Kurt Brand
Ren Dhark
Heft Nr.: 94
Telin – das unbekannte Imperium
V1.0
scanned by: ichnein
kleser: JohnFurrer ...
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Kurt Brand
Ren Dhark
Heft Nr.: 94
Telin – das unbekannte Imperium
V1.0
scanned by: ichnein
kleser: JohnFurrer
Personenverzeichnis Ren Dhark Wer Dro Cimc Dan Riker Arc Doorn Crt Sagla Vankko Rber
Commander der Planeten, steht so dicht vor dem Tod wie nie zuvor ist für seine Rasse der größte Verräter ihrer Geschichte Stellvertreter und Freund Ren Dharks der Techniker, der sich nach kurzer Zeit auch mit der Technik der Tels auskennt ein Vankko der Tels, der sich gegen den Kluis stellt Gegner des Crt Sagla
Telin - das unbekannte Imperium Kurt Brand Roboter von Tower im Einsatz auf Terra! Die TF macht Probeflüge mit Roboterbesatzungen in den Ringraumern und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Maschinenkonstruktionen reagieren hundertmal schneller und präziser als Menschen. Aber auch in den Raumschiff- und Transmitter-Werken sind sie unschätzbare Hilfen. Auf Erron-1 wurden inzwischen die auf Tower aufgefundenen Sternkarten mit den neuesten Karten verglichen. Dabei entdecken die Astronomen ein Planetensystem, das nur wenig mehr als tausend Lichtjahre hinter Erron-1 liegen soll. Ren Dhark macht sich auf den Weg zu diesem System. Dreimal versucht er vergebens, zu den interessantesten Planeten vorzudringen. Jedesmal wird er mit anderen Methoden gezwungen, das System wieder zu verlassen. Doch der Commander gibt nicht auf. Beim vierten Anflug gelingt es ihm, auf dem geheimnisvollen Planeten zu landen und nach einigen Widerständen die riesige Zentrale zu erreichen, die durch einen gigantischen Energieschirm geschützt ist. Ren Dhark kann den Schutzschirm abschalten, doch was hat er mit diesem Schritt ausgelöst.
Die Hauptsicherung des Energietasters war herausgeflogen!
Oberleutnant McIntosh, Diplom-Ingenieur in der großen Ortungs-Zentrale von Cent
Field, traute seinen Augen nicht.
Die Automatik hatte wohl sofort geschaltet und den ersten Reservesatz eingesetzt, aber
das war normal gewesen. Innerhalb eines Sekundenbruchteiles arbeitete die Energie-
Ortung wieder einwandfrei, doch was hatte ausgelöst, daß die Hauptsicherung her ausgeflogen war?
Noch war McIntosh ruhig. Noch glaubte er an einen technischen Defekt. Noch war er
vollkommen ahnungslos. Leider hielt seine Ahnungslosigkeit nur ein paar Sekunden an.
Diese paar Sekunden reichten aus, ihm den Schweiß auf die Stirn zu treiben.
Seine Hand zitterte, als sie den Alarm auslöste.
Sein Blick war eine Mischung aus Unglauben und Verständnislosigkeit, denn die Werte,
die seine Ortung auswarf, überforderten ihn.
McIntosh, ein hagerer Vierziger, bewegte ununterbrochen seine Lippen, doch kein Ton
kam darüber. Sein Blick flog von einem Instrument zum anderen, zum großen Oszillo,
zum Suprasensor, zur Blipauswertung, und der Blick wanderte wieder zum Hauptin strument zurück.
»Großer Himmel!« Das waren seine ersten Worte nach dem Herausfliegen der
Hauptsicherung, während der Alarm die wissenschaftlichen Spitzen der großen Or tungszentrale zu ihm jagte.
Der Suprasensor hatte 182 Orte in der Galaxis gezählt, die alle gleichzeitig ihre
unvorstellbar großen Energie-Erzeuger hochgefahren hatten.
Hundertzweiundachtzig!
Und an der Energie-Ortung in Cent Field war dabei die Hauptsicherung herausgeflogen!
Immer mehr Experten trafen ein.
Niemand sprach. Keiner wollte sich mit einer voreiligen Hypothese blamieren.
Auf hundertzweiundachtzig Planeten in der Milchstraße waren Aggregate angelaufen, die
Millionen Gigawatt erzeugten und in der Lage waren, diese Gigawatt unter Kontrolle zu
halten.
Da schaltete sich die Astrophysikalische Zentrale in Alamo Gordo ein. »Haben
Sie ...?«
»Wir haben!« unterbrach McIntosh lakonisch. »Sie können die Koordinaten der hun dertzweiundachtzig Orte haben.« Er hütete sich, diese Orte auf Planeten zu verlegen,
denn konnten die Höllenaggregate nicht ebenso im freien Raum treiben wie Erron-1?
»Noch keine Nachrichten von Raumschiffen, die in der Lage waren, den Vorgang an
einem Ort aus der Nähe zu beobachten?« Der Astrophysiker zitterte und seine Stimme
auch.
Diplom-Ingenieur und Oberleutnant McIntosh hatte seine Ruhe wiedergefunden. Wie ein
Vater, der seinem Sohn einen guten Rat gibt, sagte er: »Wenn eine Besatzung
Beobachtungen gemacht hat, dann sind die jetzt noch dabei, den Fall erst einmal zu
verdauen und denken im Moment nicht daran, daß sie den Vorgang zu melden haben.
Wir schlucken ja auch noch!«
Über eine andere Viphophase kam ein Gespräch von den Astronomen herein. »Geben Sie
uns die Orte!« verlangten sie.
»Können Sie haben", erwiderte McIntosh, der sich nicht mehr aufregen konnte, und rief
die gespeicherten Daten des Suprasensors ab.
Die Astronomen in Alamo Gordo vergaßen sogar, danke zu sagen.
Endlich stand die Frage im Raum: »Was spielt sich draußen in der Galaxis ab?«
Wenn es darauf eine Antwort gegeben, hätte, wäre ihnen allen wohler gewesen.
*
Auf Planet 1 im Zwitt-System waren dieselben Beobachtungen gemacht worden, nur daß die dort arbeitenden wissenschaftlichen Teams plötzlich um das Leben ihrer Kollegen auf Zwitt fürchteten, weil die Sonnenkorona schlagartig ein unheimliches Aussehen erhalten hätte und im grellsten Weiß leuchtete. Sie bezog auf einmal von den anderen Sonnen der Sternenbrücke rund acht Milliarden mal mehr Energie als bisher. Die Transmitterverbindung bestand noch. Mit To-Funk war nichts mehr zu erreichen. Drei junge Experten benutzten den Transmitter und erreichten die Zentrale, die im Mittelpunkt des Sonnenplaneten Zwitt lag. Dort herrschte unter den Wissenschaftlern die gleiche Aufregung wie auf Planet l und auf der Erde. »Wir können uns diesen Umschwung nicht erklären. Noch weniger begreifen wir, daß die Sonnenkorona nicht novaähnlichen Charakter erhalten hat. Sie ist nach wie vor stabil, wenn man in diesem Fall von Stabilität überhaupt noch sprechen kann. Die pla netarischen Forts bersten vor gespeicherten Energien. Ein Wunder, daß die TransmitterStraße nach Planet l noch besteht. Haben Sie Terra schon den Vorgang gemeldet?«
Das wußten die drei jungen Spezialisten nicht, aber sie nahmen es an.
Da spie der Transmitter den vierten Besucher von Planet l aus.
»Terra meldet, daß innerhalb der Galaxis an hundertzweiundachtzig Orten der gleiche
unerklärbare Vorgang beobachtet worden ist. Man spricht von Energie-Erzeugern, die
aber Millionen Gigawatt leisten. Die einzelnen Orte aber liegen zum Teil mehr als 1000
Lichtjahre auseinander. Das macht alles noch rätselhafter.«
Didibong, der auf den Philippinen geboren war, grinste. »Vielleicht sind die Mysterious
zu uns unterwegs und haben vorher ein paar Feuerchen gemacht, um uns darauf
vorzubereiten, was wir zu erwarten haben. «
Es gab niemand, der darüber lachte; aber es gab einige, denen es kalt über den Rücken
lief.
Die Mysterious?
Die auch die Grakos sein konnten?
»Oder die schwarzen Weißen, die Tels, haben ihre Finger in diesem Spiel!« sagte Gosua,
um den Gedanken an die sich rächenden Grakos loszuwerden.
Seine Behauptung stieß auf Protest.
»Ausgeschlossen!«
»Unmöglich!«
»Die Tels haben bis heute nicht einen Versuch gemacht, uns aus dieser Sternenbrücke
wieder zu verdrängen. Und sie waren zuerst hier, nicht wir!«
Da war der Gedanke an die Grakos wieder in allen wach; auch in Gosua.
* In Erron-1 stand alles Kopf! Das Gefühl, diese achtundsechzig Kilometer durchmessende Station im freien Raum zu beherrschen, war zum Teufel! Erron-1 war plötzlich eine gewaltige Relaisstation geworden! Erron-1 war schlagartig mit hundertzweiundachtzig verschiedenen Orten in der Milchstraße verbunden! Auch verbunden mit dem Planeten, auf dem sich Ren Dhark mit seiner POINT OF befand. Cent Field kam mit seinem superstarken To-Funksender durch. Trotz der schweren elektromagnetischen Störungen im gesamten galaxialen Bereich. Ein wahres Wunder! »Nein!« sagte Tommom erregt und laut ins Mikrophon, »wir sind nicht in der Lage, eine Erklärung abzugeben. Der gesamte Höllenspektakel dauert ja erst knapp eine Stunde, und wir tasten hier wie Blinde umher. Erwartet man wirklich, daß wir hier Wunder vollbringen sollen? Wir können es nicht, weil wir in der Kürze der Zeit nicht heraus finden konnten, wo in dieser lächerlich kleinen Station die Schaltzentrale des EnergieVerteilers liegt ... « »Sie haben von einem Energie- Verteiler gesprochen, Tommom?« bellte Professor Dr. Dr. Callis, Diplom-Ingenieur auf dem Spezialgebiet der M-Kathetik, seinen Kollegen in Erron-1 an. »Wie kommen Sie zu diesem Ausdruck?« Sie waren alle hochgradig erregt: die Wissenschaftler auf Terra wie die Experten in der Riesenstation. Ihre Erregung ließ sie Worte benutzen, die unter normalen Umständen
nicht gebraucht worden wären. »Wie ich dazu komme, Callis? Weil Erron-1 plötzlich hochenergetische Hyperverbindungen zu allen hundertzweiundachtzig Stationen hat. Hier läuft alles zusammen. Von hier geht alles ab, aber halten Sie uns nach der Suche der Relaiszentrale doch nicht auf. Es ist doch lebenswichtig, den Verteiler zu finden. Vielleicht können wir dann sogar dem unheimlichen Theater durch eine Schaltung ein Ende machen. Wir ...« Da spielten die Hochwerte des galaktischen elektromagnetischen Feldes den Experten in Cent Field und Alamo Gordo einen Streich. Die To-Funkverbindung brach zusammen. Terra war nicht mehr zu hören und zu sehen. »Schöner konnte es nicht kommen«, sagte Tommom und rieb sich in bester Schaden freude die Hände. »Hoffentlich läßt man uns die nächsten vierundzwanzig Stunden in Ruhe, dann können wir wenigstens unsere Suche nach dem Verteiler planmäßig weiter führen.« Er rauchte hastig; die meisten anderen auch. Tommoms Gruppe war nicht groß. Sie bestand aus sieben Mann und einer Frau Er war der Neunte. Sie hatten geglaubt, in Erron-1 einen ruhigen Job gefunden zu haben und standen plötzlich mit ihrem Können im Mittelpunkt. Zuerst war auch hier die Hauptsicherung der Energie-Ortung herausgeflogen. Dann hatte die stachelige Kastanie, wie Erron-1 mit seiner Oberfläche aussah, ihr Gesicht verändert, kaum daß die M-Automatik auf die Reservesicherung geschaltet hatte. Dreihundertvierundsechzig Antennenzylinder, die einen Durchmesser von 1,7 Kilo metern bei einer Länge von 16,8 Kilometern hatten, waren ausgefahren worden. Bis sie auf diese Länge herausragten, hatte der gesamte Antennenwald auf der Station die Aufgaben der Zylinder übernommen und in sieben Decks ein Brüllen und Röhren ent fesselt, das manchen Mann in Erron-1 hatte taub werden lassen. Panik hatte sich breit machen wollen: Ein paar Männer, die auch in dieser Lage die Übersicht nicht verloren hatten, schafften es schnell, der Panik wieder Herr zu werden. Dann erst wurde bekannt, welche neue Aufgabe die Riesenkugel im Leerraum über nommen hatte: Relaisstation für hundertzweiundachtzig Orte in der Milchstraße, wo Energie-Erzeuger hochgefahren waren, denen gegenüber die Konverter in Erron-1 Liliputformat besaßen. In der Kommando-Zentrale war in 3D eine Karte aufgetaucht, die die hyperenergetischen Verbindungswege zwischen den hundertzweiundachtzig Orten darstellte, aber auch zeigte, daß Erron-1 als Relaisstation mit allen hundertzweiundachtzig Orten verbunden war. Nur wurde durch diese 3D-Karte keine Antwort auf die sich automatisch stellende Frage gegeben, ob damit auch Erron-1 mehr als nur ein Verteiler war, denn stellenweise waren die hyperenergetischen Verbindungen so kompliziert und verwickelt, daß man ebensogut jeden der hundertzweiundachtzig Orte als Zentrale ansehen konnte »Wozu soll das dienen?« stöhnte der M-Physiker Hollbin, der immer ratloser wurde, je länger er die 3D-Karte betrachtete. »Wozu dieser unvorstellbare Aufwand an Energie? Dabei geschieht nichts! Nirgendwo! Wo ist der Sinn hinter dieser Alarmbereitschaft zu suchen?« »Fragen Sie doch den Commander, denn der steckt doch mit seiner POINT OF in einer dieser Ecken, wo die energetischen Teufel losgelassen worden sind!« warf ihm der an einem Fingernagel kauende M-Mathematiker Simon zu, der mit seinem Können auch nicht weiterkam und sich schon hundertmal in Gedanken für seine Berechnungen den
Checkmaster herbeigewünscht hatte. Hollbin hatte gar nicht erfaßt, wie bissig Simon seine Bemerkung hingeworfen hatte. »Der Commander steckt in dieser Ecke ... Wenn man nur wüßte, ob der Commander diesen Hexensalat zustandegebracht hat. Zuzutrauen ist es ihm.« Nur langsam wurde ihm bewußt, wie still es in der Kommando-Zentrale von Erron-1 geworden war, und als er entdeckte, daß ihn auch der letzte Mann erstaunt oder bestürzt ansah, begriff er, was er gesagt hatte. »Und?« Sein Ruf schallte. Sein Blick ging von einem zum anderen. Hollbins Haltung versteifte sich. Major Steek, einer der Offiziere in den Sesseln vor der langen Instrumentenkonsole, lachte spöttisch auf. »Unserem Commander darf man viel zutrauen, aber das, mein lieber Hollbin, schafft auch Ren Dhark nicht.« Der Physiker änderte so schnell seine Meinung nicht. »Hoffentlich haben Sie recht, Steek«, sagte er und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die 3D-Karte. Auf dem gleichen Deck, aber mehr als sieben Kilometer von der Kommando-Zentrale entfernt, machten vier frischgebackene Ingenieure die Entdeckung ihres Lebens. In einem nicht einmal besonders großen Raum, aus dessen Wänden und Decken das Blaulicht der Mysterious sprang, als sie ihn betraten, sahen sie in der Mitte eine vier eckige Unitallsäule stehen, die mit Boden und Decke verbunden war. Da das Schott zu diesem Raum noch nicht das Erkennungszeichen trug, besichtigt worden zu sein, nä herten sie sich diesem Gebilde mit leichter Vorsicht. Ein Strahlen-Meßgerät warf NullWert aus, das nun der blonde Mann mit der stark gekrümmten Nase achtlos in seine Ta sche schob. »Keine Gefahr.« Die viereckige Säule war knapp einen Meter dick und von oben bis unten mit Symbolen versehen. Plötzlich blieb der blonde Mann abrupt stehen, ...... »Das galaktische Emblem!« stieß er aus und deutete darauf. Im gleichen Moment, in dem er seinen Arm ausgestreckt hatte, leuchtete das Symbol im Goldton auf und hob sich damit von allen anderen Zeichen stark ab. Um die Ingenieure herum wurde leichtes Summen laut, das sich in seiner Stärke allmählich steigerte. »Sollen wir nicht die Zentrale anrufen?« fragte ein anderer, dem das alles etwas un heimlich wurde. Die anderen schüttelten den Kopf. Ihre Neugier war fast unerträglich geworden. Ron wedda wi terra! dröhnte es so unerwartet in ihrem Kopf, daß sie zurückwichen, Ron wedda wi terra! Ununterbrochen war dieser Ruf in einer unbekannten Sprache zu hören! Ron wedda wi terra! Vier Ingenieure flüchteten auf den breiten Gang des Hauptdecks, aber auch dort hörten Sie den Ruf, Der blonde Mann riß sein Vipho hoch. »Zentrale, hier Ingenieur Tschallos. Wir befinden uns auf Deck 1-17 und haben vor wenigen Minuten einen Raum mit Nummer 4335 betreten. In diesem Raum befindet sich eine viereckige Unitallsäule, die das galaktische Emblem trägt... Wie? Ja, das galaktische
Emblem. Als ich darauf wies, um es meinen drei Begleitern zu zeigen, strahlte es plötzlich im Goldton, und gleichzeitig hörten wir und hören immer noch in unserem Kopf den Ruf: Ron wedda wie terra!... Ja! Ron wedda wi terra! Unter meiner Schädeldecke dröhnt es ununterbrochen. Wie...? Ob bei den anderen auch?« Er sah sie fragend an. Alle drei nickten. »Ja, bei den anderen auch. Wir ...« »Tschallos, schalten Sie ab. Wir rufen Sie wieder an. Bleiben Sie, wo Sie sind!« Major Steeks Stimme hatte erregt geklungen. Er hatte auch allen Grund, erregt zu sein. Bash und Kantor, die beiden Oberleutnants in der Funk-Z von Erron-1, drehten offensichtlich durch. Sie hatten Steek über die Verständigung etwas zugeschrien, das außer ihm von allen anderen im Kommandostand ebenfalls nicht verstanden worden war. Darum war ihm der Ruf der kleinen Ingenieurgruppe auch so ungelegen gekommen, obwohl diese Männer eine sensationelle Entdeckung gemacht hatten, denn sie hörten wieder den mysteriösen Ruf Ron wedda wi terra!, der Millionen Menschen Kopfzerbre chen machte. Steek beugte sich zu den Sprechrillen vor. »Hier Kommando-Zentrale. Bash, Sie allein möchte ich jetzt sprechen hören. Was zum Teufel ist denn bei Ihnen los?« Auf dem Bildschirm erschien Bash's Kopf. Und dessen Hände, die er ununterbrochen öffnete und schloß. Bash, nur Oberleutnant, während Steek im Rang eines Majors stand, gab einen feuchten Kehrricht um militärische Gepflogenheiten, obwohl man im Offizierscorps der TF streng darauf achtete. »Wenn Sie wissen, was bei uns in der Funk-Z los ist, warum fragen Sie dann noch? Der Teufel ist los, Steek! Der Funkteufel, wenn ich mich präzise ausdrücken soll. Erron-1 funkt mit seiner gesamten Sendeleistung schon wieder diesen verdammten Ruf ab: Ron wedda wi terra! Aber wir haben keinen Schimmer, wie es dazu gekommen ist. Wir haben alles kontrolliert. Wir kontrollieren immer noch. Von hier geht der Ruf nicht raus. Hier liegt alles still, nachdem die Verbindung mit Terra und allen anderen Planeten wegen der verdammten elektromagnetischen Störungen abgerissen ist. Aber der Ruf, lieber Steek, der kommt überall an. Den können nicht einmal die magnetischen Störungen aufhalten. Und jetzt sind wir gespannt, was Sie zu sagen haben, Major!« Gar nichts! In der Funk-Z war es nicht so still wie in der Kommando-Zentrale der Riesenkugel. Die Bordverständigung brachte Serienflüche und Stimmenwirrwar in den Leitstand. Steek schaltete auf die vier Ingenieure um, die sich auf dem Hauptdeck 1-17 aufhielten und vor dem Raum 4335 standen. »Tschallos, ich wünsche von Ihnen jetzt einen ausführlichen Bericht, in dem kein Detail vergessen werden darf. Um Ihnen klarzumachen, warum ich darauf bestehe, habe ich Ihnen mitzuteilen, daß Erron-1 seit kurzer Zeit den Ruf Ron wedda wi terra ununterbrochen mit größter Leistung abstrahlt.« Tschallos stöhnte, nahm sich dann zusammen und begann seinen Bericht. »... und als dann mein Strahlen-Meßgerät Null-Wert auswarf, steckte ich es in die Tasche und ...« Steek unterbrach ihn.
»Los, raus mit dem Gerät und in den Raum nochmals nachgemessen. Ich warte.«
Er hatte nicht lange zu warten.
»Schöner Saturn, jetzt haben wir hier drinnen 38,3, Major. Emissionsquelle einwandfrei
unser Emblem.«
»Verlassen Sie sofort wieder den Raum und schließen Sie das Schott. Ans Schott das
Zeichen für Strahlungsgefahr.«
Die nächste Überraschung ließ nicht auf sich warten.
Steek hörte, wie das Schott krachend zufiel und dann Tschallos Ausruf: »Der verdammte
Ruf ist in meinem Kopf nicht mehr zu hören!«
Über die Bordverständigung brüllte Oberleutnant Bash, ohne Rücksicht zu nehmen, daß
die Phase schon besetzt war:
»Der Rätselspruch wird nicht mehr abgestrahlt! Steek, können Sie mir sagen, wer jetzt
wieder dran gedreht hat?«
Tschallos hatte über sein Vipho mitgehört. Auf eigene Faust machte er ein Experiment.
Er öffnete das Schott und trat in den leicht strahlverseuchten Raum, ging auf die Säule zu
und streckte seine Hand in Richtung des Emblems aus, das nun nicht mehr im Goldton
schimmerte. Aber kaum deutete er mit einem Finger darauf, als das alte Spiel erneut
begann.
Goldtonleuchtendes Symbol!
Im Kopf der Ruf: Ron wedda wi terra!
Fluchtartiges Verlassen des Raumes und Schließen des Schotts!
Und alles war wieder zu Ende!
In der Funk-Z hatte Kantor gerade zu seinem Kollegen Bash gesagt: »Mit dem nächsten
Schiff fliege ich nach Terra zurück. Ich bleibe keine Stunde länger als nötig in diesem
Irrenhaus!«, als Major Steek durchrief:
»Wir haben jetzt die Erklärung, wieso es zu dem Ruf Ron wedda wi terra gekommen ist.
Wie es jedoch möglich ist, daß Erron-1 mit seiner maximalen Sendeleistung diesen Ruf
abstrahlt, muß noch untersucht werden.«
Bash in der Funk-Z verzog sein Gesicht, als ob er Essigessenz getrunken hätte. »Das
Wort Untersuchung kann ich langsam nicht mehr hören. Ich kann mich nicht erinnern,
daß in den letzten drei Jahren ein Tag vergangen ist, an dem nicht irgend etwas unter sucht wurde. Als ob wir mit diesem Höllenzauber von hundertzweiundachtzig
hochenergetischen Orten nicht gerade genug zu untersuchen hätten!«
Niemand widersprach ihm.
Auf dem Hauptdeck 1-17 vor dem Raum 4335 warteten vier junge Ingenieure auf die
Ankunft eines Spezialteams, das den Raum mit der Säule näher untersuchen sollte.
*
Der Vankko Crt Sagla wurde von seinem Roboter geweckt.
»Der Kluis ruft!« sagte die Konstruktion, die bis auf die leuchtenden Augen seinem
humanoiden Ebenbild glich.
Crt Sagla federte von seinem Lager und warf dem Zeitgeber einen schnellen Blick zu.
Kurz nach Mitternacht. Um diese Zeit hatte sein Kollege Rber Dienst am Kluis. Wie
konnte es dann geschehen, daß man ihn weckte?
Er warf einen dünnen Mantel über und schaltete die Verständigung ein. Die Verbindung
mit dem Kluis kam sofort.
Mit monotoner Stimme meldete sich das größte Rechenzentrum des telschen Imperiums.
»Persönliches Erscheinen sofort erforderlich! Persönliches Erscheinen sofort erfor derlich!«
Unwillkürlich zuckte Crt Sagla zusammen.
Sollte Rber etwas zugestoßen sein oder sogar nicht mehr leben?
Etwas anderes konnte sich der Vankko gar nicht vorstellen.
Sein Roboter tauchte vor ihm auf und reichte ihm die Uniform eines Vankko. Schnell
schlüpfte er hinein.
»Auf Kluis einstellen!«
Er trat durch die flimmernde Wand des aktivierten Transmitters und befand sich im
nächsten Augenblick in dem abgesichertsten Gebäude des Planeten Cromar, in dem sich
der Kluis befand.
Von einem Schnellband sprang er zum anderen, bis er das mit der höchsten Ge schwindigkeit erreicht hatte, aber zu dieser mitternächtlichen Stunde dauerte es ihm zu
lange, bis er sein Ziel erreicht hatte.
In der Plus-Sphäre eines A-Gravs schwebte er nach oben. Im achtzehnten Stockwerk
stieg er aus, benutzte wieder ein Schnellband und stieß dann, nach letzter Identifizierung
durch To-Kontrolle, die Tür zu dem Raum auf, in dem sein Kollege Rber arbeitete.
Er stutze.
Rber war nicht allein. Auch die Vankko Tgut und Jpart waren bei ihm.
»Sagla, wir warten noch auf Pdals.«
Die Ahnung, daß sich etwas Ungeheuerliches ereignet haben mußte, beschlich Crt Sagla.
Daß fünf Vankko im Kluis zusammenkamen, war in der Geschichte des Telin-Imperiums
nicht zu finden. Selbst in jenen dramatischen Stunden, als ein einziges Schiff der weißen
Affen ihre gewaltige Robotflotte vernichtete, hatten sich nicht mehr als drei Vankko im
Kluis eingefunden.
Hinter sich hörte er schnelle Schritte.
Pdals eilte heran.
»Wir werden nicht umhin können, den Vank in dieser Nacht zu stören!«
Mit diesen alarmierenden Worten begann Rber seinen Vortrag. Aber er sprach dann nur
noch ein paar Sätze. Ihn löste der Kluis ab.
Innerhalb der Galaxis, davon allein drei im Bereich des Telin-Imperiums, sind hundertzweiundachtzig Orte hochenergetisch geworden. Die Stimme des Kluis klang monoton, aber für die fünf Vankko hörte sie sich wie die eines begnadeten Erzählers an. Der Versuch von drei Raumschiffen der 800-Meterklasse, einen der drei Orte, den Planeten Ff-887g anzufliegen, kostete den Verlust der Schiffe. Planet Ff-887g ist laut Speicherung ein atmosphäreloser Umläufer von 17946 Kilometern Durchmesser, bei einer Schwerkraft von 2,7 Gravos. Er ist vor dreihundert Jahren zum letztenmal angeflogen worden; man verzichtete darauf, kartographisch Aufnahmen zu machen, da er mitsamt dem System völlig bedeutungslos schien. Seine exponierte Lage am Rande des Telin-Imperiums schließt die Möglichkeit nicht aus, daß fremde Intelligenzen nach unserem letzten Besuch dort Fuß gefaßt haben und
unbemerkt ihre technischen Anlagen einbauen konnten.
Das Resultat der Wahrscheinlichkeitsrechnung lautet:
Mit 93,56 Prozent sind die weißen Affen die Konstrukteure der planetarischen Ab wehranlagen, wie sie ebenso die Initiatoren der Generalprobe sind, die vor drei Zeit-
Einheiten an hundertzweiundachtzig Orten gleichzeitig ablief.
Die monotone Stimme des Kluis verstummte. »Sind alle erforderlichen Daten vorhanden?« fragte Tgut den Vankko Rber. »Nein. Wir werden sie auch nicht alle bekommen, denn wir liegen in dreizehn Fällen so ungünstig, daß wir nicht exakt die Orte bestimmen können. Dunkelwolken und heiße Gaswolken sind die Erklärung.« Rber mit seinem schmalen, scharf geschnittenen Kopf war der jüngste Vankko; er war aber auch der einzige, der hoffen durfte, einmal Vank zu werden. Alle anderen hatten die höchste Position ihres Lebens erreicht. Crt Sagla brauchte auf seine Karriere keine Rücksicht mehr zu nehmen. Darum konnte er es sich auch leisten zu sagen: »Wenn der Vank eingeschaltet wird, ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Er wird sich auf die Berechnungen des Kluis' stützen und dementsprechend einstimmig entscheiden. Wohin das vor kurzer Zeit schon einmal geführt hat, wissen wir alle.« Rber lächelte ihn tückisch an. Offen zeigte er, daß er Crt Saglas' Feind war. »Auch Sie üben Kritik am Kluis, Sagla? Sie sympathisieren mit der Ultra-Strömung, die man in letzter Zeit besonders unter jungen Offizieren der Flotte beobachtet hat?« Nachdenklich blickte ihn Crt Sagla an. »Haben Sie uns zusammengerufen, um politische Gespräche zu führen, oder um zu beraten, wie wir diesem Alarm der weißen Affen Zu begegnen haben?« »Wir haben nichts mehr zu beraten!« erklärte Rber so scharf, daß auch die anderen ihn nun mißbilligend musterten. Unter Vankko war ein scharfer, angriffslustiger Ton etwas völlig Neues. Seitdem es die Vankko im Telin-Imperium gab, war der eine dem anderen mit der gebührenden Achtung entgegengetreten. Rber tanzte als erster aus der Reihe! Rber hatte plötzlich die anderen auch gegen sich. »Dürfen wir um Aufklärung bitten«, verlangte Jpart, der sich aufgerichtet hatte, »was wir darunter zu verstehen haben, daß eine Beratung überflüssig sein soll?« Rber fühlte sich den anderen überlegen. »Der Kluis hat entschieden. Der Kluis läßt in diesem Augenblick den Vank wecken!« »Der Kluis ...!« Crt Saglas Faust krachte gegen die Platte des Schwebetisches. »Die Wonnen des Abgrundes mögen ihn aufnehmen!« Das war sehr vornehm ausgedrückt, aber auch unmißverständlich deutlich. »Es ist mir bekannt, daß Wer Dro Cimc, der größte Verräter in der Geschichte des TelinImperiums, Ihr Freund war, Sagla. Es ist auch durch Funksprüche bekanntgeworden, die kurz vor seinem Überlaufen auf die Seite der weißen Affen hier noch eintrafen, daß er im Kluis eine Gefahr sah, die zu beseitigen sei.« Crt Sagla strich einmal mit flacher Hand über seine Auszeichnungen, die er für seine außerordentlichen Verdienste erhalten hatte. Darunter befand sich auch der Trado, der seit Bestand des Imperiums nur viermal verliehen worden war. Den Trado nahm er ab und legte ihn in die ausgestreckte Hand. Die Hand näherte sich unaufhaltsam Rber, der plötzlich etwas von seiner Selbstherrlichkeit verloren hatte. Als er dann auch noch sah,
wie Saglas Hand die Strahlwaffe hochriß und sie auf ihn richtete, stieß er einen Schrei
aus.
Die anderen Vankko rührten sich nicht.
Sie durften sich nicht einmischen, denn das Recht war auf Crt Saglas Seite — das Recht,
als Träger des Trado drei Personen töten zu dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen
zu werden.
Ein Recht, das aus den Anfängen des Telin-Imperiums stammte, und ein Recht, das durch
kein Gesetz beschnitten worden war. Es hatte auch nie ein Grund dafür vorgelegen, denn
noch niemals hatte ein Träger des Trado gemordet.
Kaum war Rbers Schrei verklungen, als Crt Sagla schallend, aber auch höhnisch lachte.
»Den Trado und meine Strahlwaffe sehe ich tausendmal lieber in der Hand meines
Freundes Dro Cimc, als daß ich eins von beiden Ihnen einen Augenblick anvertrauen
würde!«
Die Augen von Jpart, Pdals und Tgut leuchteten voller Schadenfreude. Sie gönnten
diesem ehrgeizigen und skrupellosen Rber die Niederlage, die Crt Sagla ihm gerade
bereitet hatte, aber sie begriffen nicht, daß er sich öffentlich zu einem Verräter bekannt
hatte.
Rbers Stimme klang etwas heiser, als er schnarrend sagte: »Sie werden sich vor dem
Vank für Ihre Sympathiekundgebung zu verantworten haben.«
»Ich weiß, was ich tue!« erwiderte Sagla kalt und heftete sich den Trado wieder an.
»und wenn ich eines Tages von einem bestimmten Recht Gebrauch gemacht habe und die
Wonnen des Abgrundes Sie aufgenommen haben, dann ist unser Imperium vor
unermeßlichem Schaden bewahrt worden!«
Die Drohung war nicht mißzuverstehen, und Vankko Crt Sagla war keine Person., die
haltlose Drohungen aussprach.
»Rber, stellen Sie uns sofort alle Unterlagen zur Verfügung, damit wir endlich erfahren,
was draußen zwischen den Sternen wirklich passiert ist!« Sagla hielt immer noch seine
Strahlwaffe in der Hand, nur war sie nicht mehr auf seinen Kollegen Rber gerichtet.
»Alle detaillierten Unterlagen sind auf dem Weg zum Vank!« schnarrte der ehrgeizige
Politiker, und der feige Blick in seinen Augen verschwand.
Das war nun auch den anderen Vankko zuviel.
»Rber«, sagte Tgut mit warnendem Unterton in der Stimme, »Sie haben zum ersten und
zum letzten Male Ihre Kompetenzen überschritten. Bedenken Sie, daß Sie nicht der erste
abgesetzte Vankko wären!«
»Gesteuerte Indiskretionen wären nun angebracht!« drohte auch Pdals.
»Und unter den jungen Offizieren der Flotte haben Sie keinen einzigen Freund, Rber!«
konstatierte Jpart. »Die Flotte aber ist das Telin-Imperium.«
Vier Vankko gegen einen!
War sich Rber der drei anderen Vankko sicher, die nicht zu dieser nächtlichen Konferenz
geladen worden waren?
Eine Meldung lief ein.
Acht R-Schiffe der Groß-Klasse sind beim Versuch, in das System Ot-2884s einzufliegen, über dem siebten Planeten, einer Methangaswelt, von bisher unbekannten planetarischen Forts vernichtet worden. Im Ot-2884s-System liegt einer der hundertzweiundachtzig Orte, die plötzlich festgestellt wurden.
»Sie greifen uns an, die weißen Affen, wie sie uns aus der Sternenbrücke vertrieben ha ben!« stellte Rber mit Genugtuung fest. »Ich kenne uns Tels!« warf Crt Sagla ein, dann nahm er eine der drei Karten in die Hand und studierte sie. Auf ihr waren hundertzweiundachtzig Orte eingetragen. Das sieht nach einem zweifachen Halbkreis aus, dachte er und hatte die Anwesenheit der anderen vergessen. Der zweite Halbkreis liegt fast genau hinter dem ersten, als solle er verhindern, daß durchgebrochene Raumschiffe ein Ziel in der Tiefe der Galaxis erreichen würden. Dann stellte er noch fest, daß diese Halbkreise nicht auf einer Ebene lagen, sondern gleichzeitig einer Wellenlinie ähnelten. Der Tel Sagla versuchte im 3D-Bereich zu denken, was ihm aufgrund seiner langen Schulung nicht schwerfiel. Die Karte war ausgezeichnet, nur wies sie wie alle anderen an vielen Stellen jene Flächenfarbe auf, die aussagte, daß diese Bereiche unbekanntes Gebiet waren. »Hm ... das sollen die weißen Affen geschaffen haben, ohne daß wir etwas davon bemerkten?« Plötzlich sah er auf und blickte die anderen an, nur nicht Rber. »Warum nicht?« stellte Pdals fest. »Sie haben uns gezeigt, über welche ungewöhnlichen Waffen sie verfügen, und der Kluis ...« Sagla winkte ab. »Wir haben den Göttern zu danken, daß es noch den Vank gibt. Diese weißen Affen — ein Name, der mir gar nicht gefällt, weil er uns zu selbstsicher macht — , diese Weißen, denen wir in der Sternenbrücke zum erstenmal begegneten, sollen das alles unter unseren Ortungen geschaffen haben?« »Hat nicht ein einziges Schiff der weißen Affen unsere gewaltige Robotflotte vernichtet? Ist das keine Tatsache, wie diese hundertzweiundachtzig hyperenergetischer Orte Tatsache sind? Sagla, wollen Sie daraufhin anspielen, ich hätte die beiden Meldungen über den Verlust unserer Raumer fingieren lassen?« Rber boxte sich wieder in eine bessere Position hinein. Wieder klatschte Saglas Hand auf die Platte des Schwebetisches. »Warum ist noch niemals ernsthaft der Versuch gemacht worden, mit den Weißen ins Gespräch zu kommen? Nach der Vernichtung unserer Robotflotte habe ich es allein dreimal dem Vank vorgetragen, aber dann war es jedesmal der Kluis mit seinen niedrigen Werten der Wahrscheinlichkeitsrechnung, der es nicht einmal bis zum Kontaktversuch kommen ließ," »Sagla«, fragte Rber mit tückischer Raffinesse, »haben wir Vankko uns nicht dem Befehl des Vank zu beugen?« Crt Sagla wirkte wie ein Tel, der aus einem tiefen Traum wach wird. »Rber, Sie sind ein ...« Die monotone Stimme des Kluis unterbrach ihn. Sie teilte vier Vankko mit, daß der Vank beschlossen hatte, die Heimatwelt der weißen Affen zu vernichten. Die Wers der Flotte hatten schon den Befehl erhalten, einen Angriffsplan innerhalb dreißig Zeit-Einheiten auszuarbeiten und gleichzeitig alle Vorbereitungen für einen der größten Angriffe des Telin-lmperiums zu treffen. »Das, Rber, ist Ihr Werk!« sagte Crt Sagla müde und schob die Karte weit auf den Tisch. »Hoffentlich haben Sie damit nicht den letzten Tel in den Abgrund geschickt. Ein Schiff der Weißen war in der Lage, unsere Robotflotte zu vernichten. Was bringen erst
zehntausend Schiffe der Fremden fertig? Und mit welchen Waffen wird ihr System
geschützt sein?«
Rber erhob sich. Er grinste, als er die Frage stellte: »Ich möchte nur wissen, durch welche
Verkettung unglücklicher Umstände man Ihnen den Trado verliehen hat?!«
Da schlug Vankko Crt Sagla zu.
Mit der flachen Hand.
Mitten hinein in das grinsende Gesicht, das keine Zeit mehr bekam, Erschrecken zu zei gen.
* Dan Riker verstand Dro Cimc nicht. Dieser Tel lachte; dieser Tel freute sich. Er freute sich so sehr, daß er unwillkürlich in seine Muttersprache gefallen war, die kein Mann in der Kommando-Zentrale der POINT OF verstand. Falluta war verzweifelt, und Leon Bebir nicht minder. Die Männer hinter den Ortungen waren ratlos, weil ihre Taster nicht mehr arbeiteten. Weil eine Sicherung nach der anderen herausgeflogen war, trotz der phantastisch arbeitenden M-Automatik und ihrer immer noch unnachahmlichen Verschachtelung. Und dieser Tel, Mensch eines unbekannten schwarzhäutigen Volkes, freute sich über das Ungeheuerliche, was sie vor Sekunden erlebt hatten. Der energetische Schutzschirm über der rätselhaften Anlage war plötzlich verschwunden, und das mußte das Werk von Ren Dhark und Arc Doorn gewesen sein, aber was dann Momente später passierte, ließ ahnen, daß Dhark mit Beelzebub den Teufel ausgetrieben hatte! »Cimc, ich verstehe Ihr Lachen nicht!« rief Riker ihm scharf zu, nachdem er noch einmal einen Blick über die stilliegenden Instrumente geworfen hatte. »Ich verstehe es deswegen nicht, weil es einfach nichts zu lachen gibt. Nicht allein, daß Dhark in größter Gefahr ist, wir alle sind es auf diesem unheimlichen Planeten, der plötzlich ein Energieungeheuer geworden ist. Da ... Sehen Sie sich doch nur diese eine Sonne an! Sie verändert sich.« Dro Cimc behielt sein Lachen. Auch das veränderte Aussehen der Sonne konnte es nicht wegwischen. Der schwarze Weiße war sich bewußt, daß er etwas beobachtet hatte, das den anderen entgangen war. »Riker...« Dan Riker wischte seine Hand fort, die auf der Schulter lag. Seine Instrument wurden wieder lebendig. Langsam zwar, aber sie zeigten wenigstens Werte an. »Lassen Sie mich zufrieden! « knurrte er den Wer der Tels an und beugte sich vor. Dro Cimc nahm ihm den Hinweis nicht übel. Er stand neben Ren Dharks Freund und betrachtete aufmerksam die Bildschirme über der Instrumentenkonsole. Einer zeigte die Sonnen dieses großen Systems an. Und eine davon veränderte sich immer auffallender. Sie wurde dunkler! Als ob dieser gigantische atomare Ofen Energie verlieren würde. »Grappa", rief Riker laut durch die Zentrale, »immer noch keine Ortung?« »Nichts. Hier fliegt ein verschachtelter Sicherungsstab nach dem anderen heraus. Am schlimmsten ist es mit den Energietastern.« Seine Stimme verriet seine Verzweiflung.
Cimc wechselte seinen Platz und stand neben dem Checkmaster.
»Sie wollen ...?« fragte ihn Falluta und wurde durch den Wer unterbrochen.
»Ich möchte einen Versuch machen, Falluta.«
Schulterzuckend machte dieser ihm Platz. Viel Können traute er dem Tel nicht zu, denn
wer das Können des Bordgehirns abrufen wollte, mußte an ihm erstklassig ausgebildet
sein, sonst gab dieses Aggregat, dessen Arbeitsweise nach wie vor im Dunkeln lag, nichts
von seinem Wissen und Können preis. Und woher sollte der Tel diese Ausbildung haben?
In den wissenschaftlichen Abteilungen herrschte Ratlosigkeit. Die Astrophysiker konnten
sich die Veränderung einer Sonne nicht erklären.
»Ihr wird Energie gestohlen!« hatte einer der Experten behauptet; eine unvorstellbare
Behauptung.
»Unsinn!« wurde ihm entgegengehalten.
Der andere gab nicht nach.
»Ist durch das, was hier als Unsinn abgetan wird, nicht die Korona von Zwitt aufgebaut
und stabil gehalten worden?«
Zuviel Neues war in der letzten Zeit auf sie eingestürzt, als daß sie sich jeder Kleinigkeit
erinnerten.
Jens Lionel kam zu ihnen hereingestürmt. »Ich habe mit Riker gesprochen. In der
Kommando-Zentrale ist man auch ratlos.«
»Ein netter Trost!« sagte jemand bissig.
Von allen Seiten wurde der Astronom fragend angesehen. Er verstand den Blick.
»Von Ren Dhark und Doorn keine Nachricht. Es ist unmöglich, per Funk mit ihnen in
Verbindung zu treten.«
»Großer Himmel, was ist denn vor unseren Augen passiert?«
Niemand konnte dazu etwas sagen, weil auch in ihren Abteilungen die Tastergeräte
blitzartig ausgefallen waren und jedem Versuch trotzten, sich wieder einschalten zu las sen. Die Sicherungssätze hielten die energetischen Hochbelastungen nicht aus und rea gierten entsprechend ihrer Aufgabe.
Im Triebwerksraum saß Miles Congollon, 1. Ingenieur der POINT OF, und rauchte. Er
und seine Männer in dem saalartigen großen Raum waren arbeitslos geworden. Sie hatten
nichts mehr zu tun.
»Ein schöner, infamer Trick!« hatte Congollon vor einer halben Stunde getobt und dann
den Kampf gegen die exakt arbeitenden Verschachtelsicherungen aufgegeben.
Jeder einzelne Flächenprojektor des Ringschiffes lag plötzlich unter einer derart starken
Hyper-Isolationszone, die nicht die kleinste Energiemenge emittieren ließ. Weder
Brennkreis noch Brennpunkt konnte erzeugt werden; auch an eine Nottransition aus dem
Stand war nicht zu denken.
Dennoch rauchte Miles Congollon seine Zigarette mit Genuß. Er wußte seine rechte
Hand, Arc Doorn, bei dem Commander, und wenn es einen Menschen gab, der den
Commander heil aus diesem Katastrophengeschehen wieder an Bord bringen konnte,
dann hieß dieser eine Arc Doorn.
Im Leitstand zeigte Falluta unverhüllt sein Erstaunen, und das galt Wer Dro Cimc, dem
Tel.
Er hatte es fertiggebracht, den Checkmaster wieder zur Arbeit zu zwingen!
Verdammt noch mal, dachte Falluta, woher hat der Tel das Wissen und Können? Und
zum erstenmal empfand er Bewunderung für den Tel.
Grün-Kontrollen flammten auf. Über Cimc's Schulter schauten ihm drei Offiziere zu.
Auch Dan Riker wurde aufmerksam. Mit den Werten, die ihm die Instrumente lieferten,
kam er nicht zurecht. Sie konnten nicht stimmen, denn über diesem unbekannten Planeten
war eine energetische Hölle entfesselt worden, während den Werten nach draußen ein
Paradies sein sollte.
War die Aufgabe, die der Checkmaster zu lösen hatte, so schwierig, daß er soviel Zeit
benötigte?
»Er arbeitet stark gebremst!« behauptete Cimc.
Falluta war bereit, ihm auch das zu glauben. Die Experten im Brana-Tal, die dem Tel mit
einem utarischen Verfahren nicht nur die terranische Sprache, sondern auch terranisches
Wissen oktroyiert hatten, mußten ein wahres Wunder an dem schwarzen Weißen
vollbracht haben.
Um so erstaunlicher war es, daß er sich die ganze Zeit über mit seinem Wissen be scheiden im Hintergrund gehalten hatte; auffallend bescheiden.
Da stieß das Rechengehirn die erste Folie aus.
Das galaktische Abwehrsystem hat Feuerbefehl erhalten! Jedes fremde Raumschiff, das in diesen Bereich kommt, hat mit schwersten planetarischen Angriffen zu rechnen. Größte Gefahr für die POINT OF, weil sie nicht im Identitätssystem aufgeführt ist! Der Checkmaster war mit der Lösung der ihm gestellten Aufgaben erst zum Teil fertig. Ununterbrochen flammten seine Grün-Kontrollen auf, und hinter der blauen nahtlosen Unitallverkleidung wurden weitere Berechnungen durchgeführt. »Hier!« sagte Dro Cimc und reichte Dan Riker die Folie. Verblüfft las dieser. Ruckartig bewegte er dann den Kopf und sah Dro Cimc tief in die Augen. »Welche weiteren Fragen haben Sie an den Checkmaster gerichtet?« Wer Dro Cimc trat einen halben Schritt zurück. »Nur das wollen Sie wissen, Riker? Der Begriff Galaktisches Abwehrsystem läßt Sie zur Tagesordnung übergehen? Wissen Sie nicht, was das bedeutet?« In der Zentrale breitete sich die Stille aus. Plötzlich war der Tel Mittelpunkt geworden. Plötzlich hatte der Tel mit seiner Bemerkung angedeutet, daß er etwas über dieses galaktische Abwehrsystem wissen mußte. Dan Riker stutzte. »Cim, was wissen Sie denn darüber?« Der schwarze Weiße, der darauf bestanden hatte, niemals von Terranern gezwungen zu werden, die Position seines Imperiums zu verraten, gab jetzt einen Teil seines Wissens preis. »Wir wissen nicht viel darüber. Wir Tels wissen nur, daß die Mysterious ein galaktisches Abwehrsystem kurz vor ihrem Verschwinden aufgebaut haben. In welchen Grö ßenordnungen die Geheimnisvollen bauten, haben wir ja an Erron-1 gesehen. Mit Klei nigkeiten haben sie sich nie abgegeben. Wir haben vor rund zweihundertzehn Jahren in Erfahrung gebracht, daß es irgendwo im galaktischen Bereich eine Doppelkette an Planeten geben muß, die von einer Zentrale gesteuert wird. Ununterbrochen waren unsere Schiffe auf der Suche nach diesen Anlagen, ohne sie jemals zu finden. Als wir die Sternenbrücke entdeckten, glaubten wir sie gefunden zu haben, aber dann mußtet erst ihr
kommen, um hinter einer Sonnenkorona Zwitt zu finden. Und Zwitt muß meiner Ansicht
nach zu diesem Abwehrsystem gehören, denn nichts...«
Der Checkmaster stieß die zweite Folie aus und unterbrach damit Dro Cimc's Erklärung.
Laut einlaufenden Nachrichten sind in der Zwischenzeit schon Schiffe der Tels im Ab wehrfeuer planetarischer Forts vernichtet worden! Wer Dro Cimc und Dan Riker lasen gemeinsam. »Wer ist denn hier verrückt?« brauste Riker auf und nahm Verbindung mit der Funk-Z auf. Auf dem Vipho erschien Morris, der inzwischen wieder aus der Medo-Station entlassen worden war. »Warum haben Sie nicht durchgegeben, daß Sie in der Zwischenzeit fremde Funksprüche empfangen haben?« brüllte Riker den Funkoffizier ziemlich lautstark an. Morris' Stimme war im Leitstand zu hören. »Funksprüche, Riker? Wer hat Ihnen denn das erzählt? Wir haben keine Funksprüche empfangen. Wir können keine empfangen, weil unsere Antennen unter einem HyperIsolationsfeld liegen. Da geht nichts raus, und da kommt nichts rein!« Riker hielt die Folie immer noch in der Hand. »Ja ...«, mehr wußte er nicht zu sagen. Langsam drehte er sich um und blickte die unitallblaue Verkleidung des Checkmasters an. »Sollte der? Könnte der? Unsinn, der hat doch noch nie Funksprüche aufgenommen. Noch nie!« Wer Dro Cimc legte ihm die Hand auf die Schulter. »Riker, wenn diese Nachricht stimmt — und warum soll sie nicht stimmen, denn bis zur Stunde habe ich noch kein Rechengehirn erlebt, das bewußt lügt —, dann hat mit der Vernichtung von telschen Schiffen Terra meinem Imperium den Kampf angesagt!« Auf der Galerie lachte ein Offizier. Er war der einzige, Riker stellte die grob formulierte Frage: »Sind Sie verrückt geworden, Cimc?« »Ich weiß mehr als Sie alle! Sie können sich gar nicht vorstellen, was es für mein Imperium bedeutete, zu erkennen, daß es zwischen den Sternen noch eine zweite humanoide Rasse gibt, die es fertigbrachte, unsere Station in der Sternenbrücke zu vernichten und alle unsere Raumer in diesem Bereich verschwinden zu lassen. Es traf den letzten Tel wie ein Schock, und dieser Schock löste Haßgefühle gegen die uns unbekannten Terraner aus.« »Aber...« Cimc unterbrach Dan Riker. »Ich bin überzeugt, daß der Vank in der Aktivierung des galaktischen Abwehrsystems der Mysterious einen Angriff gegen das Telin-Imperium sieht. Mit anderen Worten: Man wird versuchen, Terra in einem einzigen Feuerschlag zu vernichten. Der Vank wird so handeln müssen. Der Kluis, unser großes Rechengehirn, wird ihm sogar diese Empfehlung geben.« »Großer Himmel«, rief Riker aus, der plötzlich Cimc's Worte sehr ernst nahm, »in welcher Größe haben wir uns denn dieses galaktische Abwehrsystem vorzustellen? Was wissen Sie darüber?« »Nichts Genaues, Riker. Vor rund zweihundertzehn Jahren Ihrer Zeitrechnung wurde auf einem Planeten, den die Mysterious ebenfalls verlassen hatten, ein einziger Hinweis auf dieses System gefunden. Die Folienkarte zeichnete hundertzweiundachtzig Planeten auf, die in einem doppelten Halbkreis liegend, ihre Energien von ihrer Heimatsonne bezogen und nach den Schätzungen unserer Experten in der Lage sein
sollten, ein Drittel der Milchstraße zu sperren!« In vielen Augen war Unglaube zu lesen. Auch Riker schüttelte den Kopf. »Hundertzweiundachtzig Planeten, die in einem doppelten Halbkreis angeordnet sind und ein Drittel der Galaxis absperren können, Cimc? Ein paar Planeten zu wenig. Ein paar tausend meine ich ...« »So?« Dro Cimc war plötzlich nicht mehr der staunende und lernende schwarze Weiße. Er war eine Persönlichkeit, die den terranischen Führern ebenbürtig war. Er war Wer in seinem Imperium; seine Stellung war mit der eines Generals der TF zu vergleichen, nur daß die Einheiten, die er befehligt hatte, um ein Vielfaches größer waren als der Gesamtbestand der Terranischen Flotte an Schiffen zählte! Schweigend und fragend sah Riker ihn an. »Hundert Planeten, als Sperriegel ausgebaut, wären mehr als genug gewesen, ein Drittel der Galaxis zu sperren, Riker. Hin und wieder denken Sie immer noch in terranischen Bereichen. Erinnern Sie sich an Planet l, der von den Geheimnisvollen zu einer einzigen Antenne gemacht wurde; und erinnern Sie sich daran, was wir vor zweihundertzehn Jahren erfuhren, daß diese Abwehrplaneten ihre Energie von ihrer Heimatsonne beziehen! Energie von einer Sonne, Riker! Energie in unbeschränkter Menge, die nicht erst auf Umwegen über Konverter erzeugt werden muß. Energie, die immer verfügbar ist! Und diese Energien kann man leicht über den Hyperspace an jedem beliebigen Punkt zwischen den Sternen wirksam werden lassen. Sind Sie nun nicht auch meiner Meinung, daß hundertzweiundachtzig Planeten dann ausreichen, um ein gutes Drittel der Milchstraße zu sperren?« Mit der Kraft von hundertzweiundachtzig Sonnen! Das überstieg menschliches Vorstellungsvermögen! Und das wiederum machte Dan Riker erneut stutzig. »Wenn Ihre Experten eine Sternenkarte der Mysterious mit dieser Sperranlage fanden, warum haben sie dann in diesen mehr als zweihundert Jahren die Sperrsysteme nicht entdeckt? Aus der Karte mußte die Position der Sonnen mit ihren Planeten doch hervorgehen.« »Das letzte war leider nicht der Fall, Riker. Glauben Sie mir, daß von unserer Seite alle Anstrengungen unternommen wurden, um in den Besitz dieser lebenswichtigen Anlage zu kommen. Zweihundertzehn Jahre nach dem Fund der Karte kamen andere uns zuvor, die von dem galaktischen Abwehrsystem nichts wußten: ihr, die Terraner. Und darüber ist das Schlimmste eingetreten, was euch und uns Tels passieren konnte: Tel-Schiffe wurden von dem System vernichtet, und der Vank muß glauben, daß diese Vernichtung auf das Konto Terras geht. Ich könnte fast schwören, daß der Vank längst schon den Befehl gegeben hat, Terra anzugreifen und zu vernichten.« »Wer Dro Cimc«, sagte Dan Riker schwer, »Sie sprechen von dieser Möglichkeit nun schon zum zweitenmal. Eine Frage, die sich aus unserer Situation heraus ergeben hat: Haben Sie Ihrem Telin-Imperium von der Erde oder von sonstwo aus die Position Terras verraten?« Das Gesicht des Tel versteinte. Ein paarmal atmete er schnell und tief durch »Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit, Riker, aber auch Ihnen sage ich nun zum letzten mal, daß ich kein Verräter bin, weder an Terra, deren Gastfreundschaft ich genieße, noch an Telin, meinem Imperium, für das ich auch heute noch bereit bin, mein Leben zu opfern.«
Das hatte nicht theatralisch geklungen; seine Worte waren nicht von Pathos begleitet
gewesen. Dro Cimc blickte die Terraner im Leitstand der Reihe nach an.
Riker zuckte zusammen, aber nicht unter Dro Cimc's durchdringendem Blick.
Er hatte sich an etwas erinnert.
Im nächsten Augenblick stand die Verbindung zur astronomischen Abteilung.
»Lionel, Ren Dhark und ich haben doch damals auf dem Planeten Mirac in einem Flash,
der im gewachsenen Fels verborgen lag, Sternenkarten gefunden. Sie mit Ihren Kollegen
konnten damals damit nicht viel anfangen. Bitte, kommen Sie mit den Karten sofort in
den Leitstand!«
Kurz darauf trat Lionel ein.
»Cimc, haben Sie die Karte, die Ihre Experten vor zweihundert Jahren gefunden hatten,
schon einmal gesehen?«
»Ja!«
»Dann sehen Sie sich diese Karten einmal an.«
Als der Tel die fünfte betrachtete, sagte er nach kurzem Stutzen:
»Das ist die gleiche. Hier, unverkennbar die beiden hintereinanderliegenden Halbkreise!«
Jens Lionel wart einen Blick darauf und machte ein unglückliches Gesicht. »Das ist
gerade eine der Karten, mit der wir gar nichts anfangen konnten. Sie ist so verschlüsselt,
daß sie außer hundertzweiundachtzig Sonnen mit hundertzweiundachtzig Planeten nichts
angibt, aber was ist denn? Was habe ich denn gesagt, daß man mich plötzlich so
anstarrt?«
Riker trat auf ihn zu, »Sie haben nichts Falsches gesagt, Lionel Aber setzen Sie einmal
den Fall, daß eine dieser hundertzweiundachtzig Sonnen eine dieses Systems ist, in dem
wir uns gerade unfreiwillig aufhalten. Könnten Sie dann mehr aus dieser Sternenkarte
herauslesen?«
Lionel zuckte mit den Schultern. »Wir wollen es versuchen, doch versprechen kann ich
Ihnen nichts, und schnell ist der Auftrag auch nicht zu erfüllen. Überlegen Sie einmal,
wieviel Möglichkeiten wir haben. Da hat selbst der Checkmaster...« Erst jetzt stellte er
fest, daß der Checkmaster wieder arbeitete. »Was, der läuft, und wir sind nicht in der
Lage, einen einzigen Wert abzurufen?«
Riker winkte ab. »Wir sind nicht einmal in der Lage, zu starten, Lionel. Versuchen Sie
sich an der Sternenkarte. «
Der Bordastronom war entlassen. Riker warf einen Blick auf das Chrono. Seit mehr als
drei Stunden befand sich Ren Dhark mit Arc Doorn in dem geheimnisvollen Areal, und
seit drei Stunden war keine Meldung mehr von ihnen eingelaufen.
»Wir sollten nicht mehr länger zögern, eine Einsatzgruppe loszuschicken«, schlug Dro
Cimc vor. »Seit einer Ewigkeit ist nichts mehr passiert.«
»Zu früh!« sagte Riker und nahm wieder im Pilotensitz Platz. »Gerade weil nichts mehr
passiert ist, glaube ich nicht daran, daß sich Commander Dhark und Doorn in Gefahr
befinden.«
*
Das Brüllen und Grollen in der Station war unvermindert stark zu hören. Planet Cut-Out hatte reagiert!
Zwei der siebzehn Sessel vor der Instrumentenkonsole, die als Halbbogen konstruiert war, waren besetzt. Der Commander und der Sibirier saßen nebeneinander und wußten nicht mehr, was sie noch versuchen sollten. Eine Sicherung planetarischen Formats war herausgeflogen, und sie fanden die Steuerschalter-Kombination nicht, um sie wieder hereinzudrücken! Cut-Out war aktiv! Cut-Out bezog Energie von einer Sonne! Zum hundertstenmal hatte sich Ren Dhark gefragt, wozu diese unvorstellbar großen Energiemengen verwendet wurden, aber eine Antwort hatte er auf diese Frage nicht gefunden. Und die Zentrale zu verlassen, getrauten sie sich nicht. Das Erlebnis mit den Robotern war nicht dazu angetan, noch einmal mit den Konstruktionen Bekanntschaft zu machen, die sie für Unrat angesehen hatten. »Wir haben schon seit einer halben Ewigkeit keine Verbindung mehr mit dem Schiff...« Arc Doorn hielt das Nichtstun nicht mehr aus. Das Herumsitzen brachte sie auch nicht weiter. Dhark schüttelte den Kopf, sagte kein Wort dazu. Sein Wissen von Erron-3 mußte ihm weiterhelfen, aber war sein Wissen nicht bruchstückhaft? Hatte er von den aber Millionen Mentcaps, die dort im Archiv gespeichert waren, wirklich die allerwichtigsten eingenommen, oder hatte ihm das Archiv eine Reihe der weißen Kügelchen trotz Befehl über die Gedankensteuerung vorenthalten? Dieser Planet, auf dem sie sich mit der POINT OF befanden, war abgesichert gewesen, und sie hatten es trotz aller Sperren geschafft, auf ihm zu landen. Sie hatten es zu zweit auch geschafft, in die Station zu kommen, trotz Roboter, und dann waren sie auf der Flucht vor ihrer Vernichtung in diese Zentrale gekommen. Die Maschinenkonstruktionen waren aller Wahrscheinlichkeit nach so programmiert, diesen Leitstand nicht zu betreten. Plötzlich stellte Ren Dhark fest, daß er gar nicht mehr bei der Sache war. Er hatte sich mit Nichtigkeiten beschäftigt. »Was gibt's?« fragte Arc Doorn, der den Blick seines Chefs nicht deuten konnte. Abermals gab ihm der Commander keine Antwort. Was hatte er übersehen? Was war so wichtig gewesen, daß es unbedingt beachtet werden mußte? Doorns Hand klatschte gegen die Lehne seines Schwebesessels. »Dhark, so geht es nicht weiter und wir müssen etwas ...« Das letzte Wort sagte er nicht mehr. Ein eiskalter, scharfer Blick hatte ihn getroffen. Der Mann an seiner Seite war plötzlich nicht mehr nur Ren Dhark, sondern auch der Commander der Planeten. »Doorn, wir müssen noch einmal raus zu den Robotern ...« Das sah der Sibirier nicht ein. »Hier haben wir den Fehler gebaut, und hier müssen wir den Fehler finden. Was wollen wir draußen bei der großen Kugel und den Robotermonstren, gegen die wir so gut wie machtlos sind? Mir reicht's, daß man uns gleich zweimal verheizen wollte. Diese Müllabfuhr hier ist mir zu modern. Ich begreife nicht, weshalb Sie nicht den gesamten Versuch rückwärts laufen lassen. Damit wird doch dann automatisch der alte Zustand wiederhergestellt.« Dhark erhob sich, blickte an seinem M-Anzug herunter, dessen Klarsichthelm nach hinten geklappt war, und sah dann seinen Begleiter so an, als ob er ihn aus ganzem
Herzen bedauere.
»Wir können nichts wieder rückgängig machen, Doorn, weil zwei Ereignisse von außen
die gesamte Schaltung umgestellt haben. Nach Terfin-B-Go! ...«, und plötzlich benutzte
er eine Fachsprache, die auch der Sibirier nicht mehr verstand.
Atemlos lauschte der bullige Mann mit dem grobporigen Gesicht. Nur hin und wie der
verstand er einiges, was ihm der Commander zu erklären versuchte Doch als dieser
unentwegt die ihm fremde Terminologie benutzte, unterbrach er ihn.
»Dhark, kann man das auch auf terranisch sagen?«
Der Commander stutzte nicht einmal. »Nein, Doorn. Dafür gibt es noch keine Wörter.
Und für das hier ...«, mit der Hand machte er eine Bewegung, die die gesamte
Steuerkonsole umfaßte, »... gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach kein Gegenstück. Ja,
ich habe eine Sicherung herausfliegen lassen!« Schlagartig wurde sein Gesicht auffallend
blaß. Er legte die Hand gegen die Stirn und murmelte Worte, die Doorn nicht verstehen
konnte. »Kommen Sie mit! Jetzt müssen Sie mir helfen, Arc.«
Es war selten, daß der Commander seine engsten Mitarbeiter mit Vornamen ansprach,
doch oft ein Zeichen seiner starken innerlichen Erregtheit....
Er zog ihn an der Hand hinter sich her, fast bis ans andere Ende der im Halbbogen
aufgebauten Instrumenten- und Steueranlage.
Vor einem Bildschirm blieben sie stehen.
»Sehen Sie sich das an! Woran erinnert Sie das, Doorn?«
Der hatte schon auf der Zunge liegen: An gar nichts!, als es ihm blitzartig bewußt wurde;
»Das ist... das sieht so aus... das könnte ... Mein Gott, das ist ja eine der Sternenkarten,
die Sie auf Mirac gefunden haben, und mit denen hinterher kein Mensch etwas anfangen
konnte. Nicht einmal unsere Astronomen!«
Dhark nickte. »Das hätten wir schon vor ein paar Stunden wissen müssen, aber ich selbst
bin auch eben erst darauf gekommen.«
Der Bildschirm war samtschwarz wie der Weltraum draußen, wo es keine Sonnen gibt,
die ihn mit ihrem Licht aufhellen Doch im Samtschwarzen standen in einem doppelten
Halbkreis winzige Punkte in fast regelmäßigem Abstand nebeneinander: Doppelpunkte,
von denen jeweils der eine zehnmal größer war als der andere.
»Und wie geht's jetzt weiter?« fragte Arc Doorn, der immer noch nicht begriffen hatte,
was der Commander eigentlich wollte.
»Doorn!?« Ein Ausruf, der ein geballter Vorwurf war. Dharks Hand zeigte auf eine
dreifache Instrumentenreihe. »Haben Sie es jetzt verstanden?«
Der Sibirier, der manchmal zu fremden Techniken unwahrscheinlich schnell Kontakt
fand, zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich habe ein Brett vor dem Kopf, Dhark", sagte
er ehrlich. »Ich begreife immer noch nichts.«
»Dann passen Sie auf.« Dhark nahm im Sessel Platz und legte seine Fingerkuppen auf
einige Steuerschalter und brachte sie in andere Positionen. »Achten Sie auf die In strumente, besonders auf das Prä-Gerät.«
Beide kamen nicht dazu, ihre Beobachtung zu machen.
Hinter ihnen war das Schott zur Galerie aufgesprungen!
Der Höllenlärm der Station brandete ungehindert in die Zentrale herein. Doch keiner der
beiden Männer achtete darauf. Ren Dhark war aufgesprungen, und wie Doorn hielt er in
jeder Hand einen schweren Blaster.
Eine Gruppe Roboter stampfte herein!
Maschinenkonstruktionen, die entfernt menschliches Aussehen hatten und an die Robs auf dem Planeten Tower erinnerten, nur waren sie nicht größer als zwei Meter. Ihr Linsensystem war nicht auf die beiden Männer gerichtet. Daß sie ihre Strahlwaffen ausgefahren hatten, war nicht zu sehen. Laut krachte das Schott hinter dem letzten Rob zu. Ren Dhark hielt ebenso den Atem an wie Arc Doorn. »Siebzehn Roboter!« flüsterte er seinem Begleiter ins Ohr. Und hier standen siebzehn leere Schwenksessel »Ja, schöner Saturn, haben Sie die hereingerufen, Dhark?« platzte der Sibirier heraus. »Wenn ich das wüßte!« Da mußte Dhark einer Konstruktion ausweichen, denn die wollte den Sessel beanspruchen, in dem er vor kurzer Zeit noch gesessen und Schaltungen vorgenommen hatte. Dann saßen siebzehn Roboter in siebzehn Sesseln und schalteten. Und hinter ihnen standen zwei Terraner, die längst nicht mehr ihre Blaster schußbereit hielten und nur Augen für das hatten, was die Metallkameraden machten. Plötzlich wurde das Brüllen und Donnern noch lauter. Draußen in dem gewaltigen Raum mit seinen bizarren Leitungssystemen und der riesigen Kugel schien alles dem Untergang entgegenzurasen. Um nicht taub zu werden, schlossen Dhark und Doorn ihre Klarsichthelme. Die Roboter achteten nicht darauf, daß ihnen hier und dort Fremde über die Schulter blickten, deren Augen immer größer wurden. »Doorn, sie schalten alles noch höher. Sie...« Er hielt sich ungewollt an seinem Begleiter fest. Eine Sonne dieses Systems wurde angezapft. Über den Hyperspace holten sie die Energie herunter! Verlustlos lief sie ein! Dieses so verrückt aussehende Rohr- und Leitungssystem! Mit einem Schlag verstand er die Bedeutung dieser gigantischen Anlage. Durch dieses Leitungssystem wurde Sonnenenergie nicht nur hereingeführt, sondern auch umgeformt, abgeschirmt und abgekühlt! In dieser Station wurde mit entfesselten Energien gespielt, wie auf Terra Kinder mit einem Ball spielen! Er hörte Arc Doorn keuchen. Der hatte auch begriffen, welche Bedeutung die Rohranlage draußen hatte. »Diese Mysterious ... Commander, ich verstehe Sie nicht, daß Sie in diesen Burschen immer noch so etwas wie unsere Freunde sehen. Sie dürften gar nicht die Mysterious heißen, sondern die Unheimlichen. Mir sind sie mehr als unheimlich. Manchmal habe ich sogar Angst vor ihnen.« Aber Dhark hörte gar nicht zu. Er war weitergegangen. Diese lautlos arbeitenden Roboter faszinierten ihn, obwohl er keine Ahnung hatte, warum sie die Leistung dieser Anlage noch höher geschaltet hatten. Sein Blick fiel auf den nächsten Bildschirm. »Doorn, schnell, kommen Sie!« schrie er über Helmfunk und machte ihm Platz, Das Bild auf einem Schirm hatte sich vor Sekunden verändert. Die Tele-Vergrößerung mußte auf das Millionenfache gesprungen sein. Über dem winzigen Ausschnitt eines Planeten waren Doppelkugelraumer der Tels zu sehen, die in einem fürchterlichen Strahlfeuer vernichtet wurden! Schiff auf Schiff platzte auseinander, um dabei zu einer grell leuchtenden Sonne zu werden, die sich nach allen Seiten schnell ausdehnte. »Ob das alles von hier aus gesteuert wird?« Arc Doorn ahnte nicht, was er mit dieser
Frage in seinem Commander auslöste.
Dem fiel es wie Schuppen von den Augen.
Die Sternenkarte, die sie auf dem Planeten Mirac im versteckten Flash gefunden hatten!
Die gleiche Sternenkarte dort hinten auf einem Bildschirm!
Und auf diesem Schirm die Vernichtung eines Raumschiffverbandes der Tels, der aus
mehr als fünfzig Doppelkugelraumern bestand!
»Zwitt!«
Gellend hatte der Commander den Namen dieser einmaligen Welt im Schutz einer
Korona ausgestoßen! Im Mittelpunkt des Planeten Zwitt hatten ihn Parakräfte zum
Checkmaster gemacht. Er war willenlos geworden und hatte das tun müssen, was man
ihm auftrug. Er hatte mit dem Hy-Kon einen Flottenverband der schwarzen Weißen
verschwinden lassen!
»Großer Himmel, Dhark, was ist mit Ihnen los?«
Arc Doorn sah ihn an den Robs entlanglaufen. Er begriff seinen Commander nicht mehr.
Aber Dhark hatte endlich alles begriffen, auch, wie schwer es für einen Menschen war,
mit Erron-3-Wissen zu arbeiten.
Am neunten Sessel von links drängte er sich an einem Roboter zur Instrumentenkonsole
vorbei. Er griff über dessen Metallarme und Hände hinweg einfach in die Steuerschalter
hinein.
Die Konstruktion hinderte ihn nicht.
Ren Dhark fühlte, wie er unter Zwang handelte und arbeitete, aber es war nicht jener
ausweglose Zwang, der ihn in Zwitt zum Checkmaster hatte werden lassen. Sein ganzes
Tun wurde von seiner Initiative gelenkt.
Abschalten!
Alles abschalten!
Der gnadenlosen Vernichtung von telschen Raumschiffen ein Ende machen! Und alles
tun, damit der Prallschirm über die Station nicht mehr erstellt werden konnte.
Er sah nicht, wie die Maschinenkonstruktionen ihre Tätigkeit einstellten und unbeweglich
in den siebzehn Sesseln saßen.
Er sah seinen Begleiter nicht neben sich stehen, und er hörte über den Helmfunk auch
nicht des anderen erregtes Atmen.
Sechste Steuerschalter-Kombination.
Ren Dhark führte sie mit nachtwandlerischer Sicherheit durch! ....
Wissen von Erron-3!
Er hatte lange gebraucht, um damit vertraut zu werden und aus diesem Wissen etwas zu
machen.
Jetzt machte er etwas daraus! Er schaltete das galaktische Abwehrsystem der Mysterious
wieder ab! Er schaltete die Raubwellen aus, mit denen Sonnenenergie gestohlen wurde.
Er war sich klar, welche Eigenschaften diese Wellen hatten, mit denen Sonnenenergien
gestohlen werden konnten.
Technische Begriffe wirbelten durch seinen Kopf, die außer Dan Riker kein einziger
Mensch verstand.
Siebte Steuerschalter-Kombination!
Er sah zehn, zwanzig Instrumente mit einem Blick, und er vergaß nicht, welche Werte sie
anzeigten.
Er vergaß auch die Roboter nicht!
Ihr Erscheinen und ihr programmiertes Handeln hatten ihm endlich den Schleier vor seinen Gedanken zerrissen, der ihn so lange daran gehindert hatte, zu handeln. Achte und letzte Steuerschalter-Kombination! Abrupt brach der Höllenlärm in der gigantischen Halle mit der riesigen Kugel und den bizarren Rohrleitungen zusammen. Die Stille in der Zentrale kam so unerwartet, daß Arc Doorn sich umdrehte und nach dem Schott blickte. Irgendwann in der letzten Phase des Geschehens hatte es sich geöffnet, und weder er noch der Commander hatten es gehört. Als vorsichtiger Mann, der seine Erfahrungen mit den Roboterungeheuern draußen gemacht hatte, nahm Doorn wieder seine beiden Blaster in die Hände und behielt seinen Zeigefinger auf dem Kontakt. Er wollte kein drittes Mal als Müll in die Nähe eines atomar beheizten Müllschluckers kommen. Da legte ihm der Commander die Hand auf die Schulter. »Doorn, die Sicherung ist wieder drin!« Er lachte wie ein Lausejunge, der in letzter Minute seinen eigenen Streich wieder aus der Welt geschafft hat. »Eine nette Sicherung! Einen Planeten als Sicherung zu nehmen! Auf solche Gedanken können nur Mysterious kommen!« Wenn der Sibirier sie verflucht hätte, hätte es nicht anders geklungen. Er mochte sie nicht, die Geheimnisvollen! Sie lagen ihm schon seit Hope im Magen! Und er war im Innersten überzeugt, daß sie identisch waren mit den Grakos, der Geißel der Galaxis! Ein Stoß schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. »Träumen Sie nicht, Doorn! Jetzt müssen Sie endlich auch mal etwas tun. Suchen Sie mit mir zusammen das Schaltpult, über das dieser Planet vor unerwünschten Besuchen geschützt wird.« Arc Doorn grinste nach langer Zeit einmal wieder. »Warum so kompliziert, wenn es vielleicht einfach geht? Sie beherrschen doch die Sprache der Mysterious. Warum geben Sie den Robs nicht den Befehl, Ihnen das Schaltpult zu zeigen. Es wäre doch nett von den Blechkameraden, wenn sie die Suche für uns erledigten.« Zwei Dinge mußte Ren Dhark auf einmal erledigen: Über Doorns Vorschlag nachdenken und sich fragen, warum das Schott zur Galerie offen stand. Er dachte zweigleisig, etwas, das ihm noch nie schwergefallen war. Und diesem zweigleisigen Denken verdankten sie ihr Leben. Sie waren wieder als Müll geortet worden, aber das plumpe Robotungeheuer, das plötzlich auf der Galerie vor dem geöffneten Schott auftauchte, mußte ein radikales Pro gramm besitzen, denn es versuchte durch Strahlbeschuß die beiden Terraner zu ver nichten. Zwei mißtrauische Männer, die mit diesen Ungetümen der Mysterious ihre Erfahrungen gesammelt hatten, gewannen das Match, weil sie schon von ihren Blastern Gebrauch machten, als gerade die platte Nase des Monsters an der Schottecke auftauchte. Ein Schuß mußte die Zielerfassung der Robotkonstruktion beschädigt haben, denn anders war nicht zu erklären, daß der zweifache Strahlschuß des Ungeheuers zur Decke zischte. Im gleichen Moment hatten sie siebzehn Metallfreunde, die sich ihrer Sache annahmen. Ren Dhark und Arc Doorn waren kaum in der Lage, dem Geschehen zu folgen. Das Robotungeheuer, zerplatzte unter dem Beschuß der anderen Roboter. Drei rasten zum
Schott, dabei versprühten sie eine den beiden Männern unbekannte Flüssigkeit, die als zäher Nebel zwischen ihnen und dem Schott in der Luft stehenblieb. Arc Doorn, der schon wieder mit harter r-Strahlung rechnete, blickte verwundert auf die Instrumente seines tragbaren Ortungsgerätes, denn je länger der nebelige Film in der Luft stand, um so schneller sanken die r-Werte ab, bis sie so schwach waren, daß sie keine Gefahr mehr darstellten. Siebzehn Roboter hatten zwei Terraner akzeptiert. Einer der Roboter führte den Commander auf seine Anweisung zu einem Schaltpult. »Doorn, kennen Sie genau die Schwingungsfrequenzen unserer S-Kreuzer?« Verwundert kam der Sibirier näher. Was wollte Dhark mit diesen Angaben? »Kennen, Sie sie oder nicht, Doorn?« fragte der Commander ungeduldig, der neben einem Rob stand, der als einziger in einem der siebzehn Sessel wieder Platz genommen hatte. »Kenne ich natürlich. Bitte, hier ...« Er rasselte die Werte herunter. Zu seinem Erstaunen hörte er dann diese Werte in der Sprache der Geheimnisvollen durch Dhark wiederholen. »So«, sagte der Commander, als er sich wieder nach seinem Begleiter umdrehte, »von nun an werden S-Kreuzer ohne Schwierigkeiten hier landen, und starten können, ebenso die POINT OF. Wir sind jetzt registriert. Übrigens eine Maßnahme, die wir zum Schutz des Sonnen-Systems übernehmen sollten und ... Doorn, warum machen Sie jetzt dieses dumme Gesicht? Manchmal bringen Sie es spielend leicht fertig, mich zu verärgern.« »War mein Gesichtsausdruck so dumm, Dhark? Als Sie Ihren Vorschlag machten, habe ich mich in Gedanken nur gefragt, was der Spaß an Milliarden Dollar kostet; dabei soll die liebe Mutter Erde und ihre Regierung doch kurz vor der Pleite stehen. Oder stimmt das Gerücht nicht, das ich gehört habe?« Trocken lachte Dhark auf. »Sie haben recht. Terra steht vor größten finanziellen Schwierigkeiten, aber, haben Sie schon versucht, Verbindung mit der POINT OF zu bekommen?« Das war typisch für den dynamischen Commander. Doorn warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach, dann nahm er sein Spezial-Vipho und rief das Flaggschiff. Sofort meldete sich Walt Brugg aus der Funk-Z, der inzwischen auch wieder fit war. Er schaltete zur Zentrale durch, und auf der kleinen Bildscheibe tauchte Rikers Gesicht auf. Dhark übernahm. Aufmerksam hörte er zu. Nur einmal unterbrach er seinen Freund. »Was? Cimc hat die Befürchtung, die Tels könnten aufgrund der letzten Ereignisse einen Angriff gegen Terra starten?« Er erinnerte sieh, wie erst vor wenigen Minuten über irgendeinem Planeten des galaktischen Abwehrsystems ein Verband von mehr als fünfzig Doppelkugelraumern ver nichtet worden war. »Wir versuchen so schnell wie möglich zurückzukommen. Wenn uns keine Roboter monstren aufhalten, sind wir in einer Stunde wieder an Bord.« Sie trafen viel früher ein, denn Arc Doorn entdeckte den kleinen Transmitter, der sie zu dem Transmitter-Raum schaffte, durch den sie diese Anlage auf Cut-Out erreicht hatten. Ren Dhark hatte in seiner Kabine mit Wer Dro Cimc eine Unterredung unter vier Augen. Sie währte nicht lange. »Cimc, wenn Sie befürchten, daß das Telin-Imperium Terra angreifen wird, dann bleibt
Ihnen jetzt nichts anderes übrig, als mir die Position ihrer Hauptwelt anzugeben. Ich will
mit dem Vank verhandeln. Ich möchte Sie als Dolmetscher dabei haben. Messen Sie
meinem Versuch auch nur eine kleine Erfolgsmöglichkeit zu?«
Wer Dro Cimc schüttelte den Kopf.
»Dhark, Sie kennen den Vank nicht. Mär Cooze, Tra Lrer und Orle Sedaft sind keine
politischen Persönlichkeiten, sondern jeder ein Nichts, der nie ein Risiko eingehen würde.
Ich verrate Ihnen nichts Neues, Dhark: Wir Tels werden durch den Kluis regiert. Der
Vank führt ein Schattendasein, und die Vankko haben keine Handlungsvollmacht. Sie
werden bei Ihrem Vorhaben nur in größte Schwierigkeiten kommen.«
»Als Vertreter Terras?« Zweifelnd blickte Dhark den Tel an.
Dro Cimc lachte.
»Terranische Ethik und telsche Ethik, und nur weil wir etwa so aussehen wie ihr Ter raner, darum sollen wir euch in allem gleichen? Dhark, ich warne Sie, zu diesem Zeit punkt Telin aufzusuchen!«
Dhark erhob sich. »Wenn Sie um Ihre persönliche Sicherheit besorgt sind, dann können
Sie mit einem Flash nach Erron-1 zurückfliegen.«
Der schwarze Weiße beherrschte sich meisterlich. »Vor wenigen Stunden hat Riker mich
des Verrates verdächtigt. Jetzt zweifeln Sie meinen Mut an. Keine schönen Eigenschaften
der Terraner. Trotzdem: Ich gebe Ihnen die Position von Cromar an.«
»Cromar?« Dhark hatte diesen Namen noch nie gehört.
»Die Hauptwelt des Telin-Imperiums.« »Und darf ich jetzt auch erfahren, aus
wieviel Planeten es besteht, Cimc?«
»13 227! Davon sind Vierfünftel voll besiedelt, aber Sie erwarten doch nicht, daß
ich Ihnen Zahlenangaben über die Flotte liefere?«
»Dann wären Sie ein Verräter, Wer Dro Cimc!«
Damit war die Unterredung in Ren Dharks Kabine beendet.
Kurz darauf ging ein To-Funkspruch nach Erron-1 ab.
Lapidar teilte der Commander mit, daß er unterwegs nach dem Telin-Imperium sei.
Damit schwieg der Sender der POINT OF; Anrufe von Erron-1 beantwortete das Schiff
nicht mehr.
* Drei S-Kreuzer jagten durch das Universum: die D-120, 121 und 122. Drei Ringraumer,
die sich von anderen Ringraumern nicht unterschieden, und dennoch stellten sie ein
Novum innerhalb der TF dar.
Es waren die ersten robotisch bemannten Raumer, mit denen der Stab der Terranischen
Flotte einen Einsatz wagte.
Ziel: Die starken und häufigen Strukturerschütterungen im Spiralarm II/a näher zu
untersuchen!
Auf jedem Schiff flogen als Kontrollorgane und als letzte Befehlsinstanz zwei Offiziere
mit, sechs Männer insgesamt, die sich schon nach dem ersten Flugtag geschworen hatten,
solch einen stinklangweiligen Job nie mehr zu übernehmen.
Auf allen drei Schiffen spielte man Dauer-Schach!
Auf allen drei Schiffen erledigten die Roboter vom Planeten Tower ihre Aufgabe so
hervorragend, daß die Offiziere es sich abgewöhnen mußten, darüber noch länger zu
staunen.
In der D-121 klang die Verständigung auf.
»Da-1 an Kommandant!«
Dabei war Da-1 der robotische Kommandant, aber laut seiner Programmierung rangierte
er als Erster Offizier an Bord.
»X-Zeit läuft. Transition in 25 Sekunden. Sprung über Grün. Distanz 3264 Lichtjahre.«
Calcul und Forme sahen von ihrem Schachbrett auf und zur Sternenkarte hin.
»Über Grün?« murmelte Forome, ein quicklebendiger Mann aus der Gascogne. »Dann
stehen wir ja bald weit hinter II/a.«
Calcul, ein phlegmatischer Major vom Tanganjika-See, dessen Urgroßvater ein
versprengter Belgier gewesen war und der ihm deshalb den schönen, französisch klin genden Namen geschenkt hatte, hatte sich schon den nächsten Zug überlegt und freute
sich darauf, Forome wieder matt zu setzen. Er winkte ab.
»Und? Da-1 handelt nach Order. Unser Zielgebiet ist nicht scharf umrissen worden!
Hallo, Da-1, Transition und Zielrichtung sind genehmigt.« Dann machte er den nächsten
Zug.
In der D-121 war das typische Pfeifen überall zu hören; das unveränderte Zeichen, daß
das Schiff kurz vor einer Transition stand. Deshalb beeilte sich Forome mit seinem Zug
und übersah den Springer seines Kollegen.
Calcul grinste nach innen, doch plötzlich wurde sein Gesicht grau. Nicht er würde gleich
seinen Kollegen hereinlegen, sondern Forome ihn.
Da erfolgte die Transition. Sprung durch den Hyperspace in Nullzeit. Im gleichen
Moment rematerialisierte die D-121 um 3264 Lichtjahre auf Grün versetzt.
Weit hinter dem robotisch besetzten Ringraumer lag der Spiralarm II/a.
Major Calcul kam nicht mehr zu seinem Zug. Durch das Schiff lief das Heulen und
Tosen, das Brummen und Summen hochgefahrener Aggregate.
»Grüne Neune!« stieß Forome aus und erhob sich so schnell und heftig, daß er hart gegen
den Schwebetisch stieß und die Figuren auf dem Schachbrett umstürzten.
Die D-121 griff an!
Major Calcul schlug die Taste zum großen Bildschirm in die Arretierung. Der Schirm
flammte auf, die Schwärze des Alls sprang in ihre Kabine, aber auch die enggebündelten
Strahlbahnen, die aus drei Richtungen nach dem Ringraumer griffen.
Mit metallisch klingender Stimme, ohne jede Spur Erregung, meldete Da-1 den beiden
Majoren:
»Werden von Doppelkugelraumern angegriffen. Setzen uns ab.«
Der Befehl des Stabes der TF hatte gelautet, unter allen Umständen Kampfberührung zu
vermeiden.
Calcul und Forome warfen sich nur einen Blick zu, dann befanden sie sich schon auf dem
Deck und rasten der Kommando-Zentrale zu.
Im Schiff war wieder das undefinierbare Pfeifen zu hören.
Verdammt, fluchte Calcul in Gedanken, warum geht der Rob nicht in Nottransition?
Das Schott zum Leitstand flog krachend vor ihnen auf.
In den beiden Schwenksesseln saßen die Roboter vom Planeten Tower und nahmen von
den Männern keine Notiz. Die D-121 schoß aus allen Strahlantennen, die in der
blaufunkelnden Unitallhaut des Ringraumers lagen. Das Schiff wehrte sich gegen diesen
feindlichen Energieansturm aus drei Richtungen.
Fünf große Doppelkugelraumer der Tels versuchten die D-121 zu einer Sonne zu machen
!
»Nottransition!« brüllte Forome durch den Leitstand, als er das Feuerwerk an den
Intervallfeldern seines Kreuzers sah. Flammenkaskaden jagten nach allen Seiten. Die
Belastung der beiden Mini-Welträume mußte fast hundert Prozent betragen.
»Nottransition nicht erforderlich!« widersprach die Robotkonstruktion im Pilotensitz, und
die beiden federnden Antennen an seinem Kopf bewegten sich nicht einmal.
Da blitzte es in der Tiefe des Raumes zwischen zwei fernen Sternen grell auf.
Ein telsches Schiff war ein Opfer der Nadelstrahlen der D-121 geworden, dieser
überlichtschnellen, rosarot leuchtenden Energiefinger, die fast alle Arten von Prallschir men durchschlugen und jede Materie in Energie umsetzten. Nur beim Unitall hatten sie es
etwas schwerer. Um Unitall umzuwandeln, war ein langer Dauerbeschuß erforderlich.
War die Umwandlung einmal ausgelöst, dann gab es kein Halten mehr, bis auch das
letzte Gramm des künstlich erzeugten Schwermetalles Energie geworden war.
»Ich befehle ...«
Die Transition erfolgte.
Ohne sich umzudrehen, erklärte Da-1:
»S-Kreuzer D-121 auf Grün um 164,2 Lichtjahre versetzt!«
Damit gaben sich die beiden Majore nicht zufrieden.
Calcul herrschte den ersten Offizier des Schiffes an: »Bericht!« und vergaß darüber, daß
er es mit einem Roboter zu tun hatte.
Der Bericht kam. Monoton klang die Stimme der Metallkonstruktion. Kurz war die
Darstellung.
»Im Rematerialisierungsmoment wurde die D-121 von fünf Doppelkugelraumern geortet
und sofort mit überlichtschnellen Energiestrahlen angegriffen. Laut Order 4/e feuerte die
D-121 zurück und traf gleichzeitig Vorbereitungen für eine Fluchttransition. Order 4/e
durchgeführt.«
Verblüfft sahen sich Forame und Calcul an. Mit dem letzten Satz hatte ihnen der Roboter
den Wind aus den Segeln genommen.
»Der ist geriebener als ein dreimal gesiebter Ganove!« flüsterte Forome seinem Kollegen
zu, der immer noch den Rob mißtrauisch musterte und ihn im Verdacht hatte, daß er sie
elegant auf den Arm genommen hatte. Denn wie kam ein programmiertes Etwas dazu,
aus seinem Verhalten Schlüsse zu ziehen?
»Ortung?« schnarrte Forome den Metallriesen von Tower an.
Im nächsten Moment wurde er mit einer Flut Daten überschüttet. Die wichtigsten behielt
er.
Starke Struktur-Erschütterungen auf Grün 134 und Blau 21:05 in 123, beziehungsweise
in 345 Lichtjahren Entfernung!
Zahl der Schiffe geschätzt zwischen 2000 bis 4000 Einheiten!
Mit hochgeschaltetem Sternensog raste die D-121 der nächsten Sonne zu, die knapp zwei
Lichttage vor ihnen stand.
Die Roboter in der Funk-Z hatten erfaßt, daß sich die beiden Majore in der Kommando-
Zentrale befanden. Ober die Bordverständigung gab einer mit seiner monoton klingenden
Stimme durch:
»Aus dem gerade verlassenen Kampfgebiet starker Funkverkehr in Richtung blau!«
Forome und Calcul nickten.
Sie hatten nichts anderes erwartet. Die vier Tel-Schiffe alarmierten jetzt ihre Heimathäfen
und teilten ihnen mit, daß sich ein Ringraumer in diesem Sektor der Milchstraße
herumtrieb. Damit war es kaum noch möglich, die auffallend starken und vielen Struktur-
Erschütterungen in diesem Bereich unbemerkt zu beobachten, um Schlüsse daraus zu
ziehen, was sich hier entwickelte.
Da trauten die beiden Majore ihren Ohren nicht mehr.
In der D-121 war wieder das undefinierbare Pfeifen zu hören.
Die D-121 raste der nächsten Transition zu.
»Da-1, welches Ziel springen Sie an?« fragte Calcul, der neben die Robotkonstruktion
getreten war und ihr die Hand auf die Metallschulter gelegt hatte. Erst als ihm bewußt
wurde, wie kühl diese Schulter war, zog er seine Hand wieder zurück.
Mit diesen Apparaten, dachte er, werde ich nie warm! Roboter als Schiffsbesatzung?
Pfui, Teufel!
»Grün 134; Sprungdistanz 122 Lichtjahre!«
Es war zu spät, eine Gegenorder zu erteilen.
Transition des S-Kreuzers D-121; ein Sprung durch den Roboter Da-1 durchgeführt.
Der Ringraumer ortete in einer Entfernung von einem Lichtjahr ein Sonnensystem, in
dem es von startenden und landenden Raumschiffen wimmelte.
Calcul hastete zur Bordverständigung, schaltete und rief durch:
»Frequenzanaly ...«
Die letzte Silbe blieb ihm im Hals stecken.
Wieder einmal erhielt er den Beweis, daß sie es mit Robotern zu tun hatten und nicht mit
Menschen, die alle ihre Fehler hatten.
Monoton klang es in der Zentrale auf:
»Frequenz-Analyse durchgeführt; einwandfrei Doppelkugelraumer der Tels. Darunter
befinden sich aber auch etwa hundert bis hundertzwanzig Xe-Flash. Zahl der Schiffe
schätzungsweise 9800. Davon befinden sich auf Fahrt 1345 Einheiten! In allen Schiffen,
ob im Landezustand oder auf Fahrt, laufen die Triebwerke. Massenstart scheint
bevorzustehen.«
Den beiden Majoren sträubten sich die Haare.
Diese exakten Angaben hatten sie nicht erwartet; so schnell wenigstens nicht, und
unbewußt stieg ihre Achtung vor dem Leistungsvermögen der Roboter, die vor rund
tausend Jahren in den zweiundfünfzig Türmen des Planeten Tower hergestellt worden
waren.
Der Astro-Rob meldete sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
»System hat dreizehn Planeten. Davon sind Nummer vier und fünf Sauerstoffwelten. Auf
ihnen befinden sich die großen Raumhäfen.«
Calcul wurde es heiß und kalt. Er stand immer noch an der Bordverständigung.
»Funk-Z! To-Funkspruch an Terra mit...«
Ein Roboter in der Funk-Z erlaubte es sich, Major Calcul zu unterbrechen.
»Die Störungen des elektromagnetischen Feldes in der Galaxis reichen bis in den
Hyperspace hinein. To-Funkverbindung mit Terra zur Zeit nicht möglich.«
Aber der Stab der TF mußte wissen, was sich zwischen dem Spiralarm II/a und III/a
abspielte. Fragend blickte Calcul seinen Kollegen an. Der verstand den Blick, und er
nickte.
Rundspruch an alle Roboter im Schiff:
»Sind alle Daten gespeichert?« Eine Frage, die bei Robotern völlig überflüssig war.
Alle Daten gespeichert!
Forome und Calcul mußten sich an Roboter erst noch gewöhnen! Bei ihnen gab es kein
menschliches Versagen. Sie waren Maschinen, aber Maschinen in einer Vollendung, die
manchem Terraner unheimlich war.
»Rücksprung Richtung Terra um 15000 Lichtjahre!« befahl Forome dem Da-1.
Im gleichen Moment erwiderte der Pilotenroboter, der erste Offizier der D-121:
»Springkoordinaten erstellt. X-Zeit läuft. Sprung in 29 Sekunden!«
Calcul hatte einmal das Glück gehabt, einen Flug mit der POINT OF zu machen, und
während dieses Fluges hatte die Gedankensteuerung das Schiff übernommen. Viel
schneller als Da-1 hatte sie auch nicht gearbeitet.
Und dann rasten die 29 Sekunden dahin.
Die Transition der D-121 erfolgte. Um 15000 Lichtjahre in Richtung Erde wurde der S-
Kreuzer versetzt.
»To-Funkverbindung nach Terra steht!« meldete der Rob aus der Funk-Z.
Verstohlen wischte sich Forome den Schweiß von der Stirn.
Das Tempo der Metallkonstruktionen verdiente den Ausdruck robotisch, und daran
mußte er sich erst einmal langsam gewöhnen.
Dann strahlte die D-121 den folgenschweren Spruch zum Stab der TF ab. Kurz darauf
kam die neue Order herein:
D-121 ins Operationsgebiet zurückkehren und Beobachtungen fortsetzen,, gez. Button, Marschall der TF Auf Terra aber dachten viele Männer an jene schwarzen Weißen, denen es gelungen war,
trotz aller Sicherheitsmaßnahmen von der Erde zu entkommen, und das bedeutete
gleichzeitig, daß den Tels die Position des Sonnen-Systems bekannt war.
Aber auf der Erde wußte kein Mensch. wo in dem Sternenmeer der Galaxis das Telin-
Imperium zu suchen war. Der einzige, der darüber Bescheid wußte, war der Commander,
und dieser hatte auf die dringenden Rufe von Erron-1 nicht mehr geantwortet.
Marschall Bulton befand sich schon im Aufbruch, als eine Folie auf seinen Schreibtisch
flatterte, deren Inhalt ihn alarmierte.
Spruch der D-122, durch FO XVII per To-Funk übermittelt. Im offenen Kugelsternhaufen DD-889-s laut Sternenkatalog im Bereich von mehreren hundert Planeten auffallend viele und starke Struktur-Erschütterungen. Müssen uns absetzen, weil wir ununterbrochen von Doppelkugelraumern verfolgt werden. FrequenzAnalyse: Schiffe der Tels. Die schwarzen Weißen verfügen in diesem Bereich über mehr als 1000 Xe-Flash. D-122, Major Rezu Die FO XVII. die sich im Anflug auf Terra befand und diesen Spruch aus den Tiefen des
Raumes mitgebracht hatte, weil man selbst mit To-Funk über weite Distanzen nicht mehr
durchkam, konnte auf Anfrage aus Cent Field nichts weiteres zu der Meldung der D-122
sagen.
Marschall Bulton war nicht bereit, allein die Verantwortung zu tragen. Schweren Herzens
schaltete er zu Henner Trawisheim durch, Ren Dharks Stellvertreter auf der Erde.
»Rufen Sie Ihren Stab zusammen, Bulton. Ich kann in einer halben Stunde ankommen.
Reicht Ihnen dieser Termin?«
»Ja«, sagte Bulton und wischte sich müde über die Stirn, dann schaltete er wieder ab. Dieses Mal wußte er, daß die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten war, und die Kata strophe kam in Form von Doppelkugelraumern über Terra! * Neben den Göttern der Tels wurde der Kluis auf dem Planeten Cromar wie ein gottähnliches Wesen verehrt. Der Kluis, das größte Rechengehirn der schwarzen Weißen, war dem Bereich des Technischen entwachsen und über einige Jahrhunderte terranischer Zeitrechnung zu einem Mythos geworden. Milliarden Tels hatten inzwischen vergessen oder nie gehört, daß dieser Kluis in dem schimmernden Bauwerk, das von drei zylindrischen Halbbogen gekrönt wurde, nichts anderes als eine gigantische Rechenmaschine war. Woher sollten sie auch dieses Wissen beziehen, denn außer den wenigen Technikern und Ingenieuren, die der Kaste der Stummen angehörten, durften nur die Vankko und ihre engsten Mitarbeiter das prachtvolle Bauwerk betreten, das vom größten Architekten der schwarzen Weißen vor Jahrhunderten errichtet worden war. Immer wieder hieß es in den offiziellen Verlautbarungen: Der Vank hat auf Rat des Kluis beschlossen ... Während der Vank aus drei Tels bestand, deren Namen in unregelmäßiger Folge wech selten, änderte der Kluis nie seinen Namen. Und der Vank hatte auf Rat des Kluis' beschlossen, die Heimatwelt der weißen Affen anzugreifen und zu vernichten! Aber in der Regierungsmitteilung war verschwiegen worden, daß man die galaktische Position der Affenwelt nicht kannte. Vankko Crt Sagla sah in dieser Tatsache einen Hoffnungsschimmer, daß das seiner Meinung nach selbstmörderische Unternehmen seines Volkes zum Schluß doch nicht durchgeführt werden konnte. Aufmerksam studierte er die Bulletins der Flotte. Seit vielen Zeit-Einheiten hatten sie stereotypen Inhalt. Bisher suchte man vergeblich nach der Heimatwelt der Affen. Die vielen angemessenen Struktur-Erschütterungen innerhalb der Galaxis hatten kein einziges Schiff auf die richtige Spur geführt. Wohl war man hier und dort auf die Ringraumer der anderen gestoßen, doch in keinem Fall gelang der Versuch, eins dieser Schiffe zu kapern, um über das Bordgehirn die Position der unbekannten Welt zu erfahren. Crt Sagla dachte nicht mehr an seine handgreifliche Auseinandersetzung mit seinem Kollegen Rber. Dieser Intrigant und Karrieremacher war für ihn gestorben. Die Wonnen des Abgrundes würden ihn bald aufnehmen, und kein Tel würde dann noch von Vankko Rber sprechen. Crt Sagla, der nachdenklich an seinem Schwebetisch saß, wurde durch eine Nachricht gestört, die durch einen Schlitz, auf den Tisch flatterte. Seine Augen weiteten sich, je länger er las. »Gibt es die wirklich noch?« fragte er ungläubig und verblüfft zugleich. Er hielt eine Meldung in der Hand, in der behauptet wurde, daß vier Crekker versucht hätten, vor den Vank treten zu dürfen. Crekker, diese Unglücklichen einer Welt, die schon seit vielen hundert Zeit-Einheiten nicht mehr bestand. Crekker, die mit ihrer Welt vernichtet worden waren, weil sie sich
durch eine nie geklärte Mutation zu Ungeheuern auf dem Parasektor entwickelt hatten.
Damals waren sie zu einer riesengroßen Gefahr für das Imperium geworden.
Damals hatte es noch keinen Kluis gegeben, und in einem viele Tage langen Ringen
zwischen dem Vank und den Vankko war dann beschlossen worden, die Heimatwelt der
Crekker mit dem letzten dieser Unglücklichen zu vernichten.
Und nun hatten vier Crekker den Antrag gestellt, vor den Vank treten zu dürfen!
»Was?« stieß Crt Sagla entsetzt aus, und er fühlte, wie ihm der Schweiß auf der Stirn
ausbrach. »Sie behaupten, die Position Terras, der Welt der weißen Affen, zu kennen?«
Der Schlitz im Schwebetisch spie die nächste Nachricht aus.
Der Vank unterrichtete jeden Vankko, daß die vier Crekker inzwischen ihre Audienz
beim Vank erhalten hatten.
Die galaktische Position der Heimatwelt der weißen Affen ist 345,8 Per, l 0284,6 Cru
und 5 839,9 S/o. Er ist der dritte Planet seines Systems.
Die vier Crekker sind nach der Audienz gemäß dem Gesetz über Mutanten umgewandelt
und von den Wonnen des Abgrundes aufgenommen worden.
Vankko Crt Sagla saß wie erstarrt. Seine Hoffnungen bestanden nicht mehr. Daß man die vier Crekker umgebracht hatte, interessierte ihn nicht. Auch in seinen Augen waren diese Tels, die mit ihrem Parakönnen in der Lage waren, jeden Tel im Bereich seines Gehirns zu verändern, Ungeheuer, die vernichtet werden mußten. Im gleichen Moment durchzuckte ihn eisiger Schreck! Wenn es diesen vier Crekkern vor ihrer Vernichtung gelungen war, den Vank zu ver ändern? Sagla hatte nicht nur den Schweiß auf der hohen Stirn stehen, sondern plötzlich waren auch seine Handflächen schweißnaß. Er setzte sich mit Tgut in Verbindung, dem er von allen anderen Kollegen am meisten Vertrauen schenkte. Vankko Tgut besaß über die Crekker noch weitere Nachrichten. Sie waren ihm direkt von der Flotte zugegangen. »Sie haben sich auf diesem Planeten, den die weißen Affen Terra nennen, lange auf gehalten und ihre bösen Experimente mit ihnen gemacht. Die Flotte ist besorgt, weil man nicht weiß, wo die übrigen Crekker stecken. Die vier, die vernichtet wurden, haben nicht verraten, wo die anderen zu finden sind.« Crt Sagla schwieg zu diesen Neuigkeiten. Das unerwartete Auftauchen der Crekker und die Tatsache, daß es von diesen Ungeheuern immer noch Exemplare gab, würde nichts am Entschluß des Vank ändern, Terra anzugreifen. »Sagla, ich habe von dritter Seite die nicht offizielle Nachricht erhalten, daß die Flotte der weißen Affen nur aus ein paar tausend Schiffen besteht. Jeder Crekker, einzeln vom Vank verhört, soll die gleichen Angaben gemacht haben.« »So?! Tgut, ich erinnere mich noch gut, daß ein einziges Schiff der Weißen unsere große Roboter-Flotte in die Wonnen des Abgrundes geschickt hat. Ein einziges Schiff! Und bei dieser Aktion kam ein Vankko um ...« »Der Kluis...« Nun ließ auch Crt Sagla seinen Kollegen nicht ausreden. »Ja. ich weiß, Tgut, der Vank hat auf Rat des Kluis beschlossen. Wann hat er das einmal nicht getan? Ich ...«
Er verstummte, und auch Vankko Tgut sprach nicht mehr. Bei beiden spielte sich das gleiche ab. Der Schlitz im Schwebetisch spie eine neue Nachricht aus. Sie kam vom Vank und war an alle Vankko und an die Wers der Flotte gerichtet. Der weiße Affe Ren Dhark befindet sich mit seinem Ringschiff POINT OF im Anflug auf Cromar und bittet den Vank um eine Unterredung. Nach den Informationen durch die vier Crekker ist Ren Dhark die wichtigste Persönlichkeit auf seiner Heimatwelt. An Bord seines Schiffes befindet sich der Verräter Dro Cimc, den der weiße Affe Dhark als seinen Dolmetscher bestätigt haben will. Die Bestätigung haben wir auf Rat des Kluis' erteilt. In Crt Saglas Ohren rauschte es. Ununterbrochen glaubte er die Worte zu hören: Die Bestätigung haben wir auf Rat des Kluis' erteilt! Für Wer Dro Cimc bedeutete es das Todesurteil! Und dieser Ren Dhark würde Cromar als Lebender nicht mehr verlassen! Für Vankko Crt Sagla brach eine Welt zusammen. Aber die Depressionen hielten nicht lange an. »Tgut«, sagte er über die Verbindung, »wenn diesem Dhark etwas geschieht, läuft Cromar Gefahr, eine Sonne zu werden. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Angst gehabt, aber vor diesem Ringschiff, das die Weißen POINT OF nennen, habe ich Furcht. Ich werde darum, auch wenn der Beschluß des Vank durch den Kluis bestätigt worden ist, beim Vank gleich vorstellig werden und ihm meine Befürchtungen vortragen. Ich muß ...« Tgut unterbrach seinen Kollegen. »Ich würde es heute, morgen und in den nächsten Tagen nicht tun. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, welch offenes Ohr Rber vor wenigen Stunden beim Vank gefunden hat. Der Vank soll entsetzt gewesen sein, daß es einen Vankko Sagla gibt, der in Dro Cimc keinen Verräter sieht, obwohl der Kluis ihn als größten Verräter des Imperiums eingestuft hat.« Eigentlich hatte Crt Sagla allen Grund, seinem offenherzigen Kollegen Tgut zu danken, denn die Warnung, die in seinen Worten lag, war nicht zu überhören. Aber er bedankte sich bei ihm nicht. »Tgut, ich bin Träger des Trado, und als erster Träger werde ich von meinem Recht Gebrauch machen.« Er sah auf dem Schirm Tguts Kopfschütteln. »Zu spät, Sagla. Sie stehen schon seit Stunden unter Kontrolle. Wahrscheinlich wird auch unser Gespräch abgehört. Ich rechne sogar fest damit. Ich rate Ihnen, nicht aktiv zu werden. In keinem einzigen Fall. Auch nicht für Dro Cimc. Und ist er kein Verräter, der dem weißen Affen Dhark die Position von Cromar gegeben hat?« Auffallend langsam schüttelte Vankko Crt Sagla den Kopf. »Tgut, was kein Tel weiß, verrate ich Ihnen. Dro Cimc ist mein Sohn, und wie ich mich kenne, kenne ich ihn. Ihn im Stich lassen, hieße mich und meine Ehre zu verraten. Aber ich werde abwarten. Ich danke Ihnen, Tgut.« *
Der Planet Cromar war eine einzige Stadt.
So etwas hatten die Terraner noch nicht gesehen. Im Vergleich dazu kam ihnen die
übervölkerte Erde wie eine Siedlung vor, in der jedes Haus vom anderen Kilometer weit entfernt lag... Die riesigen Raumschiffhäfen lockerten die kompakte Wohnballung kaum auf. Schweigend beobachtete man in der POINT OF über die Bildkugeln, wie der Planet unter ihnen langsam größer wurde. Die fünf Doppelkugelraumer, die dem Flaggschiff entgegengeflogen waren, geleiteten das Ringschiff zur nördlichen Polhälfte. In der Kommando-Zentrale gab Dro Cimc den Kommentar. »Staats-Raumhafen. Dort empfängt der Vank wichtige Persönlichkeiten. Hätte man uns zu einem anderen Hafen dirigiert, dann hätte ich höchste Alarmstufe empfohlen.« »Cromar!« sagte Ren Dhark nachdenklich, der sein Schiff flog und immer wieder über die Bildkugel diese kaum vorstellbare Häuserballung betrachtete. Cromar war mit 10 002 Kilometern Durchmesser kleiner als Terra, aber seine Schwerkraft betrug dennoch 1,21 Gravos. Die Zusammensetzung der Atmosphäre glich der irdischen bis auf das Argon, das hier völlig fehlte. Statt dessen waren die Analytiker auf ein Edelgas gestoßen, das sie nicht kannten. In knapp 23 Stunden rotierte Cromar um eine kleine GO-Sonne, die ebenfalls mit Sol nicht konkurrieren konnte. Zweihundertacht Tage dauerte der Umlauf um den leben spendenden Himmelskörper, der außer Cromar nur noch drei Planeten besaß, die alle Methangaswelten waren. Drei Monde, von denen der am weitesten entfernte ein Gegenläufer war, gehörten zu der Hauptwelt der Tels, auf der dicht gedrängt 48 Milliarden schwarze Weiße lebten. Niedrige, aber breite Höhenzüge lockerten die weiten Ebenen auf. Sieben große Kontinente ließen keinen Platz mehr für Ozeane irdischen Maßstabes. Die gewaltigen Ströme, von denen nach Cimc's Angaben allein acht den Amazonas an Länge und Wasserführung weit übertrafen, waren überbaut. Jeder Quadratmeter Boden auf Cromar wurde genutzt. Der Jahreszeit nach war es Hochsommer, aber die mittlere Temperatur betrug knapp siebzehn Grad. »Künstlich niedrig gehalten«, erklärte der Tel, »weil der größte Teil der Flora von kühleren Planeten importiert wurde.« »Importierte Flora?« fragte Dan Riker verwundert, der vergeblich nach Wäldern oder Grasebenen Ausschau gehalten hatte. »Wo ist denn hier eine Flora zu sehen?« Dro Cimc lächelte. »Wir sind schon seit vielen Zeit-Einheiten davon abgekommen, synthetische Nahrung zu produzieren, als wir auf fremden Planeten auf Pflanzen stießen, die unter den kärglichsten Bedingungen wucherten und hochgradige Vitaminträger waren. Innerhalb von wenigen Umläufen hatten unsere Bioniker gesteuerte Mutationen erzeugt, die nur die eine Bedingung stellten, unter siebzehn Grad Temperatur wachsen zu können. Damals, als der Vank beschloß, sich der Forderung der Bioniker zu beugen, gab es beinahe eine Revolution auf Cromar, denn die Durchschnittstemperatur beträgt in Wirklichkeit 19,9 Grad, doch als dann innerhalb kurzer Zeit die Nahrung umgestellt wurde und die Tels den Unterschied zwischen Natur- und Kunstprodukten schmecken konnten, gewöhnten sie sich schnell an die niedrigere Durchschnittstemperatur. Und heute werden die hochwertigen Vitaminträger in den überbauten Flüssen gezüchtet. Es gibt auf Cromar keinen einzigen Wasserlauf, der von einer Schiffahrt genutzt werden kann.« Die Straßenzüge, über die sie in niedriger Höhe hinwegflogen, waren sehr breit und
besaßen mehrere Hochbahnstrecken, doch der Hauptverkehr wickelte sich unterirdisch ab. Cromar war von einem verwirrenden Netz von Tunnels durchwühlt, durch das hyperschnelle Großraumtransporter rasten und einen Tel innerhalb von einer knappen Stunde von Pol zu Pol brachten. Der Staats-Raumhafen war dreimal größer als Cent Field. Seine Größe kam durch den Umstand noch eindrucksvoller zur Wirkung, daß vier Fünftel seiner Fläche von den gigantischen 800-Meter-Doppelkugelraumern besetzt waren. Selbst dem Wer Cimc war diese Massierung von Raumschiffen unheimlich. Offen gab er zu: »Das sieht nach einem bevorstehenden Angriff aus!« Dhark und Riker warfen ihm gleichzeitig ihren fragenden Blick zu. Statt einer Antwort nickte der Tel. Angriff gegen Terra? Die fünf Raumschiffe der schwarzen Weißen landeten früher als die POINT OF. Ge genüber diesen Riesen war der Ringraumer ein Zwerg, der im Mittelpunkt des Fünfeckes weich aufsetzte. An der Schleuse l wurde die Rampe ausgefahren. Im Schiff wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Die Bildschirmvergrößerung zeigte ihnen das Empfangsgebäude, ein Wolkenkratzer-Mammut von mehreren Kilo metern Länge und einer Höhe, die über tausend Meter reichte. Auch solche Bauten hatte Terra nicht aufzuweisen. Dennoch hatten die Männer, die mit ihrem Commander die Rampe wenig später hinuntergingen, keine Minderwertigkeitskomplexe. Ren Dhark, Dro Cimc und Dan Riker gingen in einer Reihe. Hinter ihnen folgten vier Experten für Weltraumfragen. Sie wurden von den Cyborgs Bram Sass, Holger Alsop, Lati Oshuta und Mark Carrell umgeben. Sie allein wären kurz vorher noch einmal von Dhark in dessen Kabine gerufen worden und hatten Spezialkonstruktionen erhalten. Den Schluß der Gruppe bildeten Chris Shanton, Arc Doorn und der Robothund Jimmy, dem dreimal eingetrichtert worden war, unter keinen Umständen seine robotische Existenz zu verraten, oder auch nur einmal die Schnauze aufzumachen und ein Wort zu sagen. Nur Bellen war ihm gestattet. »Darf ich als dämlicher Köter dann nicht einmal zubeißen, wenn es angebracht ist?« hatte sich dieses Unikum nicht verbeißen können zu fragen. »Ich zerreiße dich in der Luft!« hatte ihm der Dicke angedroht, damit aber bei Jimmy keinen Eindruck machen können. Am Fuß der Rampe standen drei Xe-Flash, raumtüchtige Fahrzeuge der Mysterious, die die Tels auf einem ihrer Planeten vor vielen Zeit-Einheiten entdeckt hatten. Zwischen Xe-Flashs und der Rampe standen drei Tels in der glatten, grauen Uniform, die nur durch eine Auszeichnung dekoriert war. »Der Vank!« hatte Cimc seinen Begleitern auf halber Strecke der Rampe gesagt. Terras wichtigster Mann trat der politischen Führungsspitze des Telin Imperiums entgegen. Der weiße Affe war zu den schwarzen Weißen gekommen. Drei Augenpaare musterten Ren Dhark, der noch einen Schritt getan hatte, als seine Begleiter stehengeblieben waren. Ihm am nächsten befand sich Dro Cimc, der die Auf gabe hatte, zu dolmetschen. »Ren Dhark. Ich freue mich, den Vank des Telin-Imperiums begrüßen und besuchen zu dürfen.«
Unverwandt wurde er von den fast gleichgroßen Tels gemustert. Ihre Augen verrieten
nicht, was sie dachten. Sie schenkten Cimc keinen Blick, als er zu übersetzen begann.
»Wir sind bereit, die Fremden von einem Planeten, der Terra genannt wird, zu emp fangen.«
»Dhark, das ist Mär Cooze«, flüsterte ihm Cimc zu, während der Vank noch sprach.
Der Commander stutzte, als der Tel übersetzt hatte.
Wir sind bereit, die Fremden zu empfangen! Eiskalter konnte eine Begrüßung nicht
formuliert werden.
»Bitte!«
Cooze deutete auf Ren Dhark und Riker, den nächsten Xe-Flash zu besteigen. Un mißverständlich bedeutete es, daß Dro Cimc zurückbleiben sollte, um ein anderes Fahr zeug aufzusuchen.
»Cimc, Sie kommen mit!« ordnete Dhark so laut an, daß der Vank unbedingt den Namen
Cimc verstehen mußte.
Ein anderer Vank stutzte, flüsterte hastig mit seinen Kollegen, und dann richtete Mär
Cooze in scharfen Ton eine Frage an Dhark.
»Warum laufen die Triebwerke eures Ringschiffes noch?«
Diese Meldung mußte der andere Vank, der Tra Lrer hieß, eben erhalten haben.
»Weil ich es angeordnet habe!« erklärte Ren Dhark gelassen. Er war nicht daran in teressiert, schon jetzt jede Verhandlung durch aggressives Verhalten zum Scheitern zu
verurteilen, aber ihm behagte der Ton dieses Vank ganz und gar nicht.
Das Triumvirat des Telin-Imperiums bestieg vor den Gästen den Xe-Flash. Dro Cimc, der
die Sitten und Gebräuche seiner Welt kannte, flüsterte Dhark und Riker zu: »Vorsicht,
denn der Vank hat die Unhöflichkeit auf die Spitze getrieben. Das war ein Affront!«
Der Xe-Flash hob ab.
Wortlos saß der Vank den Terranern und Dro Cimc gegenüber. Sie verhielten sich so, als
ob sie allein seien.
Ren Dhark musterte die Tels, die nach irdischen Maßstäben geschätzt zwischen sechzig
und siebzig Jahre alt waren. Ihre Gesichter zeigten keine markanten Merkmale, wenn
man davon absah, daß die Zeichnung der Lippen auffallend dünn und schmal war.
Plötzlich beugte sich der Vank Tra Lrer etwas vor.
»Der Vank ist es nicht gewohnt, sich von seinen Gästen Vorschriften machen zu lassen.
Dieser Verräter hat weder das Recht noch eine Ehre, uns unter die Augen zu kommen,
und wir bestehen darauf, daß er nach der Landung aus unserer Gegenwart entfernt wird.«
Dro Cimc übersetzte Wort für Wort.
Ren Dhark ließ sich nicht einschüchtern.
»Vank, Sie haben im Funkspruch zugestimmt, daß Wer Dro Cimc als Dolmetscher
fungieren kann. Wenn Sie es versäumten, Ihre Zustimmung mit Einschränkungen zu
verbinden, dann ist es Ihr Fehler. Dro Cimc bleibt mein Dolmetscher, oder der Vank stellt
sich mir als ein wortbrüchiges Triumvirat vor. Und so etwas kann sich auch der Vank des
Telin-Imperiums nicht nachsagen lassen.«
Die Antwort blieb aus.
Dan Rikers Gesicht zeigte immer deutlicher seinen Grimm über diese ungehobelte
Gesellschaft, in der er sich aufhalten mußte. Ihm fielen die Warnungen ein, die sie von
Dro Cimc erhalten hatten, und ihm fiel ein, daß jeder von ihnen in den Augen der Tels
ein weißer Affe war.
Wieviel netter und menschlicher hatte doch der erste Name geklungen, den Menschen
den Tels gegeben hatten: schwarze Weiße!
Riker zauderte keinen Moment, zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche, schob sich
eine zwischen die Lippen, drehte das Mundstück und begann zu rauchen.
Zum erstenmal gerieten die drei Tels aus der Fassung.
Rauchen war in ihrem Imperium unbekannt; rauchen war für sie etwas so Neues, daß sie
es nicht begriffen.
Und dann ahmte Ren Dhark seinem Beispiel nach.
Der aromatische Duft des Tabaks mußte für die Tels gleichbedeutend mit Gestank sein.
Vank Orle Sedaft verlor seine Beherrschung.
»Cimc, befehlen Sie den weißen Affen, sofort das Rauchessen einzustellen!«
Cimc übersetzte auch die weißen Affen ins Terranische!
Da machte Ren Dhark eine wichtige Beobachtung.
Er kannte die Xe-Flash von der Sternenbrücke her.
»Dan«, sagte er, ohne auf die Forderung des Vank einzugehen, »wir befinden uns genau
im Zielbereich von Strahlwaffen. Schau mal unauffällig rechts und links zur anderen
Wand hoch. Fußbreit über den Köpfen von Lrer und Sedaft.«
Jedes Wort, das in diesem Xe-Flash gesprochen wurde, hörten auch seine Männer, die
ihnen in anderen Fahrzeugen folgten. Er wie Riker und auch Dro Cimc trugen ein
eingeschaltetes Spezial-Vipho, das nicht nur den Ton, sondern auch das Bild übertrug.
Im zweiten Xe-Flash sagte Mark Carrel. zu seinen Kollegen nur ein Wort: »Phanten!«
Die anderen wußten, was das zu bedeuten hatte: Gefahr! Höchste Gefahr!
Vank Sedaft begann zu husten, Ren Dhark, der sich erinnerte, welche Folgen der erste
und einzige Rauchversuch für Dro Cimc gehabt hatte, zertrat seine Zigarette. Riker folgte
seinem Beispiel.
»Vank, wir wollen nicht unhöflich sein.« Das Triumvirat reagierte mit Schweigen. Der
Xe-Flash setzte auf. Im gleichen Moment waren die beiden leicht irisierenden
Abstrahlpole in der Wand nicht mehr zu sehen. Die Bedrohung der Terraner war vor läufig zu Ende.
Das Schott am Xe-Flash öffnete sich. Diesmal ließ der Vank den Terranern den Vortritt,
abermals auch nach den Sitten des Imperiums eine Ungezogenheit.
Als sie den Landeplatz von einer geschlossenen Hausfront umgrenzt sahen, fragte Dhark
den Tel Cimc: »Wo sind wir hier?«
»Nicht im Sitz des Vank. Mehr weiß ich auch nicht.«
Dicht hinter ihnen landete der zweite Xe-Flash, in dem der Rest der Gruppe transportiert
worden war. Wortlos traten die Männer zu ihrem Commander. Jimmy schmiegte sich
auffallend liebebedürftig an Dharks Beine, und unwillkürlich streichelte Dhark das
robotische Unikum, klopfte ihm das Fell und sagte: »Paß schön auf, Jimmy, wenn du ein
braver Hund bleiben willst!«
Da trat ihm das ausgewachsene Miststück so hart auf einen Zeh, daß Ren Dhark um ein
Haar einen Schmerzenslaut ausgestoßen hätte. Erst im letzten Augenblick begriff er, daß
der Scotchterrier ihm damit etwas hatte sagen wollen, und er glaubte ihn auch verstanden
zu haben:
Keine Sorge, Dhark, ich paß schon auf. Darauf kannst du dich verlassen! Zwei weitere Xe-Flash landeten auf der Fläche, die nicht einmal halb so groß wie ein Fußballplatz auf der Erde war. Bevor Ren Dhark und seine Männer begriffen, waren sie
von Soldaten des Imperiums umzingelt, und schwerste Handstrahlwaffen richteten sich unmißverständlich auf sie. Der Commander ignorierte diesen bedrohlichen und heimtückischen Vorgang. Er wollte auf den Vank zugehen, der unter dem Xe-Flash stand, mit dem sie gekommen waren. Drei bewaffnete Tels glaubten mit dem weißen Affen leichtes Spiel zu haben. Mit einem gellenden Wutschrei stürzten sie sich auf den Commander und versuchten, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Dhark streckte die Finger seiner rechten Hand und holte blitzschnell zu einem Hand kantenschlag aus. Seine Linke schickte er zur gleichen Zeit als Faust los. Beide trafen ins Volle. Der dritte Tel fand kaum Zeit, sich verwundert zu fragen, wieso er plötzlich im hohen Bogen durch die Luft flog. Da zischten von allen Seiten Strahlen. Das Militär des Imperiums nahm die weißen Affen unter Feuer. Geschockt stürzten die Männer zu Boden, und als Jimmy bemerkte, daß auch die Cyborgs alles mitmachten, ließ er sich über die rechte Seite fallen und streckte alle viere von sich. Daß seine Zunge aus dem Maul hing und ununterbrochen hin und her zuckte, konnte man für ungesteuerte Nervenreaktionen halten. Tatsächlich hatte der Scotchterrier den Abstrahlpol seiner Zunge aktiviert und lauerte darauf, unbemerkt den ersten Strahlschuß anbringen zu können. Nicht das Militär war sein Ziel, sondern dieser Vank, der sie heimtückisch überfallen lassen hatte, aber eine Sekunde später war die beste Gelegenheit nutzlos vertan. Unter dem Vank hatte sich der Boden geöffnet, und das Triumvirat des Telin-Imperiums war durch einen A-Grav verschwunden. Zwischen den Männern lagen die vier Cyborgs, denen der Schockerstrahl nicht das geringste ausgemacht hatte, aber sie hatten es vorgezogen, sich der Lage anzupassen und abzuwarten. Wie Kadaver wurden sie alle in einen Xe-Flash gepackt. Kurz darauf hob das Fahrzeug ab, um Kurs auf ein unbekanntes Ziel zu nehmen. Die Cyborgs gratulierten sich, daß die Tels ihrer Sache so sicher waren und sie ohne Begleitpersonal transportierten. Mark Carrell schaltete sein Spezial-Vipho auf Funk und unterrichtete in wenigen Sätzen Falluta in der POINT OF, wie übel man dem Commander und allen anderen mitgespielt hatte. »Hier sieht es nicht viel besser aus, Carrell. Ende, fremde Funk-Ortung läuft!« * In der POINT OF herrschte höchste Alarmstufe, dennoch war von Nervosität nicht das geringste in der Kommando-Zentrale zu spüren, und in den anderen Abteilungen des Flaggschiffes ging das Leben fast normal weiter. Der Erste Offizier des Flaggschiffes hatte kurz nach der Durchsage von Mark Carrell bekanntgegeben: »Die Tels werden mit dem Hy-Kon ein blaues Wunder erleben, wenn sie dem Commander ein Haar krümmen oder uns angreifen sollten!« Selbst Leon Bebir hatte ihn ungläubig angesehen, aber erst seine Bemerkung gemacht, als Falluta die Verständigung wieder abgeschaltet hatte.
»Ihr Hinweis aufs Hy-Kon hat die Wirkung einer Beruhigungspille, nur schade, daß wir nichts damit anfangen können, wenn es drauf ankommt.« »Meinen Sie?« Falluta grinste. »Aber wenn Sie nichts einzuwenden haben, dann kann ich Ihnen binnen einer Stunde beibringen, wie man zu schalten hat, um das Hy-Kon zu entwickeln. Ich habe es durch den Commander in genau achtundfünfzig Minuten gelernt.« »Was? Wann?« Plötzlich war Falluta von allen anderen Offizieren der Zentrale umringt. Sogar Grappa und Yell hatten ihre Ortungen im Stich gelassen. Zu überraschend war die Eröffnung des Ersten Offiziers gewesen. Falluta dämpfte ihren euphorischen Zustand. »Mit dem Hy-Kon können wir uns wohl Luft schaffen, aber dem Commander kaum helfen. Für ihn gibt es nur noch einen schwachen Strohhalm: Blitzeinsatz der Flash wenn es zum Äußersten kommt. Darum habe ich angeordnet, daß alle Flash-Piloten Sitzwache in ihrem Blitz schieben.« Die Offiziere nahmen ihre Aufgaben wieder wahr. Die Tels, wahrscheinlich darüber unterrichtet, daß der wichtigste der weißen Affen sich mit seiner Abordnung in ihrer Gewalt befand, zeigten ihnen unverhüllt, daß sie in den Fremden ihre Todfeinde sahen. Die POINT OF wurde im offenen Fünfeck auf dem Staats-Raumhafen immer mehr eingekesselt. Ein 800-Meter-Doppelkugel-raumer nach dem anderen landete, und der Leerraum zwischen den fünf Schiffen, die sie zu diesem Landeplatz gebracht hatten, wurde immer mehr ausgefüllt. »Wir sollten das obere Intervall einschalten!« schlug Bebir vor, der vor Zorn kochte und am liebsten den Befehl gegeben hätte, aus allen Antennen diese unverschämten Tels samt ihren Schiffen anzugreifen. »Wir haben zu warten, bis sich einer der Cyborgs wieder meldet!« dämpfte Falluta den Zorn seines Zweiten. »Wir warten aber nun schon über zwei Stunden, und mir kommt das Warten langsam hoch. Da, Falluta! Da haben wir die Schweinerei!« Gleich einer Wolke aus Stahl schoben sich achtzehn 800-Meter-Kugelraumer in viertausend Meter Höhe über die POINT OF. Und auf Minimalabstand fliegend, blieben die Raumgiganten der Tels genau über dem Ringschiff der TF stehen. Aus allen Richtungen kamen die nächsten Schiffe heran! Um die POINT OF wurde eine kompakte Mauer aus Doppelkugelraumern gebaut! »Fehlt nur noch ein Fesselfeld mit allen Schikanen!« Bebirs Ahnungsvermögen war ausgezeichnet. Trocken meldete Yell von den Ortungen: »POINT OF liegt unter einem sehr starken Fesselfeld!« »Dann hilft uns nur noch das Hy-Kon«, sagte Falluta, der mit dieser Entwicklung nicht gerechnet hatte. »Aber es hilft nur uns und nicht dem Commander. Und darum bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder einmal zu warten. Verdammte Tels! Verdammtes heimtückisches Pack!«
*
FO XIII und FO XXI hatten über To-Funk gleichlautende Meldungen zum Stab der TF abgestrahlt. Raumschiffe der Tels richten mit Spezial-Relaisstationen eine Fernsehbrücke ein, die vermutlich eine Verbindung mit Terra herstellen könnte. Die allgemeine Richtung der bisher erstellten Strecke weist eindeutig auf das Sol-System hin. Bidor, Kommandant der FO XIII Die Meldung der FO XXI klang nicht anders, nur hatte der Kommandant hinzugefügt: In der Nähe einer jeden Relaisstation halten sich Raumschiffe der Tels auf, die sofort zum Angriff übergehen, wenn wir uns ihrer Anlage nähern. Wir haben Bild- und Ton übertragungsversuche beobachtet, die auf diese relativ kurzen Distanzen durch die Störungen im galaktischen Magnetfeld nicht beeinträchtigt werden. Major Eskes, Kommandant der FO XXI Marschall Bulton hatte beide Meldungen durch den großen Suprasensor jagen lassen und hielt nun die Folie mit der Auswertung in der Hand. Wahrscheinlichkeit 98,2 Prozent! Er machte sich auf den Weg, Henner Trawisheim aufzusuchen. Der entließ sofort drei Sachbearbeiter, als der Marschall sein Büro betrat, weil er nichts Gutes ahnte. Noch während er die Meldungen las, wurde er blaß. Dann schob er sie zur Seite und fragte: »Marschall, wissen Sie, was das bedeutet?« »Und ob ich das weiß!« schnaubte der cholerische Bulton und schlug mit der Hand auf Trawisheims. Schreibtisch. »Angriff der Tels gegen Terra, und irgendwo in der Milchstraße sitzen einige Milliarden Tels vor ihren Bildschirmen und sehen über diese Relaisstrecke, wie man uns vernichtet!« »Bulton, wir sind selten so gut einer Meinung gewesen, aber ich habe aus dieser Aktion der Tels noch etwas mehr herausgelesen. Der Commander lebt nicht mehr! Die POINT OF existiert nicht mehr. Die Tels haben nun keinen Grund mehr, das Schiff zu fürchten, das ihrer Meinung nach die große Robot-Flotte vernichtete. Und die Tels kennen nun genau die galaktische Position der Erde!« Marschall Bulton beugte sich vor und starrte Henner Trawisheim durchdringend an. »Trawisheim«, begann er, und er sprach auffallend langsam, »wenn ich Sie nicht so gut kennen würde, dann müßte ich jetzt den Verdacht haben, Sie seien ein zweiter Norman Dewitt. Ruhe, Mann! Lassen Sie mich aussprechen! Sie haben gerade den Verdacht geäußert, der Commander sei tot und die POINT OF würde nicht mehr existieren. Diese Worte kommen in der nächsten Zeit nicht wieder über Ihre Lippen. Sie werden im Gegenteil Märchen erzählen. Zum Beispiel über Ren Dhark, daß er erfolgreich mit diesen schwarzen Weißen verhandelt, nur daß sich die Verhandlungen in die Länge zögen, weil so viel zwischen den Tels und den Terranern abzugrenzen sei. Trawisheim, ich möchte die TF behalten, wie sie jetzt ist, eine verschworene Ge meinschaft, die bereit ist, für einen Mann durchs Feuer zu gehen. Und dieser eine Mann sind Sie nicht. Das bin ich nicht. Dieser eine Mann heißt Commander Ren Dhark. Und wenn er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht mehr leben sollte, so muß er für alle anderen leben. Haben wir uns gut verstanden?«
Ren Dharks Stellvertreter ließ sich nichts anmerken, obwohl ihn Bultons Worte schwer getroffen hatten. Die Anspielung auf Norman Dewitt war ungeheuerlich, aber dennoch hatte der cholerische Marschall aus seiner Sicht wiederum auch recht. »Wir sind uns einig, Bulton. Wir sind uns auch darin einig, daß die Tels unter keinen Umständen das Vergnügen haben dürfen, am Fernsehschirm sehen zu können, wie Terra verbrennt.« »Ja, einig wären wir uns, aber mir wäre wohler, wenn ich einen Weg wüßte, um die Synties zu Hilfe zu rufen. Aber niemand kennt diesen Weg zu ihnen. Nicht einmal der Commander hat gewußt, wie man mit ihnen in Verbindung treten könnte.« Im Westen, weit hinten am Rande des Tonto Basins, ging die Sonne unter. Ihre roten Strahlen fielen in Trawisheims Arbeitszimmer, in dem so manche Nacht lange das Licht brannte und in dem ein einsamer Mann versuchte, die Probleme Terras vom Schreibtisch aus zu bewältigen. Nur wenige wußten, welch ein Könner dieser Henner Trawisheim war, der kaum ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat und der dann mit seiner Persönlichkeit nicht ankam. Aber alle, die ihn kannten, waren überzeugt, daß das Geschick der Erde bei ihm in besten Händen lag. *
Falluta verlor die Nerven nicht. Die Tels mit ihrer Raumschiffpyramide, unter der die POINT OF buchstäblich begraben lag, konnten ihn nicht beeindrucken. Die drei Fesselfelder noch weniger. Noch war er in der Lage, jeden Augenblick das Hy-Kon zu entwickeln, und was danach von der ganzen Raumschiffpracht übrigbleiben würde, wußte auch der letzte Mann im Schiff. Aber daß nun schon der zweite Cromar-Tag vergangen und vom Commander immer noch keine Nachricht eingetroffen war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenigstens Jimmy hätte sich melden müssen, aber auch von Shantons robotischem Spielzeug war kein Blip zu hören. »Wir warten noch einen Tag!« Er blickte zum Chrono, betrachtete es kurz und sagte dann entschlossen: »Morgen um 15:30 Uhr Planetenzeit setze ich das Hy-Kon ein, wenn der Commander sich bis dahin nicht gemeldet hat. Dann wollen wir einmal sehen, wie schnell dieser Vank hier aufkreuzt!« »Hoffentlich ist es bis dahin nicht zu spät«, gab Leon Bebir zu bedenken. Niemand ahnte, daß sich am anderen Tag die Wonnen des Abgrundes für eine kleine Gruppe Terraner auftun sollten.
*
Die Ortungen der C-12 arbeiteten seit Stunden mit maximaler Leistung. Die Roboter waren unermüdlich und ließen an ihrem präzisen Arbeiten keinen Wunsch offen. Dreieinhalb Lichtjahre vor dem offenen Kugelsternhaufen DD-889-s stand der S-Kreuzer im freien Fall und tastete mit seinen weitreichenden Aggregaten über den Hyperspace diese Sternansammlung ab.
Aber Tausende Meßdaten waren durch den Suprasensor gejagt und ausgewertet worden.
Immer deutlicher zeichnete sich ein verhältnismäßig kleiner Sektor ab, in dem es von
startenden, landenden und transistierenden Raumschiffen nur so wimmelte.
Major Rezu und Major Angs, die einzigen Lebewesen in der D-122, hatten vergessen,
daß sie Menschen waren und schon seit Stunden mit knurrendem Magen im
Kommandostand herumliefen.
Sie fühlten, daß sie dicht vor einer wichtigen Entdeckung standen, und darum dachten sie
auch nicht daran, aus dem Energieschatten der weißen Sonne herauszutreten, in dem sie
sich nach der letzten Transition aufhielten.
Schweigend arbeiteten die Roboter vom Planeten Tower. Sie benötigten keine Nahrung,
keine Getränke; sie benötigten nur Energie, und die wurde ihnen durch einen kleinen,
aber leistungsfähigen Konverter fremder Konstruktion ununterbrochen zugeführt.
Ununterbrochen arbeitete der große Suprasensor; terranische Techniker, die ihn ent wickelt hatten, durften stolz auf ihr Produkt sein, denn er hielt der starken Beanspruchung
durch die Roboter stand, die ihn mit ihren erfaßten Werten überschütteten.
Rezu und Angs hatten sich an ihre robotische Besatzung gewöhnt, wenn ihnen auch das
Arbeitstempo der Konstruktionen immer noch etwas unheimlich war, denn Dau erbelastungen von diesen Ausmaßen hielt kein menschlicher Körper durch.
»Da, Rezu!« Angs' Schrei gellte durch den Leitstand, und mit der rechten Hand riß er die
Folie an sich, die der Suprasensor gerade ausgestoßen hatte.
Ortsbestimmung aufgrund von 3,27 Millionen Meßdaten Der Suprasensor hatte hinter dieser Mitteilung nicht einmal ein Ausrufezeichen gesetzt! Und dann lasen die beiden Majore gemeinsam drei Koordinatengruppen. Distanz vom Sol-System 51000 Lichtjahre Die zweite Folie wurde ausgestoßen.
Zwei der drei Koordinationsgruppen wurden im Sekundenbereich berichtigt.
Durchmesser des Planeten 10 002 Kilometer; Schwerkraft 1,2 Gravos. Rotationszeit
22:52,34 Stunden; Umlaufzeit 208 d, 3 h und 12 m; zweiter von fünf Planeten mit drei
Monden; GO-Sonne kleiner als Sol. Mittlere Temperatur 16,9 Grad Celsius;
Sauerstoffwelt.
Sie konnten nicht ahnen, daß sie die Daten von Cromar in der Hand hielten. Aber sie
ahnten, wie wichtig das Resultat aus mehr als drei Millionen Messungen war.
»Rückflug nach Terra einleiten!« ordnete Major Rezu an, und der Rob Dc-1 wiederholte
den Befehl.
In drei Transitionen wollten sie die Strecke schaffen. Wenn alles glatt verlief, dann lagen
sie mit der D-122 in acht Stunden auf dem Raumhafen von Cent Field.
X-Zeit lief. Im Schiff war wieder dieses undefinierbare Pfeifen zu hören. Dann erfolgte
der Sprung und mit der Rematerialisierung der Angriff!
Sie waren dicht vor einem Pulk Doppelkugelraumer aus dem Hyperspace wieder ins
heimatliche Kontinuum zurückgekommen. Die D-122 platzte mitten in den Aufbau einer
automatisch arbeitenden Relaisstation hinein, und sie war vom nächsten feindlichen
Schiff nicht einmal tausend Kilometer entfernt.
Kein Intervall schützte den S-Kreuzer. Nur das Unitall hielt die vernichtenden Strahlen
noch ab. Major Angs dachte nicht an sein Leben. Über die Verständigung schrie er dem
Rob in der Funk-Z zu: »Daten über den erfaßten Planeten in Dauerruf abstrahlen.
Höchste Sendeleistung!«
Die ersten Treffer ließen die Unitallzelle der D-122 wie eine zersprungene Glocke dröhnen. Selbst den Robotern gelang es bei diesem Energiesturm nicht mehr, eins der beiden Intervalle zu erstellen. »Nottransition!« schrie Rezu gellend durch die Kommando-Zentrale, als der S-Kreuzer von einer Serie von Treffern geschüttelt wurde und so laut brüllte, als ob er auseinanderbrechen wollte. »Achtundsiebzig Prozent der Flächenprojektoren zerstrahlt!« gab der Pilotenroboter mit monotoner Stimme bekannt! Mehr als dreiviertel seiner Kraft konnte das Schiff aber nicht emittieren! Die restlichen zweiundzwanzig Prozent reichten kaum aus, um die D-122 nach stundenlangem Flug auf Überlicht zu bringen. Transitionen waren nicht mehr möglich. Da schlossen die beiden Majore ihre Klarsichthelme und schalteten den Funk ein. Drei Bildschirme fielen aus und wurden grau. Durch das Schiff heulten und donnerten die ersten Explosionen. Die Bordverständigung klappte nicht mehr überall. Von der Waffensteuerung kam keine Meldung mehr. Wieder versagte ein Bildschirm, aber auf den zwei letzten war der Untergang eines Doppelkugelraumers zu sehen. Die beiden Majore hatten keinen Blick dafür. »Vier M-Konverter explodiert!« meldete der Ko-Rob, als ob es sich um eine Kleinigkeit handeln würde. Gigantische Explosionsdrücke rasten durch die Decks und versuchten den Unitallraumer zu zerfetzen, aber noch hielt das Material aus. Da geriet das Schiff unter Punktbeschuß, Angs und Rezu wußten, daß das Ende dicht bevorstand. »Spruch von der ARFON aufgenommen und bestätigt«, gab der Rob aus der Funk-Z durch. »Gott sei Dank!« dachte Major Angs noch, dann war die Stichflamme schon da, die die D-122 zerriß und in eine grelle Sonne verwandelte. Die TF hatte einen robotischen Kreuzer mit zwei Mann an Bord zwischen den Sternen verloren. * Gelassen nahm Vankko Crt Sagla die Nachricht auf, sich im Kluis vor dem Vank einzufinden. Er hatte nichts zu verbergen, und er dachte nicht daran, mit seiner Ansicht über den Beschluß des Vank, Terra zu vernichten, zurückzuhalten. Ihn beunruhigte nur etwas, daß er seit zwei Zeit-Einheiten keine Informationen über die terranische Abordnung mehr erhalten hatte. Sein Roboter hatte den Transmitter eingeschaltet, die Gegenstation im Kluis aufgerufen und dann seinem Herrn gemeldet, daß der Weg frei sei. Alle acht Vankko waren vor den Vank befohlen worden. Sie warteten in dem luxuriös ausgestatteten Raum, der hoch über dem Rechengehirn lag und einen weiten Blick über Cromar erlaubte. Rber stand mit drei anderen Vankko zusammen, und flüsternd unterhielten sie sich. Automatisch hatte sich eine zweite Vierergruppe gebildet — dieselben Tels, die mit Rbers Verhalten bei der nächtlichen Sitzung im Kluis nicht einverstanden gewesen waren
und die sich dann hatten ansehen müssen, wie Sagla seinem Kollegen die Hand ins Ge sicht setzte. Über Cromar rasten gigantische Raumer in alle Richtungen. Es war ein ununterbrochenes Starten und Landen. Selten hatte die Hauptwelt des Imperiums diese Flotten massierungen beobachten können. Nachdenklich verfolgte Crt Sagla einen großen Verband, der mit unheimlicher Ge schwindigkeit dem freien Raum zustrebte. Es war ein imponierendes Bild, aber jedesmal, wenn der Vank daran dachte, wie großartig es ausgesehen hatte, als damals die Robotflotten gestartet waren, um einen einzigen terranischen Ringraumer zu vernichten, dann beschlich ihn unerklärliche Unruhe... Unwillkürlich schüttelte er den Kopf, und Jpart hatte diese Bewegung bemerkt. »Haben Sie wegen des Vank Sorgen, Sagla?« fragte er. »Nein, aber ich sorge mich um unser Imperium, denn das Schiff, das unsere Robotflotte vernichtet hat, befindet sich nun auf Cromar. Wir haben die Gefahr vor der Tür stehen und wollen es einfach nicht wahrhaben. Wenn ich doch nur mit Dro Cimc sprechen könnte.« »Der ist geschockt und festgenommen worden. Wie alle anderen weißen Affen!« erklärte ihm Jpart, als sei das selbstverständlich. Vankko Sagla wirbelte auf der Stelle herum und starrte seinen Kollegen mit dem Ausdruck größten Entsetzens an. »Was haben Sie gesagt? Wir haben...? Die Abordnung der Weißen? Jpart, haben Sie jetzt einen schlechten Scherz gemacht?« Aber Jpart brauchte nicht zu antworten. Sagla erkannte, daß der andere ihm nur eine ihm unbekannte Tatsache berichtet hatte. Dumpf fuhr er fort: »Wir haben es gewagt, gegen unsere eigenen Gesetze zu verstoßen? Wir haben eine Abordnung, der wir Verhandlungsbereitschaft zugesagt hatten, festgenommen?« »Auf Befehl des Vank, nach Beratung mit dem Kluis«, sagte Jpart leise, weil die Gruppe um Rber sie beobachtete, seitdem sie miteinander sprachen. »Nach Beratung mit dem Kluis... natürlich! Und wo befinden sich jetzt die Terraner?« »Sie sollen vor den Vank kommen. Im Augenblick bemüht man sich, sie wieder fit zu machen. In ihrer Gesellschaft befindet sich ein Tier, daß unheimlich schnell und ge schickt sein soll. Es ist ihm bisher gelungen, sich jeder Untersuchung zu entziehen.. Un sere Experten stehen vor einem Rätsel, weil, es seinem Körpergewicht nach viel tiefer hätte geschockt sein müssen als die weißen Affen.« »Sagen Sie zu den Fremden nicht die weißen Affen, Jpart. Sie selber nennen sich Terraner. Dieses Wort sollten auch wir verwenden, sonst könnte es gut möglich werden, daß wir für den abwertenden Ausdruck doppelt zu bezahlen haben. Welche Sicherheitsvorkehrungen sind getroffen worden, damit das fremde Ringschiff kein Unheil anrichten kann? Wissen Sie etwas darüber? Ich stelle nur fest, daß man mich erfolgreich isoliert hat und mir keine einzige Nachricht zukommen ließ.« »Das haben Sie Rber zu verdanken. Der Vank ist Rbers Ansicht. Ich rate Ihnen, sich bei der Besprechung vor dem Vank zurückzuhalten, doch was das Raumschiff der weißen ... ah, der Terraner betrifft: es wird innerhalb weniger Augenblicke zerstrahlt werden, wenn es nur einen Angriffsversuch wagt.« »Das glauben Sie, Jpart? Hoffentlich behalten Sie recht.« Da wurden die Terraner hereingeführt, von der Wache des Kluis eskortiert.
Zum erstenmal in ihrem Leben sahen Vankko weiße Affen! Unwillkürlich blieb der Blick aller Tels auf einem breitschultrigen weißblonden Mann hängen, dessen braune Augen eiskaltes Feuer verstrahlten. Ein Fremder in schmuckloser Uniform, der seine kleine Gruppe anführte. Auffallend waren die leicht gebogene Nase und das ausgeprägte Kinn. Kaum hatte Crt Sagla einen Blick auf ihn geworfen, als er wußte, daß er diesen Ren Dhark vor sich hatte, den wichtigsten Mann aus dem Reich der Fremden. Aber wo war Dro Cimc? Warum wurde er nicht auch hereingebracht? Die Wand, die sie vom Vank trennte, wurde transparent; für jeden Vankko die Aufforderung, vor den Vank zu treten. Die schweren Strahlwaffen auf die Terraner gerichtet, deren Gesichter versteinert waren, führte die Eskorte die Fremden durch die Wand. »Diese Strolche!« sagte Dan Riker und musterte die drei Tels, die in Schwebesesseln saßen, die in drei Metern Höhe frei in der Luft standen. »Der Habenichts darf vor seinen Herrn treten.« Spöttisch klangen seine Bemerkungen, und Drohung lag im Unterton. Ren Dhark, der dicht vor ihm stand, nickte leicht mit dem Kopf. Er gab seinem Freund recht. Das wortbrüchige Triumvirat bestand aus Strolchen, und mit der Methode, drei Meter hoch in Schwebesesseln zu sitzen und zu empfangen, konnten sie bei einem Terraner keinen Eindruck machen. Der Commander blickte hinter sich. Die schwerbewaffneten Uniformierten waren hinter ihnen zurückgeblieben und schickten sich an, den Kuppelraum mit der hell leuchtenden Decke zu verlassen. Die acht Vankko hatten links von ihnen in bequemen Sesseln Platz genommen. Doch da betrat noch jemand den Raum: der Tel Dro Cimc, dessen Arme durch Magnetfesseln gebunden waren. Drei Uniformierte bewachten ihn. Dro Cimc war nicht sicher auf seinen Beinen. Sein Gesicht zeigte Spuren von Folterung. Der Blick seiner Augen war glanzlos. Die Uniform der telschen Flotte trug er nicht mehr. Man hatte ihm ein sackähnliches Kleidungsstück über den Körper gezogen. Drei Meter von den Terranern entfernt hatte Dro Cimc stehenzubleiben. Wortlos machte die Wache kehrt und verließ den Raum. Crt Sagla war aufgestanden, als Cimc hereingeführt wurde, aber inzwischen saß er wieder und hatte nur Augen für den Mann, dessen Vater er war. Ren Dhark kümmerte sich um den schwebenden Vank nicht, und niemand hielt ihn auf, als er sich demonstrativ neben den Tel stellte. Das Triumvirat, das gleich einer dreifachen Marionette in seinen Schwebesesseln saß, verzog keine Miene. Aber die acht Vankko hatten sich aufgerichtet und das Tun des weißblonden Fremden mit Verwunderung und teils mit Zorn verfolgt. Vankko Rber frohlockte, weil der weiße Affe mit seinem unmöglichen Benehmen über sich selbst das Urteil gefällt hatte, und er war überzeugt, daß der Vank mit diesem weißen Affen kein Erbarmen kennen würde. Die weißen Affen mußten ausgerottet werden, wie sie einst die Crekker ausgerottet hatten. »Cimc, sind Sie noch in der Lage zu dolmetschen?« fragte Ren Dhark den Tel ziemlich lautstark.
»Ja, aber versprechen Sie sich nicht viel. Befürchten Sie das Allerschlimmste. Ich bin zum Tode verurteilt worden, ohne ein Gericht gesehen zu haben, und Sie alle werden es auch werden. Hier, vor dem Vank. Man hat es mir gesagt, als man mich aus der Umformung entließ.« Was war unter Umformung zu verstehen? Aber die Zeit war nicht günstig, sich diesen Ausdruck erklären zu lassen. Ren Dhark verschränkte die Arme vor der Brust und begann in Richtung des Vank zu sprechen, aber er sah dabei nicht zu ihm hoch. Er dachte nicht daran, dieses Affentheater, wie der vor Wut kochende Chris Shanton es genannt hatte, mitzumachen. Als Gleicher unter Gleichen wollte er mit der politischen Führungsspitze des Telin-Imperiums verhandeln, jedoch nicht zu diesen drei Tels wie ein Wicht hinaufsehen, auch wenn der Vank es seit Jahrhunderten nicht anders gewohnt war. »Vank, als Vertreter unseres Sternenreiches habe ich Cromar aufgesucht, um mit Ihnen über unsere Völker zu verhandeln. Sie erklärten sich dazu bereit. Stehen Sie zu Ihrem Wort, oder alle Intelligenzen in der Galaxis werden bald wissen, daß der Vank der Tels kein fairer Verhandlungspartner ist.« Dro Cimc übersetzte. Acht Vankko rührten sich nicht. Weder Cooze, Lrer noch Sedaft verzogen eine Miene. »Dhark, man hat zu warten, bis der Vank das Gespräch eröffnet hat«, glaubte ihm Cimc sagen zu müssen. »Danke", erwiderte Dhark kurz, der seine eigenen Vorstellungen hatte, wie mit dem Triumvirat zu verfahren war. Noch dachte er nicht daran, zu bluffen, aber wenn es er forderlich sein sollte, dann würde er seine ganze Kunst aufwenden, um diesen drei ar roganten und verräterischen Tels das Fürchten beizubringen. Plötzlich machte er kehrt und ging zu den acht Vankko hinüber, die in einer Sesselreihe saßen. Es war Zufall, daß er sich an Rber wandte. »Sagen Sie Ihrem Vank, daß es sich nicht lohnt, mit dem Vertreter eines fremden Volkes zu sprechen, dessen militärische Kraft man nicht kennt.« Rber, dessen Gesicht keine Spur mehr von Saglas Ohrfeige trug, grinste Dhark und den übersetzenden Cimc heimtückisch an. »Wir kennen die militärische Kraft Terras, Terraner. Der Verräter, der neben Ihnen steht, hat in der Umformung sein gesamtes Wissen über euch preisgegeben. Die lächerliche Zahl an Raumschiffen, über die Terra verfügt, ist nicht wert, daß man sie ausspricht.« Als Cimc übersetzte, begriff Ren Dhark, was er unter Umformung zu verstehen hatte. Darum sah der Tel an seiner Seite so mitgenommen, erschöpft und demoralisiert aus. Mit tückischen Gewaltmitteln hatte man ihm sein Wissen über Terra entrissen, und bestimmt auch die galaktische Position des Sol-Systems. Ren Dhark lächelte auch, aber es war ein Lächeln, das auch einen mutigen Mann frieren lassen konnte. »Was kann Wer Dro Cimc schon verraten haben? Sie wissen nicht einmal, daß Cromar vor seinem Untergang steht. Haben Sie Ihre Robotflotte vergessen, die ich in die Wonnen des Abgrundes schickte?« In diesem Augenblick gratulierte er sich im stillen, daß Cimc nie erfahren hatte, wie und durch wen die Robotflotte der Tels vernichtet worden war. Er glaubte sogar sicher zu sein, daß Dro Cimc weder von der Existenz der Synties noch der Cyborgs wußte. Im Brana-Tal, wo ihm terranisches Wissen oktroyiert worden war, hatte man diese Fälle ausgespart und sich auch in anderen Dingen genau an die Anweisungen
gehalten, die von der GSO ausgearbeitet worden waren. Da mischte sich endlich Vank Tra Lrer ein. »Nicht wir, die Tels, sondern Ihr, die Terraner, habt in dem Sektor, den Ihr die Sternenbrücke nennt, die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet. Unerlaubt betratet ihr einen Planeten, den wir in Besitz genommen hatten. Damit habe ich genug gesagt, und damit hat der Vank alles gesagt.« Tra Lrer konnte Tatsachen zu seinen Gunsten ganz nett verdrehen. Ren Dhark dachte nicht daran, ihm zu widersprechen. Der Tel als Mitglied des Vank war von seiner Wichtigkeit viel zu sehr überzeugt, um vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein. »Vank und Sie, die Vankko, vergessen Sie nicht den Untergang Ihrer Robotflotte!« Er vermied es, auf seinen Ringraumer anzuspielen. Das Schiff durfte nicht noch stärker gefährdet werden, wenn sie ihre kleinste Chance nicht verlieren wollten. »Rber!« Mär Cooze rief ihn an. Der Vankko verließ seinen Sessel und trat zur linken hellgrünen Wand, die bis auf einen langen, meterhohen Sockel aus transparentem Material bestand und den Blick über Cromar freigab. Im nächsten Augenblick wurde es im Kuppelraum dunkel, und vor der terranischen Gruppe flammte eine Projektion auf. Der Staats-Hafen wurde sichtbar. Die Bilderfassung schwenkte herum und zeigte eine Ballung gigantischer 800-Meterdoppel-kugelraumer, die sich beinahe gegenseitig berührten. Mehr als vierzig Schiffe standen bewegungslos in der Luft, bis auf die weni gen, die unbeweglich auf ihren turmdicken Teleskopbeinen ruhten und Bodenkontakt hatten. »Terraner, sehen Sie noch Ihr Raumschiff?« fragte Vank Tra Lrer voller Hohn. »Drei Fesselfelder halten es zusätzlich fest. Mehr als achtzig der schwersten Strahlge schützstellungen haben ihre Antennen genau auf das Ringschiff justiert und warten nur auf den Feuerbefehl. Wenn er erfolgt, gefährden wir nicht ein einziges unserer Schiffe. Erkennen Sie nun endlich Ihre Ohnmacht?« Crt Sagla saß wie eine Statue in seinem Sessel. Er schämte sich, ein Tel zu sein, mehr aber noch, daß er einer der acht Vankko war. In der Geschichte seines Volkes würde er keinen guten Platz finden Die Ahnung, daß dieser weißblonde Terraner eine viel größere Gefahr für das Telin-Imperium war als sein furchtbares Schiff, mit dem er eine Riesenflotte in die Vernichtung; getrieben hatte, wurde immer stärker in ihm. Zum drittenmal hatte er mit Dro Cimc einen Blick gewechselt. Dro Cimc, der einmal Wer der telschen Flotte gewesen war und den man nun als Verräter ohne Gericht zum Tode verurteilt hatte. Dro Cimc, der nicht wußte, daß er nur ein paar Schritte von seinem Vater entfernt stand. Ren Dhark betrachtete die Projektion kurz, als ob ihn das Bild kaum interessiere. In Wirklichkeit hatte er die Gefahr erkannt, in der seine POINT OF sich befand. Und mit dem Flaggschiff war auch die letzte Verbindung abgerissen, seitdem Jimmy ver schwunden war. Auch Chris Shanton befürchtete, daß die Tels das Geheimnis des Robothundes entdeckt und ihn unschädlich gemacht hatten. Das bedeutete aber auch, daß sie gleichzeitig in den Besitz von drei Steuergeräten gekommen war, die die Cyborgs Sass, Ashuta und Holger Alsop im letzten Moment, bevor sie restlos von den Tels ausgeplündert wurden, in seinem Leib versteckt hatten.
Langsam drehte sich der Commander nach seinen Begleitern um. Selbst die Experten für Weltraumfragen machten eine erstklassige Figur. Auf jeden Mann konnte er sich verlassen, und sein Vertrauen zu Dro Cimc war trotz der an ihm vorgenommenen Um formung unerschüttert. Daß er in dem Vankko Crt Sagla einen Freund gefunden hatte, wußte er nicht. Er sah seine Männer der Reihe nach an. Die Blicke, die sie ihm schenkten, drückten beherrschten Grimm aus, aber auch das Wissen, daß jeder einzelne wußte, in welcher Gefahr sie sich befanden. Am schlimmsten war die Tatsache, keine Verbindung mehr mit der POINT OF zu haben. Im Kuppelsaal wurde es wieder hell, und die Projektion verschwand. Rber nahm wieder in seinem Sessel Platz. Da senkten sich die drei Schwebesessel und setzten stoßfrei auf. Im gleichen Moment erhob sich das Triumvirat und Orle Sedaft verkündete: »Das Gericht tagt!« Erregt flüsterte Dro Cimc mit dem Commander. »Der Kluis wird gleich das Urteil über euch fällen. Es ist unwiderruflich. Gegen eine Entscheidung des Kluis gibt es keine Rechtsmittel!« Etwas Ähnliches hatte Ren Dhark befürchtet. »Cimc«, wandte er sich an den Tel, ohne sich darum zu kümmern, daß auch der Vankko aufgestanden war und bewegungslos verharrte. Ob sie jetzt gegen ein halbes Hundert telsche Gesetze verstießen oder nicht, änderte am Urteil bestimmt nichts. »Gibt es wirklich, keine Möglichkeit mit der POINT OF in Funkverbindung zu treten? Trägt keiner der Vankko so etwas wie ein Vipho mit sich herum?« »Nein!« Da kam das Urteil. Der Kluis, das riesengroße Rechengehirn der Tels, sprach es mit seiner dröhnenden Stimme selbst aus. Die Männer der weißen Affen werden auf dem Rost durch Energiestrahlen den Wonnen des Abgrundes übergeben. Der erste weiße Affe, der den Abgrund sehen wird, heißt Ren Dhark. Ihm folgt der andere, der Dan Riker heißt. Die Reihenfolge der übrigen ist nicht festgelegt. Das Urteil ist in drei Zeit-Einheiten zu vollstrecken. Der letzte auf dem Rost ist Dro Cimc, der größte Verräter des Telin-lmperiums. »Freundliche Nachbarn!« orgelte Chris Shanton mit seiner tiefen Baßstimme. »Eine
ausgekochte Bande von Strolchen!«
Dro Cimc fand es nicht für nötig, das auch zu übersetzen. Durch Kopfnicken aber
stimmte er dem zwei Zentner schweren Mann zu, dessen Backenbart langsam wieder
sproß.
Da ereignete sich ein Zwischenfall, mit dem niemand gerechnet hatte.
Vankko Crt Sagla war aufgesprungen und vor den Vank getreten. Lautstark sprach er.
Dro Cimc war nicht in der Lage zu übersetzen, und gerade in dieser Phase war es wichtig
zu wissen, was dieser Vankko dem Vank sagte.
»Dhark, Vankko Sagla protestiert gegen das Urteil des Kluis! Er bezeichnet das Urteil als
Mord. Er versucht den Vank zu zwingen, das Urteil aufzuheben. Bei allen Göttern,
Vankko Sagla bringt sich persönlich in Lebensgefahr. Auch ein Vankko darf dem Vank
nicht widersprechen!«
»Feine Demokratie!« höhnte Dan Riker. Aber dieser protestierende Vankko imponierte
ihm.
Plötzlich war Vankko Sagla von Pdals, Tgut und Jpart umringt. Sie versuchten ihn zu
beschwichtigen. Abermals war Dro Cimc nicht in der Lage zu übersetzen, denn
gleichzeitig erklärten diese drei Vankko, daß sie der gleichen Ansicht seien wie Crt
Sagla!
Die dröhnende Stimme des Kluis mischte sich ein.
Die Existenz des Telin-Imperiums verlangt, daß die Männer der weißen Affen den Wonnen des Abgrundes übergeben werden! Bebend vor ohnmächtigem Zorn stieß Dro Cimc in terranischer Sprache aus: »Wann finden sich endlich einmal Tels, die dieses Ungeheuer in die Luft jagen und den Vank in die Wonnen des Abgrundes?« Die Stimme des Kluis hatte auch den rebellierenden und protestierenden Vankko den Elan genommen. Mit gesenkten Köpfen gingen sie zu ihren Sesseln zurück, wo die vierköpfige Clique um Rber sie mit höhnischem Grinsen erwartete. Hinter Ren Dhark und seinen Männern wurde die Wand wieder transparent, und die Wache des Kluis trat ein, um sie abzuführen. Diesmal wurde Dro Cimc nicht von ihnen getrennt.
* Der S-Kreuzer D-122 war im Schiffsregister der TF gestrichen worden. Zwei Frauen und ihre kleinen Kinder weinten um ihren Mann und Vater. Die D-122 würde nie mehr zurückkommen, aber die D-122 mit den Majoren Rezu und Angs war in die Annalen der TF-Geschichte eingegangen, und fand vielleicht auch ihren Platz in der Geschichte Terras. Offener Sternhaufen DD-889-s! Was wußte man auf Terra darüber? Nichts! Es gab in der Galaxis Hunderttausende offener Sternhaufen, und die meisten waren unbekanntes Gebiet wie der größte Teil der Milchstraße. Der Stab der TF ließ die Verzögerungstaktik der Astronomen nicht zum Zuge kommen. »Wir haben damit zu rechnen, daß sich der Commander in diesem Sektor befindet, und wir müssen uns darauf einstellen, daß aus DD-889-s ein Angriff gegen die Erde gestartet wird. Diese unheimliche Fernsehstrecke in Richtung der Erde wird von den Tels mit aller Macht vorwärtsgetrieben, und heute oder morgen müssen sie trotz Störungen, des galaktischen Magnetfeldes in der Lage sein, uns ihre Sendungen hereinzuschicken.« Professor Monty Bell, Chef der Forschung unter Alamo Gordo, hatte Dampf aufgemacht und zeigte sich als erstklassiger Sklaventreiber. Rücksichtslos forderte er allen Mitarbeitern Überstunden ab, »Bezahlt werden sie nicht, denn dieses Mal scheint's um mehr als um einen Alarmeinsatz zu gehen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden?!« Sie hatten ihn verstanden, weil sie wußten, woher die Gefahr kommen sollte. Bei der GSO herrschte eine einmalig schlechte Stimmung. Jeder ging Bernd Eylers aus dem Weg, auch Jos Aachten van Haag, das As der Galaktischen SicherheitsOrganisation, und doch mußte Jos bei seinem Chef erscheinen. »Kommen Sie 'rüber!« hatte er über Vipho gebellt. Wie ein Hund, dachte Jos, als er sich auf dem Weg zu Eylers befand. Wie ein Hund hat er
mich angeschnauzt. »Da!« stieß Eylers über die Lippen, kaum daß Jos saß, und reichte ihm eine Meldung. Plötzlich verstand van Haag, warum Eylers so schnauzte. Er hätte am liebsten einen Serienfluch benutzt. Die verschwundenen Mediziner aus dem Brana-Tal waren gefunden worden. In Tokio. Alle, die der Vermutung der GSO nach noch leben mußten. In der Plastikwand eines Hochhaus-Neubaues hatte man sie entdeckt, als man bemerkt hatte, daß eine wichtige hydraulische Leitung nicht eingegossen worden war. »Auch eine Methode, Menschen zu begraben!« knurrte Jos. »Und was gibt's sonst noch an Spuren? Sind schwarze Weiße bemerkt worden?« »In Tokio nicht, aber hinter der Plutobahn!« sagte Eylers mürrisch. »Ein nicht mehr zu identifizierendes Raumschiff hat unser System verlassen und ist in einer Transition verschwunden. Und seit zwei Tagen werden etwa siebzig Robonen vermißt, die unter Kontrolle standen. Ihr Verschwinden könnte mit dem Start des unbekannten Raumschiffes im Zusammenhang stehen.« Jos trank Mineralwasser; ein Zeichen, daß er krank war oder sich miserabel fühlte. Das letztere stimmte. »Wir haben in diesem ominösen Fall auf der ganzen Linie versagt, Eylers. Mit rechten Dingen ist das nicht zugegangen. Erinnern Sie sich nur, daß sogar Sie mir nicht mehr über den Weg trauten. Und diese schwarzen Weißen im Brana-Tal, die mit dem Tel Cimc nichts zu tun haben wollten, und dieser Bursche, der sich die Inderin Devi Sita hörig gemacht hatte ... Eylers, ich habe nur den einen Wunsch, daß sich kein einziger schwarzer Weißer mehr auf der Erde herumtreibt. Hoffentlich sind sie tatsächlich alle mit diesem unbekannten Raumschiff verschwunden.« »Ich sehe den Fall anders, Jos. Die Regierung erwartet einen Angriff auf Terra durch die Tels. Wenn Ihre Annahme stimmt, daß alle schwarzen Weißen Terra verlassen haben, dann steht der Angriff dicht bevor, denn ich habe noch nie Spione erlebt, die dazu noch bereit waren, sich von ihren eigenen Leuten braten zu lassen. Ich werde den Stab der TF darüber unterrichten müssen. Jos, wir gehen bösen Zeiten entgegen.« Ihre Vermutungen stimmten nicht ganz. Woher sollten sie auch wissen, daß keine Tels auf Terra gewesen waren, sondern jene, die im Telin-Imperium Crekker genannt wurden? *
Man hatte sie in einen einzigen kleinen Raum wie Vieh eingesperrt und nicht einmal mit dem Notdürftigsten versorgt. Die absolute Finsternis trug dazu bei, daß die Stimmung der Männer immer tiefer sank. Ren Dhark hatte es aufgegeben, seinen Leuten Mut zu machen. Jedes Wort war Vergeudung. Es gab keine Hoffnung mehr, und wie machtlos die revoltierende Vankko-Gruppe gewesen war, hatte man ihnen doch demonstriert. Apathisch hockten die Männer auf dem Plastikboden. Hier und da fiel mal ein Wort, aber ein Gespräch kam nicht auf. Das Zeitgefühl war verlorengegangen. Zeit — was war das? Die Wonnen des Abgrundes warteten auf sie. Nette Wonnen! Da flog die Strahlensperre, die keinen Lichtstrahl durchließ, auseinander. Geblendet schlossen die Männer die Augen. Rauhe Worte in telscher Sprache waren zu hören. Dro
Cimc begann zu übersetzen, aber kaum hatte er damit angefangen, als er von einem rüpelhaften Tel halb bewußtlos geschlagen wurde. Chris Shanton war damit nicht einverstanden, und die drei anderen Tels, die ihre schweren Strahlwaffen auf die Männer gerichtet hatten, beachtete der Mann mit den großen Pranken nicht. Blitzschnell griff er zu, entriß dem Schläger die mehrere Kilo schwere Handkanone und wirbelte ihn im gleichen Moment so weit zurück, daß er zwei von seinen drei Kameraden zu Boden riß. Mit dem letzten wurde der Dicke spielend fertig. Er drückte den Kontakt und sah den Tel wie einen gefällten Baum geschockt zu Boden gehen. In diesem Augenblick griff Ren Dhark, der auch durch Shantons lebensmüdes Eingreifen überrascht worden war, ein. Bevor einer der drei Tels auch nur daran denken konnte, sich für diesen blitzschnellen Oberfall zu rächen, war er über zwei schwarze Weiße hergefallen, entriß ihnen ihre Waffen, während der dritte von Marc Carrell mit einem einzigen Cyborgschlag in Zwangsschlaf versetzt wurde. Fast lautlos wickelte sich der Kampf ab. »Folgen!« stieß Dhark über seine Lippen und spähte den breiten Gang entlang, der leer war. Rund achtzig Meter war es bis zur nächsten Strahlsperre. Die Männer waren mit einem Satz auf den Beinen. Ren Dhark drückte seinem Freund Riker eine telsche Strahlwaffe in die Hand. Arc Doorn, der dadurch leer ausging, war damit nicht zufrieden und machte sich die Arbeit, die Taschen der Tels zu durchsuchen. Aber erst beim dritten hatte seine Sucherei Erfolg. Er zog eine Waffe heraus, deren Eigenschaften er nicht kannte; eine auffallend kleine, aber superschwere Waffe, die ihn einiges ahnen ließ. Sie lag gut in seiner Hand, mit der Fingerkuppe seines ausgestreckten Zeigefingers berührte er einen Knopf, den er für eine Sicherung hielt. Als letzter verließ er die kleine Zelle, in der sie hatten hausen müssen, und holte mit schnellen Schritten Dro Cimc ein. »Was ist das für ein Ding?« fragte er den Tel, der unter dem wüsten Schlag gegen seinen Kopf zu leiden hatte. »Bei allen Göttern!« stieß Cimc aus. »Woher ...? Nein, das ist unmöglich! Diese Waffe darf nur ein Vankko tragen. Sie ist hundertmal gefährlicher als ein Blaster!« »Dann paßt sie zu mir!« stellte Doorn trocken fest und ließ sich die Handhabung mit wenigen Worten erklären. Ren Dhark und Riker näherten sich der energetischen Sperre. Ob ihr Ausbruchsversuch Erfolg haben würde, mußte sich gleich zeigen. »Wenn es uns nur gelingt, an ein Funkgerät zu kommen, um die POINT OF zu informieren, dann haben wir schon halb gewonnen, Dan!« behauptete der Commander, der damit wieder einmal bewies, daß er zu den unverbesserlichen Optimisten zählte. Der Schalter zur Sperre war nicht zu finden. »Doorn muß den Shro benutzen!« rief Dro Cimc. Außer ihm und Doorn wußte kein Mensch, was ein Shro war. Doch dann wurde ihnen die Wirkungsweise eines Shro demonstriert! Arc Doorn brannte mit seiner superschweren, aber kleinen Waffe den Energieschirm nieder. Chris Shanton murmelte in einem fort: »Das kann doch nicht wahr sein!« Aber dann bestand der Energieschirm nicht mehr. Vor ihnen teilte sich der Gang. Beide waren leer. Dro Cimc kannte sich in diesem Ge
bäude nicht aus. Er hatte noch nie ein telsches Gefängnis von innen gesehen. Aber das Sicherungszeichen an der rechten Wand erkannte er, doch fast zu spät kam sein war nender Aufschrei. Nur Ren Dhark und Mark Carrell reagierten noch rechtzeitig. Sie war fen sich zu Boden und preßten ihre Hände gegen die Augen. Im gleichen Moment ex plodierte eine Lichtbombe, und ein halbes Dutzend Sirenenungeheuer begannen ihr Heulen. Die Flucht der Terraner war entdeckt! Eine als Sicherung eingebaute Lichtbombe war ihnen zum Verhängnis geworden. Aber Ren Dhark dachte nicht daran, aufzugeben. Er war neben Carrell der einzige, der schon wieder etwas sehen konnte. »Carrell, kommen Sie mit!« Von den anderen versuchte niemand aufzustehen. Sie hatten kaum zu ertragende Schmerzen in den Augen, und die Blendung war so stark, daß sie nicht einmal etwas von der Beleuchtung des breiten Ganges erkennen konnten. Dhark raste los, dichtauf folgte ihm der Cyborg. Das Heulen der Sirenen kümmerte ihn nicht. Er mußte ein Funkgerät finden, und dann mußte es ihm gelingen, mit der POINT OF Kontakt zu bekommen. Es war von lebenswichtiger Bedeutung, daß Falluta erfuhr, was mit ihnen geschehen sollte. Sie erreichten die erste Tür, aber sie hatten es nicht nötig, sie zu öffnen. Man öffnete sie von der anderen Seite. Der Doppelflügel verschwand rechts und links in der Wand. Etwas Schwarzes, Vierbeiniges raste an Ren Dhark und Mark Carrell vorbei. Sie kamen nicht mehr dazu, mehr als einen Strahlschuß anzubringen, dann wurden sie von starken Schockerstrahlen erfaßt und zu Boden gerissen. Als sie wieder zu sich kamen, war es dunkel um sie herum, und dicht neben ihnen lagen die anderen. Sie steckten wieder in der viel zu kleinen Zelle, aus der sie versucht hatten auszubrechen. Und dennoch hatte sich eine Kleinigkeit geändert: Jimmy, Chris Shantons Robothund, befand sich bei ihnen; Jimmy mit einem kleinen Hypersender im Bauch. »Shanton«, fragte Dhark, »kann Jimmy den Spruch gerafft abstrahlen?« »Wie schätzen Sie Jimmy ein, Dhark?« fragte der Dicke vorwurfsvoll. »Natürlich kann er das. Nur wenn Falluta auf die gleiche Weise funkt, wird's schwierig.« »Dann 'raus mit dem Spruch!« Aber sie hatten auch in diesem Fall kein Glück. Ihre Zelle lag unter einem Schirm, der nicht zu durchbrechen war. »Verdammt!« fluchte der Diplom-Ingenieur, aber damit änderte sich auch nichts. Nur die Cyborgs Bram Sass, Lati Oshuta und Holger Alsop waren wieder aktiv. Durch Jimmy hatten sie ihre kleinen Steuergeräte wiedererhalten, die ihnen das Phanten erlaubten. »Männer«, sprach Ren Dhark seine Leute an, deren Stimmung wieder auf den Nullpunkt gesunken war, »wir haben immer noch eine Chance, und sie ist nicht einmal so schlecht, aber da wir annehmen müssen, daß man uns nach dem Ausbruchversuch beobachtet und abhört, kann Ich nicht darüber sprechen. Erst auf dem Weg zu den Wonnen des Abgrundes wird es wohl möglich sein.« Das war wenig gewesen, was er ihnen sagen konnte, und dennoch besserte sich die Stimmung der Einsatzgruppe schlagartig. Das neu einsetzende Warten zehrte längst nicht mehr so stark an ihren Kräften wie bisher. Plötzlich war es soweit! Dreißig schwerbewaffnete Tels holten sie ab. Wie eine Herde wurden sie über den breiten
Gang getrieben, aber an der Gabelung über den anderen, den sie bei ihrem Ausbruchsversuch nicht benutzt hatten. Unaufhaltsam näherten sie sich dem Abgrund der Wonnen! Ren Dhark hatte die Gelegenheit genutzt und Riker und Doorn über sein Vorhaben unterrichtet. Die gaben den Plan des Commanders sofort an die Cyborgs und Chris Shanton weiter, neben dem Jimmy herlief, der so harmlos aussah, daß die Tels ihn nicht mehr beachteten. Eine Strahlsperre verschwand und gab den Eingang zu einem A-Grav frei. In der Tiefe angekommen, hatten sie einen Transmitter zu benutzen, in den sie paarweise hineingetrieben wurden. Die Gegenstation befand sich vor dem Abgrund der Wonnen! Sie hatten ihre Hinrichtungsstätte erreicht! Der Vank wollte Augenzeuge ihrer Vernichtung werden, und alle acht Vankko waren ebenfalls anwesend. Crt Sagla starrte blicklos geradeaus, denn der Tel, der zusammen mit den Terranern zerstrahlt werden sollte, war sein Sohn. »Dro Cimc!« Mit schnarrender Stimme rief ihn Vankko Rber. Der schwarze Weiße trat vor ihn. Kein Terraner verstand, was sich die beiden Tels zu sagen hatten, aber sie sahen, wie Cimc seine Augen weit aufriß und für einen Augenblick nicht mehr sprechen konnte. Doch dann, als er die terranische Sprache benutzte, traf es auch die Terraner! Versteckten sich hinter den Tels die Grakos?
* Marschall Bulton schlief schon seit Tagen wieder im Stab der TF. Die Startvorberei tungen der Flotte erforderten seine Anwesenheit, doch ab und zu mußte er auch schlafen,
und wenn es nur ein paar kurze Stunden waren.
Er hatte sich kaum niedergelegt, als ihn der Alarm weckte. Mit einem Satz war er von
seinem Ruhebett und stand an der Verständigung.
»Marschall, kommen Sie sofort! Wir haben eine Fernsehverbindung mit einer Welt der
Tels! Kommen Sie schnell!«
Er stellte keine Fragen und raste los.
Tausend Fragen schossen ihm unterwegs durch den Kopf. Was hatte diese Fernseh verbindung, die von den Tels durch Relaisstationen erst möglich geworden war, zu be deuten? Wollten die Tels mit der Erde verhandeln? Ließ sich ein Krieg zwischen den
Sternen doch noch verhindern?
Er stieß die Tür auf und stürmte in den Besprechungsraum.
Der große Bildschirm war eingeschaltet.
Auf dem Bildschirm war Commander Ren Dhark zu sehen!
Dhark, Riker, vier Cyborgs, Arc Doorn und andere!
Jetzt kam der Tel Dro Cimc ins Bild. Cimc sprach in terranischer Sprache.
Cimc forderte sie auf, die Sendung über die gesamte Erde laufen zu lassen.
War dieser schwarze Weiße irrsinnig geworden? Was hatte er gerade gesagt? Was ...?
»... damit alle Terraner an ihrem Bildschirm sehen können, wie der Commander der
Planeten, Ren Dhark, der auf Cromar zum Tode verurteilt worden ist, in den Abgrund der
Wonnen gestürzt wird!«
Totenstille im Besprechungsraum. Viele Offiziere hielten den Atem an. Sie sahen ihren
Commander, und sie lasen an seinem Gesicht ab, daß Dro Cimc keinen makabren Scherz
gemacht hatte.
»Und die POINT OF? Zum Teufel, warum greift sie nicht ein?« Bultons Frage blieb im
Raum hängen. Niemand konnte sie beantworten.
Niemand.
Und jetzt sprach Ren Dhark. Warum gab er sich zu diesem infamen Spiel her?
Wer waren diese drei Ölgötzen, die wie menschgewordene Götter in ihren Sesseln saßen?
»Der Vank hat uns durch ein Rechengehirn zum Tode verurteilt, obwohl er sich vorher
bereit erklärte, mit uns zu verhandeln.« Ren Dharks Stimme klang fest und sicher. Und
gelassen.
Die sind noch nicht gestorben, schoß es Marschall Bulton durch den Kopf, und er wartete
auf irgendein Zeichen, das der Commander ihnen geben würde, aber er gab ihnen kein
Zeichen. Warum auch, denn sie konnten ihm nicht mehr helfen.
* Die Tels hinderten Ren Dhark nicht daran, weiterzusprechen. Er glaubte zu wissen, warum. Dro Cimc übersetzte nicht mehr richtig, und der Vank, der darauf verzichtet hatte, einen Translator einzusetzen, ahnte nicht, was der Commander der Erde zu sagen hatte. »Die Flotte muß mit allen verfügbaren Einheiten sofort nach Cromar in Marsch gesetzt werden. Die Koordinaten Cromars lauten ...« Und an dieser Stelle bekam er den Beweis, daß Dro Cimc nicht richtig übersetzte, sonst hätte der Vank es gar nicht zulassen können, daß er noch einmal die Koordinaten dieser Welt durchgab. »Mein Schiff existiert noch, aber allein kann es gegen diese Übermacht nicht ankommen. Darum muß die Hauptwelt der Tels blitzartig von unseren Schiffen umzingelt werden. Erron-1 ...« Das war das Stichwort gewesen, auf das seine Männer so sehnsüchtig gewartet hatten. Bei Erron-1 war Jimmy herumgewirbelt, hatte seine Zunge aus der Schnauze gesteckt und den Abstrahlpol an der Spitze aktiviert. Bevor die dreißigköpfige Wachmannschaft begriff, was geschah, lag mehr als Vierfünftel tief paralysiert am Boden. Der Rest glaubte es mit Gespenstern zu tun zu haben, denn noch nie hatten sie ein humanoides Wesen erlebt, das in der Lage war, aus dem Stand über fünf Meter weit zu springen. Das Entsetzen der schwerbewaffneten Tels steigerte sich in Panik, als die vier weißen Affen, die sie mit den Fäusten niedertrommeln wollten, auf Schockerbeschuß nicht reagierten. Da riß der kleine Bram Sass einem Tel die Waffe aus der Hand. Im gleichen Moment war der Rest schon getan. Die anderen Männer hatten nicht untätig dabeigestanden. Kaum, daß Jimmy den Kampf eröffnete, hatten sie sich in zwei Gruppen geteilt und waren auf den Vank und die Vankko losgestürmt. Jimmy, dicht neben dem Dicken, schockte fünf Vankko. Die anderen kamen nicht mehr dazu, ihre Waffen zu ziehen, und Crt Sagla dachte nicht daran, sich auch nur durch eine Fingerbewegung zu wehren. Es kostete ihn Kraft, seinen Triumph über den Sieg der Fremden nicht zu zeigen.
Ren Dhark bekam Orle Sedaft zu fassen, der zu spät seinen Sessel hochsteigen ließ. Neben ihm fluchte Dro Cimc in terranischer Sprache und riß Tra Lrer aus seinem thronähnlichen Sitz. Nur Mär Cooze gelang es, sich den Angreifern zu entziehen. Aber er hatte nicht mit Jimmy gerechnet, der blitzschnell seine Zunge hochstellte und mit Para auf ihn schoß. Wie ein nasser Sack fiel der Vank Cooze im Sessel zusammen. Die Cyborgs arbeiteten wie Maschinen. Mehr als die Hälfte der Wachmannschaft wurde den Oberteil seiner Bekleidung los. Daraus fertigten die Männer solide Stricke an, und dann lagen die entwaffneten Tels schön nebeneinander, während die Männer um Ren Dhark nicht wußten, wohin mit dem plötzlichen Waffensegen. Tra Lrer und Orle Sedaft waren zu jämmerlichen Kreaturen geworden. Sie glaubten der Drohung Dro Cimc', der ihnen sagte, jetzt würden sie über den Rost in den Abgrund der Wonnen gestoßen, und als Ren Dhark seinen Vank zu der funkelnden Polfläche im Boden führte, glaubte Orle Sedaft, seine letzte Stunde sei gekommen. Er zitterte am ganzen Leib, aber er hatte doch wenigstens noch soviel Mut, nicht um Gnade zu winseln. »Genug!« ordnete Ren Dhark an, der nicht wollte, daß ihre Vergeltung auf die Spitze getrieben wurde, denn letztlich wollte und mußte er mit diesem Vank verhandeln, und er wollte, auch wenn er Druckmittel einsetzen mußte, zu einem greifbaren Resultat kommen, das beiden Rassen den Frieden brachte. Aber Dro Cimc kannte seine Tels besser, und was er über den Vank im Laufe seines Lebens gehört hatte, schienen keine besonders netten Dinge gewesen zu sein. Bevor Ren Dhark ihn daran hindern konnte, hatte der Wer den funkelnden Abstrahlpol im Boden eingeschaltet. Brodeln wurde laut, und in diesem Geräuschbezirk begann die Luft immer stärker zu flimmern, bis auf einmal ein leuchtender Rotstrahl senkrecht zur Decke schoß. Cimc stieß Vank Tra Lrer auf den Strahl zu. In seiner Sprache redete er mit dem Tel. Drohend klangen seine Worte, und wütend war der Blick, den er Dhark zusandte, als dieser ihm zurief, den Unfug einzustellen. »Sie wissen nicht, wie mit diesen Männern verfahren werden muß!« rief er dem Commander zu und riß im gleichen Moment den Vank hoch, als wolle er ihn in den Strahl schleudern. Plötzlich sackte Tra Lrer zusammen. Der Vank war vor Angst ohnmächtig geworden. Hart ließ Cimc ihn zu Boden fallen. »So« stellte er mit Genugtuung fest, »dieses Erlebnis wird er nicht so schnell vergessen.« Er wischte sich seine Hände ab, als ob er sie beschmutzt hätte. »War das tatsächlich nötig?« erkundigte sich Dhark. Riker und Shanton hörten die Frage. Der Dicke orgelte grollend: »Dhark, Ihre Güte in Gottes Ohr, aber wenn ich freie Hand gehabt hätte, wäre ich noch ganz anders mit dieser verräterischen Clique umgesprungen!« »Ich auch!« unterstrich Riker die Worte des Diplom-Ingenieurs. In Dharks braunen Augen blitzte es auf. »So? Und mit wem hättet ihr hinterher ver handelt?« Sass und Alsop hatten in einem phantastischen Hochsprung den geschockten Cooze mitsamt seinem Schwebesessel heruntergeholt und gefesselt. Nun nahmen sie sich als letzte den Vank Lrer und Sedaft vor. Daß jede Einzelheit in einer sauberen 3D-Sendung nach Terra übertragen wurde, hatte sogar der Commander vergessen. Aber daß auch die Milliarden Tels auf Cromar entsetzt vor ihren Bildschirmen saßen und die furchtbare
Entwicklung atemlos verfolgten, ahnte keiner der Terraner. Vier Mann sicherten den Transmitter, denn von dieser Seite her wollten sie keine böse Überraschung erleben. Da war die donnernde Stimme des Kluis zu hören. Das Rechengehirn der Tels verlangte den Vollzug des Urteils, ohne zu wissen, wie sehr das Blatt an der Vernichtungsstätte sich gewendet hatte. Einige Minuten später sah es so aus, als ob Ren Dhark und Dro Cimc Feinde würden. Der Commander untersagte ihm, auch nur einen Versuch zu machen, den Kluis zu zerstören. »Ihr Tels benötigt ihn, und wir Terraner werden ihn bei den Verhandlungen benötigen ...« »Verhandlungen, die nie stattfinden werden!« schleuderte ihm Cimc entgegen. »Und sollten dennoch welche geführt werden, dann wird dieser Vank sie nicht einhalten, weil er ein Sklave des Kluis ist!« »Später mehr darüber, Cimc«, beendete Ren Dhark die Unterhaltung, als er bemerkte, daß sich sein schwarzer Freund immer stärker erregte, denn sie mußten jetzt mit ihrem Faustpfand wuchern und mit dem Vank und den Vankko als Geiseln sich die Freiheit wieder verschaffen. »Dro Cimc, können Sie Ihre Transmitter schalten? Gibt es eine Transmitter-Straße, die uns zum Staats-Hafen bringt?« Der Wer starrte ihn entgeistert an. »Wollen Sie denn freiwillig die Wonnen des Abgrundes aufsuchen, Dhark? Der Staats-Raumhafen ist zugleich das ZentralKommando der telschen Flotten, und ich kann mir vorstellen, daß einige Wers sich nicht davon beeindrucken lassen, daß sich die Regierung des Telin-Imperiums in Ihrer Hand befindet. Im Gegenteil, man wird diese Situation nutzen und einen militärischen Putsch starten. Sie kennen die schwelenden Spannungen zwischen Flotte und Regierung nicht.« Ren Dhark war dem Wer für diesen Rat dankbar. »Was schlagen Sie vor, Cimc?« »Wir müssen versuchen in den Kluis zu kommen. Wer über den Kluis verfügt, hat die Macht über das Imperium in der Hand. Hoffentlich hat das Militär die Chance nicht schon genutzt und ist uns zuvorgekommen.« »Dann schalten Sie den Transmitter auf den Kluis um, Wer!« Der Commander der Planeten hatte einem Wer, dessen Rang gleich dem eines Generals der TF war, seinen Befehl gegeben. Nach falscher Sitte nahm Wer Dro Cimc Haltung an und wiederholte den Befehl in terranischer Sprache. Aber Milliarden Tels sahen den größten Verräter des Imperiums vor einem weißen Affen stramm stehen. Aber Millionen wünschten diesem Verräter die Wonnen des Abgrundes, aber auch im Telin-Imperium konnte man mit Wünschen nichts erreichen.
* Die wichtigsten TV-Sender Terras hatten die Sendung von einem Planeten, der 51 000 Lichtjahre von der Erde entfernt war, übernommen. Schnell hatte Marschall Bulton seine Entscheidung getroffen, als sich an der Hinrichtungsstätte auf Cromar die Lage schlagartig veränderte; und es war eine diplomatisch kluge Entscheidung. Den Menschen wurde erstmalig gezeigt, was der Commander der Planeten bei seinen Exkursionen in den Raum durchzumachen hatte, und daß die Forschungsflüge der POINT OF keine PicknickReisen waren. Die Spannung im Besprechungsraum hatte einem jubelnden Ausbruch Platz gemacht, als auch der letzte Vank gefesselt und geschockt zu den anderen Tels gelegt wurde. Als dann
plötzlich die Sendung von Cromar unterbrochen wurde, hatten die ersten Terraner den Hinrichtungsraum schon durch den Transmitter verlassen. Die suprasensorischen Großeinheiten des Stabes arbeiteten unterdessen schon uner müdlich. Bis auf drei Sekunden genau hatte die D-122 die Position von Cromar fest gestellt gehabt; noch genauer waren die Daten über die Hauptwelt des Telin-Imperiums gewesen, die ihnen der Commander geliefert hatte. Seine exakten Angaben erlaubten nun, daß die gesamte Terranische Flotte in ihrer letzten Transition sogar in den dichten Luftschichten von Cromar rematerialisierte. Um 11:23 Uhr Norm-Zeit unterbrachen alle TV-Stationen des Sol-Systems und die Sender auf den Kolonialwelten ihr Programm. Lapidar wurde bekanntgegeben: Die Terranische Flotte hat um 0:20 Uhr Norm-Zeit mit den letzten Verbänden das SolSystem verlassen und befindet sich auf dem Flug zum Telin-Imperium, um dem Commander der Planeten bei seinen schweren Verhandlungen mit dem Vank der Tels die erforderliche Unterstützung zu geben. Der Schutz des Sonnen-Systems wird durch die Ast-Stationen und drei Reserve geschwader gewährleistet. Seit Bestehen der TF flog die Flotte ihren ersten Großeinsatz.
Was aus diesem Einsatz wurde, konnte kein Mensch voraussagen; nicht wenige sahen
darin den Ausbruch eines unerbittlichen, Krieges zwischen zwei humanoiden Rassen.
* Der Vank des Telin-Imperiums war sich seiner Sache zu sicher gewesen, und er hatte mit seiner Anordnung, daß die Übergabe der weißen Affen an die Wonnen des Abgrundes allen Tels durch TV gezeigt wurde, dem Ersten der POINT OF endlich die langersehnten Informationen über Ren Dhark geliefert. Zuerst hatte sich auch in allen Räumen des Flaggschiffes Entsetzen breitgemacht und Falluta wurde bestürmt, radikal das Hy-Kon einzusetzen und in einem tollkühnen Durchbruch den Commander mit seinen Männern zu befreien. »Zum Teufel«, hatte Falluta losgebrüllt, »wer kann mir denn sagen, wo wir den Commander suchen sollen?« Dann war die Wende gekommen, und Entsetzen war durch frenetischen Jubel abgelöst worden. Männer, die so schnell nicht aus der Ruhe gebracht werden konnten, klatschten in die Hände, als sie das Wüten der Cyborgs verfolgten, die keine Angst vor den schweren Schockerwaffen der Tels hatten, die Parastrahlen einfach ignorierten und dann mit den schwarzen Weißen nicht gerade sanft umgingen. Aber auch der Commander zeigte ihnen in dieser einmaligen Fernsehsendung, aus welchem Holz er geschnitzt war, und eine erstklassige Figur machte der Tel Dro Cimc. Über Jimmys Zungenspiel lachten nicht wenige Tränen. »Er hat's geschafft! Verdammt noch mal, Dhark hat es wieder geschafft!« Einer schlug dem anderen vor Begeisterung auf die Schulter, und plötzlich hatten es viele Männer trotz des Alarmzustandes eilig, mal kurz zu verschwinden. In der Messe trafen sie sich und kippten schnell ein hartes Getränk, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden, aber sie waren sich alle einig, daß der Commander ohne seine vier Cyborgs es nie geschafft
hätte. Und zum erstenmal stand die Frage im Raum: Warum haben wir keine Roboter vom Planeten Tower an Bord? In Begleitung von diesen Blechkameraden wäre der Commander nie in diese ausweglose Situation geraten! Da schrie Elis Yogan über die Bordverständigung aus seiner Funk-Z: »Falluta, wir, haben den Commander, im Empfang. Da, sprechen Sie mit ihm!« Im gleichen Moment war in der Kommando-Zentrale auf dem Bildschirm das scharfgeschnittene Gesicht Dharks zu sehen. Er sah ein wenig anders aus als sonst. Die Männer, die hinter ihm standen, auch. Alle hatten Bartstoppeln im Gesicht stehen, und alle schienen Wasser seit Tagen nicht gesehen zu haben. Doch das waren nur äußerliche Dinge, und sie hatten der Dynamik, die Ren Dhark auch jetzt wieder ausstrahlte, keinen Abbruch getan. »Falluta, ich weiß nicht, wie lange ich mit Ihnen reden kann, darum muß ich mich kurz fassen. Hören Sie zu ...« Und mit dem Ersten der POINT OF hörten auch die anderen Männer zu, was der Commander ihnen zu sagen hatte.
* Die telsche Flotte hatte Ren Dhark und seinen Männern im Kluis ihr Ultimatum gestellt. Dro Cimc' Prophezeiung, die Flotte könnte aus der Ohnmacht des Vank Nutzen ziehen und einen Umsturz wagen, schien sich zu erfüllen. Im Ultimatum war weder vom Vank noch von den Vankko die Rede. Für die Generäle der telschen Flotte schienen sie nicht zu existieren. Ren Dhark und seine Männer hielten sich im Steuerraum des Kluis auf. In der Ecke lagen nebeneinander der Vank und die Vankko, geschockt und gefesselt. Die schwer bewaffneten Wachmannschaften und die Techniker und Ingenieure waren eine Etage tiefer geschafft worden. Zwei Energiesperren sorgten dafür, daß sie sich nicht befreien konnten. Arc Doorn ließ sich von Dro Cimc das Schaltpult erklären, aber das Wissen des Tels über das größte Rechengehirn des Imperiums war sehr beschränkt, dennoch machte sich der Sibirier mit seinem phänomenalen Können schnell mit der fremden Technik vertraut. »Das ist ein Superding«, sagte er und schüttelte den Kopf, »aber der Checkmaster kann mehr als dieses Monstrum. Der Checkmaster ist mir hundertmal lieber.« Das Schaltpult war eine riesige Instrumentenwand, die zugleich aber auch ein verwirrendes System an energetischen Leitbahnen besaß, über die der Steuersessel blitzschnell hin und her fahren konnte, damit derjenige, der den Kluis bedienen mußte, an alle Schalter herankam. Niemand zweifelte die Behauptung Cimc' an, daß der Kluis über acht Kilometer tief in den Boden reiche, bei einer Ausdehnung von vier mal sieben Kilometern. Bram Saß und Holger Alsop hatten Lebensmittel und Getränke gefunden und herangeschafft. Die Männer löschten erst einmal ihren quälenden Durst und machten sich dann daran, mit kleinen Bissen ihren Hunger zu stillen. In einer Zeiteinheit lief das Ultimatum der Flotte ab. Man hatte ihnen mit restloser Vernichtung gedroht, wenn die Terraner nicht auf alle Bedingungen eingehen würden. Mit anderen Worten: sie sollten sich ergeben, andernfalls sie mit dem Kluis vernichtet
werden würden.
Dro Cimc fungierte wieder als Dolmetscher. Dhark funkte zur Tel-Flotte zurück, mit
seinen Männern zu beraten. Ihn machte es nur stutzig, daß von der Seite der Tels kein
Versuch unternommen wurde, den Funkkontakt mit seiner POINT OF zu unterbinden
oder nur zu stören.
Ren Dhark wanderte unruhig auf und ab. Ihre Geisel waren keinen Cent wert. Den
Generälen der Flotte schien es egal zu sein, ob der Kluis bei ihrem Vernichtungsschlag
drauf gehen würde oder nicht.
»Cimc!« Sein Ruf nach dem Tel dröhnte.
Der schwarze Weiße, der neben Arc Doorn stand, kam herüber.
»Cimc, wer steuert die Energieversorgung von Cromar?«
»Der Kluis...« Und plötzlich weiteten sich seine Augen. Er ahnte, was Ren Dhark .
vorhatte.
»Können andere Rechengehirne die Steuerung übernehmen, wenn der Kluis alles ab schaltet?«
Dro Cimc' Antwort war ungeheuerlich.
»Auf Cromar gibt es nur den Kluis und kein zweites Rechengehirn.« Er stand allein, denn
Ren Dhark lief auf den Sibirier zu. Der grinste immer genüßlicher, je länger der
Commander mit ihm sprach.
»Und ob ich das schaffe, Dhark ...«
Mark Carrell störte. »Einer der Vankko ist wach und verlangt immer wieder nach Ihnen,
Dhark, aber auch nach Dro Cimc.«
Diese Unterbrechung bedeutete für Dhark keine Störung. »Wir kommen, und ich verlasse
mich auf Sie, Doorn.«
»Die werden bald sehen, was wir weißen Affen alles fertigbringen!« knurrte der Mann,
der nie gern sprach, und sein Grinsen verhieß den Tels auf Cromar nichts Gutes.
Vankko Crt Sagla verlangte Ren Dhark zu sprechen, der Tel. der Dro Cimc' Vater war,
ohne daß der Wer davon eine Ahnung hatte. Im Telin-Imperium hatte ein Vankko es
nicht nötig, zu heiraten, ging dabei aber den Freuden des Lebens nicht aus dem Weg.
»Dhark, ich kenne Vankko Sagla gut. Schon lange. Er war mir so etwas wie ein
väterlicher Freund. Und erinnern Sie sich, daß er es war, der vor dem Vank gegen unsere
geplante Vernichtung protestierte. Sie können ihm vertrauen. Aber nur ihm, keinem
anderen Vankko.«
»Carrell, nehmen Sie dem Tel die Fesseln ab.« Der Cyborg führte sofort Dharks Befehl
aus. Langsam und schwerfällig erhob sich Crt Sagla und massierte seine Handgelenke,
»Terraner, ich muß Sie vor den Generälen der Flotte warnen ...«
Je länger Crt Sagla sprach und je länger Cimc übersetzte, um so mißtrauischer wurde
Dhark. Ein Vankko, der mit ihnen, den Terranern kollaborierte? Ein Vankko, der bereit
war, ihnen den Weg zu zeigen, wie sie dem Ultimatum der Flotte trotzen konnten, ohne
dabei in einem Vernichtungsschlag das Leben zu verlieren?
Ein paarmal stutzte auch Dro Cimc, und einmal hatte er in seiner Sprache erregt auf den
Vankko eingesprochen, aber Crt Sagla hatte nur den Kopf geschüttelt und hastig
weitergeredet.
Plötzlich übersetzte Cimc nicht mehr. Müde wandte er sich an Dhark. »Eben habe ich
behauptet, wir könnten Sagla vertrauen, doch jetzt wage ich es nicht mehr zu behaupten.
Jetzt ist dieser Vankko für mich zum Verräter an den Tels geworden.«
»Was hat er gesagt, Cimc?« Mit dieser Frage ging der Commander an den Kern der Sache. »Soll ich auch zum Verräter werden, Dhark?« »Sie müssen wissen, was Sie zu tun haben, Cimc. Ich danke Ihnen!« und er machte auf der Stelle kehrt und suchte seinen Freund Riker auf, der in diesem Einsatz zum Leiter der Cyborgschen Sicherungsgruppe geworden war, zu der als Vierbeiner Jimmy gehörte. Die vier Transmitter waren blockiert worden und konnten von Gegenstationen aus nicht mehr aktiviert werden. Die zwölf A-Gravschächte lagen still. Auch von dieser Seite her drohte keine Gefahr mehr. Der energetische Schutzschirm um den Kluis und das Riesengebäude, in dem sich das Schaltpult befand, war auf Maximum geschaltet worden. Man hatte alles mögliche getan, um sich abzusichern, aber es war dennoch kein absoluter Schutz. Riker sah unzufrieden aus. »Wenn die Flotte den Kluis zerstört, stellt sie sich selbst ein Bein und macht sich in den nächsten Jahren auf Cromar das Leben schwer. Wir glauben, die Generäle mit dem Kluis unter Druck setzen zu können. Dhark, wer von den beiden Gruppen schickt seine Überlegungen auf falsche Bahnen? Doch aller Wahrscheinlichkeit nach wir. Und was ist es nun, was wir falsch gemacht haben und immer noch falsch machen? Es lohnt sich, darüber nachzudenken, denn ich habe keine Lust, schon wieder befürchten zu müssen, bald erneut vor den herrlichen Wonnen des Abgrundes zu stehen.« Vom Schaltpult rief der Sibirier: »Dhark, soll ich?« Der traf sofort seine Entscheidung. »Ja, Doorn, sofort!« In der nächsten Sekunde brach auf dem Planeten Cromar die gesamte Energieversorgung zusammen. Das letzte Aggregat stellte seine Arbeit ein. Nur im Kluis blieb es nach wie vor hell. Arc Doorn hatte ein Meisterstück zustandegebracht, aber würde es auf die umsturzsüchtigen Generäle der Flotte Eindruck machen? Konnte das Chaos, das sich von diesem Augenblick an immer schneller über der Hauptwelt des Telin-Imperiums ausbreitete, die ehrgeizigen Flottenwers daran hindern, ihr Vorhaben aufzugeben? Arc Doorn schrie wie ein Verzweifelter: »Dhark, es ist alles umsonst gewesen. Dieser verfluchte Kluis hat sich selbst berichtigt und den alten Zustand wieder herbeigeführt, aber hier am Schaltpult die Schalter blockiert.« Ren Dharks Plan, Cromar in ein Chaos zu stürzen und damit die Wers der Flotte unter Druck zu setzen, war nicht realisierbar. Die Steuerung der Energieversorgung war wieder intakt. Auf der Hauptwelt Telins liefen die Aggregate und Maschinen wieder an, als sei nichts passiert. Dro Cimc sprach mit Vankko Crt Sagla. Der Vankko blieb ruhig; erregt wirkte der Tel, den man als Verräter gebrandmarkt hatte, der aber nie Verräter an seinem Volk gewesen war. Das Ultimatum lief ab. Dhark stand seit mehreren Stunden in ununterbrochener Funkverbindung mit seiner POINT OF. »Setzen Sie radikal das Hy-Kon ein, wenn Sie feststellen, daß die Tel-Flotte einen bestimmten Punkt auf Cromar angreift. Dort, wo der Angriff erfolgt, befinden wir uns...« »Commander, warum sollen wir warten, bis der Angriff erfolgt? Vielleicht kommen wir dann zu spät, Warum geben Sie nicht die Order, Sie alle jetzt schon herauszuholen? Mit
dem Hy-Kon lasse ich, wenn es erforderlich sein sollte, halb Cromar verschwinden ...« »Und an die unschuldigen Frauen, Männer und Kinder der Tels denken Sie nicht, Falluta? Was können Milliarden armer Teufel dafür, daß ein paar größenwahnsinnig gewordene Wers Politik machen?« Falluta schluckte, und dann schrie er, als ob er den Verstand verloren hätte. Er schrie immer lauter, und die Offiziere im Kommando-Stand der POINT OF machten es ihm nach. Der Ringraumer war zu einem Irrenhaus geworden. Kein Wort war zu verstehen. Dhark kam mit seiner Stimme nicht mehr durch. Auch Arc Doorn nicht, der mit seinem Stuhl hoch am Schaltpult hing und nun auch brüllte. »Der Kluis dreht durch! Der Kluis dreht durch...!« Niemand drehte durch. Auch nicht die tobenden Männer in der POINT OF, die plötzlich still wurden. Eine fremde Stimme klang aus dem Empfang auf. »Terranische Flotte an Commander Dhark! Wir haben mit allen verfügbaren Einheiten in elftausenddreihundert Metern Höhe rematerialisiert und Cromar eingeschlossen.« Während sich die Männer um Dhark noch fassungslos anblickten, weil niemand damit gerechnet hatte, daß die TF so schnell über Cromar erscheinen würde, hatte der Com mander auf die Frequenz der telschen Flotte umgeschaltet und gleichzeitig Dro Cimc her beigewinkt, der dolmetschen mußte. Die Verbindung mit den umstürzlerischen Wers kam sofort zustande. Man konnte ihnen ansehen, daß ihnen das Auftauchen von einigen tausend Raumschiffen der weißen Affen in die Glieder gefahren war. Noch mehr aber mußte sie bestürzt haben, daß alle Schiffe in nur elftausend Metern aus dem Hyperraum wieder das Normal-Kontinuum erreicht hatten; ein Manöver, das wohl ein einzelnes Schiff riskierte, aber kein Flottenverband. Die weißen Affen hatten es gewagt! Ren Dharks Stimme klirrte, als er sagte: »Wir lassen die Flotten der Tels verschwinden, wie wir schon mehrfach Tel-Raumer verschwinden lassen mußten, und mit Ihren Schiffen verschwinden alle Raumhäfen Cromars, und das bedeutet, daß es auch für die Wers kein Wiederkommen geben wird. Ich verlange, daß die Blockade meines Schiffes sofort aufgehoben wird, oder meine Flotte wird das tun, was ihr befohlen worden ist!« Ren Dhark konnte nicht sehen, wie zehn rotfunkelnde T-Ringraumer furchtlos auf den Staatshafen herunterstießen. Ein 800-Meterdoppelkugelraumer, der in dem Augenblick abgehoben hatte, als die fremde Flotte über Cromar erschien, griff den in Keilformation fliegenden terranischen Pulk an, Zehn Sekunden später explodierte der Raumer der Tels unter dem konzentrischen Feuer der funkelnden Terra-Schiffe. Dieser Zwischenfall, der nicht auf das Konto der telschen Wers ging, hatte bestürzende Eindruckskraft, und das Aussehen der rotfunkelnden Ringriesen, wie sie von Tels noch nie beobachtet worden waren, tat ein übriges dazu. »Terraner«, sagte ein Wer mit leicht zitternder Stimme, »wir heben die Blockade Ihres Ringschiffes auf und erklären, daß unser Ultimatum keine Gültigkeit mehr hat.« »Danke", erwiderte Ren Dhark, »dann werden wir also endlich die Möglichkeit haben, mit Ihrem Vank zu verhandeln. Aber erteilen Sie Ihren Schiffen den Befehl, sich jeder kriegerischen Handlung zu enthalten. Meine Kommandanten haben den Auftrag, sofort mit allen Strahlwaffen das Feuer zu erwidern.« Er ahnte nicht, daß zehn der modernsten Terra-Schiffe den Wers schon vorexerziert hatten, daß sie sich nicht wie weiße Affen
behandeln ließen. »Und ferner geben Sie allen Flottenverbänden, die im Raum stehen,
den Auftrag, Cromar nicht anzufliegen, sonst hört Cromar auf zu existieren!«
Das waren harte Worte. Andere hätten ihre Forderungen in dieser günstigen Stunde noch
höher geschraubt. Ren Dhark dachte nicht daran, denn er wollte und mußte mit dem Vank
verhandeln. Und er wollte und mußte mit dem Vank zu einem Übereinkommen gelangen,
das beiden Völkern den Frieden garantierte.
War denn die Galaxis nicht groß genug, um Terraner und Tels friedlich nebeneinander
leben zu lassen?
— ENDE —
REN DHARK Während Ren Dhark mit der POINT OF nach Cromar, dem tel'schen Heimatplaneten, fliegt, um die schwarzen Weißen zu Verhandlungen zu zwingen, werden Huxley und Clark damit beauftragt, das Geheimnis der unsichtbaren Stationen zu entschleiern. Die Utaren können ihnen auch nicht viel helfen; deshalb entschließen sich Huxley und Clark, die Nogks aufzusuchen, die bisher die meisten Erfahrungen mit den unsichtbaren Stationen gemacht haben. Dieser Flug kann Huxley und Clark zum Verhängnis werden, denn am Rand des Halo lauern unheimliche Gefahren, die das Ende alles galaktischen Lebens bedeuten können. Lesen Sie in 14 Tagen den spannenden Ren Dhark-Roman Nr. 95 Kosmischer Abgrund von Staff Caine
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