Andreas Kühn
Stalins Enkel, Maos Söhne Die Lebenswelt der K-Gruppen in der Bundesrepublik der 70er Jahre
Campus Verlag Andrem· Kühn, Dr. phil., promovierte an der Universität Düsseldorf und ist dort
wissenschaftlicher �fitarbeiter am Historischen Seminar.
Frankfurt/New York
Die Arbeit wurde 2004 an der Heinrich-I-leine-Universität Düsseldorf unter dem Titel »Der Zu kunft getreue Kämpfer: Die maoistischen K-Gruppen als Lebenswelt junger Intellektueller in der Bundesrepublik Deutschland 1970-1 980<< als Dissertation angenommen.
Inhalt
D 61
1.
Vorwort ........... .................................... ........... ................................. 9
2.
Einleitung ......................................... . ............................................. 1 3
3.
Vom »Zirkelwesen« zur Parteigründung: Die K-Gruppen formieren sich .................. . . ......... . ... ................................. .............. 2 1
4.
3.1
KPD/l'v1L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1
3.2
KPD
3.3
KBW
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Organisation und Binnenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 9
4. 1 . 1
Der »Demokratische Zentralismus«: Grundorganisationsfarm der K-Gruppen
.
........................................... .................
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campus.de
33
Das Leben in der Partei . . . . . . . ..... .. . .... . .... ........... . . . ............ ........ ..... . 39 4. 1
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-593-37865-5
27
4.2
39
4. 1 . 2
Vom Sympathisanten zum Kader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4. 1 . 3
Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
4. 1 . 4
Isolationismus, Sektierertum, Politsekten .
Habitus
4.2. 1
.
.
..........................
......... . ........
............................. ............. .....................................
51 59
Auftreten innerhalb der Partei und in der Öffentlichkeit
.
................. ....................................
59
4.2.2
Rituale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.2.3
Konspiration
4.2.4
Arbeitsethos und »Lumpenproletariat«
4.2.5
Elitarismus und Askese
.
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.... ............... ......................................................
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. ... .
.................. ...... .
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....................................... .................
67 70 75
6
S T A L I N S E N K E L , M A ll S S O H N E
4.3
5.
Alltag
.......................................................................................................
4.3 . 1
Wohnen
4.3.2
Ernährung
4.3.3
Sexualität und Rollenverständnis
4.3.4
Erziehung
4.3.5
Urlaub
4.3.6
Brauchtum
.
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... .............. ......... ........ ...
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78
7. Gewalt ........................................................................................... 1 6 1
78
7.1
Haltung zur Gewalt und eigene Gewaltanwendung
81
7.2
Einschätzung der R:\F
88
8.
. . . . . . . 92 .
..... ... .... . ............ .. ... . .......................................
96
8. 1 . 1
Konkurrenz
8. 1 . 2
Zusammenarbeit
. .. .
. ..
. . .....
Einschätzung der DKP .
5.1
Triebfeder »Sozialimperialismus«
8.3
Trotzkisten
5.2
Personenkult
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........ . ....
..
. ..
.............
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...........
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........ ........................................ ............... .....
5 .2. 1
Stalin-Verehrung
5. 2 . 2
J'vfao-Kult
5.2.3
Andere
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5.3
>>Proletarischer Internationalismus«
5.4
Verschwörungstheorien, Paranoia, Realitätsverlust . .
5.5
Nationalbolschewismus und Einschätzung Israels
.
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...... . .... ..
..
.............
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. ........................... .. ........ ........
5.5. 1
Nationalbolschewismus
5.5.2
Antizionismus oder Antisemitismus? .. .
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... ...........
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. .....
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1 01
Betrieb
6 . 1 .2
Demonstrationen
6.1.3
l\Iilitär
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.
Formen der Agitation
6.3
»Tötet Nestle Babys?« Die maoistische Presse .
. . ........ . .. . ............... . .. . ...........
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......
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1 07
9.
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..
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9.1
111
Sozialpolitik
.
. . . .. .
.....
.. . .... . .
114
9. 1 . 1
Gesundheit . .
1 16
9. 1 . 2
Drogenpolitik
1 23
9 . 1 .3
Rentenpolitik
9.2
1 26
.
Kulturpolitik
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....... .
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... ..... ... ... .
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1 75 1 75 181 185 1 89
.....
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....... ... .. .............
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1 37
9.2.5
Sport . .
1 42
9.2.6
Religion
. .. . .
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..
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... . ..... ....
. . .... . ... .
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1 93
.
1 97
.
. 200
.
...... ................... ... ...
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.............. . .. ...................
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...........
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.. ... ........
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9.3
Die Auseinandersetzung
1 53
9.4
Teilnahme an Wahlen .
..
um
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203
..
207
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. . 213
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die »Berufsverbote«
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218 222
. . . . . 227
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203
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1 50
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1 93
...
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............... ..... ...... .....
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Bildende Künste
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........ .............................. .. .. . . .. ..... ..........
9.2.4
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.............. ..... .................................... ........ ...... . ... . ....... .
Literatur
.
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..... . .......... ........................... ......
9.2.3
...
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.. ... . . .
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.
Theater, Film und Fernsehen
..
. . ..
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.
9.2.2
......
. .
.
. .. .. ..................
Öffentliche Aktivitäten............................................................... 1 93
. .
. ... .......... . .
. ... .........
.
. .. . . 1 3 1
... ... . ......... ... .......
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.
.
...
. .............. . ........................ ... ..................
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.
......
.. .... .......... .... .............. . .
Musik
. . ...... . ........ ....... . ........ ........
6.2
.
9.2. 1
. ..... .
1 68
1 07
6. 1\gitation ....................................................................................... 1 3 7 6. 1 . 1
. . ...
1 26
....... . . . . . . . .. . . . . . .... . . .......... . . . . . . . .... . ... . .
.. .... ....
. . ........................... .................. . . . .
Kontakte der Organisationen untereinander
8. 2
.
.
.... ....... .......
Ideologie und Indoktrinierung .................................................. 1 0 1 . ..................... ..
.
Beziehungen zu anderen Gruppen ........................................... 1 7 5 8. 1
.
.
.
.
. . .. . . . . . . . . . . 1 6 1
..... . .
. 82
. . .... ..... . .. . . . . . . .................. . . . . .......... . ........... . .. . ...........
.... . ..................
7
I NHALT
.
..
........... ... .......... .................. . ........... ..........
232 237
1 57
10.
Geschichtsbild und Mythenbildung ......................................... 243 1 0. 1 . 1
Zum Geschichtsbild der K-Gruppen
1 0. 1 . 2
Bewertung des Nationalsozialismus
.
.......................
.
..
....
. . 243 .
. ................ ...............
248
8
STAL I N S E N KFL , MAOS S ö H N E
10.2
l\Iythenbildung durch die K-Gruppen """" ,"" ,""""." ," ,"""""" "" 254
1. Vorwort
11. Erosion der K-Gruppen und Engagement in den Neuen Sozialen Bewegungen bis zur Gründung der »Grünen« ........... ... ....... ............. ... .......... 26 1
1 1. 1
Kampf gegen den Paragraphen 2 18 und Haltung zur Frauenbewegung ..".........".............................."......................................."............... 263
1 1.2
»Nur im Sozialismus dient technischer Fortschritt dem Volk<<: Die K-Gruppen im Sog der »Anti-Kernkraft-Bewegung«"""""". 270
11.3
»Die Grünen, die Bunten, die Spontis und wir:« K-Gruppen und Grüne ........"....................."..........................."...................................... 278
12. Nachklang ...... ....... ...... ... ... ...................... ... ............ .... ... ...... ..... ... . 287 13. Literatur ........ . ........ ... ..... .. .. .. ........ ........................... ... ......... .... ......301
»Was um Himmels Willen sind denn die K-Gruppen?« So oder ähnlich reagie ren Interessierte auf die Auskunft über das Thema dieser Untersuchung. Die Geschichte der K-Gruppen, einer der großen intellektuellen Jugendbewegun gen der ersten Hälfte der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland, führt ein Schattendasein im Bereich der Forschung über die Studentenrevolte der Jahre nach 1 967 und ihre Ausläufer. Und dies, obgleich die K-Gruppen zu den auffälligsten und irritierendsten Phänomenen dieser Phase gehören. Diese Geschichte aufzuschreiben, so Uwe Backes und Eckhard Jesse, sei ein For schungsdesiderat.1 Das gilt noch immer. Der Grund für ihre Vernachlässigung mag einerseits im starken Abwehraffekt der Ehemaligen begründet liegen, die heute nicht selten arriviert sind. Andererseits setzten die K-Gruppen der »mündlichen Kultur« der undogmatischen Linken, so Gerd Koenen, eine »schriftliche Kultur«2 entgegen. Die verschiedenen Parteien, Bünde und Zirkel, für Außenstehende nicht überschau- und unterscheidbar, produzierten Un mengen von bedrucktem Papier. Neben ihren »Zentralorganen« und »Theore tischen Zeitschriften« gaben sie Broschüren heraus, die aktuelle politische Themen aufnahmen oder einfach nur unter das Volk gebracht werden sollten, um den politischen Gegner, seien es die DKP, die Trotzkisten oder konkurrie rende »marxistisch-leninistische« (?vfL) Bünde zu schmähen. Außerdem gaben ihre so genannten »Massenorganisationen« eigene Publikationen heraus. Glei ches gilt für manche Ortsverbände und -gruppen. In den Kellern so mancher Ehemaliger werden sich noch Hunderte Zeitschriften, Traktate und Pamphlete stapeln, die auf ihre Entdeckung durch die Enkelgeneration warten. Eine sys tematische Sammlung von Quellen der »I'vfL-Bewegung« besitzt das Archiv »APO und soziale Bewegungen« der Freien Universität Berlin. Neben dem Nachlass der größten K-Gruppe, des »Kommunistischen Bundes \'Vest deutschland«, findet sich hier in meterlangen Ordnerreihen die umfassendste Sammlung von Publikationen und Interna der J\fL-Parteien und -Bünde. Trotz
1 Vgl. Backes/Jesse 1 989, S. 222. 2 Koenen 200 1 , S. 356.
10
oder gerade wegen dieser hervorragenden Quellenlage, die durch ihre Unüber sichtlichkeit auch abschrecken könnte, wurde über die K-Gruppen nicht viel geschrieben. Einen Anfang machte l\Iichael Steffen mit seiner im Jahr 2002 erschiene nen l\Ionographie Gmhichten vom Trüjfe!Jchwein. Politik und Organisation deJ Kom munistiJd;en Bundes 197 1 bis 1 99 1 , der ersten Gesamtdarstellung einer bundes deutschen K-Gruppe.3 Steffen betätigt sich als Chronist der Organisation, die vor allem im norddeutschen Raum wirkte, wobei er der Politik- und Ereignis geschichte Vorrang einräumt. Gerd Koenen hingegen legt seiner kulturhistorischen Abhandlung über die »68er« einen Ansatz zugrunde, der primär auf den Generationenkonflikt ab zielt. Koenen, selbst früher 1Ylitglied des KBW, billigt den K-Gruppen einen wichtigen Platz im »Roten Jahrzehnt« der Jahre 1967 bis 1977 zu.4 Bereits 1976 erschien der von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebene Band Die K Gruppen. Entwü·klung- Ideologie- Pro,gramme von Frank D. Karl.5 Der Autor gibt einen politikwissenschaftlichen Überblick über Gründungsparteitage, Auf spaltungen, l\Iitgliederzahlen etc., klammert die Frage nach den Einstellungen und Mentalitäten der Akteure aber aus. Gleiches gilt für das ausführliche K Gruppen-Kapitel in Gerd Langguths Standardwerk Protestbewegung.6 Zur wissenschaftlichen tritt die autobiographisch-literarische Verarbeitung. In der eindrucksvollen Textsammlung lf7ir warn die stärkste der Partein ... Erfah nmgsberichte aus der Weft der K-Gruppen7 beschreiben ehemalige 1Ylitglieder ihre Karrieren im KBW beziehungsweise in der KPD. Gleiches gilt für den auto biographischen Roman Der Hhiine Vogel Phönix. Erinnerungen eines Dreißigjährigen von Jochen Schimmang. 8 Beide Werke vermitteln einen ersten Eindruck von der Binnenstruktur der K-Gruppen sowie den Einstellungen und Deutungs mustern ihrer l\Iitglieder und ihrer subjektiven Lebenswelt Die hier vorgelegte Studie möchte den Zugang über autobiographisch-lite rarische Texte mit dem konventionellen geschichtswissenschaftliehen Vorge hen der Interpretation von Archivalien und Quellen kombinieren. Um sich nicht im Nachbuchstabieren der Ränke, Konkurrenzen und Spaltungen der unzählbaren Parteien, Bünde und Zirkel zu verlieren, bleibt sie auf die drei wichtigsten K-Gruppen in der Geschichte der Bundesrepublik beschränkt: die KPD/ML 0>Zentralorgan« Roter Morgen), die KPD 0>Zentralorgan« Rote Fahne) 3 4 5 6 7 8
1. V O R W O R T
ST A L ! N S E N K E l , M A O S SO H N E
Steffen 2002. Koenen 2001. Karl 1 976. Langguth 1 983.
und den KBW (»Zentralorgan« Kommunistische Volkszeitunj). Weitere Gruppen werden betrachtet, wenn sie mit den hier genannten interagierten. Deren Bin nenwelt, Sektierertum und auf dem Freund/Feind-Verhältnis basierende und ins Imaginäre weisende linke \X/eltwahrnehmung unterschied sich nicht oder nur unwesentlich von jener der hier in den Mittelpunkt gestellten drei K Gruppen. Der Kommunistische Bund (KB) spielt ebenfalls eine untergeordnete Rolle, obwohl er in den 1970er Jahren ein hohes Mobilisierungspotenzial auf weisen konnte. Wie l\Iichael Steffen anmerkt, unterschied er sich von allen anderen K-Gruppen durch seine pragmatische Realpolitik.9 Im Folgenden soll es aber nicht um Politikgeschichte, sondern um die Erschließung eines kultu rellen Feldes gehen, in welchem Faktoren wie Imagination und Historisierung, gleichsam die Verweigerung des Realen, die Hauptrolle spielen. Die wichtigste Quelle für die Analyse stellen die » Zentralorgane« der ge nannten Organisationen dar. Sie geben Auskunft über die kulturelle Produk tion eines eigenen Mikrokosmos beziehungsweise die Reproduktion altkom munistischer Standards, über interpretatorische Essentials und die Selbstsicht der K-Gruppen. Roter Morgen (KPD/ML), Rote 'Fahne (KPD) und Kommunistische Volkszeitung (KB\X0 liegen im Dillsburger »Archiv für alternatives Schrifttum« (AfaS) vor. Gleiches gilt für Broschüren der verschiedenen ML-Parteien und Bünde. Einen \vichtigen Einblick in Binnenstruktur und Interna besonders des KBW geben die Bestände des Archivs »APO und soziale Bewegungen« der Berliner Freien Universität. In geringerem Umfang wurden audiovisuelle Quellen wie Interviews mit ehemals Beteiligten, Fernsehdokumentationen oder auch Plakate der K-Gruppen herangezogen. Den »Theoretischen Organen« der verschiedenen Zirkel hingegen kommt nur geringe Bedeutung zu, da sie hauptsächlich mit der Exegese der sakrosankten »Klassiker des Sozialismus« aufwarten. Hauptuntersuchungszeitraum sind die Jahre 1970 bis 1980, die Dekade in der Geschichte der BRD, in der die K-Gruppen ihre Blütezeit hatten. Die Nachgeschichte der ehemals Aktiven wird nicht ausgeblendet. Gerade ihr Weg von der streng dogmatischen Kaderpartei in die Machtzentren der Republik beschreibt eine der interessantesten, aber auch stark vernachlässigten Episoden 'in der westdeutschen »intellectual history«. Für Nlithilfe und Unterstützung während des Entstehungsprozesses der vorliegenden Arbeit gilt mein Dank: Prof. Dr. Bernd-A. Rusinek für die inten sive Betreuung, Dr. Jürgen Bacia und Dorothee Leidig vom »Archiv für alter natives Schrifttum« Duisburg, Dr. Siegward Lönnendonker, Dr. Jochen Staadt,
fl7ir n·am die Jtci'rk.Jte der Partein 1 977.
Schimmang 1 979.
11
9 Vgl. Steffen 2002, S. 34.
12
S T A LI N S E N K E L , M A O S SO H N E
Gerd Genger, Dr. Oluf Hübner, Jörg Barda, Prof. Dr. Falk Wiesemann, Waltet und Ursula Kühn, Kathrin Schwarz.
2. Einleitung
München, Tulbeckstraße 4, 31.Dezember 2002. Wir betreten den Hinterhof des Hauses im für die radikale Linke traditionsreichen Münchener \'\'estend. Eine überdimensionale rote Fahne flattert über dem Eingang des Verlages »Das Neue Buch«. Auf der linken Seite befindet sich ein zweiter Eingang. Ein älterer Herr faltet gebrauchte Pappkartons. Betont zuvorkommend fragt er uns, ob er weiterhelfen könne. Wir hätten ein Plakat seiner Organisation gese hen, welches für eine Veranstaltung unter dem Motto »Arbeiternacht für die Arbeitermacht« warb, und seien daraufhin hergekommen. Ein großer Erfolg sei die Veranstaltung gewesen, entgegnet er uns, und das gerade im Münchener DGB-Haus, wo man wohl vorher noch keine derart machtvolle Demonstra tion der Arbeiterklasse gesehen habe. Auch das russische Buffet und die Dar bietungen des sowjetischen Veteranenchors »MIR«, russisch für »Frieden«, seien ein Erfolg auf der ganzen Linie gewesen. Auf die Frage nach dem Pro gramm seiner Organisation, dem »Arbeiterbund für den \X'iederaufbau der KPD« (AB), bittet er uns hinein. Im Inneren der Zentrale des »Arbeiterbun des« werden wir von einem Mann mittleren Alters empfangen. Genosse Ewald, starker Raucher, dessen Kurzatmigkeit uns Verständnisprobleme be reitet, führt uns, vorbei an einem Büro, in dem auch heute, am Silvestertag, drei Mitarbeiter des Bundes am Computer arbeiten, in eine Art Sitzungsraum. Am Kopfende eines langen Tisches befindet sich ein Großbildfernsehgerät, ansonsten gleicht das Zimmer einer Bibliothek. Neben zahlreichen Publikatio nen der eigenen Organisation fmden sich, nach Bänden säuberlich geordnet, die gesammelten Werke Leuins und Stalins, Monographien über den Zweiten Weltkrieg und die Geschichte der kommunistischen Weltbewegung. Zwischen seinen Hustenanfallen beklagt Genosse Ewald die Aggressivität des deutschen und amerikanischen Imperialismus, die gerade nach dem Ende der DDR offen hervorgetreten sei. Während die Bundesrepublik ihre Expansionsversuche international immer weiter ausdehne, zeige sich ihre Arbeiterfeindlichkeit im Inneren an den von der Bundesregierung geplanten Hartz-Gesetzen. Seine Organisation sei da die einzige Alternative, was wir auch in den Sonderausga ben des »Zentralorgans« des »Arbeiterbundes«, der Kommunistischen Arbeiterzei-
14
2. EI N L E I T U N G
ST A L I N S E N K E L , M A O S S OH N E
tung (KAZ), nachlesen könnten, die er uns überreicht. Genosse Ewald redet viel, reagiert auf Fragen unsererseits aber ausweichend. Auf die Frage nach der Größe des Bundes entgegnet er lapidar, das tue nichts zur Sache und berühre die Probleme der Arbeiterbewegung nicht. Er habe aber jetzt auch noch zu tun, wir sollten uns ruhig weiter umschauen. Zum Abschied überreicht er uns ein Flugblatt mit Unterschriftenliste gegen die arbeitsmarktpolitischen Vor schläge der »Hartz-Kommission« von 2002. Der »Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD« ist eine der letzten so genannten K-Gruppen, ein Relikt der »marxistisch-leninistischen Bewegung«, die besonders in der ersten Hälfte der 1970er Jahre massiven Zulauf hatte. Das »K« steht für »kommunistisch«, die Aktivisten bezeichneten sich selbst als Teil einer »lVIL-Bewegung«. Die Rudimente dieser Bewegung existieren als eine Art »Jurassic Park« der »Neuen Linken« weiter: Etwas hat überlebt. Die Wurzeln der K-Gruppen liegen in der Studentenrevolte der 1960er Jahre. Die Ergebnisse dieser Bewegung werden inzwischen mit Begriffen wie »Liberalisierung«, >>Emanzipation« und »Demokratisierung« positiv konnotiert, die Aktiven sahen sich selbst als »Antiautoritäre«. Die K-Gruppen sind ein kulturgeschichtliches Phänomen im Fahrwasser der Revolte. Ihre Anhänger schwärmten für blutige Diktatoren wie Stalin, Mao Tse-Tung, Enver Hoxha oder Pol Pot, organisierten sich in disziplinierten Kaderorganisationen und stellten ihr gesamtes Leben in den Dienst der zu errichtenden »Diktatur des Proletariats«. Ihre Organisationen entwickelten sich zu »Polit-Sekten«, die ihren l\fitgliedern keinerlei Freiraum gestatteten. Nicht umsonst stellt der Frankfurter Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke in seinem Gutachten über die »Scientology-Church« die K-Gruppen in eine Reihe mit der von Ron Hubbard gegründeten »Psycho-Sekte«.1 Mitten in der Phase eines sozialliberalen Verjüngungs- und Erneuerungs prozesses der BRD fanden sich zahlreiche westdeutsche Jung-Akademiker bereit, sich bedingungslos in den Dienst einer der großen Totalideologien des 20. Jahrhunderts zu stellen. Sie begaben sich auf die Reise zum »Proletariat«, welches es historisch nicht mehr gab. Unter den Arbeitern der BRD konnten sie nicht Fuß fassen. Statt mit dem Studienabschluss in der Tasche eine Kar riere anzustreben - die Zeichen der Zeit standen gut -, drängten junge Intel lektuelle auf eine »Proletarisierung« ihres gesamten Lebensbereiches und un terwarfen sich den starren Disziplinierungsnormen sektiererischer Kaderorga nisationen. Diese Gärung innerhalb des Elitenachwuchses erscheint heute grotesk, sie ist erklärungsbedürftig.
1 Vgl. J aschke 1 996, S. 1 7.
15
Heinz Bude nennt die Jahre 196 5 bis 1975 die »glücklichen zehn Jahre«2. Weshalb wurden in diesem Zeitabschnitt in der Geschichte der Bundesrepu blik, der durch Vollbeschäftigung, Expansion des Bildungswesens und der sozialen Einrichtungen wie durch kulturelle Innovationen geprägt war, junge Intellektuelle zu Trommlern einer »phantasmagorischen Weltrevolution«3? Wie konnte es dazu kommen, dass in einer Periode, die bis heute in der Öffentlich keit als eine Ara der Reformen wahrgenommen wird,4 eine beachtliche Menge junger, intelligenter und zum Teil auch hochqualifizierter Menschen totalitären Zielen zustrebte, weil sie die Reformierbarkeit der Gesellschaft verneinte? Warum verweigerten sich die l'vfitglieder und Sympathisanten dieser Gruppen dem Aufruf, mehr Demokratie zu wagen oder den »langen Marsch durch die Institutionen« anzutreten, und hielten stattdessen eine Kulturrevolution nach chinesischem Vorbild für erstrebenswert? Und weshalb schließlich brachen diese jungen Leute ihr Studium ab, verzichteten auf Karriere, um in den Fabri ken »an der Basis« zu arbeiten? Eine Antwort könnte im Hinweis auf den Generationenkonflikt bestehen. Ausgehend vom Generationenkampf gegen die nationalsozialistisch be lastete Elterngeneration neigten die Anhänger der K-Gruppen nun selbst einer totalitären Ideologie zu. Die Generation, die angetreten war, »Auschwitz« zu verarbeiten, gebar eine Generationskohorte, die Konzentrationslager in der Sowjetunion Stalins, im China Maos oder im Kambodscha Pol Pots ausdrück lich rechtfertigte. Die K-Gruppen propagierten, was andere ignorierten. Hatte der ehemalige SOS-Vorsitzende KD Wolff nicht in seiner glühenden Verehrung für das nordkoreanische Henkerregime Kim 11 Sungs die Konzentrationslager des Diktators zumindest verharmlost?5 >>Wenn die bürgerliche Presse von Massentötungen in China sprach«, so Gretchen Dutschke in der Biographie über ihren Mann, »glaubten wir es nicht«.6 Die Praxis, unbequeme Wahrheiten als »imperialistische Propagandalügen« darzustellen, war einer der wichtigsten Selektionsfaktoren in der Weltwahrnehmung der »Protestgeneration«. Tatsäch lich hatte die Kulturrevolution Maos eine beträchtliche Sogwirkung auf die Bewegung um >> 1 968«, auch, weil ihre Protagonisten jung waren und mit dem Altfunktionärskommunismus sowjetischer Prägung nichts gemein zu haben schienen.
2 3 4 5
Vgl. Bude 1 995. Koenen 2001 a, S. 9. Vgl. etwa Baring 1 983. Vgl. Wolff 1972. 6 Dutschke 1 996, S. 1 08.
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S T ,\LI N S E N K E L , M A O S S UH N E
Die Kulturrevolution, so Konrad Seitz, hatte Auswirkungen weit über China hinaus, ihre Ideologie wurde zu einer Triebkraft der Studentenrevolte in den USA und Europa.7 Die chinesische Art der Säuberung, bei der die Jugend nicht nur die Partei reformieren, sondern sich durch den »revolutionären Kampf« selbst erziehen und den »neuen sozialistischen Menschen« herauffüh ren sollte, begann 1 966 und endete zehn Jahre später mit Maos Tod.S Ihr Ver lauf ist gekennzeichnet durch den Terror der Jungen gegen die Alten. Uwe \'X/esel beschreibt Horden von 14-jährigen Schülern, die Häuser stürmten und alte Leute auspeitschten.9 Der ehemalige Rotgardist Ken Ling schildert die ersten Tage der Kulturrevolution in seiner Autobiographie: >>Auf dem Sportplatz sah ich einige Reihen von Lehrern; ihre Köpfe und Gesichter waren mit schwarzer Farbe übergossen, so dass sie tatsächlich einer >Schwarzen Bande< glichen. Um den Hals hatten sie Zettel hängen, auf denen stand: Reaktionäre akademische Autorität Sowieso . . . Klassenfeind Sowieso . . . Auf jedem Zettel war ein rote Kreuz, so dass die Lehrer aussahen wie verurteilte Häftlinge. An ihrem Hals hingen mit Steinen beschwerte Eimer. Ich erblickte den Rektor. Sein Eimer war so schwer, dass der Draht tief ins Fleisch schnitt. Sie mussten um den Sportplatz laufen und rufen: >Ich bin der schwarze Verbrecher Sowieso< . . . Schließlich knieten sie alle nieder, zündeten Räucherstäbchen a n u n d baten M a o Zedong um Vergebung für ihre Verbrechen.<< lU
J\lillionen von Oberschülern und Studenten organisierten sich in Maos »Roten Garden«, zogen trommelnd und das »Rote Büchlein« der l\ho-Zitate schwen kend durch die Straßen, drangen in die Wohnungen der früheren »Bourgeoi sie« ein, zerschlugen Möbel und Porzellan, verbrannten Bücher und Bilder, verwüsteten Tempel und Museen. Professoren, Lehrern und Angehörigen der früheren Oberschichten wurden weiße Narrenkappen aufgesetzt, bevor die »Roten Garden« sie durch die Straßen trieben, demütigten und sie in »Kampf sitzungen« quälten, um ihnen »Geständnisse« abzuringen. Die Zahl der Opfer gaben die örtlichen Parteizentralen vor.11 Am Ende der Kulturrevolution stan den nicht nur etliche zerstörte Baudenkmäler und Kunstgegenstände. Auch die Überreste des westlich-liberalen Denkens und der Glauben der Bevölkerung an den Kommunismus waren beseitigt.1 2 Hunderttausende hatten in den Bürgerkriegswirren der Kulturrevolution den Tod gefunden.1 3 Man muss diese Realitäten anführen, um das Ausmaß der Verkennung zu erahnen, das revoltie7 Seitz 2002, S. 1 83. 8 Ebd., S. 184f. 9 Vgl. Wesel 2002, S. 40. 10 Zit. nach Seitz 2002, S. 1 87. 1 1 Vgl. ebd., S. 1 89. 12 Vgl. ebd., S. 1 3 1 . 1 3 Vgl. cbd., S . 1 87.
2. E I N L E il U N G
17
renden Studenten in Europa ermöglichte, in der Kulturrevolution einen Be zugsrahmen eigener Option zu sehen. Die Angehörigen der »Kommune 1«, dem Flaggschiff der »antiautoritären« Bewegung, traten »vorläufig noch mit einer Prise Distanz«1 4 öffentlich als Rotgardisten auf. Dieter Kunzelmann, eines der bekannteren l\fitglieder der KI, schildert in seiner Autobiographie, wie die Kommunarden chinesische Schriften wie die Peking Runds,·hau oder das in der Öffentlichkeit als »i'vfao-Bibel« bezeichnete »Rote Büchlein« mit Mao Zitaten von der chinesischen Botschaft in Ostberlin bezogen, um sie an den Büchertischen in der Universität gewinnbringend weiter zu verkaufen.15 Das 1938 verfasste Buch »Roter Stern über China« von Edgar Snow16 erlangte Kultstatus bei der akademischen Jugend der 1960er Jahre. Mao traf den Geist der Zeit, war für die einen Popstar und Ikone, für die anderen politischer Führer. Bis 1968 war der Maoismus, so Koenen, eine in ternationale Jugendstimmung im Westen gewesen, so »radical chic«, dass selbst Brigitte Bardot im »Mao-Look«, dem blauen Drillichanzug, posiert hatte.l7 Auch die Beatles hatten 1968 die Bannerträger l\Iaos zum Gegenstand ihres Songs »Revolution« gemacht, bezogen aber dezidiert Stellung gegen den chine sischen Parteiführer. Sogar der Pop-Art-Künstler Andy Warhol erhob den »Großen Steuermann« zum Motiv seiner Kunst. Die »Mao-Bibel« wurde in den Jahren 1967/ 1968 in Abermillionen Exemplaren verkauft.1 8 Mao kam der Popkultur der Hippies entgegen, schien seine Gestalt doch mit dem chinesi schen Spiritualismus eng verwoben. Der »Große Vorsitzende« war eine Licht gestalt, hatte im Juli 1966 im Alter von 72 Jahren den Jangtse durchschwom men, was nicht nur unter seinen Landsleuten einer kultischen Handlung gleichkam.l9 Die 1957 eingeleitete Kampagne »Lasst hundert Blumen blühen«, durch die die chinesischen Intellektuellen aufgefordert wurden, Kritik an der Partei zu üben20, musste nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern auch des Titels wegen China als eine Insel der Seeligen erscheinen lassen. Alle Totalitarismen des 20. Jahrhunderts wandten sich an die Jugend, der chinesische war keine Ausnahme. Die Kulturrevolution wurde von Jugendli chen getragen; so ist es wenig verwunderlich, dass der Maoismus Teil einer spezifischen Jugendkultur um 1968 wurde. Andere sahen in l\faos Modifizie-
1 4 Koenen 2001 , S. 1 53. 1 5 Vgl. Kunzelmann 1 998, S. 55f. 1 6 Snow 1 970. 17 Vgl. Koenen 200 1 , S. 1 45. 18 Vgl. ebd., S. 1 46. 19 Vgl. Seitz 2002, S. 1 87. Nach Seitz hatte Mao allerdings stehend und mit den Armen rudernd das andere Ufer erreicht. 20 Vgl. ebd., S. 1 66ff.
18
19
2 . Et N L E tTlJNc;
S T .AL l N S E N K E L , M AU S S CJH N !o
rung des Marxismus, die streng genommen eine Abkehr von der Theorie war,
Großversuchs«30, nämlich der K-Gruppen, aufzuschreiben, entgegnete Peter
die ja den Kapitalismus als Voraussetzung für die Entstehung des Sozialismus
Mosler, selber Chronist seiner Generation31, in der Zeitschrift
Kommune:
»Gott sei Dank!, sage ich. Es besteht auch kein Anlaß dazu. Es gibt keine
benötigt, einen neuen politischen Weg. So entstanden »Maoisten in Pop- und
politischen Folgen der NIL-Sekten. Es gibt nur psychische Folgen, Deformati
Parteiversion«21. Die Chinesen forcierten durch ihre Propaganda Parteigründungsprozesse
onen in den Menschen, die diesen Sekten angehörten.«32
Peking Rundsc·hau in deutscher Sprache.
Gibt es keine politischen Folgen? Gemessen an der Größe der NIL-Bewe
Seit 1956 vertrieb das chinesische Propagandaministerium in Zusammenarbeit
gung sitzen heute überdurchschnittlich viele ihrer Aktivisten in den Schaltzent
in ganz Europa. 1964 erschien die erste
mit dem »Verlag für fremdsprachige Literatur« die maoistische Boulevard Illustrierte
China im Bi!d.22
Das zunächst vom Vertrieb als unpolitisch bezeich
ralen der Republik. Sie sind konvertiert, zu Renegaten geworden. Ihre politi sche Sozialisation aber erfuhren sie in den Politsekten der 1970er Jahre. Mosler
nete Magazin zeigte »frohlachende chinesische Kinder, glückliche Reisbauern
hatte völlig Recht, als er sich einer politischen Chronik der K-Gruppen ver
bei der Ernte, herrliche Blumen sowie altchinesische Kunstgegenstände.«23 Ab
weigerte. Ihre Politik fand statt im Feld des Unpolitischen. Ansätze von Real
1966 nahm der Umfang der Zeitschrift zu, deren vorrangiges Ziel es nun war,
politik verschwanden im Dunkel des Sektierertums. Politisch waren die K
das »große Banner der Ideen Mao Tse-Tungs«24 hochzuhalten. Neben der
Gruppen nicht mehr als J\finiatursprachrohre chinesischer oder albanischer
Publikation von Zeitungen und Zeitschriften lief die Propaganda Pekings über
Doktrinen. Weit wichtiger erscheint die Rekonstruktion der elitären Lebens
den Sender »Radio Peking« ab. Der Sender strahlte ab 1960 ein deutschspra
welt einer Generationskohorte, die die politischen Geschicke der Bundesrepu
chiges Programm aus.25 In nahezu allen westeuropäischen Ländern formierten
blik heute mitgestaltet In einer Historie der K-Gruppen muss die Frage nach
sich marxistisch-leninistische Parteien. Eine dieser Parteien, die italienische
Mentalitäten und Einstellungen, nach kulturellen Prägungen und Fixierungen,
»Unione dei Communisti Italiani (m.-1.)«, sollte für die bundesdeutschen Par
nach dem Element des Imaginären im Vordergrund stehen.
teigründungen später eine wichtige Rolle spielen.26 Ein erstes Anzeichen für die Bildung einer maoistischen Gruppierung in
Ein zeitgenössisches Buch hieß Wir JJJarn die stärkste der Partein . . . E�/ahrungs berichte aus der Weft der K-Gruppen33• Explizit verweist der Titel auf den
der BRD war das Grußtelegramm eines »Westdeutschen Marxistisch-Leninisti
Zentralaspekt für die Analyse. Es handelte sich um eine eigene \X'elt, die eine
schen Komitees« zum albanischen Nationalfeiertag 1964. Das Komitee be
spezifische Motorik und Dynamik entwickelte, um ein »kulturelles Feld« im
nannte sich am 5. März 1965 - dem zwölften Todestag Stalins - in »Marxis
Bourdieuschen Sinne.34 Die Anhänger der K-Gruppen erschufen sich ein
tisch-Leninistische Partei Deutschlands« (tv1LPD) um.27 Der Zirkel bestand aus
Terrain, in dem die Gesetzmäßigkeiten der Außenwelt keine Gültigkeit besa
Einzelpersonen, die mit der Studentenbewegung nie etwas zu tun hatten. Ob
ßen. Die »Wiedergänger«35 der Weimarer KPD errichteten und reaktivierten
wohl ihre Propaganda massiv chinesisch eingefirbt war, wurde die Organisa
Denkmodelle, aus denen eigene Infrastrukturen erwuchsen. Vom Arbeiter
tion weder von Peking noch von Tirana anerkannt.28 Diese Ehre wurde erst
sportverein über Agit-Prop-Trupps bis hin zu marxistisch-leninistischen Skat
der im Zuge der Studentenbewegung 1968 gegründeten KPD /NIL zuteil.
clubs und Reisebüros boten die verschiedenen Organisationen ihren Nfitglie
In einer Replik auf den K-Gruppen-Veteranen Christian Semler, der in ei
dern einen hermetischen J\fikrokosmos, worin eine eigentümliche Psychomo
nem der zahlreichen zum 30-jährigen »Jubiläum« der Revolte erschienenen
torik gedieh. In der Welt der K-Gruppen manifestierten sich selbst erschaf
Bücher29
beklagt,
niemand
habe
daran gedacht,
die »Geschichte dieses
fene, offensiv propagierte
Mythen um den »Sozialimperialismus« nach dem
XX. Parteitag der KPdSU, die »Septemberstreiks« des Jahres 1969 oder der
2 1 Koenen 200 1 , S. 1 24. 22 V gL Schlomann/ Friedlingstein 1970, S. 25ff. 23 YgL ebd. 24 Ebd., S. 33. 25 V gL ebd., S. 41Jf. 26 YgL Gespräch Jochen Staadt 2002. 27 Diese Gruppierung ist nicht identisch mit der noch existierenden l\1LPD, die 1 982 gegründet wurde. 28 VgL Schlomann/Friedlingstein, S. 245. 29 Landgrcbe/Piath 1 998.
marxistisch-leninistische Schlageter-Mythos vom Märtyrertod des Duisburger Frührentners Günter Routhier. Auch die These vom »Sozialfaschismus« von
30 31 32 33 34 35
Semler 1 998, S. 1 33. VgL Mosler 1 977. Mosler 1 998, S. 64. lf7ir uurn die JtiirkJte drr Partein 1 977.
VgL Bourdieu 1 998. Sernler 1 998.
20
ST A L I N S E N K E L , M A O S S O HNE
SPD und Gewerkschaften begegnet uns in Teilen der l\1L-Bewegung wieder. :tvfichael Steffen sprach treffend von der »Weimarer Flaschenpost«36.
3. Vom »Zirkelwesen« zur Parteigründung:
Die I<-Gruppen formieren sich
Von der klassischen KPD entliehen die Akteure ein rituelles Zeichen- und Symbolsystem. Sie traten in geschlossenen Demonstrationszügen auf, trugen Parteiabzeichen zur Schau, präsentierten einen habituellen Proletkult, der selbst in der undogmatischen radikalen Linken nur noch Erstaunen und Un verständnis hervorrief. Ganz im Orwellschen Sinne hatten die K-Gruppen Anhänger auch die bewusstseinsmanifestierende Funktion der Sprache er kannt. Galt der Leitsatz des »Neusprech« »Krieg ist Frieden, Freiheit ist Skla verei, Unwissenheit ist Stärke«37 nicht auch oder besonders für die idealisierte
3.1 KPD/ML
chinesische Kulturrevolution mit ihrem Anspruch der »permanenten Revolu tion«? Ihre Idiomatik, eine :tvfischung aus Versatzstücken Weimarer Agitations
Am Silvestertag 1968 wurde die KPD /l\1L gegründet. Das Datum sollte sym
und chinesisch-albanischer Propagandasprache war vielleicht nur ihnen allein
bolisch sein, denn 50 Jahre zuvor hatte sich die Weimarer KPD formiert.
verständlich.
Bereits die frühe Geschichte der KPD/l\1L ist von Abspaltungen geprägt,
Der Tod Mao Tse-Tungs im September 1976 läutete das Ende der K
die sich als Grabenkämpfe zweier Galionsftguren der aufkeimenden l\1L-Be
Gruppen ein, der chinesische Bezugsrahmen begann zu erodieren. Zudem
wegung manifestierten: Ernst Aust und Willi Dickhut, beide ehemalige Mit
entstanden in der BRD die »Neuen Sozialen Bewegungen«, die eine Mobilisie
glieder der 1956 vom Bundesverfassungsgericht verbotenen KPD. Sie hatten
rungsfahigkeit offenbarten, welche die K-Gruppen Zeit ihres Bestehens nicht
sich Schritt für Schritt von der Partei entfernt, als nach dem XX. Parteitag der
einmal ansatzweise hatten vorweisen können. Am Ende der K-Gruppen-Peri
KPdSU die Sowjetunion und mit ihr die KPD in ihren Augen »revisionistisch
ode stand die Gründung der Grünen, die für viele der Maoisten zur neuen
entartete«. Ausschlaggebend war für beide der Einmarsch der Sowjetunion in
Heimat wurden.
die CSSR. Sie kritisierten sowohl den Einmarsch als auch die »revisionistische Dubcek-Clique«1• Ernst Aust, geboren 1923 in Eimsbüttel/Hamburg als Spross einer Beam tenfamilie, verließ 1939 vorzeitig das Gymnasium und begann eine Banklehre. 1941 hatte er Kriegsdienst zu leisten und geriet 1944 in britische Kriegsgefan genschaft. Nach seiner Rückkehr wurde Aust 1948 KPD-:tvlitglied und Redak teur bei der kommunistischen
Hamburger Volkszeitung. Später betätigte er sich Dat Blinkfüer, die auch nach dem KPD
als Herausgeber der Wochenzeitung
Verbot kommunistische Propaganda betrieb. Die Teilnahme an einem Partei tag der illegalen KPD in der DDR verstärkte seine Vorbehalte gegen den »Re visionismus« und seine Orientierung am chinesischen Bezugsrahmen. 1966 schied Aust bei
Dat Blinkfüer aus und gründete 1967 - noch als :tvlitglied der Roter Morgen, die später zum »Zentralorgan« der KPD /l\1L
KPD - die Zeitung
werden sollte.2 Die Situation in der illegalen KPD schilderte er folgenderma ßen:
»Funktionäre belügen sich selbst, um in aufgebauschten Berichten ihre Existenzberechtigung gegenüber dem ZK nachzuweisen [ . . . ) . Alte Genossen werden müde, junge Genossen verlas-
36 Steften o. J. 37 Orwell2000, S. 1 0 .
1 Vgl. Fülberth 1990, S. 1 1 5. 2 Vgl. Backes/.Jesse 1989 a, S. 275.
22
3. V O M >>ZI R K E L W E S E N « Z U R P A R TEIG R U N D U N G
S TA L I N S E N K E L , M A O S S ö H N E
sen nach kurzer Zeit unsere Reihen. Karrieremacherei, Korruption und Vettemwirtschaft [ ... ] Kein offenes Wort. Kein Ansprechen der Probleme des Weltkommunismus, die praktisch alle bewegen (. . . ] Bezahlte Funktionäre, die unter vier Augen ihre Meinung offenbaren, halten nach außen und oben den Mtmd (. . . ] Kurz gesagt, der Zustand unserer Partei ist erbärmlich.«3
KPD und SED bezeichneten Aust daraufhin als »traurige Gestalt, die nur die Verachtung aller anständigen Menschen« verdiene, und drohten dem »schlitz äugigen gelben Chinesenschwein
3 Zit. nach Schlomann/Friedlingstein 1970, S. 249. 4 Zit. nach ebd. 5 Vgl. ebd., S. 283f. 6 Koenen 2001 , S. 295. 7 Ebd. 8 Vgl. Backes/Jesse 1 9 89a, S. 284.
23
entwicklung des proletarischen Klassenkampfes in Verbindung mit der Praxis der Arbeiterkämpfe und Zurückdrängung der rechts- und linksopportunisti schen Strömungen, die DKP und kleinbürgerliche Intellektuelle in die Arbei terbewegung hineintrugen«.9 Ziel der Arbeit sollte der »Aufbau einer proletari schen Partei mit dem Demokratischen Zentralismus als Organisationsprinzip und Bekämpfung des Festhaltens an unverbindlichen Zirkeln wie des Partei aufbaus mit bürokratischem Zentralismus«10 sein. Anhänger fanden sie in Mannheim und Hamburg, wo Studenten eine Zeitung namens Rebell herausga ben und begeistert die Peking-Rundschau und Schriften des chinesischen »Verla ges für fremdsprachige Literatur« rezipierten. Über die Auseinandersetzung um die Gründung einer Partei, die nicht alle Akteure unterstützten, bekamen diese Gruppen, angeleitet vom späteren KB-Gründer Knut l\fellenthin, Kontakt zu den »Marxisten-Leninisten Tübingen«. Dieser Zirkel, aus dem SDS Tübingen hervorgegangen, war bereits in den Jahren 1965/ 1966 Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen zwischen Trotzkisten, Anhängern des sowjetischen Modells und chinaorientierten Studenten. Teile dieser Gruppe unterstützten die Gründung der KPD/ML, andere vereinigten sich im Jahr 1972 mit einer Abspaltung der Partei, der KPD/ML (Revolutionärer Weg) zum »Kommunis tischen Arbeiterbund Deutschlands« (KABD).11 Die Gründung der KPD/ML zur Jahreswende 1968/69 war eine Vermi schung der verschiedenen Strömungen des damals in der BRD grassierenden Maoismus. Neben Teilen der Mannheimer, Hamburger und Tübinger Grup pen spielte die am 22. April 1967 gegründete »Freie Sozialistische Partei« (FSP/ML) um den 1940 geborenen ehemaligen Volkspolizisten Günter Ackermann und den 1920 geborenen Gastwirt Werner Heuzeroth eine tra gende Rolle.12 Am 27. und 28. April 1968 trafen sich diverse Roter Mot;gen-Leserkreise in der Gaststätte Heuzeroths in Neiderscheiderhütte bei Siegen. Anwesend waren Gruppen aus Hamburg, Karlsruhe, Mannheim und Köln. Sie beschlossen, schnellstmöglich eine revolutionäre marxistisch-leninistische Partei zu grün den.13 Nachdem auch Willi Dickhut - obwohl er den »Gründungsopportunis mus« kritisierte - sich unter der Bedingung, die Partei müsse ein »Theoreti sches Organ« herausgeben, welches unter seiner Leitung stehen sollte, bereit
9 10 11 12 13
MLPD 1 985, S. 20. Ebd.
Vgl. MLPD 1 985, S. 38f. Vgl. Schlomann/Friedlingstein 1970, S. 248. Vgl. MLPD 1 985, S. 33.
24 erklärt
hatte,
eme
Parteigründung
zu
25
3. VOM »ZIR K E LW E S E N « Z U R P A R T E I G R U ND U N G
S T A LI N S E N K E L , M A O S S ö H N E
unterstützen, 14
fand
der
Gründungsparteitag in Harnburg statt.
einzige legitime Nachfolgerin der revolutionären Partei �'lrl Liebknechts, Rosa Luxemburgs und Emst Thälmanns war damit gegründet.<
»Skanderbeg-Reisen«,
der
Kieler
»Thälmann
Kampfbund«, in dem er sich organisiert hatte, sei geschlossen in die KPD jl\;IL eingetreten.20 Dickhut kehrte der Partei den Rücken und gründete eine Konkurrenz KPD/l\!IL, die sich hauptsächlich im Ruhrgebiet engagierte. Das Zentralbüro hatte seinen Sitz in Bochum, das »Zentralorgan« nannten die Initiatoren Rote Fahne, weshalb bald die Rede von »KPD/l\1L (Zentralbüro)« oder »KPD/1\!IL (Rote tahne)« war.21 Auch hier hielt es Dickhut nicht lange. Konflikte gab es mit einer studentischen Gruppe um Gerd Genger und Peter \'\'einfurth. Beide kamen aus der Bochumer Betriebsgruppe
1,
abgekürzt B 1, benannt nach der
größten Bundesstraße durch das Ruhrgebiet22 Schon bald kultivierte Dickhut den Trotzkismusvorwurf gegen die BP3 Da die Gruppe
Abb. 1: LKW der KPDIML
um
Genger und
Weinfurth kaum Aktivitäten entfaltete, ist die folgende Episode vielmehr Beleg für Dickhuts Intellektuellenhass und den Versuch einer inneren Konstituie
CQNel!e: Hauptstaa!Jarchiv Düsse!doif)
rung radikal marxistisch-leninistischer Dogmen. Angesichts der »revisionistischen und unterwürfigen Politik der DKP/KPD gegenüber der Monopolbourgeoisie«, so der
Rote Mo!J!,en,
hätten sich »überall in
Deutschland die bewußten revolutionären Kräfte der Arbeiterschaft und der Intelligenz zusammengefunden, um getreu der Linie von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-Tung den revolutionären Befreiungskampf des Proletariats fortzusetzen, den die Revisionisten in Ost und West verraten haben«.'s Was lag
Genger berichtet, dass die B 1 als »eher anarcho-syndikalistische«24 Gruppe sich fast ausschließlich auf die Gewerkschaftspolitik konzentriert hatte. Sie suchte Kontakt zu anderen Organisationen und Personen, zu denen unter vielen anderen der bekannte Trotzkist Ernest Mandel zählte. \veinfurth kam in Kontakt mit Dickhut, der die B 1 assimilierte. Plötzlich, so Genger, »war die B 1 in der KPD/l\!IL
angesichts solchen Verrats näher, als sich zur einzigen legitimen Nachfolgetin der KPD zu erklären? Und so hieß es dann:
»33 Delegierte aus allen Teilen Westdeutschlands und Westhertins berieten auf dem Grün dungsparteitag über die nach Diskussion in den einzelnen Gruppen vorgelegten Papiere: E rklänm g zur Gründung der KPD / ML, Statut und Richtlinien für die einzelnen Kommissi onen. Nach lebhafter Aussprache W1trden die Entwürfe geringfügig geändert angenommen. Im "·\nschluß daran wählte der Parteitag die einzelnen Organe der Partei. Die KPD/ML, 1 4 Vgl. ebd., S. 6 1 .
1 5 Rl'v ! Dezember 1968/.J anuar 1 969, S . 1 .
16 17 18 19 20 21 22 23 24
Ebd. Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 257. Vgl. Backes/ Jesse 1 989a, S. 284. Vgl. Langguth 1 983, S. 69. Vgl. Gespräch Oluf Hübner 2003. Obwohl keine genauen i\ngaben vorliegen, muß von einer verschwindend geringen Mitgliederzahl solcher und ähnlicher Gruppen ausgegangen werden. Vgl. Langguth 1 983, S. 69. Vgl. Gespräch Gerd Genger 2003. Vgl. MLPD 1 985, S. 1 25ff. Gespräch Gerd Genger 2003.
26
27
3 . VO M >>ZI R K E LW E S E N << Z U R P A R T E I G R Ü N D U N G
S T A LI N S EN K E L , M A O S S ö H N E
>>Das ging dann so weiter, dass wir eben aus dieser B I -Tradition immer mehr rausdrifteten und wir verloren auch immer mehr den Kontakt zu den Gewerkschaftern. [. . . ) Dann kam nämlich sehr schnell die Auseinandersetzung mit dem Willi Dickhut. Die Wichtigsten aus der B 1 , die gingen eben nahtlos über in diese KPD/ML. Das war einfach eine personelle Identität. Die ganze Idee brach dann weg, weil man ja alle Kraft eigentlich absorbierte in so inteme Geschichten. [ . . . ) Die haben das dann so als Spalnmg inszeniert, es ist ja Quatsch, wir waren nie 1\litglied und konnten uns da auch nicht abspalten. Es gab ja nie eine formale Bindung an die Dickhut-Tmppe. « 25
Weinfurth, die weiter unter dem Namen KPD/ML (ZB) firmierten, für die Spaltung verantwortlich zu machen.30 Am 5./6. August 1 972 schließlich fusionierte die KPD/l\:IL »Kommunistischen
Arbeiterbund/Marxisten-Leninisten«
(RW) mit dem
(KAB/l\:IL)
»Kommunistischen Arbeiterbund Deutschland« (KABD), der
1 982
zum
zur MLPD
wurde.31
Ungeachtet der Marginalität der Gruppe inszenierte Dickhut eine Kampagne gegen Genger und Weinfurth. In einer Sondernummer des Revolutionären
Weges
machte er ein »troGan)kistisches Pferd« innerhalb der Mauern der KPD /ML aus. Genger habe nicht gewartet, »bis ihm die Partei eine Arbeit zuwies«, son dern »sich selber als Politischen Leiter des >Zentralbüros<« eingesetzt. Die anderen B 1 -1fitglieder hätten »wichtige Funktionen der Partei und des KJVD im Landes- und Bundesmaßstab« bekleidet. Die B 1 habe sich keineswegs als Gruppe aufgelöst, sondern »innerhalb der KPD/ML und des J ugendverbandes eine Fraktion trotzkistischer Scharlatane« gebildet.26 Zum Beweis war der Sondernummer ein Anhang beigefügt, der Gengers Schriftverkehr mit der »IV. Internationale der Trotzkisten« dokumentierte.27 Noch in der
MLPD
von
1 985,
Geschichte der
an deren Entstehung Dickhut maßgeblich beteiligt war,
bezeichnete er Genger als »übles trotzkistisches Element«, eine »trotzkistische Zeitbombe«, die »rasch ihre verheerende Spaltungs- und Vernichtungstätigkeit aufnehmen sollte«.2s Wegen >>Unüberbrückbarer ideologischer Differenzen« leitete Dickhut ein »Parteiverfahren« gegen Genger, Weinfurth und zwei ihrer 1fitstreiter ein. Genger berichtet:
Im Gegensatz zur KPD/ML konnte die KPD keine nennenswerten Kontinu itäten zur illegalen KPD vorweisen. Die Gruppierung war, auch personell, ein Keimling der »antiautoritären« Revolte. Die »Antiautoritären« hatten einen »Winter des lVfissvergnügens«32 hinter sich gebracht und strebten durch ein Organisationskonzept eine Neuformie rung der Protestbewegung an. Christian Semler, bereits eine Zentralfigur der APO, begründete schon kurz nach der Zerfaserung der Studentenrevolte eine »Sozialistische Massenorganisation«
fertigung und dann vor der Schiedskommission, die dann auch wieder der Dickhut . . . Er war ja der Leiter der Schiedskommission und er hat dann mit uns ein Gespräch geführt und festgestellt, dass es unüberbrückbare Differenzen [gab].«2 9 Obwohl er durch die Schiedskomrnission seine Vormachtstellung innerhalb
Ebd. RW Sondemummer 197 1 , S. 1 2. Vgl. ebd. MLPD 1985, S. 1 1 9 . Gespräch Gerd Genger 2003.
welche die verschiedensten
1968 war ein Interview mit Semler, Rudi Dutschke Kursbuch erschienen. Die drei SDS-Führer träumten laut
Bereits im August
und
Bernd Rabehl im
von
einer Räterepublik, die in Berlin zu errichten sei. Zwar beteuerte Dutschke, diese werde ohne Repressionen oder Umerziehungslager auskommen, doch Ideologien, die Menschenrechte außer Kraft setzten.34 Semler wurde und
194 7/48
1938
in Berlin als Sohn von J ohannes Semler, CSU-Politiker
als Vorgänger Ludwig Erhards Direktor der Verwaltung für
Wirtschaft beim Frankfurter Wirtschaftsrat von den Amerikanern abgesetzt, und der Kabarettistin und Schauspielerio Ursula Herking geboren. Johannes Semler ging als »Hühnerfutter-Semler« in die Geschichte ein. Nachdem er in einer Rede eine amerikacisehe Hilfslieferung mit Mais als »Hühnerfutter« bezeichnet hatte, musste er von seinem Posten zurücktreten. Sein Sohn Chris-
1 970 die
»KPD/lVIL (Revolutionärer Weg)«, nicht ohne die Gruppe um Genger und
25 26 27 28 29
(SoMaO),
Gruppen nach räteartigen Delegiertenprinzipien zusammenfassen sollte.33
identifizierten die Interviewten sich eindeutig mit politischen Systemen und
>>Wir haben gedacht: Was sollen wir mit dem alten 1\liesepeter. Der war furchtbar, der war so larmoyant und gleichzeitig haute der auf den Putz mit dieser Sprache, die wir ja gar nicht kannten und die wir uns ja mühsam angeeignet haben. [ . . . ) Ich habe den insgesamt vier Mal gesehen. [ . . . ) Mehr war das gar nicht und trotzdem [ . . . ) diese Spaltungsgeschichte und Recht
der KPD / ML (ZB) verbessert hatte, gründete Dickhut am 1 8. August
3.2 KPD
30 31 32 33 34
Vgl. Langguth 1983, S. 103. Vgl. ebd., S. 104. Koenen 200 1 , S. 1 40 .
Vgl. ebd. Vgl. Du tschke/Rab ehl / S emler 1968.
28
3 . V O M >>ZI R K E LW E S E N << Z U R P A R T E I G R U N D U N G
S T AL I N S E N K E L, M A O S S ö H N E
29
tian beteiligte sich bereits an der »Anti-Atomtod-Bewegung« der 1 950er Jahre
ter(gruppe)n in den Betrieben«, forderten »Formen, unter denen Konflikte
und gehörte von 1 965 bis 1 97 0 zu den führenden Mitgliedern des SDS.35
zunächst auf Abteilungs- und Betriebsebene« aufgegriffen werden sollten und
Die Organisationsbestrebungen orientierten sich an der »Unione dei Communisti Italiani (m.-1.)«, einer maoistischen Partei, die 1 96 8 gegründet wurde.36 Die »Unione« forderte in ihrem Programm die »Enteignung der Rei chen, das V erbot aller Luxuswaren und jeglicher Pornographie sowie die
stellten die »notwendige Einheit des politisch-ökonomischen Kampfes von Anfang an« in den Vordergrund.42 Die anderen teilnehmenden Gruppen hiel ten diesen Anspruch für nicht realisierbar und propagierten eine »Detonator rolle der studentischen Revolte für die Zukunft«.43
Rückkehr aller Gastarbeiter nach Italien«. »Mörder an der Bevölkerung« sollten
Bereits vor Erlass der Notstandsgesetze hatte sich an der FU Berlin eine
vom Volke bestraft werden.37 Da die Gruppierung trotz solch radikaler Forde
»Ad-hoc-Gruppe Notstand der Germanistik« gebildet, die Vorbild für weitere
rungen durchaus fahig war, in die italienischen Streikkämpfe des Jahres 1 9 69
Gruppen wurde, die sich zuerst hauptsächlich auf ihre Fachbereiche konzent
einzugreifen und die Arbeiter zu organisieren, kehrten verschiedene Italienur
rierten.44 Im Sommer 1 969 begründeten Teile dieser »Ad-hoc-Gruppen«,
lauber aus dem Umfeld des SDS und diverser Betriebs- und Stadtteilgruppen
welche auffallig von bestimmten Disziplinen der Geisteswissenschaften wie
begeistert mit einem Organisationskonzept im Gepäck zurück.38
der Germanistik oder der Soziologie dominiert waren, die »Rote Zelle
Die »Unione« war Ende 1 96 8 aus einem »revolutionären Komitee zur Vor
Germanistik« (Rotzeg) , die sich als ein »Bestandteil einer neu zu gründenden
bereitung einer KP (m. 1.) hervorgegangen39 und hatte dabei den Weg einer
Massenorganisation« begriff. Sie lehnte es ab, »den Kampf an der Universität
Transformierung von räteartig organisierten Kleingruppen zur Kaderpartei
zu fixieren«. Stattdessen habe im »gegenwärtigen Vorbereitungsstadium des
beschritten. In Berlin diskutierten Reste des SDS und Teile der Betriebs- und Basis gruppen, die vorher die von der Studentenbewegung propagierte »Randgrup
beziehungsweise unterstützende Funktion im Klassenkampf vorzubereiten«.
Roten Pressekor
Die von dem italienischen Millionär und Verleger Giangia
so wenig als politischer Gegner greifbar, daß der abstrakt festgehaltene
como Feltrinelli ftnanzierte Postille40, die sich bewusst vom SEW-orientierten
Extra-Dienst abgrenzte, sollte
ein »sozialistisches Informationsorgan« sein, dass
»durch die aktive Mitarbeit der arbeitenden Gruppen in der Redaktion eine organisierende Wirkung auf die einzelnen Gruppen und für die gesamte sozia listische Bewegung« erzielen könne. Aus der »Kenntnis der internationalen Strategie des Kapitals« sollte schließlich der »Provinzialismus der Berichter stattung« durchbrochen und der »Internationalismus einer Klassenkampfstra tegie« gefördert werden.4 1 Kurz vor Erscheinen der ersten Ausgabe der
RPK hatte vom 25 .
bis
27. J a
nuar 1 969 ein Basisgruppentreffen mit Gruppen aus England, Frankreich, Italien und der BRD in Berlin stattgefunden. Die Teilnehmer aus Berlin orien tierten sich auf eine »mögliche Kooperation zwischen Studenten und Arbei-
35 36 37 38
bürgerliche Intelligenz beständig zu mobilisieren und für ihre initiierende Dieser sei »durch die vielfaltigen Vermittlungsinstanzen des Monopolkapitals
penstrategie« vertreten hatten, ihre Organisationsmodelle in der
respondenz (RPK) .
Klassenkampfes [...] der Kampf an der Universität die Aufgabe, die radikale
Vgl. Backes/Jesse 1 989a, S. 3 1 8. Vgl. Schlomann/Friedlingstein, S. 1 59. Zit. nach ebd., S. 1 6 1 . V gl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Die frühen Revolutionstouristen entwickelten eine völlig andere Italiensehnsucht als ihre Eltern in den 1 950er und frühen 1 960er Jahren. Dies beschreibt Peter Schneider in Lent einem Kultbuch der 1 968er; vgl. Schneider 200 1 . 39 Vgl. Schlomann/Friedlingstein, S. 1 59. 40 Vgl. Dutschke 2003, S. 87, Fn 237. 41 RPK 0 1 / 1 969, S. 3.
Grundwiderspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital, der nach wie vor in der Fabrik seinen brutalsten Ausdruck [ftnde], sich nicht ausschließlich aus Be triebskonflikten entfalten« lasse. Die Frage nach dem richtigen Klassenbe wusstsein müsse »sich auf die Gesamtverfassung des proletarischen Lebens beziehen und neben der direkten Ausbeutung und Disziplinierung im Betrieb, neben den direkten Unterdrückungsinstanzen Bürokratie, Justiz, Polizei ver stärkt auch die indirekten Unterdrückungsinstanzen Familie, Schule, Wohn verhältnisse, Ausbildung berücksichtigen«. Die »Veränderung des Kampfes an der Universität [könne] deshalb nicht nur heißen, daß die Schulung studenti scher Kader für die Betriebsarbeit vorangetrieben [werde] und noch mehr Genossen in die bestehenden Basisgruppen« gingen. Die Basisarbeit müsse »ebenso sehr unterstützt werden durch forcierte Anstrengung im Ausbildungs sektor, durch den verstärkten Kampf in den Apparaten«. Nur an diesem Punkt könnten »die in der Massenorganisation arbeitenden Studenten die Transfor mation in eine sozialistische Massenorganisation leisten«.45
42 RPK 0 1 / 1 969a, S. 3. 43 Ebd., S. 4. 44 Vgl. Wesel 2002, S. 1 65. 45 RPK 20/ 1 969, S. I .
30
STALIN S EN KEL, MAOS SöHNE
3.
VOM >>ZIR K E LW E S E N « Z U R PA R T E I G R U N D U N G
31
Der »Roten Zelle Germanistik«, die schon in den ersten Tagen ihres beste
Der Versuch, in den so genannten »Harzer Gruppen« doch noch Einigkeit
hens restriktive Aufnahmebestimmungen, Schulungen und die Bildung von
zu erzielen, scheiterte genauso schnell wie eine Aktionseinheit der untereinan
Unterorganisationen in ihren Statuten verankert hatte,46 folgten bald »Rote
der zerstrittenen Basis- und Ad-hoc-Gruppen ein halbes Jahr zuvor anlässlich
Zellen« an nahezu allen Fachbereichen, nicht nur an der FU Berlin, sondern
einer Protestdemonstration gegen die Auslieferung westdeutscher \Vehrpflich
auch in Westdeutschland.47 Langguth zufolge gab es 1 970 mindestens 61 »Rote
tiger an die BRD.56 Eine Gruppe um den ehemaligen SDS-Vorsitzenden Wolf
Zellen« in der Bundesrepublik, davon ca. 1 9 in Berlin.48 Das Problem der
gang Lefevre und Tom Königs gründete die »Proletarische LinkeiParteiini
»Roten Zellen« gedachten die Universitätsleitungen mit einem Einstellungs
tiative« (PLIPI), eine andere Fraktion um Semler und Jürgen Hodemann rief
stopp ihrer Mitglieder als studentische Hilfskräfte zu bekämpfen.49 Die »Roten
die KPD I Aufbauorganisation (KPD I AO) ins LebenY Die RPK wurde später
Zellen« diverser Fachbereiche gründeten einen »Rote-Zellen-Rat« und veran
zum »Zentralorgan« der KPD-Massenorganisation »Liga gegen den Imperia
stalteten am 6. und 7. Dezember 1 969 eine »RPK-Arbeitskonferenz« mit Basis
lismus«.
und Betriebsgruppen, an der ca. 1 20 1fitglieder teilnahmen. 5° Hier deutete sich die Spaltung der nicht an der Sowjetunion orientierten Linken in Basisgruppen und 11arxisten-Leninisten bereits an. 51 Die RPK war zu diesem Zeitpunkt noch ein Sammlungsorgan und kein alleiniges Sprachrohr der verschiedenen »Roten Zellen«. So kritisierten die »WlSO-ad-hoc-Gruppe« und das »Marxistisch-Le ninistische Studentenkollektiv WISO« die »Rotzeg« als eine »universitäre Ka derorganisation«. Die Aufgabe solcher Kaderorganisationen sei »die Arbeit am Hauptwiderspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital, also die Organisierung der Arbeiterklasse.« Dementgegen habe der »Kampf in der Universität und im Überbau überhaupt sekundären Charakter«. 52 Am Dienstag, den 25. November 1 969 besetzte eine Gruppe unter Füh rung der »Rotzeg« mit Unterstützung von Horst Mahler und Christian Semler die Redaktionsräume der RPK. Mit Hilfe der Geschäftsführung hatte diese Fraktion die Redaktion abgesetzt und sich selbst für verantwortlich erklärt. Schlussendlich unterlag die Redaktion, welche die gemäßigteren Positionen der »Marxisten-Leninisten Westberlins« und des »Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrums« (SALZ) vertrat, gegen die »Rotzeg«-Fraktion, die auf eine schnellere Parteigründung drängte. 53 Zwar konnte sie in Ausgabe 41 der RPK noch ein Positionspapier veröffentlichen,54 doch spätestens ab Januar 1 970 dominierten die »Roten Zellen« die Zeitschrift.55
Abb.
2:
Christian Sem/er.
(Quelle: Hauptstaatrarchit; Diisse!dorf)
46 Vgl. ebd., S. 2. 47 Vgl. 1-!oll/Glunz 1998. 48 Vgl. Langguth 1 983, S. 47. 49 Vgl. \Vesel, S. 1 94. 50 Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. 51 Vgl. Dutschke 2003, S. 1 1 8. 52 RPK 32/ 1969, S. 1 2. 53 Vgl. RPK 4 1 / 1 969. 54 Vgl. ebd. 55 Vgl. RPK 46/47/ 1 970.
Verschiedene »Rote Zellen« schlossen sich der neu gegründeten Aufbauorgani sation an, die sich ironischerweise somit auf das Milieu stützte, aus dem sie ausgebrochen war. 58 Bacia datiert das Gründungsdatum auf Februar 1 970. Da die Organisation sich nicht auf eine »proletarische« Klientel stützen konnte,
56 Vgl. Dutschke 2003, S. 1 1 0. 57 Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. 58 Vgl. Bacia 1 986a, S. 1 8 1 1 .
32
S T AL I N S EN K E L , M A O S S O H N E
3 . VOM )>ZI R K E LW E S E N « Z U R P A R T E I G R C N D U N G
war sie gezwungen, einen »Parteiaufbau von oben« z u initüeren, der sich aus
33
offensiv und aggressiv auftrat64 und den Kontakt zur ehemaligen I
schließlich als organisatorisch definierte. Ideologische Debatten oder das Ver
binnen kürzester Zeit verlor. So erblickte Dutschke in einem KPD/AO-Auf
hältnis von Theorie und Praxis klammerten die Protagonisten aus. 59
ruf zur Maidemonstration 1 970 ein »höchstes Maß an Niveaulosigkeit«6S, von
Die »Vorläufige Plattform der Aufbauorganisation für die Kommunistische Partei Deutschlands«, die im März 1 970 in der
RPK
veröffentlicht wurde,
den verbliebenen »Antiautoritären« wurde die Partei nur noch »KPD/ANull« genannt.
dokumentierte die Ziele der Akteure: »Die Gruppe von Genossen«, so die
Hatten die Initiatoren in ihrer »Vorläufigen Plattform« noch erklärt, zum
V erfasset, »die sich nach einer Reihe gründlicher Diskussionen« zusammen
gegenwärtigen Zeitpunkt könne >>noch keine revolutionäre Organisation den
schlössen, >>nachdem Fragen der zukünftigen Berufstätigkeit von Studenten
Anspruch erheben, sich KPD zu nennen«, so revidierten sie diese Position ein
und der langfristigen politischen Verpflichtung geklärt« seien, begründeten
gutes Jahr später. Im Juli 1 97 1 entfiel das Namenskürzel »AO« und die Partei
»ihre Tätigkeit als KPD-Aufbauorganisation mit dem Ziel, eine revolutionäre
veröffentlichte eine »Programmatische Erklärung« unter dem Namen »KPD«.
Kommunistische Partei auf nationaler Ebene zu schaffen«. Die Parteigründung
Hierin hieß es:
setze voraus, »daß die Organisation auf nationaler Ebene verankert« sein und »die KPD-Aufbauorganisation ihren Führungsanspruch in den Massenkämp fen verwirklichen« müs se, »indem sie die Richtigkeit ihrer politischen Linie in den Kämpfen selbst«60 überprüfe. Bacia sieht in den Aus führungen über die »I
»Ein wichtiger Schritt zum Aufbau der revolutionären Partei der Arbeiterklasse war die Gründung der KPD-Aufbauorganisation im Febmar 1 970, die in Westberlin erfolgte [. . . ] . Der Name >Aufbauorganisation< war damals gewählt worden, u m die Planmäßigkeit des Parteiaufbaus hervorzuheben [ ... ]. Dennoch war die \Vahl des N amens >Aufbauorganisation< falsch [ . . . ] . Die KPD-Aufbauorganisation hat vom Tage ihrer Gründung an ihre revolutio näre Verpflichtung gegenüber der Arbeiterklasse und den anderen werktätigen Schichten unseres Volkes wahrgenommen. Mit [ . . . ] der V cröffentlichung dieser Programmatischen Erklämng [ . . . ] korrigiert die Partei den in der ursprünglichen Namensgebung liegenden Fehler. Sie setzt ihre Arbeit unter dem einzig richtigen Namen KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS (KPD) fort.<<66
Studentenbewegung enthielten, ohne das s die Verfas ser auf ihre eigene Rolle in dieser Bewegung eingingen. So handele es sich bei den Organisationsprozessen aus dem studentischen Bereich »Überwiegend um den organisierten Ausdruck von Rechtsopportunismus (der insgesamt gefährlicheren Seite) einerseits,
3 . 3 KBW
Dogmatismus und >Links<-Opportunismus andererseits, um Versuche, die, im Kern ökonomistisch, aus der Kritik an Ideologie und Praxis der Betriebs- und
Erst am 1 2. Juni 1 97 3 gründeten verschiedene kommunistische Gruppen aus
Basisgruppen nichts entscheidendes gelernt haben und darum, sofern sie nicht
dem gesamten Bundesgebiet den >>Kommunistischen Bund \Vestdeutschland<<.
selber zunichte werden, von der theoretischen und praktischen Grundlage des revolutionären Kommunismus aus organisiert bekämpft werden« müssten.62 Die »Roten Zellen« hatten die der KPD/ML nahestehenden »Roten Gar
Maßgeblich beteiligt war die >>Kommunistische Gruppe
(Neues Rotes Fomm)
Mannheim/Heidelberg<< unter ihrem führenden Ideologen Haus-Gerhart genannt Joscha - Schmieret.
den« ob ihres Habitus und ihrer straffen Disziplin bis zu diesem Zeitpunkt
Schmieret wurde 1 942 als Sohn eines höheren Beamten geboren. Der Va
abgelehnt63, entwickelten sich aber nach der Gründung der KPD/AO selbst
ter fiel im Krieg. 1 96 1 begann er das Studium der Fächer Literaturwissen
zu einer straff geführten, disziplinierten Kaderpartei, die nach innen und außen
59 60 61 62 63
Vgl. ebd. KPD/ AO 1970, S. 7. Vgl. Racia eb d. KPD I AO 1 970, S. 1 0. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002.
schaft, Geschichte, Philosophie und Soziologie an den Universitäten Tübin gen, Berlin und Heidelberg. 1 968 saß Schmieret im Bundesvorstand des SDS.
64 Vgl. KPD/ AO 1970. 65 Dutschke 2003, S. 1 25. 66 RF 2 1 / 1 971 , S. 1 .
34
S T A L I N S EN K E L , M A O S S Ö H N E
Wegen seiner politischen Aktivitäten schloss er seine Dissertation über den »Politischen Expressionismus« nicht ab.67 Im Dezember 1 970 kam es auf einer »Generaldebatte« zur Spaltung der linken Studenten Heidelbergs. Grund der Auseinandersetzungen war die Zeit schrift Neues RoteJ Forum, deren Redaktion sich hauptsächlich aus so genannten »Neoleninisten« zusammensetzte. Der sozialistisch geprägte ASte'\ verlangte, die Redaktion der Zeitschrift neu wählen zu lassen, was mit einer Mehrheit von 207 zu 170 Stimmen angenommen wurde.68 Im Vorfeld hatte Schrnierer behauptet, der Heidelberger AS� sei »Zum Großkapital hinübergeschwankt«.69 Die Entscheidung wurde von der »Gruppe Neues Rotes Forum«, wie die Redak tion und ihr Umfeld sich selbst bezeichneten, scharf kritisiert. Die in ihren Rechten Beschnittenen monierten, der AS� verlange einerseits die Kontrolle über das Neue Rote Forum, ohne Kriterien zur Abstimmung vorzulegen, stelle aber andererseits die eigene Kontrolle nicht zur Disposition.7° Abgesehen davon sei der Antrag unangebracht, da er den V ersuch darstelle, die General versammlung zu sprengen.7 1 Die Gruppe um Schmierer erkannte das Votum nicht an72 und spaltete sich von ASte'\ und SDS ab. Das Neue Rote Forum, wel ches bis zu diesem Zeitpunkt ein Diskussionsorgan gewesen war, wurde nun mehr zu einem Sprachrohr der »Neoleninisten«. Ähnlich wie im Falle der \Vestberliner Rote Prme Kormpondent für die Schmierer während seiner Berli ner Zeit geschrieben hatte,73 befasste sich das Neue Rote Forum von dort an hauptsächlich mit der Organisations frage. Im Februar 197 1 trat die »Gruppe Neues Rotes Forum« mit einer Wahlplatt form an die Kommilitonen. In einer Situation, in der die »organisatorische Kontinuität der Arbeit der Sozialisten an der Universität zerstört« sei, hieß es dort, scheine es »notwendig, eine allgemeine Erklärung zu den Wahlen des Studentenparlaments abzugeben, statt [sich) auf unmittelbare hochschulpoliti sche Fragen zu beschränken«.74 Das Dokument rechnete mit den »kleinbürgerlichen« Studenten ab: »Der Protest der Studentenbewegung gegen die Entdemokratisierung der BRD und gegen die imperialistische Unterdrü ckung, sowie die Kritik an der bürgerlichen Wissenschaft« habe »im wesentli chen nur eine propagandistische \�'irkung« gehabt und selbst »die Positionen,
67 68 (>9 71! 71 72 73 74
Vgl. Backes/Jesse 1 989a, S. 3 1 6. Vgl. NRF 03 / 1 970, S. 40. Ebd., S. 41. Vgl. NRF 03/ 1 970a, S. 42. Vgl. ebd., S. 43. Vgl. NRF 03/ 1 970, S. 42. Vgl. RPK 48/ 1 970, S. 8-1 0. NRF 0 1 / 1971, S. 55.
3 . VOM })ZJ R K E LW E S E N « Z U R P A RT E I C; R U N D t� N G
35
die an der Universität errungen« worden seien, seien »ständig durch die An griffe der Reaktionäre gefährdet«.75 Nicht in den Studenten, einzig im »Proleta riat und den antiimperialistischen Befreiungsbewegungen« habe der »Imperia lismus« einen Gegner, »der ihn schließlich zerschlagen« werdeJ6 Die Akteure beäugten den parallel stattfindenden Parteiaufbau der KPD in Berlin misstrauisch. Besonders ihre Umbenennung von KPD/AO in KPD zog schärfste Polemiken nach sich. Die Partei sei lediglich ein »Örtlicher Zir kel«, der sich aufgeschwungen habe, den »Parteiaufbau von oben« in Angriff zu nehmen. An solchen Zirkeln aber »herrsche bekanntlich kein J\Iangel, son dern eher Überfluß«. Folgerichtig forderten die Verfasser: »Stop dem Größen wahn!«77 Angeboten der Organisation, Gespräche über die »Grundlagen der revolutionären Strategie« zu führen, begegnete man beim Netten Roten Forum mit unverhohlenem Spott. Ziel solcher Gespräche könne »ohnehin nur der Wiederaufbau der Kommunistischen Partei und ihre Neugründung auf dem soliden Fundament des revolutionären Programms sein«, wozu Gespräche mit »sehr viel mehr Organisationen« von Nöten wären.78 Die Verfasser neigten dazu, dem übereilten Parteiaufbau ein Programm und eine gründliche Organi sationsdebatte entgegenzusetzen. So kam es am 28. September 197 1 zu einer »Resolution der Aktionseinheit« in der Metalltarifrunde, die von insgesamt 19 Gruppierungen aus der gesamten Bundesrepublik unterzeichnet wurde. Unter ihnen befanden sich - neben vielen anderen - die »Arbeiterbasisgruppen Mün chen«, die sich später als »Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD« auf schwingen sollten, das »Proletariat« zu befreien. Die »Gruppe Neues Rotes Fo rum« hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Aktionsradius bereits erweitert und fir mierte nunmehr unter dem Namen »Kommunistische Gruppe (l'v'RF) Heidet berg und Mannheim«.79 Neben den Arbeiterbasisgruppen unterzeichnete auch der »Kommunistische Bund Bremen«, der nicht mit dem Ihmburger »Kom munistischen Bund« (KB) zu verwechseln ist. Unter ihrem ideologischen Kopf Wilfried Maier spielte die Bremer Organisation eine wichtige Rolle im Grün dungsprozess des KB\V BO Ab Mai 1972 forcierte man den Parteiaufbau. Unter dem Motto »Kampf dem Zirkelwesen! Für den \Viederaufbau der Kommunistischen Partei« wur den unter anderem Diskussionen mit dem KB/Bremen, dem KB/Göttingen, dem KB/Osnabrück und dem »Bund Kommunistischer Arbeiter/Freiburg« 75 Ebd., S. 56. 76 Ebd., S. 55. 77 NRF 04/ 1971, S. 66. 78 NRF 02/ 1 972, S. 1 0. 79 Vgl. NRF 04/ 1 97la, S. 68. 80 Vgl. Langgtlth 1 983, S. 92.
36
(BKA) geführt.S1 S o vernetzten sich die Splittergruppen innerhalb der gesam ten Bundesrepublik in der Absicht, die Fehler der bereits existierenden l\1L Parteien zu vermeiden, welche in den Augen der Protagonisten die »organisatorische Schwäche und den [... ] höchst handwerklerischen Charakter der kommunistischen Bewegung in Westdeutschland« symbolisierten.S2 Den Zusammenschluss der Zirkel, den die KPD massiv kritisierte, rechtfertigten die Akteure historisch. Auch die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands« (SD1\PR), die »Partei der Arbeit Albaniens« (PAA) und die KP Chinas seien aus der Fusion lokaler Zirkel entstanden. Nur wenn »die ganze organisierte kommunistische Bewegung in den Parteiaufbau einbezogen« werde, könne »sichergestellt werden, dass sich der Parteiaufbau nicht losgelöst vom Parteibildungsprozess des Proletariats« vollziehe, dass er »wirklich als Verbindung von Marxismus-Leninismus und Arbeiterbewegung vor wärtsgetrieben [werde] und nicht als Selbstapotheose der von ihrer Reinheit am meisten überzeugten Marxisten-Leninisten«.83 Um das »Zirkelwesen« zu beenden, verständigten sich die diversen Grup pen und Grüppchen auf die Schaffung eines »Theoretischen Organs«, das die Programmdiskussion vorantreiben sollte.S4 Ohne ein Programm, so die domi nante Position, sei eine Parteigründung sinnlos. In der Tat konnten weder die KPD noch die KPD/i\1L ein Programm vorweisen.ss Das »Theoretische Or gan« sollte sich an der russischen »lskra« orientieren und die Auseinanderset zungen zwischen den »fortgeschrittensten Arbeitern in Westdeutschland und \Vestberlin« konzentrieren. Sei dieser Prozess einmal in Gang gesetzt, könne man »im Sinne der Erstellung des Programms der Kommunistischen Partei eingreifen«ß6 Auf einer Arbeitskonferenz am 1 6. und 1 7 . September 1 97 2 beschlossen die Vertreter von sechs Zirkeln die »Einleitung der Kommissionsarbeit und Bildung einer Programmkomrnission«.87 Dieser Kommission gehörten neben Schmieret J ohannes Doppstadt, Benno Ennker, Erik Kühl und Wilfried Maier an, alle später hochrangige Funktionäre des KBW. Auf der Basis dieses Pro gramms gedachten die Initiatoren, »diejenigen Genossen zusammenzuschlie ßen, die sich auf seine Grundlagen stellen«ss, machten aber gleichzeitig den
81 82 83 84 85 86 87 88
3 . VOM »ZIR K E LW E S E N « Z U R P A R T E I G R U N D U N C;
S T A L I N S E � K E J. , 1.-L'\ O S S O H N E
Vgl. NRF 02/ 1 972, S. 4. Ebd., S. 5. Ebd., S. 1 2. Vgl. ebd., S. 1 6 . Vgl. Langguth 1 983, S. 92. NRF 02/ 1 972, S. 1 6 f. NRF Sondernummer November 1 972, S. 42. Ebd., S. 39.
37
Anspruch deutlich, am Programm der einzigen Kommunistischen Partei in Westdeutschland zu arbeiten.R9 Im März 1 97 3 veröffentlichte die Programmkommission im Neuen Roten Forum ihren Entwurf!0, der auf der Gründungskonferenz des KB\V in Bremen am 1 2 . Juni 1 97 3 kontrovers diskutiert, aber schließlich angenommen wurde. 9 1 Anders als KPD und KPD /l\1L formulierte der KBW vorläufig nicht den Alleinvertretungsanspruch, einzige Partei der »Arbeiterklasse« zu sein: ))In den jüngsten Kämpfen der Arbeiterklasse und des Volkes sind in Westdeutschland neue Kräfte herangewachsen, die sich zum Kommunismus offen bekennen und für seine Ver wirklichung eintreten. Um diese Kräfte zusammenzuschließen, die alten Kommunisten für den organisierten Kampf wiederzugewinnen, der Arbeiterklasse und den Volksmassen die Ziele des Kommmüsmus darzulegen und den \Viederaufbau der Kommunistischen Partei voranzutreiben, ist es heute notwendig, die programmatischen Grundanschauungen der Kommunisten aufs neue niederzulegen und klar zu sagen, was sie wollen und welche beson deren Aufgaben sich ihnen in der Bundesrepublik stellen.<<92
Diese Aussage aus dem Programm des KBW veranschaulicht die von KPD und KPD/l\1L differierende Taktik des Bundes. Die Organisation bezeichnete sich nicht als Partei, sondern sah, wie der »Arbeiterbund für den \Viederaufbau der KPD« (AB) und der »Kommunistische .i\rbeiterbund Deutschland« (KABD) , die Gründung einer Partei als Fernziel an, dem man zu diesem Zeit punkt noch nicht gerecht werden konnte. Insofern waren die Auseinanderset zungen, zumindest in den ersten J ahren, noch nicht von jener starren Tsche kisten-Rhetmik geprägt, wie sie für die beiden K-Parteien charakteristisch war. Im auf der Gründungskonferenz ins Leben gerufenen »Zentralorgan« Kommu niJtisdJe Volkszeitung (KVZ) fanden in den Anfangstagen durchaus Graben kämpfe verschiedener Fraktionen statt,93 die aber im Laufe der Jahre unterbun den wurden. Die Lebenswelt der K-Gruppen wurde von einer Reihe Begriffe geprägt, die in diesem Kapitel vorgestellt wurden. Ausdrücke wie »Kader« (Person, die eine wichtige Position in der Partei innehat), »Bourgeoisie« (herrschende Klasse der kapitalistischen Gesellschaft, die im Besitz der Produktionsmittel ist) , »Proletariat« (im Gegensatz zur »Bourgeoisie« Klasse der abhängig Be schäftigten) , »Bolschewismus« (Kommunismus Leni.nscher Prägung) oder »Revisionismus« (auf Bernstein zurückgehende Richtung innerhalb der Arbei terbewegung, die bestrebt ist, den orthodoxen Marxismus durch Sozialrefor89 90 91 92 93
Vgl. ebd. NRF 1 /2/1 973, S. 1 0f. Vgl. KVZ 0 1 / 1 973, S. 8f. KBW 1 975, S. 5f. Vgl. Langguth 1 983, S. 92f.
38
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men abzulösen) werden in den Folgekapiteln immer wieder Erwähnung fin den. Sie wirkten bewusstseinsmanifestierend. Jede einzelne Handlung oder Äußerung musste dem Lackmustest solcher Begrifflichkeiten unterzogen wer den, die nicht nur eine radikale l'vfinderheit, sondern eine Jugendbewegung von ca. 1 00 000-1 50 000 Personen prägten.
4. Das Leben in der Partei >>Ich lief der Partei nach, ich kannte kein größeres Verlangen, als mich ganz in ihre Arme zu werfen, und je atemloser ich damm kämpfte, sie zu besitzen und von ihr besessen zu werden, um so mehr entzog sie sich meinem Zugriff. So zerbrach ich mir wie alle abgewie senen Freier den Kopf, mit welchen Geschenken ich sie zum Lächeh1 bringen und ihr stei nernes Herz erweichen konnte.<< Arthur Koestler: Das roteJahrzehnt, S. 34
4. 1 Organisation und Binnenstruktur 4. 1 . 1
Der »Demokratische Zentralismus«: Grundorganisationsform der K Gruppen
Als Organisationsform war der »Demokratische Zentralismus« allen K-Grup pen der Bundesrepublik gemein. Die KPD /ML verkündete auf ihrem Grün dungsparteitag am 3 1 . Dezember 1 968 dieses Organisationsprinzip und berief sich auf die zwölf Thesen Stalins zur »Bolschewisierung der Kommunistischen Parteien«. l Die in diesem Text geforderte »ideologische Einheit« und >>proletarische Disziplin« meinten die Gründer in der Übernahme des »Demo kratischen Zentralismus« verwirklichen zu können. Die Definition des Prinzips blieb vage. So betonte der Vorsitzende der Partei, Ernst Aust, lediglich, die gesamte Partei habe sich dem Zentralkomitee unterzuordnen.2 Wenig deutli cher wurde Aust im J ahr 1 973. Bei der dartsellun seines Lebenslaufs setzten die Autoren sich mit Vorwürfen anderer Organisationen gegen ihren Vorsit zenden auseinander. Ihm war seine lange l'vfitgliedschaft in der moskautreuen illegalen KPD vorgeworfen worden. Aust sei auch nach ihrer Hinwendung zum Revisionismus widerspruchslos l'vfitglied geblieben.3 Zu seiner Verteidi gung brachte der KPD /ML-Vorsitzende hervor, dass nicht er >>den Kurs der Partei« bestimmt habe, »sondern das Zentralkomitee, der Parteivorstand«, dem er selbst nicht angehört habe. Solange Aust l'vfitglied der KPD gewesen sei, seien die Beschlüsse der Partei für ihn bindend gewesen. Erst nachdem er »im 1 Vgl. RM Dezember 1 968/Januar1 969, S. 1 2f. Wie Bacia anmerkt zitierten clie Autoren den Titel clieser Stalin-Schrift falsch. Der korrekte Name des 1925 erschienen Aufsatzes lautet. : >>1 2 Beclingungen für clie Entwicklung der KPD zur Partei neuen Typus<<. Vgl. Bacia 1 986b, s. 1 838. 2 Vgl. RM März/ April 1 970. 3 Vgl. MLPD 1 985, S. 30.
40
S TALI N S E N K E L , M A O S S ö H N E
innerparteilichen Kampf gegen den modernen Revisionismus« erkannt habe, »daß die korrekte marxistisch-leninistische Linie nicht durchzusetzen war«, habe er »den notwendigen Schritt der Trennung« 4 vollzogen. Im selben Jahr wurde die Organisationsform des »Demokratischen Zentra lismus« erstmals genauer deftniert. In Punkt 1 4 des Statuts der KPD/l\1L fand sich eine Beschreibung des Prinzips . Diese besagte, dass alle Parteiorgane von unten nach oben demokratisch gewählt würden, diese Parteiorgane zur regel mäßigen Berichterstattung über ihre Tätigkeit vor Organisationen verpflichtet seien, durch die sie gewählt wurden, und dass alle Beschlüsse der höheren Parteiorgane für jede untere Organisation verbindlich seien. Ferner wurde straffe Parteidisziplin gefordert, die wiederum durch den »Demokratischen Zentralismus« gefördert werden sollte. Der Idealzustand sei erreicht, wenn sich die »ß,finderheit der Mehrheit« 5 unterordne. In internen Papieren wurde der »Demokratische Zentralismus« bisweilen sehr elitär formuliert: Wesen des »Demokratischen Zentralismus« sei es, die Genossen in die leitenden Komitees zu wählen, die »im Verhältnis zu anderen Genossen am stärksten ihre Auffassungen der objektiven Wirklichkeit anglei chen«.6 Diese Deftnition impliziert die Vormachtstellung der »Intelligenz« über die Arbeiter. Es handelte sich um ein internes Papier des Landesverbandes Niedersachsen der KPD/lYIL, der in den Jahren 1 97 1 und 1 972 in Opposition zur Parteiführung stand und dementsprechend nicht die allgemeine Linie der Organisation widerspiegelt. Nach Ansicht Frank D. Karls beschritt die Partei mit ihrer Formulierung einen Mittelweg, der sich im Vergleich zu KPD und KBW am genauesten an Lenin orientierte.? Beim KBW war die Entwicklung zur Kaderpartei mit unbe dingter Unterwerfung unter die Prinzipien des »Demokratischen Zentralismus« am wenigsten ausgeprägt. Im Gegensatz hierzu unterschieden sich KPD /l\1L und KPD allenfalls in ihren Formulierungen. In der »Programmatischen Erklä rung« der KPD hieß es, dass »die absolute Wahrung des Prinzips der Unter ordnung der Minderheit unter die Mehrheit, der unteren Ebenen unter die höheren, der Partei unter das Zentralkomitee und aller Mitglieder unter die Partei Voraussetzung für die Geschlossenheit der Partei« 8 sei. Die Autoren forderten ihre Klientel auf, aus den Erfahrungen der Massen zu lernen und die hieraus gezogenen Lehren wieder zu den Massen zurückzu tragen. Darüber hinaus stellte man fest, dass nur »die Einheit von Demokratie 4 5 6 7 8
RM 20/ 1 973, S. 7. KPD /ML 1 973, S. 1 0. KPD /ML 1 9 7 1 , S. 2. Vgl. Karl 1 976, S. 72. RF 2 1 / 1 9 7 1 , S. 2.
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O K T RI N IE R U N G
41
und Zentralismus und die Anerkennung der organisatorischen Prinzipien der Partei durch die Mitglieder zu freimütiger Diskussion im Innern der Partei und Geschlossenheit nach außen führen« 9 könne. Während die KPD /l\1L in konspirativem Habitus über das genaue Organi sationsprinzip schwieg, machten die Verfasser der »Programmatischen Erklä rung« ausführlichere Angaben. Demnach seien die Betriebszellen sowie »an dere Bereiche, wo Proletarier oder Halbproletarier leben« das »Fundament der Partei und die Verbindung zu den Massen«. 10 Nach »Diskussionen und Beratungen innerhalb dieser Grundeinheiten« sollten ihre »führenden 11itglie der Vorschläge zur Besetzung der nächsthöheren Ebene der Partei« ausarbei ten. Diese V orgehensweise setze sich »bis zur höchsten Ebene, dem Parteitag, fort«. Zwischen den einzelnen Parteitagen sei »das Zentralkomitee die höchste Ebene« und gebe »bindende Befehle, die in umgekehrter Richtung verwirk licht«l l werden sollten. Bacia führt aus, dass es sich beim »Demokratischen Zentralismus« dieser Deftnition kaum um ein reines Organisationsprinzip handelt. Vielmehr stellte der Rekurs auf die Erfahrungen der Massen den Versuch dar, auf dem Fundament des dialektischen Materialismus Konsequen zen aus der Erkenntnistheorie Mao Tse-Tungs zu ziehen. In seiner Schrift Über die Praxis von 1 93 7 betrachtete Mao Erkenntnis als dialektischen gesellschaftli chen Prozess von »unmittelbarer Einsicht in das Wesen und die Gesetzmä ßigkeit der Verhältnisse und Erscheinungsformen«. Wahrheitsbeweis der Er kenntnis sei die revolutionäre Praxis. 12 Konkret sollten die Grundeinheiten Erfahrungsstätten der gesellschaftli chen Erscheinungsformen sein, die über den demokratisch-zentralistischen Weg an die Führungsgremien der Partei weiter- und von diesen in verallgemei nerter Form an die Basis zurückgegeben werden sollten. 13 Verglichen mit KPD /l\1L und KPD / AO erhält im Programm des KBW der »Demokratische Zentralismus« einen geringeren Stellenwert. Der Bezug auf Lenin unterblieb. »Die Minderheit« sei »verpflichtet, sich den Beschlüssen der Mehrheit unterzuordnen«; die »unteren Leitungsorgane« seien »verpflichtet, sich den Beschlüssen der oberen Leitungsorgane unterzu ordnen«.14 Gerd Koenen, ehemaliges Mitglied des KBW und heute Publizist berichtet in seinem Buch Das rote Jahrzehnt, dass der KBW schon früh der Kritik anderer
9 10 11 12 13 14
Ebd. Ebd. Vgl. ebd. Mao Tse-Tung 1 937, S. 347ff. Vgl. Bacia 1 986a, S. 1 820. KBW 1 975, Ziffern 8, 9.
42
5. I D E O L O G I E U N D I N D O KT R I N I E R U N G
STAL I N S E N KEL, M A O S SöHNE
43
K-Gruppen ausgesetzt gewesen sei, da e r Stalin stillschweigend ignoriert habe.
ten< repres siv, sondern �ähme] auch an der Spitze, weil bei einer >kämpfenden
Zwar galt auch in Reihen des KBW der »Demokratische Zentralismus«, doch
Truppe< schon kleine Differenzen die Existenzfrage« aufwürfen. J ede Denk
war man stolz auf programmatische Innovationen wie die Forderungen nach
pause könne »die um sich selber kreisende Organisation derart durcheinander
»revolutionärer Demokratie«, die durch ihren »Übergangscharakter« einen Zug
bringen, dass sie nicht mehr in Tritt« komme. Auf diese \Veise entstünde eine
von »heimlichem Trotzkismus« mit sich gebracht habe . 1 5 Die traditionellen
»Atmosphäre, in der die strittigen Themen gemieden [würden] , bis die Einheit
Bezüge auf die »Partei neuen Typus« oder die KPD der Weimarer Zeit waren,
der Organisation auf dem Spiel« stehe. 1 9
gemessen an der Art des Parteiaufbaus, in den Reihen des KBW am wenigsten
Die KPD der frühen Phase bis 1 97 1 gestattete - zumindest theoretisch ihren :Mitgliedern, von der Parteilinie abweichende Meinungen zu vertreten.
ausgeprägt. 16 Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, das s der KBW vierein
Wenn »ein Parteimitglied eine andere Meinung zu den Beschlüs sen oder 'Wei
halb J ahre nach der KPD /ML und drei J ahre nach der KPD im Sommer 1 97 3
sungen der Parteiorganisation« habe, sei es ihm »erlaubt, seine Meinung beizu
gegründet wurde, w a s d e n verschiedenen Gründungszirkeln ermöglichte, aus
behalten, und es [stehe] ihm das Recht zu, sich direkt an j edes höhere Organ
den Fehlern der anderen Gruppen zu lernen.
bis zum Zentralkomitee und Vorsitzenden des Zentralkomitees zu wenden«.
Die fraglose Übernahme des »Demokratischen Zentralismus« ging bei allen
Es müsse »eine politische Situation geschaffen werden, in der beides, sowohl
Gruppen weit über organisatorische Fragen hinaus, sie wirkte identitäts
Zentralismus als auch Demokratie, sowohl Disziplin als auch Freiheit, sowohl einheitlicher Wille als auch persönliches Behagen und vitale Regsamkeit«2o sich
stiftend.
sui generis.
vereinten. Dies bedeute j edoch nicht, »daß jede Disziplinlosigkeit mit dem
Einerseits verwies das Prinzip auf die Weimarer KPD unter Thälmann. Der
Hinweis entschuldigt [werde] , sie könne nur als Ausdruck von Zweifeln an der
»Demokratische Zentralismus« war hier nur Teil eines soziokulturellen Ter
Richtigkeit der politischen Linie angesehen werden«. Zweifel müs sten »organi
Der »Demokratische Zentralismus« war Herrschaftsinstrument
rains, welches die K-Gruppen gänzlich zu kopieren suchten. Neben einem
siert, d. h. unter Wahrung der Prinzipien des Demokratischen Zentralismus
spielerischen Habitus konnte so eine innere Geschlos senheit hergestellt wer
vorgetragen und beseitigt werden«. Damit »auf j eder Ebene ein guter Arbeits
den. Diese wirkte andererseits nach außen abgrenzend. Die dogmatische Or
stil herrsche, [sei] von j edem Genos sen äußerste Pünktlichkeit, vollständige
ganisationsform stand in deutlichem Kontrast zur nicht-maoistischen Linken
Erfüllung der ihm gestellten Aufgaben, Einhaltung jeder eingegangenen Ver
und ermöglichte den K-Gruppen-:Mitgliedern, sich selbst als Teil einer revolu
pflichtung notwendig«.21 In der Praxis zog die Äußerung einer abweichenden
tionären Avantgarde zu betrachtenP
Meinung in vielen Fällen die Selbstzerfleischungsrituale ausufernder Selbstkri
Der Anspruch einer innerparteilichen Demokratie, die auch
im Wider
tik und einen massiven Binnendruck gegen »Abweichler« nach sich.
spruch zur moskauorientierten organisierten Linken stand, mutierte bald zu einer autoritären Hierarchie, die schlicht auf Befehl und Gehorsam basierte. Dies schilderten ehemalige K-Gruppen-:Mitglieder in dem 1 97 7 erschienenen
4. 1 .2 Vom Symp athisanten zum Kader
Band
Jf7ir warn die stärkste der Partein... Eifahrungsberichte aus der Welt der K-Grup
pen. l8
Unter dem Deckmantel des »Demokratischen Zentralismus« wurden die
Der Wandel vom »antiautoritären« Denken zum autoritären Stil der K-Grup
l'vfitglieder mitunter 20 Stunden am Tag vereinnahmt, was ihnen ein Leben
pen binnen zweier Kohorten avantgardistisch-s tudentischer Subkultur wurde
außerhalb der Partei unmöglich machte. Wir werden unten noch sehen, welche
bereits 1 970 am Beispiel der Kommune II, eines Flaggschiffs der »antiautoritä
Ausbeutungsverhältnisse entstanden.
ren« Revolte ersichtlich. In der Kommune I war trotz eines gelegentlichen
Joscha Schrnierer, früher erster Sekretär des KBW, bezeichnete retrospek
Auftretens als Rotgardisten22 und einer »schweren Dosis deutsch-völkischen
tiv den »Demokratischen Zentralismus« als »glänzend geeignet, um sich strom
Tiefsinns«23 die »Revolutionierung des bürgerlichen Individuums« Programm.
linienförmig zu verrennen«. Allgemein wirke das Prinzip »nicht nur >nach un-
15 Vgl. Koenen 2001 , S.420. 16 Vgl. ebd. 17 Vgl. Dutschke 1 996, S. 236f.; Adler/Wienert 1 972. 18 Jf7ir warn die stärkste der Partein 1 977, S. 13.
19 Schmierer 1 998, S. 52. 20 KPD / AO 1 9 7 1 , S. 16. 2 1 Ebd., S. 25. 22 Vgl. Koenen 2001 , S. 5 1 . 2 3 Ebd., S . 1 53.
44
5 . I DEOLOGIE U N D I N D OKTRI N I E R U N G
S T A LIN S E N K E L , M A O S S ö H N E
Autoritäre Muster sollten durch freies Zusammenleben ersetzt werden.24 Glei
c)
45
aktiv am Parteileben teilzunehmen, regelmäßig die l\1itgliederversammlun
ches galt für die Kommune Il, die gleichsam psychistischer war. Die Mitglie
gen zu besuchen und alles zu tun, um die Politik der Partei und die Be
der, unter ihnen das spätere RAF-Mitglied Jan-Carl Raspe, verarbeiteten ihre
schlüsse der Parteiorgane in der Praxis durchzuführen sowie ständig die
Erfahrungen zu einem Buch, welches erst 1 97025 erschien. Zu diesem Zeit
Arbeit der Partei zu verbessern;
punkt wurde das frühere Kommunardendasein bereits als Fehler interpretiert.
d) mit den parteilosen Massen eine enge Verbindung zu schaffen, sie von der
Die bürgerliche Kultur könne )}nur durch Erfahrungen im kollektiven politi
Richtigkeit der Politik der Partei zu überzeugen, ihre Vorschläge und For derungen zu berücksichtigen;
schen Kampf überwunden werden, kaum durch die eigenen Psycho- und Er der
e) seine Arbeit in den Massenorganisationen sowie in geeigneten Institutionen
)}Revolutionierung des bürgerlichen Individuums« die Heranbildung diszipli
entsprechend den Beschlüssen der Partei im Interesse der Werktätigen
ziehungsexperimente«26.
Koenen
fasst
zusammen,
dass
das
Ziel
durchzuführen;
nierter, entsagungsbereiter kommunistischer Kader gewesen sei.27 Die Entwicklung zur Kaderpartei Leuinsehen Typs war von Beginn an auf
f)
in seiner Tätigkeit und im persönlichen Leben Vorbild und wachsam gegen
g)
der kommunistischen Moral entsprechend zu leben und zu arbeiten, seine
die Feinde der Partei und des Volkes zu sein;
die Fahnen der K-Gruppen geschrieben. Hierzu wurden eventuelle Kader einer Probezeit, dem so genannten )}Kandidatenstatus«, unterworfen. Diese Praxis indes war nicht neu. Auch der SDS hatte zeit seines Bestehens den
persönlichen Interessen der Partei unterzuordnen, wirkungsvolle Solidarität
Sympathisanten eine )}Bewährungszeit« auferlegt.28 Während ihrer Kandidaten
mit in Not geratenen und durch den Klassenfeind verfolgten Genossen zu
zeit wurde den K-Gruppen-Anwärtern )}proletarische Disziplin« bis
hin
üben und auch zu den größten Opfern für die Partei und die Interessen der
zur
Arbeiterklasse bereit zu sein«.3 1
Selbstaufopferung abverlangt. Je nach Gruppe variierte die Dauer des Kandi'
datenstatus von drei Monaten bis zu einem Jahr. Formal gab es keine Unterschiede zwischen KBW, KPD und KPD /ML. Der Kandidat hatte alle Pflich ten wie Beitragszahlung, Anerkennung von Programm und Statut und aktive .l'vfitarbeit zu erfüllen, im Gegenzug aber kein Stimmrecht oder die Möglichkeit zur Ü bernahme von Leitungsaufgaben. Er war Mitglied einer Zelle, die schließlich über seine Aufnahme entschied oder sich durch Kooptation29 dafür einsetzte, aufgrund des )}Demokratischen Zentralismus« aber der Zustimmung der nächsthöheren Ebene bedurfte.3D Die Aufgaben des Kandidaten deckten sich mit denen eines Parteimit glieds. Ein Parteimitglied war unter anderem verpflichtet, )}a) ständig sein politisches Wissen durch das Studium des Marxismus-Leninis mus in enger Verbindung mit der revolutionären Praxis zu erweitern, sich mit den Beschlüssen der Partei vertraut zu machen und die Parteipresse re gelmäßig zu lesen; b) die Parteidisziplin einzuhalten;
Besonders die Punkte f) und g) machen deutlich, welcher Indoktrinierung der Kandidat unterworfen war. In höherem Maße als beim bereits aufgenomme nen Parteimitglied wurde seine Persönlichkeit bewertet. Der iranische Journa list Bahman Nirumand, ein exponierter Veteran der Studentenbewegung, berichtete, dass ein )}späterer Führer der KPD« sich auf APO-Veranstaltungen regelmäßig Notizen über die Persönlichkeit der Teilnehmer gemacht habe, um )}Freunde von Feinden« trennen zu können.32 Feinde sahen die Verantwortlichen nahezu überall. Um dagegen die Freunde auf Parteilinie zu bringen, wurde die stalinistische )}Agententheorie« reaktiviert. Derjenige, der sich nicht umfassend der Partei unterwarf, konnte als )}Agent« denunziert werden, was einerseits zu bedingungsloser Disziplin, andererseits zu Denunziationsängsten führte.33 Die Protagonisten rekurrierten auf den )}Judas-Mythos« des Verräters, der in den eigenen Reihen mitmarschiert Die KPD /ML formulierte dies explizit in einer Polemik gegen den )}Bund der Bürgerinitiativen Umweltschutz«, dem sie vorwarf, )}300 000 Silberlinge« vom Bundesministerium für Forschung angenommen zu haben, )}um die Bewegung gegen die Kernkraftwerke gezielter
24 Vgl. Langhans/Teufel 1 968. 25 Kommune li 1 9 7 1 . 26 Ebd., S. 320. 27 Vgl. Koenen 200 1 , S. 1 64. 28 Vgl. Wesd 2002, S. 21. 29 Vgl. KPD/ A O 1 97 1 , S. 3 1 . 3 0 Vgl. Karl 1 976, S . 24.
in die Irre lenken zu können«.34 Die Figur des Judas ist in der kommunisti-
31 32 33 34
KPD /ML 1 973. Nirumand 1 998, S. 28. Vgl. Wir warn die stärkste der Partein 1 977. RM 1 3 / 1 977, S. 12.
46
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O KT R I N I E R U N G
STAL I N S E N KEL, M A O S SöH N E
sehen Tradition der Prototyp des Verräters geblieben.35 Nicht umsonst nannte
47
Offuiell dienten derartige Maßnahmen der »Säuberung« der Partei von
seinen schärfsten Widersa
»kleinbürgerlichen und revisionistischen« Elementen, die vor allem in ehemali
cher Trotzki »J udas«,3 6 und auch Tito erhielt in den Nachkriegsjahren diesen
gen Aktivisten der Studentenbewegung erblickt wurden.43 Intern aber sollte
Namen. Immer wieder flndet sich in der Geschichte der Denunziation des
mit dem »antiautoritären Denken« der Studentenbewegung aufgeräumt wer
Renegaten der Vorwurf des Verrats, des Verkaufs der eigenen Seele um eine
den, um sich so die Gefolgschaft der Kandidaten zu sichern.
Stalin im
Kurzen Lehrgang: Geschichte der Soujetunion
bescheidene Pension, die der Feind stiftetY Verrätern und Renegaten in den
Für den Aus schlus s aus der Partei oder die Entbindung von Aufgaben in
Reihen der K-Gruppen ging es schlecht. Bedeutete Fraktionsbildung und
diversen Gremien reichte das V erlesen von Papieren, die nach Auffas sung
Kritik innerhalb der Partei bereits eine Art »Freundschaftsentzug« durch die
anderer Parteimitglieder »revisionistisches Gedankengut« verbreiteten.H
anderen Mitglieder, zogen Parteiaustritte einen öffentlichen Spießrutenlauf
Der vom KBW beziehungsweise seinem Vorläufer, dem »Neuen Roten
nach sich. Auf Flugblättern stellte man die »Renegaten« an den Pranger, in
Forum Heidelberg«, zumindest protegierte, wenn nicht geführte45 »Kommu
Universitätsveranstaltungen wurden sie beschimpft.38
nistische Bund Österreichs« richtete den Kandidatenstatus an der Schicht
Die »Agententheorie« wurde in der K-Gruppen-Szene erstmals in den frü
zugehörigkeit des Betre ffenden aus : Die Kandidatenzeit betrug »für Arbeiter
hen 1 970er Jahren artikuliert. Sie postulierte die Wachsamkeit gegen »Agenten«
und einfache Werktätige ein halbes J ahr, für Intellektuelle und Angehörige
von Konkurrenzorganisationen oder der »BRD-Kapitalistenklasse in den eige
anderer, ihrer sozialen Stellung nach vom Volk abgehobener Schichten in der
nen Reihen«39. In der maoistischen Neuen Linken hat sie bis heute überlebt.
Regel ein J ahr«.4 6 Hatte ein Kandidat die Probezeit hinter sich gebracht,
Die l\fLPD, neben der ehemaligen KPD / l\fL (heute KPD) und dem »Arbei
mus ste er einen förmlichen Antrag an die jeweilige Ortsleitung stellen, in deren
terbund für den Wiederaufbau der KPD« (AB) die einzige heute noch
Hände sich die Antragsteller begaben. Schon der Antrag enthielt Elemente der
ihre »Organisationspolitischen
Selbstkritik, beispielsweise Rechtfertigungen wegen mangelnder Zeit zur Zel
Grundsätze« aus dem J ahr 2000 aufgenommen. Hier heißt es in Paragraph 4,
lenarbeit Die Ortsleitung holte, bevor sie entschied, die Beurteilung des Zel
existierende K-Gruppe, hat die »Agententheorie« in Abschnitt 7: »Das Mitglied hat die Pflicht
[. . . ], wachsam zu sein gegenüber
lenleiters ein.47 Gleiches galt
für kollektive Beitrittsgesuche von Sympathi
Karrieristen, Abweichlern und Agenten und darauf zu achten, daß derartige
santengruppen, in denen die Antragsteller um Anleitung durch den KBW
Elemente der Partei keinen Schaden zufügen können und jeden verdächtigen
baten. Der Nachweis einer politischen Betätigung und die produktive Tätigkeit
Vorfall der zuständigen Kontrollkommis sion zu melden.<<'0 Bizarre Blüten
der einzelnen Mitglieder waren Beitrittsbedingungen.48
trieb diese V erschwörungstheorie, wenn wie nach den oben bereits erwähnten »Septemberbeschlüssen«
der
KPD /l\fL
1 969
eine
Kandidatensperre
für
Studenten, Schüler und Lehrkräfte erlassen wurde.41 Auf dem außerordentlichen Parteitag der KPD /l'vfL am 27. November 1 97 1 stellte ein Teilnehmer den Antrag, alle Mitglieder nach Schusswa ffen zu untersuchen, da er befürchtete, das s ein Mordanschlag auf ihn geplant sei. Obwohl sich die Mehrheit gegen den Antrag ausgesprochen hatte, wurde das Gesuch auf Drängen einer »bedeutenden :Minderheit« zugelassen. Gefunden
Trotz solch repres siver und totalitärer Elemente entbrannte ein Konkur renzkampf unter den Kandidaten, den J ochen Schimmang in seinem autobio graphischen Roman
Der schö'ne Vogel Phöitix49
charakterisiert:
»Auch gab es jetzt verschiedene Arten von Genossen: Kader und Sympathisanten. Der Sympathisant konnte langfristig gesehen natürlich zum Kader werden. [ . . . ] Die Sympathi santen mußten sich vor allen Dingen erst einmal schulen [ .. .]. In den Westberliner Buchläden wurden die blauen, die braunen und die gelben Bände zu Verkaufsschlagem. [ . . . ] Die Vielle ser, die Theoretiker, die Schulungslöwen nahmen noch den einen oder anderen Band hinzu,
wurde lediglich eine Gaspistole.42
35 Vgl. Rohrwasser 1 9 9 1 , S. 49. 36 Zit. nach ebd. 37 Vgl. ebd. 38 Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. 39 RM 20/ 1 972, S. 10; Vgl. auch RM 34/ 1 975, S. 6. 40 MLPD 2000, S. 8. 41 KPD/ML 1 969. 42 Zit. nach MLPD 1 985, S. 245.
43 Vgl. RM August 1 970. 44 Vgl. KPD/ML 1 97 1 a. 45 Vgl. Svoboda 1 998, S. 1 2, S. 60; vgl. auch Koenen 2001 , S. 457. 46 KB Ö 1 976, S. 33 zit. nach ebd., S. 1 7. 47 Vgl. Martin 1 975. 48 Vgl. KBW-Sympathisantengruppe Salzgitter 1 975, S. 1 . 4 9 Schimmang 1 979.
48
5 . I D E O L O G I E U ND I N D O K T RI N I E R U N G
S T A L INS E N K E L , M A O S S O H N E
immer bedacht auf den Vorspmng, den die Kenntnis einer allgemein unbekannten Fußnote im Konkurrenzkampf haben kann [. . . ] . <<so
49
zur finanziellen Genesung zu benutzen. Anstatt durch Unkenntnis der steuer lichen Möglichkeiten dem »bürgerlichen Staat ein paar hundert Mark in den Rachen zu werfen«54, »sollten die Geno s sen, die mehr Erfahrung haben, die 1\fitglieder - auch der Massenorganisationen - steuerlich beraten. Das so frei werdende Geld [könne] der Organisation zur Verfügung gestellt werden«. Der
4. 1 . 3 Finanzierung
ständige Ausschus s nahm diesen Vorschlag dankend an. 5 5 Zur Finanzierung
Neben dem Verkauf ihrer Publikationen finanzierten die K-Gruppen sich vornehmlich aus J\1itgliedsbeiträgen und Spenden. Die J\1itgliedsbeiträge waren ausgesprochen hoch, was neben der persönlichen auch auf eine finanzielle Vereinnahmung der :Mitglieder hindeutet. Der normale Monatsbeitrag des KBW lag 1 97 7 bei 1 50,- Mark, in Ausnahmefallen wurden Zahlungen von über 500,- Mark bekannt. Erwerbslose Personen hatten
im Monat 30,- Mark
zu zahlen. 5 1 Die Höhe der Beiträge ist durch den Neubau der KBW-Parteizentrale in Frankfurt am Main zu erklären. Auf der 3. Delegiertenkonferenz des KBW
im
Oktober 1 976 wurde beschlo s sen, der »Gesamtorganisation ein Zentrum zu
der Parteizentrale, die ein Schulungszentrum sowie eine Druckerei haben sollte, mus ste die Organisation eine Million Mark anzahlen. 56 Um die se Anzah lung zu bewerkstelligen, schlug die Parteileitung intern Folgendes vor:
»Wenn nur 1 00 Genossen da sind, die aus der Bourgeoisie oder aus besseren Beamtenfami lien, Arztfamilien etc. kommen und je 1 0.000 DM Besitz haben, so hat man diese Milli on bereits im Sack. Ich kenne solche Genossen etliche. Es sind überhaupt keine Ausnahmeer scheinungen. Viele haben auch vierzig, sechzig, ja 1 50 tausend [sie.] DM Man muss sie jetzt enteignen. [ ... ] Solche Enteignungen fallen dann schwer, wenn nicht recht ersichtlich ist, wohin das Geld fließt Besser als in einem Immobil [sie.] kann man es gar nicht vergegens tändlichen und den praktisch-dauerhaften Nutzen darstellen.«57
schaffen«, wofür innerhalb eines Monats 1 ,5 Millio nen Mark beschafft werden
Aus einer Korrespondenz mit der KPD geht hervor, dass der KBW nicht
mus sten. Insgesamt veranschlagten die Initiatoren 3 Millionen Mark zusätzlich
davor zurückschreckte, den sonst so verhassten bürgerlichen Staat zu benut
zu den Mitgliedsbeiträgen, die sich auf jährlich 5 Millionen, und den Literatur
zen, um Zwangsvollstreckungen und Lohnpfandungen der eigenen 1\fitglieder
verkäufen, die sich auf jährlich ca. 2 Millio nen Mark bezifferten. Um die feh
und Sympathisanten durchzusetzen. Die Partei hatte einem ihrer Sympathi
J\1illio nen zu erwirtschaften, sollte »der Besitz, der einige Genossen
santen vorgeworfen, er habe Streikgelder veruntreut. Als der Betroffene sich
noch mit ihrer Herkunft aus der Bourgeoisie verbindet, in Eigentum der Or
mit dem Hinweis auf Telefon- und 1\fietkosten weigerte, die Streitsumme an
lenden
3
ganisation und damit der Arbeiterklasse verwandelt werden«. 52 Diese faktische
den Bund zu überweisen, beauftragten dessen Rechtsanwälte einen Gerichts
Enteignung deckte die Kosten bei weitem nicht. Deshalb wurde außerdem
vollzieher, der angeblich unter Zuhilfenahme bewaffneter Polizeieinheiten eine
beschlo s sen, das Gehalt der angestellten Funktionäre von 800 auf 1 000 Mark
Zwangspfandung durchführte. 58
zu erhöhen, gleichzeitig aber diesen Betrag als Höchstgrenze fes tzusetzen. Wer
Die Organisation agierte außerdem mit einer Kette von parteieigenen lin
künftig keine »besonderen Gründe«, wie etwa eigene Kinder geltend machen
ken Buchläden als eine Art Franchise-Geber. 1 973 hatte der KBW in ganz
konnte, dessen Einkommen wurde akquiriert, wenn es höher war als 1 000
Deutschland solche Buchläden unter seine Kontrolle gebracht, von »antiauto ritären« und anarchosyndikalistischen Schriften gesäubert und durch china
Mark. 53 Der technokratische Anspruch, der sich
im Bau riesiger Parteizentralen ar
tikulierte, gestattete den Führungsmitgliedern zwar die Identifikation mit Vor
kommunistischen Agitprop und die Schriften J oscha Schrnierers ersetzt. 59 Da sich das Konzept finanziell nicht rentierte beziehungsweise zur Ver
bildern in China und dem stalinistischen Russland, bedeutete aber erhebliche
schuldung führte, begann man 1 974 mit einem Ladenschließungs plan, der
fmanzielle Einbußen der Basis. Trotzdem kamen auch von hier Vorschläge zur
repressiv von oben durchgesetzt wurde60, was selbst bei den chinesischen
Aufbesserung der Finanzen. So schlug ein KBW-1\fitglied aus Berlin in einem Brie f an den ständigen Ausschus s des ZK vor, den Lohnsteuerjahresausgleich
50 51 52 53
Ebd., S. 1 27f. Verfassungsschutzbericht NRW 1 977. Koenen 2001 , S. 446. Ebd., S. 445f.
54 An den ständigen Ausschuss des ZK 1 975, S. 1 . 5 5 Vgl. ebd. 56 Vgl. KBW o. J . (1 976) . 57 Ebd. 58 Winkel 1 978, S. 1 . 5 9 Vgl. Kugler 1 998, S . 1 06. 60 Vgl. Buchladenkommission 1 974.
50
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N IE R U N G
S T A L ! N S EN K E L , M A O S S ö H N E
51
Zulieferem der Buchhandelsgesellschaft »Guozi Shudian« zunächst auf Unver
jedoch an den Pranger stellte. Die Aktion wurde erfolgreich abgeschlossen und
ständnis stieß.61 Zur Tilgung der Schulden wurde ein Darlehen vorgeschlagen,
brachte der Organisation immerhin eine Million Schilling (ca. 70 000 Euro)
was der KBW aber ablehnte.62
ein.7° Nicht nur für die eigene Partei wurde gesammelt. Das internationalistische
Auch in der KPD war der Einzug des Gehalts ab einer gewissen Bemes sungsgrenze selbstverständliche Praxis: »Alles, was der Genosse erübrigen« könne, so der leitende KPD-Funktionär J ürgen Hodemann in einem
Spiegel
Selbstverständnis bewirkte zahlreiche Spendensammlungen
für die Befreiungs
bewegungen der Dritten Welt, was den Anhängern zusätzliche .1\fittel abver
Interview aus dem Jahr 1 974, gebe »er der Partei freiwillig«. Alle Mitglieder
langte. Der KBW war besonders der Befreiungsfront von Zimbabwe, ZANU,
sollten »einen Lebensstandard haben, der dem durchschnittlichen Standard der
verbunden und überwies mehrere Hunderttausend Pfund Sterling. Später
für die KPD-Anhängerschaft nicht in
rüstete man Landrover- und LKW-Kolonnen für die befreundete Organisation
Betracht, da er sich »am augenblicklichen Kulturniveau« orientiere. Alles, »was
aus, um eine mobile Partei- und Felddruckerei nach modernstem Standard
über 850 1vlark« hinausgehe, so Hodemann abschließend, gehöre der Partei. 63
einzurichten.7 1
Arbeiter« entspreche. Luxus komme
Nach Vorwürfen, unter anderem Geld aus Albanien, China oder Nordko rea erhalten zu haben, erklärte die KPD /ML 1 973, dass sie sich ausschließlich durch J\fitgliedsbeiträge und Spenden von Mitgliedern und Sympathisanten
4. 1 .4 I solationismus, S ektierertum, Politsekten
finanziere. Der .1\fitgliedsbeitrag liege bei 8 Prozent des Einkommens64 oder werde durch Selbsteinstufung errechnet.65 Dass diese Aussage nicht den Tatsa chen entsprach, zeigte sich angesichts einer Krise der Partei
im J ahr 1 983. Die
Unterstützung durch die »Partei der Arbeit Albaniens« (PdAA) blieb plötzlich aus, da nach Flügelkämpfen eine »liberalere« Fraktion unter Führung von Horst-Dieter Koch das Ruder übernommen hatte. Die Partei geriet in ernst hafte finanzielle Schwierigkeiten. 66 Die Leitung des Österreichischen KB ging so weit, zu beschließen, dass alle
»Ich selbst befürchtete ahnungsvoll, der Kommunismus könne mir ein tiefes Mißtrauen gegen alle Nichtkommunisten einpflanzen und meine zwischenmenschlichen Beziehungen abschneiden. Es war wie am Polterabend mancher Hochzeit, wenn sich der Bräutigam noch einmal überlegt, ob er tatsächlich heiraten oder im letzten Augenblick davonschleichen soll, bevor es zu spät ist. Und tatsächlich tritt man der Kommunistischen Partei nicht bei wie einem Verein, den man j ederzeit verlassen kann. Das Eintrittsgeld ist dein Leben und du mußt es verpfanden.«72
Mitglieder und Kandidaten die Hälfte ihres Weihnachtsgeldes zu spenden
Was der KPD-Renegat Günter Bartsch hier über seinen Eintritt in die 1 956 in
hatten, um finanzielle Rücklagen zu schaffen.67 Als Ende Juli 1 97 4 der Aufbau
der Bundesrepublik verbotene »alte« KPD sagt, lässt sich ohne Probleme auf
einer parteieigenen Druckerei anstand, waren die Mitglieder zu erheblichen
die K-Gruppen übertragen. Die bewusste und willentliche Abschottung von
Opfern bereit: Lehrlinge spendeten einen Tageslohn, Intellektuelle gaben einen
der Außenwelt in Nachahmung geschlossener Arbeitermilieus der 1 920er und
Teil ihrer Bücher zum Verkauf frei, und die gesamte Partei wurde zu Spenden
1 930er Jahre traf auf einen allgemeinen Trend der Sektengründungen in den
sammlungen in der Öffentlichkeit mobilisiert. Das Engagement trieb bizarre
späten 1 960er und frühen 1 970er Jahren. J aschke verweist
Blüten, als zwei Genossen ihre Briefmarkensammlung zugunsten der Aktion
mit der zu Beginn der 1 970er Jahre sich in vielfältige Gruppierungen auflösen
veräußerten.68 Als 1 97 8 eine große Sammlung zum Parteiaufbau des KBÖ
den Studentenbewegung auf eine verbreitete Position des Hintanstellens der
stattfand, wurde die Spendenaktivität laufend
im »Zentralorgan« Klassenkampf
veröffentlicht, was Mitglieder und Zellen anspornen sollte,69 Spendenunwillige
Gesellschaftsveränderung
im Zusammenhang
zugunsten einer Veränderung des eigenen Sub
jekts.73 Zumindest vordergründig strebten die K-Gruppen nach Veränderung der Gesellschaft und nicht nach dem Wandel der eigenen Persönlichkeit.
61 62 63 64 65 66 67 68 69
Vgl. Deumelandt/Dressler 1974, S. 6. Vgl. ebd., S. 9. Dose, Horlemann, Kreidt 1 974, S. 42. RM 20/ 1 973, S. 6. Vgl. Gespräch E. M. 2002. Vgl. Wunschik 1 997, S. 3 1 . KB Wien 1 974, S . 1 9 . Zit. nach Svoboda 1 998, S . 26. Klassenkampf 10/ 1 974, S. 26. Vgl. Klassenkampf 1 6 / 1 978, S. 1 2.
Trotzdem macht J aschke auf Parallelen der biographischen Verlaufsmuster in
70 71 72 73
Vgl. Klassenkampf 23 / 1 978, S. 1 2. Vgl. Koenen 200 1 , S. 463. Bartsch 1 998, S. 1 50. Vgl. Jaschke 1 996, S. 1 8.
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53
5 . I D E O L O G I E UND I N D O K T R I NIE R U NG
S T A LI N S E N K E L , M A O S S O HN E
den Sektenkarrieren von K-Gruppen-Mitgliedern und Scientology-Anhän gern7� aufmerksam. Charakteristisch sowohl für Sekten als auch für die K-Gruppen ist die völ lige Vereinnahmung des Individuums einerseits sowie die Kontrolle der Bezie hungen der :Mitglieder andererseits. In diesem Kontext stufen Margaret Singer und Jana Laiich amerikanische maoistische Gruppen wie die »Democratic Workers Party« (DWP) nachdrücklich als Psycho- oder Politsekten ein.75 La lieh, früher selbst J\fitglied der DWP, beschreibt die Binnenstruktur der Gruppe als >mitra-autoritär«. Kritik wurde entweder nicht geduldet oder bes
»Mein Gefühl ist positiv. Aber mein unterdrücktes Mao-Männchen, vor dem ich weggerannt bin - das ist ja das schlechte Gewissen - das sagt mir in dem Moment, in dem ich mit dir rede: ihhhh! Weil wir dabei sind, die Organisation zu verraten. Also du bist jetzt ein politi scher Verräter. Verräter der Interessen der Arbeiterklasse. Ein Arbeiterverräter. Ein Volks feind. [ ... ] Und dieses schlechte Gewissen, was sich noch lange danach in Träumen offenbart hat: da triffst du die Genossen wieder. Die stehen da und fragen: >Was ist mit dir? Wir müs sen dich jetzt bekämpfen.< Ja und du siehst in den Träumen Demonstrationen an dir vorbei ziehen, an denen du nicht mehr teilnehmen kannst und auch nicht mehr darfst, weil du Angst haben mußt. [ . . . ] Da sitzt irgendwo einer drin bei mir, ein Ü bermännchen. Und dieses Ü bermännchen bewertet rnich.« BO
tenfalls ignoriert. Die Anhänger waren mit einem 18-stündigen Arbeitstag, der
Die totale moralische Kontrolle erwirkt ein Streben nach »proletarischer Per
eine tägliche Selbstkritik integrierte, konfrontiert. Das Ritual endete allzu oft in
fektion«, die das einzelne Mitglied auf die Gruppenlinie zwingt, wenn es nicht
gegenseitigen Denunziationen. Die Außenwelt stuften die Führer als feindselig
zum Verräter werden will . Die KPD/AO entwickelte früh eine »Methode der
und der mentalen Konstitution des einzelnen Mitglied nicht förderlich ein.
Berichtigung«: Ihr oberstes Gebot sei es, »die J\fitglieder so zu erziehen, daß
Dies führte zu bedingungsloser Unterordnung und der Reduktion der auf
Welt
ihr Denken und das Leben innerhalb der Organisation von einem politischen
den J\fikrokosmos DWP.76 Alexandra Stein, ebenfalls Ex-Mitglied der
und wissenschaftlichen Geist durchdrungen« würden. Beseitigen müsse die
DWP, sieht Gehirnwäsche und Gedankenkontrolle als integrale Bestandteile
Organisation insbesondere »verschiedene Erscheinungsweisen eines schlechten
der chinesischen Kulturrevolution und der Herrschaft Maos in der Innenwelt
Arbeitsstils« wie »Individualismus, Subjektivismus, Passivität und Lässigkeit,
der Gruppe konsequent verwirklicht.77
Nichtbeachtung der organisatorischen Disziplin.« Die KPD-Führer erstrebten
Bereits 1 95 1 veröffentlichte der amerikanische Korrespondent Edward Hunter ein Buch mit dem Titel
Gehirnwäsche in Rntchina,
in dem er sich auf
eine Durchstreichung der Ideale der Studentenbewegung. Aus diesem Grunde sei der Schulungsartikel »Gegen den Liberalismus« in den Grundeinheiten der
Interviews mit Chinesen und Nichtchinesen, die von China über die Grenze
Partei
nach Hongkong gekommen waren, stützte. Die kommunistische Praxis, Men
Schuldgefühle. Solche werden auf zwei Arten erzeugt: Zuerst wird jegliches
hse
Abweichen vom Wertekanon der Gruppe mit Schuldgefühlen verbunden,
schen von ihren alten Glaubenssystemen zu befreien, wurde von ihnen als
nao,
was wörtlic h »Gehirn waschen« oder »den Geist reinigen« heißt, bezeich
ständig
zu
lesen.8 1
Die
Partei
wird
zur
Produktionsstätte
für
dann wird die »kleinbürgerliche und bürgerliche«82 Vergangenheit des Mitglieds
net. Hunter wies darauf hin, dass solche Praktiken auch nach der Flucht der
zur Projektionsfläche für Schuldgefühle. Auf diese Weise soll ein Abbruch von
Opfer irreparabel fortwirkten.78 Nicht umsonst verweist Jaschke in seinem
Beziehungen zu Personen außerhalb der Gruppe erreicht werden, was das
Gutachten über die »Scientology-Church« auf deren an die Selbstkritikrituale
Wahrnehmungsfeld und jegliche moralische Instanz auf das Terrain der
kommunistischer Kaderparteien erinnerndes Rechtssystem.79 Dass auch in den deutschen K-Gruppen Mechanismen der Gehirnwäsche und der totalen Vereinnahmung und Kontrolle der Mitglieder praktiziert wur den, zeigt abermals der Band
aus der ff7elt der K-Gruppen,
IVir warn die stärkste der Partein .... Etjahrungsberichte
in dem ehemalige KPD-und KBW-Mitglieder über
ihre Parteikarrieren berichten:
Gemeinschaft verengt.S3 Der Abbruch der Kontakte erfolgt durch diese Strategie meist »freiwillig«, liegt aber auch in dem durch die Vereinnahmung der
J\fitglieder
erwachsenden
Zeitmangel
begründet.
Eine
ehemalige
Anhängerin der KPD berichtet, sie habe durch ihre »politische Arbeit jeglichen Kontakt zu Leuten abgebrochen, die nicht politisch gearbeitet« hätten und »nur noch Kontakte zu KSV- und KPD-Leuten« gepflegt. Verbindungen zu »früheren Freunden«, die sich außerhalb des Parteiengefüges bewegten, habe sie beendet. Gleiches galt für Familienmitglieder. So habe sie die Hochzeit
74 75 76 77 78 79
Vgl. ebd., S. 17. Vgl. Singer/Lalich 1 997, S. 71. Vgl. Laiich 1 996, S. 30. Vgl. Singer 1 998, S. 5. Vgl. Hunter 1 9 5 1 . Vgl. Jaschke 1 996, S. 40.
1 977, S. 8f. 8 1 KPD/AO 1 9 7 1 , S. 28. 82 Ebd. 83 Vgl. Singer/Lalich 1 997, S. I SO. 80 IP'ir warn die stärkste der Partein
54
STAL I N S EN K E L , M A O S S O H N E
ihres Bruders nicht mitgefeiert, weil sie meinte, »als Kommunistin nicht auf Familienfeste« gehen zu dürfen.S4 Die Führungskader selbst exponierten sich in diesem Kontext und brüste ten sich öffentlich mit dem Abbruch ihrer Beziehungen zu Personen, die nicht der Partei angehörten. Jürgen Hodemann beispielsweise, der nach Dutschke »die Schroffheit tief verinnerlicht« hatte und deshalb als »Führer« unbedingt verhindert werden sollteB5, war der Sohn eines reichen Industriellen und stellte im Spiegel-Interview stolz heraus, dass der Kontakt zu seinem Vater bereits seit 15 Jahren abgebrochen sei.S6 Durch die l\filieukontrolle und die massive Abschottung nach außen war es den Niitgliedern kaum noch möglich, ihr Verhalten zu reflektieren. Die Partei manifestierte sich als Ersatzfamilie, was nicht wenige Mitglieder nach der Auflösung der K-Gruppen in eine ernsthafte Identitätskrise stürzen ließß7 Die Organisation konnte nahezu alles von ihren Mitgliedern verlangen. In den endlosen Ordnerreihen des KBW-Archivs im Archiv »APO und soziale Bewegungen« der FU in Berlin findet sich ein Briefwechsel, der dies doku mentiert. Ein Mitglied des KBW, für die hauptamtliche Mitarbeit an der KVZ vorgesehen, wandte sich mit der Bitte an das ZK, ihn von diesen Pflichten zu entbinden. Er habe durch die Kündigung von Darlehen kaum finanziellen Spielraum, außerdem müsse seine Dissertation fertiggestellt werden, da sonst die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt gleich null seien.SB Das ZK antwor tete, dass die hauptamtliche Mitarbeit ein ZK-Beschluss sei und nur durch einen solchen rückgängig gemacht werden könne. Die Schulden betreffend schlug man ein Darlehen vor. Für den Wunsch nach Fertigstellung der Dis sertation aber brachte der Verfasser der Replik, Joscha Schrnierer, kein Ver ständnis auf: »Der für Dich entscheidende Grund ist, dass Du mit Deiner Dissertation nicht z um Zeit punkt der Anstellung fertig sein wirst. [. . . ] Das ist ziemlich starker Tobak und ich werde Dir nur kurz und nicht ausführlich schreiben können, was man dazu sagen muss und was auch im ZK gesagt worden ist. Es ist nämlich schlichtweg ein durch und durch falsches Herange
hen. Was kann Dir passieren ohne die Dissertation? Daß Du als Redakteur abgesetzt wirst, weil Du Fehler gemacht hast oder weil das ZK einen besseren Redakteur findet oder weil sich die Mehrheiten innerhalb der Organisation ändem und daß Du dann eine andere Auf gabe in der Organisation wirst waltmehmen müssen tmd gleichzeitig Dein Geld wirst ver dienen müssen und zwar unter Umständen als Hilfsarbeiter. Ich kann Dir im Namen des ZK
84 lf7ir n-arn die stärk.rte der Partein 1 977, S. 44. 85 Dutschke 2003, S. 1 1 9. 86 Dose, Horleman, Kreidt 1 974 Ebd. 87 Vgl. Olles 1 998, S. 26 Fn 10. 88 Vgl. Motzkau 1 974, S. 1 .
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N IE R U N G
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versichern, daß wir niemals der Auffassung gewesen sind oder z u der Auffassung kommen werden, daß ein Akademiker ohne spätere Bemfsaussichten als Akademiker deshalb beruf lich auf >Gedeih tmd Verderb auf die Redaktionsarbeit angewiesen< ist [. . . ]. Haben wir nicht bereits Lehrer, die aus der Schule geflogen sind und sich inzwischen als Arbeiter oder Ar beiterinnen, ja sogar als Putz frauen durchschlagen? [ ... ] Also, Genosse, was Du schreibst ist durch und durch bürgerliches Zeug und geht davon aus, daß es für einen Kommunisten völlig unmöglich sein könnte als Hilfsarbeiter arbeiten zu müssen. Viele Kommunisten sind aber von vornherein nichts anderes als Hilfsarbeiter. [ . . . ] Du wirst verpflichtet, Deine Dis sertation möglichst rasch abzuschließen. Du wirst verpflichtet unter Anleitung der Ortslei tung Osnabriick und in einer Grundeinheit der Organisation am Ort eine gute Arbeit als Kommunist zu leisten. Weiterhin sollst Du für die Redaktion Beiträge in der bisherigen Weise erstellen. Wir gehen davon aus, daß Du Deine falschen Ansichten korrigieren wirst und insbesondere lemen wirst, dass es für einen Kommunisten kein tödlicher Unfall ist, wenn er eines schönen Tages aus den akademischen Hallen vertrieben wird.« 89
Schrnierer wirft dem »Genossen« seine studentische Identität vor, wogegen er sich selbst in eine künstliche Arbeiterhaltung katapultiert. Er, der als Chef des KBW von seiner Position kommod leben kann, verlangt von seinem Brief partner eine Unterwerfungsmentalität, indem er die Arbeiterinnen anführt, die sich als »Putzfrauen durchschlagen« müssen. Die kaum verdeckte Forderung nach Unterordnung und somit nach Aufgabe des bisherigen Lebens seines Gegenübers kleidet er in ein freundschaftliches »Genossen-Du«, das beständig von einem verquasten Funktionärskauderwelsch abgelöst wird. Während des gesamten Zitats drängt sich dem Leser ein fast väterlich enttäuschter Schrnie rer auf, der die Welt ob solch hedonistischer Bedürfnisse kaum zu verstehen vermag. Verschiedentlich kündigten Anhänger des KBW ihren Arbeitgebern, um nur noch für die Partei arbeiten zu können.90 Berufliche Vorhaben ihrer Mitglieder mussten vom Ständigen Ausschuss des Zentralkomitees genehmigt werden. So liegt die positive Beurteilung des Antrags eines Rechtsanwalts vor, der beabsichtigte, seine Kanzlei von Mannheim nach Heidelberg zu verlegen.91 Die Milieukontrolle zog eine bürokratische Kontrolle nach sich. Im KBW gab es 1974/ 1975 Bestrebungen, eine Mitgliedsbuch einzuführen, da die Or ganisation wegen ständigen Zulaufs keine Möglichkeit habe, die Mitgliedschaft eines Genossen förmlich zu überprüfen. Dieser Plan an sich stellt keine Be sonderheit dar und ist auch in anderen Parteien völlig normal. Außergewöhn lich ist aber die Fülle von Informationen, die der KBW-Parteiausweis tragen sollte. Neben einem Sichtstempel der Ortsgruppe, der die Einhaltung des Statuts bescheinigte, sollten die KBW-Papiere Vermerke über zentrale Konfe89 KBW o. J. (1 974), S. 1 f. 90 Vgl. Bock 1 975, S. 1 . 9 1 Vgl. Fochler 1975a.
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STA L I N S E N K E L , M A O S S ö H N E
5 . I DEOLOGIE U N D I N DOKTRI N I ERUNG
renzen und Schulungen, einen Grundschulungsvermerk und Informationen über den l\filitärdienst und Waffengattung enthalten92 Die Veröffentlichung von Wir 1varn die stärkste der Parteien 1 97 7 traf den Nerv zumindest der KPD, die Hauptangeklagte des Buches war.93 Als Reak tion auf sein Erscheinen wurde über die Rote Fahne eine zweiteilige Replik verbreitet. Ohne es zu merken, bestätigten die Autoren mit folgendem State ment die Vorwürfe der Buchautoren: ...
>>ln dem Buch beschreiben, besser gesagt kotzen sich zehn ehemalige Mitglieder unserer Partei, des KSV, des seit längerem aufgelösten KOV und der KHG des KBW, alles Leute aus Westberlin, darüber aus, was die >K-Gmppen< ihnen, vor allem ihrer Individualität, angetan haben. Es werden >psychische Kosten< (S. 6) aufgerechnet. Die U nterordnung von Personen unter politische Ziele und die >Zwänge< kollektiver und organisierter politischer Praxis werden verdammt. So spontan sich die einzelnen Beiträge geben und wirken sollen, so öde und gleichgeschaltet ist das Strickmuster der ganzen Sache: Entfaltung der Persönlich keit und schöpferisches Denken und Handeln, Befriedigung und Erfiillung wird nur darin gesehen, sich nichts und niemandem, vor allem nicht den Ausgebeuteten, verpflichtet zu fühlen und das auch noch als links auszugeben. Daß es sich tatsächlich nicht tUll spontane, individuelle und schöpferische Beiträge von Einzelnen handelt, wird im Vorwort des Buches erläutert > ... entstand eine Arbeitsgmppe von Autoren und Verlagsmitgliedem, die dieses Buch und die individuellen Beiträge inhaltlich und formal .... konzipiert und auch gemeinsam diskutiert, bearbeitet und zusammengestellt haben.< Kein Wunder also, daß man die ord nende Hand in allen Beiträgen erkennt.<<94
Der Vorwurf, sektenähnliche Strukturen zu fördern, wurde von den Verfas sern des Artikels schlichtweg als Lüge bezeichnet. Die Kritik wurde auf die individuelle Disposition des einzelnen Mitglieds abgewälzt. Ein Magenge schwür, welches sich ein KPD-Betriebsrat durch die ständige Belastung der Parteiarbeit zugezogen hatte,95 war nach Meinung der Autoren nicht auf sein kräftezehrendes Engagement für die Gruppe zurückzuführen. Vielmehr habe der Mann schon bei Beginn seiner Parteikarriere über Magenprobleme geklagt und wurde »deshalb wie kaum ein anderer in der Partei - weder Arbeiter, In tellektueller noch Führungsmitglied - geschont. Wegen seiner Beschwerden wurde ihm viel nachgesehen.«96 Dem Eindruck der Bevorzugung einer KSV Leitungsfunktionärin, die während der >>Arbeitszeit« der anderen Mitglieder ein
92 KBW o. J. 93 KBW und KPD/ ML ignorierten das Erscheinen des Buches völlig, wobei einschränkend zu sagen ist, dass die KPD /ML auch nicht sein Gegenstand ist. 94 RF 47/ 1 977, S. 9. 95 Vgl. Wir warn die stärkste der Partein 1 977, S. 108. 96 RF 47/ 1 977, ebd.
57
Sonnenbad nahm,97 trat man mit dem Verweis auf eine schwere Hautkrankheit entgegen.98 Anstatt sich mit den Vorwürfen sachlich auseinander zu setzen, führten die Verfasser eine offensichtliche psychische Krankheit eines der interviewten Jugendlichen ins Feld, deren Ausbruch die Partei über Jahre verhindert habe. Dieser Fall aber, so schränkten die Autoren ein, sei ein Ausnahmefall. Im Gegenteil habe die Partei niemals versprochen, sie könne »Kranke heilen, die Befriedigung homosexueller Neigungen organisieren oder Heterosexuellen genügend Geschlechtspartner bzw. den Mann oder die Frau fürs Leben bereit stellen«. Eine revolutionäre Partei sei kein »warmer Mutterschoß oder ein weiches Pfühl, auf dem man sich ausstrecken und mit sich und der Welt zu frieden sein kann«99. Krankheit war für die K-Gruppen ein physisches, individuelles Phänomen. Die Krankheit des Einzelnen gehörte in den privaten Bereich und war irrele vant, solange sie das Funktionieren der Partei nicht tangierte. Trotzdem war wie bei Sekten der Heilsgedanke Teil des Repertoires. Die individuelle Krank heit wurde negiert oder ignoriert, stattdessen die Gesellschaft als krank oder entartet bezeichnet. 10° Die Mitglieder wiederum hatten die Möglichkeit, in der kranken Gesellschaft eine Enklave zu bilden, deren Reinheit später auf die Außenwelt übertragen werden konnte. 101 Dieses Ziel erforderte ein ständiges Ritual der Selbstreinigung, wie es bei den K-Gruppen in der Institution der Selbstkritik zu beobachten ist. l02 Übertragen auf die Außenwelt konnte eine solche Reinigung der Gesellschaft nicht gewaltfrei ablaufen und so wurde die propagierte Revolution zu einem Fetisch, der Reinheit dann nicht nur dem Individuum, sondern der gesamten Gesellschaft versprach. Geistesge schichtliche Bezüge zur Konservativen Revolution, deren Repräsentanten die reinigende Wirkung des Krieges als Element einer Wendezeit propagierten,103 spiegelten sich im »Phönix-Komplex« der K-Gruppen wieder. Nach der kom pletten Zerstörung sowohl des Individuums als auch der Umwelt, nach dem Weltenbrand Revolution, sollte der Schö"ne Vogel Phö"nix, so der Titel eines auto-
97 Wir warn die stärkste der Partein 1 977, S. 105. 98 RF 47/ 1 977, ebd. 99 Ebd. 1 00 Diese Definition von Krankheit findet sich in den frühen 70er Jahren in den Kreisen um das Sozialistische Patientenkollektiv des Heidelberger Psychiaters Huber. Verschiedene Mitglieder der Gruppe schlossen sich der RAF an. Beim Anschlag auf die deutsche Botschaft in Stockholm 1 975 nahmen diverse ehemalige Mitglieder des SPK teil. V gl. z. B. Langguth 1 983. 101 Vgl. Lifton 1 9 6 1 , S. 41 9-425. 1 02 Vgl. Jaschke 1 996, S. 40. 1 03 Vgl. Mohler 1 972, S. 34f.
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5 . I D E O L O G I E U ND I N D O K T R J N I F R U N G
S T A L I N S E N f(. E L , M A O S S ö H N E
biographischen Buches über die K-Gruppen-Zeit von Jochen Schimmang1 04, gereinigt aus der Asche aufsteigen. Der Elitarismus, der hinter diesem »Phönix-Komplex« steht, bewog nach den Ergebnissen des Kongresses »Glaube, Kult, Seelenheil«, der 1 996 stattfand, in den 1 970er Jahren viele ehemalige lvlitglieder der Neuapos tolischen Kirche, zu den K-Gruppen zu wechseln, um religiöse gegen politi sche Auserwähltheit einzutauschen. l O S 1\Iag man bei den K-Gruppen die spirituelle Seite als Kennzeichen von Sekten äußerlich vermissen, so trug der Mao-Kult gerade solche Elemente in sich. Trotz verschiedener Kampagnen gegen den Konfuzianismus nach der chinesischen KulturrevolutionlOG vereinigten sich in seiner Person der leninis tisch fixierte dialektische Materialismus und altchinesische, vom Konfuzianis mus geprägte Vorstellungen, 107 was ihm im \Vesten das Image des Philosophen und Dichters einbrachte108 und ihn für die K-Gruppen zu einem Übervater machte. Die Revolution Maos sprach gerade ob ihres spirituellen Charakters Intellektuelle stärker an als die russische Oktoberrevolution. 1 09 In diesem Zu sammenhang wird die Aussage Glucksmanns, in den Falten des Banners der Mao-Ideen habe sich das .Denken von Konfuzius verborgen halten können, verständlicher. l 10 So wurde der Geist des »großen Vorsitzenden« Mao für die Verhinderung von Naturkatastrophen1 1 1 , die Heilung bei 90prozentigen Verbrennungen1 12 oder das gute internationale Abschneiden chinesischer Sportler1 1 3 verantwortlich gemacht. In Godards Film Die Chinesin, in dem der Weg einer maoistischen Wohngemeinschaft von Studenten der Universität Nanterre nachgezeichnet wird, definiert die Hauptfigur Veronique den Mar xismus-Leninismus eng verbunden mit dem spirituellen Heilsgedanken: »ln meinem Herzen geht die Sonne nie unter, das ist es«. l l4 Die Aussage referiert auf die Seelengröße der chinesischen Kommunisten, bezieht aber die spirituelle Überlegenheit der asiatischen Kultur mit ein. So wurde auch die spirituelle Erhabenheit Ho-Chi-Niinhs, der wie Mao Revolutionär war und Gedichte
1 04 Schimmang 1 979. J US Vgl. Glaube, Kult, Seelenheil 1 996, S. 4. 1 06 Vgl. Rc\1 27 / 1 974, S. 6; vgl. auch Hautsch 1 974. 1 07 Vgl. Koenen 1 987, S. 1 79. 108 Vgl. e bd. 1 09 Vgl. ebd., S. 1 28. 1 10 Vgl. Glucksmann 1 977, S. 53. 1 1 1 Vgl. RF 1 5 / 1 975, S. 9. 1 1 2 Vgl. KVZ 07/ 1 973, S. 1 4. 1 1 3 V gl. RM 09/ 1 973; vgl. auch Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 27. 1 1 4 Godard 1 967.
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schrieb, unter jungen Intellektuellen dem völlig unspirituellen europäischen Kommunismusmodell vorgezogen. t l S Auf der Kaderebene aller K-Gruppen waren Sektenstrukturen deutlich auszumachen. Diese Aussage ist bezogen auf die »Massenorganisationen« nur bedingt gültig. Die Vereinnahmung war hier nicht so umfassend, dass die l'viitglieder ihr Studium hätten aufgeben beziehungsweise unterbrechen müs sen. Ebenso war zumindest in der Entstehungsphase eine freie Diskussion möglich, was aber autoritäre Führungsstrukturen nicht gänzlich ausschloss. 1 1 6 I m Kontext der Neubewertung politischer Zirkel auf dem Gebiet der Sek tenforschung1 1 7 können die K-Gruppen zweifellos als Politsekten angesehen werden, da Strukturen vorherrschten und Techniken angewandt wurden, die auf die Zerstörung des Individualismus, bedingungslose Gefolgschaft, Isolati onismus und einen diffusen Heilsgedanken angelegt waren. Bestätigend wirkt die Aussage eines nicht genannten Parteimitglieds der KPD auf dem 111. Par teitag vom 7. bis 9. März 1 980, in dessen Verlauf die Partei sich auflöste: >>Wenn eine Sekte sich dadurch auszeichnet, daß sie die >geschichtlich notwendige, organisa torische Trennung der Partei von der Masse zur Permanenz erstarren läßt< (Lukacs) - wie wir es m. E. tendenziell getan haben - zeichnen sich dann ihre Nachfolger durch einen öden, abgeschlafften Begriff einer widerspruchsfreien Realität ohne revolutionäre Keime aus, in die als Kommunist heute einzugreifen - und sei es nur analytisch, zweifelhaft sei?<<1 1 8
4.2 Habitus 4.2. 1 Auftreten innerhalb der Partei und in der Ö ffentlichkeit
Der Aufbruch der Studentenbewegung war durch die Ablehnung von >>Sekun därtugenden« wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit oder Sauberkeit gekennzeich net. 1 19 Die K-Gruppen etablierten mit der Annahme bürgerlicher Tugendvor stellungen eine Repräsentationsform, die sie als >>proletarische Disziplin« be zeichneten. Die langen Haare oder der »Gammler«-Look der »Antiautoritären« waren dem Versuch dienlich, den Ungehorsam zu einer neuen Kultur zu erklä ren und sich so von der Generation der Eltern und einer nach Meinung der
1 15 1 16 1 17 1 18 1 19
Vgl. Berman 1 998, S. 66f. Vgl. G espräch H. K. 200 1 . Vgl. J aschke 1 996. RF 06/ 1 980, S. 6. Vgl. Stephan 1 993.
60
STALIN S EN KEL, MAOS SOHNE
Akteure feindlich gesinnten Umwelt abzugrenzen. 120 Die K-Gruppen-Anhän ger verkehrten diesen V ersuch in sein Gegenteil und orientierten sich in ihrem Habitus an traditionellen, im Vergleich zur APO antiindividualistischen Stil formen. Um als A.rbeiter wahrgenommen werden zu können, verhielten und kleideten sie sich so, wie ihrer Meinung nach die »Arbeiterklasse« das tat. Lange Haare waren von nun an passe, kurze Haare einem strammen Kommu nisten angemessen. 1 2 1 Die Frage des Auftretens wurde streng ideologisiert. In Anlehnung an die »Bruderparteien« in China und Albanien begann die KPD /.ML eine Kampagne gegen »Modetorheiten« wie »lange Haare, lange Koteletten und Vollhärte bei Männern, l\1iniröcke, l\1inibikinis und aufreizende Kleidung bei Frauen und überbetonte Mode wie ausgeschlagene Hosen, extra vagante Frisuren, >Auftakelung< und ähnliches«. 122 Zusammen mit anderen Einflüssen der »Bourgeoisie« wie Musik- und Tanzformen, führe moderne Kleidung zur Spaltung von jung und alt. Ziel der »Bourgeoisie« seien »wach sender Alkoholismus, sexuelle Exzesse, Rauschgiftsucht, Gammlertum, Hip pyismus, wachsende Brutalität und die Bildung von Rockerbanden«. 1 23 Olles berichtet, dass die »KPD/lVIL-Häuptlinge« Langhaarige aussortierten, »weil die Arbeiterklasse sie nicht mag«J24 Die gleiche Sprache spricht ein in der KVZ unter dem Titel »Was ist ein Kommunist« veröffentlichtes »Gedicht einer Genossin«: »Bist du ein Kommu nist, der du lange Haare und Lumpen für progressiv hältst? und für diesen Fortschritt den Textilkonzernen noch größeren Profit bringst?«. 1 25 Im Kontext der Verweigerungshaltung wird die Benutzung von Kosmetika in Anlehnung an die Frauenpolitik der chinesischen Kulturrevolution ausnahmslos abge lehnt. 126 In strikter Abgrenzung zu den »weiblichen Epikureern«127 der Studen tenbewegung brauche eine gute Kommunistin keine Kleider und müsse sich auch nicht schminken. t28 Nach außen wirkten die weiblichen l\!1itglieder nach Holl/Glunz dement sprechend: »Daß die Mädchen, untoupiert mit der Pille in der Handtasche, Parolen brüllend und Fensterscheiben einwerfend durch die Straßen rannten,
1 20 1 21 1 22 1 23 1 24 1 25 1 26 1 27 1 2K
Vgl. Berman 1 998, S. 5. Vgl. lUv! 1 9/ 1 974, S. 4. RM 28/ 1 973, S. 6. Ebd. Olles 1 998, S. 1 4. KVZ 0 1 / 1 974, S. 1 6. Vgl. Rl\l 1 7/ 1 972, S. 1 2. V gl. Schneider 1 993a, S. 16. Vgl. IVir uurn die JliirkJte der l'<1rtein 1977, S. 40.
5 . l D E O L O C1 1 F U N D I N D O K T RI N IE R U N G
61
reaktiviert die deutsche Männerphantasie vom kommunistischen Flinten weib.«129 Die Kleidung der K-Gruppen-Kader war eine l\fischung aus konservati vem Stil und Revolutionsaccessoires wie Mao-Mütze und »blauem Drillich, wie ihn Klempner oder Mao trugen«130. Intellektuelle Schlichtheit war das Gebot der Stunde. Dass anscheinend der korrekte Kleidungsstil nicht vor dem Vor wurf der »Agententätigkeit« schützen konnte, beweist ein Beispiel im Kontext der Aktionseinheit von KPD und KPD/lVlL zum 1 . Mai 1 975. Ein KPD-l\Iit gli.ed, welches aufgrund des besonderen Anlasses in seinem besten Anzug erschien, wurde von der Konkurrenz für einen Polizeispitzel gehalten. 1 3 1 Ebenso bizarr erscheint die Aussage, Charlie Chaplin habe aufgrund seines Schnurrbartes kein Kommunist sein können. 1 32 Die »Kostüme von 1 9 1 7«133 waren den K-Gruppen Uniform, die sie nach außen als die eingeschworene Gemeinschaft repräsentieren sollte, für die sie sich im Inneren hielten. Sie zeigten sich gleichsam im Freizeitgewand der Ar beiter und proklamierten für sich eine durch die Strapazen der Fabrik erwor bene Härte, die sie den Apologeten der Popgesellschaft absprachen: »Die Herren«, so das KPD-Jugendmagazin Kämpfende Jugend, »in der Mehrheit über dreißig, tragen brave Anzüge der mittleren bis höheren Qualität nach neuestem Schnitt. Die Gesichter von beängstigender Gleichförmigkeit, etwas weichlich und Rasierwasser-geschädigt.«134 Die Verfasser kritisierten eine Uniformität, die sie vor einem anderen Hintergrund propagierten. Historisch verweist der Kleidungsstil der K-Gruppen au( die viel zitierte KPD Thälmanns, von den Akteuren in Rückgriff auf die 1 920er Jahre zärtlich »Teddy« genannt. 1 35 Nicht nur die klassische KPD maß der Kleidung viel Ge,vicht bei. Die 1 920er Jahre brachten einen »maskulinen Kult« mit sich, dessen /\nhänger eine Verbindung zwischen Habitus und Politik postulierten. So erhoben auch die Apologeten der »Konservativen Revolution« Forderungen nach »revolutionä rer Männerkleidung
1 29 Holl/Glunz 1 998, S. 1 67. 1 30 Koenen 2001 , S. 1 38. 1 3 1 Vgl. RF 1 8 / 1 975. 1 32 Vgl. RF 0 1 / 1 978, S. 1 1 . 1 33 Glucksmann 1 977, S. 7. 1 34 K.J 0 1 / 1 979, S. 5. 1 35 RM 20/ 1 973, ebd. 1 36 Zit. nach Bartsch 1 990, S. 97.
62
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STALINS EN KEL, MAOS SöHNE
Nicht allein die Kleidung machte den Habitus der K-Gruppen-Anhänger aus. Die revolutionäre Requisite bot ungleich mehr als nur einen eigenen Klei dungskodex. Koenen macht ein »besinnungsloses Lesen« bereits als Reprä sentationsform der Studentenbewegung aus . 1 37 Bei den K-Gruppen wurde die Mao-Bibel schnell mehr als nur ein Accessoire des Zeitgeists,138 Literatur in jeglicher Form wurde zum ständigen Begleiter der :tviitglieder. Die Gegenüber stellung von K-Gruppen und Spontis als mündliche Kultur ist in diesem Zu sammenhang sicherlich passend. 139 Demonstrativ lasen sie ihre eigenen Traktate und »Zentralorgane« und bo ten Unmengen ihrer Schulungsliteratur feil. In der Freizeit erlaubte man sich Arbeiterromene der 1 920er und 1 930er Jahre wie etwa Barrikaden am Wedding von Klaus Neukrantz oder Willi Bredels MaJchinenfabrik N&K, 1 40 chinesische Kurzgeschichten oder die Pekinger Boulevardillustrierte China im Bild« . 1 4 1 Um sich der »Arbeiterklasse« anzuverwandeln, war das Lesen von ]erry Cotton-Romanheftehen erlaubt142, ein Verweis auf die 1 93 1 gestartete Buch reihe »Der Rote 1 Mark-Roman«. 143 Andere Literatur wurde selbst in den vergleichsweise liberalen »Massenorganisationen« nicht gerne gesehen.1 44 Bei den hochangesehenen »Reisekadern« avancierte der Diplomatenkoffer zum Statussymbol,145 die Verkäufer der »Zentralorgane« traten mit umgehäng tem Bauchladen an. I46 Die deutlich zutage tretende Bürokraten-Symbolik ist ein Versatzstück kommunistischer Apparatschik-Traditionen und wurde auf Parteitagen und anderen Veranstaltungen durch bis zur Absurdität mit Emblemen und Trans parenten geschmückte Säle ergänzt. Redner wurden bedeutsam angekündigt und frenetisch beklatscht. Die Redner wiederum applaudierten dem Audito rium. Die KPD führte die Sitte ein, ihre Kader mit einem goldenen und ver diente Sympathisanten mit einem silbernen Parteiabzeichen zu schmücken, um so auch für Vertreter der »Massenorganisationen« die innerparteiliche Hierar chie zu verdeutlichen. '47 Ahnliebes galt für die KPD /ML, deren Mitglieder zu
1 37 Vgl. Koenen 200 1 , S. 46. 1 38 Vgl. ßölsche 200 1 , S. 7 1 . 1 39 Vgl. Koenen 2001 , S . 356. 1 40 Vgl. RF 1 2/ 1 970, S. 6; RF 26/ 1 9 7 1 , S. 9; RM 2 1 / 1 975, S. 4; RM 30/ 1 970, S. 8. 1 4 1 Vgl. Holl/Glunz 1 998, S. 1 22. 1 42 Vgl. Olles 1 998, S. 1 5. 1 43 Vgl. Schulze 1 998, S. 1 25. 1 44 Vgl. Gespräch H. K. 200 l . 1 -lS Vgl. Wir tmrn die ,·fäi'k.rte der Partein 1 977, S . 8 4 f. 1 46 Vgl. Gespräch .Jochen Staadt 2002. 1 47 Vgl. JV'ir warn die sttiikste der Partein 1 977, S. 85.
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bestimmten Anlässen aus der chinesischen Kulturrevolution adaptierte Abzei chen mit Hammer, Sichel und Gewehr trugen. 148
Gegen M für Vol ks
Abb.
3: ]i-il:gen
Horlemann Dietrieb Kreidt und CbriJtian Sem/er (von links nacb recht.� auf dem 1. Parleitag der KPD in Kbln am 25. ]uni 1974
{Que!/e: Hauptstaalsan·hitJ DüJJeldorj) Auch das Auftreten gegenüber der KPChi bei verschiedenen Besuchen in China verwies auf eine traditionelle kommunistische Feiersymbolik nebst Be grüßungsbankett und dem Absingen der »Internationale« Arm in Arm mit den chinesischen Genossen.149 Auf Fotos einer Delegationsreise nach China sieht der Betrachter eine Delegation der KPD, gekleidet im Konfektionszwirn städ tischer Angestellter, strammstehend mit den chinesischen Gastgebern.150 Insgesamt orientierte sich also das Auftreten der K-Gruppen-Anhänger an traditionellen Vorbildern, wobei der Eklektizismus und die Ähnlichkeit mit der verhassten Symbolik der Ostblockstaaten einerseits, die popkulturelle Seite mit Mao-Drillich und Rotem Büchlein andererseits hervorstachen.
1 48 Vgl. Gespräch E. M. 2002. 1 49 Vgl. RF 23/ 1 975, S. 1 . 1 50 Vgl. ebd.
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4.2.2 Rituale
Der Begriff des Rituals erschöpft sich nicht in täglich wiederkehrenden Hand lungen und Alltagsaktionen, sondern ist mit einem sozialen Sinn versehen. 1 5 1 I n Ritualen, s o Rüdiger Voigt, wird ein bestimmtes Weltverständnis einer Gruppe, Nation oder Glaubensgemeinschaft durch stete und gleichbleibende Wiederholung bekräftigt. Charakteristisch dafür ist die »Aufhebung der Zeit«. Durch Rituale wird die Vergangenheit lebendig, sie vermitteln Sinn nicht über das verstandesmäßige Denken, sondern über den Körper. Rituale endasten den Einzelnen von dem Druck, ständig in neuen, noch unbekannten Situatio nen Entscheidungen zu treffen, deren Auswirkungen er nicht abschätzen kann. 1 52 Baudrillard hat unter dem Titel »Agonie des Realen« ein Verschwin den der Differenz zwischen Realität und Simulation konstatiert. Es gehe im Ritual nicht mehr nur um Imitation, Verdopplung oder Parodie, sondern um die »Substitution des Realen durch Zeichen des Realen«. l53 Das markanteste Ritual in der Welt der K-Gruppen war die Selbstkritik. In verschiedenen maoistischen Wohngemeinschaften werden Rituale vorge kommen sein, die nur diese spezielle Gruppe betrafen. So ruft der Anführer der Maoisten im Godard-Film Die Chinesin die Mitglieder seiner Zelle zum täglichen Frühsport, untermalt von Radio Peking. 1 54 Trotzdem wird kaum von einem allen K-Gruppen gemeinsamen Ritual gesprochen werden können. Die Selbstkritik hingegen war ein fundamentaler Bestandteil der K-Gruppen Kultur und ging weit über die reflexive Aneignung einer Tätigkeit als Nachvollzug einer Tradition hinaus. 1 5S Sie korrespondierte mit dem in Sekten konstitutiven Heilsgedanken. Nach Rao und Köpping sind Rituale weit mehr als nur symbolische Handlungen. Sie veranschaulichen nicht nur die Welt, sie verändern sie. Die Autoren machen diesen Zusammenhang an Übergangsritualen, zum Beispiel dem Übergang vom Kind- zum Erwachsenendasein, fest. Ihnen liegt zugrunde, dass sie Personen aus dem bisherigen sozialen Status herauslösen und durch eine Übergangsphase in einen neuen Status hineinführen. 1 56 Aus diesem Blickwinkel wäre das gesamte K-Gruppen-Feld ein Ritual. Der Heilsgedanke manifestierte sich in der möglichen Veränderung der Welt, wie sie Ritualen innewohnt, und drückte sich aus in der Selbstkritik.
151 1 52 1 53 1 54 1 55 1 56
Vgl. Rao/Köpping 1 999, S. 1 3. V oigt 1989a, S. 1 2. Zit. nach ebd., S. 2 1 . Vgl. Godard 1 967. Vgl. Rao/Köpping 1 999, S. 1 3. Vgl. ebd.
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Sie war der Weg zum Heil, täglicher Bestandteil des Lebens einer kleinen Gruppe Auserwählter. In der »dialektischen Interpretation« der K-Gruppen wurde sie zum Werkzeug der Weltveränderung. Erst die Selbstkritik ermög lichte, die Umwelt zu verstehen, da sie sich auf jeden Bereich dieser Umwelt erstreckte. »Jeder«, so exklamierten die Autoren der Roten f:
1 57 RF 1 3 / 1 976, S. 1 1 . 1 58 Vgl. Wir u;arn die Jlärkste der Pmtein 1 977, S. 83. 1 59 Ebd. 1 GO V gl. Schneider 1 975. 1 6 1 Vgl. Meier o . J . (1 975). 1 62 Vgl. Stadtteilaufbauzelle Eller 1 975.
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gung. 1 63 Danach wurde im Z K über den Ausschluss diskutiert und abge stimmt, das l'viitglied gegebenenfalls ausgeschlossen. 1 M Derartige Zustände wurden der Öffentlichkeit verständlicherweise nicht zugänglich gemacht. Zwar gab es durchaus öffentliche Selbstkritik, die sich aber auf das Kollektiv beschränkte und nicht Einzelne an den Pranger stellte. Im Verlauf des Auflösungsparteitags der KPD waren selbstkritische Töne ungewohnt häufig zu vernehmen. Allerdings beschränkte sich die Kritik auf einzelne Organisationsstrukturen, die Diskrepanz von Theorie und Praxis oder das Nichterkennen der gesellschaftlichen Situation. 1 65 Die Selbstkritik wurde hier zum leeren Ritual, da sie nicht die Mechanismen von Repression, Zwang und Sektierertum anprangerte, sondern vornehmlich andere für das eigene Scheitern verantwortlich machte. Das eigentliche Ritual wurde seiner Sinnhaf tigkeit beraubt. Die rituelle Organisation der K-Gruppen ähnelte in vielen Bereichen der von studentischen Verbindungen. Gehler arbeitete in einem Aufsatz von 1 994166 sieben rituelle Prinzipien als maßgebliche Bestandteile studentischer Korporationen heraus, die modifiziert auch für die K-Gruppen gelten können. Als erstes das »Prinzip der Rezeption bzw. Renoncierung«, die Aufnahme eines Neulings in Form einer Initiation. \Vas in Burschenschaften die so genannte Fuchs- oder Krassfuchszeit, in der das l'v:litglied zwar alle Pflichten zu erfüllen hat, nicht aber alle Rechte besitzt, war bei den K-Gruppen der Kandidaten status. 167 Das zweite Prinzip Gehlers bezieht sich auf die Farben der jeweiligen Korporation, die in der Öffentlichkeit Repräsentations- und Abgrenzungs zwecken dienten. Die Farben symbolisierten einen ideellen Wert, dem sich die einzelnen l'viitglieder verpflichtet fühlten. Die K-Gruppen marschierten auf Demonstrationen in »straffer Ordnung unter der Fahne der Partei auf«168, für die einzelnen l'viitglieder war es auf Demonstrationen eine Ehre, als Ordner zu fungieren oder die Parteifahne tragen zu dürfen. 169 Gehler betrachtet studentische Verbindungen als Hierarchisierungsgemein schaft, da in ihrer Binnenstruktur unterschiedliche soziale Rollen und Hierar chien bestehen. Dieser Punkt ähnelt sehr dem Prinzip der Rezeption, da schon
1 63 1 64 1 65 1 66 1 67 1 68 1 69
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Vgl. Keimig 1 975. Schmiercr 1 975b, S. 1 . Vgl. RF 06/ 1 980, S. 6. Vgl. Gehler 1 '194; der Bezug Gehlers auf Österreichische Verbindungen ist hier unerheblich. Siehe Kapitel 4. 1 .2. R.M 2 1 / 1 974. Vgl. lf7ir u'tlrn dze stärkste der Partein 1 977, S. 1 2.
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hier Rituale der Über- und Unterordnung thematisiert werden. Auch dieses Prinzip galt uneingeschränkt für die K-Gruppen. Ein weiterer Baustein des akademischen Verbindungslebens ist der studen tische Komment, ein Katalog von Verhaltensregularien, der beispielsweise die Kleiderordnung oder die Redeweise festlegt. Analog hierzu entwickelten die K-Gruppen eine »Kommunistische Moral«170, die ebenfalls Verhaltens- und Kleidungsnormen formulierte.l7l Gehlers fünftes Prinzip beschreibt die Ideologisierung, die in studentischen Korporationen im Vergleich zu den K-Gruppen eine untergeordnete Rolle spielt. In Verbindungen ist zwar häufig eine reaktionäre Gesinnung festzustel len, diese entsteht aber oft erst innerhalb der Korporation und ist nicht, wie bei den K-Gruppen, der eigentliche Beitrittsgrund. Ein wichtiges Ritual in Verbindungen ist das von Gehler so genannte »schlagende Prinzip«, das Duell und die Mensur, die in manchen Verbänden zwingend erforderlich sind. Oberflächlich betrachtet scheint hier keine ver gleichbare Form des Rituals bei den K-Gruppen zu existieren. Nimmt man allerdings den Konkurrenzkampf der K-Gruppen untereinander oder ihr Ver hältnis zu DKP oder trotzkistischen Gruppen unter die Lupe,172 so verschiebt sich das schlagende Ritual von einer individuellen auf eine kollektive Ebene. Eine akademische Verbindung schließt sich in der Regel nach dem Prinzip der lebenslangen Treue zusammen. Dieser Aspekt wurde bei den K-Gruppen nicht thematisiert, da es sich bei der von Gehler beschriebenen Treue um einen Freundschaftsbund handelt, der innerhalb der K-Gruppen-Ideologie als individualistisch verschrien war. Trotzdem deutet die sektenähnliche Struktur mit ihrem Postulat des Heilsgedankens zweifelsohne auf eine lebenslange Verbindung des einzelnen l'v:litglieds zur Partei hin.
4.2.3 Kons piration
Das konspirative Verhalten der verschiedenen K-Gruppen stellte den Verfas sungsschutz in den 1 970er Jahren vor massive Probleme.173 In unterschiedli cher Intensität wurde das Verbandsleben geheim gehalten. Während der KBW relativ transparent agierte, schotteten die KPD und besonders die KPD/l'vfl)7�
1 70 Siehe Kapitel 4. 2. 5. 171 Vgl. R.M 02/ 1 974, S. 6. 1 72 Ideologische Kämpfe der verschiedenen Gruppen werden in nahezu jeder Ausgabe der >>Zentralorgane" der jeweiligm Parteien beschrieben. \' gl. exemplarisch KB\X' 1 976. 1 73 Vgl. Betrifft: Verfassungsschutz 1 977, S. W>. 1 74 Vgl. ebd., S. 102.
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sich weitgehend ab. Dieser Trend verschärfte sich 1 977, nachdem die CDU im Bundestag einen Verbotsantrag gegen die K-Gruppen vorgelegt hatte. 175 Die Konspiration der K-Gruppen, die sich immerhin in einem freiheitlich demokratischen Staat befanden, ist weniger auf eine tatsächliche Gefährdung ihrer Arbeit, sondern vielmehr auf die Nachahmung der KPD der Weimarer Republik zurückzuführen. Diese hatte vor dem Dritten Reich ihren Apparat derartig auf Kleinstzellen, die streng konspirativ arbeiteten, ausgerichtet, dass nahezu Handlungsunfähigkeit bestand. Der Modus Operandi dieser Zellen bestand darin, dass eine Zelle nicht wusste, was die andere gerade plante.176 Die Entscheidung, auf diese \X'eise zu agieren, entsprang der von der Partei leitung empfundenen Notwendigkeit, nicht unvorbereitet in den Faschismus zu gehen. Für die K-Gruppen war sie l'\fittel und Zweck, durch die Imitation auch ihren eigenen Faschismusvorwurf kultivieren zu können. Ihre »Zentral organe« waren geradezu inflationär mit Faschismusvorwürfen gespickt. Auf der anderen Seite diente auch dieser Aspekt der ideologischen Indoktrinierung der l'\fitglieder und sollte sie in revolutionärer Disziplin zusammenschweißen. Koenen interpretiert die Konspiration in den Reihen der KPD/ML als ihr eigentliches Lebenselixier. Die Partei konspirierte in einsamen Höhen, be nutzte Decknamen und Deckadressen, abgeschirmte Treffs und tote Briefkäs ten. Auch die Parteitage wurden konspirativ abgehalten: 177 »Wir haben sehr früh geheimbündlerische Aktivitäten gehabt. Wir haben eine geheime Druckerei gehabt oder glaubten, das sei geheim, das war natürlich alles eine ziemliche Stüm perei. \Vir haben Tarnnamen angenommen, ich hieß damals Oskar, und man sprach sich dann nur so an und man wechselte ständig die Ö rtlichkeit. Das war reine Geheimbündlerei [. . . ] und wir nahmen das alles sehr ernst.« 1 7 8
Die wenigen öffentlichen Verlautbarungenen zu den Prinzipien der Konspira tion muteten paranoid an. So erklärte der Parteivorsitzende Ernst Aust zur Beteiligung der KPD /lVIL an den Hamburger Bürgerschaftswahlen: >>\Vürden wir [. . . ] zur Bundestagswahl Kandidaten aufstellen, dann würden wir alle Genossen, die wir haben - und wir sind keine große starke Partei mit so und so viel Genossen - der Bourgeoisie preisgeben. Hamburg ist ein Stadtstaat. Bei einer Bürgerschaftswahl brauchen wir nur ein paar Genossen anzugeben - und die sind sowieso bekannt.<<179
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Wieder drängt sich der Eindruck der »ungeschickten Darsteller in den Kostü men von 1 9 1 7«180 auf. Was hätte die »Bourgeoisie« von der 800 Mann-Partei Austs befürchten müssen? Die imaginierte Bedrohung diente der Inszenierung von Avantgarde und erinnerte an die Geländespiele Heranwachsender. Trotz dem blieb die Partei zeit ihres Bestehens den klandestinen Prinzipien treu. 1 97 6 wurde die Gründung einer »Sektion DDR der KPD/lVIL« bekanntgege ben, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die »revisionistische Vasallenclique in der DDR« zu stürzen. 1 8 1 Die »Sektion« zeichnete sich durch ungewöhnliche l'\fili tanz und konspirative Energie aus, 1 82 wurde aber 1 981 vom Staatssicherheits dienst der DDR zerschlagen. Die Parteiführer im \Vesten machten ihre Ge nossen für das Scheitern verantwortlich, da diese die Prinzipien der Konspira tion nicht genügend gewahrt hätten. 183 Vergliehen mit der KPD /lVIL hielten sich KBW und KPD im Ausmaß ih rer Konspiration zurück. Die Finanzierung dieser beiden Gruppen war trans parenter als die der KPD /lVIL. Trotzdem versuchte der KB\V, seine l'\fitglieder vor Eingriffen des »bürgerlichen Staates« abzusichern. Dokumente der Partei sollten nicht mehr als Namen und Geburtsdatum enthalten, um die Organisa tion zu schützen. Die Kader der Organisation, die im \X'iderspruch zum Schutz der lVfitglieder ein Parteibuch, welches primär deren Kontrolle dienen sollte, einführen wollten, gerieten in ein Dilemma: Gerierten sie sich konspirativ, verloren sie diese Kontrolle; nahmen sie die Kontrollmöglichkeit wahr, ge währten sie Außenstehenden Einblick in Parteünterna. Das Problem wurde nach längeren Diskussionen durch die Verschlüsselung der Parteibücher ge löst. 1 84 Auch die l'\fitglieder der KPD konnten sich der »Faszination konspirativer Wohnungen« nicht entziehen: >>Da gab es Sachen, die einen faszinierten. Zum Reispiel Treffs in \X'ohnungen, in die man nur mit einem besonderen Code reinkam, wenn man einen Termin hatte. Das waren \X'oh nungen, die direkt dafür gemietet waren, in irgendeiner Straße. Du bist angekommen, abends im Dunkeln natürlich, und hattest einen Schlüssel, der lag bei einem Genossen. Der wohnte dann im anderen Stadtteil, da mußtest du hin, auf Umwegen natürlich, und genau zu einer bestimmten Zeit da und da sein, und dann konntest du rein. Der nächste kam 'ne Viertel stunde später, damit es nicht auffiel in dem Haus. Es gab natürlich auch Pannen. Einmal wurde in so einer \Vohnung was verbrannt im Ofen, der Ofen war aber kaputt und der Qualm kam in die Zimmer rein- und j etzt durfte man die Fenster nicht aufmachen, weil die
1 75 1 76 1 77 1 78 1 79
Vgl. ebd., S. 96. Vgl. Peukert 1 980, S . 30 ff. Vgl. Koenen 200 1 , S. 299. Gespräch Oluf Hübner 2003. RM 03/1 974, S. l. .
1 80 Glucksmann 1 977, S. 7. 1 81 Vgl. RM 06/1 976, S. l . 1 82 Vgl. Wunschik 1 997, S . 3. 1 83 Vgl. ebd., S. 25. 1 84 Vgl. KRW o . .J., S. 2.
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Jalousien immer mnter waren in der Wohnung. Die Leute sollten j a denken, dass das 'ne leerstehende Wohnung ist.«I 85
Erst im Juni 1 97 4 fand der erste Parteitag der KPD statt. In der Roten rahne wurde lediglich die Abschlusskundgebung am 29. Juni als Höhepunkt des Parteitages thematisiert. 1 86 Kader der Partei hatten sich aber bereits vom 1 5 . bis zum 1 7 . Juni 1 97 4 - als Sozialarbeiter getarnt - in einem katholischen (!) Jugendzentrum im Duisburger Stadtteil Walsum getroffen. \Veitere Konferen zen folgten am 22. und 23. Juni in einem evangelischen Gemeindehaus in Leverkusen. Hier tarnten die Initiatoren die Veranstaltung als Seminar für Erwachsenenbildung. An beiden Treffen nahmen je 1 20 Delegierte und circa 20 Gäste teil, die ein neues Parteiprogramm verabschiedeten und die Iviitglie der des ZK und des »Ständigen Ausschusses« wählten. l 87 Was spielerisch anmutet und auf Realitätsverlust hindeutet, war den Ka dern und Mitgliedern der einzelnen Ortsleitungen vorbehalten_ IBB Die Ivlitglie der der »Massenorganisationen« hingegen waren von derartigen Versteckspie len kaum betroffen, 1 89 was ihre eigentliche Aufgabe, die Agitation, auch konterkariert hätte. Aus diesem Blickwinkel verdeutlicht der Grad der Konspi ration auch die Hierarchiestrukturen innerhalb der Gruppen. Schimmang verdichtet diesen Aspekt: >>Lars spielte mir Papiere zu, die ich nach der konspirativen Hierarchie seiner sich im Autbau befindlichen Organisation niemals hätte lesen dürfen, von denen ich eigentlich nicht mal hätte wissen dürfen, daß es sie überhaupt gab. Die Zeit der linken Geheimbünde war an gebrochen. Ich verstand diese Papiere nicht, konnte es auch nicht, weil sie nur verständlich waren für den, der ihren Entstehungsprozeß kannte, der wußte, daß sie Instmmente in einem der vielen kleinen Machtkämpfe waren, die damals überall in der Linken stattfanden [. . . ] .« 1"0
4.2.4 Arbeitsethos und »Lumpenproletariat«
Gemäß ihrer marxistisch-leninistischen Ideologie war die »Arbeiterklasse« das »revolutionäre Subjekt« der K-Gruppen. Hatte sich die undogmatische Linke schon früh nach der Aufsplitterung der Studentenbewegung von der Fabrikar beit und der Mythologisierung des »Proletariats« verabschiedet, setzten die K1 85 JVir 1mrn die JtärkJte der Partein 1 977, S. 1 2. 1 86 Vgl. RF 26/ 1 974, S. 1 . 1 87 Vgl. Extremismus-Berichte 1 974, S . 8. 1 88 Vgl. ebd. 1 89 Vgl. Gespräch H. K. 200 1 . 1 90 Schimmang 1 979, S . 1 2 1 .
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Gruppen alles daran, den Arbeitern gleich zu sein. Sie warfen den spontaneis tisch auftretenden Resten der APO vor, von einer kapitalistischen Saturierung der »Arbeiterklasse« auszugehen und sie durch die Nichtanerkennung ihrer Führungsposition im revolutionären Kampf zu verraten. 1 9 1 Die K-Gruppen besannen sich auf die Septemberstreiks von 1 969 und mythologisierten sie fortan: »Die Arbeiterklasse der Bundesrepublik und die Arbeiterklasse Westberlins, die in der Krise von neunzehnhundertsechundsechzig/ sieben undsechzig [sie.] noch niedergehalten werden konnte von der Bourgeoisie« habe »sich im allgemeinen Aufschwung der J ahre 1 969 [sie.]« erhoben, die »reformistische und revisionistische Führung« abgeschüttelt und »vertrauend auf die eigene Kraft« gekämpft. Das erste Mal sei den »Gewerkschaftsbonzen, der Regierung und dem Monopolkapital« die »eiserne Faust des Proletariats« gezeigt worden. 1 92 Angesichts der in weiten Teilen in das System integrierten Arbeiterschaft behalf man sich mit der Reaktivierung des Marxschen Begriffs vom »Lumpen proletariat« als dem »Proletariat« aus allen Klassen ohne »proletarisches Klas senbewußtsein« in der kapitalistischen Gesellschaft_l93 Der »Lumpenproleta rier« war nach Marx »der Spitzbube, Gauner, Bettler, der verhungernde, der elende und verbrecherische Arbeitsmensch«194. Dem »Lumpenproletariat« und einem damit - theoretisch nicht haltbar - gleichgesetzten »Intellektualismus« stellten die Wortführer der K-Gruppen ein »proletarisches Arbeitsethos« ent gegen. Arbeitsethos und Ehre des wahrhaften »Proletariers« definierten sich durch von der APO noch als »Sekundärtugenden«195 bezeichnete Eigenschaf ten wie Fleiß, Disziplin oder Pünktlichkeit, sie manifestierten sich aber vor nehmlich in handwerklichen Fähigkeiten. Solche sprach man Gymnasiasten oder Studenten kurzerhand ab. So bezeichnete die KVZ 1 97 8 »Abiturienten in nichtakademischen Berufen als l\1ittel zur Spaltung, das nicht wirken muß«1 9 6 und beklagte deren >>Unsachgemäße Hantlerei«197. Oft begründete sich die Ablehnung von Intellektuellen, welche die K-Gruppen-Mitglieder zum großen Teil ja selbst waren, in einem generellen Faulheitsvorwurf. Die Autoren der KVZ urteilten in einem Bericht über Hermann Hesse: »Hesse: 1 904 sein erstes Buch, von nun an Müßiggang.«l98
191 192 1 93 1 94 1 95 1 96 1 97 1 98
Vgl. RM 07/ 1 970, S. 4; RF 1 4/ 1 978, S. 7.
RF 09/1 975, S. 3. Vgl. .Marx 1 844a, S. 523. Ebd. Vgl. Stephan 1 993. KVZ 1 6 / 1 978, S. 1 0. Ebd. KVZ 49 I 1 978, S. 20.
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Ahnlieh gerierte sich ein Rundumschlag gegen die Musikindustrie anläss lich des Todes von Elvis Presley in der Roten Fahne. Der Rock 'n' Roll Presleys sei der Jugend »als Rebellion gegen des Alte, Verstaubte« vorgegaukelt worden. Die Musikindustrie habe »sexuelle Tabus [. . .] durchbrachen und Obszönität als Freiheit hingestellt«, um im Gegenzug »harte Arbeit überhaupt und nicht die kapitalistische Ausbeutung« zu diskreditieren. Die »von der kapitalistischen Vergnügungsindustrie aufgebauten >Idole<, die in jungen J ahren oder im besten Alter als hemmungslose, geisteskranke und zu keiner nützlichen Tätigkeit mehr fahigen Kreaturen« stürben, müssten »als Fäulniserscheinungen des Kapitalis mus entlarvt werden«. l 99 Die sich hier offenbarende Abneigung gegen Intellektuelle und Künstler war zutiefst populistisch und referierte auf Plattitüden vom Schlage »>hr da oben, wir hier unten« . .An der Spitze der Gesellschaft standen in der \Veltsicht der K-Gruppen Studenten, Beamte oder Künstler, die in ihren Augen für wenig Aufwand gut leben konnten, den Bodensatz dagegen bildete das »In dustrieproletariat«, die hart und diszipliniert arbeitenden Lohnarbeiter. Bereits in der \Veimarer KPD, so Koestler, nahmen die Arbeiter gewissermaßen die »Stellung der Arier« ein. Herkunft war so wichtig wie bei den Nationalsozia listen die A.bstammung.20° Für die chinesischen Kommunisten der Kulturre volution waren Intellektuelle schlicht die »Stinkende Neunte Kategorie der I
nicht klassenkämpferisch, sondern profitierte durch bessere Löhne und Ar beitsbedingungen vom kapitalistischen System. Aus diesem Grunde führten die ideologischen Köpfe der K-Gruppen den Begriff des »Lumpenproletariats« als Gegenpart zum Arbeitsethos neu ein. Zuerst als Abgrenzung von Gruppen wie der »Bewegung 2. Juni« gedacht,2°6 weitete man den Kampfbegriff »Lumpenproletariat« schnell aus. Abermals wird die Ambivalenz der Protago nisten deutlich: Einerseits bezog man sich ausschließlich auf die »"'\rbeiter klasse«, andererseits sprach man ihrem größten Teil ab, überhaupt Arbeiter zu sein. Arbeiter waren nach K-Gruppen-l'vieinung nur solche, die revolutionäres Bewusstsein entwickelten: »Proletarier, die keine Kommunisten waren, waren keine echten Proletarier - sie gehörten entweder zum Lumpenproletariat oder zur Arbeiteraristokratie.«207 Der Begriff des »Lumpenproletariats« diente der Konstruktion einer eigenen Realität. Die marxistische Definition war für die K-Gruppen-Anhänger ideologisch komfortabel und unterstützte die Aufrecht erhaltung des eigenen Weltbilds, da sie die fehlende Massenwirksamkeit erklä ren konnte. Das »Lumpenproletariat« avancierte so zum Vehikel der Massen feindlichkeit der K-Gruppen und verdeutlicht deren Ambivalenz. Schloss der Marxismus das »Lumpenproletariat« von jeher aus,208 so strebten die sich selbst als marxistisch-leninistisch bezeichnenden K-Gruppen eine »Diktatur des Proletariats ohne das Proletariat«209 an. Der DKP-nahe Autor Gerhard Hautsch warf der gesamten maoistischen Linie eine Verachtung und Instrumentalisierung des Volkes vor.210 Diese erklärt sich einerseits aus dem sektiererischen Allmachtsanspruch der Akteure, ist aber gleichwohl auf eine Unkenntnis des »Proletariats« zurückzuführen. Man spielte zwar den Arbeiter, hatte aber in der Realität mit der »Arbeiterklasse« kaum zu tun. So führt Hertwig die Hinwendung zum Leninismus auf l'vlisserfolge in der Bevölkerung zurück.2 1 1 Die K-Gruppen mussten also das »Proletariat«, auf das sie sich bezogen, selber erschaffen und grenzten im Gegenzug das real existierende »Proletariat« als »Lumpenproletariat« aus. Auf der Basis dieser Denkweise hätte die Revolu tion vor der Entstehung eines der K-Gruppen-Ideologie würdigen »Proletari ats« stattfinden müssen: »Erst kommen \vir an die Macht, dann emanzipieren wir die Leute.«2 1 2
1 99 RF 34/ 1 977, S. 1 1 . 200 \ 'gl. Koestler 1 950, S. 64. 201 Seitz 2002, S. 1 93. 202 Vgl. KG Düsseldorf 1 975, S. 1. 203 Vgl. KBW 1 975d. 204 Vgl. KBW o. J. b, S. 1 . 205 Vgl. Koenen 200 1 , S . 304.
206 Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. 207 Koestler 1 950, S. 65. 208 Vgl. Glucksmann 1 977, S. 44. 209 Vgl. ebd., S. 83f. 210 Vgl. Hautsch 1 974, S. 1 58f. 2 1 1 Vgl. Hertwig 1 972, S. 8. 212 Maschke 1 997, S. 30.
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Das »Lumpenproletariat« wurde zur Projektionsfläche einer der K-Grup pen eigenen �Iisantrophie. Debattierte man in der KPD lediglich über »das niedrige Niveau der Massen«213, wurden Autoren aus den Reihen der KPD/1\IL in ihrem Urteil über kampfesunwillige Arbeiter deutlicher. Über einen Sympathisanten der KPD /�IL, Heinz Stieben, hieß es im Roten Morgen, er habe »gemeinsam mit seiner damaligen Frau vor längerer Zeit Kontakt zur Partei aufgenommen«. Obwohl Stieben »nie Kandidat, geschweige denn �Iit glied der Partei« gewesen sei, habe er sich seiner Umwelt »groß als Kommu nist<« präsentiert. Er sei »alles andere als ein Kommunist«, nämlich ein »lum penproletarisches Element mit einem ausgesprochenen Hang zum Kriminellen (Automatenknacken usw.)« und habe ständig versucht »auch seine Frau in solche Geschichten hereinzuziehen«. Die Partei habe aus diesem Grunde »ei nen klaren Trennungsstrich zu ihm gezogen« und Stieben in einem Flugblatt als »Verräter und Feind der Arbeiterklasse« endarvt .214 Noch 1 998, zum 30-jährigen Bestehen der mitderweile in mehrere Splitter grüppchen geteilten Partei, äußerten sich die Verfasser eines aus diesem Anlass erstellten Flugblattes folgendermaßen: >>Alles, wofür die Arbeiterbewegung hart gekämpft hat, haben die Arbeiterfürsten gestohlen. Das ist ein Anlaß, weswegen die Kapitalisten in einem Raubzug gegen die Arbeiterklasse verstrickt sind, wie es die Geschichte noch nicht erlebt [sie.]. Leibeigentum gehört wieder zum Standard. Soziale Rechte sind verschwunden. Das führt auf der anderen Seite zu einem Erstarken der Arbeiteraristokrarie. Sie dient als Puffer zum Proletariat. So wünscht sich die Bourgeoisie [sie.] . Dabei hofft sie, dass das Lumpenproletariat sich gegenseitig auffrißt. Aber die kämpfende Arbeiterklasse auszurotten, das Kraut dafür haben die aberhundert Professo ren der Bourgeoisie bislang nicht entdeckt.<<2 1 5
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wurde festgestellt, »dass das Lumpenproletariat keineswegs bloß aus den pau perisierten und degradierten Schichten der Arbeiterklasse hervorgeht, sondern auch Elemente der Bourgeoisie hineingeschleudert werden, die gewisse Bil dung und Fertigkeiten in diese parasitäre Existenz hinüberretten«.2I9 Bei keiner der westdeutschen K-Gruppen korrespondierte der Vorwurf, »Lumpenproletarier« zu sein, derartig aggressiv mit dem Element der l\Ii santrophie wie bei der KPD/J\,IL. Koenen führt dies auf den Einfluss von »Vaterfiguren«, ehemaligen l\Iitgliedern der illegalen KPD, in ihren Reihen zurück: >>[ . . . ] grollende alte Männer und Frauen, die in einem proletarischen Spitzendeckchen-Ambi ente kleine Stalinbüsten in der Vitrine hielten und alles störende in der Welt auf der Stelle und rücksichtslos ->liquidiert< sehen wollten - vorneweg aber die Verräter in der Arbeiterbe wegung selbst, die Reformisten, Revisionisten und Opportunisten aller Couleur. Verhinderte \Vestentaschen-Mielkes im Vormbestand also, die ihre jugendlichen Zuhörer rief beein druckten.<<22fl
In der K-Gruppen-Haltung zum >>Lumpenproletariat<< verdeutlichte sich die akademische Herkunft ihrer J\,Iitglieder. Sie hatten mit den Massen, für die sie vermeintlich antraten, nichts gemein und bewegten sich auf dem Terrain einer kulturellen Elite, die im Kontrast zu einer »von jeder Bildung scheinbar unbe rührte[n] >Unterschicht<<<221 stand.
4.2.5 Elitarismus und Askese
die KPD/ML, damals die lokal stärkste K-Gruppe, als geschlossener Block mit eigenen Ordnern auftrat. Diese Ordner sonderten >>wie Schäferhunde<<217 alle »lumpenproletarischen Elemente<< handgreiflich aus. 2 18 Um den Vorwurf gegen eigene aus der J\,Iittelschicht stammende ]\,fitglieder ins Feld führen zu können, musste er abermals umgedeutet werden. In einem internen Papier des KBW, in dem es um ein ZK-Ausschlussverfahren ging,
Dem verhassten >>Lumpenproletariat<< und der in ihren Augen hedonistischen undogmatischen Linken setzten die K-Gruppen eine eigentümliche Form von Askese entgegen, aus der sich wiederum ihr Elitarismus speiste. Schon Mao hatte den >>Gulaschkommunismus<< Chruschtschows abgelehnt und stattdessen einen >>asketischen Sozialismus<<, der weniger das Wohlergehen des Volkes als vielmehr die Macht Chinas im Auge hatte, propagiert.222 ]\,fit ihrer ausufernden Bereitschaft, sich selber aufzugeben, der \'Velt zu entsagen, standen die K Gruppen-Anhänger in einer Reihe mit dem Führer der Münchner KPD, Eu gen Levine, der kurz vor seiner Erschießung 1 9 1 9 ausrief: >>'W'ir Kommunisten sind nur Tote auf Urlaub.<<223 Der ehemalige erste Sekretär des KB\'V, Joscha
2 1 3 RF 26/ 1 975, S. 4. 2 14 RM 48/ 1 974. 2 1 5 KPD/ML 1 998. 216 Vgl. Koenen 200 1 , S. 1 95. 217 Ebd. S. 1 96. 2 1 8 Vgl. ebd.
219 220 221 222 223
Der Kampfbegriff des >>Lumpenproletariats<< diente nicht nur der Stigmatisie rung äußerer Feinde, sondern auch Säuberungszwecken in den eigenen Rei hen.2 1 6 Gerd Koenen berichtet von einer Demonstration in Frankfurt, auf der
KBW 1 975b. Koenen 2001 , S. 95. Carey 1 996, S. 8. Vgl. Seitz 2002, S. 207. Zit. nach Dutschke 1 993, S. 73.
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Schmierer, gibt heute unumwunden zu, dass die K-Gruppen Elemente des Calvinismus in Abgrenzung zur »Hedonistischen Linken« und zur »Toskana Fraktion« offenbarten. Er bezeichnet diese Bausteine protestantischer Askese aber als für die »von den 68ern ausgelöste Demokratisierung« notwendig,224 freilich ohne dies näher auszuführen. Einerseits musste die Gruppendisziplin aufrechterhalten werden, anderer seits gefielen sich die :Mitglieder in der Pose linksextremer Savonarolas. Hin tergrund ist, dass entsagungsbereite Kader diese Disziplin auch von anderen :Mitgliedern einfordern konnten. Exemplarisch hierfür steht ein Dialog aus Jochen Schimmangs autobiographischem Roman Der s1-hiine Vogel Phoenix. Rigidität gegen sich selbst wie gegen andere, so der Protagonist Murnau zu einem Gruppenmitglied, sei unabdingbar, um sich »nach Münchhausens Vor bild aus dem eigenen Sumpf zu ziehen«. 225 Die Askese ist kongruent mit dem Phönix-Komplex der Selbstreinigung und verdeutlicht durch eine an Savonarola erinnernde Symbolik der Selbstgei ßelung den pseudoreligiösen Stil der K-Gruppen-Parteigänger. Wie Schim mang interpretierte auch die linke Zeitschrift Konkret den Aspekt der Askese als Teil einer Selbstreinigung. Durch die asketische Mönchsstruktur straften sich bürgerliche Jugendliche selbst für ihre l\fittelschicht-Herkunft.226 Diese Aussage ist mit Sicherheit richtig, greift aber zu kurz. Wichtiger er scheint, dass die Gruppenmitglieder sich durch ihre Entsagungsbereitschaft selbst in eine Position lancierten, in der ihr Elitarismus und ihre Misantrophie gerechtfertigt erschienen. Das innerlich reine und moralisch gefestigte »Bür gersöhnchen«227 wähnte sich nun in der sittlich überlegenen Position und konnte sich so berechtigt über andere erheben. Der Elitarismus war von Be ginn an ständiger Begleiter der APO, richtete sich aber zu Zeiten der Einigkeit gegen das von den Akteuren als »spießig« titulierte »Kleinbürgertum«: »Schaffen wir Altersschutzgebiete, in denen die alten Alten (und die jungen Alten!) ihren liebgewonnenen Neigungen fröhnen können: Ü ber Aktienkurse reden, die Todesstrafe fordern, die freie Liebe verbieten, kurze Haare tragen, Soraya-Geschichten erfinden; über Neger, Juden, Vietnamesen, Kommunisten, Intellektuelle, Hascher schimpfen; Pornographie verdammen, Landser Geschichten erzählen, sich gegenseitig abmurksen, Kolonien erobern, die J ungfrau Maria anbeten [. . . ] . <<m
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Vgl. Schmierer 1 998, S. 54. Schimmang 1 979, S. 1 25. Vgl. Der Wunsch nach Totenstille 1 973, S. 1 4. Stmck 1 973, S. 1 1 8. Zit. nach Ho!l/Glunz 1 998, S. 28.
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Verglichen mit diesem hedonistisch anmutenden Zitat Henryk M . Broders, welches eine Grundhaltung der frühen APO wiedergibt, war der Elitarismus der K-Gruppen ein Elitarismus zweiter Potenz. Die K-Gruppen-l\fitglieder stellten sich über ihre ehemaligen Mitstreiter, indem sie im obigen Zitat diskre ditierte Eigenschaften wie »Selbstzucht üben« oder »sich unterordnen« explizit postulierten. Diese Selbstgeißelung trägt deutlich messianische Züge, wie sie auch im Mao-Kult des Kommunismus chinesischer Prägung vorzufinden waren.229 So gesehen war die asketische Lebensweise unentbehrlicher Teil des Strebens nach Erlösung. Mitglieder, die sich dem entzogen, hatten keine Mög lichkeit, innerhalb der Partei aufzusteigen. Ein ehemaliger KPD-Aktivist be richtet, er habe »der Welt entsagt«, was als »richtiger meditativer Schritt« inter pretiert wird. Die innerparteiliche Psychodynamik ließ die Anhänger »karrieris tische Vorstellungen entwickel[n]«, die auf »Beförderungen« abzielten. Die Mitglieder seien »scharf auf die Aufgaben von der Zentrale« gewesen.23ll Zu Agitationszwecken wurde die Entsagungsbereitschaft der K-Gruppen Anhänger der Öffentlichkeit präsentiert. Zielobjekt waren Rentner, deren Vorurteile über »junge Leute« von den \Verbern bestätigt wurden. In einem Leserbrief an den Roten Morgen lobte eine Rentnerin: [. . . ] Und ich war gleich angenehm von der sauberen äußeren Erscheinung dieser j ungen Leute überrascht; die J ungcns hatten durchweg gewaschene, kurze Haare und vemünftigc,
>>
nicht so wie heute anscheinend übliche verrückte Kleidung und auch das Mädchen machte einen frischen, natürlichen Eindruck, wie man ihn heute gar nicht mehr antrifft [ . . . ] Bitte verstehen sie mich recht, aber es ist für eine alte Frau wie mich richtig erfrischend, zu sehen, dass es doch noch nette j unge Menschen gibt, die noch dazu, wie ich im Gespräch hören durfte, von Ihrer Organisation dazu angehalten und erzogen werden. Mein Respekt! [ . ] Halten sie ihre J ugend weiter zur äußeren und moralischen Sauberkeit an, und ich werde sie bei der nächsten \Vahl wählen. «2J l .
.
Dieser Passus, der fast alles positiv wertet, wogegen die » 1 968er« angekämpft hatten, fand bei den Autoren des Roten Morgen ein durchweg affirmatives Echo. Abermals verdeutlicht sich an dieser Stelle die den K-Gruppen eigene Ambi valenz. Die Redakteure des »Zentralorgans« lobten die reaktionäre Tonart und auch die in diesem Zusammenhang belastete Terminologie von »frischen« und »sauberen« Jugendlichen löste keinen Widerspruch aus. Die studentischen Aktivisten um 1 968 waren einst angetreten, die Vergangenheit ihrer Väter zu
229 Vgl. llautsch 1 97 4. 230 Wir 1wrn die stiirkste der Pattein 1 977, S. 12. 231 RM 02/ 1 974, S. 6. An dieser Stelle sei auf die Frage nach der Authenzität solcher Leserbriefe verwiesen. Anhand der Quellen ist nicht verifizierbar, ob der vorliegende Leserbrief wirklich aus der Feder einer Rentnerin stammt oder zu Agitationszwecken von einem Roter Morgen Redakteur verfasst wurde.
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verarbeiten, die K-Gruppen-Anhänger entfernten sich a n dieser Stelle am weitesten von diesem Anspruch. Die im Verlaufe des Briefes auftauchenden deutlich antikommunistischen Einstellungen der alten Frau wurden ignoriert, stattdessen eine »kommunistische Moral« gefordert, die phänotypisch schlicht reaktionär war.232 Begründeten die Autoren oberflächlich die »kommunistische Moral« mit der Notwendigkeit, »kleinbürgerliche Denkweisen« in Form der \' ersuchungen der »Bourgeoisie« von sich und ihren Anhängern fernzuhalten, wurde unterschwellig deutlich, dass die propagierte Askese elitär begründet war. Ohne sie wären die .tvfitglieder in der Marginalität versunken und hätten den selbsterhobenen Anspruch, einer Avantgarde anzugehören, nicht vermit teln können. Dieser Avantgardeanspruch bedeutete, dass man sich auch äu ßerlich Stil und Habitus des imaginierten »Proletariats« anverwandelte.
4.3 Alltag 4.3 . 1 Wohnen
Die im l\Iilieu der K-Gruppen meist verbreitete Wohnform war die der \"Vohngemeinschaft, deren Ursprünge in der Zeit der Studentenbewegung liegen. Zweifelsohne war der Gedanke, die \'Vohnung mit anderen zu teilen, primär ökonomisch motiviert. Im Berlin der 1 960er J ahre gab es ein Überan gebot an geräumigen Altbauwohnungen, die von Studenten bezogen wurden. Hieraus entwickelte sich eine eigenständige Subkultur, langsam entstand die »Kommune-Bewegung« mit ihren bekanntesten Vertretern, den Kommunen I und II, die, losgelöst von ökonomischer Motivation, die Lebensumstände »revolutionieren« wollten.233 Gleiches gilt für die K-Gruppen, die aber im Gegensatz zu den Kommunen der Protestbewegung das Modell der Wohnge meinschaft als Vehikel zur Durchsetzung sektenartiger Kontrollmechanismen benutzten. Für individuelle Lebensgestaltung blieb den l\Iitgliedern kaum Platz. Möglicherweise übertreibt Peter Paul Zahl in seinem Schelmenroman Die GlücklidJen, wenn er schildert, wie Toilettentüren ausgehängt wurden, um die Privatsphäre abzuschaffen.234 Aussagen Koenens aber belegen ein Höchst maß an sozialer Kontolle, die selbst von überzeugtesten Mitgliedern auf Dauer nicht durchgehalten werden konnte: »>n Kader-Wohngemeinschaften verstän-
232 Vgl. ebd. 233 Vgl. hierzu Claessens/ dc Ahna 1 982. 234 Vgl. L:ahl 1 997, S. 1 38.
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digte man sich entweder augenzwinkernd auf der Ebene der Doppelmoral, oder man lebte wie in einer Polizeikaserne.<<235 Da das regellose \'Vohngemeinschaftsleben der »Undogmatischen« abge lehnt wurde, legten die maoistischen Kommunarden den Tagesablauf minutiös fest: >>Ein Zimmer war frei geworden. Wir alle würden wie bisher jeden Tag für die Organisation arbeiten. J eder hatte seinen Tenninen nachzugehen. \Vir würden uns bemühen, täglich zu kochen. Wir würden uns bemühen, die Wohnung sauberzuhalten. \'\lenn es zeitlich möglich war, konnten wir gerne zusammen ein Bier trinken gehen. [ . . . ] Es war also eine Behausung mehr als eine Wohnung, und das Zimmer, das ich bezog, hatte über all die Zeit, sieht man von seiner Unaufgeräumtheit ab, mehr vom Charakter einer Klosterzelle als von einem bewohnten Zimmer. Das war t,>anz in Ordnung so, denn von hier aus nahm ich den zweiten Teil meiner Karriere innerhalb der Organisation in Angriff. « 236
In Godards Film Die Chinesin treiben die Bewohner einer maoistischen \'\'ohn gemeinschaft täglich Frühsport und intonieren gemeinsam marxistisch-leninis tische Parolen, während im Hintergrund Radio Peking läuft_237 Das Zusammenleben der einzelnen l\Iitglieder öffnete dem Denunzian tenturn Tür und Tor. Funktionierte ein l\Iitglied nicht im Sinne der Parteilei tung, musste mit Meldung an die nächsthöhere Ebene der Partei gerechnet werden: »[ . . . ] der Genosse habe den ganzen Tag im Bett gelegen, sei auf ein kleinbürgerliches Fest gegangen, hätte vor dem Fernseher gesessen - anstatt Wache zu schieben, das Protokoll zu schreiben, auf der Veranstaltung anwe send zu sein«.238, so eine entsprechende Kontrollmitteilung. Mehrmalige Fehl tritte oder gravierende politische Unstimmigkeiten konnten zum Ausschluss der betreffenden Person aus der Wohngemeinschaft führen.239 Die \'Vohngemeinschaften waren die am weitesten verbreitete Form des Zusammenlebens innerhalb des maoistischen :Niilie us, die traditionelle Zweier beziehung in einer Ehe die angesehenste. Sie wurde auch von der Parteileitung gefördert. Nach Eheschließung gaben die K-Gruppen-Mitglieder ihre Gemeinschaftswohnungen zugunsten »proletarischer Zweizimmerwohnungen« auf.24° Für deren Einrichtung stand ebenfalls die Partei Pate. In den »Zentralorganen« pries man chinesische Seidenmalereien, die Porträt aufnahmen der fünf Klassiker des l\brxismus-Leninismus zeigten,241 oder
235 Koenen 2001 , S. 289. 236 Schimmang 1 979, S. 172f. 237 Vgl. Godard 1 967. 238 Wir warn die JtiirkJte der Partein 1 977, S. 83f. 239 Vgl. ebd., S. 1 02. 240 Vgl. Konkret 06/ 1 973, S. 1 8. 241 Vgl. RM 03/1 972, S. 7.
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Bildteppiche der schwedischen Konununistin Elsa Pärs-Berglund242 an. Insgesamt ergab sich der Eindruck einer Adaption des »Kleinbürgertums« an ein maoistisches l'vfilieu: »In der Diele hing ein Spiegel mit einem schmiedeeisemen Rahmen. [. . .] An der einen Wand des Wohnzimmers stand ein riesiger Schrank aus Palisander. In der Mitte ein mit grfu1en Butzenscheiben verglaster Teil, in dem Bücher standen. Die Titel waren durch das farbige Glas nicht zu lesen. Aber Ullrich erkannte die blauen Bände der Marx-Engels-Ausgabe. [. . . ] An der Wand hing eine Graphik. Drei Phantombomber über einem brennenden vietnamesi schen Dorf.«243
Uwe Tinuns Beschreibung dieses Besuchs bei einem maoistischen Paar ver deutlicht die Tendenzen der Abgrenzung von der Studentenbewegung, für deren Mitglieder derartige Wohnverhältnisse, verbunden mit dem Traum vom kleinen Reihenhäuschen,244 wohl das Höchstmaß an »Spießigkeit« bedeutet hätten. Die K-Gruppen orientierten sich auch in diesem Punkt an der KPD der 1 930er und propagierten den Mythos geschlossener Arbeitermilieus mit eigenen Wohnvierteln. Hier zeigte sich die Realitätsferne der Protagonisten. Die legendären Arbeiterviertel wie beispielsweise der Berliner Wedding konn ten in den 1 970er J ahren nicht mehr als solche bezeichnet werden, da sich traditionelle Arbeitermilieus durch gewachsene soziale Mobilität und breitere Partizipation der Arbeiter an wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg sukkzessive aufgelöst hatten.245 Dessen ungeachtet sprach die KPD in einem Artikel über den U-Bahn-Bau in Düsseldorf von den »Arbeiterviertel[n] Wersten, Holthausen, Eller, Bilk und Gerresheim«.246 Man versuchte, die Legende geschlossener Arbeitermilieus aufrechtzuerhalten. Dies geschah einerseits aus Gründen der Abgrenzung, war aber vornehmlich der Versuch, der eigenen Imagination Vorschub zu leisten. Die nostalgisch ge prägte Imagination der Arbeiterfamilie, die ein Terrain bewohnt, welches sie ausschließlich mit ihresgleichen teilt, war wichtige Kulisse für das von den K Gruppen inszenierte Drama.
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4.3.2 Ernährung >>Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Demokratie ist notwendig die fort schreitende Kaputtmachung des menschlichen Lebens in allen seinen Berei chen verbunden. Die Verstörung der Psyche, die Zerstörung des Individuums ist enorm. Das schlägt natürlich auf den Magen. Der hektische, nervöse, des orientierte Typ in vielen Schattierungen und Verdeckungen ist der normale. Indessen wird hier nicht von der politischen Psychologie und der politökono mischen Sozialisation gehandelt, hier wird nur von einer besonderen und ganz hundsgewöhnlichen Technik berichtet, sich der Kaputtmachung zu widerset zen [. . . ] ich nehme das Kochen als Technik sehr ernst, die Teil einer Lebens technik ist, der Kaputtmachung sich zu widerstzen und an der Aufhebung aller Kaputtmachung mit tätig zu sein.«247 So steht es im Vorwort des WG-Kochbuchs Schlarq[fenland, nimms in die Hand, 1 975 erschienen im Wagenbach Verlag. Alle Bereiche des Lebens, so auch die Ernährung, waren politisch. Im Sog dieser Totalisierung des Politi schen gab es nichts außerhalb der Politik. Die Tendenz der im Fahrwasser der Neuen Sozialen Bewegungen entstan denen Alternativ-Szene, Ernährung als Form des politischen Kampfes - zum Beispiel als Vegetarismus oder Makrobiotik - zu betrachten, ging an den K Gruppen spurlos vorüber. Viele der alternativen Gruppen konterkarierten die K-Gruppen-Forderungen und verabschiedeten sich aus der Öffentlichkeit in verschiedene >>scenes«, wo sie zum Teil abgeschottet von der Gesellschaft ihre Lebensmittel selbst erzeugten und herstellten. Die K-Gruppen hatten die Ernährung schon früher als Politikum entdeckt. Sie orientierten sich auch hier an der idealisierten »Arbeiterklasse« weshalb ihre Äußerungen zum Thema hauptsächlich auf die Qualität und nicht die Art der Ernährung zielten. Das Sprichwort »Der Mensch ist, was er isst« wurde ökonomisch uminter pretiert um auch im Bereich der Ernährung für den Klassenkampf zu trom meln: '
>>Die Mannschaftsverpflegung war miserabel. Besonders oft gab es billige Speisen, z. B. Eintopf (meist EPA-Fleisch, Einsatzverpflegung) und Hackbraten (als Bratklops, Königs berger, falscher Hase usw.) . In der Hackmasse waren ca. 40 % Fett enthalten, zumeist vom Schwein. Eine besondere Behandlung genossen die Offiziere, die sich des ö fteren von der Küche besondere Speisen, z. B. Filet-Steaks zubereiten ließen. Dabei mußten sie den glei-
242 243 244 245 246
Vgl. RF 22/ 1 976, S. 1 1 . Timm 1 998, S . 3 1 4f. Vgl. RM 0 1 / 1 976, S. 8. Vgl. Köllmann 1 983. RF 39/ 1 973, S. 2.
247 Zit. nach Wesel 200 1 , S. 1 56.
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chen V crpt1egungssatz zahlen. [. . .] Die Offiziere haben auf Wunsch auch Nachschlag vom Fleisch gekriegt. «248
Die Arbeiterschicht, der die K-Gruppen-l'vlitglieder sich ja zurechneten, war angesichts dieser Interpretation determiniert, sich aufgrund ökonomischer Zwänge ungesund zu ernähren. Das »Proletariat« der K-Gruppen verfügte in ihren Augen nicht über ein Einkommen, welches eine gesunde Ernährung gerechtfertigt hätte. Eine Replik des KBW auf den Ernährungsbericht der Bundesregierung aus dem J ahr 1 97 6 lässt Rückschlüsse auf die Ernährung von K-Gruppen-l'vlitglie dern zu. Nach l\.Ieinung der Autoren war der Arbeiter gezwungen, statt »Zar tem Kalbfleisch« »Billigwurst« zu konsumieren, um auf die von ihm benötigte Anzahl von Kalorien zu kommen. Dem Vorwurf der Bundesregierung, die Deutschen ernährten sich monoton, begegneten die Autoren mit dem Argu ment, die >>Arbeiterklasse« sei gezwungen, »Resteverwertung zu betreiben.« Diese führe wiederum zu Monotonie. Fettleibigkeit sei deshalb ein staatlich verschuldetes Problem.249 Am Ende des Textes brachen die Autoren klassen kämpferisch eine Lanze für die kochende Arbeiterfrau: >>Die Frage steht, wer ist eine bessere Köchin, das Bourgeoisweib, das mit einem Etat von 500 1\lark ihrer Sippe ein Essen zubereitet oder zubereiten läßt oder aber die Arbeiterfrau, die mit dem gleichen Geld fast einen ganzen Monat auskommen muß. Ein leichtes ist, 500 Mark für ein Essen auf den Kopf zu hauen, eine große Kunstfertigkeit setzt es aber voraus einem Mann und den Kindern mit dem gleichen Geld fast einen ganzen Monat ein einigermaßen schmackhaftes Essen zu kochen. Die >Kalorienrechnung< spielt dabei nur eine geringe Rolle, hauptsächlich die Rechnung des Haushaltsgelds.« 2SO
An dieser Stelle könnte der Eindruck entstehen, die K-Gruppen-Mitglieder hätten durchaus Interesse an gesunder oder teurer Ernährung gehabt, sich aber eine solche nicht leisten können. Ein ausgestiegenes l\.Iitglied berichtet dage gen, dass eine generelle »Anti-Haltung denen gegenüber, die oft tollen franzö sischen Käse usw. aufgefahren haben« bestand.251
5 . I D E O J. Cl G I E U N D I N D O K T R ! N l E R lJ N G
Frage sei »feige vermieden«252 worden, ist nicht haltbar. Zutreffend erscheint die Aussage, die »prüden K-Gruppen« hätten >>das Proletariat noch sittlicher machen«253 wollen. Die Forderungen der APO nach »freier Liebe« und einer Anderung des Rollenverständnisses wurden ins Gegenteil verkehrt und die »proletarische Zweierbeziehung« idealisiert. Orientiert an der »chinesischen ""Iassenlinie« stigmatisierte man das Sexualverständnis der Studentenbewegung als imperia listisch. »Imperialismus und Feudalismus und die damit verbundenen Prakti ken wie Vielweiberei, Konkubinat, Kinderheirat, Zwangsheirat, Prostitution«, so der Rote l'Aorgen, führten zu »massenhaftem Auftreten« von Geschlechts krankheiten und ihrer Verbreitung. Der »Imperialismus spielte« in diesem Zusammenhang »die schändlichste Rolle«. Die »Freiwiligentrupps in der Volksrepublik China« dagegen, so die Autoren weiter, »propagierten die neuen Ehegesetze (Verbot von Prostitution, Zwangsheirat usw.)«. Diese Arbeit führe zu einer »Revolutionierung im Denken und Handeln der Menschen«. 254 Die l'vlitglieder suchten ihr Glück in der Ehe, die von der Parteileitung ex plizit als vorbildlich dargestellt wurde.255 Die Heirat wurde von den weiblichen Mitgliedern nach chinesischem Vorbild als »revolutionärer Akt« empfunden.25 6 Nach Angaben der von der DDR finanzierten, insofern den K-Gruppen feindlich gegenüberstehenden Zeitschrift Konkret musste »jeder Genosse, der mit einer Frau zusammenlebt, unverzüglich die Ehe schließen«257 • In Wahlaufrufen hoben die Verfasser den Ehestatus und die Kinder der Kandi daten gesondert hervor.258 Bereits die Thälmann-KPD der 1 930er Jahre hatte den Sexualtrieb regle mentiert: >>Was den Sexualtrieb anging, so waren wir uns, obwohl man ihn offiziell sanktioniert hatte, nicht ganz klar, welche Haltung wir ihm gegenüber einnehmen sollten. Die Monogamie und die Institution der Familie waren Produkte des überlebten \Virtschaftssystemes; sie förderten Individualismus und Heuchelei, waren eine Ablenkung vom Klassenkampf und daher grund sätzlich abzulehnen; die bürgerliche Ehe war lediglich eine von der Gesellschaft sanktionierte Form der Prostitution. Aber die freie Liebe war ebenfalls nichts Gutes. Sie hatte sich in der Partei, sowohl in Sowjetrußland wie in den anderen Ländem großer Beliebtheit erfreut, bis
4.3.3 Sexualität und Rollenverständnis
Gemessen am hohen Stellenwert der Sexualität im Milieu der » 1 968er« klam merten die K-Gruppen das Thema nahezu aus. Der Vorwurf aber, die sexuelle
248 KVZ 08/1 978. 249 Vgl. KVZ 25/ 1 976, S. 5. 250 Ebd. 251 II/zr IJ.W>I die stiirkste der Partein 1 977, S. 45.
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252 Priskil 1 990, S. 488. 253 MRI 1980, S. 25R 254 RM 03/ 1 973, S. 1 . 255 II/ir warn die stiirkste der Pattein 1 977, S. 26. 256 Vgl. Koenen 2001 , S. 29 1 . 257 Buchholz 1 973, S . 40. 258 Vgl. RM Wahlextrablatt 1 974, S. 2.
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Lenin schließlich seine berühmte Erklämng gegen die >Glas-Wasser-Theorie< 259 abgab. Mit hin war die bürgerliche Moral genauso zu verwerfen wie die freie Liebe, und die einzige k orrek te konkrete I laltnng gegenüber dem Sexualtrieb war die >proletarische Morak Diese bestand darin, sich brav zu verheiraten, seinem Ehegenossen die Treue zu halten und soviel proletarische Kinder wie möglich zu zeugen.<<260 ,
Da in den maoistischen Wohngemeinschaften die Gruppe die Liebesbeziehun gen kontrollierte,26 l war ironischerweise die Eheschließung eine Möglichkeit, einer übermäßigen sozialen Kontrolle zu entgehen, da Ehepaare auszogen. Der Aspekt der sexuellen Kontrolle korrespondiert mit der von Singer und Lalich belegten l\fissbilligung unkoutrollierter Äußerung von Zuneigung in Sekten.262 Kehrte ein Ehepartner der Partei den Rücken, wurde auf den anderen Partner massiv Druck ausgeübt In endlosen Sitzungen, die sich in manchen Fällen über ein \Vochenende erstreckten, forderte man den in der Partei Verbliebe neu auf, seinen Ehegatten zur Rückkehr zu bewegen.263 In Anlehnung an die populäre Jugendzeitschrift Bravo und deren Aufklä rungsrubrik »Liebe, Sex und Zärtlichkeit<< fand sich ab 1 97 8 in der Jugendzei tung der KPD, KiimP/ende Jugend, eine unregelmäßige Serie mit dem Titel »Liebe und Geborgenheit, Abenteuer, Bund fürs Leben<<, in der J\fitglieder der Ju gendorganisationen über ihre Sexualität schrieben. Da die KPD sich seit 1 97 8 konsequent auf die »Neuen Sozialen Bewegungen<< zubewegt hatte und die Zeitung sich außerdem an populären Jugendmagazinen orientierte, war der Ton verhältnismäßig liberal. Außerdem handelte es sich bei der Kämpfenden Jugend um den Versuch, eine Art kommunistische Bravo zu gestalten. Dement sprechend waren die Beiträge offener, aber kaum als intim zu bezeichnen. Trotzdem wurde, wie der Titel zeigt, die eheliche Bindung als Idealziel propa giert. In den Beiträgen ging es hauptsächlich um die Frage, ob sexuelle Kon takte zu Nicht-Kommunisten zulässig seien. Explizit äußerten sich die Heraus geber zwar nicht, die Beiträge unterstützten mit wenigen Ausnahmen aber die Linie der Partei, die Beziehungen zu Nichtmitgliedern nicht tolerierte und die Ehe vorschrieb.264 Sexualität war wie zu Zeiten der Studentenbewegung ein Politikum, aller dings hatten die Vorzeichen gewechselt. In einem anderen Zusammenhang
259 Nach der >>Glas-Wasser-Theorie<< kommt dem Sexualakt nicht mehr Bedeutung zu als dem Löschen des Durstes mit einem Glas Wasser. 260 Koestler 1 950, S. 6 1 . 26 1 Ebd., S . 1 1 . 262 Vgl. Singer/Lalich 1 997, S. 97. 263 Gespräch Oluf Hübner 2003. 264 Vgl. KJ 06/ 1 978, S. 20f; KJ 09/ 1 978, S. 30f; KJ 10/ 1 978, S. 22f
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hatte Alexander Solschenyzin über die Sowjetunion geschrieben: »Ohne Ukas des Präsidiums kein Verkehr. Dein Körper ist Eigentum des Vaterlandes.«265 Der Politisierung des Sexuellen entsprechend wurden von der klassischen Zweierbeziehung abweichende sexuelle Verhaltensweisen auf zum Teil reakti onärste Art und Weise abgewertet. Man verlor sich in einer linksradikalen Verkleinbürgerlichung. Den Kritisierten wurde ein abweichendes Verhalten als »Feministinnen, Homos und Randgruppenideologen« vorgeworfen,266 das Sexualverständnis der Studentenbewegung im besten Fall als »bürgerlich« bezeichnet. Es war aber auch von »ekelhaftem Lebensstil und moralischer Verkommenheit«267 die Rede. Die in der Literatur vertretene Auffassung, dass die K-Gruppen-Ideologen Homosexualität lediglich als Nebenwiderspruch deuteten,26R ist bei näherer Betrachtung nicht haltbar. Bereits in den Anfangstagen der i\PO gab es, so Olles, anti-homosexuelle Ressentiments gegen Hans-Jürgen Krahl, einen füh renden Ideologen der Studentenbewegung.269 Diese Linie führten die K-Grup pen fort. In der Kämpfenden Jugend war von »tuntenhaften Homosexueller1«270 die Rede, im Roten Morgen wurde der Filmemacher R W. Fassbinder wegen seiner gleichgeschlechtlichen Neigungen angegriffen.21 1 Wilfried Maier, J\fitglied des ständigen Ausschusses im ZK des KBW kriti sierte in einem Brief an die »Homosexuelle Aktion Bremen« (HAB) ein »Sich Fixieren auf ein sexuelles Anders-Sein und die Bildung einer l\finderheit, die Toleranz von ihren l\fitmenschen fordern muß«. Der KB\V aber wolle keine Gesellschaft erkämpfen, die die Maxime »Leben und Leben-Lassen« zum Prinzip erhebe. Das Ziel des Bundes sei »Überhaupt nicht die Toleranz, son dern das gemeinsame Handeln, Arbeiten und Leben der Menschen, nicht der Rückzug der Verschiedenartigen voneinander«. 272 Generell habe Maier »beträchtliche Zweifel« an der Aussage, die »Homosexualität [sei] >eine völlig natürliche Erscheinung<«. Auch sei bisher, so Maier polemisch, »keiner der Klassiker auf die Idee gekommen, dass es die Spaltung in Homosexuelle und Heterosexuelle sei, welche der Arbeiterklasse den Sieg in der proletarischen
265 Solschcnizyn 1 999, S. 365. 266 RM 27/ 1 979, S. 3. 267 Vgl. RJ\1 37/1 974, S. 4. 268 Vgl. Hoevels 1 998; vgl. lf''"ir JWnt dk .rtlirk.rte der l'm1fin 1 977, S. 70. In f'.:.reisen des KRW \Hirde die Thematik weitgehend ignoriert. Briefe von Sympathisanten, die sich zu ihrer Homosexualität bekannten und nach der Positionicrung des KB\V fmgten, blieben w1beantwortet. Vgl. Weyand 1 978, S. 1 . 269 Vgl. Olles 1 998. 270 KJ 03 I 1 978, s. 28. 271 Vgl. RM 22/ 1 978, S. 15. 272 Maier 1 973, S. 70.
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Revolution s o schwer mache«.273 Für die KPD/ML-Ortsleitung Bremen bedeutete »Sexualität nichts anderes [. . . ] als Fortpflanzungstrieb«, Homosexu elle widersprächen der »Wissenschaft des Proletariats, weil mit Hilfe der fal schen Ansichten zur Homosexualität die führende Rolle der Partei angegrif fen«274 werde. Der Sozialismus propagiere nicht die Befriedigung von »Bedürfnissen der Menschheit«, sondern solle »den Interessen der Arbeiter klasse und des breiten Volkes dienen«. Alles, was diesem Anspruch zuwider laufe, müsse »aufs Schärfste bekämpft und unterdrückt werden«. Für Men schen, die »ihre persönlichen Interessen an die erste Stelle« stellten, gebe es »in der Partei keinen Platz; wohlgemerkt nicht, weil sie homosexuell sind, sondern weil sie Theorien vertreten, die dem Marxismus-Leninismus feindlich gegenü berstehen«. 275 Die KPD thematisierte 1 979 die Homosexualität in einer Leserbriefreihe. Neben wenigen positiven Reaktionen auf den »Gay Liberation Day«, um den es hauptsächlich ging, überwogen feindselige Positionen: >>Dies [die übertriebenen Ansprüche Homosexueller, Anm. d. Verf.] äußert sich schon im Ausdruck >Schwulsein<, mit dem sich die Betroffenen vom wissenschaftlichen Begriff Homo sexualität bzw. Inversion in den Slang einer Subkultur flüchten, aus der Not eine Tugend machen wollen. [ . . . ] >Tuntenhaftigkeit<, >weibisches Gehabe<, Weichlichkeit usw. sind sicher nicht durchgängig (siehe die Vorfalle in der faschistischen SA) und im üblichen Vorurteil mehr eine Karikatur, doch sie bleiben ein Attribut des Homosexuellen, werden in ihrer Ö ffentlichkeitsarbeit noch zu positiven Werten hochstilisiert, in perfekter Harmonie zur bürgerlichen Propagiemng des (heterosexuellen) >Softie< in den Massenmedien. [ . . . ) Was ist mit Sadisten, Masochisten, Sodomisten, Nekrophilen? Was ist mit den bedauernswerten heterosexuellen Schüchtemen, von den normalen Zurückhaltenden bis zu den Neurotikern? J edem seine eigene Bewegung!«27 6
Der Verfasser stellte im weiteren Verlauf des Artikels die »fortschrittliche« Politik Chinas heraus, die »zumindest in Bezug auf Heterosexualität« beispiel haft sei.277 Er erwähnte nicht die im China der Kulturrevolution übliche Vorgehensweise der Roten Garden, »sexuell Degenerierte« öffentlich zu kast rieren.27 8
Hauptgrund für die ablehnende Haltung der K-Gruppen gegenüber Homose xuellen. Die Propagierung der Ehe, verbunden mit der Ausklammerung der von den K-Gruppen so genannten »abartigen sexuellen Verhaltensweisen«, zog eine Adaption an das klassische Rollenverständnis nach sich. »Die werktätige Frau«, so ein Mitglied der KPD 1 975, sei »nicht nur Arbeiterin oder Ange stellte, sondern [. . .] zugleich Hausfrau und verantwortlich für die Versorgung des Mannes und die Aufziehung [sie.] der Kinder«. Sie werde dafür kämpfen, »die Frauen einzureihen in die Klassenfront gegen das kapitalistische System, sie für den Kampf für den Sozialismus zu gewinnen«.279 Die anonyme Kämpfetin der KPD befand sich mit dieser Aussage auf Parteilinie. Die Organisation hatte bereits 1 9 7 4 die »Versorgung und Erzie hung der Kinder«, die »Reinigung und Instandsetzung der Wohnung« und schließlich die »Ernährung der Familie« als »gesellschaftlich notwendige und nützliche Arbeiten« von Frauen propagiert.2so Um solchen Aussagen einen revolutionären Anspruch zu geben, erhoben verschiedene K-Gruppen in ihren Publikationen die Forderung nach der Ent lohnung von Hausfrauenarbeit,281 welche kaum über die traditionelle Auffas sung des Mannes als Ernährer und der Frau als Mutter hinwegtäuschen kann. Frauen wurden als der Anhang von Kadern betrachtet.282 Dementsprechend war es selbstverständlich für die Frau, die Hausarbeit zu übernehmen, wenn der Mann politisch arbeitete. 283 Aus diesem Blickwinkel ist es nicht verwunderlich, wenn verschiedene K Gruppen wie die KPD und der KBW das Frauenbild des Iran nach der Revo lution Khomeinis als »dem Imperialismus gegenüber fortschrittlich« darstell ten: >>Den Status der islamischen Frau regeln die Kapitel 2 und 4 des Korans. Beide gehen davon aus, daß es notwendig ist, die Frau ökonomisch abzusichern, in der Ehe, sowie in allen Fragen, die das Eigentums- und Erbrecht betreffen. [. . . ) Sie hat die Verantwortung für den Haushalt und für die Kindererziehwig.<<284
Die Orientierung an der Volksrepublik China, korrespondierend mit der Anbiederung an die in ihren Augen homophobe »Arbeiterklasse«, war der
273 274 275 276 277 278
l\!aier 1 973a, S. 73f. KPD /ML Ortsleitung B re men 1 974, S. 76. Ebd., S. 78. RF 30/ 1 979, S. 1 2. Vgl. ebd. Vgl. Berman 1 998, S. 1 33.
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279 280 281 282 283 284
RF 07/1 975, S. 8. RF 2 1 / 1 974, S. 8. Vgl. ebd.; vgl . MRI 1 980, S. 259. Vgl. Wir warn die stärkste der Partein 1 977, S. 27. Vgl ebd, S. 26. KVZ 1 0/ 1 979, S. 20. .
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4.3.4 Erziehung Die K-Gruppen setzten im Bereich der Erziehung auf »proletarische Diszip lin« \utoritäres Verhalten war ausdrücklich erlaubt, sogar erwünscht, »da auch die Arbeiterklasse ihre Kinder autoritär erziehe«285. Die »Diskussion über fort schrittliche Kindererziehung« erfuhr im dogmatischen Segment der Neuen Linken einen Paradigmenwechsel. Statt auf »antiautoritäre« Erziehung zu set zen, besann man sich auf die Schriften Edwin Hoernles (1 883-1 952), der führender Vertreter der Kinderpolitik der Weimarer KPD gewesen war. 1 969 gaben Lutz von \X'erder und andere Hoernles Gruncffragen der proletarischen Er zjehung286 neu heraus. Das \Verk avancierte zu einem Essential im Bereich der Kindererziehung. Weitere Inspiration für die K-Gruppen-Pädagogik holte man sich in China und .\lbanien. Wann immer eine Delegation einer der Bruderparteien einen Besuch abstattete, stand auch der Besuch einer Schule auf dem Programm. Das dort Gesehene präsentierten die Rückkehret den Lesern ihrer »Zentralor gane« überschwänglich. Die Autoren bewerteten die ausnahmslos auf das Kollektiv gerichtete, extrem antündividualistische Erziehung als positives Bei spiel, von dem man im Klassenkampf nur lernen könne. »Im Kapitalismus« diene die Erziehung »der Bourgeoisie, einer kleinen 1\1inderheit, die die Jugend für ihre Zwecke einspannen« wolle. Widerstandslos sollten »die jungen Men schen .\usbeutung und Unterdrückung ertragen« und würden dafür »von einer aufgeblasenen Pop-Industrie verdummt und von der Wahrnehmung ihrer Interessen abgehalten«. Die »sozialistische Erziehung« hingegen sei ein »be wußtes Leiten und Führen junger Menschen in Richtung auf ein bestimmtes Ziel«. Ihre Grundlage bilde die »bewußte Disziplin, die aus der Zusammenge hörigkeit im Kampf um den Sozialismus« erwachse. Sie bestünde »in der be \Vussten und freiwiligen Unterordnung des Einzelnen unter die Interessen der Gesamtheit des Proletariats« und garantiere die »Einheit und Geschlossenheit des Handelns«. Ohne bewusste Disziplin sei »kollektives Handeln niemals möglich«, in ihr vereinige sich »die neue Einstellung zur Arbeit, die die Men schen [befähige] , friedliche Heldentaten beim Aufbau des Kommunismus zu vollbringen«. 287 .
•
Wie die Menschen befähigt werden sollten, friedliche Heldentaten zu voll bringen, verschwiegen die Verfasser nicht: »Es ist völlig unmöglich«, begeis terten sich die Schreiber der KVZ, »dass ein Spielzeug nur einem Jungen oder
285 Vgl. 1\losler 1 977, S. 49. 286 Hoernle 1 969. 287 KVZ 05/ 1 974, S. 1 5.
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Mädchen allein gehört - immer ist das ganze Kollektiv dafür verantwortlich, ebenso wie für die Erledigung bestimmter Pflichten. Versucht ein K.ind, ir gendwie auszubrechen, und entwickelt es im Kollektiv schädliche individualis tische Tendenzen (will es vielleicht ein Spielzeug nur für sich behalten), versu chen die anderen Kinder zunächst, ihm seinen Fehler bewußt zu machen und dadurch zu einer Änderung zu kommen. Zeigt das aber keinerlei Erfolg«, so die Autoren weiter, »wird dieses K.ind von den anderen bestraft, die den Fall diskutieren und dann eine Entscheidung treffen.« 2 88 Die Identiftkation mit dem Erziehungsstil in China und }Jbanien führte zur Übernahme totalitärer Indoktrinierung. Kinderorganisationen, die an die »Spitzel«, die Parteijugend in George Orwells Roman 1 9842 89 , oder den HJ Streifendienst erinnerten, wurden den eigenen Kindern als vorbildlich präsen tiert: >>Die Roten Kindergardisten bekommen verantwortungsvolle Aufgaben, so z. B. Streifen gänge an der Küste. Das Volk weiß, das schlechte Elemente manchmal bei Nacht übers Meer flüchten oder andere sich an Land schleichen wollen und dabei oft Spuren hinterlas sen. - Die Roten Kindergardisten in dieser Geschichte helfen, zwei Klassenfeinde zu beo bachten. Sie sind dabei sehr mutig, denn diese Klassenfeinde sind grausame Menschen und wollen die Kinder in die Irre führen. «29 0
Ignoriert wurden die Horden 1 4-jähriger Schüler, die im China der Kulturre volution Häuser stürmten und alte Menschen auspeitschten.29 1 Stattdessen sangen die Akteure einen Hymnus auf >>Kleine Rotgardisten« und deren Abenteuer in der politischen Auseinandersetzung mit reaktionären Grundherren, die beim sozialistischen Aufbau störten.292 Nicht nur in vielen der undogmatischen Kinderläden, auch in vergleichbaren Institutionen der K Gruppen gehörte das berühmte >>Rübenbild« zum Inventar. Es zeigte eine Gruppe von Kindern, die mit vereinten Kräften eine Rübe aus dem Erdboden ziehen. Der Mythos einer leistungsbereiten, unverbrauchten und linientreuen Ju gend, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der chinesischen Kulturrevolution zieht, korrespondiert mit der generationalen Gloriftzierung der Jugend, wie sie in den 1 920er und 1 930er J ahren bei der KPD und im besonderen bei den Nationalsozialisten vorzuftnden war.293
288 Ebd. 289 Vgl. Orwell 2000, S. 33. 290 RM 04/ 1 976. 291 Vgl. Wesel 2002, S. 40. 292 Vgl. Deumelandt/Dressler 1 974, S. 6. 29.� Vgl. Stiller 1 9 9 1 , S. 405.
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5 . I D E O L O G I E U N D I N D O KT R I N I E R UNG
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KPD
und
KPD / MV94
begannen
neben ihren J ugendorganisationen
KJ VD und »Rote Garde« eigene »Pioniergruppen« aufzubauen, für die auch
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Sport gemacht haben, und wenn wir keinen Sport machen, werden wir nicht stark, um die Unterdrücker wegzujagen«.299
Ferienlager organisiert wurden. Im Verlauf dieser Ferienfreizeiten wurde vor
Konsequenterweise forderte die KPD die Einführung des Wehrkundeun
bildgetreu versucht, eine kindesgemäße kommunistische Erziehung zu prakti
terrichts in den Schulen. »Nicht Wehrlosmachung, sondern Wehrertüchtigung
zieren, die zum Teil bizarre Auswüchse annahm. So wurde im »Thälmann
für die gerechte Sache der Unabhängigkeit gegen die beiden Supermächte« sei
Pionierlager« der KPD-Kinderorganisation »Rotes Wiesel« ein Abenteuerspiel
die Aufgabe der Erziehung. »Wenn Wehrkundeunterricht in den Schulen ge
veranstaltet, in dessen Verlauf »Partisanengruppen« gegen einfallende »Imperi
geben [werde] «, so die Verfasser, »wenn Schüler Kasernen besuch[t]en«, dann
alisten« kämpfen sollten.295 Im Ferienlager Krautsand fand ein Spiel, in dessen
sei das »eben nicht an sich schlecht und zu bekämpfen, wie es früher richtig
Verlauf eine aus Pappkartons aufgebaute Berliner »Schandmauer« eingerissen
schien«. Die Organisation erblickte vielmehr »Gelegenheiten für unsere Schü
wurde, besonderen Anklang.296 Den Versuch einer Gratwanderung zwischen
lergenossen [. . . ], die richtige Linie des antihegemonistischen Zusammenschlus ses zu vertreten«.3 oo
kindgerechtem Verhalten und ideologischer Indoktrinierung betrachteten die
Kinderbücher aus China und Geschichten in der Weihnachtsbeilage zum
Veranstalter als gelungen:
»Für die meisten jtmgen Genossen war es das erste Mal, daß sie ihre Ferien ohne ihre Eltern verlebten. Einige anfängliche >Krokodilstränen< waren schnell getrocknet, und mit Schwung ging es an den Aufbau. Bald hatte sich unser Platz in ein rotes Zeltdorf verwandelt, ge schmückt mit den Fahnen der sozialistischen Länder und der KJVD-Fahne, kleinen roten Fähnchen an den Zelten und Bildern der Arbeiterführer. J eder wußte: Hier verbringen Kinder und Jugendliche des KJVD ihre Ferien. Der KJVD hat mit diesem Pionierlager einen weiteren Schritt für die Organisierung der Kommunistischen Kinderarbeit gemacht. Das ganze Leben wurden von den Brigaden aus geleitet. In den drei Brig.1den: >Rote Sommer sprosse<, >Rote Faust< und >Roter Stern< wurde von den Kindem jeweils ein Brigadeführer gewählt. Ein kommunistischer Erzieher leitete die Brigaden.«297 Die kommunistischen Erzieher hielten sich in ihren Methoden an das, was sie
im
Roten Morgen ergänzten die Erziehungsarbeit Über die Kämpfende Jugend konnten die jungen Genossen und ihre Eltern das Buch Kleine Wächter am ostchinesischen Meer bestellen, in dem Kinder auf Wachtposten feindliche Spione überwältigen30 l ; in der Weihnachtsbeilage des Roten Morgen von 1 979 Beispiel des
erzählte der »Rote Großvater« die Geschichte »Das Hassen«, die den Klassen kampf kindgerecht thematisieren sollte. 302 Das Konzept der Erziehung als Fortsetzer der chinesischen Kulturrevolu tion303 divergierte in seinen Methoden und Zielen von dem der APO. Die von Akteuren der Studentenbewegung ins Leben gerufenen »Kinderläden«, in denen eine »antiautoritäre Erziehung« praktiziert werden sollte, mussten für die Mitglieder der K-Gruppen wie ein rotes Tuch wirken. Der KBW erhob
Verlauf ihrer Besuche in China und Albanien gelernt hatten. Das Taschen
den Vorwurf der Privilegierung von Akademikerkindern durch solche Kinder
geld der teilnehmenden Kinder wurde zu Beginn der Ferien eingesammelt und
läden, in denen kein einziges Arbeiterkind zu finden sei.J04 Für die selbst
gegen den Willen der Kinder, die Taschengeld besaßen, aufgeteilt.298 Die
verwaltete Erziehungsarbeit hätten nur Studenten Zeit, da Arbeiter tagsüber
Solidarität, die die Kinder nach innen lernen sollten, wurde durch aggressive
arbeiten müssten.305 Dieser pragmatischen, die Kinderläden nicht grundsätz
»Erziehungsarbeit« gegen den Klassenfeind ergänzt. Getreu der in Albanien
lich ablehnenden Position setzte die KPD eine streng ideologische entgegen.
propagierten Volksbewaffnung und -ertüchtigung war der Sport wichtiger
Sie warb für den Aufbau kommunistischer Kindergruppen innerhalb ihrer
Bestandteil des Lagerlebens. Hier ging es weniger um Spiel und Spaß als um
J ugendorganisation KJVD . Scharf wurden »antiautoritäre« Modelle kritisiert
die Stählung des Körpers für den Klassenkampf. In einem »Kinder
im Kampf«
betitelten Artikel beschwert sich der kleine Jens, von den Verfassern als »Ge
und als »erzieherische Inseln
nosse Jens« tituliert: »Am 3. Tag fand ich schlecht, daß wir Kinder keinen
294 Der KBW engagierte sich nicht in dieser Richtung. 295 Vgl. KJ 09/ 1 976, S. 35. 296 RF 35/1 977, S. 10. 297 Vgl. KJ 09/ 1 976 ebd. 298 Vgl. ebd.
im
kapitalistischen System« gebrandmarkt. Statt
dessen sollten die Kinder in den »bewaffneten Sturz der Bourgeoisie« mit
299 KJ 03/ 1 977, S. 29. 300 RF 28/ 1 975, S. 7. 3 0 1 Vgl. KJ 03/ 1 977 ebd. 302 Vgl. RM 5 1 /52/1 979, S. 1 5. 303 Vgl. KVZ 08/ 1 973, S. 1 4. 304 Vgl. KVZ 09/ 1 973, S. 16. 305 Vgl. RM 25/ 1 973, S. 7.
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STALINS EN KEL, M A O S SOHNE
einbezogen werden. Konkret bedeutete dies die Teilnahme a n Demonstratio nen und an der praktischen Arbeit innerhalb und außerhalb der Partei.306 Dem .t\Iodell der Kinderläden setzten die Akteure das Konzept eines »In ternationalen Volkskinderhorts« auf Stadtteilebene entgegen,307 in dem sie die »Erziehung im Geiste der proletarischen Solidarität«308 umzusetzen gedachten. Die Aussage einer Lehrerin, !vfitglied der KPD /ML, die in einem Kollegen, den sie vor ihrer Zugehörigkeit zur Partei wegen seines autoritären Unter richtsstils geringschätzte, plötzlich einen »fortschrittlichen Menschen« er blickte,309 verdeutlicht, dass sich die K-Gruppen als Schößlinge der 1 968er Rebellion in keinem Bereich so weit von ihren Ursprüngen entfernten wie in der Frage der Erziehung.
4. 3 . 5 Urlaub
Die K-Gruppen-Kader, welche sich selbst als Berufsrevolutionäre verstanden, orientierten sich in der Planung ihres Urlaubs an der »Arbeiterklasse«. Obwohl sie theoretisch jederzeit hätten Urlaub machen können, wurden Urlaubspläne erstellt,3 10 nach denen jedem .t\Iitglied drei Wochen Urlaub im J ahr zustan den.3 1 1 Dies bedeutete in der Praxis keinesfalls Freizeit. Standen beispielsweise Delegationsreisen nach China an, so mussten die Delegationsmitglieder hierfür ihren Urlaub opfern..J 1 2 Der Urlaub musste unter Angabe von Gründen beantragt werden und durfte wichtige Termine nicht tangieren: »Der Termin liegt zwischen den ZK Sitzungen, weiterhin liegt der Urlaub gerrau zum Ende der Kapitalschulung Bock und vor der Kapitalschulung Klocke, weiterhin ist der Urlaubstermin günstig dafür, daß mit Frau in Urlaub gefahren werden kann«,31 3 so der Urlaubsantrag eines ZK-Mitglieds des KBW. Anders als in der »Arbeiterklasse« üblich, war der Erholungsaspekt des _ Urlaubs gering. Über eigene Reisebüros wurden Albanienreisen beworben, in deren Verlauf Schulungen vor Ort stattfinden sollten. Die Reisenden sollten sich »in Diskussionen mit albanischen Kollegen und Genossen und bei ihren
306 Vgl. Rl· 30/ 1 976, S. 5. 307 Vgl. RF 36/ 1 975, S. 5. 308 Ebd. 309 Vgl. RM 35/ 1 973, S. 4. 3 1 0 Vgl. Schimmang 1 979, S. 1 92. 3 1 1 Vgl. !Vir aw11 die rtärkrte der Partein 1 977, S . 1 5. 3 1 2 Vgl. KBW 1 974, S. 1 7 . 3 1 3 KBW 1 976a, S. 1 ; vgl. auch Bock o. J . (1 976), S. 1 .
5. I DE O L O G I E U N D I N D O KT R I N I E R U N G
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Besichtigungen in den Werken, LPGs und Staatsgütern noch besser über den Erfolg beim Aufbau des Sozialismus informieren«.3t 4 Neben dem Schulungsas pekt pries man einen einzigartigen Strandurlaub fernab kapitalistischer Ge schäftemacherei an: »Für die gewöhnlichen Touristen geht es am Strand in Durres nicht anders zu als an allen Badestränden der \'<1 elt. Nicht anders - was das Meer, den Strand und die Sonne betrifft. Anders, weil hier nicht mit Meer, Strand und Sonne das große Geschäft gemacht wird. Am Strand von Durres gibt es keinen Nepp und keinen SexrummeL Dieses Touristenzentrum ist von den Albanem dadurch >abgeschirmt<, daß es von einem noch größeren Urlaubszentrum für Albaner flankiert wird, rechts wie links. Alle baden durcheinander, Albaner und Touris ten. Am Abend können die Touristen im Zentrum bleiben, wo ihnen manches geboten wird: Tanz, Fihnvorführungen, Folklore, Femsehen u. dgl. , oder sie wollen lieber Albaner ken nenlemen, dann gehen sie in eine der albanischen Kneipen und Tanzlokale in der N ähe. Beliebt sind abendliche Spaziergänge am Sandstrand, quer durch alle Urlaubszentren. «3 1 5
Gerd Koenen, in den 1 970er J ahren selbst führendes l'vfitglied des KBW, be schreibt seine Albanienreise im Rückblick völlig anders. Die »Freundschaftsrei senden« seien über das »Ghetto der fünf Devisenhotels« kaum hinausgekom men und hätten wenig Kontakt zu Albanern pflegen können. Diese seien wie durch eine unsichtbare Schranke der Apartheid von den Besuchern getrennt gewesen, obwohl der Kontakt nicht generell untersagt gewesen sei.3 1 6 »\V'ir haben nicht gelitten unter Enver Hoxha«, so Ex-KPD/I'viL-Reisechef Hübner, »wir waren da unten die Elite.«3 17 Im Gegensatz zur Propaganda der KPD /l\IL war Albanien in den 1 970er J ahren kein Land, in dem der Normalbürger Urlaub machte. Das kleine Land am Balkan war ein Mekka der Polittouristen aus der marxistisch-leninistischen Szene. Diese wiederum setzten die aus der Heimat vertrauten Richtungs kämpfe fort, was dazu führte, dass die jeweiligen Gesandtschaften unter sich blieben. Auch im Urlaub galt das Prinzip von Kritik und Selbstkritik. Um die Mühlen dieses Rituals in Bewegung zu setzen, reichte es, wenn I'vfitglieder der Reisegruppe die albanische Bevölkerung beispielsweise durch offen getragene rote Haare oder T -Shirts mit aufgedruckten Dollarzeichen »provozierten«. Solche »Verstöße« wurden intern sanktioniert.3 1 8 Nach Koenen konnte das Landesinnere nur im Rahmen organisierter Busreisen besichtigt werden. Die Delegationen der verschiedenen K-Gruppen wurden nach ihrer Wichtigkeit für die »Partei der Arbeit Albaniens« (PcL\.i\) getrennt und behandelt. Der 3 1 4 RM 26/1 973, S. 6. 315 Ebd. 3 1 6 Vgl. Koenen 2001 , S. 207ff. 3 1 7 Gespräch Oluf Hübner 2003. 3 1 8 Vgl. Tirana - Durres - Elbasan 1 975, S. 3.
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STALlNS EN KEL, MAOS SöHNE
KPD / J\� gewährte man als offizieller Bruderpartei Sonderbusse und Parteili mousinen, Reisende der deutsch-albanischen Freundschaftsgesellschaft hatten mit einfachen Reisebussen, die sie eventuell mit einer Konkurrenzorganisation teilen mussten, vorlieb zu nehmen. Ziele dieser Bustouren waren Fabriken, Delegationen der Staatsjugend im Arbeitseinsatz und Partisanenkriegsdenk mäler. Vor jedem dieser Denkmäler schworen die Teilnehmer der Abordnun gen mit geballter Faust, dass nie wieder von deutschem Boden das albanische Volk mit Ich war in Albanien, hat mich sehr interessiert, wollte da auch hin. Ich war damals fest davon überzeugt, was das für eine tolle Sache ist, und ich bin dann da hingefahren und das war schon eine ganz bunte Truppe. Zum Teil Leute, die jede Schraube, jeden Traktor für eine ganz tolle Sache fanden, weil sie albanisch war, dann so ein paar Sponti - Linke. Sind auch mitgefahren und haben sich dann über die MLer lustiggemacht. Und dann so ein paar superharte MLer, wirkliche Spinner, Sektierer. Da wurden potjemkische Dörfer gezeigt. Da hat man die Kulisse und zur Kulisse gehören auch Statisten.<<320
Gegen Ende der 1 970er J ahre hatte die KPD /l'v� ein regelrechtes Tourismus Netz aufgebaut und bot Studienreisen für spezielle Berufsgruppen an. Über die »Gesellschaft der Freunde "'\lbaniens« (GFA) konnten Pädagogen das albani sche Schul- und Erziehungssystem studieren; Juristen, Bibliothekare und Me diziner hatten die Möglichkeit, berufsspezifische Erfahrungen zu sammeln.321 Wie aber kamen die Polittouristen in das völlig isolierte Land? Das Unter nehmen »Skanderbeg-Reisen«, gegründet von der KPD/ML, geführt vom Parteimitglied Oluf Hübner, markiert eine erstaunliche Episode in der Ge schichte der K-Gruppen, deren Ausläufer sich bis in die Geftlde des Massen tourismus erstreckten. In den 1 970er J ahren war es äußerst problematisch, nach "'\lbanien zu kommen; das von Enver Hoxha regierte Land hatte keine Botschaft in der BRD . Lediglich der \'{fiener Charterunternehmer Bauer bot Flüge in eigenen Kleinmaschinen an, die direkt von Wien nach Tirana gingen und von Revolutionstouristen gerne genutzt wurden. Um die Kontakte zu Albanien zu festigen und dem Land die Devisen zu beschaffen, die es drin gend benötigte, beauftragte die KPD /ML Hübner, eigene Reisen zu organisie ren. Dieser, der Anfang der 1 970er Jahre zur politischen Arbeit von Kiel ins Ruhrgebiet umgesetzt worden war, kaufte V\X'-Busse, um die eigene Klientel nach Wien zu bringen. Kurze Zeit später begann er, Flugzeuge der jugoslawi-
3 1 9 Vgl Koenen 2001 ebd. 320 Gespräch E. M. 2002. 321 Vgl. RM 03/ 1 979, S. 6. .
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sehen Gesellschaft »Jugotours« zu chartern, die von Düsseldorf ohne Umwege Tirana ansteuerten. Die Reiseorganisation der KPD/J\� nahm bald Züge des Pauschaltourismus an. Jährlich wurden zehn Termine angeboten, zu denen jeweils circa 80 Fluggäste einen zweiwöchigen Urlaub in Albanien antraten. Hübner nannte das KPD/l'v�-Reiseunternehmen nach dem albanischen Nati onalhelden »Skanderbeg-Reisen«. Um 1 97 5 trat er als Vertreter der GFA an die Firma »Neckermann-Reisen« heran, ohne sich als Mitglied der KPD /J\� zu erkennen zu geben. Seine Reiseorganisation könne ihre guten Kontakte zu den albanischen Behörden nutzen, um den Jugoslawien-Touristen Neckermanns die Einreise nach Albanien zu ermöglichen. Die Firma nahm dankend an, und so kam es zum Schulterschluss mit dem »Klassenfeind«.322 Eine eigentümliche »KPD /�-Neckermann-Connection« nahm ihren Anfang. >>Ich bin nicht als KPD /ML da aufgetreten. Ich bin als seltsamer Unternehmer in eigener Sache aufgetreten, da wurde kein Wort politisch diskutiert. Ich habe mir einen Schlips ange zogen tmd war Geschäftsmann. [. . . ] Auch da unten habe ich nicht über Parteifragen disku tiert, das war nicht meine Sache. Ich war reiner Geschäftsmann, der mit der albanischen Tourismusorganisation verhandelte. Und wo ich Mitglied war, das spielte keine Rolle. Ich sollte das fördem [. . . ], das war meine Position.<<J2J
»Skanderbeg-Reisen« vermittelte die Einreise nach Albanien, kümmerte sich um Touristenvisa und bereitete die Interessierten auf die rigiden Einreisebe stimmungen vor. Die Organisation stellte eigene Reiseleiter, die in Rundreise programmen deutschen Urlaubern die Kulturdenkmäler des stalinistischen Landes präsentierten. Das so erwirtschaftete Geld nutzte Hübner, um die Charterflüge der eigenen Polittouristen, die weniger an Kulturdenkmälern als an den »sozialistischen Errungenschaften« interessiert waren, zu subventionieren. »Skanderbeg-Reisen« expandierte. Das Unternehmen hatte in den 1 97 Oer ] ahren zwei Anges teilte und die l\1ittel, sich moderner Technik zu bedienen. Erst 1 984 verkaufte Hübner die Firma.324 Vehement machte der Rote Morgen 1 97 5 gegen eine Albanienserie in der Zeitschrift Praline Front, in der von »stummen, mißtrauischen und abweisen den Menschen, die niemals lächeln« und »beklemmenden, unheimlichen Er lebnissen in albanischen Städten« die Rede war.125 >>Die Hetze und die Lügen der Praline«, so der Rote Morgen, seien »nicht nur gegen die VR Albanien, son dern auch direkt gegen unser Volk gerichtet.« Die »Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung, die Beendigung des Einflusses und der Herrschaft der
322 Vgl. Gespräch Oluf Hübner 200.1 323 Ebd. 324 Vgl. ebd. 325 Zit. nach RM 52/ 1 975, S. 1 2.
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STAL I N S E N KEL, MAOS SOH N E
beiden Supermächte in Deutschland, ein glückliches Leben und eine sichere Zukunft für das Volk« könnten nur »durch die proletarische Revolution und die Errichtung der Diktatur des Proletariats erkämpft werden«. Dies sei »der eigentliche Grund, warum die Praline so gegen die VR Albanien« hetze.326 Ideologisch trennten Roter Morgen und Praline \Velten. In puncto Heimat rhetorik allerdings nahm es der Rote Morgen durchaus mit dem Boulevardmaga zin auf. Im Soge ihres nationalistischen Kurses bewarb die KPD/l'vfL in ihrem »Zentralorgan« fast deutschtümelnd immer wieder Urlaubsziele in Deutsch land. So wird im Roten Morgen vom 24. November 1 97 4 von einer Reise in die Schwäbische Alb berichtet, in deren Verlauf die Teilnehmer die Heimat besser kennen lernen, die Naturschönheiten der Schwäbischen Alb und die histori schen Stätten bewundern konnten. Die Reiseleitung hatte ein »Altkommunist« übernommen, der über den Bauernkrieg und die Revolution von 1 848 die Linie zur Kritik am Kapitalismus zog. i\bends wurden die Lehren des Tages zusammengefasst. 327
4 . 3 . 6 Brauchtum
Die jährliche Wiederkehr von Brauchtums- und Feiertagen wie Weihnachten, Neujahr oder auch Karneval löste bei den K-Gruppen regelmäßig Diskussio nen zur korrekten politischen Haltung aus. Hierbei ging es nicht nur um auch außerhalb des K-Gruppen-Terrains nachvollziehbare Kritik an der Kommerzi alisierung bestimmter Festtage, sondern um die Frage, wie ein Kommunist sich angesichts bestimmter Anlässe zu verhalten habe. Man bemühte sich, theore tisch abgesegnete Verhaltensmaximen festzulegen. Ein Mitglied des KSB Göttingen erklärte in der KVZ, nach mehreren fehl geschlagenen Versuchen nun eine Lösung zum Verhalten an Weihnachten gefunden zu haben. Er führte aus, dass zwar alle Familienmitglieder Kommu nisten seien, seine Mutter aber auf einem traditionellen \'Veihnachtsfest be stehe. Die Rede, die er beim \'V'eihnachtsessen hielt, dokumentierte er in der
KVZ: »Liebe Mami! An diesem Abend geht es in besonderer Weise um Dich. Deine drei Kinder sind Kommunisten geworden. Und Kommunisten feiern das Weihnachtsfest nicht. [. . .] Weihnachten soll sein ein Fest des Friedens. Es kommt damit einer tiefen Sehnsucht der Menschen entgegen und diesen \Vunsch mißbraucht die Bourgeoisie schändlich, um das Volk einzunebeln. Feiern wir doch wirklich ein Fest des Friedens! Feiern wir den Kampf der
326 Ebd. 327 Vgl. Ri\1 46/ 1 973, S. 8.
5. I D E O L O (; ! E U N D l N D O K T R I N J E R U N l�
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unterdrückten Völker für ihre Befreiung, feiern wir den Kampf des Proletariats für den Sozialismus. [ ... ] Unsere Freude verbindet uns tief und ehrlich mit den Millionen von Kämp fern in der ganzen \Velt und verbindet uns mit dem wirklichen \Veg zum F1�eden. Das ist es Mami, was Du dazugewinnst. Das ist mehr als das enge Bild der Zusammengehörigkeit einer fiamilie.<<328
Die Position, dass Kommunisten \'V'eihnachten nicht feiern, war nicht die offizielle des KB\V. Trotzdem benutzte man das \Veihnachtsfest, um anti kirchliche Stellungnahmen zu verbreiten und auch, um gegen Religion an sich zu polemisieren, wobei kurioserweise germanische Heidenkulte ausgenommen und als dem Volke originär bezeichnet wurden. Sie seien erst später von der Kirche unterdrückt worden.329 Ideengeschichtlich ist diese Aussage höchst problematisch. Auch die N ationalsozialisten propagierten Heidenkulte, um gegen die Kirche zu mobilisieren. Völkische Gruppen so-w1.e Linksextremisten aus der Esoterik-Szene tun dies heute noch. Das ZK des KBW veranstaltete darüber hinaus jährliche Weihnachtsschu lungen, die ausgesprochen arbeitsintensiv waren. Innerhalb von zehn Tagen sollten 20 Sitzungen stattfinden, von denen jede 40 bis 50 Seiten, also insge samt 1 000 Seiten Schulungsmaterial, umfasste.330 Im Gegensatz zum KBW, kritisierte der Rote Morgen zwar auch die Kom merzialisierung des \Veihnachtsfestes; trotzdem war in der letzten Ausgabe jedes Jahres eine \'Veihnachtsbeilage zu finden. Diese wandte sich mit kleinen Geschichten und Rätseln primär an die Kinder. Deren Eltern wurden im Weihnachtsaufruf der »Roten Hilfe« zu einer Spende für die politischen Ge fangenen aufgerufen, die besonders in der Vorweihnachtszeit auf Hilfe ange wiesen seien.331 Die Autoren der Weihnachtsbeilagen polemisierten wie die der KVZ heftig gegen die Religion, offenbarten aber eine der KPD/l\IL eigene unfreiwillige Komik, wenn festgestellt wurde, dass »im gesamten Neuen Tes tament kein Hinweis auf Alimentenzahlungen an Maria zu finden« sei.332 K.itschig mutete die Weihnachtsbeilage des J ahres 1 980 an. Neben der Veröffentlichung des Weihnachtsgedichts »Verschneiter 'W'eg« nach einer Handschrift von 1 467 fanden sich Kochrezepte für Bratäpfel, Punsch, Grog und Glühwein.333 Hieraus wird ersichtlich, dass die KPD /ML das \Veihnachts fest nicht generell ablehnte. Vielmehr beklagte man die Kommerzialisienmg und die damit zusammenhängende »Entfremdung vom Volke«. Gleiches galt
328 KVZ 02/ 1 975, S. 1 2. 329 Vgl. KVZ 50/1 979, S. 1 8-19. 330 Vgl. KBW 1 974b, S. 19; vgl. auch KBW 1 974a, S. 18. 331 Vgl. RM 49/ 1 977, S. 8. 332 Vgl. RM 5 1 /52/ 1 979a, S. 14. 333 Vgl. RM 5 1 /52/ 1 980, S. 1 4.
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STALlNS EN KEL, MAOS SöHNE
für das Neujahrsfest, welches nach Auffassung der Autoren nur in Albanien noch ein »echtes Fest des Volkes« sei.334 Da die K-Gruppen-Anhänger für sich beanspruchten, »ernsthafte Kom munisten« zu sein, mutet das große Interesse am Karneval sonderbar an. Doch gerade hier meinten die Akteure ein »Fest des Volkes« gefunden zu haben.335 Zwar trat man auf dem Kölner Rosenmontagszug gegen »arbeiterfeindliche Hetze«336 an, die sich nach Meinung der Autoren durch einen Festwagen mit dem Thema »Arbeitslosenhilfe« manifestierte, trotzdem hoben die K-Gruppen häufig die »fortschrittlichen Traditionen des Karnevals« hervor. Diese seien »niemals vollständig verschüttet worden [und] selbst in der Nacht des Fa schismus zum Ausdruck [gekommen] als etwa die >Heddemer Käwwern< in Frankfurt 1933 mit ihrem Wagen auf dem Fastnachtsumzug gegen die Nazi Diktatur protestierten und diese �'agen von einem Rollkommando der SA zerstört« worden seien. Auch in der Nachkriegszeit habe »abseits des offiziel len Rummels« die alte Tradition des Karnevals überall dort eine Wiedergeburt erfahren, »wo sich kritische Geister wieder auf das Wesen des Karnevals be sannen«.337 Die Autoren spannen den Faden bis zur eigenen Organisation, die sich im Rahmen der von ihr initüerten »Volksfront gegen Reaktion und Fa schismus« an Karnevalsumzügen beteiligte. Bei dieser »Volksfront« handelte es sich um einen Zusammenschluss der KPD /1\lL, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits KPD nannte, mit anderen Organisationen, die sich gegen den NATO-Doppelbeschluss stark machten. Die Volksfrontpolitik steht ebenfalls in der Tradition der alten KPD, die sie nach dem 7. Weltkongress der Kommunistischen Internationale von 1935 übernahm.338 Auf dem Krefelder Rosenmontagszug von 1982 trat die »Volks front« mit einem eigenen \Vagen an. Thema des Wagens war der NATO Doppelbeschluss. Die i\kteure verteilten »Kamelle«, die sie als »Survivalin« verpackt hatten und die »gegen akuten und chronischen Sprengkopf« helfen sollten.339 Die Autoren führten nicht ohne Stolz aus, dass der Wagen mit 4,50
5 . I DEOLOGI E U N D ] NDOKTRI N IFRUNG
Das Engagement im Karneval gehörte zu den ungewöhnlicheren Erschei nungen politischer Tätigkeit innerhalb der Neuen Linken und bestätigte das Wort von den Maoisten als den »modernen Volkstümlern«34 1 •
Metern der höchste des ganzen Zuges war. Im Gegensatz zur sonst zur Schau gestellten Askese führte man sogar ein Fass Bier mit sich, welches »die Stim mung der etwa 50 Mann starken Begleitgruppe außerordentlich anhob«34il.
334 Vgl. RM 5 1 /52/ 1 977a, S. 1 6 . 3 3 5 Vgl. lUv! 08/ 1 982a, S. 1 3. 336 RF 08/ 1 976, S. I I . 337 Ri\! US/ 1 982, S . 1 3 . 3 3 8 Vgl. Koestler 1 950, S . 88. 3.>9 Vgl. RM lll / 1 982, S. 8. 340 Ebd.
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3 4 1 Popp/Gantzer 1 974.
5 . Ideologie und Indoktrinierung >>Mit wem säße der Rechtliche nicht zusammen Dem Rechte zu helfen? Welche Medizin schmeckte zu schlecht Dem Sterbenden? Welche Niedrigkeit begingest du nicht, um Die Niedrigkeit auszutilgen? Könntest du die Welt endlich verändern, wofür Wärst du dir zu gut? Versinke in Schmutz Umarme den Schlächter, aber Ändre die Welt, sie braucht es! Wer bist Du?« Bertolt Brecht: »Die Maßnahme<<, Vers 1 53-164
5 . 1 Triebfeder »Sozialimp erialismus« Der Sozialimperialismusvorwurf gegen die UdSSR und ihre Satellitenstaaten kann als Movens der bundesdeutschen K-Gruppen bezeichnet werden. Im Kem besagt er, dass die Sowjetunion nach dem Tode Stalins und dem erst drei J ahre später folgenden XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1 956 »revisionis tisch entartet« sei.! In einer Geheimrede am 25. Februar griff Chruschtschow Stalin offen an, wobei er allerdings den Stalinismus auf den »Personenkult« reduzierte, und verkündete im Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees eine ideologisch politische Linie, die von den maoistischen Parteien Deutschlands als »moder ner Revisionismus« beklagt und als Verrat am Marxismus-Leninismus inter pretiert wurde: »Wir haben uns jetzt und künftig mit der überaus wichtigen Frage zu befassen, wie der Kult mit der Person Stalins sich allmählich entfalten konnte, dieser Kult, der in einer ganz be stimmten, konkreten Phase zu einer Quelle einer Reihe außerordentlich ernster und schwer wiegender Verfa!schungen der Parteigrundsätze, der innerparteilichen Demokratie und der revolutionären Gesetzlichkeit wurde. [ . . . ] Wenn wir Stalins Praxis bei der Fühnmg der Partei und des Landes analysieren, wenn wir reiflich bedenken, was Stalin alles angerichtet hat,
1 RM 20/ 1 973a, S. 1 .
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S LH l N S E N K E L , MilU S S O H N E
dann müssen wir zu der Überzeugung gelangen, daß Lenins Befürchtungen berechtigt waren. Die negativen Charakterzüge Stalins, zu Lenins Zeiten erst im Ansatz vorhanden, entfalteten sich immer stärker und führten in den letzten Jahren zu einem folgenschweren Mißbrauch der i\Iacht durch Stalin, der der Partei unsagbaren Schaden zufügte.«2
Nach dem »Staatsstreich der Chruschtschew-Clique«3 betrieb die UdSSR in den Augen der K-Gruppen die Spaltung der weltweiten kommunistischen Arbeiterbewegung, gab die »proletarische Revolution« auf und verbreitete die »Illusion des friedlichen \Veges zum Sozialismus«+. Bereits Rudi Dutschke hatte in seiner Begeisterung für die »Roten Garden« Maos die »Kremlführer« als »Rechtsabweichler« identifiziert.5 Die Rote rahne erklärte nun, der »Erzrevisionist Chruschtschow« habe einen Großangriff auf den Marxismus Leninismus unternommen und den »Genossen Stalin« wüst beschimpft.6 In der Folgezeit sei es in den »ehemals sozialistischen Ländern« zu einer »Reinstallation des Kapitalismus« gekommen,7 der den Imperialismus als sein höchstes Stadium nach sich gezogen habe. Die »Hauptgefahr für die internati onale "\rbeiterklasse« sei »der moderne Revisionismus mit der Führung der KPdSU als seinem Zentrum«. Er setze »das verräterische Werk der II. (sozial demokratischen) Internationale fort«. Unter »der Fahne der friedlichen Ko existenz und des friedlichen \'Vettbewerbs der Systeme« mache »der moderne Revisionismus mit dem Imperialismus gemeinsame Sache«, verrate »die sozia len Interessen der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker aller Länder« und gehe »ZU ihrer offenen Unterdrückung über«. 8 Der chinesische Abwehraffekt gegen den Kommunismus sowjetischer Prä gung führte seit den russisch-chinesischen Grenzkonflikten der späten 1 960er J ahre unter anderem zu einer Rechtfertigung des 1\Iilitärputsches in Chile durch Pinochet 1973 und in den Folgejahren zu einer Zusammenarbeit mit der chilenischen Militärregierung. Die chinesische Ablehnung der Ostverträge, interpretiert als Manifest einer kapitalistischen Fusion von Ost und West, der KSZE und der Teilung Deutschlands entsprang ebenfalls dem antisowjeti schen Impuls.9 Bereits 1 955, während des ersten chinesischen Fünfjahresplans, hatte Mao, der Außenwelt noch verborgen, begonnen, sich vom sowjetischen Entwicklungsmodell abzuwenden. 1 0 Auf der II. Tagung des VIII. Parteikon2 Chruschtschow 1 956, S. 487ff. 3 KPD/i\0 1 97 1 , S. 65. 4 i\1LPD 1 985, S. 1 3. 5 Zit. nach Wesd 20(Jl , S. 40. 6 Vgl. RF 07/1976, S. II. 7 Vgl. i\U"PD 1 985, S. 29. 8 RF 2 1 / 1 9 7 1 , S. I. 9 Vgl. Steffen 2002, S. 62. 10 Vgl. Seitz 2002, S. 1 62.
5. I D E O LO G I E U N D I N D O KT R I N I E R U N G
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gresses im Mai 1 958 brach China ideologisch wie wirtschaftspolitisch mit der Sowjetunion und machte sich zu einem zweiten, rivalisierenden Zentrum des Weltkommunismus. 1 1 Im Gegenzug kommandierte Chruschtschow 1960 alle sowjetischen Experten aus China ab. Der 1958 beschlossene »Große Sprung« in der Wirtschaftspolitik gestaltete sich nach der Streichung sowjetischer Wirtschaftshilfe zum »Großen Sprung zurück«12. In der 1963 erschienen Polemik über die Generallinie der internationalen kommunisti.rchen Bnvegung bezeichnete Mao die Sowjets erstmals als »moderne Revisionisten« und warf ihnen »Imperialismus« und »Kolonialismus« vor. 1 3 1 974 formulierte Deng Xiaoping die »Theorie der drei Welten«, die den Sozialimperialismusvorwurf gegen die Sowjetunion forcierte. Im Kern besagt sie, dass die »Supermächte« USA und die Sowjetunion die erste und die Ent wicklungsländer die dritte Welt bilden. Dazwischen befinde sich die zweite Welt, die aus imperialistischen und kapitalistischen Staaten bestehe, die trotz dem aber Bündnispartner für die Länder der Dritten Welt sein könnten. Der Hauptfeind im Kampf gegen die Konterrevolution seien die »Supermächte«, von deren »Rivalität um die Weltherrschaft die größte Kriegsgefahr« ausgehe.14 KPD und KPD /l'vfL sahen im Sozialimperialismus der Sowjetunion den »Hauptfeind, der in seiner Aggressivität den amerikanischen Imperialismus« übertreffe. »Die beiden Supermächte«, so die KPD, seien »die größten interna tionalen Ausbeuter, Unterdrücker und Kriegstreiber [. . . ], die Hauptfeinde der Völker der \Velt. Der »sowjetische Sozialimperialismus« sei »heute die aufstei gende und aggressivere Supermacht«. Er greife »nach der Weltherrschaft und [sei] der gefährlichste Herd eines neuen Weltkrieges.« 1 5 Während KPD und KPD /l'vfL fortan Horrorszenarien beschworen und die Sowjets bereits am Rhein wähnten, 16 bezeichnete der KB\V weiterhin den amerikanischen und auch den bundesdeutschen Imperialismus als seinen Hauptfeind. Die Partei lehnte insbesondere den von der KPD und der KPD/l\fL17 propagierten Kurs der »Vaterlandsverteidigung« ab, der für eine Stärkung der NATO im Kampf gegen die Sowjets warb.1 8 Trotzdem weigerte sich auch der KBW mit dem Hinweis auf den Sozial imperialismus, eine Presseerklärung gegen eine Veranstaltung der »Gesellschaft
1 1 Vgl. ebd., S. 173. 12 Vgl. ebd., S. 1 77. 13 Vgl. Mao Tsc-Tung 1 963. 1 4 Vgl. KBW 1 976, S. 1 8. 1 5 KPD 1 977, S. 5; Vgl. auch RM 20/1 975, S. I. 1 6 Vgl. KPD 1 975. 17 Die KPD/ML verabschiedete sich um 1 976 wieder von diesem Kurs; vgl. KBW 1976, S. 4. 18 Vgl. ebd.
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S T A L I N S E N K E L , 1\! A O S S O H N E
zur Freilassung von Rudolf Heß« zu unterzeichnen. Der KB als Initiator der Erklärung hatte einerseits den Hamburger Senat aufgefordert, die Veranstal tung zu verbieten, andererseits an die UdSSR appelliert, ihren Standpunkt gegen eine Freilassung von Heß beizubehalten. In einem internen Papier lehnte der KB\V beide Forderungen ab. Besonders die Aufforderung an die UdSSR verbreite »die Illusion, als ob der Kampf gegen diese faschistischen Machenschaften sich stützen könne auf die Sowjetunion«. In Abgrenzung zu den »Revisionisten« des KB, bei denen von den »Auffassungen Stalins nichts übrig geblieben sei«, forderte der KBW die »offene Berufung auf die Position von Stalin«.19 Die Geschichte des Sozialimperialismusvorwurfs ist auch die Geschichte eines korrespondierenden Faschismusvorwurfs gegen die Sowjetunion und ihren bundesdeutschen Statthalter, die DKP. Bereits 1 973 titelte der Rote Mor gen anlässtich des Besuchs von Leonid Breshnew in der Bundesrepublik »Breshnew kommt! Ein Diktator wie Hider!«20. Die Autoren bezogen sich auf ein 1\Iao-Zitat, in dem der chinesische Parteivorsitzende die Sowjetunion als eine »Diktatur von der Art Hitlers«21 bezeichnete. Sie erklärten, das deutsche Volk wisse »aus eigener Erfahrung, welche lückenlose bürokratische Herr schaftsmaschine sich die deutsche Bourgeoisie mittels des Hitletfaschismus aufgerichtet hatte, wie sie sich hinter i'v1ilitär und Geheimpolizei verschanzte«. \'\'ie »KZ-Schergen, Schreibtischtäter und i'v1ilitärstiefel das Gesicht des deut schen Faschismus« geprägt hätten, so prägten sie heute »das Gesicht des Fa schismus der sowjetischen Sozialimperialisten«.22 Ahnlieh äußerte sich die KPD, die immer wieder die Berliner Mauer als Beweis für die sozialfaschistische Politik der Sowjetunion anführte.23 Ebenso prangerte die Rote Fahne KZs in der Sowjetunion seit Chruschtschow an, leug nete aber gleichzeitig Folterungen in chinesischen Gefangnissen.24 Die Tatsa che, dass Chruschtschow den »Archipel Gulag« von Stalin geerbt hatte, war den Autoren keine Reflexion wert. Im Februar 1 976 gab die KPD/ML jubelnd die Gründung einer »Sektion DDR« bekannt. In einem Aufruf an »Arbeiter, Bauern und Werktätige in Stadt und Land« definierte der Rote Morgen die Ziele der um die Jahreswende 1 97 5 /76 aufgebauten Parteikolonne in der DDR. Den>ehemalige Arbeiter und Bauernstaat [sei] zu einem kapitalistischen Staat geworden, in dem die Ar1 9 Vgl. KI3W o. J. c, S. 1 . 2 0 Rl\1 1 8 / 1 973, S . 1 . 2 1 Zit. nach ebd. 22 Ebd. 23 Vgl. RF 32/ 1 975, S. 3. 24 Vgl. Dutschke 2003, S. 33 1 .
5 . I D E O L O G I E U N D l N lJO K T R I N I E R U N C;
10 5
heiterklasse und alle Werktätigen unterdrückt« würden. Dieser Zustand könne nur »durch eine neue gewaltsame sozialistische Revolution beendet« werden. Die Sektion DDR der KPD/ML werde dazu beitragen, die »sozialfaschistische Herrschaft der Honecker-Clique, die ein Vasall des russischen Sozialimperia lismus« sei, zu zerschlagen und die »Herrschaft der Arbeiterklasse im Bündnis mit den Bauern und übrigen \X'erktätigen, die Diktatur des Proletariats«25 wie der zu errichten. Selbst bei großzügiger Schätzung ihrer Anhängerschar, so Wunschik, dürfte die »Sektion DDR« im Jahre 1976 kaum über mehr als zehn Aktivisten verfügt haben. Diese stammten aus oppositionellen Kreisen, die unabhängig von der offiziellen, »realsozialistischen« Lesart die »Klassiker des Marxismus-Leninismus« studieren wollten. Einige der Mitglieder waren in Konflikt mit dem DDR-Regime geraten, weil sie den Einmarsch der Sowjet union in die Tschechoslowakei verurteilt und als Konsequenz daraus einen Ausreiseantrag gestellt hatten. Durch ihren Kontakt zu einer Gruppe von Linksextremisten aus Westberlin bahnte sich eine Beziehung zur KPD/ML an, die ihrerseits von einer Zusammenarbeit sehr angetan war.26 Die »Sektion DDR« entfaltete ein vornehmlich verbalradikales Engagement, weshalb sich das Ministerium für Staatssicherheit der DDR schnell an ihre Fersen heftete und bis 1 981 die meisten Mitglieder verhaftet hatte. Aus Protest gegen diese Verhaftungen ketteten sich vier Mitglieder der westdeutschen KPD/ML auf dem Ostberliner Alexanderplatz an.27 Noch bis 1 984 betrieb die Partei einen illegalen Piratensender, der aus einem Bunker im Humboldthain (\Vedding) das Programm »Radio Roter Stachel«, eingeleitet von der »Radio Tirana«-Er kennungsmelodie, in die Ostberliner Bezirke Pankow, Prenzlauer Berg und Mitte sendete. Durch Sendezeiten zwischen fünf und zwölf Minuten sowie die Absicherung des Verstecks durch Posten suchten die Aktivisten eine Entde ckung durch die Deutsche Bundespost und die Westberliner Polizei zu unter binden.28 Trotzdem wurde das Programm letzdich aufgrund des Fahndungs drucks eingestellt.29 Die Gründung der »Sektion DDR« sorgte bei den Konkur renzorganisationen für Hohn und Spott, die außerdem in der Gründungserklä rung von 1 976 ein »Dokument des Opportunismus und der Spaltung« aus machten.30 Die KPD versuchte zu kontern und verteilte anlässtich des Todes
25 RM 06/ 1 976, S. 1 . 2 6 Vgl. Wunschik 1997, S . I 0. 27 Zit. nach ebd., S. 3. 28 Vgl. ebd., S. 33. 29 Vgl. ebd., S . 36. 30 RF 09/ 1 976, S. 10.
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5 . [ D F O L(l(;jp U N D [ N D O KT R I N I E R L' N (;
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von l\fao Tse-Tung ein Flugblatt in Ostberlin, welches eine »Diktatur wie bei Hitler« in der DDR anprangerte.31 Sowohl der Sozialimperialismusvorwurf als auch der Faschismusvorwurf eigneten sich hervorragend, um die unter Bundeskanzler Willy Brandt begon nene »Neue Ostpolitik« zu diskreditieren und Front gegen die sozialliberale Koalition zu machen. Die »kurze Blüte des bundesdeutschen Maoismus«32 fiel in eine Periode, in der die Regierenden der Bundesrepublik neuerungsbereit waren wie nie zuvor und nie danach. Der durch Brandts Ostpolitik in den sowjetischen Satellitenstaaten aufkeimenden Hoffnung auf mehr Freiheit und den Erwartungen der deutschen Bundesbürger auf die Umsetzung des Brandt schen Postulats, das »mehr Demokratie« verhieß, stellten die K-Gruppen ihr obskures stalinistisches Freiheitsmodell entgegen. Für sie stellten sich die Moskauer Verträge als eine kapitalistische Verbrü derung zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR dar, die auf Kosten der sowjetischen »Arbeiterklasse« vollzogen wurde. Erst die »revisionistisch entar tete« Sowjetregierung war nach Meinung der Verfasser bereit, den kapitalisti schen Expansionsgelüsten der BRD Tür und Tor zu öffnen.33 Die soziallibe rale Regierung wurde gleichsam zum Helfershelfer des Sozialimperialismus erklärt - der KB\V rekurrierte auf die »sozialimperialistische« Position der »klassischen« SPD, die sich für die Rückgabe der deutschen Kolonien einge setzt hatte3+ -, weshalb der Protest gegen den Sozialimperialismus immer auch Protest gegen die bundesrepublikanische Regierung war. Aus diesem Blickwin kel wird das allzu abstrakt anmutende Konstrukt »Sozialimperialismus« kon kretisiert. Die K-Gruppen orientierten sich in diesem Punkt an China und Albanien; beide hatten die sozialliberale Regierung aufgrund der Annäherung an die UdSSR scharf kritisiert.35 Die China-Orientierung der KPD/J\;IL sorgte diesbe züglich für verschwörungtheoretische Außerungen: »Umgekehrt wollen die Sozialimperialisten in der Sowjetunion ebenfalls den Brückenkopf West-Berlin entschärfen. Für sie gilt das Problem der offenen Westflanke genauso. Solange um und an Berlin ständige Kriegsgefahr herrscht, werden hier riesige militärische Kräfte gebunden, die nicht nur sehr viel kosten, sondern auch woanders
-
im Osten - gebraucht
werden, um endlich gegen China vorgehen zu können, um China zu überfallen.«36
3 1 RF 38/ 1976b, S. 5. 32 Schrnierer 1 998. 33 Vgl. RF 08/ 1 970, S. 1 . 3 4 Vgl. KB W 1977, S . 13ff. 35 Vgl. Hautsch 1 974, S. 98; vgl. auch Schlomann/Friedlingstein 1970, S. 54ff. 36 RM 1 2 / 1 9 7 1 , S. 6.
10 7
Der Sozialimperialismus war für die KPD /ML Teil einer Verschwörung aller Imperialisten, die angeblich anhand des Falles Guillaume nachgewiesen wer den konnte. Günter Guillaume war persönlicher Referent von \Villy Brandt und wurde 1 97 4 als Spion im Kanzleramt enttarnt. Brandt trat daraufhin vom Amt des Bundeskanzlers zurück. Die Autoren des Roten Morgen sahen sich bestätigt. Guillaume habe »im Dienst einer imperialistischen, aggressiven Su permacht« gestanden und ausschließlich das Ziel verfolgt, »das Eindringen dieser Supermacht nach \Vestdeutschland« vorzubereiten. Die »angebliche Friedenspolitik der westdeutschen Imperialisten« entpuppe sich »als eine Ge fahr für das deutsche Volk«. Die »westdeutschen Imperialisten« paktierten mit den »Sozialimperialisten«, um »diese Zusammenarbeit für ihre revanchistischen Ansichten gegenüber der DDR ausnutzen zu können«. 37 Der Sozialimperialismusvorwurf beschränkte sich aus diesem Blickwinkel nicht auf die UdSSR, sondern war die für K-Gruppen Vehikel einer allumfas senden, stalinistischen Gesellschaftskritik, die sich in einem Allmachtsanspruch artikulierte. Das Konstrukt »Sozialimperialismus« wirkt bis heute in den Überresten der K-Gruppen-Bewegung fort. Auch nach dem Niedergang des Kommunismus in Osteuropa hält die J\;ILPD am Vorwurf des »Neuen Revisionismus« und »Sozialimperialismus« fest. In ihrem erweiterten Statut von 1 999 wendet sie sich gegen DKP und PDS als Repräsentanten dieser Linie. Um einen neuen Aufschwung im Kampf um den Sozialismus vorzubereiten, sei es notwendig, »sich entschieden von solchen revisionistischen und entarteten >Kommunisten< abzugrenzen.«38
5.2 Personenkult 5.2.1 Stalin-Verehrung
Basierend auf dem Sozialimperialismusvorwurf propagierten die K-Gruppen mit Ausnahme des KBW einen massiven Stalin-Kult. Die von der chinesischen Politik vorgegebene Faustformel, nach der 70 Prozent »Leistungen« Stalins 30 Prozent Fehler gegenüberstanden,39 konterkarierten die deutschen K-Grup pen, indem sie die Fehlerprozente gen null sinken ließen. Wie die KPD/ML, auf deren »Zentralorgan« Stalin neben Marx, Engels, Lenin und Mao abgebil37 RM 35/1 974, S. 2. 38 MLPD 2000, S. 3. 39 Vgl. Mao Tse-Tung 1968a., S . 342f.
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det war, betrachtete die KPD den Georgier als »Klassiker des Sozialismus, der die Arbeiterklasse der Sowjetunion zu enormen Siegen geführt« habe.40 Hatte der hohe Parteifunktionär und KPD-Gründer Christian Semler zu SOS- Zeiten noch Kommilitonen mit dem Ausruf »Ihr Stalinisten« beleidigt,41 so fand sich in der programmatischen Erklärung der KPD von 1971 plötzlich ein Foto des Diktators.42 Neben der Identifikation Stalins mit der Sowjetunion vor dem 20. Parteitag der KPdSU 1956 stellten die K- Gruppen primär den »Großen Vaterländischen Krieg« unter seiner Führung in den Vordergrund. Die Verherrlichung verdeut lichte sich im emphatischen Propagandastil: »Nach Anfangserfolgen«, so die Rote Fahne, »blieb der faschistische Vormarsch vor Leningrad und Moskau stecken und unter großen Opfern versetzte das sowjetische Volk im großen Vaterländischen Krieg unter Führung Stalins dem Aggressor Schlag auf Schlag, während die westlichen Alliierten feige und berechnend warteten, bis die fa schistische Bestie durch den heldenhaften Kampf des Sowjetvolkes und der Völker der Welt bereits die entscheidenden Schläge erhalten hatte, ehe sie selbst den Krieg im Westen ernsthaft begannen.« Auch heute, nach 35 Jahren, strahlten »die großartigen Verdienste der Sowjetunion unter Führung Stalins und der heldenhafte und opferreiche Kampf des Sowjetvolkes um so heller, je weiter und schmählicher der Verrat der Sowjetrevisionisten« 43 fortschreite. Stalin wurde in den Außerungen der K- Gruppen als weiser, prinzipientreuer Marxist- Leninist beschrieben, dessen Werk durch die »modernen Revisionis ten« unter Chruschtschow zerstört worden sei. Fast zärtlich mutet die Beziehung der Autoren zum russischen Diktator an, wenn sie das 1950 von Luis Fürnberg verfasste »Lied der Partei« [sie.] auf ihn fokussierten: >>Sie hat uns alles gegeben, Sonne und Wind und sie geizte nie.
109
Die KPD/ML ließ Stalin als Lichtgestalt auftreten, der auch nach dem Tode die »Liebe der Unterdrückten und Ausgebeuteten in aller Welt entgegenge bracht« werde.45 Besonders deutlich zeigte sich der blinde Stalin- Kult in der Beibehaltung des Namens »Stalingrad«, wenn im Roten Morgen über die Stadt Wolgograd berichtet wurde.46
Abb.
4:
KPD/ML-Demonstrationszug am 08. 0ktober
1972
in Dortmund.
(Quelle: Haupts/aalsarthili Dii.rseldorj)
Und wo sie war, war das Leben, Und was wir sind, sind wir durch sie. Sie hat uns niemals verlassen, \Venn die \Velt fast erfror, war uns warm, Uns führte die Mutter der Massen, Es tntg uns ihr mächtiger Arm.<<14
40 41 42 43 44
RF 2 1 / 1 9 7 1 , S. 1 3 . Vgl. Dutschke 1996, S . 1 94. Vgl. ebd. RF 25/1 976, S. 10. Zit. nach ebd. Die Verfasser zitieren den Titel mit >>Lied der Partei« falsch. Der korrekte Titel lautet >>Das Lied von der Partei«.
Protest gegen den Diktator war für die Autoren undenkbar. So wurde der Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 in der DDR zu einem Aufstand gegen die vom Wege Stalins abweichende Politik der SED umgedeutet.47 Stalin hingegen habe in brüderlicher Unterstützung mit der deutschen >>Arbeiterklasse« für die deutsche Einheit gekämpft und sei erst von den »Revisionisten der SED und den Westalliierten« daran gehindert worden.48
45 46 47 48
RM 50/ 1973, S. 6. Vgl. RM 28/ 1 977, S. 6. RM 3 1 / 1 973. RM 24/ 1 974, S. 2.
110
Als "'\lexander Solschenizyn, Verfasser des Archipel GulaJt9, des Buches, in dem der Lagerterror der Stalin-Ära am eindringlichsten beschrieben wird, nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion im Februar 197 4 zu Gast bei dem Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll war, brach in der Welt der K-Gruppen ein Sturm der Entrüstung los. Ein »Produkt des Revisionismus«50 sei der selbst von Stalins Säuberungen Betroffene, eine »Kreatur Chrustschows«51. Solschenizyn versuche, »die Parteiführung unter Stalin als Blut und Terrorre gime zu verleumden« und sei »ein erbitterter Feind der Oktoberrevolution, Anhänger des Hitler- Generals \Vlassow und Verbreiter aller nur denkbaren rassistischen und elitären Vorstellungen über >Russland< und das russische Vo1k.«S2 Das Ziel, das der Schriftsteller mit seinem »Machwerk >Archipel Gu lag«< verfolge, sei eine »WÜste antikommunistische Hetze« im Schulterschluss mit der »bürgerlichen Presse«.s3 Die Kritik an Stalin wurde als »westliche Propaganda« und Hetze gegen den Kommunismus zu den Akten gelegt.54 Der Publizist Rolf Stolz beschreibt eine »ungeteilte, anhimmelnde Begeiste rung für den georgischen l\Ioskowiter, mit der einige ihre Bereitschaft offen barten, über die Leichen der Gegner und ehemaliger Kampfgef:.ihrten fortzu schreiten« und führt dies auf die Verdammung Stalins durch Gegner der Lin ken zurück, die dazu geführt habe, den Georgier »wenn schon nicht für einen Heiligen, dann doch für einen Gerechten der Völker zu halten«.55 Schulze verweist auf eine Übernahme des »nationalsozialistische[n] Führerkults mit nur geringen Abweichungen« durch die Weimarer KPD und führt das »byzantini sche Brimborium«, mit dem die Partei ihren Vorsitzenden Thälmann umgab, auf das Beispiel Stalins zurück. 56 Der KB\X' enthielt sich der flammenden Verehrung Stalins und musste aus diesem Grund fortwährend Kritik von KPD und KPD/l'vfL einstecken.57 In den frühen Verlautbarungen der Organisation \vurde der Name Stalins still schweigend ausgelassen,58 was aber einer Distanzierung nicht gleichkam. Viel mehr veröffentlichte man Würdigungen Stalins beispielsweise zu seinem 25.
49 5U 51 52 53 54 55 56 57 58
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Solschenizyn 1999. KVZ 02/ 1 974a, S. 9. RF 03/ 1 974, S . 1. Ebd. RF 09/1 974, S. 8. Vgl. KVZ 02/ 1974, S. 9. Stolz 1 998, S. 2 1 5 . Schulze 1 998, S. 3 2 1 . Vgl. RM 0 1 / 1 974, S . 6; R F 23/ 1 975a, S. 1 1 . Vgl. Koenen 200 1 , S. 420.
111
Todestag59 oder zu seinem 100. Geburtstag60, ohne die Texte zu kommentie ren. Bacia merkt an, dass die Organisation selbstverlegte Stalin- Texte vertrieb, die auch zur Schulung benutzt wurdenül, außerdem klebte der KB\X' Plakate, zum Beispiel zu Joachim Fests Film Hit/er- eine Kaniere, die Stalin-Zitate ent hielten.62 Auch interne Quellen belegen die Stalin- Orientierung des KB\V So wurde in einem Positionspapier die »offene Berufung auf die Position Stalins« als notwendig erachtet.63 Wenige Wochen vor ihrer Auflösung 1980 kulminierte ein bereits seit 1978 eingeschlagener Kurs der Liberalisierung der KPD in einer kritischen Refle xion über die Haltung der Partei zu Stalin: »\Vas erst einmal not tut- vor aller Vergangenheitsbewältigung - ist die Bewältigung unserer Stellung zu Stalin. Bisherige Antworten müssen analysiert, interpretiert und wenn nötig demontiert werden. Eine neue Weise, darüber zu sprechen ist notwendig. Es wird zu keiner gemeinsamen Sprache, geschweige denn zu einem Zusammenwachsen der Oppositionsbe wegungen in Ost und West kommen ohne eine Verarbeitung der west-östlichen Erfahrun gen mit Faschismus und Stalinismus. Ohne sie dürfte die heutige I Icrausforderung durch die >Barbarei mit menschlichem Antlitz< nicht zu bestehen scin.«M
Dieser für KPD- Verhältnisse recht deutliche Anstoß zur Aufarbeitung der innerparteilichen Stalin- Verehrung fiel mit dem Aufgehen der Partei in den Neuen Sozialen Bewegungen zusammen, war also ein Schritt in Richtung der bunten und grünen Listen. Eine Aufarbeitung des Stalinismus-Kultes inner halb der anderen Parteien fand nicht öffentlich statt.
5.2.2 Mao-Kult
Gemessen an der Verehrung Stalins war der Mao- Kult ungleich spiritueller, obwohl auch Stalin zu Lebzeiten in der Sowjetunion als begnadeter Schrift steller, Sprach- und Kunsttheoretiker gefeiert worden warJ•5 Als Person schillernd, als Dichter und Künstler hatte der »große Vorsit zende<< eine immense Wirkung auch außerhalb der K- Gruppen-Szene und sprach auch Spontis oder Hippies an. Schlomann und Friedlingstein sprechen
59 60 61 62 63 64 65
Vgl. KVZ 1 1 / 1 978, S. 1 5 . Vgl. KVZ 0 1 / 1 980, S . 1 4. Vgl. Bacia 1 986, S. 1 650. Vgl. Fest, Hit!er, eine Karriere o. J. KBW o. J . c, S. 1 . RF 0 1 / 1 980, S. 7 . Vgl. Koenen 1 987.
11 2
von einer »fast romantischen Schwärmerei junger Menschen für das weit ent fernte China«66. In der marxistisch-leninistischen Bewegung wurde Mao schlichtweg zum Übermenschen. Einem Bericht über Erdbebenfolgen in China zufolge spornte er allein durch seine Anteilnahme die Opfer derartig an, dass sie schier Un mögliches vollbrachten. Nach der Wiederaufbauleistung huldigten sie ihrem Vorsitzenden: >>Viele l\[enschen, die das Telegramm des Zentralkomitees der Partei lasen oder zusammen mit der zentralen Delegation das Frühlingsfest feierten, waren tief bewegt. Mit Tränen in den Augen riefen sie: >Es lebe der Vorsitzende Mao! Es lebe die Kommunistische Partei Chinas!< [. . . ] Ein alter, ehemals armer Bauer der Kommune Guantun des Kreises Yingkou drückte seine Gefühle in einem Gedicht aus: >Das Herz des Vorsitzenden Mao schlägt in1 Takt unserer Herzen. Kleider und Essen kommen von weit, und in j edem Haus wohnt die Freude. Groß ist unsere Liebe für den Vorsitzenden Mao, stärker erglüht sie im Kampf gegen die Unbilden. Unser Dank an den Vorsitzenden ist: Wir werden das Beben besiegen und kämpfen für eine reiche Emte!«<67
Berichte wie diesen entnahmen die Redakteure der verschiedenen ML-Postil len aus der Peking-Rundschau und der chinesischen Boulevardzeitschrift China im
Bilcf'8• Der Geist und das Wohlwollen des Vorsitzenden Mao wurden als Grund für die Heilung von Verbrennungen69 und Krebsgeschwüren70 und für die sportlichen Erfolge der Chinesen71 ins Feld geführt. Konsequent bastelten die Autoren am Bild Maos als Philosoph und Dich ter. Koenen bezeichnet die Philosophie Maos als >>offensichtliches Amalgam des leninistisch ftxierten >Diamat<72 mit altchinesischen (überwiegend wohl doch konfuzianischen) Gesellschaftsvorstellungen«.73 Dies mutet angesichts der Feldzüge der KPChi gegen den Konfuzianismus74 und der daraus resultie renden Kritik der K-Gruppen an jeglichem Spiritualismus widersprüchlich an. Aufgelöst haben die K-Gruppen diesen Widerspruch nie, was die blinde Ge folgschaft und nicht hinterfragte Annahme des Personenkultes verdeutlicht. Zum 80. Geburtstag Maos veröffentlichte der Rote Morgen eine Kurzbio graphie, in der Mao als der bedeutendste »Marxist-Leninist unserer Tage« 66 67 68 69 70 71 72 73 74
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Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 1 30. RF 1 5/1 975, S. 9. Vgl. Schlomann/ Friedlingstein 1 970, S. 25 ff. Vgl. KVZ 08/1 973a, S. 1 4. Vgl. RM 22/1 976, S. 6. Vgl. RM 03/ 1 973, S. 8; vgl. auch Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 27. Diamat: Dialektischer Materialismus. Koenen 1 987, S. 1 79. Vgl. Hautsch 1 974.
11 3
geehrt wurde. Mit seinem Namen verknüpften »die Kommunisten, die inter nationale Arbeiterklasse, die Befreiungskämpfer und die unterdrückten Völker der ganzen Welt ihre Hoffnungen auf Befreiung und Sozialismus«. Die bäuer liche Herkunft Maos stellten die Verfasser besonders heraus,75 was das Grundklischee des »siegreichen Bauernrevolutionärs« untermauert.7 6 Seinen Höhepunkt erreichte der K-Gruppen-Kult um Mao mit dessen Tod 1 976. Bundesweit veranstalteten die verschiedenen Organisationen Trauer kundgebungen, in deren Verlauf dem »Genossen Mao Tsetung ewiger Ruhm zuteil wurde«77: In den Tagen nach Maos Tod, so die KPD/ML, »gedachten gemeinsam mit dem chinesischen Volk Millionen und Abermillionen in der ganzen Welt dieses größten Marxisten-Leninisten der heutigen Zeit«. So »wie der Tod von Marx und Engels nicht nur die deutschen Kommunisten, der Tod Leuins und Stalins nicht nur die sowjetischen Kommunisten und die sowjeti schen Völker« erschüttert habe, so sei »bei der Nachricht vom Tode des Ge nossen Mao Tsetung nicht nur den chinesischen Kommunisten und dem gro ßen Volk Chinas, sondern den Kommunisten, den Arbeitern und den revolu tionären Völkern der ganzen Welt der Atem« gestockt. Denn Mao sei »ihrer aller Führer und Lehrer« gewesen und stehe nun >>in einer Reihe mit Marx, Engels, Lenin und Stalin«. Sein Werk werde »in den Herzen, im Denken und im revolutionären Kampf des Weltproletariats fortleben«. 78 Die Hamburger Parteiorganisation der KPD entsandte eine Trauerdelega tion in den Hamburger Hafen, um den Besatzungen der chinesischen Fracht schiffe »Li-Ting« und »Tao-Lin« ihr Beileid auszusprechen. Nach Angaben eines Delegationsmitglieds wurde man sehr herzlich von den tief bewegten chinesischen Seeleuten empfangen, deren Schiff bereits als Trauerraum herge richtet war.79 Gemeinsam gedachte man des verstorbenen Mao: >>Nach einer kurzen Zeit wurden wir in die Schiffsmesse geführt, die als Trauerraum herge richtet war. Der ganze Raum war mit weißen Tüchern bespannt, ein Bild Mao Tsetungs war liebevoll mit sehr vielen Blumen geschmückt, kunstvoll gemalte schwarze Parolen umrallm ten es. Gemeinsam mit den chinesischen Genossen und dem Kapitän gedachten wir in einer Schweigeminute des Genossen Mao Tsetung. Danach versammelten wir uns wieder in der Kapitänskajüte, denn der Kapitän bat uns, unbedingt zu warten, bis der Politkommissar und der Dolmetscher, die an Land gegangen waren, zurückkamen, damit wir noch eine gemein same Aussprache durchführen können.« so
75 76 77 78 79 80
Vgl. RM 01 /1 974a, S. 8. Vgl. Koenen 1 987 ebd. Vgl. RF 38/1 976, S. 5. RM 39/1 976, S. 1 . Vgl. RF 38/1 976a, S . 5. Ebd.
1 14
Dieses und andere Zitate werfen die Frage auf, wie es möglich sein konnte, dass zuweilen recht intelligente junge Studenten keine 30 Jahre nach dem Na tionalsozialismus einem derart irren Führerkult huldigten. Selbst nach vorsich tigen Schätzungen forderte die blutige Regierungszeit Maos und seiner brand schatzenden »Roten Garden« eine zweistellige Millionenzahl an Opfern.S 1 Einem oft kolportierten Wort des »Großen Steuermanns« zufolge sei eine Revolution nun einmal kein» Bildermalen oder Deckensticken«.S2 Nach dem Tode Maos kam es in China zu einem Kurswechsel unter Deng Xiaoping. Deng bewertete die»Leistungen« Maos wie dieser die Stalins zu 70 Prozent als gut und zu 30 Prozent als schlecht bewertet hatte.83 Die bundesdeutschen K-Gruppen teilte der Tod Maos in zwei Lager. Während KPD und KBW die chinesische Politik weiterhin bejahten, orientierte sich die KPD/J\fL einseitig an .Albanien. Die »Theorie der drei Welten« wurde jetzt als »pro-amerikanisch«, Mao als »bürgerlicher Intellektueller« bezeichnet.84 Im Sommer 1978 stellte die Partei fest, dass Mao Tse-Tung nicht länger als Klas siker des Marxismus-Leninismus zu bezeichnen sei. Die Titelseite des Roten klorgen, auf der 10 Jahre lang die Köpfe von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao abgebildet waren, wurde ohne das Konterfei Maos neu gestaltet.S5
5.2.3 Andere
V ergliehen mit dem Kult um Stalin und Mao wirkte die Verehrung von Marx und Lenin eher wie eine blinde Gefolgschaft als wie ein Personenkult. Marx' und Lenins Lehren waren bereits in der Eigenbezeichnung .J\fL-Bewegung enthalten; beiden wurden aber keine Wunderkräfte wie Mao zugesprochen. Dies ist insbesondere auf die zeitliche Nähe zu Mao und die Rolle Stalins als Kämpfer gegen den »Modernen Revisionismus« zurückzuführen. Generell wurde der maoistischen Prominenz wie Kim 11 Sung oder Enver Hoxha Ver ehrung entgegengebracht, als Personenkult ist diese aber schwerlich zu be zeichnen. Am Beispiel Nordkoreas lässt sich verdeutlichen, dass die K-Gruppen zwar die »Verdienste der KVDR« unter Kim Il Sung würdigten, nicht aber seine Person in den Vordergrund stellten,86 wie dies beispielsweise die Schriftstelle81 82 83 84 85 86
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N I F R L' N G
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Vgl. Henscheid/Henschel 2UOO, S. 276. Zit. nach ebd., S. 27R Vgl. Seitz 2002, S. 202. Vgl. Radio Unerhört 1 999a. Vgl. Bacia 1 986b, S. 1 836. Vgl. RF 38/ 1 978, S. 10.
115
rin Luise Rinser noch 1 987 getan hatte.87 Außerungen über Korea waren pri mär tagespolitisch und beklagten die Spaltung des Landes und die damit ver bundene Bedrohung durch die»US-Imperialisten«. ss Gleiches gilt für das Albanien Enver Hoxhas. KPD und KBW machten zwar immer wieder auf die Vorbildlichkeit Albaniens aufmerksam,89 verloren sich aber nicht in der Anschwärmung Enver Hoxhas. In den Veröffentlichungen der KPD /l'vfL ist ein Kult um den »großen Führer des albanischen Volkes, Genosse Enver Hoxha«90 ansatzweise erkenn bar, steht aber deutlich im Schatten von Außerungen über J\Iao oder Stalin. Er ist darüber hinaus auf die enge Bindung der Partei zu Albanien und den im Vergleich zu KPD und KBW deutlich emphatischeren Stil der KPD /J\fL Publikationen zurückzuführen. Auch in den eigenen Reihen neigte die KPD/J\fL dazu, Führungsfiguren zu überhöhen. \Vas für den KABD beziehungsweise die daraus hervorgegan gene MLPD Willi Dickhut war, war für die KPD /J\fL ihr Vorsitzender Ernst Aust. Beide waren bereits in der nach ihrem Verbot 1956 illegal agierenden KPD tätig gewesen und symbolisierten für die zumeist studentischen Anhän ger ihrer Parteien die Verbindung zur alten KPD. In der exemplarischen Dar stellung des Lebenslaufes von Aust wurden seine großen Verdienste um die »Arbeiterklasse« gewürdigt und er selbst zu einem glanzvollen Führer der KPD/l'vfL hochstilisiert;91 Kritik an Aust war Tabu.92 Dennoch trug diese Verehrung mehr Züge von Unentbehrlichkeit als von einer Überhöhung der Person: »\Venn man zum Beispiel die Reden vom Aust liest, der Mann hatte was, der konnte zwar >Proletariat< nicht aussprechen, da musste man immer gucken, dass man nicht loslachte, aber der hatte Döneckes zu erzählen, Anekdötchen. Das hatte auch Hand und Fuß, das war irgendwie aus dem Leben gegriffen. Aust spielte die Rolle des gescheiten Arbeiters, der ehrlichen Haut, der das Interesse am Parteiaufbau, das man selber hatte, teilte.<<9·1
Dies mag Aust selbst, der von seinen Parteigängern als charismatisch, von Mitgliedern diverser Konkurrenzorganisationen aber als »lächerliche Figur«
87 88 89 90 91 92 93
Zit. nach Miersch 1 999, S. 256. Vgl. KVZ 26/ 1 975, S. 1 4. Vgl. z. B. RF 3 8 / 1 974, S. 7; KVZ 0 5/ 1 974a, S. 1 5 . R M 37 / 1 974a, S. 1 - 8 . Vgl. RM 20/ 1 973, S. 6. Vgl. Gespräch E. M. 2002. Ebd.
1 16
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empfunden wurde,94 zu wenig gewesen sein. Er selbst soll sich als »kleiner Stalin« gesehen und geriert haben.95 Nach internen J\Iachtkämpfen wurde Aust 1 983 von setnem Rivalen Horst-Dieter Koch abgelöst. Er verstarb 1 985. Auf der Internet-Hornepage der heute noch als Splittergruppe existierenden Partei wird er nach wie vor als vorausschauender und kluger Führer der Organisation dargestellt.
5 . I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N I E RC N C;
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internationale Isolation unterbrach, an der wir doch ziemlich litten. \Vir saßen ja zwischen allen Stühlen. Nirgends eine richtige Bruder- oder Schwesterpartei. Die Chinesen hatten uns lange Zeit ins dritte Glied verbannt. Die Albaner würdigten uns kaum eines Blickes. Die Koreaner - totale Eigenbrötler. Alle berühmten Befreiungsorganisationen hatten ihre festen Partner. Wir waren sehr allein in dieser \Velt- wie ein kleines Volk, dessen Sprache niemand versteht. Nur die ZANU-Genossen verstanden uns. Kein \Vunder: \X'ir schickten ihnen Hunderttausende Pfund Sterling aus unseren unennüdlichen Sammlungen für das kämp fende Zimbabwe, rüsteten erst Landrover-, dann LKW-Kolonnen für sie aus.<<99
Als am 1 7. April 1975 die kambodschanische Hauptstadt Pnomh Penh von 5.3 »Proletarischer Internationalismus«
Bereits zur Blütezeit der Studentenbewegung war der Internationalismus sub stanziell. Fragt man ehemalige Aktivisten, so ist häufig von Vietnam als einem Katalysator der Revolte die Rede.96 Die K-Gruppen standen in dieser Tradi tion, unterstützten aber inflationär alle Bewegungen, die sich in irgendeiner \Veise als »Befreiungsbewegung« deuten ließen. Olles konstatiert der Neuen Linken ein ambivalentes Verhältnis zu den »Diktaturen dieser Welt«. Er schildert die Begeisterung des APO-Aktivisten \X'olff, der nach einem Nordkorea-Besuch begeistert das Kim-11-Sung Käppchen trug, über die dortigen Konzentrationslager aber nichts zu erzählen wusste.9"1 KD
Diese Ambivalenz innerhalb der APO wussten die K-Gruppen zu umge hen, indem sie nicht verschämt ignorierten oder leugneten, sondern rückhaltlos Staaten wie Kambodscha, Uganda oder den Iran nach der Revolution Kho meinis unterstützten. Diese Unterstützung blieb zumeist ideell, obwohl auch Sammlungen für diverse Befreiungsbewegungen innerhalb der Organisationen an der Tagesordnung waren.98 Man hofierte Organisationen und Bewegungen, die vergleichsweise wenig Beachtung in der Öffentlichkeit fanden. So war die eigene Organisation nicht eine unter vielen. Die geleistete Schützenhilfe wurde organisationsintern als sehr wichtig empfunden. Hätten dagegen mächtige Diktatoren wie Idi Amin oder Khomeini ernsthaft die Hilfe bundesdeutscher Kleinstparteien benötigt? In Ermangelung »prominenter« Befreiungsbewegun gen suchte man sich gleichsam ein »Patenkind«, dass es zu unterstützen galt:
den Roten Khmer eingenommen wurde,100 entdeckten die K-Gruppen ein neues Aktionsfeld. Während die Weltöffentlichkeit den Roten Khmer unter Pol Pot unvorstellbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwarf, ent\vi ckelten die verschiedenen bundesdeutschen Organisationen eine Affinität zum Terrorregime in Kambodscha.101 In einem KVZ-Artikel, der im Mai 1975 erschien, wurden die Massaker bei der Einnahme von Pnomh Penh schlicht weg geleugnet und als »imperialistische Propaganda« abgetan, während die Verfasser Maßnahmen wie die Zwangsarbeit für Intellektuelle und Geistliche ausdrücklich begrüßten. Der Artikel thematisierte außerdem die Flucht von fünf Kambodschanern, die sich mehreren sowjetischen Diplomaten beim Verlassen des Landes angeschlossen hatten. Für die Autoren handelte es sich schlicht um Verräter. Der Flucht wird mit Unverständnis begegnet, da ja Kambodscha sich anschicke zum Paradies auf Erden zu werden. Die Yerfasser zogen den Schluss, dass jene Flüchtlinge »offenbar Dreck am Stecken« hat ten.toz Der Vorwurf der »imperialistischen Lügen« wurde hermetisch beibehalten. Die Vorstellung kommunistischer Verbrechen konnte nicht in das geschlos sene Weltbild der K-Gruppen vordringen, die Möglichkeit eines von Kommu nisten verübten Massakers wurde generell ausgeschlossen. So konnte kein gemeinsames Argumentationsfeld von Anhängern und Kritikern der Roten Khmer entstehen. In ihrem Deutungssystem hatte die KPD schnell den Schuldigen ausgemacht. Im 1 977 in der Rnten Fahne erschienenen Artikel »Wie werden die imperialistischen Lügen über Kampuchea fabriziert?« reduzierten die Autoren den Komplex auf eine altbekannte Formel, indem sie die hohen
»Jahrelang hatten wir unser letztes Hemd für die Genossen der ZANU, der Befreiungsfront von Zimbabwe, gegeben. Sie waren unsere weltrevolutionäre peer group, die die nationale und
94 95 96 97 98
Vgl. ebd. V gl. Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 257f. Vgl. Siepmatm 1 993, S. 1 9 5 . Vgl. Olles 1998, S. 1 2. Vgl. Koenen 200 1 , S. 463.
99 Ebd. 1 00 Vgl . zur Terrorherrschaft der Roten Khmer und den kambodschanischen >> Killing Fields« den Erfahrungsbericht von Loung Ung, llng 2002. 1 0 1 Vgl. Koenen 2001 , S. 464. 1 02 Vgl. KVZ 1 9/1 975, S. 1 -2.
118
5. I D E O L O G I E U N D I N D OKT R I N I E R U N G
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Verluste an Menschenleben in Kambodscha dem »amerikanischen Aggressi onskrieg« anlasteten.to3
Abb. 5: Demonstration der Liga gegen den Impe�ialismus am 15. April 1972 in Dort mund (Quelle: H,uljJMaahardJit• DiiJJeldorj)
Für eine Revolutionsreisegruppe des KBW, die 1978 nach Kambodscha auf brach, schien sich diese Propaganda nur zu bestätigen. Die Teilnehmer sahen »lachende l'vfenschen beim fröhlichen Aufbauwerk unter fliegenden Roten Fahnen«. Koenen merkt richtig an, dass wohl kein Revolutionstourist auf der Welt jemals mit einem anderen Szenario konfrontiert worden ist. Die Leere der Städte erklärte Pol Pot, der die Gruppe persönlich empfing, damit, dass die Bevölkerung zur Umerziehung aufs Land geschickt worden sei. Die wenigen »revolutionären Wächter« seien bei der massiven Bedrohung durch innere und äußere Feinde schlicht notwendig.104
1 03 Vgl. RF 20/1 977, S. 8. 104 Vgl. Koenen 200 1 , S. 465.
119
In einem Flugblatt schloss der KB\V: »\X'äre an den Greuelgeschichten et was dran, dann hätte sich das kampucheanische Volk gegen die Regierung erhoben, statt sich mit der Regierung gegen den Aggressor zu erheben.«tos Nach dem vietnamesischen Einmarsch in Kambodscha 1 979 galt die Solidari tät des KBW den Roten Khmer. In einem persönlichen Brief an den »werten Genossen Pol Pot« sicherte der Sekretär des Zentralen Komitees des KBW, Joscha Schmierer, den Roten Khmer die volle Unterstützung seiner Organisa tion gegen die »sowjetisch-vietnamesischen Aggressoren« zu. 106 Delegierte des KBW nahmen an einer internationalen Konferenz in Stockholm am 1 7. / 18. November 1979 teil, die einer Solidaritätskampagne zur Unterstützung Kam bodschas diente. Im Anschluss an diese Konferenz entsandte die Organisation mehrfach ihr .1\Iitglied Lutz Plümer, den Leiter der Hamburger Ortsgruppe des KBW, zu Gesprächen in die Kambodschanische Botschaft nach Genf.I07 Hier erörterte man Möglichkeiten zur Unterstützung des Kampfes gegen die Viet namesen. Außerdem übergab Plümer eine Spende von 25 000 Mark an die Kambodschaner.108 Zur Vorbereitung auf die Stockholmer Konferenz organi sierte der KBW einen »Kongreß zur Unterstützung des Demokratischen Kampuchea und seines Widerstandskrieges gegen die vietnamesische Aggression«,109 der am 2. und 3. November 1979 in einem Festzelt in Frank furt stattfand.110 Als Redner hatte die Organisation verschiedene .1\Iitglieder der Regierung Kambodschas eingeflogen,111 im Vorfeld der Veranstaltung waren bereits 1 47 000 Mark an Spenden zur Unterstützung des Pol Pot-Regimes gesammelt worden.112 Anfang 1979 hatte die vietnamesische Armee Phnom Penh erobert. Das Ausmaß der Gräueltaten wurde nun der Weltöffentlichkeit bekannt. In den vier Jahren ihrer Herrschaft hatten die »Roten Khmer« unter der Führung des »Genossen Pol Pot« »alle Schulen zerstört, die Nationalbank in die Luft gejagt, die Geldwirtschaft beseitigt, die Nationalbibliothek von Phnom Penh in einen Schweinestall umgewandelt, die hölzernen Exponate des Nationalmuseums verfeuert, die Telefonleitungen gekappt, den internationalen Postdienst einge stellt, die Grenzen vermint, einen Sklavenstaat errichtet, den Hunger durch die Ermordung der Hungernden und die Lepra durch die Ermordung der Lepra-
1 OS 1 06 1 07 108 1 09 1 10 111 1 12
KVZ 39 I 1 979 Extrablatt, S. 1 1 . V gl. Schmierer o . J . , S. 1 . Vgl. Plümer 1 979, Ders. 1 980. Vgl. Plümer 1 980, S. 1 . 1-lansmann, Horlemann, Hügel u. a . 1 979, S . I . Vgl. ebd. Vgl. KBW o. J . ( 1 979) . Vgl. ebd.
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kranken bekämpft, systematisch alle Intellektuellen ermordet, auch Kinder zu solchen Henkersdiensten herangezogen und insgesamt mindestens eineinhalb :Niillionen Menschen zu Tode gebracht«.113 Jürgen Hodemann und Erwin Steinhauer von der KPD zogen andere Schlüsse: Man müsse nach den vorliegenden Berichten wohl davon ausgehen, dass viel Blut vergossen worden sei. Es komme aber vielmehr darauf an, >>an diesem Beispiel die Bedeutung einer weitsichtigen revolutionären Führung zu erkennen«. Von der Notwendigkeit der Exekutionen müsse daher ausgegangen werden. Die Revolution durch die »europäische Brille und mit europäischen Maßstäben messen zu wollen«, sei nicht nur unmarxistisch, sondern bekomme auch sehr leicht den Geschmack der Überheblichkeit, die ja »unter den Mar xisten Europas gegenüber den unterentwickelten Ländern« nicht unüblich sei. Das »kampucheanische Experiment« als solches sei wor allem für die Dritte Welt von großer Bedeutung«.114 Das Beispiel verdeutlicht die Bereitschaft von K-Gruppen-Aktivisten, Völkermord und Konzentrationslager billigen d in Kauf zu nehmen, ja sogar zu befürworten. Die »Roten Khmer« waren dem KBW konkretes Vorbild für die angestrebte Revolution: »Für uns stand fest«, so ein ehemaliges Mitglied gegenüber der Tageszeitung Die Welt im November 1978, »dass nach der erfolgreichen Revolution in Schleswig-Holstein nur noch Fischfang und Maisbau betrieben wird.«115 Nicht nur maoistische Organisationen wie die Roten Khmer, auch gegen den »amerikanischen Imperialismus« auftretende Gruppen und Personen wur den von den K-Gruppen publizistisch unterstützt. Die prominentesten Ver treter waren Idi Amin in Uganda und der Ayatollah Khomeini im Iran. Gerade die Sympathien für Idi Amin muten fragwürdig an, hatte der ugan dische Diktator aus seinen Hider-Sympathien doch nie einen Hehl gemacht. Nach der Ermordung israelischer Sporder im Münchener Olympiadorf 1972 hatte Amin ein Telegramm an den UN-Generalsekretär Waldheim geschickt, in dem es hieß: »Deutschland ist der richtige Ort, weil da Hider, als er Premierminister war und oberster Heerführer, sechs Millionen Juden verbrannt hat. Das war deswegen, weil Hitler und alle deutschen Menschen wußten, daß die Israelis Menschen sind, die nicht im Interesse der
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Wie vier Jahre später den deutschen Terroristen Brigitte Kuhhnann und Win fried Böse, die sich nach der Entführung eines Passagierflugzeuges nach Uganda an der Selektion der Passagiere in Juden und Nichtjuden beteiligt hatten,117 schien dieser Widerspruch den K-Gruppen nicht gegenwärtig zu sein. Vielmehr ließ der Anspruch eines naiven Internationalismus und die Verortung des »revolutionären Objektes« in die Länder der Dritten Welt ihre Anhänger solch menschenverachtenden Zynismus tolerieren, seine Konse quenzen sogar für nötig erachten. Nach einer Rede Amins vor der UNO 1975, in der er unter anderem die »Auslöschung des Staates Israel«118 gefordert hatte, titelte die Kommunistische Volkszeitung. »Die Hetze gegen Idi Amin ist durchsichtig«. Im Verlauf des Artikels wurde der Diktator zum Vertreter der Einheit Afrikas gegen die Ko lonialmächte hochstilisiert. Unverhohlene Forderungen nach Gewalt und Amins Antisemitismus ließen die Autoren unkommentiert oder begegneten ihnen mit antizionistischen Stereotypen. Stattdessen griff man die »bürgerliche Presse« wegen ihrer Kritik an Amin aufs Schärfste an.II9 Unter sozialistischen Gesichtspunkten muss die »internationale Solidarität« mit Amin als problematisch angesehen werden; der KBW hielt selbst nach der Distanzierung anderer afrikanischer Länder, und auch nach Entebbe, an der positiven Einschätzung seiner Person fest.12o Nicht minder problematisch ist die über lange Jahre positive Bewertung der islamischen Revolution im Iran, die als fortschrittlich, weil »antiimperialis tisch«, angesehen wurde.121 In Widerspruch zur ansonsten auf dem K-Grup pen-Terrain universellen Ablehnung jeglicher Religion wurde das islamische Recht gegenüber dem »Imperialismus« als fortschrittlich dargestellt. Im Iran und anderen islamischen Ländern, so die Kommunistische Volkszeitung, sei ein »Erdrutsch [...] im Gange«, der aber mit religiöser »Beschwörung« gar nichts, »mit dem vehement anschwellenden antiimperialistischen Befreiungskampf der islamischen Völker dagegen alles zu tun« habe. Nicht »die Beschwörungskraft eines Khomeini, sondern die Interessen und der Kampf von :Niillionen« hätten »dem Imperialismus schwere Schläge versetzt«. Wenn, so die Autoren weiter, »die islamischen Regeln und Gesetze, die islamische Religion hierbei eine
Menschen auf der Welt arbeiten. Und deswegen haben sie sechs Millionen Menschen mit Gas auf der deutschen Erde verbrannt.«1I6
1 13 1 14 1 15 1 16
Henscheid/Henschel 2000, S. 350. Zit. nach ebd., S. 3 5 1 f. Zit nach Lampe 1 978. Zit. nach ebd., S. 339.
1 1 7 V gl. Becker 1 978. Becker ordnet Böse und Kuhlmann falschlieherweise der RAF zu. Beide waren Mitglieder des internationalen Flügels der >> Revolutionären Zellen« (RZ) . 1 1 8 Der Komplex K-Gruppen und Israel wird weiter unten in einem eigenen Kapitel behandelt. 1 1 9 Vgl. KVZ 40/ 1 975, S. 1 3. 1 20 Vgl. Bacia 1 986, S. 1 653. 1 21 Vgl. ebd.
1 22
S T A L I N S E N K E L , M A O S SöH N E
wichtige Rolle« spielten, so müssten »sie den Interessen der Volksmassen nach Befreiung zumindest zum Teil entsprochen haben«. 1 22 Im weiteren Verlauf des Artikels wurden pragmatische Aspekte der islami schen Gesetzgebung positiv herausgestellt, wobei die Autoren Glaubensfragen ignorierten. t 2 3 Der KBW feierte die Revolution im Iran derartig frenetisch, dass er sich sogar der »Forderung des iranischen Volkes« nach der Todesstrafe für den Schah anschloss . 1 24 Der Grund für diese Reaktion war die Bereitschaft, jegliche Revolution, die sich gegen den »Imperialismus« richtete, zu akzeptieren und zu hofieren. Der Schah von Persien war stets ein rotes Tuch für die Neue Linke gewesen und schließlich waren es die Folgen seines Berlin-Besuchs, die zu einer Initialzün dung für die Studentenbewegung wurden. Aus diesem Blickwinkel spielten also auch persönliche Animositäten eine Rolle. Auch die KPD bewertete die Revolution im Iran positiv, sah aber den imperialistischen Feind an jeder Ecke lauern. Dies führte zu der Befürchtung, »konterrevolutionäre Elemente« könnten das Erreichte unterjochen. Aus diesem Grunde rechtfertigten die Autoren der Roten Fahne in einem Iran-Artikel Hinrichtungen von »Feinden des Volkes«. Die »absolut überwiegende Zahl der Hingerichteten« seien »Fol terknechte und hohe Verantwortliche des Schahregimes« gewesen, welches »allein im letzten Jahr seiner Herrschaft 60 000 Demonstranten ermordet« habe. Das erkläre, vermuteten die Verfasser, »warum die iranischen Massen diese Hinrichtungen« gefordert »und zum Teil gegen die Regierung durchgesetzt« hätten. Hingegen berichte die Presse nicht über die positiven »Auswirkungen des neuen Regimes auf des tägliche Leben, die Demokratie im Alltag«. t z s Der Ausschnitt verdeutlicht exemplarisch den Unterschied zwischen dem Internationalismus der frühen Studentenbewegung und dem der K-Gruppen. War ersterer viel intensiver von der Sympathie für die Akteure der jeweiligen Befreiungsbewegungen geprägt, so wirkt der zweite in seinem unbändigen Hass gegen »die Imperialisten« schlicht dehumanisiert.
1 22 1 23 1 24 1 25
KVZ 1 0/ 1 979, S. 20. Vgl. ebd. Vgl. KVZ 02/1 979, S. 3. RF 32/1 979, S. 10.
5 . I D EO L O G I E U N D I N D O K T RI N I E R U N G
1 23
5.4 Verschwörungstheorien, Paranoia, Realitätsverlust
Hermetisch abgeschlossene Terrains bilden einen ausgezeichneten Nährboden für Verschwörungstheorien, welche stets Element totalitärer l'vfilieus waren. 1 26 Jaschke stellt die rigide Unterscheidung Z\\
1 26 Man denke hier beispielsweise an die Akteure der Konservativen Revolution; vgl. Bartsch 1 990, s. 30. 1 27 Vgl. Jaschke 1 996, S. 3 1 . 1 28 Gespräch E. M . 2002. 1 29 Vgl. Schlomann/Friedlingstein 1 970, S. 1 70. 1 30 RM 34/1 975, S. 6.
1 24
STAL I N S EN KEL, MAOS SöHNE
hattan Bank machte der Rote Morgen den amerikanischen Bankier Rockefeiler aus, »eben jene [n] Rockefeller, den die >Internationalen Arbeiterfraktionen< angeblich als Hauptfeind bekämpfen«. 1 3 1 Auch die in den 1 990er Jahren durch das Buch »Das RAF-Phantom«13 2 verbreitete These der Steuerung von Terroristen durch Geheimdienste vertrat die KPD bereits 1 978: »Der individuelle Terrorismus der Stadtguerilla [sei] in Westdeutschland wie in \X'esteuropa heute ein aktiver Faktor bei der Beschleu nigung der reaktionären Entwicklung [. . . ]« Aus diesem Grunde liege »die Ver mutung nicht im Bereich des Unsinnigen, dass hier planende Köpfe aus den Dunkelzonen des Staatsapparats mit am Werk« seien. Die Frage, »welche in ternationalen Verbindungen und welche Funktion im internationalen Kräfte spiel der Terrorismus hat«133, stelle sich immer häufiger. Gemeinsam ist diesen Verschwörungstheorien die Nichtkenntnis des Ur hebers solcher Zusammenhänge, der im Verborgenen agiert. Lediglich das eigene Wissen von Mächten, welche gegen die Interessen der Menschheit operieren, ist Triebfeder solcher Theorien. Der oder die vermeintlich Verant wortlichen bleiben anonym im Hintergrund. In einem Präventivschlag grenzen die Propagandisten von Verschwörungstheorien die gesamte Umwelt außer halb des eigenen Systems aus und bekämpfen sie, was zu einer Konsolidierung der eigenen bipolaren Denkmuster führt. Die K-Gruppen erblickten auch in den alltäglichsten Vorkommnissen und Zusammenhängen Bestätigung für ihre Verschwörungstheorien, wobei aber der Urheber nicht zwangsläufig unbe kannt sein musste. So wurden Drogen zu einem »Religionsersatz der Bour geoisie«, durch den »die Jugendlichen unter Kontrolle gehalten werden«1 34; das deutsche Turnfest in Hannover war »Ausdruck des Strebens nach Vorherr schaft in der EG und der Einverleibung der DDR« und diente somit der Kriegsvorbereitung 1 3S, und Wahlen waren eine Falle für die Kommunisten, ein l\fittel, die Zusammensetzung der Partei zu ermitteln.136 Durch die imaginierte Allgegenwart des Feindes entstand Paranoia. In ei nem Bericht über die Verminung von Brücken im Rahmen einer NATO-Ver teidigungsstrategie hieß es:
5. I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N I E R U N G
sens, um den Rhein zuzusprengen, aufzustauen, den Stau wieder zu beseitigen und das ganze untere Rheintal von einer Flutwelle überrollen zu lassen.«137
Natürlich hatten auch die »sowjetischen Sozialimperialisten« ihren Plan zur »gewaltsamen Eroberung und Unterjochung Westeuropas«. Die KPD /ML bediente sich des Stereotyps einer schleichenden Zersetzungstätigkeit, indem sie das Szenario einer »faschistischen Herrschaft« der Sowjetunion über ganz Europa heraufbeschwor. Solche Expansionspläne bereite der »Sozialim perialismus durch den zunehmenden wirtschaftlichen Einfluss und über die Abhängigkeit des westdeutschen Energiemarktes von sowjetischen Uranvor kommen vor«. l 38 Die Imagination der Umzingelung, aus der solche Paranoia entspringt, führt zu einer Forcierung des Realitätsverlustes. Es handelt sich gleichsam um einen Teufelskreis der Selffulfilling Prophecy. Erst unter diesem Aspekt kann der teilweise selbsthypnotische Rekurs auf die »Massen« verstanden werden. Wenn streckenweise von der Furcht vor den durch die KPD /ML vertretenen Volksmassen die Rede war, 1 39 so entsprach dies nicht im entferntesten der Realität. Gebetsmühlenartig wurde die Macht des »Proletariats« und seine Neigung zur gewaltsamen Revolution beschworen, wurden »Massenor ganisationen« gegründet und die Arbeiter als tragende Kraft innerhalb der Partei ausgemacht. Dies diente im Wesentlichen dem Zweck, dem selbstge wählten Zustand der Isolation Sinn zu verleihen und der feindlichen Umwelt den eigenen Mikrokosmos entgegenzusetzen. Verschwörungstheorien sind als Begleiterscheinungen der beiden großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts auszumachen. Die Totalisierung des eigenen Feldes schloss den Gegner und seine Argumente von vornherein als Feind in die eigene Argumentation ein und fokussierte sich sowohl im Nationalsozialismus als auch im Stalinismus besonders auf die Juden, denen hier ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
>>Welche Absichten tatsächlich hinter der Verminung von Brücken stehen, zeigt ein verbre cherischer Plan, den die amerikanischen und westdeutschen Imperialisten schon in den fünfziger Jahren beschlossen haben. Die Verminung des Rheinufers am Fuß des Loreleyfel-
131 1 32 1 33 1 34 1 35 1 36
Ebd. V gl. Wisnewski/Landgraeber/Sieker 1993. RF 23/1978, S. 3. KVZ 21/1 974, S. 1 6 . Vgl. KVZ 3 1 /1 978, S. 1 1. Vgl. RM 1 5/1 975, S. 2.
1 25
1 37 RM 03/1976, S. 1 2. 1 38 Vgl. RM 20/1 975, S. 2. 1 39 Vgl. RM 1 7/1975, S. 9.
1 26
STA L I N S E N K E L , M A O S S ö H N E
5 . 5 Nationalbolschewismus und Einschätzung Israels
5.5. 1 Nationalbolschewismus J utta Ditfurth, in den 1 980er Jahren exponierte V ertreterin des fundamentalis tischen Flügels der Grünen, bezeichnet in ihrem Buch Das 1varen die Grünen die KPD als deutschnational und reaktionär. 140 Oberflächlich betrachtet ist ihr zuzustimmen, doch trifft der pauschale Faschismusvorwurf Ditfurths, ein Relikt der Studentenbewegung, nur teilweise zu. Die K-Gruppen im Kontext der »Alten Rechten« zu betrachten ist falsch, aber Berührungspunkte mit der Strasseristischen »Neuen Rechten« sind vorhanden. Die Anlehnung an Denker der »Konservativen Revolution« wie Ernst Nie kisch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der verschiedenen Organisationen. Betrachtet man individuelle Karrieren aus der K-Gruppen Szene, so reüssierte eine nicht geringe Zahl ehemaliger l\1itglieder in Organisa tionen der »Neuen Rechten«. Gleich mehrere Ehemalige der KPD/ML grün deten in den 1990er Jahren eine Gruppe, die sich ideologisch auf Ernst Nie kisch bezog. 14l Die »nationalrevolutionäre« Zeitschrift Wir selbst entstand aus der Zusammenarbeit von Ex-Maoisten und Vertretern der »Neuen Rech ten«. 142 \V'ie Niekisch, der einen nationalen Konsens als Bollwerk gegen Kapitalis mus und Imperialismus forderte,143 propagierten auch die K-Gruppen ein >>Unabhängiges, vereintes und sozialistisches Deutschland«144. Hierbei bediente man sich Parolen wie »Deutschland dem deutschen Volk«145, die sich phänoty pisch nur unwesentlich von Parolen heutiger NPD-Strategen unterschieden. Zwar wurde deutlich zwischen dem »bürgerlichen >Hurra-Patriotismus«< und dem »Proletarischen Patriotismus«, der »auf der Achtung des nationalen Stol zes anderer Völker und auf der brüderlichen Freundschaft mit ihnen« be ruhe,146 unterschieden. Trotzdem propagierte man eine Nation der Dichter und Denker und rühmte die sich in der »Gemeinschaft der Kultur offenba rende psychische \V'esensart der deutschen Nation«147, die sich im »Arbeits fleiß« und »Ordnungssinn« der Deutschen, in der »schönen deutschen
1 40 141 1 42 1 43 1 44 1 45 1 46 1 47
Vgl. Ditfurth 2000, S. 53, S. 1 32. Vgl. Rätsch-Langejürgen 1997, S. 350. Vgl. Bmmlik 1 986, S. 1 58. Vgl. Riitsch-Langeiürgen 1 986, S. 6 1 . RF 45/1 975, S . 9. RM OS/1 974, S. 6. Ebd., S. 7. Ebd.
5. l D E O I. O G I E U N D I N D O K T R I N I E R U N G
1 27
Sprache« und in »unvergängliche [n] Baudenkmälern« wie den »unvergleich lichen Dome [n] von Köln und Meißen«148, offenbare. In diesen Kontext passt die Veröffentlichung der Langspielplatte Lob des Kommunismus verschiedener Agitprop-Trupps der KPD/ML, die das »Deutschlandlied« enthielt. l49
.. ..·
,.
..
••
cf "' .
Abb. 5: KPD/ML-Demonstration am 08. Oktober 1972 in Dmtmund. (Quelle: llaupt.rtaal.ranhJiJ Diisseld01f}
Der Rekurs auf die deutsche Nation bedeutete auch eine deutliche Abgren zung von der »Zwei-Nationen-Theorie« der DDR im Zuge der Ostpolitik Willy Brandts. 1 50 Allerdings umfasste die einheitliche deutsche Nation nicht nur die DDR, auch Österreich rechneten Strategen der KPD/l'vfL ihr zu. In Gesprächen mit der Österreichischen MLPÖ, postulierten Vertreter der KPD/ML den Staat der »gesamten deutschen Nation«, der auch Österreich
1 48 Der Weg der Partei 0 1 / 1 974, S. 37ff. 1 49 Vgl. RM 1 9/ 1 976, S. 1 2. 1 50 Vgl. Schröder/Karuscheit 1 977, S. 25.
12 8
5 . I D E O !. O G I E ll N D I N D 0 K T R I N I E R U N c;
ST ALI N S E N K E L , MAU S SO H N E
beinhalte. Aus diesem Grund habe die Organisation bereits e1ne »Sektion Ostmark« gegründet. I S t Das nationale Pathos der KPD /l\IL ging der KPD zwar ab, das Deutsch landbild der Partei aber war ebenso von der radikalen Abgrenzung von den USA und der UdSSR geprägt und zielte auf einen sozialistischen National staat. 1 S2 Der Kurs sowohl gegen die USA als auch die Sowjetunion bediente den Vorwurf des »Sozialimperialismus«, der in Debatten über die nationale Frage eine große Rolle spielte. IS3 Die KPD /l\1L sprach der sonst so verhassten CDU gar ein überschwängliches Lob für ihre Haltung in der Einheitsfrage und zur Sowjetunion aus . 1 S4 In seiner »Kieler Rede« regte der Parteivorsitzende Ernst Aust die Schaffung einer »Nationalen Einheitsfront« an, um dem »sow jetischen Hegemoniestreben« entgegenzutreten. tss Neu war die Verknüpfung von Sozialimperialismusvorwurf und nationaler Frage indes nicht. Bereits in den 1 920er Jahren hatte Ernst Niekisch ähnlich argumentiert1 5G, und auch Gruppen der »Neuen Rechten« ist der Soziai imperialismusvorwurf nicht fremd. 1 S7 Die von KPD und KPD/l'viL ab 1 97 5 im Rahmen der »nationalen Frage« vollzogene Hinwendung zur Taktik der »Vaterlandsverteidigung« stieß in den Reihen des KBW auf Ablehnung. Im Rahmen der »Drei-Welten-Theorie« identifizierten KPD und KPD /ML die Sowjetunion als den gefährlicheren Feind und warben für eine Stärkung der Bundeswehr im Kampf gegen die »Sozialimperialisten« I s s. Hatte der KBW die »nationale Frage« bisher ignmiert und den Hauptfeind in der bundesdeutschen »Bourgeoisie« ausgemacht, kam es im Kontext der »Vaterlandsverteidigung« zu wüsten Beschimpfungen von beiden Seiten. Die KPD warf dem KBW »Trotzkismus« vor,1 S9 der KBW seinerseits nannte die KPD chauvinistisch. 160 Eine gemeinsame Beteiligung an den Bundestagswahlen, die der KB\'V 1 976 angeregt hatte, kam unter anderem wegen der Haltung von KPD und KPD/l'viL zur »Vaterlandsverteidigung« nicht zustandeJ 6 1
1 5 1 KB Wien 1 976, S. 4. 1 52 Vgl. RF 03/ 1 975, S. 7. 1 53 Vgl. z. B. RF 32/ 1 975, S. 3. 1 54 Vgl. RM 1 0 / 1 975, S. 10. 1 55 Aust o. J . (1975), S. 36. 1 56 Vgl. Rätsch-Langejürgen 1 997, S. 70. 1 57 Vgl. Hundseder 1 998, S. 7. 1 58 Vgl. RF 28/ 1 975, S. 7. 1 59 Vgl. RF 23/ 1 975b, S. 1 1 . 1 (J() Vgl. KVZ 04/ 1 976, S. 1 5. 1 6 1 Vgl. KBW 1 976.
1 29
Der Nationalismus der K-Gruppen steht in der Tradition der »alten« KPD, die, teilweise aus bündnispolitischen Interessen, teilweise aus reinem Populis mus, sich nationalistisch gerierte. Ab 1 9 1 9 fuhr die Partei einen nationalbol schewistischen Kurs; am 20. Juni 1 923 hielt der Kommunist Karl Radek seine berühmte Rede auf den während der Ruhrbesetzung von den Franzosen hin gerichteten Nationalsozialisten Albert Leo Schlageter vm dem erweiterten Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale. Radek versuchte, eine Verbindung zwischen kommunistischen und völkischen Elementen zustande zu bringen. Diese Episode in der Politik der KPD, heute als »Schlageteriade« bezeichnet, dauerte zwei Monate und kennzeichnete den Versuch der KPD, sich den nationalistischen Gedankengängen der extremen Rechten anzunä hern. 162 »Männer wie Schlageter«, so hatte Radek ausgeführt, »die bereit waren, für eine allgemeine Sache in den Tod zu gehen«, sollten »nicht Wanderer ins Nichts«, so auch der Titel von Radeks Rede, »sondern Wanderer in eine bes sere Zukunft der gesamten Menschheit werden.«1 63 Koenen attestiert auch den K-Gruppen eine Schlageter-Verehrung, die »völkische Züge« getragen habe. l 64 Eine dritte nationalistische Phase machte die KPD von 1 930 bis 1 932 durch. Diese als »Scheringer-Kurs« bezeichnete Periode ist benannt nach dem ehemaligen Reichswehrleutnant Richard Scheringer, der 1 93 1 von der NSDAP zur KPD wechselte.16 s Seheringer schloss sich nach dem Krieg wieder der KPD an und arbeitete seit 1 968 für die DKP, in deren Parteivorstand er seit 1 969 saß. 166 Der Versuch, Bündnisse mit rechten Gruppierungen zu schließen, ist für die K-Gruppen-Szene dokumentiert. So trafen sich nach Berichten des rechts extremen Schülerblattes Rtbe/Jl67 Mitglieder der KPD mit Neonazis und hielten mit Blick auf eine spätere Aktionseinheit folgende Übereinstimmungen fest: » 1 . Maoisten und Nationalrevolutionäre sind sich einig im Kampf gegen den US- und SU-Imperialismus. 2. Es besteht Einigkeit darüber, daß der nationalrevolutionäre Kampf die Vorstufe zu sozialrevolutionären Veränderungen sein muß.
162 1 63 1 64 1 65
Vgl. Silberner 1 983, S. 267. Zit. nach Weber 1 972, S. 1 47. Vgl. Koenen 1 987, S 43. Vgl. Silberner 1 9 83., S. 273. Die Bezeichnung "Scheringer-Kurs" ist irreführend, da diese Periode bereits vor dem Eintritt Seheringers in die KPD begann. 1 66 Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. 3 1 5 . 1 67 Diese rechtsextreme Publikation ist nicht mit der Jugendzeitschrift der MLPD zu verwechseln.
1 30
S T A L I N S E N K E L , M A O S Sö H N E
3 . Der Staatskapitalismus in der DDR wird zu Recht als l\1ittel der Ausbeu tung und Fremdherrschaft gesehen und ihm der Ehrentitel Sozialismus ab
5. I D E O L O G I E U N D I N D O K T R I N I E R U N G
kehr von der RAF begann der »Weg des Genossen Mahler an die Seite der Arbeiterklas se«, i76 er wurde l\1itglied der KPD .
gesprochen.
4.
Mahler i s t heute einer d e r führenden Repräsentanten der N P D und »ado
Die Forderung heißt: Es lebe das vereinte, unabhängige, sozialistische
Dortans verortet eine Zusammenarbeit von Maoisten und »Nationalrevolutio nären« auf Betriebsebene bereits 1 970,169 die DDR meinte, ab 1 972 eine Aus breitung des Nationalismus in der maoistischen Bewegung erkennen zu kön nen. 170 J ochen Staadt berichtet von einer gemeinsamen Konferenz europäi scher Maoisten und Vertretern der Rechten, während der Strategien gegen den »Sozialimperialismus« entwickelt werden sollten. 1 7 1 I m Zuge der Friedensbewegung kam es verstärkt z u Aktionseinheiten von ehemaligen Maoisten und Faschisten, was Worm auf eine nicht zu unterschät zende Wirkung der »Neuen Rechten« im linken Spektrum zurückführt. 172 Für große Empörung sorgte bei einem Prozes s gegen die rechtsextreme »Wehrsportgruppe Hoffmann« deren l\1itglied J oachim Rössner. Rös sner hatte
Roten Morgen
riert die jugendlichen Nazis und Brandstifter als Vorkämpfer und Märtyrer einer völkischen Wiedergeburt, so wie er einst im Mai die jugendlichen Stra
Deutschland.«1 68
nach Angaben des
1 31
behauptet, er sei l\1itglied der KPD/ML. Die
Organisation wies dies aufs Schärfste zurück und meinte einer »besonders üblen Provokation der Klassenjustiz«173 aufgesessen zu sein.
ßenkämpfer der APO und die Terroristen der RAF adoriert hatte«. m Auch der 1 99 1 verstorbene Neonazi l\1ichael Kühnen hatte vor seiner �eo-Nazi-Karriere ein Intermezzo in der »Liga gegen den Imperialismus«, emer der »Mas senorganisationen« der KPD gegeben. 1 7 8 In einem Interview im
Kursbuch
gestand Kühnen der KPD zu, die Partei der »Neuen Linken« zu sein,
»�e a
meiste� national eingestellt ist« . 1 7 9 Kühnen hatte stets seine Sympa � thien fur den »linken« Flügel der NSDAP um Strasser betont) SO Koenen sieht heute die »Neue Rechte« von Anfang an als schattenhaftes alter ego der Neuen Linken. Angesichts der hohen Zahl ehemaliger APO
Aktivisten in neofaschistischen Kreisen ist die Frage nach einem generationa len Radikalismus zwar unbequem, aber berechtigt. 1 8 1 Der Hinweis auf die qualitative Ahnlichkeit von Dispositionen und Einstellungen der Anhänger wie auch immer gearteter Totalitarismen, eindrucksvoll am Beispiel Mahlers belegt, . darf 1m Rahmen der Totalitarismusdebatten kein Tabu darstellen. 182
Trotzdem ist das Engagement ehemaliger K-Gruppen-l\1itglieder in rechts extremen Gruppierungen keine Seltenheit. Der Genealoge Dr. Peter Bahn kam über die NPD in die KPD, war danach l\1itglied bei den Grünen und ist heute bei der »Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft« aktiv, einer auf neuheid nischem Gedankengut fußenden rechtsextremen Sekte. Er hat außerdem Kontakte zur »Nationalistischen Front«, die ihrerseits mit der FAP assozüert ist. 1 74 Der Vorsitzende des NPD-Kreisverbands Eibe-Saale in Sachsen-Anhalt Frank Kerkhoff, war in den 1 970er J ahren Funktionär des KBW. Er sah mi; dem Ende der Organisation auch das Ende der »68er« eingeläutet und sehnt heute eine neue Bewegung aus »Kräften des nationalen Widerstands«m herbei. Bekanntestes Beispiel für eine Karriere vom Kommunismus zum Rechts
5.5.2 Antizionismus oder Antisemitismus? Der Antisemitismus hat in der Neuen Linken eine Tradition seit dem Junikrieg von 1 967, der drei Tage nach der Erschießung Benno Ohnesorgs am
5. J uni
1 967 begann. Vor 1 967 herrschte im linken Diskurs eine kaum hinterfragte Bewunderung Israels, eine Begeisterung für die Kibbuzim und die jüdischen Pioniere, die nicht nur aus latenten Schuldgefühlen, sondern auch aus dem Bedürfnis, sich dem Ausland als das »bes sere Deutschland« im Lande Adenau ers zu präsentieren, resultierte. Das J ahr 1 96 7 markiert einen Wendepunkt. 1 83
extremismus ist der ehemalige RAF-Terrorist Horst Mahler. Nach seiner Ab-
168 169 1 70 171 1 72 1 73 1 74 1 75
Zit. nach Buchholz 1 973, S. 4 1 . Vgl. Dortans 1 970, S. 1 9 . Vgl. Powik 1 972, S . 10. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Worm 1 998, S. 34. RM 37/ 1 977, S. 2. Vgl. Kratz 1 998, S. 1 1 . Kerkhoff 200 1 .
RF 39/ 1 975, S. 2. Koenen 200 1 , S. 29. Vgl. J achke 1 992, S. 170f. Kühnen 1 978, S. 1 28. Vgl. Jaachke ebd. Koenen 2001 , S. 29f. Eine eingehende Beschäftigung mit dem weiten Feld der Totalitarismusdiskussion nach dem »Historikerstreit<< würde den Rahmen dieser Studie sprengen. Gleiches gilt für im Kontext der Faschismustheorie entstandene Arbeiten aus der DDR. Zur Vertiefung des Themas empfehlenswert der Band .)esse 1 999. 1 83 Vgl. Haury 1'9 92, S. 5.
1 76 1 77 1 78 1 79 1 80 181 1 82
1 32
S TAL I N S E N K E L , M A U S S O H N E
5. I D E U L U l; J E U N D I N D O K T R I N I E R U J\" G
Im Kontext von Internationalismus und Antiimperialismus entstand ein
1 33
delten, nicht bereit waren, die J uden nach Palästina ausreisen zu las sen, son
i\ntisemitismus, der sich, orientiert an der sowjetischen Sprachregelung, als
dern nach USA und in andere Länder«. Trotz Protesten des jüdischen Unter
Antizionismus ausgab. 1H4 l'viovens dieses Antisemitismus war der in der Neuen
händlers J oel Brand seien die Zionisten »bei ihrer harten Haltung« geblieben,
Linken inflationär gebrauchte Faschismusvorwurf, der sich nun gegen Israel
weshalb »800. 000 Juden [. . . ] in den Gaskammern des Hitler Faschismus mit
richtete. Paradoxerweise konnte so der Makel der Vergangenheit der Väter auf
Billigung der Zionisten ermordet«187 worden seien.
Kosten der Juden relativiert werden. Die Opfer von Hitlers Terror, so die
Die Autoren bedienten ebenfalls das antisemitische Klischee von der eige
vorherrschende Deutung, seien im Begriff, an den Palästinensern ein neues
nen Schuld der J uden am Antisemitismus, identifizierten aber mit dem »US
Auschwitz zu inszenieren. Die Israelkritiker, welche ihnen dies vorwarfen,
Imperialismus« als Unterstützet des »Terroristen Begir1«188 einen weiteren
waren plötzlich die »besseren Menschen«. Die Argumentationsstrategie der
Schuldigen. Die Etablierung des antiimperialistischen Standpunkts im Kontext
Gleichsetzung israelischer Politik mit den nationalsozialistischen Verbrechen
der Nahostdebatte kam den Verfas sern entgegen. Der »Antiimperialismus«
stammt ursprünglich aus dem rechten Lager. Im Rahmen des Nahostkonflikts
argumentiert strikt binär, Zwischentöne existieren nicht. Folgerichtig wurde
wurde nationalsozialistisch belastete Terminologie wie »Endlösung« oder
der Staat Israel zum »Reich des Bösen«, zu einer »blutrünstigen und machtgie
»Holocaust« auf die israelische Politik übertragen. Ziel war die Relativierung
rigen Bastion gegen die Völker«. 1 89 Erklärtes Ziel etwa des KB\'V war die »voll
der deutschen Schuld durch die Heraus stellung eines gleichschuldhaften Tuns
ständige Befreiung Palästinas und die Zerschlagung des israelischen Be satzer
der I sraelis . 1 H5
staates«. 190
Die Thematisierung des N ahostkonflikts war in den »Zentralorganen« der
Um dieser Forderung N achdruck zu verleihen, entsandte man Delegatio
K-Gruppen Standard. Sie potenzierten den Faschismusvorwurf und stellten
nen zu palästinensischen Organisationen in den Libanon, um eine »konkrete
die »Zionisten« selbst als Antisemiten dar. »Von Anfang an«, exklamierte die
Zusammenarbeit« zu besprechen. 1 9 l
Rote Fahne,
sei »der Zionismus eine rassistische Bewegung« gewesen, »die sich
auf die gleichen Grundsätze berief, wie die Nationalsozialisten mit ihrer fa
I n Schlagzeilen wie »29 J ahre Israel -
2 9 Jahre zionistische Besetzung Pa
lästinas«192 wurde, getreu der eigenen lmperialismustheorie, der Staat Israel mit
schistischen Rassentheorie«. Er habe »genauso wie der Nationalsozialismus die
dem Zionismus gleichgesetzt, sein Existenzrecht verneint und die »Zerschla
Unmöglichkeit des Zusammenlebens von >Semiten< und >Ariern<« vertreten,
gung des zionistischen Aggressorstaates Israel«193 verlangt. In den Augen der
und so »den Boden des antisemitischen Ras sismus« gestärkt. Selbst Hitler habe
Akteure war der Staat Israel ein »Zionistengebilde«194 ohne gewachsenes Exis
geäußert, »daß er sich in seinem Antisemitismus erst sicher fühlte, als die Zio
tenzrecht Als logische Konsequenz ergab sich für die K-Gruppen hieraus die
nisten seine Ansichten bes tätigten«. 1 86 Das im Rahmen der Antisemitismusde
Leugnung der Existenz eines israelischen Volkes, geäußert in Form des Ge
batte von Anhängern aller politischen Lager ins Feld geführte Klischee der
gensatzpaares »Volk Palästinas« und »Gebilde I srael«.
Eigenschuld der Juden am Antisemitismus wurde von den Verfas sern lediglich
Die Leugnung der Existenz eines israelischen Volkes korrespondierte mit
variiert, indem sie dem Zionismus die Schuld für den »antisemitischen Ras sis
Verschwörungstheorien vom »Wirken der J uden, als geheime Macht das
mus« zuschrieben. Sie erblickten gar in Hitler eine Kapazität, um ihre Argu
Schicksal der Gesellschaften bestimmend«. 1 95
mente zu untermauern.
Anlässtich des Besuchs des damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel in
In ähnlicher Weise äußerte sich der KBW. So habe der Zionismus »große Verbrechen dem jüdischen Volk selber zugefügt«, als »im Mai
1 944 [ . . . ] die
der J üdischen Gemeinde Berlins titelte die
Krieg bereit« gewe sen seien, »an der spanischen Grenze
800.000 Juden gegen
»keinen Finger [gerührt] , weil die Engländer, mit denen die Faschisten verhan-
1 84 Vgl. Fest 1 976. 1 85 Vgl. Ginzd 1 986, S. 25. 1 86 RF 1 9 / 1 975, S. 9.
»Kriegshetze unter dem
Deckmantel des >Antifaschismus<«. »Die jüdische Gemeinde, deren Gründung
Hitlet-Faschisten angesichts ihrer bedrohlichen Lage im imperialistischen Lastwagen auszutauschen«. Die »Zionisten in der Jewish Agency« aber hätten
KVZ:
1 87 1 88 1 89 1 90 191 192 1 93 1 94 1 95
KVZ 09/ 1 978, S. 1 3. Ebd. RM 47/ 1 974, S. 2. Hager o. J. (1 974) , S. 4. Vgl. cbd. RF 20/ 1 977, S. 8. RF 2 1 / 1 975, S. 1 1 . KVZ 1 8/ 1 979, S . 10. Haury 1992, S. 2.
134
als religiöses und kulturelles Zentrum von Deutschen jüdischen Glaubens bis auf das J ahr
1671 zurückgeht«, sei »völlig von den Zionisten beherrscht« und
13 5
5 . I D E O L O C' l E U N D I N D O K T R I N I E R U N C;
STAL I N S E N K E L , MAOS SOH N E
sehenden israelischen !<Jasse zur Durchsetzung ihrer I nteres sen gegen die Mehrheit des Volkes diene« JO I
werde »von ihnen als offtzielle Botschaft des Siedlerstaates Israel geführt.«
Die K-Gruppen beschränkten sich in ihrer Ablehnung des Judentums
Gemäß dem »Selbstverständnis der >Repräsentantenversammlung<, deren Vor
nicht auf den Palästinakonflikt, sondern identiftzierten »die J uden« als Teil der
sitzender der Fernsehquizmaster Hans Rosenthai ist«, sei die »Unterstützung
»Bourgeoisie<<. In einem KVZ-Artikel über
des Staates I srael Aufgabe der Gemeinde, wie ja die gemeinsame Religion das
Droste-Hülshoff beschrieb man den Mord an einem »J uden, der wegen seiner
einzige Kriterium eines angeblich existierenden jüdischen Volkes« 196 darstelle. Die
Rote Presse Kormponden'IJ
gen den Imperialismus«
Organ der KPD-Massenorganisation »Liga ge
sprach
1973 von einem »angeblichen jüdischen
Die Judenbuche
von Annette von
Geldge schäfte viele Feinde im Dorf hatte« als aus revolutionärer Perspektive gerechtfertigt. »Der J ude« wurde in einem Atemzug mit der »Bourgeoisie« genannt, abermals konstruierten die Verfasser das Gegensatzpaar »Arbeiter<<,
Volk<<. 197 Derartige Aus sagen kolportierten das antisemitische I<Jischee des
symbolisiert durch den Hauptdarsteller Friedrich, und »Unterdrücker«, zu
ruhelos umherwandernden, rast- und wurzellosen Ahasverus in seiner Fremd
denen auch der ermordete J ude gehörte.202 Die K-Gruppen standen in der Assoziation der J uden mit dem Kapitalis
heit und Unberechenbarkeit. 198 Der Palästinakonflikt ließ die K-Gruppen auch das Stereotyp des macht
mus in der Tradition von Karl Marx, der im zweiten Teil seiner Abhandlung
hungrigen, geldgierigen J uden reaktivieren. Ein Parteimitglied der KPD /l\fL
»Zur J udenfrage« aus dem J ahre 1844 genau diese Identiftkation vorgenommen
thematisierte den Konflikt und den Aspekt der Vergangenheitsbewältigung in
hatte. Auch die sozialistische Spielart des Zionismus, entwickelt vom »Kom
einem Leserbrief, abgedruckt im
munistenrabbi« Moses Hess, einem Jugendfreund Marx', die die Urzelle der
Roten Morgen,
folgendermaßen:
»Die bürgerliche Hetzpropaganda baut auf dem Wiedergutmachungstick und will uns weis machen, daß jeder Deutsche ein Nazi ist, der gegen Juden ist. Also muß man gegen Palästi nenser sein. Von Brandt bis Strauß haben SIE alle ein schlechtes Gewissen, weil sie sich [...]
Kibbuzimbewegung ist, lehnten sie ab203 oder ignorierten sie. Auch die Weimarer KPD hatte während der »Schlageteriade« und später während des »Scheringer-Kurses« auf antisemitische Stereotype zurückgegrif
gegen das jüdische und palästinensische Volk verbündet haben, zusammen mit den Kapita
fen, die den kapitalistischen, Verschwörerischen J uden thematisierten. Erinnert
listen (sprich Zionisten). Der Kampf zwischen Israel und Palästina ist ein Kampf zwischen
sei besonders an Ruth Fischer, ZK-Mitglied der KPD, die
Arm und Reich, Klassenkampf. Und wamm sollen die Armen nicht zum Gewehr greifen?
richteten Studenten ausrief: »Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an
Müssen ihnen das die Unterdrücker verbieten? Der israelische Zionismus und der westdeut
die Laterne, zertrampelt sie.«204
sche Imperialismus, das sind [sie.] eine Meute. Seht, wieder machen die Kapitalisten jüdi schen Glaubens vor ihren >eigenen Leuten< nicht halt.<<199
1923 vor rechtsge
Der N achkriegsantisemitismus zog seine Kraft vor allem aus dem Wunsch einer deutschen Identität ohne die ständige Erinnerung an Auschwitz, der
Auch wenn der Verfas ser nicht alle J uden mit den »Zionisten« gleichsetzte,
Antizionismus der Linken resultierte aus dem internationalistischen Kontext.
identiftzierte er den Staat Israel als Heimstatt eines »zionistischen Kapitalis
Die K-Gruppen vermischten beide Elemente, übertrafen sie sogar in ihrem Radikalismus. Ihre Verlautbarungen potenzierten den linken Antizionismus
mus«. In der
Roten Pre.rse Komspondenz
geißelte man den Zionismus als bloße
»Ideologie jüdischer Kapitalisten« und unterstrich so seinen »Klassencharak
und lassen sich phänotypisch von antisemitischen Positionen schwerlich tren nen.
ter«. 200 In diesem Vorwurf, der auch von Teilen der nicht marxistisch-leninis tisch geprägten Linken erhoben wurde, s teckt die Vorstellung, der Zionismus sei nicht eine von allen sozialen Schichten in Israel getragene Ideologie, son dern die »Idee von bürgerlichen jüdischen Kapitalisten, die heute der herr-
1 96 1 97 198 1 99 200
KVZ 3 9 / 1 978, S. 19. RPK 32/33 / 1 973, S. 3. Vgl. Haury 1 992, S. 2. RM 20/ 1972a, S. 1 1 . RPK 32/33/ 1 973, S . 3.
201 Vgl. Ludwig 1 990, S. 1 1 . 202 KVZ 25/ 1 979, S . 10. 203 Vgl. RF 3 8 / 1 978c, S. 10. 204 Zit. nach Kloke 1 994, S. 48.
6.
Agitation
6 . 1 . 1 Betrieb Die Verwurzdung in den Betrieben war bei den verschiedenen K-Gruppen unterschiedlich ausgeprägt. Dies verdeutlicht die Gewichtung des Themas in den einzelnen »Zentralorganen«. Wahrend die KPD /ML die Betriebsarbeit nur sehr allgemein erörterte, behandelten
KVZ
und
Rote Fahne
spezielle betriebli
che Angelegenheiten fast ausschließlich in ihren »Zentralorganen«. Der Grund hierfür liegt in einer relativ mangelhaften Präsenz von KPD und KBW in den Betrieben. Die KPD/l'vfL, die als einzige K-Gruppe eine nennenswerte Zahl von Arbeitern in ihren Reihen aufweisen konnte, verfügte in nahezu jeder größeren Firma über »Betriebskampfgruppen«, die eigene Zeitungen wie
RD'hrenkieker bei
Mannesmann,
Die Zündkerze bei
Opel oder
Rote RD'hre bei
Der Phi
lips herausgaben. Ganze Zellen wurden zum Zweck der Agitation in die Fabri ken umgesetzt. Das klassische marxistisch-leninistische Ziel bestand darin, als strategische Avantgarde auf ein »revolutionäres Bewußtsein« der Arbeiter hinzuwirken. l N eben allgemeiner Agitation gegen »Lohnraub und Teuerung«, die in den Postillen der l'vfL-Bewegung zum Inventar gehörte,2 hatte die Betriebsarbeit zwei Grundpfeiler. Zum einen die Agitation der Arbeiter vor den Fabriktoren, zum anderen die Arbeit in »Betriebskampfgruppen« und Gewerkschaften. N ahezu täglich wurden die »studentischen Mitglieder« genö tigt, die parteieigenen »Zentralorgane« vor den Betrieben zu verkaufen3 und zur Unterstützung von Arbeitskämpfen Flugblätter zu verteilen. Das
»Zentrale
Betriebs-
und
Gewerkschaftskomitee
beim
ZK
der
KPD /l'vfL« deftnierte die betrieblichen Aufgaben: Agitation sei »niemals ohne Propaganda möglich, ebenso wenig wie die Propaganda ohne Agitation [ . . . ] .« Agitation geschehe »in der Hauptsache durch mündliches Überzeugen«, aber »auch das Flugblatt und die Betrieb s- und Streikzeitung« seien »wichtige Mittel
1 Steffen o. J . , S. 84. 2 Vgl. z. B. RM 3 1 / 1 973, S. 1 . 3 V gl. z . B. Gespräch H . K. 200 1 ; vgl. auch W7ir warn die .rtärk..rte der Partein 1 977.
138
6. AGITATION
S T A !. I N S E N K F L , M A O S S O II N E
der Agitation und Propaganda«. Das Hauptziel der Agitation bestehe darin,
Des Bonzenvieh
>>die 1\Iasse der Arbeiter, die sich nicht besonders hervortun, zu bewußten
von der IG Chemie Es steht doch a im Flugblatt drin Ohne Sozialismus hots koan Sinn Aus der Scheiße macht uns frei Nur d' Kommunistische Partei.<<s
Arbeitern zu machen, und j ene, die zur subjektiven Rechten gehören, [ . . . ] zur Solidarität mit ihren Kollegen zu bringen«. Dem Konzept der Verfasser zu folge hatte die Agitation eine >>Doppelfunktion«. Sie sollte einerseits >>die brei ten l\Iassen zu bewußt kämpfenden Arbeitern
[. . .] erziehen und die rechte
i\Iinderheit und die rückständigen Kollegen zur Beteiligung an den Kämpfen der Klasse bringen«. Zum anderen hatte sie die Aufgabe, >>die bewußten Kolle gen [ . . . ] an die Partei heranzuführen, zu gewinnen.« Über allem stehe die Prä misse, den Arbeitern >>klarzumachen, daß wir, die Partei der Arbeiterklasse, ihre Partei sind und kein hergelaufener Abenteurerhaufen, der es schick findet, den Arbeitern was zu erzählen«. 4 /-,nlässlich des >>heißen Herbstes« in der chemischen Industrie 1 972 ver teilte die >>Rote Garde« an zwei aufeinander folgenden Tagen Flugblätter vor den Toren der Wacker-Chemie in Burghausen. Als am zweiten Tag die Polizei die Flugblätter beschlagnahmte, verfassten die »Genossen der Roten Garde« mit »Schwung, Ideen und Tatkraft« ein Lied nach Art und Weise der nieder bayrischen »Gstanzl«, gesungen nach der Melodie »Der Tobagwak«:
>>Bei uns in später Nacht Da werd a Flugblatt gmacht Dc neueste Schweinerei De schreib ma do j etzt nei Alle Leit miassn wissen
139
Die Reproduktion des bayrischen Dialekts verdeutlicht, wie populistisch und volkstürnlerisch die Agitation der K-Gruppen ablief. Die Abfassung des Stü ckes in volkstümlicher Sprache ist ein Versuch, die Distanz zur >>Arbeiter klas se«, die für die meist studentischen Propagandisten ein massives Problem darstellte,6 zu überbrücken. Ähnlich hilflose Versuche fanden sich auch beim KBW, der 1 974 versuchte, mit dem »Strebel-Lied« in den Mannheimer Strebel \Verken die Arbeiterschaft aufzustachelnJ Ein weiterer wichtiger Aspekt der betrieblichen Agitation war der Rekurs auf die Symbolik der Weimarer Zeit in Flugblättern und auf Plakaten. Be stimmt e Stilelemente des Agitprop der Arbeiterbewegung der 1 920er Jahre tauchten auf Plakaten und Flugblättern wieder auf. In archetypischer Konfigu rierung des Klassenkampfes wird der »Arbeiter«, entschlo s sen blickend, seine Frau, arm aber stolz, mit einem Kind auf dem Arm und gleichzeitig schwan ger, dem »Kapitalisten« gegenübergestellt. Dieser trägt Melone oder Zylinder, ist mit einem N adelstreifenanzug bekleidet und raucht Zigarre.s Auf einem KBW-Plakat zum 1 30-jährigen Jubiläum des Hauses »Siemens 2« hängt dem »Kapitalisten« ein aus Lorbeeren geflochtenen Kranz um den Hals . Er hält in
D' i\larxis ten-Leninisten
der einen Hand ein SPD-Parteibuch und in der anderen 1 00 l\1illio nen l\Iark.
San mit ihrer Partei
Auch er trägt einen Zylinder. Ihm gegenüber steht die Belegschaft der Fabrik
Immer dabei. [. . . ]
in den Kostümen der Arbeiterschaft von 1 9 1 9. Sie schwenken Transparente
Und dann in aller Fruah Da geht's scho sakrisch zua. Da vor dem Pförtnerhaus Teilens jetzt Jas Flugblatt aus D' Leit fahrn in oaner Reih
mit den Aufschriften »Alle Macht den A. S.-Räten« und »Nieder mit dem Lohnsystem«. Zu Füßen des »Kapitalisten« marschiert das »Proletariat«Y Das marschierende »Proletariat« wurde mit einem beständig sich drehen den Zahnrad assozüert, 1 0 welches die gut funktionierende, ineinander ver
In des Fabriktor nei
zahnte »Arbeiterklas se« symbolisieren sollte. Die K-Gruppen mythologisierten
Da kimmt wia fast allawei
die kalte, stählerne Ästhetik der Fabrik und bewarben das »Phantom des futu
De Polizei [. . . ]
ristischen Gerätemenschen«1 1 .
Da sagt der oane keck Vom Platz bringst mi ned weg D' Leit schaun scho finster drei Polizei steigt wieder ei. An Haufa hams mitgriegt Wissen gwieß daß liagt
4 ZBGK o. J., S. 4.
5 6 7 8 9 10 11
RM 20/ 1 972, S . 12. Vgl. Gespräch H. K. 200 1 . Vgl. KVZ 09/ 1974, S . 1 6 . Vgl. Steffen o . J., S. 82. Vgl. 1 30 J ahre Haus Siemens 2 o. J.; vgl. auch KVZ 02/ 1 977, S. 1 3 . Vgl. Rote Garde Berlin o . J. Lethen 1 994, S. 1 3.
1 40
1 41
6. AGITATION
S I A LI N S E N K E L , !\! A U S S O H N E
Die Agitation gegen die zeitweise auch völlig enthumanisiert als Bluthund
Stärken und seinen Schwächen«. Als »Stärke« interpretierten die Autoren die
mit Zylinder darge stellten »Kapitalisten« 1 2 führte in Einzelfallen auch zu Über
Lehre, »daß der Kampf um die Tagesinteressen der Arbeiterklas se, und das
gt1ffen von Lehrlingen gegen ihre Lehrherren, die in Flugblättern auch na
zunehmend mit der Verschärfung der kapitalistischen \Vtdersprüche, gegen die
mentlich genannt wurden. 1 3 Dies entsprach der Parteilinie der KPD, die for
sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer ausgelöst
derte, »die Gewerkschaftsleitung s tändig anzugreifen und einzelne Arbeiterver
muß, daß die Schaffung von betrieblichen Kampfaus schüssen als Organen der kommunistischen,
geführt werden
räter exemplarisch anzuprangern«. 1 4 Groteske Züge nahm die Agitation gegen
Einheits front
die »Ausbeutung der Arbeiter« an, wenn in der
über »Wildwe stklos bei
Arbeitern ein entscheidendes J'vfittel der Kampfvorbereitung ist und daß es die
Leitz« berichtet wurde, die dafür sorgten, »daß die Arbeiter neben der Lohn
grundlegende Richtschnur der Parteiführung durch die kommunistische Partei
KVZ
von
und
sozialdemokratischen
und
anderen
tüte auch Hämorriden und Fußpilz nach Hause tragen«. 1 5 Die massive Kritik
ist, durch Verbindung der Tageskämpfe mit den Forderungen des politischen
am Zustand der sanitären Anlagen in den Betrieben ist eines der Hauptmotive
Kampfes die Massen an den Kampf Klasse gegen Klasse heranzuführen, an
des auf dem Terrain der K-Gruppen massenhaft rezipierten »Rote Eine-Mark
den Kampf für die sozialistische Revolution«.20
Romans«
Die beschriebenen Schwächen werden im weiteren Verlauf des Artikels
MaJcbinenjabrik N&K von Willi Bredel. l 6
Der zweite Grundpfeiler der betrieblichen Agitation der K-Gruppen, die
nicht thematisiert. Kein Wort auch davon, dass die hochgerühmte »Revolutio
»Betriebskampfgruppen« und die Arbeit in den Gewerkschaften, barg ein
näre Gewerkschafts-Opposition« zusammen mit der »Nationalsozialistischen
hohes KonfliktpotenziaL Ab 1 972 propagierten die KPD sowie die KPD /ML
Betriebszellen-Organisation« eine paritätisch zusammengesetzte Streikleitung
in Anlehnung an ihr Weimarer Vorbild die »Revolutionäre Gewerkschafts
gebildet hatte, die mit großer Härte gegen sozialdemokratische Gewerkschafter
Opposition« (RGO) . Hatte die KPD 1 97 1 noch erklärt, die Arbeit in den
vorgegangen war.2 1 Darüber hinaus war es grotesk, die Situation der deutschen
Gewerkschaften habe das Ziel, »in den Gewerkschaften kommunistische
Facharbeiter in den 1 970er J ahren mit der Bettelsuppen-Lage der Arbeiter in
Fraktionen und Oppositionen zu bilden, um so konsequentes Eintreten für die
den späten 1 920er J ahren gleichzusetzen. Genau das aber bezweckten KPD
Rechte der Arbeiterklasse [zu verwirklichen] , den V errat der Gewerkschafts
und KPD /ML mit ihrer Wiederauflage der RGO, die sich an das »klas sische
spitzen zu entlarven, die �Iehrheit der Arbeiter auf ihre Seite zu ziehen«, legte
Industrieproletariat« wandte. Die Verschiebung innerhalb der deutschen Ar
die Organisation neben der RGO auch die »Sozialfaschismusthese« neu auf,
beiterschaft, die wegen des Übergangs zur Dienstleistungsgesellschaft längst
die die SPD als »gefährlichsten Feind der Arbeiterklasse« entlarven sollte . 1 7
stattgefunden hatte, vermochten die Akteure nicht zu erkennen. Der »postfor
Bacia spricht von einer »fast neurotischen Kritik a n der angeblich bevorste
distische« Arbeitnehmer, namentlich hochspezialisierte Facharbeiter, Büroan
henden terroristischen Diktatur
der SPD- und DGB-Führung über die Ar
gestellte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst, hatte den »fordistischen«
beiterklas se«. 1 8 Heroisch schilderte die Partei in ihrem »Zentralorgan« den
Arbeiter, jenen gelernten männlichen Fabrikarbeiter in der Schwerindustrie,
Aufbau der RGO, der Ende November 1 93 2 während des Berliner Verkehrs
abgelöst. Die »neue Klas se« unterschied sich in ihren politischen Bestrebun
arbeiterstreiks begann. Analog wandten die Verfasser die »Historischen Leh
gen, in ihren Deutungs- und Handlungsorientierungen und in ihren kulturellen
ren« aus diesem Streik auf die bundesdeutschen Verhältnisse der 1 970er Jahre
Essentials deutlich von der imaginierten »Arbeiterklasse« der K-Gruppen.22
an und erklärten sich selbst zur Avantgarde, der die Aufgabe zukomme, die
N ach dem Konzept der KPD stellten die »Betriebskampfgruppen« ein
RGO in der Bundesrepublik wiederzubeleben. 1 9 Der Berliner Verkehrsarbeitet
Bindeglied zwischen Betrieb und den Stadtteilkomitees in den Arbeitervierteln
streik verpflichte die Anhänger der Partei »aus ihm zu lernen, aus seinen
dar. Sie organisierten Diskus sionsforen und »Arbeiterrunden«. Diese disku tierten nicht nur die Probleme und Aufgaben in den Betrieben, sondern be fassten sich auch mit A spekten des Internationalismus wie beispielsweise dem
12 13 14 15 16 17 18 19
Vgl. Re\! 1 5 / 1 972, S. I . Vgl. Rote Garde Berlin o. J . ( 1 968) . KPD /J\0 1 9 7 1 , S . 35. KVZ 1 5 / 1 974, S. 6. Vgl. Bredd 1 972 Vgl. Schrnierer 1998, S. 53; zur Sozialfaschismusthese vgl. Schönhoven 1 989, S. 1 3 3 ff. Vgl. Bacia 1 986a, S. 1 8 1 4. Vgl. RF 34/ 1972, S. 3f.
Vietnam-Krieg.23
20 21 22 23
Ebd. Vgl. Schulze 1 998, S. 387. Vgl. Markovits/Gorski 1 997, S. 16. Vgl. RF 34/ 1 972a, S. 4.
142
I m Gegensatz z u KPD und KPD /ML setzte der
1 43
6. A G I T A T l O N
STAL I N S E N KEL, MAOS SöHNE
KBW auf die von Trotzki
die Menschen auf die Straßen. Bei solchen Demonstrationen, gegen den Para
entwickelte Strategie des »Entrismus«, in diesem Fall dem Beitritt z ur Gewerk
graphen
schaft, ohne die eigenen Standpunkte aufzugeben. So sollte der Kontakt zur
K-Gruppen mit. Hier sollen zwei, die K-Gruppen im besonderen betreffende
2 1 8, später die Kernkraftwerke, marschierten auch die verschiedenen
organisierten Arbeiterschaft hergestellt werden. Für den KBW war dieses
Komplexe, exemplarisch untersucht werden: Demonstrationen gegen den
Konzept
»Sozialimperialismus« und der »internationale Kampftag des Proletariats«, der
erfolgversprechender
als
die
»Roten
Listen«
von KPD
und
1 . Mai.
KPD /i\fL.24 Von vornherein waren für den
KB\V die Gewerkschaften ein zentrales In
strument, Einfluss zu erlangen. In den »Ergebnissen der Gründungskonferenz des Kommunistischen Bundes �'estdeutschland«25 fanden sich die »Leitsätze zur Arbeit in den Gewerkschaften«26. Diese lehnte man nicht wie KPD und KPD /i\IL rundheraus ab, sondern verstand sie als Plattform, die es gleichsam zu erobern galt. Im bes ten Fall sollten sie durch Arbeiterräte ersetzt werden. Zu diesem Zweck richtete der KBW »kommunistische Fraktionen« in den Gewerkschaften ein. Gegen Versuche des D GB, KBW-Mitglieder zu enttar nen und auszuschließen, setzte die Organisation die Taktik, »alles zu tun, was notwendig ist, um in den Gewerkschaften bleiben zu können und dort kom munistische Arbeit zu leis ten.« Trotzdem hatte der KBW nie eine ernsthafte Verankerung in den Betrieben.27 Generell, so Michael Steffen, agierte der Großteil der K-Gruppen-Betriebszellen nicht in der Industrie, sondern in hauptsächlich von Akademikern bevölkerten Sektoren, insbesondere in Kran kenhäusern und Schulen.28 Im Falle der KPD /ML, die in nahezu jedem Groß betrieb mit einer Betriebszeitung präsent war, ist dieser Aussage nur bedingt zuzus timmen. Die Aktivitäten der Zellen, die nicht selten nur aus einem Mit glied bestanden, waren marginal. Sie bestanden häufig nur in der Hers tellung und Verbreitung von Flugblättern, was den Eindruck einer festen Etablierung in Betrieben und Institutionen erwecken sollte.29 Die Konsolidierung der K
Abb.
6:
KPD-Demonstration am 15. Apti/ 1972 in Dortmund.
Gruppen in den Betrieben war zum überwiegenden Teil Simulation, sie war kaum mehr als ein Potemkinsches Dorf der Betriebsarbeit
6.1 .2 Demonstrationen Die 1 970er J ahre in der Bunde srepublik Deutschland waren ein J ahrzehnt der Demonstrationen. Verschiedene als Mis sstände empfundene Themen trieben
24 25 26 27 28 29
Vgl. KBW 1 975a. KBW o. J. (1 973) . Vgl. ebd., S. 60. Vgl. Bacia 1 986, S. 1 65 1 f. Vgl. Steffen 2002, S. 1 35. Vgl. ebd., S. 1 36.
(Quelle: Haupt.rtaatsarchiv Düsseldorf)
Die Kritik am »Sozialimperialismus« war Bestandteil nahezu jeder Demonstra tion, die die K-Gruppen-Anhänger für ihre Anliegen unterwanderten. Höhe punkt der Agitation gegen die UdSSR war zweifelsohne der Besuch von Leo nid Breshnew in der BRD im Mai 1 97 3 . Bereits im Vorfeld titelte der
A1oTJ?,en:
»Breshnew
kommt!
Ein
Diktator
wie
Hitler«30
und
Rote
rief »alle
revolutionären und fortschrittlichen Menschen«3 1 auf, an den Demonstratio nen der Partei teilzunehmen. Ihrerseits werde die Partei auf Arbeitertreffs,
30 RM 1 8/ 1 973, S. 1 . 3 1 Ebd.
144
6. AGITATION
S T A L I N S E N K E L , M A O S SO H N E
14 5
Verans taltungen und Kundgebungen darlegen, »daß mit Breshnew der Führer der zweiten Supermacht, ein Volksunterdrücker der Art Hiders, das Ober haupt des Revisionismus hier eintrifft«.32 Die KPD / ML untermauerte diese Position mit einem Plakat, welches sie anlässlich des Breshnew-Besuchs ver breitete. Es bildetete den damaligen rus sischen Regierungschef mit einem Hider-Bärtchen und einem Seitenscheitel ab und war mit »Denn heute gehört mir der Ostblock - und morgen die ganze Welt« untertitelt.33 !vfit Ausnahme des zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegründeten KBW beteiligten sich alle K-Parteien an Großdemonstrationen in Dortmund und Bonn. Emphatisch titelte die
Rote Fahne:
»Trotz Verbot und Polizeiterror:
4000
demons trierten in Dortmund gegen Breschnew und Brandt!«34 Im Vorfeld hatten die KPD und ihre Mas senorganisationen KJV, KSV, KOV, »Liga gegen den Imperialismus« und das »Nationale Vietnarnkomitee« mit dem Plakat »Breschnew und Brandt - Volksfeinde reichen sich die Hand« zur Demonstra tion in Dortmund aufgerufen, in dem von einem Kuhhandel Breshnews und Brandts zur Aufteilung Europas die Rede ist.35 Trotz eines Demonstrationsverbotes gegen die KPD in N ordrhein-West falen marschierten
4 000 Teilnehmer »diszipliniert durch die Innens tadt und
versammelten sich am Hauptbahnhof zu einer Schlusskundgebung, die mit der Rede eines KPD-Funktionärs und mit dem Absingen der Internationale been
Abb. 7: K-Gruppen-Demonstration am 08. 0ktober 1972 in Dortmund.
det wurde«.36 Erst nach dieser Kundgebung griff die Polizei ein und verhaftete mehrere Rädelsführer der Demonstration. Die Inhaftierten setzten ihre Agita
(Quelle: I /auptstaatsarrbitJ Dii.ueldmf)
tionstätigkeit in den Gefängnissen mit Hungerstreiks, dem Singen »revolutio närer Lieder« und Agitationsansprachen an die verwirrten Polizeibeamten fort.37 Breshnew selber war nicht nach Dortmund gekommen, da sein Besuch in Bonn zu mas siven Krawallen geführt und er seine Besuchsreise durch das Ruhrgebiet abgesagt hatte. Diesen Umstand führten die K-Gruppen auf ihre l\.gitation zurück: Breshnew habe nicht den Mut gehabt nach Dortmund, in die »Stadt der Hüttenarbeiter«, zu kommen. 38
Die KPD / ML hatte eine Aktionseinheit mit der KPD auch bei dieser für die K-Gruppen so bedeutenden Demonstration verweigert.39 Diese \X'eigerung war von Aus schreitungen bei einer Demonstration gegen den Besuch des südvietnamesischen Staatspräsidenten Nguyen Van Thieu motiviert. Im Ver lauf der Krawalle gelang es einigen !vfitgliedern und Sympathisanten der KPD, die bereits mit Helmen geschützt zur Demonstration erschienen waren,40 das Bonner Rathaus zu stürmen. Ein !vfitglied des KJVD beschrieb den Sturm auf das Rathaus in der
Kämpfenden Jugend:
>>Wir waren schon eine Weile marschiert, da sah ich plötzlich Genossen die Rathaustreppe in einem Affentempo raufrasen, dass ich dachte: Jetzt passiert endlich was Richtiges. Ich bin sofort hinterhergerannt Dann ging alles mck zuck. Schreibtische, Garderobenständer und
32 33 34 35 36 37 38
Ebd. KPD/l\!L 1 973. RF 2 1 / 1 973, S. 1 . Vgl. KPD 1 973. Ebd. Vgl. ebd. RM 20/ 1 973, S. 1 .
Stlihle wurden zu den Aufgängen geschleppt, die Eingänge Yerbarrikadiert, aus den Fenstern unsere Fahnen gehängt, Wasserschläuche zu den Fenstern geschleppt, die Wände mit Paro len bemalt. [ ... ] Als die Polizei schließlich nach einer halben Smnde anrückte, konnten wir sie
39 Vgl. ebd. 40 Vgl. Besetzt, Feierabend 1 973, S. 85.
1 46
147
6. A G I T A T I O N
STALINS EN KEL, MAOS SOHNE
gebührend empfangen [. . .] Wir hatten unheimliche Mengen rlaschen gefunden - Jas scheint
len«.5 1 Wegen ihres gewalttätigen, aggressiven Auftretens und wohl auch we
dort ein großer Saufverein
gen ihres exotischen Habitus ernteten die K-Gruppen eine enorme Aufmer
zu
sein. Diese Flaschen warfen wir und versuchten, uns gleichzei
tig hinter Jen Fenstern zu schützen, denn die Polizei rückte mit gezückten Pistolen an.
samkeit, was Beiträge und Interviews in so etablierten l\Iagazinen wie
Vor den Kameras des Kölner Fernsehmagazins
oder
Monitor brüstete
sich der KPD
Monitor
Der Spiegel verdeutlichen.
Vorsitzende Christian Semler später mit der Planung der Demonstration als »Massenaktion« durch die KPD als »Führer ihrer Klas se«.42 Die Regierung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hatte bereits die Demonstrationsankündigung sehr ernst genommen. Für Nguyen Van Thieu war »Sicherheitsstufe 1 « festgelegt worden; mit Anschlägen sei zu rechnen.43 Sowohl die Demonstration als auch die Rathausbesetzung waren von der hohen Gewaltbereitschaft der Maoisten geprägt. Die Besetzer versetzten die Rathausbediensteten in Angst und Schrecken und griffen den FDP-Abgeord neten Eberhard Hönig und seine Frau tätlich an.44 Das KPD-l\1itglied Ulrich Franzusch attackierte einen Polizisten mit einer Eisenstange. Der Beamte erlitt trotz seines Stahlhelms Schädelverletzungen.45 Franzusch wurde später wegen versuchten Totschlags verurteilt. Außerdem leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Semler und Hodemann wegen »Bildung einer terroristischen Vereinigung« ein.46 Die Rathausbesetzung erntete mas sive Kritik in den Führungsreihen der KPD / ML, die durch das »sinnlose Randalieren« dem »antiimperialistischen Kampf« einen mas siven Schaden zugefügt sah.47 Den Vorwürfen von Presse und Politikern, »Politrocker« und »Vandalen« seien am Werk gewesen, trat die Organisation trotzdem mit der Aussage entgegen, dass durch die Aktionen das »Interesse gegenüber der Partei und anderen revolutionären Organisationen« gewachsen sei.48 Die öffentliche Wahrnehmung der K-Gruppen als »Politro cker« und »Chaoten« erhielt durch die gewalttätigen Ausschreitungen im Rah men des Nguyen Van Thieu-Besuchs N ahrung. Exemplarisch sei hier die
Abb. 8: KPD-Demonstrationszug am 08. 0ktober 1972 zn Dortmund Vorne recbts Cbristian Sem/er.
die von ))Maoten«, ))Chaoten« und ))Polit rockern« sprach.49 Die KPD mobilisiere ))Rollkommandos in Rockermontur«. so
(Quelle: Hauptstaatsarc!Jil; Dii.r.re/dmf)
Der damalige Bundeskanzler Brandt nannte die Maoisten schlicht )N anda-
Den
Berichterstattung des
Spiegel genannt,
1.
Mai begingen die K-Gruppen traditionell als ))Kampftag der Arbeiter
klas se«52 und riefen das ))Proletariat« ))heraus zum Roten
1.
Mai«53. In jeder
größeren Stadt organisierten sie Demonstrationen. Zusätzlich bot man Veran
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
KJ 1 973. Zit. nach Besetzt, Feierabend 1 973, S. 83. Vgl. N\X' 398-42, S. 3. Vgl. NW 398-42a, S. 7. Vgl. ebd., S. 2. Vgl. ebd., S. 8. Vgl. MLPD 1 985, S. 297. RM 20/ 1973b, S. 2. Viele Schultern 1 973, S. 3 1 . Besetzt, Feierabend 1 '173, S . 83.
staltungen in Arbeiterpinten wie den Gaststätten ))Schlägel und Eisen«, ))Stü bens Gesellschaftsräume« oder ))Waidmannsruh« an, ein Versuch, auf dem Terrain der imaginierten ))Arbeiterklasse« Fuß zu fas sen. Solche Maifeiern waren nicht auf Diskus sionsrunden beschränkt. So gedachten die Initiatoren
51 Zit. nach Viele Schultern 1973 ebd. 52 RF 1 7/ 1 9 7 1 , S. 8. 53 RM 1 7 / 1 976, S. 1 2.
1 48
1 49
6 . A c� I T A T I O N
S J' A L ! N S E N K E L , M A O S S O H N E
durch die Vorführung von Fihnen über die »Befreiung Kambodschas« auch
»aus der Vergangenheit Lehren ziehen«. Sollte es >>noch einen Blutmai geben«,
den »Proletarischen Internationalismus« zu stärken. 54
dann müs se es der »Blutmai für die Bourgeoisie sein«. 59
Im Kontext der Maidemonstrationen ist den K-Gruppen eine nicht unbe
Eine Agitation, die sich nicht nur auf Geschehnisse in der \Veimarer Repu
trächtliche :t-.Iobilisierungs f:ihigkeit zuzusprechen. Eine interne Statistik des
blik berief, sondern in die tagespolitischen Ereignisse hineinspiegelte, konnte
KB\V beziffert die Teilnehmer an Veranstaltungen, Demonstrationen und
keinen durchgreifenden Erfolg vor einem zeitgeschichtlich völlig anderen
Kundgebungen des KBW zum 1 . Mai 1 97 5 auf insgesamt 35 603.55 Die
Hintergrund haben. Die »revolutionäre Kraft der Arbeiterbewegung« war wie
Teilnehmerzahlen von Veranstaltungen der Konkurrenzorganisationen er
so o ft Eigensuggestion. Dessen ungeachtet exhumierte man Insignien und
5 762 Anwesenden sehr
Symbolik der Weimarer Zeit gerade im Kontext des 1 . :t-.Iai. Blonde, groß ge
scheinen im Vergleich zu den eigenen mit insgesamt
wachsene Arbeiter marschieren, mit einer Roten Fahne im Rücken, den Kapi
gering. 56 Zum Rüstzeug der Demonstranten gehörten eigens von den :ML-Organi
talisten das Fürchten zu lehren, auf einem Plakat der KPD /:t-.IL (ZB) , einer die 1 973 in der Aust-Partei aufging.
sationen hergestellte Liederbücher. Die KPD /ML verteilte ein Fibelehen mit
Abspaltung der KPD /ML
»Arbeiterkampfliedern« zum »Roten 1 . Mai«57, die KPD tat es ihr mit »Liedern
Sie alle sind in einheitlichen Blaumännern gekleidet und skandieren »Heraus
(Roter Aiorgen),
der Revolution«58 gleich. Das Bändchen der Aust-Partei beinhaltete lediglich
zum 1 . Mai«, »Kampf dem Lohndiktat, Kampf dem Lohnraub. Gegen die
Texte und N oten, die KPD hingegen ermutigte ihre Mitglieder mit Gitarren
Verrätereien der SPD-Regierung die geschlos sene Kampffront der _-\rbeiter
akkord-Tabellen und Blanko-Notenblättern zur Kreativität.
klas se«.6 0 In der D arstellung des »Proletariers« wird ebenfalls eine Referenz auf
Auch bei der Begehung des 1 . Mai wähnte man sich in der Tradition der
Weimarer Zeiten deutlich. Die KPD stellte den »typischen Proletarier« breit
KPD \Veimars und versuchte, diese historischen Bezüge den Arbeitern zu
schultrig, mit einem o ffenen Gesicht und klaren Zügen dar. Er »hatte ein voll
vermitteln. So fand sich im Vorfeld des 1 . Mai 1 973 ein Bericht über den
entwickeltes Klas senbewußtsein und einen wohlkontrollierten Sexualtrieb, war
»An j edem 1 . Mai«, so die Autoren, »werden
stark und schweigsam, warmherzig aber wenn nötig auch hart, hatte große
die Traditionen der Arbeiterbewegung wieder wach, zieht das Proletariat die
Füße, schwielige Hände und eine tiefe Stimme, mit der er revolutionäre Lieder
Lehren aus seinen Siegen und Niederlagen.« Als »eines der bedeutendsten
sang«6 1 .
»Blut-1\Iai 1 929« im
Roten Morgen:
Ereignisse in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung« würdigte das
Frenetisch feierten die stilisierten »Proletarier« ihre Insignien Hammer und
»Zentralorgan« der KPD /:t-.IL den »Blutmai im Wedding« als den Tag, an dem
Sichel auf der obligatorischen Roten Fahne, gehalten von einer ebenso roten
»der sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel die Maidemonstration in
Faust.62 Die KPD /ML ergänzte Hammer und Sichel durch ein Gewehr.63
Berlin-Wedding zusammenschießen ließ«. Dieser Tag habe »die Arbeiter aller
Verklärte Thälmann-Figuren64 gehörten genauso zum Repertoire wie das
Länder in größte Empörung versetzt« und sei »eine große Lehre, besonders für
herausgeschriene
j ene _'\rbeiter« gewe sen, »die immer noch den Reden der sozialdemokratischen
euch«65. Lediglich der KBW versuchte gelegentlich, seine Plakate zum 1 . Mai
Führer auf den Leim gingen«. Deutlich zeige der 1 . Mai 1 929, »mit welchen
zeitgemäßer zu gestalten. Zwar sieht man auch hier gereckte Fäuste und mar
Marx/Engels-Wort
»Proletarier
aller
Länder
vereinigt
Mitteln die Bourgeoisie gegen die Arbeiterbewegung vorgeht, wenn sie sich
schierende Arbeitermas sen, diese aber tragen die Kleidung der 1 970er und
nicht mehr durch ihre Abwiegdungsmanöver aufhalten läßt«. Seit dem 1 . Mai
nicht die der 1 920er J ahre. Inhaltlich bezog man sich auch auf aktuelle Dis
1 972, so die Autoren, schreite die »revolutionäre Kraft der Arbeiterbewegung
kurse wie den Paragraphen 2 1 8.66 Plakate wie dieses blieben Ausnahmen.
bei uns in der BRD und in Westberlin mächtig voran [. . . ] «. Indikator hierfür sei
I nsgesamt waren die Akteure, besonders wenn es um die Maidemonstrationen
die Tatsache, »daß sich die Bourgeoisie gegen diese Kraft rüs tet, daß sie ihre Bürgerkriegsarmee ausbaut, daß sie ein U nterdrückungsgesetz nach dem ande ren erläßt«. Emphatisch forderte der
54 55 56 57 58
EbJ. Vgl. KBW o . .J . ( 1 975), S. 2. Vgl. ebJ. KPD/ML 1 973a. KPD 1 974a.
Rote Morgen,
»die 1\rbeiterklasse« müs se
59 60 61 62 63 64 65 66
RM 1 1 / 1 973, S. 6. Heraus zum 1. Mai o . .J. Koestler 1 950, S. 64f. KPD 1 975a; 1. Mai - Kampftag Jer internationalen Arbeiterklasse o . .J . Roter 1 . Mai o . .J . Rote Nelke 1 972. I. Mai - Kampftag Jer internationalen Arbeiterklasse o. J. Vorwärts im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes o. J
1 50
6. A G I T A T I O N
S T A LI N S E N K E L , M A O S S O H N E
ging, nicht bereit, den sich um keinerlei V ermittlungsschritte bemühenden »Programmkommunismus der revolutionären Phrase«67 aufzugeben.
151
zum Einsatz sehr großer Tmppenmassen gebraucht werden. Und hier ist es geblieben, wie es im Krieg schon alleweil war. Das Fußvolk, die Infanterie ist das wichtigste.<<72
Was »den Gesichtspunkt der Waffen und ihrer Beherrschung« angehe, so sollten die Kombattanten der »Soldaten- und Reservistenkomitees« bedenken,
6.1 .3 Militär
dass es Waffen gebe, »an deren Beherrschung« die Organisation »ein positives
Getreu ihren Vorstellungen von Arbeiter- und Soldatenräten und der damit
Interesse« habe. Es handele sich hierbei um »Grenadierwaffen einschließlich der panzerbrechenden Waffen und den [sic.] leichten Luftabwehrwaffen«. Was
1 91 8 entdeck
»die schweren Waffen« anginge, so müssten die :Mitglieder »die Fähigkeit besit
ten die K-Gruppen auch die Bundeswehr als Agitationsfeld. Der KBW erklärte
zen, sie zu bekämpfen, weniger aber [sie] zur positiven Wirkung zu bringen«.
einhergehenden Romantisierung der Novemberrevolution von die Auseinandersetzung mit dem Militär in seiner Broschüre
tätfrage
Leitsätze
ifl' Mili
Das Augenmerk sei »sowohl aus politischen [. . . ] als auch aus in der Zukunft
für zwingend notwendig. Kommunisten müssten sich mit der Militär
liegenden Erwägungen« zu richten »auf die Grenadier- und Schützentruppen
frage befassen, da die »Arbeiterklasse im Klas senkampf die bewaffnete Valks
unter Berücksichtigung der Panzerwaffe«.73
macht erringen oder unterliegen« werde.68 Basierend auf der Annahme, die
Pflicht der Komitees sei es, »jederzeit in der Ö ffentlichkeit zu arbeiten« an
»bürgerliche Klas se« brauche das l'viilitär, um das Volk zu unterdrücken, was
statt »geheimbündlerische Aktivitäten« zu entfalten, die dem Ziel einer von
sie durch die Einrichtung von vom »Volk getrennte [r] Formationen bewaffne
breiten Volksmas sen getragenen »Sozialen Revolution« entgegenstünden.74
ter Menschen« zuwege bringe, warb der KBW für ein Interesse an militäri
Bereits kurze Zeit nach der Verö ffentlichung der »Leitsätze zur Militärfrage«
schen Fragen in der »Arbeiterklas se«. Das ganze Volk sollte sich bewaffnen
gründeten Wehrdienstleistende aus den Reihen des KBW »Soldaten- und Re
und im Gebrauch der Waffen üben können. Die Organisation sah sich in einer
servistenkomitees«, die die Anhänger des Bundes auch davon abhalten sollten,
Vermittlerrolle zwischen dem bewaffneten Volk und einer imaginierten Rebel
den als dem Klas senkampf nicht dienlich eingeschätzten Zivildienst75 abzuleis
lion der Soldaten in den Kasernen. Ziel dieser Vermittlung war die »soziale
ten: »Weil ich in der Zwischenzeit die Erfahrung gemacht hatte, daß Kriegs
Revolution«69. Die Verfasser der »Leitsätze« sahen die Lage in der Armee als
dienstverweigerung nur passiven Widerstand bedeutet, dieser aber nicht ver
»durch große Interes selosigkeit der Mannschaften am Dienst, durch Diszip
hindern kann, daß die Bundeswehr gegen streikende Arbeiter und bei Unruhen
linlosigkeit und durch fortwährende Reibereien zwischen Offizieren und
gegen die Volksmassen eingesetzt wird«, so ein Komitee-.Mitglied, »entschloß
Mannschaften gekennzeichnet«.7° In dieser Situation wolle man auf Seiten der
ich mich, doch zur Bundeswehr zu gehen.« Nur gemeinsam könne man »in der
Soldaten eingreifen, die gegen »die Unterdrückung und im Kampf um ihre
Bundeswehr sowohl etwas gegen die beschissene Lage der Soldaten tun, als
politischen Rechte« zus ammengeschlos sen werden sollten, »um den Übermut
auch verhindern, daß wir Soldaten gegen unseren Willen eingesetzt werden«.
des Offiziersgesindels zu dämp fen«.7 1 Der KBW setze sich dafür ein, dass sich
Es gebe immer noch KBW-.Mitglieder, die nicht glaubten, »daß man freiwillig
Bürger und Soldaten in »Soldaten- und Reservistenkomitees« organisierten, um
zum Bund geht«. Diesen müsse das Ziel, »die Kontrolle der Waffen durch das
die Polizei und das stehende Heer durch die »allgemeine Volksbewaffnung« zu
Volk und nicht durch die Bundeswehr-Generäle«, vor Augen geführt werden.76
ersetzen. Wie schon August Bebel wählte man im Wesentlichen das Heer und
Da sie die »allgemeine Volksbewaffnung« auf absehbare Zeit nicht durch
nicht Luftwaffe oder Marine als Agitationsfeld.
»Klar muß eines sein, obzwar wir sagen, geht in die Armee, um Euch mit den Waffen ver
setzen konnten, verschoben die »Soldaten- und Reservistenkomitees« ihr En gagement auf reine Agitation, die hauptsächlich den Sozialneid in der Truppe
traut zu machen, können wir nicht dafür eintreten, sich mit den Waffen mit der stärksten
schüren sollte. Den einfachen Soldaten suggerierten die Akteure, dass die
Wirkung vertraut zu machen. Es fallen also in der Hauptsache Luftwaffe und Marine weni
Offiziere sich auf ihre Kosten »ein schönes Leben« machten.
ger ins Gewicht. Uns muß es damm gehen, j ene militärischen Fähigkeiten zu entwickeh1, die
67 68 69 70 71
Steffen o. J., S. 84. KBW 1 974, S. 5. Ebd., S. lüf. Ebd. Ebd.
72 73 74 75 76
KBW o. Ja, S. 2. Ebd. Ebd., S. 1 2. Vgl. KVZ 26/ 1 974, S. 1 2. KVZ 26/ 1 974a, S. 1 2.
1 52
S T A L I N S E N K E L , l'v! A O S S ö H N E
.Mit deutlichem Bezug auf Tucholsky77 monierte die KVZ 1 978 die mise rable Verpflegung der Soldaten und prangerte gleichzeitg die Sonderbehand lung von Offizieren bei der Essensausgabe an.78 Das »Soldaten und Reservistenkomitee Südostniedersachsen« fand markige Worte zu einem 1\>Iili tärball in Hannoversch-Münden: >>Dann wurde richtig losgelegt. Während die Soldaten ständig mit dem übelsten Fraß abge speist werden, und für einen Hungersold ihre Arbeitskraft und Gesundheit verhunzt wird, fraß diese Gesellschaft die besten Speisen von Spiegeln, die vorher in den Waschräumen abmontiert wurden. Der vollgefressenen Gesellschaft wurde ein Theaterstück vorgespielt, in dem das Soldatenleben während des deutschen Kaiserreichs, während der Zeit des Hitlerfa schismus und in der imperialistischen Bundesrepublik dargestellt wurde. Kein Wort natürlich davon, wie sich die Soldaten gegen die Kasernenunterdrückung zur Wehr setzen, wie sie es nicht hinnehmen, mit einer Solderhöhung von einer Mark abgespeist zu werden. Nein, hier wurde es als höchstes Menschenglück hingestellt, für die räuberischen Expansionspläne der versoffenen Gesellschaft in den Krieg zu ziehen.«79
Die »Soldaten- und Reservistenkomitees« sollten zur Hälfte aus Stammkadern des KBW bestehen, die in Arbeitsgruppen, Vorträgen und Veranstaltungen agitierten, zur anderen Hälfte aus waffengeübten Mitgliedern des Bundes. Die Organisation bereitete ihre einberufenen Mitglieder in einem vierteljährigen Kurs auf die Komiteearbeit vor, die primär aus Herstellung und Verteilung von Soldatenzeitungen bestand.S0 In der grundsätzlichen Einschätzung der Bundeswehr als »Instrument der Bourgeoisie« stimmten der KBW und die KPD überein. In seiner Studie »Bundeswehr und Linksextremismus« kennzeichnet Dieter Partner das Kon zept der KPD bis 1 975 durch vier Merkmale:
6 . A G IT A TI O N
1 53
der KBW propagierte man die Volksbewaffnung.S2 Der Kurs der »Vaterlands verteidigung«, den die KPD ab 1 975 vertrat, zog aber massive Differenzen zwischen beiden Organisationen nach sich. Die Agitation der Partei gerierte sich auch im Bereich des l\1ilitärs zuneh mend nationalistisch. Anlässtich des Bundeswehrmanövers »Standhafte Chat ten« im Jahre 1 977 beschrieb man heroisch die »militärische Demokratie [der Germanen, Anm. d Verf.] , in der es das höchste Recht des freien Mannes war, Waffen zu tragen, wo alle Freien Stimme bei der Entscheidung über Krieg und Frieden hatten und wo bei der Bedrohung der Freiheit auch Alte, Frauen und Kinder zu den Waffen griffen«.83 Die Partei kündigte an, dass die Mitglieder ihres Jugendverbandes überall, wo es ihnen möglich sei, im Manöver »Stand hafte Chatten« auftreten sollten.84 Wie die KPD strebte die KPD /ML die allgemeine Volksbewaffnung an85 und vertrat ab 1 97 5 ebenfalls die Linie der »Vaterlandsverteidigung«.S6 Der Verfassungsschutz berichtete 1 977 von einem Beschluss der Partei, eine eigene 1\>Iilitärorganisation zu schaffen.S7 Dieses auf dem unter streng konspirativen Bedingungen durchgeführten 2. Parteitag der KPD /ML im Juli 1 977 gefasste Vorhaben konnte aber nicht in die Tat umgesetzt werden. Wie die KPD beschränkte sich die KPD /ML auf Versuche, die Bundes wehr ideologisch zu unterwandern.S8 Mitglieder der Organisation traten auch beim »Verband der Kriegsdienstverweigerer« auf und agitierten gegen eine pazifistische Linie. Im Gedenken an Karl Liebknecht wurde die Parole »Der Feind steht im eigenen Land, dreht die Gewehre um!« ausgegeben. Hauptagitator in der Armee sollte wie bei der KPD die Jugendorganisation der KPD/ML, die »Rote Garde«, sein.89
1 . Wehrpflichtige Mitglieder der KPD folgen der Einberufung zur Bundes wehr. 2. Sie leisten mit der Unterstützung der Mutterpartei ideologische Zersetz ungsarbeit. 3. Sie lassen sich durch die Bundeswehr gründlich schulen. 4. Die KPD organisiert legale Anti-Bundeswehr-Gruppen und baut zugleich illegale Apparate in der Truppe auf.S I Bezogen auf den vierten Punkt agierte die KPD relativ erfolglos. Es kam nicht zum Aufbau einer nennenswerten Organisation innerhalb der Streitkräfte. Wie
77 Vgl. Tucholsky 1 994. Die Tucholsky-Bezüge gingen indessen nicht so weit, dass pazifistische Positionen übernommen wurden. 78 V gl. KVZ 08/ 1 978, S. 1 1 . 79 KVZ 08/ 1 978a, S . 1 1 . 80 Vgl. KBW o. J. a, S. 5. 8 1 Vgl. Partner 1 976, S. 78.
6 . 2 Formen der Agitation
Neben den spezifischen Agitationsfeldern wie Fabrik oder Militär betätigten die verschiedenen Organisationen sich auch ganz allgemein propagandistisch.
82 Vgl. RF 28/ 1 975, S. 7. 83 RF 37/ 1 977, S. 2. 84 Vgl. ebd. 85 Vgl. Der Weg der Partei 0 1 / 1 974, S. 10. 86 Vgl. Aust 1 975. 87 Vgl. Betrifft: Verfassungsschutz 1 977, S. 1 00. 88 Vgl. RM 1 5 / 1 972, S. 1 -2. 89 Vgl. RM 09/ 1 973a, S. 8.
1 54
155
6. AGITATION
S T A L I N S E N K E L , i'v! A O S S ö H N E
Die Palette reichte von einfacher Straßenwerbung über Gedichte und l\1usik
emphatischen Agitationsstrategie. Aktionen wie diese waren die Ausnahme, die
bis hin zum Agitprop-Theater.
mit dem Verkauf ihrer Postillen verbundene Agitation hingegen gehörte zum
Über die »Zentralorgane« riefen die Parteileitungen die Zellen zum »Öf
Standardreprtoire der K-Gruppen-Kämpfer. Dem liegt das maoistische Prinzip
fentlichen Meinungskampf« auf. Hierbei wurde eine gehörige Portion Pragma
»Kampf-Kritik-Umgestaltung« zugrunde, welches im Alltag ganz banal umge
tismus an den Tag gelegt. So fand sich in der
setzt wurde:
KVZ eine
detaillierte Anleitung
zum Bau einer tragbaren Stellwand. Materialliste und Arbeitsanleitung wurden durch Fotos über den Gebrauch ergänzt. Selbst an Tragschlaufen für eventu elle Busfahrten hatten die Verfasser gedacht.90
die KPD aufgetaucht ist und führst eine Kundgebung durch. V erkaufst mit acht Leuten die
Die einfachen Mitglieder wurden zur Agitation rund um die Uhr angehal ten. J ede sich bietende Gelegenheit sollte zur Meinungsmache genutzt werden. Dies bedeutete auch die Umfunktionierung anderer Kundgebungen zu eigenen Zwecken. Den Ablauf einer solchen Aktion erläutert ein Münsteraner
»Das spielt sich so ab: du tauchst mit einem VW-Bus auf, lauter Agitprop-Material drin, und mit großen Lautsprechcranlagen, stellst dich auf den Dorf- oder Marktplatz, wo noch nie
KVZ
V erkäufer, des sen Stand Konkurrenz von der NPD bekam:
>>Y"'ir besorgten uns einen Stuhl, um eine Kundgebung zu machen und die freie Debatte über
>Rote Fahne< und siehst, wie die Leute reagieren. Und schreibst einen Bericht darübcr.<<95 Zur Behandlung der Fahrzeuge wurden eigens Richtlinien von den Parteilei tungen ausgegeben. Die Zeitungsverteiler beispielsweise des zentrale mitangeschafften
schen angesammelt, und trotz lauten Redens bekamen viele nicht mit, was gesprochen wurde. So wurde einstimmig dafür abgestimmt, daß wir ein Megaphon benutzen sollten. Um zu verhindern, daß noch mehr Passanten stehenblieben, verbot die Polizei den Gebrauch eines Megaphons unter dem Vorwand, daß eine Kundgebung per Megaphon anmeldeptlich
52 parteieigenen Saab-Limousinen96 nicht »scharf zu
fahren«.97
die Rolle der Faschisten und die Polizeiaktion zu führen. Dabei bekamen auch die Faschisten Rederecht, deren demagogische Sprüche entlarvt wurden. Es hatten sich 400 bis 500 Men
KB\'\1 hatten
Fahrtenbücher zu führen und wurden angehalten, die beim Erwerb der Partei
Einfache Mitglieder, auch solche der »Massenorganisationen«, machten zu dem Hausbe suche
im Stile der Zeugen J ehovas. Man zog sonntagsmorgens
oder nach Feierabend los, um eventuelle Agitationsobjekte in ihrer \'\'ohnung anzutreffen. Dann wurde Propagandamaterial verteilt und versucht, eine politi sche Diskussion zu führen. Die Reaktion war zumeist unfreundlich, weshalb
tig sei. [...] Die t,>roße l\!ehrheit der Anwesenden aber wollte selbst entscheiden, wie sie ihre
diese Art der Propaganda für die Akteure meist eine große Belastung dar
Angelegenheiten regelt und beschloß bei zwei Gegenstimmen, daß die Polizei abziehen sollte.«9 1
stellte.98
Die Akteure störten nicht nur politische Veranstaltungen, sondern nutzten nahezu jede Gelegenheit, ihre Anschauungen zu verbreiten. Als im Januar
1 973
das Brecht-Stück
wurde, schlichen sich
Mann ist Mann im Kölner Schauspielhaus aufgeführt 70 >>Antiimperialisten« aus der KPD durch den Schau
spielereingang. Auf der Bühne enthüllten sie Transparente und hielten eine kurze Ansprache an die Zuschauer, die angeblich auch intere s siert zuhörten.92 In derselben Woche his sten Sympathisanten und l\1itglieder der Ortsleitung der KPD in Köln die Fahne der »Nationalen Befreiungsfront Südvietnams« auf dem Kölner D om. Nach eigenen Angaben sammelten sie außerdem über
300 Solidaritätsunterschriften.93 Die in den »Zentralorganen« ständig hervorgehobene Zustimmung in der Bevölkerung war nichts als Autosuggestion94 und Teil einer positivistischen,
90 91 92 93 94
Vgl. KVZ 1 9 / 1 975a, S. 16. KVZ 1 0 / 1 974, S. 16. Vgl. RF 02/ 1 973, S. 6. Vgl. ebd. Vgl. Koenen 20lll , S. 286; vgl. MRI 1 980, S. 257.
Bereits die \Veimarer KPD arbeitete auf diese von Arthur Koestler als »Haus und Hof-Propaganda« bezeichnete Art und Weise : »\Vir hausierten mit der Weltrevolution wie mit Staubsaugern«.99 Die Agitation einfacher Mitglieder wurde auf höherer Ebene durch den Aufbau von »Agitprop-Trupps« nach dem Vorbild etwa chinesischer Kultfilme wie
Das rote Frauenbataillon
ergänzt, die die Werbung für den Kommunismus
mit Straßentheater oder Musik verbanden. Die Stücke und Lieder tüftelten die Trupps mit N amen wie »Kolonne Links« oder »Rotes Sprachrohr« nicht »wochenlang im stillen Kämmerlein aus«; sie erhoben vielmehr den Anspruch, ihre Auftrittsprogramme in Diskus sionen mit Arbeitern und durch das Studium der Verhaltensweisen von »Ka pitalisten, Gewerkschaftsbonzen, Verräter[n] in den Reihen der Arbeiterklasse, vor allem aber fortschrittliche[n] und revolutionär kämpfende[n] Arbeitern« zu
95 96 97 98 99
lf/ir warn die .rtiirk.rte der Partein 1 977, S. 1 3 . Vgl. Staadt 200 1 , S. 10 Vgl. KB W 1 974c, S. 1. Vgl. Gespräch H. K. 2001 . Koestler 1 950, S . 56.
1 56
6 . A G I T A T! O t-:
STAL ! N S E N KEL, MAOS SOHNE
erarbeiten. t on Das Hauptbetätigungsfeld waren Straßen und öffentliche Plätze. Hier stellten die Akteure »Stücke zur Faschisierung, zur RGO , zu den Be triebsratswahlen,
zur bürgerlichen
Kultur usw.
zur Diskussion«. 1 0 1
verschiedenen Stücke und Sketche muten grotesk an. In dem Stück
Lump
Die
Gelbsucht in
des »Roten Sprachrohrs« aus Harnburg wurden die »�fissstände im ka
pitalistischen Gesundheitswesen« durch den Auftritt eines Gelbsucht-Bazillus in Menschengestalt angeprangert; 102 die »Rote Kolonne« aus Frankfurt setzte Clowns ein und »begeisterte« unter anderem mit folgender Szene:
157
Das ist die KPD/ML!<< ws Eine regelrechte »Agitprop-Szene«, wie sie auf dem Terrain der KPD /J\11.. bestand, ist für die KPD und den KB\V in dieser Form nicht nachweisbar. �tglieder der KPD hatten den Ho-Chi-�finh-Chor ins Leben gerufenl09 und engagierten sich wie auch Mitglieder ihrer »Massenorganisation« >>Liga gegen den Imperialismus« in Agitprop-Gruppen. 1 1 0 Auch der KBW nutzte politische Verans taltungen, um Sketche und Stücke aufzuführen. 1 1 1 J\fit insgesamt drei Agitprop-Chören in ihren Hochburgen Mannheim, Heidelberg und F reiburgl l 2
»Clown 1 : >0 je, sind wir aber durstig<(zu Clown 2) >l lol etwas Bier!< Clown 2 holt Bier und will trinken, doch Clown 1 nimmt ihm das Bier weg und trinkt es aus.
erreichten sie aber nicht einmal ans atzweise das hohe Organisationsniveau der KPD /J\11.. in diesem Bereich.
Er meint befriedigt: >\Vunderbar, geht es uns nicht gut?< Fazit: Das kennen wir doch. Die Kapitalisten erzählen von unserem Wohlergehen, aber abkassieren tun sie!«W 3 Die KPD /1\IL veranstaltete regelmäßig Wettbewerbe ihrer Agitprop-Trupps und vergab Preise in den Kategorien »Theaterstück«, »Pantomime«, »Gedicht«, »Neugeschriebenes Lied« und »Traditionelles Lied«. Den ersten Preis, eine Gastspielreise durch Albanien, gewann
1 978
das
»Rote Sprachrohr« aus Hamburg, den zweiten Preis, ein Episkop, 1 04 das »Rote Sprachrohr« aus Kiel. Als dritten Preis übergaben die Veranstalter der »Pfe f fermühle« aus Bochum ein Akkordeon, unter anderem für die traditionellen Lieder »Mein Vater wird gesucht« und »Die rote Front wächst an«. 105 Am
Juli 1 978
1 5.
brach der Agitprop-Trupp »Rotes Sprachrohr« Harnburg zu seiner
dreiwöchigen Gastspieltournee nach Albanien auf. 106 Das Tourneeprogramm wartete mit dem »Rationalisierungslied«, einer Szene aus einem eigenen Stück über den Hamburger Hafenarbeiterstreik und der Pantomime »Der Bulle mit dem biederen Gesicht« auf. Beendet wurde es mit dem Absingen »revolutionä rer Lieder der Arbeiterbewegung«107. Die KPD /1\IL präsentierte ein eigenes »Lied der KPD /1\IL«, verfasst von einer »jungen Wetzlarer Arbeiterin«. Der Refrain lautete :
>>\Ver geht voran, wer trägt die Fahne? Wer macht die dunkle Nacht uns hell? Das sind der Zukunft getreue Kämpfer,
1 00 1 1J l I IJ2 1 03 1 04 JUS 106 107
Rl\I 0 8 /1 978, S. 9. Ebd. Vgl. ebd. Ebd. Ein Episkop ist eine Art Ovcrhcad-Projektor. Vgl. !Uv! 1 2 / 1 978, S. !Off. Vgl. RM 30/1 978, S. 8. Vgl. IZJ\1 29/ 1 978, S. 8.
6 . 3 »Tötet Nestle B abys?« Die maoistische Presse Die Bezeichnung der Maoisten als »moderne Volkstümler«l U wird in der Be trachtung ihrer »Zentralorgane« besonders nachvollziehbar. Schlagzeilen wie »Tötet Nestle Babys?«1 14 entsprachen den diversen Boulevard-l'viagazinen. In dem so überschriebenen Artikel gerierten sich die Verfas ser als Anwälte afri kanischer Mütter, deren Kinder Opfer von Nestle Baby-Milch wurden. Nestle hatte diese spezielle l\1ilch nach A frika exportiert. Durch die hygienischen Bedingungen führte der Gebrauch der Saugflasche nicht nur in den Augen der Autoren zum Tode Tausender afrikanischer Babys. Die Firma Nestle sah sich mas siven Konsumentenboykotten ausgesetzt, und auch diverse UNO-Organi sationen protestierten gegen den schweizer Konzern. Die K-Gruppen aber verdichteten den Komplex auf angebliche Gesetzmäßigkeiten des Kapitalis mus . In Ermangelung des Manches ter-Kapitalismus klammerte man sich an jede Äußerung, die den Ruch eines ausufernden wirtschaftlichen Liberalismus hatte. Im Falle Nestle setzten die K-Gruppen außerdem die afrikanischen mit westeuropäischen Verhältnissen gleich. In einem Appell an die deutschen J\Iütter zielte man auf die Gefi.ihlsebene . Besonders die KPD/IviL versuchte, durch Emotionalisierung auf ihre politischen Inhalte aufmerksam zu machen. Die Berichterstattung über den N aho stkonflikt thematisierte häufig die Rolle
108 109 1 10 111 1 12 1 13 1 14
RM 32/1 973, S. 8 Vgl. RF 1 6 / 1 977, S. 1 1 . Vgl. RF 04/ 1973, S . 2; vgl. R F 05/ 1973, S . 2. Vgl. KVZ 0 1 / 1 974, S. I . Vgl. Schmierer 197 Sa, S . 1 . Popp / Gantzer 197 4. RM 1 1 / 1 976, S. 6.
1 58
6 . A c; t T A. T J Cl r-..:
S T .-\ L T N S E N K E L , lvi A U S S O H N E
159
schafdieher Sozialismus (Abk.)«, »Zusammenschluß der kommunistischen Par teien« oder »faschistische Mordbande« gefragt. 1 25 Auf der Suche nach den griffigsten Formulierungen versuchten die \T erfas ser immer wieder, Neologismen zu etablieren, was Sprache und Stil der l\fL Postillen einzigartig macht. Auffällig ist die hohe Zahl von Substantivierungen. Man bediente sich Neologismen wie beispielsweise »Hippyimus«126, »0bskur antismus«127 oder »Indifferentismus<<128, warf den Konkurrenzorganisationen »Schwänzlertum«1 29 oder eine »kapitulantenhafte Haltung«13° und einigen verdienten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts mit unverhohlenem "'\bscheu »Dunkelmännertum«l 3 1 vor. Trotz solcher publizistischer Blüten darf die »ubiquitäre Gewaltrhetorik<<m in den Veröffentlichungen der K-Gruppen nicht außer Acht gelassen werden. Die Parteigänger der verschiedenen Organisationen warteten mit einer aus ufernden Vernichtungssprache auf. In einem Artikel, den die Autoren mit »Phantasie, Intellekt, kulturelles Empfinden« überschrieben, wird moniert, dass durch solche »metaphysischen Flausen<< die Oberschüler von der Arbeiterju gend abgespalten werden sollten. »Auf dem 'W'eg zur Revolution<<, so der ano nyme Verfasser »wird solche Imperialistenmetaphysik beiseite geräumt wer den«. 133 Deutlich zeigte der Artikel, dass Phantasie, Intellekt und kulturelles Empfinden als Zeichen von Weichheit und Schwäche ausgelegt wurden, die ausgemerzt und durch »proletarische Disziplin« und Härte ersetzt werden sollen. 134 Die Gewaltrhetorik des KBW ging der KPD /ML nicht weit genug. In ei ner Hass- und Aggressionssprache wurde der Organisation ihr Anspruch, kommunistisch zu sein, schlichtweg abgesprochen. Die Autoren bedienten sich hierbei der bellizistischen Diktion der Weimarer KPD 135:
der E:inder im israelisch-palästinensischen Konflikt. 1 1 5 i\:Iit dem Klischee »Un schuldige E:inder« wurde ein unpolitisches Reaktionsschema der Leser ange sprochen und durch die so erzeugten Emotionen eine politische Sichtweise gebahnt. Der »kleine Mann« sollte angesprochen, die Bevölkerung auf ihre Machdosigkeit im Umgang mit Politik und Wirtschaft aufmerksam gemacht werden. In Nachahmung eines investigativen Sensationsjournalismus entstan den Schlagzeilen wie »Hundefutter in der Wurst«1 16 oder »Faschistischer Über fall auf Familie - Polizei erschießt Schäferhund«. 1 17 Bewusst versuchten die Verfasser, die Sprache der Bevölkerung zu verwenden und thematisierten dies auch in ihren Postillen. 1 971 fragte die KPD/l\fL: »Warum Fremdwörter im >Roten Alorgen« und kritisierte den Gebrauch unnötiger Fremdwörter als »kleinbürgerlich«. Lediglich das wissenschaftliche Vokabular des Marxismus Leninismus sei zulässig. 1 1 s Nicht zuletzt diente die Sprache einer Abgrenzung von der Studentenbe wegung, die gerade in der Unverständlichkeit ihrer von wissenschaftlichem Vokabular durchsetzten Diktion versuchte, Profil zu gewinnen. Die K-Grup pen schrieben, um das »Proletariat« auf ihre Seite zu ziehen, und da man er kannt hatte, dass das »Proletariat« mitunter reaktionär dachte, passte man sich diesem Umstand an und hetzte fortan gegen lange Haare und andere »Mode torheiten<<. 1 19 Es schien, als hätten die Gruppen in den Rentnern das Objekt der Revolution entdeckt: Schlagzeilen wurden in Dialekt abgefasst,120 die Naturschönheiten der Heimat gewürdigt121 und die Verelendung der Rentner kritisiert122. l\Iit Ausdrücken wie »Hasch-Kultur«123 benutzte man auch ihr \Tokabular. Wie in der Bild-Zeitung wurden komplexe politische Themen bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht. Die K-Gruppen verdichteten jeglichen Aspekt des Lebens auf die Widersprüche im Kapitalismus. :Niitunter nahm die Orien tierung an der bürgerlichen Boulevardpresse bizarre Formen an. Hatte die Bild Zeitung eine Rubrik mit dem Titel »Vermischtes«, so hieß das Aquivalent im Roten "vforgen »Revisionistisches«124. In Kreuzworträtseln wurde nach »wissen-
schlagung des bürgerlichen Staates einen proletarischen Staat, die Diktahlr des Proletariats
1 1 5 Vgl. RM 46/ 1 973a, S. 2. 1 1 6 RJ\[ 1 7 / 1 976, s. 1 2. 1 1 7 lUv! 35/ 1 974a, S. 7. 1 1 8 Vgl. RM 09/ 1 9 7 1 , S. 7. 1 1 9 Vgl. RM 3 3 / 1 973, S.8. 1 20 Vgl. RM 0 1 / 1 976, S. 8; KVZ 46/ 1 975, S. 8. 1 2 1 Vgl. RM 4C>/ 1 973. S. 8. 1 22 Vgl. RF 58/ 1 972, S. 8. 1 23 KVZ 2 1 / 1 974, S. 1 6. 1 24 Die Rubrik »Revisionistisches« findet sich ab 1 973 im Roten Morgen.
1 25 1 26 1 27 1 28 1 29 1 30 131 1 32 1 33 1 34 1 35
»Die Klassiker des Marxismus-Leninismus haben aus dem Scheitern der ersten Diktatur des Proletariats, der Pariser Kommune, die Lehre gezogen, daß das Proletariat nach der Zer
RM 5 1 /52/ 1 977b, S. 14. RM 28/1 973. S. 6. KVZ 49/ 1 978, S. 20. KVZ 07/ 1 973, S. 1 4. KBW 1 976, S. 5. RJ\1 0 1 / 1 974, S. 6. KVZ 49/ 1 978, S. 20. Koenen 2001 , S. 300. KVZ 27/ 1 977, S. 10. Vgl. ebd. Vgl. Koestler 1 950, S. 59.
1 60
S T A L I N S F. 'J K E L , M A O S S O H N E
errichten muß, um Jie alten Ausbeuter zu unterdrücken und die Demokratie für die breiten Massen zu verwirklichen.« l3 6
Als Konsequenz wurde die »Zerschlagung« des KB\V gefordert. »Zerschla gung« war wie »Unterdrückung«, »"'\usbeuter«, »Diktatur des Proletariats« oder »Gewalt der Massen« eine Schlüsselvokabel in der Gewaltrhetorik der K Gruppen. Die Anverwandlung an die Sprache von Lenin und Luxemburg hatte die Funktion, alles vom eigenen Standpunkt Abweichende aufzublähen. Die Kopie der Apparatschik-Sprache verweist auf die Imagination von Groß kämpfen. Hätten die K-Gruppen ihre Revolution durchgesetzt, dem »Kroppzeug«l37 wäre es schlecht ergangen. In populistischer \Veise bekannte sich die KPD/I\IL folgerichtig zur Todesstrafe, die sie als Vertreter des Volkeswillens für Umweltsünder138 und Drogendealer139 forderte. Die Frage, ob die K-Gruppen nach einer Revolution wirklich Ernst ge macht hätten, ist Spekulation. Lediglich die Aussagen der K-Gruppen-Entou rage lassen Vermutungen zu. Hinweise flnden sich in der Gloriflzierung von blutigen Diktatoren wie Pol Pot oder Stalin. Welche Logik lässt angesichts solcher Violenz den Schluss zu, es wären keine Köpfe gerollt? Die Gewaltrhetorik, die an den Tag gelegt wurde, relativiert das Urteil, die I\/IL-Bewegung sei eine groteske und allenfalls lächerliche Episode in der Lin ken gewesen. Wurden die verschiedenen Organisationen in der Öffentlichkeit auch belächelt, sie selber nahmen ihre Positionen ernst.
1 36 1 37 1 38 1 39
7.
Gewalt
7 . 1 Haltung zur Gewalt und eigene Gewaltanwendung
Exemplarisch zur Gewaltfrage soll hier der Fall des Dill sburger Frührentners und posthumen KPD /.1\IL-:Mitglieds Günter Rauthier behandelt werden. Die Begebenheit ging kaum über die Stadtgrenzen Duisburgs hinaus, obwohl es tagelang zu Tumulten gekommen war. Die K-Gruppen-Anhänger hingegen blähten sie auf. Im ganzen Land waren Parolen zu lesen und es entstand der Eindruck, die I\IL-Bewegung habe endlich ihren ersehnten Toten. Am 5. Juni 1 974 fand vor dem Arbeitsgericht in Duisburg ein Prozess ge gen den Mannesmann-Arbeiter Hanfried Brenner statt. Brenner klagte die Aufhebung seiner Entlassung ein, die aufgrund der Beteiligung und Rädelsfüh rerschaft an spontanen Arbeitsniederlegungen bei den Mannesmann-Hütten werken in Duisburg-Huckingen ausgesprochen worden war. Bereits im Vor feld des Prozesses hatte die KPD /.1\IL angekündigt, mit dem Prozess den »Kampf der Mannesmann-Arbeiter« unterstützen zu wollen. 1 Nachdem Bren ners Klage abgewiesen worden war, intonierten anwesende Mitglieder der KPD/ML die »Internationale«, während Brenner selber das Fenster zur Hauptgeschäftsstraße öffnete und eine Rede an die Passanten hielt.2 Nach dem Absingen der »Internationale« kam es zu einem Handgemenge zwischen KPD/JVIL-:Mitgliedern und Beamten des politischen Kommissariats. Unter den K-Gruppen-Anhängern befand sich der 45-jährige Günter Routhier, der durch seinen Sohn Pit in die maoistische Szene gerutscht war. Der Frührentner litt an der Bluterkrankheit.3 Rauthier wurde mit anderen Mitgliedern und Sympathisanten der KPD/.1\IL zur erkennungsdienstliehen Behandlung auf das Polizeirevier gebracht, wo er einen Bluterpass vorzeigte. Aus diesem Grunde zogen die Beamten nach eigener Aussage einen Arzt hinzu. Am 1 7 . Juni 1 97 4
R11 0 1 / 1 974, s. 6.
KVZ 09/ 1 97Ra, S. 1 5. Vgl. RM 22/ 1 974, S. 8. Vgl. R1f 48/ 1 979, S. 6.
1 Real 1 974. 2 Vgl. R11 24/ 1 974a, S. 6. 3 Vgl. Ge sp räch M. H. 1 998.
1 62
7 . G EWALT
STA L I N S E N KE L , MAOS SOHN E
wurde bekannt, dass Routhier in emem Essener Klinikum mit dem Tode kämpfte, wo er am darauf folgenden Tag starb,4
1 63
>>Die PoPos [politische Polizisten, Anm. d. Verf.J stürmten rein, packten meinen Vater und schmissen ihn in die Stuhlreihen. Dann kamen ein halbes Dutzend uniformierte Bullen und schnappten meinen Vater, der rief: >Das sind Gestapo-Methoden< und >Ihr Nazis<. Dann haben die uniformierten Bullen meinen Vater die Treppe runtergestoßen. Ich hörte, wie er fiel und melumals gegen das Treppengeländer schlug. Ich habe während dieser Zeit immer
RACHE für den POLIZ EIMORD ;:an unserem G e n o ss e n J
GüNTER ROUTHIER
wieder geschrien, daß mein Vater Bluter ist. Keiner hörte darauf, nur ein dicker, grauhaariger PoPo sagte: dann hätte er zu Hause bleiben sollen! (... ] Dann wurden wir einer nach dem anderen nach draußen gebracht. Im Wagen lag mein Vater bewußtlos auf dem Boden. ich schrie, daß mein Vater in Lebensgefahr wäre. Höhnisches Gelächter der Polizei und einer sagte: Märchenstunde ist morgen. Mein Vater wurde zuletzt mit zwei Bullen hereingeschleift und in eine Zelle gelegt. Dann kam ein Arzt und ich schrie ihm zu, daß mein Vater Bluter ist. Im Vorübergehen sagte er kurz ja und kümmerte sich nicht damm. Drei Minuten später kam er wieder raus und ich sagte ihm noch mal, daß mein Vater Bluter sei, doch er ging weiter.
Nieder mit seinen Mördern! Nieder mit dem Pohzeiterror! Lr rrl.�g d e n Vcrlt:t tun g cn .un 1 8.6,74, tuiuo�g.'o. Ko mmt alle
zur
llt:t:rdigung!
Genosse Günter II1Sel' Schww : Proletarische Diktatur -
KPD/ML
ROTE GARDE
Abb. 9: Flugblatt zum Tode Günter Routhim. (Quelle: Hauptstaatwrhit' Diisseldorj)
Der mit dem Fall befasste Oberstaatsanwalt teilte kurze Zeit später mit, dass die vorgenommene Obduktion keine Zeichen äußerer Gewalteinwirkungen ergeben habe. Routhier sei an einer Gehirnblutung gestorben.5 Für die KPD /i\IL indes stellte sich der Vorfall anders dar. Die Organisa tion konstruierte einen Mordvorwurf und übernahm im Roten Morgen die Sichtweise des Sohnes von Routhier:
4 Vgl. Vorwürfe gegen die Polizei 1 974. 5 Vgl. Keine Einwirkungen von Gewalt gefunden 1 974.
Der Vorwurf der KPD /l'viL bezog sich keineswegs auf unterlassene Hilfeleis tung; die Partei behauptete, die Polizei habe Routhier erschlagen.7 Dem schlos sen sich auch KPD8 und KBWJ an. Die folgenden krawallreichen Tage in Duisburg kündigten Sympathisanten der Partei bereits in der Nacht zum 1 7. Juni an. Sie beschmierten das Her mannsdenkmal im Teutoburger Wald mit der Parole: »Die Polizei schlug Günter Routhier tot - Günter Routhier [sie.) wir werden dich rächen!«1o Angesichts der Tatsache, dass Routhier zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gestorben war, wird deutlich, wie nützlich der Partei ein l'v1ärtyrer war. Die Parteileitung zögerte nicht, ihn möglichst schnell posthum zum l\fitglied zu ernennen. 1 1 Nach den \Vorten Hübners hatte Routhier »die Stellung eines V orzeigeproletariers, der nicht so ganz vorzuzeigen war, weil er im Grunde genommen eine gescheiterte Existenz war, der nicht im Betrieb war«. Seine Zugehörigkeit zum »Proletariat« aber gab der KPD/l'viL den Anschein von Resonanz ihrer Politik. l 2 Der Beerdigungstermin wurde auf den 24. Juni 1 974 festgelegt. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Nachricht vom Tode Routhiers versuchte die KPD/ML, eine Demonstration auf dem Michaelplatz in Duisburg-Wanheime rort anzumelden. Der Polizeipräsident verbot diese Demonstration mit der Begründung, t die Organisation habe in ihren Flugblättern Rache für Routhiers Tod gefordert und dadurch zur Missachtung der Rechtsordnung aufgerufen.
6 7 8 9 10 11 12
RM 25/ 1 974, S. 2. Vgl. RM 25/ 1 974a, S. I. Vgl. RF 07 / 1 975a, S. 2. Vgl. KVZ 1 3 / 1 974, S. I . Vgl. Keine Einwirkungen von Gewalt gefunden 1 974. RM Extrabl att Juni 1 974, S. I. Gespräch Oluf Hübner 2003.
1 64
S J' A L I N S E N K E L , M A O S S ö H N E
Er führte außerdem die .Ausschreitungen beim Arbeitsgerichtsprozess und bei den Demonstrationszügen an, welche die Partei zum 1 . l'vfai 1 974 veranstaltet hatte. Im Verlauf beider Veranstaltungen war es zu Übergriffen gegen die Staatsmacht gekommen. 13 Die KPD/J'vfL rief bereits im Vorfeld der Beerdi gung zur Gewaltanwendung im Sinne von Äußerungen Routhiers auf:
7. GEWALT
1 65
Lied >Im Kerker zu Tode gemartert< und den Trauermarsch >Unsterbliche Opfer<«2o. Spätestens die Rede des Parteivorsitzenden Ernst Aust aber sta chelte die Teilnehmer an. Aust redete von >>Unversöhnlichem Haß«, einer »of fenen faschistischen Diktatur des Kapitals« und von »Gestapo-Methoden im Geiste von Auschwitz und Maidanek«21 . Er schloss mit den \Vorten:
»>n einer letzten Diskussion, bevor er ins Krankenhaus kam, sagte er den Genossen: >Die
nGünter Routhier, während wir nun die Fahnen senken, um von Dir Abschied zu nehmen,
Partei hat schon vor einem Jahr immer wieder gesagt: Die Imperialisten haben ihren Staats
schwören wir Dir, unserem Genossen: Nie werden wir Dich vergessen. Dein Tod wird nicht
apparat und sie werden ihn äußerst gewaltsam gegen die kämpfende Arbeiterklasse und ihre
ungesühnt bleiben. Er war nicht umsonst. Tausende und Abertausende neue Kämpfer
Partei einsetzen, deshalb kann es nur einen Weg geben: Revolution, gewaltsame Zerschla
werden aufstehen, um den Kampf fortzusetzen, in dem Du gefallen bist. Den Kampf gegen
gung des Staatsapparates. Ich hatte bisher Illusionen in diesen Staat. Ich habe versucht mit
Ausbeutung und Unterdrückung, für Frieden und Freiheit, für ein glückliches Leben unseres
der Polizei zu diskutieren. Ich habe gedacht, das sind auch nur Menschen. Heute sehe ich,
Volkes in einem vereinten, unabhän�origen, sozialistischen Deutschland. Rot Front, Günter.<<22
daß die Partei recht hat. Wenn ich diese Verletzung überlebe, dann will ich noch besser mit der Partei kämpfen.«
Ob diese Aussage wirklich von Rauthier selber stammt, ist höchst zweifelhaft. Nach Ausführungen des Roten Morgen an anderer Stelle war der Verletzte näm lich zuerst längere Zeit bewusstlos und befand sich dann bis zu seiner Einliefe rung ins Krankenhaus in einem Dämmerzustand. 1 5 Rauthier war für die KPD/J'vfL nicht mehr als ein - im Leuinsehen Sinne nützlicher Idiot, zum Märtyrer hochstilisiert, um die Gewaltrhetorik der Partei in die Tat umzusetzen. Das Zitat arbeitet mit der Enthumanisierung des Poli zisten. Dasselbe hatte Ulrike Meinhof in der RAF-Schrift >>Dem Volk dienen Rote Armee-Fraktion: Stadtguerilla und Klassenkampf« getan, die im April 1 972 im Spiegel veröffentlicht worden war. Meinhof erklärte, dass der »Typ in der Uniform kein Mensch sei, und daß selbstverständlich auf ihn geschossen werden dürfe<>Terror der Bourgeoisie«18. Am Tag der Beerdigung bevölkerten nach Angaben der Tageszeitung Neue Ruhr Zeitung mehr Polizisten als Demonstranten die Straßen der Stadt. 19 Auf dem Friedhof verlief die Beerdigung noch völlig ruhig. Junge Mädchen verteilten Nelken, und die Gesangsgruppe der Partei sang >>für Genossen Günter das
13 14 15 16 17 18 19
Vgl. Vorwürfe gegen die Polizei 1 974. RM 25/ 1 974a. S. 1 . Vgl. Riv! 25/ 1974, S . 2.
Vgl. R�'.. F 1 972, S. 10. Vgl. RM 25/ 1 974, S. 1 . R M 29/ 1974, S . 8. \'gl. Hüttmann 1 97 4.
Austs \Vorte zeigten \Virkung. Obwohl Demonstrationsverbot herrschte und die Polizei gut gerüstet war, kam es nach der Beerdigung zu Auseinanderset zungen. Die Demonstranten riefen >>Mörder, Mörder<< und schrien so die Laut sprecherdurchsagen der Polizei nieder. A.ls Beamte versuchten, ca. zwei J'vfeter lange Holzlatten, mit denen die Demonstranten bewaffnet waren, zu beschlag nahmen, wurden sie mit Steinen beworfen.23 Im Verlauf der Aktionen nahm die Polizei den Demonstranten weitere Hieb- und Stichwaffen ab. Darunter befanden sich unter anderem Eisenrohre, zu Schlagwaffen zusammengedrehte Kupferkabel und ein zu einem Stilleu zugespitzter Schraubenzieher. Außerdem wurde ein Kraftwagen beschlagnahmt, in dem Demonstranten eine zum Ab hören des Polizeifunks verwendete Empfangsanlage installiert hatten. Die Demonstrationsteilnehmer waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Insgesamt verhaftete die Polizei 96 Personen, 69 Männer und 27 Frauen.24 Die Krawalle, bei denen 1 4 Polizeibeamte verletzt wurden, zogen sich bis in die späten Abendstunden hin.25 Hervorzuheben ist eine bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannte Geschlos senheit der Demonstranten, unter denen sich auch viele Mitglieder der KPD befanden.26 Auch in den Akten des KB\V findet sich eine Presseerklärung zum Tode Günter Routhiers: >>Die Arbeiterklasse<<, so die Verfasser, werde >>diesen Staatsapparat in ihrer Revolution zerschlagen und all jene zur Rechenschaft ziehen, die für seine Schandtaten und V erbrechen verantwortlich sind«. Der >>bürgerliche Staatsapparat« teile >>Schläge aus, solange er existiert«. Dies aber 20 RM 26/ 1 974, S. 8. 21 RM Extrablatt Jmli 1 974, S. 1 . 2 2 Ebd. 23 Vgl. Erregte Sprechchöre schrien Durchsagen der Polizei nieder 1 974. 24 Vgl. Real 1 974a. 25 Vgl. Innenministerium NR\'\' 1 974, S. 8. 26 Vgl. RF 26/ 1 9 74a, S. 1 -3.
1 66
seien »die Schläge eines zum Untergang verurteilten tönernen Riesen«. Die Organisation werde »keine Opfer scheuen, um seinen Untergang zu beschleu nigen«.27 Der Fall Routhier verdeutlicht, wie gewaltbereit die K-Gruppen waren und welche Mobilisierungsfähigkeit sie in den 1 970er Jahren hatten. In Er mangelung wirklicher Opfer konzentrierte sich die Gewaltbereitschaft ange sichts eines toten Frührentners, der per definitionem dem verhassten »Lum penproletariat« angehört hatte. Während beim KBW die Gewalt primär verbalradikal propagiert wurde, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung von einem internen Papier von KPD und KPD /l'vfL, in dem zur Bildung von Partisanengruppen aufgerufen wurde.28 Inwiefern es sich um eine verifizierbare Meldung handelt, ist fraglich, da die Bildung von Partisanengruppen dem J'vfilitanzkonzept der K-Gruppen, dass auf kollektive Gewalt der »Arbeiterklasse« und nicht auf individuellen Terrorismus ausgelegt war, widersprechen würde. Hübner berichtet allerdings von wehrsportartig agierenden Gruppen der KPD/l'vfL, die sich im Wald auf den Straßenkampf vorbereiteten.29 In einem Interview mit J ournalisten des Fernsehmagazins Rtport erklärte sich das KPD/l\fL-ZK-l\1itglied Gernot Schubert, Verantwortlicher für das »Zentralorgan« Roter Morgen, recht deutlich. Auf die Frage, ob die KPD/l'vfL im Besitz von Waffen sei, antwortete der 37-jährige Diplomvolkswirt zunächst lakonisch: >>Darüber möchte ich jetzt keine Auskunft geben, das Entscheidende ist aber, daß wir nicht eben hier jetzt mit Gewehren cinzeli1e, sicher verhaßte Vertreter der Bourgeoisie um die Ecke bringen, sondem wir führen den Kampf so, daß wir die Arbeiterklasse bewaffnen, wie es zum Beispiel in unserer Losung zum Ausdmck kommt >Nur der Griff der Massen zum Gewehr schafft den Sozialismus her< und darauf bereiten wir uns vor, das propagieren wir und selbstverständlich muß man eben da auch Vorbereitungen treffen, daß in einer revoluti onären Situation man nicht nur sagt, man braucht die Revolution, sondem daß man sie auch erfolgreich durchführen kann.<<3o
Auf die erneute N achfrage des Interviewers, ob die KPD /l\fL denn, sollte eine revolutionäre Situation eintreten, im Besitz von Gewehren sei, wurde Schubert deutlicher. Natürlich müsse man bereits vor der >>revolutionären Situation« im Besitz von \Vaffen sein. Habe man keine Gewehre, könne man »die Bourgeoi sie nicht niederringen [. . .] , sie nicht beseitigen«.31 27 28 29 30 31
7 . G E WALT
STALIN S EN KEL, MAOS SOHNE
KBW 1 974d, S. I. In den Wäldern üben 1973. Vgl. Gespräch Oluf Hübner 2003. Schubert 1 <J77. Ebd.
1 67
Die KPD /l'vfL verlegte sich hauptsächlich auf eine voluntaristische Hal tung in der Frage der Revolution und trat mit gewalttätigen Einzelaktionen nicht hervor. In einem internen Papier definierten die Autoren lediglich den unbedingten und immer präsenten Willen zur Revolution als »richtige Linie«32. Wie fortgeschritten der Realitätsverlust in den eigenen Reihen war, verdeutlicht die im selben Papier zur Diskussion gestellte Frage, ob eine Partei, »wenn sie 1 8 000 Genossen hat, diese im Falle eines bewaffneten Aufstands alle mobili sieren kann«.33 Die KPD/l'vfL hatte zur Zeit des größten Zulaufs ca. 800 l'v1itglieder,34 also kaum ein Zwanzigstel der angegebenen Zahl. In den Kontext der Gewaltdiskussion gehört auch die Frage nach dem Umgang mit dem politischen Gegner nach einer erfolgreichen Revolution. Hypothetisch zwar, doch von den verschiedenen K-Gruppen-Führern selbst gern ins Gespräch gebracht, gerierte sich so mancher Akteur wie ein Einsatz gruppenleiter, auch wenn er selbst eher Brechts Maßnahme im Hinterkopf hatte. l'v1it einer rationalen Kälte, die den Technokraten des Reichssicherheits hauptamtes gleichkam, führte Schubert aus: >>\X'ir werden uns natürlich gegen die wenden, die die Ausbeutergesellschaft mit Zähnen und Klauen verteidigen. Wir sind keine Anbeter von Gewalt, aber es geht nicht anders, ja, es geht nicht anders, man kann nur über die gewaltsame Revolution der Arbeiter und Bauem diesen kapitalistischen Staat zerschlagen, das ist notwendig, um die Bourgeoisie zu stürzetl. Danach werden wir sie auch niederhalten. Logischerwcise.«35
Auf die Frage des Interviewers, ob dies auch den politischen Mord me111en könne, sagte Schubert, dies sei »ganz klar«, da »die Reaktion, die Bourgeoisie [. . . ] mit Mord gegen Arbeiter, gegen Kommunisten« vorginge. Die KPD /l\fL Parteigänger »wären naiv und Pazifisten«, wenn sie sich »das gefallen lassen würden«. Um »den Sozialismus zu erreichen«, müsse man »die Ausbeuter und Unterdrücker niederhalten und sie auch bestrafen, wenn es notwendig ist«.36 Auch die Frage nach der »Liquidierung« von politischen Gegnern beant wortete Schubert mit einem lapidaren »\Venn es notwendig ist, selbstverständ lich«37. Ganz ähnlich klangen Ausführungen von leitenden Kadern der KPD. In einem Interview mit dem Spiegel vom 04. Februar 1 974 erläuterte Jürgen Hor lemann, damals 32 Jahre alt, Mitglied des ständigen Ausschusses des ZK der KPD, wie man gegen »Konterrevolutionäre« vorzugehen gedenke. Es habe, so 32 33 34 35 36 37
KPD /ML 1 972, S. 3. Ebd., S. 2. Vgl. l'robst 1 979, S. 94. Scbubert 1 977. Ebd. Ebd.
1 68
Horlemann, »in der ganzen Geschichte kein Beispiel für eine unblutige Revo lution gegeben«, weshalb es auch in der Bundesrepublik »auf dem Höhepunkt der allgemeinen Krise [. . .] zur bewaffneten Auseinandersetzung kommen« werde. Die »Antwort der Volksmassen« könne nicht darin bestehen, »die \Vange hinzuhalten, sondern nur: die Gewehre umzudrehen und auf diejenigen zu richten, die sie mit diesen Gewehren« unterdrückten. Die KPD wolle »sol che Verhältnisse schaffen, in denen die Unterdrückung der Konterrevolutio näre so effektiv« sei, »daß sie sich nicht regen« könnten. Im Übrigen herrsche in der Partei die i\nsicht vor, »daß alle Parasiten, die auf Kosten des Volkes leben, einer nützlichen Tätigkeit zugeführt werden« müssten. Dies gelte auch für die »bürgerlichen Journalisten«, die in Zukunft die Entscheidung zu treffen hätten »ob sie sich weiterhin für die Bild-Zeitung oder den Spiegel engagieren oder ob sie Journalisten im Dienste des Volkes werden«38 wollten. Aus diesem Blickwinkel wird die Aussage eines Journalisten während eines Interviews mit J'vlitgliedern des ZK des KBW verständlich, der schlicht sagte: »Ich habe Angst vor Ihnen.«39
7 . 2 Einschätzung der RAF
Wie die K-Gruppen orientierte sich die R.AF, obwohl programmatisch eklekti zistischer, an den Ideen Mao Tse-Tungs und propagierte wie die ML-Parteien die Parole vom »Sieg im Volkskrieg«40. Auch in ihrem internationalistischen Anspruch fuhren die maoistischen Organisationen einen der R..AF ähnlichen Kurs, die das Zentrum der Weltrevolution in die Zone der Entwicklungsländer verlagerte41 , was durchaus mit der »Drei-\Velten-Theorie« korrespondierte. Da aber die R.AF die »Arbeiterklasse« aufgegeben hatte und mit einem allein avantgardistischen Konzept die \Velt zu revolutionieren suchte, überwogen die Meinungsverschiedenheiten. Der KBW stellte deutlich die Führungsrolle des »internationalen Proletari ats« in Fragen der \Veltrevolution heraus. Allein das »Proletariat« habe das Recht, Gewalt auszuüben.42 Den individuellen Terrorismus der RAF lehnte die Organisation ab. Joscha Schmierer, erster Sekretär des KBW, warf den l'vlit gliedern der RAF geradezu vor, nicht der »Arbeiterklasse« zu entstammen. Aus 38 39 40 41 42
7 . G E W A l. I
S T A L I N S E N K E L , I\1 A O S S (l H N E
Dose/Horlemann/Kreidt 1 974, S. 40f. Report 1 977. Vgl. !Iautsch 1 974, S. 1 29. Vgl. ebd. Vgl. Bacia 1 986, S. 1 652f.
1 69
diesem Grunde seien ihre Ziele »nebulös«. Die RAF käme aus einem »l\filieu von Intellektuellen, Künstlern und gehobenen Gelegenheitsarbeitern, das an den Rändern und außerhalb der produzierenden Gesellschaft durch den ltnpe rialismus hervorgetrieben [werde] und ein Zwischenfeld [. . . ] für alle möglichen Übergänge zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse«ü bilde. In die sem :Milieu gäbe es zwar sehr viel »Haß gegen die bürgerliche Gesellschaft«, aber wenig »Klarheit und Zuversicht, daß die Arbeiterklasse tragende Kraft einer revolutionären Umwälzung sein« werde.44 In Schmierers Ausführungen wurde deutlich, dass die Organisation we sentliche Probleme mit dem unpopulären R..AF-Terrorismus hatte, der das eigene voluntaristisch-volkstümlerische Konzept konterkarierte. Die Gewalt der R..AF lehnte Schmierer keineswegs ab, sondern stellte Gemeinsamkeiten heraus. Auch der KBW wolle die »bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft zer schlagen«, lehne aber die Strategie der RAF ab, »da in ihren Dokumenten die Arbeiterklasse nicht einmal« auftauche. Zusammenfassend erklärte er, dass »wer eine gerechte Sache mit falschen Mittel verficht«, selber dazu beitrage, dass »die gerechte Sache, die er vertreten« wolle »aus dem Bewusstsein der Massen« verschwinde und »die Massen nur die falschen Mittel« sähen.45 Für die Entführung des Berliner Spitzenkandidaten der CDU, Peter Lo renz, ausgeführt von der »Bewegung 2. Juni« 1 975 hatte die Kl>Z nur Häme übrig. »Manche«, so die Autoren, »werden die Entführung des Peter Lorenz für eine revolutionäre Aktion halten und werden meinen, in dieser Richtung könne man weiter für die Revolution arbeiten.« Tatsache sei jedoch, »dass diese Aktion keinen Erfolg gegen den bürgerlichen Staatsapparat« bedeute, »sondern eher einen Erfolg der Privatinstinkte kleinbürgerlicher Politiker, die im Dienste des Monopolkapitals« 46 stünden. Für den KB\V war die R.AF eine »konterrevolutionäre« Gruppe, deren Name kaum noch genannt wurde. Stattdessen sprach man von »Anarchisten«. Auch die Geiselnahme in Stockholm im gleichen Jahr verurteilte der Bund scharf. Die Rechnung der Anarchisten sei nicht aufgegangen, »weil sie nicht von Klassen« ausgingen, sondern »nur von sich selbst und ihrer Empörung über die Schrecken des Kapitalismus«.47 Trotzdem engagierte der KB\v' sich wie in den Jahren zuvor48 gegen die »Isolationsfolter«, die der Staat angeblich 43 44 45 46 47 48
KVZ 27/1 974, S. 8. Vgl. ebd. Ebd. KVZ 1 7 / 1 975, S. 3. Ebd. Vgl. KVZ 25/ 1 974, S. 3.
1 70
7 . G EWALT
STAL ! N S E N KEL, MAOS SöH N E
an den R.:\F-Häftlingen praktizierte, und diskreditierte in der KVZ regelmäßig auch die Prozesse gegen die RAF als »Klassenjustiz<(l9•
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Abb. 1 0: KPD-DemonJtration am 08. Oktober 1972 in Dortmund. (Quelle: Hauptstaatsarchiv Diisseld01j)
Die Haltung der Organisation zur RAF fassten die ZK-Nfitglieder Schmierer, Fochler und Cornedis in einem Fernsehinterview für das Fernsehmagazin Report auJ MündJen selber griffig zusammen. Auf die Frage, wie weit der KBW noch von der RAF entfernt sei, führten sie aus: >>Schmierer: Wir sind insofern meilenweit von ihnen entfernt, als wir ihre Taktik für kindlich halten. Wir sind nicht der Auffassung, daß man durch Beseitigung von ein zwei Bubacks die Arbeiterklasse von der Unterdrückung befreien kann. Fochler: Was ist das schon für ein Ziel, daß jetzt Friedeichs der Vorsitzende von der
Schmierer: In anderer \Veise ist es so, daß wir selbstverständlich die politischen Häft linge und ihre Rechte verteidigen gegen die Bourgeoisie, und wenn sie sich wehren gegen Isolationshaft, gegen allerlei raffinierte Foltennethoden, dann stehen wir auf ihrer Seite.<<''-'
Intern soll der Mord an Siegfried Buback allerdings Begeisterungsstürme her vorgerufen haben. 51 Eine Verhaltensstrategie für Veranstaltungen gegen die Haftbedingungen der RAF legte der KBW genauestens fest: »Einheitliche Sprachregelung angewöhnen, z. B. nicht von Folter reden, komplizierter Nachweis, reden von Isolations- und Vernichtungshaft, genauso nicht von Mord reden, andere Linie, entwaffnet gegenüber jeder neuen Leiche.<<52 Eine Aktionseinheit mit den anderen ML-Gruppierungen fand ob dieser »rechten Abweichung<< nicht statt. KPD und KPD/ML hatten versucht, dem KBW eine eigene Linie zu verbieten, weshalb die Organisation die Aktionsein heit verweigerte. 53 Die Rote Fahne meinte 1 972, »Gesinnungsjustiz<< und »Terrorurteile<< zu er kennen, forderte aber auch »Schluß mit den Überresten des Linksopportunis mus<<, »Schluß mit den Überresten des Intellektuellen-Anarchismus<< und schließlich »Selbstkritik und Auflösung der Roten Armee Fraktion<<. Die Rote Armee Fraktion habe »den Sieg des Marxismus-Leninismus bei den fort schrittlichen Arbeitern nicht aufhalten können<<; ihre Bedeutung erhielte sie »ausschließlich als Rechenfaktor, als Handpuppe bei der Durchführung der Pläne der Bourgeoisie<<. 54 Die Ablehnung des RAF-Terrorismus durch die KPD folgte einer ähnli chen Argumentationslinie wie die des KBW. Die Parteistrategen betonten, die »revolutionäre Gewalt<< sei »Gewalt durch die Massen«. Ausdrücklich seien »Terroraktionen durch Stoßtrupps gegen einzelne Institutionen und Personen der bürgerlichen Unterdrückungsmaschinerie [. . .] nur dann richtig [. . . ], wenn sie ein Teil der revolutionären Massenaktion sind<<. Hingegen lähmten »Terror aktionen, die von dem Kampf der Massen losgelöst sind [. . . ], nicht nur diesen Kampf<<, sondern brächten »Teile der Massen auf die Seite der Bourgeoisie<<. Sie nützten »allein der Konterrevolution, die solche Aktionen<< inszeniere. Aus diesem Grunde seien »Aktionen, die nichts als Verwirrung unter den Massen stiften und der Bourgeoisie die Rechtfertigung für ihren Terror liefern, gegen die Massen gerichtet und daher konterrevolutionär«. Dabei sei es gleichgültig »welche Ansicht diejenigen, die so handeln, von ihrer Aktion haben<<. 55
Dresdner Bank wird, wen interessiert das schon, vielleicht den Friedrichs, aber dafür gehen wir doch kein Risiko ein.
49 Vgl. KVZ 27/ 1 975, S. 2.
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50 Schmierer/Fochler/Cornedis 1 977. 51 Vgl. Kerkhoff 200 1 . 52 KB W 1 974b, S. 5 . 5 3 Vgl. ebd., S . 3 . 5 4 RF 36/1 972, S . 9. 55 KVZ 1 7 / 1 975, S. 3.
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7 . GEWALT
S T A L I N S E N K E L , M _.<\ O S S ö H N E
Die KPD /l\IL übernahm in weiten Teilen die Diktion der RAF: So ist von »Lorenz-Gefangennahme«56, »Hinrichtung Drenkmanns«57, von »Vernich tungshaft und Isolationsfolter«58 die Rede. Der Rote Morgen ließ auch Personen aus dem RAF-Umfeld, zum Beispiel eine Vertraute Brigitte Mohnhaupts, zu \X!ort kommen.59 Aufgrund dieser Zusammenhänge warf die KPD der KPD /ßiL eine »Arbeitsteilung zwischen >Vorhutpartei< und Abenteurergrup pen<< vor,60 der KB\X! sprach vom »Abgleiten in den Anarchismus<<.61 Trotzdem kritisierte auch die KPD/1\,IL die Methoden der RAF. »Es sei<<, so die Verfasser einer Schmähschrift gegen die RAF, »die grundlegende Auf gabe der Partei, die Massen im Geiste der bewaffneten Revolution zu erziehen, die bewaffnete Revolution auch organisatorisch und militärisch vorzubereiten<<. Die Partei könne »Zum bewaffneten Aufstand [. . . ] aber erst aufrufen, wenn die Massen seine Notwendigkeit eingesehen<< hätten und »objektiv eine revolutio näre Situation eingetreten« sei. Da diese heute nicht bestehe, versuchten »die Genossen der RAF<< ihre Aktionen mit der Behauptung zu rechtfertigen, »eine solche Bestimmung der revolutionären Situation sei >dogmatisch<«. Sie leugne ten »die Bedeutung des objektiven Faktors<< und gäben sich stattdessen dem »Abenteurertum« hin.62 \X!ährend des »Deutschen Herbstes<< und in der Zeit danach herrschte eine kaum gekannte Eintracht im Lager der K-Gruppen. Dies hing mit dem Ver batsantrag verschiedener CDU-geführter Länder gegen KPD, KPD /l'viL und KBW zusammen, der in den Zeitraum der Schleyer-Entführung fiel,63 war aber auch Indikator für eine sehr ähnliche Bewertung der Vorgänge. Der KBW hielt sich während der Entführung an die Nachrichtensperre und ließ keine Äuße rungen verlauten;64 ganz anders KPD und KPD /l'viL. Die KPD hatte Schleyer bereits 1 973 als »kapitalistischen Scharfmacher<< und seine Karriere als »typi sches Spiegelbild der imperialistischen Kontinuität des bundesdeutschen Mo nopolkapitals und seiner Entwicklung seit 1 945<< bezeichnet.65 Diese Einschät-
56 Ri\I 10/ 1975a, S. 1 . 5 7 RM 47/ 1 974a, S . 5 . Der Berliner Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann wurde 1 97 4 aus Rache für den Tod des Terroristen Holger Meins von Mitgliedern der >>Bewegung 2. .J uru<< erschossen. 58 RM 47 / 1 9 74b, S. 1-10. 59 V gl. Rtvl 36/ 1974, S. 7. 60 RF 48/1 974, S. 7. 6 1 Schmierer 1 975, S. I . 6 2 RM 39/1 974, S. 6. 63 Vgl. RF 39/ 1 977, S. 1 . 6 4 I n der KVZ sind für den Zeitraum vom U5. September bis zum 1 8. Oktober keine Berichte oder Kommentare zur Schleyer-Entführung zu finden. 65 RF 50/ 1 973, S. I.
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zung Schleyers behielt die Partei nach seiner Entführung am 05. September 1 977 in Köln bei. Obwohl die Tat mit keinem \X!ort bedauert wurde, kritisierte die Rote Fahne die RAF scharf. Für die werktätigen l\fassen muteten die »Feuergefechte zwischen Polizei und Terroristen« wie ein »Bandenkrieg in den Reihen der Bourgeoisie« an. »Verwöhnte, gelangweilte Söhne und Töchter der Reichen« hätten Schleyer entführt, weshalb der Fall eine »reine Angelegenheit der Bourgeoisie« sei. 66 Auch die KPD/ML führte die werktätigen Massen ins Feld. Von Empö rung oder l\Iideid mit »diesem Vertreter des Monopolkapitals« sei nichts zu spüren, weil die Arbeiter nichts mit »einem Schleyer« verbinde, da »diesem Schmarotzer und Millionär die Löhne der Arbeiter jetzt schon viel zu hoch« seien. Schleyer zähle »heute zweifellos zu den in der Arbeiterschaft am meisten gehaßten Vertretern des Monopolkapitals«. Er habe sich »schon immer bei der rücksichtslosen Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiter« hervorgetan. Die »Bourgeoisie« solle ruhig »Über die Entführung Schleyers toben und jam mern« und auch »ihre Lakaien, die DKP-Revisionisten« könnten »in den Chor mit einstimmen«. Kein »klassenbewußter Arbeiter« aber werde »sich davon beeindrucken lassen«.67 Die KPD/ML distanzierte sich zwar vom individuellen Terror, begrüßte aber indirekt die Wahl der Opfer. In einem Kommentar zur Entführung der Lufthansa-Maschine »Landshut« am 3. Oktober 1 977, bei der palästinensische Terroristen zur Unterstützung der RAF Mallorca-Urlauber als Geiseln nah men, trennten die Autoren diese Tat von der Schleyer-Entführung. Eine Flug zeugentführung könne »nicht mit der Taktik des individuellen Terrors gleich gesetzt werden, von der manche glauben, sie könne zum Sturz der kapitalisti schen Ausbeuterherrschaft führen«. Die »Erschießung von Buback und Ponto, die Entführung von Schleyer« seien »solche Akte des individuellen Terrors« gewesen, »die sich gegen die Ausbeuterklasse, nicht aber gegen Werktätige gerichtet« 68 hätten. KPD und KPD /ML waren sich einig, dass die Entführung und spätere Ermordung Schleyers und das Kidnapping der Landshut Vorwand für die Regierung in Bonn seien, einen »Polizeistaat« zu reinstallieren.69 Hier mit begaben sie sich auf das Argumentationsfeld der RAF, deren erklärtes Ziel es war, unter Einsatz möglichst geringer l'viittel ein Höchstmaß an Ordnungs kräften und Polizei zu binden, um so den »faschistischen Charakter« des Staa tes aufzudeckenJO Die Rote tahne behauptete: »Himmlers >Geheime Staatspoli66 67 68 69 70
RF 37/ 1 977, S. I . R M 3 7 / 1 977a, S . 2. RM 42/ 1 977, S. l f. Vgl. RF 43/ 1 977, S. l f. V gl. Langguth 1 983, S. 2 1 4.
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S T A L l N S E N K E L , M A O S S (J H N E
zei< (Gestapo) - nach der Zerschlagung des Hitlet-Faschismus >ein für allemal< abgeschafft - feiert Auferstehung!<<7 1 In dasselbe Horn blies der Rote l'vlo�J,en, wenn er behauptete, es ginge >>nicht um die Fahndung nach ein paar Entführern«, sondern >>darum, ein Klima der Angst und der Hysterie zu erzeugen, darum, den Gewaltapparat der Bourgeoi sie vorzuführen und die Werktätigen an den brutalen Einsatz dieses Apparates gegen Revolutionäre, gegen 1vfassenkämpfe zu gewöhnen«. Die »Bourgeoisie« versuche »mit allen 1fitteln der reaktionären Demagogie [...] , das Attentat von Köln zum Vorwand zu nehmen, eine >Volksgemeinschaft< vom Hitletsehen Typ zu beschwören«. Diejenigen, die >>nicht treu zu diesem Bonner Unterdrü ckerstaat« stünden, würden >>von der Gemeinschaft aller Bürger isoliert«. An gesichts der Fernsehberichterstattung glaubten die Verfasser, >>Goebbels zu hören, aber es war Schmidt«.72 Nach der Befreiung der »Landshut« durch die GSG 9 begingen die einsit zenden RAF-Gründer Ensslin, Baader und Raspe Selbstmord. Aus dem Sym pathisantenumfeld, aber auch aus Teilen der linksliberalen Öffentlichkeit im In- und Ausland, wurden schnell Zweifel an diesem Selbstmord laut. Solche Zweifel untermauerten die These der K-Gruppen vom >>faschistischen Polizei staat«. Zwar wurde in den »Zentralorganen« nicht von einem eventuellen Mord an den Gefangenen gesprochen, angebliche Unklarheiten aber derartig in den Vordergrund gestellt, dass sehr deutlich wurde, dass die Verfasser nicht an einen Selbstmord glaubten.73 Noch 25 Jahre später sprechen ehemalige K Gruppen-i\nhänger von einem »unvergleichlichen Massaker«74. Der KBW, der sich während der Entführung deutlich zurückgehalten hatte, zögerte in der Folgezeit nicht, seine Freude über die Opfer des >>Deutschen Herbstes« publik zu machen. In einem Artikel über die >>Terroristengesetze« spotteten die Ver fasset über den >>Schleyerabgang« und stellten genüsslich fest, dass »Schleyer die Radieschen von unten« betrachte.75 Diese Haltung des KBW bringt die Einschätzung der RAF im Feld der K-Gruppen auf den Punkt. Zwar agitierte man wortgewaltig gegen die >>Kleinbürgerlichkeit« und >>Massenferne« der Terroristen. Dass der >>Deutsche Herbst« Opfer gefordert hatte, beklatschte man jedoch.
8.
Beziehungen zu anderen Gruppen >>!\Iein Marx wird deinem Marx den Bart ausreißen Mein Engels wird deinem Engels die Zähne einschlagen Mein I .enin wird deinem Lenin alle Knochen zerbrechen Unser Stalin wird eurem Stalin den GcnicbchLlß geben Unser Mao wird euren Mao im Jangtse ertränken damit er dem Sieg nicht mehr im \'>Konflikte zwischen Alleinerben«
8 . 1 Kontakte der Organisationen untereinander
8. 1 . 1 Konkurrenz
Schon der Beginn der K-Gruppen-Phase Ende der 1 960er Jahre war geprägt vom >>Kampf Zweier Linien«, der »proletarischen« und der >>kleinbürgerlichen«. 1 Diese Unterscheidung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der ML-Bewegung und diente allen Parteien zur Diffamierung des jeweiligen Geg ners. Nicht immer bezogen sich solche Konnotationen auf Lenin, wie dies im >>Kampf zweier Linien« der Fall war. Hier hoben die Protagonisten auf die Leninsche Definition der >>wildgewordenen Kleinbürger« an, getroffen in der 1 920 erschienenen Schrift Der dinke Radikalismus((, die Kinderkrankheit im Kom munismus. Nach Lenin ist der »durch die Schrecken des Kapitalismus >wild gewordene< Kleinbürger< [. ] eine soziale Erscheinung, die ebenso wie der Anarchismus allen kapitalistischen Ländern eigen ist<<. Er sei gekennzeichnet durch >>Revolutionarismus<< und die Eigenschaft, »schnell in Unterwürfigkeit, ..
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RF 3 8 / 1 977, S. l ff. IL\1 37/ 1 977b, S. l . Vgl. RF 42/ 1 977, S . 1 ; vgl. Rl\1 44/ 1 977, S . 7.
Gespräch E. M. 2002. Vgl. KVZ 06/ 1 97H, S. 1 5 .
1 Vgl. RW 04/ 1 970, S. 8.
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Apathie und Phantasterei umzuschlagen« und sich »von dieser oder jener bür gerlichen Modeströmung bis zur >Tollheit< fortreißen zu lassen«.2 Die Autoren der Geschichtsredaktion »Radio Unerhört« stellen in ihrem Radiobeitrag zur Geschichte der K-Gruppen drei Strömungen innerhalb des K-Gruppen-Feldes heraus, von denen hier nur zwei von Bedeutung sind. Vertreter der ersten, ultralinken Strömung waren KPD und KPD /�1L. Sie nahmen die »Drei-\X'elten-Theorie« an, agierten nationalistisch, wandten sich in aller Radikalität gegen »Revisionismus« und »Ökonomismus« und propa gierten zeitweilig die »Vaterlandsverteidigung«. Die zweite Gruppe, von den Autoren als »Zentristische Bünde« bezeichnet, agitierte gegen den Nationalis mus, stellte sozialpolitische Forderungen, trat für die Gewerkschaftseinheit ein und war stärker bündnispolitisch orientiert. Zu ihren Vertretern gehörten der KB\'V, wobei nationalistische Strömungen nicht gänzlich auszuklammern sind, und der KB. Der Vollständigkeit halber sei die dritte, »rechte« Strömung ge nannt. Zu ihr gehörten der AB und der K.A.BD, die sich fast ausschließlich der Betriebsarbeit widmeten.3 Der mit dem Anspruch, die »proletarische Linie« durchgesetzt zu haben, gewachsene Standpunkt, die einzig legitime kommunistische Partei zu sein, führte zu Dauerfehden zwischen den einzelnen Organisationen. Besonders die KPD /�1L tat sich in diesem Bereich hervor. Ernst Aust kam aus der traditio nellen I
Lenin 1 959. Vgl. Radio Unerhört 1 999. Vgl. MLPD 1 985, S. 36. Vgl. ebd., S. 273-297.
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sem Schematismus und hin zu prinzipienlosem Taktieren mit den vormaligen Spalte rn aus den eigenen Reihen«. Gegenwärtig orientiere sich »der traurige Rest des Roten Morgen an der Revanchismus-Linie der KPD/�1L Zentralbüro, die als Hauptwiderspruch für das deutsche Proletariat den >Widerspruch Z\vi schen ERD-Revanchismus und der DDR<« 6 ausgebe. Der Vergleich mit der KPD /� (ZB) konnte nur als massive Beleidigung empfunden werden. Im August 1 970 hatte sich diese »rein studentische« Frak tion von der KPD /�1L abgespalten. In einer Sonderausgabe des Revolutionären W"7eges7, dem theoretischen Organ der KPD /�1L, betitelt mit »Das TroGan)kistische Pferd in den Mauern der KPD /ML«, wurde der Organisation um den Studenten Gerd Genger vorgeworfen, »rein trotzkistisch« zu agieren und alle Prinzipien des Marxismus-Leninismus über Bord geworfen zu haben.S Die KPD/l'vfL beantwortete die Vorwürfe der KPD, die sie temporär, je nach dem momentanen Verhältnis der Organisationen, als »Gruppe Rote Fabne« (GRF) bezeichnete, mit der Titulierung als »Spalterpartei.«9 Auch wenn sich KPD und KPD/�1L aufs Schärfste bekämpften, der Hauptfeind war der KBW. Markig forderte die KPD /�IL 1 97 4: »Zerschlagt den >K
6 R F 67/ 1 972, S. 7 . 7 Nach der Abspaltung des KAF\D von der KPD/ML führte Dickhut sein theoretisches Organ unter diesem Namen weiter. Die KPD/ML benannte ihr theoretisches Organ in Der Weg der Partei um. 8 Vgl. RW Sondernummer 1 97 1 . 9 Vgl. z . B. RM 04/ 1 975, S . 7. 10 RM 0 1 / 1 974, S. 6. 1 1 Ebd. 12 Ebd.
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Trotzdem ergingen immer wieder Angebote der KPD /ML mit Vorschlä gen zur Bildung von Aktionseinheiten an den KBW, so beispielsweise 1 97 5 die Einladung zur Teilnahme am »Roten Antikriegstag«13. Der KBW reagierte taktisch. Da es keinen »Roten Antikriegstag« gebe, handele es sich um den Versuch, die Politik der Aktionseinheit zu missbrauchen und dem »ideologi schen Kampf um die programmatischen Grundlagen aus dem Wege zu ge hen«1\ dem die KPD /l\fL nicht gewachsen sei. Sollte der KBW auf das Ange bot eingehen, würde er in ein »Intrigenwirrwarr, in dem sich diese Sektierer wohlfühlen«1S, hineingeraten. Wenn aber der KBW das Angebot unbeantwor tet ließe, sähe sich der Rote Morgen gezwungen, die Sache an die Öffentlichkeit zu bringen und so der eigenen Organisation die Möglichkeit zu geben, den »elenden Charakter dieses Angebots zu entlarfen [sie.] , und zwar auf eine lehr reiche Art und Weise«. t6 Auch die KPD warf den »Schülern Kautskys«17 »Trotzkismus« vor und be hauptete, der Bund arbeite »dem sowjetischen Sozialimperialismus und seinen Agenten in die Hände«. 1 8 Die Organisation habe dem KBW schon in ihrer Auseinandersetzung mit dessen Programm19 »trotzkistische Positionen in der Bauernfrage und anderen Aufgaben der Bündnispolitik nachgewiesen«. Glei ches gelte für »den Trotzkismus ihrer >Gewerkschaftskontrolle< und ihres Or ganisationskonzeptes«. Des Weiteren zeige sich der Trotzkismus in der KBW Haltung »ZU den Supermächten, zum antifaschistischen Krieg, zur Ungleich mäßigkeit der kapitalistischen Entwicklung« und »Zur nationalen Frage«. Es sei, so die Autoren, »nur noch eine Frage der Zeit, bis Schmierer die VR China offen angreifen wird«.2o Im Februar 1 975 titelte die Rote Fahne: »Zum KBW: Die Schmierer-Gruppe auf dem Weg ins Lager der Sozialdemokratie«21 . Wie schwer diese Beleidigung wiegen musste, wird erst bei der Betrachtung des Kurses der Organisation hin zur RGO-Politik und der Übernahme der Sozialfaschismus-These deutlich. Für die KPD war die Sozialdemokratie, und nicht etwa konservative oder rechtsextreme Parteien, der innenpolitische Hauptfeind. Die Partei, obwohl selber Schößling der Studentenbewegung, hielt genau dies der Leitung des 13 14 15 16 17 18 19 20 21
8. B E Z I E H U N G E N ZU A N D E R E N G R U P P E N
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Vgl. Schubert 1 97 5, S. 1 . Fochler 1 975, S . 1 . Ebd. Ebd. KPD o. J . (1 973) . Kar! Kautsky (1 854- 1 938) war einer der führenden Theoretiker in der SPD und später USPD-Mitglied. Kautsky hatte die russische Oktoberrevolution abgelehnt. RF 43/ 1 975, S. 10. Vgl. KPD o. J . ( 1 973) . RF 23/ 1 975, S. 1 1 . RF 06/ 1 975, S. 6.
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KBW vor. Nachdem »die Zirkelführer offensichtlich wegen der Universitätsfe rien [... ] ihren Sommerschlaf hielten (ihre Zeitung erschien über zwei Monate nicht)«, beschimpften sie die KPD nun im »Jargon der rechten Gewerkschafts führer.«22 Lenin hatte das »Zirkelwesen« in seiner 1 902 erschienen Schrift »Was tun« als »handwerklerische Methode der Organisation« kritisiert, die er als »unsystematisch« zurückwies.23 Der KBW seinerseits warf Spitzenfunktionären der KPD ihr Auftreten in einem Spiege/-Interview24 vor: »Die Herren Führer der >KPD< sind tatsächlich als Idioten der Bourgeoisie aufgetreten. Die Vorstellung, die sie dem Spiegel gegeben haben und die daraufhin in Millionenauflage ver breitet wird, ist nicht nur lächerlich. Es dreht einem buchstäblich den Magen um, wenn man diese aufgeblasene Dummheit daherreden hört. Was da aufgeblasen und dumm schwätzt und sich zum Gespött macht, das ist zwar die bürgerliche Klasse, aber es tritt auf im Namen der Arbeiterklasse und des Kommunismus. Das ist ein großer Schaden und es wird höchste Zeit, diesen Leuten endgültig das Wasser abzugraben.<< zs
Lässt dieser Auszug auch an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig, eine typi sche Replik war er nicht. Im Gegensatz zu KPD und KPD /ML versuchte der KBW, wohl auch getreu seiner bündnispolitischen Linie, sich stärker auf einer inhaltlichen Ebene und anband konkreter Probleme mit den Konkurrenzorga nisationen auseinander zu setzen. Dies geschah auf den Feldern des Schwan gerschaftsabbruchs26, der Religion27 und vor allem bezogen auf die Linie der »Vaterlandsverteidigung<< von KPD und KPD/ML.28 In diesem Zusammen hang machte der >>Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD<< (AB) den Vorschlag zur Bildung einer Aktionseinheit von KBW, KABD und AB, um die >>sektiererischen Kräfte um Semler, Hodemann und Aust zu isolieren<<.29 Jürgen Sehröder konstatiert für die gesamte :ML-Bewegung eine Tendenz zur >>regionalen Hegemonie«3o. Hatte etwa in Hessen oder Bremen der KBW die meisten Anhänger und gestaltete somit maßgeblich die Struktur der Linken in dieser Region, so war die KPD hier marginal. Umgekehrt galt dies für Westhertin oder das Ruhrgebiet. Vorwürfe und Kampagnen gegen konkurrierende Gruppen wurden auf Delegiertenkonferenzen und Mitgliederversammlungen bis hin zur Wortwahl RF 40/ 1973, S. 7. Lenin 1 982. Vgl. Dose/Horlemann/Kreidt 1 974. KVZ 04/ 1 974, S. 9. Vgl. KVZ 26/ 1 975a, S. 16. Vgl. KVZ 1 5 / 1 975, S. 16. Vgl. KVZ 1 6 / 1 975, S. 8. AB 1 975, S. 1. Ü ber die Reaktion des KBW auf dieses Angebot geben die Quellen keine Auskunft. 30 Sehröder 1 990.
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genau geplant. Aus dem Protokoll einer Mitgliederversammlung der KPD /l'v1L geht die Planung eines Flugblatts hervor, welches sich gegen die KPD richtete. Durch den Vorwurf »liberaler Animositäten« und der »F raktionsbildung« im Bereich der Hochschulpolitik sollte der Organisation der »Schwarze Peter« zugeschoben werden.31 Dabei handelte es sich um das Stigma der »Studentenpartei«, mit dem alle Gruppen sich gegenseitig belegten. Wehrte sich die KPD/l'v1L auch am mas sivsten gegen diesen Vorwurf, indem sie durch die Person Austs fortdauernd auf die »alte KPD« verwies, ihre überwiegend studentische Zusammensetzung änderte das nicht.32 Auch beim Buhlen um die Gunst der chinesischen Genossen versäumten die verschiedenen Zirkel nicht, ihre Konkurrenten so schlecht wie möglich dastehen zu lassen. Als der KBW 1 97 4 eine Delegation nach China schickte, hatten vorher l'vfitglieder der KPD der Organisation ein derart schlechtes Leumundszeugnis ausgestellt, dass die Abgesandten von ihren Gastgebern schon bei ihrer Ankunft mit kritischen Fragen empfangen wurden.33 Von der verbalradikalen Aggressivität, die in den »Zentralorganen« vor herrschte, war im gegenseitigen Umgang der l'vfitglieder der verschiedenen Zirkel nach Aussagen eines ehemaligen KPD/l'v1L-l'vfitglieds weniger zu spü ren. Hier habe Pragmatismus vorgeherrscht.34 Auch ein durchaus freundlicher Briefwechsel zwischen J oscha Schmieret und Willi Dickhut scheint dies zu bestätigen.l5 In anderen Quellen hingegen wird von offen ausgelebter Feind schaft gesprochen, bei der es auch zu Gewalttätigkeiten kommen konnte.36 Ein KBW-l'vfitglied schilderte in einem internen Papier den Verlauf einer Kon frontation mit Ordnern der KPD und der KPD/l'v1L auf einer Demonstration. Diese forderten ihn auf, die KVZ an einem anderen Ort zu verteilen, da der KB\V als »Freund der Revisionisten« auf einer »geschlossenen Kampfde monstration nichts zu suchen« habe. Als der Betroffene sich weigerte, folgten unverhohlene Drohungen, die bei einem anderen l'vfitglied des KBW auch in die Tat umgesetzt wurden. Keine 30 Meter entfernt sei ein 1 6-jähriger von sechs Ordnern der KPD zusammengeschlagen wordenY
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8 . B E Z I E H U N G E N Z U A N D E REN GRUPPEN
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KPD /ML o. J., S. l . Vgl. Sehröder 1 990, S. 67. Vgl. Deumelandt/Dressler 1 974, S. 10. Vgl. Gespräch E. l\1. 2002. Vgl. Dickhut/Schmierer 1 974. Vgl. Olles 1 998, S. 16. Vgl. KBW 1 975c, S. l .
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8. 1 . 2 Zusammenarbeit
Am Abend des 26. September 1 977 ging in der Parteizentrale des KBW in Frankfurt ein Anruf ein: >>Kommunistischer Bund Westdeutschland, Schmierer. Ja, ZK der KPD /ML, Koch, Rot Front. Ihr seid ja sicher unterrichtet über den Beschluß des CDLI-Vorstandes. Wir halten es für nötig, daß wir heut noch verhandeh1. Ihr, die Gruppe Rote Fahne und wir. [... ] Also ich, kannst du vielleicht noch mal sagen, ich bin global nur informiert ... , weil ich mehr oder weniger zufallig ... deswegen ... sagst dus [sie.) noch mal im einzelnen. Ja also die CD LI, der CDLJ-Vorstand hat einen Beschluß gefaßt, daß sie im Bundesrat nen [sie.) Verbotsantrag gegen euch, KPD und nns fassen. Wir unsererseits denken, daß es darauf ankommt, daß wir gemeinsam antworten.«J s
Nachdem Schmieret das Gespräch beendet hatte, unterrichtete er sogleich die KPD, um die einzige nennenswerte Aktionseinheit in der Geschichte der bun desdeutschen K-Gruppen vorzubereiten. 39 Der Bundesvorstand der CDU hatte am Tag des Telefonats beschlossen, über den Bundesrat einen Verbotsantrag gegen KPD, KPD/ML und KBW einzureichen,40 die im Fahrwasser des »Deutschen Herbstes« ins Visier der Politik geraten waren. Bei Medien und Politikern herrschte die Meinung vor, die K-Gruppen seien, wenn nicht kriminelle Vereinigungen, so doch gefährli che Chaoten, was ein Verbot rechtfertige. Gezweifelt wurde allerdings an der Effizienz eines solchen Verbots.41 Der damalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-J osef Horchern, aus taktischen Erwägungen Verbotsgegner, sagte in der ARD-Sendung Report aus München vom 1 0. Okto ber 1 977: >>Heute haben wir vier Organisationen42 von jeweils drei- bis viertau send Mitgliedern und Anhängern. Wenn sie verboten werden, haben wir mög licherweise einen Block von zwölf- bis fünfzehntausend zu allem entschlosse nen Revolutionären.<03 Schon nach dem »Bonner Rathaussturm« im Zusammenhang mit dem Besuch des südvietnamesischen Staatspräsidenten Nguyen Van Thieu 1 973 hatte es in der Öffentlichkeit immer wieder Diskussi onen über ein Verbot der K-Gruppen gegeben. Da aber sowohl KPD/ML als auch KPD kraft Urteils des Dritten Strafsenats am Bundesgerichtshof das
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Schmierer 1 977, S. 1 . Vgl. Schmierer o. ]. (1 977) . Vgl. Bacia 1 986b, S. 1 8 1 8. Vgl. Jacob 1 997, S. 10. Horchcm spielte hier vermutlich auf den >>Kommunistischen Bund« an, den der Verbotsantrag aber nicht betraf. 43 Report 1 977.
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Parteienprivileg hatten, war eine Verfolgung als »Kriminelle Vereinigung« im Sinne des Paragraphen 1 29 ausgeschlossen. Ein Verbot zumindest dieser bei den Gruppierungen war somit Sache des Bundesverfassungsgerichts.44 Am 27. September fanden die Verhandlungen zur Bildung einer Aktions einheit von KBW, KPD und KPD /ML in den Räumen des Regionalbüros des KBW in Köln statt. Christian Semler hatte sich auch mit Vertretern des »Kommunistischen Bundes« in Verbindung gesetzt, die aber den Zeitpunkt der Demonstration, den die anderen :MI..-Parteien auf den 08. Oktober festgesetzt hatten, für verfrüht hielten und außerdem ankündigten, tn ihrem »Zentralorgan« »Arbeiterkampf« gegen die Veranstaltung zu polemisieren.45 Obwohl das gemeinsame Interesse offensichtlich war, kam es im Verlauf der Gespräche zu Streitpunkten, die für den außenstehenden Beobachter narzisstisch, bisweilen infantil anmuten. So ging es unter anderem darum, welche Organisation an der Spitze des Demonstrationszuges marschieren sollte.46 Trotzdem einigten die Teilnehmer sich - wohl auch wegen des Zeitdrucks - relativ schnell auf eine gemeinsame Resolution: >>KBW, KPD und KPD /ML haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, die zu einer breiten Aktionseinheit gegen die Verbotsdrohungen aufmft. Im festen Vertrauen auf die Kraft der Arbeiterklasse und der Volksmassen werden Kommunisten, Sozialisten, De mokraten und Antifaschisten gemeinsam diesem Angriff der Bourgeoisie entschlossen entgegentreten \Uld die Organisationsfreiheit der Arbeiterklasse verteidigen. Der Marxismus Leninismus lässt sich nicht verbieten! Für den 8. Oktober mfen wir gemeinsam zu einer
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fest.48 Die Aufbauhelfer, die unter anderem für Gerüstaufbau, Verstärkeran lage und Literaturstände verantwortlich waren, erhielten einen genau kalku lierten Zeitplan.49 Zur Demonstration kamen Teilnehmer aus ganz Deutschland. Die l'vfL Organisationen hatten sie nachdrücklich aufgefordert, mit dem PKW zu er scheinen und auf dem \Veg nach Bonn es nicht zu versäumen, »den Städten Frankfurt, Hannover und Köln einen Besuch abzustatten«. so Die Veranstalter bezweckten hiermit ein Verkehrschaos in den lnnenstäd ten, um so auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Außerdem sollte der »Bourgeoisie« ein Spiegel vorgehalten werden. Sie schreie nach der Mobilität des Arbeiters, der diese aber jetzt gegen sie einsetze.5 1 Die Autobahnbrücken und Verkehrsschilder auf den von der Demonstrationsleitung vorgeschriebe nen Routen wurden auf einem insgesamt 300 I
Kundgebung auf dem Rathausplatz in Bonn auf. Weg mit den Verbotsanträgen! Alle zur
Zug ist jetzt zersplittert, kann sein, daß er getrennt operieren wird müssen. Der Nordtmpp
Kundgebung gegen den geplanten Angriff auf die Organisationsfreiheit der Arbeiterklasse!<<47
ist mit seiner Spitze jetzt bei Rynan, also leicht vorwärts gekommen, der Untereibe Block ist
Der größte Teil der Verhandlungen beschränkte sich auf organisatorische Fragen. Minutiös planten die Teilnehmer Vorbereitung und Verlauf der De monstration. Die Demonstrationsleitung in Bonn bestand aus jeweils zwei Mitgliedern der drei Organisationen. Insgesamt sollten drei Demonstrati onszüge an verschiedenen Punkten sich sammeln und zum Rathausplatz mar schieren. Jede Partei stellte ein Fahrzeug und eine Kapelle, um den jeweiligen Zug anzuführen. Die Demonstrationsleitung mit Zug I sollte durch Funk sprechgeräte mit den anderen Zügen verbunden sein, für die eine >>taktische Leitung«, ebenfalls paritätisch besetzt, vorgesehen war. Pro Zug kalkulierten die Veranstalter 70 Ordner ein. Sogar die Reihenfolge der Aufmärsche, die zu skandierenden Sprechchöre und eine Parkordnung legte man im Vorhinein
44 45 46 47
Vgl. Ste ffen 2002, S. 1 03. Vgl. Plümer o. J. ( 1 977), S. 1; vgl. auch Schmierer 1 977a, S. 3. Vgl. ebd., S. 2. KVZ Dokumentation 1 977, S. 29.
über 1 50 Kl'vl auseinandergerissen. Detjen versucht, sie wieder aufzurichten. Soeben erhalte ich die Meldung, daß das Ende in Köln vom Ebertplatz weggefahren ist, Spitze ab bis Ende ab hat 20 Minuten gedauert. So wie ich die Lage sehe, muß Köln mit der Spitze in einer dreiviertel Stunde eintreffen.[ ... ] Süd ist jetzt schwer zu sagen, weil der Stand der Auseinan dersetzung nicht genau bekannt ist. M. E. ist die kritischste Lage bei Nord.«53
Die Rede zur Kundgebung in Bonn hielt stellvertretend für die teilnehmenden Zirkel der KBW-Chef Joscha Schmieret. Er wies auf die Probleme bei der Bildung der Aktionseinheit hin, stellte sie aber gleichzeitig als vorbildliches, zukunftsweisendes Organisationsmodell heraus. Ein Kongress solle nunmehr zur Einheit der Maoisten in Deutschland führen. 54 48 Vgl. Schmier er 1 977 a, S. 1 f. 49 KBW o. J. ( 1 977), S. 1 . 5 0 KVZ Dokumentation 1 977, S . 34. 51 Vgl. ebd., S. 34f. 52 Vgl. ebd. 53 Bock o . .J . (1 977), S. 1 . 5 4 KVZ Dokumentation 1 977, S . 3f.
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STALINS ENKEL, MAUS SOHNE
Die Demonstration dokumentiert nicht nur die Mobilisierungsfähigkeit der K-Gruppen in den 1 970er J ahren, sondern auch das öffentliche Interesse, welches dem Phänomen entgegengebracht wurde. Nach eigenen Angaben hatten 20 00055, nach Angaben des Verfassungsschutzes über 1 2 000 teils gewaltbereite Demonstranten an der Veranstaltung teilgenommen.56 Das ARD-Fernsehmagazin Report aus Müm-hen bezifferte die Teilnehmerzahl mit 1 8 000.57 Diese Zahl übertrifft knapp die von den verschiedenen Zirkeln in den Verhandlungen zur Aktionseinheit erwartete, was aus dem Diskussions protokoll hervorgeht. 58 Trotzdem vermochten die Organisationen in der Folgezeit nicht, ihre Zu sammenarbeit zu forcieren oder gar zu fusionieren. Ein von KBW, KPD und KPD/ML ins Leben gerufener »Kongreß für Demokratie und Sozialismus«, der sich unter anderem auch an die Jungsozialisten, die Jungdemokraten und die »Falken«, nicht aber an die DKP richtete,59 blieb erfolglos. Lediglich KBW und KPD arbeiteten im letzten Viertel des Jahres 1 977 auf örtlicher und regio naler Ebene zusammen. GO Die Veranstaltung war der größte Mobilisierungserfolg in der Geschichte der K-Gruppen, markiert aber bereits ein Stadium der Marginalisierung, da die »Neuen Sozialen Bewegungen« sich anschickten, die öffentliche Bedeutung zu erlangen, die den K-Gruppen verwehrt geblieben war. Obwohl bereits lange vor der Demonstration in Bonn von allen Gruppen die Aktionseinheit als »Hebel zur Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse und des Volkes
55 56 57 58 59 60 61 62
Vgl. ebd., S. 48. Vgl. Betrifft. Verfassungsschutz 1 977, S. 96. Vgl. Report 1 977. Vgl. Plümer o. J . ( 1 977) , S. 1 . Vgl. KVZ Dokumentation 1 977, S . 47f. Vgl. Betrifft Verfassungsschutz 1 977, ebd. KBW 1 974e, S. 1; vgl. RF 1 5 / 1 976, S. 7f. Ernsthafte Bemühungen gab es zur Teilnahme an Wahlen, die an anderer Stelle noch behandelt werden.
8. BEZIEHUNGEN ZU ANDEREN GRUPPEN
1 85
Die Realisierung des Verbotsantrags unterblieb. Obwohl die CDU die Mehrheit im Bundesrat hatte, erzielten die unionsregierten Länder in der Frage der Behandlung der K-Gruppen keine Einigung. In der Öffentlichkeit war die Initiative nahezu einhellig abgelehnt worden.63
8 . 2 Einschätzung der D KP
Der Beginn der maoistischen Organisationsphase bedingte die Ächtung der DKP. Wenige Monate vor der KPD/l'viL, am 25. September 1 968, hatte die DKP sich in personeller Kontinuität zur 1 956 verbotenen illegalen KPD in Frankfurt am Main konstituiert. Die späteren Galionsfiguren der K-Gruppen-Szene, Ernst Aust und Willi Dickhut, waren auf dem Terrain der KPD offen maoistisch aufgetreten und hatten die Orientierung an der »revisionistischen« Sowjetunion abgelehnt. Eskaliert war der Streit wegen unterschiedlicher Bewertungen des sowjetischen Einmarsches in die CSSR. So verurteilten Aust und Dickhut zwar die »Dub cek-Clique«, ebenso aber den Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslo wakei.64 Die Gründung der KPD /ML ist somit auch als logische Konsequenz aus der Gründung der DKP zu begreifen, als Manifestation des »Kampfes zweier Linien«. Gleiches gilt für die KPD: »Die KPD-Aufbauorganisation« habe »den Aufbau der Kommunistischen Partei Deutschlands in Angriff genommen, weil die DKP /SEW keinen revolutionären Kampf [führe] , sondern allein auf die Ausstrahlungskraft der DDR [setze] , illusionäre Forderungen wie nach Mitbe stimmung« stelle und hoffe, »Veränderungen im Parlament durchzusetzen, ohne sich auf die revolutionäre Massenbewegung der Arbeiterklasse stützen zu können«. Der »falschen Propagierung einer antifaschistisch-demokratischen Umwälzung, dem historisch notwendigen Prozeß nach 1 945 auf dem ß.oden der späteren DDR, für die heutige Etappe in Westdeutschland« halte die KPD Aufbauorganisation entgegen: »Der Kampf zur Erhaltung und Erweiterung der demokratischen Rechte« müsse »Bestandteil sein des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten für die Sozialistische Volksrepublik auf der Grundlage der Diktatur des Proletariats.«65
63 Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. 1 49. 64 Vgl. Fülberth 1 990, S. 1 1 5. 65 KPD/ AO 1971, S. 68f.
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·
Auch die weltpolitische Lage zwang zur Positionierung. Anfang März 1 969 kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Sowjetunion und China am russisch-chinesischen Grenzfluss Ussuri in der Mandschurei, bei denen es Tote und Verletze gab. Um eine engere Zusammenarbeit des Wes tens mit China zu verhindern, welches sich nach dem Bruch neu ausrichten konnte, öffnete die Sowjetunion sich schrittweise dem »Klassenfeind«, was, bezogen auf die Bundesrepublik, auch die »Neue Ostpolitik« Willy Brandts mit ermöglichte. 66 Die Landesleitung der KPD /l'AL druckte als Reaktion sofort ein Flugblatt mit dem Titel »Hände weg von China«, das auf die DKP derart provozierend wirkte, dass es auf dem Ostermarsch 1 969 zu handgreiflichen Ausschreitungen zwischen Maoisten und moskautreuen DKP-Anhängern kam.67 Die DKP wurde zum Hauptfeind, einer »Agentur des Revisionismus«. Ist diese Feind schaft auf der Argumentationsebene eines Willi Dickhut oder eines Ernst Aust, die ihre Genese miterlebten und -prägten, noch nachvollziehbar, wurde sie in den 1 9 70er Jahren zu einem essenziellen, kaum hinterfragten Signum auf dem Terrain der K-Gruppen. Für die K-Gruppen-Anhänger waren die DKP Leute »DKPisser und linke Liberallalas«68, Es konnte zu persönlichen Dramen kommen, wenn ehemalige Freunde sich plötzlich in Gegnerschaft zueinander wiederfanden. 69 Anhänger der verschiedenen K-Gruppen tauchten auf DKP-Betriebsver anstaltungen auf, um den »Sozialimperialismus« zu endarven, auf die »schänd liche Fälschung des Marxismus-Leninismus« hinzuweisen und vor der »Gefahr des modernen Revisionismus« zu warnen.7 0 Sie formulierten eine Art Dolch stoßlegende gegen die DKP, die in sozialfaschistischer Manier zusammen mit SPD und DGB gegen die Arbeiter agiere.7 1 Im Bezugssystem der chinesischen »Theorie der drei Welten« und der da mit verbundenen Bewertung der Sowjetunion als der »aggressiveren Super macht« avancierte die DKP - zumindest für KPD/l\AL und KPD - ab 1 975 zum Hauptfeind, den diese mit der Sowjetunion gleichsetztenJ2 DKP-Veran staltungen wurden von Mitgliedern und Sympathisanten der K-Gruppen regel recht überfallen. Im April 1 97 5 stürmten 35 Anhänger der KPD/l\AL einen DKP-Filmabend, rissen die Versammlungsleitung an sich und stahlen auch
66 67 68 69 70 71 72
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STALI N S E N KEL, MAOS SOHNE
Vgl. Baring 1 983, S. 27 6ff. Vgl. RW 4/ 1 970, S. 7. Bölsche 200 1 , S. 77. Vgl. Olles 1 998, S. 16. RF 03/1976, S. 6. Vgl. Rote Westfalen Walze o. J., S. 2. Vgl. RM 1 5 / 1 975, S. 10.
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Teile der Ausrüstung.73 Resümierend stellten die Autoren des Roten Aiorgen fest, es sei besonders wichtig, »die Propaganda der D>KKK>Ungeordneter, chaotischer Haufen« fernab jeglicher Realpolitik.79 Für sie mussten auch die Parteimitglied schaften ehemaliger APO-Aktivisten befremdlich wirken. Koenen merkt an, dass die DKP sich in den 1 970er Jahren von der sozialen und kulturellen Prä.
73 74 75 76 77 78 79
Vgl. ebd. Ebd. Vgl. RF 1 9 / 1 978, S. 9. DKP 1 9 7 1 , S. 354f. Koenen 2001 , S. 264. Ebd., S. 265f. Gespräch J. S. 2003.
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gung nach bald kaum von den K-Gruppen unterschied, d a die Hauptanzie hungskraft beider Pole weniger in ihrer Ideologie und Politik, sondern viel mehr in ihrem Charakter einer Großfamilie, eines Gegenmilieus, lag.80 Olles führt aus, dass die DKP die K-Gruppen mit übleren Tricks bekämpft habe, als dies je Praxis des Verfassungsschutzes gewesen sei. Denunziationen in den Gewerkschaften, aufgrund derer Maoisten ausgeschlossen wurden, waren an der Tagesordnung, es kam sogar zu Anzeigen beim gemeinsamen Arbeitgeber. In den Betrieben zogen die K-Gruppen-l\fitglieder den Kürzeren, weil der Einfluss der DKP in Gewerkschaften und Medien ungleich größer war und die Organisation über nahezu unbegrenzte Geldmittel verfügte.8 1 Die DKP organisierte im Sinne ihres Abgrenzungsbeschlusses öffentliche Veranstaltungen mit Titeln wie »Linke Phrasen - rechte Politik«, auf denen auch den K-Gruppen Redezeit gewährt wurde,82 was der KBW, der einzige Zirkel, der überhaupt auf diese Weise mit der DKP Kontakt hatte, in üblicher voluntaristischer Weise als Schwäche der Partei auslegteß3 Nach Aussage eines KBW-l\fitglieds, welches Bericht über eine DKP-Ver anstaltung an das ZK des KBW erstattete, schicke die Partei ihre Ideologen in alle Orte, in denen es den Maoisten gelungen sei, ihren Einfluss zurückzudrän gen. Zwar habe der KBW weniger l\fitglieder, sei durch sein Programm aber der wahre Vertreter der Arbeiterinteressen; die DKP selbst sei im Niedergang begriffen.84 Es ist dies eine Aussage, die auf den Realitätsverlust einzelner l\fitglieder hindeutet, der mit Voluntarismus fast nichts mehr zu tun hatte. Die DKP, die im betreffenden Jahr 1 978 ihre l\fitgliederzahl von 40 000 auf 42 000 erhöhen konnte,85 war alles andere als im Niedergang begriffen. Dies fiel dem V erfasset in der Auswertung seines Berichtes dann doch auf: »Wir haben also wohl keinen Einbruch erzielen können in die Reihen der DKPisten, sie werden sich sicher gestärkt gefühlt haben, wie aber andererseits es ihnen nicht gelungen ist, außerhalb der eigenen Reihen noch Leute zu gewinnen und gegen uns aufzubringen. In einer Liste (>Interesse für marxistische Schulung<), die die D KP am Ausgang ausgelegt hatte, trugen sich ein Mann u. seine Freundin aus Landau ein, sonst keiner.<<86
80 81 82 83 84 85 86
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STAL I N S E N KE L , M A O S SOHNE
Vgl. Koencn 2001 , S. 68. Vgl. Olles 1 998, S. 16. Vgl. KBW Ortsgruppe Speyer 1 976, S. 1. Vgl. KBW Ortsgruppe Kiel 1 976, S. 1. Vgl. KBW Ortsgruppe Speyer 1 97(,, ebd. Vgl. Verfassungsschutzbericht N RW 1 978, S. 1 0 . KB W Ortsgruppe Speyer 1 976, S. 2 .
1 89
8 . 3 Trotzkisten
Die Trotzkisten in der Bundesrepublik waren in bis zu neun verschiedene Gruppen gespalten, die keinen nennenswerten politischen Einfluss besaßen. 87 Die zwei wichtigsten Organisationen waren die »Gruppe Internationaler Mar xisten« (Gll\1), gegründet Pfingsten 1 969 mit bis zu 600 l\fitgliedern, offiziell Angehörige der 1 938 von Trotzki gegründeten IV. Internationale, »Zentralor gan« Was tun,88 und der »Bund Sozialistischer Arbeiter«, um 1 972 gegründet mit maximal 300 l\fitgliedern, »Zentralorgan« Neue Arbeiter Presse.S9 Die Partei trat noch 1 994 zur Landtagswahl in NRW an, bezeichnete ihre Wahlbeteili gung allerdings selber als »symbolisch«, da sie sich keinerlei Chancen ausrech nete.90 Beide Parteien vertraten eine antistalinistische Politik, die Theorie der »permanenten Revolution«91 mit dem Ziel der Errichtung des Kommunismus weltweit und forderten die Einrichtung von »Fabrikräten«, die eine Arbeiter kontrolle über die Produktionsmittel ausüben, dann als »Doppelherrschaftsor gane« neben den staatlichen Repräsentanten zunehmend politische Aufgaben wahrnehmen, bis schließlich der bürgerliche Staat in der sozialistischen Revo lution zerschlagen werde.92 Diese Theorie ähnelt dem vielzitierten Dutschke Wort vom »Marsch durch die Institutionen«, weshalb wenig verwunderlich ist, dass Dutschke zeitweilig selbst zum Herausgeberkreis von Was tun gehörte, eine Tätigkeit, der auch Christian Semler, vor seiner KPD-Zeit exponiertes l\fitglied des SDS, nachgegangen war.93 In diesem Zusammenhang hat Gerd Koenen sicherlich recht, wenn er den Trotzkismus als Vorläufer der gesamten »Neuen Linken« bezeichnet,94 eine Feststellung, die auch die KPD/ML sich zu Eigen machte, für die »das kleinbürgerliche, opportunistische Wesen der Trotzkisten in der Studen tenbewegung« deutlich hervorgetreten war.95 Bereits in ihrer »Vorläufigen Plattform der Aufbauorganisation für die Kommunistische Partei Deutschlands« kritisierte die damalige KPD/AO die trotzkistischen Ansätze der »Arbeiterkontrolle« und der »Rätedemokratie«, wie sie in der »antiautoritären« Bewegung propagiert wurden. In den Auseinander87 88 89 90 91 92 93 94 95
Vgl. Verfassungsschutzbericht NRW 1 979, S. 22. Zur GIM: G ellrieb 1 999. Vgl. Schiamann 1980, S. 1 4. Vgl. Verfassungsschutz 1 994, S. 1 28. Vgl. Trotzki 1969. Vgl. Schlomann 1 9 80, S. 1 2. Vgl. Koenen 200 1 , S. 277. Vgl. ebd., S. 280. MLPD 1 985, S. 45.
1 90
setzungen »um das Konzept der >Arbeiterkontrolle< [seien] im Prinzip richtige Gedanken entwickelt« worden, die »politische Verallgemeinerung von >Arbei terkontrolle< als politischem [sie.] und organisatorischem [sie.] Element« habe aber keine »organisierte Korrektur« erfahren. Gleiches gelte für die »Wieder entdeckung der Rätetheorie«. Der grundlegende Fehler liege in der Prämisse, »die Räte sowohl unabhängig von revolutionären Klassenauseinandersetzun gen als auch losgelöst von der Partei als selbstständige Organisationsformen, auf diverse gesellschaftliche Bereiche beliebig übertragbar, zu verstehen«.96 In ihrer Auffassung vom revolutionären Subjekt, welches die GIM in einer »Neuen Avantgarde« sah, knüpfte sie an die Auffassungen der »antiautoritären Revolte« an, unterschied sich aber erheblich von den K-Gruppen.97 Die KPD/ML bezeichnete die GIM dementsprechend als »politische Agentur der Bourgeoisie«98, mit der keinerlei Aktionseinheit eingegangen werden dürfe.99 Auch der KBW als Aktionseinheiten gegenüber aufgeschlossenste K Gruppe erteilte einer Zusammenarbeit mit Trotzkisten als den »Helfershelfern der Bourgeoisie«1 00 eine klare Absage. Einschränkend aber betonte man, es sei »blankes Sektierertum, daß sich unter keinen Umständen Revisionisten und Trotzkisten an einer Aktionseinheit beteiligen dürften«. 101 Die Trotzkisten ihrerseits kritisierten im besonderen die »Linie der V aterlandsverteidigung« von KPD und KPD /ML, 102 den Alleinvertretungs anspruch der KPD, der im krassen Gegensatz zur in der GIM erlaubten Fraktionsbildung stand,103 und die Kampagne gegen den Paragraphen 2 1 8 des KBW, dessen Position die GIM als »stockreaktionäre und frauenfeindliche Einstellung« bewertete. I04 Trotzdem rief die GIM bei den bayerischen Landtagswahlen 1 974 zur Wahl von KPD oder KBW auf, um »das gestiegene Gewicht der revolutionä ren Linken zum Ausdruck zu bringen«. 105 Im Zusammenhang mit dem Tode Günter Routhiers schlug sich die Gali onsfigur der IV. Internationale, zu der sich auch die GIM zählte, Ernest l\Ian-
96 97 98 99 1 00 101
102 1 03 1 04 1 05
8. BEZIEHUNGEN ZU ANDEREN GRUPPEN
STALI N S E N KE L , M A O S S ö H N E
KPD/ AO 1 9 7 1 , S. 8. Vgl. Langguth 1 983, S. 1 36. KPD /ML o. J . ( 1 974), S. 1 . Vgl. ebd. KBW 1 97 6, S. 28. Ebd. Die Diktion vieler Texte ist für den Außenstehenden undurchsichtig. l\1.it Zusammenarbeit ist in diesem Fall eine aktive, gestalterische Kooperation gemeint, mit Beteiligung eine passive Unterordnung. Vgl. GeHrich 1 999, S. 50. Vgl. Wolf/Beiersdorfer 1 975, S. 39. Was tun 72/1 975 zit. nach GeHrich 1 999, S. 5 1 . Zmn § 2 1 8 liegt ein eigenes Kapitel vor. Was tun 6 1 / 1 974 zit. nach ebd., S. 52f.
191
del, eindeutig auf die Seite der KPD / l'v1L . 106 So viel Entgegenkommen konn ten die Trotzkisten ihrerseits von den K-Gruppen nicht erwarten. Diese gin gen zum Teil gewalttätig gegen Veranstaltungen trotzkistischer Organisationen vor, 107 wobei beispielsweise am 06. November 1 97 5 in Berlin auch Eisenstan gen und Pflastersteine eingesetzt wurden. 108 Zu den bemerkenswertesten Geschehnissen der Auseinandersetzung zwi schen Trotzkisten und K-Gruppen gehört die Vereinigung des größten Teils der KPD (ehemals KPD/l'v1L) mit dem vormaligen Todfeind GIM im Okto ber 1 986 zur »Vereinigten Sozialistischen Partei« (VSP) . 109 Die KPD/l\1L hatte mit der Politik der »Volksfront« bereits seit 1 980 eine Entradikalisierung hin zur Bündnispolitik begonnen. 1 10 Seit 1 981 entwickelte sich eine Zusammenar beit von KPD und GIM, die später auch Mitglieder des »Bundes Westdeut scher Kommunisten«, einer Abspaltung des KBW, mit einschloss. 1 1 1 Mit der Gründung der Partei, die nach Angaben des Verfassungsschutzes etwa 600 Mitglieder hatte, löste sich die GIM auf. Die KPD existiert bis heute, eine kleine Gruppe hat sich unter dem alten Namen KPD/l'v1L abgespalten. Die VSP bezeichnete sich selbst als »kleine sozialistische Partei mit der Aufgabe, die Arbeitervorhut für die sozialistische Umwälzung der Gesellschaft zu gewinnen. 1 12« Die Organisation mit dem »Zentralorgan« Soifalistische Zeitung ist unter dem Namen »Vereinigung für Sozialistische Politik« inzwischen in der »Kommunistischen Plattform« (KPF) der PDS aufgegangen. 1 1 3
1 06 107 1 08 1 09 1 10 111 1 12 1 13
Vgl. Evangelische Studentengemeinde 1 976. Vgl. GeHrich 1 999, S. 1 05. Vgl. Was tun 89/ 1 975 zit. nach ebd., S. 52. Vgl. Verfassungsschutzbericht NRW 1 986, S. 37. Vgl. Langguth 1983, S. 77. Vgl. GeHrich 1 999, S. 1 05. Verfassungsschutzbericht NRW 1 986, S. 37. Vgl. Verfassungsschutzbericht NRW 1 997, S. 1 23.
9.
Öffentliche Aktivitäten
9 . 1 Sozialp olitik
9. 1 . 1 Gesundheit
Der Gesundheitspolitik wurde in den »Zentralorganen« der drei großen K Gruppen ein hoher Stellenwert beigemessen. Ideologisch orientierte man sich im Wesentlichen am chinesischen Bezugsmodell und postulierte eine Medizin, die »den breiten Volksmassen dienen«1 müsse. Im gesundheitlichen Bereich wurde China als eine Insel der Seligen beschrieben. Die Ärzte seien freundlich und nähmen im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen ihre Patienten ernst: »Kein >Na Muttchen, jetzt wollen wir mal<-Ton, kein >Jetzt beißen wir mal die Zähne zusammen<-Gerede.«2 Die Medizin in China sei einfach und sparsam, weshalb sie von Volk und »medizinischen Arbeitern« gleichermaßen geschätzt werde. Die »überragenden Leistungen« chinesischer Medizin wiederum seien der Politik der KPChi zuzuschreiben, die im Gegensatz zu westlichen Ge sundheitsmodellen die traditionelle Medizin nicht vernachlässige. Die Heil praktiker in Deutschland dagegen würden nur belächelt. Erst die »sozialistische Revolution«, so die KVZ 1 973, werde auch in Deutschland »die Medizin von ihren Fesseln befreien und eine neue Medizin schaffen, die alles Wissen in den Dienst der Gesundheit des Volkes stellt«. 3 Für das deutsche Gesundheitssystem hingegen hatten die Akteure außer harscher Kritik nichts übrig. Man reduzierte die Gesundheitspolitik auf das kapitalistische System, welches immer wieder Krankheiten hervorbringe, die sich ausschließlich in der »Arbeiterklasse« verbreiteten. Die »Bourgeoisie« hingegen erkaufe sich ihre Gesundheit. Der Rote Morgen titelte im Juni 1 975: »Die Rachitis - Eine typische Krank heit der Kinder des Proletariats«.4 Die Verfasser verwiesen auf die Ausbreitung
I 2 3 4
KVZ 07/1 973, S. 1 4. Ebd. Ebd. RM 25/ 1 975, S. 6.
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der Krankheit »in den Arbeitervierteln der Großstädte der Bundesrepublik«; die Zahl der Erkrankten sei dort am höchsten, »wo der am meisten ausgebeu tetste Teil der Arbeiter unter den elendsten und menschenunwürdigsten Ver hältnissen leb[e]«, nämlich in den »Straßen und Stadtteilen, in denen die aus ländischen Arbeiter in der Bundesrepublik wohnen«. Die wachsende Zahl rachitischer Kinder sei ein »untrügliches Zeichen dafür, daß entgegen aller [sie.] Schönfarbereien, die grausame Ausbeutung der Arbeiterklasse nicht auf gehört [habe] und ihre Verelendung fortschreite [t]«.5 Die Autoren bezogen sich in ihrer Analyse auf die 1 845 verfasste Engels-Schrift »Die Lage der ar beitenden Klasse in England
Ebd. V gl. Engels 1 920. KPD/AO 1 9 7 1 , S. 1 63. Vgl. Siegrist 1 988, S. 247ff. KVZ 0 3 / 1 973, S. 8.
9 . Ö F F E N T L I C H E A KT I V I T Ä T E N
1 95
schließlich die Profite des Unternehmers im Auge habe und aus Profitgründen Massenimpfungen unterlasse, sei Zeichen eines Zynismus von Regierung und Gesundheitsbehörden. Dies lasse sich nicht nur im Bereich der Seuchenbe kämpfung feststellen. Vielmehr seien auch Krankheiten wie Krebs oder Herz Kreislaufbeschwerden Folgen der »steigenden Arbeitshetze«. Allein die »Dik tatur des Proletariats« könne dem Volk Gesundheit garantieren und die »Aus beutung für den Maximalprofit der Bourgeoisie« beenden. 1 0 Über den wahren Infektionsherd allerdings konnten sich KPD /l'viL und KPD nicht einig wer den. In der Roten Fahne prangerte die KPD nämlich die Kaufhauskette Horten als Hauptschuldigen an. 1 1 I n geradezu grotesker Überzeichnung erkannte die KPD / l'viL im kapitalis tischen Staat den Verantwortlichen für 90 Prozent aller Körperbehinderungen. Neben der »Arbeitshetze«, die Unfalle nach sich ziehe, protegiere der Staat Pharmafirmen, die Medikamente wie das erbgutschädigende Schlafmittel »Contergan« ungestraft auf den Markt bringen könnten. Fälle von Kinderläh mung hingen primär mit dem mangelhaften Impfsystem zusammen. Das von ihnen behauptete Nichtvorhandensein von Behindertenheimen im Sozialismus erklären die Verfasser lapidar mit dem Nichtvorhandensein von Behinderun gen in sozialistischen Gesellschaften. 12 Die Bereitschaft, Methoden, die bezogen auf das Dritte Reich massiven Abscheu bei den K-Gruppen hervorbrachten, in Bezug auf die Volksrepublik China zu akzeptieren, wird in dieser Aussage abermals deutlich. Noch heute werden in China an behinderten Menschen Zwangssterilisierungen durchge führt. 13 Die KPD beteiligte sich 1 97 5 an einer Initiative zur Schaffung einer Kin derpoliklinik im seit 1 970 leerstehenden und seit 1 97 1 von verschiedenen linken Gruppen besetzten Kreuzherger Bethanien-Krankenhaus, welches der Berliner Senat zu einem Künstler- und Kulturzentrum ausbauen wollte. Die Organisation schuf aus diesem Grunde eine »Volksambulanz«, die sie als »Ein richtung eines Kampfkomitees für den Kampf um staatliche Polikliniken« verstand. l4 Die »Volksambulanz« war primär l\.1ittel der Agitation für die Par tei, die sofort den »Kampf zweier Linien« auch in der Gesundheitsp olitik aus rief. Verschiedene Mitbegründer des Kampfkomitees, die nicht der KPD an gehörten, waren dafür eingetreten, einen Verein zu gründen, der sich friedlich und allmählich unter den Kreuzbergern verankern könne. Dabei müsse man 10 11 12 13 14
RM 46/ 1 974, S. 8. RF 45/ 1 974, S. 3. RM 33/ 1 977, S. 8.
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
China-Forum 07/200 1 . RP 1 6 / 1 975, S. 6 .
1 96
»auf das niedrige Niveau der Massen herunter, um sie dann Stufe für Stufe herauszuholen«. ' S Die Partei ideologisierte eine Initiative, die ursprünglich zur Verbesserung der Versorgung Kreuzherger Bürger gegründet worden war. Die Frage nach »guter Medizin« sei eine »Klassenfrage«. Nach wie vor gelte, »daß die Volksambulanz nur vorübergehenden Charakter« habe, »bis zu dem Zeit punkt«, an dem es gelänge, »dem Senat eine staatliche Ambulanz abzuzwin gen«. Die KPD trete »allen Vorstellungen entgegen, die es im Kapitalismus für möglich erachten, daß Teile der medizinischen Versorgung dem Staatsapparat entzogen und in die eigenen Hände genommen werden« könnten. Dies sei erst möglich »nach dem Sturz der Bourgeoisie unter der Diktatur des Proletariats«. Eine »Volksambulanz« erfülle »ihre Aufgabe nur dann, wenn sie als Speerspitze für den Kampf um die Kinderpoliklinik, als politisches Druckmittel und politi sche Kampfansage gegen den bürgerlichen Staatsapparat und die reaktionären Arzteverbände« 16 begriffen würde. Die Aktivisten polarisierten mit ihrem Engagement in Kreuzberg zwischen staatlichen Polikliniken und Kliniken, die in ihren Augen nur Privatpatienten behandelten. So stellte man das von der »Benjamin-Franklin-Stiftung« ftnan zierte Klinikum in Berlin-Steglitz als »pompöses Revier für die Profitinteressen des Kapitals und die Gilde der Chefarzte« dar,17 das als »Propagandaagentur des US-Imperialismus«18 fungiere. Im !<.PD-Liederbuch Vom;ärts und nicht ve'l',essen! Lieder der Revolution ftndet sich das »Bethanien-Lied«, in dem exkla miert wird: »Kinderpoliklinik! Kein Künsderzentrum!« 1 9 Das Engagement der K-Gruppen im gesundheitlichen Bereich ist kaum verwunderlich, barg es doch mannigfaltige Möglichkeiten, den eigenen volkstümelnden Ansatz zu verwirklichen, und in einem Bereich, der in der Bevölkerung omnipräsent ist, den eigenen Bekanntschaftsgrad zu erhöhen. Trotzdem entwickelte lediglich die KPD Ansätze eines gesundheitspolitischen Programms, welches den »Kampf gegen den Klassencharakter des Gesund heitswesens«, die »Errichtung von Medizinerkollektiven zur kostenlosen Be handlung« und die »Ürganisierung der linken Arzte und Krankenschwestern in den Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und Fürsorgestellen« propagierte.20 Die Partei setzte auf die »Ausbildung von Arzten, die sich von Anfang an auf die Krankheiten spezialisieren, die in der Arbeiterklasse besonders häufig sind und für die es besonders wenig Arzte« gebe »wie Kinderkrankheiten und Be-
15 16 17 18 19 20
RF 26/ 1975, S. 4.
Ebd. RF 1 5/ 1 9 7 1 , S. 7. Ebd. KPD 1 974a, S. 68ff. KPD/ AO 1 9 7 1 , S. 20f.
9 . ÖFFENTLICHE AKTlVITATEN
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rufskrankheiten«. Gemeinsam mit der »Arbeiterklasse« sollten die »sozialisti schen Arzte dafür kämpfen, daß verstärkt Polikliniken gebaut [würden] , daß die Untersuchungen zur vorbeugenden Medizin, zur Früherkennung von Krankheiten ausgedehnt [würden] , daß kostenlose und regelmäßige Krebsun tersuchungen usw.«21 stattfanden. Gemessen an solchen ansatzweise realpoliti schen Forderungen traten KBW und KPD/l'viL lediglich verbalradikal auf.22
9. 1 .2 Drogenpolitik Die Drogen kamen wie der »Deus ex Machina« in der Mitte der sechziger Jahre über die Außerparlamentarische Opposition23 und unterstützten den »verri.ickte [n] Versuch, den Ungehorsam zu einer neuen Kultur zu erheben, auf andere Weise zu essen, zu rauchen und sich anders zu kleiden«.24 In Teilen der APO stellte man die Drogenfrage in den Fokus des politischen Selbstver ständnisses. Eine Vorläufergruppe der »Bewegung 2. Juni« bezeichnete sich selbst als »Haschrebellen« und agierte nach der Maxime »High sein, frei sein, Terror muß dabei sein«2s. Drogenkonsum war auch als Teil der Popkultur allgemein akzeptiert. In Musicals wie Hair oder Stücken amerikanischer Rockgruppen wie der »Acid Rock-Band« »Jefferson Airplane« wurde die Droge popularisiert;26 Bands wie »Pink Floyd« kreierten einen eigenen »psychedelischen« Stil,D der eine Verbin dung zwischen Drogenrausch und Musik herstellen sollte. Der amerikanische »Drogenpapst« Tirnothy Leary avancierte zur Kultfigur. Der LSD-Forscher und Harvard-Professor für transexistentielle Psychologie war seit 1 970 immer wieder wegen Drogendelikten verhaftet worden und galt dem US-Präsidenten George Bush noch Anfang der 1 990er Jahre als gefahrliebster Mann der Welt.28 Marihuana-Konsum erfreute sich allgemeiner Akzeptanz. In seinen Erinnerungen an die Zeit der »Bewegungen« bezeichnet Dieter Jaenicke Ha schisch und Marihuana als »neue Alltagsdrogen«29•
21 Ebd., S. 3 1 5. 22 V gl. Gespräch Oluf Hübner 2003. 23 V gl. Claessens/ de Ahna 1 982, S. 97. 24 Berman 1 998, S. 5. 25 Vgl. Baumann 1 988, S. 59ff. 26 V gl. J aenicke 1 980, S. 62. 27 Vgl. Graf 1 986, S. %7. 28 Vgl. Leary 1 997. 29 J aenicke 1 9 80, S. 6 1 .
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I n Abgrenzung hierzu präsentierten sich die K-Gruppen-Anhänger als »saubere Mädel und starke Genossen«30• In ihren Augen hatte die APO sich durch den Drogenkonsum in den »Schoß der Bourgeoisie«3 1 begeben. Die Kommune I, Flaggschiff der »antiautoritären« Revolte, stellte sich der KPD/ML nur noch als »Hasch-Kommune« dar.32 Rauschgift und Drogen seien seit je her ein Mittel der »herrschenden Klasse« gewesen, Geschäfte zu machen und die »ausgebeuteten und unterdrückten Klassen zu betäuben«. Zur Zeit der Studentenbewegung hätten die »Imperialisten« bewusst Strömungen unter den Revoltierenden, die Drogen zuneigten, gefördert. Da »im Kapitalismus die Arbeiterjugendlichen verelendeten«, seien »Dro gen für sie ein Mittel zur Flucht aus der unerträglichen Realität«. Sie würden aber von Politikern schlichtweg als »Zu kurz gekommen« bezeichnet und kri minalisiert. Der KBW betrachtete die damalige Gesundheitsministerin Katha rina Focke als Hauptverantwortliche. Man werde sich »ihr Verhalten für die Revolution merken«33. Bezugssystem der K-Gruppen-Drogenpolitik war die Volksrepublik China, in der Drogenabhängigkeit kein Problem darstelle. Hier würden »Beruhi gungsmittel selten verordnet«, da die chinesische Gesellschaft »wenig Span nungen oder Nervosität« erzeuge. »Die Chinesen« bräuchten »beim Aufbau des Sozialismus einen klaren Kopf und kein Valium«. Es bestehe »kein Grund, mittels Drogen dem Leben zu entfliehen«.34 Hierzulande dagegen solle die J ugend mit Haschisch, Opium und anderen Drogen vom »revolutionären Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung abgehalten werden«.35 Für Marx waren Religion und Branntwein das Opium des Volkes, die K Gruppen deuteten den Ausspruch auf die Situation der 1 970er Jahre um.36 Sie konnten sich hiermit einer gewissen Öffentlichkeit sicher sein, da die Zahl der Drogentoten in dieser Dekade zunehmend zu einem Problem wurde. Die Propaganda gegen »wachsenden Alkoholismus, sexuelle Exzesse und Rausch giftsucht«37 mag bei älteren Menschen, die immer öfter in den Fokus der K Gruppen-Agitation geraten waren, durchaus auf Gehör gestoßen sein, ebenso die Forderung der maoistischen Saubermänner nach der Todesstrafe für Dro gendealer, die die Akteure geschickt als »Volkeswille« verkauften.38 Ging es um 30 31 32 33 34 35 36 37 38
Rohrwasser 1975. KVZ 44/ 1 976, S. 8. RM 1 2 / 1 975, S. 8. KVZ 44/ 1 976, S. 8. RM 03/ 1 973, S. 2. RM 22/ 1 972, S. 12. Vgl. ebd. RM 28/ 1973, S. 6. Vgl. RM 48/ 1979, S. 6.
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den »Volkeswillen« trat die monokausale Verdichtung des Problems auf die Verhältnisse im Kapitalismus zurück. Trotzdem war sie, wie auch in der Ge sundheitspolitik der K-Gruppen, Kernelement ihrer Drogenpolitik >>Sicher, offiziell bekämpft der kapitalistische Staat den sogenannten >Drogenmissbrauch<. Davon ist auch jetzt wieder die Rede, wenn zugegeben werden muß, daß die Zahl von 28 Jugendlichen, die im letzten Jahr in der gesamten Bundesrepublik an Rauschgift starben, in diesem Jahr schon im ersten Halbjahr nnd nur in einem Teil der Bundesrepublik erreicht wurde. Aber wie die Wirklichkeit diese angeblichen >Kämpfe< aussieht, ist bekannt. Man hängt die Kleinen und läßt die Großen laufen.<<39
In extrem vereinfachender \'Veise wurde neben der Regierung der BRD der »US-Kulturimperialismus« als Hauptschuldiger gebrandmarkt. Der »american way of life« mit seinem »Hasch- und Drogenkult« manifestiere sich in den »US-Besatzerkräften« in Deutschland und sei Mittel der »Spaltung des deut schen Volkes
RM 30/1 976, S. 1 2. Vgl. R.t'vf Wahlcxtrablatt 1 974, S. 4. Vgl. RM 48/ 1 979, S. 6. Vgl. RF 36/ 1 979, S. 1 2. Kj 02/ 1 978, S. 20. Vgl. ebd, S. 20 - 2 1 . ; vgl. auch KJ 0 1 / 1 979a, S. 3 - 7, KJ 03/1 979, S. 3 - 8.
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Wie die KP D fand auch der KBW um 1 97 9 z u einer entideologisierteren Einschätzung des Phänomens und trat unter anderem dafür ein, Rauschgift süchtige als Kranke zu behandeln.45 Eine so geartete Nachsicht hatte die Organisation ihren Mitgliedern gegenüber nicht gezeigt. So wurde in einem internen Papier von 1 97 5 der Alkoholismus eines Genossen diskutiert. Voller Hohn sprachen die Verfasser ihm den Status eines Kranken ab und kritisieren seine Faulheit und Antriebslosigkeit.46 \Vährend der KBW dem Alkohol als Suchtmittel verheerenden Einfluss auf die Volksmassen zusprach,47 beschränkte die KPD/l'vfL ihre Drogenpolitik auf die »harten« Drogen. Übertriebener Alkoholkonsum war für die Organisation immanenter Bestandteil der Arbeiterlebenswelt In Widerspruch zur organi sierten Arbeiterbewegung der Weimarer Republik, für die der Kampf gegen den Alkoholismus eine der wichtigsten Aufgaben war,48 kapitulierte die Partei vor dem Problem. Da durch den Kapitalismus die Milieus der Arbeiter weitge hend zerstört seien, bliebe vielen von ihnen nur der Alkoholkonsum als Frei zeitbeschäftigung.49
9. 1 .3 Rentenp olitik
Schon zu Beginn der 1 970er Jahre hatten die K-Gruppen die Rentner als Ob jekt ihrer Agitation gefunden. 1 97 1 veröffentlichte der Rote Morgen den Artikel »Alte Menschen im Kapitalismus«, der von 8 :Millionen Menschen über 65 J ahren sprach, die in der Bundesrepublik verelendeten. Die Zustände in den Altersheimen seien katastrophal und tatsächlich würde hier der Lebensabend verkürzt statt verlängert. Von der völligen Vernachlässigung der Rentner bis zum Mord an 1 7 Greisinnen in einem privaten Altersheim in l'vfittelheim im Rheingau sei im Kapitalismus alles möglich. Da »in einem kapitalistischen Land nur auf die Verwertbarkeit der Menschen geachtet« würde, seien die Menschen »nach 30 bis 50 Jahren Ausbeutung überflüssig«. Als positives Ge genbeispiel führten die Autoren abermals die Volksrepublik China ins Feld. Hier würden die Alten nicht einfach abgeschoben, »sondern bemühten sich, soweit es ihnen möglich ist, noch ihren Beitrag zum sozialistischen Aufbau zu leisten«.50 Die Autoren setzten pauschal den agrarisch geprägten Staat China 45 46 47 48 49 50
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
RM
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S T A LI N :< E N K E L , M A O S S ö H N E
KVZ 46/ 1 979. KBW Ortsleitung Frankfurt 1975, S. I . KVZ 46/ 1 976a, S . 19. Schulze 1 998, S. 68. RM 03/ 1 973, S. 8. 1 1 / 1 9 7 1 , S. 8.
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mit einem westlichen Industriestaat gleich. Die Partei bezeichnete Altersheime als »Gefängnisse für alte Menschen«, als »Abschiebestationen des Kapitals, wo die alten Menschen, nachdem sie ein Leben lang ausgebeutet worden sind, isoliert und entmündigt, nur noch auf den Tod zu warten haben«.51 Am Bei spiel der Altersheime zeige »sich für jeden klar, was ältere Leute in einem Staat wie dem unseren zu erwarten« hätten, »nachdem sie ein Leben lang für diesen haben da sein müssen«. \V'ie anders sei »es da im Sozialismus, im sozialisti schen China und Albanien, wo die älteren Menschen voll im gesellschaftlichen Leben integriert« blieben und »weiterhin ihre Fähigkeiten entsprechend ihrer Arbeit und Funktion für die Gesellschaft« einsetzten. Im »kapitalistischen System hingegen« werde »geradezu ein Keil zwischen jung und alt getrieben«, werde »versucht, der Jugend das Prinzip des Kapitalismus einzuimpfen, daß der Mensch wie eine Ware zu behandeln ist«. Solange »er über maximale Ar beitskraft« verfüge, sei er wertvoll, im Alter aber sei er »nur noch Ballast, dem man noch das Letzte zu stehlen«52 versuche, bevor man ihn wegwerfe. Zur Illustration ihrer Vorwürfe veröffentlichte die KPD/ML im Roten Mor gen regelmäßig rührselige Reportagen aus verschiedenen Altersheimen, in de nen sie die Rentner selber zu Wort kommen ließ: >>Wenn ich Opa S. besuche, dann freut er sich immer sehr. Nach den nötigen Untersuchun gen setzen wir uns dann noch etwas hin. Dann tangt er meistens an zu weinen. Als er sich beim letzten Besuch wieder gefangen hatte, brach es aus ihm heraus: >As son dodn Hund ward wi hier behannelt<. [...] Auch mit Frau B. sprach ich darüber. Sie ist 70 Jahre alt. Sie hat früher mit der KPD ge kämpft. Ihr Mann hat zweimal im KZ gesessen und ist an den Folgen dann gestorben. Für sie hatte das >Wiedergutmachungsdeutschland< nach 1 945 gerade eine armselige Untermie terwohnung und dann einen Platz im Lager über. Da wohnt sie heute noch. >Ich sehe nur immer die China-Filme im Fernsehen an<, sagte sie. >Da ist das gut. In der DDR geht es den Rentnern nicht besser, eher schlechter, aber in China, da ist das ganze Leben eben besser. Aber den Kampf damm, den müßt ihr Jungen führen. Ohne Kampf lernt man das nicht. <<<53
Im Gegensatz zur KPD /l'vfL propagierte die KPD nicht die Rentnerparadiese China und Albanien. Auch sie aber trat massiv gegen die Rentenpolitik der Regierung ein. Allerdings geschah dies auf dem Weg der politischen Analyse und nicht durch die totale Emotionalisierung des Themas. Es sei klar, so die Rote Fahne, »dass die Altersversorgung nach ihrem eigentlichen Ziel eine Ein richtung der Klassensolidarität der Arbeiterklasse und der anderen werktätigen Schichten« sein müsse. Dies könne aber nur die sozialistische Revolution ver wirklichen. Die Autoren stellten konkrete Forderungen, die allerdings utopisch 51 RM 36/ 1 975, S. 4. 52 Ebd. 53 RM 0 1 / 1 976, S. 8.
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anmuteten. Generell sollte die Altersgrenze herabgesenkt werden und der zuletzt erreichte Lohn fortgezahlt werden. 54 Der KBW rief 1 975 dazu auf, die Rentner als »Kampfgefahrten« zu gewin nen. In den Gewerkschaften sollte die Forderung nach Erhöhung der Renten auf mindestens 75 Prozent eines Facharbeiterlohnes und ihre regelmäßige und gleichzeitige Erhöhung mit den Löhnen erhoben werden. Die Durchsetzung dieser Ansprüche ziehe Sympathien unter der Rentnerschaft nach sich und könne der Realisierung einer breiten Bewegung aller V alksschichten zuträglich sein. 55 Verbalradikal sprach die Organisation 1 977 von einem »Rentengesetz im Sinne der Endlösung« und ergänzte ihre Forderungen um eine einheitliche Versicherung aller Lohnabhängigen, die Herabsetzung des Rentenalters auf 50 Jahre bei Frauen und 55 Jahre bei Männern, Bestreitung aller Versicherungs kosten ausschließlich durch die »Kapitalisten« und die »Vollständige Selbstver waltung der Versicherten in allen Versicherungsinstitutionen«. 56 Die Idealisie rung Chinas, die noch 1975 in der Rentendebatte des KBW eine Rolle gespielt hatte,57 wurde nicht wieder aufgegriffen. Stattdessen versuchte man mit völlig überzogenen Forderungen, die Rentner für sich zu gewinnen. Das Engagement des KBW für Rentner ist wenig glaubwürdig. Aus inter nen Papieren geht hervor, dass wohlmeinende Zuschriften von Rentnern, selbst wenn sie sich als »Genossen« zu erkennen gaben, schlichtweg ignoriert wurden.58 Durch ihre Rentenpolitik griffen die J'vlL-Parteien vielmehr in eine Diskussion ein, die in der Ö ffentlichkeit kontrovers geführt wurde, um der eigenen Organisation durch Volkstümelei Vorschub zu leisten. Der Mythos vom »armen Rentner«, den die K-Gruppen propagierten, wies eine hohe Kon gruenz zu den Mythen der offiziellen Politik auf. Die Lösungsvorschläge der K-Gruppen-Parteigänger aber wiesen ins Utopische.
54 55 56 57 58
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Vgl. RF 58/ 1 972. Vgl. KVZ 08/ 1 975, S. 1 6 . KVZ 29/ 1 977, S . 4 . Vgl. KVZ 08/ 1 975, S. 1 6 . Vgl. z . B . Schmi dt 1 976.
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9.2 Kulturpolitik 9.2. 1 Musik Die Bewertung von Musik als wichtigem Bestandteil der Kultur und im Bbe sonderen der Kulturpolitik gehört mit Sicherheit zu den bizarrsten Episoden der K-Gruppen-Periode. Für die Studentenbewegung war die Rockmusik, auch wenn sie sich, von Ausnahmen wie »Country Joe McDonald and the Fish«, die sich vehement gegen den Vietnam-Krieg aussprachen, oder der Berliner Polit-Rock-Band »Ton, Steine, Scherben« abgesehen, meist unpolitisch präsentierte, konstituti ves Element. 59 Sie symbolisierte eine Abgrenzung von der als »miefig« stigmatisierten deutschen und eine Hinwendung zur US-amerikanischen Kul tur.60 Schon dieser Aspekt passte nicht zu der Orientierung an nationalen Befreiungsbewegungen und dem Kampf gegen den »Imperialismus«, den die verschiedenen K-Gruppen sich anschickten zu führen, bedeutete er doch auch eine Verleugnung der eigenen kulturellen Errungenschaften. Aus diesem Grund vergällte man den eigenen Mitgliedern schnell die Freude an Rock- und Popmusik und bemühte sich, die Rezeptionsgewohnheiten zu steuern.61 Peter Paul Zahl kommentierte dies ironisch: »Einige singen die >Internationale< an dere >Street Fighting Man<.«62 An die Stelle alter Idole wie Jimi Hendrix oder die »Rolling Stones« traten »Arbeitersänger« wie Ernst Busch oder auch die »Peking Oper«. Als Ernst Busch 1 980 starb, feierte ihn die KPD /l\1L posthum als das »singende Herz der Arbeiterklasse«, dessen Propaganda für den Kom munismus heute so aktuell sei wie in den 1 920er Jahren. Unvergessen seien seine Stücke nach Texten von Becher, Brecht, Majakowskij, Fürnberg, Tu cholsky und Weinert, >>Unvergessen seine ungeheure, fast brutale Eindringlich keit«63. Ein Gastspiel der »Peking-Oper« in der Bundesrepublik im Oktober 1976 ließ die Autoren des Roten Morgen in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen. Das Ensemble gastierte mit dem »revolutionären modernen Tanzdrama >Die Rote Frauenkompanie«< in Stuttgart, Hamburg, Bochum und \X'estberlin. Es beschreibt die Periode des »Zweiten Revolutionären Bürgerkriegs« von 19271 937. Unter der »korrekten Führung der Kommunistischen Partei Chinas« entsteht die »Rote Frauenkompanie« und erstarkt im Verlaufe des Stückes, in 59 60 61 62 63
Vgl. Warwel 1 993. Vgl. ebd., S. 1 20 . Vgl. Wir warn die stiirkste der Partein 1 977, S . 1 4. Zahl 1 997, S. 1 1 2. RM 25/ 1 9 80, S. 1 5 .
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dem besonders »das kämpferische Leben der Volksmassen, die, von den Mao Tse-Tung-Ideen geleitet, voll stürmischer Begeisterung die Revolution mach ten«, die Herzen der Rezipienten höher schlagen ließ.64 Insbesondere die Fokussierung auf Heldenfiguren wie Arbeiter, Bauern und Soldaten, die die klassischen Charaktere wie »Kaiser, Könige, Generäle und Kanzler, Gelehrte und aufgedonnerte Schönheiten von der Bühne verjag ten« beeindruckte die Autoren.65 Die Aufführung in Harnburg kommentierte der Rote Morgen im typisch optimistisch-emphatischen Stil der ML-Bewegung: »Dieses großartige Bühnenstück (Die Rote Frauenkompanie) der chinesischen Genossen«, so die Autoren, habe die Zuschauer restlos begeistert., weshalb sie »an vielen Stellen begeistert Beifall« geklatscht hätten, »so als zu Beginn des zweiten Aktes das finstere Bühnenbild [...] durch das farbenprächtige, zu kunftsweisende Bild und das lebendige Leben in den befreiten roten Stütz punkten abgelöst« worden sei. »Begeisterten Beifall« habe es auch gegeben, »als der gefangene Politkommissar mutig Widerstand leistete, alle Bedrohungen, Intrigen und Bestechungsversuche des Klassenfeindes durchkreuzte und hel denhaft in den Tod ging«. Das Bühnenstück bedeute »eine einmalige Synthese, in der eine Reihe von Grundaussagen und Prinzipien des Marxismus-Leninis mus mit der Tanzkunst, der Musik, dem Bühnenbild, der Gestik und der Kostümierung harmonisch zu einem Ganzen verschmolze11«66 seien. Die Kri tik der »bürgerlichen Presse«, die Reaktionen auf das Stück seien primitiv ge wesen, da bei Szenen, die Gewalt wie »Schüsse auf die Ausbeuter« darstellten, euphorisch geklatscht worden sei, wiesen die Verfasser zurück.67 Die Bewertung der Musik war vom Sinofanatismus der K-Gruppen ge prägt. Die KPD unterstützte eine chinesische Kampagne zur Neubewertung Ludwig van Beethovens, der von der »Viererbande« in »Bausch und Bogen« verdammt worden war. Die Rote Fahne veröffentlichte ein Radio-Peking-Inter view mit dem Dirigenten des chinesischen zentralen Symphonieorchesters, Li Teh-Lün, der ausführte, Beethoven sei vielmehr von Nutzen für die »chinesi schen Literatur- und Kunstschaffenden und chinesischen Volksmassen, die nun die sozialistische Revolution durchführen und am Aufbau des Sozialismus arbeiten«. Trotzdem sei das »von Beethoven persönlich und in seinen Musik werken vertretene Denken nichts anderes als das bürgerliche Denken von der >freien Entfaltung der Individualität<, von >Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit< usw.«68. 64 65 66 67 68
Vgl. RM 40/ 1 976, S. 12. Vgl. RM 43/ 1976, S. 1 2. RM 45/ 1 976, S. 1 2. Vgl. ebd. Vgl. RF 3 1 / 1 977, S. 7.
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Dies hatte nur wenige Wochen zuvor ganz anders geklungen, als der Mu sikwissenschaftler Konrad Böhmer in der Roten Fahne einen Aufsatz mit dem Titel »Beethoven der Bourgeois« publizierte.69 So sei Beethovens einzige Oper Fidelio »gekennzeichnet vom Klassenkompromiß« und verherrliche »den abso lutistischen Staat als den gerechten«.7° Bei der KPD und besonders bei der KPD /ML trat neben die China-Ori entierung das musikalische Bezugssystem Albanien. Begeistert beschrieb die Rote Fahne ein einwöchiges Folklorefestival im albanischen Girokastra, in des sen Verlauf »die traditionellen Elemente der Volkskunst aufgegriffen, musika lisch weiterentwickelt und bereichert [...], wo neue Texte vorgetragen und Volkstänze, auch mit neuen Elementen, vorgeführt«71 worden seien. Noch 1 980 präsentierte die KPD /ML in einer Plattenbesprechung im Roten Morgen einen »mitreißenden Querschnitt« durch die albanische Volksmusik und be schrieb den »Genuß der urwüchsigen Folklore der unbeugsamen Skipetaren«. Klammerten die Verfasser den ästhetischen Aspekt in vielen ihrer Kom mentare über die Musik aus und beschränkten sich häufig auf die Texte, ver suchten sie in diesem Artikel mit musikalischem Sachverstand zu überzeugen. Abgesehen davon, dass dem deutschen Hörer »viele Klangfarben fremd« seien, fiele auf, »dass der Rhythmus gewisse Eigentümlichkeiten« aufweise, weshalb man »immer wieder [...] gewissermaßen >aus dem Takt<« komme. Dies liege daran, »daß die albanische Volksmusik rhythmisch viel reichhaltiger« sei als etwa die deutsche Volksmusik. Während sich »die uns geläufige Musik im wesentlichen auf Marsch- und \Valzertakt« beschränke, kämen »in der albani schen Volksmusik auch fünf, sieben und elf Schläge in einem Takt vor«, ja es seien sogar »Großtakte mit 25 Achteln [...] festzustellen«72 Die verschiedenen Zirkel veröffentlichten auch eigene Langspielplatten. Die KPD/l'vfL brachte 1 976 das Album Lob des Kommunismus auf den Markt, das Stücke wie »Lied über Stalin«, »Auf, ihr Arbeiter, Brüder« und nicht zuletzt das »Deutschlandlied« enthielt.7 3 Die KPD präsentierte 1 973 den Tonträger Allesjur den Sieg des vietnamesischen Volkes ihres »Nationalen Vietnarnkomitees«, der neben »Liedern der vietnamesischen Revolution« auch mit eigenen Stücken wie dem »Kanzler-Willy-Tango« und dem Walzer »Moskauer Nächte« aufwar tete.74 Außerdem arbeitete die Organisation eng mit dem Verlag »Neue Welt« zusammen, der Folklore aus sozialistischen Ländern und Arbeitermusik ver69 70 71 72 73 74
RF 1 0 / 1 977, S. 1 1 . Vgl. ebd. RF 38/ 1 974, S. 7. RM 22/ 1980, S. 9. Vgl. RM 22/ 1 976, S. 1 2. Vgl. RF 04/ 1 973a, S. 2.
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trieb.75 Allein der KBW engagierte sich fast ausschließlich theoretisch im Be reich der Musik. Kennzeichnend für KPD/l\1L, KPD und KBW selbst war die Aussage des Bundes, die Musik drücke Klassengefühle aus.76 Vor allem die Popmusik kriti sierte man als »bürgerlich«, da sie als Produkt der US-Kulturindustrie originär dazu diene, die Arbeiterschaft vom Klassenkampf abzulenken.77 Trotzdem gab es in internen Auseinandersetzungen des KBW einen »Kampf zweier Linien«, der auf einer Beratung zu den »Aufgaben in der Kulturarbeit« eskalierte. Fühlte sich ein Teil der Delegierten der Schaffung einer eigenständigen »proletari schen« Kultur unter Einbezug progressiver Elemente der Popkultur verpflich tet, propagierte der andere Teil den Bezug auf die Arbeiterkultur der 1920er Jahre.78 In der KVZ überwog die Ablehnung der Popmusik, auch ihrer kriti schen Vertreter wie Bob Dylan, der der »Bourgeoisie« durch seine resignativen Stücke einen hervorragenden Dienst leiste, da er die »Empörung der Massen in allen Bereichen der Gesellschaft auf eine bürgerliche Linie« lenke und den »Kampf gegen die eigentliche Ursache gesellschaftlicher Misere, den Kapita lismus«, ignoriere.79 Die angestrebte »revolutionäre Agitprop-Kunst« verstanden die verschie denen K-Gruppen als »scharfe Waffe [...] gegen die bürgerliche und revisionis tische Kultur, die auf demagogische Weise die imperialistische Popkultur >poli tisch< verbrämt und versucht, die werktätigen Massen einzuschläfern«.80 Im Kontext dieser Argumentation häuften sich Polemiken gegen Musiker und Musikindustrie. Zum Tode Elvis Presleys vermerkte die KVZ lapidar: »Er starb am 16.8. in seinem Bett an Herzversagen, nicht weil er zu viel gearbeitet, sondern weil er zu viel gefressen hat.«81 Presleys »Abgang« gehe den »US-Bourgeois« nahe, da sie mit seiner Person die Hoffnung verknüpft hatten, die »Gegensätze in ihrem Lande in einem frühen Stadium abfangen zu können, um sich der V erwirkli chung ihrer Weltherrschaftsträume ganz und gar hinzugeben.«s2 Ähnlich ur teilte die Rote Fahne über den Tod des Sängers. »l'vfit seinem Tod« stehe er >>Unter den Stars des Showgeschäfts nicht allein, wie Marilyn Monroe, Jimmy [...] Hendrix, Janis Joplin und Brian Jones« bewiesen. »Die von der kapitalisti-
75 76 77 78 79 80 81 82
Vgl. RF 22/ 1 976a, S . 1 1 . Vgl. KVZ 09/ 1 974, S . 1 6 . Vgl. KVZ 22/ 1 974, S. 1 6 . Vgl. KBW o. J . (1 974) . KVZ 22/ 1 974, S. 1 6 . Vgl. RM 1 9 / 1 976, S. 1 2. KVZ 35/ 1 977, S. 1 6 . Ebd.
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sehen Unterhaltungsindustrie aufgebauten >Idole<, die in jungen Jahren oder im besten Alter als hemmungslose, geisteskranke und zu keiner nützlichen Tätig keit mehr üihigen Kreaturen« stürben, müssten »als Fäulniserscheinungen des Imperialismus entlarvt werden«. 83 Besonders Rockgruppen aus der DDR, wo in den Augen der K-Gruppen eine »bürgerliche Musik-Kultur«84 herrschte, wurden regelmäßig mit Polemik und Spott überzogen. Als 1977 die »Puhdys« eine Tournee durch die Bundes republik antraten, titelte die Kämpfende Jugend: >»Puhdys<-Tournee: Hofsänger auf Reisen«85, und auch Franz Josef Degenhardt als DKP-l\1itglied wurde zum »Hofsänger der Revisionisten«86• Die Ausweisung Wolf Biermanns aus der DDR verurteilte die KPD aufs Schärfste und erklärte ihm trotz aller Differen zen ihre Solidarität.S7 Die KPD/ML distanzierte sich von solchen Positionen und warf Biermann einen »grenzenlosen Haß auf Stalin und Mao Tsetung« vor. Solidarität mit ihm bedeute »Solidarität mit einem Antikommunisten«ss. Erst in der Phase ihres Niedergangs öffneten sich KPD, KPD/l\1L und KBW populärer Musik. 1982 erhielt die Peter Maffay-LP Ich will leben trotz ihres individualistischen Titels eine annehmbare Kritik,89 und auch der KBW nahm »Pop und Beat« gegen die »bürgerliche Wissenschaft« in Schutz.90 Die KPD beteiligte sich 1979 gar an der Organisation eines »Rock gegen Rechts« Festivals- gegen die SDAJ-91
9.2.2 Theater, Film und Fernsehen
Wie andere kulturelle Ressorts enthielt auch der Bereich des Theaters in der Welt der K-Gruppen immer den Aspekt der Agitation. Die l\1L-Organisatio nen definierten Kultur nicht ästhetisch, sondern pragmatisch. Das Theater sollte Mittel im Klassenkampf sein und als politisch-ideologisches Instrument gebraucht werden, um den Interessen der »Arbeiterklasse« zu dienen. Es könne nicht »klassenneutral« sein, sondern müsse einen »revolutionären Standpunkt« einnehmen. Im Sinne Erwin Piscators, der mit seiner Konzeption 83 RF 34/ 1 977, S. 1 1 . 8 4 KVZ 09/1 974a, S. 16. 85 KJ 03/ 1 977a, S. 28. 86 RF 22/ 1 973, S. 8. 87 Vgl. RF 46/ 1 976, S. 1 . 88 RM 48/ 1 976, S. 3 . 8 9 Vgl. RM 1 1 / 1 982, S. 1 3. 90 Vgl. KVZ 48/ 1977, S. 8. 91 Vgl. RF 03/ 1979, S. 15.
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des »Proletarischen Theaters« als Urvater des »revolutionären Arbeitertheaters« gilt,92 sollte der Aspekt der Kunst dem Zweck der Propaganda gänzlich untergeordnet werden.93 Die der KPD/ML nahestehende »Studiobühne Würzburg« rekurrierte in ihren Stücken auf das Arbeitertheater der Weimarer Zeit. Die Abrechnung mit dem »Reformismus und dem modernen Revisionismus« stand im Vordergrund des Stückes Alle Macht den Räten, das sich mit den Revolutionstagen 19 18/ 19 in Würzburg befasste. Wie auf den Plakaten der K-Gruppen wurde mit einer ebenfalls aus Weimarer Tagen stammenden Symbolik operiert. Der »Kapita list«, geierköpftg und mit Zylinder, schwingt die Peitsche über einen Industrie arbeiter, der in der Fabrik eine Maschine bedient. Die Szene war einem \V'er beplakat für das Stück Der Geist von Oberzell entnommen, welches im Mai 1973 per einstweiliger Verfügung mit einem Auftrittsverbot belegt wurde. Im März 197 4 verurteilte das Landgericht Würzburg den Leiter der »Studiobühne« we gen Beleidigung und Verleumdung zu einer Geldstrafe von 1 200 Mark.94 Das Stück thematisierte die betriebliche Situation in der Oberzeller Maschinen fabrik Koenig & Bauer und erinnerte in seinem szenischen Aufbau an die Dreigroschen-Oper von Bertolt Brecht und Kurt Weill.95 Die Revueform, die auf die »proletarische Revue« Piscators zurückgeht96, war auf dem Terrain der K-Gruppen eine sehr beliebte Form der Aufführung, barg sie doch die Möglichkeit, die verschiedensten Stilmittel in szenischer \V'eise zu integrieren. Bis zum Einsatz des »Sprechchors«, einer kollektiven Sprechergruppe, die auf den Chor im Theater der Antike verweist, imitierte das K-Gruppen-Theater die Entwürfe der Weimarer Zeit.97 Der KBW begann 1975 einen Werbefeldzug zur Uraufführung des Stückes RuhrkampfRevue von Yaak Karsunke, ebenfalls eine Revue, die neben szeni schen Darstellungen Musikstücke wie den »Essener Kanonensong« und »Zwi schenvorhänge«, in denen historische Dokumente verlesen werden, enthielt.98 Der Bund beschränkte sich aber nicht wie die KPD/ML auf die Reproduktion der Themen aus der Weimarer Zeit, sondern passte die Revueform dem aktu ellen Zeitgeschehen an. Auf einer Chile-Solidaritätsveranstaltung in Köln ges-
92 Vgl. Bende i 1 996, S. 6. 93 Vgl. Piscator 1 986 , S. 39. 94 Vgl. RM 1 4/ 1976, S. 9. 95 Vgl. RM 22/ 1 973, S. 5. 96 Vgl. Bendel 1 996, S. 29. 97 Vgl. ebd., S. 1 7 -22. 9 8 Vgl. KVZ 2 1 / 1 975, S. 16.
9. Ö F F E N T L I C H E A K T I V I T Ä T E N
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talteten l'vlitglieder der Organisation eine Theatereinlage, in der Allende und der chilenische KP-Chef Corvalan an den Pranger gestellt wurden.99 Im Gegensatz zur aktiven Gestaltung im Bereich des Theaters, wurde die Sparte »Film und Fernsehen« nur in Kommentaren behandelt, die sich auf das jeweils aktuelle Angebot bezogen. Natürlich gehörten Filme aus China und Albanien zu den Höhepunkten des Kinoabends eines jeden K-Gruppen-An hängers.100 So führte die »Arbeitsgruppe Cinepol« der KPD-»Massenorganisa tion« »Vereinigung Sozialistischer Kulturschaffender« (VSK) im März 1976 in Köln »Albanische Filmtage« durch. Hier wurden sowohl Dokumentationen als auch albanische Spielfllme gezeigt. Große Erfolge feierte der Spielftlm Weij.i'e Straße, in dem es um den Fernmeldemonteur Deda geht, der »trotz der Gefahr zu erfrieren das von niedergegangenen Schneemassen unterbrochene Tele phonnetz wieder verbindet«. Unter Einsatz seines Lebens setzt er »diese le benswichtige Ader der Gesellschaft, von deren Funktionieren Menschenleben abhängen« vorbildlich wieder instand und dient so den »Werktätigen, die in mühevoller und gefährlicher Arbeit das albanische Telephonnetz errichtet haben«.101 Quintessenz aller Filme sei die Aussage, »daß der Kampf um den Sozialismus nicht nur um die Veränderung der gesellschaftlichen und ökono mischen Verhältnisse geführt wird«. Besonders der Kampf gegen den »Moder nen Revisionismus« werde hier mit Inbrunst propagiert.102 Als l'vlichelangelo Antonionis Film China im Fernsehen ausgestrahlt wurde, gingen Angehörige aller K-Gruppen auf die Barrikaden. Die KPD/l\1L nannte den Film eine »Beleidigung des chinesischen Volkes« und einen »Angriff auf den Sozialismus«. Antonioni leugne die Tatsache, »daß die chinesischen Werktätigen sich von Ausbeutung und Unterdrückung befreit haben und unter der Führung ihrer kommunistischen Partei zu Herren des Landes geworden sind«. Stattdessen erwecke er den Eindruck einer »Diktatur über die Massen« und von Chinesen, die sich nur »in Marschkolonnen, im Gleichschritt und auf das Kommando von Trillerpfeifen« fortbewegten. Er ignoriere hiermit die »Notwendigkeit des kollektiven Aufbaus und der kollektiven Verteidigung des Sozialismus.«103 Die KVZ bezeichnete die »Verleumder der VR China« als »hinterhältig und verkommen«.104 Zum Teil gewalttätige Reaktionen löste der im selben Jahr veröffentlichte Kinoftlm Die Chinesen in Paris aus. Im Vorfeld der Uraufführung in München
99 1 00 101 1 02 103 1 04
Vgl. KVZ 01 / 1 974a, S. 1 6 . Vgl. RF 1 3 / 1 976, S. 1 1 ; vgl. Deumelandt/Dressler 1 974, S. 2. RF 1 3 / 1 976, S. 1 1 . Vgl. ebd. fu\125/1 974b, S. 6. KVZ 1 3 / 1 974a, S. 16.
2 10
9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
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hatten Aktivisten der KPD /ML Flugblätter verteilt, die zum Boykott des Fil mes aufriefen. Während der Premiere skandierten die Maoisten Sprechchöre wie »Es lebe das rote China« oder »Der Film muß weg«. Danach besetzten sie die Bühne, bei deren Räumung durch die vom Kinobesitzer herbeigerufene Polizei es zu gewalttätigen Ausschreitungen kam.105 Anlässtich des Breshnew-Besuches im Mai 1973 initiierte die SPD »Deutsch-Sowjetische Kulturtage«, was die KPD veranlasste, ihrerseits einen Kulturkongress unter dem Motto »Die Kunst gehört dem Volk! Nieder mit der revisionistischem Kulturpropaganda!« abzuhalten. Die Partei rief den »Kampf zweier Linien«, der revolutionären und der bürgerlichen, auch auf dem Feld des Kunst- und Kulturschaffens aus.106 Zum Thema Film referierten Ulrich Seifert und I<J.aus Kreimeier, die im Wesentlichen die »Entartung« des »Sozia listischen Realismus« in der DDR beklagten. In Relation zum Film in der Bun desrepublik Deutschland bemühe sich »die revisionistische und scheinfort schrittliche Filmarbeit um >wirkliche< Innovationen in Gestalt sogenannter >Arbeiterftlme«<. Sie variiere »die Ideologie der herrschenden I<J.asse, indem sie deren Hoffnungen und Sorgen durch die Münder fiktiver Exemplare der werktätigen Bevölkerung verkünden« lasse. Als »Maßstab geschichtlicher Wahrheit« gelte »nicht die Zusammenfassung der Erfahrungen der Arbeiter klasse und ihrer Kämpfe, [ . . .] nicht der wissenschaftliche Sozialismus, sondern die ins Bild gesetzte Attitüde, das scheinauthentische Abbild der sogenannten Arbeiter und ihrer Probleme«. So habe »die Phrase das Sagen«, weshalb die Filmarbeit in der DDR nichts anderes sei als »Sozialismus in Worten, Kapita lismus in der Tat«.I07 Die »Freizeitindustrie« als »Bestandteil der kapitalisti schen Klassenwirklichkeit und Mittel der ideologischen Diktatur der Bourgeoi sie« gewinne auch in der DDR zunehmend an Bedeutung, was darauf hin weise, »daß hinter der Fassade der >sozialistischen Menschengemeinschaft< die Wiederherstellung kapitalistischer Verhältnisse weit fortgeschritten« sei.108 Die Autoren machten keinen Unterschied zwischen der Filmproduktion in der DDR und »Kinokapital« beziehungsweise Fernsehen als »Zentraler Propagan dainstitution« in der BRD. Die »Love-Story, Porno- und ltalo-\Vestern-Gosse« provoziere unter den »fortschrittlichen Filmschaffenden und Filmfreunden unseres Landes Abscheu«.I09
Die Bewertung populärer Filme und Fernsehsendungen verdeutlicht die Verbissenheit und Satireunfahigkeit der »bierernsten K-Gruppen-Komödie«110. Filme aus den Bereichen Zeichentrick, Fantasy, Science Fiction oder Satire behandelten die Parteigänger der K-Gruppen nicht werkimmanent, sondern topften sie in den aktuellen Diskurs um. Die drei folgenden Beispiele erfolgrei cher Filme und Fernsehserien aus den 1970er Jahren sollen dies verdeutlichen. In einem der wohl am meisten grotesken Artikel der gesamten K Gruppen-Periode titelte die KVZ über den Walt Disney-Kinderzeichen trickftlm Bernhard und Bianca- Die Mäusepolizei: »Mit dumpfen Trieben in die Klassenversöhnung. >Bernhard und Bianca< - Rückblick auf einen Propaganda coup der Bourgeoisie.«111 Der Film, in dem es um die Rettung eines kleinen Mädchens durch zwei Mäuse geht, fungierte nach Meinung der Autoren als Vehikel der »Bourgeoisie« zur Vorbereitung der Jugend auf einen »imperialisti schen Krieg«. Die Rettungsaktion der beiden Mäuse wurde mit dem Sturm der »Landshut« in Mogadischu gleichgesetzt. Der Film betreibe »Propaganda für die Defensive der Arbeiterklasse«. Dies führe »geradewegs in den Chauvinis mus, in die Unterwerfung unter die Interessen der Bourgeoisie, in die Spaltung der Volksmassen, in den imperialistischen Krieg auf Seiten der Ausbeuter«. Die »sogenannte Katastrophenhilfe, wie sie die Bundesregierung vor einigen Wochen anläßlich des Erdbebens in der Türkei organisiert [ . . .] und die sie zu militärischen Manövern genutzt« habe, »Einsätze >im Dienste der Freiheit< wie in Mogadischu«, all das liege »auf der Linie der Abenteuer von Bianca und Bernhard«.112 Die »Defensive der Arbeiterklasse« erblickten die Autoren in der »Klassenherkunft« der beiden Nagetierhelden: Die emanzipierte Bianca, ein »Bourgeoisweib«, das besonders durch seine sexuelle Anziehungskraft zu über zeugen vermag, entreißt den Hausmeister Bernhard der »Arbeiterklasse«. Die ser avanciert zum »Klassenversöhnler«, auf den Ausgleich vertrauend, »wie auf den Abendstern, den man weder kaufen noch anfassen kann«.113 Ihr Mandat bekommen die beiden Nager von der »Rettungshilfe-Vereini gung der Mäuse«, einer »Versammlung von Mäusedelegierten aus aller Welt«, die »keinerlei Ahnlichkeiten mit den tatsächlichen Verhältnissen in der UNO, wo der Widerspruch zwischen den Ländern der Dritten Welt und den imperia listischen Staaten immer schroffer aufeinanderprallt«,114 aufweise. Die Autoren zogen das Fazit, dass auch Zeichentrickfilme keine >»klassenneutrale< Unter-
105 1 06 107 108 1 09
1 10 111 1 12 1 13 1 14
Vgl. RM 3 5 / 1974, S. 4. Vgl. KPD 1 973, S. 7. Seifert 1 973, S. 1 24. Kreimeier 1 973, S. J3 1 . Seifert 1 973 ebd.
Rusinek 2002, S. 1 . KVZ 05/ 1 978, S . 1 6. Ebd. Ebd. Ebd.
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haltung« darstellten, da sonst die »Bourgeoisie« kaum »l'vfillionen in solche Unternehmen wie >Bernhard und Bianca«< investierte.115 Auch der Horrorfilm Der Exor::jst, in Deutschland 1974 zum ersten Mal gezeigt, war KPD /.ML, KPD und KBW ein Dorn im Auge. Es handele sich um »Propaganda für den Mystizismus«116, »eine Szenerie von sadistischer Brutalität, angereichert mit vulgärem, obszönem und pornographischem Dreck«, der in den USA »in einer Situation herausgebracht wurde«, »als gerade Watergate die völlige Korruptheit und Verkommenheit des US-Parlamentes und seiner Regierung vor aller Augen offenbarte und als die USA zudem durch den gerechten Ölboykott der arabischen Länder in großen Schwierigkeiten steckten«.l17 Bereits die ersten Horrorftlme wie Friedrich Wilhelm Murnaus Nosjeratu seien in vergleichbaren Situationen entstanden, was einerseits die Krise des Kapitalismus verdeutliche, andererseits der »Bourgeoisie« dazu diene, die »Volksmassen« von der Revolution abzuhalten.118 Die KVZ wiederum stellte die Klassenherkunft der Akteure, eines vom Teufel befallenen Mäd chens und eines Priesters aus armen Verhältnissen, der einen Exorzismus vornimmt, in den Vordergrund. Einerseits beschreibe der Film realistisch die Widersprüche in den USA, andererseits werde der Exorzismus nur vorge nommen, weil das vom Teufel befallene Mädchen der »Bourgeoisie« ent stamme.l19 In den Augen der KPD bot der Film den pauperisierten Jugendli chen die Möglichkeit, einer Wirklichkeit der »kapitalistische[n) Krise, Perspek tivlosigkeit der Jugend, Armut und Arbeitslosigkeit« zu entfliehen.120 Die auch in der bundesdeutschen Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Fernsehserie Ein Herz und eine Seele um den reaktionären Despoten Alfred Tetzlaff sorgte in K-Gruppen-Kreisen für Empörung. Die Reaktionen auf »Ekel Alfred« bewiesen abermals die Satireunfähigkeit der .ML-Parteien. In völliger Verkennung des parodierenden Ansatzes von Autor Wolfgang Menge titelte der Rote Morgen 197 4: »Wie die Kapitalisten den kleinen Mann gerne hätten«.121 Der Kommunismus solle vor den Massen diskreditiert werden, da er der Hauptfeind Alfred Tetzlaffs sei. Hierdurch wiederum zeige sich die Kernaussage der Serie, dass nicht die Kapitalisten, sondern das Volk den Fa schismus wollten.122 Die Autoren wehrten sich gemäß ihrer voluntaristisch-
1 15 116 117 1 18 1 19 1 20 121 1 22
9 . ÖFFENTLICHE AKT!VrTÄTEN
STALINS ENKEL, MAOS SöHNE
Ebd. RM 4 1 / 1 974, S. 8. Ebd. Vgl. ebd. Vgl. KVZ 2 1 / 1 974a, S. 14. KJ 05/ 1 978, S. 1 3. RM 1 3 / 1 974, S. 8. Vgl. ebd.
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optimistischen Strategie, dem Volk faschistische oder reaktionäre Eigenschaf ten zuzuschreiben, verkannten aber, dass die Figur »Alfred Tetzlaff« nicht als Identiftkationsobjekt, sondern als lächerliche Figur konzipiert war. Auf aben teuerliche \Veise versuchten die Verfasser, ihre Theorie der »SPD als Agentur des Sozialimperialismus« an einer TV-Serie festzumachen. Es träfe sich gut, »daß Alfred Tetzlaff seine ärgsten Feinde in den >Sozis mit Brandt an der Spitze<« erblicke. »Die SPD, die [...) im Auftrag des Monopolkapitals die Fa schisierung« vorantreibe, werde so »indirekt als antifaschistische Kraft propa giert«. Der »wachsende Haß der Massen auf die SPD-Regierung, die als Ge schäftsführerin des Monopolkapitals die Ausplünderung und Unterdrückung des Volkes« betreibe, werde dagegen »als faschistisch diffamiert«. 123 In die gleiche Kerbe schlug die Kritik der KVZ, erneut wurde der »feh lende Klassenstandpunkt« bemängelt. Der »sozialdemokratische Autor« lasse keinen »klassenbewußten Arbeiter« auftreten, der sich gegen die Hauptfigur durchsetzen könne. Der Schwiegersohn Alfreds sei zwar Sozialdemokrat; einem Sozialdemokraten aber könne es nicht gelingen, »einem Reaktionär wie Alfred gegenüber die Position der Arbeiterklasse zu verteidigen«.124
9.2.3 Literatur
Der »Kampf zweier Linien« manifestierte sich besonders deutlich im Bereich der Literaturkritik. Bezog man sich in anderen kulturellen Bereichen auch auf modernere Einflüsse, so war- zumindest in der frühen K-Gruppen-Periode der Rückgriff auf den »proletarischen Roman« beziehungsweise die »proletari sche Kurzgeschichte« aus der Weimarer Republik essentiell. Romane wie Neukrantz' Banikaden am Wedding und insbesondere Maschi nenfabrik N&K von Willi Bredel hatten auf dem Terrain der K-Gruppen Hochkonjunktur.125 Bredels Erzählung, in der die kommunistische Betriebs zelle der Maschinenfabrik N&K eine »Revolutionäre Gewerkschaftsopposi tion« begründet, die erfolgreich gegen die »Gewerkschaftsbürokratie« zu Felde zieht, spielt zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. »Seine Lehren aber«, so die Rote I-ahne, »seien noch heute von großer Bedeutung für die Gewerkschaftspolitik der Kommunisten«.126 Der Roman erschien im KPD eigenen »Überbaum-
1 23 1 24 1 25 1 26
Ebd. KVZ 1 0 / 1974a, S. 16. Vgl. KPD 1 973, S. 57. RF 26 / 1 9 7 1 , S. 9.
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9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
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Verlag« in der »Reihe proletarisch revolutionärer Romane«, herausgegeben von Helmut Lethen und Friedrich Rothe.127 Bereits in der Frühphase der »marxistisch-leninistischen Bewegung« griffen die Protagonisten auf die Arbeiterliteratur der Weimarer Republik zurück. Schon ab 1969 fanden sich im Rebell, dem »Zentralorgan« der »Revolutionären Jugend (Marxisten-Leninisten)«, einer später von der KPD/lVfL (RW) beein flussten Organisation, »Romane der deutschen Arbeiterbewegung«.l28 Ähnlich wie Kunst, Musik und Theater definierten die Akteure die Litera tur der 1920er Jahre als volkstümlich, »weil sie aus der engen Verbindung mit den Massen heraus entstand und in diese den Standpunkt der Arbeiterklasse hereintrug«. Da sie sich nicht als »persönlicher Schöpferakt isolierter Künstler gebärdete« und nicht »über die Köpfe der Massen hinwegzielte«, sei sie »den Massen verständlich« gewesen. Die Grundlage für ihre Verständlichkeit einer seits und ihren »proletarisch-revolutionären Standpunkt« andererseits verorte ten die K-Gruppen in der »revolutionären Bündnispolitik der KPD «den Mas sen gegenüber«.129 So gesehen war die plakative Identifikation mit Literatur aus der Weimarer Republik Teil der voluntaristischen K-Gruppen-Ideologie. Sie katapultierte aber auch die »Sozialfaschismus-These« in die Gegenwart, indem sie die »Stoßrichtung dieser revolutionären volkstümlichen Kunst« als gegen die »verräterische, konterrevolutionäre sozialdemokratische Führung« gerichtet konstatierte.l30 Insofern war diese Interpretation von Kultur Teil eines Nährbodens für die Übernahme der »Sozialfaschismus-These« durch die KPD ab 1974. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Rezeption des Romans Banikaden am Wed ding des Schriftstellers Klaus Neukrantz, der die »Hetzkampagne des sozialde mokratischen Zentralorgans >Vorwärts< zum 1 . Mai 1 929« dokumentiere und enthülle, »daß es gerade ein sozialdemokratischer Polizeipräsident war, der in der Tradition Noskes an der Spitze der Berliner Polizei die Erschießung von 32 Menschen am 1 . Mai 1 929 zu verantworten hatte«.131 Neben den »Klassikern« aus der Weimarer Republik und einer an Perso nenkult grenzenden Verehrung für Schriftsteller wie Maxim Gorki,132 bewar ben und vertrieben die einzelnen K-Gruppen Literatur aus China und Alba nien. Die Kurzgeschichte »Die Schwierigkeit des Malers Pu Fu«, veröffentlicht
1 27 Vgl. KPD 1 973, S. 1 5 . Helmut Lethen ist der Verfasser der Monographie Verhaltenslehren der Kiilte. Vgl. Lethen 1 994. 1 28 Vgl. MLPD 1 985, S. 43. 1 29 KPD 1973, S. 1 8 . 1 30 Ebd. 1 3 1 KPD 1 97 3 , S. 58. 1 32 Vgl. RF 24/ 1 976, S. 1 1 .
215
1974 in der Roten Fahne, erzählt die Geschichte eines .1\Ialers, der in eine Fabrik beordert wird, um eine »Heidin der Arbeit« zu porträtieren. Er sucht sie eine Zeit lang vergebens, da sie vielbeschäftigt und nie da zu finden ist, wo er sie sucht. Als er sie findet, bittet sie ihn um Unterstützung beim Bau einer Ma schine. Nach anfangliebem Zögern versucht sich der Kunstmaler im techni schen Zeichnen und vollendet die Arbeit zusammen mit seinem Modell. Als er sie jetzt zeichnet, scheint durch seine praktische Betätigung das Eis gebrochen und er fertigt das »beste Porträt seines gesamten Lebens an«133. Märchen dieser Art markierten die Kehrseite der oft in Gewaltphantasien schwelgenden Ar beiterromane und beschrieben die vermeintliche Idylle sozialistischer Gesell schaften. Aus diesem Blickwinkel korrespondierten sie harmonisch miteinan der. Während die Arbeiterromane vor der Revolution spielten, schilderten die Märchen den utopischen Idealzustand nach der Revolution. Die chinesischen Kurzgeschichten hatten zumeist eine spirituelle Einfär bung, die albanischen waren blutrünstig. Die 1 976 im Roten Morgen veröffent lichte Kurzgeschichte »Der Fehler des MG-Schützen« spielt im Zweiten Welt krieg und behandelt den albanischen Partisanenkampf gegen die Nationalsozi alisten. Der Held der Geschichte schont einen Gefangenen, der sich als Öster reicher ausgibt, und führt ihn in die Kreise der Widerstandskämpfer ein. Der Österreicher mit dem Namen »Messerscharf« begeht Verrat und kann nun aktiv gegen die Partisanen kämpfen, da er ihre Infrastruktur kennt. Nur auf Kosten seines eigenen Lebens kann der Held der Geschichte ihn töten, um Schlimmeres zu verhindern.134 Die Geschichte verweist einerseits auf die auch von der KPD/lVfL immer wieder geforderte »Wachsamkeit gegen feindliche Agenten«, erinnert aber andererseits auch an Lehrstücke wie Die Maßnahme von Bertolt Brecht, die Koenen als »Stück des vollendeten Totalitarismus«135 bezeichnet. In dem Stück richten vier Kommunisten einen fünften Genossen »wegen zu viel guter menschlicher Eigenschaften« hin, was der Kontrollchor im Nachhinein als richtig bezeichnet.136 Auch im Literaturbereich war die Kulturpolitik der K-Gruppen von einer Abgrenzung zur »revisionistischen Literatur« aus der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten gekennzeichnet. »]ewtuschenko: Hofpoet der Kremlzaren«137 nannte Renate Horlemann ihr Referat über den russischen Dichter Jewgenij Jewtuschenko, das sie auf dem Kulturkongress der KPD in Dortmund am 20. Mai 1 973 vortrug. Insbesondere die Stalin-Kritik in seinem Gedicht »Stalins 1 33 1 34 135 1 36 1 37
Vgl. RF 28/ 1 974, S. 8. Vgl. Rlv137 / 1 976, S. 8. Koenen 1987, S. 50. Vgl. Brecht 1 998. Vgl. Ho demann 1973.
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Erben« warf die Westberliner Literaturdozentin dem »Günter Grass der Breschnew-Clique«138 vor. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU habe »die zur Macht gekommene Chruschtschow-Clique an der Kulturfront geschickte Pro pagandisten gebraucht, welche der Abkehr vom Marxismus-Leninismus nach innen und außen auf gefällige Weise Ausdruck verleihen konnten«. Geradezu begierig hätten die poststalinistischen »Kulturschaffenden« die »Absage an die Diktatur des Proletariats als Befreiung vom Terror des Personenkults und den Verrat am proletarischen Internationalismus als >friedliche Koexistenz«< ge tarnt. Jewtuschenko habe Stalin angegriffen und ihn »mit allen Verleumdun gen, die die neuen Machthaber nur gegen ihn aufbringen konnten« überschüt tet und es sogar fertiggebracht, »sich zu seinen Auftraggebern in Opposition zu setzen, indem er ihnen vorwarf, den sogenannten Stalinismus nicht scharf genug zu bekämpfen«.l39 1975 beklagte die KPD/l'vfL einen wachsenden Einfluss der »Revisionis ten« aus der Sowjetunion und der DDR auf der Frankfurter Buchmesse. Letz tere versuchten zwar »durch ein Angebot klassischer deutscher Literatur den Anschein zu erwecken, als ob sie im Gegensatz zu der Verrottetheit der west deutschen bürgerlichen Verlage die wahren Kulturerben des deutschen Volkes seien«. Darüber hinaus seien auch Werke von Marx Engels und Lenin ausge stellt gewesen, »die in DDR-Buchhandlungen immer mehr aus den Regalen verschwinden«, doch hinter dem »trügerischen Schein« sei deutlich zu erken nen, »daß die neue Bourgeoisie in der DDR genauso verkommen ist wie die westdeutsche«. Die Aussteller hätten Zeitschriften wie >»Vollschlank< und >Frisur«< angeboten, »die mit ihren pornographischen Titelblättern jeder west deutschen Schundillustrierten« zur Ehre gereicht hätten.140 Literatur aus den »kapitalistischen Ländern« galt den K-Gruppen mit weni gen Ausnahmen generell als »kleinbürgerlich«. Selbst Romane aus dem von verschiedenen Autoren 1970 gegründeten »Werkkreis Literatur der Arbeits welt«, dem Autoren wie Max von der Grün und August Kühn angehörten, deutete man als »sozialpazifistisch und resignativ«. Im Werkkreis reichten sich »Reformismus und Revisionismus friedlich die Hände« um den Versuch zu starten, »sich einer Bewegung wie der der Septemberstreiks dadurch entgegen zustemmen, daß sie der Arbeiterklasse ein gewerkschaftsführungstreues Bildungskonzept« anpriesen.141 Lediglich den Romanen Stel!enu;eise Glatteis von Max von der Grün und Akkord ist Mord von Peter Neuneier konnten die »sozialistischen Kulturschaffenden« positive Ansätze abgewinnen und stellten 138 139 1 40 141
KPD 1 973, S. 4 1 . Hodemann 1 973., S. 27f. RM 43/ 1 975, S. 7. Rothe 1 973, S. 50.
9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
217
geradezu überheblich heraus, dass auch ein Autor, »der nicht mit kommunistischen Organisationen zusammenarbeitet oder sympathisiert, die Klassenwirklichkeit entlarven kann«.142 Solcherlei Fortschrittlichkeit sprach man klassischer und moderner Literatur schlichtweg ab. 1978 veröffentlichte die KVZ einen »literaturkritischen« Artikel mit dem Titel »Hesse, Camus, Amery - Ziehväter des reaktionären Sektierertums. Selbstentleibung und Sektenbildung als Wege in die Freiheit«. Hesse, Camus und Amery wurden in eine Reihe mit dem amerikanischen Sektenführer Jim Jones gestellt und als »Organisatoren des reaktionären Sektierertums, des Obs kurantismus und Dunkelmännertums« bezeichnet, für die die »Selbstentlei bung« der einzige \X'eg der Befreiung sei. »Die tatsächlichen Propagandisten und Ziehväter des reaktionären Sektierertums und der Selbstendeibung als >Weg in die Freiheit«< hätten, so die Autoren, »ihren wohlerworbenen Platz als Philosophen, Literaten und >zeitkritische Denker< in den Reihen der Bourgeoi siepropagandisten, als honorige Vertreter der verschiedenen Spielarten des >Existenzialismus<, allen voran die Herren Hesse, Camus, Sartre und als jüngst selbstverblichener Jean Amery«. >>Als Existenzialisten, als Theoretiker vom bürgerlichen Individuum, das am Privateigentum hängt, aber die Rente aus der Aneit,rnung unbezahlter Mehrarbeit nicht ziehen kann, weil das eigene Kapitälchen noch zu klein ist; das die Arbeit verabscheut und sich vor der Wirklich keit des Klassenkampfes - der Existenz in die es >geworfen ist< - ekelt. Der Ausweg ist dann: entweder Selbstentleibung als einzig freie Handlung, die Existenz zu beenden oder >Solidari tät derer, die erkannt haben< und eine besondere Existenz der Wissenden, Auserwählten oder was immer führen sollen; auf jeden Fall unter den Fittichen der Bourgeoisie.<<143
Auch Literatur, die sich dezidiert links gab und ihren Ursprung in der Studen tenrevolte hatte, kritisierten die Akteure verbissen. So seien Peter Schneiders Erzählungen Lenz und schon bist du ein Vetfassungsftind >>Ausdruck des indivi duellen Rückzugs vor der Konsequenz aus der Erkenntnis der Notwendigkeit des Klassenkampfs<<. Schneider schlachte das durch >>Gesinnungsschnüffelei und Berufsverbote entstandene Klima der politischen Einschüchterung aus für einen scheinlinken Bestseller<<.144 Ein anderer Vertreter der 68er-nahen Litera tur und durch seine Nähe zur >>Bewegung 2. Juni<< eigentlich typischer Vertre ter des >>Lumpenproletariats<<, Peter Paul Zahl, bekam für seinen Roman Die Glücklichen eine durchaus wohlwollende Kritik in der Roten Fahne.145 Dies ver wundert insofern, als dass in der Erzählung passagenweise eine beißende Kri...
1 42 1 43 1 44 1 45
Ebd., S. 54. KVZ 49/ 1 978, S. 20. RF 03/ 1976a, S. 1 1 . Vgl. RF 50/ 1979, S . 12.
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9. Ö FF E N T L I C H E A K T I V I T Ä T E N
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tik und unverhohlener Spott gegen die K-Gruppen zu flnden sind. Die Buch rezension wurde allerdings wenige Wochen vor der Auflösung der KPD veröf fentlicht. Konnten oder wollten sich die Akteure zu diesem Zeitpunkt noch an ihre vormaligen Aktivitäten erinnern?
9.2.4 Bildende Künste
Im Bereich der bildenden Künste fuhren die verschiedenen K-Gruppen Kam pagnen, die sich hauptsächlich gegen die moderne Kunst richteten. Nach Auf fassung der maoistischen Kulturtheoretiker war der Autarkieanspruch einer Kunst, die sich als »l'art pour l'art« definierte, lediglich Ausdruck eines »indivi dualistischen« und »bourgeoisen« Bewusstseins. In der Arbeitsteilung des Ka pitalismus sei der Künsder ein Spezialist für Ästhetik, seine Kunstwerke Spezi alitäten für Kenner, die den Bedürfnissen der Bevölkerung nicht entsprächen. Diesem kleinen Kreis von Kunstliebhabern könnten nur noch komplizierte Ideologien den Sinn der Kunstprodukte erklären.146 Dem »Beliebigkeitscharakter von Kunstproduktion« stellte man den »Pri mat der Politik« entgegen, dessen »künsderische Materialien an den Erforder nissen des politischen Kampfes auszurichten« seien.'47 Die Agitation gegen die moderne Kunst und ihre Vertreter gestaltete sich bisweilen sogar handgreiflich. Auf einer Ausstellung von Werken des Künst lers Emil Schumacher im Hagener Karl-Ernst-Osthaus-Museum versuchten Mitglieder des KBW, die Ausstellungsbesucher zu agitieren. Sie monierten, dass die Stadt Hagen für Ausstellungen, die der »Arbeiterklasse« nicht nützten, Geld zur Verfügurtg stelle, während gleichzeitig bei der Jugendarbeit gespart werde. Um ihre Forderungen zu unterstreichen, nahmen sie ein Bild von der Wand. Als die vom Museumsaufseher gerufene Polizei eintraf, kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, die Verletzungen nach sich zogen.. Die KVZ erklärte, dass die »bürgerliche Kultur« lediglich dazu nütze, »den ver wöhnten Mitgliedern der Bourgeoisie die Langeweile zu vertreiben in einer exklusiven Umgebung«. Sie tauge zu nichts anderem als die »gesellschaftlichen Verhältnisse zu vertuschen« und könne sie auch nicht schildern, da sie dann Stellung nehmen müsste »Zu dem konzentrierten Reichtum auf der einen Seite und dem Massenelend auf der anderen«. Es handele sich um nichts als eine »parasitäre Kultur«148.
1 46 V gl. Hiltmann 1 973, S. 82. 1 47 Ebd., S. 96f. 1 48 KVZ 08/ 1 975a, S. 16.
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Die Polemik der KPD/ML fokussierte sich primär auf die Kasseler »Do cumenta«. Hier werde eine Kunst gezeigt, die nicht für die Werktätigen be stimmt sei, die diese auch ablehnten und die ein »verhätscheltes Kind des Kapitalismus« sei. Die Entfremdung von Gebrauchsgegenständen der indus triellen Produktion musste für die selbsternannten »Kinder der Arbeiterklasse« wie ein rotes Tuch wirken: >>Die >Documenta<, die alle vier Jahre stattfindet, 149 wird von der Bourgeoisie in den Himmel gelobt, etliche Schulklassen müssen dann nach Kassel pilgern und den Mist über sich erge hen lassen - in die Ecke geschüttetes Gerümpel; Maschinen, die nie funktionieren können, ein im Park aufgestellter riesiger Phallus usw. - derjenige, der sich den größten Unsinn einfallen lässt, wird am meisten gefeiert. [... ] Aber wenn diese Typen glauben, daß sie ihren Mist hier ungestört zum Himmel stinken lassen können, haben sie sich geirrt. Diese >Kunst< provoziert ja richtig, zu all dem lVIist und den Trümmern noch einiges dazu zu tun, oder da mal richtig aufzuräumen und den Müll dahinzubringen, wo er hingehört - auf den Müllplatz, wie es bereits einmal mit einer Beuys'schen Badewanne geschah, die eine Putz frau - in der besten Absicht - auf den Müll warf.« ISO
Der »dekadenten« bürgerlichen Kunst setzten die verschiedenen Zirkel die »volkstümliche Kunst Chinas und Albaniens« sowie ihre eigene >>Plakatkunst« entgegen. So rührte die Rote Fahne die Werbetrommel für eine Ausstellung chinesischer »Arbeiter-, Bauern- und Soldatenmalerei«. Besonders die »traditi onelle Form des Rollenbildes« der ausgestellten Werke, die den »sozialistischen Aufbau« und »Szenen aus der Volkskommune Dadschai« behandelten, hatte es den Autoren angetan.151 In einer Replik auf eine Kunstkritik in der Wochenzei tung Die Zeit, in der der Kunstkritiker Gottfried Sello eine auf der Pariser Biennale gezeigte Ausstellung über »Bauernmalerei aus dem Kreis Huhsien« als »naive Kunst« bezeichnet hatte, verbreiteten sich die Autoren der KVZ über den hohen Realitätsgehalt der Bilder, die mit »naiver Kunst« nichts gemein hätten. Vielmehr verstünden die chinesischen Bauernmaler ihre Materie und seien politisch bewusst, da sie in ihren Bildern keinen Moment vergessen lie ßen, »daß die Revolution Voraussetzung ist für die Fortschritte bei der ge meinsamen Feldarbeit, für das Voranschreiten bei den Wasserbauarbeiten, für die Blüte des landwirtschaftlichen und industriellen Nebengewerbes, für reiche Ernten und für den Einzug von Kultur, Gesundheitswesen und Sport in das chinesische Dorf
Die >>Documenta« findet nicht im Vier-, soudem im Fünfjahrestakt statt. RM 1 3 / 1 977, S. 1 2. RF 1 5 / 1 976a, S . 1 1 . KVZ 44/ 1 975, S . 1 6 .
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Arbeit, weshalb »großes Gewicht gelegt [werde] auf die Details, insbesondere auf solche, die mit der beginnenden Mechanisierung [zusammenhingen]: Kraftwerke, Pumpen, Traktoren z. B.«153 Es ist erstaunlich, dass die K-Gruppen-Gefolgsleute als Bürger einer In dustriegesellschaft, in der die Mechanisierung weit fortgeschritten war, ver gleichsweise primitive Technologien sakralisierten. Auch in diesem Zusam menhang wähnten sie sich im Kulturkampf der Weimarer Zeit. Die Kunst musste eine »Revolutionäre Dynamik« aufweisen. Ein Bild, auf dem kein rau chender Schornstein oder ein Traktor zu sehen war, bedeutete auch für die Kulturkämpfer der KPD eine »Ablenkung vom Klassenkampf«. Ließ die Linie der »Revolutionären Dynamik« noch Platz für Kubismus, Expressionismus oder andere experimentelle Stile, so bedeutete das Einschwenken auf den »Sozialistischen Realismus« die Stigmatisierung solcher Formen unter dem Diktum des »bürgerlichen Formalismus«154. Die Autoren der KVZ beantworteten die Kunstkritik des »bürgerlichen Kritikers« Sello ganz ähnlich. Seine Aufregung sei verständlich. Nicht nur werde »die kollektive menschliche Arbeit zum Gegenstand der Kunst ge macht«, auch zeichneten die »Bauernmaler sich und ihre Dorfgenossen [...] heiter und glücklich«. Das sei »in der bürgerlichen Kunst schon lange nicht mehr denkbar«. Dort sei man »mit den Problemen beschäftigt, die beim Ver zehr der Früchte fremder Arbeit« entstünden. Nämlich mit »inhaltslosen Ge danken, mit Überdruß und Langeweile [...];mit dem Gefühl der eigenen Über flüssigkeit;mit Betrachtungen über die Sinnlosigkeit der Welt und mit Versen kung in Gegenstände der privaten Umgebung.« Dies seien die Themen »einer untergehenden !
Im selben Jahr feierte der »Albanische Schriftsteller und Künstlerverband« sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass veröffentlichte die Rote Fahne ein Zitat Enver Hoxhas, dass die von den K-Gruppen vertretene Kulturpolitik zusammenfasst:
1 53 1 54 1 55 1 56
1 57 158 159 160
Ebd.
Vgl. Koestler 1 950, S. 60. KVZ 44/ 1 975, ebd. RF 30/ 1 977, S. 7.
>>Unter der Führung der Partei müssen die Kunst- und Literaturschaffenden eine zur Be kämpfung der Einflüsse des Gifts der alten Welt und der heutigen kapitalistischen und revisionistischen Welt notwendige tiefe ideologische, politische, moralische und ethische Arbeit leisten, um die hohen kommunistischen Tugenden im Charakter der Menschen zu fördem und zu verankern. Sie müssen weiter kämpfen, um stets die Rolle des Helfers der Partei bei der Formung des neuen Menschen zu spielen.«157
Diesen Anspruch meinte die KPD in ihrer eigenen »Plakatkunst« verwirklichen zu können. Christirre Nestler stellte in ihrem Referat im Rahmen des KPD Kulturkongresses >>Die Kunst gehört dem Volk« ein Transparent des >>Viet namausschusses der Hochschule für bildende Künste in Berlin« als vorbildlich heraus. Unter der Überschrift »Proletarier aller Länder und unterdrückte Völ ker vereinigt euch« werde der »proletarische Internationalismus, die revolutio näre Solidarität bildhaft der Bevölkerung dargestellt«, indem die Künstler strei kende Hoesch-Arbeiter >>mit dem Kampf der afrikanischen Guerillas und dem Aufbau des Sozialismus in den befreiten Gebieten Südvietnams« assoziier ten.t5s Im Jahr 1973 veranstalteten die >>Vietnam-Ausschüsse« und die >>Liga gegen den Imperialismus« eine Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf. Die K Gruppen-Anhänger schlichen sich in den bürgerlichen Kulturbetrieb, um »die Organisierung der fortschrittlichen Menschen voranzutreiben«. Ausgestellt wurde unter anderem ein Plakat, von der Referentirr als »exemplarisches Bei spiel« beschwärmt, das zur Blutspende »für den Sieg des kämpfenden vietna mesischen Volkes« aufrief.159 Die Plakate internationalistischen Inhalts wiesen eine Reihe von Gewalt darstellungen auf. Zumeist stand das Gewehr als Symbol für die »Befreiungs kriege der Völker der Dritten Welt« im Vordergrund.l60 Der Internationalis mus beschränkte sich allerdings nicht auf die propagandistische Unterstützung der »Volkskriege«, sondern stellte auch die »Förderung der nationalen Kultur« anderer Völker in den Blickpunkt, immer verbunden mit der Forderung nach der »Rückgabe geraubter Kunstschätze« aus den »Museen der Imperialisten«. Es treffe die »Imperialisten« nicht nur schmerzlich, »wenn die Länder der
Zit. nach RF 46/ 1 975, S. 1 1 . Nestler 1 973, S. lllf. Vgl. KPD 1 973, S. 1 3 9. Vgl. ebd., S. 25f.
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Dritten Welt die Herausgabe der Kunstschätze fordern und sich dabei mit einer Anzahl von Ländern der Zweiten zusammenschließen«. Es sei darüber hinaus »die Angst der Ausbeuter vor den Ausgebeuteten, die sich zusammen schließen und an allen Fronten zum Angriff auf die imperialistischen Positio nen übergehen«, die die »Bourgeoisie ins Mark treffe«.161 So gesehen war die Kulturpolitik Teil der voluntaristischen Weitsicht, die manche K-Gruppen Anhänger sich am Vorabend der Weltrevolution wähnen ließ.
9.2.5 Sport
Die K-Gruppen orientierten sich auf dem Feld des Sports eng an der »Rot Sport-Bewegung« der Weimarer Republik. In Abgrenzung zum kapitalistischen Leistungssport propagierten die verschiedenen »Zentralorgane« eine »revoluti onäre Arbeitersportbewegung«. Zwar liebten die Arbeiter den Sport, dieser sei aber »durch den Kapitalismus versaut«. Die »Antreiberei und Konkurrenz ideologie« habe es »schon soweit geschafft, daß man am liebsten das Messer mit auf den Rasen nimmt«. Die Alternative hierzu stelle sich in einer breiten Sportbewegung, die auf »Völkerverständigung und -versöhnung« basiere, nicht auf Konkurrenzkampf. Wie in Albanien müsse außerdem das Volk gestählt werden, »um im Falle eines imperialistischen Angriffs auch körperlich fit zu sein«.l62 Bereits für die Arbeitersportbewegung in der Weimarer Republik sei die Ablehnung des Leistungssports kennzeichnend gewesen, stattdessen hätten sich Mannschaftssportarten großer Beliebtheit erfreut. Dem Sport sei nicht die Aufgabe der Wiederherstellung der individuellen Arbeitskraft zugefallen, son dern der »Vereinigung und Ausbildung der Arbeiter«.163 In Abgrenzung zur »Rekordsucht« und dem »Jagen nach Ruhm und Gewinn« gab man die Parole »Den Sport für die Massen erkämpfen!« aus. l64 In ihrer Programmatik rekurrierten die Organisationen auf Vereinigungen wie die »Luzerner Sportinternationale«165 oder die 193 0 entstandene »Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit«, in deren Gründungsstatut fol gende Schwerpunkte der politischen und ideologischen Arbeit festgelegt wa ren:
161 1 62 1 63 1 64 1 65
KVZ 42/ 1 978, S. 20. RM 1 7/ 1 972, S. 9. RF 58/ 1 972, S. 3. KVZ 02/ 1 974, S. 16. Vgl. RF 58/ 1 972, ebd.
9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
223
»1 . Kampf gegen die Militarisierung und Faschisierung des bürgerlichen Sports und gegen den kapitalistischen Werksport sowie die Schulung der Mitglie der zum Klassenkampf, 2. Bemühung um Kontakte bzw. Zusammenarbeit mit den Klassengenossen in allen bestehenden Arbeitersportorganisationen bei gleichzeitiger Be kämpfung der reformistischen Führung im Arbeitersport, 3 . Entwicklung des Massensports durch einen reichhaltigen Sportbetrieb in den Vereinen, 4. Vorbereitung einer Spartakiade der RSI (Roten Sportinternationale) für 193 1 in Berlin, 5. Entwicklung eines proletarischen Wehrsports als Vorbereitung auf die Abwehr faschistischen Terrors.«l66 Den Kampf gegen den bürgerlichen Sport führten die K-Gruppen vornehm lich ideologisch in ihren »Zentralorganen«, doch kam es auch zu Krawallen, beispielsweise im Vorfeld der Olympiade 1972 in München. Um zu zeigen, dass das »ganze olympische Theater auf den Knochen der Arbeitenden ausge tragen wird«, die sich, im Gegensatz zu den »Schmarotzer[n] und Geldsä cke[n]« wie »Kissinger und Heath, Brandt und Schah« die Eintrittspreise nicht leisten könnten, veranstaltete die KPD /ML eine Demonstration, um »diesem imperialistischen Spuk ein Ende zu machen«. Die »deutsche Arbeiterklasse und ihre Partei, die KPD /l\1L«, bereite sich darauf vor, »dem drohenden neuen Weltkrieg die revolutionäre Gewalt entgegenzusetzen«. Im Verlauf der De monstrationen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der Rote Mot:gen kommentierte die Ereignisse unter Rückgriff auf einen massi ven Faschismusvorwurf: Die Olympiade 1972 in München unterscheide sich nicht von der Olympiade 1936 in Berlin. Wie 1936 sei »Deutschland wieder bis an die Zähne bewaffnet«, und wie 1936 hätten sich die »Kriegstreiber aus aller Welt wieder eingefunden, ob sie nun Kissinger oder Ford heißen, ob das der persische Bluthund Schah Reza ist oder der englische Notstandszar Heath«.167 Die Aussage Ernst Austs, bei dem »Massaker von Fürstenfeldbruck« seien »nicht nur arabische Freiheitskämpfer, sondern auch israelische Geiseln« von der Polizei erschossen worden, brachte dem KPD /l\1L-Vorsitzenden einen Strafbefehl über 5 400 Mark ein.l68 1 66 Zit. nach Wanneberger 1 980, S. 41 2ff. 167 Rivl 1 8 / 1 972, S. l f. 168 RM 28/ 1974, S. 2. Während der Olympischen Spiele 1 972 brachten palästinensische Terroristen die israelische Olympiamannschaft in ihre Gewalt, um Gesinnungsgenossen freizupressen. Die Bundesregierung ging zum Schein auf die Forderungen ein. D as Täuschungsmanöver misslang, und im Verlauf einer Schießerei wurden israelische Sportler und Terroristen getötet.
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Sportliche Großereignisse waren generell einer scharfen Polemik von Sei ten der diversen Zirkel ausgesetzt. So sei die Fußballweltmeisterschaft von 197 4 der Versuch, »die deutschen Volksmassen auf eine deutsche Volksge meirrschaft einzuschwören, in der alles Trennende, das heißt die Klassenwirk lichkeit dieses Ausbeuterstaates, hirrter dem eirren Ziel zurückstehen müßte«. Es sei nicht um Sport gegangen, »sondern um ein Schauspiel im Dienste des Kapitalismus«. 1 69 Kontrastierend veröffentlichte der Rote Morgen anlässtich der 'WJ\1 ein In terview mit dem Trainer der albanischen Fußballnationalmannschaft Dieser erklärte, irr Albanien gebe es »keinen finanziellen Anreiz, sich an Wettkämpfen zu beteiligen«. Es sei die »Freude am Sport, die die albanischen Sporder bei ihren Leistungen« ansporne. Die Spieler girrgen alle aus den »Reihen der Werktätigen hervor« und arbeiteten »meist 5 Stunden im Betrieb und haben drei Stunden Training«, bekämen aber acht Stunden bezahlt und vor den Wettkämpfen freies Essen. In Albanien bestimme nicht der Trainer, sondern das Kollektiv. Wie in der Produktion werde auch im Sport zuerst ein Plan festgelegt, der für alle bindend sei,l70 Die »Restauration des Kapitalismus« in der Sowjetunion und ihren Satelli tenstaaten, insbesondere der DDR, meinten die diversen Zirkel auch an deren Sportpolitik nachweisen zu können. Diese diene lediglich als »Propaganda für den Revisionismus« und gehe auf Kosten der Arbeiter, die durch massivste Trainingsanforderungen im Bereich des Leistungssports regelrecht verheizt würden. Um möglichst viele Medaillen erringen zu können, würden die Kinder irr der DDR schon mit 14 Jahren in »spezielle Kinder- und Jugendsportschu len« geschickt Dort züchte man sie zu »Superathleten« heran, »deren einzige Aufgabe es ist, auf Olympiaden und internationalen Wettkämpfen Medaillen und damit Ansehen [. . .] einzuheimsen«. Die »Honecker-Clique« bezwecke andererseits mit ihrem Bekenntnis zum Massensport das eine Ziel, »die breiten Massen fit zu halten, damit sie weiter als Ausbeutungsobjekte taugen«. 17l Die KPD /l\1L sei »für eine Sportbewegung, in der es nicht darum« gehe, »Uln jeden Preis zu gewirrnen und den anderen auszustechen«. Stattdessen sollten »der freundschaftliche Wettkampf, die Freude am Mitmachen« und »die sport liche Fairneß« im Vordergrund stehen. Es gebe »hervorragende Traditionen« für eine solche Sportbewegung: »die Arbeitersportbewegung der zwanziger und dreißiger Jahre« und die Sportbewegung in den Jahren, in denen »die DDR nicht wie heute eirr sozialfaschistisches Regime« gewesen sei, »sondern
1 69 RF 28/1974a, S. 3. 1 70 RM 28/ 1974a, S. 2. 1 7 1 RM 1 4/ 1 977, S. 3.
9 . Ö F F E N T L I C H E A KT I V I T Ä T E N
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ein sozialistischer Staat, in dem die Interessen der Werktätigen an der ersten Stelle standen«.172 Die Ankündigung der Sowjetunion, die Olympischen Spiele 19 80 in Mos kau zu eirrem »wahren Fest des Friedens« machen zu wollen, kommentierte die Rote J:
1 72 1 73 1 74 1 75 1 76
Ebd. RF 30/ 1976a, S. 7. Vgl. KVZ 1 8 / 1 974, S. 16. KVZ 1 9 / 1 975b, S. 16. Vgl. KVZ 1 0 / 1 974b, S. 1 6.
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uns noch enger mit den Massen verbinden können und vor allem, wie wir den proletarischen Sport anpacken.«177 Wie der KBW organisierte auch die KPD /ML Sportveranstaltungen zu be stimmten politischen Anlässen, so ein »Stoppt Strauß-Fußballturnier« anläss tich dessen Kandidatur zu den Bundestagswahlen 1 980.178 Die KPD forcierte auf ihrem Terrain die Gründung eigener Sportvereine wie den »Arbeitersportverein Roter Sturm Dortmund«179 oder den »Arbeiter sportverein Solidarität« (ASV), der 1 976 aus verschiedenen »Roten Sportinitia tiven« in Westberlin hervorging. Der Verein erhob den Anspruch, eine politi sche Organisation zu sein, »die nicht abseits vom Kampf der Arbeiterklasse und der Volksmassen stehen« könne. Dem »scheinbar unpolitischen Sport der bürgerlichen Vereine« sollte »der Sport für den Klassenkampf« entgegengestellt werden.180 Der KPD-Jugendverband KJVD veranstaltete mit dem »Werner-Seelen binder-Sportfest«lBl 1 976 in Köln und 1 977 in Frankfurt eine eigene »Spartaki ade«. Die Veranstaltungen zeichneten sich durch eine enge Verbindung von Sport und Agitation aus und waren im Voraus minutiös geplant worden. Im Programm des »Werner-Seelenbinder-Sportfestes« in Köln waren unter ande rem eine Demonstration auf dem Chlodwig-Platz, eine »Diskussionsveran staltung zu den Fragen der proletarischen Sportbewegung heute« und ein um fangreiches Kulturprogramm vorgesehen.182 Am »Werner-Seelenbinder-Sport fest« 1 977 in Frankfurt nahmen auch Sportler der CIS (Iran) und der ZANU (Zimbabwe) teil. Das Kulturprogramm wurde vom »Ho-Chi-Minh-Chor«, vom »Roten Signal« und von der »Agitprop-Truppe Georgi Dimitroff« gestaltet, außerdem sprachen Vertreter der ZANU und des PAC, einer »Befreiungsbe wegung« aus Azania. Am Rande der Veranstaltungen standen Planungen zur Ausweitung der Sportpolitik der KPD.1B3 Wie die »Kampfgemeinschaft Rote Sporteinheit« zielten die K-Gruppen bei ihren Sportfesten sowohl in Inhalt als auch in ihren Erscheinungsformen auf eine Massenmobilisierung ab, bei der die Stärke und die Disziplin der Be wegung in öffentlichen Festzügen, Aufmärschen und Demonstrationen zum Ausdruck gebracht werden sollte.184 Das Engagement der K-Gruppen im
Bereich des Sports diente nicht nur der Installation einer parallelen Sportbe wegung, sondern war darauf angelegt, Arbeitersportvereine als »eine Schule der körperlichen, moralischen und ideologischen Rüstung für die gewaltsame Machtergreifung der Arbeiterklasse« zu etablieren. l85 Dem »bürgerlichen Sport«, der als »Kriegsvorbereitung der Imperialisten« und »Ausdruck des Strebens nach Vorherrschaft in der EG und Einverleibung der DDR« gewertet wurde,186 setzte man die Forderung nach »dem Erlernen von Kampfsportarten« entgegen.187 In der KPD/ML entstand eine Kampf sportgruppe, die sich in »Tae Kwon Do« übte.18B \'Venn schon der Sportunterricht in den Schulen zur Vorbereitung imperia listischer Kriege genutzt werde,189 so müssten die »Massen« verteidigungsbereit sein. In diesem Punkt orientierte man sich an Albanien, wo der Sport neben der »allgemeinen Volksbewaffnung« als »Stählung gegen einen imperialisti schen Angriff« begriffen wurde.l90 Zu diesem Zwecke verbreiteten die Kader in den Ferienlagern, zum Bei spiel des KJVD, eine Wehrsportgruppenmentalität191, die den Mythos einer stählernen, abgehärteten Jugend integrierte und so in ihren Erschei nungsformen durchaus mit dem von den Nationalsozialisten propagierten Jugendmythos korrespondierte.192
1 77 RM 22/ 1 972a, S. I I . 1 7 8 Vgl. RM 1 6 / 1 980, S . 7. 1 79 Vgl. RF 5 1 /52/ 1 973, S. 5. 1 80 RF 08/ 1 976a, S. 1 1 . 1 8 1 Werner Seelenbinder war 1933 deutscher Meister im Ringen und Mitglied der KPD. Er wurde 1 944 von den Nationalsozialisten ermordet. 1 82 Vgl. RF 1 3 / 1 976, S. 7. 1 83 Vgl. RF 1 6 / 1977, S. 1 1 . 1 84 Vgl. Stiller 1 99 1 , S . 407.
1 85 1 86 1 87 1 88 1 89 1 90 191 1 92 193
9.2.6 Religion
Da der religiöse Bezugsrahmen ein Konkurrenzmodell zum hermetischen Wertesystem des Marxismus-Leninismus darstellt und beide sich ausschließen, lehnten die K-Gruppen wortreich jegliche religiöse Betätigung strikt ab. Sie bezogen sich auf das Marx-Wort der Religion als »Opium des Volkes«, geäu ßert in der »Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie«. Nicht Liebe könne »die Antwort der unterdrückten Völker sein, sondern Haß, brennender Klassenhaß, der überall in der Welt die bewaffneten Freiheitskämpfe« beflügele.l9 3 Man betrachtete die Religion als »gefährliche Spielart der bürgerlichen Ideologie«, als »ein Gift, das die Köpfe der werktätigen Massen vernebeln« RM 03/1 973b, S. 8. KVZ 3 1 / 1 978, S. 1 1 . RF 1 6 / 1 976, S. 1-7. Vgl. Gespräch Oluf Hübner 2003. Vgl. KVZ 23/1 977, S. 10. RM 1 7 / 1 972a, S. 9. Vgl. KJ 03/ 1 977, S. 29. Vgl. Stiller 1 9 9 1 , S. 405. RM 22/ 1 974a, S. 6.
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solle,l94 Religiöse Ideen müssten »ausgerottet werden«, ein Ziel, welches erst im Sozialismus erreicht werden könne, da hier der Religion alle »materiellen Grundlagen« entzogen würden. Der Glaube an Gott und eine »Göttliche Staatsmacht« sei >>Untrennbar verbunden mit der Existenz der Ausbeuterklasse und ihres Staatsapparates«. In einem Staatssystem, in dem die Ausbeuter nicht weiter vorhanden seien, da sei auch kein Gott vorhanden.l95 Religion wurde mit Kapitalismus assoziiert, was groteskerweise auch dazu führte, Gott selber als »Geldsack« zu bezeichnen.196 Die messianische Verehrung von »Klassikern« wie Mao oder Stalin und die Sakralisierung der Revolution, die beide quasireligiöse Aspekte integrierten, erschien den Akteuren nicht als Widerspruch. Die verschiedenen Organisationen agitierten gegen alles Religiöse, fokus sierten sich aber besonders auf die Kirche und einzelne ihrer Repräsentanten. Der KBW kämpfte - noch einigermaßen realpolitisch - für die Trennung von Staat und Kirche,l97 KPD und KPD/ML stellte sich die Religion als ein Relikt mittelalterlichen Aberglaubens dar. Der so genannte »Teufelsaustreiber-Prozess« aus dem Jahr 1978, der die Öffentlichkeit schockierte, war für die KPD/ML ein gefundenes Fressen. 1976 hatten zwei Priester an der Epileptikerirr Anneliese l\1i.chel aus Klingenberg am Main einen »Exorzismus« durchgeführt, an dessen Folgen die junge Frau ge storben war.t98 1978 kam es zum Prozess gegen die beiden Geistlichen und die Eltern der Pädagogikstudentin, der mit der Verurteilung der Angeklagten en dete. Für die KPD/ML war der Fall klar. Nicht fanatisierte Einzelpersonen wie die beteiligten Priester Alt und Renz oder die extrem pietistischen Eltern waren für den Tod des Mädchens verantwortlich, sondern die Kirche als In stitution. Auch wenn »die Kirche sich heute modern und >aufgeschlossen«< gebe, »die Priester in Rollkragenpullovern« predigten, so zeige »dieser un menschliche und barbarische >Exorzismus<, aus welch dumpf-reaktionären Quellen die >Macht< der Kirche« herrühre. Der Klerus treibe »ein perverses Spiel, um die Menschen psychisch abhängig zu halten, um ihr Bewußtsein mit Mystik und Horrorträumen zu vernebeln.«1 99 Ein Komplott war rasch kon struiert. »Die Bourgeoisie«, so exklamierte der Rote Morgen, fördere »tatkräftig
1 94 195 1 96 197 198
9 . ÖFF ENTLICHE AKTIVITÄTEN
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Ebd. Ebd. Vgl. KBW 1 976, S. 42. Vgl. KVZ 07/1 974, S. 1 6 . Zum Fall Anneliese Michel vgl. Goodman 1 993. D i e Monographie gibt Aufschluss über die Ereignisse, gestaltet sich ansonsten aber problematisch, da die Autorin als Parapsychologin von einer Besessenheit des Mädchens ausgeht. 1 99 RM 1 4 / 1 978, 5. 1 2.
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die reaktionäre Ideologie der Kirche«. Sie betreibe dies »nicht nur durch >Dä monen<-Filme und >Jesus<-Streifen im Fernsehen, nicht nur durch die Förde rung von antikommunistischen Hare Krishna-Sekten, sondern vor allem durch die Behandlung der Kirche als staatstragender Institution«: »Schule, l<:indergärtcn, Heime, Sozialeinrichtungen, Rundfunk und Femsehen - es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in den der Staat nicht Priester und Pfaffen einschleust, damit sie dort das religiöse Gift verbreiten sollen. Es ist eine alte Fordemng der Arbeiterbe wegung, Kirchen und Staat zu trennen. Kämpfen wir dafür, daß der reaktionäre Einfluß der Kirche zurückgeschlagen wird!<<200
Das Strafmaß von einem halben Jahr, ausgesetzt zur Bewährung, sorgte auch in der Öffentlichkeit für Unverständnis. Die KPD/l'vfL sprach fortan von »Mördern im Pfaffengewand« beziehungsweise »Mördern in der Soutane<<201 . Auch die KPD nutzte den Fall, um der Kirche jegliche Entwicklung seit dem Mittelalter abzusprechen und einen »Hexenwahn<< als konstituierendes Element jeder Religion zu konstatieren.202 Ein weiteres wichtiges Element der K-Gruppen-Propaganda gegen die Kirche stellt die Thematisierung ihrer Rolle im Dritten Reich dar. Die Autoren der KVZ setzten in einem Rundumschlag gegen die Kirche den gesamten Klerus mit den »Deutschen Christen« gleich, einer protestantischen Glaubens bewegung, die im Dritten Reich versuchte, eine Verbindung zwischen der Bibel und dem Nationalsozialismus herzustellen. Sie konstruierten eine gene relle Nähe zwischen Kirche und NS-Staat, die auch oppositionelle Geistliche wie den Münsteraner Kardinal von Galen wenn nicht als Täter, so doch als l\1itläufer einschloss.203 Anlässlich der Einweihung eines Denkmals widmete der Rote A!orgen von Galen einen Artikel unter der Überschrift »Der >Löwe von Münster< - Legende und Wahrheit<<. Von Galen habe seit jeher eine »treu deutsche-Haltung<< zum Ausdruck gebracht und erst der »Eindruck der Siege der Roten Armee Stalins<< habe ihn dazu bewogen, »rechtzeitig das Pferd [zu] wechseln<<204. Von Galens Eintreten gegen die »Euthanasie<< interpretierten die Autoren als »Sprungbrett, um für den Untergang des >Dritten Reiches< und den Start ins >Vierte Reich< gerüstet zu sein<<.205 Während für »einen Mann wie von Galen Hunderttausende für ein Denkmal ausgegeben« würden, müssten »Ver folgte und Widerstandskämpfer gegen den Naziterror teilweise von ein paar
200 20 1 202 203 204 205
Ebd. RM 1 7 / 1 978, S. 2. Vgl. Kj 05 / 1978, S. 1 2-13. Vgl. KVZ 50/1 979, S. 1 8. RM 4 1 / 1 978, S. 1 2. Ebd.
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9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
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hundert Mark Sozialfürsorge leben«.206 In ihrer Kritik an der Rolle der Kirche im NS-Staat standen die K-Gruppen nicht allein, sondern berührten in einigen Punkten den »linken Mainstream«. In die Religionskritik der KVZ mischten sich Bezugnahmen auf alte ger manische Riten, die sich bis heute gehalten hätten. Dies ließe auf eine Akzep tanz in der Bevölkerung schließen, die von der Kirche nicht beseitigt werden könne. Als Beispiel führten die Autoren die Feste »St. Martin« und »St. Niko laus« an, die sich ursprünglich auf den Viehein- und austrieb der alten Germa nen bezogen hätten.207 Die Autoren tangierten mit derartigen Aussagen die pseudoreligiösen Ideologien nationalsozialistischer Organisationen. Die »Deutsche Glaubens bewegung« etwa versuchte, heidnische Kulte als der »deutschen \Vesensart« entsprechend zu präsentieren. In diesem Zusammenhang werden vielleicht die Karrieren ehemaliger K-Gruppen-Kombattanten in Sekten wie der »Deut schen Unitarier Religionsgemeinschaft«, die eine ähnlich neuheidnische Ideo logie vertritt, verständlicher.208 Die KPD /l'v1L sah sich als Bruderpartei der PdAA vom Vatikan direkt an gegriffen, der als »Zentrum der albanienfeindlichen Unterwanderung« markiert wurde. Radio Vatikan speie »Gift und Galle«, obwohl allen bekannt sei, »daß sowohl Papst Pius der XII. als auch die römische Kurie Mussolini und Franco, Hider und Salazar, die SS und die Quislinge in den Himmel hoben und in Schutz nahmen, daß sie die faschistischen Waffen segneten und Gott für [sie.] den Sieg des Nazismus baten«. 209 So missbrauche der Vatikan religiöse Gefühle und verberge seine »satanischen Ziele«210. Die Aussage, der Vatikan missbrauche religiöse Gefühle, mutet höchst wi dersprüchlich an, bedeutet sie doch das Zulassen solcher Gefühle. Dies \vie derum widerspricht den üblichen Positionen der Partei zum Thema Religion. Sicherlich mögen volkstümlerische Hintergründe eine Rolle gespielt haben, doch verdeutlicht sich hier auch ein Dilemma auf dem Terrain der K-Grup pen. So sympathisierten Geisdiche durchaus mit den diversen Zirkeln; be kanntestes Beispiel hierfür ist wohl die jetzige Grünen-Politikerin Antje Voll met, die Mitglied in der KPD-»Massenorganisation« »Liga gegen den Imperia lismus« war.211
Obwohl sich die antireligiöse Agitation der KPD in keinem Punkt von der des KBW oder der KPD/l'vfL unterschied, in den eigenen Reihen übte man Nachsicht. "-\ls der Religionslehrer Werner Gebert bei den Gemeinde ratswahlen in Stuttgart für die KPD antrat, hagelte es die Kritik der beiden anderen Organisationen. Die KPD antwortete mit dem Vorwurf, die beiden anderen Zirkel verhöhnten nicht nur Gebert, »sondern alle klassenbewußten christlichen Arbeiter und kirchlichen Mitarbeiter«. Gerade der »Weg heraus aus dem Bannkreis bürgerlicher Ideologie« sei gar nicht hoch genug einzuschät zen.212 Unter der Überschrift »Religion und Klassenkampf« führten die Auto ren weiter aus, dass Gebert nicht der erste Pfarrer sei, der sich an die Seite der Kommunisten geschlagen habe. So sei im Jahre 19 32 der Führer des »Bundes Religiöser Sozialisten«, Erwin Eckert, zur KPD übergetreten, die ihrerseits keine Veranlassung sah, diesen Schritt zu verhindern.213 Schließlich verwiesen die Verfasser auf den Hamburger Pastor K. H. Lechner, der kurze Zeit vorher aus der Kirche ausgetreten war und die Zusammenarbeit mit dem KBW ge sucht hatte.214 In der Tat hatte der KBW Lechners Kirchenaustritt ausgespro chen positiv bewertet und sogar eine Veranstaltung mit dem Geisdichen in szeniert. Hier stellte man ihn als Menschen dar, der komplett mit der Religion gebrochen habe, betonte aber einschränkend, dass die Religion »in unserem technisch und wissenschafdich entwickelten Zeitalter [ ...] dennoch nicht über flüssig geworden« sei.215 Trotz dieser Aussage hatte der KBW im Vorfeld die »Liga gegen den Imperialismus« mit der »Kolping-Familie« gleichgesetzt und als »religiöse Gemeinschaft« bezeichnet. Eine »Proletarische Kirche« hatte man zu diesem Zeitpunkt noch für unmöglich gehalten.216 Die Beziehung der K-Gruppen zur Religion war ambivalent. Einerseits kritisierten die Organisationen die Religion als solche, auch wenn insbesondere die Amtskirche im Fokus der Kritik stand, andererseits verhielten sie sich opportun, wenn dadurch eigene Vorteile entstanden. So war für die KPD /l'v1L die Propaganda zum Tode Günter Routhiers, die von der »Evangelischen Studentengemeinde« initüert wurde, durchaus willkommen.217
206 207 208 209 210 211
212 213 214 215 216 217
Ebd. Vgl. KVZ 50/1 979, S. 1 2. V gl. Kratz 1 988. RM 20/ 1 973c, S. 8. Ebd. V gl. Ditfurth 2000, S. 1 32.
Insbesondere innerhalb der KPD fanden Diskussionen statt, in denen man »fortschrittliche Strömungen« innerhalb der Kirchen auszumachen meinte. So sei es im Rahmen des Kirchentages 1979 in Nürnberg auch zu einem Schwei gemarsch für Nicaragua, einer Kranzniederlegung bei der Atomlobby und RF 2 1 / 1 975a, S. 8. Vgl. ebd. Vgl. ebd. KVZ 2 1 / 1 975, S. 1 6. Vgl. KVZ 1 5/ 1 975, S. 1 6. Vgl. Evangelische Studentengemeinde 1 976.
23 2
STALINS ENKEL, MAOS SOHNE
einem Gottesdienst für die Dritte Welt gekommen, alles »fortschrittliche Akti onen«, an die es anzuknüpfen gelte.21s Auch der KBW verwehrte entgegen seiner offtziellen Linie religiös orien tierten Menschen keineswegs den Zugang zur Organisation, wie aus internen Papieren hervorgeht.219 Das Kapitel Religion gehört zu den widersprüchlichsten in der Geschichte der K-Gruppen. Trotzdem verdeutlicht es auch die Geschicklichkeit, mit der die verschiedenen Zirkel vorgingen, um ihre Ideen auch außerhalb der ML Bewegung zu verbreiten.
9.3 Die Auseinandersetzung um die »Berufsverbote« Am 29 . Juni 197 1 brachte die CDU/CSU-Fraktion eine kleine Anfrage im Bundestag ein, die sich mit der Behandlung der DKP als Nachfolgeorganisa tion der 1956 verbotenen KPD befasste. Die Anfrage zielte auf Mitglieder der Partei, die im öffentlichen Dienst beschäftigt waren. Die Union erhob die Radikalenfrage auf diese Weise zum Testfall der rechtsstaatliehen Zuverlässig keit der SPD/FDP-Regierung und forderte Maßnahmen zur Bekämpfung radikaler Kräfte.22o Nötig war dies indes nicht. Bereits am 19 . September 19 50 hatte die Adenauer-Regierung festgelegt, gegen Angestellte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes, »die ihre Treuepflicht gegenüber · der Bundesrepublik durch Teilnahme an solchen Organisationen oder Bestrebungen verletzen, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen«. Gegen Schuldige sei »unnachsichtig die sofortige Entfernung aus dem Bundesdienst, und zwar bei Beamten auf Lebenszeit durch Einleitung eines förmlichen Dienststrafverfahrens unter gleichzeitiger vorläufiger Dienstenthebung und Gehaltseinbehaltung, bei Beamten auf Widerruf durch Widerruf, bei Angestellten und Arbeitern durch frisdose Kündigung herbeizuführen«.221 Trotzdem beschloss der sozialliberale Hamburger Senat am 24. Dezember 197 1 einen eigenen Radikalenerlass, der »die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit bei politischen Aktivitäten des Bewerbers in rechts- oder linksradi kalen Gruppen« für unzulässig erklärte.222
218 219 220 221 222
Vgl. RF 30/ 1 976, S. 1 2. Vgl. Weyand 1 978. Vgl. Baring 1 983, S. 466. Zit. nach ebd., S. 467. Zit. nach ebd., S. 468.
9 . ÖFFENTLICHE AKTIVITÄTEN
23 3
Am 28. Januar 1972 folgte ein bundesweiter Erlass. Die Ständige Konfe renz der Innenminister und Innensenatoren unter Anwesenheit von Bundes innenminister Hans-Dietrich Genscher übernahm in weiten Teilen den Ham burger Beschluss. Neben der Prämisse, dass »in das Beamtenverhältnis nur berufen werden könne, wer die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes ein tritt«223 , dekretierte der Beschluss eine Einzelfallprüfung der Bewerber für und Beamte, Arbeiter und Angestellte des öffentlichen Dienstes. In der Praxis bedeutete die Einzelfallprüfung eine »Regelanfrage« beim Verfassungsschutz, aus der sich später schwerwiegende Folgewirkungen ergeben konnten. Sie bedeutete nicht nur bittere regierungsinterne Auseinandersetzungen um die innere Liberalität, sondern verschaffte überdies der DKP eine Märtyrerrolle.224 Die K-Gruppen nahmen in den Auseinandersetzungen um die Extremis tenbeschlüsse, die innerhalb der Linken schnell zu »Berufsverboten« wurden, keine exponierte Stellung ein. Der Kampf gegen den Erlass war ein originäres Betätigungsfeld der DKP, auf die er sich ja vornehmlich auch bezog. 60 Pro zent der vom Extremistenbeschluss Betroffenen waren DKP-Mitglieder,225 die restlichen 40 Prozent bestanden größtenteils aus Mitgliedern der undogmati schen Linken. Schon aus diesem Grund war das Engagement der ML - Parteien auf diesem Gebiet wenig ausgeprägt. Zusätzlich verhinderte ihre sektiererische Politik die Beteiligung an Bündnissen, die sich überall in Deutschland, vor allem im universitären Bereich, gegen den Radikalenerlass stark machten. So kam es vor, daß von DKP und Spontis dominierte Gruppen und Komitees gegen die »Berufsverbote« K-Gruppen-Parteigänger ausschlossen. Jochen Staadt berichtet von Auseinandersetzungen an der FU Berlin. In der Konstitu tionsphase eines Bündnisses gegen den Extremistenbeschluss seien Mitglieder der KPD-Studentenorganisation KSV ausgeschlossen worden, da sie sich weigerten, die »Vertreter des Sozialimperialismus«, die sie in den anwesenden SEW-Angehörigen ausmachten, zu verteidigen. Umgekehrt weigerten sich die Geschmähten, die Maoisten, die Nationalisten seien und mit Rechtsradikalen zusammenarbeiteten, in das Bündnis mit einzubeziehen.226 Später formierten sich die verbliebenen Spontis und DKP/SEW-Anhänger zum »Aktionskomitee gegen die Berufsverbote an der FU«, maßgeblich betei ligt an der Vorbereitung zum Russell-Tribunal gegen die »Berufsverbote«. Außerdem beteiligt waren das »Sozialistische Büro«, der KB, die GIM, die Evangelische Studentengemeinde und der »Informations-Dienst zur Verbrei223 224 225 226
Zit. nach ebd. , S. 470. Vgl. Thränhardt 1 996, S. 206 . Vgl. Wesel 2002, S. 226. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002.
234
STALINS ENKEL, MAOS SöHNE
tung unterbliebener Nachrichten« (ID), ein wichtiges Organ der spontaneisti schen Linken in der BRD.227 Die DKP hatte wegen der »Spaltertätigkeit« trotz kistischer und maoistischer Gruppen eine Teilnahme verweigert.228 Am 1 6. Oktober 1 977 nahm das 3. Internationale Russeli-Tribunal seine Arbeit auf. Gegenstand waren nicht nur die Berufsverbote, sondern die Situa tion der Menschenrechte in der BRD allgemein. Die Initiatoren formulierten drei zentrale Fragen: »Wird Bürgern der Bundesrepublik aufgrund ihrer politi schen Überzeugung das Recht verwehrt, ihren Beruf auszuüben? Wird durch straf- und zivilrechtliche Bestimmungen und durch außerrechtliche Maßnah men Zensur ausgeübt? Werden Grund- und Menschenrechte im Zusammen hang von Strafverfahren ausgehöhlt und eliminiert?«229 Das Tribunal fand in den Jahren 1 978 und 1 979 in Frankfurt am Main und Köln unter dem Titel »Zur Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland« statt.230 KPD, I
227 228 229 230 231 232 233
Vgl. Steffen 2002, S. 220. Zit. nach ebd., S. 222. Zit. nach ebd., S. 224. Vgl. Fülberth 1 990, S. 1 47. Vgl. Gespräch Oluf Hübner 2003. Ebd. KBW o. J. (1 974), S. 1 .
9 . Ö F F E N T L I C H E A K TI V I T Ä T E N
235
terinnen, ja sogar als Putzfrauen« durchzuschlagen. Ein Kommunist, so Schrnierer weiter, sei nicht »auf Gedeih und Verderb« auf den »Lehrerberuf angewiesen«. 234 Ihr Proletkult und die offen zur Schau gestellte Abneigung gegen alles In tellektuelle hinderte die K-Gruppen an einer gewichtigen Beteiligung im Rah men der Auseinandersetzungen um die »Berufsverbote«. Trotzdem fanden sich in den verschiedenen »Zentralorganen« Artikel, die sich mit der Thematik befassten. Die KPD/l\1L versuchte, den Komplex »Berufsverbote« in den Klassenantagonismus einzubinden. Wenn beispiels weise Lehrer ihren Schülern und deren Eltern den »Ausweg des Sozialismus« klarmachten, werde jedes gegen die Partei gerichtete »Berufsverbot« die »Em pörung und Kampfbereitschaft der Massen verstärken«.235 Den bürgerlichen Protest gegen den Radikalenerlass diskreditierte der Rote Morgen. Angesichts der »großen Empörung nicht nur unter den Lehrern selbst, sondern auch bei gro ßen Teilen der Eltern«, seien »auch die DGB-Gewerkschaften, vor allem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gegen die Berufsverbote aufgetre ten«. Was diese aber als Kampf gegen die »Berufsverbote« bezeichneten, sei »in Wirklichkeit nichts als eine Unterstützungsaktion des kapitalistischen Staates«. Diese »Machenschaften der Bonzen«, gemeint sind Ausschlüsse von KPD/l\1L-Mitgliedern aus der GEW, würden aber »nur noch mehr dazu bei tragen, daß die Lehrerkollegen erkennen, daß hier mit allen Mitteln versucht werden soll, die Aufgabe, die die DGB-Gewerkschaft GEW als Unterdrü ckungsinstrument des Kapitals !habe], durchzusetzen«.236 Zwar rief der Rote Morgen immer wieder dazu auf, entlassene Lehrer aus den eigenen Reihen zu unterstützen. Gemäß ihres »proletarischen« Selbstverständnisses führte die Partei aber intensivere Kämpfe gegen politisch begründete Kündigungen und Gewerkschaftsausschlüsse auf der betrieblichen Ebene_237 Auch die KPD wandte sich massiver gegen Gewerkschaftsausschlüsse und politisch motivierte Entlassungen in den Betrieben, als sich im Kampf gegen die »Berufsverbote« zu engagieren. Die Partei verbreitete 1 97 4 eine Broschüre, in der zur Bildung eines Initiativkomitees gegen »Gewerkschaftsausschlüsse, politische Entlassungen und Berufsverbote« aufgerufen wurde. Der Radikalen erlass selbst fand in dem Papier keine Beachtung, Schwerpunkt war die Ge werkschaftspolitik.238 Die Organisation befasste sich mit dem Extremistenbe schluss nur, wenn ihre eigenen Mitglieder und Sympathisanten von Verfahren 234 Ebd., S. 2. 235 RM 3 5 / 1 973, S. 4. 236 RM 1 6 / 1 974, S. 7. 237 Vgl. z. B. IUv! 42/ 1 973, S. 1-4; RM 28/ 1 974b, S. 4. 238 KPD 1 974.
23 6
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bedroht waren. Das Engagement ging kaum über Solidaritätsbekundungen hinaus, die dann wiederum mit Polemiken gegen die Gewerkschaften gespickt waren.239 Ulla Schmidt, Gesundheitsministerin im ersten und zweiten Kabinett Schröder, wandte sich in ihrer Eigenschaft als Aachener Kandidatirr des KBW zu den Bundestagswahlen 1976 in einem offenen Brief an den Regierungsprä sidenten in Köln. Sie selbst war als Bewerberirr für eine Stelle an einer Schule für Sehbehinderte mit dem Radikalenerlass konfrontiert worden. In dem Pamphlet, betitelt »Gegen die Verpflichtung auf das Grundgesetz und das KPD-Verbot«, erklärte sie ihre Weigerung, sich auf das Grundgesetz zu verpflichten: »Dieses Dokument werde ich nicht unterschreiben. Aus zweierlei Gründen nicht: 1 . Weil ich der Meinung bin, daß die >freiheitlich-demokratische Gmndordnung< weder freiheitlich noch demokratisch ist. Ihr Kern ist die Garantie des Privateigentums an Produktionsmitteln und damit der Ausbeuttmg des Menschen durch den Menschen. Insbesondere die jetzt anstehen den Bundestagswahlen werde ich dazu nutzen, gegen diese Eigentt1msverhältnisse aufzutre ten durch meine Kandidatl!r für den Kommunistischen Bund Westdeutschlands. 2. Weil ich meine, daß man den Kampf gegen das besondere Dienstrecht im öffentli chen Dienst aufnehmen muß, wonach den Beschäftigten im öffentlichen Dienst über ihre Lohnabhängigkeit hinaus eine politische Zwangsjacke angelegt werden soll. << 240
Wie KPD und KPD/l'vll.., identifizierte Schmidt den Kampf gegen die »Berufs verbote« als Teil des Klassenkampfes. Sie interpretierte den Extremistenbe schluss als Ausdruck einer »Angst der Regierenden vor den Volksmassen«. Die Arbeiter würden sich früher oder später für die »Diktatur des Proletariats« entscheiden. Wenn dies nicht die Furcht der Regierenden heraufbeschwöre, »würde der gesamte bürgerliche Staatsapparat nicht die öffentlich Bediensteten durch deren Unterschrift auf die >freiheitlich-demokratische< Grundordnung verpflichten wollen«.241 Veröffentlichungen dieser Art blieben auch in den Reihen des KBW die Ausnahme. Wie Rote rahne und Roter Morgen thematisierte auch die Kommunisti sche Volkszeitung den Komplex »Berufsverbote« nur selten.
239 Vgl. RF 06/1 975b, S. 5. 240 Schmidt 1 97 6a, S. 2. 241 Ebd., S. 13.
9. Ö F F E N T LI C H E A K T I V I T Ä T E N
237
9.4 Teilnahme an Wahlen Alle hier behandelten K-Gruppen lehnten den Parlamentarismus und somit auch Wahlen ab. Trotzdem kandidierten sie bei diversen Urnengängen, konn ten allerdings nie einen nennenswerten Erfolg erzielen. KPD /l'vll.., und KPD hatten im Vorfeld der Bundestagswahl 1972 zum Wahlboykott aufgerufen beziehungsweise ihre Klientel aufgefordert, die Stimmzettel ungültig zu machen, da nur »Volksfeinde« zur Wahl stünden.242 In einem Wahlextrablatt begründeten die Strategen der KPD ihre Entscheidung, sich der Teilnahme an den Wahlen zu verweigern, damit, dass es nicht die Hauptaufgabe einer kommunistischen Partei sei, sich »im bürgerlichen Parla ment zu beteiligen«. Vielmehr seien »Zellen besonders in den Großbetrieben aufzubauen, die fortschrittlichen Arbeiter für die Partei zu gewinnen und in ihr zu organisieren«. Trotzdem charakterisierten sie die Arbeit im Parlament als ein »wichtiges Hilfsmittel für die Propagierung des Kommunismus.«243 Sie gaben aber zu, dass es ihnen zum genannten Zeitpunkt logistisch schlichtweg unmöglich sei, überhaupt an Wahlen teilzunehmen.244 Unter dem Primat der »Propagierung des Kommunismus« beteiligten sich KPD und KPD/l'vll.., bis 1976 an diversen Wahlen, wozu beide allerdings erst ab 1974 in der Lage waren.245 Durch ihren Parteienstatus, der an eine Wahlteil nahme gebunden war, versprachen sich die NIL-Organisationen außerdem einen gewissen Schutz vor »staatlicher Repression«246. Die KPD /l'viL trat 197 4 zu den Hamburger Bürgerschaftswahlen an, be tonte aber gleichzeitig ihre Ablehnung des »bürgerlichen Parlaments«. Mit der Parole »Für ein vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland« warb die Partei für ihre »Rote Mannschaft« aus sieben Kandidaten, angeführt vom Vor sitzenden der Partei, Ernst Aust,247 der im Gegensatz zur mitunter vertretenen Parteilinie des Wahlboykotts immer für die Teilnahme an Wahlen eingetreten war.248 In einem Wahlextrablatt betonten die Verfasser ausdrücklich, dass eine Stimmabgabe bei irgendeiner Wahl nichts an den Verhältnissen ändere, da die »Politik [. . .] nicht im Parlament, der bundestäglichen Schwatzbude« gemacht werde, sondern in den »Konzernbüros, den Ausschüssen, den Direktionseta242 Vgl. RF Extrablatt 1 972; KPD /ML 1 969. 243 RF Extrablatt 1 972, S. 2. 244 Vgl. ebd. 245 Vgl. Bacia 1 986a, S. 1 819; vgl. Probst 1 979, S. 79. 246 Vgl. Steffen 2002, S. 106. 247 RM Wahlextrablatt 1 974. 248 Gespräch E. M. 2002. So soll Aust in einer Diskussion über einen Wahlboykott gesagt haben : >>So ein Quatsch, das ist ja wie weru1 ich nach [sie.] Aldi gehe, gehe hinten durch, gehe zur Kasse und sage ich kaufe nichts.<<
238
STALINS ENKEL, MAOS S O HNE
gen der Banken.« Gewinner der Wahlen sei immer die Partei, »die das meiste Geld an den Hacken hat, die über die einflußreichsten kapitalistischen Gönner verfügt«.249 Trotzdem müsse die Organisation »jede sich [...] bietende Möglich keit ausnutzen, um sozialistisches Bewußtsein, um Verständnis für die revolu tionären Aufgaben der Arbeiterklasse zu wecken, um den Kommunismus zu propagieren«.250 Die KPD, die zum Wahlboykott aufgerufen und sich im Wahlkampf auf die Störung der Veranstaltungen anderer Parteien beschränkt hatte, bezeich nete diese Taktik im Nachhinein als Fehler. Die 3 000 (0, 3 Prozent) Stimmen, die die KPD /ML errungen habe, seien ein positives Ergebnis, schlecht hieran sei nur, »daß sie von den Sektierern als Unterstützung ihrer linksopportunisti schen Politik« gewertet würden. Deshalb müsse die eigene Organisation »ihre Aufgabe als Partei des Proletariats wahrnehmen und sich durch die noch rela tive Schwäche angesichts der anstehenden Aufgaben nicht von der Notwen digkeit abhalten lassen, die Bourgeoisie auf dem Gebiet der Politik so umfas send wie möglich anzugreifen«.251 Die KPD/ML beteiligte sich 1 97 5 an den Landtagswahlen in Nordrhein Westfalen. Die Partei legte dem Westdeutschen Rundfunk das Manuskript einer Wahlwerbesendung zwecks Ausstrahlung im Rundfunk vor, welches dieser wegen folgender Passage ablehnte: >>\Xlenn wir uns an den Wahlen beteiligen, dann wollen wir Ihnen beweisen: das bürgerliche Parlament ist eine kormpte Schwatzbude, die, wie Lenin sagte, nichts anderes verdient, als von den revolutionären Volksmassen auseinandergejagt zu werden. Gut, so weit sind wir heute noch nicht. Aber wenn die D KP behauptet, man könne durch Wahlen, Mitbestim mung usw. auf friedliche Weise zum Sozialismus kommen, so ist das eine Lüge, die das Leben, z. B. das Blutbad in Chile, eindeutig widerlegt hat.«252
Der WDR monierte die Verfassungswidrigkeit der Ausführungen und strahlte die Sendung nicht aus. Die KPD/ML erblickte in dieser Weigerung das Ein geständnis der »Furcht vor den V olksmassen« und deutete das Verbot in einen Erfolg um.253 Trotzdem klagte die Partei über mehrere Instanzen. Da die KPD und der KBW während des Wahlkampfes 1 976 ebenfalls Erfahrungen mit Verboten ihrer Wahlsendungen gemacht hatten, reichten alle drei Organi sationen Verfassungsklage ein. In einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
249 250 25 1 252 253
Ebd. Ebd. RF 1 2/ 1 974, S. 3. Zit. nach BVerfGE 47, 1 98-Wahlwerbesendungen, S. 3. Vgl. RM 1 7 / 1 975, S. 9.
9 . Ö F F E N T L I C H E A KT I V I T Ä T E N
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vom 14. Februar 1 978 wurde dieser Klage stattgegeben und die Weigerung der Rundfunkanstalten für verfassungswidrig erklärt.254 Nachdem der KBW wegen mangelnder personeller Vertretung an den Landtagswahlen in NRW nicht teilgenommen hatte,255 lud die Organisation im Vorfeld der Bundestagswahl 1 976 zu Verhandlungen über eine Aktionseinheit ein. An dem Gespräch in Mannheim am 14. Februar 1 976 nahm neben KPD und KPD /ML auch der »Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands« (KABD) teil. Die Gastgeber erklärten, den Bundestagswahlkampf zu einem gemeinsamen »Propagandafeldzug für den Kommunismus« machen zu wollen, meinten aber gleichzeitig nur einige wenige gemeinsame Positionen der ver tretenen Organisationen erkennen zu können.256 Zwar sei der »parlamentari sche Kampf eine Nebenfront«, sofern man darunter verstehe, »daß die Frage der politischen Macht durch die Arbeiterklasse niemals durch Beteiligungen an Parlamentswahlen oder durch Parlamentsabstimmungen, sondern nur durch die gewaltsame Revolution und den bewaffneten Aufstand« entschieden wer den könne.257 Trotzdem sei der Parlamentarismus in Westdeutschland offen sichtlich nicht in einer Krise, weshalb »die Wahlbeteiligung der Kommunisten noch notwendig« sei, »ganz egal, ob sie dazu schon in der Lage sind oder noch nicht«.25 8 Die Verhandlungen scheiterten schnell, was auf ideologische Differenzen um die »Vaterlandsverteidigung« und die »Sozialfaschismusthese« zurückzuführen ist.259 KBW und KPD traten eigenständig an, die KPD/ML boykottierte die Bundestagswahlen,260 obwohl sie im Vorfeld bereits einen Wahlaufruf verbrei tet hatte, in dem sie ihre Teilnahme bekanntgegeben hatte. Der Text selber war nahezu identisch mit dem Wortlaut der nicht ausgestrahlten Radiosendung zu den Landtagswahlen in NRW 1 97 5 .261 Die einzige Bundestagswahl, an der die Partei jemals teilnahm, war die Wahl zum 9. Deutschen Bundestag 1 980, bei der sie 0,1 Prozent der Stimmen erhielt.262 Die Wahlergebnisse aller K-Gruppen waren marginal. Die KPD erzielte ihr bestes Ergebnis bei den Berliner Abgeordnetenhauswahlen 1 974, wo 0,7
254 Vgl. BverfGE 47, 1 98-Wahlwerbesendungen. 255 Vgl. KBW 1 975, S. 1 . 256 Vgl. KBW 1 976, S . 5 . 257 Ebd., S. 7. 258 Ebd., S. 6. 259 Vgl. ebd. 260 Vgl. Probst 1 979, S. 79. 261 Vgl. Entwurf der Gruppe Roter Morgen (KPD/ML) für einen Wahlaufruf, zit. nach KBW 1 976, S. 34--4 0. 262 Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. 1 50.
240
Prozent der Stimmen auf sie fielen263, der KBW konnte bei den Bremer Bürgerschaftswahlen von 1 975 0,6 Prozent der Stimmen für sich verbuchen.264 Der Bund ist allerdings die einzige K-Gruppe, die jemals ein Mitglied eines Kommunalparlaments stellte. Bei den Gemeinderatswahlen vom 20. April 1 975 in Heidelberg wurde die Chemielaborantin Helga Rosenbaum in den Stadtrat gewählt. Auf den KBW entfielen 3,6 Prozent der Stimmen, 2 1 83 Wähler hatten für die Organisation votiert.265 Bereits in der ersten Gemeinderatssitzung, an der Rosenbaum teilnahm, kam es zu Krawallen we gen einer vom Stadtparlament geplanten Fahrpreiserhöhung. Helga Rosen baum wurde von der Polizei aus dem Saal entfernt, agitierte aber auf der Straße vor dem Gebäude weiter.266 Im September 1 976 schloss der Gemeinderat die Chemielaborantin aus und empfahl »wegen gröblicher und besonders schwerer Verstäße gegen die Pflichten eines Gemeinderatsmitglieds« die Aberkennung der Bürgerrechte für vier Jahre. Rosenbaum hatte sich maßgeblich an Straßen schlachten gegen die geplanten Fahrpreiserhöhungen beteiligt, KBW-Genos sen bei Farbschmieraktionen am Rathaus angeführt und an der gewaltsamen Befreiung eines Festgenommenen teilgenommen. Wegen des Aufrufs zu den Krawallen aus Anlass der Fahrpreiserhöhungen wurde das KBW-Mitglied zu einer Freiheitsstrafe von 1 3 Monaten ohne Bewährung verurteilt.267 Welche Hoffnungen die Organisation auf die Agitationstätigkeit ihrer Hei delberger Sekretärin setzte, geht aus einem internen Richtlinienpapier des ZK �Iitglieds Ennker an Rosenbaum hervor, in dem ihr Verhalten sowohl im Stadtrat als auch bei Interviews genau festgelegt wird.268 Helga Rosenbaum kandidierte auch bei den Bundestagswahlen 1 976 im Wahlkreis Heidelberg für den KBW.269 Wegen des Ausschlusses aus dem Stadtrat bekam sie sogar Schützenhilfe vonseiten der sonst so verhassten Trotzkisten der GIM, die dazu aufriefen,21° aus Protest für die KB\V-Kandida tin zu votieren. Der AB hingegen sprach trotz der Ereignisse um Rosenbaum die erste und einzige Wahlempfehlung einer K-Gruppe für die Konkurrenz von der DKP aus.271 Markovits und Gorski behaupten gar kommunale Zweck bündnisse der K-Gruppen mit den Jungsozialisten, der Jugendorganisation der
263 264 265 266 267 268 269 270 271
9 . ÖrFENTLICHE AKTIVITATEN
STALINS ENKEL, M A CJ S SOHNE
Vgl. ebd., S. 1 5 1 . Vgl. ebd., S . 1 52. Vgl. KVZ 1 7 / 1 975, S. 9. Vgl. KVZ 2 1 / 1 975, S. 9. FAZ 208 vom 1 7 . 1 0 . 1 976, zit. nach Karl 1 976. Vgl. Ennker 1 975, S. 1 . Vgl. BverfGE 47, 1 9 8-Wahlwerbesendungen, S . 6. Vgl. GeHrich 1 999, S. 49. Vgl. Steffen 2002, S. 34.
241
SPD.272 Da keine Belege angeführt werden, ist diese Behauptung äußerst frag würdig. Die »Zentralorgane« aller K-Gruppen identifizierten die SPD als Trä gerin des »BRD-Imperialismus«, mit dem keine Verhandlungen geführt wur den. Die Exhumierung der »Sozialfaschismus-These« durch KPD und KPD/l'vfL tat ihr Übriges. Die KPD ging ab 1 97 8 dazu über, mit bunten und alternativen Listen zu sammenzuarbeiten, ohne aber den Anspruch eigenständiger Arbeit auf zugeben.27 3 Backes und ]esse führen aus, dass diese Zusammenarbeit darauf zurückzuführen sei, dass führende KPD-l'vfitglieder frühzeitig den illusionären Charakter ihrer Programmatik erkannt hätten.274 Dieser Aussage ist nicht zuzu stimmen. Vielmehr behielten die K-Gruppen-Kämpen ihren avantgardisti schen i\nspruch bei und suchten die alternativen Wahlbündnisse in ihrem Sinne zu beeinflussen. So sah die KPD »es [. . ] als ihre Aufgabe an, den fort schrittlichen Kräften des Kleinbürgertums klarzumachen, daß die Arbeiter klasse und nur sie einer humanen Gesellschaftsordnung den Weg bahnen« könne. »Die kleinbürgerlich-demokratischen Kräfte« müssten »von den Ar beitern und ihren Erfahrungen lernen, [... ] die Forderungen und Wünsche der Arbeiter - nicht ihrer reaktionären SPD- und DKP-Führer sich zu eigen ma chen und unermüdlich für sie eintreten«. Die Partei stehe vor der Aufgabe, »insbesondere den fortschrittlichen Arbeitern zu erklären, dass es sinnvoll und notwendig ist, die alternativen Listen zu wählen«, da es »nicht um die Unter stützung eines heillosen Haufens von Weltverbesserern, sondern um die Chance, [. . . ] ein dauerhaftes Bündnis zu schmieden« ginge. 275 Durch die forcierte Zusammenarbeit mit den alternativen und grünen Lis ten verlor die Partei entgegen ihrer oben genannten Zielsetzung viel von ihrem sektiererischen Proftl und löste sich anderthalb Jahre später selber auf. Viele ihrer l'vfitglieder prägten die Parteigeschichte der Grünen entscheidend mit. .
272 273 274 275
Vgl. Markovits/Gorski 1 997, S. 152. Vgl. RF 30/ 1 978. Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. 1 5 1 . RF 30/ 1 978, S . 4.
1 0. Geschichtsbild und Mythenbildung
1 0. 1 . 1
Zum Geschichtsbild der K-Grupp en
>>Der Aufstand der Weber in Schlesien steht ganz am Anfang der Geschichte der Arbeiter bewegung in Deutschland. Mit ihm hatte der offene Kampf der Arbeiter gegen die Bour geoisie begonnen.<<1
Diesen Satz konnte der interessierte Leser im August 1 974 in der KVZ lesen. Er bezog sich auf die auf dem Feld der K-Gruppen vorherrschende Definition von Geschichte als Prozess eines immerwährenden Klassenantagonismus, die sich wiederum eng an Marx und Engels orientierte, die im MantfeJt der Kommu nistziehen Partei von 1848 verkündet hatten: >>Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen im steten Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedes Mal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem Untergang der kämpfenden Klassen.<<2
�fit Marx erinnerten die Autoren der KVZ »an das Weberlied, an diese kühne Parole des Kampfes, worin Herd, Fabrik, Distrikt nicht einmal erwähnt wer den, sondern das Proletariat sogleich seinen Gegensatz gegen die Gesellschaft des Privateigentums in schlagender, scharfer, rücksichtloser, gewaltsamer Weise herausschreit«.3 Der Aufstand der schlesischen Weber war für die ver schiedenen Spielarten von Kommunismus und Sozialismus von großer Be deutung. Bis 1846 entwickelte sich auf seinem Fundament die Auseinanderset zung zwischen frühen Kommunisten und Demokraten. Abstufungen der Radikalität machten sich bemerkbar und Parteigrenzen schieden sich.4 Die marxistische Geschichtsschreibung machte die Weber zu »Galionsfiguren der 1 2 3 4
KVZ 1 7 / 1 974, S. 16. Marx/Engels 1 969, S . 23f. Marx 1 844, S. 404. Vgl. Hodenberg 1 997, S. 137.
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Arbeiterbewegung«, eine Auffassung, die Christina von Hodenberg in ihrer Abhandlung über die Revolte von 1 844 ins Reich der Legende verbannt.5 Trotzdem stellte unter anderem die DDR die Weber als Vorreiter des »Proleta rischen Klassenkampfes« dar und instrumentalisierte sie in ihrer Geschichts schreibung.6 Die Geschichtswahrnehmung auf dem Terrain der K-Gruppen ging noch einen Schritt weiter. In einem Leserbrief, der sich auf den KVZ-Artikel über die Weber beruft, fordert der Verfasser die Sippenhaft für die Nachkommen der »Leuteschinder von Peterswaldau und Langen-Bielau«7, die noch 1 97 4 »einen Umsatz von 1 7 1 Mill . DM« erwi.rtschafteten.8 Das hermetische Feld der K-Gruppen brachte eine Diffusion von Ge schichte hervor. Historische Epochen wurden von den Akteuren nicht retro spektiv beurteilt, sie wähnten sich gleichsam in längst vergangeneo Abläufen. Die geschichtliche Realität vergangener Epochen diffundierte in das Realitäts konstrukt der K-Gruppen-Gegenwart. Dies gilt im Besonderen für den Wei mar-Fanatismus der diversen Organisationen. Rusinek attestiert der Generation von Jugendlichen in der \X'eimarer Repu blik, die nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, ein »epigonales l'vfin derwertigkeitsgefühl der zum Kriege zu spät Gekommenetl«Y Die K-Gruppen hatten in ganz ähnlicher Weise die revolutionäre Situation verpasst und entwi ckelten eine Revolutionssehnsucht, die die Epochen verwischen ließ. \X'eimar war für sie Realität und, im Sinne der Machbarkeit von Geschichte, die das marxistische Geschichtsbild impliziert,10 auch Kontinuität. Die Nachahmung des KPD-Habitus war weit mehr als maoistische Dramaturgie, sie war Vehikel einer - zumindest partiellen - kollektiven Selbstverortung in der Weimarer Republik. In den »Zentralorganen« behandelte man historische Akteure wie den »Bluthund N oske«, unter dessen Befehl Regierungstruppen den J anuarauf stand von 1 9 1 9 niedergeschlagen hatten, als gleichsam reale Gegner1 1 und reaktivierte in diesem Zusammenhang auch den Vorwurf gegen den »Sozialfa schismus« der SPDP Das beste Beispiel für die Diffusion von Geschichte war der V ersuch von KPD und KPD /ML die »Revolutionäre Gewerkschaftsopposition« wieder zu 5 Ebd., S. 9. 6 Vgl. ebd., S. 1 7 1 ff. 7 In Peterswaldau und Langenbielau lebten die Fabrikanten, gegen die sich der Aufstand der Weber richtete. 8 KVZ 1 8/ 1 974, S. 1 6. 9 Rusinek 2002, S. 10. 1 0 Vgl. Fleischer 1 969, S. 1 53. 1 1 Vgl. RF 08/ 1976b, S. 1 1 . 1 2 Vgl. RF 45/ 1 974a, S . 3.
1 0 . (; E S C H ! C H T S B ! L D U N D M Y T H E N B I L D U N G
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begründen. Das kollektive Gedächtnis der Akteure bezog sich auf Weimar und klammerte im Gegenzug die Situation der 1 970er Jahre aus. Die Epigonen aus den Reihen der K-Gruppen lebten in ihrer selbst auferlegten Askese die Bettel suppen-Situation der Arbeiterschaft13, wie sie sich in den späten 1 920er Jahren darstellte, nach, obwohl sie sich nicht mit der Situation der Facharbeiter ver gleichen ließ. Solche Imagination lässt sich mit der Reduktion des Komplexes auf den Realitätsverlust in den Reihen der ML-Parteien nicht ausreichend erklären. Die von den K-Gruppen präsentierte und imaginativ repräsentierte ge schlossene Arbeiterbewegung der Weimarer Republik diente vielmehr als Bezugsrahmen der voluntaristischen »Machbarkeit von Geschichte«. Für den Marxismus kann der Begriff der Historie nur ein Orientierungs schema für das Erfassen konkreter historischer Situationen und für das tätige Eingreifen in die jeweils gegenwärtige Geschichte sein. 14 Die alleinige Fokussierung auf die Geschichte als Geschichte des Klassenantagonismus beraubt die Historie in gewisser Weise ihres fortschreitenden Charakters. Sie bleibt Erklärungsmuster schuldig und kategorisiert wichtige historische Ereig nisse und Prozesse zu Nebenwidersprüchen herab. So kommt in Marx' JVJpital der »Kapitalist« als Person nicht in Betracht, sondern ist Personifikation öko nomischer Kategorien und Träger bestimmter Klassenverhältnisse und -inte ressen, nicht mehr als ein Geschöpf der Verhältnisse. 15 So deftniert ist er sta tisch. Die K-Organisationen kolportierten diese Statik, deren Konsequenz ist, dass der Kapitalismus keine Schattierungen vorweisen kann, sondern immer in der gleichen Form auftritt. So wird auch die Situation der »Arbeiterklasse« im Kapitalismus immer statisch bleiben, weshalb die Identifikation mit dem »Proletariat« der Weimarer Republik legitim erscheinen musste. Diese Sicht von Geschichte ermöglichte es den Akteuren, auf ihrem Terrain Weimar nicht nur zu exhumieren, sondern neu zu erschaffen. Rolf Stolz, ehemals dem Maoismus nahe stehend, 1 979 l'vfitbegründer der Grünen und heute der rechtsradikalen »Deutschland-Bewegung« zuneigend, beschreibt diesen Komplex folgendermaßen: »Vielleicht«, so Stolz, »war es eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, daß die, an die im Bonner Staat nicht erinnert werden durfte, so nicht ganz verschwanden aus dem kollektiven Gedächtnis daß in unseren l\fythen und Kostümierungen nicht allein diejenigen weiterleb ten, die der Stalinismus zu Säulenheiligen und Vorläufern seiner eigenen He roen verfälscht hatte, wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sondern daß
13 Vgl. z. B. Wir warn die stiirkste der Partein 1 977. 14 Vgl. Fleischer 1 969, S. 1 53. 15 Vgl. ebd., S. 36.
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auch die zur Unperson gewordenen Abweichler wie Trotzki und Thalheimer, in unserem Alternativ-Pantheon ihren Platz fanden.« Für den ehemaligen Maoisten hatte »das Wiederbeschwören der Ahnen-Geister - von den Bauern kriegen und den Pariser Kommunarden bis zu den Novemberrevolutionären und denen in Buchenwald - [. . .] viel Künstliches und Theatralisches«, es sei aber »zugleich durchaus natürlich, eine spontane und instinktive Rückkoppe lung im Gewesenen, eine Verankerung in dem unauflöslichen Geheimnis der Toten, die ewig jung bleiben und in den Lebenden wiederzukehren scheinen« 16, gewesen. Der von Glucksmann ins Feld geführte »Maoismus als Ableger des westli chen Todeskults«17 wird aus diesem Blickwinkel verständlicher. Der Totenkult wirkte in der K-Gruppen-Szene als Faszinosum, welches die Möglichkeit der Anverwandlung vergangeuer Epochen in sich barg. Die KPD polierte ihre marxistischen Geschichtsexerzitien mit deutlich na tionalistischen Tönen auf. Das »Masseninteresse« an einer Ausstellung über die Zeit der Staufer, die von SPD und DKP als nationalistisch kritisiert worden war, werteten die Autoren der &ten Fahne als »Ausdruck des wachsenden Widerstandes gegen die nach dem 2. Weltkrieg von der herrschenden Klasse verordnete Geschichtslosigkeit, die vor allem von der Sozialdemokratie in den letzten Jahren auf die Spitze getrieben« worden sei. Sie sei außerdem »Aus druck gegen den Versuch der modernen Revisionisten, die deutsche Nation und ihre Geschichte aus dem Bewußtsein der Massen zu tilgen, um die Spal tung Deutschlands zu rechtfertigen und die Widerstandskräfte der Nation gegen die sozialimperialistische Herrschaft im Osten und die Bedrohung des Westens durch den Sozialimperialismus zu untergraben. Die modernen Revisi onisten woll[t]en dem deutschen Volk weismachen, daß es nichts in seiner Geschichte und Kultur« gebe, »was verteidigungswürdig wäre«. Ein Volk aber lasse »sich seine Geschichte nicht verbieten«. 18 Die KPD/J\1L feierte Thomas Münzer als »grossen Revolutionär des deut schen Volkes«, der die »revolutionäre Geschichte unseres Volkes« repräsen tiere: >>Es gibt keine Kraft in der Welt, die auf Dauer imstande wäre, diese mhmreichen Traditio nen aus dem Bewusstsein unseres Volkes zu tilgen. Schlechte Traditionen kommen und gehen, ebenso wie die Menschen, die Klassenkräfte, die sie hervorgebracht haben. Sie wer-
16 Stolz 1 998, S. 2 1 3 . 1 7 Vgl. Glucksmann 1 977. 18 RF 24/ 1 977, S. 1 1 .
10. G E S CHICHTSBILD U N D MYTH E N B I L D U N G
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den mit Unkraut und Disteln bedeckt und niemand erinnert sich ihrer. Diese mhmreichen Traditionen werden ewig leben, ebenso wie das Volk, das sie hervorgebracht hat.<<19
Diese Feststellung aus der Erklärung des ZK zur nationalen Frage gelte für Münzer wie für »die revolutionäre Geschichte unseres Volkes«.20 Die KPD/ ML stand in der Einschätzung des Bauernkrieges als »große revolutionäre Tradition des deutschen Volkes«21 in der Nachfolge der »nationalrevolutionären« Kreise um Otto Strasser, die den Bauernkrieg ganz ähnlich bewerteten.22 Die KPD veranstaltete gar eine Feier zum 450. Jahrestag des »Großen Deutschen Bauernkrieges« in der Festhalle von Heilbronn, »an dem Tag, an dem die Stadt Heilbronn genau vor 450 Jahren dem fränkischen Bauern-Ver bündnis beitrat und der Bauernkrieg seine größte Entfaltung erreichte«. Das KPD-Mitglied Hutter erklärte auf der Veranstaltung, »daß die deutsche Bour geoisie schon damals ihr feiges und antinationales Wesen« enthüllt habe. Hin gegen habe »die revolutionäre Partei Thomas Münzers, der die revolutionäre Fraktion der Keimformen des Proletariats anleitete, [. . .] schon damals die klassenlose Gesellschaft, die erst mit der Entwicklung des Kapitalismus und der Entwicklung des Proletariats geschichtlich möglich wurde«, propagiert.23 Auch die historischen Perioden »Mittelalter« und »Frühe Neuzeit« inter pretierten die K-Gruppen streng nach der marxistischen Geschichtsphiloso phie.24 Den historisch-fortschrittlichen Faktor der Stauferzeit sahen die Auto ren der &ten Fahne in der Herausbildung des Stadtbürgertums als Konterpart zur feudalistischen Gesellschaftsordnung und somit als »Klassenkampf«. Ein schränkend wurde vermerkt, dass es sich beim Stadtbürgertum um die Keim zelle der »Bourgeoisie« gehandelt habe, diese aber im Vergleich zu den feuda listischen Herrschern fortschrittlich gewesen sei.25 Die Bewertung der Bauern kriege folgt dem marxistischen Muster der »Geschichte als Klassenkampf«: »Volksrevolution und Bauernkrieg«, so die &te Fahne, »waren eine gewaltige antifeudale Volksrevolution, die die Grundfesten des Kapitalismus erschütter ten und in deren Verlauf nicht nur in der Ideologie, sondern auch in der Orga nisierung der bewaffneten Volksmassen die Elemente entwickelt wurden, die weit über die beschränkten bürgerlichen Klassenziele hinausweisen und erst in der proletarischen Revolution Wirklichkeit werden.« 26
19 20 21 22 23 24 25 26
RM 22/ 1 975, S. 10. Ebd. Vgl. ebd. Vgl. Barts eh 1 990, S. 103. RF 1 6 / 1 975, S. 6. Vgl. Marx/Engels 1 969, S. 24. Vgl. RF 24/ 1 977, S. 1 1 . RF 1 4/ 1 975, S . 9.
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Die K-Gruppen verwandten ihr Paradigma der Geschichte als »Geschichte des Klassenkampfes« inflationär, indem sie Antagonismen, die als solche ge schichtsprägend sind, auf den »Klassenkampf« reduzierten.
1 0. 1 .2 Bewertung des Nationalsozialismus
Wie die klassische KPD bis 1 95627 interpretierten die K-Gruppen den Nationalsozialismus als »offene, terroristische Diktatur des Finanzkapitals über die Arbeiterklasse«28, als »faschistische Herrschaft der Finanzbourgeoisie«29 mit »Hitler als Statthalter des Finanzkapitals« an der Spitze.30 Sie bezogen sich auf die »Dimitroff-These«, formuliert auf dem VII. Weltkongress der Kommunis tischen Internationale am 20. August 1 935. Dimitroff definierte den Faschis mus als die »offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals«.31 Der deutsche Faschismus sei von der »imperialistischen Bourgeoisie« er richtet worden, so auch die KVZ, »um die Arbeiterbewegung zu zerschlagen und das deutsche Volk in ihren weltweiten imperialistischen Raubkrieg treiben zu können«.32 Die KPD/ML übernahm diese Definition des »Faschismus« in ihrem Pro gramm.33 Es gibt zwei Möglichkeiten, den Nationalsozialismus zu bestimmen. Die erste richtet ihr Augenmerk auf die Zerschlagung der »Arbeiterklasse«, die zweite auf die Vernichtung der Juden. Für die Anhänger der APO war die Chiffre »Auschwitz«, so hat man später angemerkt, der »negative Gottersatz des kritischen Bewußtseins«34, der zu einer generationalen Abgrenzung von den Eltern führte. Die K-Gruppen reduzierten den Komplex auf den Klassenantagonismus und erklärten somit »Auschwitz« gleichsam zu einem »Nebenwiderspruch«. Der größte Teil der Äußerungen aus ihrem Lager umschrieb den Versuch, die deutsche »Arbeiter klasse« von der Schuld am Faschismus reinzuwaschen. Dem im Fahrwasser der Studentenrevolte aufgegriffenen Signum der Kollektivschuld aller Deut schen traten die ML-Parteien entschieden entgegen.
27 28 29 30 31 32 33 34
1 0 . GESCHI CHTSBILD U N D MYTHENBILDUNG
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Vgl. z. B. KPD 1 939; Fülberth 1 9 90; Bunke 200 1 . KB W 1 976, S. 39. KBW 1 977, S. 2 1 4. RF 0 3 / 1 979, S. 1 5. Dimitroff 1 975, S. 93. KVZ 1 7/ 1 975a, S. 3. KPD/ML 1 977, S. 1 2. Bolz 1 998, S. 97.
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In einem Artikel über Joachim C . Fests Film Hit/er - eine Karriere führte der Rote Morgen die »Lüge der Kollektivschuld« ins Feld. Immer hätten die »Ideolo gen des Faschismus versucht, die klassenmäßigen Wurzeln des Faschismus zu vertuschen«. Dazu hätten sie die »Lüge von dem >Dämon Hitler<, der angeblich alle in seinen Bann geschlagen habe«, erfunden und behauptet, »die krankhaf ten Wurzeln des Faschismus hätten ihren Ursprung in der >krankhaften Per sönlichkeit< Hitlers«. So sei die »Lüge von der Kollektivschuld« der Versuch, »die breiten werktätigen Massen unseres Landes zu Verantwortlichen für die beispiellosen Verbrechen des Hitler-Faschismus« zu machen und den Ein druck zu vermitteln, »die Mehrheit des deutschen Volkes habe hinter Hitler gestanden«. 35 Dieser Freispruch für die »Mehrheit des deutschen Volkes« kehrte den Ge nerationenantagonismus um. Nicht die Generation der Eltern und Großeltern, sondern die Propagandisten der »Kollektivschuld«, die in den Reihen der un dogmatischen Linken zahlreich anzutreffen waren, wurden an den Pranger gestellt. Koenen interpretiert den Komplex » 1 968« als einen »außerordentlichen Konflikt von Weltkriegs- und Nachkriegsgeneration«.36 Der Graben zwischen den Erfahrungen der vor und nach dem Kriege Herangewachsenen sei im Falle des Zweiten Weltkriegs besonders tief gewesen, was den Bruch einer generationalen Kontinuität nach sich zog. Die misslungene Bewältigung des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges habe zur »stellvertretenden Re bellion« der Studenten geführt, die die Schuld ihrer Eltern auf sich übertru genY Nach Koenen verkörperten die »1 968er« die Revolution, die 1 945 fällig gewesen wäre.38 Markovits und Gorski geben einschränkend zu bedenken, die Linke habe an der damals vorherrschenden Herangehensweise rechter Couleur viel weniger geändert, als sie selbst glaubte. Durch die Subsumierung des Ho locaust unter den strukturellen Gattungsbegriff »Faschismus« und eine Fülle stark vereinfachender Literatur zu diesem Thema setzte sie, ohne es zu wollen, die Entlastungspraktiken des »Establishments« fort.39 Aus diesem Blickwinkel war die Umkehrung des Generationenkonflikts nämlich der Freispruch für einen Großteil der deutschen Bevölkerung - eine Selbstexkulpierung der K-Gruppen-Jünger, die sich weigerten, eine Stellver treterschuld für ihre Eltern zu übernehmen, indem sie diese Schuld an sich für nicht existent erklärten. War das Gefühl einer Entwertung der eigenen Exis35 36 37 38 39
RM 28/1977, S. 6. Koenen 2001 , S. 77. Vgl. ebd. S. 77f. Vgl. ebd., S. 70. Vgl. Markovits /Gorski 1 997, S. 88.
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tenz der kleinste gemeinsame Nenner aller jugendlichen Renitenzen,40 kehrten die K-Gruppen den Konflikt um, indem sie die deutsche »Arbeiterklasse«, mit der sie sich ja selber identifizierten, freisprachen und stattdessen den »Klassen feind« als Alleinschuldigen ausmachten. Große Teile der Eltern- und Großel terngenerationen, aber auch sich selbst wusch man auf diese Weise rein. Aus dieser Perspektive wird das Anschwärmen von Diktatoren wie Stalin und Mao verständlicher, standen diese doch in einem rein antagonistischen Konflikt auf der dezidiert richtigen Seite. Auf ihre Weise kitteten die maoistischen Akteure den Bruch zwischen den Generationen, indem sie die viel kolportierte Wendung »Trau keinem über dreißig« in ihr Gegenteil umkehrten, und stattdessen auf die »Weisheit des Alters« rekurrierten. Wurden nach dem Kriege, so Koenen, Generationen statt Klassen zum Hauptträger gesellschaftlicher Avantgarde,41 konterkarierten die K-Gruppen dieses Prinzip. Im Laufe ihres Besteheus kamen in den »Zentralorganen« der verschiedenen Organisationen vermehrt »alte Genossen« beziehungsweise »alte Kämpfer« zu Wort, deren Aussagen fraglos glorifiziert wurden. Die Titulierung »alter Genosse« avancierte zum geflügelten Wort.42 Die grollenden alten Män ner und Frauen, »die in einem proletarischen Spitzendecken-Ambiente kleine Stalin-Büsten in der Vitrine hielten und alles Störende in der Welt rücksichtslos >liquidiert< sehen wollten«43, bestärkten die K-Gruppen in ihrer Interpretation des Faschismus als »Herrschaft des Finanzkapitals«. Die Geschichtsdeutung der K-Gruppen vem1ochte »Auschwitz« nicht zu erklären. Selbst der versierteste marxistische Historiker wäre kaum in der Lage gewesen, die Rassenideologie der Nationalsozialisten als einen Klassenwider spruch zwischen Faschismus und Judentum zu erklären. So wurde die Ver nichtung der Juden gleichsam zu einem »Nebenwiderspruch«, dem in den »Zentralorganen« der verschiedenen Zirkel nur geringste Bedeutung zukam. Wie seine Entstehung deutete man auch das Ende des Nationalsozialismus aus der Sicht der »Klassenwidersprüche«. »Die faschistische Form der Herrschaft der Bourgeoisie« sei »letzten Endes an inneren Widersprüchen zugrundege gangen [. . .] , weil die herrschende Monopolbourgeoisie in Wirklichkeit keine Basis in den Massen« gehabt habe. Der Zusammenbruch des Faschismus sei deshalb ausschließlich »in der Unversöhnlichkeit des Klassengegensatzes zwi schen der herrschenden Monopolbourgeoisie und der Arbeiterklasse wie den
40 41 42 43
1 0 . GESCHICHTSBILD UND MYTHEN BILDUNG
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Vgl. Koenen 2001 , S. 78. Vgl . ebd., S. 80. Vgl. z. B. RF 34/ 1 972, S. 3; RF 08/ 1 975, S. 10; RM 1 9 / 1 974, S. 4. Koenen, S. 196.
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Volksmassen insgesamt zu sehen«.44 Diese Einschätzung ermöglichte den Akteuren das Konstrukt der Kontinuität des deutschen Faschismus in Form eines immerwährenden Klassenkampfes auch in der BRD. Solche Kontinuität begründete man mit der »Tatsache, daß der Faschismus nicht durch die Ar beiterklasse gestürzt, sondern durch die Alliierten besiegt« worden sei, was sich in den »Besatzungszonen der Imperialisten ausschließlich negativ« ausgewirkt habe. Da die »Arbeiterklasse und die Volksmassen [... ] nicht die Kraft gefun den hatten, den Faschismus zu stürzen, fanden [sie] auch nicht die Kraft, die Restauration der Herrschaft der Monopolbourgeoisie zu verhindern und die imperialistischen Besatzungsmächte zu vertreiben«.45 Die »Zentralorgane« der diversen Parteien operierten mit massiven Fa schismusvorwürfen, die den Unterschied zwischen der Bundesrepublik und der nationalsozialistischen Periode verwuschen. Nazi-Vergleiche gehörten zum Standardrepertoire der maoistischen Postillen und sonstiger Verlautbarungen der l'vfL-Organisationen. Die KPD/l'vfL sah in der öffentlichen Aufarbeitung des »Dritten Reiches« eine »Verherrlichung des Faschismus«, so in Joachim C. Fests Film Das III. &:ü·h. Dessen »Versuch, den Hitlet-Faschismus und seine Drahtzieher weißzuwaschen«, sei »kein Zufall.« Von neuem habe »die west deutsche Monopolbourgeoisie den Weg zur Errichtung der faschistischen Diktatur unseres Landes beschritten«. So habe »die gleiche Ausbeuterklasse, die Hitlet an die Macht brachte [. . .] 1 968 die Notstandsgesetze verabschieden« lassen. In der Folgezeit habe »die Regierung ein Gesetz nach dem anderen verabschiedet [... ], um den revolutionären Klassenkampf zu unterdrücken«, während sie gleichzeitig »den Unterdrückungsapparat des bürgerlichen Staates gegen die Werktätigen« ausbaue und perfektioniere. Eine »unverhüllte Propa ganda für den Faschismus in Wort, Schrift und Bild« sei mit einer »Nostalgie welle« eingeleitet worden, die »ihren vorläufigen Höhepunkt im Film Joachim Fests gefunden«46 habe. In einem 1 969 verteilten Flugblatt mit der Ü berschrift »Hände weg von China«, für das Ernst Aust verantwortlich zeichnet, vergleichen die Verfasset der KPD /l'vfL den russisch-chinesischen Grenzkonflikt am U ssuri mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Man fühle sich »in die Nazizeit beim Aus bruch des 2. Weltkrieges zurückversetzt und nicht nur formal an die Provoka tion von Gleiwitz erinnert«.47 Die Begründung des Konflikts durch die Presse stellen der Sowjetunion gereiche in ilirer Absurdität Goebbels zur Ehre.48 44 45 46 47 48
KBW 1 977, S. 8. Ebd., S. 10. lUv! 28/ 1 977, S. 6. KPD/ML 1 969b, S. 1 . Vgl. ebd.
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Die KVZ meinte in der Einführung des »Kontaktbereichsbeamten« tm Rahmen der Polizeireform in Westhertin 1 976 ein »neues Blockwartsystem« ausmachen zu können. »Wenn auch dieser Staat sich derzeit anderer ·Methoden bedient als die Faschisten«, so schränken die Autoren ein, werde doch offen sichtlich, »daß die Unterdrückung gegen das Volk« zunehme.49 Ein Jahr später machte das KBW-Blatt diese Einschränkung nicht mehr und agitierte gegen ein »Rentengesetz im Sinne der Endlösung« und die »Lö sung der >Rentenfrage<«5o. Als »Propaganda für den Faschismus« bezeichnete die KPD/l\fL 1 974 die bereits erwähnte Dokumentation Das III. &ich. Sie habe den alleinigen Zweck, den »Haß auf den Hitletfaschismus und die Empörung gegen die wachsende Faschisierung des westdeutschen imperialistischen Staatsapparates zu zerset zen« und »die Jugend, die den Hitletfaschismus nicht selbst miterlebt hat, ideologisch zu bearbeiten«. Die »Nostalgiewelle« habe »die Mode, den Schla ger, die dekadente Kultur der Zeit der Hitletherrschaft zum letzten Schrei gemacht«. Unausgesprochen stehe dahinter: »Was euch heute gefällt, das habt ihr Hitler zu verdanken.«51 Der »Deutsche Herbst« 1 977 führte zu einer Hochkonjunktur des Fa schismusvorwurfs in den Publikationen aller hier behandelten K-Gruppen. Gut zwei Wochen nach der Entführung Hanns Martin Schleyers am 05. September 1 977 in Köln ereiferte sich die Rote Fahne: »Himmlers >Geheime Staatspohzei< (Gestapo) - nach der Zerschlagung des Eitlerfaschismus >ein für allemal< abgeschafft - feiert Auferstehung!«52 Mit dem Verweis auf die SS-Zugehörigkeit Hanns Martin Schleyers hieß es nach dessen Ermordung in der KPD-Postille: »Wir wollen keine faschistische Volksgemeinschaft.« Die Verfasser meinten, ein »faschistisches Klima in der BRD und in Westberlin« enthüllen zu können, welches sich nach der Befrei ung der Geiseln in Mogadischu durch >mnsere >Wüstenfüchse«<, gemeint war die GSG 9, noch potenziert habe.53 Die Selbstmorde der RAF-Gründer in Stammheim interpretierte die KPD/l\fL zynisch als »Endlösuug der Terroris tenfrage«54. Im Verlauf des »Deutschen Herbstes« waren es nicht nur die K-Gruppen, die das Gespenst des Faschismus aufziehen sahen, wie auch generell der Fa schismusvorwurf ein Markenzeichen bereits der APO war, deren i'vfitglieder 49 50 51 52 53 54
KVZ 1 3/ 1 976, S. 9. KVZ 29/1 977, S. 4. RM 1 3 / 1 974, S. 8. RF 3 8 / 1 977, S. 1 . RF 43/ 1 977a, S . 1 . RM 49/ 1 977a, S . 2.
1 0 . G E S C HI C H T S B I L D U N D M Y T H E N B I L D U N G
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sich intmer wieder als »neue Juden« bezeichnet hatten.5 5 Der Faschismusvor wurf der l\fL-Parteien aber war exklusiver, da er prinzipiell jeden nichtkom munistischen Akteur unter Generalverdacht stellte. Dies betrifft auch die Bewertung des Widerstandes im »Dritten Reich«. Ausgehend von der sicherlich richtigen These der vernachlässigten Würdigung des kommunistischen Widerstands gegen das NS-Regime wurde nichtkommu nistischen oppositionellen Kräften die »Fortschrittlichkeit« abgesprochen. Die KPD /l\fL proklamierte eine »treu-deutsche« Haltung des Münsteraner Kardi nals Klemens August Graf von Galen und führte sein Handeln auf reinen Opportunismus zurück. 56 Die öffentliche Beurteilung des Attentates auf Hitler am 20. Juli 1 944 kriti sierte besonders der KB\'V massiv. Streng leninistisch argumentierte die KVZ, die Generalität um Stauffenberg habe die »irrige Auffassung« vertreten, »daß die Liquidierung einzelner Vertreter der herrschenden Klasse das System der Ausbeutung und Unterdrückung beseitigen könne«. Diese Auffassung werde »von der Bundesregierung geschürt durch ihre Verherrlichung des 20. Juli, wo propagiert [werde] , daß durch ein Attentat auf Hitler durch eine Handvoll Leute der Faschismus hätte gestürzt werden können«. 57 Eine Fernsehserie mit dem Titel Es gab nicht nur den 20. Juli nahm die KPD ausgesprochen positiv auf. Wie die Historiker der DDR die Geschwister Scholl, versuchte die Partei, den in Köln-Ehrenfeld von den Nazis erhängten »Edelweißpiraten« Bartholomäus Schink, um den es in einer Folge der Serie ging, in den Status eines »klassenbewussten Widerstandskämpfers« zu erheben. Die Edelweißpiraten generell hätten »den bewaffneten Kampf gegen die SS Schergen als notwendigen >Freiheitskampf< betrachtet«. 58 Auf die gleiche Weise argumentierte die KPD/l\fL, die monierte, dass im Fall der »Edelweißpiraten« »Widerstandskämpfer als V erbrechet behandelt« würden. 59 Abgesehen davon, dass im Fall der »Edelweißpiraten« individueller Wider stand von den K-Gruppen gewürdigt wurde, während er im Falle des Grafen Stauffenberg für sinnlos erklärt wurde, ist die Einschätzung der »Edelweißpi raten« als \'Viderstandskämpfer wissenschaftlich nicht zu halten.60 Zwar leiste ten einzelne »Edelweißpiraten« - auch in Zusammenarbeit mit Kommunisten - Widerstand, andere wiederum meldeten sich freiwillig zur Waffen-SS. Dar-
55 56 57 58 59 60
Vgl. Koenen 200 1 , S. 1 2 1 . RM 4 1 / 1 978, S . 1 2. KVZ 39/1978a, S. 1 8. RF 1 7 / 1 978, S. 1 5 . RM 45/ 1 978, S. 6. Vgl. Rusinek 1 989.
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über hinaus kann von einer homogenen Organisation nicht gesprochen wer den. Wären die Schriften der K-Gruppen so breit rezipiert worden, wie diese es sich wünschten, auf die Opfer des Nationalsozialismus hätten die Faschismus analyse und der Faschismusvorwurf der ML-Parteien - besonders in seiner sprachlichen Artikulation - wie Hohn wirken müssen. Nichts daran änderte die Tatsache, dass die KPD/11L-dominierte »Volks front« 1 981 Geld sammelte, um Zeugen im Majdanek-Prozess, der 1 975 bis 1 981 in Düsseldorf stattfand, in die NRW-Landeshauptstadt zu holen und ihnen Unterkunft und Verpflegung zu geben. Nach Aussagen eines ehemaligen Mitglieds geschah dies nämlich im Wesentlichen, um der verhassten DKP auf diesem Gebiet Konkurrenz zu machen.61
1 0.2 Mythenbildung durch die K-Gruppen Nach Roland Barthes ist der Mythos eine Aussage. Als Mitteilungssystem und Botschaft kann er kein Objekt, kein Begriff oder eine Idee sein, sondern ist eine »Weise des Bedeutens, eine Form«. Alles, so Barthes, wovon ein Diskurs Rechenschaft ablegt, kann auch Mythos werden. Dabei wird der Mythos nicht durch das Objekt seiner Botschaft definiert, sondern durch die Art und Weise, wie er diese ausspricht.62 Er ist mit einem gesellschaftlichen Gebrauch ausgestattet und wird aus einer im Hinblick auf eine angemessene Mitteilung bereits bearbeiteten Materie geschaffen.63 Die Mythologie gehört als formale Wissenschaft zur Semiologie und zugleich zur Ideologie als historische Wis senschaft, da sie Ideen in Form untersucht.64 Hochgesang vertritt die Auffas sung, Mythen handelten »ursprünglich [ . . ] von einmaligen Personen und Vor gängen, ganz im Sinne des geschichtlichen Charakters anschaulichen Den kens«.65 Dem mythischen Denken entspricht das Kausalprinzip. Das mythische Denken aber »fragt nicht nach der Ursache im Sinne eines logisch abstrakten Ursachebegriffes, sondern nach dem Bewirket« und fasst die Welt im Sinne des anschaulichen Denkens als »lebendige Geschichte«.66 Logik und Mathema.
61 Vgl. Gespräch E. M. 2002. 62 V gl. Barthes 1 964, S. 85. 63 Vgl. ebd., S. 86f. 64 Ebd., S. 90. 65 Hochgesang 1 969, S. 8. 66 Ebd., S. 1 4.
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tik können laut Hochgesang die Welt niemals erschließen, weil die Wahrheit immer des Bildes, der Gestalthaftigkeit und der Ganzheit bedarf.67 Betrachten wir den Mythos unter diesem Aspekt, so findet sich auf dem kulturellen Feld der K-Gruppen eine große Anzahl von Mythen, auf die hier, wie beispielsweise im Falle des Bauernkrieges, schon eingegangen wurde. Des halb liegt das Hauptaugenmerk auf Mythen, die die K-Gruppen selbst propa gierten und an deren Entstehung sie mitunter selbst beteiligt waren. Da das V erlangen nach dem Mythos, so Hochgesang, seit dem ausgehen den 1 9. Jahrhundert immer stärker geworden sei, häuften sich im Bereich des Intellektualismus die V ersuche, eigene Mythen zu »dichten«, »durch Steigerung ins Ü berlebensgroße, Kosmische, durch Transponierung naturwissenschaftli cher Gesetzlichkeiten ins Mythisch-Schicksalhafte oder durch Verquickung von Realem und Visionärem«.68 Die wilden Septemberstreiks gegen die Tarifabschlüsse im September 1 969 wurden zum »Gründungsmythos«69 der K-Gruppen. Nachdem die Rezession der Jahre 1 966/1 967 schneller als erwartet überwunden worden war, führte die lange Laufzeit der Tarifabkommen aus dem Jahr 1 968 zu wachsender Unzu friedenheit in den Betrieben. Einzelne Unternehmen gewährten übertarifliche Zulagen, was zu Lohndifferenzen zwischen einzelnen Firmen führte und die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer potenzierte. Die Streikwelle begann am 2. September 1 969 in der Westfalenhütte Dortmund und weitete sich auf die gesamte Republik mit Ausnahme Westberlins aus. In wilden Streiks, die zwi schen einigen Stunden und drei Tagen dauerten, setzten die Arbeiter ihre For derungen nach mehr Lohn durch.7° Im Falle der K-Gruppen gestalteteten sich die Septemberstreiks zu einem doppelten Mythos aus. Einerseits sah man die »Richtigkeit der proletarischen Linie« bestätigt, da der sich zu diesem Zeit punkt schon in der Erosion befindliche SOS es nicht vermochte, in die Ar beitskämpfe einzugreifen.71 Anderseits schien sich die Legende einer geschlossenen, kampfbereiten »Arbeiterklasse« zu konfirmieren, da Streiks, wilde gar, die jenseits der Gewerkschaften sich artikulierten, den Anschein eines »wiedererwachten Klassenbewusstsein[s]« in sich bargen.72 Die verschiedenen K-Gruppen zeigten keine Ermüdungserscheinungen, wenn es darum ging, den Mythos »Septemberstreiks« zu propagieren.73 Auf der
67 68 69 70 71 72 73
Vgl. ebd., S. 58. Ebd., S. 55. Koenen 200 1 , S. 1 86. Zit. nach Fülberth 1 982, S. 305ff. V gl. Dutschke 1 996, S. 23 1 . Platzdasch 1 998, S . 54. Vgl. z. B. RM 39/ 1 974.
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Festveranstaltung »5 J ahre KPD«, die am 2. März 1 975 in Köln stattfand, rief Christian Semler den Teilnehmern zu: »Genossen und Freunde! Was aber gab schließlich den letzten Anstoß zur Gründung der kommunistischen Partei? Die Arbeiterklasse der Bundesrepublik und die Arbeiterklasse Westberlins, die in der Krise von neunzehnhundertsechundsechzig/ siebenundsechzig [sie.] noch niedergehalten werden konnte von der Bourgeoisie - sie erhob sich im allgemeinen Aufschwung der Jahre 1 969 [sie.], schüttelte die reformistische und revisionistische Führung ab, kämpfte vertrauend auf die eigene Kraft und zeigte das erste Mal den Gewerkschafts bonzen, der Regierung und dem Monopolkapital ihre eiserne Faust! Das ist das eigentliche Dan1m, von dem aus die Gründung der Kommunistischen Partei unabweisbar wurde!«74
Der hier von Semler präsentierte Mythos hatte mit der Realität wenig zu tun. Die Aussage, auch die »Arbeiterklasse« Westhertins habe sich erhoben, ist schlichtweg falsch. Selbst in der marxistisch orientierten Zeitschrift Westberliner Info ist nachzulesen, dass die Arbeitskämpfe 1 969 in Westhertin kaum Auswir kungen zeigten.75 Der KPD-Vorsitzende konnte gar nicht anders reden, da seine Partei 1 970 in Westhertin gegründet wurde und so seine Argumentation der Schlüssigkeit beraubt worden wäre. Der Kern des Mythos ist die von den Parteigängern der K-Gruppen pos tulierte Möglichkeit einer Revolution. Es ist der Mythos des tatsächlichen Vorhandenseins einer »revolutionären Situation«, der die Revoluti onssehnsucht der Akteure speiste. Die »Monopolkapitalisten« seien »im we sentlichen durch den Umfang und die Geschlossenheit der Streiks überrascht« worden und hätten sich bemüht, »die Streikausweitung abzufangen und eine weitere Ausdehnung zu vermeiden«. Die »umfangreiche Anwendung von direkter Gewalt hätte die Stabilität des kapitalistischen Systems mehr oder weniger für die nächste Zeit in Frage gestellt«, weshalb das »Monopolkapital Zugeständnisse an die kämpfenden Arbeiter« machen musste.76 Die Spekula tion um die Folgen eines Gewalteinsatzes gegen die streikenden Arbeiter ver weist auf die »Lebendigkeit des Mythos«, der mit der »Machbarkeit von Ge schichte« korrespondiert. Der Mythos ist nicht abgeschlossen, sondern lebt als »Lehre aus der Geschichte der Arbeiterbewegung« weiter. So titelte die Rote Fahne im September 1 979: »Aus den Septemberstreiks von 1 969 lernen - den Kapitalisten einen heißen Herbst!«77 Die Interpretation des Mythos »Septemberstreiks« forcierte auch die Abgrenzung von den Teilen der Studen tenbewegung, die die »Proletarische Wende« nicht vollzogen hatten. Der »Neuaufbruch der westdeutschen Arbeiterklasse nach einer relativ langen 74 75 76 77
RF 09/ 1 975, S. 3. Vgl. Westberliner Info 03/ 1 989, S. 3. RF 36/ 1 976, S. 5. Ebd.
1 0 . C E S CH J CHTS B J LD U N D MYTHE N B I L D U N G
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Periode der Stagnation der Klassenkämpfe, die plötzliche Konfrontation fort schrittlicher Intellektueller und Werktätiger mit dem organisierten Kampf der Kla sse« seien »ein nachdrücklicher Hinweis darauf, daß nur an der Seite der Arbeiterklasse wirklicher gesellschaftlicher Fortschritt möglich sein würde«.78 Alexander von Plato, damals Parteimitglied der KPD, erläuterte 1 980 die Genese des Mythos »Septemberstreiks«: »Die Erfahrungen mit einer sponta nen und wenig organisierten Studentenbewegung und ihren gesellschaftlich begrenzeten Möglichkeiten, zugleich mit den Erfahrungen der 1 966/67er Krise und der Septemberstreiks 1 969«, so von Plato, hätten die Gründer der KPD »Zur Arbeiterbewegung, weg von den >Randgruppentheorien<, weg von der Negation der Bedeutung der Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt durch die kritische Theorie der Frankfurter Schule, weg von den beliebigen und subjektivistischen antiautoritären hin zu einer organisierten Kraft der Arbeiterklasse«79 gedrängt. Die Mythenschöpfung »Septemberstreiks« war auf dem Terrain aller K Gruppen erfolgreich. Der Versuch der KPD/ß1L, aus ihrem zu Tode ge kommenen Mitglied Günter Routhier einen Märtyrer zu machen, gelang der Partei aber in ihrem eigenen Umfeld. Der Fall erregte zwar in Kreisen der radikalen Linken die Gemüter8°, doch nur die KPD/ßfL selbst hing ihrem hausgemachten linken Schlageter-Mythos nach. Der Fall sei »weit über die Grenzen Westdeutschlands hinaus« bekannt ge worden. Auch Radio Tirana habe »in einer Sendung über diesen Anschlag der Bourgeoisie auf einen Genossen« der KPD /l\IL berichtet, und die Partei er mutigt, »den Kampf für unsere gerechte Sache weiterzuführen«.81 Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien, England, Finnland und anderen euro päischen Ländern habe der Fall für Empörung gesorgt.82 Im Laufe der Jahre wurde Routhier im Roten Morgen zum Märtyrer hochsti lisiert. In den »Zentralorganen« der KPD, die ihn kurz nach seinem Tode als »Kämpfer der Arbeiterklasse«83 geehrt hatte, und des KBW spielte der Fall kaum eine Rolle. Die KPD /ß!L aber hatte ihren parteieigenen Fiete Schulze, dessen Vermächtnis es zu erfüllen galt. 84 Aus dem Frührentner, der durch seinen Sohn Interesse für die KPD/ß!L gezeigt hatte, aber bis kurz vor seinem Tod kein Mitglied war, wurde der »erste
78 RF 1 4 / 1 978, S. 7. 79 Plato 1 980, S. 1 02. 80 Vgl. z . B. Evangelische Studentengemeinde 1 976. 8 1 RM 43/ 1974, S. 4. 82 Vgl. ebd. 83 RF 26/ 1 974, S. 1 . 8 4 Vgl. RJ\1 52/ 1 974, S . 5.
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Genosse der KPD/ML, der sein Eintreten für die Sache der Arbeiterklasse und der Partei mit dem Leben bezahlen musste«. Seine Ideale seien »Freiheit und Gerechtigkeit« gewesen und er habe seit jeher »von einer gerechten und humanen Gesellschaftsordnung, von einer Welt ohne Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung« geträumt. Rauthier sei bereit gewesen, »für seine Ideale zu kämpfen«. Der Tag werde kommen, »da die Arbeiterklasse diese Ideale ver wirklichen und mit jenen abrechnen« werde, »an deren Händen Arbeiterblut klebt«.ss Die KPD/ML versuchte - zumindest in den 1 970er Jahren - den »Mythos Routhier« durch jährliche Gedenkfeiern zu seinem Todestag am Leben zu erhalten.B6 Die Partei suggerierte sich selbst eine breite Massenbewegung für »Genos sen Günter Routhier«. »Trotz Polizeiterror«, so der Rote Morgen, werde »die Bewegung für Genossen Günter nicht eingeschüchtert, [. . .] die Solidarität« wachse sogar. »Immer mehr Genossen« reihten sich ein, »immer größere Teile der Bevölkerung« empörten sich »Über den gemeinen Polizeimord an [sie.] Genossen Günter«. Ü berall rege sich »Misstrauen gegen diesen Staat und seine Organe.« Wo »die Polizei gegen Aktionen« vorgehe, verstärke sie »die Solida rität mit dem Erschlagenen« und baue »eine Front gegen sich auf«. 87 Der wichtigste, von den K-Gruppen am massivsten propagierte Mythos ist der Negativmythos vom »Sozialimperialismus« und der »Entartung« des Sow jetkommunismus und hierzulande der DKP nach dem XX . Parteitag der KPdSU im Februar 1 956, der zu einer Hauptantriebskraft der ML-Organisati onen wurde. Der Negativmythos dient der Konstruktion eines Feindbildes. Christian Graf von Krockow legt in seiner Studie Von deutschen Mythen aus dem Jahr 1 995 dar, dass der Mythos eines Feindbilds primär der »Selbsterschaffung« diene, da sich eine verschworene Gemeinschaft als imaginärer Konterpart gegen jenen Feind herausbilde.BS Die neuere Mythenforschung hat die Frage nach dem Sinn und der Funk tion von Mythenkonstruktionen aufgeworfen.89 Der Mythenforscher Chris toph J amme etwa hebt die »Sprengkraft politischer Mythen« hervor. Ein gutes Beispiel hierfür seien die Mythen der »Konservativen Revolution«, »deren Fürsprecher Philosophen, Politiker und Schriftsteller waren«. Sie kamen in der »Ächtung von Aufklärung, Vernunft und Moral und der Versöhnung von Krieg, Schicksal und Kampf, im Aberglauben an die Ü berlegenheit alles Eige85 86 87 88 89
RM 24/ 1 979, S. 6. Vgl. ebd.; vgl. auch RM 26 / 1 975, S. lf.; RM 25/ 1 976, S. 1 f. KPD /ML/Rote Garde o. J. (1 974), S. 56. Krockow 1 995, S. SOf. Vgl. Rusterholz/Moser 1 997.
1 0 . G E S C H ! C II T S B I I. D U N D M Y T H E N B I L D U N G
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nen und in der Orientierung an Kategorien wie Volk, Rasse und Nation« über ein.90 Schon Ernst Jünger hatte den Mythos von Untergang und Auferstehung dazu benutzt, den zum Feind zu erklären, der die Kategorien der Vernunft aufrechterhält.91 Die Hauptfunktion solcher Mythen ist die der gemeinsamen Identitätsstif tung: Der Mythos vom gemeinsamen Ursprung erschafft demnach ein Zu sammengehörigkeitsgefühl.92 So wird dazu beigetragen, »aus kollektiven Vorstellungen mythischen Charakters eine privilegierte Erscheinungsform des kollektiven Lebens zu machen«.93 Die K-Gruppen bewegten sich aus dieser Sichtweise selbst im Bereich des Mythischen. Die Ablehnung alles Bürgerlichen - und hierzu gehörten auch die »Sozialimperialisten und Revisionisten« -, die sie mit den Denkern der »Kon servativen Revolution« teilten, führt zum Mythos von Untergang und Aufer stehung. Nicht umsonst nannte Schimmang seinen autobiographischen Roman aus der K-Gruppen-Szene »Der schöne Vogel Phönix«.
90 Jamme 1 997, S. 35. 91 Vgl. Krockow 1 995, S. 63. 92 Vgl. Jamme 1 997, ebd. 93 Ebd., S. 36.
1 1 . Erosion der K-Gruppen und Engagement in
den N euen Sozialen Bewegungen bis zur Gründung der »Grünen« »Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein Ich möchte mich auf euch verlassen können Und jede unserer Handbewegungen hat einen besonderen Sinn Weil wir eine Bewegung sind Ich möchte Teil einer J ugendbewegung sein Ich möchte mich auf euch verlassen können Lärmend mit euch durch die Straßen rennen Und jede unserer Handbewegungen hat einen besonderen Sinn Weil wir eine Bewegung sind« Tocotronic: »Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein«
Im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen enstanden die »Anti-Kernkraft Bewegung«, die Frauenbewegung und damit verbunden die Bewegung gegen den Paragraphen 21 8. Die Friedensbewegung der 1 980er Jahre, die 1 982 ihre Mobilisierungsfähigkeit eindrucksvoll mit der Demonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss im Bonner Hofgarten mit 400 000 Teilnehmern unter Beweis stellte, war ebenfalls eine Folge der Neuen Sozialen Bewegungen. Die Altemativbewegung, die mit neuen Wohnformen, anderen Emährungsge wohnheiten, der Selbstverwaltung von Arbeit, Selbsterfahrungs- und Dritte Welt-Gruppen reüssierte, stand nicht besonders ausgeprägt im Fokus der öffentlichen Betrachtung, war aber maßgeblich im Bereich der Neuen Sozialen Bewegungen. 1 Die zweite Hälfte der 1 970er Jahre war die große Zeit der Bürgerinitiativen, aus denen sich die Neuen Sozialen Bewegungen speisten. 1 972 wurde mit dem »Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz« (BBU) eine Art Dachorgani sation gegründet. 1 972 waren es gerade 1 6 Initiativen, die sich hier formiert hatten, bis 1 978 war der BBU auf 1 000 Initiativen angewachsen. Für 1 979 schätzt man die Aktiven auf 1 ,8 Millionen, was fast der Mitgliederzahl aller Parteien in der BRD entsprach.2
1 Vgl. Roth/Rucht 1 987. 2 Vgl. Thränhardt 1 996, S. 253.
262
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Eine derartige Massenbewegung war für die K-Gruppen Traum und Alp traum zugleich. Die Mobilisierung großer Bevölkerungsgruppen hatten die verschiedenen Organisationen nicht ansatzweise erreicht, sie kam wie ein Deus ex Machina über die Linke. Alptraum war sie, da nicht das »Proletariat«, son dern die l\1ittelschicht, das von den K-Gruppen viel kolportierte »Kleinbür gertum«, ihr Hauptträger war. Nicht die ML-Parteien und Bünde, sondern die Spontis, die vielgeschmähten undogmatischen Linken, konnten sich im Rah men der Neuen Sozialen Bewegungen proftlieren.3 Diese aber definierten die Gesellschaft größtenteils als Träger verschiedenster l\1ilieus fernab vom Klas senbegriff der K-Gruppen-Kämpfer.4 Durch ultrasektiererische Positionen wie die These vom »Sozialfaschismus« und die Propagierung der Vaterlandsverteidigung hatten sich KPD und KPD /ML bereits ab 1 97 5 selbst ins Abseits gestellt. Den KBW ereilte dieses Schicksal ab 1 978. Die Krise des Maoismus nach dem Tode Maos 1 976 führte zu einem dramatischen Rückgang der Gesamtmitgliederzahl aller K-Gruppen.5 Die im Gegenzug erstarkte Alternativbewegung mit ihren Klein- und Kleinst projekten war zu unübersichtlich für ein Engagement der maoistischen Linken und kam auch ihrem Revolutionsanspruch nicht entgegen, stellte sie doch gleichsam einen Rückzug ins Private dar.6 Die K-Gruppen begegneten dieser Strömung der Neuen Sozialen Bewegungen mit ausgeprägtem Misstrauen. Gespräche mit ehemaligen Aktivisten der Alternativszene allerdings verdeutli chen, dass dieses l\1isstrauen beiderseitig war, da man eine V ereinnahmung durch die Maoisten befürchtete. Auch die Friedensbewegung war kaum Aktionsfeld für die ML-Parteien, sieht man einmal von den V ersuchen der KPD /ML-nahen »Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg« unter ihrem Vorsitzenden Harry Dubinski ab, die 1 983 in Krefeld den Kongress »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg« veranstaltete, zu dessen Erstunterzeichnern unter anderem prominente Schriftsteller wie Heinrich Böll und Iugeborg Drewitz gehörten_? Auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung hatte sich die KPD bereits aufgelöst, die KPD /ML war marginalisiert und der KBW in Spaltungs prozessen verhaftet. Lediglich die Frauenbewegung und die »Anti-Kernkraft-Bewegung« waren nennenswerte Aktionsfelder für die ML-Parteien.
3 Vgl. Langguth 1 983, S. 33. 4 Vgl. Markovits/Gorski 1 997, S. 29. 5 Vgl. ebd. 6 Vgl. RM 27/ 1 979, S. 3. 7 Zit. nach ebd., S. 77.
I I . EROSION DER K-GRUPPEN
263
1 1 . 1 Kamp f gegen den Paragrap hen 2 1 8 und Haltung zur Frauenbewegung Die erste Ankündigung einer »neuen Frauenbewegung«8 war die »Rede des Aktionsrates zur Befreiung der Frauen«, gehalten von Helke Sander bei der 23. Delegiertenkonferenz des SOS im September 1 968 in Frankfurt, in der sie dem SOS vorwarf, »innerhalb seiner Organisation ein Spiegelbild gesamtge sellschaftlicher Verhältnisse« zu sein. Indem sie Privatleben und gesamtgesell schaftliches Leben trennten, verdrängten die SOS-Angehörigen angeblich »das spezifische Ausbeutungsverhältnis« und hielten patriarchalische Strukturen weiter aufrecht.9 Im Anschluss an ihre Rede bewarf die »Genossin« Sigrid Rüger den Frankfurter SOS-Vorsitzenden Hans-Jürgen Krahl mit einer To mate.IO Dieses Ereignis empfanden die Teilnehmer als so unerhört und unglaublich, dass die SDS-Männer ebenso wie die anwesenden Frauen zu nächst gar nicht reagierten. Im kleinen Kreise aber verhöhnten die SDSler die Aktion der Frauen, was den letzten Anstoß zur Gründung von Frauengruppen gab.1 1 Der einem Flugblatt des »\Veiberrats der Gruppe Frankfurt« entnom mene Ausspruch »Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerli chen Schwänzen«12 machte die Runde. Zur Initialzündung der »neuen Frauenbewegung« wurde im Juni 1 97 1 die Selbstbezichtigung »>ch habe abgetrieben« von 374 zum Teil prominenten Frauen im Nachrichtenmagazin Stern. Die Initiatoren forderten die ersatzlose Streichung des Paragraphen 2 1 8 . 1 3 Alice Schwarzer, Galionsfigur des Feminis mus, verortet den Beginn der »neuen Frauenbewegung« in diesem Ereignis. Vom scheinbar privaten Problem sei der Paragraph 21 8 zum Politikum gewor den. 14 Auch die K-Gruppen traten für eine ersatzlose Streichung des Paragraphen 21 8 ein, vertraten aber ein Rollenverständnis, das die Aktivistinnen der »neuen Frauenbewegung« erschauern ließ: eine Rollenverteilung, bei der dem Mann
8 Die >>neue« oder >>Zweite<< Frauenbewegung definierte sich als eine nach dem Zweiten Weltkrieg konstituierte Bewegung, die in der Tradition der >>ersten Frauenbewegung« von Olympique de Gouges über Mary Wollstonecraft bis hin zu Clara Zetkin stand. 9 Sander 1 968, S. 273f. 10 Vgl. Düring 1 998, S. 1 1 0. 1 1 Vgl. Flügge 1 993, S. 282. 12 Zit. nach ebd. 13 Vgl. Knatla/Kulke 1 987, S. 92. 14 Vgl. Schwarzer 1 983, S. 24.
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die revolutionäre Arbeit zukam, während die Frau ihm alle anderen Arbeiten abnahm und so ihren Beitrag zur Revolution leistete. 1 5 Der Paragraph 2 1 8 wurde aus klassenkämpferischer Sicht interpretiert, die Kämpfe der 1 920er Jahre, in denen die KPD sich gegen das Verbot der Ab treibung stark gemacht hatte, wiederbelebt. Die Parteigänger der K-Gruppen bezogen sich in der Frauenfrage auf die Schriften Clara Zetkins, der Haupt theoretikerin der kommunistischen Frauenbewegung in der Weimarer Repu blik.16 War für die Feministinnen das Recht auf Selbstbestimmung maßgeblich, so argumentierten die diversen l\1L-Organisationen ökonomistisch. Auf einem von Komitees und Initiativen gegen den Paragraphen 2 1 8 am 3 1 . Mai und 1 . Juni 1 975 in Ludwigshafen veranstalteten Treffen hielt Joscha Schmieret einen Vortrag, den der KBW unter dem Titel »Die bürgerliche Reaktion zementiert den § 2 1 8. Die Arbeiterklasse muß ihn zu Fall bringen!« als Broschüre veröffentlichte. Schmieret argumentierte, dass der Mensch »1n der kapitalistischen Gesellschaft« allein »als für das Kapital funktionierende Arbeitskraft« zähle. »In Produktionsverhältnissen, in denen die Produktivkräfte nur entfaltet werden« könnten, »indem die entscheidende Produktivkraft, die Arbeiterklasse, ausgebeutet und in regelmäßigen Abständen zu großen Teilen aufs Pflaster geworfen« werde, »in denen die Sorge der Gesellschaft nicht den Menschen [. . .] , sondern die Sorge der herrschenden Klasse den Profiten« gehöre, in Verhältnissen, »in denen sich alles nach dieser Sorge« richte, »angefangen bei der geringen Zahl der Kindergärten und aufgehört bei den miserablen Altersheimen«, könne »es gar nicht anders sein, als daß der Mensch bereits im Mutterleib unter Kostengesichtspunkten betrachtet« werde. »Solche Produktionsverhältnisse«, folgerte der KBW-Vorsitzende, brächten »den Zwang zur Abtreibung [ . . ] hervor«.17 Den Schwangerschaftsabbruch bezeichnete er als »Ausweg aus einer schlechten Lage, die die Schwangerschaft unter den herrschenden Verhältnissen« bedeute.18 Die KPD /ML argumentierte ganz ähnlich. Stets habe die »Bourgeoisie [ . ] die Not werktätiger Frauen mit einem Schwall moralischer Phrasen« verhöhnt und dafür gesorgt, »daß proletarische Frauen Kind um Kind gebären müßten, wie groß das Elend auch sei, in das sie hineingeboren« würden. Nicht nur die »CDU mit ihren starken klerikalen Wurzeln«, auch die SPD habe »von Anfang .
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an ebenfalls die reaktionäre Position durchgesetzt, daß die Schwangerschafts unterbrechung grundsätzlich strafrechtlich verfolgt werden« müsse. I9 In dem Terminus »Schwangerschaftsunterbrechung« verdeutlicht sich die Ü bernahme einer bestimmten Sprachstrategie. In den semantischen Kämpfen um den Paragraphen 2 1 8 wurde dieser Euphemismus von den Befürwortern der Abschaffung des Gesetzes ins Feld geführt. Er ist irreführend, da eine Schwangerschaft nicht unterbrochen, sondern nur beendet werden kann.20 Die KPD definierte den »Kampf gegen den Paragraphen 21 8 [... ] als Be standteil des Kampfes gegen die Ursachen der Abtreibung«. Allein die Ab schaffung des Paragraphen genüge nicht. Es gebe »etwa eine Million Abtrei bungen [... ] jährlich in der BRD, mehr als die Hälfte davon von verheirateten werktätigen Frauen«. Nur wer davon ausginge, »daß diese Frauen gerne Kinder haben und aufziehen« wollten, könne »das Ausmaß von Not und Verzweiflung ermessen, das diese Frauen in die Hände von Pfuschern und Halsabschnei dern« treibe. Das Ziel der Partei sei deshalb die »Schaffung gesellschaftlicher Verhältnisse, in denen es nicht notwendig ist, abzutreiben, in denen die Ver sorgung und Aufzucht der Kinder die Aufgabe der gesamten Gesellschaft ist, die kollektiv organisiert wird und nicht länger das Privatproblem der Frauen und Familien ist«.21 Die Auffassung der K-Gruppen differierte beträchtlich von derjenigen der »neuen Frauenbewegung«, deren eigentlicher Impetus das Recht auf Selbstbe stimmung war. Die l\1L-Organisationen hingegen betrachteten die Abtreibung als notwendiges Ü bel im Prozess des Klassenkampfes. Die KPD betonte sar kastisch, sie kämpfe nicht gegen den Paragraphen 21 8, weil es »ein besonderes Bedürfnis der Arbeiterinnen, werktätigen und Hausfrauen sei, keine Kinder zu bekommen«. Dies sei »allenfalls der Wunsch einiger Bourgeois-Damen, die so mit sich selber beschäftigt sind, daß sie für die Bewältigung realer Probleme der Gesellschaft wie [ . .] die Großziehung von Kindern [ ..] , keine Zeit« auf brächten. Für solche Frauen aber bedeute »der Paragraph 21 8 kein Hindernis«, da sie »Über ausreichend finanzielle Mittel« verfügten, »um in luxuriösen Pri vatkliniken eine Abtreibung vornehmen zu lassen«. Ebenfalls kämpfe die Par tei nicht Seite an Seite mit »kleinbürgerlichen >Feministinnen«<, die falschli cherweise behaupteten, »der Kampf für die Emanzipation« sei »gleichbedeu tend [.. ] mit dem Kampf gegen die Männer und um die Unabhängigkeit von der Notwendigkeit, Kinder großzuziehen«. Die Organisation kämpfe einzig und allein gegen den Paragraphen 2 1 8, »weil die gesellschaftlichen Verhältnisse .
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15 Vgl. z. B. Wir warn die stiirkste der Partein 1 977, S. 26; RF 07/ 1 975, S. 8; Rollenverständnis der K-Gmppen vgl. Kapitel 4. 3. 3 dieser Arbeit. 16 Vgl. z . B. RM 44/ 1 975, S. 3. 1 7 KBW 1 975f, S. 8. 18 Ebd., S. 5.
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1 1 . E R O S I O N D E R K- G RU PPEN
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Sexualität und 19 RM 1 0 / 1 975, S. 2 20 Vgl. Böke 1 995, S. 567f. 2 1 RF 25/ 1 975, S. 7.
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im Kapitalismus vielen Frauen und Familien keinen Ausweg« ließen, weiterer »Verelendung« 22 zu entkommen. Die KPD setzte dem Selbstbestimmungsanspruch der Frauen gleichsam eine Mutterkreuzideologie entgegen. Das Ideal der Partei sei keineswegs die »kinderlose Arbeiterfamilie«, vielmehr wolle die Organisation »Kinder und Erben der Arbeiterklasse, die den unversöhnlichen Klassenkampf führen, >die Revolution anpacken, die Produktion fördern und wissenschaftlich experi mentieren<, die den Imperialismus und Sozialimperialismus auf der ganzen Welt bekämpfen und besiegen«.23 1 974 hatte die SPD eine Ä nderung des Paragraphen 21 8 durch den Bun destag gebracht. Das Gesetz sah eine Fristenlösung bis zur zwölften Schwan gerschaftswoche vor. Per einstweiliger Verfügung stoppten CDU und CSU das In-Kraft-Treten der Ä nderung und reichten Verfassungsklage ein, die 1 975 vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. Diese Entscheidung forcierte die Auseinandersetzungen um den Paragraphen 2 1 8 und bekräftigte eine ge genkulturelle Tendenz innerhalb der »neuen Frauenbewegung«. Die Herausbil dung einer eigenständigen »feministischen Kultur« ließ das männliche Ge schlecht außen vor.24 Koenen merkt hierzu an, dass viele Aktionen, Parolen und Gesellschaftsvorstellungen der Feministinnen nicht weniger sektiererisch und totalitär waren als die der politischen Organisationen.25 Die K-Gruppen brachte die »neue Frauenbewegung« zur Weißglut. In sei ner oben bereits zitierten Rede auf dem Ludwigshafener Kongress prangerte Joscha Schrnierer die »falsche Auffassung« an, »daß die Abtreibung selber eine Tat der Frauenemanzipation wäre und womöglich eine Sache, die notwendig ist, um >Lust ohne Last< zu ermöglichen«. Es sei falsch, »die Sache der Frauen emanzipation herunterzubringen auf die Vorstellungen von Wüstlingen und auf die an diesen Vorstellungen ausgerichtete Werbung von Präservativfabri kanten«.26 »lvfit der Losung >Mein Bauch gehört mir!< oder >Keine Bestimmung über unseren Bauch hinter unserem Rücken!«<, argumentierte Schrnierer weiter, werde »man jedoch nichts in Bewegung setzen, weil [...] die Stunde des Privat eigentums geschlagen« habe. Es gehe »nicht darum, das Privateigentum und seine Kategorien auf den Bauch zu übertragen, sondern darum, die gesell schaftliche Produktion von den Fesseln des Privateigentums zu befreien<<.27 Die Denkmuster der »neuen Frauenbewegung<<, die sich in viel rezipierten 22 23 24 25 26 27
Ebd. Ebd. Vgl. Knafla/Kulke 1 987, S. 97ff. Vgl. Koenen 2001 , S. 235. KBW 1 975f, S. 1 1 . Ebd., S . 13.
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Romanen wie dem 1 97 5 erschienen Band Häutungen von Verena Stefan28, Die J'cham ist vorbei von Anja Meulenbelt29 oder später der im Umfeld des KB spielenden Erzählung Tod des Märchenprinzen von Svende Merian30 manifestier ten, bezeichnete der KBW-Steuermann als »Schmus, der die Abtreibung und in diesem Zusammenhang die Beseitigung des Paragraphen 21 8 als lvfittel der Emanzipation<< anpreise. Wer so denke, der reaktiviere die »alte Variante der bürgerlichen Bevölkerungstheorie<< und sei dementsprechend »Zutiefst klein bürgerlich<<. 31 �i\lle l\IL-Gruppen unterstellten der »neuen Frauenbewegung<< »Kleinbür gerlichkeit<< und warfen ihr den Rückzug ins Individuelle vor. Im KBW herrschte, so Koenen, den Bestrebungen der Frauen gegenüber Unverständnis vor. Feministische Strömungen galten als »reaktionärer Quatsch<<, die Aktivis tinnen als »wildgewordene Kleinbürgerinnen, die die Abtreibung als reine Frauensache behandeln wollten<<. Die Ü berzeugung »in einer Klassengesell schaft könnten >die Frauen<, alle Frauen gemeinsame Interessen haben«, belä chelte man. 32 Die Rote Fahne ereiferte sich gegen die Frauenzeitschrift Emma, der sie vorwarf, »ein Profi[t]unternehmen des Feminismus<<33 zu sein, der Rote Morgen sah in der »Feministenbewegung kein[en] Ausweg<<34. Ist womöglich schon der männliche Genus in der Titelüberschrift als Provokation gegen die auf ihren Ansatz der »Geschlechtersprache« fixierte »neue Frauenbewegung<<35 gemeint, so setzten die Verfasser im Lauf des Artikels zu einer wahren Hasstirade gegen den Feminismus an. Die »bürgerliche Gleichberechtigungsbewegung wie auch ihr >radikalster< Ableger, die Feministenbewegung<<, entlarve sich »als der Ver such einiger bürgerlicher Elemente, sich auf dem Rücken der breiten Masse der werktätigen Frauen fester in den Sattel der Positionen zu bringen, die die Bourgeoisie zu bieten<< habe. Die Parole »Frauen-Mütter-Feministen rein ins Parlament und die Justiz!<< verdeutliche lediglich den Anspruch der »Frauen und Töchter der herrschenden Klasse<<, an den »Segnungen der Bourgeoisie« zu partizipieren: »Statt Herrn Brandt vielleicht Frau Brandt? Wem anders als
28 Stefan 1 975. 29 Meulenbelt 1 995. Meulenbelt thematisiert die Welt der holländischen K-Gruppen, die sie als extrem frauenfeindlich und autoritär beschreibt. 30 Merian 1 9 80. 31 Ebd., S. 9. 32 Koenen 200 1 , S. 239. 33 RF 2 1 / 1 977, S. 1 1 . 3 4 RM 1 2/ 1 975, S . 10. 35 Vgl. Gorny 1 995.
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diesen Frauen, die sich dann die Diäten einstreichen können, soll das nüt zen?«36 Angebote von Frauengruppen, die zu Aktionseinheiten gegen den Paragra phen 21 8 aufriefen, lehnten die K-Gruppen aufgrund dieser Einschätzung des Feminismus ab. Im Februar 1 975 wandte sich das »Frauenkomitee Bonn« an den KBW. Die Organisation solle an bundesweiten Demonstrationen gegen das bevorstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts teilnehmen und unter dem Motto »Frauen wollen selbst bestimmen, ob und wann sie Kinder kriegen! Das Urteil ist zwar gefallen, wir werden uns nicht dran halten! Paragraph 21 8 muss fallen! (Frauen helft Euch selbst)« eine Aktionseinheit mit den Frauen bildenY Schmieret antwortete freundlich, aber bestimmt, dass der KBW an überre gionalen Aktionseinheiten nicht teilnehmen werde. Es sei - gerade nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts - entscheidend, »dass die Bewegung gegen den Paragraph [sie.] 2 1 8 als Teil der Arbeiterbewegung weiterentwickelt« werde, weshalb der KBW plane, den »Kampf gegen den § 2 1 8 in die Vorbe reitungen des 1 . Mai« aufzunehmen.38 Bezeichnend ist, dass sowohl das »Frauenkomitee« als auch der KBW bereits im Vorfeld von einer für sie nega tiven Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ausgingen. Beide Briefe sind vor den Tag des Urteils, das am 25. Februar 1 975 gefällt wurde, datiert. Dieser Umstand verdeutlicht abermals den mangelnden Glauben an die Re formfähigkeit des bundesdeutschen Systems. Der KBW führte seinen Kampf gegen den Paragraphen 2 1 8 mitunter auch gewalttätig. So stahlen Mitglieder des Bundes 1 976 in Hannover ein Registrierbuch der Organisation »pro fami lia« und verbrannten es öffentlich.39 Am 8. Oktober 1 975 brachte die SPD/FDP-Koalition einen Entwurf für die Neufassung des Paragraphen 2 1 8, der eine weitgefasste Indikationsregelung vorsah, in den Bundestag ein. Im Vorfeld war der KBW für einen Volksent scheid unter dem Motto »Weg mit dem § 2 1 8. Volksentscheid gegen den § 21 8« gegen das Gesetz eingetreten.40 Die Organisation hatte ihre Strategie geändert, da sie im Rahmen der dem KBW nahe stehenden »Komitees und Initiativen gegen den § 21 8«, die den Volksentscheid anstrebten, unter ande rem auch mit der verhassten trotzkistischen »Gruppe Internationaler Mancis ten« (GIM) zusammenarbeitete, die für das vom KBW kritisierte Selbstbe stimmungsrecht der Frauen eintrat. KPD und KPD/l\1L hingegen verweiger36 Ebd. 37 Frauenkomitee Bonn 1 975. 38 Schmierer 1 975c. 39 Vgl. KVZ 41 / 1 976, S. 9. 40 KBW 1 975g.
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ten Verhandlungen über eine Aktionseinheit z u einer geplanten Großde monstration am 21 . September 1 975 in Bonn.41 Die KPD/T\.1L monierte, ne ben der Einladung der GIM, Angebote des KBW an die DKP und »die ver schiedensten sozialdemokratischen Organisationen« sowie den DGB.42 Aus internen Quellen des KBW geht hervor, dass außer der GIM keine andere Gruppierung der Einladung gefolgt war.43 Trotzdem konstatierten die Autoren des Roten Morgen, »mit solchen ausgemachten Feinden der proletarischen Re volution« könne man »keinen revolutionären Kampf führen«. Es sei falsch, den »Kampf unter den Losungen zu führen >Das Volk soll selbst entscheiden! Volksentscheid gegen den § 21 8!<«, da »das Volk seinen Wille n nur im revoluti onären Kampf durchsetzen« könne. Erst, »wenn es den kapitalistischen Staat gestürzt« habe, sei eine Entscheidung des Volkes überhaupt möglich.44 Die KPD lehnte einen Valksentscheid zwar prinzipiell nicht ab, warf dem KBW aber »Unernsthaftigkeit« vor. Wer den Paragraphen 2 1 8 bekämpfen wolle, könne »sich nicht begnügen mit der Erhebung der >Fahne der Demo kratie<, mit der >Schaffung von Mehrheiten<, mit dem >Zur Geltung bringen des Anspruchs des Volkes«<. Die »Parole >Volksentscheid gegen den Paragraphen 21 8<« sei »nur dann richtig und eine wirksame politische Stoßrichtung für den Kampf, wenn sie verstanden und organisiert (!) [werde] als eine unmittelbare Kampfansage an den bürgerlichen Staat«. Der KBW jedoch ziehe es vor »Über >die Demokratie< zu schwätzen, anstatt diesen Kampf auch durch die vom Staatsapparat unabhängige Organisierung der Volksbefragung, des Volksent scheides gegen den bürgerlichen Staatsapparat aufzunehmen«.45 Zu der Demonstration in Bonn am 2 1 . September 1 975 erschienen 25 000 Teilnehmer. In ihrem Verlauf kam es zu mehreren Zusammenstößen mit der Polizei. Martin Fochler, Stellvertreter Schmierers, der zum Zeitpunkt der De monstration wegen Landfriedensbruch in Haft war, feierte die Demonstration als einen großen Erfolg des KBW. Auch wenn viele linke Gruppen nicht er schienen seien, zeige sich die Richtigkeit der KBW-Strategie.46 Obwohl das Gros der Teilnehmer kaum KBW-Anhänger waren, wird doch deutlich, welche Mobilisierungsfähigkeit maoistische Gruppen besaßen, wenn sie mit einiger maßen realpolitischen Forderungen bündnisorientiert auftraten. Trotzdem verschwanden die K-Gruppen seit der zweiten Hälfte der 1 970er Jahre sukzes-
41 Vgl. Ausschuss der Komitees Lmd Initiativen gegen den § 2 1 8 1 975, S. 1 . 4 2 RM 37/1 975, S . 2. 43 Vgl. Ausschuss der Komitees und Initiativen gegen den § 2 1 8 1 975, ebd. 44 RM 37/1 975, S. 7. 45 RF 25/ 1 975, S. 7. 46 KBW o . .J. (1 975), S. 5.
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s1ve von der öffentlichen Bühne, während die »neue Frauenbewegung« im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen an Einfluss gewann. Koenen attestiert der Bewegung der Frauen, »von vornherein eine fakti sche Antithese zur radikalen Linken und ihren Attitüden eines berufsrevoluti onären Totalengagements« gewesen zu sein, die sich erst an der »großspurigen Sprach- und Verantwortungslosigkeit der linken Bewegungsmänner entzündet« habe.47
1 1 .2 »Nur im Sozialismus dient technischer Fortschritt dem Volk«: Die K-Gruppen im Sog der »Anti-Kernkraft-Bewegung« Die Bewegung gegen die zivile oder »friedliche« Nutzung der Kernenergie war die massenwirksamste und am meisten form- und bewusstseinsbildende in der Geschichte der alten Bundesrepublik.48 Sie überragt in ihrer Bedeutung andere Teile der Neuen Sozialen Bewegungen, da nicht nur junge Mensche, vor allem Studenten, sondern auch Winzer, Bauern, Beamte, sogar Unternehmer ihre Träger waren.49 Sie war der erste wirksame Versuch für die Aktivisten aus dem studentischen Umfeld, mit Partnern aus anderen Bereichen die bis dahin vor herrschende Selbstgettoisierung zu überwinden.50 Diese Prämisse vorausge setzt übte die Anti-Kernkraft- oder Ökologiebewegung eine enorme Anzie hungskraft auf die K-Gruppen aus, bot sie doch den idealen Nährboden für ihre Agitation. Angefangen hatte alles in Wyhl: Zwar gab es schon seit dem Beginn der Diskussion um die zivile Nutzung der Kernenergie Oppositionsbewegungen, die von abstrusen Befürchtungen Einzelner um die Qualität des bayerischen Bieres bis zur Gründung des »Kampfhundes gegen Atomschäden« 1 956 und der völkischen Sekte »Weltenbund zum Schutz des Lebens« 1 960 reichten.51 Von einer breiten Umweltdiskussion, die den Bereich der Kernenergienutzung mit einschloss, kann aber erst seit etwa 1 970 gesprochen werden.52 Das »bis dahin größte und leistungsstärkste Atomkraftwerk der Welt« sollte vom Stutt-
47 48 49 50 51 52
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Koenen 200 1 , S. 250. Rusinek 200 1 , S. 1 . Vgl. Langguth 1983, S . 25 1 . Vgl. Benedict 1 977, S . 137. Vgl. Jung 1 995, S. 623. Vgl. ebd, S. 6 1 9 .
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garter Badenwerk ursprünglich in der Nähe von Breisach am Oberrhein gebaut werden. Die Firma reichte den Antrag am 2. Juni 1 971 ein. In Breisach, einer Weinmetropole, regte sich massiver Protest. 1 973 wurde der Standort aufgege ben und nach Wyhl verlegt, was für den Weinbau unbedenklich sei. Bereits zwei Tage nach Bekanntgabe der Entscheidung regte sich in dem kleinen Ort am Kaiserstuhl erster Protest. 53 Von Juli 1 973 bis zum Ende des Jahres 1 974 fanden acht größere Demonstrationen gegen den Standort Wyhl statt. Im Februar 1 975 begann die Besetzung des Bauplatzes durch Demonstranten. Wyhl wurde zur Pilgerstätte vor allem studentischer Kernkraftgegner aus der Bundesrepublik 54 Hatte es die » 1 968er« noch in die Metropolen und nicht aufs Land gezo gen, so entdeckten die Kernkraftgegner - »ein, zwei akademische Kohorten später« - die »Heimat und das Regionale«. Der Protest gegen den Standort Wyhl führte bei zahlreichen Protestierenden zu einer Rückbesinnung auf die »alemannische Wesensart« und der Neubesinnung auf das Alemannische in Sprache und Mentalität. 55 Eine der Spruchbandparolen der Wyhler Kernkraft gegner lautete: »>hr Stuttgarter Herre passet uf, Allemannezorn des isch kei Bluffl«56 Der KBW, dem Koenen »landsmannschaftliche Züge« in Dialekt und Habitus bescheinigt,57 wurde schnell zum Trittbrettfahrer dieser Facette des Protests. Die KVZ titelte 1 975: »Wenn d' Advokate plädiere, mönne d' Büre bleche«. Die Autoren versuchten mit diesem Slogan, Verhandlungen von Ver tretern der Bürgerinitiativen und der baden-württembergischen Landesregie rung zu diskreditieren, die zu einer Unterbrechung der Bauplatzbesetzung geführt hatten. An der Zusammenfassung des Widerstands der Bauern werde gearbeitet, um diese »Verhöhnung der Kaiserstühler Bevölkerung« zu been den. s s Den Verhandlungen war eine Entscheidung des Mannheimer Verwal tungsgericht vorausgegangen, das einen vorher vom Freiburger Verwaltungs gericht erlassenen Baustopp aufgehoben hatte. Als Reaktion auf das Urteil besetzten nach einer Kundgebung im Oktober 1 97 5 auf einer NATO-Rampe unweit des Bauplatzes mehrere Tausend Menschen das Baugelände.59 Zum ersten Mal war das Gelände nach einer Veranstaltung am gleichen Ort am 23. Februar 1 975 okkupiert worden.60
53 54 55 56 57 58 59 60
Vgl. Rusinek, S. 2. Vgl. ebd., S. 3f. Ebd., S. 13f. Zit. nach Nössler 1 976, S. 59. Koenen 2001 , S. 26 1 . KVZ 46/ 1 975, S. 8. Vgl. KVZ 42/ 1 975; vgl. Rusinek 200 1 , S. 4. Vgl ebd.
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Trotz der KBW-Vorstellungen von einer geschlossen auftretenden Bevöl kerung war es keineswegs so, dass es in Wyhl nur Kernkraftgegner gegeben hätte. So hatten in einem Bürgerentscheid im Januar 1 975 55 Prozent der Wahlberechtigten für und 43 Prozent gegen einen Verkauf des Baugeländes am Rhein gestimmt.61 Die KVZ enthielt sich in ihren Artikeln über Wyhl klassenkämpferischer Parolen, die Rote Fahne hingegen forderte, der »Widerstand in Wyhl« müsse sich »gegen die Kapitalistenklasse richten«. Die KPD fühlte sich berufen, die »Kampfbereitschaft der um ihre Existenz kämpfenden Bauern« zu festigen. Gelänge es, »den Kampf gegen die Verseuchung von Luft, Wasser und Erde als Kampf gegen die Kapitalistenklasse und ihren Staatsapparat zu führen«, würde »aus der Widerstandsbewegung gegen ein Kernkraftwerk eine Teilfront des Kampfes für den einzigen Ausweg - den Sozialismus«. 62 Die Vertreter von Bürgerinitiativen, SPD, FDP und der Kirchen stempelten die KPD-Anhänger als Abwieglet ab und forderten die Bauplatzbesetzung.63 Unter der Ü berschrift »Wer Wind sät, wird Sturm ernten, wer Sturm sät , wird im Orkan untergehen«64 propagierte der Rote Morgen schon 1 97 4 die Bau platzbesetzung und rief auch zu gewalttätigen Aktionen auf: »\Venn auch noch viele der Bauern Illusionen« hätten und glaubten, »daß sich auf legalem \Veg mit Hilfe des Staates die Interessen der Bauern durchsetzen« ließen, so sei »doch ein allgemeines, großes Interesse an der revolutionären Politik der Partei festzustellen«. Während die »Genossen« der KPD/l\fL »die fortschrittlichen Bauern darin bestätigt« hätten, »daß nur mit revolutionärer Gewalt die Indust rialisierung des Kaiserstuhls verhindert werden« könne und ihnen auch erklärt hätten, »daß die Probleme der Bauern sich schließlich nur durch die sozialisti sche Revolution lösen« ließen, habe der »>Kommunistische< Bund West deutschlands noch vorhandene Illusionen« geschürt und versucht, »die Bauern an den imperialistischen Staat und an den Weinbauernverband zu ketten«.65 Der Opportunismus des KBW gehe soweit, »daß die Führer des >Kdemokratisches Bündnis< mit den Führern des Bauernverbandes« geschlossen und »auf kommunistische Agitation und Propaganda« verzichtet hätten.66 Die KPD/l\fL, die sich - im Sinne der »Mao Tse-Tung-Ideen« - von den drei großen K-Gruppen am massivsten auf die Bauern als »revolutionäres Subjekt«
61 62 63 64 65 66
Vgl. Rusinek 2001 , S. 3. RF 06/ 1 9 75a, S. 5.
Vgl. ebd. RM 48/ 1 974a, S. 8. Ebd. Ebd.
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bezog,67 versuchte, mit nationalistischen Parolen zu punkten. Der Ausspruch »Hier sich wehren, heißt die Heimat ehren« drücke »neben der Kampfbereit schaft die tiefe Liebe der Bauern zu ihrem Vaterland aus«.68 Uwe \Vesel beschreibt folgendes Szenario, das die Stellung der K-Gruppen in den Auseinandersetzungen um Wyhl verdeutlicht: >>Der Platz ist eine Lichtung im Wald von 1 00 Metem Durchmesser. Blockhütten, eine Küche, Toiletten und ein großes Rundhaus für 500 Personen werden gebaut. Das machen die Handwerker aus der Umgebung. Von Anfang an sind auch die Linken dabei, Studenten, Joumalisten, Lehrer. Wortführer sind die Maoisten, KPD und KBW. Am aktivsten sind >die Kommunisten<, die KPD, die >Kommunisten<, die nach der Besetzung angereist sind tmd eine verheerende Rolle spielen. Sie hätten die konservativen Kaiserstühler fast vergrault. Es drohte ein Debakel. Mit großer Not retteten gemäßigte Linke - Spontis - die Situation, die >Gewaltfreie Aktion Freiburg<, die >Langhaarigen<, die ständig in der Zwickmühle sind zwi schen den anständigen Bürgem und wildgewordenen Maoisten. Die Platzbcsetzer, das sind im Gmnd nicht die Kaiserstühler. Die schlafen nachts lieber zu Hause. Nachts sind da die Kommunisten, die Langhaarigen und die Arbeitslosen.<<69
Unter den Kernkraftgegnern mussten die Aktivisten der KPD/ML als Sonder linge, als >>Zeugen Jehovas der linken Bewegung« (Rusinek) gelten, traten sie doch nicht generell gegen die Nutzung von Kernenergie auf. Der Rote Morgen feierte frenetisch die >>Erfolge des Schanghaiet [sie.] Kernforschungsinstituts<<7o und behauptete, im Sozialismus seien Kernkraftwerke ein technischer Fort schritt, der dem Volk zugute komme. Atomreaktoren seien >>nicht an sich gefährlich<<, so gebe es >>Verfahren, Atomenergie herzustellen, ohne Tausende von Menschen zu bedrohen, ohne die Landwirtschaft und damit die Ernährung der Bevölkerung zu gefährden, ohne die Natur zu vergiften<<. Gef:1hrlich seien >>die Atomreaktoren allerdings in der Hand der Kapitalisten«, die ohne Interesse am Fortschritt lediglich auf ihren Profit abzielten.7 1 Die Alternative heiße nicht »Kohle oder Strom, sondern [... ] Kapitalismus oder Sozialismus<<. Die mit dem Atomenergie verbundenen Gefahren lägen >>nicht an der Atomenergie selbst, sondern am Kapitalismus«.72 Zwar veröffentlichte die Organisation ein Extrablatt, überschrieben mit der vielkolportierten Protestparole »Kein KKW bei uns und anderswo<<, erklärte aber trotzdem, dass »jede Energie in den Händen der Bourgeoisie [ ... ] der Erzielung von Höchstprofiten, [... ] der Ausbeutung der Werktätigen [... ] und der Durchführ-
67 68 69 70 71 72
Vgl. Schröder/Karuscheit 1 977. RM 48/ 1 9 74a, S. 8. Wesel 2002, S. 253. RM 27 / 1 976, S. 6. RM 45/ 1 974, S. 8. Rl\1 Extrablatt April 1 977, S. 2.
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ung imperialistischer Kriege« diene. »Eine wirkliche Lösung der Energiefrage« könne »es erst im Sozialismus geben, wo die Lebensinteressen der \X'erktätigen im l\fittelpunkt« stünden. Im Sozialismus würden »Kohlekraftwerke errichtet, die nicht die Umwelt vergiften« und auch die Kernenergie könnte »gesichert« genutzt werden. 73 Hierzulande aber sei der »kapitalistische Staatsapparat im Dienste der Monopolbourgeoisie [. . ] für die menschenfeindliche Anwendung der Atomenergie verantwortlich«. Ihn gelte es »durch die sozialistische Revo lution zu zerschlagen«, um eine »Anwendung der Kernenergie im Interesse und zum Nutzen des Volkes«74 zu ermöglichen. Die Idealisierung der chine sischen Verhältnisse entsprach nicht der dortigen Praxis. Die alte chinesische Kultur hatte die »Harmonie mit der Natur« zum obersten Gebot erklärt. Mao aber, so Konrad Seitz, führte die Massen durch eine >mngeheure Zerstörung der Umwelt« in einen »Krieg gegen die Natur«.75 Die KPD enthielt sich eindeutiger Werbung für l\faos Reaktoren. Aller dings trat auch sie nicht generell gegen Atomkraftwerke auf, sondern um schiffte das Problem, indem sie gegen das »Atomprogramm der Schrnidt-Re gierung« agitierte.76 Der KBW neigte zur Zusammenarbeit mit diversen Bürgerinitiativen77, was ihm sowohl von der KPD78 als auch der KPD/l\11) 9 massive Schelte ein brachte. Jutta Ditfurth beschreibt hingegen l\fitglieder des KBW, die AKW Gegner als »maschinenstürmende Fortschrittsfeinde« beschimpft hätten.80 In der Ö ffentlichkeit grenzte der Bund sich von Positionen ab, die die Kernener gie in China bewarben. So kritisierte die Organisation massiv die Haltung des »Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD«, der für »Atomenergie und Sozialismus« trommelte.S l Weitere Schlachtfelder der Bewegung gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie waren der niedersächsische Ort Brokdorf und die Stadt Kaikar am Niederrhein. Ende 1 973 hatte die Nordwestdeutsche Kraftwerke (N\X'K) Brokdorf in der Wilster Marsch nah Brunsbüttel als Standort für ein Kern kraftwerk bekannt gegeben. Im Oktober 1 976 beteiligten sich ca. 8 000 Perso nen an einer Großkundgebung. Die Besetzung des Bauplatzes konnte nur durch das Eingreifen der Polizei verhindert werden. Am 1 3 . November des.
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Ebd. Ebd., S. 3. Seitz 2002, S. 209. Vgl. RF Sonderdruck März 1 977. Vgl. KBW Bezirksverband Schleswig Holstein 197 6, S. 4. Vgl. RF 08/ 1 977, S. 2. Vgl. RM 47/ 1976, S. 2. Ditfurth 2000, S. 56. AB 1 977, S. 1 92.
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selben Jahres versuchten 30 000 Demonstranten, den Bauplatz zu stürmen. Euphorisch titelte der Rote Morgen: »Wir kommen wieder! 30 000 im Kampf gegen das KKW Brokdorf«. 82 Während der Aktion war es zu massiven Ausei nandersetzungen mit Polizei und Bundesgrenzschutz gekommen. Der Rote Morgen berichtete, die Partei habe in dieser Situation zu einem »disziplinierten, geordneten Rückzug« aufgerufen. Danach sei ein Kreis zum Schutz der l\fit demonstranten gebildet worden. Die Autoren erklärten die KPD /ML zur einzig organisierten Kraft während der Proteste. Die Partei sei maßgeblich an der Führung der Demonstranten beteiligt gewesen.83 Dem gegenüber führt l\fichael Steffen aus, die KPD /l'vfL habe in den in ternen Strukturen der Bewegung gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft keine Rolle gespielt und wegen ihres sektiererischen Habitus und der Fokussie rung auf den Klassenantagonismus den Anschluss an die Neuen Sozialen Bewegungen verpasst. Hinzu sei die offene Propagierung von Gewalt gekom men, die häufig zum Selbstzweck geworden sei.S4 Steffen behauptet dasselbe für den KBW. Dem widerspricht die Selbstaus sage der Organisation, in mehreren Bürgerinitiativen und der »Bürgerinitiative Umweltschutz Unterelbe« (BUU) seit ihrer Gründung 1 974 aktiv mitgewirkt zu haben.85 Im Gegensatz zur KPD /ML beteiligten sich KPD und KBW an einer »Terminologiespirale« in der öffentlichen Debatte. Die erste naive Umwelt welle hatte 1 972/73 ihren Zenit schon überschritten. Die Kontroverse wurde von den Gegnern der Kernenergie mit der Ü bernahme der Fachterminologie angereichert. Dem Vorwurf »\X'er protestiert, ist dumm« traten die Aktivisten mit Fachwissen entgegen.S6 Die KPD /ML beschränkte sich auf ihre klassen kämpferischen Parolen, KPD87 und KBWSB dagegen verbreiteten Broschüren, die in die Grundlagen der Kernphysik einführten und sich wissenschaftlich beispielsweise mit der Reaktortechnologie oder der Funktionsweise eines schnellen Brüters auseinander setzten. Darüber hinaus hatte die KPD hatte mit dem Physikprofessor Jens Scheer einen halbwegs prominenten Kernkraftgeg ner in ihren Reihen. Scheer verfasste diverse Artikel in Publikationen und Broschüren der Organisation,89 machte aber in seiner Kritik an der friedlichen
82 83 84 85 86 87 88 89
RM 47/ 1 976, S. 1 .
Ebd., S . 2. Vgl. Steffen 2002, S. 1 79. Vgl. KBW Bezirksverband Schleswig-llolstein 1 976, S. 4. Vgl. Jung 1 995, S. 634ff. Vgl. KPD 1 977a. Vgl. KBW Bezirksverband Aachen 1 977. Vgl. z. B. KPD 1 977a.
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Nutzung der Kernenergie auch vor China nicht halt. Er thematisierte insbe sondere die Kernkraftwerke in der DDR und hielt somit den Sozialimperialis musvolWUrf - hauptsächlich gegen Anti-Kernkraft-Demonstranten aus den Reihen der DKP - hoch.9o Der Kampf gegen den Sozialimperialismus, die ständigen Grabenkämpfe mit den anderen ML-Gruppen und besonders die Ü bernahme der »Drei-Wel ten-Theorie« der KP Chinas ließen auch die KPD nicht ernsthaft Fuß in der Bewegung gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft fassen. Die Partei deu tete die Energiepolitik der Bundesregierung als »Weg in die Abhängigkeit der BRD von den Supermächten«. Der russische Sozialimperialismus versuche »auch mit seiner Energiepolitik, Europa wirtschaftlich und politisch in Abhän gigkeit zu bringen«. Deutlich erkennbar sei dies am russischen Erdgasleitungs system durch Westeuropa.91 Während »die Bourgeoisie >Unabhängigkeit von den Ölscheichs<« verspreche, gerate die Bundesrepublik »gesetzmäßig in die Abhängigkeit von den Supermächten«.92 Standpunkte wie dieser mögen Kern kraftgegner, die nicht aus den Reihen der ML-Parteien und Bünde kamen, abgeschreckt haben. Die K-Gruppen erklärten das »Geschwätz der Bourgeoi sie von der >Energiekrise«< zum »pessimistische[n] Gestöhne einer dekadenten, zum Untergang verurteilten Klasse, die ihre eigene Krise und ihren Niedergang als den Weltuntergang« beschreibe, »während die aufstrebende Klasse und die aufstrebenden Völker immer neue Quellen« erschlössen. Es gebe keine wirkli che Energiekrise, »sondern nur eine Krise des Kapitalismus und des imperia listischen Systems«.93 Zur völligen Ablehnung und Isolation in der übrigen Linken führte der Versuch der KPD, die Bewegung gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft zur Befürwortung des deutsch-brasilianischen Atomgeschäfts zu bringen, um so die »hegemonialen Bestrebungen« der UdSSR einzudämmen.94 Das am 27. Juni 1 975 unterzeichnete Abkommen sah unter anderem die Lieferung von acht Atommeilern bis ins Jahr 1 998 nach Brasilien vor. Die brasilianische Regierung erhoffte sich von dem bis heute nicht beendeten Projekt mehr Unabhängigkeit von den USA.95 Trotz ihrer Isolation in der »Anti-Kernkraft-Bewegung« wurde die De monstration gegen den Schnellen Brüter in Kaikar zum letzten Großkampftag der K-Gruppen - besonders der KPD - in den 1 970er Jahren. 90 91 92 93 94 95
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Vgl. Scheer 1 977, S. 2. KPD 1 977a, S. 10. Ebd., S. 1 1 . Ebd., S . 9. Ziesemer 1 9 8 1 , S. 67. Vgl. Moltmann 1 984, S. 1 42.
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Uwe Wesel, der lapidar erklärt, die K-Gruppen hätten in den Auseinander setzungen um Kaikar keine Rolle gespielt,96 ist zu widersprechen. Am 24. September 1 977 kam es zur Großdemonstration in Kalkar, zu der 50 000 Demonstranten erschienen waren. Spektakulär war die Durchsuchung der Regionalbahn von Duisburg nach Kleve, die am Tag der Demonstration auf offener Strecke von Hubschraubern zum Halten gebracht und von Einheiten des Bundesgrenzschutzes kontrolliert wurde. Auf der Kundgebung sprach abermals Professor Jens Scheer. Wie die KPD unterstrich auch er den Primat der Geschlossenheit verschiedener Strömungen von Protestlern. Scheer betonte, wie wichtig ein gemeinsames Vorgehen von Arbeitern, Bauern, Werktätigen, Demokraten, Christen und Kommunisten sei.97 Seine Partei rief dazu auf, »sich im Kampf gegen das Atomprogramm der Regierung noch enger zusammenzuschließen und allen Spaltungs-, Einschüchterungs- und Abwiegdungsversuchen entgegenzutreten«. Die Demonstration in Kaikar sei »ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen das Atomprogramm der Monopole und der Regierung [. . . ] und ein Beweis der Lebenskraft und des demokratischen Geistes der Anti-AKW-Bewegung« gewesen. An der »Einheit und Geschlos senheit der Bewegung« gelte es festzuhalten.98 Im Gegensatz zum KBW, der bei der Ankunft in Kaikar sofort dazu aufge rufen hatte, die Wiese des Bauern Maas, einer lokalen Größe im Kampf gegen den Standort Kalkar, zu besetzen,99 gab die KPD ihre sektiererische Politik Stück für Stück auf und versuchte nun, sich den erfolgreichen Protesten der diversen Bürgerinitiativen und Komitees anzuschließen. Das verdeutlicht auch die Erzählung fl7ii!Jt du mit mir gehen des ehemaligen KPD-Mitglieds Helga Moericke. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um Kaikar wird die Liebesgeschichte zweier Teenager erzählt. Von der Radikalität früherer KPD-Positionen ist nichts mehr zu spüren, die Protagonisten bewegen sich stattdessen im Umfeld einer Duisburger Bürgerinitiative.100 Es gelang der Partei ebensowenig wie den anderen K-Gruppen, die Bewe gung gegen die zivile Nutzung der Kernenergie für ihre Thesen und Anschau ungen zu begeistern. Ging man Kompromisse ein, kam es zu einer Zusam menarbeit, die sich auf das eine Thema Kernenergie beschränkte.
96 97 98 99 1 00
Vgl. Wesel 2002, S. 254. Vgl. RF 39 / 1 977a, S. 4. Ebd. Vgl. Anti-AKW-Info NRW o. J. (1 977) . Vgl. Mocricke 1 979.
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1 1 .3 »Die Grünen, die Bunten, die Sp ontis und wir«: K-Grupp en und Grüne Die Konstituierung der Grünen fand zum Zeitpunkt allgemeiner Erosionsten denzen in der l'viL-Bewegung statt. In der zweiten Hälfte der 1 970er Jahre, spätestens nach Maos Tod im Jahre 1 976, waren die K-Gruppen einem andau ernden Marginalisierungsprozess ausgesetzt. China verlor seinen Vorbildcha rakter. Im Land, dessen Geschicke über Jahre vom »Großen Vorsitzenden« Mao Tse-Tung bestimmt worden waren, hielt der Pragmatismus Einzug. In der Deutung der K-Gruppen verftel die Volksrepublik in einen Prozess »revi sionistischer Entartung«1 01. Nach dem Tod des »großen Steuermanns« eska lierte ein Konflikt, den Mao zu Lebzeiten hatte kanalisieren könne. Deng Xia oping, ein alter Parteiveteran und seit 1 975 als Vizepremier mit der Führung der Tagesgeschäfte beauftragt, stand gegen die so genannte »Viererbande«. Zu ihr gehörten Jiang Qing - Maos Frau -, Zhang Chunquiao, Wang Hongwen, Yao Wenyuan, alles Politbüromitglieder, die durch die Kulturrevolution aufge stiegen waren. Sie hatten zu Maos Lebzeiten Deng zu oft bei ihm denunziert als dass er Premierminister hätte werden können. So ernannte Mao kurz vor seinem Tod Hua Guofeng, den .Minister für Staatssicherheit, zu seinem Nach folger. Trotzdem führte Deng die Geschäfte weiter, bis es im April 1 976 der »Viererbande« mit Hilfe Huas gelang, Deng zu stürzen, der von befreundeten Generälen nach Südwestchina in Sicherheit gebracht wurde. Es sollte der letzte Sieg der »Viererbande« gewesen sein, die von Mao beauftragt worden war, das ideologische Erbe der Kulturrevolution zu retten. Am 9. September starb Mao, einen Monat später verhaftete die Palastgarde die »Viererbande«, deren Mit glieder in einem Schauprozess, der von November 1 977 bis Januar 1 978 öf . fentlich stattfand, zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Die Ara des Maois mus war zu Ende.102 Einem Interregnum Huas folgte im Dezember 1 978 die Regentschaft Dengs bis zu seinem Tode 1 997. Deng betrieb eine Ö ffnung zum Ausland und läutete eine Ara des wirtschaftlichen Pragmatismus ein. t 03 Sowohl zwischen den verschiedenen K-Gruppen als auch intern setzte eine andauernde Diskussion über die Bewertung Chinas ein, die die KPD /l'viL dazu bewog, von der »Drei-Welten-Theorie« als »Strategie der Klassenversöhnung« Abstand zu nehmen und Mao zu einem »bürgerlichen Liberalen« zu erklä ren.l 04
101 1 02 103 1 04
Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. 153. Seitz 2002, S. 1 97ff. Vgl. ebd., S. 217f. Vgl. Bacia 1 986b, S. 1 842.
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1 1 . EROSION DER K-GRUPPEN
STA L l NS ENKEL , MA U S SOHNE
KBW und KPD hingegen orientierten sich weiter an China. Die KPD etwa erklärte die »Viererbande« kurzerhand zu Trotzkisten, wobei sie sich auf die chinesische Zeitung Remnin Ribao berief, die die offizielle Parteilinie der KPChi vertrat.105 Erst ab 1 977 relativierte die Partei langsam ihre Ausrichtung an der chinesischen Außenpolitik.106 Der KBW hingegen vollzog die diversen Wandlungen der KPChi konsequent mit. l07 In der Welt der K-Gruppen begann eine Zeit der permanenten Zellteilung, die in Teilen der Bewegung zu einer Annäherung an die Bunten und Alternati ven Listen führte und eine Rückbesinnung auf die »antiautoritäre« Phase der Studentenrevolte nach sich zog. l08 Backes und Jesse sehen in der Herausbil dung der Grünen den gravierendsten Grund für den Niedergang der K-Grup pen. l ll9 Während KPD und KBW für die spätere Entwicklung der Grünen eine Rolle spielten, ftxierte sich die KPD /l'viL nunmehr vollends auf das albanische Bezugsmodell. In einem Referat vor dem 3. Plenum des ZK der KPD/l'viL erklärte Ernst Aust die Aktivisten der Bunten und Alternativen Listen zu »Kleinbürgern«. Ihre Politik beschäftige sich samt und sonders mit Nebenwi dersprüchen. Zu einer etwaigen Zusammenarbeit sagte der Parteivorsitzende der KPD/l'viL, es sei »die Hauptaufgabe der Partei, das Proletariat - und nicht etwa das Kleinbürgertum - in den Kampf um die Macht zu führen«. Daraus ergebe sich, »daß die Partei vorrangig solche Forderungen und Losungen auf stellt, solche Bewegungen und Kämpfe unterstützt«, die geeignet seien, »das Proletariat näher an die Positionen der Partei, an die Revolution heranzufüh ren«. So seien »die infolge des rapiden Ansteigens der Lebenshaltungskosten zu erwartenden Lohnkämpfe, die sogenannten >Nachschlagsforderungen< der Arbeiter, der Kampf gegen den Aussperrungsterror der Unternehmer [. . ] wesentlich wichtiger als [. . . ] der Kampf um die Errichtung von Kinderspiel plätzen und Spielstraßen, ja selbst dieses oder jenes Kernkraftwerks«.110 Es könne keine Rede davon sein, »daß sich die Bunten, Alternativen etc. [ . . ] auf den Standpunkt des Proletariats« stellten. Im Gegenteil gebe es »innerhalb dieser kleinbürgerlichen Schichten durchaus Strömungen, die [. . .] durch gene relle Industriefeindlichkeit gekennzeichnet« seien. Sie kämpften »nicht nur grundsätzlich gegen den Bau von Atomkraftwerken, sondern ebenso grund sätzlich gegen den Bau von Kohlekraftwerken«, nicht nur »gegen vermeidbare, .
.
1 05 1 06 107 108 1 09 I !0
Vgl. RF 06/ 1 977, S. 12. Vgl. Bacia 1 986a, S. 1 8 1 6f. Vgl. Bacia 1 986, S. 1 650. Vgl. Hüllen 1 990, S. 74. Vgl. Backes/Jesse 1 993, S. ! 53. RM 27/ 1979, S. 3.
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STALINS ENKEL , MAUS SOHNE
von den Kapitalisten aus Profitgier verursachte Umweltverseuchung, sondern überhaupt gegen den Bau bzw. Ausbau von Industriebetrieben«. Sie propa gierten den Konsumverzicht und predigten »die Rückkehr zu den Urzuständen der Natur«. i 1 1 Austs Partei, die KPD/ML, hingegen sei keinesfalls fortschritts feindlich: >>Sind wir Kommunisten etwa prinzipiell gegen Großbetriebe, gegen Konzeme? Sind wir gegen EDV-Anlagen, gegen die Einführung der modemsten Computertechnik, gegen Ro boter, die die menschliche Arbeit ersetzen? Keinesfalls! All diese Dinge sind zum Nutzen des Proletariats, der Werktätigen. Zum Schaden werden sie nur unter kapitalistischer Herrschaft, wo sie nicht der Endastung der Arbeiter, der Arbeitszeitverkürzung, sondern der maximalen Profitsteigerung der Untcmehmer, der Verschärfung der Ausbeutung dienen. So gilt unser Kampf nicht etwa der Einfühmng von neuen Techniken, dem Bau von Industriebetrieben, sondcm ihren negativen Auswirkungen auf das Proletariat, die werktätigen Schichten unseres Volkes. So kämpfen wir nicht für die Einfühmng vom10nopolistischer Zustände, sondern des Sozialismus!«112
Aust räumte ein, die KPD/ML sei daran interessiert, »daß sich die kleinbür gerlichen Bündnisschichten« unter der Führung der Partei verknüpften. Die Organisation könne aber »keinesfalls solche Strömungen« unterstützen, »die es erschwer[t]en, daß das Proletariat und die kommunistische Partei den führen den Einfluß auf diese Schichten« errängen. Innerhalb der alternativen Bewe gung seien aber »offenkundig vor allem solche politischen Positionen führend vertreten, die eindeutig gegen die führende Rolle der Arbeiterklasse und der Partei« kämpften. Zu ihnen gehörten »Zirkel wie der KB oder die GRF, Spontis, Feministinnen, Homos, Randgruppenideologen u. a. m.«1 13 Für Aust blieb die alternative Bewegung schlichtweg unverständlich. Seine Denkka tegorien beschränkten sich - ähnlich wie bei Willi Dickhut im KABD ausschließlich auf das »Proletariat«. Die sich aus der Vielzahl der Bünde, Parteien und Organisationen im Bereich der N euen Linken entmischenden Grünen waren für ihn nicht mehr als individualistische Maschinenstürmer. Das Wahlprogramm der Grünen zur Bundestagswahl 1 980 fiel dement sprechend völlig durch. Die KPD/l\IL beschimpfte die Grünen als »Feinde der Arbeiterbewegung«, die mit der Forderung nach »Senktmg des Lebens standards« einen unglaublichen »Angriff auf den sozialen Besitzstand der Werktätigen« vorbereiteten. 1 14 Die Partei erging sich in der Folgezeit in Faschismusvorwürfen gegen Teile der Grünen. 1 15 111 112 113 1 14 115
Ebd. Ebd. Ebd. RM 45/ 1 979, S. 3. Vgl. RM 02/ 1 9 80, S. 13.
1 1 . EROSION DER K-GRUPPEN
281
Die Grünen machten e s ihr leicht. Hatten nicht neben den Spontis und Maoisten auch Aktivisten wie der Ökobauer Baldur Springmann vom völki schen »Weltenbund zum Schutz des Lebens«1 16 oder Alfred Mechtersheimer, Hauptinitiator der »Deutschland-Bewegung«1 17, zu den Ur-Grünen gehört? Hatte nicht der von den Grünen frenetisch gefeierte DDR-Dissident Rudolf Bahro mit seinem Buch Die Alternative1 1 8 ein erschreckendes Dokument des ökologischen Totalitarismus abgeliefert? Und stand schließlich die Wiege der Bundespartei nicht im »Collegium Humanum«, der Begegnungsstätte einer überwiegend rechtsradikalen Samm lungsbewegung, gegründet vom Vorsitzenden des WSL in Vlotho an der We ser?119 Der KPD/l'viL und nicht nur ihr mussten die Grünen als Amalgamie rung verschiedener linker, aber eben auch völkischer und esoterischer Strö mungen vorkommen. Lange waren die Grünen indes keine Heimat für die Anhänger einer natio nalen und ökozentristischen Politik. Sie entwickelten sich zur linken Protest partei, der rechte Flügel um den ehemaligen Gründer der »Grünen Aktion Zukunft«, eines Vorläufers der Bundespartei, Herbert Gruhl trat nahezu ge schlossen aus,120 um später die » Ökologisch-Demokratische Partei« (ÖDP) zu gründen. 121 Auch nach der Spaltung blieben die Grünen der KPD /l\IL suspekt. Eine nennenswerte Zusammenarbeit oder spätere Mitgliedschaften gab es nicht. Der Aussage Steffens, in der zweiten Hälfte der 1 970er Jahre habe die Partei bündnispolitisch offener agiert, 122 widerspricht der Bericht des ehemaligen l\1itglieds Hübner, der von einer starken Abneigung gegen die Grünen spricht, die sich parteiintern deutlich artikuliert habe. 1 23 Anders verhielt es sich bei der KPD. Ab 1 978 trat die Partei offen für Wahlbündnisse und alternative Listen in Bayern, Hessen und nicht zuletzt in Berlin ein.l 24 Trotzdem kritisierte die Organisation, ähnlich wie die KPD/l'viL, die »Wachstumsfeindlichkeit« der Grünen. Dem System der Umweltzerstörung »mit Konzepten wie dem >Null wachstum< zu begegnen«, verkenne »seine wahren Triebkräfte«. Sie lägen nicht »im Größenumfang der Produktion und in der Höhe der technischen Ent1 16 1 17 1 18 1 19 1 20
V gl. Springmann 1 998.
Vgl. Mechtersheimer 1 998. Vgl. Bahro 1 977. Vgl. Fogt, S. 1 29. Wenige wie Mechtersheimer, der bis 1990 parteiloses Fraktionsmitglied der Grünen war, blieben der Partei verbunden. Vgl. Wolfschlag 1 998, S. 30 1 . 1 2 1 Vgl. Gassmann 1 994, S. 47. 1 22 Vgl. Steffen 2002, S. 73. 1 23 Vgl. Gespräch Oluf Hübner 2003. 1 24 Vgl. RF 30/ 1978a, S. 5.
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STALINS ENKEL, MAOS SOHNE
wicklung an sich, sondern im Widerspruch zwischen privatkapitalistischer Aneignung und gesellschaftlicher Produktion«.125 Ebenso sei die »Lösung der Widersprüche«, die daraus erwüchsen, »daß die Produktivkräfte des Menschen über den Kopf wachsen, keine Frage der allgemeinen Wahrnehmung des Problems, keine >Menschheitsfrage<, sondern eine Klassenfrage«. 126 So gingen im sozialistischen China Industrieentwicklung und Umweltschutz Hand in Hand.127 Als Konsequenz hieraus sollten alternative Wahlbündnisse unter dem Primat der »Arbeiterklasse« stehen. 128 Töne wie diese waren vonseiten der KPD zu diesem Zeitpunkt nur noch sehr leise zu vernehmen. Zu verlockend war die Perspektive, Teil einer breiten Bewegung zu werden. KPD/.ML und KBW verweigerten sich dieser Ö ffnung und potenzierten den Grad ihres Autismus. In der KPD wuchs die Bereitschaft, aus alten Fehlern zu lernen. Christian Semler erklärte später im von Daniel Cohn-Bendit herausgegebenen Sammelband Wir haben sie so geliebt, die Revolution: >>\'Vir standen Mitte der 70er Jahre vor der Alternative, entweder einen neuen Anfang zu machen oder die Tür zur Wirklichkeit endgültig zuzuschlagen. Damals kursierte das be rühmte >Üuvrons Ia fenetre, camerades
Die KPD war maßgeblich an der Gründung der >>Alternativen Liste für De mokratie und Umweltschutz« (AL) in Berlin beteiligt. Seit Januar 1 978 hatte eine >>Wahldiskussion« zunächst in getrennten Organisationszusammenhängen stattgefunden. Obwohl sich verschiedene Bürgerinitiativen für Unver einbarkeitsbeschlüsse gegen Kommunisten ausgesprochen hatten, gelang es der KPD durch Mobilisierung ihrer etwa 400 Berliner l\fitglieder, einen direk ten Unvereinbarkeitsbeschluss zu verhindern. Dies wiederum führte zu einem schrittweisen Rückzug zahlreicher Bürgerinitiativen aus dem Gründungspro zess der AL. 130 >>Unvereinbarkeitsbeschlüsse« hatten in der AL aufgrund der Stärke der KPD, deren Kompromissvorschlag in der Gründungsversammlung der AL angenommen worden war, keine Chance. In der AL solle >>jeder unab hängig von seiner Weltanschauung - ob organisiert oder unorganisiert - mit arbeiten« können. 131 1 25 1 26 1 27 1 28 1 29 1 30 131
1 1 . EROSION DER K-GRUPPEN
Das Sektierertum überwanden die Akteure indes nicht. Hüllen bezeichnet die AL Berlin und die vom KB dominierte Bunte Liste Harnburg als »verfein dete Schwestern«. Das schlechte Verhältnis beider Gruppierungen ist auf die Grabenkämpfe zwischen der KPD in Berlin und dem KB in Harnburg zurück zuführen. 132 Stolz präsentierte die Rote Fahne zum Jahreswechsel 1 978/1 979 ihrem Le servolk den Abschluss der Verhandlungen über die AL. Zwar habe es Prob leme wegen der Zusammenarbeit mit Kommunisten gegeben, die dazu führ ten, dass Otto Schily der AL den Rücken kehrte, trotzdem blickten die Auto ren optimistisch in die Zukunft.133 Die AL erhielt bei den Wahlen zum Berli ner Abgeordnetenhaus überraschende 3,7 Prozent und kam in ihren Hochbur gen Schöneberg, Kreuzberg, Wilmersdorf und Tiergarten auf jeweils mehr als 5 Prozent der Stimmen. 1 34 Zu etwa der gleichen Zeit hatte sich am 25. Mai 1 979 in Bremen die »Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz Bremen« (AL) gegründet, die »das Resultat der Anstrengung nahezu sämtlicher K-Gruppen« war. 135 Im Gegensatz zum Berliner Modell, in dem sich die sektiererischen K-Gruppen-Anhänger mit der ökologischen Linken einigerma ßen verständigt hatten, trat die AL Bremen gegen die »Bremer Grüne Liste« an, für die Rudi Dutschke kandidierte. Die BGL zog mit 5,1 Prozent der Stimmen in die Bremer Bürgerschaft ein, die AL scheiterte mit 1 ,4 Prozent.136 Der Gründungskongress der grünen Bundespartei am 1 2. und 1 3 . Januar 1 980 in Karlsruhe fand bereits im Vorfeld ein positives Echo in der Roten Fahne. Die Autoren erklärten, »daß es bei offener, gleichberechtigter und län gerfristiger Zusammenarbeit ein Zusammengehen von Rot und Grün« geben könne, da beide »bei unterschiedlichen Auffassungen in vielen Fragen die grundlegende Ablehnung des herrschenden Systems« verbinde. Die grüne Bewegung sei »Ausdruck der Ablehnung der kapitalistischen Form der Ent wicklung der Produktivkräfte und des Strebens nach einer Gesellschaft, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft ist und die Erhaltung der Natur als Bedingung der menschenwürdigen Existenz durchge setzt werden kann«. Dennoch seien »die Gemeinsamkeiten heute noch schwach und die Unterschiede und das Nicht-Verstehen noch groß«. 1 37 Beson ders massiv wandten die Autoren sich gegen das Verbot der Doppelmitglied-
RF 37/1 978, S . 1 1 . RF 38/1 978a, S . 12. RF 3 8 / 1 978b, S. 1 3 . Vgl. RF 30/ 1 978, S. 4 .
Zit. nach Cohn-Bendit 1 987, S. 1 1 9. Vgl. Hüllen 1 990, S. 1 34f. Zit. nach ebd., S. 1 35.
283
1 32 1 33 1 34 135 1 36 1 37
Vgl. Hüllen 1 990, S. 1 33. Vgl. RF 5 1 /52/ 1 978, S. 4. Vgl. Hüllen 1 990, S. 1 39. Zit. nach Steffen 2002, S. 248. Vgl. ebd., S. 247f. RF 0 1 / 1 980, S. 1 .
284
schaft in konkurrierenden Organisationen. 1 38 Auf dem Parteitag legten die bürgerlich-ökologischen Kräfte dann auch einen Entwurf vor, der die l\1it gliedschaftsvoraussetzungen eng fasste. »Mitglied der Partei« könne jeder wer den, »der sich zu den Grundsätzen der Partei bekennt und keiner anderen Partei angehört«. Allerdings berühre »die in Satz 1 getroffene Regelung [. . .] nicht die Mitgliedschaft in Wählergemeinschaften und -gruppen.«139 Der Antrag richtete sich faktisch nicht nur gegen die KPD, sondern gegen die gesamte AL Berlin, da diese sich nach den Anforderungen des Berliner Wahlgesetzes als Partei hatte konstituieren müssen. Zunächst setzte sich der Entwurf durch. Immerhin hatten aber 42,7 Prozent der Delegierten gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gestimmt. Da nach Paragraph 1 1 der Satzung der »Sonstigen Politischen Vereinigung - Die Grünen« (SPV), der Pilotorgani sation der Bundespartei, bestehend aus den Mitte-Rechts-Kräften um GAZ, »Grüne Liste Umweltschutz« und der »Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher« (AUD) 140 eine Zweidrittelmehrheit notwendig war, um die Bundespartei in den Rechtsnachfolger der SPV umzuwandeln, konnte der linke Flügel von einer Sperrminorität ausgehen, die gegebenenfalls die Bundes gründung verhindert hätte. Die Gründungsversammlung wurde erpressbar. Nach einer mehrstündigen Diskussion beschlossen die Landesverbände »auto nom Ü bergangsregelungen«, die AL Berlin wurde vom Verbot der Doppelmit gliedschaften ausgenommen und die Doppelmitgliedschaft in den SPV -Grün dungsgruppen bis zum 30. April 1 980 befristet. 141 Auf ihrem III. Parteitag, der vom 7. bis 9. März 1 980 stattfand, löste die KPD sich auf. War die Wahl des Termins so kurz vor Ende der Doppel mitgliedschaftsfrist überraschend? Durch die Aufweichung ihrer starren Strukturen hatte die Partei sich selbst demontiert. Die so genannte »Gruppe der 99« um Christian Semler und Alexander von Plato hatte schon im Vorfeld der Auflösung die Orientierung an der gesamten Linken gefordert, ohne aber vom Leninismus zu lassen.'42 Auf dem Auflösungsparteitag schließlich empfahlen verschiedene Redner ein Engagement bei den Grünen, andere, wie Jürgen Horlemann, beklagten die »Profllsucht von Intellektuellen, die mit der Arbeiterklasse nichts mehr im Sinn« hätten und sich »ein (Schatten) Dasein [sie.] am Rande des Reformismus schaffen« wollten. 1 43 Resigniert verabschie dete er sich von seinen Genossen: »Heute, da sich die Annahmen der >Theorie 1 38 1 39 1 40 1 41 1 42 1 43
I I . EROSION DER K-GRUPPEN
STAL I N S E N KEL, MAOS SOH N E
Vgl. ebd., S. 5. Zit. nach Hüllen 1990, S. 241 . Vgl. Markovits/Gorski 1 997, S . 29 l f. Vgl. ebd., S. 241 ff. Vgl. Langguth 1 983, S. 89. RF 06/ 1 9 80a, S. 6.
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der drei Welten< immer mehr« bestätigten, stelle »sich die Aufgabe, eine konkrete Analyse der objektiven und subjektiven Kräfteentwicklung in unserem Land zu beginnen und eine strategische Orientierung zu erarbeiten, die frei ist von dogmatischen Unterstellungen darüber, wie objektive Prozesse und subjektive Einstellungen sich zueinander verhalten«. Dabei gehe er davon aus, so Hodemann weiter, »daß alle Kräfte innerhalb und außerhalb unserer ehemaligen Organisation, die sich auf die Grundannahmen von Marx, Lenin, Mao Zedong und anderen Marxisten stützen«, sich zusasmmenschlössen, »um einen möglichst wirksamen Beitrag zu dieser Aufgabe zu leisten«. Ihn selbst werde man »in diesen Reihen [ ... ] wiederfinden«. 144 Hodemanns ehemaliger l\1itstreiter Christian Semler dagegen hatte bei ei nem Treffen mit Rudi Dutschke die Auflösung seiner Partei vorbereitet. Dem Vorschlag Dutschkes, sich mit den Wertkonservativen um Gruhl zu verbün den und so ins rechte Wählerlager einzubrechen, trat er mit der Empfehlung entgegen, alle linken Kräfte in den Grünen zu sammeln und so die Rechten zu verdrängen. Das Gegenargument Dutschkes, man könne eine potenzielle Unzufriedenheit auf der rechten Seite nutzen, um so Franz-Joseph Strauß Wähler abspenstig zu machen, versprach Semler zu überdenken. Dutschke machte diese Perspektive von der Auflösung der KPD abhängig, der Semler schließlich zustimmte. I45 Aus den geschilderten Zusammenhängen wird deutlich, wie stark die KPD in den Gründungsprozess der Grünen involviert war. Semler selbst zog sich nach der Auflösung seiner Partei komplett aus dem politischen Leben zurück und begann später, bei der Taz zu arbeiten. 146 Der KBW spielte im Gründungsprozess der Grünen keine Rolle. Erst später stießen die Ex-KBW-Mitglieder zur neu gegründeten Partei. Der Bund war seit 1 978 mit einer massiven Austrittswelle konfrontiert, die 1 980 eine Spaltung der Organisation nach sich zog. Eine Fraktion unter der Leitung des Schmieret-Stellvertreters Martin Fochler gründete den »Bund Westdeutscher Kommunisten« (BWK), der die dogmatische Linie beibehielt. Der KBW ver suchte nach der Spaltung zu einer pragmatischeren Politik zu finden. Trotz dem hielt Schmierer noch am Konzept der »Diktatur des Proletariats« fest. Erst auf der 7. Ordentlichen Delegiertenkonferenz am 2 1 . und 22. Mai 1 9 83, die in Frankfurt stattfand, organisierte sich der KBW als Verein und verzich tete auf seinen Parteienstatus. In einem Beschluss unterstützten die Delegier ten den Parteibildungsprozess der Grünen. 147 1 44 1 45 1 46 1 47
Ebd. Vgl. Dutschke 1 996, S. 449f. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Vgl. Langguth 1 983, S. 96ff.
1 2 . Nachklang
»Mother's close And father's close But neither's close as chairman Mao It's so easy now We share this point of view [ . . . ] And when the bubble breaks Will we fall too far? Will we fall in place Or will it move us on?« Darnon & Naomi: »Little Red Record Co.«
Zwei Jahre sind seit dem letzten » 1 968er«-Jubiläum vergangen. Der Mythos ist weit verbreitet. Jene APO-Veteranen, die ihn einst schufen, besitzen die Deu tungshoheit. Auch Kombattanten, die nicht mehr waren als Zaungäste, allein legitimiert durch ihre Zugehörigkeit zu der Generation, die um 1 967 ihr Stu dium begann, beanspruchen ihren Platz in der verklärten Geschichte von » 1 968«. Jahrzehnte später wurden sie zu »J ahrgangsexemplaren«1• Koenen spricht in diesem Zusammenhang von der »Neigung zu narzisstischen Selbst stilisierungen«, die zu den »Versuchungen und Prägungen der Generation im Ganzen<<2 gehören. Im öffentlichen Diskurs zeichnen ehemalige Aktivisten und Zaungäste in fröhlicher Einmütigkeit das Bild einer liberalen und demo kratischen Zäsur in der Geschichte der Republik und feiern sich selbst als eine Art »zweite Staatsgründer«3. Die Frage, ob die Ziele der »Antiautoritären« als liberal und demokratisch begriffen werden können, soll hier nicht diskutiert werden. Es ist eine Streitfrage. Tatsache ist, dass die Ehemaligen zu gerne die Bewegung vergessen, die im Nachklang von » 1 968« Denkmodellen wie Libe ralismus oder Demokratie hasserfüllt gegenüberstand. Etwa 1 00.000 bis 1 50.000 Personen sollen in den 1 970er Jahren in irgendeiner Weise die K Gruppen durchlaufen haben. Den verschiedenen Bünden, Zirkeln und Parteien war es möglich, bundesweit Tausende zu zentralen Demonstrationen
1 Mosler 1 998, S. 64. 2 Koenen 200 l a, S. 7. 3 Ebd.
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S L � LINS ENKEL, MAOS SOHNE
zu mobilisieren.4 Die einstigen Angehörigen dieser großen Jugendbewegung aus der ersten Hälfte der 1 970er »outen« sich nicht gern. Zu eng waren die Verstrickungen einzelner heutiger Apologeten des emanzipatorischen Gesellschaftsmodells in einer Sektenszene, deren Ende erst zwanzig Jahre zurückliegt. Die ML-Bewegung ist die Achillesferse des Mythos vom Aufbruch; sie ist gleichzeitig auch Teil des viel kolportierten »Marschs durch die Institutionen«. Ü berdurchschnittlich viele ehemalige Anhänger der K-Gruppen sind ange kommen. Das Nachrichtenmagazin Focus veröffentlichte im September 1 997 einen zweiteiligen Artikel zu diesem Thema.5 Gleich mehrere prominente Grüne, unter anderem Krista Saget, Reinhard Bütikofer und Antje Vollmer, haben eine Karriere in den K-Gruppen hinter sich. Ebenso wie Bundesge sundheitsministerin Ulla Schmidt, die 1 976 Aachener Bundestagskandidatin des KBW gewesen ist.6 Während Schmidts frühere l\litgliedschaft in der Ö ffentlichkeit nicht thematisiert wird, geriet der Bundesumweltminister Jürgen Trittin, in den 1 970er Jahren einfaches l\litglied des Göttinger KB, später in der pro-grünen »Gruppe Z«, im Rahmen der zweiten »Mescalero-Affäre« unter Druck. Trittin hatte gegenüber dem Sohn des RAF-Opfers Generalbundesan walt Buback die Berechtigung des »Mescalero-Nachrufs« von 1 977 bekräftigt. Anfang 2001 behauptete Trittin, er sei aus dem KB »rausgeflogen«, weil er beabsichtigt hatte, den »Weg der parlamentarischen Demokratie« zu gehen.? Nicht so exponiert wie Trittin ist Joscha Schmieret. Seine Laufbahn ist viel leicht noch erstaunlicher. Der freundlich lächelnde Mann auf dem den Artikel illustrierenden Foto scheint außer der obligatorischen ftlterlosen Zigarette in seiner rechten Hand mit dem Berufsrevolutionär von einst nichts gemein zu haben. Der glühende Pol Pot-Anhänger früherer Tage avancierte zum eifrigen Befürwortet der europäischen Idee. Schmieret reüssierte mit dem Buch Mein Name sei Europd1, in dem er ein flammendes aber durchaus differenziertes Plädoyer für die deutsche Einigung hält - so flammend, dass der CSU-Politiker Peter Gauweiler ihm Siegeschancen bei jedem Aufsatzwettbewerb der Jungen Union einräumte.9 Der geläuterte Nationalrevolutionär Schmieret arbeitet heute im Planungsstab des Auswärtigen Amtes. Erstaunlich? Für die FDP, die
4 Vgl. Staadt 1 997, S. 7 6. Staadt beziffert die Zahl der Sympathisanten, Kandidaten und Mitglieder der ML-Gmppen auf 1 00 000, Koenen spricht von I SO 000 Personen. Vgl. Koenen 2001 a, S. 9. 5 Vgl. Zolling 1 997; vgl. Zolling 1 997a. 6 Vgl. Schmidt 1 97 Ga. 7 Zit. nach Steffen 2002, S. 289; vgl. auch Vehlewald 200 1 . 8 Schmierer 1 996. 9 Vgl. Gauweiler 1 997.
1 2 . N A C H KL A N G
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im Febmar 2001 mittels einer kleinen Anfrage im Bundestag Auskunft über die Beschäftigung Schmierers im Planungsstab erbat,10 mit Sicherheit. »Jeder Lehrer oder sogar Lokomotivführer mit einer solchen Vergangenheit wäre niemals in den öffentlichen Dienst eingestellt worden«, so Ex-Justizminister Edzard Schmidt-Jortzig. 1 1 I n der Tat hatte Schmieret nicht nur in persönli chem Kontakt mit Vertretern des mörderischen Pol Pot-Regimes Kambod schas gestanden, er hatte von 1 97 5 bis 1 97 6 auch eine Haftstrafe wegen Land friedensbruchs absitzen müssen. 12 Das ist keineswegs erstaunlich für die mittlerweile institutionell arrivierten Ex-Revolutionäre. Der Aufstieg Schmie rers könnte aus der Perspektive einer neulinken Pfründepolitik gedeutet wer den. Nach dem Zusammenbruch des KBW hatte er sich schnell dem Umfeld der Grünen angeschlossen, wo er realpolitische Positionen in Abgrenzung zu den Radikalökologen um Jutta Ditfurth und Thomas Ebermann - dieser selbst früherer K-Gruppen-Kombattant - vertrat. Schmieret wurde zum Steig bügelhalter des einst bis aufs Blut bekämpften Spontis Joschka Fischer, der im Frankfurt der 1 970er Jahre in seiner militanten Gmppe »Revolutionärer Kampf« Positionen vertreten hatte, die mit denen des KBW nichts gemein hatten. 13 Im Rahmen der Debatte um die Nichtehrung verstorbener Botschafter ge riet Schmieret abermals in die Schlagzeilen. Hintergrund: Nach einem Erlass Fischers sollten künftig ehemalige NSDAP-l\litglieder im Falle ihres Ablebens nicht mehr in der internen Zeitschrift des Auswärtigen Amtes geehrt werden. 14 In den Reihen der internationalen Diplomatie erzeugte der Erlass massiven Widerspruch, und mehrere Botschafter machten öffentlich auf eine in ihren Augen sehr selektive Art der Vergangenheitsbewältigung aufmerksam. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang nicht nur auf Schmierer, sondern auch auf dessen Kollegen Georg Dick und Frank Herterich. Dick, heute Leiter des Planungsstabes, 15 war beim KBW Redakteur der KVZ, Herterich bei der Kon kurrenz von der KPD Leiter des Regionalkomitees Hessen. Sie sind keine Einzelfälle. Gerd Koenen hat Recht, wenn er behauptet, die linken Gruppen - nicht nur die ML-Organisationen - seien ein »Instrument sozialer Aufwärtsmobilisation«1 6 gewesen. Ihre Mitglieder beherrschen das politische Handwerk. Sie hatten gelernt, wie man Zeitungen herstellt, Kam-
10 11 12 13 14 15 16
Vgl. Kritik an Fischcrs Berater Schmierer 200 1 . Zit. nach ebd. Vgl. Koenen 200 1 , S. 395. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002; vgl. auch Ditfurth 2000, S. 289. Vgl. Jörges 2005, S. 52. Vgl. www.auswaertiges-amt.del www I del aussenpolitikl planungsstahl mitarbeiterI index_html. Koenen 200 1 , S. 273.
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pagnen organisiert oder Propaganda betreibt. Die Anhänger der K-Gruppen waren auf ihre Weise Existenzgründer, ihre Organisationen bizarre Talent schuppen. Kurioserweise ebnete gerade die rigide, von ihren J\1itgliedern alles abverlangende Binnenstruktur den Weg in Amt und �'ürden. Die ehemaligen Berufsrevolutionäre hatten Disziplin und Härte gegen sich selbst gelernt, Ei genschaften, die für spätere politische Karrieren hilfreich waren. Nicht zu vergessen sind auch die mannigfaltigen Vernetzungen untereinander, wie das Beispiel Fischer/Schmierer unter Beweis stellt. Aber nicht alle sind angekommen. Jene, die Karriere machten, ließen an dere, Schwächere zurück. Werner Olles schildert bei einem Spaziergang die Ruinen der Frankfurter Nach-APO-Szene: »Wer aufmerksam durch die linken und alternativen Kneipen im Frankfurter Nordend oder in Bockenheim geht, kann die Opfer jener Politik sogar heute noch entdecken: Alkoholiker, Ge scheiterte oder jenen inzwischen gut Fünfzigjährigen, der, die Mao-Bibel in der Hand haltend und rezitierend, durch das Bahnhofsviertel schlurft.«17 Das sagt der mitderweile in der NPD angekommene KPD/ML-Renegat. Klaus Theweleit geht so weit zu behaupten, die K-Gruppen seien eine Art Produktionsstätte für Selbstmörder gewesen, 18 eine Position, der Koenen entschieden widerspricht. l9 Es hat sie gegeben, die Selbstmörder, wenn es auch nicht viele waren.20 Die J\1L..Bewegung ließ Resignierte zurück, auch Neuroti ker, solche, die außerhalb ihrer Organisation nicht wieder Fuß fassen konnten: »Man fragt sich wirklich, was in unseren Köpfen ablief, dass wir das so [. . .] mit uns machen ließen. Da ist auch bei mir viel Verständnislosigkeit für mich selber. Es gibt andere, die in ihrem späteren Leben zerbrachen über dieser Frage. Einfach instabilere Persönlichkeiten, die sich auf die Sache geworfen hatten und dachten, das Heil zu finden und dann merken sie, das funktioniert nicht.<<21
Das Thema war Jürgen Kehrer einen Kriminalroman wert. In Das KtJppenstein Projekf22 ermordet der ehemalige Leiter einer K-Gruppen-Zelle, der in der geschlossenen Psychiatrie einsitzt, auf Freigängen nach und nach Grünen Abgeordnete der Stadt Münster, die früher J\1itglieder der Zelle waren. Nicht wenige Ehemalige sind verbittert, sind unfähig, die grundlegenden Änderungen der politischen Weldage seit den 1 970er Jahren zu akzeptieren. Mancher lebt noch immer in den 1 970er Jahren, verfasst Singspiele über die 17 18 19 20
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Olles 1 998, S. 26 (Fn 10). Theweleit 1 9 88, S. 214. Vgl. Koenen 200 1 , S. 447. Vgl. Gespräch Gerd Genger 2003; Genger berichtet vom Selbstmord eines Kandidaten der KPD /ML (ZB), den Dickhut ihm persönlich anlastete. 21 Gespräch Oluf Hübner 2003. 22 Vgl. Kehrer 1 997.
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chinesische »Viererbande« oder verteilt im Betrieb Flugblätter, die sich in ihrer Diktion nicht von den alten ML-Traktaten unterscheiden.23 In dieser Klein szene der »Ehemaligen« und ewigen Maoisten wird über die Ex-Genossen lamentiert, die der Revolution die Karriere vorzogen. Andere setzen sich mit ihrer Vergangenheit kritisch auseinander. Zu ihnen gehört Jochen Staadt. Auf die Frage, ob angesichts der eigenen Geschichte das der Elterngeneration vorgeworfene Handeln nachvollziehbar werde, antwortet er: >>Man versteht, warum Teile der Elterngeneration [... ] eine bestimmte Entwicklung genom men haben. Wenn man das ehrlich sich überlegt, das, was man selber so miterlebt hat in kurzen Zeitabläufen, wie schnell das gehen kann, dass so eine Radikalisierung und so ein Denken in solchen Kategorien auch, Fretmd-Feind-Denken, sich festsetzt und zu Konse quenzen führen kann, kann man sagen, dass wir solchen Leuten, die 1 929 oder 1 930 oder 1 93 1 in die Jugendorganisationen rechter Strömungen gegangen sind, anders gegenübertre ten müssen. [... ] Zum Glück, kann man sagen, ist diese Jugendbewegung [. . .] nicht in die Situation gekommen, das wirklich umzusetzen.«24
Staadt sieht Parallelen in den Konversionsstrategien setner Generation und denen der Elterngeneration. Die »Gewaltrhetorik der politischen Führung des Dritten Reiches« habe in den Erzählungen der Väter- und Großvätergenera tion keine Rolle gespielt. Bei den »68ern« sei sie auch verschwunden.25 Andere Ehemalige organisieren sich weiter in Kleinstzirkeln, kryptischen Derivaten aus der Welt der K-Gruppen. Helge Sommerrock, einst Star der Münchener »Arbeiter-Basis-Gruppen«, zeichnet noch heute für Flugblätter verantwordich, die namens seiner Organisation »Arbeiterbund für den Wieder aufbau der KPD« im eigenen Verlag »Das Freie Buch« veräffendicht werden und sich etwa gegen die »Hartz-Gesetze« wenden.26 Von Zeit zu Zeit fahren J\1itglieder der Organisation mit Lautsprecherwagen durch das Münchener Westend und verkünden die Weltrevolution. Der Bund betreibt eine Internet Seite,27 wo der »Versuch, einen strategischen Plan für die westdeutsche Revolution vorzugeben«, zum Download bereitsteht. Auch von der KPD/ML, seit 1 980 wieder unter dem ehrwürdigen Namen KPD firmierend, kommen Lebenszeichen aus dem Internet. Seit ihrem 1 0. Parteitag 2001 befindet sie sich erneut in einem Spaltungsprozess. Das ZK schloss »den langjährigen Vorsitzenden« Diethard Möller aus und überzog
23 24 25 26 27
Vgl. Gespräch E. M. 2002. Gespräch Jochen Staadt 2002. Vgl. ebd. Vgl. AB 2002. www . arbeiterbund-fuer-den-wiederaufbau-der-kpd.de.
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etwa ein Drittel seiner Mitglieder mit Parteiverfahren. Die Gruppe um Möller arbeitet im Moment am »Wiederaufbau einer kommunistischen Partei«.28 Die Restorganisation ist ein Grüppchen von ca. 50 Mitgliedern, die sich dem Vereinigungsprozess der KPD/ML mit der GIM verweigert hatten. Nach wie vor produziert die Partei ihr »Zentralorgan« Roter Morgen. Bei einer De monstration gegen den dritten Golf-Krieg trat die Organisation im März 2003 mit einem Flugblatt »Schluss mit dem Krieg gegen den Irak«29 an die Ö ffentlichkeit. Weniger sektiererisch als bündnisorientiert forderten die Ver fasser darin das Eintreten »alle[r] friedliebenden Menschen - unabhängig von ihren weltanschaulichen und politischen Ü berzeugungen« gegen den Krieg. In der Diktion korrespondiert die Schrift mit den Forderungen der breiten Masse der Kriegsgegner. Die Rest-KPD/ML versucht mit ihrem Engagement gegen den Golf-Krieg und ihrem Eintreten für die Tobin-Steuer auf dem Feld der globalisierungsfeindlichen Sammlungsbewegung »Attac« Fuß zu fassen. In einem Fernsehbeitrag über »Attac« sprechen die Autoren von »wiedererstan denen K-Gruppen«, die auf dem heterogenen Terrain dieser Bewegung als »Ordnungsbringer« aufträten.30 Bei den »Gipfelstürmern und Straßenkämp fern«31 des neuen Jahrtausends ftnden wir dieselbe verkürzte Kapitalismuskritik wie zur Blütezeit der K-Gruppen. Die »versprengten Reste der K-Gruppen«32 führen wieder agitatorisches Straßentheater auf,33 erlangen aber kaum Einfluss auf dem Feld der zumeist jugendlichen »Attac«-Aktivisten. Zu exotisch und altbacken wirken sie auf die politisierten »Girlies«, »Slacker« und sonstige Er scheinungen der Millenium-Popkultur, die bei »Attac« eine Heimat gefunden haben. »Generell«, so ein junger Anhänger der Bewegung in einem Online Forum über eine Anti-Kriegs-Demonstration in Köln,34 »schien die Veranstal tung von K-Gruppen, Palis3S, Christen und komischen Bürgerlichen dominiert. Nicht das [sie.] Klientel, das [sie.] eine coole Demo auf die Beine stellen kann.« Eine frühe Abspaltung der KPD/ML, die »KPD/ML-Neue Einheit« exis tiert ebenfalls noch. Vorsitzender der verbliebenen Mitglieder, die Moreau auf unter zehn beziffert,36 ist Klaus Sender (Pseudonym für Hartmut Dicke), nach Aussagen ehemaliger Genossen eine »Personiftzierung des Proletkults«37. 28 www . kpd.net. 29 KPD 2003. 30 Vgl. Leif 2003. 31 Ebd. 32 Report 2002. 33 Vgl. Leif 2003. 34 www . germany.indymedia.org. 35 Gemeint sind Palästinenser. 36 Vgl. Moreau/Lang 1 996, S. 292. 37 Vgl. Gespräch E. M. 200 1 .
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Die größte noch existierende K-Gruppe, die MLPD hat nach Angaben des Verfassungsschutzes noch ungefahr 2 000 Mitglieder.38 Im Mai 2002 richtete die parteieigene Willi-Dickhut-Stiftung ihrer Galionsftgur ein Museum in der Nähe der Parteizentrale in Gelsenkirchen-Horst ein. Am 1 5. Februar 2003 beteiligte sich die MLPD an den bisher größten Friedensdemonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik, gerichtet gegen die Irak-Politik von US Präsident George W. Bush. Noch in den 1 990er J ahren hatte die Partei mit bescheidenem Erfolg versucht, in den Osten Deutschlands zu expandieren. Zu diesem Zweck wurden die Kader angehalten, ihre Wohnsitze in die ehemalige DDR zu verlegen. Nach eigenen Angaben sammelte die Organisation über eine Million Mark Spendengelder in den neuen Bundesländern und fasste in mehreren Industriebetrieben Sachsen-Anhalts Fuß.39 Nach wie vor orientiert die Partei sich an den »Mao Tse-Tung-Ideen«, verteufelt den XX. Parteitag der KPdSU als Beginn der »Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion« und propagiert die ))Diktatur des Proletariats«. Die deutsche Wiedervereini gung interpretieren die Genossen der MLPD als Sieg über den sowjetischen ))Sozialimperialismus«40. Die Veröffentlichungen ihres parteieigenen Verlages ))Neuer Weg« ftnden, so es sich um ML-unspeziftsche Literatur handelt, weit über das eigene Terrain hinaus Verbreitung. Massiven Zulauf einstiger K-Gruppen-Mitglieder fand die im August 1 990 gegründete ))Linke Liste/PDS«, die bei den Wahlen zum ersten gesamtdeut schen Bundestag antrat.41 Hier sind auch einst verfeindete Ex-Maoisten organisiert. Der BWK, Abspaltungsprodukt des KBW unter dem ehemaligen Schrnierer-Stellvertreter Martin Fochler, tritt heute als ))Forum Kommunisti scher Arbeitsgemeinschaften« auf.42 1 990 hatte der Bund seine Bereitschaft erklärt, in der PDS mitzuarbeiten und das Projekt der ))Roten Tische« unter stützt. Dabei handelte es sich um Gesprächskreise, an denen sich die DKP, die VSP, der KB, die MLPD und weitere Organisationen beteiligt hatten.43 Die )Nereinigte Sozialistische Partei« (VSP), Resultat der Vereinigung von Teilen der KPD/ML mit der ))Gruppe Internationale Marxisten« (GIM), war bereits Mitte der 1 990er Jahre völlig in der PDS aufgegangen.44 Auch Abtrünnige des
38 39 40 41 42 43 44
Vgl. Verfassungsschutzbericht 200 1 , S. 172. Vgl. Moreau/Lang 1 996, S. 295. Vgl. MLPD 2000a. Vgl. Neugebauer/Stöss 1 996, S. 45. Vgl. Verfassungsschutzbericht 200 1 , S. 1 68. Vgl. Moreau/Lang, S. 1 25. Vgl. Verfassungsschutzbericht 1 992, S. 54f.
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»Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD« fanden in der SED-Nach folgepartei eine neue Heimat.45 Was bleibt ist die Frage, weshalb Aktivisten wie Helge Sommerrock oder der l\fLPD-Vorsitzende Stefan Engel über mehr als 30 Jahre ihr gesamtes Leben einer so totalitären, inhumanen Ideologie verschreiben konnten. Sie sind Relikte, nur wenige blieben dem Marxismus-Leninismus so lange treu. In ihren Anfangen aber hatte die Bewegung massiven Zulauf aus einer erodieren den Bewegung, die sich einst selbst als »antiautoritär« bezeichnet hatte. Die Frage nach dem Umkippen und der Hinwendung von emanzipatorischen Ideen zur rigiden Kaderpolitik, von der Libertinage zur Totschlagsrethorik, gehört zu den interessantesten im Bereich der Forschung über » 1 968«. Beginnen sollten wir mit der Prämisse, dass es sich keinesfalls um einen plötzlichen Richtungswechsel gehandelt hat. Die »Antiautoritären« der Jahre ab 1 967 tauschten nicht aus heiterem Himmel ihren Parka gegen das Sakko, er setzten nicht von heute auf morgen Jimi Hendrix durch Ernst Busch, demon tierten das Bild von der »hedonistischen Linken« nicht von einem Tag auf den anderen. Der Organisationsfetisch entsprang einer tiefempfundenen Ohn macht, denn die studentische Linke hatte es nicht vermocht, die Arbeiter oder auch nur eine breitere Bevölkerungsmasse für ihre Ideen zu begeistern. Im Gegensatz zu ihren französischen Genossen konnte sie auch keinen »Pariser Mai« vorweisen. Die Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Aktionen gegen die Notstandsgesetze, die Protestformen als solche - sie alle hatten keine Reso nanz in der Bevölkerung gefunden. Besonders die Formen und Symbole des Protests wurden von ihr abgelehnt. Die Studenten galten als undiszipliniert und arbeitsscheu. Was lag dann näher, als die Faktoren »Disziplin« und »Ar beit« ins Zentrum der eigenen Ü berlegungen zu rücken? Kam das »Proletariat« nicht zu den Studenten, so mussten die Studenten zum »Proletariat« oder dem, was sie dafür hielten, aufbrechen, sich dem »revolutionären Objekt« anglei chen. Vorbilder fanden sie einerseits bei der klassischen KPD, andererseits in der aufkeimenden maoistischen Bewegung Europas, die in der Rezeption der chinesischen Kulturrevolution Kontinuitäten anbot. Solche Kontinuitäten zur Subkultur einer geeinten Studentenbewegung ermöglichten es den Akteuren, ihr Verhalten als logische Konsequenz und nicht etwa als Bruch in ihrer Bio graphie zu interpretieren. So ambivalent dies erscheinen mag, die aufkeimende Kaderpolitik war nicht Abkehr, sondern natürliche Fortsetzung der Studen tenbewegung. Die Analyse der historischen Situation ersetzte man durch Ima gination. Die K-Gruppen ignorierten die Unterschiede zwischen dem Bettel suppen-Proletariat der Weimarer Republik und der Facharbeiterschaft der 45 Vgl. ebd., S. 56.
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1 960er und 1 970er Jahre. Die stoische Orientierung an Habitus, Symbolik und Organisationsform der Weimarer KPD wurde immer bizarrer. Nach Jochen Staadt besaßen die Akteure der frühen l\fL-Bewegung noch Handlungsspiel raum innerhalb und außerhalb der Partei. Nach den diversen Parteigründungen aber entwickelte sich eine Eigendynamik, die der Großteil der Mitglieder nicht mehr wahrnahm.46 Die Welt schien nur aus Parteien, Bünden und Zirkeln zu bestehen. Die Konkurrenz untereinander führte zugleich zu Abschließung und stetiger Radikalisierung. \"X1ar der Organisationsfanatismus der entstehenden K-Gruppen ein »Ver such, sich an der eigenen Glatze aus dem Sumpf zu ziehen«47? Waren die uner müdlichen Werber für Emanzipation an ihrem eigenen Individualismus ermü det und suchten ihre Ruhe in einer Organisation, die für sie entschied?48 Dafür spricht die von Staadt beschriebene »Politiklosigkeit« etwa des KSV, der sich vollständig auf die eigene Organisation ftxierte und die Umwelt dabei völlig vergaß.49 Auch die stetige Kommerzialisierung der Studentenbewegung und ihrer Symbole und Formen beschleunigte die Entstehung der K-Gruppen. Ihre Aktivisten schufen ein hermetisch geschlossenes Terrain, um nicht von der »Wucht der kapitalistischen J ugendkultur«50 überrollt zu werden. All diese Aspekte mögen eine Rolle gespielt haben. Noch wichtiger er scheint das Generationenproblem, worunter zum einen konkurrierende Bin nengenerationell und -kohorten innerhalb von APO und K-Gruppen zu verstehen sind, zum anderen die gesamtgesellschaftliche Generationenproble matik. Im Fahrwasser der K-Gruppen-Gründungen, so Koenen,5 1 trat die zweite Garde der APO-Strategen in den Vordergrund. Akteure wie Christian Semler, der noch 1 968 Hannes Heer als »Stalinisten« beschimpft hatte,52 Jürgen Horle mann oder Joscha Schmierer waren zwar zu APO-Zeiten keine Unbekannten, konnten es aber in puncto Bekanntheit und Anhängerschaft nicht mit Dutschke oder Krahl aufnehmen. Sie schwangen sich nun auf, \Vortführer der Studenten zu werden. Der Gründerkohorte der K-Gruppen folgten bald Jüngere, Erstsemester, die die Zeit einer geschlossen auftretenden Studentenbewegung nicht miterlebt hatten, erst recht nicht »antiautoritär« sozialisiert waren. Die Bereitschaft dieser
46 47 48 49 50 51 52
Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Staadt 1 997, S. 74. Vgl. Bartsch 1 998, S. 1 53. Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Semler 200 1 , S. 47. Vgl. Koenen 200 1 , S. 1 84. Vgl. Dutschke 1 996, S. 1 94.
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»zweiten Generation«, sich den totalitären Organisations- und Diszipli nierungsnormen innerhalb maoistischer Parteien zu unterwerfen, war nach Staadt53 deutlich größer als die ihrer Vorgänger. Die Abhängigkeit innerparteilichen Aufstiegs von der bedingungslosen Gefolgschaft begründete eine Psychodynamik stetiger Radikalisierung. Zu dieser inneren kam die äußere Generationenproblematik Der Generationenkampf wurde um die Deutung der NS-Zeit und die Art der Vergangenheitsbewältigung geführt. Die Jahr gänge 1 938 bis 1 948, von Heinz Bude als Träger des Protests um 1 968 identi ftziert, übernahmen eine generationale Stellvertreterposition für ihre Eltern.54 Die Söhne und Töchter bemächtigten sich Auschwitz als negativem Mythos,55 die bereitwillig auf sich genommene »Kollektivschuld« prägte ihre Mentalitäten und Einstellungen maßgeblich. Die internalisierte Stellvertreterschuld wirkt bis in unsere Zeit fort in der Schuldfixierung, die im Rahmen der »Political Correctness« als Geisteshaltung weiter Teile der meinungsbildenden Ö ffentlichkeit erkennbar ist.56 Die Hypothek der Elterngeneration aber erzeugte Abwehrmechanismen. Teile der Linken attestierten sich selbst einen »Judenknax«, den die »Tupamaros Westberlin«, eine terroristische Vereinigung im Vorfeld der »Bewegung 2. Juni«, meinten hinter sich lassen zu können, indem sie am J ahrestag der »Kristallnacht« eine Brandbombe im jüdischen Gemeindehaus Berlin deponiertenY In einem mit »Shalom und Napalm« überschriebenen Flugblatt forderten die Autoren auf, mit dem »hilflosen Anti faschismus« (Haug) als »Produkt des deutschen Schuldbewusstseins« endlich zu brechen. Die Aussage »Wir haben eben Juden vergast und müssen die Ju den vor einem neuen Völkermord bewahren« sei Ausdruck eben dieses »neu rotisch-historizistischen« Antifaschismus.5R Hierher gehört der K-Gruppen Umgang mit »Auschwitz« als historischem Phänomen. Auch der Weg vieler »Antiautoritärer« in die Welt der K-Gruppen, der all mähliche Umschwung vom emanzipatorischen Impetus zur autoritären Orga nisationsform ist als Affekt auf die selbst suggerierte Schuld zu begreifen. l'vfit der Orientierung an der Arbeiterbewegung von vor 1 933 übernahm man auch ihre Geschichtsdeutung. Der Faschismus wurde ganz im DirnitrofEschen Sinne als »offene Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals«59 definiert, die
53 54 55 56 57 58 59
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Vgl. Gespräch Jochen Staadt 2002. Vgl. Bude 1 995. Vgl. Koenen 2001 , S. 99. Vgl. Behrens/Rimscha 1 995. Vgl. Henscheid/Henschel 2000, S. 345f. Zit. nach Baumann 1 988, S. 8 1 . Dimitroff 1 975, S . 93.
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»Arbeiterklasse« an seinem Entstehen und seiner Konstituierung für schuldlos befunden. Durch die eigene sklavische Orientierung an der »Arbeiterklasse« wuschen die Protagonisten sich selbst von der »Kollektivschuld« rein. Die Identifikation mit Massenmördern wie Stalin, Mao Tse-Tung oder Pol Pot, ebenso die Rechtfertigung von Konzentrationslagern und politischem Mord stellen in diesem Komplex keinen Widerspruch dar, waren diese »großen Re volutionäre« doch die Haupttheoretiker der angebeteten »Arbeiterklasse«, ihre sakrosankten Vaterfiguren. »Wie problemlos«, bedenkt Rudi Dutschke in sei nen Tagebüchern, »uns über 1 93660 berichtet wird, macht wohl nicht nur mir Sorgen. Die ganze Problematisierung findet aber ihre Grenze, wenn zur Kenntnis genommen wird, wie der deutsche Faschismus versuchte, über Le ningrad herzufallen, wieviel da zerstört wurde.«6 1 Die Organisation in stalinisti schen und maoistischen Parteien oder Bünden wurde als dezidierte Positionie rung gegen den Faschismus gerechtfertigt. Nicht nur sich selbst, auch Groß teile der Elterngeneration befreiten die K-Gruppen-Angehörigen vom Makel der Geschichte, und zwar auch, indem sie Generationenmodelle explizit ab lehnten und stattdessen den Klassenkampf als einzigen Beweger der Ge schichte identifizierten. Die »Bourgeoisie« habe den »Generationskonflikt« erfunden, »um Eltern und Jugendliche zu spalten«.62 Die Erlösung der Eltern scheint eine nicht zu unterschätzende Triebkraft der Revolte zu sein. Rainer Langhans, selbst nie in der ML-Bewegung, provo zierte auf dem »Benno-Ohnesorg-Treffen« 1 989 massive Proteste seiner ehe maligen l'vfitstreiter, als er ausrief: »Wir müssen die besseren Faschisten wer den.«63 Langhans forderte das Plenum auf, den »Ansatz Hitlers« - und damit die eigenen Eltern - endlich zu erlösen. Der spirituelle Charakter, den das »Dritte Reich« zweifelsohne gehabt habe, werde im Diskurs sträflich vernach lässigt. Der Nationalsozialismus sei »ursprünglich ein ehrenwerter Versuch« gewesen.64 Subtrahiert man Esoterik und Naivität, so erhält man ein Deutungsmuster, dass sich auf die K-Gruppen übertragen lässt. Einerseits argumentiert Langhans generationenübergreifend, andererseits stellt er die Utopie in den Vordergrund; der Weltbezug scheint pathologisch; der Allein vertretungsanspruch des Sektierers bildet eine Schnittmenge mit paranoiden Wahnvorstellungen des Schizophrenen; das Kriterium für Sektierer ist der Anspruch, auf alle Fragen eine Antwort zu kennen; in seiner Totalität erfasst er immer auch seinen Gegner; der Diskurs ist dadurch gekennzeichnet, dass der 60 61 62 63 64
Dutschke spielt auf die stalinistischen Schauprozesse der Jahre 1 934 bis 1 939 an. Dutschke 2003, S. 29. RM 10/ 1 975c, S. 2. Langhans 1 998, S. 1 8 1 f. Ebd.
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andere immer Teil des eigenen Ideologiezusammenhangs ist. Er ist tautolo gisch. Auf der Wahrnehmungsebene des Sektierers agiert der »Kleinbürger« kleinbürgerlich, der »Reaktionär« reaktionär, eben weil er »Kleinbürger« bezie hungsweise »Reaktionär« ist. Der Glaube an Utopien und deren Realisierbarkeit kennzeichnet die ver schiedenen Jugendbewegungen seit dem Ausgang des 1 9. Jahrhunderts.65 Aus diesem Blickwinkel lassen sich die K-Gruppen durchaus in diese Geschichte einreihen. Ein maßgeblicher Unterschied ist jedoch die fehlende Selbststilisie rung zur »jungen Generation«, wie sie für die historischen Jugendbewegungen kennzeichnend war. Den K-Gruppen fehlt die Identiftkation mit dem »Phoe nix-Mythos einer >neuen Jugend<, die die Welt erlösen wird«.66 Statt »Jugend« oder »junger Generation« wird die »Arbeiterklasse« zum Garanten der Welt katharsis. So sehr die K-Gruppen sich selbst als generationslos stilisierten, so sehr waren sie doch eine Jugendbewegung, die aus einem Generationenkon flikt entstanden war und sich daraus speiste. In seiner Untersuchung zum »Kult der Jugend und des Krieges<(i7 stellt Rusinek die K-Gruppen explizit in Zusammenhang mit der Studentenschaft der Weimarer Republik. Auch sie habe sich zum Sprecher nicht nur der Jugend oder der jungen Generation, sondern des gesamten Volkes aufgeschwungen. Wie bei den Studenten der Freiheitskriege und den » 1 968ern« hätten die ML Gruppen eine Alleinvertretungsanmaßung und die »Aufopferung für das Volk« ins Zentrum ihrer Politik gerückt.68 Rusinek beschreibt einen »militärischen Gestus« der Weimarer Jugend, der sich nicht auf »elitäre Scharen« beschränkte, sondern sich über die »Masse der organisierten Jugend« erstreckte. Für den Außenstehenden waren die marschierenden HJ-Kolonnen oder die katholi schen Jugendgruppen kaum zu unterscheiden.69 Wäre der kriegerische Habitus, der Proletkult der K-Gruppen mit ihrem Agit-Prop-Tschingderassassa, ihren geschlossenen Demonstrationszügen und ihrer Gewaltrhetorik für den Beobachter von den HJ-Kolonnen oder den katholischen Jugendgruppen unterscheidbar gewesen? Kennzeichnete nicht auch die Anhänger der K Gruppen ähnlich der jungen Generation der Weimarer Republik eine Fonn der »Kriegssehnsucht«70? Die vermeintlichen Berufsrevolutionäre wurden nicht müde, die gewaltsame Revolution und den ersehnten Bürgerkrieg zu verkün den. Ihr Stil zeugte von dieser Sehnsucht: Der Gestus linker Wehrsportgrup65 66 67 68 69 70
Vgl. Trommler 1 985. Sehröder 1 985, S. 6 1 5 . Rusinek 2002b. Ebd., S. 1 96f. Ebd., S. 1 72. Rusinek 2002a.
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pen, Agit-Prop und viril-aggressiver Duktus, hermetisch organisierte, konspi rativ agierende Männerbünde. Das Alte sollte abtreten, aus dem Weltenbrand sollte Neues entstehen. Ginge man den Phrasen der K-Gruppen nach »bis zu dem Punkte, wo sie verkörpert werden«, welche Logik ließe Zweifel daran zu, dass sie ernst gemacht hätten mit der gewaltsamen Revolution und der Ermor dung und Internierung des politischen Gegners? So paradox dies im Kontext ihres Kampfes für die »Diktatur des Proletari ats« erscheinen mag, die K-Gruppen waren überaus elitäre Vereinigungen, die von einem Höchstmaß an l'vfisanthrophie geprägt waren. Zieht man all die »Lumpenproletarier«, »trotzkistischen Elemente« und »Kleinbürger« ab, so blieben nur die eigenen l'vfitglieder übrig. War die phänotypische Sehnsucht nach dem Klassenkampf nicht in Wahrheit eine genotypische Sehnsucht nach der »Diktatur des Proletariats ohne das Proletariat«71 ? Nicht nur in ihrem Elita rismus, auch in ihren Ritualen ähnelten die K-Gruppen mehr studentischen Korporationen als der revolutionären Vorhut der »Arbeiterklasse«. In den späten 1 960er und frühen 1 970er Jahren umgab die Studenten nicht mehr der Hauch des Besonderen. Die Hochschulen waren zu Massenuniversitäten ge worden, das Studium für jeden Abiturienten prinzipiell möglich. In diesem Kontext können die K-Gruppen durchaus als Eliteorganisationen sui generis verstanden werden. Dennoch brachten sie Zeit ihres Bestehens keine einzige originelle Idee hervor. Stattdessen kopierten sie den Fanatismus der KPD Thälmanns. Ihr Movens war die Imagination. Sie imaginierten eine Krise des kapitalistischen Systems, eine schlagkräftige Arbeiterbewegung und ein Klima der Massen kämpfe in einer Zeit beispielloser Prosperität. Obwohl den Anhängern alle Türen offen standen, begann der Rückzug ins Imaginäre. Erklärungsversuche, die von postmaterialistischen Einstellungen der Jugend in Westeuropa und den USA ausgehen,72 können die Imagination einer pauperisierten, verelendeten »Arbeiterklasse« zu Zeiten der Prosperität nicht erklären. In nahezu jeder westlichen Gesellschaft entstanden maoistische Gruppierungen, die ihr Heil in der »Arbeiterklasse« suchten. Die deutschen Maoisten trafen auf eine beson dere Situation, die von zwei Faktoren geprägt war: die Hypothek des National sozialismus; Akteure, die nach einer Bemerkung Koenens, eine »süchtig-utopi sche Rückwendung in die Historie«73 vornahmen. Sie entdeckten dabei, dass Deutschland neben Sowjetrussland die stärkste Arbeiterbewegung überhaupt gehabt hatte und Berlin einmal die »designierte Hauptstadt der kommunisti-
71 Glucksmann 1 977, S. 83f. 72 Vgl. etwa lnglehart 1977. 73 Koenen 200 1 , S. 1 88.
300
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sehen lnternationale«74 gewesen war. Nicht zuletzt waren die Initiationstexte der kommunistischen Bewegung in deutscher Sprache abgefasst worden.75 Diese beiden Faktoren sorgten in der Bundesrepublik für eine Radikalisie rung der K-Gruppen, die dennoch Teil einer maoistischen Bewegung waren, die in ganz Westeuropa und den USA agierte. Erst das Zusammentreffen dieser allgemeinen Tendenz mit den deutschen Spezifika ließ die K-Gruppen in der Bundesrepublik zu einem Ausnahmephänomen innerhalb der maoisti schen Internationalen werden, gekennzeichnet durch einen besonders ausge prägten Fanatismus. Als im Jahr 1 974 der russische Schriftsteller Solschenizyn aus der UdSSR ausgebürgert wurde und der Archipel Gulag in Westeuropa erschien, erlitten französische Maoisten einen »Gulag-Schock«76, der zu einer Zäsur in der politisch-intellektuellen Landschaft führte.77 Ehemalige Maoisten wie Andre Glucksmann oder Bernard-Henri Levy kritisierten nach der Lektüre Solschenizyns nicht nur die Sowjetunion Stalins und Lenins, sondern demon tierten auch Marx und Hegel.78 Die Debatte um den Archipel Gulag sorgte in Frankreich für einen Abschied von den Ideologien und eine Hinwendung zu demokratischen, antitotalitären IdeenJ9 Ganz anders in Deutschland, wo die Debatte um Solschenizyn sogar zu einer Radikalisierung der K-Gruppen führte. Eine in Ansätzen vergleichbare Entwicklung setzte in der Bundesrepublik erst mit dem Entstehen der »Neuen Sozialen Bewegungen« ein, die mit ihrem basisdemokratischen Anspruch einen Schritt weg von der Ideologie wagten. Ihr Erstarken war der Hauptgrund für den Niedergang der K-Gruppen.
1 3 . Literatur
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KPD/AO 1970 Anonym: >>Vorläufige Plattform der Aufbauorganisation für die Kommunistische Partei Deutschlands<<. In: KPD/AO 1 971, S. 7-29 KPD/AO 1 9 7 1 Anonym: Ausgewählte Reden, Auj'sätze und Beschlüsse der KPD-Aujbauorganisation, Berlin 1 971 KPD/ML 1 969 ZK der KPD/l\IL: Organisationsmitteilung Nr. 1 vom 13.09. 1 969, o. 0., 1 969, APO Archiv 8. 2 KPD/ML Papiere I KPD/ML 1 969a Anonym: Zum Teufel mit Kiesinger, zur Hölle mit Ulbricht. Hugblatt der KPD/ML, o. 0. (!Iamburg) 1 969, im Besitz des Verfassers KPD/ML 1 969b Landesverband Nordrhein Westfalen der KPD/ML (Hg.): Hände weg von China. Flugblatt der KPD/ML, Düsseldorf 1 969, im Besitz des Verfassers KPD/ML 1971 Studentenkomitee innerhalb der KPD/ML: Den demokratischen Zentralismus auf bauen! Intemes Papier der KPD/ML LV Niedersachsen vom 06. 01 1 97 1 , o . 0 . 197 1, APO-Archiv 8. 2 KPD/ML Papiere I KPD/ML 1 9 7 1 a ZK der KPD/ML: Ausschlussverfahren September 197 1, o. 0. 1971, APO-Archiv 8. 2 KPD/ML Papiere li KPD/ML 1972 Anonym: Plattform des Bürgerblocks. Internes Protokoll der KPD/ML LV Niedersach sen vom 25 .01 . 1 972, o. 0. 1 972, APO-Archiv 8.2 KPD/ML Papiere I KPD/ML 1 973 Anonym: Erklärung zur Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninis ten, Harnburg 1973 KPD/ML 1 973a Anonym: Arbeiterkampjlieder zum Roten 1. Mai, Essen 1973 KPD/ML 1 977 Zentralkomitee der KPD/ML (Hg.): Programm und Statut der KPD/ML, Dortmund 1 977 KPD/ML 1 998 Anonym: 30 Jahre KPD/ML. Flugblatt anlässlich des 30 jährigen Besteheus der KPD/ML, o. 0. 1 998, im Besitz des Verfassers KPD/ML o. J. (1974 ) Anonym: J)Warum können Revolutionare keine Aktionseinheit mit Trotzkisten eingehen?11 Bro schüre der KPD/ML/Rote Garde OG Münster,Münster 1 974 KPD/ML o. J. Anonym: Mitgl.iederversammlung-Konferenz. Top 1: Politischer Bericht des Sekretari ats,o. 0. o. .J.,APO-Archiv 8. 2 KPD/ML Papiere II KPD/ML Ortsleitung Bremen 1 974 Anonym: >>Stellungnahme zur Diskussion über Homosexualität<<. In: LARG 1 977, S. 7678
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KPD/ML/Rote Garde o. J. ( 1 974) Anonym: Genosse Günter Routhier, 45 Jahre aus Du isbu rg,. von der Polizei er.rchlagen. (18.6.74). Dokumentation, Duisburg 1 9 74 Kreimeier 1 973 Kreimeier, K.: >>Ncuere Entwicklung im Filmschaffen der DEFA - ein Modell revisionistischer Kult:urpropaganda«. In: KPD 1 973, S. 1 30-1 35 Kühnen 1 9 7 8 Kühnen, M .: >>>Ohne das ich sagen würde, ich bin der neue Führer<. Gespräch mit einem jungen Nationalsozialisten«. In: KurJbuch 54/ 1 97 8, S. 1 27- 1 39 KVZ 01/ 1 973 Anonym: >>Kommunistischer Bund Westdeutschland gegründet. Bericht über die Grün dungskonferenz des KBW<<. In: Kommunistische Volkszeitung 01/ 1 973, Juli 1 973, S. 8- 9 KVZ 03/ 1 973 Anonym: >>Rätselhafte Zunahme der Sterblichkeit«. In: Kommun istische Volkszeitung 03/ 1 973 vom 26.09 . 1 973, S. 8 KVZ 07/ 1 973 Anonym: >>China: Die Medizin muß den breiten Volksmassen dienen. Eine Genossin Ärztin aus der Reisegruppe des KBW berichtet über die Vereinigung von moderner und traditioneller Medizin«. In: Kommunistische Volkszeitung 07/ 1 973 vom 22.1 1 . 197 3, S. 14 KVZ 07/ 1 973a Anonym: Albanien: >>Besuch im Textilwerk >Mao Tse Tung«<. In: Kommunistische Volkszei tung 07/ 1 973 vom 22. 1 1 . 1 973, S. 14 KVZ 08/ 1 973 Anonym: >>Die Erziehung als Fortsetzer der Revolution. Besuch in der Pekinger Mittel schule Nr. 35<<. In: Kommunistische Volkszeitung 08/1 973 vom 05 . 1 2 . 1 973, S. 14 KVZ 08/ 1 973a Anonym: >>Heilung bei 90% Verbrennungen? « In: Kommunistische Volkszeitung 08/1 973 vom 05 . 1 2. 1 973, S. 14 KVZ 09/ 1 973 Anonym: >>Kindergartenplatz für jedes Kind! Situation in den westlichen Kindergär ten/Gleiche Erziehung für alle Kinder/Korrespondenz<<. In: Kommunistzsche Volkszeitung 09/ 1 973 vom 1 9 . 1 2 . 1 973, S. 1 6 KVZ 01/ 1 974 Anonym: >>Was ist ein Kommunist? Gedicht einer Genossin«. In: Kommunistische Volkszei tung 01 / 1 974 vom 09.0 1 . 1 974, S. 1 6 KVZ 0 1 / 1 974a Anonym: >>Allende und Corvalan auf der Bühne. Sketch bei Chile-Solidaritätsveranstal tung in Köln«. In: Kommumstische Volkszeitung 01/ 1 974 vom 09.0 1 . 1 974, S. 1 KVZ 02/ 1 974 Anonym: >>Den Sport für die Massen erkämpfen! Auch im Sport gehört der Arbeiter klasse und dem Sozialismus die Zukunft«. In: Kommun istzsche Volkszedung 02/ 1 974 vom 23.01 . 1 974
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KVZ 02/1974a Anonym: »Unterdrückung in der Sowjetunion. Solschenizyn - Ein Produkt des Revisio nismus«. In: Kommumj·tische Volkszeitung 02/ 1974 vom 23.01 . 1 974, S. 9 KVZ 04/1974 Anonym: >>Aus negativem Beispiel lemen! Zum Interview der Führer der Gruppe Rote Fahne im Spiege k<. In: KommunistzsdJe Volksze ti'ung 04/ 1 974 vom 20.02.1 974, S. 9 KVZ 05/ 1 974 Anonym: >>Sozialistische Kinder in Albanien. Im Pionierlager >Quemal Stoffa«<. In: Kommunzstzsche VolkJzeitung 05 I1974 vom 06.03. 1 974, S. 15 KVZ 05/ 1 974a Anonym: >>Besuch in Albanien. Brief und Bericht eines Bremer Genossen«. In: Kommumstische Vo!kszeitung 05/ 1 974 vom 06.03.1 974, S. 15 KVZ 09/ 1 974 Anonym: >>Das Strebel-Lied<<. In: Kommumstische Vo!k -, zeitung 09/ 1974 vom 01 .05 . 1 974, S. 16 KVZ 09/ 1 974a Anonym: >>Die Musik drückt Klassengefühle aus. Die Arbeiterklasse muß die bürgerliche Musik kritisieren<<. In: Kommun istische Volkszeitung 09/ 1 974 vom 01 .05 . 1 974, S. 1 6 KVZ 09/ 1 974b Anonym: >>Bürgerliche Musik-Kultur in der DDR«. In: Kommunistis,he Volkszeitung 09/ 1 974 vom 01 .05 . 1 974, S. 16 KVZ 1 0/ 1 974 Anonym: >>Polizei schützt NPD-Stand. Spontane Kundgebung gegen Faschisten«. In: KommunistiJche Volk.rzeitung 10/ 1 974 vom 15.05 . 1 974, S. 16 KVZ 1 0/ 1 974a Anonym: )))Alfred< - Es gibt keinen Volksfaschismus. Znr Kritik an der Femseh Familiensendung >Ein Herz und eine Seele«<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 0/ 1 974 vom 15.05 . 1 974, S. 1 6 KVZ 1 0/1974b Anonym: >>Solidarität mit dem Volk von Oman auch im Sportverein«. In: Kommunistist h e Vo!ksze üung 1 0/ 1 974 vom 15 .05 . 1 974, S. 1 6 KVZ 1 3/ 1 974 Anonym: >>Polizeimord an Güntcr Routhier«. In: Kommun islüche Volkszeitung 1 3/ 1 974 vom 26.06 . 1 974, S. 1 KVZ 1 3 / 1 974a Anonym: >>Antonionis China-Film: Die Verleumder der VR China sind hinterhältig und verkommen«. In: Kommunistis,he Vo!kJzeitung 1 3/ 1 974 vom 26.06 . 1 974, S. 1 6 KVZ 15/ 1 974 Anonym: >>Wildwestklos bei Leitz>Vor 1 30 Jahren: Aufstand der schlesischen Weber«. In: Kommunistis,he Volkszeitung 1 7/ 1 974 vom 21 .08. 1 974, S. 1 6
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KVZ 1 8/ 1 974 Anonym: >>Fußballspiel verboten. Kollegen wurde Spiel gegen KBW-Hildesheim unter sagt<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 8/1974 vom 04 .09.1 974, S. 1 6 KVZ 1 8/ 1 974a Anonym: >>Schinder und ihre Erben<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 8/ 1 974 vom 04 .09.1 974, S. 1 6 KVZ 21/ 1974 Anonym: >>Werbung für den Rauschgiftring. Timothy Leary's Philosophie der Hasch Kultur<<. In: Kommunistische Volkszeitung 21/ 1 974 vom 02. 1 0 . 1974 , S . 1 6 KVZ 21/ 1 974a Anonym: >»Der Exorzist< - Zwei Berichte: Aus den verrotteten Verhältnissen bare Münze gemacht<<. In: Kommunistische Volkszeitung 21/1 974 vom 02.10.1 974, S. 14 KVZ 22/ 1 974 Anonym: mKann noch trinken, hoch die Tassen . . . <. Kritik der bürgerlichen Popmusik<<. In: Kommunistische Volkszeitung 22/ 1 974 vom 30. 1 0 . 1 974, S. 1 6 KVZ 24/ 1 974 Anonym: >>Die RAP-Häftlinge sind Feinde der Kapitalistenklasse<<. In: Kommunistische Volkszeitung 25/ 1974 vom 21 . 1 1 . 1 974 , S. 3 KVZ 26/ 1 974 Anonym: >>Kriegsdienstverweigerung - kein Ausweg<<. In: Kommunistische Volkszeitung 26/ 1 974 vom 28. 1 1 . 1 974, S. 1 2 KVZ 26/ 1 974a Anonym: >>In der Bemfsschule. Das Soldaten- und Reservistenkomitee Kassel berichtet<<. In: Kommunistische Volkszeitung 26/ 1 974 vom 28.1 1 . 1 974, S. 1 2 KVZ 27/ 1 974 Schmierer, J . : >>Einige Fragen über die wir Klarheit schaffen müssen<<. In: Kommunistische Volkszeitung 27/ 1 974 vom 05 . 1 2 . 1 974, S. 8- 9 KVZ 02/ 1 975 Anonym: >>Das Weihnachtsfest, ein Problem, das ich diesmal, glaube ich, angepackt habe<<. In: Kommunistische Volkszeitung 02/ 1 975 vom 16.01 . 1 975, S. 12 KVZ 08/ 1 975 Anonym: >>Gegen den Rentnermmmel zu Wahlkampfzeiten. Die Rentner als Kampfge fahrten gewinnen! << In: Kommunistische Volkszeitung 08/ 1 975 vom 27.02. 1 975, S. 1 6 KVZ 08/ 1 975a Anonym: mKunstschänder< verlor zwei Zähne. Wie ein bürgerliches Kunstheiligtum mit roher Polizeigewalt geschützt wurde<<. In: Kommunistische Volkszeitung 08/ 1 975 vom 27.02. 1 975, s. 1 6 KVZ 15/ 1 975 Anonym: >>Von nun an werdet ihr im Trüben fischen. Die Gruppe Rote Fahne und die Religion<<. In: Kommunistische Volkszeitung 15/ 1 975 vom 16.04 . 1 975, S. 1 6 KVZ 1 6/ 1 975 Anonym: >>Ein gefahrlicher Irrweg: Propagierung der Vaterlandsverteidigung in der imperialistischen Bundesrepublik«. In: Kommunistische Volkszeitung 1 6/ 1 975 vom 24 .04 . 1 975, S. 8
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KVZ 1 7/ 1 975 Anonym: >>Die Genossin Helga Rosenbaum wurde in den Stadtrat gewählt<<. In: Kommunistirt·he Volkszedung 1 7/ 1 975 vom 30.04 .1975, S. 9 KVZ 1 7/ 1 975a Anonym: >>Solange die bürgerliche !<..lasse herrscht, droht Krieg. Vor 30 Jahren ging der 2. imperialistische Weltkrieg zu Ende<<. In: KommunistiHhe Volkszeitung 1 7/ 1 975 vom 30.04 . 1 975, S. 3 KVZ 1 9/ 1 975 Anonym: >>Lügen über Massaker in Kambodscha aufgedeckt<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 9/ 1 975 vom 15.05 . 1 975, S. 1-2 KVZ 1 9/ 1975a Anonym: >>Eine tragbare Stellwand ist ein gutes Mittel im öffentlichen Meinungskampf<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 9/ 1 975 vom 15 .05 . 1 975, S. 1 6 KVZ 19/ 1 975b Anonym: >>Solidaritäts-Fussballtumier für den Aufbau Süd-Vietnams<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 9/ 1975 vom 15.05 .1975, S. 1 6 KVZ 21/1975 Anonym: >>Ein Stück über die Arbeiterkämpfe an der Ruhr 1 920<<. In: Kommunistische Volkszeitung 21/ 1 975 vom 29.05 . 1 975, S. 1 6 KVZ 2 1/1975a Anonym: >>Veranstaltung zum Kirchenaustritt von K. H. Lechner, vormals Pastor<<. In: Kommunistrj·che Volk,-zeitung 21/ 1 975 vom 29.05 . 1 975, S. 1 6 KVZ 21 / 1 975b Anonym: >>Schon in der ersten Sitzung: Polizeieinsatz gegen kommunistische Stadträtin<<. In: Kommunistische Volkszeitung 21/ 1 975 vom 29.05 . 1 975, S. 9 KVZ 26/ 1 975 Anonym: >>Der Sieg gehört dem koreanischen Volk. Die OS-Imperialisten drohen mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen die sozialistische Republik Korea<<. In: Kommunisti Jthe Volkszeitung 26/ 1 975 vom 03.07. 1975, S. 14 KVZ 26/ 1 975a Anonym: >>Gruppe Rote Fahne (KPD) zum Kampf gegen den § 2 1 8: Nach langem Schweigen die Forderung fallengelassen<<. In: Kommunistische Volkszeitung 26/ 1 975 vom 03.07 . 1 975, s. 16 KVZ 27/ 1 975 Anonym: >>Wachsende Widersprüche im bürgerlichen Lager. RAF-Prozeß<<. In: Kommunütische Volkszeitung 27/ 1 975 vom 1 0.07 . 1 975, S. 2 KVZ 4 0/ 1 975 Anonym: >>Die Hetze gegen Idi Amin ist durchsichtig. Die Rede des Präsidenten der Organisation für Afrikanische Einheit vor der UNO<<. In: Kommunistische Volkszeitung 4 0/ 1 975 vom 09.1 0.1975, S. 1 3 KVZ 44/ 1 975 Anonym: >>Chinesische Bauemmalerei. Das arbeitende Volk malt die Vorzüge des Sozialismus<<. In: Kommunistische Volkszeitung 44/ 1975 vom 06. 1 1 . 1 975, S. 1 6
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KVZ 46/ 1 975 Anonym: »Whyl: >Wenn d' Advokate plädiere, mönne d' Büre bleche<. An der Zusammenfassung des Widerstandes der Bauern wird gearbeiteV. In: Kommunistische Volkszeitung 46/ 1 975 vom 20. 1 1 . 1 975, S. 8 KVZ 04/ 1 976 Schmierer, J .: Zwei völlig entgegengesetzte Linien im Kampf gegen das Hegemoniestre ben der Supermächte. Gruppe Rote Fahne (KPD) befürwortet Stärkung der Bundeswehr. In: Kommunistische Volkszeitung 04/ 1 976 vom 29.01 . 1 976, S. 1 5 KVZ 1 3 / 1 976 Anonym: >>Neues Blockwartsystem<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1 3 / 1 976 vom 0 1 . 04. 1 976, s. 9 KVZ 2511 976 Anonym: >>Volksseuche Ü bergewicht<<. In: Kommunistische Volkszeitung 2 5 / 1 976 vom 24.06.1 976, s. 5 KVZ 41 / 1 976 Anonym: >>Hannover: § 2 1 8-Registrierbuch öffentlich verbrannt<<. In: Kommunistische Volkszeitl.mg 41 / 1 976 vom 1 4. 1 0 . 1 976, S. 9 KVZ 4411 976 Anonym: >>Geschäfte und Betäubung. Rauschgift und Drogen<<. In: Kommunirtische Volks zeitung 44 I 1 97 6 vom 04. 1 1 . 1 97 6, s. 8 KVZ 02/ 1 977 Anonym: >>Gründe für die Preissteigenmg beim Kaffee«. In: Kommunistische Volkszeitung 02/ 1 977 vom 1 3.01 . 1 977, S. 1 3 KVZ 2311 977 Anonym: Die spezifische Bedeutung der Sportzensur. Sportunterricht: Spalhmg, Verkrüppelung, Verbreiten von Chauvinismus<<. In: Kommunistzsche Volkszeitung 23/1 977 vom 06.06 . 1 977, S. 1 0 KVZ 27/ 1 977 Anonym: >>Phantasie, Intellekt, kulturelles Empfinden. Mit metaphysischen Flausen die Oberschüler von der Arbeiterjugend spalten<<. In: Kommunistische Volkszeitung 27 I 1 977 vom 04.07 . 1 977, S. 1 0 KVZ 2911 977 Anonym: >>Rentengesetz im Sinne der Endlösung. Die SPD /FDP-Re1,riemng lässt die Volksmassen für den Profit bluten/In den Gewerkschaften müssen Kampfmaßnahmen beschlossen werden<<. In: Kommunistische Volk.rzeitung 29/ 1 977 vom 1 8.07. 1 977, S. 4 KVZ 3511 977 Anonym: >>Die Unersetzbarkeit des Elvis Presley«. In: Kommunistz"sche Volkszeitung 3511 977 vom 29. 08. 1 977, S. 1 6 KVZ 4811 977 Anonym: »Jugend krankt durch Pop und Beat? Die bürgerliche Wissenschaft >beweist<<<. In: Kommuni.rtische Volkszeitung 48/ 1 977 vom 28.1 1 . 1 977, S. 8 KVZ Dokumentation 1 977 Anonym: Weg mit den Verbotsanträgen gegen KBW, KPD und KPDIML! Der Marxzsmus Leninismus liisst sich nicht verbieten. Kommunistische Volkszeitung Dokumentation, Frankfurt. 1 977
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KVZ 05/1 978 Anonym: >>Mit dumpfen Trieben in die Klassenversöhnung. >Bemhard und Bianca< Rückblick auf einen Propagandacoup der Bourgeoisie<<. In: Kommumstische Volk.rzeztung 05/ 1 978 vom 30.01 . 1 978, S. 1 6 KVZ 06/ 1 978 Anonym: >>Die Bundesrepublik soll frei gemacht werden von der tödlichen Gefahr.< Mündliche Verteidigerüberwachung und verschärfte Sicherheitsverwahmng. SPD/FDP und CDU /CSU wollen sich über Terroristengesetze einigen<<. In: KommuniJt1sche Volks zeitung 06 / 1 978 vom 06.02. 1 978, S. 1 5 KVZ 08/ 1 978 Anonym: >>Bei der Bundeswehr wird man voll verpflegt<<. In: KommuniJtische Volkszeitung 08/1 978 vom 20.02.1 978, S. 1 1 KVZ 08/1 978a Anonym: >>Lustig ist eine Balh1acht. .. Offiziere verstehen zu feiem/Bourgeoisie stellt Töchter zur Verfügung<<. In: Kommunisti.rthe Volkszeitung 08/ 1 978 vom 20.02. 1978, S. 1 1 KVZ 09/ 1 978 Anonym: >>Terrorist Begin und die Geschichte des Zionismus<<. In: Kommunzstt"sche Volkszeitung 09/ 1 978 vom 27.02. 1 978, S. 1 3 KVZ 09/1 978a Anonym: William Goidings >Herr der Fliegen<<<. In: KommunistiJche Volkszeitung 09/ 1 978 vom 27.02. 1 978, S. 1 5 KVZ ll/ 1 978 Anonym: Zum 25. Todestag Stalins In: Kommunzstt"sche Volkszeitung 1 1 / 1 978 vom 13.03. 1 978, S. 1 5 KVZ 1 6 / 1 978 Anonym: >>Abihtrienten in nichtakademischen Berufen. Mittel zur Spalhmg, das nicht wirken muß<<. In: Kommunistt"sche Volkszeitung 1 6 / 1 978 vom 1 7 .04. 1 978, S. 1 0 KVZ 31 / 1 978 Anonym: >>>Was Jahn gelehrt - der Turner ehrte Deutsches Tumfest in Hannover ist eine gute Ü bung für die K.li.egsvorbereittmg>>Nun ist er tot und wir wissen das zu schätzen<. Was in einem mittelmäßigen Unterhaltungsfilm so alles untergebracht ist<<. In: Kommunistz"sche Volkszeitung 36/1 978 vom 04.09 . 1 978, S. 20 KVZ 39/ 1 978 Anonym: >>Kriegshetze unter dem Deckmantel des Antifaschismus. Scheel in der >Jüdi schen Gemeinde zu BerlirH<< In: Kommunistische Volkszeitung 39/ 1 978 vom 25.09 . 1 978, S. 19 KVZ 39l1 978a Anonym: >>I'rozeß gegen die Genossin Zimmer wegen Lied >Geldsackrepublik<. >Die Unabhängigkeit des Gerichts
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KVZ 4211 978 Anonym: >>Die Völker der Dritten Welt fordem die Rückgabe geraubter Kunstschätze. Sie befinden sich in den Museen der Imperialisten<<. ln: Kommunirtiso'he Volkszeitung 4211978 vom 1 6 . 1 0 . 1 978, S. 20 KVZ 4911978 Anonym: »Hesse, Camus, Amery - Ziehväter des reaktionären Sektierertums. Selbstentleibung und Sektenbildung als Wege in die Freiheit<<. In: Kommunistische Volks zeitung 4911 978 vom 04. 1 2. 1 978, S. 20 KVZ 0211 979 Anonym: »Das iranische Volk feiert den Tod des Schah. Carter und Co.: Konterrevolutionäre Doppeltaktik, um ihre I lerrschaft zu retten<<. In: Kommunistist/Je Volkszeitung 0211 979 vom 08.01 . 1 979, S. 3 KVZ 1 011 979 Anonym: »Islamisches Recht - gegenüber dem Imperialismus fortschrittlich<<. In: Kommunistische Volkszeitung 1011 979 vom 05.03 . 1 979, S. 20 KVZ 1 811 979 Anonym: »Sport hilft den Menschen in den Entwicklungsländern am besten ... << In.: Kommunistische Volkszeitung 1 811 979 vom 30.04. 1 979, S. 1 0 KVZ 2511 979 Anonym: »Die >J udenbuche< - bei Schülern verhaßt als Mittel des Kumi zur Indoktrinie mng und Unterwerfung<<. In: Kommunistische Volkszeitung 25 I 1 979 vom 1 8.06. 1 979 KVZ 3911 979 Extrablatt Anonym: »Extrablatt zu Kambodscha<<. In: Kommunirtische Volk.rzedttng 3911979, Extra blatt vom 24.09 . 1 979 KVZ 46/1 979 Anonym: »Raschgiftsucht. . . <<. In: Kommunistische Volkszeitung 4611 979 vom 1 2. 1 1 . 1 979, S. 1 8-1 9 KVZ 46l1 979a Anonym: »Branntweinmonopol der preußischen Junker - firiedrich Engels<<. In: Kommunistische Volkszeitung 4611 979 vom 1 2. 1 1 . 1 979, S. 1 9 KVZ 5011 979 Anonym: »Es weihnachtet<<. In: Kommunislüche Volkszeitung 5011979 vom 1 0 . 1 2 . 1 979, S. 1 8-19 KVZ 0111 980 Anonym: »Zum 1 00. Geburtstag Stal.itls<<. In: Kommunistische Volkszeitung 0 1 I 1 980 vom 3 1 . 1 2. 1 979, s. 1 3 Langhans/Teufel 1 968 Langhaus, R./Teufel, F.: Klau mich! StPO der Kommune I, Frankfurt., Berl.it1 1 968 LARG 1 977 Los Angeles Research Group: Zur materialistischen Anafyse der Schwulenunterdriickung, Berlin 1 977 Leary 1 997 Leary, T.: Denn sie wussten, was sie tun. Eine Rückblende, München 1 997
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R F 05/1973 Anonym: >>Liga-Ortsgruppe Düsseldorf: Agitproptheater«. In: Rote Fahne 05/1973 vom 3l.Ol.l973,S. 2 Rr 21/1973 Anonym: >>Trotz V erbot und Polizeiterror: 4000 demonstrierten in Dortmund gegen Breschnew und Brandt«. In: Rote Fahne 21/1973 vom 23.05.1973,S. 1 RF 22/1973 Anonym: >>Franz Josef Degenhardt in Lüneburg: Pfiffe für den Hofsänger der Revisionisten!« In: Rote Fahne 22/1973 vom 30.05.1973,S. 8 RF 40/1973 Anonym: >>Nach den Streiks- Angriffe der Opportunisten (KPD/ML und KBW) gegen unsere Partei: Zur Kritik der Leisetreter«. In: Rote Fahne 40/1973 vom 03.10.1973,S. 7 RF 50/1973 Anonym: >>Schleyer - >Sieh da, ein Unternehmer!«<. In: Rote Fahne 50/1973 vom 12.12.1973, s. 1 RF 51/52/1973 Anonym: >>Roter Sturm Dortmund gegründet. Arbeitersportverein<<. In: Rote Fahne 51/52/1973 vom 19.12.1973,S. 5 RF 03/1974 Anonym: >>Solschenizyn - Chrustschows Kreatur fallt aus der Rolle<<. In: Rote Fahne 03/1974 vom 16.01.1974, S. 1 RF 09/1974 Anonym: >>Solschenizyn - em ehrlicher Moralist?<< In: Rote Fahne 09/1974 vom 27.02.1974,S. 8 RF 12/1974 Anonym: >>Hätten wir uns an den Hamburger Wahlen beteiligen sollen? Zu den Ham burger Bürgerschaftswahlen<<. In: Rote Fahne 12/1974 vom 20.03.1974, S. 3 RF 21/1974 Anonym: >>Befreiung der Frau - Teil des proletarischen Klassenkampfes! << In.: Rote Fahne 21/1974 vom 22.05.1974 RF 26/1974 Anonym: >>Nicht SPD, nicht DKP - Arbeiter, Deine Partei: KPD! Hoch der 1 . Parteitag der KPD!« In: Rote Fahne 26/1974 vom 26.06.1974, S. 1 RF 26/1974a Anonym: >>Duisburg: Trotz nacktem Polizeiterror-Tausende am Grab des Genossen Routhier<<. In: Rote Fahne 26/1974 vom 26.06.1974, S. 1-3 RF 28/1974 Anonym: >>Die Schwierigkeit des Malers Pu Fu. Kurzgeschichte aus der VR China<<. In: Rote Fahne 28/1974 vom 10.07.1974,S. 8 RF 28/1974a Anonym: >>Was brachte der Profit-Fußball. Fußballweltmeisterschaft 1974«. In: Rote Fahne 28/1974 vom 10.07.1974, S. 3 RF 38/1974 Anonym: >>Eine Genossin berichtet: Albanien - roter Stern in Europa«. In: Rote Fahne 38/1974 vom 18.09.1974,S. 7
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RF 45/1974 Anonym: >>Typhus-Epidemie: Horten ist Hauptinfektionsherd<<. In: Rote Fahne 45/1974 vom 08.11.1974,S. 3 RF 45/1974a Anonym: »Schmidts Predigt gestört<<. In: Rote Fahne 45/1974 vom 08.11.1974,S. 3 RF 48/1974 Anonym: »Leninismus, Rechts- und >Links<-Üpportunismus und der Kampf gegen die Bourgeoisie<<. In: Rote Fahne 48/1974 vom 27.11.1974,S. 7 RF 51/52/1974 Anonym: >>Emil Dünn erlebt einen Roman. Proletarische Kurzgeschichte von Paul Brand, aus >Freiheit< 1931«. In: Rote Fahne 51/52/1974 vom 18.12.1974,S. 12 RF 03/1975 Anonym: >>Keine Stimme den Ausbeuterparteien. Für ein vereintes Berlin in einem vereinigten sozialistischen Deutschland. Die Arbeiterklasse an die Macht<<. In: Rote Fahne 03/1975 vom 22.01.1975,S. 7 RF 05/1975 Anonym: >>Überlegenheit des Sozialismus im Kampf gegen die Natur<<. In: Rote Fahne 01/1975 vom 01.04.1975, S. 9 RF 06/1975 Anonym: >>Zum KBW: Die Schmierer-Gmppe auf dem Weg ins Lager der Sozialdemokratie<<. In: Rote Fahne 06/1975 vom 12.02.1975, S. 6 RF 06/1975a Anonym: >>Wyhl: Widerstand muß sich gegen die Kapitalistenklasse richten! Seit 1973 Widerstand gegen den Bau eines Kernkraftwerks<<. In: Rote Fahne 06/1975 vom 12.02.1975, s. 5 RF 06/1975b Anonym: >>Hamburger Senat will Bemfsverbot für LIGA-Genossen<<. In: Rote Fahne 06/1975 vom 12.02.1975,S. 5 RF 07/1975 Anonym: >>Wahlkampf der KPD in Köln«. In: Rote Fahne 07/1975 vom 19.02.1975,S. 8 RF 07/1975a Anonym: >>Klassenjustiz deckt Arbeitermord. Ermitdungsverfahren im Fall Routhier eingestellt<<. In: Rote Fahne 07/1975 vom 19.02.1975,S. 2 RF 08/1975 Anonym: >>DKP-Revisionisten setzen alte Genossen unter Dmck<<. In: Rote Fahne 08/1975 vom 26. 02. 1975, S. 10 RF 09/1975 Semler, C.: >>Rede des Genossen Sernler auf der Festveranstaltung >5 Jahre KPD< in Köln<<. In: Rote Fahne 09/1975 vom 05.03.1975,S. 3 RF 14/1975 Anonym: »Bauemkrieg und Volksrevolution<<. In: Rote Fahne 14/1975 vom 09.04.1975, S. 9 RF 15/1975 Anonym: >>Überlegenheit des Sozialismus im Kampf gegen die Natur<<. In: Rote Fahne 15/1975 vom 16.04.1975,S. 9
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RF 16/1975 Anonym: >>Westberlin: Hände weg von der Volksambulanz<<. In: Rote Fahne 16/1975 vom 23.04.1975,S. 6 RF 16/1975a Anonym: >>Heilbronn: 1200 auf der Veranstalnmg zum Bauernkrieg<<. In: Rote Fahne 16/1975 vom 23.04.1975,S. 6 RF 18/1975 Anonym: >>Die Fühmng der KPD/ML-Roter Morgen fürchtet den ideologischen Kampf. Ergebnisse der Aktionseinheit am 1. Mai<<. In: Rote Fahne 18/1975 vom 07.05.1975,S. 3 RF 21/1975 Anonym: >>Das palästinensische Volk wehrt faschistische Anschläge ab!<< In: Rote Fahne 21/1975 vom 28.05.1975,S. 11 RF 21/1975a Anonym: >>>Religion und Klassenkampf<. Zur Kritik der >Links<- und Rechtsopportunis ten an der Kandidatur des Religionslehrers Werner Gebert<<. In: Rote Fahne 21/1975 vom 28.05.1975, s. 8 RF 23/1975 Anonym: >>Erste westdeutsche Arbeiterdelegation unter der Leitung des Genossen Karl Heinz Butter,Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros, aus der Volksrepublik China zurück!<< In: Rote Fahne 23/1975 vom 11.06.1975,S. 1-12 RF 23/1975a Anonym: >>Die Führer der KPD/ML-Roter Morgen haben die Positionen der gemeinsa men Erklämng verlassen!<< In: Rote Fahne 23/1975 vom 11.06.1975,S. 11 RF 23/1975b Anonym: >>Die Entwicklung von Kautsky zu Trotzki ist gradlinig! Zur Entwicklung des >Kommunistischen Bundes Westdeutschlands< (KBW)<<. In: Rote Fahne 23/1975 vom 11.06.1975, s. 1 1 RF 25/1975 Anonym: >>Nieder mit der kapitalistischen Ausbeuterordmmg! Für die Befreiung der Frau als Teil der Befreiung der Arbeiterklasse im Kampf um den Sozialismus!<< In: Rote Fahne 25/1975 vom 25.06.1975, S. 7 RF 26/1975 Anonym: >>Der Kampf um die Volksambulanz: Wie geht es weiter?<< In: Rote Fahne 26/1975 vom 02.07.1975,S. 4 RF 28/1975 Anonym: »Zu einigen Fragen des antimilitaristischen Kampfes: Gegen die Supermächte kämpfen, dem Pazifismus eine Absage erteilen!<< In: Rote Fahne 28/1975 vom 16.07.1975, s. 7 RF 32/1975 Anonym: >>Die Mauer heute: Bestandteil der sozialfaschistischen Politik der Breschnew Clique<<. In: Rote Fahne 32/1975 vom 13.08.1975,S. 3 RF 36/1975 Anonym: >>Dortmund: Kampf für internationalen Volkskinderhort<<. In: Rote Fahne 36/1975 vom 10.09.1975,S. 5
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RF 36/1975a Anonym: >>Zur Erklämng Horst Mahlers: Schluß mit dem Intellektuellen-Anarchismus<<. In: Rote Fahne 36/1975 vom11.02.1975,S. 9 RF 39/1975 Anonym: >>Freiheit für Horst Mahler! Der Weg des Genossen Mahler an die Seite der Arbeiterklasse<<. In: Rote Fahne 39/1975 vom 01.10.1975,S. 2 RF 43/1975 Anonym: >>Trotzkismus und >imperialistischer Ökonomismus< - Die Haltung des KBW im Kampf um die nationale Unabhängigkeit<<. In: Rote Fahne 43/1975 vom 29.10.1975, S. 10 RF 45/1975 Anonym: >>Erklämng des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands: Für ein unabhängiges, vereintes nnd sozialistisches Deutschland! Vorgelegt zu den Ge sprächen mit der KPD/ML über die Einheit der Marxisten-Leninisten<<. In: Rote Fahne 45/1975 vom 12.11.1975,S. 9-11 RF 46/1975 Anonym: »30 Jahre albanischer Schriftsteller- und Künstlerverband<<. In: Rote Fahne 46/1975 vom 19.11.1975,S. 11 RF 03/1976 Anonym: >>Revisionistischer Umarmungsversuch misslungen. DKP Steigerwald in Bo chum<<. In: Rote Fahne 03/1976 vom 21.01.1976,S. 6 RF 03/1976a Anonym: >>Ein Verfassungsfeind?<< In: Rote Fahne 03/1976 vom 21.01.1976, S. 11 RF 07/1976 Anonym: >>Vor 20 Jahren XX. Parteitag der KPdSll: Der Machtantritt des Revisionis mus ist der Machtantritt der Bourgeoisie<<. In: Rote Fahne 07/1976 vom 18.02.1976, S. 11-12 RF 08/1976 Anonym: >>Arbeiterfeindliche Hetze im Köhwr Rosenmontagszug<<. In: Rote Fahne 08/1976 vom 25.02.1976, S. 11 RF 08/1976a Anonym: >>>Rote Sportinitiativen< in Westberlin<<. In: Rote Fahne 08/1976 vom 25.02.1976, s. 11 RF 08/1976b Anonym: >>Tournee der VSK-Westbedin. Lieder und Texte gegen den imperialistischen Krieg<<. In: Rote Fahne 08/1976 vom 25.02.1976,S. 11 RF 09/1976 Anonym: >>Gründungserklämng der KPD/ML für eine Sektion in der DDR: Dokument des Opportunismus und der Spaltung<<. In: Rote Fahne 09/1976 vom 03.03.1976,S. 10 RF 13/1976 Anonym: >>Begeisterte Aufnahme der albanischen Filme!<< In: Rote Fahne 13/1976 vom 31.03.1976, s. 11 RF 13/1976a Anonym: >>Ostern in Köln: Heraus zum Werner-Seelenbinder-Sportfest!<< In: Rote Fahne 13/1976 vom 31.03.1976,S. 7
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Anonym: >>Die Hedentung der Aktionseinheit<<. In: Rote Fahne 15/1976 vom 14.04.1976, S. 7-8 RF 15/1976a Anonym: >>1:3onn: Ausstellung chinesischer Arbeiter- Rauem- und Soldatenmalerei<<. In: Rote Fahne 15/1976 vom 14.04.1976,S. 11 RF 16/1976 Anonym: >>Initiative des KJVD: Wemer-Seelenbinder-Arbeitcrsportfest war ein großer Erfolg!« In: Rote Fahne 16/1976 vom 21.04.1976,S. 1-7 RF 19/1976 Anonym: >>25 .Jahre Israel. Nieder mit dem zionistischen Aggressorstaat<<. In: Rote Fahne 19/1976 vom 12.05.1976, S. 9 Rl' 22/1976 Anonym: >>Ausstellung in Westberlin: Bildteppiche von Eisa Pärs-Berglund<<. In: Rote Fahne 22/1976 vom 02.06.1976,S. 11 RF 22/1976a Anonym: >>Neue Welt: Schallplattenkatalog für 1976 erschienen<<. In: Rote Fahne 22/1976 vom 02.06.1976,S. I 1 R F 24/1976 Anonym: >>>Der bedeutendste Vertreter der proletarischen Kunst< (Lenin) Vor 40 Jahren starb Maxim Gorki<<. In: Rote Fahne 24/1976 vom 16.06.1976,S. 11 RF 25/1976 Anonym: >»Stalin bricht I-lider das Genicke Vor 35 Jahren: Nazi-faschistischer Ü berfall auf die Sowjetunion<<. In: Rote Fahne 25/1976 vom 23.06.1976,S. 10 RF 30/1976 Anonym: >>K)VD: Vorwärts im Aufbau kommunistischer Kindergruppen!<< In: Rote Fahne 30/1976 vom 28.07.1976,S. 5 RF 30/1976a Anonym: >>Olympia: Neue Zaren gegen China und die Dritte Welt<<. In: Rote Fahne 30/1976 vom 28.07.1976,S. 7 RF 36/1976 Anonym: >>Aus den Septemberstreiks von 1969 lernen - den Kapitalisten einen heißen Herbst!<< In: Rote Fahne 36/1976 vom 08.09.1976,S. 5 RF 38/1976 Anonym: >>Trauerfeierlichkeiten der KPD<<. In: Rote Fahne 38/1976 vom 22.09.1976, S. 5 RF 38/1976a Anonym: >>Besuch auf einem Schiff der VR China<<. In: Rote Fahne 38/1976 vom 22.09.1976,S. 5 RF 38/1976b Anonym: >>Flugblatt der KPD zu Ehren des Genossen Mao Tsetung in Ostberlin ver teilt<<. In: Rote Fahne 38/1976 vom 22.09.1976, S. 5 RF 46/1976 Anonym: >>Neuer Willkürakt der DDR: Biermann ausgewiesen<<. In: Rote Fahne 46/1976 vom 17.11.1976, S. 1-2
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RF 5115211976 Anonym: >>Kurzgeschichten-Wettbewerb der >Kämpfenden Jugend<<<. In: Rote Fahne 5115211976 vom 22.12.1976, S. 8 RF 0611977 Anonym: >>Die >Viererbande< und die Trotzkisten<<. In: Rote Fahne 0611977 vom 09.02.1977, s. 10 RF 08/1977 Anonym: >>BROKDORF: Trotz Spaltungsversuchen und Bürgerkriegsmanövern 35000 durchbrachen Demonstrationsverbot<<. In: Rote Fahne 0811977 vom 23.02.1977, S. 1-3 RF 1011977 Böhmer, K: >>Beethoven, der Bourgeois<<. in: Rote Fahne 1011977 vom 09.03.1977,S. 11 RF 1611977 Anonym: >>Sportfest der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft. Bericht vom 2. Werner-Seelenbinder-Sportfest<<. In: Rote Fahne 1611977 vom 27.04.1977,S.11 RF 2011977 Anonym: >>Wie werden die imperialistischen Lügen über Kampuchea fabriziert?<< In: Rote Fahne 20/1977 vom 18.05.1977,S. 8 RF 20/1977a Anonym: >>29 Jahre Israel - 29 Jahre zionistische Besetzung Palästinas<<. In: Rote Fahne 20/1977 vom 18.05.1977,S. 8 RF 21/1977 Anonym: >»Emma< - ein Profi(t)unternehmen des Feminismus. Zum Artikel >Der lange Marsch der Chinesinnen< (Emma, 5177)<<. In: Rote Fahne 21/1977 vom 25.05.1977,S. 11 RF 24/1977 Anonym: >>Zur Ausstelltlllg in Stuttgart: Die Zeit der Staufer<<. In: Rote Fahne 24/1977 vom 15.06.1977,S. 11 RF 30/1977 Anonym: >>Bericht über die Ausstellung chinesischer Briefmarken in Bonn<<. In: Rote Fahne 30/1977 vom 27.07.1977,S. 7 RF 3111977 Anonym. >>Wie wird Beethoven in China beurteilt?. Radio Peking: Interview mit dem Dirigenten des zentralen chinesischen Orchesters<<. In: Rote Fahne 31/1977 vom 03.08.1977,S. 7 RF 3411977 Anonym: >>Zum Tode von Elvis Presley<<. In: Rote Fahne 3411977 vom 24.08.1977, S. 11 RF 3511977 Anonym: >>Ferienlager des KJVD: Erholung und Schulung!<< In: Rote Fahne 3511977 vom 31.08.1977, s. 10 RF 36/1977 Anonym: >>Zum Attentat in Köln<<. In: Rote Fahne 3611977 vom 07.09.1977,S. 1 RF 3711977 Anonym: >>Bundeswehrmanöver >Standhafte Chatten<<<. In: Rote Fahne 3711977 vom 14.09.1977, s. 2
13 . LI T E R A T U R
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RF 3811977 Anonym: >>Nach dem Kölner Attentat: Beschleunigter Abbau demokratischer Rechte des Volkes - Bonn will den Polizeistaat!<< In: Rote Fahne 3811977 vom 21.09.1977,S. 1-2 RF 3911977 Anonym: »Weg mit den Verbotsdrohungen gegen KBW, KPD und KPDIML. Aufmf zur Kundgebung auf dem Rathausplatz in Bonn<<. In: Rote Fahne 39/1977 vom 28.09.1977,S. 1 RF 39l1977a Anonym: >>Trotz Verbot und Bürgerkriegsmanövern von Polizei und BGS: Kalkar: 50000 demonstrierten!<< ln: Rote Fahne 3911977 vom 28.09.1977,S. 1--4 RF 4211977 Anonym: >>Treten \vir gemeinsam der reaktionären Hetze entgegen. Den Tod von Jan Carl Raspe, Gudmn Ensslin und Andreas Baader aufklären!<< In: Rote Fahne 4211977 vom 19.10.1977,S. 1 RF 4311977 Anonym: >>Polizeistaat in Aktion<<. In: Rote Fahne 4311977 vom 26.10.1977,S. 1-2 RF 43l1977a Anonym: >>Wir wollen keine faschistische Volksgemeinschaft<<. In: Rote Fahne 4311977 vom 26.10.1977,S. 1-2 RF 47I1977 Anonym: >>Rotbuch über die >K-Gmppenc Ein aktueller Beitrag zur Isolierungs- und Verbotskampagne gegen kommunistische Organisationen<<. In: Rote Fahne 4711977 vom 21.11.1977,S. 9 RF Sonderdmck März 1977 Anonym: >>Das volksfeindliche Atomprogramm der Schmidt-Regiemng muß fallen«. In: Rote Fahne Sonderdmck März 1977 RF 01/1978 Kreimeier, K: >>Es lebe Charlie!<< In: Rote Fahne 01 I 1978 vom 04.01.1978,S. 11 RF 14/1978 Semler, C.: »Die Studentenbewegung der 60er Jahre. Rote-Fahne-Gespräch mit Christian Semler«. In: Rote Fahne 14/1978 vom 25.04.1978,S. 7 RF 1711978 Anonym: >>Es gibt nicht nur den 20. Juli<<. In: Rote Fahne 17 I 1978 vom 26.04.1978,S. 15 RF 1911978 Anonym: >>I-lagen: DKPler überfielen Liga-Büro«. In: Rote Fahne 1911978 vom 03.05.1978,S. 9 RF 2211978 Anonym: >>Wie geht es weiter in der AKW-Bewegung?« In: Rote Fahne 2211978 vom 31.05.1978, s. 9 RF 2311978 Anonym: >>Zur Befreiung Till Meyers oder: Wem nutzt der Terrorismus?« In: Rote Fahne 2311978 vom 07.06.1978, S. 3 RF 3011978 Anonym: >>Gmndlagen und Perspektiven alternativer Wahlbündnisse«. In: Rote Fahne 3011978 vom 26.07.1978, S. 4--5
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RF 30/1978a Anonym: >>Für alternative Wahlbündnisse«. In: Rote Fahne 30/1978 vom 26.07.1978, S. 5 RF 37/1978 Anonym: >>Zur Auseinandersetzung um die weltanschaulichen Positionen der gegenwärtigen Ökologiebewegung (1)<<. In: Rote Fahne 37/1978 vom 13.09.1978, S. 11 13 RF 38/1978 Anonym: >>30. Jahrestag der Gründung der KVDR<<. In: Rote Fahne 38/1978 vom 20.09.1978, s. 10 RF 38/1978a Anonym: >>Zur Auseinandersetzung mit den weltanschaulichen Positionen der gegenwärtigen Ökologiebewegung (2)<<. In: Rote Fahne 38/1978 vom 20.09.1978, S. 1213 RF 38/1978b Anonym: >>China: Industrieentwicklung und Umweltschutz können einander fördern<<. In: Rote Fahne 38/1978 vom 20.09.1978, S. 13 RF 38/1978c Anonym: >>In einem Kibbuz<<. In: Rote Fahne 38/1978 vom 20.09.1978, S. 10 RF 51/52/1978 Anonym: >>Alternative Liste steht - aber noch nicht fest<<. In: Rote Fahne 51/52/1978 vom 21.12.1978, S. 4 RF 03/1979 Anonym: >>Rock gegen Rechts. Erklärung einer Hamburger Musiker-Initiative gegen SDAJ-Festival«. In: Rote Fahne 03/1979 vom 18.01.1979, S. 15 RF 03/1979a Anonym: >>Auschwitz als Seifenoper. Die amerikanische Fernsehserie >Holocaust< in den Dritten Programmen<<. In: Rote Fahne 03/1979 vom 18.01.1979, S. 15 RF 30/1979 Anonym: >>Sonderstellung für Homosexuelle?<< In: Rote Fahne 30/1979 vom 26.07.1979, s. 12 RF 30/1979a Anonym: >>Kirchentag in Nürnberg: Eine Chance vertan«. In: Rote Fahne 30/1979 vom 26.07.1979, s. 12 RF 32/1979 Anonym: >>Zur Kritik an der Entwicklung nach dem Sturz des Schah: Iran - eine ver pfuschte Revolution?« In: Rote Fahne 32/1979 vom 09.08.1979, S. 10 RF 36/1979 Anonym: >>Zur Drogensituation in Westberlin: Der Griff zur Droge - kein Ausweg<<. In: Rote Fahne 36/1979 vom 06.09.1979, S. 12 RF 50/1979 Anonym: >>Die Glücklichen. Peter Paul Zahls Schelmenroman, geschrieben hinter den Gittern der Haftanstalt Ver!«. In: Rote Fahne 50/1979 vom 13.12.1979, S. 12 RF 01/1980 Anonym: »100 Jahre Stalin. Keine Zukunft des Sozialismus ohne Vergangenheitsbewälti gung<<. In: Rote Fahne 01/1980 vom 10.01.1980, S. 7-8
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Anonym: o. T., Leserbrief eines Mitglieds zum Nahostkonflikt In: Roter Mo'l,en 20/1972 vom 09.10.1972, S. 11 RM 20/1972b Anonym: >>Kampflied aus Burghausen«. In: Roter Mo'l,en 20/1972 vom 09.10.1972, S. 12 RM 22/1972 Anonym: >>Opium für's Volk. Nieder mit der Opiumreligion<<. In: Roter Mo'l,en 22/1972 vom 06.11.1972, S. 12 RM 22/1972a Anonym: >>Sportfreundschaft<<. In: Roter Mo'l.en 22/1972 vom 06.11.1972, S. 11 RM 03/1973 Anonym: >>14 Jahre als Arzt in der Volksrepublik China. Interview mit Dr. Joshua Horn<<. In: Roter Mo'l,en 03/1973 vom 27.01.1973 (Beilage), S. 1 RM 03/1973a Anonym: >>Sport in China<<. In: Roter Mo'l,en 03/1973 vom 27.01.1973, S. 8 RM 03/1973b Anonym: >>Alles Schiebung<<. In: Roter Mo'l,en 03/1973 vom 27.01.1973, S. 8 RM 09/1973 Anonym: >>Chinesische Eishockeyspieler in Dortmund<<. In: Roter Mo'l,en 09/1973 vom 10.03.1973, s. 8 RM 09/1973a Anonym: >>VK-Kongress: Kriegsdienstverweigerer - folgt Kar! Liebknecht!<< In: Roter Mo'l,en 09/1973 vom 1 0.03.1973, S. 8 RM 11/1973 Anonym: >>Blut-Mai 1929<<. In: RoterMo'l,en 11/1973 vom 24.03.1973, S. 6 RM 1 8/1973 Anonym: >>Breshnew kommt! Ein Diktator wie Hitler!<< In: Roter Mo'l,en 18/1 973 vom 1 2.05. 1 973, s. 1 RM 20/1973 Anonym: >>Wenn der Feind uns bekämpft ist das gut und nicht schlecht! Lebenslauf des Genossen Ernst Aust, Vorsitzender der KPD/ML<. In: Roter Mo'l,en 20/1973 vom 26.05. 1 973, s. 6-7 RM 20/1973a Anonym: >>Erhöht die Wachsamkeit im revolutionären Kampfl Aufruf des Präsidiums der KPD/ML<. In: Roter Mo'l,en 20/1973 vom 26.05.1973, S. 1-2 RM 20/1973b Anonym: >>Breshnew-Besuch - Kommunistenjagd<<. In: Roter Mo'l,en 20/1973 vom 26.05.1973, s. 1 -2 RM 20/1973c Anonym: >>Der Vatikan. Zentrum der albanienfeindlichen Unterwanderung.<< In: Roter Mo'l,en 20/1973 vom 26.05.1973, S. 8 RM 22/1973 Anonym: >>Koebau-Bosse reagieren beleidigt: Koebau-Stück verboten!<< In: Roter Mo'l,en 22/1973, vom 09.06.1973, S. 5
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RM 25/1973 Anonym: >>Rote Kindergärten?<< In: Roter Mo'l.en 25/1973 vom 30.06.1973, S. 7 RM 26/1973 Anonym: >>Urlaub in Albanien!<< In: Roter Mo'l,en 26/1973 vom 07.07 .1973, S. 6 RM 28/1973 Anonym: »Lange Haare - nur eine Modetorheit? Kulturkampf in Albanien<<. In: Roter Mo'l.en 28/1973 vom 21.07 .1973, S. 6 RM 31/1973 Anonym: >>Die Mauer muß weg! Deutschland dem deutschen Volk!<< Beilage zum Roten Mo'l,en 31/1973 vom 11.08.1973 RM 31/1973a Anonym: >>Vom Preisstopp wird gesprochen: Lohnraub wird vorbereitet!<< In: Roter Mo'l,en 31/1973 vom 11.08.1973, S. 1-3 RM 32/1973 Anonym: >>Zum Klassenkampf jetzt aufgewacht!<< In: Roter Mo'l.en 32/1973 vom 18.08.1973, s. 8 RM 33/1973 Anonym: >>Albanien blüht - Erfahrungen eines Urlaubs<<. In: Roter Mo'l,en 33/1973 vom 25.08.1973, s. 8 RM 35/1973 Anonym: nAus der Arbeit kommunistischer Lehrer<<. In: Roter Mo'l,en 35/1973 vom 08.09.1973, s. 4 RM 42/1973 Anonym: >>Wiedereinstellung erzwungen<<. In: Roter Mo'l.en 42/1973 vom 27.10.1973, S. 1-4 RM 46/1973 Anonym: >>Fahrt in die schwäbische Alb<<. In: RoterMo'l,en 46/1973 vom 24.11.1973, S. 8 RM 46/1973a Anonym: >>Kinder zur Unterstütztmg der zionistischen Verbrechen verfuhrt<<. In: Roter Mo'l,en 46/1973 vom 24.11.1973, S. 2 RM 50/1973 Anonym: >>Es lebe Stalin!<< In: Roter Mo'l,en 50/1973 vom 22.12.1973, S. 6 RM 01/1974 Anonym: »Kommunistische Fraktion im >KK>Zum 80. Geburtstag des Genossen Mao Tsenmg. Hoch die Mao Tsetnng Ideen! << In: Roter Mo'l,en 01/1974 vom 05.01.1974, S. 8 RM 02/1 974 Anonym: >>Sind lange Haare fortschrittlich?<< In: Roter Mo'l,en 02/1974 vom 12.01.1974, S. 6 RM 03/1974 Anonym: >>KPD/ML beteiligt sich an Hamburger Bürgerschaftswahlen<<. In: Roter Mo'l.en 03/1974 vom 19.01.1974, S. 1
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RM 05/1974 Anonym: >>Deutschland dem deutschen Volk! Zur Erklärung des ZKs der KPD/ML zur nationalen Frage«. In: Roter Morgen 05/1974 vom 02.02.1974, S. 6-7 RM 13/1974 Anonym: »Propaganda für den Faschismus. >Das Ill. Reich<<<. In: Roter Mor:gen 13/1974 vom 30.03.1974, S. 8 RM 16/1974 Anonym: »Gesinnungsterror von Staat und GEW-Apparat. Gegen fortschrittliche und kommunistische Lehrer<<. In: Roter Afor:gen 16/1974 vom 20.04.1974, S. 7 RM 17/1974 Anonym: »Die Sowjetunion heute: Ein kapitalistischer Staat, eine in1perialistische Super macht«. In: Roter Mor:gen 17/1974 vom 27.04.1974, S. 6 RM 19/1974 Anonym: »Vor dem roten 1. Mai: Zu Besuch bei einer Hamburger Arbeiterfamilie<<. In: Roter Morgen 19/1974 vom 11.05.1974, S. 4 RM 21/1974 Anonym: »Kampf gegen den NPD-Parteitag«. In: Roter Morgen 21/1974 vom 25.05.1974, S. 4 RM 22/1974
Anonym: »Urteile im Arsenschlamm-Prozess: Giftmüllverbrecher werden geschont!<< In: Roter Morgen 22/1974 vom 01.06.1974, S. 8 RM 22/1974a Anonym: »Religion ist Opium fürs Volk!<< In: Roter llforgen 22/1974 vom 01.06.1974, S. 6 RM 24/1974 Anonym: »17. Juni - Tag des Revanchismus«. In: Roter Morgen 24/1974 vom 15.06.1974, s. 2 RM 24/1974a Anonym: »Brutaler Polizeieinsatz bei Arbeitsgerichtsprozess<<. In: Roter Morgen 24/1974 vom 15.06.1974, S. 6 RM 25/1974 Anonym: »Mordanschlag auch medizinisch einwandfrei erwiesen<<. In: Roter 1\!J.orgen 25/1974 vom 22.06.1974, S. 2 RM 25/1974a Anonym: »Wenn ich sterbe, sagt ihnen die Wahrheit: Die Polizei hat mich erschlagen!« In: Roter Morgen 25/1974 vom 22.06.1974, S. 1 RM 25/1974b Anonym: »Antonionis >Chinac Eine Beleidigung des chinesischen Volkes - Ein Angriff auf den Sozialismus<<. In: Roter Morgen 25/1974 vom 22.06.1974, S. 6 RM 26/1974 Anonym: »Tausende gaben Genossen Routhier das letzte Geleit!« In: Roter ll1.orgen 26/1974 vom 29.06.1974, S. 8 RM 27/1974 Anonym: >>Verblichener Geist des KONFlJZllJS, Wunschträume neuer ZAREN«. In: Roter Morgen 27/1974 vom 06.07.1974, S. 6
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RM 28/1974 Anonym: »Prozeß gegen Ernst Aust Vorsitzender der KPD/ML. Geheimjustiz verhin dert«. In: Roter i\1orgen 28/1974 vom 1 3.07.1974, S. 2 RM 28/1974a Anonym: »Gespräch mit albanischen Fußballtrainer«. In: Roter l'vforgen 28/1974 vom 13.07.1974, s. 2 RM 28/1974b Anonym: » Ö"IV zur Gewerkschaftslinie der Partei: Entstellungen, Lügen, Demagogie<<. In: RoteriHorgen 28/1974 vom 13.07.1974, S. 4 RM 29/1974 Anonym: »Partei durchbricht den Terror der Bourgeoisie«. In: Roter Morgen 29/1974 vom 20.07.1974, S. 8 RM 35/1974 Anonym: »Westdeutsche Imperialisten vertuschen die Wahrheit. Moskaus Spion Gün ther Guillaume«. In: Roter Morgen 35/1974 vom 31.08.1974, S. 2 RM 35/1974a Anonym: »Neumünster: Faschistischer Überfall auf Familie - Polizei erschießt Schäfer hund«. In: Roter hforgen 35/1974 vom 31.08.1974, S. 7 RM 35/1974b Anonym: »>Die Chinesen in Paris< - Hetzfilm gegen das sozialistische China - Erfolgrei che Protestaktion der Partei in München«. In: Roter i\1orgen 35/1974 vom 31.08.1974, S. 4 RM 36/1974 Anonym: »Interview mit der Freundin von Genossin Mohnhaupt. Terrorurteil gegen RAF Genossen«. In: Roter Morgen 36/1974 vom 07.09.1974, S. 7 RM 37/1974 Anonym: »Memoiren eines Konterrevolutionärs. Röhls Autobiographie«. In: Roter Mor gen 37/1974 vom 14.09.1974, S. 4 RM 37/1974a Anonym: »Delegation der ROTEN GARDE auf Freundschaftsbesuch in Albanien«. In: Roter Morgen 37/1974 vom 14.09.1974, S. 1-8 RM 39/1974 Anonym: »Die RAF musste scheitern!« In. Roter Morgen 39/1974 vom 28.09.1974, S. 6 RM 41/1974 Anonym: »>Der Exorzist< - Propaganda für den Mystizismus«. In: Roter Morgen 41/1974 vom 12.10.1974, S. 8 RM 43/1974 Anonym: »Günters Mörder laufen noch frei herum! Gespräch mit Rotrand Routhier und Hanfried Brenner«. In: Roter Morgen 43/1974 vom 26.10.1974, S. 4 RM 45/1974 Anonym: »Tausende durch Atomreaktoren gefährdet. Nur im Sozialismus dient techni scher Fortschritt dem Volk«. In: Roter Morgen 45/1974 vom 09.11.1974, S. 8 RM 46/1974 Anonym: »Typhus-Epidemie: Schuld ist das kapitalistische Gesundheitssystem«. In: Roter Morgen 46/1974 vom 16.11.1974, S. 8
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STALINS ENKEL, MAOS SöHNE
RM 47/ 1 974 Anonym: >>Bonn unterstützt Rassistenregime«. In: Roter Mat:gen 47 / 1 974 vom 23. 1 1 . 1 974, s. 2 RM 47/ 1 974a Anonym: >>Was soll das Lamento über die Hinrichtung Drenkmanns?<< In: Roter Morgen 47 / 1 974 vom 23.09. 1 974, S. 5 RM 47/ 1 974b Anonym: >>Weg mit Vernichtungshaft und Isolationsfolter! Tausende am Grab des Genossen Holger Meins«. In: Roter Morgen 47 / 1 974 vom 23.09 . 1 974, S. 1 - 1 0 RM 48/ 1 974 Anonym: >>Westberlin: Wie man aus einem Dieb ein >Opfer der KPD/ML macht<<. In: Roter Morgen 48/ 1 974 vom 30. 1 1 . 1 974, S. 4 RM 48/ 1 974a Anonym: >>Kemkraftwerk in Wyhl: >Wer Wind sät, wird Sturn1 ernten, wer Sturm sät, wird im Orkan untergehen«<. In: Roter Morgen 48/ 1 974 vom 30. 1 1 . 1 974, S. 8 RM 52/1 974 Anonym: >>Die Zelle Mannesmann wird Günters Vermächtnis erfüllen!« In: Roter Morgen 52/1 974 vom 28. 1 2 . 1 974, S. 5 RM Wahlextrablatt 1 97 4 Anonym: >>Eure rote Mannschaft ins Rathaus!« Roter Morgm Wahlextrablatt Febmar 1 974 RM Extrablatt .Juni 1 97 4 Aust, E.: >>Trauerrede am Grab gehalten von Ernst Aust, Vorsitzender der KPD/ML<<. In: Roter Morgen Extrablatt Juni 1 974, S. 1 RM 04/ 1 975 Anonym: >>Ohne ein einziges Wort der Selbstkritik«. In: Roter Morgen 04/ 1 97 5 vom 25.01 . 1 97 5, s. 7 RM 1 0/1975 Anonym: >>Wahlen i n Westbcrlit1«. In: Roter Morgen 1 0 / 1 97 5 vom 08.03. 1 97 5, S. 10 RM 1 0 / 1 975a Anonym: >>Bourgeoisie will Terror verschärfen! Lorenz-Gefangennahme/>starker< Staat wird propagiert«. In: Roter Morgen 1 0/ 1 975 vom 08.03. 1 975, S. 1 - 1 0 R M 1 0/ 1 975b Anonym: >>Bürgerliche Moral - Widerliche Heuchelei. § 218 Fristenregelung aufgeho ben«. In: Roter Morgen 1 0 / 1 975 vom 08. 03. 1 975, S. 1 -2 RM 1 0/ 1 975c Anonym: >>Kurz berichtet«. In: Roter Morgen 1 0/ 1 97 5 vom 08. 03. 1 975, S. 2 RM 1 2/ 1 97 5 Anonym: >>Antikommunistische Hetze der GRF-Führer«. In: Roter Morgen 1 2/ 1 97 5 vom 22.03. 1 97 5, s. 8 RM 1 2/ 1 975a Anonym: >>Im Kampf zur Befreiung der Frau. Feministenbewegung kein Ausweg<<. In: Roter Morgen 1 2 / 1 97 5 vom 22.03 . 1 975, S. 1 0 R M 1 5/ 1 97 5 Anonym: >>NRW: KPD/ML zur Walll zugelassen<<. In: Roter Morgen 1 5 / 1 97 5 vom 1 2.04. 1 975, s. 2
1 3 . L I T E R AT U R
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RM 1 7 / 1 97 5 Anonym: >>Wahlen i n NRW: Wahlsendung der KPD/ML verboten«. In: Roter Morgen 1 7 / 1975 vom 26.04. 1 975, S. 9-1 0 RM 20/ 1 97 5 Anonym: >>Trotz Friedensheuchelei der DKP a m 8. Mai: Kriegsgefahr durch die zwei Supermächte wächst<<. In: Roter Morgen 20/ 1 97 5 vom 1 7 .05. 1 97 5, S. 1 Rl\1 20/ 1 975a Anonym: >>Gefährliches Angebot aus Moskau. Noch mehr sowjetisches Uran?« In: Roter Morgen 20/ 1 97 5 vom 1 7 .05.1 975, S . 2 RM 2 1 / 1 9 7 5 Anonym: >>Bericht über Dungring/Der Rote Fahne Kanal. Neue Bücher aus der V R China«. In: Roter M01:gen 2 1 / 1 97 5 vom 24.05. 1 97 5, S. 4 RM 2 5 / 1 9 7 5 Anonym: >>Die Rachitis. Eine typische Krankheit der Kinder des Proletariats«. In: Roter Morgen 2 5 / 1 97 5 vom 2 1 .06.1 975, S. 6 RM 26/ 1 97 5 Anonym: >>1. Todestag von Genossen Günter. Gedenkfeier an seinem Grab«. In: Roter Morgen 26/ 1 97 5 vom 28.06 . 1 975, S. 1 -7 RM 34/ 1 97 5 Anonym: >>EAP. Eine Bande von Provokateuren und Agenten«. In: Roter Morgen 34/ 1 97 5 vom 23.08. 1 975, S. 6 RM 36/ 1 9 7 5 Anonym: >>Altersheim Heilbronn: Ein Gefangnis fü r alte Menschen«. In: Roter Morgen 36/ 1 97 5 vom 06.09. 1 975, S. 4 RM 3 7 / 1 975 Anonym: >>Volksentscheid gegen den Paragraph 2 1 8? Kampagne des KBW<<. In: Roter Morgen 37 / 1 97 5 vom 1 3.09 . 1 975, S. 2 RM 43/ 1 9 7 5 Anonym: >>Einfluß der Revisionisten wächst. Frankfurter Buchmesse«. In: Roter lvlorgen 43 / 1 9 7 5 vom 25. 1 0. 1 975, S. 7 RM 44/ 1 9 7 5 Anonym: >>Das Erbe Clara Zetkins mit Füssen getreten. Frauenkongress i n Ostberli.tl«. In: Roter Morgen 44/ 1 97 5 vom 0 1 .09. 1 975, S. 3 llli1 52 / 1 9 7 5 Anonym: >>\'Vüste Hetze, üble Verleumdungen. Albanienserie i n der Praline<<. In: Roter Morgen 52/ 1 97 5 vom 27 . 1 2. 1 975, S. 1 2 llli1 0 1 / 1 976 Anonym: mAs son dodn I Iund ward wi hier behandelt!<. Bericht aus einem Altersheim«. In: Roter Morgen 0 1 / 1 976 vom 03.01.1 976, S. 8 MI 0 3 / 1 976 Anonym: >>NATO plant verbrannte Erde«. In: Roter Morgen 03/ 1 976 vom 1 7 . 0 1 . 1 976, S. 12 RM 04/ 1976 Anonym: >>Neue Kinderbücher aus Chi.t1a«. In: Roter Morgen 04/ 1 976 vom 24. 0 1 . 1 976, S . 7
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STA L l NS ENKEL, MAOS SO HNE
RM 06/1 976 Anonym: >>KPD/ML in der DDR gegründet. Gründungserklärung der Sektion DDR der Kl'D/ML<<. In: Roter Morgen 06/ 1 976 vom 07.02. 1 976, S. 1-2 RM 1 1 / 1 976 Anonym: »Tötet Nestle Babys? Tausende Säuglinge durch Flaschenernährung gestor ben<<. In: Roter Morgen 1 1 / 1 976 vom 13.03 . 1 976, S. 6 RM 1 4/ 1 976 Anonym: »Verteidigt die proletarische Kunst. Interview mit der Studiobühne Würz burg<<. In: Roter Morgen 1 4 / 1 976 vom 03.04. 1 976, S. 9 RM 1 7 / 1 976 Anonym: »Heraus zum Roten 1. Mai!<< In: Roter Morgen 1 7 / 1 976 vom 24.04. 1 976, S. 1 2 R M 1 7 / 1 976a Anonym: »Hundefutter in der Wurst<<. In: Roter Morgen 1 7 / 1 976 vom 24.04.1 976, S. 1 2 R M 1 9 / 1 976 Anonym: >»Lob des Kommunismuse Langspielplatte der KPD/ML erschienen<<. In: Roter Morgen 1 9 / 1 976 vom 08.05 . 1 976, S. 12 RM 22/1976 Anonym: >>Volksrepublik China: Von Krebs geheilt<<. In: Roter Morgen 22/ 1 976 vom 29.05 . 1 976, S. 6 RM 25/1 976 Anonym: »2. Todestag des Genossen Günter Routhier. Wir werden Genossen Günter nie vergessen<<. In: RoterMorgen 2 5 / 1 976 vom 19.06 . 1 976, S. 1-9 Rl\1 27 / 1 976 Anonym: »Erfolge des Schanghaier Kernforschungsinstituts<<. In: Roter Morgen 27 / 1 976 vom 03.05. 1 976, S. 6 RM 30/1976 Anonym: »24 jugendliche Todesopfer. Todesursache: Rauschgift<<. In: Roter Morgen 30/1 976 vom 24.07 . 1 976, S. 1 2 R M 37/1 976 Anonym: »Der Fehler des MG-Schützen<<. In: Roter M01;gen 37 / 1 976 vom 1 1 .09. 1 976, S. 8 RM 39/1 976 Anonym: »Millionen ehren Genossen Mao Tsetung<<. In: Roter Morgen 39/1 976 vom 25.09.1 976, s. 1 RM 40/ 1 976 Anonym: »Peking-Oper gastiert in der Bundesrepublik<<. In: Roter Morgen 40/ 1 976 vom 02. 1 0 . 1 976, s. 1 2 RM 43/1 976 Anonym: »Es lebe die revolutionäre Peking-Oper<<. In: Roter Morgen 43/ 1 976 vom 23. 1 0 . 1 976, s. 1 2 RM 45/1 976 Anonym: »Grosse Begeistemng bei allen Auffühmngen. Tournee der Peking-Oper beendet<<. In: RoterMorgen 45 / 1 976 vom 06. 1 1 . 1 976, S. 1 2
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RM 47/ 1 976 Anonym: mWir kommen wieder!< 30000 im Kampf gegen das KKW Brokdorf«. In: Roter Morgen 47 / 1 976 vom 1 9 . 1 1 . 1 976, S. 1-5 RM 48/ 1 976 Anonym: »Solidarität mit Biermann?<< In: Roter Morgen 48/ 1 976 vom 26. 1 1 . 1 976, S. 3 RM 1 3/ 1 977 Anonym: »300.000 Silbedinge für Wüstenhagcn<<. In: Roter Morgen 1 3 / 1977 vom 0 1 . 04. 1 977, S. 1 2 RM 1 3 / 1 977a Anonym: »>Kasseler Dokumenta<. Dekadenter geht es kaum<<. In: Roter l\1orgen 1 3 / 1 977 vom 0 1 .04. 1977, S. 12 RM Extrablatt April 1 977 Anonym: »Kein KKW bei uns und anderswo!<< In: Roter Morgen Extrablatt April 1 977 vom 01. 04. 1 977 RM 1 4/ 1 977 Anonym: »Nur die 1\!edaillen zählen. Sport in der DDR<<. In: Roter Morgen 1 4 / 1 977 vom 08.04. 1 977, S. 3 RM 1 5/ 1 977 Gabor, A.: »>Viel Glück zum Fange Die rote Kurzgeschichte<<. In: Roter Morgen 1 5 / 1 977 vom 1 5.04. 1 977, S. 8 RM 28/1 977 Anonym: »>Hitler - eine Karriere<. Ein Film, um den Faschismus zu verherrlichen«. In: RoterMorgen 28/1 977 vom 1 5.07 . 1 977, S. 6 RM 30/1 977 Anonym: »Reklame-Veranstaltung für den Sozialimperialismus. Jugendfestival in Wolgo grad<<. In: Roter A!orgen 28/1 977 vom 29.07 . 1 977, S. 6 RM 30/1 977 Agolli, D.: »>Kommissar Memo<. Albanischer Roman in deutscher Sprache. Leseprobe<<. In: Roter Morgen 30/ 1 977 vom 29.07 . 1 977, S. 8 RM 33/1977 Anonym: »Körperbehinderte - vom Kapitalismus hervorgebracht und abgeschoben<<. In: Roter Morgen 33/ 1 977 vom 1 9.08. 1 977, S. 8 RM 37/1 977 Anonym: »Offen gesagt.. . Faschisten und ihre Komplizen<<. In: Roter Morgen 37/ 1 977 vom 1 6.09. 1 977, S. 2 RM 37/ 1 977a Anonym: »Schleyer - eine Karriere<<. In: Roter Morgen 37/ 1 977 vom 1 6.09 . 1 977, S. 2 RM 37 / 1 977b Anonym: »Nach der Schleyer Entführung. Bonn verschärft den Terror<<. In: Roter l\1orgen 37/ 1 977 vom 1 6.09. 1 977, S. 1 -2 RM 42/ 1 977 Anonym: »Terror gegen das Volk. Volksfeindliche Flugzeugentfühmng für Bonn ein Vorwand zum Terror gegen das Volk<<. In: Roter Morgen 42/ 1 977 vom 2 1 . 1 0. 1 977, S. 1-6
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STALINS ENKEL, MAOS S Ö HN E
RM 44/ 1 977 Anonym: >>Die Hetze macht selbst vor den Toten nicht halt. Begräbnis von G. Ensslin, A. Baader, .J. Raspe<<. ln: Roter Mo�J;en 44/ 1 977 vom 04. 1 1 . 1 977, S. 7 RM 49/ 1 977 Anonym: >>Solidarität mit den politischen Gefangenen. Weihnachtsaufmf der Roten Hilfe Deutschlands«. In: Roter Mo�J;en 49/ 1 977 vom 09. 1 2. 1 977, S. 8 RM 49/ 1 977a Anonym: >>Endlösung der Terroristenfrage< In: Roter MoQ;en 49 / 1 977 vom 09. 1 2 . 1 977, S. 2 RM 5 1 /52/1 977 Anonym: >>Paulchen sucht das Christkind«. In: Roter MoQ;en vom 23. 1 2 . 1 977, S. 1 4 R M 5 1 /52/1977a Anonym: >>Neujahrsfest in Albanien«. In: Roter MoQ;en 5 1 /52/ 1 977 vom 23. 1 2. 1 977, S. 16 R M 5 1 /52/1 977b Anonym: >>Preisrätsek In: Roter Morgen 5 1 /52/1 977 vom 23. 1 2 . 1 977, S. 14 RM 08/1 978 Anonym: >>>Unser Platz ist die Straße<. Arbeitertheater-Festival in Dortmund«. In: Roter MoQ;en 08/ 1 978 vom 24.02.1 978, S. 6 RM 1 2/ 1 978 Anonym: o. T. Bericht vom Wettbewerb der Agitprop-Trupps der KPD /ML. In: Roter Mo�J;en 1 2/ 1 978 vom 24.03 . 1 978, S. 1 0-12 RM 1 4/ 1 978 Anonym: >>Religiöser Terror. Teufelsaustreiber-Prozess«. In: Roter Mo�J;en 1 4 / 1 978 vom 07.04. 1 978, s. 1 2 RM 1 7 / 1 978 Anonym: >>Mörder im Pfaffengewand«. In: Roter Mo�J;en 1 7 / 1 978 vom 28.04. 1 978, S. 2 RM 22/ 1 978 Anonym: >>Zu dem Film >Deutschland im Herbst«<. In: Roter Mo�J;en 22/1 978 vom 02.06. 1 978, s. 1 5 RM 29/ 1 978 Anonym: >>Generalprobe für die Albanicntournee. Agitprop-Tmpp >Rotes Sprachrohr<«. In: RoterMoQ;en 29/1 978 vom 21 .07 . 1 978, S. 8 RM 30/ 1 978 Anonym: >>Agitprop-Tmpp >Rotes Sprachrohr< auf Albanien-Tournee<<. In: Roter lvioQ;en 30/1 978 vom 26.07 . 1 978, S. 8 RM 41 / 1 978 Anonym: >>Der >Löwe von Münster< - Legende und Wahrheit. Kardinal Klemens August Graf von Galen«. In: Roter Mo�J;en 41 / 1 978 vom 1 3 . 1 0 . 1 978, S. 1 2 R M 45/1 978 Anonym: »Von deutschen Behörden werden immer noch Widerstandskämpfer als Verbrech er behandelt«. In: Roter MoQ;en 45/1 978 vom 1 0 . 1 1 . 1 978, S. 6 RM 03/1 979 Anonym: >>Urlaub und Reisen in Albanien«. In: Roter MoQ;en 03/ 1 979 vom 1 9.01 . 1 979, S. 6
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Interviews Gespräch E. M. 2002 Gespräch des Autors mit E. M., ehemaliges Mitglied der KPD /ML, vom 1 3.09.2002 Gespräch Gerd Genger 2003 Gespräch des Autors mit Gerd Genger vom 24.01 .2003 Gespräch H. K. 2001 Gespräch des Autors mit H. K., ehemaliges Mitglied des KSB (KBW) , vom 30.1 1 .2001 Gespräch J ochen Staadt 2002 Gespräch des Autors mit Jochen Staadt am 07. 1 1 .2002 Gespräch ) . S. 2003 Gespräch des Autors mit .J. S., D KP-Mitglied, vom 1 0.05.2003 Gespräch M. H. 1 998 Gespräch des Autors mit M. H., ehemaliges Mitglied der KPD/ML, vom 03.08 . 1 998 Gespräch Oluf Hübner 2003 Gespräch des Autors mit Oluf Hübner vom 03.02.2003
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Audiovisuelle Materialien Godard 1 967 Godard, .J.-L.: Die Chinesin, Spielfilm Frankreich 1 967 Leif 2003 Leif, T.: Gipfelstürmer und Straßenkämpfer. ATI"AC gegen Globalisiemng, Fernsehbei trag o. 0. 2003, ausgestrahlt am 26.03.2003 Radio Unerhört 1 999 Geschichtsredaktion Radio Unerhört Marburg (Hg.): K-Gruppen I, Radiosendung Mar burg 1 999, mehrfach von diversen Radiosendern ausgestrahlt Radio Unerhört 1 999a Geschichtsredaktion Radio Unerhört Marburg (Hg.): K-Gmppen II, Radiosendung Marburg 1 999, mehrfach von diversen Radiosendern ausgestrahlt Report 1 977 Brebeck, F.: >>\Vir sind in einer schwierigen Lage<<. Beitrag für das Femsehmagazin >>Re port aus München<<, ausgestrahlt am 1 0. 1 0. 1 977 Report 2002 Leif, T.: Attac-Globalisiemngsgegner. Beitrag für das Femsehmagazin >>Report aus Mainz<<, ausgestrahlt am 1 8.03.2002
Plakate 1. Mai - Kampftag der internationalen Arbeiterklasse o . .J. Anonym: >> 1 . Mai - Kampftag der internationalen Arbeiterklasse<<. Plakat des KBW, o. 0. o. J ., Archiv Rote Flora Berlin 1 30 Jahre Haus Siemens 2 o . .J. Anonym: >>1 30 Jahre Haus Siemens 2<<. Plakat des KBW, o. 0. o . .J ., Archiv Papiertiger Berlin Fest, Hider, eine Karriere o . .J . Anonym: >>Fest, IIider, eine Karriere<<. Plakat des KBW, o. 0. o . .J ., i\rchiv Papiertiger Berlin Heraus zum 1 . Mai o. J. Anonym: >>Heran � zum 1. Mai<<. Plakat der KPD/ML (ZB), o. 0. o. J., 451 Archiv Mün chen KPD 1973 Anonym: >>Breschnew und Brandt - Volksfeinde reichen sich die Hand<<. Plakat der KPD, Dortmund 1 973, Archiv für Soziale Bewegungen Freiburg KPD 1 975 Anonym: >>Gegen die Vorherrschaftspläne des sowjetischen Sozialimperialismus in Europa«. Plakat der KPD, Köln 1 97 5, 451 Archiv München
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KPD 1 975a Anonym: >>1 . Mai - Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse«, o. 0. 1 975, 451 Ar chiv München KPD /ML 1 97 3a Anonym: >>Denn heute gehört mir der Ostblock - und Morgen die ganze Welt«. Plakat der KPD /ML, o. 0. 1 973; Archiv für alternatives Schrifttum Duisburg Rote Nelke 1 972 Anonym: >>Der 1 . Mai«. Plakat der Roten Nelke Westberlin, Berlin 1 972, Archiv Rote Flora Berlin Roter 1. Mai o . .J. Anonym: >>Roter 1 . Mai«. Plakat der KPD /ML, o. 0. o . .J ., Archiv Rote Flora Berlin Vorwärts im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes o . .J . Anonym: >>Vorwärts für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes<<. Plakat des KBW, o. 0. o . .J., Archiv Adebar Bremen