Das Erbe der Macht
Band 16
Spiegelgang
Gefangen in einer Welt der FinsternisEine Lightfighterin kämpft ums Überleben
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Das Erbe der Macht
Band 16
Spiegelgang
Gefangen in einer Welt der FinsternisEine Lightfighterin kämpft ums Überleben
Autor: Mike Hard Vor einigen Monaten, Rynoltice Ein leises Grollen ließ Sandra herumfahren. Gebannt starrte sie auf den Spiegel, der sich zu greuseln begann. Wabernde Erhebungen liefen über seine Oberfläche, während die Höhle leicht zu beben begann. Sie hütete sich davor dem Spiegel zu nahe zu treten, wusste sie doch, was er für Auswirkungen auf die Menschen hatte. Das Gute in jedem Menschen wurde unweigerlich zerstört und er verwandelte sich in eine mordende Bestie. Sicherheitshalber trat sie zwei Schritte zurück. Dorian und Anna waren noch immer nicht zurückgekehrt. Die Verbindungsaufnahme mit Rom schien länger anzudauern oder doch schwieriger zu sein als zuerst vermutet. Anja Setlasch und Lukas Naltosch hatten die Höhle mittlerweile betreten und sich Sandra bis auf wenige Meter genähert. Ein diabolisches Lächeln glitt über Anjas Gesicht, als sie nach der anderen Frau tastete. Blitzartig fuhr Sandra herum. Zwar konnte sie, trotz ihrer telepathischen Fähigkeiten die Gedanken der beiden nicht wahrnehmen, aber ihr Anwesenheit zu spüren war ihr möglich. Doch zum Handeln war es bereits zu spät. Die Ereignisse überschlugen sich. Sandra nahm nicht wahr was hinter ihrem Rücken geschah. Für wenige Sekunden verblasste der Spiegel völlig und die dahinterliegende Säule wurde zu einem flammenden Fanal das von einem blauen Wabern umgeben war. Blitze zuckten und das Tor zur Spiegelwelt, das vor vielen Jahren bereits Torsten Thielmann zum Verhängnis geworden war, öffnete sich für wenige Augenblicke. Sandra verlor den Boden unter den Füßen. Für einige Sekunden wurde 1
es schwarz um sie herum. Als sie ihre Benommenheit wieder abgeschüttelt hatte, befand sie sich jedoch nicht mehr in der Höhle. Ein blauer, aus flüssigem Plasma bestehender Schacht, dessen Wände von Eruptionen durchzogen wurden, hatte die Lightfighterin aufgenommen. Blitzende Energiekaskaden umflossen sie. Wenige Sekunden später wurde Sandra aus dem Schlund ausgespieen. Sie taumelte, verlor das Gleichgewicht und fiel. Zum Aufrichten kam die junge Frau jedoch nicht mehr. Als sie aufblickte, waren mehr als fünf Maschinengewehre auf sie gerichtet. Sandra Meier, die Parapsychologin der Lightfighter, 26 Jahre und mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattet hatte eine andere Welt betreten. Und sie sah…sich selbst. * Spiegelwelt, vor einigen Monaten „Langsam aufstehen!“, wurde Sandra von einem der Bewaffneten zugerufen. Er war in eine Uniform gehüllt, deren farbliche Gebung auf kein bekanntes Land Zurückschließen lies. Verwirrt und entsetzt kam die Lightfighterin der Aufforderung nach. Ihr Blick war auf die junge Frau gerichtet, die ihr gegenüber stand. Es war, als würde sie in einen Spiegel schauen. Eine blonde Kurzhaarfrisur bedeckte das Haupt der anderen, sie war schlank und durchtrainiert und ihre Augen blitzten gefährlich. „Wer bist du?“, hauchte Sandra. „Legt ihr Handschellen an und passt auf sie auf. Ich nehme Kontakt zum Imperator auf“, befahl sie den bewaffneten und entfernte sich. Grob wurde Sandra auf die Beine gezerrt und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihre Position trotz der Aufforderung des Uniformierten die ganze Zeit beibehalten hatte. Sekunden später klickten die Handschellen schnitten leicht in ihr Fleisch. Zum ersten Mal blickte sie sich um und betrachtete ihre Umgebung. Die Höhle, die sich um sie erstreckte besaß die gleichen Ausmaße wie der Felsendom in Rynoltice. An der gegenüber zum Spiegel liegenden Wand befand sich der Ausgang. Dutzende von Menschen in jenen seltsamen Uniformen liefen hin und her, beugten sich über technische Geräte und kommunizierten mit anderen Personen über Bildschirm. Sie selbst stand noch immer nur wenige Meter vom Spiegel entfernt hinter dem sich die Säule befand. Mittlerweile hatte Sandra begriffen was geschehen war. Der Spiegel war seltsam durchscheinend und die Säule stieß noch immer Eruptionen aus. Sie hatte ein Portal, ein Weltentor durchschritten das durch die Magie des Spiegels verschlossen gehalten worden war. Sie musste zurück und verhindern, dass Dorian oder Anna den Spiegel zerstörten. Wie oft hatte sie in der Vergangenheit, während ihrem Studium, Theorien über parallele Welten gehört und sogar selbst darüber geschrieben. Nun wurde sie damit in der Realität konfrontiert. Dass sie sich selbst gesehen hatte deutete drauf hin. Rynoltice war weit mehr als sie alle geglaubt hatten. Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck kam die andere Sandra zurück. „Ausziehen!“, befahl sie. Der Protest blieb Sandra im Halse stecken als die Maschinengewehre wieder erhoben wurde und auf sie deuteten. Sie legte ihre blue Jeans, Schuhe und Jacke ab. Pulli und T-Shirt folgten. Da die Höhle in Rynoltice im Wald lag hatte sie vor allem praktische Kleidung anlegen müssen. Nun begann auch die andere damit, sich auszuziehen. Ihrer Uniform hatte sie sich schnell entledigt und plötzlich begriff Sandra was sie vorhatte. „Nein!“, schrie sie und wollte sich auf ihre Kontrahentin stürzen doch die Bewaffneten hielten sie zurück. Innerhalb weniger Sekunden hatte ihr Pendant die neue Kleidung an sich genommen und übergestreift. Sie war nun durch nichts mehr von Sandra zu unterscheiden.
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Was bisher geschah: Gefangen in einer von Torsten Thielmann geschaffenen Welt müssen die Lightfighter sich mit ihren schlimmsten Ängsten auseinandersetzten. Dem Schatten gelingt es eine traumfreie Konklave zu schaffen und er holt den Geist der Lightfighter dorthin. Alle bis auf Sandra. Diese hat sich mittlerweile als Spiegelwelt Pendant der echten Sandra entpuppt und auch Torsten Thielmann in die Alptraumwelt geholt. Als Sandra damals in Rynoltice für kurze Zeit alleine in der Höhle war wurde sie in die Spiegelwelt geholt und ausgetauscht. Das Schicksal der echten Sandra bleibt ungewiss während ihre Spiegelwelt Zwilling von Torsten nun getötet wird. In der Konklave bleibt dem Schatten keine andere Möglichkeit als seine wahre Identität zu offenbaren. Entsetzt erkennen die Freunde Torsten Thielmann hinter der Schattenmaske. Anna setzt reflexartig ihre Kräfte frei und die Konklave wird vernichtet. Die Lightfighter landen in einer Szenerie die all ihre Alpträume beinhaltet. Auch der Schatten/Torsten Thielmann erscheint hier. Als er mit seinem Zwilling kämpft verschmelzen beide Geister für kurze Zeit und die Lightfighter erfahren endlich die Wahrheit. Vor 20 Jahren schickte Karsten Hartmann Torsten Thielmann nach Rynoltice um mit der Träne der Schatten das Tor zu versiegeln. Dies gelang Torsten Thielmann zwar aber er wurde vor dem endgültigen Verschließen von Nina Prestova in das Tor gestoßen. Sein negativ Pendant nahm seinen Platz ein und verriet das damalige Spectral Enterprise. Der echte Torsten Thielmann wurde in der Spiegelwelt von Karsten Hartmann benutzt um den Widerstand zu zerschlagen. Die hohen Mächte schickten ihn jedoch, verborgen hinter einem Schatten, zurück. Der Schatten ist also niemand anderes als der echte Torsten Thielmann. Den Lightfighter gelingt die Flucht aus der Traumwelt während der Schatten, dessen Körper mittlerweile von Pater Alvarez und einer Spezialtruppe gefunden wurde erschossen wird. Zurück in Rom richtet Michael umgehend ein Überwachungssystem in Rynoltice ein. Als der Spezialtrupp dort erscheint finden sie die bewusstlose Sandra. Michael holt sie sofort nach Rom zurück und ist gespannt über ihre Erzählungen, geben diese doch sicher Auskunft über die Spiegelwelt.
„Leutnant! Sie bringen unseren Gast so schnell wie möglich zum Imperator. Sprechen sie
nicht mit ihr, beantworten sie keine Fragen. Ich gehe „rüber““, befahl sie einem der
Uniformierten und trat vor die Säule.
Untätig musste Sandra mit ansehen wie ihr Pendant vor die Säule trat und sich in sie warf.
Das blaue, energetische Plasma verschluckte sie. Wenige Sekunden später erschien der
Spiegel wieder und die Säule nahm wieder ihre ursprüngliche Form an.
Hätte ich mich nur wenige Sekunden länger gewehrt, dachte Sandra, doch es war zu spät.
Träge zog sie die Kleidung der anderen an, während sie weggeführt wurde.
* Langsam schritt Sandra hinter zwei bewaffneten Männern her, die sie in Empfang genommen hatten. Noch immer war sie verblüfft über die Offensichtlichkeit mit der in dieser Welt Magie eingesetzt wurde. Die Schwarzgekleideten Soldaten hatten Sandra mit sich aus der Höhle geführt. Kurze Zeit später hatten sie sich durch ein magisches Portal nach Rom begeben. Der Schock über die darauf folgenden Bilder würde Sandra wohl so schnell nicht verarbeiten. Sie hatte an den Ruinen des zerstörten Vatikan vorbeigeführt worden. Überall lagen Leichen in Priesterkutten und über der ganzen Szenerie schwebte ein umgedrehtes Kreuz. Ein Schauer war über ihren Rücken geflossen. Außerhalb des Vatikans liefen die Menschen jedoch völlig teilnahmslos vorbei. Sie hatten mittlerweile mehr als ein dutzend Schlägereien passiert. Chaos und Gewalt schien diese Welt zu regieren. Mit gemischten Gefühlen hatte Sandra die Villa Hartmann betreten. Das innere unterschied sich vehement von der Villa in ihrer Welt. Alles war prunkvoller eingerichtet und an jeder Ecke standen Menschen in Kutten mit Sklavenhalsbändern die sich der Imperator wohl zur Freude hielt. Die meisten waren von Narben entstellt und zitterten wenn sich ihnen jemand näherte. Auf ihren Gesichtern lag jedoch ein dauerhaftes Lächeln. Großer Gott, das muss doch alles ein Alptraum sein. Was für ein kranker Geist ist zu so etwas in der Lage, hatte sich Sandra gefragt.
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Vor wenigen Sekunden hatte sie die Antwort erhalten. Ihre Bewacher hatten sie mittlerweile verlassen und obwohl Sandra die Gesichter von beiden Personen kannte, die ihr gegenüberstanden waren sie ihre gleichzeitig unsagbar fremd. „Es ist also wahr. Das Hirngespinst meines Vaters, dass das Portal sich eines Tages wieder öffnet, ist Wirklichkeit geworden“, sprach Michael kalt. Er stand vor einem großen Panoramafenster was seinen „Thronsaal“ säumte. Neben ihm stand Anna. Sandra wusste, dass in ihrer Welt jeder Lightfighter mit einer mentalen hypnotischen Sperre versehen war wodurch die Gedanken nicht gelesen werden konnte. Trotzdem versuchte sie nun ihre Fähigkeiten einzusetzen und tastete nach dem Geist von Michael. Kurz darauf geschahen drei Dinge gleichzeitig. Michael hob die Hand, Anna hob die Hand und zwei starke Schmerzwellen rasten durch Sandras Körper. „Das solltest du nicht noch einmal versuchen“, erklärte Michael kalt und auch Anna lächelte diabolisch, „Warum bist du hier?“ „Ich verstehe nicht“, wollte sie Zeit schinden, worauf eine weitere Schmerzwelle durch ihren Körper raste, dieses Mal länger. „Lass die Spielchen, ich kenne alle. Als ich meinen Vater tötete hat er auch verschiedenes versucht um sich zu retten. Wie viele Verurteilte liegen täglich vor mir und betteln um Knade, versuch Zeit zu schinden mit ihren Worten. Es hat noch niemandem etwas gebracht“, erklärte Michael. „Es war ein Unfall. Wir dachten der Spiegel verändert Menschen. Wir wussten nichts von dem Tor“, krächzte Sandra. In den darauf folgenden Minuten wechselten sich Schmerz und Sprechen ab. Sie erzählte Michael von ihrer Welt, von den Ereignissen dort und ihrem Leben. Sie hatte keine Wahl. Besondern interessiert zeigte er sich an den Aktivitäten von Torsten Thielmann. Als sie geendet hatte, herrschte einige Sekunden Schweigen. „Ich werde dich nicht töten. Noch nicht. Aber du sollst begreifen, dass du verloren bist. Deine Freunde werden dich nicht vermissen. Die Sandra dieser Welt ist meine treue Untergebene und hat deinen Platz eingenommen. Hier, in dieser Welt bestimmte ich. Vor langer Zeit habe ich die Tränen der Engel vereint und wurde so zum allmächtigen Imperator. Mein Vater wollte die Macht für sich, aber letztendlich konnte er sich nicht gegen mich behaupten. Du bist von meiner Laune abhängig. Zeige dich also besser kooperativ“, erklärte Michael und verließ mit Anna den Raum. Verblüfft stellte Sandra fest, dass man sie nicht fesselte. Sekunden später wich die Erleichterung und machte dem Schrecken platz. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Nicht den kleinsten Finger konnte sie rühren. Das lange Warten begann. * 5 Stunden später Sandra schwelgte am Rande des Wahnsinns. Ihr Rücken juckte, ihre Kopfhaut kribbelte und sie hatte bereits mehrere Krämpfe durchlitten. Trotzdem konnte sie sich noch immer nicht bewegen. Sie begann Michael abgrundtief zu hassen, diesen Michael. Er war ein kaltblütiger Sadist. Jede Minute wurde zu einer Ewigkeit, jede Sekunde zu einer Qual. Sie wusste nicht wie lange sie nun bereits hier stand doch draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Sie konnte durch das große Panoramafenster nach draußen blicken. In der Ferne zeichneten sich die Ruinen des zerstören Vatikan ab. In welchem Alptraum bin ich hier nur gelandet, fragte Sandra sich zum wiederholten Mal. Zuerst glaube sie die Stimmen wären nur Einbildung doch nach wenigen Sekunden konnte sie zwei dunkle Schemen erkennen die sich ihr näherten. „Ganz ruhig, wir wollen dir helfen“, hörte sie eine flüsternde Stimme. 4
„Idiot, was soll sie denn deiner Meinung nach tun? Weglaufen!“, fauchte eine andere Stimme
die erste an.
Als sie ganz an Sandra herangetreten waren konnte sie das Gesicht der beiden erkennen und
atmete unweigerlich auf denn zumindest einen der beiden kannte sie.
Andi, schoss es Sandra durch den Kopf.
Den anderen Mann kannte sie nicht. Er hatte etwa dieselbe Größe wie sie, schwarze Haare
und grüne Augen. Nun kam wieder Andis dunkelblonder Wuschelkopf in ihr Blickfeld.
„Versuche jetzt bitte ganz ruhig zu bleiben. Wir versuchen dich hier rauszuholen. Es wird
gleich ein wenig schmerzen“, erklärte Andi ihr.
Was kurz darauf folgte strafte das „ein wenig“ lügen. Es war grauenhaft. Andis Begleiter
hatte ein weißliches Pulver aus einem Lederbeutel geholt und über sie gestreut. Sekundenlang
zuckten Blitze über Sandras Haut, bevor sie sich wieder bewegen konnte. Sie unterdrückte
den Schmerzensschrei und sank zu Boden. Ein Röcheln kam über ihre Lippen.
„Ganz ruhig, das wird schon wieder. Schau nach ob uns jemand bemerkt hat, Andi“, sprach
der unbekannte zu dem Lightfighter.
Wenn es Lightfighter in dieser Welt gibt. Vielleicht sind die beiden ebenfalls Feinde, dachte
Sandra.
„Mein Name ist Ken Radmann. Ich hoffe es geht dir einigermaßen gut“, sprach er und zog sie
auf die Beine, „Das Blut muss erst wieder richtig zirkulieren. Du kannst froh sein. Wir haben
einen Gefangenen vor einigen Tagen befreit der diese Prozedur eine Woche durchlebt hat. Er
hat geistig zu sehr gelitten, ist wahnsinnig geworden.“
„Vielen Dank. Länger hätte ich es wirklich nicht mehr durchgehalten. Mein Name ist Sandra
Meier“, antwortete sie.
„Das wissen wir. Zumindest bist du ihr Pendant. Aber alles Weitere sollten wir besprechen
wenn wir hier heraus sind. Wir gehören zum Widerstand, das ist alles was du wissen musst.
Komm“, erwiderte Ken und winkte Sandra mit sich.
Kurz versuchte Sandra seinen und Andis Geist zu sondieren, was ihr jedoch nicht gelang.
Auch hier stieß sie auf eine mentale Sperre. Bereits nach wenigen Minuten konnte sie wieder
normal gehen und es war eine Wohltat. Langsam schlichen sie durch die Villa, den Palast des
Imperators. Es war noch immer schwer für Sandra zu verdauen. Mit Michaels Gesicht brachte
sie einen netten, freundlichen jungen Mann, der Freund und Kampfgefährte war, in
Verbindung, keinen eiskalten Despoten der die Welt unterjocht hatte.
Hoffen wir nur, dass sich Torsten Thielmann das nicht zum Vorbild nimmt. Die Träne der
Allmacht darf in unserer Welt nicht entstehen, dachte sie.
Im gleichen Augenblick ließ ein Alarm sie zusammenzucken.
„Schnell, wir müssen das Portal erreichen!“, rief Ken.
Andi hastete vor und betrat einen Gang an dessen Ende Sandra eine Wand erkenne konnte.
Sackgasse, dachte sie.
Doch Ken und Andi liefen weiter und sie folgte ihnen. Vor einem auf dem Boden
aufgezeichneten Pentagramm blieben sie stehen.
„Was ist das?“, wollte sie wissen während sie sich alle drei in das Zentrum stellten.
„Nachdem Michael diese Welt versklavt hatte wurde der Umgang mit Magie sehr stark
ausgeweitet. Wir bewegen durch magische Portale über große Entfernungen. Du trittst auf ein
Pentagramm, sagst die entsprechenden magischen Worte und wirst an eine Empfangsstation
abgestrahlt. Wir konnten dich nur retten weil wir das Schlüsselwort für dieses Pentagramm
besitzen“, erklärte er während Andi die Augen geschlossen hatte und sich konzentrierte.
„Wen haben wir denn da?“, hörte Sandra eine süffisante Stimme.
Anna trat in den Gang. Ihr Gesicht war bleich doch auf ihrem Mund lag der Anflug eines
Lächelns.
„Ken Radmann. Wer hätte das gedacht?! Schickt sie dich um Sandra zu holen. Sie muss euch
sehr wichtig sein. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen Andi. Ich muss zugeben ich hätte
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mich gerne noch ein wenig mit euch beschäftigt aber ich kann leider nicht zulassen, dass ihr
entkommt“, erklärte Anna und deutete mit dem Finger auf Sandra, „aduro“.
Im gleichen Augenblick wurde es um Sandra brennend heiß und Flammen leckten an ihrer
Kleidung empor. Ein beißender Schmerz breitete sich aus. Sie schrie und schlug um sich,
während Anna mit diabolischem Lächeln zusah wie sie brannte.
Nun hob sie den Finger und deutete auf Ken.
„Tripudio!“, schrie Andi im gleichen Moment und die Umgebung verblasste.
* Kälte umfing mich. Wohltuende Kälte. Mir war klar, dass mein Leben an einem seidenen Faden hing. Andi hatte mit dem magischen Sprungbefehl unser Leben in letzter Sekunde gerettet. Aus Wortfetzen die ich aufgeschnappt hatte nachdem sie meinen halbtoten Körper aufgenommen hatten erfuhr ich das Anna in dieser Welt eine Hexe war. Sie war grausam und mächtig und, sie liebte Michael. Während Ken und Andi ihrer Magie entkommen waren hatte es mich böse erwischt. Meine Haare waren kaum noch vorhanden, meine Haut größtenteils verbrannt. Meine Augen waren durch die Hitze geplatzt. Ich spürte die Kühle der Nährflüssigkeit um mich herum nur an wenigen Stellen des Körpers. Ansonsten fühlte ich Schmerz. Allumfassenden, schrecklichen Schmerz. Sie hatten mich in einen Tank mit Nährflüssigkeit gelegt und verschiedene Infusionen angelegt um mich wieder zu regenerieren. Diese Welt musste trotz ihrer Beherrschung durch Michael einen enormen technischen Vorsprung meiner gegenüber haben. Ich fragte mich, worauf sich dies begründete zumal die gleiche Entwicklungszeit für beide Kulturen gegolten hatte. Ein weiteres Mal musste ich warten. Und die Zeit verging quälend langsam. Nur nach und nach regenerierte mein Körper. Das Gewebe, die Haare, sogar meine Augen wuchsen nach. Ein Wunder der Technik und ich dankte Gott dafür. Tage und Wochen gingen ins Land. Sicher wäre ich, wie Ken es prophezeit hatte längst durchgedreht, doch in all der Zeit war ich nicht alleine. Denn Ken kam täglich, setzte sich vor den Tank und sprach mit mir. In der ersten Zeit war es nur seine Stimme, dann konnte ich ihn auch sehen. Er erzählte mir von dieser Welt. Bis vor wenigen Monaten hatte es auch hier eine ganz normale Industrie, Menschen, Gesetze gegeben. Doch eines Tages hatte Michael die vier Engelstränen gefunden und zusammengefügt. Andi war dabei gewesen und hatte nur mit knapper Not entkommen können. Seitdem war die Welt in seiner Hand. Mir wurde angst und bange wenn ich darüber nachdachte, dass es vielleicht in unserer Welt bereits genauso aussah. Jagten meine Freunde den Engelstränen hinterher oder war die Schlacht schon entschieden? Ich wusste es nicht. Er schien zu ahnen wie brennend mich die hiesigen Strukturen interessierten und er begann zu erzählen. Er erzählte von Michael und Anna, die herrschten. Von einem Vampir namens Shadow der seine Rasse zu neuer Blüte führen wollte. Und vom Widerstand, angeführt von Karen Hartmann und Nina Prestova. Bei Ninas Namen atmete ich tief ein. Ich freute mich darauf noch ein vertrautes Gesicht wieder zu sehen. In meiner Welt war Nina im Strom der Geschichte versunken und ich wusste nicht ob die anderen sie schon zurückgeholt hatten. Ich vermisste Michael und Anna, Dorian und Jürgen, Nina und sogar Nil´re´m dem wir auf Atlantis begegnet waren. Ich wollte nachhause. Und dann kam der Tag. Schon seit einigen Tagen fühlte ich sich wieder kräftiger. Ich hatte mich daran gewöhnte wieder sehen zu können und machte immer öfter Bewegungen mit meinen Gliedern. Eine Gruppe von Ärzten betrat den Raum und der Tank wurde geöffnet. Langsam wurde ich emporgehoben. * Nur langsam gewöhnte sich Sandra daran wieder zu gehen, zu essen und zu fühlen. Sie trainierte täglich mit Ken ihre Bewegungen, Reflexe, ihre Muskulatur. Drei weitere Wochen 6
verstrichen. Sie ertappte sich immer öfter dabei das sie mehr in Ken sah als einen Freund, was er in all der Zeit sicher geworden war. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Er strahlte eine Anziehung aus, der nur schwer zu widerstehen war. Und sie genoss das Zusammensein mit ihm. „Vorsicht, achte auf deine Deckung“, erklärte Ken der abwesenden Sandra als sie ein weiteres mal trainierten. „Ich weiß nicht wie ihr es bei euch schafft gegen das Böse zu bestehen aber bevor du das HQ hier verlässt musst du noch einiges lernen. Lerne deine telepathischen Fähigkeiten instinktiv einzusetzen. Du musst vorausahnen welche Aktion der Gegner unternimmt und entsprechend handeln“, erklärte er ihr. Sandra fühlte sich mittlerweile wieder wohl. Sie war trainierter, als vor ihrer Zeit im Regenerationstank und sie fühlte sich gekräftigt wie nie zuvor. Und auch ihre telepathischen Fähigkeiten waren wieder voll aktiv. In Gedanken versunken hatte sie Kens Angriff nicht bemerkt und lag Sekunden später auf der Trainingsmatte. „Du warst abgelenkt“, hauchte ihr Ken, auf ihre liegend, ins Ohr. Sandra spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch. „Anderenfalls hättest du auch keine Chance gehabt“, gab sie leise zurück. „Sehr vorlaut für jemanden der Wehrlos auf der Matte liegt“, lächelte Ken sie an. „Wieso wehrlos?“, gab sie zurück. Sekunden später war sie es die oben lag und Ken wusste nicht, wie ihm geschehen war. „Hm, also ich weiß nicht wie ihr es hier schafft gegen das Böse zu bestehen aber bevor du das HQ hier wieder verlässt musst du noch einiges lernen“, gab Sandra lächelnd zurück. „Du hast gewonnen, ich bin wehrlos. Beenden wir den Unterricht für heute“, gab Ken auf. Blitzschnell zog er seine Arme unter ihr hervor, legte sie um ihren Kopf und zog sie noch näher an sich heran. Sekunden später trafen sich ihre Lippen zu einem stürmischen Kuss. Zuerst fühlte sich Sandra überrumpelt, doch dann ließ sie sich fallen. Wenige Minuten später lagen zwei nackte Körper auf der Trainningsmatte die beide vor Schweiß glänzten und keuchten. Tief in ihrem Hinterkopf hörte Sandra eine Stimme die ihr zuflüsterte, dass sie diese Welt auch wieder verlassen musste doch sie ignorierte diese. In diesen Minuten spürte sie Kens muskulösen Körper unter sich und genoss. Sie fühlte endlich wieder das Leben. * Sie saßen alle an einem runden Konferenztisch. Sandra saß zum ersten Mal seit langer Zeit einem vertrauten Gesicht gegenüber. Nina Prestova. Sie war das Spiegelbild der echten. Wenn das Wort echt überhaupt angebracht war. Schwarze, schulterlange Haare umrahmten das Gesicht von Nina. Auch Karen Hartmann die mittlerweile die 45 erreicht hatte, saß ihr gegenüber. Ken und Andi saßen jeweils links und rechts von ihr. „Es freut mich unseren Gast nun endlich persönlich kennen zu lernen. Du hast uns große Sorgen gemacht Sandra“, erklärte Karen Hartmann. „Vielen Dank für die Rettung aus…Michaels Klauen“, erwiderte Sandra. „Nun, ich muss zugeben, dass dies auch Eigennutz war. Wir erhoffen uns Hilfe von dem Michael deiner Welt“, erklärte Nina nun. „Wie sollte das möglich sein? Das Tor hat sich hinter meinem Pendant geschlossen“, erwiderte Sandra. „Das ist korrekt. Kurze Zeit später hat es sich jedoch wieder geöffnet. Mittlerweile hat der Imperator einige Leute rübergeschickt und auch wir konnten dies bewerkstelligen. Nachdem wir uns von eurer Lage überzeugt haben sind wir zu dem Entschluss gelangt Michael um Hilfe zu bitten. Wir benötigen Rohstoffe und Materiallieferungen“, erklärte Nina. „Das heißt, ich soll nun zurückkehren in meine Welt?“, wollte sie wissen. 7
„Nicht alleine, das wäre nicht zu schaffen. Aber Ken hat sich dazu bereiterklärt als Verbindungsmann zu fungieren und wird dich begleiten. Vorher gibt es jedoch noch ein Problem zu lösen“, sprach Nina weiter. Sandra lächelte Ken kurz zu und war äußerst zufrieden mit dieser Offenbahrung. Schnell konzentrierte sie sich jedoch wieder auf das Gespräch. „Um es kurz zu machen wissen wir nicht warum der Imperator so handelt wie er handelt“, erklärte Nina. „Ich verstehe nicht“, gab Sandra verblüfft zurück. „Was Nina sagen will, ist folgendes“, warf nun Andi ein. „Bereits Karsten Hartmann wusste von dem Projekt: Spiegelwelt. Er hat damals die Station in Rynoltice eingerichtet. Aber seitdem das Tor sich wieder geöffnet hat ist der Imperator wie besessen von eurer Welt. Unser Verbindungsmann im Palast spricht von einer groß angelegten Invasion“, erklärte Andi. Karen Hartmann war bei der Nennung des Namens Karsten Hartmann zusammengezuckt und er jetzt wurde Sandra bewusst, dass sie ja den gleichen Nachnamen trug. Waren die beiden verheiratet? Sandra verkniff sich die Frage. „Er will unsere Welt erobern?“, fragte sie stattdessen. „Nein. Er will sie vernichten. Er will sie aus dem Angesicht des Multiversum tilgen“, gab Karen Hartmann zurück. „Was? Weshalb? Wir sind keine Bedrohung für ihn“, erwiderte Sandra. „Das wissen wir. Aus diesem Grund ist es uns auch unbegreiflich weshalb er so handelt. Aber wir sind nun in Zugzwang. Der Imperator bereitet eine Armee vor. Zwar wirkt die Träne der Allmacht in eurer Welt nicht, aber wenn er seine gesamte militärische Macht mobilisiert, hat eure Welt keine Chance“, erklärte Nina. „Was können wir tun?“, fragte Sandra. „Ken, Andi und du. Ihr dringt in den Palast ein. Wir haben noch ein weiteres Schlüsselwort für ein Portal. Verschafft euch Zutritt zu Michaels Gemächern. Angeblich befindet sich dort ein Schriftstück, das Merlin zurückließ, als er Michael verließ und sich gegen die Hohen Mächte stellte. Es prophezeite bereits Michaels Machtergreifung und wie wir alles unschwer feststellen können traf diese zu. Es müssen noch weitere Informationen enthalten sein. Morgen Abend geht es los. * Flimmernde Wirbel umgaben Sandra, doch sie stand völlig still. Neben ihr standen Andi und Ken. Das Portal hatte sie ein weiteres Mal aufgenommen und transportierte sie zum Palast des Imperators. Ken hatte Sandra erklärt, dass der Auslöser für den Sprung das magische Wort Tripudio war. Richtige Magier konnten auch außerhalb der magischen Pentagramme Sprünge von Ort zu Ort durchführen. Menschen dagegen konnten nur in dem magischen Kreis ein Portal öffnen. Jedem Portal war ein Schlüsselwort zugewiesen. Kannte man es musste man sich nur darauf konzentrieren und den magischen Sprungbefehl erteilen. Wenige Sekunden oder Minuten später, dies war abhängig von der Entfernung, befand man sich am Zielort. Von einer Sekunde zur anderen verschwanden die Nebel und Sie befanden sich im einmal mehr im Palast. Sandra rieselte ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken was ihr hier widerfahren war. „Ich kenne den Lageplan. Michaels Gemächer sind nicht weit“, erklärte Andi. Einmal mehr sehnte sie sich nach zuhause als ihm ins Gesicht blickte. Sandra vermisste ihre Freunde. „Gehen wir“, sprach Ken und Sandra folgte den beiden. Zwar mussten sie häufig Wachen und Patroullien ausweichen, doch sie schafften es unbehelligt bis zu Michaels Privatgemächern. „Du übernimmst die rechte Wache ich die linke“, erklärte Ken. 8
Wie Sandra mittlerweile wusste war er Ninas Stellvertreter, die wiederum den Rang der
Anführerin der Europäischen Widerstandszelle bildete.
Sekunden später waren die Wachen ausgeschaltet.
„Ich habe ihre Gedanken gescannt. Michael befindet sich in seinen Gemächern“, erklärte
Sandra den beiden.
„Verdammt. Dann haben wir keine Chance“, fluchte Andi.
„Doch! Es ist Nacht, er wird schlafen. Seine Hoheit vertraut darauf, dass seine Untertanen
leben wollen. Wenn er die bewusstlosen Wachen findet werden sie leiden. Aber darauf
können wir nun keine Rücksicht nehmen. Alles oder nichts“, erwiderte Ken und öffnete sanft
und leise die Tür zu den Privatgemächern des Imperators.
Sandra und Andi hielten den Atem an darauf gefasst jederzeit in Richtung Portal zu flüchten
doch nichts geschah. Sekunden später folgten sie Ken nachdem er das OK Zeichen gegeben
hatte.
Sie betraten ein prunkvoll eingerichteten Raum an dessen Stirnseite ein großer Schreibtisch
stand. Prunkvolle Gemälde hingen an den Wänden.
Er erfüllt wirklich jedes Klischee, dachte Sandra.
Rechts zweigte eine Tür zu Michaels Schlafzimmer ab, während Links eine weitere Tür in die
Bibliothek führte. Weder auf das eine, noch das andere brauchten sie sich zu konzentrieren.
Das gesuchte Dokument lag direkt vor ihnen auf dem Schreibtisch.
„Da ist es“, flüsterte Ken und wollte sich bereits in Bewegung setzen als Andi ihn zurückhielt.
„Ein magischer Kreis, der Tisch ist damit umgeben“, erklärte er.
Sandra wusste das Andi hier wie auch in ihrer Welt präkognetive Fähigkeiten besaß. Er sah in
Schlaglichtern die Zukunft. Allerdings beherrschte der Andi ihrer Welt die Fähigkeit nicht mit
der gleichen Professionalität wie der Widerstandkämpfer hier.
Immerhin kämpfen die Menschen hier täglich ums überleben. In unserer Welt bekämpfen wir
das Böse freiwillig und halten es von der Machtergreifung ab, dachte Sandra.
Ken nahm einen Stuhl, schob ihn so nah wie möglich an den Tisch und forderte Sandra auf zu
ihm zu kommen. Sie begriff als er an die Decke deutete und ließ sich von ihm nach oben
heben. Eine Gitterkonstruktion war unterhalb der Decke angebracht. Sandra ließ ihre Füße
hineingleiten und pendelte dann über dem Tisch. Unter ihr lag das Pergament. Sie nahm den
digitalen Foto entgegen und machte Aufnahmen von dem Pergament. Als sie Ken den
Apparat zurückgab ließ sie ihren Blick über die Worte schweifen die sie erkennen konnte und
erstarrte.
„Was ist noch? Komm schon wir müssen weg“, winkte Ken mit den Händen.
Andi hatte sich an der Tür zum Schlafzimmer postiert. Es juckte ihn in den Fingern seinem
ehemaligen Freund und Kampfgefährten im Schlaf zu überraschen, die Träne zu zerstören und
sich für alles zu Rächen was damals geschehen war. Doch er beherrschte sich. Gegen einen
Magier wie Michael hatte er keine Chance. Noch nicht.
„Einen Moment“, gab Sandra zurück und überflog den Rest.
Nachdem sie dies getan hatte flog ihr Blick auf das Diagramm das neben dem Pergament lag
und sie erkannte ihre Chance. Zwar war die Weltkarte gefaltet doch sie konnte Rynoltice noch
darauf erkennen. Und das Schlüsselwort für das dortige Portal. Sie musste hier fort bevor
Andi und Ken das Pergament gelesen hatten.
Wie betäubt ließ sie sich von Ken herabhiefen. Dabei hauchte er ihr einen Kuss auf den
Mund. Sie hatten kein Geheimnis aus ihrer Beziehung gemacht. Nachdem sicher war, dass
Ken mit in ihre Welt zurückkam hatte das ganze eine Zukunft. Gehabt. Bis eben.
Sie verließen den Raum und begaben sich zurück zum Portal. Der Auftrag war schneller
erledigt als erwartet und leichter gewesen als vermutet.
„Du gehst allein vor“, befahl Ken und gab Andi den digitalen Fotoaparrat.
„Was? Warum gehen wir nicht zusammen?“, wollte Andi verblüfft wissen.
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Doch Kens Augen zeigten ihm das er keinen Widerspruch zulassen würde. Er trat in den
Kreis und sprach die Worte: „tripudio.“
In der gleichen Sekunde war er verschwunden.
„Was ist los?“, wollte Sandra wissen.
„Das frage ich dich. Ich bin vielleicht kein Telepath aber mir ist klar das etwas nicht stimmt.
Was ist los?“, fragte Ken und sah ihr dabei in die Augen.
„Nur eine Welt“, gab Sandra gepresst zurück und schloss die Augen.
Sie konnte Ken nicht belügen.
„Bitte?“, hackte er nach.
„In dem Pergament steht die Weltenordnung. Es gibt dutzende, tausende von Parallelen
Welten. Aber nur wenige erreichen Stabilität. Sie befinden sich in einem stabilen Vortex in
ihrem Kontinuum. Aber wenn Welten sich zu sehr gleichen oder völlig unterscheiden ziehen
sie sich auch an. So geraten manchmal zwei Welten in einen Vortex. Tore öffnen sich und
Verbindungen entstehen. Aber am Ende wird eine von beiden ins Nichts korrigiert. Die
Hohen Mächte können eine Instabilität nicht zulassen. Das heißt nur eine von unseren Welten
kann überleben. Michael weiß das. Es reicht wenn er unsere Welt betritt und dort ein
bestimmtes Ritual durchführt. Er benötigt dazu nicht viel. Und wenn es gelingt hört meine
Welt auf zu existieren“, erklärte Sandra.
„Nur eine Welt“, hauchte Ken. „Du hattest Angst, dass wir dir nicht mehr helfen damit es
unsere Welt ist die überlebt.“
Sandra nickte.
„Dazu bedeutest du mir zu viel. Außerdem sollten beide Welten die gleiche Chance erhalten“,
erklärte er, „Komm mit.“
Gemeinsam kehrten sie ein weiteres Mal in Michaels Gemächer zurück und entkleideten die
Wachen. Schnell streiften sie sich ihre Uniformen über und nahmen ihre ID-Cards an sich.
Dann begaben sie sich zurück zum Portal.
„Bereit?“, fragte Ken.
„Bereit“, erwiderte Sandra.
„Dann führe den Sprung durch. Du kennst das Schaltwort. Ich habe das Diagramm nicht
gesehen“, nickte Ken und küsste Sandra.
„tripudio!“, rief Sandra und konzentrierte sich auf das Schaltwort.
Sekunden später befanden sie sich auf dem Weg nach Rynoltice. Jenem kleinen
unbedeutenden Ort an der Grenze der tscheschichen Republik der zum Zentrum eines
Weltenkampfes wurde.
* Die farbigen Schlieren verbleichten und Ken und Sandra traten aus dem Portal. Sie befanden
sich in einem wimmelnden Haufen von Soldaten. Rynoltice hatte sich weiter verändert. Der
Imperator hat noch weitaus mehr Soldaten aufmarschieren lassen und Geschütze angebaut.
Ein Wachmann kam auf sie zu.
„Bitte ausweisen!“, schnarrte er den Neuankömmlingen entgegen.
Sandra und Ken zogen ihre Karten durch das Lesegerät.
„Die Leitstelle überprüft das. Sie können das Areal bereits betreten“, erklärte der Wachmann.
Das Lesegerät hatte mit einem grünen Leuchten bestätigt das die Karten korrekt waren. Nun
überprüfte eine automatische Leitstelle die Bilder der Karten mit den Kameraaufnahmen. Sie
hatten nur wenige Minuten.
„Warum passiert der Imperator das Tor nicht sofort und führt das Ritual auf eurer Seite
durch?“, fragte Ken.
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„Weil er nur eine bestimmte Zeitspanne hat. Wenn er unsere Welt betritt muss er das Ritual schnellstmöglich durchführen und dazu brauch er außerdem eine Engelsträne. Eine aus unserer Welt. Er wird sich noch vorbereiten. Er hat keine Eile“, erklärte Sandra. Beide hatten sich dem Tor mittlerweile genähert. Als Sandra sich umdrehte, sah sie kurz einige Schlieren bevor sich Michael und Anna aus dem Portal schälten. Die Augen des Imperators taxierten Sandra und er begriff. Im gleichen Moment gab die Leitstelle Alarm. „Lauf!“, rief Ken. Beide hechteten auf das Tor zu. Mittlerweile hat Ken eine Waffe gezogen und schoss. Sich verästelnde Blitze zuckten daraus hervor und die Bewacher des Tores vielen ohne einen Laut von sich zu geben zu Boden. Einmal mehr war Sandra von der Technik dieser Welt beeindruckt. Plötzlich stieß Ken einen Schrei aus und stürzte zu Boden. Sandra blieb stehen und bückte sich. Eine Kugel hatte den Widerständler in den Rücken getroffen. Blut rann aus seinem Mund. „Nein!“, rief Sandra. „Geh. Warne deine Freunde. Vielleicht findest du mich ja eines Tages in deiner Welt und wirst glücklich“, hauchte er. „Ich liebe dich“, hauchte Sandra und küsste Ken. In diesem Moment erschlaffte sein Körper. Sandra fühlte Schmerz, Hass und eine grenzenlose Leere. Sie hob die Waffe auf die in Kens Hand lag. An seiner rechten Hand befand sich ein goldener Siegelring. Wie er ihr erzählt hatte ein Erbstück. Langsam zog sie ihn über den Finger. Eine Erinnerungen an eine kurze, sehr schöne Zeit, dachte Sandra. Tränen rannen ihr aus den Augen über ihr Gesicht. Sie hob die Waffe an, zielte auf eine nahe stehende Maschine und schoss. Eine riesige Explosion folgte. Sandra wurde zurückgeschleudert, auf das Tor zu. Kurz davor blieb sie liegen. Ihre Kleidung hing in Fetzen an ihr herab und ihr Gesicht war rußgeschwärzt. Taumelnd richtete sie sich auf und blickte in die Flamen. Michael und Anna traten daraus hervor und kamen mit schnellen Schritten auf das Tor zu. Der Imperator griff nach der Träne der Allmacht. Sandra warf sich durch das Tor. Das blaue, energetische Plasma nahm sie auf und trug sie zurück. Ein halbes Jahr hatte Sandra in der Spiegelwelt verbracht, jener Welt in der die Menschen charakterlich völlig unterschiedlich waren zu ihrer eigenen Welt. Ein halbes Jahr. Was mochte in der Zwischenzeit alles geschehen sein? Mit einem Ruck wurde sie aus dem Tor ausgespieen und landete in einer lehren Höhle. Sie war wieder zuhause. Noch immer rannen ihr Tränen über die Wangen. Ken war tot. Und sie schwor sich, eines Tages würde sie zurückkehren in die Spiegelwelt und den Imperator dafür richten, was er den Menschen antat. Dann sank sie in tiefe Bewusstlosigkeit. * Gegenwart, Rom, Villa Hartmann, unsere Welt Die Lightfighter hatten die Krankenstation verlassen. Noch immer lag Sandra wie betäubt in ihrem Bett. Als sie erwacht war hatte sie ihren Freunden gegenübergestanden. Scheinbar hatten sie bereits von der Gefahr erfahren und eine Spezialeinheit hatte sie gefunden. Gespannt hatten die Freunde ihren Erlebnissen gelauscht und danach ihrerseits erzählt. Noch immer saß der Schock tief. Sandra hatte nicht nur ihre Liebe verloren. Auch Freunde waren gegangen. Alex war bei einem Kampf mit Söldnern gestorben. Nina hatte die Seiten gewechselt und sich mit Torsten Thielmann verbündet. Der richtige Torsten Thielmann/ Schatten war tot. Andi war zum Vampir geworden und Jürgen war in der Vergangenheit von König Artus getötet worden. Nil´re´m war von den hohen Mächten zurückbeordert worden. Viele waren gegangen, vieles hatte sich verändert. Sie musste das alles erst verarbeiten. Sie 11
wusste, dass sie Freunde hatte, die ihr halfen. Michael, Anna, Dorian und nun auch jener unbekannte Junge namens Jason. Sie war nicht allein. Aber sie fühlte sich so. Ein weiteres Mal brach sie in Tränen aus als sie den Siegelring betrachtete. Sie hörte einen keuchenden Atem aus dem Nebenzimmer. Annas Geburt stand kurz bevor. Das Leben ging weiter. Und sie würde nicht zulassen das ihre Welt vernichtet wurde. Das schwor sie bei jenem goldenen Siegelring der von nun an ihre Hand zierte. Ende Vorschau auf Band 17: Sandra ist zurück und mit ihr die Wahrheit. Nur eine von beiden Welten kann im Vortex des Kontinuums bestehen. Eine Jagd mit der Zeit beginnt. In alten Aufzeichnungen entdecken die Lightfighter Hinweise auf eine Lösung. Sie reißen in die Vergangenheit und treffen auf Nostradamus der eine folgenschwere Prophezeiung macht. Währenddessen kämpft Anna bei der Geburt des Kindes um ihr Leben. Das Erbe der Macht
Band 17
Weg durch die Zeit (1/4)
Weitere Bände: Band 18: Spiegelwelt (2/4) Der Widerstand wird organisiert. Sie durchschreiten das Tor und suchen die letzte Hoffnung.
Band 19: Der Einfall (3/4) Die Letzte Hoffnung zerbrach und das Ende scheint unausweichlich als der Sturm auf diese Erde beginnt und Rynoltice zum Brennpunkt wird.
Band 20: Spiegelkrieg – Kampf der Welten (4/4) Beiden Welten droht die Vernichtung. Michaels Vater greift nach der letzten Rettung und sucht Hilfe bei einer uralten Macht.
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