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Die Autorin Kirsten Baron, geboren 1954 in Kiel, studierte Agrarwissenschaften. Seit mehr als zehn Jahren ist sie als ReiseJournalistin bei renommierten Zeitungsund Buchverlagen tätig. Sie veröffentlichte Reiseführer über die Karibik. Japan und die schönsten Strände der Welt. Die Autorin widmet das vorliegende Buch ihrer Mutter Irmgard Baron.
Vereinigte Arabische Emirate/ Oman sowie Qatar, Kuwait, Bahrain, Jemen, Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien
Kirsten Baron
Ullstein
© 1992 by Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M - Berlin 4.. neubearbeitete Auflage 1995 Umschlagentwurf: Hansbernd Lindemann Umschlagfoto: Paul Spierenburg Alle Rechte vorbehalten Satz: LVD GmbH, Berlin Lithos: Meisenbach, Riffarth & Co. Bruns & Stauff GmbH, Berlin Druck und Verarbeitung: Ebner, Ulm Printed in Germany 1995 ISBN 3 550 06885 9
Die deutsche Bibliothek CIPEinheitsaufnahme Baron, Kirsten Vereinigte Arabische Emirate und Oman sowie Qatar, Kuwait, Bahrain. Jemen. Saudi-Arabien. Jordanien und Syrien/Kirsten Baron. 4.. neubearb. Aufl. Frankfurt/M.; Berlin: Ullstein, 1995 (Ullstein-Reiseführer) ISBN 3-550-06885-9
Inhalt
Moderne Wüstenstaaten 9
DIE VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATE Abu Dhabi - Grünanlagen und Wasserspiele
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Der Stammsitz des Herrschers 13 • Das Ende der Welt - die Liwa-Oasen 14 • Eine lange, aber ungeschriebene Vergangenheit 16 • Abu Dhabi City - Hauptstadt der Vereinigten Emirate 17 • Von dem Abenteuer, essen zu gehen 19 • Der Obstgarten der Emirate 20 • Ein grüner Garten Eden Burami 22 • Die kleine Oase - Khutwah 23 Ajman - leben wie vor dem Ölboom
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Dubai - Venedig des Ostens
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Fischer und Händler 28 • Die Wirtschaftsmetropole der Golfregion Dubai City 30 • Ein hoher Turm 32 • Designer-Mode und Post-Moderne 33 • Alles echt! 35 • Diesseits und jenseits des Creek 37 • Abendspaziergänger 38 • Es gibt keine Dhaus 39 • Golfspiel und Flamingos in der Wüste 40 " Großindustrie und Papageien 42 • Ausflug zu den Enklaven 43 • Baden im Wadi 47 Fujeirah - Hühner und Ziegen 49
Ein freiheitsliebendes Volk 50 • Und noch eine Enklave 50 • Dibba - ein dreigeteiltes Dorf 51 • Spektakuläre Bergwelt Wadibashing 53 Ras al-Khaimah Erdbeeren am Golf
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Kamelrennen • Knurren und Beißen 57 • Unfälle bei der Verfolgung 57 Sharjah - die alte Rivalin
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Piraten oder Patrioten? 60 • »Smile, you are in Sharjah« 62 Umm al-Qaiwain - Paradies für Fischer und Wassersportler 65
Inhalt
Die Vereinigten Arabischen Emirate von A bis Z 66 Allgemeines (Geschichte 66 • Religion 67 • Geographie 69) • Anreise/Rückreise 70 • Auskunft 70 Elektr. Strom 71 • Essen und Trinken 71 • Fauna und Flora 72 Feiertage/Feste 73 • Fotografieren 74 • Frauen 74 • Hotels 75 • Kleidung 77 • Klima 77 • Literatur 77 • Medizin. Versorgung 78 • Musik und Tanz 79 • Öffnungszeiten 79 • Post 80 • Presse, Funk, Fernsehen 80 • Preise 80 • Shopping 81 • Sprache 82 • Trinkgeld 83 • Urlaubsaktivitäten 83 • Urlaubsplanung 84 • Verkehr 84 • Währung 85 • Zeitunterschied 85 • Zoll 85
SULTANAT OMAN Ein modernes Märchen 89 • Karge Berge und fruchtbare Ebenen 89 " Ein altes Handelsvolk 90 • Eine blühende Provinz 91 • Ein großzügiger Potentat 93 • Entwicklung im Eiltempo 94 • Handel und Wandel 94 • Paläste und Festungen 95 • Pomp und Prunk am Strand 96 • Landwirtschaft und Fischfang 98 • Handarbeit in Barasti 99 • Probleme mit dem Wasser 99 • Falaj 100 • Die Heimat Sindbads? 101 • Im Land der Festungen 102 • Die Burg und das Geisterdorf 102 • Die Festung Qala'at AI Kesra 104 • Heißes Öl für die Feinde 104 • Lehmbauten und Terrassenfelder 105 • Picknick mit den Professoren 105 • Eine Rundfahrt 107 • Wehranlagen an der Verbindung zum Hinterland 107 • Eine stille Auktion 108 • Seßhafte Nomaden 110 • Souvenirs und Antiquitäten 110 • Die ersten Moslems in Oman 111 • Färber und Töpfer 111 • Ein eleganter Palast 112 • Arabische Bergdörfer 112 • Aflaj und Sandberge 113 • Die Stadt der Sklaven- und Gewürzhändler 114 • Lagunen, Fi-
scherdörfer und Schluchten 116 • Begehrter Weihrauch 116 • Das Land der Sabäer und Hadramauts 117 Reich von Mutter Natur bedacht 118 • Badevergnügen 120 • Ruinenfelder und moderne Großstadt 121 • Brautschmuck und Weihrauch 121 • Millionenprojekt ins Nichts gebaut 122 • Bergvölker, Beduinen und Kamele 124 • Reiher und Sardinenfischer 125 • Der Schrein des Ben Ali 126
Oman von A bis Z
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Allgemeines 128 • Anreise/Rückreise 129 • Auskunft 129 • Eiektr. Strom 130 • Fauna und Flora 130 • Feiertage und Feste 130 • Fotografieren 131 • Gesundheits Vorsorge 131 • Kleidung 131 • Klima 131 • Literatur 131 • Musik und Tanz 132 • Öffnungszeiten 132 • Post 132 • Presse, Rundfunk, Femsehen 132 • Preise 133 • Shopping 133 • Sprache 133 • Tourismus 133 • Trinkgeld 134 • Urlaubsaktivitäten 134 • Verkehr 134 • Währung 135 • Zeitunterschied 135 • Zollbestimmungen 135
WEITERE ARABISCHE STAATEN Saudi-Arabien verschlossenes Land
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Die Geburtsstädte des Islam 139 Jemen - das sagenhafte Saba 140
Küstenebene und Hochland 141 • Einzigartige Architektur 141 Bahrain - das Bankenzentrum 143
Ein Ziel ständiger Angriffe 143 • Unternehmungen 144 Kuw ait - reiche Bodenschätze 146
Handel seit alters her 146 • Die Hauptstadt 147
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Inhalt Qatar - einer der wohlhabendsten Staaten der Erde
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Die Hauptstadt 149 • Die Geschichte begann mit einem Dänen 149 Jordanien - Zugang zu großartigen Ruinen
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Syrien - historische Schatzkammer
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Reisetips für weitere arabische Staaten
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Bahrain 154 • Jemen 154 • Jordanien 155 • Kuwait 155 • Qatar 155 • Saudi-Arabien 155 • Syrien 156 Register
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Vorwort
Moderne Wüstenstaaten Im nachhinein weiß ich nicht mehr genau, warum ich mit diesen Vorstellungen eingereist bin. Bilder von endloser, leerer Wüste hatten sich in meinem Hirn eingenistet, von verschleierten Frauen und abweisenden Arabern. Ich hatte geradezu die kochende Hitze gefühlt und den stechenden Durst, den ich nicht mit einem Bier löschen durfte. In meiner Phantasie waren schummerige Bazare aufgetaucht, in denen die Händler um Teppiche und Gold feilschten, und ich schnupperte bereits all die herrlichen Düfte des Orients. Doch zu meiner großen Überraschung kam vieles ganz anders. Ich fuhr über breite Autobahnen und Boulevards, rechts und links von grünen Bäumen und blühenden Büschen gesäumt, hinter denen sich in den Städten ein modernes Hochhaus an das nächste reihte. Die Wüste sah ich erst ein paar Tage später, und sie war weder endlos noch leer. Verschleierte Frauen waren in der Minderheit, und anstelle von unfreundlichen Arabern begegnete ich zuvorkommenden, freundlichen und hilfsbereiten Männern, neben Arabern vor allem Indern und Pakistani. Auch die Lufttemperaturen waren recht angenehm, was allerdings daran lag, daß ich im Winter reiste. Auf meinem Zimmer stand eine Flasche Whisky als Willkommensgruß, und in fast allen großen Hotels gab es einen Pub oder eine Bar, in denen die Gäste fröhlich ihre Bierchen schluckten. Sowohl die Vereinigten Arabischen Emirate als auch Oman sind als Tourismusziele relativ neu. Vielleicht ein Grund, warum man mit diesen Ländern falsche Vorstellungen verbindet. Und in unseren Medien sieht, liest und hört man wenig. Selbst während des Golfkrieges tauchten diese Länder in den Nachrichten kaum auf. Die reichen Ölquellen sind längst alltäglich geworden, und für Schlagzeilen sorgt höchstens ein Scheich, der auf irgendeiner Auktion Rennpferde für ein paar Millionen Dollar ersteigert oder in unrühmliche Bankgeschäfte verwickelt ist. In den Vereinigten Arabischen Emiraten herrscht Ruhe. Nicht zuletzt deswegen, weil es sowohl den Arabern als auch den Einwanderern, die in einigen der Emirate 85 Prozent der Bevölkerung ausmachen, blendend geht. Ihr Lebensstandard zählt zu den höchsten der Welt.
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Abu Dhabi
ABU DHABI - GRÜNANLAGEN UND WASSERSPIELE Wer sich mit geschlossenen Augen in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate absetzen läßt, wird sich beim Öffnen der Lider auf den ersten Blick in den USA wähnen. Hochhäuser türmen sich entlang der nach Schachbrettmuster angelegten, breiten Straßen, und großzügige Parkanlagen säumen die acht Kilometer lange Corniche, unterbrochen von eindrucksvollen Springbrunnen. Es ist schwer vorzustellen, daß vor weniger als fünfzig Jahren an gleicher Stelle nicht viel mehr als flache Wüstenlandschaft zu sehen war. Erst als die Ölquellen des Emirates voll erschlossen waren, begann hektisches Treiben, das Wolkenkratzer, Krankenhäuser und Schulen wie die Pilze in die Höhe schießen ließ. Das schwarze Gold fließt weiter, durchschnittlich 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Abu Dhabi könnte leicht die doppelte Menge produzieren - immerhin beträgt der Anteil des Scheichtums an allen Quellen der Vereinigten Arabischen Emirate 75 Prozent - aber um Reserven zu behalten, wurde der Ölhahn längst etwas gedrosselt. Wenn Abu Dhabi City auch heutzutage wenig wirklich Sehenswertes bietet, so bleibt einem doch all der Überfluß an Grünflächen und an fröhlich sprudelnden Fontänen im Gedächtnis haften. Man kann fast sagen, daß die Stadt das symbolisiert, was sich arabische Beduinen als irdisches Paradies vorstellen. Parks und Gärten, fast rund um die Uhr mit Wasser versorgt, spiegeln den langgehegten Traum ihres Herrschers, His Highness Sheikh Zayed bin Sultan al Nahyan, wider, der gleichzeitig der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate ist.
Der Stammsitz des Herrschers Doch nicht nur in der Metropole überraschen die vielen Bäume und Sträucher. Im Scheichtum Abu Dhabi, das 86 Prozent der Vereinigten Arabischen Emirate ausmacht und ca. eine Million Einwohner beherbergt, grünt und blüht es auch entlang der 160 Kilometer langen Autobahn nach Al-Ain, dem Geburtsplatz des Herrschers und Stammsitz seiner Vorfahren. Der Wüstenort hat wenig mit dem zu tun, was wir unserem Verständnis nach als Oase bezeichnen. Er eifert in seiner Entwicklung nicht nur der Hauptstadt nach, in bezug auf Grünflächen hat er sie längst übertroffen. 100 000 Hektar Parks, Gärten und landwirtschaftlich geS. 10/11: Abu Dhabi besticht durch eine phantastische Architektur-Mischung
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nutzte Böden bedecken heute die ehemaligen Wüstengebiete, außerdem Seen und Teiche. Wer sich einen eindrucksvollen Überblick über Stadt und Land verschaffen will, sollte sich am frühen Morgen über die neue, von deutschen Unternehmen gebaute Straße auf die tausend Meter hohen, kahlen Steinfelsen des Jebel Hafit aufmachen. Bereits gegen zehn Uhr verschwinden die urbanisierten Gebiete unter dem Dunst. Jahrelang hat’s gedauert, aber nun endlich hat das Hotel auf dem Gebirgsrücken eröffnet. Von allen Herbergen in den VAE sicherlich das mit dem spektakulärsten Blick.
Das Ende der Welt - die Liwa-Oasen Neben Al-Ain bietet das Emirat eine weitere Wüstenattraktion: Die Liwa-Oasen liegen inmitten der Welt höchster und vielleicht schönster Dünenlandschaft, der Dhafra Sands. Es ist noch nicht lange her, daß die zwei Dutzend wie auf einem sichelförmigen Perlenstrang aufgereihten Dörfchen den südlichen Beduinenvölkern als »ultima thule« - Grenze der bekannten Welt - galten. Denn gleich hinter ihnen beginnt das Empty Quarter oder Rub al-Khali, das leere Viertel der arabischen Halbinsel. Heute kann es jedoch passieren, daß Sie Skiläufer die Sandberge hinuntersausen sehen. Von Abu Dhabi City aus dauert die Tour zu den Oasen ca. drei Stunden. Man folgt der Autobahn Richtung Tarif am Mafraq Hospital vorbei das wohl am besten ausgerüstete Krankenhaus der VAE - und biegt dann an einem kleinen Lokal links in die Wüste ab. Eine Hinweistafel hilft. Die ersten zehn Kilometer sind gut ausgebaut. Außer Sand und Schotter, dazwischen in der Ferne vereinzelte Bohrtürme, gibt's nichts zu sehen. Aber dann. Wie eine optische Täuschung prunkt plötzlich ein Pick-up-Truck am Horizont, dahinter eine Kugel. Unnatürlich deswegen, weil sie für die Entfernung viel zu groß aussehen. Unser Chauffeur Bobby grinst vielsagend. »Abwarten«, sagt er. Wir parken den Geländewagen und begutachten die Vehikel aus nächster Nähe. Erst jetzt fällt auf, daß der Lastwagen nicht nur Übergröße hat, sondern zehnmal so groß ist wie sein Vorbild. Allein die Reifen überragen mich um einen halben Meter. Die Fahrerkabine hat die Ausmaße einer Schiffsbrücke, dahinter sind neun Zimmer nebst Bad und Küche untergebracht. Für Sheikh Achmed bin Said al Nahyan gerade groß genug, wenn er mit der Familie auf Wüstentour geht, sagt Bobby. Na gut, jedem seinen Spleen. Im Volksmund nennt man ihn entsprechend seines Logos den Regenbogenscheich. Der gigantische Ball auf demselben Grund Springbrunnen mit Uhrturm in Abu Dhabi
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stück ist nicht weniger spektakulär. Eine Weltkugel auf Rädern, drei Stockwerke hoch und ebenso mit großzügigen Räumlichkeiten ausgestattet. Laut unserem Chauffeur liebt jener Scheich technisches Spielzeug. In seinem Palast in Abu Dhabi unterhält er ein privates Automuseum mit 500 Karossen, alles Veteranen. Er hätte sie mit eigenen Augen gesehen, sagt Bobby. Darunter sogar einen der ersten Daimler.
Eine lange, aber ungeschriebene Vergangenheit Niemand war überraschter als Scheich Zayed selbst, als ein britischer Amateur-Archäologe in den fünfziger Jahren in einigen Hügeln auf einer vorgelagerten Insel Überreste einer uralten Kultur entdeckte. Bei der Untersuchung der Funde auf Umm al Nar durch ein eilig herbeigerufenes dänisches Team entpuppten sie sich als antike Begräbnisstätten aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Weitere Ausgrabungen erbrachten den ersten Beweis für die Domestizierung des Kamels zu dieser Zeit sowie Indizien, daß das damalige Volk, dessen Name bis heute unbekannt ist, mit Mesopotamien und dem indischen Subkontinent Handel trieb. Auf Einladung von Scheich Zayed, der damals noch Gouverneur von Al Ain war, reisten die Dänen in die Oase und entdeckten auf den Gipfeln der umliegenden Gebirge Hunderte von Gräbern, außerdem im flachen Land eine Reihe 5000 Jahre alter Relikte, die auf eine gut ausgebildete Kultur schließen ließen. Der längste Teil der Geschichte der Vereinigten Arabischen Emirate und damit Abu Dhabis ist, zumindest was das Hinterland anbetrifft, nahezu unbekannt. Das liegt daran, daß die Geschichte von den Arabern nie schriftlich niedergelegt wurde. Der römische Seefahrer und Chronist Plinus der Jüngere beschrieb zumindest Teile der Küste, und in Marco Polos Aufzeichnungen finden sich einige Absätze über die Gegend, die darauf hinweisen, daß schon zu seiner Zeit großer Reichtum herrschte. Der britische Historiker Sir Arnold Wilson war der erste, der in seinem 1928 veröffentlichten Buch History of the Persian Gulf detailliert über das Land und seine Handelswege schrieb. In seiner jetzigen geographischen Form verdankt das Emirat seine Existenz der Entdeckung von Abu Dhabi Island. Wo heute die Hauptstadt steht, fand vor zweihundert Jahren ein Zweig der führenden Familie des mächtigen Beni-Yasi-Stammes, die Al Bu Falah, eine Süßwasserquelle, nachdem sie einer Gazelle gefolgt waren. Daher auch der Name der Stadt: Abu Dhabi, Vater der Gazelle. Ein Teil dieser Familie siedelte sich auf der Insel an, während der Rest mit dem Oberhaupt in Liwa blieb. 1793 zog auch der Herrscher
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an die Küste, und seine neue Residenz entwickelte sich rasch zum Knotenpunkt des Scheichtums und später neben Dubai zu einem wichtigen Zentrum der Perlenfischerei. Der Zugang zum Meer verhalf dem Emirat im 19. Jahrhundert dazu, zum einflußreichsten Land des östlichen Arabiens heranzuwachsen. Die heutige Königsfamilie ebenso wie die führenden Dynastien von Dubai und Liwa stammen von Nebenlinien der Al Bu Falah ab. 1966 übernahm Scheich Zayed die Regierungsgeschäfte, sieben Jahre, nachdem die erste erfolgversprechende Ölquelle, das Umm Shaif offshore field, entdeckt worden war, aus dem im Oktober 1962 das erste Barrel exportiert wurde.
Abu Dhabi City - Hauptstadt der Vereinigten Emirate In Abu Dhabi City wohne ich im Inter-Continental, das ich nicht nur für das beste Hotel der Stadt halte, sondern auch wegen der herrlichen Rundblicke in alle vier Richtungen schätze, die es aufgrund seiner Lage am westlichen Zipfel der Corniche bietet. Zudem hat es den Vorteil, über einen direkten Zugang zum Strand und über eine kreisrunde Marina zu verfügen, von der aus man Ausflugstouren auf die vorgelagerten Sandbänke und Inseln und zum Tauchen unternehmen kann. Von meinem Fenster aus entdecke ich auf der anderen Seite der Bucht den neuen Palast von Scheich Zayed, den New Presidential Diwan, an den man von Land aus nicht bis auf Sichtweite herankommt. Dahinter, auf der anderen Seite der Landzunge und für mich verborgen, liegt der »Ladies only«Beach, den nur Frauen und Kinder benutzen dürfen. Der erste Morgen gehört der Stadtbesichtigung. Wie gesagt, bietet Abu Dhabi außer moderner Architektur wenig Sehenswertes, dafür sehr lange Wege, die man als Fußgänger nicht unterschätzen sollte. Einzige Attraktion aus der Vergangenheit ist das frisch renovierte White Fort, welches heutzutage ringsherum von Wolkenkratzern überschattet wird. Den besten Blick über die Festung und den Platz bekommen Sie, wenn Sie in einem der umliegenden Bürohäuser mit dem Fahrstuhl das oberste Stockwerk erklimmen und aus dem Treppenhausfenster schauen. Zu den wenigen touristischen »musts« gehört natürlich der Besuch eines Marktes. Der Old Souk und der New Souk, die sich mit ihren modernen Shops kaum voneinander unterscheiden, liegen zwischen Khalifa und Hamdan Street. Die Hamdan Street ist die Einkaufsstraße Nummer eins, im gleichnamigen Center sind eine Reihe von billigen Boutiquen
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Hinter den Hochhäusern das Meer
untergebracht. Teppiche und allerlei säuberlich aufgestapelte Haushaltswaren finden Sie, wenn Sie entlang der Corniche bis zum Sheraton Hotel und direkt hinter diesem (noch vor dem Krankenhaus) links herum in Richtung Port Zayed fahren. Wahrscheinlich wollen Sie kaum einen der preiswerten, aber unechten Bodenbeläge mit nach Hause schleppen. Aber in den kühleren Abendstunden, wenn die Händler vor der Tür ihres Shops hocken und die Teppiche ausrollen, bieten sich hübsche Fotomotive. Fragt man die Pakistani, die hier überwiegend tätig sind, höflich um Erlaubnis, lassen sie sich gern ablichten. Zwischen den Hochhauskomplexen stehen zahlreiche, zum Teil prachtvoll verzierte Moscheen. Sie sind im Familienbesitz. Dem Erbauer - das ist im Islam verankert - werden alle Sünden vergeben, und er wird im Paradies landen. Wenn Sie eine Vorstellung davon bekommen wollen, wie arabische Normalbürger leben, sollten Sie durch die Wohnviertel fahren, die sich in und um Abu Dhabi herum verteilen. Da reihen sich kleine Paläste aneinander. Mal aus weißem, mal aus rosa Marmor, mal mit ultramoderner Architektur, mal alten Festungen nachempfunden, die meisten Gebäude nicht älter als fünf bis sieben Jahre und alle Millionen wert.
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Von dem Abenteuer, essen zu gehen Gewöhnlich gelten meine ersten Fragen in neuer Umgebung nicht nur den Sehenswürdigkeiten, sondern auch den Restaurants. Insbesondere den Lokalen, die außerhalb der Hotels empfehlenswert sind. In Abu Dhabi stoße ich auf Granit. Nicht, daß es keine Speisestätten in der Stadt gäbe, aber für Europäer seien sie wirklich nicht das richtige, muß ich mir immer wieder anhören. Und alkoholische Getränke gäbe es außerhalb der Hotels auch keine. Nun gut, zur Not kann ich darauf verzichten - ich mache mich trotz aller Warnungen auf den Weg. Bereits auf der Stadtrundfahrt hatte ich nämlich ein sehr schönes Restaurant entdeckt, das Al Safina. Es ist in einer großen hölzernen Dhau untergebracht, die auf einem schmalen, langen Haff steht, das gleich am Anfang der Corniche links ins Meer ragt. Was der äußere Eindruck verspricht, hält die Küche. Auf der Karte stehen ausschließlich orientalische Spezialitäten, verschiedene herzhaft gewürzte Kebabs, also Fleisch- und Fischspieße, geröstetes Lammfleisch und all die leckeren Vorspeisen wie Homus (ein Brei aus Kichererbsen) oder Tabouleh (ein libanesischer Petersilie-Salat). Wie der Patron verrät, ist das Al Safina ein Geschenk des Emirs von Kuwait an Scheich Zayed, der sich hier öfter zum Speisen blicken läßt oder seine geladenen Gäste an Deck unterhält. Ein dreigängiges Menü kostet umgerechnet 30 Mark, einige Täßchen arabischer Kaffee, der sich Khawa nennt und ganz nach orientalischem Geschmack mit Kardamom, Rosenwasser und Safran gewürzt ist, sind im Preis eingeschlossen. Meine nächsten Restaurantbesuche erweisen sich als ungleich schwieriger. Mir sind zwar inzwischen mehrere Namen von versuchswerten Lokalen genannt worden, auch die Straße, an der sie liegen, aber welcher Fremde kann schon wissen, daß es an den kilometerlangen Straßen keine Hausnummern gibt. Und um die ganze Sache noch komplizierter zu machen, haben manche Straßenzüge gleich zwei Namen. Einen offiziellen und einen für den Hausgebrauch. Taxifahrer kennen oft beide nicht, weil sie als Gastarbeiter kaum Arabisch oder Englisch sprechen. So heißt zum Beispiel die auf der Karte im ersten Abschnitt als Zayed I., im zweiten als Zayed II. Street bezeichnete Hauptverkehrsstraße auch Elektra Street, die parallel verlaufende Al Falah Street auch Old Passport Road und die kreuzende Beni Yas Street auch Nadja Street. Das mir empfohlene Restaurant Foodlands in der Elektra Street habe ich jedenfalls auch nach einstündigem Suchen nicht gefunden. Vielleicht versuchen Sie es selbst noch einmal. Die indische Küche soll sehr gut sein. Mit knurrendem Magen lasse ich mich schließlich bei
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einem Chinesen namens Mandarin auf derselben Straße absetzen. Das Essen ist in Ordnung und preiswert. Um ehrlich zu sein, gab ich das langwierige Suchen nach dem nächsten Anlauf auf und hielt mich dann doch an die Hotels. Natürlich sind die Speisen recht teuer, aber dafür wirklich gut. Am besten gefielen mir das Al Birkeh (libanesische Küche) und das Waka Taua (asiatische Küche) im Hotel Meridien, das Hoijreh (persische Küche) im Sheraton, der Fish Market und die Rotisserie (französische Küche) im Inter-Continental, das Pearl (französische Küche) und Kei (japanische Küche) im Hilton. Für einen Drink empfiehlt sich das Hemingway's im Hilton, das El Paso im InterContinental, der Red Lion Pub im International Hotel, die Taverne im Sheraton oder das Harvester im Holiday Inn. Für einen abendlichen Spaziergang eignet sich die schöne Promenade entlang der Corniche. Viele Einheimische versammeln sich hier zum Picknick an einem der zahlreichen Springbrunnen. Der spektakulärste ist der Vulcano Fountain. In Form eines Vulkans gebaut, ergießt sich aus ihm das hell leuchtende Wasser wie ein glühender Lavastrom von der Spitze herab über die Seitenhänge.
Der Obstgarten der Emirate Die Länge der Strecke von Abu Dhabi oder Dubai nach Al Ain ist fast dieselbe. Und doch brauchen Sie von der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate etwas mehr Zeit. Das liegt an den »Speedbums«, den Straßenschwellen, die alle paar Kilometer die Geschwindigkeit bremsen sollen. Dafür sehen Sie auf der Strecke von Abu Dhabi die ganze Zeit erfrischendes Grün rechts und links der Straße, während Sie auf dem Dubai Highway nur ab der Landesgrenze dichte Bepflanzung am Straßenrand haben. Das einzige Merkmal übrigens, das Ihnen zeigt, daß Sie sich jetzt in Abu Dhabi befinden, denn Grenzkontrolle gibt es zwischen den Scheichtümern nicht. Ich bin diesmal mit Mitch und seinem allradgetriebenen Toyota unterwegs. Nicht, daß wir den Geländewagen auf den gut ausgebauten neuen Autobahnen brauchen, aber wir wollen am Nachmittag Khutwah besuchen, eine Oase am Rande der Berge auf omanischer Seite. Während der ganzen Fahrt quietscht der automatische Geschwindigkeitsbegrenzer des Wagens. Das entnervt zwar ein bißchen, aber dafür erreichen wir die Region von Al Ain bereits nach eineinhalb Stunden. Etwa 25 Kilometer vor der Stadt entdecke ich rechts eine Imbißbude, auf der mit großen Lettern Milch und Joghurt angepriesen werden. Ich kann es kaum glauben,
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aber dahinter im Gelände stehen Holsteiner Kühe. Keine Fata Morgana, schmunzelt Mitch, sondern die Al Ain Dairy Farm. Ein Stückchen weiter auf derselben Seite liegt das Forschungszentrum für Landwirtschaft und Fischerei. Die Wüstenstadt gilt als Obstund Gemüsekammer der Vereinigten Arabischen Emirate. Sie produziert bereits so reichlich, daß sie auch in die Nachbarländer exportieren könnte, wenn diese nicht selbst bereits über genügend landwirtschaftliche Nutzflächen verfügten. Ebenfalls auf der rechten Seite liegt die reizvolle, rosafarbene Al-Oaha-Moschee. Kurz danach passieren wir die Al Ain Fun City mit ihren hellblauen, zeltähnlichen Gebäuden, die arabische Antwort auf Disney World. Wahrscheinlich haben auch Sie keine Schlittschuhe im Gepäck, aber wenn Sie einmal mitten in der Wüste ihre Pirouetten drehen wollen, können Sie hier welche ausleihen und die Eisbahn benutzen. Kurz bevor wir die Stadt erreichen, legen wir einen Stop in der Hili-Oase ein. Außer der Ruine eines Forts und vielen Dattelpalmen, die von einem Falaj (s. Seite 100) mit Wasser gespeist werden, gibt es wenig zu sehen. Mitch erzählt uns von seiner Mutter, die vor langer Zeit voller Stolz aus einer der rotbräunlichen Früchte eine stattliche Palme gezüchtet hatte und reiche Ernte erwartete. Nach sieben Jahren tat sich allerdings immer noch nichts, weshalb sie sich Rat bei einem Experten holte. Dieser Kamele auf dem Weg zum Viehmarkt
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klärte sie nun darüber auf, daß eine einzelne Palme noch keine Datteln bringt. Wie bei den Menschen gehören nämlich zwei dazu, ein weiblicher und ein männlicher Baum. Auch die Dattelproduktion will eben gelernt sein. Al Ain ist flach bebaut und - so kommt es einem zumindest vor - noch viel grüner als Abu Dhabi. Die breiten Alleen und weit verteilten Stadtteile sind zwar hervorragend ausgeschildert, aber trotzdem fährt man auf der Suche nach bestimmten Plätzen ständig im weiten Kreis drumherum, ohne das Gesuchte zu finden. Irgendwo mitten drin liegt das Civic Center mit dem Regierungssitz und ganz in der Nähe die Universität. Sie ist die einzige der Vereinigten Arabischen Emirate und nur Arabern zugänglich. Viel interessanter als die modernen Gebäude ist das alte Stadtzentrum mit dem AlAin-Museum nahe dem Viehmarkt. Das Museum ist in der achtzig Jahre alten Festung untergebracht, dem ehemaligen Heim von Scheich Zayed, und beherbergt zahlreiche Ausgrabungsfunde ebenso wie eine Reihe von Artefakten, die vom inzwischen schon fast Geschichte gewordenen Beduinenleben erzählen. Der Viehmarkt sowie der 200 m entfernte Kamelmarkt gehören zu den größten der Vereinigten Arabischen Emirate und symbolisieren auf ihre Weise, daß das Zeitalter der Technik auch vor traditionellen Sitten und Gebräuchen nicht haltgemacht hat. Kamen früher die Händler auf ihren Kamelen geritten, werden die »Wüstenschiffe« heute auf dem Pick-up-Wagen zum Markt transportiert. Das ergibt ein recht putziges Bild, wenn die Tiere zu viert oder fünft quer zur Fahrrichtung auf der Ladefläche stehen. Empfehlenswert ist das Hotel Inter-Continental. Es liegt am Stadtrand inmitten eines Parks und verfügt über allen Komfort, den man sich in der Wüste wünschen kann: kühle Räume, großer Pool, mehrere Restaurants und zahlreiche Sporteinrichtungen.
Ein grüner Garten Eden - Burami Fast unbemerkt überqueren wir die Grenze in das omanische Burami. Früher eine eigenständige Oase, die jahrhundertelang als Umschlagplatz und Tränkstätte der Karawanen diente, ist der Ort heute eher ein Stadtteil von Al Ain. Falls Sie mit dem Mietwagen fahren, sollten Sie daran denken, daß die Autoversicherung hier nicht gültig ist. Am besten parken Sie am Kreisel im Zentrum und laufen zuerst durch den neuen Souk, in dem eine Reihe von Läden alten und nachgemachten Beduinenschmuck anbieten. Von der Rückseite des Bazars führt ein Weg in Richtung Palmenhain. Und plötzlich ist man mitten in einem grünen Garten Eden mit Wasserläufen, Vögeln und Schmet-
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terlingen. Sogar Fische schwimmen in den Bächen. Das Falaj (s. S. 100), ein System von z. T. unterirdischen Kanälen, wird von einer vierzig Kilometer entfernten Quelle in den Bergen gespeist. Diese Bewässerungsmethode, die wahrscheinlich aus dem alten Persien stammt, ist typisch für omanische Oasen.
Die kleine Oase - Khutwah Wir nehmen direkt vom Kreisel die Straße nach Sohar. Da die omanische Grenzkontrolle erst ca. dreißig Kilometer später kommt, können wir uns bis dahin auch ohne Visum in diesem Land bewegen. Nach zehn Minuten Fahrt weist uns ein großes Schild auf das Fossil Valley zur Rechten hin. Der Weg in das ausgetrocknete Seebett ist für Fahrzeuge aller Art gesperrt. Für einen ausgiebigen Spaziergang, auf dem Sie. wenn Sie Glück haben, einige Fossilien finden, müssen Sie mit einer Stunde rechnen. Die Regierung weist darauf hin, daß man nichts mitnehmen soll, damit auch noch unsere Kinder etwas zu sehen haben. An einigen alten Festungen vorbei verläuft die Straße durch eine trockene, rotbraune bis anthrazitfarbene Geröllandschaft. Kaum vorstellbar, daß sie von Zeit zu Zeit überschwemmt wird. Doch die weißen Pfähle mit dem roten Kopf zu beiden Seiten sind WasserAbendstimmung in Abu Dhabi
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Standsanzeiger. Sieht man in den Fluten nur noch rot, ist die Straße für Fahrzeuge nicht mehr passierbar. Nach ca. zwanzig Kilometern taucht rechts eine weiße Bushaltestelle auf. Hier biegen wir nach links in den Sandweg und landen zehn Minuten später, nachdem wir eine Neubausiedlung passiert haben, am Fuße der Berge in Khutwah, einer kleinen Oase, in der sich das Leben offensichtlich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Nur die bunten Eisentüren in den Lehmhäusern und einige Autos deuten auf die moderne Zeit. Mit der Lunchbox bewaffnet, klettern wir im Schatten der Dattelpalmen an einem Bewässerungskanal bergauf. Immer wieder hopsen Frösche aufgeschreckt in die Fluten und versuchen, sich mit kräftigen Schwimmstößen auf der Stelle zu halten. Es ist angenehm ruhig. Kein Lüftchen regt sich. Keine Menschenseele. Die Füße im herrlich erfrischenden Naß, machen wir uns über unser Mittagessen her. Eigentlich käme mir anschließend ein kurzes Nickerchen sehr gelegen, aber Mitch mahnt zum Aufbruch. Er will mir unbedingt noch etwas zeigen. Von unserem Picknickplatz nicht zu sehen, entpuppt sich dieses Etwas als wahrhaftiges Naturwunder. Wir hangeln uns einen rutschigen Weg hinunter und stehen auf einem Felsplateau. Mitten durch diesen abgeflachten Stein hat sich in Jahrmillionen das Regenwasser gegraben. An manchen Stellen ist das Wadi nur einen Meter breit, dafür gluckert das Wasser in zehn Meter Tiefe. Manchmal erweitert sich die Schlucht auf fünf bis zehn Meter Breite, und riesige Felsbrocken liegen an den Ufern. Unschwer läßt sich erahnen, mit welcher Gewalt sich die Wassermassen von oben herab in das Tal ergießen müssen. Auf der anderen Seite des Canons liegt eine weitere hübsche Palmenoase. Mitch meint, dieses Wadi ginge wohl noch einige Kilometer in die Berge. Leider bleibt uns nicht mehr viel Zeit, da wir rechtzeitig nach Dubai zurückkehren wollen. Falls Sie jedoch in Al Ain übernachten, nehmen Sie sich, falls Sie vor leichten Klettertouren nicht zurückschrecken, einen Tag Zeit, um diesem Wadi in seiner ganzen Länge zu folgen. Für mich jedenfalls war schon sein imposanter Anblick den Ausflug wert. Und die teure Miete für einen Geländewagen können Sie sich für diese Tour ohne weiteres sparen. Die wenigen Kilometer Schotterweg lassen sich problemlos mit einem normalen Auto befahren.
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AJMAN - LEBEN WIE VOR DEM ÖLBOOM Die Hälfte des Verkehrskreisels am nördlichen Ende der Corniche von Sharjah gehört bereits zum Emirat Ajman. Grenze bzw. Grenzstein gibt es keinen. Überhaupt weist nichts auf den Landeswechsel hin. Das Scheichtum verfügt über ganze 260 Quadratkilometer und ist damit nur ein Drittel so groß wie Hamburg. Die kleine Schwester also, die über keine nennenswerten Ölreserven verfügt, sich aber in den letzten Jahren durch Handel und Schiffbau sowie Kooperation und Unterstützung seitens der Nachbarländer zu einem modernen Kleinstaat gemausert hat. Zu Ajman gehören zwei Enklaven, eine bei Masfut, ca. hundert Kilometer entfernt an der omanischen Grenze, und eine bei Manama, ca. sechzig Kilometer östlich der Hauptstadt. Sie sollten aber dennoch nicht erwarten, hier noch das alte Arabien zu finden, so wie es gerne in Reisebroschüren dargestellt wird. Einige Lehmfestungen erinnern zwar noch an die Vergangenheit, aber das, was neu gebaut wurde, sind zum größten Teil prächtige Villen sowie einige modern-arabisch anmutende Siedlungen mit preiswerten Unterkünften. Bei uns würde man sie als Sozialwohnungen bezeichnen, hier haben sie freilich die Größe von stattlichen Einfamilienhäusern. Wir nehmen die Straße von Sharjah direkt am Strand entlang, Am Strand von Ajman werden Dhaus nach traditioneller Art gebaut
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passieren einige Fischerdörfchen und landen auf dem Kap, das die Mündung des Khor Ajrnan bildet. Vom alten Teil der Stadt - einst an dieser Stelle - ist nichts Nennenswertes übriggeblieben. Man blickt auf Hafenanlagen nebst den bis zu einigen tausend Tonnen schweren Frachtern und kleinen Tankern. Wer am Morgen vorbeikommt, kann die Fischer beobachten, die ihren nächtlichen Fang entladen und direkt an den Mann bringen. Auch im winzigen Obstund Gemüsesouk herrscht nur in aller Frühe Betriebsamkeit. Direkt gegenüber auf der anderen Seite der Creekmündung ist Villenland. Hier haben sich die neuen Reichen von Ajman ihre verspielten Wohnpaläste errichten lassen. Kaum vorstellbar, daß ein halbes Jahrzehnt zuvor an nämlicher Stelle nur Sand lag. Die Neuzeit hat es mit sich gebracht, daß auch mit jahrtausendealten Traditionen gebrochen wurde. Das erlebe ich in der größten Dhauwerft der VAE, die sich wie in alter Zeit an einem Strandabschnitt innerhalb des Creeks entlangzieht. Vor kurzem noch wurden hier Rümpfe aus Teakholz gebaut. Ohne maßstabgetreue Vorlage, sondern rein nach Gedächtnis und Erfahrung bemessen, so wie es Generationen von Schiffsbauern zuvor taten. Heute stehen zwar immer noch Holzkonstruktionen am Strand, aber wer sie genau inspiziert, stellt fest, daß es lediglich Schalen sind, in denen jetzt der um einiges leichtere Rumpf aus Fiberglas gegossen wird. Allein, die endgültige Form ist nahezu die gleiche. Auch an der Bauzeit hat sich wenig geändert. Das Gießen und Schleifen des Fiberglases sowie die Ergänzung der Aufbauten dauert insgesamt ca. zweieinhalb Monate.
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DUBAI - VENEDIG DES OSTENS Das Emirat Dubai, mit 4000 Quadratkilometern das zweitgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate, hat den Ruf, einer der angenehmsten Plätze am Arabischen Golf zu sein. Eine Reputation, die nicht nur auf seiner liberalen Atmosphäre beruht, sondern ebenso auf dem physikalischen Reiz seiner gleichnamigen Hauptstadt. Sie ist mit einem herrlichen Naturhafen (Al-Khor oder Creek genannt) gesegnet, der den Schiffsverkehr mitten ins Herz der Stadt führt und ihr den Beinamen Venedig des Ostens eingebracht hat. Kanäle gibt es hier zwar nicht, und anstelle der Pfahlbauten reihen sich moderne Hochhäuser entlang der Ufer, aber bereits seit Jahrhunderten gehört, wie in der italienischen Lagunenstadt, der Seehandel zu den Haupteinnahmequellen Dubais. Daran hat auch die Entdeckung des Öls nichts geändert. Von den ca. 420 000 Einwohnern des Emirats leben 300 000 in der Stadt, etwa weitere 10000 in der Großindustriesiedlung und Freihandelszone Jebel Ali und dem gleichnamigen Dorf, 35 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Direkt hinter dem Hafengebiet, von diesem durch eine lange Mole getrennt, schließt sich die weitläufige Anlage des Jebel Ali Hotels an, das erste, aber nicht mehr einzige First-Class-Strandresort der Sandboarding
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Vereinigten Arabischen Emirate, das überwiegend von Touristen bewohnt wird. Das Hinterland besteht zum größten Teil aus flacher Sandwüste, in einigen Regionen von elegant geschwungenen Dünen optisch aufgelockert und im Osten von den bizarren, kahlen Steinbergen der Hajar Mountains begrenzt, die eine natürliche Grenze zu Oman bilden. Vor zwanzig Jahren noch zogen Nomaden mit ihren Kamel und Ziegenherden durch das trockene Land. Inzwischen haben die Beduinen in Küstendörfern, Oasen und in der Metropole einen festen Wohnsitz gefunden, was einige allerdings nicht davon abhält, weiterhin mit Zelten und Tieren durch die Wüste zu wandern. Das heutige Stadtbild Dubais ist ein Produkt intensiver Entwicklung in den letzten zweieinhalb Dekaden. Wie es hier noch in den sechziger Jahren ausgesehen hat, können Sie den alten Fotos im Dubai-Museum entnehmen: eine Ansammlung von ein- bis zweistöckigen Gebäuden an der Creekmündung, die sich hinter hohem, rechteckig angelegtem Mauerwerk verschanzten.
Fischer und Händler Ausgrabungen in Jumeirah und Al-Qusais beweisen, daß die Küste bereits 2000 v. Christus besiedelt wurde. Im Stadtmuseum können Sie eine reichhaltige Sammlung von Funden aus dieser Zeit bewundern. Dubai entwickelte sich aus einem Fischerdorf, das im 18. Jahrhundert von einem Zweig des ursprünglich in Abu Dhabi beheimateten Beni-Yasi-Stammes bewohnt wurde und sich Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Zuzug weiterer 800 Mitglieder dieses Stammes rasch vergrößerte. Einer der Stammesanführer, Maktoum Bin Butti, wurde zum Begründer der Dynastie, die noch heute das Emirat regiert. Ohne produktives Hinterland, sprich ohne fruchtbare Oasen, orientierte sich das Leben der Bewohner am Meer und seinen Produkten. Sie verdienten sich ihren Lebensunterhalt mit Fischen, Perlentauchen und Seehandel. Seine führende Position als Handelshafen und Re-Export-Zentrum der Vereinigten Arabischen Emirate hat Dubai u. a. einem politischen Umschwung zur Jahrhundertwende in Persien zu verdanken. Bis dahin gehörte die arabische Enklave Lingah auf der nördlichen Seite des Golfes zu den wichtigsten Umschlaghäfen des Nahen Ostens. Gewährten die persischen Herrscher dem Ort ursprünglich eine ungestörte Entwicklung, so legten sie 1902 den eingeführten Waren beträchtliche Zölle auf, unterbanden den freien Handel und verboten die arabische Regentschaft. Lingahs nachfolgender Ab-
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stieg bedeutete gleichzeitig den Aufstieg Dubais, dessen Wirtschaft schon zuvor aufgrund des emsigen Treibens eingewanderter Unternehmer aus Persien, Indien und Balutschistan florierte. Der damalige Souk von Deira gehörte mit 350 Shops und Ständen zu den größten der Golfküste. Die Übersiedler aus Lingah, die ihre engen Handelsbeziehungen zu Indien auch in der neuen Heimat aufrechterhielten, sorgten für frischen Aufwind in Dubais Wirtschaft. Sie ließen sich auf der südlichen Seite des Creeks nieder und nannten ihren neuen Distrikt Bastakiya, nach der südpersischen Bastak-Region. Heute ist Bastakiya eines der ältesten noch erhaltenen Viertel Dubais. Zwischen Hochhäusern eingebettet ducken sich verschachtelte, inzwischen sehr brüchig gewordene Lehmhäuser mit ihren einstmals stattlichen Windtürmen in den Sand. In ihrer Mitte steht das frisch renovierte Al-Fahidi-Fort, in dem das Stadtmuseum untergebracht ist. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Bombay & Persia Steam Navigation Company die Stadt am Creek als Anlaufhafen ihrer Postschiffe gewählt. Diese wiederum erleichterten den Indern die Überfahrt zur Arabischen Halbinsel, Einwanderer vom indischen Subkontinent ließen sich im Laufe der Jahre in immer größerer Zahl in Dubai nieder. Mehrere Jahrzehnte lang waren es Gold und Perlen, die die größten Gewinne einbrachten. Erst seit der Einführung japanischer Zuchtperlen in den vierziger Jahren versank dieser arabische Wirtschaftszweig in Bedeutungslosigkeit. Gold hingegen hat immer noch eine gewisse Bedeutung. Das Emirat gehört, neben der Schweiz und Hongkong, zu den größten Goldmärkten der Welt. Die Erschließung der Ölquellen Ende der sechziger Jahre brachte in kurzer Zeit einen fast unvorstellbaren Reichtum ins Land, hinzu kamen später, abgesehen von ölabhängigen Industrien, die Produktion von Aluminium (240 000 t p. a.), Schiffswerften, freie Handelszonen sowie Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie als finanzstärkste Wirtschaftsfaktoren. Welchen Aufschwung Dubai in den letzten 35 Jahren genommen hat, läßt sich u. a. an den Importen messen. Betrug der Wert der eingeführten Waren 1958 noch drei Millionen Pfund Sterling, so waren es 1988 4700 Millionen, 1991 knapp 6300 Millionen £. Dubai begann im wahrsten Sinne des Wortes zu erblühen. Hochhäuser schössen wie Pilze aus dem Boden, Schulen und Krankenhäuser wurden errichtet, die Häfen ausgebaut und ein modernes Kommunikationssystem installiert. Der Ring der Prachtvillen um die Stadt herum, vier Golfplätze sowie diverse Yachthäfen sprechen vom Wohlstand der Bewohner, ebenso die luxuriösen Shopping Mails, Freizeit und Kultureinrichtungen.
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Die Wirtschaftsmetropole der Golfregion Dubai City Vom Hotelzimmer im Royal Abjar Hotel habe ich einen schönen Blick über die Stadt. Gen Norden bestimmen Wolkenkratzer das Bild. Eine Reihe türmt sich hinter der nächsten, unterbrochen von vierspurigen Asphaltstraßen. Fünf Blocks entfernt reckt sich der kugelgekrönte Turm des Telecommunication Center in den blauen Himmel und ganz in der Ferne das Trade Center. Seine Vormachtstellung in punkto Höhe hat er Ende 1994 an ein neues Gebäude in Abu Dhabi abtreten müssen. Der blaugläserne Bayunah Tower ist z. Zt. das höchste Bauwerk im Mittleren Osten. Von meinem Aussichtspunkt durch andere Bauwerke weitgehend verdeckt sind die zahlreichen Verladekräne, die wie riesige Spinnen in den blauen Himmel ragen. Sie markieren den wirtschaftlichen Nabel der City, Port Rashid. In dem 30 Jahre alten Hafen, mit einem der größten Trockendocks der Welt, werden pro Jahr etwa 2500 Schiffe mit einem Umschlag von gut 1,3 Millionen Tonnen abgefertigt. Im Osten türmen sich allerlei Wohn- und Industrieanlagen, Shopping- und Freizeitzentren bis zum Wüstenrand. Punkt neun Uhr steht Garo zur Abfahrt bereit in der Lobby. »Heute ist Freitag«, sagt er, der Feiertag der Moslems. Vor ein paar Jahren noch herrschte an diesem Tag wenig Betriebsamkeit auf den Straßen. Das hat sich grundlegend geändert. Abgesehen vom Verkehr zu und von den Moscheen, sind die Bewohner zu ihren Wochenendvergnügen unterwegs - seien es Ausflüge in Wüste oder Berge, Familien- oder Strandbesuche. Über sechsspurige Avenuen fahren wir Richtung Creek-Mündung, durch den Shindagha-Tunnel und am Hafen vorbei nach Jumeirah. Hier haben sich die meisten Expatriates (= Bewohner aus dem Ausland) aus Europa niedergelassen. Das Viertel ist von flachen Bungalows und Villen mit gepflegten Gärten geprägt. Gleich am Anfang, am Diyafa Kreisel direkt am Meer, prunkt des Herrschers Strandpalast. Mehrere weiße Luxuslimousinen vor dem Portal zeugen von seiner Anwesenheit. Vielleicht sind es aber auch andere Mitglieder der königlichen Familie, die sich hier zum traditionellen Wochenendschmaus treffen, sagt Garo. Gleich gegenüber hebt sich malerisch die Moschee aus gelbem Sandstein gegen den strahlend blauen Himmel ab. Mit ihren reichen Ornamenten an Kuppeln und Minaretten zählt sie zu den schönsten des Landes. In klimatisierten Fünfmal täglich ruft der Muezzin vom Minarett der Großen Moschee in Dubai zum Gebet
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Shopping Zentren entlang der Jumeirah Road gen Westen reihen sich zweistöckige Boutiquen und Läden mit Wohnaccessoires, Restaurants und Cafes aneinander. Einer der meistfrequentierten öffentlichen Strände schmiegt sich in die kleine Bucht beim Beach Club Marine Hotel. An den Wochenenden drängen sich Sonnenanbeter aus aller Welt auf dem weißen Sand. Garo meint, Frauen sollten den Strand besser in männlicher Begleitung aufsuchen. Zumindest dann, wenn sie nicht angesprochen werden wollen. So gesehen lassen sich die Russinnen, die hier reichlich vertreten sind, gern ansprechen. Das ist mir auch schon an anderen Stellen aufgefallen. Seit einigen Jahren nämlich, das wird gern verschwiegen, blüht in den Emiraten die Prostitution. Ein dadurch entstandenes Ärgernis ist, daß Frauen, egal wie verhüllt sie sind, häufig belästigt werden. Jedenfalls wenn sie allein unterwegs sind. Die Männer können offensichtlich nicht unterscheiden, welche Frauen käuflich sind und welche nicht. Die ca. 15 km lange Straße führt weiter am Dubai Zoo vorbei, an verschiedenen Beach Clubs und Parks sowie auf den letzten paar Metern am Chicago Beach Hotel, Dubais erstes Ferienhotel, welches sich bereits in den 80er Jahren größter Beliebtheit unter den Gästen aus Deutschland erfreute. Nicht nur ihnen zum Gefallen gibt's den »Keller«, eine teutonische Oase mit entsprechenden Spezialitäten und Faßbier. Hier trifft man auch auf Einheimische. Für den Rückweg nehmen wir die Sheikh Zayed Road, von ultramodernen Glas- und Stahlhochhäusern gesäumt, die auf das International Trade Center stößt.
Ein hoher Turm Eines der höchsten Gebäude im Mittleren Osten und gilt als Symbol für Dubais hervorragende Bedeutung als Wirtschaftsmetropole der Vereinigten Arabischen Emirate. Seine 39 Stockwerke beherbergen Büros und Ausstellungsräume von mehr als hundert Firmen, darunter eine Reihe von führenden multinationalen Konzernen. Angeschlossen sind die Messehallen, in denen das ganze Jahr über Dutzende von Ausstellungen stattfinden. Der spektakuläre Turm geht auf die Initiative des verstorbenen Scheichs Rashid bin Saeed al Maktoum, Vater des jetzigen Herrschers Scheich Maktoum zurück. Er steuerte nicht nur ein gehöriges Sümmchen aus seiner Privatschatulle zum Bau bei - sondern überwachte seine Entstehung auch persönlich. Man sah ihn häufig auf den Gerüsten herumklettern. Sein Hauptwohnsitz, der Zabeel Palace, liegt nicht weit entfernt im Südosten. Man erreicht ihn -
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heutzutage etwas umständlich - über eine rhododendrongesäumte Straße. Viel sehen kann man von seinem Schloß jedoch nicht. Prinz Mohammed dagegen scheint mehr Sinn für exponierte Lagen zu haben. Sein Palast thront auf einem Rasenhügel. Doch als wir vor dem meterhohen Eingangstor anhalten, das mich nicht nur wegen seiner imposanten bronzenen Pferdestatuen auf dem Dachfirst an das Brandenburger Tor erinnert, und ich die Kamera zücke, richten Wachen ihre Maschinengewehre auf uns. Fotografieren verboten! Wir beschließen, lieber schnell weiterzufahren. Es könnte mich sonst den Film, wenn nicht sogar den Fotoapparat kosten.
Designer-Mode und Post-Moderne Auf der Zabeel Road fahren wir zurück ins Zentrum, überqueren den Creek auf der Al-Maktoum Bridge - das Gebäude mit dem wie weiße Dhausegel geformten Dach zur Rechten gehört zum Dubai Creek Golf & Yacht Club - und biegen einige hundert Meter weiter am Clock Tower Roundabout links in die Al-Maktoum Road, die im Herzen von Deira auf dem Al Nasr Square endet. Zu beiden Seiten locken noble Geschäfte. Hier gehen die Araber einkaufen, erklärt Garo und zeigt auf Boutiquen französischer Designer, italienische Möbelläden und Autohäuser mit deutschen und britischen Luxusfabrikaten. War das Gebiet auf unserer Tour bisher eher locker bebaut, so wird es, während wir uns der Innenstadt nähern, zunehmend enger. Schaut man auf den Stadtplan, so bohrt sich das dicht besiedelte Zentrum von Deira wie eine Pfeilspitze in die Bucht. Entlang des Meeresarms windet sich die Beni Yasi Street mit ihrer begrünten Promenade, an deren Kaimauern sich hölzerne Dhaus drängeln. Im ersten Drittel, kurz vor dem Inter-Continental Hotel, liegt rechts die Municipality, in der die Stadtväter walten. Ich halte das postmoderne Gebäude mit einem halbrunden Vorbau aus braunem Granit, weißen Marmorsäulen und viel Glas und Chrom in der Dachkonstruktion für eines der gelungensten Bauwerke von Dubai. Einige hundert Meter weiter macht die Straße einen scharfen Bogen und geht in die Deira Corniche über. Direkt am Ausgang des Creek hat ein merkwürdiges Schiff festgemacht. Es sieht aus wie ein schwimmendes Apartmenthaus, aus dem man die Zwischenwände entfernt hat. Das ist ein Cattle ship, ein Frachter, auf dem Vieh transportiert wird. Wir ziehen noch eine Schleife an der Golfküste entlang, am neuen Goldsouk und den Markthallen vorbei, bevor wir am freistehenden goldbraunen Betonblock des Hyatt
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Regency Hotels - in seiner Shopping Mall liegt die berühmte Eisbahn - wieder umkehren und durch den Tunnel zurück auf die Südwestseite des Creeks fahren. Das zinnengekrönte arabische Bauwerk linkerhand, direkt am Meeresarm, ist der ehemalige Palast des verstorbenen Scheichs Rashid. Bis vor kurzem standen um ihn herum noch traditionelle Häuser. Aber sie mußten weichen. Das Bauland am Creek dürfte Höchstpreise erzielt haben.
Alles echt! Wer die Stadt wirklich kennenlernen will, muß sie erlaufen, hatte Garo gesagt, am besten vormittags vor ein Uhr oder nachmittags nach vier Uhr. Im Sommerhalbjahr nicht vor Eintritt der Dämmerung. In der Mittagszeit herrscht nicht nur eine unerträgliche Hitze, auch alle Geschäfte haben geschlossen. Da mein Magen vernehmlich knurrt, treibt es mich zur Siestazeit aus der angenehm kühlen Luft des Hotels. Die Sonne sticht erbarmungslos, ich versuche im Schatten der Häuser zu laufen. Alles liegt wie ausgestorben. Die Läden haben ihre Jalousien heruntergelassen, aber im Innern der vielen kleinen Imbißstuben und Restaurants tut sich was. Ich gehe der Nase nach. Aus einer schmalen Seitengasse riecht es appetitlich. Ein stattlicher Inder mit einem großen Schnauzbart winkt mich in sein winziges Lokal. Es macht einen properen Eindruck. Später erfahre ich, daß in bezug auf Sauberkeit und Hygiene in Dubai strenge Gesetze herrschen. Das berühmte Haar in der Suppe bzw. die Fliege im Salat kann bei Beschwerden an oberster Stelle schnell zur Schließung der Gaststätte führen. Auf der handgeschriebenen Menükarte meines Restaurants stehen ein gutes Dutzend vegetarischer indischer Gerichte. Wir kochen hier alles frisch, erklärt der Wirt, als ich mit der Bestellung zögere. Meine Zurückhaltung hat aber weniger mit mangelndem Vertrauen in den Küchenchef zu tun als mit meiner Unerfahrenheit in indischen Spezialitäten. Ich sollte während meines Aufenthaltes noch so einiges dazulernen, denn die überwiegende Zahl der Lokale in den Vereinigten Arabischen Emiraten wartet mit Speisen aus Indien oder Pakistan auf. Und, das möchte ich an dieser Stelle betonen, sie sind nicht nur bedeutend preiswerter als die Hotelrestaurants, im allgemeinen schmeckt ihre Kost auch sehr viel besser. Diesmal entscheide ich mich blind für Marsala Dhosa, was sich als überdimensionaler, knuspriger Pfannkuchen aus Reis- und Linsenmehl entpuppt, gefüllt mit einem herzhaften In Dubais Gassen reihen sich die Shops eng aneinander
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warmen Kartoffel-Gemüsesalat. Ein wahrer Volltreffer - für umgerechnet zwei Mark inklusive Tee. Gut gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg. Inzwischen steht die Sonne schon tiefer, und die Läden öffnen wieder ihre Türen. Mein erster Blick gilt den Auslagen einiger Möbelläden. Das Angebot treibt mir fast die Tränen in die Augen. Nie habe ich einen derartigen Kitsch versammelt gesehen. Und das Schönste ist, alles ist echt - die verschnörkelten Bettgestelle aus massivem Holz beispielsweise sind mit echtem Blattgold verziert, auch die brusthohen Vasen sind mit edlem Chinalack überzogen, auf denen sich handgemalte, filigrane, vielfarbige Fische winden. Oder die schwarzen Tischspringbrunnen, bei denen Wasser aus dem Schnabel eines goldenen Flamingos sprudelt. An der Decke baumeln funkelnde Kronleuchter, einer neben dem anderen, die meisten mehr als eineinhalb Meter im Durchmesser, und alle aus echtem Kristall. Persönlich halte ich den Besuch solcher Geschäfte für viel interessanter als einen Rundgang im Museum, weil er mir mehr über den Lebensstil der heutigen Araber erzählt. Auch eine andere Ästhetik offenbart sich hier und macht es notwendig, mit einem Begriff wie Kitsch, der doch unseren westlichen Vorstellungen entspringt, vorsichtig umzugehen. Je näher ich an den Creek herankomme, desto enger werden die Straßen. Fast jede ist auf bestimmte Artikel spezialisiert. In der Ali ibn Abi Talib Road findet man überwiegend Elektroartikel. Ich vergleiche einige Preise von Fernsehern und Stereoanlagen mit denen, die ich von zu Hause im Kopf habe, und muß feststellen, daß sie ungefähr gleich sind. Natürlich kann man hier handeln. Aber was nützt mir ein Hifi-Gerät, für das ich hier vielleicht hundert Mark weniger bezahle und dann daheim verzollen muß. Ganz davon abgesehen, daß die Reparaturwerkstätten in Deutschland erfahrungsgemäß die Garantiekarte nur sehr ungern oder auch gar nicht akzeptieren. Viel leichter hat man es da mit Stoffen, die in den Querstraßen in Hülle und Fülle angeboten werden. Sie sind zwar überwiegend auf den indischen Geschmack abgestimmt, also sehr bunt und glitzernd und in der Regel zu hundert Prozent aus Polyester, aber man findet auch Materialien wie Seide und Baumwolle. Falls Sie genügend Zeit haben, können Sie das gewünschte Kleidungsstück im Geschäft anfertigen lassen. Allerdings ist es besser, Sie bringen Bluse, Kleid oder Hose zum Kopieren mit, um ganz sicherzugehen, daß der Schneider nicht seinen eigenen Stil verwirklicht.
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Diesseits und jenseits des Creek Am westlichen Ende der Ali ibn Abi Talib Road stoßen Sie auf das Bastakiya-Viertel, wo sich vor knapp neunzig Jahren die Kaufleute aus Lingah niedergelassen haben. Heute dienen die alten Lehmhütten mit ihren Windtürmen, die für eine ausgezeichnete Klimatisierung im Innern sorgten, als billige Unterkünfte. Ein Teil des Bezirks wird vom Al-Fahidi-Fort beherrscht, der ältesten Festung von Dubai, in der jetzt das Stadtmuseum untergebracht ist. Dahinter steht das prächtige Bürohaus des Herrschers von Dubai, und gegenüber wölbt sich die Kuppel der Großen Moschee. Ich wende mich wieder nach links dem Creek zu und lande in den engen Gassen des Souk. Hier habe ich zum ersten Mal das Gefühl, in einem arabischen Land zu sein, auch wenn in den offenen Türen der winzigen, vollgestopften Läden Inder oder Pakistani stehen und fröhlich winken. Hier hocken noch Schuhmacher auf den kühlen Steinen und nähen die Schuhe mit der Hand, Kesselflicker hämmern Schüsseln und Schalen, junge Burschen versorgen die Händler mit Kaffee in kleinen Porzellanbechern, und überall wird eifrig gefeilscht. Ich lasse mich vom Menschenstrom treiben und komme automatisch zum Wasser. Ein paar Groschen nur kostet die Fahrt mit den Abras über den Creek von Dubai
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Ein gutes Dutzend dicht besetzter, offener Holzboote drängeln sich am Anleger. Das sind die Abras, Wassertaxis, die einen für 0,25 Dirham über den Creek nach Deira bringen. Ihre Bootsführer versuchen durch lautes Schreien, potentielle Fahrgäste auf ihre schwankenden Gefährte zu locken. Sind die plastikbezogenen Pritschen voll besetzt, geht's los. Ich balanciere über den schmalen Steg auf ein Boot. Hilfreiche Hände strecken sich mir entgegen und lassen mich sicher auf den Holzplanken landen. Ein paar Minuten später legen wir auf der anderen Seite an. Ich laufe ein paar hundert Meter am Creek entlang Richtung Mündung. Schon von fern ahne ich, was sich hinter den Häusern der Beni Yasi Road verbirgt, denn orientalische Düfte steigen mir in die Nase. Der Gewürz-Souk. Aus großen offenen Säcken riecht es herrlich nach Gewürzen. Zimt und Nelken werden da gleich kiloweise angeboten, Safran, Muskat, Vanille, Ingwer, Pfefferschoten, Kardamom und Hunderte von anderen Spezereien, deren Namen ich nicht kenne. Da nützt auch Fragen nicht viel. Die Verkäufer suchen zwar hilfsbereit und freundlich lächelnd nach Erklärungen, allein mit der Verständigung hapert es. Fast keiner spricht Englisch. Die Ladeninhaber im Gold-Souk, der sich im benachbarten Viertel über mehrere überdachte Gassen zieht, sind offensichtlich eher auf Ausländer eingestellt. »Hello, m'am, come in and have a look«, tönt es von allen Seiten. Ich bekomme zum zweiten Mal an diesem Tag blanke Augen, als ich all die Pretiosen in den Schaufenstern bestaune. Diesmal aber wegen der unglaublichen Werte, die da lagern. Neben den relativ schlichten goldenen Ketten, Armreifen, Ringen und Broschen, die zu Hunderten die Auslagen schmücken, funkeln Brillantdiademe und mit bunten Edelsteinen besetzte Geschmeide so üppig, als hätte die Königin von Saba ihre gesamte Schmuckschatulle ausgeschüttet. Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten, aber mir ist das meiste zu protzig. Falls es Ihnen genauso geht, sollten Sie in einem Shop vorbeischauen, der den Namen Damas trägt, seine Bijouterie ist mehr dem europäischen Geschmack angepaßt. Lohnen tut sich ein Kauf allemal, denn Goldschmuck in 18 und 22 Karat wird hier mit sehr geringem Aufschlag zum Marktpreis des Edelmetalls verkauft.
Abendspaziergänger Ich laufe auf der Deira Street zum Creek zurück. Eine Fußgängerunterführung bringt mich zur Promenade. Direkt am Anleger für die Wassertaxis steht eine Imbißbude mit dem passenden Namen Cafe Al Abra. Ich weiß nicht, wie häufig man mich auf Reisen
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ermahnt hat, nichts auf der Straße zu verzehren. Aber meine Kehle ist so trocken, und die frisch gepreßten Säfte sehen so verlockend aus, daß ich mich von dem charmanten Kellner, der schon eifrig einen Tisch für mich abgeputzt und den Stuhl zurechtgerückt hat, überreden lasse. Die Standortwahl ist nicht die schlechteste: Ich sitze sozusagen in der ersten Reihe. Vor mir herrscht turbulentes Treiben. Mit dem Sonnenuntergang ist es etwas kühler geworden und hat selbst die Araber, die sich sonst lieber in klimatisierten Räumen aufhalten, auf die Promenade gelockt. Die Formation ihrer gemächlich auf und ab flanierenden Familien ist fast immer die gleiche. Vorneweg schreiten die Männer, in weiße knöchellange Dishdashas gekleidet und mit der von einer dunklen Kordel gehaltenen Guthra auf dem Kopf. Dahinter, in ein schwarzes glänzendes Tuch - die Abaya - gehüllt, die Frauen, mal mit, mal ohne Gesichtsmaske; und drumherum tobt die Kinderschar. Flink tippelnde Asiaten bringen etwas Hektik in die müßige Menge, indische Frauen in bunten Saris beleben das Bild. Und überall haben sich Männergruppen zum Schwätzchen versammelt oder umlagern die Chinesen und Russen, die alle möglichen und unmöglichen Objekte feilbieten: Ferngläser aus Militärbeständen, bemalte Fächer, altmodische Uhren oder Fotoapparate. Hin und wieder kreuzen schwer bepackte Seeleute ihren Weg. Sie kommen von den Dhaus, die ein Stückchen weiter flußabwärts festgemacht haben.
Es gibt keine Dhaus Den eindrucksvollen Holzschiffen statte ich am nächsten Morgen einen Besuch ab. Mit schweren Tampen verbunden, liegen sie in Zweier- und Dreierreihen am Kai. Im modernen Stadtbild von Dubai erscheinen sie wie ein Anachronismus: Relikte aus der Vergangenheit, die noch heute einen wesentlichen Teil des Handelsverkehrs im Golf ausmachen. Dabei legen sie nicht nur kurze Strecken zurück, sondern schippern Passagiere und bis zu 400 Tonnen Fracht nach Pakistan, Indien und Ostafrika. Ein Teil der Dhaus gehört zu der traditionellen Fischfangflotte des Golfs, und ihre Zahl wird mit steigender Nachfrage nach frischen Meeresfrüchten immer größer. Ihre Gestalt hat sich, wie alte Chroniken und Bilder beweisen, in 2000 Jahren kaum geändert, allerdings werden sie heutzutage zunehmend aus Fiberglas anstatt aus Holz gebaut. Den Begriff Dhau oder auch Dhow gibt es im Arabischen übrigens nicht, nur wir Mitteleuropäer benutzen ihn, um diese Art von Schiffen zu beschreiben. Für die Einheimischen existieren hingegen eine
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ganze Reihe in Länge und Design unterschiedlicher Boote mit verschiedenen Namen: Boom, Sambouk oder auch Jalibout. Die Booms sind mit knapp siebzig Metern nicht nur die größten traditionellen Schiffe der Region, sie gehören auch zu den größten Holzbooten überhaupt, die noch heute auf der Welt als Handelsschiffe fungieren. Allerdings laufen sie selten unter Segeln, sondern unter Motorkraft (s. Seite 26). Ein Bummel an den prächtigen Schiffen vorbei ist trotzdem wie ein Spaziergang in die Vergangenheit. Dick verschnürte Kisten und Pakete, Säcke mit Mehl und Reis, Schläuche, Lederfelle oder modernes Stückgut werden von Hand verpackt oder ausgeladen. Und die wettergegerbten Gesichter der Seemänner sehen mit Sicherheit nicht anders aus als die ihrer Vorgänger vor hundert Jahren. Ebenso abwechslungsreich wie ein Hafenbesuch am Morgen ist ein Marktbesuch am Abend. Märkte gibt es viele in Dubai, z.B. der Gemüse- und Fischmarkt an der Deira Corniche. Aber den Großmarkt hinter dem Hyatt Regency Hotel finde ich am interessantesten. Nicht nur wegen seines umfangreichen Warenangebotes, sondern auch wegen der vielen bunt bemalten Lastwagen, die aus allen Teilen der arabischen Welt hierherkommen, um Obst und Gemüse umzuschlagen. Bei einem Täßchen Tee erzählen mir türkische Chauffeure von ihrer abenteuerlichen Tour an den Golf, Saudis schenken mir Melonen, Jordanier frische Datteln und Libanesen einen Strauß Petersilie. Schade nur, daß ich keine eigene Küche habe.
Golfspiel und Flamingos in der Wüste Etwa zwanzig Kilometer von Dubai entfernt erstrecken sich mitten in der Wüste 700 000 qm feinste Grünfläche, der Emirates Golf Club. Ein Championship Golf Course, auf dem sich einmal im Jahr zum Desert Classic die besten Spieler der Welt ein Stelldichein geben. Schon von Ferne leuchten die Beduinenzelten nachempfundenen weißen Dächer des Club-Gebäudes. Auch wenn Sie kein Golfspieler sind, lohnt sich eine Besichtigung des Geländes. Dazu ist eine Anmeldung notwendig, die Sie über Ihre Hotelrezeption vornehmen können. Außer am Donnerstag und Freitag ist dies in der Regel kein Problem. Der 18-Loch-Platz wurde erst 1988 nach 18monatiger Bauzeit eröffnet. Schon das Clubhaus ist spektakulär. Vollständig aus weißem und schwarzem Marmor gebaut und mit dunkelverspiegeltem Fensterglas verziert, plätschern im Inneren kleine Wasserfälle von den Wänden herab, als ob es das frische Naß hier im Überfluß gäbe. Genaugenommen stimmt dies sogar,
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denn es ist das gereinigte Abwasser der nahegelegenen Aluminiumwerke, von dem die Springbrunnen und das computerisierte Drainage-System des Platzes gespeist werden. Täglich werden über 2,5 Millionen Liter Wasser durch die Grünanlagen gepumpt, damit das feine Bermudagras auch ordentlich wächst. Auch die dicken japanischen Zierkarpfen, die sich zu Hunderten in einem der drei Teiche tummeln, fühlen sich offensichtlich wohl. Genauso die weißen Flamingos, die am zweiten Tümpel am Ufer stehen und mit ihren dicken langen Schnäbeln den Morast durchpflügen. Aus der dritten Wasserstelle schießt zwölf Stunden täglich eine zehn Meter hohe Fontäne empor. Bei meinem Besuch sind nur wenige Spieler auf dem Platz. Ich lasse mich von dem philippinischen Caddy Alfred, einem von 130 Angestellten des Clubs, im Golfeart über die Greens fahren. Er ist seit zwei Jahren hier beschäftigt und verdient 5000 Dirham im Monat. »Tja«, erklärt er, »ich muß daheim für meine elf Kinder das Schulgeld bezahlen«, und setzt schalkhaft hinzu: »Da sagt man auf den Philippinen, viele Kinder machen glücklich, aber um ehrlich zu sein, nach dem elften bin ich da nicht mehr so sicher.« Nur einmal im Jahr wird ihm der Heimflug vom Club bezahlt. Alfred erzählt vom Leben der Angestellten, die gemeinsam die Staff Quarters bewohnen. Alles nur Männer, stöhnt er, aus mindestens zehn Dubai: Creek Golf & Yacht Club
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verschiedenen Nationen. Ob er denn nicht mal tanzen gehe, frage ich. wohl wissend, daß für Philippinos ein Leben ohne Musik und Tanz eigentlich gar keines ist. Er würde wohl gerne, allein das Geld sei zu knapp, und wenn er schon in die Disco ginge, müsse er genug in der Tasche haben, um wenigstens den Mädchen einige Drinks zu spendieren. So bleibt er dann meist doch mit den anderen in den Aufenthaltsräumen. Aber Alfred klagt nicht, spottet höchstens über die scharfe Kost seiner indischen und ceylonesischen Kumpel. Während der Emirates Golf Club nur von Mitgliedern zu bespielen ist, ist der im Oktober 1993 eröffnete 18-Loch Dubai Creek Club in der Stadt öffentlich, ebenso der 9-Loch Dubai Course in Nad Al Sheba.
Großindustrie und Papageien Gleich gegenüber dem Golfplatz verbirgt sich im üppigen Grün am Strand ein weiterer Königspalast. Er gehört Scheich Mohammed, Bruder des Herrschers von Dubai und Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Allerdings wird der Palast nur bewohnt, wenn wichtige Gäste zu bewirten sind. Und das ist höchstens einmal im Monat, wie Garo sagt. Wir biegen nach links in die Hauptstraße ein und passieren auf dem Weg ins Strandhotel Jebel Ali verschiedene Industrieanlagen und die Freihandelszone mit dem Hafen. Auf der linken Seite neben dem Jebel Ali Village, in dem fast ausschließlich Beschicker des Freihafens und ihre Angestellten wohnen, ragt die größte Telekommunikationsantenne der Emirate in den Himmel. Etwa 15 Kilometer weiter rechts taucht im fernen Dunst der fünfstöckige Bau des Jebel Ali Hotels auf. Staubte eben noch der Wüstensand neben uns, öffnet sich hinter dem Eingangstor eine zur Wirklichkeit gewordene Fata Morgana. Hohe Pinien, Palmen und Platanen recken ihre Wipfel in die heiße Luft. Fasane laufen über die Straße, und in den Baumkronen kreischen Papageien. Das exklusive Resort bietet 300 Zimmer, drei Restaurants, Bar und Nachtclub. Sportbegeisterten stehen hier Surfbretter und Segeljollen zur Verfügung, mehrere Tennisplätze und der mit Fitneßmaschinen, Sauna und Whirlpools ausgestattete Club Joumana. Im dazugehörigen Yachthafen finden 300 Boote Platz, und wer reiten will, kann sich nicht nur auf Pferden, sondern auch auf den beiden Kamelen üben. Schade nur, daß die Zimmer so klein sind, ich möchte deshalb dieses Haus nur mit einer gewissen Einschränkung zur Luxuskategorie zählen. Das Hotel wurde ursprünglich für Airline-Crews konzipiert.
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Entschädigt wird man dafür durch die französischen Spezialitäten, die im marmornen Roof-Top-Restaurant Mushref geboten werden: Hier treffen die Gäste auf absolute Spitzenklasse! Für die musikalische Untermalung des Dinners sorgt hier eine Harfenspielerin. Am Rande bemerkt sei hier noch, daß der Bücherladen in der Shoppingzeile im Anschluß an die Hotellobby nicht nur vergleichsweise gut mit Werken über die arabische Region bestückt ist, Läden in anderen Hotels bieten meist so gut wie gar nichts, sondern sie auch billiger anbietet als anderswo.
Ausflug zu den Enklaven Garo und ich starten am frühen Morgen. Ein laues Lüftchen zieht vom Golf über Dubai. Manchmal entwickelt sich diese Brise in den Wintermonaten zu einem handfesten Wind. Das ist besonders dann gefährlich, wenn Sie am Strand liegen und die Sonne mit unveränderter Kraft herunterbrennt, Sie es aber nicht merken. Ich weiß nicht mehr, wie viele krebsrote Touristen ich abends in den Strandhotelrestaurants gesehen habe, für die meisten war ein Bad in der Sonne für einige Tage tabu. Manche mußten sogar ärztlich behandelt werden. Cremen Sie sich also grundsätzlich nicht nur sorgfältig ein, sondern achten Sie auch darauf, einen hohen Sonnenschutzfaktor zu benutzen. Das gleiche gilt für Wüsten-Trips. Um Kopfschmerzen und eine rote Nase zu vermeiden, habe ich für diese Reise schon von zu Hause einen breitkrempigen Hut mitgenommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubszielen können Sie derartige Accessoires in den Emiraten nur in sehr wenigen Geschäften kaufen. Gleich hinter dem Flughafen wird es zunehmend leerer. Die Wüste rutscht dominant ins Bild. Das heißt - nicht ganz, denn immer wieder stehen Kamele zwischen struppigen Büschen in der Wüste und beobachten neugierig die vorbeirasenden Autos, die sie ihres Jobs entbunden haben. Auf Kamelen reitet heute außer Jockeys und Trainern niemand mehr. Es kommt immer wieder vor, daß die Tiere mit den Fahrzeugen auf der Autobahn auf Kollisionskurs gehen. Manche Straßen, so wie die auf der wir fahren, sind durch Drähte gesichert, aber meistens stört das die Tiere wenig, sie brechen einfach durch. Mehrere Male müssen wir scharf abbremsen, weil sie mitten auf der Fahrbahn stehen. Das kann uns teuer zu stehen kommen, warnt der Fahrer. Wer ein Rennkamel anfährt, muß mit bis zu 100000 Dirham Strafe rechnen. Falls es trächtig ist, leicht das Doppelte. Zwar sind inzwischen Gesetze erlassen worden, die die Besitzer dazu anhalten sollen, ihren Tieren die Vorderbeine zusammenzu-
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binden, damit sie weniger beweglich sind, aber kaum jemand richtet sich danach. Genausowenig übrigens, wie nach der Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Nobelkarossen und Geländewagen fliegen nur so an uns links vorbei. Wir durchqueren die Oase Al Haba. Zu beiden Seiten liegen bewässerte Gemüsefelder und einige Haine mit Dattelpalmen. Um den Verkehrskreisel reihen sich Truckstops, Teekneipen, Krämerläden, Reparaturwerkstätten für Autos und Lkws und eine computerisierte Waschanlage. Kurz dahinter winden sich rötliche Sanddünen mit dürren Grasbüscheln über den Boden. Garo fragt, ob ich auf einen Wüstentrip Lust hätte. Na klar. Wir biegen auf einer Teerstraße nach links, fahren einige Kilometer und schlagen uns dann rechts ab in die Büsche, sprich in den Sand. Oberste Maxime: Luft rauslassen. Wenn die Reifen zu prall gefüllt sind, versinken wir bis zum Chassi. Es macht höllischen Spaß, die hohen Sanddünen mit rasantem Schwung zu erklimmen und sich dann runterwärts langsam durchsacken zu lassen. Ein merkwürdig geformter Felsen ragt aus dem Sand. »Camel Rock« sagt Garo. Stimmt, er sieht wirklich aus wie ein riesiger Kamelhöcker. In der Ferne türmt sich ein weiterer Felsenkegel. Der Fossilrock. 388 Meter hoch schichten sich hier Fossilienreste und belegen, daß vor Jahrmillionen die Wüste Meeresgrund war. Muscheln, Schnecken und andere Krustazaen verbergen sich in dem zu Stein gewordenen Schlamm. Auf arabisch heißt diese Gesteinsformation Jebel Maleihah, benannt
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nach der Oase, die ein paar Kilometer entfernt liegt. Von hier aus führt eine gut ausgebaute Straße zurück auf die Dubai - Hatta Autobahn, die sie bei Al Mudam Roundabout trifft. Er ähnelt dem von Al Haba, außer daß sich zu den genannten Läden noch Friseur, Geschäfte für Haushaltswaren und Kinderspielzeug dazugesellt haben. Nein, Puppen und Teddys gibt es hier nicht, aber wie wär's mit einem Ölturm in Miniaturausgabe für die Kleinen daheim? Oder mit einem Tretporsche? Kurz hinter der Oase heißt uns ein großes grünes Schild in Oman willkommen, ohne daß ich irgendwo einen Grenzposten entdecken kann. Die kommen erst fünfzig Kilometer weiter, noch hinter Hatta, das wiederum in einer Gebirgsenklave des Emirats Dubai liegt. Hinter der grünen Tafel ändert sich plötzlich die Landschaft. Aus den Dünen werden Geröllhügel, die Täler dazwischen sind mit Ghaff Trees besetzt, schmalblättrige Bäume, die große Trockenheit vertragen. In der Ferne türmen sich die bizarren Zacken des Hajar-Gebirges. Je dichter wir heranfahren, desto kurvenreicher wird die Straße. Manche Abschnitte sind mit Salzbüschen bewachsen, den Hammada elegans. Im Dezember hängen sie voll von transparenten, weißen, rosa und purpurnen Fruchtständen. Hatta kündigt sich beiderseits des Weges mit prächtigen Villen an, die malerisch inmitten von blühenden, terrassenförmigen Gärten an den dunklen Lavahängen kleben. Wasser scheint es hier genügend zu geben, denn überall leuchten grüne Flecken im steinigen Braun. Wir passieren einen Industriekomplex auf der rechten Seite, dann das Dorf Al Hajarain, aus dessen flachen Bauwerken weiße Minarette ragen, und stoßen auf einen Roundabout mit einem kleinen nachgebauten Fort auf der Verkehrsinsel. Links geht es zum Hatta Fort Hotel, nach rechts ins Dorf und geradeaus nach Muscat, der Hauptstadt von Oman. Attraktion der Oase ist seine frisch renovierte Festung sowie ein paar alte Wachtürme, die an die Epoche erinnern, als die Wasserstelle in Hatta gegen Feinde verteidigt werden mußte. Heute herrschen moderne Gebäude vor: in langen Reihen angelegte Wohnhäuser und zwei Schulen, ein Elektrizitätswerk, ein Rathaus und eine Polizeistation. Wir wenden uns also vom Kreisel ab, in Richtung Oman, und gelangen an den Staudamm von Hatta. Ein kleines trübes Rinnsal windet sich in der Tiefe, aber ich habe Fotos gesehen, die nach starken Regenfällen aufgenommen wurden und einen großen, blauen See zeigten. Am nächsten Abzweiger biegen wir links nach Hawailat ab. Die neue Teerstraße wird zusehends schmaler, schlängelt sich in engen Bögen um die kahlen Hügel herum. Verschiedene Male überqueren wir trockene Wadis, bevor wir nach etwa sechs Kilometern in einer Oase landen. Das heißt, wir landen erst einmal
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unvermutet auf einer Straßenschwelle, die zum langsamen Fahren zwingen soll, so daß unser Auspuffrohr nur so kracht. Auch mitten im Gebirge muß man eben mit derartigen Hindernissen rechnen. Eine hohe Mauer kennzeichnet die Dorfeinfahrt. Die Straße liegt wie ausgestorben, einige Ziegen grasen am Wegesrand, und im breiten trockenen Wadi links neben der Straße dösen Kamele in der Sonne. Doch in dem winzigen Laden vor der Moschee regt sich etwas. Ein Araber im langen Gewand erscheint in der Tür und ist offensichtlich sehr erstaunt, mich zu sehen. Glücklicherweise spricht er Englisch und erklärt, daß wir uns in Hawailat befinden, das zum Scheichtum Ras al-Khaimah gehört. Das dritte Land am heutigen Morgen. Mohammed lädt uns zu einer eisgekühlten Cola ein. »Die Häuser dahinten«, meint er stolz, »die gehören mir«, und zeigt auf einige flache Bungalows. »Die Regierung hat sie mir geschenkt. Auch den Laden hier.« Im Innern herrscht wegen der Klimaanlage eine angenehm kühle Temperatur. Wir wollen den alten Teil des Dorfes in Augenschein nehmen und fahren über Geröll links hinunter. Garo zeigt sich nicht gerade begeistert von meiner Idee, aber als ein schwarzer Mercedes 500 mit dunkel getönten Scheiben zügig an uns vorbeihoppelt, fährt er tapfer hinterher. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Die Barasti sind halb verfallen, und auch der unscheinbare Palast des Scheichs von Ras al-Khaimah bedarf der Ausbesserung. Der Schotterweg führt weiter in das Gebirge, aber wir drehen wieder um, denn für lange Strecken auf solch steinigen Wegen ist unser Wagen nicht unbedingt geeignet. Außerdem haben wir weder Wasser noch Verpflegung dabei. Statt dessen fahren wir zum Lunch ins Hatta Fort Hotel. Die zwischen Palmen und Bougainvilleen gebettete Anlage entpuppt sich als wahres Schmuckstück. Eine Oase der Ruhe mit 54 großräumigen und sehr charmant eingerichteten Bungalows sowie einem herrlichen Pool. Das Restaurant ist zu allen Seiten offen, für Kühlung sorgen einige Deckenventilatoren. Die Speisekarte bietet Steaks, Hamburger und Sandwiches zum Lunch, aber auch einige libanesische Leckereien. Ich frage mich, welch weiten Weg wohl die Nelken zurückgelegt haben, die zur Dekoration auf den Tischen stehen. Zur Entspannung kann man sich auf dem hoteleigenen Tontauben- und Bogenschießplatz üben.
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Baden im Wadi Ich möchte heute in den kühlen Pool eines Wadis tauchen. Am reizvollsten sollen die Naturbecken des Wadi Qahfi sein, Hatta Pools genannt. Ein Geheimtip sind sie schon lange nicht mehr, weshalb man besonders an Wochenenden mit zahlreichen Gleichgesinnten rechnen muß. Allerdings erfordert es einen guten Pfadfindersinn, sie ohne einen kundigen Führer aufzuspüren, denn genaue Karten gibt es nirgendwo. Vom Hotel aus geht's geradewegs über den Kreisel hinweg bis zum Ende der Straße. Wir kommen an einem knallroten Schild vorbei, auf dem in großen weißen Buchstaben »No Swimming« geschrieben steht. Verblüfft suche ich nach dem vermeintlichen Wasser, aber außer Geröll ist weit und breit nichts zu erkennen. Garo grinst. »Wenn es in den Bergen regnet und die unterirdischen Quellen plötzlich anschwellen und an die Oberfläche sprudeln, kann das Wadi zum reißenden Strom werden und alle leichten Hindernisse wegschwemmen«, sagt er. Sogar große Steine kommen dann ins Rollen, und das sei naturgemäß ziemlich gefährlich (s. S. 52). Wir biegen nach links ab. Hohe Mauern, in die bunte Eisentüren eingelassen wurden, säumen die Straße. Die weiße Wand mit den Graffiti, die die Schüler der Boys School gemalt haben, lassen wir an der nächsten Weggabelung Ausgetrocknete Wadis können plötzlich zu reißenden Strömen werden
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rechts liegen und folgen den langen Kurven der Teerstraße, bis vor uns an einer Bergwand ein riesiger Palast auftaucht. Sheikha Moosa, die Schwester des Emirs von Dubai, hat ihn gerade errichten lassen. Kurz davor führt ein Weg nach rechts. Die Symbole auf dem Wegweiser interpretieren wir als Hinweis auf die gesuchte Quelle. Doch unsere Deutung entpuppt sich nur als die halbe Wahrheit. Quelle ja, aber sie speist das Wasserabfüllwerk Jeema. Die freundlichen Angestellten lassen uns einen Blick in die Fabrik werfen. Mehr als 72 000 Liter pro Tag rinnen hier gereinigt in die blauen Plastikflaschen. Falls Sie feste Schuhe anhaben, können Sie hinter dem Wasserwerk in dem ausgetrockneten Wadi bergan kraxeln. Während der letzten Regenfälle hat der Wasserstrom Teile des Schotterweges weggerissen. Wir kehren zur Asphaltstraße zurück und fahren darauf bis zu ihrem Ende weiter. Rechts zweigt ein Sandweg ab. Schon nach wenigen Metern befinden wir uns mitten in einer beeindruckenden Bergwelt. Die kargen Felsen schimmern in verschiedenen Schattierungen, von Weiß über Rotbraun bis zu dunklen Grautönen. Mal schneiden schmale, tiefe Schluchten das wilde Gebirge, mal sind es weite Täler, die Platz lassen für Dattelpalmen und Schotterstraßen. Garo muß den Wagen mehrmals mit Schwung die steilen Buckel hinaufscheuchen. Es staubt fürchterlich, aber das Auto macht die Steigungen ohne Probleme mit. Nach zehn Kilometern sehen wir endlich das erste Wasser in dieser Steinwüste. Das heißt, zunächst hören wir es nur plätschern, als wir zum Fotografieren anhalten. Ein schmales Bächlein windet sich in fünf Meter Tiefe durch die Steine. Noch ein Stückchen weiter kreuzt es unseren Weg. Wir parken den Wagen und klettern dem Bachlauf hinterher. Das ist in der Hitze ziemlich anstrengend. Plötzlich erweitert sich die Schlucht, wird zunehmend grüner, bis wir an den gesuchten Pools stehen. Eine Handvoll größerer und kleiner Naturbecken mit kristallklarem Wasser, überschattet von Steinwänden. Ich wage mich vorsichtig hinein. Die Steine sind glitschig, aber das kühle Naß fühlt sich herrlich an. Nur ungern steige ich wieder in den Wagen. Doch es ist ratsam, noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder die befestigte Straße zu erreichen.
Der Clocktower in Dubai
Auf dem Rolla Square in Sharjah
Futuristische Architektur in Dubai: Emirates Golf Club
Kamelrennen in der Nähe von Dubai City
In den Hajar Bergen liegt das Hatta Fort Hotel
Das Jebel Ali Hotel gilt als das schönste Strandhotel der Emirate (auch rechts)
Kurz vor Al Ain liegt die Al Oaha Moschee
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FUJEIRAH - HÜHNER UND ZIEGEN Die Sonne steht noch tief, als wir uns mit dem Geländewagen zur Küste des Golfes von Oman aufmachen. Wir nehmen die Straße von Sharjah aus in Richtung International Airport. Am Stadtrand vor einer Brücke erscheint zur Rechten eine imposante Wohnanlage aus Marmor mit drei Kupferkuppeln. Sie gehört dem ehemaligen Erziehungsminister von Sharjah. Die prächtigen, weißen, runden Terminals des Flughafens liegen links der Straße. Dahinter beginnt die Wüste. Erst dreißig Kilometer weiter kündigen die großzügig angelegten Dattelfarmen der Herrscherfamilie von Sharjah die Oase Al Dhaid an. Mitch erklärt mir, daß nach Regenfällen die ganze Region von Matsch bedeckt ist. Der Schlamm wird zu einem breiten Fluß von den Bergen heruntergetragen. Zur Zeit allerdings liegt die gelblich-braune Erde außerhalb der bewässerten Felder völlig ausgetrocknet da. Al Dhaid hat sich in den letzten Jahren zu einem ausgewachsenen Dorf entwickelt, mit großer Moschee, Markt und Verkehrskreisel. Es hat sich zu einem landwirtschaftlichen Zentrum der Emirate gemausert. Hier werden heutzutage außer Datteln auch jede Menge anderer Früchte, wie Zitrusfrüchte, Mangos, Melonen, und Gemüse wie Kartoffeln, Bohnen, Paprika und Zwiebeln angebaut. Die Erdbeeren, die in dieser Gegend im Winter wachsen, findet man sogar auf den Märkten Großbritanniens. Bei Masafi stoßen wir auf die Ringstraße, die rechts nach Fujeirah, links nach Dibba führt und die beiden Orte auch an der Küste verbindet. Wir nehmen die Strecke am Wadi Harm entlang und fahren durch eine eintönige, aber eindrucksvolle Felsenlandschaft bis nach Bitnah. Die Straße läßt heutzutage keinen Blick mehr ins Dorf zu. Aber wer der Ortstafel nach links folgt, entdeckt die imposante Festung zwischen hohen Palmen, die über dem ausgetrockneten Flußbett thront. Wir müssen das Wadi durchqueren, um sie zu erreichen. Am Fuße der Mauern glitzern künstliche Pools, die heute wie einst als Wasserreservoire dienen. Rote Libellen tanzen über der glatten Wasseroberfläche. Zwei Hirten mit wettergegerbten Gesichtern tauchen plötzlich wie aus dem Nichts auf und grüßen uns neugierig. Die Verständigung ist zwar nicht einfach, aber sie machen uns mit vielen Gesten klar, daß sie aus Afghanistan stammen und seit vielen Jahren mit ihren Ziegenherden durch das Land ziehen. Auf unsere höfliche Bitte stellen sie sich für ein Foto in Positur. Wieder auf die Hauptstraße zurückgekehrt, passieren wir links eine Hühnerfarm. Mit vier Millionen Hähnchen pro Jahr ist sie der größte Geflügelproduzent der Vereinigten Arabischen Emirate.
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Ein freiheitsliebendes Volk Kurz danach öffnet sich die Schlucht zum Meer, und im fernen Dunst tauchen die Gebäude von Fujeirah auf. Es ist das einzige Emirat, das keine Landverbindung zum Persischen Golf hat. Dafür besitzt es neben Khor Fakkan den einzigen direkten Zugang der Vereinigten Emirate zum Indischen Ozean. Von seinem florierenden Handel zeugen die Frachter, Containerschiffe und Tanker im und vor dem Hafen. Seine Einwohner gehören überwiegend zum Stamm der Sharqiyin. Ein sehr freiheitsliebendes Volk, das dem großen Bombardement britischer Schlachtschiffe im Jahr 1925 mit einer gehörigen Portion Gegenwehr eine geraume Zeit widerstand. Heute regiert Scheich Hamad bin Mohammad al Sharqi das kleine Ländchen. Er ist das jüngste Mitglied im Rat der Herrscher (Supreme Council) der Vereinigten Arabischen Emirate. Gleich am Eingang des Emirates liegen rechts direkt nebeneinander die Keramik- und die Steinwollefabrik. In der Keramikfabrik wird Schiefer verarbeitet, der zu Puder gemahlen und zu Kacheln gebrannt wird. Die Steinwolle besteht aus sehr feinen Fasern, die in Matratzen der Isolation dienen oder, zu weitmaschigen Platten gepreßt und mit Dünger angereichert, eine gute Nahrungsgrundlage für Pflanzen in Gewächshäusern ergeben. Das Rohmaterial ist vulkanisches Gestein. Dem expandierenden Touristengewerbe bietet Fujeirah zwei kleine Hotelanlagen, das Fujeirah Beach Hotel und das Hilton. Letzteres gefällt mir besser. Die Zimmer sind hell und freundlich eingerichtet, alle mit Meerblick. Besonders beliebt ist das üppige Seafood Buffet am Sonntag Mittag. Manche Familie reist dafür extra aus Dubai an. Seitdem Khor Fakkans Herbergen den Alkoholausschank einstellen mußten, sind diese Anlagen häufig voll belegt. Nicht nur mit europäischen Urlaubern, auch die Einheimischen der Westküste kommen am Wochenende gerne hierher. Zu sehen gibt es wenig. Das Fort und der alte Stadtkern liegen brach, die Architektur der modernen Gebäude ist nicht unbedingt interessant zu nennen.
Und noch eine Enklave Wir fahren entlang der Küste durch mehrere Fischerdörfer bis nach Khor Fakkan, eine Enklave Sharjahs. Von der antiken Hafenstadt ist wenig Historisches übriggeblieben, dafür gibt's einen herrlichen weißen Strand. Ein alter Wachturm steht über der Bucht, in der die Portugiesen im 17. Jahrhundert ihre Schiffe frisch ausrüsteten, ansonsten bestimmen Container-Terminals das Bild. Für ein Foto
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bietet sich der neue Souk an der langen Strandpromenade an, der dem in Sharjah City ähnelt. Am Stadtausgang, links oben auf dem Berghang, hat sich Scheich Sultan neben einer großen Antenne ein stattliches Ferienhaus bauen lassen. Wer diese Küste als Standort für die Ferien wählt, sollte einen Trip zu den Wurayya-Quellen unternehmen. Sie liegen tief in den Bergen und sind nur nach einer recht anstrengenden Tour mit dem Geländewagen zu erreichen. Das Wasser sprudelt selbst in der Trockenperiode in Kaskaden von den Felsen herunter und ergießt sich in einen natürlichen Pool. Leider verschandeln auch hier, wie an vielen anderen Orten, Müll und Graffiti das Naturspektakel.
Dibba - ein dreigeteiltes Dorf Die schönsten Strände dieser von Bergen eingerahmten Küstenregion liegen zwischen Khor Fakkan und Dibba. An manchen Stellen entdecken wir Shasha. Das sind kleine Lastboote, die früher unter alleiniger Verwendung von Produkten der Palme konstruiert wurden. Ihre Form ist noch die gleiche wie vor tausend Jahren, wenn auch moderne Hilfsmittel sie inzwischen widerstandsfähiger und haltbarer gemacht haben. Kurz vor Bidiyah säumen Obststände die Straße. Die Bananen, Zitrusfrüchte, Melonen, Datteln und das Gemüse stammen aus den Gärten der Händler. Gleich hinter dem Ort steht auf der linken Seite neben dem weit ausgebreiteten Wipfel eines dürren Baumes die älteste Moschee der Vereinigten Emirate. Ihre flachen Kuppeln, aus denen kleine Zipfel herausragen, und die Seitenwände sind aus Lehm gebaut. Dahinter auf dem Fels thront ein halbzerfallener Turm. Die Moschee soll einige hundert Jahre alt sein und stammt aus der portugiesischen Epoche. Man vermutet, daß es ein jemenitischer Emigrant war, der sie aus Dankbarkeit über einen großen Fang, vielleicht eine riesige Perle, errichtete. Die »Zipfelarchitektur« spricht zumindest für jemenitischen Einfluß. Der landschaftlich interessanteste Teil unserer Tour beginnt hinter Dibba, einem großen Dorf, das jeweils zu einem Drittel von Fujeirah, Sharjah und Oman kontrolliert wird. In den frühen Tagen des Islam war der mit einem herrlichen Naturhafen gesegnete Ort die Hauptstadt von Oman. Hier wurde 633 n. Chr. die entscheidende Schlacht zwischen den heidnischen Rebellen und den Truppen des Kalifen von Mekka ausgetragen. Der Kalif siegte und brachte den Islam endgültig in dieses Land. Der große Friedhof, an dem wir auf unserem Weg in die Berge vorbeifahren, soll der historische Kampfplatz gewesen sein. Er ist leicht zu übersehen, denn die Grabsteine,
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Hunderte von kleinen Schiefertafeln, ragen kaum aus dem mit Felsbrocken übersäten Boden.
Spektakuläre Bergwelt In Dibba folgen wir der Hauptstraße um einige lange Kurven und biegen dann nach rechts in einen Schotterweg ab, der zunächst wieder in Richtung Küste führt, also quasi um das Dorf herum. Nach ca. zwei Kilometern, bereits auf omanischem Boden, wendet sich die Straße landeinwärts. Wir fahren durch ein riesiges Geröllfeld direkt auf eine hohe Bergwand zu. Von einer Einfahrt ins Wadi ist hier nichts zu erkennen. Doch einige hundert Meter weiter tut sich plötzlich vor uns wie »Sesam, öffne dich« eine schmale Schlucht auf, und wir tauchen in die gewaltige Gebirgswelt ein. Zu beiden Seiten steigen die Felshänge senkrecht hundert Meter in die Höhe. Manchmal kommt es mir vor, als ob sie sich über uns schließen, denn Sonnenlicht dringt nicht mehr in die Tiefe hinab. Trotzdem schillern die Gesteine in allen möglichen Schattierungen. Ich mag gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn plötzlich irgendwo auf den Gipfeln Regen fiele. Dann nämlich wäre das trockene Wadibett, auf dem wir entlanghoppeln, in Sekundenschnelle von einem mitreißenden Strom überschwemmt, vor dem es kein Entrinnen gäbe. Flashflood (Blitzflut) nennt man das hier. Wegen dieser Gefahr, die besonders von Januar bis März droht, kann das Wadibashing (genau übersetzt hieße diese Lieblingsbeschäftigung der Einheimischen »auf ein Wadi eindreschen«) ohne einen erfahrenen Führer tödlich enden. Natürlich kommen wir heil durch die Schlucht und schrauben uns auf einer engen, rutschigen Paßstraße langsam bis auf 1500 Meter Höhe hinauf. Ab und zu kleben winzige Siedlungen an den Hängen. Ihre flachen Häuser sind aus Felssteinen gebaut und dadurch so gut getarnt, daß man sie erst im letzten Moment wahrnimmt. Nur wenige werden noch bewohnt. Während der ganzen Bergtour begegnen wir keiner Menschenseele. Nach zwei Stunden kurvenreicher Fahrt erreichen wir den höchsten Punkt des Weges. Die Aussicht auf die kahlen dunklen Berge, deren Gipfel im Westen rotgold leuchten, ist atemberaubend, die Luft angenehm kühl. Wir legen eine Verschnaufpause ein und klettern über die verfallenen Mauern einiger Steinhütten. Ein Paar ausgelatschte Gummischuhe, ein Dutzend leerer Munitionspatronen und ein Grabhügel könnten Stoff für einen Krimi abgeben, aber sicherlich hat sich hier kein »Tatort« abgespielt. Der Rückweg nach unten ist nicht weniger aufregend. Wir landen wiederum in einem Wadi, aber
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diesmal ist es breit und sandig, so daß wir sogar mit dem Vierradantrieb Mühe haben, es zu durchpflügen, ohne im Sand steckenzubleiben. Als wir schließlich auf den Highway bei Ras al-Khaimah treffen, spüre ich nach vier Stunden Fahrt durch das Gelände deutlich, auf welchem Körperteil ich gesessen habe. Sehr Empfindliche sollten deshalb vielleicht auf diesen Ausflug verzichten, aber besser ist es doch, einfach die Zähne zusammenzubeißen, denn neben der Tour nach Khutwah zählt er zu den reizvollsten Trips, die man in den Emiraten unternehmen kann.
Wadibashing Es soll unter den in den Emiraten lebenden westlichen Ausländern eine ganze Reihe von Leuten geben, die süchtig sind. Süchtig danach, während der Wintermonate jedes Wochenende in aller Frühe Lunchbox und Zelt in ihren Geländewagen zu packen und in die Wüste oder die Berge zu fahren. Und wenn irgendwelche Umstände sie daran hindern, können sie recht ungehalten werden. Es ist die Sucht nach dem Wadibashing, dem faszinierenden Vergnügen, entlegene Tracks im Wüstensand aufzuspüren, über die Sanddünen zu preschen oder unberührte Schluchten im Gebirge zu entdecken, in denen versteckt frisches Quellwasser sprudelt. Falls Sie sich ebenfalls auf ein solches Abenteuer einlassen wollen, sollten Sie unbedingt die folgenden Regeln beachten: 1. Fahren Sie niemals alleine los, sondern mit mindestens zwei Wagen, so daß Sie sich im Falle eines Falles gegenseitig helfen können. 2. Sagen Sie vor der Abfahrt im Hotel Bescheid, welche Route Sie ungefähr nehmen wollen und wann Sie zurückzukehren planen. Falls Sie dann nicht wieder rechtzeitig im Hotel sind, werden Suchmannschaften ausgeschickt. 3. Überprüfen Sie den Geländewagen persönlich genau und kontrollieren Sie, ob Reservereifen, Reifendruckmesser, Schraubenschlüssel, Wagenheber und eine feste Unterlage (eine Holzplanke oder ein flaches Stück Eisen) für den Wagenheber vorhanden sind, auf dem Sie ihn bei einem Reifenwechsel im lockeren Sand aufsetzten können. 4. Nehmen Sie ausreichend Wasser mit, mindestens drei Liter pro Person und Tag, und füllen Sie den Tank voll. 5. Verringern Sie den Reifendruck, sobald Sie weichen Boden erreichen, und sorgen Sie dafür, daß alle angeschnallt sind, auch die hinten Sitzenden, und sich an den Griffen festhalten. Als Fahrer sind Sie verantwortlich für Ihre Insassen.
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6. Wählen Sie einen dem Gelände angemessenen Gang, und bleiben Sie während der Fahrt dabei. Bei einem Gangwechsel kann man sich sehr leicht festfahren. 7. Fahren Sie langsam und stetig über ein Hindernis, und lassen Sie sich zurückrollen, sobald Sie merken, daß Sie es nicht schaffen. Geben Sie nämlich mehr Gas, mahlen sich die Räder unwillkürlich fest. 8. Legen Sie während der Fahrt über unebenem Boden nicht den Daumen um das Steuer. Durch die manchmal sehr harten Schläge kann Ihnen das Lenkrad empfindlich gegen den Daumen schlagen, 9. Da Wüste und Wadis oft nicht ganz so unberührt sind, wie Sie vielleicht meinen, fahren Sie nicht mit großer Geschwindigkeit über Dünen oder durch uneinsehbare Schluchten. Es könnten schon andere vor Ihnen dort sein. 10. Öffnen Sie die Fenster und stellen Sie Klimaanlage und Radio aus, damit Sie die Wagengeräusche hören können. 11. Fahren Sie mit zehn Wagenlängen Abstand zu ihrem Vordermann: Falls er plötzlich steckenbleibt, sitzen Sie hintendrauf. Der Bremsweg ist auf weichem Boden länger. 12. Wenn Sie nicht ganz sicher sind, ob Sie eine Steigung im weichen Sand schaffen können oder nicht, verzichten Sie besser darauf. Ansonsten gehen Sie jede Düne mit geradegestellten Reifen an, und fahren Sie grundsätzlich vertikal nach oben bzw. unten, niemals schräg. 13. Falls Sie auf bereits ausgefahrenen Tracks unterwegs sind, halten Sie sich rechts. Diese öffentlichen Wege werden von Arabern benutzt, die sehr viel schneller fahren und nicht zum Sightseeing im Gelände sind. Versuchen Sie auch besser nicht, den Einheimischen irgendwelche Manöver nachzuahmen. Sie sind absolute Meister im Wadibashing und häufig in der Lage, auch mit dem normalen Auto durch den tiefsten Sand zu pflügen, wo man als Wüstenamateur sogar mit dem Vierradantrieb Probleme bekommt. 14. Falls ein Wagen ihrer Truppe steckenbleibt, überdenken Sie ganz genau, wie Sie helfen können, und begeben sich nach Möglichkeit nicht in Gefahr, selbst hängenzubleiben. Wenn der schlimmste aller Fälle eintreffen sollte und Sie sich alle nicht mehr befreien können: Bleiben Sie am Auto! Suchtrupps werden nämlich Ihre Wagen schneller finden als einsame Wanderer in der Wüste. Falls Sie meinen, obige Sicherheitsmaßnahmen könnten Ihnen das Vergnügen rauben, nehmen Sie sich besser einen kundigen Fahrer und genießen das Abenteuer vom Beifahrersitz aus, nach dem Motto: Lean back, relax and enjoy.
Ras al-Khaimah
RAS AL-KHAIMAH - ERDBEEREN AM GOLF Ras al-Khaimah zählt mit 1700 Quadratkilometern zwar zu den kleinsten Emiraten, aber innerhalb der Landesgrenzen unterscheidet sich sein Repertoire an Historischem, Landschaftlichem und natürlichen Ressourcen kaum von denen der großen. Öl gibt es hier zwar nicht, dafür verfügt Ras al-Khaimah über ein großes Wasserreservoir, von dem aus verschiedene landwirtschaftliche Projekte bewässert werden, und in Shimal nördlich der Stadt sorgen Tonschichten in den Bergen für eine florierende Keramikwirtschaft. In der Vergangenheit nahm das Scheichtum eine sehr wichtige strategische Stellung ein, zum einen als Anfangspunkt für Handel und Piraterie, zum anderen als Ausgangspunkt einer Karawanen-Route, die sich von hier entlang der Berge ins Innere der arabischen Halbinsel zog. Die ersten historischen Berichte über diese Gegend stammen von einem arabischen Chronisten aus dem Jahre 695. Ausgrabungen nördlich der Hauptstadt belegen einen regen Warenimport aus China und Indien, Shiraz, Bagdad und Mogadishu in der Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert. Seit 1988 wird der ehemalige Hafen von Julfar ausgegraben. Ebenso sind ArchäologenTeams am Fuße des Hajar Gebirges beschäftigt. Zahlreiche Funde belegen eine Besiedlung vor 4000 Jahren. Die Altstadt von Ras al-Khaimah ähnelt denjenigen der anderen kleinen und »armen« Emirate. Hohe Gebäude sind selten. Mitten im Herzen der Stadt, an dem Platz, wo sich früher die Einwohner in Ermangelung einer Ras al-Khaimah
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Moschee zum Gebet versammelten, steht die alte Festung. Heute befindet sich darin ein interessantes Museum mit Ausgrabungsfunden aus der Region und Relikten aus der Piratenzeit. Überquert man von der Altstadt aus den Tiefwasserhafen auf der Brücke, lohnt sich ein Blick nach links. Unterhalb der Trasse erstreckt sich ein hübscher Fischmarkt direkt auf der Pier, auf der anderen Uferseite wird Vieh verkauft. Ein sehr malerisches Motiv mit dem azurblauen Wasser dazwischen, das den Blick von den weniger schönen Industrieanlagen im Norden des Hafens ablenkt. Sehr überraschend für mich sind aber all die Gemüse-, Obstund Viehfarmen, die sich auf der östlichen Seite der Straße im Norden bis nach Sham, im Süden auf der Strecke nach Manama bis zum Dorf Idn ziehen. Wer im Frühjahr kommt, sieht nicht nur die vielen Bäume in voller Blüte, sondern auch Erdbeerfelder, zwischen deren Grün dicke rote Früchte hängen. Dank Bewässerung und reichlich Sonnenschein können sie zweimal im Jahr abgeerntet werden. Ackerbau- und Viehzuchtzentrum ist Digdagga mit seiner Landwirtschaftsschule und verschiedenen agrarwissenschaftlichen Firmen. Wenn Sie der Straße nach Al Khatt folgen, kommen Sie an einen Heißwassersee. Wir biegen vorher rechts in Richtung Flughafen ab und fahren eine Zeitlang durch eine Art Savannenlandschaft mit dürren Bäumen. Hin und wieder grasen Esel im Gestrüpp. Hinter Manama kommen wir auf den Highway, der die Ostküste der Emirate mit ihrer Golfküste verbindet. In Al Dhaid, der Gemüsekammer von Sharjah, nehmen wir am großen Verkehrskreisel den Weg nach Falaj al Mualla, einer Oase, die zu Umm al-Qaiwain gehört. Die Sonne geht gerade unter, als wir an hohen Sanddünen und Camel-Camps vorbei zur Kamelrennbahn kommen. Gerade haben die Bereiter ihr Training beendet und ziehen mit ihren Tieren in langen Schlangen nach Hause. Ein wirklich herrliches Bild im rötlichen Licht der Sonne.
Kamelrennen Falls Sie denken, Kamelrennen seien so etwas wie ein Derby für Dromedare, ist das nur zum Teil richtig. Zwar treten die Höckertiere auf einer ovalen Bahn zum Wettkampf an und dem Sieger winken beachtliche Geldsummen, aber das gesamte Drum und Dran weicht doch ziemlich von unseren Pferderennen ab. Was es einerseits sehr interessant macht, andererseits für westliche Zuschauer aber auch recht langweilig. Langweilig deswegen, weil die Bahn im Durchschnitt acht Kilometer lang ist und man das Rudel nur auf den Bildschirmen am Grandstand verfolgen kann. Da man aber
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als Außenstehender kaum mit den Favoriten vertraut ist und auch nicht wetten darf, fehlt irgendwie die Spannung. Ganz davon abgesehen, daß keiner der anwesenden arabischen Kamelbesitzer während des Rennens seine Tiere enthusiastisch anfeuert. Auch unter den Zuschauern gibt es nichts Spektakuläres: keine auf gestylten Damen aus der Hautevolee, keine Herren im Cut und Zylinder. Allerdings kann man auf den entsprechenden Rennplätzen Mitglieder der Herrscherfamilie in ihren exquisit ausgestatteten Logen bewundern. Kamelrennen finden nur in der kühleren Jahreszeit zwischen Oktober und April statt, und zwar jeweils am Donnerstagnachmittag oder Freitag früh. Wer fotografieren will, sollte sich bei Morgengrauen aufmachen, dann ist das Licht am schönsten und die Luft sehr klar. Die Tracks liegen grundsätzlich am Stadtrand, wo die Wüste beginnt; die größten gibt es in Abu Dhabi und Dubai. Nehmen Sie nicht gleich auf den kostenlosen Plätzen im Grandstand Platz, sondern gehen Sie dorthin, wo sich die Kamele zum Start versammeln. Meistens sind es mehrere hundert.
Knurren und Beißen Sie quietschen, grummeln und knurren, als ob sie böse seien, daß man sie schon so früh aus dem Schlaf gerissen hat. Wahrscheinlich kommt Ihnen auch ein Tier wie das andere vor, allenfalls in der Fellfärbung weichen sie vielleicht voneinander ab. Rasse und Klasse erkennt man als Outsider gewöhnlich nicht, aber es sind häufig Millionenwerte, die da gelangweilt kauend vor einem stehen oder auf dem Boden hocken. Ein ordentliches Rennkamel kostet zwischen zwei und sechs Millionen Dirham, manche bringen es sogar auf 15 Millionen. Falls Sie sich über die winzigen Knaben wundern, die in seidenen bunten Blousons mit der Gerte in der Hand und einem kleinen, um den Hals baumelnden Kästchen zwischen der Herde stehen - das sind die Jockeys. Zehnjährige Burschen, denen während des Rennens von ihren Trainern aus der mobilen Loge per Sprechfunkgerät Anweisungen gegeben werden. Gehen Sie besser nicht zu dicht an die Kamele heran, denn sie beißen gern oder spucken.
Unfälle bei der Verfolgung Die Starts erfolgen etwa alle halbe Stunde, mit jeweils einem guten Dutzend Kamele, die sich hinter einer quer über die Rennbahn gespannten, elastischen Leine aufstellen. Fällt die Schnur, geht die Post ab. Nicht nur die Wiederkäuer rasen los, auch im Innern der
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Bahn einige Busse mit den Trainern, die Geländewagen mit den auf dem Dach festgeschnallten Fernsehteams und zahlreiche Range Rover mit den Rennstallbesitzern, die in wilder Fahrt die Meute verfolgen. Nicht selten kommt es dabei zu Unfällen. Manchmal laufen Tiere in die falsche Richtung, was daran liegt, daß man sie im Gegensatz zu Pferden nicht zügeln kann. Die Ziellinie liegt direkt vor dem Grandstand. Dem Sieger wird verhalten applaudiert, etwas lauter, falls er für einen anwesenden Prinzen gestartet ist. Seine Prämie liegt je nach Bedeutung des Rennens um einige tausend oder zehntausend Dirham, manchmal gibt es auch wertvolle Autos. Man kann sich also unschwer vorstellen, daß einige der kleinen Jockeys schon mehr Geld auf dem Konto haben als der europäische Durchschnittsbürger.
Sharjah
SHARJAH - DIE ALTE RIVALIN Sharjah ist das drittgrößte der Vereinigten Arabischen Emirate, mit einer Einwohnerzahl um 300000. Es erstreckt sich über 2600 Quadratkilometer, einschließlich der Enklaven Khor Fakkan, Dibba und Kalba am Golf von Oman und zwei kleiner Inseln im Persischen Golf. Seine gleichnamige Hauptstadt wird nur durch ein Dutzend Kilometer Sabka (Salzmarschen) von Dubai getrennt, aber im Sauseschritt wachsen die beiden Metropolen aufeinander zu. Schon heute merkt man auf dem sie verbindenden Highway kaum, wann man die eine verläßt und die andere erreicht. Es ist allerdings noch gar nicht lange her, daß das flache Niemandsland zwischen Herrschern und Händlern heiß umstritten war. Bis zu einer großen Sturmflut in den späten Vierzigern führte der zwischen den beiden Scheichtümern liegende Meeresarm AI Khan noch soviel Wasser, daß beide ihn als sicheren Ankerplatz für ihre Handelsschiffe benutzten und eifersüchtig darüber wachten, daß keiner einen Vorteil daraus zog. In einer einzigen Nacht - so wird zumindest erzählt - schoben die Strömungen und Wellen des Golfes eine Sandbank vor die Mündung, die gleichsam den Handel in den Creek von Dubai dirigierte und es den Kaufleuten dieses Emirats einfach machte, ihre Rivalen in Sharjah eine Zeitlang außer Der Neue Souk von Sharjah
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Gefecht zu setzten. Aus der Periode vor 1949 stammt noch das Dorf Al Khan, das nahezu unverändert zwischen alten Wachtürmen am Ende des Hotelstrip am Strand steht. Die Sandbank ist später entfernt und der Meeresarm ausgebaggert worden. Die Lagune wird jetzt, wenn überhaupt, für Wassersport genutzt. Auf der Dubai-Seite entstand unlängst ein hübscher Beachpark.
Piraten oder Patrioten? Von allen Emiraten hat Sharjah (arabisch Al-Shariqa) vielleicht die abwechslungsreichste Vergangenheit. Genaugenommen ist es die Geschichte des mächtigen Seefahrer-Stammes der Qasimis, der, schon lange bevor die Beni Yasis aus der Wüste an die Küste kamen, mit den Persern und Indern Waren austauschte. Die Nachkommen regieren heute noch die nördlichen Emirate. Doch es war nicht nur der Handel, der Bewohner und Seeleute in Bewegung hielt, vielmehr waren sie damit beschäftigt, ihre Routen gegen die Ungläubigen zu verteidigen: Portugiesen, Niederländer, Franzosen und schließlich die Briten. Die Europäer nannten diese Art von Abwehrsystem, gegen das sie wenig ausrichten konnten, schlichtweg Piraterie. Erst 1819 gelang es den Briten, die Flotte der Qasimis zu zerstören, und nach einer Reihe von Verträgen, die mal mehr, aber oft weniger eingehalten wurden, zog schließlich Friede ins Land. Sharjah wurde zum Hauptquartier des residierenden Political Agent der Briten und später der Trucial Oman Scouts, der Sicherheitstruppe der Trucial States. Für Englands Royal Air Force und Imperial Airways entstand hier die erste Landebahn der Region. In der Annahme, daß auch in Sharjah bald reichlich Öl fließen würde, entbrannte in den siebziger Jahren ein Bauboom sondergleichen. Als erstes der Vereinigten Arabischen Emirate sahen die Qasimis auch im Tourismus Zukunftschancen und setzten eine Reihe von Hotels an ihren schneeweißen Strand. Alles wäre zum besten gewesen, wenn sich nicht die Ölfunde als relativ unergiebig herausgestellt hätten. Dadurch kam das Scheichtum in Zahlungsschwierigkeiten, woraufhin die Saudis aushalfen, aber dafür u. a. die Einführung eines strikten Alkoholverbots im Land forderten und damit den inzwischen florierenden Tourismus wieder zum Erliegen brachten.
Die Große Moschee
Sharjah
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»Smile, you are in Sharjah« Das erste, was bei der Einfahrt in Sharjah City ins Auge fällt, jedenfalls wenn Sie sich am Taxistand neben dem Highway links halten, ist die Khalid-Lagune mit ihrer meterhohen Fontäne zur Rechten. Der künstliche See ist ein Wasserpark mit mehreren Inseln. Eine bietet dem Miniatur-Disneyland festen Boden. Die Ufer der Lagune sind gärtnerisch gestaltet, mit Fußwegen, Picknickplätzen und Holzbänken zum Verschnaufen. Drumherum führt die Kahlid Road, die hinter dem Marbella Club am Neuen Souk endet. Auch wenn viele islamische Elemente in die Architektur dieses gewaltigen Bauwerks mit seinen 60 Shops eingebracht wurden, erinnert es mich wegen seiner Windtürme und halbrunden Dächer an französische Belle-Epoque-Bahnhöfe. Andere wiederum behaupten, es wäre von Londons altem Cristal Palace beeinflußt oder auch von der Mailänder Vittorio-Emmanuele-Galerie. Wie dem auch sei, im Innern jedenfalls prunken keine Edelboutiquen sondern Shops, in denen es außer viel Tand und billigen Elektroartikeln wenig Interessantes zu kaufen gibt. Schnäppchen allerdings kann man hier in den Parfümerien machen. Die feinen Duftwässerchen kosten nach zähem Verhandeln weniger als im Duty-free-Shop auf dem Flughafen. Rechts gegenüber liegt die mächtige König-Faisal-Moschee, ein eindrucksvolles Denkmal des Stifters. Sie ist das größte Gebetshaus der Vereinigten Arabischen Emirate. Falls es Ihnen gelingt, durch das Labyrinth einander überquerender Straßen auf die andere Seite der Brücke zu kommen, fahren Sie geradewegs auf den Gemüse- und Fischmarkt zu, dessen Hallen sich im Halbkreis um eine Wiese gruppieren. Falls nicht, nehmen Sie sich den in riesigen Kreidelettern gemalten Spruch inmitten bunter Blumen zu Herzen, den Sie mit Sicherheit auf Ihrer Irrfahrt passieren werden: »Smile, you are in Sharjah«. Für den Besuch der Märkte sollten Sie den frühen Morgen einplanen, wenn auf dem angrenzenden Kai die Fischer von den Dhaus ihren Fang ausladen. Die Straße, an der diese Souks liegen, geht in weitem Bogen in die Corniche über. Gleich in der Kurve auf der linken Seite ist der Viehmarkt. Wenn Sie während Ihres Aufenthaltes nicht nach AI Ain kommen, gehört der Markt hier zu den besten Alternativen. Ein Stück weiter zur Rechten folgt der Alte Souk, anschließend, durch eine Straße getrennt, der aus gelbem und braunem Sandstein gebaute Al Mahara Souk. Seine klimatisierten Läden gehören zur feineren Sorte, weshalb hier angeblich nur die reichen Araber einkaufen. Weiter geradeaus führt die Corniche am Souk Bassin entlang, Im Al Mahara Souk wird europäische Mode preiswert angeboten
Sharjah
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am pyramidenartigen Continental-Hotel und dem Palast vorbei. Früher hatte man vom gegenüberliegenden Aladin-Hotel einen guten Blick in die herrschaftlichen Gefilde und entsprechend einen optimalen Standpunkt zum Fotografieren. Aber, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, wurde das Gebäude zum Appartementhaus umgewandelt, in das Unbefugte verständlicherweise keinen Zutritt bekommen. Biegt man am Continental nach rechts ab und hält sich an der nächsten großen Kreuzung wieder rechts, kommt man auf die Al-Arouba Street, die zwei Blocks weiter am Rollet Square vorbeiführt. In ein Betongebilde gegossen, steht dort ein bronzener Baum, unverwüstlicher Nachfolger des einsamen Busches, der an dieser Stelle stand, aber dem heutigen Platz weichen mußte. Hin und wieder kann man auf diesem Zementrechteck freitags folkloristische Tänze bewundern. Am 2. Dezember wird hier der Nationalfeiertag begangen. Auf der Rückseite des Rolla Square führt die Straße entlang, die nach rechts in das ehemalige Verwaltungsherz Sharjahs führt. Rund um eine gigantische Kreuzung stehen das Hauptpostamt, die jetzt umfunktionierte Municipality und der alte Regierungssitz von Scheich Sultan Bin Mohammed al Qasimi. Über die King Faisal Road gelangen Sie wieder zum Highway nach Dubai. Ein ähnlich imposanter Kreisel liegt auf dem Weg zum Sharjah Airport, der Cultural Roundabout. Kulturzentrum, Archäologisches Museum, Rathaus und Moschee rundherum wurden im elementreichen traditionellen Stil errichtet. Dem Museum sollte man unbedingt einen Besuch abstatten. 1992 eröffnet, zeigt es unter technisch modernsten Bedingungen Modelle des alten Sharjah und Al Khan sowie wirklich ansehnlich präsentiert, antike Funde vom Terrain des Emirats. Gegenstände vom Ausgrabungsort Meihla, vor ca. 2000 Jahren eine florierende Stadt am Fuße des Faya Gebirges, sprechen eindeutig von den Handelsverbindungen zu den Ländern rund um das Mittelmeer.
Umm al-Quaiwain
UMM AL-QAIWAIN - PARADIES FÜR FISCHER UND WASSERSPORTLER Das kleinste Emirat ist Ajman. Es schließt sich nördlich ohne sichtbaren Übergang an Sharjah an. Bis vor wenigen Jahren machte es noch einen ausgesprochen ärmlichen Eindruck, doch inzwischen sind auch hier unzählige Wohnpaläste aus dem Boden geschossen. Viele Inhaber sind Kuwaitis, die hier ihr Geld nach dem Golfkrieg in Immobilien anlegten. Das Ajman Museum am Uhrenturm lohnt einen kurzen Besuch. In der alten Festung sind traditionelle Lebensweisen der Beduinen mit Figuren in Szene gesetzt und von authentischer Geräuschkulisse untermalt. Ajman wird von allen Seiten vom Scheichtum Sharjah eingeschlossen, man muß deshalb von dort aus dreißig Kilometer durch das Reich von Scheich Sultan fahren, bevor man die schmale, flache Landzunge des Emirats Umm al-Qaiwain am gleichnamigen Creek erreicht. Der Meeresarm mit seinen vielen Ausbuchtungen, Sandbänken und winzigen Inseln ist ein Paradies für Fischer, Seevögel und Wassersportfans. Am Ufer des Creek sind auf Drahtstellagen Haifischflossen zum Trocknen in der Sonne aufgehängt. Der Duft zieht bis in unser geschlossenes Auto. Der alte Teil des Dorfes erscheint auf den ersten Blick nahezu unbewohnt und im Gegensatz zu all den prächtigen neuen Villen geradezu armselig. Die stattliche kleine Festung in seiner Mitte ist zwar renoviert, aber verschlossen. Dafür dürfen wir einigen Schlossern auf dem Platz davor bei ihrer Arbeit am Schmiedeeisen zuschauen. Während des Tages spielt sich auch am Fischmarkt nichts ab, erst gegen Abend belebt sich die Szenerie. Wer Action sucht, sollte ins Umm al-Qaiwain Tourist Center gehen. In seinem Sportangebot stehen Jet Ski, Segeln, Windsurfing oder Wasserski. Aber man kann sich auch ganz gemütlich an den Strand hocken. Einzige Bedingung: Einen Tag vorher anmelden (Tel. 443829) und 85 Dirham pro Tag berappen. Darin enthalten sind Barbeque sowie alle nicht motorisierten Sportarten. Hinter dem Fish Souk macht die Straße einen weiten Bogen und führt über aufgeschwemmtes Land. Ganz am Ende der Halbinsel erkennt man hinter einigen Fischerhütten den New Harbour. Im Inneren des Dorfes herrschen Lehmhütten und Sandwege vor, die keinen besonders gepflegten Eindruck machen. Wir fahren direkt am Strand zurück, der von einigen Prachtbauten gesäumt ist. Der schönste auf einer Anhöhe ist natürlich der Palast von Scheich Ahmad Bin Rashid al-Mualla, dem Herrscher über die 30000 Einwohner. Eine lange Brücke hinüber zum Al-Akab Island und weiter zum Festland führt zum Highway nach Ras al-Khaimah.
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ALLGEMEINES Geschichte: Im Dezember 1971 wurde die Konföderation der Vereinigten Arabischen Emirate gegründet. Nur wenige Monate zuvor hatten sich die Staaten Qatar und Bahrain gebildet. Auch wenn die Formung dieser Nationen also der sehr jungen Geschichte angehört, so gehen ihre politischen Ursprünge doch zurück bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Während an der nördlichen Golfküste der seefahrende Stamm der Qasimis ihre Handelsrouten jahrhundertelang gegen Ungläubige verteidigte, kamen die Beni Yasis, die die Liwa-Oasen im Landesinneren bewohnten, erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die Küste von Abu Dhabi. Ausgrabungen weisen allerdings darauf hin, daß die Region bereits 2000 Jahre v. Chr. bewohnt war und daß die Sitten und Gebräuche der damaligen Bevölkerung stark durch den Handel mit Mesopotamien, dem heutigen Irak, und Indien beeinflußt wurden. Auch die alten Griechen haben ihre Spuren hinterlassen. Handel und Schiffahrt sorgten für einen regen Austausch von Waren. Über Jahrhunderte hinweg dienten die Stämme des Golfes als Mittelsmänner zwischen Indien, China und dem Mittelmeergebiet. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, daß der Reichtum der Golfstaaten nicht erst durch die Entdeckung der Ölquellen entstanden ist. Die Bewohner hatten durch intensiven Handel, durch Perlenfischerei und Piraterie schon seit frühester Zeit Vermögen und Schätze angehäuft. Bereits Marco Polo notierte im 13. Jahrhundert in seinem Tagebuch: Wenn die Welt ein Ring wäre, dann wäre Hormuz sein Juwel. Es gelang weder dem Osmanischen Reich noch den Persern der Piraterie im Golf und Indischen Ozean Herr zu werden, ebensowenig den Portugiesen, die bis etwa 1650 in der Region dominierten, noch der holländischen und britischen East India Company, für die die Freibeuter eine ständige Bedrohung darstellten. Zu Beginn des 19. Jahr-
Allgemeines hunderte erreichten diese Aktivitäten ihren Höhepunkt. Die fundamentalistischen Wahhabiten Saudi-Arabiens stachelten die Stammesführer der Küstenvölker gegen die Ungläubigen an. es kam zu systematischen Überfällen auf die Handelsschiffe der Europäer. Das Zentrum der Piraten lag in Ras al-Khaimah, das über eine Kaperflotte von 880 Schiffen mit 19 000 Mann Besatzung verfügte. Erst die Briten konnten sich erfolgreich gegen die Golfstämme durchsetzen, indem sie die Flotte von Ras al-Khaimah völlig zerstörten. 1806 schlossen sie dann mit der Dynastie der Qasimis einen Waffenstillstandsvertrag, der diesen freien Zugang zu den Häfen zwischen »Surat und Bengalen« zusicherte. Die Qasimis wiederum respektierten Besitzrechte und Flagge der Ostindischen Kompanie. 1820 unterzeichneten England und die Oberhäupter der Golfdynastien einen Friedensvertrag, dem sich 1835 die Scheiche von Sharjah, Dubai, Ajman und Abu Dhabi anschlössen. Dieser Vertrag wurde allerdings wiederholt verletzt und neu formuliert, bis schließlich 1853 ein »ewiger« Waffenstillstand die britische Oberhoheit und Kontrolle über die Golfregion sicherstellte. Die inneren Stammesstrukturen und die traditionellen Verbindungen zwischen den Völkern blieben dabei weitgehend unangetastet. Dieser Vertrag bildete 1971 eine der Grundlagen für die Bildung der Vereinigten Arabischen Emirate. Wichtigster Nebeneffekt des Vertrages war die Machteinbuße der Qasimis und der Aufstieg der Beni-Yasi-Dynastie, die sich etwa 50 Jahre zuvor für einen Wechsel von den im Inland gelegenen Liwa-Oasen an die Küste nach Abu Dhabi entschieden hatte. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Zusammenkünfte der Scheiche der »Trucial States« vom Herrscher Abu Dhabis geleitet, und noch heute regiert der Emir von Abu Dhabi die Vereinigten Arabischen Emirate als Präsident. Da die Trucial States für die Briten nur von strategischer Bedeutung für ihre Route nach Indien waren, mischten sich die Engländer kaum in die interne
Politik ein. Erst 1939, nachdem das Interesse an dem in dieser Gegend vermuteten Ölvorkommen und an Landebzw. Überflugrechten für die zivile Luftfahrt gestiegen war, wurde seitens der britischen Krone ein politischer Offizier in Sharjah eingesetzt. Während die Ölbohrungen in den fünfziger Jahren für eine Reihe von internen Reibereien zwischen den Scheichtümern sorgten, wurden auf Initiative der Briten bereits die Grundlagen für den neuen Bundesstaat gelegt. Sie gründeten 1951 die Trucial Oman Scouts, eine kleine, aber effiziente föderative Sicherheitstruppe. Von 1952 ab trafen sich die Herrscher der einzelnen Scheichtümer zweimal jährlich unter dem Vorsitz des britischen Repräsentanten in Bahrain. Sie versuchten, die einzelstaatlichen Verwaltungen aufeinander abzustimmen und damit eine Voraussetzung für einen späteren Zusammenschluß zu schaffen. Finanzierten zuerst die Briten das von ihnen 1965 gegründete Trucial State Development Council, übernahm zwei Jahre später Abu Dhabi diese Rolle, nachdem zwei Ölquellen erschlossen worden waren und mit Scheich Zayed Bin Sultan alNahyan ein wahrhaft zukunftsorientierter Herrscher an die Macht gekommen war. Das Ende der britischen Präsenz wurde 1968 mit der Ankündigung des Rückzuges aus allen Gebieten östlich von Suez eingeläutet, zur gleichen Zeit als die Engländer mit der Bildung eines militärischen Stützpunktes in Sharjah beschäftigt waren. Am 2. Dezember 1972 erfolgte die Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate, zunächst ohne Ras al-Khaimah, das sich erst ein Jahr später anschloß. Angesichts der vielen Reibereien und Stammesfehden, Grenzstreitigkeiten und Zwistigkeiten innerhalb der Herrscherfamilien, war die Bildung der Vereinigten Arabischen Emirate ein gewaltiger Fortschritt. Religion: Kaum hebt sich die Sonne über den Horizont, erklimmt der Muezzin das Minarett neben der Moschee und ruft die Gläubigen zum Gebet. Der
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z Ruf wird täglich fünfmal wiederholt, jeder Satz zweimal. Im Gegensatz zu den Glocken des Christentums und den Posaunen der Juden haben die Moslems das einfachste Instrument gewählt, um die Gläubigen zu versammeln, die Stimme. Auch wenn sie heute mit Einsatz technischer Mittel unterstützt wird. Jeder, der einmal ein islamisches Land besucht hat, wird den Singsang von den Minaretten herab in Erinnerung behalten. In allen arabischen Ländern ist der Islam die Staatsreligion, aber er predigt auch Toleranz gegenüber Andersgläubigen. Nicht jede islamische Nation hält sich daran, aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman gehört die Befolgung dieser Doktrin zur Tradition. Sowohl auf dem Gebiet der heutigen Emirate als auch in Oman breitete sich der Islam bereits zur Zeit Mohammeds (Mitte des 7. Jahrhunderts) aus. Laut den Offenbarungen (Hadith) des Propheten, neben dem Koran der essentielle Corpus der islamischen Lehre, soll der Glaube innerhalb von acht Jahren nach der Auswanderung (Hijra) Mohammeds und seiner Helfer (Ansarj von Mekka nach Medina die beschriebenen Regionen erreicht haben. Im moslemischen Kalender ist Hijra das Jahr eins, es entspricht im Gregorianischen Kalender dem Jahr 622 n. Christus. Außer in Saudi-Arabien richtet man sich im allgemeinen heute nach unseren Jahreszahlen. Die moslemischen Feiertage jedoch, also der Geburtstag des Propheten, der Ramadan und die Ids basieren auf Anno Hijra (AH) und dem moslemischen Kalender, der sich nach dem Mondzyklus richtet. Er ist in zwölf Monate mit jeweils 29 oder 30 Tagen unterteilt, weswegen sich die Feste in unserem Sinn jährlich um zehn bis elf Tage verschieben. Als Mohammed im frühen 7. Jahrhundert das Volk Mekkas dazu aufrief, sich von ihren heidnischen Göttern ab- und dem einzig wahren Gott zuzuwenden, sprach er von derselben Gottheit wie die Christen und Juden. Er behauptete allerdings, daß das Christen- und Judentum ihre heiligen Bücher abgeän-
dert hätte, und daß der Koran das einzig wahre und unveränderte Wort Gottes sei. Deswegen ist zwar mit Allah derselbe Gott gemeint wie in der Bibel oder Thora, aber die Moslems akzeptierten Jesus nicht als Gottes Sohn. Der Koran sagt: Er (Gott) wurde nie geboren, noch zeugte er. Westliche Zivilisationen haben meist völlig falsche Vorstellungen vom Islam, was auf den unzähligen vergangenen und gegenwärtigen Konflikten zwischen den Völkern des Abend- und Morgenlandes beruht. So machen sich viele Abendländer nicht klar, daß Islam und Christentum auf den gleichen Prinzipien beruhen: Erbarmen, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Und wer weiß schon, daß im Islam Jesus als Prophet gleich hinter Mohammed rangiert und Maria als die Mutter Jesu angesehen wird. Oder daß eine der schönsten Suren des Koran Miriam (Maria) heißt und ein Spiegelbild des Neuen Testaments ist. Der islamische Glaube beruht auf der totalen Unterwerfung seiner Gläubigen unter Gott. Das Wort »Islam« bedeutet in seiner direkten Übersetzung »Unterwerfung«, während ein Moslem ein »Ergebener« ist. Das islamische Recht (Sharia) basiert auf dem Koran und dem Hadith. Moslems glauben, daß alles im Leben des Menschen - sogar in der modernen, technisierten Welt durch den Islam gelenkt werden kann. Die religiösen Pflichten eines Moslems basieren auf den fünf Pfeilern (Arkan) des Islams, dem Glaubensbekenntnis (Shahada), dem Gebet (Salah), dem Geben von Almosen (Sakat), dem Fasten (Ramadan) und der Wallfahrt nach Mekka (Hajj). Ihr Glaube ist in das tägliche Leben integriert. Im Gegensatz dazu erscheint den Moslems der christliche Glaube als abstrakt und auf das tägliche Leben nicht anwendbar. Dazu ein Beispiel. Der Koran legt klare ökonomische Richtlinien fest, wenn er sagt: »Oh, ihr Gläubigen, verzichtet nicht auf die guten Dinge, die Allah euch rechtmäßig gegeben hat, und überschreitet nicht die Grenzen.« Und laut Hadith sagt der Prophet: »Euer
Allgemeines Glaube ist nicht vollständig, solange ihr eurem Nächsten nicht das gönnt, was ihr euch selber wünscht.« Der Koran wiederum verbietet jegliches »unverdiente« Einkommen, zum Beispiel aus Wucher Glücksspiel, Handelsmonopolen und dem Einsatz von Mittelsmännern (wie Makler, Auktionatoren oder Pfandleiher), wenn er sagt: »Gott hat den Handel erlaubt, aber verboten, Zinsen oder Provisionen zu nehmen.« In der modernen Marktwirtschaft hat dieser Grundsatz übrigens zu erheblichen Problemen geführt, aber auch dazu, daß Darlehen grundsätzlich zinslos vergeben wurden. Innerhalb des Islams gibt es verschiedene Sekten, z.B. die Schiiten, die Sunniten, die Ibadhiten und die Wahhabiten, deren Unterschiede auf einer abweichenden Auslegung des Korans und/ oder der Wahl ihres Glaubensführers beruhen. Während für die Sunniten nur ein direkter Nachfahre Mohammeds als Führer in Frage kam (Sunna, der Pfad des Propheten), hielten die Schiiten die Nachkommen von Mohammeds Schwiegersohn Ali (Sediat Ali, Sekte von Ali) für den richtigen, die Ibadhiten hingegen wählten den besten verfügbaren Mann, den Imam. Schon Mohammed sagte dazu: »Meinungsverschiedenheit innerhalb meiner Gemeinde ist das Manifest göttlicher Gnade.« Geographie: Die Vereinigten Arabischen Emirate (einschließlich der vorgelagerten Inseln) bedecken eine Fläche von 83 600 Quadratkilometern. Der größte Teilstaat der Emirate, mit ca. 85 % der Fläche, ist Abu Dhabi. Im Verhältnis zu ihrer Landmasse haben die Vereinigten Arabischen Emirate eine relativ lange Küstenlinie. Sie erstreckt sich über 750 km am Persischen Golf und über 75 km am Golf von Oman, durch den die Emirate einen Zugang zum Indischen Ozean haben. Die Lage der Küstenlandschaften beiderseits der Halbinsel, die im Norden durch die omanische Enklave Musandam und weiter südlich durch das relativ unzugängliche, bis zu 2134 m hohe Hajar-Gebirge getrennt werden.
zwangen ihre Bewohner bis vor kurzem dazu, die Kommunikation zwischen den beiden Teilen mehr über das Meer als über den Landweg abzuwickeln. Diese Situation und die Tatsache, daß die Bewohner früher überwiegend vom Fischen und der Perlentaucherei, vom Seehandel und der Seeräuberei lebten, erklärt auch, warum sich die wichtigsten Siedlungen entlang der Küsten entwickelt haben. Im Hinterland erstrekken sich überwiegend unkultiviertere sabka, Salzmarschen, die tief ins Landesinnere reichen und dann unter Wüstensand verschwinden, der vier Fünftel des Landes bedeckt. In einigen Regionen allerdings, z. B. rund um Al Ain, Al Dhaid, Ras al-Khaimah und Liwa, wurden ehrgeizige Bewässerungsprojekte eingeleitet, um auch hier fruchtbares Ackerbau- und Weideland zu schaffen. Sowohl am Persischen Golf als auch am Golf von Oman ziehen sich herrliche weiße Strände an der Küste entlang - vor einem kristallklaren Meer, das Tauchern an verschiedenen Stellen eine spektakuläre, nahezu unberührte Unterwasserwelt bietet. Der im Golfkrieg entstandene Ölteppich sank vor dem Erreichen dieser Gewässer ab. Die Vereinigten Arabischen Emirate arabisch Al-Imarat al-Arabiyya al-Muttahida - sind ein Zusammenschluß von sieben Emiraten. Der Größe nach: Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ras al-Khaimah, Fujairah, Umm al-Qaiwain und Ajam. Der Staatsname jedes Emirats ist auch zugleich der Name seiner Hauptstadt. Die Hauptstadt der Konföderation ist Abu Dhabi, die wichtigste Handelsmetropole Dubai. Laut einer Volkszählung von 1985 leben etwa 1,6 Mio. Einwohner in den sieben Emiraten. Die wenigsten sind Araber. Ihr Anteil an der Bevölkerung variiert von Staat zu Staat, aber meist liegt sie um 20 %. Der überwiegende Teil der Bewohner sind Inder, Pakistani, Afghanen und Iraner, in geringerer Zahl Philippinos und Europäer. Man bezeichnet sie als Expatriates, womit allerdings häufig nur die aus westlichen Staaten Zugereisten gemeint sind.
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ANREISE/RÜCKREISE Zielflughäfen für Touristen sind Abu Dhabi, Dubai und Sharjah. Letztere liegen keine 25 km Luftlinie voneinander, der Airport von Abu Dhabi nur eine Stunde Autobahnfahrt entfernt. So gesehen ist es fast egal, wo man landet. Im Nonstop-Verkehr. komfortabel und preiswert bringt die LTU ihre Gäste im Winterhalbjahr mehrmals wöchentlich nach Dubai. Preislich interessant ist auch die Royal Air Nepal ab Frankfurt, die in Dubai auf ihrem Weg nach Kathmandu zwischenlandet. Alternativen sind Lufthansa und Emirates, jedoch teurer. Nach Sharjah empfiehlt sich ein Flug mit Condor. Sie fliegt im Winter mehrmals die Woche ab Hamburg, München und Frankfurt/M. Einreiseformalitäten: Für die Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate ist ein Visum erforderlich. Es wird nicht erteilt, wenn Sie einen Sichtvermerk Israels im Paß haben. Wenn Sie Ihre Reise über ein Reisebüro buchen, erhalten Sie das 14-Tage-Visum über den Veranstalter. Als Individualreisender wenden Sie sich direkt an die Botschaft. Adresse siehe unter Auskunft. Dort erhalten Sie zwei Formulare, welche Sie ausgefüllt zusammen mit zwei Paßfotos sowie dem Paß zurücksenden. Die Bearbeitung dauert ca. eine Woche. Rechnen Sie die Zeit für den Postweg mit ein. Das Visum kostet 60 DM. Falls Sie während Ihres Aufenthalts einen Ausflug nach Oman, Bahrain, Qatar etc. machen, brauchen Sie für die Rückreise in die Vereinigten Arabischen Emirate ein neues Visum! Fliegen Sie allerdings dann innerhalb 48 Stunden in die Heimat zurück, reicht ein kostenloses Transitvisum, welches Sie über die gebuchte Airline bekommen. Das Original-Visum - Reiseveranstalter bzw. Hotels geben Ihnen nur eine Kopie - erhalten Sie bei der Ankunft in den Vereinigten Arabischen Emiraten an einem der beiden Schalter vor der Paßkontrolle. Sie müssen den Beamten
Ihren Namen nennen und bekommen das entsprechend ausgefertigte Papier. Außerdem müssen Sie zur Paßkontrolle ein ausgefülltes Einreiseformular abgeben, das entweder bereits im Flugzeug verteilt worden ist oder auf den Tischen vor der Kontrolle ausliegt. Weiterhin sollten Sie darauf achten, daß Sie sich vor der Paßkontrolle in die richtige Schlange einordnen. Große Schilder an der Decke weisen Ihnen den Weg.
AUSKUNFT Dubai Commerce and Tourism Promotion Board
Neue Mainzer Str. 57 60311 Frankfurt/M. Telefon (0 69) 25 34 22 Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate
Erste Fährgasse 6 53113 Bonn Telefon (02 28) 26 70 70 Auskünfte und Hilfe bei Geschäftsanbahnung erteilt: Nah- und Mittelost-Verein e. V.
Mittelweg 151 20148 Hamburg Telefon (0 40) 44 02 51 vor Ort: Dubai Commerce and Tourism Promotion Board
P. O. Box 954 Dubai Telefon 51 16 00 Buchungen von Hotels und Touren: SNTTA – Emirates Tours Sam Samaradivakara
Junghofstraße 16 60311 Frankfurt/M. Telefon (0 69) 49 91 70 in Sharjah: SNTTA - Emirates Tours
P. O. Box 17 Sharjah, UAE Telefon (06) 35 14 11
Anreise/Rückreise - Essen und Trinken in Abu Dhabi: ADNHC Tourismus Departement
P. O. Box 8200 Abu Dhabi, UAE Telefon (02) 44 77 87 In den Hotels liegt kostenlos das monatlich erscheinende Magazin »What's on« aus, in Dubai außerdem das »Dubai Visitors«. Beide sind mit einer Fülle interessanter Informationen und Adressen gespickt. Diplomatische Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland in Dubai: P. O. Box 3524 Rustamani Bldg. Al-Maktoum Street. Deira Telefon 23 10 13 in Abu Dhabi: P. O. Box 2591 Darwish Bin Seeri Bldg. Hamdan Street Telefon 33 16 30 Botschaft von Österreich in Abu Dhabi: P. O. Box 3095 ADNIC Bldg. Kalifa Street Telefon 32 41 03 Diplomatische Vertretungen der Schweiz in Dubai: P. O. Box 9300 2nd Floor, Dubai International Trade Center Telefon 37 55 42 in Abu Dhabi: P. O. Box 6116 Juma Assian Mansouri Bldg. Telefon 34 36 36
ELEKTR. STROM Die Stromspannung beträgt 220/240 Volt. Es ist sinnvoll, ein Set Weltreisestecker einzupacken. Während für Rasierapparate im Bad immer eine Steckdose vorhanden ist, muß man sich in
manchen Hotels halb unter das Bett oder den Nachttisch legen, um eine passende Steckdose für einen Haarfön zu erreichen. Zum Bügeln erhalten Sie auf Wunsch in fast allen Hotels Bügeleisen und -brett.
ESSEN UND TRINKEN Dubai: Von der arabischen bis zur deutschen Küche ist in Dubai alles zu haben, im Durchschnitt zu Preisen wie daheim. Allerdings kann man sich ohne Probleme auch sehr preisgünstig, also für etwa 2 bis 3 Mark pro Gericht, an den indischen Snackbuden ernähren. Keine Angst vor Magengrimmen, Sauberkeit ist höchstes Gebot in den Emiraten. Die Beschwerde eines Gastes über ein Haar in der Suppe kann zur Schließung des Lokals führen. Es lohnt sich in den Veranstaltungskalender »What's on« zu schauen. In nahezu jedem Hotel werden in den Restaurants Themenabende veranstaltet. Das ist Spaß und »lecker essen« für einen durchaus akzeptablen Preis. Zu den empfehlenswerten Restaurants in Dubai zählen das Aquarium im Dubai Creek Golf & Yachtclub Tel. 825 77 77 feine Fischküche in spektakulärer Umgebung. AI Boom Dhow Restaurant gegenüber Britischer Botschaft Telefon 52 14 35 arabische Küche, legere Atmosphäre Flying Dragon im Hotel Royal Abjar Tel. 62 55 55 chinesische Küche, elegant Ming Terrace im Hotel Hyatt Regency Tel. 22 12 34 chinesische Küche, elegant Mirage im JW Marriott Hotel Tel. 62 44 44 feine europäische Küche, ziemlich gestylt
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z Seafoodmarket
im Forte Grand Hotel Tel. 82 40 40 köstlich frische Meerestiere, lockere Atmosphäre Sind Punjab
Nähe Astoria Hotel Tel. 52 50 58 indisches warmes Buffet für wenig Geld Taquitos
Beach Center, Jumeirah Tel. 49 66 66 mexikanische, preiswerte Küche Auf der Uferpromenade der Deira Side steht die Imbißbude Al Abra, der richtige Anlaufpunkt für denjenigen, der sich nur kurz laben will: frisch gepreßte Fruchtsäfte, Ölgesottenes und ein schöner Blick auf das turbulente Treiben am Anleger der Wassertaxis. Ebenso für einen Snack zwischendurch geeignet ist das kleine, schlichte Bhayna Restaurant in der Al-Fahedi Street auf der Bur Seite oder in der Sabaka Street auf der Deira Seite. Die Marsala Dhosa, eine Art hauchdünne, knusprige Crepes aus Linsenmehl mit pikanter Kartoffeleinlage, kostet nur 2,50 Dirham. Übrigens: Falls Sie mit Arabern, Indern oder Pakistani essen, sollten Sie sich darauf einstellen, das mit den Händen (ohne Besteck) tun zu müssen. Benutzen Sie dann nur die rechte Hand; die linke gilt als unrein. Sharjah: Die Lokale sind zwar nicht so zahlreich wie in Dubai, aber das Repertoire ist ähnlich. AI Fawar Restaurant
King Faisal Street Telefon 59 46 62 serviert die beste libanesische Kost: täglich einige Tagesspezialitäten von Fisch und Lamm, dazu 40 verschiedene Gerichte à la carte. Eine riesige Platte mit knackigem Salat und Fladenbrot ist im Preis eingeschlossen. Getrunken wird fast ausschließlich in den Hotels, weil nur sie über eine Alkohollizenz verfügen. Beliebteste Treffpunkte der Expatriates (also der Aus-
länder, die hier leben) sind die Pubs, z. B. das Pancho Villa im Hotel Astoria, auch für einen mexikanischen Snack der richtige Platz: der English Pub im Hotel Inter-Continental oder The Old Vic im Ramada. Originellstes Pub in Dubai - am Wochenende immer gerammelt voll - ist das Champions im JW Marriott Hotel. Alte und neue Sportlerbilder, Life-Übertragungen von Veranstaltungen. Zu den beliebtesten abendlichen Treffpunkten gehört auch das Jules im Forte Grand Hotel. In allen genannten Kneipen sieht man fast ausschließlich Nicht-Araber. Und die wenigen, die vertreten sind, tragen keine traditionelle Kleidung. Das hat einen Grund. Der Barkeeper, der Arabern wissentlich Alkohol ausschenkt, macht sich strafbar. Hüllt sich der Wüstenbewohner jedoch in westliche Kleidung, kann man dem Barkeeper keinen Vorwurf machen. Wie sollte er ihn von Nicht-Moslemen unterscheiden. Manche Hotels machen allerdings Ausnahmen. Deutschstämmige Expatriates gehen am liebsten in den Keller vom Chicago Beach, denn hier gibt es frisches Premiumbier vom Faß.
FAUNA UND FLORA Wer in die Emirate reist, sollte nicht glauben, daß diese nur aus Sand bestehen. Die Wüste, die in dieser Region häufig aus Salzmarschen, manchmal aus kahlen Bergen besteht, lebt und zeigt sich zu jeder Jahreszeit im Schmuck anderer Pflanzen. Besonders nach den Regenfällen, die im Januar/ Februar herunterkommen, blüht eine Reihe verschiedener Arten: Lilien beispielsweise oder gelbe Margeriten, Vergißmeinnicht und sogar Orchideen. Wo man welche Pflanzen (und auch Tiere) findet, steht interessant beschrieben in den gut bebilderten Magazinen »The Living Desert« und »Mammals of the Southern Gulf« (herausgegeben von Motivate Publishing), die Sie in jedem Buchladen vor Ort kaufen können. In den Städten überraschen die liebevoll gepflegten Grünanlagen und Gärten.
Essen und Trinken - Feiertage/Feste Abu Dhabi ist der Vorreiter auf diesem Gebiet. Die Bemühungen von Scheich Zayed gehen soweit, daß er Hobbygärtnern Samen, Keimlinge und Pflanzen kostenlos zur Verfügung stellt. Im größten Emirat sind sogar alle asphaltierten Überlandstraßen von Büschen und Bäumen gesäumt. Manchmal kamen mir diese Anlagen vor wie potemkinsche Gärten, denn häufig kann man vom Auto aus die direkt dahinter liegende Wüste nicht sehen. In den Oasen im Landesinneren wachsen überwiegend Dattelpalmen. Die leuchtend gelben oder roten Früchte sind erst reif, wenn ihre Schale weich ist und eine braune Färbung angenommen hat. Sie schmecken herrlich süß, allerdings zählen sie auch zu den echten »Kalorienbomben«. Vorsicht also, wenn Sie auf Ihre Figur achten müssen. Nur 0,2 % der gesamten Fläche der Vereinigten Arabischen Emirate sind kultiviertes Land, also mit Gemüse- und Obstfeldern, Rinderweiden und Zitrusplantagen bestellt. In Ras al-Khaimah und Dhaid wachsen sogar zweimal im Jahr Erdbeeren. Auf den kleinen Märkten in den Dörfern und an Obstständen entlang mancher Straßen bekommen Sie den besten Überblick und Geschmack von dem, was das Land produziert. Die Großmärkte der Städte sind meist mit importiertem Obst und Gemüse bestückt. Um die Tierwelt der Emirate zu Gesicht zu bekommen, muß man Glück haben. Nur die Kamele, denen man überall in der Wüste begegnet, und die Ziegen, die in ländlichen Gebieten durch die Straßen laufen, bilden eine Ausnahme. Wilde Tiere, etwa einen Fuchs im Gelände, eine Wildkatze, Gazelle oder einen Hasen, wird der normale Tourist kaum sehen. Die Luchse, die früher zahlreich in den Bergen lebten, sind fast ausgestorben, ebenso der scheue arabische Leopard. Im Zoo von Al Ain können Sie aber all diese Tiere bewundern, ebenso zahlreiche Vögel der Region und ein gut gefülltes Aquarium. Für Taucher dürfte die Küste am Indischen Ozean mit ihrem großen Fischund Korallenreichtum sehr interessant
sein. Im Arabischen Golf lebt noch eine relativ große Population von Seekühen, die hier Dugong genannt werden. Sie sind die einzigen Säuger auf der Welt, die im Meer leben und sich ausschließlich von pflanzlicher Nahrung ernähren.
FEIERTAGE/FESTE Unser christlich-westliches Wochenende ist in islamischen Ländern Teil der normalen Arbeitswoche. Dafür ist der Freitag Ruhetag, an dem alle Regierungsbüros, Banken und sonstige öffentliche Institutionen geschlossen haben. Auch die Reisebüros und Airlines. Viele Türen schließen sich bereits am Donnerstag um 12.00 Uhr, während auf dem Privatsektor am Donnerstagnachmittag meistens noch gearbeitet wird. Die Shops im Zentrum öffnen häufig auch Freitag nachmittags. Nationalfeiertage sind der 2. und 3. Dezember, am 6. August wird die Thronbesteigung des Herrschers von Abu Dhabi zelebriert. Der Neujahrstag ist der einzige nichtmoslemische Feiertag. Folkloristische Darbietungen sieht man im allgemeinen nur zu besonderen offiziellen Anlässen, wie Staatsbesuchen oder einer Hochzeit in der Herrscherfamilie. Dennoch kann man über einen Mangel an Veranstaltungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht klagen. Jeden Monat steht etwas auf dem Programm - vom Speedboatrennen bis zum internationalen Golfturnier, von der Autorallye bis zur Wasserskimeisterschaft. Im Oktober halten eine Reihe der größeren, internationalen Hotels ihr Oktoberfest ab, im November feiern die Inder das Divali-Fest, und über das Jahr hinweg finden allerlei kleine und große Feiern der verschiedenen Expatriates-Kolonien statt. Die genauen Termine entnehmen Sie am besten dem Magazin »What's on«. Der Fastenmonat der Moslems heißt Ramadan, sein Termin richtet sich wie auch andere religiöse Feiertage nach dem islamischen (Mond-)Kalender und bewegt sich deshalb in unserem Kalen-
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z dersystem jedes Jahr einen Monat Richtung Jahresbeginn. 1996 beginnt er am Anfang Januar. Für Touristen ist dieser Monat keine besonders bequeme Zeit, da die Fastenregeln auch in den Hotels sehr streng eingehalten werden. Das heißt: Tagsüber sind Restaurants und Bars geschlossen; man kann nur (!) im Zimmer essen; Alkohol wird überhaupt nicht ausgeschenkt; Taxifahrer absolvieren ihre Pflicht häufig ungehalten und verlangen nicht selten überhöhte Preise; auch in den Hotels erfolgt der Service oft im Zeitlupentempo. Für Geschäftsleute indessen kann der Ramadan überraschenderweise gewisse Vorteile bringen. Von Regierungsbeamten wird nämlich erwartet, daß sie am Schreibtisch sitzen, allerdings nur von 8.00 bis 13.00 Uhr, und für Business-Talks bzw. -Lunches bieten sich die Nachtstunden oder der frühe Morgen vor Sonnenaufgang an. Allerdings sollten Sie vor der Abreise sicher sein, daß Ihre Geschäftspartner nicht auf Reisen sind. Der Fastenmonat wird mit dem Id-alKabir beendet, ein Fest, das man mit unserem Weihnachten vergleichen kann: Es gibt große Familientreffen, bei denen geschlemmt wird und die Kinder Geschenke und Süßigkeiten bekommen. Das ist auch der Tag, an dem die Paläste für jedermann geöffnet sind und die Herrscher persönlich Glückwünsche von ihren Untertanen entgegennehmen. Wollen Sie den Emiren und ihren Familien am Id einen Besuch abstatten, sollten Sie sich die Worte »Idkum mbarek« oder »Idik mbarek« (Mag Dein Id gesegnet sein) einprägen, oder auch »Kul am winta Bkhair« (Mögest Du jedes Jahr glücklich sein), Wünsche, die man sich hier auch an Neujahr oder an Geburtstagen entbietet.
FOTOGRAFIEREN Auf den ersten Blick erscheinen schöne Motive rar: eintönige moderne Gebäude in platter Wüstenlandschaft. Aber wer sich mit Region und Menschen intensiver beschäftigt, wird eine Menge
Eindrücke finden, die des Ablichtens wert sind. Einige sehr wichtige Regeln sollten Sie dabei beachten. Versuchen Sie nie, wirklich niemals, auch nicht heimlich, arabische Frauen auf die Platte zu bannen. Damit können Sie sehr großen Ärger auf sich ziehen, der bestenfalls in der Zerstörung des Films gipfelt. Als Mann sollten Sie die Damen auch nicht um Erlaubnis bitten, sie fotografieren zu dürfen. Wenn schon, dann den Mann, der sie meistens begleitet. Als Frau tut man sich etwas leichter. All die Expatriates, insbesondere die Inder und Pakistani, lassen sich, wenn man sie vorher fragt, recht gerne fotografieren. Strengstens verboten ist das Fotografieren militärischer Anlagen, Flughäfen und der Paläste der Herrscherfamilien (!). Sollten Sie es trotzdem versuchen, nehmen Ihnen die Sicherheitsbeamten die Kamera ab. Filmmaterial können Sie von zu Hause mitbringen oder vor Ort kaufen. Der Preis ist der gleiche, es sei denn. Sie kaufen im Duty-free-Shop auf dem Flughafen, der in Dubai eine Filiale in der Auskunftshalle hat. Wegen der extremen Sonneneinstrahlung ist der Gebrauch von Filtern und von Filmen von 25 bis 64 ASA Lichtempfindlichkeit ratsam. Das schönste Fotolicht herrscht morgens bis 10.00 und am Nachmittag um 15.30 Uhr. Warten Sie nicht zu lange, die Sonne sinkt rapide, bereits ab 17.00 Uhr hat sie in den Wintermonaten kaum noch Kraft, und um 18.00 Uhr ist es dunkel.
FRAUEN Die Rolle der arabischen Frau darzustellen ist aus verschiedenen Gründen sehr heikel. Einerseits hat ein NichtAraber kaum Einblick in die Privatsphäre der Moslems. Ausnahmen gibt's - man findet in der Literatur einige Beispiele - aber diese sind nicht auf die Allgemeinheit anwendbar. Andererseits haben wir eine völlig andere Einstellung zu Frauenrechten und Emanzipation, können damit
Feiertage/Feste - Hotels nicht oder jedenfalls nur sehr schlecht die Situation der Frau in der moslemischen Welt beurteilen. Voraussetzung dafür wäre zumindest die Kenntnis des Korans. Dann jedenfalls könnte man diskutieren, inwiefern dem Wort Allah Folge geleistet wird. Tatsache allerdings ist, daß die Frauen nach unserem Rechtsempfinden bedeutend weniger Rechte haben als Männer. Was trotzdem nicht heißen muß, daß sie von den Männern als minderwertig oder zweitrangig betrachtet werden. Obwohl der Prophet Monogamie forciert hat, war Polygamie erlaubt. Auch für Frauen. Das hatte früher sehr praktische Gründe. Wegen der vielen Kriege zwischen den Stämmen wurden Frauen schnell zu Witwen, was häufig für sie den Hungertod bedeutete. Deswegen war das Überleben mit mehreren Männern besser gesichert. Für den Mann hingegen bedeuteten mehrere Frauen viele Kinder, ein großer Vorteil bei der damaligen sehr hohen Kindersterblichkeit. Kinder waren billige Arbeitskräfte und eine Sicherheit für das Alter. Der Koran sagt aber auch dort, wo den Männern vier Frauen zugestanden werden: Wenn du ihnen nicht Gerechtigkeit und Gleichberechtigung zubilligen kannst, solltest du nur eine heiraten. Diese Gleichberechtigung bezieht sich auf soziale Behandlung und Liebe. Die arabische Gesellschaft dreht sich um die Familieneinheit, und die Frau wird als Herz der Familie betrachtet, eine Position, die Sicherheit und Respekt erheischt. Sollte die Frau jemals entehrt werden, wird die gesamte Familie entehrt, deshalb wird sie von den Männern gegen jegliche Bedrohung von außen verteidigt. Die Forderung, Frauen sollten ihren Körper verhüllen und sich züchtig benehmen, wird von den Moslems als Zeichen ihrer Bedeutung gesehen, Bedeutung als Mutter und Wächterin der Familie. Im Koran werden Frauen angehalten. Männer nicht zu provozieren: Sage gläubigen Frauen, sie sollen ihren Blick abwenden und ihren Körper züchtig bedecken und nicht ihre Reize aus-
spielen ... Sie sollen ihre Brüste mit Schals umhüllen. In diesem Zusammenhang sei auch gesagt, daß die Frauen den Schleier zu ihrer eigenen Sicherheit tragen, nicht weil die Eltern oder der Ehegatte es anderen Männern nicht gönnen, ihr Gesicht zu sehen. Dazu muß man wissen, daß die Moslems meinen, einen sehr starken Sexualtrieb zu besitzen, weswegen alle fraulichen Reize sie dazu verleiten könnten, unbeherrscht zu handeln. Um diesem vorzugreifen, verhüllen die Frauen ihr Gesicht (in den Emiraten und Oman übrigens seltener als etwa in Saudi-Arabien) ebenso wie den Körper. Deswegen darf man sich eben auch als Touristin nicht wundern, daß man lüstern angesehen oder auch belästigt wird, wenn man seine Rundungen zur Schau stellt. Frauenarbeit ist in arabischen Ländern noch nicht selbstverständlich, obwohl vielerorts inzwischen offiziell Gleichberechtigung herrscht. Jahrtausende alte Traditionen können nicht von heute auf morgen umgestoßen werden.
HOTELS Der überwiegende Teil der Unterkünfte für den europäischen Markt gehört in die gehobene Kategorie. Für Touristen lohnt es sich kaum, die Unterkunft direkt zu buchen. Über Veranstalter wie z.B. TUI, Feria, GeBecO oder Jahnreisen wird der Urlaub preiswerter als individuell gebucht. Besonders empfehlenswert sind folgende Unterkünfte: Abu Dhabi: Inter-Continental Tel. (02) 66 68 88 in Deutschland zu buchen über (0130) 85 39 55 (gebührenfrei) In exponierter Lage direkt am Wasser, mit eigenem kleinen Yachthafen und Strand. Ein halbes Dutzend Restaurants, Sportmöglichkeiten und von jedem Zimmer ein schöner Ausblick über
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z Meer und Stadt machen dieses Haus zum beliebtesten in der Hauptstadt der VAE. AI Ain: Inter-Continental Tel. (03) 68 66 86 in Deutschland zu buchen s.o. Die Zimmer bedürfen zwar mal einer Rundum-Überholung, ansonsten fehlt es an nichts: Ob Pool von olympischen Ausmaßen, Reitstall oder Fitneßzentrum, ob köstliches Gebäck am Nachmittag oder Herzhaftes aus der indischen Küche, alles vorhanden. Dubai: Chicago Beach Tel. (04) 48 00 00 Eines der ersten Strandhotels in den VAE. unlängst renoviert und z.Zt. ausgebaut. Hier mischen sich überwiegend deutsche mit russischen Gästen. Bierfans freuen sich über den »Keller« mit faßfrischen Hopfensäften. Forte Grand Tel. (04) 82 40 40 in Deutschland zu buchen über Leading Hotels in the World: (0130) 85 21 10 (gebührenfrei). Eine komfortable Oase in Airportnähe. Trotzdem nicht nur für Umsteiger empfehlenswert. Die Zimmer sind sehr großzügig gestaltet, die Freizeitmöglichkeiten wie Fitneß, Tennis, Squash, Par T Golf sowie die 6 Restaurants und 3 Bars/Disco gehören zum besten, was Dubai zu bieten hat. Hyatt Regency Tel. (04) 22 12 34 in Deutschland zu buchen über (0130) 29 29 (gebührenfrei) Der goldbraune Riesenwürfel erhebt sich zwischen Meer und Downtown District von Dubai. So hat man von allen der bequem eingerichteten Zimmer einen herrlichen Ausblick und kann die Souks zu Fuß erreichen. In der angeschlossenen Einkaufspassage versteckt sich die Eisbahn, auf der zukünftige Olympioniken aus der Wüste trainieren.
Jebel Ali
Tel. (084) 352 52 in Deutschland zu buchen über Leading Hotels in the World: (0130) 85 21 10 (gebührenfrei) Bisher das beste »echte« Strandhotel der Emirate. Es liegt etwa 25 km von Dubai entfernt in herrlich grünem Park. Die Zimmer sind etwas klein, aber gemütlich, und vom Konzept her ist man hier hundertprozentig auf Touristen eingestellt. Sehr schön auch die Poollandschaft und der kleine Yachthafen nebenan. JW Mariott Tel. 62 44 44 in Deutschland zu buchen über (0130) 85 44 22 (gebührenfrei) Das nicht nur architektonisch höchst attraktive Hotel im elegantesten Viertel von Dubai ist gerade zwei Jahre alt, doch von Beginn an so erfolgreich, daß man nur schwer ein Zimmer bekommt. Kein Wunder, die Zimmer sind luftig, bieten reichlich Platz und sind mit all dem modernen Komfort ausgestattet, auf den der verwöhnte Reisende nicht verzichten mag. Dazu gehören Business Center und Health Club, Pool und drei Spitzenrestaurants sowie zwei Bars. Royal Abjar Tel. 62 55 55 in Deutschland zu buchen über Leading Hotels in the World: (0130) 85 21 10 (gebührenfrei) Ein Haus auf höchstem Niveau mit spektakulärer Lobby, in deren Decke der Freiluftpool sozusagen hängt. Sensationell auch der Ballraum, der größte der VAE mit zigtausenden von Kristallüstern und freischwebender Stuckdecke. Auch an den Zimmern gibt s nichts zu mäkeln, ebensowenig an den verschieden ethnischen Küchen der sechs Restaurants. In Kürze wird die Hotelgruppe das erste feudale Resorthotel am Strand von Dubai eröffnen. Sharjah: Grand Hotel Tel. (06) 35 65 57 Ein sehr ordentliches Mittelklasse Hotel, das den Vorteil genießt, direkt am Strand
Hotels - Literatur zu liegen und nicht zu teuer zu sein. Die Zimmer sind schlicht, aber groß. Oceanic Tel. (09) 38 51 11 Eines der wenigen Hotels an der Seite des Indischen Ozeans. Hier konzentriert man sich auf Sonnen und Schwimmen und reichlich Wassersport.
KLEIDUNG Leichte Sommerkleidung reicht im allgemeinen. Wer leicht fröstelt, sollte für die klimatisierten Räume, aber auch für kühlere Winternächte, Pullover oder Jacke einpacken. Für nächtliche Wüstentouren zwischen November und Februar müssen Sie unbedingt etwas Warmes mitnehmen. Ob Sie sich abends schick anziehen wollen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Nirgendwo herrscht Sakko- oder Krawattenzwang. Viel wichtiger ist es, daß Sie sich außerhalb der Strandregion den Landessitten gemäß kleiden. Also keine kurzen Hosen und schulterfreie Hemden. Frauen sollten ebenfalls auf enge Miniröcke und Durchsichtiges verzichten, allerdings keinesfalls auf einen BH. Den Frauen, die sich elegant klassisch kleiden, wird entsprechender Respekt gezollt. Diejenigen jedoch, die zuviel Haut oder die Körperformen sehen lassen, dürfen sich nicht über anzügliche Blicke und Bemerkungen wundern. Man muß sich nun nicht gleich in wallende Tücher hüllen, aber weite Blusen, die die Hüfte bedecken, und luftige Hosen bzw. längere Röcke sind angebrachter als enge und knappe Kleidung. Letztere allerdings ist in Bars und Nachtclubs inzwischen gang und gäbe.
KLIMA Es gibt grob gesehen zwei Jahreszeiten. Den Sommer von Juni bis September mit Temperaturen zwischen 35 und 50°C und einer Luftfeuchtigkeit von durchschnittlich 90 % und den Winter von Oktober bis Mai mit 20 bis 35 °C
mit geringerer Luftfeuchtigkeit. Im Landesinneren sind die Tagestemperaturen gewöhnlich höher als an der Küste, dafür ist es nachts kühler. Regen fällt nur selten, meist im Januar und Februar, in den Bergen mehr als am Wasser. Es kann dann aber auch schon mal ein bis zwei Tage regnerisch bleiben. An der Küste sorgt in den Wintermonaten eine angenehme Brise für Abkühlung, im Sommer manchmal der Shamal, ein unangenehmer, mit Sand beladener Wind.
LITERATUR Auf dem deutschsprachigen Büchermarkt gibt es keine Literatur, die sich ausschließlich mit den Vereinigten Arabischen Emiraten beschäftigt. Ausnahme bildet der Bild-Text-Band Vereinigte Arabische Emirate aus dem Ullstein Verlag. Desweiteren informieren eine Reihe von Sachbüchern und Romanen, in denen es um die arabische Welt insgesamt geht. Interessant ist das Sachbuch von Peter Scholl-Latour Allah ist mit den Standhaften. Mehr eine wissenschaftliche Analyse ist das Taschenbuch von Maxime Rodinson Die Araber. Die Britin Patricia Holton beschreibt in ihrem Buch Wüstensand und Sternenwelt ihre Erfahrungen in arabischen Familien in den VAE. Ähnlich geartet ist Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud, in welchem die Autorin aus eigener Erfahrung schreibt. Zum Teil unglaublich erschreckend. Informativ und lesenswert ist Islam. Kurz und bündig von Roland Machatschke. Der englischsprachige Markt ist üppiger mit Material über die Emirate bestückt. Am besten besuchen Sie einen Buchladen vor Ort - fast alle großen Hotels haben einen - und blättern in dem Angebotenen. Die schön bebilderten, relativ preiswerten Bände der Motivate Press über die einzelnen Emirate, die Unterwasserwelt. Fauna und Flora und die archäologischen Ausgrabungen sind nicht nur einfach und interessant geschrieben, sie sind auch ein nettes Souvenir. Für Geschäftsleute empfiehlt
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z sich der im Januar 1992 neu erschiene UAE-MEED Practical Guide, aus dem Verlag, der wöchentlich den Middle East Economic Digest herausgibt. Als Klassiker gilt mittlerweile Wilfred Thesigers Arabian Sands, in dem der Autor seine Reisen durch Arabien und einen Aufenthalt bei den Beduinen in den Jahren 1945-50 beschreibt. Wer sich ganz intensiv mit der arabischen Welt auseinandersetzen will, sollte sich die 500 Seiten starke Cambridge Encyclopedia of the Middle East zulegen.
MEDIZIN. VERSORGUNG Man hört zwar immer wieder, daß die Scheiche zur medizinischen Behandlung in die Bundesrepublik Deutschland oder die USA fliegen, bzw. die Koryphäen zu sich kommen lassen. Das liegt jedoch allein an der Tatsache, daß sie es sich leisten können, die weitbesten Spezialisten zu konsultieren. Dabei brauchen sie sich vor ihren eigenen Ärzten absolut nicht zu ängstigen. Im Gegenteil, die medizinische Versorgung ist nicht nur vorbildlich, sondern im Notfall auch für jeden kostenlos. Die Spezialisten sind fast alle Ausländer, weshalb man sich gut auf englisch verständigen kann. Wer den Arzt beispielsweise nach einer Verletzung mehrere Male aufsuchen muß, bezahlt in Dubai erst ab dem dritten Besuch. Das gilt auch für Touristen. Erst danach wird es dann teuer, weshalb es sich empfiehlt, gegebenenfalls für 250 Dirham eine »Medical Card« zu kaufen, auf der jede Konsultation mit 10 Dirham berechnet wird. Diese Karten gelten allerdings nur in dem Emirat, in dem sie gekauft worden sind. Die Medikamentenpreise werden staatlich kontrolliert und sind im Verhältnis zu den unsrigen gering. Haben Sie vor der Abreise eine private Reisekrankenversicherung abgeschlossen (was sich immer empfiehlt), so bekommen Sie bei Vorlage der Quittungen das Geld zurück. Sollten Sie ärztliche Hilfe beanspruchen, fragen Sie am besten an der Ho-
telrezeption nach der nächstgelegenen Klinik oder Arztpraxis. Insgesamt gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten 41 Hospitäler; davon vier öffentliche in Abu Dhabi, sechs in Dubai. Eine empfehlenswerte Adresse ist z.B. auch die private Mideast Polyclinic, Dubai, Deira, AI Rigga Street, Al Otaiba Bldg. Tel. 21 68 88. Erfahrungsgemäß sind es meist vier Unannehmlichkeiten, mit denen man auf Reisen rechnen kann: Magen- und Darmverstimmung, Zahnschmerzen, Sonnenbrand und Verletzungen. Gegen Übelkeit und Durchfall hilft hau fig am besten ein Kamillenextrakt, den Sie zu Hause in der Apotheke bekommen oder Immodium. Nehmen Sie im Falle eines Falles entweder gar keine oder nur sehr leichte Nahrung zu sich, trinken Sie viel Mineralwasser und bleiben Sie der Hitze und Sonne fern. Bei Zahnproblemen helfen oft nur Schmerztabletten, die Vorsichtige immer im Gepäck haben. Lassen die Schmerzen nicht nach, konsultieren Sie den nächsten Zahnarzt. In den Emiraten gibt es sehr gute Dentisten mit modernsten Geräten. Was den Sonnenbrand betrifft, so bin ich jedesmal wieder erstaunt, wie leichtherzig sich die Touristen trotz vieler Ermahnungen in die pralle Sonne legen und dann abends jammernd herumlaufen wie frischgekochte Hummer. Die Sonnenstrahlung ist in den Wüstengebieten sehr intensiv, und die kühle Brise, die häufig weht, nimmt der Sonne keineswegs die Kraft. Deswegen: Setzen Sie ihre Haut nur ganz langsam, sprich anfangs nicht mehr als eine halbe Stunde, der Sonne aus und legen sich dann unter einen Schirm oder Palme. Und vergessen Sie nicht, sich mit einer Creme, die einen hohen Sonnenschutzfaktor hat, einzuschmieren. Bei größeren Verletzungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, bei leichten Hautverletzungen mit Infektionsgefahr hilft z.B. Betaisodonna, das Sie auch am besten in Ihrer Reiseapotheke mitfüh-
Literatur - Öffnungszeiten ren. Wer viel reist, sollte sich auf alle Fälle eine Tetanusprophylaxe verabreichen lassen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind keine Impfungen vorgeschrieben. Malariainfektionen sind in den letzten Jahren nicht aufgetreten. Falls Sie allerdings auch in den Süden Omans reisen, wird eine Prophylaxe empfohlen. Wegen der z. T. schweren Nebenwirkungen der Tabletten und der zunehmenden Resistenz der Erreger sollten Sie zu Hause ein Tropenkrankenhaus konsultieren. Aber auch einige persönliche Vorsichtsmaßnahmen erhöhen Ihren Schutz. 1. Mückenschutz, z. B. Autan-Lotion, zumindest auf unbedeckte Hautstellen auftragen 2. Ab Sonnenuntergang lange Hosen und Shirts mit langem Ärmel tragen 3. Auf duftende Kosmetika verzichten 4. Beim Campen im Freien ein Moskitonetz benutzen Das gefährlichste Tier in der Wüste ist der Skorpion, der sich im Gegensatz zur Schlange gern dort einnistet, wo es warm und kuschelig ist. Dazu zählen Schuhe, Decken, Handtücher und Taschen, auch die Kleidung. Sollten Sie also im Freien übernachten, schütteln Sie alles erst mal aus, bevor Sie es wieder benutzen. Skorpione vergraben sich auch im Sand, deswegen sind feste Schuhe bei Wüstentouren angebracht. Das Wasser aus dem öffentlichen Netz ist trinkbar, wer ganz sichergehen will, greift zur Wasserflasche. In den Restaurants kommt fast immer automatisch eine verschlossene Flasche auf den Tisch.
MUSIK UND TANZ Die arabische Musik klingt zumindest in meinen Ohren recht befremdlich und nicht unbedingt angenehm. Auch Ermunterungen seitens der Golfbewohner, ich müsse mich eine Weile einhören, haben daran nichts geändert. Indische und pakistanische Klänge, die man häufig in Geschäften oder Taxis hört, gehören in dieselbe Kategorie.
Wer sich überwiegend im Hotel bzw. am Strand aufhält, hat allerdings selten das Vergnügen, einheimischer Musik zu lauschen, abgesehen von dem eintönigen Singsang, dem adhan, aus den Lautsprechern der Minarette. Im Fernsehen sieht und hört man auf den arabischen Kanälen zu bestimmten religiösen Anlässen den tajwid oder malid, beide eine Art Choral, der auf dem Koran basiert und von einem Mann dargebracht wird. Folkloristische Darbietungen gibt es nicht ohne wichtigen Anlaß, auch nicht zum Vergnügen der Touristen. Jedenfalls bisher. Ausnahme mögen die raqs sharqi sein (übersetzt »östliche Tänze«, von Abendländern gern als Bauchtanz bezeichnet), die in einigen Hotels zu bewundern sind. Wer das Glück hat, eine große Hochzeit oder einen Staatsbesuch zu erleben, kann junge Mädchen in bunten Kleidern sehen, die begleitet von Tambourinrhythmen wie hypnotisiert ihre langen Haare hin und her schwingen. Bei offiziellen Anlässen, an denen hohe Regierungsbeamte teilnehmen, wird häufig der Ayyalah vorgeführt: ein Siegestanz, untermalt mit Gesang, dessen Lyrik den Herrscher und den Habicht preist, beides Heldensymbole, und den Glauben an Allah bestätigt.
ÖFFNUNGSZEITEN Banken in Abu Dhabi: Sa.-Mi. 8-13 Uhr, Do. 8-11 Uhr In den anderen Emiraten: Sa.-Do. 8-13 Uhr Geschäfte (in der Regel): Sa.-Do. 8-13 und 16-19 Uhr Viele Shops in Dubai und Sharjah haben wochentags und auch am Freitagnachmittag bis spät in den Abend geöffnet. Fisch-, Gemüse- und Viehmärkte sind am frühen Morgen am interessantesten, der Großmarkt in Dubai hinter dem Hotel Hyatt ist nach Einbruch der Dunkelheit bis 23.00 Uhr am turbulentesten.
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z Die Airlines und Reisebüros richten sich im allgemeinen nach den offiziellen Geschäftszeiten, die Lufthansa macht aber auch am Freitag Dienst. Regierungsämter: Sa.-Mi. 7.30-13.30, Do. 7.30-12 Uhr
POST In den Städten gibt es zwar Postämter, aber die Schlangen vor den Schaltern sind meist lang. Frauen haben grundsätzlich den Vortritt. Das Hauptpostamt in Dubai liegt in der Zabeel Road, das in Abu Dhabi an der Old Airport Road. Viel bequemer ist es, seine Karten und Briefe an der Rezeption des Hotels abzugeben. Post nach Europa dauert etwa fünf Tage, während des Ramadan häufig länger. Falls Sie sich wundern, warum auf Visitenkarten und bei sonstigen Adressenangaben immer nur das Postfach angegeben ist: Es gibt in den Emiraten keine Briefträger wie bei uns, und manche der Straßen haben auch keinen Namen. Also müssen Einheimische ihre Post eigenhändig vom Postamt abholen. Telefongespräche innerhalb der Emirate sind, solange man innerhalb eines Ortsnetzes telefoniert, im Prinzip kostenlos. An den Telefonhäuschen jedoch müssen Sie einen Dirham einwerfen. Viel mehr kostet auch eine Verbindung ins jeweils benachbarte Emirat nicht. Die Verbindungen klappen reibungslos. Die Vorwahlen der einzelnen Emirate: Abu Dhabi-Stadt 02 Ajman 06 Al-Ain 03 Dubai Stadt 04 Fujairah 070 Jebel Ali 084 Ras al-Khaimah 077 Sharjah 06 Umm al-Qaiwain 06 Ferngespräche führt man am besten vom Hotel aus. Fragen Sie aber vorher nach den Gebühren. Auch für Telefaxe und Telex benutzen Sie bequemerweise die Apparate im Hotel.
Die Vorwahl für Bundesrepublik Deutschland Österreich die Schweiz
00 49 00 43 00 41
PRESSE, FUNK, FERNSEHEN Zeitungen: in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinen täglich zwei englischsprachige Zeitungen, die »Gulf News« und die »Khaleej Times«, beide mit einer farbigen Beilage bestückt. Internationale Nachrichten werden, soweit sie nicht die Vereinigten Arabischen Emirate betreffen, oft nur in sehr knapper Form abgehandelt, Lokales dagegen um so ausführlicher. Deutsche Zeitschriften verkaufen die Buchläden der Hotels, allerdings wird in ihnen ein Zuviel an nackter Haut schwarz übergepinselt. Radio/TV: Englischsprachige Radiosendungen können Sie auf der Welle FM 93 empfangen. Fast alle Hotelzimmer sind mit einem Fernseher ausgestattet, der zwei englischsprachige Sender hat, manchmal auch ein oder zwei Video-Kanäle. Wurden früher nur sexlose Filme gezeigt bzw. entsprechende Szenen geschnitten, so scheint es jetzt kaum mehr Restriktionen zu geben. Dafür spricht auch, daß man in den Video-Shops quasi jeden Film kaufen kann.
PREISE Man kann durchaus preiswert leben. Allerdings setzt dies voraus, daß man beispielsweise zum Essen die Restaurants außerhalb der Hotels aufsucht. Sogar einschließlich der Taxikosten habe ich nie mehr als etwa 30 Mark für ein Menü bezahlt. Der Nachteil dabei ist, daß man keinen Alkohol bekommt, natürlich auch kein Bier oder Wein. In den Hotels, die überwiegend der First-Class-Kategorie angehören, kosten Essen und Getränke genausoviel wie in den entsprechenden Hotels in
Öffnungszeiten - Shopping westeuropäischen oder nordamerikanischen Ländern. Schwer ins Budget schlagen organisierte Ausflüge, vor allem dann, wenn man sie in einem Wagen mit Allradantrieb unternimmt. Als Beispiel die (Circa) Preise für einige Ausflüge bei dem Veranstalter SNTTA, von Dubai bzw. Sharjah aus: Tour nach Al Ain 56 DM Wüsten-Dinner 84 DM Bergtour 110 DM Wüstensafari mit Übernachtung 165 DM Öffentliche Transportmittel (s. S. 84f.) sind spottbillig. Dubai wird gerne als Shoppingparadies angepriesen. Zum Teil ist das richtig, aber bei genauem Preisvergleich, z. B. von Elektrogeräten, stellt man fest, daß vieles genausoviel kostet wie daheim. Es lohnt also, hier vor der Abreise nach den Preisen der gewünschten Artikel zu fragen.
SHOPPING Dubai gilt als Einkaufsparadies schlechthin. Sehr häufig ist damit das Duty-free-Geschäft im Flughafen gemeint, angeblich das preiswerteste der Welt. Im einzelnen läßt sich das schlecht nachprüfen, aber Spirituosen, Kosmetika und Zigaretten sind wirklich spottbillig. Neben einem Supermarkt für diese Waren gibt es auf dem Flughafen weitere sechs bis acht Läden mit Lederartikeln, Schmuck, Fotoausrüstung, Elektronika, Delikatessen, Haushaltswaren und Souvenirs. Wegen des großen Umsatzes passiert es häufig, daß der eine oder andere Artikel nicht vorrätig ist. Wer ganz sichergehen will, sollte sich bei der Einreise in der Duty-free-Filiale im Ankunftsterminal den Katalog mitnehmen, in dem alle Waren aufgeführt sind, inklusive der Telefonnummern des entsprechenden Shops. Wenn Sie sich dann zwei bis drei Tage vor Ihrer Abreise nach den gewünschten Artikeln erkundigen, können Sie diese, falls sie nicht vorrätig sein sollten, zum Abflug auf Ihren Namen bestellen. Wenn man durch die engen Straßen
von Dubais Innenstadt läuft, wird man von dem großen Angebot an Waren geradezu überwältigt. Viele Gassen haben sich auf bestimmte Artikel spezialisiert. In der Al Faihedi Road reiht sich ein Elektro-Geschäft an das nächste, in den Querstraßen überwiegend Stoffläden, auf der Deira Side erstreckt sich die Goldstraße (Gold-Souk) über 100 Meter, parallel dazu gibt's Gewürze. Wenn Sie auf der 101 Road vom Fähranleger aus in die dritte Straße rechts abbiegen, dann bei der nächsten Gabelung linker Hand die Deira Street nehmen, stoßen Sie nach ca. 100 Metern links auf einen überdachten Souk, in dem ausschließlich Stoffe und Kinderkleidung angeboten werden. Um etwas nach unserem Geschmack zu finden, müssen Sie allerdings wirklich suchen. Das meiste entspricht mehr dem Schönheitsideal der Inder und Pakistani, ist also sehr bunt und eher altmodisch. Edelgeschäfte mit entsprechenden Preisen verstecken sich in den architektonisch reizvollen Passagen. Dazu gehören u.a.: Bur Juman Center, Al Manal, Al Wafi, Holiday Plaza und Hamarain Center. Wissen sollte man, daß hier die Preise zwar meist ausgedruckt sind, aber es bleibt fast immer genug Spielraum zum Verhandeln. Manch Designartikel kostet so ein Drittel weniger als daheim. Ansonsten ähneln die Preise den unsrigen. Wichtig ist, daß Sie die Preise, die in Ihrer Heimat verlangt werden, im Kopf haben und zäh bzw. geduldig handeln können. Richtig gute Schnäppchen kann man eigentlich nur beim Gold machen, aber das Design der Schmuckstücke ist sehr verspielt. Geradezu protzig kitschig sind die Artikel in den Möbel- und Lampengeschäften. Auch wenn Sie nichts kaufen wollen, schauen Sie einfach mal hinein. Das Angebot ist wirklich spektakulär, und Sie bekommen eine ungefähre Vorstellung, wie die Paläste von innen aussehen. In Sharjah reiht sich auf der Al Wawda Road eine Boutique an die andere. Wenn Sie ordentlich handeln, bekommen Sie hier manches zu guten Preisen. Der be-
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Vereinigte Arabische Emirate von A-Z rühmte Sharjah Souk, der aussieht wie ein Belle-Epoque-Bahnhof, beherbergt überwiegend günstige Shops, etwas edler ist der Al Mahara Souk. Hier kann man zu günstigen Preisen herrliche Designerstoffe kaufen, von Versace zum Beispiel oder Yves St. Laurent. In Abu Dhabi lohnt sich das Einkaufen kaum. Für den Schaufensterbummel bietet sich die 8 km lange Zayed First und Second Street (auch Elektra Street genannt) oder die Sheikh Hamdan Street an, bzw. die Shops in und um den Central Market. Wer genügend Zeit und Geduld mitbringt, kann sich preiswert Kleidung anfertigen lassen. Am besten, Sie lassen diese von Ihren mitgebrachten Sachen kopieren. Falls Sie Seide kaufen wollen, müssen Sie beharrlich nach der Qualität fragen. Nicht selten entpuppt sich Billiges als Mischgewebe. Vergessen Sie bei Ihren Einkäufen den deutschen Zoll nicht! Mitbringsel dürfen den Wert von 520 DM pro Person nicht übersteigen. Wollen Sie Teureres einführen, fragen Sie besser bereits vor der Abreise zu Hause nach der Höhe des Einfuhrzolls. Ebenfalls wichtig beim Kauf von elektronischen Geräten und Fotoapparaten ist die weltweite Garantie, ohne die Sie daheim im Falle eines Falles erfahrungsgemäß hohe Reparaturkosten zu zahlen haben.
eik), aber auch Shayk oder Shaikh. Die Ehefrauen der Scheiche heißen Sheika. Die Nationalsprache ist Arabisch mit einem besonderen Golfakzent, der in jedem Emirat etwas anders ausfällt. Wegen der ägyptischen und libanesischen Einwanderer hört man auch häufig deren Dialekte des Arabischen. Daneben werden Urdu und Farsi gesprochen. Unter Geschäftspartnern verhandelt man meist auf englisch. Viele Dokumente sind allerdings auf arabisch verfaßt. Im Hotelbusiness hört man fast ausschließlich Englisch, einige Angestellte sowie manche Reiseleiter sprechen auch Deutsch. Der offizielle Titel Emir wird überhaupt nicht benutzt. Man spricht entweder von Scheich Zayed (oder auch Said), also Titel plus Vorname, als persönliche Anrede benutzt man bei Familienmitgliedern des Herrschers »Your Highness«, beim Herrscher selbst »Your Royal Highness«. Hohe Regierungsbeamte werden gewöhnlich mit »Your Excellency« angesprochen. Im Umgang mit normalen Bürgern benutzt man ausschließlich die Vornamen. Spricht man allerdings mit Arabern über Araber, so kommt bei Respektspersonen, zum Beispiel einem Familienoberhaupt, wieder der Titel Scheich ins Spiel.
TRINKGELD SPRACHE Da die arabische Schrift keine Buchstaben für die Mitlaute kennt und es auch keine offizielle Vokalisierung gibt, werden Sie häufig auf unterschiedliche Schreibweisen arabischer Namen und Begriffe stoßen. In meinem Text habe ich mich an die Schreibweisen gehalten, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf Straßenschildern oder in englischsprachigen Zeitungen gebräuchlich sind. Liest man vor Ort z. B. Sharjah, so wird es in der deutschen Literatur auch Schardschah geschrieben, was unserer Aussprache entspricht. Den Titel Scheich lesen Sie in den Emiraten als Sheik oder Sheikh (gesprochen Sche-
In Hotels und Hotelrestaurants wird das Trinkgeld meistens automatisch aufgeschlagen, im Schnitt zwischen 10 und 15%. In anderen Speiselokalen und Pubs rundet man auf. Etwa ein bis fünf Dirham sind üblich. Taxifahrer erwarten kein Trinkgeld, Kofferträger am Flughafen bekommen einen Dirham pro Gepäckstück, Bell Boys im Hotel etwa das gleiche.
Shopping - Urlaubsplanung
URLAUBSAKTIVITÄTEN Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung sind in starkem Maße davon abhängig, in welches der Emirate Sie reisen. Die größten Möglichkeiten in bezug auf Abwechslung und Unterhaltung bietet Dubai. Ob Strand-, Stadt- oder Nachtleben, es ist alles vorhanden. Bei der Wahl des Hotels haben Sie folgende Alternativen: Entweder Stadthotel mit Pool, aber ohne Privatstrand, dann müssen Sie zusätzlich mit ca. 10 DM pro Person und Tag für den Zutritt zu einem Strandclub und etwa 7,50 DM Taxigebühren pro Weg rechnen. Bei einem Stadthotel mit Privatstrand sind Benutzung und Transport für die Hotelgäste kostenlos. Oder Sie beziehen ein Strandhotel, das tagsüber bis ca. 20.00 Uhr kostenlose Shuttlebusse in die Stadt einsetzt, müssen dann aber für abendliche Vergnügen ein Taxi für ca. 10 DM pro Strecke (Jebel Ali ca. 25 DM) nehmen. Allerdings verfügen auch die Strandhotels über eine Bar und/oder Disco. In Sharjah stehen fast alle Hotels am Strand, bis zum Zentrum sind es mit dem Taxi nur ein paar Minuten. Der Nachteil ist, daß in diesem Emirat kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. Entsprechend flau ist das Nachtleben. Aber ... auch hier verfügen die Hotels über kostenlose Shuttlebusse, und zwar nach Dubai, das nur 20 Min. entfernt liegt. Wer in Sharjahs Exklave am Indischen Ozean (z. B. im Oceanic Hotel) absteigt, sollte wissen, daß Nachtschwärmer hier völlig fehl am Platz sind (auch wenn das Hotel Ausflüge an alkoholische »Tränken« organisiert), während Wassersportbegeisterte ein wahres Paradies vorfinden. Die Tauchschule wird von einem Deutschen geleitet, der auch - wenn es mit der Sprache mal hapert - beim Windsurfen oder Katamaran-Segeln behilflich ist. An der Golfküste bieten die Strandhotels Wassersportgeräte (Surfboards. Wasserski, Katamarane, Segeljollen, manche auch Motorboote zum Hochseefischen) gegen eine relativ hohe Benutzungsgebühr an. In den Wintermo-
naten muß man häufiger mit Brandung rechnen, die aber sehr selten so hoch ist, daß man nicht mehr schwimmen gehen darf. In Abu Dhabi wiederum, bisher hauptsächlich von Geschäftsreisenden frequentiert, stehen viele der Hotels am Stadtstrand bzw. nur ein paar Dutzend Meter davon entfernt. Die sanft abfallenden Sandgefilde sind durch davorliegende Molen geschützt, ideal für Nichtschwimmer, Kinder und Windsurf-Anfänger. Von Abu Dhabi aus kann man sich auch auf Sandbänke und Inseln bringen lassen, die vor der Küste liegen. Strände: Wo immer Sie sich aufhalten: FKK ist verboten, oben ohne auch. Natürlich reizen die viele Kilometer langen, schneeweißen, einsamen Strände entlang der gesamten Golf- und Indischen-Ozean-Küste. Trotzdem sollte man es unterlassen, sich dort zum Bräunen und Baden aufzuhalten, vor allem als Frau ohne männliche Begleitung. Auch wenn viele Einheimische inzwischen mit dem Anblick Weißhäutiger vertraut sind, manchen geht es noch nicht so richtig in den Kopf, warum wir Mitteleuropäer uns ausziehen und in die Sonne legen. Für viele der Männer bedeutet dies auch heute noch eine nicht zu unterschätzende Provokation. Da sich ihre eigenen Frauen ausschließlich in Gegenwart ihres Mannes entkleiden, sind alle weiblichen Personen, die dies in der Öffentlichkeit tun. Prostituierte entsprechend reagieren die Herren der Schöpfung häufig auch. Schon aus diesem Grunde, also um vor etwaigen Belästigungen sicher zu sein, geht man besser in die privaten Beachclubs. Ganz davon abgesehen, daß diese über ein Restaurant. Toiletten, Duschen und andere Annehmlichkeiten verfügen. Eine Ausnahme bildet Jumeirah Beach entlang des gleichnamigen Stadtteils von Dubai, ein öffentlicher Strand, an dem sich an den Wochenenden - so scheint es - halb Dubai tummelt. Zumindest der jüngere, nichtarabische Teil der Bevölkerung.
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URLAUBSPLANUNG
VERKEHR
Davon ausgehend, daß Sie wahrscheinlich in einem Hotel in Abu Dhabi, Dubai oder Sharjah untergekommen sind, möchte ich Ihnen empfehlen, während Ihres Urlaubs zumindest folgendes einzuplanen: 1. Stadtbesichtigung und Shopping. Jeweils einen Morgen. Diese Touren können Sie ohne Probleme allein unternehmen (s. a. S. 35«., 62ff.). 2. Besuch eines Kamelrennens. Diese finden nur im Winter am Donnerstagnachmittag und am Freitag sehr früh am Morgen statt. Fragen Sie an der Rezeption nach dem nächstgelegenen Rennplatz und nehmen Sie ein Taxi. Eintritt ist frei (s.a.S. 56f.). 3. Wüstentour mit Grillparty. Die Ausflüge beginnen gewöhnlich am späteren Nachmittag und enden gegen 22 Uhr. Dieser wirklich spannende Trip quer über die Sanddünen läßt sich nur mit einem Geländewagen realisieren. Zwecks Ortskenntnis ist ein kundiger Fahrer notwendig. Beides ist per Veranstalter preiswerter und sicherer zu bewerkstelligen. Man kann auch in der Wüste übernachten. 4. Eine Ganztagestour mit dem vierradangetriebenen Wagen an die Ostküste und zurück quer durch die Hajar Mountains im Wadi Bih. Spektakulär, aber teuer (s. S. 43ff.). 5. Eine Ganztagestour nach Al Ain, ins Jebel-Hafit-Gebirge und in die Oase Kuthwa (s.S. 13f.).
Alle großen Vermieter (z. B. Avis, Hertz, Budget) sind am Flughafen vertreten. Am besten lassen Sie sich bei der Ankunft gleich eine Preisliste und die Telefonnummer der Stadtbüros geben. Über Preise läßt sich reden - man kann den Wagen sehr häufig zum offiziellen Preis mit unbegrenzten Kilometern mieten. Für einen Wagen der preiswertesten Kategorie müssen Sie pro Tag mit 70 DM exkl. Versicherung rechnen, für eine Woche 400 DM. Die internationalen Vermieter stellen bei Vorlage Ihres Führerscheins kostenlos das notwendige local driving permit aus (Paßfotos mitnehmen). Zu den wichtigsten öffentlichen Verkehrsmitteln für den Touristen zählen die Taxis, die auf Winken halten. Innerhalb Dubais kosten sie grundsätzlich 5 Dirham (dhr), in Abu Dhabi wird der Fahrpreis laut Taxameter festgesetzt, beträgt aber selten mehr als 6 dhr. Die Chauffeure sprechen sehr wenig Englisch und verstehen deshalb (oder weil sie sich nicht besonders gut auskennen) nicht, wohin man will. Da sie manchmal auch nicht lesen können, schon gar kein Arabisch, nützt also auch ein entsprechender, von der Rezeption geschriebener Zettel herzlich wenig. Am besten lassen Sie sich im Hotel auf dem Stadtplan erklären, wo Ihr Ziel liegt, und geben dann dem Fahrer einen nahegelegenen Orientierungspunkt an, z.B. ein Hotel, Souk oder Shoppingcenter. Fragen Sie vor der Abfahrt nach dem Preis. Wie überall auf der Welt, versuchen auch hier die Chauffeure gerne, ihr Einkommen gelegentlich etwas aufzubessern. Zwischen den Metropolen der Emirate verkehren Sammeltaxis, zu deren Stand man sich mit dem normalen Stadttaxi fahren läßt. Pro Person - im Höchstfall fünf - zahlt man beispielweise zwischen Dubai und Sharjah 4 Dirham. zwischen Dubai und Abu Dhabi 25 Dirham. Wer allein am Stand steht, muß handeln oder solange warten, bis der Wagen voll besetzt ist. Zwischen Al Ain und Abu Dhabi ver-
Alle genannten Touren und viele andere können Sie bei SNTTA P. O. Box 17, Sharjah Telefon 35 14 11 buchen, wo es auch deutschsprachige Angestellte gibt. Während des Fastenmonats Ramadan in die Arabischen Vereinigten Emirate zu reisen, empfielt sich nur bedingt. Siehe S. 68.
Urlaubsplanung - Zoll kehren keine Sammeltaxis. Man ist auf den Limousinenservice (200 dhr pro Strecke) oder Bus (10 dhr) angewiesen. Der Bus fährt ca. alle halbe Stunde von dem jeweiligen Terminal ab. Die klimatisierten Limousinen können Sie im Hotel bestellen. Weitere Streckenpreise: Dubai-Sharjah 20 dhr Dubai-Jebel Ali 50 dhr Dubai-Abu Dhabi 150 dhr Einige Hotels bieten einen kostenlosen Shuttle Service in die Stadt an. Über den Dubai Creek verkehren Abra genannte Wassertaxis. Auf jeder Seite des Creeks gibt es zwei Anleger. Springen Sie einfach auf eines der offenen Boote, sie fahren alle hinüber (Preis 0.25 Dirham). Zwischen Dubai und Oman verkehrt zweimal täglich ein Express-Bus. Abfahrt ab Dubai, Dnata Car Park 7.30 und 13.40 Uhr, Ankunft Muscat, Ruwi Bus Station 13.25 bzw. 20.25 Uhr. Abfahrt Muscat 7.30 und 13.40 Uhr, Ankunft Dubai 13.25 bzw. 23.40 Uhr. Preis pro Strecke 67 Dirham. Für die Einreise nach Oman benötigen Sie ein Visum, welches Ihnen Ihr Hotel in den Vereinigten Arabischen Emiraten innerhalb von 2 bis 3 Tagen besorgen kann. Allerdings sollten Sie darauf gefaßt sein, daß dies kurzfristig nicht immer klappt, auch nicht in jedem Hotel. Im Jebel Ali Hotel hat man mir allerdings versichert, daß man dort das Visum problemlos organisieren kann. Mit dem Mietwagen dürfen Sie nicht nach Oman einreisen. Und falls Sie mit einem Einheimischen mitfahren wollen, brauchen Sie noch ein extra Road Permit, das nur äußerst schwierig zu bekommen ist, wenn Sie nicht über sehr gute Beziehungen verfügen.
WÄHRUNG In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Dirham die einheitliche Landeswährung. Eine DM sind etwa 2,40 Dirham. Es ist nicht notwendig, Dollar mitzunehmen, der Wechselkurs für deutsches Geld bzw. Traveller-Schecks ist ebensogut. Ob Sie im Hotel oder
auf der Bank wechseln, macht keinen großen Unterschied. Der etwas schlechtere Kurs im Hotel wird dadurch wettgemacht, daß man sich den Weg zur Bank erspart. Wenn Sie aber schon in der Stadt sind, z. B. im Zentrum Dubais, lohnt es sich, die Kurse der Wechselstuben, die es in vielen Straßen gibt, zu vergleichen. In vielen Geschäften können Sie auch mit DM bezahlen. Die Geschäftsinhaber erkundigen sich dann telefonisch nach dem entsprechenden Wechselkurs bei der Bank. Größere Läden, Hotels und Restaurants akzeptieren Kreditkarten. Wer gut handeln will, zahlt besser bar.
ZEITUNTERSCHIED Zwischen dem deutschsprachigen Raum und den Vereinigten Arabischen Emiraten beträgt der Zeitunterschied drei Stunden. Das heißt, wenn es zu Hause 12.00 Uhr schlägt, stehen die Zeiger am Golf auf 15 Uhr. Durch unsere Sommerzeit verringert sich der Unterschied auf zwei Stunden.
ZOLL Die Golfstaaten zeigen sich großzügig, sieht man davon ab, daß, wie in anderen Ländern auch, die Einfuhr von Waffen und Drogen verboten ist. Sie dürfen 2000 Zigaretten mitbringen oder 400 Zigarren oder ein Kilogramm Tabak. Ein Liter Eau de Toilette ist erlaubt oder 150 Gramm Parfüm. Mit Ausnahme von Sharjah können Sie auch zwei Flaschen hochprozentigen Alkohol einführen. Die Abfertigung bei der Einreise geht erfahrungsgemäß sehr schnell vonstatten. Kontrollen gibt es kaum. Für etwaige Stichproben sollten Sie allerdings besser darauf verzichten, Lektüre mit leicht oder gar nicht bekleideten Mädchen mitzuführen. Es sei denn, es macht Ihnen nichts aus, wenn man sie Ihnen wegnimmt.
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Ein modernes Märchen »Der Schleier der Nacht hatte Oman lange Zeit verhüllt, aber mit Gottes Hilfe wird ein neuer Morgen anbrechen und die Sonne wieder hell über Land und Volk scheinen. Inshallah!« So sprach Seine Majestät Sultan Qaboos Bin Said al Said, nachdem er seinen despotischen Vater entmachtet und am 19. November 1970 den Thron von Oman bestiegen hatte. Und er öffnete die Tore seines Landes weit, auf daß ausländische Unternehmen mit ihrer hochmodernen Technik Einzug halten konnten. Und es entstanden Straßen und komfortable Wohnhäuser, Hospitäler und Schulen, industrielle und landwirtschaftliche Anlagen und das modernste Telekommunikationssystem auf Erden. Und es war zum Wohle aller. Die Untertanen dankten es ihrem Herrscher. Zu Tausenden kamen sie zurück aus all den Ländern, in denen sie zu Studium und Arbeit geweilt hatten, und es herrschte eitel Freude überall. Was hier wie ein Märchen klingt, hat sich in den letzten 25 Jahren in Oman zugetragen. Kein anderes Land auf der Welt hat in diesem Jahrhundert in solch kurzer Zeitspanne einen derartigen Sprung aus dem Mittelalter in die Neuzeit geschafft, ohne dabei zumindest einen Teil seiner Einwohner in Armut und Elend zu stürzen oder sie ihres kulturellen und historischen Erbes zu berauben. Oft geschah sogar beides ... Trotz des galoppierenden Fortschrittes basiert in Oman das politische, rechtliche und familiäre Leben auf den strengen Gesetzen des Islam, die Sultan Qaboos dort, wo er es für förderlich hielt, behutsam dem heutigen westlichen Leben anpaßte. Betrachtet man die Entwicklung des Landes und seinen Status quo, versteht man, daß der Sultan von den Menschen des Landes liebevoll »Super Q« genannt wird.
Karge Berge und fruchtbare Ebenen Landschaften, Städte und Dörfer des Sultanats Oman sind in ihrer Gesamtheit auf der Arabischen Halbinsel einzigartig und machen eine Rundreise zum faszinierenden Erlebnis. Im Nordosten besticht der zerklüftete, völlig nackte Gebirgszug Hajar, der sich im äußersten Norden bis auf die Exklave Musandam zieht. In seinem Zentrum, dem Jebel Akhdar, steigen die Gipfel bis auf 3 000 Meter Höhe an. Entlang der Wadis und früheren Handelsrouten erinnern zahlreiche großartige Festungen und trutzige Wachtürme aus geS. 102/103: Fort Oman
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branntem Ziegelstein an die Jahrhunderte, als das Land durch Handel und Seefahrt zum mächtigsten Imperium Arabiens aufstieg. An der fruchtbaren 270 km langen Batinah-Küste, einer weiten Ebene zwischen dem Golf von Oman und den Bergen, haben sich Gemüse- und Obstfarmer und Fischer angesiedelt. Das landwirtschaftlich genutzte Land wird im Osten durch die Capital Area begrenzt, auf deren ca. 500 Quadratkilometer großen Fläche rund um die Hauptstadt Muscat ein Dutzend Oasen und Fischerdörfer zu einem eindrucksvollen, mit einem großzügigen Straßensystem verbundenen urbanen Konglomerat zusammengewachsen sind. Von den etwa 2 Millionen Einwohnern Omans leben etwa 620 000 in dieser Region. Südlich des Hajar-Gebirges erstreckt sich flache Wüste, im Westen von Abu Dhabi und Saudi-Arabien begrenzt, im Südwesten vom Jemen, im Osten vom Indischen Ozean. Eine einzige, tausend Kilometer lange Asphaltstraße verbindet das nördliche Bergland mit der südlichen Provinz Dhofar. Sultan Qaboos konnte erst nach langen, schweren Kämpfen gegen die vom ehemaligen Südjemen beeinflußten Rebellen 1975 unangefochtener Herr dieser Provinz werden, obwohl Dhofars Hauptstadt Salalah der Stammsitz seiner Al-Bu-Said-Dynastie war. Als einziger Landstrich Omans liegt diese Region im Monsungürtel. Durch den häufigen Nieselregen während der Sommermonate ist sein Mittelgebirge von einem dichten, grünen Mantel überzogen, in die Täler ergießen sich Wasserfälle, und an der Küste wachsen tropische Pflanzen. Seine langen, breiten Strände, vor denen sich Delphine, Wale und Schildkröten tummeln, und das angenehme Klima machen Dhofar zu einem attraktiven Erholungsziel, für Europäer und Einheimische gleichermaßen. Noch sieht man nur wenige ausländische Feriengäste in den kristallklaren, fischreichen Fluten des Indischen Ozeans schwimmen, aber seitdem Sultan Qaboos sein Land 1987 dem Tourismus öffnete, steigt die Zahl der Urlauber - die meisten kommen aus der Bundesrepublik - stetig an.
Ein altes Handelsvolk Omans Vergangenheit ist durch seine tiefverwurzelte, vom Stammessystem bestimmte Gesellschaftsordnung geprägt. Feindseligkeiten und Alliancen zwischen den fast fünf Dutzend Völkern und Dynastien führen oft bis in die Frühzeit seiner Geschichte zurück und reflektierten zum Teil bis heute den Ursprung der Stämme, die sich in diesem Land niedergelassen hatten. Die sozialen Bande innerhalb und zwischen den Gruppen waren selten stabil, und die Herrscher konnten sich nie sicher sein, wer Freund oder Feind war. Während nur wenige feingearbeitete Werkzeuge aus Feuerstein
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die Anwesenheit von Menschen in diesem Teil der arabischen Halbinsel bereits für das Ende der Steinzeit belegen, beweisen andererseits zahlreiche Gräber und Grabbeilagen aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., daß es zu dieser Zeit bereits einen regen Handel zwischen den Völkern Omans und der Emirate und den Babyloniern, Sumerern und den Völkern des indischen Subkontinents gab. Dokumente aus dem antiken Mesopotamien sprechen von Kupferimporten aus dem Reich Magan. Altertumsforscher nehmen an, daß es sich hierbei um Oman handelt, weil hier antike Kupferminen gefunden wurden.
Eine blühende Provinz Die ersten Siedler, deren Namen bekannt sind, tauchen im 8. Jahrhundert v. Chr. auf. Der Stamm der Yaruba, der 2000 Jahre später eine bedeutende Rolle in der Landesgeschichte spielen sollte, wanderte vom nördlichen Jemen ein. Etwa 600 v. Chr. setzten Familienverbände von Persien aus über den Golf. Die Siedler brachten ihr Wissen um unterirdische Wasserkanäle mit, die sie dazu befähigten, den trockenen Boden zu kultivieren. Als sie während der Verbreitung des Islams aus dem Land getrieben wurden, hinterließen sie zahlreiche der Aflaj genannten Bewässerungssysteme im Hajar-Gebirge und seiner Umgebung. Einer Legende zufolge sollen es 10 000 gewesen sein, die Salomon, der Sohn Davids, in zehn Tagen hatte bauen lassen. Im zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus war das heutige Dhofar im wahrsten Sinne des Wortes eine blühende Provinz. Die Quelle ihres Reichtums war indes nicht das Wasser, sondern der klebrige, weiße Saft eines unscheinbaren struppigen Strauches: Weihrauch. Sein lukrativer Export wurde von den jemenitischen Hadramaut kontrolliert. Durch den Reichtum angelockt, siedelten sich weitere Stämme teils aus Persien, teils aus Südarabien auf omanischem Gebiet an. Als im 7. Jahrhundert n. Christi die Lehre des Islam Einzug hielt, ließen sich die Araber bekehren, während die Perser nach ihrer erfolglosen Rebellion gegen die Religion aus dem Land getrieben wurden. Die Zurückgebliebenen nahmen die ihbadhitische Glaubensrichtung des Islam an, in dem, neben anderen unterschiedlichen Auslegungen des Koran, der oberste Herrscher (Imam) vom Volk gewählt wird und somit kein direkter Nachkomme des Propheten Mohammed ist. Bis heute ist Oman das einzige islamische Land, in dem größtenteils Teils Ihbadhiten leben. In den nächsten 1100 Jahren florierte Omans Seehandel. Seine Schiffe liefen Häfen in Persien, Indien und Südostasien an, bereits
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im 9. Jahrhundert gelang es dem berühmten Kapitän Abu Ubaida bin Abdulla bin Al Qassim die 7000 Kilometer lange Reise nach Kanton erfolgreich zu meistern. 1507, neun Jahre nachdem Vasco da Gama das Kap der Guten Hoffnung umrundete und damit den Seeweg nach Indien fand - mit Hilfe des omanischen Navigators Ahmad bin Majid - nahmen die Portugiesen Muscat ein und eroberten in kurzer Zeit die Küste entlang des Golfes von Oman. In den folgenden 150 Jahren bemühten sich Türken und Briten, ihnen diese Gebiete abspenstig zu machen. Die Portugiesen reagierten darauf mit dem Bau der Forts Jalali und Merani in Muscat. Aber es waren die Omanis selbst, die die Besatzer vertrieben. 1624 wurde Nasir al Yaarubi in Rustaq zum Imam gewählt, ein Mitglied des ältesten Stammes im Land. Er fühlte sich dazu berufen, die Küstenregion von den Portugiesen zu befreien. Zur Unterstützung seines Planes schloß er 1646 einen Vertrag mit den Briten und legte damit den Grundstein für eine jahrhundertelange Freundschaft. Nach vielen Rückschlägen gelang es ihm, Muscat einzunehmen und die Feinde in einige kleine Dörfer zurückzudrängen. Sein Nachfolger Sultan bin Saif Al Yaarubi vertrieb die Portugiesen endgültig, baute eine schlagkräftige Flotte auf und ließ verschiedene Festungen im Landesinneren errichten, u. a. das gewaltige Nizwa Fort. Sein größter Verdienst war jedoch die Instandsetzung des alten persischen Falaj Systems. Das Land erlebte einen neuen Aufschwung, den seine Söhne noch ausbauten. 1698 eroberte Saif bin Sultan Mombasa und dehnte sein Imperium auf Ostafrika aus. Als er zwanzig Jahre später wieder an Macht verlor, versuchten die Perser erneut ihr Glück, in Oman Fuß zu fassen. Doch Ahmad AI Bu Said, Bürgermeister von Sohar, konnte sich ihnen widersetzen und wurde zum neuen Imam gewählt. Somit war er der Begründer der königlichen Al-Bu-Said-Dynastie, aus der auch der jetzige Sultan Qaboos stammt. Ahmads Sohn Sayid Said, der als der bedeutendste Herrscher des letzten Jahrhunderts in Omans Geschichte einging, dehnte seine Macht nach Sansibar aus. Er führte dort den Anbau indonesischer Gewürznelken ein, deren Exporteinkünfte bald ein Drittel des gesamten Staatshaushaltes ausmachten, und nahm Beziehungen zu verschiedenen Ländern des Abendlandes auf. Oman war das erste arabische Land, das Diplomaten in die USA schickte. Allerdings kamen diese nicht nur der Freundschaftsbezeugung wegen, sondern auch zum Kauf von Waffen, die sie daheim dringend benötigten. Als Oman durch handfeste Streitereien zwischen Sayid Saids Söhnen die reiche Insel Sansibar verlor, versank es in Armut und Schulden und wurde durch schwache Herrscher einerseits und durch ständige Kriege zwischen den verschiedenen Stämmen andererseits
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geschwächt. Erst 1920 besiegelten Verträge den Frieden zwischen den Völkern. Durch seine inneren Zwistigkeiten hatte sich das Land inzwischen in das politische und wirtschaftliche Abseits manövriert. In den fünfziger Jahren flackerten neue Rebellionen in der JebelAkhdar-Region gegen den Sultan auf, angestachelt von den Saudis. Sie wurden 1959 niedergeschlagen, aber schon wenig später folgte in Dhofar eine Revolte, unter dem Einfluß von Südjemen.
Ein großzügiger Potentat Als 1967 durch die ersten Ölquellen beachtliche Gelder in das Land strömten, Sultan Said aber nichts unternahm, um die desolate Lage Omans und seiner Untertanen zu verbessern, wuchs die Unzufriedenheit im ganzen Volk. Anstatt Modernisierung verfügte er neue Gesetze, die seine Landsleute vor den »schlechten« Einflüssen der westlichen Welt bewahren sollten. Die Omanis durften beispielsweise keine Sonnenbrillen tragen, nicht auf der Straße rauchen oder Fußball spielen. Niemandem war es erlaubt, sich ohne Erlaubnis des Sultans länger von seinem Heimatdorf zu entfernen, und die Frauen mußten sich innerhalb ihres Wohnbereichs aufhalten. Wer ein Auto importieren wollte, benötigte dazu die Unterschrift des Herrschers. Als Sultan Qaboos 1970 seinen Vater entmachtete, gab es im ganzen Land nur zehn Kilometer Straße für 1000 Autos (die fast ausschließlich den Ölkonzernen gehörten), daneben drei Grundschulen für Jungen, ein einziges Krankenhaus, Elektrizität nur in Muscat und Muttrah. Die Ortschaften waren von hohen Mauern umgeben, deren Tore drei Stunden nach dem Sonnenuntergang geschlossen werden mußten. Eine Situation also fast wie im Mittelalter. Nur vor diesem geschichtlichen Hintergrund sind die Ausmaße von Sultan Qaboos Leistungen wirklich zu begreifen. Heute verfügt Oman über 5000 Kilometer asphaltierter und 19 000 km befestiger Schotterwege, über 49 Hospitäler sowie 96 größere und kleinere ambulante Medizinalstationen. Die kostenlose Gesundheitsversorgung reicht bis in die letzten abgelegenen Winkel des Landes. Rund 425 000 Kinder, die Hälfte davon Mädchen, besuchen heute 848 Schulen und können sich danach auf der Universität einschreiben, die der Alleinherrscher aus seiner Privatschatulle finanzierte. Auch für die Erwachsenen, die weder lesen noch schreiben gelernt haben, wird im ganzen Land Unterricht angeboten. Die weibliche Bevölkerung wird angespornt, durch eigene Arbeitsleistung zum Bruttosozialprodukt beizutragen. In der Wirtschaft gelten Männer und Frauen als gleichberechtigt und erhalten bei gleicher Leistung gleichen Lohn.
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Wenn dann Sultan Qaboos mit Pomp und Gloria, sprich mit seinem privaten Jumbo oder der königlichen Jacht, auf Staatsbesuchen in den Nachbarländern unterwegs ist, so darf man ihm, meine ich wenigstens, aufgrund seiner großartigen Verdienste diesen Luxus ruhig zugestehen.
Entwicklung im Eiltempo Heutzutage bedeckt die alte Hauptstadt Muscat den kleinsten Teil der inzwischen - nach omanischen Maßen - dichtbesiedelten Capital Area (Hauptstadt-Region). Zwar steht hier der schönste Palast des Sultans direkt an der malerischen Bucht, außerdem einige Bürogebäude im traditionellen Baustil und zehn Moscheen, aber das politische, wirtschaftliche und soziale Leben spielt sich längst in den neuen Stadtteilen Ruwi, Qurum, Madina Qaboos und entlang der Autobahn zum Seeb International Airport ab. Sultan Qaboos muß sich etwas dabei gedacht haben, als er die Prachtbauten seiner Ministerien und die Residenzen seiner Regierungsmitglieder nebst hauseigener Moschee direkt an die Einfahrtsstraße zum 35 Kilometer entfernten Flughafen setzen ließ. Fährt man in anderen Großstädten der Welt vom Flughafen in die Stadt, geht der Weg nicht selten zunächst durch unansehnliche urbane Gebiete. Auf der Taxifahrt ins Hotel Al Bustan Palace komme ich indes aus dem Staunen kaum heraus. Nicht nur wegen der Gebäude selbst, in deren moderner Architektur sich vielfach traditionelle arabische Formen widerspiegeln, sondern auch, weil sie bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren entweder gar nicht vorhanden oder gerade im Bau waren. Auch die anderen Stadtteile und ihre großzügig angelegten Verbindungsstraßen sind kaum wiederzuerkennen. Ruwi beispielsweise, das Wirtschafts- und Wohnzentrum vieler Ausländer, damals mit einer Handvoll Hochhäuser, weit auseinanderliegenden Appartementgebäuden und Villen bebaut und durch ungepflasterte, staubige Wege verunziert, beeindruckt heute mit einer richtigen Skyline, modernen Shoppingarkaden, gepflegten Straßen und Gärten und mit der Großen Moschee.
Handel und Wandel Muttrah, der traditionelle Umschlagplatz für Waren aus dem Hinterland, hat sein Gesicht zumindest im Zentrum und entlang der sechsspurigen Corniche in meiner Abwesenheit wenig verändert. Die Neuzeit war hier schon früher eingezogen. Auch der moderne
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Seehafen Mina Qaboos, dessen Verladekräne, Lagerhallen und Öltanks die nördliche Uferseite der einstmals sehr romantischen Bucht mehr verunstalten als zieren, ist schon 20 Jahre alt. Doch verbergen sich hinter einigen arabesken Handelshäusern die engen, zum Teil überdachten Gassen des alten Souk. Am späten Nachmittag, wenn es kühler geworden ist, belebt sich der Basar, und es scheint gerade so, als ob hier wie nirgendwo anders in der Stadt die Zeit stehengeblieben sei. Dutzende von offenen, aber auch bereits klimatisierten Shops offerieren allerlei bunte Haushaltswaren und farbenfrohe Stoffe, orientalische Gewürze und Duftmischungen, alte und nachgemachte arabische Accessoires und Waffen, frisches Obst und Gemüse - nicht zu vergessen eine Fülle von glitzerndem Goldschmuck und Edelsteinen. In den winzigen Lädchen mit den wertvollen Pretiosen hocken oft dicht gedrängt schwarz ummantelte Frauen, manche mit, die meisten aber ohne Gesichtsmaske. Nur bei sehr wenigen Stämmen Omans ist die Verschleierung obligatorisch. Selten geworden, zumindest im Alltagsbild von Muscat, sind die herrlichen Khanjar: silberverbrämte Krummdolche, die von den Männern als Schmuck über der schneeweißen, knöchellangen Dishdasha am Ledergürtel um die Hüften getragen werden. Nur am frühen Morgen auf dem Fisch- und Gemüsemarkt in der nördlichen Ecke der Corniche, oder aber am Abend, in den kleinen Teestuben am Hauptausgang des Souk, sieht man sie noch häufiger. Falls Ihnen nach Ihrem Rundgang nicht unbedingt nach etwas Heißem zumute ist, sondern nach frisch gepreßten Säften und einem herzhaften Sandwich, empfiehlt sich eine Einkehr ins Al Alhi. Das schlichte, aber propere Imbißlokal liegt direkt in der Mitte des Basars am Schnittpunkt mehrerer Sträßchen. Die schönste Zeit für einen Spaziergang auf der Hafenpromenade ist gleich nach Einbruch der Dunkelheit. Dann tummeln sich die Einheimischen mit Kind und Kegel auf dem drei Kilometer langen gepflasterten Weg, und das kunstvoll angestrahlte Muttrah Fort vor dem tiefblauen Himmel bietet eines der reizvollsten Fotomotive der Stadt.
Paläste und Festungen Dort, wo sich heutzutage die Corniche in langen Kurven an Wohnvierteln und schroffen Felsen vorbeiwindet, schäumten vor 25 Jahren noch die Wogen des Golfes. An der Küste entlang gab es keine Verbindung von Muttrah zur Zwillingsbucht von Muscat. Die erste schmale Straße wurde 1929 über den steilen Hügel von Riyam gelegt. Sie war mehr als vierzig Jahre lang die einzige
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asphaltierte Straße im Sultanat und führte vom damaligen Flughafen Bait al Falaj bis zu den Stadtmauern. Der Weg existiert noch, und wegen des herrlichen Panoramas über den alten Kern der Capital Area lohnt sich die etwas beschwerliche Strecke. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, warum sich die Portugiesen hier 150 Jahre lang behaupten konnten. Wie ein natürlicher Schutzwall umschließen karge Berge die halbkreisförmige Bucht von Muscat, auf deren äußeren Zipfeln zwei mächtige Festungen thronen. Im Vordergrund das Fort Mirani, das jetzt eine Militäreinheit beherbergt, und auf der anderen Seite das Fort Jalali, beide 1587/88 fertiggestellt. Zur Sicherung der Bay von der Landseite her errichteten die Portugiesen eine Reihe von Wachtürmen, die zum Teil renoviert sind. Aus luftiger Höhe kontrollierten die Besatzer einen steilen Eselspfad, der bis 1970 die einzige Verbindung von Ruwi nach Muscat darstellte. Neben den alten Befestigungsanlagen beeindruckt vor allen Dingen der neue Sultanspalast, der fast zwei Drittel des bebauten Ufers einnimmt. Links daneben liegt das ehemalige Britische Generalkonsulat, ein Bauwerk aus dem Jahre 1890 im traditionellen Omani-Stil. Nur wenige alte Gebäude sind noch erhalten, manche bis zur Unkenntlichkeit renoviert. Zu den schönsten zählen das Beit Nadir, heute ein Museum mit einem reichen Repertoire omanischer Volkskunst, das Beit Zawawi, der alte Sitz der US-Botschaft, das Beit Graiza (im Besitz des Sultans) und das Beit Fransawi, 1894 für französische Diplomaten gebaut. Die Stadtmauer um das alte Viertel ist neu, ebenso wie die ständig offenen Tore. Zu welcher Tageszeit man Muscat auch besucht, immer liegt es verträumt in der Sonne. Eine Oase der Ruhe, in der Verkehrslärm bis heute zu den seltenen Geräuschen gehört.
Pomp und Prunk am Strand Verläßt man das alte Government Quarter durch das Saghir Gate und hält sich links, stößt man auf die As Sultan Turki Street, die an der Bucht von Sidab vorbei nach einigen Kilometern am Roundabout von Al Bustan endet. Mitten auf der Verkehrsinsel steht eine altertümliche Dhau. Sie ist die originalgetreue Kopie eines traditionellen omanischen Seglers, mit der der Ire Tim Severin 1980 auf den Spuren von Sindbad ins chinesische Kanton schipperte. Ein Unternehmen, welches von Anfang bis Ende von Sultan Qaboos finanziert wurde. Die sehr amüAlte Befestigungsanlage
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sante Erzählung über das gesamte Projekt finden Sie in den Hotelbuchläden (Tim Severin, The Sindbad Voyage). Doch es ist weniger dieses Schiff, auf welches sich gewöhnlich das Augenmerk richtet, sondern der gewaltige Prachtbau dahinter. Aus hohen Palmenwedeln und blühenden Hibiskussträuchem erhebt sich vor dunklen Felshügeln der Al Bustan Palace neun Stockwerke hoch. Er beherbergt das exklusivste Hotel des Landes, in dem auf der obersten Etage, für Normalsterbliche unzugänglich, die königlichen Gemächer des Sultans untergebracht sind. Doch auch was darunterliegt, kann sich sehen lassen. Vierzig Meter hoch bis unter die goldene Kuppel ragen die mit Mosaiken verzierten Säulen über dem weißen Marmorboden der achteckigen Lobby. Über allem hängt ein ständiger Duft von Weihrauch. Man kann wirklich nicht behaupten, daß sich Sultan Qaboos hat lumpen lassen, als er diesen 250-Millionen-Dollar-Palast 1985 für die Gulf Cooperative Council Conference errichten ließ, um den Landesherren der Golfstaaten nebst Gefolge eine standesgemäße Unterkunft zu bieten. Heutzutage wird das Hotel überwiegend von Geschäftsleuten und Touristen bewohnt. Für den pompösen Bau mußte das kleine Dorf Sidab weichen. Die Bewohner erhielten statt dessen ein Stück weiter buchtaufwärts eine schmucke kleine Siedlung mit modernen sanitären Anlagen, klimatisierten Räumen und Fernsehgeräten. Die Fischer hinterlassen nicht unbedingt den Eindruck großen Wohlstands. Aber das täuscht. Meerestiere werden teuer verkauft. Eine Maßnahme von Sultan Qaboos, damit es sich für die Fischer lohnt, bei ihrem Handwerk zu bleiben. Ihre Tageseinkünfte betragen in etwa 400 DM. Kein Wunder also, daß ich sie nicht überreden konnte, mir zu akzeptablem Preis ein Boot zu vermieten, um die schönen Buchten südlich des Al Bustan Palace zu erkunden; besser also man bucht gleich über die Hotelrezeption.
Landwirtschaft und Fischfang Zwischen der Capital Area und der Grenze zu den Vereinigten Arabischen Emiraten im Norden erstreckt sich 270 km lang zwischen dem Golf von Oman und dem Hajar-Gebirge die durchschnittlich 25 km breite Ebene der Batinah-Küste, eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Sultanats. Von der gut ausgebauten Straße aus bekommt man schnell den Eindruck, die gesamte Fläche sei besiedelt. Moderne Dörfer und dichte Palmenhaine wechseln sich ab mit Limonen-, Bananen-, Feigen-, Papaya- und Mangoplantagen, die wiederum von großen Gemüsefeldern unterbrochen werden. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche
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Omans liegt rechts und links dieser Strecke. Und doch ist der grüne Streifen schmal, nicht mehr als drei bis fünf Kilometer breit, was den hiesigen Einwohnern gleich eine weitere Einkommensquelle eröffnet: den Fischfang. Da sowohl Landwirtschaft als auch Fischerei von der Regierung gefördert werden, haben die Barasti genannten, armseligen, palmblattgedeckten Lehmhütten überall neuen, haltbaren Betonhäusern Platz gemacht.
Handarbeit in Barasti Das vielleicht einzige traditionelle Lehmhaus dieser Gegend steht in der Nähe von Khabura und beherbergt das ebenfalls vom Staat geförderte Weberei- und Entwicklungszentrum. In diesem klassischen Barasti lernen Frauen lesen und schreiben und werden in der althergebrachten Technik des Webens unterrichtet. Die Handarbeiten werden nicht wie bei uns auf Webstühlen gefertigt, sondern auf dem Boden. Damit bei dem galoppierenden Fortschritt die alte Volkskunst und das Handwerk nicht ganz auf der Strecke bleiben und die alten Kunsthandwerkstraditionen gepflegt werden, hat das Ministry of Heritage and Culture noch eine ganze Reihe solcher Zentren im Land eingerichtet. Verständlicherweise ist es allerdings nicht gerade einfach, den Einwohnern klarzumachen, warum sie sich mit mühevoller Handarbeit beschäftigen sollen, wenn maschinengefertigte Importware einfach und relativ preiswert zu kaufen ist. Nicht selten hat übrigens bei derartigen Problemen schon in anderen Ländern der Tourismus geholfen. Denn Urlauber suchen erfahrungsgemäß »authentische« Landesprodukte, um sie als Andenken mit nach Hause zu nehmen.
Probleme mit dem Wasser Zurück zur Landwirtschaft. Die Batinah-Region ist eine von der Natur reich bedachte Gegend. Der Grundwasserspiegel liegt an der Küste relativ dicht unter der Oberfläche und macht es den Bauern sehr leicht, mit Brunnen reichlich Wasser abzuzapfen. Durch den Einsatz von Dieselpumpen wurden manche Quellen sogar derart ausgebeutet, daß sie Salzwasser ziehen und weder für die Landwirtschaft noch für den eigenen Gebrauch von Nutzen sind. Doch inzwischen scheint das Problem gelöst. Das neu eingerichtete Ministerium für Wasserressourcen, Wasserrechte und Umwelt hat die Kontrolle über den Wasserverbrauch übernommen und einige Dämme gebaut, um das überschüssige Regenwasser von den Bergen
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zu speichern. Das Falaj-System, welches in früheren Zeiten für eine geordnete Wasserverteilung sorgte, ist hingegen vielfach verfallen. Von den 23 Aflaj landeinwärts von Sohar, der größten Stadt Batinahs, funktionieren nur noch zwei. Vor einigen Jahrzehnten noch brachte eines dieser antiken Kanalsysteme frisches Naß von der 36 Kilometer entfernten Quelle des Wadi Jizzi und versorgte damit Siedlung und Palmenhaine. Aber an einigen Stellen werden die Kanäle wieder gerichtet.
Falaj Der Begriff Falaj (Plural Aflaj) bezeichnet das System der Wasserverteilung zwischen denjenigen, die festgelegte Rechte auf eine Versorgungsquelle haben. Persische Stämme brachten ca. 600 v. Chr. das Wissen um den Bau dieses Systems nach Oman. Das Grundwasser, das zwischen einer tieferen, undurchlässigen Steinschicht und der Felskrume in den Ausläufern des Gebirges lagert, Umm al Falaj genannt, wird durch Tunnel und Kanäle den Berg hinab in die Oasen geleitet. Die Grundwasserschicht liegt gewöhnlich dreißig bis achtzig Meter tief unter der Oberfläche, wird somit vor Verdunstung geschützt und gleichzeitig gekühlt. Zur Anlage der Tunnel, die bis zu zehn Kilometern lang sein können, werden im Abstand von etwa zwanzig Metern von oben Schächte in den Fels getrieben - in früheren Jahrhunderten ohne technische Geräte eine enorme Leistung. Das Wasser strömt selbst in der Trockenzeit nach dem Austritt aus dem Berg in einer Art offenen Pipeline kontinuierlich in die zu bewässernden landwirtschaftlichen Anlagen hinab. Dort wird es durch ein verzweigtes Kanalsystem weiter auf die Grundstücke geführt, deren Besitzer über die entsprechenden Rechte verfügen. Die genaue Wasserverteilung wird in Falaj-Büchem gewissenhaft aufgelistet und kontrolliert. Nicht selten nährt ein Falaj bis zu 200 verschiedene Landbesitzer, die oft unterschiedlichen Stämmen angehören. Gezwungenermaßen müssen die Nutznießer kooperieren, auch wenn häufig tief verwurzelte Feindschaften die Zusammenarbeit erschweren. In der Geschichte führten die Kämpfe um Wasserrechte in einigen Regionen zum Bau von mächtigen Befestigungsanlagen und Mauern, die noch heute zu sehen sind, beispielweise in Itzki. Man nimmt an, daß vor gar nicht so langer Zeit eine viel größere Fläche Omans künstlich bewässert wurde als heute, aber viele Falaj-Systeme sind während der häufigen Stammesfehden zerstört worden.
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Die Heimat Sindbads? Man kann nicht behaupten, daß die Fahrt ins Zentrum von Sohar besonders eindrucksvolle Motive bietet. Die Stadt unterscheidet sich nicht von den Neubausiedlungen der Capital Area. Auch von dem alten Stadtkern an der Mündung des Wadi Jizzi ist kaum noch etwas zu sehen. Das gewöhnlich ausgetrocknete Flußbett dieses Wasserlaufs macht sicherlich auch auf Sie einen äußerst harmlosen Eindruck. Aber bei einer Flashflood 1988 in den Bergen kamen die Wassermassen mit einer derartigen Gewalt herabgeströmt, daß sie die Küstenstraße und mehrere Häuser zerstörten. Die einzige touristische Sehenswürdigkeit in Sohar ist das Fort; unlängst erneut renoviert, sind die Bemühungen um originalgetreue Restauration diesmal viel besser gelungen. Seit neuestem sind auch die Restriktionen abgeschafft worden, die eine Besuchserlaubnis des Wali (=Bürgermeister) erforderten. Endlich hat man hier wie zu allen anderen Festungen des Landes freien Zutritt. Von der ruhmreichen Vergangenheit der alten Hafenstadt zeugen heutzutage nur noch die Chroniken und Tagebücher alter Seefahrer. Vor dem Einzug des Islams war Sohar die Hauptstadt persischer Stämme auf omanischem Gebiet. Nach ihrer Vertreibung im 7. Jahrhundert übernahmen Moslems die Führung und verliehen der Hafensiedlung durch Seefahrt und Handel Ruhm und Wohlstand, wie einige damalige arabische Autoren und Kapitäne schrieben. Nicht zuletzt deswegen nimmt man an, daß Sohar die Heimat Sindbads war, dessen zahlreiche Abenteuer der Regierungszeit von Harun Al Rashid (766-809), dem fünften abbasidischen Kalifen, zugesprochen werden. Der damalige Reichtum des Ortes wurde zum großen Teil von Kupferexporten getragen. Archäologen vermuten, daß die bis zu 4500 Jahre alten Minen am Wadi Jizzi gemeint waren, als auf alten mesopotamischen Tontafeln (s. a. S. 91) von Kupferimporten aus Magan die Rede war. In den achtziger Jahren wurden die antiken Minen wieder in Betrieb genommen und vergrößert. Heutzutage werden im Sohar-Kupferminen-Projekt aus 3500 Tonnen kupferhaltigem Gestein pro Tag insgesamt 14 000 Tonnen Kupferkathoden im Jahr produziert und exportiert. Falls Sie näheres über die frühe Besiedlung des Landes, die alten Kupferminen und das Falaj-System lesen wollen, sollten Sie sich The Journal of Oman Studies, Volume 9, zulegen, der in jedem Hotelbuchladen zu erhalten ist. Sehr interessant ist auch die Abhandlung der Engländerin Gigi Crocker über traditionalle Webkunst (Traditional Spinning Weaving), die es allerdings auch nur in Englisch und Arabisch zu kaufen gibt.
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Im Land der Festungen Wer sich aufmacht, Festungen zu besuchen, sollte sich vorher genau erkundigen, welche geöffnet sind. 1994 wurde Bahla wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Eine Erlaubnis, die Festungen zu besichtigen, benötigt man allerdings meist nicht mehr. Wir fahren am frühen Morgen gleich nach Sonnenaufgang los. Bis zu der Abzweigung zur Festung Al Hazm auf der Strecke nach Sohar brauchen wir vom Al Bustan Palace bei zügigem Tempo eineinhalb Stunden. Die Straße führt ringförmig ins Landesinnere und wieder zurück zur Küste, Sie können natürlich auch zuerst nach Nakl fahren. Doch zumindest für Hobbyfotografen ist es sinnvoll, die Sehenswürdigkeiten entgegen dem Uhrzeigersinn abzuhaken, der Sonnenstand bietet dann bei den einzelnen Objekten bessere Lichtverhältnisse.
Die Burg und das Geisterdorf Kaum wenden wir uns dem Gebirge zu, bestimmen Schotter, Sand und Steine das Bild; nur noch vereinzelt weisen Zitrusplantagen darauf hin, daß es hier noch Wasser geben muß. Zwanzig Minuten später taucht (noch vor dem Jebel Akhdar) die Feste Al Hazm auf, direkt davor ein dichter grüner Palmenhain und ein Dörfchen. Es ist totenstill, kein Kindergelächter tönt durch die Gassen, kein Windhauch raschelt in den wenigen Büschen. Die Lehmhütten sind verfallen, und durch die Fensterhöhlen sieht man nur noch ein paar zerbrochene Holzbretter und zerschlissene Kleiderreste. Die Menschen, die hier wohnten, sind offensichtlich schon vor längerer Zeit in bequemere Häuser umgezogen. Die rechteckige Festung mit ihren dicken Kanonentürmen wurde im Jahr 1708 von Imam Sultan bin Saif, dem Führer des Yaruba-Stammes, angelegt. Die Jahreszahl steht tief eingeschnitzt in dem riesigen Holztor, das den früheren Haupteingang verschloß. Heute liegt dieser weiter im Inneren, da eine zweite Mauer vor die Südfassade gelegt wurde. Die unlängst renovierte Anlage ist jetzt gut ausgeleuchtet, trotzdem verliert man sich in den vielen Korridoren und Treppen, die z. T. in tiefe Verliese führen. Das verleiht dem Rundgang einen Hauch von Abenteuer, und man kann sich aufgrund liebevoller Renovierung gut vorstellen, wie sich das karge Leben früher abgespielt hat. Um die feingearbeiteten Ornamente an den Säulen zu erkennen, die das Dach der Türme Im Fort Rustaq
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tragen, benötigen sie eine Lampe. Erschrecken Sie nicht, wenn dann plötzlich Bewegung in die düsteren Räume kommt. Es sind nur Fledermäuse, die sich im Schlaf gestört fühlen und das Weite suchen. Man munkelt, daß es von einer der unterirdischen Treppen einen Geheimgang in das nächste Dorf geben soll. Das ist vermutlich richtig, denn im Jahre 1869 konnten die Yarubas neun Monate lang ohne offensichtlichen Nachschub einer Belagerung durch die Truppen Ibrahim Al Bu Saids widerstehen.
Die Festung Qala'at Al Kesra Unser nächster Halt ist die Festung von Rustaq, die verlassen mitten im alten Viertel des Dorfes neben dem Souk liegt. In Rustaq hat sich von der traditionallen Lebensweise weniger erhalten als in all den anderen berühmten Oasen am und im Jebel Akhdar. Die Häuser sind neu, und im schattigen Basar regt sich keine Menschenseele. Der Burghüter rollt sich verschlafen von seiner Steinliege, als wir um Einlaß bitten. Warum sollte er auch wachen? Wie ich später anhand des Gästebuches feststelle, schrieben sich im letzten Monat knapp 1000 Besucher ein.
Heißes Öl für die Feinde Die großartige Festung Qala'at Al Kesra hat wahrscheinlich die längste Vergangenheit in Oman. Die Perser sollen hier bereits 600 v. Chr. die Grundmauern zu einem der Türme gelegt haben, der Rest wurde im Laufe der Zeit angebaut. In ihrer jetzigen Form steht die Befestigungsanlage seit etwa 200 Jahren. Doch die überpeniblen, aber wenig sensiblen Renovierungsarbeiten von 1985 lassen sie von außen wie eine künstliche Ritterburg aus Disneyland erscheinen. Im Innern stören die vielen Lichtschalter und Plastiklampen an den frisch geweißten Wänden. Nichtsdestotrotz ist die Festung eine Besichtigung wert. Damit ich mich in dem Wirrwarr von Gängen, Treppen, Lichtschächten, Höfen und Aussichtstürmen nicht verlaufe, führt mich Hahmed herum. In recht gutem Englisch erklärt mir der Omani, welche Persönlichkeiten in welchen Räumen was getrieben haben, wobei er sorgsam jedesmal das Licht löscht, wenn wir weitergehen. Die vier Räume des früheren Imam Ahmad bin Said Al Bu Said, eines Vorfahren des heutigen Sultans, sind mit Deckenbemalungen versehen, die aber auch wenig liebevoll erneuert worden sind. Ganz oben auf dem Dach liegen die Gräber der Herrscher, unter ihnen
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auch das von Imam Ahmad, der hier 1783 beigesetzt wurde. Sehr interessant indes sind die unterirdischen Wasserläufe, in denen Dutzende von Fledermäusen von der Decke herabhängen, und einige mit feinen Schnitzereien versehene Holztüren. Die vielen Spalten und Löcher im Boden der oberen Etagen, durch die man in die darunterliegenden Gänge und Wege schauen kann, dienten in der Vergangenheit der Abwehr von Feinden. Durch die Öffnungen gossen die damaligen Burgbewohner heißes Öl, Honig oder Wasser auf die Köpfe der in die Festung eingedrungenen Gegner. Recht profan hingegen nimmt sich das Büro des heutigen Wali aus, der hier einmal im Monat hofhält. Aber immerhin verfügt er über eine Telefonleitung.
Lehmbauten und Terrassenfelder Von Rustaq nach Nakl dauert die Fahrt am Dorf Al Awabi vorbei und an den hohen kahlen Bergen entlang etwa 45 Minuten. Hin und wieder schneiden sich Schluchten in die Felsen, in manche führen kurze Trassen oder Schotterwege hinein, die sich dann die Hänge hinauf schlängeln. Wer sie befahren will, muß in einem geländegängigen Fahrzeug unterwegs sein. Nakl kündigt sich schon von weitem durch eine weitere Festung an, die einen halben Kilometer von der Straße entfernt am Fuße des Jebel Akhdar klebt. Da sie nichts Aufregendes zu bieten hat, sollten Sie besser, nachdem Sie von der Hauptstraße rechts zur Siedlung hin abgebogen sind, dem asphaltierten Weg entlang der schwarzweißen Markierung folgen. Die roten Pfeiler rechts und links zeigen den Wasserstand an, auf den es das Wadi nach Sturzfluten bringen kann. Die Straße schlängelt sich durch eine der schönsten Oasen des Sultanats. Rechts und links liegen gewässerte Felder in Terrassen hintereinander, von aufgeschossenen Dattelpalmen vor der stechenden Sonne geschützt, dazwischen hohe viereckige Turmhäuser aus Lehm, unter denen hindurch in künstlich angelegten Kanälen kleine Bäche plätschern. Viele sind von ihren Bewohnern verlassen worden, aber die meisten sind zumindest noch intakt.
Picknick mit den Professoren Wir halten auf einem Parkplatz, und ich laufe zu Fuß weiter. Der schmale Sandweg führt am Wadi entlang über einen hübschen schattigen Picknickplatz, auf dem sich eine bunt gekleidete Großfa-
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milie zum Schmaus niedergelassen hat, Frauen und Männer getrennt. Alle Mitglieder der fröhlichen Runde besitzen edle, kastanienbraune Gesichtszüge. Vielleicht habe ich einen hungrigen Eindruck auf die Leute gemacht, vielleicht ist es auch pure Gastfreundschaft Fremden gegenüber, jedenfalls bittet mich das Familienoberhaupt, auf dem mitgebrachten Teppich Platz zu nehmen. Natürlich lasse ich mir das nicht zweimal sagen, eine Zurückweisung wäre in diesem Lande auch sehr unhöflich. Und so werde ich dann mit knusprig gebrutzelten Hühnerbeinchen, frischem Salat und dem obligatorischen Kaffee beköstigt. Die Männer erklären mir, daß sie Professoren an der Sultan-Qaboos-Universität seien und daß ihre Vorfahren zum Teil von der Ostküste Afrikas stammen. Deswegen die dunkle Hautfarbe, die mit der omanischen Physiognomie eine eindrucksvolle Verbindung eingegangen ist. Nach einigen Metern wird das Ende des Weges von einem kleinen künstlichen Pool begrenzt, der aus einem Felsloch mit sprudelndem heißen Wasser gespeist wird. Der Mineralgehalt des Wassers soll gegen Gelenkschmerzen helfen, sagt ein junger Bursche, der vorsichtig seine Füße ins Naß taucht. Ich schätze sein Alter auf etwa zwanzig. Seine westliche Kleidung signalisiert eine moderne, weltoffene Einstellung zum Leben, aber er ist Frauen gegenüber offensichtlich sehr schüchtern - er mag mir nicht ins Gesicht sehen, als er mich, von seinen Freunden dazu angestachelt, bittet, für ein Foto zu posieren. Die Jungen stammen aus Pakistan und arbeiten hier im Straßenbau. In ihrer Heimat wäre es für sie unvorstellbar, in der Öffentlichkeit mit ihnen unbekannten Frauen zu sprechen, was die schamhafte Zurückhaltung erklärt. Zu beiden Seiten des Wadis erstreckt sich am Anfang einer dramatischen, mit weißgrauem Geröll gepflasterten Schlucht das Dorf Athowareh. Es ist noch bewohnt. Zwischen den hellbraunen Häusern toben in farbenfrohe Tücher gewickelte Kinder. Junge Frauen balancieren Wasserkrüge auf ihren stolzen Häuptern, während die alten beim Abwasch am glasklaren Rinnsal hocken. Ich klettere über die Felsen in die Schlucht hinein. Gutes Schuhwerk müßte man dazu anhaben. Oder so kleine, trittsichere Hufe wie die langhaarigen Bergziegen, die mir plötzlich lauthals meckernd entgegenkommen. Als sie mich entdecken, bleibt die vielköpfige Herde verblüfft stehen, und nicht einmal die merkwürdig rülpsenden Laute des Leittieres vermag sie wieder in Schwung zu bringen. Erst als der Ziegenhirte kommt und mit einem Stock droht, drücken sie sich ängstlich an mir vorbei. Ich trete ebenfalls den Rückzug an und werde von Abdullah bereits ungeduldig am Auto erwartet.
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Eine Rundfahrt Die Fahrt von der Haupstadt Omans über Nizwa, Bahla, Jabrin und Sur zurück nach Muscat ist zweifelsohne die interessanteste Tour, die Sie in relativ kurzer Zeit absolvieren können. Diese mit reizvollen Landschaften und Sehenswürdigkeiten gespickte Rundstrecke läßt sich bequem in zwei Tagen bewältigen, ja sogar an einem Tag, wenn Sie von Jabrin aus nach Muscat zurückkehren. Für die letzte Etappe, die Schotterstrecke von Sur an der Küste entlang zurück in die Capital Area, ist ein Geländewagen bedeutend bequemer, aber nicht unbedingt notwendig - wenn Sie vorsichtig fahren und Ihrer eigenen natürlichen Polsterung etwas zumuten können. Sollte Ihr Bedarf an Burgen durch vorhergegangene Touren gedeckt sein, schlage ich vor, wenigstens dem Fort von Jabrin einen Besuch abzustatten. Falls Sie es einrichten können, sollten Sie diesen Ausflug an einem Donnerstag machen. Dann nämlich ist der Markt von Nizwa am turbulentesten. Allerdings, und das gilt für alle Wochentage, pünktlich um elf Uhr vormittags schließt dieser Souk, der vor wenigen Jahren eine neue Ummantelung erhielt, seine Tore. Da Sie von Muscat aus je nach Lage Ihres Hotels mit etwa zwei Stunden reiner Fahrzeit bis Nizwa rechnen müssen, empfiehlt sich ein früher Start.
Wehranlagen an der Verbindung zum Hinterland Wir machen uns um sieben Uhr früh auf den Weg. Kurz vor dem Seeb International Airport geht's links ab. Wie hier sind auch sonst überall im Sultanat die Straßen sehr gut ausgeschildert. Manchmal stehen die Hinweistafeln sogar schon da, bevor die Strecke endgültig fertiggestellt ist, oder ihre frische Farbe läßt vermuten, daß einen eine asphaltierte Straße erwartet, die sich dann aber als Schotterweg entpuppt. Im allgemeinen können Sie aber davon ausgehen, daß ausgeschilderte Routen mit einem normalen Pkw befahren werden können, wenn auch manchmal nur langsam. Die Straße nach Nizwa gehörte zu den ersten nach der Machtübernahme von Sultan Qaboos durch eine deutsche Straßenbaufirma ausgeführten Projekten. Kaum verwunderlich, schon seit Jahrtausenden zählt diese Route entlang des Wadi Semail zu den wichtigsten Handelsverbindungen des Landes. Die zahlreichen Befestigungsanlagen zur Rechten am Fuße des Jebel Nakl zeugen davon. Diese Strecke ist die einzige, auf der man von der Hauptstadt direkt in das Hinterland
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des Jebel Akhdar gelangen kann, ohne die Berge überqueren zu müssen. Eine der imposantesten Festungsanlagen gehört zum Dorf Fanja, durch das man bald nach Verlassen der Capital Area kommt. Die alte Siedlung mit Wachtürmen und Fort steht auf einer Hügelkette und ist von allen Seiten von einer Mauer umschlossen. Die Bauwerke sind ihrer Umgebung gut angepaßt: Ihre Farbe hebt sich kaum von den dahinterliegenden Felshängen ab. Da heute nichts mehr verteidigt werden muß, sind die Bewohner auf die schmale Ebene entlang des Wadis umgesiedelt. Die Feste Bidbid kann ich von der Straße aus nicht sehen, erst in Gayiah thronen wieder zahlreiche Wehrtürme auf den Felskuppen, ebenso in Wibal.
Eine stille Auktion Der Markt von Nizwa ist nicht zu verfehlen. Schon einige Kilometer vor der Altstadt staut sich der Verkehr, zumindest am Donnerstagmorgen, wenn die Bauern aus allen Teilen des Jebels herunterkommen, um Tiere, Gemüse und Obst anzupreisen. Der alte, für uns so charmant-morbide wirkende Souk ist vor einigen Jahren verschwunden. Den Architekten ist es aber gelungen, beim Neubau der schmucken gelbbraunen Lehmhäuser ein traditionelles Stück Oman aufleben zu lassen, ohne auf den Komfort von z.B. Klimaanlagen verzichten zu müssen. So nimmt sich das alte Zentrum, dessen hohe Mauer allerlei Shops umschließt, fast wie eine Filmkulisse aus. Mittendrin, das sollten Sie nicht versäumen, verbirgt sich ein hübsches Lokal. Abends werden hier im Freien allerlei Fleischstücke gegrillt und mit frischem Salat serviert. Ein freundlicher Omani, mit einem eindrucksvollen Krummdolch auf dem Bauch, weist mir den Weg zum Tiermarkt. Es geht nach links durch eine schmale Gasse, am Soukeingang wieder links und an Obstständen vorbei in den herrlichen Palmenhain. Dort hocken sie auf dem Boden, all die potentiellen Käufer, und begutachten Ziegen, Rinder und Kamele, die von ihren Besitzern an der Leine im Kreis herumgeführt werden. Die Auktion vollzieht sich in aller Stille. Wer Interesse hat, läßt Händler und Tier anhalten, prüft Zähne, Fell und Muskeln und handelt ohne große Gesten den Preis aus.
Einsamer Strand an der Ostküste
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Seßhafte Nomaden Mir fällt auf, daß die überwiegende Zahl der anwesenden Frauen ihr Gesicht hinter einer schwarzen Maske verbergen. Nur die von dunkler Schminke umrahmten Augen sind durch schmale Schlitze zu erkennen. An ihren Handgelenken und Knöcheln klimpert schwerer Silber- und Goldschmuck. Sie gehören zum Beduinenstamm der Duru, der in der Wüste südlich des Jebel Akhdar lebt. Die Duru sind, wie auch andere Wüstenvölker Omans, zum Teil seßhaft. Viele gehören seit Menschengedenken zu den »Zweihausfamilien«. Das heißt, den größten Teil des Jahres verbringen sie mit ihren Herden im Freien und wohnen in schön gewebten Zelten. In den heißen Sommermonaten hingegen ziehen sie sich heutzutage in komfortable Häuser zurück und bewirtschaften Palmengärten. Doch auch die Lebensart der omanischen Beduinen hat sich unter Sultan Qaboos rapide geändert. Viele arbeiten inzwischen auf den Ölfeldern oder im Straßenbau in der Wüste und verdienen gutes Geld. Häufig sieht man deswegen - falls man überhaupt Beduinen zu Gesicht bekommt - neben ihren traditionellen Tuchbehausungen einen Wagen der höheren Preis- und Prestigeklassen geparkt. Von dem harten, entbehrungsreichen Leben in der Wüste, als die Familien noch auf Leben und Tod zusammengeschweißt waren, kann man heute allenfalls noch lesen. (Zum Beispiel bei dem Briten Wilfred Thesiger, der seine faszinierenden Erlebnisse mit omanischen Nomaden in den vierziger Jahren in dem Buch Arabian Sands beschrieben hat.)
Souvenirs und Antiquitäten Falls Sie auf der Suche nach schönen Souvenirs sind, ist der Souk von Nizwa der beste Ort, um zu stöbern. Die Shops in den überdachten Gassen sind geradezu vollgestopft mit »authentischen« Andenken. Nicht alles ist in unserem Sinne echt, versteht sich, verstaubter Beduinenschmuck kann schon mal aus Hongkong stammen, und die blitzenden Silberkhanjar werden überwiegend in Pakistan gefertigt. Doch das geübte Auge entdeckt auch Antiquitäten. Für den Laien sind diese am schnellsten am Preis auszumachen und daran, daß man diese nur selten herunterhandeln kann. Während beispielsweise ein neuer Krummdolch schon für dreißig Rial zu haben ist, müssen Sie für einen alten mindestens mit hundert Rial rechnen, häufig kostet er sogar beträchtlich mehr. Doch die Händler sind ehrlich, wenn man sie fragt, woher die Ware stammt. Nicht ein einziges Mal wollte mich einer übervorteilen.
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Die ersten Moslems in Oman Direkt neben dem Souk liegt das Fort mit seinem imposanten runden Turm, der 24 Meter hoch ist und im Durchmesser mehr als fünfzig Meter mißt. Die Festung wurde (wie auch Al Hazm) vom Imam Ahmad Sultan bin Said Al Yarubi Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut. Das Besondere an dieser Burg ist ihr etwas merkwürdiges Interieur. Merkwürdig insofern, als es bis zur Kanonenplattform in 14 Meter Höhe mit Erde gefüllt ist, durch die im Zickzack Tunnel nach oben und nach unten in die Verliese führen. Zu sehen gibt es im Inneren deswegen wenig, dafür wird man aber durch das schöne Panorama über die Stadt entschädigt, das sich vom Turm aus genießen läßt. Die Geschichte der Stadt ist viel älter als die der Festung. Im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. war Nizwa das Zentrum der JulandaDynastie. Der Stamm der Julanda war der erste in dieser Region, der sich im Jahre 630 von dem Boten des Propheten Mohammed, Amr ibn al As, zum moslemischen Glauben bekehren ließ und in der Folge die seit 1000 Jahren ansässigen Perser vertrieb, weil sie sich dem Islam widersetzten.
Färber und Töpfer Eine halbe Autostunde westlich von Nizwa liegt Bahla in einer engen Senke. Bevor die Teerstraße gebaut wurde, umschloß eine zwölf Kilometer lange Mauer Ort und Festung. Heute liegt die Burg links des Weges, man sieht sie eigentlich erst, wenn man fast schon vorbei ist. Sie wird z. Zt. renoviert. Die Oase zur Rechten hat sich noch ein beträchtliches Maß an traditionellem Ambiente erhalten. Ein sehr hübsches Motiv bietet der kleine Platz unter einem riesigen Maulbeerbaum. In seinem Wipfel soll es zwar spuken, aber das hält keinen wackeren Omani davon ab, sich darunter zum Schwätzchen, Kaffeetrinken oder Handeln zu treffen. Es lohnt sich, durch die schmalen Gassen zu schlendern. In einem Laden entdecke ich einen Schmied, der das Metall noch über dem offenen Feuer bearbeitet. In einem anderen Haus hockt ein Färber in seiner Werkstatt, wo er auf althergebrachte Weise die Tuche in eine Indigolösung tunkt. Er erklärt mir, daß omanisches Indigo besser sei, als das andernorts verwendete, weil die Farbe fest im Stoff bleibe und beim Waschen nicht wieder auslaufe. Seinen Händen nach zu urteilen, stimmt das wohl. Bahla ist heute der einzige Ort in Oman, in dem das Töpferhandwerk noch gepflegt wird. Am Dorfeingang hat die Regierung
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unter Aufsicht eines Chinesen (!) eine Töpferei eingerichtet, wenn Sie diese Kunst aber in einer originelleren Umgebung bewundern (und fotografieren) wollen, müssen Sie zwei Kilometer durch das Dorf und den Palmenhain laufen. Aber auch in der uralten, schummerigen Werkstatt, die man dort findet, treibt inzwischen Elektrizität die Scheibe an. Man kann es den Töpfern kaum verdenken, daß sie mit modernen Methoden arbeiten. Die schönen Tonkrüge, die man mit Stricken an Baum oder Wand aufhängt, sind weniger zerbrechlich, als sie aussehen, und lassen sich gut mit nach Hause nehmen.
Ein eleganter Palast Direkt hinter Bahla verlassen wir die Felswelt des Jebel Akhdar und halten auf Jabrin zu. Falls Sie nicht wieder auf diesem Weg zurückfahren, sondern weiter am Jebel entlang nach Ibra, sollten Sie sich zwei Kilometer hinter Bahla noch einmal umdrehen. Denn erst von hier bekommen Sie einen richtigen Eindruck von der gigantischen Burg, deren zerfallene Mauern von Ferne prunken wie anno dazumal. Ich könnte Ihnen nicht verdenken, wenn Sie der Befestigungsanlagen langsam überdrüssig wären. Doch Jabrin ist anders. Etwas zumindest, denn hier wurde ursprünglich nicht verteidigt, sondern gelebt. Warum sonst sollte auch mitten auf freier Flur ein solch stattlicher Palast stehen. Erst nachdem Bilarub bin Sultan Al Yarubi ihn im späten 17. Jahrhundert erbaut hatte, mußten seine Nachkommen dafür sorgen, daß man ihnen den verhältnismässig eleganten Bau nicht wieder abspenstig machte. Deswegen die Türme mit den Kanonenplattformen. Im Gegensatz zu den richtigen Festungen hat man in Jabrin bei der Renovierung auch mehr auf das Detail geachtet. Wahrscheinlich gab es davon auch mehr als anderswo. In fünf der hohen lichtdurchfluteten Räume sind feine Malereien an den Decken, und an der Wand des Treppenhauses haben sich omanische Poeten verewigt. Das Grab des Erbauers in der unteren Etage erscheint dagegen unscheinbar.
Arabische Bergdörfer Falls Sie Zeit haben, sollten Sie sich im Motel von Nizwa für die Nacht einquartieren und am nächsten Tag einen Abstecher in die Berge machen. Zum Beispiel durch das verträumte Wadi Ghul zum gleichnamigen Ort, den Sie noch ohne Geländewagen
Filigranes Minarett in Muscat (Oman)
Teppichmarkt (Abu Dhabi)
Auf dem Weg zur Schule
Kinder in Oman
Markt in Nizwa (Oman)
Wahibi Sands
Fort Rustaq
Imposante Festungen entlang der einstigen Handelsrouten
Sanddünen sind nur mit Geländewagen zu bezwingen
An der Grenze zu Oman
Traditionelle Lehmbauten in Oman
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erreichen können - jedenfalls den neuen, unteren Teil. Das alte Dorf klebt wie verschachtelte Bienenwaben oben am Berg. Zwischen dem neuen und dem alten Viertel klafft ein palmengesäumter Canyon. Wenn Sie höher hinauf wollen, müssen Sie auf Vierradantrieb umsteigen. Bis auf eine Höhe von 2000 Metern liegen kleine Siedlungen, inmitten von Terrassenfeldern mit Walnußbäumen, Limonen, Feigen und Pfirsichen. In früheren Zeiten mußte alles mit Eseln nach oben geschafft werden, jetzt übernehmen Range Rover den Transport. Die Schotterstraße weiter hinauf ist manchmal atemberaubend steil. Wer sich ganz bis nach oben hinaufschraubt - Hinweisschilder gibt's nur wenige - erreicht, wenn ihn der Pfadfindersinn nicht trügt, Jebel Shams. Und er erfährt eines der spektakulärsten Naturerlebnisse, die Oman zu bieten hat. Vom Rande eines Plateaus schaut man tausend Meter in eine gewaltige Schlucht, eine Art Grand Canyon im Kurzformat. Wer gutes Schuhwerk an und etwa fünf Stunden Zeit hat, kann ihn auf schmalen Pfaden erwandern und den noch sehr traditionell lebenden Beduinen begegnen. Im Sommer ist diese Tour freilich wegen Hitze und Trockenheit nur für Experten empfehlenswert. Wer keinen Geländewagen hat, sollte zumindest zum Dorf Misfah hinauffahren, eine schöne Oase mit reichlich Dattelpalmen und Limonenbäumen nebst einem erfrischenden Falajsystem.
Aflaj und Sandberge Wir fahren von Nizwa aus in Richtung Küste bis nach Itzki. An der Abzweigung kommt es zu einer mittelschweren Diskussion zwischen Abdullah und mir. Er auf Arabisch, ich auf Englisch. Wenn ich ihn richtig verstehe, will er mir nicht glauben, daß es eine neue Straße durch die Wüste nach Ibra gibt, die den Weg nach Sur um etwa fünfzig Kilometer verkürzt. Zugegeben, auf meiner Karte ist sie auch nicht eingezeichnet, was eine Einigung zu meinen Gunsten nicht gerade erleichert, aber letztlich kann ich mich doch noch durchsetzen. Und Sie, lieber Leser, dürfen meinen Spuren getrost weiterhin folgen. Ich habe nämlich glücklicherweise recht. Wir biegen also bei Itzki rechts ab und folgen der gut ausgebauten Straße, die bei Sanawi eine Kurve von 180 Grad macht, zunächst bis nach Al Mudaibi. Von weitem kann man es kaum sehen, aber das alte Dorf zwischen den neuen Häusern ist noch völlig intakt. Entlang seiner Lebensader, einem weit verzweigten Falaj-System unter den schönen Lehmbauten, sieht man Frauen bei der Wäsche und viele vergnügt lachende Kinder im kühlen Naß spielen. Hier,
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wie auch später in Al Mudairib, fühle ich mich in den engen, schattigen Sandgassen in die Zeit vor Sultan Qaboos zurückversetzt. Fünfzehn Kilometer vor Samad geht's rechts herum nach Ibra. Das ist die funkelnagelneue Straße, von der Abdullah noch nichts wußte. Die einstmals schönen, alten Gebäude der Oase Ibra, früher ein bedeutender Umschlagplatz für Ostafrika-Händler auf dem Weg von Sur nach Muscat, sind zum größten Teil nur noch Ruinen. Von ihren sarazenischen Bögen über Fenstern und Türen bröckelt der Putz und von den Stuckornamenten an Decken und Wänden ist fast nichts mehr zu sehen. Falls Sie Al Mudaibi verpaßt haben, haben sie in Al Mudairib, etwas abseits der Straße zur Linken, noch ein letztes Mal die Gelegenheit, an der Vergangenheit zu schnuppern. Der alte Kern des Ortes mit seinen vielen Lehmbauten, Aflaj und Wachtürmen prunkt wie eh und je. Kurz darauf zeichnen sich Sanddünen am Horizont ab: Die Wahibi Sands. Die Wahibi ist eine eigenständige Wüste, die sich über 8000 Quadratkilometer erstreckt und vom sogenannten Empty Quarter im Landesinneren durch eine Schotterebene getrennt wird. Ihre rötlich schimmernden, steilen Sandberge verlaufen in Ostwestrichtung, unterbrochen von flachen Tälern, in denen man bis tief in die Wüste hineinfahren kann, was aber ohne erfahrene Führung nicht anzuraten ist. Es ist auch nicht nötig, denn die Dünen reichen bis auf einen halben Kilometer an die Straße heran. Für das obligatorische Wüstenfoto - der Besucher auf dem weichen, warmen Dünenkamm - sind die Wahibi Sands die beste und einzige Möglichkeit in Oman, es sei denn. Sie wollten sich ins Empty Quarter bemühen. Bilderbuchsandberge wie diese sehen Sie sonst nämlich im ganzen Land nicht.
Die Stadt der Sklaven- und Gewürzhändler Die alte Hafenstadt Sur wirkt groß, zumindest was ihre Ausdehnung betrifft. Locker im Schotter verteilt, reihen sich flache Neubauten entlang der Straßen. Hin und wieder ragen stattliche, alte Häuser aus dem modernen Einerlei. Sie gehörten früher den reichen Kaufleuten, die ihr Glück mit dem Handel von Sklaven von der ostafrikanischen Küste und Gewürznelken aus Sansibar gemacht hatten. In seiner Blütezeit gehörte Sur zu den wichtigsten Schiffsbauplätzen des Landes. Selbst heute noch werden hier die meisten Dhaus gebaut. Auch Tim Severin ließ den Segler für seinen Chinatrip am In Shops von Nizwa kann altes omanisches Kunsthandwerk erworben werden
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Strand der malerischen Bucht zimmern. Zu sehen gibt es ansonsten wenig, aber für einen Spaziergang lohnt sich die kurze Tour mit der Fähre hinüber nach Ayga. Das pittoreske Stranddorf, welches sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert hat, dient dem Beni-Bu-Ali-Stamm als Hafen. Das Stammeszentrum liegt sechzig Kilometer entfernt am Rande der Wahibi Sands. Ras al Hadd, der äußerste östliche Zipfel von Oman, nur mit dem Geländewagen auf einem großen Umweg über Bilad Bani bu Hassan zu erreichen, gilt als einer der größten Eiablageplätze der Grünen Meeresschildkröte. Aus diesem Grund ist das Gebiet streng geschützt.
Lagunen, Fischerdörfer und Schluchten Am nächsten Morgen ist der nächste Streit zwischen mir und Abdullah fällig. Diesmal kommt mir der Rezeptionist des Motels zur Hilfe. Er weiß zwar auch nicht, ob der Weg an der Küste entlang problemlos zu befahren ist, doch scheint er meinem Wissen mehr Vertrauen zu schenken als dem Chauffeur und überredet ihn, meinen Anweisungen zu folgen. Abdullah schweigt die nächsten 120 Kilometer. Vielleicht verschlägt's ihm auch einfach die Sprache, daß eine Fremde mehr über die Verkehrsverbindungen weiß als ein Omani. Wieder kann ich nur von Glück reden, daß ich mich durchsetzen konnte, denn die Strecke ist teilweise atemberaubend schön. Sie führt zunächst durch eine harmlose Ebene, aber dort, wo die Bergkette fast bis an das Wasser reicht, wird es brenzlig, und ich bin froh, daß wir mit dem Geländewagen unterwegs sind. In engen Kurven schlängelt sich der Schotterweg talauf und -ab, durch eine bizarre, unberührte Felsenlandschaft mit herrlichen Blicken auf das blaue Meer. Wir kommen an einigen verschlafenen Fischerdörfern vorbei. Spektakulär ist die grüne Lagune von Tiwi, an deren Ufern Palmen und andere Pflanzen wuchern. Dahinter führt ein eindrucksvoller Canon in die Felswände. Bis wir die Asphaltstraße bei Qurayat erreichen, sind einschließlich Fotostopps zweieinhalb Stunden vergangen. Für die letzten hundert Kilometer bis Muscat benötigen wir weniger als die Hälfte der Zeit. Mein erster Gang im Hotel führt an die Bar - wir hatten vergessen, Wasser mitzunehmen.
Begehrter Weihrauch Um die im Süden Omans gelegene Region Dhofar in ihrer vollen Pracht und Blüte zu erleben, muß man im Sommer kommen. Es scheint wie ein Wunder, wenn in dieser Zeit die Plateaus des 200 km
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langen und bis zu 1300 m hohen Mittelgebirges und seine Südhänge, ebenso wie die Klippen an der Küste, mit einem dichten, grünen Mantel überzogen sind. Zahlreiche Bäche und Flüsse sprudeln in den tiefen, schmalen Schluchten, an manchen Stellen rauschen eindrucksvolle Wasserfälle herunter. Durch ihre exponierte Lage fangen die Berge zwischen Juni und September die Monsunregen auf und lassen Laubbäume wie wilde Kirschen, Feigen und Oliven erblühen, aber auch Kokosnüsse und Bananen reifen, die sonst nur in den Tropen wachsen. Diesem Wasserreichtum hat Dhofar letztlich auch seine über 7000 Jahre lange Besiedlung zu verdanken, die Reste dieser alten Zivilisation sind allerdings bis auf einige Mauerreste verschwunden. Hier wuchs (und wächst immer noch) der Weihrauchstrauch (Boswellia carterii), dessen Wohlgeruch verbreitendes, klebriges Harz im Altertum in der ganzen bekannten Welt überaus begehrt war. Bis auf einige wenige klimatisch und geologisch vergleichbare Gegenden in Afrika und Asien wächst dieser buschartige Baum nur hier, denn er benötigt tropische Sonne und Trockenperioden, hellen Kalksteinboden und den Tau des Monsuns. Dhofars 75 000 bis 100 000 Einwohner sprechen je nach Stammeszugehörigkeit neben Arabisch vier weitere, andernorts unbekannte Sprachen: Jibali, im Dialekt auch Shheri genannt, Mahri, Harsusi und Bathari. Harsusi und Bathari sind mit dem Mahri verwandt, das auf ein antikes, von Wissenschaftlern als himjaritisch bezeichnetes Südarabisch zurückgeht. Shheri bzw. Jibali ist die Sprache des Bergvolkes (shher bzw. jibal bedeutet Berg).
Das Land der Sabäer und Hadramauts Die Geschichte Dhofars reicht nach neuesten Erkenntnissen bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurück, als alle antiken Völker bereits den Weihrauch zu kultischen und medizinischen Zwecken benutzten. Im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung etwa entstand die Legende um die sagenhaft reiche Königin von Saba, deren Machtzentrum indes tausend Kilometer weiter östlich im Jemen lag. Die Sabäer und später die Hadramauts kontrollierten den äußerst einträglichen Weihrauchhandel, den Transport vom antiken Samhuram im Khor Rori (Hafen, Bucht von Rori) nach Qana und weiter nach Schabwa an der Südküste Jemens und dann über die Weihrauchstraße am östlichen Fuße des Hedschas bis nach Gaza in Ägypten und Petra in Jordanien. Die Spuren der damaligen Zivilisation wurden 1991 nach 23jährigen Recherchen des Briten Sir Ranulph Fiennes gefunden. Man glaubt bei der Oase Shishur den legendären Handelsplatz Ubar
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wiederentdeckt zu haben. Zahlreiche Ausgrabungsfunde weisen darauf hin. Die Ruinen bei Hanur, Andhur und Khor Roh stammen aus der Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert vor und dem 4. Jahrhundert n. Chr., als ein reger Export des begehrten Harzes ins griechische und römische Reich ging. Kaiser Nero soll, laut Plinius dem Älteren, zur Beisetzung seiner Gattin Poppea mehr Weihrauch verbrannt haben, als in ganz Südarabien in einem Jahr produziert wurde. Funde und Inschriften anderer früher Zivilisationen beweisen, daß in Dhofar vor 3000 Jahren das Kamel domestiziert wurde und daß die Seefahrer schon damals, also lange bevor der Grieche Hippalos darauf stieß, die Monsunwinde ausnutzten und mit ihren Seglern bis nach Indien fuhren, um Weihrauch gegen Gewürze und Edelmetalle auszutauschen. Aufgrund ihres Reichtums und der strategisch günstigen Lage waren Küste und Binnenland unzähligen Angriffen verschiedener Völker ausgesetzt. In der neueren Geschichte hingegen waren es die Dhofaris selbst, die sich gegen die Bevormundung der Imame und Sultane Omans auflehnten. Der letzte Aufstand begann 1965 gegen Sultan Said bin Taimur, erweiterte sich drei Jahre später (vom damaligen Südjemen unterstützt) zur einzigen nennenswerten Befreiungsbewegung Arabiens. Erst Sultan Qaboos - selbst zur Hälfte Dhofari - gelang es 1975, den Konflikt beizulegen.
Reich von Mutter Natur bedacht Vom Flugzeug aus gesehen endet die flache, hellgelbe Wüste ziemlich abrupt etwa neunzig Kilometer nördlich vor Salalah. Merkwürdig gewölbte Hügel mit abgeflachten Kuppen, andere mit bizarren Zacken, zwischen denen sich dunkle, grüne Streifen winden, steigen aus der Ebene empor. Diese Streifen sind - wie ich später auf einer Rundfahrt feststelle - enge Schluchten, in denen sich bis zum Jahresende die Blätter an den Bäumen halten. Danach sind auch sie bis zum nächsten Monsun überwiegend kahl. Hinter den Bergen, bis zum Meer erstreckt sich die Salalah-Ebene. in deren Mitte sich die gleichnamige Provinzhauptstadt am weißen Strand entlangzieht. Bevor ich den Flughafen verlassen kann, muß ich durch die Paßkontrolle. Warum hier die Reisepapiere kontrolliert werden, kann mir allerdings niemand genau sagen. Die Fahrt mit dem Taxi ins Holiday Inn, mit dem Haffa House und Hamdan Plaza die einzigen Touristenhotels der Region, dauert 15 Minuten. Schon auf der kurzen Strecke ist unschwer zu erkennen, mit welchem Reichtum Datteln zählen zu den wichtigsten Nahrungsmitteln des Orients
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Dhofar von der Natur bedacht wurde. Bananenplantagen und Kokospalmenhaine wechseln sich ab mit üppigen Blumen-, Gemüse-, Zuckerrohr- und Getreidefeldern. Ziemlich verblüfft registriere ich Störche, die gemächlich mit staksigen Schritten durch das Grün laufen. Kein Wunder also, daß es in meiner kalten Heimat fast keine mehr gibt. Ihnen gefällt es hier sicherlich besser.
Badevergnügen Das Hotel entpuppt sich als hübsche kleine Anlage mit 100 Zimmern, Bungalows und Villen inmitten eines blühenden Gartens. Da es inzwischen dunkel geworden ist, kann ich nicht mehr viel erkennen. Aber am nächsten Morgen weckt mich das Klatschen der Wellen. Ich zähle meine Mückenstiche und weiß, daß ich in der nächsten Nacht besser bei geschlossener Balkontür und angeschalteter Klimaanlage schlafen werde. Bis zum menschenleeren Strand sind es nur wenige Schritte. Eine herrliche Brise weht am frühen Morgen und läßt die Palmenwedel rauschen. Dicke Krabben haben in der Nacht saubere Arbeit geleistet. Überall ragen spitze Häufchen wie winzige Vulkane aus dem feinen Sand. Dazwischen liegen kleine tote Fische. Während ich mir noch überlege, wie die Krustentiere wohl ihre Beute fangen, wirft eine große Welle seine überflüssigen Bewohner einfach auf den Strand. So geht das also. Der Indische Ozean hat für uns Nordländer gerade die richtige Temperatur. Nicht zu kalt und nicht zu warm, ich schätze so um die 25 °C. Eine wahre Wonne, sich von den glasklaren Fluten sanft wiegen zu lassen. Die Fische sind offensichtlich anderer Meinung und stupsen mich herausfordernd an. Vielleicht ist es auch nur Neugier. Die mag auch die Delphine angelockt haben, die plötzlich in allernächster Nähe aus dem Wasser tauchen und mich minutenlang mit ihren fröhlichen Sprüngen unterhalten. Fehlen eigentlich nur noch die Wale, von denen hier häufig die Rede ist, aber es ist wohl noch nicht ihre Zeit. Und die dicken Langusten, die massenweise die Gewässer bewohnen sollen, liegen auch erst abends auf meinem Teller. Und zwar im Spezialitätenrestaurant Al Muhit, das vom Holiday Inn betrieben wird und auf der entgegengesetzten Seite Salalahs direkt am Strand liegt.
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Ruinenfelder und moderne Großstadt Die Gärten der Hotelanlage grenzen an das Ruinenfeld von Al Baleed. Man muß allerdings schon eine gehörige Portion Phantasie mitbringen, um vor dem geistigen Auge aus dem Steinhaufen eine Stadt zu erbauen, die selbst der weitgereiste Marco Polo als groß, schön und nobel bezeichnete. Sie wurde im 12. Jahrhundert auf den Grundmauern einer sabäischen Anlage errichtet und 400 Jahre lang bewohnt. Bisher ist es unklar, wohin ihre Einwohner dann zogen. Ein Großteil der Überreste steckt inzwischen als Baumaterial in den neueren Häusern von Salalah. Die Silhouette der Stadt zeigt sich überwiegend modern. Wie im restlichen Sultanat ist der alte Ortskern größtenteils verlassen und dem Verfall ausgesetzt. Das Wissen um den Verlust der architektonischen Vielfalt, die hier mehr als in anderen Orten Omans arabisches, afrikanisches und indisches Erbe verband, tut einem in der Seele weh. Ob schön geschnitzte Fensterläden unter Spitzbögen, ob die dicken hölzernen Riegel, die die niedrigen Türen für immer verschlossen haben - alles rottet vor sich hin. Vom frisch renovierten Al-Husn-Palast, dessen großzügige Anlage sich vom Ende der Strandpromenade bis zur Hauptdurchgangsstraße zieht, ist nicht viel zu sehen. Eine hohe Mauer verbirgt die Residenz, in der sich Sultan Qaboos' Vater zwölf Jahre lang vor der Außenwelt verschloß. Wer jedoch zu den Id-Feiern am Ende des Ramadan in der Stadt weilt, kann die Gelegenheit nutzen, einen Blick ins Innere zu werfen.
Brautschmuck und Weihrauch Für einen Bummel durch das Zentrum reichen ein bis zwei Stunden, je nachdem, wie lange Sie auf den Märkten oder im Goldsouk, in dem sich ein Juweliergeschäft an das nächste reiht, verweilen. Einzigartig in Oman ist der goldene Kopfputz der Bräute, den sich aber bestimmt nur die Angehörigen der wohlhabenderen Familien leisten können, denn solch eine Pretiose kostet zwischen 5000 und 10 000 Rial. Am Ende der Straße liegen die Werkstätten einiger Silberschmiede. Dort können Sie den Künstlern zusehen, wie sie Krummdolche, Spazierstöcke und Schwerter verzieren. Falls Sie lieber Wohlgerüche als Waffen mit nach Hause nehmen wollen, schnuppern Sie einmal an den Duftmischungen in all den kleinen silbernen und goldenen Dosen, die säuberlich aufgestapelt in vielen Geschäften liegen. Natürlich gibt es auch Weihrauch zu kaufen. In handliche Schächtelchen verpackt, mit einem schön bemalten Stövchen. Schleckermäulern kann ich die Süßigkeiten
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Nur in Dhofar tragen Bräute diesen überaus wertvollen Kopfschmuck zur Hochzeit
empfehlen, Hahlwa genannt, die am Stadteingang (vom Holiday Inn aus) auf großen Schildern angepriesen werden. Sie sehen aus wie ein fester brauner Pudding und schmecken süß und klebrig. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihnen so etwas schmeckt, können und sollten Sie vorher probieren. Mindestabnahmemenge ist nämlich ein ganzes Kilogramm. Dem Fisch- und Gemüsemarkt nordwestlich des Zentrums sollte man am frühen Morgen einen Besuch abstatten, dann ist am meisten los. Hier bekommen Sie einen fabelhaften Eindruck von all den landwirtschaftlichen Produkten, die die Ebene hervorbringt, und dem reichhaltigen Repertoire von Fischen und Krustentieren der Gewässer davor.
Millionenprojekt ins Nichts gebaut Eigentlich braucht man ein Boot, um die spektakulären, steilen Kliffs, die bis zu 300 Meter hoch dem Meer entspringen, gebührend bewundern zu können. Falls Sie nicht gerade einen Fischer über-
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reden können, Sie dorthin zu schippern, dürfte dies allerdings ein sehr schwieriges Unterfangen sein. Aber auch von Land aus gibt es einiges zu sehen. Von einem Sandweg auf den Klippen zwischen Raysut und der Bucht von Mughsayl hat man einen atemberaubenden Blick in die Tiefe. Von oben entdecke ich Dutzende von Schildkröten und Delphinen, die sich in den klaren, blauen Fluten tummeln. Sogar Mantas sind zu sehen, wie sie schwerelos im Zeitlupentempo durch das Wasser schweben. Eine gewaltige Felssäule hat sich vom Festland abgespalten. Auf seiner Plattform, von grasendem Vieh unberührt, wuchern wilde Myrrhe, Sansevierien, pink blühende Aloen und hohe Gräser. Im Sommer, während des Monsuns, so erfahre ich, peitscht das Meer mit geballter Kraft auf die Kliffs, die dann bis zu ihren Kuppen hinauf in weißen Dunst gehüllt sind. Ein Stückchen weiter gen Westen öffnet sich die acht Kilometer lange Mughsayl-Bucht mit ihrem herrlichen, menschenleeren Sandstrand. Für Wochenendgäste hat die Regierung Palmenschirme aufgestellt und in einem Betonhäuschen Duschen und Toiletten installiert. Am Ende der Bucht liegen, hinter einer überhängenden Klippe versteckt, die sogenannten Blowholes. Das sind natürliche Schächte, durch die das Meer in Minutenabständen sein Wasser preßt und in hohen Fontänen auf das Land spritzt. Noch vor einigen Jahren endete hier die Asphaltstraße, heute zieht sie sich bis in die Berge des Jebel al Qamar weiter. Nach einigen Windungen bergauf bietet sie Ausblick auf eines der teuersten Straßenbauprojekte der Welt, die Mughsayl Road. Vom Wadi Afawl aus klettert die Straße in engen, steilen Haarnadelkurven 800 Meter empor und - endet im Nichts. Natürlich fragt man sich unwillkürlich, warum Sultan Qaboos hier so viele Millionen investiert hat. Nur um die Versorgung der drei kleinen Fischerdörfer Rakhyut, Kharfat und Dhalkut zu sichern, wird er kaum so tief in die Staatsschatulle gegriffen haben. Offiziell soll ihm an einer guten Straßenverbindung zum ehemaligen Südjemen gelegen gewesen sein, von dessen Seite jedoch bisher der Anschluß fehlt. Man munkelt allerdings auch, daß sie für zügige Truppentransporte ins Gebirge im Falle eines Falles gebaut wurde. Der hohe Preis des Projektes ergab sich nicht nur infolge all der Sprengungen im Fels, sondern auch weil die Teerstraße wegen der gewaltigen Wassermengen des Wadis, das nicht nur während der Monsunzeit immer wieder überläuft, besonders stabil ausgeführt werden mußte. Inzwischen jedoch baut der Jemen die Verbindungsstraße in seinem Land aus.
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Bergvölker, Beduinen und Kamele Umm al-ibl nennen die Beduinen Oman, Mutter der Kamele. In der Tat gehören die weiblichen omanischen Vollblutdromedare, die umamyah, zu den besten Rennkamelen Arabiens. Die wertvollsten Tiere stammen von der Batinahküste, aber die meisten gibt es in Dhofar. Geht man von dem alten, aber immer noch zu hörenden Spruch aus, daß der Reichtum eines Scheichs an der Anzahl seiner Kamele gemessen wird, so müssen einige Jebalis (eine nett gemeinte Bezeichnung für das Bergvolk) über sehr großen Wohlstand verfügen. Als wir nämlich durch das wellige Hügelland des Jebel al Qara fahren, begegnen wir immer wieder Kamelherden mit mehreren hundert Tieren, die von einer Weidefläche zur nächsten getrieben werden. Ihre Hüter kleiden sich noch auf traditionelle Weise: den dunkelgebräunten Oberkörper nackt und um die Hüften ein buntes Tuch in der Art eines indonesischen Sarong geschlungen. Man sieht sie nie ohne ein Gewehr über der Schulter, welches (wie auch der Krummdolch) lediglich als Mannesschmuck getragen wird und nicht als Verteidigungswaffe. Neugierig von einer Horde hübscher Kinder beäugt, fahren wir auf ein Anwesen mit einigen neuen Flachbauten, die sich nicht viel von denen unserer Höfe unterscheiden. Ihre Bewohner sind geradezu »malerisch« anzusehen. Die Frauen in farbenfrohe Tücher gewickelt, mit schweren Silberketten und einem großen goldenen Ring durch die Nase. Ihre Hände zieren kunstvolle rotbraune Henna-Ornamente, die nicht nur als Schmuck dienen, sondern auch vor bösen Geistern schützen sollen. Sie umringen lachend unser Auto und inspizieren Insassen und Armaturen, als ob sie noch nie derartiges gesehen hätten. Desto größer ist mein Erstaunen, als ich dem Hinweis einer der Damen folge, hinter das Wohnhaus blicke und einen eindrucksvollen Wagenpark entdecke. Vom Toyota Pick-up bis zum funkelnagelneuen Mercedes ist alles vorhanden. Als einige Männer die Szene betreten, weichen die Frauen respektvoll zurück. Mit weltmännischer Geste ruft mich einer von ihnen heran zum T'fuddle. Was das heißt, erfahre ich ein paar Minuten später, als mir in einer Chromschüssel Milch dargeboten wird. Der Mann zeigt auf seine Dromedare und wieder auf den Inhalt des Gefäßes. Aha, Kamelmilch. Da muß ich durch, um nicht unhöflich zu wirken. Die weiße, schäumende Flüssigkeit schmeckt warm und leicht salzig. Im Grunde genommen nicht schlecht. Die Schüssel geht in der Runde herum und landet wieder bei mir. »T'fuddle«, sagt mein Gastgeber noch einmal und ich verstehe. Trinke eine Runde mit uns, soll das bedeuten. Erst später höre ich im Hotel, was für eine große Ehre mir zuteil wurde.
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Reiher und Sardinenfischer Am Nachmittag hat die Ebbe einen breiten, harten Sandstreifen freigelegt, ideal um darauf mit dem Geländewagen am Wasser entlangzujagen, kilometerweit, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Das heißt, ganz genau stimmt das nicht, denn ich werde hin und wieder von Gleichgesinnten überholt, die mir fröhlich zuwinken. Einige von ihnen sind jedoch weniger des Vergnügens wegen unterwegs, als vielmehr um nach Sardinenschwärmen Ausschau zu halten, die an dem lauten Geschrei der vielen Möwen über dem Wasser zu erkennen sind. Haben sie einen nennenswerten Schwarm geortet, geht die Meldung per Sprechfunkgerät an die Fischer in Salalah. Die wiederum springen dann unverzüglich in ihre kleinen Boote und kämpfen sich tapfer durch die Brandung bis zum vorgegebenen Platz vor, an dem sie ihr Netz auswerfen. Während die Schiffer sich langsam mit ihrer Beute zur Küste treiben lassen, zieht sich die Schlinge zu. Einige Helfer springen vom Strand aus in die Fluten und gemeinsam wird der Fang an Land gezogen. Insgesamt kann das Stunden dauern. Die Sardinen werden dann zum Trocknen in die Sonne gelegt. Man benutzt sie überwiegend als proteinreiches Viehfutter für die Rinder. Manche Fische allerdings landen in den Mägen der gierigen Möwen, und damit es nicht zu viele werden, lassen die Händler große Drachen als Vogelscheuche über dem Trockenplatz steigen. Der Strand ist auch sonst mit Vögeln nicht unterversorgt. Weiße, graue und schwarze Reiher pflügen mit dem langen Schnabel durch das seichte Wasser. Strandläufer rennen um ihr Leben, als ob ich sie überfahren wollte, während die Flamingos höchstens gelangweilt die Köpfe heben. Ein Seeadler hat sich offensichtich so auf seine Beute konzentriert, daß er sich erst im letzten Augenblick in die Lüfte erhebt, den dicken Fisch fest in den Fängen. Nach etwa fünfzig Kilometern blockieren Felsen den Weg. Ich lande in Taqah, der ersten größeren Siedlung seit Salalah. Zu sehen gibt es hier nicht viel, aber einige Shops bieten örtliches Kunsthandwerk an. Die staatliche Women's Association forciert die traditionelle Weberei und Töpferei. Zurück auf der Asphaltstraße, geht es gen Osten nach Khor Rori weiter. Die weite Lagune ist von der Straße aus leicht zu übersehen. Aber wenn Sie dem Wadi folgen, weist eine schroffe, hundert Meter hohe Felswand, an der während der Regenzeit ein breiter Wasserfall herunterrauscht, den Weg. Was von weitem aussieht wie ein unförmiger Hügel, entpuppt sich beim Näherkommen als Ruinenhaufen. Es sind die Reste der antiken Stadt Samhuram, die wie eine Akropolis über der Bucht thronen. Sie wurde zwischen 1952 und 1962 von dem amerika-
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nischen Archäologen Wendell Philipps ausgegraben, wobei er Bronzemünzen, Lagerräume für Weihrauch, römische Keramiken und griechische Amphoren fand. Die Gründung der Stadt geht auf die Himajariten zurück, eine jemenitische Dynastie, die eng mit den Sabäern verbunden war. Ihre Blütezeit lag zwischen 115 v. Chr. und etwa 500 n. Chr. Eine Inschrift belegt, daß der vorislamische Tempel der antiken Hafenstadt dem Sonnengott Sin der Hadramauts gewidmet war. Diese Steinreliefs sind sehr schwierig zu finden, wenn Sie ohne Reiseführer unterwegs sind. Andere Tontafeln schreiben vom König Ilazz, der einem bei den klassischen Autoren unter dem Namen Eleazus, König des Weihrauchlandes und Saba, begegnet. Politisch gesehen war Samhuram damals eine Kolonie von Saba, von der aus indische und arabische Waren nach Jemen und dann über den Landweg bis an das Mittelmeer transportiert wurden. Der Sandstreifen, der die Bucht im Winter verschließt, verschwindet während des Sommers im Meer.
Der Schrein des Ben Ali Kurz vor Mirbat duckt sich auf der rechten Seite ein weißer Schrein mit spitzen Kuppeln in die Felsen. Das ist das Grabmal von Ben Ali, einem berühmten, arabischen Gelehrten, der vor mehr als 800 Jahren gelebt hat. Das Fort und die befestigte, ehemalige Residenz des Wali in dem Ort sind noch einigermaßen intakt, was daran liegen mag, daß seit einigen Jahren das Umweltministerium Preise für den saubersten und besterhaltenen Ort in Dhofar vergibt. 1988 gewann Mirbat die Trophäe. Die kleinen Holzboote auf dem Strand jedoch, deren Planken auf traditionelle Weise von Kokosbaststricken zusammengehalten wurden, dürften schon bald in der Sonne vergammelt sein. Zu verstehen ist es natürlich, daß die Fischer lieber mit den modernen, haltbaren Kunststoff- und Aluminiumbooten über das Meer flitzen - aber ist es nicht auch sinnvoll, althergebrachtes Handwerk für die Nachwelt zu erhalten?
Shams Canyon im Akhdar-Gebirge
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ALLGEMEINES Das zweitgrößte Land Arabiens bedeckt im äußersten Südosten der Halbinsel eine Fläche von 300 000 km2 Oman ist geprägt von sehr unterschiedlichen flachen und bergigen Landschaften. Es grenzt im Süden an den Jemen, im Westen an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate und wird durch diese im Norden von seiner bergigen, von Fjorden durchzogenen Exklave Musandam und der Straße von Hormuz abgetrennt. Im Osten liegt die 1700 km lange Küste zum Golf von Oman und dem Indischen Ozean, im Norden Omans dominieren die bizarren, kahlen Berge des Al-Hajr (arabisch »Felsen«), die sich sichelförmig hinter der Küste des Golfes von Oman aufbauen. Ihr höchster Gipfel reckt sich 3075 m in der Jebel Ahkdar (»der Grüne Berg«) genannten Region in den Himmel. In den Höhlen der Berge sammelt sich Regenwasser, das durch das FalajSystem in Bergdörfer, Oasen und den fruchtbaren Streifen der Batinah-Coast geleitet wird. Südwestlich und südlich des Hajar-Gebirges und seiner Ausläufer erstreckt sich über zwei Drittel des Landes ein ca. 600 km breiter, nahezu menschenleerer Wüstenstreifen, der ganz im Süden, in der Provinz Dhofar, vom Mittelgebirge Al Qara begrenzt wird. Die Küstenregion und ihre größte Stadt Salalah sind das einzige Gebiet der Arabischen Halbinsel, das zum Monsungürtel gehört. Es ist in den Sommermonaten aufgrund andauernder Regenfälle mit einem dichten, grünen Mantel bedeckt. Nach der letzten Zählung im Dezember 1993, spricht man von ca. 2 Mio. Einwohnern, darunter 1,5 Mio Omanis, die auf etwa fünf Dutzend Stämme zurückgehen. Dazu kommen Einwanderer aus Indien, Pakistan und Persien sowie Nachkommen afrikanischer Übersiedler und Sklaven, die besonders im südlichen Landesteil Dhofar leben. Der Anteil von Beduinen, meistens Semi-Nomaden, beträgt etwa 5 %. Innerhalb der Golfstaaten leben in Oman die wenigsten Ausländer. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15
Allgemeines - Auskunft Jahren. Oman ist eines der wenigen, wenn nicht das einzige Land auf der Welt, daß trotz stetig steigender Bevölkerungszahlen keine Angst vor Überbevölkerung haben muß. Sultan Qaboos hat durch hervorragende und flächendeckende medizinische Versorgung dafür gesorgt, daß die Kindersterblichkeit heutzutage gen Null tendiert, die Geburtsrate gleichzeitig hoch ist. Allen Kindern wird eine kostenlose Erziehung geboten, und im Zuge der sogenannten Omanisierung (= Jobs, die bisher nur von Ausländern ausgeführt werden konnten, werden mit Einheimischen besetzt) müssen sie keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben.
ANREISE/RÜCKREISE Flugverbindungen ab Frankfurt nach Muscat bieten Gulf Air, British Airways und KLM. Beim Rückflug werden drei Rial Airport Tax fällig. Einreiseformalitäten: Wer das Land bereisen will, benötigt ein Visum. Seit kurzem braucht man keinen Sponsor mehr, sondern kann es direkt von der Botschaft bekommen. Bestellen Sie dort entsprechende Formulare und senden Sie sie ausgefüllt mit Fotokopien der amtlichen Seiten Ihres Passes (der noch 6 Monate gültig sein muß) und drei Paßfotos zurück. Sie erhalten dann die Kopie des »Non Objection Certificate«. Dieses Zertifikat wird nicht erteilt, wenn der Paß einen Sichtvermerk von Israel enthält. Die Bearbeitung des Antrags auf ein »Non Objection Certificate« dauert ca. 3 Wochen. Bei der Ankunft in Oman erhalten Sie dann das Original am Visumschalter, der sich vor der Paßkontrolle befindet. Zusammen mit dem ausgefüllten Einreiseformular, das Sie bereits im Flugzeug erhalten oder auf den Tischen vor den Kontrollen finden, geben Sie Visum und Paß am ausgewiesenen Schalter ab. Die Visumgebühren betragen 70,- DM. Das 3-Wochen-Visum muß innerhalb von zwei Monaten eingelöst werden. Wer
länger bleiben möchte, benötigt einen Sponsor in Oman. Falls Sie Oman von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus einen kurzen Besuch abstatten wollen, fragen Sie am besten in Ihrem Hotel, ob es kurzfristig ein Visum organisieren kann. Es ist ratsam, per Flugzeug einzureisen, weil nicht sichergestellt ist, daß das »Non Objection Certificate« für eine Einreise per Bus (die Einreise mit dem Mietwagen ist Touristen nicht erlaubt) an der Landesgrenze hinterlegt wird. Wer in den Vereinigten Arabischen Emiraten wohnt und arbeitet, benötigt für Reisen mit dem eigenen Wagen nach Oman ein »Road Permit«. In welche Richtung Sie auch die Landesgrenze übertreten, vergessen Sie nicht, daß sowohl das Visum der Vereinigten Arabischen Emirate als auch das Omans ursprünglich für einen einmaligen Besuch erteilt wurde. Wenn Sie wieder zurück wollen, brauchen Sie ein neues. Bei Geschäftsreisen nach Oman tritt gewöhnlich Ihr Geschäftspartner als Sponsor auf. Fragen Sie ihn also rechtzeitig, welche genauen Unterlagen er benötigt. Obwohl sich die Situation inzwischen gelockert hat, stoßen alleinreisende Geschäftsfrauen erfahrungsgemäß auf größere Schwierigkeiten bei der Erteilung des NOC als Männer.
AUSKUNFT Es gibt noch keine staatlichen Informationsbüros für Touristen, weder im Land, noch außerhalb. Für Geschäftsleute steht der Nah-und-Mittelost-Verein zur Verfügung. Begrenzte touristische Auskünfte erteilt In Deutschland:
Botschaft von Oman Lindenallee 11 53173 Bonn Telefon (02 28) 35 70 31 In Österreich:
Botschaft von Oman Währingerstr. 2-4 1090 Wien Telefon 31 64 52
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Oman von A-Z In der Schweiz:
Mission permanante du Sultanat d'Oman aupres de 1 Office des Nations Unies Chemin du Petit-Saconnex 28 B 1209 Geneve Telefon 33 73 20. Die besten Informationen vor Ort erhalten Sie in den Hotels. Für Touren steht das Unternehmen Zubair Travel zur Verfügung, deren Repräsentanten auch in den Avis-Büros sitzen (s. a. S. 135). Normale, aber auch außergewöhnliche Touren, z.B. per Kamel in die Wüste oder Geländewagen ins Gebirge, können Sie bei Aries Travel and Tours buchen. Es steht unter Leitung der Deutschen Heide Beal. Das Büro befindet sich im Al Falaj Hotel, Tel. 799928. Postanschrift: P.O. Box 2031, Ruwi, Postal Code 112. Sultanate of Oman. Viermal im Jahr erscheint die Broschüre »Oman today« mit einer Fülle von Informationen. In den Buchläden der Hotels finden Sie auch das blaue Büchlein »A Glimpse of Oman« mit einigen deutschen Beschreibungen.
ELEKTR. STROM Die Stromspannung beträgt 220 oder 240 Volt. Die Steckdosen harmonieren nicht immer mit unseren Steckern. Entweder Sie bringen ein WeltreiseStecker-Set mit oder bitten im Hotel um den entsprechenden Adapter. Auf Wunsch stellt man Ihnen einen Haarfön zur Verfügung, ebenso ein Bügeleisen und Bügelbrett.
FAUNA UND FLORA Die Flora Omans ist natürlich stark von den Niederschlägen abhängig. Wo sonst nur Felsen und Sand die Erde bedecken, grünt und blüht es nach Regenfällen für kurze Zeit. Entlang der Wadis brechen die Oleanderknospen purpur und weiß auf, ebenso Pfirsich-, Aprikosen- und Mandelblüten. Die Ve-
getation der sandigen Ebenen ist eher spärlich. Am häufigsten sieht man nabag, die Kameldistel, deren süße Blätter gern von Kindern gegessen werden. Häufig vertreten sind stachelige Akazien und Stechapfelsträucher. Im Jebel Ahkdar stehen niedrige Büsche und Bäume, die sich im Frühjahr grün färben. Wer Bergwanderungen nicht scheut, kann auch Baumwollpflanzen, wilde Kartoffeln und verschiedene andere Gewächse finden, die mit den mediterranen Spezies verwandt und wahrscheinlich Überbleibsel aus der letzten Eiszeit sind. Die Legende über das Einhorn mag vom arabischen Oryx stammen, dessen lange, dünne Hörner aus der Entfernung im Profil wie ein einziges aussehen. Wurde vor einigen Dekaden die scheue, weiße Antilope noch zahlreich in der Wüstenregion südwestlich von Muscat gesichtet, galt sie in ihrer wilden Form als ausgestorben. Ihre Hörner wurden in Pulverform als Aphrodisiakum verkauft, zu Unrecht übrigens, wie man leider erst viel zu spät feststellte. Auch diverse Gazellenarten sind bereits zum Aussterben verurteilt, während Füchse, Leoparden, Wölfe und Wildkatzen noch im unwirtlichen Gebirge vorkommen sollen. Am häufigsten sieht man noch Bergziegen, Igel und Fledermäuse. Zu den giftigen Artgenossen zählen die Vipern, Puffottern, einige große behaarte Spinnen und Skorpione. Die Vogelwelt ist vielfältig: Schwalben, Krähen, Möwen, Reiher, Flamingos, Enten, Gänse und verschiedene Strandund Raubvögel. Am artenreichsten zeigt sich jedoch das Leben unter Wasser. Delphine gehören fast schon zum Alltagsbild, Wale und Schildkröten halten sich mehr vor den unbewohnten Küsten auf.
FEIERTAGE/FESTE Das islamische Wochenende beginnt in Oman am Donnerstagmittag. Samstag früh wird dann wieder gearbeitet. Im Gegensatz zu den Vereinigten Arabi-
Auskunft - Klima sehen Emiraten halten sich in Oman auch die meisten Geschäfte an diese Ruhezeiten. Eine Ausnahme bilden die Souks und einige Supermärkte. Die größten Festivitäten, mit deren Vorbereitung schon Monate vorher begonnen wird, ist der 18. November (National-Feiertag). Normalerweise wird gleich eine ganze Woche mit Kamelrennen, Pferdeshows, folkloristischen Darbietungen und einer Militärparade gefeiert. Das Id al Fitr am Ende des Fastenmonats Ramadan wird mit Musik und Straßentanz begangen. Für die Moslems bedeutet dieser Tag eine Gelegenheit, neue Kleider zu tragen. Während des Id al Adha, 69 Tage später, werden Gewehre abgeschossen und in manchen Orten Schwerttänze aufgeführt. Die Festlichkeiten sind im Landesinneren oft spektakulärer als in der Capital Area. Jeder Moslem muß an diesem Tag ein Opfer bringen. Weitere religiöse bewegliche Feiertage sind der Hedschra (das islamische Neujahrsfest) und der Maulid al Nabi (Geburtstag des Propheten).
Farbwiedergabe. Lassen Sie sich am besten vor dem Abflug vom Fachmann beraten. Bevor Sie Einwohner auf die Platte bannen, fragen Sie höflich um ihre Erlaubnis. Die Männer haben selten etwas dagegen, Frauen im allgemeinen immer. Man sollte deshalb auch nie heimlich versuchen, sie zu fotografieren! Moscheen, Militär- und Ölanlagen sowie Flughäfen dürfen nicht aufgenommen werden.
GESUNDHEITSVORSORGE Es sind keine speziellen Impfungen vorgeschrieben. Empfohlen wird Malariaprophylaxe für das mittlere und südliche Oman.
KLEIDUNG
Während des Fastenmonats Ramadan, der 1996 Anfang Januar beginnt, darf tagsüber öffentlich weder gegessen, getrunken noch geraucht werden. Die Hotels bewirten ihre Gäste in den Zimmern, erst nach Sonnenuntergang gibt es in den Restaurants etwas zu essen. Als Tourist kommt man während dieser Zeit ins Hintertreffen. Vermeiden Sie also besser eine Reise während des Fastenmonats.
Leichte Sommerkleidung reicht für den Tag. Abends wird relativ wenig Wert auf westliche Eleganz gelegt, aber die Kleiderordnung bleibt jedem selbst überlassen. Einige Hotelrestaurants sind so stark klimatisiert, daß man besser Pullover oder Jacke anzieht. Provozierende Kleidung nach islamischen Maßstäben lassen Sie besser gleich zu Hause. Kurze Hosen, Trägerhemden oder hautenge Tops sind (außer am Hotelstrand) verpönt. Es empfiehlt sich, weite leichte Blusen bzw. Hemden mit langen Ärmeln und wadenlange Flatterröcke einzupacken.
FOTOGRAFIEREN
KLIMA
Das Filmmaterial kostet ungefähr soviel wie daheim, doch ist es sinnvoll, sich vor der Reise mit einem ausreichenden Vorrat zu versorgen, denn häufig ist der nächste Fotoshop in Oman weit entfernt. Wegen der hohen Lichtintensität sind Filme mit geringer Lichtempfindlichkeit (25, 50, 64, 100 ASA) besser geeignet. Durch den Einsatz von Filtern erreichen Sie oft eine bessere
Sommertemperaturen von 50° C sind keine Seltenheit. Angenehm wird es im Oktober, wenn das Thermometer auf ca. 28-30° C am Tag und 25° C bei Nacht fällt. Im Gebirge und in der Wüste wird es noch kälter. Die hohe Luftfeuchtigkeit bleibt während des ganzen Jahres. Am Golf von Oman kommt es im Dezember und Januar zu geringen Niederschlägen, während an der
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132 Oman von A-Z Küste Dhofars im äußersten Süden von Juni bis September schwere, aber kurze Schauer niederprasseln.
Behörden
Sa.-Mi. 7.30-14.00, Do. 8.00-13.00 Geschäfte
LITERATUR Auf dem deutschen Büchermarkt ist über Oman so gut wie gar nichts zu finden, sieht man mal von dem Märchen »Sindbad der Seefahrer« ab, dessen Heimathafen Sohar gewesen sein soll. Sindbads Reise nach China ist von dem Iren Tim Severin mit omanischer Unterstützung nachvollzogen worden, er hat darüber ein sehr interessantes, spannendes Buch geschrieben: The Sindbad Voyage. Es ist inzwischen auf deutsch übersetzt. In Oman finden Sie in den Hotelbuchläden reichlichen Lesestoff über das Land in englischer Sprache. Ein sehr schönes, aber auch schweres Souvenir ist das mit Farbfotos bebilderte Buch Oman. In der Autobiographie Die sieben Pfeiler der Weisheit von T. E. Lawrence (Lawrence of Arabia) geht es zwar nicht direkt um Oman, aber die Unabhängigkeitsbewegung auf der Arabischen Halbinsel wird dargestellt. Höchst interessant ist das Buch von Ranulph Fiennes Atlantis of the Sands, Penguin Books 1993. in dem er seine Erlebnisse auf der Suche nach der verlorenen Stadt Ubar beschreibt.
MUSIK UND TANZ Außer dem Bauchtanz, der in einigen Hotels vorgeführt wird, hört und sieht man als Fremder kaum arabische Musik bzw. Tanz. Ausnahme sind die Feiern zum Nationalfeiertag. Ansonsten wird innerhalb der Familie aufgespielt, auf Hochzeiten beispielsweise oder zu den Id (s. a. S. 131.).
ÖFFNUNGSZEITEN Banken
Sa.-Mi. 8.00-12.00. Do. 8.00-11.00
Sa.-Do. 8.30-13.00, 16.00-19.00 Die Souks in Muscat sind in der Regel abends bis ca. 21.00 Uhr geöffnet. Im Landesinneren schließen die Souks bereits um 11.00, manche öffnen wieder um 16.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, manche bleiben geschlossen. Freitag ist allgemeiner Ruhetag, Ausnahmen sind manche Souks und Supermärkte in den Wohngegenden der Capital Area.
POST Briefe und Postkarten werden von der Hotelrezeption entgegengenommen und umgehend weitergeleitet. Wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es in Oman keine Briefträger, entsprechend keine Postadressen, sondern nur Postfächer. Oman hat eines der modernsten digitalen Telekommunikationssysteme der Welt, mit eigener Satellitenbodenstation. Innerhalb des Landes gibt es keine Vorwahlnummern. Internationale Gespräche funktionieren im Selbstwählverfahren, am besten vom Hotelzimmer aus. Fragen Sie vorsichtshalber vorher nach den Gebühren. Auch Telexe und Telefaxe können Sie von allen Unterkünften in alle Welt übermitteln lassen. Vorwahl für die Bundesrepublik Deutschland: 00 49 für Österreich-, 00 43 für die Schweiz: 00 41
PRESSE, RUNDFUNK, FERNSEHEN Zeitungen: Es erscheint täglich eine englischsprachige Zeitung, der »Oman Daily Observer«, wöchentlich kommen die »Times of Oman« und der »Akbar Oman« heraus. In den internationalen Hotels finden Sie manchmal deutsche
Klima - Tourismus Zeitschriften, allerdings nur die im islamischen Sinne »sauberen«. Häufiger sind englische und amerikanische Magazine. Radio/TV: Englische Radioprogramme können Sie täglich von 12.00 bis 15.00 Uhr hören, Nachrichten jeweils um 7.30, 11.00, 14.30, 18.30 und 21.00 Uhr. Im Fernsehen gibt es inzwischen auch Satellitenprogramme, z.B. CNN, Star TV und MTV. Manche Hotels zeigen Inhouse-Movies. Allerdings wird, sobald es intim wird (häufig schon Minuten vorher), das Bild ausgeblendet.
PREISE Für Touristen ist Oman recht teuer. Das liegt daran, daß es fast ausschließlich First-Class-Hotels gibt, mit den entsprechenden Nebenkosten für Essen und Getränke. Nur in Hotels darf Alkohol ausgeschenkt werden, in allen anderen Lokalen werden nur Softdrinks und heiße Getränke serviert. Ein Bier kostet etwa sechs Mark. In den meisten Hotelbars findet am späten Nachmittag oder frühen Abend eine »Happy Hour« statt, während dieser Zeit kostet Alkoholisches nur die Hälfte. Mehr oder weniger komfortable Imbißstuben in der Hauptstadt oder entlang der Straßen bieten sehr preiswerte und herzhafte indische Kost an. Die Auswahl an Speisen ist jedoch beschränkt. Taxifahrten kosten soviel wie daheim, man sollte aber die Strecken nicht unterschätzen. Vom Hotel aus sind die Preise festgelegt. Zurück kostet die Tour, wenn Sie handeln, meist nur die Hälfte. Innerhalb der Capital Area können Sie allerdings auch mit den spottbilligen Bussen und Sammeltaxis fahren. Organisierte Ausflüge, besonders mit Geländewagen, sind relativ teuer. Einige Preisbeispiele der Zubair Travel: Tagestour inkl. Museumsbesuchen: 60 DM Tagestour Nizwa, Jabrin: 150 DM Waditour im Geländewagen (2 Personen): 300 DM
SHOPPING In den Souks von Oman wird noch viel Beduinenschmuck angeboten - aber nicht nur alter. Allerlei dörfliche Gebrauchsgegenstände wie Kaffeekannen, Schüsseln, Geschirr aus Kupfer und Messing können, wenn sie intakt sind, schöne Souvenirs abgeben, ebenso antike Waffen. Das wohl schönste Andenken an Oman sind die prächtigen silbernen Krummdolche, Khanjar genannt. Allerdings müssen Sie bei guter Qualität mit mindestens 500 DM rechnen, die antiken liegen weit darüber, 1000 bis 3000 DM sind nicht ungewöhnlich. Da man in den Souks nicht mit Kreditkarten bezahlen kann, sollten Sie sich, falls solch eine Antiquität Ihr Wunsch ist, genügend Bargeld bzw. Travellerschecks von zu Hause mitnehmen. Besonders in Dhofar. aber auch im Souk von Muttrah oder Nizwa finden Sie kleine vergoldete Dosen mit orientalischen Duftmischungen und Weihrauch. In den Souks wird der Preis durch teilweise langwierige Verhandlungen festgelegt, es gibt aber auch Geschäfte mit festen Preisen.
SPRACHE Arabisch in verschiedenen Dialekten. Es gibt fünf eigenständige Dialekte, von denen vier in Dhofar gesprochen werden, nämlich Jibali (bzw. Shheri), Mahri, Harsusi und Bathari. Sie gehen auf antike arabische Ausdrucksweise zurück. In der Geschäftswelt der Capital Area spricht man englisch, ebenso in den großen Hotels.
TOURISMUS Abgesehen von den Hotels in der Hauptstadt, gibt es für Touristen bisher nur in Nizwa, Sur und Sohar ein Motel und in Salalah das »Holiday Inn«. Weitere Hotels und Motels sind allerdings schon im Bau. Zur Zeit stehen in Oman insgesamt 2200 Hotel-
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Oman von A-Z zimmer zur Verfügung. Auf Urlauber eingestellt ist ganz besonders der »Al Bustan Palace« (in der gleichnamigen Bucht bei Muscat) und das »Holiday Inn«, direkt am Strand von Salalah. Alle anderen Unterkünfte beherbergen überwiegend Geschäftsleute.
TRINKGELD Außerhalb der Hotels wird meistens keines erwartet. In den Hotelrestaurants hinterläßt man etwa 10 % Tip. Für den Kofferträger sollten Sie pro Gepäckstück etwa 0,2 Rial erübrigen.
URLAUBSAKTIVITÄTEN Bei einer zweiwöchigen Reise ist die Aufteilung in Rundreise (bzw. Ausflüge von Muscat aus) und Badeaufenthalt empfehlenswert, falls Sie nicht ausschließlich zu Studienzwecken unterwegs sind. Die Planung könnte beispielsweise so aussehen: 1. Tag: Ankunft in Muscat 2. Tag: Stadttour mit Besichtigung der Museen und Souks 3./4. Tag: Fahrt nach Nizwa und Jabrin und zum alten Hafen Sur 5. Tag: An der Küste entlang zurück nach Muscat 6. Tag: Tour nach Rustaq und Nakl und zurück nach Muscat 7. Tag: Flug nach Salalah 8.-13. Tag: Badeaufenthalt mit kürzeren Ausflügen ins Landesinnere von Dhofar. Mit einem Geländewagen können Sie von Salalah aus bei Ebbe 50 km auf dem harten Sandstrand bis nach Taqa fahren. Ein herrliches Vergnügen. Mit diesen Touren haben Sie die wichtigsten Attraktionen Omans abgedeckt. Für Abenteuerlustige empfiehlt sich ein längerer Stopp in Nizwa, von wo aus man verschiedene Touren in die Berge des Jebel Akhdar unternehmen kann. Falls Sie richtige Sanddünen sehen wollen, sollten Sie auf der Strecke zwischen Nizwa und Sur in die Wahiba Sands
fahren. Die rötlichen Sandberge sind von der Straße aus zu sehen. Ohne Geländewagen kommt man allerdings nicht ganz bis an ihren Fuß heran. Auf keinen Fall jedoch sollten Sie allein tiefer in die Wüste fahren - man verliert sehr schnell die Orientierung. Der Abstecher erfordert eine Abreise ab Nizwa gegen Mittag bzw. eine zusätzliche Übernachtung in Sur. Sehr schön und interessant ist ein DreiTages-Ausflug nach Musandam. Der durch die VAE abgetrennte Norden an der Straße von Hormuz ist bergig und von Fjorden durchsetzt. Ein kleines Hotel bietet Unterkunft. Ein Problem allerdings sind die Flüge dorthin. Meist ist der kleine Flieger, der sich 3 x wöchentlich auf den Weg macht, ausgebucht. Aufgrund streng eingehaltener islamischer Gesetze ist ein Besuch Omans während des Fastenmonats Ramadan nicht unbedingt ratsam.
VERKEHR Für ein schnelles Vorankommen sorgen inzwischen 5000 km asphaltierter Straßen zwischen den wichtigsten Ortschaften. Weitere sind geplant. Daneben gibt es 19 000 km gut ausgebaute Schotterwege, auf denen man ohne Geländewagen fahren kann, wenn auch entsprechend langsamer. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, sie zu finden, denn die daheim erhältlichen Straßenkarten wurden 1982 produziert. Relativ neue finden Sie nur vor Ort. Die Repräsentanten der internationalen Mietwagenfirmen kennen sich in der Regel auch gut aus, im Gegensatz zu den Chauffeuren. Mietwagen bekommen Sie in Muscat und Salalah, entweder am Flughafen oder in den Hotels. Die Wagen internationaler Vermieter können Sie bereits daheim vorbestellen: Avis, Telefon (0130) 77 33 Sixt-Budget, Telefon (0130) 3 66 beide zum Ortstarif.
Trinkgeld - Zollbestimmungen In Muscat:
Avis (Zentrale) Telefon 70 14 88 Hotel Inter-Continental Telefon 60 05 00 AI Bustan Palace Telefon 79 96 66. Sixt-Budget (Zentrale) Telefon 29 47 21 Flughafen Telefon 51 02 02 Ruwi Hotel Telefon 79 47 21. Ein japanischer Kleinwagen kostet pro Tag ca. 70 DM, pro Woche 440 DM, inkl. 100 Kilometer pro Tag. Ab dem dritten Tag gilt unbegrenzte Kilometeranzahl. Für einen Mercedes 200 E oder Geländewagen müssen Sie mit 140 DM pro Tag bzw. 900 DM pro Woche rechnen. Dazu kommen jeweils auf Wunsch 4,50 DM Unfall- und 4,50 DM Insassenversicherung pro Tag. Normalerweise wird mit Kreditkarte bezahlt, falls Sie keine besitzen, müssen Sie 50 bis 60 Rial als Sicherheit hinterlegen. Für die ersten 7 Tage nach ihrer Einreise gilt Ihr eigener Führerschein, danach müssen Sie sich einen omanischen ausstellen lassen. Der Fahrer muß mindestens 25 Jahre alt sein. In Oman gelten relativ strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ihrer Einhaltung dienen auch die in jedem Fahrzeug angebrachten automatischen Kontrollgeräte, die bei Überschreitung klingeln oder piepen. Bei einem Unfall muß unbedingt die Polizei hinzugezogen werden, weil die Werkstätten ohne Polizeiprotokoll keine Reparaturen vornehmen.
Der Fahrpreis beträgt in der Regel höchstens ein bis zwei DM. dafür ist die Fahrt auch etwas abenteuerlich, schon deswegen, weil Sie sich wegen Verständigungsschwierigkeiten (wer spricht schon Arabisch, Urdu oder Hindi) auf Ihren eigenen Orientierungssinn verlassen müssen. Das Bussystem ist ebenfalls gut ausgebaut. Für etwa fünf DM fahren Sie innerhalb der Capital Area. Die Oman National Transport Company verbindet auch die Hauptstadt mit Nizwa, Rustaq und Sohar. Die Busse sind hochmodern und sogar mit Telefon ausgestattet. Eine Hin- und Rückreise ins 1000 km entfernte Salalah kostet 18 Rial, also 90 DM, mit dem Flugzeug etwa das Dreifache. Busterminals gibt es in Ruwi und am Hafen von Muttrah.
WÄHRUNG Die Währung heißt Omani Rial, abgekürzt RO, der in 1 000 Baiza unterteilt ist. Ein Ria! sind etwa fünf Mark. Man kann ohne Probleme mit DM in bar oder Travellerschecks reisen, auch wenn der Rial fest an den US-$ gebunden ist. Bei den starken Dollarschwankungen bieten sich so in der Regel sogar gewisse Kursvorteile. Kreditkarten werden (außer in den Souks) meist akzeptiert. Gehandelt wird natürlich besser in bar.
ZEITUNTERSCHIED Wie Vereinigte Arabische Emirate
Die Taxipreise zwischen Flughafen und Hotel sind staatlich festgelegt, ebenso vom Hotel in die Stadt. Etwa die Hälfte weniger zahlen Sie, wenn Sie ein Taxi auf der Straße heranwinken - Sie sollten aber unbedingt den Preis vorher aushandeln, denn Taxameter gibt es nicht. Zwischen den Zentren der Capital Area und den Wohngebieten verkehren offene Sammeltaxis. Sie halten auf den Stadtautobahnen auf Zuwinken in den ausgeschilderten Straßenbuchten.
ZOLLBESTIMMUNGEN Offiziell ist die Einfuhr von Alkohol nicht erlaubt, aber bei Ausländern wird oft ein Auge zugedrückt. Strikt verboten sind Waffen und Magazine mit leicht oder gar nicht bekleideten Frauen. Ob die Einfuhr von Zigaretten beschränkt ist, steht zumindest nirgendwo geschrieben, ähnlich ist es bei Parfüm.
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SAUDI-ARABIEN – VERSCHLOSSENES LAND Um etwas Grundlegendes von vornherein klarzustellen: Als normaler Tourist dürfen Sie nicht nach Saudi-Arabien einreisen, als Touristin schon gar nicht. Das zwölfgrößte Land der Erde verschließt sich bisher jedem, der kein geschäftliches Interesse hat oder keinen dort wohnenden Ehemann vorweisen kann. Wer der Arbeit wegen nach Saudi-Arabien geht und die Ehefrau mitnimmt, muß x sich vorher darüber klar sein, daß diese von jeglichen gesellschaftlichen Veranstaltungen, egal ob auf privatem oder geschäftlichem Sektor, ausgeschlossen wird, sobald Araber mit von der Partie sind. Grund sind die sehr streng eingehaltenen Regeln und Sitten des Islam, nach denen sich auch Ausländer ohne Einschränkung zu richten haben. Dazu gehört u. a. auch, daß sich Frauen nicht ohne männliche Begleitung aus dem Haus begeben dürfen, daß Männer keine Frauen chauffieren können, mit denen sie nicht verwandt oder verheiratet sind, und daß der Konsum von Alkohol gänzlich untersagt ist. Die Sittenpolizei matawa sorgt dafür, daß alle Regeln eingehalten werden. Insgesamt nimmt Saudi-Arabien mit zwei Millionen Quadratkilometern drei Viertel der Landfläche der Arabischen Halbinsel ein. Das Land gliedert sich in fünf Großräume. Im Osten erstreckt sich zwischen dem Golf von Akaba und den Pilgerstätten Mekka und Medina die Hedscha, durch die früher die großen Handelskarawanen mit mehr als tausend bis zweitausend Kamelen zogen. Die südliche Gebirgsregion an der Grenze zum Jemen wird als Asir bezeichnet, das Herz Saudi-Arabiens mit der Hauptstadt Riad als Nedsch. Diese Region dehnt sich über etwa ein Viertel des Landes aus. Gen Osten schließt sich die Al Hasa an, die am Persischen Golf, der hier Arabischer Golf heißt, endet. Die beiden Großwüsten Nefud und Rub al-Khali bedecken eine Fläche mit Sand, die eineinhalbmal so groß ist wie Frankreich. Erst in den dreißiger Jahren durchquerte der erste Europäer das »Leere Viertel«. Bis 1962 verschloß sich Saudi-Arabien völlig dem Westen. Bis zu diesem Zeitpunkt war auch der Handel mit Sklaven noch durchaus üblich.
S. 136/137: Souvenirfoto vor einem Mekka-Bild in Kuwait
Saudi-Arabien
Die Geburtsstätte des Islam Bereits vor 6000 Jahren bestand an der saudischen Golfküste die Obeid-Kultur, die bisher älteste bekannte Kultur Arabiens. Offiziell, so kann man sagen, beginnt die Geschichte des Landes im Jahre eins Anno Hijra (AH), was nach unserem Kalender dem Jahr 622 entspricht. Zu dieser Zeit nämlich floh der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina. Zehn Jahre später erklärte er Mekka zur heiligen Stadt des Islam - bis heute gilt die religiöse Vorschrift, daß jeder Moslem einmal in seinem Leben dorthin pilgern sollte. Die neue Religion verbreitete sich zügig. 632 waren bereits alle Stämme unter der grünen Fahne des Propheten vereinigt. Das heutige Königshaus und die puristische Einstellung zur Religion gehen auf ein Bündnis im 18. Jahrhundert zurück. Mohammed Ibn Abd al Wahhab, der in seinen Predigten Anstoß an der Verwahrlosung des Glaubens nahm, fand bei Scheich Mohammed Ibn Saud Gehör, und beide beschlossen, gemeinsam den Kampf für den »wahren Islam« aufzunehmen: die Geburtsstunde Saudi-Arabiens. Die Einwohner des Landes gehören dem wahhabitischen Glauben an (der Name des Landes und die Bezeichnung der Religionsrichtung beruhen auf den Namen dieser beiden Männer). Das heutige Königreich Saudi-Arabien ist bereits das dritte Wahhabitenreich, das erste wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von den Türken, das zweite 1891 von dem Clan der Rashid zerstört. Seit 1982 regiert König Fadh. Als sein Vater Khalid nach der Ermordung von dessen Bruder Feisa von der Familie zum König bestimmt wurde, wurde auch Fahd als nächster Thronfolger bestimmt. Es gibt eine Reihe von Sehenswürdigkeiten im Lande, unter ihnen eine große Anzahl Souks. Einer der größten und interessantesten ist der Dira Souk beim gleichnamigen Platz in Riad, auf dem freitags der Strafvollzug vorgenommen wird. Sonst wird er als Parkplatz benutzt. Witzig ist die Uhr in der Mitte, die alle 15 Minuten die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes ansagt. Einer der schönsten Märkte liegt in Taif in den Bergen des Hedscha. Er stammt noch aus der Türkenzeit und ist überdacht. Auch in der Stadt bieten einige Gebäude mit Holzfenstern und Vorbauten im traditionellen Stil schöne Motive.
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JEMEN - DAS SAGENHAFTE SABA Zwei Völker schufen in vorislamischer Zeit zwei der bedeutendsten Kulturen der arabischen Halbinsel: die Sabäer und die Himajariten. Das außerordentlich vermögende Königreich von Saba bestand bereits 1500 v. Chr. und fand seine erste Erwähnung im Alten Testament. Demnach soll die Königin von Saba, Bilkis, dem König Salomon einen Besuch abgestattet haben, die Bibelschreiber sprechen von einer unglaublichen Vielzahl wertvoller Geschenke, die ausgetauscht wurden. Laut arabischer Überlieferung blieb es während der Begegnung der beiden Herrscher, die die lukrative Weihrauchroute kontrollierten, nicht bei Freundschaftsbekundungen. Ein Sohn namens Menelik soll der Verbindung entsprossen sein, der ein Reich in Aksum (heute Äthiopien) gründete und als Urahne aller nachfolgenden Oberhäupter des Landes bis hin zu Haile Selassie gilt. Die Blütezeit der Himajariten währte etwa vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. Als die Bedeutung des Weihrauchhandels langsam sank, weil sich das Christentum im Mittelmeerraum ausbreitete, ging auch das Himajaritenreich seinem Ende zu. 631 eroberten die Truppen des Islams das bergige Land, und in den nächsten 13 Jahrhunderten beherrschten mehr oder weniger unabhängige Scheiche und Imame den Jemen, deren Macht allerdings zeitweilig von den Ottomanen eingeschränkt wurde. Im Jahr 1918, nachdem sich die Türken zurückgezogen hatten, erklärte Imam Yahya (1904-1948) die Unabhängigkeit. Während Sanaa - die Hauptstadt des Jemen
Jemen
er seine Macht durch die völlige Abgeschlossenheit des Landes sicherte, nahm sein Sohn Ahmad diplomatische Beziehungen mit westlichen Staaten und der UdSSR auf und startete mit ihrer Hilfe ein Entwicklungsprogramm. Ein Umsturz 1962, in dessen Folge die Arabische Republik Jemen ausgerufen wurde, und der daran anschließende Bürgerkrieg zwischen Republikanern und Royalisten warfen die Entwicklungsbemühungen jedoch wieder zurück. 1967 spaltete sich im Süden die marxistische Volksrepublik Jemen ab, die bis zur Vereinigung mit dem Nordjemen im Mai 1990 als einziger kommunistischer Staat Arabiens wirtschaftliche Unterstützung aus der UdSSR, China und DDR erhielt.
Küstenebene und Hochland Der bisherige Nordjemen dehnt sich von der Grenze mit SaudiArabien bis zum Südjemen, einschließlich einiger Inseln, über 200 000 Quadratkilometern aus. Im Osten zieht sich die Küstenebene Tihama entlang des Roten Meeres. Sie endet im Westen an einer steilen Gebirgskette, dahinter folgen fruchtbare Hochplateaus, in deren Zentrum auf 2250 m Höhe die Hauptstadt Sanaa liegt. Hier wohnen schätzungsweise 450 000 der 9,4 Millionen Einwohner, in Tais weitere 320 000, in der Hafenstadt Hodeida 150 000. Der Rest verteilt sich auf Land und Dörfer. Die Einkünfte des Landes basieren einerseits auf dem Teil der Bevölkerung, die als Gastarbeiter auf den Ölfeldern Saudi-Arabiens arbeiten, andererseits überwiegend auf dem Anbau von Qat, einer milden Droge, von der männlichen Bevölkerung fast täglich gekaut, die die landwirtschaftliche Nutzfläche für Gemüse und Kaffee oder auch Vieh sehr stark eingeschränkt hat. In den Sommermonaten muß man in den Bergen mit sehr starken Regenfällen rechnen, die das Reisen erheblich behindern können, weil dann nicht selten gewaltige Wassermassen die Hänge herabstürzen, die Felsbrocken mit sich führen.
Einzigartige Architektur Wenn auch inzwischen viele moderne Häuser und Straßen gebaut wurden, so hat sich doch die einzigartige Architektur im Jemen erhalten. Sanaa, die Hauptstadt des neu vereinigten Staates, gilt als eine der schönsten Städte Arabiens. Sie können es direkt ab Frankfurt/M. mit der Lufthansa erreichen. Im mittelalterlichen Kern recken sich die braunen Turmhäuser, bis zu sieben Stockwerken hoch und mit weißen Ornamenten verziert. Eine Atmosphäre wie aus vergangenen Jahr-
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hunderten vermittelt der Souk, auf dem Sie eine Reihe traditioneller Gebrauchsgegenstände und Kunsthandwerk entdecken können. Da es nur relativ wenig komfortable Unterkünfte gibt, ist es sinnvoll, Sanaa als Ausgangspunkt für ein- und mehrtägige Ausflüge zu wählen. Wer nicht gerade ein ausgeprägtes Organisationstalent zu seinen Tugenden zählt, sollte sich unbedingt einer Reisegruppe anschließen. Auch zur eigenen physischen Sicherheit ist dies empfehlenswert. Man benötigt für alle Besichtungen (und sei es nur ein am Wegesrand gelegener Souk) eine Erlaubnis. Die Kontrollen sind sehr streng, und wenn Sie nicht das richtige Papier vorweisen können, schickt man Sie nach Sanaa zurück. Die Betreuung eines erfahrenen Reiseleiters hat außerdem den Vorteil, daß er über den Zustand der Straßen Bescheid weiß. Besonders in den regenreichen Sommermonaten kann eine Gebirgsroute recht gefährlich werden. In Ihre Reiseplanung sollten Sie mitaufnehmen: Marib, die vorgeschichtliche Residenz der sabäischen Könige, die am ältesten Staudamm der Welt gelegen ist; das fruchtbare Wadi Dhar mit seinen Imam-Palästen auf schroffen, schmalen Felsplateaus; und Sada, ein uralter Umschlagplatz, der sein mittelalterliches Stadtbild nahezu unverändert beibehalten hat. Die ehemalige Demokratische Volksrepublik Jemen war der einzige marxistisch gelenkte Staat der Arabischen Halbinsel, ein sehr armes Land. Durch den Zusammenschluß mit dem Nordjemen soll sich dies rasch ändern - nicht zuletzt der erhofften Touristen wegen, die jetzt das ganze Land ohne Einschränkungen bereisen dürfen. Sie erreichen die Wirtschaftshauptstadt der neuen Republik Jemen, Aden, mit Jemen Airways ab Frankfurt/M. Dieser südliche Teil des Jemen erstreckt sich über 180 000 km von der omanischen Grenze entlang Undefinierter Grenzregionen im Leeren Viertel und stößt mit seinem westlichen Zipfel auf das Bab al-Mandeb, die Meerenge am Ausgang des Roten Meeres. Entlang des Indischen Ozeans ist der Südjemen überwiegend sandig und flach, im Nordwesten hingegen erhebt er sich bis auf 2500 m Höhe. Im Sommer sorgen Monsunwolken für häufigen Regenfall. Der Landwirtschaft nützen sie indes wenig, denn die Ackerkrume ist durch Erosion längst abgetragen. Etwas grüner hingegen ist es im Tal des Hadramaut. Haupterwerbszweig der ca. 2,2 Millionen Einwohner ist die Fischerei. Aden, bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. als Handelshafen erwähnt, wurde 1986 im Verlaufe des Bürgerkrieges stark zerstört, nur noch wenige Sehenswürdigkeiten
sind zu bewundern: u. a. die Zisternen von Tawila, die Al-Aldarus-Moschee und das sehr interessante Nationalmuseum.
Bahrain
BAHRAIN - DAS BANKENZENTRUM Der Golfstaat Bahrain ist der kleinste der arabischen Länder. Mit seinen 675 Quadratkilometern, die sich auf 33 Inseln verteilen, von denen nur sechs ständig bewohnt sind, ist er kleiner als Hamburg. Öl fließt hier nur spärlich, auch wenn man beim Anflug wegen der vielen Öltürme, Raffinerien und Tanks einen ganz anderen Eindruck bekommt. 1996 sollen die Quellen völlig versiegen. Doch der Staat lebt inzwischen von der Aluminiumproduktion, von den großen Schiffswerften und vom Off-shore-Banking-Business. Mehr als siebzig Bankfilialen aus aller Welt betreiben hier einen regen Devisenhandel und machen somit Bahrain zum Bankenzentrum des Golfes. Von seinen etwa 410 000 Einwohnern wohnt ein Drittel in der Hauptstadt Manama, der Rest verteilt sich auf die Orte Muharraq, Isa Town, Rifa, Hidd und Awali und ungefähr 40 Dörfer. Bahrain ist mit den Inseln Muharraq, Nabih Salih und Sitrah durch Dämme, mit dem 24 km entfernten Saudi-Arabien durch die längste Brücke der Welt verbunden.
Ein Ziel ständiger Angriffe Die Geschichte des zwischen Saudi-Arabien und Qatar liegenden Archipels geht bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Altertumsforscher vermuten, daß das heutige Bahrain mit dem antiken Dilmun In der Mittagshitze suchen die Menschen Zuflucht im Schatten
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identisch ist, dem damals wichtigsten Warenumschlagplatz im Golf. Wegen seines Reichtums und der strategisch optimalen Lage mußte es über die Jahrtausende hinweg immer wieder Attacken, Eroberungen und Besatzungen seitens der Assyrer, der Perser, verschiedener arabischer Stämme, der Portugiesen und Türken hinnehmen und stand von 1820 bis 1971 unter britischem Schutz. Aufgrund der Perlenfischerei erlebten die Inseln zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert eine Blütezeit. Bahrain wird von einem absoluten Herrscher regiert, dem seit 1961 amtierenden Scheich Isa Bin Sultan al Khalifa, dessen Dynastie bis 1782 zurückreicht. Der Emir ernennt die Minister, für die Thronfolge ist bereits sein Sohn Hamad Bin Isa al Khalifa bestimmt. Parteien sind nicht zugelassen.
Unternehmungen Viele touristische Attraktionen bietet Bahrain nicht. In Manama lohnt sich ein Bummel durch die Altstadt mit ihren schönen Kaufmannshäusern mit stattlichen Windtürmen und hölzernen Baikonen und Galerien. Ein sehr hübsches Motiv bietet der alte Dhau-Bauplatz an der King Feisal Road. Zum Einkaufen sollten Sie einen Blick in die Souks werfen, wo allerlei arabisches, iranisches und indisches Kunsthandwerk zu finden ist. Originell ist ein Segeltörn mit einem arabischen Sambouk. Sehenswürdigkeiten: die MoscheeRuinen von Balad al Qadim, die aus dem Jahre 1051 stammen sollen, die Königsgräber in der Nähe der Aali Health Clinic, das Fort Bahrain, von dem nur wenige Steine auf einem Hügel lagern, und die Tempelreste bei Barbar. Aufgrund seiner liberalen Haltung gegenüber Alkohol und Vergnügen haftet Bahrain ein Hauch von Sündenbabel an. Wer sich am Wochenende vom Festland nach Manama aufmacht, ist selten der Geschäfte wegen unterwegs.
In Bahrain treffen sich Tradition und Moderne
Bahrain
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Arabische Nachbarstaaten
KUWAIT - REICHE BODENSCHÄTZE Der Golfkrieg 1991 hat Kuwait verändert - grundsätzlich aber bleibt: Eingekesselt zwischen Saudi-Arabien und dem Irak liegt der 17 820 Quadratkilometer große Staat - der also in etwa so groß wie Schleswig-Holstein ist - am Ende des Persischen Golfes. Zum Staatsgebiet gehören einige Inseln, z.B. das bewohnte Failakah im Golf und acht weitere im Delta von Euphrat und Tigris, die aus Schwemmsand bestehen. Nennenswerte Erhebungen sind rar, die Hügelkette des Jal as Zor mißt ganze 100 m Höhe, die Kuppen des Ahmadi-Gebirges 120 m. Der überwiegende Teil des Landes besteht aus Einöde, die nur von wenigen Oasen unterbrochen wird. Wegen Wassermangel sind auch die grünen Flecken an der 195 km langen Golfküste entsprechend rar. Reichhaltig sind indes die Bodenschätze. Die Ausbeute der Ölquellen sorgte seit 1938 für einen steilen, schnellen Aufschwung und machte Kuwait zu einem der reichsten Länder der Erde. Auch wenn der Staat inzwischen mit beträchtlichen Einbußen auf diesem Sektor konfrontiert wurde, hat er doch die beachtliche Summe von umgerechnet 78 Milliarden DM in aller (hochtechnisierten) Welt investiert. Sollten die Quellen einmal versiegen, sieht es im Land für die Wirtschaft allerdings schlecht aus, von einer Industrialisierung, die nicht auf Öl beruht, kann so gut wie keine Rede sein. Allerdings sind für Entwicklungen auf diesem Sektor noch genügend Zeit vorhanden. Man schätzt nämlich, daß das Öl noch mindestens 250 Jahre lang reicht. Damit besitzt Kuwaits Boden eines der größten Ölreservate auf der ganzen Welt. Von seinen etwa 1,8 Millionen Einwohnern stammen mehr als die Hälfte aus der Fremde, z.B. aus Palästina, Libanon, Ägypten und Jordanien.
Handel seit alters her Kuwaits Verfassung stammt aus dem Jahre 1963, zwei Jahre, nachdem es sich zum zweiten Mal (das erste Mal war es 1710) auf eigene Beine stellte. Es ist ein unabhängiges Fürstentum mit einer konstitutionellen Monarchie, das von Emir Scheich al Ahmad al Sabah regiert wird. Er ernennt den Kronprinzen und den Ministerpräsidenten sowie die von diesem vorgeschlagenen Minister. Archäologen vermuten, daß auf der Insel Failakah schon vor 5000 Jahren Handel getrieben wurde. Wenn das stimmt, gehört Failakah zu den ältesten besiedelten Gegenden der Welt. Genaueres beweisen aber erst Tondokumente aus Mesopotamien aus dem 1. und 2. Jahrtausend v. Chr., deren Einwohner mit den Insulanern
Kuwait
über Land und Golf in Verbindung standen. Im 2. und 3. Jahrhundert gehörte die Insel dem Nachfolgereich Alexanders des Großen, wurde aber 140 v. Chr. an die Perser verloren. Danach hüllt sich das Eiland in geschichtliches Schweigen. Die Chronik Kuwaits beginnt eigentlich erst 1710, als einige Stämme auf der Suche nach Wasser an der Bucht vom heutigen Kuwait City hängenblieben. Die heute herrschende Dynastie der Al Sabah war damals unter ihnen. Aufgrund persischer, wahhabitischer und türkischer Bedrohungen schloß Mubarak al Sabah 1899 einen Schutzvertrag mit den Briten. Er gilt heute als Gründer des Staates.
Die Hauptstadt Hauptstadt des Landes ist Kuwait City, in ihrem Einzugsbereich leben fast alle Einwohner des Landes. Zu sehen gibt es außer dem Sief Palast und Resten der alten Stadttore kaum etwas Interessantes. Allerdings strecken sich ein paar schöne Strände und Promenaden im Stadtteil Salmiyah an der Küste entlang, die mit Restaurants und Imbißbuden gepflastert sind.
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QATAR - EINER DER WOHLHABENDSTEN STAATEN DER ERDE Aus der Luft betrachtet ähnelt die Halbinsel Qatar einer Lanzenspitze. Sie bedeckt eine Fläche von 10 000 Quadratkilometern, ist 160 km lang, an der breitesten Stelle mißt sie vierzig Kilometer. Im Südosten grenzt der kleine Staat an Abu Dhabi, allerdings nur offiziell. Inoffiziell werden die beiden Staaten hier durch einen zehn Kilometer breiten Streifen saudi-arabischen Gebietes entlang der gesamten Grenze voneinander getrennt, den sich König Khalid 1974 in einem Geheimvertrag mit Scheich Zayed von Abu Dhabi zusprechen ließ, um sich einen Zugang zum unteren Golf zu sichern. Die höchste Erhebung, der Hügel des Rauches (Jebel Dukhan), mißt ganze 104 m, ansonsten besteht Qatar aus einer flachen Kalksteinwüste. Die Salzsümpfe (Sabka) im Süden lassen vermuten, daß die Halbinsel vor langer Zeit vollständig vom Golf umgeben war. 75 Prozent der 250 000 Einwohner leben in der Hauptstadt Doha, das restliche Viertel in den Orten Umm Said, Khor und Ruwais. Nur 50 000 sind echte Qataris, der Rest Gastarbeiter, die in der Öl- und Erdgasindustrie, im Hoch- und Tiefbau und einigen ölunabhängigen Wirtschaftszweigen beschäftigt sind. Zählte Qatar vor der Entdeckung des Öls und Erdgases noch zu den ärmsten Ländern der Welt, so gehört es jetzt zu den reichsten. Das 1975 entdeckte Erdgasfeld Khuff gilt als das größte der Erde. Auf dem Weg zum Markt
Qatar
Die Hauptstadt Die Hauptstadt des Staates, Doha, ist im Vergleich zu den der anderen Golf Staaten eher klein, hat aber durchaus ihre eigenen Reize. Zum einen sind es die blühenden Grünanlagen, zum anderen die vorbildliche Führung der in konzentrischen Dreiviertelkreisen verlaufenden Straßen, die am Hafen auf der prächtigen Corniche enden, und schließlich die vielen modernen Gebäude, in deren Architektur unverkennbar Orientalisches steckt, mal mehr indisch, mal türkisch, mal vollkommen neue arabische Kreationen. Mitten im Herzen der Stadt erhebt sich auf einem Hügel der Uhrenturm, daneben die Große Moschee und der Palast des Emir Scheich Khalifa bin Hamad al Thani. Der Herrscher von Qatar ist ein absoluter Monarch, auch wenn die Verfassung von 1970 von einem demokratischen Regierungssystem spricht. Dafür dürfen alle Untertanen zweimal in der Woche dem Oberhaupt ihre Probleme persönlich vorbringen.
Die Geschichte begann mit einem Dänen Schon vor 50 000 Jahren sollen auf der Halbinsel Menschen gewohnt haben. Damals war die Wüste noch grün. Mit zunehmender Trockenheit verschwanden auch die Siedler, und bis auf einige Stützpunkte handeltreibender Seefahrer blieb das Land jahrtausendelang unbewohnt. Qatars neuere Geschichte beginnt, dank des dänischen Forschers Carsten Niebuhr, Mitte des 18. Jahrhunderts. Er nämlich setzte das Land auf seine handgemalte Landkarte. Unter den Beduinen, die zu seiner Zeit dort lebten, befanden sich auch bereits die Al Thani, die noch heute die Halbinsel beherrschen.
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JORDANIEN - ZUGANG ZU GROSSARTIGEN RUINEN Jahrzehntelang hörte man von dem Königreich so gut wie nichts, außer Meldungen von Zwistigkeiten, Tumulten oder Meinungsverschiedenheiten, die auf einer angestrebten Vereinigung der arabischen Länder, auf dem arabisch-israelischen Konflikt bzw. auf dem Krieg zwischen Iran und Irak beruhten. In all dem Wirrwarr gilt Jordanien, obwohl es im Sechstagekrieg 1967 einen Teil seines Landes an die Israelis verlor, nämlich das sogenannte Westjordanland inklusive dem arabischen Teil von Jerusalem, als politisch gemäßigte Nation. Nicht zuletzt dieser Haltung wegen können Touristen heutzutage problemlos die antiken Stätten verschiedener orientalischer und alteuropäischer Kulturen besuchen. Jordanien erstreckt sich über eine Fläche von knapp 100 000 Quadratkilometern mit einer verhältnismäßig winzigen Küstenregion am Golf von Akaba. Etwa ein Zwanzigstel des Landes nimmt der von den Israelis besetzte Teil ein. Insgesamt leben etwa 3,15 Millionen Einwohner im Lande, überwiegend arabischen Ursprungs. Sie unterteilen sich in Palästinenser und Transjordanier. Mit letzterem wird heute im allgemeinen jener Teil der Bevölkerung bezeichnet, der vor 1948 östlich des Jordans lebte. Nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg flohen ca. 100 000 Palästinenser vom westlichen zum östlichen Ufer des Flusses, weitere 310 000 folgten nach 1967. Man schätzt, daß in der Hauptstadt Amman und in Das römische Theater in Amman
Jordanien
Zarqua mehr als 60 Prozent der Bewohner palästinensischen Ursprungs sind. Mit Ausnahme von sechs Prozent Christen gehören die Jordanier dem Islam an, die meisten der sunnitischen Bewegung. Die Hauptstadt Amman mit 1,2 Millionen Einwohnern wurde auf den Grundmauern des antiken Philadelphia errichtet. Sie erstreckt sich über sieben Hügel, die von weißen Kalksteinterrassen malerisch umkränzt sind. Natürlich überwiegen heutzutage die neuen Gebäude der sich stetig ausdehnenden Stadt, doch daneben haben sich eine Reihe von altarabischen Bauwerken erhalten, die ein intensives Studium wert sind. Beispielsweise die von den Abbassiden im 10. Jahrhundert erbaute Hussein-Moschee, das römische Theater, die byzantinische Zitadelle oder auch der Basram-Palast, in dem König Hussein residiert. Dieser ist zwar nicht zugänglich, doch die prächtig gekleidete Palastgarde, die sich aus Tscherkessen rekrutiert, darf fotografiert werden. Natürlich lohnt sich eine ausgiebige Visite der Basare im Geschäftsviertel, welches sich beiderseits der Hauptstraße entlangzieht. Amman gilt als optimaler Ausgangsort zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Landes. Eine der großartigsten Ruinenstädte der Welt ist Petra, deren Areal knapp vierzig Quadratkilometer umfaßt. Zwischen 110 v. Chr. und 40 n. Chr. erlebte die rosarote Stadt der Nabatäer ihre Blütezeit, aus der die in den Felsen gehauenen, prächtigen Grabtempel stammen. Unter den Römern verfiel Petra und wurde erst 1812 wiederentdeckt. Zu den weiteren Attraktionen des touristischen Pflichtprogramms zählt die relativ gut erhaltene Ruinenstadt Dscherasch und die 1136 von den Kreuzrittern erbaute Burg in Kerak.
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SYRIEN - HISTORISCHE SCHATZKAMMER Mit seinen zahlreichen antiken Städten und Relikten und den unterschiedlichen Landschaften gehört das knapp 200 000 Quadratkilometer große Land mit seinen 10,3 Millionen Einwohnern zu den touristisch interessantesten arabischen Staaten. Nicht umsonst wird Syrien auch als die historische Schatzkammer des Fruchtbaren Halbmondes bezeichnet. Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen und Römer hinterließen ihre Spuren in der Antike, Byzantiner, Umayaden, Mamluken, Ottomanen und nicht zuletzt die Kreuzritter. Doch nicht nur in den vergangenen fünftausend Jahren, auch in diesem Jahrhundert sah das krisengebeutelte Land eine Reihe von verschiedenen Herrschern und Regimen. Seit 1970 regiert Präsident Hafiz al-Asad die Republik, dessen Politik sich hauptsächlich mit dem Konflikt mit Israel beschäftigt. So gilt Syrien als einzige Nation im Nahen Osten, die die Israelis ständig mit einem starken militärischen Aufgebot herausfordert. Grund sind u. a. die seit 1967 von den Israelis besetzten Golan-Höhen. Als Tourist indes spürt man wenig von den politischen Querelen, schon gar nicht, wenn man sich im mittleren und nördlichen Landesteil mit der Besichtigung der antiken Stätten beschäftigt. Sie können sich überall frei und sicher bewegen und müssen - für arabische Staaten nicht immer selbstverständlich - weder auf abendliche Vergnügen noch auf Alkohol verzichten. Erster Anlaufpunkt in Syrien ist für gewöhnlich die Hauptstadt Damaskus, eine der faszinierenden Metropolen des Vorderen Orients. Bereits in der Antike galt sie als Paradies auf Erden, weshalb sich später Mohammed der Legende nach weigerte, sie zu besuchen. Er wollte nur einmal das Paradies betreten. Das Viermillionenzentrum liegt am Fluß Barada zu Füßen des 1220 Meter hohen Qassiun, inmitten der fruchtbaren Oasenlandschaft Al Ghuta. Auf den ersten Blick erscheint sie überaus modern, doch umschließen die Neubauviertel einen malerischen Altstadtkern mit winkeligen Gassen und orientalischen Souks. Hier findet man noch die Werkstätten des traditionellen Kunsthandwerks, in denen Seidenbrokate, Gold- und Silberschmuck, Intarsienarbeiten und nicht zuletzt die berühmten Damaszenerschwerter hergestellt werden. Zu den baulichen Sehenswürdigkeiten zählen die Omayaden-Moschee, die erstmalig im Jahre 705 errichtet wurde, der Azem-Palast, die unterirdische Anansias-Kirche und das weltberühmte Nationalmuseum. Um zumindest einen Teil all der historischen Attraktionen Syriens zu besichtigen, sollten Sie eine zweiwöchige Rundreise planen, mit folgenden Stopps:
Syrien
Blick auf Jibba
Maalula – eines der schönsten Felsendörfer des Landes mit übereinander geschachtelten Gebäuden auf 1500 Meter Höhe. Hier sprechen die Bewohner noch wie zu Jesu Zeiten aramäisch. Krak des Chevalier – ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Festungsbaukunst, von den Kreuzrittern im 12. und 13. Jahrhundert angelegt. Amrit – am Mittelmeer gelegen, wurde diese Stadt auf den Ruinen der phönizischen Siedlung Marathus gebaut, die zum Teil in den Felsen gehauen war. Ras Schamrah – bei Ausgrabungen stieß man auf Spuren einer Besiedlung aus dem 7. Jahrtausend v. Chr.; etwas neueren Datums sind Tontafeln mit der ersten alphabetischen Schrift der Welt. Gegründet wurde die Stadt im 3. Jahrtausend von den Kanaanitern. Simeonkloster – die eindrucksvolle Kirche wurde im 5. Jahrhundert rund um die 20 Meter hohe Säule gebaut, auf der der heilige Simeon 27 Jahre lang gehockt haben soll. Aleppo – zweitgrößte Stadt Syriens und ehemaliger Knotenpunkt orientalischer Handelsstraßen. Neben den 12 Kilometer langen, überdachten Souks gehören die mächtige Zitadelle, die große Karawanserei und die zahlreichen Moscheen zu den Attraktionen. Ganz in der Nähe liegen die sogenannten »Toten Städte«, Reste antiker Anlagen in einem der ältesten Siedlungsgebiete der Welt. Palmyra - die Sehenswürdigkeit Syriens Nummer eins, erstmalig im 2. Jahrtausend v. Chr. erbaut, mehrere Male zerstört, zähl heute zu den großartigsten Ruinenstädten des Orients.
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Reisetips für weitere arabische Staaten
BAHRAIN Die Flugverbindungen zwischen Europa und Bahrain sind ausgezeichnet. Lufthansa und Gulf Air fliegt mehrmals wöchentlich nonstop. Die Durchleuchtung des Handgepäcks im Flughafen gilt hier nicht als filmsicher. Also Vorsicht! Einreisebestimmungen: Ein 7 TageTransitvisum für 23,- DM bekommt man normalerweise problemlos ohne Sponsor am Flughafen. Es liegt allerdings im Ermessen des Immigration Officers, ob er es Ihnen erteilt oder nicht. Besser Sie lassen sich ein Visum über Reiseveranstalter organisieren, was mindestens 9 Tage vor Reiseantritt passieren muß. Vorlegen müssen Sie auf alle Fälle ein Flugticket mit einem bestätigten Weiterflug sowie Hotelreservierung. Beim Sichtvermerk von Israel im Paß wird kein Visum erteilt. Falls Sie einen längeren Aufenthalt planen, fragen Sie am besten in der Kanzlei der Botschaft von Bahrain nach den neuesten Einreisebestimmungen: 51 Chemin William/Barbey CH-1292 Champesy Telefon (22) 758 21 02
JEMEN Für die Einreise ist ein Visum notwendig, das Sie innerhalb von 48 Stunden bei Vorlage des Passes sowie drei ausgefüllten Formularen, drei Paßbildern und eines Schecks über 80,- DM (oder die entsprechende Summe in Schweizer Franken) bekommen. Bei einem Sichtvermerk von Südafrika bzw. Israel wird kein Visum erteilt.
Einreisebestimmungen:
Botschaften in der Bundesrepublik Deutschland
Adenauerallee 77 53113 Bonn Telefon (02 28) 22 04 51 und (02 28) 22 02 73
Reisetips für weitere arabische Staaten
JORDANIEN Touristen benötigen ein Visum, das bei der Botschaft von Jordanien beantragt werden muß. Dafür ist neben dem Formular ein Foto und Religionsnachweis und ein Freiumschlag notwendig. Das Visum kostet z. Zt. 60,- DM.
Einreisebestimmungen:
In der Bundesrepublik Deutschland:
Botschaft von Jordanien Beethovenallee 21 53173 Bonn 2 Telefon (02 28) 35 70 46 In Österreich:
Konsulat von Jordanien Dobelhofgasse 3 1019 Wien I Telefon (01) 405 10 25 In der Schweiz:
Botschaft von Jordanien Belpstraße 11 Bern Telefon (031) 381 41 46
KUWAIT Die Lufthansa fliegt Kuwait an, außerdem von Frankfurt/M. die Kuwait Air und Gulf Air, ab Zürich und Genf die Swissair. Die aktuellen Bedingungen für Touristenreisen bitte bei der Botschaft von Kuwait oder den Reisebüros erfragen. Einreisebestimmungen: Das erforderliche Visum erhalten Sie, wenn Sie eine Einladung aus Kuwait vorlegen können, und zwar In der Bundesrepublik Deutschland:
Botschaft von Kuwait Godesberger Allee 77 53175 Bonn Telefon (02 28) 37 80 81 In der Schweiz:
Konsulat von Kuwait Ave Ariana 2 1204 Genf Telefon (022) 73 49 600
In Österreich:
Botschaft von Kuwait Universitätsstraße 5 1020 Wien Telefon (01) 425 64 60
QATAR Für die Anreise müssen Sie über London (British Airways) oder Paris (Air France) fliegen oder einen Zwischenstopp in Dubai einlegen. Einreisebestimmungen: Für das Vi-
sum benötigen Sie einen Bürgen, zum Beispiel das Hotel, in dem Sie wohnen wollen. Andernfalls ist die Einladung eines Qataris notwendig, am besten eines Geschäftsmannes. Er muß ein Non Objection Certificate (NOC) einholen, für das er Kopien Ihres Passes, vier Paßfotos und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen muß. Ein Transitvisum für 48 Stunden können Sie gegen Vorlage des bestätigten Flugscheines in der Botschaft von Qatar Brunnenallee 6 53177 Bonn Telefon (02 28) 95 75 20 bekommen. Falls Sie Ihre Reise über einen Veranstalter buchen, sollten Sie die geplante Route mit Angaben der jeweiligen Daten der Aus- und Einreise mit einreichen. Der Veranstalter übernimmt die Beschaffung des Visums, (ca. 55,- DM)
SAUDI-ARABIEN Lufthansa und Saudia fliegen mehrmals wöchentlich ab Frankfurt/M. nach Jeddah und Riad. Einreisebestimmungen: Touristenvisa gibt es nicht, wer jedoch Verwandte oder Bekannte in Saudi-Arabien hat, kann über diese eventuell eine Einreisegenehmigung bekommen. Das heißt, sie müssen für den potentiellen Besu-
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Reisetips für weitere arabische Staaten eher eine Genehmigung beim Außenministerium beantragen. Alleinreisenden Frauen (auch Geschäftsfrauen) ist der Zutritt grundsätzlich verwehrt. Wer seinen Ehemann besuchen will, muß eine Kopie der Heiratsurkunde für den Visumantrag mitschicken. Geschäftsmänner benötigen einen Sponsor und müssen zur Visumerteilung ein notariell beglaubigtes Schreiben ihrer Firma mitschicken, aus dem hervorgeht, daß das Unternehmen keine Kontakte zu Israel hat. Weitere Auskünfte beim Konsulat von Saudi-Arabien: In der Bundesrepublik Deutschland:
Godesberger Allee 40-42 53175 Bonn Telefon (02 28) 37 80 18/19 In Österreich:
Formanegasse 38 1019 Wien Telefon (01) 362 31 60 In der Schweiz:
Kramburgstraße 12 Bern Telefon (0 31) 352 15 55
SYRIEN Einreisebestimmungen: Um ein Visum zu erhalten, müssen Sie zwei Anträge mit je einem Foto, einem Freiumschlag und dem Überweisungsbeleg an die Botschaft schicken. Für den Beleg überweisen Sie 35,- DM auf das Konto bei der Deutschen Bank, Bonn 2, Kontonummer 1 965 433. In der Bundesrepublik Deutschland:
Botschaft von Syrien Andreas-Hermes-Straße 5 53177 Bonn Telefon (02 28) 81 99 20 In der Schweiz:
Generalkonsulat von Syrien Rue de Lausanne 72 P. O. Box 1202 Genf Telefon (022) 732 56 58
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REGISTER Aali Health Clinic 144 Abaya 39 Abu Dhabi 13ff., 67, 69 Abu Dhabi City 13f., 17f. Abu Dhabi Island 16 Abu Ubaida bin Abdulla bin Al Qassim 92 Aden 142 Ahmadi Gebirge 146 Ajman 25ff., 65, 67 AI Ain 13, 20ff., 69 AI Ain Fun City 21 Al-Ain-Museum 22 AI Akab Island 65 Al-Aldarus-Moschee 142 AI Awabi 105 AI Baleed 121 AI Bu Falah 16 Al-Bu-Said-Dynastie 90, 92, 104 AI Bustan Palace 98 AI Dhaid 49, 56, 69 Aleppo 153 Al-Fahidi-Fort 29, 37 Alflai (s. Falaj) AI Ghuta 152 AI Haba 44 AI Hajarain 45 AI Hasa 138 AI Hazm 102 Al-Husn-Palast 121 AI Khan (Meeresarm) 59 AI Khan (Ort) 61 AI Khatt 56 AI Khor (s. Creek) AI Mahara Souk 62 AI Mudaibi 113 AI Mudairib 114 Al-Oaha Moschee 21 AI Qusais 28 Alter Souk 62 AI Thani 149 Altstadt von Ras al-Khaimah 55 Amman 150 Amr ibn al As 111 Amrit 153
Anansis-Kirche 152 Ansar 68 Arkan 68 Asir 138 Athowareh 106 Ayga 116 Azem-Palast 152 Bab al-Mandeb 142 Bahla 102, 107, 111 Bahrain 66f., 143 Balad al Qadim 144 Barasli 46, 99 Barbar 144 Basram-Palast 151 Bastakiya 29, 37 Batinah-Küste 90, 98f., 124 Beit Fransawi 96 Beit Graiza 96 Beit Nadir 96 Beit Zawawi 96 Ben Ali 126 Beni-Yasi-Stamm 16, 28. 66f. Bidbid 108 Bilad Bani bu Hassan 116 Bilarub bin Sultan Al Yärubi 112 Bitnah 49 Blowholes 123 Boom 40 Bücherladen 43 Bucht von Mughsayl 123 Burami 22f.
Dira Souk 139 Dishdasha 39, 95 Doha 148 Dscherasch 151 Dubai 27f., 39f., 67. 69 Dubai City 30f. Dubai Creek Golf & Yacht Club 33, 42 Dubai Museum 28 Dubai Zoo 32 Duru 110 Emirates Golf Club 40f. Emir Scheich al Ahmad al Sabah 146 Emir Scheich Kalifa bin Hamad al Thani 149 Emir von Dubai 48 Empty Quarter (s. Rub al-Khali oder Leeres Viertel) Enklave 43, 50, 89 Essen/Trinken (VAE) 71f. Euphrat 146 Expatriates 30, 69
Capital Area 90, 94, 96, 101 cattle ship 33 Civic Center 22 Creek (s.a. Al Khor) 27, 33f., 36, 38, 65
Failakah 146 Falaj 21, 23, 91f., 100f., 113 Falaj al Mualla 56 Fanja 108 Fischfang 69, 98, 142 Fish Souk 65 Flashfiood 52 Fort Bahrain 144 Fort Jalali 92, 96 Fort Mirani 96 Fossil Valley 23 Freihandelszone 27, 42 Fujeirah 49f.
Damaskus 152 Deira 33. 38 Dhafra Sands 14 Dhalkut 123 Dhau (Dhow) 39f. Dhauwerft 26, 144 Dhofar 90f., 116f., 124 Dibba 59f. Digdagga 56
Gewürz-Souk 38 Goldsouk 38, 121 Golf von Akaba 138, 150 Golf von Oman 49, 59, 69, 90 Große Moschee 37, 94, 149 Großmarkt 40
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Register Hadith 68 Hadramaut 117, 126. 142 Hafiz al-Asad 152 Hajar 89f. Hajar Mountains 28, 45, 69, 94, 98, 100 Hajj 68 Hanur 118 Harun Al Rashid 101 Hatta 45f. Hawailat 45f. Hedscha 117, 139 Hijra 68, 139 Hili-Oase 21 Himajariten 126, 140 Hodeida 141 Homus 19 Hotels (Oman) 133f. Hotels (VAE) 75f. Hussein-Moschee 151 Ibra 114 Ihbadhiten 69, 91 Imam 91f. Imam Ahmad bin Said AI Bu Said 104 Imam Sultan bin Saif 102 International Trade Center 32 Islam 68f., 89, 138 Itzki 100, 113 Jabrin 107, 112 Jalibout 40 Jebel Akhdar 89, 104f., 108, 112 Jebel Ali 27, 42 Jebel al Qara 124 Jebel Dukhan 148 Jebel Hafit 14 Jebel Maleihah 44 Jebel Nakl 107 Jebel Shams 113 Jemen 140 Jordanien 150 Jumeirah 28, 30 Julanda 111 Kamelrennen 56ff. Kebab 19 Kerak 151 Khabura 99
Khalid-Lagune 62 Khanjar 95 Kharfat 123 Khawa 19 Khor Ajman 26 Khor Fakkan 50f. Khor Rori 117f., 125 Khuff 148 Khutwah 20, 23f., König Fadh 139 König-Faisal-Moschee 62 König Hussein 151 Königin von Saba 117, 140 König Khalid 148 Königsgräber 144 Koran 68 Krak des Chevalier 153 Küche 19f. Kuwait 146 Kuwait City 147 »Ladies only«-Beach 17 Lagune von Tiwi 116 Lebensstandard 9 Leeres Viertel (s. Empty Quarter oder Rub alKhali) Lingah 28f. Liwa 16. 69 Liwa-Oasen 14, 67 Maalula 153 Madina Qaboos 94 Maktoum bin Butti 28 Manama 25, 143f. Marib 142 Marsala Dhosa 35 Masfut 25 matawa 138 Medina 68, 138f. Meihla 64 Mekka 68, 138f. Mesopotamien 16, 66, 91, 146 Mina Qaboos 94 Mirbat 126 Misfah 113 Mohammed 68f, 139, 152 Mohammed Ibn Abd al Wahhab 139 Monsun 90, 117, 142
Moschee 30, 51, 67f. Mubarak al Sabah 147 Muharraq 143 Municipality 33, 64 Musandam 69, 89 Muscat 45, 90, 91f., 94ff. Muttrah 94f. Muttrah Fort 95 Nabih Salih 143 Nakl 102, 105 Nationalmuseum 142 Nedsch 138 Nefud 138 Neuer Souk 62 New Harbour 65 New Presidental Diwan 17 New Souk 17 Nizwa 107f. Off-Shore-BankingBusiness 143 Old Souk 17 Oman 9, 45, 51, 89ff., 128 Omayaden-Moschee 152 Palmyra 153 Perlentauchen 28, 66, 69, 144 Persischer Golf 50, 59, 69 Petra 151 Piraterie 60, 66f. Port Rashid 30 Port Zayed 18 Prinz Mohammed 33 Qala'at Al Kesra 104 Qasimis 60, 66f. Quassium 152 Qatar 66, 148f. Qurum 94 Rakhyut 123 Ramadan 68 Ras al Hadd 116 Ras al-Khaimah 46, 55f., 67,69 Ras Schamrah 153 Raysut 123
Register Restaurants: AI Birkeh 20 AI Safina 19 Fish Market 20 Foodlands 19 Hoijreh 20 Kei 20 Mandarin 20 Pearl 20 Riad 138 Riyam 95 Rolla Square 64 Rotisserie 20 Waka Taua 20 Rub al-Khalis (s.a. Empty Ouarter o. Leeres Viertel) 14, 114, 138, 142 Rustaq 104f. Ruwi 94 Saba 126 Sabäer 117, 140 Sabka (Salzmarschen) 59, 69, 148 Sada 142 Sakat 68 Salah 68 Salalah 90. 118. Salmiyah 147 Sambouk 40. 144 Sanaa 141f. Saudi-Arabien 138, 143 Sechstagekrieg 150 Seeb International Airport 94, 107 Seehandel 27, 28. 69, 91 Sekten 69 Shahada 68 Sharia 68 Sharjah (arabisch AI Shariqa) 59f., 67. 69 Sharjah City 51, 62f. Sharqiyin 50 Shasha 51 Scheich Ahmad Bin Rashid al-Mualla 65 Scheich Hamad bin Mohammed al Sharqi 50 Scheich Isa Bin Sultan al Khalifa 144
Scheich Mohammed Ibn Saud 139 Scheich Rashid Bin Said al Maktoum 32 Scheich Sultan Bin Mohammed al Qasimi 64 Scheich Zayed bin Sultan al Nahyan 13. 67 Sheikh Achmed bin Said al Nahyan 14 Sheikha Moosa 48 Shiiten 69 Shimal 55 Shindagah-Tunnel 30 Sief Palast 147 Simeonkloster 153 Sindbad 96. 101 Sitrah 143 Sohar 23, 92, 100f. Souk 37, 62, 107f., 142, 144, 152 Speedbums 20 Spezialitäten 19f. Sultan Qaboos Bin Said al Said 89 Sunniten 69, 151 Supreme Council 50 Sur 107, 113f. Syrien 152 Tabouleh 19 Taif 139 Tais 141 Taqah 125 Tarif (Ort) 14 T'fuddle 124 Tigris 146 Tihama 141 »Tote Städte« 153 Trucial Oman Scouts 60. 67 Trucial States 60, 67 Umaniyah 124 Umm al Falaj 100 Umm al-ibl 124 Umm al Nar 16 Umm al-Qaiwain 56, 65f., 69 Universität 22 Venedig des Ostens 27
Vereinigte Arabische Emirate 9, 13. 16, 28, 60, 66ff. Viehmarkt 22 Vulcano Fountain 20 Wadi 24, 45ff., 52 Wadi Afawl 123 Wadibashing 52ff. Wadi Dhar 142 Wadi Ghul 112 Wadi Harm 49 Wadi Jizzi 100f. Wadi Qahfi 47 Wadi Semail 107 Wahhabiten 67. 69, 139 Wahibi Sands 114, 116 Wali 101 Wassertaxi (Abra) 38 Westjordanland 150 White Fort 17 Wibal 108 Wurayya-Quellen 51 Yaruba 91 Zabeel Palace 32f. Zarqua 151 Zisternen von Tawila 142 Autorin und Fotograf bedanken sich für die freundliche Unterstützung bei Holiday Inn, Inter-Continental Hotels, Leading Hotels of the World, Lufthansa, Ministry of Information/ Oman. Ramada International Hotels. Siemens, SNTTA sowie bei Frau Sonja Al Qasimi und Herrn Otto Heisele. Abbildungen airtours (13), Paul Spierenburg (36) Anthony Verlag (1) Karten Gert Oberländer, München
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