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Verblüffendes von der Wahrheitsfront
Erdachte Gespräche (Band 2) Vorwort
Wenn eine gute Idee und das Kö nnen eines ...
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Verblüffendes von der Wahrheitsfront
Erdachte Gespräche (Band 2) Vorwort
Wenn eine gute Idee und das Kö nnen eines Autors beim Leser ein zustimmendes Echo erzeugen, kann sich jeder Verlag glücklich schätzen. Die mächtigen Verlage haben den Vorteil, den Buchhandlungen zu diktieren, was sie abzunehmen und als sogenannte Bestseller dem Kunden anzubieten haben. Ganz anders sieht es bei einem Verlag aus, der allein auf das Urteil der Leser angewiesen ist. Hier bestimmen Sie, ob ein Buch vom Inhalt her gut ist und zum Bestseller wurde. Wir sind mit „Erdachte Gespräche“ auf ehrlichem Wege zum Erfolg gekommen. Di e Auswahl der „Gesprächspartner“ und die jeweils passenden Formulierungen sind mit dem Angebot des Verlags vom Leser honoriert worden. Mit dem heutigen neuen Buch „Verblüffendes von der Wahrheitsfront - Erdachte Gespräche 2“ bieten wir heute noch einmal einen literarischen Leckerbissen an. Ob es sich um das bewegendste Ereignis im Leben der Königin Luise von Preußen handelt, oder eine klärende Unterhaltung mit Sigmund Freud, Cicero und vielen anderen Größen der Welt, erfährt man Wissenswertes in kruzweiliger, teils heiterer, teils besinnlicher Form. Der Höhepunkt ist das „round table Gespräch“. Es ist damit zu rechnen, daß die daraus gewonnenen Erkenntnisse hohe Wellen schlagen werden. Wieder ist es Erich Glagau gelungen, in unnachahmlicher Weise in Tonfall und Inhalt einen regelrechten literrarischen Volltreffer zu landen. Der Verlag wünscht allen Lesern ein besonderes Lesevergnügen! Der Verleger Ch-5436 Würenlos, am 31. Dezember 1997
Inhaltsverzeichnis
1. Charles Darwin. (Wir Affen?) 2. Albert Schweitzer. (Rassist?) 3. Königin Luise von Preußen. (Das bewegendste Ereignis.) 4. Dr. Karl Marx. (Die Pleite des Marxismus.)
5. Charles de Gaulle. (Kriegserklärung an Deutschland.) 6. Mose. (Mosaismus eine Theokratie.) 7. Karl May. (Die Idee, zu schreiben.)
8. "Jungfrau Maria". (Wer ist der Vater?) 9. Dr. Arthur Schopenhauer. (Ein Frauenfeind?) 10. Sigmund Freud. (Genie oder Schwindler?) 11. Eva. (Adams Frau.)
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12. Alfred Naujocks. (Der Erfinder eines Überfalls.) 13. Rudolf Höß. (Das Symbol für Auschwitz.) 14. Albert Einstein. (Genie oder Clown?) 15. Adolf Hitler. (Die Russen.) 16. Nahum Goldmann. (Präs. d. Jüd. Weltkongresses.)
17. Konrad Lorenz. (Zur Übervölkerung.) 18. Paulus. (Erfinder der Juden-Christen.) 19. Rudolf Heß. (Sein Tod, sein Friedensflug.) 20. Paul von Hindenburg. (Ehrenbürger von Leipzig.) 21. Jesus von Nazareth. (Wahrheit und Glaube.) 22. Woodrow Wilson. (28. Präsident der USA.) 23. Marcus Tullius Cicero. (Nichts hat sich geändert.)
24. „Round table talk“.(Der Begriff Holocaust) 25. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. (Das Lied der Deutschen) 26. Josef Pilsudki. (Polens Marschall) 27. Judas Ischariot. (Eins der Rätsel im N. T.) *** Können Sie sich eine Menschheit ohne Lügen vorstellen? Wohl kaum! Wir sind schon so daran gewöhnt, daß wir es oft gar nicht mehr besonders registrieren. Es ist ein geflügeltes Wort: "Er lügt wie eine Zeitung!" Heute müßte man ergänzen: "Er lügt wie das Fernsehen!" Noch besser wäre: "Er lügt wie die Medien!" Dann haben wir gleich alle beisammen. Oder wäre dies vielleicht noch lustiger: "Bei uns lügen sie nicht nur in der ersten Reihe, sondern durch die Bank!" Damit wären auch alle Bereiche des Lebens abgedeckt. Am meisten lügen allerdings die Politiker. Da wird zum Beispiel von "Parlamentarischer Demokratie" gesprochen. Das ist schon mal eine faustdicke Lüge! In der Praxis gibt nur einen Parlamentarismus der Parteien oder eine Demokratie. Beides zusammen wäre wie eine Farbe blau-gelb oder schwarz-weiß. Das ergibt entweder grün oder grau! Also: Demokratie ist, wenn das Volk in allen wichtigen Bereichen des Lebens zu befinden hat. Wird es nicht dafür zugelassen, haben wir keine Demokratie. Parlamentarische Demokratie ist Parteiendiktatur! Das ist die Lüge, unter der das deutsche Volk heute am meisten zu leiden hat. Lassen wir das! In langen Nachtsitzungen haben wir überlegt, wie man bedeutende Persönlichkeiten, Politiker, Wissenschaftler oder Leute, die für "Religiöses" zuständig sind, dazu bewegen könnte, die Wahrheit zu sagen, nichts als die Wahrheit, also in keinem Falle zu lügen. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß dies auf der Erde nicht zu erreichen sein wird. Unsere nächtlichen Beratungen hatten etwas Spirituelles an sich und siehe da, wir konnten Kontakt herstellen zu historischen Personen, die längst das Zeitliche gesegnet haben, die nun aber bereit waren, als Interviewer mitzumachen und andere, die sich gern interviewen lassen wollten. Diese Gelegenheit haben wir sofort beim Schopf gepackt. Unsere journalistischen Mitarbeiter sind: Henry Ford, der amerikanische Automobil-König, William Randolph Hearst, der amerikanische Zeitungs-König und Otto Schulz, ein ganz normaler Deutscher. Hier ist das Ergebnis.
3 *** 1. Charles Darwin, 1809-1882. (Wir Affen?) Ford: „Mister Darwin, haben Sie Ihr Ziel, Naturforscher zu werden, instinktiv angestrebt?“ „Mit einem klaren Ja oder Nein läßt sich diese Frage nicht beantworten. Lassen Sie mich mit dem Nein beginnen: In der Schule war ich nur mittelmäßig. Ohnen Abschluß verließ ich sie nach dem Willen meines Vaters. Damals durfte man auch ohne die heutige Voraussetzung, den Schulabschluß, die Universität besuchen. Ich sollte Arzt werden. Als ich jedoch der ersten Operation beiwohnte, hatte ich von diesem Beruf genug. Ich begann Theologie zu studieren. Sie sehen, ich habe einige Haken geschlagen, denn erst danach kam ich auf die Zielgerade. Nun zum eingeschränkten Ja: Ich habe mich bereits sehr früh für die Natur interessiert. So sammelte ich Käfer, Schnecken und andere Kleintiere, um sie einzuordnen. Dies tat ich ununterbrochen auch in der Zeit, als ich versuchte, Mediziner zu werden und auch als ich ein richtiger Theologe wurde, mit Abschluß und Doktorgrad der Anglikanischen Kirche. Doch ich war noch mehr stolz darauf, wenn gelegentlich in einer Zeitung ein Artikel, zu dem meine bildliche Darstellung eines Käfers, mit Nennung meines Namens erschien. Das förderte meinen Ehrgeiz, in dieser Richtung weiter zu arbeiten. Während ich in Cambridge Theologiestudent war, hielt eigenartigerweise mein Professor Henslow auch Vorlesungen über Botanik, die ich eifrig besuchte. Er war zwar dreizehn Jahre älter als ich, aber es erwuchs durch die gleichen Interessen eine beosnders herzliche Verbindung. Meine feste Verankerung in der Naturforschung wurde durch einen Brief von Professor Henslow bewirkt, der mich in meinem Elternhaus erreichte. Darin wurde mir vorgetragen, daß eine Vermessungsreise nach Feuerland geplant sei, an der ein Naturforscher teilnehmen solle. Am Ende dieses Briefes entnahm ich, daß er mich als den geeigneten Mann für eine solche Aufgabe vorgeschlagen habe. Das war für mich natürlich eine Riesenüberraschung, von der ich jedoch gar nicht begeistert war, denn ich hielt mich nicht für ausreichend vorgebildet. Meine Bedenken hat dann aber Meister Henslow zerstreut, indem er mir erklärte, worauf es bei diesem Unternehmen ankomme: Sammeln, Sortieren, Vergleichen, Einordnen und Geduld bei der Arbeit zu behalten. Das sehe er in mir vereinigt, und deshalb hielt er mich für den richtigen Mann. Die Reise solle drei Jahre dauern. Ich sagte zu.“ Ford: „Wie beurteilen Sie diese Reise? War sie ein Erfolg? Ach ja, wie alt waren Sie eigentlich, als Sie die Reise antraten?“ „Das Unternehmen wurde zu einem vollen Erfolg. Obg leich ich erst 22 Jahre alt war, durfte ich die Kabine des Kapitäns, Mister Fitzroy, teilen. Er war ein erfahrener Mann, der die „Beagle“ und seine 66 Mann Besatzung voll im Griff hatte. Ich hatte inzwischen mehr Selbstsicherheit gefunden. Professor Henslow unterstrich in einem Brief an einen maßgeblichen Professor, was er bei mir beobachtet habe und worauf es ja bei der Reise auch ankam: daß ich nämlich qualifiziert sei, zu sammeln, zu beobachten und alles, was für die Naturforschung wertvoll sein könnte. Und das tat ich dann mit ganzer Passion. Damit hatte er meine eigenen Zweifel beseitigt.“
4 Forde: „Sie waren also sehr jung. Waren Sie tatsächlich bereits so aufnahmefähig, Erkenntnisse zu gewinnen?“ „Es war noch nicht meine Aufgabe, gleich zu Erken ntnissen zu kommen. Vorrangig war das Sammeln und das Festhalten gewisser Tatsachen. Zu Ergebnissen konnte man erst später bei der Durcharbeitung des Materials kommen. Doch recht bald gelangte ich zu einer anderen Erkenntnis. Als Kind, und später als Theologe, hatte ich immer an die Bibel blind geglaubt. Nun entdeckte ich ziemlich schnell, daß vieles nicht so sein konnte wie es geschrieben stand. Die Bibel war mir mit ihrem Aberglauben, mit dem Gegensatz zur Natur und zur Natürlichkeit, zum Widerspruch der Entwicklung und der Evolution geworden. So kam es, daß ich mich von dem Bibelglauben immer mehr entfernte. Ich konnte mit dieser Art von Religion nichts mehr anfangen.“ Ford: „Man hat Ihnen vorgeworfen, Sie würden die Abstammung des Menschen auf den Affen zurückführen.“ „Darauf habe ich gewartet! Wissen Sie, Mister Ford, ich glaube, es ist viel interessanter, wenn man sich die Diskussionen anhört, die oft zwischen Anhängern und Gegnern meiner Thesen stattfanden. Ich denke hier an eine zwischen meinem Freund Thomas Huxley auf der einen Seite und dem Bischof Samuel Wilberforce auf der anderen. Es waren zu jener Fachveranstaltung in Oxford etwa 800 Professoren gekommen. Die Spannung war enorm, und es ging hoch her. Ich will Ihnen sahen, wie diese Redeschlacht ausging. Der Bischof hatte zwar redegewandt sofort die Situation beherrscht und auf eine volle halbe Stunde lang in Lebhaftigkeit geschwelgt, aber dann waren am Ende nur Leere und Unfairenes übrig geblieben. Und er machte mich in schlimmer und Huxley in wütender Weise lächerlich. Dann wandte er sich direkt an Huxley und fragte ihn, ob es ihm gleichgültig wäre, zu wissen, daß sein Großvater ein Affe gewesen sei. Darauf konterte Huxley: ‘Ich würde in derselben Lage sein wie Eure Lordschaft!’ Und: ‘Wenn die Frage an mich gerichtet würde, ob ich lieber einen miserablen Affen zum Großvater haben möchte als eine durch die Natur hochbegabten Mann von großer Bedeutung und großem Einfluß, der aber diese Fähigkeiten und den Einfluß nur dazu benutzt, um Lächerlichkeit in eine ernste wissenschaftliche Diskussion hineinzutragen, dann würde ich ohne Zögern meine Vorliebe für den Affen bekräftigen.’ Dieser Conter faß wie die Faust auf dem Auge! Die Kirche war also auf dem Holzwege und fand nicht mehr herunter. Wahr ist, daß die anatomischen Verschiedenheiten, welche den Menschen vom Gorilla und Schimpansen scheiden, nicht so groß sind als die, welche den Gorilla von den niederen Affen trennen.“ Ford: „Was können die Menschen daraus für die Zukunft lernen?“ „Ob sie es tun werden, das ist die Frage! Wir sehen es am Beispiel der Religionsgewaltigen, daß sie sich von ihrem Aberglauben nicht trennen können, besser, nicht trennen wollen! Das kommt davon, wenn man sich nicht mehr der Natur verbunden fühlt! Ich deutete es schon an: Die Bibel ist von Menschen gemacht worden, wird aber als ‘Gottes Wort’ ausgegeben. Das ist eine Unverschämtheit gegen die ganze Menschheit! Und wen es dann auch noch ins Persönliche geht, daß sich ein ganzes Volk für ‘auserwählt’ gegenüber allen anderen ausgibt, dann ist dies eine Lästerung der Natur! Einerseits gaukeln diese angeblich ‘Auserwählten’ den Menschen Gleichheit aller vor, beanspruchen aber andererseits für sich eine Sonderstellung. Hier müssen die Menschen
5 endlich zur Vernunft kommen, sonst wird die ganze Menschheit an dieser Überheblichkeit zugrunde gehen. Lassen Sie mich noch eines sagen! Der Mensch kann durch künstliche Züchtung Veränderungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen herbeiführen. Hier und da hat diese Methode Vorteile für den Menschen gebracht. Ob es aber ein Vorteil auch für die Kreatur war, das bleibt dahingestellt. Bei einer natürlichen Evolution, die wohl langsamer abläuft, werden in jedem Falle keinerlei nachteilige Nebenerscheinungen auftreten. Das Gesündere und Zweckmäßigere für jede einzelne Art hat sich immer durchgesetzt. Das ist Naturgesetz und wird es bleiben! Hier könnten die Menschen auch für sich selber lernen. Eine künstliche, gewollte Vermischung der Arten wird immer mehr das Negative zum Vorschein bringen. Bleibt aber die Evolution arttreu, und sie tut es ja, wie durch unsere Beobachtungen festgestellt, so wird in jedem Falle zur Kräftigung und Erhaltung der speziellen Art beigetragen.“ Ford: „Was hat Sie auf Ihrer Reise sonst noch besonders bewegt?“ „Ich habe das Dasein der Sklaven beobachten können. Darüber geriet ich mit meinem Kapitän in Streit. Er, ein überzeugter Christ, hielt es für ganz in Ordnung, daß er Herren gibt, die sich Sklaven halten können. Auch dies hat er mit der Bibel belegt. Nun, das stimmt, soweit es das Alte Testament betrifft. Das ‘auserwählte Volk’ hält sich für berechtigt, Sklaven zu halten und auch mit ihnen zu handeln. Hier wäre es nun Aufgabe der Christen, einzuschreiten. Sie tun es jedoch nicht, weil sie selber an diesem Geschäft mit den Sklaven verdienen, und sie beziehen sich wiederum auf das Alte Testament! Noch etwas: Die Reise war für drei Jahre vorgesehen, sie dauerte jedoch fünf Jahre. Ich kam mit soviel Material beladen nach Hause, daß ich über Jahre zu tun hatte, um alles aufzuarbeiten.“ Ford: „Mister Darwin, wir bedanken uns für dieses Gespräch.“ ***
2. Albert Schweitzer. (Rassist?) Otto Schulz: Herr Doktor Schweitzer, Sie waren Arzt, evangelischer Theologe, Musiker haben 1952 den Friedensnobelpreis bekommen, Sie sahen in der „Ehrfurcht vor dem Leben“ das Fundament der Ethik, Sie haben in Lambarene ein eigenes Krankenhaus für Schwarzafrikaner errichtet, schreiben aber in Ihrem „Aus meinem afrikanischen Notizbuch“ folgendes: ‘Ich habe mein Lebendem Versuch gewidmet, die Leiden Afrikas zu mindern. Es gibt etwas, das alle Weißen, die hier gelebt haben, lernen und kennen müssen: daß diese Individue n einer niedrigen Stufe angehören. Sie haben weder die intellektuellen noch geistigen und gefühlsmäßigen Fähigkeiten, um den Weißen gleichgestellt zu werden, oder um ihnen auf eine gleichberechtigte Art unsere Zivilisation zu teilen. Ich habe mein Lebe n dem Versuch gewidmet, ihnen die Vorteile zu bringen, die unsere Zivilisation ihnen bieten kann. Aber ich bin mir bewußt geworden, daß wir folgende festhalten müssen: Die Weißen sind die Übergeordneten, sie die Untergeordneten. Denn jedesmal, wenn ein weißer Mensch versucht, unter ihnen wie ihresgleichen zu leben, dann zerstören sie oder verschlingen ihn.’ Sind Sie mit dieser Äußerung nicht ein Rassist?“ „Wollen Sie ein ernsthaftes Gespräch mit mir führen, oder suchen Sie nur nach der Möglichkeit, eines Zeitvertreibs auf einem flachen Niveau?“
6 Schulz: „Doktor, mir und meinen beiden Freunden ist nach einer billigen Unterhaltung zumute. Wir haben allen Grund, diese Frage an Sie zu stellen. Bitte!“ „Sie scheinen mich nicht kennen, sonst würde sich Ihre Frage erübrigen. Sie mögen einen Grund haben, hartnäckig zu bleiben. Gut! Das, was Sie zitiert haben, beruht auf jahrelanger Erfahrung. Jeder Mensch, der sich nur halbwegs mit diesem Problem beschäftigt hat, wird mir zustimmen müssen. Es gibt nur gleichlautende Erkenntnisse. Wer zu diesem Thema eine andere Auffassung vertritt, kann nur Laie sein, oder er ist ein Dummkopf oder borniert, der vielleicht aus politischen Gründen wider die Natur Stellung bezieht. Andere Gründe kann ich mir nicht denken. Nun möchte ich aber von Ihnen wissen, warum Sie diese Frage stellten!“ Schulz: „In Deutschland lebt eine Professorin, Charlotte Höhn, die am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung tätig war. Sie hat, wie Sie, langjährige Studien betrieben und stellte folgende Behauptung auf: ‘Es leider nachgewiesen, daß es höherwertige Völker und Unterschiede zwischen Völkern gebe. Und es sei auch nachweisbar, das es zum Beispiel Unterscheide in der Intelligenzverteilung gebe (das brachte die ‘Welt am Sonntag’ am 30. 10. 1994 auf Seite 30). Dafür ist diese Dame ‘wegen Rassismus’ aus ihrem Amt verjagt worden.“ „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Ihre Frage an mich und das, was Sie von diese Professorin Höhn sagen, nicht doch ein Scherz sein soll. Ich habe grun dsätzlich nichts gegen Humor. Ich liebe ihn sogar. Aber man kann es auch übertreiben. Dann ist eine Sache nicht mehr zum Lachen, sondern sie wird lächerlich. Also, um es kurz auszudrücken: Ich denke, vorausgesetzt Ihre Darstellung ist richtig, daß hier hervorragende Schwachköpfe am Werke sind. Wird Deutschland denn jetzt tatsächlich von Idioten regiert? Anders kann ich mir eine solche Maßnahme nicht erklären. Sie sollten nämlich wissen, daß das, was diese Dame da geäußert hat, von anderen Fachleuten ebenfalls bestätigt wird.“ Schulz: „Herr Professor, können Sie Ihre letzte Behauptung auch beweisen?“ „Aber selbstverständlich! Der jüdische Wissenschaftler Professor Eysenck bestätigt dies in seinem Buch ‘Die Ungleichheit des Menschen’ auf Seite 40 (herausgekommen bei Goldmann, München, 1978). Und da fallen mir noch zwei jüdische Wissenschaftler aus den USA ein, die der Dame Höhn Rückendeckung geben können: Charles Murray und Richard Herrstein, die gemeinsam das Buch geschrieben haben ‘Die Glockenkurve’. Das hat sogar ‘Die Welt’ am 25. 10. 1994 auf Seite 4 berichtet. Genügt Ihnen meine Antwort?“ Schulz: „Es wird in der heutigen verrückten Zeit immer noch ein paar Leute geben, die alle Naturgesetze und wissenschaftlichen Forschungsergebnisse nicht wahrhaben wollen, aus politischen Gründen, nehme ich an. Deshalb möchten wir Sie bitten, Ihre Erkenntnisse noch etwas deutlicher mit Tatsachen zu untermauern.“ „Ich gehe davon aus, daß der größte Teil der erwachsenen Menschen eine gewisse Lebenserfahrung haben dürfte. Dann werden diese Menschen auch aus eigenem Erleben festgestellt haben, daß Talentierte, Fleißige, Disziplinierte im Berufsleben in der Regel mehr leisten als der Begriffsstutzige, der Faule, der Wankelmütige, der Ziellose. Wenn diese Erkenntnis zugestanden wird, so komme ich gleich zum praktischen Vergleich.
7 Ich habe viele Jahre in Zentralafrika gelebt. Ich kenne aber auch Zentraleuropa. Vergleichen wir also Zaire und Deutschland. Zaire ist das rohstoffreichste Land der Erde. Deutschland gehört zu den rohstoffärmsten Ländern der Erde. Müßte Zaire daher nicht das Land sein, das im Überfluß lebt? Müßte Deutschland nicht das Land sein, das Entwicklungshilfe, zum Beispiel von Zaire, bekommen müßte? Nun liegen die tatsächlichen Verhältnisse aber genau andersherum. Zaire bekommt Entwicklungshilfe von Deutschland! Müssen sich jetzt nicht diese Schlaumeier, die Frau Höhn aus Amt und Würden verjagt haben, fragen, woran das liegt? Nun könnten diese Neunmalklugen sagen, die Misere in Zaire liegt darin begründet, daß das Volk von den Kolonialherren fortwährend ausgebeutet worden ist. Aber sie sollten sich auch bemühen zu ergründen, was für Leute es waren, die diese Ausbeutung betrieben! Gut, eine solche Lage kann meinetwegen zu Nachteilen in der Entwicklung eines Volkes geführt haben. Denken Sie aber einmal an das Deutschland von 1945! Damals war alles zerschlagen. Die Menschen lagen am Boden. Nicht nur die Führungsschicht wurde ausgerottet, sondern Millionen Kinder und Frauen wurden ermordet. Die Patente und das Vermögen wurden gestohlen, die Maschinen demontiert. Rohstoffgebiete wurde vom Reich abgetrennt oder auf Befehl der Sieger zwangsstillgelegt. Deutschland wurde zur Kolonie der Sieger und zahlt seit über 50 Jahren Tribut. Deutschland stand 1945 auf einer wirtschaftlich niedrigeren Stufe als Zaire! Und doch hat sich der Teil, der vom Deutschen Volk übrig blieb, aus eigener Kraft durch Talent, Fleiß, Disziplin und Zielstrebigkeit wieder hochgearbeitet, so daß alle Welt nicht nur darüber staunt, sondern seinen Nutzen auf eine oder andere Weise zieht. Wie entwickelte sich Zaire? Was wurde in Zaire bisher erfunden? Vielleicht ein Motor? Oder Anlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie? Wie kommt es also, daß hier zwei unterschiedliche Entwick lungsläufe vor sich gehen? Kann es sein, daß dies mit Erbanlagen zusammenhängt? Für mich ist es klar, daß es sich um Intelligenzunterschiede bei Völkern und Rassen handeln muß! Diese Erkenntnis hat aber überhaupt nichts mit Rassismus zu tun! Das muß man ganz deutlich sagen! Für alle, die meine Worte nicht verstehen wollen: Damit wird nicht gesagt, daß ein Volk minderwertiger sein muß als ein anderes! Es ist nämlich durchaus möglich, daß zum Beispiel ein technisch weniger begabtes Volk andere Begabungen hat, die dem technisch Begabteren fehlen. So gesehen, kann sich alles irgendwie ausgleichen. Das heißt jedoch nicht, daß man diesen Ausgleich durch ethnische und multikulturelle Vermischung bewirken könnte. Das wäre genau der Weg, der ins allgemeine Unglück führen würde! Eine Vermischung hätte zur Folge, daß das Volk mit dem größeren Leistungspotential heruntergedrückt würde und somit nicht mehr in der Lage wäre, dort zu helfen, wo man es bisher getan hat. Deutschland würde also im Laufe der Jahre soweit herabsinken, daß es selber auf dem Stand der Völker landet, die Entwicklungshilfe benötigen. Damit wäre aber keinem geholfen. Diese Erkenntnis sollte jedoch ein intelligentes Volk nicht hochmütig machen, andererseits aber auch nicht sein Licht unter den Scheffel stellen. Die größte Dummheit, ja, sogar fast ein Verbrechen, wäre es aber, diese Erkenntnisse nicht sehen zu wollen, und die gesunde Entwicklung der unterschiedlichen Völker durch Vermischung zu behindern, und damit alle in den Untergang zu führen!“
8 Schulz: „Leidet ist es in Deutschland zu einer Modeerscheinung geworden, den Kopf nicht mehr zum Denken zu benutzen. Deshalb fühlen sich die Mahner ziemlich ratlos.“ „Lassen Sie mich, meine Herren, noch ein Wort sagen: Suchen Sie nach den U rhebern der Propaganda, welche mit der Parole von der Gleichheit aller Menschen die Völker in ihren naturgebundenen Entwicklungen behindern wollen und damit den Weg ins Unglück weisen. Diese Urheber allerdings nehmen sich und ihr Volk selber von der propagierten Gleichheit und Vermischung aus! Lesen Sie die Bibel, meine Herren! Dort finden Sie den Schlüssel!“ Schulz: „Ihr Darlegungen sind überzeugend. Sie entsprechen dem Empfinden jedes Menschen, der kein Rassist ist und die Vielfalt der Natur und Völker er halten möchte. Ich danke Ihnen, Herr Professor!“ ***
3. Königin Luise von Preußen, 1776 -1810. (Das bewegendste Ereignis.) Otto Schulz: "Majestät, wir möchten Sie bitten, uns über das Ereignis zu berichten, welches Sie am meisten bewegt hat."
9 "Ich glaube, ich stehe nicht allein da, wenn ich Ihnen diese Frage als Mutter beantworte. Es sind die Geburten meiner Kinder. Sie haben in mir eine solche Menge an unbeschreiblichen Empfindungen hervorgerufen, so daß ich heute noch nicht in der Lage bin, sie umfassend in Worten auszudrücken. Es ist mir bis heute unbegreiflich, wie es möglich ist, daß die Natur in der Lage ist, einen neuen Menschen hervorzuzaubern, der ein selbständiges Leben führen wird und auch wiederum eines Tages seinen Teil dazu beitragen kann und muß, um die Kette nicht abreißen zu lassen. Dieses Erlebnis der Geburt eines Menschen ist für mich das alles überwältigende Ereignis meines Lebens. Es schenkt mir eine tiefe Ehrfurcht vor der Natur ein." Otto Schulz: "Wir sind ergriffen von Ihren Gefühlen und Ihrer Verbundenheit zum Wunder der Natur, Majestät, in die Sie uns einen kurzen, zu kurzen Blick haben werfen lassen. Wir dürfen in diesem Zusammenhang sagen, daß Sie bei den Menschen in Preußen und auch im gesamten Deutschland, die sich noch ein Körnchen von Tradition und Stolz auf ihre Abstammung bewahrt haben, in ihren Herzen weiterleben. Jetzt haben Sie auch unsere Gefühle durch Ihre Worte bestätigt. Dennoch muß ich leider sagen, daß wir an die Geburt Ihrer Kinder nicht gedacht haben. Welches war ein ähnlich großes Erlebnis?" "Auch auf die Gefahr, Sie wieder zu enttäuschen - und Sie sehen es an meinem Lächeln, daß ich Ihre Fragen nicht übel vermerke - werde ich bei der Wahrheit bleiben. Das nächstgrößte Ereignis in meinem Leben war meine Heirat mit Friedrich Wilhelm III. Sind Sie nun sehr enttäuscht?" Otto Schulz: "Aber Majestät, wie könnten wir von einem Gespräch mit Ihnen enttäuscht sein?! Wir schätzen uns glücklich, von einer so volkstümlichen Monarchin empfangen zu werden und dabei Worte zu hören, um die uns gewiß viele beneiden. Dürfen wir trotzdem hartnäckig weiter fragen, denn wir hatten eigentlich an ein ganz anderes Erlebnis gedacht?" "Endlich sind Sie an dem Punkt angekommen, den ich von Anfang an vermutet hatte. Aber ich betone nochmals: Sie wollten die Reihenfolge wissen, und dabei mußte ich bei der Wahrheit bleiben. Sie wollen etwas über meine Begegnung mit Napoleon hören, nicht wahr? Gut, ich will versuchen, dieses historische Ereignis so wiederzugeben, wie es sich zugetragen hat, soweit es mir erinnerlich ist. Ich werde am besten bei unserem Dialog bleiben. Das Treffen fand am 7. Juli 1807 in Tilsit in Ostpreußen statt, wohin mein Mann, die K inder und ich geflohen waren. Napoleon bot mir seinen Arm, und wir gingen, ich glaube, es war im Rathaus von Tilsit, durch einige Räume, als man hinter uns plötzlich, aber von mir erhofft und deshalb erwartet, die Tür schloß. Wir waren allein. Ich hegte nämlich die Hoffnung, den Kaiser zu einem erträglichen Frieden für Preußen umstimmen zu können. "Majestät," begann Napoleon das Gespräch. Danach sagte er weiter nichts, sondern sah mir lange in die Augen. Ich hatte das Gefühl, er sähe mir nicht nur in die Augen, sondern nahm mich in meiner vollen Größe wahr. - Ich muß dazu sagen, daß man mich, entsprechend der damaligen Mode, sehr körperbetont und mit einem tiefen Dekollete gekleidet hatte. Obleich mein Mann für Garderobe kein Interesse zeigte, wußte ich doch, daß die Mehrzahl der Männer, gerade auch aus den gehobenen Kreisen, einen Blick dafür hatten. Es war also nichts Ungewöhnliches an meinem Äußeren, aber ich spürte jetzt, welchen Eindruck ich auf Napoleon machte. Vielleicht habe ich in dieser Erkenntnis
10 etwas die Farbe gewechselt. Napoleon schien sich wieder gefangen zu haben. Er begann das Gespräch erneut: "Madame, erlauben Sie mir" - und er sprach trotz seines korsischen Temperaments sehr langsam - "erlauben Sie mir, daß ich Sie so anspreche. Majestät können heutzutage in Europa viele Menschen werden. Ich spreche da aus Erfahrung! Aber Sie, Madame, verkörpern mehr als eine Majestät. Sie könnten für mich eine Weltanschauung sein." Es folgte jetzt wieder eine Pause. Ich überlegte, was hinter sei nen Worten stecken könnte. Da er nicht sprach, antwortete ich ihm: "Sire, Sie stehen im Zenit Ihres Ruhms und Ihrer Macht. Da fällt es Ihnen leicht, Komplimente zu machen. Ich habe viel von Ihnen gehört und weiß, daß Sie in besonderen Lebenslagen einen kühlen Kopf bewahren. Nehmen Sie die Begegnung mit mir etwa auf die leichte Schulter oder verbergen sich hinter Ihren Worten folgernde Gedanken?" "Ihre Antwort und Ihre Frage, Madame, bestätigen meine Worte. Auch ich habe schon viel von Ihnen gehört. Heute habe ich die Ehre, Sie zu sehen, Ihre Art zu erleben. Sie haben Ihre historische Aufgaben bisher meisterhaft und ohne Makel bewältigt. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, ob dies alles gewesen sein muß? Empfinden Sie vielleicht eine noch größere Aufgabe, von der Sie noch keine rechte Vorstellung haben?" Wieder wußte ich nichts mit seinen Worten anzufangen. Worauf wollte er hinaus? Es folgte dann ein regelrechtes Wortgefecht. "Sire, Sie sprechen in Rätseln. Helfen Sie mir, hinter den Sinn Ihrer W
orte zu kommen! Sie
sprechen von noch größeren Aufgaben, von denen ich noch nichts ahne. Nun, ich bin nicht nur Königin von Preußen, sondern ich habe auch einen Mann und eine Familie. Sind das nicht Aufgaben genug?" "Ach, Madame, lassen wir doch die Fa milie aus dem Spiel! Wer große Aufgaben zu erfüllen hat, wird sich nicht die Selbstbeschränkung durch die engen Grenzen einer Familie auferlegen." "Sire, es wundert mich, dies gerade aus Ihrem Munde zu hören. Geben Sie damit nicht zu, selber so zu handeln, wie Sie es von anderen nicht wünschen? So weit ich aus den Tatsachen schöpfe, weiß ich doch, daß gerade Sie so sehr an Ihrer Familie hängen und alles mit Hilfe Ihrer Politik tun, um diese Familie zu fördern. Sie haben Ihre Brüder zu Königen gemacht. Sehen Sie dies jetzt bei sich selber oder bei anderen Menschen eventuell als eine Behinderung an?" "Madame, Ich glaube nicht, daß man bei Ihnen alles mit Worten ausprechen muß. Ich halte Sie für sehr klug, um auch zwischen den Worten zu erfahren, was gemeint ist. Was allerdings nicht ausschließt, daß Sie zu klug sind, um all diese Möglichkeiten auch erfassen zu wollen. Wir werden sehen, Madame, inwieweit wir beide in der Lage sind, in höheren historischen Dimensionen zu denken und zu handeln." "Ich habe Ihren Weg der Eroberungen genau verfolgt. In diesem Zuge haben Sie, Sire, mein Land unterworfen und sind jetzt dabei, es zu zerstückeln. Gehört dies zu Ihren höheren historischen Dimensionen?" "Bleiben wir bei dem einfachen Begriff der Dimensionen.
Leider bin ich gezwungen, die
französischen Interessensgebieten auszudehnen, da es an Verständnis bei denjenigen fehlt, die mit mir zusammen eine neue Welt errichten könnten.
11 Ich weiß, daß ich als der Antichrist bei vielen verschrien bin, vielleicht auch bei Ihnen. Und dabei halte ich es, sofern es die Religion betrifft, mit Frederic le Grand: 'Jeder soll nach seiner Facon selig werden.' Sehen Sie, Madame, ich würde mich also sehr gern mit jemandem verbünden, der meinen Ruf verbessert, der dazu in der Lage wäre, die Atmosphäre zu reinigen und auch die militärische Macht zu vergrößern. Mein Ziel geht weiter als bis zur russischen Grenze. Auch Alexander der Große wollte bis zum indischen Ozean. Und für diese Aufgaben, Madame, brauche ich einen Bundesgenossen. Verstehen Sie mich, Madame!" "Sire, wenn Sie Preußen als Ihren Bundesgenossen im Auge haben, so lassen Sie meinem Land auch das Gebiet westlich der Elbe und die Festung Magdeburg." "Es geht mir dabei nicht um Preußen. Ich glaube Ihnen nicht, Madame, daß Sie mein Ziel nicht kennen sollten. Sie sind mir eine zu kluge Frau. Auch ich habe Prinzipien über den Haufen werfen müssen. Wir sollten darum nicht über solche Probleme sprechen, wie sie in jeder einfachen Familie üblich sind. Vergessen Sie nicht die höheren Aufgaben, Madame! Denken Sie nicht nur an Preußen und Ihren Mann!" "Sire, sobald ich durch Ihr Handeln erfahren habe, daß Sie bereit sind, Ihre familiären Prinzipien aufzugeben und nicht auch nur an Frankreich denken, sondern an wirklich höhere Dimensionen, so bin ich gern bereit, mit Ihnen über die Zukunft zu sprechen. Im Augenblick, Sire, sollten wir beide auch daran denken, daß wir bereits seit einer Stunde hier unsern Dialog führen. Mein Mann dürfte langsam ungeduldig werden." So ungefähr verlief unsere Unterhaltung. Was Sie nun daraus zu erkennen vermögen, muß ich ganz allein Ihnen überlassen. Für mich war es jedenfalls das drittgrößte Erlebnis." Otto Schulz: "Majestät, wir möchten uns Ihrem Schlußwort anschließen und den Menschen überlassen, wohin sie ihre Gedanken wandern lassen wollen." ***
4. Dr. Karl Marx, 1818-1883 (Die Pleite des Marxismus.) Henry Ford: " Herr Dr. Marx, nach 70 Jahren Marxismus in der Sowjetunion und einer solchen Pleite auf der ganzen Linie, wo es eigentlich um den von Ihnen zu beschützenden Arbeiter ging; wie fühlen Sie sich?" "Hundeelend! Ich erinnere mich, was ich vor vielen Jahren gesagt habe: Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Damals bezog ich dies auf seinen Gegenpol, den nationalen oder besser noch internationalen Kapitalismus. Was in der UdSSR und all den anderen kommunistischen Ländern geschehen ist, das
12 ist Staatskapitalismus! Und er ist für die Arbeiter ebenso unverträglich wie der private EllbogenKapitalismus." Henry Ford: "Wie konnte das passieren? Hatten Sie nicht alles durchdacht? Die Leute haben doch nach Ihren Lehren gehandelt." "Ich weiß nicht recht, wo der Denkfehler zu suchen ist. Der Arbeiter jedenfalls hat nicht das Verhältnis zur Arbeit gefunden, wie es eigentlich sein müßte, wenn er nicht ein Sklavendasein führen will." Henry Ford: "Sie sind doch davon ausgegangen: '... daß die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, d. h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt und so weiter. Haben Sie immer noch ein solch schiefes Bild vom Arbeiter und von der Ansicht des Arbeiters über seine Arbeit?" "Mein Blut läßt sich wohl nicht verleugnen. Ich habe zur handwerklichen Arbeit immer nur ein theoretisches Verhältnis gehabt. Und daher auch mein unvollkommenes Bild vom Arbeiter an sich. Es gehörte gewiß zu meiner Mentalität, in solcher Arbeit nur eine Art Sklavenbeschäftigung zu vermuten. Sehen Sie, im Talmud kann man nachlesen, daß der Handel mehr einbringt als die Arbeit. Bei Jabmuth Fol. 63a heißt es: 'Es gibt keine niedrigere Berufstätigkeit, als den Ackerbau ...' und weiter: '... Selbst wenn man Kraut der Länge nach pflanzen wollte, so ist Handel einträglicher ...' Und so ist auch mein Satz zu verstehen, den ich einmal gesagt habe: Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Deshalb hatte ich auch angenommen, daß ein symbiotisches Verhältnis zwischen dem Menschen und der Natur, also auch zur Arbeit, nur stören könne." Henry Ford: "Was halten Sie denn vom sittlichen Wert der Arbeit?" "Das Proletariat weiß nichts vom ethischen Wert seiner Arbeit. Vielleicht sind solche Gedanken germanischen Ursprungs. Auch, soweit ich für das Proletariat zu denken mir die Aufgabe gestellt habe, habe ich Arbeit lediglich zur Erhaltung des Lebens gesehen; also als eine Art Zwang." Henry Ford: "Was halten Sie von diesem Satz, Herr Marx?: Das Privateigentum ist das Produkt, das Resultat, die notwendige Konsequenz der entäußerten Arbeit, des äußerlichen Verhältnisses des Arbeiters zu der Natur und zu sich selbst." "Das ist ein ganz schöner Blödsinn! Wer hat denn das verzapft?" Henry Ford: "Es tut mir leid, Ihnen dies so ins Gesicht sagen zu müssen: Das war einer seiner berühmten Erkenntnisse eines Gewissen Doktor Karl Marx. Können Sie sich noch erinnern?" "Wissen Sie, ich habe so viel geschrieben, so daß nicht einmal meine treuesten Anhänger alles ordentlich auslegen können. Es geht mir mit meinen Werken wie den Christen mit der Bibel. Jeder hat sie im Hause, keiner hat sie gelesen. Und die Professionellen bei den Christen wie bei den Marxisten haben immer zur These auch die Antithese zur Hand. Denn hier wie dort kann man alles beweisen und alles widerlegen." Henry Ford: "Sie haben folgenden Standpunkt vertreten: Die Arbeiter werden angeleitet von der revolutionären, d. h. sozialistisch und kommunistisch gewordenen Wissenschaft, die alte Gesellschaft über den Haufen zu werfen und eine klassenlose Gesellschaft zu errichten. Wissen Sie, wie es in der UdSSR und den Ostblockstaaten aussah?"
13 "Natürlich kenne ich die dortigen Verhältnisse. Wenn ich ganz ehrlich sein will, so muß ich eingestehen, daß hier wieder einmal, wie so oft im Leben, Theorie und Praxis zwei verschiedene Paar Stiefel sind. Die komplizierteste, umfangreichste und gelehrtwirkende Theorie ist nutzlos, wenn man nicht auf praktische Erfahrung zurückgreifen kann. Dazu kommt die Unzulänglichkeit der einzelnen Menschen. Es gehört ein völliges Umdenken, damit dieser wertlose 'Marxismus' nicht in einer anderen Verkleidung noch einmal auf ein falsches Gleis geschickt wird. Womit ich nicht etwa gesagt haben will, daß allein der Weg falsch gewesen sei. Die Menschen sollten den alten Ideenkrempel auf den Müll werfen und sich zu menschlichen Gedankengängen durchringen, die sich an der Praxis orientieren." Henry Ford: "Sie haben bei Ihren Gedanken über die Wertbestimmung der Arbeitskraft geschrieben, daß auch die Kulturstufe eines Landes und damit des Arbeiters mit seinen Lebensansprüchen bei der Wertbestimmung seiner Arbeitskraft eine historische und moralische Rolle spielen müsse. Wenn Ihre Anhänger dies sich zu Gemüte führen wollten und danach handeln, so würden sie heute als Rassisten verschrien werden. Was sagen Sie dazu?" "Ja, sind denn diese Leute noch zu retten? Das wäre doch eine Gleichmac herei, wie sie sie unter sich oder besser für sich selber bestimmt nicht wünschten. Die Leute sollten endlich einmal ehrlich sein! Dann würden solch unsinnige Ideen keinen Nährboden finden!" Henry Ford: "Sie haben einmal geschrieben: Die Schöpfung eines Normalarbeitstages ist das Produkt
eines langwierigen,
mehr
oder
minder
versteckten Bürgerkrieges zwischen der
Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse. Wie sehen Sie dies heute?" "Darin habe ich meine Meinung nicht geändert. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber auch schon mehr ein Kampf der Gewerkschaften um ihre Existenzberechtigung. Die Gewerkschaftsbosse leben davon, ihren Mitgliedern von Zeit zu Zeit neue Forderungen vorzugaukeln. Auf die Dauer ist dies keine Lösung. Sie müssen aber nicht glauben, daß ich damit ein Freund der Kapitalisten geworden sei. Allerdings meine ich, daß hier der Staat eine Aufsichtspflicht hat. Er sollte die notwendige Symbiose zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern so lenken, daß beide Seiten gerecht behandelt werden. Ich sage folgendes nicht gern, weil meine Abstammung doch noch hier und da durchschlägt: Es gab bereits eine Zeit, da diese Symbiose mustergültig praktiziert wurde. Wer also keine Angst vor Ideen hat, die aus einem anderen Lager kommen, der sollte sich dieses Pro blem ohne Scheuklappen einmal genau ansehen. Nur vor folgendem möchte ich heute schon warnen: Die Bosse der Gewerkschaften werden ihre Felle davonschwimmen sehen. Und die festzuhalten, das ist ihre Lebensdevise!" Henry Ford: "In einem Ihrer Werke haben Sie gelehrt, daß die menschlichen Bedürfnisse über Produktions- und Konsumgemeinschaften durch entsprechende Pläne geregelt werden müßten. Haben Sie erfahren, was es mit dem Erfüllen solcher Pläne auf sich hatte?" "Ich bin im Bilde, welche Auswüchse es da gegeben hat. Die Kleiderfabrik, die nur lange Unterröcke herstellt, um dem Plan des Stoffverbrauchs gerecht zu werden, obgleich nur noch kurze Unterröcke, beziehungsweise gar keine mehr gebraucht wurden. Hier haben wir das beste Beispiel dafür, was dabei herauskommt, wenn man den Menschen das Denken abnimmt oder gar verbietet."
14 Henry Ford: "Herr Marx, Sie sind der Erfinder des Sowjets, zu deutsch: Rätesystems. Können Sie uns etwas über Sinn und Zweck einer solchen Einrichtung sagen?" "In diesem Falle h andelt es sich nicht um eine rein abstrakte Idee ohne empirische Erfahrung. Ich hatte mehrfach Gelegenheit festzustellen, wie schwierig sogenannte demokratische Entscheidungen herbeizuführen sind, wenn nicht vorher ein Fahrplan festgelegt wird. Es lag also nichts näher, als Räte auf allen möglichen Ebenen zu bilden. Hierbei war von Vorteil, daß der Proletarier noch keinerlei Manipulationen witterte. Er hätte sie nach einer gewissen Zeit der Praxis nicht nur wittern, sondern sie unumwunden brandmarken können. Aber es zeigte sich sehr bald, daß eine Abart der Bestechlichkeit auch in diesen Kreisen ihre Früchte trug. Wir haben also Räte auf allen denkbaren Ebenen gegründet. Das Stimmvieh hatte damit eine Aufgabe bekommen und die Macher freie Bahn. Sobald die Räte eingesetzt waren, lief alles wie in den Planspielen vorgesehen. So kam es zu Arbeiter - und Soldatenräten, später entwickelten sich wie in einem Schneeballsystem Personalräte, Betriebsräte, Lehrerräte, Elternräte, Schülerräte. Zuerst wurde das System der Räte von den Linken vorexerziert. Da es so hervorragend klappte, kamen auch andere hinter die Vorteile einer solchen Einrichtung. Nach 1945 wurde z. B. auch der 'Parlamentarische Rat' gegründet, der die Ehre hatte, das Grundgesetz der BRD auszuarbeiten. Allerdings hatte der Rat nur sehr beschränkte Entscheidungsgewalt. Er mußte nämlich bei den Siegermächten antanzen, um die Beschlüsse absegnen zu lassen. Das heißt, die Sieger hatten vorher bereits die Richtlinien festgelegt, der Rat hatte nur die Aufgabe, die Form zu finden. Eine besondere Spielart des Rätesystems, also des Sowjetsystems ist die paralmentarische Demokratie. Hier wird die Macht der echten Demokratie kastriert. Es wird dem Wahlvolk vorgegaukelt, es habe etwas zu sagen oder gar zu bestimmen. Zu sagen haben nur die Sowjets, also die Räte, das heißt, die Räte der Einrichtungen der Parteien. Eine parlamentarische Demokratie ist eine undemokratische Parteiendiktatur, eine Rätediktatur! Es ist erstaunlich, was sich aus meiner Ide e so entwickelt hat und wie das Volk wieder einaml übers Ohr gehauen wird. Sicher, wir waren der Meinung, damit leichter alles in den Griff zu bekommen. Aber jetzt haben uns die etablierten Parteien den Rang abgelaufen; sie sind die Weiterentwicklung des ursprünglichen Sowjetsystems." Henry Ford: "Herr Doktor Marx, diese so aufschlußreiche Unterhaltung würden wir gern mit einem freundlichen Wort beenden. Aber wir sind unsern Lesern verpflichtet, sie umfassend zu unterrichten. Nehmen Sie es also nicht übel, wenn wir hier einen Ihrer treuesten Biographen zitieren: 'Marx hat keinen ausgearbeiteten erkenntnistheoretischen Text hinterlassen, worin er die Methode seiner Kritik der politischen Ökonomie umfassend und systematisch darstellt und seine Theorie in d er Entwicklung des philosophischen, gesellschaftstheoretischen und naturwissenschaftlichen Denkens verortet hätte. Er hat den marxistischen und nichtmarxistischen Interpreten seiner Erkenntnistheorie harte
Nüsse
zu
knacken
gegeben.
Unter
den
Autoren,
die
den
methodologisch-
erkenntnistheoretischen Stellenwert des Marxschen Denkens bestimmen wollen, herrscht mehr Streit als wechselseitige Zustimmung.' "Ja, was soll ich Ihnen darauf antworten? Der Mann hat einen umfassenderen Weitblick als ich!"
15 *** 5. Charles de Gaulle, 1890-1970. (Kriegeserklärung an Deutschland.) Otto Schulz: "Herr General, welchen Grund hatte Frankreich, am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären?" "Lassen Sie mich nachdenken. - Es ist schon eine eigenartige Frage, die Sie mir da stellen. Leider habe ich hier keine Möglichkeit, mich diplomatisch aus der Affäre zu ziehen. So muß ich zu der Erkenntnis kommen, daß Frankreich eigentlich gar keinen Grund für eine Kriegserklärung hatte und sie auch nicht wollte. Hitler hatte ja feierlich erklärt, daß er grundsätzlich den alten Zankapfel um Elsaß-Lothringen beseitigen wolle. Er verzichtete auf dieses Gebiet, so daß es zwischen Deutschland und Frankreich keine Differenzen mehr gab. Wir waren um so mehr von Hitlers Ehrlichkeit überzeugt, da er auch auf Südtirol verzichtet hatte und dabei blieb. So war die Lage. Allerdings waren die Hintergrundmächte in den USA und England laufend dabei, Störfeuer zu schießen. Es ging sogar soweit, das man mehrfach öffentlich erklärte, das Deutsche Reich müßte mit Krieg überzogen werden, weil es einen besonderen Wirtschaftsweg ging, der den internationalen Bankiers nicht paßte. Sie können das alles unter anderem auch in Churchills Erinnerungen nachlesen, oder ihn auch selbst befragen. Als dann Hitlers Geduld immer wieder durch Mordanschläge auf deutsche Minderheiten in Polen auf die Probe gestellt wurde, sah er sich gezwungen, reinen Tisch zu machen. Im übrigen hätten sich die USA, England und auch Frankreich keine ähnliche Behandlung Angehöriger ihres Volkes gefallen lassen, wie es die Polen mit den Deutschen taten. Das Bündnis, das bei den Verhandlungen der westlichen Alliierten mit der Sowjetregierung angestrebt wurde, richtete sich nicht etwa auf den Schutz Polens aus, sondern war allein gegen Deutschland gedacht. Man hoffte, hier den Anstoß zu der gewünschten Auseinandersetzung zu finden. Dazu kam es allerdings nicht. Die Sowjets verhandelten plötzlich mit Hitler, und es kam zu dem bekannten Pakt, der zum Krieg gegen Polen führte, so daß das alliierte Ziel doch erreicht wurde.. Die Sorge der USA und Englands hing allein daran, daß der Krieg durch Hitlers Angebote an Polen doch noch verhindert werden könnte. Jedoch waren die Polen in ihrer Großmannssucht nicht mehr zu bremsen. Sie gingen auf kein Angebot Hitlers ein, und England bestärkte es in dieser Haltung, die der englischen Taktik sehr entgegenkam. Letzten Endes gab England den Polen eine Blanko-Garantie für den Kriegsfall, egal, wer den Krieg beginnen würde. Am 30. August 1939 war es dann soweit. Die Polen meldeten in ihrer Spätsendung im Radio Warschau, daß sie in breiter Front die deutsche Grenze überschritten hätten und gedachten, innerhalb einer Woche in Berlin einmarschieren zu können. Als dann am 1. September Hitler mit seiner Armee antwortete, begann unter den Westmächten eine fieberhafte dipolmatische Tätigkeit. Die USA, und besonders England, drangen darauf, daß nun eine Kriegserklärung Frankreichs und Englands an das Deutsche Reich zu erfolgen habe. Frankreich hat sich zwar gesträubt, aber es half alles nichts, der Zweite Weltkrieg begann am 3. September mit unseren Kriegserklärungen."
16 Otto Schulz: "Sie als General waren gewiß im Bilde über die politischen und militärischen Absichten der Sowjets. Und warum haben Frankreich und England nicht auch der Sowjetunion den Krieg erklärt, obgleich diese doch ebenfalls gegen Polen kämpfte?" "Abgesehen davon, daß der Bolschewismus die Weltrevolution wollte und dies notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen gedachte, wußten wir über eine Sitzung des Politbüros unter dem Vorsitz Stalins Bescheid, was in allernächster Zeit zu erwarten war. Es war eine französische Zeitung, die einen Bericht über die Beschlüsse des Politbüros vom 19. August 1939 brachte. Stalin wollte nach Herstellung einer gemeinsamen Grenze zu Deutschland einen Waffengang mit dem Dritten Reich. Das entsprach dem alten Leninschen Grundsatz, sobald Deutschland bolschewistisch wäre, der Rest der Welt unaufhaltsam folgen müßte. Wir hatten die Gefahr auch für Frankreich erkannt. Es kam also nur darauf an, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu treffen. Allein aus diesen Erkenntnissen heraus konnten wir nicht auch der Sowjetunion den Krieg erklären. Wir hegten die stille Hoffnung, daß sich Deutschland und die Sowjets gegenseitig aufreiben würden, so daß alle Gafahr für Westeuropa ausgeschaltet wäre." Otto Schulz: "Nun erfuhren Sie aber, wie Hitler nach dem 22. Juni 1941 die sowjetischen Streitkräfte vernichtend schlug. Wie sahen Sie die mögliche Entwick lung?" "Unsere ganze Sorge war: Wer wird zuerst losschlagen? Sollten die Sowjets die Initiative ergreifen und Hitler mit ihrem Angriff überraschen? So, wie die sowjetische Rüstung und Strategie aufgezogen war, sahen wir für diesen Fall keine Hoffnung mehr für Westeuropa. Wären die Sowjets zuerst über Hitlers Angriffsverbände hergefallen, wäre der restliche Westen überlaufen worden. Deshalb waren wir heilfroh, als wir die Nachrichten vom 22. Juni hörten." Otto Schulz: "Herr General, warum gibt der Westen nicht öffentlich diese Erkenntnisse zu, daß der Krieg gegen die Sowjets ein notwendiger Präventivkrieg war"? "Sehen Sie, das wiederum hat nichts mehr mit militärischen Dingen zu tun. Das ist eben große Politik. Es genügt, wenn wir wissen, daß Hitler den ganzen europäischen Westen und vielleicht sogar die ganze Welt vor der Bolschewisierung gerettet hat. Aber warum müssen dies auch die Völker wissen? Damit wären ja nicht wir die Retter Europas gewesen, sondern Hitler. Können Sie sich denn nicht vorstellen, wer eine solche Aufklärung schon gar nicht zugelassen hätte?" Otto Schulz: "Herr General, das wollten wir von Ihnen hören. Wir danken Ihnen für dieses Gespräch." *** 6. Mose, ca. 1300 v.d.Z. (Mosaismus, eine Theokratie.) "Mister Mose, ich bin Henry Ford und dies hier ist Mister Hearst. Ich habe viel von Ihnen und über Sie gelesen, aber Ihren Namen fand ich nicht einheitlich mit 'Mose' angegeben. Wie heißen Sie nun richtig: Mose oder Mosche?" "Am liebsten höre ich Mosche. Mosche klingt nicht so hart, etwas vertrauter. Aber an Mose sind die Menschen gewöhnt." "Gut, Mister Mose! Sie sollen einen Teil der Bibel verfaßt haben. Ist es an dem, oder hatten Sie einen oder mehrere Helfer, sogenannte Ghostwriter?" "Sie fragen so direkt. Ist es nicht völlig gleichgültig, wer und ob überhaupt jemand als Sekretär seine Arbeit verrichtet hat? Lassen Sie diese Frage doch einfach in der Luft hängen! Nehmen Sie den Text der Bibel und basta!"
17 "Das würden wir gern tun, aber es gibt Leute, die der Meinung sind, alle vorliegenden Texte entsprächen nicht dem eigentlichen Sinn, weil ursprünlich alle Vokale fehlten. Und das werden Sie vermutlich auch so sehen, daß mit den Konsonaten allein kein eindeutiger Text möglich ist, oder?" "Da haben Sie recht, Mister Ford. Aber wollen Sie jetzt von mir eine völlig neue Bibel haben? Bleiben wir doch bei dem, was den Menschen da vorgesetzt wird! Fragen Sie mich zu den Texten, die Sie und ich kennen, bitte!" "Auch das wäre einfacher, wenn die angebotenen Bibeln übereinstimmen würde n. Und je mahr Jahre ins Land gehen, desto mehr wird an den Bibeln, an den unterschiedlichsten Stellen, geändert. Gut, schalten wir mal dieses Problem aus und bleiben wir bei irgendeinem Text. Wie war das nun mit der Erschaffung der Welt? Wie war es mit Adam und Eva?" "Aber meine Herren, wollen Sie denn diesen Stuß wortwörtlich nehmen? Sie sollten doch längst begriffen haben, wie es zu meiner Zeit aussah! Sehen Sie, ich war ein vielgereister Mann. Ich wurde in Ägypten geboren. Es gab Ärger mit einem Aufseher, den ich kurzentschlossen ins Jenseits beförderte. Natürlich mußte ich daraufhin türmen. Ich ging für einige Zeit nach Ostjordanien. Da ich Augen und Ohren aufsperrte, lernte ich so manches aus Erzählungen und Märchen bei den umherziehenden
Karavanen.
Dazu
kamen
meine
Lehrjahre
bei
den
hervorragendsten
Wissenschaftlern in Ägypten. Mein Volk setzte sich aus einem Haufen Pöbel zusammen, der kaum zu bändigen war. Dafür waren die Menschen aber aufgeschlossen für alles Geheimnisvolle. Hier setzte ich den Hebel meines Einflusses an. Und da sie alles ganz genau wissen wollten, mußte ich mit der Erschaffung der Welt beginnen. Zwar war ich mir nicht im klaren, ob sie mir das abnehmen würden, aber siehe da, sie fraßen mir bald aus der Hand. Und Anhaltspunkte hatte ich ja genug. Ich hatte etwas von den ersten Menschen der Altgermanen gehört, daß dort Ask und Embla gelebt hätten. Aus denen machte ich Adam und Eva. "Sie sprachen von 'meinem Volk'. Ist es wirklich 'Ihr' Volk? Sind Sie nicht ein Findelkind?" "Genau genommen: Meine Herkunft liegt im Dunkeln. Man soll mich im Schilf in einem Korb gefunden haben. Aber wer war meine Mutter? Wer mein Vater? Darüber nachzudenken ist müßig. Es wird immer bei Vermutungen bleiben. Sie fragten nach dem Begriff 'mein Volk'. Dieses Volk soll ursprünglich als eine Horde Zigeuner aus Indien an den Nil gezogen sein. Obgleich ich bei vornehmen Ägyptern aufgewachsen bin, zog es mich doch oft zu diesen Leuten hin. Bei ihnen konnte ich me ine Kunststücke, die ich den ägyptischen Gelehrten abgeguckt hatte, vorführen. Ich habe also dort eine kleine Schau abgezogen, und die Leute waren begeistert. So hat eigentlich alles angefangen." "Nun ist ein 'Landsmann' von Ihnen, ein Dr. William Hirsch, ein jüdischer Psychiater, der Meinung, daß all das, was Sie bei und mit dem jüdischen Volk und auch anderen Völkern getrieben haben, Anzeichen für Geisteskrankheit seien. Wie sehen Sie das?" "Ich will nicht unbedingt behaupten, daß Droktor Hirsch ein S chwätzer ist. Er mag dort recht haben, wo derartige Handlungsweisen ohne persönliche Kontrollen ablaufen. Ich komme Doktor Hirsch sogar noch einen Schritt weiter entgegen. Ich habe selbst solche Menschen erlebt, die sich soweit in ihren Ideen verrannten, daß sie sich selbst nicht mehr in der Gewalt hatten. Sie schnappten einfach über. Dabei brauchten sie keineswegs gefährlich zu sein. Sie standen dann aber unter ihrem unkontrollierten Wahn, wenn sie sich wieder in ihre Vorstellungen hineinsteigerten. Dies konnte auch
18 dann der Fall sein, wenn man sie in diese Richtung zu bringen verstand. Ich habe ja oft genug Menschen in jener Weise beeinflussen können. Als ich zu der Erkenntnis gekommen war, Macht über Menschen auf diesem Wege zu erlangen, baute ich hierauf meine weiteren Ziele aus." "Dann sind Sie also ein ganz raffinierter Mann, der es verstand, Menschen mit Hilfe psychologischer Erkenntnisse für seine Zwecke auszunutzen?" "Wenn Sie es unbedingt so sehen wollen? Bitte! Hat es nicht zu allen Zeiten Mens chen gegeben, die sich 'berufen' fühlten, über andere zu herrschen? Das habe ich eben auch getan." "Ja, im Prinzip haben Sie recht. Aber Sie haben den Menschen gleich die ganze Welt vorgeführt, ihnen einen Gott gegeben, von dem Sie vorgaben, ihn gesehen und gesprochen zu haben. Ist das nicht ein bißchen übertrieben?" "Kann man da von 'übertreiben' sprechen? Ich habe lediglich erkannt, wie das Objekt Mensch zu handhaben ist, wenn man in der Lage ist, das glauben zu machen, was man selbst eigentlich für unwahrscheinlich hält. Als ich merkte, sie glauben mir meine Geschichte von der Erschaffung der Welt und von Adam und Eva, da habe ich später anderes erzählt, einfach so, von Jehova zum Beispiel. Viele glaubten mir sofort. Aber es gab auch Zweifler. Da habe ich eben ein paar Zauberkunststücke gemacht, und schon fielen die meisten um." "Wie ist das nun, Mister Mose, mit den Gesprächen, die Sie mit Gott Jehova geführt haben wollen?" "Das gehört alles in mein Gesamtprogramm. Viele Menschen vor mir haben sich doch etwas unter 'Gott' vorgestellt. Oft blieb dieser 'Gott' ein Geheimnis, mit dem die Menschen im Grunde nichts anzufangen wußten. Da ich aber erkannt hatte, daß es 'Gott' nur in der Einbildung des Menschen gibt, habe ich diese Erkenntnis weiterentwickelt. Wenn es sich also um eine geistige Vorstellung handelt, warum soll man sie nicht auch in erweitertem Maße als Mittel zum Zweck ausnutzen?! Alles, was Menschen tun, wird irgendwie zu einem Zweck geschehen. Für mich war das Ziel die uneinschränkte Macht. Allein hätte ich diese nie erreichen können. Mit einem Volk im Rücken würde das schon leichter sein. Nun brauchte ich nur noch das Volk auf meine Seite zu ziehen. Dazu war der von mir gedachte 'Gott' Jehova das richtig Werkzeug. Um das Volk nicht doch noch gegen mich auftreten zu lassen, mußte ich mit Hilfe Jehovas 'Gott' und das Volk unter einen Hut bringen. Was lag näher, als daß ich dem Volk einredete, es sei von Jehova als 'auserwählt' anerkannt worden. Nur dieses Volk sollte von nun an sich als 'sein' Volk betrachten. Damit diese Horde von Menschen mir aber nicht aus dem Ruder laufen konnte, habe ich die Rolle desjenigen übernehmen müssen, der allein in der Lage war, mit Jehova zu reden, seine Befehle zu empfangen, seine Befehle in die Tat umzusetzen. Natürlich habe ich zu Beginn dieser Experimente Blut und Wasser geschwitzt, ob auch alles in meinem Sinne ablaufen würde. Aber da die ersten Versuchs-Aktionen ganz gut abliefen, wurde ich mit der Zeit immer sicherer. Später hat es hier und da auch schon einmal ein paar Aufmüpfige gegeben, aber dann halfen mir meine Kenntnisse im Umgang mit Pulver, Feuer, Rauch und Knallkörpern, so daß ich über alle Gefahrenmomente gut hinwegkam. Und zimperlich darf man nicht sein, wenn da ein paar Leute ins Gras beißen müssen."
19 "Mister Mose, Sie haben, als Sie mit 'Ihrem' Volk aus Ägypten auszogen, den Leuten gesagt, Gott habe ihnen befohlen, die Ägypter zu berauben. War dies nicht ein großes Wagnis, einem 'Gott' solch kriminelle Befehle zu unterschieben? Kamen den Leuten keine Zweifel über die Echtheit dieses angeblichen Befehls?" "Sehen Sie, Mister Ford, dazu braucht man lediglich eine gute Menschenkenntnis. Sagen Sie einem primitiven Volk, es solle sich auf Kosten eines anderen Volkes bereichern, weil es 'sein Gott' so gewollt habe, dann werden es vielleicht im Augenblick nicht alle sofort und ohne Bedenken glauben. Aber wenn die einen bereits die Taschen voll haben und die anderen noch leer dastehen, dann werden auch diese bald 'überzeugt' sein und mitmachen und sogar diesem 'lieben Gott' für seine Hilfe danken. - Wie verrückt die Menschen bereit sind zu glauben, wenn es um ihren Vorteil geht, das können Sie in neuerer Zeit daran erkennen, daß sie sogar den 'lieben Gott' anbeten, wenn sie eine Atombombe auf wehrlose Menschen werfen. Und nicht nur das! Sie benutzen als Trittbrettfahrer den aus dem Alten Testament bekannten Lügengeist, um sich Pensionen für Generationen zu erschwindeln." "Sie bieten uns interessante Einblicke in Ihre Lebensweisheiten. Es würde heute zu weit führen, wenn ich all die Fragen an Sie richte, die mir am Herzen liegen. Aber eine möchte ich doch noch loswerden: Haben Sie Jehova nun wirklich gesehen, wie Sie 'Ihrem' Volk erzählt haben?" "Aber Mister Ford, soll das wirklich eine Frage sein? Wo steht denn in der Bibel, daß ich Jehova tatsächlich gesehen hätte? Sie werden lange suche können! Ich habe immer nur umschrieben gesprochen. Zum Beispiel in der Weise, daß mein Gesichtsfeld abgedeckt wurde, oder daß ich die Stelle sah, wo 'Gott' dahergeschritten sei und so weiter. Sehen Sie, wenn man erst einmal die Menschen in seinen Bann gezogen hat, dann können Sie ihnen wer weiß was erzählen. Sie hören ja mit der Bereitschaft zu, alles glauben zu wollen. Man darf den Bogen nur nicht überspannen. Sollte dies einmal geschehen, dann muß man mit einer Katastrophe antworten, die von 'Gott' geschickt wurde, und alles ist wieder im Lot." "Mister Mose, dieses Gespräch war für uns sehr aufschlußreich. Wir wollen Sie heute jedoch nicht überfordern und bitten deshalb für einen späteren Zeitpunkt um ein weiteres Gespräch. Haben Sie vielen Dank!" *** 7. Karl May, 1842-1912. (Die Idee, zu schreiben.) Hearst: "Herr May, wie kamen Sie auf die Idee, Reiseerzählungen zu schreiben?" "Da muß ich weit ausholen. Ich wurde zwar nicht blind geboren, aber durch eine fehlerhafte Behandlung konnte ich bis zu meinem sechsten Lebensjahr nicht sehen. Erst zu dieser Zeit kam ich in die Hände eines ordentlichen Fachmannes, so daß ich mein Augenlicht wiederfand. In diesen sechs Jahren war meine so sehr geliebte Großmutter mein täglicher Ansprechpartner. Sie hatte eine wunderbare Art, Märchen zu erzählen. Und wie es bei blinden Menschen gang und gäbe ist, waren all meine Sinne auf den einen besonders ausgerichtet: das Gehör. Ich saß da und lauschte den Erzählungen meiner Großmutter, die meine ganze große kleine Seele erfüllten und ergriffen. Und sie hatte Geduld und wohl nicht nur das, sondern die besondere Gabe, in und mit ihren Märchen zu leben.
20 Wir waren ganz arme Leute. Das Einkommen meines Vaters als Weber war äußerst gering; dazu noch unregelmäßig, denn die Fabrik, für die er arbeitete, suchte oft Gründe, an der abgelieferten Arbeit etwas zu bemängeln, um den Lohn runterzudrücken. Meine Mutter machte ebenfalls Heimarbeit und verdiente an manchen Tagen sogar 25 Pfennige. Armut und entsprechend bedrückte Stimmung beherrschten das Leben in der Familie. So suchte ich, wie von einem Magnet angezogen, immer meine Großmutter auf. Nicht nur, weil ich mich bei ihr geborgen fühlte, sondern auch, um mit meiner geliebten Großmutter wie selbstverständlich Ausflüge in unsere Märchenwelt zu unternehmen. Wir waren beide so sehr darin verstrickt, daß wir jene Welt als real ansahen. Ich führte also ein richtiges Doppelleben; das der täglichen Armut, und eine Treppe höher bei meiner geliebten Großmutter das einer Scheinwelt. Ich war nicht nur passiver Teilnehmer in dieser herrlichen Märchenwelt. Obgleich ich noch nicht zur Schule ging, wurde ich von 10- bis 13jährigen Kindern oft geholt, um in diesem Kreise meine Märchenwelt durch meine Erzählungen erstehen zu lassen. Das geschah nicht etwa selten, sondern recht häufig, besonders in der Sommerzeit, wenn wir Kinder irgenwo im Freien einen heimeligen Platz fanden, wo wir ungestört unseren Gedanken freien Lauf lassen konnten." Hearst: "Sie sprachen von der Armut in Ihrer Familie. Heute geht es den Kindern doch sehr viel besser. Wie sehen Sie diese neue Zeit?" "Um das Ergebnis des Vergleichens vorwegzunehmen: Ich glaube, die innere Armut ist für die heutige Jugend schlimmer als die äußere wie ich sie damals kennenlernte und viele andere Menschen auch. Es ist gut, daß ich Ihre erste Frage beantworten konnte. Sie können daraus erkennen, mit wieviel innerem Reichtum i ch durch meine Großmutter, die ich bis zum heutigen Tage verehre, beschenkt wurde. Heutzutage bekommen die Kinder nach materiellem Vermögen der Eltern alles, was sie sich nur erdenken können. Es gibt doch Familien, in denen die Eltern und Verwandten gar nicht mehr wissen, womit sie die Kleinen erfreuen können. Wer spielt heute noch mit Bauklötzen aus Holz? Wer läuft noch hinter einem, wir sagten Kullerreifen hinterher. Wer schnitzt seinem Sohn noch eine Pfeife aus einem Weidenast? Sie werden dies nicht mehr finden. Teuer muß ein Geschenk sein. Einen Computer bekommt das liebe Kind und für sein Zimmer einen eigenen Fernseher. Vor diesem sitzt es dann stundenlang. Es braucht dabei nicht mehr selbständig zu denken. Das wird ihm von den Produzenten abgenommen. Das Kind wird innerlich leer, gefühlslos, haltlos, übersättigt. Wenn es dabei bliebe, dann wäre es ja noch nicht so schlimm. Es kommen aber noch andere Schäden hinzu. Durch den angebotenen Schund werden die lieben Kleinen schon bald auf die Idee gebracht, daß die Gewalt der richtige Weg ist, um zu einem Leben in Freuden zu gelangen. Das Schlimmste ist die Verkümmerung des eigenen Denkens und die Manipulation in ganz bestimmte Richtungen, die absolut negativ für das heranwachsende Leben ist. Und die Eltern? Sie haben keine Zeit, darüber nachzudenken. Und eine Großmutter gibt es in den heutigen Familien nicht mehr. Die alten Leute stören nur, sie passen angeblich nicht in die neue Zeit, sie sind 'Gruftis'. Man möchte sie lieber heute als morgen loswerden; möglichst bald beerben. Ehrfurcht vor dem Alter ist unmodern, nicht fortschrittlich. Sie kennen ja auch nur die alte Art der Erziehung und verstehen nichts von einer neuen, moderen, antiautoritären Erziehung. Ich halte diese Einstellung für eine Ausrede. Man glaubt, mit dem Begriff 'antiautoritär' kann man sich vor der
21 Verantwortung drücken. Und mit Geld, meint man, alles begleichen zu können, auch die Freistellung von der Verantwortung. Nun zum Kern Ihrer Frage: Mit Geld und materiellen Dingen k ann man ebensoviel, wenn nicht noch mehr zerstören, als wenn es daran mangelt." Hearst: "Sie haben im Gefängnis und Zuchthaus gesessen. Wie kam es dazu?" "Damit hat das Schicksal der negativen Richtung für mich seinen Lauf genommen. Ich war Lehrer an einer Fabrikschule geworden. Mein Zimmer mußte ich mit einem Buchhalter teilen, der ältere Rechte hatte. Dieser Mann hatte zwei Taschenuhren, während ich keine besaß. Um aber meine Unterrichtsstunden pünktlich absolvieren zu können, brauchte ich eine Uhr. Geld hatte ich keins, um sie mir anzuschaffen. Da die zweite Uhr, ein älteres Stück, immer nur unbenutzt an der Wand hing, bat ich meinen Zimmergenossen, sie mir auszuleihen. Das tat er auch. Als die Weihnachtsferien kamen, ging ich nach dem Unterricht zu meinen Eltern in mein Heimatdorf Ernstthal. Da ich noch kleine Geschenke machen wollte, hielt ich mich im Ort auf. Eine Bekannte sagte mir, ich würde bereits vom Gendarm gesucht. Ein Buchhalter hätte mich angezeigt, seine Uhr gestohlen zu haben. Ich war völlig kopflos. Als der Gendarm erschien, bestritt ich die Anschuldigung, auch daß ich die Uhr überhaupt hätte. Bei der Leibesvisitation kam die Uhr zum Vorschein und ich ins Gefängnis; für sechs Wochen. Als ich später meinen Zimmergenossen traf, sagte er, daß ihm alles leid täte. Es war jedoch zu spät. In Dresden habe ich Rauchwaren - Pelze - eingekauft, aber sie nicht bezahlt. Dafür bekam ich rund vier Jahre Gefängnis. Ich habe meine Arbeit, die mir als Gefangener aufgetragen wurde, gemacht, aber es blieb mir noch soviel Zeit, um meine Märchen zu schreiben, die ich auch bei Verlegern später unterbringen konnte. Seelisch war ich nach der Entlassung krank geworden. Ich irrte manchmal tagelang umher. Eines Tages kam ich ziemlich verdreckt nach Hause. Meine Mutter empfing mich mit der schrecklichen Mitteilung, daß man mich suchen würde, weil ich ein Haus angezündet und andere Verbrechen begangen hätte. Zwar konnte ich das alles nicht begreifen, und ich fühlte mich unschuldig, aber ich zog mich um und verschwand. Nachdem man mich gefunden und verhaftet hatte, wurde ich zu viereinhalb Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Polizeiaufsicht verurteilt. Zuerst war ich im Zuchthaus zu keinerlei Arbeit fähig. Nach einer gewissen Zeit wurde ich in die Bibliothek beordert. Dort habe ich selbständig walten können. Auch die Ausgabe der Bücher unterstand mir. Dabei stellte ich fest, daß man den Gefangenen wahllos irgend welche Literatur in die Hände gab, ohne dabei die Persönlichkeit des Betreffenden zu berücksichtigen. Ich hielt nämlich jeden Gefangenen für eine Persönlichkeit. Ich kam in dieser Zeit zu einer besonderen Erkenntnis: Man kann durch Literatur die Menschen beeinflussen, sie in eine bestimmte Richtung geistig dirigieren. Dies ist ein solch gewaltiger Erfahrungswert, den ich Zeit meines Lebens nicht vergessen habe. Wenn ich mir heute die Literatur und all die anderen Medien betrachte, dann ist mir klar, daß dies nur eine von unheimlichen Kräften gesteuerte Macht sein kann, der allein daran liegt, die Menschen auf einen ganz bestimmten Weg und damit in ihre Gewalt zu bringen. Dies können Sie auf allen Gebieten der Publikation feststellen, ob damit Werbung für Dinge, die man gar nicht braucht, gemeint ist, oder die politische internationale Macht ihre unsichtbaren Muskeln spielen läßt.
22 Nehmen Sie die Schundliteratur, die allein auf materiellen Gewinn bedacht ist, oder das Fernsehen, wie die Menschen nicht nur verdummt, sondern verdorben und mißbraucht werden. Es wird hierbei schwarz zu weiß gemacht und umgekehrt. Die Grunderkenntnis, die ich im Zuchthaus gewann, wurde durch die Entwicklung bis heute bestätigt. Zwar haben es schon andere Menschen vor mir und auch nach mir erkannt, aber man will ihnen bis heute nicht glauben. Übrigens, der Brandstifter, dessen Tat mir damals angehängt wurde, ist später gefaßt und abgeurteilt worden." Hearst: "Ihre literarischen Werke sind weltbekannt. Ich möchte Sie darüber nicht befragen. Man hat Ihnen auch später ziemlich mitgespielt. Wessen bösartiges Verhalten liegt Ihnen besonders im Magen?" "Ich möchte niemandem etwas nachtragen. Alle Menschen haben ihre speziellen Fehler, und ich glaube, es gibt keinen, der ganz ohne Makel durchs Leben kommt. Wenn Sie mich allerdings so direkt fragen, kann ich die Wahrheit nicht unterdrücken. Rudolf Lebius war so um die Jahrhundertwende als begabter Journalist tätig. Er hielt sehr viel von meinen literarischen Werken. Er sah eine Möglichkeit, mit mir zusammen ein Geschäft daraus zu machen. Das heißt, ich sollte ihm ein Honorar von 10.000 Mark für seine Reklame bezahlen. Er kam nämlich mit dem Vorschlag, meine Literatur zu 'vermarkten', würde man heute sagen. Davon hielt ich nun aber gar nichts. Meine Arbeiten fanden auch so reißenden Absatz. Zuerst nahm er meine Ablehnung für veränderbar an und meldete sich wieder. Als ich aber hartnäckig ablehnte, veröffentlichte er Artikel gegen mich und gegen meine Art zu schreiben. Dabei kamen auch meine Strafen zur Sprache, und das nach einer Zeit von vierzig Jahren. Das muß man sich einmal vorstellen! Damit hatte er aber noch nicht genug Unheil angestellt. Er besprach in seinen Blättern auch noch die Probleme meiner Scheidung, also absolut private Dinge. Mit allen Mitteln versuchte er, mich kleinzukriegen. Obgleich ich durch nichts zu bewegen war, mit ihm zusammenzuarbeiten, wir auch die Krachs durch seine Veröffentlichungen schon hinter uns hatten, hielt er es immer noch für angebracht, erneut bei mir anzufragen, ob ich jetzt bereit sei, mit ihm über die Publizierung meiner Werke zu sprechen. Ich blieb aber hart in meiner Ablehnung. Da dieser Mann sich als Sozialdemokrat bekannte und hervortat, können Sie sich vorstellen, was ich von solchen Leuten und seiner Partei zu halten hatte." Hearst: "Herr May, wir danken Ihnen für dieses aufschlußreiche Gespräch und möchten Ihnen sagen, daß Ihre Bücher bisher von allen Generationen mit heißen Herzen gelesen wurden. Danke!" *** 8. "Jungfrau" Maria. (Wer ist der Vater?) Hearst: "Erlauben Sie, daß wir uns vorstellen: Mister Ford aus Amerika, Herr Schulz aus Deutschland, mein Name ist Hearst, ebenfalls aus Amerika. Sie sind eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Sicher wären viele Menschen erfreut, wenn sie von Ihnen Aufklärung über all das bekämen, was man von Ihnen erzählt. Wü rden Sie uns bitte sagen, wie alt Sie waren, als Sie Josef, Ihren Mann, heirateten?"
23 "Sie kommen aus Amerika und Deutschland. Davon habe ich nie etwas gehört. Sind das Städte? Liegen sie hinter Ägypten?" Hearst: "Amerika ist ein riesiges Land, das hinter einem großen Meer liegt. Deutschland ist ein sehr kleines Land, aber man kennt es in der Welt, und alle Menschen lieben es. Deshalb wollen so viele Menschen dort leben. Vielleicht ergibt es sich, daß wir Ihnen mehr darüber erzählen. Vergessen Sie bitte meine Frage nicht!" "Ich glaube, ich war damals 13 oder 14 Jahre alt, als ich zu Josef in die Hütte zog." Hearst: "Die nächste Frage ist mir sehr peinlich, aber die Neugierde aller Menschen, und auch meine, ist so stark, daß ich sie nicht unterdrücken kann: Wer ist der Vater von Jesus, Ihrem Erstgeborenen? Wenn Sie diese Frage nicht beantworten wollen, so haben wir dafür Verständnis." "Sie können ruhig fragen, mir macht das nichts aus. Ich weiß es aus meiner Verwandtschaft, daß man sich darum keine Gedanken gemacht hat, wenn mal ein Kind vor der Zeit zur Welt kam. Warum ist für Sie diese Antwort so wichtig?" Hearst: "Das liegt daran, weil die einen meinen, der 'Heilige Geist' sei der Vater des Kindes; der Kirchenvater Origenes vermutet einen römischen Soldaten, und der Josef ist ja auch noch der mögliche Vater." "Ist das nicht eine reine Familienangelegenheit? Wenn mein Mann, der Josef, keinen Verdacht hatte, dann genügt mir das. Und der hat mir niemals Vorhaltungen gemacht. Warum wollen Sie nun von mir etwas hören, was keinen etwas angeht? Im übrigen, 'Heiliger Geist'? dieser Herr ist mir völlig unbekannt." Hearst: "Es gibt nämlich Leute, die steif und fest behaupten, daß Ihr Jesus vom 'Heiligen Geist' gezeugt wurde. Das ist das Problem!" "Was gehen mich die Leute an, die vom 'Heiligen Geist' reden?" Hearst: "Diese Leute sind deshalb so hartnäckig, weil sie damit eine Religion verbinden, die den Menschen angeboten wird. Vielleicht können Sie uns doch noch einen Schritt entgegenkommen?" "Was soll ich darunter verstehen, daß man den Menschen eine Religion anbietet? Wie kann man eine Religion anbieten? Und wer diese Religion nicht kaufen will, der kann es doch lassen, nicht wahr?" Hearst: "Das ist so mit der Religion: Sie wird nicht zum Kauf angeboten, sondern sie wird seit langer Zeit den Menschen eingeredet. Sie wird den Menschen sogar mit Gewalt beigebracht. Den Kindern wird sie zum Teil eingeprügelt. Sie müssen irgendwelche Dinge, Geschichten, Lieder, Gebete und viel Hokuspokus lernen. Bereits die Säuglinge werden in den Kreis dieser Religionsanhänger hineingezwungen; und sie bleiben aus Gewohnheit dabei bis zu ihrem Lebensende." "Und was hat das damit zu tun, wer der Vater von meinem Jesus ist?" Hearst: "Die Leute, die diese bestimmte Religion lehren, sagen nämlich, daß Sie Ihren Jesus als Jungfrau zur Welt gebracht haben und der 'Heilige Geist' der Vater sei." "Bevor die Leute solch einen Unsinn behaupten, sollten sie doch zuerst einmal mit mir sprechen. Und, ich sage es noch einmal: Was geht es diese Leute überhaupt an?!" Hearst: "So kommen wir nicht weiter, Maria. Ich möchte zwar nicht aufdringlich sein, aber diese Grundsatzfrage bewegt die Menschen seit zweitausend Jahren. Können wir bitte noch weiter versuchen, hinter dieses Geheimnis zu kommen?"
24 "Wenn Ihnen dieses Fragespiel nicht langweilig wird, dann können wir es noch eine Weile fortsetzen. Ich habe zwar keine Schule besucht, aber ich bin eine Jüdin, und wir sind allgemein bekannt dafür, daß wir es in Gesprächen mit allen aufnehmen können. Uns kann man nicht so schnell in die Enge treiben. Wir wissen meisten einen Ausweg. Also, wie war Ihre letzte Frage?" Hearst: "Wir sind immer noch beim rätselhaften Vater Ihres Kindes Jesus." "Was genau ist rätselhaft?" Hearst: "Zum Beispiel die Sache mit dem 'Heiligen Geist'." "Für mich auch!" Heasrt: "Aber in einem Buch, das man 'Bibel' nennt, stehen noch mehr Geschichten darüber, daß Frauen vom 'Heiligen Geist' schwanger wurden. Ist denn das immer nur eine Ausrede oder Vertuschung der Wahrheit?" "Es kommt doch darauf an, ob jemand glaubt, was ihm erzählt wird. Ich kann mir vorstellen, daß im Falle einer Schwagerschaft die Frauen eher bereit sind, daran zu glauben. Den Männern fällt das Glauben diesbezüglich sicher schwerer." Hearst: "Warum soll es denn den Frauen leichterfallen, an eine Schwangerschaft durch den 'Heiligen Geist' zu glauben als den Männern? Ist das vielleicht eine Eigenart der Juden?" "Ich denke, Sie machen sich über mich lustig. So dumm kann doch eigentlich kein Mann sein, oder? Nicht zu begreifen, warum die Frauen für diese Möglichkeit anfälliger sind? Es liegt doch klar auf der Hand, daß eine Frau bei einem solchen Problem, nämlich ein Kind zur unpassenden Zeit zu bekommen, nach allen nur denkbaren Ausreden Umschau hält. Da versucht man schon mal sein Glück mit einem Engel oder mit dem Teufel oder auch mit dem 'Heiligen Geist', wie Sie ihn nennen. Aber, wie ich schon sagte, es kommt immer darauf an, ob diejenigen, denen das erzählt wird, ebenfalls glauben. Oder soll ich sagen: darauf hereinfallen?" Hearst: "Kommen wir noch einmal auf den Punkt zurück! Wie war es bei Ihnen? Sie waren noch sehr jung, als sich Jesus bei Ihnen anmeldete." "Ja, das stimmt. Als Josef mich zu sich nahm, war ich so 13 oder 14 Jahre alt. Ich denke, diese Frage hatte ich schon beantwortet?" Hearst: "Wir treten auf der Stelle. Ich meine, wer ist denn nun der Vater? War es Josef, ein römischer Soldat oder der 'Heilige Geist'?" "Wie war doch Ihr Name?" Hearst: "Mister Hearst." "Mister Hearst, Sie sind ein Mann, und ich habe eben gesagt, wie ich in diesem Fall über die Männer denke. Meinen Sie, und Sie sprechen ja davon, daß die persönliche Ansicht eines Menschen sogar zum religiösen Glauben gehört, wer der Vater meines ersten Kindes ist?" Hearst: "Verehrte Madonna, wenn ich mich dem jüdisch-christlichen Glauben zugehörig fühlte, dann müßte ich glauben, daß Sie vom 'Heiligen Geist' geschwängert wurden." "Gehören Sie diesem Glauben an, Mister Hearst?" Hearst: "Was ich glaube, ist doch völlig Nebensache! Wir möchten gern wissen, wer der Vater von Jesus ist!" "Wenn Ihnen die Vaterschaft meines Sohnes eine völlige Nebensache ist, dann verstehe ich nicht, warum Sie so sehr auf dieser Frage herumreiten?"
25 Hearst: "Liebe Frau Maria, wenn Sie ein paar tausend Jahre später zur Welt gekommen wären, hätte ich Sie sofort als Journalistin angestellt. Ohne daß man es richtig merkt, drehen Sie den Spieß um und interviewen mich. Wollen Sie meine Frage nicht beantworten, oder wie sehe ich den weiteren Verlauf unserer Unterhaltung?" "Von mir aus können Sie mich ruhig weiter fragen. Ich bin gern bereit, zu antworten. Ob Sie allerdings mit meinen Antworten zufrieden sein werden, das ist letzten Endes Ihr Problem. Aber ich muß eine grundsätzliche Frage an Sie richten: Wer hat denn überhaupt diese verrückte Idee gehabt, sich für die Vaterschaft meines Kindes zu interessieren und dazu gleich drei Möglichkeiten anzubieten? Sie brauchen diese Frage auch nicht zu beantworten, denn mich interessiert das ganze Geschwätz nicht, es amüsiert mich höchstens. Sie sagten mir, Mister Hearst, wenn ich 2000 Jahre später zur Welt gekommen wäre, hätten Sie mich als Journalistin angestellt. Und ich sage Ihnen, wenn Sie 2000 Jahre früher zur Welt gekommen wären, hätten Sie nur rumzuhören brauchen, was man über meine erste Schwangerschaft gesprochen hat. Damals war es absolut kein Geheimnis! Zufrieden?" Hearst: "Lady, das Gespräch mit Ihnen war uns ein außergewöhnliches Vergnügen! Zwar sind wir nun so klug als wie zuvor, aber wir danken Ihnen aufrichtig! Dürfen wir die Hoffnung hegen, uns vielleicht einmal wiederzusehen?" "Aber gern, meine Herren. Schalom!" *** 9. Dr. Arthur Schopenhauer, 1788-1860 (Ein Frauenfeind?) Hearst: "Herr Doktor Schopenhauer, es ist für uns recht schwierig, ein Interview mit einem weltberühmten Philosophen zu führen, wenn man sich mit einer Materie befassen soll, die mehr abstrakt als konkret ist, und von dessen Verfechter man kaum mehr weiß, als daß er ein Frauenfeind gewesen sein soll. Sie sind ja auch nie verheiratet gewesen. Waren Sie ein Frauenfeind?" "Ich weiß, es wird viel Unsinn verbreitet. Zuerst einmal: So ganz abstrakt ist die Philosophie nicht. Sicher ist es beim ersten Hinsehen eine unwirkliche, nur gedachte Wissenschaft, aber wir Philosophen meinen das Recht zu haben, solange abstrakt zu denken, bis man an die Grenze kommt. Das heißt, wir denken in der Metaphysik bis wir bei der Physik angelangt sind. Und umgekehrt geht die Physik ihre eigenen Wege, in allen ihren Zweigen, bis auch sie an einem Punkt halt macht, wo sie beim Metaphysischen angekommen ist. Hier sind ihre Erklärungen am Ende. Dieser Punkt ist eben das Metaphysische, welches sie als ihre Grenze, darüber sie nicht herauskann, wahrnimmt, dabei stehen bleibt und nunmehr ihren Gegenstand der Metaphysik überläßt. Sie können sich dabei folgenden Vergleich vorstellen: Der Metaphysiker gräbt sich von der einen Seite in einen Berg hinein, während der Physiker von der anderen Seite kommt. Irgendwo werden sich die beiden Bergleute in diesem Stollen treffen. Was meine angebliche Frauenfeindlichkeit betrifft, so kann ich nur sagen: die Leute kennen mich nicht und waren vielleicht nur interessiert, etwas Sensationelles in die Welt zu setzen. Ich kenne ja die Journalisten, die ohne Sensation nicht leben können; das ist ihr tägliches Brot. Und wenn sie falsch berichtet haben, ja, mein Gott, wer ist später schon an einer Korrektur interessiert. Und wenn sie tatsächlich erscheint, dann höchstens an einer Stelle, die von den meisten Lesern nur überflogen wird.
26 Aber ich bin gern bereit, Ihn en meine grundsätzliche Einstellung zu erklären: Denn wie Fackeln und Feuerwerk vor der Sonne blaß und unscheinbar werden, so wird Geist, ja Genie, und ebenfalls die Schönheit, überstrahlt und verdunkelt von der Güte des Herzens. Daraus, meine Herren, können Sie nun wiederum ihre erweiterte Geschichte machen. Irgendwo sollte man auch einfachen Geistern noch einen Spielraum lassen. Damit Sie nicht mit zu leeren Händen an die Öffentlichkeit gehen, will ich Ihnen noch mehr verraten. Auf meiner Reise nach Italien hatte ich das große Vergnügen, eine Dame kennenzulernen, deren Namen ich hier aber nicht aussprechen will. Ich erwähne dieses Erlebnis, das schon bei einigen Biographen erwähnt wurde, ohne daß sie in der Lage waren, Genaueres zu berichten. Und dabei, meine Herren, soll es auch bleiben. Ich sehe Ihren erwartungsvollen Gesichtern an, daß Sie noch weitere Offenbarungen wünschen. Denken Sie an Caroline Medau, die sich als Schauspielering 'Medon' nannte? Gut, dann wissen Sie ja Bescheid, und ich ermächtige Sie, das zu bringen, was bereits bekannt ist. Genügt Ihnen dies?" Hearst: "Wir danken Ihnen für Ihre Bereitwilligkeit, über diesen heiklen Punkt zu sprechen. Aber wir denken da an einen weiteren und hätten darüber gern aus Ihrem Munde etwas gehört." "Ach, meinen Sie den Brief, den mir meine Schwester geschrieben hat, in dem sie, feinfühlend, wie sie eben war, von meiner Zuneigung, oder man kann auch sagen Liebe, redet? Der Brief ist so erfrischend, so daß ich ihn schon oft gelesen habe und ihn immer in meinem Herzen trage: 'Da schreibst Du närrischer Mensch, außer mir hättest Du nie eine Frau ohne Sinnlichkeit geliebt. Ich habe sehr gelacht. Möchte aber fragen, ob Du mich denn wohl, wenn ich nicht Deine Schwester wäre, hättest lieben können; denn am Ende gibt's Frauen genug, die höher stehen als ich. Wenn also mein eigentliches Wesen und nicht der Schwestername mir Deine Neigung gab, könntest Du eine andere lieben fast - sieh, ich sage fast, ebenso lieben? Das Mädchen, die Du nennst, jammert mich sehr, ich hoffe zu Gott, Du hast sie nicht betrogen; denn Du bist ja gegen alles wahr, warum denn gegen so ein armes Ding nicht? Was Du für Kleinigkeiten von einer Frau forderst! Nur eben alles, wie alle. Doch wäre, dünkt mich, sehr leicht ein Mädchen zu finden, die einem großen Teil Deiner Wünsche entspräche, der Zufall walte nur - ihr findet eher zehn Frauen als wir einen Mann. Häusliches Glück ist wohl das Schönste, was uns dies Dasein gibt, und die meisten gehen stumm, ohne Klage hin und haben es nicht und dürfen es nicht einmal suchen.' Ich hoffe, meine Herren, ich habe Ihre Wünsch damit erfüllt." Hearst: "Noch nicht ganz, wenn's erlaubt ist. Haben Sie nicht eine unangenehme Erfahrung 'mit Frauen' gemacht, die Sie jahrelang daran erinnerte?" "Muß das wirklich sein? Ich habe mich immer bemüht, diese dumme Geschichte aus meinem Gedächtnis zu verdrängen, aber es gelang mir nicht. Ich will versuchen, mich kurzzufassen. In Berlin hatte ich eine Wohnung, die einen Vorraum hatte. Dieser war f reigegeben, damit auch andere hindurchgehen konnten. Dann erlebte ich eines Tages, als ich nach Hause kam, daß sich dort ein paar Frauen häuslich niedergelassen hatten. Ich forderte sie auf, den Raum zu verlassen, da ich ihn gemietet hätte. Sie taten dies jedoch nicht. Sie lamentierten und gebärdeten sich wüst. Es gab ein wortreiches Gezanke, das in Handgreiflichkeiten ausartete. Ich wollte die Frauen vor die Tür setzen. Dabei stürzte eine von ihnen. Sie lief zum Arzt, ließ sich behandeln und schaltete auch einen Rechtsanwalt ein. Dessen Geschick ist es zu verdanken, daß ich der Frau 300 Taler zahlen mußte
27 und eine Rente von jährlich 60 Talern. Ihr Zittern in einem Arm hat sie dann lebenslang gepflegt, so daß ich 20 Jahre hindurch diese Rente zahlen mußte. Ist es da verwunderlich, daß man mich zum Weiberfeind abgestemmpelt hat, und daß man es nicht wirklich wird?" Henry Ford: "Eine letzte Frage, Herr Doktor Schopenhauer: Die Philosophie ist eine brotlose Kunst, sagt man, wenn man nicht gerade eine Professorenstelle hat. Und die hatten Sie ja nicht." "Mein Vater hat mir durch sein Kaufmannsgeschäft und seinen Nachlaß finanziell ermöglicht, mich meiner Leidenschaft widmen zu können. Ich war also unabhängig. Ansonsten hätte ich hungern müssen oder wäre auf einen Mäzen angewiesen gewesen." *** 10. Prof. Sigmund Freud, 1856 - 1939, (Genie oder Schwindler?) Henry Ford: "Herr Professor Freud, Sie haben gewiß davon gehört, daß wir hier Befragungen hauptsächlich bekannter Persönlichkeiten vornehmen. Um uns nicht den Vorwurf einzuhandeln, keine ausreichende Sachkenntis zu besitzen, haben wir einen Fachmann von hohen Graden gebeten, das Interview durchzuführen, Herrn Professor Eysenck. Bitte sehr!" Prof. Eysenck: "Ich habe ein Buch geschrieben mit dem Titel 'The Decline and Fall of the Freudian Empire' (Niedergang und Zerfall des Freud'schen Imperiums). Ich möchte daraus ein paar Punkte aufgreifen und Sie bitten mir zu sagen, ob meine Analyse richtig ist. Viele Jahre galten Sie als der große Wissenschaftler, der die gesamte Psychologie sozusagen beim Kragen genommen und zu einer Disziplin geformt hatte, mittels derer sich neurotische Krankheitszustände, ja, das gesamte menschliche Verhalten, erklären ließ. Zudem haben Sie behauptet, durch die Anwendung Ihrer psychoanalytischen Behandlungsmethode imstande zu sein, neurotische und psychotische Krankheitszustände zu beheben - mehr noch: dies sei durch keine andere Methode erreichbar. Sie vertraten den Standpunkt, daß alle anderen Methoden lediglich die Symptome angingen, wogegen Sie die dem Symptom zugrunde liegende Erkrankung behandelten. Ist das richtig?" Prof. Freud: "Ja, Ihre Darstellung ist richtig." Prof. Eysenck: "Sie haben weiter behauptet, diese Erkrankung sollte sich in der verdrängten Kindheitssexualität Ihrer Patienten, also dem sogenanten 'Ödipus-Komplex', aufdecken lassen. Ihm zufolge besteht im männlichen Kleinkind der Wunsch, seine Mutter sexuell zu besitzen und seinen Vater zu töten. Dies bewirkt die Wünsche des Kindes in das Unbewußte, wo sie weitergären und neurotische Symptome sowie verschiedenerlei Irrtums- und Vergeßlichkeitsvorgänge in seinem Alltagsleben aufkommen lassen. Habe ich Ihre Ansicht richtig wiedergegeben?" Prof. Freud: "Ja, dies ist richtig." Prof. Eysenck: "Stimmt es, daß viele Fachkollegen Ihren Behauptungen Glauben schenkten, ungeachtet der Tatsache, daß auch nicht die Spur eines Beweises vorlag, der darauf hindeutete, daß durch Psychoanalyse jemals eine Person geheilt wurde. Schon immer war bekannt gewesen, daß bei neurotischen Patienten das spontane Abklingen eines Befundes in auffallend hohem Maße erfolgt. Mit anderen Worten, sie gesunden, auch wenn an ihnen überhaupt nichts unternommen wird. Innerhalb von zwei Jahren nach Einsetzen auch einer erheblichen Neurose sind zwei drittel aller Patienten entweder geheilt oder in weit besserer Verfassung, und das ohne jegliche psychiatrische Hilfeleistung! Sind Sie mit mir einer Meinung, Herr Kollege?"
28 Prof. Freud: "Ja, ich muß Ihnen zustimmen." Prof. Eysenck: "Um dieses allen Laien plausibel zu machen: Dies hat sehr große Ähnlichkeit mit dem Verlauf einer Erkältung: Innerhalb einer Woche ist die Erkältung abgeklungen, gleich, was man dagegen unternimmt. Es läßt sich allerdings leicht behaupten, daß irgendeine therapeutische Maßnahme, wie die Einnahme von Whisky oder Zitronentee, zur Bekämpfung der Erkältung, oder die Anwendung der Psychoanalyse zur Behebung der Neurose, den günstigen Verlauf herbeigeführt hat. Können Sie diesem Vergleich zustimmen, Herr Kollege?" Prof. Freud: "Ja, so kann man das sehen." Prof. Eysenck: "Was wirklich benötigt wird, sind zwei Dinge. Zunächst einmal muß eine Kontrollgruppe vorhanden sein, also eine Gruppe von Patienten, ähnlich der unter Behandlung stehenden Gruppe, die jedoch entweder überhaupt nicht oder mit Scheinmedikamenten behandelt werden, d. h. einer bedeutungslosen Behandlung unterzogen werden, von der keinerlei Wirkung zu erwarten ist, den Patienten hingegen überzeugen soll, daß etwas für ihn geschieht. Nur dann, wenn sich die psychoanalytische Behandlung als der Scheinmittel- oder Nichtbehandlung eindeutig überlegen erweist, können wir sie als erfolgreich anerkennen. Bei allen durchgeführten Vergleichen dieser Art, auf die ich 1952 erstmalig hinwies, zeigte sich, daß die Psychoanalyse nicht wirksamer als die Scheinmittel-Behandlung ist. Mit anderen Worten, für die Zweckmäßigkeit der Psychoanalyse fehlt jeder Beweis. Oder haben Sie, Herr Kollege, diese Versuche an Kontrollgruppen durchgeführt?" Prof. Freud: "Sie haben in der Sache recht. Kontrollen wurden von mir nicht durchgeführt." Prof. Eysenck: "Außerdem ist erforderlich, daß der Patient über mehrere Jahre nach seiner angeblichen 'Gesundung' unter Beobachtung zu stehen hat, denn eine Neurose klingt zwar häufig spontan ab, kehrt jedoch auch spontan zurück. Man bezeichnet dies als das 'Hallo-und-aufWiedersehen'-Phänomen. Anders gesagt, der Patient geht zum Psychiater, wenn er mutlos ist, voller Niedergeschlagenheit und Ängste. Mit der Zeit bessert sich sein Zustand, und der Psychiater, der nun für sich in Anspruch nimmt, eine Heilung herbeigeführt zu haben, beendet die Behandlung. So geht es mit dem Patienten auf und ab, ohne jedes erkennbare Zeichen, daß der Psychiater dabei in irgendeiner Form eine wesentliche Rolle spielt. Indes läßt sich leicht erkennen, daß der Psychiater zwar die augenscheinliche 'Gesundung' als seinen Erfolg beansprucht, dagegen für den späteren Rückfall die Verantwortung ablehnt. Wie sind Ihre praktischen Erfahrungen, Herr Kollege?" Prof. Freud: "Sie stimmen mit Ihren überein." Prof. Eyenck: "Einer Ihrer bekanntesten Fälle ist der des 'Wolfmenschen'. Sie haben für sich in Anspruch genommen, diesen Patienten von einem Krankheitszustand der Zwangsbesessenheit befreit zu haben. Nun habe ich, 60 Jahre nachdem Sie Ihre Behandlung beendet hatten, diesen 'Wolfmenschen' wiederentdeckt und befragt. Das Begriffsgebäude der erfolgreichen Behandlung brach allerdings völlig zusammen, nachdem sich herausstellte, daß er die ganzen sechzig Jahre über von genau den gleichen Symptomen gepeinigt worden war, gegen die, Herr Kollege, Sie ihn behandelt hatten! Darüber hinaus hatte er sich einer Vielzahl von Behandlungen durch andere Psychoanalytiker unterzogen, wobei der Erfolg ebenfalls ausgeblieben war. Es war damit eindeutig bewiesen, daß Ihre Beurteilung des Falles absolut jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Was sagen Sie dazu, Herr Kollege?"
29 Prof. Freud: "Was soll ich dazu sagen? Es war eine unbegründete Fehleinschätzung des vermeintlichen Erfolges." Prof. Eysenck: "Wenn wir uns Ihre überschwenglichen Erfolgsberichte, wie den des 'Wolfmenschen' vor Augen führen, dann ist festzuhalten, daß Sie nie einen Fall weiterverfolgten. Ohne eine Weiterverfolgung ist es aber unmöglich, zu erfahren, was wirklich vor sich gegangen ist! In einigen Ihrer Fälle ist klar erkennbar, daß Sie wissentlich aufschnitten, wenn Sie einen Erfolg geltend machten, obgleich keinerlei Dauererfolg erkennbar war. Halten Sie ein solches Verhalten eines Wissenschaftlers für würdig?" Prof. Freud: "Ich gebe es zu, es war unkorrekt." Prof. Eysenck: "Nach allen meinen Recherchen komme ich zu der traurigen Feststellung, daß Sie nicht nur Ihre Patienten getäuscht haben, sondern darüber hinaus die Fachwelt an der Nase herumführten. Mit einem Wort: Sie waren ein Erzlügner! Auf derselben Ebene liegt Ihre Biographie. Sie behaupten darin, daß Ihre Bücher schlecht beim Leser ankamen, überhaupt nicht besprochen wurden oder, wenn sie einmal besprochen wurden, ihr Verriß derartig vernichtend ausfiel, daß sie wohl besser nie geschri eben worden wären. Nichts davon trifft zu! Beim Studium zeitgenössischer psychatrischer und psychologischer Fachzeitschriften habe ich festgestellt, daß Ihre sämtlichen Frühwerke kurz nach Erscheinen von den hervorragendsten Fachleuten jener Ära in aller Ausführlichkeit und zudem sehr positiv rezensiert worden waren, wobei viele Sie als Genie feierten und zu Ihren Beiträgen hochgestochene Behauptungen aufstellten. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde von einem Kollegen so ausgedrückt: Niemand, der sich dieser Mühe unterzieht, wird jemals wieder ein weiteres Wort Freuds über seine Leistungen glauben! Können Sie dies entkräften, Herr Kollege?" Prof. Freud: "Es tut mir leid, ich kann es nicht." Prof. Eysenck: "Zu Ihrem bekanntesten Werk 'Traumdeutungen' möchte ich wiederholen, was Fachkollegen dazu gesagt haben: Daß keiner dieser Träume die Freud'sche Auslegung wirklich bestärkt. Auch hier waren Sie davon ausgegangen, daß alle Träume mit den frühkindlichen Sexualwünschen und Sehnsüchten zusammenhängen. Ist Ihre Neigung, alles in einen Zusammenhang zu bringen, was mit 'frühkindlicher' Sexualität zu tun haben könnte, eine Art Hobby oder war es ganz einfach Geltungssucht?" Prof. Freud: "Ich kann Ihnen diese Frage nicht eindeutig beantworten. Vielleicht handelt es sich bei mir um eine Art krankhafter Einbildung?" Prof. Eysenck: "Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Herr Freud!" ***