom pferd geschleudert und ein großes Stück durch die Ebene mitgeschleppt. Sie war näm lich mit ihrem Mann, dem Kaiser, ausgeritten, um eine Jagd anzuschauen. Durch diesen Unfall erlitt sie eine Verletzung an der Gebärmutter und war seitdem un fruchtbar. Beide, Kaiser und Kaiserin, zeigten sich in der Ausübung der Macht sehr würdig und maßvoll und trugen große Sorge dafür, daß Gerechtigkeit und Ge setzlichkeit in den Städten blühten und daß Habgier und Raub fernblieben. Auch bauten beide schöne Kirchen und wendeten viel Geld auf, um die Kirchenbauten groß und reich zu gestalten. Der Kaiser errichtete die Kirche in Magnesia, die zu Ehren der Gottesmutter auf den Namen Sosandra getauft wurde, und die Kirche Antonios des Großen in Nikaia; die Kaiserin baute die Kirche des ehrwürdigen Pro pheten des Vorläufers und Täufers in der Provinzhauptstadt Prusa am Fuß des Olym posberges68• Sie versahen die Kirchen mit reichem Besitztum und großzügig be messenen jährlichen Einkünften und machten sie zu Aufenthaltsstätten für Mönche und / Asketen, die von Gnaden und Wohlgeruch des Geistes erfüllt waren. Sie taten aber nicht nur das, sondern richteten auch Krankenanstalten und Waisenhäuser ein und zeigten auf viele andere Weisen eindeutig ihre Frömmigkeit69• Inzwischen aber starb Kaiserin Eirene [1229]. Ihr Gemahl, der Kaiser, trug lange 7.
85
ÜBERS ETZUN G : KAPITEL II Zeit schwer am Verlust seiner Gattin; schließlich aber konnte er die Einsamkeit nicht mehr ertragen und heiratete eine zweite Frau [I244]. Das war Anna aus Deutschland, ein noch sehr junges Mädchen, eine Schwester des Königs von Sizi lien, Manfred 70. Eine Frau mit besonders hübschem Gesicht und wunderschönen Augen begleitete sie als Pflegerin und Erzieherin. Ihre Schönheit könnte man ein unentrinnbares Netz nennen. Sie hieß Markesina71• Diese Frau verzauberte durch ihre erotischen Reize und durch ihre kultivierten Umgangsformen allmählich die Augen des Kaisers und ließ ihn in Liebe zu ihr entflammen, so daß er die Kaiserin Anna bald vollkommen übersah. Die Liebe zu Markesina verdrehte ihm nach einiger Zeit so sehr den Kopf,
daß er ihr gestattete, sich mit den kaiserlichen Symbolen zu im
schmücken. So stand sie in keiner Weise gegenüber der Kaiserin Anna zurück;
Gegenteil, sie genoß die Liebe und Zuneigung des Kaisers, die Verehrung und den Gehorsam der Untertanen, wenn man auch nicht sagen kann ganz allein, so doch mehr als die legitime Gattin, die Kaiserin Anna Der Kaiser war aber ein vernünftiger .
Mann und darum führte er dieses Leben nicht einfach immer weiter ohne Reue und ohne die gebührenden Gewissensbisse. Sein Gewissen war ihm I wie ein scharfer Stachel, und er wartete auf die Stunde der Bekehrung und suchte bei Gott Befreiung von einem solchen Vergehen. Das zeigte sich auf folgende Weise. Man erzählt,
daß Markesina einst zum Gebet und zur Besichtigung die Kirche
besuchen wollte, die Blemmydes aus eigenen Mitteln erbaut und zu einem Einkehr zentrum für heilige und fromme Männer gemacht hatte72• Sie kam in großer Auf machung, prahlte stolz mit den Zeichen der Kaiserwürde und mit einem großen Gefolge. Bevor sie aber das Vorportal betreten konnte, schloß die Klostergemeinde, auf Befehl ihres Vorstehers Blemmydes, von innen her die Pforte und sperrte ihr den Zugang. Blemmydes war ein Mann, der sich durch alle Tugenden auszeichnete und der bewandert war in allen Wissenschaften, sowohl in den von den Söhnen der Hellenen gelobten, wie auch in jenen, welche die Führer und Redner der Kirche zu unserem Nutzen verbreiteten. Dieser fromme Mann hielt es für ein Unrecht,
daß
jenes frevelhafte und schamlose Weib mit seinen sündigen und gottlosen Füßen den heiligen Boden beträte. Kein Wunder, denn auch schon zuvor hatte er nicht auf gehört, sie in Wort und Schrift zu verspotten73. Markesina war furchtbar beleidigt und glaubte sich in ihrer kaiserlichen Würde schwer mißachtet. Sie entflammte in Wut und nährte in sich einen heftigen und glühenden Zorn. Dazu wurde sie auch noch von Schmeichlern angestachelt. Sie wandte sich schwer beleidigt an den Kaiser und forderte ihn auf, er solle sie mit aller Gewalt rächen, denn, I so gab sie ihm zu erkennen, die Beleidigung falle auf die Person des Kaisers zurück. Dabei ließ sie es nicht. Die Schmeichler um sie nährten Feuer mit Feuer und trugen Brenn86
ÜBERSETZUNG: KAPITEL
11
holz zu Brennholz. Als richtige Opportunisten bemühten sie sich, den Kaiser zu noch heftigerem Zorn zu entfachen. Aber dem Kaiser kamen die Tränen und er seufzte tief. Bald übermannten ihn Reue und Scham, und er sagte : �Wozu hetzt ihr mich auf, einen gerechten Mann zu strafen? Hätte ich Unehre und Schande von
mir fern gehalten,
so hätte ich die Würde des Kaisertums unbefleckt erhalten. Ich
selbst habe Anlaß gegeben,
daß man mich und das Kaisertum beleidigt. Also be
komme ich jetzt die passende Antwort und hole die Ernte meiner schlechten Saat em.c
8. Zu jener Zeit herrschte in Thessalien und Ätolien samt dem umliegenden Ge biet Michael, der uneheliche Sohn des ersten abtrünnigen Michael Angelos74• Sämtliche Verwandten des letzteren waren schon gestorben, und so war die Herr schaft über jene Gebiete diesem Bastard Michael allein zugefallen. Ihm wurden fol gende Söhne geboren : Nikephoros, Johannes und Michael, und als vierter ein Bastard, der auch den Namen Johannes trug. Unter ihnen sollte er nach kurzer Zeit sein Herrschaftsgebiet verteilen müssen. Zuvor entbot er Gesandte an Kaiser Jo hannes und bat für seinen Sohn Nikephoros
um
die Hand Marias, der Tochter des
Sohnes des Kaisers, Theodoros Laskaris. Er erreichte auch, was er verlangte. Man feierte
das Fest der Verlobung und schloß einen Vertrag, wie dieser auch gewesen [1249]. Mit ihrem Sohn Nikephoros kam seine Mutter Theodora in
sein mag
den / Osten, sowohl um die Braut zu sehen, als auch um die bei dieser Gelegenheit geschlossenen Vereinbarungen zu bekräftigen. Nachdem sie diese Aufgabe erfüllt hatte, kehrte Theodora, die Gattin Michaels, mit ihrem Sohn Nikephoros nach Hause zurück; die Braut ließ sie bei ihren Eltern, nahm aber von den künftigen kaiserlichen Schwiegereltern ihres Sohnes die Versicherung mit,
daß die Hochzeit
im nächsten Jahr stattfinden würde75• Es verging aber nicht viel Zeit, da faßte Michael schon wieder die Auflösung des Vertrages ins Auge [1251]. Er brach auf, überschritt die Grenze seines Gebietes und bedrohte die westlichen Städte, welche dem rhomäischen Kaiser untertan waren. So sah sich Kaiser Johanne s gezwungen, entweder gegen ihn ins Feld zu ziehen oder zu riskieren,
daß alle Städte des We
stens unter Michaels Macht geraten würden. Er mobilisierte also ein großes Heer und zog, sobald es Frühling geworden war
[1252], gegen den abtrünnigen Michael. Die daß die westlichen
Kunde von diesem Feldzug verbreitete sich und zog voraus, so
Städte es nun wagten, Widerstand zu leisten, Michael aber eingeschüchtert wurde. Als der Kaiser in Thessalonike in Makedonien ankam76, fielen ihm die meisten der westlichen Städte wieder leicht in die Hand, welche der Angriff Michaels erschüt tert und für kurze Zeit abtrünnig gemacht hatte, nämlich Kastoria und Prespa und
ÜBERSE TZUN G : KAPITEL I I nicht wenige andere dazu. Dadurch geriet Michael in äußerste Angst. E r sandte also Leute zum Kaiser und erneuerte den Vertrag. Dabei gab er ihm außer anderen ver stärkten Ortschaften auch Prilapos [Prilep] und Belesos [Veld] und . . . zurück7'. 1 Der Kaiser seinerseits verlieh aufgrund der Verschwägerung beiden, Michael und seinem Sohn Nikephoros, den Titel Despot'8. Dadurch wollte er vorbeugen,
daß
zwischen beiden Mißtrauen entstehen könnte ; denn das beunruhigt die Menschen und ruft politische Verwirrung hervor. Nachdem der Kaiser dort alles so geregelt hatte, trat er den Rückweg an, denn er wollte den Winter nicht dort verbringen. Es war nämlich um die Zeit, zu der Arkturus aufgeht [125 3)79. Als er bis Philippoi gekommen war und sich dort mehrere Tage aufhielt, tauch ten Gerüchte auf, die Michael Komnenos Palaiologos beschuldigten, er begehre die Kaiserkrone8o. Als Zeugen führte man sowohl Freunde von ihm vor, die zuerst solche Gerüchte verbreitet hätten, wie auch Leute, die ihre Beweise gegen ihn aus anderen Quellen schöpften. Die Beweise stellten sich aber als nichtig heraus und die Verleumdungen als falsch, sei es,
daß sie wirklich falsch waren, sei es, daß man sie
aus Gründen der Opportunität dafür hielt. Dennoch wurde beschlossen, daß Michael beschwören sollte, die Beschuldigungen seien falsch und er werde nie seine Hand nach der Kaiserkrone ausstrecken. Dafür würde man ihm bestätigen, er könne künftig vor einem Prozeß in dieser Sache sicher sein und werde von jedem Verdacht weiter verschont bleiben; außerdem bleibe er
im Genuß unveränderter Ehre und
Würde. So geschah es. Der Kaiser brach nun von Philippoi auf und machte sich auf den Weg, den Hellespont zu überqueren ; das Heer sandte er nach Hause, damit es dort überwintere. Als der Kaiser in den Osten übergesetzt war und sich in Nikaia aufhielt, befiel ihn eine furchtbare Krankheit. Ich weiß nicht, ob man sie Phrenitis oder Epilepsie nennen soll. Er fiel in eine Art Geistesabwesenheit und Bewußtlosigkeit, / ähnlich wie sie die Konstellationen der Sterne bei Menschen, die an einer Gehimerkrankung leiden, hervorrufen; diese können nämlich die dadurch verursachte Änderung der Luft, die feuchter und kälter wird, nicht ertragen und werden schwindelig. Der Kaiser lag drei ganze Tage sprachlos und war, abgesehen vom Atmen, einer Leiche gleich. Dann schien er sich zu erholen und die Krankheit ihn zu verlassen. Aber die Bemühungen der Ärzte konnten das Leiden nicht ganz bannen. Von dieser Zeit ab wohnte es in ihm und ließ sich nicht aus seinem Sitz vertreiben. In der Folgezeit war der Kaiser zeitweise krank und zeitweise schien er gesund zu sein .Mit Zwischen pausen von Tagen, einmal mehr, einmal weniger, zog sich das Übel zurück und offenbarte sich wieder. Es überfiel ihn plötzlich und völlig unangekündigt, das eine Mal 88
im Haus, das andere Mal auf offener Straße. Manchmal drohte er vom Pferd
50151/53/54
ÜBERSETZUNG: KAPITEL III
zu stürzen und man mußte ihn auffangen und in den Palast zurücktragen. Ein ganzes Jahr setzte dieses Leiden seinem Haupt zu. Heimlich und allmählich wurde es immer schlimmer. Schließlich war es stärker als alles ärztliche Können und ver ursachte seinen Tod. Als der Kaiser an dieser Krankheit starb [am 3. oder 4. November 1254], hielt er sich in Nymphaion auf. Beigesetzt wurde er im Kloster Sosandra, das er selbst gebaut hatte81• Er stand bei seinem Tod im 60. Lebensjahr. Die Regierung hatte er übernommen, als er 26 Jahre alt war. Er war also / 33 Jahre Kaiser. Genau in diesem Alter stand sein Sohn und Nachfolger Theodoros, denn dieser wurde aus dem Mutterschoß ans Licht gebracht im gleichen Augenblick, als sein Vater das Szepter der Alleinherrschaft übemalIm82. !
KAPITEL I I I 1 . Theodoros Laskaris, der Sohn des Kaisers, war vorbestimmt, als Nachfolger die Kaiserwürde als väterliches Erbe zu übernehmen. Sein Vater hatte ihn aber, solange er lebte, nicht zum Kaiser proklamiert. Dies geschalI nun sofort nach dessen Tod durch einen gemeinsamen Akt des Heeres, der Würdenträger und des Adels. Es stand ja für jeden fest, daß Johannes die Kaiserwürde niemand anderem als seinem Sohn hatte hinterlassen wollen. Er hatte als Vater seinen Sohn sehr geliebt und auch niemand anderen als Nachfolger vorgesehen; nur hatte er ihn, als er noch lebte, absolut nicht zum Kaiser proklamieren wollen, da zu dieser Zeit von einem freien Entschluß und von freier walll der Untertanen keine Rede sein konnte. •Die Zeit«, so sagte er, .weiß viel zu erneuern, wenn sie / die Zustände nicht so vorfindet, wie sie jedem passen. Die Jugend ist von sich aus voreilig und anmaßend und geht ohne Vernunft auf alles los, was ihr zusagt. Wenn ein junger Mann dazu noch die Kaiser würde erhoffen darf und diese Aussicht eine Menge junger Bonvivants anzieht, die seine Ohren mit allem möglichen dummen Geschwätz füllen, dann ist das, als ob man einen Betrunkenen, der sich in seinem Urteilsvermögen und in seinem körper lichen Benehmen völlig verrückt zeigt, trotzdem zum Steuermann eines großen Schiffes wählen will ; da ist weder das Urteil der Wähler richtig, noch weiß der, wel cher dieWalll annimtm , wohin man fährt oder was getan werden muß.« Das war ein Grund, warum der Kaiser es für besser hielt, solange er lebte, seinen Sohn nicht zum Kaiser zu proklamieren. Indem er ihm die sichere Hoffuung auf die Kaiser würde nalIm, wollte er bei ihm den jugendlichen Leichtsinn unterdrücken. Ein anderer Grund war, daß viele sich aus kleinlichem Egoismus am langen Leben ihrer
ÜBERSETZUN G : KAPITEL Irr
54/55/56
Väter ärgern, da sie die Erbschaft nicht erwarten können; solche warten das Schicksal nicht ab, sondern kappen und bewirken,
daß
das Leben ihrer
Väter mitten in seinem Lauf
sie vorzeitig aus dem Leben scheiden. Auch nennt der größte
Teil des Volkes oft jemand, der, ohne von ihm gewählt zu sein, an die Macht kommt, einen Tyrannen; gegen diesen richten sie zuerst ihren Neid und ihre heim lich geäußerten Beleidigungen; später stellen sie ihm auch nach und schließlich erdreisten sie sich zum Mord. Aus diesen und ähnlichen Gründen wurde Theodor03. solange sein Vater lebte, / nicht zum Kaiser ausgerufen. Die Proklamation erfolgte aber später durch alle Untertanen aus freien Stücken, indem man ihn, nach dem herrschenden Brauch, auf den Schild erhob [4. November 1254]83. Er mußte aber auch aus der Hand des Patriarchen die Kaiserkrone erhalten. Der pa triarchale Thron war damals seines Regenten entblößt, denn kurze Zeit zuvor war Pa triarch Germanos, ein kluger, tugendhafter und redegewandter Mann, gestorben84• Es wurden nun überlegungen angestellt, wer als Nachfolger das Ruder des Patriar chats übernehmen sollte. Es waren viele Männer von gutem Ruf im Gespräch, und es wurden verschiedene Vorschläge gemacht. Am meisten war in aller Mund der ob seiner Weisheit und Tugend berühmte Nikephoros Blemmydes. Dieser lebte damals in seinem eigenen Kloster ein Leben frei von Unruhe und widmete sich harter Askese. Da aber Blemmydes die Wahl nicht annahm, gab man vor anderen dem Mönch Arsenios den Vorzug, der in einem Kloster bei Apollonias die Bahn der Askese durchlief. Es war ein durch Tugend hervorragender Mann, aber von ein fachem Charakter und nicht imstande, sich geistig in komplizierten Angelegenhei ten zurechtzufinden. Dieser Mann wurde also geweiht und einstimmig von den Bischöfen zum Patriarchen gewählt. Der Kaiser, der diese wahl besonders befür wortet hatte, bestätigte nach überliefertem Brauch die Abstimmung der Bischöfe. Darauf wurde der Kaiser vom Patriarchen gesalbt und gekrönt [November 1254] und rüstete sich zu einem Feldzug85• Der Herrscher der Bulgaren hatte nämlich erfahren,
daß
der Kaiser gestorben
war, und sich darauf sofort entschlossen, den mit ihm vereinbarten Vertrag außer Kraft zu setzen. Er unternahm nun unaufhörlich Streifzüge gegen die rhomäischen Dörfer in Thrakien, / und
das
mit soviel Erfolg,
daß er im Rhodopegebirge
nicht
wenige unter seine Macht brachte86• Auf die gleiche Art ging der abtrünnige Michael in Thessalien gegen die Gebiete und Städte an seinen Grenzen vor, die damals den Rhomäern unterworfen waren. Der Kaiser bekräftigte und erneuerte zuallererst den Vertrag, den sein Vater mit den Türken geschlossen hatte, und befreite sich so von allen Sorgen in der Ostpolitik87• Dann überquerte er zu der Zeit, zu der die Plejaden aufgehen, den Hellespont [1255 und 1256]. Er führte ein 90
ÜBERSETZUN G : KAPITEL Heer an, das
111
das seines Vaters an Größe weit übertraf. Er hatte nicht nur die Wehr
pflichtigen mobilisiert, sondern auch alles Jagdpersonal der Sorge für Hunde und Vögel enthoben und in sein Heer einverleibt. Als der Bulgarenherrscher vom drohenden Heranrücken des Kaisers erfuhr, begann sein Herz vor Furcht zu klopfen und er stellte viele und immer wieder andere Überlegungen an. Die Sache durch Krieg zu entscheiden, schien ihm schwierig oder völlig unmöglich; erstens verfügte er nicht über ein Heer, das den kaiserlichen Streitkräften ebenbürtig war und das er gegen eine so große Masse so schwer und glänzend bewaffueter Feinde
ins Feld führen könnte, und zweitens sah er, daß der Kaiser jung und voller Ehrgeiz war und die Staatsgeschäfte energisch in die Hand nahm. Er entschloß sich darum endlich,
das Vorteilhafteste zu tun, und bat
um Erneuerung des früheren Vertrages.
Er konnte auf das kaiserliche Wohlwollen hoffen, denn der Kaiser war sein Schwa ger; dieser hatte nämlich seine Schwester geheiratet88• Außerdem wußte er,
daß
die Nachricht / aus Thessalien über den abtrünnigen Michael den Kaiser in eine andere Richtung zwang, um dort so schnell wie möglich für Ordnung zu sorgen, bevor alles unter Michaels Macht käme. Auch
das war kein schwaches Argument,
mit welchem er glaubte, den Kaiser überreden zu können, mit ihm Frieden zu schließen. Er entbot also Gesandte zum Kaiser und erhielt noch leichter, als er erhofft hatte, den Vertrag [1256], nachdem er alle den Rhornäern gehörenden Ort schaften, die er nach dem Vertragsbruch erobert hatte, zurückgegeben hatte89• Ich will aber nicht lange bei diesen Ereignissen verweilen. Unmittelbar nach dem Herbstaequinoctium zog der Kaiser mit dem rhornäischen Heer direkt nach Thessa lien90• Er war noch nicht in Makedonien angekommen, als Theodora, die Frau des abtrünnigen Michael, zu ihm kam, um die Ehe ihres Sohnes mit Maria, der Tochter des Kaisers, zum Vollzug zu bringen und alle rhomäischen Gebietsteile, welche ihr Mann sich widerrechtlich als Beute angeeignet hatte, zurückzugeben.
Ihr Anliegen wurde nach kurzer Zeit ohne Schwierigkeiten vom Kaiser erfüllt, und Theodora kehrte, begleitet von Maria, der Braut ihres Sohnes, zu ihrem Mann zurück. 2. Während der Kaiser mit diesen Dingen beschäftigt war, kam ein Schreiben aus Nikaia mit der Nachricht,
daß
Michael Palaiologos zu den Türken geflohen war.
Ihm hatte der Kaiser bei seinem Auszug die Macht in Nikaia anvertraut, bis er aus dem Westen wieder in den Osten zurückkehren würde. Diese Nachricht schmerzte den Kaiser nicht wenig und beunruhigte ihn sehr. Als angeblicher Grund der Flucht / wurde folgender genannt : Der Palaiologe sah, wie von allen Seiten der Neid sich gegen ihn richtete und verstärkte. Neidisches Gerede drang heimlich zu 91
ÜBERSETZUN G : KAPITEL III
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seinen Ohren und er erfuhr von Strafen, welche der Kaiser für ihn plante, und zwar solche, welche man den Feinden aus anderen Völkern wünschen mochte. Da konnte er nicht ruhig zusehen. Er wurde innerlich aufgewühlt und war voll von feindseligen Überlegungen, die ihn als ihren Gefangenen
hin- und herrissen und
schmählich quälten. Er fürchtete die Strenge des Kaisers, der dazu neigte, rücksichts los, grausam und vorschnell kein Mitleid. Auch sah er,
zu
daß
strafen, und er erhoffte von ihm. keine Milde und es nicht leicht sei, die schweren und an einen aus
gesprochenen Höhepunkt angelangten Verleumdungen, die seine Neider gegen ihn zusammengebraut und mit welchen sie die Ohren des Kaisers gefüllt hatten, in kurzer Zeit zu widerlegen. Darum zog er in seiner Verzweiflung es jeder anderen Lösung vor, sein Heil in der Flucht
zu
suchen91•
Als er in !konion eintraf, fand er den Sultan damit beschäftigt, in großer Eile seine Streitkräfte zu mobilisieren, um die in Massen heranrückenden Skythen abzu wehren. So kam er dem Sultan sehr gelegen und wie ein unverhofftes Glück zur richtigen Zeit. Dieser hatte nämlich seit langem viele rhomäische Untertanen, und au� diesen bildete er jetzt ein Heereskorps,
das
er dem Palaiologen unterstellte. Sie
wurden auf rhomäische Art gekleidet und bewaffnet, abweichend von der dort einheimischen Art, damit ihre Erscheinung die Skythen erschrecke. Diese sollten glauben,
daß
Man erzählt,
gerade rhomäische Truppen eingetroffen seien. / Dies geschah auch.
daß die Skythen, als sie
mit den Türken zusammenstießen, in Zweifel
und in große Angst versetzt wurden, als sie plötzlich ein fremdes Heer gegen sich anrücken sahen. Beinahe wären sie sogar in großer Unordnung von denen in die Flucht geschlagen und verfolgt worden, die sie ohne Mühe zu besiegen gehofft hatten. Aber ein Verwandter des Sultans, der schon früher aus irgendeinem Grund einen Haß gegen diesen gehegt hatte, lief, nachdem die Schlacht schon begonnen hatte, mit einer großen Abteilung zu den Skythen über. Das verursachte sehr schnell eine Wendung zu Ungunsten der Türken und brachte den größten Teil ihres Ge bietes unter die skythische Lanze92• Es verging nicht viel Zeit, da schickte der Kaiser einen Brief, um den Palaiologen zurückzurufen. Das Schreiben bezeugte vielfach
das
kaiserliche Wohlwollen, ver
sprach dessen besondere Gunst und bekräftigte die Versprechungen mit einem Eid. So kehrte der Palaiologe in
das
rhomäische Land zurück, doch erst nachdem er
seinerseits mit heiligen Eiden versichert hatte, dem Kaiser absolute Treue zu wahren, die Grenzen des Gehorsams nie zu
zu
überschreiten, selbst nie nach der Kaiserwürde
streben, nie wieder Anlaß zu den früher gegen ihn vorgebrachten Beschuldigun
gen zu geben und den bereits entschwundenen Verdacht nicht durch seine künftigen Taten neu zu festigen, sondern dem Kaiser Theodoros, seinem Sohn Johannes und 92
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ÜBERSETZUN G : KAPITEL III
den weiteren kaiserlichen Nachfolgern des Geschlechts immer das gleiche Wohl wollen und die gleiche Liebe entgegenzubringen. Darauf wurde er wieder / mit der Würde des Großkonostablos ausgezeichnet, die er auch zuvor innegehabt hatte. Von da ab genoß er auf besondere Weise die Gunst und das Wohlwollen des Kaisers93• Inzwischen erhielt man Nachricht über Unruhen bei den Bulgaren. Asen [Michael Asen], der Herrscher der Bulgaren, der Schwager Kaiser Theodoros', war gestorben (1256]. Er hatte keinen Sohn, der, wie üblich, die Nachfolge hätte an treten können. Demzufolge war man gezwungen, wie das Sprichwort sagt, auf die zweite Art zu fahren94 und die Herrschaft auf Asens Schwager Mytzes95 zu über tragen. Das geschah also. Dieser Mann war ohne Energie und ein Schwächling, so daß man ihn bald verachtete; um das, was er verordnete, kümmerte sich die Masse so wenig, daß es völlig wirkungslos blieb. Es gab aber damals einen angesehenen Bulgaren, Konstantinos Toichos [Konstantin Tich], der geistig und körperlich alle anderen weit überragte96• Als dieser sah, wie die Herrschaft über die Bulgaren schlecht ausgeübt wurde, erhob er sich. Er gewann sowohl die Masse wie auch die Angesehenen und Auserlesenen seines Volkes für sich und wurde von allen spontan zum Herrscher ausgerufen. Darauf belagerte er Ternobos [Tiirnovo], wo sich der königliche Palast der Bulgaren befand. Mytzes sah sich gezwungen, gegen seinen Willen in eine befestigte Stadt an der Küste, Mesembria geheißen, zu flüchten. Von dort begab er sich nach Nikaia in Asien zum Kaiser und überließ bei dieser Ge legenheit Mesembria den Rhomäern. Vom Kaiser erhielt er für seinen Lebensunter halt / ein Stück Land bei Troja am Skamander und dort lebte er fürderhin in Ruhe mit Frau und Kindern. Konstantinos Toichos war also Herrscher der Bulgaren geworden [1257]. Er entbot eine Gesandtschaft zum Kaiser und schlug vor, dessen Freund und Bundes genosse zu werden, unter der Bedingung, daß er eine seiner Töchter zur Frau bekäme. Er bat darum, nicht, da er keine Frau hatte - er hatte ja Frau und Kinder -, sondern, da er wegen seiner Abstammung gar kein Recht auf den bulgarischen Thron geltend machen konnte, ärgerten ihn der Schein und das Gerede, er sei nur ein Bastard. Dazu überlegte er, daß die Tochter des Kaisers eine Enkelin der Schwester des vor kurzem verstorbenen Bulgarenherrschers Asen war. Darum richtete er seine Bitte an den Kaiser, um sich so Ansehen zu erwerben und zugleich seine Herrschaft fester zu begründen. Das gefiel auch dem Kaiser, und Konstantinos Toichos erhielt des Herrschers Tochter Theodora zur Ehefrau und Mitherrscherin. Seine erste Frau sandte er den Rhomäern nach Nikaia als pfand seiner Treue und seiner Liebe zu seiner zweiten Frau97• Was geschah weiter? In seinem 36. Lebensjahr wurde der Kaiser von einer ernsten 93
ÜBERSETZUN G : KAPITEL III Krankheit befallen, die sozusagen die Waffen des Todes in sich barg. Sie stellte ver schiedene Belagerungsmaschinen gegen den Körper des Kaisers auf und ließ nicht
ihn zu treffen und zu zermürben, bis sie ihm den Tod gebracht hatte [August 12 581. Vor seinem Hinscheiden tauschte der Kaiser das kleine Mönchsgewand gegen
nach,
die Kutte des vollkommenen Mönches98, verteilte eigenhändig viel Geld und weint� aus glühendem Herzen Ströme von Tränen;
/ dadurch wusch und pflegte er in der
Stunde der Not die Wunden der Seele. 3. Beinahe hätte ich etwas Wichtiges in meiner Geschichte übergangen: Einem
Mann namens Georgios Muzalon, von unansehnlicher Geburt, hatte sich dank seiner Begabung und seines kultivierten Benehmens bereits als jungem Mann das Haus des Kaisers geöffuet. Er war nämlich mit vielen anderen auserwählt worden, Kaiser Theodoros, nachdem dieser dem Kindesalter entwachsen war, ein gleich altriger Kamerad zu sein. Er hatte sich sehr schnell so gut dem Charakter des jungen Kaisers angepaßt, daß er allein ihm alles war. Er sprach und handelte immer genau dessen Ansichten entsprechend. Im Verlauf der Zeit waren dieses Ver hältnis und diese Freundschaft auf beiden Seiten so sehr gewachsen, daß Muzalon, auch nachdem Theodoros Kaiser geworden war, noch immer alles für
ihn
be
deutete. Er erfüllte am besten die Wünsche des Kaisers und verwirklichte am besten seine Pläne; er verwaltete geschickt die äußeren Angelegenheiten und war bei den inneren ein vertrauter Mitwisser aller Geheimnisse; darum wurde er bald zur Würde des Protovestiarios erhoben und erhielt eine Frau aus der Verwandtschaft des Kaisers99• Diesen Mann ließ der Kaiser bei seinem Tod zusammen mit dem Patriarchen Arsenios als Reichsverweser zurück; sie sollten regieren, bis sein Sohn Johannes das erforderliche Alter erreichen würde. Dieser stand damals in seinem sechsten Lebensjabr1oo; er wurde noch von einer Gouvernante betreut und hätte mehr denn je seine Eltern gebraucht, die er beide verloren hatte. Wohl hatte der Kaiser
/
vier ältere Töchter, aber außer dem genannten noch im Kindesalter stehenden Johanl1es hatte er keinen Sohn. Von den Töchtern war die erste, ich meine Maria, wie ich oben erzählt habe10I, bereits mit dem Ätolier Nikephoros verheiratet, der deswegen von seinem Schwiegervater, dem Kaiser, mit dem Titel Despot ausge zeichnet worden war. Die zweite, Theodora, war ebenfalls schon verheiratet, und zwar mit dem Bulgarenherrscher Konstantinos Toichos. Auch das habe ich schon oben erwähnt102. Es blieben aber noch zwei Töchter zurück, die beide das Joch der Waisen tragen mußten, wie das genannte jüngste Kind Johannes. Seinetwegen war ein schriftliches Testament des Kaisers ausgefertigt worden, das Muzalon zum Regent bestellte103, und waren von allen Untertanen, von hoch bis niedrig, heilige
94
ÜBERSETZU N G : KAPITEL III Eide geschworen worden. Das war nicht nur einmal geschehen, sondern zuerst beim Ableben des Kaisers und dann noch einmal sofort nach seinem Tode. Es gab nämlich unter den Würdenträgern und Adeligen einige, die untereinander murrten, als sie das plötzliche unerhörte Glück Muzalons sahen. Sie ärgerten sich über die Ehre, die in ihren Augen zu hoch für
ihn
war. Es gäbe viele andere, meinten sie,
die eher ein Anrecht darauf hätten, mit der Vormundschaft über den Sohn des Kaisers und mit der Verwaltung des Reiches betraut zu werden, Männer, die mit dem Kaiser sehr nahe verwandt waren und die von Natur aus für solche Aufgaben viel besser gerüstet waren als Muzalon. Dieser hätte viele schwache Seiten, welche
ihn
der Verachtung und dem Haß aller aussetzten. Das jedenfalls / behaupteten
diese Leute. Sowohl der Umstand, daß er nicht von ansehnlicher Geburt war, wie auch die Tatsache, daß er bei der Bestrafung von vielen der Beisitzer des Kaisers gewesen war, waren geeignet, bei der Masse einen fürchterlichen Haß gegen
ihn
zu wecken. We= er nun auch noch die Kaiserwürde begehre und davon träume, wie einige verleumderisch vorbrachten, welche Fackeln des Verbrechens mußte
das nicht gegen ihn entzünden! Dies blieb Muzalon nicht verborgen. Er war auch schon vorher tüchtig, we= es darum ging, solche Dinge zu durchschauen, und jetzt, in dieser bedrohlichen Lage, die ihn in große Angst versetzte, schien er sich selbst an Scharfsi= noch weit zu übertreffen; er ließ schnellstens alle Männer von Bedeutung in eine Ratsversammlung zusammenkommen, reichte allen die Hand und richtete wie aus untergeordneter Position das Wort an sie. Er machte klar, daß er die Verwaltung des Reiches und die Vormundschaft über den Sohn des Kaisers gerne jedem überließe, der sie ihm abnehmen wolle; aber alle lehnten wie auf Verabredung ab und versicherten ein stimmig, daß er vor allen anderen den Vorzug verdiene; der Kaiser, der Herr und Herrscher sowohl über das Reich wie auch über seinen Sohn, habe ihn dazu auser wählt. Muzalon gab freilich nicht nach und widersetzte sich kräftig. Er bevorzugte für sich die Ruhe und wollte mit aller Gewalt und von ganzem Herzen die Aufgabe abschütteln, de= er sah den Neid., der sich gegen
ihn richtete, und die Gefahr,
die
sich schon abzeichnete und zusammenballte. Doch es wurden wiederum Eide ge leistet, noch teurere als zuvor; / es schwuren alle Würdenträger und alle Vertreter
des Volkes und des Heeres. Jeder rief über sich selbst und über seine ganze Familie das vollkommene Verderben herab, we= er seinen Eid nicht unverletzt hielte. Alle versicherten, die Regentschaft Muzalons anerke=en zu wollen und dem Sohn des Kaisers, wie auch seinen Nachkommen, auf ewig die Kaiserwürde frei von Umsturzversuchen zu bewahren. So verließen alle die Versammlung, und die Staatsgeschäfte wurden wieder von Muzalon verwaltet.
95
ÜBERSETZUNG: KAPITEL III Es vergingen aber nicht ganz neun Tage, da wiegelten einige reiche Adelige aus Neid das Heer auf und sie griffen zu den Waffen, um Muzalon zu ermorden. Die vor tags und vorvortags geleisteten heiligen Eide und allerkräftigsten Se1bstverfluchun gen - oh Anfang der übel - waren vom tiefen Strom der Vergessenheit mitge rissen und versenkt worden. Es war der neunte Tag nach dem Tod des Kaisers [Anfang September 1258]. Alle vornehmen Damen waren in der Kirche des Sosandra-Klosters, wo der Kaiser beigesetzt war, zusammengekommen, um die übliche Trauerfeier zu begehen. Auch alle Regierungsfunktionäre und ihre Unter gebenen waren anwesend, darunter die Verschwörer. Das ganze Heer strömte ebenfalls zusammen, ein Teil wegen der Trauerfeier, ein Teil voll von Mordplänen. Wozu viele Worte? Noch während des Psalmgesangs zogen die Soldaten ihre Schwerter und stürmten plötzlich in die Kirche. Vor dem heiligen Altar Gottes, wo er Zuflucht suchte, töteten sie Muzalon auf grausame Weise. / Mit ihm seine zwei Brüder, Andronikos, den Großdomestikos, und Theodoros, den Protokynegosl04• Außerdem wollte das Schicksal, daß durch eine gewisse Ähnlichkeit der Gesichts züge auch ihr Sekretär versehentlich ermordet wurde. Darauf brachen die Frauen und die übrige Menge die Trauerfeier ab und flüchteten in Verwirrung und Angst, eine nach der anderen, so schnell sie konnten, in alle Richtungen. Die Priesterschaft und die versammelten Mönche drängten sich, halb freiwillig, halb gezwungen105, in der Kirche zusammen, rutschten aus und fielen übereinander, denn sie drängten mit Wucht zusammen und stießen einander kräftig; auch hatten sie keinen festen Boden unter den Füßen wegen des vergossenen Blutes. Es vergingen nicht viele Tage, da wurde es Patriarch Arsenios, der auch Herr schaftsverweser war, klar, daß er, wenn er sich jetzt nicht zur Wehr setzte, es nicht mehr verhindern könnte, daß sich alles zum Schlechtesten entwickeln würde. So verworren war die Lage schon und in ihr keimte bereits die äußerste Gefahr für den Sohn des Kaisers und für das ganze Reich. Er überdachte verzweifelt verschie dene Lösungen, aber wußte nicht, was am besten er tun sollte. Im H.inblick auf ein tugendhaftes und gottgefälliges Leben hatte er freilich fast den Gipfel erreicht, aber an Lebenserfahrung und in der Politik blieb er noch zurück bei Leuten, die sozu sagen zu später Stunde den Spaten im Stich gelassen haben. Geistige Betrachtung und politische Praxis vertragen sich meistens nicht gut miteinander. Es wäre schon wünschenswert, daß sie nicht für gewöhnlich / miteinander in Streit liegen würden, so wie Körper und Geist oder auch wie das Sichtbare und das Unsichtbare. Meiner Meinung nach muß jeder, der herrschen will, beide miteinander verbinden, so ähnlich, wie wir sehen, daß erfahrene Musiker mit ihren Instrumenten umgehen. Diese spannen nicht alle Seiten gleich stark, das wäre unmusikalisch und unmelo-
ÜBERSETZUN G : KAPITEL III disch, nein, sie spannen einige weniger fest für die tieferen und andere fester für die höheren Töne, und so erreichen sie eine vielfältige und melodische Harmonie. Wer sich ausschließlich der Betrachtung des Göttlichen widmen will, der soll in Bergen und Höhlen wohnen und sich hauptsächlich darin üben, ohne Kontakt mit anderen in vollkommener Einsamkeit und abgetrennt von der Masse zu leben. Wer außer in der Tugend auch in der Politik geschult ist, dazu einen angenehmen und um gänglichen Charakter hat und über eine reiche Erfahrung verfügt, der kann am allerbesten ein Volk auf vortreffliche und heilsame Weise führen. Wenn unser göttlicher Erlöser nicht die menschlichen Schwächen auf sich genommen und mit den Zöllnern gegessen hätte [Mat. 9, I I] und in angemessener Weise alles mit allen geworden wäre [1. Kor. 9, 22], ich glaube nicht, daß er dann ganze Städte und Völker zu ihrem Wohl und ihrer Rettung geführt hätte. Ich will zu meinem Thema zurückkehren: Patriarch Arsenios wußte also keinen Rat, als er sich von einer solchen politischen Verwirrung umgeben sah. Er beriet nun nicht mit sich selbst wie sollte er! er hatte, wie gesagt, keine Erfahrung in solchen Dingen und Pro blemen - I er beriet also mit den Regierungsbeamten, was zu tun sei, um zu ver hindern, daß man auf den Sohn des Kaisers, Johannes, einen Anschlag verübe. Es entging ihm aber vollkommen, daß diese Beratung, die ohne gründliche Erfahrung und ohne vielseitige Einsicht angestellt wurde, mehr denn alle feindlichen Schwerte zum Untergang dessen beitrug, zu dessen Verteidigung sie dienen sollte. Meine weitere Erzählung wird das zeigen. 4. Der Komnene Michael Palaiologos, von dem oben schon oft die Rede war, nahm unter den genannten Funktionären den ersten Platz ein. Er war ein Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck, angenehm im Umgang, kultiviert und außer dem sehr freigebig. Diese Eigenschaften machten ihn bei allen sehr beliebt106• Er machte darum alle leicht zu seinen Anhängern, Taxiarchen, Lochagen, Heer und Kader, Volk und Senat. Allerdings trug auch die vorweggenommene überlegung, er sei der künftige Kaiser, dazu bei, daß man für ihn Partei ergriff und sich auf über deutliche Weise für ihn begeisterte. Was diese überlegung eingab, die früher gegen ihn verbreiteten Beschuldigungen oder Träume und Wahrzeichen, das weiß ich nicht. Letztere kommen auch oft im Leben vor und beeinflussen die meisten Menschen. Das ist nicht so unvernünftig und dumm, wie mehrere Leute ohne Erfahrung gerne behaupten möchten. Wer diese Materie näller studiert hat, kann davon viele Beispiele anführen. Es gab aber noch andere Gründe, stärker als alle übrigen, die den Palaiologen für die Kaiserwürde vorbestimmten. Wie edle Ströme aus einer mächtigen Quelle flossen die Linien seiner Abstammung. Er selbst I und
97
ÜBERSETZ U N G: KAPITEL Irr seine Freunde legten zuversichtlich großen Wert auf diese Überlegungen zu seinen Gunsten. Die Mutter seiner Mutter, Eirene, war die älteste Tochter des Kaisers Alexios [m. Angelos Komnenos], und dieser hatte, als er keinen Sohn bekam, ange ordnet, daß ihr die roten Schuhe untergebunden wurden; denn er wollte, daß sie mit ihrem Mann die Nachfolge der Kaiserwürde antrete. D arum hatte er sie Alexios Palaiologos zur Frau gegeben und diesen sofort zum Despoten ernannt107; und wenn der Tod ihn nicht zuvor aus dem Leben gerissen hätte, wäre er nach seinem Schwiegervater Alexios Kaiser geworden. Bei seinem Tod hatte er nur eine Tochter hinterlassen und diese war von ihrer Mutter nach kurzer Zeit Andronikos Palaio logos zur Frau gegeben worden, der später vom Kaiser Theodoros Laskaris zum Großdomestikos ernannt wurde108• Aus diesen beiden war der Komnene Michael Palaiologos geboren, der gleichsam ein doppelter Palaiologe war, sowohl väter licher- wie auch mütterlicherseits 109• Er hatte also, wie gesagt, auch aus dieser Sicht nicht unbedeutende Beweggründe für die Ausführung dessen, was er nun vorhatte. Kurz gesagt, aus vielen Gründen genoß der Mann bei allen große Achtung und großes Ansehen und sein Ruf verbreitete sich allmählich, nistete in aller Ohren und bezauberte sie. Der Patriarch selbst stand dem Kreise der Freunde des Palaiologen auch keines wegs fern. Wenn er
ihn nicht schon mehr
als alle anderen liebte, so doch sicher
auch nicht weniger als sonst jemand. Er hatte vor ihm keine Geheimnisse, und was melrr ist, er vertraute ihm allein sogar die Schlüssel der kaiserlichen KassellO an, wenn er für militärische Zwecke Geld brauchte und der Staatsbelang es forderte. / Dies war für die geheimen Pläne des Palaiologen äußerst hilfreich und führte sehr schnell zu jenem Ergebnis, das seit langem auf aller Zungen war. Als er über soviel Geld verfügen konnte, wie er nur hätte wünschen, aber niemals hoffen können, schöpfte er es mit vollen Scheffeln in die Hände der Adeligen und der Soldaten, wie auch von solchen Männern, die mit ihrer Zunge das Volk verführen konnten. Zu diesen letzten zälllten nicht wenige Geistliche. Darauf kamen diese alle fort während zu Beratungen zusammen und drängten den Patriarchen, nicht tatenlos zuzusehen, sondern aufzuwachen und den anstehenden Problemen die nötige Sorge zu
widmen. Diese erforderten nämlich eine solche Sorge in nicht geringem Maße;
wenn
man
sie vernachlässige, so könne die bestehende Ordnung keinesfalls auf
rechterhalten werden, sondern es drohe ernsthafte Gefalrr, daß sie umgestoßen werde. Der Staat gleiche einem mit tausend Waren gefüllten Frachtschiff, das mitten im Meer sein Ruder verloren habe, oder einem großen Gebäude, dessen Fundamente erschüttert seien. Und sofort hatten die meisten den Komnenen Michael Palaiologos auf der Zunge. Er verfüge über die nötige Klugheit und die
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111
politische Erfahrung, um die schwere Last der kaiserlichen Verwaltung auf sich zu
nehmen, bis der Sohn des Kaisers das erforderliche Alter erreicht habe. Diesen
Stimmen schloß sich auch der Patriarch selbst bald an, und folglich bekräftigte er diesen Beschluß. So übernahm der Komnene Michael Palaiologos die Führung des Staates, und außer den Abzeichen der Kaiserwürde erhielt er die absolute Macht. Das war für ihn der Anfang und der erste Schritt des Aufstiegs zum Kaiserthron. Von
da
an ging ihm alles vor dem Wind
I
und er steuerte gleichsam mit vollen
Segeln auf den Hafen des Kaisertums zu. Es vergingen nur wenige Tage,
da
brachten seine Anhänger eine zweite Rats
versammlung zustande mit der Begründung, daß es nicht statthaft sei, daß der Mann, der das Kaisertum und den Staat verwalte und die Gesandtschaften vieler Völker empfange, nicht wenigstens den der Kaiserwürde am nächsten stehenden Titel f ühre. Dies erfordere die Ehre des rhomäischen Volkes und außerdem sei es nötig, um den in der Interimsperiode getroffenen Maßnahmen Michaels Autorität zu verleihen. So erhielt er dann vom Patriarchen und vom Sohn des Kaisers die Despotenwürde [1258, 2. Hälfte]l11. 5 . Inzwischen hatte der Herrscher von Ätolien und Epeiros, Despot Michael,
erfahren, daß sein Schwiegervater Kaiser Theodoros gestorben war und keinen Nachfolger im erforderlichen Alter hinterlassen hatte. Er erfuhr auch, daß deswegen unter den hohen rhomäischen Würdenträgern große Verwirrung herrschte. Darum ließ er alle anderen Sorgen sein und setzte seine Hoffuung darauf, mit geringer Mühe Herr eines großen Reiches
zu
werden. Er glaubte, die Rhomäer könnten ihn
jetzt nicht abwehren, wenn er sofort über Makedonien und Thrakien herfallen wolle. Die inneren Probleme ihres Landes beschäftigten sie für den Augenblick so stark, daß sie alle Aufmerksamkeit von den äußeren Angelegenheiten ablenkten. Darum versammelte er aus seinem Gebiet ein großes Heer und holte sich aus dem Ausland, wo er Kriegsverbündete gewann, noch viel stärkere Streitkräfte hinzu. Der Fürst der Peloponnes und von Achaia [Guillaume ll. de Villehardoum] war nämlich durch Heirat mit seiner Tochter Anna sein Schwiegersohn, und auch der damalige Herrscher Siziliens, Manfred, war sein Schwiegersohn,
I
dieser durch
Heirat mit seiner Tochter Helena112• Beiden waren seine Gesandten willkommen und sie kamen schnellstens mit einer großen Kriegsmacht, von der man behauptete,
daß sie kaum zu zählen sei. Sie kamen ja nicht so sehr, um Michael im Krieg beizu stehen, als um selbst ihr Gebiet zu erweitern und fremde Städte hinzuzugewinnen. Sie hofften, das ganze rhomäische Gebiet, das sich vom Ionischen Golf bis hin zu Byzanz erstreckte, ohne Mühe
zu
erobern. Ja, noch bevor sie ihr Unternehmen
starteten, verlosten sie es untereinander, als ob sie es bereits fest in Händen hätten.
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Der Komnene Michael Palaiologos erfuhr von diesen großangelegten lll1d erstaunlichen Vorbereitlll1gen, llllffiittelbar nachdem er die Despotenwürde er haltenlll1d die Ausüblll1g der Regierllllgsgewalt fest in die Hand genommen hatte. Ohne zu zögern, sandte er seinen Bruder Johannes, der Sebastokrator war, mit einer großen Truppenmacht aus. Er gab ihm mehrere angesehene Mitglieder des Senates mit, um ihm beizustehen lll1 d ihn zu lll1terstützen. Es waren Männer, die über nicht geringe militärische ErfabrlUlg verfügten. Unter ihnen waren auch der Kaisar, der Halbbruder des Kaisers von anderer Mutter, Konstantinos, Alexios Strategopulos, der Großdomestikos, und außerdem noch Konstantinos Tornikios, der Schwieger vater des Sebastokrators, der das Amt des Großprimikerios innehatte113• Was die Zeit betrifft: es war damals kurz nach der Sommersonnenwende [1259], als gerade Orion und Hundsstern aufgingen. Man überquerte so schnell wie möglich den Hellespont und zog durch Thrakien lll1d Makedonien. Die dortigen rhomäischen Streitkräfte erhielten Befehl, sich anzuschließen. Zuvor lagerten sie untätig zer streut / über Städte und Dörfer lll1d Land. Unmittelbar vor der Herbsttagund nachtgleiche erreichte man Achrida [Ochrid] und Deabolis [Devol, südlich v. Ochrid]. Das sind Festungen in Makedonien, die ihren Besatzlll1gen große Sicher heit bieten114• Zwischen diesen beiden Festungen errichteten sie ihr Lager lll1d er fulrren dann, daß die Feinde in der Ebene von Aulon lagerten. Das sich dazwischen erstreckende Gebirge trennte also die beiden Lager, und die Rhomäer befanden sich mehr nördlich, die Feinde mehr südlich. Die Feinde hatten die hohe und gleichsam in die Wolken ragende Feste Bellegrada eingeschlossen lll1d belagerten diese115• Sie beabsichtigten, sie nach der Eroberllllg als eine ausgezeichnete Operationsbasis zu benutzen, um sich von dort aus über das ganze westliche Reichsgebiet der Rhomäer zu ergießen, so wie ein wasser reicher Fluß sich von einem hohen Berg mit Gewalt auf das darlUlter liegende Land stürzt. Sie hofften aber törichterweise vergebens auf etwas, was nicht in Erfüllung gehen sollte116• Sie bedachten nicht, daß alle Körperkraft, jede Menge pferde und jegliche Kriegsrüstung nicht mehr bedeuten als ein Haufen Ameisen, wenn Gott nicht mitwirkt. Darum bauten sie voll und ganz auf ihre Überheblichkeit und Eigendünkellll1d zogen so gegen die Rhomäer. Und ihre eitlen Überlegungen fanden ein entsprechendes Ende. Die Rhomäer aber hielten nichts von sich selbst ohne die Unterstützung Gottes. Sie vertrauten ihr ganzes Unternehmen Gott und seiner Hilfe an und wagten so den Kampf gegen die Übermacht. Mit Gottes Hilfe/ erkämpften sie denn auch einen glänzenden Sieg [Herbst 1259], wie ich gleich er zählen will. Nachdem die Rhomäer in der Nähe der Feinde ihr Lager aufgebaut hatten, sand100
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ten sie einen Mann aus, der besonders geschickt darin war, die feindlichen Heere gegeneinander aufzuhetzen 1ll1d dadurch in Verwirrung zu versetzen117• Das war auch durchaus möglich. Der Fürst von Achaia 1ll 1d der König von Sizilien waren Fremde 1ll1d keine Stammesbrüder des Michael Angelos. Der Genannte verließ also das Lager der Rhomäer, ging nachts als Überläufer zu den Feinden 1ll1d begab sich zum Herrscher von Ätolien, Michael Angelos. »Sie müssen wissen«, sagte er zu ihm, �daß Ihnen 1ll1d allen Ihren MäImern heute eine große Gefahr droht. Ihre beiden Schwiegersöhne 1ll1d Kriegsverbündeten, der Fürst der Peloponnes 1ll1d von Achaia 1ll1d der König von Sizilien verhandeln heimlich mit den Rhomäern über einen Vertrag, den sie gegen gewisse Leist1ll1gen schließen wollen. Wenn Sie Ihr Leben lieben, retten Sie sich dann schnellstens, bevor jene ihren Vertrag 1ll1d ihre Ab machung durchgesetzt haben.« Michael ließ sich überreden, warnte in aller Stille so viele von den Seinen, als er konnte 1ll1d die Zeit zuließ, 1ll1d flüchtete, bevor die Sonne aufging. Als die Flucht Michacls sich herumsprach, folgte ihm einer nach dem anderen. Die Soldaten zerstreuten sich 1ll1d versuchten einander in der Flucht zuvorzukommen. Als Michaels Verbündete bei Anbruch des Tages seine Flucht erfuhren, konnten sie den Gr1ll1d nicht erraten und waren sprachlos. Sie hatten nicht den Mut, / den Kampf gegen die Rhomäer aufz1ll1ehmen, einerseits, da ihnen das Geschehene 1ll1begreif lich war, anderseits auch, da sie zahlenmäßig jetzt weit 1ll1terlegen waren. Darum wandten sie sich bald zur Flucht, im Glauben, daß Michael sie verraten hätte. In dieser Verwirr1ll1g griffen die Rhomäer sie plötzlich an; die meisten töteten sie, von den übrigen nahmen sie nicht wenige gefangen; dar1ll1ter auch den Fürst der Peloponnes 1ll1d von Achaia118• Der König von Sizilien entkam heinwch mit nur sehr wenigen seiner Leute1l9. /
KAPITEL
IV
1. Während dieses Unternehmen dort so zu Ende geführt wurde, erhoben die bedeutendsten Männer aus dem Adel Michael Palaiologos in Magnesia auf den Schild 1ll1d proklamierten ihn zum Kaiser [kurz vor dem 1. Dezember 125 8)12°. Patriarch Arsenios befand sich in Nikaia, als er davon erfuhr. Der Schmerz darüber traf sein Herz heftiger als jedes Schwert. Er hatte absolut keine Ruhe mehr aus Angst um den Knaben. Zuerst wollte er den Proklamierten 1ll1d die Proklamierer mit dem kirchlichen Bann belegen. Dann zauderte er 1ll1d hielt es für maß voller 1ll1d besser, die Männer mit heiligen Eiden versichern zu lassen, daß sie 101
ÜBERSETZUNG: KAPITEL IV
weder ein Attentat auf das Leben des Knaben verüben würden, noch sein Recht auf den Kaiserthron verachten oder ihm die Kaiserwürde rauben wollten. So geschah es. Es war gerade der erste Dezember. Es verging aber noch kein Monat, und der Patriarch selbst, der um das Leben des Knaben gebangt
/ und sein Recht
auf den Thron sichergestellt hatte, setzte Michael Palaiologos mit eigenen Händen vor dem Altar die Kaiserkrone auf121• Auch er hatte sich von den Ansichten der anderen, der Mitglieder des Senats und der Priesterschaft, mitreißen lassen. Er verlieh aber dem Palaiologen keine bleibende kaiserliche Macht, sondern nur für so lange, als der Staat es brauche, damit er sie ausübe, bis der legitinle Erbe und Nachfolger erwachsen sei. Darm sollte er freiwillig ihm allein den Kaiserthron und alle Abzeichen der Kaiserwürde überlassen. Darauf wurden wiederum noch teurere Eide geschworen als zuvor. Zu diesem Zeitpunkt traf wie ein gutes Vorzeichen122 seines Kaisertums die Nachricht vom westlichen Sieg der Rhomäer ein. Bald darauf erschienen auch die Sieger, die den Fürst der Peloponnes und von Achaia als Gefangenen mitführten und außer ihm noch viele andere. Sie wurden für ihre Mühen entsprechend geehrt und belohnt. Der Sebastokrator wurde vom Kaiser zum Despot erhoben, der Großdomestikos zum Kaisar, der Kaisar zusammen mit dem Schwiegervater des Despoten zum Sebastokrator. Er erhielt aber eine glänzendere Unterscheidung als der Schwiegervater darin, daß in seinen blauen Schuhen goldene Adler eingewebt waren123• Der Fürst der Peloponnes und von Achaia erkaufte sich Leben und Frei heit, indem er dem Kaiser die drei schönsten Städte in der Peloponnes schenkte,
/
Monembasia, Maina bei Leuktra, das bei den alten Griechen Kap Tainaron hieß, und
an
dritter Stelle die Hauptstadt von Lakonien, Sparta. So. wurde er wie aus den
Tiefen der Unterwelt den Seinen zurückgegeben124• Als Gouverneur der genarm ten Städte in der Peloponnes wurde Konstantinos entsandt, der Halbbruder des Kaisers von der gleichen Mutter, der, wie wir soeben gesagt haben, vom Kaiser zum Sebastokrator befördert worden war. Dort angekommen, erkämpfte dieser sich viele Siege gegen die Lateiner in der Peloponnes, und indem er die drei ge narmten großen Städte als Basis für seine Kriegsführung nutzte, eroberte er noch mehrere Städte hinzU125• Etwas später verließ Patriarch Arsenios seinen Thron und zog sich in das Paschasioskloster, an der Küste, in die Ruhe des Mönchslebens zurück
[1260]126.
Als Grund, weshalb er sich zurückzog, narmte er die Mißachtung des Kaisersohnes Joharmes Laskaris127• Kaiser Michael Palaiologos hatte ilm nämlich vor kurzer Zeit in Magnesia internieren lassen, damit seine Anwesenheit bestinlmten zu einem Umsturz geneigten Leuten keinen Anlaß dazu biete. Anstelle des Arsenios wurde
102
80/8r/82
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Nikephoros, der Metropolit von Ephesos, auf den patriarchalen Thron erhoben, welcher nach einem Jahr starb128• Der Kaiser setzte nun mit zahlreichen Streitkräften nach Thrakien über [Ende
I260]
und weckte den Eindruck, als ob er die Vororte Konstantinopels angreifen
wolle, U11l sein Kriegsglück zu versuchen. Nach einem Aufenthalt außerhalb der selben zog er weiter und belagerte auf dem gegenüberliegenden ufer die Galata genannte Festung129• Er glaubte,
/ wenn er diese zuerst erobere, könne er von dort
aus leicht auch Konstantinopel einnehmen. Aber diese HofIDung war der TagtraU11l eines wachenden Menschen130. Er stellte viele Schleudermaschinen rund U11l die Festung auf und setzte ihr empfindlich
zu,
konnte sie aber nicht nehmen. Deshalb
verstärkte er die befestigten Ortschaften vor Byzanz und ließ in ihnen Soldaten zurück. Diese beauftragte er, die Lateiner in Byzanz andauernd durch Streifzüge und plötzliche Überfälle zu belästigen. Man sollte, wenn möglich, nicht zulassen, daß sie sich vor die Stadtmauern hervorwagten. Dieses Vorgehen brachte die Lateiner tatsächlich in so große Not, daß sie aus Mangel an Holz die meisten be rühmten Bauten von Byzanz einrissen, U11l das nötige Brennholz zu haben. Der Kaiser kehrte von dort zurück nach Nikaia - diese Stadt war nämlich nach der Eroberung von Byzanz zur Kaiserstadt der Rhomäer geworden - und er blieb dort für längere Zeit. Damals zogen die Skythen über den Euphrat und eroberten Syrien und Arabien bis hin nach Palästina131. Die Habgier der Menschen nimmt nicht leicht ein Ende, solange die bewafIDete Hand stark bleibt. Sie fanden dort eine große Beute und kehrten schwerbeladen zurück. Den in ihrem Gebiet verbliebenen Arabern, Syrern und Phöniziern legten sie wie erbärmlichen Sklaven einen jährlichen Tribut auf. Im Jahre darauf
[1260] drangen sie in Asien diesseits des Euphrats vor, das sie ohne
Mühe ganz eroberten und plünderten. Sie dehnten ihren Streifzug aus bis Kappa
/ im Norden und bis Kilikien und die Schluchten im Süden. Dieses größte Gebirge Asiens teilt sich nämlich
dokien und den Thermodonfluß des Taurosgebirges
kurz nach seinem Beginn in viele Züge. Dann unterwarfen die Skythen auch das türkische Reich. Der Sultan Azatines ['Izz-al-Dm Kay Kawiis
11.]
flüchtete mit
seinem Bruder Melik ZU11l Kaiser der Rhomäer, Michael Palaiologos132. Er ver sprach sich viel davon, denn er konnte ihn an die Gastfreundschaft und die große Ehre erinnern, welche dieser selbst vor nicht langer Zeit bei ihm empfangen hatte, als er vor der Bedrohung seitens des Kaisers flüchtete und große Angst noch sein Herz beklemmte. Daran erinnerte
ihn der Sultan und verlangte eins von beiden :
entweder, daß der Kaiser mit ihm die Skythen bekämpfe, oder daß er ihm ein Stück rhomäisches Gebiet zu Eigentum überlasse, wo er mit den Seinen bleibend 103
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wohnen könne. Er brachte nämlich Frau und Kinder und eine große Dienerschaft mit und außerdem einen großen und vielfältigen Reichtum. Der Kaiser hielt
es
für gefährlich, die rhomäischen Streitkräfte zu zersplittern, da rundherum viele Kriege tobten. Aber einem solchen Mann, der über viele Satrapen geherrscht hatte und dessen Charakter zu herrschen gewohnt war, ein Grundstück zu Eigentum zu überlassen, auch das kam ihm bedenklich vor und nicht ohne Gefahren für die Zukunft. Er hielt es für unausweichlich, daß die in alle Richtungen zerstreuten und wie Planeten in der Nacht umherirrenden Satrapen ihren Herrscher suchten und zu ihm als zu ihrem Fackelträger und Führer zusammenkämen und mit der Zeit I zu einer unüberwindlichen Gefahr für die Rhomäer würden. Darum ließ er
ilm wie auf der Waage in der Schwebe und hielt ilm hin, indem er ilm gewisser maßen mit Hoffuungen nälme.
2. Zwei Jahre nachdem Michael den Thron bestiegen hatte und im Westen die thessalischen Waffen, ich meine den Krieg gegen die Akarnanier und Äto lier, zum Schweigen gebracht waren133, schossen aus jener verderblichen Wur zel wiederum verderbliche und dornige Sprosse hervor. Der Abtrünnling Michael brach den Vertrag und erneuerte den Krieg [Frühsommer
1261]. Der Kaiser
entbot darum schnell den Kaisar Strategopulos mit etwas mehr als achthundert bithynischen Soldaten. Die übrigen, die er brauchte, sollte er in Thrakien und Makedonien sammeln. Er befahl ihm auch, nebenbei134 mit seinen bithynischen Soldaten durch die Vororte von Byzanz zu ziehen, um die Lateiner in Konstanti nopel in Schrecken zu versetzen. Diese sollten nicht ganz in Rulle gelassen werden und nicht Gelegenheit haben, sich zu erholen und nach Belieben weit außerhalb der Stadtmauer zu streifen; im Gegenteil, sie sollten ewig in Furcht und "vie in einem Gefängnis überwacht leben. Der Kaisar überquerte also die Propontis und lagerte bei Rhegion. Dort stieß er auf einige Bauern. So hatte es die über alles waltende Vorsehung in ihren erhabenen und geheimen Ratsbeschlüssen gewollt. Einer großen Menge von Pferden und Männern hilft sie manchmal nicht, aber einer kleinen Streitmacht, auf die man keine großen Hoffuungen setzen kann, steht sie bei und schenkt sie große Siege135• Die Menge der Waffen und der Umfang der übrigen Rüstung verderben die Hoffuung der Starken I und lassen sie nicht leicht ihr Herz ganz zum Herrn über Leben und Tod136 erheben; sie ziehen vielmehr herunter und beschweren und zwingen sie, sich zumeist auf der Erde zu wälzen. Hingegen erleichtert der Mangel an den notwendigen Mitteln die Schwachen und nötigt sie gleichsam im Himmel zu wandern und inbrünstig die Hilfe von oben herabzurufen. Gerade darunl erreichten viele, die mit großen Hoffuungen sich
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trugen, das Gegenteil ilrrer Erwartungen, andere aber, die in wer Machtlosigkeit am eigenen Leben verzweifelten, kamen zu großen Siegen. So war es auch hier. Nicht weniger als drei Kaiser griffen wiederholt mit vielen Tausenden Soldaten die Stadt Konstantins an und kehrten unverrichteter Dinge zurück. Sie hatten sich den Stadtmauern nicht einmal richtig nähern können. Der Kaisar aber nahm sie ein mit einem Heer, das nicht einmal tausend Mann zählte, und ohne auch nur eine Be lagerungsmaschine oder irgendwelche sonstigen Hilfsmittel, sondern nur im Ver trauen auf Gottes Hilfe. Und so erfolgte die Einnahmc137 : Die Leute, denen der Kaisar begegnete, waren Rhomäer, gebürtige Konstan tinopolitaner, und sie hielten sich wegen der Getreideernte außerhalb der Stadt auf. Der Kaisar befragte sie über Umfang und Stärke der lateinischen Streitmacht und alles andere, worum ein Feldherr mit langjälrriger Erfalrrung sich kümmert. Die Männer ertrugen das lateinische Joch schon lange mit Widerwillen und wollten auch ansonsten lieber mit wen Stammesbrüdern denn mit Fremden zusammen leben. Sie betrachteten die Begegnung mit dem Kaisar als glücklichen Zufall / und gaben ilrrn über alles genauen Bescheid. Außerdem kamen sie mit ilrrn überein, daß sie ihm die Stadt ausliefern wollten, und erhielten dafür wie bei einer Vereinbarung ohne jegliche Schwierigkeit große Geschenke versprochen. Sie hatten nämlich nicht nur mitgeteilt, daß die Streitmacht der Lateiner schon schwach sei, sondern auch,
daß der größte Teil die Stadt verlassen hatte, um Daphnusia zu belagern. Dies ist eine Stadt am Schwarzen Meer, ringsherum von vielen Gewässern umgeben, tausend Stadien von Konstantinopel entfernt138• Sie selbst aber könnten leicht nachts das Heer des Kaisars in die Stadt einlassen und zusammen mit ilrren Freunden bewaflllet mit aller Kraft helfen, die Feinde zu bekämpfen. Sie wohnten nämlich ganz nahe beim Stadttor direkt gegenüber der Kirche der Gottesmutter zur Quelle139 und kannten einen geheimen Zugang, einen verborgenen unterirdischen Gang. Dieser bot sich jetzt von selbst an. Durch
ilm könnten fünfzig Soldaten nachts ein
dringen, dann die Wachposten töten, die Pforte zertrümmern und das ganze Heer hereinlassen. Das sagten diese Männer. Und nach Hause gegangen, erfüllten sie innerhalb weniger Tage ilrre Versprechungen. Der Kaisar drang nachts, gen Morgengrauen, in Konstantinopel ein und verharrte dort irgendwo einen Tag ge rüstet zum Kampf Am folgenden Tag [25. Juli 1261] gab er Befehl, die Stadt an vier Stellen in Brand zu setzen und die Häuser anzuzünden. Zwei Feinde zugleich sollten den Lateinern den Untergang bereiten. Als Kaiserpalast diente den Lateinern das Pantokratorkloster14o• Der damalige Kaiser von Konstantinopel war Balduin, / ein Enkel der Schwester Balduins I. llrrn war nämlich sein Bruder Heinrich nach gefolgt, diesem der älteste Sohn seiner Schwester Jolante, Robert, und diesem 105
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wieder der zweite Bruder Roberts, Balduin. Er war also der vierte und letzte Kaiser von Konstantinopel seit Balduin pu. Dieser erfuhr, als er morgens aufstand, daß die Feinde in der Stadt waren, und zugleich sah er, daß das Feuer die ganze Stadt einschloß und, vom Wind vorangetrieben, im Nu auch den palast erreichen würde. Zuerst wollte er zu den Waffen greifen und kämpfen, und er versammelte auch, was ihm an lateinischen Soldaten zur Verfügung stand; aber sehr schnell sah er ein, daß dies ein unmögliches Unternehmen war. Er sagte den Abzeichen der Kaiser würde und der Kaiserwürde selbst Lebewohl, stürzte sich unbewaffnet in ein Boot und suchte sein Heil in der Flucht. Die Nachricht davon erreichte noch am gleichen Tag die Belagerer von Daphnusia. Sie brachen auf und fuhren so schnell als möglich von dort weg. Am folgenden Tag sahen sie die Mauern der Stadt, und während sie daran vorbei und um sie herumfuhren, nahmen sie nach Möglichkeit die ver triebenen Lateiner auf. Damit waren sie vom Abend bis zum frühen Morgen beschäftigt. Beim Anbrechen des Tages hißten sie die Segel und fuhren geradewegs nach Italien. So sagten auch sie ihrer Pseudoheimat Lebewohl. Die frohe Nachricht von diesen Ereignissen erreichte schnellstens den Kaiser in Nikaia142• Dieser konnte sie zuerst kaum glauben. Er dachte daran, wie er selbst vor kurzem mit einem zahlreichen Heer und vielen Belagerungsmaschinen / nicht einmal die unbedeutende kleine Festung Galata hatte erobern können; und jetzt höre er, daß die Stadt Konstantins, dieses Weltwunder, ohne Mühe von 800 Männern eingenommen worden sei. Dann aber, als er mit sich allein war, sah er ein, daß die göttliche Vorsehung dem Verdorrten Blüten, den Armen Reichtum, Kraft den Schwachen und Größe den Kleinen schenken kann, wie auch umgekehrt, wenn der Reiche mit seinem Reichtum und der Mächtige mit seiner Macht prahlt143• Darum erhob er seine Hände voll Dank zum Herrn und erging sich mit seiner Zunge in vielen Lobeshymnen, welche zum Anlaß paßten. So verhielt sich der Kaiser beim Hören der Nachricht. Danach war es seine Hauptsorge, alles andere sein zu lassen und mit seiner Gattin, der Kaiserin, und seinem Sohn Andronikos, dem jungen Kaiser, der in seinem 2. Lebensjahr stand, in die Kaiserstadt einzuziehenl44• Nach etlichen Tagen empfmg die erste der Städte den Herrscher [15. August 1261]. Er hielt aber nicht eher seinen Einzug, bevor nicht das göttliche Bild der hochheili gen Gottesmutter »Hodegetria« zum sogenannten Goldenen Tor gekommen war. Dort brachte er iln Dankeshymnen dar und zog dann langsam zu Fuß in die Stadt ein, während das göttliche Bild der Gottesmutter vorangetragen wurde. Zur Reside= wählte er zunächst den Palast beim Hippodrom, denn der Blacherncn palast lag darnieder und war ganz von Staub und Asche gefüllt145• / Damals sah man, wie die Kaiserin der Städte Zll einem Feld der Verwüstu11g Uoel 2, 3; 3, 19] 106
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL IV
geworden war, voll von Ruinen und Trümmerhaufen. Ein Teil der Bauten war dem Erdboden gleichgemacht, von anderen hatte der große Brand nur kleine Reste gelassen. Das Wüten des Feuers hatte auch schon früher des öfteren ihre Schönheit verringert und ihrer herrlichen Pracht geschadet, als sie das Joch der Lateiner auf sich nehmen mußte146• Später, während der Knechtschaft, wurde ihr seitens der Lateiner nie die geringste Sorge zuteil, vielmehr wurde sie von ilmen auf alle Arten Tag und Nacht immer mehr zerstört. Es war, als ob die Lateiner selbst nicht daran glaubten, für immer in ihr zu wohnen. Ich meine, Gott hatte ilmen durch geheime Stimmen die Zukunft zu erkennen gegeben. Die Stadt hatte auch nicht wenig durch jenen letzten Brand gelitten, den die Rhomäer erst tags zuvor entzündet hatten, um die Lateiner in Schrecken zu versetzen. Die erste und wichtigste Sorge des Kaisers war also, die Stadt zu säubern und, sofern möglich, die große Unordnung in eine schöne Ordnung
umzuwandeln.
Dazu restaurierte er
Kirchen, die noch nicht völlig zerstört waren, und sorgte dafür, daß die verlassenen Häuser wieder von Menschen bezogen wurden. Seine zweite Sorge war, Patriarch Arsenios zurückzurufen, denn der patriarchale Thron stand damals leer. Patriarch Arsenios bestieg also den patriarchalen Thron von Konstantinopel, teils unwillig, andernteils jedoch auch willig147• Unwillig wegen der vorangegangenen Er eignisse, willig aber, da auch er verlangte, die Kaiserstadt zu sehen, und da auch er nicht ganz über allen Ehrgeiz erhaben war. Auch er war ein Mensch, und wenn andere sich so viel mehr von Herrschsucht und Ehrgeiz mitreißen ließen, soll man sich nicht
wundern,
/ wenn auch er davon ein wenig übermannt wurde; oder
besser, er begehrte eigentlich nicht den Thron, sondern hielt es nicht für richtig, sein rechtmäßiges Erbteil auszuschlagen. Die dritte Sorge des Kaisers war, den Kaisar Alexios auf würdige Weise dafür zu ehren, daß Gott durch ilm den Rho mäern die Kaiserstadt wiedergeschenkt hatte. Die Ehrung bestand darin, daß auf kaiserlichen Befehl ein großer und glänzender Triumphzug organisiert wurde, um den Kaisar durch die ganze Stadt feierlich herumzuführen. Dabei sollte er nicht nur mit den Abzeichen der Kaisarwürde geschmückt sein, sondern auch mit einer kostbaren, fast kaiserlichen Krone. So geschal! es denn auch. Außerdem verordnete der Kaiser, daß der Name des Kaisars zusammen mit dem des Kaisers im ganzen rhomäischen Gebiet ein Jalrr lang in den LobgeSängen und Akklamationen zu er wähnen sei148• 3. Das war das Glück des Kaisars. Aber der Urheber des Neides liebt es, ZWI
schen glücklichen Ereignissen schmerzliche Rückschläge zu säen, wie Unkraut in einem Getreidefeld. Er duldet meistens nicht, daß denen, die Glück haben im Le107
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ben, die Freude bis ans Ende ungetrübt verbleibt. Das wußte auch Philippos, der Herrscher von Makedonien. Darum freute er sich zwar innerlich sehr, als an einem Tag drei glückliche Ereignisse auf ihn zukamen, aber er äußerte sich nicht in Prah lerei gegenüber den Anwesenden und zog die Augenbrauen nicht stolz in die Höhe. Er wußte, daß auf außerordentliches Glück außergewöhnlicheres / Unglück folgt. Darum nahm er das Geschehene bescheiden hin, war auch seine Angst um die Zu kunft größer als die Freude des Augenblicks. Er erhob sich und rief aus: "üh Gott, mische unter die guten Dinge auch ein bißchen Unglück, damit ich nicht stolz vor Freude über mein großes Glück unerwartet in die Tiefe des Unheils stürze«149. So warfen denn auch die darin geübten Telchine150 einen neidvollen Blick auf das Glück des Kaisars und ließen ihn nicht leidlos das Ende seines Lebens erreichen. Die Fortsetzung meiner Erzählung wird das zeigen. Nach jenem großen Sieg und dem Triumphzug zur Feier des Sieges wurde der Kaisar vom Kaiser erneut ausgesandt [I262], um die begonnene Expedition wieder aufzunehmen und den Herrscher über Epeiros und Ätolien, Despot Michael, zu bekämpfen. Dieser hatte sich außerhalb seiner eigenen Grenzen begeben und ver heerte das rhomäische Gebiet, wie ich oben auseinandergesetzt habe151. Der Kaisar mobilisierte also die thrakischen und makedonischen Truppen und zog, nachdem er eine ausreichende Truppenmacht gesammelt hatte, gegen den Feind. Nach dem üblichen häufigen Wechsel des Kriegsglücks und der Schicksalswürfel wurden die rhomäischen Streitkräfte geschlagen und der Kaisar geriet in Kriegsgefangen schaft, er, der Mann, der gestern durch den Ruhm seines Sieges und seines Trium phes Nord und Süd in Staunen versetzt hatte152. So ist nichts bei uns Menschen echt, nichts beständig. Alles Menschliche wird wie auf einem dunklen Meer hin und her geschleudert und leidet Schiffbruch. Eine tiefe Ungewißheit spottet mit der Erfahrung und dem Wissen der Menschen; sie wirft jede Anstrengung menschlicher Überlegungen um und durcheinander; sie würfelt geradezu mit festbeschlossenen / Plänen. Kyros, der einstige Herrscher über Perser, Meder und Chaldäer, durchzog als Eroberer den größten Teil Asiens und unterwarf mit Leichtigkeit Babyion, Asiens Ruhm, um dann im Kampf gegen eine massagetische Frau auf ruhmlose Weise um sein Glück gebracht zu werdeni53. Der Karthager Hannibal, der ganz Libyen und Afrika unterwarf, seine berühmten Siege über Iberer und Kelten erkämpfte, über die steinigen Alpen zog und auf staunenswerte Weise wiederholt die Römer besiegte, konnte kurze Zeit später das Schwert eines einzigen Feldllerrn Roms nicht einmal im eigenen Vaterland abwehren, sondern flüchtete, völlig unbewaftllet, und zog von Land zu Land, oder besser, wurde vom Schicksal erbarmungslos verjagt154. Pompeius Magnus, Konsul lOS
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und bevollmächtigter Feldherr der Römer, zog durch Asien bis an den Kaukasus und das Kaspische Meer, unterwarf dabei zahllose Völker, schenkte Rom Berge von Geld, wurde aber zuletzt von einem kleinen Heerhaufen im eigenen Land besiegt und verlor seinen großen Ruhm155• So wie in diesen Beispielen ging es auch dem Kaisar, über den ich hier spreche. Gestern hatte er das größte Siegeszeichen errich tet, heute wurde er das Opfer eines unbedeutenden Kampfes. Sicher wollte Gott dadurch eine tiefe Lehre erteilen, damit wir, wenn wir von Schwächeren besiegt werden, unsere eigene Kraft verachten lernen und klar einsehen, daß die großen, außerordentlichen Siege von Gott kommen. Nachdem Michael so den Kaisar in seine Macht bekommen hatte, sandte er ilm sofort zu seinem Schwiegersohn Manfred, dem König von Sizilien, damit er diesem als Lospreis zum Freikauf seiner Schwester diene. / Diese war nämlich von Kaiser Johannes Dukas nach dem Tode der Eirene in zweiter Ehe geheiratet worden156• Ihr Vater Theuderich [Friedrich II.)157, der König von Sizilien, hatte sie ihm zur Frau gegeben. Nach dem Tod ihres Gatten hatte sie nicht heimkehren können, son dern sie lebte bei den Rhomäern und schmückte ihr Leben mit der Schönheit der Tugend und ließ durch den Adel ihres Charakters den Glanz ihres Gesichtes noch leuchtender strahlen. Durch diesen Tausch erhielt die Kaiserstadt ihren geliebten Kaisar zurück. Darauf suchte der Ätolier Michael der Despot eine Braut für seinen Sohn, den Despoten Nikephoros, der Witwer geworden war, und erhielt für ilm Anna, die Tochter einer Schwester des Kaisers. Diese Verbindung diente zur Stärkung des mit Michael geschlossenen Friedensvertrages [1265)158. 4. Der Kaiser war jetzt im Besitz Konstantinopels und sah, wie er bei seinem Tun gleichsam den Wind im Rücken hatte und wie das Glück mit seinem Atem wohl wollend seine Hand berührte. Darum entschloß er sich nun, die Kaiserwürde nicht mehr preiszugeben, und von dem Augenblick an war es seine Sorge, jede Bedro hung auszumerzen. Er fürchtete, daß die Männer, die jetzt noch zwischen den Zäh nen ihre Verwünschungen gegen ilm äußerten und ihre Wut unterdrückten, schließlich das starke Argument der kaiserlichen Nachfolge als väterliches Erbe gegen ilm hochspielen und ihm so einen Berg von Gefahren aufschütten würden. Darum gab er die eine Tochter des Theodoros Laskaris, Theodora, einem Lateiner aus der Peloponnes zur Frau, der sich aus privaten Gründen vorübergehend in der Kaiserstadt aufhielt. Der Mann war freilich von Adel, aber nicht sehr angesehen; er hieß Velicurtus159• / Der Kaiser mahnte ilm, heimzukehren und seine Frau mit zunehmen. Die zweite Tochter, Eirene, verband er mit einem Mann aus Genua, I09
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einem Grafen mit Namen Vintimilias1 60 • Auch dieser befand sich gerade in Kon stantinopel, und auch
ihn hieß Michael sofort mit seiner Frau heimkehren. Zum Bruder der beiden Schwestern sandte er Leute, um ihn zu blenden [25. Dezember 1261]. Johannes war jetzt zehn Jahre altl 6l• Auf diese Weise stellte er die uneinge schränkte Nachfolge auf dem Kaiserthron für sich sicher und befreite sich von Argwohn und Furcht. Als Patriarch Arsenios von der Blendung des Johannes er
fuhr, sprang er entsetzt auf, ging durch das ganze Haus auf und ab und j ammerte laut. Er schlug sich unbarmherzig mit den Händen auf die Stirn und verwundete gleichsam mit schwertführenden Gedanken sein Herz. Er rief Himmel und Erde als Zeugen des Unrechts an; er bat die Elemente, die Untat
zu
rächen. Er wollte Er
lösung von seinem Leiden suchen und da er keine fand, sandte er aus seinem Mund die gewaltigen Schwaden seiner Seufzer empor, welche die Brandscheite des Schmerzes aus seinem Herzen auflodern ließen. Da er schlechthin keine Möglich keit zur Rache sah, beschritt er einen anderen Weg. Er sprach über den Kaiser den kirchlichen Bannfluch aus und ließ ihm diesen überbringen; er verbot aber
nicht, daß sein Name in der Liturgie genannt würdel 6 2• Er befürchtete, daß der Kaiser sonst aus Zorn das Kirchenregiment ändern könne und daß er selbst, wie das Sprichwort sagt, gezwungenermaßen vor dem Rauch flüchtend
ins
Feuer falle163•
Der Kaiser nahm aber den Bannfluch nicht schwer, zeigte längere Zeit eine demütige Haltung und wartete auf die Aufhebung der Strafe. Als sich indes seine Erwartung nicht erfüllte,
/ entschloß er sich zur Rache.
Er verzichtete freilich auf eine solche,
welche die absolute Macht mhelegt, denn er wollte seine Macbt nicht in aller Öffentlichkeit
zur
Geltung bringen. Er berief eine Bischofssynode ein und er
teilte ilir den Befehl, die Beschuldigungen, welche vereinzelt gegen den Patri archen geflüstert wurden , einer kanonischen Untersuchung zu unterwerfenl 64• Man kann kaum sagen, wie gerne diese dem Befehl gehorchten. Diese Männer, die vom Herrn den Auftrag haben, anderen ein Beispiel brüderlicher Liebe zu geben, versammelten im Palast eine Synode gegen iliren ältesten Bruder und hießen die Ankläger sich zu Wort zu melden. Diese sprangen auf und ver suchten, einander an Eifer zu überbieten. Die gegen den Patriarchen erhobene Beschuldigung war folgende : Sultan Azatines wäre häufig bei dem heiligen
Offizium anwesend und verkehre in der Kirche mit dem Patriarchen. Der Kaiser und die Bischöfe wußten ganz genau, daß der Sultan von christlichen Eltern gebo ren und auch selbst getauft war. Durch einen glücklichen Zufall, wie er oft wider Erwarten eintrifft, war er Sultan und Führer der Türken geworden. In dieser Lage hatte er freilich im geheimen die Hauptgebote der Religion weiter beobachtet, nun aber, in Konstantinopel lebend, verehrte er die heiligen Bilder und praktizierte IIO
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öffentlich alle Gesetze und Bräuche der Christen. Diese Tatsache war gleichsam eine starke Rüstung für den Patriarchen, aber seine Feinde leugneten das, da sie ihrem Ziel, seiner Absetzung, im Wege waren. Sie erklärten sie für zweifelhaft und unklar und schließlich für vollkommen nichtig. Der Patriarch wurde nun vorgela den, um sich selbst zu verteidigen; / er erschien jedoch nicht, sondern lehnte die Synode als ungültig ab, da sie auf Befehl des Kaisers stattfand und da man seine Widersacher zu Richtern bestellt hatte. Darauf verurteilte man ihn, weil er sich ge weigert hatte zu erscheinen, und bestrafte ihn mit der Amtsenthebung [1264] . Man sandte ihm den Befehl, den Thron zu räumen, und zugleich erschienen auch schon Männer, um ihn ins Exil abzuführen. Der Patriarch sehnte sich schon lange nach Ruhe und empfand seine gegenwärtige Lage als eine schwere Belastung. Er ließ sich denn auch bereitwillig wegführen. Am dritten Tag wurde er auf die Insel Proik0nesos gebracht. Den patriarchalen Thron bestieg darauf Germanos von Adrianopo lis, der schon seit langem mit dem Kaiser befreundet war und diese Ehre als ein ihm gebührendes Geschenk annahrn1 65• Ich habe nämlich schon erzählt1 66, wie Michael Palaiologos früher aus Furcht vor Kaiser Theodoros Laskaris zum Sultan flüchtete. Germanos lebte damals als Mönch an der Grenze des rhomäischen Reiches. Dort hatte er Michael voll Freude empfangen, großzügig bewirtet und mit reichlichem Proviant für den weiteren Weg ausgerüstet. Später wurde Michael dann Kaiser, und Germanos begab sich zu ihm und erhielt nach vielen anderen Ehrungen den Bischofssitz von Adrianopel. Von dort wurde er nun auf den patriarchalen Thron erhoben. Um diese Zeit eroberte ein Rebell mit dem Namen Ikarios eine starke Festung aufEuboia (das ist eine Besitzung derVenezianer)167. Er hatte sich nach der Eroberung von Konstantinopel gegen den Gouverneur der Insel erhoben und viele seiner Lands leute hatten sich ihm angeschlossen. Von der eroberten Festung aus unternahm er häufig Streifzüge in die umliegenden Gefilde und Dörfer. Er versetzte dadurch in kurzer Zeit / alle Landbewohner in solche ständige Angst, daß sie sich fürchteten, außerhalb der Stadtmauer zu wohnen, und es nicht wagten, sich ohne Wachposten in den Dörfern und auf dem Felde aufzuhalten. Es dauerte nicht lange, da fiel dem Rebellen auch eine befestigte Stadt in die Hände, und darauf konnte er sogar offen gegen den Gouverneur von Euboia Krieg führen. Er fürchtete aber doch, daß die ser mit einer großen Streitmacht gegen ihn ausrücken und ihn besiegen würde. Dar um entbot er Gesandte zum Kaiser, um Hilfe im Kampf zu erhalten. Er bekam sie auch, legte eine ausreichende Garnison ins genannte Städtchen und begab sich dann persönlich als Überläufer zum Kaiser. Er bat um ein starkes rhomäisches Heer und 5.
III
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versicherte, daß nichts ihn dann hindern könnte, ganz Euboia dem Kaiser zu unter werfen. Er kehrte also schnell mit einem starken rhomäischen Heer zurück, bevor die Euboier sein Anrücken bemerken konnten. Er kannte nämlich den Stolz der Latei ner und wußte, daß der Anblick eines heranrückenden feindlichen Heeres den Gouverneur sofort aus der Stadt locken würde. Er legte also nachts um die Stadt eine groSe Zahl Schwerbewaftneter in einen Hinterhalt. Darauferschien er in aller Frühe selbst und plünderte die Umgebung, so daß die Lateiner in der Stadt mit ihrem Führer gezwungen waren, sofort die Waffen zu ergreifen und in größter Eile gegen die Feinde auszurücken ; dabei wurden sie plötzlich hinterrücks von den Lochagen mit ihren Abteilungen überfallen und eingeschlossen, während Ikarios mit seinen Truppen von vorne angriff So wurde der Gouverneur von Euboia und sehr viele andere mit ihm gefangengenommen und die übrigen fielen dem Schwert zum Op fer168• Der Gouverneur wurde von Ikarios als Gefangener dem Kaiser / ausgeliefert und starb bald darauf. Das kam so : Beim Betreten des Kaiserpalastes mußte er, wie es einem Gefangenen gebührt, vor dem Tor stehen bleiben. Von dort aus Sall er den Kaiser selbst auf seinem Thron sitzen und den Senat in prächtigen Gewändern um ihn herum stehen. Und Ikarios, gestern und vorgestern noch ein Sklave, ging ein und aus, prächtig gekleidet und sich stolz gebärdend, und flüsterte vertraulich mit dem Kaiser. Dieser Anblick raubte dem Gouverneur sogleich das Leben und er stürzte plötzlich vornüber zu Boden. Diesen unerwarteten Schicksalsschlag hatte er nicht ertragen können. Nachdem die Lateiner aus Konstantinopel vertrieben waren, blieb eine Menge, teils venezianische, teils pisanische Handwerker und Kaufleute zurück. Es schien dar um für die Sicherheit und die Erhaltung des Friedens nicht förderlich, auch noch die Genuesen in die Stadt zuzulassen. So wies der Kaiser ihnen auf dem gegenüberlie genden Ufer im Vorort Galata einen Platz zu, wo sie sich ansiedeln konnten [1267] . Zugleich verlieh er ihnen die versprochene Zollfreiheit im Handel. Diese Zo11fi:-ei heit hatte der Kaiser nämlich vor der Einnahme der Kaiserstadt mit ihnen verein bart, wenn sie ihm gegen die lateinischen Herrscher der Stadt helfen wollten. Die ses Versprechen erfüllte er jetzt, obgleich er die Stadt olme ihre Hilfe in seine Macht bekommen hatte169• Die Magistrate, die jeweils für die Dauer einer be stimmten Periode bei diesen die Macht ausübten, hießen bei den Venezianern Bailo, bei den Pisanern Konsuln, bei den Genuesen Podesta. Diese Namen bedeuten auf griechisch Statthalter, Aufseher, / Machthaber170• Balduin war bei der Einnahme von Konstantinopel der Gefahr entflohen und hatte sich nach Italien begeben. Dort verschwägerte er sich mit Karl, dem König von Italien ; er erhielt nämlich für seinen Sohn dessen Tochter als Braut [1267]171. Mit I I2
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dessen militärischer Hilfe hoffte er, Konstantinopel zurückzuerobern, ein törichtes Ansinnen und eine eitle Hoffuung, denn der Kaiser rüstete eine große Flotte und bemannte über sechzig Trieren, u. a. mit Gasmulen172, das sind Mischlinge, die zu gleich als Rhomäer und als Lateiner aufgewachsen sind. Sie haben von den Rhomäern die kluge Überlegung im Kampf und von den Lateinern die Kühnheit. Dazu kam ein Corps Marinesoldaten, Lakonier, die vor kurzem aus der Peloponnes zum Kaiser gekommen waren. In der Volkssprache hat man ihren Namen entstellt und nennt sie Tsakonenl73. Die so glänzend gerüstete kaiserliche Flotte fulrr auf Be fehl des Kaisers aus und verbreitete große Angst und Verwirrung unter den Latei nern. Sie eroberte auch fast alle Inseln im Ägäischen Meer, Lernnos, Chios, Rhodos und alle, die den Lateinern unterworfen waren174. Während dieser Flottenexpedition beging der Ätolier Michael Vertragsbruch und begann das angrenzende Gebiet der Rhomäer zu plündern. Diese Nachricht versetzte den Kaiser in Schmerz und Wut. Er zog sofort selbst aus
[1264] , um per
sönlich dort die Ordnung wiederherzustellen175• Als der Kaiser fort war und sich in Thessalien aufhielt, erschien ein Zeichen am Himmel, das Böses voraussagte : im Zwölftel des Stieres erschien / kurz vor Sonnenaufgang und nach Sonnenunter gang ein wenig über dem Horizont ein heller Komet. Mit dem Fortschreiten der Sonne im Tierkreis entfernte sich au.ch dieser Komet täglich allmählich weiter vom Horizont, bis auch er den Zenit des Himmels überschritten hatte. Als der Komet sich zum ersten Mal zeigte, war es Sommer, und die Sonne befand sich im Zeichen des Krebses, und als der Komet verschwand, war Herbstnachtgleiche. Während also die Sonne zwischen Sommer- und Herbstnachtgleiche drei Zwölftel des Tierkreises zurücklegte, setzte der Komet sich im Zeichen des Stieres fest und löste sich langsam auf. Der Kaiser hielt das für ein Vorzeichen böser Ereignisse. Sofort sagte er Thes salien Lebewohl und ritt mit verhängtem Zügel nach Byzanz zurück. Denn eine Nachricht über die Skythen brachte
ihn nicht wenig auf: es hieß, daß diese dabei
waren, in das rhomäische Gebiet einzufallen. Aber noch bevor der Kaiser Byzanz erreichte, ergossen die Skythen aus dem Gebiet am Donauufer sich schon über nahezu ganz Thrakien. Es war wie ein Meer, das überwogt und seine Grenze über springt. Das skythische Volk ist nämlich sehr schnell und legt oft einen Weg von drei Tagen in einem einzigen zurück. Der Grund ihres Auszuges war folgender17 6 :
6. Ich habe erzählt, daß die Tochter des Kaisers Laskaris mit dem Bulgarenfürst Konstantinos verheiratet warl77• Als diese von der Blendung ihres Bruders Johan nes erfuhr, hörte sie nicht auf, ihrem Mann zuzusetzen und zu drängen, die Tat zu rächen. Dieser suchte demzufolge eine Gelegenheit, das Unrecht zu bestrafen. II3
ÜBERSETZUNG: KAPITEL IV Während er
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99/IOO/IOI
sich die Sache noch überlegte, legte auch Sultan Azatines Holz auf
das Feuer seiner Begierde. Dieser hatte vom Kaiser Befehl erhalten, während seiner Abwesenheit in der Küstenstadt Ainos zu bleiben. Er sollte dort heimlich überwacht werden, damit man einen zu erwartenden Fluchtversuch verhindern könnte. Dies war für den Sultan unerträglich und veranlaßte ihn, Konstantin, der dabei war, gegen die Rhomäer auszuziehen, eine Botschaft zu übermitteln. Er versprach ihm für seine Befreiung eine große Summe Geld. Dieses Angebot ermutigte Konstantin nicht wenig, und als er erfuhr, daß der Kaiser bereits auf dem Rückweg von Thes salien nach Byzanz war, ließ er sich mehr als
2000 Skythen vom Donauufer kom
men und fiel mit ihnen eiligst in das rhomäische Gebiet ein:Er hoffte, mit dem Kai ser auf seinem Rückzug zusammenzutreffen und ihn gefangennehmen
zu
können.
Die Skythen entfalteten sich wie ein Netz über ganz Thrakien und drangen bis zur Meeresküste vor. Kein Stück Vieh, kein Mensch, auch der Kaiser selbst nicht, nie mand sollte ihnen entkommen. Während aber alles andere nach ihrem Wunsch gelang, schlug ihre Erwartung, den Kaiser festnehmen
zu
können, fehl. Er kam,
ohne daß sie es bemerkten, ihrem Einfall zuvor und zog durch das Gebirge um den Ganos zur Küste. Dort stieß er dank der göttlichen Vorsehung auf zwei lateinische Schiffe, die nach Byzanz fuhren und dort angelegt hatten, um sich mit Wasser zu versorgen. Er ging an Bord und erreichte in zwei Tagen die Kaiserstadt. / Als die Skythen den Kaiser nicht in ihre Hände bekommen hatten, war ihr Hauptaugenmerk, sich nicht auch noch den Sultan Azatines entgehen zu lassen. Sie wandten sich also jetzt stracks nach Ainos und setzten alles daran, die Stadt zu er reichen. Wenn die Einwohner sich nicht widersetzten, wollten sie ihn allein depor tieren, sonst aber mit ihm auch die gesamten Einwohner der Stadt. Die Bewacher des Sultans lieferten aus Angst vor ihrer ausnahmslosen Vernichtung ihn aus. Damit erreichten sie, daß die Feinde ruhig abzogen. Da sah man die Skythen auf ihrem Rückweg eine fast unzählige Menge Thrakier wie Schafe mit sich forttreiben. Und für lange Zeit sah man kaum irgendwo in Thrakien Rind oder PB.ug178; so gründ lich hatten es die Skythen seiner Bewohner samt ihres Viehs beraubt. Ich will meine Erzählung über den Sultan im Moment nicht weiterführen ; ich werde auf ihn im folgenden ausführlich zurückkommen179• Seine Frau und seine Kinder wurden eingesperrt, und sein Besitz wurde in die kaiserliche Schatzkammer gebracht. Seine Dienerschaft, eine große Schar kriegstüchtiger Männer, wurde ge tauft und dem rhomäischen Heer einverleibt. 7. Um diese Zeit kam eine Gesandtschaft des Sultans von Ägypten und Arabien
[Baybars I.] zum Kaiser180• Dieser wünschte einen Freundschaftsvertrag mit den
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I01/102/103
ÜBERSETZUN G : KAPITEL IV
Rhomäern und außerdem die Genehmigung, daß einmal im Jahr Schiffe aus Ägyp ten, welche er dafür bestimmen könnte, für Handelsgeschäfte unseren Hafen an laufen dürften. Die Angelegenheit schien ursprünglich / von geringer Bedeutung und wurde darum leicht genehmigt. Im verlauf der Zeit wurde aber klar, wie umfangreich und welcher Art sie in Wirklichkeit war. Dann hatte sie sich aber schon so eingebürgert und bereits die unwiderstehliche Macht der Gewohnheit ge wonnen, daß man sie nicht mehr abstellen konnte. Die Ägypter fahren nämlich mit einem oder wohl auch einmal mit zwei Schiffen jährlich zu den europäischen Sky then im Gebiete um den Maiotischen See und den Tanais. Sie nehmen von dort Männer mit, teils solche, die sich freiwillig melden, teils solche, die sie von ihren Herren oder Eltern kaufen. Dann kehren sie nach Babyion und Alexandreia in Ägypten zurück und liefern auf diese Weise Ägypten ein skythisches Heer181• Die Ägypter selbst sollen nämlich keine guten Soldaten sein, sondern meist feige und unmännlich. Darum haben sie es nötig, ihre Soldaten aus fremden Ländern zu rekrutieren, und sie machen die Männer, die sie für Geld kaufen, gleichsam zu Her ren über sich selbst und befreien sie von allen Sorgen, welche das menschliche Leben mit sich bringt. Es dauerte also nicht lange, da hatten die Araber von Ägypten unter diesem Vorwand ein derart großes Heer gebildet, daß sie nicht nur den westlichen, sondern auch den mehr östlichen Völkern
zu
einer Gefahr wurden. Sie unterwar
fen Afrika und ganz Libyen bis Gadeira, dann auch Phönizien und Syrien und die ganze Küste bis Kilikien. Sämtliche Einwohner fielen dem Schwert
ZUlll
Opfer,
insbesondere die Galater und Kelten, die seit langem über diese Gegenden und die schönsten Städte darin herrschten. Diese waren aus demWesten dorthin gekommen, und zwar etwa auf folgende Weise18 2 : E s gibt in Europa ein sehr hohes Gebirge, die Alpen. Von diesen Bergen strömt ein mächtiger Fluß, der Rhein heißt, hinunter / zum britannischen Ozean. Südlich dieses Flusses liegen die beiden Gallien183 mit ihren Bewohnern, den sehr tapferen Galatern und Kelten184• Diese trugen in ihrem Herzen einen flammenden Eifer für das Heilige Grab. D arum entschlossen sie sich, ein ansehnliches Heer zu sam meln und aus=iehen, um das Heilige Grab zu verehren. Zugleich wollten sie, wenn möglich, an den Arabern, die das Heilige Land widerrechtlich besetzt hielten, Rache nehmen und sie daraus vertreiben. Sie versammelten also eine unzählige Menge und unternahmen mit pferden und Waffen jenen lobenswerten Zug. Sie überquerten den Rhein und folgten dem Lauf des Donaustromes ; auch dieser ent springt
in den
Alpen und mündet mit fünf Armen in das Schwarze Meer. Immer
auf dem nördlichen Ufer sich haltend rückten sie fast bis zum Mündungsdelta am Schwarzen Meer vor. Den Völkern, an welchen sie vorüberzogen, waren sie eine IIS
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furchterregende Erscheinung, denn sie bewegten sich vorwärts einer eisernen Mauer gleich. Sie waren aber so edel, daß sie absolut niemandem Schaden zu fügten185. So überquerten sie auch an der angedeuteten Stelle die Donau und lagerten auf dem Weitermarsch in Thrakien. Kaiser der Rhomäer war damals Alexios Kornnenos1B6• sandte und baten
um
könnten, und auch
An ilm entboten sie Ge
Zulassung zu einem Markt, damit sie das Nötige einkaufen
um
Transport über den Hellespont. Dem Kaiser war dies sehr
willkommen und er nahm die gebotene Gelegenheit mit beiden Händen an. Er hatte erst vor kurzem das Szepter übernommen und sah, wie der rhomäische Staat infolge der großen Fehler seiner Vorgänger I von vielen Seiten angegriffen und er barmungslos zerrissen wurde. Den ganzen Osten hielten seit langem die Türken besetzt, sogar die berühmte Stadt Nikaia. Die empfindliche finanzielle Notlage raubte dem Palast seine Schönheit, und alle HoflTIung auf die notwendigen Steuer einnahmen war zunichte. Zu erwarten gab es nichts mehr als den Schlund des Un tergangs und tödliche Gefalrren. Bei dieser Lage der Dinge sah der Kaiser keinen Ausweg und hielt deswegen das Erscheinen des keltischen Heeres für einen gro ßen GlÜcksfall1B7. Er verhandelte mit dem Heerführer und schloß einen Vertrag ab. Wenn es ilmen als Kampfgenossen gelänge, die türkischen Okkupanten aus dem Gebiet und den Städten der Rhomäer zu vertreiben, sollte es den Kelten freistehen, den Besitz der Türken an sich zu nelrrnen, dem Kaiser aber, die geplünderten Städte zu besetzen. Die Kelten akzeptierten den Vertrag sehr gerne und setzten mit dem Kaiser selbst über den Hellespont. Ein gewaltiger Brand, der dichtes Gehölz ergreift, versengt es teils mit größter Geschwindigkeit, wie wenn es Gras wäre, teils, soweit es noch grün ist, langsam, aber er versengt es trotzdem. So schien auch dieses doppelte Heer, aus Kelten und Rhomäern zusammengesetzt, den Feinden furchterregend und kaum überwind lich; dazu machten es die schwere Bev".aflTIung, die kräftigen Körper und der unbesiegbare Kampfesmut. Die einen der Feinde wurden, wie man so sagen könnte, zertreten wie Gras oder Lelrrn, die anderen leisteten Widerstand, unterstützt von der Unwegsamkeit ilrres Gebietes oder auch von rhornäischen Stadtmauern. Aber auch ilrr Kriegsglück war schließlich nicht unüberwindlich. So ergaben sich die einen freiwillig, die anderen I wurden entweder mit Gewalt unterworfen oder flüch teten und verließen ilrr Land. So säuberte man ganz Asien diesseits des Halys und das ganze Gebiet, das vom Mäander und von Pamphylien begrenzt wird. Darauf nahmen die Kelten, wie vereinbart war, die Beute der befreiten Städte und setzten den geplanten Weg v,,"i-:: der fort. Sie zogen weiter durch das Gebirge zwischen Pam phylien und Kililcien zu den Kilikiern und Syrern und zögerten keinen Augenblick' n6
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den Kampf aufzunehmen, wenn man ihnen den Durchzug nicht gestatten wollte. Als erste schreckten die Kilikier sofort vor ihrem Anblick zurück und entschlossen sich zu tun, was für sie selbst das Beste war : sie gestatteten, bei ihnen wie durch be freundetes Land durchzuziehen, boten ihnen Gelegenheit zum Kaufen, gab.:: n ihnen Führer mit und erwiesen ihnen jeden Dienst, den die Gastfreundschaft forderte. So leicht schlossen die Kilikier einen Vertrag mit den Galatern und Kelten aus dem Westen. Sie taten dies nicht nur aus Angst vor deren Menge und Stärke, sondern auch, da sie nicht einer ganz anderen, sondern praktisch der gleichen Religion anhingen. Als aber der Augenblick gekommen war, in Syrien und Phönizien einzudringen, ging es ihnen nicht so, wie in den Gebieten, die sie hinter sich hatten. Diese Länder beberr schten die Araber, ein fremdes und sebr stolzes Volk, das ihnen Schwierigkeiten be reitete, oder besser nicht ihnen, sondern vielmehr sich selbst. Sie hielten es für unter ihrer Würde, daß ein fremdes, von weither kommendes Volk ohne Blutvergießen durch ihr Land zog. D arum / ergriffen sie die Waffen und versuchten, ihren Durch zug zu verhindern. Dadurch wurden die Kelten von der Proviantierung abgeschnit ten, und Mangel an allem Sonstigen, was für sie selbst und für ihre Lasttiere unent behrlich war, bedrängte sie. Sie entschlossen sich nun, mit den Waffen eine Ent scheidung herbeizuführen. Darauf entbrannte ein ununterbrochener Kampf und das Blut der Araber strömte Tag und Nacht über ihr Land ; Städte wurden geplündert und die Macht der Kelten wuchs von Tag zu Tag. Um es kurz zu machen, die Elite der arabischen Streitmacht wurde entweder blutig niedergemetzelt oder weit weg vertrieben und alle anderen machten die Kelten zu unbewafllleten Sklaven und sie ließen sich dort für die Zukunft nieder ; denn als sie die Menschen besiegt hatten, erlagen sie selbst dem Reiz der Gegend. Sie waren entschlossen, dort für immer zu bleiben ; dadurch aber wurden sie sich selbst zum Beweis jeglicher Schuld. Ihre Auf gabe und der Zweck ihres Auszugs von zu Hause war es gewesen, wenn möglich, nach Palästina zu ziehen und die gottlosen Okkupanten des Heiligen Grabes für im mer von dort zu vertreiben oder dort ihr Blut zu vergießen und dadurch ihre Seele zu erlösen. Das war die Liebe, die sie veranlaßt hatte, ihr Vaterland zu verlassen, eine wahrhaft göttliche Liebe, gepriesen von allen, die davon erfuhren. Aber die Lie be zu Phönizien und Syrien löschte in ihnen schimpflich jene göttliche Liebe aus, als sie unerwartet schwerreich und sozusagen betrunken zwischen beiden zu wählen hatten188. Ich muß zurückkehren zu dem Punkt, wo ich meinen Exkurs über die Kelto galater angefangen habe. Die Araber von Ägypten hatten durch ihr skythisches Heer,
I wie ich oben gesagt habe189, ihre Macht sehr erweitert und waren so weit als
möglich über ihre Grenzen hinaus vorgerückt. Nach Westen hin hatten sie die Libyer II7
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und alle maurischen Völker unterjocht, nach Osten hin einerseits ganz Arabia felix, das sich bis zum Indischen Ozean erstreckt und vom Persischen und Arabischen Golf umschlossen wird, und andererseits ganz Koilesyrien und Phönizien, d. h. alle Gebiete südlich des Orontes. Die Nachkommen der Keltogalater hatten sie von dort verjagt oder, wie es die Gesetze des Krieges mit sich bringen, in kurzer Zeit umge bracht190• 8. Genug davon. Der Patriarch von Konstantinopel, Germanos, mußte erfaluen, daß er von der Volksmasse mit großer Dreistigkeit verspottet wurde, da er, wäh
rend der legitime Patriarch Arsenios noch lebte, auf dessen Thron saß. Darum über ließ er diesen dem, der ihn haben wollte, und zog sich zurück, um als Mönch in Ruhe zu leben191• Nach ilim bestieg Joseph den patriarchalen Thron [28. Dezember I266)192. Er war ein Greis und hatte lange Jalue auf dem Berg Galesion ein asketi sches und zurückgezogenes Leben geführt. Die profane Kultur war ilim vollkom men fremd, und er war ein sehr einfacher Mann. So sind ja die Charaktere, die der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Leben ferngeblieben sind. Er war der geistliche Vater und Beichtiger von Kaiser Michael. Darum warf dieser sich ilim zu Füßen, als er zum ersten Mal zusammen mit den anderen Bischöfen das Heili ge Opfer vollzogen hatte, beschuldigte sich vor den pforten des Priesterchores laut, zwei Sünden begangen zu haben (ich meine seinen Meineid / und die Blendung des Sohnes des Kaisers) und flehte um Vergebung. Als erster stellte sich der Pa triarch zum daniederliegenden Kaiser und verlas eine schriftliche Vergebungsfor mel. Ihm folgten sämtliche Bischöfe in der Reihenfolge ihrer Würde, und alle sprachen über den Kaiser die genannte Vergebungsformel aus. So ging der Kaiser voller Freude über diese Lossprechung davon und glaubte, auch Gott selbst sei il1m jetzt gnädig und wohlgesinnt [2. Februar I267)193. Um diese Zeit verdunkelte der Mond die Sonne, gerade nachdem er ein Viertel des Zeichens der Zwillinge durchlaufen hatte. Das geschah drei Stunden vor Mit tagszeit am 25. Mai des Jalues 6775 [1267)194. Die Eklipse hatte eine Breite von etwa 12 Fingern. Während ihres Höhepunktes war es so dunkel auf der Erde, daß viele Sterne zu sehen waren. Sie kündigte aber die allerwichtigsten und allerschlimmsten Schicksalsschläge an, die die Rhomäer von den Türken erleiden sollten. Darnals be gann die Erniedrigung unseres Volkes, die mählich zunahm und in1mer größer wurde. Daß aber solche Konstellationen der Hin1melskörper irdische Katastrophen voraussagen, bezweifelt, glaube ich, wohl niemand, es sei denn, jemand wäre von der Art, in1mer eitlen Zwist zu suchen. Es wäre naiv und geradezu dumm, zu versuchen, einen solchen Mann mit Argumenten zu überzeugen, der sich nicht ein1I8
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mal von den vielen Ereignissen überzeugen läßt, die immer wieder auf der Bülme der Welt geschehen ; das wäre ein Ansinnen, einen völlig Unbelehrbaren zur Ver nunft zu bringen. Was im einzelnen menschlichen Körper vor sich geht, das
/ ge
schieht wohl auch im großen Körper des Weltalls. Denn das All bildet einen Orga nismus, wie der Mensch zusammengesetzt aus Teilen und Gliedern. Beim Menschen strahlt eine Krankheit des Hauptes oder des Halses den Schmerz deutlich spürbar bis zum Unterschenkel oder Fersenknöchel aus. So lassen sich auch die »Leiden« der Himmelsleuchten, welche im Körper des Universums auftreten, auf Erden spüren und zeigen dort ihre Wirkung. Darauf verging viel Zeit, dann verheiratete der Kaiser seinen Sohn Andronikos mit Anna aus Paionien und verlieh ihm zugleich die Kaiserkrone [im November
1272) 195. Andronikos schwur seinem Vater, erstens die Kirche Gottes gebührend zu ehren und ihre Privilegien in jeder Beziehung uneingeschränkt zu wahren und zu achten ; zweitens das Leben und die Kaiserwürde seines Vaters bis zu dessen Tod nach Kräften vor Attentaten zu schützen196. Darauf schwur das ganze rhomäische Volk dem jungen Kaiser Andronikos die Eide, welche den Kaisern gegenüber üb lich sind. Der Patriarch und die ganze Versammlung der Kirche trugen ihre Eide in die heiligen Bücher ein und erklärten, daß sie selbst und auch ihre Nachfolger in der Kirche die Kaiserwürde des Andronikos respektierten und ihr nicht nach stellen würden197. Von seinem Vater erhielt Andronikos das Privileg, Verordnun gen mit roten Buchstaben zu unterschreiben, allerdings ohne Hinzufügung von Monat und Indiktion, sondern so : »Andronikos, von Christi Gnaden Kaiser der Rhomäer«198.
9.
So standen die Dinge, als der Despot Michael,
/
der Herrscher von Epeiros
und Thessalien starb [vor August I26S)199. Er hinterließ einen Bastardsohn namens Johannes und drei legitime Söhne. Der älteste von diesen war der Despot Nike phoros, der mit einer Tochter einer Schwester des Kaisers verheiratet war200. Un ter seiner Aufsicht ließ der Vater die beiden anderen, minderjährigen und noch nicht verheirateten Söhne, Michael und Johannes, zurück. Sein ganzes Herrschafts gebiet trennte er in zwei Teile; einen davon, den sogenannten Alten Epeiros, über gab er dem Despoten Nikephoros. Er umfaßte die Gebiete der Thesproten, Akama nier und Dolopen, dazu die Inseln Kerkyra, Kephallenia und Ithaka ; seine Westgren ze bilden die Adria und das Ionische Meer, die Nordgrenze die hohen Berge Pyd nos und Akrokeraunion, die Ostgrenze der Fluß Acheloos und die Südgrenze die Inseln Kerkyra und Kephallenia201. Den anderen Teil übergab der Vater seinem unehelichen Sohn Johannes. Dieser umfaßte die Gebiete der Pelasger und Phthio-
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ten, und außerdem der Thessalier und der ozolischen Lokrer. An seiner Nordgrenze liegt der Olymp und an der Südgrenze der Parnass, beide hohe Berge, deren Gipfel hoch in den Himmel emporragen. Die beiden Söhne Michael und Johanne s hatten die Obhut und die Aufsicht ihres Bruders Nikephoros bald satt und ahnten, daß diese für sie kein gutes Ende nehmen würde. D arum flüchteten sie zum Kaiser202• Der Bastard Johannes war ein Mann von unbezwingbarer Energie und von re gem / Geist. Er blieb nicht ruhig und gab sich nicht zufrieden mit dem, was er hatte, und das, obgleich er kurz zuvor vom Kaiser die Sebastokratorwürde erhalten hat te203• Nein, er beging des öfteren Vertragsbruch und verwüstete rhomäisches Ge biet. Der Kaiser nahm das nicht länger hin und sandte seinen eigenen Bruder, den Despoten Johannes, gegen
ihn ins Feld [1275]. Er zog von vielen Seiten eine große
rhomäische Streitmacht zusammen und befahl dieser, ihm zu folgen. Johannes mobilisierte das ilun unmittelbar zur Verfügung stehende Heer, versammelte Reiter aus Paphlagonien und Bithynien sowie ferner Abteilungen von Komanen und Turkopulen204. Dann zog er aus, um auch noch Fußtruppen aus Thrakien und Makedonien aufzubieten. Als der Sebastokrator vom Heranrücken der rhomäischen Streitkräfte erfulrr, stellte er scharfsinnige Überlegungen bei sich an. Er sah, daß seine Lage rundum ausweglos war und daß seine Streitmacht mit dem gut gerü steten feindlichen Heer den Kampfnicht aufuelunen konnte. Er sah aber auch, daß es für
ihn nicht einfach, ja überhaupt unmöglich war, sich unterwürfig zu geben
und um Vergebung für seine Vergehen zu bitten. Er hatte ja schon oft einen Vertrag geschlossen, sich aber nie lange an die Abmachungen gehalten. Darum beschritt er einen anderen Weg. Er verstärkte und rüstete nach Möglichkeit seine befestigten Ortschaften und zog mit seinen Streitkräften umher, um aus großer Entfernung zu beobachten, was die Feinde unternähmen. Vielleicht hoffte er sie durch hinterhäl tige Anschläge und plötzliche Überfälle in Verwirrung zu bringen und ilmen Ab bruch zu tun. Er mußte aber feststellen, daß die Rhomäer ihr Lager bestens ver stärkten und keine riskanten Streifzüge wagten. Darum gab er diesen Plan sogleich auf und, / hin und her auf Marsch, fürchtete er um seine ganze Macht. In solcher Verwirrung und Angst befand sich der Sebastokrator Johannes. Er hätte damals auch beinal1e sein Leben eingebüßt und sein ganzes Gebiet wäre bald unter die Macht des Kaisers gekommen, aber ein großer Mangel an Disziplin und Vorsicht bei den fremden Truppen, die mit den unseren mitzogen, brachte die Sache der Rhomäer wider Erwarten ins Wanken und verdarb sie auf schändliche Art. Die Rhomäer fielen nämlich in das Gebiet des Sebastokrators ein, und da nie mand Widerstand leistete, unterwarfen sie alles; aber die mitziehenden Komanen verübten nichts Gutes. Sie plünderten alle Kirchen und Klöster, zündeten sie olme 120
ÜBERSETZUN G : KAPITEL IV Bedenken an, schleppten Nonnen als Sklavinnen mit, profanierten alle heiligen Gegenstände und benutzten insbesondere die heiligen Ikonen als Tische. Wozu lange reden? Furchtlos taten sie alles, was gottlose Leute zwangsläufig tun. Darum auch entsprach das Ende des Krieges nicht dem erfolgreichen Anfang. Meine weite re Erzählung wird das zeigen. Als der Despot Johannes mit seinem Heer ankam, ergab sich ein Teil der befestig ten Orte sofort, andere vertrauten auf die Stärke ihrer Plätze und leisteten einige Zeit Widerstand ; dann ergaben sich auch diese, denn sie konnten die wuchtigen Treffer der Kriegsmaschinen auf die Dauer nicht aushalten. Der Sebastokrator war vollends ratlos und flüchtete in seine stärkste Festung, Neai Patrai. Dort schlossen
ihn seine Feinde ein und belagerten ihn lange Zeit. Diese Festung Neai / Patrai liegt auf einem hohen Berg und konnte leicht den Kriegsmaschinen spotten, aber wegen der zahlreichen Menge der Eingeschlossenen mußte man Mangel an dem lebens notwendigen Bedarf befürchten. Darob wurde der Sebastokrator von völliger Ratlosigkeit innerlich zerrissen und er stellte alle möglichen Überlegungen an, um einen Ausweg aus den Fährnissen zu fmden, die ihn von allen Seiten umgaben. End lich, nach vielen Erwägungen, kam er auf eine sonderbare und wahrhaft geniale Idee. Er behielt sie aber für sich, als wäre sie ein heiliges Geheimnis, und teilte sie außer einem einzigen Wächter der Stadt niemand mit. Ein Geheimnis, das in mehr als ein Ohr ausgesät ist, bringt eine reiche Ernte und verdient nicht länger den Namen Geheimnis, sondern den Namen weitverbreitetes Gerücht : es spricht sich herum bei ganzen Heeren, beim eigenen und beim feindlichen. Der Sebastokrator wußte das als kluger Mann und organisierte darum seinen klugen Plan allein. Dieser nun war folgender : Er wartete eine Nacht ab, in der infolge einer Mondverfmsterung tiefe Dunkelheit die Erde bedeckte.
In dieser Nacht ließ er sich an einem Seil von
der Stadtmauer herab. Dann zog er, da es keinen anderen Weg gab, unbemerkt in zerrissenen Kleidern zum Lager der Rhomäer. Dort fmg er an, um nicht erkannt zu werden, mit lauter Stimme und in halb barbarischer Sprache nach seinem pferd zu rufen, als ob er es verloren hätte. So durchquerte er das ganze Lager. Die meisten Soldaten lachten ihn aus, als sie ilm hörten, pfiffen und trieben gutmütig den Spott mit ihm. Durch diesen Trick passierte er das rhomäische Lager / und erreichte, als er sich schon sehr weit davon entfernt hatte, ein kleines Kloster. Dort gab er sich nur dem Klostervorsteher zu erkennen und ließ sich von ihm fünf Lasttiere und ebenso viele Diener geben. Bei Tagesanbruch zog er über das Thermopylengebirge und erreichte in zwei Tagen Boiotien. Am dritten Tag war er in Attika. Dort kam er mit dem Herzog von Athen zusammen und versprach ihm Geld und glänzende Heiratsverbindungen für seine Kinder, die auch Reichtum einbringen würden. 121
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Dafür verlangte Wld erhielt er dessen UnterstützWlg
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im Krieg, d. h. gegen einen
hohen Sold konnte er über insgesamt 500 erlesene athenische Soldaten verfügen205• Das rhomäische Heer glaubte den Sebastokrator weiterhin in Neai Patrai Wld belagerte ihn WlWlterbrochen. Man beschoß die Stadtmauer mit Schleudern, denn nirgends konnte man BelagerWlgsmaschinen an sie heranführen. Auch überwachte man
ringsum alle Ausgänge, damit Johannes nicht heimlich entkommen könnte.
Man wollte ihn zwingen, sich freiwillig zu ergeben, oder erreichen, daß er gegen seinen Willen von den Bürgern spontan ausgeliefert würde. Diese hatten ja Wlter zwei Übeln zu leiden, Wlter der BelagerWlg Wld Wlter dem Mangel an Lebensmit teln. So lagerten die Rll0mäer, ohne Schlimmes zu ahnen, um die Stadt. Etliche trieben sich außerhalb des Lagers herum, einige, um das angrenzende Gebiet der Achaier zu plündern, andere, um zu jagen. Auf diese zerstreuten Gruppen stieß der Sebastokrator Johannes mit seinen 500 Athenern zuallererst. Einen Teil davon nahnl er gleich gefangen, die anderen verfolgte er bis zum Lager. Die Plötzlichkeit Wld Unerwartetheit des Vorfalls verursachten selbstverständlich Tumult im rhomäischen Heer. Er verwirrte / den Despot Johannes Wld die anderen Führer, die glaubten, daß entweder der Fürst der Peloponnes Wld von Achaia mit einer respektablen Trup penmacht angekommen, oder auch, daß ein großes Heer von Thebanern, Euboiern Wld Adlenern Wlter Führung wes Herzogs ausgezogen wäre, um den Sebastokra tor Johannes zu Wlterstützen. Danun löste das rhomäische Heer sich allmählich von selbst auf Wld flüchtete Wlverwandt, noch bevor jene ankamen. Jeder versuchte da bei, dem anderen zuvorzukommen. Die Anführer schrien den Soldaten zu, sie sollten standhaft sein, aber diese gehorchten nicht. Alle rannten in größter Eile den gleichen Weg. Der Despot Johannes Wld die anderen Heerführer sahen ein, daß zur Stelle zu bleiben für sie den sicheren Untergang bedeute, ohne daß die StWlde ihnen die Chance geboten hätte, zuvor eine tapfere Wld ruhmreiche Tat auszurichten. Sie traten darum auch selber mit dem zurückgebliebenen Heer der Paphlagonier den Rückzug an, dies allerdings in Disziplin Wld nach den Regeln der Strategie. So traf die Rhomäer wider Erwarten dieser Rückschlag als Strafe für die gottlosen Taten, welche die mitziehenden Komanen dort verübt hatten. Darauf öfllleten die Leute auf der FestWlg sofort die Tore Wld stürmten alle miteinander hinWlter Wld kamen mit dem Sebastokrator Johannes Wld seinen Verbündeten ZUSaIl1ffien. Man traf die nötigen VereinbarWlgen, Wld ein Teil erhielt Befehl, dort zu bleiben Wld die Pferde, die gesamte AusrüstWlg Wld den vielfältigen Reichtum, den die Rhomäer einer seits von zu Hause / mitgebracht, andererseits als Beute dazu erworben hatten, einzu saIl1ffieln; die übrigen verfolgten die Rhomäer, die sich in alle RichtWlgen zer streut hatten. Wer Widerstand leistete, wurde getötet, wer nicht, wurde festgenom122
ÜBERSETZU N G : KAPITEL IV men, ausgeplündert und dann wieder freigelassen. Sogar das Hemd nahm man ihm ab und ließ ihm nur die Hose. Es ist nämlich ein altüberlieferter und immer noch er haltener Brauch, nicht nur bei den Rhomäern und Thessaliern, sondern auch bei den illyrern, Triballern206 und Bulgaren, im Krieg miteinander keine Menschen zu Skla ven zu machen oder außerhalb der Schlacht zu töten, sondern ihnen nur die Sachen zu rauben. Dieser Brauch gründet sich auf die Gemeinsamkeit des Glaubens. Wenn die Dunkelheit abends nicht dazwischengekommen wäre und die Feinde gezwun gen hätte, die Verfolgung einzustellen, wäre es für die Flüchtenden zuletzt noch schlimmer gekommen, als wir erzählt haben; als aber die Nacht hernieder fiel, zo gen sich die Feinde unter Führung des Sebastokrators zurück, stolz auf ihren un glaublichen Sieg. Die Rhomäer, die der Gefahr entkommen waren, versammelten sich zu zweit und zu dritt oder auch in größeren Gruppen um den Despoten Johan nes, den der Schmerz über den unerwarteten Mißerfolg völlig niedergeschlagen hat te.
In dieser unglücklichen Lage erreichten sie die Gegend um Demetrias. Das ist
eine Stadt, die früher Sikyon hieß, aber später nach ihrem Gründer Demetrios Poliorketes umbenannt wurde20 7• Dieser war ein Sohn eines der Alexandernachfol ger Antigonos, der über Asien westlich des Euphrats herrschte. / IO. Die Rhomäer hatten sich indes noch nicht von ihrer Niedergeschlagenheit
erholen können, da berichtete man ihnen schon eine zweite Niederlage, die nicht geringer war als die vorangegangene. Darüber werde ich jetzt Bericht erstatten. Der sogenannte Pelasgische Golf erstreckt sich südlich der gewaltigen Berge Ossa und Pelion bis tiefins Land20 s• Ganz am Ende dieses Golfes liegt die eben genannte Stadt Demetrias. Die kaiserliche Flotte machte damals eine Fahrt an den von den Lateinern b�setzten Inseln entlang und plünderte sie209• Das war für die Lateiner ein unerträgliches Übel, besonders für die von Kreta und Euboia. Diese taten sich denn auch zusammen und rüsteten eine Flotte aus. Sie planten freilich keineswegs, in einem offenen Krieg die kaiserliche Flotte zu bekämpfen (das schien ihnen gleich viel Erfolg zu versprechen als Pfeile zum Himmel zu schießen210), sondern sie wollten lediglich ilne Küsten überwachen und einen eventuellen Angriff der kaiserlichen Seemacht zu Lande und zur See zugleich abwehren. Der Zufall wollte nun, daß zu der Zeit der Niederlage des Despoten die kaiserlichen Trieren, mehr als 50 an der Zahl, in jenen Golf eingelaufen waren und dort, wie man glaubte, in Sicherheit vor Anker lagen. Aber die Kreter und Euboier lauerten schon seit langem darauf, sie aus einem Hinterhalt angreifen zu können, und meinten jetzt, daß sich dazu nie mehr eine günstigere Gelegenheit bieten würde. Sie machten schnellstens ihre Trie ren und Tetreren klar, zusammen etwas mein als 3 0 Einheiten, und richteten auf 123
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dem Bug der meisten Schiffe Türme aus Holz auf. Dann fuhren sie schnell los, / denn sie wollten, noch bevor die Kaiserlichen ihre Anfahrt bemerkten, die von ihren Besatzungen entblößten Schiffe von ihren Ankerplätzen wegziehen, während die Mannschaften sorglos auf dem Lande weilten. Wenn der Herr nicht unerwartet den Rhomäern die Hand gereicht hätte, wäre es auch so gekommen, wie die Feinde es sich gedacht hatten. Aber die Rhomäer bemerkten die Anfahrt der Kreter und Euboier. Es gab allerdings nicht mehr genügend Zeit, um sich ausreichend zu be waffnen. Trotzdem fuhr man, so wie man gerüstet war, eiligst aus. Die Schlacht fand nicht weniger als 15 Stadien vom Land entfernt statt, und auf beiden Seiten wurde mit großem Einsatz gekämpft. Die feindlichen Schiffe waren sehr schwer infolge ilrrer Größe und ihrer neuartigen Bewa.ffllung ; sie bewegten sich auf dem Meer wie Städte und stellten sich langsam aufzur Schlacht. Die rhomäischen Schiffe standen den feindlichen in Größe so viel zurück, wie sie sie in der Zahl übertrafen. Sie waren übrigens schnell und wendig und eigneten sich dazu, den Feind einzu kreisen ; aber in der Bewa.ffllung waren sie den Schiffen des Gegners nicht gewach sen. Trotzdem stellten auch sie sich auf, nicht so sehr für eine Seeschlacht, könnte man sagen, sondern für eine Belagerung, denn die Vorschiffe der Feinde glichen Stadtmauern, stattlich besetzt mit starken Soldaten. Der rhomäische Flottenkom mandant Philanthropenos fulrr mit dem Flaggschiff hin und her und spornte seine Männer an zum Kampf; bald befand er sich auf dem rechten, bald auf dem linken Flügel. Ein direkter Angriff auf die Vorschiffe des Feindes / war den rhomäischen Schiffen verwehrt, denn die Feinde standen wie auf festem Land und schleuderten unaufhörlich große Steine und alles, was sich sonst zum Hinunterwerfen eignet, aus der Höhe auf sie herab und setzten ihnen sehr zu. Darum griffen sie nach Mög lichkeit von der Seite an. Der linke Flügel der Feinde geriet durch den Angriff in Schwierigkeiten, da die Sonne sie von Osten her blendete, aber der rechte Flügel errang über die rhomäischen Schiffe einen glänzenden Sieg und verursachte große Verluste unter den rhomäischen Soldaten und Ruderern. Diese gaben denn auch den Kampf auf, flüchteten zum Festland, gingen von Bord und ließen die Schiffe leer am Strand zurück. Aber Gott, der den Verzweifelten einen Ausweg und den Ho.ffllungslosen neuen Mut gewährt, reichte auch damals den Rhomäern die Hand. Sonst, kann man sagen, wäre die rhomäische Macht durch zwei große Niederlagen zur gleichen Zeit vernichtet worden. Man muß die unergründliche Vorsehung Got tes bewundern, durch welche der unerwartete Mißerfolg zu Lande auf eine noch mehr unerwartete Weise der Seemacht Rettung brachte : der Despot Johannes, der Bruder des Kaisers, befand sich mit den Geretteten aus jenem Kampf zu Lande ganz in der Nähe der Stelle, wo die Seeschlacht stattfand, und er erfuhr davon, da 124
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ÜBER SETZUNG : KAPITEL
V
die Nachricht schon bis ins Inland gedrungen war. Er begab sich zur Küste und dort sah er ein erbärmliches Schauspiel. Die rhomäische Seemacht schwebte bereits in großer Gefahr. Sofort sprang er vom Pferd, / warf unter vielen Tränen die Ab zeichen der Despotenwürde zu Boden und rief aus : »Nackt bin ich aus dem Schoß meiner Mutter hervorgegangen, nackt werde ich heute zurückkehren{( [Hiob 1, 21]. Dann streute er Staub über sein Haupt, seufzte tief und rief zum Herrn und flehte um sofortige Hilfe von oben. Es möge nach der vorangegangenen jüngsten Niederlage nicht auch noch diese über die Rhomäer kommen und ihre Macht vollkommen zer stören und zugrunde richten21 1. Dann ging er ans Werk, im Vertrauen, daß Gott sein Kampfgenosse sein würde ; er wählte die besten Soldaten seiner Fußtruppe aus und ließ sie in größter Eile die Schiffe besteigen und zugleich mit diesen hinter einander auch viele Bogenschützen, Schleuderer und sämtliche Speerwerfer. Die Verwundeten wechselte er immer wieder gegen neue frische Kämpfer aus, vor nehmlich solche, die Steine gegen die Feinde schleuderten. So tat er bis spät abends und besiegte auf diese Weise die Feinde. Alle Schiffe fielen den Rhomäern in die Hände bis auf zwei, die zu flüchten vermochten. Das ganze Heer sandte Dankhym nen zu Gott empor, der ihnen auf unerhoffte Art Rettung und Sieg geschenkt hatte. Johannes, der Bruder des Kaisers, hatte, wie gesagt, alle Insignien der Despotenwür de abgelegt, und so, bar der Abzeichen, kehrte er nach Byzanz zurück und dabei blieb er auch den Rest seines Lebens212• /
KAPITEL V 1. Ich mag jetzt etwas zurückgreifen, damit meine Erzählung ordnungsgemäß verläuft. Es gibt einiges, das man zuvor wissen muß, damit der geschichtliche Zu sammenhang gewahrt bleibt. Ich habe oben erzählt, wie Balduin bei der Rückerobe rung von Konstantinopel nach Italien entkam und sich dort mit König Karl von Italien verband. Er verheiratete seinen Sohn mit dessen Tochter und ver sprach Karl als Heiratsgeschenk das verlorene Konstantinopel, wenn er ihn im Kampf unterstützen woIle213• Karl nahm das Versprechen an, und es war in seinem Herzen gleich einer Saat. Er träumte nicht mehr von kleinen Machtverhältnissen, sondern sah sich schon mit der ganzen Alleinherrschaft des Julius Cäsar und des Augustus bekleidet, wenn er nur Konstantinopel in seine Macht bekäme. Der Mann war nämlich nicht nur tüchtig im Planen von Unternehmungen, sondern auch sehr geschickt in der Ausführung seiner Vorhaben : kurz gesagt, an Energie und Geisteskraft übertraf er bei weitem alle seine Vorgänger214• Deshalb vertraute
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er darauf, den genannten Plan, mit dem er
im Geiste schwanger ging, in kurzer
Zeit ausführen und vollenden zu können. Zu diesem Unternehmen verlockten
ihn die Schwäche Konstantinopels wie auch seine Angst vor dem Kais'�r. Die Stadt zeigte noch vielerseits leere Plätze und Ruinen, und Wiederaufbau und Be festiglmg der zerstörten Bauten forderten noch viel Zeit. Der Kaiser aber war ge schickt im ErfInden von neuen Vorhaben und sehr schnell im Handeln. Das ärgerte Karl sehr und durchkreuzte seine Überlegungen / und erfüllte ihn mit großen Be fürchtungen. Gerade deswegen strengte er sich an, den Kaiser zu stürzen, bevor er mit noch größerer Macht ilm zu Lande und zur See in die Enge triebe. Zuallererst entschloß sich Karl, ein großes Heer zu mobilisieren und über das Ionische Meer zu senden. Es sollte in das rhomäische Gebiet einfallen, alles, was
ihm vor die Füße kam, unterwerfen und nicht eher haltmachen, bevor es nicht die Kaiserstadt selbst erobert hatte. Zweitens wollte er eine große Flotte ausrüsten, um den Kaiser von beiden Seiten zu bedrängen215• Aber er irrte sich in seinen Plänen, denn
im Kaiser stand ihm ein tüchtigerer Feldherr gegenüber. Dieser setzte sofort
alles ins Werk, um Karls Plänen zuvorzukommen und sie zunichte zu machen. Er befestigte und verstärkte die Kaiserstadt von allen Seiten und errichtete innerhalb der Seemauer eine starke zweite Mauer216• Und nicht nur das, sondern er sandte auch den Nachbarkönigen von Karls Reich viel Geld und stiftete sie an, Krieg gegen
ihn zu führen; so hetzte er namentlich die Herrscher von Sizilien und Venedig ge gen ihn auf217• Er ahmte den alten Artaxerxes nach; als dieser einen Angriff des Agesilaos von Sparta befürchtete, sandte er dem Thebaner Epaminondas und allen Führern von Hellas viel Geld und reizte sie zum Krieg gegen Agesilaos. Durch diesen klugen Plan erreichte er, daß Agesilaos eine vernichtende Niederlage erlitt, bevor er ihm eine solche zufügen konnte218• Der Kaiser versuchte zwar, Karl so zu überlisten llild ihn mit solchen Femwaffen abzuwehren, aber es war klar, / daß dieser, im Vertrauen auf sein großes Heer und sein vieles Geld, nicht ruhen würde.
In dieser schwierigen und verzweifelten Laee
entbot der Kaiser Gesandte zum Papst. Er wollte mit ihm über die Wiederherstel lung des Friedens und der Union zwischen den Kirchen des alten und des neuen Roms verhandeln, wenn der Papst den Feldzug Karls verhindere. 2. Der Papst empfIng die Gesandtschaft voller Freude und versprach, den Wunsch
des Kaisers zu erfüllen219• Sofort gab er den kaiserlichen Gesandten Männer mit, die die kirchliche Gemeinschaft vollziehen sollten. Diese kamen also, und die Union wurde vereinbart [1274]. Die Bedingungen waren in drei Kapiteln festgelegt : das erste bestimmte, daß der Papst in der Liturgie in den Diptychen zusammen mit den 126
ÜBERSETZUNG: KAPITEL
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vier anderen Patriarchen zu nennen sei ; das zweite betraf das kirchliche Appellations recht : d. h., daß es jedem frei stehe, beim Gericht des alten Roms als höchster In stanz Berufung einzulegen ; das dritte erkarulte Rom den Vorrang in allem zu. Über den Zusatz, den jene als Neuerung in das Glaubensbekenntnis eingefügt haben, oder über irgendein anderes Thema, über welches die Auseinandersetzung eine der Par teien in Schwierigkeiten gebracht hätte, wurde damals nicht gesprochen, sondern man ließ sie ruhen und bewahrte darüber ein tiefes Schweigen220• Patriarch Joseph akzeptierte die Union nicht und überließ seinen Thron dem, der ilm haben wollte [vor dem I r . Januar 1274] . Er selbst zog sich aus der Hauptstadt in das Kloster zum Erzengel Michael am Bosporos zurück221• Dort I wollte er den Rest seines Lebens in geistiger Ruhe und Fremeit verbringen. Darauf gab die hl. Synode zu erkennen, daß auch sie die Union nicht ruhig hinnehmen wolle, und sie hetzte das Volk gegen die Union des Kaisers auf. Die Zeit des Martyriums, so sagten sie, und der Krone der Glaubenskämpfer sei gekommen. Das verursachte große Unruhe, die zu einem richtigen S turm im Staat anwuchs. Der Kaiser sah sich ge zwungen, seine Aufmerksamkeit der Außenpolitik zu entziehen und sie ganz auf die inneren Angelegenheiten zu richten, die er für gefährlicher hielt als die Feinde von außen. Sogar nicht wenige hohe Staatsbeamte setzten illle Ansichten völlig unauf gefordert den kaiserlichen Befehlen entgegen. So in die Enge getrieben, sah der Kaiser, daß ilim nur zwei Wege offenblieben, von denen er einen gehen müßte; die Zwangslage ließ ilim für den Augenblick keine andere Wahl : er mußte ent weder alle dazu bringen, mit ilim einer Meinung zu sein, oder sie als Feinde behan deln. Zuerst versuchte er mit schmeichelnden Worten und freundlicher Haltung, die Ansichten seiner Widersacher auf demagogische Weise zu besiegen und sie sich ge fügig zu machen: die Sache, so betonte er, sei ein politisches Vorgehen und keine Neuerung. Vernünftigen Menschen sei es eigen, Widerwärtigkeiten vorauszusehen und sie zu bannen, bevor sie sich verwirklichen könnten. Ja, wenn es nötig wäre, eine Neuerung durchzuführen, um dadurch größere Gefahren zu vermeiden, sollte man davor nicht zurückschrecken. » Konstantinopel«, sagte er, »ist noch weithin zer stört, und der Wiederaufbau hat gerade erst begorulen. Die Stadt lebt, sozusagen, wieder auf aus dem Tod, der sie vor kurzem noch in seinem Griffhatte. Wenn die Feinde jetzt angriffen, würde das neue Unheil schlimmer sein als alles frühere. Sie würden nicht nur die Herren I unserer Heiligtümer, sondern auch über alles andere, über Frauen, Kinder und Besitztum sein. Und wir, denen dies alles gehört, würden statt freier Märuler zu Sklaven, nicht nur dem Körper nach, sondern auch dem Gei ste nach, und wir würden gezwungen sein, den Feinden zu folgen, wohin sie woll ten. Es würde niemand melll da sein, um für die Sitten und Bräuche, für die heili127
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gen Gesetze und Dogmen der Väter einzutreten. Alles würde mit Leichtigkeit um gestoßen und vernichtet werden. Das sehe ich voraus und deswegen habe ich mich bereitwillig für diese politische Lösung eingesetzt. Vernünftige Politik verlangt, daß man, wenn die Not drängt, eines größeren Gewinnes wegen einen kleinen Nachteil hinnimtm . Um leichter das Wichtigere zu ernten, muß man nachzugeben wis sen222.« Mit diesen Argumenten konnte der Kaiser einige überreden, andere aber keines wegs. Darum gab er den Versuch zu überreden auf und ging den zweiten Weg, d.h. den des Zwangs. Davon gibt es viele verschiedene Arten, und der Kaiser prak tizierte sie alle, Proskription, Verbannung, Gefängnis, Blendung, Geißelung, Ab hauen der Hände und alles, womit man die Gesinnung tapferer und nicht tapferer Männer auf die Probe stellt. Es gab aber nur wenige, deren Eifer aus Überzeugung stammte; diese zeigten unerschütterliche und mannhafte Standfestigkeit und ertrugen und erlitten alles mit Freude, was die Hand des Kaisers ihnen zufügte. Die meisten kannten keine innere Überzeugung ; sie gehörten zur gemeinen Volksmasse, die immer solche Neuerungen begrüßt. Diese hüllten sich in Tierfelle, wie in Thea tergewänder, / und zogen aus in die ganze Welt, überallhin, wo sie nur hörten, daß Christen wolmten, in der Peleponnes und in Achaia, in Thessalien und Kolchis und wohin sonst die Macht des Kaisers nicht reichte223• Sie zogen überall herum und wollten weder mit der ganzen Kirche, noch miteinander den Frieden bewahren. Die einen nannten sich so und die anderen so ; einige behaupteten, Anhänger des Patriarchen Arsenios zu sein und seine Lehre zu verteidigen, andere gaben sich als Anhänger des Joseph, und andere behaupteten wieder etwas anderes. So vertrieben sich die meisten die Zeit, indem sie selbst irrten und andere in die Irre führten. Es gab nämlich auch welche, die in Städten und Dörfern Prophezeiungen verkündeten, als ob sie gerade von der Vision Gottes hinuntergestiegen wären. Das taten sie, um sich zu bereichern und ihre Börse zu füllen. Deswegen beharrten sie auch später in dieser Haltung und änderten auch nach der Wiederaufrichtung der Kirche ihre Lebensweise nicht. Zu jener Zeit war ein Mann mit Namen Bekkos Chartophylax der Großen Kirche22�. Er war sehr klug, beredt und gebildet, und zeichnete sich durch so viele natürliche Vorzüge aus, wie kein anderer seiner Zeitgenossen. Er war groß, sein Gesicht war freundlich, aber zugleich ernst und vornehm, seine Zunge flott und redegewandt, und neben vielem anderen verfügte er auch über einen beweglichen und scharfen Geist, der jedem Problem gewachsen war. Mit allen diesen Gaben hatte die Natur ilm bestens gerüstet. Er stand denn auch bei Kaiser und Behörden und bei allen Gelehrten in Ehre, und sein Ruhm war in aller Mund. Da auch er sich mutig / 128
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dem kaiserlichen Unionsedikt widersetzte. unternahm dieser alles mögliche, um ihn persönlich oder durch gelehrte Männer jener Zeit mit Argumenten von der Redlichkeit und der Legitimität des Unionsediktes zu überzeugen. Bekkos jedoch verwirrte durch seinen Scharfsinn und seine Redegewandtheit alle Gesprächs partner und löste ihre Argumente auf wie das Gewebe der Penelope225• Es gab da mals wohl einige, die ihn in den profanen Wissenschaften übertrafen, aber an Schär fe des Verstandes, an Beredsamkeit und an Vertrautheit mit der Lehre der Kirche waren alle Kinder im Vergleich mit ihm. Als der Kaiser sich in diesen Hoflllungen getäuscht sah, beschritt er den anderen Weg : er nahm Bekkos fest und warf auch fast seine ganze Verwandtschaft in schreckliche Gefängnisse. So geschah das. Schließlich erinnerte sich der Kaiser, daß vor 25 Jahren unter der Herrschaft des Johannes Dukas die Lateiner den gleichen Unionsvorschlag gemacht hatten2 2 6. Da mals hatte der gelehrte Kenner der hl. Schrift, Nikephoros Blemmydes, sich damit beschäftigt, eine Menge Zeugnisse aus der hl. Schrift zu sammeln, die der Lehre der Lateiner recht zu geben schienen. Er hatte auch darüber geschrieben, heimlich frei lich, um dem Verdacht der Masse zu entgehen, aber er hatte immerhin einiges dar über verfaßt. Diese Schriften ließ der Kaiser aufspüren und sandte sie Bekkos. Dieser las sie und bat dann dringend um die Bücher der Heiligen, aus welchen Blemmydes jene Zeugnisse gesammelt hatte. Der Kaiser willigte in diese Bitte sehr gerne ein, und von dem Augenblick an / widmete Bekkos sich der Aufgabe, sie sorgfältig durchzulesen, zu studieren und Wort für Wort zu vergleichen. In kurzer Zeit hatte er eine Menge Zeugnisse beisammen, groß genug, um damit ganze Bücher zu füllen. Und er, der zuvor ein zweischneidiges Schwert [Hebr. 4, 12] gegen die Lateiner gewesen war, wich zurück und brachte der anderen Seite den Sieg. So kam es, daß Bekkos den patriarchalen Thron bestieg [2. Juni I275)227, und er wurde dem Kaiser alles, Zunge und Hand und Feder eines schnellschreibenden Sekre tärs [Ps. 44, 2] ; er sprach für ihn, schrieb für ihn und verkündete für ihn die kirch liche Lehre. Seine Helfer und Mitstreiter waren rNei Erzdiakone des kai�erlichen Klerus, Meliteniotes und Metochites, und außerdem Georgios von Zypern228• Es feierte indes überhaupt niemand mit den Leuten des Papstes die Liturgie, weder der Patriarch selbst, noch jemand sonst. Lediglich einige Fratres erhielten einmal Erlaubnis, für die Weihe von einem der tlrren in der Blachernenkirche die Liturgie zu feiern. Ich muß den Gang meiner Erzählung wieder auhlelrrnen : der Kaiser hatte eine Schwester Eulogia. Diese hatte mehrere Töchter. Die erste, Anna, hatte sie mit Nikephoros, dem Herrscher von Ätolien, verheiratet, die zweite, Maria, mit KOllstantinos, dem Herrscher von Zagora [Bulgarien] ; die beiden hatten kurz zuvor I29
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ihre früheren Frauen durch den Tod verloren. Auch diese beiden Frauen waren, wie ich oben schon mitgeteilt habe, Schwestern und Töchter des Kaisers Theodoros Laskaris2�9. Damals erhob sich bei den Bulgaren ein Mann aus dem Hirtenstand mit schlauem Geist und fähig, einen Umsturz / herbeizuführen. Er hieß Lachanas230• Dieser versammelte eine Menge Anhänger aus den unteren Schichten des Volkes und führte mit ihnen ein Räuberleben. Auf diese Weise brachte er in kurzer Zeit einen großen Reichtum zusammen und zugleich ein starkes Heer. Konstantinos konnte dessen andauernde Streifzüge und die ihm zugefügten Schäden nicht länger dulden und entschlaß sich, seine Streitkräfte zu mobilisieren und gegen Lachanas auszu ziehen. Er wollte einen entscheidenden Kampf um die Macht riskieren, denn er empfand es als eine Schande, daß ein nichtswürdiger Mensch in kurzer Zeit eine große Truppenmacht gesammelt hatte und nicht nur häufig den Bulgaren große Niederlagen zufügte, sondern sogar zu einer Gefalrr für seine Macht geworden war. Er rüstete sich also und zog aus, aber er wurde im Kampf besiegt und verlor nicht nur die Herrschaft, sondern auch sein Leben [Herbst
1277].
Unerwartet fiel Lacha
nas nicht nur die Macht, sondern auch die zweite Frau Konstantins erwog, als der Winter zu Ende ging, gleich beim Frühlingsanfang
zu.
Lachanas
[1278] aus Hinter
halten die benachbarten Ländereien und Ortschaften der Rhomäer zu überfallen. Er wollte diese schwächen, damit man ihn für sehr stark halte. Das erfuhr der Kaiser und er glaubte, es nicht hinnehmen zu können. Es schien ihm zu wichtig, als daß man es nicht beachten oder gar vernachlässigen sollte. Im Gegenteil, er geriet darüber in große Sorge und Unmut. Nicht, daß er Lachanas schon jetzt für gefährlich hielt, aber, so dachte er : der Mann geht mit größtem Eifer an das, was er sich vorgenommen hat, und auf diesem Weg fortsclrreitend kann er allmählich zu einer großen Macht kommen. Schließlich könnte es für die Rhomäer schwer werden, ihn niederzukämpfen. / Wer frei von Gefahren leben will, muß vorbeugen und dem Ansturm der Gefahren im voraus Einhalt gebieten. Die Wurzel des auf sprießenden Gewächses kann man noch leicht ausrotten und deswegen soll man nicht zögern, den Plänen und Vorbereitungen des Feindes entgegenzutreten, so lange man dies olme Gefahr tun kann. Man soll nicht warten, bis man sich nur noch unter Gefalrren gegen ihn, der Böses vorhat, verteidigen kann. Nun hatte, wie ich schon erzählt habe, aus Gründen, die ich auch mitgeteilt habe, Mytzes, der Enkel Asens, den Rest seines Lebens in der Gegend von Troja verbracht231• Dort war er auch gestorben und er hatte einen Sohn, Johannes Asen, hinterlassen. Den hieß der Kaiser zu sich kommen, da er der rechtmäßige Erbe der bulgarischen Herrschaft war. Er gab ihm seine Tochter Eirene zur Frau und sandte ilm mit einer großen Truppenmacht aus, um Bulgarien von der Tyrannei des Lachanas zu be-
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ÜBERSETZUN G : KAPITEL freien und selbst die Macht zu übernehmen, die sein legitimes Erbe
war232•
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Lacha
nas war gerade gegen die Skythen zu Felde gezogen, um seine illegitime Herrschaft zu festigen. Ein vom Kaiser inspiriertes heimliches Attentat ließ ihn dort mit dem Leben büßen. Die Bulgaren empfingen Asen mit Freude, und so übernahm er ohne Mühe die Macht
[I279) 233.
Als das Unternehmen erfolgreich abgeschlossen war,
wurde die Nichte des Kaisers, Maria, mit ihrem Sohn, den sie von Konstantin hatte, von dort vertrieben und kam nach KonstantinopeL Auf große Freude folgt meistens Leid, das wie ein feindliches Schwert jenen Zustand des Frohsinns beunruhigt und zerstört. Dieses Gesetz erfüllte sich auch hier. / Es gab bei den Bulgaren einen angesehenen Mann, von adeliger Geburt, außerordentlich klug und von energischem Charakter. Er hieß Terteres. Asen wollte diesen Mann für sich gewinnen und dadurch sich selbst vor ihm sicherstellen. Des wegen gab er ihm seine Schwester zur Frau und sandte seine erste Gattin mit ihren Kindern nach Nikaia. Außerdem zeichnete er
ihn mit der Despotenwürde aus234•
Aber Terteres blieb seinem Gönner nicht lange zugetan. Er durchschaute dessen große Einfältigkeit und Leichtsinn und brachte heimlich das ganze Heer und nicht wenige Amtsträger auf seine Seite. Er plante auch schon bald, Asen zu beseitigen und die Macht an sich zu reißen. Asen merkte das und gab vor, daß er mit seiner Frau
zu
seinem Schwiegervater, dem Kaiser, ins Ausland reisen müsse. Heimlich
packte er alles Wertvolle zusammen, was in Bulgarien an Geld und Kostbarkeiten vorrätig war, und kam zu seinem Schwiegervater nach Byzanz. Dort lebte er weiter, und Terteres zog die Herrschaft über die Bulgaren an sich, ohne daß jemand ihn daran hinderte
[1280) 235.
Genug darüber.
4. Ich habe bei vielen alten Autoren die verwunderliche Wahrheit gelesen, daß es schwerer ist, Glück vernünftig und maßvoll hinzunehmen als Unglück. Ich staune aber noch mehr darüber, nachdem ich es durch eigenes Studium eingesehen habe. Diese Wahrheit dokumentierten nämlich auch die Genuesen, die das Byza= gegenüberliegende Ufer bewohnen236 : der Gewinn, den ihnen die Zollfreiheit brachte, machte sie wie betrunken und übermütig. Sie erhoben sich gegen die Rhomäer und betrachteten sie verächtlich / als Schwächlinge. So geriet ein Genuese mit einem Rhomäer wegen ein paar Früchten in einen Streit. Dabei war er schneller mit dem Schwert als mit der Zunge und tötete den Mann auf der Stelle. Als der Kaiser das erfuhr, überging er die Angelegenheit nicht, weil nur einer getötet worden war, nein, er regte sich auf und geriet in Zorn, als ob eine ganze Stadt zerstört und die kaiserliche Gewalt mißachtet worden wäre. Sofort umzingelte er sämtliche Häuser der Genuesen mit seinem Heer. Diese hatten nämlich noch keine
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verstärkte Stadtmauer Wld noch keine Stadt, die sich zu jeder Zeit gegen die Kaiser stadt erheben konnte237• Und bald wären sie damals völlig vernichtet worden, hätten sie nicht um Gnade gefleht Wld freiwillig Buße geleistet. Indes warfen sie sich dem Kaiser zu Füßen Wld wußten sich so zu retten. Das war für die Genuesen der erste Beweis der energischen Tatkraft des Kaisers. Ein zweiter, der noch deutlicher war, ist folgender : einige aus ihrem Volk rüsteten zwei oder drei Trieren aus, um damit Piraterie zu treiben. Heimlich fuhren sie durch die Meerenge bei Byzanz in das Schwarze Meer, ohne zuvor dem Kaiser die übliche HuldigWlg zu bringen238• Dieser aber entschloß sich, auch dies nicht Wlgestraft zu lassen. Er sammelte mehrere Trieren Wld ein großes Frachtschiff Wld wartete am Kap des Heiligtums die Einfahrt der Feinde ab. (Kap des Heiligtums heißt der Eingang des Schwarzen Meeres dort, wo nach den alten Griechen Kyaneai Wld Planktai sich befanden.)239. Die verwegenen Übeltäter sollten ihm nicht heimlich Wld Wlgestraft entkommen. Ilmen jedoch / entging das nicht Wld sie fanden einen Ausweg : mit dem ganzen Reichtum, den sie durch ihre PlünderWlgen zusammen getragen hatten, bestiegen sie, als hätten sie Handel getrieben, ein sehr großes Fracht schiif. Auch sämtliche Waffen nahmen sie mit auf dieses Schiff Wld sie rüsteten sich, um zum richtigen Zeitpunkt, nämlich bei kräftigem Nordwind, den Anker zu lichten. Sie wollten mit Gewalt die Sperre ihrer Belagerer am Meeresausgang durchbrechen Wld so Wlversehrt einlaufen. Bald wehte vom Norden her ein starker Wind, und da erschien auch das große Piratenschiff, das von hoher See herange falrren kam. Es war ringsum besetzt mit Wlzähligen schwerbewaBTIeten Soldaten. Es Sall aus, als ob eine ganze Stadt über die Wellen herannahte, oder besser, es kam wie ein Vogel über die Wellen herangeflogen. Aber auch die kaiserlichen Trieren lagen bereit. Auf dem kaiserlichen Frachtschiff waren bereits die Masten aufge richtet, nur die Segel waren noch nicht gehißt; man wartete noch ruhig ab. Als das feindliche Schiff näher kam, hißte auch das kaiserliche Schiff die Segel Wld griff an, bald von der Seite, bald von hinten, es beschoß Wld wurde beschossen Wld fülrrte sozusagen den berühmten fliegenden Krieg in der Luft. Da kornIte man sehen, wie an einer Stelle ganz verschiedene HeeresabteilWlgen einander einen Nahkampf lieferten. Die Soldaten aufDeck beschossen die auf Deck, die auf den Holztürmen die auf den Holztürmen, die oben auf den Tops der Masten die auf den Tops der Masten. Von beiden Seiten benutzte man / faustgroße Steine Wld Pfeilgeschosse, ab Wld zu auch, wenn man einander sehr nahe kam, Streitäxte Wld Schwerter. Die Trieren fulrren in einiger EntfemWlg nebenher Wld verwandten nur Femgeschosse. So kämpfte man auf beiden Seiten mutig bis weit in den Tag hinein, wobei man von der Mündung in den Meeresarm wechselte. Zuerst schienen die Lateiner
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stärker. Später aber nahm das kaiserliche Schiff mit seinen Masten ihnen den Wind, denn es blieb konstant und gleichmäßig hinter oder rechts vom feindlichen Schiff, gerade woher der Wind kam, und ließ sich nicht abschütteln. So blies der Wind nur noch schwach in die feindlichen Segel und verlieh dem Schiff keinen festen und schnellen Kurs mehr. Noch schlimmer für die Lateiner war es, daß einer von ihnen tollkühn auf das rhomäische Schiff übersprang und mit einem scharfen Beil die wichtigsten Taue durchschnitt. Dadurch fiel der Mast mitten aufdas lateinische Schiff und setzte mit einem Schlag die meisten ihrer Soldaten außer Gefecht. Darauf kamen auch ringsherum die Trieren ohne Furcht näher heran und schossen aus der Nähe mit größerer Wirkung. Bald sprang einer auf das feindliche Schiff über, dann noch einer und noch einer, dann zwei, drei, vier und noch mehr zugleich. Schließ lich hatte man das ganze Schiff übermannt und die Feinde wurden, sofern sie nicht gefallen waren, verwundet oder gefangen abtransportiert. Das war der zweite deutlichere Beweis der energischen Tatkraft des Kaisers. Das versetzte die Lateiner I in äußerste Angst und Schrecken, zeigte ihnen, daß ihre · Verwegenheit und ihr üblicher Stolz fehl am platz waren, und zwang sie, sich zu mäßigen.
5. Ich will zum Nachfolgenden zurückkehren : Sultan Azatines war, wie gesagt, zusammen mit seinem Sohn Melik aus der Stadt Ainos geflüchtet und über die Donau gezogen240• Es gelang ihm aber nicht, seine Pläne auszuführen ; sein Schick sal ereilte ihn auf seinem Weg dahin
[1278/9] .
Melik lebte kurze Zeit als Fremder
in jener Gegend, aber es gefiel ihm dort keinesfalls und er reiste über das Schwarze Meer zu den Skythen in Asien. Diese erlaubten ihm zu versuchen, die Herrschaft über die Türken, sein väterliches Erbe, zurückzugewinnen 241. Einige Satrapen fanden sich auch zusammen, begaben sich zu
ihm und erkannten ilm als illien Herrn an.
Andere zögerten, und einer, Amurios, versammelte eine nicht geringe, ja sehr zahl reiche Räuberbande um sich und eröffllete den Krieg gegen ilm. Schließlich trieb er ihn in die Flucht und verfolgte ihn bis zur Küste. Melik rettete sich damals, indem er nach Herakleia Pontike flüchtete. Als der Frühling kam, schien es, als ob er znm Kaiser reisen wollte, der sich in Nymphaion aufhielt. Er reiste anch ab, aber kam nicht bis
dahin. Auf halbem Weg wandte er sich in eine andere Richtung und ver
suchte noch einmal, bei den Türken die Herrschaft seiner Väter wiederzugewinnen. Nicht lange darauf schied auch er aus dem Leben ; er fiel dem Meuchelmord einiger Verschwörer zum Opfer242• Sodann ging die türkische Herrschaft unter243, und im türkischen Staat / trat an stelle von Ordnung und Wohlfalm das größte Chaos. Nicht nur die Satrapen und alle, die sich durch Abstammung und Ansehen auszeichneten, teilten das ganze
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Ü B ERSE T Z U N G : K A P I T E L V
türkische Gebiet in Stücke und erwarben sich Teile davon, sondern sogar viele ohne Ansehen oder Namen gewannen aus der gemeinen Masse Anhänger und began nen, mit nichts mehr als pfeil und Köcher bewaffuet, ein Räuberleben. Sie ver steckten sich in unwegsamen Gebieten und unternahmen
dann aus ihrem Versteck
heraus zahlreiche Streifzüge und plünderten die benachbarten Gebiete und Städte der Rhomäer. Die Wachposten, die die dortigen Höhen besetzt gehalten hatten, waren nämlich kurz zuvor von dort weggezogen, da die jährlichen Zuwendungen, die sie aus der kaiserlichen Kasse erhielten, nicht mehr ausgezahlt wurden. Diese Sache hatte man anfangs als unbedeutend vernachlässigt, aber sie stellte sich später als ein großes Unglück für die Rhomäer heraus und als die Ursache sehr schlimmen Unheils244• Die Türken, die ihre Satrapien vielfach zerstückelten und von den Skythen vertrieben wurden, vertrieben selbst die Rhomäer. So feige sie den Skythen gegenüber waren, so mutig zeigten sie sich
im Kampf gegen die Rhomäer. Auf
diese Weise war der Ansturm der Skythen für sie nicht die Ursache von Schicksals schlägen, sondern vielmehr des allergrößten Glückes. Sie strömten nämlich in Scharen aus Paphlagonien und Pamphylien in das rhomäische Gebiet ein und plün derten es. Bald gab es auch andauernde Kriege und einer davon, ein sehr schwerer, war für die Rhomäer der Anfang aller Übel. Die Türken hatten große Streitkräfte in Paphlagonien versammelt, und der Kaiser entschloß sich, ein großes Heer dord1in zu senden und nach Möglichkeit ihrem energischen Vordringen Einhalt zu gebieten. Er wollte verhindern, daß sie durch dieses Gebiet wie durch eine pforte einbrachen, I um sich dann völlig ungestraft über das Land zu ergießen. Also sandte er ein großes Heer aus, doch die Anführer scheiterten durch ihr unüberlegtes Vorgehen, und das ganze Heer ging verloren. Als nämlich für den nächsten Tag die Schlacht bevorstand, blieben die Türken die ganze Nacht wach und legten vor Tagesanbruch auf dem östlichen Ufer des nahen Flusses mehrere Hinterhalte. Dann überquerten sie den Fluß und bauten dort ilrr Lager auf. Zur geeigneten Stunde stießen die Heere zusammen. Zuerst schien der rhomäische Angriff den Türken nicht unwiderstehlich. Sie hielten ilm aus und leisteten Wider stand. Allerdings blieben sie beim Kampf nicht auf der Stelle, sondern kämpften, wie sie gewohnt sind, in einem häufigen Hin und Her. Sie wenden sich nämlich und wecken den Eindruck zu flüchten, kelrren dann schnell um und wiederholen das oft. Dadurch stiften sie Verwirrung in der Schlachtordnung ihrer Gegner und bringen sie aus der richtigen Aufstellung ; wenn diese so in Verwirrung geraten sind, greifen sie an und treiben sie leicht in die Flucht. Damals konnten sie aber gegen die Rhomäer ihre bekannte Taktik nicht erfolgreich durchsetzen, denn diese waren zu stark gerüstet und bewaffnet. Sie verloren sehr viele Leute und flüchteten übereilt
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in Richtung des Flusses. Das rhomäische Heer verfolgte sie (leider !) trotz der War
nungen der Vernünftigeren unter den Anführern. Diese almten die Gefährlichkeit der Verfolgung und versuchten energisch, sie aufzuhalten und das Heer zurück zurufen. Aber dieser Krieg schien bestimmt, den Untergang der Rhomäer einzu leiten. Die Vorsehung wollte die zahllosen Sünden / mit einer angemessenen Strafe almden. So setzten denn die Rhomäer die Verfolgung fort und überquerten dabei den Fluß. Sie töteten immer die langsamsten der Flüchtenden, bis sie plötzlich und unerwartet auf die Hinterhalte der Türken stießen. Selbst vom sclmellen Lauf und vor Hitze schweratrnig trafen sie auf Männer, die ausgeruht und im Vollbesitz ihrer Kräfte waren. So eingeschlossen, auf der einen Seite von einem unzählbaren Heer und auf der anderen vom Fluß, vvurden sie bis auf wenige niedergemacht und konnten dabei kaum Erweise ihrer Tapferkeit liefern245• Von da an begannen die Feinde, als ob man ilmen ein Tor geöBllet hätte, dai rhomäische Gebiet mit Schwert und Feuer zu verwüsten, und niemand auf weiter Flur hinderte sie daran. Sie drangen bis zum Fluß Sangarios vor. Der Kaiser baute in seiner Verzweiflung viele kleine befestigte Ortschaften dem Sangarios entlang, damit die Türken nicht auch noch in Bimynien einfielen und es ihrer Herrschaft unterwürfen; er glaubte nämlich nicht, die übrigen Streitkräfte der Rhomäer aus den Gebieten, wo sie zu tun hatten, abziehen zu können. Die thrakischen Truppen waren in Kriege mit den Bulgaren, die makedonischen und thessalischen in einen Kampf mit den Illyrern verwickelt; das Heer in Unterasien, d.h. im Gebiet, das von Phrygien und Lykien begrenzt und von den Nebenßüssen des Mäanders umsäumt wird, mußte dort den räuberischen Einfällen der Türken entgegentreten, die an im mer neuen Stellen angriffen. Vollkommen unmöglich schien es, die Flotte aufzulösen und die Soldaten der Marine auf dem Lande einzusetzen. Dies hätte bedeutet, die zur See herrschende Rulle preiszugeben für noch größere Stürme als die in Asien wütenden. Darum befahl der Kaiser allen Truppen zu bleiben, wo sie waren, I und dort die Feinde zu bekämpfen. Er hielt es für besser, sich um die Sicherheit dessen, was geblieben war, zu kÜU1mern, als einen risikoreichen Feldzug mit unsicherem Ablauf zu unternehmen. So besetzten die Barbaren ungestraft die Höhen unseres Landes in Asien, ließen sich dort nieder und gliederten das ganze eroberte Gebiet in Satrapien. Dieses Gebiet erstreckte sich von der pontischen und galatischen bis zur lykischen und karischen Küste und bis zum Fluß Eurymedon. Wer könnte die Ge schichte erzählen, länger als die Ilias246, die den Katastrophen, welche Tag und Nacht über d'e Rhomäer kamen, gerecht würde ? Je mehr die Barbaren vordrangen, � desto mehr sank die Macht der Rhomäer. Das alles nur kurz zusammenzufassen und so darüber hinwegzugehen, würde Geist und Zunge ein Zeugnis der Trägheit aus13 5
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stellen ; nur mit einem Sinne wahrzunehmen, wie traurig die Ereignisse waren, hieße so gut wie nichts wahrnehmen. Auf der anderen Seite aber ist mir sogar der Versuch unmöglich, alles detailliert zu erzählen, und es würde auch den Lesern mit einem empfmdlichen und mitleidigen Herzen wiederholt Ströme von Tränen ab verlangen. Ich käme auch mir selbst vor, als schriebe ich eine Totenklage und keine Geschichte. Ich will also weder alles erzählen, noch alles weglassen, sondern aus vielen Beispielen einige wenige aussuchen und bald dies, bald jenes an passender Stelle erwähnen. Bei j enem ersten Angriff trieben die Barbaren eine große und unzählige Beute zusammen, Männer, Frauen und alles, was rüstige Männer nur mitnehmen können, und verteilten es untereinander. I Unter dieser Beute befanden sich unter anderen auch zwei junge Mädchen, zwei Schwestern, die man voneinander trennen wollte,
da sie nicht dem gleichen He= zugefallen waren. Da ließen sie, einander gegen überstehend, ob ihrer Tränen die berühmte Hekabe von Troja, die immer weinende Niobe und alle anderen Frauen der tragischen Literatur hinter sich247• Sie schlugen sich im Schmerz heftig an die Brust, ließen mit ihren Nägeln Ströme von Blut ent springen, versengten durch die Glut des Leidens ihr Inneres, und sandten Seufzer empor wie Rauch aus einem großen Ofen. Schließlich umarmten sie einander, fielen in Ohnmacht und starben auf der Stelle. Es war, als ob die Natur es nicht ertrug, daß die beiden eher körperlich als seelisch getrennt wurden. Darauf geschah es, daß der Sohn des Kaisers Andronikos
im Auftrag seines
Vaters auszog, um die seit langem verfallene Stadt Tralleis auf dem anderen Ufer des Mäanders wiederaufzubauen [1279 ?)248. Sie sollte den Nachbargebieten bei feindlichen Einfällen zum Bollwerk dienen. Es vergingen keine vier vollen Jahre nach dem Wiederaufbau,
da schlossen die Türken die Stadt ein und belagerten
sie lange Zeit. Die Bewohner, soweit sie nicht zuvor durch Hunger und Durst umgekommen waren, sahen sich gezwungen, sich den Feinden zu ergeben [I283 ?]. Es waren nicht weniger als zwanzigtausend an der zahl. Sie wurden gefangen weggeführt und priesen die bereits Verstorbenen glücklich, da sie einer langjährigen, mühseligen Sklaverei entgangen waren. Ich hätte beinahe Folgendes übergangen : Als die genannte Stadt, wie ich sagte, I wieder aufgebaut wurde, fand man einen Stein, der dort vor sehr langer Zeit ein gegraben worden war. Darauf war folgender Orakelspruch eingraviert : »Die Schönheit der Stadt Tralleis wird mit den Jahren erlöschen, und ihre winzigen Reste wird ein Volk olme Herrscher in Schrecken versetzen. Sie wird aber nicht eingenommen werden, sondern neuerbaut von einem mächtigen Mann mit Sieger namen. Dieser wird acht mal neun Jahreskreise in Herrlichkeit leben und drei mal
ÜBERSETZUN G : KAPITEL V sieben Zyklen erfüllend, wird er Attalos' Stadt Glanz verleihen. Auch westliche Städte werden ihm gehorchen und übermütige Männer werden sich wie Kinder vor ihm verneigen.« Diesen Orakelspruch hielten die meisten nicht für alt, sondern für eine Erfindung einiger Zeitgenossen. Andere betrachteten ihn als echt und wahr, und sie sagten deswegen dem Kaiser ein langes Leben voraus. Sie blieben ja nicht bei acht mal neun stehen, was zweiundsiebzig ergibt, sondern fügten auch noch die drei mal sieben Zyklen hinzu, so daß sie insgesamt auf dreiundneunzig Jahre kamen. Aber wie auch die übrigen Orakelsprüche schwer
zu
erraten und zu deuten sind
und bis zu ihrer Erfüllung viele Erklärungen und Auslegungen zulassen, so führte auch dieses Orakel die meisten und namentlich auch Kaiser Andronikos selbst bis zu
seiner Erfüllung in die Irre, wie ich erzählen werde. Nach Andronikos' Tod
aber erklärte das Orakel sich selbst. Die zahl der Jahre, welche Andronikos mit den Abzeichen der Kaiserwürde bekleidet war, betrug zweiundsiebzig, und fast zwei weitere Jahre / lebte er
im Mönchskleid. Der Satz : »drei mal sieben Zyklen er
füllend« bedeutete nichts anderes, als daß er sein einundzwanzigstes Lebensjahr voll endete, als er Tralleis glänzend wiederaufbaute249• Der ursprüngliche Gründer dieser Stadt war ein Mann namens Attalos, ein adeliger Kolonist aus Troja, der sie zur Er innerung an das berühmte alte Troja erbaute, das eingenommen worden war. Wer den Namen der Stadt analysiert, entdeckt, daß sie Neutroja hieß250. Über Leben und Lebensende des Kaisers Andronikos werde ich unten an der passenden Stelle noch ausführlich schreiben. Ich kehre jetzt zu meinem Ausgangspunkt zurück.
6. Ich habe oben251 gezeigt, daß der König von Italien, Karl, ein unternehmender Mann war, der mit großer Intelligenz seine Politik plante und ausführte. Aber mit noch größerer Energie und Scharfsinn wirkte
ihm, ein für allemal gesagt, der
Kaiser entgegen und bot ihm überlegen Widerpart. So verhinderte der Kaiser, daß Karls Unternehmen gegen die Rhomäer von Erfolg gekrönt wurden, und Karl ver eitelte die Pläne des Kaisers gegen die Lateiner. Lange Zeit hielten sie sich die Waage, und so verbreitete sich die Ansicht, die kluge Leute trefflich über beide äußerten, daß, wäre damals nicht dieser Kaiser Führer der Rhomäer gewesen, die Macht über die Rhomäer leicht dem König von Italien, Kar!, / zugefallen wäre, aber auch umgekehrt, daß, hätte damals nicht dieser König über die Italier regiert, der Kaiser leicht die Macht über die Italier bekommen hätte. Darum muß ich die Vorsehung Gottes bewundern, die zwei scharfe Gegensätze zum Erreichen eines Ziels einzusetzen weiß. Wenn sie zwei einander feindlich gegenüberstehende Pro vinzen konsolidieren und keine der beiden von der anderen beherrschen lassen will, tut sie eins von beiden : entweder sie sucht zwei ehrgeizige und vortreffliche Männer
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL V aus und bestellt sie zu Führern der beiden Provinzen, so daß beider Angriffe durch den Gegendruck des anderen gebrochen werden und wirkungslos bleiben, und für beide Gebiete die Sicherheit gewährleistet ist ; oder sie macht beide Herrscher niedriger Gesinnung und so schwach, daß keiner von beiden gegen den anderen ausziehen oder den Graben überspringen und die alten Grenzen zwischen beiden Provinzen verwischen kann. So bewirkt die Vorsehung aus diesen beiden scharfen Gegensätzen eine einzige Sicherheit. So war es auch hier. Sein ganzes Leben hörte Karl nicht auf, den Rhomäern nachzustellen und sie zu bekämpfen, aber er erreichte nichts. Der Kaiser setzte
ihn
durch scharfe Gegenmaßnahmen und Gegenangriffe matt. Ich habe das alles schon an der passenden Stelle auseinandergesetzt. Jetzt will ich noch den Schluß erzählen : Karl plante immer einen Angriff gegen den Kaiser und suchte eine Gelegenheit, seinen Plan auszuführen. Sobald er sah, daß der Kaiser gleichzeitig vom Herrscher Thessaliens, dem Sebastokrator Johannes, / und von den Illyrern bekämpft wurde, hielt auch er die Zeit für gekommen, den so bedrängten Staat der Rhomäer zu Wasser und zu Lande anzugreifen und sein altes Ziel zu verwirklichen [128r) 252. Er rüstete eine große Seemacht und zog ein noch größeres Landheer zusammen. Zum Anführer ernannte er einen Mann aus dem Adel, der Rosonsules hieß 253. Dieser überquerte mit dem Landheer das Ionische Meer und beabsichtigte, zunächst die Festung Bellegrada 254 und die wichtigsten Ortschaften Makedoniens zu erobern, um
dann ungehindert bis Byzanz vorrücken zu können. Es würde, so glaubte er,
niemand geben, der einem so großen und so stark bewaffneten Heer mit feindlicher Miene gegenübertreten und ohne Schaden wieder abziehen könnte. Als der Kaiser hievon Nachricht erhielt, konnte er nicht untätig bleiben, sondern sah sich genötigt, sich mit Waffen und Geld und mit den Kriegsmaschinen und weiträwnigen Geschossen des Geistes zurWehr zu setzen. Da konnte man sehen, wie weit Verstand vor Waffen geht und kluge Überlegungen über ein zahlloses Heer. Als erstes sandte der Kaiser dem König Friedrich von Sizilien eine Menge Geld und bewog ihn dadurch zum Krieg gegen Kar1255. Er sollte wenigstens die Ausfahrt von Karls Flotte verhindern und
ihn zwingen, sich lieber vornehmlich mit den
Problemen vor seiner Tür als denen weit über den Grenzen auseinanderzusetzen. Dies erwies sich auch als die wichtigste und wirksamste von allen Gegenmaß nahmen. Karls Seemacht war durch die Klugheit des Kaisers ausgeschaltet und mußte
im Krieg an den eigenen Grenzen eingesetzt werden. Darauf / befahl er, in
allen Kirchen Fürbitten zu Gott emporzusenden, und schickte das greifbare rhomäi sche Heer gegen Rosonsules aus. Man hielt es aber für unrichtig und zu gefährlich, einen offenen Krieg zu beginnen gegen einen Feind, der
zu
zahlreich und zu sicher,
ÜBERSETZUN G : KAPITEL V stark gerüstet und bewaftnet war. Man entschloß sich vielmehr, aus Hinter halten und Verstecken zu kämpfen und durch Beschießung aus der Feme, von den den Feind überragenden Anhöhen, dessen übermütigen Stolz zu reizen und ihn so zu einem ungeordneten Angriff zu verführen. Die Italier verhalten sich nämlich von alters her so im Kampf: wenn sie in Reih und Glied mit dem Feind zusammen stoßen, bilden sie eine starke und unbesiegbare Mauer, aber wenn die übliche Schlachtordnung sich auch nur ein wenig löst, steht nichts mehr im Wege, daß sie sofort von den Feinden gefangen weggeführt werden. Manchmal fügt ihnen auch ihr angeborener engstirniger Stolz großen Schaden zu, indem sie sich leicht zur Unzeit von ihrem Zorn hinreißen lassen. Das wußte auch das rhomäische Heer seit langem und versuchte darum, die Lateiner mit diesen Finten und Listen zu umgarnen. Aus den Hinterhalten machten sie die Getreide transportierenden Last tiere nieder und trieben die dem Heer folgenden Marketender auseinander, und von den Hügeln aus erschossen sie die Wasserholer. Rosonsules freilich hielt es für weit unter seiner Würde, die Belagerung von Bellegrada sofort aufzugeben und mit seinem Heer nach einem sichereren Ort zu ziehen. Ja, es galt ihm als eine große schande : »Lange zu bleiben und leer zurückzukehrem256• Vielmehr griff er voll Zorn mit nur sehr wenigen Leuten I die Beschießer der Wasserholer an. Als die Unseren das sahen, gingen sie schnell herunter und umzingelten ihn. Alsbald ver wandelten sie die Pferde mit ihren Pfeilen in Leichen und führten die Reiter alle lebend ab in das rhomäische Lager. Dieser Vorfall verursachte bei den Lateinern die äußerste Aufregung und Verwirrung und veranlaßte die Rhomäer, den Feind in seiner Verwirrung so schnell wie möglich anzugreifen. So erkämpften die Rhomäer leicht und ohne große Mühe einen glänzenden Sieg über die Lateiner, der alle Erwartungen weit übertraf [im April 1281] 257. Karl war durch die überlegene Strategie des Kaisers niedergekämpft. Anstelle eines leichten und risikolosen Krieges, mit einem doppelten Angriff zu Wasser und zu Lande, war ein Zwemontenkrieg eingetreten, und im einen hatte er das ganze Heer, das das Ionische Meer überquert hatte, verloren, im anderen gegen Sizilien zwar nicht alles, aber doch seinen Sohn258• Da saß er nun, von scharfen Pfeilen des Schmerzes in der Seele mächtig gequält und mißmutig am Leben verzweifelt. Es dauerte auch nicht lange, und er starb [7. Januar 1285] , da er seinen mannig faltigen und schwer heilbaren Schmerz nicht verwinden konnte. 7. Beinahe hätte ich Folgendes übergangen: Johannes, der Enkel des genannten Alexios, der nach der Eroberung Konstantinopels die Macht über Kolchis und Lazien usurpiert hatte, kam, nachdem er vom Kaiser eine schriftliche und eidlich erhärtete 1 39
Ü B E R S E T Z UN G : K A P I T E L V
Zusage bekommen hatte, in die Kaiserstadt und heiratete die Tochter des Kaisers Eudokia [I2 8 1 ] . Er blieb kurze Zeit beim Kaiser in der Residenzstadt / und kehrte dann mit seiner Frau Eudokia in sein eigenes Herrschaftsgebiet zurück. Hauptstadt dieses Gebietes ist Trapezunt. Noch ehe ein Jahr um war, zeugte er dort mit Eudo kia einen Sohn, Alexios Komnenos den Jüngeren. Dieser folgte ihm auch später nach, wie ich noch erzählen werde259• Inzwischen fing der Herrscher von Thessalien, Sebastokrator Johannes, wieder an, Vertragsbruch zu üben [1282] . Das kränkte den Kaiser sehr und entzündete in ihm einen maßlosen Zorn. Jede Hoffuung auf einen Freundschaftsvertrag mit dem Se bastokrator war jetzt erloschen und sozusagen gestorben. Die Art, wie dieser häufig das Bündnis brach und häufig wieder schloß, wie er mit Mühe durch Gewalt zur Wiederaufuahme und Bekräftigung gezwungen werden kormte und sich dann wieder schnellstens zur Verletzung und Auflösung verführen ließ, trieb den Kaiser vollends zur äußersten Verzweiflung. Er plante derm auch für die Zukunft keinen neuen Vertrag mehr, sondern schickte eine Gesandtschaft an den Skythen Nogas [Nogai] , der seinen Wohnsitz nördlich der Donau hatte. Mit ihm war der Kaiser aufgrund von Verschwägerung durch feste Freundschaft verbunden, derm dieser hatte vor kurzer Zeit die uneheliche Tochter des Kaisers, Eirene, geheiratet und war deswegen mit dem Kaiser befreundet2 60• Von dort erhielt er also viertausend auserle sene skythische Soldaten und diesen fügte er ein schwer bewaffuetes rhomäisches Heer hinzu. Diese Streitmacht wollte er gegen den Thessalier, den Sebastokrator Joharmes, aussenden, um nicht nur ihn selbst zu vernichten, sondern auch um kurzerhan.d alle erwachsenen und zum Kriegsdienst geeigneten Männer, die die Macht / Thessaliens auszumachen schienen, abzuschlachten. Der Tod kam der Verwirklichung dieses Planes zuvor und vereitelte den Erfolg des Unternehmens. Der Kaiser verweilte zu dieser Zeit in der Nähe von Lysima chia, im Dorf zwischen Pachomiu und Allage (das sind die Namen von zwei dorfähnlichen Landgütern) 2 6 1 . Er inspizierte dort das skythische Heer, suchte Anfüh rer für die mitziehenden Rhomäer aus und erteilte ihnen Instruktionen für den Feld zug. Dabei überfiel ilm eine schwere Herzkrankheit, die einen baldigen Tod ankün digte. Sie brachte sämtliche Diagnosen der Ärzte durcheinander und verurteilte alle Hilfsmittel der ärztlichen Kunst zur Wirkungslosigkeit. Man erzählt auch, daß der Kaiser in seiner Todesangst die Anwesenden nach dem Namen der Ortschaft fragte. Als er die Namen Pachomiu und Allage erfuhr, seufzte er tief und sagte :
»Mir
bleibt nur das Ende, meine Freunde; der Wechsel ins andere Leben ist mein
Los.« Darauf machte er sich selbst schwere Vowürfe, daß er einem Pachomios, einem ehrwürdigen Mann, das Augenlicht geraubt hatte. Es war nämlich ein 140
ÜBERSETZUNG: KAPITEL
V
Orakelspruch über den Kaiser in aller Munde, der lautete : »Beim Wechsel des Le bens wird Pachomiu Ihre Hoheit empfangen.« Durch dieses Orakel irregeführt, hatte der Kaiser, aus Angst um die heißgeliebte Macht, sich beeilt, Pachomios für das Kaiseramt untauglich zu machen. Man köl1l1te die Frage aufwerfen, wer die vielen Orakel, deren immer wieder neue unter den Menschen verbreitet werden, in die Welt setzt und erfmdet, und wie es kommt, daß sie einerseits die Zukunft bekallllt machen wollen und andererseits diese in den Tiefen von Rätseln verbergen. Ihren Urheber - wer es auch gewesen sein mag, / der sie schuf und der Zeit zur Weitergabe anvertraute - überliefert kein Schriftsteller je, so wird man feststellen, weder ein Dichter noch ein Philosoph oder Historiker oder sonst ein Autor. Alle teilen nur mit, so stellt man fest, daß in diesem oder jenem Jahr dieser oder jener Orakelspruch verbreitet wurde und später schließ lich so oder so in Erfüllung ging. Wer aber diese Weissagungen zuerst aussprach, das ist eine Sache, über die sich niemand äußert. Niemand weiß es, und nur ein Lügner kallll behaupten, es zu wissen. Einige sind der Ansicht, daß es dafür bestimm te untergeordnete und dienende Geister gibt, teils gute, teils aber im Gegenteil Instrumente der Rache, die als Beobachter der irdischen Begebenheiten durch die Luft und über die Erde streifen; diese erhalten von oben die Kel1l1tnis der Zukunft und außerdem den Auftrag, diese den Menschen mitzuteilen. Sie tun das bald durch Träume, bald durch Sterne, bald durch irgendeinen delphischen Dreifuß, bald durch die Eingeweide von Tieren, die irgendwallll geopfert werden, und, um vieles zu übergehen, auch einmal durch ein Gerücht, das zuerst irgendwo in der Luft ge boren wird und dal1l1 von Ohr zu Ohr die Menge durchläuft. Dies haben die Wei sen del1l1 auch göttliches Gerede genallllt261a• Manchmal auch werden solche Orakelsprüche auf Felsen und Wänden entdeckt, ohne daß je angegeben wäre, wer sie wohl geschrieben hat. Alle Weissagungen werden in dunklen Redensarten und nicht völlig klar ge macht. Sie sind wie kaiserliche Schätze, del1l1 sie haben etwas Göttliches und sind, wie es sich gebührt, der Masse unzugänglich. Was jedem zugänglich ist, verur sacht Oberdruß und wird meistens als nutzlos vernachlässigt. Orakel sind aber nicht ganz / ohne Bedeutung und sinnlos, wel1l1 man sie nicht oberflächlich, sondern mit der nötigen Einsicht untersucht. Einigen kündigen sie Bestrafung, anderen Wohlta ten an. Manche haben den Ansturm des Unheils abschwächen kÖl1l1en, indem sie sich zuvor mäßigten und auf das Kommende einrichteten ; oder sie haben sich sogar völlig vor Unheil bewahrt, indem sie die Gottheit durch einen ernsteren Lebenswan del gnädig stimmten. Für andere wird wegen ihrer Kleinmütigkeit schon die Zeit, die bis zur Erfüllung des Orakels vergeht, durch die Erwartung des Unheils selbst 141
ÜBERSETZUN G : KAPITEL V
152/15 3
zur Strafe, lUld so bewirkt die VorsehlUlg zur härteren BestraflUlg ihrer Vergehen,
daß sie das, was sie leiden müssen, schon einmal im voraus leiden. Es kommt auch vor, daß Leute aus Orakelsprüchen HoffulUlgen schöpfen lUld dann enttäuscht wer den lUld leer ausgehen, denn alles, was angekündigt wird, ist für die einen lUlange nehm, für die anderen erfreulich. Die VemichtlUlg von Kroisos' Macht schmerzte die Lydier lUld Kroisos selbst, Kyros aber lUld die Perser beglückte sie262• Wenn also einige Orakel trügerisch erscheinen, wird dadurch nicht die Natur der Weis saglUlgen Lügen gestraft, sondern vielmehr die brennende Begierde lüsterner Men schen, die ihre Zeit nicht abwarten können lUld den Sinn der Sprüche nach ihrem eigenen WlUlsch verdrehen. Doch müssen wir auch darauf achten, daß nicht be stimmte Leute versuchen, die Orakelgläubigen zu verspotten. Sie könnten nämlich nach dem Beispiel der Orakel neue Sprüchlein ersinnen, diese heimlich lUlter dem Volke ausstreuen lUld so die Wahrheit dieser durch die Lügenhaftigkeit jener in Mißkredit bringen. Nicht wenige lUlserer Zeitgenossen sind schon ertappt worden, das
zu
tlUl.
will zu meinem Thema zurückkehren: den Kaiser ereilte in der erwähnten Gegend wider Erwarten der Tod, im Jahre / 6791 [am Ir. Dezember 1282], da er 58 Jahre alt war. Sein Sohn, Kaiser Andronikos, war zur Stelle ; er ließ seinen Vater Ich
nicht mit dem üblichen kaiserlichen Prunk beisetzen, ja er gewährte ihm sogar nicht einmal eine BeerdiglUlg, wie sie der einfachste Handwerker bekommt. Alles, was er tat, war, daß er einigen Leuten befahl, den Leichnam weit vom Heerlager wegzu bringen lUld mit viel Erde zuzudecken. Er wollte nur verhindern, daß die Leiche des Kaisers vielleicht durch die Mäuler wilder Tiere zerrissen würde263• Der Grlllld war,
daß der Kaiser, wie ich oben erzählt habe264, in seinem Leben von der wahren Lehre der Kirche abgewichen war lUld daß Andronikos das von ganzem Herzen verab scheute, wie ich im Folgenden noch ausführlich zeigen werde. Er hatte nichts gegen seinen Vater, lehnte aber dessen HandllUlgsweise sehr stark ab. In Liebe, Hochach tlUlg lUld Ehrfurcht für seinen Vater aber übertraf er alle Söhne, die je ihren Vätern gefallen haben . Das war also das Ende des Kaisers Michael Palaiologos. Er war ein Mann, dessen äußere ErscheinlUlg von Natur aus vornehm war, der eine gewisse Würde besaß lUld dessen HaltlUlg den geborenen Führer verriet. Er verfügte über Körperkraft lUld über KriegserfallrlUlg, die er in langjähriger üblUlg lUld ErproblUlg erworben hatte. Er bewies Klugheit lUld Redegewandtheit, wo es nötig war, zeichnete sich jedoch besonders durch energisches Handeln aus. Ein großzügiger Wohltäter war er vor allem zu Anfang seiner RegierlUlg ; er wollte, glaube ich, durch GlUlstbeweise die Untertanen für sich gewinnen. Später mäßigte er sich allmählich, denn die auf 142
ÜBERSETZUNG: KAPITEL V allen Seiten ausbrechenden Kriege forderten I mit unerbittlicher Notwendigkeit große und kostspielige Ausgaben von Geld. Einige behaupten auch, daß sein Ge wissen immer von Überlegungen gequält wurde, da er eine neue kirchliche Lehre eingeführt hatte. Er tat das,
um
seinen Kindern die Nachfolge auf dem kaiserlichen
Thron zu sichern. Von diesen aber wurde er, wie zu erwarten war, nicht einmal einer kaiserlichen Beerdigung für würdig gehalten, denn sie stellten die Gesetze der Kirche weit über die Liebe zu ihrem Vater. In meinen Augen ist jener ein weiser und kluger Hausverwalter, der zuerst das wählt, was für ihn selbst das Beste ist, und sich dann
um
seine Söhne und übrigen
Verwandten kümmert ; wer aber seine Sinne ganz und gar auf den eitlen Ruhm die ser welt setzt und auf das wechselhafte irdische Glück, das die Seele zu überfluten droht, und das Angenehme über das Gute stellt, sei es
um
seiner selbst willen, sei es
wegen irgendeines Blutsverwandten, den halte ich wegen seiner Unvernunft für unglückselig und wegen seiner unnützen Anstrengung für töricht. Er hat bei seinen Plänen und Wünschen nicht nur Gott zum Gegner, sondern er wird auch bald ent decken, daß klar das Gegenteil eintritt von dem, was er hoffte, und er wird in den tiefsten Abgrund des Unglücks stürzen. So war es auch bei Kaiser Michael Palaiolo gos, über den ich hier spreche. Er war im übrigen klug und wurde bei seinem Tun vom Wohlwollen des Glücks begleitet, aber seine Schwäche war seine übertriebene Liebe für seine Kinder. Hier zeigte er, daß Plato recht hatte, der sagte :
blind, was das Objekt der Liebe betriffi265.« Er hätte
»Liebe macht
die ganze Sorge I für sich selbst
und für seine Kinder der Vorsehung überlassen sollen, die von oben alles leitet und regiert. Aber er ließ sich blindlings266 von der Liebe zu seinen Kindern führen und merkte nicht, daß er von der Höhe der Herrschaft in die Tiefe großen Unheils stürzte, besonders solches, das der Fluch des Volkes nach sich zieht. Der Herr hatte für ihn von Kindheit an das Kaisertum vorherbestimmt, wie auf viele Weisen und aus vielen Vorzeichen deutlich geworden war. Wenn er selbst auch ein wenig seinen Kleinmut bezwungen, seine Zunge vor Meineid gehütet und seine Hände von Blut rein gehalten hätte, und darüber hinaus, wenn er nicht die Überlieferungen der Kirche hätte ändern wollen, wäre er allen Kaisern vor ihm weit voraus gewesen in allem, was mit viel Lob belohnt wird. Aber es war nötig, wie es scheint, daß Histi aios den Schuh nähte, daß Aristagoras ihn aber anzog267, damit wir in das größte Un glück stürzten, sei es zur Strafe für alte oder neue Sünden, sei es weiß ich warum. Genug davon.
143
158/159/160
ÜBERS ETZUN G : KAPITEL VI KAPITEL VI
1. Nachdem Andronikos die Macht und das kaiserliche Szepter von seinem Vater übernommen hatte, erschütterten von vielen Seiten große Unruhen den Staat. Die Parteien, die sich von der Kirche getrennt hatten, nahmen den Tod des Kai sers zum Anlaß, um den kirchlichen Kampf zu erneuern, und auch das Heer der über viertausend herbeigerufenen Skythen wurde für den Staat zu einer drohenden Gefahr. Es war zu befürchten, daß sie rebellierten, da der Tod des Kaisers, der sie zu Hilfe gerufen hatte, für sie einen schweren Schlag bedeutete. Wenn sie wollten, konnten sie, da keine rhomäischen Truppen zur Stelle waren, leicht unter den an wesenden Rhomäern ein großes Gemetzel anrichten, ja sogar die kaiserliche Kasse I und den Kaiser selbst samt dem Senat als Beute mit sich wegführen. D arum schob der Kaiser vieles hinaus und überging es, um seine ganzen Sorgen den drängenden Angelegenheiten zu widmen. Er sah, daß es nicht den Bräuchen der Skythen ent sprach, wenn er sie nicht mit vollen Händen nach Hause schickte, und auch hatte er keine Hoffi:J.ung, sie auf andere Weise ohne Aufstand und Kampf loszuwerden. Er hielt es aber für schwer durchführbar und ungesetzlich, zu versuchen, sie mit rhomäischem Geld zumedenzustellen. Er gab ihnen darum den Befehl, schnellstens nach dem Gebiet der Triballer abzuziehen, um zugleich diesem Volk Abbruch zu tun und selbst mit reicher Beute von dort über die Donau nach Hause zurückzukeh
ren. Die Triballer waren gleichfalls gefährliche Feinde und plünderten wiederholt das Gebiet der Rhomäer. Als Führer gab er den Skythen den Großkonostablos Michael Glabas mit, einen Mann von so großer strategischer Erfahrung, daß die an deren Heerführer seiner Zeit im Vergleich mit ihm wie Kinder erschienen!68. Dieses Unternehmen wurde planmäßig ausgeführt. Der Kaiser mußte sich aber inzwischen in die Kaiserstadt begeben, um seiner Mutter, Kaiserin Theodora, den Tod seines kaiserlichen Vaters mitzuteilen und die für verstorbene Kaiser angemes sene Staats trauer zu verordnen. Da er befürchtete, daß die Lateiner den Leichnam des Kaisers stehlen könnten, ließ er ihn nach Selybria überbringen und kehrte selbst nach Byzanz zurück269. Nachdem die Trauerfeier stattgefunden hatte, machte er es zu
seiner ersten und wichtigsten Aufgabe, die Ordnung in der Kirche wiederherzu
stellen. Solange sein Vater lebte, hatte Andronikos seinen Plan dazu für sich behal ten, I so wie man kostbare Saat während des Winters in der fetten Erde verbirgt2 70 . Jetzt, da sozusagen der Frühling gekommen war, zeigte er, wie seine heimliche Ein stellung gewesen war ; überallhin entbot er Herolde mit kaiserlichen Befehlen, um die gute Nachricht der Rückkehr zur Orthodoxie bekanntzugeben. Zugleich wur den alle, die wegen ihres Eifers für die Sache der Kirche im Exil lebten, zurückge-
144
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI
rufen und alle grausam Bestraften rehabilitiert [Ende Dezember 1282] 271. Darauf räumte Bekkos in aller Stille den Thron und zog sich in das Kloster der Panachran tos [der Unbefleckten] zurück [26. Dezember 1282)272. Er fürchtete, daß einige Leute die plötzliche Umwälzung im Staat zum Vorwand nehmen könnten, mit einem Male auf ihn loszugehen und ihn in Stücke Patriarch Joseph wiedereingesetzt
[3 1.
zu
zerreißen. Sofort wurde
Dezember 1282) 273, der zuvor den Thron
für Bekkos geräumt hatte. Dieser war schon durch Krankheit und Alter geschwächt, und, klar von den Vorboten des Todes gezeichnet, stand er schon mit einem Bein im Grab. Die Heilige Schrift bezeichnet den Teufel als Fürst dieserWelt, und durch geheim nisvolle Fügung des Schöpfers herrscht er über das irdische All . Er verfolgt unmittel bar alles, was in der welt geschieht, und nimmt alles, was voll von Schlechtigkeit ist, ganz und gar in Besitz. Aber auch am Besten sichert er sich irgendeinen Anteil, ge nau wie Menschen, die sich ein Stück Land erwerben und dann den Bewohnern Steuern auferlegen und so immer wieder jährlich etwas von ihnen einnehmen. Er sagt sich wohl, daß es höchst ungerecht wäre, Herrscher der Welt genannt zu wer den und daJm nicht wirklich über einen Teil von all dem, was auf Erden verteilt wird, Fürst I und Kaiser zu sein und am Übrigen wenigstens einen größtmöglichen Anteil
zu
haben. Das ist klar, und ich will darum dieses Thema nicht ausführlich
behandeln. Ich übergehe u. a. die Juden, die den Erlöser Christus bekämpften ; sie wurden ja ganz und gar
zum
Erbgut Satans. Auch die Jünger und Apostel des Er
lösers griff er an und raubte sich einen von ihnen quasi als einen dem Herrscher ge bührenden Tribut. Später näherte er sich allen Ständen : den Asketen in Bergen und Höhlen, den Bischöfen der Kirchen, den gelehrten Vertretern der kirchlichen Lehre, der Arena der Märtyrer, und obgleich er überall abgeschlagen wurde, wie es die göttliche Macht wollte, so ging er doch nie ganz leer aus, sondern forderte überall einen Beitrag und sammelte sich so eine bunte Menge, ein neuartiges Heer, das mit ihm das kommende Feuer teilen soll. So war es auch hier. Den Kaiser konnte er nicht von seinem Vorhaben abbringen, und darum führte er auf andereWeise einen Sturm gegen diese schöne Eintracht herbei. Er machte dieses neue Fest zunichte und löste die Festversammlung auf, wie Eris es tat, als sie bei der Hochzeit von Pe leus und Thetis illlen Apfel warf, der für später Kampf und das Feuer des Krieges heraufbeschwor, wie die Erfmder der Mythen unserer Väter erzählen�74 ; oder bes ser noch, er ahmte die Wölfe nach, die zuerst die Herde aufscheuchen und dann leicht mehrere Schafe rauben. Er verführte die Leute, sich in zwei oder drei Parteien zu trennen. Die einen nannten sich Anhänger Josephs, andere bekannten sich zu dem längst verstorbenen Arsenios. Letztere behaupteten nämlich, Joseph sei von
1 45
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI Arsenios exkommuniziert worden, I da er, als jener noch lebte, den Thron einge nommen hatte ; die ersteren aber, daß Arsenios von der ganzen Synode der damals anwesenden Bischöfe in Übereinstimmung mit den Kanones abgesetzt worden war. Auch gab es Leute, die gegen beide Gruppen andere Gesichtspunkte
ins
Feld
führten. Darum sah Joseph sich gezwungen, den Thron dem zu überlassen, der
ihn einnehmen wollte [Anfang März 1283] 275, und zwar aus zwei Gründen : erstens, um jene, denen er Anstoß gab, zufriedenzustellen, und zweitens, da ihm wegen Alter und Krankheit völlig die Körperkräfte fehlten, um seine Amtsgeschäfte zu erledigen. Nun blieben aber die Anführer der Zeloten276 mit ihren Rivalitäten. Sie waffueten gegeneinander ihre Zungen [vgl. Ps. 139, 4] und versuchten, nicht von göttlichem Eifer, sondern von abwegigem Zorn geführt, das Volk. für sich zu gewinnen. Eifer, der von Gott kommt, stützt sich auf die Macht von oben und gibt sich darum auch göttlich und harmonisch. Diese Leute aber waren darin geübt, die Pforten der nichtigen Ruhmsucht zu belagern, und merkten nicht, daß aus ihrem Eifer Eifersucht wurde und daß sie statt Weizen und Trauben und anderer guter Früchte Domen und Disteln ernteten, nämlich Zänkereien unartiger Leute und Wettkämpfe im gegenseitigen Widersprechen. Der Kaiser war ein sanftmütiger Mann und wollte weder der einen noch der an deren Partei wehtun. Um also bei keiner von beiden Anstoß zu erregen, wählte er den Mittelweg : Am östlichen Ufer des Hellespont liegt eine Ortschaft namens Atramyttion. Die genannten Führer erhielten schriftliche Order vom Kaiser, dort hin zu kommen, denn auch er selbst hielt sich damals dort auf277• Daraufhin kamen nicht nur die Wortführer der Parteien zusammen, sondern auch eine Menge I unvernünftiger und schamloser Leute strömte herbei. Einige begehrten Bischofs throne, was ihre Verhältnisse weit überstieg, andere hofften auf Geld, jene auf leeren Ruhm und Ehrenbezeigungen, deren es im Leben eine bunte Vielzahl gibt. Beinahe hätte ich Folgendes übergangen, was hier vorweggenommen werden muß, damit ich nachher meine Erzählung ordnungsgemäß und ohne Unterbre chung fortsetzen kann : kurz nachdem Joseph, wie ich gesagt habe, den patriareha Ien Thron verlassen hatte, starb er [23 . März 1283], und man hielt es für unge recht und fast für eine sündige Tat, die Kirche in einer so chaotischen Zeit ohne Hirten zu lassen. Es gab damals im kaiserlichen Klerus einen ob seiner Beredsam keit berührnten Mann, Gregorios von Zypern278• Dieser hatte durch sein Talent und durch außerordentlichen Fleiß den vornehmen Wohlklang der Schriften von Hellas und die berühmte attische Zunge wieder ans Licht gebracht. Lange Zeit waren sie in den Tiefen des Vergessens verborgen gewesen, aber er hatte sie gleichsam zu neuem Leben erweckt. Diesen Mann, der außerdem kurz zuvor das Mönchskleid
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI angenommen hatte, wünschte der Kaiser auf den patriarchalen Thron zu setzen. Er wollte jedoch nicht, daß er die Handauflegung von jemand empfmg, der der Neuerung der kirchlichen Lehre zugestimmt, sondern es sollte jemand sein, der sich daran nicht beteiligt hatte. Es drohte daher eine Verzögerung einzutreten. Gregorios wurde nach der erforderlichen Wahlabstimmung und dem Eingang der nötigen Zeugnisse vom Kaiser eingesetzt und erhielt nach altem Recht auf dem kaiserlichen Thron aus dessen Hand den Hirtenstab [28. März 1283]. Er übte das Patriarchenamt aus und verwaltete / die Amtsgeschäfte, soweit sie keine Weihe er forderten279• Nicht viel Zeit verging, da kam, sozusagen zufällig, oder vielmehr durch die Vorsehung Gottes, der Bischof von Kozyle als Gesandter nach Konstantinopel. Er kam im Namen des Herrschers von Ätolien, des Despoten Nikephoros. Ihn beglei tete der Bischof von Debra [Dibra, Devrai] in Makedonien, nicht als Gesandter in irgendeinem Auftrag, sondern in einer anderen Angelegenheit. Beide hatten sich nicht kompromittiert durch Gemeinschaft mit den anderen, die sich freiwillig der Neuerung der Lehre unterworfen hatten. Man gab nun dem Bischof von Kozyle den Vorzug vor dem von Debra. Der Bischof von Kozyle untersteht nämlich dem Metropoliten von Naupaktos, und Naupaktos dem Thron von Konstantinopel, der von Debra aber dem Thron von Prima Justiniana. Aus diesem Grund war der Bi schof von Kozyle für den Dienst, um den es hier ging, mehr geeignet als der von Debra. Auf Weisung also des Patriarchen Gregorios von Zypern, der, wie gesagt, schon vom Kaiser eingesetzt worden war, weihte der Bischof von Kozyle einen Mönch namens Germanos zum Metropoliten von Herakleia in Thrakien. Dieser besitzt von alters her das Privileg, den Bischof von Konstantinopel zu weihen. Der Grund hierfür ist vielleicht, daß Konstantin der Große, der Byzanz zum neuen und größten Rom machte, die von den alten Kaisern verliehenen Privilegien nicht auf heben wollte, ja, daß er sie vielmehr bekräftigte aus EhrfUrcht vor ihrem Alter und vor Kaiser Severus, der dieses Gesetz erließ. Severus hatte nämlich mit sehr viel Mühe / und Schweiß die Stadt, damals noch Byzanz, erobert und aus Rache zu ihrer Schande nicht nur ihre Mauem niedergerissen, sondern schließlich auch noch den Bewohnern von Herakleia in Thrakien zugestanden, über sie als Ortschaft zu ver fügen28o• Sei es aus diesem, sei es aus einem anderen mir unbekannten Grund hat man dieses Privileg immer beachtet, und so wurde es aufalle Fälle auch damals ein gehalten, wie gesagt. Der genannte Bischofvon Herakleia beförderte nun Gregorios von Zypern vom Lektor zum Diakon und zum Priester und weihte ilm anschließend in Assistenz der Bischöfe von Kozyle und Debra zum Patriarchen [11. April 1283]. Ich muß zu meinem Ausgangspunkt zurückkehren. Wie ich oben erzählt habe, 147
.,
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI
165/166/16 7
lebten jene Parteien von Zeloten aus den genannten Gründen getrennt von der Kirche281• Sie beharrten aber auch wegen des Patriarchen auf ihrer Trennung. Ihr Vorwand war folgender : da er erst mit zwanzig Jahren aus Zypern in rhomäisches Gebiet übergesiedelt war und einige Bräuche der Lateiner mitgebracht hatte, hegte die Masse den Verdacht, er hätte die Weihe zum Lektor von den Lateinern emp fangen282• Dieses Gerücht war vielleicht schon früher von einem Böswilligen ausge streut worden, oder die Umstände gaben es damals der Verdorbenheit der Zeloten ein, oder eher noch, der Teufel, der zu ihrer Zänkerei einen Freudentanz aufführte, hetzte sie auf und flüsterte ihnen dieses Gerede ein, um das Schauspiel des Aufruhrs und der Verwirrung in jeder Beziehung bunt zu gestalten. Das war der Vorwand, warum diese Leute den Patriarchen nicht anerkennen wollten. Der wirkliche Grund war ein anderer : Sie waren übermäßig stolz auf ihre Verbannung und alles andere, / was sie um ihres Eifers willen erlitten hatten, und verlangten darum, daß sie in allen kirchlichen Angelegenheiten zu entscheiden hätten. Sie wollten gleichsam wie Szep terträger allen ihre Vorschriften auferlegen. Außerdem forderten sie, daß einer von ihnen, den sie selbst zu bestimmen hätten, auf dem patriarchalen Thron sitzen solle. Diese hohe und glänzende Würde wollten sie wie eine feste Burg benutzen, um von dort aus leicht alle Bistümer und Metropolitien in Besitz zu nehmen, die Lei tung über alle Klöster an sich zu ziehen, alle kirchlichen Ämter zu erwerben und alle Kirchenprovinzen verwalten zu können. Über alle Einkünfte und Ausgaben und über jede Verteilung wollten sie Herr und Meister sein. So etwa sollten jetzt nach ihrer Ansicht ihre Tugend und ihr Eifer ausreichend belohnt werden. Sie waren, wie gesagt283, in Atramyttion zusammengekommen [8./9. April 1284] , und dort wurde nach langen Beratungen einstimmig beschlossen, die Ansichten der beiden Parteien, aus welchen die großen Meinungsverschiedenheiten hervorgegan gen waren, in zwei Büchern aufzuzeichnen und durch Feuer das Urteil einem Wun der Gottes zu überlassen. Die ganze Nacht hindurch flehten sie nun in zahllosen Gebeten Gott an und ausgerechnet am großen und heiligen Sabbat [Ostersamstag] warfen sie mitten im Haus Gottes die Bücher ins Feuer. Jede Partei hoffte für sich natürlich, daß ihr Buch unversehrt erhalten bliebe. Aber das waren eitle HoflTIungen und wahrhaftig Träume von wachenden Menschen2B4• Das Feuer ergriff beide zu gleich und ließ
im Nu nur Asche übrig. Das war das Urteil Gottes und I eine Ver
spottung von all jenen zus ammen, die Spiel mit Ernst verwechseln und zur Unzeit Stürme über die Kirche bringen. Nach diesem Anblick entschlossen auch diese Leute sich, alle zusammen ihren Streit zu begraben, willig das gemeinsame Salz des Friedens285 zu suchen, zum Tisch der Eintracht zurückzukehren und den Segen und das Gebet des Patriarchen Gregorios anzunehmen.
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI Nach diesen Ereignissen kamen die Arseniten mit der Bitte zum Kaiser, den Leichnam des Patriarchen Arsenios in die Hauptstadt überführen zu lassen. Dieses Gesuch war nicht ohne Hintergedanken, sondern vielmehr das Ergebnis einer tief sinnigen Überlegung : die Überführung sollte wohl den Arseniten öffentlich Ehre und den Josephiten heimlich Schande einbringen. Trotzdem wurde die Genehmi gW1g leicht erteilt, und die Überführung kam zustande286• Als der Leiclmam bis zum Eugeniostor geko=en war, zogen der Patriarch mit dem ganzen Klerus und der Kaiser mit dem ganzen Senat dorthin, und so begleiteten ilm alle mit berühmten Hymnen und mit Fackeln in die Große Kirche der göttlichen Weisheit. Nach einiger Zeit erhielt Theodora, die Tochter der Schwester Kaiser Michaels, Eulogia, Erlaub nis, ilm im Kloster des heiligen Andreas, das sie renoviert hatte, beizusetzen. Diese Theodora war in erster Ehe mit dem Protovestiarios Muzalon verheiratet gewesen und später mit Raul, der auch Protovestiarios war287• 2. Der Kaiser hatte damals keine Gattin. Seine erste Frau, die aus Ungarn stammte, war zuvor gestorben
[1283], nachdem sie ilm1 zwei Sölme geschenkt hatte, den
Kaiser Michael und den Despoten Konstantinos288• Darum / entbot er eine Gesandt schaft zum König von Spanien. Dieser sandte bereitwillig zwar nicht seine eigene Tochter, jedoch eine andere Verwandte, Eirene, meine ich, die Nachfahrin des Markgrafen, der nach der Eroberung Konstantinopels Thessalonike und Umge bung zugeteilt bekam289• Der König von Spanien sandte sie also, wie gesagt, aber ohne zuvor nach altem bei den Lateinern herrschenden Brauch die Zusti=ung des Papstes eingeholt zu haben. Die vornehmen Lateiner sind nämlich seit langem ge wohnt, keine Eheverbindungen mit den Rhomäern einzugehen, bevor sie nicht vom Papst die Genehmigung erhalten haben. Der König von Spanien hatte aber irgend einen Anstoß gegeben, weshalb er vom Papst mit dem kirchlichen Bann belegt worden war, und jetzt nalm1 er dies zum Vorwand, um das Mädchen, das Kaiserin der Rhomäer werden sollte, heimlich zu senden [1283/8 4) 29°. Der Kaiser hatte da mals sein dreiundzwanzigstes Jahr vollendet, seine neue Gattin Eirene das elfte. Sie war schön, wohlgeartet und hatte ein sehr hübsches Gesicht.
In feuchtem Holz nisten sich Würmer ein und ebenso in ehrgeizigen Charakteren meistens furchtbare Eifersucht und Neid den Angehörigen der gleichen Zunft ge genüber, und das speziell im Hinblick auf die Beschäftigungen, denen jene sich mit besonderem Eifer gewidmet haben. So ärgerten auch Patriarch Gregorios die Bered samkeit und der Scharfsinn des Bekkos. Er wollte unter den damaligen Hellenen allein berühmt sein und hoffte auch, als einer der gelehrten Patriarchen bekannt zu bleiben. D arum fand er es furchtbar, wenn Bekkos' Gewandtheit in Disputen diesen I49
ÜBERSETZUNG: KAPITEL
VI
Ehrgeiz zunichte machte. Darum / trug er auch nicht wenig zu dessen Verbannung bej291. Bekkos wurde ins Exil geschickt irgendwo am Fuß des Olymp und hörte nicht auf, von dort aus vor Himmel und Erde das grausame Unrecht anzuklagen um seine eigenen Worte zu gebrauchen -, das man ihm erbarmungslos zugefügt habe. Dabei hätte man ihn milder bestrafen und sich damit begnügen können, ihn seines Amtes zu entheben. Ansonsten hätte man ihn ausreichend versorgen müssen, wie es Menschen einem Menschen gegenüber geziemt, um so mehr, da er aus einer ehrenvollen Stellung gestürzt worden war und darum mehr denn je jeden Trost brauche, der die unausweichlichen menschlichen Nöte erleichtere. Als er nach kei ner Seite einen Ausweg aus seiner Lage sah, versuchte er einen öffentlichen Prozeß herbeizuführen, in dem er die gegen ilm vorgebrachten Beschuldigungen wider legen wollte. Anscheinend hoffte er eins von beiden zu erreichen, entweder daß er durch seine Anwesenheit, seinen Anblick und seine Worte die Richter milder stim men, oder daß er sonstwie ihre erbarmungslose Härte vor allen deutlich machen könnte. Als der Kaiser davon hörte, schien es ilIDl nicht gut, die Sache länger treiben zu lassen. Es konnte sich nämlich unter den Leuten der Verdacht verbreiten, daß dem Mann Unrecht geschehe, und wer den Schein erweckt, daß er Unrecht tut, hat vom Volk viel SclIDlach zu erwarten, zuerst zwischen den Zähnen geflüstert, nach einigen Jahren aber unverhüllt und in aller Öffentlichkeit geäußert. Viel Schmach ja, aber auch viel Lob werden die Jahrhunderte hindurch überliefert, die durchaus nicht berechtigt sind. Einige werden geschmäht wegen Unrechts, das sie nicht be gangen, andere gepriesen für Großtaten, die sie nicht verrichtet haben. Der Kaiser entschloß sich also, alle Bischöfe und den gesamten Klerus, / den ganzen Senat und alle in Frage kommenden Gelehrten im Palast zu versarnrneln und diese Versamm lung zum Schauplatz des Urteils über Bekkos zu machen [1285) 292. So geschah es, und Bekkos erschien vor diesem Tribunal. Mit der angeborenen Geschicklichkeit seiner Zunge entkräftete und zerpflückte er ungestüm alles, was die Verteidiger der gesunden Lehre vorbrachten. Allein Patriarch Gregorios und der Großlogothet Muzalon293 widerlegten ihn durch il1re überlegene Weisheit und ausgewählte Zeugnisse der HI. Sclillft und geboten so dem heftigen Sturm, den jene mörderi sche Zunge entfachte, Einhalt ; sonst hätte bald die Lüge über die Wahrheit die Oberhand gewonnen und Anmaßung über die Tugend gesiegt. Dieser Muzalon war damals der mitregierende Minister des Kaisers und sein Mittelsmann bei der Verwal tung der Angelegenheiten des Kaisers und des Staates294. Er genoß wegen seiner Weisheit und seines hohen Alters beim Kaiser die allerhöchste Achtung und besaß außer Klugheit auch langjährige und vielseitige politische Erfahrung. Von allen, die früher das gleiche Amt wie er bekleidet hatten, besaß er das gewissermaßen einzig-
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI artige Vorrecht, eine besondere Kopfbedeckung tragen
zu
dürfen. Diese war am
oberen Teil der Pyramide außen mit rotgoldenem Stoff umwunden und unterschied sich nur dadurch von der Kopfbedeckung der Nachkommenschaft des Kaisers, daß sie nicht wie diese auch am unteren Rand mit goldenen Borten geschmückt, son dern dort vollkommen glatt war295• Ich will das Weitere kurz fassen : nach einem langen lautstarken Kampf mit Zunge und Geist sah Bekkos, daß er kein mildes Urteil und keine rücksichtsvolle B ehandlung zu erwarten hatte, und lehnte darauf / eine Einigung mit offenen Worten ab. Er wurde mit seinen Anhängern Melitenio tes und Metochites erneut in eine Stadt an der bithynischen Küste in die Verban nung geschickt. Ich weiß nicht recht, wie ich Folgendes, was meinem Gedächtnis entglitten ist, wiederaufuehmen so1l296 : nach der Verbrennung der umstrittenen Bücher in Atramyttion waren alle, die sich für Zeloten ausgaben, nach Byzanz gekommen. Die Metropolitansitze und die übrigen kirchlichen Ämter hatten sie zum Teil schon unter sich verteilt,
zum
Teil hatten sie das noch vor. Ohne Erbarmen verhängten
sie über alle Bischöfe und Kleriker, die das Bekenntnis Kaiser Michaels geteilt hat ten, die Absetzung und dachten nicht daran, ihr Glück, wie es sich für Menschen gehört, maßvoll zu gebrauchen. Es waren meistens Leute aus dem gemeinen Volk, roh und anmaßend, die vortags und vorvortags nicht für würdig erachtet worden waren, vor dem Kaiser zu erscheinen. Jetzt waren sie auf einmal unwürdigerweise in den Genuß seines reichen Wohlwollens gekommen und hatten darum eine übertriebene Meinung von sich selbst und unterschieden sich in nichts von Betrun kenen. Der Kaiser aber hegte in seinem Herzen ein so brennendes Verlangen nach der Einigung der Kirche, daß er ihnen in fast allem nachgab. Mit seinem Einver nehmen trieben sie also, ohne jemand fürchten zu müssen, alle, über die sie jenes entehrende Urteil aussprechen wollten, wie Schafe in die große Blachernenkirche zusammen. Diese versuchten, durch Gebärden und Worte Mitleid zu wecken. Sie führten Beispiele an, wie man früher unter ähnlichen Umständen Milde hatte walten lassen, / u. a. in den beiden Perioden des Bilderstreits. Die Bilderstürmer hätten Schlimmeres begangen, als jetzt geschehen war, und sie hätten trotzdem von seiten der späteren Führer der Orthodoxie Milde erfahren. Mehrere wären in ihren Äm tern belassen worden. Aber die Zeloten entschlossen sich, auf keinen Fall ihr grau sames Urteil zu ändern. Die Woge ihrer Schlechtigkeit spülte jegliches Erbarmen und Mitleid fort und versenkte es, so scheint es, in die Tiefen des Ozeans. So groß war der Neid, der inmitten jener heiligen Versammlung Triumphe feierte, so hef tige Wellen tosten gleich am Anfang wider jene schöne Einigung. Wer ist so hart von Gemüt, wer hat eine so eiserne Seele, daß er erzählen könnte, wie zügellos und 151
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL VI unmenschlich man gegen die unglücklichen Bischöfe und alle Mitglieder des priesterlichen Standes vorging? Nach den Schmähungen der Zunge befahlen die Vorsitzenden der Versammlung den Teilnehmern, den Verurteilten die Kopfbedek kung zu nehmen, diese zu Boden zu werfen und dabei dreimal »unwürdig« zu ru fen; einige sollten diesen, andere jenen ihre Gewänder ausziehen, diese beim unte ren Saum fassen und über den Kopf ziehen, und auch dabei dreimal »unwürdig« rufen. Danach sollte man sie mit Stößen und Ohrfeigen gewalttätig aus dem Heilig tum vertreiben,
als wären sie Mörder. So handelten diese gerechten Richter, diese
Eingeweihten des Evangeliums297• Jesus, der menschenfreundliche Erlöser, nahm den Räuber in Gnaden an [vgl. Lukas 23, 40-43] und wartete sehnsüchtig auf die Bekehrung des Verräters, wenn dieser selbst nur gewollt hätte [vgl. Mat. 26,
50 und
ParalleIstellen] ; darum I denn auch erhielten diese Leute, wenn auch spät, schließlich doch ihre Strafe und die verdiente Vergeltung. Keiner von diesen neuen Gesetzge bern und Richtern starb im Besitz seiner Würde ; alle wurden in Schande von ihren Thronen vertrieben, wie ich noch erzählen werde298, und wurden von den Pfeilen des Schmerzes aus dem Leben fortgerissen. Danach erinnerte sich der Kaiser, was sein Vater dem jüngeren Johannes Laska ris angetan hatte, dem die Nachfolge auf dem Kaiserthron eigentlich zugestanden hätte. Er fürchtete, daß die Gerechtigkeit sich am Ende auch gegen ihn stellen könn te und daß ihm dann das Gleiche widerfahren würde, nämlich Verlust von Kaiser tum und Augenlicht. Darum versuchte er, nach Möglichkeit die Wunde mit dem passenden Heilmittel zu behandeln. Er war ein vernünftiger Mann und wußte, daß die Gottheit es manchmal liebt, schon in diesem Leben die Taten illre gerechte Er füllung fmden zu lassen, wie diese auch sein möge. Es soll dies im Leben eine wirk same Mahnung sein und eine regelrechte Drohung für alle, die ihre eigenen Pläne über die alles überwachende göttliche Gerechtigkeit stellen möchten. Andronikos hatte tteilich in keiner Beziehung tteiwillig am Plan und an der Tat seines Vaters mitgewirkt. Er war damals noch ein Säugling, und seine körperlichen Organe wa ren noch nicht einmal genügend entwickelt, um das in den Tiefen seiner Seele ver borgene Wünschen und Wollen zu äußern. Es war trotzdem seinetwegen, daß sein Vater ein so großes Unrecht begangen hatte. Er wollte nicht, daß seinem Sohn das Kaisertum entgehen würde, weil der legitime Nachfolger noch lebte und regie rungsfähig war. Darum wurde Andronikos von starken Gewissensbissen gequält und besuchte den seinetwegen / von seinem Vater geblendeten Johannes Laskaris, der in einer kleinen Stadt in Bithynien gefangengehalten war. Er wollte ihn zugleich sehen und trösten und außerdem ilu:n alles, was er für sein Leben brauchte, im Über fluß zur Verfügung stellen. So tat er und ordnete dies auch für die Zukunft an299•
ÜBERSETZUNG: KAPITEL
VI
Dann zog er erleichtert ostwärts, um dort einige Zeit zu verweilen300• Er verfolgte dabei zwei Ziele : erstens wollte er strategische Erfahrungen sammeln und zweitens die Barbaren durch gezielte Drohung sozusagen einschüchtern, damit sie nicht län ger furchtlos, wann und wo sie wollten, in das rhomäische Gebiet einfielen. 3 . So war die Lage, als bestimmte Leute, solche, die immer versuchen, den Herr schern zu gefallen, dem Kaiser einen (verhängnisvollen) Rat gaben. Untergebene lieben es meist, sich den Wünschen der Regierenden anzupassen und sich danach in ihren Ansichten und Worten und in allem, was sie tun, wie nach einem Ziel voll kommen zu richten. Damit, so wissen sie, erkaufen sie sich leicht das Wohlwollen der Herrscher. Der Rat nun war folgender : alle Gefahren, deretwegen die Rhomäer eine so große Flotte Trieren gebaut hatten, seien vorbei ; sogar Karl, der König von Italien, das schlimmste Übel, sei gestorben [128 5] . Die Ausgaben für die Schiffe seien darum zwecklos und überstiegen fast mehr denn alle anderen die Möglichkei ten der Staatskasse. Es war klar, daß das für die Rhornäer den Untergang bedeutete, aber diesen Leuten schien es trotzdem höchst nützlich301• Sie dürsteten nach Geld und waren bereit, dafür / alles, was die Sicherheit des Reiches begründet, so wie Stützen, Vorwerke und Gräben die Häuser schützen, zu verschleudern. Dies wur de für die Rhomäer der Anfang des Mißgeschicks und ein unerschütterliches Fun dament des Unheils. Es gab den Lateinern, die zuvor die Macht der Rhomäer als unbesiegbar gefürchtet hatten, neuen Mut und wappnete sie für Pläne, die ge radezu strotzten von Kampfgeist und Angriffslust. Von diesem Augenblick an nal1ll1 ihre Macht zur See zu und erhielt Glanz, brachte ilmen Gewinn und dehnte iln Herrschaftsgebiet aus ; die Macht der Rhomäer aber schwand und gab allmählich immer mehr nach, und ein Unglückstag folgte dem anderen. Immer neue Piraten schiffe tauchten auf, nun von hier, dann von dort, dann von anderswoher, zu zweit oder zu dritt oder in größeren Gruppen, und fUhren bald fUrchtlos und übermütig bis unmittelbar an die Stadt [Byzanz] heran. Die Inseln und die Küstengebiete wur den übel mitgenommen, denn sie verfügten von keiner Seite über irgendwelche Mittel, um die Piraten, die vorbei- und um sie herumfUhren, abzuwehren. Tag und Nacht waren sie den darnit verbundenen Plagen ausgesetzt: Furcht vor den schlinIm sten Gefahren und Angst vor dem Tod, den man ilmen zuerst androhte und antun wollte, später auch tatsächlich zufügte. Darum zerstreuten sich sämtliche Gasmu len302 in alle Richtungen der Welt, da ilmen das Lebensnotwendige fehlte. Ein Teil lief zu den Lateinern über, um bei ilmen auf Frachtschiffen und Trieren zu dienen, andere traten bei angesehenen und reichen Rhornäern in Lohndienst, wie der andere verkauften ihre Waffen und wandten sich dem Ackerbau / zu ; sie zo153
Ü B E R S E T Z U N G : K A P IT E L VI
gen es vor, sich so ein Leben lang abzuplagen und sich im Erbringen der jährlichen Abgaben und Steuern zu verzehren, als sich freiwillig dem klar bevorstehenden Hungertod preiszugeben. Die Trieren blieben leer an verschiedenen Stellen des Hor nes zurück und gingen mit der Zeit verloren ; einige versanken in die Tiefen des Meeres, andere brachen auseinander. Es gab aber sogar welche, die man noch einer gewissen Wartung würdig erachtete ; diese wenigen Schiffe blieben liegen in der Hoffuung, daß sie vielleicht künftig für etwas gut sein würden. Wozu dieser Be schluß führte und welch Unheil er den Rhomäern bescherte, wird die Fortsetzung meines WerIces zeigen. Auch Gregorios mußte Schlimmes widerfahren, und er mußte gewissermaßen für seine unbarmherzige Haltung gegenüber Bekkos büßen. Als dieser um Hilfe flehte und in allem nachzugeben versprach, wenn man
ihm nur ein wenig Gnade
widerfahren ließe, hatte er ihm nicht die helfende Hand zugestreckt ; im Gegenteil, er hatte nicht gezögert, das Elend des Unglücklichen noch zu vergrößern. Während Bekkos schon von allen Seiten von vielen Wogen bestürmt wurde, hatte er aus dem Hintergrund immer neue und größere Fluten des Unglücks gegen ihn entfesselt, und er, der in allem übrigen Lo b verdiente, hatte hier Dinge getan, die seiner Weis heit völlig unwürdig waren. Auch
ihm mußte also Leid widerfahren ; und was be
stimmte die Vorsehung, die alles zum besten leitet ? Auch er wird von Gott im Stich gelassen, damit diese von der Vorsehung gewollte Verlassenheit
ihn belehre,
und er die Befleckung, die er sich zugezogen hat, abwasche, um rein und ungehin dert in die künftige Welt einzugehen. Gregorios hatte sich nicht damit zufrieden gegeben, / daß Bekkos mit Verbannung bestraft und seinen Freunden und Verwand ten entrissen war, sondern er hatte ihn auch noch aus der Feme in Wort und Schrift bekämpft und versucht, seine Schriften und Meinungen mit Gegendarstellungen und entgegengesetzten Doktrinen zu widerlegen. Während er nun damit beschäf tigt war, Bekkos und seine Anhänger zu bekämpfen, wurde er selbst, ahnungslos, von anderen verwundet und bei den gleichen Fehlern ertappt, die er anderen vor warf; so erging es
ihm wie jemand, der auf einen Feind zielt und, ohne etwas zu
ahnen, selbst von der Seite von seinen eigenen Leuten schlimmer getroffen wird.
4. Einige Bischöfe und Kleriker warfen ihm Gotteslästerung vor und mahnten ihn, mehrere Aussagen zu ändern, um dem Risiko einer Schelte zu entgehen. Die Mah nung schien allerdings nicht ehrlich gemeint und unverdächtig, sondern von heim lich lauerndem Neid eingegeben. Darum setzte sich der Patriarch zornig zur Wehr und widersprach lange Zeit mit Beweisen über Beweisen und Ausführungen über Ausführungen und glaubte, dadurch seinen Beschuldigern den Mund zu stopfen
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ÜBERSETZUN G : KAPITEL
VI
und seine eigenen Aussagen bestens zu stützen und nach allen Seiten abzusichern. Aber Gott, der alles zum besten leitet, wollte anscheinend nicht, daß es dem Mann auch weiter gut ging. Er gab seinen Gegnern Kraft und ließ den Funken der Streit sucht zu einem Feuer aufflamem n. Zuerst trennte sich ein nicht geringer Teil der Bi schöfe und des Klerus von ihm darunter auch seine besten Freunde unter den Bi schöfen, ich meine Cheilas von Ephesos und Daniel von Kyzikos mit ihren Leuten, / die ob ihrer Gelehrsamkeit über Gebühr geehrt und denen er unter allen Priestern und Bischöfen den ersten Platz eingeräumt hatte. Das schmerzte den Patriarchen be sonders. Er hatte gehofft, daß diese es für ihn gegen seine Lästerer und Bekämpfer aufnehmen und ihm zur Burg und zum Graben sein würden. Statt dessen mußte er in ihnen wider Erwarten Feinde entdecken und, wie das Sprichwort sagt, er fand Kohle statt eines Schatzes303• Man sagt denn auch, daß er das Gleiche erfuhr, was einst Julius Caesar erlitt, als er von Brutus und Cassius ermordet wurde. Den Schwertern der anderen widersetzte er sich und wehrte sie ab, so gut er konnte ; als er aber sah, daß auch Brutus, den er immer wie einen eigenen Solm geliebt hatte, sein Schwert gezogen hatte, da wurde, sagt man, durch dieses unerwartete Ge schehen sein Herz getroffen und er fiel sofort leblos zu Boden304• Auf die gleiche Weise widersprach auch Patriarch Gregorios den anderen eine gewisse Zeit ; als er aber sah, daß auch die Männer, denen er am meisten vertraut und die er geliebt hatte, sich zum Kampf gegen ihn rüsteten, und daß niemand ihm half, weder der Kaiser noch sonst ein Mächtiger, begriff er endlich, daß dies ein Urteil Gottes war und eine Strafe, die von oben über ihn beschlossen und verhängt war. Er sagte dem Kampf und seinem Thron Lebewohl und zog sich zurück in die Ruhe des Klosters der hochheiligen Herrin und Gottesmutter zu den Hodegoi [Juni 1289] 305. Dort wur de er aber bald weggeholt von der Gründerin des Klosters des hl. Andreas306• Diese war eine Gelehrsamkeit und Literatur liebende Frau, die sehr an der Beredsamkeit des Patriarchen hing. Sie ließ ihm unmittelbar neben dem Kloster eine Wohnung bauen und holte ihn / dorthin, und hier starb er auch kurze Zeit darauf Die Gottheit ist gewohnt, die Taten der Menschen mit angemessenem Lohn zu vergelten, damit die Leiden der Verstorbenen die Lebenden belehren und bessern. D arum ereilte nach nicht langer Zeit auch Cheilas von Ephesos und Daniel von Kyzikos die verdiente Strafe dafür, daß sie einen feindlichen Blick auf ihren Wohl täter geworfen hatten. Im Vertrauen auf ihr augenblickliches Glück hatten sie überhaupt nicht bedacht, daß in allen menschlichen Dingen sich ein großes Irren breitmacht, Erwartungen ein unerwartetes Ende bereitet und Verzweifelten sich eine glückbringende Hand entgegenstreckt. Sie dachten nicht daran, daß dadurch meist gerade unbeständige Charaktere gerne irregeführt und zu außergewöhnlich ,
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL
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I79/I80/I8I
verwegenen und unvernünftigen Taten verführt werden, so, wie wenn der Nordost wind307 ein Schiff, das seines Ankers beraubt ist, heftig mitreißt und auf den Meeres wogen böse
hin- und herschleudert. Sie bedachten nicht, daß wir beständig hierauf
achten müssen, damit wir nicht morgen mehr und Schlimmeres erleiden, als wir selbst tun. So erhoben sich gegen diese beiden Männer die Besten aus ihrem eige nen Klerus, die Meistvertrauten und Meistgeliebten, und reichten beim Kaiser und bei den übrigen Bischöfen Briefe ein, die viele Beweise von Verbrechen enthielten, wodurch die beiden sich ihre Absetzung eingehandelt hätten. Der Kaiser und die BischofSversamrnlung nahmen die Briefe mit großer Bereitwilligkeit entgegen und hießen sie kraft schriftlicher Dekrete in die Kaiserstadt kommen30 8 ; dann aber enttäuschten sie die Angeklagten, indem sie die Untersuchung von Tag zu Tag ver schoben. / So mußten sie einen bittereren Kelch trinken als den, den sie ihrem Wohl täter, dem Patriarchen, bereitet hatten, da Gott ihnen dies von oben gerechterweise vergalt. Sie fanden beim Kaiser schweigende Ablehnung, welche weit mehr schmerzt als eine offene Zurückweisung, denn sie dringt sozusagen allmählich und heimlich durch Mark und Bein, raubt der Seele ihre Kraft und vernichtet jeden Ehr geiz. Auch bei ihren Brüdern und Amtskollegen fanden sie nur feindselige Verach tung, die zu keinem Trost bereit war. Noch schlimmer : sie wurden der jährlichen Einkünfte, welche ihnen ihre Metropolitien einbrachten, beraubt. Um es kurz zu machen : sie verbrachten den Rest ihres Lebens in der Kaiserstadt und nährten den brennenden Schmerz in ihrem Innern, bis der Körper den ewigen Aufschub nicht mehr ertrug und dem Schmerz erlag. 5 . Ich kehre zum Darauffolgenden zurück : den patriarchalen Thron erhielt als
Nachfolger ein Mönch namens Athanasios
[I 4. Oktober 1289)309. Er war von Ju
gend auf in den Werken der Askese geübt und lebte damals ein beschauliches Le ben im Ganosgebirge31o• Er war ungebildet, und die Manieren der feinen Gesell schaft waren ihm fremd, aber im übrigen war er ein rechtschaffener Mensch und in dem, was das Mönchsleben ausmacht, ich meine Enthaltsamkeit und allnächt liches Gebet, war er bewundernswert. Er schlief auf dem Boden, ging immer zu Fuß mit ungereinigten Füßen 311 und hatte die richtige Art für einen Mann, der für sich allein in Bergen und Höhlen lebt. Er wäre auch sein Leben lang ein lobenswer ter / Mann geblieben, wenn er immer in seiner Einsamkeit gelebt hätte. Es mußte aber sein, wie es scheint, daß alle Bischöfe und angesehenen Kleriker bestraft wur den und den gerechten Lohn erhielten für ihre frühere Schlechtigkeit, speziell für die, die sie Patriarch Gregorios gegenüber gezeigt hatten. Nachdem Athanasios den patriarchaIen Thron bestiegen hatte, warf er auf sie zuerst einen furchterregenden
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Blick, voll von göttlichem Eifer und Bitterkeit. Die Klügeren errieten von der Startlinie an, wie man so sagt312, was kommen würde, und bevorzugten es, frei willig in ihren Häusern ein verborgenes Leben zu führen, bevor ihnen gegen ihren Willen etwas Unangenehmes widerführe ; andere aber sahen sich nach kurzer Zeit gezwungen, quasi als Verbannte die Kaiserstadt zu verlassen. Das Gleiche widerfuhr auch den vielen Bischöfen. Ihre Zahl war sehr groß, und sie waren alle gelehrt und Kenner der Gesetze und Bräuche der Kirche. Patriarch Gregorios hatte, sei es in Anknüpfung an die Tradition, sei es aus eigenem Antrieb, das kann ich nicht sagen, eifrig danach gestrebt, daß die Bischöfe weise Erzieher und Lehrer ihrer Gläubigen und unbiegsame Vorkämpfer der Frömmigkeit seien und, um es so auszudrücken, unerschütterliche Felsen, die, wenn es nötig sein wür de, die Wogen feindlicher Zungen abwehren konnten. Patriarch Athanasios schick te alle Bischöfe, die sich, aus welchem Grund auch immer, in Konstantinopel auf hielten, in ihre Bischofsstädte zurück. Er wollte nicht, so sagte er, daß sie (die beru fenen Lehrer des Friedens) I in der Kaiserstadt herumsäßen und gegeneinander sowie gegen ihn intrigierten313• Von auswärts kamen die Bischöfe auch regelmäßig in die Stadt (unter dem Vorwand, daß die Bestimmtmgen der heiligen und göttlichen Synoden ein- oder zweimal im Jahr eine Zusammenkunft der Metropoliten beim Patriarchen vorschrieben. Auf dieser Synode sollte man einander über die orthodo xe Lehre konsultieren und die inzwischen aufgetauchten kirchlichen Probleme lösen) . Athanasios aber verbot ihnen, in die Stadt zu kommen, und er tat gut daran. Jeder sollte gerechterweise, sagte er, wie der Patriarch in der Kaiserstadt, in der ihm zugewiesenen Stadt Hirte sein und sich durch seine persönliche Anwesenheit um seine eigenen Schafe kürnnIern und nicht nur von dort reichen Tribut einsammeln, um
damit sein Leben in der Kaiserstadt zu fristen. Man könnte in dieser Angelegen
heit beiden Parteien einen Vorwurf machen, insofern beide übertrieben und sich nicht nach den wirklichen Bedürfillssen richteten. (Athanasios besaß noch viele andere gute Eigenschaften, die für die Menschen von damals von Gewinn waren. Sein Wettern gegen alle, die Unrecht begingen, war so heftig und offen, daß nicht nur alle Verwandten des Kaisers, sondern selbst dessen Söhne seine freimütigen Vorwürfe und Anklagen mehr fürchteten als einen Befehl des Kaisers. Die Tadellosigkeit des Mannes und die Ehrfurcht des Kaisers vor ihm schüchterten diese Leute sehr ein und ließen sie bangen. Alle , die das Mönchsleben gewählt hatten, I forderte er auf, auf alles zu verzich ten, was den Bauch verwöhnt, wie auf das, was den Gebrauch einer Geldbörse und ein dauerndes ängstlich Auf-der-Hut-Sein nötig macht, und auf jede ablenkende Beschäftigung. Wenn einer ertappt wurde, sie zu haben, gab er sie unfreiwillig
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI und beschämt auf. Auch alle, die sich für das schlichte Kleid und die einfache Lebens art der Mönche entschieden hatten und jetzt nicht mehr zu Fuß gehen wollten, tadelte er heftig und legte ihnen
ans
Herz, wieder ihre eigenen Füße zu gebrau
chen, wenn sie sich in der Stadt aufhielten. Auch ermalmte er sie, nicht auf eigene Faust die Stadt zu besuchen und aus Dummheit sich zur Unzeit ausgelassen und zerstreut auf den Marktplätzen zu zeigen,
um
dann mit dem Kopf voller Bilder des
Gesehenen ins Kloster zurückzukehren. Nur notgedrungen und mit Erlaubnis des Klostervorstehers dürfe man ausgehen. So wurde es dann während der ganzen Dauer seines Patriarchats von allen eingehalten. Es wäre doch auch sehr unpassend, sagte er, wenn sogar der Patriarch nie einen Esel benütze und alle seine Wege zu Fuß mache, jene Leute aber auf stolzen pferden Straßen, Märkte und öffentliche Plätze mit ungeziemenden Sprüngen und Hufgetrappel füllten. Es gab auch Leute, die sich, ohne im monastischen Leben unterrichtet zu sein, in kleinen Häusern einschlossen, ein asketisches Leben vorgaben,
dann die Häuser
der Angesehenen besuchten und mit Leichtigkeit die Torheit des weiblichen Ge schlechts betrogen und es sich mit Hilfe ihrer Kutte hörig machten, wahre Träger von Schafspelzen mit einem Inneren schlimmer als reißende Wölfe [vgl. Mat. 7, 15] . Einige davon trugen in sich verborgen auch noch die Saat von Ketzereien und / stießen nur zu leicht einfache Seelen in den Abgrund des Verderbens. Diese Leute, und mit ilmen solche, die sich aus Eitelkeit und Gewinnsucht wie Verrückte be stimmten bacchischen Sitten ergaben, sammelte Athanasios und unterwarf sie den kirchlichen Gesetzen fUr das asketische Leben. Denen, die er für besserungsfähig hielt, gestattete er, in viele Mönche zählende Klöster einzutreten und befahl ihnen, soviel als möglich den eigenen Willen zu verleugnen. Bei anderen aber sah er, daß die Krankheit ihrer Seele unheilbar war, und da tat er eins von beiden : ent weder er setzte sie gefangen und versuchte, sie gegen ihren Willen zu retten, oder er vertrieb sie aus der Stadt. So sorgte er dafür, daß alle, die das Mönchskleid trugen, ein Leben führten fern von Straßen und Plätzen. Es wäre von großer Bedeutung gewesen, wäre diese musterhafte Regel auch unter seinen Nachfolgern beibehalten worden, genau wie das die ganze Zeit seines Patriarchats hindurch der Fall war. Aber auch schon, wenn er länger im Amt geblieben wäre, hätte die Reform des Mönchtums größere Beständigkeit gewonnen und wäre eher von Dauer gewesen. Er mußte jedoch sehr bald gehen, und da wandte sich das Blatt, und die Pest der teuflischen Bosheit brach wieder über die Klöster herein. Folgendes wäre mir beinalle entgangen. Es gab früher in der Kirche aufgrund einer Tradition aus noch älteren Zeiten Lehrer, die an verschiedenen Tagen an verschie denen Stellen von Konstantinopel [den Klerus] unterrichteten, einer über die Psal-
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI men des Propheten David, einer über die Briefe des großen Paulos und einer über die Gebote der Evangelien unseres Erlösers314• / Alle, die das Priesteramt bekleide ten, verkündeten dann ihrerseits Häusern und Geschlechtern, man kann auch sagen Gemeinschaften der Umwohnenden, das Wort Gottes315• Das war eine wahrhaft göttliche Einrichtung im Leben, der richtige Weg zur Erkenntnis der frommen Leh re und ein Wegweiser auf dem Pfad der Tugend, oder besser, es war wie eine Be netzung durch eine große und göttliche Quelle, welche die Seelen der Hörer er quickte und sie zu einer besseren Form und Gestalt umbildete. Im Verlauf der Zeit aber war auch das alles verschwunden, denn jede gute Gewohnheit wurde in die sen Zeiten umgestoßen und gleichsam in die Tiefen des Meeres versenkt. Diese Pest wurde auch auf die anderen Kirchen übertragen, und darum ziehen die Seelen der gesamten Christenheit bis auf den heutigen Tag gleichsam durch eine unwegsame
!llld wasserlose Wüste [Ps. 62, 2] . So kam es zu solchen Auswüchsen der Torheit, daß man wegen einer Obole von beiden Seiten furchtbare Eide schwur, die die Feder eines Schreibers nicht zu Papier zu bringen wagt. Nachdem das leben spendende Licht des Wortes und der Lehre ausgelöscht war, geriet alles durchein ander. Die Masse verfiel in Unvernunft, denn es gab niemand, der von sich aus wissen konnte, was gut sei und wie man wahre Frömmigkeit von Gottlosigkeit unterscheiden könne. Wer könnte in allen Einzelheiten erzählen, wie die Kirche sich allmählich zum Schlechten wandelte, so daß auch der Patriarch dies bei allem guten Willen nicht wieder in Ordnung bringen konnte ? Ich kann mich nur darüber wundern, daß, wenn dies schon geschehen mußte, die Unbeständigkeit des Schicksals diese Umkehr herbeiführte, als dieser Sproß der Klosterruhe auf dem patriarchalen Thron saß. / Freilich mußte die Kirche so veröden, und die Strafe mußte illre angesehenen Männer und mit ilmen die ganze Schar ihrer Kleriker ereilen ; das wußten alle zu einem gesunden Urteil fähigen Leute, seitdem man jene, die von der Gemeinschaft mit den Lateinern zurückkehren woll ten, nicht aufgenommen, ja, ilmen auch noch größtes Unrecht zugefügt hatte ; denn man ohrfeigte sie und verübte gegen sie die sonstigen Ausschreitungen, die auch ich oben kurz erwähnt habe316• Doch unter diesem Patriarchen erfüllte alle die aller schönste Hoffllung, daß aus der Erde Wahrheit aufsprießen und vom Himmel Ge rechtigkeit niedersteigen werde [vgL Ps. 84,
12] , und da geschah gerade das Gegen
teil : das Klosterleben wurde als unnütz verhölmt, die Frucht der Tugend ver schmäht, da sie sich leicht in den Gipfel der Schlechtigkeit verwandele. Zu welcher Ratlosigkeit muß das nicht führen? Wen muß das nicht erschüttern, auch wenn seine Natur aus Eisen scheint !)
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI 6.
In jener Zeit wurden Verleumdungen laut gegen den Bruder des Kaisers, Kon
stantinos den Porphyrgeborenen 317, daß er die Kaiserkrone begehre und alle, die in der Armee einen hohen Posten bekleideten oder sonstwie hervortraten, mit Gunst beweisen, Gefälligkeiten und Geld für sich zu gewinnen suche, damit sie ilm unter stützten, sein Ziel zu erreichen. Die meisten versicherten, daß es sich um falsche Be schuldigungen handele, erfunden von Leuten, die es zu ihrer Aufgabe machen, ihr böses Auge auf rechtschaffene Menschen zu werfen. Sie nutzten dazu den Zeitpunkt aus, / in dem der Kaiser in seinem Geist einen unedlen verdacht gegen seinen eigenen Bruder nährte, und brachten diesen in äußerste Gefahr. Die Motive für den Verdacht waren etwa folgende : der Porphyrgeborene war schon von der Wiege an von seinem Vater, dem Kaiser, mehr geliebt worden als Andronikos. Seine Art gab dem Vater viele und verschiedene Gründe für diese besondere Liebe. Er besaß viele gute Charaktereigenschaften, die einem Herrscher nützlich sind; er hatte eine umgäng liche Natur und freundliche Augen. Wäre nicht die Tatsache, daß er der Jüngere war, ein zu großes Hindernis gewesen, hätte sein Vater ilm gerne zum Nachfolger auf dem Kaiserthron gemacht318• Nachdem dies sich einmal zwischen die beiden Brüdern gestellt und Andronikos seinem Bruder gegenüber argwöhnisch gemacht hatte, war dies der erste Grund, der die Bande der brüderlichen Eintracht zerstörte. Zweitens hatte Kaiser Michael folgenden Plan gehabt: er wollte, nachdem der Porphyrgeborene erwachsen war, ilU1 mit einer adeligen Lateinerin verheiraten, mit der schönsten von allen. Das sollte ihm dabei helfen, auch das, was er weiter mit seinem Sohn vorhatte, zu verwirklichen. Er plante nämlich seit langem heim lich in seinem Inneren, das Gebiet um Thessalonike und Makedonien vom gesamten rhomäischen Reich abzutrennen und daraus für
ilm ein eigenes Herrschaftsgebiet
und Kaiserreich zu machen319. Hätte der Tod ihn nicht zuvor von den Menschen fortgerissen, so hätte die Sonne die Verwirklichung dieses Planes bald gesehen. Der Plan entsprach aber offenbar nicht dem Willen Gottes und nahm darum ein un glückliches Ende. Dies / verbitterte Kaiser Andronikos' Verhältnis zu seinem Bruder noch mehr und fachte den Funken seines Zorns zu einem Feuer an. Kaiser Andronikos war aber äußerst klug und besonnen, und er wußte die ihm inne wohnende feindselige Gesinnung geschickt zu verbergen. Seine geheuchelte Haltung sah lange wie ungeheuchelt aus, und so lebte er Jahre hindurch in Verstellung, als wäre er seinem Bruder wohlgesinnt . Der dritte Grund ergab sich nach dem Tod seines Vaters des Kaisers. Konstantinos brachte einen großen und vielfältigen Reichtum zusammen, denn die ausgedehnten Güter, die er zusammen mit großen Herden Kleinvieh und Rindern von seinem Vater dem Kaiser erhalten hatte, füllten jährlich seine Schatzkammer. Mit diesem 160
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ÜBER S ETZUN G : KAPITEL VI
Reichtum ging er großzügig um und beschenkte alle reichlich, die sich an ihn wandten, die kleinen Leute so gut wie die großen. Dazu bewies er allen seinen um gänglichen und angenehmen Charakter und fesselte sie so an sich quasi mit stähler nen Banden. Wenn hochgestellte Personen einen geschmeidigen und freundlichen Charakter bekunden, nehmen sie zumeist leicht alle für sich ein, genau wie im Frühling prächtige Blumen mit ihrer frischen und sozusagen lächelnden Farbe leicht die Blicke der Vorbeigehenden auf sich ziehen. Diese Haltung empfehlen auch die indischen Weisen dem, der regieren will ; so, sagen sie, wird er von seinen Untertanen am meisten geliebt, wenn er von Natur aus über ihnen steht, ! aber ihnen doch mild und maßvoll erscheint;320. Wenn jemand dem Porphyrgeborenen an den beiden erstgenannten Gründen auch nur die geringste Schuld geben wollte, wäre das eindeutig ungerecht. Als deren Urheber muß man seinen Vater nennen, der ihm über Gebühr seine Liebe schenkte. Daß er auch am dritten völlig unschuldig war, kann man nicht obenhin behaupten. Es kann sein, daß er sich aus Unerfahrenheit solcher Freigebigkeit überließ, die im allgemeinen nur Kaisern zusteht, und er handelte vielleicht unge wollt so, aber trotzdem zog er sich dadurch den Makel eines nicht geringen Ver gehens zu. Es kann auch sein, daß er selbst wußte, daß diese Freigebigkeit ihn bei seinem Bruder verdächtig machte, sich aber nicht darum kümmerte und leicht sinnig so weiterlebte. In diesem Fall trüge er selbst wahrscheinlich den größten Teil der Schuld. Er hätte, um von anderen Überlegungen nicht zu reden, wenigstens daran denken müssen, wie Männer, die früher das Gleiche getan hatten, ausgeglitten und geendet waren. Der berühmte Kyros, der Sohn des Dareios und der Parysatis, entfaltete einst einen Staat, der über seine Stellung als Satrap hinausging, und weckte dadurch Argwohn und Haß bei seinem Bruder König Artaxerxes. Was er erntete, war nur ein unglückliches Ende. Auch so Antonius. Er teilte mit Cäsar Augustus die Herr schaft über den größten Teil der welt. Als er aber den Pakt mit ihm mißachtete und höher hinauswollte, als ihm geziemte, verlor er mit der Macht, die er besaß, auch noch das Leben321. Auch wenn also der Porphyrgeborene kein Attentat plante und sich nicht gegen verwandtes Blut bewaffllete, so / verlieh doch sein Benehmen, das zu den nicht geringen früheren verdachtsmomenten hinzukam, diesen großes Gewicht und öffllete die Ohren des Kaisers weit für die Verleumdungen, die über triebene Prunksucht nach sich zieht. Zurück zu unserem Thema. Der Porphyrgeborene hielt sich damals in Lydien auf; er genoß seine junge Ehe und war voll von großen Hoffllungen für sein weite res Leben, denn er hatte vor kurzem die vortrefflichste und schönste der Töchter 161
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL VI Rauls geheiratet, als er schon fast dreißig Jahre alt war322• Um die gleiche Zeit vollendete er auch die Restauration der Srudiukirche323• Die Lateiner hatten diese Gegend verödet hinterlassen, und seit langem weideten dort Schafe. Auch umgab er das Grundstück mit einer festen Mauer und errichtete darauf mit großem Aufw-and ein Kloster, das sich nicht oder fast nicht von dem berühmten früheren unterschied. Damals verweilte der Porphyrgeborene mit seiner Frau in Nymphaion in Lydien, als man ihn hinterrücks bei seinem Bruder, dem Kaiser, verleumdete. Dieser ent schloß sich darauf, sich in den östlichen Reichsteil zu begeben, da andere Ange legenheiten ihn dorthin riefen, in Wirklichkeit aber, um seinen Bruder unbemerkt und geräuschlos zu überfallen und festzunehmen. Und so geschah es auch. Auf diese Weise bekam er den Porphyrgeborenen raschestens in seine Macht, und mit ihm alle seine intimen Freunde. Der hervorragendste unter diesen war der ob seinem Reichtum, seinem Geschlecht und seinem Namen als Feldherr berühmte Michael Strategopulos. Diese Leute wurden in Gefängnissen eingesperrt, / und ihr ganzer Reichtum wanderte in die kaiserliche Schatzkammer324• 7 . Nicht lange, nachdem der Kaiser von dort zurückgekehrt war, reichte Patriarch Athanasios schriftlich seine Abdankung ein [16. Oktober 1293)325. Es war schon sein viertes Jahr auf dem patriarchalen Thron. Der Grund war die allgemeine Unruhe bei Bischöfen, Mönchen und Laien, die seinen geistigen Rigorismus nicht länger ertragen konnten. Zuerst schimpfte man zwischen den Zähnen und heimlich auf ihn, später aber offen und ohne Maske. Ja, man drohte fast, ihn zu zerreißen, wenn er länger an seinem Thron festhielt. Der Patriarch hatte freilich gehofft, beim Kaiser Hilfe zu fmden und so seine Ankläger abwehren zu können326• Er wurde aber, ich weiß nicht warum, in seinen Hoffuungen getäuscht. Darum erbat und erhielt er eine Wache, die ihn gegen einen Angriff der Masse schützen und ihn heil zu seinem Kloster im Xerolophosviertel begleiten sollte327• Bevor er sich aber dorthin zurückzog, beging er, da er seines Thrones beraubt wurde, eine Tat, die seines Amtes sehr unwürdig war : er nahm Papier und stellte eigenhändig den Bann fluch aus über alle zugleich, Kaiser, Bischöfe, alle Mitglieder des Priesterstandes, alle Machthaber und das ganze Volk, da sie ilun nicht gestattet hatten, den Thron bis zu seinem Lebensende zu behalten. Diese Urkunde legte er zwischen ein paar Scherben und warf sie in einen Riß in einer der Wände der Großen Kirche328• / Dort blieb sie ein ganzes Jahr verborgen. Dann wurde sie, zwischen die Scherben geklemmt, unerwartet gefunden [1297)329 von ein paar Knaben, die in den Mauer rissen nach Nestern mit jungen Vögeln suchten. Man zeigte sie sofort dem Klerus der Großen Kirche, man zeigte sie dem Kaiser. Die Trompeten des Gerüchts über162
ÜBERS ETZUNG: KAPITEL VI
nahmen die Kunde und posaunten sie aus in alle Ohren. Alle entbrannten in Zorn. Bald wären sie dem Mann zu Leibe gerückt und hätten ihn gelyncht, wenn der Kaiser ihre Angriffswut nicht rechtzeitig gezügelt hätte. Dieser Vorfall trug Athana sios viel Tadel ein und brachte jene, die ihn in Schutz genommen hatten, zum Schweigen. Die Exkommunikation ist, wie solche Strafen zumeist, von den Priestern als Drohung gedacht. Sie soll gleichsam eine Rute der Erziehung für jene sein, die dem religiösen Bereich nicht angemessen gegenübertreten. Darum sprechen die, welche richtig zu urteilen wissen, wohl öffentlich die Strafe über die Sünder aus, damit sie aus Furcht von ihrer Bosheit abkommen, nachher aber flehen sie inbrünstig zu Gott, daß der Tod sie nicht, von Gott getrennt, überraschen möge, um sie dem Teufel und seinen Engel11 [Mat. 25, 41] zu überliefern. Was aber Athanasios hier tat, war das gerade Gegenteil. Deshalb schien es mit dieser von gottesfürchtigen Männern verordneten Gepflogenheit nicht in Übereinstimmung und trug dem Mann viele Vorwürfe ein. Der Kaiser schickte Athanasios seine Urkunde zurück und fragte ihn nach dem Grund seines Handelns. Er rügte milde und sanftmütig sei ne Unbesonnenheit und warf ihm zugleich seine Kleinlichkeit und Menschenfeind lichkeit vor. Athanasios bereute seine Handlungsweise bitter und gab seinem Klein mut und Schmerz die Schuld. Das Geschehene und Gesagte, erklärte er, sei kraft des Urteils der Wahrheit / selbst ungültig. Darum bot er Vergebung an und bat seinerseits darum330• So endete wie ein Theaterstück auf der Schaubühne dieser unerwartete Vorfall. Es lebte damals ein Mönch Johannes, der früher verheiratet gewesen war und Kinder gezeugt hatte, der aber nach dem Tod seiner Frau das Mönchskleid annahm. Er stand schon in fortgeschrittenem Alter und war dank seines einfachen Charakters von Natur aus tugendhaft. Von der profanen Bildung war er überhaupt nicht berührt und er war vor kurzem erst aus Sozopolis in die Kaiserstadt gekommen. Dieser Mann wurde durch Beschluß des Kaisers und Abstimmung der heiligen Synode zum Nachfolger auf dem patriarchalen Thron gewählt331. Unter ihm schien es den schlechten Mönchen, als wäre nach Sturm und Wogengebraus heiteres Wetter und nach dem Winter der Frühling eingekehrt. Patriarch Johannes krönte auch den Sohn des Kaisers Michael [21. Mai 1294)332. 8. In dieser Zeit entbot der König von Italien eine Gesandtschaft zum Kaiser. Dieser hatte von seiner Frau, die, wie oben mitgeteilt wurde, eine Tochter Balduins war, der aus Konstantinopel vertrieben wurde, eine Tochter, und er sandte seine Leute, um über eine Heiratsverbindung zwischen ihr und dem jungen Kaiser Michael zu verhandeln333• Mit dem gleichen Ziel kamen darauf Gesandte des
ÜBER S ETZUNG : KAPITEL VI Königs vom kilikischen Armenien [Kleinarmenien] . Dieser hatte eine Schwester, die bereits ihr dreizehntes Lebensjahr vollendet hatte334• Die Gesandtschaft des Königs von Italien wurde abgewiesen, da sie unerfüllbare Bedingungen stellte. Darauf wurden für eine Gesandtschaft die gelehrtesten Männer jener Zeit aus gewählt, Theodoros Metochites und Johannes Glykys, [Frühjahr 1294] 335. / Letzt genannter war damals Logothet des kaiserlichen Privatbesitzes, erstgenannter Logothet tu dromu. Sie wurden nicht nur wegen ihrer politischen Erfahrung aus gewählt, sondern auch, weil sie an Umfang ihres Wissens und an Reichtum ihrer Weisheit alle anderen weit überttafen ; denn sie waren nicht nur in unserer göttlichen Lehre bewandert, sondern auch in allen profanen Wissenschaften. Das ist nötig für Leute, die als Gesandte ausländische Völker besuchen, damit ihre Zunge wohl artikuliert sei und sie in jedem Disput, welcher Art auch immer, siegen. Sie bestiegen also schnelle Schiffe und liefen zuerst Zypern an. Von dort waren nämlich kurz zu vor auch Verhandlungen über eine Heiratsverbindung mit dem Kaiser angeknüpft worden336• Sie hielten sich dort lange Zeit auf, aber die Überlegungen, die man auf Zypern anstellte, gefielen ihnen nicht. So fuhren sie von dort nach Aigai, einer Stadt am Meer, entlang der kilikischen Senke, am Golf von Issos. Die Reise der beiden, die Ausfahrt, die Fahrt, die um viele Inseln herumführte und sie in viele Häfen brachte, war manchmal voll von Problemen, aber manchmal auch bequem und angenehm. Aber das und auch, wie sie ihre Aufgabe erfüllten, erzählt denen, die es wissen wollen, in allen Einzelheiten sehr schön und sehr klar das Buch des beredsameren der beiden Gesandten, ich meine Johannes Glykys. Es ist vortrefflich geschrieben, und jeder Sachkundige wird es bewundern337• Darum ist es für mich nicht nötig, bei allen Einzelheiten zu verharren, und da ich mir vorgenommen habe, eine reiche und bunte Geschichte zu schreiben, wende ich mich sogleich der Fort setzung / meines Themas zu. Nach ihrem Aufbruch von Aigai erreichten die Ge sandten nach einer gewissen Zahl von Tagereisen und Nachtquartieren die Residenz des Königs. Dort blieben sie viele Tage, und es gelang ihnen, alles, was der Kaiser ihnen aufgetragen hatte und auch was sie von sich aus aufgrund eigener Über legungen für nützlich hielten, erfolgreich zu erledigen. Um es kurz zu machen, sie nahmen Maria, die Schwester des Königs, von dort mit und kehrten mit ihr als Braut für den Kaiser zurück338• Der Porphyrgeborene und Strategopulos waren, wie gesagt339, gefangengesetzt. Sie waren vorzügliche Kriegführer und hatten durch ihre strategische Erfahrung in großen Kämpfen leicht die Türken aus dem Gebiet der Rhomäer (es handelt sich um die östliche Mäanderregion) aufgescheucht und vertrieben. Da es nun weit und breit niemand mehr gab, um sie abzuwehren, plünderten die Feinde das
ÜBER S E T Z U N G : KAPITEL V I Land jenseits des Mäander und überquerten auch schon in einer unzähligen Menge den Fluß selbst. Das zwang den Kaiser, bei den übrigen hervorragenden Rhomäern Umschau zu halten und jemand zu wählen und zu entbieten, um die gefährdeten Gebiete und Städte der Rhomäer in Asien zu schützen. Ein guter und im Krieg erfahrener Feldherr war damals Alexios Philanthropenos, der das Amt des Mund schenks bekleidete340• Er stand in der Blüte seiner Jahre und wartete auf die Ge legenheit, seinen angeborenen Ehrgeiz entfalten zu können. Ihm gab der Kaiser die nötigen Truppen und sandte ihn in den Osten [129 5] . Mit ihm entbot er auch den Protovestiarites Libadarios, einen bejahrten Mann und versierten Feldherrn, der von seinem Geist sozusagen wie aus tiefer Scholle ernten konnte341• Dieser sollte / die Städte Ioniens verwalten und der Mundschenk alle jenseits dieses Ge bietes342• In kurzer Zeit machte sich Philanthropenos inl Kampf gegen die Türken einen großen Namen. Es war, wie wenn eine mächtige Flamme auf brennba res Material stößt. Der Mann war freigebig und zeigte sich auch sonst seinen Untergebenen gegenüber mitteilsam. Das ist für Feldherren das beste Reisegeld auf dem Weg zu Siegen und Siegeszeichen. Darum gelang ihm bald alles, was er unternallm, und es gab nichts, was nicht nach Wunsch verlief. So kam es, daß die Türken auf der einen Front von den Skythen bedrängt und an der anderen vom Mundschenk vertrieben wurden. Die meisten Türken aus den Grenzgebieten wählten den leichteren Weg und liefen mit Frauen und Kindern zum Mundschenk über, weniger übrigens aus Angst vor dem Feind im Rücken als von der Freundlich keit und Großzügigkeit des Mundschenks angelockt. So konnte er in kurzer Zeit einen großen Teil von ihnen seinem Heer einverleiben. Es muß sich aber immer Freud mit Leid vermischen und es gibt, wie die Söhne der Hellenen sagen, im Hause des Zeus keinen dritten Krug, dem nicht ein Un glück beigemischt ist 343. So zeigte auch hier die Tyche dem Mundschenk wen Vorhof heiter und überfüllt mit Freuden, um dann w ganzes Haus voll Unglück über ihn auszuschütten3,u. Libadarios sah, wie das Glück die Unternehmungen des Mundschenks begünstigte, und da kamen ihm Überlegungen in den Sinn, die ilm mit Angst und Argwohn erfüllten. Er fürchtete, daß der Mundschenk zu hoch hinauswollen könnte und mit Hilfe des Glücks und der günstigen Gelegenheit ver suchen würde, die Macht zu ergreifen; er selbst käme dann als konkurrierender Heerführer zuerst / in Gefahr. Dasselbe flüsterten ihm auch viele Würdenträger ein. Das war eine Verleumdung, die sozusagen noch in Windeln und an der Brust lag, oder wie eine Kohle, die in der Asche ihre Glut verbirgt. Dies entging aber nicht den Kretern, die dem Mundschenk alles bedeuteten, seitdem sie mit Frauen und Kindern von Kreta aufgebrochen und zu ihm übergelaufen waren345• Diese r65
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI standen bei ihm i n hohen Ehren und waren die ersten unter denen, die intim mit ihm verkehrten. Sie waren nicht nur seine Leibwache, sondern auch quasi seine Mitregenten. Dieser Umstand verführte sie zu einem verbrecherischen Entschluß : sie wollten nicht länger beim Status quo bleiben, sondern sannen auf Veränderun gen, die ihre Verhältnisse weit überstiegen. Im Glück, das den Menschen mit der Zeit widerfährt, kann man sozusagen eine Arena sehen und einen genauen Prüf stein ihrer Seele. Genau so, wie es die Unvernünftigen zu stolzem Übermut auf bläst, so vergrößert es bei den Besonnenen vielfältig den Ruhm ihrer Einsicht und der Festigkeit ihres Charakters. Die Kreter hatten auch selbst gehört, was über den Mundschenk geflüstert wurde, und sie füllten das Herz des Mannes mit qualvollen Überlegungen ; sie berichteten die Tatsachen nicht, wie sie waren, sondern machten aus einer Fliege einen Elefanten346 und versuchten, ihn zu überreden, sich schnell stens zu erheben, sonst würde es ihm gehen, wie vor kurzem jenen unglücklichen Männern, Strategopulos meine ich und den Porphyrgeborenen. Das verwirrte / den Mann, und er geriet in die Zwickmühle widersprüchlicher Überlegungen. Von beiden Seiten überspülten ihn nacheinander immer neue Wellen dieses Stur mes ; ehe er einen Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, wurde dieser von einem anderen verdrängt, und dieses Gedränge von Gedanken verursachte in seinem Geist einen verwirrenden Mischmasch von nicht zusammenpassenden Überlegungen. Wer sich bewußt ist, etwas verbrochen zu haben, dem kommt das Unglück, das kommen muß, nicht unerwartet ; er hat es im voraus gewußt und seit langem erwartet, schon seit der Zeit nämlich, da er seinen Fehler beging. Wenigstens dieses Voraus wissen nimmt dem Schmerz unbemerkt gewissermaßen seine größte Schärfe. Wen aber im Gegenteil unerwartet das Schlimme trifft, während er sich dessen nicht bewußt ist, weshalb er das verdient hätte, der wird natürlich meistens in Schrecken versetzt und gerät außer sich. Nach einem langen Kampf der Überlegungen siegten die, welche zur Rebellion rieten. Als erstes verbot der Mundschenk seinen Truppen die Akklamation der kaiserlichen Namen. Das half den Kretern nicht wenig, ihn unter Druck zu setzen, und sie mahnten ihn, sich nun auch sclmellstens die Abzeichen der Kaiserwürde anzulegen, um seine Leute zu ermutigen und zu stärken. »Solchen Entschlüssen«, so hieß es, »muß die Tat auf dem Fuße folgen ; nichts anderes fordert von Geist und Hand eine solche Energie und einen so brennenden Eifer. Wenn Sie die Sache verschieben wollen, lösen Sie bei Ihren Soldaten Unsicherheit und Zweifel aus und sie lassen ihre Meinungen balancieren wie auf des Messers Schnei de347, denn sie fürchten sich / vor einer unsicheren Zukunft. Und Sie selbst, auch Sie werden der Auslieferung durch solche Soldaten nicht entgehen.« Er hörte das, aber er beachtete es nicht, ich weiß nicht weshalb. Vielleicht hatte er Angst vor den
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL VI
Schwierigkeiten des Unternehmens, oder er stellte heimlich noch andere Über legungen an. Vermutlich wollte er eine Gelegenheit abwarten, um zuerst Libadarios zu unterwerfen. So standen die Dinge, als dringende Nachrichten bei Libadarios und beim Kaiser eintrafen, die politische Verwirrung und eine Zerstückelung des Kaiserreiches selber ankündigten. Dem Kaiser kam die Kunde völlig unerwartet. Es verwirrte und,
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ihn sehr
könnte man sagen, die Tiefe seines Schmerzes verzehrte seine ganzen Über
legungen. Sein gutes Gewissen ließ
ihn indes Vertrauen schöpfen aus seiner Fröm
migkeit und daraus, daß er zu diesem Unternehmen keinen Anlaß gegeben hatte. Darum blieb er, wo er war, und richtete sein Augenmerk nicht auf Schild und Schwert und die Hilfe von Heerscharen, sondern setzte seine ganze Hoffuung auf die hochheilige Gottesmutter und den Erlöser Christus. Er wußte ja, daß es nichts gibt, was nicht von seiner Macht abhängt, daß die geheimen Ratschlüsse seiner Vorsehung über alles walten und daß er alle Dinge dem Ende zuführt, das er be stimmt348• Auf diese Demut sah der Herr herab, und er ließ die Pläne des Mund schenks scheitern,
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wie wenn man ein Frachtschiff seines Ruders beraubt. Statt
zuerst den noch völlig unvorbereiteten Libadarios anzugreifen, zog er gegen den Bruder des Kaisers Theodoros, der sich damals auch dort in Lydien aufhielt349• Dieser stand beim Kaiser nicht in Argwolm und genoß bei ihm / großes Wohl wollen ; er konnte darum leben, wo und wie er wollte. Als dieser nämlich die Fest nahme seines Bruders gesehen hatte, begriff er, daß es besser war, bescheidener zu leben, legte die Abzeichen seiner Würde, auf die er Recht hatte, ab und kleidete sich wie ein normaler Bürger. Dafür erntete er großes und aufrichtiges Wohlwollen beim Kaiser. 11m also überfiel der Mundschenk und nahm
ihn fest, damit sich
nicht um diesen Träger des Kaisernamens ein Anhang bilde, der zu einem Heer und so zu einem nicht geringen Hindernis bei der Verwirklichung seines Vor habens werden könnte. Er bemerkte aber nicht, daß er sich eines Schattens statt einer Wirklichkeit bemächtigt hatte. Der Protovestiaritcs Libadarios sah in dieser Beschäftigung des Mundschenks mit einer Nebensache seine Chance. Sie kam ihm vor wie ein Geschenk aus der Hand Gottes. Er erkannte seine bedrohliche und äußerst ungünstige Lage, mobilisierte seine sämtlichen fmanziellen Mittel und brachte aus dem Küstengebiet Ioniens und aus dem Inland und, kurz gesagt, von überall her schnellstens ein Heer auf die Beine. Er machte dazu seinen eigenen Reichtum und den seiner reichen Freunde zu Geld, ließ sich außerdem reichlich kaiserliches Geld aus Philadelphia kommen und wendete alles auf für das Heer. Er fügte dem noch größere Versprechungen hinzu und hob durch die geweckten Erwartungen die Stimmung seiner Leute. So konnte er in weniger denn zehn
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ÜBERSETZUN G : KAPITEL VI
Tagen mit einer starken Truppenmacht mitten in Lydien sein Lager errichten und schwerbewaffuet den Angriff des Mundschenks abwarten. Was aber Libadarios bei seinen Anstrengungen für das Wirksamste hielt und / in kurzer Zeit ausführte, war Folgendes : er wußte, daß vor allem die Kreter die Leibwache des Mundschenks bildeten und sich engstens
um
ihn zusammendrängten. Ihnen versprach er durch
Gesandte sehr viel Geld und glänzende Posten beim Kaiser, welU1 sie ilun nach Beginn der Schlacht den Mundschenk gefesselt auslieferten. Die Kreter waren schon lange unzufrieden über die Trägheit und das Zögern des Mundschenks bei der Ausführung der gegenwärtigen Pläne und sahen auch, daß das Glück sich gegen ihn wandte. Darum nahmen sie die Versprechungen an und führten später auch alles mitten im Kampf aus. So wurde der Mundschenk gefesselt ausgeliefert und sein ganzes Heer löste sich in kurzer Zeit auf. Dem Protovestiarites waren die Dinge nach wunsch verlaufen, und alles hatte für ilm ein gutes Ende genommen. Er zeigte sich aber nicht maßvoll in seiner Haltung gegenüber dem Besiegten, kannte keine Ehrfurcht für das Schicksal des Mannes und benahm sich in seiner Lage nicht, wie es einem Menschen geziemt. Er überlegte sich, daß der Kaiser nur schwer zu Be strafungen zu bewegen sei, und in der Furcht, der Gefangene könnte mild behandelt werden, ließ er ihn drei Tage nach der Fesmahme des Augenlichts berauben. So bitter und hartherzig zeigte er sich gegenüber dem unglücklichen Mann [Ende 1296]. Die Menschen gelangen leicht zu verwerflichen Taten, wenn sie sich nicht von der Überlegung zügeln lassen, wie wechselhaft und unbeständig das Glück ist. Was ein Mensch im Krieg und im Kampf tut, was es auch sei, dafür gibt es eine Entschuldigung, sein Denkvermögen ist dann blockiert und seine Hand ist wie / betrunken und entbehrt der Führung der Vernunft bei dem, was sie tut. Aber wenn die Gefahren vorbei sind, kann der freie Wille wieder nach Recht und Billigkeit urteilen und die Hand bei ihren Taten führen. Wenn
dann etwas geschieht, was
sich nicht geziemt, klagt es die Schlechtigheit des Täters an. 9. Um diese Zeit ereignete sich ein sehr schweres Erdbeben [I. Januar 1296]. Dabei stürzten viele große Gebäude ein, auch viele große Kirchen, während andere schwer beschädigt wurden. Auch das Bild des Erzengels Michael, das Kaiser Michael Palaiologos nach der Rückeroberung Konstantinopels vor der Apostelkirche auf einer Säule errichtet hatte, stürzte um; sein Sohn Kaiser Andronikos ließ es restau rieren und wieder errichten350• Im darauffolgenden Sommer kam die Schwester des Kaisers, Eudokia, aus Trape
zunt nach Konstantinopel, da ihr Mann, Johannes Lazes, gestorben war [16. August 1296], und sie brachte ihren zweiten Sohn mit. Ihren ersten Sohn Alexios 168
ÜBERSETZUNG: KAPITEL V I hatte sie zurückgelassen, damit er die väterlich ererbte Herrschaft ausübe. Der Kral von Serbien ersuchte durch eine Gesandtschaft um die Hand dieser Eudokia, um dadurch einen ewigen Friedensvertrag mit den Rhomäern zu bekräftigen. Der Kral war ein mächtiger Mann und er verunsicherte unaufhörlich den rhomäischen Staat, eroberte Gebiete und Städte oder plünderte sie351. Das Gesuch des Krals stellte den Kaiser vor ein vielfältiges Problem, erstens, da er auf die Freundschaft des Krals / hohen Wert legte ; zweitens, da die Schwester des Kaisers, Eudokia, die Verbin dung mit dem Kral verabscheute und kein Wort darüber hören wollte ; drittens, da dies schon die vierte Ehe war, die jener anstrebte. Denn mit seiner ersten Frau, der Tochter des Herrschers von Vlachia, lebte er nur einige Jahre zusammen und sandte sie dann in ihr Vaterland zurück, um die Schwester seiner Schwägerin zu heiraten, die er dazu aus dem Kloster holte. Als aber die Kirche der Triballer gegen diese ungesetzliche Ehe dauerhaften Widerstand leistete, schickte er nach geraumer Zeit auch diese fort und nahm in dritter Ehe die Schwester des Herrschers von Bulgarien, Svetoslav, zur Frau352. Aber von keiner der drei hatte er Kinder. Als er auch die letztgenannte satt hatte, suchte er nach einer vornehmeren ehelichen Bindung. Eudokia widersetzte sich aber mit allen Kräften einer Ehe mit ihm, der Kral seinerseits bestand ernsthaft auf der Einwilligung in sein Anliegen, dem er mit nicht geringen Drohungen Nachdruck verlieh. Darum machte der Kaiser den Kral notgedrungen auf seine eigene Tochter Sirnonis aufInerksam. Der Kral sollte das fünfjährige Mädchen zu sich nehmen und erziehen lassen, bis es das heirats fällige Alter erreichte und dann für die weitererZukunft seine Frau werden konnte353. "
Als nun der Frühling kam [1299) 354, reiste der Kaiser zusammen mit der Kaiserin und seiner Tochter nach Thessalonike. Er führte auch den Porphyrgeborenen in Fesseln mit, aus Angst, daß er mit Hilfe der Mutter entfliehe ; dellli die Kaiserin mutter Theodora hörte nicht auf, andauernd über ihr Kind zu trauern und um seine Freilassung zu bitten. / Von der anderen Seite kam auch der Kral dorthin, der als Geiseln die Söhne der angesehensten Triballer mitbrachte und auch, zur Beglaubi gung des Vertrages, die Schwester Svetoslavs. Diese wurde kurz darauf nach Konstantinopel mitgenommen, wo sie die Maitresse des Michaels Kutrulis wurde. Dieser war mit einer Schwester des Kaisers verheiratet gewesen und lebte seit ihrem Tode als Witwer 355. Anfangs nun verkehrte er heimlich mit der genannten Frau, aber später nahm er sie öffentlich zu seiner rechtmäßigen Gattin. Um mich kurz zu fassen, der Kral schloß einen durch feste Garantien abgesicherten Vertrag, so wie der Kaiser es wünschte356, und kehrte mit Sirnonis nach Hause zurück. Sie war noch ein kleines Kind und er ein Vierzigjähriger, dazu fast fünf Jahre älter als sein Schwiegervater35 7.
ÜBERS ETZUNG : KAPITEL VI
IO.
I m darauffolgenden Jahr [1300], als der Kaiser i n die Kaiserstadt zurückgekehrt
war, sandten einige Massageten von jenseits der Donau (Alanen heißen sie in der Sprache des Volkes) heimlich eine Gesandtschaft zu ihm. Diese waren seit langem Christen, als sie von den Skythen mit Gewalt unterworfen wurden358. Sie ertrugen aber ihre körperliche Sklaverei nur mit Unwillen, und das Verlangen nach Autono mie und nach Befreiung von den Ungläubigen verzehrte unentwegt ihr Sinnen. Sie baten nun durch ihre Gesandte um ein Gebiet, wo sie sich mit über zehntausend Leuten ansiedeln könnten, denn sie wollten, wenn der Kaiser es genehmige, mit ihren ganzen Familien dorthin kommen. Sie versprachen dafür mit allen Kräften im Krieg gegen die Türken mitzukämpfen, die schon ohne Furcht das ganze rhomäische Asien durchstreiften und zerstörten. / Dem Kaiser erschien diese Ge sandtschaft so willkommen, als ob sie gerade von Gott herabkäme und einen Sieg über ganz Asien verspräche ; denn nach jenem Aufstand des Philanthropenos miß traute er, wie er sagte, allen Rhomäern und glaubte nicht, daß noch jemand ihm gegenüber die rechte GesilU1lmg besäße. Darum träumte er Tag und Nacht von ausländischen Verbündeten, was er nicht hätte tun sollen. Der Ausschluß aller Rhomäer von verantwortlichen Posten machte den Staat der Rhomäer krank und führte die schlimmsten Gefahren herbei, vvie im Folgenden noch gezeigt wird. Nachdem die Gesandtschaft so gut aufgenommen worden war359, kamen die Massageten samt Frauen und Kindern, über zehntausend an der zahl. Da man ilmen auch Geld, pferde und Waffen geben mußte, beschaffte man diese teils aus dem kaiserlichen Haushalt, teils von den Soldatengütern und aus öffentlichem und privatem Besitztum. Darum zogen massenhaft Leute aus, einer nach dem anderen, um in den Provinzen Steuern einzutreiben. Die Steuerbeamten vermehrten die Abgaben. Jedes Ausrüstungsstück und jedes pferd wurde eingezogen. Man durch stöberte die Dörfer, die Städte, die Häuser der Vornehmen, die Häuser der Heeres angehörigen, die Klöster, die Demen36o, die Theater, die Marktplätze, und alle gaben ilrre Pferde und ilrr Geld her, vviderwillig und voll Jammer, und ilrre Tränen und Verwünschungen begleiteten das neue Heer auf seinem Weg. So setzte dieses Heer unter Führung des Kaisers Michael aus Europa nach Asien über und lagerte bei Magnesia. Die Türken zogen sich zuerst, wie sie es gewohnt sind, in die Berge und dichten Wälder zurück. Von diesem unzugänglichen Versteck aus wollten sie geschützt / die Größe und die Art des feindlichen Heeres betrachten und sehen, ob es nach den Regeln der Kriegskunst sein Lager errichtete. Sie wußten, daß das Gerücht vieles verbreitet, was nicht stin1mt, und die Dinge gehörig übertreibt. Darum bespitzelten sie die Massageten von allen Seiten, um herauszubekommen, ob man sie wirklich nicht angreifen könnte, wie das Gerücht behauptete, und ob man 170
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sie nicht mit Hilfe persischer Kriegslisten und Hinterhalte in die Falle locken und ver treiben sollte. Sie sahen jedoch, daß die Massageten häufig ungeordnet und diszi plinlos auf Beute ausgingen, denn sie plünderten das rhomäische Gebiet schlimmer, als ein erklärter Feind es hätte tun können. Darum stiegen die streitbarsten Ab teilungen der Türken in ihrer üblichen Schlachtordnung von den Bergen herab, erst ein wenig, dann mehr, und näherten sich immer mutiger und angriffslustiger dem Lager des Kaisers. Es war klar, daß sie es umzingeln wollten. Unsere Leute warteten nicht einmal den ersten Angriff der Barbaren ab. Sie brachen von dort auf und wichen langsam zurück, während die Barbaren ihnen nachkamen und in der Nähe ihr Lager errichteten. Die unseren sahen nämlich nicht, wie zahlreich die Barbaren in Wirklichkeit waren, sondern es erging ihnen infolge ihrer Feigheit wie Betrunkenen, die Dinge sehen, die es tatsächlich nicht gibt. Diesen verleiht nämlich der hohe Feuchtigkeitsgehalt des Gehirns einen unsicheren Blick, der die Umrisse der Dinge verschwommen und falsch wahrnimmt und diese darum für etwas anderes ansieht, als sie sind. Das Heer, dem Unrecht und frevelhafter Übermut vorauseilten, zog sich dadurch unwillkürlich Untergang und Vernichtung zu. Noch bevor die Feinde sie überfielen, wurden sie durch ihre Feigheit sich selbst zu Feinden und führten ihren eigenen Ruin herbei. Die göttliche Gerechtigkeit gab ilrren Taten I den passenden Ausgang ; denn es konnte nicht sein, daß ein Heer, das bei seinem Auszug Flüche und Tränen mit auf den Weg nahm, erfolgreich kämpfte. Als der Kaiser sah, daß die Massageten flüchteten und daß er mit seinen wenigen Leuten nicht gegen die Barbaren ausziehen konnte, eilte er in die starke Festung Magnesia und wartete dort das Ende des Unglücks ab. Die Massageten plünderten auf ilrrem Rückzug zum Hellespont alle B esitzungen der Christen und setzten dann nach Europa über. Es war, als ob man sie nur deswegen aus dem Land der Skythen herbeigerufen hätte, um den Türken sclmeller als nötig den Weg zum Meer zu zeigen; denn es vergingen nicht viele Tage, da kehrte der Kaiser nach Byzanz zurück, und die Barbaren besetzten fast das ganze Gebiet bis zur lesbischen Küste361• Ir.
In
dieser Zeit brach auch ein Krieg zwischen Genuesen und Venezianern
aus362• Die Venezianer wurden verschiedenenorts öfter geschlagen und verloren da bei viele Schiffe und viel Geld. Schließlich rüsteten sie siebzig Schiffe und griffen die Genuesen, die auf dem gegenüberliegenden Ufer Konstantinopels walmen, an. Sie bekamen aber niemand von ihnen in ilrre Macht. Die Genuesen hatten es recht zeitig erfalrren und ihre Frauen und Kinder und ihren Besitz in die Kaiserstadt in Sicherheit gebracht. Selbst aber waren sie an Bord ihrer Schiffe gegangen und 171
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flüchteten vor ihrem Verfolger in das Schwarze Meer. Da die Venezianer sie dort nicht in ihre Hand bringen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre Häuser und die leer zurückgelassenen Schiffe, die sie fanden, anzuzünden. Sie taten aber nicht nur das, sondern brannten auch alle Häuser / der Rhomäer außerhalb der Stadtmauer nieder, um sich dafür zu rächen, daß diese die Frauen und Kinder IDld Habe der Genuesen aufgenommen hatten und verwalrrten. Das hatte zur Folge, daß die Rhomäer gegen die in der Kaiserstadt wohnenden Venezianer aufgebracht wurden und einige von ihnen zerfleischten und deren Besitz plünderten. Deshalb rüsteten die Venezianer im nachfolgenden Sommer wieder achtzehn Trieren und kamen, um vom Kaiser Genugtuung für das Geschehene zu verlangen. Es sei nicht üblich unter Freunden, hieß es, daß, wer großes Unrecht maßvoll räche, dafür die schlimmste Strafe erleide. Die Rhomäer hätten zuerst den Vertrag gebrochen, in dem sie auf dem Höhepunkt des Krieges Frauen, Kindern und Habe der Feinde eine absolut sichere Zufluchtsstätte geboten hatten. Der Kaiser antwortete, daß ihre Forderung unbegründet sei, konnte aber ihre Unverschämtheit nicht, wie es einem Kaiser geziemt hätte, bestrafen, da er keine Trieren hatte, um sie zu bekämpfen. Diese waren, wie gesagt363, schon früher verlorengegangen. Die feige Haltung der Rhomäer erntete bei den Venezianern tiefe Verachtung und erdreistete sie so sehr,
daß ich nur mit Scham erzählen kann, welche Schande sie über das Reich der Rhomäer brachten. Freilich,
welID
die Ursachen des Unglücks gezwungenermaßen
eingetreten sind, auch dann darf Schmerz die Seele quälen, aber doch mit Maß, denn das Gewissen wird nicht von Reue gegeißelt, sondern kann das Geschehene für ein göttliches Urteil halten, dessen Gründe verborgen bleiben. Hier aber hatten die Rhomäer vorsätzlich und sozusagen absichtlich aus freien Stücken die Würde der rhomäischen Herrschaft / zum Los der Sklaven verschleudert, als sie aus Gewinn sucht ihre Trieren opferten und die Meere preisgaben. Der Gewinn war aber sehr gering und von kurzer Dauer, die Strafe dafür schwer und mit einer viel länger währenden Schande verbunden. Nie hätten die Lateiner so übermütig den Rho mäern trotzen können und nie hätten die Türken die Meeresküste erobert, hätte die rhomäische Flotte wie früher das Meer beherrscht. Nie auch wären
dann
die
Rhomäer in die mißliche Lage geraten, daß sie nicht nur alle ilne Nachbarvölker, sondern auch die weit weg wohnenden wie einen Tantalosfelsen an einer winzigen Schnur über iln Haupt schwebend fürchten mußten 364 und jälnlich ihnen allen Tribut zalllen, wie einst die unglücklichen Athener und Boiotier Lysandros und Derkyllidas und den spartanischen Harmosten ihre Abgaben zu entrichten hatten365. Laßt mich zu meinem Thema zurückkelnen : Die Venezianer fuhren bewaffuet auf ihren Trieren in das Horn ein und legten am Nordufer gegenüber dem kaiser-
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lichen Palast an [1301] . Von dort schickten sie Gesandte und forderten soviel Geld, als man den in der Kaiserstadt wohnenden Venezianern geraubt hatte, obwohl sie nichts Unrechtes getan hatten. Sie drohten auch, gegen den Willen der Rhomäer mehr zu nehmen, wenn diese nicht freiwillig selbst das Verlangte zurückerstatteten. Als sie erkannten, daß der Kaiser die Rückgabe verweigerte, begannen sie auf der Stelle die rhomäische Macht lächerlich zu machen. Sie zündeten sofort alle gegen überliegenden Häuser an, die schon leer standen, / denn die Bewohner waren rechtzeitig ausgezogen. Auch alle Garben auf den Tennen setzten sie in Brand, quasi als Spiel und zur Verspottung des Kaisers ; denn zufällig wehte eine leichte Brise aus dem Norden, die das Feuer anfachte und den Palast mit dickem Rauch erfüllte. Am nächsten Tag aber fuhren sie von dort weg und machten es sich zur Aufgabe, alle Frachtschiffe, die aus allen Richtungen die Kaiserstadt anlaufen wollten, m ihre Macht zu bringen. Sie fuhren auch an den Inseln der Propontis entlang und plünder ten sie. Dabei sammelten sie nicht nur Geld und Gut ein, sondern hingen auch die Männer mit dem Kopf nach unten an der Rahe auf und geißelten sie vor den Mauern der Kaiserstadt, damit die Verwandten es sähen und für jeden viel Geld hinunterwürfen, um sie loszukaufen. Aufdiese Weise brachten die Venezianer mehr Geld zusammen, als sie verlangt hatten, und kehrten nach Hause zurück [1303 ) 3 66. Patriarch Johannes sah, daß man ihn wegen seines Mangels an Bildung und seiner Einfältigkeit verachtete und daß einige Bischöfe ihn offen beschimpften. Von Schmerz und Niedergeschlagenheit übermannt, reichte er darum beim Kaiser, der die Vergehen nicht ahnden wollte, schriftlich seine Abdankung ein [1303)36 7. Nach seinem Rücktritt lebte der Patriarch einige Zeit im Kloster der hochheiligen Gottes mutter Pammakaristos36 8• Dann kehrte er in seine Vaterstadt zurück, ich meine das Städtchen Sozopolis. Dort verbrachte er sein weiteres Leben in der Ruhe des Klosters. /
KAPITEL
VII
1 . Um diese Zeit öffuete sich von Osten her ein Meer der größten Schicksals schläge, gleich wie wenn tausend Winde plötzlich aufeinanderprallten und alles, das oberste zu unterst kehrten, verwirrten und vermischten. Das östliche Reichs gebiet der Rhomäer war nämlich frei von Truppen geblieben, und die türkischen Satrapen, die ein Bündnis gebildet hatten, drangen darauf mit verheerenden Streif zügen überall bis zur Küste vor und siedelten sich bereits direkt am Meer an. Die Bewohner, Männer, Frauen und Kinder, Vieh und Habe gerieten nun unter die 173
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Macht des Feindes. Wer W1bemerkt entkommen konnte, flüchtete entweder in die nahegelegenen Städte oder setzte mittellos W1d seines ganzen Besitzes beraubt nach Thrakien über. Die Türken waren sich bald einig W1d verteilten das ganze W1ter rhomäischer Herrschaft stehende Land in Asien durch das Los. Karmanos Alisurios erhielt den größten Teil des phrygischen Binnenlands W1d auch das Gebiet von Antiocheia am Mäander bis Philadelphia mit der gesamten UmgebW1g. Alles Land von dort ab bis Smyrna W1d bis zur dazwischen liegenden Küste Ioniens bekam ein anderer namens Sarchanes ; das Gebiet um Magnesia, Priene W1d Ephesos, hatte zuvor schon ein anderer Satrap, Sasan, weggenommen. Das Gebiet von Ly dien W1d Äolien bis Mysien am Hellespont erhielten Kalames W1d sein Sohn Karases, das um den Olymp W1d ganz Bithynien wieder ein anderer, Atman, W1d das Land I zwischen dem Flusse Sangarios W1d Paphlagonien verteilten die Sölme des Amurios W1ter sich369• Im darauffolgenden Jahr [1303)370 soll Athanasios, der vor Johannes Patriarch war W1d abgedankt hatte, den Kaiser heimlich gewarnt haben, daß er Gottes Zorn über die Rhomäer voraussehe, W1d ilm gemalmt haben, drei Tage hintereinander die ganze Nacht hindurch zu Gott beten zu lassen. Am nächsten Tag ereignete sich ein Erdbeben, W1d der Kaiser sagte, daß das der von Athanasios prophezeite Zorn Gottes wäre, W1d er versicherte, daß nie jemand, der würdiger war als er, den patriar chalen Thron bestiegen hätte ; denn ohne göttliche ErleuchtW1g könnte er nicht in die ZukW1ft sehen. Er sei auch überzeugt, daß die Feinde von den Grenzen des rhomäischen Reiches verschwinden würden, sobald Athanasios auf den Thron zurückkkehrte. Dann würde sozusagen nach dem Winter wieder der Frühling, nach Sturm wieder Meeresstille einkehren W1d die Grenzen des rhomäischen Reiches würden leicht vorgeschoben werden. Das verursachte nicht wenig Unruhe unter allen Bischöfen W1d Priestern, bei den Vor>tehern der Klöster, beim Klerus, ich möchte beinahe sagen, bei allen Marktaufsehern W1d Inhabern irgendeines öffent lichen Amtes, denn sie erinnerten sich der geistlichen Strenge des Mannes. Sie konnten auch dem Kaiser nicht glauben, als er über das Erdbeben W1d die Prophe zeiW1g des Athanasios zum Volke sprach. Ja, man flüsterte, daß der Kaiser diesen Ruhrnestitel für Athanasios erdichtete, da er dem Mann größeres Ansehen I zu sichern wünschte. Auch wolle er dadurch sein Verlangen nach ilun annehmbar machen. Doch wußte der Kaiser durch Geschenke W1d einschmeichelnde Worte einige Bischöfe W1d Mönche auf listige Weise für seinen Plan zu gewinnen. Mit ilmen begab er sich zu Fuß langsamen Schritts zum Aufenthaltsort des Athanasios bei Xerolophos371 • Er führte mit ihm die nötigen BesprechW1gen über den Thron und überredete ilm, die Abzeichen der Patriarchenwürde anzulegen. Eine neue 1 74
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Weihe und die damit verbundenen Feierlichkeiten wären nicht nötig, sagte der Kaiser, denn er wäre schon längst gültig geweiht, auch wenn er seine Würde zwi schendurch anscheinend aus Schmerz niedergelegt habe. Eine Woche darauf bestieg Athanasios den patriarchalen Thron372• Damals hielt sich auch der Patriarch des ägyptischen Alexandrien in der Kaiser stadt auf, ein ehrwürdiger Mann, dessen tiefe Weisheit seine Lebensfülrrung prägte und der denn auch beim Kaiser große Achtung und wohlwollen genoß. Dieser sah, wie der Kaiser für Athanasios schwärmte, und hörte, wie er dauernd mitBewunde rung und großem Lob von ihm sprach. Er versuchte sogar mit seiner ganzen Über zeugungskraft, ihn als dem hehren Chrysostomos ebenbürtig herauszustellen. Der alexandrinische Patriarch kritisierte darum auf geistreiche Art die Äußerungen des Kaisers und seinen, linde gesagt, unangebrachten Enthusiasmus373• Er tat das unge fähr mit diesen Worten : »Es war einmal ein Schuster, der hatte eine weiße Katze, die jeden Tag in seinem Haus eine Maus jagte. Eines Tages fiel diese Katze versehent lich mitten in das Becken, in dem sich die Brühe befand, / mit welcher der Schuster das Leder schwärzte. Als sie mit Mühe herauskroch, war sie schwarz. Die Mäuse glaubten nun, die Katze werde, nachdem sie die Mönchskutte angelegt hatte, kein Fleisch melrr fressen. Darum zerstreuten sie sich olme Furcht durch das Haus und schnüffelten überall von unten bis oben nach Nalrrung. Als sich der Katze dieses Schauspiel bot und sie die gewaltige Beute erblickte, konnte sie nicht alle auf ein mal fangen, wie gern sie das auch gewollt hätte. Zwei aber erwischte sie doch und vertilgte sie. Alle übrigen flüchteten und wunderten sich, daß die Katze noch grau samer geworden war, seit sie die Mönchskutte angelegt hatte.« »Ich fürchte«, sagte der Patriarch von Alexandrien, » daß auch dieser Athanasios, da e r nun als Lohn für seine Prophezeiungen den patriarchalen Thron bekommen hat, aus Stolz darüber seine frühere unbeugsame Härte durch eine noch weit größere in den Schatten stellen wird.« 2. In diesen Jalrren gab es auch Krieg zwischen den beiden Königen Karl von Italien und Theuderich von Sizilien374• Sizilien ist eine große und volkreiche Insel, nicht mehr als dreißig Meilen vom Festland entfernt, wenn man den Abstand zwi schen Kap Skyllaion in Italien und der Stadt Messina an der sizilischen Küste mißt375• Karl verlangte und plante seit langem, Sizilien zu unterwerfen. Er baute heimlich eine Flotte und traf auch, so gut er konnte, alle anderen Vorbereitungen, um / selbständig einen Krieg zu Wasser und zu Lande führen zu können. Als schließlich die Feindschaft offen ausbrach, schien Karl zuerst eine große Gefalrr für Theude rich, der nicht auf den Kampf vorbereitet war. Er setzte oft mit seiner ganzen Infan-
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terie und seiner ganzen Reiterei vom Festland auf die Insel über und bedrängte seinen Feind außerordentlich. Zwei Jahre verwüstete er so dessen Land. Im Winter kehrte er nach Hause zurück und im Frühling startete er immer glänzendere Feld züge. Der Zufall brachte aber damals einen Lateiner namens Rontzerios [Roger de Flor] auf den Plan. Dieser hatte in Iberien und in Galatien jenseits und südwestlich von den Alpen ein Heer von Leuten aus den niedersten Schichten gesammelt, er probt in Land- und Seekriegen, und damit nicht weniger als vier Trieren bemannt. Mit diesen führte er ungestraft ein Piratenleben und wurde der gefürchtetste See räuber, den es je gab376• Er griffnicht nur die von Norden und Süden ein- und aus fahrenden Handelsschiffe an, sondern suchte auf seinen Irrfahrten sogar große Inseln heim und wurde zu einer Bedrohung der Küstengewässer. Sizilien war nun von allen Seiten durch die See- und Landstreitkräfte Karls eingeschlossen und Theuderich Sall sich genötigt, ausländische Bündnisse zu suchen. Er bat den genann ten Rontzerios, zu ihm zu kommen, und beauftragte ihn, von überall her etwa tau send andere vortreffliche Reiter mitzubringen. So hoffte er das feindliche Heer Karls tapfer und energisch bekämpfen zu können. Rontzerios stellte aus seiner Flotten mannschaft tausend Mann / Fußvolk und tausend Mann Reiterei auf und kam damit zum König. Dadurch wendete sich das Blatt : sofort kehrten alle Städte Siziliens, die Karl erobert und unterworfen hatte, zu Theuderich zurück, denn sie waren nicht gewohnt, ein fremdes Joch zu ertragen. Als Karl das erfuhr, schmerzte es ihn sehr, und er war sozusagen dem Wahnsinn nahe, da er seine langjährigen Hoffnungen begraben und die schon beinahe in die Scheuer eingebrachte Ernte plötzlich, gleichsam durch Schiffbruch im Hafen377, verlorengehen sah. Deshalb erschien er Ende des Frühlings mit einer gewaltigen Streitmacht. Der Kampf mit Theuderich, der nun zahlenmäßig und qualitativ stär ker war, endete aber nicht, wie er es beabsichtigt hatte. Nachdem dieses Jahr so zu Ende gegangen war, setzte Karl zum Frühlingsanfang sozusagen ganz Italien nach Sizilien über, um den langen Krieg zu entscheiden und zu beenden. Er verlor aber diesmal noch mehr Leute und kehrte geschlagen nach Hause zurück. Dabei führte er sozusagen ein ganzes Lager von Qualen mit sich. Da er jetzt nirgends mehr einen Ausweg sah, schickte er Theuderich eine Gesandtschaft, um über einen Friedensver trag und eine Heiratsverbindung ihrer Kinder zu verhandeln [1302)378. 3. Die beiden Könige wurden sich einig, legten die Waffen nieder und lebten forthin in ungetrübtem Frieden miteinander. Theuderichs Verbündete mußten nun sehen, wo sie sich hinwenden konnten, um den Weg zum Gewinn zu finden ; sie
ÜBERSETZ U N G : KAPITEL VII besaßen keine festen Wolmungen oder Landgüter, die sie zu einer sclmellen Rück kehr hätten bewegen können. Sie kamen aus den verschiedensten Richtungen, I der eine hier-, der andere dorther, und sie waren mittellos und arm zusammengeströmt, um sich durch Räuberei zu bereichern ; deswegen führten sie in überseeischen Gebie ten ein unstetes Leben. Ihr damaliger Anführer Rontzerios entschloß sich nun, Kaiser Andronikos durch Gesandte anzubieten, wenn er es wollte, zu ihm zu kom men und an seiner Seite die Türken zu bekämpfen. Das Angebot der Gesand ten wurde vom Kaiser sehr willig angenommen, und so verließ Rontzerios Sizilien und kam mit zweitausend Mann zu ihm [1303) 379. Tausend davon nannte er Kata lanen379', da sie zum größten Teil aus diesem Volk stammten, die übrigen tausend Amogavaren ; so nennt man in der lateinischen Sprache das Fußvolk im Krieg, und da er diese tausend auch als Infanteristen aufstellte, betitelte er sie auch mit diesem Namen38o• Der Kaiser machte Rontzerios sofort nach seiner Ankunft zu seinem Verwandten, indem er ihm seine Nichte Maria, die Tochter Asans, zur Frau gab, und erhob iIm zur Würde des Megas DUX381• Als aber kurz darauf noch ein anderer Katalane, Pirinkerios Tentzas [Berenguer de Enten..a] , der von Rontzerios herbeigerufen worden war, nach Konstantinopel kam, verlieh der Kaiser Rontzerios selbst die Würde des Kaisars und Pirinkerios Tentzas die des Megas Dux382. Die Ausgaben aber, die für die Kleidung, die Geschenke und den jährlichen Sold dieser Truppe gemacht wurden, erklommen solche Höhe, daß sie in kurzer Zeit die kaiserliche Kasse leerten. Nachdem alles geregelt war, mußte man nach Asien hinüberfahren, um die Feinde zu bekämpfen. Wozu aber erzählen, wieviel Böses sie bei ilrrem Durchzug den Rhomäern zufügten, I die in den verstärkten Ortschaften Asiens we Zuflucht gesucht hatten? Männer und Frauen behandelten sie nicht besser als Sklaven, Hab und Gut verschleuderten sie ungestraft, als wäre es w Eigentum. Kein Wunder, daß sie dafür auf wem Weg viele Verwünschungen ernteten, mit welchen die unglücklichen Rhomäer sie aus der Tiefe ilrrer Seele und unter vielen Tränen verfluchten. Das geschall im ersten Jahr. Im nächsten Frühling [1304)383 zogen sie ab, um die Feinde, die Philadelphia be lagerten, zu vertreiben. Die Bewolmer von Philadelphia kämpften nämlich mit zwei Übeln, nach außen mit dem Gegner, der sie schon lange einschloß, nach innen aber mit einem viel schlimmeren Feind : dem Mangel an dem Lebensnotwen digen und mit dem Hunger. Diese Aufgabe erfüllten die Katalanen vortrefflich und sehr tapfer. Dabei unterstützte sie Gottes Hand um der großen Tugend des hei ligen Bischofs der Stadt willen, des Gottesmannes Theoleptos384• Als nämlich die Feinde den disziplinierten Aufmarsch, die glänzende Ausrüstung und den uner1 77
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schütterlichen Angriffswillen der Lateiner sahen, packte sie die Angst, und sie lie fen davon. Sie zogen sich nicht nur weit von der Stadt zurück, sondern beinahe bis über die früheren Grenzen der Rhomäer. So groß und stark war dieses Heer und so vortrefflich zusammengestellt, was Waffen, Kriegserfahrung und Anzahl betrifft ; denn die Lateiner wurden auf diesem Feldzug nicht nur von der Elite der Rhomäer, sondern auch von der ganzen Streitmacht der Alanen begleitet385. Es rief denn auch bei den Feinden eine derartige Bestürzung hervor, I daß viele damals die Behaup tung wagten : hätte der Kaiser nicht aus irgendwelchen Befürchtungen verhindert, daß sie weiter vorrückten, hätte nichts sie daran hindern können, in kurzer Zeit alle Städte und Gebiete, die den Rhomäern gehörten, fiei von Feinden dem Kaiser zu übergeben. Das war aber Gerede von Leuten, die nur die unmittelbare Gegen wart sehen und das, was darüber hinausgeht, nicht verstehen können. Es war wahr haftig ein längst beschlossenes Urteil Gottes, daß der rhomäische Staat vom äußer sten Mißgeschick betroffen werden sollte. Deswegen schien durch den unergründ lichen Rat der Vorsehung dem Nützlichen immer vieles im Wege zu sein, das Schädliche aber durch Zusammentreffen mannigfaltiger Umstände gefördert zu werden. Die genannte Aufgabe aber wurde Ende des Frühjahrs leicht erfüllt38 6• Da man keine Begleiter hatte, um den fmsteren und grundlosen Weg zu erhellen und begehbar zu machen, konnte man nicht weiter ziehen. Man sah, daß ein Feld zug über die Grenzen nicht ohne große Verluste bliebe, wenn man ohne Begleiter ausrücken wollte. Rontzerios, der schon viele Kriege durchgemacht und dabei reiche Erfahrung gesammelt hatte, war auch nicht so unvernünftig, solche Risiken einzu gehen. Darum kehrte man
um
und ging auseinander. Die Rhomäer zogen nach
Hause und die Alanen ebenfalls. Die Lateiner folgten dem Kaisar Rontzerios, durch zogen die Städte, die den unglücklichen Rhomäern noch geblieben waren, und rich teten sie übel zu. Sie kehrten sich als Feinde gegen die, von denen sie herbeigerufen worden waren. Als Grund gaben sie an, daß sie ihren jährlichen Sold aus der kaiser lichen Kasse nicht erhalten hatten, und erklärten es I für notwendig, den Besitz der Rhomäer zu verzehren, bevor der Hunger sie selbst verzehre ; denn diese hät ten sie herbeigerufen, erfüllten aber jetzt ihre Versprechungen nicht. Da konnte man nun sehen, wie die Besitzungen der unglücklichen Rhomäer gänzlich ausge raubt, wie Mädchen und Frauen vergewaltigt, wie Greise und Priester gefangen weggeführt wurden, wie die Unglücklichen alle anderen Racheakte erleiden muß ten, die die Feindseligkeit der Lateiner immer neu erfand. Viele sahen die blanke Axt an ihren Hals gelegt, mit der Drohung, sofort sterben zu müssen, wenn sie nicht große Lösesummen versprachen. Einige gaben alles her und konnten nack ter als eine Mörserkeule387 entkommen, andere aber waren nicht in der Lage, sich
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freizukaufen und wurden einer dieses, ein anderer jenes Körperglieds beraubt. Sie boten auf den Straßen ein erbärmliches Schauspiel, bettelnd um ein Stück Brot oder ein Geldstück, indem sie zeigten, daß ihnen keine anderen Mittel ge blieben waren, um für sich zu sorgen, als ihre Zunge und Ströme von Tränen. Als der Kaiser das hörte, hielt er es für völlig unerträglich, daß das rhomäische Land viel schlimmer als von Feinden verheert würde. Er glaubte auch, daß es den Zorn Gottes gegen die wecken mußte, die das katalanische Heer aus fremdem Land herbeigerufen hatten. Es war aber nicht einfach, sie für das Unrecht zu bestrafen, denn die kaiserliche Streitmacht war lächerlich gering. Ein K1lll stgriff mußte ihn aus dieser Verlegenheit retten. Er ließ den Kaisar Rontzerios mit seinem ganzen la teinischen Heer nach Thrakien übersetzen [1304/5) 388. In Asien war den Rhomäern nichts mehr geblieben, / weder Geld noch Nalrrung für den Bauch ihrer Henker. Rontzerios entschloß sich nun, seine Leute bis auf zweihundert Mann als Besatzung in Kalliupolis zurückzulassen und sich mit den zweihundert zu Kaiser Michael zu begeben, der sich damals mit dem Heer im drrakischen Orestias aufhielt. Er wollte von ihm den festgesetzten Jalrressold fordern und, wenn nötig, diese Forderung mit Drohungen unterstützen. So geschah es, und der Kaiser, der ihm zuvor schon groll te, geriet dabei in solche Wut, daß er ilm von mehreren Soldaten mit gezoge nem Schwert umstellen und vor dem Palast niederhauen ließ [im April 1 305] . Zu sammen mit ihm tötete man auch einige seiner Leute. Die meisten freilich konnten unbemerkt durch die Flucht der Gefahr entkommen. Sie flüchteten in größter Eile und berichteten als ersten den Lateinern in Kalliupolis, was vorgefallen war389• 4. Die Soldaten glaubten, durch diese Tat den Stolz und den Übermut der La teiner gebrochen zu haben. Sie dachten, erreicht zu haben, daß die Lateiner sich jetzt mäßigen und mit Leib und Seele den Rhomäern gehorchen würden. Sie wür den einverstanden sein, eins von beiden zu wählen : entweder bereitwillig den Rho mäern zu dienen oder widerwillig den Weg, den sie gekommen waren, zurückzu gehen. So denken kann nur ein Geist, der am Boden kriecht und den die Natur tief in die dunkle Materie getaucht hat. Ein solcher Geist kann nicht einsehen, daß die Vor sehung unsere Taten überwacht und das, was wir uns zuvor haben zuschulden kom men lassen, zum Unterpfand ihres Ausgangs nimmt. Wir vergessen das gerne und gehen dem unangenehmen Gedanken daran I aus dem Wege, aber die Gerechtig keit notiert es in ihren Agendis und wartet den Sommer und die Zeit des Dreschens ab. Dann gibt sie jedem die Ernte, die seiner Saat entspricht. Wenn der Mensch das einsehen wollte, würde er aus den Geschehnissen selbst lernen, daß wer Gott390 nicht
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zum Helfer hat, von Land und Meer und Luft bekämpft wird, die ihm als einem entlaufenen sklaven Gottes und einem Sünder gegen die Gerechtigkeit kräftig zusetzen. Der Mensch würde lernen, wer er ist, und dann sich selbst ermahnen, gegen einen Beschluß von oben, wie er auch ausfalle, nicht anzukämpfen. Er würde nichts mit Gewalt erreichen wollen, sondern ruhig bleiben und seine Zeit mit Würfelspiel verkürzen und lieber mit dem Strom in ungewüuschte Richtung als ge gen den Strom fahren. Es ist ja weit besser, sich untätig von dem Strom mittreiben zu lassen, als durch seine Aktivität dem Lauf der Zeit gleichsam eine Handhabe ge gen sich selbst zu bieten. Das wäre ungefähr das gleiche, wie wenn jemand aus Angst vor dem Feuer, das eben sein Haus umgibt, nicht sofort mit allen Mitteln ver suchen würde, dies einzudämmen oder ganz zu löschen, sondern ganze Bündel trockenes Holz darauf würfe oder eine Menge Öl hineingösse ; oder, wie wenn je mand bei heftigem Nordwind, der furchtbare Wellen einander überschlagen läßt, es freiwillig unternähme, sich mit einem Schifflein den Fluten in den Weg zu stellen. Das ist etwas, was niemand ein lächelndes und freundliches Gesicht zeigt, / sondern gegen jeden feindlich die Hand erhebt und unwillkürlich ein schlimmes Ende bringt. Viele Beweise für das, was ich gesagt habe, kann ich hier nicht anführen, aber eins liefern auf alle Fälle die damaligen Ereignisse. Die Rhomäer unterließen nichts, was getan werden mußte, um die Sache in Ordnung zu bringen, und doch kehrte sich alles gegen sie. Die rhornäischen Heerführer waren zu Unrecht in Ver dacht geraten, und die einen kamen ins Gefängnis, die anderen verloren völlig das kaiserliche Wohlwollen. Darum kamen fremde Verbündete, zuerst die Massage ten, dann die Lateiner, und brachten über die Rhomäer vielfältigeres Unheil als erklärte Feinde. Auch wir haben oben aus dem Vielen einiges erwähnt. Wenn man das richtig und ohne Voreingenommenheit betrachtet, wird man darin deutliche Zeichen von Gottes Zorn erkennen und eine kleine Strafe für große Sünden. Das deutlichste Zeichen war der Tod Kaisar Rontzerios'. Die Rhomäer bereuten es,
ihn herbeigerufen
zu haben, und um das wiedergutzumachen, töteten sie
ihn. Sie
glaubten, daß sein Tod das Ende des Unheils bedeutete. Es wurde aber wider Er warten der Anfang von viel schlimmeren und schwerwiegenderen Ereignissen, wie ich in der Fortsetzung meiner Erzählung berichten werde. So steht fest : wenn die göttliche Vorsehung die Pläne und Taten der Menschen nicht unterstützt, neh men sie ein schlimmes Ende und erreichen das absolute Gegenteil ihrer Ziele. Dem Ratgeber hilft dann sein Rat und dem Tapferen seine Tapferkeit nichts, sondern / die klugen Überlegungen führen zu einem törichten Ergebnis und die tapferen und mannhaften Taten ernten eine erniedrigende und schändliche Niederlage. Ich muß zurück zum Ausgangspunkt meines Exkurses. Als die Lateiner in Kalliu180
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polis die Ermordung des Kaisars erfuhren, metzelten sie zuerst alle in Kalliupolis wolmenden Rhomäer in waffenfähigem Alter nieder und machten die Stadt durch hervorragende Befestigung der Mauern zu einer starken Festung und Operations basis. Darauf teilten sie ihr Heer in zwei Teile und bemannten mit dem einen Teil ihre eigenen Trieren, acht Stück insgesamt. Zum Flottenkommandant ernannten sie Pirinkerios Tentzas. Er sollte im Hellespont den auf- und abfahrenden rhomäischen Frachtschiffen auflauern und sie erbeuten. Die übrigen bewafflleten sich und zogen auf Beute aus. Sie wurden zum Verderben für das übrige Thrakien, das sie Tag und Nacht plünderten und verheerten. Die Vorsehung brauchte aber nicht lange, um für den Untergang des Pirinkerios und seiner Flotte eine günstige Gelegenheit herbeizuführen. Schon bald kamen sechzelm Trieren aus Genua angefahren, die wegen der Gerüchte über Seeräuberei ausgezeiclmet gerüstet waren. Olme das zu wissen, stießen die Katalanen mit ilmen zusammen, und wurden zum Teil eine Beute des Meeres, zum Teil des Schwertes. Der Flottenkommandant Pirinkerios wurde zusammen mit vielen aus seinem Gefolge lebend gefangengenommen und an seine Stammesbrüder verkauft [] I . Mai 1 3 05)391. Nachdem die Katalanen so ihre Macht zur See und einen großen Teil illres Heeres verloren hatten, blieben sie viele Tage voll Angst vor der unsicheren Zukunft un beweglich in ihrer Feste. Sie wurden / mutlos und furchtsam. Es beschlich sie eine entsetzliche Angst vor den Massageten ; denn sie erinnerten sich, daß sie während des gemeinsamen Feldzuges in Asien aus nichtigem Anlaß gegen sie gekämpft und viele von ilmen getötet hatten392• Auch vor den tlrrakischen Truppen fürchteten sie sich ; noch vortags und vorvortags waren sie ausgezogen, um ihr Land zu verwü sten, hatten ungestraft deren Häuser angezündet und niemand einen Grund belassen, sie milde zu behandeln. Sogar ein Vertrag mit dem Kaiser schien ilmen, auch wenn sie dazu kommen wollten, nicht risikofrei.
In allergrößte Angst ver
setzte sie das Gerücht, daß Kaiser Michael bald mit einem großen Heer gegen sie anrücken werde. Darum zogen sie um ihre Feste einen tiefen Graben, errichteten ringsherum einen wall mit Palisaden und bereiteten sich auf eine Belagerung vor. Aus ihrer Beute hatten sie schon zuvor große Lebensmittelvorräte angelegt. Die Zeit verging aber, olme daß der Angriff des Kaisers erfolgte. Darum schmiedeten die Katalanen andere Pläne. Sie waren in eine solche Bedrängnis geraten, daß sie im fremden Land nicht olme Furcht leben konnten. Die vielfältigen, von allen Seiten ständig drohenden Gefahren zermürbten sie.
In dieser Notlage dachten sie
sich ein böses Mittel aus, das für die Rhomäer schlimmes Unheil in sich barg. Sie verhandelten durch Gesandte mit den Türken auf dem gegenüberliegenden Ufer über ein Bündnis und erhielten von ilmen sofort fünfhundert Mann (ihre eigene ISI
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Zahl betrug dreitausend) und nicht viel später noch / viele andere, die als Überläu fer kamen393• Mit diesen zogen sie häufig aus und verheerten das umliegende Land. Dabei machten sie sämtliche Herden von Pferden, Rindern und Kleinvieh mitsamt ihren Besitzern zur Beute. Da die Rhomäer und ihre Kaiser das nicht länger ertra gen kOllilten, rüstete man sich von beiden Seiten zum Krieg. Die Katalanen und Türken hielten sich damals Uuni/Juli 1305] zwischen den beiden Städten Kypsella und Apros auf. Kaiser Michael zog mit den thrakischen und makedonischen Streitkräften, verstärkt durch die Truppen der Massageten und Turkopulen in die Ebene von Apros und errichtete dort sein Lager394• Diese Turko pulen waren ein Korps von tausend Mann, die, wie ich erzählt habe395, Sultan Aza tines gefolgt waren, als er zu den Rhomäern überlief. Als dieser mit den europäi schen Skythen wieder von dort wegzog, wie ich berichtete396, waren sie nicht mit ihm mitgegangen. Sie hatten das Zusammenleben mit den Rhomäern begrüßt und durch die Taufe den wahren Glauben angenommen. Seitdem waren sie auch in das rhomäische Heer eingegliedert worden. Es vergingen nur wenige Tage, da erschie nen einige Späher mit der Nachricht, daß die Feinde kämen. Der Kaiser erhob sich sofort und befahl dem Heer, die vVaffen anzulegen. Die Offiziere sollten sich auf ihre Posten begeben und ihre Unterführer mit ihren Abteilungen für den Kampf auf stellen. Da man sah, daß der Feind sich in dreifacher Schlachtformation aufgestellt hatte, orilllete man die eigene Aufstellung genauso. Den linken Flügel erhielten die Turkopulen zusammen I mit den Massageten zugevviesen, den rechten die Elite der makedonischen und thrakischen Reiterei ; die übrigen Reiter, die große Masse, nahmen mit dem Fußvolk die Mitte ein. Der Kaiser ritt an den Abteilungen ent lang und ermunterte sie zu einem mutigen Angriff. Bei SOllilenaufgang [10. Juli 1 305] marschierten auch die Feinde und machten Front gegen die Rhomäer. Auf den beiden Flügeln standen die Türken, in der Mit te wegen illter schweren BewaflTI.ung die Katalanen. Die Massageten wollten schon lange vom Kaiser abfallen, denn sie konnten sich mit den rhomäischen Sitten nicht befreunden. Sie hatten auch schon heinilich Angebote von europäischen Skythen er halten und jetzt, mitten im Krieg, offenbarten sie plötzlich ilrr falsches Vorhaben397. Kaum war von beiden Seiten das Zeichen zum Angriff gegeben, da stellten sie sich abseits lmd unterstützten weder die Rhomäer, noch kämpften sie an der Seite der Feinde. Das gleiche taten auch die Turkopulen, sei es, daß beide dieses verbreche rische Vorgehen miteinander abgemacht hatten, sei es, daß die Turkopulen aus einer augenblicklichen Eingebung heraus so handelten398• Das brachte die Rho mäer auf dem Höhepunkt des Kampfes in äußerste Schwierigkeiten und schenkte den Feinden mühelos das ganze Kriegsglück. Die gewaltige Gefahr, die so uner1 82
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wartet auf das Heer zukam, säte solche Furcht in die Herzen der Soldaten und stif tete so große Unruhe und Verwirrung in ihren Reihen, wie wenn aufhoher See ein heftiger Nordwind sich auf ein Frachtschiff stürzt, Taue und Segel zerreißt und mit Gewalt versucht, das Schiff selbst in die Tiefe zu versenken. Der Kaiser I sah, wie seine Truppen plötzlich in Verwirrung gerieten und wie die meisten sich zur Flucht wandten. Er eilte zu seinen Strategen und Lochagen, rief sie unter Tränen bei ihren Namen und spornte sie an, das Glück der Rhomäer nicht einfach so an die Feinde zu verschenken. Diese kümmerten sich aber wenig um das, was er sagte, und flüchteten, ohne sich umzusehen. Als der Kaiser sah, wie verzweifelt die Lage war und wie der größte Teil des Fußvolkes von den Feinden erbarmungslos niederge macht und zertreten wurde, begriff er, daß die Zeit gekommen war, um sich ohne Rücksicht auf sich selbst für seine Untergebenen einzusetzen. Er entschloß sich, ein offenes Risiko einzugehen, um die feige Haltung seiner Truppen unter Anklage zu stellen. Er wandte sich an seine Begleiter (das waren sehr wenige) und sagte : » Män ner, jetzt ist der Augenblick da, in dem der Tod besser ist als das Leben und leben bitterer als sterben.« So sprach er, bat Gott um Hilfe und stürzte sich mit den Seinen auf den Feind. Er tötete einige ihrer Vorkämpfer, durchbrach ihre Schlachtordnung und verursachte nicht wenig Verwirrung im feindlichen Heer. Er wurde aber auch selbst samt seinem Pferd von allen Seiten mit vielen pfeilen beschossen. Selbst blieb er freilich unvervVundet, aber sein pferd stürzte und dadurch lief er Gefahr, von den Feinden umzingelt zu werden. Bald wäre es auch zu diesem Unglück gekommen, wenn nicht einer aus seinem Gefolge aus Sympathie das Leben des Kaisers mit sei nem eigenen erkauft hätte. Er gab dem Kaiser sein eigenes Pferd, wodurch dieser der drohenden Gefahr entrinnen lmd sich retten konnte ; der Mann, der von seinem Pferd abgestiegen war, wurde von den Feinden I zertreten und verlor sein Leben. Der Kaiser kehrte von dort nach Didymoteichos zurück. Von seinem Vater, dem Kaiser, wurde er sehr gerügt, da er als Herrscher keine der Kaiserwürde entsprechen den Taten vollbracht hatte. Wenn er sein eigenes Leben wage, setze er auch das Schicksal der Rhomäer aufs Spiel, das damit automatisch verknüpft sei. Die Feinde nahmen die Verfolgung auf, töteten die einen und nahmen andere gefangen. Als es Abend wurde, stellten sie die Verfolgung ein. Frühmorgens beraubten sie die Lei chen der Gefallenen, verteilten die Beute und zogen plündernd und brandstiftend durch die Dörfer Thrakiens. Wenige Tage später liefen die genannten Turkopulen zu den Katalanen über. Sie wurden mit Freude empfangen und als Stammesbrüder den Türken von Khalil zugeteilt. Khalil hieß der Anführer der Türken399• Nicht lange danach empörten sich Pharentzas Tzymes (Ferran Ximenez de Aren6s) und Pirinkerios Tentzas gegen ihren Anführer Rekaphortos (Bernat de
ÜBER S E T Z U N G : KAPITEL VII
Rocafort) 400. Sie erklärten es für ungeziemend, daß sie, Männer von Adel, unter dem Befehl eines Mannes standen, der von niedriger Geburt und aus dem Arbeiter stand war. Um es kurz zu machen : um den Streit zu entscheiden, griffen sie zu den Waffen. Pirinkerios Tentzas fiel sofort im Kampf und Pharentzas Tzymes flüchtete zum Kaiser. Ihm wurde wider Erwarten ein so glänzender Empfang zuteil, daß er zum Megas Dux erhoben wurde und Theodora, die verwitwete Nichte des Kaisers,
zur Frau bekam [Anfang Juli I 3 0 7] 40 1 .
Die Massageten hatten zuvor durch Gesandte
/ heimlich mit den Skythen einen
Vertrag geschlossen und angekündigt, daß sie mit il1Ien ganzen Familien zu ilmen überliefen. Jetzt nahmen sie ilrre Frauen und Kinder und wollten über das Haimos gebirge ziehen, das heute die Grenze zwischen Rhomäern und Bulgaren bildet. Hier, am Fuß des Gebirges, überfielen die Turkopulen und Katalanen sie mit vereinten Kräften und schlachteten bis aufwenige allewembarenMänner ab [Sommer r306]402. Sie hatten nämlich seit langem Feldzüge zusammen mit den Massageten mitgemacht und oft miteinander den Gewinn und die Beute geteilt. Bei den Teilungen war es zu nicht geringen Streitigkeiten gekommen, und sie hatten immer den geringeren Teil erhalten, da sie als die Schwächeren gegen die Stärkeren den Kampf nicht auf nehmen konnten. Darum warteten sie ilrre Zeit ab und hegten schweigend in ilrrem Innern ilrren Groll. Dies nun war der Augenblick, in dem sie ilm mit Erfolg aus brechen ließen. So war das. 5. Kaiser Andronikos' Gattin Eirene war eine emgeizige Natur und wollte,
daß
ilrre Kinder und Kindeskinder bis in Ewigkeit die Herrschaft über die Rhomäer erbten. Diese kaiserliche Macht sollte in den Namen ilrrer Nachkommen auch die Erinnerung an sie verewigen. Sie wollte aber auch etwas Unerhörtes : diese Herr schaft sollte nicht nach der von Anfang an bei den Rhomäern herrschenden eine Monarchie sein, nein, sie wollte die Städte und Gebiete der Rhomaer nach lateini scher Sitte403 verteilen, und über jedes Gebiet sollte dann einer ilrrer Söhne als über sein persönliches Erbe und Besitz regieren. Er sollte es von seinem Vater überneh men, genau wie nach dem herrschenden Gesetz bei gemeinen Leuten der Reichtum und der Besitz / von Vater auf Sohn übergehen, und so sollte er dies später auch selbst wieder an seine Kinder und Nachfolger weitergeben. Sie war ja ein Kind der La teiner und wollte diese von dort übernommene neue Sitte bei den Rhomäern einfüh ren. Dazu veranlaßte sie vor allem die Eifersucht, die sie gegenüber dem erstgebore nen Sohn des Kaisers hegte, ich meine Kaiser Michael, den der Kaiser mit seiner ersten Frau aus Ungarn gezeugt hatte. Ich habe ja404 oben erwähnt, daß er von ilrr zwei Söhne hatte, Kaiser Michael und Despot Konstantinos. Von dieser Eirene aus
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der Lombardei hatte er eine Tochter, Simonis, über welche ich oben405 erzählt habe, daß sie dem Kral von Serbien als Braut zugesandt wurde, und drei Söhne, Johannes, Theodoros und Demetrios406• Diese alle wollte sie zu Kaisern machen. In Rang und auch bei der Teilung des Reiches sollten sie zwar nach dem Erstgeborenen Michael kommen, aber ansonsten sollten sie autonom und selbstherrlich und niemandem hörig sein. Da die Kaiserin sah, daß ihr Malm, der Kaiser, ihr mit mehr als der nor malen ehelichen Liebe zugetan war, glaubte sie ilm auch hinsichtlich ihrer Pläne mit den Kindern sich gefügig machen zu können. Sie hörte nicht auf, ihn Tag und Nacht damit zu belästigen, und versuchte, ihm allmählich einzureden, er solle eins von beidem tun : entweder Kaiser Michael die kaiserliche Macht nehmen und diese unter ihre Söhne aufteilen, oder, als zweite Möglichkeit, ihre Söhne als Mitinhaber an seiner Macht beteiligen. Der Kaiser / antwortete, daß er unmöglich die kaiser lichen Gesetze aufheben könne, die viele Jahrhunderte hindurch unabänderlich gültig gewesen wären. Die Kaiserin geriet darüber allmählich in Zorn und nahm ihrem Mann, dem Kaiser, gegenüber die verschiedensten Haltungen an. Einmal be nahm sie sich gekränkt und des Lebens überdrüssig, dann wieder gab sie sich spröde und geziert und verlangte von ilnem Gatten quasi als Kaufpreis für den ehelichen Verkehr die Zustimmung zu ihrem Plan mit den Kindern. Als dies wiederholt ge schah und ohne daß jemand etwas davon wußte, konnte der Kaiser es schließlich nicht mehr ertragen. Die Glut seiner Liebe erlosch allmählich und es begann stattdes sen ein leidenschaftlicher Kampf, der aber den meisten noch verborgen blieb. Schließlich aber hatte der Kaiser es auch satt, mit ihr das Bett zu teilen. So stand seine Gattin Eirene wider Erwarten in kürzester Zeit ihrer Hoffuun gen beraubt da und sann in ihrem Innern auf Rache. Da sie dazu keine andere Mög lichkeit sah, reiste sie ab nach Thessalonike [1 303], was dem Kaiser gar nicht ge fiel407• Er fürchtete nämlich, daß sein eheliches Mißgeschick jetzt der großen Menge bekannt würde. Sie aber wollte ihren Mann, den Kaiser, deswegen noch mehr er niedrigen und hing ihre gemeinsamen [Schlafzimmer-] Geheinmisse mit ihrem Mann an die große Glocke. Sie hütete sich wohl, diese Dinge öffentlich vor der Volksmenge auszuplaudern, aber ihren vertrautesten Leuten, Männern und Frauen, flüsterte / die sich sonst so vornehm gerierende Frau jedem und jeder alle Einzelheiten ins Ohr. Sie fühlte sich beleidigt und verhöhnte wütend die Sanftmut ihres Mannes. Sie kannte weder Furcht vor Gott noch Scham vor den Menschen, diese übermütige und unverschämte Frau, und machte ihren Mann und sich selbst schlecht durch die Preisgabe von Geheinmissen, die nicht einmal die frechste Dime, ohne rot zu werden, erzählen könnte. Das eine Mal nahm sie diesen und jenen Mönch beiseite und beschuldigte ihren Mann der Dinge, die ihr gerade einfielen, 18S
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das andere Mal erzählte sie adligen Besucherinnen diese Dinge und noch andere dazu. Auch ihrem Schwiegersohn, dem Kral von Serbien, schrieb sie Sachen, die man nicht mitteilen kann. Dabei stellte sie sich selbst immer ein Zeugnis der Ehr barkeit und Sittsamkeit aus, ersann aber gegen ihren Mann jede Beleidigung. Nichts ist so schwankend wie die Einstellung einer Frau. Auch nichts ist so ge neigt, glaubwürdige Verleumdungen und falsche Beschuldigungen auszudenken und die eigenen Fehler auf Unschuldige abzuwälzen. Wenn sie gehaßt wird, gibt sie vor zu hassen ; wenn sie liebt, behauptet sie, geliebt zu werden ; wenn sie stiehlt, sagt sie, daß sie bestohlen wird ; sie behauptet, daß sie wohl begehrt wird, aber we gen ihrer Keuschheit den Liebhaber verschmäht. Dazu schämt sie sich nicht, damit zu prahlen und sich zu brüsten, und fürchtet nicht, widerlegt zu werden. Sie weiß, daß solche Verleumdungen leicht geglaubt und von zügellosen Leuten gern gehört werden, und darum läßt sie ihre Zunge lauter tönen als eine Trompete. Freimütig beschwört sie bei Himmel und Erde alles mit Meineiden. Wenn sie sich auch noch durch Herkunft und Macht auszeichnet, wird dadurch eine Widerlegung der Be schuldigungen schon von weitem zurückgewiesen, und das Opfer, gegen das die böse Zunge sich richtet, braucht dann Gottes Wohlwollen und ein großes Meer, / um sich von allen Beleidigungen und falschen Beschuldigungen reinzuwaschen. Der Kaiser aber war sanftmütig und fürchtete ihre Zunge, und was mehr ist, er hatte Angst, daß sie ihren Schwiegersohn, den Kral von Serbien, zum Krieg gegen die Rhomäer aufhetzte. Darum erwies er ihr jeden Dienst, erfüllte sowohl in den Angelegenheiten des Staates wie im privaten Bereich alle ihre Bitten und räumte ihr als Kaiserin mehr Macht ein, als ihr zustand. So versuchte er, den Skandal vor der Menge zu vertuschen. Sie aber verzichtete auf die Hilfe des Kaisers für ihre Söhne, die sie, wie ich erzählt habe, über Gebühr verlangt hatte, und versuchte von da an im Alleingang ihr Ziel zu erreichen. Kein Machtmittel, das ihr zur Verfügung stand, ließ sie dabei unbenutzt. Sie erfuhr nun, daß der Herzog von Athen eine unverheiratete Tochter hatte, und bot ihm durch Gesandte als Mann für seine Tochter ihren zweiten Sohn Theodor an408• Sie verlangte dafür eine Abmachung, daß sie von der einen Seite und er von der anderen einen Krieg gegen den Herrscher der Pelasger und Thessa lier beginnen würde, und daß man nicht aufhören würde, bis man ihn aus dem Weg geräumt hätte409• Mit seiner Herrschaft würde man dann ihren Sohn Theodor bekleiden, und sie sollte dessen eigenes und bleibendes Herrschaftsanteil werden. Aber sie wurde in ihren Hoffnungen getäuscht. D arum sandte sie Theodor mit viel Geld in ihre Heimat, die Lombardei, um dort die Tochter eines Mannes namens Spinula zu heiraten, eines kleinen Adeligen ohne großes Ansehen41o• Der lateinische 186
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Adel legt nämlich im allgemeinen keinen großen Wert auf Heiratsverbindungen mit den Rhomäern, nicht einmal mit den Kaisern. f Kaiserin Eirene war übrigens auch selbst nicht aus dem hochangesehenen Adel ; sonst hätte man sie nicht so leicht als Braut zu den Rhomäern geschickt. Sie war die Tochter eines Markgrafen und der Rang eines Markgrafen ist bei den Lateinern nicht einer der höchsten ; was im rhomäischen Heer der kaiserliche Bannerträger ist, das ist bei den Lateinern der Markgraf Ich will aber der Deutlichkeit halber hierüber ausführlicher sprechen. Als die Macht der Römer sich ausbreitete und sozusagen bis an den Himmel reichte - denn ihre Konsuln und Kaiser unterwarfen, die einen Afrika und Libyen, die anderen Galatien und Iberien und das keltische Land und wieder andere den größten Teil von Asien und Europa bis hin zu Tanais und Gadeira - da strömten von allen Seiten häufig die Träger des römischen Jochs in die Herrscherstadt Rom zusammen, lokale Heerführer, Satrapen, Stammesfürsten, Statthalter von Gebieten und Städten. Die einen kamen, um sich den Cäsaren und Augusti vorzustellen, die anderen, um einen Rang und einen Posten im Senat oder im Heer der Kaiser zu erlangen. Es kamen aber nicht nur diese, sondern auch viele andere berühmte und gelehrte Männer, um der Ehre wegen das römische Bürgerrecht zu erwerben und sich mit einem der angesehenen Namen Roms auszeichnen zu lassen; so z.B. der Hebräer Joseph aus Palästina und Ptolemaios, der von allen die besten Bücher über Astronomie ge schrieben hat. Der erste, Joseph, hieß seither Flavius, der andere, Ptolemaios, Clau dius. / Damals also strömten von überallher die Führer der Parther, der Perser und der übrigen Völker in Rom zusammen, und der eine erhielt diesen, der andere jenen Titel411• Der russische Herrscher bekam von Konstantin dem Großen die Stellung und die Würde des Epi tes trapezes, der peloponnesische die des Prinkeps, der Gou verneur von Attika und Athen die des Megas Dux, der von Boiotien und Theben die des Megas Primikerios, der der großen Insel Sizilien die des Rex und andere wiederum andere. Wozu aber die einzelnen Titel behandeln, wenn die Zeit die Erinnerung daran verschüttet hat? Einige hat sie völlig unserer Kenntnis entzogen und sie von den Strömen des Vergessens fortführen lassen, andere läßt sie unver standen von den Menschen weiter benutzen. Es war mit diesen Titeln, als sie ge schaffen wurden, nicht so, wie jetzt zu unserer Zeit. Jeder Titel durfte von dem Provinzstatthalter, der i1m zuerst erhielt, an seinen Nachfolger weitergegeben wer den. Einige davon nun sind im Laufe der Zeit so entstellt, daß sie nur noch dunkel ihre ursprüngliche Bedeutung zu erkennen geben. Den Herrscher von Boiorien und Theben nennt man heute Megas Kyrios statt Megas Primikerios, da man die erste Silbe hat fallenlassen. Genauso nennt man den Herrscher von Attika und
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Athen Dux statt Megas DUX412• Um zu meinem Ausgangspunkt zurückzukehren :
In jener Zeit erhielt auch der Gouverneur dieser Provinz das Amt des Markgrafen, eine unbedeutende Würde, die SeLTler Provinz / entsprach. Diese liegt ungefähr zwischen den Alpen und dem südlichen Iberien413• Der Markgraf bekam dieses Gebiet zugeteilt mit der immerwährenden Auflage, wenn ein Kaiser aus diesem Volk erstünde, bei ilim die Aufgabe des Bannerträgers zu übernehmen. Ich kehre zu meinem Thema zurück. Kaiserin Eirene sandte ihren zweiten Solm Theodor dorthin, damit er selbst und seine Nachkommen nicht die Sklaven des erstgeborenen Kaisers würden. Es war ilrr lieber, daß er die Konfession der Lateiner teilte und weniger geehrt in der Feme lebte, als daß er bei den Rhomäern Ansehen genoß, dafür aber samt seinen Kindern und Kindeskindern im Dienste des von ihr gehaßten Erstgeborenen und dessen Kindern und Kindeskindern stünde. Sie gab
ilim in Hülle und Fülle rhomäisches Geld mit. So trotzte sie ihrem Mann, dem Kai ser, und erfüllte, was den einen ilrrer Söhne, den Markgrafen Theodor betrifft, ihr brennendes Verlangen. Schon früher hatte sie sich die größte Mühe gegeben, auch ihren ersten Sohn Johannes ins Ausland zu verheiraten, und sie hatte selrr viel Geld aufgewendet, um
ilm zum Herrscher über Ätolien, Akarnanien und das ganze umliegende Gebiet von Epeiros zu machen. Sie hatte jedoch ihren Plan auf keine Weise verwirklichen kön nen414• Bei einem anderen Plan mit ihrem Sohn aber hatte der Kaiser rechtzeitig ihr Vorhaben vereitelt415• Er sagte, daß er als Vater sich nicht weniger als die Mut ter um den Sohn kümmere, und fügte hinzu, daß die Macht des Vaters größer sei als die der Mutter. Nichts könne also verhindern, daß eher der Wunsch des Vaters / als der der Mutter in Erfüllung gehe. Damals genoß der Mesazon, ein kluger Mann mit großer politischer Erfalrrung und Einsicht, die besondere Gunst des Kaisers und hatte großen Einfluß auf ilm. Er war darum auch schwerreich. Dieser Mann, der epi tu kanikleiu Nikephoros, überlistete mit schmeichelnden Worten und Auf merksamkeiten den nachgiebigen Charakter des Kaisers. Er erbat und bekam den genannten Sohn des Kaisers Johannes als Mann für seine Tochter, trotz der lauten Klagen und des Widerstandes der Mutter und Kaiserin. Er bekam ilm also, aber weder er, noch sein Schwiegersohn hatten viel von der Ehe. Bevor vier ganze Jalrre vergingen, starb Johannes kinderlos und ließ Mutter, Schwiegervater und Gattin in Trauer zurück416• So hatte die Zeit wie eine Charybdis auch die Hoffnungen der Mutter auf diesen Sohn geraubt und versenkt. Es blieben ihr nur noch die Hoffnungen aufihre Toch ter, die Kralaina, und auf ihren Sohn Demetrios. Der Kral wurde nun von seiner Schwiegermutter, der Kaiserin, mit rhomäischem Geld überschüttet ; einmal sandte 188
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sie e s ihm, dann wieder wurde er nach Thessalonike eingeladen, u m dort mit Geld überhäuft zu werden. Es war so viel, daß es gereicht hätte, um hundert Trieren aus zurüsten und die Rhomäer dauerhaft zu schützen. Wozu soll ich die unerhörten und nie dagewesenen Pläne aufzählen, die der ungebührliche Ehrgeiz dieser vornehmen Herrin erfand? Sie wollte ihre Tochter mit den Abzeichen der Kaiserwürde schmük ken, / denn ihr sollte nichts fehlen von dem Schmuck, der einer rhomäischen Kaise rin von alters her durch die Gesetze zuerkannt war. Da sie ihren Wunsch nicht an ders verwirklichen konnte, nahm sie einen Kopfschmuck, der mit vielen Steinen und bunten Perlen besetzt war, so wie der ihres Gatten, des Kaisers Andronikos, und krönte damit das Haupt ihres Schwiegersohnes. Dann begann sie von dem Zeit punkt an jedes Jahr immer kostbarere hinzuzufügen. Die kostbaren und herrlichen Gewänder, mit denen sie ihn und ihre Tochter, die Kralaina, häufig beschenkte, wer kann sie zählen ? Wer kann die zahl der kaiserlichen Kleinodien feststellen, die sie den Rhomäern raubte und dem Kral von Serbien gab ? So verhölmte sie die Sanft mut des Kaisers und erfüllte ihren eigenen Wunsch. Dieser Wunsch war : die Reich tümer der kaiserlichen Schatzkammer in den Schoß ihrer Kinder und besonders ihrer Tochter, der Kralaina, zu leeren. Sie hoffte ja auch, die Kinder
zu
sehen, die
ihre Tochter für den Kral zur welt brächte. Darum eilte sie der Zeit voraus und speicherte für sie den rhomäischen Reichtum. Wenn dann endlich die Schwäche der Rhomäer die Gelegenheit dazu böte, sollten sie mit Hilfe dieses Reichtums über das rhomäische Reich herfallen und das Kaisertum, das man ihnen nicht freiwillig überlassen hatte, den Rhomäern gegen ihren Willen entreißen. Die Kaiserin be merkte nicht, daß sie immer nur für sich menschliche Pläne schmiedete und über haupt nicht in ihre Überlegungen einbezog, daß alles / von Gottes Hand abhängt und daß jeder Gott als Feind erkennt, der, obwohl er nur ein Mensch ist, auf Dinge sinnt, die über das menschliche Maß hinausgehen, und der die erfolgreiche Vollen dung seiner Pläne und Unternehmungen nicht in Gottes Hand legt. So war es auch hier. Kaiserin Eirene hegte große Hoffllungen für ihre Kinder, aber sie versuchte, sie mit menschlichen Mitteln und ohne Gott zu verwirklichen. Sie schöpfte, wie ich gesagt habe, mit beiden Händen das Vermögen der Rhomäer aus und verschenkte es an deren Feinde. Die Dinge liefen aber nicht, wie sie es wünschte, sondern brach ten die Nichtigkeit ihrer Planung
ans
Licht. Das gerechte Urteil Gottes brachte sie,
"vie es scheint, zu Fall. Als illre Tochter acht Jahre alt war, verkehrte der mehr als vierzigjährige Kral mit ihr und verletzte dabei ihre Gebärmutter417• Infolgedessen konnte aus ihr kein Kind mehr geboren werden. Nachdem die Kaiserin also auch dieser Hoffllung beraubt war, versuchte sie wie der etwas anderes und gönnte sich keine Ruhe. Sie schmeichelte dem Kral mit vielen
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unzähligen Geschenken und überredete ilm, da er keine Hoffnung mehr hatte, von der Kralaina ein Kind zu bekommen, einen anderen Kurs zu wählen418• Er sollte die Nachfolge auf dem Thron der Triballer auf einen der Brüder der Kralaina übertra gen. Das waren Demetrios und Theodor, der Markgraf, der erste damals noch nicht erwachsen, der andere schon Vater von Kindern und in der Lombardei ansässig, wo
hin, wie ich erzählt habe419, seine Mutter ihn als StanImhalter gesandt hatte. Zuerst schickte sie Demetrios zum Kral, damit er, wie gesagt, zum Nachfolger ernannt werde. Sie gab ihm alles Nötige für ein luxuriöses und komfortables Leben mit. / Er wurde auch vom Kral mit Freude empfangen, aber das unwirtliche und trostlose Land setzte ihm mit aller Kraft zu und machte es ihm unmöglich, dort zu bleiben und auf lange Zeit zu wohnen. Die Mutter wurde so auch in den Hoffnungen, die sie auf ilm gesetzt hatte, enttäuscht und sah ilm nach kurzer Zeit von dort zu ihr zurückkehren. Darum ließ sie ihren anderen Sohn, den Markgrafen Theodor, mit glattrasiertem Kinn420 aus der Lombardei kommen. Ihn sandte sie auf die gleiche Weise aus, damit er Nachfolger des Krals von Serbien werde. Auch ilm empfing der Kral mit Freude. Die Unwirtlichkeit und Fremdheit des Landes machten aber, daß auch er sich nicht lange dort aufhielt. Auch er kehrte zurück, grüßte seine Mut ter, die jetzt aller Hoffnungen, die sie auf ihre Söhne gesetzt hatte, beraubt war, und kehrte zu seiner Frau in die Lombardei zurück421. So geschall das damals. Wie es weiterging, werde ich später erzählen. Jetzt müssen wir zu den Katalanen zurückkehren : Nach dem Kampf bei Apros fühlten sie sich stark durch ihren Sieg und durch das Bündnis mit den Turkopulen, die, wie ge sagt422, die Rhomäer im Stich gelassen hatten und zu ilmen übergelaufen waren. Zwei ganze Jalrre [1305-1 306] durchzogen sie wiederholt plündernd das Küsten gebiet und das Landesinnere bis hin nach Maroneia und Rhodope und bis nach Bizye und machten es zu einer menschenleeren Wüste. Dann hatten sie keine Hoffnung mehr, von dort ihren Lebensunterhalt holen zu kö=en, und sie entschlossen sich weiterzuziehen. / Plündernd, was ilmen vor die Füße kam, hofften sie, so einen für sie geeigneten bleibenden Wohnsitz zu fmden. Sie zogen durch das Küstengebirge der Rhodope [zwischen April und Juli 1 3 07]423 und bereicherten sich ungestraft mit einer großen Beute. Die zalli der Türken, Reiterei und Fußvolk zusammen, betrug über zweitausend, die der Katalanen, ebenfalls Reiter und Fußvolk, über fünftau send424• Es war mitten im Herbst, zur Zeit, da Arkturus aufgeht, als sie in die Dörfer von Makedonien einfielen, um sich mit Lebensmitteln für den Winter einzudecken. Nachdem sie auch dort das meiste zerstört und sich eine reiche Beute erplündert hat ten, errichteten sie bei Kassandreia ihr Lager. Kassandreia war früher eine berühnlte Stadt, jetzt aber fast ohne Einwohner. Die Gegend um die Stadt war für ein Winter190
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lager geeignet und nahm, wie gesagt, auch das umherirrende Heer der Katalanen auf. Sie bildet nämlich eine lange Landzunge, die von beiden Seiten von großen Meerbusen eingeschlossen wird. Darin schütten sie in der winterlichen Jahreszeit den reichen Anfall von Schnee ab425• 6. Zu Frühlingsanfang
[1308] brachen sie von dort aufund griffen die Städte von
Makedonien an. Am meisten versprachen sie sich dabei von Thessalonike. Sie über legten, daß diese Stadt groß und schwerreich war, besonders jetzt, da, wie sie hör ten, zwei Kaiserinnen, Eirene und Maria, sich in ihr aufhielten426• Darum glaubten sie, wenn sie erst diese Stadt in ihre Macht bekämen, könne sie nichts mehr daran hindern, von ihr als Operationsbasis aus I die Herren von ganz Makedonien zu wer den. Diesem Plan kam aber der Kaiser zuvor. Zu allererst sandte er Leute aus, die bei Christupolis427 vom Meer bis zur Spitze des naheliegenden Berges eine lange Mauer errichteten ; dadurch wurde diese Stelle zu einer Sperre, die es jedem un möglich machte, gegen den Willen des Kaisers von Makedonien nach Thrakien oder von Thrakien nach Makedonien zu ziehen. Er wußte aber auch, daß die kata lanische Streitmacht drohte, zum Frühlingsanfang gegen Makedonien und die Städte von Makedonien auszurücken. Darum wählte er erfahrene Heerführer aus und sandte sie nach Makedonien, um dort Truppen zu mobilisieren, die die Städte Makedoniens gegen eine eventuelle Belagerung durch die Feinde ausreichend schützen könnten. Auch sollten sie genügend Lebensmittel aus den Siedlungen aus serhalb der Mauern in die Städte bringen und alles andere richtig anordnen. Im Falle einer Belagerung sollten die Verteidiger nicht von innen durch Hunger schwerer in Bedrängnis gebracht werden als durch den Feind von außen. Als der Frühling schon angebrochen war, zogen die Feinde von Kassandreia weg. Ein Teil lagerte ganz in der Nähe der Vororte von Thessalonike, andere gingen auf Beute aus. Sie fanden aber die ganze Gegend von den Bewohnern verlassen. Ihr Kleinvieh und ihre Rinder hatten sie mitgenommen, und auch die Städte waren mit starken Truppen besetzt. D arum entschlossen sie sich, nach Thrakien zurückzukeh ren, denn es war ihnen klar, daß sie es sich nicht erlauben konnten, dort zu sitzen, ihre Zeit zu vertun und sich selbst zugrunderichten zu lassen. Sie führten nämlich, ohne die nötigen Lebensmittel bei sich zu haben, eine zahlreiche Reiterei und viele I Kriegsgefangene mit ; dabei zählten sie selbst nicht weniger als achttausend Mann42 8 • Es bestand unverkennbar die Gefahr, zu verhungern. Kaum aber war dieser Be schluß der Masse der Soldaten bekannt, da erfuhren sie von den Kriegsgefangenen, daß der Weg nach Thrakien nicht offen war. Die vor kurzem bei Christupolis er richtete lange Mauer verschloß ihnen den Zugang vollkommen. Diese Kunde kam
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für die Katalanen völlig unerwartet. Es versetzte sie in Schrecken und machte sie ratlos. Sie wußten nicht, was aus ihnen werden solle. Sie sahen sich von Hunger be droht und fürchteten, daß die Nachbarvölker des rhomäischen Makedoniens, die jedes für sich ihren Angriff erwarteten, einander gegen sie aufhetzten. Wenn diese, illyrier, Triballer, Akarnanier und Thessalier, ein Kriegsbündnis schlössen, könn ten sie von ihnen eingekreist und alle bis auf den letzten Mann niedergemacht wer den, ohne daß es für sie einen rettenden Ausweg gab. Gleichsam in die Enge ge trieben, entschlossen sie sich, eher tollkühn als mutig die Sache anzupacken. Ihr Entschluß war : olme Zögern sclmellstens vorwärts zu rücken und entweder Thes salien zu unterwerfen, das ihnen alles Lebensnotwendige in Überfluß böte, oder auch eins der hinter Thessalien bis zur Peloponnes hin liegenden Gebiete zu erobern. So wollten sie sich in irgendeiner Gegend niederlassen und ihren langen Irrweg be enden, oder, als zweite Möglichkeit, mit einem der Küstenvölker einen Vertrag schließen,
um
ungehindert nach Hause fahren zu können429• Sie brachen also von
dort auf und erreichten in drei Tagen die Berge an der Grenze / Thessaliens, den Olymp, den Ossa und den Peleion. Direkt in der Nähe errichteten sie ihr Lager, verwüsteten die Gegend und versahen sich reichlich mit den nötigen Lebensmitteln. Folgendes hätte ich beinahe übergangen. Wir müssen also etwas zurückgehen, da mit meine Erzählung ordnungsgemäß fortschreitet. Wie ich mitgeteilt habe430, zogen mit den Lateinern auch dreitausend Türken mit. Elfhundert davon, sagte ich, stellten die Leute, die nach Sultan Azatines' Flucht zu den Skythen unter Füh rung von Melik zurückgeblieben waren. Sie hatten die heilige Taufe empfangen und waren in das rhomäische Heer aufgenommen worden. Durch die Nachfolge ihrer Kinder hatte sich ihre Zahl vermehrt. Später waren sie von den Rhomäern abgefallen und zu den Katalanen übergelaufen. Das war unmittelbar vor der Schlacht bei Apros. Die Mehrzahl der Türken bildeten aber die Leute, die unter Führung von Khalil aus Asien herübergekommen waren, um den Katalanen als Söldner im Krieg beizustehen. Als die Katalanen, wie gesagt, nach Thessalien marschierten, begannen die Türken sich gegen sie aufzulehnen. Sie setzten kein Vertrauen mehr in das Zu sammengehen mit ihnen und hielten es auf die Dauer für sich für nicht ganz unge fährlich. Die Anführer der Türken, Melik und Khalil, kamen darum mit dem Führer der Katalanen zusammen und eröffueten Verhandlungen über ein friedliches Aus einandergehen. Dieser erfüllte ihre Bitte gern. Die Katalanen brauchten ja die Hilfe der Türken nicht mehr, seit sie das rhomäische Gebiet verlassen hatten. Man verteilte in angemessener Weise / die Kriegsgefangenen und die Beute, die man mitführte, und ging froh auseinander431• Über die weitere Geschichte der Türken werde ich unten noch mehr zu erzählen haben.
ÜB E R S ETZUNG: K A PI T E L VII 7. Nachdem die Katalanen sich von den Türken getrennt hatten, blieben sie allein
und überwinterten [I308-I309], wie gesagt, vor den Bergen Olymp und Ossa432• Als der Frühling kam, brachen sie von dort auf und zogen über die Gipfel der Ber ge und durch das dazwischen gelegene Tempe. Noch ehe der Sommer eintraf, fie len sie in die thessalische Ebene ein. Sie fanden dort eine vortreff liche und frucht bare Gegend und blieben das ganze Jahr [I309-I3 IO]. In dieser Zeit verwüsteten sie das Land und zerstörten, ohne auf Widerstand zu stoßen, alles, was nicht von Stadt mauern geschützt wurde. Der thessalische Staat war damals schwach, denn sein Herrscher war jung und ohne jede Erfahrung in der großen Politik433• Er litt außerdem an einer chronischen Krankheit und konnte jeden Augenblick sterben. Mit ihm wäre auch die Sebastokratorenherrschaft, die er von seinen Vorfalu:en geerbt hatte, erloschen. Er hatte zwar kurz zuvor Eirene, die uneheliche Tochter des Kaisers Andronikos geheiratet, aber er hatte mit ihr kein Kind gezeugt, das ihm hätte nachfolgen können434• Darum waren die dortigen Angelegenheiten nicht, wie sie hätten sein sollen, und es drohten für die Zukunft noch größere Unruhe und Aufruhr, denn es war noch völlig unklar, wer die Nachfolge anträte. Da also der Herrscher des Landes todkrank war und die Feinde / wie ein Feuer das Gebiet angriffen und zer störten, entschloß der Rat der Vornehmsten des Landes, auf die Feinde mit Geld einzuwirken und mit üppigen Geschenken die GesiImung der Anfülu:er zu kaufen, ehe diese Dinge ihnen von feindlicher Hand geraubt würden. Sie wollten ihnen auch Fülu:er versprechen, die sie nach Achaia und Boiotien begleiteten, einem herr lichen und fruchtbaren Gebiet mit vielen Reizen und am meisten von allen geeig net zum Wohnen. Und falls die Katalanen Bündnisse benötigten, auch dazu wären sie gerne bereit, und sie wollten ihnen Freunde sein auf Lebenszeit. Das gefiel auch den Lateinern und entsprach ganz ihrem Wunsch. Sie sagten sich nämlich: ))Wenn wir es auf Krieg und Kampf ankommen lassen, wird das Land verwüstet und sein Reichtum zerstört. Wir kommen dann wieder vom überfluß zum Mangel an allem, worauf unsere ganze Anstrengung gerichtet ist. Dazu weiß niemand außer Gott, wem der Sieg zufällt. Uns Menschen ist das immer zweifelhaft und nie klar. Ein glücklicher Ausgang wird von allen Menschen gleichermaßen erhofft, und unsere Gegner rechnen sich nicht weniger den Sieg aus als wir. Was den Sieg angeht, so haben wir kein Erbrecht darauf für die Zukunft, und auch die Erwartung, die sie vielleicht hegen, kann falsch sein. Die Unwegsamkeit der Berge, mit welchen die Natur das Land von vielen Seiten her befestigt hat, bietet seinen Besitzern Sicher heit wld gibt ihnen Mut, uns aber machen die hochgelegenen Festungen eine Be lagerung unmöglich. Darum, wie die Sache auch sei, leicht wird es für uns, / die wir fern von unserem Vaterland in der Fremde urnherirren, auf keinen Fall sein. Es 193
ÜBERS E TZUN G : K APITEL VII wäre denn auch sehr unvernünftig, die Möglichkeit, ohne Mühe so viel Geld zu be kommen und dazu noch solche Freunde und Verbündete auszuschlagen und um un sicherer Hoftllungen willen großen Gefahren entgegenzugehen.« Aufgrund dieser Einsichten und Überlegungen schlossen die Katalanen zu den genannten Bedingun gen einen Vertrag mit den Thessaliern435. Zu Frühlingsanfang [ 1 310] erhielten sie von ihnen das Geld und die Begleiter und zogen über die Berge an der anderen Gren ze von Thessalien. Sie durchzogen den Thermopylenpass und lagerten in Lokris am Fluß Kephisos. Dieser große Fluß entspringt dem Parnaß und strömt in östliche Richtung. Er bildet die Südgrenze gegen das opuntische und epiknemidische Louis, die Nord- und Ostgrenze für das ganze Inland von Achaia und Boiotien. Er bleibt sehr breit und unverzweigt bis in die Ebenen von Lembadia [Levadia] und Haliar tos und teilt sich dann in zwei Flüsse mit den Namen Asopos und Ismenos. Der Aso pos strömt durch das attische Land ins Meer, der Ismenos mündet bei Aulis in die Meerenge von Euboia, dort, wo einst die Helden von Hellas vor Anker gegangen sein sollen, als sie sich für die Ausfahrt gegen Troja sammelten436• Der Herrscher von Athen und Theben und dem ganzen Gebiet437 erfuhr vom Heranrücken der Feinde. / Dieser Herrscher hieß, wie ich oben gesagt habe438, Großprimikerios, 'wurde aber durch Entstellung der Aussprache im Volksmund Großkyrios genannt. Als nun die Katalanen ihn baten, sein Gebiet durchziehen zu dürfen, wohin sie gehen möchten, gestattete er es ihnen nicht489• Ja, er sprach mit großer Überheblichkeit und Verachtung über sie, als brauche man sich nicht viel um sie zu kümmern. So mobilisierte er während des Herbstes und des Winters, bis zum Frühling, seine Streitkräfte. Auch die Katalanen rüsteten sich; sie wollten ent weder im Krieg fallen oder in Zukunft ruhrnvoll leben. Als der Frühling kam
[13II], zogen die Katalanen über den Kephisos und kampierten nicht weit vom Fluß in Boiotien. Dort hofften sie, die Schlacht liefern zu können. Die zahl der katalanischen Reiter betrug
3500, die ihres Fußvolkes 4000. In letztere Abteilung
waren auch viele gute Bogenschützen aus den Kriegsgefangenen eingegliedert wor den. Als sie hörten, daß die Feinde bald erschienen, pflügten sie dort, wo sie sich entschlossen hatten, zu kämpfen, die ganze Erde um. Dann gruben sie ringsum einen Graben und leiteten durch Kanäle aus dem Fluß reichlich Wasser in die Ebene. So machten sie einen pfuhl daraus, der den pferden keinen festen Untergrund bot. Im Schlamm eingeklemmt, würden sie ihre Hufe kaum bewegen können. Als der Frühling halb vorbei war440, erschien der Herrscher des Landes mit einem großen Heer. Es war zusammengewürfelt aus Thebanern, Athenern, Platäern und einer Auswahl von Louern, Phokäern und Megarem. Er verfügte über mehr als
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6400 Reiter, / 8000 Mann Fußvolk und ein Übermaß an Eigendünkel und Hochmut.
ÜBER S E TZU N G : KAPITEL VII Er hoffte nicht nur, die Katalanen sofort zusammenzuhauen, sondern auch das ganze Gebiet und sämtliche Städte bis hin nach Byzanz sich unterwerfen zu können. Doch das Gegenteil geschah. Da er auf sich selbst baute und den Ausgang der Dinge nicht in die Hand Gottes legte, wurde er im Nu zum Gespött der Feinde. Er sah näm lich die Ebene mit dichtem grünen Gras bewachsen und ahnte überhaupt nicht, was geschehen war. Darum ermutigte er mit lautem Geschrei seine Leute und stürmte mit seiner ganzen Reiterei gegen die Feinde, die unbeweglich
am
Rande
der Ebene standen und den Angriff abwarteten. Noch bevor sie bis zur Mitte der Ebene gekommen waren, blieben die pferde stecken. Die nasse Erde gab unter dem stürmischen Ritt besonders nach und hielt die Pferde wie mit starken Fesseln ge fangen. Ein Teil der pferde wälzte sich mit ihren Reitern im Schlamm, andere ver loren ihre Herren und irrten durch die Ebene, wieder andere blieben mit ihren Hu fen so tief stecken, daß sie wie Reiterstatuen an einer Stelle verharrten. Dieser Vor gang ermutigte die Katalanen; sie umzingelten die Feinde und töteten sie mit Pfei len bis auf den letzten Mann. Dann setzten sie sofort mit der Reiterei den Flüchten den nach und verfolgten sie bis Theben und Athen. Durch ihren unerwarteten Angriff eroberten sie diese Städte leicht, samt ihrem Reichtum, Frauen und Kindern. So fiel wie beim Würfelspiel plötzlich die Macht den Katalanen zu, und so konnten sie ihre lange Irrfahrt glücklich beenden. Seitdem haben sie / bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört, die Grenzen ihrer Herrschaft nach und nach zu erweitern441• Das war die Geschichte der Katalanen.
8. Die Türken zersplitterten sich nach der Trennung von den Katalanen in zwei Gruppen; die eine folgte Khalil, die andere Melik. Melik war früher mit seinen Leu ten getauft worden und hatte vom Kaiser reichlich Sold erhalten. Später hatte er sei nen Treueid gebrochen, die Gebote und Gesetze der Religion mißachtet und war zu den Feinden der Rhomäer übergelaufen. Darum hatte er absolut keine Hoffuung, mit den Rhomäern noch Freundschaft schließen zu können, und folgte lieber einer Einladung des Krals von Serbien, als den Rhomäern unter die Augen zu kommen. Mit tausend Reitern und fünf hundert Mann Fußvolk begab er sich dorthin und übergab dem Kral von Serbien auf Befehl Waffen und Pferde. Er und seine Leute sollten künftig ein bürgerliches Leben führen. Nur wenn Krieg es erforderte, sollte eine vom Kral zu bestimmende Zahl die Waffen wiederaufuehmen und mit dem Heer der Triballer ausrücken442•
Khalil blieb mit 1300 Reitern und achthundert Mann Fußvolk in Makedonien und versuchte, mit den Rhomäern ein Abkommen zu schließen. Er stellte zwei For derungen: man sollte ihn durch die Bergenge bei Christupolis ziehen lassen, mit
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ÜBER S E T Z U N G : KAPITEL VII rhomäischen Schiffen über den Hellespont setzen und mit der gesamten Beute in seine Heimat zurückkehren lassen. Der Kaiser hörte die Gesandtschaft an und erin nerte sich, welch furchtbaren / Schaden sie dem Gebiet der Rhomäer zugefügt hat ten. Darum wünschte er sie wie eine schwere Last schnellstens abzuschütteln. Er sandte sogleich seinen besten Heerführer Senachereim, damals Großstratopedarch, mit dreitausend Mann Reiterei und ließ die Türken von Makedonien nach Thra kien und bis zum Hellespont begleiten443• Die Anführer und Soldaten der Rhomäer sahen, wie die Feinde mit einer Riesenbeute aus Pferden, Geld und anderem Reich tum aus dem rhomäischen Land nach Asien übersetzen wollten, und es schien ihnen llilerhört, dies zuzulassen. Vielleicht dauerte sie die Lage des rhomäischen Staates, vielleicht wurden sie verführt durch die Hoffuung auf Gewinn und Beute, jeden falls stellten sie Überlegungen an, die mit dem Abkommen in Widerstreit waren. Sie stellten den Türken keine Schiffe für die Überfahrt nach Asien und entschlossen sich, sie nachts anzugreifen. Das entging den Türken nicht. Deshalb verlegten sie ihr Lager und bereiteten sich auf den Kampf mit den Rhomäern vor. Ja, sie über rannten eine der nahegelegenen Festungen und rüsteten sich, um diese als Opera tionsbasis für den Kampf und den Krieg gegen die Rhomäer zu nutzen. Das zer schlug den Plan der Rhomäer und zwang sie, in großer Entfernung von den Türken zu lagern, bis sie den Kaiser über den Vorfall unterrichtet hätten. Damit ging viel Zeit verloren, denn die rhomäischen Herrscher haben, weiß ich weshalb, die Ge wohnheit, dringende Angelegenheiten sorglos zu behandeln. Die Barbaren waren inzwischen nicht untätig. Sie holten sich in kurzer Zeit aus Asien / bei ihren Stam mesbrüdern nicht geringe Verstärkung. Darauf unternahmen sie fortlaufend plötz liche und unerwartete Streifzüge, bald hierhin, bald dorthin, und verwüsteten das Land. Die Anführer der rhomäischen Truppen fanden es höchst unpassend, tatenlos zuzusehen, wie das Land verwüstet wurde. Sie wollten dem vorbeugen, daß die Feinde noch dreister würden und daß die Lage der Rhomäer sich noch verschlim merte. Darum hielten sie es für nötig, Kaiser Michael zu zwingen, das gesamte Heer zusan1IDenzuziehen, die Feste zu belagern und die Feinde zu vernichten. So geschah es, und alle Truppen mit ihren Anführern versammelten sich um den Kaiser. Das war noch nicht alles. Sogar eine Menge Leute, welche nach Ackerboden und Spaten rochen, strömten ZUSan1IDen und brachten ihre Hacken und Spaten mit. Sie zogen nicht so sehr deshalb aus, um Krieg zu führen, als vielmehr, um eine bereitliegende Beute einzuheimsen; sie wollten nicht nur die Feinde vernichten, sondern auch die Festung selbst ausräumen. So brachen unter der Führung des Kaisers die Strategen mit ihren Truppen auf und marschierten gegen die Feinde, begleitet von einer Menge Handels- und Landvolk, von nach Hacke und Spaten riechenden Leuten, die
ÜBE R S ETZUNG: K A PI T E L VII alle spontan mitzogen. Die meisten von diesen hatten keine Erfahrung und sahen nur die Chance auf Gewinn. Die damit verbundenen Gefahren übersahen sie ganz und gar. Die Feinde sahen sich im gegnerischen Land umzingelt und dem Gegner zahlenmäßig weit / unterlegen; darum traten sie mutig der selbstgewählten Gefahr entgegen. Die Rhomäer hingegen zeigten sich genau in dem Maße nachlässig und zogen gegen sie, ohne sich um Kriegstaktik zu kümmern, da sie an Rüstung und Zahl den Feind übertrafen. Sie waren sich offenbar dessen nicht bewußt, daß nichts in der welt beständig und sicher ist, sondern daß, wie Platon sagt, alles Menschliche Gottes Spielzeug ist444, daß alles ohne ersichtlichen Grund auf- und niedergeht und einen unberechenbaren wechselhaften Lauf nimmt. Zuerst hatte allein schon das Gerücht die Feinde in Furcht vor den rhomäischen Truppen versetzt, und sie hatten sich schon mehr zu den Toten als zu den Lebenden gerechnet. Als sie jetzt aber sahen, wie undiszipliniert diese aufmarschierten, faßten sie neuen Mut für den Kampf. Ihre Besitztümer und Frauen und alles, was sie für den bevorstehenden Waffengang nicht benötigten, brachten sie innerhalb von Wällen und Gräben in Sicherheit, die sie zuvor zu ihrem eigenen Schutz sorgfältig angelegt hatten. Dann wählten sie ihre besten Reiter aus und bewaffueten sie ausgezeichnet. Die Gruppe zählte nicht weniger als siebenhundert Mann. Sie llilternahmen einen Ausfall und rannten plötzlich auf die kaiserliche Standarte zu. Diese war weder an einer sicheren Stelle aufgerichtet, noch hatte man sich
mn
eine hinreichende und diszi
plinierte Überwachung bemüht. Der plötzliche Ansturm der Feinde verwirrte zu allererst jenen zusammengelaufenen Haufen Landvolk, der sogleich und unauf halt sam die Flucht ergriff. Darauf stahlen sich in kleinen Gruppen auch andere davon und schließlich flüchteten alle unverwandt, ohne daß es einen Kampf gegeben hatte. Der Kaiser allerdings wollte das Heer zur Aufstellung sammeln, doch er fand bei niemandem Gehör. Da gab er es auf und ging traurig / und weinend den gleichen Weg. Er betrachtete das Geschehene als eine deutliche Strafe Gottes für seine alten und neuen Sünden. Die meisten Anführer schämten sich über die undisziplinierte Flucht und leisteten einige Zeit Widerstand. Sie lenkten den Angriff der Feinde auf sich und verhinderten so, daß sie die flüchtenden Rhomäer und den Kaiser selbst verfolgten. Schließlich wurden sie von der gesamten Streitmacht der Feinde um zingelt und ergaben sich. Die Feinde setzten sie gefangen und verteilten das Geld des Kaisers unter sich, wie auch die kaiserlichen Insignien, die sich im Zelt des Kai sers befanden. Darunter war auch die Kopf bedeckung des Kaisers, die, wie üblich, mit Steinen und Perlenreihen besetzt war. Khalil soll sie sich selbst aufgesetzt und dabei den Kaiser verspottet und lächerlich gemacht haben445•
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ÜBER S E TZUNG: KAPITEL VII 9. Um diese Zeit abdizierte Patriarch Athanasios und weihte sich dem beschauli chen Leben in seiner Zelle im Xerolophosviertel [September 1309]446. Der Grund hierfür war folgender: einige Leute, die einen tiefen Groll gegen ihn hegten, konnten es nicht ertragen, ihn so lange im Besitz seines hohen Postens zu sehen. Damals ging schon das achte Jahr zu Ende, seitdem er zum zweiten Mal den patriarchalen Thron bestiegen hatte. Darum ersannen sie eine abscheuliche und gottlose Hinterlist gegen ihn: Athanasios lebte, auch als er noch im Besitz der patriarchalen Macht war, meistens in seiner Zelle bei Xerolophos. Das nutzten sie aus, um die Fußbank I des Patriarchenthrones zu stehlen. Darauf malten sie das Bild des Erlösers Christus und links und rechts davon Kaiser Andronikos mit einem Zaum im Mund und Patriarch Athanasios, der ihn daran hinter sich her zog, wie ein Rosselenker sein Pferd. So stellten sie die Fußbank wieder an seine Stelle zurück, ich meine vor den patriar chaien Thron. Darauf mimten einige, dies unerwartet gesehen zu haben, und be schuldigten den Patriarchen verleumderisch einer gottlosen Haltung gegenüber dem Kaiser. Der Kaiser hieß die Verleumder vor ihm erscheinen und stellte fest, daß ohne Zweifel sie selbst dieses gottlose Verbrechen inszeniert hatten. Darum verurteilte er sie zu langjährigem schweren Kerker. Der Patriarch war aber unzufrieden, daß er sie nicht weit härter bestraft hatte, und dankte sofort ab. Zwei Jahre verstrichen, dann bestieg Niphon, der Metropolit von Kyzikos, den patriarchalen Thron [11. April 1310)447. Da der Kaiser es so wollte, gaben die Bi schöfe nach und erhoben ihn auf den hohen Posten des Patriarchen. Dem Mann fehlte nicht nur in höherem Maße als üblich jede weltliche Bildung, sondern auch die kirchliche; er konnte mit eigener Hand keinen Buchstaben zu Papier bringen. Er hatte von der Bildung nur mit den Fingerspitzen genippt448 und sich anson sten mit seinem natürlichen Talent begnügt. Er war von Natur aus sehr klug und begabt, und wenn er sich dem Studium überlassen hätte, wäre er sicher zu den größten Gelehrten zu rechnen gewesen. Bei ihm überwogen jedoch die Geldgier, niedriger Ehrgeiz und das Verlangen nach weltlichem Ruhm. Diese beschäftigten seine ganze natürliche Klugheit I und sogen gewissermaßen wie die Ebbe Tag und Nacht alle seine Sorgen auf. Darum denn auch war er äußerst erfahren in allen wirtschaftlichen Angelegenheiten: Baumpflanzung, Weinbau, Baugewerbe, kurz gesagt, in allem, was die Scheunen und die Weinkeller füllt und die Geldbörse platzen läßt und derer es jedes Jahr größere verlangt. Schweigen wir über Luxus in Klei dung, über den Besitz von stolzen, hochnackigen Pferden, über exquisite Speisen, die nicht dick machen und die Hautfarbe nicht verderben. Auch den Frauen widmete er einen Teil seiner Sorgen und das nicht nachlässig und gleichgültig, sondern als wäre es sozusagen eine unabdingbare Notwendigkeit. Dieser Zug veranlaßte ihn auch, die
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ÜBER S ETZUN G : KAPI T E L VII
Aufsicht über die Verwaltung der Angelegenheiten und der Besitzungen von Frauen an sich zu ziehen, ich meine, von zwei Frauenklöstern - Pertze und Krataiu hießen sie449• Das gab ihm einerseits Gelegenheit, sich von den Einkünften dieser Klöster Geld anzueignen, angeblich wegen Baukosten, und andererseits, sich dort öfters mit dem nötigen Aufwand und Luxus aufzuhalten. Gegenüber Leuten mit Eigen schaften oder Fähigkeiten, die im allgemeinen allen Menschen und besonders den Kaisern gefallen, / benahm er sich äußerlich, als wäre er ihr Freund, aber heimlich haßte er sie alle und nährte in sich Neid und Mißgunst gegen sie. Er zögerte auch nicht, die Ohren des Kaisers immer wieder mit Lästerungen, bald gegen diesen, bald gegen jenen zu belästigen, und benahm sich ähnlich wie die Libysche Schlange: in Libyen soll es nämlich eine Schlange geben, die einer Natter gleicht und die sich mit soviel Sand überschüttet, daß sie von den Passanten nicht gesehen werden kann. Nur das geöfIllete Maul guckt aus dem Sand hervor und bereitet mit der Zunge den Spazierenden ein unerwartetes Verderben450• Nur in einer Sache scheint Niphon dem Kaiser einen guten Rat gegeben zu haben und auch diesen nicht spontan, sondern, da er das brennende Verlangen des Kaisers in dieser Angelegenheit kannte, erweckte er den Eindruck, zu diesem Plan beigetra gen zu haben: er wirkte nämlich mit beim Zustandekommen des kaiserlichen De krets, daß die Arseniten, die sich einmal aus nichtiger Ruhmsucht von der univer salen Kirche Gottes getrennt hatten, wieder aufgenommen werden sollten451• Sie und ihre Nachkommen sollten nicht länger der Gefalrr des geistigen Todes ausge setzt sein und nicht auch noch andere irreführen und ins gleiche Verderben stür zen. Der Kaiser stimmte dem Rat des Patriarchen zu, da er selbst schon lange das gleiche wollte. Darauf strömten von vielen Seiten zalilieiche Arseniten zusanrrnen, gleichsam wie Riesen an einem Tag aus Felsen und Sträuchern entsprossen452• Sie waren in zerrissene Lumpen gehüllt und trugen in der Tiefe ihrer Herzen verbor gen ihre maßlose nichtige Ruhmsucht. Sie brachten beschwerliche und die Ohren kränkende Gesuche vor, um der Menge zu beweisen, daß sie sich nicht / ohne Grund abgesondert hatten. An erster Stelle verlangten sie, daß der LeiclUlam des Patriarchen Arsenios aus dem Kloster des hl. Andreas auf elrrenvolle Weise in die Große Kirche der göttlichen Weisheit überführt würde. Zweitens, daß dem Priester stand eine Buße auferlegt würde und zwar eine vierzigtägige Suspendierung vom Opferdienst. Drittens, daß auch das ganze Volk gemäß bestimmten Bedingungen durch Fasten und Gebet eine reinigende Buße ablegen sollte. Dazu stellten sie noch andere genauso unsinnige Forderungen. Der Kaiser bemühte sich indes, sie alle zu erfüllen, um das große Gut des Friedens und der Eintracht zu gewinnen. Die aus dem Schisma Heimgekehrten wollten aber auch noch mit entsprechenden Ehrungen 199
ÜBE R S E T Z U N G : KAPITEL VII
belohnt werden, mit der Führung von Metropohtien, mit dem Vorstand von Klö stern, mit Einfluß am Hof, mit der Einnahme von jährlichen Einkünften. Alle, die nicht auf diese Weise entlohnt wurden, lösten sich bald wieder aus der Gemein schaft und leben seitdem erneut nach ihrer früheren eigentümlichen Art und in ihren Splittergruppen. Der Patriarch nun bestieg, von den versammelten Arseniten selbst dazu aufgefordert, den Ambon, und vor dem Leichnam des Arsenios verkündete er, mit den liturgischen Gewändern bekleidet, quasi im Namen des ArselllOS über das ganze Volk die Lossprechung453. 10. In dieser Zeit wurden die Barbaren nach dem oben erwähnten Sieg so dreist wie überhaupt möglich: sie verwüsteten und verheerten auf die schlimmste Weise das rhomäische Land in Thrakien. Fast zwei volle Jahre [12II-1212] konnten die Rhomäer ihre Städte nicht verlassen, um zu pflügen und zu säen. Das erfüllte / die Kaiser mit tiefem Schmerz und qualvollen Sorgen. Die Hoffllung auf Rettung durch die rhomäischen Truppen hatten sie schon völlig aufgegeben. Sie hatten endlich ver standen, daß sich gegen diese der Zorn Gottes erhoben hatte, aber die Gründe dieses göttlichen Zornes waren ihnen unverständlich, ich weiß nicht warum. Ihre ganze Sorge war deshalb, irgendwoher Söldnertruppen als Verbündete herbeizuschaffen. Damit verging nicht wenig Zeit. Sie berechneten nämlich, daß die Ausgaben hoch und für die kaiserliche Kasse kaum noch zu tragen sein würden, da diese jetzt gerade infolge der Verheerung des Landes mehr denn je unter Geldnot litt. Die Lage duldete aber kein tatenloses Zusehen, und darum bat Kaiser An dronikos durch eine Gesandtschaft seinen Schwiegersohn, den Kral von Serbien, um militärische Hilfe [Ende 1212]454. Ehe die Hilfe von dort ankam [1313], ließ der Herr, der alles zustandebringt und zum Besten wendet, einen Mann aufstehen und erfüllte ihn mit männlichem Eifer: es war ein Mann aus dem Adel, ein Mit glied des Senats und Verwandter des Kaisers, PlUles Palaiologos, der später vom Kaiser mit dem Stab des Protostrators ausgezeichnet wurde455. Dieser lebte am Hof und genoß wegen seiner aufrichtigen und warmen Zuneigung zum Kaiser und wegen seines vornehmen Lebenswandels das allergrößte Wohlwollen des Kaisers. Er scmen aber ohne Ausbildung und Erfahrung in militärischen Angelegenheiten, denn er war körperlich schwach und kränklich. Außerdem widmete er sich nur den göttlichen Dingen, verbrachte I die meiste Zeit in Kirchen und machte es sich zur Aufgabe, alles Heilige ehrfurchtsvoll zu verehren. Diesen Mann bedrückte es, Kai ser Andronikos von schweren Sorgen geplagt zu sehen. Er ging zu ihm und sagte: »Laß mich zu den rhomäischen Streitkräften gehen und ein kleines Heer auswählen mit den Lochagen und Taxiarchen, die ich selbst will, und gib mir reichlich Mittel, 200
ÜBER S ETZU NG: KAPITE L VII um die Mannschaften und die Lasttiere mit dem Nötigen zu versorgen. In mein Herz hat sich die wohltuende, feste und unerschütterliche Hoffllung auf Gott ge senkt, die mich überredet, Ilmen zu versichern, daß Sie mich baldigst einen Sieg über diese Barbaren werden davontragen sehen«. Der Kaiser ließ sich durch diese Worte überreden und sagte dazu: »Mit Recht fmdet Gott keinen Gefallen an den Muskehl des Mannes [Ps. 146, 10] oder an der Größe seiner Kraft [Ps. 32, 16], wie er selbst durch den Propheten David verkündete, sondern an einem reumütigen Herzen und einem demütigen Sinn [Ps. 33, 18 bzw. 50, 17; 146, 3 + Dan. Th. 3,
39]. Meinem Sohn, Kaiser Michael, zürnt er, glaube ich, wegen der Sünden seiner Vorfahren, und darum leiht er
ihm seine Unterstützung nicht. Diesem Mann aber
mit seinem heiligen Lebenswandel und Charakter wird er sie vielleicht geben; delID kostbarer ist beim Herrn Heiligkeit und ein Leben ohne Sünden als bewaffllete Macht. Ich habe mich umgeschaut auf Erden und gesehen, heißt es in der Schrift,
daß nicht dem Schnellen der Lauf, nicht den Mächtigen der Krieg, nicht dem Wei sen das Brot, nicht den Klugen der Reichtum und nicht den Gelehrten die Gunst sicher ist, denn von Zeit und Zufall sind sie alle abhängig [Ecclesiastes 9,
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Kaiser erfüllte Philes palaiologos I gerne jede Bitte und gab ihm Geld und Waffen und Pferde, soviel er wollte und welche er wollte. Nachdem Philes das alles erhal ten hatte, wie er es wünschte, weckte er zuallererst durch allerlei Gunstbeweise und Geschenke bei seinen Soldaten den Angriffsmut; er verteilte dazu Geld, Pferde, Waffen und Trinkbecher. Er löste sogar einmal seinen eigenen Gürtel und schenkte
ilm einem Soldaten und einem anderen gab er seinen Dolch. Er teilte auch das Le ben seiner Soldaten und war eines Sinnes mit ilmen. Er versprach für die Zeit nach dem Kampf Ehrenposten und große Geschenke, je nachdem jeder kämpfen würde. Später malmte er sie, jedes Unrecht zu vermeiden, und verteilte viel Geld an die Priester, damit sie für ilm und sein Heer beteten. Auch hielt er es für nötig, heimlich Späher auszusenden, bevor er aus der Kaiserstadt auszog, um das Lager der Feinde zu beobachten. Er wollte ja nicht auf gut Glück ausziehen. So erfuhr er, daß Khalil vor drei Tagen tausend Mann Fußvolk und zweillUndert Reiter ausgewählt und ausgesandt hatte, um das Land um Bizye zu plündern und
ihm von dort eine
reiche Beute mitzubringen. Er zog darauf schnellstens aus, denn er wollte mit den Feinden vor ihrer Ankunft im Lager, während sie noch mit der Beute auf dem Rückweg waren, zusammentreffen. Drei Tage nach dem Aufbruch aus den Vororten der Kaiserstadt erreichte er einen Fluß, den die Einheimischen Xerogypsos nennen: das Land ist dort flach und die Ebene ist bestens geeignet, um ein Lager zu errichten und eine Schlacht zu liefern. Da schlug er also die Zelte auf und wies jedem seinen Platz in der Schlacht-
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ÜBERSETZUN G: KAPITEL VII ordnung zu: den Taxiarchen, / den Lochoi, den Lochagen, dem Nachtrab; er er munterte sie häufig mit freundlichen Worten, prostete ihnen zu und tat alles, was die Kampf bereitschaft der soldaten fördert. Zwei Tage verstrichen, da kamen um Mit ternacht die Späher mit der Nachricht, die Feinde seien in der Nähe; mit einer gro ßen Beute, Männern, Frauen, kleinen Kindern und Vieh befänden sie sich auf dem Rückweg. Mit Sonnenaufgang erschienen die Feinde. Auch sie sahen von weitem das feindliche Lager, welches durch den Glanz seiner waffen erstrahlte. Sie machten Halt und rüsteten sich für den Kampf. Zuallererst stellten sie ihre Wagen in einem Kreis auf und führten ihre Kriegsgefangenen gefesselt darin zusammen samt der übrigen Beute. Dann bestreuten sie ihr Haupt mit Staub, streckten ihre Hände aus zum Himmel und nahmen die Waffen auf. Schon sahen sie auch das rhomäische Heer, in Reih und Glied geordnet, gegen sich vorrücken. Hinter Fußvolk und Reiterei ritt Philes und dirigierte seine Truppen, die er mit allerlei Worten zum Kampf anfeuerte. Als erster sprang der Taxiarch des rechten Flügels mit seiner Ab teilung auf die Phalanx der Barbaren ein. Er verwundete den
ihm gegenüber
stehenden Feind tödlich und warf ihn vom pferd und nach ihm einen zweiten. Dar auf wurde sein eigenes Pferd getroffen und er zog sich aus dem Kampf zurück. Das erschütterte einen Augenblick die rhomäische Schlachtordnung und ermutigte die Feinde. Mit undeftnierbarem Lärm und Geschrei wollten sie zur Verfolgung anset zen, aber Philes verhinderte das. Er ritt an seinen Truppen, / Fußvolk und Reiterei, entlang und rief ilmen ermunternde Worte zu. Und während er selbst lmter vielen Tränen Gottes Hilfe anrief und ilm bat, nicht zuzusehen, wie die Herrschaft der Rhomäer in kurzer Zeit ganz zugrundegehen würde, Behte auf der anderen Seite, jammernd und schreiend, mit heißen Seufzern und Träl"len, die Masse der Kriegs gefangenen um Hilfe von oben. Jetzt kam es zum Handgemenge zvvischen dem Fußvolk der Rhomäer und der Barbaren; man traf und wurde getroffen, man tötete und wurde getötet. Es war ein mächtiges und gewaltiges Gefecht, denn beide Heere kämpften mit großer Tapferkeit. Mit dem Gros der Reiterei umstellte Philes die feindliche Streitmacht. Dann brach er mit den Bewaffueten auf der Flanke in die feindliche Schlachtordnung ein, drang bis zur Mitte vor und verursachte Verwir rung und Chaos. Die Barbaren hielten nicht stand und wußten nicht mehr, was tun. So wurden sie vollkommen eingeschlossen und erbarmungslos niedergemetzelt. Die Rhomäer töteten sie alle bis auf wenige Reiter und beeilten sich
dann, den Zu
gang zum Chersonnesos zu erreichen. Ihr Ziel war es, die übrigen Barbaren wie in einem Netz zu fangen, um sie anschließend leicht vernichten zu können. Dort ange kommen, bauten sie ihr Lager auf und genossen die Siegesfeier, wie auch die Ehren beweise und Geschenke des Kaisers. Dieser sandte zudem sofort fünf Trieren, die im 202
ÜB ERSETZUNG: KAPITEL VII Hellespont patrouillieren und verhindern sollten, daß heimlich I eine Trupperunacht von den Barbaren auf dem gegenüberliegenden Ufer zu Khalil übersetze. So war die Lage, als das schon viel früher herbeigerufene Hilfskorps der Triballer eintraf, eine Elitetruppe von zweitausend Reitern456• Außerdem erschien der Podesta der Latei ner von Galata am Hellespont mit acht Trieren und Belagerungsmaschinen; er bot den Rhomäern spontan seine Hilfe an457• Nun näherten sich von der einen Seite das rhomäische und das serbische Heer und von der anderen das Heer der Trieren der Stadt, worin die Barbaren sich auf hielten. Getrennt nach Volk und Stamm kampier ten sie rings um die Stadtwälle. Die Rhomäer und die Lateiner waren gewandt im Belagerungskampf. Sie stellten ringsherum allerlei starke Wurfrnaschinen auf und beschossen die Stadt mit einer Menge von Steinen. Sie brachten den Barbaren große Verluste an Menschen und Tieren bei. Das taten sie ohne Unterbrechung Tag und Nacht. Die Barbaren sahen ihren Untergang schon vor Augen und entdeckten kei nen Fluchtweg, da sie auf allen Seiten von starken Streitkräften eingeschlossen waren. Sie entschlossen sich darum, auf folgende Weise alles aufS Spiel zu setzen: man wollte heimlich nachts einen Angriff unternehmen, und zwar lieber auf das rhomäi sche Heer als auf die anderen, denn man war gewöhnt, es zu besiegen, und hielt die Rhomäer noch für verängstigt aufgrund ihrer früheren Mißerfolge. Durch einen Sieg über die Rhomäer hoffte man, auch die anderen Armeen zu verwirren und so eine Unterbrechung der Belagerung zu bewirken. Zum ersten Mal aber bekamen sie damals zu spüren, daß sie die Rhomäer falsch einschätzten. Diese bemerkten sofort den Angriff I der Barbaren, denn sie hielten bewaffuet Wache und wechselten ein ander im Laufe der Nacht häufig ab. Die Feinde wurden zurückgeschlagen, als ob sie eine starke Feste angegriffen hätten, und kehrten beschämt um. Sie wollten es aber dabei nicht lassen, denn die Belagerung trieb sie in die Enge. Darum entschlos sen sie sich, es noch einmal bei den Triballern zu versuchen. Bei diesen widerfuhr ihnen aber das gleiche, und nun gerieten sie in äußerste Verzweif lung. Am nächsten Tag um Mitternacht warfen sie ihre Waffen weg und gingen mit vollen Armen und Börsen zu den Trieren. Sie wollten sich in die Obhut der Lateiner begeben, denn da sie diesen nichts Böses getan hatten, hofften sie, von ilmen auch nichts Böses zu er leiden. Die Nacht war aber dunkel, da der Mond nicht schien, und so flüchteten die meisten, da sie den Weg nicht kannten, ohne es
zu
merken, zu den Trieren der
Rhomäer. Auf der Flucht vor dem Rauch fielen sie ins Feuer458, nämlich in die Hände der Rhomäer, die ihnen schnellstens das Geld wegnahmen und sie dann gnadenlos niedermachten. Die Lateiner töteten die zu ihnen Geflüchteten nicht alle, sondern nur die, die viel Geld mitgebracht hatten. Es sollte nicht bekannt werden, was sie an sich genommen hatten, da es sonst von den Rhomäern zurückgefordert 2°3
ÜBERSETZUNG: KAPITEL VII werden könnte. Die anderen ließ man am Leben und hielt sie gefangen. Einige davon übergaben sie später dem Kaiser, die übrigen verteilten sie unter sich als Sklaven. So ereigneten sich diese Dinge [1313]459. 11. Im nächsten Jahr wurde Niphon von seinem patriarchalen Thron / gestoßen [März 1314] 460. Er wurde beschuldigt, er habe sich oft und auf viele Arten Kirchen gut angeeignet und aus Habgier unrechtmäßige und dem patriarchalen Thron un würdige neue Einnahmequellen erfunden. Er zog sich zurück und richtete sich den aufs Meer gerichteten Teil des Peribleptosklosters zur Wohnung ein461. Inzwischen verstrich ein Jahr,
dann wurde Johannes Glykys auf den patriarchalen Thron er
hoben [12. Mai 1315]462. Dieser war zu diesem Zeitpunkt Logothet tu Dromu und hatte eine Frau und Söhne und Töchter. Er war einer der größten Gelehrten und hielt sich wie kein anderer an die edle Sprache der Athener. Ihre Form und Art waren für
ilm wie ein göttliches Urbild. An Geistesschärfe, Urteilskraft und Tugend übertraf er alle bei weitem. Darum erhielt er auch, wie es sich gebührte, als Kampfpreis den Patriarchenthron. Seine Frau trat sofort ins Kloster ein, und auch er selbst wollte aus Ehrfurcht vor dem Thron das Mönchskleid annehmen, aber der Kaiser hielt ilm von diesem Vorhaben zurück. Seit kurzer Zeit verbreitete sich eine verdorbene Flüssigkeit durch seine Glieder, und zu bestimmten Zeiten des Jahres hatte er darunter schwer zu leiden. Nach der Verordnung der Ärzte hatte er deshalb Fleisch zu essen, und deswegen wurde es ilim nicht gestattet, das Mönchskleid anzunehmen. Vom Umgang mit diesem Mann habe auch ich profitiert, soviel es mir möglich war. Tag und Nacht habe ich mich zusammen mit ilim der Wissenschaft gewidmet, und seine Worte sind für mich von großem Nutzen ge wesen. Ich war damals / zwanzig Jahre alt, und in mir blühte die Liebe zur Wissenschaft. Der mächtige Mann neben dem Kaiser, der in seinem Namen alle Staatsangelegen heiten regelte, war in dieser Zeit Theodoros Metochites. Er war Logothet tu Geni ku463• Der Kaiser hing mit einer solchen Zuneigung an ilim, daß er vor ilim über haupt keine Geheimnisse hatte. Er tat alles, was dieser Mann wollte, und unterließ andererseits auch alles, was il1lll nicht gefiel. Er hatte auch schon seinen Enkel Jo hannes, den einzigen Sohn des Porphyrogennetos, zu dessen Schwiegersohn ge macht464. Solange der Vater dieses Johannes lebte, hatte der Kaiser sich aus Haß ge gen jenen von ilim abgewendet, als dieser aber gestorben war, hatte er den gerade erwachsenen jungen Mann bei sich aufgenommen und sehr lieb gewonnen. Er hatte ilm auch sofort mit der Würde des Panhypersebastos ausgezeichnet und diese aus Liebe zu ilim ansehnlicher gemacht als sie früher war: er gestattete ilim, Kleider, 204
ÜBE R S ETZ UNG: K APIT E L VII Schuhwerk und Pferdeschmuck in gelber Farbe zu verwenden, damit er unter den vornehmen Leuten am Hof der angesehenste sei. Diesen jungen Mann, der sein be sonderes Wohlwollen genoß, machte der Kaiser zum Schwiegersohn des Logothe ten Theodoros, aus Hochachtung für dessen hervorragende Eigenschaften. Theo doros war nämlich groß und gut gebaut und zog durch seinen freundlichen Blick aller Augen auf sich. Durch seine angeborene literarische Begabung, seine Ausdauer bei der Arbeit und sein starkes und präzises Gedächtnis / war er bis zum Gipfel der Weisheit vorgedrungen. Er konnte, wenn man ihn befragte, mit solcher Leichtig keit alles, das Alte und das Neue vorbringen, als ob seine Zunge ein Buch wäre. Wer mit ihm verkehrte, brauchte nahezu keine Bücher. Er war eine lebendige Bibliothek und ein immer zur Verfügung stehendes Arsenal von dem, was man suchte. So weit übertraf er alle, die sich je mit der Wissenschaft befaßt haben. Nur eins könnte man
ihm vielleicht vorwerfen, daß er sich in seinem Stil nach keinem der alten Redner richten wollte. Auch wollte er seine schwierigen Gedankengänge nicht durch einen heiteren und aufgeweckten Vortrag erleichtern, und er war nicht bereit, seinen schöpferischen Geist irgendwie zu zügeln. Seiner gewissermaßen eigentümlichen lmd eigenwilligen Natur folgend gab er gleichsam eine Sturmflut von Wörtern von sich. Dadurch verletzte er die Ohren der Hörer, wie die Dornen einer Rose den ver letzen, der sie pflücken will. Von der rednerischen Begabung des Mannes kann sich jeder aus den vielen inhaltsreichen und nutzbringenden Schriften, die er verfaßt hat, ein Bild machen. Am meisten muß man aber an ihm bewundern, daß ihn nichts je vom Lesen und Schreiben abgehalten hat, obgleich er vom gewaltigen Trubel der Politik bedrängt wurde und ihnimmer neue Sorgen überschwemmten. Mit größtem Geschick kümmerte er sich um beides. Von frühmorgens bis abends regelte er im Palast die Angelegenheiten des Staates und war mit großem und brennendem Eifer ganz und gar bei dieser Sache. Literarische und wissenschaftliche Studien schienen
ihm dann völlig fremd / zu sein. Als er sich aber später von dieser Beschäftigung los sagte, gab er sich voll und ganz dem Studium hin, als wäre er ein Gelehrter, dem die Politik vollkommen fremd war. Ich könnte über diesen Mann noch viel mehr erzählen, will es aber für später auf heben465• 12. Kaiserin Eirene lebte aus den Gründen, die ich erwähnt habe, sehr lange in Thessalonike. Um diese Zeit entschloß sie sich, nach der Stadt Drama zu gehen. Sie hatte das auch zuvor manchmal getan, um sich zu erholen, wenn sie den Aufenthalt in Thessalonike satt hatte. Kurz nach ihrer Ankunft dort wurde sie von schwerem Fieber überfallen, das sie bald aus dem Leben wegraffte [1317]. Zur Beerdigung ihrer Mutter kam die Kralaina aus dem Land der Triballer, die den Leichnam nach 205
ÜBE R S ETZUNG: KAPITEL VII Konstantinopel begleitete lUld ihn im Pantokratorkloster beisetzen ließ466. Ihren großen Reichtum gab der Kaiser zum Teil ilu:en Kindern, zum Teil verwendete er
ihn zur RestaurierlUlg der Großen Kirche der göttlichen Weisheit. Er hatte nämlich von angesehenen Architekten erfahren, daß der nördliche lUld der östliche Teil der Kirche mit der Zeit baufällig geworden war lUld bald einzustürzen drohe, falls man nichts lUlternähme. Darum stellte der Kaiser aus dem Besitz der Kaiserin, wie gesagt, viele Tausende Goldmünzen für die Bauarbeiten zur VerfüglUlg. Er ließ auf tiefen FlUldamenten die seitlichen pyramidenförrnigen Stützpfeiler errichten, die wir heute sehen, lUld bannte dadurch die drohende Gefahr467. Es lohnt sich, / an dieser Stelle zu behandeln, wie der Kaiser in dieser BeziehlUlg war. Die übrigen Kaiser, die zu Ehren Gottes kirchliche Gebäude errichteten, wur den dazu von einem gewissen Ehrgeiz angeregt, der sich kaum von nichtiger Ruhm sucht lUld eitlem Stolz lUlterscheidet. Wo das aber der Fall ist, raubt es der Tat ihren hohen Wert, so wie der Wurm in einem Apfel dessen Schönheit nimmt. Kaiser Andronikos hatte eine bessere EinstelilUlg: er erschöpfte seinen ganzen Eifer lUld seinen Elu:geiz darin, die bestehenden Gebäude zu verschönern, auf passende Weise instandzuhalten lUld die mit der Zeit auftretenden Mängel mit geeigneten Maßnah men energisch zu bekämpfen. Das hielt er für besser, als die bestehenden einstürzen zu lassen, um aus Ehrgeiz neue von Grlllld auf neu zu bauen. Bei letztgenanntem Vorgehen scheint sich ein gewisser Neid einzuschleichen, der dazu überredet, die von früheren Bauherren errichteten Gebäude verfallen zu lassen. Zugleich mit den Bauwerken soll auch die Erinnerung an die Erbauer verschwinden lUld ersterben, lUld während sich über diese ein tiefes Schweigen legt, sollen die neuen Monumente blei ben lUld den Ruhm ihres Errichters verkünden, so wie die neuen Zweige die Schön heit lUld die Kraft des neuangebrochenen Frühlings zeigen. Im anderen Fall führt ernsthafte überleglUlg das Szepter des Urteils lUld des Gerichts; diese läßt keine lUlsauberen Motive zu lUld nimmt Gott zum Zeugen, wenn sie die Waage des Ge wissens hält. Aus diesem Grlllld kümmerte sich der Kaiser um die alten Kirchen, sorgte für ihre InstandhaltlUlg lUld ließ sie stützen. Dabei kostete ilm das viel mehr Geld, als wenn / er neue hätte errichten wollen. über die Städte, die er in Asien lUld Europa zum Teil restaurierte, zum Teil neu baute, will ich nicht sprechen. Nur die Bauwerke in Konstantinopel, die durch die Sorge dieses Kaisers bis heute bestehen,
will ich erwähnen. Da ist beim Eugeniostor die große Pauloskirche; weiter die Kirche der zwölf Jünger lUld Apostel Christi; Teile der Stadtmauer von Konstanti nopel, die er erneuerte, lUld andere, die er von GrlUld auf errichtete; schließlich die große lUld berühmte Kirche der göttlichen Weisheit46B. Um diese hätte er sich noch mehr kümmern wollen, aber die plötzlich wie ein Sturm hereinbrechende TeillUlg 206
ÜBER S E T Z U N G : KAPI TEL VII des Reiches und die damit verbundenen Unruhen, worüber ich im Folgenden be richten werde, hielten ihn von diesem Vorhaben ab. Beinahe hätte ich folgendes übergangen: Im zweiten Amtsjahr des Patriarchen Johannes Glykys, im Jahre 6825 seit der Erschaffung der Welt [1317], ließ ein hefti ger Wind aus dem Norden das bronzene Kreuz aus der Hand der auf einer Säule stehenden Statue im Vorhof der Großen Kirche der göttlichen Weisheit abstür zen469. Der Kaiser beeilte sich sehr, um auch das an seine frühere Stelle zurückzu bringen: man konstruierte von der Basis ab um die Säule herum ein hölzernes Ge rüst mit vielen Srufen bis zu der Statue. Beim Besteigen dieses Gerüstes fanden die Arbeiter, die das Werk ausführten, das ganze Eisen, das das Pferd / der Statue von beiden Seiten stützte, schwer verrostet. Es drohte Gefahr, daß bald zusammen mit den Stützen auch die wunderschöne Statue herabstürzte und diese Sehenswürdigkeit für die Kaiserstadt verlorenginge. Es war das einzige von tausend ähnlichen und gleich wertvollen Kunstwerken, was übriggeblieben und sowohl den Bränden als auch der Habgier der Lateiner entgangen war470• Man ersetzte die alten Stützen durch neue, bessere und stärkere, die dem Pferd der Statue Sicherheit und Festig keit verliehen. Dann nahm man auch das Kaisersymbol vom Kopf der Statue herunter und den Reichsapfel aus der Hand und brachte sie durch eine dickere Goldverkleidung zu größerem Glanz. Die Oberfläche der Säule war auch von oben bis unten voll Löcher, denn die Lateiner hatten, als sie die bronzene Verklei dung entfernten, auch die Nägel herausgezogen. Man verkleidete darum die ganze Säule mit einer festen glatten Schutzschicht illld dichtete und verdeckte die Löcher. Als nach so vielen Jahren zu meiner Zeit wieder die Gelegenheit gegeben war, zur Statue heraufzusteigen, glaubte ich, diese benutzen zu müssen. Ich wollte mit den anderen hinauf und das wunderbare Schauspiel ausführlich genießen. So tat ich, und ich betrachtete nacheinander sorgfältig alle EinzeTheiten. Die Höhe der Säule kann man zu jeder Zeit leicht aus ihrem Schatten nachmessen und darum halte ich es für unnötig, darüber zu sprechen. Was aber sonst niemand sagen kann, das will ich als Augenzeuge präzise berichten471: / Der Umfang des Kopfes der Statue beträgt eine Klafter eines gutgewachsenen Mannes. Für die Entfernung von den Schultern bis zur Spitze der Kaiserkrone ergibt sich das gleiche Maß. Jeder Fin ger ihrer Hände mißt eine Spanne. Die Länge der Fußsohle beträgt 32/3 Spannen oder vier Spannen weniger ein DritteL Das Kreuz auf dem Reichsapfel ist vier Spannen lang und drei breit. Der Reichsapfel hat einen l1ilialt von drei öffentlichen Maßen. Das Pferd mißt von Brust bis Schwanz drei Klafter. Ebenfalls fast drei Klafter ist der Umfang seines Nackens. Der Abstand von der Nasenspitze des Pfer207
ÜBERS ETZ UN G : KAPITEL VII des bis zu den Ohren beträgt ein Klafter. Die Dicke seiner Unterschenkel bemißt dem Umfang nach fünf Spannen. Sein Überwurf ist mit Sternen übersät und mit Blättern und Zweigen geschmückt; er sieht denen sehr ähnlich, die aus dem Osten, aus China, hierherkommen. Im darauffolgenden Jahr [März 131S] verehelichte der Kaiser seinen Enkel An
dronikos mit einer deutschen Frau, Eirene [März 1318]472. Früher pflegte man diese Deutschen die Galater des Westens zu nennen. Darauf zog Kaiser Michael mit seiner Gattin, Kaiserin Maria, weg nach Thessalonike. Dort schied er nach gut einem Jahr aus dem Leben [12. Oktober 1320]473. Das war
ihm auch bei seiner Abreise voraus
gesagt worden, und darum hatte er sich auch gefürchtet, sich dorthin zu begeben. Er war trotzdem gegangen, da damals bei den Thessaliern und Pelasgern / Un ruhen ausbrachen, worüber ich gleich nachher berichten werde. Was die genannte Voraussage betrifft, war das so: im Palast zu Adrianopel entdeckte man vor der Pforte, etwas oberhalb des oberen Türpfostens einen Kreis, der dort gezogen war. Um den Kreis herum waren vier Tiere gezeiclmet, ein Löwe, ein Leopard, ein Fuchs und ein Hase, und darüber ein Orakel in Versform, das auf rätselhafte Weise das Ende eines Palaiologenkaisers in Thessalonike voraussagte. Der Kreis befand sich etwa zwei Mannslängen über der Erde. Es schien darum zweifelhaft, ja kaum zu glauben, daß ein Mensch ihn dort angebracht haben könnte. Er hätte kaum die Zeit gehabt, eine Leiter aufzustellen, darauf zu steigen und mit der nötigen Ruhe die Zeichnung anzufertigen; denn der Kaiser war im Palast, und es gingen andauernd unzählige Leute ein und aus. Da es also kein Mensch gewesen sein kann, der die Zeichnung anbrachte, muß ich dazu in Erinnerung rufen, was ich oben über diese Dinge ausgeführt habe474. Indes, meine Erzählung muß uns nach Thessalien und zu den dortigen Ereignis sen führen. Wenn ich damit fertig bin, will ich
dann wichtigere Themen in Angriff
nehmen. Ich habe erzählt47S, wie die Herrschaft über die Thessalier und Pelasger schließlich Johannes Dukas zugefallen war. Dieser war jung und kränklich und sah, wie sich darum die Lage in seinem Gebiet zum Schlimmsten entwickelte. Er fürch tete denn auch, daß einer seiner adeligen Untertanen rebellieren und die Herr schaft an sich ziehen könnte. Deswegen verhandelte er mit Kaiser Andronikos und heiratete dessen uneheliche / Tochter Eirene. Er lebte aber nur drei Jahre mit ihr zusammen und starb dann kinderlos [1318]476. So blieb sein Herrschaftsgebiet ohne Nachfolger, und die dortigen Provinzen und Städte fe i len schloß sich unter Führung der genannten Tochter dem Kaiser an, andere unterwar fen sich bestimmten Mächtigen des Landes, wieder andere wurden von den Kata lanen unterjocht, die damals Boiotien durchstreiften477• Die göttliche und heilige 208
279
ÜBE R SE TZUNG: KAPI TE L VII
Synode sandte wiederholt Mahnbriefe an die Thessalier, Phthioten und Pelasger. Sie drohte auch allen mit fürchterlichen Strafen, die sich nicht dem Kaiser unter werfen und wie früher mit den übrigen Provinzen ein rhomäisches Reich bilden wollten, aber sie erreichte genauso wenig wie früher. So war das.
209
A N MERKUNGEN (Wenn i n diesen Anmerkungen auf andere Stellen i n Gregoras' Geschichtswerk verwiesen wird, geschieht das durch Angabe der Seiten der Bonner Ausgabe des griechischen Tex tes, die in dieser Übersetzung im Kolumnentitel jeder Seite angegeben sind.)
ZUlIl
Vorwort
1 Wenn bei Gregoras von Asien die Rede ist, ist immer Kleinasien gemeint ; ich habe es aber für besser gehalten, im Text der Übersetznng Asien stehen zu lassen. 2 Es dürfte sich hier um ein von mehreren Autoren verfaßtes politisches Pam phlet handeln. Zu
Kapitel I
3 Es ist nicht klar, ob die Kaisererhebung im Sommer 1205 oder die kirchliche Krönung im März 1208 gemeint ist. Zur Sache s. VAN DIETEN : Nik. Chon. S. 1 5If. u. 154; für das Alter Theodoros' 1. ebd. S. 143 . 4 Das Ausscheiden der meisten Gegenkandidaten Theodoros' 1. in Kleinasien (Theodoros Mankaphas in Philadelphia, Manuel Maurozomes im Mäandertal, Theo doros Sabas in Amisos, ein Aldobrandino in Attaleia) wird von Gregoras simpli fiziert. Über diese Gegner s. Nik. Chon. : Rede NI. 14, S. 129 ff. (Übersetzung GRABLER S. 221 ff.) ; dazu VAN DIETEN : Nik. Chon. S. 143 ff. ; vgl. auch GARDNER: Lascarids S. 75· 79· In Trapezunt (Trapezus, Trabzon), der wichtigsten Stadt der Region Kolchis am östlichen Südufer des Schwarzen Meeres, hatten sich nur wenige Tage vor der Eroberung Konstantinopels, im April 1204, zwei im J. I I 8 5 an den georgischen Hof geß.üchtete Enkel Kaiser Andronikos' 1. (II 83-I I8 5), Alexios nnd David, mit Hilfe ihrer Tante, der Kaiserin Thamar von Georgien, als selbständige Herrscher installiert. Während der 22-jährige Alexios in Trapezunt residierte, besetzte sein jüngerer Bruder vorübergehend Sinope nnd Herakleia Pontike. Aber schon 1214 eroberte Theodoros Laskaris dieses Gebiet zurück, während im gleichen Jahr Alexios zum Vasall der Seldschuken herabsank. Das kleine Kaiserreich konnte trotzdem ein mehr oder weniger selbständiges Leben führen, bis es im September 146r durch die Osmanen erobert wurde. Über die Entstehung des Reiches s. VASILIEV, Alexan2II
AN MERKUNGEN: 4 der : The Foundation of the Empire of Trebizond. In : Speculum. Bd. II (1936). S .
3-3 7; ergänzend dazu DERS. : Mesarites as a Source. Ebd. Bd. 13 (193S). S. I Soff. Zur Geschichte von Trapezunt s. MrLLER, William : Trebizond, the Last Greek Empire of the Byzantine Era 1204-1461. Historical Introduction, Select Bibliography by Anastasius C. BANDY, New Enlarged Edition. Chicago 1969 (der Text der Erstaus gabe selbst, London 1926, blieb unverändert) ; JANSSENS, Emile : Trebizonde en Col chide (Universite de Bruxelles. Travaux de la Faculte de Philosophie et Lettres, 40) . Bruxelles 1969. S. 64-163 . Zum Namen der trapezuntinischen Kaiser : Megas Kom nenos s. (außer der älteren Lit. bei OSTROGORSKY : Gesch. S. 3 5 1 Anm. 3) LAMPSIDES, Odysseus : Le titre MEYIXC; KotJ-v"YJv6c;. In : Byzantion. Bd. 3 7 (1967). S. I I4-25 ; DERS. : Bessarions Zeugnis über den Titel MEYIXC; KOtJ-v'YJv6c;. In : ' ApXeT.ov II6V'Tou. Bd. 30 (1970). S. 3 S6-97; POLEMlS, Demetrios : A Note on the Origin of the Tide MEYIXC; KotJ-v"YJv6c;. In: Neo-Hellenika. Bd. I (1970). S. I S-29 ; HEMMERDINGER, Bertrand : MEYIXC; KotJ-v"YJv6c; Calque de Hohenstaufen. In : Byzantion. Bd. 40 (1970). S. 3 3-5 ; LAMPSIDES, Odysseus : MEYIXC; KOtJ-v"YJv6c; Hohenstaufen. Ebd. S. 543-5 ; S CHREINER, Peter : Zur Bezeichnung »Megas« und »Megas Basileus« in der byzantini schen Kaisertitulatur. In : Bu�lXv"nvoc. Bd. 3 (1971). S. 1 75-92. -
In Thessalien und Epeiros entstand ein selbständiges griechisches Reich erst als Folge der Eroberung Konstantinopels im J. 1204. Michael I. Angelos Komnenos Dukas von Epeiros (1204-1215) (zu ihm
S.
POLEMlS : Doukai Nr. 45) war ein unehe ihm ebd. Nr. 40) , des
licher Sohn des Sebastokrators Johannes Dukas Angelos (zu
Sohnes des Konstantinos Angelos, der durch seine Heirat mit Theodora Komnene, der Tochter Kaiser Alexios' I. (IOSI-I I I S), den Aufstieg des Geschlechts der Ange loi inauguriert hatte (über ihn STIERNON, Lucien : Notes de prosopographie et de titulature byzantines. Constantin Ange (pan)sebastohypertate. In : Rev. etud. byz. Bd. 19 (1961). S. 373-S3). Michael, der also ein Vetter der Kaiser Isaak 11. Angelos
(II85-II95) und Alexios III. Angelos (I I95-1203) war, gehörte einige Zeit zu den Griechen, die versuchten im Dienste des Bonifaz von Montferrat, des lateinischen Königs von Thessalonike, der die Frau Isaaks 11., Margarete von Ungarn, geheiratet hatte, Karriere zu machen. Eine Revolte im Thema Nikopolis gab ihm Gelegenheit, sich dort an die Stelle des ermordeten Senachereim zu setzen. Ein Versuch, den frän kischen Eroberern die Pe!oponnes streitig zu machen, schlug aber fehl. Michael wur de im Sommer 1205 bei Kuntura geschlagen. Er zog sich darauf in sein von natür lichen Grenzen geschütztes Gebiet zurück, das er leicht verteidigen konnte und das durch den Zustrom von Griechen aus den von den Kreuzfahrern besetzten Reichs teilen eine bedeutende Bevölkerungszunalune zu verzeichnen hatte. Michaels Macht erstreckte sich aber nicht, wie Gregoras behauptet, über Thessalien, das
212
ANMERKUNGEN: 5-7 zum lateinischen Königreich von Thessalonike gehörte. Den Titel Despot, der seinem Nachfolger Michael II. (123 1-kurz vor 1267) vom nikäischen Kaiser zuer kannt wurde (vgl. unten Anm 78 zu S. 49), hat Michael I. noch nicht geführt ; .
sein Reich war also auch noch kein >Despotat< (vgl. dazu zusammenfassend OSTRO
GORSKY : Gesch. S. 3 5 7 Anm. 2) . Beachtung verdient, daß Michael von Gregoras gerne der >Ätolier< genannt wird, wie auch das ganze >Despotat< von ihm oft als Ätolien oder Ätolien und Epeiros bezeichnet wird. (Über das epeirotische Reich [Ereignisse bis 1261 n. Chr.] NrcoL, Donald M. : The Despotate of Epiros. Oxford 1957. Wichtige Korrekturen und Ergänzungen zu NrcOL bei STIERNON, Lucien : Les origines du Despotat d'Epire. A propos d'un livre recent. In : Rev. etud. byz. Bd. 1 7 (1959). S. 90-126. Zu den Anfängen Michaels I. von Epeiros s. außerdem HEYD : Commerce Bd. I ,
S. 270 f. ; MrrLER : Latins S. 41 f. ; GARDNER : Lascarids S.
8 8-91 ; LONGNON : Empire latin S. 124( ; B ON : Moree S. 61-3 ; PRINZING: Bedeu tung S. 102-5. 1 10-4. 5
»bis auf den heutigen Tag« : Das Kaiserreich von Trapezunt bestand, wie ge
sagt (s. Anm 4), bis 1461. Der Epeiros hörte spätestens 1 3 3 7 auf, ein selbständiges .
Reich zu sein (so Gregoras :
Gesch. S.
553) ; demnach müßten vorliegende Zeilen
vor diesem Zeitpunkt geschrieben sein. 6
Ludwig von Blois heißt bei Gregoras, wie bei Nik. Chon. :
Gesch. S. 714,
12-3
u. ö. 0 x6 fL"Y) <; IIAbJ<; doM"lxo<;. Blois wurde damals französisch Bles gesprochen. In den lateinischen Quellen heißt er Ludovicus comes Blessensis. Der Name des Mark grafen von Montferrat, Bonifaz, wird von Gregoras merkwürdigerweise nir gends genannt. Die Angaben über die Verteilung des Reiches durch die Kreuzfahrer sind sehr dürftig. Die Venezianer werden z.B. überhaupt nicht erwähnt ; Thessalo nike wurde Bonifaz von Balduin I. erst nach einer schweren Auseinandersetzung überlassen. Für den Text des März 1204 geschlossenen Vertrags und die Partitio Romaniae s. TAF.-THOM. Bd.
I,
S. 445-52 u. 464-8 8 ; Neuausgabe mit Kommentar
bei CARILE, A. : Partitio terrarum irnperii Romanie. In : Studi Veneziani. Bd. 7 (1965).
S. 125-305. Vgl. dazu REYD : Commerce Bd.
I,
S. 269f. ; GERLAND : Lat. Kaiser
reich S. 29-3 3 ; MrrLER : Latins S. 27-30 ; LONGNON : Empire latin S. 44· 5 5-64 (56-57
=
Karte) ; THIRIET : Rom. ven. S. 73-8 mit Karte S. 77; BON: Moree S.
5 1-4. 7
Bonifaz von Montferrat drang nur bis Korinth und Nauplion vor und be
lagerte beide ohne Erfolg. Die Peloponnes wurde bei der >Partitio Romaniae< Ve nedig zugesprochen, wurde indes von Guillaume de Champlitte und Geoffioy de Villehardouin, dem Neffen des berühmten Chronisten, erobert. 1209 überließ Geoffioy de Villehardouin die wichtigen Hafenstädte Koron und Modon (Methone) 213
ANMERKUNGEN: 8-IO Venedig, das übrigens diese Städte schon im J. 1206 erobert hatte, und wurde für einen Teil seines Gebietes auch Vasall der Lagunenstadt. VgL THIRlET : Rom. ven. S. 82. 8M. Zur Eroberung Griechenlands durch die Kreuzfahrer s. Mn.LER : Latins S. 30-40 ; LONGNON : Empire latin S. 69-76 ; für die Peloponnes s. BON : Moree S. 54-738 Die Kreuzfahrer planten nicht nur, den Hellespont zu überqueren, sondern sie setzten tatsächlich nach Kleinasien über, eine erste Abteilung unter Führung Lud wigs von Blois am I . Nov. 1204 und eine zweite unter Heinrich von Flandern am 1 1. Nov. 1204, vgl. Villehardouin § 305 u. 3 10. Daß im darauffolgenden Frühjahr keine weiteren Truppen nachfolgten und die bereits ausgezogenen zurückbeordert werden mußten, bewahrte den kleinasiatischen Teil des byzantinischen Reiches vor der Eroberung. 9 »Die Nachricht von den Bulgaren« : besser : vom Aufstand der Griechen in Thrakien, die sich mit den Bulgaren verbündet hatten (s. dazu KRANTONELLE, Alexandra : 'HxlX"t"Q: "t"wv AIX"t"[vwv 'EAA"f)vlxo-ßouAYIXPlx� crUfL7tPIX�l� EV 0p�x7J 12041206. Athen 1964; PRINZING: Bedeutung S. 1-1 1 . 48-5 1). Die Nachricht von die sem Aufstand erreichte Konstantinopel am 23. Februar 1205. VgL GERLAND : Lat. Kaiserreich S. 42 ; LONGNON : Empire latin S. 77. Johannes = Kalojan von Bulgarien (I I97-1207), jüngerer Bruder der Gründer des zweiten bulgarischen Reiches, Asens I. (I I86-II96) (zu ihm s. KULMAN, D. : Asen I. In : Biogr. Lex. Südosteuropa Lf. I, S. I02 f.) und Petilrs (I I96-II97). Als Skythen bezeichnet Gregoras anti kisierend die Kumanen. Zur Gewohnheit byzantinischer Autoren, Völker mit dem Namen der Bewolmer ihres Gebietes in der Zeit des klassischen Altertums zu benen nen, s. MORAVCSIK: Byzantinoture. Bd. 2, S. 13-7; zur Gleichsetzung Skythen Kumanen ebd. S. 282 ; zum Namen Kumanen in byzantinischen Quellen ebd. S. 167f. Zum Volksstamm der Kumanen ( Falben, da sie nicht nur durch ihre schö nen Gesichter und blauen Augen, sondern auch durch ihre strohgelben Haare auf fielen) s. MARQUART, Josef: Über das Volkstum der Kumanen (Abhandlungen der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Phil.-hist. Kl.). Göttingen 1904; PELLIOT, Paul : A propos des Comans. In: Journal asiatique. 1 1 . Rh. Bd. 1 5. Jan./ Juni I920. S. 125-85 ; RASOVSKIJ, D. : »Polovtsy«. In : Seminarium Kondakovianum. Bd. 7 (1935). S. 245-62 (Ursprung und Name) ; Bd. 8 (1936) . S . 161-82 (Expansion nach dem Westen ca. I I 50-I I 80) ; Bd. 9 (193 7) . S. 71-85 u. Bd. IO (193 8 ; Melanges Vasiliev). S. 1 5 5-78 (Gesch. 1 1 .-13 . Jh.). 10 Orestias ist der ältere Name für Adrianopel in Thrakien, vgL Script. Hist. Aug. : Heliogabalus 7,8 ed. E. HOHL (Teubner, Leipzig 1927). Bd. I , S. 228 : »Orestam quidem urbem Hadrianus suo nomini vil1dicari iussit«; s. auch Zonaras 17, 23, 3 (Bd. 3 , =
214
A N MERKU N G E N : I I-15
S. 625, 5-7 Bonn). Auch Niketas Choniates und Laonikos Chalkokondyles bevor zugen diesen antiken Namen. Heute (seit der türkischen Eroberung von ca. 1368/9) Edirne in der europäischen Türkei. Zu dieser Eroberung und ihrer Datierung s. zu letzt BALDICEANU-STEINHERR, Irene : La conquete d'AndrinopIe par les Turcs : La penetration turque en Thrace et la valeur des chroniques ottomanes. In: Trav. et Mem. Bd. 1 (1965). S. 439-61. II Der Doge Eurico Dandolo hatte nicht an der Schlacht teilgenommen und war auch nicht verwundet worden. Er starb Anfang Juni 1205. Die Todesursache ist nicht bekannt. Vgl. GERLAND : Lat. Kaiserreich S. 5 7 Anrn 3 ; THIRIET : Rom. ven. S. 79. Zur Schlacht von Adrianopel s. GERLAND : o. c. S. 46-51 ; LONGNON: Empire latin S. 78-80. 12 Kalojan fiel nicht nur im J. 1205, sondern auch 1206 u. 1207 in das von den Kreuzfahrern besetzte byzantinische Reichsgebiet ein. Am 8. Oktober 1207 starb er nahe Thessalonike, vielleicht heimlich ermordet. Vgl. GERLAND : Lat. Kaiserreich S. 56. 8 1-4. I 1 6 ( LONGNON : Empire latin S. 82-7. 96--101 ; PRINZING: Bedeutung S. 46 ff. 13 Schon bei den alten Griechen war die Wüste des Skythenlandes, die als ungeheuer groß und leer galt, sprichwörtlich, vgl. Aristophanes : Aeharner 704 mit den Scholien ; Makarios VII 66 mit Anm. ; KARATHANASIS : Sprichwörter 63. 14 Nach Nik. Chon. : Gesell. S. 808, 7-12 ergab sich der geflüchtete Kaiser Alexios III. dem Markgrafen und tauschte die Abzeichen der Kaiserwürde gegen Brot und Wein ein. Akropolites S. 1 3 , I ff. berichtet, daß Alexios von seiner Schwägerin, der Witwe Isaaks 11., die inzwischen Bonifaz von Montterrat gehei ratet hatte, zu sich eingeladen wurde. Villehardouin § 309 spricht von einer Gefan gennahme durch Bonifaz (Oktober/November 1204) und teilt mit, daß dieser die kaiserlichen Insignien dem lateinischen Kaiser Balduin zusandte. Es war wohl so, daß AIexios sich auf eine Einladung seiner Schwägerin einließ und bei dieser Ge legenheit festgenommen wurde. In einer Art ritterlichen Gefangenschaft genoß er wahrscheinlich eine gewisse Bewegungsfreiheit, die er für umstürzlerische Umtriebe mißbrauchte, so daß Bonifaz sich entschloß, ihn nach Montferrat zu schicken. Ob er von dorr gegen Lösegeld freigelassen wurde oder entflüchten konnte, und wann, ist unklar. Für das Schicksal des Exkaisers nach seiner Flucht s. Nik. Chon. : Geseh. S. 723 , 1 5-23. 735,7-15. 803 ,22-804,2. 804, 8-1 3. 808,7-12. 819,4-6 ; Akropoli tes S. 6,3 . 8,17-10,9. 12,22-1 5,22 ; Villehardouin § 1 8 1 ( 266. 270-4· 309 ; GERLAND : Lat. Kaiserreich S. I05 ( ; GARDNER : Lascarids S. 63 ( ; FARAL : ed. Villehardouin Bd. 2 , S. 1 1 7 Anrn 5 ; NICOL : Epiros S. 14( ; PRINZING : Bedeutung S. 4--9· 5 1 . 1 5 Theodoros 1 . Laskaris hatte Anfang Februar 1200 (nicht 1 199, wie z.B. .
.
215
A NMERK U N G E N : 16-19 BRAND : Byzantium S. 1 3 0 annimmt ; s. VAN DIEIEN : Nik. Chon. S. 97-101) Anna, die verwitwete zweite Tochter Alexios' III . geheiratet (zu ihrer ersten Ehe s. POLE MIS : Doukai S. 1 3 1 Anm 10). Zur Kaisererhebung und -krönung s. oben Anm 3 . .
16
.
Galatisches Meer heißt der westliche Teil des Schwarzen Meeres, vgl. Ptole
maios 5,6,3,9. Kappadokien wird wohl zu Unrecht zu Theodoros' Herrschaftsge biet gerechnet. Die Nachrichten des Gregoras, der mit dieser Angabe unter den er haltenen Quellen allein steht, fanden zwar Billigung durch DE JERPHANION, Guillau me : Les inscriptions Cappadociennes et 1'histoire de l' empire grec de Nicee. In : Or. chr. per. Bd. I (193 5). S. 239-56, der in drei Kirchen in und bei Arabsun (Zoropassos) und SuveS (Sobesos) Inschriften fand, deren Stifter den Kaiser von Nikaia als ihren Herrscher betrachten. DE JERPHANION nahm darum eine kappadokische Enklave innerhalb des seldschukischen Gebiets an, die durch einen Korridor mit dem nikäi schen Territorium verbunden war. Diese Theorie hat indes wenig Wahrscheinlich keit ; s. dazu WITTEK, Paul : Von der byzantinischen zur türkischen Toponymie. In : Byzantion. Bd. 10 (193 5). S. 47 Anm . I ; CHARANIS, Peter : On the Asiatic Frontiers ofthe Empire ofNicaea. In : Or. chr. per. Bd. 1 3 (1947). S. 5 S-62 (abgesehen von der asiatischen Küste des Bosporos umfaBte das nikäische Reich die Küste Kleinasiens vom Indos [dieser Name des Dalaman-car schon bei Plinius d. Ä. und Livius] bis einschließlich Amastris am Schwarzen Meer. Der südöstlichste Punkt war die knidi sche Halbinsel. Im Inland lagen Dorylaion [Eskisehir], Kotyaion [Kutahiya] und Klaudiopolis [Bolu] schon außerhalb des Reiches, das keine klaren Grenzen hatte, da die Turkmenen eine Art Niemandsland behaupteten. Tatsächlich reichte die Macht des nikäischen Kaisers nicht viel weiter als bis zur Linie Philadelphia, Prusa, Nikaia) ;
WOLF, Robert 1. : The Lascarid's Asiatic Frontiers Once More. In: Or. chr. per. Bd. 1 5 (1949) . S. 194-7 (bestätigt mit neuen Argumenten CHARANIS' Forschungs ergebnisse). 17
Gemeint ist das Auftreten zahlreicher Kaiserkandidaten nach der Katastrophe
von 1204 bes. in Kleinasien, vgl. oben Anm 3 . .
1S
Wann Alexios III. nach Kleinasien kam, läßt sich aus den Quellen nicht ge
nau ermitteln, vgl. oben Anm 14. Ghiyäth al-Din Kay Khusraw I. (zum gr. Namen .
Jathatines s. MORAVCSIK : Byzantinoturc. Bd. 2, S. 1 12 f.), 1 192-1 196/9 u. 12041210/1, belagerte Attaleia zum ersten Mal 1206 und eroberte es am 5. März 1207. Endgültig türkisch wurde die Stadt im J. 1 214. Vgl. GERLAND : Lat. Kaiserreich S. IOS f. ; CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 1 19 f. 19
Als Kay Khusraw I . z u einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt in den
Jahren 1 196-1 199 von seinem Bruder Rukn al-Dm Süleymänshah vertrieben wurde, war er, vermutlich im August 1200, von Alexios III. in Konstantinopel aufgenom216
ANMERK U N G E N : 20-27 men worden. Er erhielt jedoch nicht, wie er erhofft hatte, Unterstützung, um seinen Thron zurückzuerlangen. Das gelang ihm erst 1204. Vgl. B RAND : Byzantium S. 138 ; CAREN : Pre-Ottoman Turkey S. I I 5 ( 120 ; VAN DIETEN : Nik. Chon. S. 102. 20
Laskaris sandte um Hilfe flehende Briefe an die Stammesverbände und
an
die Beherrscher der Länder und fuseln und versammelte ein Heer
»in der Zahl von Sand, Ameisen, Regen lind Kieselsteinen, was nicht e"echnet und gezählt werden kann«:
Ibn Bibi in der Übersetzung von M. W. DUDA: Die Seldschukengeschichte des Ibn Bibi. Kopenhagen 1959. S. 48 ; vgl. DÖLGER : Reg. 168r. 21
�Perser« nennt Gregoras antikisierend (vgl. oben Anm 9) die Türken, zuerst .
die Seldschuken und später die Osmanen und andere turkmenische Stämme. Ein Verzeichnis der Stellen, an denen Gregoras von »Persern« spricht, bietet MORAVCSIK: Byzantinoturc. Bd. 2, S. 253. 22
Die Behauptung »Vor knapp einem Jahr« ist, da die nachfolgende Schlacht
nach Oktober 1210 stattfand, übertrieben; Theodoros hatte in Kleinasien schon seit Herbst 1206 keine ernsthaften Konkurrenten mehr. Den Epeiros läßt Gregoras hier offenbar außer acht. 23
Frühjahr 12II ist das wahrscheinlichste Datum. Vgl. vAN DIETEN : Nik. Chon.
S. 162. Theodoros' Sieg feierte Niketas Choniates in einer Rede, Nr. 17, S. 170-5 (Übersetzung GRABLER S. 289-98). Die Darstellung, daß der Kaiser persönlich dem Sultan den Kopfabhieb, dürfte Gregoras dieser Rede (S. 174,23 : Übersetzung GRAB
LER S. 296,14) entnommen haben ; nach Akropolites, S. 17, I I-3 war es ein unbe kannter Soldat aus der Nähe des Kaisers, der dies tat. Zur Schlacht s. GERLAND : Lat. Kaiserreich S. 2 13 f. ; GARDNER: Lascarids S. 82 ( ; CAREN : Pre-Ottoman Tur key S. 120. 24
Im Griechischen »Rhabduchos« ; so wurde im griechischen Sprachraum der
römische Lictor genannt. Gregoras denkt hier offenbar an die Funktion des Lictors als Scharfrichter, ihm z.B. aus Polybios I I , 3°,2
U.
ö. bekannt; vgl. KÜBLER : Lictor.
fu : PW 13,1 (1926). Sp. 5 13. 25
Der Friedensvertrag wurde mit dem ältesten SoIm und Nachfolger des ge
fallenen Sultans, 'Izz al-Din Kay Kawüs I. (1210/I I-1220), geschlossen. Vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 121 ( ; D ÖLGER : Reg. 1682. 26
Für das Schicksal Alexios' III. vgl. Akropolites S. 17, 19-25 ; GARDNER :
Lascarids S. 83. 27
Nach dem Tod seiner ersten Frau, Anna Angelina (vgl. oben Anm 15), .
die ihrem Mann drei Töchter geboren hatte : Eirene, Maria und Eudokia (heide letzteren finden bei Gregoras keine Erwälmung ; zu Eirene s. unten Anm. 29 zu S. 24), hatte Theodoros Anfang 1214 Philippa von Kleinarmenien geheiratet, von der 217
A N MERKU N G E N : 28-29 er sich aber schon nach einem Jahr trennte. Die Schwester des lateinischen Kaisers Robert von Courtenay (1221-1228), Maria, die er Anfang 1219 ehelichte, war also nicht, wie Gregoras schreibt, seine zweite, sondern seine dritte Frau. Robert war damals noch nicht in Konstantinopel eingetroffen, sondern es regierte dort (bis September 1219) seine Mutter Jolante ; sie war es, die dem nikäischen Kaiser die Hand ihrer Tochter anbot. Dafür wollte Theodoros später (1221) Robert seine Tochter Eudokia zur Frau geben. Da aber der Patriarch von Nikaia Einspruch er hob (s. LAURENT : Reg. 1229), da Robert dadurch zugleich Theodoros' Schwager und Schwiegersohn werden sollte, und da Theodoros inzwischen starb, wurde nichts daraus. Eudokia heiratete darauf den Lateiner Anseau de Cahieu. Für weitere Einzelheiten s. GARDNER : Lascarids S. 87f. 94-6. I I3. I I 8 . 1 8 7 ; LONGNON: Empire latin S. J 57 f. ; VAN DIETEN : Nik. Chon. S. 1 82-6 ; DÖLGER: Reg. 1 706.
Zu Kapitel 11 28
Gregoras rechnet, wie Akropolites S. 3 1,22, Theodoros' Regierungsjahre von
1204 an, obgleich 1204 sein Bruder Konstantin zum Kaiser gewählt und Theodor erst im Sommer 1205 auf den Schild erhoben wurde (vgl. Anm. 3 zu S. 13). 29
Es stimmt nicht, daß Theodoros keinen Sohn hatte. Zwei Söhne aus erster
Ehe waren freilich darnals sicher schon gestorben, aber aus seiner Ehe mit der Ar menierin (vgl. Anm. 27
zu
S. 21) wurde ihm Ende 1214 ein dritter Sohn geboren
(vgl. Akropolites S. 31,15-8), der vielleicht nicht, wie Akropolites behauptet, wegen seiner Unmündigkeit, sondern wegen seiner Abstammung aus der zerbroche nen Ehe übergangen wurde, vgl. PAVLOV, Alexander : Sinodalnoj gramota 1213 gode 0 brak gretsjeskago imperatora s dotsjeriu armjanskago knjazja. In : Viz. Vrem. Bd. 4 (1897). S. 163. Eirene war Theodoros' älteste Tochter aus erster Ehe (über sie s. POLEMIS : Doukai Nr. I I5) und Witwe Konstantinos' Dukas Palaiologos (über
ihn POLEMIS : Doukai Nr. 140). Sie hatte 1212 oder kurz danach Johannes Dukas Batatzes geheiratet (über ihn POLEMIS : Doukai Nr. 72), einen Sohn des Basileios Batatzes, der, selbst ein Mann unbedeutender Abstammung (vgl. Nik. Chon. :
Gesch.
S. 522,22), durch seine Heirat mit einer Angelina Dukaina Komnene zu
Ansehen gekommen war (ebd. S. 571 ,7). Dieser kämpfte für Isaak II. Angelos (II85-1195) gegen den Usurpator Theodoros Mankaphas von Philadelphia und fiel im Kampf gegen die Viaehen in der Schlacht bei Arkadiupolis 1 194 (ebd. S. 5 88,5-6 ; vgl. BRAND : Byzantium S. 96). Als Johannes III. Dukas Batatzes im Januar I222 den Thron bestieg, war er etwa 30 Jahre alt. 218
A NMERKUN G E N : 3 0-34
30 »Byzantiner« bedeutet hier und öfters bei Gregoras die Einwohner der Stadt Konstantinopel, nicht die Untertanen des byzantinischen Reiches. Nach seinem Sieg über den Sultan von !konion war Theodoros I.
31
Oktober I2II
am
am
1 5-
Rhyndakos vom lateinischen Kaiser Heinrich (I206-I2I6) ge
schlagen worden und hatte an ihn beträchtliches Gebiet verloren. Die Grenzen zwi schen bei den Reichen wurden nach einem für beide Seiten nutzlosen Kleinkrieg im Frieden von Nymphaion Ende 1214 festgelegt. VgL GARDNER : Lascarids S. 83-7 ; LONGNON : Empire latin S. I27f. ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 3 5 5 ; D ÖLGER : Reg. 1684.
32 Die Lateiner verloren nicht ihren ganzen Besitz in Kleinasien. Beim Frie densschluß (1225) behielten sie die Küste gegenüber Konstantinopel und Niko medeia mit Umgebung. VgL GARDNER : Lascarids S. I I 8 f. 1 3 7 ; LONGNON: Empire latin S. I 6I f. ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 3 59 ; DÖLGER : Reg. 1711. Zwei weitere Brüder Theodoros' 1., Manuel und Michael, spielten erst unter Theodoros 11. eine Rolle. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 212. 2I6f. 221. 224. 226. König von Thessalien war seit dem Tod des Bonifaz von Montferrat (8.
33
September 1207) sein Sohn Demetrios, der nach einem ergebnislosen Versuch, Thessalonike zurückzuerobern (1225), nach Italien zurückkehrte und dort 1227 starb. Der Erzbischof von Bulgarien, der Theodoros Angelos zum Kaiser krönte, war der Metropolit von Ochrid, Demetrios Chomatianos, ein gelehrter Mann, bes. auf dem Gebiet des kirchlichen Rechts (vgL BECK : Kirche S. 708-10). Der Metro polit von Thessalonike, Konstantinos Mesopotamites, hatte die Krönung abgelehnt. Gregoras' abfällige Äußerung über Chomatianos verrät seinen subjektiven nikäi sehen Standpunkt. Zu den Eroberungen Theodoros' v. Epeiros s. NICOL : Epiros S. 59-63 ; BON : Moree S. 77f. ; PRINZING : Bedeutung S. I I4-6 ; zur Datierung der Eroberung Thessalonikes LONGNON, Jean : La reprise de Salonique par les Grecs en 1 224. In: Actes du VIe Congres International d'Etudes byzantines. Bd. I (1950). S. 141-6 ; SINO GOWITZ, Bernhard : Zur Eroberung Thessalonikes im Herbst 1224. In: BZ Bd. 45 (1952). S. 28 ; zur Krönung Theodoros' und der damit verbundenen kirchlichen Auseinandersetzung GARDNER : Lascarids S. 120-3 5 ; NICOL : Epiros S.
65f. u. 76-102 (der den prinzipiellen Charakter des Disputs nicht genügend heraus stellt).
34 Prima Justiniana ist wahrscheinlich gleichzusetzen mit CariCin Grad bei Nis, wo Ausgrabungen Reste von Kirchen aus dem 6. Jh. ans Tageslicht gebracht haben. VgL RUBIN, Berthold : Das Zeitalter Justinians. Bd. 1. Berlin 1960. S. 8 I f. mit Lit. in Anm. 96. 3 82 f. Achrida (Ochrid) ist dagegen an die Stelle des antiken Lychnidus (halbwegs zwischen Struga und Ochrid) getreten (s. FLUSS : Lychnidus. In : PW XIII
2 [1927]. Sp. 2 I I I-5) , aber schon I I57 setzte der Erzbischof von Bulgarien, 219
ANMERKUNGEN: 3 5-40 Johannes Komnenos, seine Bischofsstadt mit Justiniana Prima gleich. Vgl. GELZER, Heinrich : Der Patriarchat von Achrida. Geschichte tmd Urktmden (Abhandltmgen der philologisch-historischen Klasse der kgl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen schaften, 20,5). Leipzig 1902. S. 8 ( ; VAILHE, Simon : Achrida. In : DHGE Bd.
I
(1912). Sp. 32I f. ; NrcOL : Epiros S. 8 r f. 35
Für andere Erklärtmgen des Namens der Bulgaren s . MORAVCSIK: Byzanti
noturc. Bd. 2, S. 100 ; zum skythischen Ursprtmg der Bulgaren ebd. S. 280; ein Verzeichnis der Stellen, wo Gregoras den Namen Bulgaren gebraucht, ebd. S. 103 ; zum Gebrauch des Namens Skythen in byzantinischen Quellen ebd. S. 13-5 u. 279-83 . 36
Nach einer alten Überliefertmg soll das Land der Myser einst in Abwesen
heit König Telephos' von den umwohnenden Völkern besonders übel geplündert worden sein ; daher dieser Ausdruck, vgl. Diogenianos Cod. Ven. m r6 mit Anm. ;
KARATHANASrs : Sprichwörter 56. 37
Der Ausdruck »lemnisches Unheil« geht auf die Vernichtung der Griechen
von Lemnos durch die Tyrsener um 700 v. Chr. zurück (vgl. Herodotos VI 1 3 8), ein Ereignis, das legendär wurde
(vgl. Aischylos :
Choephoren
631) ; s. dazu
Apostolios X 65 mit Anm. Die Herkunft tmd Bedeutung des Ausdrucks »tro janische Tränen«, den die Paroimiographen nicht verzeichnen, bedarf keiner Er klärtmg. 38
Gregoras übergeht den Grtmd, dessentwegen Theodoros Angelos die Bul
garen angriff: Ivan Asen ll. hatte durch das Angebot, seine Tochter mit dem un mündigen lateinischen Kaiser von Konstantinopel, Balduin ll. (1228-1261), zu verheiraten, versucht, die Regentschaft über das lateinische Kaiserreich an sich zu ziehen. Theodoros sah in ihm mit Recht einen Konkurrenten und wollte ihn darum vor seinem Angriff aufKonstantinopel ausschalten. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 1 3 84r ; MrLLER : Latins S. 94( ; NrcOL : Epiros S. I03-I I ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 360 ; KULMAN, D . : Asen ll. In : Biogr. Lex. Südosteuropa Lf. I, S. 103. 39
Die Schlacht fand bei Klokotnica, an der Marica, statt.
40
AufRhodos hatte sich 1204 der Kreter Leon Gabalas als Herrscher installiert.
Die Rückerobertmg durch Nikaia (Eroberer war Andronikos Palaiologos, der Vater des späteren Kaisers Michael Vill . ) erfolgte im Jahre 1233 ; sie war keineswegs voll ständig oder endgültig. Leon Gabalas tmterstellte sich mit dem ihm verbliebenen Teil am 1 1 . April 1234 Venedig. Nach seinem Tod (1246) schloß sich sein Sohn Jo hannes dem Kaiser von Nikaia an. Zwischen 1248 tmd 1250 war Rhodos von genue sischen Piraten umkämpft. Auch Johannes Batatzes sandte in dieser Zeit (1249) eine Expedition nach Rhodos (vgl. Akropolites S. 86, 1-88, 14; Blemmydes : 220
Curriculum
ANMERKUN G E N : 41-48
Vitae
S. 61,6-63 ,5 ; DÖLGER : Reg. 1798. 1800). Nach 1261 gehorchten die rasch
wechselnden Machthaber der Insel nominell als Admirale dem byzantinischen Kaiser. Von 1283 bis 1308/9 war Rhodos im Besitz der Emire von Aydin, von 1 3 09 bis 1 52 1 in den Händen der Johanniter von Malta. Vgl. HEYD : Commerce Bd. I, S. 306; GARDNER : Lascarids S. 145 f. ; GIBBON-BURY Bd. 6. Appendix 1 8 , S. 560 ; LEMERLE : Aydin S. 25 Anm. 4 ; THIRIET : Rom. ven. S. 98 f. 103 Anm. I . 41
Nach Akropolites S. 48,15-49,5 ging die Initiative vom nikäischen Kaiser
aus. Nach OSTROGORSKY: Gesch. S. 3 61 mit Anm. I dürfte Gregoras Recht damit haben, wenn er berichtet, daß Ivan Asen Ir. zuerst Gesandte in der Sache entbot. Ein byzantinischer Vorschlag wurde sicher bereits im J. 123 3 gemacht, aber der Vertrag kam erst gegen Ende 1234 in Kalliupolis (Kallipolis, Gallipoli) zustande. Die Eheschließung fand 123 5 in Lampsakos statt (vgl. DÖLGER: Reg. 1730. 1745). Ziel des Paktes war u. a. die Eroberung Konstantinopels, zwei gemeinsame Angriffe scheiterten jedoch. Unerwähnt bleibt bei Gregoras, daß Ivan Asen sich 1236 wieder mit den Lateinern verband,
um
aber schon Ende 1237 erneut mit Nikaia Frieden zu
schließen (DöLGER: Reg. 1758). Vgl. JIRECEK : Bulgaren S. 259 f. ; GARDNER : Lasca rids S. 148-53 ; LONGNON : Empire latin S. 180; NrcoL : Epiros S. 123 f. ; KULMAN, D. : Asen Ir. In : Biogr. Lex. Südosteuropa Lf. I, S. 104. 42
Zur Gründung des Patriarchats von Tillnovo s. DÖLGER : Reg. 1 744. 1 746 u.
die Lit. bei OSTROGORSKY : Gesch. S. 361 Anm. I. 43
Die Skythen, die in jener Zeit, d. h. ab etwa 1240, Europa und Asien (=
(»ein Vö"lkergemisch aus Mongolen und Türken« [Spuler]) . Im nachfolgenden Exkurs bezeichnet Gregoras als Skythen sämt liche Nomadenvölker aus dem Steppengürtel, »der sich vom östlichen Europa bis nahe an den Stillen Ozean durch den Norden zweier Erdteile erstreckt« (Spuler). Als ihr
Kleinasien) durchstreiften, sind die Tataren
Stammland betrachtet er den nördlichsten Erdkreis. Er versucht, aus Herodotos und anderen alten Historikern und Geographen, ein Bild der einander ablösenden sky thischen Invasionswellen zu entwerfen. Eine eingehende Kritik dieses Exkurses ist im Rahmen dieser Anmerkungen nicht möglich. 44
llias 13 ,5-6. Die nachfolgende Beschreibung der
Skythen als eines nomadi-
schen Naturvolkes ist ein Gemeinplatz. 45
Odyssee
46
Buch 4.
I I , 14·
47
Marius I I .
48
Plutarch beschließt 1.c. seine Auseinandersetzung über die Herkunft der
Cimbern und Teutonen mit der Bemerkung :
»Aber das sind mehr Vermutungen denn
wohlfundierte Untersuchungsergebnisse«. 221
A NM E R K U N G E N :
49-53
Gregoras scheint die Sauromaten als autochthones Volk zu betrachten, das
49
seinen Besiegern, den Skythen, den Namen lieh. Berodotes
IV I r 7 betrachtet die
Sauromaten, die nach ihm zur Zeit Dareios' des Großen östlich des Dons wohnten, als ein nicht-skythisches Volk, das sich indes der skythischen Sprache bediente. In Wirklichkeit unterwarfen die Sauromaten die östlich der Wolga lebenden Skythen. Ob die Massageten den Skythen zuzurechnen seien, wagte Berodotos
1 201 nicht 6.-3 . Jh.
zu entscheiden. Es handelt sich hier um ein den Iraniern verwandtes, vorn
v. ehr. zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee lebendes Steppenvolk, das im
3 . Jh. größtenteils in die in ihr Gebiet eindringenden Daai aufging. Unten (vgL S . 204) setzt Gregoras die Massageten mit den Alanen gleich (s. die Anrn. zur Stelle). Als Melanchlainoi (Schwarzröcke) bezeichnet Berodotos IV 20 (u.ö.) einen nicht skythischen Volksstamm. Die Amazonen vermischten sich nach Berodotos IV 1 107 mit den Sauromaten. Gregoras' Ansichten über die Untenverfimg Europas durch die Skythen
50
sind sehr vage. Auch hier scheint er Sarmaten und Germanen, Kelten und Galater als Urbewohner anzusehen, deren Namen die skythischen Eroberer übernahrnen. Für die Erwähnung der Vernichtung der eimbern und Teutonen stützt er sich of fenbar auf Plutarch :
Marius 11.
Die westlichen Iberer sind die Spanier, so genannt
im Gegensatz zu den östlichen Iberern im Kaukasus (vgL S. Rußland-Exkurs S.
168-72. Die »Skythen«,
39).
S. dazu D1TTEN :
die bis Libyen (= Afrika) vordrangen,
sind die Vandalen. 51
Borner :
52 53
Frei nach Borner :
llias 5,341. Odyssee 9,I08.
Gregoras zeigt sich über die Vorgänge bei der Entstehung des Mongolen
reichs nur dürftig unterrichtet. Schon vor dem Tod des Dschingis-Khän mutlich am 25. August
(t ver I227) erstreckte sich dieses bis weit westlich über das Kaspi
sche Meer hinaus. Die beiden Anführer, die Gregoras als Söhne Dschingis-Khäns bezeichnet, können ihren Namen nach unmöglich mit dessen wirklichen Söhnen DjoCi, der schon vor seinem Vater starb
(1227),
Ögädey (Groß-Khän
I229-1241),
Caghatay oder Toluy gleichgesetzt werden. Die Namen sind offenbar die des En kels Dschingis-Khäns und Sohnes Toluys, Bülägü, und des Nachfahren Dschingis Khäns in der fünften Generation, Teleboga. VgL SPULER, Berthold: »Cingizids«.
In : The Encyclopaedia ofIslam2• VoL 11. Leiden-London o . J. Sp. 44-7 mit Stamm baum nach Sp.
45.
Zur allgemeinen Orientierung über die Mongolen s. SPULER,
Berthold : Geschichte der Mongolen. Nach östlichen und europäischen Zeugnissen des
13. 1968. 222
und
14.
Jahrhunderts (Bibliothek des Morgenlands). Zürich und Stuttgart
A N M E R K U N G E N : 54-60 54
Die Eroberung RleinaSlens bcg..n.n im Winter 124213 mit der Einnahme von
Erzurum (Karin, Theodosiupolis) '.Inter Führung von Baydju, der dem Herrscher der Goldenen Horde, Batu, unterstand. Im Frühjahr 124.3 drangen die Mongolen weiter nach Westen vor, bracuten den Seldschuken im paß von Köse-dagh eine vernichtende Niederlage bei und besetzten 1243/4 Siwas (Sebaste). 1245 eroberte Baydju mehrere Städte in Mesopotamien. VgL SPULER : Mongolen S. 43 f. ; CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 1 3 7 f. 169:ff. Trotzdem wird Hülägü von Gregoras mit Recht als der Eroberer des »tiefer gelegenen Asiens« betrachtet. Er begann aller dings seinen Eroberungszug, mit dem er von seinem Bruder, dem Groß-Khän Möngkä Temür (1251/2-1259), beauftragt worden war, erst im J. 1255. Den Jaxar tes (Syr-darja) hatten die Mongolen schon viel früher überquert. Georgien und Armenien wurden bereits in den Jahren 1232-1240 unterworfen. VgL SPULER : Mongolen S. 3 6 ff. Die irrige Ansicht, daß der Jaxartes in das Kaspische Meer mün det (in Wirklichkeit in den Aralsee), teilt Gregoras mit fast allen antiken Autoren. Was unser Autor sich bei seinen »skythischen Bergen« gedacht hat, ist unklar; über das Quellgebiet des Flusses, über welches die älteren Geographen verwirrende An gaben machen, hat er kaum Genaueres gewußt. Für die Fortsetzung dieses Berichtes s. S. 3 7 f. mit Anm 60. .
55
Teleboga kam erst 1287 an die Macht. Er regierte bis 1291. Der mongolische
Vormarsch nach dem Westen begann 1236 unter Batu (t 1256). VgL SPULER: Gold. Horde S. 16:ff. Weshalb Gregoras den Eroberer des Westens Batu irrtümlich mit Teleboga gleichsetzt, ist nicht klar. 56
Gemeint ist hier der Eroberungszug der Mongolen in den Jahren 1240-1241,
der mit den Siegen bei Liegnitz am 9. April 1241 und in der Mohiebene (Ungarn) am I I . April 1241 und der Rückkehr im Frühjahr 1242 nach der Kunde vom Tod des Groß-Khäns Ögädey (t 1 1 . Dezember 1241) endete. Die Hauptmacht zog der Donau entlang zurück; ein Teil der Truppen verheerte dabei Dalmatien, Albanien und Serbien; die Bulgaren wurden damals tributpflichtig gemacht. VgL JIRECEK: Serben S. 3 09 f. ; ZLATARSKI: Istorija Bd. 3 , S. 423 f. ; SPULER: Gold. Horde S. 20-4. 57
Ein ähnlicher Vergleich bei Jeremias 28(5 1),3 3 :
»wie eine Tenne zur Zeit, da
man sie [eststamp!t«. 58
Diese Methode der »Skythen« (hier
erwähnen auch Nik. Chon. : 59
Gesch.
=
Kumanen), Flüsse
zu
überqueren,
S. 124,14-20 und Akropolites S. 53 ,24f.
Die Ansiedlung der Kumanen erwähnen auch Akropolites S. 65,16-20 und
Kantakuzenos Bd. I, S. 1 8 , 1 3 f. Vgl. dazu WITTEK : Mentesche S. 1 3 f. ; OSTROGORS KY : Gesch. S. 3 65 mit
60
Anm 4. .
Hier folgt der oben (S. 3 6) angekündigte Bericht über die kleinasiatischen 223
ANMER K U N G E N : 61-68 Eroberungen der Mongolen. Es ist nicht klar, ob die drei Jahre, über welche Gre goras spricht, die Jahre 124-2-1245 oder 1255-1258 sind. In dieser letzten Periode übernahm Hülägü das Protektorat über die Seldschuken, unterwarf die Assassinen in Mesopotamien und eroberte
am
10. Februar 1258 Bagdad. Vgl. SPULER : Mon
golen S. 49 ff. ; CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 275-8. 61
Die Kaspischen Pforten : jetzt Tengi Sirdara.
62
Der Indus war in Wirklichkeit schon
um
1221 von Dschingis-Khän selbst
erreicht worden. Vgl. SPULER : Mongolen S. 3 1 f. 63
Von einem Dreifuß gab die Pythia in Delphi ihre Orakel ; daher dieser
sprichwörtliche Ausdruck. Vgl. Zenobios VI 3 mit Anm . 64
Über die Seldschuken herrschte damals Ghiyäth al-Din Kay Khusraw II.
(1237-1245). Er war der Sohn des 'Ala al-Dm Kay Qubadh 1., der gegen Ende 1220
seinem Bruder Kay Käwüs 1. nachgefolgt war. Der Vertrag wurde 1244 ( ?) von den beiden Herrschern persönlich in Tripolis am Mäander ausgehandelt. Vgl. DÖLGER : Reg. 1776. 65
Diese Novelle ist nur aus Gregoras bekannt. Vgl. MORTREUIL, Jean : Histoire
du droit byzantin. Bd. 3 . Paris 1846. S. 1 8 8 f. 66
Der Ausdruck, den Gregoras verwendet : EV xocpoc; xoc't"ocO"'l"cXv't"oc fL o[Pq; stammt
aus Homer : !lias 9,378 't"[cu ae: fLLV €v xocpo� OCLcrrJ . Die Erklärung dieser Worte war schon im Altertum umstritten. Nach einem Scholion Aristarchs zur Stelle ist xlip6c; hier gleich x"Y)p6c; und der Ausdruck würde bedeuten: »ich hasse ihn wie den Tod«. Verschiedene Erklärungen verzeichnet Eustathios :
Kommentar zur llias p.
757. Eine
modeme Interpretation übersetzt xcXp (von xdpcu) als Flöckchen Wolle und setzt den Ausdruck Homers mit dem lateinischen »non flocci facio« gleich. FRISK, Hjalmar : Griechisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1960. Bd. I, S. 790f. schlägt Ableitung von
xcXp = Laus vor. Es ist unklar, welche Bedeutung die
Worte für Gregoras gehabt haben. Vgl. auch KARATHANASIS: Sprichwörter 59. 67
Im Griechischen wörtlich : » den Reichtum, nach dem bekannten Wort, aus
dem Hause ins Haus (orxo&� OrXOCaE) , tragend«. 'Oikothen oikade' rührt aus Pin dar : 01. 6,99 u. 7,4 (vgl. auch Julian : Ep. 46,4 p. 8 B/C [= Brief 4 ed. BIDEZ CUMONT, Paris 1924, S. 14,6J) ; es heißt einmal »aus der (alten) Heimat in die (neue) Heimat«, einmal » aus der Familie in die (verwandte) Familie«. Der Sinn ist also, daß etwas veräußert wird, ohne daß es in fremden Besitz übergeht. 68
Sosandra war Verwaltungsdistrikt und Bistum zugleich. Darin lag das
neugegründete Kloster, das der Theotokos Gorgoepekoos gewidmet war. Der Name der Gegend ging auf das Kloster über. Seine Lage läßt sich nicht mehr ge nau bestimmen. Vgl. HErSENBERG: Batatzes S. 166-71. Zwei Gedichte auf das 224
A N M E R K U N G E N : 69-72 Kloster verfaßte Nikephoros Blemmydes (hrsg. in: Blemmydes :
Curriculum Vitae
S. I I2-4 und I I 5-9). Das zweite (in englischer Übersetzung bei GARDNER : Las carids S. 301-5) scheint zum Teil von Fresken in der Sosandrakirche inspiriert zu sein. Der ägyptische Mönchsvater Antonios wurde schon zu seinen Lebzeiten der »Große« genannt, vgl. Palladios:
Historia Lausiaca 21,7, S. 65,19 BUTLER. Vom (Iznik) wie vom Prodromoskloster in
hier genannten Antonioskloster in Nikaia Prusa (Bursa) blieb kein Stein. 69
Seine Wohltätigkeit trug dem Kaiser nicht nur den Ehrennamen »der Barm
herzige« ein, sondern gab auch den Anstoß dazu, daß er schon bald nach seinem Tod in der Ostkirche als Heiliger verehrt wurde. Vgl. HErSENllERG : Batatzes S. 16023 5 ; POLEMIS : Doukai S. 108 Anm 8. Die Johannes III . Batatzes gewidmeten .
hagiographischen Schriften sind verzeichnet in BHG3 93 3 . 934. 934b und Aucta rium BHG3 934d. Nr. 934C in BHG ist zu streichen, da es von einem bislang unbe kannten Johannes Eleemon dem Jüngeren handelt. Vgl. WINKELMANN, Friedhelm : Nachrichten über das Nikaia des 1 3 . Jahrhunderts in einer Laudatio des Konstanti nos Akropolites. In : Recherches de geographie historique (Studia Balcanica, I). Sofia 1970. S. I I 3 . 70
Zum Todesdatum der Eirene s . POLEMIS : Doukai S . 140 Anm 6 . Die zweite .
Frau des inzwischen 6o-jährigen Kaisers war die 14-jährige Konstanze von Hohen staufen, in Byzanz Anna genannt, eine uneheliche, aber später legitimierte Tochter Kaiser Friedrichs II. (I I94-I250). Dessen Sohn Manfred, den Gregoras hier als König von Sizilien bezeichnet, wurde erst im August 1258, d.h. vier Jahre nach dem Tod Johannes' III. zum König von Sizilien gekrönt. Zu den Beziehungen zwi schen Batatzes und Friedrich II. s. GARDNER : Lascarids S. 159-79 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 48 f. ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 3 64; zur Verlobung und Ehe s.
HEISENBERG : Palaiologenzeit S. 97ff. ; GEANAKOPLOS : o. c. S. 2 Anm 2 (Quellen und .
Lit.) ; DÖLGER : Reg. 1 779-81 ; über Konstanze-Anna s. SCmUMBERGER, Gustave : Le tombeau d'une Imperatrice byzantine a Valence, en Espagne. Paris 1902 ; Dmm, Charles : Figures byzantines. Bd. 2. 8Paris 1927. S. 207-25 ; NICOL : Epiros S. 144. I S S ; AHRWEILER, Helene : L'histoire et la geographie de la region de Smyrne entre les deux occupations turques (ro81-1 3 1 7) . In : Trav. et Mem. Bd. I (1965). S. 55. 69 · 71
Marchesina bedeutet »Markgräfin«. Ihr Familienname hieß Della Fricca.
Über sie s. Akropolites S. 104,2-10 ; GARDNER : Lascarids S. 169f. 72
Nikephoros Blemmydes baute in Nikaia ein Kloster mit Kirche zu Ehren
des hl. Gregorios Thaumaturgos. Sein Leben ist bekannt aus zwei Autobiographien, hrsg. v. HErSENBERG in Blemmydes :
Curriculum vitae.
Über ihn s. auch BREIITER, 225
ANMERK U N G E N : 73-75 Louis : Blernmydes Nicephoros. In: DHGE Bd. 9 (r937). Sp. 178-82 ; BECK: Kir che S. 671-3 und passim (S. 672 Anm. 3 Lit.). 73
Das Rundschreiben, das Nikephoros Blernmydes nach diesem Vorfall ver
faßte, ist erhalten geblieben, s. PG 142, Sp. 605-9. Er erzählt die Geschichte auch in seiner Autobiographie S. 39,17-40,26 (vgl. auch S. 74,I I-75,5) (Übersetzung bei
GARDNER : Lascarids S. 300(), und zwar etwas anders als Gregoras : Als die Geliebte des Kaisers seine Kirche betrat, ließ Blernmydes die Liturgie unterbrechen. Die Mark gräfin wartete eine Weile vergebens auf die Fortsetzung und ging dann verärgert weg. Auch in seinem Fürstenspiegel, den er für seinen Schüler, den späteren Kaiser Theodoros II. Laskaris schrieb, scheint er auf die verhängnisvolle Rolle der Marche sina anzuspielen. Er vergleicht sie mit der homerischen Zauberin Kirke, vgl. PG 142, Sp. 659ff (s. auch die spätere Metaphrase dieser Schrift ebd. 613 ff). 74
Michael II. von Epeiros war seinem Vater in der Herrschaft nicht unmittel
bar nachgefolgt. Von 121 5-1230 herrschte in Epeiros der Halbbruder Michaels L, Theodoros, der Eroberer von Thessalonike, der sich zum Kaiser hatte krönen lassen (dazu oben S. 26 mit Anm. 33). Theodoros' Nachfolger in Thessalien waren seine Brüder Manuel (1230-1237) und Johannes (123 7-1244) und sein Sohn Demetrios (1244-1246) ; in Epeiros regierte seit etwa 1230 in nomineller Abhängigkeit von den Herrschern Thessaliens Michael II., der aber, noch bevor Johannes III. Batat zes 1246 Thessalonike in seine Macht brachte (ein wichtiges Ereignis, das Gregoras nicht speziell erwähnt), einen großen Teil des ehemaligen König- tmd Kaiserreiches sich einverleibte. Vgl. NICOL : Epiros S. 128 ff ; BON: Moree S . 79. Über den ältesten Sohn Michaels II. Nikephoros s. POLEMIS : Doukai Nr. 49. Von den jüngeren Söhnen wurde Johannes im J. 1261 von seiner Mutter Kaiser Michael VIII . als Geisel übergeben ; er konnte freilich aus Konstantinopel nach Epeiros zurückkehren, sah sich jedoch später genötigt, wieder in die Kaiserstadt zu flüchten (vgl. S. I IO mit Anm. 202). Über ihn s. POLEMIS : Doukai Nr. 50. Der von Gregoras Michael genannte Sohn heißt in anderen Quellen Demetrios. Den Namen Michael nahm er vielleicht nach dem Tod seines Vaters an. Gregoras gibt ihm unten S. 204 den Bei oder Zunamen Kutrulis (ursprünglich sicher ein Spottname, später Zuname, vgl.
POLEMIS : Doukai S. 96 Anm. 3). Er heiratete eine Tochter Michaels VIII. , Anna. Über ihn s. POLEMIS : Doukai Nr. S I ; unten Anm. 3 5 5 zu S. 204. Über denBastard Johannes Dukas s. S. I I I mit Anm. 203 . In Gregoras' Aufzählung der Söhne Michaels II. fehlt ein unehelicher Sohn Theodoros, der vermutlich, wie sein Bruder Johannes
Dukas, Gangrene, die Maitresse seines Vaters, zur Mutter hatte. Theodoros fiel 1257 im Kampf gegen Nikaia. Vgl. NICOL : Epiros S. I54. 162. 75 226
Die Frau Michaels II., Theodora (über sie POLEMIS : Doukai Nr. 162),
ANMERKUN GEN : 76-78 stammte aus dem schon vor 1204 in Thrakien ansässigen normannisch-italischen Geschlecht Petraliphas. Ein Peter von Alipha war etwa im letzten Dezennium des I ! . Jh. in den Dienst Kaiser Alexios' r. Kornnenos getreten und hatte in der Gegend um Didymoteichos (Demotika) Land erhalten. Die Familie wurde vollkommen hellenisiert, vgL NICOL : Epiros S. 21 5 f. Theodora wird in der griechisch-orthodo xen Kirche als Heilige verehrt (Fest am I I . März) . UlI Heiligenleben (dazu BHG3 173 6 ; abgedruckt in PG 127, Sp. 903-908), dessen Alter schwer
zu
bestimmen ist,
gilt als wichtige Quelle für die Geschichte des Epeiros. Zum Vertrag, der etwa im Sommer 1249 durch illIe Vermittlung zustande kam, vgL GARDNER : Lascarids S. 1 87 f. ; MrrLER : Latins S. 97; NICOL: Epiros S. 149 f. ; DÖLGER : Reg. 1799. 76
Gregoras hat versäumt, die Rückeroberung von Thessalonike zu erwähnen
(vgl. Anm . 74 zu S. 47) ; über die Feldzüge Johannes' III . in den JallIen 1242 und 1246 spricht er überhaupt nicht. Zu dem hier behandelten Feldzug s. NICOL : Epiros S. 1 5 1 f. 77
Die Lücke im Gregorastext kann, wie schon von BOIVIN bemerkt wurde,
aus Akropolites S. 92, 1 f. ergänzt werden : 78
>und die Feste Kroja in Albanien«.
Der Vertrag wurde gegen Ende 1252 zwischen Michael Ir. und dem Staats
mann und Historiker Georgios Akropolites als Vertreter des nikäischen Kaisers in Larissa abgeschlossen. Bei dieser Gelegenheit wurde Theodoros r. Angelos, der Michael zum Vertragsbruch bewogen hatte, ausgeliefert und nach Nikaia gebracht, wo er im Gefängnis starb. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 1 89. 2 1 9 ; MrrLER : Latins S. 108 ; DÖLGER : Reg. 1 806. Der Titel Despot war II63 von Manuel r. für seinen Schwiegersohn, den etwa 1 3-jährigen ungarischen Prinzen Bela (der spätere König Bela III . von Ungarn), den er, da er damals noch keinen eigenen Sohn hatte, zum Nachfolger bestimmte, geschaffen worden. Er wollte Bela einen Titel geben, der das gleiche andeutete wie das ungarische
urum =
Erbprinz, was dieser in Ungarn
war (vgl. OSTROGORSKY, Georg : Urum-Despotes. Die Anfänge der Despotenwür de in Byzanz. In : BZ Bd. 44 [195 1]. S. 448-60). Seitdem blieb der Titel Despot der höchste nach Kaiser (Basileus) vor Kaisar (Cäsar). Der zweite Despot war Alexios Palaiologos, der als Schwiegersohn Alexios' III . auch
zum
Nachfolger bestimmt
war. Als Alexios III. nach seiner Flucht aus Konstantinopel seine Tochter Eudokia in vierter Ehe gegen Ende 1204 mit Leon Sguros verheiratete, verlieh er diesem den Titel Despot. Wann und wie Theodoros r. Laskaris zu dem Titel kam, ist nicht be kannt. Vermutlich erhielt er ihn kurz nach dem Tod seines Schwagers Alexios Pa laiologos. Er muß ihn
dann bei der Verleihung des Titels an Sguros in den Augen
Alexios' III. wieder verloren haben, gab ihn aber selbst natürlich nicht auf. Als Kai ser ernannte auch er seinen Schwiegersohn Andronikos Palaiologos, den ersten 227
ANMERKU N G E N : 79-80
Mann seiner Tochter Eirene, zum Despot. Nach dessen Tod erhielt Johannes Batat zes wohl zugleich mit der Hand der Eirene auch den Titel Despot und die Bestim mung zum Nachfolger. Erst er ernannte als Kaiser mehrere Despoten, nämlich außer Michael 11. und seinem Sohn Nikephoros Johannes Angelos mit seinem Bru der Demetrios in Thessalonike. Diese Männer waren ursprünglich Despoten (titulär) und Archonten (amtlich) eines Gebietes, nicht Despoten
(
=
Herrscher)
eines Gebietes. Der letzte Archont von Epeiros, der, von Andronikos 11., den Titel Despot erhielt, war Thomas, der Solm des obengenannten Nikephoros. Vgl. DöL GER : Dynastische Familienpolitik S. I 8 3
Anm . I3 ; FERJANCIc : Despoti S. 63 ff. ;
GUILLAND : Recherehes Bd. 2, S. I-24. 79
Gregoras geht vom Winter I252 auf den Herbst I253 über, ohne dies deut
lich auszusprechen. Der ebengenannte Vertrag wurde gegen Ende I252 abge schlossen ; den Winter I252-I253 verbrachte der. nikäische Kaiser in Vodena, im Frühjahr und Sommer I253 inspizierte er einige Grenzposten. Vgl. Akropolites S. 92,I2-24. 80
Über Philippi in dieser Zeit s. LEMERLE : Philippes S. I 8 3-7. Michael Palaio
logos (geb. 1225 ; vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. I7 Anm 3), der spätere .
Kaiser Michael VIII., entstammte einem seit Mitte des I r . Jh. bekannten Adelsge schlecht. Er war durch seine Mutter Theodora ein Urenkel Alexios' III. , dessen älteste Tochter Eirene Alexios Palaiologos zur Frau gegeben worden war. Dessen Solm, Michaels Vater, Andronikos Palaiologos (t 1247), war von Johannes III. im Jahre 1246 nach der Eroberung von Thessalonike daselbst als Statthalter der europäi schen Besitzungen von Nikaia installiert worden. Michael selbst hatte das Komman do in Serrhes und Melnik erhalten. Aufgrund seiner Abstammung nannte Michael sich mit vollem Namen : Michael Dukas Angelos Komnenos Palaiologos. Nach Akropolites S. 94,IO[ wurde er beschuldigt, Thamar, eine Schwester Kolomans von Bulgarien (1241-1246) heiraten zu wollen; nach Pachymeres Bd. I , S. 21,12-7, der weniger gut informiert sein dürfte, plante er, eine Tochter Michaels
11. von
Epeiros zu heiraten und wollte dafür die westlichen Provinzen Makedoniens dem Despoten ausliefern. Zur Genealogie Michaels s. LAURENT, Vitalien : La genealogie des premiers Paleologues. In : Byzantion Bd. 8 (193 3). S. 130 ff. ; PAPADOPULOS : Genealogie Nr. I ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S . 1 7 Anm 5 (Lit.). Zum Hoch .
verratsprozeß, auf dessen Einzelheiten Gregoras nicht eingeht, s. CHAPMAN : Michel Paleol. S. 26 [ ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 21-6. Der Ausgang des Prozesses war so, wie Gregoras angibt, aber das Kommando über Melnik und Serrhes erhielt Michael nicht zurück und auch bekam er nicht, wie ursprünglich geplant, eine Enkelin des Kaisers (die Tochter Theodoros' 228
11.), sondern eine Enkelin von dessen
ANMERKU N G E N : 8 1-85
Bruder Isaak Dukas, Theodora Dukaina, zur Frau (vgl. Anm 144 zu S. 87). Das .
Hauptmotiv für Michaels Freispruch war sicherlich seine allgemeine Popularität. Johannes ill. Batatzes hatte die Reside= von Nikaia nach Nymphaion ver
81
legt, weil dessen Lage und Klima günstiger waren. Nikaia blieb aber die offizielle Hauptstadt und der Sitz des Patriarchen. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 1 7
Anm 4 . Zum Sosandrakloster s . Anm. 6 8 z u S. 44. .
82
Nach Akropolites S. 103 , 1 6-8 war Johannes ill . bei seinem Tod 62 Jahre
alt. Das Todesdatum war der 3 . oder wahrscheinlicher der 4. November (vgl. POLEMIS : Doukai S. 108 Anm 7). Über das Alter Theodoros' H. drückt Akropolites .
»Sein Lebensalter stimmte mit der Dauer der Herrschaft seines Vaters überein; seine Geburt war nämlich fast mit dessen Kaiserprokla mation zusammengefallen«. S. 104,21-3 sich etwas vorsichtiger aus :
Zu Kapitel III 83
Zur Schilderhebung s. ENSSLIN, Wilhelm : Zur Torqueskrönung und Schild
erhebung bei der Kaiserwahl. In: Klio, Bd. 3 5 (1942). S . 268-9 8 ; TREITINGER, Otto : Die Oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zere moniell. Jena 193 8 (anastat. Neudr. Darmstadt 1956). S. 2 1 ff. Eine kurze Prosopo graphie Theodoros' H. bietet POLEMIS : DoukaiNr. 75 ; ausführlich zu ihmDRAESEKE, Johann : Theodoros Laskaris. ln : BZ Bd. 3 (1 894). S. 498-5 1 5 ; PAPADOPULOS, Jean B. : Theodore H Lascaris, empereur de Nicee. Paris 1908 ; GARDNER : Lascaris S. 197ff. 84
Gregoras erwähnt nicht alle Patriarchen der von ihm behandelten Periode,
namentlich nicht alle Vorgänger Germanos' H. (Johannes X. Kamateros I I981206, Michael IV. Autoreianos 1208-1214, Theodoros Eirenikos 1214-1216, Maxi mos H. 1216, Manuel l. Sarantenos 1217-1222) . Irreführend ist, daß er Arsenios als Nachfolger Germanos' H. (1223-1240) hinstellt, da zwischen diesen beiden zwei weitere Patriarchen zu verzeichnen sind : Methodios H. (1241) und Manuel H. (1243-1254). Zu Germanos H. s. BECK : Kirche S. 667f. u. passim ; DARROUZES, Jean : Germain H. In : Dict. spir. Bd. 6 (1967). Sp. 3 1 I . Zur Chronologie dieser Patriarchen s. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1 309) S. 129-40. 85
Zu Blemrnydes' Weigerung s. sein
Curriculum vitae
S. 41, 1 8-45,10 und
GARDNER : Lascarids S. 206 f. ; zur wahl und Inthronisation des Arsenios Autoreia nos (November 1254) s. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. 1 3 9. Der neue Patriarch war nicht so beschränkt, wie Gregoras und mehr noch Akropolites uns 229
A NMERKUN G E N : 86-91
glauben machen wollen. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 207 f. ; PETIT, Louis : Arsene Autorianos et Arsenites. ln : DTC Bd. 1, 2 (1903). Sp. 1 992-4. 86
Zwischen Ivan Asen
ll. und seinem Sohn Michael regierte in Bulgarien
Koloman Asen (1241-1246) ; er wird von Gregoras nicht erwähnt. Michael Asen (1246-1256) war anfangs noch minderjährig ; die Regentschaft wurde von seiner Mutter Eirene, der Tochter Theodoros' 1. Angelos, ausgeübt. Diese Gelegenheit hatte Johannes III. Batatzes ausgenutzt,
um
sich einen Teil von Bulgarien einznver
leiben (vgl. DÖLGER : Reg. 1787). Michael wollte jetzt (1255) Revanche nehmen. Der von Alexios Slav beherrschte Teil von Rhodope war schon von Ivan Asen ll. nach der Schlacht bei Klokotnica besetzt worden. Vgl. JIRECEK : Serben S. 3 1 0 ; NICOL : Epiros S . 145 f. 1 5 8 .
87
Der oben (Anm. 64 zu S. 41) genannte Kay Khusraw
ll. war i m Winter
1245/6 gestorben. Nach politischen Verwicklungen war die Macht schließlich seinem ältesten Sohn 'Izz al-Dm Kay Kawiis
ll. zugefallen. Seine Mutter war die
Tochter eines griechischen Priesters, und er war beim Tod seines Vaters erst elf Jahre alt. Sein Atabek Karatay, ein Freigelassener griechischer Abstammung, übte faktisch für ihn die Macht aus. Eine Erneuerung des Vertrages von 1244 mußte Kay Kawiis ll. willkommen sein, da er gerade mit seinem Bruder Rukn al-Dm um die Macht zu kämpfen hatte. Vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 271 f. 274 f. ; DÖLGER : Reg. 1 825.
88
Die griechische Kaiserin Helene war eine Halbschwester Michaels. Vgl.
oben S. 29. 89
Gregoras weckt den Eindruck, daß der bulgarische Herrscher es nicht zum
Kampf kommen ließ. In Wirklichkeit gingen dem Friedensvertrag (1256 vor dem 25. Mai) zwei Feldzüge des nikäischen Kaisers (in den Jahren 1255 und 1256) vor aus. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 2 1 1-8 ; NICOL : Epiros S. 1 5 8 ; DÖLGER : Reg. 1 8 3 3 . 90
Gregoras' Datierung ist falsch. Die Zusammenkunft zwischen Theodoros ll.
und Theodora, über die er anschließend berichtet, fand vom 14.-17. September in Lentza (Thrakien) statt und wurde in Thessalonike fortgesetzt. Theodoros forder te auch mehr als nur die von Michael besetzten Gebiete, namentlich die für Epeiros wichtigen Städte Durazzo und Servia. Theodora gab nach, da sie wußte, daß ihr Mann doch den Vertrag möglichst bald wieder brechen würde. Die vereinbarte Eheschließung fand vor dem 23. Oktober 1256 statt. Vgl. GARDNER: Lascarids S. 2 1 7-9 ; NICOL: Epiros S. 1 5 8-60 ; DÖLGER : Reg. 1 840. 91
Über die Hintergründe dieser Affäre schweigt unser Autor. Der Verdacht
des Palaiologen dürfte nicht unbegründet gewesen sein. Das Verhältnis zwischen dem Adel und Theodoros ll. war schlecht. Der Kaiser versuchte, die Macht der 230
ANMERKUN G E N :
92-96
Aristokratie, die die zentrale Regierung zu bedrängen drohte, rücksichtslos einzu dämmen. VgL GARDNER : Lascarids S. 222 f. ; CHAPMAN : MicheL PaleoL S. 27 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 26-30. Als Gouverneur im Osten bezeichnet auch Akropolites S. 1 34,10-3 Michael Palaiologos ; nach Pachymeres Bd. 1, S. 24,1 5 f. war er Kommandant in Mesothynia (eine Ortschaft vermutlich nördlich von Ni kaia). VgL GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 27 Anm. 44. 92 Es handelt sich um den Kampf 'Izz al-Din Kay Käwüs' Ir. gegen Baydju im J. 1256. VgL CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 275 f. ; unten Anm. 132 zu S. 82. 93 Dieses Abkommen zwischen dem Kaiser und Michael Palaiologos kam im J. 1257 zustande. VgL DÖLGER: Reg. 1 842. Nach Pachymeres Bd. I, S. 26,9ff. fiel Michael noch einmal in Ungnade und kam sogar ins Gefängnis, wurde aber nach Wiederholung des Treueides wieder freigelassen. VgL CHAPMAN : Michel PaleoL S. 30 Anm. 1 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 30-2. Die besondere Gunst des Kaisers, die Michael seitdem genossen haben soll, war kaum von Herzen, sondern von der Sorge um seinen Sohn eingegeben, dessen Sicherheit nur von dem mächti gen und populären Palaiologen garantiert werden konnte. VgL GARDNER : Lascarids S. 228-30 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 32. Der Titel Großkontostablos scheint für ihn neu geschaffen worden zu sein ; er ist als Nachfolger des Komes tu stablu zu betrachten, dessen Amt eine Nachbildung des gleichen Amtes am Hofe Fried richs ll. von Sizilien war. Michael erhielt durch diese Ernennung das Kommando über die lateinischen Söldner und den elften Platz in der Ämterhierarchie. VgL GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 471 f. 94 Auf die zweite Art fahren heißt : rudern, wenn der Wind zum Segeln fehlt, d.i. auf eine zweite Möglichkeit ausweichen. Zu dieser Redensart s. Diogenianos Cod. Yen. II 45 mit Anm. ; Eustathios : Kommentar zur Odyssee 2, 434 p. 1453 ; KARATHANASrs : Sprichwörter 15I. 95 Gregoras folgt Pachymeres Bd. 1, S. 349,3 ff. und nicht dem besser unter richteten Akropolites S. 152, 1 ff. Mit Mytzes ( = Michael ?) muß Kaliman Ir. ge meint sein, der nach der Ermordung Michael Asens (1257) kurze Zeit regierte, bis er von Konstantin Tich verdrängt wurde. Vgl. JIRECEK: Bulgaren S. 267 Anm. 3 ; ZLATARSKl : Istorija Bd. 3 , S. 467-70 ; NrcOL: Epiros S. 169. 96 Konstantin Tich oder Tichornir (1257-1277) war ein Nachkomme der Nemanjiden von Serbien. Sein Vater hatte eine Tochter Stephans ll. Nemanja geheiratet und war deswegen vielleicht mit dem Gouvernement von Skopje be schenkt worden. Die Herrschaft über Bulgarien erwarb er sich mit Hilfe des Schwiegervaters Michael Asens, Ratislav Michailovic, der von den Mongolen aus 231
A NMERKUN G E N : 97-103
Kiev vertrieben worden war und sich in Nordserbien festgesetzt hatte. Vgl. JIRECEK : Serben s. 3 16f. ; ZLATARSKI: Istorija Bd. 3 , S. 430f. 467( 472 ff. 97
Die Tochter Theodoros'
11., die im Jahre 1258 Konstantin Tich zur Frau
gegeben wurde, heißt bei Akropolites S. 1 52,19 und bei Pachymeres Bd. I, S. 158,3 nicht Theodora, sondern Eirene. Gregoras erwähnt unten S. 93 eine Tochter Eirene, die dem Grafen von Ventimiglia (bei Genua) und eine Tochter Theodora, die dem Baron von Veligosti (Peloponnes) zur Frau gegeben wurde ; erstere hieß aber in Wirklichkeit Eudokia. Vgl. POLEMIS : Doukai S. I I I
Anm
.
17. Eine Auf
zählung byzantinischer Prinzessinnen, die bulgarische Herrscher heirateten, bei DÖLGER, Franz : Einiges über Theodora, die Griechin, Zarin der Bulgaren (130813 30). In : Paraspora S. 224. 98 DUCANGE notierte zu dieser Stelle : »Es war besonders bei den Griechen zur Gewohnheit geworden, auf dem Sterbebett das sogenannte >kleine< Mönchsgewand anzu nehmen; gelegentlich auch, wenn die Krankheit schlimmer wurde, das >große<, um . . . als vollkommener Mönch zu sterben . . . Theodoros hatte zuerst das kleine Mö·nchsgewand angenommen, und dann das große . . . Das spezielle Gewand der vollkommenen Mönche war das Kukullion . . . , das der unvollkommenen der Mandyas«. Theodoros behielt als Mönch seinen Taufuamen. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 23 1 ( ; POLEMIS : Doukai S.
IIO
mit
99
Protovestiarios heißt Vorstand der kaiserlichen Garderobe. Die »Garderobe«
Anm
.
10.
des Kaisers verwahrte von Anfang an auch große Summen Geld für bestimmte Zwecke und wurde so allmählich zu einer Privatkasse des Kaisers. Der Rang des Protovestiarios innerhalb der Ämterhierarchie wechselte öfter. Vgl. GUILLAND : Recherches Bd.
I,
S. 216-3 6 ; VERl'EAUX, Jean : Hierarchie et preseances sous les
Paleologues. In � Trav. et Mem. Bd. 1 (1965). S. 421-37. Als Intimus des Kaisers war Georgios Muzalon auch Paradynasteuon oder Mesazon oder Mesiteuon, d.h. er führte die Geschäfte eines ersten Ministers, die nicht an ein bestimmtes Amt ge bunden waren. Vgl. unten Anm 294 zu S. 170. Zu Muzalon s. GUILLAND : Recher .
ches Bd. 100
I,
S. 21M 504.
Nach Akropolites S. 154, 1 3 war Johannes zu diesem Zeitpunkt noch nicht
acht, nach Pachymeres Bd.
I,
S. 3 5 , 1 3 war er neun Jahre alt. Über ihn s. POLEMIS :
Doukai Nr. 76, der als wahrscheinliches Geburtsdatum (ebd.
Anm
.
7) Weih
nachten 1250 berechnete. Vgl. auch LOENERTZ : ehron. breve S. 340. 101
Vgl. S. 47 und 57.
102
Vgl. S. 61 mit
103
Wie Akropolites S. 1 54, 1 5 ( und Pachymeres Bd. I , S. 39,13, nennt Gre-
Anm
.
97
zum Irrtum bezüglich des Namens Theodora.
goras hier nur Muzalon als Regent und Vormund; weiter unten indes p. 66 232
ANMERKU N G E N : I04-I IO
bemerkt er beiläufig, daß auch Patriarch Arsenios als Regent eingesetzt war. Zum Testament Theodoros' ll. s. GARDNER : Lascarids S. 232-6 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 33 Anm 3 ; DÖLGER : Reg. 1 846. Zu den nachfolgenden Er .
eignissen ausführlich unter Berücksichtigung aller Quellen GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 3 3-41 . 104
Großdomestikos heißt soviel wie >Generalissimus der kaiserlichen Truppen
des Ostens und des Westens<. Andronikos Muzalon hatte das Amt um 1250 von seinem Bruder übernommen, als dieser zum Protosebastos, Protovestiarios und Großstratopedarch befördert wurde. Andronikos' Witwe heiratete später den Protostrator Andronikos Palaiologos, dessen Vater Johannes ein Bruder Michaels
VIll. war. Vgl. GUILLAND : Recherehes Bd.
I, S. 405-25, besonders 409 [ Proto
kynegos heißt wörtlich >Chef der (kaiserlichen) Jagd<. Dieses Ehrenamt wurde für besondere Verdienste verliehen. Vor Theodoros Muzalon ist kein anderer Inhaber dieses Amtes bekannt. Vgl. GUILLAND : Recherehes Bd. I, S. 601 [ 105
Im Griechischen »willig, unwillig«, wohl in Reminiszenz an Homer :
nias
4,43 · 106
Zum Charakter und zur Popularität Michaels s. GEANAKOPLOS : Mich.
Palaeol. S. 26 Anm 3 8 ; DÖLGER : Familienpolitik S. 178. .
107
Die Hochzeit fand Anfang Februar 1200 statt. Vgl. Nik. Chon. :
Gesch.
S. 673,21. Daß Alexios ill . seiner Tochter Eirene das Privileg verlieh, rotfarbene, d.h. kaiserliche Schuhe zu tragen und daß ihr Gemahl den Titel Despotes erhielt, übergeht Niketas Choniates. 108
Aus Akropolites S. 66,16-8 kann man folgern, daß Andronikos Palaiologos
vermutlich schon im J. 1228 von Johannes ill . zum Großdomestikos ernannt wurde. Vgl. GUILLAND : Recherehes Bd. I , S. 409. 109
Zu Michaels Abstammung s. Anm 80 zu S. 49. Vgl. auch GEANAKOPLOS : .
Mich. Palaeol. S . 17[ ; POLEMIS : Doukai Nr. 142. IIO
Gregoras vermeidet, wie es ihm die Gesetze der Rhetorik geboten, den
Fachausdruck und nennt die Staatskasse farblos Prytaneion, offensichtlich in An spielung auf das so benannte Amtsgebäude im antiken Athen. Dies war allerdings nicht Staatskasse, sondern Stadthaus, wo auf Staatskosten die Prytanen (Mitglieder des ausführenden Ausschusses des Staatsrates), die Ehrenbürger und die ausländi schen Gesandten gespeist wurden. Die byzantinische Staatskasse befand sich damals in Magnesia. Bevor Michael die Verfügungsgewalt darüber erhielt, war er von einer Versammlung von Adeligen, die vielleicht von Patriarch Arsenios einberufen worden war, zum Vormund Johannes'
IV. und zum Regenten proklamiert worden.
Vgl. GARDNER : Lascarids S. 23 7 [ ; CHAPMAN: Michel Paleol. S. 3 3 [ ; GEANAKOPLOS : 233
ANMERKUN G E N : I I I-I I3
Mich. Palaeol. S. 41 f. Arsenios selbst bezeugt in seinem Testament, P G 140, Sp. 949 C 10-5, daß er abwesend war, als die Bischöfe und der Senat Michael die Führung des Staates anvertrauten. Als er in die Residenz kam, ließ er Michael einen Treueid leisten, der auch schriftlich fixiert wurde. VgL LAURENT : Reg. 1 340. III
Michael war beim Tode Theodoros' ll. Großkontostablos (I I . Rang in der
Ämterhierarchie). Als er die Vormundschaft über Johannes N. erhielt, wurde er zum Megas Dux (Flottenkommandant ; 7. Rang) befördert. Über den altertüm lichen Rang des Basileiopators (>Kaiservater<) avancierte er schließlich, höchst wahrscheinlich am 1 3 . November 1258, zum Despoten. VgL GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 43-5 ; WIRTH : Begründung S. 89 f. ; LOENERTZ : Chron. breve S. 3 32. 341. Die Ernennung zum Despoten erwähnt auch Patriarch Arsenios in seinem Testament, PG 140, Sp. 949D I f. ; Arsenios betont, daß Michael bei dieser Gelegen heit erneut einen Treueid leistete, ebd. D 2-4. VgL LAURENT : Reg. 1341. I I2
Fürst der Peloponnes (>Princeps Achaiae< ; zu diesem Titel s. Mrr.LER :
Latins S. 86 mit Anm I ; BON: Moree S. 63) war damals Wilhelm ll. von Ville .
hardouin (1246-1278), Bruder Geoftroy's TI. (vor 123 1-1246) und Sohn des Er oberers Geoftroy I. (1210-ZW. 1226 u. 1231), eines Neffen des berühmten Chroni sten des Vierten Kreuzzuges. Er ist der Held der Chronik von Morea. Zusammen mit seiner Frau, der schönen Anna Angelina-Komnene, stand er Modell für die Helenaepisode von Goethes Faust. Durch seine Heirat mit Anna (Sommer 1258 oder 1259), die seitdem Agnes genannt ward, war er Schwiegersohn des Herrschers von Epeiros geworden. Über ihn s. MrrLER : Latins S. 97ff. ; LONGNON: Empire latin S. 217 ff. ; BON: Moree S. 72f. 76. I I 7 ff. Zur Erforschung der fränkischen Herrschaft auf der Peloponnes s. MERGL, Georg : Die fränkische Peloponnes. Eine Literaturübersicht anläßlich des neuen Monumentalwerkes von Antoine Bon. In : Südost-Forschungen. Bd. 30 (1971). S . 245-59 ; HENDRICKX, Benjamin : Quelques problemes a la conquete de la Moree par les Francs. In : BU�IX\I't"L\lcX. Bd. 4 (1972). S. 373-88 . Die Hochzeit Manfreds von Sizilien mit Michaels 1 5jähriger Tochter Helena fand am 2. Juni 1259 statt. VgL GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 50 Anm
.
14. Beide Bräute hatten ihren Männern eine beachtliche Mitgift eingebracht. Zum B ündnis der drei s. GARDNER : Lascarids S. 242 ff. ; MrrLER : Latins S. 109 f. ; NICOL : Epiros S. 1 70 ff. ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 47ff. ; BON : Moree S. I2of. Gregoras' Bemerkung über die Verteilung des zu erobernden Landes dürfte ironisch gemeint sein. VgL GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 59 Anm 54. .
II3
Der Titel Sebastokrator wurde von Kaiser Alexios I. Komnenos (1081-
I I 1 8) für seinen Bruder Isaak neugeschaffen, welchen er damit über den Kaisar stellen wollte. Bis zur Einführung der Despoteswürde durch Manuel l. im J. I I63 234
ANMER K U N G E N : 1 I 3
(vgL Anm 7 8 z u S. 49) verlieh dieser Titel den zweiten Rang in der Würdenhierar .
chie, unmittelbar nach dem Kaiser, dann ab I I 63 den dritten. Vgl. GUULAND : Recherehes Bd. 2, S. 1 ( 3 0. Johannes Palaiologos (geb. kurz nach 1225 ; über ihn s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 2), der damals schon seit 1257 Großdomestikos war, wurde nach der Thronbesteigung seines Bruders Sebastokrator und nach dem Sieg bei Pelagonia zum Despot ernannt (vgL unten S. I I l f.). Er legte aber nach seiner Niederlage gegen Johannes von Neopatras die Abzeichen dieser Würde wieder ab (vgL unten S. I I 5 () . Johannes starb 1274. VgL GUULAND : Recherehes Bd. I, S. 410 ; Bd. 2, S. 5 u. 3 3 . Die Kaisarwürde war schon von Kaiser Diokletian (284-305) eingeführt worden, der jedem der beiden Augusti, dem des Ostens und dem des Westens, einen Cäsar mit Nachfolgerecht zur Seite stellte. In Byzanz blieb Cäsar/Kaisar der Titel des (präsumptiven) Thronfolgers. Seine ursprüngliche Be deutung, einer der Titel des römischen Kaisers zu sein, verlor die Benennung Cäsar/ Kaisar endgültig, als Herakleios (610-641) Basileus zum offiziellen Kaisertitel erhob und seine Söhne zu Mitkaisern mit dem gleichen Titel (inoffiziell zweiter Kaiser) machte. Der Kaisar behielt den zweiten Rang in der Würdenhierarchie bis zum J. 1081, rangierte dann bis I I63 an dritter Stelle nach dem Sebastokrator und seitdem hinter dem Despot und Sebastokrator als vierter. VgL GUULAND : Recherehes Bd. 2, S. 25-43 . Konstantinos Palaiologos, Michaels jüngster Bruder (geb. nach 1226, gest. ca. 1271 ; über ihn s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 5 ; unten Anm 125 zu S. .
80), wurde unmittelbar nach der Thronbesteigung Michaels zum Kaisar ernannt und Sebastokrator nach diesem Sieg (vgL unten S. l I l f.). Alexios Strategopulos entstamm te der hochadeligen Familie der Melissenoi (über diese Familie s. BEEs, Nikos A. : Der Berliner Traktat über die Melissenoi ist keine Fälschung des Konstantin Simonides. In : Byzantinisch-neugriechische Jahrbücher. Bd. 14 [193 8] . 1 3 1-7) , hatte aber den Namen seiner Mutter angenommen. Unter Theodoros ll. war er in Ungnade gefallen und gehörte darum von vomeherein zu den Anhängern Michaels Palaiologos. Nach dessen Erhebung übernahm er das Amt des Großdomestikos von dem zum Sebastokrator beförderten Johannes Palaiologos und nach dem Sieg bei Pelagonia die Kaisarwürde von dem nun zum Sebastokrator ernannten Konstantinos Palaiologos. VgL GUULAND : Recherehes Bd. I , S. 4IO ( Konstantinos Tornikios entstammte einer georgischen Familie, die im 10. Jh. nach Byzanz gekommen war. Unter Johannes III. war er Großprirnikerios, fiel aber unter Theodoros ll. zusammen mit Alexios Strategopulos in Ungnade. Michael VIII. gab ihm sein Amt zurück und beförderte ihn nach dem Sieg bei Pelagonia zum (zweiten) Sebastokrator. 1264 wurde er Stadtpräfekt von Konstan235
A N M E R K U N G E N : l l4-120
tinopel, 1267 Gouverneur von Thessalonike. Vgl. GUILLAND : Recherehes Bd. I, S. 3 1 5 f. ; SCHMALZBAUER, Gudrun : Die Tornikioi in der Palaeologenzeit. In: Jb. Österr. byz. Ges. Bd. 18 (1969). S. 127-9. ll4
Versuche Michaels VIII . , durch Gesandtschaften
aIl
die drei Herrscher die
Gefahr zu beseitigen, waren fehlgeschlagen; sie werden von Gregoras überhaupt nicht erwähnt. Auch eine Gesandtschaft an den Papst (Alexander
IV.) blieb ohne
Erfolg. Das nikäische Heer wutde im Herbst 1258 in Marsch gesetzt. Im Frühjahr 1259 folgten Verstärkungen. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 245-7 ; NrCOL, Donald M. : The Date of the Batde of Pelagonia. In : BZ Bd. 49 (1956). S. 68-71 ; NICOL : Epiros S. 175-7; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 59-6 1 ; BON : Moree S. 12l f. ll5
Die Feste Bellegrada, Berat in Albanien, befand sich 1258 im Besitz
Manfreds von Sizilien ; seine >Rechte< waren von Michael
11. von Epeiros bei der
Heirat Manfreds mit seiner Tochter Helena anerkannt worden. Im Frühjahr 1259 wutde Berat von den nikäischen Truppen erobert. Vgl. NrCOL : The Date S. 69f.
nias 2,36.
ll6
Vgl. Homer :
117
Diese Kriegslist erwähnen die anderen Quellen nicht. Doch wiegt dieses
Schweigen nicht die innere Wahrscheinlichkeit auf, welche den Bericht des Gregoras unverdächtig erscheinen läßt. Trotzdem dürfte der Übertritt des unehe lichen Sohnes Michael� 11. von Epeiros, Johannes, der sich im Heer Willielms von Villehardouin befand, für die Haltung seines Vaters entscheidend gewesen sein. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 247 f. ; LONGNON : Empire latin S. 224f. ; NrcOL : Epiros S. 179-82 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 67-73 . ll8
Gregoras' Kurzdarstellung der Schlacht tut den Verbündeten Michaels
von Epeiros Unrecht. Die fränkischen Truppen des Fürsten von Achaia stellten sich mutig dem Kampf, unterlagen aber der Übermacht. Vgl. GARDNER : Lascarids S. 248 f. ; MrLLER : Latins S. I I I f. ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 3 6 ; LONGNON: Empire latin S. 225 ; NrcOL : Epiros S. 1 82. Zur Bedeutung der Schlacht s. besonders GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 73 f.
l l9
Manfred von Sizilien war nicht persönlich gekommen, sondern hatte
vierhundert deutsche Ritter entboten, die ZUSanlffien mit den Franken kämpften; sie entkamen nicht, sondern unterwarfen sich. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 63 f.
Zu Kapitel IV 120
Der Tag der Schilderhebung und somit der Tag der ersten Kaiserprokla
mation ist nach Gregoras nicht, wie oft irrtümlich behauptet wird (so z.B. GEANA-
A N M ER K U N G E N : KOPLOS :
121
Mich. Palaeol. S. 45 Anm 66; OSTROGORSKY: Gesch. S. 369 Anm I) der Dezember. Dieser Tag wird einige Zeilen weiter unten als das Datum erwähnt, an dem Patriarch Arsenios Michael und seine Anhänger, die ihn auf den Sdllld erhoben hatten, wieder einmal dem jungen Kaiser Johannes IV. Laskaris Treue schwören ließ. Wieviel Zeit zwischen der Schilderhebung (in Nymphaion, nicht in Magnesia, vgl. WIRTH : Begründung S. 86f.) und der Leistung des Treueides (in Nikaia ? oder nachdem der Patriarch sich nach Nymphaion begeben hatte ?) verstrich, bleibt in der Darstellung des Gregoras unklar. Dieser verzeichnet nur noch, daß zwischen Leistung des Treueides und Krönung weniger als ein Monat verstrich. Als Jahr der Schilderhebung und der Krönung ergibt sich aus Gregoras' Angaben das Jahr 1259, denn beide Ereignisse fanden, so behauptet er, während der kriegerischen Auseinandersetzung auf der Peloponnes statt, und die Nachricht des dort erkämpften Sieges erreichte den Palaiologen, kurz nachdem er Kaiser geworden war. Da die Schlacht bei Pelagonia zwischen Juni und November 1259 geliefert wurde, wären Schilderhebung und Krönung Michaels VIII. also auf November und Dezember 1259 zu datieren. Konsequent setzt Gregoras denn auch unten S. 8 3 den Feldzug Alexios' Strategopulos, der = Rückeroberung Konstantinopels führte (25. Juli 1261), zwei Jahre nach der Thronbesteigung Michaels und der Schlacht bei Pelagonia an. Pachymeres Bd. I , S. 90ff. und die Kurzchronik vom Jahre 1 3 52 (s. u.) zwingen uns aber, diese Daten zu korrigieren. Die beiden genannten Quellen überliefern unabhängig voneinander den I . Januar 1259 als Datum der Krönung Michaels. Der Sieg bei Pelagonia ging also diesem Ereignis nicht voraus, sondern folgte ihm. Gregoras hat beides zeitlich zu eng miteinander verknüpft. Für eine grundlegende Erörterung dieses Problems s. WIRTH : Begründung. Vgl. auch LOENERTZ : Chron. breve S. 3 3 3 . 342-4 ; LAURENT : Reg. 1341-5. Zusätzlich ist zu beachten, daß Patriarch Arsenios in seinem Testament, PG 140, Sp. 949 D 4ff. die Erhebung Michaels erwähnt, ohne von einem neuen Treueid aus diesem Anlaß zu sprechen, wie er das zuvor bei der Ernennung zum Vormund und zum Despoten getan hat (s. Anm 110 zu S. 69 und Anm. 1 1 1 zu S. 71). Es scheint darum fraglich, ob es nach der Schilderhebung und vor der Krönung, so wie Gregoras es darstellt, eine spezielle Erneuerung des Treueides gegeben hat. Vielmehr dürfte bei unserem Autor eine Verdoppelung des bei der Krönung geleisteten Eides vorliegen. 121 Daß der Schilderhebung die Krönung bald folgte, schreibt auch Patriarch Arsenios in seinem Testament, PG 140, Sp. 952 B 9 f. Gregoras dürfte bei seiner Angabe �es verstrich kein Monat« an den 25. Dezember gedacht haben ; dieser Tag kommt aber nicht in Frage, da der Ausgangspunkt seiner Chronologie falsch ist. .
.
I.
.
237
A NMERKU N G E N : 122-129
122 Im Griechischen : »ein vorzügliches Vogelzeichen« aus Homer : Ilias 12,243 . 123 Zu den hier genannten Personen und Würden s. Anm I I 3 zu S. 72. Alexios .
Strategopulos war in Griechenland zurückgeblieben, um den Krieg gegen Michael II. von Epeiros fortzusetzen. Er mußte sich bald nach Thessalonike zurückziehen.
Ihm wurde seine Beförderung brieflich mitgeteilt. Vgl. NrcoL : Epiros S. 186-8. 124 Wilhelms Freilassung erfolgte erst drei Jahre später (Anfang 1262). Zu den Ereignissen der Zwischenzeit s. WIRTH, Peter : Von der Schlacht bei Pelagonia bis zur Wiedereroberung Konstantinopels. In : BZ Bd. 55 (1962). S. 30-7. Wilhelm von Villehardouin erkannte den byzantinischen Kaiser als seinen Lehensherrn an und erhielt dafür den Titel Großdomestikos (Generalissimus). Die drei Festungen, die er ausliefern mußte, waren Monembasia, Maina und Mistra (nicht Sparta, wie Gregoras antikisierend schreibt). Außerdem verlor er das Gebiet um Kinsterna und vielleicht Geraki. Dies war der Anfang des Niedergangs der fränkischen und des Aufstiegs der byzantinischen Macht in der Peloponnes. Vgl. Mn.LER : Latins S. II 3-6 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 54( ; LONGNON: Empire latin S. 228-3 0 ;
ZAKYTHENOS : Moree Bd.
I,
S . 15-25 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S . 154 ( ;
BON : Moree S . 122-5.
125 Die Operationen Konstantinos' Palaiologos (über ihn Anm I I 3 zu S. 72) .
waren nicht so erfolgreich, wie Gregoras sie darstellt. Nach einem vielversprechen den Beginn wurden die Byzantiner zuerst 1263 bei Prinitza und dann noch einmal 1264 (?) bei Makry Plagi geschlagen. Außerdem erlitt die byzantinisch-genuesische Flotte bei Settepozzi (Spetzai bei der Insel Hydra) im Frühsommer 1263 gegen die Venezianer eine empfmdliche Niederlage. Beides verschweigt Gregoras. Sicher ist aber, daß nach dem Tod Wilhelms 11. von Villehardouin (I. Mai 1278) die Byzan tiner von der inneren Anarchie im Fürstentum Achaia profitierten. Gregoras erwähnt aber in seinem Geschichtswerk weiter unten die Peloponnes nur noch bei läufig (s. S. 362). Vgl. CARO : Genua Bd. I, S. 1 30-2 ; Mn.LER : Latins S. 120-4;
CHAPMAN : Michel Paleol. S. 55-62. 69-71 ; LONGNON : Empire latin S. 23 1-4 ; ZAKYTI-IENOS : Moree Bd. I, S. 32-43 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 1 53-60.
171-5 ; THIRIET : Rom. ven. S. 146( ; BON : Moree S. 129-3 5. 126 Zum Datum s. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1 309) S. 140. 127 Das schreibt auch Arsenios selbst in seinem Testament. Vgl. PG 140, Sp. 953 A 10-3 · 128 Nikephoros II. war Patriarch vom März 1260 bis Februar 1261. Vgl. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. 140-2. 129 Unten S. 87 bezeichnet Gregoras die Festung Galata als unbedeutend und klein. Pachymeres Bd. I, S. 122,1 ff. bezeugt, daß sie nicht leicht zu nehmen war.
A N ME R K U N G E N :
130-133
Zu Galata s. SCHNEIDER, Alphons-M. und NOMIDES, Miltiades-I. : Galata. Topo graphisch-archäologischer Plan. Istanbul 1944. 130 Zum Ausdruck vgl. Stobaios : Anthologie CXI 12: »Pindaros nannte die Hoffnungen Träume von Wachenden« ( frg. 234 BOECKH; lSpurium< frg. 289 SNELL). Die Hoflllung des Palaiologen, Konstantinopel einnehmen zu können, beruhte auf einem Versprechen des in byzantinischer Gefangenschaft lebenden Lateiners Anseau de Toucy. Dieser glaubte, durch Kontaktnahme mit seiner Familie in der Stadt die Pforten der Stadt für Michael öflllen zu können. Er konnte aber sein Versprechen nicht einlösen. Darauf schloß Michael mit dem lateinischen Kaiser einen Waffen stillstandsvertrag für ein Jahr (bis August I26I). Vgl. GARDNER : Lascarids S. 25I f. ; CHAPMAN : Michel Paleol. S . 40 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S . 75-9 ; WIRTH, Peter : Von der Schlacht (o. c. in Anm I24) S. 3 5. I 3 I Die Mongolen von Iran überschritten in den Jahren 1259/I260 den Euphrat und rückten bis Palästina vor, wo sie allerdings, was Gregoras nicht erwähnt, am 3 . September I260 beim Goliathsquell ('Ayn Djälüt) von den mamlukischen Truppen geschlagen wurden. Vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 279. 1 3 2 Hülägü, der neue Ilkhän von Iran, dem vom Großkhän das zuvor vom Herrscher der Goldenen Horde, Batu, abhängige Sultanat Rum unterstellt worden war, hatte dessen Statthalter Baydju befohlen, die Steppe südöstlich des Kaspischen Meeres zu räumen und auf das kleinasiatische Hochland auszuweichen. Dieser ver fuhr so ohne kriegerische Absichten. Die Seldschuken fühlten sich indes bedroht und entschlossen sich zum Kampf. Nach der Niederlage flüchtete der seldschukische Sultan zuerst zu den Turkmenen von Ladig (Laodikeia) und von dort weiter zum nikäischen Kaiser. Im Mai 1257 konnte er mit Hilfe byzantinischer Verstärkungen nach Konya (!konion) zurückkehren, mußte aber nach einigen Jahren geteilter Herrschaft mit seinem Bruder Rukn al-Dm im Sommer I261 erneut flüchten und seinem Bruder die Alleinherrschaft überlassen. Dieser zog am I3. August I26I in Konya ein. Vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 275-9. Melik ist Ghiyäth al-Dm Mas 'üd ll. ; er wird hier irrtümlich Bruder, aber unten S. I 3 7 richtig Sohn von Azatines ('Izz al-Dm Kay Käwüs ll.) genannt. Zum Namen Melik in den byzantini schen Quellen s. LAURENT : Melikes S. 3 6I f. 368 (der Gregoras' Fehler übernimmt). GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 8I weist darauf hin, daß Michael den Mongolen von Iran versprach, den Sultan festzuhalten, und dafür von diesen Neutralität in seinem Kampf mit den Lateinern erwartete. 1 3 3 Vgl. Anm 120 zu S. 78. Ätolien und Akarnanien bildeten nur den südlichen Teil der Territorien des Epeiros ; Gregoras bezeichnet aber damit das ganze >Despo tat<. Vgl. Anm 4 zu S. I3. =
.
.
.
239
ANMERKU N G E N :
134 135 136 16,13 ; 137
134-144
Im Griechischen
»als Nebenwerk auf dem Weg« aus Euripides : Elektra 509. 19,7; 32,17; 146,10. Zum alttestamentlichen Ausdruck »Herr über Leben und Tod« vgl. Sap. Sir. II,14. Der Gedanke ist biblisch ; vgl. Ps.
Im Bericht über die Rückeroberung Konstantinopels folgt Gregoras dem
Akropolites, S.
1 82,4ff., nicht Pachymeres Bd. I,
S.
13 8,I7ff, der von einem unter 255-8 ; CHAPMAN : Michel
irdischen Gang nichts weiß. Vgl. GARDNER : Lascarids S. Paleol. S.
43 f. ;
LONGNON : Empire latin S.
S· 92-I I5· 1 3 8 Daphnusia,
226-8 ;
GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol.
im Altertum bekannt als Apollonia, ist eine kleine Insel Init
Hafen westlich der Sangariosmündung und heißt heute Kefken oder Kefken Adassi. VgL RAMSAY : Asia Minor S.
182. 139 Das Tor )zur Quelle<, auch Selymbria-Tor genannt, befand sich zwischen dem 26. und 27. Turm, gerechnet vom Goldenen Tor. Vgl. JANIN : Cple S. 275 ( ; GUILLAND : Etudes Bd. 2 , S. 64. Es war nach der von Gregoras erwähnten Kirche in der Nähe benannt . Zu dieser Kirche s. JANIN : Egl. Mon. S. 223-8. 140 Das Pantokratorkloster Init seinem für die damalige welt einmaligen Hospital war von Johannes IL Komnenos (I II8-II43) erbaut worden. Während der lateinischen Herrschaft in Konstantinopel war es das Hauptquartier der Venezianer. Michael VIII. übergab es den Genuesen. Vgl. SCHREIBER, Georg : Byzantinisches und abendländisches Hospital. In : BZ Bd. 42 Egl. Mon. S.
141
515-23 ;
(1943/9).
GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S.
S. II 6-49. 373-6 ; 149 Anm 49.
JANIN :
.
Gregoras' Angaben sind ungenau. Kaiser von Konstantinopel waren hinter
einander : Balduin L,
1204-1205, sein Bruder Heinrich, 1206-1216, deren Schwager 1217, dessen Frau Jolante, 1217-1219, ihr Sohn Robert, 1221-1228, und dessen Sohn Balduin II., 1228-126I. 142 Nach Pachymeres Bd. I, S. 149,20 erhielt Michael die Nachricht zu
Peter von Courtenay,
Nymphaion. Gregoras folgt dem wahrscheinlich besser unterrichteten Akropolites
183,24. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. II9 Anm I. 143 Eine biblische Reminiszenz ; vgl. Ez. 17,24; Joel 2,22 ; 1 Regn. 2,7; Sir. II,14; 1 Regn. 2,4; Sap. 6,7; 1 Regn. 2,10. 144 Michaels Gattin war Theodora Dukaina Komnene Palaiologina, eine Großnichte Johannes' III. Er hatte sie 1253 geheiratet. Sie starb am 4. März 1303. Vgl. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. I ; SEVCENKO : PoleInique S. 277 ; POLEMIS : Doukai Nr. 74. Das Geburtsdatum Andronikos' II. war nach einer Notiz im Cod. Mare. gr. 325 (Collocazione 5 18) fol. 177v, die vielleicht von Gregoras selbst ein getragen wurde, der 25. März 1259. Das gleiche Datum gibt die Kurzchronik aus S.
240
.
ANMERKU N GE N : 145-154 dem J. 13 52, vgl. LOENERTZ : Chron. breve S. 3 3 3 Nr. II u. S. 348. Das Jahr 1259 läßt sich allerdings nicht mit allen anderen Angaben in Gregoras' Geschichtswerk kombinieren. Vgl. SEVCENKO : Polemique S. 137 Anm 6 ; POLEMIS : Doukai S. 1 5 8 Anm. 7 . Zum Einzug s. GARDNER : Lascarids S. 259 ( ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 46 ( ; PREVIALE, L. : Un panegirico inedito per Micheie VIII Paleologo. In: BZ Bd. 42 (194319) . S. 1-49 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 12I( 145 Das Marienbild, von dem die Rede ist, die sogenannte Hodegetria, ist eine Marienikone aus dem Hodegoskloster, die man für eine Arbeit des Evangelisten Lukas hielt. Vgl. JANIN : Egl. Mon. S. 203-6. Der Palast beim Hippodrom ist der sogenannte Große Palast. Siehe dazu JANIN : Cple S. 106-22 ; GUILLAND : Etudes Bd. I, S. 1-367, besonders 547( Den Zustand des Blachemenpalastes beschreibt Gregoras mit den gleichen Worten wie Pachymeres Bd. I , S. I6I,7-I I. Nachdem dieser Palast (dazu JANIN: Cple S. 123-8), den die Angeloi und die lateinischen Kaiser bevorzugt hatten, restauriert worden war, bewohnte Michael abwechselnd beide Bauwerke. 146 Zu den großen Stadtbränden von 1203 und 1204 s. Nik. Chon. : Gesch. S. 722,6ff. und 73 I,I4ff. Zur Restauration durch Michael VIII s. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 122-5. I29 ( 13 5-7; vgl. auch unten S. 123 und 126. 147 Zum Ausdruck : »teils unwillig , teils widerv.rillig« s. Anm 105 zu S. 66. Arsenios kehrte etwa Mai/Juni 1261 auf den patriarchalen Thron zurück. Vgl. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. I42f. Arsenios selbst schreibt, er sei sofort nach dem Tod Nikephoros' IL auf den Kirchenthron zurückgerufen worden. Dabei soll der Kaiser versucht haben, ihn von der Verteidigung der Rechte Johannes' IV. abzubringen. Siehe Arsenios' Testament PG 140, Sp. 953 A I 5 ff. 148 Siehe dazu LAURENT : Reg. 13 57. 149 Vgl. Pseudo-Plutarch : Regum et 1I1lperatOTtIm Apophthegmata. Philippus 3 , S . 177 C, nur inhaltlich gleich. Für Parallelstellen s . Plutarchi Moralia. Bd. 2 rec. et emend. W. NACHSTÄDT-W. SIEVEKING-J.-B. TITCHENER. Lipsiae 193 5. S. 18. 150 Telchine sind boshafte Dämonen. 1 5 1 S. 8 3 . 1 5 2 Zur Niederlage des Alexios Strategopulos s . MILLER : Latins S. 112f. ; NICOL : Epiros S . 192. 153 Vgl. Herodotos I 204ff. 154 Die wichtigsten Quellen, die Gregoras dieses Beispiel geliefert haben können, sind Polybios, Buch 3 . 7. 1 5 und 2 1 ; Appianos, Buch 7 und I I ; Cassius Dio, Buch 8 und 9 ; Zonaras 8,21-9,2I. .
.
.
241
ANMERK U N G E N :
155
Zu diesem Beispiel vgl. plutarch :
Dio, Buch
.
36-42 ;
Pompeius 22. 25. 30f( 55. 7I f( ;
Cassius
IO,2ff.
Zonaras
Zur Verwandtschaft Michaels II. von Epeiros mit Manfred von Sizilien s.
1 56 Anm
155-159
1 12
zu S.
Kaiserin Anna,
72. Manfreds Schwester ist Konstanze von Hohenstaufen oder Ex vgl. Anm. 70 zu S. 45. Michael VIII hatte zuvor versucht, sie zu .
heiraten, um zu einer Allianz mit Manfred zu kommen. Dieser Versuch war aber an Annas Weigerung, am Widerstand von Michaels Frau Theodora und der Dro hung mit kirchlichem Bann durch Patriarch Arsenios gescheitert. Vgl. GEANA KOPLOS : Mich. Paleol. S.
157
I44f.;
LAURENT : Reg.
1363.
Der Name Theuderichos für Friedrich (Pachymeres hat das übliche Fer
derichos) könnte aus der Neigung der Byzantiner, zeitgenössische Herrscher mit antikisierenden Namen zu belegen, herrühren. Theoderich der Große würde dann damit sozusagen als politisches Vorbild Friedrichs II. erklärt. Die Parallele sollte Gregoras aus den Berichten des Geschichtsschreibers Prokopios :
14.24ff. 158
Rist. 217 mit Anm 374.
(vgl. auch Agathias :
Vgl. auch S.
I
6,
S.
16,9-13
De Bellis V 1,9.
ed. Keydell) gewonnen haben.
.
Gregoras vernachlässigt die Vorgeschichte dieser Ereignisse und bietet von
den Geschehnissen selbst eine simplifIzierende Darstellung. Er ist nach Pachymeres Bd. I, S.
1264,
241-3
zu ergänzen und zu korrigieren. Michael von Epeiros war erstmals
nach einer Niederlage gegen Johannes Palaiologos, den Bruder des Kaisers,
zu einem Vertrag gezwungen worden. Damals war der zweite Sohn Michaels II., Johannes, der schon
1263
durch Vermittlung seiner Mutter Theodora als Geisel
nach Konstantinopel gekommen war, mit einer Tochter des Sebastokrators Kon stantinos Tomikios verheiratet worden. Der hier von Gregoras erwähnte Vertrag und die darin vereinbarte Eheschließung wurden erst Sommer oder Herbst
1264
verwirklicht, also nach dem vorzeitig abgebrochenen Auszug Michaels VIII von .,
dem Gregoras S.
98 berichtet. Nikephoros, der zuvor mit einer Tochter Theodoros' 47 und 57), die an schlechter Behandlung ge
IL verheiratet gewesen war (vgl. S.
storben sein soll, erhielt jetzt eine Tochter (Anna, über sie s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr.
30;
NICOL : Kantakouzenos Nr.
16)
von Michaels Schwester
Eirene-Eulogia zur Frau. Die Ehe hatte wohl auch den Zweck, Epeiros von einem Bündnis mit Karl von Anjou abzuhalten. Vgl. Mn.LER : Latins S. NICOL : Epiros S.
193 I. 1 59
192-4 ;
Pachymeres Bd.
LOENERTZ : Memoire d'Ogier S.
I,
S.
1 80,20
542.556 ;
II3 ;
DÖLGER : Reg.
nennt den Bräutigam Maios Develikurtos.
Es handelt sich wohl um Matthieu de Mons, Baron von Veligosti (französisch Velicourt) in der Peloponnes. Theodora, die ihm zur Frau gegeben wurde, soll
A N M E R K U N G E N : 160-165 nach dem Tod ihres Mannes von wilhelm von Villehardouin dem kriegsgefange nen byzantinischen General Makrenos versprochen worden sein, weshalb dieser nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel auf Beschuldigung der Schwester des Kaisers (Eulogia, der Schwiegermutter des ebenfalls in Kriegsgefangenschaft ge ratenen wld im Gefängnis gestorbenen General Alexios Philes) als Verräter geblen det wurde. VgL MrLLER : Latins S. 124 ; ZAKYTHENOS : Moree Bd. I, S. 42 ; BON: Moree S. U I .
160 wilhelm Graf von Ventimiglia bei Genua, nach der Schlacht bei Pelagonia vermutlich in byzantinische Kriegsgefangenschaft geraten, sollte das Bündnis mit Genua stärken. Er ist u. a. noch bekannt wegen Botschafterdiensten im Jahre 1271 für Alfons X. von Kastilien und im J. 1273 oder 1274 für Michael VIII . Vgl. CARO : Genua Bd. I, S. 127f. 288 Anm. I ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 253. Die Tochter Theodoros'
ll., die dem Grafen von Ventimiglia zur Frau gegeben wurde,
hieß nicht Eirene, sondern Eudokia. VgL Anm. 97 zu S. 6I.
161
Zum Geburtsdatum Johannes'
IV. Laskaris s. Anm. 100 zu S . 62. Die
Blendung wurde Weihnachten 1261 verübt. VgL Pachymeres Bd. I , S. 191,12-
192,8 ; CHAPMAN : Michel PaleoL S. 49f. 162 Zum Bannfluch s. LAURENT : Reg. 1362. 163 Zum Sprichwort : »vor dem Rauch flüchtend ins Feuer fallen« (d.h. vor einem kleineren Übel flüchtend in ein größeres geraten) s. Diogenianos VIII 45 mit Anm. ; KARATHANASIS : Sprichwörter 195. 164 Die Einberufung der Synode durch Michael VIll. erfolgte kurz vor dem 3 . April 1264 (vgL DÖLGER : Reg. 1945). Pachymeres Bd. I, S. 2S8,1 ff. erwähnt als Beschuldigungen, daß Arsenios den Sultan, Kay Käwiis ll., zu rituellen Reinigungen zugelassen und seine Söhne von einem seiner Mönche habe taufen lassen. Der Patriarch weigerte sich zwar, vor der Synode zu erscheinen (vgL LAURENT : Reg.
1366), gab aber eine Erklärung ab, daß er von der Taufe der Söhne des Sultans nichts gewußt habe. Er verwies dazu auf eine schriftliche Erklärung des Metro politen von Pisidien, dieser habe ohne Mitwissen des Patriarchen die Söhne des Sultans getauft und zur Kommunion zugelassen. VgL Arsenios' Testament in : P G 140, Sp. 9 S 6 A 1 3-B 10; dazu LAURENT : Reg. 1367. Nach seiner Absetzung, so behauptet Arsenios weiter in seinem Testament, L c., erfand der Kaiser neue Be schuldigungen, u. a., daß der Expatriarch eine Verschwörung gegen ihn angezettelt habe, und ließ ihn deshalb durch eine Pseudosynode exkommWlizieren.
16S
Zum Datum der Absetzung Arsenios' - Mai/Juni 1264 - s. LAURENT :
Chronol. Patr. (1208-1309) S. 143 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. SS6 Nr. I . Er lebte noch etwa 10 Jahre im Nikolauskloster auf der Insel Proikonnesos, wo er
243
ANMERK U N G E N : 166-167 kurz vor seinem Tod am 30. Sept. 1274 sein oben öfters erwähntes Testament verfaßte, vg1. PG 140, Sp. 949 A 6-7. Zu ihm s. BREmER, Louis : Arsene, patriarche de Constantinople. In : DHGE 4 (1930). Sp. 750f. ; BECK: Kirche S. 702 f. Arsenios' Nachfolger, Germanos ill. Markutzas, bestieg den Thron am 28. Mai I265 (vg1.
LAURENT : 1. c.). Der Synodalakt über seine Wahl ist erhalten geblieben, s. J. SYKUTRES : �uvoS�xoc:; -rOfLOC; Tijc; ExAOY'ijC; -roü IIoc-rp�lfpxou rEpfLOCv OÜ -rOÜ r'
(I265-1266). In :
EEB� Bd. 9 (1932). S . 178-212 mit Ausgabe S . 179-83 . Über Germanos ill . , der als Expatriarch dem Konzil von Lyon (1274) beiwohnte, s. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeo1. S. 258-60 ; ROBERG : Union S. 60f. 126 Anm. 66.
166 Oben S. 58. 167 Euboia (Negroponte) war im März 1204 mit Ausnahme der Städte Oreos und Karystos, die die Venezianer erhalten sollten, Bonifaz von Montferrat zuge sprochen worden. Bald aber erwarb der lateinische Kaiser die Souveränität über die Insel, übertrug sie jedoch auf den Fürsten von Achaia. Als Gouverneur von Euboia betrachtet Gregoras Giberto 11. da Verona, der aber in Wirklichkeit nur einer der Triarchen der Insel war, die von Venedig kontrolliert wurde (vg1. TJflRIET : Rom. ven. S. 87. 93 f. lOI f. BON: Moree S. I I 8-20). Der Rebell Ikarios ist besser bekannt unter seinem italienischen Namen Licario. Er entstammte einer Familie aus Vicenza, die sich in Karystos angesiedelt hatte. Licario war ein aben teuerlicher Ritter am Hof des genannten Giberto 11. von Zentral-Euboia. Grund für seine Rebellion war seine Heirat mit der Witwe des Triarchen von Süd-Euboia, Narzotto dalle Carceri, durch die er sich den Haß des über diese Mesalliance auf gebrachten Adelsgeschlechts zuzog. Um sich vor Rache zu schützen, setzte Licario sich in der Festung Anemopylai bei Karystos fest und unternahm von dort aus die Streifzüge, mit welchen Gregoras seinen Bericht über ihn beginnt. Die kon kreten Ereignisse, von denen die Rede ist, spielten sich aber nicht so kurz nach der Rückeroberung Konstantinopels ab, wie es hier den Anschein hat ; die Expedition gegen Oreos erfolgte nicht vor 1276 und die Gefangennahme Gibertos u. a. erst
1280. Bemerkenswert ist auch, daß Gregoras zu erwähnen versäumt, daß Licario I280 von Michael VIII. mit der Würde des Großkontostablos entlohnt wurde (s. DÖLGER : Reg. 2042) und daß er ilm nach dem Tod Alexios' Philantlrropenos sogar zum Megas Dux ernannte (vg1. GUILLAND : Recherches Bd. 1 , S. 472 u. 549). Zu dieser Episode s. HEYD : Conunerce Bd. 1 , S. 281 ff. 434; MILLER : Latins S. 136-41 ; CHAPMAN : Michel Paleo1. S. 89 f. I28 ; LONGNON : Empire latin S. 24I. 244f. 258 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeo1. S. 235-7 u. 295-300 ; TJflRIET : Rom. ven. S. I 50 f. ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S . 550f. mit Reg. Nr. 9 . I I . 20. 22-25· 40-43· 5 8 und Appendix S . 570ff. 2 44
ANMERKU N G E N : 168-170 168
Außer Giberto 11. wurde auch der Herzog von Athen und Theben, Johann
de La Roche, gefangengenommen. Er wurde gegen ein hohes Lösegeld freige lassen, starb aber bald darauf. 169
Das Bündnis zwischen Michael und Genua war auf Initiative Genuas am
1 3 . März 1261 in Nymphaion geschlossen und am 10. Juli mit kleinen Änderungen in Genua ratifiziert worden (s. DÖLGER : Reg. 1 890). Genua versprach Kriegshi1fe
gegen Venedig und erhielt Verkaufsplätze, Steuer- und Abgabenfreiheit und andere Privilegien. Gregoras erweckt zu Unrecht den Eindruck, daß eine Nieder lassung in Konstantinopel von eventueller Hilfe bei der Wiedereroberung ab hängig gemacht worden wäre. Das trifft nämlich nur für die Zusage zu, daß die Genuesen den Palast der Venezianer in Konstantinopel erhalten sollten. Obwohl die Wiedereroberung ohne genuesische Hilfe gelang, erfüllte Michael auch diesen Wunsch seiner Vertragspartner. Einem anderen Punkt aber, daß die Feinde der Genuesen zu vertreiben wären, wurde der Kaiser nicht gerecht. Er beschränkte sich im wesentlichen darauf, keine vornehmen und reichen Venezianer in die Stadt zu ziehen zu lassen. Das Bündnis mit Genua brachte Michael aber nicht die erhofften Vorteile. Im Frühling 1263 wurde die genuesische Flotte bei Settepozzi (Spetzai im Golf von Nauplion) von Venedig geschlagen, und 1264 wurde sogar ein Kom plott des genuesischen Podesti in Konstantinopel, Guglielmo Guercio, entdeckt, der die Stadt Manfred von Sizilien ausliefern wollte. Daraufkündigte Michael das Bündnis und eröffuete Verhandlungen mit Venedig (vgI. DÖLGER : Reg. 192I). Als diese nicht schnell genug zum Ergebnis führten, erneuerte er (ca. 1267) den Ver trag mit Genua. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Genuesen die Genehmigung, sich in Galata niederzulassen, wo sie übrigens schon während der lateinischen Be setzung Konstantinopels Zuflucht gefunden hatten. Die dort vorhandenen Mauer verstärkungen wurden aber niedergerissen. Nach der Verwüstung Galatas 1296 im Krieg mit Venedig umgaben die Genuesen ihre Niederlassung wieder mit einem Graben, der durch eine Goldbulle Andronikos' 11. im J. 1 3 04 legitimiert wurde. Das Verbot weiterer Verstärkungen wurde bei dieser Gelegenheit freilich wieder holt, aber schon vor 1307 von den Genuesen nicht mehr eingehalten. Vgl. HEYD : Commerce Bd. I, S. 427-32. 43 6f. 454-61 ; CARO : Genua Bd. I, S. 98 f[ 123 f[ Bd. 2, S. 23 1-3. 304-6 ; MrLLER : Latins S. I I 8 ; BRATIANU : Commerce genois S. 58. 8 1-4. 89 f[ ; CHAPMAN : Michel PaleoL S. 41-3. 63 f. 67-9. 75 f. 82 f. ; THIRIET : Rom. ven. S . 103 f. 146f[ 1 56. GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoI. S . 8 1-91 . 1 3 1-5. 1 82-5. 206-9 ; JANIN : Cple S. 251-3 ; DÖLGER : Reg. 1928. 1936. 1940. 1941. 2261. Siehe auch unten Anm. 217 zu S. 124. 170
Von 1261 bis 1264 hatte der venezianische Gouverneur in Konstantinopel 245
ANMERK U N G E N : 171-174 Podesta geheißen ; seit 1265 lautet der Titel Bailo, Pachymeres Bd.
I,
S. 163 ,1-5
gibt andere griechische Übersetzungen der Titel als Gregoras : Pachymeres
Gregoras
Bailo
7tcdoÜAOC;
E:7t["P°7tOC;
Konsul
E:7t["P°7tOC;
�cpopoc;
Podesta.
E:�oucrLoccr-r1JC;
E:�oucrLoccr-r1Jc;
171
Der Vertrag zwischen Balduin 11. von Konstantinopel und Karl von Anjou,
der durch den Sieg über Manfred von Hohenstaufen am 26. Februar 1266 bei Bene vent und im Einvernehmen mit Papst Clemens
IV. König von Neapel und Sizilien
geworden war, wurde am 27. Mai 1267 in Viterbo vor dem Papst geschlossen. Balduin überließ Karl den größten Teil seines verlorenen Reiches, wobei dieser versprach, es innerhalb von sechs bis sieben Jahren zurückzuerobern. Balduin be hielt Konstantinopel und als persönliches Eigentum die Inseln Lesbos, Samos, Kos und Chios. Der Vertrag sollte durch die Ehe von Balduins Sohn Philipp von Cour tenay mit Karls Tochter Beatrice besiegelt werden. Die Eheschließung fand aber erst 6 Jahre später, am 15. Oktober 1273, wenige Tage vor dem Tod Balduins statt. Karl von Anjou und wilhelm von Villehardouin hatten in einem voraus gegangenen Vertrag am 24. Mai 1267 eine andere Eheschließung vereinbart, nämlich zwischen Karls Sohn Philipp und Wilhelms Tochter Isabella. Diese Ehe wurde schon am 28. Mai 1271 verwirklicht. Die zeitliche Verknüpfung des Bünd nisses zwischen Karl von Anjou mit Balduin 11. und der byzantinischen Flotten expedition um 1263 ( !), die Gregoras herstellt, ist ein Irrtum. Vgl. Mrr.LER : Latins S. 126 ( ; CHAPMAN: Michel Paleol. S. 8 1 f. ; ZAKYTHENOS : Moree S. 44-7; DADE : Versuche S. 23-6 ; LONGNON : Empire latin S. 2 3 5-7 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 194-200. 229 Anm 2 ; BON : Moree S. 1 3 M. .
1 72
Zur Etymologie des Wortes Gasmulen (einer Verbindung des französi
schen gars mit dem griechischen fLOÜAOC; =
�OCO"fLOÜAOC; aus bat
=
=
Bastard in der Sprache der Morea, oder
stupid und fLOÜAOC;) s. die Literatur bei GEANAKOPLOS : Mich.
Palaeol. S. 127 Anm 42. .
173
Der Name Tsakonen ist wahrscheinlich entstanden aus ��cu AtXxcuve;c;,
vgl. AMANTOS, Konstantinos : �ciAcuvoc - TcrtXxcuve;c;. In: 'EAA7jvLxci. Bd. 10 (1938). S. 2U ; weitere Literatur bei GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 126 Anm 3 8. Für .
Gregoras sind die Tsakonen die Bewohner der Landschaft Tsakonien in der Pel0poIll1es. Vgl. BON, Antoine : Le Pe!0poIll1ese byzantin jusqu' en 1204 (Biblio theque byzantine. Etudes, I). Paris 1951. S. 71-4. 174
Auf Lemnos herrschten in der Zeit von 1207-1277 die italienischen Fami-
ANMERKUN G E N : 175-176 lien Navigajoso, Gradenigo und Foscari. Nach der Rückeroberung durch Licario (1277-1279, vgL LOENERTz : Memoire d'Ogier S. 566 Nr. 43) blieb die Insel bis 1453 in griechischen Händen. Chios gehörte 1205-1247 dem lateinischen Kaiser von Konstantinopel, 1247-1303 zu Lesbos, 1303-1329 der Familie Zaccaria, 1 329-1346 dem byzantinischen Kaiser und seit 1 346 Genua. VgL HEYD : Commerce Bd. I, S. 274-6. 434 ; CARO : Genua Bd. 2, S. 3 19 ; MrrLER : Latins S. 121 ; GmB ON BURY : Bd. 6, Appendix 18 S. 5 5 8-60 ; LONGNON : Empire latin S. 232 ; THIRIET : Rom. ven. S . 82. 1 5 1 . 1 56. 166 Anm. 2. 167. Über Rhodos s . oben Anm. 40 zu S. 29. 175
Dieser Feldzug hätte von Gregoras schon oben zu S. 92 erwähnt werden
müssen ; s. Anm. 1 5 8 zu S. 92. Der Komet, von dem anschließend die Rede ist, war während des ganzen Sommers 1264 zu beobachten. Ein Anonymus bei MURATORI : Rerum Italicarum scriptores Bd. 1, 2 S. 2 3 5 gibt als Anfangsdatum den 25. Mai und eine Dauer von zwei Monaten, die Continuatio Ottonis Frisingensis (MGH SS 55, S. 20,336) als Ende des Erscheinens, das drei Monate dauerte, den 2. Oktober. VgL
GRUMEL : ChronoL S. 474. 176
Gregoras deckt nicht den ganzen Hintergrund des mongolisch-bulgarischen
Einfalls auf. Irrtümlich glaubt er, daß die Initiative bei den Bulgaren lag. Diese waren indes damals von der Goldenen Horde abhängig, und es waren die Mongolen, die ihre Vasallen aufgefordert hatten, sich an einem Einfall in byzantinisches Ge biet zu beteiligen. Der Anführer der ganzen Expedition war Nogai, den Gregoras erst später in anderem Zusammenhang erwähnt. Das Hauptmotiv der Mongolen von Kiptschak war, Michael Vill. für seine Kontakte mit dem iranischen Ilkhän Hülägü zu bestrafen. Michael hatte diese Kontakte gesucht, da er sich durch die Tataren Berkes, des Khäns der Goldenen Horde (1257-1267), in Kleinasien bedroht fühlte, und er hatte Hülägü seine uneheliche Tochter Maria als Frau angeboten. Dieser nahm das Angebot auch an; da die byzantinische Prinzessin erst nach dem Tod Hülägüs eintraf, wurde sie von dessen Nachfolger Abaqa zur Frau genommen. Gregoras verliert darüber kein Wort. Hinzu kam, daß Michael, um Hülägü zu gefallen, Sultan Kay Käwüs II., der
zu
ihm geflohen war, nachdem er wegen seines
Anschlusses an Berke vor Hülägü hatte flüchten müssen, gefangen hielt anstatt ihm Asyl zu gewähren. Was die zusätzlichen Motive der Bulgaren betrifft, so sind außer dem von Gregoras genannten vorgeblichen (Rache für die Blendung Johannes' IV. Laskaris) Michaels Einfälle in bulgarisches Gebiet in den Jahren 1261-1264 in
Betracht zu ziehen, die zur Rückeroberung der Schwarzmeerhäfen Mesembria und Anchialos geführt hatten. VgL JIRECEK : Bulgaren S. 271 ; CHAPMAN : Michel PaleoL S. 74( ; WIITEK, Paul : La descendance chretienne de la dynastie Seldjouk en Macedoine. In: Ech. Or. Bd. 3 3 (1934). S. 409-12 ; SAMOTHRAKIS, A. : Sultan 247
ANMERKUN G E N :
177-180
'Izz ed-Din von Konya und die Belagerung von Ainos durch die Bulgaren 1265 (gr.). In: ' ApXe:i:ov TOU 0p�x.�xou Ao:oypo:qnx.ou xo:� yAwcrcr�x.ou 0l)cro:upou. Bd. 2
(r93 5/6). S. 47-55 ; CANARD, Marcel : Un traite entre Byzance et l'Egypte au XIIIe siede et les relations diplomatiques de Michel VIII Paleo]ogue avec les sultans MamlUks Baibars et Qala'fm. In : Me]anges Gaudefroy-Demombynes. Le Caire
193 5-1945. S. 197-224 ; ZLATARSKI : Istorija Bd. 3 , S. 516f. ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 1 8 1 f. ; SPULER : Gold. Horde S. 46-9 ; SPULER : Mongolen S. 54 (datiert die Expedition irrtümlich auf 1269/1270). 65 f. 68 ; LAURENT : Reg. 1364 (besonders zum Datum : Anfang 1264). 1 77 Oben S. 61. 178 Im Griechischen: Rinder und Pflüger. 179 Unten S. 1 3 7. 1 80 Der Vertrag zwischen Michael VIII und Baybars I. von Ägypten wird hier .
von Gregoras zu spät angesetzt. Der Sultan, der für den verkehr mit seinem Ver bündeten gegen Hülägü, dem Khan der Goldenen Horde, Berke, und für die Rekrutierung seines Heeres in Südrußland auf den Seeweg über Konstantinopel angewiesen war, hatte schon 1261/2 Verhandlungen angeknüpft, die dann um das Jahr 1263 zu den hier erwähnten Vereinbarungen führten. Gerade im Jahr 1264, als die in Anm. 176 erwähnten Ereignisse sich abspielten, wurde das Verhältnis zwischen Michael und Baybars gestört, da ägyptische Gesandte auf der Durchreise feststellen mußten, daß Michael inzwischen auch mit Ägyptens Erbfeind, dem Ilkhan von Iran, einen Vertrag abgeschlossen hatte. Dies veranlaßte Michael, die Gesandten über ein Jahr in Konstantinopel festzuhalten. Da Ägypten mehr auf Byzanz an gewiesen war als umgekehrt, brach Baybars die Beziehungen trotzdem nicht ganz ab, ja versuchte sogar einen Frieden zwischen Michael und Berke zu vermitteln, was möglicherweise eine Eroberung Konstantinopels im Jahre 1264 verhindert hat. Der Friede kam aber vor Berkes Tod (1267) nicht mehr zustande. Da aber der neue Khan Möngkä Temür sofort nach Regierungsantritt mit Abaqa von Iran Frieden schloß, konnte auch Michael seine Beziehungen zu Kiptschak normalisieren und die Freundschaft mit Ägypten erneuern. AufInitiative von Baybars Nachfolger Qala'un kam 1281 ein neuer Freundschafts- und Handelsvertrag zustande, der frei lich ursprünglich als Beistandspakt gegen Karl von Anjou gedacht war, vom Sultan aber nicht als solcher konzipiert und ratifiziert wurde, da für ihn vor dem Abschluß in Kairo im Dezember
1281 die Bedrohung aus dem Westen aufgehört hatte. Vgl.
CANARD : Un traite usw. (s. Anm. 176) ; CANARD, Marcel : Le traite de 1281 entre Michel Paleologue et le Sultan Qali'fm. In : Byzantion. Bd. 10,2 (1935). S. 669-80 ; DÖLGER, Franz : Der Vertrag des Sultans Qala'un von Ägypten mit dem Kaiser
ANMERKUNGEN:
1 8 1-1 8 8
Michael VIII. Palaiologos (1281). In : Serta Monacensia. Franz Babinger zum 15. Januar 1951 als Festgabe dargebracht. Leiden 1952. S. 6�79 ; SPULER : Gold. Horde S. 45f. 53 ; SPULER : Mongolen S. 65 f. ; DÖLGER : Reg. 1919. 1 8 1 Im Vertrag von ca. 1263 hatte Khan Berke sich bereit erklärt, jährlich kleine militärische Abteilungen von etwa 200 bis 1300 Mann zu schicken, vgl. SPULER : Gold. Horde S. 45. 182 Im Folgenden schildert Gregoras kurz und nicht gerade fehlerfrei den Ersten Kreuzzug (1096-1099) und die Entstehung der Kreuzfahrerstaaten. 183 Gallia cisalpina und transalpina. 1 84 Welchen Unterschied Gregoras zwischen Kelten und Galatern machen will, ist nicht klar. Auch in einem Brief an Theodoros Metochites setzt er Galatien und das keltische Land nebeneinander ; vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. 14, S. 63,4. (GUILLAND S. 62 Anm . 2 setzt Galatien hier irrtümlich mit der kleinasiati schen Provinz Galatien gleich.) Zum Gebrauch beider Namen für die Franzosen s. DITTEN : Rußlandexkurs S. 1 57. Gregoras spricht unten S. 106 von Keltogalatern. S. 277 nennt er die Deutschen die Galater des Westens ! 1 8 5 Man wundert sich über das durchaus nicht verdiente Lob für die Kreuz fahrer aus der Feder eines Byzantiners. Anna Komnene, die byzantinische Haupt quelle für den Ersten Kreuzzug, war da anderer Meinung. Einen Vorgänger hat Gregoras in Niketas Choniates, dessen Urteil über die Kreuzritter des Zweiten und Dritten Kreuzzuges ebenfalls günstiger ausgefallen ist. Vgl. LEMERLE, Paul : Byzance et la Croisade. In : Relazioni del X Congresso Internazionale di Scienze Storiche Roma 4-I I Settembre 1955. Bd. 3 . Firenze 1955. S. 595-620. 1 86 Daß die Kreuzfahrer Alexios I. Komnenos (ro81-I I I 8) willkommen waren, wie Gregoras behauptet, stimmt nicht. Vielmehr beeinträchtigte der Erste Kreuzzug seine erfolgreich begonnene Restaurationspolitik. Er versuchte jedoch - zum Teil gelang es ihm auch -, den Kreuzzug seinen Plänen dienstbar zu machen. Vgl. OSTROGORSKY : Gesch. S. 297ff. (mit Lit.) . 1 87 Hier scheint >keltisch< etwa synonym mit >westeuropäischd Die Haupt macht des ersten Kreuzzugsheeres stellten französische, normannische, proven<;:ali sche, lothringische und flämische Ritter. 1 8 8 BOIVIN, der erste Herausgeber von Gregoras' Geschichtswerk, machte zu dieser Stelle die Bemerkung : »Aber sie (die Kreuzfahrer) befreiten das Heilige Grab, was immer auch Gregoras behaupten mag«. Der griechische Geschichtsschreiber hat hier anscheinend nur die Gründung der Kreuzfahrerstaaten in Syrien vor Augen (an erster Stelle Antiochien, 1098) und vergiBt darüber die Fortsetzung des Kreuz zugs, die zur Eroberung Jerusalems (am 15. Juli 1099) führte. 249
ANMERKUN G E N : 1 89-195 1 89
S. 102.
190
Die Vernichtlmg der Kreuzfahrerstaaten unter Baybars I. vollzog sich im
wesentlichen in den Jahren 1265-1272. Sein Nachfolger Qala'un eroberte noch Tripolis, 1289, und Akre, 129 1 . Vgl. GROUSSET, Rene : L'Empire du Levant. Histoire de la Question d'Orient. 2Paris 1949. S. 273-7. SETTON, K. : A History of the Cru sades, H, 2Philadelphia 1971. 191
Patriarch Germanos III. wurde als unrechtmäßig betrachtet, weil er zu
Lebzeiten des zum Rücktritt ge zwungenen Arsenios die Patriarchenwürde ange nommen hatte und als Bischof einer Tochterkirche auf den Thron der Mutterkir che versetzt worden war. Für Michael VIII. aber war der Hauptgrund der Nichtan erkennung des Patriarchen Germanos' III . der, daß ein von vielen nicht akzeptierter Seelenhirte wenig geeignet schien, die Exkommunikation aufzuheben, die Arse nios wegen der Blendung Johannes' IV. Laskaris über ihn ausgesprochen hatte. Vgl.
GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 260 Anm. 86. Zum Abdankungsschreiben Ger manos' ill . vom 14. September 1266 s. LAURENT : Reg. 1 3 82. 192 Zum Datum s. LAuRENT : ChronoL Patr. (1208-1309) S. 144. Über den neuen Patriarchen Joseph I. Galesiotes s. LAURENT, Vitalien : Joseph Ier de Constanti nople. In : Catholicisme Bd. 6 (1967). Sp. 996-8. 193
Über diese Lossprechung s. LOENERTz : Memoire d'Ogier S. 5 5 7 Nr. 2 ;
LAURENT : Reg. 1 3 86. 194
Zu dieser Eklipse s. SCHROETER : Sonnenfmsternisse Nr. 162 mit Karte 81 b.
195
Schon zuvor hatte Michael VIII. für seinen Sohn Andronikos über andere
Ehen verhandelt. Bereits in den Jahren 1264/5 waren Verhandlungen mit wilhelm von Villehardouin von Achaia über dessen Erbtochter Isabella gescheitert ; vgl. CHAPMAN : Michel PaleoL S. 77; ZAKYTHENOS : Moree Bd. I, S. 44 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 175 ; BON : Moree S. 1 3 5 . Auch Versuche Alfons' X. von Kastilien und Stephans Uros I. von Serbien, Andronikos zum Schwiegersohn zu gewinnen, waren erfolglos geblieben, vgL CARO : Genua Bd. I, S. 28 8 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 140 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 252-4 u. 2 5 3 Anm. 96 ; ROBERG : Union S. 1 19. Andronikos' Ehe mit Anna, der Tochter Belas IV. von Ungarn, sollte ein Gegengewicht gegen die Verbindung Karls von Anjou mit den Serben und Bul garen bilden. VgL DÖLGER, Franz : Ungarn in der byzantinischen Reichspolitik. In : Paraspora S. 174f Vielleicht hat bei Michael auch der Gedanke, die Herrschaft durch diese Ehe gewissermaßen legitimieren zu können, eine Rolle gespielt ; die Mutter der Braut war nämlich eine Tochter Theodoros' I. Laskaris, die Andreas H. von Ungarn auf der Rückkehr von seinem Kreuzzug als Braut für seinen Sohn mitge nommen hatte. Die Ehe Andronikos' H. wurde am 8. November 1272 eingesegnet.
A N MERKUN G E N : 196-201 Die Urkunde der Verleihung der Kaiserwürde ist erhalten geblieben. Siehe &1-
SENBERG: Palaiologenzeit S. 3 3 f[ ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 232 ( ; DÖLGER : Reg. 1994f 196
Der erste Teil dieses Gelöbnisses war seit dem J. 491 in Gebrauch, als
Anastasios 1., der Heterodoxie verdächtig, vom Patriarchen zum Kaiser gekrönt werden sollte. VgL BREHIER : Institutions S. 9f Der zweite Teil war eine Neuerung. In der Synode vor der Krönung Michaels VIII. hatte Patriarch Arsenios Kaiser Johannes
IV. und Mitkaiser Michael einen wechselseitigen Treueid abverlangt, s.
Pachymeres Bd. I , S. 95, 1-4. Von einem gegenseitigen Eid zwischen Michael und seinem Sohn ist allerdings auch bei Pachymeres Bd. I , S. 96 nicht die Rede, wohl aber von einem Eid des Volkes, Partei zu ergreifen gegen denjenigen der beiden Kaiser, der eidbrüchig werden sollte, woraus vielleicht doch auf einen Gegeneid Michaels geschlossen werden könnte ; dies umso mehr, als Pachymeres in diesem Eid des Volkes einen Vorwand für Revolten erblickt. Vgl. SVORONOS, Nicolas : Le serment de :6.delite a l'empereur Byzantin et sa signi:6.cation constitutionelle. In : Rev. etud. byz. Bd. 9 (1951) . S. I I I . 197
Zu diesem kirchlichen Treueid s. LAURENT : Reg. 1395.
198
Zur Einschränkung »ohne Angabe von Monat und Indiktion seiner Kaiser
würde« s. HErSENBERG : Palaiologenzeit S. 50f ; zur Datierweise DÖLGER, Franz KARAYANNOPULOS, Johannes : Byzantinische Urkundenlehre (Handbuch der Alter tumswissenschaft XII , 3 , 1,1). S. 5 3 . 199
Wenn hier Gregoras den Tod Michaels Ir. von Epeiros erwähnt, obwohl
dieser schon vor Andronikos' Krönung zum Mitkaiser erfolgte, hat das wohl darin seinen Grund, daß Byzanz die Folgen dieses Ereignisses erst etwas später zu spüren bekam. Datierung : vor August 1268, s. POLEMIS : Doukai S. 94 mit Anm. 3 (Lit.) ; vgL auch FERJANCrc, Bogdan : Kada je urnro Despot Michailo 11 Angelo ? In : Zb. rad. Viz. Inst. Bd. 9 (1966). S. 29-32 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 542. S. 557 NI. 3. 200
Zu dieser Ehe s. oben S. 92.
201
Zur nachfolgenden Einteilung : Altepeiros entsprach dem Thema Nikopolis
mit den Städten Arta und Joannina, Neuepeiros dem Thema Durazzo mit den Städten Berat und Durazzo. Die Inseln Kerkyra, Kephallenia, Zante, Ithaka und Leukas waren 1203 den Venezianern zugesprochen, Kephallenia, Ithaka und Zante schon I I 8 5 von den sizilischen Normannen erobert worden, welche Admiral Margaritone von Brindisi mit der Verwaltung betreut hatten. Durch die Heirat von Margaritones Tochter mit Maio Orsini kamen die Inseln in die Hände dieser gräf lichen Familie, die zuerst die Oberhoheit des Königs von Sizilien anerkannte, im 251
A N M E R K U N G E N : 202-203
J. 1207 aber diejenige Papst Innozenz' III. lmd 1209 die Venedigs. Nach I225 heira tete Maio Orsini Arma Angelina, die Schwester Theodoros' I. von Thessalonike und Epeiros, und verbündete sich mit Friedrich 11. Sein Sohn Riccardo schloß sich 1 2 3 6 als vasall dem Fürst von Achaia, Wilhelm von Villehardouin, an. Ihm gehörten zum Zeitpunkt des Todes Michaels II. von Epeiros die genannten drei Inseln. Ker kyra war 1204 in der Macht des genuesischen Piraten Leone Vetrano, wurde dann I206/7 von Venedig in Besitz genommen, fiel aber bald darauf wieder in griechi sche Hände, vielleicht schon 12I4, auf alle Fälle vor 1228. Manuel von Thessalien vertraute sie 1231 seiner Schwester an. 1236 betrachtete Michael 11. von Epeiros die Insel als Teil seines Herrschaftsgebietes. Im J. 1258 gab er sie seiner Tochter Helena bei der Heirat mit Manfred von Sizilien als Mitgift. Manfred ließ sie von seinem Admiral Filippo Chinardo verwalten. Nach Manfreds Tod versuchte Michael II. auf diplomatischem Wege mit Hilfe Papst Clemens'
IV., die Insel wieder an sich zu
bringen. Er plante eine Ehe seiner Tochter Helena (Manfieds Witwe) mit dem Abenteurer Prinz Heinrich von Kastilien ; dabei sollte Kerkyra wieder Helenas Mitgift sein. Unterdessen heiratete Filippo Chinardo Michaels Schwägerin und wurde darauf (im Auftrag Michaels?) ermordet (1266). Dann übernahm Chinardos Vasall, Garnier Aleman, die Verteidigung der Insel. Filippos Sohn Gazo stellte sich Januar 1267 unter die Herrschaft Karls von Anjou, welcher wiederum 1269 Kerkyra seinem Vasallen Wilhelm von Villehardouin anvertraute. Vgl. HEYD : Commerce Bd. I, S. 273 f. ; MILLER : Latins S. 2. 29f. 46 f. 79 f. 90. I09 f. I26. I 3 I f. 1 5 1 . 1 8 1 ; LONGNON : Empire latin S . 90. 175. 2 3 5 . 2 3 9 ; NICOL : Epiros passim (s. Index s. v.
Corfu) ; zur Topographie des >Despotats< S. 221-3 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 192-4 ; THIRIET : Rom. ven. S. 8 5 f. 86 Arm1. 3 ; BON : Moree S. 1 7of. 202
Hier irrt Gregoras ; Johannes (über ihn s. Anm 74 zu S. 47) erhielt nach .
seiner Flucht nach Konstantinopel von Michael VIII. die zweite Tochter des Sebasto krators Konstantinos Tomikios zur Frau ; vgl. Pachymeres Bd.
I,
S. I07f. 243 ; Po
LEMIS : Doukai S. 95 Anm. 8 . Über die Regierung Nikephoros', der 1290 (nicht 1296, s. POLEMIS : Doukai S. 94 Anm 12) starb, berichtet Gregoras weiter nicht. .
Sein Sohn Thomas aus der zweiten Ehe wurde sein Nachfolger, s. S. 2 8 3 . 203
Johannes I. von Neopatras (Thessalien und Mittelgriechenland [ca. 1268 -
kurz vor 1289 ; zur Datierung des Todes s. POLEMIS : Doukai S. 97 Anm. 4]), der >Ver räter< von Pelagonia (vgl. Anm 1 I7 zu S. 74) , hatte die Sebastokratorwürde um 1270 .
erhalten (vgl. DÖLGER : Reg. I976). Außerdem hatte Michael VIII. eine Ehe zwischen seinem Neffen Andronikos Tarchaneiotes (Sohn seiner Schwester Maria-Martha) und der Tochter des Sebastokrators vereinbart (vgl. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 23 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 5 5 7 Nr. 4). Da aber Tarchaneiotes, zum Groß-
ANMERK U N G E N : 204-209
kontostablos und Gouverneur von Adrianopel ernannt, sich vom Kaiser nicht ge nügend geehrt glaubte, machte er um 1271 gemeinsame Sache mit seinem Schwie gervater, der sich mit Karl von Anjou verbündet hatte, wn seine Unabhängigkeit wahren zu können - ein Hauptgrund für den Kaiser, ihn anzugreifen. Vgl. MrLLER : Latins S. 132-5 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 89 ; LONGNON : Empire latin S. 242 ( ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S . 23 1 ( ; POLEMlS : Doukai Nr. 52 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 542. S. 557 Nr. 5. 204 »Turkopulen« (>Türkensöhne<) ist der übliche Name für (oft zum christ lichen Glauben bekehrte) türkische Söldner im byzantinischen Dienst, vgl. Mo RAVCSIK : Byzantinoturc. Bd. 2, S. 327. Zu den Kwnanen s. ebd. S. 167. Für das Fehlverhalten der Hilfstruppen, das Gregoras S. 1 12 erwähnt, macht er nur die heidnischen Kwnanen verantwortlich, s. S. 1 14. 205 Herzog von Athen war damals Johann I. de La Roche (1263-1280), ältester Sohn und Nachfolger Guys I. de La Roche (1225-1263) und Großneffe des ersten abendländischen Herrschers von Athen, des burgundischen Edelmannes Otto de La Roche (1205-1225) ; letzterer hatte von Bonifaz von Montferrat Athen und von Geoffioy I. von Villehardouin von Achaia die Seigneurie Argos und Nauplion als Lehen erhalten. Der Sebastokrator bot ihm seine Tochter Helena (über sie s. S CHMALZBAUER : o. c. [Anm. II3 zu S. 72] S. 120() als Frau an ; der Herzog akzeptier te das Angebot nicht für sich selbst, sondern für seinen jüngeren Bruder Wilhelm. Gregoras' Angaben sind also nicht genau ; besser informiert zeigt sich Pachymeres Bd. I, S. 324ft:, der die Zahl der athenischen Soldaten des Sebastokrators mit nur 300 angibt. Vgl. MILLER : Latins S. 134f. ; LONGNON : Empire latin S. 243 ; GEANA KOPLOS : Mich. Palaeol. S. 283 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 558 Nr. 8. 206 Als »Triballer« werden von vielen byzantinischen Autoren antikisierend die Serben bezeichnet, vgl. MORAVCSIK : Byzantinoturc. Bd. 2, S. 329. 207 Diese Angabe ist nicht genau. Demetrias entstand nicht durch Umbenen nung einer bestehenden Stadt, sondern durch Zusarnmenschluß (Synoikismos) meh rerer kleinerer Ortschaften. Aus der Geschichte der reichen Stadt ist besonders die Zerstörung durch arabische Piraten im J. 902 hervorzuheben. Vgl. PHILIPPSON : Demetrias. In : PW Bd. 4,2 (1901). Sp. 2764( 208 Der heutige Golf von Volo. 209 Die byzantinische Flotte war entsandt worden, um zu verhindern, daß die fränkischen Staaten Griechenlands Johannes von Thessalien zu Hilfe kämen. Da der Megas Dux Michael Laskaris zu alt war, stand sie unter Führung des Protostrators Alexios Philanthropenos (vgl. GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 484). Gregoras' An gaben über die Stärke der beiden Flotten stimmen mit denen anderer Quellen nicht 253
A N M E RK U N G E N : 2I0-2 I 5
überein. während Gregoras ein Verhältnis von etwas über 30 feindlichen gegenüber 50 byzantinischen Schiffen verzeichnet, setzt Pachymeres Bd. 1 , S. 325,4-8 die zahl der byzantinischen Schiffe auf das Doppelte oder Dreifache der Gegner an; der venezianische Historiker Sanudo spricht von 62 lateinischen und 80 griechischen Einheiten. Zur Schlacht s. MuLER : Latins S. I 3 5 f. ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. I27f. (falsch datiert : 1275) ; LONGNON : Empire latin S. 243 ( ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 283-5 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 558 Nr. 8. 210
),Pfeile zum Himmel schießen« ist eine sprichwörtliche Redensart für ) Un
mögliches versuchen<, s. Zenobios III 46 ; vgl. KARATHANASIS : Sprichwörter I57. Man sagte auch : »die Sterne beschießen«, vgl. Ps.-plato : 2II
rarische Dramatisierung an Eusebios : 212
Provo
47.
GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 284 Anm. 29 fühlte sich durch diese lite
Kirchengeschichte XI
3 3 erinnert.
Pachymeres, der in Bd. 1 , S. 3 3 5, 1 2 ff. für den Verzicht auf die Despoten
würde durch Johannes Palaiologos den gleichen Grund nennt wie Gregoras, be richtet außerdem, daß dieser durch diese Handlung dem Zorn seines kaiserlichen Bruders vorbeugen wollte. Er berichtet auch noch, Bd. 1 , S. 3 3 7,7ff., daß JohaIl nes, als der Kaiser nach dem Grund gefragt hatte, geantwortet habe : diese Würde stünde ihm nicht mehr zu, nachdem der Kaiser schon erwachsene Söhne habe. Johannes Palaiologos starb zwischen dem I. September 1273 und dem 3 I . August 1274. Vgl. GUILLAND : Recherehes Bd.
I,
S. 3 7. 410 ; Bd. 2, S. 5 ; LOENERTZ : Memoi
re d'Ogier S. 561 Nr. 2 I .
Zu
Kapitel V
213
Siehe oben S. 98.
214
Karl von Anjou hatte durch die Schlacht von Benevent am 26. Februar
1266 die Macht über Sizilien gewonnen. Gregoras' Urteil über ilm (vgl. auch S. 144f.) ist durchaus richtig ; vgL GARDNER : Lascarids S. 2 3 9 f. ; MILLER : Latins S. 125 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 190f. Auch Gregoras' Vergleich der beiden fürst
lichen Kontrahenten verdient Beachtung, wie GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 190f. betont, der das historische Duell eingehend erörtert (S. 1 89-3 71). 215
Im Folgenden scheint Gregoras Karls Vorbereitungen für eine große Offen
sive in den Jahren 1270-1271 im Auge zu haben. Dabei unterläßt er es jedoch, die diplomatische Einkreisung von Byzanz durch Karls Verträge mit Ungarn, Serbien, Bulgarien und Verhandlungen mit den Mongolen zu erwähnen. Er verzeichnet auch nicht alle Gegenmaßnahmen des Palaiologen. Dazu gehörten u.a. : Unterstüt zung der Ghibellinen in Genua, die Karls Suprematie in Norditalien entgegenwirk254
A N M E RK U N G E N :
216-219
ten, Kontakte mit Ludwig dem Heiligen von Frankreich, den er zum Schiedsrichter in den Unionsverhandlungen wählte. Auch wie die Gefahr für die Jahre 1270-1271 abgewandt wurde, erörtert Gregoras nicht. Die Rettung war keine direkte Folge der Bemühungen Michaels, sie ergab sich vielmehr aus dem Umstand, daß Ludwig IX. seinen Bruder Karl von Anjou zur Teilnahme an seinem Kreuzzug nach Tunis (1269-1270) aufforderte, und daß die Flotte bei der Rückkehr nach Sizilien am 2.2. November 1270 von einem gewaltigen Sturm zum größten Teil vemichtet wurde. Vgl. CHAPMAN : Michel Paleol. S. 8 5 f. ; DADE : Versuche S. 32-42 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 223-8 ; ROBERG : Union S. 65-75. 216 Zum Bau dieser Mauer s. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 129f. 217 Welche erfolgreiche Aufhetzung des Herrschers von Sizilien Gregoras hier meint, ist nicht klar. Die Verbindung mit Peter III. von Aragon (1276-1285), dessen Solm Friedrich später König von Sizilien wurde, kam erst unter dem PontifIkat Nicolaus' III. (1277-1280) zustande. Hier schon an die Sizilianische Vesper zu den ken, scheint verfrüht. Mit Venedig hatte Michael nach der Vertreibung der Genue sen (1265) einen Waffenstillstandsvertrag ausgehandelt, in welchem die Venezianer Michael als Gegenleistung für bedeutende Zugeständnisse freie Hand ließen, die übrigen abendländischen Herrscher auf griechischem Gebiet zu bekämpfen. Dieser Vertrag wurde am 4. April 1268 in Konstantinopel unterzeiclmet und am 30. Juni vom Dogen ratifiziert. Man ginge jedoch zu weit, wenn man behauptete, daß die Venezianer sich zu einem Krieg gegen Karl von Anjou aufhetzen ließen. Der Ver trag war auffünfJahre geschlossen, also bis zum 4. April 1273 gültig. Versuche Karls von Anjou, Venedig auf seine Seite zu ziehen, scheiterten fürs erste. Nach Ablauf der Frist scheinen beide Parteien - olme offtzielle Verlängerung - den Vertrag als weiterhin gültig betrachtet zu haben, bis es am 19. März 1277 zu einem neuen Ver trag kam. Zuletzt aber war Karl von Anjou erfolgreich : enttäuscht über die gerin gen Vorteüe des Vertrags mit Michael verbündete sich Venedig am 3. Juli 128 1 mit ihm . Vgl. HEYD : Commerce S. 432 f. ; MrrLER : Latins S. 127f. ; BRATlANu : Com merce genois S. 86-9 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 83 f. ; TmRIET : Rom. ven. S. 148 ff. ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. 1 82-5. 213-6. 254-6. 3 3 5-9 ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 559f. Nr. 14-7 ; DÖLGER : Reg. 1934. 1941. 1960. 2 1 8 Das hier angeführte historische Beispiel ist von zu vielen Autoren über liefert und zu allgemein gehalten, als daß sich für diese Stelle eine bestimmte Quelle ermitteln ließe. Zu Michaels diplomatischem Geschick s. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 1 3 8 f. 219 Die Kirchenunion, die in Michaels Politik eine so wichtige Rolle spielte, wird von Gregoras kurz abgetan. Die Möglichkeit einer Union erwälmte Michael 255
ANMERKUNGEN:
220-221
zuerst in einem Schreiben an Papst Urban IV. im J. 1262. Zu Verhandlungen kam es erst 1264 unter Clemens IV. (1265-1268). Sie führten zu keinem Ergebnis, bewirk ten aber, daß Karl von Anjou für seine Pläne gegen Byzanz nicht sogleich freie Bahn bekam. Während der Sedisvakanz, die bis zum September 1271 dauerte, ver suchte Michael, durch Kontakte mit Ludwig dem Heiligen einem AngriffKarls vor zubeugen (vgl. Anm. 215 zu S. 124). Der Papst, der Michaels Gesandte mit Freude empfmg, war Gregor X. (1271-1276), der sich um der Kirchenunion willen geme und mit Erfolg - den Plänen Karls, der sich seit Anfang 1273 auf eine Expedition vorbereitete und dessen Flotte am 4. Mai 1274 auslaufen sollte, widersetzte. Vgl. NORDEN : Papsttum S . 38 7ff. ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 65-7. 71-3 . 79f. 86f. 92-8 ; DADE : Versuche S. 43-50 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 146f. 175-80. 200-6. 23 7-45 ; ROBERG : Union S. 24ft: 53 ft: 78 ff. 220 Die Union kam nicht, wie man aus Gregoras' Darstellung folgern könnte, in Konstantinopel, sondern am 6. Juli 1274 in Lyon zustande ; Gregoras scheint nicht gewußt zu haben, daß das Konzil nicht in Rom stattfand (vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 259 Anm. 5), und er betrachtet offenbar die Ratifikation in Kon stantinopel am 16. Januar 1275 als das Entscheidende. Die Union wurde im byzanti lUschen Reich, wie Gregoras im Folgenden ausführt, nur von einer Minderheit anerkannt. Die Verfolgung, durch welche Michael die Anerkennung erzwingen wollte, konnte nur wenig daran ändern. Zur Verfolgung s. EVERT-KA1'PEsowA, Halina : Une page de l'histoire des relations byzantino-Iatines : Le clerge byzantin et l'Union de Lyon (1274-1282). In : Byzantionslav. Bd. 13 (1952/3). S. 68-92 und La societe byzantine et l'Union de Lyon. Ebd. Bd. 10 (1949) . S. 28-41 ; NICOL, Donald M. : The Byzantine Reaction to the Second Concil of Lyons 1274. In : Councils aud Assemblies. Cambridge 1971. S. I I3-46. Michaels Glaubensbekenntnis, das auf dem Konzil verlesen wurde, enthielt das Filioque ; er ersuchte und erhielt aber das Zuge ständnis, daß es in der griechischen Kirche so bleiben durfte, wie es war. Der Primat des Papstes wurde von Michael allgemeiner anerkannt, als Gregoras zu erkennen gibt. Vgl. NORDEN : Papsttum S . 520ft: ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. I I3 ft: ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 258 ft: ; ROBERG : Union S. 1 3 5 ft: 161ff. 221 Patriarch Joseph sprach sich schon im Jahre 1273 wenigstens zweimal aus drücklich gegen eine Union aus (im Juni, s. LAURENT : Reg. 1401, und im September, ebd. 1404) . Eine vorläufige Abdankung, während der Joseph sich in das Peribleptos kloster (s. dazu Anm. 461 zu S. 270) zurückzog, erfolgte noch vor dem Zustande kommen der Union, nämlich kurz vor dem 1 1 . Januar 1274, die endgültige Resigna tion Anfang 1275. Vgl. ROBERG : Union S. 12r f. 161 ; LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. 144; LAURENT : Reg. 1408. Zum Michaelskloster am Bosporos s.
A N M E R K UN G E N :
222-228
JANIN, Raymond : Les sanctuaires byzantins de saint Michel. In : Ech. Or. Bd. 3 3 (1934). S . 43-6 ; für eine andere Überlieferung über das Kloster, in welches der Pa triarch sich zurückzog, s. ROBERG : Union S. 161 Anrn. 24. 222 Eine ähnliche Rede wurde im Namen des Kaisers vor dem Konzil von Lyon gehalten ; s. Pachymeres Bd. I , S. 3 86, 16ff. Vgl. dazu GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 264-6, der es für möglich hält, daß Gregoras dieselbe meint. 223 Durch die Angaben, wohin die Unionsgegner flüchteten, gibt Gregoras indirekt zu erkennen, was auch aus anderen Quellen bekannt ist, daß nämlich die Herrscher von Trapezunt, Epeiros und Thessalien sich als Vorkämpfer der Ortho doxie aufspielten. Der Sebastokrator Johannes von Thessalien organisierte sogar eine Synode in Neopatras im Dezember 1277, die Kaiser, Papst und Patriarchen exkom munizierte. Allerdings hatte Michael schon zuvor seinerseits seine Gegner Nikepho ros von Epeiros und Johannes von Thessalien am 16. Juli 1277 vom Patriarchen Johannes Bekkos und der Ständigen Synode exkommunizieren lassen. Im darauffol genden Krieg blieb Michael trotz des Abfalls einiger unionsfeindlicher Generäle Sieger. Vgl. MrLLER : Latins S. 1 3 2 ; GRUMEL, Venance : En Orient apres le Ue Con eile de Lyon. In : Ech. Or. 24 (1925). S. 321-4; MrLLER : Trebizond S. 27f. ; GEANA KOPLOS : Mich. Palaeol. S. 309. 3 22 [ ; LOENERTZ : Memoire d'Ogier S. 542 ff. ; JANSSENS : Trebizonde S . 8 7 ; ROBERG : Union S . 191 ff. 1 89 Anrn. 5 5 · 59. 224 Zu Bekkos s. BREHIER, Louis : Beccos. In: DHGE Bd. 7 (1934). Sp. 3 54-64 ; HOFMANN Georg : Patriarch Johann Bekkos und die lateinische Kultur. In : Or. ehr. per. I I (1945). S. 141-64; BECK: Kirche S. 68 1-3 ; ROBERG : Union S. l I I . I I3 und passim; LILLA, Salvatore : Un opuscolo polemico anonimo contra il patriarca Becco di Constantinopoli (1275-1282). In : Byzantion 40 (1970). S. 75-89. Zum Amt >Chartophylax der Großen Kirche< Sekretär der Patriarchatskanzlei s. BECK : Kirche S. I09-I I ; DARROUZEs : OffIkia S. 3.34-53 und passim. 225 Auf Homer : Odyssee Buch 2, 94ff. zurückgehender sprichwörtlicher Ver gleich ; s. WÜST, Ernst : Penelope. In : PW 19, 1 (1937) . Sp. 483 . 226 Zu diesen Unionsverhandlungen, die fast abgeschlossen waren, als Kaiser Johannes ur. starb, s. NORDEN : Papsttum S. 348-78. 227 Zum Datum s. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. 145. 228 Der Erzdiakon und spätere Chartophylax Konstantinos Meliteniotes und der >Epi ton deeseon< (Empfänger der Bittschriften) Georgios Metochites (der Va ter des noch oft zu erwähnenden Theodoros Metochites, vgl. SEVCENKO : Polemi que S. 1 3 5 Anm. I) hatten für Michael VIIr. schon wichtige Gesandtschafrsaufträge erledigt. Sie waren es auch, die im April 1277 zusammen mit dem ErzbischofTheo doros Skutariotes von Kyzikos dem Papst über die zweite RatifIzierung der Union ,
=
257
A NM E R K U N G E N : 229-230 von Lyon im Blachemenpalast Bericht erstatteten. Vgl. LAuRENT, M.-H. : Geor ges le Metochite, ambassadeur de Michel VIII Paleologue aupres du b. Innocent V. In: Miscellanea Giovanni Mercati. Bd. 3 (Studi e testi, 123). Citra del Vaticano 1946. S. 1 3 6-56 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 226. 287f. 290-2. 306f. ; ROBERG : Union S. 69. 80. 87 Anm. 6. 164 Anm. 3 8 und 40. 16M. 184:ff. ; DARRouzEs : Offilia S. I I4. Georgios von Zypem hat eine Autobiographie hinterlassen, hrsg. von LAMEERE, William : La tradition manuscrite de la Correspondence de Gregoire de Chypre. Bruxelles-Rome 1937. S. 177-91 mit französischer Übersetzung. Als Pa triarch Gregorios 11. spielte er später nach der Auflösung der Union unter Androni kos 11. (vgl. unten S. 163) eine wichtige Rolle in der Bewältigung des Kirchenstreits. über ilm s. DARR ouzEs, Jean : Gregoire II (Georges de Chypre), patriarehe de Constantinople. In : Dict. spir. Bd. 6 (1967). Sp. 922f. 229
Michaels Schwester Eulogia, geb. ca. 1 2 1 8, gest. Anfang Dez. 1284, hieß
mit Taumamen Eirene, wird aber meistens mit ihrem geistlichen Namen benannt. über sie s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 29 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 19 mit Anm. 1 0 ; LAURENT : Notes de Chronol. S. 209-1 3 . Zur Ehe ihrer Tochter Anna mit Nikephoros I. von Epeiros (1271-1290) im J. 1265 s. oben S. 92. Maria (über sie s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 3 3 ; NrcoL : Kantakouzenos Nr. 1 5) war zuvor mit dem Großdomestikos Alexios Philes verheiratet gewesen (1261-vor 1270) ; ihre Ehe mit Konstantin von Zagora
=
Konstantin Tich von Bulgarien, hatte zum
Zweck, den Bulgarenfürst von einer Verbindung mit Karl von Anjou abzuhalten. Der byzantinische Kaiser hatte versprochen, bei dieser Gelegenheit die beiden vor 1265 eroberten Schwarzmeerhäfen Mesembria und Anchialos den Bulgaren zurück zugeben. Als aber 1272 die Ehe geschlossen wurde, erfüllte er dieses Versprechen nicht, so daß die Bulgaren an ihrer Allianz mit dem Hause Anjou festhielten. Vgl. CHAPMAN : Michel Paleol. S. 91 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 232. Zu den bei den anderen Ehen, von denen hier die Rede ist, s. oben S. 47. 57. 61 und 63. Über den Plan der Eulogia - die zwar wegen ihrer Agitation gegen die Union von Lyon von ihrem Bruder eingekerkert worden war, jedoch zu ihrer Tochter nach Bulga rien flüchten konnte -, Michael mit Hilfe eines Bündnisses zwischen Bulgaren und Mamluken zu stürzen, verliert Gregoras kein Wort. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 274; ROBERG : Union S. 193 . 230
Pachymeres Bd. 1 , S. 430, 1 8-43 1 , 1 erklärt den Namen Lachanas als Über
setzung von Kordolinbas, was angeblich der Name des Schweinehüters gewesen und mit dem gr. AlXXCX\lOC;
=
Kohl gleichbedeutend sei. Der bulgarische Name des Man
nes, der von 1277-1279 über Bulgarien herrschte, ist Ivajlo. Vgl. JIRECEK : Serben S. 3 28 f. ; ZLATARSKI : Istorija Bd. 3 , S. 544:ff.
A N M E R K U N G E N : 23 I-236
23 I Siehe oben S. 60. 232 Über Eirene s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 44 ; über ihre Ehe mit Ivan Asen III. im J. 1278 s. JIRECEK : Bulgaren S. 276 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 1 3 5 f. DÖLGER : Reg. 203 5. Der Kaiser hatte zuvor dem Patriarchen seinen Plan vorgelegt; vgl. LAURENT : Reg. 1437. 233 Diese Darstellung entspricht nicht ganz den Tatsachen. Die Einsetzung Ivan Asens III. erfolgte im Einvernehmen des byzantinischen Kaisers mit dem mon golischen Emir Nogai. Vgl. JIRECEK : Bulgaren S. 274-8 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 13 5-7 ; ZLATARSKI : Istorija Bd. 3 , S. 552ff. Die Ermordung Ivajlos erfolgte erst später, vgl. unten Anm. 235. Zu Ivan Asen III . s. KULMAN, D. : Asen III. In : Biogr. Lex. Südosteuropa L( I, S. I04( 234 Der Versuch Asens III. , Terteres ( der spätere Zar Georg I. Terter) für sich zu gewinnen, wurde ihm von seinem Schwiegervater Michael VIII. eingegeben. Den Titel Despot, den die byzantinischen Kaiser großzügig an ausländische Fürsten verliehen, erhielt Terter bei seiner Heirat nicht vom bulgarischen Zaren, sondern vom Kaiser. Vgl. GUILLAND : Recherches Bd. 2, S . 1 5 . 235 Ivan Asen III. wurde nicht von Georg Terter, sondern von Ivajlo vertrie ben. In Konstantinopel, wohin er zuerst flüchtete, wurde er später (1284) von An dronikos 11. mit der Despotenwürde ausgezeichnet. Asens Flucht wurde von Georg Terter ausgenutzt, um die Macht an sich zu reißen. Ivajlo versuchte darauf, Nogai für sich zu gewinnen, dieser ließ ihn aber im Rausch ermorden. Von einem Attentat des byzantinischen Kaisers kann nicht die Rede sein. Vgl. ZLATARSKI : Istorija Bd. 3, S. 567ff. ; SPULER : Gold. Horde S. 61. 236 Die beiden Vorfälle, mit welchen Gregoras den Übermut der Genuesen und die energische Reaktion des byzantinischen Kaisers dokumentiert, erzählt Pachy meres Bd. I, S. 425, 12 ff. in der umgekehrten Reihenfolge. Der Streit, von dem hier zuerst die Rede ist, entstand nach Pachymeres' Darstellung nicht »wegen einiger Früchte«, sondern weil der Genuese behauptet hatte, Konstantinopel werde bald wieder in lateinischen Händen sein. Im zweiten Fall war der Anlaß folgender : Michael hatte den adeligen Brüdern Benedetto und Manuele Zaccaria aus Genua, die ihm wichtige diplomatische Dienste leisteten (vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 209-1 3 ; Benedetto war zudem mit einer Schwester Michaels verheiratet ; über ihn s. CARO : Genua Bd. 2, S. I22 ( u. passim), das Monopol zugestanden, Alaun aus dem Schwarzmeergebiet, insbesondere aus Trapezunt zu exportieren. Einige Genuesen aus Konstantinopel wollten sich diesem Edikt indes nicht beugen und fuhren, ohne im Goldenen Horn den üblichen Fahnengruß (d. i. Hissen der kaiser lichen Standarte) als Zeichen der Anerkennung der byzantinischen Souveränität im =
259
ANMERKUN G E N : 23 7-242 Bereiche dieser Wasserstraße vor dem Blachernenpalast zu leisten, ins Schwarze Meer, kaperten ein Alaunschiff und fuhren abermals ohne Erweisung eines Segel grußes zurück. Die beiden Vorfälle trugen mit daran Schuld, daß die Ratifizierung eines Vertrages mit Genua, der schon 1272 ausgehandelt und natürlich gegen Karl von Anjou gerichtet war, bis zum 25. Oktober 1275 verzögert wurde. Vgl. CARO : Genua Bd. I , S. 409 ( ; BRATIANU : Commerce genois S. 1 39 ( ; DÖLGER : Reg. 1990f. 2017. 2019. 237
Ummauert wurde Galata nach dem Frieden zwischen Byzanz und Venedig
im J. 1 3 02. Vgl. oben Anm. 169 zu S. 97. 238
Zwischen Michael VIII. und den Genuesen war ein Begrüßungszeremoniell
vertraglich festgelegt worden, vgl. Ps.-Kodinos : 239
De Officiis
S. 75,4ff
Bei dem Frachtschiff, von dem hier die Rede ist, handelt es sich um ein
katalanisches, das gerade in Konstantinopel lag. Kap Hieron erhielt seinen Namen vielleicht von einem Heiligtum des Zeus Urios ; es liegt nördlich von Anatolkavagi. Vgl. BYZANTIOS, Skarlatos : KW\lcrTIX\I,.tWOll1l:0A�;. Bd. 2. Athen 1 8 62. S. 197-200 ; JANIN : Cple S. 485. 240
Siehe oben S. 101. '1zz al-Din Kay Käwüs II. hatte von den Mongolen
zwischen der Krim und der Moldau eine Art Lehen erhalten. Seine Rechte auf das Sultanat von !konion vererbte er seinem Sohn Ghijath al-Din Mas'üd 11., der von Gregoras Melik genannt wird (s. Anrn . 132 zu S. 82). Vgl. SPULER : Gold. Horde S. 2 8 3 . 294. 241
Der unmittelbare Anlaß für Mas'üds Rückkehr nach Kleinasien war der,
daß der Khan der Goldenen Horde ihn zwingen wollte, die Witwe seines Vaters (seine Stiefmutter) zu heiraten. Die Übernahme der Macht in !konion war aber schon lange geplant. Ein Bruder Mas 'üds, der zur Vorbereitung nach Sinope voraus gesandt worden war, war allerdings ermordet worden. Mas'üd selbst landete im Sommer 1280 in Kleinasien. Er schloß Frieden mit dem Fürsten von Kastamonu und begab sich zum 1lkhän von Iran Abaqa. Dieser beließ das Sultanat von !konion dem bis dahin dort herrschenden Kay Khusraw III . und setzte Mas'üd über das Ge biet der Karamaniden ein. Dieser begab sich aber nicht dorthin. Als im März 1284 Kay Khusraw III. starb und das Sultanat geteilt wurde, erhielten seine Söhne den westlichen Teil mit !konion und Mas'üd den östlichen mit Kaisareia (Kayseri). Letz terer wußte sich aber bald zum Alleinherrscher in !konion zu machen. Er genoß dabei die Unterstützung des Marnlukensultans Qala'un. Vgl. SPULER : Gold. Horde S. 62. 3 69 (wo irrtümlich von Kay Käwüs anstelle von Mas'üd die Rede ist) ;
CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S. 294( 242 260
Diese Ausführungen können nicht richtig sein. Woraus Gregoras auf eine
A N M E R K U N G E N : 243-249 Vertreibung Mas'üds durch Amur geschlossen hat, ist unklar. Mas'üd regierte noch in wechselndem Abhängigkeitsverhältnis bis nach 1303 ; vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S.
295-301. Daß
er eine Flucht nach Nymphaion zum byzantinischen Kai
ser geplant hätte, wird von keiner Quelle bestätigt und ist unwahrscheinlich ; es dürfte eine Verwechslung mit Mas'üds Bruder Kilidj Arslan vorliegen. Vgl. WIT
TEK: Mentesche S. 22 Anm. 2.
243
ll. muß um 1306 gestorben sein ; die näheren Umstände sind nicht bekannt. Er hatte schon 1 303 den letzten Rest Selbständigkeit verloren und kann als Mas'üd
der letzte Sultan von Ikonion betrachtet werden, wenn auch manchmal in der Lite ratur noch zwei Nachfolger genannt werden. Seitdem regierten in Ikonion direkt die Mongolen von Iran. Vgl. CAHEN : Pre-Ottoman Turkey S.
244
301.
Zu den Umständen, welche die türkische Eroberung des byzantinischen
Gebietes in Kleinasien erleichterten, s. besonders WITTEK : Mentesche S.
15-8 ;
WITTEK : Ottoman Empire S. 29-]2. Der Hauptgrund, warum Michael vrn . die Verteidigung der kleinasiatischen Reichsteile vernachlässigte, war, daß er sich zu sehr auf seinen Kampf mit Karl von Anjou konzentrieren mußte. Daß er die türki sche Drohung dennoch ernst genommen hat, beweisen seine Versuche, die Kreuz zugspläne der Päpste so zu beeinflussen, daß ein eventueller Kreuzzug die türkischen Gebiete Kleinasiens wieder an Byzanz brächte. Der Kreuzzug kam aber nicht zu
285-94 (mit Lit.) ; ROBERG : Union 167-70. 245 Der Verlust Paphlagoniens wird auch von Sanudo : Istoria 144 hervorgeho
stande. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. S.
ben. Dieser sieht darin eine Folge von Michaels Verzweiflung nach seiner Exkommu
255 zu S. 146). Er schreibt über ihn : . . . come disperato lasso la Custodia d'un sua Provincia otti11la . . . Paphlagonia, to/ta da Turchi«. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 343 Anm 3 I . 246 »Länger als die nias« ist eine sprichwörtliche Redensart, die eine nicht abrei
nikation durch Papst Martin N. (vgl. Anm
.
'
.
ßende Kette von Katastrophen andeuten soll. V gl. den Ausdruck »eine iliade von übeln« bei Diogenianos V
247
Hekabe. In : PW
248
26 ; KARATHANASIS :
Sprichwörter
38.
Hekabe und Niobe sind übliche Beispiele trauernder Frauen, vgl. SITTIG :
7,2 (1912).
Sp.
2661 ;
Apostolios xn II (N�6ß1JC;; 7tcX&1J) mit Anm.
Zum Wiederaufbau von Tralleis (heute Aydin) und zur Eroberung durch
26f. 41 ; LEMERLE : Aydin S. 1 4 f. und Addenda 1278 angenommen, s. aber dazu unten, folgende
die Türken s. WITTEK: Mentesche S. S.
255.
Als Datum wird meistens
Anmerkung.
249
Schon BoIVIN folgerte aus der literarischen Qualität des Orakels, daß es sich
um eine >Fälschung< eines Andronikos-Freundes handeln muß (s. ed. Bonn. S.
261
ANMERKUN G E N : 250-255 1 I79 f). Ausgehend von dem in Anm. 144 zu S. 8 7 als wahrscheinlichstes ak zeptierten Geburtsdatum Andronikos' 11. (dem 25. März 1259) und von der Tatsache, daß Andronikos im Sommer 1261 zum Mitkaiser erhoben wurde (vgl.
DÖLGER : Familienpolitik S. 1 82 ff.) kommt man für den Wiederaufbau von Tralleis auf das Jahr 1280, für den Verlust der Kaiserwürde durch Andronikos 11. auf das Jahr 1 3 3 3 und für seinen Tod auf I 3 3 4/5. Als Todesdatum steht aber der 1 3 . Februar 1 3 3 2 fest und als Jahr der erzwungenen Annahme des Mönchsgewandes 1 3 30. Gre goras betrachtet hier also Andronikos als von Geburt an mit den Abzeichen der Kaiserwürde bekleidet. Aber auch dann muß man 72 als eine Aufi:-undung von 71 Jahren und zwei bis drei Monaten betrachten, um an dem oben erwähnten Geburts datum festhalten zu können. Eine ähnliche AufI-undung dürfte Gregoras zugunsten der dreimal sieben Jahreszyklen des Orakels vorgenommen haben, so daß der Wie deraufbau von Tralleis im Laufe des Jahres 1279 (nach dem 25. März) erfolgt sein kann. 250
Was Gregoras über die Gründung von Tralleis und über die Etymologie
des Namens (Tralleis
Tpo[Q: &MYJ : >anderes Troja<) zu erzählen weiß, ist mir aus
=
keiner anderen Quelle bekannt. Nach dem Wiederaufbau erhielt die Stadt den neuen Namen Andronikopolis oder Palaiologopolis. 251
Siehe S. 123.
252
Die Einfälle des Sebastokrators Johannes I. von Thessalien und der illyrier
bildeten nicht den Anlaß für den AngriffKarls von Anjou, sondern erfolgten viel mehr im Einvernehmen mit ihm und nachdem seine Truppen schon in Albanien an Land gegangen waren. Gregoras versäumt, uns mitzuteilen, daß auch Nikephoros I. von Epeiros auf Karls Seite war und sich seit 1279 als dessen Vasall betrachtete. VgL MILLER : Latins S. 1 71 f ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 3 3 9 f 253
Rosonsules (sprich : Rosonsulis) ist Huge »le Roux« oder »le Rousseau« von
Sully (zum Namen s. GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 329 Anm 94; vgL auch BON : .
Moree S. 154 mit Anm 2). Er wurde am 1 3 . August 1279 von Karl von Anjou in .
Albanien eingesetzt ; die Sendung von Verstärkungen dehnte sich bis in die zweite Hälfte des Jahres 1280 hin. VgL CHAPMAN : Michel PaleoL S . 1 3 8-42 ; LONGNoN : Empire latin S. 258-60 ; GEANAKOPLOS : Mich. PalaeoL S. 329-34. 254
Berat in Albanien, eine Schlüsselfestung an der Via Egnatia, die 1274 von
den Byzantinern zurückerobert worden war. Die Belagerung durch Sully begann noch im Sommer 1280. 255
Hier irrt Gregoras ; es gab zu dieser Zeit keinen König Friedrich von Sizi
lien. Hier herrschte noch Karl von Anjou. Wohl erhob Peter III . von Aragon An sprüche auf die Insel, da er Konstanze, das einzige Kind ManfI-eds von Hohenstaufen, 262
A N M E R K U N G E N : 256-257
geheiratet hatte, aber erst seine Söhne wurden nach der Sizilianischen Vesper Köni ge von Sizilien, zuerst Jacob II. Gaime) und erst im J. 1296 (bzw. 1 302) En Fadrique =
Friedrich 11. v. Aragon, m. v. Sizilien, den Gregoras hier vermutlich vor Augen
hat. Der König, dem Michael Geld gab (für den Bau einer Flotte) , war Peter III. Gregoras erwähnt diese Allianz hier nicht an der einschlägigen Stelle, denn sie hat te keinen Einfluß auf den Krieg in Albanien, wovon die Rede ist. Sie bildete ein Gegengewicht gegen die Verbindung Karls von Anjou mit dem am 22. Februar 128 1 gewählten Papst Martin
IV., der Michael VIII. schon bald (am 1 8 . Oktober
1281) ohne Grund exkommunizierte (s. dazu ROBERG : Union S. 214-9), wie auch gegen Karls Bündnis mit Venedig durch den Vertrag von Orvieto vom 3 . Juli 128I . Die Allianz Byzanz-Aragon kam erst zur Wirkung nach der Sizilianischen Vesper (am 30. März 1282), als die Truppen Peters III. auf Sizilien landeten, um die Insel zu erobern. Die Sizilianische Vesper selbst, die in erster Instanz dem Großangriff Karls auf Konstantinopel in letzter Minute zuvorkam und die ohne Michaels Unterstützung schwelender Rebellionspläne kaum zu einer Katastrophe für den Angiovinen geworden wäre, erwähnt Gregoras nicht ; ihre Bedeutung scheint ihm entgangen zu sein. Aber auch die Sizilianische Vesper allein hätte Karl noch nicht gezwungen, seine Angriffspläne gegen Byzanz ganz zurückzustellen ; erst die Besetzung Siziliens durch die Aragonesen zwang ihn, sich auf die Rücker oberung der Insel zu konzentrieren. Vgl. CRAMER VON BESSEL, H.-H. : Die Ausbrei tung des Kataloniervolkes über die Küsten des Mittelmeeres im XIII. und XIV. Jahrhundert. Sonderdruck aus Ibero-amerikanisches Archiv xrr!2 u. XII!3 (193 8) . Berlin-Bonn. Kap. II. Die Eroberung Siziliens, S. 10-25 ; CHAPMAN: Mich. Paleol. S. 142-5 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 3 3 5-69. 3 75-7 (dazu A. BON in Journal des Savants 1960, S. 1 67-72) ; RUNCIMAN, Steven : Die Sizilianische Vesper. Aus dem Englischen übertragen von P. DE MENDELSSOHN. München 1959. Besonders S. 2 I 9 ff. 3 14-6 ; TsIRPANLIS, Constantine N. : The involvement ofMichael VIII Palaeo logus in the Sicilian Vespers (1279-1282). In : Bu�ocv'nvoc. Bd. 4 (1972). S. 299329· 256
Homer :
257
Die sicher große Bedeutung dieses Sieges wird von Gregoras überbewer
nias 2,
298.
tet. Er bedeutete für Karl VOll Anjou freilich einen Rückschlag, aber veranlaßte ihn keineswegs, seine Pläne aufzugeben. Er rüstete neue Truppen und eine Flotte, die am I. April 1283 gegen Konstantinopel ausfahren sollte. Daß es nicht dazu kam, be wirkte die Sizilianische Vesper. Die Bedeutung der diplomatischen Aktivität Michaels wird hier zuwenig betont. Vgl. MILLER : Latins S. I72 [ ; LONGNON: Em pire latin S. 259 [ ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S . 3 3 8 .
A N M E RK U N G E N : 25 8-266
258
Karls Solm, Karl II., fiel nicht im Kampf um Sizilien, wie man aus dieser
Stelle folgern könnte, sondern wurde im J. 1284 in einer Seeschlacht gefangenge nommen und nach Aragon gebracht. Er kam erst 1289 wieder frei. 259
Siehe S. 202. Die hier genannten Herrscher von Trapezunt sind Alexios I.
(1204-1222), Johannes II. (1280-1297) und Alexios 11. (1297-1 3 3 0) . Eine erste Ge sandtschaft Michaels VIII im J. I281 war zurückgewiesen worden ; die zweite im .
J. 1282 führte zur Ehe Johannes' II. mit Eudokia (über sie s. PAPADOPULOS : Genealo gie Nr. 5 2 ; unten S. 202,16ff.). Johannes 11. ließ sich bei dieser Gelegenheit von Michael VIII. den Titel Despot verleihen und erkannte dadurch gewissermaßen dessen Oberhoheit an. Sein Solm Alexios II. erhielt den gleichen Titel von Androni kos 11. Die Herrscher von Trapezunt gaben aber trotzdem den Kaisertitel nicht auf, wohl aber nannte Alexios II. sich nicht länger Kaiser der Rhomäer, sondern Kaiser des Ostens, der Iberer und der überseeischen Provinzen. Vgl. Mn.LER : Trebizond S. 28 f. ; GurLLAND : Recherches Bd. 260
2,
S. r r f. ; JANSSENS : Trebizonde S. 8 8 f.
Schon vor 1280 hatte Michael seine uneheliche Tochter Eirene (die von
Pachymeres Euphrosyne genannt wird) dem eigentlichen Machthaber der Goldenen Horde Nogai zur Frau gegeben. Die Zusammenarbeit mit dem Emir bei der Be setzung des bulgarischen Thrones im J. 1279/80 wurde schon oben erwähnt (s. Aum 23 3 zu S. 1 32). Ziel des B ündnisses mit Nogai war, die Bulgaren in Schach zu .
halten. Vgl. DÖLGER : Reg. 1900. 190r. 193 2 ; CHAPMAN : Michel Paleol. S. 8of. 148 ; SPULER : Gold. Horde S. 49. 60. 65 ; SPULER : Mongolen S. 6 5 f. 261
Die genaue Lage dieser Ortschaften ist nicht bekannt. Eine Notiz im Cod.
Vatic. gr. 305 benennt Tzurulon (heute Corlu) als den Ort, wo Michael VIII starb ; .
vgl. Rev. etud. byz. Bd. 18 (1960) . S. 205. Der Name Allage bedeutet Wechsel ; darauf wird unten angespielt. Es handelt sich offenbar um eine Station, wo einst Pferde gewechselt wurden. 261 a 262
Vgl. Homer :
Ilias 2,93
mit Scholion.
Hier wird auf das bekannte Orakel angespielt, das den letzten König der
Lydier zu einem Krieg gegen Persien ermunterte, indem es ihm die Vernichtung eines großen Reiches voraussagte, ohne zu präzisieren, daß es sich um sein eigenes Reich handele. Vgl. Herodotos I 53 ; Aristoteles : 263
Rhetorik
III 5,4.
Es handelt sich nur um eine vorläufige Maßnahme, vgl. Aum 269 zu .
S. 1 59· 264
S. 12S ff
265
Platon :
Gesetze
73 1 e. Vgl. auch das Sprichwort: »die Liebe macht blind�
bei KARATHANASIS : Sprichwörter r r6. 266
Im Griechischen >mit blindem Fuß < ; vgl. Euripides :
Hekabe
1050.
A N M E R K U N G E N : 267-272 267
Als der persische Satrap Artaphernes den Griechen llistiaios beschuldigte,
lonien zum Aufstand gegen Persien aufgehetzt zu haben, versuchte dieser die Schuld auf Aristagoras abzuwälzen. Darauf soll der Satrap das Wort geprägt ha ben, auf das diese Redensart zurückgeht. Vgl. Diogenianos VIII 49 mit Anm
.
Zu Kapitel VI 268
Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes (ca. 1250/60-1 3 1 5) war ein Sohn des
Heerführers Nikephoros Tarchaneiotes und der Maria Palaiologina, einer Schwe ster Michaels VIII. Er hatte zuvor das Amt des Mundschenks (pinkernes) innegehabt. über ihn s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 93 ; GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 472 ; POLEMIS : Doukai Nr. 89 (Lit.). Die Expedition war trotz der militärischen Fähigkeiten des Anführers, die auch von Pachymeres Bd. 2, S. 445 , 1 5 f. gelobt wer den, kein Erfolg. Auch eine zweite Expedition im J. 1297, ebenfalls von Michael Glabas angeführt, blieb ergebnislos. Vgl. JIRECEK : Serben S. 3 34. 269
üb Gregoras' Begründung für die Überführung des Leichnams Michaels
zutrifft, kann man bezweifeln. Pachymeres Bd.
I,
S. 107,5 ff. erwähnt die Beiset
zung in Selymbria, ohne von einer vorherigen Bestattung »in einiger Entfernung vom Heerlager« zu berichten. Die Überführung erfolgte am 17. April 1282. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 3 70 mit Anm 1 3 ; LOENERTZ : Chron. breve S. 3 3 3 .
Nr. 8 und S. 345 ; LAURENT : Reg. 1489. 270
Diese Worte lassen nicht einmal vermuten, wie sehr Andronikos 11. zuvor
gegen seine Überzeugung gehandelt hatte. Auf dem Konzil von Lyon wurde eine von ihm unterschriebene Goldbulle mit dem gleichen Unionsbekenntnis präsen tiert, wie es Michael VIII. abgab, und bei der RatifIzierung der Union im Blacher nenpalast im April 1277 beschwor Andronikos die Anerkennung des päpstlichen Primates und das lateinische Glaubensbekenntnis mit einem Eid, den er am I. Sep tember 1279 erneuerte. Vgl. DÖLGER : Reg. 2041 ; GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 306 f. ; ROBERG: Union S. 126. 1 3 7. 140. 1 84f. 1 8 8 . 2 1 ! . Nach Pachymeres Bd. 2, S. 1 4 f. erklärte Andronikos nachdrücklich, er habe die Eide auf die Union nur unter dem Druck seines Vaters geleistet. 271
Zu diesem Dekret s. DÖLGER : Reg. 2086.
272
Zum Datum s. LAURENT : Les dates du second patriarcat de Joseph ler (3 I XII
1 282-av. 26 IV 1283). In : Rev. etud. byz. Bd. 1 8 (1960). S. 205-8 u. ders., Chronol. Patr. (1208-1309) S. 145. Zum Kloster der Muttergottes Panachrantos s. JANIN : Egl. Mon. S. 2 14f. Das seit 1073 bekannte Kloster lag in der Nähe der Hagia Sophia am
A N M E RK U N GE N :
273-281
Weg zu den Manganen. Bekkos wurde von seinem Nachfolger am
1 ./2. Januar 1283 nachträglich abgesetzt und exkommuniziert, s. LAURENT : Reg. 1453 (vgl. auch 1454-7). 273 Zum Datum s. LAURENT : o. c. in Anm. 272 und Chronol. Patr. (1208-1309) S. 145 f. 274 Über diesen Mythos s. z. B. Pindar : Pyt!J. 3 ,92 ff 275 Zur angeblichen Exkommunikation Josephs s. LAURENT : Reg. 1365 ; zur Absetzung Arsenios' durch Germanos III. und die Synode ebd. 1376. Zum Datum der Abdankung Josephs s. LAURENT : l. c. in Arun. 273 ; zur Abdankungsurkunde LAU RENT : Reg. 1459. 276 Zeloten = >Eiferer< nannten sich die Gegner der Union von Lyon 1274. 277 Zu diesem Dekret, das vor dem 8. April 1283 anzusetzen ist, s. DÖLGER : Reg. 2090. Vgl. LAURENT : Reg. 1470. 278 Über ilm s. Anm. 228 zu S. 130. Als Mönch hatte er den Namen Gregorios angenommen (vgl. Pachymeres Bd. 2, S. 64,2 f.), den er auch als Patriarch beibe hielt. So wird er im Folgenden von Gregoras genannt. Unter Michael VIII. hatte er die Union akzeptiert, nach dessen Tod aber wurde er zu einem Hauptgegner der selben. Vgl. VERPEAUX : Choumnos S .
S. 216. 279
29 tI
u. passim ; LAURENT : Notes de chronol.
Pachymeres Bd. 2, S . 42, 1 2 ff nennt als Grund, weshalb die wahl des Kaisers
auf Gregorios fiel, daß er ilUl als für beide Parteien, Arseniten und Josephiten, akzeptabel betrachtete. Die Ernennung erfolgte, laut Pachymeres, ohne freie Ab stimmung der Bischöfe. Sicher hat auch die Schwester Michaels VIII. Eulogia sich für die Wahl Georgios' von Zypern stark gemacht, wie sie ilm auch später zusam men mit ihren Töchtern Theodora und Anna in der Auseinandersetzung mit den Arseniten unterstützte. Vgl. LAURENT : Notes de chronol. S. der Nominierung, dem
209-13 . Zum Datum 28. März 1283, wie auch der Bischofsweihe des neuen Pa
triarchen, der vordem Lektor (Anagnostes) an der Hagia Sophia war, und der Inthronisation s. LAURENT : Les dates (o. c. in Arun. RENT : Chronol. Patr.
280
(1208-1 309)
S.
272 zu S. 160)
S.
207f. und LAU
146f.
Im Kampf zwischen Septirnius Severus und Pescennius Niger hatte By
zanz für letzteren Partei ergriffen. Die Strafe war Schleifung der Stadtmauern, Ver lust der Stadtrechte und sogar des Namens. Byzanz wurde als >Dorf< Herakleia Perinthos in Thrakien zugeteilt. Die Strafe hatte aber keine lange Nachwirkung. Schon Septirnius Severus selbst [mg mit dem Wiederaufbau der teilweise zerstör ten Stadt an. Vgl. JANIN : Cple S.
281 266
S.
162.
16
(mit Quellenangabe).
ANMERKUN G E N : 282-287 282
Zypern war 1 192 im Anschluß an den 3. Kreuzzug von Richard Löwenherz
erobert und dem König von Jerusalem, Guy de Lusignan, übergeben worden. Die Lusignans beherrschten auch zu Gregoras' Zeit noch die Insel. Patriarch Gregorios Ir. hatte in seiner Heimat eine lateinische Schule besucht, da die griechischen Bil
dungsmöglichkeiten in Nikosia nicht vielversprechend waren. Allerdings war er auch vom lateinischen Unterricht enttäuscht, so daß er die Schule schon in seinem 1 5 . Lebensjahr wieder verließ. Vgl. HIu : Cyprus Bd. 3 , S. 1068. 283
Oben S. 162. Zur Synode von Atramyttion s. LAURENT : Reg. 1470. Die
beiden Parteien, von welchen die Rede ist, sind die Arseniten, Anhänger des 1264 abgesetzten und 1273 verstorbenen Patriarchen Arsenios Autoreianos, und die Jose phiten, Anhänger von dessen Nachfolger, der als Unionsgegner den patriarchalen Thron hatte räumen müssen. Einig in der Ablehnung der Union mit Rom waren sie zerstritten geblieben über die Legitimität des Patriarchats Josephs, der den Thron des Arsenios noch zu dessen Lebzeiten bestiegen hatte. Über Arseniten und Josephiten s.
EVERT-KAl'PEsowA, Halina : Une page de l'histoire des relations byzantino-Iatines 11 : La fin de l'Union de Lyon. In : Byzantinoslav. Bd. 1 7 (1956). S. 1-4 ; Resumee der Streitigkeiten bei SALAVILLE, Severien : Deux documents inedits sur les dissen sions religieuses byzantines entre 1275 et 13 10. In : Rev. etud. byz. Bd. 5 (1947). S. I I6-36. 284
Zu dieser Redensart s. Anm 130 zu S. 8 r .
285
Teilhaben am gleichen Salz wird schon von den klassischen griechischen
.
Autoren als sprichwörtliches Symbol einer intimeren Bekanntschaft und Freund schaft bezeichnet. Vgl. Aristoteles :
Über die Truggesandtschaft 22 286
Nikol11achische Ethik und Gegen Ktesiphon 224.
9, p. 1 1 5 6 b ; Aischines :
Die Arseniten wollten sich auch dafür rächen, daß nach der Auflösung der
Union zuerst Patriarch Joseph wiedereingesetzt worden war und daß sie auf der Synode von Atramyttion nicht die Posten in der Kirche für sich hatten erreichen können, auf die sie gehofft hatten. 287
Über Theodora Raulina Protovestiarissa s. NrcoL : Kantakouzenos S. 1 6-8 ;
LAURENT : Notes de chronol. S. 2 12. Zu ihrer Mutter Eulogia s. oben Anm 229 zu .
S . 130. Über Georgios Muzalon s. S. 62. Johannes Raul entstammte einer hoch adeligen Familie normannischen Ursprungs, die sich ca. 1080 im byzantinischen Reich angesiedelt hatte und im 1 3 . Jh. seit langem vollkommen hellenisiert war. Schon Johannes' Vater Alexios, der eine Nichte Kaiser Johannes' III . Dukas Batatzes geheiratet hatte, war von diesem zum Protovestiarios ernannt worden. Er wurde unter Theodoros Ir. Laskaris von Muzalon abgelöst, dem nach seiner Ermordung Johannes Raul als Ehemann und Hofbeamter nachfolgte. Über ihn s. POLEMIS :
A N M E R K U N G E N : 28 8-292 Doukai Nr. I 8 I (Lit.) ; zur Familie Raul ebd. S. I72 mit Anm IO (Lit.). Zum Amt .
des Protovestiarios s. Anm 99 zu S. 62. Zum Andreaskloster, das schon im 6. Jh. .
bestand, s. JANIN : EgL Mon. S. 28-3 I . Theodora Raulina starb hier am 6. Dezember I 3 00. 288
Zu Andronikos' erster Ehe s. oben S. I09. Sein ältester Sohn Michael (als
Mitkaiser Michael IX. ; über ihn s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 5 9 ; POLEMIS : Doukai Nr. 145) wurde 1277 geboren, der zweite, Konstantinos, nach I280 (mehr über ihn unten S. 29 3 , I fE und bei PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 3 7 ; GUILLAND : Recherches Bd. 2, S. 5 f. ; POLEMIS : Doukai Nr. I48). 289
Gregoras betrachtet als Verhandlungspartner Alfons X. von Kastilien,
der jedoch im J. I282 unter dem Druck Papst Gregors X. abgedankt hatte. Die Verwandte des spanischen Königs, die Andronikos heiraten wollte und auch bekam, war Alfons' elfjährige Enkelin Jolante von Montferrat, die Tochter Wilhehns VI. von Montferrat, des Erben der Königskrone von Thessalonike, und der Beatrice von Kastilien. Der Markgraf verzichtete bei dieser Gelegenheit zugunsten seiner Tochter auf sein Titularkönigtum. Jolante erhielt in Byzanz den Namen Eirene. Zur genannten Gesandtschaft s. DÖLGER : Reg. 2087 ; zum Ehevertrag mit Wilhelm von Montferrat ebd. 2098. Die Ehe wurde im J. I294 geschlossen. Zur neuen Kaiserin von Byzanz s. CONSTANTINIDI-BIBICOU, H6H:ne : Yolante de Montferrat, imp6ratrice de Byzance. In : L'Hell6nisme contemporain. Bd. 4 (1950). S. 425-42. 290
Gregoras setzt ein Gewohnheitsrecht des Papstes voraus, gegen Heirats
verbindungen von lateinischen Ffustenhäusern mit der byzantinischen Kaiser familie Einspruch zu erheben. Diese Gewohnheit könnte frühestens nach dem Schisma von I054 entstanden sein. über das Einholen einer päpstlichen Genehmi gung erfahren wir aber sonst nichts, z. B . nicht, als ManueI I. Kornnenos Bertha von Sulzbach heiratete, oder als sein Sohn Alexios 11. sich mit Agnes von Frankreich verlobte. Wohl aber protestierte der Papst, als Friedrich 11. seine natürliche Tochter Konstanze Kaiser Johannes III . zur Frau gab, und eine Ehe zwischen Andronikos' Sohn Michael IX. und der Tochter des Königs von Zypern kam nicht zustande, da der byzantinische Kaiser dabei keine Einmischung des Papstes dulden wollte (vgL Anm 3 3 6 zu S. I94). .
29I
Bekkos wurde nach Prusa verbannt und streng bewacht. Er konnte aber
trotzdem schriftlich weiter polemisieren. VgL LAURENT : Notes de chronoL S. 2I7f. 292
Der Synodalprozeß gegen Bekkos wurde am 7. Februar 1285 erö:ffiJ.et und
dauerte gut sechs Monate. VgL LAURENT : Notes de chronoL S. 2 18 f. ; LAURENT : Reg. I490 ; s . auch ROBERG : Union S. 221 . Der Expatriarch starb Ende März 129 7 ; 268
ANMERKU N G E N : 293-297 s. LAURENT, Vitalien : La date de la mort de Jean Beccos. In: Ech. Or. Bd. 25 (I926). S · 3 16-9. 293
Über Theodoros Muzalon vgL die nächste Anm Welche Befugnisse der .
Großlogothet besaß, ist nicht klar. Ursprünglich hieß er Logothet der Sekreta und war vielleicht eine Art Kabinettchef des Kaisers. Gegen I200 kam der Name Groß logothet auf. VgL VAN DIETEN : Nik. Chon. S. 3 7 Anm 48. Bei Ps.-Kodinos : .
De
Ojficiis steht der Großlogothet an I2. Stelle innerhalb der Beamtenhierarchie, er war aber zur Zeit des Theodoros Muzalon sicher höher eingestuft. Theodoros Metochites, der bald nach ihm das Amt übernahm, bekleidete als Großlogothet den 9. Rang. VgL SEVCENKO : Polemique S. 157-61 ; Lit. zum Amt ebd. S. 5 Anm. I . 294
Theodoros Muzalon war ein Schüler des Georgios Akropolites und Geor
gios von Zypern. Er hatte unter Michael VIII. Karriere gemacht als Großlogothet, Protovestiarios und Mesazon. Auch er hatte die Union von Lyon akzeptiert, ent wickelte sich aber nach Michaels Tod zum Vorkämpfer der Orthodoxie. Muzalon starb im J. I294. über ihn s. VERPEAUX : Choumnos S. 3 5-40 ; GUILLAND : Recher ches Bd. I , S. 224f. ; LAURENT : Notes de chronoL S. 210f. Als >Paradynasteuon< und >Mesiteuon< ( = >Mesazon<) Andronikos' TI. bezeichnet ihn hier auch Gregoras. Diese beiden >Titel< erscheinen nicht in der offrziellen Beamtenhierarchie von Byzanz. Sie deuten eine Machtstellung an, welche die byzantinischen Kaiser ihren besonderen Günstlingen einräumten und welche nicht an ein spezielles Amt ge bunden war. VgL dazu VERPEAUX, Jean : Contribution a l'etude de l'adrninistration byzantin : 0 fl-EO"cX�WV. In : Byzantinoslav. Bd. 16 (I955). S. 270-96 ; BECK, Hans Georg : Der byzantinische Ministerpräsident. In : BZ Bd. 48 (1955). S. 309-3 8 Getzt auch in : DERS. : Ideen und Realitaeten. Gesammelte Aufsätze. London I972. Nr. XIII) (dazu VERPEAUX in : Byzantinoslav. Bd. 17 [I956]. S. 3 8 7-9) ; SEVCENKO : Polemique S. 1 5 I-4; LOENERTZ, Raymond-J. : Le chancelier imperial a Byzance au XIVe et au
XIIIe siede. In : Or. chr. per. Bd. 26 (1960). S. 275-300 (
=
LOENERTZ :
Byzantina et Franco-Graeca [Storia e Letteratura, I I 8] . Roma I970. S. 44I-65). 295
Gemeint ist ein ringsum um die Kopfbedeckung waagrecht laufender
Saum. 296
Der nachfolgende Bericht faßt Ergebnisse der ersten Synode in der Blacher
nenkirche, I9.-26. April 1283 (vor dem soeben behandelten Bekkos-Prozeß) und der ersten Sitzungen der zweiten gegen Bekkos gerichteten (I285) zusammen. VgL LAURENT : Reg. I463 . I485. 297
Eine schmähliche Behandlung von Bischöfen, die man ihres Amtes be
raubte, gehörte gewissermaßen zur Tradition. Ähnlich wie hier verfuhr man auf dem Sechsten Allgemeinen Konzil von Konstantinopel 68213 mit dem monothele-
A N M E RK U N G E N : 298-304 tischen Patriarchen Makarios von Antiochien, s. MANSI, Giovanni-D. : Sacrorum conciliorum . . . collectio. Florentiae 1 759-1767. Bd. XI S. 3 8 3 C 6 ff. Auch Patriarch Ignatios (847-858 und 867-877) wurde, nachdem er von den Photianern abgesetzt
daß ihm zwei Zähne ausfielen, wie
worden war, mißhandelt und so geohrfeigt,
schon DUCANGE zu dieser Stelle notierte (ed. Bonn S. I I 8 7) ; vgl. Niketas David Paphlagon :
Vita S. Ignatii CP. Archiepiscopi. In : PG 105,
Sp. 514 B.
298
Unten S. 1 76 ff.
299
Aus Pachymeres Bd. 2, S. 103 f. erfahren wir nicht nur den Aufenthaltsort
Johannes' Laskaris, die Festung Dakibytza (der Niketiaten) (s. dazu RAMsAY : Asia Minor S. 184), sondern auch, daß Andronikos versuchte,
ihn zum Verzicht auf sein
Nachfolgerecht zu bewegen, um so seine eigene Herrschaft zu legitimieren. Vgl. LAURENT : Crises religieuses S. 241-3. Johannes
IV.
Laskaris scheint um 1305 als
Mönch des Namens Joasaph gestorben zu sein, s. POLEMIS : Doukai S.
I n . Die
Nachrichten der griechischen Historiker widerlegen Angaben in westlichen Quellen, laut welchen der Laskaride am Hof Karls von Anjou eine Zuflucht gefunden haben soll. Es könnte aber dort einen Ps.-Johannes Laskaris gegeben haben, den Karl zu seinen Zwecken benutzen wollte, wie etwa 100 Jahre zuvor
(n8s) Wilhelm
11.
von Sizilien einen Ps.-Alexios 11. bei seinen Ansprüchen auf den Kaiserthron von Byzanz unterstützte und Alexios IV. 1204 den Kreuzfahrern als Vorwand für die Eroberung von Konstantinopel diente. Vgl. GEANAKOPLOS : Mich. Palaeol. S. 217f.
300
Andronikos 11. kehrte am 28. Juni 1293 in die Hauptstadt zurück. (Nicht
1294, wie Pia SCHMID : Zur Chronologie S. 82 annahm, die damit ihrer Chronologie einen falschen Ansatzpunkt zugrundelegte. VgL VERPEAUX : Notes chronologiques
S. 169 mit Anm. 1 u. Chournnos S. 3 8 Anm 6. .
301
Mit den gleichen Argumenten und ebenfalls mit verheerenden Folgen
wurde schon Johannes IL Komnenos zur Verringerung der byzantinischen See S. 75,2ff. verärgert berichtet. Gregoras
macht überredet, wie Nik. Chon. :
Gesch.
vernachlässigt, darauf hinzuweisen,
daß Andronikos durch diese Politik die Ab
hängigkeit von Genua vergrößerte, da er sich künftig auf die Flotte dieses Bundes genossen verlassen mußte. Vgl. MrrLER : Latins S. 1 76 f. ; BRATIANU : Commerce genois S. 143 f. ; WITTEK : Mentesche S. 46 f.
302
Zur Bedeutung des Wortes Gasmulen s.
303
Das Sprichwort geht auf ein weit verbreitetes Märchen zurück : Schatz
Anm 172 zu S. 98. .
gräber sehen in einem Traum den Fundort des gesuchten Schatzes ; als sie aber dort graben, fmden sie nur Kohlen. VgL Zenobios III 1 mit Anm. ; KARATHANASIS : Sprichwörter 198.
304 270
Vgl. plutarch :
Brutus
1 7 und
Caesar 66.
ANMERKUNGEN:
305-3 1 3
Patriarch Gregorios war hauptsächlich in Schwierigkeiten geraten wegen
305
seiner eigenartigen Lehre über das >Filioque<. Er abdizierte >freiwillig<, nachdem man ihm, quasi als Abfmdung, Rechtgläubigkeit attestiert hatte. Die Abdankungs urkunde ist in verschiedenen Hss erhalten geblieben. Vgl. VERPEAUX: Choumnos S.
37( ;
LOENERTZ : Chron. breve S.
LAURENT : Chronol. Patr.
345 ( ; LAURENT : Reg. 15 17. (1208-1309) S. 14M. Das Hodegoi
Zum Datum s. (>Wegführer<)
Kloster hieß so, weil die Mönche des Klosters blinde Pilger zu einer dort befmd lichen Quelle >führten<, wohin einst die Gottesmutter zwei Blinde gebracht haben soll, um sie zu heilen. Das Kloster war im Besitz einer Marienikone, die als vom Evangelisten Lukas gemalt galt. Siehe dazu JANIN : Egl. Mon. S.
306 S. 167· 307
199-207.
Gründerin ist hier als Neu-Gründerin zu verstehen, vgl. Anm.
287
zu
Im Griechischen >Kaikias<, Name des Nordostwindes, abgeleitet vom
Namen des Flusses Kaikos in Mysien. Zu diesem Prozeß s. DÖLGER : Reg.
308 309
2132; LAURENT : Reg. 1579. (1208-1309) S. 147. Zur Person Patriarche de Constantinople. In : DHGE Bd. 4
Zum Datum s. LAURENT : Chronol. Patr.
s. JANIN, Raymond : Athanase Ier
(1930). 310
Sp.
1379-8 1.
Der Berg Ganos in Thrakien war eines der monastischen Zentren im
byzantinischen Reich. Athanasios hatte hier im
3.
Viertel des
13.
Jahrhunderts ein
Doppelkloster gegründet. Vgl. PARGOIRE, Jean : Les monasteres doubles chez les Byzantins. In : Ech. Or. Bd.
9 (1906).
Im Griechischen XOCf.lOC�EO'l'Y)C;
3II
S.
25. xoct &'IL7t"'t"67t"ouc; aus Homer : Ilias 16,235.
Diese beiden Epitheta der Selloi, die das Orakel von Dodona interpretierten, wur den von byzantinischen Autoren gerne auf die Mönche übertragen ; vgl. z. B. Nik. Chon. :
Reden
S.
96,I9f.
Z u dieser Redensart s . Diogenianos 11
312
KARATHANASlS : Sprichwörter
mi t Anm. ; Makarios 11
18;
154.
Zu Athanasios' Bemühungen, die Bischöfe zur Einhalrung ihrer Residenz
313
pflicht zu zwingen s. LAURENT : Reg.
1750.
83a
1599. 1600. 1613. 1620. 1621. 1643 . 1678. 1705. 405 fehlt die
Diese Stelle lautet nicht in allen Hss gleich. Im Cod. Mare. gr.
Bemerkung, daß die Bischöfe Lehrer des Friedens sein sollten, während Cod. Vatic. gr.
165
das in meiner Übersetzung Eingeklammerte, das die Kritik an den Bischöfen
mildert, übergeht. Im Codex Marcianus fehlt anschließend der ganze Passus über die Mißstände am Hof, im Mönchsleben und in der Kirche, gegen welche Athana sios zu kämpfen hatte. BoIVIN bemerkt zu der Stelle (ed. Bonn. S.
1 194) : » Vielleicht werden einige darin ein Vergehen irgendeines Mönches sehen, dem die Bemerkungen über 271
ANMERK U N G E N : 3 14-3 19
die Sitten der Mönche nicht gefielen. Ich glaube eher, daß Gregoras diese Stellen aus der ersten Ausgabe fallen ließ oder sie in der zweiten hinzufügte«. Angesichts der Tatsache, daß im Kampf mit dem Palamismus die offtzielle Kirche und die Mönche Gregoras' Hauptgegner waren, scheint mir letzteres wahrscheinlicher. 3 14
Die kirchlichen Ämter : Lehrer des Psalteriums, Lehrer des Apostels und
Lehrer des Evangehums lassen sich zuerst für die Zeit Kaiser Alexios' 1. Komnenos (I081-1 I I 8) nachweisen. Zu diesen Ämtern s. BECK: Kirche S. I I7 ; DARROUZEs : Offilia S. 66 ff. und passim. 315
Im Griechischen XOC"r' otxouc; XOC� 7toc"rp �cfc; und cruvocu).. [occ; "rWV 7tOCPO�xouV"rwv.
Es ist nicht an drei verschiedene Gruppen zu denken, denen gesondert die christhche Botschaft verkündet wurde. Der Ausdruck >Häuser und Geschlechter< ist vielmehr eine Reminisze= an die Septuaginta, wo diese Wortkombination häuftg begegnet (z. B. Jeremias 2,4) ; er wird durch »man kann auch sagen« als inhalthch gleich mit dem nachfolgenden Ausdruck bezeichnet. Dieser aber hat nichts zu tun mit der klassischen Bedeutung von >Paroikoi<
=
>Fremde ohne Bürgerrecht< ; die Fremden
kolonien in Konstantinopel hatten ihre eigenen Geisthchen. Gregoras, dem die Gesetze der Rhetorik den direkten Ausdruck oder besser den terminus technicus verboten und eine Umschreibung abverlangten, entstellt den Sinn so, daß wir die genaue Bedeutung erraten müssen. Diese kann aber m. E. keine andere sein als >Pfarrgemeinden< . 316
Seite 172.
3 17
Porphyrgeboren (Porphyrogennetos) hieß Konstantinos, da er (im Gegen
satz zu seinem älteren Bruder Andronikos) im sogenannten Porphyrgemach zur welt gekommen war. Wenn nämhch ein regierender Kaiser einen Sohn oder eine Tochter erwartete, wurde für die Niederkunft der Kaiserin ein spezielles Gemach mit dem kaiserhchen Purpur ausgestattet. 318
Es gab in Byzanz kein konstitutionelles Nachfolgerecht, das Michael Vllr.
daran gehindert hätte, seinen ältesten Sohn zu übergehen. Er hätte sich sogar auf das Beispiel Johannes' Ir. Komnenos berufen können, der den jüngeren Manuel und nicht den älteren Isaak zum Nachfolger bestimmte (vgl. Nik. Chon. :
Gesch.
S. 56ff.). Daß Michael dies nicht gewagt hat, ist wohl daraus zu erklären, daß er die Gründung einer neuen Dynastie nicht unnötig erschweren wollte. 3 19
Es ist nicht klar, ob hier an eine bestimmte lateinische Prinzessin gedacht
ist. Für den Plan des Kaisers, über den uns nichts Genaueres bekannt ist, war sicher Jolante von Montferrat, die später von Andronikos ll. geheiratet wurde, die ge eignetste, da sie Erbin der lateinischen Könige von Thessalonike war. Im übrigen steht dieser Plan Michaels in einem merkwürdigen Widerspruch zur Haltung seines
ANMER K U N GE N : 3 20-327 Sohnes Androillkos, der die Pläne seiner Frau, eine Reichsteilung zugunsten ihrer Söhne herbeizuführen, entschieden ablehnte. Vgl. unten S. 203 f. Er paßt aber zur späteren Entwicklung, wie sie unter Johannes Kantakuzenos eingeleitet wird. Vgl. OSTROGORSKY : Gesch. S. 434f. 320
Zu Androillk os' Eifersucht gegenüber seinem Bruder Konstantinos s.
DÖLGER : Familienpolitik S. 1 87. Der Prozeß gegen den Porphyrogennetos und Michael Strategopulos fand im März 1294 statt ; vgl. VERPEAUX : Notes chronologi ques S. 170. Für eine Synodalakte zu diesem Prozeß s. LAURENT : Reg. 1 5 62. Der weise Rat der Inder frei nach Plutarch: 321
Alexander 64,4. Anabasis;
Zum ersten Beispiel s. Xenophons
Alltonius besonders
zum zweiten Plutarch :
19. 30. 54ff. 6 5 ff. bzw. auch Cassius Dio 46,5 5 . 48, 1 . 50, 1 ff.
50,3 I ff. 322
Ein Versuch Michaels VIII ., seinen Sohn mit einer Tochter des serbischen
Königs Stephan Uros I.
zu
verheiraten, war fehlgeschlagen, vgl. GEANAKOPLOS :
Mich. Palaeol. S. 232. Die Heirat mit Eirene Raulina erfolgte um I290 ; s. dazu auch unten S. 190 u. 271. Diese war eine Tochter des oben erwähnten Protovestiarios Johannes Raul, vgL Anm. 287 zu S . I67. 323
Das im J. 463 gegründete Kloster >des Vorläufers< im Studiu-Viertel (s. dazu
JANIN : Cple S. 43 I) verdankt seine Berühmtheit seiner Rolle im Bilderstreit und während der Reorganisation des Klosterlebens. Vgl. JANIN : Egl. Mon. S. 430-40 ; zu dieser Restauration S. 432. 324
Der Protostrator Michael Strategopulos war vermutlich ein Sohn des oben
öfters genannten Großdomestikos Alexios Strategopulos (vgl. S. 72. 79. 8 3 . 89ff.). Über ihn s. GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 484f. Er starb vier Jahre vor dem Por phyrogennetos Konstantinos im Gefängnis, s. Pachymeres Bd. 2, S. 425,9-I I . Konstantinos starb als Mönch unter dem Namen Athanasios am 5 . Mai 1 3 04. 325
Zur Abdankungsurkunde, die erhalten geblieben ist (hrsg. PG I42, Sp.
480 C-484 A), s. LAURENT : Reg. 1 5 57. Zum Datum s. LAURENT : ChronoL Patr. (1208-1309) S. 147. 326
Zu den zwei Briefen, die Athanasios in dieser Angelegenheit an den Kaiser
sandte, s. LAURENT : Reg. I 554 u. 1 5 5 5 . 3 27
In diesem Brief vom 1 6 . Oktober 1293 erklärte der Patriarch dem Kaiser
zugleich seinen Rücktritt. Vgl. LAURENT : Reg. I5 56. Der Xerolophos (>trockener Hügel<) war der siebente Hügel von Konstantinopel im Südwesten der Stadt. Zen trum des nach ihm benannten Viertels der Stadt war das Arkadiosforum. Vgl. JANIN : Cple S. 439f. Vom Doppelkloster, das Patriarch Athanasios hier gebaut hatte, sind keine Reste erhalten. Vgl. JANIN : Egl. Mon. S. rof. Sein Leichnam, der 273
ANMERK U N G E N : 328-3 3 3 hier beigesetzt worden war, wurde später als Reliquie des hl . Athanasios von Alexandrien nach Venedig transportiert und dort verehrt. Vgl. STIERNON, Daniel : Le quartier du Xerolophe et les reliques venitiennes de saint Athanase. In: Rev. etud. byz. Bd. 19 (1961). S. 1 65-8 8 .
328 Zu diesem Bannfluch s. LAURENT : Reg. 1 5 5 3 . 329 Daß der Bannfluch nur ein Jahr unaufgefunden blieb, kann nicht stimmen. Das Antwortschreiben des Expatriarchen auf den Protest des Kaisers gegen Athana sios' Vorgehen ist vom 1 1 . September 1297 datiert. Vgl. die nächste Anm.
3 30
Zum Schreiben des Kaisers an Athanasios s. DÖLGER : Reg. 2203. Zur Ant
wort Athanasios' s. LAURENT : Reg. S. 566 Nr. 2. Auf die Entdeckung des Bannfluchs beziehen sich auch zwei Akten des Patriarchen Johannes XII. Kosmas, der Athana sios nachgefolgt war; s. dazu LAURENT : Reg. 1 5 71 f.
3 3 1 Zum Datum s. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1 309) S. 146f. Vgl. auch VERPEAUX : Chournnos S. 39. S I .
3 32
Michael (IX.) war schon im Alter von vier Jahren kurz nach dem Tod seiner
Mutter, Anna von Ungarn, 1281 zum Mitkaiser proklamiert worden, vgl. DÖLGER : Familienpolitik S. 1 87. Zum Datum der feierlichen Krönung s. VERPEAUX : Notes chronologiques S. 170-3 ; LAURENT : Reg. 1563. Zum Ereignis s. auch LAMMA, Paul: Un discorso inedito per l'incoronazione di Michele Paleologo. In : Aevum Bd. 29 (1955). S. 46-9.
333
Als König von Italien betrachtet Gregoras irrtümlich statt Karl 11. von
Anjou Philipp von Courtenay. Außerdem nennt er dessen Frau eine Tochter Balduins 11. von Konstantinopel, während in Wirklichkeit Philipp ein Sohn Bal duins war und seine Frau Beatrice eine Tochter Karls I. von Anjou, wie er selbst an der Stelle, auf die er verweist (oben S. 98), richtig berichtet hat. Andronikos II. hätte gerne Katharina von Courtenay, die lateinische Titularkaiserin von Kon stantinopel, mit dem Thronfolger Michael IX. verheiratet, um so den abendländi schen Ansprüchen auf das byzantinische Kaisertum ein Ende zu bereiten. Die Verhandlungen, die ungefähr sechs Jahre dauerten (1288-1294), blieben aber ergeb nislos. Vgl. BRATIANU, Gheorghe : Notes sur le projet de mariage entre l'empereur Michel IX Paleologue et Catherine de Courtenay (128 8-1294). In : Revue historique du Sud-Est Europeen. Bd.
I
(1924). S. 59-63 ; MARINES cu, Constantin : Tentatives
de mariage de deux fils d' Andronic II Paleologue avec des princesses latines. Ebd. S. 139-43 ; DADE : Versuche S. 67-71 ; ZAKYTHENOS : Moree S. 60. 63 ; VERPEAUX : Notes chronologiques S. 1 72 ; DÖLGER : Reg. 2 129. 2 143. 2156a. 2 1 57. Gregoras schweigt unverzeihlicherweise über das Angebot Nikephoros' I. von Epeiros, oder besser gesagt von dessen Frau Anna, die in Wirklichkeit die Politik des >Despotats<
274
ANMERKUNGEN: 3 34-3 3 8
machte, ihre Tochter Thamar dem byzantinischen Thronfolger zur Frau zu geben, um so eine Wiedervereinigung von Byzanz und Epeiros herbeizuführen. Patriarch Johannes XII. erhob jedoch Einspruch gegen diese Heiratsverbindung zwischen Verwandten dritten Grades (Thamar war eine Enkelin der Eulogia Palaiologina, der Schwester Michaels VIII. ). Vgl. LAURENT : Reg. 1 564; Datum : 1294, nach dem 21. Mai. Andronikos ließ darum diese einmalige Gelegenheit ungenutzt und zog sich damit die Rache der energischen Despotengattin zu, die ihre Tochter nWl Philipp von Tarent, dem Sohn Karls 11. von Anjou, zur Frau gab, der die Pläne seines Großvaters wiederaufuehmen wollte. Vgl. Mrr.LER : Latins S. 178 ( 3 34 Daß die Initiative vom armenischen König Het'um 11. ausging, bestätigt Pachymeres Bd. 2, S. 202,1 5-6. 3 3 5 Zu dieser Gesandtschaft s. DÖLGER : Reg. 2156b (vgl. auch 2157a. b) ; SCHMID : Zur Chronologie S. 84; VERPEAUX : Notes chronologiques S. 1 73 . In der Angabe der Ämter beider Männer weicht Gregoras von Pachymeres Bd. 2, S. 205, 6-8 ab, der Johannes Glykys >Epi ton deeseon< und Theodoros Metochites >Logothet ton agelon< nennt. Der Unterschied erklärt sich wohl daraus, daß Pachymeres die Ämter bezeichnet, welche die beiden bekleideten, als sie ausgesandt wurden, Gregoras die, zu welchen sie nach ihrer Rückkehr befördert wurden. Der >Epi ton deeseon< war der für die an den Kaiser gerichteten Bittschriften zuständige Beamte, der >Logothet ton agelon< der Beauftragte für die Transportmittel des Kaisers und seines Gefolges auf Feldzügen, zu dieser Zeit wohl nur noch ein Ehrenamt. Der >Logothet tu dromu< war jalrrhundertelang (8. Jh.-ca. 1200) einer der ersten Fllilktionäre des Reiches, etwa Minister des Inneren und des Äußeren zugleich, um diese Zeit aber kaum mehr als ein funktionsloser Würdenträger, der in der Liste des Ps.-Kodinos (um 1 3 50) den 27. Rang einnimtm . Der >Logothet ton oikeiakon<, dem Namen nach Vorstand der Privatkasse und der persönlichen Domänen des Kaisers, war zu dieser Zeit wohl auch schon ohne Fllilktion und rangiert in der ge nannten Liste an 39. Stelle. Vgl. VERPEAUX : Notes chronologiques S. 173 mit Anm. I ; SEVCENKO : Polemique S. 272-4. Johannes Glykys wird uns unten noch als Patriarch JohaIU1es XIII. begegnen, s. S. 270 ; über Theodoros Metochites s. S. 271 mit Anm. 463. 3 3 6 Pachymeres Bd. 2, S. 205,8 ff. präzisiert, daß der König von Zypern seine Tochter nur im Einvernehmen mit der römischen Kirche heiraten lassen wollte. Da dies zeitraubende Verhandlungen erforderte, versuchten die Gesandten lieber zuerst ihr Glück in Armenien. 3 3 7 Der Gesandtschaftsbericht des Johannes Glykys ist nicht erhalten. 3 3 8 In Wirklichkeit brachten die Gesandten zwei Schwestern des armenischen 275
A N M E R K U N G E N : 3 39-345
Königs mit. Michael heiratete die ältere, Rita, die in Byzanz den Namen Maria erhielt. Die Hochzeit fand am 16. Januar 1295 statt, vgl. VERPEAUX : Notes chronolo giques S. 173 (nicht 1296, wie SEVCENKO : Polemique S. 129 Anm 6 nachzuweisen versucht). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor : Andronikos III. , Manuel, Anna und Theodora. Vgl. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 19. 3 39 Oben S. 190f. 340 Alexios Tarchaneiotes Philanthropenos war der zweite Sohn des Michael Glabas Tarchaneiotes (über ilm s. S. 1 59 mit Anm 268) , der das gleiche Amt inne gehabt hatte (zum Amt s. GUILLAND : Recherehes Bd. I , S. 242-50). Den Namen Philanthropenos hat er von seiner Mutter. Er zählt zu den Personen, mit denen Gregoras in Briefwechsel gestanden hat, der ihn als >Oheim< des Kaisers apostro phiert, obgleich er nur der Enkel einer >Vaterschwester< Andronikos' 11. ist. Für Gregoras' Briefe an ilm s. GUILLAND : Correspondance Nr. 27. 28. 34. 3 8. 47. 63 . Zu seiner Person ebd. S. 3 72-4 und GUILLAND : Recherehes Bd. I, S. 246f. Über seine Erfolge gegen die Türken s. Pachyrneres Bd. 2, S. 2IO ff. ; WITTEK : Mentesche S. 41-3. In den Angaben über seine Revolte ist Gregoras zurückhaltend ; sein Be richt ist aus Pachymeres Bd. 2, S. 2 12,IOff. zu ergänzen. 341 Der Ausdruck »aus tiefer Scholle« ist Aischylos : Sieben gegen Theben 593 entnommen. Gregoras verwendet ihn auch in einem seiner Briefe, vgl. GUILLAND : Correspondance Nr. 48, S. 1 8 3 ,24. Libadarios war ein Mann von angesehenem Adel ; sein Vorname ist unbekannt. Als Protovestiarites nahm er den 19. Rang in der Ämterhierarchie ein. Sein Amt ist wohl zu unterscheiden von dem des Proto vestiarios (Vorstand der kaiserlichen Garderobe) , der in der Liste des Ps.-Kodinos an sechster Stelle erscheint. Über ihn s. GUILLAND : Recherehes Bd. I, S. 50S f. 342 Nach Pachymeres Bd. 2, S. 220,1 8 ff. hatte Libadarios die Provinzen um Neokastra zu verwalten, während Philanthropenos die Provinzen Asien, Lydien und Kelbianos zugewiesen bekam. 343 Die sprichwörtliche Redensart : »es gibt im Hause des Zeus keinen dritten Krug« geht auf Homer : Ilias 24,527f. zurück, wo es heißt, daß auf der Schwelle des Zeus zwei Krüge stehen, der eine mit bösen, der andere mit guten Gaben, die er unter die Menschen verteilt. Dadurch wird das menschliche Leben eine Mischung aus Glück und Unglück. Eine dritte Möglichkeit, d. h. ein Leben ohne Leid, gibt es nicht. Das gleiche Bild verwendet Gregoras in einem Brief an Philanthropenos, s. GUILLAND : Correspondance, Nr. 47, S. 167,8-12. Vgl. zu dieser Redensart KARATHANASIS : Sprichwörter Nr. 3 . 3 44 Zur Darstellung der Tyche im 14. Jh. s. BEcK : Metochites S. 34. 96 ff. 345 Kreta war im März 1204 Bonifaz von Montferrat zugesprochen, von ihm .
.
A NM E R K U N G E N : 346-3 50 aber schon am 12. August 1204 für Geld und militärische Unterstützung an Venedig abgetreten worden. 1206 wurde die Insel vom Piraten Enrico Pescatore, Graf von Malta, erobert, der sich mit Hilfe Papst Innozenz' III . und Genuas bis 1212 der Inbesitznahme durch Venedig widersetzen konnte. Seit 1212 wurde Kreta von Genua den Venezianern überlassen. Ein Versuch Johannes' HI. Batatzes, durch Unterstützung der griechischen Rebellen auf der Insel um 1233 die byzantinische Oberhoheit wiederherzustellen, verlief erfolglos. Die Rückeroberung Kretas war auch im Vertrag von Nymphaion vorgesehen; Versuche Michaels VIII
.,
sie zu
verwirklichen, brachten die Venezianer um 1264 nur vorübergehend in Bedrängnis. Im Vertrag mit Venedig von 1265/8 erkannte Michael die Herrschaft der Dogenstadt über die Insel an. Diese Anerkennung wurde im Vertrag vom 19. März 1277 von Michael VIII. und noch einmal im Jahre 1285 von Andronikos H. erneuert. Die griechischen Rebellen der Insel, besonders die führenden Familien (u. a. die Chor tazzi), sahen sich darauf gezwungen, nach Konstantinopel ins Exil auszuwandern. Sie wurden vom Kaiser in Kleinasien angesiedelt. Um sie handelt es sich hier. Vgl. HEYD : Co=erce S.
276-8 1. 470-2 ; MILLER : Latins S. 47 [ ; THIRIET : Rom. ven.
S. 75 [ 8 7 f. 95-9· 1 39· 152f. BORSARI, Silvano : 11 dominio veneziano a Creta nel
XIII secolo. Napoli 1963. S. 52-4. 346 Zu diesem bekannten Sprichwort s. Zenobios III 68 und Diogenianos IV 46. 347 Vgl. Zenobios III 47 mit Anm und Diogenianos IV 41 mit Anm 348 Der Kaiser überließ nicht alles der Vorsehung. Er machte Libadarios für die Niederwerfung der Revolte große Versprechungen (um den 6. Januar 1296), vgl. DÖLGER : Reg. 2185. Eine spätere Gesandtschaft an den Abtrünnigen selbst, Anfang Januar 1297, sollte diesen durch das Angebot der Kaisarwürde zur freiwilligen Unterwerfung bewegen. Vgl. DÖLGER : Reg. 2199. Philanthropenos war aber in .
.
zwischen schon von Libadarios festgeno=en und geblendet worden. Libadarios wurde zum Großstratopedarch befördert (s. Anm 443 zu S. 255). Vgl. GUILLAND : .
Recherches Bd.
I,
S. 505 [ Zu dieser Episode s. auch GRUMEL, Venance : Le mois
de Marie des Byzantins. In : Ech. Or. Bd. 3 1 (1932). S. 265 f.
349
Theodoros war der jüngste Sohn Michaels VIII geb. ca. 1263. Er war mit .,
einer Tochter des Libadarios verheiratet. Da sein kaiserlicher Bruder ihn nur zum Sebastokrator, nicht aber zum Despoten ernennen wollte, schlug er alle Würden aus. Das Datum seines Todes (sicher nach 13 10) ist unbekannt. Vgl. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 43 .
3 50 Die Datierung dieses Erdbebens, das mit Nachstößen bis zum 17. Juli dauerte, nach Pachymeres Bd. 2, S. 23 3 , 5 ff. Vgl. SCHMID : Zur Chronologie S. 8 5 ; GRUMEL : Chronol. S . 48 1. Andronikos befand sich gerade im Damatryspalast an
277
A N M E R K U N G E N : 3 5 1-3 53 der kleinasiatischen Küste. Vgl. JANIN : Cple S. 148. Zur Michaelssäule vor der Apostelkirche, die nur aus Gregoras bekannt zu sein scheint, s. JANIN: Egl. Mon. S. 44·
351
Die Loslösung Serbiens von Byzanz war schon unter Andronikos I. Kom
nenos (II 83-I I85) von Stephan I. Nemanja vollzogen worden. In der ersten Hälfte des 13. Jh. spielte Serbien, wie auch Albanien, in der Politik der Kaiser von Nikaia keine große Rolle und die Beziehungen des Epeiros und Thessaliens zu diesen Nach barn fanden nicht Gregoras' Interesse. Mit Recht kann man bemängeln, daß er nicht einmal erwähnt, daß Stephan Uros I. (1243-1276) sofort nach seiner Thronbestei gung eine Allianz mit Nikaia schloß und daß seinem Beispiel, zum Nachteil des Epeiros, auch Albanien folgte GIRECEK : Serben S . 3 IO () . Auch die von Michael IL von Epeiros angezettelte und von Serbien unterstützte albanische Rebellion vom J. 1257, die West-Makedonien wieder in Michaels Hände brachte, wäre zu be handeln gewesen (vgl. NICOL : Epiros S . 161-6) ; ferner die Unterstützung, die Nikaia in der Schlacht von Pelagonia 1259 von den Serben erhielt, und der An schluß des mit einer französischen Prinzessin verheirateten Stephan Uros L an Kar! von Anjou (nach 1267). Der eigentliche Aufstieg Serbiens, den Gregoras hier im Auge hat, begann unter Stephan Uros 11. Milutin (1282-1321), der gleich in seinem ersten Regierungsjahr Skopje eroberte und seitdem seine Einfälle in byzantinisches Gebiet nicht mehr einstellte. Er eroberte bis 1298 noch Tetovo, Stip, Veld, Kicevo und Debar. Vgl. JIRECEK : Serben S . 3 3 3 ff. So ist es verständlich, daß die Initiative zu den Verhandlungen, die Gregoras von einer serbischen Gesandtschaft eröffnen läßt, in Wirklichkeit vom byzantinischen Kaiser ausging, welcher hoffte, durch eine Heiratsverbindung den dauernden Übergriffen des Serbenkönigs ein Ende bereiten zu kömlen. Die Weigerung der Eudokia (über sie s. Anm. 259 zu S. 149 ; vgl. auch JANSSENS : Trebizonde S. 92f.) führte erst zur hier erwähnten drohenden Haltung Milutins, dem eine Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus im Hinblick auf den Machtkampf mit seinem Bruder Stephan Dragutin willkommen war. Vgl. OSTROGORSKY : Gesch. S. 403.
3 52 Milutins erste Frau war eine Tochter des Sebastokrators Johannes I. von Thessalien, der hier irrtümlich Herrscher von Vlachien genannt wird; die zweite war eine Schwester Ladislaus'
IV. von Ungarn ; die dritte eine Schwester Theodors
Svetoslav von Bulgarien (1300-1322) und Tochter des bulgarischen Zaren Georg I. Terter (1280-1292). Vgl. JIRECEK : Serben S. 323. 3 39f.
353
Andronikos' Angebot, dem Kral seine eigene Tochter zur Frau zu geben,
erfolgte in der zweiten Hälfte des Jahres 1298 ; vgl. DÖLGER : Reg. 2209. Die wich tigen Verhandlungen wurden von Theodoros Metochites geführt, dessen Gesandt-
A NM E R K U N GE N : 3 54-3 59
schaftsbericht erhalten geblieben ist (hrsg. von SATHAS, Konstantin : ME(J"(Wu\lLX� B LßALo&1jX"YJ. Bd. I [1872] . S. I54-93 ) ; s. dazu SEVCENKO : Polemique S. I40 und S. 10 Anm 3. Zu Simonis s. LASKARIs, Michael : Vizantiske princeze u srednjevekov noj Srbiji. Prilog istoriji vizantisko-srpskih odnosa od kraja XII do sredino XV veka. Beograd I926. S. 53-82; PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 65. Nach Pachymeres war sie zu diesem Zeitpunkt 6 Jahre alt. 3 54 Das genaue Datum der Abreise, den 6. Februar I299, gibt Pachymeres in seinem Bericht Bd. 2, S. 273,7-279,3 . 3 5 5 Michael Kutrulis, der Sohn Michaels Ir . von Epeiros und der Theodora Petraliphaina (vgl. Anm 74 zu S. 47), hieß mit vollständigem Namen Demetrios Michael Dukas Angelos Kutrulis. Er hatte 1278 eine Tochter Michaels VIII. und Schwester Andronikos' Ir., Anna, geheiratet. Die Ehe mit der Exgattin Milutins wurde im Sommer 1301 geschlossen. Später geriet er in den Verdacht des Hoch verrats und wurde am 1 3 . März 1 3 04 samt Frau und Kindern eingekerkert. Vgl. JlRECEK: Serben S. 34I ; PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 47; SCHMID : Zur Chronolo gie S. 8 5 ; DÖLGER : Reg. 221 6 ; POLEMIS : Doukai S. 96 mit Anm 4 ; LAURENT : Reg. 1582. 3 56 Der byzantinische Kaiser erreichte eine (vorübergehende) Einstellung der serbischen Feindseligkeiten, mußte aber dafür mit dem Verzicht auf die von Milutin oberhalb der Linie Ochrid-Prilep-Stip eroberten Länder bezahlen, die seine Tochter dem Serbenkönig als Mitgift einbrachte. Vgl. JIRECEK: Serben S. 3 3 5. 340 ; DÖlGER : Reg. 2216. 221 8. 3 57 Andronikos war zu diesem Zeitpunkt 39 Jahre alt (vgl. Anm I44 zu S. 87 und Anm 249 zu S. 144). Demnach müßte Milutin fast 44 Jahre gezählt haben, als er die fünfjährige Simonis heiratete. Um den Unterschied zu mildern, dürfte Gregoras Milutins Alter von 43 auf 40 abgerundet haben. 3 5 8 Als Massageten werden von den byzantinischen Autoren für das 4. bis 6. Jh. die Hunnen, für das 6. Jh. die Alttürken und im 1 3 . Jh. die Tataren bezeichnet. Die Gleichsetzung von Massageten und Alanen fmdet man auch bei Ammianus Marcellinus 3 1,2,12 und in Byzanz z. B. bei Johannes Kinnamos S. 148,13. Vgl. MORAVCSIK : Byzantinoturc. Bd. 2, S. 183 f. Hier handelt es sich um Alanen, die vor dem Ansturm der Mongolen aus Südrußland ausgewichen waren und sich nördlich der unteren Donau niedergelassen hatten. Vgl. Pachymeres Bd. 2, S. 307, 1-310,6, der ihre zahl mit 16000 angibt. Ihre Christianisierung war durch byzan tinische Missionare von Sebastopolis aus erfolgt. 359 Andronikos Ir. erlaubte ihnen, sich in Kleinasien anzusiedeln, vgl. DÖLGER : Reg. 2241. .
.
.
.
.
279
A N M E R K U N G E N : 360-365
360 Demen (ö'ii fLOL
=
>Bürgerschaften<) hießen in Byzanz zwei organlSlerte
Gruppen der Stadtbevölkerung, die sich ursprünglich als Vereine bei Pferderennen, als Bürgermiliz und als politische Parteien betätigten. Thre Bedeutung war im 14. Jahrhundert nicht mehr groß. Diese Stelle beweist aber, daß sie immer noch über eigene Pferde und eine militärische Rüstung verfügten. Vgl. Gun.LAND : Etudes Bd. 2, S. 41 1-9.
361
Diese unglückliche Expedition fand um Ostern (22. April) 1 3 02 statt, vgl.
Pachymeres Bd. 2, S. 3 10,14f.
3 62 Dieser Krieg war schon im J. 1294 ausgebrochen. Die Venezianer hatten in der Schlacht bei Lajazzo eine schwere Schlappe erlitten und eine venezianische Handelsflotte war im Hafen von Modon vernichtet worden. Unter Führung von Ruggiero Morosini zahlten es dann die Venezianer im J. 1296 den Genuesen heim, indem sie Galata verwüsteten, wodurch Byzanz auf die hier von Gregoras geschil derte Weise in den Krieg verwickelt wurde. VgL HEYD : Commerce Bd.
I,
S.
445 ff. ; CARO : Genua Bd. 2, S. 182ff. Was Gregoras aber weiter unten in den nach folgenden Sommer datiert, trug sich in Wirklichkeit erst im Jahre 1 3 02 zu. Unser Autor hat hier zwei Stellen aus Pachymeres, nämlich Bd. 2, S. 23 7,9 ff. und 322,1 3 ff., zusammengeworfen und sich durch eine etwas ungewöhnliche Zeitangabe seiner Quelle irreführen lassen. Vgl. LOENERTZ, Raymond-J. : Notes d'Histoire et de Chronologie byzantine. In : Byzantina et Franco-Graeca S. 421-6, besonders S. 423 mit Anm 5. .
363 Oben S. 174f. 364 Die Kontamination von zwei Metaphern führte zu diesem übersteigerten Bild. Der über dem Haupt des Tantalos schwebende, jeden Augenblick nieder zufallen drohende Stein (zur sprichwörtlichen Verwendung s. KARATHANASIS : Sprichwörter 3 1) ist wie das berühmte Damoklesschwert an einem winzigen Faden aufgehängt. Die Kontamination ist wohl dadurch erleichtert worden, daß sich aus der Damoklesanekdote schon früher die Redensart »es hängt an einem Haar« selbständig gemacht hatte. Vgl. Zenobios III 47 mit Anm
.
3 65
In diesem Beispiel befremdet die Gleichstufung von Lysander, dem Ver
bündeten Thebens im Peloponnesischen Krieg, der 395 im Kampf gegen Theben fiel, mit Derkyllidas, der als spartanischer Heerführer praktisch nur in Kleinasien und in der thrakischen Chersonnes eine Rolle spielte. Beim Sieg der Spartaner über Theben bei Korinth im Juli 394 war er freilich dabei, aber die spartanische Hege monie in Boiotien wurde doch einzig und allein von Agesilaos wiederhergestellt. Gregoras scheint hier keine Quelle eingesehen, sondern sich auf sein Gedächtnis verlassen zu haben.
280
A N ME R K U N G E N : 3 66-369 366
Die von Gregoras gebotene Darstellung ist nicht einwandfrei : Andronikos
11. ließ nicht nur seine eigenen Forderungen an Venedig fallen, sondern zahlte noch
darauf. Die Venezianer behielten außerdem die Inseln Keos, Seriphos, Santorin und Amorgos, welche sie während der Kriegshandlungen erobert hatten. Es wurde eine Waffenruhe auf 10 Jahre vereinbart. Der Vertrag wurde von den Gesandten des Kaisers am 4. Oktober 1 3 02 in Venedig unterzeichnet und am 7. März 1 303 in Konstantinopel ratifiziert. Vgl. TmRIET : Rom. ven. S. 1 54f ; DÖLGER: Reg. 223 1 . 2243 . 2247. 3 67
Ein erstes Mal bot Johannes XII. Kosmas schon im Juli 1 3 02 seinen Rück
tritt an, vgl. LAURENT : Reg. 1 5 8 3 . 1585. Gregoras scheint dies hier vor Augen zu haben, denn er geht erst S. 2 1 5 auf das Jahr 1 3 03 über. Die endgültige Abdankung erfolgte erst ein Jahr später. Der eigentliche Anlaß war, daß der Kaiser die Wieder einsetzung Athanasios' betrieb, wie Gregoras weiter unten berichtet. Als der Patriarch darauf alle, die sich für Athanasios' Rückkehr auf den Thron einsetzten, exkommunizierte (vgl. LAURENT : Reg. 1 5 8 6 ; Datum Mitte Februar 1303), forderte der Kaiser ihn auf, diesen Bannfluch zu widerrufen (vgl. DÖLGER : Reg. 1 5 8 7) und bot zugleich erneut seinen Rücktritt an, der am 21. Juni angenommen wurde. Zu diesem Datum s. LAURENT : Chronol. Patr. (1294-13 50) S. 146-8 und Chronol. Patr. (1208-1309) S. 147f Zur Person des Patriarchen s. LAURENT, Vitalien : Jean XII Cosmas. In : Catholicisme. Bd. 6 (1967). Sp. 5 19.
368
Dieses wahrscheinlich im 8. Jahrhundert gegründete Kloster war gegen
1293 vom oben (S. 159) genannten Michael Glabas restauriert worden. Dieser hatte damals den als Unionsgegner bekannten Mönch Kosmas zum Hegumenos (Abt) bestellt, der von Andronikos 11. zum Beichtvater berufen und bald darauf auf den patriarchalen Thron erhoben ward. Schon während seines Patriarchats hatte Jo hannes sich zweimal in dieses Kloster zurückgezogen (Juli 1299-1. Februar 1 3 00 und April-25. Oktober 1 3 00). Vgl. JANIN : Egl. Mon. S. 208-1 3 .
Zu Kapitel VII 3 69
Zu den von Gregoras in diesem Passus genannten Personen und Gebieten
ist folgendes
zu
bemerken: a. Karman Alisurios ist zu unterscheiden von Karaman,
der 1256 im westlichen Taurosgebirge (Laranda, Kilikien) eine Dynastie gründete, die bis 1483 herrschte. Dieser wird von Gregoras nicht erwälmt. Der Name Kar man
ist hier der des Volksstammes Germiyan, der um 1275 vor den Mongolen aus
Ostkleinasien auswich und sich um Kotyaion (Kutahiya) ansiedelte. Der Stamm-
A N M E R K U N G E N : 369 vater der herrschenden Familie, der auf Kosten von Byzanz hier ein Emirat grün dete, das bis 1428 Bestand hatte, hieß Karim al-Dm 'Alishir = Alisurios. Ende des 1 3 . Jahrhunderts herrschte allerdings in diesem Gebiet, das sich von Ankara bis nahe an das tributpflichtige Philadelphia und bis Tripolis am Mäander erstreckte, Ya'qüb, ein Nachkomme 'Alishirs. b. Sarchanes ist Sarukhan, der Gründer des nach ihm benannten Fürstentums im Tal des Gediz. Über dessen Anfänge ist wenig bekannt. Sarukhan stammte vermutlich von einem chorezmischen Heer führer ab, der mit seinen Soldaten vor dem Ansturm der Mongolen bei den Seld schuken eine Zuflucht gefunden hatte. Hauptstadt seines Herrschaftsgebietes wurde später das 1 3 1 3 eroberte Magnesia am Sipylos (Manisa). Das Emirat hörte 1410 auf zu bestehen. c. Sasan ist Säsä, ein Vasall des von Gregoras merkwürdigerweise nicht erwähnten Fürstentums von Mentesche (1300-1425), der sich selbständig gemacht hatte und der nach dem Verschwinden des Alexios Philanthropenos (vgl. S. 195 fE) das Gebiet nördlich des Mäander an sich brachte. Er eroberte am 24. Oktober 1 3 04 (kurz nach dem Abzug der Katalanen, vgl. S. 221 fE) Ephesos und bald darauf Thyraion und Pyrgion. Um 1307/8 mußte er aber diese Städte Mehmed, dem Solm von Aydin (Mehmed Aydinoglu) , überlassen. Im Kampf, den er darauf zusanmlen mit den Franken gegen Aydin führte, ist er vermutlich kurz nach 1 3 1 0 gefallen. Gregoras hat Sasan vielleicht als Gründer des Emirates von Aydin (1299-1403) betrachtet. d. Kalames
=
Qalam und sein Sohn Karases
=
Karasi betrachteten sich
als Nachfalrren der Danischmendiden. Sie eroberten die Nordwestecke Kleinasiens (Mysien) und machten Palaiokastron (Balikevri) zu ihrer Residenz. 1 3 02 nahmen sie den Byzantinern Pergamon und um 1306 auch die Küste. Ihre Herrschaft dauerte nur bis 1336. e. Atrnan ist Osman (1288-1326), der Gründer des Osmanen staates. Er herrschte vom Sangarios bis Paphlagonien. f. Die Söhne des Amurios lassen sich nicht einwandfrei identifizieren. Diese Aufrählung ist nicht vollständig. Es gab noch eine ganze Reihe weiterer zum Teil ephemerer türkischer Emirate in Kleinasien um diese Zeit, über die man aber auch aus anderen Quellen nur dürftig unterrichtet ist. Zu den Namensformen s. MORAVCSIK: Byzantinoturc. Bd.
2, S. 62f. 269f. 27°. 147. 1 52. 214f. 216 ('OfLOCP'YJC; I). Zur Sache s. ZAMBAUR, Eduard de : Manuel de genealogie et de chronologie pour l'histoire de l'Islam. Hannover
1927 (Unveränderter Neudruck Bad Pyrmont 1955). NI. 143 . 141 f. 140. 156 mit Karte Ir (Asie mineure environ 730 de l'hegire) ; WITTEK : Mentesche S. 1 8-23 .
3 8 fE ; WITTEK : Ottoman Emp. S. 34-7; LEMERLE : Aydin S. 1 1 . 19-26; WERNER, Ernst : Die Geburt einer Großmacht - Die Osmanen. (Forschungen zur mittelalter lichen Geschichte, 13). Berlin 1966. S. 84f. mit Karte S. 86; CAHEN: Pre-Ottoman Turkey S. 281 f. 303-14 mit Karte am Ende des Buches >Anatolia circa 13 30< ;
A N M E R K U N G E N : 3 70-3 75
mALCIK, Halil: The emergence of the Ottomans. In : The Cambridge History of Islam. Vol. I. Cambridge 1970. S. 265 f 3 70 Diese Angabe kann nur dann als richtig betrachtet werden, wenn man an nimmt, daß Gregoras S. 210 vom ersten vom Kaiser nicht angenommenen Rück trittsangebot Johannes' XII. gesprochen hat. Vgl. Anm 367 zur Stelle. Hier kann nämlich nur das Jahr 1 303 gemeint sein. Die unten erwähnte Begegnung zwischen Andronikos und Athanasios fand, wie aus Pachymeres Bd. 2, S. 3 59,4ff. feststeht, am 19. Januar dieses Jahres statt. Aus diesem Autor (Bd. 2, 362, 1 1 ff.) erfahren wir auch, daß es sich um eine kaum spürbare Erdbewegung am 16. Januar morgens und ein völlig harmloses Erdbeben am nächsten Morgen handelte. Nachdem am 22. Juni eine Art Neuwahl erfolgt war, bestieg Athanasios am 23. zum zweiten Mal den patriarchalen Thron. Vgl. DÖLGER : Reg. 2253 ; LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S. 148 f ; SEVCENKO : Polemique S. 277 ; LAURENT, Vitalien : Le ser ment de l'empereur Andronique II Paleologue au Patriarche Athanase I lors de la seconde accession au trone oecumenique (Sept. 1 3 03). In : Rev. etud. byz. Bd. 23 (1965). S. 124-39. 371 Vgl. oben S. 191 mit Anm 327. 3 72 Dies stimmt nicht mit dem aus Pachymeres bekannten Datum der Zusam menkunft Andronikos' II. mit Athanasios (s. Anm 3 70) überein. Im Griechischen steht für »eine Woche darauf« >Hebdomaios< = >am siebten Tag<, was auch >am Samstag< bedeuten könnte. LAURENT : Chronol. Patr. (1208-1309) S . 148 und Chronol. Patt. (1294-13 50) S. 148 versteht Hebdomaios so. Der Samstag wäre in diesem Fall der 22. Juni gewesen. Eine solche Angabe hätte hier aber wenig Sinn, so daß es mir wahrscheinlicher erscheint, daß Gregoras ein Fehler in der Chrono logie unterlaufen ist. 3 73 Patriarch Athanasios II. von Alexandrien (1276-13 16) war ein scharfer Geg ner Athanasios' I. Ein Grund dafür war sicher auch, daß dieser seinerseits versuchte, den Kaiser zu bewegen, ihn wie auch den Bischof von Tyrus aus Konstantinopel auszuweisen. Vgl. BOIVIN zur Stelle, ed. Bonn. S. 1200 ; GILL, Joseph : Emperor Andronicus II and Patriarch Athanasius I. In : Byzantion. Bd. 42 (1972). S. I I--9. 3 74 Karl von Italien ist Karl II. Anjou von Neapel (1285-1309), Theuderichos von Sizilien ist Fadrique oder Friedrich II. von Aragon, als König von Sizilien Friedrich III. (1296-13 3 7). Den Namen Theuderichos anstelle des üblichen Ferderi chos hat auch Pachymeres. Vgl. Anm 157 zu S. 92. Der angiovinisch-aragonesische Krieg dauerte von I282 (Sizilianische Vesper) bis 1302 (Friede von Caltabellotta). 3 75 Die Breite der Meerenge von Messina wird von Gregoras unbegreiflich hoch angegeben. Ca. 30 Meilen = 45 km, vgl. SCHILBACH : Byz. Mettol. (o.c. .
.
.
.
ANMERKUNGEN: in Anm
.
471
zu S.
376-3 79 276)
S.
3 3 fE in Wirklichkeit mißt die
Seestraße nur
antiken Autoren bieten unterschiedliche Angaben ; Strabon
12
Stadien, Thukydides
20
6/7
3,6 km.
Die
Stadien, Polybios
Stadien. Vielleicht hat Gregoras seine Angabe aus
einem unbekannten zweitrangigen Geographen. Es ist aber auch möglich, daß ein '
3) als "A' ( 30) gelesen hat. Die Hss Vatic. gr. 165 und Paris. gr. 1 723 haben statt 30 Meilen 230 Stadien, was als eine Umrechnung von 30 Meilen zu
Kopist ein y ( =
=
betrachten ist.
376
Roger de Flor, geb. ca.
1266/7
als Solm eines deutschen Falkners (Richard
Blum) im Dienste Kaiser Friedrichs 11. (gefallen in der Schlacht von Tagliacozzo) und der Tochter eines vornehmen Bürgers von Brindisi, stieg vom Schiffsjungen auf einem Templerschiff auf zum Kapitän der größten Galeere des Ordens. Be schuldigt, sich auf unrechtmäßige Weise bereichert
zu haben, mußte er, um der
Fesmahme durch den Großmeister des Ordens zu entgehen, nach Genua flüchten. Er wurde Pirat und konnte sich bald mit einem eigenen Schiff Friedrich ill. von Sizilien (
=
Friedrich 11. von Aragon) zur Verfügung stellen, welcher ihn zum
Vize-Admiral ernannte. In dieser Funktion wurde er der gefürchtetste Seeräuber seines Jahrhunderts. Seine Mannschaften kamen aus Katalonien, Aragon, Mallorca, Languedoc und Navarra. Vgl. SCm.UMBERGER : Almugavares S. l fE ; DADE : Ver
80. Zur Angabe »Galatien jenseits und südwestlich von den Alpen« s. Anm 413 zu S. 240. 3 77 Dieses Sprichwort ist mir im Griechischen sonst nur aus Nik. Chon . : Reden S. 145,4f., lateinisch auch aus Hieronymus : Contra Ioannem Hierosolymitanum 37 bekannt . 3 78 Beim Frieden von Caltabellotta 1302 wurde die Heirat Friedrichs ill. von suche S.
.
Sizilien mit Eleonore von Anjou, der Tochter Karls 11., vereinbart. Die Angabe : »ihrer Kinder« ist also ungenau.
3 79
Der Antrag Rogers erfolgte Anfang
1303 .
Zuvor hatte Friedrich ill . ver
sucht, die Katalanen an Karl von Valois loszuwerden, der als Gemahl der lateinischen Titularkaiserin von Konstantinopel, Katharina von Courtenay, einen Angriff auf Byzanz geplant hatte. Dieser zeigte sich aber zu diesem Zeitpunkt nicht daran interessiert. Kaiser Andronikos 11. nahm das Angebot an. Vgl. CARÜ : Zur Chrono logie S. lunya S.
1 14f. ; SCm.UMBERGER : Ahnugavares S. 14ff. ; NICOLAU D'OLWER : Cata 5 1 f. ; DADE: Versuche S. 80fE ; D ÖLGER : Reg. 2248. Die Katalanen waren
in Byzanz als Seefahrer und Kaufleute nicht unbekannt, vgl. REYD : Co=erce Bd.
I,
S.
475-9 ;
GIUNTA : Arag. e Catal. Bd.
2,
S.
38 . 82-5. 140-2.
Im Jahre
1296
hatte Andronikos 11. Kaufleuten aus Aragon, Katalonien, Mallorca, Valencia, Toledo das Recht eingeräumt, im Reich Handel zu treiben, vgl. DÖLGER : Reg.
ANMERKU N G E N : 3 79 a-3 82 21 84. Für die Quellen zur Geschichte der Katalanischen Kompanie s. SETTO N : Cat. Dom. S. 5 Anm. 1 6 . Die von Gregoras gegebene Zahl 2000 ist zu niedrig. Pachymeres Bd. 2, S. 393,9 spricht von 8000. Muntaner Kap. 201, dem in diesem Punkt mehr Autorität zukommt als dem byzantinischen Historiker, gibt folgende Zahlen : 1500 Reiter, 4000 Amogavaren
=
leichte Fußtruppen, 1000 Fußknechte.
Er vergiBt auch nicht zu erwähnen, daß diese Soldaten von ihren Frauen, Kindern und Freundinnen (»Amigues«) begleitet wurden. Vgl. SETTON : Cat. Dom. S. 3 . 3 79 a
Gregoras schreibt Katelanen ; es schien mir nicht ratsam, diese Schreib
weise in der Übersetzung beizubehalten. 3 80
Zum Namen Amogavaren oder Almugavaren s. LAMMEN S, Henri : Remar
»al-11loghawer, soldat qui court la campagile pour faire une razzia, une algarade dans le sens etymologique de ce dernier mot«. Die Araber bezeichneten mit diesem Namen ihre Grenzkrieger, ques sur les mots fran�ais derives de l'arabe. Beyrouth 1 896. S. 276 :
vgl. WITTEK : Mentesche S. VIII und 43 . Beute zu machen war das Hauptziel dieser Abenteurer-Soldaten. 3 81
Darüber war man schon in einem zweiten Vertrag zwischen Roger und
dem Kaiser im Frühjahr 1 303 übereingekommen. Zugleich war die Besoldung der Truppen vereinbart worden. Vgl. DÖLGER : Reg. 2252. Die Ausführung der Vertragsbestimmungen erfolgte sofort nach der Ankunft der Kompanie in Kon stantinopel (September 1303, vgl. CARO : Zur Chronologie S. U 5 0 . Zugleich wurde ein neuer Vertrag zur Bekräftigung der früheren Vereinbarungen abge schlossen. Vgl. DÖLGER : Reg. 2258. Die Nichte des Kaisers, Maria, die Roger zur Frau bekam, war die Tochter Ivan Asens III . von Bulgarien (1279-1280), der mit Andronikos' 11. Schwester Eirene verheiratet war. Sie war noch nicht r6 Jahre alt (vgl. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 44). Das Amt des Megas Dux
=
Oberster
Kommandant der Flotte wird von Gregoras hier zum ersten Mal genannt, obgleich eine Reihe von Vorgängern Rogers in diesem Amt aus der Zeit nach 1204 bekannt ist, darunter Michael VIII (vor der Machtergreifung), Alexios Philanthropenos und .
Licario. Zu diesem Amt (der Titel Megas Dux seit Alexios I. Komnenos I08I-I I r 8) s. GUILLAND : Recherches Bd. r, S. 53 5-62. 3 82
Berenguer de Entenp, von Gregoras »ein anderer Katalane« genannt, ob
wohl Roger de Flor keiner war, ein Kampfgefährte Rogers im Dienste Friedrichs III. von Sizilien, wurde im September 1 3 04 von Andronikos 11. aufgefordert, mit
seinen Leuten unter den gleichen Bedingungen wie Roger bei ihm in Dienst zu treten. Pachymeres Bd. 2, S. 393 , 10-3 berichtet, daß er schon vor Roger und unauf gefordert gekommen war, um seine Dienste anzubieten. Ersteres stimmt sicher nicht. Möglich ist aber, daß die Aufforderung des Kaisers für das Kommen Enten�as 285
nicht entscheidend war. Es scheint, daß dieser von Friedrich III. auch den Auftrag hatte, Gerüchte über einen Streit zwischen dem byzantinischen Kaiser und der Kompanie zu untersuchen und nötigenfalls zugunsten seiner Landsleute einzugreifen. Enten�a landete Oktober 1 3 03 mit 300 Reitern und 1000 Almugavaren in Kalliu polis und erhielt dort von Andronikos 11. auf Vorschlag Rogers eine Einladung, vor ihm zu erscheinen. Mitte Dezember traf er in Konstantinopel ein. Zu Weihnachten ernannte der Kaiser ihn zum Megas Dux. Ob Roger schon im Oktober die Kaisar würde erhalten hatte oder ob seine Ernennung erst im Februar erfolgte, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Vgl. CARO : Zur Chronologie S. I I7 ; SCr-ILUM
BERGER : Almugavares S. 125 f[ ; NrCOLAU D ' OLWER : Catalunya S. 69-72 ; DADE : Versuche S. 88 f[ ; DÖLGER : Reg. 2269. 2273 f. 2277. Rogers Vorgänger als Kaisar war Alexios Strategopulos, sein Nachfolger der Sohn des Konstantinos Porphyro gennetos ; vgl. oben S. 79 ; unten S. 374 ; GUILLAND : Recherehes Bd. 2, S. 34. 383
Das heißt : im Frühling nach der Ankunft Rogers (September 1 3 03) ; über
die Ankunft Berenguers de Enten�a hat Gregoras zu früh berichtet und mit »kurz darauf« irreführend datiert. Zum Folgenden ist zu bemerken, daß es noch keine befriedigende Studie über den kleinasiatischen Feldzug der Katalanen gibt, vgl.
LEMERLE : Aydin S. 1 5 Anm. 5 . 3 84
Theoleptos von Philadelphia (1250-ca. 1325 ; über ihn s . GUILLAND : Cor
respondance S. 3 79-82 ; GOUILLARD, Jean : Theolepte de Philadelphie. In : DTC Bd. 1 5 , 1 [1946] . Sp. 339-41 ; SALAVILLE, Severien : Deux documents [o.c. in Anm. 283 zu S. 166] S. 120) war seit der >Säuberung< der Kirche nach dem Tod Michaels VIII. Bischof der Stadt. Er war ein hervorragender Seelsorger und Theologe. Nikephoros Churnno s, ein Feind Rogers de Flor, schreibt in seiner Totenklage auf den Bischof ihm allein die Rettung der Stadt zu (ed. BorSSONNADE : Anecd. Gr. Bd. 5, S. 23 1-3 ; vgl. VERPEAUX : Chournno s S. 47). Sein Anteil kann nur moralisch gewesen sein ; ohne die Katalanen wäre die Stadt verloren gewesen. Der Entsatz erfolgte Mai 1 304. Vgl. CARO : Zur Chronologie S. I I6. 385
Diese waren also nicht alle aus Kleinasien weggezogen, wie Gregoras oben
S. 205 schreibt. 3 86
Die Katalanen drangen bis zum Eisernen Tor vor. Ihr Erfolg kommt einem
vernichtenden Urteil über das byzantinische Heer und seine Führer gleich. Vgl. Muntaner Kap. 205 f[ ; CARO : Zur Chronologie S. I I 6 f. ; S CHLUMBERGER : Almuga vares S. 5 I f[ ; NrCOLAU D ' OLWER : Catalunya S. 5 8 f[ ; WITTEK : Mentesche S. 43 f. ; LEMERLE : Aydin S. 1 5-8 ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 406. 387
Eine gute Mörserkeule ist vollkommen glatt ; daher diese Redensart; vgl.
Georgios v. Zypern Codex Leid. III 20 ; KARATHANAsrs : Sprichwörter 129. 286
A N M ERKUN G E N : 3 8 8-394 388
Der Vorwand war, daß sein Sohn Michael vor Adrianopel von den Bul
garen bedrängt würde. Pachymeres Bd. 2, S. 480, I 2 ff , der dieses keinen Vorwand, sondern einfach den Grund nennt, datiert die Aufforderung des Kaisers zwischen 2 3 . August und 29. September 1 3 04. VgL CARO : Zur Chronologie S. I I 7 ; SCHLUM BERGER : Almugavares S. 109ff. ; NICOLAU D'OLWER : Catalunya S. 65 ff ; DÖLGER : Reg. 2268. Roger überwinterte mit seinen Truppen in Kalliupolis. 3 89
Zur Vorgeschichte der Ermordung s. SCHLUMBERGER : Almugavares S.
146 ff ; DÖLGER : Reg. 2278. 2279. 228 1 . Nach Pachymeres Bd. 2, S. 523, 10-12 begab Roger sich mit nur 150 Mann zu Michael nach Adrianopel ; Muntaner Kap. 2 1 5 spricht von 300 Reitern und etwa 1000 Mann Infanterie. Das Fußvolk kam viel leicht nicht mit in die Stadt und ist darum von den byzantinischen Historikem nicht berücksichtigt worden (vgL DADE : Versuche S. 98 Anm. 546) . Zur Ermor dung s. SCmUMBERGER : Almugavares S. 1 5 1 ff ; NICOLAU D'OLWER : Catalunya S. 74-7 ; DADE : Versuche S. 98-100. Zum Datum s. CARO : Zur Chronologie S. 1 1 7 ( ; DADE : Versuche S. 99 Anm. 548, der für Mai 1 305 plädiert ; SETTON : Cat.Dom. S. 4. 390
tios
Der nachfolgende Absatz ist ein Gemeinplatz, den Gregoras auch im Floren
hat, wie schon BOIVIN in einer Anmerkung zur Stelle, ed. Bonn. S. 1204, no
tierte. 391
Zur Piraterie und Gefangennahme des Berenguer de Enten�a s. Muntaner
Kap. 2 1 8 ; HEYD : Commerce Bd. I, S. 45 1 ; CARO : Genua Bd. 2, S. 3 08 ff ; ScmUM BERGER : Almugavares S. 1 69 ff ; NICOLAU D'OLWER : Catalunya S. 79f. ; DADE : Ver suche S. 101. I I I ff ; zum Datum s. CARO : Zur Chronologie S. I I 8. 392
Die Alanen waren Roger unterstellt gewesen. Schon während der Über
winterung auf der Halbinsel von Kyzikos 1 3 03-1 3 04 war es zwischen Katalanen und Alanen zum offenen Kampf gekommen, da letztere von Roger benachteiligt wurden. Dabei war der Sohn des Alanenführers Georgios ermordet worden. Die ser war es denn auch, der mit seinen Leuten den Mord an Roger und seiner Be gleitung in Adrianopel verübte. VgL Pachymeres Bd. 2, S. 422 ff ; 525,lOff CARO : Zur Chronologie S. I I6 ; S CmUMBERGER : Almugavares S. 65 ( 1 54-6 ; NICOLAU D'OLWER: Catalunya S. 57· 75. 393
Schon Berenguer de Enten�a soll vor seiner Gefangennahme 1 500 Türken
in Dienst genommen haben. Es handelt sich um Türken aus Aydin. VgL Muntaner Kap. 228 ; SCHLUMBERGER : Almugavares S. 2 12 ( ; DADE : Versuche S. 105 ; WIT TEK : Mentesche S. 59. 3 94
Dies geschah
im
Auftrag Andronikos' 11., vgL DÖLGER : Reg. 2279. Zur
Schlacht bei Apros, die anschließend erörtert wird, s. SCmUMBERGER : Almugavares
A N M E R K U N G E N : 395-403 S. I93 f( ; NrcOLAu O'OLWER : Catalunya S. 82 ; DAoE : Versuche S. 103 (, der als Datum Ende Juli 1305 errechnete (s. Anm. 569). 395
Oben S. 8 2 ; vgl. auch Anm 204 zu S.
396
Oben S. 10of.
397
Die europäischen >Skythen<, in deren Dienst die Alanen übergetreten wa
.
II!.
ren, sind die Bulgaren, vgl. Pachymeres Bd. 2, S. 574,5 f( 398
Gregoras' Darstellung stimmt mit der Muntaners Kap. 221 überein ;
Pachymeres Bd. 2, S. 550,5-7 läßt die AlaJlen und Turkopulen an dem Angriff auf die Katalanen noch teilnehmen, aber bald die Flucht ergreifen. 399
Zum Bündnis der Turkopulen mit den Katalanen vgl. Pachyrneres Bd. 2,
S. 574,5 f( Der Name ihres Führers Khalil ist nur aus Gregoras (und durch seine Vermittlung aus Chalkokondyles) bekannt. Vgl. MORAVCSIK : Byzantinoturc. Bd. 2, S . 3 3 8 . 400
Ferran Ximenez de Arenüs, der Sohn Jacobs II . von Mallorca und Enkel
Jacobs des Eroberers, war im September 13°3, olme Aufforderung des byzantini schen Kaisers, Roger in den Osten gefolgt. Seinen Anhang bildeten Reiter, beste hend aus aragonesischen Edelleuten. Er suchte einen Vergleich mit Byzanz. Be renguer de Enten<;:a war noch im Jahre 1 3 °5 freigekauft worden und im Herbst 1 306 zur Kompanie zurückgekehrt. Er erhob wieder Anspruch auf die Führung. Bernat de Rocafort hatte nach Rogers Tod und Enten�as Gefangennahme die Führung der Kompanie übernommen. Seinen Anhang bildeten die eigentlichen Almugavaren, d. h. das Fußvolk. Er war gegen einen Vergleich mit Byzanz und wollte sich Beren guer de Entenp nicht beugen. Vgl. SCHLUMBERGER : Almugavares S. 2SZ f( ; NrcOLAu O'OLWER : Catalunya S. 86f( ; DADE : Versuche S . 8 5 f. 105. 108-10. I I 9 f( 401
Zur Ermordung Berenguers de Enten�a s. Muntaner Kap. 2 3 2 ; SCHLUM
BERGER: Almugavares S . 282 f( ; NrcOLAu O'OLWER : Catalunya S. 90 f. ; DADE : Versuche S. I25 f( Durch dessen Tod war die Würde des Megas Du.x freigeworden. Diese war ilim aber vielleicht schon früher aberkannt worden. Im Namen der kaiserlichen Verwandten, die Ximenez zur Frau bekam, irrt sich Gregoras. Sie hieß Maria und war dieselbe, die Roger de Flor geheiratet hatte (s. S. 220 mit Anm
.
3 79). Gregoras verwechselt sie mit ihrer Schwester Theodora, die dem Senator Manuel Tagaris zur Frau gegeben worden war. Vgl. DÖLGER : Reg. 2306. 402
Zur Feindschaft zwischen Alanen und Katalanen s. Anm 392 zu S. 228. .
Dieser Kampf hätte vor der Ermordung des Berenguer de Enten�a erwähnt wer den müssen. Vgl. Muntaner Kap. 225 ( ; SCHLUMBERGER : Almugavares S. 226 f( ; NrCOLAU O'OLWER : Catalunya S . 84. 403 288
»Nach lateinischer Sitte« d.h. nach westlichem feudalem Muster.
A NM E R K U N G E N : 404-4I I
404
S. 167·
405
S. 203 f.
406
Über sie s. PAPADOPULOS : Genealogie Nr. 61-3. Über Theodoros und
Demetrios auch POLEMIS : Doukai Nr. 146f 407
Zum Datum s. SEVCENKO : Polemique S. 277f Gregoras' Informationen
über die Intrigen der Kaiserin weichen von der >offrziellen< Darstellung bei Pachy meres Bd. 2 , S. 378,17-379,IO ab. Seine Quelle war vielleicht Theodoros Metochi tes, der im Auftrag des Kaisers Eirene quasi als Spion begleitete; vgl. SEVCENKO : ebd. S. 275-7. Zu den Intrigen der Kaiserin s. auch LAURENT : Reg. 1629. 1647. 1648. 408
Herzog von Athen war in den Jahren 1287-13°9 Guy II. de La Roche (geb.
I280, gest. am 5. Oktober 1 3 08). Bailo des Herzogtums war aber in den letzten Jahren der Minderjährigkeit Guy's (I291-1296) Hugo von Brienne, der I277 Isabelle de La Roche, die Tochter Guy's I. (I225-1263), geheiratet hatte. Es war seine Tochter Agnes, welche die Kaiserin für ihren Sohn Theodor begehrte. Vgl.
MrLLER : Latins S. 2 I 8 mit Anm. 2 ; BON : Moree S. 1 8 5 f 70I. 704. 409
In Thessalien herrschte damals Johannes II. (I303-1 3 1 8), der Enkel des
Sebastokrators Johannes
I. (127I-1296). Er war mit Andronikos' H. unehelicher Anm. 434 zu S . 249). Über ihn s. POLEMIS :
Tochter -Eirene verheiratet (s. dazu
Doukai Nr. 55. Von seinem Vater und Vorgänger Konstantinos (I296-13 03 ) ist wenig bekannt ; s. ebd. Nr. 54. Johannes 11. stand wegen seiner Minderjährigkeit unter der Vormundschaft des Herzogs von Athen, bis er sich 1 3 09 unabhängig er klärte. 410
Kaiserin Eirene
(
=
Jolante von Montferrat) sandte ihren Sohn, auf den sie
ihre Nachfolgerechte in Montferrat übertrug, zu ihrem Bruder, dem Markgrafen Johannes 1., dem er 1 3 06 nachfolgte. Theodor (geb. ca. 1288, gest. 1 3 3 8) heiratete Argentina, die einzige Tochter des genuesischen Kapitäns Opicinus Spinola, der dafür mit Flottenhilfe gegen die Katalanen dankte. Theodor wurde katholisch und gründete eine neue Dynastie, die bis 1 5 3 3 /4 in Montferrat herrschte. Vgl. CARO : Zur Chronologie S . I I9-23 ; CARO : Genua Bd. 2, S. 348 ff. ; LEMERLE : Philippes S. 1 8 7-9 ; CONSTANTINIDI-BmICou, Helene : Yolande de Montferrat, Imperatrice de Byzance. In : Hellenisme contemporain. Bd. 4 (1950). S. 44of ; LAIou, A. E. : A Byzantine Prince Latinized : Theodore Palaeologus, Marquis of Montferrat. In : Byzantion. Bd. 3 8 (I968). S. 3 86-410. 41 I Zum Folgenden bemerkte DUCANGE : »Quae hic . . . commentatur Gregoras, l1Ierae sunt ac aniles ol1mino [abulae, quas refellere, opera11l esset ludere«. (Vgl. ed. Bonn. S. 1207) . SEVCENKO : Autographs S. 447-50 hat nachgewiesen, daß Gregoras das,
A N ME RKUN GEN : 412-415 was er über den Herrscher Rußlands behauptet, aus seiner Notizensammlung, die im Cod. Palat. gr. 129 (Heidelberg, Universitätsbibliothek) erhalten ist, übernom men hat (fol. 3 7v). Er glaubt, daß die Geschichte unter Andronikos 11. oder Androni kos III. anläßlich des Besuchs einer russischen Gesandtschaft in Konstantinopel von Gregoras oder einem Hofbeamten erfunden wurde, und zwar zur Erklärung eines Mißverständnisses infolge einer Fehlübersetzung des Wortes stolj
=
Thron oder
Tisch. Vgl. auch GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 241. 412
Megas Primikerios : sprich Megas Primikirios ; Megas Kyrios : sprich Me
gas Kirios. >Primi( soll also im Laufe der Zeit verschwunden sein. In Wirklichkeit ist Kirios die Übersetzung für Sire, wie die Franzosen den Herrn von Theben ur sprünglich nannten. Theben war eine >Seigneuriec Die Griechen fügten diesem Titel Megas (Groß) hinzu. Auch Athen war ursprünglich eine Seigneurie. Den Titel Herzog (Duc, Dux) soll nach der Chronik von Morea Guy I. de La Roche im J. 1259 von Ludwig IX. von Frankreich erhalten haben. Vgl. MILLER : Latins S . 107. BON : Moree S. 120 stellt diese Überlieferung in Frage und glaubt, daß als erster Guy's Sohn WilheIm (1280-1287) den Titel Herzog geführt hat. (Doch schreibt er S. 704 : Guy I. . . . depuis 1260 duc). 413
Als südliches Iberien, oder wörtlicher übersetzt Unteriberien, betrachtet
Gregoras Spanien, vgl. Florentios S. 494,1 5 . Aufschlußreich für seine geographischen Vorstellungen über Italien ist eine andere Stelle
im Florelltios, nämlich
S. 493 ,9-1 3 .
Dort schreibt er, daß die Römer ganz Italien eroberten und Neapel zur Ostgrenze, Marseille und die Alpen zur Westgrenze machten. Später, fährt er fort (Z. 14-1 8), eroberten sie auch noch Tarent und erweiterten ihre Macht bis zum Ionischen Golf. 414
Im Jahre 1290 war der Despot Nikephoros I. von Epeiros gestorben. Seine
Witwe Anna, eine Tochter der Schwester Michaels VIII . , Eulogia, übernahm für ihren unmündigen Sohn Thomas die Regentschaft (bis 1 3 1 3) . Die byzantinische Kaiserin dürfte für ihren Sohn eine Heirat mit Annas Tochter Thamar ins Auge gefaßt haben, die später Philipp von Tarent heiratete. 415
In einem Brief des Patriarchen Athanasios an Andronikos II., hrsg. von A.
E. LAIOU in : Byzantion. 38 (1968). S. 404-6 (mit englischer Übersetzung S. 407-1O) (vgl. Anm . 410 zu S. 237) ist davon die Rede, daß Johannes, von seiner Mutter ge zwungen und im Einvernehmen mit dem Kaiser selbst, die Herrschaft über das der Kaiserin aufgrund ihrer Geburt zustehende Land (d.h. Montferrat) anstrebte. Der Patriarch protestiert dagegen, da niemand dafür bürgen kann, daß der junge Prinz im fremden Land den rechten Glauben bewahren wird. Ursprünglich wollten also Kaiser und Kaiserin ihren ältesten Sohn nach Montferrat senden. Daß man davon abrückte und dem Patriarchen halbwegs entgegenkam, indem man den jüngeren
A N M E R K U N G E N : 416-422
Theodoros dann dafür auswählte, fand vermutlich seinen Grund darin, daß JohaJ.l nes im Falle eines vorzeitigen Todes des Thronfolgers Michael IX. die Thronrechte in Byzanz zugefallen wären. Es ist aber nicht klar, ob Gregoras hier diesen Plan im Auge hat. VgL LAIOU : o . c. ; LAURENT : Reg. S. 574 NI. 8. 416
Der >Epi tu kanikleiu< (kaiserlicher Schriftführer ; zum Amt s. DÖLGER,
Franz : Der Kodikellos des Christodulos in Palermo. In : Diplomatik. S. 50-65) war kein besonders hochgestellter Beamter (19. Rang bei Ps.-Kodinos). Nikephoros Chumnos (von ihm ist hier die Rede) erhielt dieses Amt Anfang 1295. Zu seiner Ab stammung s. VERPEAUX, Jean : Notes prosopographiques sur la famille Choumnos. In : Byzantinoslav. Bd. 20 (1959). S. 252-66 ; zu seiner Person s. VERPEAUX : Choum nos ; SEVCENKO : Pol6mique passim (Index S. 303 f. ; Lit. S. 4 Anm
.
) Als Günstling
I .
des Kaisers war er zugleich >Mesazon< und somit nach dem Kaiser der mächtigste Mann im Reich, bis er diese Funktion aJ.l Theodoros Metochites verlor (um 13051 6). Die Heirat seiner Tochter Eirene, die später als Nonne den Namen Eulogia an nallm, mit dem Sohn des Kaisers fand kurz nach Ostern 13 03 statt. Die Braut war nicht, wie Gregoras Bd. 3 , S. 238, 13-17 schreibt, 16, sondern
II
Jwe alt, und sie
verlor ihren Mann nicht nach einer zweijährigen, sondern nach einer vierjährigen Ehe, Ende 1307. VgL VERPEAUX : Chournno s S. 42 ff. 48 Anm. 4. Die Witwe zog sich darauf in das von ihr wiedererbaute Kloster >des menschenliebenden Erlösers< zurück, wo sie 1 3 60 starb. VgL JANIN : EgL Mon. S. 527-9. 417
Zu diesen Altersangaben s. oben Anm. 353 zu S. 203 und Anm 3 5 7 zu .
S. 204· 418
Im
Griechischen : »auf die zweite Art zu fwen« ; vgL oben Anm 94 zu .
S. 60. 419
Oben S. 237·
420
Die Griechen trugen einen Bart. Dieser Unterschied wurde im Kirchen
streit hochgespielt. Er spielte schon eine Rolle bei der Exkommunikation des Mi chael Kerullarios durch Kardinal Humbert vom 1 6. Juli 1054 und in der Antwort des Patriarchen (Synodalerlaß) vom 20. Juli 1054; s. HERGENROETHER, Joseph : Photius, Patriarch von Konstantinopel : sein Leben, seine Schriften, und das grie chische Schisma. Bd. 3 . Regensburg 1 896. S. 759. 762. Vgl. HOFMEISTER, Philipp : Der Streit um des Priesters Bart. In : Zs. Kirchengesch. Bd. 62 (1943 /4) . S. 72-94. 421
Theodor kam 1 3 16/7 nach KonstantinopeL Ob er sich wirklich auch nach
Serbien begeben hat, wie Gregoras schreibt, ist zweifelhaft. Er kehrte vor Juni 1 3 19 nach Montferrat zurück. VgL LASKARIS : Princeze (o. c. in Anm 3 5 3 zu S. 203) S. .
73 ft: 422
Oben S. 230. 291
ANMERKUNGEN: 423-43 2 42 3
Zu diesem Datum s. CARO : Zur Chronologie S. 123 [
424
Gregoras schwankt in der Angabe der Zahlen. Unten S. 247 setzt er die
Gesamtzahl von Katalanen und Türken auf8000 ; S. 248 spricht er von 3000 Türken, davon 1 100 unter Führung von Melik (nicht der Sohn 'Izz al-Dins Kay Kawäs Ir., vgL LAURENT : M6likes S. 361
Anm 4 u. S. 362), für dessen Korps er S. 229 die zahl .
1000 gegeben hat. S. 254 verteilt er 3600 Türken über 1000 Reiter und 500 Mann Fußvolk unter Melik und 1 3 00 + 800 unter Führung von Khalil. Die Zalll der Katalanen wird S. 252 mit 3 500 Reitern und 4000 Mann Infanterie (darunter viele Bogenschützen aus den Kriegsgefangenen) angegeben. VgL auch Anm. 440 zu S. 253 · 425
Kassandreia, das antike Potidaia, liegt auf der Landenge von Pallene, die
Gregoras hier zu schildern versucht. Zum Aufenthalt der Katalanen in dieser Ge gend s. SCHLUMBERGER : Almugavares S. 3 1 1 ff. ; NrcOLAu D ' OLWER: Catalunya S. 96 ff.; DADE : Versuche S. 129 ff. 426
Die Gattinnen Andronikos' Ir. (vgL S. 2 3 5) und Michaels IX. Der Angriff
auf Thessalonike wurde vom byzantinischen Kommandanten Chantrenos abge sclllagen. VgL SCHLUMBERGER : Almugavares S. 3 3 8 ; NrcOLAu D'OLWER : Catalun ya S. 97[ ; DADE : Versuche S. 130[ 427
Heute Kavalla, in der Antike Neapolis. Die Stadt wurde 1 3 80 von den Tür
ken erobert. VgL JANIN, Raymond : Christopolis. In: DHGE 12 (1953 ) . Sp. 779-8 1 ;
LEMERLE : Philippes passim (s. Index : Christoupolis u. Neapolis) .
Anm 424 zu S. 247.
428
VgL
429
Gregoras ist sicher nicht so gut über die Überlegungen und Pläne der
.
Katalanen informiert gewesen, wie er vorgibt. Bemerkenswert ist, daß er über die zum Teil von Venedig inspirierten Versuche Karls von Valois, die Katalanen für sich zu gewinnen, um mit ihrer Hilfe das Erbe seiner Frau Katharina von Courtenay zurückzuerobern, kein Wort verliert. Siehe dazu SCHLUMBERGER : Almugavares S. 302 ff. ; NrcOLAu D ' OLWER : Catalunya S. 94ff. ; DADE : Versuche S. 1 I 1 ff. ; LONG
NON : Empire latin S. 296-8 ; OSTROGORSKY : Gesch. S. 408 [ 430
Oben S . 245.
43 I
Nach Theodulos Rhetor
(
=
Thomas Magistros ; über ihn s. GUILLAND :
Correspondance S. 348-53) : Rede für Chantrenos ed. BorSSONADE : Anecd. Gr. Bd. 2, S. 194 und Muntaner Kap. 241 trennten die Türken sich erst nach dem Kampf in Boiotien von den Katalanen. MILLER : Latins S . 222 mit
Anm I nimmt an, daß .
wenigstens ein Teil der Türken zu diesem Zeitpunkt seinen eigenen Weg ging. Das müssen die Türken unter Khalil gewesen sein ; vgL 432 292
Anm. 443 zu S. 255.
»Vor« heißt von Byzanz aus gesehen : nördlich der beiden Berge. Von einer
ANMERKUNG EN: 433-439 Überwinterung ist oben S.248 allerdings nicht gesprochen. Es kann nur der Winter 1308/9 gemeint sein, der in Kassandreia verbracht wurde. 433
Herrscher von Thessalien war damals Johannes II. Angelos Dukas, vgl.
Anm 409 zu S.237. .
434
Diese Stelle steht im Widerspruch zu einer Angabe unten S. 278. Dort
schreibt Gregoras, daß Johannes nach dreijähriger Ehe mit Eirene kinderlos starb. Da Johannes 1318 verstarb, müßte die Ehe 1315 geschlossen worden sein. Hier ist aber offensichtlich vom Jahre 1309/10 die Rede und »kurz zuvor« kann also nicht später als 1309 angesetzt werden. Manuel Philes spricht in einem der Witwe ge widmeten Gedicht von einer Ehe von 9 Monaten, s.MARTINI, Aemilio: Manuelis Philae carmina inedita. Napoli 1900. S. 126. Man ist geneigt, hier 9 Monate in 9 Jahre zu korrigieren. Vgl.MILLER: Latins S. 222 Anm 2.POLEMIS : Doukai S. 98 .
Anm.10 scheint diese Stelle übersehen zu haben. 435
Nicht nur diese Überlegungen, sondern auch Siege des Chantrenos sollen
die Katalanen vertragsbereit gemacht haben; so Theodulos Rhetor: Rede für Chantrenos ed. BorSSONADE: Anecd. Gr. Bd. 2, S. 197f. Vgl. SCHLUMBERGER : Almugavares S.346ff.; NICOLAU D'OLWER: Catalunya S. 100ff.; DADE: Versuche S. 132; SETTON: Cat.Dom. S.10. 436
Die Beschreibung des Kephisos (mit Fehlern) nach Ptolemaios 3,14,12.
Zum Lager der Griechen vor der Ausfahrt gegen Troja s. Homer: llias 2,303 mit Scholia und Eustathios' Kommentar zur Stelle p.225f. ( p. 342f. VAN DER VALK); =
Hesiodos: Werke 651 ff.; Euripides: Iphigeneia in Aulis 14 u.ö. 437
Im Gegensatz
zu
oben S.239 scheint Gregoras hier Athen und Theben als
ein Herrschaftsgebiet zu betrachten. Theben war 1204 von seinem Eroberer Bonifaz von Montferrat Albertino von Canossa anvertraut worden, und als dieser Griechen land verließ (1210/11), hatten Otto de La Roche und Geofttoy I. de Villehardouin, jeder die Hälfte der Seigneurie erhalten.Letzterer trat seinen Anteil an seinen Nef fen Guy I. de La Roche ab, der 1225 Otto in Athen nachfolgte.Guy I. teilte gegen 1240 die Seigneurie mit seinem Schwager Bela von Saint-Omer, und diese Teilung blieb bis 1311 bestehen.In Athen war 1308 Walter von Brienne Guy TI. nachgefolgt. Co-seigneur von Theben war 1296-1311 Nicolas ill . von Saint-Omer. Vgl. LONGNoN: Empire latin S.76. 118f. 177; BON: Moree S.68.186. 707. 438
S.239·
439
Diese Darstellung ist nicht richtig. Walter von Brienne hatte sich zuerst
mit den Katalanen verbündet und mit ihrer Hilfe einen Teil von Süd-Thessalien erobert. Nachdem er sich so gegen den Sebastokrator Johannes TI., der von Anna von Epeiros und Andronikos TI. unterstützt wurde, behauptet hatte, wollte er seine 293
ANMERKUN G EN: 440-443
unbequemen Verbündeten wieder los werden, besonders da einige die von ihnen eroberten Festungen Thessaliens nicht herausgeben wollten. Er zahlte nun einem Teil der Katalanen ihren Sold und bot ihnen Land an, befahl aber den anderen, sein Gebiet zu verlassen. Der Versuch, so die Kompanie zu spalten, mißlang jedoch, und dadurch wurde eine kriegerische Auseinandersetzung unvermeidlich. Vgl. SCHLUMBERGER: Almugavares S. 361-9; NrCOLAu D'OLWER: Catalunya S. 103-6; LONGNON: Empire latin S. 298f; SETTON: Cat. Dom. S. 7f. 440 Diese Angabe ist ungenau. Das Datum der Schlacht am Kephisos war Montag, der 15. März 1311. Die Truppen Walters von Brieune bestanden natür lich nicht aus echten >Athenern< usw., sondern aus den fränkischen Eroberern dieser Städte und Gebiete. Die Stärke der Streitmächte wird in den verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben. Für die Katalanen und ihre Verbündeten s. Anm. 424 zu S. 245. Gregoras' Zahlen für das fränkische Heer dürften etwas zu hoch sein. Die aragonesische Version der Chrol1ik VOll Morea gibt 2000 Reiter und 4000 Mann Infanterie an (Libro de los !echos 549, ed. A. MOREL-FATIo. Genf 1895). Völlig un glaubwürdig ist hier Muntaner Kap. 240, der mit einem Total von 24.000 die Zahl der Gegner zu Ehren der Katalanen unnötig übertreibt. Vgl. SCHLUMBERGER: Almugavares S. 370-82; MrLLER: Latins S. 225-9; NrCOLAU D'OLWER: Catalunya S. 106-9; LONGNON: Empire latin S. 299(; SETTON: Cat. Dom. S. 9-12; BON: Moree S. 187f 441 Nach der Schlacht eroberten die Katalanen Theben und den größten Teil des Herzogtums von Athen, später auch das fränkische Gebiet in Mittelgriechen land. Sie unterstellten sich mit ihren Eroberungen Friedrich III. von Sizilien, der einen Regenten entsandte, Berenguer Estanyol. Vgl. SCHLUMBERGER: Almugavares S. 382fT.; NrcOLAu D'OLWER: Catalunya S. 109fT.; LONGNON: Empire latin S. 300f.; SETTON: Cat. Dom. S. 13f Die katalanische Herrschaft in Athen dauerte bis 1387/8. 442 Zur Frage, wann die Türken sich von den Katalanen treunten, s. Anm. 43I zu S. 249. Melik trat mit seinen Leuten in den Dienst Stephans Uros ll. Milutin von Serbien, rebellierte bald darauf, wurde aber besiegt. Vgl. JIRECEK: Serben S. 346; DÖL GER: Reg. 2344. 443 Khalil wurde 1310/13II vom byzantinischen Kaiser freier Abzug und überfahrt über den Hellespont mit von ihm gestellten Schiffen vertraglich zuge sichert. Vgl. DÖLGER: Reg. 2318. Der Rückzug bis Kalliupolis verlief trotzdem nicht ohne Plünderungen. Der Großstratopedarch Senachereim entstammte einer Familie aus Medien, die sich als Nachfahrin des assyrischen Königs dieses Namens betrachtete. Pachymeres Bd. 2, S. 549,19 neunt ihn Senachereim Angelos; sein 294
ANMERKUNGE N: 444-449 Vorname ist unbekannt. Vgl. GUILLAND : Recherches Bd. I, S. 506f. Den Titel Großstratopedarch gab es erst seit der nikäischen Periode des byzantinischen Rei ches; der Inhaber stand vielleicht über dem Großdomestikos; s. ebd. S. 498-52I. 444
Siehe Platon: Gesetze p. 803 c.
445
Diese Niederlage Michaels IX. war vielleicht der Anlaß, daß Andronikos Ir.
eine erste Bitte um Hilfe gegen die Türken an Stephan Uros ll. Milutin von Serbien richtete. Gregoras erwähnt unten S. 263 eine solche Bitte, die erst später erfolgt sein dürfte. Aus Danilo, s. DANICrc: Zivoti kraljeva i archiepiskopa srpskich, napisao archiepiskop Danilo i drugi. Zagreb I866. S. I45f. sind zwei Hilfegesuche Androni kos' ll. an den Kral von Serbien bekannt. Das zweite scheint am ehesten mit dem von Gregoras erwähnten gleichzusetzen zu sein. Vgl. DÖLGER: Reg. 2344 und 2346. 446
Zum Datum s. LAURENT : Chronol. Patr. (I208-I309) S. I49. Athanasios
abdizierte also im siebten Jalrr seines zweiten Patriarchats und nicht, vvie Gregoras einige Zeilen weiter unten schreibt, im achten. Die Abdankungsurkunde ist erhal ten geblieben, hrsg. in: PG I42, Sp. 492-6. Athanasios nennt sich darin (Sp. 493 C (
I-3) schwach und fast blind, spricht aber den Grund für seinen Rücktritt nicht klar aus.
Ausführlich äußert er sich sowohl zu seiner ersten, wie auch zu seiner zweiten
Abdankung in einem ebenfalls erhaltenen Brief, hrsg. in: PG I42, Sp. 496-5°0. Gre goras nennt hier nicht den tieferen Grund für den Verzicht des Patriarchen. Dieser lag in der Tatsache, daß seine Strenge auf allgemeinen Widerstand stieß, so daß man ihn, wohl auch der Kaiser, loswerden wollte. Vgl. BOIVIN Anm. zur Stelle, ed. Bonn. S. I2I2-5; LAURENT: Reg. I666. 447
Auch hier irrt sich Gregoras in der Chronologie. Es kam zu einer Sedisva
kanz von nur sieben Monaten. Vgl. LAuRENT: Chronol. Patr. (I208-I309) S. I49. Zur Person des neuen Patriarchen s. LAURENT : Crises religieuses S. 25I-5. 448
Zu diesem Sprichwort s. Zenobios I 6I mit Anm .
449
Das erstgenannte Kloster, gegründet von einem Mitglied der Familie Pert
ze, wird unter Patriarch Gregorios ll. (I283-I289) zum ersten Mal erwälmt. Die Lage ist unbekannt. Das Kloster >Christu tu Krataiu< (Christi des Gewaltigen oder des Starken) fmdet vor Gregoras, der es unten Bd. 3, S. 244 zum Jahre I355 noch einmal zur Sprache bringt, keine Erwähnung. Vgl. JANIN : Egl. Mon. S. 396f. 5IOf. Im Cod. Vatic. gr. I65 ist an dieser Stelle vielleicht von Gregoras selbst eine Te:h.1:
änderung vorgenommen worden, durch welche Patriarch Niphon geschont wird. Leider ist der Zettel, welcher die korrigierten Zeilen überklebt und den neuen Text enthält, nur etwa zur Hälfte erhalten. In diesem neuen Text ist aber offenbar nur die Rede davon, daß Niphon die Einnahmen der beiden genannten Klöster zur Lin derung der Not anderer Klöster und zur Restauration baufälliger Kirchen oder 295
A N M E RKUNG E N: 450-457 Klöster
(?) verwendete. Die Behauptung, daß er sich fürstlich bewirten ließ, ist ver
schwunden, und der nachfolgende Satz wird als eine Verleumdung der Masse ein geführt. 450
Vgl. Aelian: De natura anilllaliu111 8,13. Gregoras bringt diesen Vergleich
auch im Brief an den Protosebastos Nr. LXI, S. 246, 23-6 BEzD. Bei Aelian ist aller dings nicht die Rede von libyschen Schlangen. Das Wort )libysch) ist hier wie bei vielen antiken Autoren synonym mit )afrikanisch<, vgI. PAPE: Wörterbuch der gr. Eigennamen, s. v.. Libyen (Afrika) galt als besonders reich an Tieren der verschie densten Gattungen, vgl. Athenaios 14, p. 623(, und neben Indien auch als beson ders reich an Schlangen, vgI. Diodoros III 36. 451
Der Goldbulle, von der Gregoras hier spricht, waren zwei kaiserliche Er
lasse vorausgegangen, in welchen der Kaiser sich bereiterklärt hatte, unter für die Arseniten annehmbaren Bedingungen den kirchlichen Frieden und die kirchliche Einheit wiederherzustellen. VgI. LAURENT: Crises religieuses S. 254. 256ff. 26off. mit Ausgabe S. 289-92.293-5; DÖLGER: Reg. 2321( Die Goldbulle, die den strei tenden Parteien den Frieden auferlegte und die Einheit proklamierte, war von Nike phoros Chumnos verfaßt worden. VgI. LAURENT: Crises religieuses S. 251ff. mit Ausgabe S. 297-302; VERPEAUX: Choumnos S. 19. 51( 93(; DÖLGER: Reg. 2323. 452
Dies ist nicht die übliche Vorstellung von der )Geburt< der Giganten; vgI.
NOl1l10S: Dionysiaka IV 427ff. 453
Die von Gregoras genannten Forderungen der Arseniten unterscheiden
sich in einigen Punkten von den uns aus den kaiserlichen Dokumenten bekannten, welche der Kaiser erfüllte. Vgl. die Aufzählung derselben bei DÖLGER: Reg. 2321 und 2323. Für die Absolutionsformel und das diesbezügliche Rundschreiben Patri arch Niphons s. LAURENT: Crises religieuses S. 302-4 und 304-II; dazu Kommentar S.265-9· 454
VgI.DÖLGER: Reg. 2346; oben Anm 445.
455
Der Verwandtschaftsgrad Philes' Palaiologos zum Kaiser ist nicht bekannt.
.
Zu seiner Person s. PAPADOPULOS: Genealogie Nr.II8; GUILLAND: Recherches Bd. I,
S.485. Zum Amt, das er später erhielt (Protostrator
=
Oberstallmeister, Kaval
leriekommandant), s. ebd. S. 478-97. Gregoras erwähnt es hier zum ersten Mal, obwohl verschiedene bereits von ihm genannten Personen es auch innehatten, u.a. Alexios Philanthropenos (um 1260) und dessen Schwiegersohn Michael Glabas (um 1282). 456
VgI. S. 263 mit Anm 454.
457
Die »Lateiner« von Galata sind die Genuesen. Gregoras' Charakterisierung
.
von ihnen wird von MUNTANER Kap. 241 bestätigt. VgI.auch Theodulos Rhetor:
A N ME RK UNGEN: 458-463
Rede für Chantrenos. In: BorSSONADE: Anecd. Gr. Bd. 2, S. 210; JIRECEK: Serben S. 346; SETTON: Cat. Dom. S. 14. 458
Zu diesem Sprichwort s. Anm. 163 zu S. 93.
459
Die Datierung geht aus dem nachfolgenden Satz hervor: das Jahr vor dem
Sturz Patriarch Niphons, der im März 1314 erfolgte (s. die nächste Anm.). Auf diesen gemeinsamen Sieg bezieht sich eine (von Nikephoros Chumnos verfaßte [vgL VERPEAUX: Choumnos S. 19. 93-5]) Goldbulle Andronikos' H., kraft derer er dem Serbenkloster Chilandar auf dem Athos ein Gut schenkt, das Milutin zum gleichen Zweck hatte kaufen wollen. VgL DÖLGER: Reg. 2348. 460
Zum Datum s. LAURENT: Chronol. Patr. (1208-1309) S. 149f. Die Be
schuldigungen, die zu Niphons Absetzung führten und die Gregoras nur andeutet, stellte Nikephoros Chumnos in einem Pamphlet zusammen, hrsg. in BorSSONADE: Anecd. Gr. Bd. 2, S. 255-83. Es bestätigt Gregoras' Urteil über den Mann. Die Anklage lautete auf Simonie, die hauptsächlich darin bestand, daß der Patriarch viele Bischöfe absetzte und ihre Stühle dann vakant ließ, um die Bistümer selbst zu verwalten, natürlich nicht ohne dadurch fmanziellen Gewinn zu erzielen. VgL VERPEAUX: Choumnos S. 52. 100-2; SEVCENKO: Polemique S. 21 Anm. 2; LAURENT: Notes de chronoL S. 219-28. Wie Niphon sich noch 14 Jahre später an Kaiser Andronikos 11. rächte, erzählt Gregoras unten S. 427. 461
Kirche und Kloster der Theotokos >peribleptos< (peribleptos: >von allen
Seiten gesehen<, berühmt), gebaut unter Romanos III. Argyros (1028-1034), be fanden sich an der Stelle der heutigen armenischen Kirche S. Georg von Psamathia. Ruy Gonzalez de Clavijo, der bekannte Gesandte Heinrichs III. von Kastilien, war im Jahre 1402 sehr von dem großen und reichen Komplex beeindruckt. VgL JANIN: EgL Mon. S. 218-22. 462
Zum Datum s. LAURENT: ChronoL Patr. (1208-1309) S. 150. Johannes
Glykys, der als Johannes XIII den patriarchalen Thron bestieg, wurde schon oben .
S. 193 erwähnt (vgL Anm. 335 zur Stelle). Von seiner Gelehrtheit zeugen eine Ab handlung über Syntax und ein Musiktraktat. über ihn s. LAURENT, Vitalien: Jean XIII Glykys. In: Catholicisme Bd. 6 (1967). Sp. 520. Es war damals üblich, .
daß der
Patriarch aus dem Kreise der Mönche gewählt wurde, oder daß der Neugewählte das Mönchsgewand annalun, was zur Folge hatte, daß er kein Fleisch mehr essen durfte. 463
Auch von Theodoros Metochites war oben S. 193-5 die Rede. >Logothet tu
Geniku<, d. h. Vorstand der obersten Finanzbehörde, war er seit 1305/6. Zur gleichen Zeit dürfte er als >Mesazon< die Leitung des Staates von Nikephoros Chumnos übernommen haben. VgL SEVCENK O: Polemique S. 147-52. Zu seiner Person und 297
seinem Werk s. GUILLAND: Correspondance Nr. 14, S. 63-71; BECK: Metochites. Weitere Lit. bei SEVCENKO: Polemique S. 3 Anm I. 464 Zu Konstantinos Porphyrogennetos s. oben S. 186ft: Johannes (über ihn s. PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 38, dessen Daten zu korrigieren sind), war vor Ende April 1305 zum Panhypersebastos emannt worden; die Ehe wurde kurz nach 1305 geschlossen. Eine Tochter aus dieser Ehe, Maria, geb. spätestens 1313/4, wurde um 132516 Kralaina von Serbien, vgl. unten S. 373f. 456. Über sie s. PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 39. Ein Sohn, dessen Name unbekannt ist, zeichnete sich im Kampf bei Rusokastron am 18. Juli 1322 aus, s. unten S. 486f. Vgl. SEVCENKO : Polemique S. 149f. 465 Zu diesem Urteil vgl. SEVCENKO: Polemique S. 35ft:, mit weiterer Lit. Im Brief, in welchem Gregoras Metochites zum Erscheinen seiner Miscellanea be glückwünscht, hat er natürlich nur Lob für dessen Stil; s. Brief XLVII bis, S. 259 BEZD.; GUILLAND: Correspondance Nr. 15, S. 8. 466 Eine Totenklage auf die verstorbene Kaiserin verfaßte Alexios Lamprenos, ein Gedicht auf sie Manuel Philes, vgl. POLEMIS: Doukai S. 119 Anm. 5. Für eine kurze Monographie über sie s. Anm. 289 zu S. 168. Zum Pantokratorkloster s. Annl. 140 zu S. 85. 467 Diese Stützpfeiler an den Süd- und Nordaußenwänden sind im 17. Jalrr hundert neu verkleidet worden. Vgl. SCHNEIDER, Alfons-Maria: Die Hagia Sophia zu Konstantinopel. Berlin 1939. S. 30 und Abb. 11 links . Vgl. auch JANIN: Egl. Mon. S. 459. 468 Die Pauloskirche beim Eugeniostor wird sonst nirgends erwähnt, wenig stens nicht unter diesem Namen. Vielleicht ist sie gleichzusetzen mit der Kirche zu den hl. Petros und Paulos im Orphanotropheion, die von Justin IL im J. 578 erbaut wurde und meistens Pauloskirche genannt wird. Vgl. JANIN: Egl. Mon. S. 399f. Die Apostelkirche war die zweitberühnlteste Kirche von Konstantinopel; ursprüng lich errichtet von Konstantin dem Großen, war sie von Justinian L völlig neugebaut worden. Die Einweihung fand am 28. Juni 550 statt. Eine wichtige Restaurierung wurde unter Basileios L (867-886) durchgeführt. Im J. 1461 wurde sie abgerissen; an ihrer Stelle wurde von Moharnmed Ir. eine Moschee errichtet. Vgl. ebd. S. 4150. An die Ausbesserung der Stadtmauem unter Andronikos II. erinnert sein Wap pen auf einem der Wehrtürme der Mauer um den Kontoskalionhafen. Vgl. JANIN: Cple S. 299. Die anderweitig bezeugte Ausbesserung des Sophienhafens durch Andronikos Ir. wird von Gregoras nicht erwähnt. Siehe ebd. S. 232; DÖLGER: Reg. 2080. Zu den Arbeiten an der Hagia Sophia s. die vorige Anm 469 Es handelt sich um die oft beschriebene Ehrensäule mit der Bronzestatue .
.
ANM E RKUNGEN: 470-477
Justinians 1. zu Pferd. Die Säule war im J. 54 3 oder 544 errichtet worden. Der Kai ser war gen Osten gewendet und hob die rechte Hand zum Zeichen für die Perser, die Grenzen des rhomäischen Reiches zu respektieren. In der linken Hand hielt der Kaiser die Weltkugel mit Kreuz. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Säule von den Türken vernichtet und die Statue einige Zeit später in der Kanonengießerei eingeschmolzen. Vgl. JANIN: Cple S. 74-6 (mit Quellenangabe; Gregoras wird kaum berücksichtigt). 470
Über die Vernichtung der Bronzestatuen Konstantinopels durch die La
teiner s. Nik. Chon.: Gesch. S. 856ff. (Übersetzung GRABLER Bd. 3, S. 2Pff.). 471
Die Höhe der Statue soll 70 Ellen gewesen sein, vgl. zur Stelle BoIVIN ed.
Bonn. S. 1221. Die im Folgenden von Gregoras verwendeten Maße betragen (nach SCHILBACH, Erich: Byzantinische Metrologie [Handbuch der Altertumswissenschaft, XII 4]. München 1970): 1 Klafter
187,4 cm (oder, wenn ein >kaiserlicher< Klaf
=
ter gemeint sein sollte, 210,8 cm oder sogar 216,7 cm; nach einer byzantinischen Quelle entspricht ein Klafter »der Länge eines mittelgroßen aufrecht stehenden Mannes von den Fußspitzen bis zu den Fingerspitzen des erhobenen rechten Armes«, s. SCHILBACH
S. 24); 1 Spanne
=
23,4 cm ( SCHILBACH S. 19f); 1 Maß
=
ca. 10 Liter (SCHILBACH
S. II2f. bezeichnet das >metron thalassion< als das meist übliche; über ein >metron politikon<, wovon hier die Rede ist, spricht er nicht. In der Annahme, daß >politi kon< (>öffentlich<, >offiziell<) etwas Übliches und allgemein Anerkanntes sanktioniert, glaube ich, metron politikon und metron thalassion gleichsetzen zu können. 472
Der Enkel und Mitkaiser Andronikos' war der spätere Kaiser Andronikos
ill. Er war der älteste Sohn Michaels IX., geb. 1296, seit Februar 1316 Mitkaiser.
Über ihn s. PAPAD OP ULOS: Genealogie Nr. 68. Die Braut war Adelheid von Braun schweig-Grubenhagen, geb. um 1293, die in Byzanz den Namen Eirene erhielt. Zu ihrer Abstammung s. ISENBURG, Wilhelm Karl Prinz von-: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Bd. I. 2Marburg 1953. Taf. 68; vgl. auch DÖLGER: Reg. 2756. Zum Datum der Hochzeit vgl. LOENERTz: Chron. breve S. 33 3 Nr. 11 u. S. 348 (mit Lit. in Anm 2; die Chronik gibt als Datum den 23. Okto .
ber 1317). 473
Zum Tode Michaels IX. vgl. LOENERTz: Chron. breve S. 333 Nr. 11 u.
S·349· 474
S. 150-2.
475
Oben S. 249·
476
Zum Datum der Ehe s. Anm 434 zu S. 250.
477
Byzanz beanspruchte nach Johannes' Tod ganz Thessalien, da der verstorbe
.
ne Sebastokrator als Vasall des Kaisers betrachtet wurde. Andronikos ll. vermochte 299
ANMERKUNGEN: 477
aber seine Ansprüche nicht durchzusetzen; auch der Anschluß eines Teiles des Lan des an Byzanz war nur nominell. Von den Mächtigen, die eigene Herrschaften be gründeten, war die Familie der Melissenoi (vgl. BEES:
O.C.
inAnrn. II3 zu S. 72)
die bedeutendste. Die Katalanen eroberten die Hauptstadt Neopatras und den wichtigsten Teil des ganzen Gebietes, über welches Johannes geherrscht hatte. Vgl. MILLER: Latins S. 246-8; SETTON: Cat. Dom. S. 29; OSTROGORSKY: Gesch. S. 411.
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VON PAUlY, fortgeführt von G. WrsSOWA. Stuttgart 1893ff. RAMSAY: Asia Minor RAMSAY, WilIiam M.: The Historical Geography of Asia Minor (Royal Geographical Society. Supp!. Papers, 4). London 1890 (Neudruck Amsterdam 1962). Rev. etud. byz. = Revue des etudes byzantines. Paris 1946ff. ROBERG: Union = RO BERG, Burkhard: Die Union der griechischen und der lateinischen Kir ehe auf dem H. Konzil von Lyon (1274) (Bonner historische Forschungen, 24). Bonn 1964. SCHlUMBERGER: Almugavares SCHlUMBERGER, Gustave: Expedition des »almugavares« ou routiers catalans en Orient de I' an 1302 a I' an 13 I1. Paris 1902. SCHMID: Chrono!. S CHMID, Pia: Zur Chronologie von Pachymeres, Andronikos L. H VII. In: BZ Bd. 51 (1958). S. 82-86. =
=
=
SCHROETER: Sonnenfinsternisse
=
SCHROETER, Jens Fredrik: Kanon der zentralen Sonnen
und Mondfinsternisse, welche innerhalb des Zeitraums von ropa sichtbar waren. Kristiana
600 bis 1800 n. Chr. in Eu
1923.
SETTON: Cat. Dom. S ETTO N, Kenneth Meyer: Catalan Domination of Athens 13II1388. Cambridge, Mass. 1948. 5EVCENKO: Autographs = SEVCENKO, Ihor: Some Autographs ofNieephoros Gregoras. In: Zbornik Radova Vizantoloskog Instituta. Bd. VIII, 2 (1964). S. 435-450. 5EVCENKO: Polemique 5EVCENKO, Ihor: Etudes sur la polemique entre Theodore Meta =
=
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=
THIRIET: Rom. Yen.
=
THIRIET, Freddy: La Romanie venitienne au Moyen-age. Le develop
pement et I'exploitation du domaine colonial venitien des Ecoles fran<;:aises d'Athenes et de Rome, VERPEAUX: Choumnos
=
humaniste byzantin (ca.
(XII<-xve siecIes)
(Bibliotheque
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=
=
=
=
=
=
=
=
ABKÜRZUNGEN
Abb.
Abbildung
Anm.
Anmerkung
Auf!.
Auflage
1. c.
loco citato
Ausg.
Ausgabe
Lfg.
Lieferung Literatur
Jh.
=
Jahrhundert Kapitel
Kap.
Bd(e).
Band (Bände)
Lit.
betr.
betreffend
m.E.
bzw.
beziehungsweise
Ms(s)
=
cf.
confer
N. F.
=
ca.
circa
Nr.
meines Erachtens Manuskript(e) Neue Folge Nummer
Cod.
Codex
N. S.
ders.
derselbe
o.c.
opus citatum
d.h.
das heißt
Ps.
Pseudo
d.i.
das ist
S.
Seite
dies.
dieselbe
s.
siehe
Dissertatio
s.o.
siehe oben
(maschinengeschrieben)
Sp.
Spalte
Diss. (masch.)
=
=
Neue Serie
ebd.
ebenda
s.u.
siehe unten
ed.
editio, edidit
u.
und
f (f ).
folgende
u.a.
geb.
geboren
Gesch.
Geschichte
gest.
gestorben
u.ä.
und ähnliche(s)
gr.
graecus
u.ö.
und öfter(s)
Hl.jhl(l).
H(h)eilige(n)
usw.
und so weiter
hrsg.
herausgegeben
v.
von
und andere(s) unter anderem unter anderen
Hs(s)
Handschrift(en)
vgl.
vergleiche
hsl.
handschriftlich
v.l.
varia lectio
ibo
ibidem
Vol.
Volume(n)
id.
idem
z.B.
zum Beispiel
i.J.
im Jahre
z.T.
zum Teil
308
REGISTER
Die kursiv gesetzten Zahlen verweisen auf den Übersetzungstext (S. 63-209), die in Kla=er gesetzten Zahlen auf die Nummern der Fußnoten
(zu
S. 1-62) bzw. der An
merkungen (S. 2 1 1-300). B.
Bischof
K.
bulg.
bulgarisch
Kg.
König
byz.
byzantinisch
Kpl.
Konstantinopel
EB.
Erzbischof
lat.
lateinisch
F.
Fürst
Ptr.
Patriarch
Gern.
Gemahlin
röm.
römisch
Hz.
Herzog
247 (176), 248 (180),
Abaqa, llkhän v. Iran
Älian
81
Achaia, Gebiet der Achaier
71, 122, 128,
(78), 231 f. (93, 99), 234f (11 I, 1 13), 269 (293f), 275 (335), 29 1 (416)
193!
Äolien
238 ( 125), 244 (167), 250 (195), 252 (201), 253 (205);
Ärzte
Achaia, fränkisches Fürstentum
F. der Peloponnes und von Achaia
99,
101!, 122. VgI. Wilhelm ll. de Villehar
174 78, 88!, 140, 204 87, 1°4 , 213 (4), 239 ( 133) ; der
Ätolien, -r
Ätolier, Herrscher von Ätolien
234 (112)
Acheloos Achrida
Afrika,
-nisch
I.
von Epeiros
108, 115, 187, 222
(50),
296 (450)
119 100, 219
(Ochrid)
(33f), 279
(356)
Agathangelos, Gregoras
Schüler
und Freund des
22 ( 109), 26-30 (mit 140), 38 ,
41
2 85, 89, 95!, 98, 101, 200,
Adel, -ige (byz.)
Agathias
242 (157)
208, 228 (80), 230 (91), 233 (110), 276
Agathonikos, Dialogperson
(341)
Agesilaos
Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen s. Eirene, Gern. Andronikos' llI.
s. Angelina Anna
Agnes v. Brienne
Adrianopel (-polis)
(
=
Orestias)
111, 179,
208, 214 (10), 253 (203), 287 (388f, 392).
- 42,
Adriatisches Meer
70, 215 (11)
119
289 (408)
Agnes v. Frankreich, Tochter Ludwigs VII.
268 (290) Aigai
164
Ainos
114, 133
Ägäisches Meer
71, 77, 81, 113
Aischines
Ägypten, -isch
16, 114!, 117, 175, 225
Aischylos
(68), 248 (180)
3I
126, 280 (365)
Agnes/Anna, Gern. Wilhelms ll. v. Ville hardouin
Adria 1
Schlacht bei
94, 99,
101, 108!, 113, 129, 147, 188. VgI. Mi chael II., Nikephoros
douin Achaiae princeps
Adana
296 (450)
Ämterhierarchie (Beamten-, Würden-) 227
260 (241) Abasgen
Kaiser
267 (285) 220 (37), 276 (341)
Akarnanien, -r
104,119,188,192,239 (133)
REGISTER Akataleptoskloster
s. Kpl.
II, 14 (74). 16-20 (mit 90). 23 (II7). 50. 57, 59 Akklamation, -en 107, 166 Akre 250 (190) Akrokeraunische Berge 119 Akropolites Georgios 4. 41, 42 (194), 227 (78). 229 (85), 269 (294). Verweise auf sein Werk 215 (14), 217 (23. 26), 218 (28), 220f (40f). 223 (58f), 227 (77). 228 (79f.), 229 (82). 231 (91, 93), 232 07, 100, 103), 223 (108), 240 (137. 142) 'Alä al-Din Kay Qubädh I. 224 (64) Alanen 43, 170, 178, 222 (49), 279 (358), 287f (392, 397f, 402). Vgl. Massageten Alaun 259 (236) Albanien 223 (56),227 (77),236 (II5).262 (252-255), 278 (351) Albertino v. Canossa 293 (437) Aldobrandino 2II (4) Alern:in Garnier 252 (201) Alexander IV Papst 236 (1I4) Alexandernachfolger 1 23 Alexandreia (in Ägypten) 115. Vgl. Atha nasios 11., Ptr. v. Alexios I. Kornnenos, byz. K. I, 116, 212 (4), 227 (75), 234 (II3). 249 (186), 272 (314), 285 (381) Alexios 11. Kornnenos, byz. K. 268 (290) Alexios m. Angelos, byz. K. 42, 70j. 73, 98,212 (4), 215f. (14f, 18), 217 (20. 26). 227f. (78, 80), 233 (107) Alexios IV. Angelos, byz. K. 270 (299) Alexios I. Megas Kornnenos. K. v. Trape zunt 69, 139, 2II (4). 264 (259) Alexios 11. Megas Kornnenos, K. v. Trape zunt 1 40, 168, 264 (259) Alexios Slav 230 (86) Alfons X., Kg. v. Spanien (Kastilien) 149. 243 (160), 250 (195), 268 (289) Alifa, Peter von 227 (75) Akindynos Gregorios
.•
'Alishir Alisurios
310
s. Karirn al-Din 'Alishir s. Karmanos Alisurios
Allage
140, 264 (261)
Amogavaren 177. 285 (379f.), 286 (382), 288 (400) Alpen 80,108,115,176,188.284 (376), 290 (413) Alttürken 279 (358) Amastris 2, 216 (16) Amazonen 79,222 (49) Amisos 2U (4) Ammianus Marcellinus 279 (358) Alrnugavaren
Amogavaren
=
s. Alrnugavaren
281 (366) Amur(ios) 133, 174, 261 (242), 282 (369) Anagnostes (Lektor) 226 (279) Anastasios 1., byz. K. 251 (196) Anatolkavagi 260 (239) Anazarbos 2 Anchialos 247 (176), 258 (229) Andreas 11., Kg. v. Ungarn 250 (195) Amorgos
Andreaskloster
s. Kpl.
262 (250) I. Kornn enos, byz. K. 2U (4), 278 (351) Andronikos 11. Palaiologos, byz. K. 1-9, 12f,43,45-47,64-68,106,11 9,136j,142. 144ff., 228 (78), 240 (144), 245 (169), 250 (195), 251 (196, 199), 259 (235), 261f (249), 264 (259),265 (270),266 (279),268 (28Sf., 290), 269 (294), 270 (299-301), 272f. (317-320,326f),274f. (329f.,333), 276 (340),277f. (345,348-353),279 (355357, 359), 281 (366-368), 283 (370, 372), 284 (379), 285f. (381f), 287 (388, 394), 288 (400), 289 (407, 409), 290 (4II, 415), 291 (416),292 (426),293 (439),294 (443), 295 (445f.), 296 (451, 453, 455), 297 (459f.), 298 (468), 299 (472,477) Andronikos m. Palaiologos, byz. K. 7, 10-15, 17, 38, 46f, 49. 208, 276 (338), 290 (4U), 299 (472) Anemopylai 244 (167) Andronikopolis Andronikos
Angelina Anna
s. Anna Angelina. Gern. Theo
doros' I.
REGISTER
Anna, Schwester des Theodoros v. Thes salonike 252 (201) Anna, Tochter Michaels II. v. Epeiros, Gem. Wllhelms II. v. Villehardouin 99, 234 (1 12) Eirene, Tochter Alexios' ill. 98, 228 (80), 233 (107) Eirene, Tochter des Theodoros v. Thes salonike s. Eirene Angelina, Gem. Asens II. Eudokia, Tochter Alexios' ill. 227 (78) Helena, Tochter Michaels II. v. Epeiros, Gem. Manfreds v. Sizilien 99, 234 (112), 236 (U5), 252 (201) Thamar, Tochter Nikephoros' 1. v. Epeiros 275 (333) Angelina Dukaina N. N. 218 (29) Angeloi 241 (145) Angelos Demetrios, Sohn Michaels II. v. Epeiros s. Kutrulis Johannes, Sohn Michaels II. v. Epeiros 87, 119f, 226 (74), 242 (158), 252 (202) Konstantinos, »Ahnherr« des Geschlechts 212 (4) Michael, Sohn Michaels II. v. Epeiros 87, 119f, 226 (74) Theodoros, Sohn Michaels II. v. Epeiros 226 (74) Angiovinisch-aragonesischerKrieg 283 (374) Anjou s. Beatrice, Eleonore, Karl I., II., Philipp AnkaraJAnkyra 2, 282 (369) Anna (Angelina), (erste) Gem. Theodoros' 1. 73, 216 (15), 217 (27) AnnaJKonstanze v. Hohenstaufen, (zweite) Gem. Johannes' ill. 86, 1°9, 225 (70), 242 (156), 268 (290) Anna v. Ungarn, (erste) Gem. Andronikos' II. 119, 149, 1 84, 250 (195), 274 (332) Anna (Palaiologina), (zweite) Gem. Nike phoros' I. v. Epeiros 1 09, 119, 129, 242 (158) , 258 (229), 266 (279). 274f. (333). 290 (414), 293 (439)
Anna Komnene 1. 249 (185) Anseau de Cahieu 218 (27) Anseau de Toucy 239 (130) Antigonos 123 Antilateiner 14 Antiocheia (in Syrien) 2, 71-73, 174 Antiochien, Patriarchat 24 (123). VgL Makarios Antipalamiten, -isch (Palamasgegner) 19 (97), 23-25 (mit 122f.. 125). 27, 39. 58, 60 Antonios d. Gr Kirche des - in Nikaia 85. 225 (68) Antonios. Mönchsname Andronikos' II. 12 Antonios Kauleas, Ptr. v. Kpl. 56 Antonius ( Marcus Antonius) 1 61 Apokaukos Alexios 1 5 Apollonia 240 (138) Apollonias 90 Apostel 145 Aposte1kirche s. Kpl. Apostolios. Paroirniograph 220 (37), 261 (247) Appian 241 (154) Apros 182. 190. 192. 287 (394) Araber. -ien, -isch 82f. 103. 1141. 117. 253 (207) , 285 (380) Arabischer Golf 118 Arabsun 216 (16) Arachosien 82 Aragon. -esen, -esisch 263 (255), 264 (258). 283 (374). 284 (376. 379), 288 (400) . 294 (440) Aralsee 222f. (49. 54) Arenos s. Tzymes Argos 253 (205) Argyros Isaak 7 (30). 3 5. 61 Aristagoras 143. 265 (267) Aristarchos 224 (66) Aristides 3 5. 44 Aristophanes 215 (13) Aristoteles, -isch, -ismus 3 f., IOf. (mit 61). Verweise auf seine Werke 264 (262), 267 (285) .•
=
3II
REGISTER Arkadiosforum
s. Kpl.
Arkadiupolis, Schlacht bei Arkturus
217 (24)
88, 190
Armenien, Großarmenien
8z, 223 (54)
Armenien, Kleinarmenien, kilikisches Ar-
164 275 (334, 336, 338)
menien
Philippa v. Kleinarmenien
=
218 (29) 297 (461)
90, 94< 96-98, 1 01f, 107, 11of, 118, 145f, 149, 199f, 229 (84f), 233 (103), 234 (Il l) , 237 (12of), 238 (127), 241 (147), 242 (156), 243f. (164f.), 250 (191), 251 (196), 266 (275), 267 (283) Arseniten, Anhänger des Arsenios 145, 149, 199f, 266 (279), 267 (283 , 286), 296 (451, 453) Arta 10, 251 (201) Artaphemes 265 (267) Artaxerxes, Kg. v. Persien 161 Arsenios Autoreianos, Ptr. v. Kpl.
Asane s. EiIene Asane, Gern. Johannes'
VI. EiIene, Schwester Johannes' Helena Maria,
V.
53
s. Helena, Gem. Theodoros' II. Tochter
Asens
ill .
177, 285
(381) , 288 (401) Thamar, Schwester Kolomans rien
v.
Bulga
228 (80)
Theodora, Tochter Asens ill.
1 84, 288
(401)
79 224 (60) Assyrer, -isch 82f , 85 , 294 (443) Astrologe I 8 f. Astrologie 9 AstronoInie, -isch 4, 8 f, I l , 1 5 , 36, 46, 50-52, 1 87 Asowsches Meer
Asen II., ill.
69, 76, 214 (9)
s. Johannes Asen II., ill .
Asen Michael, Sohn des bulg. Zaren Ivan Alexander Asien, Provinz Asien, -arisch
Athanasios, Mönchsname des Konstantinos Palaiologos Porphyrogennetos
53 276 (342) =
Kleinasien, -arisch (vgl.
2Il [1]) I f, 42f , 66, 71, 75, 77-83, 93, 1°3, 1 08f, 116, lz3, 133, 135, 1 65, 1 70, 174, 177, 179, 181, 187, 19z, 196, z06, 2II (I), 212 (4), 214 (8) , 216 (16-18), 217 (22), 219 (32), 221 (43), 223 (54. 60) , 239
273 (324) 274
Athanasios 1. hl., Ptr. v. Alexandrien
(327) Athanasios II., Ptr. v. Alexandrien
175, 283
(373)
156-159, 16zf, 174f , 198, 271 (310, 3 13), 273 (326f), 274 (329 f.), 281 (367), 283 (370, 372 f.), 290 (415) , 295 (446) Athen, -er, im Altertum 65, 17z, z04, 233 (I lO)
Athanasios 1., Ptr. v. Kpl.
Athen, -er,
fränkischeJs
SeigneurieJHer
122, 194f, 290 (412) , 293 (437), 294 (44of.) ; Hz. v. Athen 121, 1 87f, 245 (168), 253 (205) , 289 (408 f.), 290 (412). Vgl. La Roche Athenaios 296 (450) Athos, -mönche 16, 22, 33, 297 (459) Atrnan Osman 1. 174, 282 (369) Atramyt(t)ion, Synode v. - 146, 148, 151, 267 (283 , 286) Attaleia, Attalos' Stadt 71, 2 I l (4), 216 (18) Attalos, Gründer v. Tralleis 174f Attika 121, 1 87, 194 Attisch 146 Attizismus 46 Augusri 235 (Il3) Augustus, röm. K. 125, 161 Aulis 194 zogtum
=
Asen 1., bulg. Zar
3 12
145, 158 194
Assassinen
Armenische Kirche des hl. Georg in Kpl.
EiIene
Reichsteil Asketen Asopos
,
Arrnenierin
(132), 247 (176), 249 (184) , 260 (241, 244f.), 278 (350), 279 (359), 280 (365), 281f (369) , 286 (383, 3 85). Vgl. Östlicher
REGISTER Aulon (Avlona)
100
261 (248)
Bela III. , Kg. v. Ungarn
Aydin, türkisches Emirat
221 (40), 282
(369), 287 (393) 239 (131) =
IV.,
Bela
103, 110, 114, 133, 182, 192, 230 (87), 231 (92), 239 (132), 243
tan v. !konion
(164), 247 (176), 260 (240 f.), 292 (424)
Babyionier Bacchische Bagdad
115 108
69J, 1 05, 213 (6), 215 (14), 240 (141) Balduin II., lat. K. v. Kpl. 105J, 1121, 163, 220 (38), 239 (130), 240 (141), 246 (171), 274 (333) Balikevri 282 (369) Balduin 1., lat. K. v. Kpl.
s. Exkommunikation
187J 55), 14,
lof. (mit
60), 20f., 38 Bart 291 (420) Basileiopator 234 (III) 1 6 f. (mit
Bischöfe
(byz. ;
im
archiereis genannt)
Gr.
Text meistens
13, 22 (II3), 23 (mit
114), 24 (122f.), 90, 110, 118, 145J, 151J, 154-158, 1 62, 173J, 198, 219 (33), 234 (IIO), 250 (191), 266 (279), 269 (297), 271 (313), 297 (460). Vgl. Metropoli ten
146 148. Vgl. Metropolitien Bithynien 71J, 1°4, 120, 135, 151J, 1 74 Bizye 190, 201
Bischofsthrone Bistümer
Blachemenkirche, -palast
s. Kpl.
Blemmydes Nikephoros
4, 86J, 90, 129,
Bogomilismus
284 (376) 22 (113)
Boiotien, -r
Goldenen Horde
Baybars 1., Sultan v. Ägypten
s. Doloikos
Blum Richard
223
(54f.), 239 (132)
114, 248
(180), 250 (190) Baydju,
s. Rekaphortos
268 (290) Bilderstreit 75, 151, 273 (323)
225 f. (68, 72f.), 229 (85)
227 (78), 235 (II3) Basilissa hl. 56 Batatzes Basileios 218 (29) Khan der
247
Bertha v. Sulzbach
Bles, Blois
76, 298 (468)
Basileus
Batu,
s. Estanyol, Rekaphortos, Ten
Bemat de Rocafort
81
Basileios 1., byz. K.
s. Bellegrada
(176), 248 f. (180f.)
289 (408) Bailo der Venezianer in Kpl. 112, 246 (170)
Barlaam v. Seminara
-
(214)
Berke, Khan der Goldenen Horde
224 (60)
Bannerträger
10 (55) 246 (171), 254
Benevent, Schlacht bei
tzas
Bailli des Herzogtums Athen
Bann, -Buch
100, 138J, 236 (II5),
Berat
Benedikt XII . , Papst
Berenguer
82J, 85 Sitten 158
Baktrianer
=
251 (201), 262 (254)
Berat Babyion in Ägypten
227 (78) 250 (195)
88
Belesos
'Izz al-Dm Kay Käwii.s 11., Sul
Babyion in Assyrien
Kg. v. Ungarn
Bellegrada
'Ayn Djäliit Azatines
s. Johannes XI. Bekkos
Bekkos
Aydin, Stadt
268 (289)
Beatrice v . Kastilien
17
Avignon
im Altertum 1 72, 280 (365) in byz. Zeit 121, 187, 193J, 208, 292 (431) 216 (16)
Bolu
mongolischer
Heerführer
223
(54), 23I (92), 239 (132) Beamtenhierarchie
s. Ämterhierarchie
Beatrice v. Anjou
246 (171), 274 (333)
Bonifaz, Markgraf v. Montferrat, Kg. v.
69 f., 212 (4), 213 f. (6f.), 215 (14), 219 (33), 244 (167), 253 (205), 276 (345), 293 (437)
Thessalonike
313
REGISTER
Borysthenes, -eniten 81 Bosporos I, 127, 216 (16), 256 (221) Braunschweig-Grubenhagen s. Adelheid Brienne s. Agnes, Hugo, Walter Brindisi 284 (376) Britannischer Ozean 115 Brutus 155 Bryennios 46 Bulgaren, -ien, -isch 16, 42f., 69J, 75-77, 90J, 93J, 123, 129-131, 135, 169, 184, 214 (9), 219f. (33-35, 38), 223 (56),228 (80), 230 (86, 89), 231 (96), 247 (176), 250 (195), 254 (215), 258 (229f.), 259 (234), 264 (260),278 (352), 287 (388), 288 (397)
Bulgas 75 BUIgundisch 253 (205) BUIsa 225 (68) Byzantiner Konstantinopolitaner 74, =
219 (30)
Byzantiner Rhomäer 2, 17, 36, 42(, passim in den Anm 2IIff. Byzantinisch passim Byzantinische Autoren (Quellen) 214 (9), =
.
220 (35), 239 (132),253 (206),271 (3I I ), 279 (358) Byzantinistik 36 Byzanz, im Altertum I, 147, 266 (280) Byzanz Konstantinopel 1,9-12, 17,43, =
69J, 73, 76J, 99, 1 03, 113J, 131J, 138, 144, 151, 171, 195 Byzanz byz. Reich passim in den Anm =
.
2IIff.
Chalau
Hülägü, Dkhiin v. Iran 80, 222f. (53 f.), 224 (60), 239 (132), 247 (176), 248 (180) =
Chaldäer 82J, 108 Chalkokondyles Laonikos 1,215 (10),288 (399)
Champlitte s. Guillaume Chantrenos 292 (426), 293 (435) Chartophylax der Großen Kirche 5, 46, 128, 257 (224, 228) Charybdis 1 88 Cheilas, B. v. Ephesos 155J Cherson I Chersonnes, thrakische 77, 202 Chilandar 297 (459) Chiliarchen (Führer v. Heeresabteilungen) 82 China 208 Chinardo Filippo 252 (201) Gazo ebd. Chios 2,77, 113, 246 (171), 247 (174) Choiroboskos 44 Chomatianos s. Demetrios Chorakloster s. Kpl. Chorezmisch 282 (369) Chortazzi 277 (345) Christen 76 Christupolis, Mauer v. 191, 195, 292 (427) Christus 1 67, 198 Christuskloster s. Kpl. Chronik v. Morea 234 (112), 290 (412), -
294 (440)
Cäsar Gaius Julius 125, 155 Cäsar, byz. Titel 227 (78), 235 (Il3) Cäsaren I, 187 Cahieu s. Anseau Caltabellotta, Frieden v. - 283 (374), 284 (378)
Canossa s. Albertino Caghatay 222 (53) CariÖll Grad 219 (34) Cassius 155 Catulus Luctatius, röm. Consul 80 3 14
Chrysostomos Johannes 175 Chumna Eirene/Eulogia 291 (416) Chumnos Nikephoros 4, 7, 9, 1 88, 286 (384),291 (416),296 (451),297 (459f.,463)
Cimbem 79J, 221f. (48, 50) Clemens IV., Papst 246 (171), 252 (201), 256 (219)
Codices s. Handschriften Continuatio Ottonis Frisingensis 247 (175) Corlu 264 (261) Courtenay s. Katharina, Maria, Philipp
REGISTER
222 (49)
Daai
Abzeichen der -
Dalaman-�ar
216 (16)
Dalle Carceri
s. Giberto IL, Narzotto
Damatryspalast Dandolo
noi)
280 (364)
=
Devol
Enrico Dandolo, Doge
7°, 215 (Il)
v. Venedig
Daniel, B . v. Kyzikos
David Megas Komnenos Debar
161,
222 (49)
2Il (4)
278 (351)
Debra (Devrai, Dibra) B. v. Della Fricca Delphi,
1 47
55, 57
s. Markesina
-scher Dreifuß
s. Debra
8, 15, 183, 227 (75) 241f (154f), 273 (pI) Diodoros 296 (450) Diogenianos, Paroimiograph 220 (36), 231 (94), 243 (163), 261 (246), 265 (267), 271 (312), 277 (346 [) Diokletian, röm. K. 56, 235 (I I3) Dionysios der Areiopagit 10 Djoci, Sohn Dschingis Khäns 222 (53) Dio Cassius
100
Decius, röm. K.
Dnj epr 83,
141,
224
(63)
81
Dolopen
Demetrios, Markgrafv. Montferrat, Kg. v.
Don
Thessalonike
170,
75,
219 (33)
Demetrios Angelos, Herrscher v. Thessa
226 (74), 228 (78)
Demetrios Chomatianos, EB. v. Achrida 75,
219 (33) 123
227 (75) Derkyllidas 172, 280 (365) Demotika
119
13
222 (49)
Donau
(im
I, 70, 75!, 81 , 113, 223 (56), 279 (358) 216 (16)
Gr. Istros)
115, 133, 144, 170, Dorylaion Dragutin Dreifuß
s. Stephan Dragutin 205 s. Delphi
Dschingis-Khän
s. Sitzichas
Dukaina Helena, Tochter Johannes' 1. v. Thessa
Despot, -eswürde in Kpl. u. Nikaia
42,
Ludwig v . Blois
Dominikanerbischöfe
Drama
Demetrios Poliorketes
=
213 (6), 214 (8)
69!,
280 (360) Demetrias 123, 253 (207) Demetrios hl. 55
lonike
271 (3II)
Dodona, Orakel Doloikos v . Bles
Demen, Demoi
23 (II8), 24 (122), 34[
147
Didymoteichos
159, 201
Deabolis
s. Debra
Dibra
282 (369) lo5!, 240 (138)
Dareios Ir., Kg. v. Persien David
100
Devrai Diakon
155!
Danischmendiden Daphnusia
236 (Il9), 249 (184) 242 (159)
Dexios Theodoros
295 (445)
Danilo
86, 208,
Develikurtos Maios
s. Dandulos
Dandulos Erikos
274 (333) Deutsche, -n, Deutschland (im Gr. Alama-
s. Kpl.
Damoklesschwert
125
213 (4), 239 (133), 252 (201),
"Despotat"
223 (56)
Dalmatien
259 (234f), 277 (349)
131,
i n Bulgarien
270 (299)
Dakibytza der Niketiaten
98-100, 102, 125, 149,
227f (78), 233 (107), 234 ( I Il, I l3), 237 (120), 254 (212) in Epeiros 43, 88, 94 u. ö. zu den Namen Michael II. u. Nikephoros L v. Epei ros, 213 (4), 227 (78) in Trapezunt 264 (259)
lien
253 (205)
Theodora Michaels
s. Theodora Dukaina, Gem.
VIII.
Dukas Isaak, Bruder Johannes' ill.
229 (80)
Johannes - Angelos, Vater Michaels 1. v. Epeiros
212 (4) 315
REGISTER
Konstantinos - Palaiologos 218 (29) Michael s. Glabas Durazzo, Stadt u.Therna 230 (90), 251 (201) Dux 188. S. auch Megas Dux Ecclesiastes 201 Edirne 215 (10) Eirene (Laskarina), Gern. Johannes' ill. 74, 85, 109, 225 (70) EirenelJolante v. Montferrat, Gern. Andre nikos' ll. 43, 149, 169, 184-190, 205j, 268 (289), 272f. (319), 289 (407 f., 410), 290 (414()
Eirene/Adelheid v. Braunschweig-Gruben hagen, Gern. Andronikos' ill. 208, 299 (472)
Eirene (Asane), Gern. Johannes' VI. 21(, 28 f., 39
Eirene Angelina, (zweite) Gern. Asens ll. 230 (86)
Eirene Laskarina, Gern. Konstantins Tich (von Gregoras Theodora genannt) 93j, l09j, 130, 232 (97, 102) ; vgl. auch 243 (160)
Eirene Palaiologina, Gern. Asens Ill.
130j,
259 (232), 285 (381) Eisernes Tor 286 (386)
Eklipse(n) s. Mond-, Sonnen Eleonore v. Anjou 284 (378) Enrico Pescatore, Graf v. Malta 277 (345) Entenlfa s. Tentzas Epeiros 2, 38, 42f., 69, 99, 1 08, 119, 188, 212 f. (4f.), 217 (22), 226f. (74f.), 228 (78), 230 (90), 239 (133), 242 (158), 251 ( (201), 257 (223), 274f. (333), 278 (351) Ephesos 174, 282 (369); s. auch Cheilas,
Matthaios, Nikephoros Epi tes trapezes 187 Epi ton deeseon 257 (228), 275 (335) Epi tu kanikleiu 188, 291 (416) Epiknemidisches Lokris s. Lokris Erdbeben 29 f. (mit 149), 1 74, 186, 277 (350), 283 (370)
Eregli 2 3 16
Eris 145, 151 Erzdiakon, -e 129, 257 (228) Erzururn 223 (54) Eskiäehir 2 I 6 (16) Estanyol (Stanyol) Berenguer 294 (441) Euboia, -er 43, 111j, 122, 194, 244 (167) Eugeniostor s. Kpl. Euphrat 83, 103, 123, 239 (131) Euripides 240 (134), 264 (266), 293 (436) Europa, -äisch 15, 42, 69, 77-81, 83, 115 , 170j, 182, 184, 187, 206, 221 (43),222 (50), 288 (397). Vgl. Westlicher Reichsteil Euryrnedon 135 Eusebios v. Kaisareia 254 (2II) Eustathios 224 (66),231 (94), 293 (436) Evangelien, Lehrer der - 159, 272 (314) Evangelium 152 Exkommunikation (kirchlicher Bann, -fluch) in Byzanz 34f., 101, 110, 146, 162J, 242 (156), 243 (162, 164), 250 (191), 257 (223), 266 (272, 275), 274 (329 f.) , 281 (367) in Rom 149, 261 (245), 291 (420) Ezechiel 240 (143)
Fadrique, En - 263 (255), 283 (374) Ferderichos 242 (157), 283 (374). Vgl. Friedrich ll., ill. Ferran Ximenez de Aren6s s. Tzymes Pharentzas Filioque 127, 256 (220), 271 (305) Flämisch 249 (187) Flandern 69 Flotte, byz. (Seemacht, Trieren) 42 f., 77, 113, 123-125, 132j, 135, 153J, 1 72, 1 89, 202j, 238 (125), 246 (171), 254 (210) , 270 (301)
Flottenkommandant 15, 124, 234 (I I I), 285 (381). Vgl. Megas Dux Foscari 247 (174) Franken, fränkisch 212 (4), 234 (112), 236 (II8f.), 238 (124), 253 (210), 282 (369), 294 (440 f.)
REGI S TER
255 (215) 213 (6), 246 (172), 249 (184 , 187), 278 (351), 290 (412)
Frankreich
Geoffroy I. de Villehardouin, F.
Franzosen, -zösisch
213 (7), 234 (112), 253 (205), 293 (437) Geoffroy II. de Villehardouin, F. v. Achaia 234 (112) Geographen, -ie 36, 43, 54, 61 , 221 (43), 284 (375)
129
Fratres
Friedrich II., deutscher K., Kg. Theuderichos genannt
v.
Sizilien,
86, 1 09, 225 (70),
231 (93), 242 (157), 252 (201), 268 (290), 284 (376) Friedrich ill . , Kg.
v.
Sizilien
(
=
II.
v.
Ara
gon), Ferderichos und Theuderichos ge
126, 138, 1 751 , 255 (217), 262f. (255), 283 (374), 284 (376, 378f.), 286 (382), 294 (441)
nannt
Georg
v. Psamathiahl., Kirche
Georg I. Terter Georgien, -isch
Johannes Leon
Zypern
v.
Zypern, Paroimiograph
Galesion
Germanos ill. , Ptr.
Nikaia
90, 218 (27),
Kpl.
111, 1 1 8, 244
v.
(165), 250 (191), 266 (275) Germanos, Metropolit v. Herakleia in Thra kien
147 281 (369)
1, 63-68, 136, 164.
Vgl. Gregoras : Werke :
Geschichtswerk
1 15, 249 (183 f.)
221 (41) 226 (74) 156, 271 (310); s. auch Joseph, B.
v.
229 (84)
Geschichte, -tsschreibung (Historiographie)
118
Gallia, -en, -er
Germanos II., Ptr.
Germiyan
135 71, 216 (16)
Galatisches Meer
238 (124) 222 (50) Germanikeia 2
Germanen
1 15, 187 103, 106, 112, 2°3, 238f (129),
Galatische Küste
I, 78, 221
Geschichtsschreiber (Historiker)
Gallipoli
(43)
Gangrene
v.
254 (215)
Ghibellinen
Ghiyäth al-Din Kay Khusraw I. Gasmulen Gediz
286
Geraki
220 (40)
ebd.
245 (169), 260 (237), 280 (362), 296 (457) Galater 80, 115-117, 208, 249 (184) Galatien in Europa 176, 1 87, 249 (184), 284 (376) Galatien in Kleinasien 249 (184)
Ganos
287 (392)
s. Gregorios 11., Ptr.
v.
(387)
Gabalas
Gadeira
2II (4), 223 (54), 235 (II3)
Kpl.
Georgios
Galata
des - s. Kpl.
s. Terteres
Georgios, Alanenführer v.
Achaia
55
Georgios hl. Georgios
v.
1 13, 153, 246 (172), 270 (302)
282 (369)
Geistliche
s. Kleriker
25, 43, 112, 131-133, 181, 220 (40), 232 (97), 238 (125), 240
Genua, -esen, -esisch
(140), 243 (160), 245 (169), 247 (174), 252 (201), 254 (215), 255 (217), 259f. (236, 238), 270 (301), 277 (345), 280 (362), 284 (376), 289 (410), 296 (457) Geoffroy de Villehardouin, Chronist des 4. Kreuzzuges 213 (7), 214 (8), 215 (14), 234 (I I2)
s. Jatha
tines Ghiyäth al-Din Kay Khusraw II., Sultan !konion
Ghiyäth al-Din Kay Khusraw v.
!konion
ill. ,
Sultan
260 (241)
Ghiyäth al-Din Mas'ud II.
s. Melik
Giberto II. Dalle Carceri, Trierarch boia
v.
224 (64), 230 (87)
v.
Eu
1 1 11 , 244f. (167f.)
Giganten
296 (452)
Glabas Michael Dukas - Tarchaneiotes
144, 265 (268), 276 (340), 281 (368), 296 (455) 3 17
REGIS TER Glykys Johannes
s. Johannes XIII Glykys .
234 (112) Goldbulle 245 (169), 296 (451), 297 (459) Goldene Horde 223 (54), 247 (176), 248 (180), 260 (241), 264 (260)
An Maximos, Hegumenos des Chor-
Goethe
154, 240 (139)
Goldenes Horn Goldenes Tor Goliathsquell
s. Kpl.
239 (13 I)
Gonzales de Clavijo Ruy Goten
4 (16). 45 298 (465) An Metrophanes 21 (mit 105) An den Metropoliten v. Side 3 3 An Palaiologos Athanasios 12 (68). 4 8
An Metochites Theodoros
An Pepagomenos Georgios
297 (461)
s . Gre-
goras : Briefe (Maria,
21 f.
Theotokos)
An Pepagomenos Nikolaos
tria. Marienikone
An Philanthropenos Alexios
Gottesmutter zur Quelle, Kirche der -
296 (450)
An den Protosebastos An den Sakellarios
148
249 (188) 247 (174) Gregor X., Papst 256 (219). 257 (228). 268 (289) Gregor XIII Papst 6 Grab Hl.
Gradenigo
.•
Gregoras, Nikephoros
61
A n Zaridas Andronikos
6, 48
Diskussionen
26, 40
mit Kabasilas
mit Kantakuzenos u. a.
32
21, 3 I
mit Palamas
32 7. I I, 287 (390), 290 (413) Geschichtswerk 4, 6 f. , 14f., 19. 24. 26-29, 3 1-3 3 , 3 5 f., 45. 59 Hagiographica 7f. über das Taborlicht
1-3 5 Persönlichkeit 35 f. Werke 44-62 ; zu einzelnen Werken Biographie
außerdem : Antilogia (Widerrede usw.)
Florentios
Harmonielehre des Ptolemaios, Ausgabe
Ir
6
Antirrhetikoi logoi
19 (97). 29 (146), 33, 38. 5 8 zweite 28 (143). 40f.
Homilien
erste
Astrolab, Wie konstruiert man ein
6, 9
-
26
Kommentar zu Synesios' Traumbuch
48
An Chrysoloras Johannes
3 (9)
An Joseph den Philosophen
9, 50
SI (vgl.
S. 6)
5, 10 (53), 26 (136), 44, SI f. (vgl. S. 6) An Kaloeidas Michael 6, 9, 12, 49-51 AnKantakuzenosJohannes 14 (mit 77) An verschiedene Kirchen 24 (123) An Lepentrenos 27 (140)
An Kabasilas Demetrios
II
(61). 3 I (154) 13, 15
Monodien
Osterdatum, Verhandlung über das -
An Joseph, Metropolit v. Apros
6.
II. 62 Lösungen verschiedener Probleme
50 10 (SI), 50
An einen unbekannten Adressaten An Glykys Basileios
276 (340,
343) ; s. auch S. 14
s.
Kpl. Gottesurteil
8, 44, 50,
53. 55, 276 (341)
(mit 109), 54f.. 106. 167. Vgl. Hodege
Briefe
53
A n Metochites Nikephoros
81
Gottesmutter
3 18
44
taituklosters
An Maximos Magistros
6,
18 (90) Philomathes
II
Prooimion zum Testament des Johannes Glykys
3
Rhetorische Übungen Testament
5
34
Theologische Traktate
41
Vortrag zu r Ablehnung der Chartophy laxwürde
5
R E G I S TE R
Gregoras über sich im Geschichtswerk 63, 65, 68, 164, 204, 207 Gregorios Thaumaturgos, Kirche u. Klo ster des - in Nikaia 225 (72) Gregorios II., Ptr. v. Kpl. Georgios v. Zypern 129, 146-150, 154 156, 258 (228) , 266 (278 [), 267 (282), 269 (294), 271 (305), 295 (449) Griechen, -land, -isch im Altertum 79, 215 (13), 220 (37), 267 (285), 293 (436) in byz. Zeit 7, 9 [, 42, 214 (7), 230 (87) , 238 (123), 252 (203), 2 5 3 (209), 293 (437), 294 (441). Vgl. Hellas, Hellenen, -isch Großarmenien s. Annenien Großdomestikos 29 (146), 96, 98, 1 00, 102, 23 3 (104, 108), 235 (I r3), 23 8 (124), 258 (229), 273 (324), 295 (443) Große Kirche s. Kpl. Großer Palast s. ebd. Großkon(t) ostablos 93, 144, 23 1 (3), 234 (11 1), 244 (167), 252 (203) Großkyrios 194. Vgl. Megas Kyrios Großlogothet 150, 269 (293 [) Großprimikerios 100, 23 5 (113). Vgl. Megas Primikerios Großstratopedarch 196, 233 (104), 277 (348), 294 f. (443) Großsynkellos 48 Guercio Guglielmo 245 (169) Guillaume de Champlitte 213 (7) Guy 1. de Lusignan, Kg. v. Zypern 267 (282) Guy 1. de La Roche, Hz. v. Athen 253 (205), 289 (408), 290 (412), 293 (437) Guy II. de La Roche, Hz. v. Athen 289 (408), 293 (437) =
-
Hagia Sophia s. Kpl. Haimosgebirge 184 Halblateiner I I Haliartos 194 Halys 1 1 6
Hamaxobioi 81 Handschriften, griechische Angelicus I 49 Athous 3728 34 (173) Athous 3 860 62 Barberinianus 184 VIII Baroccianus 48 61 Basiliensis F.VII.4 52 Berolinensis Hamilton 45 3 54, 57 Bodleianus Holkham 25 55 Bruxellensis 18.906-12 58 Coislinianus 137 VIII Dresden 48 57 Escorialensis E-VI-22 60 Escorialensis A-V-9 ebd. Escorialensis T-1-2 VIII, 58 [ Escorialensis Y-I-7 ebd. Genevensis 3 5 VIII, 58 [ Hierosolymitanus Skeuophylakion der Anastasiskirche 10 55 , 57 Laudianus 24 VIII Laurentianus LVI 14 VIII, 60 Laurentianus LVII 34 44 Londinensis British Museum Addit. 16405 VIII, 5 8 [ Magliabensis 16 49 Marcianus 325 12 (67), 51 (144) Marcianus 405 VIII, 3 7, 271 (3 13) Monacensis 1 53 VII Mosquensis 3 1 5 55 Ottoboniani 67, 71 , 72 VIII Palatinus 129 62, 290 (411) Parisinus 1276 VII Parisinus 1723 VII, 3 7, 284 (375) Parisinus 1724 VII Parisinus 1725 VII Parisinus 1776 13 (71) Parisinus 1 846 50 Parisinus 2003 13 (71) Parisinus 3075 VII Patmos 428 34 (173) Rossianus 16 50 Taurinensis C.ill.2 VIII Urbinas 1 5 1 48 3 I9
REGISTER Vaticanus 1 I2
19 (98)
Herakles, Säule des -
Vaticanus 164
VII
Herodotos
Vaticanus 165
VII,
271 (3 13), 284 (375),
295 (449)
78,
I,
80
220 (37), 221 (43, 46),
222 (49), 241 (153), 264 (262) Hesiodos
293 (436)
Vaticanus 172
3 5 (178)
Hesychasmus, -ten, -tisch
Vaticanus 209
50
Het'um ll., Kg.
Vaticanus 305
264 (261)
Vaticanus 3 8 3
13 (71)
Vaticanus 1085
55
Hieron, Kap
260 (239)
Hieronymus
284 (377)
47 (, 5 5 f
Hiob
50
Hippodrom
Vaticanus 1095
vn ,
59
Vaticanus 1693
50
s. Kpl.
143,
Histiaios Historiker 55, 57
Vindobonensis supplementi 166
Hodegoikloster
VIII
13 (71)
Hohenstaufen
Vindobonensis theologicus 274
61
Homer
108 172 Hebräerbrief 129
241 (145) s. Kpl.
s. Konstanze
78, 221 (44f.) , 222 (5I f.), 224 (66),
226 (73), 233 (105), 236 (II6) , 23 8 (U2),
Hannibal
257 (225), 263 (256), 271 (3 I I), 276 (343),
Harmosten
293 (436)
Heer, byz. (Armee, Soldaten, Streitkräfte,
71, 77, 81, 83, 89, 91, 95-98, 1 00-104, 108, 112, 120-123, 130J, 134J, 138-140, 144, 1 60, 1 68, 177, 191J, 197, 200, 236 (1 I4), 286 (3 86) Heerführer 144, 180, 191 . Vgl. Chiliar Truppen, -macht)
chen, Lochagen, Strategen
136,
s. Geschichtsschreibung
1 06,
Hodegetria
Vindobonensis philologicus 95
Hekabe
265 (267)
s. Geschichtsschreiber
Historiographie
Vindobonensis hsitoricus 104
275f. (334,
125
Vaticanus 1 0 8 6
1 3 (71)
1 5-17, 22
Armenien
3 3 8)
Vaticanus 1 0 8 7 Vaticanus 1 3 6 5
v.
261 (247)
Helena (Asane), Gern. Theodoros' Ir.
77,
IV.
Hugo
v. Lusignan, Kg.
v.
Zypern
45 Hugo
v.
Brienne, Bailo in Athen
186,
289
(408) Hülägü
s. Chalau
Humbert v. Silva Candida Hundsstern
1 00
Hunnen
279 (358)
Hydra
81,
291 (420)
23 8 (U5)
91, 93, 230 (88) Helena (Kantakuzena Palaiologina) , Gern. Johannes' V.
3 0 f. (mit 154), 53
Helenaepisode im Faust Hellas
234 ( l U)
126, 146, 194 86, 149, 1 65
Hellenen
Hellenisch
s. Prophan
77, 88, 90, 1 00, 116, 146, 171 , 174, 181, 196, 203, 2 1 4 (8), 294 (443) Herakleia Perinthos in Thrakien 147, 266 Hellespont
(280) Herakleia Pontike
3 2°
in
Europa
82, 290 (413) 80, 1 08, 176, 187J,
Ibn Bibi
217 (20)
Ignatios v. Antiochien
hl.
Ignatios, Ptr. v . Kpl.
270 (297)
35
77
Ikaria Ikarios
=
Licario
43,
I 1 1J, 244 (167),
247
(174), 285 (3 8 1) Ikonion
121 92, 21 9 (31), 239 (132), 260 (240 ( ) ,
261 (243) 23 5 (1 I3)
222
(50), 264 (259)
Ikonen 2 ( , 5, 44, 2 I I (4). Vgl.
Johannes, B. v. Herakleios, byz. K.
Iberien in Asien Iberien
Ilias
135,�261
(246)
REGISTER
illyrer, -ien ( Albaner, -ien) 75, 123, 135, 138, 192, 262 (252) Inder 273 (320) Indien 66, 82, 296 (450) Indischer Ozean 118 Indos 82, 224 (62) Indos (Dalaman-car) 216 (16) Innozenz ill. , Papst 252 (201), 277 (345) Ionien 1 65, 1 67, 174, 265 (267) Ionischer Dialekt 46, 54 Ionischer Golf 99, 290 (413) Ionisches Meer 119, 126, 138f Iran, -ier, -isch 222 (49), 239 (131f.), 247 (176), 248 (180), 260 (241), 261 (243). Vgl. Abaqa, Chalau Isaak TI. Ange!os, byz. K. 212 (4), 215 (14), 218 (29) Isabella de La Roche, Tochter Guy's 1. 289 (408) Isabella de Villehardouin, TochterWilhelrns TI. 246 (171), 250 (195) Isidoros, Ptt. v. Kpl. 20-22 (mit 107) Ismenos 194 Issischer Golf 164 Italien 8, 17, 80, 106, 112, 176, 219 (33), 290 (413). Vgl. Norditalien König v. Italien 112, 137, 163f, 175, 274 (333). Vgl. KarI 1. v. Anjou Italienisch 246 (174). Vgl. Normannischitalisch Italienerinnen 85 Italier 76f, 139. Vgl. Lateiner Italo-griechisch 10 Ithaka 119, 251 (201) IvajIo s. Lachanas Ivan Asen TI., ill. s. Johannes Asen TI. , ill. Iznik 225 (68) 'Izz al-Din Kay Käwüs 1., Sultan v. !konion 83, 217 (25), 224 (64) 'Izz al-Din Kay Käwüs TI. s. Azatines =
Jacob 1., Kg. v. Aragon 288 (400) Jacob TI., Kg. v. Aragon 263 (255) Jacob TI., Kg. v. Mallorca 288 (400)
Jagd, -personal 91, 122, 233 (104) Jathatines Ghiyäth al-Din Kay Khusraw 1., Sultan v. !konion 42, 71-73, 216 f. (18f., 23, 25), 219 (31) Jaxartes 80, 82, 223 (54) Jeremias 223 (57), 272 (315) Jerusalem 57, 249 (188), 267 (282) Jesus 152 Joannina 251 (201) Joasaph, Mönchsname Johannes' IV. 270 (299) Joasaph, Mönchsname Johannes' VI. 30, 32, 60 Joe! 1 06, 240 (143) Johann 1. de La Roche, Hz. v. Athen 121f, 245 (168), 253 (205) Johannes der Täufer, Kloster des - in Nikaia =
85 Johannes Eleemon d. J. hl. 225 (69) Johannes TI. Kornnenos, byz. K. I, 240 (140), 270 (301), 272 (318) Johannes ill. Dukas Batatzes, byz. K. 42, 74-77, 8of, 83--9 0, 129, 218 (29), 220 (40), 225 (69f.), 226 (74), 227 (76), 228 f. (8082), 230 (86), 233 (108), 235 (1I3), 240 (144) , 257 (226), 267 (287) , 277 (345) Johannes IV. Laskaris. byz. K. 43, 92, 94f, 97, 99, 101f, 1 1 0, 113, 118, 152, 232 (roo), 233 f. (lIof.), 237 (120), 241 (147), 243 (161) , 247 (176), 250 (191), 251 (196) , 270 (299) Johannes V. Palaiologos, by:z. K. 15, 25, 28 (143), 30f., 33, 60 Johannes VI. Kantakuzenos, byz. K., vorher Großdomestikos rof., 17f., 20-25 (mit 104. 107, 109, 123), 28-34, 36, 38-40, 52, 55, 61, 273 (319). Verweis auf seinWerk 223 (59). Vgl. Gregoras : Briefe, Diskus sionen Johannes Lazes Johannes TI. Megas Kom nenos, K. v. Trapezunt 139f, 168, 264 (259) Johannes Ange!os, Herrscher v. Thessaloni ke 226 (74) , 228 (78) =
321
R E G I S TE R
Johannes 1 . (Angelos) Dukas, Hemcher v. Thessalien (Neopatras) 87, 11!}-123, 138, 140, 226 (74), 235 (113), 236 (117), 252f (203, 205, 209), 257 (223), 262 (252), 278 (352), 289 (409) Johannes II. Angelos, Hemcher v. Thessa lien 193, 208, 289 (409), 293 (433 f, 439), 299 (477) Johannes ( Kalojan), bulg. Zar 69J, 214 (9), 215 (12) Johannes (Ivan) Asen II., bulg. Zar 76J, 220 (38), 221 (41), 230 (86) Johannes (Ivan) Asen III., bulg. Zar 130J, 177, 259 (232-23 5), 285 (3 81) Johannes X. Kamateros, Ptr. v. Kpl. 229 (84) Johannes XI. Bekkos, Ptr. v. Kpl. 128J, 145, 149-151, 154, 257 (223 f), 266 (272), 268 (291 f), 269 (296) Johannes XII. Kosmas, Ptr. v. Kpl. 163, 173J, 274 (330), 275 (333), 281 (367f.), 283 (370) Johannes XIII. Glykys, Ptr. v. Kpl., vorher Logothet der kaiserlichen Privatkasse 3 f, 48, 1 64, 204, 207, 275 (33 5, 337), 297 (462) Johannes XIV. Kalekas, Ptr. v. Kpl. 131 5, 17-20 (mit 102) Johannes, B. v. Herakleia Pontike 2f, 8, 57 Johannes Komnenos, EB. v. Bulgarien 21 9 f. (34) Johannes v. Kyparissos 25 (125), 34f. Johanniter 221 (40) Jolante v. Courtenay, lat. Regentin v. Kpl. 1 05, 21 8 (27), 240 (141) Jolante v. Montferrat s. Eirene, Gern. An dronikos' II. Joseph 1. Galesiotes, Ptr. v. Kpl. 118J, 127J, 145J, 250 (192), 256 f. (221), 266 (274), 267 (283, 286) Joseph, B. v. Ganos 23 f. (mit 122 f) Joseph der Philosoph 7, 18 (90). Vgl. Gre goras : Briefe =
3 22
Josephiten, Anhänger des Ptr. Joseph 145149, 266 (279), 267 (283) Josephos Flavius 187 Juden 145 Julian, byz. K. 224 (67) Julius Cäsar s. Cäsar Justin II., byz. K. 29 8 (468) Justinian 1., byz. K. 75J Justiniana prima 75-77, 21 9 f (34) Justinianssäule s. Kpl. Kabasilas Demetrios 5, 26 (mit 136), 40. Vgl. Gregoras : Briefe Neilos 25 (125) Nikolaos 35 (179) Kaffa I Kahrie Djami 12 (68) Kaikias/Kaikos 271 (307) Karro 248 (180) Kaisar, -würde 100, 1 02, 1 05, 1 08, 177, 227 (78), 234f. (I I 3), 277 (348), 286 (382). Abzeichen der - 107 Kaisareia 260 (241) Kaiser, -titel, -würde 75, 227 (78), 235 (II3), 264 (259). Abzeichen/Insignien der Kaiserwürde 7, 86, 98J, 102, 106J, 137, 1 66J, 1 89, 197, 207, 215 (14), 233 (107), 262 (249) Kaiser, röm. 235 (113) Kaisererhebung, -proklamation 69, 89J, 101, 119, 211 (3), 236 (120), 25 1 (195), 262 (249), 274 (332). Vgl. Schilderhebung Kaiserkrönung, -salbung 75, 90, 102, 163, 236 (12of), 274 (332) Kaiserliche Insignien s. Kaiserwürde, Ab zeichen Kaiserliche Kasse, - Schatzkammer 98, 114, 144, 162, 1 67, 170, 177J, 188J, 200, 232 (99), 275 (33 5) Kaiserlicher Klerus s. Klerus Kaisemachfolge 74, 89J, 98, 143, 152, 1 6o, 1 84, 23 5 (U3), 270 (299), 272 (3 18) Kaiserpaläste s. Kpl.
REGISTER
Kalames - Qäläm 1 74, 282 (369) Kalenderreform 5, S I Kaliman II., bulg. Zar 23 1 (95) Kallistos, Ptr. v. Kpl. 22, 26 (1 3 6) Kaloeidas Michael 12. Vgl. Gregoras : Briefe Kalojan s. Johannes Kalli(u)polis (Gallipoli) 77, 17!r181, 221 (41), 286 (382), 287 (388), 294 (443) Kantakuzenos s. Johannes VI. Kappadokien, -isch 71, 1 03, 216 (16) Karaman 281 (369) Karamaniden 260 (241) Karases 1 74, 282 (369) Karasi ebd. Karatay 230 (87) Kardianoi, Stadt der - 77 Karien 71 Karische Küste 135 Karim al-Din 'Alishir 282 (369) Karin 223 (54) KarI !. v. Anjou, Kg. v. Italien (Neapel u. Sizilien) 43 , 112, 125f , 137-139, 153, 242 (158), 246 (171), 248 (1 80), 250 (195), 252 (201), 253 (203), 254f. (214(, 217), 256 (219), 258 (229), 260 (236), 261 (244), 262-264 (252f., 255, 257(), 270 (299), 274 (333), 278 (351) Karl II. v. Anjou, Kg. v. Neapel 139. 1 75f. 264 (258), 274( (333), 283 (374), 284 (378) Karl v. Valois 284 (379). 292 (429) Karmanien 82 Karman(os) Alisurios 174. 281 f. (369) Karthager 108 Karystos 244 (167) Kaspische Pforte 224 (61) Kaspisches Meer 7!rBl, 1 09, 222 ( (49, 53 (), 239 (132) Kassandreia 190f. 292 (425). 293 (43 2) Kassianos 29 (146) Kastamonu 260 (241) Kastilien s. Beatrice Kastoria 87 Katalanen, -isch, katalanische Kompanie.
manchmal Lateiner genannt 43, 1 771 84, 190-195, 208. 260 (239), 282 (369), 284( (3 79), 285( (3 8 1-384. 3 86). 287 (392), 288 (3 98-400, 402), 289 (410), 292 (424f 429. 43 I). 293 ( (435, 439-442), 300 (477) Katalonien 284 (376. 379) Katelanen 279a Katharina v. Courtenay, lat. Titularkaiserin v. Kpl. 274 (333) , 284 (379) . 292 (429) Kaukasus, -pässe 81. 1 09, 222 (50) Kavalla 292 (427) Kavalleriekommandant 296 (455) Kay Käwüs s. 'Izz al-Din K. K. Kay Khusraw s. Ghiyäth al-Din K. K. Kay Qubädh s. 'Alä al-Din K. Q. Kayseri 260 (241) Kaystros 72 Kea 281 (3 66) Kefken Adassi 240 (138) Kelbianos 276 (342) Kelten, -isch 79, 1 08, 115. 1 87, 222 (50), 249 (184. 187). Vgl. Galater Keltogalater 1 1 7f, 249 (184) Kephallenia 119, 251 (201) Kephissos 194, 293 (43 6), 294 (440) Kerkyra 119. 251 ( (201) Khalil, türkischer Heerführer 1 83, 192. 195. 197. 201, 203, 288 (399). 292 (424. 43 I), 294 (443) Kicevo 278 (351) Kiev 232 (96) Kilidj Arslan 261 (242) Kilikien, -r 2, 1 03. 115-117, 1 64. 282 (369) Kilikische Pässe 1 64 Kimmerier 78 Kinnamos Johannes 279 (358) Kinsterna 23 8 (124) Kiptschak 247 (176), 248 (180) Kirche, byz. 14. 18, 3 1 , 39(. 43, 85, 1 07, 119f. 128. 143-149. 151. 157f. 1 68f, 256 (220), 267 (286). 27I f. (3 I3 (), 286 (384). 296 (451). Vgl. Hesychasmus. Palamas. Synode .•
323
REGISTER
Kirchen (Gebäude) allg. 138, 200, 206, 295 (449) ; außerhalb v. Kpl. 85/, 120, 219 (34) ; in Kpl. s. dort Kirchenprovinzen 148 Kirchenstreit 291 (420) Kirchenunion 3, 1 3 f., 17, 32, 43, 58, 126129, 255-258 (215, 217-224, 226-229), 265 (270), 266 (276, 278) , 267 (283 , 286), 269 (294), 281 (368) Kirchliche Ämter 148, 151 Kirchliche (fromme, orthodoxe) Lehre 129, 1421, 145, 147, 157, 159 Kirchlicher Bann s. Exkommunikation Kirke 226 (73) Klaudiupolis 216 (16) Kleinarmenien s. Armenien Kleodemos, Dialogperson 32 Kleriker, Klerus 149-151, 154-156, 159, 1 62, 174; kaiserlicher Klerus 129, 146 Klöster, allg. 120, 148, 158, 169/, 174, 199/, 2°4, 295 (449) ; bestimmte Kl. außerhalb v. Kpl. 86, 90, 121, 173; in Kpl. s. dort. Vgl. Mönche Klokotnica, Schlacht bei - 220 (39) , 230 (86) Kloster s. Klöster Klosterhaft 24 (123), 25 (132) Knidisch 216 (16) Kodinos s. Pseudo-Kodinos Kodratos v. Korinth hl. 57 Köse Dagh 223 (54) Koilesyrien 2 , 83, 118 Kolchis, -ier, -isch 8 , 69, 82, 128, 139, 2II (4). Vgl. Trapezunt Koloman Asen s. Mytzes Komanen (Kumanen) 42, 81, 120, 122, 214 (9), 223 (58 E), 253 (204) ; Skythen ge nannt 70, 76/ Kornes tu stablu 23 1 (93) Komet 113, 247 (175) Komnene Anna s. dort Theodora, Tochter Alexios' I. 212 (4) Komnenenkaiser 1 3 24
Komnenos Ism, Bruder Alexios' I. 234 (1 13) Isaak, Sohn Johannes' 11. 272 (3 1 8) Johannes s. Johannes, EB . v. Bulgarien Konstantin d. Gr., byz. K. 57, 147, 187, 298 (468) Konstantin Laskaris, byz. K. 218 (28) Konstantinopel (Hauptstadt, Kaiserstadt) 1-3 , 6, 8, 10, 12-1 8, 19 (96), 20, 24 (123), 25-27, 30[, 33, 3 6, 42[, 55, 57, 61, 68/, 1°3, 105-107, 109-111, 1 13, 125-127, 147, 157/, 1 63, 168/, 171-173, 177, 201, 206/ , 2 1 1 (4), 214 (9), 216 (19), 218 (27) , 219 (30, 32), 220 (38), 226 (74), 227 (78) , 235 (113), 237 (120), 239 (130), 240 (137, 140[), 242f. (158f.) , 244 (167), 245 (169f.), 246 (171), 248 (1 80), 252 (202), 255 (217), 256 (220), 259 (23 5 f.), 260 (239), 263 (255), 269 (277), 270 (299 f.) , 272 (3 1 5), 273 (327), 277 (3 45) , 283 (373), 285 f. (3 81 f.), 290 (411), 291 (421), 298 (468) , 299 (470) Fora, Arkadiosforum 273 (327) Hafen, Kontoskalion- 298 (468), So phien- ebd. Hippodrom 1 06, 241 (145) Kirchen, allg. 206, 295 (449) Aposte1- 1 68, 206, 271 (305), 298 (468) Blachemen- 129, 151, 269 (296) Georg v. Psamathia 297 (461) Große - oder Hagia Sophia 1 8, 19 (98) , 24 (123) , 25, 27, 61, 149, 1 62, 199, 206/, 265 (272), 266 (279), 298 (467 E) der Gottesmutter zur Quelle 105 240 (139) Paulos- 206, 298 (468) Petros u. Paulos- im Orphanotrophei on 298 (468) Studiu- 162 Klöster Andreas- 149, 155, 199, 268 (287) Chora- 7, 12 (mit 68), 25[ (mit 132), 3 8, 40, 54 ,
REGISTER
10 (55) 199, 295 (449) Christu tu Philanthropu 291 (416) der Hodegoi 155 , 241 (145), 271 (305) von Lips 12 der Pammakaristos 1 73, 281 (368) der Panachrantos 145, 265 (272) Pantokrator- 206, 240 (140), 298 (466) Paschasios- 102 Peribleptos- 204, 256 (221) , 297 (461) Pertzo- 199, 295 (449) Studiu- 273 (323) Christu tu Akataleptu
Christu tu Krataiu
Mauem
1 06, 126, 1 73, 206, 255 (216), 298 (468) Seemauer 126 Orphanotropheion 298 (468) Stadtmauern
Paläste, kaiserliche
1 06, 173, 241 (145), 258 (228), 260 (23 6), 265 (270) Damatrys- 277 (350) Großer - 106, 1 10, 112, 1 1 6, 150, 241 (145) u.
Statuen
Bronzestatuen Justinianssäule Michaelssäule
richs II.
s.
Anna,
freds v. Silzilien
Stadttore
Konsul, römischer
108, 1 87
Kontoskalionhafen
s. Kpl.
239 (132) ; s. !konion 269 (297) Konzil, 6. Allg. Konzil v. Lyon (1274) 43, 244 (165) Kordolinbas 258 (23 0) ; s. Lachanas Korinth, im Altertum 280 (365) ; in Zeit 213 (7). Vgl. Kodratos Korintherbrief 97 Koron 21 3 (7) Kos 77, 246 (171) -
216 (16), 282 (369) - 147
Kozyle, B. v.
Kral
v. Serbien
=
Stephan Uros II. Milu
43, 1 69, 1 851, 1 88-190, 195, 200, 278 (3 5 1, 353), 279 (3 55-357), 294 (4402), 295 (445), 297 (459) tin
=
Krataiukloster
s. Kpl.
276 f. (345) 1 651, 168
Kreter
Kreuzfahrer, -ritter
masse) Konstantinos Angelos, Archont v. Thessa lien
289 (40)
Konstantinos Toichos
Vgl. ltalier, Lateiner
249 (182), 250 (190)
Kreuzzug
1 15-11 7, 249 (182, 185-188) 249 (185) dritter ebd., 267 (282) vierter 2, 36, 234 (112), 270 (299) des Andreas v. Ungarn 250 (195)
erster
zweiter
Ludwigs des Hl. v. Frankreich
255
(215) =
Konstantin Ti
931, 1131, 121)-131, 23 I f. (95-97), 258 (229) ch(omir), bulg. Zar
3 6, 212 (4), 213 f. (6-8), 215 (12), 249 (185-1 88), 270 (299).
Kreuzfahrerstaaten
266 (272) Studiu 273 (323) Xerolophos 1 62, 1 74, 198, 273 (327) Vororte 201 Konstantinopolitaner II, 24. Vgl. Volk(s
Simonis Palaiologi
12, 43 , 1 69, 1 85, 1 88-190, 205, 278f. (3 53, 3 57)
na
Goldenes
Manganen
byz.
s. Johannes XII. Kosmas
Kosmas
Eugenios-
Stadtviertel
1 12, 246 (170)
Konya
Kreta
149, 206, 298 (468) - 106 zur Quelle 1 05, 240 (139) Selymbria- 240 (139)
262 (255)
Konsul, pisanischer - in Kpl.
Kralaina v. Serbien
207, 299 (470) 2071, 298 [ (469, 471) 1 68, 277 (350)
Gem. Johannes' ill.
Konstanze v. Hohenstaufen, Tochter Man-
Kotyaion
Blachemen-
Säulen
Konstanze v . Hohenstaufen, Tochter Fried
Kreuzzugspläne der Päpste
261 (244)
Krim 260 (240) Krimstädte
1
325
REGISTER
Kroisos 142 Kroja 227 (77) Kukullion 232 (98) Kumanen s. Komanen Kuntura 212 (4) Kurzchronik. (bis 1352) 232 (100), 234 (Ul), 237 (I20), 240 (144), 265 (269), 271 (305), 299 (472 f.) Kutahiya 216 (16), 282 (369) Kutrulis Demetrios Michael Angelos Dukas 87, 119J, 1 69, 226 (74), 279 (355) Kyaneai 132 Kydones Prochoros 25 (I25), 3 5 Kypros s . Zypern Kyros d. Ä., Kg. v. Persien 1 08, 142 Kyros ci. J. 1 61 Kypsella 1 82 Kyzikos 155, 198, 257 (228), 287 (392). Vgl. Danie!, B. v. Lachanas (Kordolinbas) Ivajlo, bulg. Zar 130J, 258 (230), 259 (233, 235) Ladig 23 9 (132) Ladislaus IV., Kg. v. Ungarn 278 (3S2) Lajazzo, Schlacht bei - 280 (362) Lakonien, -r 1 02, 113 Lampenos Tarchaneiotes (Georgios?) 54 f. Lamprenos Alexios 298 (466) Lampsakos 75, 221 (41) Languedoc 284 (376) Laodikeia 23 9 (132) Lapithes Georgios 23 (U7), SI, 61 Laranda 2 82 (369) Larissa 227 (78) La Roche, Herzöge v. Athen s. Guy 1., 11., Isabella, Johann I., Otto, Wilhelm Laskarina Eirene, Tochter Theodoros' I. s. Eirene, Gem. Johannes' ill. Eirene, Tochter Theodoros' II. s. Eirene Laskarina Eirene, Tochter Theodoros' 11., in Wirk lichkeit Eudokia l09J, 232 (97), 243 (160) =
326
Eudokia, Tochter Theodoros' I. 217 (27) Eudokia, Tochter Theodoros' 11. 232 (97), 243 (160). Vgl. Eirene Euphrosyne L. Palaiologina Sphrantzena 54 Maria, Tochter Theodoros' I. 21 7 (27) Maria, Tochter Theodoros' 11. s. Maria Laskarina Theodora, Tochter Theodoros' 11., in Wirklichkeit Eirene s. Eirene Theodora, Tochter Theodoros' 11., Gern. des Velicurtus 1 09, 242f. (159) Laskaris Alexios, Bruder Theodoros' I. 74 Isaak, Bruder Theodoros' I. ebd. Konstantinos s. Konstantinos Laskaris, byz. K. Manuel, Bruder Theodoros' I. 219 (32) Michael, Bruder Theodoros' I. ebd., 2S4 (210) Lateiner, -isch ( Westeuropäer, besonders Italier) 9 f., 14, 1 8, 31, 42f., SI, 5 8-60, 69J, 72-77, 1 02-107, 109. 112J, 123-125. 129, 132J, 137, 144, 148J, 153, 160, 172. 176J, 1 84, 1 86, 1 88, 203, 207, 212f. (4, 6), 219 (32), 220 (38), 221 (41), 231 (93), 239 (132), 240 (140), 241 (145), 244 (167), 245 (169), 247 (174), 254 (210), 259 (236). 26S (270), 267 (282), 268 (290), 288 (403). 296 (457), 299 (470). Vgl. ltalier, Genue sen, Katalanen, Kreuzfahrer, Venetianer Lazien 139 Lehrer des Apostels. - des Evangeliums, des Psalteriums 158J, 272 (3 14) Lektor 147J, 266 (279). Vgl. Anagnostes Lembadia 194 Lemnisches Unheil 76, 220 (37) Lemnos, -isch 2, 1 13, 220 (3 7). 246f. (174) Lentza 230 (90) Lesbia 171 Lesbos 2, 77. 246 (171), 247 (174) Leukas 251 (201) Leuktra 102 =
REGISTER
1 65 , 1 67J,
Libadarios
276 (341f.),
277
(348f.) Libro de los fechos
294 (<<0)
80, 1 08, 115, 117, 1 87, 199,
222 (50), 296 (450)
73, 217
Livius
Lochagen (Führer der Lochoi)
97, 112,
1 83, 200, 202 Lochoi (Heeresabteilungen)
269 (293)
Logothet ton agelon
275 (335)
Logothet ton oikeiakon
Lokris
ebd.
Lukas Evangelist
241 (145), 271 (305)
255
142, 161J, 1 67J., 174,
Lyon
v.
Lysimachia
Mäander
264
172, 280 140
Mäandertal
(365)
71, 81, 1 1 6, 135J, 1 64.(., 174, 2U (4)
145
I.
2U (4), 2 1 8 (29)
Komnenos, byz. K.
I f., 227
(78), 234 (U3), 268 (290), 272 (318) v.
Thessalien
Ptr.
NJkaia
v.
229
Manuel
11., Ptr.
v. Nikaia
ebd.
Margarete, Gem. Isaaks 11.
212 (4), 215
Margaritone, Emir v. Brindisi Maria hl.
251 (201)
s. Gottesmutter
Maria v. Courtenay, Gem. Theodoros' I.
Lyon
224 (64), 282 (369) Märtyrer
s. Kpl.
282 (369)
(14)
(262), 276 (342)
Lysandros
(171), 252 (201), 262 (255)
(84)
219 (34)
s. Konzil
(U4f., I I9), 242 (1 56), 245 (169), 246
Manuel l. Sarantenos,
Zypern
135
Sizilien
226 (74), 252 (201)
152
Lykische Küste
v.
225 (70), 234 (1 12), 236
Manuel Angelos, Archont
267 (282). Vgl. Guy I., Hugo IV.,
Lychnidus
86, 99, 101, 1 09,
Manuel
3 5 (mit 179)
Lydien, -r
232 (98)
Mankaphas Theodoros
249 (1 87)
s. Doloikos
v.
239 (13 I), 258 (229),
Manfred v. Hohenstaufen, Kg.
Manisa
(215), 256 (219), 290 (412)
Kg.
Mandyas
Manganen
194
Ludwig v. Blois
Lulcian
221 (40) , 277 (345)
260 (241)
164, 275 (335)
Ludwig der Hl., Kg. v. Frankreich
238 (125)
284 (3 76, 379)
Mameluken, -isch
1 64, 204, 275 (335) Logothet tu geniku 204, 297 (463) Lombardei 75, 1 85J , 1 88, 190 Lokrer, ozolische 120 epiknemidisches
243 (159)
Makry Plagi, Schlacht bei Malta
Logothet tu dromu
Lukasevangelium
269 (297)
24 (123)
Makrenos, byz. General Mallorca
202
Logothet der sekreta
Lusignan
79, 81, 115
v. Antiochien
Makedonien, -r, isch 223 (56)
s. Kpl.
opuntisches
Ptr.
2, 42, 70, 75-77, 81, 87, 99J., 1 04, 108, 120, 135, 138, 147, 1 60, 1 82, 190-192, 195J., 228 (80), 278 (351)
(24)
216 (16)
Lothringisch
102, 238 (124)
Maiotischer See
Makarios, B. v. Serrhes
Liegnitz, Schlacht bei Lips-Kloster
Mama
Makarios,
s. Ikarios
Lietor
2 3 3 ( n o) ,
237 (120), 282 (369)
Libyen, -r, -ysch Licario
85, 101J. , 170J., 174,
Magnesia
73J. ,
2 1 8 (27)
MariaJRita v. Kleinarmenien, Gem. Micha eIs IX.
1 64, 191, 208,
276 (338). Vgl.
Xene Maria Laskarina, (erste) Gem. Nikephoros'
I.
v. Epeiros
Marica
87, 91 , 94. 130
42, 220 (39)
Marienikone
241 (145), 271 (305). Vgl.
Hodegetria
327
REGISTER
Marius Gaius, röm. Konsul 80 Markesina Markgräfin Della Fricca 86, 225 (71), 226 (73) Markgraf, Bedeutung des Titels 187J Markgraf Bonifaz v. Montferrat s. dort Markgraf Demetrios v. Montferrat s. dort Marktaufseher 174 Maroneia 190 Marseille 290 (413) Martin IV., Papst 261 (245), 263 (255) M�um 28, 127 Massageten 79, 81, 1 08, 170, 174, 180-18z, 184, 222 (49), 279 (358). Vgl. Alanen Mas'ud s. Melik Matclläusevangelium 97, 152, 158, 16J Matthaios Kantakuzenos, byz. Mitkaiser 22, 25, 30 (mit 15 1), 49 Matthaios, B. v. Ephesos 23, 24 (122f.) Matthieu de Mons 242 (159) Maurische Völker 118 Maurozomes Manuel 211 (4) Maximian, röm. K. 55 Maximos 11., Ptr. v. Nikaia 229 (84) Medien 82, 1 08, 294 (443) Megara 194 Megas Dux 177, 184, 187J, 234 (111), 244 (167), 254 (210), 286 (3 8 1 f.), 288 (401) Megas Komnenos 211 f. (4) Megas Kyrios 187, 290 (412). Vgl. Groß kyrios Megas Primikerios ebd. Vgl. Großprimikerios Mehmed Aydinoglu 282 (369) Melanchlainoi 79, 222 (49) Melik (Konstantinos) Ghiyäth al-Dm Mas'ud 11., Sultan v. Ikonion 1 0J, 1JJ, 239 (132), 26of. (240-243) Melik (Isaak), Führer der Turkopulen 192, 195, 292 (424), 295 (444) Melissenoi 23 5 (113), 300 (477) Meliteniotes Konstantinos 129, 151, 257 (228) =
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=
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32 8
Melnik 228 (80) Memoire d'Ogier 242 (158), 244 (165, 167), 247 (174), 250 (193), 251 (199), 252 f. (203, 205), 254 (210, 212), 255 (217), 257 (223) Mentesche 282 (369) Merkurios hl. 55 Mesazon 150, 1 88, 232 (99), 269 (294), 291 (416), 297 (463) Mesembria 9J, 247 (176), 258 (229) Mesiteuon 2]2 (99), 269 (294) Mesopotamien 82, 223 (54), 224 (60) Mesopotamites Konstantinos 219 (33) Mesothynia 23 1 (91) Messalianismus 16 Messina, Meerenge von - 176, 283 f. (375) Methodios 11. , Ptr. v. Nikaia 229 (84) Methone 213 (7) Metochites Georgios 129, 151, 257 (228) Nikephoros 2, 4, 45. Vgl. Gregoras : Briefe Theodoros 2, 4-7, 9 f., 12f. (mit 71), 26, 45-47, 50, 54, 164, 204, 249 (1 84), 257 (228), 269 (293), 275 (335), 278 (353), 289 (407), 291 (416), 297f. (463, 465). Vgl. Gregoras : Briefe Metrophanes 21. Vgl. Gregoras : Briefe Metropolitansitze 151 Metropoliten 32f., 147, 156J, 243 (164). Vgl. Bischöfe Metropolitien 148, 200 Michael, Kloster zum hl. - am Bosporos 127, 256f. (221) Michael VIII. Palaiologos, byz. K. 2 f., 13, 42f., 88, 91-9J, 97-144, 149, 151J, 168, 220 (40), 226 (74), 228f. (80), 230f. (91, 93), 233 f. (104, 106, I09 f.) , 23 5 f. (113 f.), 237 (120), 238 (124), 239 (130), 240 (140, 142, 144), 241 (145-147), 242 (156, 158), 243 (160, 164), 244 (167), 245 (169), 247 (176), 248 (1 80), 250 (191, 195), 251 (196), 252f. (202f.), 254-256 (212, 214f., 217, 219f.), 257 (222f., 228), 258 (229),
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259 (232-236), 260 (238), 261 (242, 244f.), 263 (255, 257), 264 (259-261), 265 (268270), 266 (278f.), 269 (294), 272 (319), 273 (322), 275 (333), 277 (345, 349) , 279 (3 55), 285 (381), 286 (384), 290 (414) Michael IX. Palaiologos, byz. K. 149, 163J, 1 70J, 179, 181-185, 196J, 200J , 208, 268 (288, 290), 274f. (332(), 276 (33 8), 287 (3 8 8 (), 292 (426), 295 (445), 299 (472f.) Michael I. Angelos Komnenos Dukas, Herrscher v. Epeiros 69, 75, 87, 212 (4), 226 (74) Michael II. Angelos, Herrscher v. Epeiros 87J, 90J, 99-101, 104, 108J, 113, 119, 213 (4), 226 (74(), 227f. (78), 234 (1 12), 236 (II4(, II7() , 238 (123), 242 (156, 158), 251 (199), 252 (201), 278 (35 1), 279 (3 55) Michael Asen, bulg. Zar 90J, 93, 230 (86, 8 8 f.), 23 1 (95() Michael Kerullarios, Ptr. v. Kpl. 291 (420) Michael IV. Autoreianos, Ptr. v. Nikaia 229 (84) Michael, Synkellos v. Jerusalem 57 Michaelssäule s. Kpl. Milutin s. Stephan Uros II. Milutin Mistra 238 (124) Mitkaiser 251 (199) , 262 (249), 268 (288) , 274 (332), 299 (472) Modon 213 (7), 280 (362) Mönche, Mönchtum 7, 10, 16(, 26, 32(, 96, 102, 111, 1 1 8, 147, 15�158, 162J, 174, 185, 243 (164), 266 (278), 271 f. (305, 3 10(, 3 13), 273 (323), 281 (368), 297 (462) Mönchsgewand, -kleid, -kutte 12, 23, 30, 94, 137, 146, 158, 1 63, 175, 204, 232 (98), 262 (249) Möngkä TemÜI, Khan der Mongolen 223 (54), 248 (180) Mohammed II. 298 (468) Mohiebene, Schlacht in der - 223 (56)
Moldau 260 (240) Mondeklipsen, -finsternisse 8, 9 (42), 118, 121 Monembasia 102, 23 8 (124) Mongolen, -isch (Skythen genannt) 42, 78, 80-83, 92, 1 °3, 113J, 115, 131, 133J, 140, 144, 165, 170J , 192, 221 (43), 222( (53-56), 224 (60), 23 1 (96), 239 (131 (), 247 (176), 254 (215), 259 (233), 260 (240), 261 (243), 279 (358), 281 (369) Monotheletisch 269 (297) Mons s. Matthieu de Mons Montferrat, Markgrafen v. Bonifaz s. dort Demetrios s. dort Johannes I. 289 (410) Jolante s. Eirene, Gem. Andronikos' II. Theodoros s. Palaiologos Theodoros Wilhelm VI. 268 (289) Morea 246 (172) Morosini Ruggiero 280 (362) Mundschenk 1 65, 265 (268). Vgl. Pinkernes Muntaner Ramen 285 (379) , 286 (386), 287 (389, 393), 288 (398, 401 f.), 292 (43 1), 294 (440) Muzalon Andronikos 96, 233 (104) Georgios 94-96, 149, 232 ( (99, I03 E), 267 (287) Theodoros, Großlogothet 150, 269 (293 () Theodoros, Protokynegos 96, 233 (104) Myser, Beute der - 75, 220 (36) Mysien 75J, 81, 1 74, 271 (307), 282 (369) Mytzes Koloman Asen, bulg. Zar 93, 130, 228 (80), 230 (86), 23 I (95) =
Narzotto Dalle Carceri, Trierarch v. Euboia 244 (167) Naupaktos, Metropolit v. - 147 Nauplion 213 (7), 245 (169), 253 (205) Navarra 284 (376) Navigajoso 247 (174) 329
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Neai Patrai, Neopatras 121f, 257 (223), 300 (477) Neapel 246 (171), 283 (374), 290 (413) Neapolis (Kavalla) 292 (427) Negroponte 244 (167) Nemanjiden 231 (96) Neokastra 276 (342) Neopatras s. Neai Patrai Neophytos, B. v. Philippi 24 (123) Neues Rom, Neurom I, 147 Neutroja 137 Nikaia, -äisch 2, 42, 69, 73, 77, 85, 88, 91, 93, 101, 1 03, 1 06, 116, 131, 216 (16), 220( (40(), 225 (68 (, 72), 226 (74), 227 (78), 228 ( (80f), 23 1 (91), 237 (120), 278 (351), 295 (443) Kirche des hl. Antonios 85 Kirche u. Kloster des hl. Gregorios Thau maturgos 225 (72) Nikephoros I. Angelos, Herrscher v. Epei ros 87f, 91, 94. 1 09, 1 19f, 129f, 147, 228 (78), 242 (158) , 252 (202), 257 (223), 258 (229), 262 (252), 274 (333), 290 (414) Nikephoros 11., Ptr. v. Nikaia 1 03, 238 (128), 241 (147) Nikephoros, B. v. Ephesos s. Nikephoros 11., Ptr. v. Nikaia Nikephoros Mesazon s. Churnnos Nikephoros, Philosoph u. Rhetor 56 Niketas Choniates I, 2II (4), 213 (6), 215 (10, 14), 217 (23), 218 (29), 223 (58), 233 (107), 241 (146), 249 (185), 270 (301), 271 (3 11), 272 (318), 284 (377), 299 (470) Niketas David 270 (297) Nikolaus ill. , Papst 255 (217) Nikolauskloster aufProikonesos 243 (165) Nikomachos v. Gerasa 49 Nikomedeia 3, 56, 219 (32) Nikopolis (Thema) 212 (4), 251 (201) Nikosia 267 (282) Nil 68 Niobe 136, 261 (247) Niphon, Ptr. v. Kpl. 198-200, 204, 295 f. (449, 453), 297 (459f.) 3 3°
Nis 219 (34) Nogai, tatarischer Emir 140, 247 (176), 259 (23 3, 235), 264 (260) Nonnen (Frauenklöster) 121, 199 Nonnos 296 (452) Norditalien 254 (215) Nordserbien 232 (96) Normannen, -isch 249 (187) Normannisch-italisch 227 (75) Nymphaion 89, 133, 1 62, 229 (81), 237 (120), 240 (142), 261 (242) ; Friede v. 245 (169), 277 219 (3 1) ; Vertrag von (345) -
Oberstallmeister 296 (455) Ochrid s. Achrida Ögädey, Dkhän v. Iran 222f. (53, 56) Östlicher Reichsteil, östliches Reichsgebiet, Osten 69, 71, 81, 87f, 91, 116, 1 62, 1 73. Vgl. Kleinasien Olymp in Bithynien 72, 85, 150, 174 Olymp in Griechenland 120, 192f Opuntisches Lokris s. Lokris Orakel, -spru(e)ch(e) 136f, 141J., 208, 224 (63), 262 (249), 264 (262) Oreos 244 (167) Orestias 70, 179, 214( (10). Vgl. Adrlanopel Orion (Stern) 100 Orontes 118 Orphanotropheion s. Kpl. Orsini Maio 251 ( (201) Riccardo 252 (201) Orvieto, Vertrag v. 263 (255) Osman s. Atman Osmanen, -isch 2, 211 (4), 217 (21), 282 (369). Vgl. Türken Ossa 192f Osterberechnung, -datum 5, SI. Vgl. Kalenderreform Otto de La Roche, Hz. v. Athen 253 (205), 293 (437) Oxos 81 -
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Ozean 79, 81 ; in die Tiefen des Ozeans 151 Ozolische Lokrer s. Lokrer Pachomios 140J Pachomiu ebd. Pachymeres Georgios 4, 41. Verweise auf sein Werk 228 (80), 231 (91, 93, 95), 232 (97, 100, 103), 237 (120), 238 (129), 240 (137, 142), 241 (145), 242 (157-159), 243 (161, 164), 246 (170), 251 (196), 252 (202), 253 (205), 254 (210, 212), 257 (222), 258 (230), 259 (236), 265 (268270), 266 (278f.), 270 (299), 273 (324), 275 (334-336), 276 (340, 342), 277 (350), 279 (353 f., 3 58), 280 (361f.), 283 (370, 372, 374), 285 (3 79, 3 82), 287 (3 88f., 392) , 288 (397-399), 289 (407), 294 (443) Paionien Ungarn 119 Palästina, hl. Land 1°3, 115, 117, 239 (131) Palaiokastron 282 (369) Palaiologenkaiser 208 Palaiologina Anna, Tochter der Eulogia s. Anna, Gern. Nikephoros' I. v. Epeiros Anna, Tochter Michae1s VIII 226 (74), 279 (355) Anna, Tochter Michae1s IX. 276 (33 8) Eirene, Tochter Michae1s VIII s. Eirene Palaiologina Eirene, uneheliche Tochter Andronikos' 11. 193, 208, 289 (409), 293 (434) Eirene (Euphrosyne), uneheliche Tochter Michaels VIII 264 (260) EirenefEulogia s. Eulogia Eudokia, Tochter Michae1s VIII 140, 1 68 264 (259), 278 (351) Eulogia (Eirene), Schwester Michaels VIII 129, 149, 242f. (I58 f.), 258 (229), 266 (279), 267 (287), 275 (333), 290 (414) Euphrosyne, uneheliche Tochter Mi chae1s VIII s. Eirene Maria (Martha), Schwester Michae1s VIII 252 (203), 265 (268) =
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Maria, Tochter der Eulogia 12!r131, 258 (229) Maria, Tochter desJohannes (3) 298 (464) Maria, uneheliche Tochter Michae1s VIII. 247 (176) Simonis s. Kralaina Theodora, Mutter Michaels VIII. 98, 228 (80) Theodora, Tochter der Eulogia s. Rau1ina Theodora Theodora, Tochter Michae1s IX. 276 (338) Palaiologopolis 262 (250) Palaiologos Alexios, Schwiegersohn Alexios' ill. 98, 227 (78), 228 (80) Andronikos, Schwiegersohn Theodoros' I. 227 (78) Andronikos, Sohn des Johannes (I) 233 (104) Andronikos, Vater Michaels VIII 98, 220 (40), 228 (80), 233 (108) Dernetrios, Sohn Andronikos' 11. 14, 185, 188, 190, 289 (406) Johannes (I), Bruder Michae1s VIII 100, 102, 120-125, 233 (104), 235 (113), 242 (158), 254 (212) Johannes (2), Sohn Andronikos' 11. 185, 188, 290 (41 5 f.) Johannes (3), Sohn des Konstantinos Porphyrogennetos 6, 204J, 286 (382), 298 (464) Konstantinos, Halbbruder Michaels VIII 100, 102, 235 (113), 238 (125) Konstantinos Porphyrogennetos, Sohn Michaels VIII 160-162, 164, 166, 169, 204, 272 (3 17), 273 (320, 322, 324), 286 (382), 298 (464) Konstantinos, Sohn Andronikos' 11. 149, 184, 268 (288) Manuel, Sohn Michaels IX. 276 (33 8) N. N., Sohn des Johannes (3) 298 (464) Theodoros, Sohn Andronikos' 11. 185J, 1 88, 190, 289 (406, 408, 410), 291 (421) .
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Theodoros, Sohn Michaels VllI. 1 67, 277 (349). S. auch Philes Palaiologos Palamas Gregorios 14-25 (mit 84, 90), 27-35 (mit 143), 38, 40, 58-60. Vgl. Gre goras : Diskussionen Palamasgegner s. Antipalamiten Palamas-, palamitische Kontroverse 27, 3 8, 41 Palamismus, palamitische Lehre 7 (30), 15 (84), 19 (96), 24, 28, 31 f., 3 8, 61, 272 (3 13) Palamiten, -isch 15, 20-22, 25, 27, 32, 34 (171), 39f., 59 f. Palast in Adrianopel 208 Palast in Kpl. s. Kpl. Palladios 225 (68) Pallene, Landenge 292 (425) Pammakaristoskloster s. Kpl. Pamphylien 1 1 6, 134 Panachrantoskloster s. Kpl. Panhypersebastos 2°4, 298 (464) Pantokratorkloster s. Kpl. Paphlagonien 120, 122, 134, 1 74, 261 (245), 282 (369) Papst 13, 3 1, 126, 129, 149, 257 (223), 261 (244), 268 (290) Paradynasteuon (mitregierender Minister) 150, 232 (99), 269 (294) Parnassos 120, 194 Paroikoi 272 (3 15) Paroimiographen 220 (37) Parthen, -isch 82, 187 Partitio Romaniae 213 (6f.) Parysatis 1 61 Paschasioskloster s. Kpl. Patriarchat v. Antiochien 24 (123) Patriarchate 126j Patriarchenwahl 90, 147, 198, 266 (279) Patriarchenwürde, Abzeichen 174 Paulos, Lehrer der Briefe des hl. - 159 Paulos, lat. B. v. Smyma 3 1 f. Pauloskirche s . Kpl. Pelagonia, Schlacht bei - 43, 235 (II3), 237 (120), 238 (124f.), 243 (160), 252 (203), 278 (351) 3 32
Pelasgen 119, 186, 208j Pelasgischer Golf 123 Peleion 192 Peleus 145 Pelopidas 126 Peloponnes, -isch 43, 48, 69, 71, 99, 1 01j, 1 °9, 113, 122, 128, 1 87, 192, 212 (4), 213 f. (7), 232 (97), 234 (I I2), 237 (120), 238 (124f.), 242 (159), 246 (173) Peloponnesischer Krieg 280 (3 65) Penelopes Gewebe 129 Pepagomenos Georgios 8 f. Vgl. Gregoras : Briefe Nikolaos 49. Vgl. Gregoras : Briefe Pergamon 282 (369) Peribleptoskloster s. Kpl. Perser, -isch (im Altertum u. in frühbyz. Zeit) 1 08, 142, 1 87, 264 (262), 265 (267). 299 (469) Perser, -isch Seldschuken, Türken 7173, 77, 821, 171 Persien 78 Persischer Golf 118 Pertze, byz. Familie 295 (449) Pertzekloster s. Kpl. Pescatore s. Enrico Pescatore Pescennius Niger, röm. K. 266 (280) Peter v. Courtenay, lat. K. v. Kpl. 240 (141) Peter lli., Kg. v. Aragon 255 (217), 263 (255) Petraliphaina Theodora s. Theodora Pe traliphaina Petraliphas, Geschlecht 227 (75). Vgl. Aliphas Petros u. Pauloskirche s. Kpl. PetiiI Asen, bulg. Zar 214 (9) Pfarrgemeinden 272 (3 1 5) Phakrases Georgios 3 1 Philadelphia 1 67, 174, 1 77, 2 1 1 (4), 216 (16), 218 (29), 282 (369), 286 (384) Philanthropenos Alexios 244 (167), 253 (209), 285 (381), 296 (455). Vgl. Gregoras : Briefe =
REGIS TER
Alexios Tarchaneiotes 144, 449, 1651 68, 170, 276 (340, 3 42, 348), 282 (369) Philanthroposkloster s. Kpl. Philes Alexios 243 (159), 258 (229) Manuel 293 (434), 298 (464) Philes Palaiologos 200-202, 296 (455) Philipp v. Anjou 246 (171) Philipp v. Courtenay 246 (171), 274 (333) Philipp v. Tarent 275 (333), 290 (414) Philippa v. Kleinarmenien, Gem. Theodoros' I. 217f. (27, 29) Philippi 88, 228 (80) Philippos, Kg. v. Makedonien 108 Philomilion 2 Philotheos, Ptr. v. Kpl. 25 (125), 28 (143), 29 (I46), 3 3 Phönikien, -r 83, 1 03, 115, 117f Phokäer 194 Photianer 270 (297) Phrygien 72, 81, 135, 1 74 Pindar 224 (67), 266 (274) Pinkemes 265 (268). Vgl. Mundschenk Piraten, -erie (Seeräuber, -rei) 132, 153, 176, 181, 220 (40), 252 (201), 253 (207), 277 (345), 284 (376), 287 (391) Pisaner, -isch 112 Pisidien, Metropolit v . - 243 (164) Planktai 132 Plataeae 194 Platäensisch 45 Plato 3 , 10, 35, 46, 66, 196f, 264 (265), 295 (444) Platonisierend 3 5 (179) Platonismus 4 Plejaden 90 Plinius d. Ä. 216 (I6) Plutarch 79, 221 (47f.), 222 (50), 242 (ISS), 270 (304), 273 (320f.) Podesta 1 12, 2°3, 245f. (169f.) Polybios 2I7 (24), 241 (154), 284 (375) Pompeius Magnus 108 Pontische Küste 81, 135 Pontos Euxeinos s. Schwarzes Meer -
Porphyrgeborener, Porphyrogennetos 272 (3 I 7). Vgl. Palaiologos Konstantinos Porphyrgemach 272 (3 17) Potidaia 292 (425) Prespa 87 Priene 174 Priester, -schaft, -stand 96, 1 02, 147, 152, 155, 159, 162f, 174, 178, 199, 201, 230 (87). Vgl. Kleriker Prilapos, Prilep 88, 279 (356) Prima Justiniana s. Justiniana prima PrimatdesPapstes 126f, 256 (220), 265 (270) Prinitza 238 (125) Prinkeps 187 Privatschule, -n 7 (mit 29) Prodromoskloster in Prusa 225 (68) Profan (im gr. Text: hellenisch) 1 1 8, 129, 1 63f Proikonesos 111, 243 (165) Proklos 40 Prokopios I, 242 (157) Prophezeiungen 118, 128, 141, 1 74f, 208. Vgl. Orakel Propontis 1 04, 173 Protagoras, Dialogperson 32 Protokynegos 96, 233 (104) Protosebastos 233 (104), 296 (450). Vgl. Gregoras : Briefe Protostrator 3 1, 200, 233 (104), 254 (210), 273 (324), 296 (455) Protovestiarissa 267 (287) Protovestiarites 1 65, 276 (341) Protovestiarios 94, 194, 232 (9), 233 (104), 267 (287), 269 (294), 273 (322), 276 (341) Provenlj:alisch 249 (1 87) Prusa 85, 216 (16), 225 (68), 268 (291) Prytaneion, -anen 233 (uo) Psalmen 73, 129, 135, 159, 201, 240 (135) ; Lehrer der 158f Psellos Michael I Pseudo-Alexios II. 270 (299) Pseudo-Johannes IV. ebd. Pseudo-Kodinos 260 (23 8), 269 (293), 275 (335), 276 (341), 291 (416) -
333
REGISTER
Pseudo-Plato, Paroimiograph 254 (210) Pseudo-Plutarch, Paroimiograph 241 (149) Ptolemaios Claudius 6, 49, 51, 61, 1 87, 293 (436) Pydnos 119 Pyrgion 282 (369) Pythia 224 (63) Qäläm s. Kalames Qalä'un, Sultan v. Ägypten 248 (180) , 250 (190), 260 (241) Quadrivium 7 Quelletor s. Kpl. Räubersynode 23, 27, 29, 59. Vgl. Synode Ratislav Michailovic 231 (96) Raul 267( (287) Alexios 267 (287) Johannes 149, 267 (287), 273 (322) Raulina Eirene 1 61j, 273 (322) Theodora 149, 155, 266 (279), 267( (287) Regnorum libri 240 (143) Rekaphortos Bemat (Berenguer) de Rocafort, Katalanenf"ührer 183j, 288 (400) Rex 1 87 Rhabduchos 217 (24) Rhegion 104 Rhein 115 Rhetorik 9, 233 (IlO), 272 (3 1 5), 288 (400) Rhodope 90, 190, 230 (86) Rhodos 77, 113, 220f. (40), 247 (174) Rhomäer, -isch 36, 264 (259), 299 (469) u. passim im Übersetzungstext Rhyndakos 219 (31) Richard Löwenherz 267 (282) Rita v. Armenien s. Maria, Gem. Michaels =
IX.
Robert v. Courtenay, lat. K. v. Kpl. 73j, 1 05, 218 (27), 240 (141) Rocafort s. Rekaphortos Römer, -isch I, 6, 10, 56, 1 87, 217 (24), 275 (336), 290 (413) 3 34
Römerreich 1 Roger de Flor s. Rontzerios Rom 1, 1 08j, 187; Sitz der Päpste 3, 13 f., 127, 256 (220), 267 (283) Romanos ill. Argyros, byz. K. 297 (461) Rontzerios Roger de Flor (del Fior), Katalanenf"ührer 176-1 80, 284 (376, 379), 285f. (3 81-3 84), 287 (3 8 8 f., 392) , 288 (400f.) Rosonsules Hugo le Rousseau de Sully 138j, 262 (253) Rukn al-Dm Süleymänshah 216 (19) Rukn al-Din, Bruder Kay Käwüs' ll. 230 (87), 239 (1 32) Rum 239 (132) Rusokastron 298 (464) Russen, Metropolit der 28 Russisch, Rußland 187, 279 (358), 290 (4Il) =
=
-
Sabas Theodoros 2Il (4) Saint-Omer, v. Bela 293 (437) Nicolas ill. ebd. Samos 77, 246 (171) Sangarios 240 (138), 282 (369) Santorin 281 (366) Sanudo 254 (209) Sapientiae liber 240 (136, 143) Sarchanes Sarukhan 174, 282 (369) Sarmaten 79, 222 (50) Sasan Säsä 174, 282 (369) Satan 145. Vgl. Teufel Satrap, -en 82, 1 °4, 134, 1 61, 173, 1 87 Satrapien 133, 135 Sauromaten 79, 81, 222 (49) Schilderhebung 90, 101, 229 (83), 236f. (I2of.). Vgl. Kaisererhebung Schisma des J. 1054 268 (290) Schrift Hl. 29 (mit 149) , 129, 145, 150 Schwarzes Meer (im Gr. Pontos Euxeinos) 2(, 1 05, 115, 132j, 1 72, 2Il (4), 216 (16), 260 (236) Schwarzmeergebiet 260 (236) -
=
=
REGIS TER
Schwarzmeerhäfen 247 (176) , 258 (229) Scriptores Historiae Augustae 21 4 (10) Sebaste 223 (54) Sebastokrator 100, 102, 120-122, 138, 140, 234( (113), 242 (158), 252 (203), 257 (223) , 277 (349) Sebastokratorenherrschaft in Thessalien 193 Sebastokratorenwürde 120, 252 (203). Abzeichen der - 102 Sebastopolis 279 (3 58) Sebenico I Seemauer s. Kpl. Seeräuber, -rei s. Piraten Seldschuken 42, 211 (4) , 216 (16) , 217 (21) , 223 (54) , 224 (60, 64), 239 (132), 282 (369). Vgl. Perser, Türken Seleukeia 2 Selloi 271 (311) Sely(m)bria 144, 265 (269) Selymbriator s. Kpl. Seminara 10 Senachereim 212 (4) Senachereim Angelos 196, 294( (443) Senat 97, 100, 1 02, 1 12, 144, 149f, 1 87, 200, 234 (110) Septimius Severus, röm. K. 266 (280) Septuagint 272 (315) Serben, -ien, -isch 2, 6, 13 , 43 , 223 (56), 23 1 (96), 250 (195), 253 (206), 254 (215) , 273 (322), 278 (351) , 279 (356), 291 (421), 297 (459). Vgl. Kral, Kralaina, Triballer Seriphos 281 (366) Serrhes 228 (80) ; s. auch Makarios B. v. Servia 230 (90) Sestos 77 Settepozzi 238 (125) , 245 (169) Sguros Leon 227 (78) Sikyon 123 Simonie 22 (113), 297 (460) Simonis Palaiologina s. Kralaina Sinope 2, 260 (241) Sirach 240 (136, 143) Sirmium 1
Sitzichas Dschingis Khan 80, 222 (53), 224 (62) Siwas 223 (54) Sizilianische Vesper 255 (2 17) , 263 (255. 257) . 283 (374) Sizilien, -r, -isch 10, 43 . 86. 99. 126, 138f. 1 75-177. 1 87. 225 (70) . 246 (171 ) , 251 ( (201), 254f. (214(, 217). 262f. (255), 264 (258) , 283 (374) Skopje 23 1 (96) . 278 (351) Skutariotes s. Theodoros Skutariotes Skyllaion 1 75 Skythen, -isch 75. 7�0. 214 (9) , 220 (35), 22 1 (43 () . 222 (49 () , 223 (58). 288 (397). Vgl. Komanen, Mongolen Skythische Berge 80, 223 (54) Skythische Wüste 70, 21 5 (1 3) Smyma 3 1. 174 Sobesos 216 (16) Söldner 72. 253 (204) Sogdianer, -isch 81 Soldatengüter 170 Solon 8 Sonneneklipsen, -finsternisse 8 f. (mit 42). 12 (mit 67) , 50f., 250 (194) Sophienhafen s. Kpl. Sophisten 9 Sosandra 85. 89, 96. 224 f. (68), 229 (81) Sozopolis 1 63, 1 73 Spanier, -isch 149, 222 (50) . 268 (289) . 290 (41 3) Sparta 102, 238 (124) Spartaner, -isch 45, 1 72. 280 (365) Spetzai 238 (125) , 245 (169) Spinola 186 Argentina 289 (410) Opicinus ebd. Sprichwo(e)rt(er). -lich(e Redensart) 70. 75. 85, 93, 1 1 0. 155. 215 (13), 220 (37) , 224 (63 , 66f.) . 23 1 (94) , 239 (130) . 243 (163) . 254 (210) . 261 (246) , 264 (265) . 265 (267), 267 (284f.), 270 (303). 271 (312) , 276 (343) . 277 (346f.), 280 (364). 284 (377). 286 (387). 291 (418). 295 (448) , 297 (458) =
335
R E G I S TER
Staatskasse 153, 233 (IIO). Vgl. Kaiserliche Kasse Stadtmauern s. Kpl. Stadtpräfekt v. Kpl. 235 (1I3) Stephan Dragutin 278 (351) Stephan I. Nemanja ebd. Stephan II. Nemanja, Kg. v. Serbien 231 (96) Stephan Uros 1., Kg. v. Serbien 250 (195), 273 (322), 278 (351) Stephan Uros II. Milutin s. Kral Stephan Uros ill. Decansk, Kg. v. Serbien 6 Sterne 141. Vgl. Astrologie, Astronomie Steuerbeamte, Steuern 154, 170 Stip 278 (351), 279 (356) Stobaios 239 (130) Strabon 284 (375) Strategen (AnHihrer v. Heeresabteilungen) 122, 135, 140, 1 82, 196 Strategopulos Alexios 100, 102, 1°4-1°9, 235 (II3), 237 (120), 238 (123), 241 (152), 273 (324), 286 (382) Michael 1 62, 164, 1 66, 273 (320, 324) Struga 219 (34) Studiukirche, -kloster u. -viertel s. Kpl. Strymon 77 Südrußland 248 (180) Sully s. Rosonsules SuveS 216 (16) Svetoslav Theodor Svetoslav, bulg. Zar 1 69, 278 (352) Symeon Neos Theologos 16 Synesios v. Kyrene 6, 3 5, 52, 62 Synodalverurteilung des Palamas 18 Synode allg. 157 im ]. 1054 291 (420) im ]. 1258 251 ( 196) im ]. 1264 1 1 0j, 243 (164) im J. 1265 244 (165), 266 (275) im ]. 1274 127, 257 (233) im ]. 1282 (in Atramyttion) 146 =
im ]. 1283 (in der Blachemenkirche) 151j, 269 (296) im ]. 1285 268 (292), 269 (296) im ]. 1293 1 63, 273 (320) im ]. 1 3 1 8 209 im ]. 1341 14 ( , 17 im ]. 1347 20 im ]. 1351 23-25 (mit I I4, 123 , 125), 27f. (mit 143), 33, 3 8-41, 59. Vgl. Räubersynode Synode in Neopatras im ]. 1277 257 (223) Syr-darja 223 (54) Syrer, -ien 103, 115, 117, 249 (188) Tabor, -licht 16 f , 32, 60. Vgl. Gregoras : Diskussionen Tagaris Manuel 288 (401) Tagliacozzo, Schlacht bei - 284 (376) Tainaron 1 02 Tanais 79, 81, 115, 187 Tantalos, -felsen 1 72, 280 (364) Tarchaneiotes Alexios s. Philanthropenos Andronikos 252f. (203) Michael s. Glabas Tarent 290 (413) Tarsos 2 Tataren 221 (43), 247 (176), 279 (358) Taurosgebirge 81, 103, 281 (369) Tauroskythen 81 Taxiarchen (Anf"ührer v. Heeresabteilungen) 72, 97, 200, 202 Telchinen 1 08, 241 (ISO) Teleboga s. Telepugas Telephos 220 (36) Telepugas Teleboga, Khan der Goldenen Horde 80, 222 (53), 223 (55) Tempe 193 Templer 284 (376) Tengi Sirdara 224 (61) Tentzas Pirinkerios Berenguer de En ten!?, Katalanenführer 177, 181, 183j, 285f (382f), 287 (391, 393), 288 (400402) =
=
REGISTER Temobos Terteres
=
=
77, 93
Tillnovo
Theotimos, Dialogperson
Georg I. Terter, bulg. Zar
131,
169, 259 (234 f.) 278 (351) Teufel 145, 148. V gl. Satan Teutonen 79J, 221 (48), 222 (50) Tetovo
Thamar
s. Angelina, Asane
2 I I (4)
Thamar v. Georgien Thasos
2
Thebaner, Theben
im Altertum 280 (365) in byz. Zeit 122, 1 87, 1941, 245 (168), 290 (412), 293 (437), 294 (441) Thema(ta) 212 (4), 251 (201) Theoderich d. Gr. 242 (157) Theodor Svetoslav
s. Svetoslav
VIII. 3, 144, 1 69, 229 (80), 240 (144), 242 (1 56)
Theodora Dukaina, Gem. Michaels Theodora Laskarina
s. Eirene Laskarina
Theodora Petraliphaina, Gem. Michaels II.
87, 91, 226f., (74f.), 230 (90), 242 (158) , 279 (355) Theodoros hl. 55 Theodoros 1. Laskaris, byz. K. 42, 69, 7174, 211 (3 f.), 215f. (15f.), 217f. (20, 22f., 27-29), 219 (3 1 f.), 227 (78), 250 (195) Theodoros II. Laskaris, byz. K. 42, 77, 85, 89--96, 99, 1 °9, 219 (32), 226 (73), 228 f. (80, 82f.), 230f. (89-91), 232 un f.), 233 (103), 234 (I II), 235 (113), 242 (158), 243 (160), 267 (287) v. Epeiros
Theodoros
Angelos
Dukas
Komnenos,
Herrscher v. Epeiros, K. v. Thessalonike
42, 75J, 219 (33), 220 (38), 226 (74), 227 (78), 230 (86), 252 (20r) TheodorosEirenikos, Ptr. v.Nikaia 229 (84) Theodoros
Skutariotes,
EB. v. Kyzikos
Theotokos Gorgoepekoos, Kloster der -
224 (68)
1 03 121, 194 Thesproten 119 Thessalien, -r, -isch 2, 42, 69, 75, 90J, 104, 113J, 120, 123, 128, 135, 138, 140, 1 86, 192-194, 208, 212 (16), 219 (33), 226 (74), 252 (203), 257 (223), 278 (351), 289 (409), 293 f. (433, 439), 299 (477) Thessalonike 10f., 16, 19 (96), 22, 23 (117), 28, 30, 3 5, 42, 46, 69J, 75, 87, 1 60, 1 69, 185, 1 88J, 191J, 205, 208, 212f. (4, 6), 215 (12), 219 (33), 226 (74), 227 (76), 228 (80), 230 (90), 236 (I I3), 238 (123), 268 (289), 272 (3 19), 292 (426) Thetis 145 Thermodon
Thermopylen
Theuderichos
=
Theuderichos
=
Friedrich II.
s. dort
Friedrich ill. v. Sizilien
s. dort Thomas Angelos,
Herrscher v. Epeiros
228 (78), 25 2 (202), 290 (414) Thomas Magistros 17, 45, 292 (43 1) Thraker, -ien, -isch 2, 14f., 22, 42, 49, 69J, 76J, 81, 90, 99J, l03J, 1 08, 113J, 116, 120, 135, 174, 179, 181J, 191, 196, 214 (9 f.) , 227 (75), 230 (90), 266 (280), 271 (310) Thrakische Chersonnes 30, 280 (365) Thukydides 284 (375) Thyraion 282 (369) Tiber
I
Toichos
s. Konstantinos Toichos
Toluy
284 (379) 222 (53)
Tor
Quelle
Toledo zur
s. Kpl.
1 00, 23 5 f. (1 13),
242 (158), 252 (202)
I
Theodosiupolis
3I
s. Gottesmutter
Tornikios Konstantinos
257 (228) Theodosia
Theotokos
223 (54) 292 (43 1), 293 (43 5),
Toucy
Theodulos Rhetor
Trabzon
296 (457). Vgl. Thomas Magistros Theoleptos, B. v. Philadelphia 1 77, 286 (384)
Träume
s. Anseau de -
mentar Tralleis
s. Trapezunt
97, 141 .
Vgl. : Gregoras: Kom
usw.
136, 261 (248), 262 (250) 337
REGISTER
Trapezunt, -inisch, Trapezus 2, 42, 61, 140, 168, 2II (4), 213 (5), 257 (223), 259 (236), 264 (259). Vgl. Kolchis Treueid 92, 102, 119, 23 1 (93), 234 (IIOf.), 237 (120) , 251 (196 f.) Triballer Serben 123, 144, 169, 190, 192, 195,203, 205, 253 (206). Vgl. Serben Tripolis am Mäander 224 (64), 282 (369) Tripolis in Libyen 250 (190) Triumphzug l07J. Troja im Altertum 136J., 194, 262 (250), 293 (436) in byz. Zeit 93, 130 Trojanische Tränen 76, 220 (37) Tsakonen, -ien 113, 246 (173) Tunis 255 (215) Türkei 215 (10) Türken, -isch Osmanen, -isch 215 (10), 216 (18), 261 (244, 248), 299 (461) Seldschuken, -isch 71 , 73, 83J., 90, 1 03, 116, 118, 133 f., 217 (21). 221 (43), 253 (204), 261 (243) = Turkmenen, -isch 22. 30. 43 . 49, 133J., 136• 164J., 170J., 172, 1 81-183, 190, 192, 195, 197, 200-203, 276 (340) . 282 (369) . 287 (393), 292 (424. 427, 431) . 294 (442). Vgl. Khalil Turkmenen, -isch 216 (16) . 217 (21), 239 (132). Vgl. Türken Turkopulen 120, 1 82-184, 190, 192, 195. Vgl. Melik Tiimovo 93, 221 (42) Tyche 165, 276 (344) Tyrsener 220 (37) Tyrus 283 (373) Tzurulon 264 (261) Tzymes Pharentzas Ferran Ximenez de Arenos 1 83/, 288 (400f.) =
=
=
=
Ungarn, -risch 149. 184, 223 (56), 227 (78) . 250 (195) . 254 (215). Vgl. Paionien, An dreas I1., Ladislaus IV.
Union s. KiIchenunion Urban IV., Papst 256 (219) Valencia 284 (379) Valerian, röm. K. 55, 57 Vandalen 222 (50) Vardar 42 Veles 88, 278 (351) Veucourt 242 (159) Velicurtus 109 VeIigosti 232 (97), 242 (159) Venedig, Venezianer, -isch 40. 43, 70, I11J., 126. 171-173. 213 f. (6 f.), 220 (40), 238 (125), 240 (140), 244 (167) . 245f. (169 f.), 251 f. (201), 254 (210), 255 (217), 260 (237), 263 (255), 274 (327), 277 (345), 280 (362). 281 (366), 292 (429) Ventimiglia s. Vintimilias Verona 244 (167) Vetrano Leone 252 (201) Via Egnatia 262 (254) Vicenza 244 (167) Villehardouin de - s. Geoffroy de V. Villehardouin de -, Fürsten v. Achaia s. Geoffroy 1., I1., Isabella, Wilhelm Vintimilias Wilhelm v. Ventimiglia 110. 232 (97), 243 (160) Viterbo, Vertrag v. - 246 (171) Vlachen 218 (29) Vlachien 169. 278 (352) Vodena 228 (79) Volk, -smasse 95, 97J., 118J., 127J. , 150J., 162, 174. 185, 251 (196) Volo, Golf v. - 253 (208) Vororte v. Kpl. s. Kpl. Vorsehung (göttliche Gerechtigkeit, Gott, Gottes Hand, -Strafe, -Urteil, -Willen, -Zorn, der Herr, Schöpfer) 73J., 79, 1 04, 1 06, 1 09, 1 14, 135, 137J., 142J., 145, 147, 152, 154-156, 1 60, 1 67. 171J., 174, 1 78-181, 1 89. 195-197, 200, 277 (348) Vorzeichen 97. 102, 107, 1 13, 143 =
REGISTER
Walter v. Brienne, Hz. v. Athen 194.f., 293 f. (437, 439 f.) Weissagungen . s. Orakel, Prophezeiungen Westeuropäisch 249 (187) Westlicher Reichsteil, westliches Reichsge biet, Westen 75, 87, 91, 100, 102, 104, 115, 117. Vgl. Europa Wilhelm IT., Kg. v. Sizilien 270 (299) Wilhelm de La Roche, Hz. v. Athen 253 (205), 290 (412) Wilhelm IT. de Villehardouin, F. der Pelo ponnes u. v. Achaia 99-102, 122, 234 (112), 236 (U4, I I7f.), 23 8 (124f.) , 243 (159) , 246 (171) , 250 (195) , 252 (201) , 253 (205) Wolga 222 (49) Würdenhierarchie s. Ämterhierarchie Würdenträger 89, 95, 99, 165 Xene, Mutter Andronikos' ill. ( Maria, Gem. Michaels IX.) 47 Xenophon 273 (321) Xerolophos s. Kpl. Ximenez de Arenos s. Tzymes Pharentzas =
Zaccaria 247 (174) Benedetto 259 (236) Manuele ebd. Zagora 129, 258 (229) Zante 251 (201) Zaridas Andronikos 6. Vgl. Gregoras : Briefe Zeloten gegen die Union v. Lyon 146, 148, 151, 266 (276) Zeloten in Thessalonike 22 Zenobios, Paroimiograph 224 (63), 254 (209), 270 (303), 277 (346f.), 280 (364) , 295 (448) Zeus 276 (343) Zeus Urios 260 (239) Zichen 81 Zonaras 214 (10), 241f. (254f.) Zoropassos 216 (16) Zypern (Kypros) 2, 27 (140), 45, 61, 164, 267 (282), 268 (290), 275 (336). Vgl. Georgios v. Zypern, Guy 1., Hugo IV. v. Lusignan
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