FRANyOIS LOUIS GANSHOF
WAS IST DAS LEHNSWESEN?
4.)
revidierte deutsche Auflage
1975
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCH...
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FRANyOIS LOUIS GANSHOF
WAS IST DAS LEHNSWESEN?
4.)
revidierte deutsche Auflage
1975
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT DARMSTADT
AU5 dem Franzö�i5chen übersetzt von Ruth und Dicter Groh. De r vom Ver fasser durchgesehenen übersetzung wurde die dritte eigens für diesen Zwedt ubuarbeitete und erweiterte fra nzösi sche Auflage, Brüs5d 1957,
zugrunde gelegt. Französische Ausga ben :
Qu'e.,t-ce que la feodaJit�r 1. Aufloge. BN"e!. Offi« de Publi.i«. 19H. 2. �f,er... b,i"', und ''''''ei«"e AuiloKe. Brü"el. Office de Pub!«", und N.utMtd. U B.conni<",. 19�7. ). ü b e,..rbe'te« und ......,t<". Auflog•. B,üud. Off,« ci, Publieit<. 1957. �. üb.",·bei«« und .rw.it"'. Auflas<. ],ü"el, Pro"•• Uni.. "i,';,", d. B,"x.Jl", 1968.
Englische übersetzung: Fcudalism üb.,...,,, von P. Gri'r!<>n n.d:. de,
i«n fnn,ö,iO
z....
iib-.rub-.iw. Lonsm.m, G",en &; Co, 1952.· 1 "�'d,.rte Aufl�,. N.... YC>tx, H...por &; Row (To";"boox,). 196\. .•
}., ..vidi.". Au/log<, London, Longm:ul>, 1�6-I und N.... Yorx, H.rper &: Ro... (To,mbook,). 19M.
Ponugiesische übers�tzung;
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Feudalismü?
üb-.,,< von JC>tg. Boro" d < M.«do n.m d., ,"om Ver/u..r ",v,di.,,.ö.,.m.n Aull.ge. L'>ubo". Pubh«��, Europ ••Am
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Spanische Ob�rseuung;
EI Feudalismo Vom
V. r !...", uvidi." und von F. Fo,mo.. üb
de V.ld
lrul"'UClO"e,
feudol ..
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Gp.fi.·, ]1roolono, Ed.
Deutsche übersetzung: W:u iH das Lehnswesen? I. Aufl.g., Dum".dt, Wi".n,dl.fdime Budlge,d!.m.ft, 1%1 2., revidi.rt. AufloS" Dum".dt, Wi",mm.ft!ime Bumge,elhm.lt. 1%7 )., r.vidi�". Auflag., D�rm".dt, Wi,,.mdo.ftlido. B"do,.,dlodoaf,. 1970
G Ik>tdlnumm." © 1961
927
by Wi"'n!mo/tlim� Bumg"elhm.lt, D..m>t.dt
Dry<x und Einb.nd, Wi".mdoofdim, Bydii;e,elhdialt, D�rm".d, Printed i n Germ.ny Sm,i/t: Linotyp� Garamond, 9111
ISBN: 3-534-00927-4
D�m teuren And�nken an FRANC;OJS OLIVIER-MARTIN
Membr� d� "Institut. Professor
an
der Juristischen Fakultät
der Univ�rsiüt Paris
INHALT XI
Vorwort
XII
Vorwort zur Z'""
Vorwort zur dri tttn deutschen Auflage Einleitu'lg
XII
•
XIH
•
1. TEI L: Die Anfänge Bildung von Klientelen im fränkischen Reich zur Zeit
1
der Merowinger . Die Kommendation
..
Das Benefizium
8
Ir. TEIL: Das karolingisdle Lehnswesen
13
Einleitung
1. Kapitel: Die feudo-vasaUitischen Institutionen unter 14
den ersten Karolingern Tatsächliche Verbindung von Vasallität und Bene
fizium
-
14
Verbreitung dieser Institutionen
17
Rangerhöhung der V,uallen
2. Kapitel: Die feudo-vasallitischen Institutionen unter Kar! dem Großen und seinen Nachfolgern
.
Terminologie Verstärkte Ausbreitung von Vasallität und Benefizium .
25
Vasallenbindungen begründende Akte Die Komrncndation Der Treueid
.
19 21 23 24
Die Königsvasallen Vasallen anderer Herren
19
•
2• 27
Handlungsfreiheit der Parteien
30
Vasallendienst
31
Unterordnung des Vasallen unter seinen Herrn
l2
Der Treubegriff
35
.
Inhalt
vIII Va,Bi casati und i/ass; ohne Benefizium)
nO/I
casati (Vasallen mit und
Das Benefizium des Vuallen Rechtliche Verbindung von Vasallirät und Benefizium Rechte der Parteien am Benefizium ,
Das Problem der Erblichkeit des Benefiziums
.
Mehrfache Vasallenbindungen 3. Kapitel: Wirkung der Lehns- und Vasallenbindungen auf die Struktur des Staates Die Stellung der Vasallität im karolingischen Staat
36 37 41 45 48 51 53 53
Benefizium und honor Der Herr nellt sich zwischen seinen V.1sallen und den König
55
Die Rolle der Kronvasallen Die Bedeutung der Lehns- und Vasallenbindungen als
62
aufhaltendes Moment der Auflösung des Staates
63
58
nI. TEIL: Das klassisroe Lehnswesen Einleitung I. Kapitel: Die Vasallität • •
Terminologie
•
•
6;
•
•
•
•
70 70
•
71
Der va:;allitisdle Vertrag Die Mannsdlaft
73
Der Treueid
77
Der Kuß
80
Ausnahmen Urkunden
81
Unfreie Verhältnisse begründende Mannschaft Wirkungen des vasallitischen Vertrages
" "
,
Die Herrengewalt
85
•
Die Pflichten der Parteien
86 8S
•
•
•
•
,
Die Vasallentreue Leistungen des Vasallen
"
Auxifium
•
90 90
Consilium
•
97
•
98
Vasallen ohne DienSlpfiidlt
•
'
Inhalt
IX
Gegenstand der Herrenpflidit Herren und Untervasallen lösung von Bindungen
•
•
Sanktionen ErbJi
•
•
•
•
•
•
•
-
•
•
. - T�r�inol�gi-;
•
LelUlsobjekt
•
.' .
Vers
Die Inyesu!\!.r
•
•
Urkunden Lehnsvenicht
•
•
V;;{ügungsre-
am
Lehen
Erblichkeit des Lehens Die Erbgebühr (relevium) Lehmerbfolge
•
Lehnserbfolge Minderjähriger lehnserbfolge der Frau
•
Unterbelehnungen
Veräußerungsrecht 3. Kapitel: Beziehungen zwischen Vasallilät und Lehen :;>
104 107 107 lOS
2. Kap.itel: Das I,eheQ
Die mouvana Redlte der Parteien
98 102 103
VerdinglidlUng der lehns- und Vasallenbindungen
112 ). 112 120 126 13' 136 138 lJ8 140 143 14' 14 7
151
15' 155 156 157 16] 163
Das Lehen als Grund der Vasallentreue und des Vasallendienstes Verhältnis von Belehnung und Mannschaft
164
Verhältnis von Belehnung und Treueid
165 166
Das Lehen als Rechtsgrund der Verpflichtung des Vasallen
167
Bindung des Vasallendienstes an das lehen
.
Weitere Phänomene der Verdinglidiung Mannschafl und Treueid als formale Voraussetzungen der Belehnung
166 168 169
Inhalt
x
4. Kapitel: Die Lehns- und Vasallenbindungen und der Staat Lehen und Gerichtsbarkeit Die Lehnsgerichtsbarkeit Die Lehns- und Vasallenbindungen im Rahmen des Staates Frankreich Deuwhland England Schluß •
•
Die feudo-vasalli tischen Institutionen "eh dem 13. Jahrhundert Das Erbe des Lehnswesens
Bibliographie
•
Abkürzu'lgen
Addenda Addenda
1970 1974
175 175 178 179 181 183
Sch/ußabschnitt
Sachwörtervnzeichnis
170 170 172
•
•
•
•
•
•
•
•
•
183 185 186 196 197 207
210
VORWORT Die erste französisme Auflage dieses Werkes ersmien im Herbst 1944 in Brüssel und war in wenigen Monaten vergriffen. Anfang 1947 kam eine zweite französische Auflage in Drüssel und New:hAtel heraus. Bei dieser Gelegenheit haben wir einige Lücken ausgefüllt, Irrtümer berimtigt und Arbeiten, die im Laufe des Zweiten Welt� krieges in den angelsämsismen Ländern veröffentlimt worden und Werke und Studien, die seit Herbst 1944 ersmienen waren, berücksichtigt; ebenso trugen wir damals all jenen Beobamtungen Remnung, die uns von Kollegen freundlicherweise mitgeteilt wurden. In den Jahren 1950---5 1 haben wir im Hinblick auf die sich in Vorbereitung befindende englisme Ausgabe unseren Text überarbeitet. Diese übersetzung, die wir dem Können und Wissen unseres Freundes P. Grierson, University Lecturer und Fellow of Gonville and Gaius College zu Cambridge, verdanken, erschien 1952 mit einem Vorwort von Sir Frank Stenton, Professor an der University of Reading. Im Hinblick. auf eine dritte französische Ausgabe, auf eine porrugiesisdJe übersetzung und auf eine zweite englische Ausgabe haben wir unseren Text nom einmal vervoll� ständigt, durmgesehen und an mandJen Stellen sogar stark um� gearbeitet. Eine derartige Erweiterung und überarbeitung ist aum wiederum dieser deursd::.en Ausgabe vorangegangen. Unterstützt wurde unsere Arheit an all diesen Ausgaben durch Hinweise, Ratschläge und kritisme Bemerkungen vieler belgism.er und ausländismer Gelehrter: Frau Dr. Okile Seresia, den Herren Professoren J. Dhondt, E. I. Strubbe und C. Verlinden und den Herren Dozenten T. Luykx und R. Van Caenegem von der Uni� versität Gent, Herrn Professor F. Vercauteren von der Universität Lüttich, den Herren P. Grierson und Dr. Lipstein von der Universi� tät Cambridge, Herrn Professor T. F. T. Plucknett von der Uni versität London, Herrn Professor em. F. Beyede von der Universi� tät Freiburg im Breisgau, Herrn Dr. L. Voet, Konservator des
Vorwort
XII
Museum Plamin-Maretus zu Antwerpcn, Herrn Dr. J. Rubio-Lois, professor encargado cle curso an der Universität Barcelona und Herrn Dr. K. F. Werner, Heidelberg. Ihnen allen, sowie den über setzern Frau Ruth Groh und Herrn Dr. Dietet Groh in Heidelberg, sprechen wir hiennit unseren herzlichen Dank aus. F. L. G. 1961 Zur zweiten deutschen Auflage
Im Hinblick auf diese zweite deutsche Auflage haben wir unseren Text noch einmal vollständig durchgesehen und an verschiedenen Stellen verbessert. Arbeiten, die seit 1961 ersmienen sind, haben wir im Text berücksichtigt; die Titel wurden in das Literaturverzeimnis eingetragen. F. L. G. 1966 Zur dritten deutschen Auflage
Der Verfasser hat seinen Text vollständig durchgesehen und an einigen Stellen verbessert. Arbeiten, die seit 1966 erschienen sind, wurden sofern das gerechtfertigt schien - berücksichtigt. Von jeder Polemik hat der Verfasser abgesehen. Die Titel neuerschiene ner Arbeiten wurden aufgenommen. Auf Vorschlag des Verlages wurden die Verbesse�ungen und Ergänzungen nicht in den Text und das Literaturverzeichnis ein gearbeitet, sondern zu einer Addenda-Liste im Anhang zusammen G. gefaßt. _
EINLEITUNG ZunädlSt müssen wir den Gegenstand unserer Untersuchung ge·
nau bestimmen, denn das WOrt Lehnswesen oder Feudalismus (frz. f�odalite, eng!. feudalism, nieder!. leenstt15el) leistet Unklarheiten VOrsdlUb. In der Französischen Revolution wurde
es
zusammen
mit dem WDTt fanatisme zum Schre.xgespen�r, und seitdem hat
man es oft falsch angewandt. Wir wollen jedoch auf diesen mehr
oder weniger unzutreffenden Gebrauch des Begriffs nicht eingehen,
sondern hier nur die beiden Bedeutungen festhalten. die ihm von
den Historikern heute zuerkannt werden. Im wesC:nllimen lassen sich die Analysen oder umf;;assenderen Definitionen. die wir in den
Arbeiten über dieses Thema vorfanden, auf zwei Bedeutungen zurOckführen1•
Man kann das Lehnswesen als eine Gesellschaflsfonn mit fol
genden Merkmalen umsefireiben:stark ausgeprägte Abhängigkeits·
verhältnisse -iw ismen den einzelnen, eine spezialisierte Krieger·
kaste. äußerste Zerstückelung der Eigentum$reChte� ei�e aus dieser Zerstiickelung hervorgegangene Hierarmie der Grundbesittredtte.
die der ebengenannten Hierarchie der-persönlidien Abh�gigkeifS verhälmisse entspricht; (ciann eine Aufspahung der öffentlimen
Gewalt, aus der in jedem Land eine Hierarchie autonomer In· stanzen hervorgeht, die in eigenem Interesse jene Gewalten auS· üben, die normalerweise dem Staat zugeordnet sind und oft aus
dem
Madltber-eidt des
Staates
einer
vorangegangenen
Zeit
in der französischen Literatur manch
en,,"''', !?:�nd in Westeuropa im l�!J). I
Die Hinoriker der UdSSR und nicht weniKe ihrer Kollegen in den
Ländern jenseits des Eisernen Vorhang� verl"enden den Begriff �Feuda� lismus� in einem Sinn, der uns sebr wenig gercdltfercigt erscheint - mögen
ihre Arbeilen aum sonst recht verdienstvoll sein.
XIV ,
Einl�itung
und 12. Jahrhundert, und z.war in den karolingischen NadJfolge� staaten Frankreidt, Dcutschland, dem Königreich Burgund, dem damaligen -Italien und in den Ländern, die von diesen Staaten gewisse EintHfsse empfangen haben wie En�d, bestimmte christliehe Königreidte Spaniens und die "lateinismen" Länder des Nahen Ostens. Es gab jedoch auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten G�ellschaftsordnungen> bei denen sich Analogien zum mil telalterlichen Lehnswesen des Westens namweisen lassen. So hat man in Bezug auf das alte Ägypten, Indien, das Byzantinisme Reich, auf die arabische Wdt. das türkische Reich, Rußland, Japan und andere Länder von einem Lehnswesen gesprochen, manchmal nach zu oberflämlichcm Quellenstudium in übereilter Schlußfolge· rung, in einigen Fällen - besonders im Falle Japans - jedom mit gutem Recht 2. Joseph Calmette und Mare Bloch zogen dem Begriff Lehnswesen den Ausdruck !:eodalgesellschaR: (.Sociere Jeodale''') vor. Wenn letztere Wendung sich durd:!setzen würde, bliebe das Wort_ _ Le�!)s wesen den gesd:!ichtlichen Gegebenheiten vorbehalten, auf die der Begriff in seiner zweiten Bedeutung zuträfe. Denn zweitens kann man das Lehnswesen als eine Gesamtheit von Institutionen dclinieren, die zwischen einem Freien, genannt ,.Vasall" ('fJassal), und einem anderen Freien, genannt (..H�rr" � (seigneur), Vexbindlidtkeiten zweifacher Art schaffen und regeln: der"Vasall'" ist dem. Herrn'" gegenüber zu Gehorsam und Dienst vor allem zum Waffeodienst - verpflichtet und der "Herr" denl -
Man lese über diesen Punkt die aU5geleidmeten Ausführungen O. HINTtU, WeJe7I IlnJ Vtrbrtitllng des Fellda!ismIlJ, Sitzuugsberidlte der Preußischen Akademie der Wisscnschaften, Phil.-Hin. KI:a.sse, Berlin 1929, M.....c BLOCHS, 1-4 Jodlti ftodak Les cl.mn tl it gouvmumtnt des 19-40, p. 2-41 tf. und die im Sammelband St"dien z..m hammel, Pars i mittel41terlichen Lehnswesen, hg. v. Tb. Mayer, Lindau und Konstanz 1960, erschienenen Auf5;itze. Siehe ebenfalls den Artikel Feudalism in Bd. VI der En,ydopedioJ 0/ Social Sdw,ts (Beitriige von K. As...It...",... über ...NCU über China, von A. H. LYlYI!II. über die Weh des Japan, von o. FII. Islam) und für Japan F. JOÜON OE5 LoNCJl.AIS, L'Eu er VOllest, Tokio und Paris 1958. 1
.
�
Einleitung
XVII
dem 10. und 12. Jahrhundert in solcher Anzahl und Ausführlichkeit erhalten sind, wie diese entre deux gelegenen Gebiete4• Sehr viel verdanken wir den Werken unserer Kollegen, die sich vor uns oder gleichzeitig mit uns dem Studium der Lehnsinstitu tionen gewidmet haben. Bestimmte Anschauungen sind jedoch das Ergebnis eigener wissenschaftlicher Forschungen und unsere persön liche Meinung. D a wir dem gebildeten Leser mit einer klar geglie derten Darstellung ein großes Problem der Universalgeschichte zu· gänglich machen wollen, und zwar im Lichte der jüngsten For schung, haben wir von einem Anmerkungsapparat abgesehen. Statt dessen bringen wir lediglich Fußnoten, die es ermöglimen, die in unserer Arbeit zitierten zeitgenössischen Quellen� in ihrem Zusam menhang aufzusumen5• Dem Leser, der seine erworbenen Kennt nisse erweitern oder vertiefen will, steht zu diesem Zweck eine kurze Bibliographie zur Verfügung.
Wir verwenden diesen Ausdrua: nadt L. LECLhE, der ihn in La qun !ion d'Occidmt, Brüssel 1921, zum ersten Mal bradtte und redttfertigte. 5 Um diese Texte allen Le$�tn vers!ändl idt zu madt�n, lassen wir d�n lateinischen Zit;lren eine deumhe übersetzung folgen. I Wir verfolgen hier einen iihnlidJen Gedanken wie M.>.RC BLOCH in La socihe jeodale. La jOfflUltion des liens de depmdana, Paris 1939, p.8, Anm. 1. �
E R S T E R TEIL DIE ANFANGE Bildung '(Ion Kli�nul�n im fränkischen Rtjch zur ltit dtr Mtrowingtr Wir dürfen annehmen. daß die Ursprünge der Lehns- und Vasalleninstitutionen im fränkischen Reich der Merowingerzeit
und ganz besonders in seinen Kemgebieten, den Ländern zwischen
Loire und Rhein zu suchen sind. Im_6. und 7. Jahrhundert litt der fränkisme Staat sehr häuJlg an mangelnder Stabilität, und oft herrsch ten geradezu anarchische Zustände. Der Braud!., beim Tode des Königs das Land unter seine Söhne aufzuteilen, die Kriege, die
sich daraus zwischen den Erben ergaben, die Kämpfe, die zwi· s�t.cI1 den aristokratischen Geschlechtern Austriens, Neustriens und Burgunds
-
um
uns an das Kerngebiet zu halten - ausgetragen
wurden. nachdem auf Grund der genannten Teilungen diese Ge bilde entstanden waren: d�. alJ_� �urde zu einer ständigen und Stets sid!. emeuernde
���_ ßer .Ul}�idJ.��.�t<
entfesselter Wilder muten im
6. Jahrhundert
Wie der Kampf
das Ringen zwischen
den Söhnen, den Enkeln und Urenkeln Chlodwigs und später im 7. Jahrhundert die Kämpfe an, die von Königen und Großen mit
einer Rücksichtslosigkeit geführt werden, die umso hemmungsloser
wird, je mehr man sich dem folgenden Jahrhundert nähert. Selbst wenn man von diesen Umnänden absieht, verfügte die äffent·
liche Gewalt nur über sehr geringe undCWenig zuverläSSige Mittel, um sich durchzusetzen. Ihr Aufbau befand sich noch im Frühstadium seiner Entwicklung, und sie war unfähig, die SidJ.erheit der Be: wohner zu gewährleisten.
Eine Lage, wie sie günstiger für die Bildung von Klientelen, vor von bewaft'neten� niCht gedamt-";"erden kann. Es gab vide, die Sch�ltz und 5mirm nötig hatten und irgendeinen Mimogen
:lllem
Die Anfänge
2
darum baten. Die Kehrseite solcher SdlUtzgewährung ist immer irgendeine Form von Dienstleistung. Die Gc_oßen, die bei den oben angedeuteten Ereignissen ihre Hand mit im Spiele hatten oder die diese Ereignisse zur Beg!�Ilc!1:!!l.LI!!l4 stellung und ihres Reichtums auszunützen sumten, waren- o-clnahe �t Notwendigkeit auf Männer angewiesen, die persönlich an sie gebunden waren und die sie als "Privatsoldaten" verwenden konn ten. Daß Männer sich zu Knciht�"'-"'J:;�r-;-achten, von denen sie SdlUtz und Schirm erwarteten, kam ebenso vor, wie daß Mächtige sich eine §q.$!�C(:.Pl", sdtufen, indem sie ihre Knechte � bewaffneten. Dies ist jedoch Dom nimt der entscheidende Punkt. Wimtig ist vielmehr, daß viele Freie sidJ. unter Wahrung ihres Status als Freie in den Sdtutz und in den Dienst anderer Freier jJegaben. In den zeitgenössisdten Quellen werden diese Leute ingenui �J2bsequib+,-abhängige Freie genannt. An sidt war das nidtts Neues. Neu war allein die Häufigkeit dies��__Erschc:���g. Wie in anderen Teile� des Orb:s Romanus, -so haben sidt audt in Gallien in spätrömisdter Zeit die Großen mit privaten Sdtutztruppen, of\; bucellarii genannt, umgeben. Vor allem südlidt der Loire hatte sich nadt den Einfällen der Germanen dieser Braudt erhalten, wie gegen Ende des 5. Jahrbunderts die Gesetze Euridts, des Königs der Westgoten! bezeugen.CDie Franken bedi!m1�n sidt übrigens der bereits von Tacitus am Ende des ersten Jahrhunderts in einem berühmten Absdmitt der Gennania XIIIXIV) erwähnten eine ' -- Institution ,.. .. Gruppe eines sie mit ihm und Herrn, und in enger für ihn. Die in der fränkisdten Monardtie zur Zeit der Merowinger bekannten bewaffneten Klientden sdtließen sidt an diese heiden überlieferungen an, ohne daß man deren Spuren jeweils genau bestimmen könnte. Unter den ingenui in obsequio :des 6. und 7. Jahrunderts traf . man Männer von sehr versdtiedener sozialer Stellung. Die Antru--
I
Vor allem die Lex Ribuaria (hg. v. F. Bererle u. R. Budmer, MG.LL. nato Germ. III, 2) 35 (31), 1. ! Codex Eurici, 310 (Leges V;s;gothorum, hg. v. K. Zeumer, MG. LL. 1
nato Germ. I).
Bildung von Klientelen
3
im fränkinnen ReidJ
stionen oder Glieder der tTlHtis - ein fränkismes mit einer lateini� schen- Eifaung versehenes Wort, das allem Anschein nach dem comitatus, d. h. der bewaffneten Gefolgschaft entspricht - gehörten zu jenen Freien, die sich unter den besonderen Schutz und in den pt'uön.1iPten war ;in dreifa;hes Wergeld vorgesehen. W�rde er getötet, so mußte der Tacer-von-aer--Pamili'e desErschlagenen die Aufhebung der Fehde mit einer Summe erkaufen, die dreimal so hoch war wie die für den TOtSchlag eines lI.nderen freien Mannes. Diesen besonderen Schutz verdankt der Antrustio seiner Abhängigkeit vom König. Er ist ein Elitekrieger, den man ohne Rücksicht lI.uf seine Herkunfr zu d en angesehensten Elementen der Bevölkerung rechnen muß. . Nu! der _�öniK d�e K�nig�n _���e.�_ Ant�$tioD!,n.. Neben ! _ dieser hölleren Schicht gab es jedoch nom andere Freie. die ebenfalls in obsequio regis, d. h . in besonderer Abhängigkeit vom König standen. Aum die Mämtigen und Großen, die optimrttes, die proceres, wie sie in den zeitgenoS$l$dien QUellen genannf wu den: verfugten über solche Gefolgsleute. Meistens wurden diese ansd:!einend mit dem Namen gasindu$ - wieder ein latinisiertes gennanisdles Wort - bezeidtnet. vor allem, wenn es sim um hew;affnetet.Gefolge handelte. So wurden aUe genannt, die dieser Gruppe angehörten, ohne Rücksicht 3uf ihre soziale Stellung. Be greiflimerweise war diese im allgemeinen niedrig. So hat man diese Leute manchmal mit Namen _hezeimner.-die sonst nurUtlfreien gegeben wurden:waFirs
Sali,a XXXV, 9, hg.
K. A. Eckhardt, PaClUS Ltgis Srf,li"u 11. 1, 6S-Titd-Tu:t, Göttingen 1955, p. 236. C. WAloiPACH, Gmhichtt der Grlf71db�"sch41 Echurn",ch I. 2. Luxemburg 1930, Nr. 17. I Lex
v.
(,��
Die
Anfinge
sich in Abhängigkeit be6ndende Freie. In dieser Bedeutung ist es zuerst in der Lex Alamannorum und in der Lex Baiuvario'lum belegt�.
Die Kommendation
11
Durch weidJen Remtsakt trat ein freier Mann in das patrocinium eines anderen ein? Oder, um ein latinisiertes gennanisches Wort zu gebrauchen, das ebenfalls sowohl die Bedeutung von SdtUtZ wie die von Gewalt wiedergibt, durch weidIen Akt stellte sidl ein freier Ma.nn unter das mundium oder die mundebu'Idis eines an deren, unter seine ..Munt", wie man in der altenaeutsmen R�u sprache sagen würde? Dieser Alft war die K�p:lendation oder commrndatio. Allerdings t:I.ucht dieses abstrakte Substantiv erst in der Karolingerzeit auf, und selbst hier ziemlich spät. Dagegen gebraudlt: Verb se cornmendare im Sinne von sich unter den Sdlurz und die Gewalt eines anderen begeben: in dieser Be deutung wird es manchmal Mon von den antiken Autoren ver wandt (TERENZ, EUn/uhus, 1039; CAESAR, De beUo gallico IV, 27, 7). Für das Gallien des 5. Jahrhunderts ist die Verwendung des Wortes dunh die Gesetze des Westgotenkönig1 Euridt belegt und für das 6. Jahrhundert durch die Historja Franco'lum des GRECOll VON Toull.s�. über die Kommendation sind wir dank einer Formel, d. h. einer Urk�;;de,-der-;II;k��k;;;�A-�gab�- n-;i�· �rwa N��'en der Par teien ' }�eit- �nd Ottsangabe lI;!.�. Sie stammt aus einem Formelbuch, einer Sammlung von Vorlagen, die der Abfa$su_ng von tltkl,m --Sammlung, die wir meinen, ist in Tours entstanden, daher der Name Formulae TII-ronenses. Hier interessiert uns nun die Formel Nr. 43. Höcnst w'ährsd\einlidl stammt sie aus dem z�iten Vierter �es !.la;hr hunderts. _!orm und historisdter Hintergrund dieser Urkunde Le;e AlamannOTHm XXXVI, 3, bg. v. K. Lebmann. (MG. LL. n.at. Germ. in. 4°, V, I). Lu Ba;"'tIarioTHm 11, 14, bg. v. E. von Sa.wind (a. 3. �
2). � Codex E"rki, 3\0, GIltG. Tu•. , Hisl IV. 46, VII, 20, hg. KruJro und W. LeviJon (MG. 55. rer. Merov. P) p. 181 u. 339. O. V,
v.
B.
Die Kommendation
reichen jedoch offensichtlich in eine ältere Zeit zurüde Ihre große Bedeutung rechtfertigt es, daß wir sie an dieser Stelle wiedergeben und übersetzen: $
Qui se in alterius potestatt commendat Domino magnifico illo ego mim iIle. Dum et omnibus ha,"tur percognitum, q"aliter ego minime hl.fbeo, unde me pasure ",.el vtstirt debeam, ideo petii pietati vestrae, et mihi decrevit 'Voluntas, ut me in vestrum mundoburdum Iradere vel eommendare deberem; quod ita et feei; to videlicet modo ut mt tam de victu quam et Je 'lIestimenta, iuxtl.f quod vobis servire et promereri potutro, aJiu'tlart 'litt comolart dtbeas, et dum ego in capud ad'Vixero, ingenuili ordint ,ibi servieium ""el obsequium inptndere debeam et de vestra potestate 'fiel mundoburdo tempore vitae meae potestatem non habeam subtrahendi, nisi sub vestra potts/ale vel defensione diebus 'tIitae meae debeam permantre. Unde con",.tnit ut, si U/lU$ ex /lobis de hIß con'fltnentiis se emutare voluerit. solidos tantos pari suo conponat, et ipsa convtnentia firma permaneat; unde convenit, IIt dUIß epistolas uno Unore conscriptas ex hoc inter se facere 'fiel ad/irmare deberent; quod ita et fecerunt. ..Wer sich in die Gewalt eines anderen kommendiert."
..An den großmütigen Herrn im ... Da es allen wohl be· kannt ist, daß es mir an NahrUn g und an Kleidung fehlt, habe im mich bittend an Euer Erbarmen ge -und habe frei besch!ossen. mich i n Eure Munt zu begeben oder zu kommtndieren. Und das habe ieb getan; es soll so sein, daß Ihr mir mit Speise und Kleidung helft und mim unterhaltet, und zwar in dem Maße, wie ich Eueb dienen und mir d:tmit Eure Hilfe verdienen kann. Bis zu meinem Tode muß ich Eudt dienen und gehorchen, so wie ich es als freier Manu vermag. und zeit meines Lebens werde idt mich Eure�Ge': WOllt oder Muni nia,t cnlziehen köpnen, sondern ich werde, solange ich lebe, unter Eurer Gewalt und Eurem Schutz bleiben. Und so kamen wir überein, daß der von uns beiden, der sim diesen Ab machungen entziehen wollte, seinem Vertragspanner soundsoviel Solidi zahlen muß und daß die Vereinbarung selber in KraA: bleibt. . . .•
, MG. Fo,mula, MtrO'fling;(j
pJ.?.(. -'l�/.I .;; · l(' .';·" �· ' .
,
� ��,. ::-,
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jc
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K,uolini ;(ttI;, hg.
v.
K. Zeumer,
�-C �( �,JZ P.;t... , C<. t,�: /'Cr':"<'�'/(�� /I,) ,/. I,."' . ' ,(1 ,j.{i'([e; ....
Die Anfänge Daher schien es angebracbt. daß die Parteien zwei Urkunden gleichen Inhalts verfaßten und bestätigten. Und so taten si e � .
+.
Zu allererst muß
man
beamten, daß es
sich
hier nimt um
eine
Urkunde handelt. die als Beweisstück für eine Kommendation einer Person dienen sollte und noch weniger um eine Urkunde,
} und übergabe (traditio) die Kom häne . 'l?ie hier mit dem Wort undr ein
deren Ausstellung, Bestätigun mendation begründet
geleitete Dispositio' ist der wesentlime Teil der Urkunde, denn in ihr
kommt
der Wille des Verfassers zum Ausdrud.. Ihr einziges
Ziel ist. eine zusätzlime Verpflimtung
zu
smaffen, d. h. eine Pönal
stipulation, die die gegenseitigen Verpflichtungen, die sich aus dem juristismen Hauptakt, der Kommendation, ergeben, durm Straf androhung verbindlich mamen soH.
Von der
Kommendation er
fahren wir nur durch den erzählenden Teil du Urkunde, die Narratio. die der Dispositio unmittelbar als Begründung dient. Auf Grund der Narratio sind wir in der Lage, uns über die Rechufolgen der Kommendation ein Bild
zu
machen.
Es sind
Ver
pflidaungen, die für jeden der heiden Vertragspartner entstehen. Der Kommendierte soll dem, den er seinen
domjnus,
nennt, dienen und ihm gehorchen - unter dem
seinen Herrn
Vorbehalt, daß
Dienst und Gehorsam mit seiner Eigensdlaft als freier Mann zu vereinbaren sind. Der Herr soll dem Kommendierten
zu
Nahrung
und Kleidung verhelfen, anders ausgedrückt, ihm Unterhalt und
Schun gewährleisten,
dtftmio
was
smon in den Wonen
impliziert ist. Das
mundoburdus und juxta quad vobis urvire et promereri
potuero macht die Erfüllung der Vasallenpflichren abhängig von der Erfüllung der Pflichten durch den Herrn. Die Kommendadon. wie wir sie aus der Sammlung von Tours kennen, ist also ein $ynallag� matiscner Vertrag in der vollen Bedeutung des Wortes. Dieser Ver� trag erlischt mit dem Tode des Kommcndierten, und man darf vermuten,
daß der
Tod des Herrn dieselbe Wirkung hatte: die
Kommendation war ein auf Grund der Eigensdlaften des Ver tragspartners, ein
intuitu personae
geschlossener Vertrag.
Auf welche Weise wurde dieser Vertrag nun gesdJlossen?
Die
Formel von Toun: sagt darüber nichts aus. In der Sammlung Markulfs, die älter ist Gegend um
Paris
als
die von Tours und wahrscheinlich in der
um die Mitte des
7. Jahrhunderts zusammen-
Die Kommendation gestellt wurde, findet sim eine Vorlage für eine durm den König zu vollziehende Aufnahme eines Mannes in die Gruppe der Antrustionen7• Hier ist die Rede von einem Treueid, der - wie wir annehmen - in die Hand des Königs geleistet wurde, und zwar
im vollen Sinne des Wortes unter Berührung der Hand des Königs mit der eigenen Hand. Die Antrusuonen waren jedom eine be sondere Gruppe von "Smützlingen'" des Königs, und so darf man
aus diesem Text wohl nimt smließen, daß seit jener Zeit bei der
Kommendation aller freien Männer in die Munt eines anderen
Freien eine Han�gebärde vollzogen und ein Treueid geleistet wurde.
Möglim ist das immerhin, und was wir darüber hinaus wissen, sprimt sogar dafür, daß es wahrsmeinlim so war; aber Genaues ---�---
wissen wir eben nimt und die Klugheit gebietet uns, unser Nicht·
wissen zu bekennen (Mit Gewißheit läßt sich nur sagen, daß der Vertrag mündlidt unlt nach einem Ri�ual geschlossen wurde: das war zu jener Zeit allgemeiner Brau�
,
_
/Smließlim müssen wir beamten, daß der Kommendationsvertrag
offensimtlich ganz allgemein gehalten ist. Es ist ein Rahmenvertrag, der auf die versmiedensten Situationen anwendbar w . In der Formel von To�rs ist -die Art des vom KOmlnendierten eforderten
--;ß g
servitium nimt genau bestimmt. Er kann Diener, Hausknecht oder
Kriegsmann sein oder alles zugleim. Freie Männer jeden Standes können sim kommendieren; die Nartatio der Formel von Tours
stellt uns einen Unglücklimen vor Augen, der nichts zu essen und nimts anzuziehen hat: offensichtlidt war dies meistens - id quod
plerumque fit - wenn audt nicht aussdtließlim der Fall. Wenn der vom Kommendierten, sei er nun gasindus oder vassus, ,
gesdtuldete Dienst sehr unterschiedlidter Art sein konnte, so hatte der Herr seinerseits die Möglimkeit, auf versdlledene Weise seiner
Unterhaltspflimt gegenüber seinem freiwilligen Schützling nam·
zukommen.
Meistens unterhielt der Herr den Kommendierten direkt, sei
es nun, daß dies in unmittelbarer Umgebung des ersteren ge·
smah, sei es, daß er ihn in die Lage versetzte, selbst für seinen 7 De regis antrusticme, in Marculfi Formula� I, 18, Zeumer Formulae,
p. 55.
8
Oj� Anfänge
Unterhalt zu sorgen, d. h. indem er ihm Alimente - in dem weiteren Sinn, den das WOrt in der modemen Redttssprache be sitzt - gab. Anscheinend ist in der von uns kommentierten For mel Nr. 4] von Tours diese Art von Unterhalt gemeint.
Das Benefizium Darüber hinaus gab es noch andere Möglid1keiten. In einer Zeit, in der der Ackerbau die wirtschaftliche Tatigkeit und die
a;elle_st�_ Reiduu;;;;-;��-. konnte ��';h; wohl auf den Gedan
en kommen, dem Kommendierten zur SidJerung seines Unterhalu
ein Stüd!;.Jmd"'2.iJ überlassen. Der Herr konnte dieses Land dem Kommendienen zu :vollem Eig�otum
(pToprietas)
scitenken. Wir
besitzen jedodl keinen einzigen Text, der uns für die Merowinger
zeit einen solchen Fall einwandfrei belegt.
Anstatt nun an einen Kommendierten Land 1.IL-ver&chenkett;
konnte der Herr es auch an ihn vecl.eihen. . .. - ..
bezeichnet man ein Stück Land, dessen . Gebrauch und Nutzung der Eigentümer einer anderen Person, dem Beliehenen (frz. tenancieT) für eine längere Zeit oder sogar auf Als Leihe (ftz. .r-·__
ttnurr)
.
..._ . .
Lebenszeit überläßt, und zwar so., daß der Beliehene über das
b.nd eine unmittelbare und direkte Herrschaft: - heute würden wir sagen, ein dingliches Recht - ausübt. Der Beliehene ist also Inhaber eines
jus in Te alirna
des römischen Rechts, eines Redus
an einer fremden Sache. Im fränkischen Reich wie auch in den letzten Jahrhunderten dts römischen Reiches war die Leihe sehr
e<-Um Leihen handelte es sich bei den Teilen großer Grund
verbreit
herrschaften
(villae), oft mansus
genannt, die nicht unmittelbar
vom Herrn, sondern von coloni, voh "Li[en", von Unfreien.bewirt�-".-
schaftet wurden, und zwar zu deren eigenem Nutzen und unter Auferlegung bestimmter Abgabe --,- mandimal (emus (fn. cens)
�
genannt - und der Pßlmt zu Arbeitsleist.l!.l"!gen. DIese Gihen wuiden fast immer auf Lebenszeit verteben und waren sogar häufig .
. .,
--, .. _ -
�
de facto erblich. Meistens wurden !:.��}l.A ieser Art vergeben, die - man kann schon sagen - den Beliehenen belasteten, denn die Abgaben und die
Arbeu i leistungen,
Das Benefizium
9
mäßig hoch und schwer. Aber daneben gab es noch andere Leihen, die sidt vor allem dadurch auszeichneten, daß sie für den Beliehenen ausgespromen vorteilhaft waren: in soldten Fällen wurde überhaupt keine Arbeitsleistung und nur ein mäßig hoher Zins verlangt. Es kam sogar vor, daß der Beliehene nidtt einmal einen Zins zu zahlen brauchte, wenn etwa der Landgeber ein besonderes Interesse daran hatte, einer bestimmten Person ohne jede Gegenleistung Land zu leihen. � y�meil redl.tfertigt ihre BeDer mit diesen Leihen ver ze �.��g. �l�. k�IJ{'Ii�.J_ �li. Wt?J�l�.a"Lßie wir häufig in den zeitge nössischen Texten finden. Die Formelsammlungen und sogar die Urkunden der Merowingerzeit liefern dafür relativ viele Beispiele. So liest man, wie der Geber einer Leihe versichert, daß der Empfänger sie per nostro benefitio, d. h. "dank einer Wohltat uns rerseits" bebauen wird. Oder der Beliehene stellt die Urkunde aus und bestätigt, daß der Landgeber ihm durm überlassen eines solchen Gutes eine Wohltat erwiesen hat, fecistis mihi beneficium de rem vestra. Manchmal wird es nom deutlimer gesagt, wenn etwa der Verfasser der Urkunde dem Landgeber erklärt: locello aliquo ecclesiae vestrae , . . nobis ad beneficium ... excolere per misütls, "ihr habt uns erlaubt, ein kleines zu Eurer Kieme ge höriges Stück Land uns zum Wohle zu bebauen." Oder noch viel deutlicher: ipsa villa . . , nobis ad beneficium usufructuario ordine colendum tenere permisistis, "ihr habt uns erlaubt, dieses Landgut uns zum Wohle zu übernehmen, um es mit den Rechten eines Nutznießers zu bewirtsmaften." Man findet aum Wendungen wie: das Land soll bewirtsmaftet werden sub 1150 benefitio oder in usum beneficii ecclesie8, d. h. indem man Gebrauch davon mamt wie von einer Wohltat. Das Benefizium (beneficium) kann man also definieren als Leihe, für die dem Beliehenen nur geringe oder gar keine Gegenleistungen auferlegt werden und die er dem Wohl wollen des Gebers verdankt. Marcul/i Formula�
Ir,
40; Formulat AlIdtcavtnus, 7; Mare. Form. Ir, 39, Ir, 5, 11, 6; in Zeumer, Formula�, pp. 99 u. 100, 7, 98 u. 99, 77-79. In J. M. PARDESSUS, Diplomata Ir, Paris 1849, Nr. 558 eine Urkunde von 736 für die Abtei Murbach. !
10
Die Anfinge
Aus der Merowingerzeit sind wir am besten über jene Bene fizien unterr.lChtei:�die unt��-.Abschiuß ein;�P�-;ka�ievertrags (pre CD:.Tja).�!r�en !>,1,!rden. Dieser war ein in späträmischer Zeit ent standenes Institut des römischen Vulgärredues, das den Namen eines ungebräuchlich gewordenen Instituts des klassisd:lI�n römi schen Rechts (precarium) wieder aufgenommen hatte. Er übertrug dem Empfänger die Recllte des Nutznießen; 3m abgetretenen Land. Der Vertrag entstand auf Bitte des zukünftigen Empfangen, des "Prekaristen" und durch Zustimmung des Eigentümers. Als Redus titel mußten zwei Urkunden ausgestellt werden. die eine auf den Eigentümer und Verleih�, die andere auf den in den Genuß der leihe kommenden Empfänger oder ,.Prekaristen-, Als PUCflrUt. wurden nicht allein der Vertrag, sondern audJ. die Urkunden be zeidmet, besonders die, die der Beliehene für den Verleiher aus stellte, während man mit prestaria die vom Verleiher für den Be liehenen ausgestellte beuidmete. Die Prekarie begründete eine Leihe, die im allgemeinen von größerem Umfang war und auf Lebenszeit gegen Zahlung eines geringen Zinses und manchmal sogar ohne Auferlegung einer Zinspflimt vergeben wurde. Land vergabungen in Prekarie wurden vor allem durch Kirmen, mandJ. mal auch durm Könige oder große weltlime Grundherren vor genommen; dabei handelte es sich häufig um ganze Grundherr schaften, aber aum um Teile oder um ganze Komplexe von soldJ.en.
Man mochte mit solchen Vergabungen die verschiedensten Absichten verbinden: sei bewirtschafteter Gebiete einleiten oder den "Prekaristen- ver anlassen wollte, nun seinerseits dem Verleiher ein anderes Gut zu überlassen, das er gleichfalls zeitlebens in Prekarie nehmen würde, oder sei es, daß man sich des Wohlwollens eines MädJ.rigen versichern oder die Folgen einer erlittenen Usurpation durch Vor behalt des Eigentumsrechtes für die Zukunft rechtlidJ. ausgleichen wollte, usw. Die durch einen Prekarieverw.ag begründete Leihe, die Prek:uie im Fn!nzösischen wie im Deutschen bezeichnet man mit diesem Wort auch die durch einen Prekarievertrag entstandene Leihe an sich - ist alS9_eine ganz beso[ldere Form v2n �eneftzium. Ober den Vorgang bei der Vergabung VOll Bene6zien. die nidll durch
Das Benefizium
!l
einen Prekarievertrag begründet wurden, ist nichts bekannt. Die· Eigentümlichkeiten der Rechtsbräuche jener Zeit lassen uns jedoch vermuten, daß es einen Rechtsakt gab, der mündlich und nach einem Ritual symbolischer Gebärden vollzogen wurde. Die Frage ist nun die, ob es von der Merowingerzeit an tatsäch lim Herren gab, die, um ihrer Unterhaltspflicht gegenüber ihren Kommendierten, ihren vassi oder gasindi, zu genügen, an manche von ihnen Benefizien dieser Art vergaben. Dies muß der Fall gewesen sein. Wir dürfen annehmen, daß man es mit Sich.erheit zumindest für das Ende des 7. Jahrhunderts behaupten kann. Wenn gegen 735/737 Eberhard, Sohn des Herzogs Adalbert vom Elsaß, in einer für die Abtei Murbam im Elsaß ausgestellten Ur kunde sagt, er habe ein bestimmtes Gut . . . in Benefizium vergeben (inbeneficiatum habuimus), und wenn er in derselben Urkunde am Ende einer Aufzählung seiner Güter alle die nennt. die er als Benefizium an seine Vasallen vergeben hat (ad vassos nos/ras beneficiatum habui), handelt er offenbar nam einem bekannten i und sogar seit langer Zet so wenig quellenmäßig belegte Beispiele dieser Rechtspraxis, daß wir nich.t annehmen dürfen, daß sie vor der Mitte des 8. Jahr hunderts sehr verbreitet war.
Diplomata II, Nr. 544', pp. 355-357. Vgl. W. LEVISON, Kleine B�iträg�;zu Quellen d. fränkiHhen Gmbichu, Neues Ardliv d. Ge �el!sd!. f. ältere Deutsme Gesmidmkunde, XXVII, 1902, pp. 373-388. �
PAIlDESSU>,
ZWEITER T E I L DAS KAROLINGISCHE LEHNSWESEN EINLEITUNG Wie wir sahen, hat die fränkische Gesellsmaft seit der Mero wingerzeit die Vasallität in ;Form einer Institution gekannt, die Verbindlimkeiten schuf, welme auf Gehorsam und Dienst lauteten. Ebenfalls war ihr ejne Form der Leihe auf Lebenszeit, die sehr vorteilhaft für den Beliehenen war und manmmal sogar unentgelt lich vergeben wurde - das Benefizium -, bekannt. Es gab Fälle, in denen ein Herr einem Vasallen zur Sicherung seines Unterhalts, den er ihm als Gegenleistung für seine Dienste schuldig war, ein Benefizium überließ. Hier handelte es sim j�dom um ein außer gewöhnlidJ.es Zusammentreffen beider Institutionen, welches für eine allge ein geläufige Rechtspraxis zu halten durdJ. nichts geremt fertigtjst Nirgendwo finden wir, daß zentrale Instanzen des fränkische Staates - die Könige oder die Hausmeier - an ihre yasallen oder an ihre Antrustionen Benefizien vergehen hätten. � Erst im Laufe der Karolingerzeit trat ei'!� .}\!1_de�ng ein: die beiden Instifutioneif," oie-bis--d�hin un: - hängig voneinander_�bestan�cn hatten, asallität und Benefizium wurden weitgeh,end ,mitejna,nder vereini t so daß sie ein ganies S stern von Institutione� bildeten, Es scheint uns geredltfertigt, von n n an den Begriff "karolingisches Lehnswesen" zu verwenden, Diese Vereinigung VOll Benefiziu'm und Vasallitä-t und die Entwicklung heider Institutionen vollzogen sidJ. übrigens nur schrittweise. Wir müssen also in unserer Darlegung zumindest zwei Perioden chronologisch untetscheiden ie Zei!. ..?.!r erst_eIl Karolinger und di� it Karls des. �ro�n _ und_ se�ner ' Nachfolger.
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N: (J
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ERSTES KAPITEL
DIE
fEUDO-VASALLlTISCHEN
INSTITUTJONEN
UNTER
DEN
ERSTEN
KAROLINGERN
Tatsächliche Verbindung von Vasallität und Benefizium Verbreitu,"Jg dieser Institutonen i Vasallität und Benefizium traten seit der Zeit der ersten Karo�
linger - Hausmeier Kar! ManeH (Z}6-74t), Hausmeier Karl
mann 1. (741-747) und Pippin
III.,
Hausmeier (741-751) und
König (751-7!.-&1 - gemeinsam auf. zumindest de facto.
Für das fränkisme Reim stellten das Ende des 7. und die erste
Hälfte des 8. jirlihundert; eine�Zeit beinahe �au·fhörlicher Kämpfe dar. Bü!gerkriege haben d�� Aufstieg·i?ippins II., später "von Her� stal" genannt. und seines unehelichen Sohnes Karl Martell begleitet.
Kriegszüge wurden gegen die Alamannen, Bayern, Aquitanier und
Proven�alen unternommen, die danach strebten, sich ganz oder
teilweise aus dem ReidJsverband zu lösen; dann galt es, äußere
iJY:�� .
Feinde Friesen, Samsen und Sarazenen zu bekämpfen. Für all diese Unternehmungen bedurften Pippin 11. und vor allem Karl Martell einer großen Zahl von gut bewaffneten
und
ihnen völlig
ergebenen Kriegsleuteo, die sie sich dadurch vers
rvielf�tenCSie verteilten oimt nur Land die Zahl ihrer-vas�ii�o ve an-diese Leute, um ihnen den red:atmäßig zustehenden Unterhalt -
-
_.
-
--
-
zu verschaffen, sondern auch um sie in die Lage zu versetzen, sich mit einer Kriegsausrüsrung und den nötigen Reitpferden - das
Reiterheer wird allmählich zur enucheidenden Waffe - zu ver sehen.. anchmal wollte man es ihnen auch ermöglichen, sich nun ihrerseits eine Schar von Kriegern zu halten. Zweifellos wurde
lM
ihnen in den meisten Fällen dieres Land zu Eigentum übertragen; es stammte 2um Teil vielleicht aus dem Hausgut Pippins II. und Karls, vielleicht handelte es sidt auch bei manchen Vergabungen um
15
Verbindung von Vasallität und Benefizium
Krongüter (fiscus). Ganz sieber aber stammte dieses Lmd zum größten Teil ganz einfada aus dem Besitz der Kirchen, der Kathe dralen und Klöster; denn die fränkische Kirche war erstaunlich reim an Grundbesitz, und auch in früheren Zeiten hatten die Könige des öfteren Kirdlengüter zu ähnlimen Zwecken in Ansprum genommen. Die Usurpation kirchlicher Göter durch Pippin und vor allem Maiterr i.!lamte--die. I Ürcben," um _eine_bedeutende Ein durch karl nahmequelle ärmer, und in der fränkischen Kirche, in d_eF. §,ich
-
�-.-
-
-
-_ .
.
__
"I A. BOR.ETIUS, Capitularia rtgum EraneoTum (MG. in -40), I, 18!B Nrn. 10, 11, 12. Wir übernehmen die Daten von 111. SCHIEFFEJ., Angel ,achun und EranJun, Akad. d. Wissensm. zu Mainz, Abhandl. d. Geistes u. Soz.ialwissensmaA:l. KI., 1950, Nt. 2 und Winfrid-Bonifatius, Freiburg i. Breisgau, pp. 208-222, 306-307.
Das karolingisdae LehDJwC'scn
16
Fürst auf Grund der politischen Umstände immer nod:! Kriegsleute bralu:hte
(si necessitas cagat,
sagt das von KarJmann I. auf dem
Konzil von Les furinnes herausgegebene Edikt), war er berechtigt. das GUt einem anderen Vasallen in Benefizium :tu geben. Für den Besitz dieses Benefiziums zahlte der Vasall seinem füuclidien Herrn keinerlei Zins: seine Gegenleistung bestand in dem Dienst, den er in sein�r Eigenschafl: :ds Vasall leisten mußte. Um das Eigentums rcdn der Kirche an diesem Land anzuerkennen, couchloß man sich. das dem Vasallen vom Fürsten in Benefizium zugeteilte Gut gleich zeitig als dem Vasallen von der Kirche aus Kirchenhesitz in Pre karie überlassen zu betrachten. Auf Grund dieser Rechtslage sollte der Besitzer der K.ird1e einen Zins zahlen. und ferner sollte eine Urkunde über die Prekarie ausgestellt werden. Fünfunddreißig Jahre später werden Prekarien dieser Art
pruariae vt!rba regis
i Prekarie auf königlichen Befehll - im genannt, Vergabungen n Unlersdtied zu jenen, die die Kirchen aus anderen Gründen vor
nahmen. Als wesenuidJ. ist festzutfalfen� - daß im ganzen fränkischen Reich - in den Gebieten zwischen Rhein und Loire jedoch in weit höherem Maße als anderswo - die Zahl der Vasallen stark anwuchs. daß sich VOl'" allem die 5mar der Vasallen des Hausmeiers und später der Königsvasallen vergrößerte und daß es schließlich auch immer mehr Hausmeier- und Königsvasallen oder Vasallen anderer Herren gab, denen von ihren Herren Land in Farm von unentgeltlichen Benefizien auf Lebenszeit überlassen wurde. Dieser Brauch sollte sieb zusehends verbr_eiten: um die Mitte des Jahr hunderts zögen Pippin ni.eht, zahlreichen Kirchen von
JjfJjsio,
d. h. eine Verteilung
i�res
Franci4 eine
Grundbesitzes - zur PBient tu
machen, was sich dahingehend auswirkte, daß nur ein Teil ihres Grundeigenrums tatsächlich in ihrem Besitz blieb. Den übrigen Teil - mamhmal von recht bedeutendem Umfang - erhielten I
Kapitular v. Hemal von Karl
I#ri", I, Nt. I
20, An.
d. Großen. aO 779, BoU'Tlm, C.pill4-
13.
.An""�J AIam4""ici, Gutlftrbyt,,"i, N":t",i,,"i, aO 751, hg. v. G. H.
Pertz, MG. S5. I, pp. 21--27: Pippi"uJ tript"J "Iqut JitliJ"s.
TU
tltvalJlJ. R�J tdtJ;",.m Jtf�
Rangerhöhung
der
Vasallen
17
die Vasallen des Hausmeiers oder des Königs als Benefizium auf Lebenszeit unter den obengenannten Bedingungen. Um die fränkische Kinne zu entschädigen, schuf Pippin 111. den Kirchen zehnten, d. h. alle Bewoh"ner-des �eidJes m�ßt�-d� zeh�ten-'fell ihrer landwirtschaftlichen Erträge an die Kirche abführen. Die dritte Stufe dieser Entwicklung ist erreidJ."t, als der Haus meier und bald darauf der König nicht länger nur auf säkularisierte Kirdl(mgüter zurückgreifen, sondern Güter aus Eigenbesitz als Benefizien auf Lebenszeit und selbstverstandlich ohne geldliche Entschädigung an ihre Vasallen vergeben: damit war eine einfachere und klarere Lage geschaffen, weil die-Verpflichtung, das GUt gleich zeitig in Prekarie zu haben, wegfiel. Gu Beginn des 8. Jahrhunderts war es anscheinend reiner Zufall, wenn Benefizien an Vasallen vergeben wurdeil) ' und niemals schei nen die zentralen Inz :.nzen des Staates solche Vergabungen vor genommen zu haben. Is 768 Karl der Große den Thron bestieg, war eine grundlegende ltri:aerung e:ingetn:te�: Jetzt vergab auch der König ebenso wie die Partikularherren - Herzöge, Grafen, große Grundherren od�r potentes, Bischöfe und libte - in. weitem Umfang Benefizien an seine Vasallen. Die Verbindung von Vasalli tät und Benefizium bestand lediglich de facto, ohne daß sie a11- \ gemein zwingend gewesen wäre.) Rangerhöbung der Vasallen
Diese Umwandlung ging Hand in Hand mit einer anderen Erscheinu�g(Nodl i�i jahrhundert war der sich kommendiere�de vassus im allgemeinen ein Mann, der wohl frei, aber von niederem sozialen Rang wa0 Nun haben die ers,ten Karolinger al).sehnliche Kirchengüter, ganze Grundherrsmaften und bald �uch au�edelinte GÜter aüi Eigenbesitz ais-Benefizien unter ihre Vasallen verteilt und auf diese Wei§e -audl"Männ;; aus anderen sozialen Schichten, eine stets wachsende Zahl von Angehörigender-oberen sozialen Ränge, der- AriStoKrati:e; ' in ·illre'VaS"�i.Ilitat gezogen:�"" \liner " ande��m--d.ie Grifen-; dIe ctie-Ycrt;eter dei öffentlidien Ge�a1t waren. Der diesen Leuten z.!\.!"_Verfügung.gC;stellte Grundbesitz versetzte sie iibrig�s in -die Lage, nun ihrerseits nadJ. demselben Verfaliien. Vasallen zu .--"
'-'-
-
-
•
18
Das karolingisme Lehnswesen
unterhalten. Auf diese Weise hob sidl. das soziale Niveau der Vasallensmafl:. Die Vasallität wurde etwas Besonderes, etwas Ehren volles auf jeden Fall, wenn man Vasall des Königs war und von aiesem·ern � "Bene6ziuin erhielt. So läßt sich vielleicht das Ver schwinden der Antrustionen um die Mitte des 8. Jahrhunderts er klären: da der Charakter der Vasallität sich geändert hatte, brauch ten sie nimt länger auf einer Unterscheidung ihr(!jll Standes von dem der Kronvasallen zu bestehen. 'I _
(
-'
ZWEITES KAPITEL
DIE FEUDO-VASALLITISCHEN INSTITUTIONEN UNTER KARL DEM GROSSEN UND SEINEN NACHFOLGERN
Terminologie Wenn wir die Institutionen des fränkismen Reimes untersumen, fällt uns auf, daß die .Yß.cS.
Das karolingische Lehnswesen
20
Slammung nach Franken, in der Umgangssprache Vasallen ge nannt-', Dies konnte jedoch nicht verhindern, daß das Wort sich endgültig durchsetzte. Die Dublette vasall/lJ beeitet sich vor allem im Laufe des 9. Jahrhunderts aus: der große Papst Nikolaus 1. ver wendet diesen Begriff in seinem Brief von 862, in dem er den west fränkischen König Kar! den Kahlen auffordert, dem später "Eisen ann" genannten Grafen Balduin, dem Stammvater des Hauses Flandern, die Entführung seiner Tochter Judith zu verzeihen: BalduimH. wsl1lJus vtsUr . . Texte fränkischen Ursprungs belegen darüber hinaus, daß es sich nicht einen rein italienischen Spram gebrauch handeltet, Seit der zweiten Hälfle des Jahrhunderu be gegnet häufig die Bezeichnung mi/es. woraus sich deutlich ersehen läßt, daß die Institution immer mehr einen militärisdten Charakter annimmt. In einer Urkunde des lothringisdten Königs Lothar 11. von 865 werden die Kronvasallen unter de militibus und die Grafen umer de comitibul als Bürgen aufgeführt'. Scbließlida noda das WOrt homo. Es kann jede von einem Herrn abhängige Person bneidmen und wird oft im tedmisc:hen Sinn von Vasall verwendet. Ludwig der Fromme gebraucht z. B. das WOrt zweifellos in dieser Bedeutung. und zwar in einem Erlaß von 815, in dem der Kaiser vom obsequium spricht, welches die nostrates homines de simili beneficio smioribus suis exhihere solent, d. b. vom "Dienst, den die Vasallen in unserem Lande gewöhnlich ihren Herren als Entgelt für ähnliche Benefizien leisten-'. .
um
I Vita HlNdowid imperatoriJ, c. 1.; hg. v. G.-H. Pertz, MG. 55. H, p. W!. J Niro/ai [ Papae Epütolae. Nr. 7, hg. v. E. Perds, MG. Epp. in 4°,
in
VI, p. 273. Dieser Ausdruck crsdleint häuJig den Urkunden Karls d. Kahlen. Es genügt, auf d�u alphabetische Verzeidlnis deJ Ruueil des aew de Cha,le, ll /e ChaufJ( von G. Tessier. IIt, Paris 1955, p ...14, sub VI), zu verweisen.
.
v.
G. Waitr., Ha.nnover 1883, p.77. , Annales Bertiniani, aO 865, hg. Reiou an Vgl. auch die AnalY5e eines Briefes von Erxbischof Hinkrnar FWDOARD. Hütoria R,mernü langres, ai• 857-880, B uhof Isaak Ecc!uiae, IlI, 23, hg. v. J. Heller u. G. Waitz, MG. 55. XIII, p. 529. t Comtitutio de Hisp-=nis Prima, c. 6, BORETIUS, Capitularia I, Nr. 132; p. 26-4 ( R. O AUDAL I nE V,NTALS, Ciltoifun;ya Ca,olin�itJ, U.
i
v.
in
-
'
v.
Verstärkte Ausbreitung von Vasallitii.t und Benefizium
21
V"stärkte AMSbreilimg von VasllIlität lind BenejiziMm Es steht außer Zweifel, daß die Zahl der Vasallen im Verh21mis zur Gesamtzahl der Freien während der ganzen zweiten Hälfte dei
8. und während des
9.
Jahrhunderts angestiegen ist, und zwar auf
� den fränkischen Kerngebieten zwischen Loire
verschiedene Wc:ise
und Rhein mach.te die Verbreitung der VasaUenbindungen ständig Fortsdlritte. Anderswo fand die Institution untersdliedliche Ver·
':\o in bestimmten weiter entfernten Gehieten des Reidles
brei tun g
de'
m am rechten Ufer des Rheins und am Main gelegenen wie in Franken, wie in Thüringen oder in jenen Randgebieten, die die
ersten Karolinger oder Karl der Große selbst dem Reich angegliedert hatten, wie Aquitanien, Alaman nien oder Bayern. Auch in Italien
wurde die Vasallität eingeführt, wo sie sofort besondere Züge aMahm, da der Status des Va.sallen unter den Einfiuß des Status
et.
des langobardismen gasinduJ geri den neu eroberten germani. ,men Ländern wie Friesland und Sachsen fand die Vasallität nur geringen Eingan .Ihre Verbreitung ging wahrsmeiniich in weitem
il
Umfang mit der Verbreitung des großen Grundbesitzes und der BewirtSchaftun $ Bodens im Rahmen der Grundherrs�aA: (Villll) iese Art von Grundbesiu und diese Art von Hand in Hand
� JJ
Bewirtschaftung waren in der Tat mehr ah alle anderen wie ge schaffen für die Austeilung von Bene6zien an Vasallen durm einen
was aum vorkam - an Vasallen seiner Vasallen durch Verminlung der letzteren, also an seine t.l.!!tervas�len. Man kann _nicht j!nug d_��auL ,!Iin�eis.en, daß Vasallen, die Ländereien von einigem Ausmaß in_ Benefizium erhielte!)., normaler· Herrn und
_
weise nun ihrer-seiu Va.s�·U� in ihren Dienst nahmen - zweHelloS sehr oft auf ausdrücklichen Wunsd:; ihres-He�rn denn dieser sah es
�
gem, wenn sie ihm auf die$(! Weise nUt einer redn großen Schar von Reisigen dienen konneen. In großer Zahl wurden diese Unter·
vasalien direkt unterhalten. Es kam jedoch auch vor, daß manchen UnterVasallen statt dessen ein Benefizium überlassen wurde, und zwar entweder ein Gut aus Eigenbesitz, ein Allod (Qlodis, alodium)
EI, Diplomts C"roli"gis " C"r"lu",tJ, 1I Barcelona 1952, A�ndil[ In). Vgl.. aum ebda. I, Nr. n, Art. 7, p. 165 (ao 811), 11, Nr. 204 S 111, , Art. 3 und 5, p. 71 (ao 847).
22 oder einige kleinere Grundstücke, die ihre Herren zu diesem ZweO; von dem ihnen selber überlassenen Benefizium abtrennten. Je weiter das 9. Jahrhunclert fortschreitet, umso mehr wird es Brauch, daß Va
sallen einet Herrn aum ihren eigenen Vasallen Benefizien überlassen.
Die außergewöhnl�ch weite Verbreitung der Vasallität seit der
Regierungszeit Karls des Großen ist das Ergebnis versdtieclener Fak toren. Zunächst einmal strebten jeder König und jeder Kaiser danadJ., die Zahl ihrer Vasallen' zu ver�ielfachen
zurüdtkommen
-. um $0
_
darauf werden wir noch
ihre eigene Herrschaft zu festigen. Aus
derselben Absicht heraus verpflichteten sie die Vertreter der Staats gewalt - Grafen. Mar�rafen und Henöge
_
in die königliche
VasaUität einzutreten: di.-Karolinger glaubten, sie könnten dit$e Träger ihrer Hermhafi: dadurm fester an sidJ. binden, daß sie sie
ihren Va�len mamten und ihnen somit eine doppelte Treu pflimt auferlegten: die Treue des Vasallen neben der, zu der sie als zu
Graf. bzw. als Markgraf oder als Herzog verpflimtet war,:9) Diese
Politik W'Urde mit Untentützung des Herrschers ebenhlls von den
hochgestellten Vertretern der königlimen Gewalt gegenüber den
tieferstehenden verfolgt und von den Oberhäuptern bedeutender
Kinnen - Kathedralen oder Abteien - gegenüber den höheren welt
lichen Vertretern ihrer Macht. Etwa seit dem zweiten Teil der Regie
rungneit Ludwigs des Frommen
(830-840)
ließen es sich die im
allgemeinen mit politischen Ämtern versehenen Großen angelegen sein, eine g�oJk Senat von Vasallen an sim zu binden, um so ihre
militärW:he Schlagkra �. .?� stirken, um sieb ihre �art�in?hme für f andere Seite noch teurer bezahlen zu lassen. Dazu die eine oder . . . . kommt, daß in einer Epoche. in der .lYi,eglwjru:n.-wui Einfälle "
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barbarischer Völkerscha ften wie der Normannen. Sarazenen, Sla� -_.- -
ven· und Ungarn kein Ende nahmen, viele f.t:eie icht in der Lage l waren, sich und die Ihren hinreichend zu sd!üiz-e njQ: rrdteserSiiuation
kam es innenvor'in;;-in"'aäräuf an;-ai.ren Status als Freie zu be wahren und nicht in der Masse der Landbevölkerung unterzugehen.
Deshalb mußte ihnen der Eintritt in die Kaste der "qualifizierten Krieger durch Aufna�e in irgendeine Vasallenschafi: sozusagen als Rettung erschein� Gegen Ende des
zahlreicher
9.
Jahrhunderts befindet sich die Gesellschaft Gebiete zweifellos in dieser Lage, zumindest in
Die Königsvasallen
2}
Westfranken, welches der Autor der M;racula Sanct; Ber.tinr. zwi sm.en 891 und 900 anläßlich einer Normanneninvasion in die Gebiete u m die Aa und den Oberlauf der Leie im Jahre 891 beschreibt. Innerhalb der oberen Schichten der Gesellschaft stellt en Mehrhei�jner�....d iL!� �!i�s t gebu� den er der überwi�g waren und bel -Jeder Gelegenheit Ihrem Herrn Heerfolge leIsten mußten, die k1eil.!e Schar derjenigen gegenüber, die so reich an Alloden waren, daß Sie-es mcnt nötig hatten, sich zu kommendieren und die -tei::Ii-gllch den allgemeinen Untertanenpflichten gegenüber den Königen nachkommen mußten: Pene nobilitas urrae ex muho
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iam tempore ob amorem fJel dominatum carorum sibi dominorum abscesserat, natjvitatis patria relicta, praeter paucos, qui ita here ditariis praediti erant patrimonijs ut non esset eis necesse subdi nisi sanctionibus publjcis�, Die Königsvasallen Charakteristism für das Ende des 8. und für das 9. Jahrhundert sind nicht allein das zahlenmäßige Anwachsen und die geographi. sehe Verbreitung vasallitischer Bindungen und der Verleihung VOll Benefizien, sondern ebenfalls die stärkere Ausprägung eines anderen Phänomens, das wir hereits bei den ersten Karolingern angedeutet haben: der Hebung des sozialen Niveaus der Vasallensmaft. Dieser Vorgang machte sieh übrigens bei den Königsvasallen weit mehr als bei allen anderen bemerkbar. Auf Grund der Be ziehungen zum König, auf Grund der Missionen, mit denen sie � betraut werden, ießen di� vanl oder vassalli dominici, wÖrt lieh "die Vasallen des Herrn", aber "des königlichen Herrn", ein besonderes Ansehen: die Quellen bezeich:!1n manchmal dieses�ihr Recht auf Ad:J.tung und Ansehen als honor ' ,(das französische Wort : honneur hatte einst den gleichen Sinn). a2as Prestige jener Kron vasallen, die ein Benefizium erhielten (der casati, fez. dJ.as�s) war
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Miracula Sancti Bertini, c. S, hg. v. O. Holder-Egget, MG. 55. XV, 1, p. 513. I K:lpitular von Herstal von 779, c. 9, BORETIUS, Capitulari4, I, Nr. 20, &
p. -48.
Du karolingisdle Lehruwesen noch größer als das der anderen. Diejenigen, die der König
�ekt
in seiner Pfalz unterhielt, werden zu Beginn des 9. Jahrhunderts von einern Annalisten mit einer Spur v � Veramrung pauptriorrs .
lIassos•
nn::J Es ist übrigens wahrdie ärmeren Vasallen- gena
..
seneinlich, daß seit dem Ende der Regierungneit Karls des Großen ein Königsvasall, der seine Pflichten erfüllt hatte, nonnalerweise darauf hoffen konnte, im gegebenen Augenblidl: in irgendeinem Teil des Reidies ein Benefizium zu erhalten.
/ Die Karolinger haben in der Tat die tJaHi dominici durch Ver �ng von Benefizien in allen Teilen ihres Reiches angesiedeltya
dunn smufen sie sich überall im Reich Kolonien, denn diese Männer
ben.Ben ;""eil$ das Vertrauen des Kö�igs, dü sien auf ihren Dienst und ihre Unterstützung verlassen konnte. Auth standen im Notfall die Vasallen dieser Leute zu seiner Verfügung. Pippin III. und Karl der Große haben diese Politik vor allem in den neu unterworfenen Gebieten wie Aquitanien', Italien und Bayern betrieben. Daß die Königsvasallen gegenüber den anderen eine Sonderstellung ein nah�geht aus den von Kar! dem Großen über die Leistung des Treueides an den König erlassenen Verfügungen hervor: ebenso wie die Bischöfe, Abte und Grafen mußten die Königsvasallen deli-Eid in die Hande der miui Jominici leisten, während die übrigen ihn
zusammen mit-allen anderen Untertanen jedweden Ranges in die
Hände der Grafen leisteten'. ,
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Vasal/rn anJuer Herun .' l und Die Vasallen von Grafen, Bischöfen, Abten, Abtissinne .
Partikularherren konnten die verschiedensten sozialen Stellungen einnehmen. Unter Karl dem Großen gab es sogar - wenn auch nur -
7
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Annliits LaurtshllmtnSts, a" 802, hg. v. G.-H. Pert� MG. 55. I,
pp. 38 u. 39. I Kapitular Pippins- III. für Aquitanim, ;'10 768, e. 5 u. 9; Breviarium Aquitanicum Karls des Großm, 20 789, ,::,, 6 u. 9, BouTlul, CIlFitui4ria, r, Nr. 18, p. 43 u. Nr. 24, p. 65. Siehe aua. �. B. oben pp. 19-20 uDd Anm. 1 das Zitat de, Astronomen. , Capitula't misJorum, ai, 792-793, c. 2 und 4, BOUTlus Capirul,nia, I, Nr. 25, pp. 66-67 ,
Vasallenbindungen begründende Akte
25
selten - halbfreie Vasallen 10. Die 'Uass; casati, die "belehnten Vasal len" waren die �!lgesehensten. Der Rangeines Vasallen maß sim jedom nom an anderen Faktoren: so erfreuten sim angesehene Männer,
die aus irgendeinem Grund in die Vasallität eines Mämtigeren eingetreten waren, aum weiterhin des Ansehens, das sie ihrer persönlichen Autorität oder ihrem Reichtum verdankten. Je weiter
das 9. Jahrhundert fortsdrreitet. umso mehr Fälle dieser Art smeint es zu geben: sie haben sicherlim zur Hebung des durmsmnittlimen sozialen Niveaus der Vasallenschaft beigetragen.
Dieses Phänomen erklärt ebenfalls die immer deutlimer werdende
Untersmeidu�g_ zwismeQ dem Vasallen und "ern, der den Schutz,
die "Mundeburdis" eines anderen unter der Bedingung sumte und
erhielt, daß er ihm Dienste leistete, die niederer waren als die eines
! ler� Auf solme Leute wird der Begriff vassus nicht mehr an K:� gewendet; denn der Vasall - so bescheiden seine Herkunft und seine Stellung aum sein mögen - verfügt über ein Pferd und über
Waffen, wenn auch dieses Pferd und diese Ausrüstung unter Um ständen seinem Herrn gehörenll• Von dem Augenblid!: an, in dem er Vasall �ird, lebf er in einer völlig anderen Welt, die mit der des
Hausgesindes und der Feldarbeiter nimt das geringste gemein hat.
Vasallenbindungen begründende Akte In zwei erzählenden Quellen aus der Regierungszeit Ludwigs
des Frommen werden die Vasallenbindungen begründenden Remts
akte genau beschrieben. Im Jahre 837 überläßt der Kaiser seinem
jungen Sohn Kar! dem Kahlen die Regierung der Gebiete zwischen Friesland und der Seine. Im Jahre 838 fügt er nom Neustrien
hinzu, d. h. die Gebiete zwischen Seine und Loire. Die
Annales
Bertiniani berid:tten in Bezug auf das erste dieser Ereignisse: episcopi, abbates comites et flassalli dominici in memoratis locis ,
l� Capitularc miSlorum, ai. 792-793, c. 4, BORETlUS, CapitultJria, I,
Nr. 23, p. 67. Zur Datierung der Kapitularien verweisen wir auf die von A. VERHULST als Anhang zu unserem Werke Was warrn di� Kapitularirn? Darmstadt. 1961, veröffentlichte Tabelle. 11 Vgl. den in Anm. 10 genannten Text.
26
beneficia habentes, Karolo se commendavtrunt er /idelitattm saCTa mento {mrnWtTunt; .die Bischöfe, Jl:.brt, Gr.l.fen und Königs vasallen, die in diesen Gebieten Benefizien innehatten, kommen dierten sidt Kar! und versicherten ihn durch einen Eid ihrer Treue-. Aoläßlicb der Ereigni$� des folgenden Jahres $chrei�Lder �stro Rom: Neustriat prrwintiae primoTes Karato et manus dederunt er {idelitatem sacramento obstrinxerunt; .die Großen von Neustrien reiduen Kar! ihre Hände und banden ihre Treue durm einen Eid an ihn" u�nesteils geht aus den Wendungen se commtndavenmt und manus dederunt hervor daß es sich um einen Akt handele, durm den man sich kommenruert und bei dem eine Handgebirde vollzogen wird, andrerseits wird ein Treueid geleistet.) ,
Die Kommendation Der si
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11
.tInnales Bertiniani. 1.0 837, hg. Y. G. Waiu.. Hannover 1S83, p. 15. Vita H/udawid Pii, c. 59, p. 6<44. ja .tInnales Regni Fran,orum, OriginaltClIt, ;;"0 757, hg. v. f. Kunc, Hannover 1895, p. 14. Fragment eines Kapilulan hg. v. BOIIITruS, Capi. tlllar;a, I, Nr. 104, c. 8, p. 215. Ann. R. Frltm:., ;;,.o 81', p. 141. Urkunde Ludwigs de$ Frommen, 1.0 815, Re,ueil des hütor/mJ des Gaules et de 1.J Frant:e, VI, p. '72. Brief der Dhuoda, der Gemahli!!. des Markgrafm Bernhud von Septimani� aD ihren Sohn Wilhe1m, 1.0 843, Ende der einleilendcn Sätte, E. BONDUI,AND, L'iduClllion cato/ingienne. Le manlld de Dhuoda, Paris 1887, p. 54.
Die Kommendations
27
Mox manibus iunctis regi se traJiJit ultro . . . Caesar et ipsc manus manibus suscepit honestis. "Mit zusammengelegten Händen übergab er sich aus freien Stücken dem König . . . Und der Kaiser selbst empfing diese Hände in seinen
ehrwürdigen Händen." -Der zukünftige Vasall gab also seine zusam- mengelegten Hände in die umschließenden des zukünftigen Herrn. Wir dUrfe"n w�hl annehme�, daß ohne die -immixtio manuum, . .
.
ohne die zweifame Handgebärde keine Kommendation stattfinden konnte. Wahrsmeinlich wurde die Handlung noch von einerWillens erklärung des zukünftigen Vasallen begleitet u. Die Kommendation war ein Rahmenvenrag, der Unterordnungs verhältnisse sehr versmiedener Art b,egründen konnte. Man denke
nur an die Formel Nr. 43 von Tour�)n der von einem sehr armen Mann die Rede war, der zweifellos seinem Herrn die niedersten Dienste leisten mußteu. An dieser Stelle interessien uns jedoch ihre Verwendung zur Begründung von Vasallenbindungen.
Der Treueid ,In der zweiten .l!älfte_de.s 8. und im 9 � Jai.lrhundert wird bei Eintritt in aie Vasallität nicht nur Kommendation, sondern aum • .
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ein Trev. - ,..id..gdWt�t lf. Der Inhalt dies�LTreueides wurde mit dem
Begriff fjdelitas bezeidmet;)man findet indessen aum fides, Treue", "
so
in folgendem Abschnitt aus der Walabiographie, in dem Pasma
siw Radbenus Ludwig dem Frommen 833 folgende Worte an seine abtrünnigen Söhne in den Mund legt: Mementott . . , etiam et quod
mei vasaIli estis mihique cum iuramento fidem firmastis, "Denkt aum daran, daß Ihr meine Vasallen seid und daß Ihr mir durch einen Eid Eure Treue verspromen haht"ll, 14
In honorem Hludowid, IV, v. 601 und 605, hg. v. E. Diimmler, MG.
Poetae II, p. 75 hg. v. E. Faral, Paris 1932, v. 2482 und 2486, p. 188; vielleicht auch v. 603-604 V. 248-4-2485. 16 Siehe oben pp. 5-6 11 Siehe z. B. pp. 25-26. 11 Epitaphium Arsen;; 11, c. 17, hg. v. E. Diimmler. Abhandlungen d. Preußischen Akaclemie cl. Wissensch. zu Berlin, 1900, p. 85 ( Vita Walae. c. 17, hg. v. G. H. Pertz, MG. 55. Ir, p. 563). =
-
-
Das karolingiSlObe Lehnswesen
28
l..Ein Treueid war ein durm einen Eid bckriiftigresTreuverspremen.
Er erforderte niebt nur den Anruf Gottes, sondern ebenfalls die Berührung einer res sacr4. einer Reliquie, eines Evangeliars WWO) Die Frage ist niebt unberechtigt, warum neben der Kommen·
dation, die den Vasallen dem Herrn fast vollständig unterwarft8,
mxn ein Treueid geleistet wurde. Einm.al ließe sicfl sagen, daß der
Treueid für den Herrn wahrscheinlich eine zufitzlime Sicherung darstellte und ihm die Gewißheit gab, daß der VasaH seme Pflichten wirklich erfüllen würde. Denn ein v:erletzter Eid war dasselbe wie ein Meineid, d. b. eine Todsünde. Was du in einer Gesdlsc:haA: be-
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uter, die stark religiös gebunden war, läßt iiim unschwer ermessen. Eine andere, mit der ersteren durchaus zu vereinbarende Er arung ließe sich von der Seite des Vasallen her finden, der eben
falls Interesse an der Leistung eines Treueides haben konn5 Wir haben die Umwandlung, die sich seit der Mitte des 8: Jahrhundens
in der $ozia� Sdtidttung der Vasalleruchaft vollzog, berein an gedeutet I., tk n eine V;asallenbindung eingehenden Angehörigen der Aristnkratie mußte es darauf ankommen, mögliche Verwedts
lungen mit den Kommendierten niederer Herkunft, die zur Leistung
� Man
weniger ehrenvoller Dienste bestimmt waren, zu vermeid
mußte soliolr unterstreimen, daß man als freier Mann dienen würde,
ingenuili ordine. Diese Betonung de{ eigenen Freiheit war umso
wimtiger, als die bei der Kommendation übliche Handgebärde
eine Geste der Selbstübergabe war und als eine Entäußerung der
Freiheit aufgefaßt werden konnte; vor allem wenn man bedenkt, daß der Name flaSSU$ dem Träger kein besonderes Ansehen ver
schaffte und daß die sich an die Vasallität ansdiließende Begrifflich keit den Gerum der Unfreiheit verbreiteten,
nie notwendige Untersmeidung' konnte man auf dem Wege über den Eid bewirkenLDenn wer den Eid leistete, band sidl für die
Zukunft, un,d eine gültige Bindung setzte bei dem, der sie einging, die volle Verfügungsgewalt über seine Penon und folglim den
� Man
Status der Freiheit vora.u
kann sich fragen, ob die An-
" Siehe oben pp. 54. 1. Siehe oben pp. 17-18 u, 25. f{I Siebe ohen pp, 19-20 \I. unten p, 32.
29
Der Treueid
gehörigen der Aristokratie hier nimt jenen Eid übernommen haben, den die Männer ihres Standes beim Eintritt in das königlime Antrustionat leisteten 11: die Antrustionen versmwinden in dem -
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Augenbli<:k,jn- dem Leute. höherer_Stände in großer Zahl Vasallen ,
des fränkismen Herrsdters werden. .
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Dieser Gesidttspunkt findet seine Bestätigung im Kommentar zur Ordensregel des hl. Benedikt, den man Paulus Diaconus zusdtreibt. Der Verfasser stellt darin dem auf Formt vor Smlägen gründenden Gehorsam des Unfreien den Gehorsam des Vasallen gegenüber. Ober diesen smreibt er: Bassallus servit seniori suo propUr fidem suam quam professus est illi servire, ut non inveniatur fallax, "Der Vasall dient seinem Herrn auf Grund der Treue, die zu bekunden er ihm versprochen hat, auf daß er nimt als Betrüger dastehe"!!. Die fides, die ...:rr�.�_e".ist die unter Eid versprO<:h�ne Treue: auf ihr beruht das Handeln des Vasallen als freier Mann, und . sie unters eidet ihn vo; Unfreien, der gesmlagen �ird.
.p �er Treueid
muß spätestens 757 zur Kommendation hinzuge
kommen sein. Zu diesem Zeitpunkt ist der Bayemherzog Tassilo 111 .. in die Vasallität König Pippins III. eingetreten. Die Reimsannal�n
J
besmreiben die feierliche Handlung mit folgenden Worten: lbique
Tassilo venit, dux Baioariorum in vasatico se commendans per manus, sacramenta iuravit multa et innumerabilia, reliquias Sanc torum manus inponens, et fidelitatem promisit regi Pippino et supradictis filiis eiHs domno Carolo et Carlomanno, siCHt vassus recta menU et firma devotione per iHstitiam, SiCHt vaSSHS dominos suos esse Jeber-et.J:Und da kam Tassilo, Herzog von �ayern, und ,
kommendierte' sich durch die Hände in die Vasallität'! Er schwor
zahlreidte und unzählbare Eide, legte seine Hände auf die Reliquien der Heiligen und versprach dem König Pippin und seinen bereits erwähnten Söhnen, den Herren Kar! und Karlmann, die Treue so zu halten, wie sie ein Vasall seinem Herrn in Aufrichtigkeit !l
oben pp. 2-3 u. 7. U Expositio in R�gHlam S. Bmdi,ti, im Florilegium Casinens�, IV, im Bd. IV der Bibliotheca Casintnsis, Kloster Monte Cas!ino 1880, p.56, Sp. 2. Mit geringem Unterschied in der Fonnulierung findet sidt derselbe Gedanke ein wenig weiter unten im seihen Kommentar. Siehe
301
Das karolil'lgisdlt Lehnswesen
und unwandelbarer Ergebenheit halten soU-u. Die Akte. die die Vasallenbindungen begründen, setzen sich hier wieder zusammen aus der Komrnendation durch die immixtio mamlHm und dem Treu
versprechen, das unter Beriihrung einer res sarra durch einen Eid bekräftigt wird. Es scheint sogar, als ob 2m Ende des Absmnim ein Fragment der Eidcsfonnel mit eingeflossen wilre. Vielleicht sollte man an dieser Stelle den Text eines Treueides wiedergeben, den ein Kronv2S21l zur Karolingerzeit geleistet hat. Er ist erhalten in einem Kapitular, in dem Kar! der Große 802 den Wortlaut des Treueides an den Kaiser, den er von allen Untertanen verlangte, niedergelegt hat: Sacramtntale qualittr repromitto ego: domno Karolo piissimo imperatori, filio Pippini regis �t BerthiJne fiJelis sum, sicut homo p" arictum debl!t �ue domino suo aa suum
regnum et tJd suum rertum. Et i//ud SiJcramentum quod iuratum hiJbeo custodiam et rustodiu 00[0. in quantum ego scio et intdlego, ab isto di� iniJnteiJ, si m� iJdiufJt)l Deus. qui coelum et terram
creavit et ista sanctorum palrodniiJ.' .Durch diesen Eid verspreme ich. meinem Herrn, dem sehr frommen Kaiser Karl, Sohn des Königs Pippin und der Bertha. treu zu sein, wie von Red:.ts wegen
ein Vasall seinem Herrn zur Erhaltung seines Reiches und zur Wahrung seines Redltes sein soll. Und ich werde und will diesen von mir geschworenen Eid halten, so wie im es weiß und ventehe, künftig von diesem Tage an, wenn mir Gott. der Schöpfer des Him mels und der Erde. und diese Reliquien helfen-I•. Handlungsfreih�jt der Parteen i Durch die heiden Akte, mit denen wir uns soeben besmäftigt baben, durch Kommendationt� _und J'r.eue.id wurde zwismen zwei Parteien der ;;;;u; juris das Redmband geknüpft. -
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I1 Ann/deJ Regm frtmCOTUm, Originaltext, ao 7"17. p. 14. u
Capilulari4 Misso,um von S02L in J!.'.l.!,-!'tOltÄ,Tlus, Capitu14ria, I, - .-
Nr...p.l.1._ :l\:l2
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.. In einigen TexteD bneimnttl die Begriffe commendatio,
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com m(ndart die Gesamtheit der Vuallitäuverhältnisse hl!gründcnden Rechts akle. Die Verwendung dieser Btgrifft als pars pro tOfO trklä.rt sich a\U der Tatsame, daß die ;mm;xtio manuum für den Ztllgen die augenfällig-
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Vasallendienst
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Wenn es auch gewiß recht oft vorkam, daß eine Person ge zwungen wurde, Vasall einer anderen zu werden, so wurde dodJ. der vasalütische Vertrag rechJJi� als von beiden Parteleii-freiwillig ' noch 847 an diesen , - Kahle erinnerte gesdJ.lossen betrachtet. Karl der Grundsatz: Volumus etiam ut unusquisque liber homo innostro regno -
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seniorem qualem voluerit, in nobis et in nostris fidelibus accipiat;
"wir wollen aum, daß sich jeder freie Mann in unserem Reim seinen Herrn nach Belieben auswählen kann, uns selbst oder einen unserer Getreuen"". War jedoch der Vertrag einm;il geschJ�ssen! konnte er nicht einseitig aufgekündigt werden, vor allem dann nicht, wenn er schon teilweise �rfüllt worden war. Kar! der Große hat 'eine be grenzte Zah"j '';o� Grü�de�- 'ang-egeben, die einen Vasallen beredttigten, seinen Herrn zu verlassen: Angriff auf Leib und Leben, StocksCliläge, Schändung oder Verführung von Frau uild"T6mter, Einziehung eines Eigengutes (des Vasallen), seine Erniedrigung zum Unfreien, Angriff mit erhohener Waffe und Vernachlässigung der Schu�zpflicht. Dieses yon Kar! dem Großen aufgestellte Verbot, seinen Herrn ohne dessen Zustimmung zu verlassen, wurde von den Nachfolgern des großen Kaisers sehr oft emeuert21• Die Vasallen ,bindungen erloschen erst mit dem Tode des Herrn oder des Vasallen. \Mit mehreren Herren Vasallenbindungen einzugehen - davon konnte keine Rede sein) die Erlaubnis dazu hätte den Vasallen der persönlichen, unmittelbaren und beinahe ausschließlichen Gewalt, die der Herr über ihn hatte, entzogen und somit die Institution selbst zerstört. so
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Vasallendienst
Der Vasallendienst hat sich anscheinend immer mehr spezialisiert. Zweifellos hat rn'an die vassi dominici mit politischen, gerichtlichen oder hohen Verwaltungsaufgaben betraut, zweifellos haben die -"
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ste Handlung darstellte. Siehe z. B. Capitulau missarum von 792/793, c.4, BORET1US, Capitularia, I, Nr.25, p. 67 und die Vita Hludowici Pii des Astronomen, c. 2, p.618. !, Erster Conventus von Meersen, aO 847, II!, 2, A, BORETlUS U. V. KUUSE, Capitularia, 11, 1897, Nr.204, p.71. :; BORET1US-KRAUSE, Capitularia, I, Nr. 77 (ai. 802-803), c. 16, p. 172 u. Nr. 104, c. 8, p.295; vgl. auch II, Nr.204 (ao 847), § III, c.3, p. 71.
Das
32
karolingische Lebnswenn
Vasallen der Grafen ähnliche Missionen erfüllt, und gewiß erhielten sie auch ebenso wie die Vasallen der Ki�en oder der Partikular
herren bestimmte Aufträge am Hofe ihres Herrn oder in der Ver waltung seiner Landgüter. Aber seit der Regierun�zeit Karls des
Großen wurde der Vasall h!lI!Rts.��lidLIür Waffen4i�nttl j� An
sprum - genoinmen. Die Kapitularien weisen eine überfülle von
i Bezug auf Dienstleistungen dieser An auf. Der VerfUgungen n Herr darf übrigens den Vasallen nur zum Dienst für den König zum
Waffendi nst aufrufen. Wir wissen jedodt. daß seit der Zeit Ludwigs aes From n die großen Aufrührer gegen den Kauer stets an der
s�
ze ihre, V�sallen marschiert sind.
'iifl
ie Wend gen, mit denen die Quellen diesen Dienst der Vasallen bneidmCn, ennnem an-- Sklaverei ' oder "ß Knedlt$cha , die
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immer mehr an die Stelle der ersteren tritt.lOer geläufige Begriff
ist in der Tat !!rv�t;um, jedodJ. Ut_ offensidnJich nidm Ehren-
�war war
rühriges mit ihm ver��nde
807
jener Uuldaridl, der sieb
in srrtJitium des Bischofs von Freising in Bayern begab, sicher
ein Vasall von red!.t niederer Herkunft, aber gegen End� des Jahr
hunderts verwendet Regino in seiner Chronik denselben Begriff für den Eintritt des Bayernherzogs Tassilo in die Vasallität Kar!s des Großen im Jahre 787: tradrns sr manib"j ad srrtJitium. Es die begegnet sogar - wenn aum in einem literariscnen Werk _
Wendung militiae ilest,� seroüutem, .die Kned!.tsmaR: Eurer Vasal
lität"', mit der ohne eine Spur von Geringschätzung der Dienst der Königsvasal!en bezeichnet wird tS• Unterordnung des VasliIlll!n unter SriMTJ HI!TTTJ
Diese Terminologie, die Aufzählung.einer begrenzten Anzahl von legitimen VerlassungsgTÜnden des Vasallen gegenüber seinem Herrn,
das Verbot, einem anderen Herrn Kommendation zu leiSlen, unter
streichen den ..absoluten- Ch�rakter der Unterordnung des Va sallen. Aus Gründen der Obersidltlichkeit bringen wir die Analyse
der den Vasallitäuvertrag konstituierenden Akte in einem Kapitel
" T. BrTTu.Auf, Dir T�
. .
1890, p. 56; PASCHASIUS RADIEIlT\lS, Epir
UDttrordnuDg des Vasallen
33
über die Vasallität der klassischen Zeit. Diese Analyse wird unsere Ansmauung vom "absolUten- Charakter der Unterordnung be stätigen. Man kann sagen. daß der Herr über die Person seines Vasallen eine edue Herrsmift ausübt. Bei Remtsansprumen-gegen einen V�sallen wendet man sim '!litunter an den Herrn. um zu seinem Raine ;u kommen u', Einen Punkt darf man indessen nimt außer amt lassen; ganz gleim, welmen Rang der Herr besitZt, ganz gleich, wie niedrig Herkunft und Stellung des Vasallen sind, im Prinzip bleibt er ein freier Mann und genießt als solmer das wesent limste Redlt des freien Mannes: er unterS[eht dem öffendimen Gerim In �!1n.che!1.A_1.:!g�blicft.rnJ�.�ruLqe� Her!. jedoch eine ge gsgewalt über seine Vasallen ausüben, so etwa bei der wisse leistung des Walfendleiliies eine-Disziplinargewalt:' er ist jed� nidn-ihr Rim Al1e Vasallen außer denen des Königs unterstehen dem' G rafengerich em malll4J; letztere, die vaui dominicj, unter stehen - dem� f(öJiTg$geridit. _ da.s ebenfalls ein öffentlimes GeTimt ist : ste , n und unter den Karolingern sogar das öffentlime Geri�t im voll Sinne de! Wones, denn don führt der KönigealS König den Vorsitz. Seit der Karolingerzeit gab es so etwas wie eine ��ys;ik· der Vasallitit, eine Welt von Gefühlen. die bei vielen Vasallen die absolute-·Ergebung an den Herrn, die die wesentliche Grundlage der InstitutIOn war, beWirkte. Daß der religiöse Charakter des Treuescnwun stark dazu beigetragen bat, diese Flamme zu nähren, geht aus einem Ermahnungudueiben hervor, das die Gemahlin des Markgrafen Bernhard von Septimanien, Dhuoda, eine Frau von hoher Geburt und großer Bildung, 8H an ihren ältesten Sohn wil helm richtele. Sie fordert ihn zur Treue gegenüber dem Herrn auf, dem er auf Geheiß seines Vaters Kommendation geleiSlet hane
t! Zwan
�
..!!1
.
.
(genitor tuus " . in manUJ domini tr commmdavit). Dieser Herr
in Karl der Kahle, der König selbst. dessen Mamt umstritten ist; aus dem Zusammenhang wird deutlich, daß die leidensmaftliche Ergebenheit an Karl, die die Mutter von ihrem Sohn fordert, die Ergebenheit des vassus an den smior ist. Wir geben hier einige Ab mmitte dieses Textes wieder: Admonitio crga stniorem tuum exhibenda. - C"rllle SenonkIlt, 27
u. 30, in
ZEUNEJ., Formulllt, pp.
197
1,1.
198.
Das brolingisdle
Lehnswesen
Senioum, qNm'! habts K(o.rolum), qUlilnJo De"$, ur creJo, el gtnitor tUU$ B(trno.rJus), in luat inchoationis ;u
14110
• • •
Tu
ergo, fili V(uiUelml!!}, ex iUorum progenie ortus stnior; ut praedixi tuo si! ""erax, fJigil, utilisque atque praecipuus; et in omni negatio uti!itatis rtgiae potestliltis, in quantum tibi Deus dederi, fJires, intus jorisque pruJentius u exbibere salage. Lege uitas ud dicta sanc i patrum e t inuen;es qualiter ue! quomodo IUO torum pratcedtntum senior;' debeas uT'lJire atque fiJelis aduse in omnibus. Et '11m ;nfJentris studeas jussa illius eomplere fideliter. ConsiJera elum er conspiee illos qu; illi fide1issime militant alS;Jue et disee ab i1/is documenta servit;i . . .
..Ermahnung in Bezug auf Deinen Herrn.
Da Gott, wie ich glaube, und Dein Vater Bernhard Didt dazu
bestimmt haben, Karl. der Dein Herr ist, in der Blüte Deiner Jugend zu dienen, hahe es S0, wie es Deiner von beiden Seiten
'- hohen Geburt geziemt: diene nicht so, daß Du nur den Augen Deines Herrn wohlgefäl1st, sondern erhalte ihm sinnvoll in allen Dingen
?ll
seinem Dienst eine makellose und unwandelbare Treue
an Leib und Seele . . . Deshalb ermahne ich Didt, mein Sohn, Dein
Lehen lang mit leih und Seele getreu Deine Pflicht
Daß man Dir doch nie die
Zll
tun . . .
Narrheit der Untreue vorwerfen möge,
daß doch niemals das Böse in Deinem Herzen keime, so daß Du
etwa Deinem Herrn in irgendeiner Sache untreu werden könntest. Im glaube niebt, daß ein Verrat von Deiner Seite oder von der
Seite derer, die mit Dir dienen, zu befürchten ist . . . Du aber, mein Sohn WiJhelm, der Du aus ihrem Stamm bist, sei Deinem Herrn gegenüber, wie ich schon gesagt habe, aufrichtig und auf· i m 2.U merksam, sei ihm nützlidt und hahe Didl stetS bereit. h
dienen. Und immer, wenn es um die Macht des Königs geht, setze
Der Treubegriff Dich mit alJer Besonnenheit, die GOtt Dir gegeben hat, sowohl innerhalb als auch außerhalb seines Territoriums, für seine Sache
ein. Lies die LebensgeKhichten oder die Ausspruche der heiligen
Väter von einst, und Du wirst Aufschluß darüber finden, wie Du Deinem Herrn dienen und ihm in allen Dingen nüt�lich sein sollst. Und wenn Du Dich unterridllet hast, mühe Dich, die Befehle
Deines Herrn getreulich auszuführen. Richte Deine Augen auch auf die, die die größte Treue beweisen, indem sie ihm unablässig dienen, und lerne von ihnen, wie man dienen soll-". Der ireubegrifJ Mit dem !reubegriff müssen wir
UDS
näher befassen. Zu seiner
Veranschaulichung steht uns ein TeJ::t zur Verfügung, in dem von der
Treue der Unterlanen gegenüber dem König die Rede ist. Die Auffas sung von der Treue ist im wesentlichen in beiden Fällen die gleiche.
Im Frühjahr 802 forderte Karl der Große, gerade Kaiser ge worden, von seinen Untertanen einen nenen Treueid, Hierfür sollten
die Formeln des Eides der Königsvasallen verwendet werdenlG• In
einem Kapitular, das den Entwurf eines kaiserlichen Regierungs programms enthält, gibt Karl eine nähere Bestimmung der Treue: er erweitert sie beträchtlich und versichert, die allgemein ühliche Auffassung, d. h. das "IV;)'S man als wesentlichen Inhalt der Treue
ansehe, sei ungenügend. Diese eommunis opinio, dieser wesentliche Inhalt, wird so de6nien: non ut mJlltj usque mme extimaverunt, . .
.
tantum fidelirau damno imperatori usque in vita ipsius, et ne afiquem inimieum in suum regnum causa j"imiciti4e induc4t, et ne alicui infidelitate illius eomentiant aut retaciatSlj .im Gegensan
zu dem, was viele bisher geglaubt haben, handelt es sich nicht nur um eine Treue gegenüber dem kaiserlichen Herrn in Bezug auf
d. h. daß man nichts gegen dieses Lehen unter nehmen soll - .und nicht nur um die Verpllichtung, aus Feindschaft dessen Leben�
_
� E. BONOUB.ANO, L'U"catio,. carolingi
enrrt.
Le manuel Je Dhuoda,
P�rlS 1887, pp. 90-92. Siehe oben p. 26, Anm. 13. :10 Siehe oben p. JO u. Anm. 2-4. SI
p.
,
C"pil"l"re m;Jjorum generale, c. 2, BOR[T1t1S, Capilula,ia, J, Nr. H,
92.
Du karotingisdae
36
t.ehlUwHen
gegen ihn keinen Feind in sein Reich einzulassen oder den Treubruch eines anderen nidat zu billigen oder ihn nicht zu versmweigen." Der karolingisd'ie Treubegriff ist also im Kern negativ. Er be� ,_agi, daß man gegen den, dem man treu sein $Oll, nidlu UDter�
nehmen darf. Hier kann man wiederum zur Bekräftigung den Paulus Diaconus zugesmriebenen Kommentar zur Regel des hl.
Benedikt anführen: dieser Text �tätigt. daß der Vasall seinem Herrn auf Grund seiner Treue, seiner fidu, dient, Nt non ;nf.lcniatur fallax". "um nidn als treulos zu gelten". Der Treuhegriff in seiner umfassenden Bedeutung wird indessen
durch dieses im Grunde negative Element nicht erfaßt. Treue läßt sich ebenso durch eine positive Haltung beweisen, was z. B.
aus manchen soeben zitierten Absdmittcn aus dem Brief der
phuoda hervorgeht.
(
In der Gesc:hidne des 9. Jahrhunderu begegnen wir übrigens
e�
'ro(twährend Vasallen, die ihren Jj:er.ro verlassen, ihn verrat
In den meisten Fällen war der Wunsch, sich..Z11-hue.imernJ,md neue
Bendiz.�zu erhalten, das Motiv für ähnliche 'Ven:ragsbrüche. Unsere Untersuchung hat uns nun an einen Punkt geführt, an dem wir uns näher mit dem dinglidleo Element in den Lehns- und -'-
-'..
----
-_..
---,.',.
.
Vasallenbindungen der Karolingerzeit auseinandersetzen müssen. "Vassi casat;" und "tJass; non casati" (Vasallen mit und ohne Btnt/izium) Bekanntlich entsteht dieses dingliche Element aus der auf dem Herren lastenden Verpflichtung, ,einen Vasallen zu unterhalten, Unter Karl dem Großen und seinen Nachfolgern konnte dieser Unterhalt direkt gewähn werden' und wurde es aud:t, Wir haben bereits die Königsvasallen erwähnt, die am Hofe lebten und Kleidung, Nahrung und Waffen vom König erhielten. So der Kronvasall, der btntficium non habutrit, .g,er kein B�nel1zium hatte", wie ihn du Kapirular von Herstal 779 bezeichnet. Auch die Partikularherren hatten vassi non cilsfJIi die sehr oll von-nl ed�ein -Stand waren. , . Auf diese bezieht ,im zweifellos die Verfügung, die dem Vasallen ._
10
Siehe
.
�-
oben p. 29, Anm.
22.
Du Benefizium de, VU.1l1e.o
37
verbietet, seinen Herrn zu verlassen, sobald er etwas im Werte eines Solidus von ihm erhalten hat, postqu4m acciperit tl4lentt
solido uno".
Unbestritten ist jedoch, daß sich während der ganzen zweiten Hälfte des 8. und während des ganzen 9. Jahrhundens der Brauch, Benefizien an Va.sallen zu vergeben, ständig verbreittt hat. Vasallen, die von Hause aus, durch ihr Familiengut oder ihre Amter in der Gesellschaft einen höheren Rang besaßen, erhielten in der Regel ein Benefizium. Sicherlim kam es im 9. Jahrhundert aum recht häufig vor, daß �aiSer .!�n�LKönige. jbren Vualle!l G.\iter zu vollem Eigenrum, als All�d, zuteilten':)iure proprietario oder ad proprTum:·-Mandlmal gibt die Urkun e ausdrücklidl an, daß es sich um eine Gegen leistung für Vasallendienst handelt, ob dt'fJOtionml SfMJitii sui. Es geschah sogar, daß der König Güter. die der Beschenkte bisher in Bene�zillm-h!tte, in A)lod .J-uwandelteu. Das sU;d jedoch-Ä � n ah . Im allgemeinen war es üblidl, daß der Herr, der seinen Vasallen "belehnen" . wollte, diesem ein Benefizium gew:ährte.
C
d
"'men
Das
.
Bme{izium de$ Vaulkn
Die Untersuchung des Benefiziums der Karolingerzeit wird da durdl en:dlwen, daß der lkgriff beneficium, der vornehmlidl die Leihe des Va.sallen bezeidtn;t�. mehrdeutig" war. So konnte er etwa ein an ein Kirdlenamt ��L�.��,ebu!:.s .v9..'.l _ lichen- Abgaben (kirdilidles Benefizium) oder eine du(Pl �rek�rie ve�1:rag ndete Leihe oder eine .an"�_t!-'!nte p-�I)}�!l.!nange� H stellte,. ja sogar an L�ute aus dem Hausgc,sinde v�gebenc��the bezeichnen. sdtließen wir all diese Flille einmal aus, so verbleiben noch genug Quellen, die uns eine Vorstellung von dem vermitteln, wie das vuallitisdte Benefizium zur Zeit Karls des Großen und seiner Nadlfolger aussah. Seine wesentlichen Züge hatten sim
����!!.4-��i ii��:
���92: .
begrii
&I
C.pit. Hamr/Jlfmu, c. 9,
BORETJUS, Capilllfaria, I, Nr.20, p.48;
von Aadten, ait 802-803, c. 16, ebda. Nr. 77, p. 172. Zum Beispiel : G. TESSllll., RtCueil des .,us de Charlts 1/ le Chautle,
Kapitular 14
I,
190, Nr. 16 (80), 17 (80 - D'AuDAL, a. a. O. H, H, Pre,eptts
Das kllralingisme Lehnswesen
"
seit der Mitte des 8. Jahrhunderts kaum verändert. Seine äußere Gestalt war immer noch sehr unterschiedlich: es konnte eine "iIla umfassen, d. h. ein Landgut-man
z. B. einige mansus (frz. manses), d. h. einige dieser Bauernleihen, die im Nordwesten Galliens dunhsdmittüch 10-18 Hektar groß
waten. Gegen Ende der Regierungszeit Karls des Großen mußte ri.n Vasall, zu dessen Benefizium 12 TlUInsus gehörten, als Reiter mit einer Brünne Waffendierut leisten. Zu jener Zeit umfaßten die Bene6zien der Kronvasallen zu·
mindest etwa dreißig mansus, aber diese Zahl wurde ofl: über schritten: es gab Benefizien von fünfzig, hunden, zweihundert
mansus und mehr. Somit war es nimt ungewöhnlich, wenn t/assi dominici ein oder zwei bedeutende Landgüter in Benefizium hanen".
übrigens bestanden die Benefizien nimt notwendig aus land gütern oder
�'Us
Teilen von Landgütern. Wenn die karolingischen
Herrsdter ein!m Lajen oder einem Weltgeistlichen eine abbatia, d. h. di� Abtwürde eines Klosters verliehen - und sie haben von dieser Möglichkeit reichlidten Gebraum gemacht -, so wurde dies� lukrative �mt ebe.nfaUs hiufig in Benefizium vergeben. Kaiser und Könige haben darüber gewacht, daß die Eigen tumsredlte an ihren Alloden, ihren
1?J
proprietatis nostrae. die sie
��rli� en, uneingeschränkt erhalten an ihre! �Sane� B"en�6 �lum blieben.'-:Denn jeri\ waren geneigt, die Güter, weldte sie
in
Beue
hiium hätten, in Eigengut zu verwaDdeln� auJitum habemus qua
liter et comites f(ali; hi:)1nin;;'iuT ';ostra 1eneficia habere tJidenlur conparalll sibj proprietates de ipso nostro bene/icioM; .wir haben erfahren-, sagt Karl der Große, ,,'diß Grafen und andere Vasallen,
per " particullfrJ, Nr. XV, pp. 332-334), 69 (84S), 11, 1952, Nr.275 (864), 336 (870); J. TuolP, Munummtf bisluriqutJ. CartunJ dtl Ruil, Pari, 1866, Nr.214 (879-88-4). U Capilulau missu,,,m von Diedenhofen ao 80S, c. 6, BOJ;ETIt1S, Ca pilularia, I, Nr. >14, p. 123. CapitHlaTt tpiscopurHm, von 792-793, ebda. J, N,. 21, p.52.
CapilHlare miSJorJun von Nimwegel1 von 806, Nr. •6, p.13!. M
c. 6,
BoIll!TIUS, I,
Das !knefiz:ium des VasOlllen
39
die von uns Benefizien haben, sich auf Kosten dieser Benefizien, die uns gehören, Güter angeeignet haben". Zweifellos kamen solche unrechtmäßigen Aneignungen vor, besonders in Francia Occidmtalis während der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, als politisme
Wuren ein solmes Vorgehen begünstigten; zum größten Teil blieben
die -verliehenen Güter jedoch weiterhin als Benefizien erhalten. Für alle Benefizien, sowohl für die, die die Könige an die
vassi
dominici verliehen, als aum für die, die von Partikularherren und vor allem von kirchlimen Anstalten an ihre Vasallen vergeben wurden, gilt, daß sie durm Usurpationen gefährdet waren, daß Maßnahmen zu ihrem Smutz getroffen wurden und daß - von AusIlahmen abgesehen
_
ihr ursprunglimer Charakter bewahrt
blieb. Am Ende des 9. Jahrhunderu hat der Vasall an seinem Benefizium immer nom lediglim die Redlte eines Nutznießers. Was wir soeben fesutellten, trifft auf die Gesamtheit der vasalli tismen Benefizien zu, Diejenigen Benefizien, die die Könige ihren Vasallen aus konfisziertem Kirmengut gewährten, tragen weiterhin wie zur Zeit Pippins IH. und Karlmanns I. einige besondere Züge. Diese Charakteristika haben sim jedoch leimt verschoben. Nach
einer Anordmmg Karls des Großen aus dem Jahre 779" 501lte die Kirche für Eigengut, das von der precanlJ verbo regis erfaßt war,
von nun an nur nod!. einen minimalen Anerkennungszins erhalten, als Ausgleidl jedom Anremt auf den ,.Neunten" (nona), d. h, auf einen zweiten Zehncen ntben jenem, der, wie wir sahen, der Kirme seit der Regierung Pippins III. von jeglichemLand gesmuldet wurde. Nach Karl dem Großen und vor allem nam Ludwig dem Frommen wird dieser Brauch seltener, verschwindet jedoch nicht völlig: das Eigentumsremt an den von den Karolingern ehemals aus Kirchen gut gewährten Bene6zien - sofern es die Vasallen meht an sich gerissen hatten - ging oft: ganz einfam auf den König über oder fiel an die Kiff.hen zurilck, wobei die Güter dann als kirchliches BenenziGfft-"trdeTPrekärie" iil"der Hand (fer Vasallen blieben.
Um die Mine des 9. Jahrhunderu begannen die Karolinger aufs
neue: siCh in weitem Umfang Kirmengüter anzueignen, um sie ' als Benefizien an ihre Vasallen auszuteilen, so vor allem in West17
Kapitular von Herstal
,
e.
lJ, BOUTIUS. C"pitNuri.. I, Nr. 20, p. SO.
Das karolingische LehnJWttCII
40
franken, Lothringen und Burgund, seltener in Ostfranken, wo die Kirche weniger reich an Grundbesitz war. Von nun �n greifen die
KQnig�kaum nQcb auf di� alte precarja �erbo regis 'Zurück, son
dern ge-,!en. auf �dere Weise vor. Sie verteilen z. �. ohne große , eines Umstände Güter aus dem GrunClbesltz einer Kin:he oder KlosteN als Benefizien an ihre VasaUen. Nodt häufiger geschab es,
daß die Könige eine Kirche oder ein Kloster mit Nachdniil auf forderten, eine oe$timmte ,Anzahl von Kriegsleuten in ihre Va$alli·
täe aüfzunehmen- und ihnen Güt�r aus ihrem Grundbesitz als Benefizien -zü verleihen; diese milites Oder' homines ecr:lesiae, diese
KirchenvaiaU�;mußten dem König von der kirdtlicben Anstalt. in deren Abhängigkeit sie sidt befanden. zur Ver!ügu!1g gestellt wer den, sobald er sie brauchte", Gleich wehilet von heiden verfahren die K ·nun anwaridt�:"es war von nun an allgemein ühlidJ.,
8�fg:
daß der Kirme gehöriges Land durm sie oder auf ihren Befehl als Benefizium an Vasallen vergeben wurde. Wir dürfen solche
Bene6zien nidlt mehr aJ, Sonderfall betrachten. In der zweiten Hälfte des
9.
J2hrhundens sind gewisse Bisdlöfe in Francia mit
Abteien, die ihnen unterstanden, in derselben Weise verbhren wie der Könjg.
C.Eine dem Bene6ziu,m }c:�J' ver_w�dte An der Leihe ist die Leihe
p" aprisiontm, wie sie im SUden Gallicns und in der Spanisdlen Mark auft r at. Ihr Gegenstand waren ganz oder teilweise un�
.
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� Der Kronvasall,
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bewohnt� qebiett, die kultiviert we��=n soJJte
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der eine solche tJp,jsio hatte, übte über doU Land dieselben Rechte
aus wie der Inh2ber eint$ Benefiziums, aber diese Redue waren erblich und erloschen tnt, wenn er sieb eines Treubruchs sdluldig
rn2chte. Beim Tode des Königs. der die Leihe per ap,jsjontm ver
geben hane, mußte sie anscheinend durch seinen Nachfolger er neuen werden. OA: hat der Besiner per tJprisionem das Gut später voU und ganz zu eigen erhuunH.
11 In dem z.ur Kinhc von Reim., gehörenden Landgut Neuilly·Saint� Front (Dep. Aune) folgen die heiden oben angeführten Verfahren auf die prtcaria 'lJtrbo rtgis; HlNDU.JI..
Dr
.,il14 N01Iillilll:O,
bg.
V. O.
Holder
Egger, MG. S5. XV, 2. pp. 1167-1169 (ai. 761-876). I- Zum Jkoi$pid: MG. Diplomlltll KllrolinotNm I, hg. v. E. Müh}·
b.adler, Nr. 17!f. p.241 (79S); JUeNtil Jn bistontnl Jtl GtUdtJ tt J, J.
Rechtlime Verbindung
Va.ullität und
VOD
Benefizium
41
Die Quellen der Karoliogerzeit geben uns kaum ausführlicb darüber AufS
-.
--
- _.
.
V�lIl1en vollzogen wurde. Das Recht der damaligen Zeit legt die VermuJ.ung..nabe, daß der Vasall t-ryt durch eine gegenständliche _.
-----
.
'
übergabe (traditio) d� Bene6zi�� Remte an demselben erwerben , .
-
,
konnte. Diese traditio bestand sicherlich in der Oi?ergabe eines du
Bene6zium sy:mbolisch dantellen�en Gegenstandes an den Vasallen. Als 787 der aufständische Bayemherz.og Tusilo [H. von Karl dem
Großen gezwungen wurde, sich zu unterwerfen und .seineAruptÜche auf das Herzogtum, das er in Benefizium hatte, aufzugeben, leistete er Verzicht, indem er dem König einen baeulo in cuius ("apile similitudo hominis erat Icultum, .einen Stab,
an
dessen Spitze
etwas eingeschnitzt war, das so ähnlich aussah wie ein Mensch,· übergab. Durm übergabe desselben symbolischen Gegenstandes erhielt Tassilo sein Herzogtum wieder als Bene6z.ium zurück".
nieser Akt wurde :wie die meisten Rechtsakte mündlidl vollzogen. Nur selten wurde eine Urkunde ausgestellt, die de� Parteien als Redtutitel bätte dienen kö!Wen41, ---_ .._-
-
Rechtliche Verbindung flon Vasa/lität ur/d Benefizium Namdem wir du persönJime und das dinglidJe Element d�r Lehns· und Vasallenbindußgen unter Kar! dem Großen eingehend
unt�rsuc;ht haben, müssen wir uns nun mit dem Problem ihr�t Ver· bindung näher befassen: der Verbindung von Vasallität und Bene-
fizium. Handelt es sich um �ine bloße t;tsll.mlime Verbindung,
einfadt um die allgemeine Verbreitung eines Brauches, der darin bestand, daß Könige und and�re Herren an ihre VasaHen Bene
fizien vergaben? Oder haben wir es wi.rkJic:b mit einer remllidlen Verbindung zu tun?
VI, p.472 (81S); TUSJ:I!k, Rr,"ril dts .'Ul de Charlts 11 Ir Ch.,wf, T, Nm. 43 (8-44), 94 (847), 118 (849) O'ASADAL, a. a. O. n, Il, Prtttptes a particllltlrs, Nr. 1, 7, 17, 18, 19. " A,m"lrl Glldferb)'t4ni, aa 787, MG. 55. I, p. 43; An_Irs Laur;sstnsrs ",inllrts, aa 787, MG. SS. I, p. 119. t.l Bei.spid von 876, TJSSU!I., RUMti' Jts lIetrs dts CharIes 11 I. Chllll1Jt, 11, Ne. 411. F,.ner.
-
Das
�'!'�r!im
karolingische Lehns'Wcscn
kaJlo.man..in Fnge_steUcn, daß es überhaupt ewe
Redltsbe2iehpng z.�iscbcn delI ·beiden Institutionen gab. Diese muß seit der fruhen Karolingerzeit bestanden haben. �uf jeden Fall ist sie für die Zeit Karls d. Gr. und seiner Nachfolger durch Quellen
�Wir haben keinen Mangel
bele
an Urkunden über die Besitz
nahme eines Gebietes durch einen neuen König: grei.fen wir die von 8J7 heraus. Ludwig der Fromme macht leinen jüngsten Sohn K.art zum König über die Länder zwisdten Friesland und der Seine. Die
Bischöfe, 1'i.bte, Grafen und Kronvasallen, in �moratis locis ben�
ficia habentes, �die in besagten Gegenden Benefizien haben", Kif. TO/O se commendavcnmt ct jidelitatem sacramento prmaveTunt, kommendierten sich Kar! und leisteten ihm einen Treueid". Nun
..
noch ein Text anderer Art: ein Sd:treihen Einhatds. des berühmten
Biographen Karh des Großen. In 6n�nef,der vielleicht aus dem Jahre 8J4 stammt, bittet er L�dwig _ ß Deuuchen, König von -
�
�biete, um die Bewilli Bayern und Herr anderer red!tsrheinischer
gung eines freistehenden Benefiziums zugunnen einer Person, deren Name uns nimt erhalten ist: aliquam comolationem ei facialis d�
I •
(
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bencficiis; aber wann erst? Wenn er dem König Kommeqdation geleiStet hat: quando in vcstra5 manus se comm rndavrri' il Der i
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Eintritt in �� Vasallität ist also die notwendige Voraussetzung für
�ie Bewilljm.ng
ein:_�
�!l��
B�
..
ZwisdJen den beiden Institutionen Vasallitit und Benefiz.iuro
besteht noch eine z,!eite Rechtsbezie�ung, was unserer Amidtt nach
i � 'Err; ß'L �';..;g-; des Frommen von 815 her·
sehr deudim aus e n ;';'
vorgeht, der von den spanismen Fllichtlingen handelt, die in Septimanien und in der spanismen Mark aufgenommen wurden.
Hierin betont der K:liser, daß sie das Redu haben, sich den Grafen,
die in den Grafsdtaften dieser heiden Gebiete die Regierungsgewalt
ausüben, zu kommendiel en; dann fügt er hinzu: et si benrfidum
aliqllod qllisquam eOrtlm IJb eo cui se commrndavit tuerit con secutus, sciat se dr illo tale obsequium uniori suo exhib�re deb�re. quale nostrates homincs Jc simili beneficio stnioribus suis exhibere
u
Ann4iCJ BCftini",", ao 837,
Epi stolat,
hg
•
I.
o.
pp. 25-26
. K. Hampe. Nr. 34, MG.
..,
u.
An:n. 12; Einharti
EpiuoLu V, pp.
126 u. 127.
Rednlime Verbindung von Vasallitit und Benefizium solent", d. h und . •
43
wenn sie von demjenigen, dem sie sich kommen
. Benefizium erhalten haben, dien haben, irgendein
ro
sollen sie wis
sen, daß sie zu Lasten dieses Benefiziums ihrem Herrn denselben
Dienst leisten müssen wie die Vasallen in unserem Land ihren
Herren zu Lasten eines ähnlichen Benefiziums". Die yasallen sind '
also gehalten, unter Verwendung_der Einkünft�aus ..�rem B�6zium ihrem Herrn den Dienst zu lei5�n, den sie ihm auf Grund ..
.
.
-.....-
des KOlJI!Den!latjo�svenrag�s sdt�A.eq�_
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rt :i\: �
Die Tatsache, daß die Verleihung des ßene6ziums nimt nur mit
dem Tode des Vasallen (Mannfall), sondern auc:h mit dem Tode des , • •,
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Herrn (Herrenfall, oder wenie dei�Koiiig" der Herr war, 'Ihron _.
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fall) ul"!-gültig wurd e:Nei5t -eh:nfalls, daß eine Redmbeziehung zwischen bei�en Instl�uti�ne� besta,?den hat; d_e.�!l mit-Aem Er' . lösmcn deTpersön1ichen Bindung, der VasallenschaA:, wurde auch die _
(dingliche)
Verleihung des
Benefu.iums
ungühi� �un Ia�n
�jH
sich
weder das Vorhandensein des Mannfalls noch das des Herren faUs noch die Tatsache, daß mit ihnen die Verleihung des Bene·
nziums ungültig wurde, für die Zeit Karls des Großen und seiner Nachfolger anzweifeln. Hierfür gibt es eine überfülle von Text· belegen. Der Kronvasall Johannes 2:. B., der von Karl dem Großen in der GrafsmaA: NarbonDe eine Leihe durch aprisio bekanntlich -
dem Bene6zium vergleichbar - erhalten hatte, kommendierte sich sogleich nad! dem Tode des KaisersLudwig dem Frommen, und dieser konzedierte ihm die Leihe aufs neue. 832-833 sehen wir Einhard
die Bitte ausspredten, man mödlte dcxh einen Vasall des Bisd!ofs von
Wurzburg, dessen Kommendationsvertrag mit dem Tode des Bi
senofs Wolfger erlosd!en war, vorläufig im Besitz seines BenefiziulT\$ lassen. Der Vasall hatte das Recht am Benefizium verloren, aber
Einhard bemühte sida darum. daß der neue Bischof nada seiner
Weihe dem alten Besitzer das Benefizium aufs neue verleihe. In einem anderen Brief von 833 bittet Einhard den Adressaten, sich bei Kaiser Lothar für einen im Augenblick kranken Kron vasallen namens Fromhold zu verwenden, damit man ihn vorläufig
im Besitz des Benefiziums lasse, weldtcs ihm oameioander von oa
Connitutio de Hispani, Prima, c. 6, BouTrus, C.pilll/.rill I. Nr. 132, p. 262 D'A""D,U. a. a. O. H, 11, Apendix 111. =
\v,
;}
Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen verliehen worden sei; sobald er wieder bei Kräften sei, würde er kommen und tim dem
neuen Kaiser kommendieren, und er könnte dann auch von ihm investiert werden: ", JH,mjtl�1 se htJ�re beneficiMm, quoll avus
eiui dli conerni, Cl P
rtctptis ad fius prestntiam vene';' IJC se solemni mort commm daf.Juit. Der aufsd!.luBreic:hste Text betrifft d:u bretonische Kloster
Redon und summt von 868. Der Abt Conuuoion i.st gestorben und Ritcant ist sein Namfolger. Er ruft vier Vasallen, die von seinem
Vorgänger Benefizien empfangen hatten, zu sieh, Miln, Biduuoret und zwei Personen mit dem gleichen Namen Heluuocon: bene
i Jide/ita le Sancti Salvatoris Cl abbatis. Ritunt ficiavuat eis n forden von ihnen die Rückgabe dieser Benefizien, denn der Abt,
also der Herr, habe gewechselt: ut redderent ipsa bene/ida in manu sua, quia ipse erat tltctus ad abbaum post Conulloion. Die Rüdr.
gabe erfolgt, aber sie bitten den neuen Abt. ihnen dieselben Bene
fizien_von neuern zu verleihen. und dieser gibt ihrer Bitte statt. pa,W 9; .1U..er die Bittsteller als Vasallen aufgenommen hat; reddidjt fIl{s· i ftT/lm ipsa beneft,ia �-� in /idelitau et 1ervitio S"ncti SaJ ,
fJatoris , , , et IIt essent de/ensores tot;1I1 abbade
,
, .0&4,
Die rechtliche Verbindung von Voasallität und Benefizium war . jedoch n� �nger. als die vorangehenden Betrachtungen glaubhaft mamen: sie I.ief mHeßlich. auf eine e<:hte gegenseitige Durm I dringung hinaus. LWtr dürfen vermuten, daß seit dem Ende der ...
-
-
Regienlßgtt�t KarlsdesGroßen der V a_'a11endienst als unmitttiwer
Anlaß, als Remugrund im juristischen Sinn für die Verleihung des Benefizium, angesehen wur . War dieser DienSt nidn gewährleistet •
qi
oder unzureimend, so war der Rechtsgrund für die Verleihung nicht •
mehr gegeben, und diese wurde cü<xpngig gemacht. Die Einziehung des Benefiziums wurde in erster Linie die Strafe für den Fall, in dem der VasaU-seinen PfliChten gar nimt oder nur mangelhaft nach
kam. DieseS -PrinZip liegt einem Kapitular von 802-803 zugrundt:.
in dem der K;Üser ;r,nordnet. daß der Kronvuall, der von einem
anderen oanus domin;'/ls zur Unterstünung gerufen wird und:
Siehe die oben p. 40, Anm. 39 %itierten Urkunden von 795 u. 815; Einh.rti Epistolar, Nr. 24, p. 122; clxla. Nr. 27, S. 123; A. DE COUI.SON, C.ftMI.iu dt r"bb.}lr dt Rtdon, P;r,ri$ 1863, Nr.96, p. 72. U
Remte der Parteien am Benefizium
45
dieser Aufforderung nimt Folge leistet, sein Benefizium wegen Verletzung der Vasallentreue verliert. Derselbe Grundsatz wird in einer Urkunde von 807 angewendet, in der der Bischof von Freising bei der Verleihung eines Benefiziums an einen Vasallen mit der Ein ziehung dieses Benefiziums droht, sollte der Vasall nimt pünktlich seine Pflimten erfüllen46• Dies ist der Anfang einer langen Reihe von Texten, die das ganze 9. und die darauf folgenden Jahr hunderte nicht abreißt, Diese enge Verbindung von Vasallität und Benefizium darf uns nicht dariibe� b:i;}wegtäusmen; daß ein Va:sall ;��er dem�-Bene fiziu�, ��lchC:; ih� sein Herr verliehen hatte, durchaus aum anderen Grundbesitz haben konnt�, etwa eine oder "mehrere AlIoden _ d. h, er konnte Grundeigentümer sein - oder er konnte Güter , einer kirchlimen Anstalt in Prekarie haben. Wu ,, dürfen sogar 11' anneh�en, dalt dil;!s. bei Y3.llall� von höherem sozialen Rang sehr ;� häufig der Fall y;o:ar. .
.
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Rechte der Paruirn am Benefizium Wir konnten beobachten, daß während der ganzen Karolinger zeit die Vasallität zweifellos das wesentliche Element der Lehns und Vasallenbindungen ist und daß nur Vasallen Benefizien - im technischen Sinn des Wortes e�halten können, daß esabel'.aum y�sall:n ohr:�_�en.t;§?:�m gab.. as Benefizium wird jedoch einen solchen Einfluß innerhalb dieser Bindungen ausüben, daß hier in mancher Hinsicht noch vor dem Ende des 9. Jahrhunderts tief greifende 1\nderungen eintreten. Zum Beispiel in Hinsicht auf das Recht der beiden Parteien -. .am Benefizium. Das fug!Q!u!"sredJ.t des Herrn;1n dem Grundstück, daSer-lnn�fizium vergibt, wird nidtt in Frage gestellt; sofern er dieses _Qr.!l lldstEck n��t .!elbtt-in Benefizium oder..i.!) Ptekar.i� be sitzt, bleibt es sein Allod: tam eiJ qUiJe nos in dominicatura biJhemus
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quam rtiam ea quae viJsiJIli nostri . . . de eodem iJlodo in beneficio videntur habere, nsowohl die Ländereien, über die wir unmittelbare
Herrsmafl: ausüben, wie auch diejenigen Teile unseres Allods, die ••
Kapitular
BITTEIlAUI',
von
Aacnen, c.20,
BORETIUs, Capitularia I, NT.n, p.172;
Traditionfn d�s Hodmifls Fr�;5i"g I, Nr. 257.
46
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Das karolingisdle Lelmswcsen
unsere Vasallen in Benefizium haben-, smreibt Graf Ekkehart um 876 in Bezug auf seine Güter zu Perrecy4'. Für den Herrn besteht keine V�rp���u1!g,. ein. ,!akant�g��orde�� Benefiz.Lum an c;inen anderen Vasallen zu vergehen. u�n !!rd�fas:�erftgÜn�sr("cht.des Herrn über das in Benefizium v ebene -tand_ im. Laufe �es. �. JahrhundertS immer mehr ein gesduänkt.Jlweifellos war ...er .,tlk�ab_ bcEedJrigt, einem Vl.sa11en, wenn dieser sich keiner Pflichtverletzung sdluldlg' gemacht hatte, ein einmal v�rliehenesJknefizium wieder zu entziehen, ohne.ihm eine Entschädigung vorzus
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.. M. P,-ou u. A. VIDIU, Ch"rtes de Saint�Btn"jr·sur-Lcire. Pari, 1907, I, Nr. 26, p.70. 41 RtCueil des hisroritns atl G4ules el de 14 Franct, VI, p.509 (817); TESSIEl. Ruuei l des Ileus de Charles 11 lt Chlllltn. 11, Nm. 325 (869), 248 (862). Siehe ill
Redtte der Parteien am Benefizium von sind offenbar die honorel, cl. h. die öffentlidten Amter - etwa die Grafenämter - und die an diese Amter geknüpften I!Otatiooeo, die oft den Charakter eines Benefizium� hatten. Die Vetlcillung öffentlicher Ämter war widerrufbar, �nd die n sie g;bundenen , Benefizien w.urden mitih��n -;;iJ.'er eingezoge!J.. jf �� �il!-:zje.hu!lg, . selbst aus Gründen oder unter dem Vorwand der Untreue, wurde je doch im Laufe der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zumina(';st in Frlmcia Occidentalis. Lothringen und B4rgund immer s4twieriget: in . König einer· Wirklichkeit wurde sie zu einer Madltfrage zwischen . dem . seits und d.e� ����II�n u�d Ac;.r .!'�!..tei, zlol,. der er pie]!, an�ere�eits. Noch charakteristischer iSt die Tatsache, daß d�(Y.�r{üg1.!ng�;-�dl� . des neuen Herrn beim Tode semes yorgängers immer _s_4.:w-�dle� wird. Amcheinend hat, man nie bestritten, daß mit dem Tode des Herrn der vasallitisdte Venrag erlosdt und damit §e Verl�ib.!lng des Bene6iiums ungültig wurde. Weiter o� haben wir einen für diese Frage sehr aufschlußreimen Text zitiert, der auf 868 datiert ist und aus den im äußersten Westen gelegenen und am meisten von Unruhen heimgesuchten Gebieten vonFrancia Occidentalis stammt". /Für die Vasallen war es jedom selbstverständlich.,� daß sie vom '-Nachfolger ihres Herrn zur Kommendation zugela,ssen würgen und daß dieser ihnen das Be!lefizium. pas sie 'l:on_ $inem Yor ginger empfangen hauen, aufs neue verleihen würde. Die wirk same Ausübung de� Verfügungsrechtes wurde- immer smwieriger, wenn nicht sogar unmögli�0A1s z. B. Ludwig der Stam,mler 877 beim Tode seines Vaters Karls des Kahlen davon Gebraum ma.c:hen wollte, zwang ihn ein allgemeiner Aufstand der Großen des Reichs, da.rauf zu verzimten. Ebenso steht es mit den Benefizien, die die Kin:hen an ihre Vasallen vergeben hanen: ein französischer Geist licher beklagt sim unmittelbar zu Anfang des 10. Jahrhunderu darüber, daß es beim Tode eines Bischofs nidH mehr möglidJ sei, Benefizien einzuziehen und frei über sie Z}l verfügen. NeiderfilHt stellt er dagegen fest, daß die Bismöfe von Francia Orientalis, die Bischöfe Deutschlands, sich dieses RedJ.t wirksam erhalten hätten,g.
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Siehe oben, p. H und Anm. H.
DÜIoI).II.BI\, Ober den Dill/Ol �Dt S,,,,,, S"nctat E(d�s�t·, Silzuogsber. d. Preuß. Akad. d. WI$$., Bcrlin 1901, pp. 3115 u. 3a6. •,
Amull�s
Bet"tiniani. aO
877, p. 137, E.
Das hroliDgisme Lehnswesen
48
c _ des Herrn Zweifellos ergab sich diese Verminderung der Recht
Benefizium zugunsten deS Vasallen aw der Tatsache, �aß der Vasall effektiv im Besitz �es Bencfiziul]lJ._wä!;UDd j._en�un5ch hegt...!> dieses seinem Ha�gp.� einzuverleiben. So lassen sich auch die zahl am'
reichen Versume der Vasallen erklären, mittels irgendwelcher Kunst
griffe das Eigentumsredlt an Gütern, die sie in Benefizium besaßen,
sidt zu bringen. Seit der Zeit Karls des Großen erfahren wir immer wiedet von solchen Bestrebungen. lUl
Das Problem der E,blim!ui/ des BtnefiziNms Im Laufe des 9. Jahrhunder�.s �aqjch nom in anderer Hinsidit i;; den Lehns- und Va5äl1en"bindungeo_eiqe tiefe Umwandlung vollzogen, nämli�)n Bezug auf die Erbli�it_ des Benefiziums, �-_.
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i strengen SiMe smloß den Begriff Der Kommendationsvertrag m .-
der Erblichk$i
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vöJ.!ig:=.atfs: ein Herr
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nahm eine Person auf Grund
von Eigensd!.aften in seme Vasallität auf, die nur diese Person, nid!.t aber deren Söhne besitzen konnten. Aud!. die Verleihung eines
Benefiziums konnte keinen erblid!.en Charakter tragen, da ihre
Voraussetzungen eben jenes auf Kommendation beruhende Ver� bältnis zwischen Herr und Vasall war.
Aber schon sehr früh muß es Fälle gegeben haben, in denen der Herr die Kommendation des Sohnes eines verstorbenen Vasallen
empfing und ihm das im Besitz. seines Vaters gewesene Benefizium verlieh. Dieser modne übrigens smon zu Lebzeiten diese Regelung
mit dem Herrn verabredet haben, und der Herr konnte dafür wiederum hoffen, daß sein Vasall ihm noch eifriger und mit Doch größerer Ergebenheit dienen würde. Einige solcher Fälle, die gewiß
häufig vorkamen, sind durch Quellen belegt: wir denken z. B. an
die Landgüter zu Perrecy und zu Baugy im Gebiet um Autun, die seit der Zeit Kar! Manells bis spät ins 9. Jabrhunden hinein als
Benefizium. das vom Vater auf den Sohn überging, im Besitz der
Familie der Nibelungen waren und die schließlim in Alloden verwandelt wurden. Ebenso denken wir an das bei Folembray in
der Gegend um Laon gelegene Landgut der Kirme von Reims, das seit der Zeit Karls des Großtn bis zu Hinkmar als Benefizium vom
Vater auf den Sohn überging. Nicht weniger aufsmlußreich ist
es
Das
Problem der Erblichkeit de$ Benefiziums
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zu sehen, wie ein und dil!$elbe Familie von 768 bis 876 darum ringt, das Landgut Neuilly-Saint-Front am Ourcq als Benefizium ent weder zu erhalten oder zu behalten, obwohl es ihr im Laufe der Ereignisse immer wieder entrissen wurde. Aus manchen Urkunden Kul! des Kahlen geht hervor, daß die Verleihung eines bestinunten ,�
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Benefiziums an einen bestimmten Vasallen aie-Bestätigung der __
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Tatsame war, daß bereits Vater und Großvater des Vasallen dieses Benefizium besaßen und diß �� vorläufig- in seinem Besitz blieb, -
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bis er Kommendation leistete und der König ihm nun seincrseiu das .
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Es ist übrigens aum vorgekommen, daß der
Herr bei Verleihung eines Bene6ziums an einen Vasallen diesem vff"Sicherte, daß nad:! ihm sein Sohn dasselbe Benefizium erhalten solleU. Hinkmar, der berühmte Erzbismof von Reims, ist sehr eifrig auf die Rechte und Interessen seiner Kirche bedacht, und er weiß sehr gut, daß ein einmal in Benefizium vergebenes und lange Zeit Benefizium gewesenes Land Gefahr läuft, nie wieder in das indominicatum zurüdtzukehren, d. h. daß es sich nie wieder in
jenen Teil des grundberrüchen Besitzes zurüddühren läßt, der unter der unmittelbaren Hermhafl: de5 Herrn steht. Man hat sidt so �hr dann gewöhnl. Benefizien vom Valer auf den Sohn über gehen zu sehen, daß Hinkmar 868 Karl dem KabJen gegenüber folgende Ansicht äußen: . . �P;SCOPHS . . . cum d� r�buf Ecclelia� .
PTOPU' militiam beneficium donat, aut filiü patrum, qui eidem Ecclesiae profun-llnt et patribus uliliur sucuJeu pOUrunt .
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aut talibuf dar� debet, qui idonei lunt TeddeTe eaesar; quae sunt Caesaris er qUM junt Dei Deo . . .; "wenn ein Bisdaof für Kriegs dienste Benefizien vergibt, soll er sie entweder den Söhnen von Vätern geben, die der Kirdte gute Dienste gelemet haben, falls sie geeignet sind, würdige Nachfolger ihrer Vater zu werden - oder anderen, die im Stande sind, dem Kaiser zu geben, was de! Kaisers ,
Annalcs du Midi, 1937, p. )46, )53-357; HINDU". Brief an Hinkmar v. Laon, J. P. MIGNE, Palrologilu 14tinae rumn rompleruf. Bd. 126, Sp. 538; HINlIMAll, Dc flilt.J Nrwilliaro, 5. o. Anm. 38; TESSJJ:I\, RerHeiJ des IIcteS (Je Ch",le$ 11 .. L. LJ,VlLUIN, !.es Nibdungtn hi'toriq"es,
lt Chau1.It, 61
Nr. 34 (S44).
TUstE", a. I. O. 11, Nr. 411 (30 876).
50
Das karolingische Lehnswesen
ist, und Gott, was Gottes ist"U, Hinkmar stellt es aJso. als Regel hin, daß der Sohn, falls er dessen würdig iSt, das Benefizium seines Vaters erhält - natürlidt erst, nachdem er Vasall desselben Herrn geworden ist. Diese Gewohnheit w:ur.de .nie durch einen Akt der Gesetzgebung in die Form einer Rechtsregel gegossen. Ihr wurde jedoch durch einen köruglünen Besdtluß Redmung getragen, der vorläufigen Charakter hatte. Als Kar! der Kahle sich 877 zum Italien-Feldzug emschloß, von dem er nidlt zurückkehren sollte, gab er auf einer in Quierzy-sur-Oise abgehaltenen Versammlung Anweisungen für die Zeit seiner Abwesenheit, und zwar vor allem in bezug auf die Grafenämter, die durch den Tod ihres Inhabers frei werden würden: diese Ämter sollen provisorisch verwaltet werden, bis der Sohn des Verstorbenen, der entweder am Kriegszug teilnimmt oder noch sehr jung ist, per nostram concessionem de illius honoribus honoretur, d, h, "von uns mit Gen Amtern seines Vaters bekleidet wird", Dann fügt Karl hinzu: Similiter et de vassallü nostris faciendum est, "dieselbe Regelung gilt für unsere Vasallen", Dies bedeutet, daß die Namfolge des Sohnes nicht nur für das Amt, den honor eine!. Grafen gilt, sondern aum für das Benefizium eines Kronvasallen, Smließlim gibt der König nom generell die Anweisung, daß Bismöfe, Abte, Grafen und andere Getreue - also aum seine eigenen Vasallen - ebenso erga homines suos, in Bezug auf ihre Vasallen handeln sollen 53, Karl der Kahle hat also in Quierzy den Benefizien keinen erblimen Charakter zuerkannt, sondern lediglich durm seine Anweisungen quasioffiziell festgestellt, daß sie nam der herrsmenden Gewohnheit erblim sind, Der Charakter, der Erblichkeit, den das Benefizium in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts anni.tnmt, deutet weit ,mehr als die Ein schränkungen, die das freie Verfügungsremt des Herrn_über.das Bene fizium erfährt, darauf hin, daß das Benefizium langsam in dasHaus, ,' �
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52 Ad Carolum Calvum regern pro Ecclesiae libertatum defensione, in J. P. MIGNE, Patrologiae latinae CUHUS completus, Bd. 125, Sp. 1050. 51 Capitulare Carisiaceme, c.9, BORETlUS-KRAU5E, Capitularia, II, Nr. 281, p. 358; Capitula exarpta in conventu Carisi.:lcmsi coram populo lecta, c. 3, ebda. Nr. 282, p. 362.
Mehrfache Vasallmbindungen
51
gut des Vasallen übtrgleitet, zumindest aber diese Tcodenz hat. Aud!. dies konnt-� sid!. nur äus dem Umstand ergeben, daß der Vasall, der natürlich sehr darauf bedacht war, sein Benefizium einem seiner Kinder zu hinterlassen, im tarsäd!.lj�en Besitz dieses Benefiziums war. Während der lenten beiden Drittel des 9. Jahrhunderts, die von Unruhen erfüllt waren, vermomte sid!. der Herr oft nur dadurch, daß er dem Vasallen Hoffnung auf Erfüllung seiner WLinsme machte. wirklich seiner Treue zu versichern. Vor allem in Westfranken verbreitete sich der Braum, Bene fizien vom Valer auf den Sohn übergehen zu lassen, ebenso jeclom in den Königreichen haJien� und Burgund. Vor allem die be deutenden vom König verliehenen Benefizien wurden praktisch erblim. In Ostfranken, das weniger stark von Unruhen heim gesucht war und wo die Macht des Königs und die Stellung der Herren gegenüber ihren Vasallen weniger gesdlwächt waren, fand dieser Brauch nicht die aJlgemeine Verbreitung wie in Westfrankm. Mehrfache Vasallenbindungen 1m Lau fe des
9. JahrhundertS t'rfuhr nom ein dritter Aspekt der
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Lehns- und Vasallenbindungen eine Umformung. Die strenge Unter ordnung- des Vasallen-umer den Herm' mz�e �indunge,1} _ �1!!g&fülircn. $old i;' Ver suche vurdm sicherlim schon zur Zeit Karh des Großen unter nommen, hatten wahrs c;. einlidi aberern gegen Ende des 9. Jahr hunderts vollen Erfolg::DeFälresteBeleg für diese Neuerung stammt von f95. Z� dfe"'Sem Zeitpunkt beklagen sidt der Probst und der Vogt .. -
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Sol Ein durakttrinisdter Text 6ode! sich in den Ann"k� F..ldenJts, Teil 111, aO BBl, hg. F. Kurze, Hannover l8'}l, p.loo.
Das karolingische Lehnswesen
"
Ton Saim-Manin-de-Tours beim Grafen lkringerius von Le Maru
über einen seiner Vasallen namens Patericus. Aber Beringerius
erklärt sim für nitbt zuStändig und sdtickt die Kläger zu Roben. dem Bruder des Königs Odo - quod non esstt JUUS solummodo
tJiJsaUus, quamvis ex suo hrneJicio aliquid haberet, sed potius 'tIasalius Rotberti, amid sui, quia plus ab ipso htntficiHm tenebatU, denn Patericus sei nicht nur sein VaJiaU. obwohl er ein Bene6ziurn
..
von ihm habe, sonduo er
se i
mehr der Vasall seines Freundes Ro
bert, da er von diesem ein größeres Benefizium habe". Offensichtlich ist also zu dieser Zeit zumindest in @"estfranken die Doppelvasalli rät fast überall zuge1assen Ka�m eine Neuerung hat den
-:)
ursprunglimen Charakter der Lehns- und Vasallenbindungen so stuk veränden� In Ostfranken ist sie zu diesem Zeitpunkt lange nient so stark verbreitet wie in Westfranken.
Es wird sieb herausstellen, daß sid:!. noch ein viener Aspekt der
Lerou- und VasallelJ.bindungen verändert hu, und zwar das
Verhälmis z'!Y"iscnen dem persönlichen und dem dinglichen Element. Im Jahre 815 erinnerte Ludwig der Fromme an die Regel, mHh der die Vasallen alle Einkünfte aus ihren Benefizien für den Dienst verwenden sollten, den sie ihrem Herrn schuldig seienS6• Das
Wesentliche sind hier die Vaullenbindungen, die die Verpflichtung zum Dienst be nden. In Be2ug 'auf sie hat das Benefizium nur einen einzigen Zwedt: den Dienst für den Herrn möglichst effektiv
grii
z.u gestalten. Als Hinkmar 868 'über den Dienst schreibt, den die
Vasallen einer Kira.e dieser - und auf sein Eingreifen hin auch dem König - schuldig sind, erklärt er, es sei ihre Pflicht, ihn secundum quantitatem et qualitatem bt!1ejicji17 zu leisten, "je nach
Größe und An des Benefiziums". Er gibt also zu, daß zwischen dem Dienst - des Vasallen und� 'der Größe des Bene6iiüJIl$ eine Relation besteht.' Das Benefizium ' wird damit zum Maßstab und beinahe z-� Bedi�gung riir die Leistung des Dienstes. Eine Um wälzung der�i!eg�iffe' bahnt si� an. -
.
" GaUia Ch,ütuma XIV, hg. v. B. Haur�au, Imtrumenta, Nr. 37, Sp. 53.
" Siehe oben, pp.
® Ad c,,,oJ.,m Caw/lm
regern PTO EcdesuJt liber'a'"m de/t",;one.
in J. P. MIGNI!, Parrologiae lalinae c"nKI eompletK', M. t2S, Sp.l05O.
DRlTTP.5 KAPtTEL WuutUNG DER LEHNS- UND VASALLENlIINDUNGEN AUF DIE STRUXTUR DES STAATES
Di� Stellung d�r VasafIität im karolingischen Staat Wie wir Silhen, waren die Entwiddung der Vasallität und die Ver leihung von Benefizien ein Ergehnis der Politik der Karolinger. Ihr Ziel war, h i re eigene Herrschaft: zu festig�n und die Mamt des fränkischen Reimes zu stärken. Daruh
Lehns- und Vasallenbindungen unmittelbar in den Rahmen der staatlichen Institutionen ein. Wahrscheinlich hat bereits Pippin IU. diese Politik verfolgt, vor allem aber war sie das Werk Karls des GroBen und Ludwigs des Frommen.
Das fränkische Reich, das durm K;arl den Großen gewaltig an Ausdehnung gewonnen hatte, war unzureichend organisiert. Der Staat war auf Grund seiner Struk.tur den Aufgaben, die er 7.U erfüllen hatte. nid.t gewachsen. Kar! der Große und seine Ratgeher mußten dieser Sachlage Rechnung tragen.d!..nd sie gllluhten, mittels der Vasallitat den Sdiwächen der öffentlichen Institutionen begegnen zu könn�uf den Kriegsdienst der zahlreichen Vasallen des Königs, der Bismöfe, der Ahte, der Grafen und im Notfall auch ihrer Untervasallen konnte sim der Herrscher stets verlassen, während die Massenaushehungen in Bezug auf zahlenmäßige Stärke, Bewaffnung und militärismen �ert of!: zu recht �ntt-äuschende�<- i:rgebJüssell führten. Die Bildung ...·on Gerichten wurde dadurch erleichten, daß man es den Vasallen des Königs und der Grafen zur Pflicht machte. den Gerichtsversammlungen beizuwohnen. Aber von weit größerer Bedeutung ist Folgendes: um sich einer noch vollkommener� Unterordnung von Seiten der Vertreler seiner Herrschaft zu versichern, e:.eranlaßte Kar! der Große in weitem Umfang die Grafen und andere höhergestellte Vertreter der öffent-
D:u karolingi$Chc Lehns
wesen
'). eine Politik,
limen Gewalt, in �eine Vasallität einzutreten
die
bereits sein Vater angewandt hatte. Unter Ludwig dem Frommen wurde dies allgemeiner Braum, der auch in den verschiedenen Königreimen. die seit 841 aus der ReidlSleilung entstanden, er halten blieb. Aum die den höheren Vcnretern der öffentlichen Gewalt unterstellten Beamten, in Wesrfranken z. B. die Vizegrafen, sind in die Vasallität ihrer Vorgesetzten eingetreten.
'lc-ann man mln diese Gra fen
diese In'haber von Hofämtern und e d!m _�önig Kornmendation und
/di
andere hochgestellte Personen Treueid geleistet hauen.)als �tc Vasallen- bezeidlDen?- Wäre es nidlc angemessener, sie fideles zu nennen und die vassi des Königs
und anderer Herren für Personen zu balten, die über weit ge ringere Mine! und über geringeres Sozialprestige verfügten? Wir glauben nicht, daß sich eine solme Anschauung aus den QueUen
remtfenigen läßt. Aus diesen geht hervor, daß einfache tlassi da minici manmmaJ se1ir" reiäJ. :waren, daß Inhaber -höchster ltmter als tJassus oder vasallus bezeimnet werden konnten und schließlich. daß fidrlis den Oberbegri_ tf zu vaJSlI5 bildetet. Bern!pzillm lind >thonor� Die Grafen oder audi die Markgraren und Herzöge, denen mehrere Grafen unterstellt waren, erhielten oft innerhalb oder · außerhalb ihres Herrsdia.A:sbereicnes vom König Benefizien. 00. •
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tien waren ihre ltmter jedoda stets mit Landgütern, deren Erträge !hnen gehö.!!�n. O;u waren die �es de_ c�mitatll. "die an dM-Gra�
fenamt gebundenen Güter". Man
dem Won, das das Amt selbst bezeidmete: conptatlls, d. h amt·,
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Grafen
Js.urium, "öffentliches Amt", wie in dem oder aum min
Ober sehr wohlhabende vani dominicj siehe oben, p. 38
101.
Anm. 35.
Zur Verbreitung der Begriffe vaSJUS und flOHalluJ: Epitaphium
Arstnii,
H, c. 17, s. o. p. 27 u. Anm. 17; du placilMm Ludwigs des Frommen von 838, Gesla domn; Aldrici Crnomann;cae "rb;' episcopi, c. 47, hg. v. R. Charles und L. Froger, Mamen 1889, pp. 147-148. Zu fiddis als Oberbegriff von \/amIS, vgl das pJMilum Karls de, Kahlen von 861 bei TnSll'1I. a. a. O. H, Nr. 228. Die Stellen aus dem Epitaphi"m Arstnii und aus dem pJacilum Ludwigs des Frommen von 838, die wir in dieser _
.
_
55
Benefizium und .honor-
Diplom von 817, durm das Ludwig der Fromme einen Teil des {i1CU$. des .Staatsgutes", d. h. des zur gräflimen Amtsausstattung gehörenden königlimen Landgu[e5 an die Kathedrale von Tournai vergab'. Seit der Zeit Karls des Großen wurden diese fisci oder villae
r(Da für die
hÖchstwahrscheinlim in Form von Benefizien vergebc
Grafen und die anderen Vertreter der Staatsgewalt, die auch Vasal len des König5 waren, die Hauptanziehungskraft ihrer Amter in den Einkünften aus den ihnen vom König gewährten Benefizien bg, mußten sie zu der Ansicht gelangen, auch das Amt selbst - der honoT, um den tedt chen Begriff zu verwenden - sei ihnen als Benefizium verliehe jese Ansimt machte sich der Herrsmer zu
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eigen. Vermutlidl setzte der König seine Beamten durm übergabe eines Herrsmaftssymbols in ihr Amt ein, dasselbe Verfahren, durch das der Herr den Vasallen in den Besitz eines Benefiziums bradnt.
Auf diese Weise gewöhnte man sieb an den Gedanken, daß der Be griff des Benefiziums nicht nur für die rrs de comitatu, die Aus-
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5tattUngsgüter galt, sondern auch für das Amt selbst, de honor, f . das diese Güter indessen nur eine Zug:tbe darstellten. )
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\..Wenn in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts die duellen VOll
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e einer bestimmten Person verliehen oder ihr honor�j sprech�n entzogen werden, wenn uns 7.. B. gesagt wird, daß Kar! der Kahle
im Jahre 868 dem Sohn Robcrts des Tapferen Odo und den Söhnen des Grafen Ramnulf von Poitiers die bonorts ennieht, die i�re Väter gehabt batten 3, so muß man darunter ebenfa.lls. einen vom König in Benefizium vergebenen }(,gwplex von Zunächst einem oder
mehreren Grafenämtem, sodann einer oder mehrerer Wurden eines .'"
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...
Anmerkung zitieren, dann die oben pp. 25-16 u. Anm. 11 7.i!. Stellen aus den /mn4./es BettinitVIi, ao 837, und aus dem Astronomen für 838, fubren uns die höheren Verueter der öffenllidlen Gewalt vor Augen, weldle Vasallen des Königs waren. Das Beispiel eines Vizegrafen, der Vasall des Grafen war, finde! ,im in den Agobardi epiJ!oIM, Nr. 10 (Brief an Madrid" a;' C:I.. 818-828, hg. v. E. Dümmlcr, MG. Epinolae V, p. 201-203.
Z. B. C"m,tatIlJ: Urkunde Karb d. Kahlen (864), TE5SIEll, a. :1.. O. . H, Nr. 263, - MiniJ/eliMm: Renui[ des Ms/oliem dn Galt/cs CI dt la =
FrtJnct, VI, p. 509. , An_/el BeTt'nj,,,,i,
aO 868, bg.
v.
Waiu., p. 91.
56
Das karolingische Lehmwe�en
Laienabtes und schließlich generell Landgüter verstehen. übrigens
- '"n nalcs Bertiniani, in bezeichnet Hinkmar im letzt�n -Idrde!" ..:4
dem dieser Bericht enthalten ist, gewöhnlich mit dem Begriff bonoT zugleich die Amtet und die Amtsausstattung der Grafen und der Bi sdtöfe, ja sogar · die Benefizien der Königvasallen. Dieser Spram gebrauch setzte sich allgemein durch 4.
'1, Die Tatsache, daß die öffentlichen Amtet immer mehr Benefizial-
iD:arakter annahmen, macht uns leicht verständlich, daß die bonoTes im Laufe des 9. Jahrhunderts in zunehmendem Maße de facta
�
b
er
lich wurdenj E o wie die gewöhnlichen Vasallen nach Kräften zu � erreichen such �, daß nach ihrem Tode einer ihrer Söhne ihre
Benefizien erhielt, h en auch die Inhaber von bonaTes versucht,
die an ihr Amt gebun en Güter in ihr Hiüsgut�zu überführen. In den Anorilnili'igen;--tfleXari der Kahle 877 in Quierzy am Vor abend seines Italienfeldzuges traf, smeint die Angleimung des Be
nefiziums an den banar vollzogen 5. Der Hemmet erläßt für die
Besetzung der durm den Tod der Inhaber entstehenden Vakanzen,
sowohl in Bezug auf die romitatus, d. h. auf die hanares der Grafen.
als aum auf die bene{lcia der KronvasalJen dieselben Bestim
mungen. In beiden Fällen verfügt der König die Namfalge des
Sohnes auf den Vater und konstatiert damit den Erbcharakter des öffentlimen Amtes und des Benefiziums.
Im Verlauf der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts fand diese
Angleimung des hanor an das Benefizium nimt nur in Francia Oc eidentalis, sondern auch in Francia Orientalis statt; die Erblimkeit der bonares wie der brneficia setzte sich hier jedoch nicht in gleich
starkem Maße durch.
Anndles Btrtiniani, ai, 866, p: 81, 869, pp. 98 u. 107, 872, p.12!, 877, p. 137, 878, p; 140. BisdlOf Prudentius von Troyes gebraucht nom in dem von ihm verfaßten Teil der Annalen die Wendung bem/iciaTii honoTeI (aO 839, p. 20), die einen übergang deutlich macht. - TeTtium missaticum ad AquitanaI et Frantas dirutum, 3° 856; Canvrotu$ v. Kob lenz, a" 860, Adnuntiatio KaraI;, Capitula, c.7 u. die Schluß- admonitio Karls d. Kahlen in romanismer Sprarne; Kapitular von Quierzy, a" 877, c. 10; BORETIUS-KRAusE, Capitularia, H, Nm. 265, 242, 281, p. 285, 156 u. 158, 358. 5 Siehe oben, p. 50 u. Anm. 53. •
Beneli:dum und ..honor'"
57
1m 9. Jahrhundert wurdtn nicht nur die weltlichen Träger der königlichen Macht vasallitisch gebunden, und nicht nur sie hatten ihre Ämter in Benefiziu ir steUen feSt, daß seit der Regierungs
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zeit Ludwigs des Frommen Bismöfe und Xbte - die von den frän kischen Herrschern ebenfalls als Repräsentanten ihrer Herrsmafl angesehen wurden - dem Kömg Kommendation leisten mußten. Ihre Ämter, der epiKopatNs und die abbatia, werden dem Status
JBischof Prudentius von Troyes nennt in
der Bcne6zien angeglime
seinen Annalen die Würden sämtlimer Inhaber von Benefizien zwi· smen Friesland und der Seine, die 837 vom Kaiser gezwungen wur· den, dem jungen König Karl dem Kahlen Kommendation und Treueid zu leisten. Er spricht dabei in einem Zuge von episeopi, abbaus, comites et f)assal/i dominiei, Bischöfen, Äbten, Grafen und Kronvasallen '. In den durm die Reimsteilung entstehenden König· reimen ändert sich hieran nichts. In We:stfranken
chte Bismof
versu
Hinkmar von Reims wahrscheiniim, die Befreiung von der imm;xtio manHHm, dem Symbol der Selbstübergabe, zu erreichen; die Not· wendigkeit der Kommendation hat er jedcx.h anerkannt T. Der Treueid, den die Bischöfe leisteten, hatte einen ähnlimen Wortlaut wie der der Vasallen. Der Eid des Bischofs Hinkmar des Jungen von Laon in um erhalten geblieben: Ego Hincmaml La"dunemis epücopus de hora ista inantea fide/is ero senior; meo Kar% , sie"t homo per reetHm seniori $140 debet esse et episcopH5 regi SHO et sie obedieru quomodo homo per reetum seniori $HO debet essr, et epis· eopus Christi seeHndum meHm sapere et posse ad Dei 'l.Ioluntatem et ad regis salutem " "ich, Hinkmar, Bismof von Laon, werde von dieser Stunde an meinem Herrn Karl treu sein, so wie ein Vasall sei· .
.
nem Herrn und ein Bisdlof seinem König von redats wegen !ein soll, und ich werde ihm gehorsam sein, wie ein Vasall von redlts wegen seinem Herrn und ein Bismof Christi nach Wissen und Vermögen ,
dem Willen Gottes und dem Wohle des Königs sein soUMs. An-
8l7, p. 15. S. o. pp. 25-26 u. Anm. 12. • Epinol/l. Synodi C"rjsj/l.,�n.si! (ao 858), c.lS, BORETlUS-KJl"U5�, Ca. pitu/ari,. 11. Nr. 297, p. 439; Ibln. B�rtini,.ni, a;' 869,877, pp. 101, lOS, 138. •
.At1t1al�$ B�rtinianj, aO
I HINltMAR, LibdJ.u Expou"l",rionis ",dvUJII$ Hjn(�rum ulldunrn·
um tpiscopum, (. 10, MIeNE, Bd. 126, p. 575.
P"'trologiQ�
latinat
CllrJII.I
comp/ttIlJ,
58
D:u
k:uoling;,che Lehn,wesen
scheinend mußten auch in Omranken die Bischöfe in die Vasallicät des Königs eintreten, und zwar ohne daß man ihnen die immixrio erließ. So wird uns jedenfalls von Adalgarius, dem Bisenof - Koadjutor (um JUTe sHccrssionis des heiligen Rim�
manuum
hert,
des
Erzbischofs von Hamburg-Bremen,
Amtseimctzung kurz vor 888 berichtet: .
hominem regi5 illum {itri . . . optinuit,
.
anläßlidJ. seiner
per manus acceptiontm
.
Rimhert ..erreidite, daß
Adalgarius dunn Einlegen seiner Hände in die des Könip: dessen
Vasall wurde"" , Fügen wir DOm hinzu, daß seit der Regierungszeit Ludwigs des Fro;'mcn und vielleicht audt 5mon früher die Amts eiruetz_ung des Bischofs durd!. den König unter übergabe eines Amusymbols, eiDes Bischofsstabes, per baculum u, erfolgte, �!::!S ebenfalls die Angleichung_.dcr Bismofsämter an das Benefizium fördene. Jeder Bischof und jedes Mitglied der Hofgeistlidtkeit, das dem König Kommcndation und Treueid leistete, nahm dieselben all �emeinen Pflichten auf sich wie die Vasallen: Treue und DienstlI.
\l2iese
aus der Kcmmendation und dem Treueid erwaduenden Pflichten der Bischöfe werden seit 859 mit einem Au"sdrudZ�be·
zeichnet, der sim von nun an als Zusammenf�sung der vasaUi tismen Pflichten al!mäbJidt dunhsetzt: consilium alque auxjliu .
�
Der Herr stellt sich zwischen seinm Va$allm und den König
\
Die von den Karolingern verfolgte Politik hat die in sie gesetzten Erwartungen Dimt erfüllt. Die Verbreitung der Vasallität, ihre Ein gliederung in die m.acliChen Institutionen und die Verleihung von
Rimbuli, c. 21, hg. v. G. Waitz (55. ler. Germ. Vita AnJltarii, Anhang) p. 97. 10 Aetus pontificl1m Ctnomannis in IIrbt dtgtntium, c. 23, ht. v. G. Bussr)n u. A. Lcdru, Le Mans 1902, p. 299; Vita Rimberti, c. 11, p. 90. 11 Libellus proclamalioni$ adflusuJ Wtni/o'lem, 01° 859, c.6 u. 1 3 ; DOIlET1US-KRJ,UH, Capitu!aria, II, Nr. 3oo, pp. 451-453. U Ebda. c. 9, p. 452; die Wendung bcg�gnct ebenfalls in den Anntllt$ Bt1/;niani, 01° 877, p. 138. Siehe unten, p. 9 1 . Die äheste Belegstelle dieser Wendung findet sid! im 6. Kap. des ,,-weiten ConflmtJls vcn Mt'ersen, ;1.0 851, BoRETlUS-K.It.AUSE. Capitu!ari .. 11, Nr. 205. Im Untemhied zu den • Vila
,
Der Herr
ellt sidt zwisdl!:n Vasall und König
st
59
fknenzien in weitem Umfang haben die Stellung des Königs nidlt gestärkt. Gerade das Ges;ntej] }st .d�r Fall.
Seit dem Ende der Regierungszeit Karls des Großen ist es deutlidt
I
,
geworden, d3ß die Bindung des Vasallen an den Herrn dank ihrer
Unmittelbarkeit und iilres leicht faßlimen Charakters sehr viel stärker hervortr� als das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Untertan und König. 'm Fall der Pflichtenkollision wird der Vasall fast } ; ' immer diejenigen Pflichten erfüllen, die sich aus der Treupflidlt g�enüber dem H�rrn, ess�n "Ma�n" er ist, erg�be In einer für
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L.J' ,
die verhandlung 1m RelPtstag bestImmten Aufzetdfnung von 811, in der es um Fragen des Kriegsdienstes geht, deutet der Kaiser an,
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daß manche seiner Untertanen die Heerfolge verweigern, indem sie sich darauf berufen, daß ihr Herr nicht dazu aufgefordert worden sei und daß sie ihn nicht verlassen könnten 13. Als die Regierungs2.e.it Ludwigs des Frommen das Zeitalter der Teilungen und Aufstände einleitet, kommt es noch sdtlimmer.Eine große. Zahl von VasaJle!? aufständischer Herren hält sim streng an ihre Vasal lenpflichten oder sucht in diesen Pflichten trügerische Vorwände, um ihre äfte in den Dienst dieser Leute gegen den Herrscher zu
� stellen �e Einsduänkung, daß der Herr den Dienst des Vasallen
nidu gegen den König in Ansprum nehmen darf, mußte im Sturm der Leidenschaften und Begierden aUe Geltullg vertieren. CEnt die Schicht, die man als die höhere Vasallenscha e2.cidmen
\ ftb
könnte, also die Vertreter der königlichen Gewalt - Grafen, Mark-
grafen und Herzöge - stellte das Verspremen oder die Verleihung von Benefizien seitens der Anführer der streitenden Parteien eine
50 große VersudlUng dar, daß sie für die Erlangung dieser Bene
fizien geneigt waren, nirnt nur ihre Pflichten gegenüher dem Stallt, sondern auch die, die ihnen aus ihrer EigensmaA als Königsvasallen
nJir sehen hier, wie das Benefizium inner�
erwuchsen, zu verrate
halb der Lehns- und Vilsallenbindungen als auflösendes Moment
beidelI anderen z.ilierten Quellen handelt es sic:h in dimm Absc:hniu nünt auS5tt.1ießlic:h oder h.1upts�c:hlich um Geisllime, sondern um fit/t/tJ deI Königs im allgemeinen.
Capitu/il de rebHs uucitalibuJ in placito traetanda, Nr.73, c.8, BOJtETIUS, Cap;tul4ri4 I, p. 165. 11
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I
Da.s karolingiso:he Lehnswesen
60
wirkte. Aber dieses Mal verlieren sie nicht nur einiges von ihrer ursprünglichen Verhindlichkeit14, sondern aum an Brauchbarkeit als Instrument der Herrsdiaf!:sausübung. Noch auf andere Weise - und in weit stärkerem Maße - wurde die Stabilität des fränkismen Reiches und der aus seiner Zersplitte rung hervorgehenden Staaten durch das Wirken der Lehns- und Vasal1enbindll�gen ;rsChüttert. Dadurch, daß die öffend,idlen. Äwrer in der zweiten Hälfte des 9. JahrhundertS den Charakter von praktisch erblidJ.en Benefizien annahine�, ;erlor der König - zumindest in W�tfranken - weik gehend �_e_ M� i. �it,_.aut1i :y .E ertretg seiner Gew,alt ein � l� . zuwlrk .-enAuch darf man sich fragen, ob die Verbreitung der Vasallenbindungen, die aus einem echten gegenseitigen Vertrag hervorgingen, nidlt dazu beigetragen hat, d.!-ß in den Schichten, aus denen sich die Vertreter der �ö_niglichen Gewalt rekrutierten, d. h. in der Aristo kratie, allenthal/Jen de-r-G�daillien auf;,�m;�ies$!' k�niglidie G�walt sei etwas Bedingtes: wenn die Untertanen dem König gegenüber Pflichten hätten, so hätte dieser dafür gegenüber s�in,!En Unter tanen - lies nden Großen" - Pflichten, �n9.treue PflichterJüllung von seiten des Königs sei die Bedingung für treue Fflichtt;rfül}ung '!:on seiten des p.opulus, d. h. der Aristokratie, Seitdem Karl der Kahle 843 auf der Versammlung-'der Großen seines Reiches zu Coulaines gezwungen wurde, diese öffentlich-rechtliche Norm ein deutig zu formulieren l�, war diese in Westfranken eine der Grund lagen der Herrschafhordnung. Was begreiflicherweise nicht dazu beitrug, den Staat zu stärken. Offenbar wurde Q.urch die Verbreitung de!:Y.3�alJenbin_4.l!!lgen letZ ten Endes eine s� .s!E!i�.A.nj�Jreier..Männe.c.det J.wnitteibaren Herrschaft
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Siehe oben, pp. 45--48.
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Convl!'n!U$ in villa Colonia,
laria Ir, Nr.
254, p. 255.
c.3, 4
u.
5, BOREnus-KRAUSE, Capitll
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61
Der Herr stellt sid:! zwismen Vasall und König
unterstellt. }.ber auf all diesen Gebieten trat die Per.son des Herrn neben seinen Vasallen, um ihm zu helfen und ihn zu schützen, ja sie trat sogar zwischen den Staat und den Vasallen: der Vasall leistete Heerfolge unter dem Befehl seines Herrn, und vor G�ricf:lt stand ihm dieser bei oder vertrat-ihn. Um den Vasallen zu erreichen, insbesondere den unbelehnten oder nur mit einem bescheidenen Benefizium versehenen, dessen Abhängigkeit vom Herrn größer war als die der anderen, mußte sidt der Herrscher - zumindest in Westfranken "":'- .mehr und- mehr an den Herrn wenden, damit dieser von seiner Gewalt über die Person des Vasallen Gebrauch machte. Als Kar! der Kahle 853 durdt ein in Servais veröffentlichteS Kapituhr missi mit der Verfolgung von Räubern beauftragte, die im Reich Unruhe stifteten, befahl er, niemand dürfe diesen Räubern Asyl gewähren, und jeder sei gehalten, den königlichen Sendboten Beistand zu leisten. Sollte 6n Untertan diesem Befehl zuwider handeln, so habe, si . . . altcrius homo fHcrit, senior CHius homo fuerit illum regi praesentet, "wenn er irgendjemandes Vasall sei, sein Herr die Pflicht, ihn .vor den König zu bringen". Der König kann sich also an den Herrn wenden, damit dieser den Schuldigen ausliefert. Dreißig Jahre später hat sich die soeben angedeutete Situation dahingehend zugespitzt, daß König Karl mann 883 in Compiegne die Bestimmung erläßt, daß jeder Herr, dessen Vasall sidJ zu den Räubern schlägt, diesen Vasallen dem König ausliefern muß, damit er die vom Gesetz vorgesehene Strafe empfängt. Wenn es ihm nicht gelingt, ihn auszuliefern, muß er für ihn Buße zahlen, quod si eum adducere non potuerit pro eo secundum statuta legum emendet1t• Diese dem Herrn übertragene � Verantwortlichkeit für den Vasallen zeigt besonders deutlich, daß die unmittelbare Herrschaft, die der Staat noch über den in eine Vasallität eingetretenen freien Mann ausübt, auf ein sehr geringes Maß zurückgeführt ist. In Westfranken sind am Ende des 9. Jahr hunderts die Vasallen der weltlichen Partikularherren sehr weit gehend "mediatisiert". �
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Capitulare miSSOTum Si!f)llcense, c. 4, BOJoETIUS-KRAUSE, Capitularia Nr. 260, p. 272; Capitula Compmdiis de rapina promulgata, c.3,
l.
II,
_
ebda. Nr. 286, p. 371.
Das hrolingi,dJe Lehnswesen
62
U?jese auflösenden Momente der Lehns- und VasaIlenbindungen
haben nidu zum Zusammenbruch de� SU.3ces geführt-...Nidlt sie sind die UfSadiejerierust.rp:lticinen�� durch die'seit Begiiir: des tO."j;hr hunderts der bedeutendnc Teil der höchsten staatlichen Befugnisse
langsam aus den Händen des Königs in die einer Vielzahl von Territorialfürsten in. Frankreidt und Italien überging .::J:n Deutsch .
land waren es - wenn aud! in Ifleinerem Umfang - die Herzöge.
die die Herrschaft. an sich risse nJ Aber die Entstehung dieser Terti der deutsdien torialfürstentümer und - weit weniger ausgeprägt Herzogtümer wurde dadurch begünstigt, daß die Lehns- und _
Vasallenbindungen die Madu des Königs gesdlwächt hatten.
Die Rolle der KronV4fallrn Abgesehen von deo aufl5sendcn Tendenzen gab es andere. die in entgegengesetztem Sinn wirkten. Zunächst die Einflüsse von
seiten der Kronvasallen, der vassj dominici casati, die keine honortl, sondern - in den verschiedenen Teilen des Reiches - Benefizien
hatten. Zweifellos haben sie im 9. und zu Beginn des 10. Jahr hundem den Königen oftmals, mit oder ohne Erfolg, im Kampf
gegen die Usurpationen örtlicher Machthaber, der Herzöge. Mark grafen oder Grafen, geholfen. Im größten TeiJ des Reiches ge
lang es diesen schließlich, die Königsvasallen zu "mediatisieren".
Nam Tei publicae Slatu iam nimis turbato regales tlassos in sofentia marchionum .sibi subiugaverat, sagt ein zeitgenössischer
Text: "Denn auf Grund der Wirren, die im Staate herrschten, gelang es den Markgrafen in ihrer Vermessenheit, die Kron
zu unterwerfen." Derselbe Text liefert interessantes Beispiel für""'" die Auvergne. Am Ende du
vasallen ihrer Herrsa.aft ein
9. Jahrhunderts war da ein Kro-,!vasall mit Namen Geraldus von
Aurillac - er legte sich übrigens unrechtmäßigerweise den Grafen
titel zu - der seine Treupflicht nicht
verletzen
wollte. Trotz der
Bf:mühungen Herzog Wilhelms des Frommen von Aquitanien
weigerte
er
sich hartnäckig, in seine Vasallität einzutreun. Aber
schließlich konnte er dem Drängen des Anderen nid1t mehr wieder stehen; cr gab nach, allerdings unter Wahrung der Form: nicht er selbst wurde Vasall Wilhelms, nepotrm tamtn $HHm nomine Rainaf·
Die Bedeutung der Lehns- und Vasallenbindungen
63
dum eidern cum ingenti rnilitum numero cornmendavit, "sondern' ließ seinen Neffen Rainald, :. - der offenbar sein Erbe war mit einer großen Schar seiner Vasallen in die Vasallität Wilhelms eintreten" 11, Die Mediatisierung war vollzogen. In Deutschland gehörten die Kronvasallen dort, wo sie ihre Eigenschafr als solche bewahren konnten, wahrscheinlich zu jenen Kräften, dank derer das Königtum dem Schicksal entging, zu Beginn des 10. Jahr hunderts vollständig von den Machthabern verdrängt zu werden, die sich mit dem litel von Herzögen an die Spitze der meisten großen Gebiete wie Sachsen, Schwaben, Bayern usw. gestellt hatten. � «
Die Bedeutung der Lehns- und Vasallenbindungen als aufhaltendes Moment der Auflösung des Staates Noch auf andere Weise und zwar mit entscheidend haben sich die !:.��:_un � "y �al.!. p._El�!:!ll.
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@HL. ODO, Abt von Cluny, De vita S. Geraldi comitis, Auriliacensis
/undatoris I,
u. 661.
c.
32, M1GNE, Patrol. lat.
CUTS.
completus, Bd. 133, Sp. 660
"
Das karolingische Lehnswesen anlassen oder sie bestimmen, sim ihm gegenüber feindlimer Hand lungen zu enthalten. Dem vasallitischen Band verdankt Frankreim, daß es nimt völlig aufgeteilt wurde. Dieses Band hat in Deutsmland eine ähnliche Rolle gespieli:�."Hier vermomten die Könige zu Beginn des 10. Jahrhunderts den Usur pationen von seiten der Herzöge nom einigen Widerstand ent gegenzusetzen, weil sie immerhin eine bestimmte Anzahl von Grafen in ihrer Vasallität �alten konnten,---pnd als Dtto I. bei seiner Thronbesteigung im Jahre 936 sim daran mamte. alle Herzöge, deren Herrsmaft völlig am Rande und auf Kosten der regulären Institutionen entstanden war, unter seine Herrsmaft zu bringen. erwies sich als der bequemste Weg hierzu. sie sämtlidt zu Vasallen zu mamen: manus ei dantes ac lidem pollicentes operamque suam contra omnes inimicos spondentes, "sie reimten ihm ihre -Hände und verspramen ihm Treue und Hilfe gegen alle Feinde"', schreibt der Chronist Widukind in bezug auf die Herzöge 1 8. Wie in Frankreim, 50 hat aum in Deutsmland die Vasallität in diesem Augenblick dazu beigetragen, die völlige Auflösung des Staates zu verhindern.
Res gestae Saxonicae, 11, c. 1, Hannover 1935, p.64. 18
hg. v. P. Hir5m - H.
E. Lohmann,
DRITTER TEIL DAS KLASSISCHE LEHNSWESEN EINLEITUNG Zwischen d����O.. unt eelJl J } .;... .!!-� A�� erreidue das Lehns �r..!: wesen seine klass1Säle Ausprägung. Das 10. und die erste Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts - Mare Bloch sprach von einem premier age teodaJ - tragen in bezug auf die Lehns- und Vasallenbindungen alle Merkmale einer übergangszeit. Im Gegensatz zur voran gehehclen Epome haben die Vasallenbindung�!hin der Zeit zwischen dem 10. und dem 13. ]aIir t-;; cifelios stark..an Geltung '-h ü ö de: ... _ �. ve�! �. Ebenfalls gilt als erwiesen, daß diese Bindungen und die Verleihung von Benefizien oder Leh�n - um den von nun an ge läufigen Begriff zu verwenden - im 13. Jahrhundert im geselischaR: lichen Gefüge keine so we.sentfl(he- RolI� m�hr spiel;; ;V1e"'i;;; 10.;-11. cider 12:-:}ahrhundert, zumindest nimt in' Frankreich, Eng land und im äußersten Westen des damaligen Deutschland, in n Lothringen. In der politischen Struktur Deutschlands da,gege -- _ . - ,' nahmen die feudo-vasallitischen Institutionen besonders seit den letZ"ten Jahren des 12. und da�n im 13. und 14. Jahrhundert -einen äußerst �ichtige� Plätz ein. Trotz allem da;t behä;P;e�' ;"-;;d�, daß das System von feudo-vasallitischen Institutionen im Laufe jener Epoche, deren zeitliche Grenzen wir zu Beginn dieser Ein führung andeuteten, zur vollen Entfaltung gelangte.: In der klassismen Zeit finden sich diese Institutionen nicht mehr nur in jenen Staaten, die aus der Teilung des fränkischen Reimes hervorgegangen waren, wie Frankreich, Deutschland, das Königreich Burgund und Italien. Die Eroberung von 1066 durch den Nor mannenherzog bramte das Lehnswesen aum nach England. Durch die reconquista fand es in begrenztem Umfang auch in Spanien Ein gang. Mit den Kreuzzügen gelangte es in die von den Kreuz-�.--_.�_ ... ....-
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66
Du klauiscbc: Lehnswesen
fahrern in Syrien und PaläStina gegründeten staatlichen Gebilde: in das Königreich Jerusalem und die l;ueinismen Fürstentümer. Als Folge des 4. Kreuzzuges entfaltete es sich im kurzlebigen lateinischen Kaiserreich Koruuntinopel und in den in Griedlenland entstan denen lateinischen Füntentümern. Von Deutsdlland aus verbreitete es sich in den benachbarten slavismcn Ländern. Das Lehnswesen des lateinisthen Ostens hat man "imt ohn'e Grund als .kolonial- bezeidJnet. Obwohl es westlimen Ursprungs war und vor allem in seinen Anfängen dem westlichen Lehnswesen sehr nahestand, trägt es in hohem Maße eigenStändige Züge. Diese besondere Ausprägung mußte es in Staaten erfahren, die von einem aus Herren und Vasallen bestehenden Heer gegründet worden waren und überdies eine Art besonders gefährdeter militärisdter Grenzgebiete darstellten. Die lehns- und Vasallenhindungen er fuhren hier eine soldJe Verbreitung und Systematisierung, wie man sie im Westen nie gekannt hat. Für die UmersudJung der feudo vasallitischen InstitutiOnen da Westens sind die das Lehnswesen des lateinischen Kaisertums betreffenden Quellen - insbesondere die .Assises de Jerusalem" d. h. die Gesetz- und Recbtsbüdter des Königreichs Jerusalem - wenig aufschlußreich. Abgesehen von der aus der Spanischen Mark des Karolinger reiches hervorgegangenen Grafschail: Barcelona, die bis 1258 zu mindest theoretisch zu Frankreich gehörte, nmt aum das spanische Lehnswesen rür unsere Betramtung aus. Die historisdten Umstände seiner Entstehung riefen Institutionen ins Leben, die sidt von denen, die man im Norden der Pyrenäen findet, stark umemheiden. Italien ist ein Teil des Karolingerreiches. DennodJ bildeten das eigentlime Königreich Italien und die aus ihm entstandenen Terri torien ihre eigenen Institutionen aus, zu deren Entwiddung das frän kische Element lediglich einen Beitrag leistete. Im Laufe der Jahr hunderte trugen nodJ andere Faktoren dazu bei, daß das Lehns wesen Nord- und Mittelitaliens in vielen Punkt� andere Formen annahm als die, die man in den ländern jen5eits der Alpen kannte. Auch jene lombardischen Re:mubüdter aus dem 12. Jahrhundert, die den Lehns� und Vasallenbindungen gewidmet sind und den Namen Libri Feudorum oder Consuetudines Feudorum tragen, lassen sich für die Untersuchung des Lehnswesens in seinen westI
Einleitung
67
lichen Ausprägungen nicht verwenden. Eine noda stirkere Sonder· stellung scheint das wenig bekannte Lehnswesen des Kirchen· st.aates einzunehmen. Im normannischen Königreich Sizilien und
in den normannischen Fürstentümern Süditaliens, aus denen dieses Königreich hervorging, wurden die von den Normannen einge· führten feudo--vasallitismen Institutionen einem bereits bestehenden und sehr komplizierten Gefüge von Institutionen gleidlSam auf· gepfropft Hier in
es
einer starken Zentralgewalt gelungen, ein
einzigartig dichtes System von Lehns- und Vasallenbindungen zu smaffen, jedod:! mit Betonung der Redlte und der Vorrechte des Herrn und vor allem des Staatsoberhauptes. In den Deutschland benambanen slavisc:hen Ländern haben die feudo--va5allitillchen Institutionen teilweise unter dem Einfluß der bereits bei diesen Volkern bestehenden Institutionen stark eigen ständige Züge angenommen.
Es bleiben Frankreich und Deutschland mit dem Königreich Bur gund, das dUM Personalunion an Deutsdtland gebunden war, aber in seiner gesellschafUic:hen Entwicklung Frankreich $ehr nabestand.
Es bleibt aum England. In Frankreich, im Königreidt Burgund, im Westen und weniger ausgeprägt im Süden Deutschlands haben die Lehns- und Vasallen bindungen im 10. und 11. Jahrhundert eine solme Verbreitung erfahren, daß fast jeder freie Mann, der sich auf das Kriegshand werk verstand. ein Streitroß und irgendein Gut besaß, Vasall eines Herrn war; was übrigens nimt verhinderte, daß er neben Grund nücken. die er vielleimt von sein�m Herrn zu Lehen hatte, zuweilen auch Alloden besaß, also Grundeigentümer war. So war es in der Regel. Wir dürfen jedoch nidlt venäumen, die Ausnahmen zu nennen oder auf die Abweidtungen hinzuweisen. Die Häufigkeit vasallitismer Bindungen war je nach Gegend sehr unterschiedlich. Geringer w.u sie vor allem in den Ländern, in denen Groß grundbesitz in Form großer Landgüter weniger verbreitet war wie z. B. in Friesland oder 3Um in Sachsen. Die Aufstände in Sachsen gegen Heinrich IV. in der zweiten Hälfte des 11. Jahr. hunderts richteten sich zum Teil gegen die Ausbreitung der Wirt smaftsform des Landgutes und die Feudalisierung der oberen 5
Das klassische Lehnswesen
68
Teilen Südfrankreims eine andere als im Norden und im Zentrum dieses Landes. Nam ���IJ�.sl: gelangte das ��nswesen in seiner französischen ' t ing; '(lje " el:r"in- der NorForm und ganz besonders in der Auspräg mandie erfahren hatte, cl. h. in einem der wenigen Territorialfürstentümer, in denen es dem Herzog seit der zweiten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts gelungen war, eine starke Machtstellung zu behaupten. Darüber hinaus wurde es von einem siegreichen, an der Spitze eines Heeres von Vasallen stehenden König eingeführt. Dies erklärt die starke Verbreitung- der Lehns- und Vasallenbin dungen, wie sie Frankreich und Deutsdtland in diesem Maße nimt kannten: das Allod wurde völlig abgesdJ.affi, und alles Land wurde direkt oder indirekt vom König verlieher{1>en englischen Herr:" �ern ist es gelungen, dieses ganze Gefüge v6n Lehns- und Vasallen bindungen �nter i�; Ob��hoheit zu bringen) So entstanden be stimmte Eigentümlichkeiten, die" das Lehnswesen nur ' in seiner englischen Form aufweist. Die Regeln, die innerhalb der verschiedenen Länder für die Lehns- und Vasallenbindungen bestimmend waren, trugen in mehr als einer Hinsicht den Charakter regionaler oder lokaler Bräuche. Wenn wir auch diesen Besonderheiten den ihnen gebührenden Platz einräumen, so glauben wir doch, für jedes dieser Länder allgemeine Prinzipien aufstellen zu können, die die Beziehungen zwischen Vasallen und Herren und die Vergabung von Lehen regelten, mit anderen Worten, du ius militaret, das droit jeodal, das Lehnred1t2 dieser verschiedenen Länder in seinen wesentlichen Zügen bestimmen zu können. Unserer Ansicht nach ist es sogar möglich, noch weiter zu gehen und trotz Beachtung der nationalen Besonderheiten des Lehnrechtes das herauszuschälen. was allen seinen westeuropäischen Formen gemeinsam ist. •
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1
Notitia der Belehnung des Herzogs von Niederlothringen mit der
Grafsd!afl: Hmnegau durd! den Bischof von Lüctid! und der Gräfin Rid!ilde dunn den Herzog, ao 1071. hg. v. L. Weiland, MG. Constitu tiorm I, Nr. 441, pp. 6-49 u. 650. 12. Jahrhunderts) in E. F. ! Codex Eb�rhardi Fuldtflsis (Mitte d. J. DItoNIl!, Traditiont$ ct antiquitatts Fuldens�s, Fulda 1844, Nr. 76,
p. 154.
Einleitung
69
Wahrend uns für die UntersudlUng der Lehns- und Vasallen bindungen der Karolingerzeit die Kapitularien zur Verfügung stehen, gibt es kaum aus einer gesetzgeberismen 1ä1igkeit ent standene Rechtsquellen, auf die wir zur Beschreibung und Analyse des Lehnswesens in seiner kJassismen Zeit zurückgreifen könnten. Außer in England gibt es vor dem 13. Jahrhundert sehr wenige solcher Quellen: mit dem far die Provence gehenden Statut des Grafen Wtlhelm 11. von Forcalquier von 1162, mit der Assise au
Comtt Geoffroy von 1185 für die Bretagne und mit der Charte ftodale von 1200' für den Hennegau in das Quellenmaterial sdton
fast erschöpf\:. $0 müssen wir
W1S
mit den erzählenden Quellen
und mit den Urkunden begnügen. Im 12. Jahrhundert erscheinen mit der juristismen Literatur Quellen anderer Art. Seit Beginn des Jahrhunderts treten sie in Englaod auf, seit seinem Ende in Frankreich und am Anfang des 13. JahrhundertS in Deutschland: die .Courumiers- Wld .Redmbümer". Obwohl es peI"SÖnlidJ ge färbte Werke sind und obwohl sie relativ spät auftreten, dürfen natürlich sehr' vorsimtig und kritisch - zur Unter wir sie' sudlUng des klassischen Lehnswesens mit heranziehen. _
Jedes S1udium der Lehns- und VasalJenbindungen, auch wenn es weniger eingebend ist, erfordert eine genaue Analyse des persön limen und des dinglimen Elementes, das in diesen Bindungen enthalten ist. Wir: werden also ein Kapitel der Vasallität und eines dem Lehen widmen.
N. DID1U.,
Lt lutt tt l4. aatt d,. sta/lft ae Guillaume II Je Forcal qHier su, ttS filus dettes, Aneales de la Facult� de Droit d'Ai.lli-en-Pro vence, 1950, pp. 115-132; M. PLANIOI., L',&sist aH ,om re Geo/fro7, Nouvelle Rnue hlnorique de droit fra�ais CI etr::loger. 1881, pp. 120-122; L. DEv!1.LEIlS, CharUs dH tomtl de HainaHt Jt Pan 1200, Mons 1898 ( C. FAlDU, COHtHmt, du pays el tomtt Je Hflinaut, I, BfÜssel S
-
1871, pp. }-(,).
EtlSTES KAPITEL Da VA$ALLITÄT Ttrminologie Auch in der klassischen Zeit des Lehnswesens bleibt die perM sönliche Bindung, die Vasallität, - da"s wesentlichste Element der
LehnsM und Vasallenbindungen, obwohl die Bedeutung des ding limen Sländig :zu�mmt. Denn währen'd dieser ganzen Zeit hat es vassi non wau, 'd. h. unbelehnt� Vuallen gegeben; aum baue
man nur als Vasall Ansprudl auf ein Lehen.
Anfangs verwendet man zur Bezeidmung des Vasallen dieselben
Begriffe wie zur Karolingerzeit: vassus, vassallus. homo. fidelis. , -_ . ,. --, - - mUes kommen am meisten vor. Miles wird im 11. und mxh zu ,; .
....
-
.
Beginn des 1.2. Jahrhunderts besonders bevorzugt. Als der deutsdie König Heinrich V. im Jahre 1107 den Bischof -
.
.-
-
--
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von Bamberg zur Teilnahme am Feldzug gegen den Herzog von
Fl..ndern aufruft. bezeichnet er letzteren als ram praesllmpu,osum hostNn qui noster mi/es debet esse. "einen 50 kühnen Feind. der
unser Vasall sein sollte" l. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts tritt das WOrt in diesem Sinn immer seltener auf und verschwiJ;ldet sdJ,ließlich außer im Südwesten Frankreichs ganz. Hier bleibt es, allein oder in Verbindung mit bomo._bi.5 zum 13. Jahrhunden die gebriucblidJste Bezeichnung für den Vasallen". V,usu-s kommt nach
dem 10. Jahrhundert sehr selten vor. Homo und tlassallus sind
M�ndatum de exptditiont /landrica facitnda, hg. v. L. Weiland, MG. Conuitutione5 I. Nr. 81, p. 133, • C. HIGOUN.ET. f4 comtt dt Cvmmingts de UJ vnginu � svn "nnlxion - '" CO"" OI'Ine. 11. TOlllouJe 19-49, P. )., Nr. -4 (l2S7); R. BOUTIlUCKt:, Unt IlX:iitt prO'Vinei.de CI l"ttt eonln It r;rjme ftodal. L'aUtu tn Bortieuus el ", Bazadais du Xl' au XlIl' sj�cle, Rodez 1947, P. J. Nr._ 4 (1274). I
Der vasallitische Vertrag
71
an_ ihre Stelle getreten. Hinzuzufügen ist, daß mifes, fidelis und homo stets ein weiteres Bedeutungsfeld hatten als das Wort "Vasall" und daß man sie nur mit "Vas..�Il" übersetzen darf, wenn der Zusammenhang es erlaubt. In den modernen Spramen begegnen vor allem: "Mann" im Deutsmen, homme und vassal im Französischen. Der Herr wird im iJ.llgemeinen senior genannt. Dominus ist s�ltener benutzt worden. Im Französismen ist seig neur- die liblime Bezeimnung. Suzerain tritt sehr spät auf und steht erst seit dem 16. Jahrhundert synonym für seigneur. Bis dahin bezeichnete dieses Wort den Herrn des Herrn. Im Deutschen ... . wird allgemein das Wort "Herr" geb�a�mt. �
.
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Der vasallitische Vertrag Die Vasallenbindungen wurden durch einen Vertrag begründet, der uns bereits im fränkismen Reich der Karolinger begegnete. Aus zahlreidten Qu�llen erfahren wir, wie er abgeschlossen wurde. An Hand dieser Beispiele lassen sich leimt die Handlun�n he_raus_ '"arnelten, die� Verpflimtu;gc;·derl;",kl�u. Parts:ien begründeten. ' --ll"'ofgendermaßeOl)esdlreibt Rimer die Handlungen, durch ,Hesich Wilhe1m Langsmwert, der zweite Graf von Normandie, 927 in die Vasallität Karls des Einfältigen begibt: regis manibus sese militaturum committit fidemque spondet ac sacramento firmat, "er gibt sich in die Hande des Königs mit der Absicht, diesem zu dienen, er verspridlt ihm die Treue und bekräftigt diese Zusage durch einen Eid", Nach diesem französichen Text aus dem 10. nun ein deutsdler aus dem 11. Jahrhundert. Thietmar von Merseburg berichtet über die Ankunf\; des neuen Königs Heinridl 11. in den östlidten Grenz gebieten Deutschlands im Jahre 1002: Omnes qui priori imperatori
servierant regi manuS complicant, fidele auxifium per sacra menta confirmant, �alle, die dem früheren Kaiser gedient hatten, •
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reichen dem König ihre Hände und versprechen ihm unter Eid treue Hilfe"', Aus dem im Westen Lothringens gelegenen Cambttsis stammt folgender Absdlnitt aus den Gesta Galcheri, den gesta des Reichsbisdtofs Galcherus von Cambrai, die im 12. Jahrhundert ver faßt wurden. Darin ist die Rede von der Versöhnung des Grafen Robert II. von Flandern mit Kaiser Heinrich I V : ,
Das kJa.5Sisd,e LehnsweseD
72
FtUlO palAm bominio jurat Robertus Henrico, promiUit, müts domjno, quia fidtlis amodo regno tius e%tittTit, et Galrher..m honOT4bit Unmo tum sustentabit
• ..
contra q_mcllmqJlt potent.
"Nachdem er öffentlich Mannschafl geleistet hat, schwört Roben Heinrich einen Eid; er verspricht wie ein Vasall seinem Herrn, von nun an seiner königlimen Autorität Treue zu erweisen. Galcherus zu ehren und ibn darüber hinaU$ nach Kräften gegen jedermann zu untentÜtzen-S, Unseres WISSens gibt es jedom. keinen Tat, der gleichzeitig so ausführlich und so genau ist wie der Bericht Galberts von BruRe. eines Notars des Grafen von Flandern. in dem erzählt wird, .wie 1127 der neue Graf von Flandern Wuhelm von Normanclie die Vasallen seines ermordeten Vorgängen Karl des Guten emp6ng: Prim..m hominil1 fecenmt ita: comes 'ftquisj'();t si integre t1ellet hOmQ suus lien, et ilIe �spondit: .(1010· et iunctis manibllS, amp/uatus a manibliS comitis, 05CII/O con!eduali sunt, SeclinJo loco lidem dedit is qui hominium jtcerIJt pro/ocutor; comitis in iis 'Uerbis: ,.Spondeo n i fide mea me /Uleltm jqre amodo comitj Willelmo et sibi hom;";um inttgraliter contra omnes obseroaturum /Ule bona et sine dolo·; idemque super reliqu;as sanctorum tertio loco ;urav;t4 •
...Zuerst leisteten ,ie ibm au( folgende: Weise Mawmnaft:: der Graf fragte den zukünftigen Vasallen. ob er ohne Vorbehalt uio Mann werden woHe, und dieser antwortete: ,Ich will es.' Alsdann umschloß der Graf die zusammengelegten HiQde des anderen mit • RICHEIt, Hi$toriat I, 5l, hg. v. R. Latoudte I, Paris 19l0, p. 104, TiUBTNAll, Chrcmicon V, 18 (übuarbeiteter TeJ:t), hg. v. R. HoltzmuLII, Berlin 1935, p. 2-41; GWII GlIlehtri, Str . ..23 u. "24, hg. v. G. Waitz, MG. $S. XIV, p. 202. • GALU:AT VON' BIlÜCGE, Histoirt du mtllttrt Je Cba1ks Je Bon, t:omte Je Fl,mJrt, c. 56, hg, v. H. Pirenne, Puis 189t, p. 19.
Die ManIUdta.ft
7J
,
seinen Händen, und sie besiegelten den Bund durch einen Kuß. Zweitens gab derjenige, der Mannschaft geleistet hatte, dem ,Vor spremer" des Grafen mit folgenden Worten sein Treuverspred:len: ,Im verspreche bei meiner Treue, von nun an dem Grafen WilheJm neu zu sein, und ihm gegen alle anderen meine Mannsmafl: un
wandelbar zu erhalten, aufrichtig und ohne Trug.' Drittens be kräftigte er sein VcrspredJen durch einen Eid, den er auf die
Reliquien ckr Heiligen leistete-.
De� galUe Komplex von Rechtsakten, für den wir hier einige Beispiele angefübn haben, wird manchmal mit Ausdrücken bezeich net, die zur Karolingerzeit allgemein nur für einen dieser Akte ver
wendet wurden, und ZW<1r für den, der durch die ;mmixtio tnarJuum vollzogen wurde. Diese Ausdrücke sind u commntdare8 oder 30um se committere '. Die Gültigkeit dieser Akte hing von den Formen ab, in denen sie vollz'ogen
nrden. Wir kennen sie schon seit dem 8. und 9. Jahr·
hunaert. Näliii- untersuchen müssen wir sie in einer Zeit, aus der ausführlichere Belege in größerer Zahl vorhanden sind.
Die MtJ1Jnsmafl ,
Dererste dieser Akte, der in der Karolingerzeit durmwegs commen datjo genannt wurde, ist die Mannsmaft: hominillm, oder in einer ,
jüngeren Form ��E!�gill!!J. paneben gibt es noch andere Formen wie homintJticllm, hominagillm. Im Französismen hommage, früher
mandimal ho�nage. Im Deutschen und im Niederländischen "Mannsmaft- und mammap. Man findet ebenfalls, wenn audl spä
ter
+
Hulde" und hulde. diese bezeichnen jedoch mehr de;). Tre�eid.
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Derjenige, der im Namen des GrafeR, der zweifellos des Niederländi adlen unkundig war, die erforderlichen Worn sprach. Offenbar gabc.u die Parteien in dieser Sprache ihre Willenserklärungen ab. I
I 7
Sielte obtn, pp. 26--27.
ais 927, 932, 940, 9<13. 957, hg. v. P. Lauer, Pari! 1905, pp. )9, 53, 77, 86-87 u. 144; Duno VON SAlNT-QtnNTIN, De Z. B. FLOJ>OAIlD• .A1I1I"Iel,
moribu$ et "�liJ primorum Normamli/u ducum, IV, 67,
hg. v. J. Lau,
Caen 1865, p. 221; PROU et VIDIEIl, CharteJ de rabb4;ye de Saint-Benoit JUf-l.oire, I, Nr 51. .
74
Das klassische Lehnswesen
Soviel wir wissen, erscheint der dem französischen hommage entsprechende J�teinis,che_.Au.s �---, - �""",,---
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J. Rrus SERRA, Carlulario de San Cugat de! Vams, Barcelona 1945-47, Nr. 479; F. MIQUEL ROSELL, Liber Feudorum Maior. eartulario real que se cons�rva en d Archivo de la Corona de Aragon, 11, Barcelona 1947, Nr. 693, pp. 201-204 ( DOM Luc O'ACHEJ.Y, Veurum aliquot scripto rum spicilegium, 1. AufL, VI, Paris, 1664, p. 4H); Dom C. DEVIC u. Dom J. VAIS5ETE, Histoire generale de Languedoc. hg. v Privat, V, Toulouse 1875, Nr. 206 - CLXXV, Sp. 415-417; BERTJ.AND PE BROUSSILLON, Car� tulaire de I'abbaye de Sajnt�Aubjn d'Angers, I, Angers 1903, Nr. 1 (die Bedenken L. HALPHEN'S, Le ,omte d'An;ou, au Xl. siecle, Paris 1906, p. 260, gegen die Echtheit dieser Urkunde scheinen mir nimt geremtfertigt). Sollte eine Urkunde aus dem Jahre 978 (F. UDINA, EI .Uibre Blanch- de Santes ereus, Barcelona 1947, Nr. 2) weder unecht nom gefälscht sein, dann würde die erste Erwähnung des Wortes hominaticum in der Graf smafl: Barcelona schon aus dem erwähnten Jahre stammen. Die Edltheit dieser Urkunde wird jedoch bestritten. • ßERTHOLD, Annal�s, ao 1077, hg. v. G. H. Penz, MG. 55. V, p. 205. 8
-
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Die Mannscb:lI\
75
{Jostre horn. Der große englische Redmgelehrte Henry of Bracton
gibt in seinem z.wischen 1250 und 1258 verfaßten Tractatus de kgibus eine längere Formel, die ebenfalls mit den Worten beginnt: Devt:nio homo vester . Auch der Herr konnte mit einigen Worten seinen Willen kundtun, z. B. heißt es in den Etablüstmt:nts: Je {Jos remi! tl pran a ho� . 11. Von den beiden EI('TJ1enten, aus denen sich die Mannschaft zusammensetzt,"" spreit offens' ichtlich die Hand gebärde eine weientliCher_e Rolf; als - die mündlich� Willens erklärung der Parteien. Nach der R«htsauffassung des Mittelahers schaffen Willenserklärungen allein und se1bsi: übereinstimmende Willenserk1ärungen nod;" keine ReChte a'n Samen oder Personen, die wir in die Kategorie der dinglichen Rechte einreihen wUrden. Uner,läßlidl n i -, aaß eine sinnenfällige Handlung, meist symbolismer Art, vollzogen wird. Im Falle der Mannschaft ist es die immixtio manuum. Wenn man sich die juristisene "Atmosphäre" und das geringe Abstraktionsvermögen der damaligen Zeit vergegenwärtigt, wenn man ihre Vorliebe für das Konkrete kennt, versteht man, daß man in ihren Augen vor allem duren Vollzug einer Handgebärde z.um Vasall wurde. Daher auch Wendungen wie manus alicui daTe, "jemandem die Hände rt'khen" oder n i manus aljcuius 1Jf!niu, �in jemandes Hände kommen" in dem Sinn von "in jemandes Vasalli tät eintreten", aliquem peT manus accipere, "jemanden durch die Hände aufnehmen" in dem Sinn von "jemanden in seine Vasallität aufnehmen" und andere analoge, manchmal auch ausführlichere Wendungen wie aljcuius manibus iU1Ictis JOTe feadalem homi nem 11, .durch Zusammenlegen der Hände jemandes Lehnsmann werden". . .
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lG Etabllsstm�nls d� Saint Louis 11, 19, hg. v. P. VioJlet, H. Paris 1881, p. 398; S""CTON, Dt ltgibws el tOnJJletJldinibus Anglille, fo 80, hg. v. G. E. Woodbine, 11, Ne... Havcn 1922, p. 232. 11 5lGlIi!IlT VON GEMJ!.OUX, Chronographi" (1082-1106), aO 1007, hg. v. L. C. Bethmann, MG. 55. VI, p. 354; no/iria der Vetleihung des Hennega...s, :I" 1071, $. o. p. 68, Anm. t; A>lnilles A11"�nses majores (Nieder-A!laicb, Bayern, 11. Jahrhundert) ao 1045, hg. v. E. v. Oefcle, Hannover 1891, p. 39; D. C. DOUGLAs, A Charter 0/ En/eoffment under Wil!iam the CcmqJltror, English Hinorical Review, XLII, 1927, p. 427 (1066 87).
76
Das klassische Lehnswesen
Der Mannsmaftsritus ist ein Ritus der Selbstübergabe. Das Einlegen der Hände in die des Herrn symbolisiert die übergabe der ganzen Person des Vasallen an den Herrn, und dessen Gebärde, das Umschließen der Hände des Vasallen mit seinen eigenen, sym bolisiert die Annahme dieser Selbstühergabe. Zuweilen hat man sich jedom aum der Mannschaft bedient, um andere Bindungen als vasallitisme zu schaffen: die MannsdJ.afl: konnte z. B. im Hennegau im 12. Jahrhundert und in Flandern und der Normandie im 13. Jahrhunden ein Friedensversprechen besiegeln12, Solche Fälle, in denen die Mannschaft auf nidu-vasalliciscbe Verhältnisse an gewendet wird, treten jedoch erst später auf, und wir glauben, daß sie zu der ursprünglichen Bestimmung dieses Rechtsaktes in keiner lei Beziehung stehen. /.. Da die Mannschaft einen symbolischen Akt der Selbstübergabe darstellt, verstehen wir, warum in Deutscbland die Ministerialen ursprünglich ihrem Herrn keine Mannschaft leisten durften. Der Herr hatte über seinen Ministerialen auf Grund dessen persönlicher Stellung eine unmittelbare und direkte Gewalt. und deshalb wäre eine Selbstübergabe sinnlos gewesen. Abweichungen von dieser Regel treten erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf, als der Stand der Ministerialen eine soziale Rangerhöhung erfuhr und das, was an ihrem persönlichen Status noch an den alten Stand der Unfreiheit erinnerte, sich immer mehr verlor. Es gehörte zum Wesen der Mannschaft, daß sie frei vollzogen wurde. In Gegenden und zu Zeiten, in denen der Herr eine starke Gewalt über seine Vasallen ausübte, sind jedoch Fälle vorgekommen, in denen ein Herr seinen Vasallen zwang, einem anderen Herrn Mannschafl: zu leisten. Nach Ordericus Vitalis übergab z. B. im Jahre 1105 Herzog Robert Kurzstiefel ("Courteheuse") von Normandie seinem Bruder Heinrich I. von England seinen Vasallen, den Grafen von Evreux quasi equum et bovem, wie ein Pferd oder e
..
C. DUVIVIER, RecherrJus sur le Hainaut ancitn, 11, Brüsscl 1866, P. J. Nr. 127', p. 584; G. ES�INAS, La flie urbaine de Douai au moyen n
äge, III, Paris 1913, P. J. Nr. -420, p. 321; Summa de legibus Normannie (Mitte des 13. Jahrhunderts) XXVII, 5, in J. TAII.DIF, Coutumiers de Nor mandie, 11, Rouen 1896.
Der Treueid
77
einen Odue.n": tune R. dux ipsum r�gi per manum porrexit ", .dann übergab Herzog Roben ihn dem König durch die Hand", d. h. er entließ ihn aus seiner Vasallität in die des Königs, indem er ihn den MannschafUritw vollziehen ließ.
Dn TreHeiJ Auf die Mannschaft: folgt bekanntlich der Treueid (fides, . manchmal sacramentum, iuramentum. iusiurandum mit oder ohne �
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fide/itatis; frz. {ai, deutsch Treue, Huldelf, niederländisch hulde u, manchmal Jyauteit10 nach dem französischen /taute). Dieser wurde stehend geleistet: unter A�Qegen� d� Hand.auf eine._ res_ sacra,_ die --
.
Heilige �rH� oder �enJt.�,Fquitt1;Sdtrein. Manmmal gab der V-Mal) zuerst das Treuvenprechen und be kräftigte dieses dann durm einen J;id. Vielleidlt stammt dieser Brauch, die unter Eid gegebene Treuzwage aufzugliedern, aus der
Karoling:f,!eit. Für das 10. Jahrhunden ist er jedenfalls durdl Riebet belegt. In Flandern wurde er nom im 12. Jahrhundert geübt.
'
I� dem Venrag, den Graf Roben n. 1101 tnÜ dem englismen König Heinridl I. a1»chloß, heißt es über seinen Eintritt in die
Vasallitit des Königs, daß er sieb seinem Venragspattner /iJe et sacrammto, "durch Treuzwage und Eid" verpflichtete. Im Jahre
1127 verspredten die flämisdlen Vasallen dem neuen Grafen Wtl helm von Normandie zuerst die Treue und bekräftigen dann ihr Verspcedlen durdt einen Eid. Spuren desselben Braudles begegnen
I' ORDUICUS VrrALls, HislorUJ �,ksiaJlica (Norma.ndie; 1120-1141)
XI, 10, hg. v. A. Lepr�von> IV, Paris 1852, p. 20t. I' Zum Beispiel im S"chwupj�gd (Niedersadlsen, 1215-1235), Lehn redn 47, 1, hg. v. K. A. Ec:khardt', Göttingen 1956, p. 66. I' Im Spätmittelalter bezeichnete das niedtrliadische WOrt bHlde hll.u tlg und viel öfter als das deutsche Wort Hulde den ganzen Komplex von Mannschaft und Treueid und rna.ndlmal sogar die Mannschaft allein,
5. o. p. n.
Leen�k t>4tI VL.mdUtn (14. Jahrh.) c. 2, in L. Gn.LIOPT5 VAH SIlVEUl'I, COHtHme tiH BOllr, tir BrNgel IU, Briind 1885, p. 208. ••
78
Das klassische Lehnswesen
im Hennegau im 12. Jahrhundert 1 7. Dann scheint er sich zu verlieren. Eine Formel des Treueides ist uns bereits bekannt aus jenem Abschnitt, in dem sich Galbert auf die Ereignisse in Flandern 1127 bezieht. An dieser Stelle wonen wir nodJ. ein paar andere anführen. ZunädlSt einer dieser langen lateinischen Treueide, die vollgepfropft sind mit Wartern der occitanischen Sprache, die im 10., 1 1 . und zu Beginn des 12. Jahrhunderts im Languedoc (Langue d'Oc) ge� bräuchlich waren. Die Ausführung ihrer Klauseln ist oft sehr de� tailliert, in manchen Abschnitten erinnern sie an die Eide der Karolingerzeit. Hier die Schlußformel eines vasallitischen Treueides, den Graf Rotgarius von Foix dem Bischof Peter von Gerona 1034 leistete: De ista ora inantea fidel serai egv Rotgarius, filius Garsen
a te Petrone episeopo, filio Adalaiz per rectam fidem, sine ingan, sieut oma debet esse ad seniorem suum sine nulia sua deeeptione me seiente, "ich, Rotgarius, Sohn der Garsinde, werde dir BisdlOf Peter,
Sohn der Alix, von dieser Stunde an treu sein, in rechter Hulde, ohne böse Absicht, wie ein Mann seinem Herrn treu sein soll, ohne ihn wissentlich zu betrügen". Nun ein deutscher Text aus der ersten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts, und zwar der Treueid, den der Böhmenherzog Bretislav l. dem deutschen König Heinrich III. leistete, als er 1041 in dessen Vasallität eintrat: iusiurandum regi
feeit ut tam fidelis illi maneret quam miles seniori esse deberet, omnibus amids eius fore se amicum, inimieus inimieum; "er
schwor dem König, daß er ihm treu sein werde wie ein Vasall seinem Herrn und daß er Freund seiner Freunde und Feind seiner Feinde sein werde". Ein 1236 in Frankreich geleisteter Vasallen� eid lautet: Ego . . . ab ista hora inantea personam tuam non eapiam, >
11
RICHER, siehe oben, p. 71 u. Anm. 3. F. VERCAUTEREN, Aetu des
(omtes de F/andre, 1071-1128, Brüssel 1938, Nr. 30, c. 1, p. 89 (über das Datum: C. Johnson u. H. A. Cronne, Regesta Regum Anglo-Norman� norum, II, London 1956, Nr. 515, p. 7 und F. L. GANSHOF, R. VAN CAENEGEM, A. VElllWLST, Note
SNr l�
premier traiti anglo�flamand de
DoufJreJ, Revue du Nord, XL, 1958). GALBERT VON BRÜGGE, S. o. pp. 72-73. Zum Teil bisher unveröffentlichte Te1l:te, die den Hennegau be
dans Anm. 49.
treffen, bei N. DIDIER, Le droit des fiefs
moyen age, Grenoble 1945, p. 28,
la eoutume de Hainaut
au
Der Treueid
79
vitam et membra tua non tollam, nec homo, nec femina, meo con
silio '(Jel meo ingenio; "im verpflimte mim von Stund an, dim nimt
gefangenzunehmen, dim weder deines Lebens noch deiner Glieder
zu berauben; ich will weder selbst solmes tun, nom will im einem
Mann oder eine!' Frau dazu raten oder sie dazu anstiften". Und
zum Absmluß ein von Bracton aufgezeimneter Treueid: Hoc audis, domine N., quod fidem portabo de vita et membris, corpore et
catallis et terreno honore, sic me Deus adiuvet et haee saneta; "höre,
Herr, daß im deinem Leben, deinen Gliedern, deinem Leib, deinem
Besitz und deiner irdischen Ehre meine Treue entgegenbringen werde. Dazu mögen mir GOtt und diese heiligen Reliquien helfen" 18. über den Sinn und den wahrsmeinlimen Ursprung des Treueides
haben wir bereits im Rahmen der Vasallität der Karolingerzeit gespromenu. Es ist also unnötig, darauf zurückzukommen.
Die Verbindung der beiden den vasallitischen Vertrag begründenden Akte ist so eng, daß der Treueid unmittelbar auf die " ' ' "Dies'liiloet-S'eiiie;- Nieder�Chlag i;; der Mannscl1äff '� '"folgen -- - ' - ' iilüK" _.
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Sprame der Urkunden: hominii dominis a maiore facti et fidrlitatis ab eo(ü'meisde;;;' p�omissae, liest man in einer Urkunde des Grafen .
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Balduin V. von Hennegau über die Mannsmaft und das Treu
verspremen, die der Meier von Onnaing seinen Herren, den Stifts
herren des Kapitels von Notre-Dame zu Carnbrai leistete2�. Die
französisme Wendung loi et hom m��die seit dem Spätmittelalter iinmer näU6gerzur"'Bezeim'"��g j�nes Komplexes von Handlungen,
die Vasallenbindungen begründen, verwendet wird, bringt die enge
Verbindung beider Elemente vollkommen zum Ausdruck. Man wird von nun an sagen, daß ein Herr jemanden a foi et hommage aufnimmt, um auszudrücken, daß er ihn als Vasall aufnimmt. Von .---�_
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Siehe oben p. 72, Anm. 4; C. BRUNEL, Lu plus anc:iennes wartes en langue provenfale. Paris 1926, Nr. 2 (= D),:VIC u. VAISSETE, a. a. Q. V, Nr. 202); AnnaLes Altabemu maior�5 ao 1041, pp. 27 u. 28; Manmchafl, die König Jakob L von Aragon dem Bischof von Maguelonne leistete, bei A. T!WLET. Layettes du Tresor des Chartes II, Paris 1866, Nr. 2471, p. 329; BIlACTON, De Legibus fo 80, hg. v. Woodbine H, p. 232. 11 Sieh� oben, pp. 27-30. te C. DUVIVIER, Actes et documents anc:iens intbessant La Belgique, II, Brüssel 1903, Nr. 64, p. 133. ,
Das kh.s$isme Lehnswesen
80
einem anderen wird man sagen, daß er ein Gut - ein Lehen a loi et hommage besitzt, cl. h. in seiner Eigensmafl: als Vasall. Im allgemeinen galt wohl die Regel, daß. der Vasall zur Leistung von Treueid und Mannschaft den,H�rrn a!1f.+ijJlu.chen.hatte (portare fidem), si. h., ��i4es ,Wuf.ge _al!l _Ijaupt�ohnsitz .des..Herrnßder am Hauptorul�r Gt�lldherr�ch�ft.r;r,u�welcher_ das Lehen des Vasallen g�4.qt:f!:. ge)��!et. In der Normandie waren die Vasallen der Her zöge seit 1091 formell dazu verpflichtet. Davon abweichend gab es nM andere Bräuche. In Frankreim leisteten z. B. die Inhaber be stimmter sehr bedeutender Lehen, die an den unmittelbaren Land besitz ihrer Herren grenzten, Mannschaft und Treueid auf der . Grenze zwismen heiden Gebieten. Dies galt im allgemeinen für den Herzog von Normandie als Vasall des Königs von Frankreim vom 10. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts, für den Grafen von Cham pagne als Vasall des Herzogs von Burgund und für versmiedene kirmlime Herren im 12. und 13. Jahrhundert. In diesen Fällen sagte man, Mannschaft werde geleistet in locis in marchiam depu tatiJ, in marchia, "en marche"21, "auf der Grenze". _
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Der Kuß Neben Mannschaft und Treueid wurde fast_ überall, vor allem aber in Frankreich, nom ein dritter Akt vollzogen, und zwar das osculum, der Kuß. In Deutsmland begegnet er seit dem 1 1 . Jahrhundert. Der :&1:151u:h Ekkehard IV. von Sankt-Gallen (wahrschein� lich kurz nach 1057 gestorben) berichtet, daß 971 Notker in Gegen wart Dttos I. zum Abt gewählt wurde und in die VaSJIUtät des Kaisers eintrat: meus tandem eris, ait, manibusque receptum OSCH latus es!; moxque ille evangelio'allato, fidem iuravit, �dann wirst du mein Mann sein, sagt der Kaiser, und nachdem er ihn durch die H�nde aufgenommen hatte, küßte er ihn. Dann wurde ein Evange.
-- -
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Comunudints
n
Iusticiae, c. 5,
bei C.
H. HASKINS, Norman
ln
Cambridge (Mass.) 1918, p. 282. - A. LONGNON, DoCumtnlS relati/s au camte d� Champagne el de Brie, I, Paris 1901. Urkunden über die Mannsdlafhleistungen des Grafen_ von Champagne Nr. 16, p.473 u. Nr. 19, p. 474. stitutiam,
Ausn.hmen
81
Har gebracht, und der Abt SdIWOllo die Treue". In Flandern wurde der Kuß 1127 erwähnt. Ein anderes Beispiel, diesmal aus dem 13. Jahrhundert. Die Etablissements de Saint Louis legen dem die Mannschaft entgegennehmenden Herrn die Worte in den Mund, die wir hier ungekürzt wiedergeben: Je vas recaif et pran a harne
et va! en baise en nom de fm!!.
Im allgemcin�n folgt der Kuß auf die Mannschaft. Er reidlt jedom in seiner Bedeutung weder an diese nom - _ ._an- den Treueid heran. Sind-diese heiden Handlungen vollzogin� so ist der vasalli tisme · Ve?ir�g-gesJi.l�s·�n; 'Clä;-O;cülum Üt kein unabdiilgbarer Bestanareii,'-er 'ist flitdas"' ZiistinJek-;;-m�en de;' V�rtrages nrcht urie·i1äßliCh. Durch' ihn wer-den<"aie� vori den Paitei�n vert�agiim fesfgelegreo- Serpflichtungen lediglich bekräftigt. Man verwendet ihn übrigens audi iUr Bekräftigung anderer Verträge. Er läßt sich etwa mit dem Handschlag vergleimen, der heute noch in manchen Gegenden beim bäuerlichen Viehhandel üblim ist. Als ein durch eine Gebärde dargestellter Akt machte das osculum aus demselben Grund wie die immixtio manuum bei der Mannschafl: auf den Betramter Eindruck. Wir dürfen uns darum nicht wundern, daß zumindest in Frankreid:! - im Sprachgebrau� des Spätmittelalters Wendungen auftauchen wie hommage de bauclJt�t de mains und zur Bezeichnung des Vasall�n sogar homme de 'bauche et de mains. Im 10. und vielleicht im frühen 1 1 . Jh. kam es obis ilen vor, daß nam der immixtio manuum und der Eidesahleistung er Vasall den Fuß seines Herrn küßte. Das war hödistwahmneinlid:! eine auf die niedrigen Anfänge der Vasallität zurülkgehende Tradition. Dieser demütigende Ritus wird bloß von wenigen Quellen und aus sd:!ließlim für Frankreid:! erwähnt Z2'; er wird wohl ziemlidJ früh aufgehört haben, übEd:! zu sein. .-
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Ausnahmen Wahrend der Kuß keine besondere B�deutung hat, sind Mann schall: und Treueid - jedenfalls in Frankreid:!, Deuts
Casus S. GaU;,
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c.
Du khmisme Lehl\5wcsen
82
England - unerläßlich für das Zustandekommen des vasallitisdten Vertrages. AUsnahmen, aie -vo1konuntn, sagen nichts gegen die J(egel Wenn der König von Frankreich keine MannschaA: leistet, so deshalb nicht, weil er König ist. Dasselbe gilt für den deutschen Herrsmer. Die deutschen, französischen und englischen Bischöfe haben im 11. Jahrhundert Treueid und MannsdJaft geleistet; der Brauch, Mannschaft zu leisten, verlor sich im 12. Jahrhundert immer mehr, und zwar unter dem Einfluß der reformatorischen Strö mungen, die in der Kirme die Oberh1fld gewonnen hatten. und mit deren Prinzipien die Kirme die weltlime Gemeinschaft: hatte durchsetzen können. Im 13. Jahrhundert wurden in Aquitanien und in bestimmten Teilen des Rhbnegehietes, die zu Frankreich oder zum Königreich Burgund (oder Arelat) gehörten (Forn. Lyonnais. Dauphin�), Vasallenbindungen manthmal nur durdJ einen Treueid begründet, ohne daß Mannschafl: geleistet wurdeu. Vielleicht erklärt sich diese Abweichung aus der Tatsache. daß zu diesem Zeitpunkt im Süden das dingliche Element der Lehns· und Vasallenverhältnisse über das persönliche die Oberhand ge� wonnen hatte. überhaupt smeinen diese Verhältnisse in Süd frankreim viel weniger strengen Regeln unterworfen gewesen zu sein als im Norden. So durfte bei Gewährung eines Lehens der Vasall seJbst Bedingungen stellen, die nördlich der Loire unvorstellbar gewesen wären. Jedoch treten deranige Fälle selbst im Süden erst spät auf und sind unserer AnsidJt nach lediglich Ausnahmen. Es gibt ein Land, in dem die Mannschaft schon früh und wenn nicht völlig, so dcxh sehr weitgehend verschwand: im KönigreidJ. Italien, und zwar im lomoardismen Italien. Im 12. Jahrhundert ttifR man sie hier kaum noch an. Hier begründet allein der Treueid Recognicionu /tOdOrHm in AqHirania (127.l-75), Nt. ll, bei C. Bt· MONT, RecHeil d'acu$ rtlati/s a l'administrarion des rois d'Anglettrre tn GHytrme au XIlI� sitdr, Paris 1914, p. 151 P. E. GIJ.AUD, Essai hiStorj� qHt H.r l'abbaye d� Sail1r·Bemard et SIl1' la '!lilIe rü Romans, 2. Teil, II, lyon 1866, Preuve$ NT. 385, p. 94; M. C. GUiCiUE, Carflliaire LyonnaiJ, I u. 11, Lyon 1885-93, Nr. 212 (1225), eben)\) Nr. 178 (1221) und u
Nr.26O (1230), verglichen 842 (1297),
wo
mit den
Nm. 672 (1268), 762 (1280)
und
von Verleihungen eines ltJ
Urkunden
83
den v;uallitischcn Venragu. Dies trifft allerdings für den Kirmen staat nicht zu und ebenfalls nidlt für das Königreich Sizilien, wo Treueid und Mannschaft wie in der Normandie gehandhabt wurden.
Urkunden Bisher haben wir nur mündliche Akte untersucht oder beschri�n, wie denn auch im Mittelalter der weitaus größte Teil der Remts akte mündlich vollzogen wurde. Manchmal wurde allerdings auch eine Urkunde au.sg�stell�, in der di� näheren Umstände �er teiswng von Treueid und Mannschaft festgehalten und die . von beiden Parteien eingegangenen Verpflichtungen verh:i1tnismäßig ausführ · lich niederg:elegt wurden. Das geschah meistens nur dann, �enn es sich bei den Parteien um natürli�e oder juristisme Per_sonen VOn hohem Range handelte und wenn der abgeschlossene vasalliti.sche Venrag politische Relevanz besaß. Als eines der besten Beispiele könnte man die Urkunde anführen, die die Rechte und Pflichten des Bischofs von Lüttich einerseits und der Gräfin Richilde und ihres Sohnes, des Grafen Balduin H. von Hennegau, andererseits festseute, als letztere 1076 in die unmittelbare Vasaliirät der Kirche von Lüttich eintraten. Hierher gehört ebenfalls die Urkunde, die ausgestellt wurde, als Graf Roben: 11. von Flandern 1101 in die Vasallität des englischen Königs Heinrich I. eintra.tzs. Eberuo be gegnen Urkunden, in denen ein Vasa.ll anerkennt, daß er einem Herrn Mannschaft und Treueid geleistet bat und dieser Anerken nung ncx:h Pönalklauseln folgen läßt. Am Ende des 12. und wäh· rend des 13. Jahrhunderts üeßen �ich die franzö5i�chen Könige in politismer Absicht von beslimmten Vasallen ähnlime Urkunden ausstelJenz,. .
.
Consu�tudines Feudorum, Amiqua, VIII, 8-11 11. 12, hg v. K. Leb ma.nn, Daf Langobardische Lehnrecht, Göttingen 1896, pp. 119, 120, 123. U Analyse bei Gisdbtrt v. Moos, Chronique, c. 'i, hg. v. L. Vander kindere, Brüssel 1904, pp. IJ 11. 14. Flandern - England si�be obeD, p. 77 11. Anm. 17. .. Urkunde über die Mannsdla.1l: des Grafen Baldllin IX. v. Flandtrn, u
.
Das
klassische Lehnswesen
In Südfrankreich und in dem zum Königreich Burgund (oder Arelat) gehörenden Rhonegebiet, wo schriftliche Akte häufiger vor� kamen als nördlich der loire, war es seit dem Anfang des 12. Jahr hundens üblim, bei Absmluß eines vasallitismen Vertrages eine Urkunde auszufertigen. Normalerweise enthielt die Urkunde den Wortlaut des vom Vasallen geleisteten Treueides : dieser war in der landesüblimen Sprache, die anderen Teile der Urkunde waren da gegen in lateinismer Sprame verfaßt. Wir besitzen für die wimtig sten Vasallen der Herren von Montpellier, der Guillems, seit 1 1 1 1 eine ansehnliche Reihe solmer Urkunden 27. Vielleicl:tt läßt sich die stärkere Betonung, die der Treueid im Süden gegenüber der Mann smaft erfuhr, aus der Tatsame erklären, daß man seinen Inhalt viel leimter in einer Urkunde niederlegen konnte.
Unfreie V�hältnisse begründende Mannschaft Zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert treten in Frankreich Fälle auf, in denen Freie sich durch leistung der Mannschaft manmmal trat auch noch ein Treueid hinzu - in ein unfreies Ver hältnis zu irgendeiner kinhlichen Einrichtung begeben. Das späte Auftreten dieser Art von MannsmaA: und Treueid erlaubt uns unserer Meinung nach jedoch nimt, hier etwas anderes zu sehen als eine Nachahmung der vasallitischen Mannsmafl und des V3sal litismen Treueides.
aO 1196, bei W. PREVENIEIl, De oorkonden drr graven van V/aanderen. 1191-1206, Brüssd, 19M, Nr. 51. Die Urkunde, in der König Philipp August erklärt, daß er vom Grafen Theobald IU. von Champagne Mann smaft und Treueid empfangen hat und die Manmchaftsurkunde des letz teren. aO 1198, bei LONGNON, DOCHments. I, chanes. Nr. 3 u. 4, p. 467 u. 468; erstere jetzt besser in RecHeil de$ actu de Phi[ippe-A.uguue, 11, hg. v. C. PETIT-DuTAILUS 11. J. MONICAT, Pari� 1943, Nr. 581, p. 129-130. Mannschaftsllrkunde de5 Ferrand von Portugal, Graf v. Flandern, :..o 1111, hei C. DUVIVIEIl, L4 querelle d�s d'Avesnes ef d�J Dampient, II, Brüssd 1894, P. J., Nr. 7, pp. 13 11. 14. n A. GERMAIN, Liber instrumentorum memorialiHm. Cartulaire des Guillems de Montpelli�r. 1884-1886, Nrn. 316 f., 422 f. Für die Da.uphin� U. CliEVALIEIl., Cartulairt de I'fglüt de Die, Grcnoble 1868, Nr. 1, pp. 28-29 (t168).
Die Herrengewah
85
Wirkungen des vasallitischen VtTtrages
Ofr vasallitische Vertrag - begründet durch jene Rechtsakte, die wir soeben behandelten - wirkte sich auf zweierlei Weise aus: eines teils gewann de.r �err Maa,t ii-b�r 'Ji� P�rsol1 qes Vasallen, andre� seits entstanden für beide Parteien Verpflichtungen. _ . .
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Die Herrenge'?lalt (dominatio. dominatus, dominium. poteseM usw.) e;tsteht aus de� Manns;h;fI:, 'a;;s" der Iraditio pe;son';e, die durch dies� 'Akt vollzogen wird. Ursprünglich muß diese Gewalt soleber Art gewesen sein, daß man sie geradezu als din glicnes _ Recht hätte bezeidmen können: nämlid! eine unmittelbare und direkte Gewalt über die Person des Vasallen, die lediglid! die Wurde des Vasallen als freier Mann nicht verletzen durfte und mit der Adltung vor dem Ki:inig vereinbar sein mußte, Zu der Zeit jedoch, qit: wir gcraaebeQ"iJid�n, isi �i�g��!(�dionpi.ffkli"älredüzieit, Sogar gegenüber den tiefernehenden Vasallen, den non casati, läßt sie sich audJ in Ländern und :tu Zeiten, in denen die Stellung des Herrn sehr stark war, kaum noch in ihrer strengen Fonn aufremterhalten. Allgemein bedeutete die Herrschaft des Herrn über die Person des Vasallen für diesen das Gebot d�s G�hors-ams und de"r Amtung gegen über seinem Herrn. Braeton hat diesen Samverhalt klar erkannt, als er nOm um die Mitte des 13. Jahrhunderts über die immixtio manUUrl1 schrieb : per qHod significatur . ex parte teneneis. subiectio et al8• "W1'l für den V asallen Unterordnung und Ehrerbie rrtlcrmri rung bedeutet·. Die äußeren Formen der Ehrerbietung, die der Vasall seinem Herrn sdiuldig ist, leiten sidJ her aus der revertntia, So muß er ihni et;;a den Sceigbügel hilteß"'und ih-ITl-bei feierlichen Anlässen das Geleit geben oder ihm andere ..Ehrendienste" erweisen, die je nam GegenJ."oder Zeit variieren. Die Art der Herrschaft. der Gewalt des Herrn über die Person des Vasallen geht auch aus Wen dungen hervot, die die Abhängigkeit des Vasallen vom Herrn .
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Ltgibll5. (0 80; hg, v. Woodbine, H, p. 2J2.
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86
Das klassismc Lehnswesen
,
stark betonen, wie z. B. der Gebrauch des adjektivischen Possessiv pronomens oder des genitivus ponessivus. Regü efficitur, "er wurde die Sache des Königs", wie Thietmar von Merseburg anläßlich des Eintritts des thüringischen Grafen Wilhelm in die Vasallität des deutschen Königs Heinrich 1I. im Jahre 1002 schrieb. Mox suus effectus, "bald wurde er der seinige", schreibt der Autor der Gesta der Bischöfe von Cambrai in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, um damit auszudrücken, daß 1007 (in Wirklichkeit 1012) der Graf von Flandern Vasall des deutschen Königs Heinrich II. wurde. Ips4 vero ducis effecta, lesen wir in einer "Notitia" von 1071 über den Eintritt der Gräfin Ridlilde von Hennegau in die Vasallität Herzog Gottfrieds des Buckligen von Niederlothringen: WOrtwört� lieh also �wurde sie die Saehe des Herzogs"2f, Wendungen dieser Art gingen jedoch in ihrer Kraßheit hei weitem über das hinaus, was im 11. Jahrhundert Wirklichkeit war,
Pj1icJJten der Parteien Der vasallitisme Vertrag war ein synallagmatischer Vertrag: - . . Sowohl für den Herrn als auch für den Vasallen entstanden aus ihm -""
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Theoretikern des 11., 12. und 13. Jahrhunderts die Tendenz, sie verstärkt, wenn nicht sogar ausschließlich, aus diesem Eid, aus "', der "Tr,eue" abzuleiten. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts gab Bischof Fulbert von Chartres, der sich als Herr einer stattlichen Anzahl zum Teil bedeutender Vasallen seiner Kirche ausgezeichnet in der PraJl;is der Lehns� und Vasallenbildungen auskannte und der auf Grund seiner hohen Bildung die Fähigkeit zur Abstraktion besaß, eine bemerkens werte Definition der aus dem vasallitismen Vertrag erwachsenden H THIETMAR, Chronicon,
V, 14 (9), p. 236, ao 1002. Ge�ta episcoporum Camerac�nsium I, 115, hg. v. 1. C. BETHMANN, MG. 55. VII, p. 452.
Notitia der Belehnung des Herzogs von Niederlothringen mit der Grafschaft Hennegau durch den Bischof von
Lüttich
und der Gräfin
Richilde durch den Herzog, siehe in MG. Constitutionu
p. 650, hg. v. 1. Weiland.
I, Nr. H1,
Pfliduen der Parteien Pflichten. Sie steht
in
87
einem Brief von 1020 an Herzog Wilhelm V.
von Aquitanien. Der betreffende Abschnitt ist so aufschlußreich, daß wir ihn ungekürzt wiedergeben: .. Qui domino suo fideli� .
tatem iurat, ista sex in memoria semper habere debet: incoJume, tutum, honestum, utile, fade, possibile. Ineolume, fJidelieet ne si! domino in damnum de carpore suo. Tutum, ne sit ei in damnum de stereta suo, fJtl de munitionibus per quas tutus esse potest. Honestum, ne sit ti in damnum de sua iustitia, vel de aliis causis, quae ad honestatem eius pertinere videntur. Utile, ne sit ei in damnum de suis possessionibus. Fadle vel pOHibile, ne id bonum, quod dominus suus leviter facert poterat, faeiat ei diffiei[ej neve id quod possibile erat, reddat ei impossibile. Ut autem fidelis hau nocumenta eaveat, ;ustum est; sed non ideo casamentum meretur: non enim suffieit abstinere a malo, nisi fiat qUf}d bonum est. Restat ergo ut in eüdem sex supradietis consilium et auxilium domino suo fideliter praestet, si benefieio dignus 'tIideri velit, et salvus esse de /idelitate quam iuravit. Dominus quoque fideli suo in his omnibus vieem reddere debet. Quo si non feeerit, merito eensebitur male� /idus: sieut illi, si in eorum praevarieatione flet faciendo fleI consen tiendo deprehensus fuerit, perfidus et perjKTus38• "Wer seinem Herrn Treue schwört, soll stets die sechs folgenden Worte im Gedächtnis haben: gesund und 'Wohlbehalt�n, sicher, ehr bar, nützlich, leicht, möglich Gesund und wohlbehalten, damit der Herr durch ihn an seinem Körper keinen Schaden erleidet. Sicher, •.
damit er seinem Herrn nicht durch Verrat seines Geheimnisses oder seiner Befestigungen, die seine Sicherheit garantieren, Schaden zu fügt. Ehrbar, damit er die Gerichtsbarkeit seines Herrn oder andere ihm rechtmäßig zustehende und zur Ehre gereichende Rechte nicht antastet. Nützlich, damit er den Besitz seines Herrn nicht schädigt. Leicht und möglich, damit er seinem Herrn nicht erschwert, Gutes zu tun, wenn dieser es leicht tun könnte und damit er nicht unmög lid! macht, was seinem Herrn möglich wäre. Es gehört sich von Rechts wegen, daß der Vasall auf diese Weise seinem 1-I;rrn-ill'cht s'chadet. AberseinJ�el,l�n 'l.erdient er damit'noch nicht; denn e� genÜgt nicht, sich des Schlechten zu enthalten, sondern man muß das Gute tun. 10
Recu�il d�s historiens du Gaul�s �t d� la Franu, X, p. "63.
118 ,
Das klassische uhnswesen
iAlso soll er die sedlS oben genannten Forderungen dahingehend 'erfüllen, daß er seinem Herrn Rat und Hilfe leiht, wenn er seines Lehens-wür4i�7iCheiilen-un� s.ein�n Tfeuesdiwur�-hä1teö.-will. Der Herr muß sidi au( allen diesen Gebieten demjenigen gegenüber, der ihm Treue geschworen hat, ebenso verhalten. Tit.e er es nicht, so würde ex: �it_gutem_Recht für treulos erklärt; ebensO Würde sidJ. ein Vasall, den_man dabei entdedtt, wie er durch T�t oder Billigung seine Pflichten verletzt, der Untreue und des Meineides schuldig machen." Die Vasallentreue Wir beginnen mit dem GegenS[and der Vasallenpflicht. Dieser umfaßt einerseits die Treue (fidelitas), andrerseits gewisse Lei� stungen. In der klassismen Zeit des Lehnswesens, wie unserer Meinung nam aum in früheren Zeiten, ist die Treue in ihrem Wesen nom ne_ bestimmtal. Treu sein heißt vor allem: nidltS tun, was den, dem man Treue gesmworen hat, gef�llrden oder schädigen könnte. Die Richtigkeit dieser Behauptung wird hinreidtend bewiesen durdt die Treueide. die uns aus Südfrankreich erhalten sind. Alle beginnen mit dem wid:nigsten Teil, der durchweg negative Bestim mungen enthält32• Der Graf von Besalu schwört dem Erzbisdtof von Narbonne um 1053 mit folgenden Worten VasalJentreue: De ista hora inantea non tolra ne Jezebra Guilielmus comes filius Adalaiz -�.--
It
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Sie he oben, pp. 35-36. n Aus dem Süden besitzen wir rogar Verspremen uud Eide, deren Inhalt aussdtließlim oder haupt$ämlim�negativ ist und die mit Vasa11en� bindungen nimts zu nin haben, sondern emte Simerhcitseide sind: z. B. DEVIC u. Y.\ISSETE, a. a. O. hg. v. Privat, V, Nm. 139 (um 985), 148 (um 989), 185 (um 1025) 173, III (wahrscheinL 1 100). Solche Verspremen und Eide kommen nidtt nur im Süden vor. Aus Lothringen, das damals zu Deutsmland gehörte und an Nordfrankreim grenzte, kennen wir einen Eid mit ganz ähnlimem Inhalt. Bismof Gerardus 1. von Cambrai verlangte diesen Eid 1023 vou den Verwandten des Burggrafen Waltet. Gesta tpiscoporum Cameractr/sium, III, c. 41, hg. v. L. C. Bethmann , MG. 55. VII, p. 481.
89
Die VuaUmtrel.le
Guifredum archiepiscopum, filium Guisle comltmae. de sua vita neque oe .sua membra que in corpus suum portat el in suum corpus se tment neque Je ipsa sede Sancti lusti que eu sita intra muros urbis Narbone. neque de ipsa !oruza que eu comtructa insupriJ de dicta sede. neque de ea omnia que in .suprasrripta civitate ad suprasrript4m sedem pertinere debentuT . 13; "von dieser Stunde .
.
an wird Graf Wilhelm, Sohn der Alix, den Erzbischof Guifredus, Sohn der Gräfin Guisla, weder offen noch mit List um sein Leben
oder die Glieder seines Leibes bringen, ncxh seines erzbismöflichen Stuhles: in der innerhalb der Mauern von Narbonne gelegenen Kathedrale Saint-Jusee. noch der oberhalb der Kathedrale erbauten
Burg nom alles dessen. was innerhaIb der ebengenannten Stadt zum erzbischöflichen Sitz gehört. berauben, etc. " Daß derselbe Treuhegriff auch für Nordfrankreim gilt, geht aus
dem berühmten Brief Fulberts von Chanre! an den Herzog von Aquitanien hervor34: die TreupflidJ.t ist vor allem die Pßidtt des
Neben dem theoreti!chen Text nun ein Text aus der Praxis. Im Jahre 1007 oder wenig später ermahnt Fulbert den Bischof von Paris und Vasallen der Kirche von Chartres, Rai
non /acere.
nald von Vend6me, in einem Brief zur Erfüllung seiner Pflichten. Er fordert vor allem ucuritarem de mea �ita et membris er terra
quam habeo vel per vestrum consilium acquiram'5,
"Sicherhdt für
mein Leben und meine Glieder, für das Land, das ich be5itze oder auf euren Rat hio erwerben werde." In dem 1101 zwismen Graf Roben 1I. von Flandern und HeinridJ. I. von England gesmlossenen Vertrag wird über den Grafen, der durch diesen Vertrag Vasall des
Königs wurde. gesagt, daß er
fide el .sacramento aHecurav;1 regi Henrico vitam suam et membra que carpori suo pertinent et cap donem corporis, ne rex earn habeat hane ad dampnum suum", "den König durm Treue und Eid venimene, er werde nichts gegen
sein Leben lI!l.d seine Glieder unternehmen und ihn aum nicht zu
seinem Smaden gefangennehmen". Dieselben UnteriassungspfJjchten :r..l
BRUNn, a.
V. Nt. 237)
a.
O. Nt. 3 (= Dcvic u. Vaiucte, a.
a.
Q. hg. v. Privat,
•
.. Siehe oben, pp. 86-87.
N Rteuti/ des hiSforiem des Gaults et d� la Franct. X, p.447. n
Vur,CAUTf.lltN, AeUI du
,,,mtt' de Fliindre, Nr. JO, c.l.
Das klassisme Lehnswesen
90
erscheinen Dom in einigen aus dem 13. Jahrhundert erhaltenen Eidesformeln 37, Auf Grund dessen neigen wir zu der Ansicht, daß die Texte aus Flandern und aus dem Hennegau mit dem Wort
securitas
genau dieses negative Element der Treue bezeichnen, und
zwar im Gegensatz zu fides oder fidelitas, die in dieserr Fällen vielmehr auf die positiven Seiten der Treue abhebenss, Letztere
war in der Tat gleichfalls ein Handlungsmodus, der alle Hand
lungen des Vasallen beherrschte oder durchdrang, insbesondere die verschiedenen Leistungen, zu denen er als Vasall verpflimtet war.
Leistungen des Vttsallen Der positive Aspekt des Gegenstandes der Vasallenpflichten be stand im wesentlichen in diesen Leistungen. Dies ist durch Fulbert
von Chartres sowohl theoretisch als auch praktisch belegt. In seinem Brief an den Herzog von Aquitanien fügt er nach Auf
zählung der Handlungen, /Yon denen der Vasall abstehen muß, wenn er seinen Treueid halten will, hinzu, daß dieser damit seiner Treupflicht noch keineswegs Genüge getan hat, sondern daß er
seinem Herrn gegenüber zu Leistungen verpflichtet ist. Nachdem Fulbert in seinem Brief an Rainald von Vend8me die negative
gefordert hat, kommt er auf die positiven uistungen zu sprechen, die er von seinem Vasallen erwaneta�. Graf Robert 11..
securitas
von Flandern fährt in dem Vertrag von 1101 nach Aufzählung der Dinge, die zu unterlassen er sich verpflidnet, gleichfalls mit den Wonen fort: et
quod iuvabit eum ad tenendum et ad defendendum regnum Angliae contra omnes homines qui vivere et mori possintto, "und daß
er
ihm helfen wird, d� Königreich England zu bewahren
und gegen alle Menschen, die lehen und sterben können, zu ver
teidigen."
/
Die Pflichten des Vasallen bestehen nicht im 17
dare,
sondern im
Siehe oben, pp. 78-79.
102, 104, pp. 83, 87, 89, 147, 150; GISELIIEIlT VON MONS, c.43, 82, pp. 75 u. 121. 31 Siehe oben, pp. 86-87, Anm. 30 und p. 89, Anm. 35. N
GALBERT VON BRÜGGE, c.52, 55, 56,
fO
Siehe oben, p. 89, Anm. 36.
Au:xiIium
91
laure. Fulben
faßt sie mit einer Wendung zusammen, die uns schon in der Karolingeneit begegnet ist41: consi!illm er tf.Uxilium. Rat und Hilfe.
Auxiliurn besteht hauptsächlich im Dienst und während der diens� zu Pferde. hier behandelten Zeit hauptsächlich im Das
tJuxi!ium
Außer dem eigentlichen Dienst
gibt
gr;eg$
es jedodJ. ßlxh
andere Formen . .
materieller Hilfe. Daß es sich hier um zwei verschiedene Weisen des auxzIiurn handelt, scheint aus folgendem Text hervorzugehen, am Ende der die Leistungen festlegt, die der Graf von
des 11. Jahrhunderts dem Bischof von
Hanoniensis domino suo episcopo L.·" tJd omnia et contra IIni1/t"fsos homines . . .
Hennegau ist seinem Herrn.
dem
Bischof von
Dienst und
Hilfe sdluldig in jedem Fall und gegen jedermann". Hier bezeidmet das WOrt servitium nur den eigentlichen Watfendje;nst - in diesem
Sinne wird es sehr häufig Verwendet - während mit auxi!ium an sCheinend alle and;;enUArten von Hilfe gemeint sind und deshalb das Won hier in einem engeren Sinngebraudlt wird als bei Fulbert
und in vielen anderen Texten. In England wird der Waffendienu der Vasallen im allgemeinen mit den Worten mi!itare sertJitium,
servitium mi/iris
bezeichnet.
Wahrend des größten Teiles des hier behandelten Zcitabschnilte5
lag der Sinn eines vasallitischen Vertrages für den Herrn hauptsäch
lim im Waffendienstdes Vas�llen. E� nimmt Vasallen auf, um sie als Ritter zu seiner Verfügung zu haben. Die Institution h!tl!.1so noch
in erster �E. ,!,C; _ Illilim, iimei"'Rri;g;�t des Vasal·
reöka;n
auf mannigfadte Weise
geregelt
sein. Manche
VasalleD
müssen mit voller Ausrüstung antreten, andere wiederum nur mit
einigen Teilen dieser Ausrüstung. letzteres ist z. B. der Fall bei den vavtJS$ores, den kleinen Untervasallen derTerritorialfürsten und der großen Herren, oder in einem Teil Wcstfrankreichs bei den Vasallen, die nur ganz kleine lehen besitzen. Manche Vasallen waren nut oben, p. 58 und Anm. 12. ., Sidle oht-n, p. ID, Anm. 25.
CI
Siehe
92
Da, k!:u$isdH� Lehnswesen
persönlich
Waffenclienst verpflichtet, andere dagegen mußten eine bestimmte Anzahl von Rittern mitbringen, die sie im all gemeinen aus der Sclur ihrer eigenen Vasallen, also der Unter vasallen ihres Herrn rekrutierten. Hier gibt es die verschiedensten zum
Abmachungen. Manche müssen auf Befehl ihres Herrn alle -Kräfte zur Heerfahrt aufbieten. müssen cum omnibus 'fIiribus hominum
$uorum tam equirum quam peJitum43
rscheren, so wie der Graf
ma
i
von Hennegau 1076 als VasaU des Bischofs von Lünich. Andere wiederum müssen nur eine begrenzte Anzahl von Rittern stellen: der Graf von Flandern erfüllte zu Beginn de!l 12. Jahrhunderts seine Pflichten gegenüber seinem Herrn, dem König von Frankreich,
(ost) mit zwanzig Rittern ansdtloß: R. C07rn!$ aa Philippum regem ibit cum XX militibus tantum; dem
wenn er sich dessen Kriegsheer
englisthen König, dessen Vasall er 1101 geworden war, mußte e r dagcgaJ
in England
oder
in der
Normandie mit tausend und im
Maine mit fünfhundert Rittern dienen4'. Vom 11. Jahrhundert an richtet sidJ. der Waffenditnst im allgemeinen nam der Bedeutung des Lehens, das der Vasall jeweils: innehat, ausgenommen England, wo das Königtum gemäß der Struktur seines Heeres die Bedingun gen selbst festsetzte. In Frankreim und Deutschland wurde der Waffendienst häufig bis ins einzelne von den Parteien untertinander geregtlt, vor allem beim Eingehen neuer VasaJlmbindungen. Tn England, wo das Königtum seine Herrsdtafl über das ganze Vasal· lenwesen zu erhalten vermocht hatte, gilt die - übrigens bisweilen durchbrmnene - Regel, daß der Herr seine Vasallen nur zum Dienst für den König zu den Waffen rufen darf. Die älteste uns erhaltene Belehnungsurkunde zeigt uns, wie diese Regel gehand.· habt wurde: zwischen 1066 und 1087 bestimmt Wilhelm der Er· oberer, daß ein Ritter
namens
Peter, an den auf sein Geheiß vom
Abt von Bury Sim Edmunds ein lehen vergeben wird, nur zum Waffendienst aufgefordert werden darf, wenn diese Aufforderung
•• U
Siehe oben, p. 83, Anm. 25.
Ao ltOI :r;wischtn Graf Robert II. von Flandern und Heinrich l. von
England gesdtlossener Venrag von Dover, c.12, "SI. c. t u. c.2, 11 \I. H, bei F. VEIlCAUTF;I!,I!N, Aats Jej (omu, Je FI/mJ,t, 1071-1128, Briis $Cl 1938, Nr. 30, pp. 89, 90, 92.
Auril.i.um an den Abt selbst ergangen ist, priusquam ex partt regiJ46, im Namen des Königs".
..
erst
Selbst die Art des Waffendienstes konnte variieren. Zum Beispiel unterschied man in Frankreich und England gewöhnlich zwismen expeditio und �qujtatio (oder cavalcata), zwischen Heerfahrt (ost)
ulld Reiterzug (chwauche�). Die erstere war eill ziemlich bedeu tendes kriegerisdles Unternehmen, während letzterer von kurzer Dauer war und gelegentlich sogar nur ein einfacher Geleitdienst. In Deutsdtland stellt seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Romfahrt. d. h. der Zug, den der König nach Rom unternahm, um dort zum Kaiser gekrönt zu werden, ebenfalls eine besondere An des Waifendienstes dar, 1U dem die Vasallen und die Unter
zumindest seit Friedrich vasallen der Krone verpfliduet waren Barbarossa die Vasallenpßidnen an Stelle der Untertanenpflichten _
zur Grundlage dieses Dienstes machte. Der Bischof OltO von Freising erwähnt in seiner Aufzeichnung der Gnta des Kaisers das "niwrsorum tquitum agmen Jeoda babmtium, d. h. "du aus der Gesamtheit der belehnten Ritter bestehende Heer", und weiter schreibt er, daß die Fürsten singulos bene/iciatos suos zu den Waffen
riefen, d. h. ,.jeden, der ein Benefizium von ihnen zu Lehe n hat te".'. Die Burghut (stagium, (ustodia, frz. e$tllge), d. h. die Be wachung einer der Burgen des Herrn, ist ebenfalls eine Form des
Waffendienstes41• Sehr häufig i.n der Vasall auch verpflichtet, seinem
D ouGus, eharft, 0/ E"JuJJmmt, EngJiJh Historieal Review, XLII,. p.247. " Grsta Fridt7icj IlmptratQrU 11, 12, hg. Y. G. Waitz und B. v. Sim son, Hanl\Qver 1912, p.10. n Siehe zum Beispiel für den Hennegau im 12. Jahrh. die zahlreimen Abschnitte in der Chronik Giselbens, in denen von der Burghut die Rede ist, die die gräflime Vasallen auf den Burgen von Mons, Valenciclll\u u. Bc;aumom ihrem Herrn leisten mußten, GlosSOlrium. $. yo nagium; für Frankrcid! siehe die Ftooa CIilmp.miar, ein Verzeidmis der Vasallen des Grafen von Champagne von ca. 1172, bei LONGNON, Documentl rtlatifs au comt� dt Chdmp"gne tI dt 8,it, I, pp. 1-74; was die königliche Vasallität betrifft. liehe z. B. das Verzeichnis der ligi5dlen Vaullen da Königs, die auf der Burg Monthlery Burghut leisten mußten, in den Script" dt /todis. hg. v. L. Delisi.:, Rteuril dts historitns dts Gaults tI dt I,. Fr""Ct', XXIII, pp. 671_675. U
Das k!assisme LehMwesen
Herrn seine eigene Burg offenzuhalten und sie ihm auf Geheiß zur Verfügung zu stellen: itlJ quod comiü Htmonirnsi ... ad omnes monitionts .uas ... (aUrum suum 'fJel munirionem suam debtat rtddere, sagt Giselbert in bezug auf sämtliche Vasallen des Grafen von Hennegau, die eine Burg oder irgendein festes Haus besaßenu. Der Vasall war dem Herrn den Waffendiemt ohne besondere
Gegenleistung schuldig. Die Vasallen waren jedodl bemüht. die
Dauer lhrer Leistungen einzuschränken. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat sich allgemein durchgesetzt, daß der Vasall nur eine bestimmte Anzahl von Tagen, oA:: vierzig, dienen muß und
daß der Herr über diese Frist hinaus nur gegen Zahlung eines Soldes über seinen Dien5t verfügen kann. Manchmal werden auch
örtliche Begrenzungen vereinbart. All diese Fragen wurden übrigens sehr häufig in besonderen Obereinkünften zwiscnen den einzelnen Partnern geregelt,
bei
denen Beschränkungen, vorgesehene Ab
weichungen. möglicherweise zu zahlendes Entgelt etc. festgelegt
wurden. In Deutschland, Lothringen ausgenommen, wurde der
Waffenclienst erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeschränkt; aud! waren hier die entsprechenden Regelungen ungenauer und weniger weit verbreitet. üb sie in England vor der Mitte des 12. Jahr
hunderts e)[istierten. jn ungewiß.
Aus den Quellen wissen wir. daß es außer militärisdlen Dienst :'I?��_ d��rvi��1!l gab. Manchmal leistungen nom andue.)
scheinen sie an zweiter Stelle neben dem Ritterdienst zu stehen. Es kOmmt auch vor. daß lediglich Dienste völlig anderer Art vor
gesehen sind wie etwa Aufgaben in der Verwaltung des Grund besitz.es, höhere Amter im Hause des Herrn, Oberbringung von
Botschaften, Geleit etc. Als B�jspiel können wir etwa anführen. daß einige der Hauptvasallen des Bischofs von Paris die Aufgabe hatten, den neugeweihten Bischof auf den Schultern in die K.athe drale zu tragen. Ebenso gehört hierher der Fall eines englischen
Kronvasallen, der bei einer überfahrt den Kopf des Königs halten mußte, wenn dieser seinen Magen über Bord erleichterte4t• Unserer Ansicht nach handelt es sich dabei oft um Dienstleistungen, die senOn .. C. 43,
hg v. Vanderkindere, p.75.
.. B. GubAllo, C",lMltsj,t dt figiist NOlrt-D"mt dt P"ris I, Parit
AUIilium
95
seit Jahrhunderten nicht mehr zu den eigendimen Aufgaben eines Vasallen gehörten. In Deutlimland lassen sim salme Phänomene dadurch erklären, daß hier derartige Pflichten den minisuriales oblagen, die im Laufe des 12. Jahrhunderts in die Vasallenschal\ aufgenommen wurden. Der �!I.!���t� wurde mandunal cfur� .7,:!!!!!J�.I::}!!�,e}. sum � �.�urc:h das . ;: t ll m oder � .2!!. lg,. fn. t(/4age, .!�� . Tn n;. rngfand durftei1'-s ldi $diOn früh besonders die unteren Sdtidt ten der Lehnshierarmie (die Inhaber von Dienstlehen (eng!. ser jeanty) jedoch ausgesmlossen) mit Einverständnis des Königtums vom servitium mi/itare loskaufen S'. Aus finanziellen Gründen unter stürzten die Plantageneu seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhun derts systematisch die Erhebung von Schildgeldern als Ersatz für den Ritterdienst. Sogar für die unmittelbaren Kronvasallen wurde diese Regelung eingeführt. Diese Steuer gab dem Königtum die Mittel zur Sdlaffung eines Söldnerheeres an die Hand, das zu jener Zeit einem Vasallenheer an Beweglidl.keit und Zuverlässigkeit überlegen war. In Frankreich gab es das Schildgeld zwar auch, jedoch kannte man hier noch andere Formen des Loskaufs. Im Beauvaisis, in der Gegend um Paris, im OrManais, im Anjou, im Maine, in der Touraine und im Poitou wurde nicht selten die Gestellung eines Pferdes oder einer entsprechenden Geldsumme (das roncin Je serviu) als Ersatz für die persönliche Leistung angenommen. Dieser Brauch hat sich im 12., vor allem aber im 13. Jahrhundert verbreitet. parl.eben findet �an nom.E�.Ieist.'-!�.&�_�.!'-_,Stelle_des Waffendienstes. So wurden etwa ein Paar Handschuhe gegeben, ej'itSCh�wert, Hufeisen etc. Leistungen dieser Art wurden als solche chrenhalber betrachtet, ad honoremII, wie aus einer Urkunde von 1199 hervorgeht. die vom Abt von Murbach und Zürich für die Abtei Enge/berg in der heutigen Schweiz ausgestellt wurde. Daher wurden sie auch im deuumen Lehnrecht "Ehrschatz" genannt.
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1850, Nr.5, pp. 5-11, 31'1197-1208. T. �fAoox, Baroni. Anglic.. Lon don 17�1, p. 2�S. 60 Siehe unten pp. 129-130. .
1.
" QutlltnwtrJr zur Elluuhung dtr schwtiztrisrhtn EidgtnoJumchafl,
Urkunden, hg.
v.
T. Sdlicn, A�rau 1933, Nr.20S.
96
Das kI:usische Lehnswesen
Fälle, in denen für ein Lehen von
sehr
geringem Ausmaß oder für ein erst kurze Zeit bestehendes Lehen ein Zins an Stelle des Dienstes verlangt wurde, waren sowohl in Fr:l.nkreidI wie auch in DeutSchland bekannt. Hierfür gibt es in verschiedenen Teilen des mittelalterlichen Frankreichs - u. a. im Anjou und im Maine -
Beispiele. In Flandern sind �olche Fälle aus der zweiten Hälfte de� 12. Jahrhunderts bekanntn. Im Südwesten Frankreichs wurdl.'$ogar
bisweilen für remt bedeutende Lehen - zu denen etwa ein SdJo� als Haupt5itz einer Grundhemchafl: gehöne - nur eine Abgabe in Denaren,
obliae
genannt, verlangt5h, Der persönlich geleistete Waffendienst bildet jedod! während der ganzen hier behandelten Eptxhe in Deutschland wie im Königreich Frankreid! die Regel. Allerdings war es in Deutschland von der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts
an möglich. süh von der persönlichen Teilnahme
an der Romf;thn durch Zahlung eioer eilispremenden Abgabe freizukaufen. Mit Remt können wir annehmen, daß im 13. Jahrhundert die Dienstleistungen im Hause des HeIrn, die Eh.rendienste und gering4 fügigen Abgaben auf Kosten des Waffendienstes größere Bedeutung gewannen; diese Entwicklung muß sich
�
vielen Orten volltogen
haben. So ist aus Flandern bekannt, daß 1325 in der Kastellanei von Brügge von mehr ab fünfhundert Vasallen des Grafen von Flandern nur siebenundadltzig
zum
Waffendienst verpflimtet
waren. Alle übrigen brauchten lediglich Dienste der ebengenannten Art zu leisten�3. übrigens bestand das
auxilium
nicht nur in Waffenhilfe, son
dern auch in finanziellen Leistungen. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden letztere in Ausnahmef;illen, die beinahe immer dieselben waren, in Anspruch genommen. Allmählid! wurde dieser Brauch zur Regel, und man durfte nur noch in eben diesen Fällen Anspruch er4 &r 2.
B. F. VAN PE PUTTE und C. CU.TON, Chronicrm. tt Cartularium SanCl; Nicolai FUT"'!fIsis, Brüg-ge 1849, aO 1179, pp.231 u. 232. n. Z. B. HIGOUmT, U Comlf d� Comm;n8tf, H, P. J. Nr. 3 (1199),
Nr.7 (1276/77). U J. DE SWß. LI pi.., tmcitn Li1l1� des (i�" d.. BQ"', Je Bru'�1 v�n 021, T.blcttn des Flandres, 1950.
Consilium
97
heben. Die Zahl dieser Fälle war nicht immer genau diegleicbe. I n der
Normandie waren es drei, während in der Kronclomänc und im größten Teil Frankreichs vier anerkannt waren. Es war die aide aux quatre cas, und diese vier Fälle waren im allgemeinen: Zahlung des Lösegeldes für den gefangenen Herrn, Ritterschlag des ältesten Sohnes, Aussteuer der ältesten Tomter des Herrn Ilnd die Fahrt des Herrn ins Heilige Land. Das System der auxjli.s. der aidel der Vasallen, wurde auch in Engtand ausgebildet. In Deutschland waren finanzielle Beihilfen weniger bekannt.
Consilium Fulbert von Chartres nennt -':leben dem auxililfm als �istl:l!?$s p.flicht des Vasallen gegenüber seinem Herrn �1!.�_�..l.�'!!iE'!.� der Vasall soll diesem mit Rat beistehen. Dem tlt!I!L mit Rat beisteh!
geg
�
iu in partem
et
iudirio irrr/ragabili d�,trnile quid lngelberto,
98
Das klassische Lehnswesen
quid monachis conveniat responderi54• Mit diesen Worten roll:: 1122 Graf Karl der Gute von Flandern die Vasallen, die in seiner
curia sitzen, zur Rechtsprechung in der Streitsache zwischen der
Abtei Saint-Vaast zu Arras und dem Ritter Engelbert auf: "Meine Herren, im hitte Sie inständig auf Grund der Treue, die Sie mir schulden, sidt zurückzuziehen und mit einem unanfechtbaren Urteil darüber zu entscheiden, wie unsere Antwort sowohl an Engelbert als an die Mönche aussehen soll"!
Vasallen ohne Dienstpflicht In den zum KönigreidJ Burguncl (oder Arelat) oder zum König reim FrankreidJ gehärenden Teilen des Rhonegebietes, im Languedoc l _!i�s..- I }.Y.r�näeri ' begegnen Fälle, in und im nö:� lich;,�_ Y?�l�!� denen dem Vasälfen keine oder p.ur unbedeutende _ Pflidlten oblagen. V�rtli�ng stellen Sie mußten lediglich dem und ihn beherbergen, d. h. ihm erlauben, das Remt auf Gastung (gite, alberii/rJ wahrzunehmen, und zwar mit einem zahlenmäßig begrenzten Gefolge und nur eine bestimmte Anzahl von Tagen pro Jahr. Von Vasallen, die sich dieser besonders günstigen Regelung erfreuten, sagte man, daß sie Freileh�n (feudum francum, feudum honoratum) innehatten, daß sie tenaient en franc fief55 . Ihr bloßes Vorhandensein mamt wieder einmal deutlich, welchen Einfluß die dinglime Seite der Lehns- und Vasallenbindungen auf ihre per sönlime Seite gewinnen konnte. Wie man sieht. war dieser Einfluß stark genug, um das wesentlimste Moment der Beziehungen zwi schen Vasall und Herr auszulöschen. �------
ff��r�n--9je'"B�;;rz-;;"r"
Gegenstand der Herrenpflicht Der Gegenstand der Herrenpflicht steht in deutlicher Ent sprechung zum Gegenstand der Vasallenpflicht. Nach Fulbert von Chartres sollte der Herr in omnibus vicem reddere, Philippe de
-
Urkunde Nr. 108, Ix-i VElI.CAUTElI.EN, Actes des comus de Flandr�, p.249. 55 Siehe unten, pp. 128-129 u. Anm. 39. 51
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-
99
Gegenstand der HerrenpflidJ.t
Remi, sire de Beaumanoir, der größte Rechtsgelehrte Frankreichs im 13. Jahrhundert und ebenfalls ein Mann der Pra:>l;is, schreibt lihnlichcs in seiner Coutume du Comte de Clermont en Beauvaüis: ,.Nous disons el voirs est selonc nostre coustume, que pour autant comme li hons doit a son seigneur de loi et de loiaute par la reson de son homage, tout autant li sires en doit a son homme-u, "wir sagen - und so bestimmt es unser Gewohnheitsredlt - daß ebenso wie der Vasall seinem Herrn auf Grund der ihm geleisteten Mann schal1: Treue und Aufrichtigkeit schuldet, auch der Herr seinem Mann dasselbe schuldig ist." Der Gegenstand der pflicht sowohl des Herrn als auch des Vasallen umfaßt einerseits die Treue und andrerseits gewisse Leistungen. Wir können hier die T�!!.!:lFflicht.des Her:;t nur kurz beruhren. Sie :�,�������J..n den Grund..:§�7.11_Aer Treupt1icht des YMalkn: einerseits verpflichtet sidtderHerr zur Ull� � JI AasX:eb ii:U� ffiJiarungen: t���.s':lEi.ps t . C ::E ii e �r;����_.a��!. �; Ej�ntum des Vasallen gefährden könnten57; andrerseits ist die Tre�;�l;Ie'G;ü�halt�'ng: -�fie jede; v�dl�lten des Herrn gegenüber dem Vasallen behermnen und durch.dringen 5011. Die L � ���1:IEÄ� lassen sich in zwei K�te_K?!i�n einteilen, die uns . bereits aus der Karolingerzeit bekannt sind: der Herr sch.uldet seinem Vasallen Schutz undJlurcrhalt. Bracton meint die Schutz " ' paldIt, wenn er ;a;reib� ; da d';; M annsch.al1: ex parte domini protectio, defensiv et warantia, d. h. "von Seiten des Herrn Schutz, Verteidigung und Gewährleistung" bedeutet58• Dies läufl: darauf hinaus - und alle Zeugnisse stimmen darin überein - daß der Herr gehalten ist, dem Ruf seines Vasallen Folge zu leisten, falls dieser ungerechterweise angegriffen wird und daß er ihn gegen seine Feinde verteidigen muß. Diese Verteidigung kann vemniedcne
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Siehe oben pp. 8�7. PHILIPPE OE BEAUMANOIR, Coutum�s de Beau vaisis, Nr. 1735, hg. v. A. Salmon, Il, Paris 1900, p.383. '7 Siehe z. B. das 18. Kap. des Vertrages von 1101 zwismen England und Flandern, in dem die Handlungen aufgezählt sind, die der König als Herr des Grafen seinem Vasallen gegenüber zu unterlassen hatte. Sie sind mit denen identisch, die der Graf ah Vasall des Königs seinem Herrn gegenüber nidJ.t begehen durfte und die im 1. Kap. aufgez:ihlt sind; siehe oben, p. 89 u. Anm. 36. IS De Legibus, fo 80; hg. v. Woodbine, TI, p. 232. 51
Das klassisme Lehnswesen
100
"
Formen annehmen; manchmal ist sie Gegenstand von Vercin� barungen, die die Parteien untereinander treffen. Das Hauptgewicht liegt auf der Verteidigung mit Waffengewalt. $0 muß der Herr eventuell einen Xrieg "a'�r"sidl"nellriien:-um seIne n -vasal!err-'�U 'veiteiaigen,-W:ie"e:;�:·ä:�vön- "König" Pliilipp-
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curiam suam invitavcrit ob aliquam causam, episcopus Leodiensis, " debet . . . pro co in curia iur; $tare et respondere. Preterea si quis terram Hanoniensem ad malefaciendum aggressus fuerit, episcopus Leodiensis comiti Hanoniemi debet exercitum contra exercitum in propriis expemis episcopi; ,.wenn der Römische
Kaiser den Grafen von Hennegau wegen irgendeiner Sache vor sein Hofgericht ruft, muß der Bischof von Lüccich vor dem Gericht erscheinen und für ihn Rede stehen. Außerdem muß der Bischof von Lüttich, wenn irgendjemand in böser Absicht den Hennegau angreift, dem Grafen von Hennegau auf eigene Kosten ein Heer zur Bekämpfung des feindlichen Heeres zur Verfügung stellen"5"'-. Zu den Pfli�t�n._,��s )-I�r_��_ &�b:�rt es ebenfalls, dem, V�allen ' -- zu .seinem , . . .. . . _Recht " . . mit seinem ]{at beizustehen und ihm .. . - - verhelfen. _ 'zu . ' Hat er ihm ein'LeIi.en gegeben, so muß er ihm dessen Besitz ge währleisten, d. h. er muß ihn gegen jeden Versuch, ihm dieses Lehen streitig zu machen, verteidigen. Insgesa.mL:w.e.rckn_..diese die die Lei Leistungen m�T;I.
�.__
._-
,.....
..._._ _ .
Siehe oben, p. 83, Anm. 25. �I Siehe oben, p. 87, Anm. 30; Wilhelm
.. . _
,_
.
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58L
v.
Normandie. Graf
v.
Flan-
Gegenstand der Herrenpflidlt
101
Unterhalt gewährt der Herr dem Vasallen hauptsäd::tlidt, um ihn in die Lage zu versetzen, Dienst zu leisten, insbesondere den Waffendienst, den er von ihm erwartet. Dieser Unterhalt kann wie in früherer Zeit auf zwei verschiedene Weisen gewährt werden. Der Herr kann den Vasallen direkt an seinem Hofe, in seinem 'Hause unterhalten. oder er kann ihm ein Lehen gewähren; in viel selteneren Fällen ein Allod oder eine Leihe in Prekarie oder sogar eine Zinsleihe. Dudo von Saint-Quencin mamte zu Anfang des 11. Jahrhunderts einen sehr deutlimen Untersmied zwischen den beiden ersterwähnten Arten der Unterhaltsgewährung. Er be richtet, mit welchen Worten Graf Wilhelm Langsdlwert von Nor mandie einigen seiner Untergebenen die Bitte um Vergabung von Land zu Lehen absmlägt. Er legt ihm die folgenden Worte in den Mund: Terram quam a me requiritjs non pOlSum largiri vobis;
omnem tantum suppelltctilem quam possideo concedam lihenter vohis: videlicet armillas et balteos, loricas et galeas, atque cambi tores, equos, secures ensesque praecipuos auro mirahiliter ornatos. Gratia mea continua, militiaeque palma in domo mea fruemini, si incumbentes meo servitio 'Vo/untarie fueritis60; "Das Land, das
ihr von mir verlangt, kann idl euch nimt geben, aber alles, was ich an beweglichem Gut tatsädllich besitze, gebe ich eudl gern: Armschienen und Degengehänge, Panzer, Helme, Beinschienen, Pferde, Streitäxte und sehr schöne Schwerter, wunderbar mit Gold verziert. In meinem Hause werdet ihr eudl stets meines Wohl wollens erfreuen, und ihr werdet den Ruhm der Ritterschaft ge nießen, wenn ihr mir willig und ergeben dient." Neben diesem französismen Beispiel; welches den Lebensurnständen ,der vassi casati sehr deutlidJ. jene Regelung gegenüberstellt, weldle für die Vasallen getroffen wurde, die man als zum ritterlichen Gesinde gehörig betrachten könnte,1 nun ein Beispiel aus Deutschland aus derselben Zeit. Es handelt �idJ. um einen Brief, der zu Beginn des 11. Jahrhunderts von einem Mönm der Abtei Tegernsee an einen dern,
in einem Brief
VON BRÜGGE,
c.
von
1128
an
den König
v.
Frankreich, GALBEJ\T
107, p. 154.
... De moriblJs et actis primorum Normanniae ducum, In, J. Lair, Caen 1865, p.187.
44, hg.
v.
Das klassisdte Lehnswesen
102
mit ihm verwandten Grafen geschrieben wurde. Er verwendet sich für einen Vasallen dieses Grafen, der sich beklagt, se adhuc rarere beneficioe,\ "bis jetzt noch kein Benefizium erhalten zu haben.... In Frankreich gibt es während der ganzen hier behandelten Zeit vassi non casati, oft baccalarii, ftz. bache/iers, genannt. In England _ hier heißen sie household knights - ttiffi: man sie mindestens bis ins 12. Jahrhundert, und in Deutschland gab es sie ebenfalls. Ihre Zahl war nicht gering. Aber die Wunsche und das Streben dieser Va sallen haben eine Entwicklung vorangetrieben, die schon unter Kar! dem Großen begann. Im Verhältnis zu den belehnten Vasallen hat die Zahl der non casati unaufhörlich abgenommen. In manmen Gegen� den erhält seit Beginn des 11. Jahrhunderts jeder Vasall in der Regel sein Lehen. Der unbelehnte Vasall wird immer mehr zur Aus� nahmefigur: sehr häufig nimmt er nur vorübergehend diese Stel lung ein, indem er etwa auf eine Belehnung wanet oder hofft, nach ein paar Jahren ergebenen Dienstes ein Lehen zu erhalten; und selten wird diese Hoffnung getäuscht. Ursprünglich schloß die Verleihung eines Benefiziums nidlt notwendig andere Formen des Unterhalts aus. Hieran erinnert nom ein Brauch, nam dem die Herren ihren Vasallen jedes Jahr '()cstes, d. h. Kleidungsstücke schenken mußten. Zum Beispiel mußte der Bischof von Lüttich dem Grafen von Hennegau und seinen drei bedeutendsten Burggrafen jedes Jahr zu Weihnachten drei Paar Gewänder zukommen lassen 6!. �
-
Herren und Unter'()asallen Die durch Ma��smafl: und Trelleid geschaffenen Rechtsbeziehun gen galten nur für die Vertragspartner. Zwischen Herr und Unter v!ls�l1.,�nt �_t�,:Al>,e.ineJ�._e_
•
•
.
-I.. "
Di� T�gcmucr Briefsammlung,
in 80, III, BerliD 1925, ••
•,
Nr. 72,
p. 80.
hg.
Sieh� oben, p. 83, Anm. 25, ao 1076.
.
v.
K. Strecker, MG.
JEAN DE BLANOT, De homagiis, c.12, hg.
v.
Epistolae
J. ACHER Notts
sur
103
Lösung von Bindungen
jMocb
sd'lOn vid fr üher nam diesem GrundsatZ verfahren. Oft:
mußte ein Va�all �einem Herrn seine eigenen Vasallen zur Vu fügung stellen, diese selbst waren jedom dem Herrn ihres Herrn gegenüber auf keine Weise verpflimtet.
Allerdings gab es für diese Regel eine bedeutende Ausn ahme. D3� ( dinglime Element der Lehns- und Vasallenbinclungen hatte bewirke,
_�_.dic..».�!���_):J�rrn,_ A� _�ei_ l�i!)�!p.Jode mxh
keinen
bestimmten Erben seines Lehens hinterließ, als Vasallen des Herrn '' · · ' ·� a;;-;t; c ius a,ng�h�n werden urf;en bis de Erbe 'des Lehens
g
-
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;
;
redi'tniäßi bes; m� wurde. I� Anw�ndung dieser Regel behandelte König Ludwig VI. von Frankreim die Vasallen des Grafen Kad d�s
Guten von Flandern als seine eigenen und rief sie an seinen Hof, nachdem der Graf 1127 ermordet worden war und keinen be stimmten Erben hinterlassen hatteM•
Lötung von Bindungen Wie wir wissen. hatte der Vasall urse..�!!.G.I!�_p..��t._�,as _R��t,
den Vertrag, der ihn an seinen Herrn band, einseitig zu kündigen, ... ..
x.außer wenn dieser seine Macht gegen ihn mißbrauchte. Daran hatte sich bis zum Beginn des 1 1 . Jahrhunderts zumindest in bestimmten .....----.
" _.".,..� .... .
-
Teilen Deutschlands ßidlts geänden. In dem uns bereits bekannten Brief bat der MömD vom Tegernsee den Grafen, im Falle er seinem Vasallen nicht aliquid 4uxilii . . . in beTleficio, d. h
.
irgendeine Hilfe
•
in Form eines Benefiziums· gewähren woHe, möge er ihm doch
erlauben, cum gratiosli licentia vestra alium sibi dominum COTl
quirereel, "sim mit Eurer wohlwoUenden Erlaubnis einen anderen
Herrn zu sumen". Wenn also erst einmal das alte Verhältnis gelöst
werden muß, bevor lim der Vasall einen neuen Herrn sumen darf,
Ir droh savant au moyen ä8�. Nouvelle Revue historique de Droit ftan
et �tranger, 1906, p.60; wiederholt von GuilleImus DUIlANDUS in seinem SpecMIMm JMriJ (Spu"li Gulielmi D"randi . . . pars trrtill et qMarta, Lyon ISJ2, fD 120"; Libcr IV. Particula IU, De JeHIJü. 28). �ais
.. G"UtllT VON" BIlOGGE, c, 52, p.82. M
Siebe oben, p. 102, Anm. 61.
10'
kann diese Auflösung nicht durch einseitige Kündigung bewirkt werden. Seit Ende des 11., ganz sicher aber seit der, ersten Hälfre es zunächst in Frankreich und im Westen des t�. Deutschhi.nds, d. h. in Lothringen möglich, daß ein Vasall seine :aiJMt�W.'lJ.�t, v�r<�_�s�:se!z}� . 4a!LI:T seine Entscheidung unter _ e iner besti m mten Form bekanntgibt uni �.).eJ..,! _I..cben Beadltung verzidnc:t. Aum an diesem Punkt wird der Einfluß des Lehens auf �..J:��*�en�1!.�d ,9,uLd_as die"Va';;:Üenbindungen sichtbar. Die rr.� H. Lehen veg.i!jl�e!l 9.�iß"t_,, �.,!.uy !lE !.,,- !!Yfi.�'tli_� frz. �fier. dha'fJouer. Al!(sa:�ung ����&i(f M��! J,,:.A{ { Ii�!4.cj�Ji9.J, t! jJ fii wlI � Im Französi und schen wird man sagen difiance, deli, J�saveu, demission de demission de fief, Der V:l..Sall, der seinem Herrn die Treue aufsagt, will jedcxb in den meisten Fällen sein Lehen bebahen und begibt sich deshalb auf den Weg des Aufstandes. Im Französischen hat daher d�fier denselben Sinn wie pTO'Uoquer, herausfordern.
]ahrhunderi:;j;t
. •
loi
Sankti01Jtn --
Und so kommen wir "lur �Fnge' der Sanktionen, die für den Fall einer ycnr�gsverlet,z!:,ng ,:,.on Seiten einesder Partner vor gesehen sind. Salme Sanktionen haben bestanden, waren allerdings bis zum 12. und selbst bis 'Zum 13. Jahrhundert oft wirku?gsl�, und sehr häufig, wenn nidn sogar in den meisten Fällen, wurden die Streitigkeiten, die aus Vertrotgsverleuungen-er,üünden, mit den .. Wil;ffenA»ts�den. Pflidnverletzung von seiten eines der P?;rtner istFelgnjc;,auf dr e als erste Sanktion ale IreuauFsage erfolgt. die di die�fs�rtrts al;-r:&üli-der Vas en 'bindungb e ifeh lendemVersdm cn von selten es Herrn begegnet S'"Sanki-ion korinte-;;�-Y;S;Pffl ist:l ?as'MitierJir-t-;;�au1"sage "a1 an�wendet werden: als Jakob, Herr von Avesnes, 1173 vergeblich gegen die übergriffe auf seine Rechte protestiert hatte, die sein Herr Graf Balduin V. von Hennegau sim seiner Ansidlt nam hatte zusmulden kommen lassen, sagte er sieb von der Gräfin, die das Land in Abwesenheit ihres Mannes regierte, los und wagte es, ihr die Treue aufzusagen, ab ea receden s ipsAm diffiduciare presumpsit. Die Treuaufsa�t! als Sanktion srand aum dem Herrn zu(Vq:f��!!S.: '-'"'---
/idenliil,
difP-aiifiatio, Jilfidatio'.
._--_.
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Sanktionen
t05
Ein Schreiber, ein diatltor der Schule von Orl�ans verfaßt am Ende des 12. Jahrhunderts einen fiktiven Brief, in dem König Philipp August von Frankreich den Grafen von Flandern,Philipp von Elsaß auffordert, vor seiner curia zu erscheinen; er schließt die Bot Sda2A: mit folgenden Worten: alioqllin a nobis tt a nOJ!r;s baranibus vos (ss( nov(ntis diffidatum, andernfalls wißt, daß wir und un$'(re Barone Euch die Treue aufsagen-". Die wirks$.mste die, von der das Lehen -··, -"Sanktion -·-- �-·,·· ·war ··,-···, natürlich ,, betroffen wurde: ein weiteres Zeichen für'-die Wirkiing 'des Lehens auldie p;;'-��ii
•
_ .--_. •
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",,·.w_ ·>,
I
p.
" G1SELilERT VON MONS, Ch,oniqut!, hg.
11-4;
A, CARTELLIERI, Phi/ipp
Leipzig t900,
Beilage
., C. METAll,
v.
Vanderkindere, c, 7",
H, AuguI!, König tlon Frankrdm, I,
tJ, B. Nr,),
p.91.
CilrtuLiTl! Je J .. Triniti JI! Vt!nJome.
I,
Pari, 1&93,
Das klassisd!.e Le hnswesen
106
Ausdrücke zur Beschreibung der Lehnseinziehung als Sanktion.
Namdem der vorhin bereits erwähnte Jakob von Avesnes von
seinem Herrn, dem Grafen von Hennegau wieder in Gnaden auf
genommen war, sah er sich 1176 von diesem aufgefordert, ihm die Burg von Cancle zur Verfügung zu stellen. Auf seine Weigerung hin
fällte das gräfliche Hofgericht das Urteil, quod Iacobus in castro
SUQ
nihil iuris ulterius habere videretur&S, "daß Jakob jedes Redlt
an seiner Burg verwirkt hahe", Eine solme Konfiskation wurde
commissio oder commissum, im Spätmittelalter frz. commise ge
nannt. Die zunehmende Stärkung der Vasallenredlte am Lehen wir werden uns mit dieser Entwicklung noch beschäftigen müssen machte die Durchführung der Konfiskation immer schwieriger. Nur
in England war das Königtum stark genug,
um
ungehindert Lehns
entziehungen vorzunehmen. In Frankreim wurde seit dem 12. Jahr hundert eine weniger smwcre Sanktion eingeführt, die saisie du fief
(saisia, saisimentum), die zeitlim begrenzte Einziehung des Lehens.
Da die Konfiskation in England durchgängig praktiziert wurde,
konnte man hier auf die zeitweise Lehnseinziehung verzichten.
Als vorübergehende Maßnahme wurde dort allgemein eine ein fache Besmlagnahme der beweglichen Habe vorgenommen. Die "fr��!-ll!-Jsa�!1&-.,JIu..vd�!l,_ .tIe;:rn. , av:� Grun� einer . s�w�ren Vertragsverletzung s,l!�nerseits wirkte sich ebenfalls auf das Lehen
aus: in einem solchen Fall wurde der Herr des Herrn, dem die
Treue aufgesagt worden war, als Geber dieses Lehens angesehen.
Gab es keinen. Oberlehnsherrn.. so behielt. der Vasall ohne weiteres
das Lehen.
Die Aufsagung mußte, ob sie nun durch eine Verfehlung der Gegenpartei motiviert war oder nicht, in bestimmten Formen vor sich gehen. Der meistgeühte Brauch war die ex}estucatio, das feier
liche Hinwerfen der festuca, d. h. eines Stabes, oder eines anderen Gegenstandes, der als Symbol dienen konnte. über den Grafen von
Flandern Wilhc1m von Normandie, der 1128, beleidigt durch das
Verhalten seiner Vasallen Ivanus von Aalst und Daniel von DenderNr. 16; siehe aum die Nrn. 62,
p. 92 <8
u.
Anm.
66, 67. Flandern-England, siehe oben,
44.
GISELBEItT VON MONS, hg. v. Vanderkindere,
c.
80, p.119.
Mehrfache
Erblichkeit
Bindungen
107
monde, diese von der Treue, die sie an ihn bindet, lösen will, berichtet Galbert, daß prosiliens exfestucasset /wannum si ausus esset , . ' et ait: Volo . . . reierto hominio quod mihi fecisti, parem me tibi facere " "er kopfüber mit Ivanus durch Hinwerfen der Festuca gebrochen hätte, wenn er es gewagt hätte, und er sagte: ,Ich verzichte auf die Mannschaft, die du mir geleistet hast und will mich dir gleich machen'", Wenig später lassen Ivanus und Daniel, welche glauben, daß der Graf seine Pflichten verletzt hat, diesem durch Boten sagen: . " hominia, quae inviolabiliter hactenus vobis servaverunt exfestucare per nos non differunt; ,.sie beeilen sich, euch durch uns die Mannschaft:, die sie bisher gegen euch streng geachtet haben, durch Hinwerfen der Festuca zu kündigen". Galbert fügt hinzu: Et exfestucaverunt ex parte dominorum suorum inter nuntii illi, "und jene Boten vollzogen im Namen ihrer Herren die exfestucatio" u. "
Erblichkeit :�.�g��;;�isdJ.en.H�_�! �.lld Ya§a,!l ,�;!1:d iJlf�r ,�at_ur n�ch � J Di::.A�.zl� nicht e�blich. Aber wi�·-;ir· wissen, erreichten die Vasallen, die naciGT1'Ch�d;� Wunsch hegten, eines ihrer Kinder möge nach ihnen ihr Benefizium erhalten, daß sie schon _�?,t:JtiiJLd�J"ctp j!tblkh wurdeu': Wir-müssen also das Problem der Erblichkeit am Lehen untersU'Clten, denn außer bei diesem kann von Erblichkeit keine Rede sein. So taucht z, B. diese Frage im Verhältnis der vassi non casati zu ihren Herren nicht auf. Mehrfache Bindungen Bekanntlich kam noch vor dem Ende des 9, Ja_hrhunderts hauptsächlich in Frankreich der Brauch auf, d_a� �ill Y�s_a.1.� !llehre re!1 J{�rr�n__Mannschaft: leistete: wie wir S�?p.._���eIl" ,führte das Trachten nach Benefizien dazu, daß die ·V;sallenbiQdungen _viel von ihi:er'. ursprlhigl'idien' Verbindli,ch!t.eit verloren. Nichts wirkte in. -
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., G.UBERT VON Bll.ÜCGE, Histoir� du m�urtT� d� Charles le Bon, comt" d� Flandr�,
hg.
v.
Pir�nn�, c.95, pp. 139 u. 140.
lOS
dessen so e_iEs��,,:L4el:!d_wie_die Tatsache. daß ein Vasall, wenn er mehr�er� ..llirrt"l)._h_atte, zwischen ihnen wählen konnte und sich so verhalten, als ob er nieIll,;lodeLV.as.alLwäre. Mamnmal begegnen jedoCh auch Männer, die dem allgemeinen Zug widerstanden und sich weigerten, sich an mehr als an einen einzigen Herrn zu binden; wie etwa Gera).du.s.-.Y9n__Aurilhw zu Beginn des 10. Jahrhunderts und Wilhelm�YQn._E.Y.r.eu:o:;_im erste'n Viertel des 12. Jahrhunderts. Letzterem legt Ordericus Vitalis die Worte in den Mund: Regem et ducem diligo . . . sed um hominium faciam, eique ut domino, legaliter serviam, �ich verehre den König (Heinrich L von England) und den Herzog (Roben Kurzstiefel von Normandie), aber ich werde nur einem von ihnen Mannschafl leisten und ihm als meinem Herrn rechtmäßig dienen� 70. Fälle von solcher Standhafci�keit sind jedoch �roße Ausnahmen. Während es in Deutschland zu Beginn des 11. Jahrhunderts nom nimt üblich war - wie der bereits zitierte mehrfache Vasallen� Brief des Mönches vom Tegernsee zeigt 71 bindungen einzugehen, so setzte sich der Brauch doch wohl im Laufe desselben Jahrhunderts durch. In Frankreich wurde er be� retts seit dem vorhergehenden Jahrhundett allgemein geübt. In England war er ebenfalls verbreitet. In Bayern war m i 12. Jahr� hundert ein Graf Siboto von Falkenstein Vasall von zwanzig,ver� schiedenen Herren! Offensichtlich hat man zu verhindern versucht, daß die Ya_sallen� bindungen auf diese Weise vollständig zersetzt wurden. Seit dem Ende des 9. Jahrhunderts ist man sich der Notwendigkeit einer Lösung bewußt. Aus einer Notiz von 895 dem frühesten uns bekannten Beleg der Doppelvasallität - geht bereits hervor, daß derjenige, von dem man das größte Benefizium hatte, von einigen auch als der oberste Herr angesehen wurde, dem man am eifrigsten dienen mußte: Patericus sei mehr der Vasall von Robert als der von Graf Beringerius von Le Mans quia plus ab eo beneficium tenebat weil er von ihm ein größeres Benefizium habe"�:. Manchmal räumte man den Ansprüchen des ersten Herrn auf die Dienste des Vasallen -
-
-
-
•
..
Siehe oben pp. 62--63 u. Anm. 17; OI.DERICUS VITALIS, Histori" ecdes;aHica, XI, 10, hg. v. Lepn!vost, IV, p. i01-.·--lJ...�he oben, p. 101, Anm. 6l. ;. Siehe oben, pp. 51-52 u. Anm. 55. 7G
Dic Ligcssc
109
den Vorrang ein - dieses Prinz.ip fand in Norditalien Verbreitung
oder man ma.cb.te bei jeder folgenden Manruchal\. einen Vorbehalt
zugunsten der älteren.
Die Ligesse In F!.!.nkr�ch setzte ,id!. das System der Ligesse dunn. Es kam dort um die Mitte des 11..Iahrhunderts auf und war auch in
Lothringen" vor dem Ende des JahrhundertS bekannt71• Von der Normandie aus - wo es vielleimt entstanden ist - gelangte es in der z.weiten Hälfte des 11. Jahrhunderts nam Süditalien und nad:! Eng
land kurz nam der Eroberung. Von vcmhieclerum Herren hatte einer eine Sonderstellung. Diesem mußte der Vasall mit der ganzen -",-- --
_.
Hingabe dienen, die das Wesen der frühen Vasallität ausgemacht -- ---_ ." -
._.
-
hatte:�inteiie, d. h. ganz und vorbehaltlos und cp1itra omnes,
"gegen
----..
fe
-
Dieser Herr istA.�r A.ominu$.. �gius. fn. le seigneur lige; /igius ist d�;n-deutschen "led g� verwandt, wu hier "ledig jeder anderen
i
:-::-
7:t'
11 Cartulaire de la Triniti de Vendöme, I, Nr.62, hg. v. M�tais, Pari, 1893, p. 117, ao 10-46; CiSElUIlT VON MONS, Chronique (Lüttich-Henne
gau, aO 1076), c.8 u. 9, pp. 12 u. 0; Gest" tpiuoporum C"JtUractmium
.
Conlinu"tio: Gtst" littbtl1; tpiscopi, c. 9, hg. v. t. Bethmano, MG. 55.
VlT, p. �93 (umbrai, kun. n3ch 1076). 14 Si inugre fldlel homo suus fied, GAl.IHt"T VON
B1I.ÜGGlt, c.5(',
hg.
v. Pirenne, p. 89 (siche ohen p. 72); zitiert bei N, DIDIEJI. Le droit dn fitfs dam Ja eoutume de Hain"..t au moyen agt, Paris 1945, p. 31. Contra omntJ: siehc das Vasallitäuverhiiltnis, das Graf Fulco Nerra v. Anjou ,
996 dem Sohn du Crafm Odo
I. ". Blois anbietet, RICHE". IV, 91 hg. v. Latoudle, 11, pp. 2'14-296; Brief Fulbens v. Chanres an Rrinald v. Vendöme von 1007, Rteutil des hislOritns des G"ults tt Jt la Franet, X, p. 447, siehe oben, p. 89, Anm. 35; �it 1076 war der Craf von Henne gau infolge seines hominium liglum verpfli Bisdlof von Lünich
chtet
.
seinem Herrn, dem
.J om nia et contra omneJ univtw)S homines zu
•
dienen, siehe oben p. 83 u. Anm. 25; als 1101 der Graf von Flandern Ro
II. Va,al! König Heinrichs I. von Englilnd wird, vcrpflidltet er sich, dessen Llmd contra omntJ homines qui vivtrt CI moti pOJJin/ zu vet teidigen: Venrilg von Dover, c. I, siehe oben p. 92 u. Anm. 44; ein Bei bert
Ipiel aus dem Jahre 1206 wird weiter unten p. 1S4 u. Anm. 77 zitien.
110
Bindung" bedeutet. Später ging der ��g!lfLligjJiL!Hf AeuYasalkn. auf die Mannschaft, auf das Lehen über und man gebraminc Wendungen wie homo ligius.ligius milrs, hO!!EEium liglfJ m.. ligiiL fidelitas,je94.JiJTJ Jjg�!I.!J1� Die nach England und nam Süditalien, gelangten Begriffe dominus figius, homo ligius, ligantia (= Ligesse) blieben dort erhalten und wurden im Laufe des 12. Jahrhundert$. weiterentwickelt. In der Grafschaft Barcelona wurde der homo ligius als solidus bezeichnet. Selbstverständlich konnte es ursprüng lich nur einen einzigen do.�IJ�_�jgi!4s geben. Diese Regel w..IUd.da J:o:llgland1S streng beadltet und besaß bis spät int).�� Jahrhundert ��n_ein .Gültigkeit. In Frankreich und Lothringen benutzte man jedoch da,,; Institut des homagium ligium zum Eingehen neuer, der dem ersten dominHS ligills geleisteten Mannschaft- glei
LtgeJ HmTid I, 43, 6, 55, 2, S2, 5, hg. v. F. lichtrma.lln, Die Ge setzt der Angdsadmn I, Halle a. d. Saalc 1903, pp. 569, 575, 599 15
(ai. 1114_1118).
:. VU,CAUTEIU!N, Acres, Nr. 30,
c.
1 , p.89.
Die Ligesse
111
Treuvorbehalt zugunsten des Königs einschließen mußte77, wurde die Ligesse schließlich vom Königtum monopolisiert. InDeutschland wurde die Ligesse auf Grund d�r herrschenden _Verhältnisse erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts notwendig, denn hier verfügten der König, die geistlichen und ,weltlichen Fürsten und- die anderen großen Herren in ihren ritterlichen Dienern, in 'ihren Ministerialen über ,!hilites, di�. ihrer Herrsmafl u��ittelbar und aussdtließlich unterstanden. Auch drang der homo /igius, der ·"ledichman", im Osten nicht über Lothringen ung einige unmittelbar benachbarte Gebiete hinaus. Als die Ministerialen dann auch von anderen Herren Lehen annahmen und die freie Ritterscha-fl: in Scharen in die Ministerialität eintrat und damit ein Element der Unsicherheit in die Unterordnung der Vertreter dieses Standes gegenüber ihren Herren hineingetragen wurde. änderte sich die Lage. Die Hoh:-n-_ EjB_Q��_;:wciten .Ii.ä.If�_ sies ��. JahI:h!lD,derts staufen versuchte · oHens ldltYi'Ch nach französische� �uster -:- z�� Vorteil des König Deutschland einzuführen. Was Friedrich Bar tumi - die Ligesse in --; �;;-; ---���;id;��- ;;d;��:- ; ;:- �da u a ß die Reidufürsten baroSsa- vor l1 dem König und nur ihm allein das bomagium ligjum leisteten, wie es in Frankreich im allgemeinen bei den Pairs. d. h. den wichtigsten Territorialfürsten der Fall war. Auch versuchte er - allerdings ver geblich - in die Mannschafl:, die die Vasallen der Fürsten diesen leisteten, einen Vorbehalt zugunsten des Königtums einzuflechten. Nichts konnte indessen den Prozeß der Zersetzung durch die mehrfache Vasallität aufhalten. -
77
Leges Henricj
I, 82, 5, hg. v. Lieberffi.lnn I,
p. 599, a" 1 1 14-1 1 1 8 .
ZWEITES KAPITEL DAS LEHm
T�rmjnologjt Das dingliche Element der Le�ns- und VasaUenbindungen bleibt auch in der klassischen Zeit des Lehnswesens in seinen wesentlichen Zügen das, was es zur Karolingerzeit war: eine Leihe, die ein Herr seinem Vasallen unentgeltlid! gewähne, um ihm den ihm zustehen den Unterhah zu verschaffen und ihn n i die Lage zu verseneD, den Dienst zu leisten, den er von ihm verlangte. Diese Leihe wurde zu Beginn der hier behandelten Epoche wie zur Karolingerzeit mit dem Wort beneficium bez�ichnet. Dieses WOrt kann sid! jedoch ebenfalls auf eine Leihe in Prekarie, auf eine an bestimmte Dienstleute vergebene Dienstleihe oder auf ein kirdaliches Benefizium beziehen. Daher muß man stets den Zu sammenhang prüfen, bevor man die jeweilige Bedeutung des Wor tes bestimmt. Hier interessiert uns das Benefizium lediglich in sei ner gebräuchlichsten Form: als casamentum (frz . chastment) de, Vasallen, also als Vasallenleihe. In Deutschland wird in jener Epoche - und, wie wir wissen, noch lange Zeit nachher beneficium als ttrminlls ttchnicll5 ver wendet. Es ließen sich beinahe beliebig viele Ziute von Autoren des 11. und des beginnenden 12. Jahrhunderts anführen, die vasal Iitische "Ben�zien" erwähnen; so etwa Thietmar oder Wipo I in seiner Biographie Konrads 11. und viele andere. Greifen wir aus der Fülle der Beispiele eines heraus: Wipo beridJ.tet, daß König Konrad 11., der den Herzog Ernst von Schwaben an sich binden woilte, nachdem dieser ihm bei einem italienismen Feldzug eine -
I THIETMAR
I, 7, IV, 52, 69, V, 3, VI, 29,
pp. 10, 190, 210, 222, 308.
Wlro, GeJla Chlfonradi imperatorj�, c.ll, 28, 31, hg. H;;l;nnaver 1915, pp. 13, 46, SO.
v.
H. Breßlau,
Terminologie
113
Zeitlang Beistand geleistet hatte, dem Herzog im Jahre IQ26 ein ansehnlidJes Gesmenk machte: Campidonmsem abbatÜtm . . . in btntficium accepit a regt, "der Herzog erhielt vom König die Abtei Kempten als Benefizium." Von Konrad n. bis Heinrim IV, ist in den Königs- oder Kaiserdiplomen ebenfalls sehr häufig von an Vasallen verliehenen Benefizien die Rede-'. Auch in Frankreidi bleibt das Wort beneficium im 10. und in der ersten Hälfte des H. Jahrhunderu erhalten. [m Jahre 1022 beklagt sich Graf Odo 11. von Blois und Chartres in einem vielleicht aus der Feder Fulberts stammenden Brief an König Robert 11. darüber, daß dieser ihn nicht für würdig eradite, ullum beneficium tenere de te, ,.von Dir ein Lehen zu halten�4. In einer Urkunde von 1058 wird beridttet, daß Graf Fuico Nerra von Anjou die Grundherrschaft Montrevauh aufgeteilt ee milieibus univtTsa per bmeficium dona wrat, "und sie als Bene fizium unter seine Vasallen verteilt hat"s. Der Graf von Macon erinnert 1023 in einer Urkunde daran, daß er die GrundherrsdtaAJully-ln-Buxy una eum eonumu suorum /idetium qui preaictam potestatem viee beneficii acceperant, "mit der Zustimmung seiner Vasallen, die dieses GUt in Benefizium er halten hatten", der Abtei Cluny übergeben hatl. Das Wort bent ficjum wird ferner in den Königsurkunden der letzten Karolinger und der ersten Kapetinger 1 und in zahJreidlen Privaturkunden verwendet. Wir fanden $Oldie Urkuoden im Anjou (das Vend6mois inbegriffen), in Burgund, in der Champagne, im Chartrain, in Flandern, im LanguedoC", im Limousin, im Maine, in der Norm3n� t WIPO, e. 1 1 , p . 33.
I
Siehe die indiets def vertm. Bde. der Qu:mU!rie der Diplomata
den MG.
$ub v<> hfflejicium.
• RecHeil des bistorie,u des Gaules I
Cl Je la Fral1ct, X, pp. SOI-502.
L. fuLPH!N, Le comt; ri'AnjoH au XI' sitele, Paris 1906, p.16O
Anm. 1.
I A. BUNARD
U.
In, 1884, Nr. 2782.
7
in
A.
BRUEL, RtcHtil du warles de l'ahbaye: de CIHny,
Siehe die Indices der versdticdenen in der Reihe CharttJ et dipl6mu
POH' seroir
dereD Urkundm nidlt ab $Olene herausgegeben wurden, haben wir um
fangre:ic:he E1:zcrpte aUf zahlreichen Urkundenbüchern gemacht. Die Ur kunde:nlinen von W. M. Nt"'W"'N (Catalogue des aCUJ de Rober! 11, Toi
114
Das klassische Lehnswesen
• die, im OrIeanais (und im Gltinais), in der Gegend um Paris, ,m Poitou und in der Tonraine8• Daneben taucht in unserer Epoche das Wort
feodum
zwar häufiger in der Form /evum und manchmal aum als frz. fiei oder fieffe, deutsch "Lehen". niederländism leen.
auf, und
feudum,
Am Ende des 9. Jahrhunderts tritt dieses Wort als feos oder jeus im südlichen Burgund auf. Es bezeichnet bewegliche Güter und kommt im Akkusativ und im Plural vor. Es begegnet in Urkunden, in denen von Verkäufen die Rede ist, bei denen der Gegenwert ganz oder teilweise in Naturalien beredmet wird, in feos oder jeus,
denen ein bestimmter Wert beigemessen wird. Hierfür ein Beispiel aus dem Jahre 889, bei dem es sich um den Verkauf von Grund�
pagus von Mlcon handelt. Der Verkäufer erklärt: ac cepimus de vobis precium in presente, sicut inter nos convenit, in feus compreciatus valentes solidus XXI, "wie zwischen uns ver stücken im
einbart war, haben wir den Gegenwert in Form von fahrenden
Gütern, deren Wert auf einundzwanzig
Solidi gesmätzt wurde,
er
halten"�. W i r besitzen aus derselben Gegend aus dem letzten Vier
tel desselben Jahrhunderts und aus dem ersten Viertel des 10. Jahr hunderts eine ganze Reihe solcher Urkunden, die alle dieselbe Klausel und denselben Ausdrudr enthalten 10. Daß feos, feus wirklich diese Bedeutung hatte, wird bestätigt durm eine Urkunde vom
selben Typ, in der man an Stelle von in feus compreciatus die Worte
in re preciata
findetll•
d� France, Paris 1937) und von F. SoEHNE (Catalagu� d�5 actes d'H�nrj [
Diese Aussage gründet sim auf sehr umfassende, aber nimt ersmöp fende Auszüge aus Urkundensammlungen. g Cluny, I, 1876, Nr. 39. 11 Cluny, I, Nrn. 24 (881), 36 (889), 50 (893), 5� (895), 68 (900), 100 (908), 236 (923), 243 (92�). Mim trifft das Wort mit dieser Bedeutung an in einer Privaturkunde aus dem Thurgau, die vom Jahre 792 datiert wird, H. WAJtT�ANN, Urkundmbuch d. Abui Sanct Gallen, I, Zürim, 1863, NT. 133; es ist aber nicht ausgeschlossen, daß dieses angebliche Origi nal eine Neuausfertigung aus dem späten 9. Jh. ist. Das Wort kommt im Laufe der zweiten Hälfte des 9. Jh.s im Königreich Italien auf. P. s. LEICHT, StoTia dd diritto pubblico italiano. üzioni, Mailand 1938, p. 164. 11 Cluny I, Nr. 38 (889). Paralleltext für die Auvergne bei A.-M. u. 8
Termillologie
115
Für den übergang von ..fahrendem Gut" (frz. bitn mobi[ier) auf .�i�� an G��f1d und B04!:!l gegen Dienst" (frz. tenure foneitre de service), also Benefizium, wurden vemhiedene Erklärungen gegeben. Die am meisten befriedigende bleibt m. E. jedcxb diejenige, die von Mare Blodl su.mmtn. Er geht von einer fränk..ischen Wortbildung ·Jehu-öd aus, deren erster Teil analog zum gotischen faihu (= Herde) das Vieh (Iat. pecUS) bezeidmete, also die Fahrhabe par exeellence, während der zweite Teil od "Gut" zu bedeuten scheint; das Ganze muß also den Sinn haben: Fahrhabe von einigem Wert. Und ebendieselbe Bedeutung haben wir bei feos, JCHS festgestellt, die man ansdieinend ohne besondere Schwierigkeiten von ·Jehu-Od ableiten kann. Die Herren gaben ihren Vasallen feos, feHS, um ihren Unterhalt zu gewährleisten. Ein schönes Beispiel hierfür stammt aus der Feder Dudos von Saint-Quentin u. Somit hätte das WOrt allmählich eine zweite Bedeutung erhalten, und zwar .was zum Unterhalt des Vasallen dient·. Und dort, wo das Bewußtsein von der spramlichen Herkunft des Wortes sich verloren hane, nämlich in den romani�chen Gebieten, trat das Wort schließli
Grand CartHlairt de Saint-llIlien de Briolldr.
de resti H. DoNIO.... CanHlaire Essai
rHlion, Clerrnont-Ferraod 1935, Nt. XVIII (893 de BriaHde, Paris 1863, Ne. 18). Für die Landso:hafl ROllergue analoge Texte all5 dem 10. Jahrhundert bei G. DESJAItDINS, Cartulaire de r",bb"'ye de ConqHfs en ROHtrgHe, Paris 1874, Nm. 128 (908), 208 (932), 113 ""
(943), 162 (965), 223 (974). n Sociile lüuillle, I, pp. 254-256. JI Siebe oben, pp. 100--101.
Das klassisme LehnS"Wcn:n
116
"das genannte Allod irgendjemand zu Dieselbe Verfügung findet sich in vielen Ur
/evum IId ullum bomirum, Lehen
zu
gehen" u.
kunden, in denen das WOrt benefu:ium im Zusammenhang mit einer ähnlichen Verbotsklausel auftritt. Im 10. Jahrhundert bfgegnet der Ausdruck in zahlreidlen Ur kunden aus dem Languedoc entweder in der Form jevum oder in den der Volkssprache näheren Formen leum, leo oder sogar in der direkt aus der Volkssprache stammenden Form feHz. Er tritt ent weder in VerbOtliklau�ln auf, ähnlich der, die wir soeben zitierten. oder innerhalb der Dispositio in bezug auf die früher einmal oder zum selhen Zeitpunkt vollzogene Verleihung des froum. Als Bei spiel sollen hier ein paar Auszüge aus dem Testament der Gräfin Garsinde von Toulouse dienen. welches um 972 datiert werden kann:
lllum fevum quem unuit Rostagnus de Vehdrea, pratos et boscos et condaminas . . . dono Aymarao et Bernardo, filii! Bernardi . . . et illum fnJum quem unet /samus fJjcecomes, uneat ipse !samu! aHm fJ;:v;t . �Im gebe das Lehen, welmes Weiddand, Wilder und condaminae umfaßt und von Rostagnus von Veharea gehalten wird, .
.
den Söhnen Bernhards Aymardus und Bernhard . . . und das Lehen, das der Vizegraf Isarnw hält, soll er bis zu seinem Tode halten-li. Die Quellen werden in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts immer zahlreicher. Sicher darf man behaupten, daß im Languedoc
f«lHm
zu dieser Zeit gebräuchlicher ist als
beneficiHm.
Auch in
anderen Gegenden Frankreidl$ findet das Won Verbreitung, etwa in Burgund. wo es im Sinne von Benefizium verwendet wird, 11
].ROUQUETTE u.A. VILLEMAGNI!, Cartulaire de Magudone, r,Mont
pellier 1912, Nr. 3. Der von den Herausgebern gegebene Tut wurde an Hand du Karlulan (Reg. C fo 127. vo) n i den Ard!ives mpartemnuales des Herault überprük D!vIC und VAI$UTI! und die Gdehrten. die die überarbeitung ihrer Histoire gtn�rale de L4nguedoc besorgten, haben die Urkunde in Bd. V, Nt. 48 veröftentlidu, und zwar nach einem sehr wenig zuverlässigen Teil der handsmriftlimen überlieferung, wo an Stelle .... o n per fnll�m die Worte �r /idem stehen. wrn olfeJl5imtlidt falW:i ist. Saint-Andre_de_Novigenl befand sid! im heutigen Stadtgebiet von Mont pdlier (DCp. Herault). 15 DE\lIC u. VAISSHE, a. a. 0., hg. v. Privat (weiter unten in dieser Anmerkung mit der Abkürzung HGL bc:r.eimoet). V. Nr. 126 (tonda..
Tcnninologic
117
obwohl man don den herkömmJichcn Ausdruck deutlich bevorzugt.
Ebenfalls findet man
fn/um im Limousin, vielleidlt auch im Berrr. Im Poitou begegnet fedum. Das Anjou - Vend6mois inbegriffen -
ist das einzige Gebiet Frankreichs nördlich der Loire, in dem in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts fevum in den Privaturkunden ebenso verbreitet ist wie bempcium . Ein Auszug aus einer Urkunde wird die Dinge veranschaulichen. Zwismen 1006 und 1040 überläßt
Vizegraf Huben von Vendome seinem Herrn. dem Grafen Fu!co Nerra von An;ou den Hof (curtis) und die Kirche von Maze (Maine-et-Loire), die er von ihm zu Lehen hatte und die der Graf seinem Jominicatum anzuschließen wünsdlte: CurUm et uclesiam
Maziaci Hubertu! VmJocinensium vicecome$ Eulroni romiti, Je ruius tenuerat fcvo " . guerpivitU• Noch nicht belegt sind jt'f.lum oder feodum zu jener Zeit in der Normandie 17, in der Bretagne, in der Champagne, in Flandern und in der Gegend um Paris 18• In den
Königsurkunden ersmeinen sie nicht vor den Jetl.tcn Regierungs jahren Philipps 1,1'. mj/'UI� waren
im SUden Gal1ien$ die Felder des in Eigenbetrieb bewin
uhafteten Teiles einer Grundheruchaft). Weitere Quellen aus dem 10. Jahrh.; G. DESJAJUHNS, Cllrtu/aire dt l'abba)'t de COl'lqHfS, Nr. 262 (916); MIGNE, Patro!ogia uli1la, Bd, 132, Sp. 46<J-.f70 (923-935); E. GEIlMU DURANo, CarlMJ.ire dM chapitre catlNdral de NOln-Dill1U Je Nil1Us.
1874, Nr. 44 (943); HGL, V, Nm, 100 (956), 106 (um 959), 111 (961); CanqMeJ, Nr, 340 (961); HGL, V, Nr. 122 (972) ; P. ALAU5, L. CASSIIN, E. MEYNlAL, Cartlll.i,� Je Gdlant, Montpellier 1898, Nr. 174 (um 984); Galli. Christia1l4, XIII, Instr. eed. Tolosanat, Sp. 6 (985); HGL, V, Nln. 143 (987), 1S0 (990); Conques, Nr, 294 (um 9»-996); HGL, V, Nr. iSS (997); ConqMtS, Nr, 480 (10. Jhdt.). " C. MiTAIS, C.rtI�l.ire
dt I" Triniti dt Vend8mr, I, Paris 189),
Nt: H. 17 Außer vielleicht in einem Text von 1035-1087, der von R. CARABIE in L.z propriirl fonr:itTt d,,1IS I',lnr:itn droit norrnal'lJ, Caen 1943, p. 248, Anm. 2 litiUl wird. " Die Nr, 247 (1006) aus den MonHments bistoriqwtJ. Carlom des Rois, Paris 1866. von J. TAJlDTP ist eine Fälsmung aus dem Ende des 1 1 . Jahrhunderts. (1, FAVIEIl, La fabrication d'wn faux a Saint-Ma, ..-de! FaHts 'IItn Z" til'l dH Xl' sih!t, Bibliotheque de l'Ecole des Chanes. 1961).
.. Das 1008 von Robert 11. für Saint-Denis ausgestellte Diplom (TA_OIF, Rtc'M�1 dts hisloriens Jes GilMles er Je I" F,,,nce, X, pp, sn NT. 249 =
Das klassisme Lehnswe�en
118
Im Westen Deutsmlancls tritt /eodum zu Beginn des I t. Jahr. hunderts hier und da auf, bezeichnet jedodl. nicht ausschließlidl vasallitische Leihen. Die Verfasser der Königs- oder Kaiserurkunclen verwenden es bis zur Regierungszeit Heinrichs IV. - diese ein geschlossen nie 10. _
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist das WOrt in Nieder- und Oberlothringen allgemein verbreitet, hat aber noch nicht den Charakter eines trrminu$ ttchnicus erlangt. In tioer Urkunde von 1087 aw dem Hennegau ist von einem beneficium
quod tlulgo dicitur feoaum!l die Rede, von einem ..Benefizium. das in der Umgangssprache Lehen genannt wird". In manchen Gegenden hatten jc'Vum, ftoaum, fief oder fielfe,
"Lehen � neben ihrer technischen noch eine umfassendere Bedeutung.
So dienten sie in der Norm2odie. in der Bretagne, in Aquitanien, in
der Gascogne, in der Gothie, in der Grafsdlah &rcelona, in den Pyreniismen Grafs
zwisdlen einem edneo leben und Leihen, die an bestimmte Dienstleute vergeben wurden. So beridJtet uns die Chronik des bis 594; Nr. 120 im Kata!og von NEwMAN) ist eine Fäbmung aU$ der Zeit um 1101 (L. LEVILLAIN, Etudts su r l'abbaye de Saint-Denis a Npoque mbovingitnne, III, Bibliotb�que de l Ecole dfl Chanes, Bd. 87, 1926, '
p.
90-94).
O. VI, zweite von 5t"diger durmgesehene Auflage p. 02. Die Königs- oder Kaiserurkunden aus der Zeit nam Heinrim IV. wu rden von uns n i mt $)'uemuisdt UDter$Umt. " WAITZ, a.
a.
DUVIVfEII., Actts er aocumcnts anc itns inttrcss"m la BdgiqKe 11, Brtine! 1903, Nr. 6, p. 18. Vgl. loco benefidi sub nomint /tdii in einer Urkunde des Gra.fen Odo v. Vermandois (ai. 1036-1043; F. VUCAU' T'U.EN, Note JKr un uxtt dM cartKI"ire d'Homblitres, Reeueil oJferc ;\ M. C. Brund, Paris 19S5, p. 6SS, Anm. 1 ) ; idl halte es aber nidlt für awgeschlosseo, daß Jub nomine /edii spält'r in die Urkunde lnterpolien 11 C.
,
'
wurde.
"
Terminologie
119
Klosters Sint-Tcuiden ({n. Saint-Trond), daß der Diener, der die Aufgabe hatte, den Mönchen zur Ader zu lassen, den Sattel und die Sporen des Abtes in Ordnung zu halten und andere niedere Dienste zu versehen, zwischen 1108 und 1136 An spruch erhob - übrigens ohne damit durchzukommen - seine Dienstleihe (urram . . . quae debrt servire fratribus ad omnem minutionnn sanguinis) als freies Ritterlehen zu halten, pro libero militari feodoH• In England nahm feudum, das nam der Eroberung anscheinend als urminus udmi,us verwendet wird, smon früh die Bedeutung einer freien vererb lichen Leibe an. Daher betont man auch allgemein, daß ein Vasall sein Land per milhare servitium (in knight's service) besitzt, und aus demselben Grund gebraucht man im 12. und 'Vor allem im 13. Jahrhundert in steigendem Maße die Wendung feudum militu (knight's Jee) zur Bezeidmung der freien vasallitischen urne. Manchmal benutzte man an Stelle des Urminus uchnicus lieber eine Umschreibung; man sprach von einer Leihe iure militari, �nadl Vasallenrecht", iure Jeodario, nach Lehnredu-, und das Gut selbst bezeidmete man als terra feodalis, als "Lehnsland"23. Neben beneficium und Jeudum-feodum wurden zur Bezeichnung des Lehens nom andere, besonders allgemeine Wendungen be nutzt, die dem Begriff der Leihe entsprachen; so das bereits zur K'lfolingerzeit bekannte casamentumU, dann um'mentum, tenura und vor allem Iiberum unementum. Diese kommen in England im 12. und 13. Jahrhundert häufig vor. In solchen Fällen ergibt sich aus dem Zusammenhang, daß diese Umschreibungen pro subjtcta mate,ia stehen, um die Leihe eines Vasallen zu bezeichnen. So wird z. B. in den englischen Quellen ein liberum tenementum, eine ..
n
p.
Grsta abbalum Trudr:mtnsium, IX t2, hg. ,
284,
v.
R. Koepke, MG.SS.X,
od.er in d. Ausg. v. C. de BOfman, Ch,oniqut de l'abhye de Saint
Trond, I, Lüttieh 1877, p. 151-152. U
DUVIVIIR, Hainaul a>teitn, II, Nr. 105, p. 512 (ai, 1tH-l 1l5);
weht herausgegebene Texte au) dem Hennegau
VOll
1 216 und 1251, die
DIDIER ia D,oir du !iejJ, p. 7, Anm. 41 und p. 2, Anm. 5 zitiert. 14 Z. B. Brief FutbertS v. Chartres an Wi[hclm v. Aquitauicn. Siehe
oben. p. 87. Anrn. 30.
Das klassische Lehnswesen
120
freie Leihe, in Beziehung gesetzt zum serviti14m militis, zum Ritterdienst. Besonders deutlim wird die damalige Rückständigkeit der deut� smen Terminologie an Hand eines bekannten Ereignisses während des Reichstages, den Friedrid:! Barbarossa 1157 in Besanr;on in seinem Königreich Burgund abhielt. Päpstlime Legaten hatten einen Brief des Papstes Hadrian IV. überbracht, in dem dieser gegen den deutsmen Herrscher Vorwürfe erhob und gleichzeitig in bezug auf die durch ihn vollzogene Krönung Friedridu zum Kaiser diesem versimene, daß er ihm mit Freuden nom. maiora beneficia hätte zukommen lassen. Wahrscheinlich war man in Rom, wo der deutsche Gebrauch von beneficium bekannt war, auf den Gedanken gekommen, mit dem Doppelsinn des Wortes zu spielen. Offiziell waren jedoch eindeutig "größere Wohltaten'" gemeint. Denn das WOrt wurde in der päpstlimen Kanzlei in diesem Sinne gebraucht. Friedrims berühmter Kanzler und zukünftiger Erzbismof von Köln Rainald von Dassel übersetzte diese Stelle - wahrscheinlich mit Absicht - anstatt mit "Wohltat" mit "Lehen"', welmes in Deutsm land normalerweise beneficium entsprach. Dadurch wurde der Ein druck erweckt, der Papst behaupte, er habe die Kaiserwürde zu Lehen vergeben. Ein paar Außerungen eines der Legaten verstärkten diesen Eindruck noch. Daraufhin gerieten die deutsmen Fürsten in große Aufregung, und hätte der Kaiser nimt Einhalt geboten, so hätte einer von ihnen, der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, dem
Legaten Roland Bandinelli, dem zukünftigen ,Papst Alexander IU., den Smädel gespalten 26. Lehnsobjekt
Das Lehen bestand meist aus I.iiqger�IL'y.Q1LJ!!!t�!gp.i..�,dJi.t.er Ausdehnung: sie konnten den Umfang großer Gebiete haben ode; ·sld1··auf einige Hufen oder Morgen besmränken. Sogar ein Smloß unabhängig von Grund und Boden konnte Lehnsobjekt sein. Im Hennegau wurde z. B. in der zweiten Hälfte des 12. Jahr hunderts jedes Smloß vom Grafen zu Lehen gehalten, selbst wenn !5 OTTO v. FKEISING, Gesta Friderici, Foruetzung von RAHEWIN, III 9, 10, 11
u.
17, hg.
v.
Waitz
u.
von Sim50n, pp. 174-179, 187-189.
c,
Lehnsobjekt
121
es auf einem Lehen erbaut war, das nicht aus der Hand dieses Fürsten summte oder auf einem Allodtl. Dariiberhinaus konnten eine Wurde, ein Amt, ein Recht Gegenstand der Belehnung sein. Die französischen ..Territorialfürsten", die durch Usurpation Amts· nachfolger der Vertreter der karolingismen Reichsgewalt geworden waren, hatten ihre Herrschafl:sbefugnisse vom König zu Lehen. Leben dieser Art nannte man in Frankreich schon sehr früh fi�fs de dignitl. Ebenso ist die Lage in Deutsdtland bei den Herzögen, bei zahlreimen Markgrafen und Grafen, bei den Reichsbischöfen und bei manchen Reichsäbten und Reimsäbtissinnen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verrumte Friedrim Barharossa, den Staat auf lehnrechdimer Grundlage zu reorganisieren, und von diesem Augenblick an besaßen die Reidufürsten des neuen Reims fürstenstandes, der größte Teil der Bischöfe und einige Ahte, die Henöge, die meisten Markgrafen und wenige Grafen ihre Herr sdiafUgewah als Leben aus der Hand des Königs. Diejenigen Mark· grafen und Grafen, die nidu zum Reidi!fürstenstand zugelassen waren, hatten ihre Herrschaftsgewalt vom König in Unterleihe. Aber neben diesen hohen Gewalten, die stets öffentlim-remdicher Herkunft waren, wurden zahllose Xmter und zabllose Redlte "ver lieben�: Marktgebühren, Zollrechte, Münzred!te, Gerichtsbarkeiten, die Amtet von Burggrafen, Vogten, Meiern, Verwaltern von Ge rimubarkeiten, SteuereiDehmern etc. Wenn das Lehnsobjekt in all diesen Fällen auch kein Grundstück war, so war doch meistens mit der Be.I.��nung jeweils die Vergebung eines Gebietes oder eines kleineren 5tüdt Landes verbunden: der König von Frankreich vergab die Grafsmafl: Flandern, der deut.sdle König das Herzogtum Brabant, der Graf von Flandern verlieh die Kastellanei Briigge, ein Kloster verlieh etwa die Vogtei über eine bestimmte Anzahl von Gütern. Irgendjemand batte eine bestimmte Herrschaft zu Lehen, einen bestimmten Marknoll, einen bestimmten Brückenzoll, das Amt des Meiers in einem bestimmten Dorf oder das Heimfallsredlt an einem bestimmten Ort. Es war jedodt durchaus möglich, daß weder ein Gebiet nom ein kleineres Stück Land mit der Belehnung verbunden war und daß ,. GI5EllEI;T VON MONS,
Chroniqll�, e. 43, hg, v. Vande�killdere, p. 75.
Das klassische Lehnswesen
122
das Lehensobjekt in einem Redlt auf ein Einkommen bestand, auf eine regelmäßig zu zahlende Summe, auf eine Rente, wie man vom 13. Jahrhundert an sagen wird. Dies war das sogenannte feodum de bursa, das "Kammerlehen", frz. fief de bourse. Die Feudisten, d. h. die Rechtsgelehrten, die sich in ihren Werken mit der Rechtslage der Lehen beschäftigten, werden in Frankreidt zu weilen den Ausdrulk /ieis de revenue27 benutzen. Mandunal be gegnet der Begriff fief-rente, Rentenlehen. / In Niederlothringen werden Lehen dieser Art am Ende des 10. Jahrhunderts, in anderen Teilen des deutsmen Reimes und in Frankreich - vor allem in Flandern - im 1 1 . Jahrhundert verliehen. Eines der ältesten Beispiele aus Flandern datiert von 1087. Vertrags partner sind hier der Abt von Saint-Bertin einerseits und Arnulf und sein Bruder Gerbodo, der Vogt des Klosters, andererseits: homines nostr; manibus effeeti quatuor marchas argenti, unusquis que videlieet duas, et hoe eonstituto tempore, id est in festivitate Sancti Mieaelis, in bene/itium singulis annis reeipiunt!8, ,.namdem sie durch Handgang unsere Vasallen geworden sind, erhält jeder von ihnen jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit, d. h. am Midtaelis tag, zwei Mark in Silber als Lehen." Niemand machte von Kammer lehen in so großem Umfang und so systematism Gebrauch wie die englische Monarmie unter den nonnannismen und angevinismen Königen. Eines der ältesten in allen Einzelheiten bekannten Bei spiele betriffi das Kammerlehen des Grafen von Flandern. Gegen stand des Vertrages von 1101 2wisdten Heinrim I. und Graf Robert H. ist die jährlime Zahlung von 500 englismen Pfund an Robert: propter praedictas eonventiones et praedietum servitium dabit rex Henrieus comiti R. unoquoque anno CCCCC libras anglorum denariorum in feodo. Mittels derartiger Belehnungen gelang es der englischen Monarchie vor allem im 12. und 13. Jahr27
droil
FRAN�OIS RAGUEAU und EUSEIIE DE LAURIh.E, GlosIair� du
franfois, Paris 1704, sub vo.
,a B. GUERARD, Carfulaiu de Saint-Bntin, Paris 1841, p. 202;
HAIGNERt, Lu chartu de Saint-Bertin,
gl . D.
v
I, Saint-Omcr 1886, Nr. 85, p. 33.
Gerbodo war 1066 mit Wilhelm de·rn Eroberer nam Eng!and gefabren; er wurde dort nach der Eroberung Graf von Chester, blieb es jedom nur einige Jahre.
Lehnsobjekt
123
hundert, eine beachtlich große Zahl von fcanzösismen und deutsmen Fürsten und anderen Herren - vor allem aus Flandern und Nieder
lothringen - z.u ihren Vasallen zu maenen. Der erste französische König, der unseres Wissens Kammerlehen vergab, war Ludwig VII.n. Seine Nachfolger betrieben von dem Augenblick an, als sie auf Grund finanzieller' Einkünfte dazu in der Lage waren, d. h. seit Philipp
AuguSt, diesdbe Politik.
Man kannte versmiedene Formen von Kammerlehen. Entweder wurde dem Vasallen eine Geldsumme angewiesen, mit der er
ein Gut oder ein Remt erwerben sollte, das ihm ein regelmäßiges Einkommen gewährleisten konnte. Dies war der Fall bei Richard von Orcq, einem Vasallen des Grafen Balduin V. von Hennegau, dem sein Herr 200 Jibras . . . ut in /todum Jigium eas convtrtertt
anvertraute, also ..zweihundert Pfund, die er in ein ligismes Lehen
umwandeln solhe". Das Lehen konnte ebenfalls in einem festen
Einkommen bestehen, das aus einer ganz bestimmten Einnahme
quelle erworben wurde: so etwa das Lehen, das derselbe Graf an Balduin von Neuville vergab und das in Form einer jährlidlen Rente von dreißig pfund auf das wim;gium (ein Wegezoll) von
Mauheuge wgewiesen wurde, undt ei winagio Me/bodiemi 30 librtu
annuAtjm assignavjt. Meistens war das Kammerlehen jedodi niche
an eine besondere EinkommensqueUe gebunden; Gegenstand der
Belehnung war dann eine Anweisung auf den Kronsmatz. Dies war gemeinhin der FaU bei Lehen, die von Königen an Fürsten oder an ausländische Adlige vergeben wurden: so etwa die hundert Mark
Sterling jährlichen Einkommens, die die Grafen Balduin IV. und Balduin V. von Hennegau im 12. Jahrhundert vom englischen König als Lehen erhielten: ei Iuper 100 marmij sttrLingorum magno pondo
anmultim habends i hominium !eeit . . . sicut ej"t pattr ab ipso rege n ab ejus avunculo Henrieo rtgt Anglie in/eodatus /ueratJt.
Die französischen Feudisten bezeichneten manchmal alle Lehen, deren Objekt unkörperlich war, als fie/s en l'Air. Auf Grund man-
V�rtrag von HOl, c. 18, siehe oben, p. 92 u. Anm. 44. A. L\;CH,l.IU. Eruat JM' les aClt5 de Louis VIl, Paris 188S, P. J. Nt. 3S3, Jl55--IIS6. !'t
GISEI.!IEJlT VON MONS, Chroniquc, c. 115 u. 69, hg. v. Vandtrkindere pp. 175 u. 109. *'
124
Das klassisme Lehnswesen
ge1nder Eindeutigkeit konnte sidt dieser Ausdruck jedodJ. nie all gemein durmsetzen Sl• Sehr verbreitet war im 10. und 1 1 . Jahrhundert die Ver leihung von Kinnen - Klöstern, altaria, d. h. Pfarrkirchen, sowie Kapellen - an weltliche Vasallen gleich welcher Stellung, um diese in den GenuS der Einkünfte aus den dazugehörigen Gütern, aus der dazugehörigen Dotation oder direkt aus der Ausübung des Amtes (Zehnt, Opfergaben der Gläubigen) zu setzen. Einkünfte kirchlidJer Herkunft und vor allem der Zehnt gehönen denn auch zu den begehrtesten Lehnsobjekten. Beinahe jeder König, jeder Fürst und - wenn sie Gelegenheit dazu hatten - auch andereHerren haben ihre Vasallen mit Kinnen oder mit Einkünften kirmlicher Herkunft belehnt. Häufig finden sich in den Privaturkunden Klau� seIn wie die, die sich auf die Rückerstattung der Kirche von Chouzy im Blesois an das Kloster Marmoutier wahrscheinlich 1033 durch den Grafer. Odo 11. von Blois und Chartres bezieht: Alanus, Britannorum comes clariHimus et Eudo, traur eius qui d� me praedictam ecclesiam in bene/icio tenebant, pro lucro aeternae
hereditatis comenserunt, "der hochedle Graf Alanus von Bretagne
und sein Bruder Odo, die von mir die obengenannte Kirche als Benefizium hielten, haben ihre Einwilligung gegeben, um dafür das ewige Heil zu erlangen"32. Durch die Gregorianische Reform versmwand diese Art von Belehnungen zwar nimt völlig, wurde jedom - je nach Land in verschieden starkem Umfang - beträmt� lich reduziert. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts häufen sim die Fälle, in denen Vergabungen von Kinnengut an Laien rückgängig gemamt wurden oder Anlaß zu Zwistigkeiten gaben, die dann meistens durm irgendein übereinkommen beigelegt wurden. So kommt z. B. das Kloster Montierender in der Champagne 1 1 1 4 durm Eingreifen des Bischofs von Troyes wieder in den Besitz der Kirme von Ceffonds (Haute-Marne). Einer der Vorgänger des Bischofs hatte eigenmämtig über die Kirme verfügt (violentia cujusdam mei predecessoris injuste sibi ablatum, sagt die Urkunde) Nouva �xa�n d� l'usage general d�s fitIs en France, I, Paris 1727, p. 397. » Gallia Chrütiana, XIV, Instrument. ecd. Turonensis, Nt. 48, Sp. 68. 31
BRUSSEL,
Lehnsobjekt
125
und sie an den Grafen von Brienne verliehen, und der hatte sie wiederum seinem Vasallen Engelbert zu Lehen (in casamento) gegeben. Bei derselben Gelegenheit erstattete der Graf von Brienne die Hälfte der Kinne von Sommevoire (Haute-Marne) zurü
C. LALOkE, Cartulair� d� l'abbaye d� La Chapell�-aux-Planche5.
Chartes de Montibender, ete., Paris 1878, Nr. 60, pp. 189 u. 190; GAL BERT VON BRÜGGE, Histoire de meurtre de Charles le Bon, c. 107, p. 154; Historiae Tomacemes, III, 9, hg. v. G. Waitz, MG. 55. XIV, p. 338. Sf
L. A. J. W. 5LOET, Oorkondenboek eier graa/schappen Gelre en Zutlen,
Den Haag, I, 1872-1876, Nr. -435, p. -443 (ai. 1213-1216); L.P.C. VAN DEN BERGH, Oorkoneienboek van Holland en Zeeland, 11, Amsterdam und Den Haag 1873, Nr. 431, p. 192 (ao 1281).
126
Das klassisme Lehnswesen Verschiedene Arten von Lehen
Bestimmte Lehen trugen besondere Bezeichnungen. Es mag bier genügen, das jel;f;:i.1im. .1igium --
Siehe oben, pp. 108-111.
". WlDUKIND, Il, 13, 25, pp. 78, 88, III, 21, 32, 50, pp. 115, 118, 129; THIETMAR, I, 1, p.5, 11, 14, 26, pp. 54,
70, IV,
39, p. 176, V, 21. p.245;
Versdliedene Arten von Lehen
127
In Frankreich ist die Lage nicht eindeutig. Im 10. und 11. Jahr hundert scheint in den Urkunden des Languedoc honor die Aus stattung eine$ Amtes zu bedeuten, welcnes - öffentlim oder nidH meistens zu Lehen vergeben wurde. Im 12. und 13. Jahrhundert bezeichnet das Wort jedoch nur noch eine Herrschaft, ja selbst eine allodiale Herrschaft. Im 1 1 . Jahrhundert bezeichnet honor im We sten manchmal eine Grafsch:Ul:, die der Inhaber als Benefizium
besitzt17• Meistens steht aber_honor in den französismen Quellen synonym für /eodum. Man verwendet es in erster Linie für Lehen von "tmei-gewusen Bedeurung, je�od:!..Ei��. B.Q.t:W;!;{l,c!ig_ nÜ:, _m...... �
fief Je dignit�, d. h. für ein �.e��lJ, Ae.sslO!l lnha?er deQ-..liteL.eines. Vizegrafen, Grafen, Herzogs etc. trägt.
In England bat honor (engI. honour) seit der Eroberung, vor allem ;aber im 12. und 13. Jahrhundert einen ganz besonderen Sinn, und zwar bezieht sich das WOrt hier auf einen ansehnlichen Kom plex von Lehen, die ständig zusammen eine einzige Herrschaft i Besitze eines baron - eines Hauptvasallen bilden, welche sich m des Königs - befinden und auf Grund deren der Besitzer zu be deutenden militärisdten Hilfeleistungen gegenüber dem Herrsd:ler verpflichtet ist. In England w;ar das WOrt nie einfach ein Synonym für feodum. Interessanterweise mamt Wace in seinem um 1160 ges
W1PO, G�Jla Chuonradi impcratoris, c. 21, hg. v. H. Breßlau, Hannover 1915, p."I; Lamper!i HUJjddmsiJ AnnaltJ, aO 1073, hg. v. O. Holder· Egger, Hannover 1 89", p.IS); Chronicon S. Andrtat Castri Camtra· ctnsis, 11, 11, hg. v. L. C. Belhmaon, MG. 55. VII, p. 517; GISI BaUT, Chroniq.u, c. 8, p. ll. I! Lilnguedoc: Auutattung, siehe z. B. BllliNEL a. a. 0., Nr. 1 (= OE' VIC und VAIS5ETE, a. 01.. 0., hg. v. Privat, V, NI'. 201, um lOH); �Hcrr· schaft- 5. z.B. HIGOUNET, a. a.O. P. J. NTn. 3 u. 5, ai' 1199 u. 1261; C. DOllAJS, Carlulajrt de l'abbaYt de Saint-Strnin de TouloJljt, Paris
1887, Nr. 260, ao 1128; GEIlNA1N, a. a. O. NTn. 2)1 u. 556, ais 1139 u. 1187. Für den Westen siehe MtTAI5, Car!JI(aire de L. Trinilt dt Vtndomt, I. Nr.6, kurz o:lI:h 1050.
128
Da"
kla .. n ische Lehnswacl)
verspromenen Remcnlehen und den honor�s (eng!. ",honoNrs"), die er dcn Baronen versprochen hatte:
Rentts promist a 'tIlltl4S0rs E as barons promist tnorsl8 In den Gebieten links und rechts der Rhone, im Languedoc,
im Gebiet zwinnen den Pyrenäen und der Garonne begegnet seit dem 12. Jahrhundert ein ganz bestimmter Typ privilegierter Lehen. (ranzösiscb franc MI. also :,::reileben (/cudum fiberum. /eHdum
Jrancurn, feudum honoratum) genannt. Ein Vasall, der 1181 er· klärte, er werde für ein bestimmtes Lehen stcundum consuetudinem et racionem feudi bonorati, "nach dem Brauch und den Regeln des Freilehens" Dienst leisten, wußte gen3u, daß diese Begriffe seinen Zeitgenossen bekannt waren. Im allgemeinen war der Vasall. der ein Freilehen haue, zu nichts anderem verpflichtet als seinem Herrn die Treue zu halten und ihm seine Burg, wenn eine solche zum Lehen gehörte, zur Verfügung zu stellen. Die Bedingungen, die Wuhelm VII., Herr von Montpellier, Peter von Sauteyrargues
1168 für ein aufgetragenes Freilehen (feudum honoratllm) stellte, können wir wohl als Beispiel für viele andere ansehen: et aliu4 stTtJicium . . . non ten"is faure ud fidelis semp" esse mihi debes, ..du braumn mir keinen anderen Dienst zu leisten als den immer· währender Treue". Wenn wirklich Waffendierut verlangt wurde, dann nur unter genau geregelten Bedingungen; so wurde etwa die überlassung der Burg an den Herrn oder Waffenhilfe gegen einen ganz bestimmten Feind vereinbartSf• Der Waffendienst erfuhr also eine erstaunliche Einschränkung und verschwand teilweise sogar völlig. Vielleicht läßt sim diese Tatsache durch den Umstand er·
.. In,
V. 6371-6372, hg.
v.
Andresen, HeiJbronn, 1879, ll, p.282.
.. Die heiden angcfiihncn Beispiele nammen aus L. CAiiSAN
E. MEYNIAL, CartHuirt dt l'4bb4yt
d'Aniline, Montpellier 1900,
und
Ne. 23,
aO 1181 und GEJ.NAIN, a. a. O. Nrn. 312 11. 313, ao 1168. Dienst: fllr du ösdiche Languedoc, ebcla. Nr. 556, aO 1187; für die Dauphine U. CHI· VALlER, a. a. O. Nrn. 9 u. 29, ais 1168, 1220; für du FOl"e7., G. GUICJ"IA.I.D. Co,,"- OE NEUfBOURC, E. PUROT. J. E. Duroul., CIuIflN de forel, 111, Mieon 1934, Nm. 303-304, ao 1 t 80. Siehe obte, pp. 82 u. 98. ,
Verschiedene Arten von Lehcn
129
kliren, daß ein Vasall bei seiner Belehnung etwa einem unbe mittelten Herrn seine Bedingungen aufzwingen konnte. Jedenfalls begegnet das franc fief in dieser Ausprägung nur in Südfrankreich
und im Königreich Burgund (oder Are1at).
loricae, Panzer.- . Weiter findet man frodJl.m nach dem langen _ . .-----he!!!9:, welches zwisdlen dem 10. und dem 13. Jahrhundert den
wesentlichen Teil der Schutzrüstung des Ritters darstellt, fran
z.ösisch fief Je haJl.lHrt genannt. In den Gegenden Frankreichs, in denen dieser Ausdruck vorkommt, vor allem in der Normandie,
handelt es sich um das Lehen des Vasallen, der zum Waffendienst
eine vollständige Ausrüstung stellen muß, zu der aum ein Panzer· hemd gehört. In England scheinen diese Wendungen dagegen die selbe Bedeutung gehabt zu haben wie frodJl.m militis, lliuerlehen, frz.. fiel de mnJalirr - übrigens �erden sie a�dt u:; Frankreid;
zuweilen in diesem Sinne verwendet. In DeutsChland gibt es Lehen,
die als beneficiNm castrense, beneficium c:asullanum. als Burgleben bez.eidmet werden. Sie gehören einem Vasallen. der auf der Burg
seines Herrn die Burgbut versieht. Der Ausdrua. vavauoria, feodum oder Utra vavassoris, das
Lehen oder das Land des fJavassor. ist ebelUo vieldeutig wie fJavassor selbst. Bekanntlim wurde anfang$ der Untervasall �a'{)a.s
so, genannt, spiter meistens ein Vasall niederen sozialen Ranges,
in Norditalien etwa der Untervasall der Krone. In einem Großteil
Frankreichs bezeichnete du Wort den Vasallen, der zum Waffen
dienst keine vollständige Ausrüstung zu stellen hatte, in der Not
mandie und kurz nach der Eroberung in England den freien zum Kriegsdienst verpflichteten Mann, der nicht einmal notwendig Vasall
sein mußte. Im 12. Jahrhundert bezeidmete übrigens die englism� lIaV4Ssor;a einfach das besc:heidene Lehen eines ..durdudmittlichen'" Ritters.
Wenn man die vavassoria in der Normandie und in England aber dort ß(Xn. eher als hier - nicht unbedingt als Lehen in
unserem Sinn ansehen kann, d. h. :W Leibe zwecks Ausstattung eines Vasallen, so ist dies noch deutlimer der Fall bei der fran.
z&ismen strgenttrie (st,janur;a) und dem deutschen ..Dienstlehen'" .
Sie werden in den Quellen oft als feodum bezeichnet; hierbei ha� Nachahmungstrieb und roziales Geltungmreben zweifellos eine
130
Da.s kluusdJe Lehn,wesen
Rolle gespieh. Denn es handelt sid. um Leihen, die zunäd'lSt als Entlohnung der Dienstleute auf den Gütern oder im eigenen Hause. der unfreien Ritter, der strVlente!, der ministtriales gedacht W2ren. Zweifellos wurden jedoch im 12. Jahrhunden sehr viele fran� zösisme sergenterits fUr edtte Lehen gehalten; die englismen sergen teries, die Pf!T strjtnttriam (in serjtanty) gehaltenen Ländereien, muß man als edtte Lehen ansehen, wenngleich auf niedererer Stufe stehend als die Riuerlehen. In Deutsebland haben die Lehen der M.inisterialen, die .Dienstlehen-, in der Praxis dieselbe Entwick lung durmgemacht, obwohl der Sachsenspiegel sich nom zu Beginn des 13. Jahrhunderts weigert, sie als echte Lehen anzuerkennenu. Man kam jedoch auf heiden Seiten schließlich dahin, diese ver� schiedenen Dienstleihen als edue Lehen anzusehen, wenngleich nur als Lehen niederen Ranges. Für das 12. und 13. Jahrhundert _ die Juristen vielleidu ausgenommen - war das wesentliche Kriterium des eduen Lehens wabrsdleinlich dann vorhanden, wenn die Leihe an eine Penon vergeben war, die im Ritterstande lebte, und wenn diese Leihe zinsfrei war. Die Besonderheit mancher Lehen ergah sich aus den Umständen ihrer Entstehung. Den bedeutendsten Platz nimmt das ..aufge� tragene Lehen"' ein (/euJum oblatum, fn. fief de reprise). In
der
Zeit vom 9. bis zum 12. Jahrhundert findet man Leben dieser Art in sehr großer Zahl. In den meisten Fällen entstand du auf
getragene Lehen auf folgende Weise: der Eigentümer eines Allods trat dieses durch die werpitio (frz. alguerpimment) ab, d. h. in der feierlichen Form der Abtretung eines Rechtes an einen anderen. Dann wurde er - wenn er es nicht schon vorher war - durch Leistung von Mannsmaft und Eid Vasall dieses anderen und erhielt ' daraufhin dasselbe GUt zu Lehen. Ein solches Vorgehen konnte die versdaiedensten Gründe haben: man konnte sein Allod entweder freiwillig an. einen anderen abtreten, um sich unter dessen Schutz zu stellen, oder aber unter Zwang. Eberuo konnte die Eigentums aufgabe mit dem Verkauf eines Allods einhergehen. Ein ausgezeich netes Beispiel hierfür liefern die Ereignisse, die 1071 den StatuS des Hennegaus veränderten. nadJ.dem Robert der Friese die Graf-
.. Lthnudll 63, I, hg.
v.
K. A. Eckh:Lrdt1, pp. !1---tlZ.
Vendlledene ArIen
on Lehen
v
131
schaft Flandern an sich gerissen hane. Grä6n Richilde von Flandern und Hennegau. Witwe des verstorbenen Grafen Balduin VI. und Muntr d« im Kampfe gefallenen Grafen ArnuJf UI. und des jungen Balduin H., des Grafen ,"on Hennegau und Anwäner auf den TItel des Grafen von Flandern allodia sua omnia in Hanonia
JitiJ epis(opo Leodiensi . . . danda obrulit, ur . . . acceptiJ ab eo ptCunia, stipendiarios . . . contra . . . Robertum conduceret. Theoduinl<S autem episcopus . . . tama alJodia tanto honore imign;ta gratanter suscepit, que quidem ipsi Richeldi et ejus filio Balduino in feodo ligio tenendo ronrenit, maximamque pecuniam proinde eis tribuit. •trat alle ihre im Hennegau gelegenen Alloden an den Bischof von Lü ttich ab, um mit dem Geld, das sie von ihm erhielt, Söldner nir den Kampf gegen Roben anwerben zu können. Bischof
Theoduin übernahm gern diesen großen, durch das hohe Amt aus gezeichneten Allodialbesitz und vergab ihn dann als ligismes Lehen
an Richilde und Baldurn und zahlte ihnen hierauf eine sehr hohe Summe aus." Wenig später wurde sogar ausgemadlt, daß si aliquod
allodium intra terminos sui (omitatu! . . . sibi in proprittatem arquisierit ipse starim ea ab episcopo Leodiensi cum alio feodo suo tenet, "Wenn der Graf von Hennegau die Eigentumsrechte an
irgendeinem im Hennegau gelegenen Allod erwerben sollte, so würde dieses Allod im selben Augenblick Teil seines vom Bischof von Lüttich gehaltenen Lehens werden-: jedes vom Grafen er· worbene Allod wurde also voll redlUgühig in ein aufgetragenes Lehen verwandelttl. Ein sehr interessanter Fall ist der des Grafen von Loon, der 1203 dem Bischof von Lüttich, von dem er seit der Zeit vor 1190 seinen comitatNs, sein Grafenamt zu Leben hatte, seine Alloden als Lehen auftrug. Der Bischof von lüttich, Hugo von Pierrepont, berichtet folgendermaßen über den Vorgang: Notum
sit . . . qNod LodowieuJ, comes de LOl . . . quia er nos cuius erat ipse homo leg;"J . . . propitios . . . senserat, redesie nOHre contra didit casrrum de Montegni eum omni terrirorio . . . simi/iUr tt eastrum at Brusteimr eum omni ltrr;rorio suo . . . el allodium ttiam er de Halua (um mlmilione eiNS (Nm omni eliam rerr;toTlo SNO forum al/odium de Te5JendreJos . . . tt allodium et castrum de .
GISI:LBERT, Chrorliqut,
c.
8, p. 11, c. 9,
p. H.
.
.
132
Das klassische Lehnswesen
Luman . . . ipse comes in manm nostras reportavit; et her omma supradicta in feodum rerepit a nobis; "man wisse, daß Graf Ludwig von Looo, der unser ligiscber Vasall war und der wußte, daß wir ihm gewogen waren, unserer Kieme die Burg Montenaken mit dem ganzen dazu gehörenden Gebiete gab, ebenso die Burg Brustem mit ihrem ganzen Gebiet, dazu das Allod Hasselt mit der zugehörigen Befestigung und ihrem Gebiet, aum das ganze Allod Tcssenderlo und das Allod und die Burg Lummen; der Graf legte alle die genannten Güter in unsere Hände und empfing sie von uns zu Lehcn"�2. Und hier noch ein Beispiel aus einem berühmten literarischen Werk des 1 1 . Jahrhunderts, aus dem Rolandslied. Es handelt sich um das Angebot, welches Marsilius Karl dem Großen durdt Ganelon madtte.
Quant ,"0 vos mandet li reis Marsi[iun Qu'il devendrat jointes ses maim tis hom Et tute Espaigne tendrat par vostre dunU. Deutlidter hätte man nicht sagen können, daß Spanien im Falle einer Annahme ein aufgetragenes Lehen geworden wäre. Ähnlich wie bei der lehnsauftragung liegt der Fall don, wo ein Vasall sein Lehen seinem Herrn zurückgab, dieser eine andere Person damit investierte und der ursprüngliche Inhaber nun Vasall " des neuen wurde und von diesem das Lehen hielt. Hinter ähnlichen Regelungen konnten sich die versdtiedensten Vereinbarungen zwi schen den drei Parteien verbergen: Abmadtungen politischer Art. Geldgesdtäfte usw. Gräfin Ridtilde von Hennegau gab 1071 dem deutsdten König Heinrich IV. alle Lehen zurück, die sie von ihm inne hatte (omnia teoda que comes banoniensis ab eo tenebat), und zwar an erster Stelle das Amt des Grafen von Hennegau und die Wurde des Laienabtes und Vogtes der Abtei Sainte-Waudru zu Mons (abbatiam et advocatiam Montensis ecclesiae et justiciam
comitatu$ Hanon,iensis). Der König gab diese ltmter der Kirdte .
U E. PONCJ;;LET, Actts dts princt$-fv2qu�$ d� Litgt, Huguts d� Pitr Tepont, Brüssel 1946, Nr. t l , pp.lO-tl. '3
Vers 222�224, La Chanson dt Roland publUe d'apT�s
d'Oxjord tt 'raduiu par}. BEDIEIt, Paris 1922, p. 18.
Ir manuscrit
Venmiedent Arten von Lebttl
133
von Lüttich zu Lehen. Herzog Gottfried der Bucklige von Niedu lothringen miles e/fectus est domni episcopi . . . accepto ab to hoc: btneficio,
wurde Vasall des Bischofs und empfing von ihm dieses
..
Ben�fizium". Richilde wiederum, ducis e/fect4, hoc idcm 4ccepit a
duce brne/icium, "erhielt, nac:hdem sie Vasall des Hel"Zog geworden
war, von diesem damlbe Benefizium'". Dieser ganze Vorgang läßt natürlich vermuten, daß der Bischof von Lüttich sowohl den König als auch Richilde mit Geld zur Einwilligung bewogen hat". Der Graf von Hennegau wurde auf diese Weise vom Königsvasall zum UnteruntervasaU der Krone, und nam dem Tode Gottfrieds, der ohne Nachfolger starb, wurde er Unrervasall der Krone. Ein an deres Beispiel, diesmal aus Frankreich, und zwar aus dem 1 1 . Jahr hunden, betriffl: die Grafschaft Vendome, welche ein Kronlehen war. Der junge Graf Burchard und die Gräfin Adele, seine Mutter, gaben sie an König Heinrich 1. zurudt. Eo quidtm pacto Gau/reaNs C011US
a rege perctpil honortm quatenus et maleT el pue' eius ab
e.st4a;
Graf Gauzfried (frz. GtoffroJ, genannt "MatteI'" von Anjou) empfing das Lehen vom König unter der Bedingung, daß Mutter und Sohn (der junge Graf von Ven tO Une,mt quoa el factum
..
dome) es von ihm halten sollten; und so geschah es·. Ein weirerer Lehnnyp, der ebenfalls dunn die Art und Weise seiner Entstehung geprägt wurde, ist das als dinglicbe Sicherheit dienende Lehen. Vor allem in den letzten Jahrhunderten des Mittel alters kam es häufig vor, daß ein Schuldner seinen Gläubiger mit einem Gut belehnte, um h i m ein unbewegliches und einträglimes Pfand in die Hand zu geben. Ein solches Leben wurde Pfandleben (frz. eng4gbe) genannt. E:s konnte auf zwei venchiedene Weisen geschaffen werden, entweder durch Verleihung eines Allods oder durm Weiterverleihung eines Gutes, das der Schuldner selbst zu Lehen hatte. Im 'Zweiten Fall war es in der Regel erforderlidJ, die Zustimmung des Lehnsherrn einzuholen. Ein ausgezeichnetes Bei spiel hierfür liefert Giseiben von Moos; und z.war handeh es sieb um einen Konflikt zwischen dem Grafen Heinrich dem Blinden u
GmtLBl!J.T, Chroniqu�, c.8, p.12; Notitj4 der Verleihung, hg. v.
Weiland, MG. Con.stit.tjon�s I, Nr.441, p.650. IS MtrAI'- Carlu14iu d� la Trinitl de VmJÖmt. Nr. 6.
Das klassisdie Leh ns ....esen von Namur und dem Grafen Ralduin V. von Hennegau aus dem
JahI� 1188. Der erstere der beiden Fürsten wendete sich mit der
Bitte um ein Darlehen an den jungen Herzog Heinrich I. von Bra� bant, den sein Vater Gottfried IIJ. berriu an der Regierung teil· nehmen ließ: Ibique auci juniori comes Namurrensis . . . totam terram
suam ex har parte Mose et Sambre vaaio tenendam conrt'ssit, tam in feoais quam in ailoaiis pro .s milibus marcis4G, "und da trat der
Graf von Namur �ein gesamte5 auf dieser Seite (d. h. auf dem linken Ufer) der Mau und der Sambre gelegenes Gebiet, die Lehen
ebenso wie die Alloden, zum Pfand für eine Summe von fünf�
tausend Mark an den jungen Herzog ab". Wenn der Lehnsherr als Sthuldner die Forderung seines Vasallen, seines Gläubigen beglidt,
so mußte dieser auf sein Pfandlehen verzichten.
Die l,wtstitur Bekanntlich war nach den Redmvomellungen des frühen und
hohen Mittelalters eine h�4ba(t�Jia,n�l,!nK erforderlich, � ein - wir würden sagen - 9:i.nghdtes�Recht Zu begründen oder zu ...
übertragen: eine hand hafte, beinahe immer versinnbildlichende ' �; F Handlung. Im �ile symboi'iscbe H��d· �ar di lung, durch die die Belehnung vollzogen wurde, die Investitur:
-d�Bdd;���g
flt'stitura oder ntmtilura, i In. in'IJeuiture. mittelniederländisch 'IJer/ei. deutsch auch ..Le�!Jung"'. Sie folgte auf Mannschaft und
Treueid und wurde sehr oft unmittelbar danach vollzogen. In
Norditalien, wo bekanntlich nur ausnahmsw�ise Mannschaft ge
leistet wurde, fand sie dagegen im allgemeinen vor dem Treueid statt'l.
Galbert von Brügge berichtet, wie die Vasallen des vernorbenen Grafen von Flandern in die Vasalljtät des neuen Grafen, nämlich
Wilhe1ms von Normandie, eintraten und fähn folgendermaßen fort: Deinde 'IJirgula, quam manu conJul tenebat, investituras
donavit eis omnibuJ, qui hoc pacto securitaum et hominium simul� que juramentum fecerurutB; "dann gab der Graf mit dem Stab, It n
ChToniq�t.
c.
148, p. 2211.
VIII. 7, hg. v. Lehmaon, p. 120. 56, p. 89. Siehe oben. pp. 72_73.
Comrirurio_J Ft�dorum, Antiqua
U GALBEAT,
c.
135
Die Investitur
den er in der Hand hielt, allen denen, die durch diesen Vutrag Sicherheit versprochen, Mannschaft geleistet und gleichzeitig den Eid geschworen hatten, die Investitur." Eine andere sehr lebendige
Besdlreibung des Zeremoniells bei der Investitur gibt der Didltet
jean Bodel, der im 12. Jahrhundert in Arras lebte, in seiner Chanson des Saimrs (.Lied der SadlSen-). Er berichtet, wie Kad der Große, nachdem er Hulde und Mannsdtaft von Berardus von
Montdidier entgegengenommen und ihm das cnculum gegeben har, ihn mit seinem Lehen durch übergabe einer Fahne investiert:
Berars de Momdidier devant Karle est venlfZ; A ses piez s'agenoille, s'est ses horn dcvcnul; L'ampereres le haise, si I'a releve suz; Par une blanche ansaigne, li est ses fiez renduz". . J� . t. .�� 'llL aJS? � � _ .Q�rga�.. �n.��s.iD��iLd Die �nr. � ! i� �
lid}e!l. G.egeJM��es: durm,d; n tIerrn-.Dieser konnte Handlungs �ymbol oder Gegenstandssymbol sein. Im eNten Falle dient der
Gegenstand zur Veranschaulid1Ung des vom Herrn vorgenom
menen Aktes der Verleihung und bleibt im Besitz des Herrn. Solche Symbole waren etwa das Szepter, der Stab, ein goldener Ring, ein Messer, ein Handschuh usw.; wenn es sid:! um einen Gegenstand von geringem Wut handelte (wie z. B. um ein Messer),
so wurde dieser bisweilen zerbromen. Der Gr:lf von Flandern
bedient sich 1127 bei allen Investituren, die er vornimmt, seines
Stabes; dieser bleibt also in seinem Besitz, er ist HandlungssymboL Im zweiten Fall beläßt der Herr den Gegenstand als Symbot
für das Lehen selbst in den Händen des investierten Vasallen.
Gcgensundssymbole waren etwa ein Zweig, eine Handvoll Erde
oder Rasen, eine Lanze, eine oder mehrere Fahnen, für die in
vestitur mit den Bistümern der Reichskirme vor dem Wormser
Konkordat der Bisd:!ofssub, usw. Als z. B.
1004 der deutsme König
Heinrich 11. seinen Smwager HeinridJ. von Luxemburg zu Regens
burg mit dem Herzogtum Bayern belehnte, militi suimet generCique Heinrico . . . cum . . . hasta signifera ducaturn dedit, "übertrug er" , tf
Jun Bodeb SlIxtn/itd, hg.
1906, 111, Ven 1 1 5 1 f.
v.
F. Menzd
u.
E. SU:Dgel. Marburg
Das klassisme Lehnswesen
136
wie Thietmar von Merseburg56 beriduet, "seinem Vasallen und Schwager Heinrich das Herzogtum Bayern dunh überreidlUng einer Fahne". Die Investitur "bekleidete" den Vasallen mit dem Lehen. Durch sie wurde dem Vasallen die Lehnsgewere (saisina, frz. saisine. nieder!. weer oder were; man findet auch tenura, frz. tenure) oder zumindest die Lehnsgewere in seiner Eigenscha-ft als Vasall ein geräumt. Mit anderen Worten, der Vasall besaß von dem Augen blick an, in dem er mit dem Lehen investiert wurde, und durch diese Investitur ein Recht am Lehen, und dieses Remt wurde juristisch gegen -Anfedltungen von außen gesmützt. Das Vorhanden sein dieses Rechtsschutzes nähert die Gewere dem römischen Besitz recht an. Tatsäd::tlich wurde denn auch seit dem 12. Jahrhundert durch das Wiederaufleben des römischen Rechts im Abendland zunämst i n Italien�l, dann in Frankreim und später aum in an deren Ländern - die Gewere vom Besitzrecht durchdrungen, vor allem in bezug auf das Lehen. Im 14. Jahrhundert spram ein RedJ.tsbuch in Flandern regelremt vom ,.Besitz- (possessien)5Z des Lehens.
Urkunden In einigen Fällen ließen die Parteien einen Bericht über die Leistung von Treueid und Manns�. # 1: und über den Akt d�r Be - ; ' ' l�.h��ng niede;sdireiben. S ol:ne Te te begegnen schon s-h-'1riiIi und in allen Ländern in Form von einfamen Aufzeimnungen und Urkunden. So erfahren wir aus einer Notiz von der Art jener, die uns besonders deutlich Aufschluß über das Geschehc!n geben, daß Graf T heobald IL von Chariipagne 1143 Herzog Odo 11. von Burgund zu Augustines an der_Grenze heider Territorien Mann schaft leistete und bestätigte, daß er die Vogtei über die Abtei Saint Germain zu Auxerre, eine Reihe von Gütern und Burgen sowie die
�
50 Chronicon, VI, 3, hg. v. Holtzmann, p. 276. 51 Comuetudinrs Feudorum, VIII, 3, 12 u. panim, hg. v. Lehmann, pp. 1 1 5 11 7, 123 u. passim. u L�enboek van Vlaendertn, c.9, bg. v. L. Gilliodts van Severen, Coutumes du Bourg d� Bruges, 111, Brüssel 1885, p. 210. -
Urkunden
137
Grafschaft: und die Stadt Troyes von ihm zu Lehen halte: Notum
sit quod comes Theobaldus Blesimsium Odoni duci BUTgundie apud Augustinam fecit hominium et cognovjt quatinus abbatia Sancti Germani Autissiodorensis de feodo ducis erat et tenebat. Quellen dieser Art finden sich indessen vor dem 13. Jahr et •
.
.
•
.
•
hundert nicht sehr häufig. Von dieser Zeit an nimmt ihre Zahl in England, in den nieder- und oberlothringischen Fürstentümern und vor allem in Frankreich ständig zu. Manchmal händigte der Herr dem Vasallen eine Urkunde aus, die die Leistung von Treueid und Mannschaft und die Investitur des Lehens bestätigte. Es kam aber auch vor, daß der Vasall eine Anerkennungsurkunde über die
Tt:eueTa�·;m�r:JYrin:�s(ba:fl��li'n�L �lt,:�a;dl.:.:ijb�'
Leistung von den Ervil�rp� s�in� L�h.�.J;l,� ,_!l,.I,!���!Jen,·ließ. Diese fii� . 9��J:!crr.rn be s;itqrote und für ihn selbst als Beweistitel gedachte Urkunde" wird LehnsbriefL französisch aveu, genannt werden. Bei dieser Ge
legenheit nahm der Vasall zuweilen die ostensio feodi vor, d. h. er nannte auf der Stelle all das, was er als zum Lehen gehörig ansah. Dieser Lehnsnamweis (frz. monstTee de fief oder montTee de la
eeTTe) konnte jedoch auch schriiHich geführt werden, und zwar durm eine Aufzählung (frz. denombrement). Hier der WOrt laut eines Lehnsbriefes von 1228 mit dem Versprechen einer Aufzählung: Dominus j. de Estenville fecit homagium Willelmo,
Parisiensi episcopo, de hüs que tenet de eo prope Sanctam Crucem, apud Sanctum Dionisium et infra XL dies debet tradere in scriptis dicto episcopo que sunt ilIa54; "Herr J. von Estenville hat dem BisdlOf Willelmus von Paris für das, was er von ihm in der Nähe von Sainte-Croix zu Saint-Denis zu Lehen hat, Mannschaft ge leiS[et, und innerhalb von vierzig Tagen muß er dem Bischof eine LONGNON, Documents I, Chactes Nr. 1, p. 466; die vom Grafen Balduin IX. (VI.) von Flandern (und Hennegau) 010 1196 dem franz. König Philipp-August ausgehändigte Urkunde bei F. LOT, Fjd�les et Vassaux, Paris 1904, pp. 255-257; die demselben König von Ferrand von Portugal, Graf von Flandern (und H:ennegau), aO 1212 ausgehändigte Urkunde bei C. DUVIVlEil, U, qHerelie des cf.A.wmes CI des Dampierre, n, Brüssd 189-4 P. J. Nr.7, pp. 13 u. H. Siehe oben p.83 u. Aom.26. � B. GUERAIlD, CartJdaire de Ngliu Notre-Dame de Paris, I, Paris 1850, Nr. 17-4, p. 148. �
,
Du klamsche Lehmwtsen
138
schriRliche Aufstellung diew: Güter zukommen lassen". In Englalld sind solme Sduifhtüdte äußerst selten. ebenso in Deutsd!.land, hier zumindest vor dem Spätmittelalter.
Lehnsverzicht Der Verzicht auf d..!!.j.eh� A�m die Treuaufsage vQJ:a�giog, l.9ßen. Du wurde d �cth einen- declnvestitJJ(. äbnlimen Akt voll "es j� dit Verzimte�de- "entkleidete" sich d� Lebe�s -und -ie ...
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Hände · des �errn zuniCk, und zwar unter Formen, die denen entsprachen, unter denen er mit dem Lehen ,.bekleidet" wurde, d. h. durd!. einen Ritus der Besitzaufgabe (werpitio, frz. d�gutr. .
..
.
.
pissement), bei dem der Vasall einen versinnbildlichenden Gegen·
stand in die Hände des Herrn legte: ein Handlungssymbol oder ein Gegenstandssymbol. 1m zweiten Fall war der Gegenstud
grundsätzlich derselbe, den der Vasall bei der Investitur empfangen
hatte. Im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts nimmt der Verfasser
der Gesta des Bischofs Lietbert von Cambrai auf dieses Rechts geschäR Bezug, als er über die Forderungen dieses Prälaten gegen
den aufsässigen Burggrafen Hugo von Oisy schreibt: er verweigert die Aufhebung der Exkommunikation, nüi p,iU5 dimissiontm manu
propria, quod et vulgo wnpire dicitu, fac-eret e.x omni beneficio quod infra ambitum Cameracae civitalis babebati6, sofern er ..
nicht zuerst mit eigener Hand auf jedes Lehen, das er innerhalb des Stadtgebietes von Cambrai besaß, verzichtete - was man in der Umgangsspradll! werpi,e nannte.·
Die "mouvanct" Schon sehr früh neUte man fest, daß zwismen einem als Lehen
verliehenen Grundstück oder einem als Lehen verliehenen Recht und dem Allod oder Lehen, von dem es zugunsten eines Vasallen abgetrennt wurde, eine Beziehung entstand: man sagte, dieses
lehen oder dieses Recht würden sidt von jenem Allod oder Lehen
" GtJla LJ�lbtrti tpiJCopi Camtractnsis, c. 20, hg. v. L. C. Belhmann. MG. 55. VII, p. 495.
Di!
ouvance�
.m
139
�herleiten" (Jesrendue oder ooch öfter motltu). So beißt es z. B. in Urkunden aus dem Hennegau von 1200 und 1229: de ruius
teodo ista descendunt, .diese Güter leiten sidl von seinem Lehen ber-, oder derima que dt meo movebat teodo" ein Zehnt, der •
..
sich von meinem Lehen herleitete". Diese soehen angedeutete Be ziehung heißt im Französisdlen mouvanct. Dieser Begriff wird ebenfalls zur Bezeichnung der Beziehung lwismen dem verliehenen Lehen und dem Lehnsherrn verwendet. Die französi.men Feudisten nennen auf wenig glückliche Weise das verliehene Lehen fief strvant und das Allod oder Lehen, von dem es abgetrennt wurde, fiet dominant. Die mouvance kann übrigens auf völlig künstlimem Wege ent standen sein. Man sdiloß aus rein militärischen oder verwaltungs tedlOismen Gründen Leben an bestimmte Gebiete, an Burgen. Herr smaften und später aum an Verwaltungs- oder Gerid'ltsbezirke an. Das ist z. B. der Fall bei vielen Lehen, die im 12. Jahrhunden im Hennegau an die gräflimen Burgen von Mons und Valenciennes angegliedert wurden, auf denen die Vasallen, die sie zu Lehen hanen. Burghut leisten mußten. Es triffi ebenfalls auf zahlreiche Lehen zu, die vom König von Frankreidi verliehen waren und die zu Beginn des 13. Jahrhunderts einer uiner Kastellaneien oder einem seiner Geridu5- und Amts bezirke angeschlossen 'Wurdenn.
Rechte der Parteien am Lehen Eine der Hauptfragen, die sich bei der Untersuchung des Lehens stellen. ist die nadl der Art des Rechtes, das Herr und Vasall am .. Von. DIDIH. in Droi' deJ rufs p.l07, A. I u. 2 :titierte, bisher nidlt herlusgegebene Urkunden. 'I GI5ELBEJ.T VON MONS, Chronique, c.41 u. 130, hg. v. Vander· kindere, pp. 74 u. 196; Urkunde, die Philipp-Augun 1205 für den Ober su.llmeister Dreu, Sohn des Dreu von Mello, :lumeHcn ließ, Rtc..eil des MUS de Philippe-AHgHsu, I1, hg. v. PETIT-DuTAILL!S U. MONICAT, Nr. 885, p. 47)-74 ( RUHti' du hiuoritnj des GiJ..lts er de la France, XVII, p. 59); ScriprA de /todi J, Nrn. 510 (1204-12t2), 178 f., 184 f., 283 (1220), Rwui/ det hino,-imJ, XVII, pp. 714-715, 646 f., 647 f., 668. =
Das klassisdu: Lehruwesen
140
Lehen haben. Zur genaueren Ikstimmung diese! Red!tes müssen wir zweiHypß!RtSen untemneiclen. Bei ihrer Formulierung gehen wir vom Standpunkt des Lehnsberutaus. -:Ern; Hypothese.: da!! verliehene Gut stammt unmittelbar aus nOd� itz desl:ehnsberm. Dieser Fall k;;�tii&;ralrvor. dem A --_ . Nur in England nach der Eroberung, wo der König der eioz.ige Allodialeigner ist, befinden sidt allein die unentes in capitt. die unmittelbaren Kronvasallen in einer solchen Lage. In Frankreid:! und Deutschland ist es, je weiter die Zeit fonschreitet, immer seltener der Fall. da die Zahl der weltlichen Alloden ständig abnimmt, In Frankreida versmwinclet da, weltliche Allodialeigen tum mit Ausnahme einer Reihe von Gebieten völlig - in der Normanclie seit dem 11., in der Bretagne wahrscheinlich seit dem 12. Jahrhundert oder wird zumindest irnmtt seltener, bis maß schließlich die Formel nulle terre sans seigneur, die die Vennutllng, ja sogar die Möglichkeit eines Allodialbesitus au�sdJließc, auf einen sehr großen Teil des Königreimes anwenden kann. In einem so allgemeinen Sinne wird si
---_ . __ ._-
_
" Für
das B�uva.Uis sieh�
I, Nr. 688, p.l49.
B"AU"ANOJl\,
CO.dU1I'Ils. hg.
v.
Sa.!mon,
Remte der Parteien
am
Lehen
141
Sachsen und Thüringen behielt es seine große Bedeutung bei. Es erhielt skh weiterhin in Ober- und Niederlothringen und in ver schiedenen Teilen des Königreichs Burgund (oder Arelat): in der Franche-Comt6. im Lyonnais. in der Dauphin6, in der Provence
i Flandern, und in der heutigen Westschweiz. In Frankreich hat sich n in bestimmten Gebieten des Ostens, in einem großen Teil des Südens in im Bordelais und Bazadais, im Comminges und im Languedoc _,
der Auvergne, im Forez und im Nivernais Allodialbesitz gehalten; in einigen der genannten Gegenden hat er jedoch vom 13. Jahr hundert an stark abgenommen. Das Lehen wird dem Vasallen also von einem Allodialeigner verliehen, vom König, von einem weltlichen Allodialeigner oder von einer Kirche
tlemosyna
(die
franche aumone, franca
oder
libera
war in Frankreich die privilegierte Form eines kirch
lichen Allods). Um diese Art von Lehen handelt es sich in einer Urkunde, die 1060 verfaßt wurde, und zwar anläßlich der Schen kung eines Allods an die Abtei Gellone durch Peter, den Sohn des
et hoc aloJrm tenent ad /evum Willelmus de Montepistillario et Petrus, filius Gaucelini d� Lunello, "und dieses
Almeras von Anduse:
Allod haben Wilhelm von Montpellier und Peter, Sohn des Gauzlin von Lunel, zu Lehen". Neben diesem Beispiel aus dem Languedoc nun eines aus Flandern. In den Liber Traditionum der Abtei St. Peter zu Gent wurde 1164 folgender Fall eingetragen: quidam
Symon, filius Balduini de Landeskoutre, 31ft bunaria terre alloJii in Musehole, a 7heodon"co de AI'Vana, qui eandem terram de se actenus tenebat in /eodo, recepit �t ad altare Sancti Petri in rlemosina optulit ecclesie5f; "Simon, Sohn des Balduin von Lands kouter, empfing dreieinhalb bonniers (ca. 4,27 ha) Land seines bei Musehole gelegenen Allods aus den Händen Dietrichs von Alvana, der sie bis dahin zu Lehen hatte, zurück und schenkte sie der Kirche zugunsten des St. Peter-Altares als kirchliches Allod-, Zu Beginn der hier behandelten Epoche sind die Rechte der Par teien am Lehen eindeutig festgelegt: Der Herr ist Inhaber eines dem -
61
D..,vIC
Q.
' "
hg. v. Privat, V, Nr. 258, III. Liber tradi/jQnum Sancti Petn Blandinimsis, hg. v. A. Fayen, Gent 1906, Nr.173, p. 175. U.
VMSSETE,
a. a.
Das klanisdte Lehnswc5en
142
römi�d]ell b!�Il�I!-. §.ge�.m.�y;�.rgleichbu:�ll��$., Da_s Redtt .des Vasallen kö�nte ��__!!l.i,�
als uSJu!ructus, als Nießbrauch bezeichnet. Das Eigentumsrecht splim-(t sich auf. Der Vasall konnte jedodl auf Grund der Tatsame, daß er der t2.csächlime Inhaber des Lehens war, sein eigenes dingliches
Recht 3m Lehen ständig ausweiten. D�entsprechend wurde das dingliche Recht des Herrn notwendig vermindert. Dieser Trend, der, wie wir sahen, im 9. Jahrhundert einsetzte, verstärkte sich im
Laufe der Jahrhunderte immer mehr. als die Vasallen auf Grund ihrer Stellung gegenüber ihren Herren. die bei ihren politismen und militärischen Unternehmungen nicht auf den Dienst ihrer Vasallen
venidltcn konnten, in der Lage waren, auf diese einen gewissen
Druds. auszuüben. Daraus folgt, daß seit dem t l . Jahrhundert der
Va.saU schon weJendich mehr Redue �m'übe'n huilties -etWa dem , - römischen Nießbraucher entspri:dien wurde. Die mangelnde Ein· ,
-----...- --<"-_. - ......
".
""
deutigkeit der Terminologie für die Rechte des Herrn und des
Vasallen, die sidJ in den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts feststellen läßt, ist marakteristism für eine Obergangsepome: es
ist die R.ede vom dominium, vom dominium feodale, vom su· premum dominium, von der posstSlio des Herrn und vom jus hereditarium, von der proprietas, von der dominatio des Vasallen.
Unter dem Einfluß des Wiederauflebens des römischen Rechts im Abendland venucbte man, die Rechte der Parteien juristisch :zu dennieren. Seit dem 12. Jahrhundert bemühten sich die Roma· niSten, diese Rcmte mit Kategorien des romisdten Rechts :zu er·
fassen. Nach vielen Ansätzen entwickelten sie im 13. Jahrhun dert schließlich eine Lehre, die auf einu - übrigens ungenauen
- Interpretation der römismen super/icies aufgebaut war. An· gesichts der Tatsame, daß der Vasall unmöglich ein einfaches dingliches Recht an der Same des anderen, ein ius in re aliena, haben es Eis.en�IE-sredu:!> des konnte, nahmen sie einfach eine .Teih�ng_c!
Rednes am dominium, an und entwarfen die Lehre vom geteüten dom:,,;um (frz. domaine divise): der .Lehnsherr und Allodialeigner behielt das dominium Jirectum (irz. lt dom�ine direct oder la directe, von den Modern� n manchmal auch domaine eminent ge-
-
.
. -.
nannt), und der Vasall erwarb das dominium utile (frz. le domaine ---
-
-
VcrHlgungsredtt über das Lehen
143
util�). Diese Auffassung �rscheint bereits um die Mine des 13. Jahr
hunderts in der Glossa Ordinaria des berühmten Bologneser Glossa
tors Franciscu$ Accursius. Die französisdJe Praxis kannte diesen Unterschied vielleicht schon im 13. Jahrhundert, noch bevor die entsprechende Lehre entwickelt wurde. Nach DeutsdJland gelangte diese Lehre über Niederlothringen vor dem Ende des 13. Jahc hunderu&e&.
aus
eines dinglichen
hervorging,
welches selbst aus der Teilung des Eigentumsrechtes des Allodial
eigners entstanden war. Nach Ausbildung der Lehre vom geteilten domi.nium wird man nicht mehr olme weiteres dem Zwischenherrn .
--
----
_
..
-
�
das dominmm direClum zuWueiben. Nam einem Teil oieser ·Lehre wird � �t�:-däi doini"nium direc tum und das dominium
��gii4
util� jeweils mehreren Herren und uhnsleuten zuzuerkennen.
Die
französisme Praxis sprach dagegen im allgemeinen nur dem Ober lehnsherrn das dominium directum zu - nur in bezug auf ihn war das verliehene Gut Allod - und die unteren Lehnsherren hatten
jeweils nur einen Rednstitel auf einen Teil des dominium uti./t.
Verfügungsrecht über das Lehen asall hatte ursprünglich nur das ius wUnd; ct frue.ndi, da� Der Y del!1..1.�cn .Recht des Nießbraums 3m Lehen,A_h�i�.A�träge aus. gehörten ihm. Er-aurfte das Lehen in seiner Substanz nidlt ver.,
.
ändern, er durfte es weder aufteilen nom "verschled:ttern- (frz.
abreger), d. h. seinen Wert vermindern, oder es veräußern - mit
einem WOrt, ein
ngsredu, ein ius ab�lendj. stand ihm nicht - · �� ;; ; ;�ch e ng, das'im alf:r Lehn e ; lech zu. Abgesehen vom Ver t gemeinen seine Geltung behielt, gelang es dem Vasallen im Laufe erW
-
der hier behandelten Periode, sein Recht am Lehen von fast allen
Beschränkungen zu befreien. Pa
Urkunde des Abtes von Korndimünstcr,
Namur, Chanes des oomle, de Namur, Nr. 126.
ao
1280, Sraauardtiv
zu
Du klasusdle lAhnswe.sell.
144
Erblichkeit
dt$ Lehenj
Wie wir sahen, haue das Benefizium, die Leihe auf Lebenszeit. vor allem in Frankreich und in Itali� seit der zweiten Hälfte des �dt;nC!:u.t-akill�� !!�§.�blich 9. Jahrhunderts in der Praxis ellmihl keil ��[e'l9.��e�, z_ulJli�.d.�.t _'Yils.�di�� J;:,rp.f.Qlge,.io direkter. niälln lieher Linie anging. In Frankreidt trat dieses Phänomen im Laufe des 10: 'und 1 1. 1ahrhunderts immer stärker hervor und war sdJließ Iich allgemein zu beobachten, besonders bei Lehen von einer gewissen Bedeutung. Die folgenden zwei Beispiele sollen diesen Prozeß der Verbreitung veranschaulichen. Beim ersten handelt es sich um eine Erbfolge in Seitenlinie, einen Fall, in dem der lehnsherr zu Beginn des 11. Jahrhunderts nodl einigermaßen frei entsdieiden konnte. Um 1028 bittet ein Ritter Hamelin den Grafen Fulco Nerra von Anjou um die Lehnsfolge bei einem Gut, das sein Vater Gauzlin von Rennes und sein Bruder Girous von Beaupreau nacheinander vom Grafen zu Lehen hatten. Der Graf, den der BittnelJer be leidigt hatte, lehnte ab: . . pouu/ans in honoTe paterno sucudere, 'tIix hoc asuqui potuit a Fulcone inclito comite. Auf die Bitte seiner Gemahlin hin, der Hamelin eine Kirche gesa.enkt und sie so für seine Same gewonnen hatte, willigt der Graf sa.ließlich ein", Das zweite Beispiel betrifft ein Lehen, das ausdrücklich auf Le�nszeit verliehen worden war, Im 10. Jahrhundert nahm Herzog Hugo der Große der Abtei Saint-Germain..aes-Pres das Landgut Combs-la Ville (Seine-et-Oise) weg und investierte damit seinen Vasallen, den Grafen Hilduin, indern er exprem's 'tItrbis diese Belehnung auf die Lebenszeit des Beliehenen beschränkte. Nach dem Tode Hilduins gab Hugo der Große das Landgut seinem eigenen Sohn Hugo Capet. Dann ging es auf dessen Sohn König Robert H. über, der es der Abtei Saint-Germain zurüdf.gab. Im Laufe des 1 1 . Jahrhunderts nahm König Heinrich 1. auf die Bitte des Großneffen Hilduins, Manasses, der Abtei das Landgut aufs neue und gab es Manasses auf Lebenszeit zu Lehen, Danam erhielt die Abtei es wiederum von ihm zurück, Oda, der Sohn des Manasses, dadlte jedoch, daß er Erb.
�.
.
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..
.
10
p,
M...ItCHEG...Y, C4rllllajr� d� rAbbay� du Ronaray d'An8trS, An gers 1854, Nr.125.
Erblimkeit
des
Lehens
145
rechte geltend machen könnte, und er erreichte im Jahre 1061, daß König Philipp I. der Abtei das Landgut noch einmal nahm und ihn damit belehnte, allerdings unter der Bedingung, daß es nach seinem Tode an die Abtei zurückfallen sollte. Dieser Aufforderung wurde jedoch keineswegs Folge geleistetu. Nach dem Ende des 11. Jahr hunderts werden Lehen auf Lebenszeit in Frankreim immer seltener. Vollständig versmwunden sind sie indessen nie. Aum müssen wir festhalten, daß Rentenlehen oft auf lebenszeit verliehen wurden. Dies gilt auch für lothringen. In Deutsmland ist die Enrwiddung viel langsamer vorangeschrit ten. Seit dem 9. und 10. Jahrhundert begegnen Fälle - sogar ver hältnismäßig zahlreiche - in denen Vasallen die Nachfolge ihres Vaters antreten. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts ist dieser Brauch allerdings noch nicht so weit verbreitet wie in Frankreich, vor allem nimt bei Vasallen niederen Ranges. Erblichkeit, selbst Erbfolge in direkter linie bildete noch nimt die Regel. In einem Brief eines Mönches vom Tegernsee in Bayern ist die Rede vom bene/icium eines Vasallen, paterno quidem iure . . ., si dici las est, sibi in here ditatem collatumli2, d. h. von "einem lehen, das dieser Vasall von seinem Vater geerbt hat, wenn der Ausdruck erlaubt ist". Konrad II. hat diese Enrwiddung in der ersten Hälfte des Jahrhunderts ent scheidend vorangetrieben: in Norditalien traf er eine Anordnung, die die Vererbung in direkter linie und auf den Bruder zur Regel machte und die sowohl für die lehen der Vavassoren, d. h. der Untervasallen der Krone, als auch für die der unmittelbaren Kron vasallen geiten sollte. In Deutschland führte er eine ähnliche Rege lung ein: Militum vero animos in hoc multum attraxit quod antiqua bene/icia parentum nemini posterorum au/eni sustinuit, berichtet Wipo, der Biograph des KaisersG3, "er versicherte sich in hohem Maße der Anhänglichkeit der Vasallen durm die Bestimmung, daß 11
1061.
M. PROU, Actes de Phi/ippe Jtr, Paris 1908, Nr. 13, pp. 38-41, aO
.. Die Tegernseer Brie/sammlung, hg. u.
125. 13 Constitutiones I, Nr. '15, pp.90 Chuonradi, c. 6, p.28.
u.
v.
K.
Strcdier, Nr.
116, pp. 124
91, aol037, und W1PO, Gnta
Das klassische Lehnswesen
146
keinem Nadtkommen Lehen genommen werden dürften, die bereits seine Vorfahren innehatten". In Deutschland gab es jedoch noch im 12. und sogar noch im 13. Jahrhundert nicht wenige Lehen, die nur auf Lebenszeit vergeben waren. Und bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts hinein hielt man hier die Erbfolge in Seitenlinie für eine Gunst und nicht für ein Recht. I.n England ist die Erblid!.keit der Lehen kurz nam der Eroberung dura. die Normannen alles andere als weit verbreitet und al1g�ein anerkannt. Inreressamerweise ist in den heiden ältesten uns erhalte nen Belehnungsurkunden (1066-87 u. 1085) von Verleihungen auf Lebenszeit die Rede. Wir dürfen jedoch nicht übersehen, daß in diesen heiden Fällen das Lehen in der Folgezeit erblich geworden istM. Im 12. Jahrhunden ist die Erblidlkeit ein charakteristischer Zug des englisdJen Lehens. Pi, Erblich�!i.t tines Le��_w� ü�rigens eiJ!e ßrb(jmkeit ganz besonderer Art. Da d;u Lehen den Vasallen in die Lage versetz.en sollte, Dienst zu leisten, mußte die Verleihung beim Tode des Vasallen ungültig werden. Das h�el':\ ..8m g . �l!.'!Yi�� .!!.1.!minelba.L >.�iIll .t.\llod 9�r .FalLge:westll ."I1I;�r;�.; auf den Erben über, wie es et.waJ es fiel 'de�'Herrn heim.' Der Erbe mußte um Zulassung z.u Treueid, Mannsmaff und Investitur n;chkom�en. Auf diese I;v�cit��-h�t�e er jedoch unter der Bedingung, daß er Treueid und Mannschafl leistete, ein Anredlti sie durfte ihm nida verweigert werden. 1n WirklidJ.keit war es so, daß der Erbe das vom de ,ujus hinter· lassene Lehen tatsächlich in Besitz nahm und ansmließend mit einer Bitte an den Lehnsherrn herantrat. Dies mußte innerhalb von be· stimmten FriSten geschehen, die je nach Gegend versdJieden waren. Ein Erbe, der sich nicht an diese Regel hielt, machte sidJ eines schweren Verstoßes schuldig, in Frankreich de/ulIlS hominis, di/aute d'homme genannt�. Da beim Tode des Vasallen die Belehnung ungültig wurde, gewann der Herr das Vollrecht auf sein Lehen .
.
14
.
DOUGLAS, Charter 01 Enf�"lfmmt, English Historical Review, XLII,
p. 247;
V. H. G.UlllUITH, An Epi�copal und'1anl "I JOSJ, ebda. XLIV,
1929, pp. 371-372. IS
Elabliut!mt!ntJ d� SlJint·Lolfis 11, 19, hg.
p.396; BEAUMANOIR, I,
Nr. 78,
v.
P. Viollel:, 11, Paris 1881,
hg. v. S4tlmon, p.51.
Die Erbgebühr
147
zurück: war er Allodialeigner, so vereinigten sich in diesem Augen·
blick das Jominium utile mit dem Jomini"m dirtctum in seiner Hand. Auch konnte man anfangs in den meinen Fällen nidJ.t umhin anzuerkennen, daß in der Zeit zwischen dem Ableben des de cujM und der Investitur des neuen Vasallen dieser nicht im Besitz der Lehnsgewere war. Unter dem Einfluß der ständigen Verbesserung der Stellung des Vasallen - das Lehen wurde immer mehr zu seinen Gunntn patrimonialisiert
-
haben bestimmte Gewohnheitsrechte
die Geltung dieser Regel beeinträchtigt. In Deutschland, in haHen und in England hat sich diese Entwicklung schneller und allgemeiner durchgesetzt als in Frankreich. Unter weldJ.en Formen die Bitte um Zulassung zu MannsdtafI:, Treueid und Investitur durch den Lehnserben an den Lehnsherrn henngetragen wurde, wird durch folgendes Zitat aus einem Beridlt von 1237
aus
lirol deutlich. Hierin fordert Cunz Fafe von Griffen
stein, mit einem Gut investiert zu werden, das sein verstorbener Vater vom Grafen von Eppan zu Lehen hatte : pee;i, .
. . investitura feuai unius a domino Egenoni, eomiti Je Epiano pro se et ab tO . . . de quoddam feudo, quod quondam dominus Morhardus . . . habebaI ab eo . . . et a eondam domino Ulrico comite. el porrexit ei manus suas rt tlotebat sibi faure minuitatem"; .er bittet um die Investitur mit einem Lehen des Herrn Eino, Grafen von Eppan, die dieser zu seinen Gunsten vollziehen sollte, und zwar mit einem Gut, das der verstorbene Herr Morhard von Herrn Eino und vor diesem von Herrn UlridJ. zu Lehen hatte, und er reichte ihm die Hände und erklärte sich bereit, ihm Mannschaft zu leisten."
Die Erbgebühr (relevium) Als zu Beginn der hier behandelten Zeit die Lehnserbfolge noch nicht völlig ausgebildet war, der Lehnsherr nam dem Heimfall des Lehens bevor er den Erben des Vasallen zu zuließ und ihn investierte. Mit anderen Worten, er konnte sich seine Zunim..
. _. _- ---
-------
.. H. LoUSCH, R. SCHkO[D[k, L Pl!kELS, U,ItHndm zlfr Gt!la,ichle du dtuuchtn Rechtu, l. Aufl., Bonn 1912, Nr. 122.
Da.:! klassisd:te Lehnswesen
148
..!!,-- In den Quellen wird die Summe, die rnung bezahlen lasse der Lehns'he';r hierfUr verlangte, relevium genannt (frz. relief. da von abgeleitet das mittelniederl. verliefu, in heutigem Nieder!. ver heffingsrecht, dtsm. Lehnware). Dieses relevium muß der Lehns e�bc und zukünftige Vasall für di�iTaubmsz'ählen, die Lehns nam gewere ergreifen zu dürfen, die - symbolisch gespromen dem Tode des de cujus am Boden liegt. Ebenfalls begegnet rache tum06 (frz. rachat) und in Südwestfrankreich so wie im Toulousain finden sidt gleichbedeutende Wendungen (lat. adcaptatio, reacap tatio, reiracapta, retroacaptis, frz. acapte,arriere-acapte) e6�. Eine aus Flandern stammende Urkunde aus dem 12. Jahrhundert gibt gIeidt zeicig den lateinischen und den mittelniederländischen Begriff: emp tionem que vulgo Jicitur cop. Mag bei diesem letzten WOrt auch ein Rechtschreibefehler unterlaufen sein, jedenfalls steht es dem moder nen niederländischen koop nahe, welches Kauf bedeutetG'. Im 14. Jahrhundert gab Jacques d'Ableiges, der Verfasser des sehr zu Unrecht Grand Coutumier de Franee genannten Rechtshuches, eine glänzende Erklärung des Begriffs relevium, die jene zweite Reihe von Bezeichnungen rechtfertigt: Et semble eneores selon la commune _
oppinion, que a plus proprement parler, l'en peult dire que par la mort du vassal le fief chiet et gist par teIle maniere, qu'il ne peurt estre possede ne par le seigneur, ne par l'heritier, fors quant il est releve par le seigneur direet, et de ce relief que le seigneur faiet a Leenboek van Vlaenderen,
4, p. 209. 08 Z. B. im Vertrag zwisdl�n dem König Philipp-August v. Frankreid:. und Graf Balduin IX. (VI.) von Flandern und Hennegau a01200 zu P�ronne, s. Recueil des actes de Philippe-Auguste, II, hg. V. PETlT DUTAILUS u. MONlCAT, Nr. 621, p._ 167�68 (aum bei DUYIYIER, La Quudle du d'A'V�snes et des Dampierre, II, P. J. Nr. l, p.2). �8. Z.B. DoUAIS, a.a.O. Nm. 98 (ao 1113), 260 (ao 1128), 335 (0. ) ), 698 (1176); HIGOUI',ET, a. a. O. II, P. )., Nr. 3 (ao 1199). tI Urkunde des Grafen von Flandern, Dietridl von Elsaß, aO 11 60, 17
c.
.
A. PRUYOST, ChroTlique e! Cartulaire de l'abbaye de Bergues-Saint
Winnoc I, Brüggc 1875, pp. 1 1 8 u. 119. Außerdem findet sü:h eine Reibe
weiterer Beispiele des niederländismen Koop im Sinne von rel/!'liium bei K. STALLAERT, Glossarium 'Van 'Verouderde rechrsurmen, I, Leiden 1890, 'ub
yo,
pp. 96-97.
Die Erbgehühr
14 9
l'hhitier en le prenant et laissant en sa loy. i1 a Ie droit qui est appelle reliel. que l'en dit aucunes lais rachat, qui vault l� revenu d'ung an . , . En tant longuement que le relief demouTera a faire. l� seigneur feTa les Iruits sims par defaulte de homme·G; "und dar� über hinaus scheint es, daß man auf Grund der herrschenden Mei� nung recht eigentlich sagen kann, daß durch den Tod des Vasallen das Lehen zu Boden gefallen ist und dort liegt, so daß weder der Herr noch der Erbe es besitzen kann, außer wenn der Eigenherr (Ir seigneur direct) des Lehens dieses vergibt, und auf Grund dieses Aufhebens des Lehens, das der Lehnsherr zugunsten des Erben vor� nimmt, hat er Anrecht auf eine Gebühr, welche relevium, manchmal auch Rückkauf (rachat) genannt wird; sie beläuft sich auf einen Jahresertrag . . . Solange das relevium aussteht, zieht der Lehnsherr die Erträge des Gutes ein, weil kein Vasall da ist." Anfangs wurde die Erbgebühr vom Lehnsherrn willkürlidJ. bestimmt oder von den Parteien untereinander abgesprochen. Auf d{�eWeise verfuhr der französische König Ludwig VI. noch 1127 bei der Investitur des neuen Grafen von Flandern, Wilhelm von Normandie: die Einwohner von Brügge werfen ihm vor mille marcas pro pretio et coemptione aperte susceperitl1, d. h. "daß er sich ganz offen tausend Mark als Preis und Rückkaufsumme hat bezahlen lassen". Im 12. und 13. Jahrhundert wurden bei der Ver leihung von sehr bedeutenden Lehen, z. B. französischen Territorial fürstentümern, bisweilen relevia in enormer Höhe von Erben ver langt, die nidlt Erben in direkter Linie waren: im Jahre 1212 mußte Ferrand von Portugal 50000 Pfund zahlen, damit er zu Hulde und Mannschafl: zwecks Erlangung der Grafschafl: Flandern zugelassen wurde und die Erlaubnis erhielt, Johanna, die Erbin der Grafschafl: zu heiraten'!. Dessenungeachtet setzte sich allgemein ein bestimmter "Tarif" durch. So war es seit dem 12. Jahrhundert .�_.._-_.�.......
,. Le Grand Coutumin de France,
Pari! 1868, pp. 234
" GALBERT,
u.
hg. v. E. Laboulaye u. R. Dareste,
235.
Hütoire du meurtre de Charhs le Bon, c. 106, p.
151.
,. Der Anonymus von Bethune Chronique fran�aiu des roil de France, hg. v. 1. Delisie, Recueil des historiens des Gaules et de Ia Fnmce, XXIV, p. 564. ,
150 in der französischen Krondomäne üblich, die Höhe der Erbgebühr auf einen Jahresertrag aus dem Lehngut festzusetzen. Dieser Brauch fand in Frankreidl starke Verbreitung. Dies erfahren wir aus dem Beridlt Giseibens von Mons über das Abkommen, das 1192 zwi sdten Balcluin VIII. (V.) von Flandern (und Htnnegau) und dem französischen König Philipp-August zu P�ronne getroffen wurde:
. . . comts 5 milja marchas pur; argenti . . . pro re/roio UrTe Flandrie domino regi ptpigit, ,"m iHTis sit n i Francia, Nt .
.
.
quilibet homo pro rthvio feodi Jui ligii lantum det domino SUD, quantum ipsum feodum intra annum valeat 73; "der Graf zahlte an
seinen königlichen Lehnsherrn fünftausend Mark reinen Silbers als relroium für Flandern. da in Frankreid-a die Erbgehühr, die der Vasall von Rechts wegen an seinen Herrn für sein ligismes Leben zablt, einem Jabresertrag des Lehens entspricht". übrigens wird manmmal auch außerhalb Frankreichs die Höhe des Betrages auf gleiche Weise bestimmt, so vor allem in den lothringismen Fürsten tümern, be$Onders in der Grafschaft: Namur. In Engtand war
seit
dem 13. Jahrhundert der Brauch weit verbreitet, für Ritterlehen eine Erbgebi:ihr von hundert Solidj zu verlangen. Es gab übrigens Fälle
_
meistens handelt es 5im dabei um weniger
bedeutende Lehen - in denen die Gestellung eines Pferdes oder einer mehr oder weniger vollständigen Ritterrüsrung die Zahlung einer Geldsumme ersetzte. Diese Art von Erbgebühr trug im Hennegau und im Cambr�sis den Namen tiget; deutsch wurde sie "Heergewiile" oder "HeergeräteOl genannt. Hierin lebt ß(xh die ur
sprüngliche Sitte fort, nach der der Herr für Pferd und Kriegs ausrüstung des Vasallen aufkommen mußte: beides - oder etwas Gleimwertiges - ließ der Herr slm zurückerstatten, bevor er das Lehen an den Erben des Je cu;us weitergab.
Eine Erbgebühr hat es überall gegeben, aber in Deutsmland war diese Institution weniger ausgebildet als in Frankreich und England, wo sie für die Herren und vor allem für die Könige zu einer be deutenden Einnahmequelle wurde. Große Bedeutung hatte sie in mehreren lothringisdlen Fürstentümern, wie in der GrafsmaA: Hen73
GliELBU,T, Chroniqut, c. 186,
gegebenen Te:u von
p.
275. Siehe aum den "ben wieder Jacquu d'Ableigcs (Anm. 70).
Lchn�rbroJge
151
negau und in der Grafschaft Namur. übrigens hat sie sich bei Erb folge in Seitenlinie länger erhalten als bei Erbfolge in direkter Linie. Ursprünglich wurde die vasallitiscbe Bindung durch den Tod des Vasallen, .MannfaU" genannt, und durdJ den Tod des Herrn, genannt ..HerrenfaU", oder wenn der König der Lehnsherr war, "Thronfall" , beendet. In diesen beiden Fällen konnte der Lehns herr eine Erbgebühr erheben. Die Erhebung einer Erbgebühr bei einem We
•
uhede). Lehmerbfolge Aus der Bestimmung des Lehens ergibt sich eine Reihe von Besonderheiten im Lehnserbrecht, ebenso wie bei Fragen, die mit diesem in engem Zusammenhang stehen. Teilungen - wie die von AUodialgütern - hätten z. B. eo ipso die Dienstleistungen der Vasallen gegenüber dem Herrn in Frage genel!t. Daher aum. anfangs die R�el von der Unteilbarkeit des Lehens. Sie behielt in bestimm ten r.ind�-�,rrli;'&estimmfer:ehenilire Geltung oder gewann sie nach Unterbrechungen zurück, namentlich für die Herzogtümer, für die Marken, zumindest bis ins 12. Jahrhundert hinein für viele Grafschaften in Deutschland und für manme französisme Terri torialfürstentümer. In England wurde diese Regel Gesetz. Dabei die 1l!:i�e,A�!f!pm.e, war es pforderlim, daß man sim b geltend_ ,g:Iadle d etLSQfim�n - über den legiUon!)..te 1L=. �twa.be.L timen Nachi.QIger einigle. Fast überall hat sich ein bestimmter Btauch entwickelt, der der willkürlichen Wahl durch den uhnsherrn ein Ende setzte, und zwar meistens die Primogenitur. In England wurde sie sogar zur Regel, und in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts formuliert GlanvilJ, der Justiciarilis
..ti. � !��
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Das klassisch� Lehnsw�sen
152
des Königreiches, oder ein anderer Verfasser des ihm allgemein zugeschriebenen Rechtsbumes diese Regel ausdrüddidJ.: si miles fuerit veJ per militiam tenen!, tune secundum jus regn; Anglie primogenitus filius patr; succedit in totum71. ; "wenn jemand Ritter ist oder ein Ritterlehen hat, tritt nach dem im Königreich England herrsmenden Recht der älteste Sohn die Gesamterbfolge seines Vaters an", Die Unteilbarkeit"aesr:e1iens wurde hier zweifellos zum Vorteil des Königtums auf die Unteilbarkeit der Lehnserbfolge ausgedehnt. Anderswo herrsdne der Brauch, an Stelle des Ent geburtsredm das droit de juveigneur anzuwenden, d. h. dem jüng sten Sohn die Erbfolge zuzuerkennen. Aum dieses Redlt hat in England bestanden, aber nur in einigen nicht lehnrechtlichen Ge wohnheitsrechten; man nannte es bOTough-Engtish. ��_ j.(! �?�.}.�tz�!i?t Die .Regel v.on der Un�eilbarke� : en In tmmer stärkerem Maße patei· nicht, d.�.t:���!�en.jla dieteJl monialisiert wurden. Je mehl:. e.il;l,.Y��;t!Lse.in Lehen als Teil seines persönlichen Eig�n,tuID� .;1,psah umS.Q stärker war sein W�nssh, seine Lehnsgüter möchten cbenso.,wie . seine anderen .GüteL.,..."._wenn er solche besaß - allen seinen Kindern zugute kommen. Hier liegt der · �;d�z·�u; Teilung, die sChließlich in den meisten Ursprung einer T Gegenden Frankreichs und Deutschlands die Oberhand gewann. Man dachte sich verschiedene Systeme aus, die das Interesse des Herrn an der Erhaltung der spezifismen Eigenart des Lehens und das Streben des Vasallen, dasselbe aufzuteilen, mi teinander ver söhnen sollten. Eines davon hatte in Nord- und Westfrankreim und in mehreren lothringismen Fürstentümern großen Erfolg, und zwar das paragium (frz. parage), manchmal auch frerage genannt. Das Lehen wurde tinter den Brüdern aufgeteilt. blieb jedoch in den Augen des Herrn ungeteilt erhalten. Die Brüder hatten vom Altesten einen Teil der Lehnserbfolge mne, ohne daß sie ihm in jedem Falle Mannsenafl: leisten mußten, jedoch mit der Bedingung, ihm bei der Erfüllung seiner Vasallenpflichten zu helfen. In der Normandie konnte sim das paragium am vollständigsten ausbilden. Hier war die herzogliche Gewalt stark genug, um es ihren eigenen Interessen
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74
Tractatus de legibus �t consunudinibus Anglie qui Glanvilla voca·
tUT, VII, 3, hg.
VOn
G. D. G. HaI!, london 1965, p. 75.
Lehnserbfolge
153
dienstbar zu mamen. In bestimmten Gebieten. vor allem in der Gegend um Paris, leisteten die Namgeborenen dem Xhesten Mann· smaft. Dieses System vermochte jedoch auf die Dauer der Teilung der Lehen nimt entgegenzuwirken, und nach zwei oder drei Gene· rationen konnte dielage so unübersmaubar werden, daß die Dienst leistungen trotz allem in Frage gestellt waren 'Ind daß dem Herrn überdies noch die Erbgebühren entgingen, die ihm einfameTeilungen eingebramt hänen. So versdlwand das paragium de iure oder de facta im
13. Jahrhundert oder zu Beginn des
14. Jahrhunderts bei
nahe allenthalben.
In Deutschland versuchte man, dasselbe Ziel auf anderen Wegen ;,:u erreichen. Um zu vermeiden, daß durch eine Teilung der Vasallen dienst aufs Spiel gesetzt wurde, nahm man eine Kollektivbelehnung, eine Belehnung una man" vor, und zwar bei den ve�ieden!Cen Anlä$$eIl. Man nutzte diese Möglimkeit z. B. 1076, um Grä6n Ridlilde von Henneg;lu und ihren Sohn Balduin Il. gemeinsam zu
sub "na /amiJjas et
Y:JSallen der Kirche von Lüttich zu madJen: sie empfingen
manu t!t uno hominio ligio universa allodia sua et jeoJa7$, ..alle ihre Allodialgüter, ihre Dienstleute und
ihre Lehen
zu einer einzigen Hand und durch eine einzige ligische MannsdJaft:... Wenn bei einer Erbfolge d.as Lehnsobjekt nicht geteilt werden durfte, mußten die Etben gemeinsam Treueid und M.annschaft lei sten. D.abei legteD sie z.US3mmen ihre Hände in die Hand des Herrn. Auch die Investitur empfingen sie alle z.usammen. Zu Beginn des
13. Jahrhunderts behandelt der Sachsenspiegel diese Kollektiv belehnung als ..Belehnung zu gesamter HandQ1�. Jedoch scheint diese Einrichtung schon vor der Jahrhundertwende den Höhepunkt ihrer WirkS3mkeit überschritten zu haben, denn nun konnte das Lehen und sogar die ganze Lehnserbfolge selbst nach einer ße� lehnung dieser Art aufgeteilt werden.
os
GISEunT, Cbroniqut, t.8, p.12.
K
Lthnrtdll 32, 1_), hg. v.
K. A. Eckhardtt, pp. ;5-56.
Das klassische Lehnswesen
154
Lehnsetbjolge Minderjähriger
Für den Fall, daß ein Minderjähriger die Lehnserbfolge antrat, waren verschiede_ne Institute vorgesehen, um das Haupcinteresse des Herrn, n-ämlidJ. die Sicherung des Vasallendienstes, und das legitime Interesse des Kindes, das unfähig war, die Vasallenpflidlten zu erfüllen, zu wahren. Diese Institute werden procuratio, hallia, ballium, custodia, deutsdt "Munt", frz. bail oder garde genannt. Derjemge, der bestimmt ist, in dem Verhäh-nis die aktive Rolle zu spielen, ist der procurator, der bajulus, der custos, frz. der baillistre oder gardien, zu deutsch "Mußtwalt", "Momber"', häufiger nom �r.ren auf Grund der "Y2!:,ID,I,!nd" . In der Regel konnten dieJehnsb� normannismen garde seigneuriale, der garde seigneuriale und vor allem der garde royale, in England und in Deutschland auf Grund analoger Institute, das Lehen vorläufig zurücknehmen und die Erträge selbst einziehen, unte�-de��Ikdiiig;iiig;ni"r" Unterhalt und Erziehung des mindeJjäh[igen '-Solili�Jhtef�verstorbeneii Va sallen zu sorgen. Andere Einrichtung�"n: wie Ie bail oder die garde noble der Pariser Gegend - ähnliche Institute sind in Deutschland nicht unbekannt - bestimmten den nächsten Verwandten dazu, in die Vasallität des Lehnsherrn einzutreten. 'Dieser wurde dann mit dem Lehen investiert und mußte für Erziehung und Unterhalt des Minderjährigen aufkommen. Dieser Fall war z.B. 1206 bei dem französischen Kronlehen Flandern gegeben: Markgraf Philipp von Namur, der Onkel der noch minderjährigen Gräfin Johanna leistete dem König ligische Hulde und Mannschaft und versah das Amt des Vormunds. König Philipp-August legt in einer Urkunde nieder, daß Philipp nobis iuravit, tanquam domino suo ligio, quod nobis serviet bona fide et sine malo ingenio et nos juvabit contra omnes homi nes77; d. h. "uns als seinem ligischen Herrn unter Eid versprochen
hat, uns aufrichtig und ohne böse Absicht zu dienen und uns gegen jedermann zu helfen". Gleich welche Regelung getroffen wurde wenn das unter Vormundschaft stehende Kind großjährig war,
des deus de Philippf-Auguste, 11, hg. v. PETIT-DuTAILLIS U. MONICAT, Nr. 952, pp. 544-545 (= DUVIVIER, Querelle 11, P. ]., Ne. 2, 77
p.
Recueil
4).
Lehnserbfolge der Frau
15 5
konnte es verlangen, zu Treueid und Mannsmaft zugelas�en und nun selbst mit dem Lehen investiert zu werden.
Lehnserbfolge der Frau Wenn eine Frau das Lehen erbte, war der Dienst ebenfalls in Gefahr. So war die Frau anfangs ganz gewiß von der Lehnserbfolge völlig ausgesdtlossen. Aber auch auf diesem Gebiet hat die Patri monialisierung eine Rolle gespielt. Schon früh muß es Ausnahmen von der Regel gegeben haben. Wir wissen, daß seit dem Ende des
10. JahrhundertS in Frankreich, vor allem im Süden, auch Frauen belehnt wurden. Was ursprünglich nur eine besondere Gunst gewesen war, wurde sdJlie.ßlidJ zur Gewohnheit und dann zum Recht. Im
12. Jahrhundert war dieser Prozeß abgeschlossen. In Deutsdlland faßte der Brauch sehr vid langsamer Fuß, und im 12., ja sogar im 13. Jahrhunden - in einer üit, i.n der FäHe weiblicher Erbfolge ständig zahlreicher werden - hat er hier immer noch nicht den Charakter einer Rechtsregel erlangt, sondern die Frauenerbfolge ist Privileg und wird als besondere Gunst gewährt. Ausgenommen mehrere lothringisdte Fürstentümer, in denen sie bereits möglich war. übrigens ist dieser Brauch über Lothringen nach Deumhland ge langt. König Heincidt IV. bestätigt 1071 ausdrücklich die Be lehnung der Gräfin Richilde mit der Grafschaft Hennegau durch den Herzog von Niederlothringen, und er triff!: unter anderem besondere Verfügungen für den zukünftigen Fall einer weiblichen Lehnserbfolge1'. Nur mit einiger Kühnheit ließe sidJ behaupten, daß dies das älteste deutsche Beispiel der Belehnung einer Frau sei. Es ist jedoch wahrscheinlidt, daß dieser Fall zu den ersten gehörte, in denen im Reiche eine Frau eine Grafschaft zu Lehen erhielt. Da die Vasallenpl1ichten erfüllt werden mußten und da die i sexus, wegen der Schwäche ihres GesdJlech Frau ob mbecillitatem ..
tes", nicht in der Lage war, diesen Dienst z.u leisten, mußte ein anderer ihre Aufga� übernehmen: dieser Vertreter wurde vom Lehnsherrn anerkannt und leistete ihm zuweilen Treueid und Mann-
:. CmutitHtiQnCI I, Nr. 4H, p.
6S0.
Das klassische Lehmwcsen
156
schalt War die Frau verheiratet, so wurde sie von ihrem Gemahl vertreten. Aum tradtteten die Lehnsherren danam, auf die Ehe5dJließung ihrer weiblichen Vasallen oder der Frauen, die die SteI lung eines Vasallen beanspruchen konnten, einzuwirken. Als Richilclc nadl drffi Tode ihres Gemahls, des Grafen Hermann von Henne gau, 1051 den Sohn und Erben des Grafen von Flandern, Baldu:n, ohne Zustimmung Kai�r Heinridls III. heiratete, mamte di�er
d3r3US einen
btlli.
i Als 1071 die Erbfolge m Hennegau anläßlich der nMediatisierong" dieser Grafsdlaft zugunsten der Kirche von Lüttich und des Herzogs von Niederlothringen ge casus
regelt wurde, erließ König Heinrim IV. die Bestimmung, daß auch ein Mädchen diese antreten könne, si consilia episcopi floluerit
uxorar;lt, Mwenn sie sich bei der Wahl ihres Ehegatten nach dem Rat des Bischofs rid1ten würde", dessert Unten'asall oder - 1m Falle der Herzog kinderlos bleiben sollte - Vasall sie sein würde, Dieses Intervenuortsremt des Herrn konnte sida unter Umständen als Zwang auswirken, meistens gab der Herr jedoch lediglich seine Zustimmung, In Frankreich und Deutschland macht man von diesem Recht Gebrauch, am meisten jedom in England - natürlich zum Vorteil der Krone.
Untrrbr/ehnungrn Nachdem wir das Problem der Lehnsübertragungen im Todes falle in seinen Hauptpunkten erörtert haben, müssen wir kurz die Lehnsübenragungen zwischen Lebenden berühren. Da stellt sim zunächst die Frage der Unterbelehnungen. Durfte der Vasall Unter belehnungen vornehmen? Ursprünglich sicherlida nicht ohne Er laubnis des Lehnsherrn; denn ein solches Vorgehen hätte man als Lehnsverschledllerung angesehen. Seit dem Ende des 11. Jahr hunderts sch.einen UnterbeJehnungen jedoch in Frankreich und in Deutschland in großem Umfang und meistens ohne Einschreiten des Herrn vorgenommen worden zu sein. Nur bei bestimmten lehen und in bestimmten Gegenden blieb es erforderlich, die Zu stimmung der Lehnsherrn einzuholen. 19 Constit",iones I, Nr. 441, p. 650.
Veräll&tllngsrcchr
15 7
Veriiuperungsrecht Das Recht des Vasallen, das Lehen zu veräußern, wird unsere Aufmerksamkeit ein wenig länger in Anspruch nehmen,--1\nJan�$ war der y'�all. sicher nit;ht �,�ti.§!, s6n Lehen zu verkau7en
oder zu versdJenken. Der Dienst, den der Herr von einem be·
stimmten Vasallen erwartete, stand in engem Zusammenhang mir dessen Lehen, und die Veräußerun&..d� Lehens hätte den Dienst in
Frage .ge5J.�UJ. Darüber llrn-;;:�-;ar-d��-'d;;;;''V;�aTI�n-z-uerbnrlte Recht ursprünglich ein einfaches ius in re aljena und sdtloß kein
Verfügungsrecht ein. Nun sind seit dem 10. Iahrhundert in Frank reich, seit dem 1 1 . inDeuts
kende oder zu verkaufende GUt auch n i den Händen des Er h ___ '
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werbers ein Lehen bleiben sollte. In einem solchen Fall mußte der V;\Sall auf sein Lehen verzimcen, indem er es in die Hände des
Herrn "zurüddegte*. Daraufhin leistete der Erwerber dem Lehns herrn Treueid und Mannschaft und wurde anschließend mit dem
Lehen investiert. Das Gut konnte ebenfalls unter Bedingungen verschenkt oder verkauft werden, auf Grund deren es in den Hän
den des Erwerbers zum Allod - oder sogar zu einem gegen Grund
zins überlassenen Grundstür;k _ wurde. Der Erwerb als Allod fand meistens dann staU, wenn der Erwerber eine Kirche oder eine Abtei
war. Wenn der Vasall das Lehen in die Hände des Herrn zurüdt
gelegt hatte, mußte dieser dem Erwerber das volle Eigentumsrecht
am Gut dut(h Schenkung, durm Verkauf oder durch Tausch gegen ein ihm voll übereignetes Gut übertragen. Er konnte es auch
dem Erwerber gegen Zahlung einer Abgabe überlassen. Auf jeden Fall aber mußte er ibm die Gewere über[ragen. Wenn das Gut nimt zum Allodialeigenrum des unmittelbaren Lehns·
herrn gehörte, mußte man eine Kette von �Rückgabcn· bis hin zum Allodialherrn "ornehmen, da nur dieser den Remtsakt voll·
ziehen konnte.
Wir wollen einige Beispiele zum besseren Verständnis der Struk-
158
D;lS klassismc Leh.nswesen
tur dieses Redttsaktcs anfügen. Hierfür liefern uns die Urkunden sammlungen der obengenannten Länder reimes Quellenmaterial. Ein ausgezeidmetes Beispiel gibt uns eine Urkunde von 1032-34 an die Hand, in der von Grundstücken die Rede ist, die ein ge wisser Archembald an den Grafen Gauzfried (Geoffroy), genannt �Martel" von Anjou, und seine Frau zu verkaufen wünschte; diese wollten das Land bei der Errichtung der Abtei Trinite de Vend6me verwenden. Armembald hatte die Grundstücke aus dem Allodial bC5itz eines gewissen Leudonius zu Lehen: Quapropter ego Leudoniuf
deprecante fidele meo Archembaldo aIodos quas in benefidum de me hartenu1 teneTl� videbatuT, iUi 'Uendere JUTe conce1Si comiti GausJrido, �darum habe im, Lnldonius, meinem Vasallen Armem bald auf dessenBiue hin im EinkJang mir dern gehenden Redn erlaubt, diese Alloden, die er bisher von mir zu Lehen hatte, an den Grafen Gauzfried zu verkaufen �. Weiter unten erklärt Leudonius, daß er den Erwerbern diese Güter als Allod überträgt: nunc trado in hueditatem; dann folgt die wohlbekanDte Formel für Obertngun
ut a die presenti quiquid mrmorati possrssores Iod facere voluerint, Iiberam et formissimam jn omnibus habeant pOUstaum, nemine (ontradicentt", "so daß vom heutigen Tage
gen in Allodialbesitz:
an die oben erwähnten Besitzer des Gutes das unbestreitbare, freie und �ichere R«ht haben. alles zu tun. was sie wollen-. Nun ein Beispiel aus der Champagne: Oliverus von Drosnay smenkt 1157 der Abtei La Chapelle aux Planches (Marne) ein Grundstück, das er vorn Graren Heinrich von Trores zu Lehen hane. Dieser greift
hoc auttm, ut ratum est, Oliverus er filius Gaucherus, cum de feodo meo trant, manum suam devestivtrunt meamque investiverunt et ego manum abbati in auf folgende Weise in den Vorgang ein:
'Vtstivj81, "da Oliverus und sein Sohn Galcheriw dieses GUt von mir zu Lehen hatten, legten sie es, wie esderBrauch verlangt, in meine Hand zurüdc, und ich habe den Abt damit investiert". Es folgt nun ein Text aus Flandern aus einer Urkunde des Grafen Dietrich von
Ehaß von 1159: lIotum tße 'Volo , . , quia 4j mtnsuras Urrt et
dimidiam quas Leoniu$ a mt et frattr eius WiJo ab ipso ftodi iure
MtTAIS, Cartulairt dt la Trinile dr Vtndomt, 1, Nr. 8. "' C. LALOJ.E, Cartulilirt dt la Chapdle ilUX P,anches, etc., Nr. 17,
80
pp. 17 u. 18.
Veräußerullgsremt
159
tmuit, ab eodem fratre suo sibi et ab ipso mich; . . . redditas, ecclesie Sancti Nicolai de Furnes, perpetuo iure libert possidendas, donavi. In quarum concambium ab eadem ecclesia nonaginta unam men suras de terra . . . recipiens easdem predicto Leonio a me feodi illre possidendas tradidi er ipse nicJ;ilominus predicto fratri
$140,
e4sdem
feodaU iure, ab ipso possidendas tradidit SJ, Wir wollen Folgendes ..
bekannt geben: Leonius hatte von mir 451/1 Maß Land zu Lehen, und dieser hatte es an stinen Bruder Guido weiterverliehen. DiC5es Land erhielt Leonius von seinem Bruder zurück und gab
es
an mim
zurüdt, und ich habe es der Kirche Sc. Nikolaus zu Veurne zu ewigem und freiem Besitz gesmenkt. Für diese 451ft Maß Land habe idl von dieser Kirme 91 Maß erhalten, die ich dem oben genannten Leonius als Lehen aus meiner Hand übergab, und dieser belehnte mit ihnen seinen Bruder.'" In allen diesen Fällen findet eine überlagerung mindestens zweier Redttsakte
statt
-
die Rüdtgabe des betreffenden Lehens durch den
Vasallen, der es veräußert, nida eingeschlossen. Die Parteien del einen sind der veräußernde Vasall und der Erwerber; es handelt sich dabei um einen Verkauf, einen Tausch oder eine Smenkung. Nur er hat wirtschaJlliche Bedeutung, aber er genügt nidlt, um die von den Parteien angestrebten Rechuwirkungen herbeizuführen. Die Parteien des anderen Redltsaktes sind der Lehnsherr und der Erwerber: hier handelt C5 sim meistens um eine Schenkung, eine Belehnung, um die Verleihung eines Grundstücks gegen Abgaben, aber möglidterweise auch um einen Verkauf oder Tausch. Der erste dieser Akte entsprimt darum nicht notwendig dem zweiten. Der Vasall konnte dem Erwerber das Lehen verkaufen, der Lehns herr es ihm schenken. In den meisten Urkunden ersmeint sogar nur die SdJ.enkung. Diese tritt manchmal besonders deutlim hervor, so wie in der, die wir nun untersuchen: im Jahre 1174 verkauft: der Burggraf von Tournai und gräfliche Vasall Ebrardus Radoul ein bei Alveringem gelegenes Lehngut aus der Hand des Grafen von Flandern für
550
Mark an St. Nikolaw zu Vcurne, me con
cedente. �mit meiner Zustimmung"', wie Graf Philipp von Elsaß " A. VANDEPUTTIl u. C. c...ltTON, ChrOrlicon
s. Nkolai
tt
Carluu,ium ilbbali4e
FurrwuiJ, Briisge 1846, pp. 87 u. 33. Siehe auda den oben
p. 141, Anm. 59 zitierten Text
von
11M.
160 sagt. An diesen wird das Lehen zurückgegeben. der das Gut um des Heiles seiner und seiner Eltern Seelen willen der Kirche als Allod oder vielmehr als fumche aumönt schenkt: heredjtario JUTe passi ,
Jendam prejart ecclesie in elemosinam dediu, In Frankreich und bisweilen sogar n i Deutschland läßt sich jedam smon seit dem 12. Jahrhundert beobachten, daß in bestimmten Gegenden und bei bestimmten Lehen in der Praxis die Rückgabe an den Herrn und die Investitur des Erwerben mit dem Lehen wegfällt oder in den Urkunden nidn erwähnt wird. Diesn Ver fahren vt.'st-devest oder dessaisine-saisine, wie man es in Frankreidt nennt, wird oft durch eine ausdrüddiche Billigung oder sogar durdt schweigende Zustimmung 1000 seiun des Herrn ersetzt'" oder im pliziert. Die königlidte Geridusbarkeit in England führt im 13. Jahrhundert neue Arten des Sdtutzes der Lehnsgewere ein, die dem en/eoffment, der Investitur des Erwerbers, viel von seinem prak tismen Nutzen nehmen und es rasen außer Gebrauch kommen las Das ..Stuute- Quu emptorn von 1290 verbot jede Umer belehnung; t'5 erkanntt jedodJ. jedem Lehnsinhaber das Recht zu, sen.
an seiner Statt einen anderen Vasallen einzusetzen ". Vermutlich konnte sich der Lehnsherr spätestens seit dem 12. Jahr hundert der Veräußerung eines Lehens nicht mehr widersetzen, es sei denn in AusnahmefälIen und bei bestimmten Arten von Lehen. 1150 verlangt der Graf von Flandern Dietrich von Elsaß im Ein vernehmen mit dem Bischof von Terouanne, daß man bei Ver
sdtenkung von Lehen
an
Kinnen sueng nach dem Verfahren wst
det/est vorgehe. In Bezug auf diese dOTUltiones fügt er jedodt hinzu, daß domini eas nullo modo poteTunt impediTe, nisi justam causam el Tationabilem conditionem opponantU, ,.daß die Lehmherren sie V.U
u W. STUUS, Stlect Ch.trltN and Olher I1l1mratiofU 0/ English Con
stirutional Hisrory, 9, Aufl., hg. v. H. W, C. Davit, d.ruck), 5, 473-474. � T, DUCHET
U,
Orntr 1881, Nr. 27.
Odord 1\148 (Neu
A, GIU, Cartul.:sirt dt l'tgIist dt ThoulJrmt. Saint
Vcräußerungsrcdtt
161
auf keine Weise verhindern können, es sei denn, sie würden einen guten RedltSgrund geltend machen oder ihre Weigerung hinreichend
begründen". Ursprünglich konnte sich der Herr wie im Falle der
Erbfolge seine Zustimmung und seine :Mitwirkung bezahlen lassen.
Hieraus leiten sich die Rechte ab, die die Herren bei Besitzwechsel
des Lehens geltend machten; oft haben sie die Form von Abgaben angenommen, die zum Wert des Lehens in einem bestimmten Ver�
hältnis standen. Für diese Rechte finden sich in den Quellen die verschiedensten Bezeidmungen: relevium, laudationes et 'Oentae,
investitura, französism iods et 'Oentes, quint, requint usw., deutsch
Lehnware, Weinkauf, Handlohn usw.
Seit dem 12. und vor allem im fJ. Jahrhundert versuchten die Lehnsherren auf manmerlei Weise zu erreimen, daß Lehen nur mit
ihrer ausdrücklichen Zustimmung und unter Beachtung des Ver� fahrens vest�devest an Kirmen verschenkt oder verkauft werden
durtten, andernfalls strenge Sanktionen verhängt wurden. In
Frankreim entstand sogar der Braum, der Kirme für den Erwerb
des Lehens eine Abgabe de mainmorte an den Herrn aufzuerlegen, die diesem als Entschädigung für den Verlust der Mutationsgebüh�
ren dienen sollte. In anderen Fällen bestimmte man einen homme vivant et mourant, (nieder!. sterjelijk laet), also einen Mann, bei dessen Tod die Kirche dem Lehnsherrn die Erbgebühr zu zahlen
hatte.
Darüber hinaus konnte der Lehnsherr im Falle einer Veräuße�
rung noch ein anderes Recht ';anrne'h�en, und zwar das Vor� .
,-.
kaufsremt (frz. retrait, nieder!. naastingsrecht). Das Vorkaufsredlt
amLeheIfl:ab dem Lehnsherrn das Recht, an die Stelle des Käufers zu treten und diesem die Kaufsumme auszuhändigen. In vielen
Gewohnheitsremten - zumindest in Frankreim - hatte jedoch seit
dem 12. Jahrhundert das retrait lignager den Vorrang, d. h. das
Vorkaufsremt der Familie des Verkäufers: ein neuer Beweis für die Patrimonialisierung des Lehens. In England kannte man keines
dieser Institute.
Das dingliche Recht des Herrn am Lehen - wir meinen hier den Allodialherrn -, das im 11. Jahrhundert nom echte proprietas
war, ist also auf die Erhebung von Abgaben, auf Intervention
oder Einwilligung bei Besitzwechsel zwischen Lebenden und auf
Das klassische Lehnswesen
162
das Vorkaufsrecht reduziert. Der Herr kann das Lehen ver
äußern, aber nur innerhalb der Grenzen seines Rechtes und ohne das Recht des Vasallen zu beinträdltigen. Außer bei bestimmten
Lehen in Norddeutsch!and zum Beispiel bei Lehen, die von einem anderen Allodialherrn als dem König oder einer Kinne verliehen �
sind 86
_
hat der Herr keine Möglichkeit, den Vasallen zur Aufgabe
seines Lehens zu zwingen, selbst wenn er es ihm gegen ein anderes eintauschen will. Als Graf Robert 11. von Flandern, bevor er zum Kreuzzug von 1096 aufbricht, St. Peter zu Lille die zwei Drittel
des Zehnten (bodium) von Lesquin (Nord) schenken will, die Engelbert von Cisoing und Rotgarius, der Burggraf von Lille von ihm zu Lehen haben, stellt er ausdrücklich fest, daß diese, nachdem
er ihre Güter gegen andere eingetausdlt hat, alle ihre Rechte an ihn abgetreten haben (accepto a me concambio, ab omni exactione
liberum michi reddideruntS1), wobei er besonders betont, daß die
Rückgabe freiwillig erfolgte. Im Laufe der Zeit erlangte der Vasall
sogar ein größeres Vetfügungsrecht über das Lehen als der Herr.
Sar:hsfn>pi�gd, ühnrecht, 71, 6, hg. v. K. A. Edo.hardt!, p. 105. 81 F. VER.C�UTER.EN, ACU5 dfS comtes de Flandr�, Nr. 20, p. 62.
SI
Darrr.ES !V.P1TEL
BEZIEHUNGEN ZWISCHEN VASALLlTÄT UND LEHEN
Vf'Tdinglichung der Lehns- und Vasallenbindungen Seit dem 9. Jahrhundert machten sidt die Anfänge einer Entwick lung bemerkbar, in deren Verlauf das dinglidte Element der Lehns und Vasallenbi ndungen die tragende Äolle innerhalE;-'rneser-Bin Prozelr'tratrn -dei'TofgenJeil]ahrhunderten immer deutlicher in Erscheinung. Der Braud:!, seine Vasallen :zu belehnen, setzte sich mehr und mehr durch, und dM wasP..i�.4�"yg:kg.gen. d.�! .i11 allen .V!$h, !-�hen .�}J�ete oft den wah ..Y ren G�� f��A.e.n Eip.tritt Ül. die3a�!Il.it�1. In vielen Fällen 'madn man sich nur zum Vasallen eines Herrn, um ein oder mehrere Lehen zu erhalten. So fand sich z. B. Markgraf Liuthar von der sächsi schen Nordmark 1002 nach dem Tode des Kaisers, von dem er ein Benefizium empfangen hatte, bereit, sich zum Vasallen des deutsdIen Kronprätendenten Herzog Heinrims von Bayern zu mamen, spem retinmJi el augmJi bmeficii, d. h. in der Hoffnung, dieses BeneJizium zu behalten und neue dazul.ubekommen. Erz bischof Adalbert von Hamburg-Bremen bewog seinen Feind Herzog Magnus von Sachsen 1066 durch das Versprechen eines großen Benefiziums von mehr als tausend Hufen, in seine Vasallität ein· zutreten: ut qui hostis erat, mi/es efficeretur, offerens ei de bon;s ecclesiae mille mansos in beneficium et amplius 1• Es bildet sich also sogar in Deutschland, das gerade zu diesem Zeitpunkt stärker als Frankreich von der karolingischen Tradition dunhdrungen ist, ein Kausalzusammenhang zwisthen der Verleihung von Lehen und der Vasallität.
dungen -übem�;';t�-Dfeser , --
• THIITMAR
V.
Ch,oniton V, 3, hg. v. R. Hoktmann, BIlEMEN, Gest" Hdmma.burgtnsis tccltsjae ponlificum Ml!IlSEBURG,
p. 222; ADAM V. IB, 49, hg. v. B. Smmtidler, Hannover 1917, p. 192.
DiS IrJa.ssisme Lehnswesen
164
Das Lehen als Grund drr Vasalltntreue und des Ulsalfendienstes Infolge dieses Kausalzusammenhangs hat man angenommen. daß die Treue des Vasallen an die Lehen gebunden sei, die er vom Herren erhahen habe, und daß der Herr in erster Linie auf Grund bestimmter verliehener Lehen die Erfüllung der Vasallenpflichten verlangcll könne. Ab 1039 der Burggraf Waltet H. sia. dem BisdJof Gerardus I. von Cambrai verpRidltett, versprach er ihm:
fidelitatem, sicut tibi promisi, adteneam quamdiu tuus Juero et tua bona tenurro, "ich werde dir die Treue wahren, wie ich dir versprochen habe, solange ich dein Vasall bin und Güter von dir zu Lehen habe". Man erinnere sim übrigens nur dar.Iß, daß FuJbert von Chartres in der ersten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts erklärte, daß der Vasall dem Herrn mit Rat und Hilfe getreulim beistehen müsse, sj bene/icio dignws 'f)ideri 'lJe/it, "wenn er sich seines Bene t1ziums würdig erweisen wolle-. In einer Königsurkunde von 1092 wird der Dienst, den der ErzbisdJof von Rouen dem französischen König Philipp I. schuldet, ausdrüddidJ durch den Hinweis ge rechtfertigt, daß dieser im Vexm ein Gut vom König zu Lehen habe.
Ein
J 101 abg�chlosscner Vertrag bindet den Grafen
Robert II. von Flandern an den englisdJen König Heinrich 1., der seinem neuen Vasallen ein Rentenlehen gewährt. In einem Absatz dieses Vertrages spricht der Graf von seinen Pflichten gegenüber dem König und verknüpll sie mit dem erhaltenen Lehen: regem
Hrnrieum per lidem juvabit, sieltt slturn amicum et dominum de quo frodurn trnrt, "er wird dem König Heinrich als seinem Freund und Herrn, von dem er sein Lehen hat, treue Hilfe leisten-'. Und dO
•
vgl.
Gesta �piscoporwm Cameracensilim IH, 40, MG. SS. VII, p. 481;
oben pp. 86-87: P�ou, Actes d� Philippt I, Nr.127; VUCAUTEUN,
Actfi, Nt. }O,
C.
10, p. 9 1 .
Verhältnis von Belehnung und Mannschafl:
16'
Verhältnis 'Von Behhnung und Mannschaft Auf Grund dieser Sad:t1age ist es verständlich, daß sich seit dem 12. Jahrhundert l.wischen der MannschaA: als dem wesentlichen Rednsakt bei der Begründung des Vasallitäuvenrages und der Verleihung des Lehens eine Beziehung bildete. Mannschaft wurde für. eif!. h�Ü;qW� ��he_n gc:Le,i��et. Wendungen dieser Art tauchen in großer Zahl in den Urkunden und erzählenden Quellen auf. - , - �_..
.
"
'"
Vor allem Giselbert von Mons, der treue Berater und Kanzler des Grafen Balduin V. von Hennegau (1 168-1195), ein Mann, der die
Praxis des Lehntechts in Deutschland ebenso wie in Frankreich von Grund auf kannte, bringt sehr häufig Beispiele dieser Art.
Er beridItet unter anderem, daß dieser Graf 1172 den Bischof Rudolf von Zihringen in Liittich aufsumte und .ihm für den Hennegau Mannunaft leistete", dtbitum pro Hallonia /ecit homi· nium, daßAgidius von Saint,Auben und seine Söhne 1173 de ip$o
c.utro (es handelt sich um die Burg Busigny; Nord) domino comiti . . . fecerunt hominium ligium, "ihrem Herrn, dem Grafen von Hennegau
für diese Burg ligische Mannschaft leisteten"s. Dasselbe kann man überall beobadlten. Zur Illustration bringen wir nun noch ein Beispiel aus
Siidburgund und eines
aus der Gegend von Toulouse.
In einer Urkunde von 1096--1124 ist von einer Belehnung durch das Kapitel von Saint-Vincent zu Macon die Rede. Von dem Vasallen, der das Lehen erhält, wird gesagt: pro hoc beneficio . . .
hominium et fidtlitatem iura'Vit,
für dieses Lehen lei�tete er
..
Mannsmaß: und Treueid". Im Jahre 1128 gibt Pons Beringerius von Brugieres, ein Vasall der Abtei Saint-Sernin von Toulouse, über sich selbst in einer Urkunde folgende Erklärung ab: pro omni
ceUro honore qui est de ipso /tllo . . . est homo ipsius abbatis manitus junctis, �für diese ganze Grundherrschaft, die er zu Lehen hat, in er durm Mannsmaft Vasall des Abtes-'. Mehr noch. diese
enge Verbindung zwischen Lehen und Mannschaft: fand ihren Nie· derschlag sogar in der Formel für die Mannschafbleistung. Aus 68 u . 75, pp. 108 u. 115. I C. RAGUT, C"rluiair� d� S"inl-Vincem d� M/icon, M;tcon 1864, Nr. 567; DOU....1S, 3. a. O. Nr. 261. a
GlSELlIEilT VON MONS, Chronjqu�,
c.
166 den Redmbümern des IJ. Jahrhundert
sind
aufschlußreidte Texte
erhalten. Bei Bracton hat die Formel für die Mannschafuleisrung
folgenden Wonlaut: devcnio homo vcstrr de trnemento quad de vobis uneo, "für das Lehen, das im von Euch habe, werde ich
Euer Mann", und weiter unten spridn derselbe Verfasser vom te,umentum per quad obligatur ad hominium, vom "Lehen, für
das man Mannsmafl leisten muß"�.
Vn-hältnis von Belehnung und Treueid Es gibt Quellen, die sich auf das Languedoc und das Arelat
beziehen und aus denen sich ansmeinend ein Zusammenhang zwi sdlcn der Verleihung oder dem Besitz eines Lehens und dem vom
Vasallen geleisteten Treueid erkennen Hißt. In diesen Urkunden wurde der Text des Treueides eingcfügth. Ob es sich
nun um
Mannsmafl:
oder Treueid handelt, wichtig ist,
daß :twismen ihnen und der Tatsache, daß man für ein beslimmtes
Lehen Vasall wurde oder bereits war, überhaupt eine Beziehung entstand.
Bindung des Vasallendiemtes an das Lehen Die Vcrlageru. ngAet Sch.werge_widlts auf das dingliche Element der Lehns- und Vasalle;bindungen-;irk-t sidt auch noch auf einem anderen Gebiet aus. Mehr und mehr verbreitet sich die Anschauung, daß der Vasall seinem Herrn vom Lehen oder zumindest für das
;;;;-m
dt
Lehen di 'Usse:So hcißt'es-I224 in einem un�e;öffentli ten Text aus dem Hennegau, omne servicium ;n qua dictum feodum _
_
ro
mil!i tenebatur, der ganze Dienst, der mir auf Grund des genann ..
ten Lehens gesdlUJdet wurde". Seit dem 12. Jahrhundert gebraucht i Giselbert von Mons übrigens laufend Wendungen wie domnus
castri, qui pro quibusdam feodis conrinuum in Montibus debtbat 5tagium&, "jener Burgherr, der auf Grund bestimmter Lehen auf der Burg von Mons ständig Burghut leisten mußte". , Dt ltgibus, fu SO-SOb, hg. v. Woodbint .. Sieht ohm, p. 84 u. Anm. 27.
•
11, pp. 232
u.
233 .
DIDIER. Droit dtJ !tb, p. 68, Anm. 36; GIUUUT VON MON$, Chro
niqut, c. H , p. 74.
D.u Lehen :l.1s Rechtsgrund
167
Das Verhältnis., das sidi zwischen Dienst und Lehen gebildet hatte. kann uns in gewissem Maße die aus dem Rahmen der nonnalen Lehns- und Vasallenbindungen fallenden Gewohnheiten vcrständlid1 machen, die in Südfrankreich und imAre1at herrschten; ganz besonders das Fehlen des Dienstes oder zumindest seine äußerste Beschränkung, mand:!mal auch das Fehlen der Mannsdlafl: bei Vasallen, die im Besine von Freilehen warenh.
Das Lehen als Rechtsgrund der Verpflid1trmg des Vasallen Als die Kanonisten, die Glossatoren und die Kommentatoren den
causa, also des Rechtsgrundes der Verpflichtungen, des id quod inducit ad contrahendum, des unmittelbaren Zieles, auf
Begriff der
das hin man sim verpflidltete, als eines der wesentlichen Elemente
der VetpflidJtung herausgearbeitet hauen, war ein neuer smrin auf dem Wege l.ur VerdinglidJung de-r Lehns- und Vasallenbindungen getan. Seit dem 13. Jahrhundert wurde bei gegenseitigen Verträgen der Gegenstand der Verpflichtung der einen Panei als Rechtsgrund für die Verpflichtung der anderen Partei angesehen, so daß bei Weg fall der Gegenleistungen der einen Partei die Verpflichtung der anderen gegenstandslos wurde und wrnit null und nichtig war. Diese Lehre wurde auf die Lehns- und Vasallenbindungen an gewandt. und viele sahen nicht die Gewährung von Unterhah und SdtutZ von seiten des Herrn als Redmgrund für die Verpflichtung des Vasallen an, sondern im Einklang mit der tatsächlichen Entwid. Jung die Verleihung eines Lehens und die Gewährung von Schutz. Wenn also nach dieser Lehre beim Eingehen eines va�allitischen Verhältnisses kein Lehen als Gegenleistung gewährt wurde, wurde die Verpflichtung des Vasallen eine Verpfliditung ohne Rechtsgrund und infolgedessen ungültig. Diese Gefahr hat sicherlich in hohem Maße dazu beigetragen, daß in der Formel für die MannschaA: das Lehen regelmäßig erwähnt wurde; zur Entstehung dieset Gewohn heit hat sie jedoch wahrscheinlich nicht geführt. Nach dem italienismen Glossator Martinus von Fano empfiehlt der berühmte französische Kommentator GuilleJmus Durandm im 'a
Siehe oben, pp. 84, 91, 128-129, 166.
Das klassisme Lehnswesen
168
13. Jahrhundert eim Erklärung, in der sehr deutlich gesagt wird,
daß der Rechtsgrund der Vasallenpflichten die Verleihung eines Lehens ist: hoc jdeo promitto quia talern rem mibi et beredibus
meis concessisti, donec sub tuo dominio steterimus et insuper me ac mea de/endere contra omnem hominem prami5isti; Ich ver "
spreche dir dieses, weil du mir und meinen Erben dieses Gut ver liehen hast, und zwar so lange wir unter deiner Herrsdtafl: bleiben
und außerdem, weil du venprochen hast, mich und meine Güter gegen jeden zu verteidigen"1.
Weitere Phänomene der Verdinglichung Beim Studium der Vasallität und des Lehens konnten wir an zahlreimen Beispielen die fortschreitende VerdinglidlUog der Lehns
und Vasallenbindungen feststellen: an der Beschlagnahme oder an der Einziehung des Lebens - die normale Sanktion bei Nicht�
erfüllung der Vasallenpflidlten -, an der Vererblichkeit und der
Veräußerbarkeit des Lehens und daran, daß eln- Vasall mehreren Herren ligische Mannschaft leisten konnte. Man kann sagen, daß
im 13. Jahrhunden in den Lehns- und Vasallenbindungen das ding
liche Element dominiert. Charakteristisch dafür ist ebenfalls die
häufige Verwendung von Ausdrücken, die den Vasallen sozusagen als Funktion seines Lehens bezeichnen: homo feodalis kommt seit dem 11. Jahrhundert vors ; an der weiten Verbreitung von Ausdrücken dieser Art (wie
feodatarius, Lehnsmann, homme de fiefl, feudataire) läßt sich leicht
nieder!.
Ieenman,
frz.
feststellen, daß im all gemeinen Be'WUßtsein der Zeitgenossen der Status des Vasallen jetzt im wesentlichen durch den Besitz eines Lehens bestimmt wird.
Wie wir sahen, vertritt das Juristenrecht dieselbe Ansd'\auung.
Speculi Gulielmi Durandi . . . parI tatia er quarta, Lyon fo 119v: Liber IV, particula III, De feudis, 12. 7
1532,
Ein Beispiel aus England von 1066-1087 findet $id! in einer von C. DOUGLAS herausgegebenen Urkunde, A Charta 0/ EnfeofJment undcr William the Conqueror, English HistoricaI Review, XLII, 1927, p. 247. � SdlOn bei BEAUMANOIR, Coutumes de Beauvaisis I, Nr. 23, p. 27. S
Mannsmaft und Treueid als formale Voraussetzungen
169
Mannschaft und Treueid als formale Voraussetzungen der Belehnung Unter diesen Umständen gewinnt die persönlidJe Bindung des
Vasallen fast das Ansehen einer notwendigen formalen Voraussetzung
seiner Belehnung. Sie mußte infolgedessen immer mehr an Be deutung verlieren. SidJerlid::t wurde die Treupflid::tt im Laufe der ganzen hier behandelten Epoche vor allem von den großen Va sallen zuweilen verletzt; aber seit sie an veräußerliche Güter ge
bunden war und nidJt mehr so wie in früheren Zeiten schwer ver äußerlid::te Güter lediglich zu dem Zweck vergeben wurden, dem
Vasallen die Erfüllung seiner Dienstpflicht zu erieidJtern, läßt sidJ
mit RedJt behaupten, daß die Vasallentreue praktisd::t zur Handels
ware wurde 10. Sie verlor seitdem jede Zuverlässigkeit und viel
leid::tt sogar jede Grundlage.
1.
Wie MARe
richtig sagt.
BLOCH in Socihe Hodale I,
p. 324, geisrreim und sehr
VIERTES KAPITEL DIE LEHNs- UND VASALLENBlNDUNGEN UND DER STAAT
Lehen und Gerichtsbarkeit Wenden wir uns nun der Stellung zu, die die Lehns- und Vasallen
bindungen in der Struktur des Staates zwischen dem 10. und dem
13. Jahrhundert einnahmen, so erhebt sidJ. zunächst folgende Frage:
sdtloß die Verleihung eines Lehens notwendig die Verleihung der
Gerichtsbarkeit ein? Das Problem gewinnt dadunn an Bedeutung,
daß zur justitia außer der eigentlichen Geridmbarkeit noch andere ."
-
-
wichtige Befugnisse gehörten, wie etwa Polizeired!.te oder Auf --
'
-
-
.
g
gaben, die wir heute als solche der Ve:r:.waltun bezeidmen würden. Dazu gehörte manmmal das .ß���J..?:11 (teloneum, frz. tonlieu) zu
erheben, d. h. eine Steuer auf d�n Warenverkehr, zuweilen auch die --_._.
Gewährung von Marktrechten und die Besteuerung der U!ll.sätze, usw. .·0_ '_ .
__
Viele französische Remtsge!ehrte, die sich im Laufe der letzten
Jahrhunderte des Aneien Regime mit diesem Problem beschäftigten.
haben mit einem bemerkenswerten Verständnis für das Wesen der
feudo-vasal1itismen Institutionen die Frage negativ entschieden. So smreibt Antoine Loise! zu Anfang des 17. Jahrhunderts: fiel, ressort
et justice n'ont rien de commun ensemble,
"Lehen. Ressort und
Geridnsbarkeit haben nimts miteinander gemein" 1. und viele an
dere nach ihm haben diesen Satz - mit der Zeit eine Maxime ge wprden - wiederholt. Dies gilt jedoch nimt nur für Frankreich. r _Weder das dingliche, nom das persönliche Element der Lehns
und Vasallenbindungen gibt uns einen Anhaltspunkt dafür. daß
einem mit einem Lehen investierten Vasallen die Ausübung der
1
Institutes coutumiires, Ir, 11, 42. Nr. 257, p. 47.
hg.
v.
M. Reulos. Paris 1935,
Lehen und Geridtubarkeit
171
Geridtubarkeit innerhalb der Grenzen seines Lehngutes zusteht" nodl notwendig seinem Herren die Awübung einer ähnlichen oäef einer höheren Geridmbarkeit. Es konnte vorkommen - es gesdlah sogar häufig -, daß gleichzeitig mit einem Gebiet ihrer Natur nach �öffentliche" Rechte, besonders die Gerimtsbarkeit über dieses Ge� biet oder sogar über seine Grenzen hinaus verliehen wurden n
(l
Deutschland untets
Jbei Strafsachen, bei denen
die hoheGerichtsbarkeit angin
die schwersten Strafen verhängt wurden, und bei dem, was wir heutt' als Zivilsachen bezeichnen würden, Angelegenheiten, bei denen persönlicher Status und Grundbesitz auf dem Spiele standen. Noch zu Beginn des JahrhundertS wies der Sachsenspiegel darauf hin, daß Grafen und Hocbvögte eine besondere Konzession - die Bannleihe - vom König benötigten,
um
die hohe Gerichtsbarkeit
aunuüben2• Noch aufsd.lußreicher ist die Tatsache, daß es um 1196 in Niederlothringen, also in jenem Teil des damaligen Deutsch
land, in dem das Lehnswesen am weitesten fortgeschritten war, in der Grafschaft Hennegau, immer nom üblich war, zwismen Lehen an Land und der verliehenen Gerichtsbarkeit zu unterscheiden. GiseIben von Mons, der zu dieser Zeit in seiner Chronik jene
Ereignisse verzeichnet, die 1071 den Hennegau umer die Lehns h�mchaft: der Kirche VOll Lünich brachten, unterscheidet sehr deutlich zwisd!en ehemaligem, jetzt in Lehngut umgewandelren gräflichen Allodialbesin und den ebenfalls zu Lehen vergebenen öffentlichen Amtern : dem Amt des Laienabtes und der Vogtei von Sainte-Waudru zu Mons und der Gerichtsbarkeit in der Grafschaft Hennegau, abbatiam et aaflocatiam MQnttnsis ecdesie et jllJticiam CQmitallis HanQniemis'. Dieser Unterschied verschwand in Frank
reicb schon sehr früh und hinterließ in den Quellen kaum eine Spur. Die Gerichtsbarkeit konnte hier jedom den Allodialherren zustehen, ebenso wie es geschah, daß ein Vasall nicht Gerichtsherr über sein Land war; nicht selten gehörte die Gerichtsbarkeit über ein be� I
Landremt I, 59, t,
11,
12,6, hg. v. K. A.
Eckhardtl, Göttingen 1955,
pp. 114 u. 138. • G1SEI.BEII.T VON MONS, Chronique, (;.8, p.II-12.
•
Das klassische Lehnswesen
172
stimmtes Gebiet weder dem Vasallen, der es zu Lehen hatte. noch seinem Lehnsherren, sondern dem Fürsten oder einem dritten Herren. Selbst in Frankreich war die Gerichtsbarkeit als ö:ffentlime Gewalt simerJidt weniger stark aufgeteilt als der Grundbesitz, und of\: wie auf ganz andere Weise. Wenn in bestimmten Gebieten seit dem 13. Jahrhundert im Beauvaisis - zu jedem Lehen das Redu _
zur Ausübung der Geridmbarkeit gehörte und so die später von manmen Gewohnheitsrechten aufgenommene Maxime fief et justice
c'est tout un,
"Lehen und Gerichtsbarkeit sind eins"', ihre Be
redltigung hatte, so läßt sidJ. dies durch besondere Umstände er klären, nämlich dunn das sehr sdmelle Vemhwinden des Allodial eigentums und der allodialen GrundherrschafI:, und durch die Tatsame, daß Lehen und grundherrlime Gerichtsbarkeit gewöhn lim zusammenfielen. Letzteres darf wohl als' Folgeersmeinung des ersteren angesehen werden.
Die Lehnsgerichtsbarkeit Es gibt jedcx:h eine Gerimtsbarkeit, die mit den Lehns- und Vasallenbindungen in engem Zusammenhang steht.
@ie
wird ge
wöhnlim als Lehnsgerimtsbarkeit bezeidmet, d. h. als Gerimts barkeit, die sim mit Samen befaßt, die den Vasallitätsvertrag und seine Wirkung oder das Lehen selbst betreffen. Normalerweise hat der Lehnsherr diese Gerimtsbarkeit er übt sie über seine
inn��
Vasallen und über die von ihm verliehenen Güter aus. Zum Wesen der Lehns- und Vasallen bindungen gehören diese rich terlimen Funktionen indessen nimt.tßekanntlim war während des größten Teiles der Karolingerzeit der Herr nimt gleimzeitig der Richter seines Vasallen. In den letzten Jahren des 9. und im ersten Drittel des 10. Jahrhunderts, in jener smwer zu erforsmenden und von Wirren erfüllten Zeit, sollte er es jedom werden.'ivielleimt unterstanden Pflimtverletzungen oder sim aus dem Lehnsverbältnis er �
gebende Streitigkeiten ursprünglim der vom Herrn alleine aus geübten Gerimtsbarkeit. Diese Samen wurden jedoch schon sehr 4
BEAUMANOIR,
Coutumts de Belluvaüis, I, Nr.
Ir, Ne. 1641, p. 340.
295, pp. 146 u. 147,
0"
Die Lchnsgeridmbarkeit
früh vor einem Gericht entschieden; allerdings gesmah dies nicht überall in der gleichen Wei5C. In den meisten Gegenden Frank reichs schaffen sich die Territorialfürsten, die zu dieser Z�it dabei sind. ihre Machtstellung zu begtünden, und die Grafen, die ihnen unterstehen und denen es trotz dieser Bestrebungen gelingt, eine gewisse Autonomie zu behaupten, eine cHTia, ein Hofgerimt. Hier wurde entweder ein neuts Organ nach Art des Könipgerichts geschaffen oder das karolingisme Grafengeridu, das bisher mit Schöffen (scabini) oder Redasprechern (judices) besetzt waT, in eine curitZ umgewandelt. Dieses Hofgericht ist für :oämtlicne An gelegenheiten zuständig und steht unter dem Vorsitz eine! Fürsten oder Grafen, dessen Vasallen als Beisitzer fungieren. Letztere haben wahrscheinlich sc:hon sebr früh ihre gemeinsamen Bestrebungen darauf gerichtet, beim Fürsten oder Grafen zu erre.imen, (bß FäHe, die ihre Beziehungen zu ihm oder ihr Verhältnis untereinander angingen oder Angdegenheiten, die das von ihm verliehen: Lehen betrafen, der curia vorgetragen wurden, d. h. dem Urteil der parrs
(frz. pairs), der Standesgleichen der Parteien unterworfen wurden. Die Vasallen anderer Herren, die in Nachahmung der Fürsten oder Grafen Geridl.te gebildet hatten, konnten sich dieser Entwicklung nicht entziehen, und selbst die Herren, die keine andere Gerichts barkeit ausübten, bildeten eine mit Vasallen besetzte CU,,,,, die in den das Lehnsverhähnis betreffenden Angelegenheiten das Uneil sprach. Im großen und ganzen ist diese Entwicklung das Werk des 10. Jahrhunderts. Diese Gerimte sind sich durmaus nime über all gleich. Sie untersmeiden sim in ihrer Zusammensetzung-, ihrer Funktion und ihrer Stellung innerhalb der Gerimtsverfassung de� Landes oder des Fürstentums. Manchmal wurden sie im laufe der Jahrhundene umgewandelt. Zum Beispiel erscheinen in Flandern. wo grinime Kastellaneigerichte die meisten landredltlimen An gelegenheiten regeln, spätestens in den ersten Jahren des 13. Jahr hundertS in jeder Kastellanei territoriale Lehnsgeridae. Ein großer Teil der der gräflichen curia unterstehenden lehnremtlimen An gelegenheiten geht auf diese Gerimte über. den meisten Gegenden DeutsdUands haben sim die Dinge ganz
4;
ers entwickelt als in Frankreim. Nur das Königsgeridll besitzt neben der Zuständigkeit für das Landredlt noch die für das Lehna n
174
Da.; klassische Lehnswesen
recht, letztere für die Kronvasallen und die Kronlehen. Im ganzen Reichsgebiet blicben in Fortst:tzung der karolingischen Tradition öffentliche Geridue erhalten. Die Lehnsherren bildeten Sonder
getimte zur Entscheidung der sich aus dem Lehnsverhältnis ergeben den Rechtshändcl. Auf diese Streitsamen wurde sogar ein besonde res Recht angewandt. So standen das Lehnredlt und das Lehns
geridlt dem Landrecht und dem Landgericht gegenüber. Das Lehns
getimt setzte sich aus Vasallen zt)sammen, die unter dem Vorsitz ihres Lehnsherrn Remt spramcnJ Im äußersten Westen Deutsch lands, in gewissen 10thringischen Fürstentümern, entstanden Ge richte, die denen, die sich in Frankreich gebildet hatten, Dimt
unähnlim waren. �
.
I, In England entstehen nam der Eroberung ebenfalls Getlchte
französismen Stils: die Inhaber von
honOTes
und zweifellos aum
Herren von weniger hohem Rang haben hier ihre mit ihren Vasallen besetzte curia (eng!. court), die in Streitfragen, welme sich aus den
Lehns- und Vasallenbindungen ergeben, und sicherlich auch noch in anderen Angelegenheiten das Urteil spremen.\ Seit der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts gelang es jedOCh der Politik der Plantagenets, die Zuständigkeit der königlichen Gerichtsbarkeit beträchtlich auszudehnen, und zwar auf Kosten der
die dadurm stark an Bedeutung verloren.
feudal COUTts,
Alle diese mit Vasallen besetzten Gerichte, die in den verschiede nen Ländern eine LehnsgeridltSbarkeit ausüben, haben einen ge
meinsamen Zug. Sie sind nimt ausschließlim für die Redmpremung in Strafsamen und zivilen Streitsachen zuständig, sondern üben in
erster Linie eine freiwillige Gerichtsbarkeit aus, d. h. vor den Lehnsgerichten werden Treueid und Mannschaft geleistet, Investi
turen vorgenommen, Lehen zurüd!:., und an andere weitergegeben. Hier ein Beispiel: 1119 oder 1120 will Dietrich der Rote (niederl. Diederik de Roste), Vasall des Grafen von Flandern, der Kirche
St. Nikolaus zu Veurne (frz. Furnes) 60 "Maß" Land, die er vom Grafen zu Lehen hat, schenken. Vor dem mit seinen Mitvasallen besetzten gräflichen Hofgericht "entkleidet" Dietrich sieb. seines Lehens und der Graf schenkt es der Kirche als Allod. Graf Karl der Gute stellt darüber eine Urkunde aus:
sexaginta mensuras rerre quas a me Theodoricus Ruphus . . . JUTe feodi tenueTat,
Frankreidt
175
coram optimatibus et princibus meis publice mich; ab ipso redditas, ecclesie Furnemi Sanct; Nicolai . . . manu propria donavjö. Die Lehns- und Vasallenbindungen im RAhmen des Staates Namdem wir uns mit dem Problem des Verhältnisses zwismen den Lehns- und Vasallenbindungen und der Ausübung der Gerimts.�
barkeit besdiäftigt haben, gilt es nun, im Rahmen dieses Kapitels
zu untersumen, in welmem Umfang und auf weldie Weise die Lehns- und Vasallenbindungen den Fürsten und Königen bei der
Ausübung ihrer Herrsmaft dienen konnten. Wir untersudien dieses
Problem nameinander
am
Beispiel Frankreims, Deutschlands und
Englands. Das Lehnremt hat bei der Ausübung der Staatsgewalt
in diesen drei Ländern eine wesentlidie Rolle gespielt, wenn audt in sehr unterschiedlicher Weise.
tfFrankreich (Jn
Frankreim gab es bis spät ins 12. Jahrhundert hinein neben
dem l.ehnremt kein anderes Red:ttssystem. auf das der König bei
der Ausübung seiner Gewalt außerhalb seiner Krongüter sidi tat
)
sädilidi hätte stützen können Sicherlim haben die Kapetinger nie
darauf verzichtet, als Könige angesehen zu werden und nie den
Anspruch aufgegeben, als Könige eine oberste, nimt ableitbare
Gewalt auszuüben. Dieser Anspruch blieb jedom lange Zeit ein
rein theoretischer, Als 1126 Ludwig VI. einen Feldzug gegen den Grafen von Auvergne, der dem Bischof von Clennont seinen
Besitz streitig machte, unternahm, griff Herzog Wilhelm VIII. von Aquitanien, Vasall des Königs und Lehnsherr der Grafsdiaft, in
den Streit ein. Er forderte, daß man den Grafen von Auvergne
das Königsgericht rufen solle und er versprach, daß er seinen Vasallerl am festgesetzten Tag erscheinen lassen und vor
ihm Beistand leisten werde. Der König mußte den Feldzug heenden und sich mit dem zufriedengeben, was im Rahmen des �
VERCAUTEREN, Acus,
Nr.
98, pp.
223-225.
176
Das
klassische Lehnswesen
Lehnrecbts erlaubt war', Als er im folgenden Jahr nam der Er mordung des Grafen Karl des Guten in Flandern eingriff, madne er sich die Erfahrungen dieses Abenteuers zunutze. Ob er nun den Sohn Rohert Kurzsciefels, Wllhelms elito, zum Deuen Grafen bestimmen ließ, ob er die militärischen Unternehmungen gegen die Mörder und ihre Anhiinger leitete, ob er eine Reihe politisdter Maßnahmen ergriff - stets bemühte er sich, in keinem Punkt gegen das Lehnrrdn zu verstoßen. Bis zuPhilipp-August-und vielleicht sogar noch länger-konnten nur sehr wenige Gelehrte, die außerdem fast alle dem Klerus angehärten, den Begriff du von jeder lehnrecbtlimen Grundlage unabhängigen königlichen Gewalt sowohl theoretiscb als auch in seiner praktischen Auswirkung voll erfassen. Das gleiche gilt für die Territotialfürstentümer. Die meisten Fürsten vermögen nur in ihrer Eigensdlaft als Lehnsherren ihrer Vasallen in weiten Teilen ihrer Gebiete ihre Herrsdtail: auszuüben. In besonderem Maße trifft dies für die Herzöge von Aquitaruen und Burgund oder für den Grafen von Toulouse zu, da bedeutende Teile ihrer Territorien weit gehend autonomen Grafen und Vizegrafen unterstanden. Es trifft ebenfalls, wenn auch gewiß nicht in demselben Umfang, für Terri lorialfürstentümer mit starker Zentralgewalt wie die Normaodie oder Flandern zu. So konnte der Graf von Flandern im 1 1 . und J2. Jahrhundert lediglich auf Grund seiner Eigensdlafl: ab lehns herr seiner unmittelbaren Vasallen seine Gewalt etwa gegenüber den Grafen von Boulogne, von Guines, von Saint-Pol, von Hesdin
nCo
geltend mame er König und viele Fürsten - und nidlt einmal die schwädlsten, z. B. aum der Graf von Anjou - konnten sogar innerhalb der ihnen direkt unterstehenden Gebiete mit Erfolg nur unter Berufung auf den Lehns- und Vasallenvenrag von mittleren oder kleinen Herren, die meistens eine oder mehrere Burgen besaßen,
:,,>
Gehorsam verlangen
Die fnm2.ÖSisdten Könige haben nie aufgehört, von den ihnen aus
dem Lehns- und Vasallenvertrag erwadtsenden Redlten Gebrauch zu machen; während des 10., 1 1 . und des größten Teiles des 12. JahrI
SUGEJl, Vit dt
pp. 238
u. 2"0.
Louis VI It Gros, c. 29, hg. v. H. Waquet,
Paris 1929,
FrankreidJ.
177
hunderts zunächst nur in bescheidenem Maße und immer nur dann, wenn ihnen die Gelegenheit - zu Remt oder zu Unrecht - günstig
schien. Auch begnügten sie sich damit, daß mehrere Territorial
fürsten sich durch Leistung von Hulde und Mannschaft zu ihren
Vasallen erklärten und nach Ausbildung der Ligesse zu ihren ligi
schen Vasallen. Von dem Augenblick an, in dem ihre Machtstellung
sim zu festigen begann, gingen sie beherzter vor. Mit größerem
Nachdruck machten sie jetzt jene Ansprüme selbst gegenüber den
mächtigsten Fürsten geltend. Der berühmteste Fall ist der des englismen Königs Johann Ohneland, der 1202 wegen Nimterfüllung
seiner Vasallenpflichten al1 seiner französischer Lehen für ver
lustig erklärt wurde.
Tandem vero curia regis Franciae adunata adjudicavit regem Angliae tota terra sua privandum quam hactenus de regibus Franciae ipse et progenitores sui tenuerant, eo quod fere omnia servitia eisdem terris debita per longum tempus facere contempserant nec domino suo in aliquibus obtemperare volebant7; "als das Gericht des Königs von Frankreim zusammengetreten war,
verurteilte es den König von England zum Verlust des ganzen Ge bietes, das er und seine Vorgänger bis dahin von den französischen
Königen zu Lehen hatten, weil sie smon seit langer Zeit beinahe
a11 ihre von diesem Gebiet geschuldeten Dienste absichtlich. vernad::t lässigren und in nichts h i rem Lehnsherrn gehord::ten wollten.... Als
sich im 13. Jahrhundert unter den Nachfolgern Philipp-Augusts eine Monarchie mit stark ausgebildeter Verwaltung, relativ regelmäßigen
Einkünften und einem besoldeten Beamtenstab ent wickelte be ,/ standen die Könige mehr als je auf ihren "feudalen" Remterf...Ihr
Ziel war, alle Lehnsverhältnisse in Frankreich in ein großes System zu bringen und sich selbst an die Spitze dieses Systems zu stelIe�
Sie strebten danach.,
le souverain fieffeux du royaume,
der oberste
Lehnsherr des Reich.es zu werden, wie die Feudisten, die Lehnrechts theoretiker des Ancien Regime sagen werde n steigendem Maße
�
und systematisch nutzten die Könige jede Gelegenheit, die das Lehnrecht ihnen bot, aus, um gegen die mächtigen Territorialfürsten vorzugehen und in der curia regis Urteile gegen sie zu erwirken, denn 1 RADULPHUS VON CoGGESHALL, Chrrmicon Anglicanum, hg.
venson, London 1875, p. 136.
v.
J. Sre
Das klassisme Lehnswesen
178
es galt, ihre Autonomie zu zerstören. Die Geschichte des Verhält nisses zwischen der Grafschaft Flandern und der Krone im 13. Jahr hundert zeichnet sicll durch eine Reihe von Interventionen dieser Art aus. Jetzt hatte das Lehnremt aum in der Praxis aufgehört, die wesentliche Grundlage der königlimen Gewalt zu sein; was ihm blieb und was es in steigendem Maße gewann, war seine Be deutung als Mit!el königlicher Poütik und Instrument der Herr sdtafl:sausübung.f ,
Deutschland In Deutschland ist die Geschichte des Verhältnisses von Lehns wesen �n-d--Si:aar- in---völlig anderen Bahnen veriauferlBek�!I!Hch haben die Lehns- u!1d Vasallenbindungen im 10., im'i.1. _und ,zu unter den sädislidJen --und salischen Beginn d�s - U. Jahrhunderts Kaisern im Staat eine Rolle gespielt: die Herzöge, die meisten Bischöfe und der größte Teil der Markgrafen, die Pfalzgrafen und eine Anzahl von Grafen waren durch das Band der Vasallität an die Krone gebunden. Die Mamt des Königs stützte sich jedoch nicht allein auf dieses Lehnsband. Sie ruhte auf z ei Pfeilern: erstens auf den noch vorhandenen Elementen er lingi6�.R.�du9!gani,.. sation unci �-:;:eiten-nlUfderReidlskirai - AI� jed"�ch d�r Investitur streit die Gewai�"d�;"königs tber die Bischöfe in einzigartiger Weise geschwächt und die Reimskirme bis in ihre Grundfesten ersmüttert hane, als sich die Markgrafen und Grafen unter Ausnutzung dieses Streites eine weitgehende Unabhängigkeit errungen und sehr wenig von ihrer Eigensd:!afl: als öffentliche Beamte bewahrt hatten, mußten neue Wege gefunden werden. Friedrich Barbll!Qssa zog in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhl!!l�eits�aje · Ko"useR.uenzen aus--aiesem�i�st'a�d:"':Er---�����;hte; -d�n Stil_at. auf lehnrechtlicher g e S' ��:_�;;:���s�e�;: � �i;;��: ;e:�;;:! von Sa(hsen�-u!1d J3_,),y�IJLZUlD Ver.lu;t seiner Reichslehen, weil er durcb sein Nichterscheinen vor dem LehnsgeriCht des Königs schwer gegen seine VasalienpfliChten" verstößen" hatte. Die Fürsten, die dem König in dieser Sache Beistand geleistet hatten, mußten belohnt werden. So stellte die neue Organisation des Reiches eine Art Kompromiß zwischen den Zielen des Herrschers und den Interessen . ' --"_ �_ '--o
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England der Fürsten
179
{ar. Von nun an nüttte sidi. die königlime Gewalt auf
einen neuen " R !ithsfürs tenstand", dem nur die Inhaber von Kton� lehen angehört��:J werdie 'seIbst mindestens zwei Grafsmaften be�
saßen, die entweder ihrer eigenen Herrschaft unterstellt waren oder die von ihnen zu wurden. Zu diesem neuen Reimsfürsten�tand zählten
an weltlimen Fürsten lediglim Herzöge
dem �Heersmild" errichtete man eine strenge i ' 1' vo König bis zu den Ministerialen und unfreien
m
"
Heilung, und kein Angehöriger eines bestimmten Vasallenstandes durfte ein Lehen von einem Herren haben, der nicht einem höheren Stand angehörte, andernfalls er aus seinem Stand ausgestoßen
wurde. Einen ftLt."ihezwang� , d. h. eine richtige Verpflidltung, die
heimgefallenen Reidislehen ,.ach jahr und Tag wieder aunugeben, gab es für den König ��{I::rotzdem sind diese . in seiner H� nd_ 1;ebliebcn) Das war das Ergebnis der immerst3:rk"er
L�_�mmersel[ener
,-�....... .
- -
zur Geltung kommenden Ansprüche zur Lepnserl?folge in Seitenlinie,
der im Rahmen mancher Geschlechter geschlossenen erbrechtlichen
Verträge. mitunter vom König unter Druck bestätigt, und andereT Faktoren. Auf dieser Weise hat sich die Wiede�.���der R�i.�slehen
zu einem sehr allgemeinen Brauch entwickeltl.Dem HerrsdJer wurde es
wenn überhaupt. dann nur
unter
großen &hwierigke.iten möglich
,
ein bedeutendes Krongut oder eine größere Hausmacht zu schaffen oder den vorhandenen Besitz zu erweitern. Deutsd:tland wurde ,
vollständig feudalisie,!31 Bekanntlich verlor das Königtum unter den
Hohenstaufen und ihren Nachfolgern die so umgewandelten öffent� lidJen Institutionen aus dem Griff. Es waTen Territorialfürsten CJt . uffit�Gegen� tii"!!. er aus denen die deUlsdlen Länder der NeüZ
wart
•.
hervorgingen, vor allem die größten unter ihnen: Oster
reidr, Preußen,'Bayem. usw.
England Eine Sonderstellung nimmt die Geschichte des Verhältnisses zwi schen Staat und Lehnswesen in Eng!and ein. Sie ist völlig verschie
den von der Entwicklung in Deutsd:J.land. und uotz. einiger Be rührungspunkte mit der Entwiddung in Frankreich sind deudime
UntersdJiede erkennbar.
180
Da5 klusisme Lehnswesen
Die englisme Gesellschaft des 9., 10. und 11. Jahrhundens hatte pmönJiche, der Vanllität vergleichbare Abhängigkeitsverhältnisse gekannt: d�l$ thegnage. Der thegn, der vom König abhängig ist, weil er sich verpflichtet hat. ihm zu dienen, entspricht in etWa dem
Vasallen. Während man jedO
scheidet, gehören im England des 11. Jahrhundens freie, einer Kirche oder einem weltlichen Herren völlig unterstellte Dienst leute ebenso wie die mäduigen tbegns des Königl zur Gruppe der thegnso Andererseits erhält der thegn, der vom König Land ge sdlenkt bekommt, dieses Land zu eigen und nidn als Leihe. Hier gibt es also keine Parallele zum Lehen. Wahrscheinlich hat das Bestehen des thegnagt die Einführung des Lehnswesens in England in gewissml Grade erleiduert, eiDe Kontinuität zwischen heiden läßt sich jedoch nicht nachweisen. Ebenso haben die Leihen, die England vor 1066 gekannt hat, nichts mit dem Lehen zu tun. Das englisme Lehnswesen entstand infolge der Eroberung von
1066. Wilhelm der Eroberer hat die Lehns- und Vasallenbindungen in der Form, wie sie im Herzogtum Normandie bestanden, in Eng!and eingeführt - später wird sich das engliscbe Lehnswesen jedoch in bedeutenden Punkten vom normannischen unterscheiden. Die Nachfolger Wilhe1ms J. haben die Lehns- und Vasallenbin dungen zu einem System ausgebaut, das in seiner Vollkommenheit nirgendwo seinesgleichen hatee und Stets im Dienste des Königtums stand. Vollkommener als anderswo war
es
insofern, als sidJ. die
Krone alles Land zu eigen madne und Allodialbesitz, also volles Eigenrum, völlig ausgesdJlossen war; selbst die libtra et francil tlemosyna (frz. francbe aumone, engt. frankalmoin), in anderen Ländern ein privilegiertes kirchliches Allod; wird in England als nLeihe gesen Gebete" angesehen. Alles Land war Leihe, die direkt oder indirekt aus der Hand des Königs stammte. Es gab kein Lehen
im französiS
sergtnreria), das sich nicht direkt oder indirekt vom König her geleitet hätte. Um die Gefahr einer Verwendung der Untervasallen gtgcu das Königtum aunusmlie/kn, nahm Wilhelm der Eroberer
1086 zu Salisbury allen bedeuunden Vasallen seiner Kronvasallen
S
181
Mannsmafl und Treueid ab. Weitere Treueid� (oaths 0/ allegeance) wurden 1086 Wilhelm dem Roten und l100 Heinrich 1. geleistet. Die reale Bedeutung dieser Eide verschmol:z in der Folgezeit mit der Ligesse, so daß man schließlich alle Untertanen, die einen solenen Eid geleistet hatten, als "ligische Kronvasallen" bezeich nete. �it der Regierungs:z.eit Heinrichs r. machte das Königtum den Tteuvorbeha1[ zugunsten des Königs in den Yasalleneiden :z.ur aUgemeinen Remuregel. Der Waffendienu der vasallen richtete sid!, besonders was die Zahl der zu stellenden Ritter anging, nad!
den Bedürfnissen des königlichen Heeres. Abgesehen von der Lehns gerichtSbarkeit und der niederen Gerichtsbarkeit erhielt oaer behielt
kein Lehnsinhaber ausgedehnte richterliche Befugnisse; ausgenom men die Barone, die einen honOT (eng!. .honou,·) zu Lehen hatten, und in nodJ größerem Umfang die Herren einiger "Pfal:z.graf schaflen" an der sdlOuischen und walisischen Grenze oder an den Küsten des l\rmelkanals,
$0
z. B. im Norden der Bischof und "Pfalz
graf- von Durharn zwischen Tees und Tyne. Unter den Plantageneu und besonders während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter der Regierung Heinrichs Ir. gelang es der königlidJen Politik, sowohl die Bedeutung der Leh05- und Vasallenbindungen innerhalb des Staates einzuschränken, als auch neue Formen ihrer Verwendung
für die
Verwaltung des Reidls zu entwick�ln. Die königliche Ge
ridlubarkeit wurde so ausgebaut, daß den lnhabern
von
honorts
die richterlünen Befugnisse weitgehend entzogen wurden und die Lehnsgerichtsbarkeit ebenfalls stark an Bedeutung verlor. Die Ent wicklung des scutagium als regelmäßig erhobene Steuer anstelle des Waffendienstes der Vasallen förderte die Unabhängigkeit der Krone von ihren Vasallen; sie war jetzt in der Lage, ein besoldetes Heer zu unterhalten. Di� Reaktion der Vasallenschaft, die in den Versdtwörungen der Barone unter Johann Ohneland und in der Konzession der Magna Charta, die diesem Herrscher 1215 ab gerungen wurde, zum Ausdruck kommt, konnte diese Entwicklung nidlt aufhalten.
Schluß Dieser kurze Abriß der Gesd!ichte des Verhältnisses von Staat und Lehnswesen in den drei großen westeuropäischen Ländern
181 J
Das klassisme Lehnswesen
zwismen dem 10. und 11. Jahrhundert berechtige uns zu einer Schlußfolgerung: die feudo-vasallitischen Institutionen mußten nimt notwendig zur Auflösung des Staates führen. Mit Remt hat man gesagt vassalite et royaute ne sant pas des institutions antinomi ques8, "Vasallität und Königtum sind keine Institutionen, die sidJ gegenseitig aussmließen", Es gab im Lehnredlt Elemente, die die Entwiddung der königlimen Gewalt zuließen. Dem englischen und französismen Königtum ist es gelungen, das lehnremt seinen Zwecken dienstbar zu mamen. In Deutschland führten dagegen politische Umstände zu einer anomalen Entwicklung der Vasallcn remte, die sid:! zum Namteil des Königtums auswirkt . Diese � historischen Tatsachen - also die geschichtliche Kontingenz - haben die Richtung bestimmt, in der dieses System von Institutionen in dem jeweiligen Land und in der jeweiligen GesellsdJ.aft leine Wir� kung entfaltete. ,
"
�
8 OLIVIU-MAIlTIN, L�$ liens d� !.Iasallite dans la Frana mUi�!.Iale,
Jean Bodin, I. L�J liens d� !.Iasallite �t les immunitht, Brüsul 1958, p. 217; vgl. aud! H. Mitteis, ühnru:ht und Staatsgewalt, pp .(. u. 5.
in Societe
.
SCHLUSSABSCHNITT
Die /eHdo-vasalliz;uhen Institutionen nach dem 1J. fllhrhundert Die Eeudo-vasallicischen InstifUtion� haben bis zum Ende des Ancien Regime bestanden, und selbst im 19. und 20. Jahrhundert
_ �
könnte man zumindest in einigen J...�p.dern gewisse überreste nach weisen. Mit demselben Recht kann man aber auch sagen, daß diese Innirutionen seit dem Ende des 13. Jahrhunderts aufgehört haben, ein wesentlimes Cbarakteristikum, d. h. spez.i6sch für das politische Sy��em und die Sozialstruktur der versmiedenen Länder Wcst c-uropas zu sein. Aum Lehen bestanden weiterhin. Privatredidich gesehen waren sie nur
��
Grundstücke, deren Besitz�echsel durch besondere
Rechtsakte und unter Erhebung von Mutationsgebühren vollzogen wurde und deren Inhaber - seit Waffendienst von den VaS3l1en nicht mehr oder nur noch selten verlangt wurde - unter bestimmten Umständen zu Leistungen verschiedener Art angehalten werden konnten. Das persönliche Element der Lehns- und Vasallenbin dungen spielte nur nod-. eine beiläunge RoHe: MannschafI: und Treueid w= kaum mehr als Formalitäten, denen man sich inner halb bestimmter Fristen unterziehen mußte, wenn man rechtmäßig in den Besitz des Lehens gelangen wollte. Mehr nodt, die Mann schaR: wurde letzten Endes als Dienst angesehen! Die Redne, auf Grund derer man Nutten aus einem Lehen ziehen - 2.. B. Abgaben erheben - konnte, veranlaßten die Herren zur Ausstellung von Schriftstücken über die das Lehen betreffenden Vorgänge: Aner kennungschreiben, Aufzählungen, Eintragungen in die Lehnsbücher oder Vasallenregister. Durch die Redmakte, die bei Besitzwechsel vollzogen werden mußten, durch die Prozesse, die aus den Streitig keiten um bestimmte RedHe an den Lehen hervorgingen, v.rurden
Sd11ußabsdmin die für diese Angelegenheiten zuständigen Geridue, die mit Lehns leuten besetzten Lehnsgeridlte, stark in Anspruch genommen, so daß sie eine immer größere Bedeutung erlangten. Gleichzeitig hat sich der Stand der Personen, welche im Besitz dem 13. Jahrhundert und sicherlich von Lehen waren, geändert/Seit , auch schon früher, aber-vor allem in den folgenden Jahrhunderten, haben außer den Adeligen auch Bürgerliche Lehen erworben,)ogar in so großer Zahl, daß in Frankreich auf diesen Erwerb eine ziem lich hohe Mutatitmsgebühr, das sogenannte droit de franc-fief, er,
hoben wurde. Der Erwerb eines Lehens war für die bürgerliche Schicht ein Mittel zu sozialem Aufstieg.Alnd dies umso mehr, als ein Lehen sehr häufig und in einigen Gebieten sogar immer eine Grundherrschaft bildete, deren Erwerber gleichzeitig auch das Recht zur Ausübung der Gerichtsbarkeit, zur Erhebu�g einer Reihe von A9gaben und einige ehrenvolle Vorrechte erhielsJ , \j:n öffentlich-rechtlicher Hinsicht bewahrten die feudo-vasalli tischen Institutionen noch lange Zeit eine gewisse Bedeutung. Bis zum Ende des M!!t�.1�lters haben Länder, die ein bestimmtes Gebiet erwerben wollten, mit ihrer Hilfe Beziehungen zu diesem Gebiet angeknüpft
3.rmgekehrt konnten die feudo-vasallitischen Institutio
nen auch dazu dienen, die Beziehungen zwischen einem Land und einem Gebiet, das sich· von diesem Land loszulösen drohte, auf rechtzuerhalten. Man denke nur an das Verhältnis von Flandern und dem Artoi;-zur französischen Krone von Philipp dem Guten bis zu Karl V. In Deutschland spielten Fragen des Lehnswesens am
Ende des Minelalters und in der Neuzeit eine wichtige Rolle
bei der Bestimmung der öffentlich-rechtlichen Beziehung vieler kleiner Fürsten und sogar Ritter - etwa der Reichsritter - zum Reich, einem politischen Gebilde, das immer mehr an Substanz verlor. Der Status der Reichsunmittelbarkeit bewahrte sie davor, von den größeren deutschen Territorien, wie z. B. dem der Luxem burger, der Habsburger, der Wittelsbacher oder der Hohenzollern einverleibt zu werde�)Streitsachen dieser Art führten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zu endlosen Prozessen vor dem Reichs kammergericht. übrigens lieferte das Vorhandensein von feudo vasallitischen Verhältnissen den großen europäischen Mächten mehr als einmal einen willkommenen Vorwand für Eroberungskriege.
Das Erbe des Lehnswesens
185
Die Reunionskammem machten zum Vorteil Ludwigs XIV. reich lilh davon Gebrauch.
Die �flicht des Vasallen, seinem Herrn
consilium zu leisten,
hat nicht nur, wie wir sahen, zur Bildung der �it Vasallen be setzten Gerichte beigetragen, aus denen dann in vielen Ländern die obersten Gerichte wie das
,
Parlement de Paris und andere fran zösische Parlamente, der Raad van Vlaanderen usw. entstanden.
Dieselbe Pflicht und der Brauch, nach dem der Lehnsherr sich mit seinen Vas�len ber�t.(:n muß, bevot er eine sdtwerwiegende
Entsdteidung fällt, werden im Laufe der letzten drei Jahrhunderte des Mittelalters wesentlidl zur Bildung der Stände und anderer repräsentativer" Körpersdtaften beitragen. Die Ursprünge des bri
�,)zum
tischen Parlaments gehen direkt darauf zurü
Thema des
Weiterlebens lehnrechdicher Vorstellungen muß noch gesagt wer den. daß auf den anglo-normannischen Inseln die Kronvasallen auch heute noch Treueid und Mannschal1: leisten.
Das Erbe des Lehnswesens Vielleicht lebt auch h(!��e noch ein gewisses Erbe jener Zeiten in uns weiter. Die Institutionen bestehen nidlt mehr, wohl aber bestimmte �nen zu leben, zu denken, zu fühlen und sich auszu drücken. Wir sind uns dieses Erbes kaum bewußt und dennoch hat es Realität. Kommt uns manchmal, wenn wir einer Dame huldigen,
der Gedanke, daß wir uns zu ihrem Vasallen erklären? Wenn sidt
jemand verpflichtet, eine Sache ..mit Rat und Tat" zu unter stützen, denkt er dann daran, daß er sich wie ein mittelalter licher Vasall zu
consilium et auxilium verpflichtet? Läßt sich das
Prestige, das das Waffenhandwerk heute noch genießt, nicht im Grunde auf das Lehnswesen zurückführen? Gehen auf das Lehns wesen nieln auch unsere HodJ.schätzung freiwillig eingegangener Bindungen zurück. und die Vorstellung, daß man einem Zwang nur solange zu gehorchen hat, wie es mit der Würde eines freien Menschen zu vereinbaren ist? Steht die gegenseitige Treue, zu der sich Herr und Vasall verpflichten, nidtt in engster Beziehung zu dem unschätzbaren Wert, der heute noch zuweilen der Tugend der Treue beigemessen wird?
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MG.
=
=
SACHWöRTERVERZEICHNIS Dcr Torliegeode Indu enthält ledigliro Famausdrücke, die direkt zur Gesd!.icflte der feudO-Taullitumen Institutionen gehören. Wörter, die :zu häufig vorkommen, wic Bcoefi:zium. Lehen, ManrumaA:, Belehnung, In vettitur, Herr, Treueid., Vasa!! werden nicht aufgeführt, e. sei denn, sie i Werk selbst an einer bestimmten Stelle terminologism er würden m läutert oder sie würden in Zuu.mmemetzungen gebraurot. So wird :z. B. das WOrt Lehen unter Hinweis auf die Seiten, auf denen das Wort begrifflich erläutert wird, und auf die Seiten, auf denen von Rcntmlebcn, ligischen Lehen oder aufgw;.genen Lehen die Rede in, aufgefübrt. Die WÖrter, die im Lateinuchen oder in anderen Spramcn ein und denselben BegritT bezeichnen, werden gesondert aufgeHihrt. Wenn jedmb dieselbe Institution im Lateiniuhen oder in einer ando:ren Sprache durch mehrere sehr verwandte Wörter oder dunD ein einziges in verschiedenen Formen ersmeinendes Wort bezeidmet wird, so werden diese Wörter oder diese Formen gemeinsam unter einem Stirowort behandelt, z. B. hominiwm, hom..gium, hominaticwm, hom(m}4giwm oder fitl. fieHe, fitZ. Wenn das lateinische, das französi,che oder das deutsdJe WOrt dieselbe InstiNtion bneimnen und einander sehr ihn/im oder sogar gleich sind und WenD sie nur wenige BezugsteIlen haben, stehen sie unter einem Stimwort, 1.. B. blllli.., bllii oder IIntrHHio, AntnHtio. Um dem Le.rer die Sudle zu erleimtern. wird am Ende der Stichwörter auf die Begriffe verwiesen. die sidl auf dieselbe Institution beziehen. Für die AufStellung dieses Indelt sind wir den Übenenern sehr verbunden. Vom Indelt, den Dr. R. v:a.n Cacncgem.Profcssoun der Universität Gent, Hit die ). fr;.nz&ische A\U gabe: zusammengeudh hat, wurde reicb.lim Gebrauch gemacht.
SACHWORTERV ERZ E I C H N I S abbat;" 38, 4-4, 57, 1 tJ, 132, 137,
Momber, Munt"'alt, protHratio, Vormund
171 abt�r (Je Sef) 10.
S. LebllSver
Khledlterung
Bannleibe 171 b.ro, Baron 104, 127, 128, 181
IIdcaptatio, aCapte, arihe-acapte
S. r.chtu�m, rt/n;i.m. verlief 148.
bekleiden (belebnen) 136, 138. S. invtstire, vestirt
Belehnullg tu geumtet Hand 15J
advocatio tJ2, 171
Beliehener 8. S. tenancier
aide aux qllure cas 96
bMt/iciare 11, 44, 93. S. inbtnt-
albergue 98. S. Gastung, ghe
allegeanee, OI.th of 180
...tl<JJ(i).m, alodiJ, Allod
21, 2),
/iel«rc btnefi(i.m 9, 20, 26, 36, 38, 42, 4-4-46,.49, 52, 56, 87, 101, 103,
37, 38, 42, 67, 100, 115, 121,
105, lOB, 112, 113, 116, 119,
126, tJO, tJ1, 133, 13-4, tJ8, 140,
120, 122, 124, 125, 133, 133,
141, 143, 153, 157, 158, 160
145, 158, 16)-165; b. calulla
...llll.rt 124, 125, 141
n.m, (aJlremt 129.
/In/rlßtio, Anttuslio 2, J, 7, tJ, 18,
lehen; HSIIS btnt/icii 9
29
Bcsitunfgabe 138.
apriJio 59, 60, 63
S. denomhremmt aum&ne, franme a. 141, 160, no. S. tltmosina, franc« , frilDkal Aufühlung 137.
-
mOID
bodi.m 162 borough-Englilh 152 bllr/4 /ides 72, 154 bHcctl.2Tius 2 Burgbut 93, 129, 139. $. cuuodi4,
flJU.ui.m 71, 91, 96, 103 oUIriliwm el tomili.m S. (onsili"m rt aurilium
eSlage., �tagillm
camerlinggcld 151. S. mambellagc,
S. Leh.nsbrief
lnu:(aLrri"s. bacbelier 101.
S. d�gllcrpisse.
ment, dimissill, wtrpire
IJSlu.rare 89. S. sec.rit...,
aveu 137.
S. Burg
hove!med�, Kammergeld
S.
housebold knigbt batulum 41, 58 ba/lia, balli"m, baiulus, bail, bili!
lime 154. S. (1ISlodia, garde.
taSammtHm,
C/lSlll.J
21, 87, 112,
119, 125. S. mUement C/Ivalrata 92.
S. mevaum�c, tqul
tatio, Reitertug ct/U.J
8. S. Zins
200
Saa.wöncrvcn.cidmis
du.mbdlagc, droit dc 151. S. ca mcrlinggeld, hovesWcdc, Kam mergeld dJa�TI)ent. masu 2l. S. t.samtn
'.rn
dl!:nornbrement 117. S. Aufzählung atsunaerr 119. S. herleiten, mO'tlert
dcss.a.isioe 160. S. dnltJt atfJt5tirt, devtst 158, 160, 161. S. entkleiden
d!cvaumec 92. S. ,,,vale,ta, tqui. la/w, Reir.enug
Diemt 5, 11, 20, 52, 128: Ritur
coemptio 149. S. emptio, koop, ,.cbtlJ4ffl. uktlium, Rüdi:kauf.
dienst 120. S. Stroili,.m miUtis. S. Je",üi.m
verheHingsredlt comtJ, (omitatuJ 2, 3, 20, 54. 56, 131, 171; TU Je comil"tM 54, 55. S. GefoJgsmaft comfflCldario, (sc) commtnthre. (st) commiuere 4. 5, 26, 29, 42, 44, 63, 71, 73 tommiHio, commissllffl, commise 106. S. Lchnseinziehung
tonsilium 89, 97, ISS
consilium et auxilium 58, 87, 90, 100, 185 Consuetudines ,,,donlm 66, 112 cop 148. S. koop
curi". curtis 97, 104, t 17,173, 174; curia rrgis 100, 177
nutodi a, ('Mslos 93, 154. S. ballia, garde, Momber. Muntwalt, plOcurlltio, Vormund dednw novalium 125
delecl"s hominiJ, cUhute d'homrnc 146, 149
delmsio 6, 99 dtEer, dl!:fiance, d�fi, desavouer. d�5aveu, demi"ion de fief, d. de foi 101. 104. S. dilfiJ,.cu.rr, Lehnsvenidlt, TreuaufJage dtguerpinemem 110, 1)8. S. Be sitzaufgabe, ajmissio, werpire
Diemt und Gehorsam 6, 1)
dillid,.d.re, diflidare, di/fiJario. diffiJmtia.diffid,.wio 103, 104. S. d�6.er, Lehnsaufgabe. Treu auhage rlimissio 118. S. Besitzanfgabe. werpire rlireetum, ariet,.m 10. S. re,t,.m
rlifJiso i 16 aomini,.m. domin.tio. domirutuJ.. domi"kat,.m, dominicat,.r. 21, 45. 85. 117, 142, 14), 168: d. direct,.m 141, H7: d. feodale 142; d. S/.prrmum 142; d. utile 141, 147 domi",1S 5, 6, 21, 2<.1, )0, 71, 72, 79, 86, 87, 99,101, 107.1)7,147, 160, 164, 165, 177: d. ligi,., 109, 110, 15-4. S. senior �cuage 95. S. Sdüldgeld, wltlfgium Eigengut. S. Allod elemosina 141, \60: fr
Sachwönerveneichnis enfeoifment
160. S. infeod4rt,
Lehnung
133. S. Pfandlehen enor 128. S. honar entkleiden 138, 174. S. dfvestirf fpiseopatus 57 equitatio 92. S. ea'Odeata, mevau cngag�re
mee, Reiterzug
93. S. Burghut, eustadia, stagium exJtstucare, fxfestucatio 106, 107. S. festuca fxpeditia 92. S. Heerfahrt, ost
enage
77. S. fyauteit Felonie 104 fead4tarius, feudataire 168. S. f�a�te
leenman, LehlUmann
festuc4 106. S. exfeuueare feHdHm, feodHm, tea, feas, fedum, feum, feus, fem, fWHm 93, 105, 114-119, 122, 125,127, 129,131, 134, 137, 139, 141, 147, 150, 153, 158, 164-166; f. amplum 126; f. de bUTSa 122. S. fief de bourse, Kammerlehen; f. fran cum, hanoT4tHm, liberHm 98, 128. S. franc fief, Freilehen; j. 4d hOm4giHm 82; j. Ligi"m 109, 123, 126, 131, 150. S. Iigisdles Lehen; f.LoTicae, miLiris 118, 119, 129, 180. s. fief de chevalier, f. de hauhen, knigth's fee, Ritter
lehen; f. militare 118; f, obla
turn 130, S. fief de reprise, auf getragenes Lehen; f. solis 141. S. Sonnenlehen; f. t/4f)assoris 129. S. fid, Lehen fideis l JO, 31, 34, 54, 57, 70, 72, 78, 87, 113, 128, 158
201
fidelitas 26, 27, 29, 35, 42, 44, 79, 86, 88, 89, 110, 164, 165; f. ligia 109; fidelitatem firmare 26, 42 fides 27, 29, 34, 36, 64, 71, 72, 77, 78, 89,97, 164; fidem firmare 27; f. jurau 80; f. portare 79, 80; fide et sacr4mento 77, 89. S. foi, Hulde, Treueid
105, 114, 118, 135, 148, 170, 172; f. en I'air 123; fief de boursc 121. S, feudum de bUTS4, Kammerlehen; f. de dlevalier, f, de hauben 129. S. Ritterlehen; f. de dignite 121, 127; f. dominant 139; franc f. 128, 129, 184. S. Freilehen; f. relevant cle toutes mains 151: f.-rente 122. S. Rentenlehen: f. cle reprise 130. S. aufgetragenes Lehen; f. de revenue 122; f, ser vant 139. S, /eudum, Lehen fiseHS 15. 46, 55 foi, foy 77, 81, 98, 149; foi et hommage 79, 80. S. fides, fideli t45, Hulde, hulde, Treue /orisfacere 105 frankalmoin 180, S. frandle aum,sne. franc4 elemo5ina frerage 152. S. parage frauteit 77. S, feaute, foi, Hulde, fief, fidfc, fiez
hulde, Treue
154: garde noble 154; g. royale 154; g,seigneuriale 154. S, ball. b411i4, custodi4, procurario. Vormundsdlaft
garde, gardien
gasindus 3. 7, 11, 19, 21 Gasrung
98, S. albergue, gite
Gefolgschafl
2, 3. S. COmit4tus
Sadiwörtcrvcrzcichnis
202
Gehorsam und Dienst. S. Dien5t
165, 166, b.
Zigium 109-1 11,
153, 165. S. ligisme Mannsdtaft,
und Gehorsam 171; königliche G. 181; niedere
planum 110; rtjictre bomi nillm 106. S. hornage, hulde,
G. 1 8 1
Hulde,
Geridlt$barkcit. S.
Gesinde 19.
S.
jus/itia; hohcG.
b.
man�chap,
minllitas
gllSinduJ
homo 20, 38, 42, SO, 58, 61, 70-
Gewere. S. Lehnsgcwcre gite 98. S. albeq;uc, Gutung
72, 75, 103, 109, 122, 150, 165,
Grundhernchafl: 8, 21
166; b. ucltsiae 40; b. jeodalis
75, 168. S. l«nman, Lehnsmann;
guerpirt 117. S. Bcsitzaufgabe, d.!guerpisscment, �'pi,c
b. lilnr 131.
Handlohn 161. S. Lehnware, quint,
Tclwb.m, Weinkiuf hau" signifcra IJS Heerfahrt 92. S. e"peditjo, on Heergerä,[c, Heergewätc 150.
31;
b.
ligitu 109, 110,
S. lediaunan; b. regis 58. S.
horn, Mann
hono" honneur 23, 46, SO, 55, 56, 62, 63, 79, 95, 126-128, 131, 133, 144, 174, 181, b. pllblicUJ
Heerfolge 61
S.
rdroium, liget
126. S. enot houuhold knighr 101 hovesch.ede 151. S. camerlinggeld,
Heerschild 179
mambellagc, Kammergeld
Herberge. S. Gastung
hulde 73, 77. S. hominium.
hcredi'as HS, 158
homage, Hulde, Mannsdlall, mansmap
herleiten 139. S. anC"cndcr?,
Hulde 73, 77, 135, 177.
motlert Herr 71. S. dominus, JCniOT
inbtnt/icuzrt 11. S.
Herrenfall 43, 151 Hilfe.
Mannsdu.A:,
indomin«tiCllm 49
S. auxilil1m
Hoffahrt 97
in/eodare 123
horn, horne, homme 71, 75, 81, 98,
infidtlüas 34, 35
135; homme de bouche
CI
de
mains 8 1 ; h.defief16S;h. vivant Ct mourant 161. S. sterfeJijk !:u:t hornagt, homcnage, hommage 73,
S. hulde
Inneliciare
ingem.us in obsequio 2 in""estirt, in""tStitura, inveStiture 44, 134, 135, 144, 147, 157, 158, 161. S. Lchnung. verlei
74, 98; h. de boumc et de maim 8 1 , h. phin
lIO. S. hominillm,
jllrilre, jurilmentum, jusjurandum
hulde, Hulde, Mann�maft,
27, 72, 77, 78, 86, 134, 154.
m'lOsmap
S. SilC1i1mentum
bominium. bomin«gillm, bominati cum, bClm(m)agium 72-74, 79, 102, 106, 107, 123, 134, \37,
JUJ 100, 105, 150, 152, 158; j. abN tendi 143, j. /eodale, !eod«rium, leodi 119, 159, 174; ;. heredi-
Samwörterverzeimnis taTium 142, 160; j. militaTe 68, 119; j. paurnum 145; j. proprü laTium 37; j. in Te aliena 8, 142, 157; j. uttrldi et frumdi 143. S. Nießbraum justa causa 160 justitia 29, 86, 132, 170-172 juveigneur, droit de 152 Kammergeld 151. S. camerling geld, mambellage, hovesmede knight's fee 119. S. feudum militis, Ritterlehen knight's service 119. S. servitium militu koop 148. S. �mptio, Lehnware, rachnum, rehvium, verheffings recht Krongut 15. S. fiscus laet, sterfelijk 161. S. homme vlvant et mourant Landgerimt 174 Landrecht 174 laudationes et ventae 161. S. Iods et ventes ledicbman 110. �. homo ligius leen 114. S. f�udum, fief, Lehen leenman 168. S. horn, homo, Lehnsmann Lehen 114, 120; aufgetragenes L. 128, 130, 131. S. f�udum oMa tum, fief de reprise; Burglehen 129. S. beneficium casuUanum; Dienstlehen 95, 129, 130. S. ser janUTia; emtes Lehen 130; Frei lehen 98, 128, 167. S. feudum francum, franc lief; Kammer lehen 122. S. feudum de bursa, fief de bounc; Kronlehen 179;
203
ligisches L. 123, 126, 150. S. feu dum ligium, fief lige; Pfand lehen 133. S. engaghe; Renten lehen 122. S. f1ef-rente; Rit terlehen 118, 129, 180. S. feu dum militis, fief de chevalier, knight's fee; Sonnenlehen 141. S. feudum solis; Unterlehen 121, 143. S. feHdHm, fief, leen Lehnredlt 68,119,174 Lehnsauftragung 132 Lehnsband 178 Lehnsbrief 137. S. aveu Lehnsbücher 183
Lehnseinziehung 47, lOS, 168 Lehnsgericht 174, 178 Lehnsgcwere 136, 148,157,160 Lehnsherr 168. S. dominus Lehnsland 119. S. terra feodalis Lehnsmann 168. S. horn. homo, Mann Lehmnachweis 137 S. monstree de fief, ostemio feodi Lehnsverschlechterung 143, 156. S. abr�ger Lehnung 134. S. in'llestire, verlei Lehnware 148, 161. S. uJ,vium Leihe 8, 10; Leihe gegen Gebete 180. S. frankalmoin; Zinslcihe 100 Leihezwang 179 Letztgeborener, Recht des L. S. droit de juveigneur liget 150. S. Heergeräte ligius, ligisch. S. unter dominus, feudum, fief, hominiHm, homo, Lehen, Mannsmaft, miles Iods et ventes 161. S. laudationes er ventae loiaute 98
204
SamwönerYerzcidmis
m2inmone 161
Muntwalt 154. S. bail, gardlen, Momber, Vormund
malefidu5 87 Mann 59. S. horn, homo, I«n man, Lehnsmann MannfaU 43. 151 Mannscna!l: 73; ligisme M. 109. S. hominium /igium; unfreie Ver h?i.hnisse begründende M. S.o!. S. hominium, bomage, hulde, Hulde, maosmap mansdu,p 73. S. Mannschaft malUIS
(ommtnJart 26; m. com plicar!! 71; m. dare 26, M, 75; m. jungtre 27, 72, 75, 165; m. porrigere 77, 1-47; in m. wnl,!! 75; pu m. rUipl!Tf. tSCciptu 75, 80; m.snlfum immixlio 27, Ja,
57, 58, 73-75, 81, 85; aeceptio 58
num"$
Mediacisierung, mediuisieren 61--63,156 milcs 20, 40, 63, 7�-n, 78, 92, 110, 113, 125, tJJ, 135, 145, 152, 163; m. Ligilll 109 militia 32, 49, 101, 152 ministtrialis 76,94. lIO, 130 ministtrium 54 minuitas 147. S. born;niMm Momber 154 S. ba;ulu5, gardien, MUßlwah, Vormund monstree cle rief, montre!! de la tetre 137. S. os/emio feodi, Lehnsnamweis mOVfTe 139. d�Jetndere, herleiten rnouvanee 139 mundeburdis, mundium +-7, 25, 154. S. Munt Munt 4, 5, 7, 154. S. ballia, C'us/o dUl, garde, mundeburdis, proeu
ratio
nuningstedn 161. S. retrait, Vor hufsredlt Nießbraum 9, 39, 142, 143. S.
UJuIjructus nobi/ilas 23, H obl� % obstquium 5, 20, 42; o. regis 3 oscll/um 72, 80, 81,135 ost 92, 105. S. e:cp�ditio, Heer fahn
aSIenliD feodi 137. S. Lehnmach-
paragium, pause 152, 153. $. frhage pares, pairs 106, 111, 173 Parlemcot de Paru 185 patrocinium 4, 30 PönalstipulatioD 6
possessio, possessor, possidere, pos
susim 136, 142, 159, 160. S. Lehrugewere, saisina, wett potest4S 5, 85, 113, 158; Tegia p. 3-4 preeana, preeanum Prekarie 10, 11, 16, 37, 39, 45, 100, 112; p. wrbo regis 16, 39, 040 prlStana 10 primogern/JU 152 procuratio, proC'urator 154. $. ballia, tuItodi4, garde, Momber, Muntwald, Vormund proloeutor 72. $. Vorspr«hcr proprUras 8,38,131, 142,161 (ad)proprium 37 proteerin 99. S. Schutz.
puer
.3
20'
Sachwörterveneichn.is quint
191.
S. requint
Rlld Tan V1aandercn 185 ,arlJttam, r.a
rtacaptatio, rtiJdr::aptatio, nir.s ClIpta, rttrOiJciJptis H8. S. .dcaptatio, ,.cht/Hm m:ognitio !tJUJorwm 82 netNm 30, 57. S. di,tCfHm Reichsbismof 121 j Reimsfürstenstand 121, 179; ReidJ3karnmer gericht 184; ReldJ3ritter 184; Reichsunmittelbarkeit 184 Reiterzug 92. S. cavakat4, chevaud:i6e rtl�jHm, ulie! 148-151, 161. S. (ro}onptio. Heergerite, koop, Lebnware, verbdfingsrccht, verlief rente 128 rtnHnru,rc 103. S. diUidHcian requint 161. S. quint rts facra 28, 30, 77 ressort 170 retrait 161; r. lignager 161. S. nustinpredn, Vorkauhrccht r"" rmti. 15 Ritterschlag 96 Romfahrt 92, 96 Rückkauf 149. S. (co�mptjo J4cr.mmlHm, Illtramenta/t 26, 29,
71,
S. JHTart J4ilia, saiJimmtNm, saisie, saisine 136, 160. S. Lchnsgewert, wcer 30,42,
77, 89.
Seripta de fcodis 93, 139 SCNlagium 95, 181. S. ecuage, Sthildgeld steNT;!," 89,90,134 seigneur 71, 98, 149; s. Hge 109; s. direct 148 stn;ar 20, 29, 31, 33, 34, 42, 57, 61, 71, 78
urjanuria, serge(a)ncerie, ser;eanty 129, 130, 180. S. Dienstlehtli service, ronein de 95 urviens 125, 130
strvirc 5, 6, 29, 34, 71, 107, 119, 15'
UNlitiNm 5, 32, 37, 44, 91, 94, 101,
122,
128, 166, In;
fllre, militil 91, Dienst, ItT'flirt ItNlÜN$ J2
95, 1l9,
mili 120. S.
J.
loliJ� 109
souverain fidfetu; In SIagiNm 93, 166. S. Burgbut, estage stiptndiaTiN$ 131 suzerain 71 S. tonlieu 8. S. Beliehener tfntmcntNm, tenNr.., tenure
teloneurn tenancier
170.
119, 136, 166;
t.
8, 115,
liberum 119. s.
Leiht' tenens in capite 140. S. Kronvasall urr.. }eodaliJ 119; t. 'VavauoriJ 129. S. Lehnsland tbegl1, Ihegnagc 179,180 Thronfall 43,151 tonlieu 170. S. te/aneurn (u) tradtre 5,27,32
tr�Jilio
6, 41;
I.
personae
85
Samwört�rver%ticbni$
206
Treuaufsage 103-105, 138. S. d� fier, diffiduciare Treue, Treueid 27-30, 33, H, 73, 77,86,98, 102, 134,147, 155, 174, 180, 183, 185; Treueid und Mannschaft 155, 17", 177, 183. S. oath of allegeance, fjd�s, foi, hulde, Hulde Treupflimt 22,58 Treuvorbehalt 110,181 trusti> 3 ordu 9 ususfruclus 142. S. Nießbrauch usujructuarius
vadium 134 Vasall, ligisdler 132, 18\; Kron vasall 62, 180, 181; Unurvasall 143. S. 't/amlS Vasallenregiuer 183 vaJaticum 26, 29 V
hom, hf1mo, I�nman, Lc:hm
mann, Mann
"avassor, 't>oIvaSSOTla 91, 128, 129, 145, 180
verheffingsredlt 148. S. Lehllware, relevium, verlief Vcrla�sungJgründe 32 vetl� IH. S. illveltire, Lehnuog, "IItlli!Hr
pro'uTatoT Vorspredler 72. S. proloculor warantilt 99 weere, were 1)6. S. Lehnsgewere,
poJstJJio, saj,jn.ol Weinkauf 161. S. .Lehow:ue. quint, rdevium Wergeld 3 wtrpirt, wtrpitio 1)0, 138. d�guerpis$tment. gutrpirt Zins 8-10, 16, 39, 157, 159. S.
ansu,
Zoll 170. S. ttlontum. tonlieu
ADDENDA 1970
A. Tut S. 46, Z. 14 nach ptrflcru: LXXV/IlI, �neunund$iebzi g . S. 46, Anm. 47, Z. 1 nach (SI7): der Flicheninhalt \lnd D im Stifl:sarchiy yon Tournai entnommen.
;$1
_
.
den Chart\llarcn C
S. 70, Anm. 1, Z. 2 nach p. 133.: Zwei französische Beispiele (nebst man men anderen) in Königsurkunden: Robere H., bei R. POUFAIWIN, eh,HuJ dt SlIim-Gtrm02m-dtJ-PrtJ, I, Paris 1909, Ne. 51 (IOlO); Philipp 1., bei M. PROU, Acttl dt Phifippt '" Paris 1908, Nr. 106 (1082). .
5.11, Z. 11 nach gebraucht: Mit militi02 wird bisweilen die der Vasallen eines Herrn angedeutet.!>
Genmthcit
S.71, neue Anm. 2': In dicsem Sinne erwähnt der Herzog yon Not ffiandie, Roben 1.. uine militi02 7105/102, M. FAlIIlOUIC, RlCutil dej deUS dtl d..n de Norm02ndit 911-1066, C;.en 1961, Ne. 70 (e;.. 1031-1034). 5.75, Z.25 nam Wendungen wie: homints 02Ucui..! 11UImh.. S eDeoi, �durch die Hände jemandes lehnsleute geworden" oder S. 75. Anm. l1, Z. 5 nam p. 39;: B. GUbAII.J), Cilrlu!02ire de 1'02bbayt dt Silirll-Brrtin, Paris 1840, ll, Ne. 28, pp. 202-203 (a' 1087). S.77, Z. 16 nam belegt: Man begegnet ihm wiihrend des spiiten 1 l . 1h. im Cambrt:sis (tam PtT fidtm qUilm per jilCTamtnrum). 5.18, Anm. 17, Z. I naa. Anm. 3.: Gt51a episcopo.um Camtraunsium. Conlinuatio. Gesu Gerardi 11, c. 1, Ausg. 1.. Belhmann, M G , 55. VII, p.498. .
S. 82, Z. 4 nam König i51.1 22". S.82, neue Anm.22·: SU(;ER, Lib�r dt rtbu' in adminütratione $ua gmiJ, c. 4, hg. Y. lecoy de la Matche, Paris 1867, pp. 161-162. S. 91,
Z.1
nath faetTt.: Diese Pflichten sind ein unnlium4";
S.91, neue Anm. 40": Brief Fulberts an Rainald von Vend6me (s. o. p. 89, Anm. 35): �sleD Vanllcn sollen ihm u11Iirium reddtTe. Brief de5
208
Addenda 1970
H. von Blois an König Roben Ir., RUlleil at' historitm des G�lIles U de 1<1 h
.
S.I04, Z. 15 nach herausfordern.:
Monlmon':ney
Ah im jahre 1101 Boud.ard von
die Mannschaft kündigte, die er der Abtei von Saint-Denis
geleistet hatte, brach der Krieg zwischen ihnen los.·�" S. 104, neue Anm. 6S": SUGEll, quet, Paris 1929, p. 16.
Vir
v.
H. Wa
S. 113, Z.4 nad:.
Benefizium.": Vasallen, die ein Benefizium erhalten haben, sind brrufiei
Anm.2 nach p. 33.: BERTHOLD, Ann
p. 295. S. 114, Z. 2 nach TounineB.: Vom Adjektiv berufici
das
gleidle sagen.e"
G. CHEVlllE!l. u. M. CHAUME, ChlJTles el aoeumenu de SlJint-Be1lignt de Diion, H, Dijon 1943, Nr. 233, pp. 28--30 S. 114, neue Anm. S": Z. B.
(benefici�li demo).
S. 119, Z. 19 nad! als �Lehnsland"ts: Man hat sehr
oft das Panizip
f�oda/lts oder fr-vatl/s gebraud:.t, um einen Vasallen anzudellten, der ein Lehen (feodl/m oder f�'/Jum) hiel1:t� •.
S. 119, ne\Je Anm. 23': In Frankreich früher
als in Dcutsd.land. Einige
Beispide: PROU, .A.c/�s de Philippe ltr, Nr. SO (1069-1070); SUGER, Vita
LudO'llici grou; e.26 u. 28, hg. v. H. Waquet, p. 184 u. 220 ; MARQUIS O'AI BON, C�,tu{.,irt ge1lir�1 de l'oralt d� Temple, Paris 1913, Nr. 141 ,
(1119-1150). S. 119, Anm. 24, Z. 2 n:tch Anm. 30.: Ein gutes Beispiel aus Burgund :
CHEVIIIER u. CH.-I.U/IIE, ChaT/es el
Il, Nr. 367 (t088).
S. 160,
doeumellls d� Saint-Benigne ae Di;on.
Anm. 83' lautet jetzt: Zwei frühe französische Beispiele (nebst maomen anderen): PROU, Ac/es de Philippe ltT, a'" 1069-1070, Nr. SO; P. Of MON5ABERT, Ch,mes de l'abbay� de NouailU, Puis 1936, Nr. l83 (Anfang d. 12. Jh.).
Addenda 1970
""
S. 187, II unter Z. 25: G. FOUllQUIN, SeignfHrit tl ftodalit� aH mO'y�n ägt, Paris 1970. S. 190, IV. B unter Z. 17: D. VON GLADlSS, Dit Schtnkllngen der dCHt uhtn Könige ZHm pritlaun Eigen, Deutsmu Armiv für Erforu;bung des Mittelalters I. 1937. S. "1, IV C unter Z. 20: J. C. HOI.T, Fe"J.J!ifm. fftlwud, Economk Hislory Review, 2nd seties, 14, 1961--62. 5. 192, IV D unter Z . 1 5 : Les strHctHres soda/es de ['.Aqllitaine, QH LangHedoc et de I'Espagne all premier agt /todal, Pads 1969. S. t92, IV D unter Z. 15: J. YVEll, Lu premihn institHtions du dHcb� dt NormaflJie, Spolew 1969 (Seuimana d.i Studi dd CenIrO italiano di Studi soll'Aho MediOt"vo. XVI, 1%8). S. 193, V A unter Z. 12: M. FIlANCOiS, ./tlixiliHm eI (omiliHm dans la /aflgHt el la pens�e midit'CIales, Bulletin de 1a Soeiete Nationale des anti quaires de France, 1967, pp. 1 11-120. S. 193, V A unter Z. 12: J. OJ;V1SSI, EHai sHr l'hütoire d'une expression qui a lail lortHne: consilium el a"xiIium aH {Xt si�dt, Le Moyen Are, 1%8. S. 193, V A unter Z. 12: J. M. VAN WINTEIl, Uxortm de militar; ordine sibi impt1.rem. Miscellanea Mcdievalia in memoriam J. F. Niermeyer, Geo ningen 1967. S. 195, V F unter Z.34: J. GORONWY EOw....ROS, Tht Principality 01 Walts 1267-1967. .A S:udy in ComtitHtionaf Hiltory, Caernavonshire Historic.al Society, 1969. S.19" V G
unter
Z.27:
F. L G"NSHOF, L'Etl/Qurt1.ge des prtmitrs
Capititns. .A propos J'un fit/rt rhtnt U. F. Lemarignier, Le gouvernement royal aux premie!l temps capetiem, Pari� 1965), Revue historique de droit fran�ais et etrangcr, 1968.
ADDENDA 1974
S. 186, 1.: F. L GANSHOf U. R. C. VAN CAEN[CEY., U. inuiuHion, fiodo-"analiqHeJ, Btuxdlcs 1972 (Introduction bibJiographique i J'histoire du droit et a l'ethnologie juridiquc, publii!e sous la direction de J. Gilissen B/8); eine bibliographische Orientierung. S. 186, 1.: A. R.. LEW!S, Midi franfaif, Irak Buwa;yhide cr /apon. Etudc
comparte des /todaliris. 946-1055 (Ln Slructuref sodalcs de l'Aquitaine, du LmgHtdoc tt de I'EJpagne a.. premier Jge /todal Paris 1969). ,
S. 187, [I.: BUCE D.
LYON,
7be feuJalism of Mare Bloch, Tijdsmrift
voor gesmiedcnis, 1963. S. 187, 11.: BOUTRUCHE. Stau ,,1959� soll es Jelzt heißen: .2. Auf!. Paris 1968�. S. 187, II. (im Paragraphen über Boutrume, zwi$men .Paris 1959"
und �sehr genau unterrimtet" biue einsdlalten: II. L'apogfc. X,O-XIII" sih;;les, ibid., 1970. S. 189, III.: F. L GANSHOF,
Note iur la conCCUl<Jn d'al/eux; a dn vaHaux; sous le rigne de LOHis le PieHx, Storiografia e Storia. Studi in onore di E. Dupr� Theseider, Rome 1974. S. 189, III., in fine: D.
R. KELLEY,
Dc origine leudarum. 7bc brginnings
of an historical probitm, Speculum, 39,
1%4.
S. 189, 111.: P. W. A. INNtNK, 7he Woum Empire, in.: P. W. A. IMMINI und H. J. SCHELTUIA, At the rools of medi",,,l socitl)'. 0510 1958 (Instituuet for samenlingnende Kulturfor5king. A. Leerures. xxrv). S. 189, IV. A. Belgien: E. WAI.Lor, De VJ.amse adel
Handzame 1968, 2 Bände in 3.
voor
1300,
S. 190, IV. B. Deutsmland: G. DROECt,
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S. 190, IV. B. Deutsd!land: G. THEI1ERKAUF, Das Lehn$wesen in West falen, WcStfiilisdle Forsdlungen, 17, 1964.
Addenda 1974
211
S. 190, IV. B. Deutsdiland: W. GOEZ, Lehnrecht und Staatsgewalt im deutschen Hochmittelalter, Göttingen 1969 (Historisme Texte, Mittel alter II). S. 190-191, IV. C. England: Unter den englismen Historikern gibt es eine Auseinandersetzung zwismcn Anhängern und Gegnern der Ansimten Sir Frank Stentons über die Ursprünge der feudo-vanalistismen Einrim tungen in England. Unter den Gegnern müssen H. G. Rimardson und G. U. Sayles genannt werden, die bereits in der Bibliographie dieses Bandes (5. 191) erwähnt werden, und die Autoren der drei hier folgenden Werke. S. 191, IV. C. England: E. JOHN, Land tenure in e"rly England. A discussion on some problems, Leicester 1960. - Siehe eine kurze Be spremung von F. T. in: Deutsmes Armiv für Erforsmung des Mittelalters, 20, 1964, p. 273-274. S. 191, IV. C. England; E. JOHN, Engli>h /eud"li,m and the Strueture 0/ Anglo-S"xon ,oeiety, in: Bulletin of the John Rylands Library, 46, 1963-64 (Neudruck im Sammelband Orbis Britanni"e and other Studies, Leicester 1966, p. 128-153). S. 191, IV. C. England : F. BARLOw, Tbe effeets of the Norman Conquest (in dem Sammelwerk: Tbc Norman Conquest. lts Setting and- Impact, London 1966, p. 125-161). 5. 191, IV. C. England: Wir nennen einige Werke von englismen Histo rikern, die die Ansimten von Sir Frank Stenton unterstützen : den Aufsatz von J. C. Holt, bereits in der Bibliographie des Bandes zitiert (Addenda, B, S. 209) und die heiden Werke, die hier folgen. S. 191, IV. C. England: J. O. PKESTWlCH, Anglo-Norman feudalism and the problem 0/ continuity, in: Past and Present, 26 nov. 1963, p. 39-57. S. 1')1, IV. C. England: R. A. BKowN, 7he Norman Conque:;t, in: Transactions of the Royal Historical Society, 5th Series, 17, 1967, p. l09-130. S. 191, IV. C. England: Im Rahmen des Möglimcn hüten sim vor Polemik die beiden folgenden genannten Arbeiten: S. 191, IV. C. England : C. W. HOLLlSHK, Military obligation in laU Saxon and Norman Eng/and (in: Ordinamenti Mili/ari in Qccidtnte ntll'Alto Medioevo, Spoleto 1968. Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi 5ull'Alto Medioevo, XV, 1).
212
Addenda 1974
S. I!H, IV. C. England und W�sdrankrC'idt: J. BOUSSU.D, La diwrsjt� tt leI traits partiewlitrs du Tf8ime ftodal dans l'Empiu Plantagenet (in: .. amminiuraliva, I. 1%4). Ann..!; della Fondazione Italiana �r la Slori S. 191. IV. D. Frankreidt: J. F. LEMAlI.lGNIU., L.. France mUiM.".lt. InstilHI;oJH n s()cift�, Paris 1970 (CoHcction U). S. 191, IV. D. Frankrridi [und Königreich BIJrgund} : G. CHEVIlIU. L'origin
192. IV. D. Frankreim: A. R. LE....'S. 11M dnIClopment 01 Southern hanct and Cata/an Socj�ty. 718-10JO, Austin (Texu) 1965. S. 192, IV. D. Frankreim: E. MAGNOU·NollT'u, LA sodttt J.aiqlle tl
l'EgliJe dam J.a pTO'IJince eccUsiaJtiqlle de NarbonlU de J.a lin du ci La !in du xr Jiic/" Toulouse 1972.
vur
S. 192, IV. E. Iu.lien: E. BUTA, Stor;a dd d" ,un italiano. Diritto pubblico. 11., Milano 1949. S. 192, IV. E. Italien: E. HLAWITSCHIA. Franken, Alemannen, Bayern ,md Burgunder in Oberitalitn, 774-962, Freiburg i. Breisgau 1960. S. 192. IV. E. lu.lien; M. CUAVALE, /l Regllo Normallno di Sirilia, Milano 1966. S. 192, IV. E. Italien; A. BOSCOLO, Il /,"dalismo in Sardtgna, Cagliari [967. S. 192, IV. E. Italien; G. OE VU. GOTTINI, StJUli ,"//a legülazione impe rialr dj Federigo 11 in !talia, Milano 1952. S. 192, IV. E. halien: G. TABACCO, FitJ el uigntJuie datU l'ltalie C'ommunale. L'ttJollltitm d'lIlI thime hi'foriqlle, Le Moy�n Agt, 75, 1969. S. 192, IV. E. Italien : G. TAIlACCO, L'ailodialita dtl porere nel medir;Jf'IJO, Studi Medievali, XI, n" 2, 1970.
Addenda 1974
21J
S. 192, IV. H. Spanien : H. GRASSOTTI, La, imtiturione, fcudo'Uasal. llitica, en Leon y Ca,tilla. I. EI vasallaje. II. La rccompensa vasallohica; Spoleto, 1969, 2 vol. (Centro, italiano di Studi sull'Alto Mcdioevo, 4). Sehr widllig. S. 192, IV. H. Spanien : H. GRASSOTTI, La duree des conassions benr ficiaire, en Leon et m CastilÜ: Les cessions ad tempu, (Die Sozialstruk turen in Aquitanien usw., siehe weiter oben, S. 186, L). S. 192, IV. F. Niederlande: E. J. J. VAN DER HEYDEN, Aantekeningen bij de geschiedenis van het oud" vadt'rlandsch acht. Neu herausgegeben von B. H. D. Hermesdorf, Nijmegen, 2 Bde., 1950. S. 193, V. A. Terminologie: P. VAN LUYN, Les milites dam la Frana du Xl' ,iecle, Le Moren Age, 77, nOs 1 u 2, 1971. 5. 194, V. B. Vasallität und Lehen: H. VIDAL, Le feudum honoratum dans les cartulai,."s d'Agde et de Bhiers, in: Hommage a Andre Dupont. f.tudes m.!dievale$ et Languedociennes, Montpcllicr 1974. S. 195, V. F. Studien über einzelne Erscheinungen des Lehnswesens: W. ULLMANN, Cardinal Roland und Buanfon, in: Miscellanea Historiae Pontificiae, XVIII, 1954. S. 195, V. F. Studien über einzelne Ersmcinungen des Lehnswesens: F. L. GANSHOF, Obs�rvations ,ur deux chartes interes,ant l'hütoire de la comteHe de Flandr" n d� sa Cour aU dibut du XIII' siede, in: Melange, Edmond-Rem\ Lahande, Poitiers 1975. S. 196, V. G. Lehnswesen und Staat: W. UUMANN, Tbe Constitutional relatiomhip "Lec;ture H" de5 Werkes -7he individual in Society in the Middle Age>" vom selben Verfasser, Baltimore 1966.