Das Erbe der Macht Band 11 Träume des Todes (1/2) Ein Urlaub soll Erholung bringen - Das Rendevouz mit der Vergangenheit...
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Das Erbe der Macht Band 11 Träume des Todes (1/2) Ein Urlaub soll Erholung bringen - Das Rendevouz mit der Vergangenheit Irgendwo auf der Erde Mit festen Schritten bewegte er sich seinem Ziel entgegen. Kunststoffplatten, die den Boden überzogen, dämpften seine Schritte. Kaltes Neonlicht ließ seine Haut wie die eines Toten erscheinen. Zu seiner rechten tauchten Türen auf, Eingänge zu den hier angesiedelten Büros. Sein Ziel lag nicht mehr weit entfernt. Wie oft schon war er diesen Weg gegangen, hatte Befehle entgegen genommen und sie zur vollsten Zufriedenheit des Oktavirat ausgeführt. Er wusste, dass es heute anders werden würde. Vor ihm tauchte nun eine große, schwarze Tür auf. Ohne zu klopfen trat er ein, wohl wissend, dass man ihn erwartete. Ein schwarzer, großer Raum erstreckte sich vor ihm. Die Umrisse von fünf Tischen waren zu erkennen. Hinter jedem der Tische saß eine Person, verborgen in der Dunkelheit. Eine verzerrte Stimme begrüßte ihn: „Ich grüße sie Agent. Wir haben sie bereits erwartet.“ Der junge Mann nickte nur. „Wie bereits angekündigt harrt ein weiterer Auftrag darauf von ihnen ausgeführt zu werden, erfolgreich wie wir doch alle hoffen. Unsere Wahl fiel auf sie da sie bereits einschlägig Erfahrung mit einer der Zielpersonen haben“, erklärte die körperlose Stimme. „Sie werden sehen wie sehr ein Erfolg in diesem Falle benötigt wird. Unser aller Wohl könnte davon abhängen. Bitte nehmen sie die Mappe an sich“, fiel nun eine zweite Stimme ein. Schnell trat der Agent einige Schritte nach vorne und nahm von einem Tisch, der inmitten des Halbkreises aus den anderen Tischen stand eine Mappe an sich. Der einzige, schwache Lichtstrahl, der diesen Tisch in leichte Helligkeit tauchte und so auch die Körper der Mitglieder des Oktavirats in Schatten hüllte ließ ihm nun auch die Möglichkeit des Lesens. Doch er verzichtete. Eine langjährige Angewohnheit die Auftragsmappen erst außerhalb der Sichtweite des Oktavirats durchzulesen. „Wir wünschen ihnen viel Glück“, wünschte ihm nun eine der Stimmen und gab so zu verstehen, dass die Audienz hiermit beendet war. Schnell drehte der Agent sich um und verließ den Raum. Nicht so schnell, dass sein Unbehagen auffiel, doch sehr zügig. Wie jeder andere seiner Kollegen, wusste er nicht wer sich hinter den Schatten des Oktavirats verbarg. Es war auch nicht notwendig. Was er wissen musste, wusste er und das genügte. Mit fliegenden Fingern öffnete er die Mappe und sah auf die wenigen Blätter die sich darin befanden. Das erste enthielt eine kurze Missionsbeschreibung, während die anderen drei jeweils die Lebensläufe und Informationen über eine Person darstellten. Ein Zucken durchlief den Agenten. Als sein Blick auf die Namen der Personen viel. Es ist soweit. Das Oktavirat hat keine Ahnung wie wichtig ein Erfolg ist. Sollte ich versagen wird die Spectral Enterprise eine starke Niederlage einstecken. Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen. Ich hätte mich der Sache längst annehmen müssen, dachte der Agent. Lange hatte er gehofft, dass eine diesbezügliche Mission nie stattfinden würde. Wie trügerisch diese Hoffnung gewesen war, bemerkte er nun, doch es war zu spät. Nun hieß es handeln und gewinnen oder alles verlieren. Mit schnellen Schritten bewegte er sich auf seine Unterkunft zu um zu packen. Sein nächster Auftrag führte ihn nach Australien. * 1
Hoch über dem Indischen Ozean „Nein, danke“, erwiderte Michael und lächelte die Stewardess freundlich an. Ein interessiertes Aufblitzen erschien in den Augen der jungen, blonden Frau, verschwand jedoch sogleich wieder. Mit schnellem Blick taxierte sie die jungen Frau neben dem jungen Mann, der mit schwarzen kurzen Haaren und blauen Augen äußerst attraktiv wirkte. Wenige Sekunden später hielt sie bereits mit ihrem Getränkewagen vor dem nächsten Passagier und ließ Michael und Anna hinter sich zurück. „Du lieber Himmel, die hat mich mit ihren Blicken ja fast erdolcht. Als wäre ich mit dir verheiratet“, sprach Anna zu Michael und erntete ein Schmunzeln. Die junge Frau mit den langen braunen Haaren und einem hübschen, fein geschnittenem Gesicht in dem die grünen Augen blitzten, wirkte nicht minder attraktiv als ihr Begleiter. Gemeinsam waren sie auf dem Weg nach Australien. Die letzten Geschehnisse hatten beiden sehr übel mitgespielt. Michael, nach etlichen Wochen im Koma, war wieder erwacht und hatte zwei seiner Mitstreiter tot vorgefunden. Der Sicherheitschef, der sein Leben im Kampf gelassen hatte und Jürgen Stein, der im Kampf mit König Artus tief in der Vergangenheit gestorben war. Auch Anna war es nicht sehr gut ergangen. Die junge Frau war von Zorek gefangen genommen worden. Torsten Thielmann hatte sie magisch misshandelt und einen Keim in sie gepflanzt, von dem bisher jedoch niemand wusste wie er wirkte. „Irgendwie kann ich es noch immer nicht fassen, dass jetzt Ruhe herrscht. Zumindest vorläufig“, sprach Anna. Gedankenverloren starrte Michael aus dem Fenster und erwiderte: „Torsten und Zorek werden sich ihre Wunden lecken. Nina ist tot, vergangen mit der Träne der Zeit, weil sie nicht loslassen wollte, als Merlin sie in die Unendlichkeit schleudern wollte. Wir werden jedoch wohl bald wieder von beiden ersteren hören.“ „Was mir noch Sorgen macht, sind Darkens Vampire. Sie zeigen sich nun häufiger als früher. Die Zahl der Vampiropfer steigt, gleichzeitig verschwinden sie jedoch bevor wir sie erwischen können. Darken muss auch etwas planen“, gab Anna zurück. „Zweifellos. Ich würde mir wünschen, dass er aktiv wird. So hätten wir wenigstens Chancen Andi zu finden. Vielleicht könnten wir ihm doch noch irgendwie helfen“, murmelte Michael leise. Betreten wand sich nun auch Anna ab. Auch sie hatte in letzter Zeit oft an Andi gedacht, der durch den Biss Alicias zu einem Vampir geworden war und sich Darken angeschlossen hatte. „Nunja“, verscheuchte sie die trüben Gedanken, „Wir sind nun auf jeden Fall auf dem Weg in ein fünf Sterne Hotel und sollten uns keine Gedanken mehr über vergangenes machen. Wenn wir zurück sind, holt uns der Alltag schnell genug wieder ein. Genießen wir den Urlaub.“ „Hast du etwas Spezielles geplant?“, wollte Michael wissen. „Nein, eigentlich steht Entspannung für mich im Vordergrund. Allerdings würde ich gerne eine kurze Reise in den Outback unternehmen“, erwiderte Anna. „Ich wüsste nichts was dagegen spricht. Lassen wir es auf uns zukommen“, sprach Michael Entspannt flogen die beiden Lightfighter ihrem Urlaub entgegen. Noch ahnten sie nichts von dem Feind, der auf sie wartete. Nur wenige Reihen hinter ihnen saß ein junger Mann, dazu bereit seinen Auftrag auszuführen. * Australien, Sydney Entgegen aller Erwartungen kam es zu keinen Komplikationen bei der Ankunft. Der Flieger landete problemlos und die Passagiere, einschließlich Michael und Anna konnten auschecken. Während Anna einen kleinen Schubwagen organisierte und hinter den Massen in Deckung 2
ging, machte sich Michael daran das Gepäck zu jagen, welches über die berühmten und
berüchtigten Rollbänder durch die Wartenden getragen wurde. Gerade hatte Michael einen
von Annas Koffern ausgespäht und wollte diesen an sich nehmen, als er plötzlich mit
jemandem zusammenstieß. Er selbst konnte sich gerade noch fangen, während die andere
Person nach hinten taumelte und über ihren Gepäckwagen fiel. Schnell sprang Michael zu der
jungen Frau und half ihr wieder auf. Nach einer gemurmelten Entschuldigung beiderseits
taxierten sie sich. Eine junge Frau von Anfang zwanzig stand Michael gegenüber. Blondes
Haar fiel ihr auf die Schultern und braune Augen blickten ihm entgegen.
„Mein Name ist Silvia. Silvia de Santori“, stellte die Frau sich vor.
„Michael Hartmann“, gab Michael zurück und registrierte den italienischen Klang ihres
Namens.
Ein letzter Blick auf das Gepäck demonstrierte ihm, dass er nun eine Menge Zeit hatte, da
dieses gerade zu einer weiteren Rundfahrt über das Gepäckband ansetzte und so mittlerweile
wieder außerhalb seiner Reichweite angelangt war.
„Du machst auch Urlaub in Australien? Hier in Sydney?“, wollte Silvia nun wissen.
Da sie beide im fast gleichen Alter sein mussten, sprachen sie sich wie selbstverständlich mit
dem vertraulichen „Du“ an.
„Ja, ich und eine Freundin“, erwiderte Michael, wobei er instinktiv darauf achtete das eine zu
betonen und kein meine daraus werden zu lassen.
Ein vertrauliche Unterhaltung entwickelte sich zwischen beiden, während Silvia hin und
wieder zum Gepäckband griff und eine Tasche auf ihren Wagen lud, ebenso wie Michael. Der
Lightfighter erfuhr, dass Silvia tatsächlich aus Italien stammte, genauer aus Rom und sogar in
der Nähe der Villa Hartmann wohnte. Ihr Beruf war Fotografin und sie hoffte in ihrem Urlaub
ein paar schöne Aufnahmen im Outback machen zu können.
Schmunzelnd beobachtete Anna die Szenerie von weitem.
Er wirkt auf Frauen wie ein Magnet, dachte sie sich.
Sie selbst hatte keinerlei Interesse an Michael, den sie nur als guten Freund ansah. Innerhalb
des SE gab es niemanden, der sie interessierte. Sie hatte eine sehr starke Bindung zu Andi
aufgebaut, jedoch rein freundschaftlicher Natur. Zu mehr hätte dieser es auch nie kommen
lassen, dazu gehörte sie wohl dem falschen Geschlecht an. Sie versuchte zu verdrängen, dass
sie ihren Freund vielleicht für immer an die dunkle Seite verloren hatten. Vielleicht würden
sie sich bald als Gegner gegenübertreten müssen. Einige Zeit hatte sie auch vermutet, dass aus
Dorian und Sandra etwas werden könnte, sich jedoch geirrt. Besonders nach den letzten
Ereignissen um die Träne der Allmacht war deren Verhältnis etwas unterkühlt. Insgeheim
schien Dorian Sandra die Schuld an Jürgens Tod zu geben, da sie ihm ein seltsames Pulver
aus Merlins Beständen übergeschüttet hatte. Offen sprach er diesen Vorwurf jedoch nicht aus,
bisher zumindest.
„Oh, Verzeihung. Haben sie sich verletzt“, hörte Anna ein Stimme, nachdem sie einige Meter
zurückgetaumelt war.
Nun hat es auch mich erwischt. Zusammenstöße scheinen hier ja an der Tagesordnung zu
sein, dachte sie.
„Nein, geht schon. Ich muss mich entschuldigen“, murmelte Anna zurück und besah sich den
Mann genauer.
Er war etwa Anfang dreißig, leicht gebräunt und hatte ein offenes, freundliches Gesicht. Eine
kleine Narbe zog sich über sein Kinn und ein leichter drei Tage Bart war nicht zu übersehen.
Nun ja, so schlecht beginnt der Urlaub nun doch wieder nicht, dachte Anna.
„Aber nein, es war meine Schuld. Es scheint mein Schicksal zu sein dauernd Leute
umzurennen. Das bringt mein Beruf wohl so mit sich. Mein Name ist Chris Trewman, ich bin
Reporter“, erklärte er.
„Mein Name ist Anna Schneider. Sie sind Amerikaner, was führt sie hierher nach Sydney?“,
stellte auch Anna sich vor.
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„Ein dringendes Bedürfnis nach Erholung. Als mein Chef die Story vergab habe ich sofort zugegriffen, in der Hoffnung noch ein paar Tage Erholung dranhängen zu können. Ich soll einen Bericht über die Aborigines und deren Kultstätten schreiben“, gab Chris zurück. Ein entspanntes Gespräch entwickelte sich und wurde erst unterbrochen als Michael in Begleitung von Silvia zurückkehrte. Gegenseitig stellten sich alle vor und machten sich auf den Weg zu ihrem Hotel. Durch Zufall hatten sie alle in demselben Hotel gebucht. Michael und Anna konnten nicht ahnen, dass dies zumindest bei Chris kein Zufall gewesen war sondern Berechnung. Natürlich hatte er bereits vorher gewusst, wo die beiden Lightfighter einchecken würden. Langsam nahm sein Plan Gestalt an, der Agent war zufrieden. * Einen Tag später Bequem saßen Anna und Michael in zwei luxuriösen Sesseln in der Empfangshalle und warteten auf Silvia und Chris. Die anderen Mitglieder der Ausflugstruppe hatten sich bereits eingefunden und in wenigen Minuten würden sie sich auf den Weg Richtung Outback machen, die wüstenartige Steppe, die drei viertel des Kontinents bedeckte. Am Ankunftstag noch hatten Anna, Michael, Chris und Silvia die Hotelanlage erkundet und ausgiebig in der Sonne gebadet. Anna fühlte sich pudelwohl, während Michaels Gesicht von einem Sonnenbrand bedeckt war. Nun tauchten auch Chris und Silvia auf, ebenso der Führer der kleinen Truppe. Chris war mit einer Kamera, Silvia mit einem Fotoapparat und etlichem Equipment ausgerüstet. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern stiegen sie in einen klapprigen Bus und fuhren los. Ein Schmunzeln machte sich auf Annas Gesicht breit, als sie einige Meter vom Hotel entfernt ein Straßenschild sah auf dem ein Koala abgebildet war. Nur wenige Zentimeter darunter befand sich ein weiteres, auf dem ein Känguru zu erkennen war. Andere Länder, andere Gefahren auf der Straße, dachte Anna und wollte Michael darauf aufmerksam machen. „Was ist los?“, wollte sie wissen als sie das ernste Gesicht ihres Anführers und Freundes sah. „Hm, ich musste gerade an Dorian und Sandra denken. Die beiden…“, wollte Michael antworten, wurde jedoch unterbrochen. „Meinst du nicht es reicht langsam. Seit du wieder erwacht bist machst du dir Gedanken über alles. Genieße doch einfach deinen Urlaub. Ich bin überzeugt davon, dass wir bald wieder in eine neue Sache geraten werden und dann wirst du bereuen den Urlaub nicht genossen zu haben“, unterbrach sie Michael. Nun mischten sich auch Silvia und Chris wieder ein und Michael wurde von seinen trüben Gedanken abgelenkt. Die Umgebung wurde langsam karger, die Häuser nahmen ab und auch die Vegetation verabschiedete sich zunehmendst. Nach ca. einer Stunde hatten sie das Outback erreicht. Der Führer begrüßte sie und begann Verschiedenes über Australien zu berichten, was jedoch jeder der Anwesenden bereits kannte, wenn er in einen Reiseführer geschaut hatte. Nur einmal horchte Michael auf, als der ältere Mann erklärte: „Besonders freut es mich ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir es nach langem Ringen mit den Behörden geschafft haben, eine Sondergenehmigung zu erhalten und so einen der Ritualplätze der Aborigines aufsuchen dürfen.“ „Perfekt. Da werden sicher gute Bilder zu machen sein“, freute sich Silvia und auch Chris schien sehr erfreut über die Nachricht. „Hm und wieder ein Ritualplatz der Ureinwohner, der durch Touristen und deren Sensationsgier entweiht wird“, erwiderte Michael.
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„Du darfst das nicht so eng sehen. Die Behörden werden schon darauf geachtet haben, dass wir kein heiliges Tabu brechen. Schließlich sind sie großteils selbst Aborigines“, gab Silvia zurück. Michael wurde einer Antwort enthoben als der Bus hielt und die Reisenden dazu aufgefordert wurden auszusteigen. Erklärend deutete der Führer auf einige Felsen, die einige Meter entfernt in den Himmel ragten: „…Handelt es sich hierbei um einen Ritualplatz der Schamanen. Zu bestimmten Zeiten versammeln diese sich hier, um Verbindung mit den Wesen der Traumzeit aufzunehmen und ihnen zu huldigen…“ Die beiden Lightfighter, Chris und Sivlia ließen sich ein wenig zurückfallen als die Truppe den Berg bestieg. Chris nahm seine Kamera hervor und begann zu filmen während Silvia damit begann Fotos zu schießen. Michael und Anna setzten sich auch von diesen beiden ab und begannen damit die Berge zu durchstreifen. Eine Stunde Aufenthalt war eingeplant und groß genug um sich zu verlaufen war das Areal nicht. „Was hältst du von den beiden?“, wollte Michael wissen. „Silvia macht auf mich den Eindruck einer unbeschwerten, lebensfrohen Frau, die mit offenen Augen durch das Leben geht. Sie ist mir sehr sympathisch. Chris ist in manchen Dingen etwas verschlossen, was man ihm jedoch nicht verdenken kann, da er uns erst seit kurzem kennt. Er ist freundlich, witzig und sieht gut aus“, erwiderte Anna lächelnd. „Das deckt sich mit meinen Ansichten, sieht man davon ab, dass mein Augenmerk doch eher auf Silvia gerichtet ist was das gut aussehen betrifft“, schmunzelte Michael. „Schade das wir Andi nicht dabei haben. Mit ihm kann man sich wenigstens über gut aussehende Männer unterhalten, er hat Geschmack was das angeht“, seufzte Anna und dachte ein weiteres Mal an ihren ehemaligen Mitstreiter und Freund. „ Noch ist nicht alles verloren. Wir werden ihn wiederfinden und tun was wir können um ihn auf unsere Seit zurück zu holen. Es wird sicher einen Weg geben“, gab Michael zurück. Gemeinsam umrundeten sie den nächsten Felsen. „Sieh dir das an, eine Höhle. Schauen wir sie uns mal an“, machte Anna auf den im Schatten verborgenen Eingang aufmerksam. „Warum nicht, tief scheint sie nicht zu sein. Und Chris und Silvia sind nicht weit entfernt“, erwiderte Michael und sie betraten gemeinsam die Höhle. Die Höhle erstreckte sich nur wenige Meter in den Felsen und war so auch noch immer mit spärlichem Licht erhellt. Gegenüber dem Eingang war die Wand vollständig mit seltsamen Zeichnungen und Ornamenten bedeckt. Langsam gingen sie darauf zu. „Vielleicht sollten wir wieder gehen. Wer weiß welches heilige Tabu wir gerade brechen“, sprach Michael. Doch Anna hörte ihn nicht. Die junge Lightfighterin schien nichts um sich mehr wahrzunehmen. Langsam ging sie weiter auf die Wand zu und deutete beim Nähergehen auf ein bestimmte Stelle. Michael erbleichte. Ein seltsames Ornament war auf eine Stelle der Wand gezeichnet, ein Ornament, das er kannte. Das Tatoo auf seinem Oberarm schien zu glühen. Es hatte dieselbe Form, welche die Zeichnung an der Wand ebenfalls hatte. „Was hat das zu bedeuten?“, flüsterte Michael. Viele Male hatte er seinen Vater bereits nach der Herkunft des Tatoos befragt, das er seit Kindesbeinen an auf seinem rechten Oberarm hatte, jedoch keine Antwort erhalten. Auch vor wenigen Tagen, als er seinen Vater nach seinem langen Koma endlich wieder auf der Traumebene besucht hatte, war es ihm nicht möglich gewesen ihm etwas darüber zu entlocken. Anna hatte die Wand nun erreicht und berührte diese mit den Finger. Ein helles Singen ertönte in der kleinen Höhle und wurde von einem zunehmenden Helligkeit begleitet. Die Welt versank im Licht. *
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„Ich habe euch bereits erwartet“, ertönte in diesem Moment die Stimme in den Köpfen der
beiden Menschen.
Anna schien wie aus einem Schlaf zu erwachen. Vor ihnen stand ein halb transparenter
Aborigine, wahrscheinlich ein Schamane.
„Wer bist du?“, wollte Michael wissen.
„Namen. Ich vergesse hin und wieder wie wichtig sie in eurer Welt sind. Seit langem trage ich
keinen mehr. Wenn euch dies jedoch irritiert könnte ihr mich Dessert Storm nennen“, erklärte
der Alte und verzog den Mund zu einem Lächeln als hätte er einen guten Witz gemacht.
Natürlich wusste Michael auf was er anspielte. Auch er wusste welche militärische Operation
mit diesem Namen bezeichnet worden war.
„Große Veränderungen werfen ihre Schatten voraus. Es ist gut, dass ihr hierher geführt
wurdet“, sprach Dessert Storm nun weiter.
„Aber wir wurden nicht hierher geführt. Es war reiner Zufall, dass wir den Weg hierher
gefunden haben“, erwiderte Anna.
„Ha, glaubt ihr das wirklich. Das ist traurig, dann wisst ihr noch viel zu wenig.
Bedauerlicherweise kam Merlin ja nicht mehr dazu euch mehr zu sagen“, sprach der alte
Aborigine weiter.
„Was weißt du über Merlin? Und wer bist du?“, wiederholte Michael seine Worte.
„Ich bin eine Spiegelung meines Geistes. Mein Körper starb vor einigen Jahrzehnten, ich
konnte mich jedoch retten. Ähnlich wie es dein Vater vermochte. Neben der Wirklichkeit
stehen einem viele Wege offen. Ich weiß alles über euch und Merlin. Aber es ist nicht meine
Aufgabe euch aufzuklären. In eurem Schicksal spiele ich keine Rolle, das wäre mir auch viel
zu gefährlich“, erklärte der Alte und schmunzelte.
„Was heißt das, zu gefährlich?“, fragte Anna.
„Oh, das werdet ihr noch früh genug herausfinden. Du, ewiger Krieger“, dabei blickte
Dessert Storm auf Michael, „solltest dich in Acht nehmen. Dein Widersacher wird bald
erscheinen. Sei bereit, wenn es soweit ist. Und nimm die Prophezeiung, die der Allsehende dir
machen wird ernst. Und du, Tochter der Dunkelheit“, damit wandte er sich Anna zu, „der
Nebel um deine Vergangenheit ist dabei sich zu lichten. Du selbst wählst die Seite auf der du
einst stehen wirst, wenn das Ende des Weges erreicht ist. Wähle weise. Und bevor ich es
vergesse, die Wandmalereien sind wichtig. Wenn ihr den Schlüssel wollt, müsst ihr das Ritual
ausführen“
„Was soll das heißen?“, wollten Anna und Michael wissen. „Hey, diesen Spaß müsst ihr mir lassen. Wo kämen wir hin, wenn wir Allwissenden euch alles direkt erzählen würden. Wo bliebe da der Spaß. Die Rätsel müsst ihr schon selbst lösen. Der Schatten hält es doch auch nicht anders, wobei er natürlich keine Wahl hat. Ich verabschiede mich. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Und achtete bitte darauf keinen Fehler bei der Durchführung des Rituals zu machen. Die Anleitung seht ihr ja an der Höhlenwand“, erklärte Dessert Storm und verschwand. „Oh wie ich es hasse, wenn sie das tun“, murmelte Anna. Auch von Michael war ein Fluch zu hören: „Verdammt. Reicht es nicht, wenn der Schatten seine dämlichen Orakelsprüche zum Besten gibt. Jetzt auch noch das. Und Merlin konnte ja auch nie mit allem herausrücken.“ „Hätten wir damals die Agenda nicht verloren, könnten wir uns dies nun sparen, aber die besitzt wohl nun der Schatten“, erwiderte Anna. „Was meinte er mit ewiger Krieger und Tochter der Dunkelheit“, wollte Michael wissen. „Gute Frage. Merlin erwähnte in seiner Erzählung auch etwas vom „ewigen Krieg“ und „Ende des Weges“. Was er betreffs mich meinte weiss ich nicht. Mein Vater hat mir zu keinem Zeitpunkt etwas über meine Mutter erzählt und starb damals durch die Hand eines Dämons. Ich weiß nichts über meine Familie, aber wenn ich mir so anhöre was Dessert Storm sagte, bin ich ganz froh darüber“, erwiderte Anna. 6
„Damit kommen wir der Lösung nur leider auch nicht näher. Auch was diese ominöse
Prophezeiung angeht, die ich wohl demnächst erhalten werde. Wer ist der „Allwissende“?
Vielleicht meinte er den Schatten. Zumindest kann ich mir sonst niemanden vorstellen“,
sprach Michael weiter.
Interessiert beugte sich Anna noch einmal über die Höhlenmalereien.
„Tatsächlich, es wird ein Ritual beschrieben. Jetzt kann ich es deutlich lesen. Die Zeichen
haben sich verändert, nachdem Dessert Storm hier war“, erklärte Anna.
„Anna! Michael!“, ertönten nun die Stimmen von Silvia und Chris von außerhalb der Höhle.
Die Lightfighter machten sich bemerkbar und Sekunden später standen die beiden bereits bei
ihnen in der Höhle. In Chris Augen stand kurz ein leichtes Glitzern, was jedoch keinem
auffiel.
„Wow, dass ist ja spitze!“, rief Sivlia und begann die Malereien von verschiedenen
Perspektiven zu knipsen.
„Wieso habt ihr uns denn nicht gerufen. Das ist eine kleine Sensation. Dadurch dürfte mein
Bericht noch um einiges interessanter werden“, wollte Chris wissen.
„Wir hatten zu wenige Zeit, sind ja gerade erst in die Höhle gekommen“, erklärte Michael.
Irritiert blickte Silvia auf und auch Chris zog die Brauen in die Höhe.
„Zu wenig Zeit? Der Führer sucht euch schon, ihr ward über eine Stunde hier drinnen!“,
erklärte Chris.
„Wir bekommen doch sicher auch einige Abzüge“, überging Michael die Erklärung nach
einem leichten Zucken.
Silvia versprach nach der Entwicklung einige Abzüge für die Lightfighter zu machen.
Gemeinsam verließen sie die Höhle und machten sich auf den Rückweg. Welchen Schlüssel
Dessert Storm auch immer gemeint hatte, Michael hatte sich fest vorgenommen es
herauszufinden und das Ritual durchzuführen. Ein leichtes Lächeln überzog Chris Gesicht.
* Schnell huschten Chris Finger über die Tastatur. In Sekundenschnelle erschien ein Bild auf dem bisher schwarzen Bildschirm. Der Agent hatte Verbindung zu seinen Auftraggebern aufgenommen. „Es verläuft alles nach Plan“, erklärte Chris. „Sei dir nicht zu sicher. Schon einmal ging etwas schief. Behalte die beiden im Auge und sorge dafür das unser Vorhaben gelingt“, erwiderte eine körperlose Stimme aus dem nicht erfassten Bereich der Kamera. „Nachdem sie die Höhlenmalereien gefunden haben, werden sie bald das Ritual durchführen wollen“, sprach Chris weiter. „Es gibt Mächte, die ebenfalls daran interessiert sind. Sie werden versuchen es zu verhindern. Anna Schneider darf nichts passieren! Ohne sie müssen wir weitere hundert Jahre warten, was keinesfalls akzeptabel ist. Behalten Sie die Lightfighterin im Auge“, erwiderte die Stimme und beendete die Verbindung. Gedankenverloren schritt Chris zu seiner kleinen Mini-Bar und öffnete diese. Während er das Glas mit Scotch füllte dachte er über die Dinge nach die geschahen seit er den Auftrag angenommen hatte. Natürlich würde er Anna im Auge behalten, schon aus eigenem Interesse. * Langsam schlenderte Anna durch die Innenstadt von Sydney, betrachtete die Schaufensterdekorationen und besah sich die Auslagen. Die Millionenmetropole Sydney war eine schöne Stadt, leider auch eine völlig überfüllte, zumindest kam es Anna so vor. Über eine Internet-Verbindung mit dem Spectral Enterprise hatte sie einen Laden, der allerlei magische 7
Utensilien und Kräuter führte ausfindig gemacht. Sie vermisste die Zeiten sehr, als die Lightfighter noch über ihre ComLinks verfügt hatten. Doch im Zuge der Erlebnisse in Brest, Frankreich hatten sie entdecken müssen, dass man ihre Verschlüsselung geknackt hatte. Nun waren sie wieder auf normale Internet-Verbindungen und Handys angewiesen. Als Anna die nächste Seitenstraße betrat, verstummte der Lärm um sie herum ein wenig. Seltsamerweise schien kaum jemand diese kleine Straße zu benutzen. Vor Anna erschien nun die schäbige Fassade eines kleinen Ladens. Seltsame Zeichen waren über dem Eingang angebracht, die der jungen Frau nichts sagten. Ohne sich noch einmal umzusehen betrat sie den Laden und riss erstaunt die Augen auf. Was von außen sehr schäbig ausgesehen hatte, entpuppte sich von innen als äußerst gepflegter, sauberer Raum, der mit allerlei Utensilien voll gestopft war. Sekunden später kam ein Aborigine mittleren Alters, Anna schätzte ihn auf Ende dreißig, aus dem hinteren Teil des Ladens und fragte nach ihrem Anliegen. Anna überreichte ihm die Liste, die dieser überblickte und dann freundlich sprach: „Müssten wir alles im Laden haben, ich werde gleich alles zusammensuchen. Wird wohl eine Beschwörung? Sie können sich gerne noch etwas umsehen.“ Verblüfft sah Anna dem Besitzer des Ladens nach, als er wieder im hinteren Teil verschwand. Langsam ging sie durch die Regalreihen und beschaute sich die Utensilien. Verblüfft erkannte sie eine alte Schriftrolle auf der einige Hyroglyphen aufgezeichnet waren, die sie kannte. Dieselben Abwehrzeichen, die wir bei den weißmagischen Projektoren in der Villa benutzen, dachte Anna.
Sie war sehr beeindruckt von dem Laden, wunderte sich jedoch, dass alles so offen
herumstand. Für Schwarzmagier musste es ein Leichtes sein an nützliche und gefährliche
Gegenstände zu gelangen. Als der Besitzer, zumindest vermutete Anna noch immer, dass es
sich um jenen handelte und nicht um einen Angestellten, zurückkam sprach Anna ihn darauf
an.
„Oh, keine Sorge. Wie sie bereits bemerkt haben dürften, betreten nur sehr wenige Menschen
diese Gasse, obwohl sie direkt in der Innenstadt liegt. Das hat magische Gründe. Nur
Menschen, die genau wissen wonach sie suchen, entdecken den Laden, um genauer zu sein
nur Menschen, die auf der weißen Seite der Magie stehen“, erklärte der Aborigine.
Anna nahm die Waren entgegen und bedankte sich. Langsam verließ sie den Laden und die
Gasse. Sekunden später befand sie sich wieder in einer Traube aus Menschen und war auf
dem Weg zurück zum Hotel. Ein plötzlicher Stoß in den Rücken ließ sie nach vorne taumeln,
während flinke Hände nach ihrer Tasche griffen. Als sie sich umsah bewegte sich der
Rollerblades-Fahrer mit hoher Geschwindigkeit von ihr fort, die Tasche mit den magischen
Utensilien in der Hand. Anna fluchte innerlich, da die Gegenstände und Kräuter doch eine
Menge Geld gekostet hatten.
Plötzlich tauchte Chris im Wege des Diebes auf. Einen Faustschlag später lag der
Rollerblader auf dem Gehweg, während Chris mit der Tasche in der Hand auf Anna zukam.
„Etwas vorsichtiger, Madam“, sprach er in gespieltem Ernst und gab Anna die Tasche zurück.
Dankend nahm Anna die Tasche entgegen. Ein seltsamer Glanz stand in Chris Augen.
„Du hast mich beobachtet“, sprach Anna impulsiv aus.
Seltsamerweise war sie sich absolut sicher, dass Chris ihr die ganze Zeit gefolgt war, obwohl
ihr noch vor kurzem nichts dergleichen aufgefallen war.
„Wie bitte?“, gab Chris verblüfft zurück.
Anna sah den jungen Reporter durchdringend an und wiederholte: „Du hast mich beobachtet.
Ich bin absolut sicher, dass du mir gefolgt bist, warum?“
Kurz dachte Chris nach und nickte dann.
„Na schön, es gibt keinen Grund warum ich es dir nicht sagen sollte, aber lass uns zurück zum
Hotel gehen, die Zeit wird langsam knapp“, erklärte er.
„Wieso wird die Zeit allmählich knapp, wovon sprichst du?“, wollte Anna wissen.
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„Von der Durchführung des Rituals. Ist euch nicht aufgefallen, dass es nur zu einer
bestimmten Uhrzeit und an einem bestimmten Tag in einer Dekade durchgeführt werden
kann?“, gab Chris zurück.
„Das Ritual. Du weißt also davon. Natürlich, wie konnte ich nur ernsthaft glauben, dass ich
durch Zufall angerempelt werde und Freundschaft mit jemandem schließe. Es muss ja immer
etwas mit meinem Beruf zu tun haben“, gab Anna sarkastisch zurück, „Also, wer bist du,
woher weißt du von dem Ritual und warum hast du dich nicht von Anfang an zu erkennen
gegeben?“
„Tut mir leid, aber ich kann dir nichts davon beantworten. Alles was ich dir sagen kann ist,
dass ich dir helfen möchte das Ritual durchzuführen. Mehr darf ich dir nicht sagen. Aber ich
stehe auf deiner Seite“, erklärte Chris.
„Hätte mich auch sehr gewundert, wenn es wenigstens einmal so einfach wäre. Stimmt denn
dein Name?“, wollte Anna wissen.
„Ja, ich habe dich nie und in keinster Weise belogen“, gab der junge Reporter zurück.
„Als ob das noch eine Rolle spielt“, erwiderte Anna wütend.
„Mehr als du vielleicht ahnst“, murmelte Chris leise, was Anna jedoch nicht hörte.
„Also schön, holen wir Michael und bewegen wir uns zur Höhle. Es dämmert schon ein
wenig. Wir wollen unsere Chance doch nicht verpassen. Wie lange ist eine Dekade?“, wollte
die junge Lightfighterin noch wissen.
„Hundert Jahre“, gab Chris trocken zurück.
Anna schluckte und erwiderte: „Dann sollten wir uns beeilen. Meine Ambitionen darauf
hundert Jahre zu warten sind sehr gering. Und in letzter Zeit erhalten wir eindeutig zu wenig
Antwort auf unsere Fragen. Wenigstens dieses Rätsel will ich lösen.“
* Ein leises Pochen ließ Silvia hochfahren. Sie ließ die Photos liegen und ging zur Tür. Nach einem Blick durch den kleinen Türspion der in der Zimmertür angebracht war, öffnete sie. „Hi“, begrüßte Michael sie „Hallo, du kommst sicher wegen der Fotos. Sie sind gerade fertig geworden und ich hätte dich gleich geholt. Ich habe etwas Interessantes auf ihnen entdeckt, es ist unglaublich. Komm rein“, gab Silvia zurück. Unbehaglich schritt Michael ins Zimmer. Er wollte Silvia nicht anlügen, würde es jedoch wohl tun müssen, wenn sie auf den Photos etwas erkannt hatte, was mit Magie in Verbindung stand. Er wünschte sich Anna und er wären früher aus der Höhle gegangen, ohne dass Chris und Silvia sie entdeckt hätten. „Was gibt es denn so Spannendes auf den Fotos zu sehen?“, wollte Michael wissen. „Sieh es dir an“, forderte Silvia ihn auf und deutete auf die Fotos. Michael trat an den Tisch und sah auf mehrere Aufnahmen, die Silvia in der Höhle geschossen hatte. Entsetzt riss er seine Augen auf. * Schnell schloss Anna die Hotelzimmertür auf und betrat den Raum. Chris folgte ihr. Von
Michael war jedoch weit und breit nichts zu sehen.
„Verdammt, er sollte doch hier warten“, fluchte Anna, „Ich gehe schnell zu Silvia, vielleicht
ist er kurz zu ihr.“
Mit wenigen Schritten hatte Anna den Raum verlassen und klopfte an die Tür der Freundin.
Silvia öffnete sogleich und ließ sie eintreten.
„Ist Michael bei dir?“, wollte Anna wissen.
Silvia verneinte jedoch.
9
„Aber er war hier. Ich habe ihm die Fotos gezeigt, die ich in der Höhle gesehen habe. Darauf
war etwas, hm, seltsames. Michael hat sie sich geschnappt und ist weggerannt. Soweit ich
weiß wollte er dich sofort suchen. Stimmt etwas nicht?“, wollte die junge Frau wissen.
„Nein, alles in Ordnung. Wenn er auftaucht gib mir bescheid, danke“, erwiderte Anna und
rannte aus dem Raum.
Sie wollte nicht riskieren, dass Silvia anbot, bei der Suche zu helfen. Es war sehr
wahrscheinlich, dass Michael direkt zur Höhle gerannt war. Anna konnte sich zwar nicht
vorstellen was so entsetzliches auf den Fotos gewesen war, aber sie würde es wohl bald
erfahren.
„Und?“, begrüßte Chris sie kurz darauf.
„Nicht da. Wahrscheinlich ist er schon bei der Höhle, beeilen wir uns“, gab sie zurück.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
* „Sie ist weg, da hatten wir aber Glück“, murmelte Silvia leise. Schnell malte sie mit den Fingern einige Zeichen in die Luft. Eine schimmernde Blase bildete sich, aus der kurz darauf Michael fiel. Der junge Lightfighter fiel bewegungslos zu Boden. Silvia hatte ihn überrascht, als er verblüfft auf das Foto gesehen hatte. Das Foto auf dem ihr wahres Aussehen zu sehen gewesen war oder besser, ihr wahres Alter. Michael nahm wahr, was um ihn herum geschah. Er konnte hören, riechen sehen und auch sprechen sich jedoch nicht bewegen. „Sie wird nun sicher das Ritual ausführen, was jedoch zur Zeit gegen meine Pläne ist. Sie darf den Schlüssel noch nicht erhalten“, murmelte Silvia leise. Michael bereute es, die Träne des Universums nicht bei sich zu haben, die sicher einen Schutz gegen Sivlia dargestellt hätte. Doch nach den Ereignissen um die Engelstränen und Jürgens Tod, hatte er eine Weile nichts mehr von den Artefakten hören und sehen wollen. Ein großer Fehler, wie sich nun zeigte. Er war gefangen und konnte nichts tun. „Ich werde das Ritual zu verhindern wissen. Anna darf nicht an den Schlüssel gelangen und Chris schon gar nicht. Ihr Narren wisst ja nicht wer er ist! Und vor allem, wer seine Auftraggeber sind!“, keifte Silvia zu Michael. Kurz darauf sank sie inmitten eines Pentagramms nieder, das sie ebenso wie die Blase hatte erscheinen lassen und begann sich zu konzentrieren. * Anna und Chris waren bei der Höhle angelangt. Gemeinsam hatten sie auf den Boden ein Pentagramm gezeichnet. Während Chris die Kräuter, die Anna gekauft hatte an verschiedenen Stellen verteilte und anzündete, zeichnete Anna noch weitere Zeichen neben und in das Pentagramm. Als alles geendet hatte nahm die Lightfighterin in dem magischen Drudenfuß Platz, ebenso wie Chris. Dieser befand sich direkt vor der Wand, wodurch Anna mit ihrer Hand bequem jenes seltsame Ornament erreichen konnte, das auch Michael auf seinem Oberarm trug und durch das vor kurzem Dessert Storm erschienen war. Ihr Finger berührten das Zeichen. Beide schlossen ihre Augen und begannen sich zu konzentrieren. Plötzlich erschienen in Annas Geist Worte die sie bisher noch nie vernommen hatte. Instinktiv sprach sie die gutturalen Laute und Worte aus. Langsam begann die Umgebung sich zu verändern. Die Höhle verschwand und ein gleißender Strudel aus Licht hüllte die beiden Menschen ein. Das Pentagramm war der einzige gebliebene Untergrund und Halt. Langsam schwebten Anna und Chris durch den grellen, leuchtenden Vortex und näherten sich einer blauen Blase, die weit vor ihnen schwebte. Noch immer war Anna tief in Konzentration versunken, während sie die Blase Sekunden später 10
erreichten. Langsam verblasste das Blau und gab verschwommen die Sicht auf eine dahinter liegende Enklave frei. Ein triumphierendes Leuchten trat in Chris Augen, als plötzlich ein gleißender Schmerz die beiden Menschen durchfuhr. Silvia wob einen Zauber, der das Ritual störte. Die beiden Körper zuckten und bäumten sich auf, während der Schmerz unerträglich wurde. Kurz darauf erschienen Anna und Chris wieder in der Höhle. Doch sie bemerkten es nicht mehr. Gnädig Ohnmacht hüllte beide ein und ließ die Schmerzen abbeben. Das Ritual war gescheitert. Ende des 1. Teils Vorschau auf Band 12: Das Ritual ist gescheitert, Chris und Anna bewusstlos während Michael sich in der Gewalt von Silvia befindet. Doch was will sie von den beiden Lightfightern und welche Verbindung besteht zu Chris und seinen geheimnisvollen Auftraggebern des Oktavirats. Während Anna und Chris sich auf die Suche nach Michael machen beginnt auch Silvia zu handeln. Der Schlüssel scheint verloren, das Ritual kein weiteres Mal durchführbar. Es kommt zum Zusammentreffen zwischen Silvia, Chris, Anna und Michael. Und ein furchtbares Geheimnis wird enthüllt. Das Erbe der Macht Band 12 Familienbande (2/2) Ab 25.09.2001 zum Download bereit Weitere Bände: Band 13: Inkarnation
Eine neue Bedrohung macht sich bemerkbar und der Ewige Krieg geht in eine neue Runde.
Band 14: Gefängnis der Träume (1/2)
Torsten Thielmann holt zu einem neuen Schlag aus und der Schatten lüftet sein Geheimnis.
Band 15: Schattenfall (2/2)
Die Identität des Schattens ist enthüllt, doch wie konnte es geschehen? Die Lightfighter müssen zwei schreckliche Ereignisse verkraften.
Band 16: Spiegelgang
Alleine gegen die Welt. Ein Lightfighter kämpft ums Überleben.
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