l GUSTAV ADOLF LEHMANN
i.,.~.";t~, ~ \,T'-"-:::~. t \.I_,,;J'._L. ........... ~ wn~- ~
"Römischer Tod" in, Kolophon/Klaros Neue Quellen zum Status der "freien" Polisstaaten an der Westküste Kleinasiens im Späten zweiten Jahrhundert v. ehr.
V&R VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
~"'J"
\P:
1."1..!'\ ....,'
Vorgelegt von Herrn Gustav Adolf Lehmann in der Sitzung vom 3. Mai 1996
Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen
Reinhold Merkelbach in Dankbarkeit zum 7. Juni 1998 gewidmet
1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1
1 1 1
'1 1 1 1
1
1
1
Inhaltsübersicht
1. Die großen Eh re ndek re te for Menippos und Polemaios von Kolophon . .... .
7
2. Ämter und Liturgien der Honoranden .. '.................. '........ .
14
3. Die Gesandtschafisreisen nach Rom .............................. .
22
4. Politische Führung und demokratische Staatsordnung ................. .
28
5. Kolophon und die Provinz Asia . ................................ .
32
6. Die Entscheidung in Rom - E1tt tProJ.1at~&t 8ava"Crot? ................. .
38
7. Anhang . .................................................. .
45
7.1 Übersichtsplan des Heiligtums von Klaros (in hellenistischer und römischer Zeit) . .......................................... .
45
7.2 Menippos- Dekret . ........................................ .
46
7.3 Polemaios- Dekret . ........................................ .
50
7.4 Übersetzungen .. ......................................... .
57
8. Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 66
8.1 Antike Autoren . ........................................... 66 8.2 Inschri:/ten . ............................................... 68
[5]
1J
i
!
1. Die großen Ehrendekrete für Menippos und
Polemaios von ]\..olophon Zur Geschichte der römischen Interventionen ab 200 v. ehr. und der unterschiedlichen Reaktionen im hellenistischen Osten auf den Aufstieg Roms zur Weltmacht steht für die erste Hälfte des 2. Jh. v. ehr. eine reichhaltige Quellendokumentation zur Verfügung, in deren Mittelpunkt die zeitgenössischen "Historien" des Polybios stehen, auch wenn wir dieses Werk weithin nur noch in Teilen und sekundären Bearbeitungen (u. a. in Livius~ vierter und fünfter Dekade) greifen können. Weitaus schlechter ist es dagegen mit unserer Quellenbasis für die zweite Hälfte des 2. Jh. v. ehr. bestellt - insbesondere für die Zeit nach dem Schicksalsjahr 133 v. ehr. und dem abrupten Ende der machtvollen Monarchie in Pergamon, deren Kerngebiete - im Zuge der heftigen und schließlich in eine offene Krise mündenden Auseinandersetzungen in Rom um das Reformprogramm der Gracchen - nach dem sog. Aristonikos-Krieg zur provincia Asia umgestaltet wurden 1. Umso höher ist daher unter dem anhaltenden Zuwachs an epigraphischen Dokumenten des 2. Jh. v. ehr. der historische Rang der beiden Ehreninschriften für Menippos (Adoptivsohn des ApolIonides und natürlicher Sohn des Eumedes) und Polemaios (Sohn des Pantagnotos) aus Kolophon an der ionischen Ägäisküste zu veranschlagen, deren Texte an prominenten Plätzen innerhalb des kolophonischen Orakel-Heiligtums von Klaros (des neben Didyma bedeutendsten Apollon-Heiligtums an der ionischen Küste) auf monumentalen Steinbasen (ß1i~cx.) eingemeißelt worden sind, auf denen sich - von einer kleinen Säule (o'tOA,tC;) emporgehoben - jeweils vergoldete Standbilder der Honoranden befunden haben (s. u.). Von beiden Denkmälern hat im Zuge der weiteren Ausgestaltung des Heiligtums in hellenistisch-römischer Zeit jeweils offenbar eine Reihe jüngerer Statuenweihungen entlang der Heiligen Straße ihren Ausgang genommen: Fand das Menippos-Denkmal unmittelbar an der Südostecke des großen Apollon-Tempels seinen Standort, so wurde das Polemaios-Monument direkt am Südeingang zum heiligen Bezirk hinter dem Propyläentor, an der von der Küstensiedlung "NeuKolophon" / "Kolophon am Meer" aus in das Heiligtum führenden Straße, auf-
1 Wie sehr durch die politischen Initiativen des C. Sempronius Gracchus die ursprünglich vorn kommandierenden Proconsul M' Aquillius nach seinem Sieg über Aristonikos (s. u.) getroffenen Regelungen für die hellenischen Poleis im Bereich der Provincia Asia verändert worden sind, hat zuletzt R. M. KALLET- MARX, Hegemony to Empire: The Development 0/ the Roman Imperium in the East ./fom 148 to 62 B. c., Berkeley-Los Angeles 1995, bes. S. 97 ff. u. 109f. deutlich herausgearbeitet. Zur "demagogischen Wende" in der römischen Behandlung der Hellenenstädte von Asia s. generell die bekannte Rede des M. Antonius in Ephesos (42/1 v. ehr.) bei App. b. c. 5, 4.
[7]
Gustav Adolf Lehmann
132
gestellt (s. u. die Übersichtsskizze S. 45). Die beiden Monumente markieren somit in der wechselvollen Geschichte dieses altberühmten - und sicherlich bis in vorgriechische Zeit hinaufreichenden - Orakelheiligtums in gewisser Weise den Wendepunkt zu einer neuen Blütezeit (s. u.). Die inhaltlich weithin parallelen (und nachweislich nahezu gleichzeitig abgefaßten) Ehrendekrete der Polis für Menippos und für Polemaios gehören zu dem reichen Bestand an epigraphischen Dokumenten, der bereits in den ersten Kampagnen der von 1951 bis 1954 von L. Robert im Heiligtum von Klaros geleiteten Ausgrabungen entdeckt wurde, aber bis 1989 (bzw. zu einem beträchtlichen Teil bis heute!) unpubliziert geblieben ist2 • Die Existenz dieser beiden besonders umfangreichen und unter kulturgeschichtlichem wie politisch-historischem Aspekt ergiebigen Inschriften ist freilich der fachkundigen Öffentlichkeit schon seit Jahr2 L. u. J. ROBERT, Claros 1- Decrets Hellenistiques, fase. 1, Paris 1989 (vgl. SEG 39, 1243 u. 1244); zu weiteren wichtigen Inschriftenfunden vor Ort (einschließlich der mehr als 300 in Stein gehauenen Listen von auswärtigen Gesandtschaften an das Orakel!) s. die Bemerkungen a. a. O. S. 4 f. u. 9, vgl. auch den ersten (nur andeutenden) Kurzbericht über die Befunde und Resultate der Ausgrabungen: L. ROBERT, Les fouilles de Claros. Conjerence donnee l'Universite d'Ankara la./in de quatre campagnes de fouilles (1954), wieder abgedruckt in: Opera Minora Selecta VI, Amsterdam 1989, S.523-549. Hinzugekommen ist inzwischen aber nur die Publikation des Ehrendekrets für den "Orakelleiter" Menophilos aus Smyrna, dessen 1nschriftenstele unweit des Polemaios-Monumentes an der Toranlage des Südeinganges zum Heiligtum aufgestellt worden ist: L. u. J. ROBERT, Decret de Colophon pour un chresmologue de Smyrna appele diriger l'oracle de Claros, in: BCH 116, 1992, S.279-291. Einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des "Orakelbetriebes" und der spezifischen, regionalen "Reichweite" des Heiligtums von Klaros in der Kaiserzeit leistet die von R: MERKELBACH und J. STAUBER erstellte Sammlung der im vornehmlich kleinasiatischen und thrakischen Umkreis aufgefundenen Orakelsprüche aus Klaros: Die Orakel des ApolIon von Klaros, EA 27, 1996, S. 1-54 (jetzt auch in: R. MERKELBACH, Philologica. Ausgewiihlte Kleine Schriften, Stuttgart u. Leipzig 1997, S.155-218). Das in der hellenistischen Zeit weithin neu gegründete Orakelheiligtum von Klaros (s. u.) erreichte den Höhepunkt seines Ansehens erst in der frühen und hohen Kaiserzeit; wichtigstes Zeugnis: Tac. anno 2,54, 2f. (Besuch des Germanicus Caesar 18 n. Chr.), vgl. anno 12, 22, 1 (Orakelbefragung durch Lollia Paulina) sowie Plin. nato hist. 2, 232 U. a. m. - Zur Wiederaufnahme der französischen Grabungen in Klaros seit 1988 und den inzwischen besonders für die älteren Phasen seiner Geschichte (in leider eng begrenzten Sondierungen) erzielten Ergebnisse S. J. DE LA GENIERE, Le sanctuaire d'Apollon Claros, Decouvertes recentes, CRA1 1992, S.195-210; S. ferner B.HOLTZMANN, Les Sculptures de Claros, CRA1 1993, S. 809-817 U. H. W. PLEKET, Tempel en Oraakel van Apollo in Klaros, Hermeneus 66, 1994, S.143-151. Zu der im griechischen Mythos bewahrten "Rückerinnerung" an alte Beziehungen des Heiligtums von Kolophon/Klaros zu Pamphylien und dem - U. a. aus den Karatepe-1nschriften des 9./8. Jh. V. Chr. - bekannten (spät-) hethitischen Herrscherhaus in Kilikien ("Haus des Mopsos/Muksas") S. e. g. die Zeugnisse bei F.JACOBY, FGrHist 115 F 103 (m. Komm.) sowie die lokalhistorisch-genealogische Tradition bei Paus. 7, 3, 1-3. Rang und Glanz Kolophons und seines Apollonheiligtums innerhalb der archaischen griechischen Polis-Welt akzentuieren die bekannten Zeugnisse Horn. hymn. in ApolI. 1, 40, Art. 5 ferner Theopomp FGrHist 115 F 117, Aristot. pol. 4, 3, 8, 1290 b sowie Duris FGrHist. 81 F 86 (zur außerordentlich wohlhabenden und machtvollen Hopliten-Politeia Kolophons im 7.Jh. V. Chr. vor den Lyder-Kriegen). - Es gelten die Abkürzungen der "Annee Philologique".
a
a
a
a
[8]
l
"Römischer Tod" in Kolophon/Ktaros
133
zehnten bekannt gewesen, konnten doch die der griechischen Epigraphik verpflichteten Althistoriker und Philologen immer wieder auf Bemerkungen und Hinweise in L. Roberts zahlreichen epigraphischen "Bulletins" und Studien stoßen, in denen einzelne Wendungen oder gar kurze Zitate aus den unpublizierten Texten vorgelegt und andeutungsweise erläutert wurden 3 • Offenkundig hat L. Robert mit wechselnder Intensität (bis zu seinem Tode am 31. Mai 1985) an einem möglichst umfassenden, alle Detailfragen und Probleme (einschließlich einer reichen Dokumentation von Parallelzeugnissen) erschöpfend behandelnden Kommentar zu den beiden - nach Erhaltung'szustand und Lesbarkeit der Texte weithin unproblematischen - Dekreten gearbeitet. Der gelehrten Öffentlichkeit aber wurde hier für mehr als ein Menschenalter jede zureichende Information verweigert; sie blieb darauf angewiesen, sich in Geduld aus den vereinzelten Hinweisen und Textproben - wie auch bei anderen wichtigen Inschriften Kleinasiens, die Robert in seine "Obhut" genommen hatte - ein eigenes Bild als i).rbeitsgrundlage zu schaffen 4 • Freilich hätte kein auf diese Weise erstellter "Komposit- Text" eine
3 Die postume Edition des Menippos- und Polemaios-Textes ist überdies etwas ungleichmäßig geraten: Gegenüber den ausführlichen und meisterhaften Erläuterungen zum Polemaios-Dekret fällt der Kommentar zur Menippos-Inschrift (S.67-104) deutlich ab; hinzu kommen einige (leicht korrigierbare) Versehen in der Textkonstitution. Mit der vollständigen Vorlage der beiden Dekret-Texte (mit deutscher Übersetzung) soll hier lediglich eine praktikable Arbeitsgrundlage bereitgestellt werden, die dem Leser das Verständnis der Einzelinterpretationen und -argumentationen erleichtern soll. Das Gleiche gilt für die beigefügte - vorläufige und durchaus schematische - Überblicksskizze (S. 45), da leider bislang in allen Grabungs- und Editionspublikationen (auch der neuesten Zeit) ein brauchbarer Überblicksplan fehlt, der eine Vorstellung von den Positionen des Menippos- und des Polemaiosdenkmals (noch in situ) sowie der anderen bislang ergrabenen Bauten und Monumente aus der späthellenistischen und römischen Zeit im Heiligtum von Klaros vermitteln könnte; der Entwurf unseres provisorischen Übersichtsplans basiert lediglich auf privaten'Unterlagen und Aufzeichnungen. - Kurze weiterführende Behandlungen der beiden Ehrendekrete aus Klaros haben inzwischen KJ. RIGSBY, Asylia. Territorial Inviolability in the Hellenistic Wor/d, Berkeley - Los Angeles 1996, S. 351/2 und SR. L. AGER, Interstate Arbitrations in the Creek Wor/d, 337- 90 B. c., Berkeley - Los Angeles 1996, S.59 - 461, Nr. 162, vorgelegt. 4 Zu der gleichwohl imposanten Gelehrtenpersönlichkeit Louis Roberts (1904-1985) und dem Rang seines großen auvres, das die griechische Epigraphik definitiv auf ein ganz neues Niveau gebracht hat und zu einer die antike Welt insgesamt und nahezu alle Bereiche der griechisch-römischen Altertumskunde umspannenden und befruchtenden Disziplin zu erheben suchte, s. u. a. den Nachruf von J. POUILLOUX, CRAI 1986, S. 355-367. - Das "reizvolle" Spiel mit Andeutungen und knappen Zitaten hat Robert über Jahrzehnte hin auch mit dem großen, für die politische Geschichte Griechenlands und seiner Bundesstaaten im späten 3. Jh. v. Chr. höchst bedeutsamen Xanthos- Dossier über die Unterstützung der dorischen "Metropolis" von Kytenion gespielt; vgl. hierzu nur die Hinweise in der editio princeps von J. BousQuET, La Stele des Kyteniens au Letoon de Xanthos, REG 101, 1988, S.1253 (SEG 38, 1476). Eine aufreizende Mißachtung der legitimen Informationswünsche in der gelehrten Öffentlichkeit stellte auch die "Präsentation" des (immerhin schon 1963 ausgegrabenen und historisch überaus wichtigen) seleukidischen Herrscherbriefe-Dossiers in
[9]
134
Gustav Ado/fLehmann
Vorstellung von dem inhaltlichen Reichtum und der ereignis geschichtlichen Spannweite der in den Menippos- und Polemaios-Dekreten enthaltenen Informationen gegeben, die uns nunmehr für die Beziehungen zwischen Rom und den Polisstaaten Westkleinasiens vom Ende der pergarnenischen Monarchie bis (mindestens) in das vorletzte Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts v. ehr. zur Verfügung stehen. 5 Die chronologisch-historische Einordnung der kolophonischen Dekrete läßt sich freilich nur über entsprechend präzise Angaben im Menippos-Text absi-
Sardes aus dem Jahr 213 v. Chr. dar (abgesandt von Antiochos IH. und der Königin Laodike nach der Rückeroberung der Residenzstadt und Bezwingung des Usurpators Achaios: Pol. 7, 15-17 u. 8, 15-21, B. W.); in der archäologischen Gesamtpublikation wurde von R. am Ende nur eine französische Übersetzung der Texte und dazu eine einzige Photographie (!) beigesteuert, auf deren Grundlage R. MERKELBACH dankenswerterweise eine vorläufige Textfassung wenigstens von einem der Dokumente erstellen konnte: vgl. G. M.A. HANFMANN (ed.), Sardes /rom Prehistory to Roman Times, Cambridge Mass. 1983, S.l11ff. u. RMERKELBACH, Brief des Antiochos IIi an die Stadt Sardeis, EA 7, 1986, S.74; s. inzwischen die umfassende Publikation von PH. GAUTHIER, Nouvelles Inscriptions des Sardes 1I, Genf 1989, Inschrift. Nr.1-4, passim. 5 Einen wichtigen Anstoß für die schließlich doch erfolgte Gesamtedition der Texte haben zweifellos erst die demonstrativen "Not-Publikationen" von SEN<;ER ~AHIN (Epigraphica Asiae Minoris neglecta et iacentia, EA 9, 1987, S.47-72, bes. S.61f. zu einigen Basis-Inschriften und der allgemeinen, prekären Fundsituation in Klaros) gegeben, der freilich für seinen verdienstvollen Schritt seitens der "normalen" (d. h. über keinen Zugang zu VorabInformationen über wichtige unpublizierte Materialien und Quellentexte verfügenden) AItertumswissenschaftler und Althistoriker nur wenig Dank erhalten hat, dafür jedoch, zusammen mit R. MERKELBACH als Herausgeber der EA, aus dem engeren, "privilegierten" Kreis der in der griechischen Epigraphik Forschenden eine hohe Welle des Unmutes über sich ergehen lassen mußte: vgl. CHR. HABICHT et al., Epigraphica Asiae Minoris rapta aut obru ta , AJPh 108, 1987, S.699-706 sowie die Protesterklärung dess., Gnomon 59, 1987, S.670-672. Grundsätzlich wäre m. E. zu bedenken, daß die in der Erwiderung von R. MERKELBACH (Gnomon 60, 1988, S. 287/8) vorgeschlagenen Regelungen und Verfahrensweisen, die international endlich auf eine zügigere und verläßlichere Bekanntmachung der - glücklicherweise so überaus zahlreichen - epigraphischen (und archäologischen) Neufunde hinwirken sollten, tatsächlich nur eine abgeschwächte Version eben jener Prinzipien darstellen, die einst LUDWIG CURTIUS, der hochangesehene Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Rom 1928-1937, generell und besonders im Verantwortungsbereich des DAI - leider ohne Erfolg! - durchzusetzen versuchte (vgl. dens., Deutsche und Antike Welt - Lebenserinnerungen, Stuttgart 1950, S. 336 f.). - Als rühmenswerte Beispiele einer raschen, gewissenhaften Publikations tätigkeit (mit knappem, aber durchaus weiterführendem Kommentar) seien hier aus jüngster Zeit namentlich die Editionen der historisch für die politischen Krisen um und nach 200 v. Chr. besonders aufschlußreichen Inschriften aus dem karischen Euromos (s. u.) durch R M. ERRINGTON, Antiochos IIi, Zeuxis und Euromos, EA 8, 1986, S.1-7, sowie dens., Inschriften von Euromos, EA 21,1993, S.15-31 (SEG 43,703712) - und der Fragmente des großen Tlepolemos-Sendschreibens an die Stadt Kildara ;in Karien (aus der Anfangsphase des Laodike-Krieges) durch W. BLÜMEL (Brief des ptolemäischen Ministers Tlepolemos an die Stadt Kildara in Karien, EA 20, 1992, S.127-133, SEG 42, 994) genannt.
[10]
nRömischer Tod" in Kolophon/Klaros
135
ehern, mit dem die Polemaios-Inschrift jedoch ihrerseits durch eine ganze Reihe von sachlichen Berührungen und sogar wörtlichen Übereinstimmungen eng verbunden ist (s. u.). Durch den Verlust mehrerer Zeilen zu Beginn einer jeden Kolumne sowohl des Menippos- wie des Polemaios-Dekretes stehen uns hier leider auch die Regularien und das Datierungsformular nicht mehr zu Verfügung. Beide Inschriften entsprechen jedenfalls vollauf dem bekannten Typos eines "langen", ausführlich motivierten "Karriere-Dekrets" mit detaillierten, vom Honoranden selbst erstellten Aufwands- und Leistungsberichten. Dieser Beschluß-Typos wurde in Athen, das in Kolophon seit alters als "Metropolis" und verpflichtendes Vorbild anerkannt war, wahrscheinlich schon um 330 v. Chr., d. h. noch in der demosthenisch-Iykurgischen Ära (nach der Katastrophe von Chaironeia), eingeführt und war dort bei besonders hohen Ehrungen vielleicht sogar formal vorgeschrieben 6 • Als Basistexte der ausführlich motivierten kolophonischen Ehrenbeschlüsse sind somit schriftlich ausformulierte Antragsbegehren vorauszusetzen, die jeweils zu Beginn des Verfahrens - vermutlich vor dem Rat der Stadt - entweder persönlich eingereicht oder über befreundete Mitbürger vorgelegt werden mußten: In ei-
6 Zur genaueren chronologisch-historischen Einordnung vg1. die Überlegungen von KL. ROSEN, Ehrendekrete, Biographie und Geschichtsschreibung. Zum Wandel der Polis im frühen Hellenismus, Chiron 17, 1987, S.277-292. - Zu der Praxis eines vom Honoranden initiierten (bzw. persönlich einzureichenden) Clr'tTJot~ - Antragsbegehrens s. die grundlegende, überaus materialreiche Studie von FR. QUAß, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens, Stuttgart 1993, S. 27 f.; in den z. T. noch deutlich erkennbaren Verfahrensregelungen steht im spät- und nachklassischen Athen offensichtlich die Sorge im Vordergrund, auf diesem Wege peinliche nClQClVOllffiv-Einsprüche und Klagen gegen die jeweiligen Antragsteller ausschließen zu können, vg1. u. a. den Beginn des Ehrendekrets für Demochares von Leukonoe: Ps.-Plut. vit. X orat. 851D, oder die Dekrete für Philippides von Kephale (IG n2 657, Z1. 52f.) und Phaidros von Sphettos (IG n2 682, Z1. 66f. u. 93ff.). Den kolophonischen "Karriere-Dekreten" für Polemaios und Menippos entsprechen nach Umfang und Zeitstellung jedoch besonders gut die Ehrenbeschlüsse der Polis Priene von der Wand der Nordhalle (F. Freiherr HILLER v. GÄRTRINGEN, INSCHRIFTEN VON PRIENE, Berlin 1906, Nr.l07-130) und das große Dekret für Menas aus Sestos a.KRAUS, Die Inschriften von Sestos und der thrakischen Chersones, IK 19, Bonn 1980, Nr.l, S. 30-61) sowie in Pergamon (nach Errichtung der Provinz Asia) die Ehreninschriften für Diodoros Pasparos (Übersicht bei D. KIENAST, RE Supp1. 12, 1970, s. v. presbeia, Sp.224/5); zu den typischen Themen und Akzentuierungen in den Ehrendekreten der nachklassisch-hellenistischen Zeit s. auch M. WÖRRLE, Vom tugendsamen Jüngling zum gestreßten Euergeten. Überlegungen zum Bürgerbild hellenistischer Ehrendekrete, in: M. WÖRRLE U. P. ZANKER (edd.), Stadtbild und Bürgerbild im Hellenismus, München 1995, S.241-250. - Das nachdrückliche Bekenntnis zu Athen als "Meiropolis"I"Mutterstadt" aller Ionier (Menippos I 1-4, vg1. dazu auch Inschriften von Priene Nr. 109, Z1. 47 ff.) reicht in Kolophon bis hoch in die klassische oder gar archaische Zeit hinauf (und mußte hier in der Zeit der athenischen Seebundsherrschaft offensichtlich nicht erst erzwungen werden): s. IG n2 456 b, Z1. 5 ff., vg1. B. SMARCZYK, Untersuchungen zur Religionspolitik und politischen Propaganda Athens im Delisch-Attischen-Seebund, München 1990, S.525.
[11]
136
Gustav AdolfLehmann
nem solchen Verfahren wird man im übrigen kaum eine (angeblich symptomatische) Tendenz zu unangemessener Aufwertung der Honoranden und "Wohltäter" gegenüber der Autorität ihrer Polis, die am Ende über die Ehrungen zu beschließen hatte, erblicken können. Dementsprechend sind aber auch die ins Auge fallenden Unterschiede sowohl in der jeweiligen Ausprägung des - gemeinsamen "asianischen" Prosa- Sprachstils als auch im gedanklichen und politischen Format in erster Linie auf die Individualitäten der beiden um ihre Heimatpolis hochverdienten Kolophonier zurückzuführen. In der thematischen Disposition erheben sich grundsätzlich beide Leistungsberichte weit über das ältere Muster einer bloßen Dokumentation der persönlichen Einsatzbereitschaft der Geehrten für ihren Polis-Staat, an die sich allenfalls noch Hinweise auf die gegebenen politischen Rahmenbedingungen anschließen konnten. Die kolophonischen Ehrendekrete umfassen vielmehr Kurzbiographien (Enkomien) von beinahe literarischem Zuschnitt, in denen auch der jeweilige Bildungsgang der Geehrten - nach der Absolvierung des Epheben- Dienstes im Gymnasion (Polemaios-Text) - ausführlich gewürdigt wird 7 : Wir erfahren, wie ehrgeizige, um öffentliches Ansehen und Einfluß bemühte Jugendliche aus reichem Elternhaus die Teilnahme an (weithin nur repräsentativen, aber kostspieligen) sakralen Festgesandtschaften (8ECUQdat) ihrer Heimatstadt zu ausgedehnten Bildungs- und Studienaufenthalten in Athen (Menippos) bzw. Rhodos und Smyrna (Polemaios) jeweils "bei den besten Professoren (xa811Yll'tat)" zu nutzen suchten s. Nicht minder bemerkenswert ist die eingehend geschilderte Bereitschaft der besuchten Polis, das Studium ihrer jungen, wohlhabenden Gäste an den Hohen Schulen der Stadt mit Interesse und persönlichen Ehrungen zu begleiten - und sich den Rang als angesehenes Bildungszentrum auch einiges kosten zu lassen 9 • Die aus Ciceros Notizen und Schilderungen von seiner Studienzeit in Athen eru-
7 Polemaios I 1-16: Auch in diesem Text artikuliert sich - wie in den einschlägigen Passagen im zeitgenössischen Menas-Dekret (s.o. Anm.6), bes. 21.61-83 - die im charakteristischen Lehrplan des hellenischen Gymnasion (auch in Notzeiten) praktizierte, enge Verbindung von sportlichen und spezifisch militärischen Übungen mit der gezielten Förderung allgemeiner, intellektueller Bildung (naLÜELa). 8 Vg1. Menippos I 13 f. und Polemaios I 20 f. (mit auffälligen, z. T. wörtlichen Übereinstimmungen). In den großen athenischen Ehreninschriften des 3. u. 2. Jh. v. ehr. wird dagegen allein die Ämterkarriere des Honoranden mitsamt seinen militärischen und politisch-diplomatischen Leistungen und "Wohltaten" gewürdigt; lediglich im Eingangsteil des großen Phaidros-Dekrets (ca. 255/4 v. ehr., s. o. Anm. 6) sind - der aktuellen politischen Konjunktur entsprechend - auch die Verdienste von Vater und Großvater des Geehrten um die Polis Athen und das Antigoniden-Haus (!) eigens aufgeführt worden. 9 Auch in Kolophon selbst hat man sich - nach Ausweis des Polemaios-Textes IV 33 f. mit Nachdruck um den Rang eines überregional anerkannten Bildungszentrums bemüht und auf eine privilegierte Behandlung der XaQLV naLÜELac; in der Stadt weilenden Fremden großen Wert gelegt - was in der Vaterstadt u. a. des großen epischen Dichters Antimachos und des Lehrgedicht-Autors Nikandros (und in der femen Vergangenheit immerhin eines Xenophanes und Mimnerrnos: Strab. 14, 1, 28 p.643) auch nicht wundernehmen kann -
[12]
j
j
J
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
137
ierbaren Strukturen eines regelrechten Universitäts betriebes an den Hohen Schulen der Stadt reichen offensichtlich weit in das 2. Jh. v. Chr. hinauf. Und da Menippos' Aufenthalt in Athen noch in die 40er oder frühen 30er Jahre des 2. Jh. v. Chr. zu datieren ist, wird man als zeitweilige Lehrer des jungen Kolophoniers - abgesehen von dem Unterricht in den Rednerschulen - auch an so prominente Philosophengestalten wie den Stoiker Panaitios oder Karneades (und dessen spätere Nachfolger im Scholarchat der Akademie), ferner an Kleitomachos (alias Hasdrubal) oder auch Antipatros von Tarsos zu denken haben. Nicht ohne Grund wird gerade diese Periode in Ciceros Dialogschrift De oratore als besonders reiche Blütezeit der Akademie und der anderen Hohen Schulen Athens herausgestellt CI 45 f. u. 82 f., ferner III 68). Überhaupt rufen die von Menippos und Polemaios gewählten Studienorte wichtige Stationen der berühmten Bildungsreise Ciceros (79-77 v. Chr.) ins Gedächtnis - zu einer Zeit, als ein Studienaufenthalt an den Hohen Schulen von Athen oder Rhodos längst auch für vornehme junge Römer zu einer gesellschaftlich - kulturellen Notwendigkeit geworden warte . .An die Reise des jungen Cicero in den griechischen Osten zu erinnern, liegt hier umso näher, als im MenipposText (Il 42 f.) explizit von mehrfachen Besuchen des 120/19 v. Chr. als Praetor in Asia amtierenden Q. Mucius Scaevola Augur (cos. 117 v. Chr.) in Kolophon in Begleitung seines Quaestors und hochrangiger Offiziere aus seinem consilium - berichtet wird. Bekanntlich hat sich Cicero in früher Jugend (90-87 v. Chr.) eng an diesen hoch angesehenen römischen Juristen und Staatsmann angeschlossen und ihm später in seinen großen staatsphilosophischen und politischen Dialog-Werken (von De oratore bis zum Laelius) - als Schwiegersohn des Laelius und prominentem Mitglied des "Scipionen-Kreises" - ein würdiges Denkmal gesetzt l l .
ganz zu schweigen von den notorischen Ambitionen dieser Polis, die historische Heimat Homers gewesen zu sein! 10 Zu Ciceros (gemeinsam mit dem Bruder Q. Cicero, dem Vetter L. Cicero sowie T. Pomponius Atticus und M. Pupius Piso absolvierten) Studien bei Antiochos von Askalon, dem Schulhaupt der Akademie, vgl. u. a. Cic. ./in. 5, 1-8; ac. 1, 13 f.; leg. 1, 54; Tusc. 5, 22 sowie Plut. Cie. 4, 1-4; ferner besuchte Cicero die Vorlesungen und Übungen des Rhetoriklehrers Demetrios' des Syrers sowie der Epikureer Phaidros und Zenon (/in. 1, 16; Tuse. 3, 38; ac. 1, 46); vgl. auch CHR. HABICHT, HELLENISTIC ATHENS AND HER PHILOSOPHERS, jetzt in: Athen in Hellenistischer Zeit. Gesammelte Aufsätze, München 1994, S. 231-247 u. dens., Athen. Die Geschichte der Stadt in hellenistischer Zeit, München 1995, S.294/5. In Rhodos standen der Unterricht bei Apollonios Molon (Brut. 315 f.; Plut. Cic. 4, 1 u. 4-7) und die Studien bei Poseidonios (Tusc. 2, 61j ./in. 1, 6; nato 1, 6) im Mittelpunkt, während der Aufenthalt in Smyrna ·auch zu einem Besuch des greisen, hochverehrten P. Rutilius Rufus genutzt wurde (Brut. 85 f. mit rep. 1, 13 U. 17).. 11 Vgl. u.a. FR. MÜNZER, RE 31,1933, S.v. Mucius (21), Sp.430-436, beS.432f.; D.~ GIE, ROMAN RULE IN ASIA MINOR, Princeton 1950, I., S.173 U. II, S.1063, A. 46; T. R. S. BROUGHTON, The Magistrates o/the Roman Republic III, New York 1986, S.14; nach Rom zurückgekehrt konnte Scaevola Augur seine Amtsführung erfolgreich in einem promi-
[13 ]
138
Gustav Adol/ Lehmann
2. ;fmter und Liturgien der Honoranden
Im Menippos- wie im Polemaios-Text folgen auf die Angaben über das - buchstäblich mit "besten Zeugnissen" (lluQ't0Qtut) der jeweiligen Polis -abgeschlossene "Studium" (J'XOA~) zunächst allgemeine Würdigungen des jeweiligen politischen Lebenswerkes, wobei auch hier auffällige Übereinstimmungen in Wortwahl und Wendungen begegnen (Menippos I 11 f. u. Polemaios 11 3 f.): Den ersten Platz nehmen die mit großem Nachdruck hervorgehobenen Leistungen der Geehrten als Gesandte ihrer Heimatpolis in wichtigen diplomatischen Missionen ein. Erst danach folgen Angaben über die jeweils bekleideten Magistraturen und die aus privaten Mitteln bestrittenen Liturgien und Spenden im Rahmen des politisch-sozialen und kulturellen Lebens der Stadt sowie der Festspiele ihres wieder aufblühenden Orakelheiligtums in Klaros, das freilich zu diesem Zeitpunkt die Phase eines kostspieligen Neu-Aufbaus noch nicht ganz hinter sich gelassen hatte. Die tiefe Zäsur, die der blutige Konflikt Kolophons mit dem Diadochen Lysimachos - in den 90er Jahren des 3. Jh. v. ehr. - in der Geschichte der Stadt hinterließ, ist offenbar selbst im letzten Drittel des 2. Jh. v. ehr. auch an dem Zustand des Heiligtums von Klaros noch immer ablesbar geblieben: Die Polis war von dem König nach der gewaltsamen Einnahme der Stadt regelrecht aufgehoben und große Teile der Bürgerbevölkerung aus dem binnenländischen "Alt-KoI'ophon" (zusammen mit den Nachbarn aus dem altionischen Lebedos) nach dem von Lysimachos neu begründeten "Groß-Ephesos" / 'AQatVOetU (zu Ehren seiner dritten Gemahlin benannt) deportiert worden (vgl. Strab. 14, 1,21 p.640). Von dieser Katastrophe zeugte nach Pausanias' Angaben (7, 3, 4) sichtbar ein an der Straße zum Heiligtum von Klaros angelegtes (noch nicht aufgefundenes) Staats grabMonument für die damals gefallenen Kolophonier und Smyrnäer. In der Zeit der Ehrendekrete für Menippos und Polemaios aber hatte der (vielleicht schon im ausgehenden 3. Jh. v. ehr. in Angriff genommene) Neubau des großen Ringhallentempels für ApolIon noch immer nicht ganz seinen Abschluß gefunden 12 •
nenten Repetunden-Prozeß verteidigen, der auch in den zeitgenössischen Satiren des Lucilius persifliert worden ist (sat. 2, 88-94 Marx; vgl. u. a. Cic. de or. 3, 171). Scaevola, der als einzige Person neben dem Geehrten namentlich erwähnt worden ist, gehörte offenbar zu jenen mächtigen "echten Patronen", die Menippos unter den römischen nobiles dauerhaft für seine Polis gewinnen konnte (Menippos 111 10f.; s. u.). Auch darf erwartet werden, daß Scaevolas Besuche in Kolophon und sein Amtsjahr als Praetor in Asia zum Zeitpunkt der Beschlußfassung über Menippos' Ehrendekret noch nicht allzu viele Jahre zurücklagen. - In Ciceros Dialogschrift De oratore wird als selbstverständlich vorausgesetzt, daß Scaevola Augur seine Reise als Praetor nach Asia ebenfalls zu (kurzen) Studienaufenthalten in Athen und Rhodos genutzt hat (I 75). 12 Vgl. Menippos 11 24f.: Ankündigung und Herstellung der Türeinfassungen - eUQE'tQCl - innerhalb des Pronaos auf eigene Kosten - und zwar für eine Summe von mehr als einem Talent Silber! Auch die Tatsache, daß in der Folgezeit eine ganze Reihe aufwendiger Statuenweihungen in ihrer Position am Rande der Heiligen Straße jeweils an den beiden
[14 ]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
139
Ungeachtet des gemeinsamen hellenistisch-"asianischen" Prosastils zeichnet sich der Menippos-Text durch eine pointiertere Sprache und eine primär an den zentralen politischen Belangen orientierte Disposition aus, während im Polemaios-Dekret besonders ausführlich auf die finanziellen Aufwendungen und die (im weitesten Sinne) "soziokulturellen" Leistungen des Honoranden eingegangen wird - einschließlich der generösen Süßwein-Spenden (I 8 f. u. IV 24 f.: yAUX1.01l0t) anläßlich seiner festlich begangenen sportlich-agonistischen Erfolge und später während seiner Hochzeitsfeier in der Stadt. Andererseits zeichnen sich im Polemaios-Text auch weitaus deutlicher die spezifischen Nöte der Zeit des Aristonikos-Krieges (s. u.) ab, in dessen erstem Jahr die Stadt und ihr Territorium bekanntlich von den Streitkräften des pergamenischen Prätendenten erobert und zeitweilig besetzt worden ist: eine akute Finanznot und Verschuldungs krise innerhalb der Bürgerschaft und sodann das Elend der offenbar für längere Zeit beim 8iilloC; in Kolophon Zuflucht· suchenden Flüchtlinge aus den Spannungs- und Kriegsgebieten. Die in dieser Lage von dem Honorand~n mit erheblichen privaten Geldmitteln geleistete Hilfe für bedrängte Mitbürger und Kriegsflüchtlinge in
Denkmälern für Menippos und Polemaios "ausgerichtet" worden ist, spricht für die Annahme, daß das Heiligtum von Klaros sich im späten 2. Jh. v. Chr. noch immer in der Phase eines Neuaufbaus mit deutlichen Umstrukturierungen - u. a. einer primären Orientierung auf Notion / "Kolophon am Meer" hin - befunden hat. Andererseits läßt sich aus diesem epigraphischen Zeugnis immerhin ein sicherer terminus ante quem (jedenfalls vor dem letzten Viertel des 2. Jh. v. Chr.) für die - in großen Fragmenten noch erhaltene - kolossale Kultbildgruppe der apollinischen Trias aus der cella des Tempels (über dem unterirdischen Adyton-Raum mit seiner heiligen Orakelquelle) gewinnen. - Zur Katastrophe von ("Alt"-) Kolophon unter der Herrschaft des Lysimachos s. zu den instruktiven Notizen bei Paus. 7, 3, 4 f. auch den Hinweis in 1, 9, 7 (auf die Klagelied-Dichtung des Phoinix über die
[ 15]
140
Gustav Ado/fLehmann
Kolophon (Irr 25-38) wird in seinem Dekrettext stolz mit dem besonderen Charakter und politischen "Ethos" der Polis verknüpft (ta '(Tl<; nOAE
13 Die enonne soziale (und politische) Bedeutung der EQavo~-Kassen in der zeitgenössischen griechischen Staatenwelt wird insbes. durch die Angaben bei Pol. 38, 11, 10 (B. W.) verdeutlicht; zu der in den griechischen Städten weithin üblichen Institution vgl. auch noch Plin. epist. 10, 92 u. 93; zu den inzwischen recht zahlreichen epigraphischen Zeugnissen s. L.RoBERT, Opera Minora Selecta Irr, Amsterdam 1969, S.1491 u. L.MIGEOTTE, LJEmprunt public dans les cites grecques, Quebec - Paris 1984, S.235 sowie G.A.LEHMANN, Untersuchungen zur historischen Glaubwürdigkeit des Polybios, Münster 1967, S. 326, Anm. 393. Polernaios' außerordentliche Unterstützungs darlehen (EQavo~) kamen in der Krise des Aristonikos-Krieges offenbar gezielt den ausländischen Flüchtlingen in Kolophon zugute (Irr 47f.). 14 Polemaios Irr 25-57: Der gewährte Zinserlaß bzw. -nachlaß für zahlreiche Kreditschuldner wurde in Kolophons "staatlichen Archivbüros" (EV 't01~ XQTJJ.la'tL(J''tTJQ(ot~) aktenkundig gemacht (Z1. 42-47); zu den im 2. Jh. v. Chr. ausgebildeten Fonnen staatlicher Notariatspraxis und öffentlicher Registrierung privater Rechtsgeschäfte s. die Edition und umfassende Untersuchung von W. LAMBRINUDAKIS - M. WÖRRLE, Ein hellenistisches Reformgesetz über das ö./fontliche Urkundenwesen von Paros, Chiron 13, 1983, S.283-368. - Auf beträchtliche Bankaktivitäten deutet u. a. die Wendung Polemaios IV 9 f. hin: "Er hat den Ge-
[16 ]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
141
vatvermögen - einschließlich eines rasch mobilisierbaren Kapitalbesitzes - verfügt haben, wird noch durch einen weiteren Sachverhalt unterstrichen: Beide Honoranden haben u. a. das besonders aufwendige und prestigeträchtige (kollegiale) Amt eines Agonothetes für die penteterischen Klaria- Festspiele bekleidet, die auch hier traditions gemäß - weit über den Teilnehmerkreis an panhellenisehen Agonen hinausgehend - sowohl für Hellenen, als auch für "Barbaren" uneingeschränkt offenstanden, damals freilich noch sehr um Anerkennung und "internationalen" Besuch zu werben hatten, was einen offenbar erheblichen finanziellen Einsatz der Festspiel-Leitung erforderlich machte 15 • Der Menippos-Text (II 18-21) geht nur mit wenigen Worten auf die angespannte innenpolitische Situation in Kolophon während der turbulenten Kriegsjahre ein, in denen der Geehrte - mit offenbar unüblicher Iteration - das Amt des Hoplitenstrategen (cJ'tQu'tllYoC; ..• E1tt 'trov Ö1tAOOV, s. u.) innehatte; immerhin wird mit einigem Nachdruck konstatiert, daß es Menippos--zusammen mit seinen Kollegen in den Regierungsämtern (Ol ouvcX.QXOV'tEC;) damals gelungen sei, die Eintracht und Solidarität innerhalb des Bürgerverbandes zu bewahren und gleichzeitig "den Privatbesitz eines jeden zu beschützen". Hier werden soziale Spannungen unter der Oberfläche des politischen Lebens spürbar, die in der ernsten Krisen- und Notsitua,tion Kolophons - zumindest kurzfristig - die Gefahr eines radikalen Umsturzes heraufbeschwören konnten. Unmittelbare Einwirkungen der sozialrevolutionären ~HAt01toA'i'tat- Propaganda, zu der die Aristonikos-Partei bekanntlich in der zweiten Phase des Krieges ihre Zuflucht nahm (s. u.), wird man in diesem Zusammenhang aber wohl kaum erwarten können. Insgesamt läßt die Ämter-"Karriere" des Menippos - im Vergleich mit den Angaben des Polemaios-Textes - in politischer Hinsicht eine deutlich "steilere" Verlaufskurve erkennen: Dafür sprechen sowohl die Bekleidung der für das Gemein-
schäftsleuten (OL EQyasollevm) freimütig den Kredit übertragen, über den er durch seine persönlich-private Existenz verfügte" ('t~v 'toi) xa't' tötav ßtoU ntcr'tLv). 15 Vgl. Menippos II 30f.: Wegen seiner sorgfältigen und gerechten Amtsführung als Agonothetes fand Menippos bei "allen Teilnehmern an dem Fest, bei Hellenen wie Barbaren, eine wunderbare Anerkennung und Auszeichnung (I1tL01l1lacrta ... u~LOS~A.O)'tO<;)". Die Verwendung des dichotomischen Begriffspaares "Hellenen und Barbaren" weist hier keinerlei diskriminierende Konnotation auf (und zielt auch gewiß nicht auf italisch-römische Gäste und Teilnehmer an den Festspielen). Vielmehr soll allein der universale Charakter der Klaria-Festgemeinde (= "alle Welt") unterstrichen werden; s. dazu H. WANKEL, Demosthenes-Rede für Ktesiphon über den Kranz II, Heidelberg 1976, S.938/9 (Komm. zu § 202 mit Belegen); vgl. hierzu auch den "Parallelbericht" des Polemaios- Dekrets IV 50-53 (Aufforderung und Einladung des Agonothetes "an alle Menschen"!). Durch korrekte Amtsführung, großzügige Spenden und attraktive Darbietungen habe Polemaios erreicht, daß die in der Stadt eingetroffenen Gäste nicht enttäuscht worden seien, sondern den guten Eindruck gewannen, daß Kolophon-Klaros jedenfalls "eine Reise wert" gewesen sei (vgl. V 3-11). In der frühen Kaiserzeit hatte das agonale Programm der Klaria-Festspiele sich offenbar längst voll entfalten können; vgl. die große Siegesinschrift aus Kos: L. MORETfI, IscrizioniAgonistiche Greche, Rom, 1953, S.160f., Nr.61.
uno
[17]
142
Gustav Ado/fLehmann
a
wesen in besonderem Maße repräsentativen, eponymen ahres-) Prytanie (Menippos II 33 f.), als auch die Wahl in die (nach athenischem Vorbild wahrscheinlich höchstrangige) Magistratur des Hoplitenstrategen - und zwar über zwei Amtsjahre hinweg in der kritischsten Phase des Aristonikos-Krieges E~ nOAE~roL XUt nUQouO'tUL O''tQu'tonEörov ~PO>~atxrov (I1 8-9 "im Kriegszustand und während der Anwesenheit römischer Streitkräfte"). Zum Aufgabenbereich von Menippos' Amtsstellung hat zu diesem Zeitpunkt sicherlich auch noch eine gewisse militärische Führungsverantwortung gehört; im Vordergrund aber standen für ihn zweifellos diplomatisch-politische Aktivitäten. Die beiden Strategie-Jahre des Honoranden füllen weithin den Zeitraum zwischen dem - relativ späten - Beginn der römischen Intervention (131 v. Chr. unter dem Consul P. Licinius Crassus Mucianus) und der endgültigen Niederwerfung des Aufstandes 129/8 v. Chr. im Rückzugsgebiet der Mysia Abbaitis (unter dem Consul M~ Aquillius) aus; auch ist bekannt, daß das römische Oberkommando auf diesem Kriegsschauplatz in sehr großem Umfang Hilfstruppen aus der hellenischen Staatenwelt eingesetzt hat16 • Gleichwohl dürfte es bezeichnend sein, daß im Menippos-Text (wie analog auch im Polemaios-Dekret) keinerlei Hinweise auf persönliche militärische Leistungen und konkrete Kampferfahrungen des Honoranden begegnen. Menippos' Qualifikation für eine Iteration im Amt des Hoplitenstrategen dürfte vielmehr vor allem darin begründet gewesen sein, daß er sich zuvor als Gesandter Kolophons in Rom mit Erfolg bei einflußreichen römischen Senatoren um Hilfe gegen Aristonikos (Eumenes Irr.) und Rückhalt für s~ch und seine in große Bedrängnis geratene Polis bemüht hat und daher für die Zeit der römischen Gegenoffensive ab 131 v. Chr. als Vertrauensmann der Hegemoniemacht besonders geeignet erscheinen konnte, diese Führungsmagistratur zu übernehmen 17 • Kam es doch für eine ab-
16 Vgl. die Angaben in den Fragmenten A und B des Ehrendekrets für Poseidonios aus der karischen Küstenstadt Bargylia, die u. a. auch noch Truppenkontingente für die Kämpfe in der Mysia Abbaitis 129/8 v. Chr. (bereits nach der Gefangennahme des Aristonikos in Stratonikeia am Kaikos) zu stellen hatte (s. M. HOLLEAUX, Le Decret de Bargylia en fhonneur de Poseidonios, REA 21, 1919, S. 1-19 sowie die Gesamtedition der Fragmente durch W.BLÜMEL, Die Inschriften von Iasos II, I.K. 28, 2, Bonn 1985, Nr.612, S.122-126); zur Mobilisierung von Hilfstruppen 131/0 v. ehr. sogar aus Epeiros s. auch R. MERKELB~cH, Epirotische Hi/fstruppen im Krieg der Römer gegen Aristonikos ZPE 87, 1991, S.132. 17 In der ersten Phase des Krieges, in der der Widerstand gegen den pergamenischen Prätendenten weithin selbständig und mit beachtlichem Erfolg von einigen griechischen PQlis-Staaten (mit tatkräftiger Unterstützung aus den benachbarten Königreichen von Bithynien, Paphlagonien, Kappadokien und Pontos) geleistet wurde, waren - neben Kolophon zahlreiche Küstenstädte von einer überraschenden, weit nach Süden bis Karien ausgreifenden Seeoffensive der Aufständischen überwältigt und danach von den Streitkräften des Aristonikos zeitweilig besetzt worden. In Rom hatte man auf den Ausbruch der Kämpfe 133 v. Chr. - wohl unter dem Eindruck der inneren Wirren nach der Katastrophe des Ti. Sempronius Gracchus - zunächst sehr zurückhaltend nur mit der Entsendung einer Senatsgesandtschaft nach West-Klein asien reagiert (unter der Führung des P. Cornelius Scipio Nasica Serapio); die Entscheidung für eine massive militärische Intervention fiel tatsächlich wohl J
[18]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
143
hängige und zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll restituierte Polis wie Kolophon entscheidend darauf an, die Beziehungen zu den römischen Feldherren vor Ort und generell zu "der herrschenden Macht" (oi xQa'touv'tE~ bzw. ~yO\SJlEVOt, s. u.) möglichst vertrauensvoll und positiv zu gestalten. Eine wesentliche Rolle fiel daher hier der persönlichen Überzeugungskraft des verantwortlichen, obersten Magistraten zu, der über ein hohes Maß an diplomatischem Geschick und Erfah.:. rung sowohl bei der politisch - militärischen Beratung der römischen Kommandeure als auch als aktiver, wachsamer "Anwalt" seiner Polis (und ihrer handfesten Interessen) verfügen mußte: Bezeichnenderweise wird daher im MenipposText (11 7 f.) als spezifische persönliche Leistung - neben der effizienten Unterstützung und Beratung der römischen Oberbefehlshaber - mit Nachdruck hervorgehoben, daß es Menippos gelungen sei, für Kolophon eine bedeutende Reduktion der Kriegslasten und -kontributionen zu erreichen. Die militärische Verantwortung und die Sorge um den Erfolg der gemeinsamen Op~rationen waren somit - selbst in einem Kampf um die Restitution und Integrität des eigenen Staatswesens - aus der Perspektive dieser griechischen Polis geradezu ausschließlich zu einer Angelegenheit der römischen Hegemoniemacht geworden! In diesem Zusammenhang verdient Beachtung, daß Menippos auch schon vor dem Schicksalsjahr 133 v. ehr. zu .wiederholten Malen als Gesandter' seiner Heimatstadt in der Residenz der 'A't'taAtX~ ßaO'tAEta von Pergamon (Menippos I 16f.) tätig gewesen ist: Diese Missionen stellten gewiß mehr als nur diplomatische Routine dar, denn ein möglichst positives, gutnachbarschaftliches Verhältnis zur pergarnenischen Monarchie und ihrem ausgedehnten Machtbereich ist - bis zum Tode Attalos~ III - selbstverständlich von erheblichem Gewicht für das Wohlergehen des "freien" Kolophon gewesen. Die Phase einer direkten (auf der staats-
erst Ende 132 v. Chr. (verbunden mit heftigen persönlichen Querelen um die Besetzung des Prestige und Beutegewinn versprechenden Kommandos: Cic. Phil. 11, 18); vgl. dazu jetzt auch R. SCHULZ, Herrschaft und Regierung. Roms Regiment in den Provinzen in der Zeit der Republik Paderbom / München 1997, S. 69. Inzwischen hatte Aristonikos nach der Niederlage bei Kyme gegen die Flotte von Ephesos (verstärkt durch das dort wohl noch immer stationierte attalidisch-königliche Flottenkontingent) das Zentrum seiner Macht von Leukai an der Küste weitgehend in das Binnenland östlich von Pergamon verlegt - wie auch die Lage seiner Münzprägestätten in Thyateira, Apollonis und Stratonikeia am Kaikos dokumentiert - und mit einem an die arme Landbevölkerung und die Sklaven gerichteten Befreiungsprogramm (Proklamation einer auf revolutionärer Gerechtigkeit gegründeten rHAL01tOAl't(U / "Sonnenstaatler"-Gemeinschaft) neuen Zulauf für seine Sache gewonnen; die historische Darstellung und Analyse ist hier jedoch leider sehr einseitig an die knappe Skizze des Ereignisverlaufs bei Strab. 14, 1,38 p.646 (vgl. Diod. 34/5, 1,26, Flor. 1,35,4, lust. 36, 4, 7 u. Liv. perioch. 59) gebunden; s. jetzt die Darstellung von R. M. KALLET-MARX, Hegemony to Empire, a. a. O. (Anm. 1) S.98-102. Immerhin behielten die Aufständischen mit der Basis bei Leukai auch nach der Seeschlacht bei Kyme noch eine starke Bastion an der Küste in ihrer Hand und konnten dort bekanntlich Anfang 130 v. Chr. den römischen Consul und amtierenden Oberbefehlshaber P. Licinius Crassus Mucianus überraschend besiegen (Vell. 2,4,1; Val. Max. 3, 2,12 u. Frontin. strat., 4,5,16). J
[19]
144
Gustav Adol/Lehmann
rechtlich - politischen Ebene zwischen Polis und Herrscher, wie üblich, nur in unverfänglichen symmachialen Formeln definierten) Herrschaft Attalos~ 1 über die Stadt (Pol. 5, 74, 4-6 und 78, 6) war dagegen schon 204/3 v. ehr. durch die massive Intervention und unmittelbare Präsenz des "Großkönigs" Antiochos~ 111 an der ionischen Ägäisküste definitiv beendet worden, ohne daß es während dieses längerfristigen Aufenthalts des Seleukiden - zusammen mit seinem ganzen Hofstaat und den königlichen Gardetruppen in Kolophons Nachbarpolis Teos! zu ernsthaften militärischen Auseinandersetzungen gekommen wäre. Den Andeutungen im großen Inschriften-Dossier von Teos zufolge hat Attalos 1. sich damals offenbar zu einem förmlichen Verzicht auf seine hegemonialen Rechte gegenüber der Polis bereitfinden müssen 18. Die weiteren politischen Schicksale von Teos und Kolophon, die seit der 10nien-/Karien-Expedition Antiochos' "des Großen" zunächst der seleukidischen Machtsphäre angehört haben und in der Folgezeit mit den Heerzügen Philipps V., des Vertragspartners des Seleukiden in dem antiptolemäischen "Raub-Vertrag" von 203/2 v. ehr., konfrontiert worden sind, lassen sich in den Details vorerst nicht näher bestimmen. Ab 197 v. ehr. dürften diese ionischen Städte jedenfalls - analog den Vorgängen und Regelungen, wie sie inzwischen für die karische Polis Euromos in epigraphischen Dokumenten sichtbar geworden sind - im
18 S. die umfassend kommentierte Edition von P. HERRMANN, Antiochos der Große und Teos, Anadolu (Anatolia) 1965 (1967) S.29-159, bes. Textteil I, S.12-26 u. S.110-118. Von historischer Bedeutung ist hier vor allem die Tatsache, daß Antiochos "der Große" gleich nach dem Abschluß seiner spektakulären "Anabasis" in den iranischen Osten (ca. Frühjahr 204 v. Chr.) als vorrangiges Ziel der seleukidischen Expansionspolitik Westkleinasien und den Ostrand der Ägäis (und nicht Koilesyrien!) festgelegt hat; während der Herrscher selbst im ionischen Küstengebiet Fuß faßte, gingen seleukidische Streitkräfte gleichzeitig offensiv gegen bislang unter ptolemäischer Herrschaft (auch diese formal stets als <JUJlJlUXtu stilisiert!) stehende Poleis in Karien vor (u. a. Brief Antiochos' III. an die Stadt Amyzon vom 24. Mai 203 v. Chr.: C. BRADFORD WELLES, Royal Correspondence in the Hellenistic Period, London 1934, NI'. 38, S.165f. u. J. u. L.RoBERT, FOUILLES p'AMYZON EN CARIE, Paris 1983, S. 132 ff., Nr.9 mit weiteren Dokumenten aus der Zeit der Herrschaft Antiochos' "des Großen"). Zweifellos konnte Antiochos, wie bei Pol. 11, 34, 14 eigens betont wird, nach seinen Erfolgen in Zentral asien sich politisch auch und gerade in dieser Region auf einen enormen Prestigegewinn stützen, gleichwohl darf man sich hier durch den betont höflichen und kooperativen Ton der offiziellen Schreiben und Dekrete nicht über das Faktum einer entschlossenen seleukidischen Expansion und Herrschaftsbildung hinwegtäuschen lassen (ein in dieser Hinsicht gravierendes Mißverständnis der Teos-Dokumente bei A. GIOVANNINI, Teos, Antiochos 111 et Attale I, MH 40, 1983, S.178-184!); vgl. auch das Zeugnis Pol. 15,25, 13! Nur massiver Druck von der makedonischen Seite (und dazu die Verlockungen des bekannten "Raubvertrages" mit Philipp V.) haben den Seleukidenherrscher im Laufe des Jahres 203/2 v. Chr. schließlich zu einem (vorläufigen) Abbruch seines Kleinasien-Feldzuges bewegen können; bezeichnenderweise setzte jedoch schon 198 v. ChI'. erneut der seleukidische Vormarsch im westlichen Kleinasien ein (Liv. 32, 8, 1-8, vgl. dazu auch H. H. SCHMITT, Untersuchungen zur Geschichte Antiochos' des Großen und seiner Zeit, Wiesbaden 1964, S.269ff.).
[20]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
145
Verlauf der immer weiter ausgreifenden Kleinasien- und Thrakien-Expeditionen Antiochos' IH. erneut unter seleukidische Oberhoheit geraten sein 19 • Im Frieden von Apameia (188 v.ehr.) wurde Kolophon (wie auch seine Nachbarstadt Teos) dagegen von Rom ohne Zögern und weitere Verhandlungen als "freier" hellenischer Polisstaat anerkannt; für diese klare Entscheidung ist offenbar ausschlaggebend gewesen, daß die beiden ionischen Poleis auf dem Höhepunkt des Antiochos-Krieges entschlossen die römische Seekriegsführung - zwischen den Seeschlachten bei Korykos (Herbst 191 v. ehr.) und Myonnesos (Aug./ Sept. 190 v. ehr.) - unterstützt hatten, indem sie sich damals gegen eine unmittelbare Okkupation durch die seleukidische Feldarmee erfolgreich zur Wehr setzten 20 •
19 Vgl. die von R. M. ERRINGTON in den EA 1986 und 1993 (0. Anm. 5) edierten Inschriftenfragmente aus dem Tempelbereich des Zeus Lepsynos in Euromos. Für die großen politischen Konstellationen in dieser entscheidungs schweren Zeit ist es (pace ERRINGTON) sicherlich bezeichnend, daß die nach erheblichen politischen Umwälzungen (und unter strenger makedonischer Besatzung) in Euromos, das kurzfristig sogar in Philippoi (!) umbenannt wurde, herrschende promakedonische Partei (vgl. das Ehrendekret für Alexandros Admetu von 201 v.Chr.: EA 21,1993, S.21-23, Nr.4) im August/September 197 v.Chr. angesichts der Niederlage Philipps V. bei Kynoskephalai ihr Regime umgehend durch einen Staatsvertrag mit dem seleukidischen Vizekönig Zeuxis in Sardes unter den Schutz Antiochos' IH. zu stellen vermochte (EA 8, 1986, S.1-7)j vgl auch Pol. 18, 2, 3 u. bes. 18, 44, 4 (Fortbestand der makedonischen Garnisonierung noch bis zur Zeit der Isthmien/eier von 196 v. Chr.). Hier wird noch einmal die enge Komplizenschaft der beiden "Raubvertrags"Partner (Pol. 15, 20j 16, 1, 8 u. 24, 6) greifbar. Nach der Etablierung der seleukidischen Herrschaft karn es freilich in Euromos zu Verfassungs änderungen, die offenkundig vorn neuen Oberherrn selbst angeregt worden sind und die alle wesentlichen Kompetenzen im politisch-militärischen Bereich exklusiv in die Hände von zwei kleinen Regierungskollegien legten (EA 21, S. 24-27, Nr. 5) - eine institutionelle Neuordnung, die zumindest prima }acie die in den seleukidischen Verlautbarungen dieser Zeit ansonsten üblichen, vollmundigen Erklärungen über Wahrung und Wiederherstellung von "Freiheit", a\)'tov0l-lta und 0TJI-l0x-Qa'tLa durch den König zu Gunsten der "befreundeten und verbündeten" Poleis als bloße Propaganda entlarven könnte; vgl. zu den politisch-institutionellen Aspekten insbesondere die wichtigen Hinweise von CL. BRIXHE, Bulletin Epigraphique, REG 108, 1995, S.524-526, Nr.525. Sehr aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang auch die zeitgenössischen Dokumente aus dem karischen Iasos (W. BLüMEL, Die Inschriften von Iasos, I. K. 28, 1, Bonn 1985 S. 19 ff., Nr. 4: Brief der Königin Laodike und das Dekret von Iasos zu Ehren von Antiochos IH., ca. 194 v. Chr.: vgl. Zl. 8-11, 45-50 u. 55f.) und die bittere Klage der Gesandten dieser Stadt - auf dem Höhepunkt des Antiochos-Krieges - über die drückende servitus regia (Liv. 37, 17, 6): Auch in Iasos ging der Übergang der Stadt von der Herrschaft Philipps V. und makedonischer Garnisonierung unter die seleukidische Oberhoheit mit einer von oben gelenkten Verfassungs änderung einher (vgl. dazu die Andeutungen in Nr.4 col. II 51-59). Keinerlei "Hinweise in diese Richtung enthalten dagegen die Fragmente des annähernd zeitgenössischen Inschriften-Dossiers aus dem (vorn seleukidischen Vize-König Zeuxis höchstselbst offensichtlich zum Anschluß gezwungenen) Herakleia am Latmos: M. WÖRRLE, Inschriften von Herakleia am Latmos I: Antiochos IIL Zeuxis und Herakleia, Chiron 18, 1988, S.421-470 (SEG 37, 859). 20 Liv. 36, 43, 11ff.; 37, 8, 5f; 11, 14f. u. 16, 2j 17, 3; c.26-30; Pol. 21,13,1-4; vgl.
[21 ]
146
Gustav Ado/fLehmann
Nach den verbindlichen Abgrenzungen, wie sie im Frieden von Apameia getroffen wurden, haben sich offenbar recht freundschaftliche Beziehungen zwischen Kolophon und dem angrenzenden Machtbereich der pergamenischen Dynastie entwickeln können. Dafür spricht jedenfalls die Fortexistenz einer "königlichen" Stiftung zugunsten des Gymnasions der Stadt in dieser Zeit - auch über die politische "Schwelle" von 133 v. ehr. hinaus 2t • Als diplomatisch erfahrener "Anwalt" seiner Heimatpolis und Berater der römischen Hegemoniemacht ist der Kolophonier Menippos jedenfalls mit den politischen Beziehungen zur 'At'taAtX~ ßaOtAda - und insgesamt mit den Verhältnissen in dem ab 133/2 v. Chr. erneut politisch-territorial zur Disposition stehenden West-Kleinasien - aus konkreter Anschauung und Erfahrung vertraut gewesen.
3. Die Gesandtscha/tsreisen nach Rom Das eigentliche politische Lebenswerk der beiden kolophonischen Politiker hat freilich 'weder in ihren Liturgie-Leistungen noch in der erfolgreichen Führung hochrangiger Ämter und Wahlmagistraturen der Polis bestanden, sondern - neben den diplomatischen Missionen zu römischen Amtsträgem in der (in zwei Stufen - 128 bzw. 123/2 v. Chr. - territorial und strukturell neu eingerichteten) Provinz Asia - vor allem in den von Menippos und Polemaios für ihre Stadt unternommenen Gesandtschaftsreisen zur Senatsregierung in Rom. Hier ging es, wie in heiden Dekreten klar gesagt wird (Menippos I 17 f.; Polemaios II 11 f.), schlechthin um ihre "wichtigsten Missionen" (J.1EYI,(J'tat nQEoßetat) und jeweils um elementare Lebensfragen einer Polis, deren Territorium und Zentralort nach der feindlichen Besetzung und militärischen Rückeroberung insgesamt neu restituiert
Pol. 21, 46, 4 u. Liv. 38, 39, 8 sowie das inschriftliche fragment des Scipionen-Sendschreibens, in dem neben der Anerkennung der Asylie von Klaros (SEG I, Nr.440, S.114 u. IV, Nr.567, S.109) auch der offizielle Beitritt der Stadt zur antiseleukidischen Allianz mit Rom festgestellt wird. ' 21 Auf eine Stiftung der pergamenischen Dynastie dürften eindeutig die im MenipposDekret (II 46f.) erwähnten "königlichen Bankette" für die beiden Altersstufen der im Gymnasion auszubildenden Jugend von Kolophon zurückgehen, vgl. - neben den von L. u. J.RoBERT (Claros I, a.a.O. [Anm.2] S.100) angeführten Parallelzeugnissen und Entsprechungen - die Hinweise auf pergamenische Stiftungen bei Pol. 31, 31, 1-3; 32, 8, 5 f. u. Liv. 42, 5, 3; in der Dokumentation bei KL. BRINGMANN U. H. v. STEUBEN (Hrsg.) Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heili$,tümer I, Berlin 1995, K. Nr. 262 a, S. 303/4 ist dagegen irrtümlich von einer königlichen "Olstiftung" die Rede. Zur politischen Signifikanz der Ehrenstatue des pergamenischen Prinzen Athenaios, des jüngsten Sohnes des Königs Attalos' 1., im Apollon-Tempel von Klaros s. L. ROBERT, Etudes Anatoliennes. Recherches sur les Inscriptions Grecques de l'Asie Mineure, Paris 1937, S. 153/4 u. D. MAGIE, Roman Rule in Asia Minor, a. a. O. (Anm.11), S. 941, Anm. 36; vgl. jetzt auch E. LEUTERITZ, Hellenistische Paideia und Randgruppen der Gesellschaft, München, 1997, S.101-105.
[22]
"Riimischer Tod" in Kolophon/Klaros
147
werden mußten (1tEQ1. avayxatO'tu'toov: Menippos I Z1.17/8). ob sich in diesem Zusammenhang dem im Polemaios-Dekret erwähnten Toponym ßOUAOOV 1t6At~ einer von Überfällen über die Provinzgrenze hinweg bedrohten Ortschaft am Rande des kolophonischen Gebietes - überhaupt ein konkreter Zeitbezug bzw. eine direkte sachliche Verbindung mit der vorangegangenen Kriegs- und Besatzungszeit zuordnen läßt, ist mehr als fraglich, auch wenn der Gedanke an einen lokalen Niederschlag der im Verlaufe des Aristonikos-Krieges so offensiv verfochtenen 'HAt01tOA'l'tat- Programmatik der Aufständischen (s. 0.) auf den ersten Blick natürlich sehr reizvoll erscheint22 • In beiden Ehrendekreten werden als entscheidende Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluß der jeweiligen Rom - Missionen die intensiven Bemühungen der kolophonischen Gesandten hervorgehoben, die zunächst auf eher privater Basis bei den einflußreichsten Senatoren in Rom um Sympathien und ein ernsthafteres, sachliches Interesse für ihre Anliegen zu werben suchten. Offensichtlich ließen sich in der Regel nur über intensive persönliche Bemühungen und entspre- . chend fundierte Konnexionen verläßliche Engagements römischer Politiker als "echte" patroni des jeweiligen Polisstaates anbahnen (Menippos III 10 f.), mit deren Hilfe sodann das Anhörungsverfahren vor dem Senats gremium überhaupt erst in Gang gebracht und eine positive Entscheidung der römischen Hegemoniemacht herbeigeführt werden konnte 23 • Über die Zeugnisse und Befunde hinaus,
22 Polemaios Il 37: Dem Textzusammenhang nach geht es eindeutig um den Namen einer Ortschaft an der Grenze des kolophonischen Territoriums zur Provinz Asia. L. u. J. ROBERTS Überlegungen (a. a. O. [Anm.2] S. 38), wonach für die erwähnten Überfälle am ehesten marodierende römische Soldaten (nach dem Ende des Aristonikos-Krieges) verantwortlich gewesen sein dürften, sind dagegen wohl eher abwegig. - Als reales wie fiktives Toponym ist ßOUAffiV At<; verschiedentlich für Kreta, Libyen und insbesondere Karien bezeugt (als Nebenname der Polis Akanthos: Plin. nato 5,104), vgl. F.Jacoby, FGrHist 461 (Sosikrates) F2 (m. Komm. U. Belegen), S. auch Cratinus Fr.223 PCG IV und Eupolis Fr. 212 PCG V (mit weiteren Belegen) sowie das Material der Suda S. v. ßOUAffiV nOAtC;. 23 Auch im Polemaios-Dekret (Il 27-31) stehen die von dem Geehrten als Gesandter in Rom über persönliche amicitia- und hospitium-Beziehungen erreichten Patronatsverhält~isse (n<x:tQffivEim) für Kolophon "mit den hervorragendsten Männem" (nQoc; 'tOUC; aQCo'touc; &v8QuC;) ganz im Zentrum seiner politischen Verdienste. Durchgehend wird die römische Hegemoniemacht respektvoll mit Bezeichnungen wie Ol.iJYOUIlEVOl oder 01. xQU'tOÜV'tEC; ("die führende, die überlegene Macht", vgl. auch Pol. 30, 4, 17 u. Plut. praec. ger. rei publicae, mor. 813 F) apostrophiert; im Menippos-Text (Il 12/3) werden die Römer darüberhinaus als diejenigen charakterisiert, in deren "Macht es steht, allen Menschen die wichtigsten Bedürfnisse (avuyxmo'tu'tut ... x,QElm) zu erfüllen"! Diese Definition ergänzt sehr anschaulich die bekannten (älteren) Charakterisierungen der Römer als XOtVOL EUEQy,hm ("allgemeine Wohltäter") der griechischen Staatenwelt: Syll.3 630 (aus Delphi, 182 V. Chr.), vgl. U. a. Syll.3 665, Zl. 43/4. Eine hiermit weithin übereinstimmende Terminologie findet sich auch in den zeitgenössischen Ehrendekreten von Priene (s. O. Anm. 6). - Den bilateralen Bündnisvertrag Kolophons mit Rom wird man sich - analog den dokumentarisch (inschriftlich) erhaltenen Verträgen mit Kibyra (OGIS 762), Methymna (Syll.3 693), Maroneia (BCH 111, 1987, S.501-509 = SEG XXXVII 611) oder Astypalaia (IGRR 4, 1028), sämtlich aus
no
[23]
148
Gustav AdolfLehmann
die! Touloumakos für seine Untersuchungen über den "römischen Gemeindepatronat" zur Verfügung standen, läßt sich nunmehr eindeutig belegen, daß - spätestens seit der Jahrhundertmitte - die politischen Repräsentanten aller verbündeten, mehr oder weniger "freien" Staaten des hellenischen Ostens sich geradezu planmäßig um die Herstellung von Patronatsbeziehungen zu führenden römischen Senatoren für sich selbst und ihre Polis bemüht haben. Auch E. Gruens Bedenken, die Struktur der patrocinium-clientela-Beziehungen, wie sie sich in den hellenischen Quellenzeugnissen des 1. Jh. v. ehr. abzeichnet, bereits für die Beziehungen Roms zur griechischen Staatenwelt im 2. Jh. v. ehr. in Anspruch zu nehmen, können inzwischen als entkräftet gelten 24 • Die bitteren Lektionen, die vornehmlich der Generation des Polybios - nach dem Ausgang des Perseuskrieges - über die Grundlagen und Rahmenbedingungen des politischen Lebens in Rom erteilt worden waren (nicht zuletzt im mühsamen Ringen um die Freilassung der seit 167 v. ehr. in Rom und Italien internierten Achaier), hatte man im griechischen Osten inzwischen gut gelernt. Und für den prekären Status der provinzialen (Untertanen-) Gemeinden war es bezeichnend, daß nach dem ursprünglichen Gesetz zur Einrichtung des ständigen Repetundengerichtshofs (gegen erpresserische Provinzstatthalter) das peregrine Gemeinwesen erst einen qualifizierten patronus für seine Sache in Rom finde,:ddJ(tte damit eine Klage in der vortJ geschriebenen Form überhaupt erhoben we/~ ko~nte25. ~\~
dem 2. Jh. v. Chr. - als eine fonnal nach dem Prinzip der Gleichrangigkeit stilisierte (und über die übliche, grundsätzlich definsiv gestaltete Allianz- und Freundschaftsklausel hinaus nicht weiter spezifizierte) (JullllaXta vorzustellen haben; vgl. auch A. N. SHERWIN-WHITE, Roman Foreign Policy in the East 168 B. C. to A. D. 1, Nonnan/Oklahoma, 1984, S.58-70 sowie jetzt AL. AVRAM, Der Vertrag zwischen Rom und Kallatis (eIL e2, 2676), in: B. FUNCK (Hrsg.), Hellenismus: Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters, Berlin 1994, S.491-511. 24 J. TOULOUMAKOS, Zum römischen Gemeindepatronat im griechischen Osten, Hennes 116, 1988, S.304-324 und E. S. GRUEN, The HellenisticWorld and the Coming 0/ Rome I, Berkeley/Los Angeles 1984, S.158ff. u. 165ff.; seht zu Recht lehnt GRUEN (a.a.O. S. 160 f.) jedoch die von der Überlieferung bei Sallust zumindest suggerierte Auffassung ab, wonach ab 146/5 v. Chr. ein fundamentaler Wandel in der politischen Einstellung und allgemeinen Staatspraxis Roms gegenüber den abhängigen, verbündeten Staaten eingetreten sei (SaU. Cat. 12, 5 u. Jug. 102, 6). - Zum individuellen Gemeindepatronat vgl. auch E. BADIAN, Foreign Clientelae, 264-70 B. C., Oxford 1958, S.154ff. u. passim. 25 Vgl. die Episoden Pol. 33, 1, 2 f. u. 35, 6 (achaiische Internierte nach 167 v. Chr.) und dazu die aufschlußreichen Hinweise auf zeitgenössische politische Kampagnen und Einflußnahmen in den Kreisen der römischen Nobilität: Pol. 30, 4 f. sowie Liv.45, 20, 4 ff. u. Pol. 31, 6 (zum Auftreten und zur Behandlung der rhodischen Gesandtschaft in Rom 167 v. Chr.), dazu Pol. 30, 1-3 zu den vertraulichen Sondierungen zwischen dem "pergamenischen Gesandten" Attalos (Il.) und einflußreichen, "befreundeten" Senatoren in Rom. Sehr bezeichnend sind in diesem Zusammenhang auch Polybios' Bemerkungen (33, 15 u. 18, 3 f.) zu der - am Ende überraschend erfolgreichen -"Werbekampagne" für Alexander Balas in Rom; s. auch Pol. 32, 20 (zu dem Auftreten Charops' d.]. von Epeiros in Rom und seinem - angesichts der demonstrativen Ablehnung in den angesehensten Senatorenhäusern -
[24]
nRömischer Tod" in Kolophon/Klaros
149
Das Thema der außerordentlichen Anstrengungen und Kosten, die für die Emissäre aus der griechischen Staatenwelt mit ihren Gesandtschaftsreisen und Aufenthalten in Rom verbunden waren, wird iIll Menippos - Text nicht weiter berührt. Das Polemaios-Dekret (11 16-31) weist dagegen mit Nachdruck darauf hin, daß der Honorand seine Mitbürger in Kolophon "ungestört ihren privaten Geschäften nachgehen ließ, während er selbst das persönliche Risiko für alle auf sich nahm (tüV onEQ a.nav'toov xtv8ovov a.va8Ex61.u;Vo~) und zu Lande wie zur See, mit Leib und Seele und seiner ganzen Existenz sich für den Demos einsetzte"26. Der Erfolg dieser Mission aber ließ sich nur dadurch absichern, daß er - zunächst und vor allem anderen - "bei den führenden Römern" ('tOt~ ~YOOj.LEVot~ ·Pcoj.Latot~) persönlich vorstellig wurde: "Und da er ihrer Freundschaft als würdig erschien,konnte er die Frucht aus dieser Freundschaftsbeziehung seinen Mitbürgern zuwenden, indem er für das Vaterland Patronatsbeziehungen mit den hochrangigsten Staatsmännern vereinbarte" (s. 0.). Weitaus deutlicher schildert das bekannte (etwas ältere) Ehrendekret aus Abdera (für Gesandte aus Teos) die strapaziösen Anforderungen und oft geradezu entwürdigenden Zumutungen, die sich die diplomatischen Vertreter foederierter bzw. "freier" Staaten während ihres Rom-Aufenthaltes gefallen lassen mußten: In unablässigen Vorsprachen hatte man die patroni der eigenen Polis um Hilfe und Unterstützung zu ersuchen, gleichzeitig mußte immer wieder bei den widerstrebenden "Freunden" der Gegenseite in persönlichen Besuchen und zeitraubenden Aufwartungen um Verständnis für das aktuelle Anliegen und ein möglichst einvernehmliches Vorgehen in der Sache geworben werden, bevor der entscheidende Auftritt vor dem Senat überhaupt gewagt werden konnte (Syll. 3656). Auffällig ist allerdings, daß das Abdera-Dekret keinen Hinweis auf den tatsächlichen Erfolg dieser teischen Gesandten enthält: Ein deutlicher Fehlschlag, den diese Mission am Ende trotz aller Mühen mit ihrem Anliegen zu verzeichen hatte, könnte jedenfalls den ungewöhnlich offenherzigen und kritischen Tonfall im Berichtsteil der Inschrift recht gut erklären.
schließlich unabwendbaren Sturz) - Zu den ursprünglichen - erst durch die (von C. Sempronius Gracchus inspirierte) lex Acilia repetundarum abgelösten - repetundarum- Gesetzen s. A. LINTOTI, The procedure under the leges Calpurnia et Junia de repetundis, ZPE 22, 1976, S.207-214. 26 Vgl. auch Polemaios III 13-24; aus dem Textzusammenhang wird deutlich, daß der Hinweis auf die Mühen und Gefahren bei dieser Gesandtschaftsreise keineswegs mehr auf eine akute Kriegssituation - d. h. primär die erste Phase des Aristonikos-Krieges mitsamt der Invasion und Besetzung Kolophons - abzielt, sondern durchaus den Kontrast zwischen dem ruhigen und sorgenfreien Alltag der kolophonischen Mitbürger und den Anstrengungen und Risiken für den Gesandten auf seiner Rom-Mission akzentuiert: gegenR. M. KALLET- MARX, a. a. O. (Anm.1) S.103. - Zu dem hohen Aufwand und den Risiken einer Gesandtschaftsreise nach Rom s. auch die bezeichnende Schilderung im Ehrendekret für Hegesias von Lampsakos (P. FRISCH, Die Inschriften von Lampsakos, I. K. 6, Bonn 1978, Nr.4, S.15-27.
[25]
150
Gustav Ado/fLehmann
Gegen die aus römischen Quellen nur allzu bekannten und stets sehr hochnäsigen Bemerkungen der "Hohen Herren" des Senats über die maßlose Schmeichelei und Penetranz der leves Graeculi als politische Bittsteller wird im Abdera-Dekret einmal explizit die "griechische Perspektive" ins Blickfeld gerückt: Ganz offen werden hier die "körperlichen und seelischen Qualen" ("'OXtX~V
27 Die Polis Abdera hatte sich für diese Mission (gegen die Ansprüche des Thrakerkönigs Kotys) an ihre Mutterstadt Teos gewandt, die schon seit langem über einen Bündnisvertrag mit Rom (und gute Beziehungen zu führenden Senatoren) verfügte (s. o. S. 15 f.); vgl. auch J. TouLouMAKos, a. a. O. (Anm. 24) S. 306/7 und zuletzt J. LINDERSKI, Ambassadors go to Rome, in: ED. FREzouLs U. A.]ACQUEMIN (ed.), Les Relations Internationales, Paris 1995, S.53-478. Zu den exzeptionell engen historischen und institutionellen Verbindungen zwischen Teos und Abdera s. die umfassende Untersuchung von P. HERRMANN, Teos und Abdera im 5. Jahrhundert v. Chr. Ein neues Fragment der Teiorum Dirae, Chiron 11, 1981, S.1-30 U. A.J.GRAHAM, Abdera and Teos, ]HS 112, 1992, S:44-73. - Bei Pol. 30, 4 findet sich für die "Vorsprachen" (Ev't'€ul;€t<;) und "Bitt-Audienzen" (1taQaxA~O'€t<;) von Gesandten in den großen Senatorenhäusern geradezu eine eigene Terminologie. Zum Auftreten des Königsgesandten Eudemos in Rom s. Plut. Tib. Gracch. 14, 1-2, vgl. Pol. 30, 30, 7-8 zu den Beziehungen zwischen der attalidischen Dynastie und der Familie des Volkstribunen; s. dazu E. BAD IAN , Foreign Clientelae, a.a.O. (Anm.24) S.173/4. - Umgekehrt konnte für die senatorischen patroni der Nachweis ererbter und bewährter Familienverbindungen zu bestimmten Städten und Regionen bei der Entscheidung über die jeweilige Vergabe praetorischer Provinzen in Rom offenbar von erheblicher Bedeutung sein, vgl. die Beobachtungen von R. SCHULZ, Herrschaft und Regierung a. a. O. (Anm. 17) S.74-77.
[26 ]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
151
dere nach 168/7 v. ehr., spürbaren Ausmaßen dieses Problems (einer offensichtlich wechselseitigen Überforderung in den Beziehungen zwischen Hegemoniemacht und abhängigen Bündnerstaaten)28. Der Menippos-Text geht auf diese Rahmenbedingungen des politischen Systems in Rom nicht näher ein, vielmehr wird großer Wert auf die Feststellung gelegt, daß der Honorand während seines Aufenthalts als Gesandter - d. h. in der unerläßlichen Vorphase einer intensiven, persönlichen Sympathiewerbung - in solchem Maße das Vertrauen führender Senatoren gewonnen habe, daß er von ihnen danach sogar - wie auch schon Polybios in seiner Vermittlertätigkeit nach 145 v. ehr. (oder später e. g. Theophanes von Mytilene im Dienste des Pompeius) - mit wichtigen Missionen "zu vielen anderen hellenischen Poleis" beauftragt wurde und damit zu beträchtlicher Prominenz in der griechischen Staatenwelt gelangt ist29 . In diesem Hinweis klingen Stolz und Genugtuung des Geehrten darüber an, daß mittlerweile sein politisch-diplomatischer Tätigkeitsbereich - im Dienste der römischen xQa'touv'tE~/~YOU~EVOt - weit über die unmittelbare Interessensphäre der Heimatpolis Kolophon hinausreichte. Durch ansehnlichen Besitz und persönliche Qualitäten wie Geschicklichkeit und Loyalität ausgezeichnet (Menippos III 6: 8u1 't~v E~ nCicnv aQE't~v) stellt der Honorand sich hier selbst geradezu als Mitträger der römischen Hegemonial- und Friedensordnung in der Staatenwelt des griechischen Ostens dar. Dafür wird an anderen Stellen seines Leistungsberichtes allerdings auch die Distanz zwischen Herrschern und Beherrschten, Römern und Hellenen, besonders deutlich akzentuiert (s. u.). 28 Durch tagtägliche Anberaumung von Senatssitzungen im Monat Februar (Cic. Q. ft. 2, 11, 33 u. fam. 1, 4, 1) sollte der großen Zahl von auswärtigen Gesandtschaften (für die mit dem Anbau der sog. graecostasis an die curia des Senats schon ein eigener Warteraum geschaffen worden war) zu einem rascheren Bescheid in ihren Anliegen verholfen werden; s. J.-CHR. DUMoNT, J.-L. FERRARY, PH. MOREAU U. CL. NICOLET, InsuLa Sacra. La Loi Cabinia Calpurnia de DeLos, Paris 1980, S. 30f. u. generell M.BoNNEFoND-COUDRY, Le Senat de La RepubLique Romaine, Rom 1989, S.333-346. 29 Menippos III 5-15; neben Polybios' Rolle als Vermittler und Beauftragter Roms in Achaia vgl. auch den Hinweis auf seine persönlichen Aktivitäten zugunsten des unteritalischen Lokri (12, 5, 1-4). Zur überaus einflußreichen Position und Vermittlertätigkeit des Theophanes von Mytilene im Kreis der "Freunde" des Pompeius s. jetzt die Darlegungen von G. LABARRE, Theophane et roctroi de La liberte MytiLene, Tekmeria 2, 1996, S.44-53, vgl. bei dems., Les cids de Lesbos aux epoques hellenistique et imperiale, Paris 1996, die Inschriften nr.15-19, S.274-277. Zur analogen Rolle und Vertrauensstellung des Theopompos von Knidos in der Entourage Caesars s. die Zeugnisse bei W. BLüMEL, Die Inschriften von Knidos I, (I.K. 41), Bonn 1992, Nr.51-61 u. 701, S.43-51; vgl. auch die Hinweise und Bemerkungen von FR. QUAß, Zum Einfluß der römischen NobiLität auf das Honoratiorenregime in den Städten des griechischen Ostens, Hermes 112, 1984, S.199-215. Die weit verbreitete (und bis in die Kaiserzeit anhaltende) Praxis in Rom, bei der Regelung von politisch-offiziösen wie auch privaten Angelegenheiten in der hellenischen Staatenwelt auf bewährte griechische Vertrauensleute und orts- wi~ sachkundige "Handlungsbevollmächtigte" zurückzugreifen, wird auch durch die Beispiele bei R. SYME, The Creeks under Roman RuLe, in: Roman Papers II (ed. E. BADIAN), Oxford 1979, S. 566-581, gut illustriert.
a
[27]
152
Gustav Ado/fLehmann
4. Politische Führung und demokratische Staatsordnung Die im Menippos-Text nur angedeuteten Rahmenbedingungen, unter denen prominente Politiker verbündeter, ,,freier" Staaten in ein festes Vertrauensverhältnis zu Angehörigen der römischen Machtelite gelangen konnten, haben sich zweifellos nachhaltig auf die politischen Verhältnisse im griechischen Osten ausgewirkt - bis in die Vorphase des Mithradates-Krieges hinein. Denn es liegt auf der Hand, wie sehr diese Entwicklung - auch ohne programmatische Festlegungen oder gar ge zielte verfassungspolitische und strukturelle Eingriffe der römischen Hegemoniemacht - den inneren politischen Lebensbereich der von Rom abhängigen Staaten verändern mußte. Mehr denn je war inzwischen das Schicksal der Bündnerstaaten von der Qualität eines Netzes von etabliertenPatronatsbeziehungen (s.o.) und den informellen, persönlichen Konnexionen mit führenden Angehörigen der römischen Nobilität abhängig geworden, die anerkanntermaßen für die Effizienz des für die Polis insgesamt bestehenden Clientelverhältnisses von entscheidender Bedeutung waren. Denn die zuvor einmal - nach zumeist beträchtlichen diplomatischen Bemühungen - erlangten eplAcX.v8Q<.Onu-"Privilegien" im politisch- rechtlichen Status einer hellenischen Polis waren und blieben grundsätzlich prekclr und mußten im Konfliktfall ~~etJwieder neu vor den römischen Autoritäten bzw. dem Senat zur Bestätigung l~tehd gemacht werden (s. u.). So kann man Entwicklungen, wie sie Si9tl in den größeren griechischen Gemeinwesen schon seit 180/79 v. Chr. (infblge der Rom-Mission des Achaiers Kallikra tes aus Leontion) und mit Vehemenz ab 168/7 v. Chr. angebahnt hatten, auch aus den Angaben der beiden kolophonischen Ehrendekrete deutlich ablesen: vor allem ein deutlicher Wandel in den Ämterfunktionen dieser - im Rahmen der classe politique ihrer Heimatpolis besonders angesehenen und wohlhabenden ."Honoratioren"-Politiker. Aus dem zahlenmäßig keineswegs kleinen Kreis von verfassungsgemäß gewählten und im Wechsel zu strikter Rechenschaftslegung verpflichteten Magistrate (und sonstigen Amtsträger und aktiven Politiker) waren nur ganz wenige Prominente auf Dauer in den· inoffiziellen Rang von maßgeblichen - allenfalls noch für ihre Liturgie-Leistungen gegenüber dem Gemeinwesen haftbaren - "Geschäftsführern" ihres Staates aufgerückt, weil sie allein über verläßliche, auf persönlicher Ebene fundierte (und zudem innerhalb der Familien regelrecht vererbbare !) Beziehungen zu den im politischen Alltag und bei allen nur denkbaren Wechselfällen unersetzlichen patroni im römischen Senat verfügten: So konnte e.g. in Achaia auf der Ebene des XotVOV auch ein weithin unbeliebter Politiker wie Kallikrates für sich bis an sein Lebensende (ca. 149/8 v. Chr.) nahezu einen Primatanspruch als "Sachwalter" in allen Fragen der römisch-achaiischen Beziehungen - verbunden mit einem sehr wirkungsvollen, persönlichen Einspruchsrecht in der Bundespolitik - behaupten 3o .
30
Bekanntlich hat Polybios, wie die Inhaltsübersicht der Historien (3, 3, 7) zeigt, die
[28]
nRömischer Tod" in Kolophon/Klaros
153
Andererseits tritt uns gerade in den Ehrendekreten für Menippos und Polemaios die Polis der Kolophonier als ein unzweifelhaft autonomer und nach durchgebildetem demokratischen Verfassungs recht geordneter politischer Verband entgegen. So erweisen die speziell für Kolophon in beträchtlicher Zahl dokumentarisch erhaltenen Angaben über Frequenzen und Abstimmungen innerhalb der Ekklesia - offenbar auf der Basis von ausgezählten (geheimen) Psephos-Urnengängen die demokratische Volksversammlung als ebenso realen wie legitimen "Ort der Entscheidung" und jedenfalls als eine "starke" (im Verhältnis zur mutmaßlichen Gesamtzahl der Bürgerschaft gut besuchte) Institution: Die Anzahl von 1342 Kolophoniern, die sich an der Abstimmung über das Ehrendekret für Menippos beteiligt haben, kann durchaus als repräsentativ für den Bürgerverband gelten 31 • Um die Zustimmung dieser Ekklesia hatten die aktiven Politiker der Stadt nach wie vor argumentativ und in offener Konkurrenz zu ringen; auch die beiden prominenten Honoranden nahmen für sich nur in Anspruch, in der Rolle von politischen "Ratgebern des Demos" an "richtigen" und "heilsamen Entscheidungen" ihres Staates mitgewirkt zu haben: In dieser Hinsicht entsprachen die Verhältnisse in Kolophon vollauf der Normalität einer Polis-Demokratie in der Freistaatenwelt des griechischen Ostens im 3./2. Jh. v. ehr. 32 •
fatalen Folgen der Kallikrates-Mission in Rom (vgl. Pol. 24, 10, 10) und die Intervention des Senats in die innerachaiischen Auseinandersetzungen um Sparta als tiefe Zäsur im historischen Werdegang des Bundes und darüber hinaus generell als Wendepunkt in den Beziehungen der hellenischen Freistaaten zur verbündeten römischen Großmacht angesehen, s. G. A. LEHMANN, Erwägungen zur Struktur des achaiischen Bundesstaates, ZPE 51, 1983, S. 237 f.; zur weiteren politischen Rolle des Kallikrates s. A. BASTINI, Der achäische Bund als Mittelmacht. Geschichte des achilischen Koinon in der Symmachie mit Rom, Frankfurt a. M. 1987, bes. S.117ff., 130f.; 154f.; 166f.; 180f. u. 195f.; zur letzten Rom-Mission des Kallikrates 149/8 v. Chr. vgl. auch G.A. LEHMANN, Untersuchungen zur historischen Glaubwürdigkeit des Polybios, a. a. 0. (Anm.13) S.316-325. 31 Zu den einschlägigen Zahlen über Besuch und Abstimmungsverhalten in der Ekklesia Kolophons s. FR. QUAß, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens, a. a. 0. (Anm. 6) S.360/1 (mit eindrucksvollem Vergleichsmaterial): Im Hintergrund dieser genau festgehaltenen Abstimmungsergebnisse haben offenbar gesetzliche Quorumsregelungen für die jeweilige Ekklesia gestanden, vgl. PH. GAUTHIER, Quorum et participation civique dans les democraties grecques, in: Cahiers du Centre G. Glotz I, Paris 1990, S.73-99, bes. S.90/1. Das Abstimmungsergebnis für das Menippos-Dekret (1326 Jastimmen und 16 Gegenvoten) liegt dabei eher an der oberen Grenze der bezeugten Frequenzzahlen der kolophonischen Ekklesia-Versammlung; die im Ehrendekret für den "Orakelleiter" Menophilos aus Smyrna belegte, ekzeptionelle Teilnehmerzahl von 2000 Bürgern, die auch noch völlig einstimmig votierten - s. L. u. J. ROBERT, Decret de Colophon pour un chresmologue de Smyrna appete diriger l'oracle de Claros, a. a. 0. (Anm. 2) bes. S.283 - erklärt sich wohl aus dem besonderen Interesse der Polis, hier ihre Kompetenz für das Heiligtum von Klaros und die einhellige Zustimmung der Bürgerschaft zu der gefundenen Personalentscheidung möglichst eindrucksvoll zu dokumentieren. 32 Menippos I 12 f. u. Polemaios II 3/4; vgl. hierzu auch die wichtigen Bemerkungen von CHR. HABICHT, Ist ein "Honoratiorenregime « das Kennzeichen der Stadt im späteren Hel-
a
[29]
154
Gustav Adolf Lehmann
Als politisch und strukturell entscheidendes Defizit wird man auch die in den Inschriften so oft angesprochenen Finanzprobleme dieser Polisstaaten - und die gleichzeitig dokumentierte Bedenkenlosigkeit, mit der die Ekklesia dennoch kostenträchtige Beschlüsse zu fassen pflegte - kaum ansehen können:. Beides entsprach im politischen Alltag durchaus bekannter, "guter" demokratischer Tradition - zumindest gemessen an den "Standards" z. B. der spätklassischen attischen Demokratie des 4. Jh. v. ehr.. Konnte sich doch der (über seine regulären Haushaltsmittel hinaus) freigebige "Sozialstaat", der auch in Notzeiten (eAtßOJ.1EVll~ 'tfi~ 7t6AECO~: Menippos II 34 f.) nur zu gern die Grenzen zum "Gefälligkeits staat" mit seinen teueren Gewohnheiten überschritt, hier noch immer auf die Bereitschaft ehrgeiziger Politiker und dem Gemeinwohl verpflichteter Amtsträger zu Spenden und außergewöhnlichen Leistungen verlassen 33 • Und immerhin bot das Liturgiesystem (anders als der moderne Sozialstaat!) wenigstens die Gewähr, daß die zusätzlichen Leistungen auch wirklich von den wohlhabendsten Bürgern erbracht wurden - und nicht primär von denen, die sich gegen den fiskalischen Zugriff und Abgabendruck nicht wehren können! In der modemen Forschungsdiskussion herrscht freilich noch immer die Meinung vor, daß die Polis der hellenistischen Epoche generell durch das System einer "gezähmten", allenfalls "formalen" Demokrati~ unter einem "HonoratiorenRegime" geprägt gewesen sei - in deutlichem ~nkast zum demokratischen Polis-Staat der klassischen Epoche. Tatsächlich lä sich jedoch die Vorstellung von einer effektiven "Oligarchie der Notabeln"~_y , auf Besitz und Bildung gestützt,
lenismus?, in: M. WÖRRLE U. P. ZANKER (ed.), Stadtbild und Bürgerbild im Hellenismus, München 1995, S.87-92. . 33 Menippos III 34-40 u. Polemaios IV 12-16 sowie V 48-54 mit bezeichnenden Hinweisen auf die anhaltenden Finanzierungsnöte der Staatskasse und die gleichwohl unveränderten Wünsche und Ansprüche des Demos; vg1. hierzu auch die detailreichen, aber durchwegs hämischen Bemerkungen in Ciceros Verteidigungsrede für L. Valerius Flaccus (62/1 v. Chr. Praetor in Asia): §§ 15 f., 20 f., 36 f. u. 56 f· - In die Zeit unserer beiden Ehrendekrete fällt wohl auch die bei Plinius (nat. 36, 21, vg1. 7, 127) notierte Episode, wonach der spendable bithynische König Nikomedes (wahrscheinlich N. III. Euergetes, ca. 127-94 v. Chr.) den Bürgern von Knidos das (wenn auch schweren Herzens) schließlich abgelehnte Angebot machte, für die Überlassung ihres weltberühmten, praxitelischen Aphrodite-Kultbildes die ganze drückende Staatsschuld der Polis zu übernehmen! - Daß andererseits aber auch Polis-Demokratien dieser Zeit sehr wohl über die innere Kraft und politische Konsequenz zu einer langfristig angelegten Konsolidierung ihrer Staatshaushalte verfügen konnten (und zwar durch eine auf 9 Jahre im Voraus festgelegte Finanzplanung/oixovoIJ.La. mit striktem Verbot, auf Zusatzabgaben oder Steuererhöhungen auszuweichen!) beweist sehr eindrucksvoll das große Xanthos-Dekret für die Dauer von Kytenion: J. BousQuET, La Stele des Kyteniens au Letoon de Xanthos (s. o. Anm. 4) Z1. 52 f. Eine erhebliche Verbesserung der Staatsfinanzen dokumentiert hier - nach dem Ablauf der neunjährigen OiXOVOIJ.La.Phase - der Ehrenbeschluß der Xanthier für den Autor Themistokles Aischylu aus Ilion (vom Sept.lOkt. 196 v. Chr.; verbunden mit einem ordentlichen Honorar!): J. u. L. ROBERT, Fouilles d'Amyzon en Carie, a. a. O. (Anm. 18) S. 154 f., Nr. 15 B.
[30]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
155
durch Spendenfreudigkeit und Dienstbereitschaft den unpolitischen, in Lethargie versunkenen Rest des Bürgerverbandes mit ihrer de-facto- Klassenherrschaft über die Polis-Gemeinde versöhnt haben soll, nicht einmal für die Ära der beiden kolophonischen Ehrendekrete mit der politisch-historischen Realität in Übereinstimmung bringen 34 • Wohl aber mußte die (letziich unkontrollierbare) Einflußmacht einiger weniger, von Rom oft demonstrativ - u. a. durch lobende Erwähnungen in den jeweiligen Senatsdekreten (vgl. Pol. 24, 10, 7 f.: Kallikrates-Mission) - gestützter "Vertrauensmänner", die allein über die ausschlaggebenden persönlichen Beziehungen zur Senats aristokratie verfügten, langfristig die Autorität der demokratischen Institutionen vor Ort, wie Ekklesia, Rat und Gerichte, untergraben. Darüber hinaus konnte der für die politische Balance und die Handlungsfähigkeit der hellenischen Polis unerläßliche, patriotische Zusammenhalt im (relativ weiten) Kreis der aktiven Politiker vielfach auch dadurch beschädigt werden, daß die fluktuierenden Kräfteverhältnisse und rasch wechselnden Koalitionen innerhalb der römischen Nobilität von außen her nur sehr schwer zu durchschauen waren: Hier zu einer verläßlichen Prognose zu gelangen (und sich politisch entsprechend einzurichten), war wahrscheinlich noch schwieriger, als durch diplomatische Sondierungen die unterschiedlichen Einflüsse und Positionen innerhalb der königlichen Entourage an den Höfen der hellenistischen Monarchen des 3./2. Jh. v. ehr. einzuschätzen und für die Petitionen und Anliegen der Heimatstadt zu nutzen. In dieser Hinsicht waren daher in der griechischen Staatenwelt Konfliktlinien und Spannungspotentiale vorgegeben, die in einer akuten äußeren Krise die Loyalität auch jener Poleis ernsthaft zu gefährden vermochten, die sich in ihrem Verhältnis zur römischen Hegemoniemacht eines objektiv eher günstigen Status erfreuen konnten oder deren Situation sich doch zumindest von der elenden Lage der bedrängten und entrechteten Städte in Asia deutlich unterschied. Der eruptive Umschwung in Athen zu Beginn des Mithradates-Krieges 89/8 v. ehr., in dessen Vorphase aber bereits Anzeichen einer tiefen inneren Spannung begegnen, kann hierfür wohl als prominentestes Beispiel gelten: Denn rein äußerlich gesehen hatte sich für Athen ab 167 v. ehr. mit den von Rom gewährten großen Gewinnen (bes. Delos) eine "goldene Zeit" echter Prosperität und privilegierter Kooperation mit der Hegemoniemacht eröffnet. Doch auch eine erstaunlich große Zahl privilegierter "Freistaaten" an der kleinasiatischen Küste ist, wie in den Untersuchungen von R.BERNHARDT (s. u.) - ohne freilich dafür einen Erklärungs ans atz zU bieten - dokumentiert wird, schon nach den ersten Erfolgen des Mithradates in
34 Vgl. das besonders wirkungsvolle und rhetorisch geschickt aufgemachte "Panorama"Bild bei P.VEYNE, Le pain et fe cirque, Paris 1976, S.110f., 201-209 und dazu die entschiedene Gegenposition von PH. GAUTHIER, Quorum et participation civique dans fes democraties grecques, a. a. O. (Anm. 31), der am Ende seiner materialreichen Untersuchung zu Recht feststellt (S.99): "Maltraitees par les historiens, parce qu'elles jouent un rale mineur dans l'histoire politique, les democraties hellenistiques restent redecouvrir".
a
[31]
156
Gustav AdolfLehmann
das pontische Lager übergegangen: Offenkundig hat es also in der politischen Öffentlichkeit dieser Städte damals ein beachtliches Potential an antirömischen Stimmungen und Kräften (zumindest aber an pro-pontischen Kollaborateuren) gegeben. Auch Kolophon dürfte am Ende, nach den Siegen Sullas, für den Abfall von Rom und den zeitweiligen Anschluß an die Partei des pontischen Königs (Plut. v.Luc. 3,3) mit dem Verlust seines privilegierten Status bezahlt haben 35 •
5. Kolophon· und die Provinz Asia Das bittere Schicksal der Polisstaaten in der provincia Asia, deren territoriale und abgabenmäßige Grundordnung erst durch die fatalen Gesetzesinitiativen der Ära des C. Sempronius Gracchus verbindlich festgelegt worden waren (ohne die Haltung und die Leistungen dieser Städte im Aristonikos- Krieg zu berücksichtigen), ist tatsächlich auch im Menippos- wie im Polemaios-Dekret ein wichtiger thematischer Bezugspunkt: Der bedrückende Untertanen status der Gemeinden innerhalb der EnuQXetu/"Provinz" unter der Willkürherrschaft jährlich wechselnder römischer Statthalter wird mehrfach prägnant angesprochen. Denn eine Hauptsorge der beiden Kolophonier gilt den Gefäpydungen, denen ihre Polis durch die unmittelbare Grenznachbarschaft zum. Teiiitorium der Provinz ausgesetzt blieb - vor allem durch Maßnahmen und -tlbergriffe römischer Amtsträger sowie durch anhängige Gerichtsverfahren beim·S;?tthalter der Provinz, aber auch durch gewalttätige Auseinandersetzungen mit dlnNachbargemeinden jenseits der
35 Symbol der Phase eines unbestreitbaren Wohlstandes und äußerer Sekurität für Athen ist bekanntlich die attische Silberwährung des "Neuen Stils", vgl. auch die eindrucksvolle Würdigung dieser Ära bei eHR. HABICHT, Athen. Die Geschichte der Stadt in helleni~tischer Zeit, a.a.O. (Anm.l0) bes. S.255ff., 270ff. u. 288ff· Allerdings sieht H. sich im foigenden außerstande, eine Erklärung für den fatalen Umsturz in Athen und den Bruch mit Rom 89/88 v. ehr. zu geben. Immerhin lassen sich aber scho.h ab 101/0 v. ehr. Indizien für ernsthafte Spannungen und Zerwürfnisse in der politischen Führungsschicht Athens - vor allem regelwidrige Iterationen im Archontat - finden, die man nicht einfach als bloße "Anomalien" herunterspielen sollte. Überdies dürfte sich auch aus der starken römisch-italischen Präsenz auf Delos - unter einer einigermaßen prekären Souveränität Athens - ein beträchtliches Konfliktpotential ergeben haben; die Bemerkungen bei Pol. 30, 20 zielen dagegen allein auf die (anfänglichen) Probleme Athens mit den "alten Deliern" und den übrigen Neuerwerbungen. - Weitaus verständlicher sind demgegenüber das antirömische Ressentiment und die wachsende Verbitterung in den Metropolen der Provinz Asia (vgl. Iust.37, 3 u. 38, 7, 8) - nicht zuletzt in Ephesos, dessen (für den Kriegsverlauf geradezu entscheidender) Widerstand gegen Aristonikos (s.o.) schließlich in Rom überhaupt nicht mehr honoriert worden ist; zum konkreten Verlauf der Umstürze 89/8 v. ehr. (und des erneuten, im Ägäisraum weit verbreiteten Frontwechsels 86/5 v. ehr.) s. die Übersichten bei R. BERNHARDT, Imperium und Eleutheria. Die römische Politik gegenüber den freien Städten des griechischen Ostens, Diss. Hamburg 1971, S.120-127, sowie dens., Polis und römische Herrschaft in der späten Republik (149 - 31 v. ehr.), Berlin / New York 1985, S. 50f. u. 59.
[32]
"Römischer Tod" in KolophonlKlaros
157
Provinzgrenze (Polemaios II 33 f.). Den Berichten in beiden Ehrendekreten zufolge gingen die Bedrohungen für den Freistaat Kolophon immer nur von den römischen Amtsträgern in der Provinz / EnU{txdu aus, während von Aktivitäten und Bedrängnissen seitens der publicani, die in Asia spätestens ab 122 v. ehr. präsent gewesen sind und dort von nun an - nicht allein im Bereich ihrer Steuerkompetenzen - weithin uneingeschränkt operieren konnten, zumindest explizit nichts verlautet. Grundsätzlich sollte hier jedenfalls mit dem argumentum e silentio nur behutsam umgegangen werden. Schließlich bleibt in den angesprochenen Streitfällen der Polis Kolophon die Seite der Ankläger, die jeweils hinter den Verfahren gestanden haben müssen und auf deren Initiative hin der Praetor überhaupt erst gehandelt hatte, im Dunkeln: Handelte es sich dabei allein um Peregrine aus dem Provinzialbereich, oder nicht doch auch um Römer, d. h. die mächtigen publicani~ oder allgemein um römisch-italische negotiatores 36 ? Ein eindeutiger Befund ergibt sich hier allein aus den offensichtlich detaillierteren (nur z. T. erhaltenen) Angaben zu dem Konflikt mit der provinzialen Nachbargemeinde Metropolis (s. u.). Demgegenüber wird der Senatsregierung in Rom im Menippos- wie im Polemaios-Text eindrucksvoll attestiert, daß sie sich - nach wirkungsvoller Präsentation der jeweiligen Anliegen durch die Gesandten und die von ihnen gewonnenen patroni im Senat - gegenüber den Interessen der freien, verbündeten Polis Kolophon sehr verständnisvoll verhielt und sich redlich um rechtliches Gehör und tätige Hilfe gekümmert hat. So wird u. a. mit großem Nachdruck herausgestellt, daß Menippos aus Rom nicht nur einen der Sache nach günstigen Einzelbescheid (im Streitfall mit Metropolis, s. u.), sondern in diesem Senatsbeschluß auch die schriftlich fixierte, prinzipielle Bekräftigung nach Hause zurückbringen konnte, "daß es dem Praetor außerhalb der Provinzgrenzen nicht zukomme, Gerichtsverfahren durchzuführen, noch sich eigenmächtig in die inneren politischen Angelegenheiten einzumischen (noAunQuYI..LOVEtV!) ..... - einen sehr schönen Bescheid, der dem Prinzip der Freiheit und Gleichberechtigung (i8tcO'tu'tov 'tfit 81ll..LoxQu'ttut XUt xaAAto'toV EVEYXU~ anoxQtl..Lu) ganz besonders entspricht" (Menippos II 3-7)! Aus dem Textzusammenhang wird deutlich, daß eine derartige Übertragung des Begriffs 81ll..LoxQu'ttU von der bürgerlich-verfassungspolitischen Ebene auf den Be36 In der Studie von R. M. KALLET- MARX, Hegemony to Empire, a. a. O. (Anm. 1) bes. S. 118 H., wird die Einflußmacht der römischen publicani in Asia ab 122 v. Chr. und das Ausmaß ihrer Aktivitäten auch jenseits der Provinzgrenzen - gerade mit Berufung auf das "Schweigen" der kolophonischen Ehrendekrete - m. E. unangemessen heruntergespielt; dies gilt auch für die enorme Höhe der römischen Staatseinkünfte aus Asia (vgl. e. g. Cic. imp. Cn. Pomp. 6) . .:. . Auf einen relativ raschen Übergang der königlich-attalidischen Zollstationen in die Hände der publicani lassen jedenfalls die Hinweise in den einschlägigen Par~ graphen des großen "Zollgesetzes der Provinz Asia" schließen (Hrsg. H. ENGELMANN U. D. KNIBBE, EA 14, 1989): §§ 28 u. 29 (S.90-92), vgl. dazu die Hafenliste des portorium Asiae (§ 9 u. den Komm. S. 55-72), in der auch Kolophon (sowie Teos und Ephesos) aufgeführt worden sind (s. auch SEG 39, 1180 u. 43, 752).
[33 ]
158
Gustav Ado/fLehmann
reich der zwischenstaatlichen Beziehungen (oft in Verbindung mit verwandten Termini wie nUQQ1l0tU und iOllyoQtU / iOOAOytU im Sinne von "Freiheit - Gleichheit - Rechtsgebundenheit") für das zeitgenössische Publikum offensichtlich keine Verständnisprobleme aufgeworfen hat. Tatsächlich läßt sich diese (leicht metaphorische) Ausweitung des Terminus 81lIloXQU'ttU in hellenistischer Zeit des öfteren - und nicht nur regional auf Kleinasien beschränkt - nachweisen 37 • Diesen erweiterten Wortgebrauch sollte man im übrigen nicht vorschnell als Indikator bzw. als "semantisches Signal" für eine angebliche Entleerung des "Demokratie-Begriffs" ansehen; vielmehr artikuliert sich hier eine altvertraute und auch in der hellenistischen Freistaaten-Welt noch durchaus lebendige politische Wunschvorstellung, ein System der politisch-rechtlichen Beziehungen zwischen den Staaten, zwischen großen und kleineren Einheiten und Mächten, nicht primär nach dem realen Machtgefälle und eindeutigen hegemonialen Vorrechten zu definieren, sondern möglichst weitgehend auf das (demokratische) Prinzip der Freiheit und Gleichberechtigung zu gründen. Ein eindrucksvoller (dabei oft verkannter) Beleg hierfür findet sich in der Würdigung des achaiischen Bundesstaates im Geschichtswerk des Polybios (2, 38, 6): Die bewußt zugespitzte Charakt~ risierung dieser foederalen Bundesordnung als ein "System wahrhafter Demokratie" (81l1l0XQU'tta<; aA1l8tVfj~ OUO'tllIlU mit einem entsprechenden Staatsethos) zielt im Zusammenhang der entfalteten historisch-politisc~ Argumentation - gerade nicht auf eine (angeblich vorbildliche) verwirkh~Y'ung der individuellen Partizipations- und Bürgerrechte, sondern vielmehr auf'a n Status der Gliedstaaten innerhalb dieses xmvov und die Qualität ihrer gege seitigen Beziehungen - sowohl "horizontal" im Verhältnis zueinander (zwisdr n altangestammten und neuen, zwischen größeren und kleineren Mitglieder-Poleis), als auch auf der Ebene des Gesamtstaates mit seinen Bundesinstitutionen 38 •
a
37 Vgl. auch J. -L. FERRARY, Le statut des cites libres dans fEmpire Romain la lumiere des inscriptions de Claros, eRAI 1991, S. 557ff., bes 564/5 (m. Lit.). Zur Bezeichnung des Prin-
zips der Gleichberechtigung unter den Staaten vgl. u. a. di~ Terminologie in der Rede des Rhodiers Astymedes (bei Pol. 30,31,10 u. 16: nUQQTJatu una iaoAoytu), sowie Pol. 24, 10,9 (iaoAoyta, in den Beziehungen Achaias zu Rom bis zu dem Wendepunkt von 179 v.ehr.). 38 Zur Bedeutung der Wendung Pol. 2, 38, 6 (OTJlloxQUtla<; aATJ8LVfjc; aOatTJllu XUI. nQoutQ€OLV eiAlxQlV€atEQuv) s. bereits A.AYMARD, Les premiers rapports de Rome et de la conßderation achai"enne (198-189 av. J.-c.), Bordeaux 1938, S.17, Anm.l0; durch prinzipielle Gleichheit und "Solidarität" unter den Gliedstaaten (iaotTJ'tl XUI. q>lAuv8Qoontq.) hat der achaiische Bund die foederale Integration der Peloponnesier zustande bringen können: c.38, 8, vgl. auch 2,41,6-7 (Zusammenhalt des Bundesstaates EV OTJlloxQUt(~)sowie c.42, 3 u. 44, 6; das achaiische XOlVOV als ein OTJlloxQutlxOv XUI. 1tOAU€lOec; nOAlt€Ullu: Pol. 23, 12, 8. Das Pendant zu dieser metaphorisch zugespitzten Würdigung der achaiischen "Bundesdemokratie" bildet die vorangehende These (Pol. 2, 37 9-11), daß die Peloponnes - insbesondere in der Ära Philopoimens und Lykortas' - politisch-institutionell dank der achaiischen Bundesverfassung zu "einer einzigen Polis" zusammengewachsen sei (zugleich in prinzipieller Auseinandersetzung mit der skeptischen Einstufung des Ethnos-Bundesstaates in der Staatstheorie des Aristoteles!). Die Zielrichtung der von Polybios hier am "Modell" Acha-
[34]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
159
Das anerkannte Ideal einer "Demokratie unter den Staatswesen" bildet somit auch den Hintergrund für die im Menippos-Dekret als vornehmste Aufgabe (und schönster Erfolg) des Honoranden herausgestellte Verteidigung der Autonomie und Rechtsordnung von Kolophon gegen Übergriffe der Provinzstatthalter und für das entschlossene Eintreten für bedrängte (bzw. schon verurteilte und von' der Vollstreckung bedrohte) Mitbürger: Die alljährlich wechselnden römischen Gouverneure und Amtsträger vor Ort - mit den von ihrer Seite drohenden Willkürmaßnahmen und Entscheidungen - werden daher als die eigentlichen Gegenspieler der kolophonischen Polis und ihrer Staatsmänner in den Blick genommen 39 • Allerdings ging es bei der ersten und zweiten der im Menippos-Text in chronologischer Reihenfolge aufgezählten Rom-Missionen des Honoranden weniger um die Regelung konkreter Konfliktfälle, als vielmehr um Grundsatzentscheidungen, die der Senat hinsichtlich der Konsequenzen des Aristonikos-Krieges (und der Aufrichtung der Provinz Asia) für die "freie" Polis Kolophon zu treffen hatte: Damals ging es, wie im Dekrettext eindringlich hervorgehoben wird, schlechthin um die politische Existenz und den Status der Stadt (I 20: unEQ au'tiir; 'tiir; AEOOr;) sowie die Bewahrung ihrer "Privilegien", d.h. ihrer Autonomie und verfassungsmäßigen Grundordnung ('ta 'tou 8~I.lOU q>tAcX.v8Qoona). Während der dritten Rom- Mission konnten sodann für Kolophon - offenbar im Zusammenhang mit der allgemeinen Festlegung der Grenzen von Asia - vorteilhafte Lösungen in der territorialen Zuordnung eines strittigen Küstenabschnitts und von Randbereichen des Polis-Gebietes erreicht werden 40 •
no-
ias entwickelten Theorie eines freiheitlichen Bundesstaates ist zuletzt von A. PIATKOWSKI, Eleutheria kai autonomia chez Polybe, Klio 73, 1991, S. 391-401, bes. 393, arg mißverstanden worden: Es geht dem Historiker aus Megale Polis hier keineswegs darum, einen auf die Gliedstaaten des xotvoV angeblich ausgeübten Zwang "schönzureden", die Staatsidentität und ihre gewachsenen Verfassungstraditionen preiszugeben, sondern um eine positive Würdigung der inzwischen bestehenden und fiir alle gemeinsamen Bundesinstitutionen (einschließlich der einheitlichen Münzprägung) und damit der "Demokratie der Glied-Staaten" im Rahmen dieser achaiischen Föderation! 39 Auch im Polemaios-Text (II 51 f.) wird ausführlich und mit besonderem Stolz von der gelungenen Rettung eines schon von einem römischen Gericht in der Provinz verurteilten Kolophoniers berichtet. "Als Gesandter hat er sich zum Praetor begeben und dafür gesorgt, daß der Vorgang rückgängig gemacht wurde. Und so hat er die Gerichtskompetenz (unserer Polis), den Mitbürger und die Rechtsordnung unversehrt bewahren können"! 40 Die einschlägigen topographischen und historischen Fragen sind von L. und J. ROBERT (a. a. O. [Anm.2] S. 71 f.) ausführlich und überzeugend behandelt worden. - Der Konflikt mit der Nachbargemeinde Metropolis (Menippos I 50-II 3) hatte sich offenbar primär durch (angeblich widerrechtliche) Rekrutierungsmaßnahmen der kolophonischen Behörden (av8QOA.~"'lOV im Grenzbereich der beiden Territorien) entzündet und gehört somit zeitlich wohl noch in die (End- )Phase des Aristonikos-Krieges, in der die ionischen und karischen Poleis bekanntlich verstärkt zur Stellung von Truppenkontingenten und anderen militärischen Leistungen herangezogen worden waren (s. o. Anm. 16). Diese Affäre könnte daher auch noch zu den dringenden politischen Anlässen der zweiten Rom-Mission des Honoranden gehört haben.
[35]
160
Gustav Ado/fLehmann
Wesentlich ausführlicher geht der Dekrettext im Folgenden auf Anlaß und Resultate der vierten und fiin/ten Gesandtschaftsreise des Menippos nach Rom ein; erneut habe die Autonomie der Kolophonier und ihre Rechtsordnung auf dem Spiel gestanden: "Die vierte Reise (zum Senat) unternahm er, als die in Asia eintreffenden Statthalter die Gerichtszuständigkeiten von den gesetzlichen Grundlagen hinweg ihrer eigenen Willkür unterstellt hatten und dabei den angeschuldigten Mitbürgern (von Kolophon) jedes Mal unter Zwang die Zahlung von Gerichtskautionen auferlegten "41. Als positives Resultat dieser heiklen Mission wird anschließend· (Menippos I 37-40) hervorgehoben, daß durch Menippos' Erfolg vor dem Senat "die Einwohner der Polis" (toU~ ... xa'tOtxoüv'ta~ 't~v nOAtv) - also nicht nur die Bürger, sondern die gesamte Wohnbevölkerung Kolophons - von diesen Kautionszahlungen und generell von ihrer Abhängigkeit von Willkür - Entscheidungen und - Maßnahmen seitens der Praetoren in Asia (Tii~ cr'tQa'tllYtxfj~ €~oucrta~!) befreit worden seien. Die Formulierungen in diesem Textabschnitt zeichnen sich durch eine Sprache von geradezu erfrischender Deutlichkeit aus. Und wenn wir zuvor auf die selbstverständlich gewordene, beflissene Anpassung der hellenischen "Spitzenpolitiker" dieser Zeit an den Habitus und die gesellschaftlich-politische Praxis der römischen Nobilität hervorgehoben haben, (s. o. S. 23), so verdient auch das in diesen Texten dokumentierte stolze Beharren auf dy~ Prinzip der Polis-Autonomie, die zähe Verteidigung der Gerichtshoheits u ~ines eigenverantwortlichen Staatslebens in Kolophon, unsere Anerkennung. - " ht ganz befriedigend ist allerdings - zumindest aus unserer Sicht - der Beful1 ' daß die konkreten Gegenstände der zuvor von den Praetoren in Asia ergffnden (offenbar nicht gerade wenigen) Rechtsverfahren in den Dekretberichten nicht weiter erläutert werden und daß insbesondere die eigentlichen Prozeßgegner der Kolophonier unerwähnt bleiben (s.o.): Ging es hier der Sache nach primär noch um Vorfälle und Probleme aus der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit oder - wahrscheinlicher um Rechtsstreitigkeiten, die erst nach der vollen Etablierung des 123/2 v. ehr. in Rom politisch beschlossenen Provinzialregiments in Asia ausgebrochen waren 42?
41 Menippos I 23-27; zur juristischen Praxis von vadimonium und satisdatio s. J.-L. FERRARY, Le statut des cites libres, a. a. O. (Anm.37) S.566/7; zur antiken Kommentarliteratur vgl. auch A. RODGER, Vadimonium to Rome (and elsewhere) , ZRG 114, 1997, S.160-196. 42 Noch immer schwankt die Datierung des bekannten Senatus consultum de agro Pergameno, das zusammen mit einem Magistratsentscheid den Streit der Polis mit den publicani über den Bestand des "freien" pergamenischen Territoriums beizulegen suchte (R. K. SHERK, Roman Documents/rom the Greek East, Baltimore 1969, Nr.12 S.63-73 sowie die in Ephesos und in Smyrna gefundenen Exemplare dieser Urkunde: G. PETZL, Die Inschriften von Smyma I, 1, I.K. 24, Bonn 1987, Nr.589, S.51-64 sowie II, 1, S.54 und II, 2, S.376 m.it wichtigen Hinweisen u. Lit.) zwischen Ansätzen um 129 oder 101 v. ehr. Die in den Inschriften von Priene dokumentierten (zeitweilig äußerst heftig geführten) Auseinandersetzungen zwischen der griechischen Polis und den römischen publicani in Asia um die Nutzungsrechte an den Salinen auf dem Tempelland der Athena Polias (F. FREIHERR HILLER V.
[36]
161
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
Die Grundsatzentscheidung, die der Senat in Rom zugunstert der (von Menippos so wirkungsvoll vertretenen) Anliegen der Polis Kolophon getroffen hat, wird pointiert als definitive Abtrennung der Provinzverwaltung und des ihr zustehenden Territorialbereiches vom Raum der "Freiheit und Autonomie" charakterisiert, dem sich Kolophon zurechnen durfte: 'tij; €naQXBla; 'tij; ao'tovOllta; X(J)Qt08BlO-&r]; (Menippos I 39/40)! Konkret hatte der Senat die Gültigkeit der Rechtsordnung, der VOIlO1. von Kolophon, "für jede Form einer Prozeßklage" (€nL nav'to; ByxA~lla'to;) bestätigt und darüber hinaus offenbar noch ausdrücklich festgelegt, "daß sowohl der römische Täter (und Beklagte), als auch der gege.n einen unserer Mitbürger auftretende römische Kläger bei uns vor Gericht zu stellen ist" (Menippos I 40-44). Damit waren die Gerichtskompetenz und die Autonomie der Polis konsequent nach allen denkbaren Richtungen hin abgesichert worden, ohne daß diese großzügige Regelung - gleichsam als Privileg - mit aktuellen, außerordentlichen Verdiensten Kolophons um die römische Hegemoniemacht eigens begründet worden wäre. Später, nach dem Abschluß des ersten Mithradates-Krieges, sind - wie die inschriftliche Dokumentation im Falle von Chios zeigt - dermaßen weitgehende (auch römische Bürger ausdrücklich einbeziehende) Bestätigungen der Rechtsordnung und Gerichtshoheit einer verbündeten Polis (von bewährter, stets opferbereiter Loyalität gegenüber Rom) nur noch ausnahmsweise erfolgt 43 • Den im Menippos-Dekret paraphrasierten Senatsbeschluß wird man auch vom Verfahrensablauf her weder als Routine-Angelegenheit noch als zufälligen Einzelentscheid, sondern als Ausweis einer damals offensichtlich mit einiger Konsequenz verfolgten Linie in der römischen Hegemonialpolitik bewerten können. Das von Menippos zurückgebrachte Senatsschreiben dürfte im übrigen wohl erst die Rechtsbasis für jene erfolgreiche Mission des Polemaios geschaffen haben, der beim römischen Statthalter in Asia erstaunlicherweise sogar die Freilassung eines dort von einem (vom Gouverneur bestellten) Gerichtshof schon verurteilten Kolophoniers erreichen konnte (s. o. Anm.39). Im Zusammenhang mit dieser, von einem spektakulären politischen Erfolg gekrönten Episode werden erneut die engen sachlichen und chronologischen Verbindungen zwischen den beiden kolo-
ano
GÄRTRINGEN, Inschriften von Priene, a.a.O. (Anm.6), Ehrendekret f. Krates Nr.111, S.98/ 9, Zl.112f. u. 134f.) gehören dagegen erst in die 90er Jahre des 1. Jh. v. Chr.; zum Rechtsstreit um die Besitztümer des Artemisheiligtums von Ephesos mit den publicani, der in Rom schließlich eindeutig zugunsten der griechischen Metropole entschieden wurde, s. Strabon 14, 1, 26, p.642. 43 Vgl. die ausdrücklichen Hinweise auf den einschlägigen Senatsbeschluß von 80 v. ehr. in dem Brief-Bescheid eines römischen Statthalters aus augusteischer Zeit: R. K. SHERK, Roman Documents/rom the Creek East a. a. O. (Anm. 42) Nr.70 S. 351-356. - Zur (noch immer scharf ausgeprägten) politisch-rechtlichen Abgrenzung der privilegierten alt-hellenischen Polis-Staaten an der klein asiatischen Küste von ihrem - angeblich ja "nur" phrygischen, mysischen, lydischen und karischen - Hinterland s. auch Cicero, Flacc. §§64 u. 100.
[37]
162
Gustav AdolfLehmann
phonischen Ehrendekreten und dem Inhalt ihrer Leistungsberichte deutlich (s. auch u. S. 43).
6. Die Entscheidung in Rom - Ent ~Pffi~atxrot 8avatffit ? Ein nicht minder spektakuläres Resultat wird sodann von Menippos' fünfter Rom-Mission berichtet - "als Sendschreiben aus Rom geschickt worden waren bezüglich des gegen unsere Polis eingeleiteten Gerichtsverfahrens vor den Consuln (Menippos I 27-30) und (zwar) in der Sache des (nach Rom) zu einem Prozeß auf Leben und Tod (eyxA:rlllu XEq>UAtXOV) einbestellten Mitbürgers "44. Über den glücklichen Ausgang dieser Mfäre, die sich in Rom offenbar dramatisch zugespitzt hatte, wird im anschließenden Resümee (I 44-50) mit bewegenden Worten mitgeteilt: "Und den angeklagten Mitbürger - E1tt ·ProllUtxrot 8uva'trot (s. u.) der einbestellt worden war (nach Rom) unter einer Anklage auf Leben und Tod und der einem Gerichtshof übergeben werden sollte, den hat er zusammen mit der Polis einschließlich ihrer Rechtsordnung (ällu 'tfit 1tOAEt IlE'tO, 'trov vOllroV: I 47/8) gerettet. Aus diesem Anlaß kamen Gesandte aus den verwandten und befreundeten Staaten (nach Kolophon), um verständlicherweise ein Freudenfest zusammen mit unserem Demos zu feiern und mit ihm DM'kopfer darzubringen"45. Leider mangelt es uns an genügend detaillierten Ipfbrmationen, um den berichteten Vorgang (mit Klageerhebung ausdrücklich a:1·~ gegen die Polis selbst) und seine aktuelle - über den Umkreis von Kolophon ffensichtlich weit hinausreichende - Relevanz ganz verstehen zu können: Jed nfalls muß es sich politischrechtlich buchstäblich um eine " Haupt- und Staatsaktion" gehandelt haben! Als einigermaßen rätselhaft erweist sich hier zudem die ebenso knapp wie eindringlich formulierte Wendung E1tt PCOIlUtxrot 8uva'tcol (I 45). L. und! Robert haben in diesem Ausdruck eine Anspielung auf die Ermordung eines Römers in der kleinasiatischen Stadt sehen wollen, wobei die Polis als verantwortliche erste Gerichtsinstanz aus der Sicht der Ankläger insofern involviert gewesen sei, als der angeschuldigte und schließlich nach Rom einbestellte Kolophonier zuvor in seiner Heimatstadt nicht - wie von der römischen Seite gefordert - zu einer angemessenen (Kapital-) Strafe verurteilt worden war 46 .
44 Die von den amtierenden Consuln in Rom betriebene evocatio-Aktion gegen den angeschuldigten Kolophonier verweist zweifellos auf einen politisch bedeutsamen Hintergrund dieser Affäre; zum Verfahren der evocatio s. e. g. Cic., 2. Verr. 184 f., vgl.' auch J.L. FERRARY, a. a. O. (Anm. 37) S. 570/1. 45 Menippos I 44-50; in diesem Abschnitt finden sich mehrfach wörtliche Übereinstimmungen mit den entsprechenden Formulierungen im Polemaios-Dekret (U 51 f.), s. o. Anm.39. 46 L. u. J. ROBERTS Übersetzung dieses Passus (a. a. O. [Anm.2] S. 87) lautet daher: "Et le citoyen, qui etait accuse pour le meurtre d'un Romain et qui avait ete mande (a Rome)
[38]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
163
Gegen diese Deutung hat allerdings J -L. Ferrary wesentliche Bedenken vorgetragen und darauf hingewiesen, daß die eigentümliche Formulierung ·ProJ.Lat?<.o~ eava'to~ sich sprachlich - in einem Prosatext ! - schwerlich als eine verständliche Bezeichnung für ein Mord- bzw. Totschlag-Delikt an einem Römer anbietet: Hierfür wäre in der Tat eher ein Substantiv wie
sous l'inculpation capitale et soumis ajugement en meme temps que la cite, ill'a sauve ainsi que les lois". Dieser Auffassung Roberts ist auch R. M. KALLET- MARX, Hegemony to Empire, a. a. o. (Anm. 1) S. 129 mit Anm. 12 u. 13, gefolgt. 47 J.-L. FERRARY, a. a. O. (Anm.37) S.569: "L'expression 'en\. 'ProllaLxrol 8avu'trol est de toute fa~on assez etrange et bien vague, volontairement me semble-t-il, se bomant aconstater le fait qu'un Romain est mort (ou a ete condamne mort), et qu'un Colophonien en etait considere comme responsable. Le choix de 8uva'to~ est d'ailleurs interessant: ce mot ne designe pas specifiquement un meurtre, comme le ferait
a
a
[39]
164
Gustav Adol/ Lehmann
vorgeblicher Aufrührer und Initiator des inkriminierten ,Justizmordes" - zu konzentrieren 48. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die pointierte Wendung - xa:tT}(t)'W:x.IlEVOV nOAt-tT}V Bn\. 'PCOIla.tX&t 8a.va:trot - sprachlich und sachlich diesen voraussetzungsreichen Deutungsversuch überhaupt trägt. So kann en\. mit dem Dativ neben der Angabe einer kausalen Beziehung ("aufgrund von", "wegen") bekanntlich ebenso geläufig die Bedeutung "unter der Bedingung von" und "mit der Aussicht auf" o.ä. annehmen - als Bezeichnung eines begleitenden Umstandes oder aber der Bedingung bzw. möglichen Konsequenz, unter der etwas geschieht: Setzen wir die letztere Bedeutung ein, so würde der Formulierung im Menippos-Dekret sprachlich-sachlich ein Ausdruck wie xQtVf:08a.t 1:~V sn\. 8a.v(l-rcp (8txT}v) bei Athen. 13, 530 d (= Hermippos fr. 68 a I Wehrli) sehr nahe kommen 49 • Aus der Wendung'Prolla.txo<; 8ava.1:o<; ergibt sich dann für die Charakterisierung der ProzeßAffäre des nach Rom einbestellten Kolophoniers ein nachdrücklicher Verweis des Autors auf eine "Anklage mit der Konsequenz bzw. Aussicht auf eine Todesstrafe nach römischer Art". Die ebenso knapp wie eindringlich qualifizierende Anmerkung aber würde exakt auf jene - für die politische Kultur einer hellenischen Polis zweifellos besonders abstoßende - Form einer öffentlichen, blutigen Hinrichtung zielen, die man in Rom euphemistisch als das supplicium more maiorum zu bezeichnen pflegte und die - neben der (nicht mindH entehrenden und qualvollen, vor allem Sklaven "zugedachten") Kreuzigun~ am ehesten als Todesstrafe für einen peregrinen Verurteilten zu erwarten S~j: die Enthauptung mit dem
f
48 J-L. FERRARY, a. a. O. (Anm.37) S.570; damit gelangt F. für eine Zeit, in der in Rom in den Bereichen domi und militiae die Vollstreckung von Todesstrafen (und auch anderen Leibesstrafen) gegen Römer de /acto abgeschafft worden war (s. hierzu die klassische Abhandlung FR. MÜNZER, Die Todesstrafe politischer Verbrecher in der späteren Römischen Republik, Hermes 47, 1912, S.161-182, vgl. auch W.KUNKEL, Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens in vorsullanischer Zeit, Abh .. Bayr. Akad. Heft 56, München 1962, S. 28 f., 87 f., 93 ff.) zu dem einigermaßen befremdlichen Ergebnis: "Les nouvelles inscriptions de elaros ne permettent plusde douter qu'une cite libre etendait sa juridiction criminelle sur les nfsidents romains, meme si l'affaire qui provoqua la cinquieme ambassade de Menippos Rome montre qu'il n'etait pas toujours sans danger de faire pleinement usage de ce droit" (S.574). - Zum nach wie vor üblichen kriegs gerichtlichen Verfahren im Falle eines Wachvergehens s. allerdings Pol. 6, 36 f. 49 Ähnlich die Wendung Xen. anab. 1, 6, 10: EAaßov 'tiir; ~roVllr; 'tov 'OQ6v'tllv btt 8ava.'t~ (Hinweis von R. Kassel); vgl. dazu auch Wendungen wie Erd. eava.'t~ oUAAaßEi'v (Isokr., Paneg. [4] § 154), xet'tet8ETv 't~v bd. 8ava.'tq?, ayew 't~v E1ti.8ava.'tq? (Xenoph. anab. 5, 7, 34 u. memo 4, 4, 3 sowie Diod. 16, 6, 4) o.ä. Eine m. E. besonders eindrucksvolle Parallele findet sich im Ehrendekret der athenischen Garnison von Rhamnus für den Kommandeur Dikaiarchos in Eretria (236/5 v. ehr., L. MORETTI, Iscrizioni Storiche Ellenistiche I, Florenz 1967, S.51/2, Nr.25, 21. 21 f.) mit dem Hinweis auf eine Intervention dieses Dikaiarchos zugunsten eines im Gefängnis sitzenden Atheners, der dort die Todesstrafe zu erwarten hatte: 'tmv 1tOAL't('i}V eva U1tTJYI-lEVOV e1t1. 8ava."((OL e~dÄ.e'to EX. 'tO\) 8tOI-l
a
[40]
r "Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
165
Beil, verbunden mit einer vorangehenden Geißelung des Delinquenten, der zu diesem Zweck an einen Pfahl zu binden war. Diese Form der Todesstrafe hängt bekanntlich auf das engste mit den fosces et secures zusammen, den traditionellen Abzeichen für das imperium- Oberamt als Symbol der magistratischen Vollgewalt über Leben und Tod. Das supplicium more maiorum hat daher kontinuierlich zu den (schrecklichen) Möglichkeiten römischer "Rechtspraxis" und magistratischer Straf- und Coerzitionsgewalt - jedenfalls gegenüber nichtrömischen Herrschaftsunterworfenen - gehörtSo. Episoden, wie sie bei Livius (30, 43) und Sallust' (Jug. 69, 4) mit einigem Detail berichtet werden, lassen überdies eine sehr bewußte und gezielte Anwendung dieser Form der Todesstrafe, die für römische Bürger grundsätzlich durch das Provokationsrecht und später auch durch die leges Porciae ausgeschlossen war, erkennen. In Rom selbst konnte eine blutige, öffentliche Hinrichtung im allgemeinen auch nur außerhalb der "Bannmeile" des pomerium-Bereichs - und zwar vorzugsweise auf dem Marsfeld oder dem campus Esquilinus - als "Schauspiel" für das breite Publikum veranstaltet werden s1 . Natürlich finden sich in der Epoche der späten Republik und in der Kaiserzeit nicht wenige römische Stimmen, die das supplicium more maiorum mit Schaudern als eine allzu archaische und schlechterdings menschenunwürdige Form der Bestrafung empfunden haben: In der sallustischen Caesar-Rede (Catil. 51, 39-41) wird aparterweise diese Form der Todesstrafe (einschließlich der vorangehenden Stäupung) als ein von den "Vätern" einst unbedacht aus der griechischen Welt übernommenes Importstück abqualifiziert! Im griechischen Osten war dagegen diese spezifisch römische und mit dem imperium der obersten Magistrate so sinnfällig verbundene Form einer öffentlichen Hinrichtung wohl zum ersten Mal (und in erschreckender Inszenierung) während der berühmt-berüchtigten Siegesfeier des L.Aemilius Paullus 167 v. Chr. auf dem Tribunal in Amphipolis (an zwei antirömischen Delinquenten aus der griechischen Freistaatenwelt ) vollzogen worden (Liv.45, 31, 15). Für die persönlichen Erfahrungen (und entsprechenden Vorstellungen) des Menippos und seiner Mitbürger dürften freilich aktuellere (und weitaus zahlreichere) Beispiele für diese brutale römische Strafpraxis gegen Peregrine, wie sie sich im Verlauf des langwierigen und auf beiden Seiten mit wachsender Grausamkeit ge-
50 Zur Form der Todesstrafe more maiorum s. insbes. K. LATIE, RE Suppl. VII, 1940/ 1958, s.v. Todesstrafe, Sp.1613-15; dazu die Zeugnisse Pol. 1, 7,12; Liv.2, 5, 8; 26,13,15 u. 28, 29, 11. Vgl. im übrigen Caesars Bemerkungen zu der von ihm befohlenen Hinrichtung des Galliets Acco auf dem Landtag in Reims: Bell. Gall. 6, 44, 2 u. 7,1, 4f.; bes. "anschaulich" ist hier die Schilderung bei A. Hirtius, Bell. Gall. 8, 38, 3-4. 51 Vgl. auch Tac. anno 2, 32,3 sowie Sueton, Nero 49, 2 (zur Problematik dieses Zeugnisses S. K. LATIE a. a. O. [Anm.50] Sp. 1615) U. Seneca, controvers. 9, 2, 10 U. 14. Bezeichnend für die allmähliche allgemeine Distanzierung der Römer von diesem grausamen Hinrichtungsverfahren sind die Bemerkungen bei Vell. 2, 78, 3.
[ 41]
166
Gustav AdolfLehmann
führten Aristonikos-Krieges ereignet haben werden, prägend gewesen sein. So hat bezeichnenderweise selbst in unserer dürftigen Überlieferung ein Vorfall aus diesem Kriegsgeschehen einen deutlicheren Nachhall gefunden, für den die unmenschliche Härte des römischen Oberkommandierenden P. Licinius Crassus Mucianus (s. o. Anm. 17) gegenüber dem Magistraten einer verbündeten griechischen Stadt verantwortlich gewesen ist: Der Consul hatte, um seinen "Alliierten" in Zukunft blinden Gehorsam vor der absoluten Autorität seines imperium abzuverlangen, einen (keineswegs illoyalen, sondern bei der Erledigung eines speziellen, militärisch-technischen Auftrages lediglich "mitdenkenden") Amtsträger der hellenischen Polis im Lager vor Leukai wegen Ungehorsams öffentlich stäupen lassen 52 • Darüber hinaus aber darf als sicher angenommen werden, daß Brutalitäten dieser Art auch nach dem Ende des Krieges angesichts der "normalen" Herrschaftsund Coerzitionspraxis der römischen Gouverneure in Asia keineswegs nur als isolierte Einzelfälle erscheinen konnten. Die in der vorgeschlagenen Deutung der Wendung ent. ·Prol!
52 Sempronius Asellio fr.8 (Peter), bei A.Gellius 1, 13, 10-13; der beflissenen, uneingeschränkten Zustimmung des zeitgenössischen römischen Historikers zu dieser barbarischen Strafaktion des Consuls steht immerhin auch der ferne, kritische Nachhall bei Eustathios, Ad Horn. Od. 18, 7, p.1834, 29, gegenüber. 53 Menippos In 35-41 ("obwohl der Demos doch gerne diese Kosten auf sich genommen hätte wegen seiner begeisterten Zuneigung zu Menippos" - oux 't~v 7tQo<; MEVL7t7tOV EX'tEVEUIV!). Über die Bestimmung des Aufstellungsortes im Apollon-Heiligtum durch den Schatzmeister/ Tamias hinaus (Il 45/6) war keinerlei Mitwirkung städtischer Instanzen an der Errichtung dieses Denkmals vorgesehen worden. Bezeichnenderweise unterscheidet sich die Schriftgestalt der in privater Regie erstellten Menippos-Inschrift allerdings auch in ihrer Qualität sehr deutlich von der eher flüchtigen und oft fehlerhaften Aufzeichnung des Polemaios-Textes (die aus öffentlichen Mitteln bezahlt worden ist!) - obwohl auch hier der Geehrte selbst die Aufsicht über die Arbeiten an seinem Monument führen sollte! Von dem Altar der Chariten, in dessen Nähe das Polemaios-Monument sinnigerweise errichtet werden sollte (Polemaios V 45), haben sich bislang noch keine Spuren finden lassen.
[42]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
167
Als "selbstzahlender" Honorand aber hat Menippos sich dann auch die Freiheit genommen, in der Ausgestaltung seines Denkmals von den konkreten Angaben im eigenen Dekret-Text (Menippos II 43-48) markant abzuweichen und dafür die in der Polemaios-Inschrift genau beschriebene (in ihrer Monumentalität zweifellos geschlossener wirkende und ästhetisch überzeugendere) Konzeption (Polemaios V 43-48) für sich selbst zu übernehmen - um sie möglicherweise noch in Details (Höhe der Säule bzw. Format der Statue) am Ende zu übertreffen 54 ! Diesem ebenso prestigebewußten wie selbständig denkenden und handelnden, überdies welterfahrenen Politiker (und 'kolophonischen Patrioten!) wird man daher auch den Mut zu einer (ebenso knappen wie dezenten) Distanzierung von der Barbarei der tpCOIl<X.txoC; 8ava:toc;-Strafe in den Formulierungen seines Leistungsberichtes zutrauen dürfen. Die historische Bedeutung des Menippos-Monumentes - in enger Verbindung mit dem Ehrendekret und Denkmal für den "Politiker-Kollegen" Polemaios reicht freilich weit über den dokumentarischen Nachweis eines sehr lebendigen und leistungsbereiten hellenischen Bürgersinns in einer - trotz absehbarer politischer Spannungen im Inneren - noch immer autonomen und demokratischen Polis hinaus. Beide Texte sind nicht zuletzt ein beachtliches Quellenzeugnis für eine ansonsten nur schlecht dokumentierte Phase der römischen Herrschaft über den griechischen Osten (und die übrige Mittelmeerwelt), in der im vorletzten Jahrzehnt des 2. Jh. v. ehr. - nach dem Abklingen der gracchischen Wirren - die Senatsaristokratie ebenso wie die Mehrheit der soziopolitischen Eliten in den noch bestehenden verbündeten Freistaaten offenbar ernsthaft darum bemüht waren, die politisch - rechtlich anerkannten Freiräume für die Polis-Autonomie strikt zu bewahren und trotz der vollzogenen und irreversiblen Einrichtung ausgedehnter provincia-Bereiche wie Macedonia und Asia im griechischen Osten, die direkter Herrschaft und Administration unterstellt waren, an dem grundsätzlich hegemo-
54 Das Polemaios- Monument selbst, von dem allein noch der Sockel erhalten geblieben ist, dürfte in der Zeit zwischen der Annahme des Menippos-Dekrets in der Ekklesia und dem Beginn der (vom Honoranden selbst bezahlten und überwachten) Aufstellungsarbeiten seine Vollendung gefunden haben, so daß Menippos seine eigenen Pläne (Errichtung einer Stele mit der Aufzeichnung des Dekrettextes neben der Ehrenstatue ) noch rasch nach diesem Vorbild revidieren konnte. Von der auf der großen Steinbasis plazierten Säule (o'tUA.t<;), die die vergoldete Statue des Menippos getragen hat (s.o.), sind noch ansehnliche Reste gefunden worden; sie belegen u. a., daß Menippos von der Konzeption des Polemaios-Monumentes sogar die Detailregelung exakt übernommen hat, daß auf der eingearbeiteten tabula einer Säulentrommel der o'tUA.l<; der Kerninhalt des Ehrenbeschlusses (Polemaios V 46/7: 'tu OLU 'tO\) 'VTJ
[ 43]
168
Gustav Ado/f Lehmann
nial-symmachialen Charakter der römischen Position in der hellenistischen Welt festzuhalten. In der historiographischen römischen Überlieferung (Sallust, Livius, Appian etc.) wird diese Ära, in der bekanntlich M. Aemilius Scaurus (cos. 115 v. Chr.) als princeps senatus unbestritten auf den Höhepunkt seines politischen Einflusses gelangte (bis zur Eskalation des Jugurtha-Krieges ab 109 v. Chr.), eindeutig in den Schlagschatten der Skandale und Fehler der Senatsaristokratie gegenüber den Umtrieben des numidischen "Verbündeten" und Klientelkönigs Jugurtha (seit 118/7 v. ehr.) gerückt. Immerhin wird aber gerade auch durch den Extremfall der vom Senat lange Zeit geduldeten Aktionen und unerhörten Übergriffe des Numiderkönigs (seit 118/7 v. Chr.) eindrucksvoll demonstriert, welche Freiräume zumindest in dieser Ära die socii et amici Roms für sich in Anspruch nehmen konnten - freilich unter der Voraussetzung, daß ihnen zur Absicherung ihrer Ambitionen und Anliegen auch ein starkes Netz an persönlich fundierten "Patronage"-Beziehungen innerhalb der römischen Nobilität zur Verfügung stand. Andererseits war man sich innerhalb der Senatsaristokratie schon seit langem der Gefahr bewußt, daß die im Regelfall zwar jährlich wechselnde, ansonsten jedoch uneingeschränkte Herrschaft der römischen Spitzenmagistrate _über weit ausgedehnte Provinzbereiche - mit individuellen Zugriffsmöglichkeiten auf deren gewaltige Ressourcen - den inneren Zusammenhalt der Jiobilität und die Grundlagen der aristokratischen Gleichheit sowie der freieljonkurrenz um die politische Führung in ihren Reihen aufzulösen begann. J'c
~'-
[44]
r
169
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
7. Anhang 7.1. Übersichtsplan des Heiligtums von Klaros
(in hellenistischer und römischer Zeit)
lo::J 2
a
o
h~~ 1
od c:2e
2 3 4
S
6 a b c d e f g
h
Apollontempel Altar des Apollon Artemistempel Altar der Artemis Propyläentor/Tripylon Exedra Basis/Antiochosdenkmal Anonyme Basis u. k u. n Anonyme Basen Basis vom Hierapytna 1 Anonyme Exedra Exedra/Denkmäler M Menippos-Monument römischer Statthalter P Polemaios-Monument Basis des S. Appuleius Basis des Valerius Flaccus Anonyme Basis Basis des Pompeius Anonyme Exedra Anonyme Basis 10 20 30 40 SOm ~----~'----~'~----~----~'----~'
ca.
[ 45]
"Heilige Straße"
ungefähre Grenze des Ausgrabungs· bereichs
Gustav AdolfLehmann
170
7.2 Menippos-Dekret col.
Ι
δης έπιτελέσας δε ταύτας κασ τ]ου πέμψαν τος δήμου και της μητροπόλεως άξίως έπέ
μεινε τοις άρίστοις συνδιατρίβων καθηγη-
4
ταΙς· δους δε δειγμα το κάλλιστο ν του βίου και
της παιδείας ~ς μετέλαβεν αύτηι πρωτον τηι μεταδούσηι πόλει της άξία ς ετυχεν έπισημασίας παρ' αύτοις 'Αθηναίοις στεφανωθείς και πο-
8
λίτης κατα ψήφισμα γενόμενος, και της σλης
παρεπιδημίας την καθήκουσαν λαβων μαρτυρί αν· παραγενηθεις δε άπο της σχολης άκόλουθον
έαυτον τοις προειρημένοις εύθυς έγ νέου παρέσ-
12 χετο πρεσβεύων τε και συμβουλεύων τα κράτισ τα και φιλοτιμίας ούθενος λειπόμενος των πο-
λιτων· πολλας μεν γαρ πρεσβείας τετέλεκεν προς στρα τηγους και ταμίας και τους είς την' Ασίαν παραγι-
16
νομένους Ψωμαίων, πολλας δε είς την Άτταλι-
κην βασιλείαν και πόλεις ούκ όλίγας, μεγίστας
Ρ
δε και περι άναγκαιοτάτων πρεσβείας τετέλεκε _.''.j~\ προς αύτην την των ήγουμένων σύνκλητον,
20
δις μεν ύπερ αύτης της πόλεως είς 'Ρώμην πορευ
θεις και τηρήσας αθραυστα τα του δήμου φιλάνθρ~ πα, τρίτον περι της Διοσιερίτιδος χώρας και των κα τα τα Στενα και το Πρεπέλαιον τόπων, τέταρτον των
24 παραγινομένων είς την Άσίαν τα κριτήρια μεταγόν των άπο των νόμων έπι την ίδίαν έξουσίαν και προς μέρος άει των ένκαλουμένων πολιτων έγγύας άνανκαζομένων ύπομένειν, πέμπτον ά-
28
ποσταλέντων γραμμάτων έκ 'Ρώμης περι του δοθέντος κριτηρίου κατα της πόλε-
ως έπι των ύπάτων και του γενομένου μετα πέμπτου πολίτου προς εγκλημα κεφαλικόν· έμ
32
πάσαις δε μετα των συμπρεσβευτων κατωρθω-
κως και κάλλιστα και συμφορώτατα δόγματα παρα των κρατούντων ένηνοχώς, της μεν παραλίου
χώρας την πανκτησίαν βεβαιοτέραν πεποίηκε τωι
36
δήμωι, της δε κατα τα Στενα και το Πρεπέλαιον τους πατρίους σρους τετήρηκεν, τους δε κατοι κουντας την πόλιν ήλευθέρωσε κατεγγυήσεων και στρατηγικης έξουσίας, της έπαρχείας άπο της
[46]
nRomischer Tod" in Kolophon/Klaros
40 αύτονομίας χωρισθείσης' κυρίους δε τους νόμους τετήρηκεν έπι παντος έγκλήματος και προς αύτους
Ψωμαίους, της συγκλήτου δεδογματικείας και τον άδικουντα και τον ένκαλουντά τινι των ήμε-
44 τέρων πολιτων ΨωμαϊΌν κρίνεσθαι παρ' ήμιν, τόν τε κατη(ι)τιαμένον πολίτην έπι Ψωμαικωι θανάτωι και μετάπεμπτον γενόμενον προς εγκλημα κεφαλι κον και κριτηρίωι παραδιδόμενον αμα τηι πόλει μετα
48
των νόμων άνασέσωκεν, έφ' οΙς κατ'α λόγον συνηδό μενοι τωι δήμωι και συνθύοντες παραγεγόνασι παρ α των συγγενων και φίλων πρεσβευταί' Μητροπολι
των δε καταιτιασαμένων ώς έκ της έκείνων άνδρο-
52 λήψιον πεποιημένων των ήμετέρων άρχόντων και ψευδείς άνακρίσεις άναγραφόντων κατα των πρωτεύειν τότε δοκούντων παρ' αύτοις έν τηι
55 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - col. ΙΙ τον έτήρησε Τ...... ΙΝΟΥΔΑΤΕΛΕΣ
...... .
δε την των άντιπρεσβευόντων έπιβουλήν, άλλα και προσγεγραμμένον ηνεγκε τηι άποκρίσει
4
διότι της έπαρχείας έκτος ουτε κρίνειν ουτε πολυπραγμονειν τωι στρατηγωι καθήκει, ίδι ώτατον τηι δημοκρατίαι και κάλλιστον ένέγκας ά
πόκριμα' στρατηγος δε χειροτονηθεις έπι των
8
σπλων έμ πολέμωι και παρουσίαι στρατοπέ-
δων 'Ρωμαϊκων, και μετα ταυτα πάλιν την αύτην άρχην λαβων τούς τε παραγινομένους είς την πό λιν 'Ρωμαίων αύτος έξεδέχετο τας των πολιτων
12
οίκίας άνεπισταθμεύτους ποιων, του τε κοι-
νηι συμφέροντος την πλείστην έποιειτο πρόνοι
αν τας δαπάνας συναιρων, τά τε προς τον πό λεμον έξυπηρέτησε τοις ήγουμένοις, τα κρά-
16 τιστα συμβουλεύων τε και ψηφιζόμενος άεί, χρημάτων τε πληθος ούκ όλίον περιεποίησε[ ν ] τηι πόλει' έτήρησεν δε μετα των συναρχόν-
των αμα τήν τε κοινην τοις πολίταις προς άλλή-
20
λους όμόνοιαν και τας ύπαρχούσας έκάστωι κτήσεις, καθόλου τε πολλα χρήσιμα και συμφε' ροντα πασι τοις κατοικουσι την πόλιν είσηγη σάμενος μαρτυρουμένην εχει την έπ' άγαθωι
24 διάληψιν άεί' χειροτονηθεις δε και άγωνοθέτης
[47]
171
Gustav Ado/fLehmann
172
έπηγγείλατο μεν άπο άργυρίου ταλάντου τα θύ ρετρα του προνάου τωι καθηγεμόνι της πόλεως 'Απόλλωνι κατασκευάσειν' ύπερθέμενος δε έ-
28
αυτον μείζονα της έπαγγελίας κατεσκεύακεν
άπο πλείονος ούκ όλίωι χρήματος' έπιμελως
δε και δικαίως αύτων των άγώνων προστας ύπο πάντων των είς την πανήγυριν παραγενομέ-
32 νων Έλλήνων τε και βαρβάρων έπισημασίας ετυ χεν άξιοζηλώτου' έν δε τωι αύτωι ένιαυτωι
και τον πρυτανευτικον εχων στέφανον ού μόνον
έν τηι του Διονύσου καταγωγηι τας ύπερ της πό-
36
λεως θυσίας τοίς θεοίς καλλιερήσας δημοθοινίαν έποίησεν, άλλα και έν ταίς κατα μηνα συνα γωγαίς του πρυτανείου προς μέρος τους πολίτας
καλων έπι την κοινην έστίαν έτίμα' μετέδωκεν
40 δε της φιλανθρωπίας έν τηι δευτέραι της δημο θοινίας ήμέραι και τοίς ίσοτελέσιν και μετοίκοις' παραγενομένου δε είς την πόλιν ούχ απαξ και του "Ρωμαίων στρατηγου Κοίντου Μουκίου και του ταμί-
b
44 ου και χιλιάρχων πάντας ύπεδέξατο, τας παρ α τηςQ πόλεως διδομένας δαπάνας άναπέμψας τηι πό-
λει' έπί τε πρυτάνεως Εύφράνορος ψηφισαμένου J,I
του δήμου τα βασιλικα δείπνα τοίς νέοις και πρεσ)β -
48
τέροις συντελείσθαι, των δε διδομένων είς ταυτα
χρημάτων μη διαποιούντων, άλλα των άπoδεικν~ μένων έπιμηνίων ούκ όλία παρ' έαυτων είσφερόν των Μένιππος τούς τε μέλλοντας έπιμηνι-
52
εύσειν άπέλυσε της δαπάνης, τά τε διδόμενα χρή ματα παρα της πόλεως άνέπεμψε τηι πόλει, την
τε του δήμου προαίρεσιν και τας των βασιλέων έτη-
col. ΠΙ ας τ[ ε ]τέλ[ ε ]κε δωρεάν, και πολλας έπαγγελί[ ας] έτέρας τωι δήμωι πεποίηται καιρον ούθένα παριεις ούδε χρείαν ούδεμίαν άνανκαίαν, εν
4
τε ταίς χορηγίαις και προς θεους και προς άν θρώπους διάδηλον εσχηκε την φιλοτιμίαν' τοι γαρουν δια την έμ πασιν άρετην τοίς μεγίστοις Ψωμαίων συσταθεις αύτός τε πρεσβεύων ύ-
8
περ αύτων και πίστεως άξιούμενος έπίσημος γέγονε παρα πολλαίς των Έλληνίδων πόλε-
[ 48]
"Romischer Tod" in K%phon/K/aros ων, της τε πόλεως γνησίους αύτους πεποιη κως πάτρωνας χρησιμώτατος παρα τοις ήγου-
12 μένοις γέγονε τωι δήμωι παρ' ο{ς άναγκαιόταται πασιν εισιν άνθρώποις χρειαι' έπαγγέλλεται
δε και εις τον λοιπον χρόνον την αύτην αϊρεσιν εις τα τηι πατρίδι συμφέροντα τηρήσειν' σπως
16 οόν ή βουλη και ό δημος φαίνηται τους άγα θους ανδρας τιμωντες άξίως των εις έ
αυτους εύεργεσιων' δεδόχθαι τηι βου-' ληι και τωι δήμωι' έπαινέσαι Μένιππον 'Απολ-
20
λωνίδου τομ φύσει Εύμήδους Προμήθεον, φυ
λης δε Σελευκίδος, και στεφανουσθαι αύτο[ ν] χρυσωι στεφάνωι και εικόνι χρυσηι άρετης ενεκε και φιλαγαθίας της εις τον δημον' άναγγέ[λ]-
24
λεσθαι δε τας τιμας άει τοις τε Διονυσίοις και τοις Κλαρίοις έν τοις άγωσιν, της δε άναγγελίας τη [ν]
έπιμέλειαν ποιεισθαι τοις μεν Διονυσίοις τον
πρύτανιν, τοις δε Κλαρίοις τους άγωνοθέτας
28
έν τηι πυρρίχηι και τοις γυμνικοις άγωσιν, του
κήρυκος άναγορεύοντος' Ό δημος στεφανοι Μένιππον Άπολλωνίδου, τομ φύσει Εύμήδου[ς], χρυσωι στεφάνωι και εικόνι χρυσηι εύεργέτην
32 σντα και περι την πολιτείαν έκτενη και φιλάγαθον και προστάντα της πατρίδος έν καιροις άναγκαί οις' έπαινέσαι δε αύτον και διότι θλιβομένης της
πόλεως την τιμην αύτην άποδεχόμενον
36
παρ α του δήμου και τοις προγεγραμένοις άκόλου
θον γινόμενον έπαγγέλλεσθαι τελέσειν παρ' έ[ αυ] του την έσομένην δαπάνην εις την εικόν[ ος]
άνάθεσιν καίτοι γε του δήμου και την δαπάνην ή-
40
δέως άναδεχομένου δια την προς Μένιππον έ
κτένειαν' καλεισθαι δε αύτον και εις προεδρίαν
έν τοις άγωσιν σταν και οί λοιποι καλωνται' ε[Τ] ναι δε αύτωι και σίτησιν έμ πρυτανείωι' άν[α]-
44
θειναι δε αύτου την εικόνα έν τωι ίερωι το[υ]
'Απόλλωνος του Κλαρίου έν τωι παραδειχθησομέ νωι τόπωι ύπο του ταμίου και έπιγράψαι την
δεδηλωμένην άναγγελίαν και παραστησαι στ[ή]-
48
λην περιέχουσαν τόδε το ψήφισμα' οί ψη φίσαντες χίλιοι τριακόσιοι τεσσαράκοντα δύο, οί δόντες χίλιοι τριακόσιοι ε[ϊκοσιν εξ], οί μη δόντες δεκαέξ.
[49]
173
Gustav Ado/fLehmann
174
7.3 Polemaios- Dekret col. Ι 1
. εν ετι την άπα των έφήβων εχων ήλικίαν προσεδρεύων τωι γυμνα
σίωι και την μεν ψυχην τοίς καλλίσ-
4
τοις συντρέφων μαθήμασιν, τα δε
σα/μα τοίς άπα των γυμνασιων έ θισμοίς έναθλήσας έστεφανώθη μεν ίερους άγα/νας, είσ-
8
άγων δε τούτους είς την πα τρίδα και τας έπιβαλλούσας τοίς θεοίς παριστάνων θυσί
ας, πάντας όμοίως σπεύδων
12 άπ' άρχης κοινωνους ποιήσασ θαι της του βίου προαιρέσεως γλυκισμους έπιτελέσας με
τάδοσιν έποιήσατο της άπα
16 του βίου χορηγίας· καλαν δε κρί νων ού μόνον ταν άπα του σώ
5
ματος περιγινόμενον τωι βίωι
και τηι πατρίδι κόσμον, άλλα και
20 ταν άπα του προίστασθαι των κο ι να/ν λόγω(ι) και πράξει πολιτι κηι, άπήντησεν μεν είς την <Ροδίων πόλιν, κάκεί τοίς άρίσ-
24 τοίς καθηγηταίς συνδ[ι]ατρείψας, αλυπον μεν και δια πάντων ά παρενόχλητον έποιήσατο την
έπιδημίαν και άξίαν έκατέρων
28
των πόλεων· μετα ταυτα προ χιρισθεις θεωρας είς την Ζμυρ ναίων πόλιν τας νομιζο μένας τοίς θεοίς παρέστη-
32
σεν θυσίας μετα του συναποδει
χθέντος άνδ[ρ]ας άξίως των δή μων έκατέρων και τα ταγεν αύ-
τωι διάφορον είς την [θυ ]σίαν άνέ-
36
πεμψεν τωι δήμωι· έπέμει(νε) δε κάκεί συνων τοίς άρίστοις παt
δευταίς· λαβων δε της πάσης παρεπιδημίας την έπιβάλλου-
[50]
"Romischer Tod" in Kolophon/Klaros
40
σαν μαρτυρίαν και έπαινεθεις
δια ψηφίσματος ού μόνον παρ α τοις άποδεξαμένοις αύτον Ζμυρ ναίοις και την περι τον βίον άρε-
44 την και εύταξίαν, άλλα και πα ρ'ήμιν διαπρεσβευθέντων τού
των μετα πομπης, φιλοτιμίας
col. ΙΙ ................................................. 1 κατο . . . . . . . . πλειονος ν . . . . σης αύτας την κτησιν έποιήσατο' πρεσβεύων μεν και συμβουλεύ-
4
ων τα συνφορώτατα, φιλοτιμίας δε ούδεμιας λειπόμενος, ίκα-
νως μεν γαρ πρεσβείας
τετέλεκεν προς στρατη{ι}-
8
γους και ταμίας και πόλε[ ι]ς ας πάσας έκ των ίδίων ά-
νελείπτως χορηγων διώ(ι)κησεν, καλλίστας δε και
12 περι άναγκαιοτάτων τετέλεκεν πρεσβείας συμφερόντως προς αύτους τους ήγουμένους (Ρωμαίους και την
16
σύνκλητον, τους μεν λοιπους
των πολιτων άπαρενοχλήτους έων μένειν έπι των ίδίων, αύτος δε τον ύπερ άπάντων
20 κίνδυνον άναδεχόμενος και κατα γην και κατα θάλασ-
σαν σώματι κ(αι τ)ηι ψυχηι και τωι παντι βίωι περι του δήμου
24 παραβαλλό μενος, ένέτυχεν μεν τοις ήγουμένοις Ψωμαίοις και φανεις αξιος της έκείνων
φιλίας τον άπο ταύτης καρπον
28 τοις πολείταις περιεποίησεν προς τους άρίστους ανδρας τηι πατρίδι συνθέμενος πατρωνεί-
ας, στοιχουσαν δε τηι περι αύτον
32
ύποστάσει λαβων και την παρ α
[51 ]
175
Gustav Ado/f Lehmann
176
της συγκλήτου μαρτυρίαν, γι-
νομένης άρπαγης και έφόδου μεθ' σπλων και άδικημάτων έ-
36
πι τ(η)ς ύπαρχούσ(η)ς (ή)μείν χώρας έπι Δούλων πόλεως, ού μόνον την ύπερ έκείνων οίκονομίαν μετα του συνπρεσβεύοντος άν-
40
δρος άποδημήσας οίκήαν των καιρων έποιήσατο, άλλα και δό-
γματι διεκώλυσε τας άρπαγας των σπερμάτων και τας βλαβας
44
γίνεσθαι, έπίταγμα της συγκλήτου ποιησαμένης τοίς ταυτα διαπρασσομένοις ϊνα μηδεν είς τον δημον άδίκημα συν-
48
τελωνται, φροντίζωσιν δε πε-
ρι τούτων {ε} και ένισχύωσιν οί διαβαίνοντες είς την έπαρχήαν στρατεγοί' ένας δε των
52
πολιτων κατακρίτου γενομέ-
νου Ψωμαϊκω(ι) κριτηρίωι έν τηι έ-
5
παρχεία(ι), πρεσβεύσας προς τον στρατηγαν το{ν} γενόμενον ακυ-
56
ρον έποίησεν και τα κρίματα και τον πολείτην και τους νόμους άβλαβείς έτήρησεν' πάλιν τε προστάγματος ένεχθέντος
60
έναντίου τοίς νόμοις κατά τι-
νων, έπελθων επεισε τους ήγουμένους ώς δεί τα κριτήρια
..................................................... col.
ΠΙ
1
.... ΟΜΕΝ ... ΟΥΤΩΝ έδέ ξατο διάφορον' άνασστρα φεις δε και της πόλεως
4
και αύτων ήγουμένων 'Ρω μαίων άξίως και τελέσας την χρήαν άνεγλεί πτως άπα του δοθέντος
8
χρήματος και θεοίς {και} πρέπον και αύτωι τωι δή-
[52]
f
Υ
Ι
"Romischer Tod" in Kolophon/Klaros μωι θυμίατρον άνέθηκεν,
τελών και την είς α[ ύ]-
12
το κατασκευην έκ των ίδίων· άπολυθεις δε και
των τοιούτων (έπαγ)
lapis
απ )γελισ-
μων(?) δια την ίερατηίαν,
16
καλον δε κρίνων και αύθαιρέτως ύπομένειν
τους ύπερ του θρέψαντος έδάφους κινδύνους, έν
20
ταίς έπιτρεπο μέναις έαυτωι χρείαις της πατρίδος γνησίως και λέγων και πράσσων τα κρά-
24
τιστα διατετέλεκεν· πολλοίς δε των έπι τον δημον καταφευγόντων δια τας τυχικας περιστά-
28
σεις και προσδεο μένοις έπικουρήας πολειτικως
κέχρηται και άνθρωπίνως έπιδιδους και συνυπολαμ-
32
βάνων και καθ' ίδίαν και έν ταίς γεινομέναις ύπο του
δήμου παρακλήσεσιν προθύμως· δια παντος δε φιλάν-
36
θρωπον και του της πόλεως
ηθους οίκηον έαυτον παρεχόμενος, πολλοίς μεν των χρε-
οφιλετων διάφορα παρείς, δι-
40
αμαρτυρουμέ(ν)ην εσχεν την άπα των πρασσομένων χά-
ριν, έκάστου των εύεργετου-
μένων έν (π
44
lapis)
τοίς δημοσίοις
χρηματιστηρίοις έπίσημον πεποιηκότος την άπα της παρέσεως φιλανθρωπίαν· ούκ όλίοις δε των έπι-
48
δεομένων ξένων και καταφευγόντων έπι τον δημον ήράνικεν, ούδένα κατα ι • () ι περιστασιν επ τ αικοτα πε-
52
ριορων, ισον τε πασιν έ-
[53]
177
Gustav Ado/fLehmann
178 αυτον και δια πάντων εύεργετικον παρεχό
μενος ού μόνον κoινTl(ι)
56 τοίς την πόλιν κατοι κουσιν, άλλα και κατ' ί [δίαν]-------
col. IV 1
Κ
....
ΚΟΝ.ΙΝΕ, ΩΝ τοίς δ[η]
μόταις και κοινηι άναδεδ[ ει]-
χα/ς έκάστω(ι) προς εύσχη-
4
μοσύνην την ίδίαν περιου
σίαν. ούκ όλίοις δε και προς ί διώτας συναλλάσσουσι τετήρηκεν άμεταμέλη-
8
τον την άναδοχην και με σειτήαν, την άπο του κατ' ί
δίαν βίου πίστιν παρησία( ι) πε ριτιθεις τοίς έργαζομένοις'
()
12 εν τε ταίς λοιπαίς χορηγίαις έπίσημον εσχηκεν την προς την πατρίδα φιλοτειμίαν, έπιδιδους μεν άκροάματα κα-
16 τα την ίδίαν ύπο του δήμο[υ] παράκλη σιν, έπανγειλάμενος δε διάφορον και τελέσας άναπόδοτον τοίς παραγενομένοις παρ' Κρη-
20 των πρεσβευταίς, έκδεχόμενος {δεχομενος} δε και Ψωμαί ους και τελων την ίς τούτους δαπάνην έκ των ίδίων'
24 γάμον δε συντελων γλυκισ μον έπετέλεσεν και τους μεν πολίτας ήρίστισεν
διαμερίζων συν τοίς λοιποίς
28
και τα άπο των καλλιερηθέν των ύπερ της κοινης σωτηρίας τοίς θεοίς ίερήων και δι δους άποφόρητα, τοίς δε μετοί-
32 κοις και ίσοτέλεσιν και ξέ νοις τοίς παρεπιδημουσιν
χάριν παιδήας έκρεαδότηισε'
[54]
5
"Romischer Tod" in Kolophon/Klaros άγωνοθέτης χειροτονηθεις
36
ώς προσστησόμενος μόνον
των ίερων άγώνων, διαλαβων
τα(ύ)τη(ν) μεν χρείαν ϊσην οϊ(σ)ειν τοις λοιποις τηι πατρίδι δό-
40
ξαν, προθυμούμενος δε την ίδί
αν άρετην και προς τον δη μον φιλοτιμίαν μη μόνον τοις πολείταις, άλλα και πασιν άν-
44 θρώποις έπίσημον καταστησαι, προέστη{ν} των ίερων άγώ
νω{ι}ν δικαίως μετα των συνα ποδεδειγμένων άνδρων, ύποσ-
48
τας δε αύτος μεγαλομερως
και πάση(ι) δαπάνη(ι) χρησάμε νος άφιδως, συνεκάλησε μεν
πάντας άνθρώπους έπι τους
52
συντελεσθησομένους άγω νας και τας θυσίας τοις θεοις
col. ν άνδρων τε κ
.... ω .. (Oberflache beschadigt) .. .. (Oberflache beschadigt)
και διδασσκαλία μονο
τέλεσεν ωστε τους με[ ν άφικομ ]ένους
4
ίς την πόλιν άδιάψευστον λ[ αβειν] την
έκ της άποδη μίας [σ] πουδήν, γενο μέ νους θεατας άρετης άμειμήτου,
την δε πόλιν έπιφανεστέραν γενέσ-
8
θαι προς δόξαν και διάληψιν ην εσχον οί παρεπιδημήσαντες και διανγεί
λαντες την άρετην και χορηγίαν
αύτης, έπανγέλλεται κ[ αη είς το(λ) λοιπον
12 χρόνον την αύτην αϊρεσιν σ[ υ ]νφυλάξειν προς τα του δήμου συνφέροντα μηθένα και ρον παραλείπων μήτε των προς δόξαν μήτε
των προς τειμην μήτε των προς τας χρήας
16 τας πολιτικας τωι δήμωι διαφερόντων, άλ λα πειρασθαι καθ'ύπέρθεσιν άνέλλιπτον πα
ρέξεσθαι την έαυτου σπουδήν' οπως οόν ή βουλη και ό δημος φαίνηται τους άγαθους
20
ανδρας και πολλα δείγματα της άρετης
[55]
179
180
Gustav AdolJ Lehmann τεθικότας και είς τον μέλλοντα χρόνον τας άρίστας ελπίδας διδόντας και άξί ως τειμωντες και προτρεπόμενοι δια
24 των τ(π laΡίs)οιού{ν }των επι τας εύεργεσίας τας κοινας, δεδόχθαι τη(ι) βουλη(ι) και τωι δήμωι· τειμησαι ΠολεμαϊΌν Πανταγνώτου Κνη-
μάδη, φυλης δε 'Απολλωνιάδος, και στεφα-
28
νωσαι αύτον χρυσωι στεφάνωι και είκόνι
χρυση(ι) άρετης ενεκα και φιλαγαθίας της είς τον δημον, άναγγέλλεσθαι δε τας τει μας εν τε τοϊς Διονυσίοις και τοϊς Κλαρίοις
32 εν {τε} τοϊς άγωσιν, άει την έπιμέληαν ποι[ ουμένων] εν μεν τοϊς Διονυσίοις των πρυτάνεων,
εν δε τοϊς Κλαρίοις των άγωνοθετων· στεφανουσθαι δε αύτον και κηρύσεσθαι
36 τας τιμας έν ταίς πυρίχαις και τοίς γυμνι κοίς άγωσι δια παντός· είναι δε το κήρυγμα τόδε· ό δημος (σ)τεφανοί Πολεμαϊον Παντα γνώτου χρυσωι στεφάνωι και είκόνι χρυσηι
40 ανδρα άγαθον οντα και φιλάγαθον και περι
την πολιτήαν έκτενη και μηθένα καιρον
παραλιπόντα των είς το συμφέρον της πό-
λ εως 44
,~
ανηκοντων·
στη σαι
δ"
;'~
~
ε εικονα
_ -' 'Ι
χρυσην έπι στυλίδος έν τωι ίερωι του 'Απόλλωνος του Κλαρίου παρα τον βωμον των Χαρίτων· επι
γράψαι δε και έπι την στυλίδα τα δια του ψη φίσματος δηλούμενα· επι δε του βηματος
48 τόδε το ψήφισμα· το δε ίς την ίκόνα και το βημα και την στυλίδα προβουλευσαι μεν την βουλήν, τάξαι δε τον δημΟν" το τεταγμένον πρ[ ο ]σγράψαι τον γρα ματοφύλακα κάλλιππον προς τόδε το ψήφισμα· τελέ
52
σαι δε τον οίκονόμον άπο της φυλακης και της διόική
σεως Πολεμαίωι: το(ν) δε προνοησαι της κατασκευης των εψηφισμένων και της άναθέσεως· καλείσθαι
δε Πολεμαίον και είς προεδρίαν εν πασι τοίς
56 άγωσι οταν και οί λοιποι καλωνται· είναι δε αύτωι και σίτησιν εν πρυτανήωι και ΕΙΣΑ ... Ι. ΟΝΟ- -
[56 ]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
181
7.4 Übersetzungen:
Ehrendekret flir Menippos7 1. Kolumne Nachdem er diese (Theoria-Gesandtschaften) in angemessener Form - würdig sowohl des Demos, der ihn entsandte, als auch der Mutterstadt (Athen) - absolviert hatte, verblieb er dort und nahm bei den besten Professoren (xa81lYll'tat) an den Lehrveranstaltungen /4 teil. Da er das beste Beispiel in seiner Lebensführung und in seiner Bildung (1tatoda) gegeben hatte, die er empfangen hatte, und zwar an erster Stelle für die Stadt, die sie ihm vermittelt hatte, erhielt er von den Athenern selbst die geziemende Auszeichnung durch Kranzehrung und /8 Bürgerrechtsverleihung aufgrund eines Volksbeschlusses.Und er erhielt für seinen gesamtenl Aufenthalt in Athen das gebührende Ehrenzeugnis. Von seinem Studium (OXOA~) zurückgekehrt zeigte er seine Qualitäten gemäß dem oben Gesagtem sogleich von seiner Jugend an: er übernahm /12 Gesandtschaften und trat als aktiver, kluger Politiker hervor (wörtl. : erteilte die besten politischen Ratschläge) und ließ sich an Ehrgeiz und Engagement von keinem Mitbürger übertreffen. Denn viele Gesandtschaften hat er absolviert: zu den Praetoren und Quaestoren und zu den Römern, die /16 in Asia eintrafen, viele auch in das attalische Königreich und zu einer großen Zahl von Polis-Staaten. Besonders wichtige Gesandtschaften jedoch - und zwar in Lebensfragen unseres Staates (1tEQl. avayxaw't(i'tcov) - hat er direkt zu dem Senat unserer Führungsrnacht ('t&v i]YOUJ.LEVCOV) hin unternommen: /20 und zwar ist er zweimal in Fragen des Status unserer Polis nach Rom gereist und hat die Privilegien unseres Demos ('ta 'tou o~J.LOU
[57]
182
Gustav Ado/f Lehmann
Rechtsordnung in jeder Prozeß-Klageform und sogar gegenüber den Römern selbst gewahrt, indem der Senat den Beschluß gefaßt hat, daß sowohl der römische Täter und Beklagte als auch der römische Kläger gegen einen 144 unserer Mitbürger bei uns vor Gericht zu stellen ist. Und den angeklagten Mitbürger mit dem Risiko einer Hinrichtung nach römischer Art Iht1. ·POOJ.1<Xtxep 8uva:tcp der (nach Rom) einbestellt worden war zu einem Prozeß de capite und einem Gerichtshof übergeben werden sollte, den hat er - zusammen mit der Polis einschließlich 148 ihrer Rechtsordnung - gerettet. Aus diesem Anlaß kamen Gesandte aus den ve~andten und befreundeten Staaten zu uns, uni verständlicherweise ein Freudenfest zusammen mit unserem Demos zu feiern und mit ihm Dankopfer darzubringen. Wie aber die Bürger von Metropolis gegen uns Klage führten,weil unsere Magistrate angeblich aus ihrem Gebiet heraus Aushebungen 152 durchgeführt hätten und unberechtigte (unzulässige?) Gerichtsverfahren einleiteten gegen die, die damals bei ihnen in der (Polis? .. Provinz?) in höchstem Ansehen zu stehen schienen ..... .
2.Kolumne
allei~
....... vermochte er zu wahren ...... (und nicht den Anschlag der Gegengesandtschaft ... (zu vereiteln) .... sondern brach~zu dem Antwortbescheid noch den schriftlichen Zusatz mit, 14 daß es dem ~raetor außerhalb der Provinzgrenzen nicht zukomme, Gerichtsverfahren durohzuführen, noch sich eigenmächtig in die inneren politischen Angelegenheiten einzumischen (1tO~U1tQuyf.1o v€Lv!). Und er erlangte damit einen sehr schönen Bescheid, der dem Prinzip der Freiheit und Gleichberechtigung (OllJ.1oxQu'ttu!) vorzüglich entspricht. Als er im Kriegszustand und während der Anwesenheit römischer Streitkräfte 18 zum Hopliten-Strategen gewählt worden war und danach noch einmal die gleiche Magistratur übernahm, hat er die in der Stadt eintreffenden Römer persönlich aufgenommen und bewirtet und so die 112_Häuser seiner Mitbürger von Einquartierungslasten befreit. Zugleich traf er für das Gemeinwohl die wirkungsvollste Vorsorge, indem er die Staatsausgaben reduzierte. Hinsichtlich der Kriegführung leistete er unserer Führungsrnacht den vollen Dienst, wobei er stets die 1 16 besten politischen Ratschläge gab und als Beschlußvorlagen zur Abstimmung stellen ließ. Und es gelang ihm, für unsere Polis eine sehr beträchtliche Geldsumme herauszuholen. Gemeinsam mit seinen Kollegen in den Regierungsämtern konnte er zugleich die allgemeine Eintracht unter 120 den Bürger bewahren und den Privatbesitz eines jeden beschützen. Und nachdem er, ganz allgemein gesprochen, viele nützliche und für alle Bewohner der Polis vorteilhafte Inftiativen ergriffen hat, besitzt er nun die volle Anerkennung seiner immer auf das Gemeinwohl gerichteten 124 Einstellung.
[58]
nRömischer Tod" in Kolophon/Klaros
183
Nachdem er auch zum Festspielleiter gewählt worden war, hat er versprochen, für ein Talent Silber die Türeinfassungen des Pronaos für Apollon, den Führer und Begründer unserer Polis, herstellen zu lassen. Indem er sich selbst übertraf, hat er sie /28 größer als versprochen ausführen lassen und für eine beträchtlich größere Geldsumme. Die Festspiele selbst leitete er mit Engagement und Gerechtigkeit und erhielt von allen, die an den Festfeierlichkeiten teilgenommen hatten, /32 Hellenen wie Barbaren,eine wunderbare Anerkennung und Auszeichnung. Da er in dem gleichen Jahr auch den Kranz des Prytanen trug, hat er nicht nur anläßlich des Festes der Heimfühning des Dionysos in schöner Weise / 36 die Opfer an die Götter für die Stadt ausgerichtet und ein Bankett für das Volk gegeben, sondern hat auch in den monatlichen Versammlungen des Prytaneion die Mitbürger nacheinander an den gemeinsamen Staatsherd eingeladen und geehrt. /40 Am zweiten Tag des Festbanketts für das Volk gab er auch den zivilrechtlich gleichgestellten Ausländern (ioo'n:AEtC;) und den Metöken Anteil an seiner großzügigen Spende. Als aber der römische Praetor Q. Mucius (Scaevola Augur) mit seinem Quaestor /44 und Tribunen - und zwar mehrmals - der Stadt einen Besuch abstattete, hat er sie alle gastfreundlich aufgenommen, und die dafür bereitgestellten staatlichen Geldmittel hat er der Polis erlassen. Im Prytanatsjahr des Euphranor hatte das Volk den Beschluß gefaßt, die königlichen Stiftungsbankette für die ,Jungen" und die "Älteren" (der Gymnasion Jugend) /48 ausrichten zu lassen. Als die dafür bereitgestellten Geldmittel nicht ausreichten, sondern die designierten Mitglieder des Kollegiums für die monatlichen Opfer (bttll~vtot) eine beträchtliche Summe aus ihrem Privatvermögen zu entrichten hatten, da hat Menippos die designierten Mitglieder dieses Kollegiums /52 von diesem Kostenaufwand befreit und die von der Polis bereitgestellten Gelder dem Staat zurückgegeben. Was jedoch den Beschluß des Demos und die ... [Stiftung und die jährliche Feier zu Ehren .. ?] der Könige betrifft, so ...... .
3. Kolumne
........ hat er kostenlos verwirklicht. Und er hat dem Demos zahlreiche andere Versprechungen gemacht und dafür keine Gelegenheit vorübergehen lassen und jedem dringenden Bedürfnis entsprochen. In /4 seinen freigebigen Leistungen hat er gegenüber Göttern wie Menschen seinen Ehrgeiz und sein persönliches Engagement (
[59]
184
Gustav Adol/Lehmann
steht, allen Menschen die wichtigsten Bedürfnisse zu erfüllen (nuQ , ol~ avuyxato'tU'tUt naOtv dcrtv av8Qronot~ XQEtat), von allergrößtem Nutzen gewesen ist. Er verspricht aber, auch in der Zukunft die gleiche Gesinnung und Einstellung gegenüber den Interessen unseres Vaterlandes zu bewahren. Damit /16 nun Rat und Demos unter Beweis stellen, daß sie hervorragende Männer würdig der erwiesenen Wohltaten ehren, haben Rat und Demos beschlossen: Menippos, dem Sohn des / 20 ApolIonides durch Adoption und leiblichem Kind des Eumedes, vom Geschlecht der Promethier, aus der Phyle Seleukis, Lob auszusprechen und ihn mit einem goldenen Kranz auszuzeichnen und mit einer vergoldeten Statue wegen seiner Tüchtigkeit und seiner tiefen Zuneigung zu unserem Demos. Die Ehrungen sollen jedesmal bekannt gemacht /24 werden sowohl an den Dionysien als auch an dem Klaria-Fest während der Wettkämpfe; für die Bekanntmachung aber haben an den Dionysien der Prytanis (- Magistrat) Sorge zu tragen, an dem Klaria- Fest dagegen die Festspielleiter (aycovo8Ihut) /28 während des Waffentanzes und der sportlichen Wettkämpfe, wobei der Herold Folgendes ausrufen soll: "Der Demos bekränzt Menippos, den Adoptivsohn des Apollonides und natürlichen Sohn des Eumedes, mit einem goldenen Kranz und einer vergoldeten Ehrenstatue, da er ein Wohltäter /32 ist und sich mit Eifer und Edelmut um die Bürgergemeinschaft (noAUEla) bekümmert und in gefahrvollen Zeiten die Führung des Vaterlandes übernommen hat". Ferner soll ihm auch dafür ein Lob ausgesprochen iden, daß er angesichts der (finanziell) bedrängten Lage der Polis nur die Eh ng an sich vom Demos annimmt /36 und in einer Haltung, die den oben besC~benen Leistungen entspricht, sich anheischig macht, auf eigene Kosten den fü die Errichtung der Statue erforderlichen Aufwand zu bestreiten, obwohl d€! Demos doch /40 gerne diese Kosten auf sich genommen hätte wegen seiner begeisterten Zuneigung zu Menippos. Er soll öffentlich eingeladen werden, in der Ehrensitzreihe (nQoE8Qtu) während der Festspiele Platz zu nehmen, wenn auch die anderen (Berechtigten) dazu aufgefordert werden; ferner soll ihm Speisung im Prytaneion zuteil werden. Seine Ehrenstatue aber soll im Heiligtum des ApolIon von Klaros an dem Platz aufgestellt werden, den der Schatzmeister ('tal.tLa~) anweisen wird, und die angegebene Bekanntmachung soll dort inschriftlich aufgezeichnet werden. Daneben ist eine Stele zu errichten, die den Text dieses Beschlußes enthalten soll. An der Abstimmung haben 1342 Bürger teilgenommen; für die Bewilligung stimmten 1326, dagegen stimmten 16.
Ehrendekret für Polemaios~ 1.Kolumne
. . . . . . . . . . . . . . . .. da er (auch) noch in der Altersstufe nach der Absolvierung des Ephebendienstes sich beständig im Gymnasion aufhielt, wobei er seiner Seele mit den schönsten /4 Studien zusätzliche Nahrung gab und seinen Körper durch re-
[60]
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
185
gelmäßige sportliche Übungen trainierte, hat er Siegerkränze in geheiligten Wettkämpfen gewonnen. Als er diese /8 Kränze in die Heimat mitbrachte und den Göttern die ihnen zustehenden Opfergaben entrichtete, da beeilte er sich, von Anfang /12 an alle in gleicher Weise an seiner persönlichen Lebensgestaltung Anteil nehmen zu lassen und nahm, indem er Süßwein-Spenden austeilte, eine Verteilung aus /16 seinem privaten Lebensunterhalt und Einkommen vor. Da er nicht nur die Zierde, die sich von der körperlichen Leistungsfähigkeit für das Leben und die Heimatstadt gewinnen läßt, für gut und schön erachtete, sondern auch /20 die Auszeichnung, die aus der Führung der öffentlichen Angelegenheiten durch Rede und politisches Handeln (AOYep XUt 1tQaSEt 1tOAt~tXÜ) erwächst, begab er sich nach Rhodos und besuchte dort die Lehrveranstaltungen der besten /24 Professoren (xu81ly&tui). Er gestaltete seinen Aufenthalt, ohne Ärger zu bereiten und irgendwelche Ordnungswidrigkeiten zu begehen, der Würde der einen /28 wie der anderen Stadt entsprechend. Danach wurde er zum Mitglied einer Kultgesandtschaft (8EffiQOr;) nach Smyrna gewählt und brachte den Göttern die traditionellen /32 Opfer - gemeinsam mit seinem Kollegen - gemäß der Würde der beiden Bürgerschaften (1:mv 8~J.LffiV EXU1:EQOlV) dar; den Geldbetrag, der ihm für das Opferfest zugeteilt worden war, überwies /36 er an das Volk zurück. Auch dort blieb er längere Zeit und besuchte die besten Lehrer. Er erhielt über seinen gesamten Aufenthalt das angemessene /40 Zeugnis und wurde durch ein offizielles Dekret ('V~
2. Kolumne
........... höher als ..... den Erwerb einschätzte (?). Indem er Gesandtschaften übernahm und als aktiver, kluger /4 Politiker hervortrat (wörtl.: die nützlichsten politischen Vorschläge machte), wobei er es nirgends an Eifer und Ehrliebe fehlen ließ, hat er nämlich zu /8 Praetoren(Statthaltern), Quaestoren und Städten reichlich Missionen unternommen, für die er allesamt die Kosten - ohne Abstriche - aus seinen privaten Geldmitteln bestritt. Aber die schönsten (ehrenvollsten) Gesandtschaften - und zwar /12 in Lebensfragen unseres Staates (1tEQt avuyxUlO1:a1:ffiv) - hat er zu unserem Nutzen zu den regierenden Römern selbst und zum /16 Senat hin unternommen, wobei er die übrigen Bürger ungestört ihren privaten Geschäften nachgehen ließ, während er selbst das persönliche /20 Risiko für alle auf sich nahm und zu Lande wie zur See mit Leib und Seele und seiner ganzen Existenz sich für den Demos /24 einsetzte. Er machte Bekanntschaft mit den führenden Römern und konnte, da er ihrer Freundschaft würdig erschien, die Frucht aus dieser Freundschaftsbezie[61 ]
186
Gustav Ado/fLehmann
hung /28 seinen Mitbürgern zuwenden, indem er für das Vaterland Patronatsverbindungen (1ta:rQooVeta~) mit den hochrangigsten Staatsmännern vereinbarte. Dabei hat er auch von Seiten des Senats das Zeugnis erhalten, das mit dem /32 Gewicht seiner Persönlichkeit konform geht: Als Raubzüge und bewaffnete Angriffe mit Beschädigungen /36 unseres Territoriums bei "Sklaven-Stadt" (ilOUAOOV 1t6At~) unternommen wurden, hat er, nachdem er zusammen mit seinem Mitgesandten zu der Reise aufgebrochen war, nicht nur eine in der gegebenen Situation /40 angemessene Regelung für jene Vorkommnisse erreicht, sondern sogar durch einen Beschluß des Senats die Plünderungen von Saatvorräten und Schädigungen wirkungsvoll /44 verhindert, nachdem der Senat denen, die dieses ins Werk setzten, einen Befehl erteilt hatte, daß sie unserem Demos keinen Schaden zufügen / 48 dürften und daß die ihr Kommando in der Provinz antretenden Praetoren sich um diese Angelegenheiten kümmern und an dieser Entscheidung festhalten sollten. Wie aber einer /52 unserer Mitbürger von einem römischen Gericht in der Provinz verurteilt worden war, da hat er (Polemaios) sich als Gesandter zu dem Praetor begeben und dafür gesorgt, daß der Vorgang rückgängig /56 gemacht wurde. Und so hat er die Gerichtskompetenz (unserer Polis), den Mitbürger und die Rechtsordnung unversehrt bewahren können. Und wie wiederum eine Anordnung im Widerspruch zu den Gesetzen gegen gewisse~ Leute bei uns /60 eintraf, da reiste er hin und konnte die Führungsmacht davon überzeugen, daß es rechtlich geboten ist, daß die Gerichtsverfahren ....; . . ....... . J',
3. Kolumne
..... einen Geldbetrag nahm er an (?). Nachdem er sich in seinem Auftreten sowohl der Würde unserer Polis als auch /4 der unserer römischen Führungsmacht selbst entsprechend verhalten und seinen Auftrag ohne Abstriche mit der ausgehändigten /8 Geldsumme erfüllt hatte, da hat er außerdem einen Räucheraltar würdig der Götter wie auch des Demos selbst - geweiht, wobei er dafür sogar / 12 die Herrichtung und Aufstellung aus seinem Privatvermögen bezahlte. Und obwohl er von derartigen Leistungsversprechungen (oder: Botenreisen ?) befreit war wegen der Bekleidung des Priesteramtes (des ApolIon Klarios) /16 erachtete er es für gut, auch aus freien Stücken Gefahren zu ertragen für den Heimatboden, der ihn ernährt hat. In den /20 sich selbst zugewiesenen Dienstaufgaben für das Vaterland hat er nicht aufgehört, mit Reden und Handeln als echter Sohn (seiner Heimatstadt) /24 das Beste zu bewirken. Vielen, die in Not und Gefahr zu unserem Demos geflohen waren und /28 hilfsbedürftig waren, hat er auf bürgerfreundliche und menschliche Weise behandelt, indem er Spendenbeträge zahlte und Unterhaltsleistungen /32 erbrachte bereitwillig sowohl auf eigene Initiative hin, als auch im Zuge der vom Demos ausgehenden Aufforderungen. Indem er sich immerfort menschenfreundlich /36 und dem Charakter unserer Polis entsprechend aufführte und vielen Kredit[62]
I
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
187
schuldnern Zinsnachlaß gewährte, hat er so die volle /40 Bezeugung der Dankbarkeit für seine Taten in Händen, da ein jeder der von ihm Begünstigten in den staatlichen /44 Archivbüros die Menschenfreundlichkeit des Zinserlasses aktenkundig gemacht hat. Zahlreichen Ausländern, die um Hilfe /48 nachsuchten und zu unserem Demos geflohen waren, hat er (zinslose) Unterstützungsdarlehen (EQavoc;) gewährt, wobei er niemanden, der in der Not alles verloren hatte, /52 gleichgültig übersah. Indem er gegenüber allen und in allen Dingen sich auf gleiche Weise als Wohltäter engagierte und nicht nur auf der staatlichen Ebene, sondern auch ganz privat ............ .
4. Kolumne
Er hat gegenüber seinen Demos-(Gemeinde-) Genossen und gegenüber der Allgemeinheit für einen jeden seinen privaten Reichtum offen dargelegt (als Hilfsmittel ?) für einen /4 anständigen Lebensunterhalt. Bei vielen, die auch mit Privatleuten Kreditverträge abschlossen, hat er, ohne zu schwanken, /8 seine Bürgschaftsgarantie und seine Mittlerdienste aufrechterhalten, und er hat den Geschäftsleuten (EQyaSOJ-lEvm) freimütig den Kredit übertragen, über den er durch seine persönlich-private Existenz verfügte. Auch mit den /12 übrigen Leistungen hat er seinen Eifer und Ehrgeiz für das Vaterland deutlich unter Beweis gestellt: Er hat musikalische Aufführungen (axQouJ-la'ta) aus seinen /16 privaten Mitteln gespendet entsprechend der an ihn persönlich gerichteten Bitte und Aufforderung seitens des Demos. Ferner versprach er eine Summe Geldes und hat sie, ohne Rückzahlung zu verlangen, für die Gesandtschaft aufgewendet, die aus /20 Kreta zu uns gekommen war. Er nahm aber auch Römer bei sich auf und deckte den Kostenaufwand aus seinem Privatvermögen. /24 Als er seine Hochzeit feierte, hat er eine Süßwein-Spende ausgeteilt und den Mitbürgern ein Frühstücksbankett ausgerichtet, wobei er ihnen darüberhinaus auch noch Anteil an /28 dem Fleisch der den Göttern in wohlgefälliger Form für das Wohl unserer Gemeinschaft dargebrachten Opfertiere gab und Geschenke zur Mitnahme (nach Hause) machte. Die Metöken /32, die zivilrechtlich gleichgestellten Ausländer (mit Isotelie-Status) und die sich hier zu Bildungszwecken aufhaltenden Fremden hat er an der Fleischspenden-Verteilung teilhaben lassen. Als er zum Festspielleiter (ayrovo8E't1lC;) gewählt wurde, /36 mit der Aufgabe lediglich den Vorsitz bei den heiligen Festspielen zu übernehmen, da war er überzeugt, daß dieser Bürgerdienst dem Vaterland den gleichen Ruhm einbringen werde wie alle anderen Dienstleistungen, und /40 nahm sich vor, seine persönliche Tüchtigkeit und sein eifriges Engagement für den Demos nicht nur vor den Mitbürgern, sondern vor allen Menschen unter Beweis zu stellen. Im Vorsitz der heiligen Festspiele übte er Gerechtigkeit, gemeinsam mit den Männern, die mit ihm in dieses Amt gewählt worden waren. Und indem er sich persönlich in großartiger Weise einsetzte und alle Kosten großzügig übernahm, rief er alle Men[63]
188
Gustav Adol/ Lehmann
schen zur Teilnahme an den bevorstehenden Festspielen auf und die Opfer für die Götter ................ .
5. Kolumne
von Männern und ......... und eine Aufführung ........ richtete er in einer Qualität aus, daß die in der Stadt eingetroffenen /4 Gäste in ihrem Eifer und Einsatz, diese Reise unternommen zu haben, nicht enttäuscht wurden, da sie Augenzeugen einer unnachahmlichen Tüchtigkeit und Leistungsbereitschaft geworden waren, während die Polis an Ruhm und /8 Ansehen durch den Eindruck gewonnen hatte, den sie auf die anwesenden Gäste machte, die auch in ihren Berichten von ihrer Tüchtigkeit und Großzügigkeit erzählten. Er verspricht nun, auch für die /12 Zukunft die gleiche Gesinnung zu bewahren im Hinblick auf die Interessen des Demos und keine Gelegenheit zu versäumen, weder was Ruhm und Ansehen, noch die Ehre, noch die politischen /16 Bedürfnisse des Demos betrifft, sondern sich in unübertrefflichem Maße zu engagieren zu versuchen. Damit nun der Rat und der Demos zeigen,daß sie gute /20 Männer, die viele Proben ihrer Tüchtigkeit erbracht haben und für die Zukunft Anlaß zu den besten Hoffnungen geben, auch in würdiger Weise ehren und dadurch /24 zu Wohltaten für die Allgemeinheit anspornen, sollen Rat und ~emos beschließen: J~ Polemaios Sohn des Pantagnotos, vom Geschlecht der Knemaden, aus der Phyle Apollonias, zu ehren und ihn /28 mit einem goldenen Kranz uJI einer vergoldeten Statue auszuzeichnen wegen seiner Tüchtigkeit und seiner e<1l~en Zuneigung zu unserem Demos. Die Ehrungen sollen an den Dionysien und dem Klaria-Fest /32 während der Festspiele verkündet werden, wofür jeweils an den Dionysien die Prytanen, am Klaria-Fest die Festspielleiter Sorge tragen werden. Seine Bekränzung und die Verkündung seiner /36 Ehrungen sollen von nun an während der Waffentänze und der sportlichen Wettkämpfe erfolgen. Die Heroldsbotschaft soll folgende Formulierung haben: Der Demos zeichnet Polemaios Sohn des Pantagnotos mit einem goldenem Kranz und einer vergoldeten Statue aus, da er ein /40 guter Mann ist und edelgesinnt und um die Bürgergemeinschaft eifrig bemüht und keinerlei Gelegenheit ausließ, sich für das Wohl der Polis einzusetzen. Die vergoldete /44 Statue soll man auf einer kleinen Säule (O''tUAt<;) im Heiligtum des ApolIon Klarios neben dem Altar der Chariten errichten, und auf der Säule soll stehen, was in diesem Ehrenbeschluß ausgesagt wird. Auf dem BasisSockel (ßiiJ.Lu) aber soll /48 dieser Volksbeschluß aufgezeichnet werden. Was die Kosten für die Statue und die Basis sowie die Säule betrifft, so soll der Rat einen Vorbeschluß fassen und der Demos die .Summe festlegen. Der "Archivbewahrer" (YQuJ.LJ.LU'tO
"Römischer Tod" in Kolophon/Klaros
189
dem Titel "Landesverteidigung und allgemeine Verwaltung"(!) an Polemaios aushändigen. Dieser soll sich um die Ausführung der beschlossenen Ehrungen und um die Aufstellung des Monumentes kümmern. Ferner soll man Polemaios an allen Festspielen in die Prohedrie berufen, wenn auch die übrigen Wohltäter dazu eingeladen werden. Auch soll er Speisung im Prytaneion erhalten und
[65]
8. Stellen register 1. Antike Autoren A. Gellius 1, 13, 10-13
42,52
Appian, b. civ. 5, 4
Cicero ac. 1, 13f. 1, 46 Brut. 85f. 315 f.
26,28
rep. 1, 13 1, 17
13, 10 13, 10
Tusc. 2, 61 3, 38 55, 22
13, 10 13, 10 13, 10
13, 10 13, 10
2. Verr. 184f.
38, 44
13, 10 13, 10
Cratinus Fr. 223 PCG IV
40
41, 50 41, 50
cle orat.
1. 45 f. 1. 82 f. III. 68 III. 171
13, 10
Phil. 11, 18 Q. fr. 2, 11, 33
7, 1
Athenaios 13, 530 cl (=Hermippos fr. 68 A I. Wehrli) Caesar, Gall. 6, 44, 2 7, 1,f.
nato 1, 6
Demosthenes 18 (Kranzrecle) 202
13 13 13 13,11
farn. 1, 4, 1
27, 28
fin. 1, 6 1, 16 5, 1-8
13, 10 13, 10 13, 10
imp. Cn. Pomp. 6
33, 36
leg. 1, 54
13, 10
L. Val. Flaccus §§ 15 f. §§ 20 f. §§ 36 f. §§56f. §64 §100
30, 33 30, 33 30, 33 30, 33 37,43 37,43
Diodor 16, 6, 4 34/5, 1, 26 Duris von Samos (FGrHist 81) F 86
18, 17
Jl~
27 17, 15
40,49 19, 17
8, 2
Eupolis F. Fr. 212 PCGV
23, 22
Eusthatios ad Horn. Od. 18, 7 p. 1834, 29
42,52
Flor. 1, 35, 4
19, 17
Frontinus strat. 3,3,7 4, 5, 16
15, 12 19, 17
[66]
ii
r:uRämischer Tod" in Kolophon/Klaros
Hirtius, Gall. 8, 38, 3-4 ps.-Hom. hymn. 3 (Ap.) 1,40, Art. 5
41, 50
8, 2
Isokrates, orat. 4 (Paneg.). 4 § 154
40,49
Iustinus 36,4,7
19, 17
Livius 2, 5, 8 11, 14 f. 16, 2 17, 3 26-30 26, 13, 15 28,29,11 30, 43 32, 8, 1-8 36, 43, 11 H. 37, 8, 5f. 37, 17, 6 38, 39, 8 42, 5, 3 45, 20, 4ff. 45, 31, 15
41, 50 21, 20 21,20 21, 20 21, 20 41, 50 41, 50 41 20, 18 21,.20 21, 20 21, 19 21, 20 22,21 24,25 41
perioeh. 59
19, 17
Lucilius sat. 2, 88-94
13,11
Pausanias 1,9, 7 7, 5, 1-4 7, 3, 1-3 7,3,4 7, 3, 4
15, 12 15, 12 8, 2 14 15, 12
Plinius d. Ä. nato Rist. 2,232 5, 104 36, 21
8, 2 23, 22 30, 33
Plinius d. J. epist. 10,92 10, 93
16, 13 16, 13
191
Plutarch, moralia praee. ger. rei pub!. 813 F
23, 23
vitae, eie. 4, 1 4, 1-4 4,4-7
13, 10 13, 10 13, 10
Tib. Grae. 14, 1-2
26, 27
Ps.-Plut. X orat. vit. 851 D
11,6
Polyainos, Strat. 5, 19
15, 12
Polybios 1, 7, 12 2, 37, 9-11 2, 38, 6 2, 38,6 2, 41, 6-7 3, 3, 7 5, 74, 4-6 5, 78, 6 6, 36f. 7, 15-17 8, 15-21 11,34,14 12, 5, 1-4 15, 20 16, 1, 8 18, 2, 3 18, 44, 4 21, 13, 1-4 21, 46, 4 23, 12, 8 24,6 24, 10, 7 f. 24, 10, 9 24, 10, 10 30, 1-3 30,4 30,4f. 30, 4, 17 30,20 30, 30, 7-8 30, 31, 10 30, 31, 16 31, 6 31, 31, 1-3 32, 8, 5 f.
41, 50 34, 38 34 34, 38 34, 38 28,30 19 19 40,49 10, 4 10, 4 20, 18 27,29 21, 19 21, 19 21, 19 21, 19 21, 20 21, 20 34, 38 21, 19 31 34, 37 29,30 24,25 26,27 24,25 23, 23 32, 35 26,27 34, 37 34, 37 24, 25 22, 21 22, 21
[67]
192
Gustav AdolfLehmann
32, 20 33, 15 33, 18, 3 f. 38, 8 38,11,10 42,3 44,6
24,25 24,25 24,25 34, 38 16, 13 34, 38 34, 38
Sallust Cat. 12, 5 51, 39-41
24, 24 41
Jug. 37, 3 38, 7, 8 69,4 102, 6
32, 35 32, 35 41 24,24
Seneca controv. 9, 2, 10 9, 2, 14
41, 51 41, 51
Sosikrates (FGrHist 461) F2
23, 22
S trab on 14, 1, 21 p.640 14, 1, 26 p. 642 14, 1, 28 p.643
14 37,42 12, 9
14, 1, 38 p.646
19, 17
Suda s. v. OOUA{J)V nOAl<;
23,22
Sueton Nero 49, 2
41, 51
Tacitus anno 2, 32, 3 2, 54, 2f. 12, 22, 1
41, 50 8, 2 8, 2
Theopomp von Chios (FGrHist 115) F 103 F 117
8, 2 8, 2
Val. Max. 3, 2, 12
19, 17
Vell. 2, 4, 1 2, 78, 3
19, 17 41, 51
Xen., Anab. 1, 6, 10 5, 7, 34 memo 4, 4, 3
/l:::)
49~9
)~ ~4',
49
2. Inschriften Antiochos 111. - Amyzon-Dossier (= c. Bradford Welles, Royal Correspondence in the Hellenistic Period, London 1934, Nr.38, S.165f.=J. und L.Robert, Fouilles d' Amyzon en Carie, Paris 1983, S.132ff., Nr.9) 21,19
Antiochos 111. - Zeuxis-Herakleia-Sendschreiben (=M.Wörrle, Chiron _18 [1988] S.421470=SEG 37, 859) 21, 19 Bündnisvertrag Rom-Maroneia (=BCH 111 [1987] S.501-509=SEG XXXVII 611) 23, 23
Antiochos 111. - Iasos-Dossier (= W.Blümel, I.K. 28, 1 [1985] S.19ff., Nr.4, Brief der Königin Laodike Z1. 8-11, 45-50, 55f.) 21, 19
CIL 12 , 2676
Antiochos III.-Teos-Dossier (=P. Herrmann, Anadolu (1967) S.29-159)
Ehrenbeschluß der Xanthierfür Themistokles Aischylu aus Ilion (=J. u. L.Robert, Fouilles d'Amyzon en Carie, Paris 1983, S.154f., Nr.15B) 30,33
(Anatolia)
1965 20, 18
[68]
23,23
l
193
nRömischer Tod" in KolophonlKlaros Ehrendekret Abderas für Gesandte aus Teos (= Sy1l3 656)
25
Ehrendekret der athenischen Garnison von Rhamnus für Dikaiarchos (= L. Moretti, Iscrizioni Storiche Ellenistiche 1., Florenz 1967, S.51/2, Nr.25, Z1.21f.) 40,49 Ehrendekret für Alexandros Admetu (=EA 21,1993, S.21-23, Nr.4) (=EA 8,1986, S.l-7)
21, 19 21,19
Ehrendekret für Hegesias von Lampsakos (= P.Frisch, 1.K. 6 [1978] Nr.4, S.15-27) 25,26 Ehrendekret für Menas aus Sestos (=J.Kraus, IK 19 [1980] Nr.l, S.30-61) 11,6; 12, 7 Ehrendekret für Menophilos aus Smyma (= L. und J. Robert, BCB 116 [1992] S.279291) 8, 2; 29, 31 Ehrendekret für Philippides von Kephale (=IG If 657, Z1.52f.)
11,6
Ehrendekret für Poseidonios von Bargylia (= W. Blümel, Die Inschriften von lasos 11., 1.K. 28,2, Bonn 1985, Nr.612, S.122-126) 18,16 Ehrendekrete für Theophanes von Mytilene (= G. Labarre, Les cites de Lesbos aux epoques hellenistique et imperiale, Paris 1996, Nr.15-19, S.274-277) 27,29 Ehrendekrete für Theopompos von Knidos (=W.Blümel, 1. K. 41 [1992] Nr.51-61 u. 701, S.43-51) 27, 29 Ehrenstatue des Prinzen Athenaios ( = L. Robert, Etudes AnatolienneS. Recherches sur les Inscriptions Grecques de l' Asie Mineure, Paris 1937, S.153/4) 22,21 Griechische Mauerbauinschriften (= F. G. Maier, Griechische Mauerbauinschriften, Beidelberg 1959, Nr.69) 15,12 Große Siegesinschrift aus Kos ( = L. Moretti, Iscrizioni Agonistiche Rom 1953, S.160f., Nr.61)
Greche, 17, 15
IG 112 456 b IGRR4, 1028
11,6 23, 23
Inschrift von Paros (Reform gesetz ) ( = W. Lambrnudakis/M. Wörrle, Chiron 13 [1983] S.283-368) 16, 13 Inschriften von Euromos (=R.M.Errington, EA 8 [1986] S.1-7=SEG 36, 973 10, 5 (=ders., EA 21 [1993] S.15-31=SEG 43,703712) 10, 5; 20, 19 Inschriften von Priene Nr.l07-130 Nr.l09 Nr.l11
11,6 11, 6 37,42
Inschriften von Sardes (Antiochos III. und Laodike) (= Ph. Gauthier, Nouvelles Inscriptions des Sardes 11., Genf 1989) Inschrift Nr.1-4 10, 4 OGIS Nr.l0 762 Orakelspruche aus Klaros ( = R. Merkelbach/J. Stauber, S.1-54)
15, 12 23, 23
EA
27
[1996 ] 8, 2
Scipionen-Klaros-Sendschreiben (= SEG 1., Nr.440, S.114 u. IV., Nr.567, S.109) 21, 20 SEG 39, 1180 43, 752
33, 36 33, 36
Senatsbeschluß für ehios ( = R. K. Sherk, Roman Documents from the Greek East, Baltimore 1969, Nr.70, S.351-356) 37,43 Senatus consultum de agro Pergameno ( = R. K. Sherk, Roman documents from the Greek East, Baltimore 1969, Nr.12, S.63-73, auch in: G. Petzl, Die Inschriften von Smyrna 1., 1, 1.K. 24, Bonn 1987, Nr.589, S.51-64 u. 11,1 S. 54 u. 11,2 S. 376) 36, 42
[69]
194 Syll. 3 368 21.23 630 665 21. 43/4 693
Gustav Ado/fLehmann
15,12 23, 23 23,23 23,23
Tlepolemos-Sendschreiben (=W. Blümel, EA 20 [1992] S.127-133=SEG 42, 994) 10, 5
Xanthos - Kytenion - Dossier (=].Bousquet, REG 101 [1988] S.12-53 = SEG 38, 1476) 9, 3; 30, 33 2011gesetz der Provinz Asia (=H.Engelmann/D.Knibbe, EA §§26, 29 (S. 90-92) §9 S.55-72= SEG 39, 1180 u. 43, 752)
14
[1989] 33, 36
(Die Seitenangaben richten sich nach der Paginierung in den eckigen Klammern)
/L::':'
[70]