Staf Bischoff
Wie man erfolgreich Frauen verführt
Carl Stephenson Verlag Flensburg
Das Titelfoto steht in keinem Zus...
62 downloads
1213 Views
536KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Staf Bischoff
Wie man erfolgreich Frauen verführt
Carl Stephenson Verlag Flensburg
Das Titelfoto steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Buches
Dritte Auflage 1986 Erste Auflage 1983 © Copyright by Carl Stephenson Verlag, Flensburg Alle Rechte vorbehalten Satzherstellung: Fotosatz Rolf Petersen, Harrislee Umschlaglithographie: Nordklischee, Rendsburg Gesamtherstellung: Horst Dieter Adler Druck: WSOY, Porvoo, Finnland Mitglied von Finnprint Printed in Finland 1986 11012-4
Inhalt
Von «Aufreißern» und «Anmachern»
7
Gelegenheit macht Liebe
19
Der Sprung über den eigenen Schatten
55
Wie man es richtig anfängt
87
Das erste Mal
131
Wege zur sexuellen Partnerschaft
173
Wenn die Liebe stirbt
229
Von «Aufreißern» und «Anmachern»
Ich kenne einen nicht mehr ganz jungen Kunstmaler. Sein Talent ist durchschnittlich, seine Erscheinung gewöhnlich und eher bescheiden. Er besitzt keine Reichtü-mer, er wohnt im Souterrain eines altersschwachen Mietshauses, und seine Autos kauft er immer aus vierter oder fünfter Hand. Aber er hat Glück in der Liebe. Die Frauen laufen ihm scharenweise nach. Wenn man ihm begegnet, man würde es nicht für möglich halten. Er sieht weder besonders gut noch besonders männlich aus. Mit seinen Zähnen steht es nicht zum Besten, sein Haar lichtet sich bereits merklich, er ist nicht groß und nicht kräftig, und mit Geist oder Witz vermag er nicht gerade zu brillieren. Auch von einer besonderen Ausstrahlung kann keine Rede sein. Doch während andere Männer, neben denen er kaum bestehen könnte, sich oft vergeblich ins Zeug legen, um Eindruck zu schinden - er kriegt Frauen. Und er versteht es auch, sie zu halten. Denn er ist zärtlich. Er weiß, wonach eine richtige Eva sich sehnt. Mehr als einen reichen Kavalier, mehr als einen eleganten Beau, mehr als einen beruflich erfolgreichen Jobber wünscht sich jedes Mädchen und jede Frau einen liebevollen, einfühlsamen Mann. Er nämlich beweist ihr immer wieder,
daß sie die hübscheste und anbetungswürdigste Göttin ist, die jemals gelebt hat. Männer, die sich in der Liebe für erfolglos halten, sollten wissen, daß alle Handlungen und Gedanken einer alleinstehenden Frau darauf hinzielen, einen Partner zu finden. Und wenn es nur halbwegs möglich ist, dann soll es der richtige Partner fürs Leben sein. Aber nicht nur die Singles unter den Töchtern des Landes warten mit kaum gezügelter Unruhe auf das erhoffte Liebesglück, auch so manche brave und züchtige Gattin würde kurzweilige Abwechslung im Ehebett oder anderswo freudig begrüßen. Kenner der Materie behaupten sogar, daß die unbefriedigten Ehefrauen gegenüber den einsamen Solistinnen in der Mehrzahl seien. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach und der eheliche Alltag arm an sexueller Abwechslung. An potentiellen Partnerinnen herrscht also ganz gewiß kein Mangel. Trotzdem findet ein riesiges Heer von kräftigen, gesunden und vor allem unternehmungslustigen Männern keinen Anschluß. Was dem lebenskundigen Kunstmaler so selbstverständlich erscheint, sie bringen es einfach nicht zustande. Dabei sind sie weder dumm noch häßlich oder lebensuntüchtig. Aber aus Angst, etwas falsch zu machen, machen sie alles falsch und sich obendrein auch noch lächerlich. Denn das Lampenfieber ist der größte Feind, der die Aufnahme zwischengeschlechtlicher Beziehungen bedroht. Er verwirrt den Verstand und lähmt die Zunge. Im Bett kann es sogar zu zeitweiliger Liebesunfähigkeit führen. Aber so weit sind wir noch nicht Der Kunstmaler, ich will sein Inkognito wahren und ihn Rainer nennen, hat sich noch niemals tiefschürfende Gedanken über sein Liebesleben gemacht. Er kennt keine 8
Prüfungsangst. Er nutzt die Gelegenheit, wo sie sich ihm bietet. Und sie bietet sich ihm, wie er glaubwürdig erklärt, beinahe überall. Man muß nur die Augen offenhalten. Seine Devise lautet: «Ein Tag ohne Frau ist ein verlorener Tag!» Man muß die Dinge nur ganz natürlich und unverkrampft angehen, sagt er bescheiden, dann stellt der Erfolg sich beinahe von selbst ein. Und wenn es bei der ersten Herz-Dame nicht klappt, dann bestimmt bei der dritten oder vierten. Eine gelegentliche Abfuhr ist kein Beinbruch. Rainer verbucht sie unter Lehrgeld, Jux oder Ulk. Immer aber bereichern Kontakte, die nicht zustande kamen, die Erfahrung, die uns schult und erfolgreicher werden läßt. Denn nur die Übung macht den Meister. Könner trainieren ihre Fähigkeiten, ein freundliches, höfliches und dennoch unverbindliches Gespräch anzufangen - bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Auf dem Wege zu einem für ihn ungemein wichtigen Termin saß der Maler Rainer in der U-Bahn einer überaus hübschen Blondine gegenüber, die bezaubernd schöne Beine hatte. Alle mitreisenden Männer verschlangen die Kleine buchstäblich mit den Augen. Aber nicht einer wagte es, sie anzusprechen, sosehr es sie alle auch juckte, und nicht nur auf der Zunge. Das Mädchen trug einen Minirock, so kurz, daß jedes Wort, ihn zu beschreiben, viel zu lang wäre. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen hatte die Schönheit auf überflüssiges Strumpfzeug und Schuhwerk verzichtet. Auf der glatten Haut ihrer geradegewachsenen Beine schimmerten golden ein paar blonde Härchen. Die nackten Füße steckten in leichten Sandalen, mit deren
dünnen Riemchen die rotlackierten Zehen gelenkig spielten. Rainer konnte nicht anders. Er beugte sich anerkennend zu der hübschen Blondine hinüber und sagte beeindruckt, aber keineswegs besonders geistreich: «Himmel, was tragen Sie für aufregende Strümpfe!» Da gab sie mit kokettem Augenaufschlag lächelnd zurück: «Sie werden es nicht glauben, aber von diesem Stoff habe ich noch ein ganzes Kleidchen!» Überflüssig zu sagen, daß beide später zusammen aus-stiegen. Rainer ließ seinen wichtigen Termin einfach platzen und widmete sich ganz dem Mädchen, das sich nicht gegen seine Begleitung sträubte. Wie mir Rainer viel später einmal erzählte, hat das bezaubernde Kind anschließend für einige Wochen durch seine Anwesenheit nicht nur Rainers Wohnung verschönt, sondern auch sein Liebesleben temperamentvoll bereichert. Wie man sieht, wirken oftmals kleine Worte schon Wunder. Sie brauchen keinesfalls von verklärender Poesie beflügelt zu sein. Von einem netten Mann erwartet eine Frau ohnehin keine tiefschürfenden Aussprüche, welche die Nachwelt einst ehrfürchtig in die Sammlung der Zitate großer Dichter und Denker einreiht. Denn in kaum einem von uns steckt ein verkanntes Genie. Eva zieht den sympathischen Jungen von nebenan todsicher einem hehren Olympier vor, sofern sie überhaupt die Wahl hat. Ich habe den Maler Rainer einmal auf einer vornehmen und stocksteifen Party erlebt, wo es so kühl zuging, daß man sich das Eis für die Cocktails getrost hätte sparen können. Alle Anwesenden schienen eine starre Maske aufgesetzt zu haben, hinter der sie ihr Gesicht und ihre Gefühle routiniert verbargen. Die Konversation verlief 10
im gewohnt verlogenen Rahmen der Etikette, und kein befreiend natürliches Wort klang auf. Irgendwann trat ich gelangweilt mit dem halbvollen Glas in der Hand auf die Terrasse, wo sich einige Leute von der Gesellschaft abgesondert hatten. Die Gastgeberin, eine reife, aber noch immer außerordentlich attraktive Frau, saß neben Rainer in der Hollywood-Schaukel. Sie legte in dem Augenblick, als ich erschien, die Rechte besitzergreifend auf Rainers Knie und sagte mit verräterisch geröteten Wangen: «Mein Herr, Sie haben eine schmutzige Phantasie. Aber das lieben wir Frauen ja gerade so an euch Männern!» Das Eis war gebrochen. Der Teufel mag wissen, mit welchen gewagten Geschichten Rainer die Hausherrin unterhalten hatte. Aber auf alle Fälle bin ich mir sicher, daß er sich niemals im Ton vergriff, so frivol seine Reden auch immer sein mochten. Denn er besitzt ein Feeling dafür, wie weit ein Mann sich vorwagen darf, ohne eine Dame zu verletzen. Die Frauen wiederum schätzen wohldosierte Kühnheit mehr als geistlose Mittelmäßigkeit. Männer mit Fingerspitzengefühl kommen bei den Frauen gut an. Wenn eine Schöne zwischen einem sportlichen Muskelprotz, einem oberflächlichen Schönling und einem Mann mit diesem sensitiven Gespür wählen dürfte, sie würde in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle den feinfühligen Kavalier vorziehen, weil er am ehesten in der Lage ist, sich auf ihre Wellenlänge einzustellen. Psychische Harmonie jedoch ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für gegenseitiges Verstehen - und mehr. Mancher kluge Kopf macht sein Glück bei Frauen, indem er ihr Vertrauen gewinnt und sie einfach erzählen läßt. 11
Hat er erst einmal das richtige Thema getroffen - meist schneidet es die Umworbene ohnehin ganz von selber an -, dann braucht er nur noch zuzuhören, und die unverstandene Eva schüttet ihm ihr Herz aus. «Jede Frau hat das übermächtige Bedürfnis, sich ihre großen und kleinen Probleme von der Seele zu reden», sagte mir einmal ein erfolgreicher Don Juan. «Und weil sie nur selten auf offene Ohren trifft, ist sie dankbar, wenn sie einmal einen geduldigen Partner findet, der ihre Redeflut über sich ergehen läßt und beiläufig immer wieder verständnisinnig nickt. Hinterher wird sie erklären, daß sie sich mit ihm wunderbar unterhalten hat.» Nicht wenige Männer sprechen jede Frau an, die ihnen über den Weg läuft und nur einigermaßen passabel aussieht. Sie gehören zu der Kategorie der Glücksritter, die niemals allein bleiben. Denn mögen sie auch viele Niederlagen einstecken müssen, mögen sie noch so oft abgeblitzt werden, sie finden immer wieder ein einsames oder neugieriges oder liebebedürftiges Herz, das sich ihnen öffnet. Ein Vertreter für Seifen und Drogerieartikel, der Buch über seine erotischen Aktivitäten führt, bekennt, daß sich von zehn angesprochenen Frauen und Mädchen höchstens acht reserviert bis ablehnend verhalten. Zwanzig Prozent sind einem improvisierten Abenteuer nicht unbedingt abgeneigt. Dieser Mann, der allerdings über ein sagenhaftes Mundwerk verfügt, versucht die Frauen überall «aufzureißen». Ob es die propere Kellnerin in der Bierstube ist oder die hübsche Verkäuferin im Warenhaus, die aparte Boutique-Besitzerin oder das niedliche Lehrfräulein in der Konditorei, die kecke Kassiererin im Supermarkt oder die tapfer lächelnde schöne Nachbarin im Wartezimmer 12
des Zahnarztes, er «macht» sie alle an. Er beginnt unbeschwert ein nichtssagendes Gespräch, und er kommt ohne Umschweife nach drei oder fünf Minuten auf den Kern der Sache. Denn die Zeit ist für ihn zu kostbar, als daß er sie mit vagen Hoffnungen ausfüllen würde. «Man muß die Weichen früh genug stellen, damit das Mädchen gleich weiß, wo es langgeht», sagt er unumwunden. «Denn eine sofortige Absage tut nicht weh. Ärgerlich wird es allerdings, wenn man viel Zeit und eventuell auch noch Geld investiert, um erst nach Stunden oder gar Tagen feststellen zu müssen, daß da doch nichts läuft.» Es liegt auf der Hand, daß dieser Casanova keine Partnerin sucht, sondern nur das schnelle Erlebnis, das ihn in seiner Männlichkeit bestätigt. Vielleicht braucht er das, um unterschwellige Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren und sein Image aufzupolieren. Aber er beweist, daß man rasch zum Ziele kommen kann, wenn man den Kontakt zum anderen Geschlecht nur konsequent genug sucht. Man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, so wie er es tut. Wieviele Abfuhren er in seinem Leben bereits erhalten hat, das vermag er beim besten Willen nicht mehr zu zählen. Aber nur ein einziges Mal bekam er eine Ohrfeige, als er in einer Drogerie Präservative kaufte und die schnuckelige Drogistin fragte, ob man die Dinger nicht gleich nach Feierabend zusammen ausprobieren könne. Doch nicht etwa die Drogistin erteilte ihm den Backenstreich, sondern ihr Mann, der alles vom Nebenraum aus mit angehört hatte. Wer kennt nicht die lustige Geschichte von dem jungen Mann, der auf der Straße ein appetitliches Mädchen an13
sprach: «Verzeihen Sie, mein schönes Fräulein, ich bin kein Freund vieler Worte. Also ja oder nein?» Worauf die Kleine ergeben mit den Schultern zuckte und seufzte: «Meinetwegen. Sie haben mich überredet!» Ob diese Story sich wirklich ereignet hat, weiß ich nicht. Aber ähnliche Begebenheiten tragen sich öfter zu, als man meinen sollte. Der Kunstmaler Rainer trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: «Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Schließlich hat doch jede Frau eine bestimmte Stelle am Körper, wo sie nicht weniger kitzelig ist als ein Mann!» Ein Berliner Taxifahrer pflegte seinen hübschen Kundinnen beim Aussteigen ein kleines Kärtchen in die Hand zu drücken, auf dem gedruckt zu lesen stand: «Rufen Sie mich an, wenn Sie einmal einsam sind! Ich komme sofort!» Es folgte seine Telefonnummer. Dieser Schlaumeier wurde erstaunlich oft angerufen. «Ich verstehe nicht, warum so viele Männer auf sechs Richtige im Lotto warten», sinnierte er, als er mich eines Abends durch die City kutschierte. «Man braucht doch nur einen Richtigen, dann bekommt man Arbeit in jedem Dorf!» Die erfolgreichen Liebhaber sind keineswegs anziehender oder begehrenswerter als ihre Geschlechtsgenossen, die frustriert in die Röhre gucken. Aber sie haben ihnen eines voraus: Sie sind aktiver! Und wenn sich ihnen keine Gelegenheiten bieten, dann nehmen sie die Mühe auf sich, sie zu suchen. Denn Frauen fallen einem Manne nicht in den Schoß wie reife Pflaumen in einem guten Obstjahr. Und wenn, dann sind sie meistens madig. Gäbe es nicht das Ventil der Masturbation, würden viel mehr Männer viel nachdrücklicher und viel mutiger auf 14
Brautschau gehen. Denn Not bricht nicht nur Eisen. Sie macht auch erfinderisch. Und sie kennt weder Gebote noch Verbote. Zum Glück sind die Frauen unberechenbar. Niemals wird man ihre Seele ergründen können. Weshalb schon Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, resignierend erklären mußte: «Nach dreißigjährigem Studium der weiblichen Psyche weiß ich noch immer keine Antwort auf die Frage, was die Frauen eigentlich wollen.» Aus dieser Unentschlossenheit und der Vielschichtigkeit der Frauen ziehen die «Aufreißer» und «Anmacher» ihren Vorteil. Hier wittern sie nicht zu Unrecht ihre Chance. Ein Mädchen, das heute rigoros ablehnt, kann sich durchaus morgen dem geduldig auf der Lauer liegenden Jäger willig und zu allem bereit in die Arme werfen. Eine Frau, die noch gestern empört allen Annäherungsversuchen widerstand, streift vielleicht heute schon zusammen mit ihren Hemmungen auch das Kleid ab. Eine originelle, nicht alltägliche Masche dachte sich ein junger Studienreferendar aus, wenn er auf Pirsch ging. Sah er eine Frau, die ihn über Gebühr reizte, dann riß er sich unauffällig einen Jackenknopf ab, trat mit erprobter Schüchternheit auf die Auserwählte zu und appellierte an ihre weiblichen, mütterlichen Instinkte. Auf dem Wege zur Vorstellung bei seinem künftigen Arbeitgeber sei ihm, so erklärte er ihr stotternd, der Knopf seines Sakkos abgegangen. Ob sie ihm vielleicht aus der peinlichen Verlegenheit helfen könne? Zum Glück hatte er «rein zufällig» Nadel und Faden bei sich, für den Fall, daß die Schöne sich mangels passenden Werkzeuges zu einer Rettung in letzter Minute außerstande erklärte. So gut wie nie brachte es eine Frau fertig, dem armen Jungen 15
ihren hilfreichen Beistand zu versagen. In einem nahen Cafe oder auf einer Parkbank wurde das Werk christlicher Nächstenliebe vollzogen, und ehe die Dame sich richtig versah, saß man in trautem Gespräch zusammen. Das Schicksal konnte seinen Lauf nehmen. Mutigere Männer dürfen selbstverständlich auch den Knopf ihres Hosenschlitzes abreißen und dann um Hilfe bitten. Die Behebung dieses Malheurs schafft sogar eine intimere Atmosphäre und bringt das Paar einander menschlich ungemein näher. Außerdem muß man zu diesem Zwecke ein stilles Kämmerlein aufsuchen, um die Mitwelt nicht zu falschen oder voreiligen Schlüssen zu veranlassen, vor allem dann, wenn die Helferin es nach Art vieler Hausfrauen gewöhnt ist, den Faden nach vollbrachter Hilfeleistung mit den Zähnen abzubeißen. Doch Scherz beiseite! Manche «Aufreißer» geben sich als professionelle Fotografen aus, die auf der Suche nach einem hübschen Modell sind. Ihre Erfolge beweisen, daß diese Tour, so abgedroschen sie inzwischen auch sein mag, nach wie vor den weiblichen Verstand zu verwirren vermag. Sowohl das junge Mädchen als auch die voll erblühte und erfahrene Frau fühlt sich allein schon durch das Interesse eines Experten ungemein geschmeichelt. In solchen Fällen besiegt die Eitelkeit meist das gesunde Mißtrauen. Selbst als vorsichtig und zurückhaltend bekannte Frauen gehen diesen aalglatten Schmeichlern auf den Leim. Vor einigen Jahren stand in Hamburg ein Fotograf vor Gericht, der hin und wieder einmal ein Aktbild an eine SexZeitung verkaufen konnte. Er sprach die Frauen auf der Straße an, stellte sich unverblümt als «Akt-Fotograf» oder «Sex-Lichtbildner» vor und bat, einige hüllenlose 16
Aufnahmen in seinem Studio machen zu dürfen. Innerhalb von drei Monaten schleppte er weit mehr als vierhundert (!) Damen der verschiedensten Gesellschaftsschichten in seine Dachwohnung, wo sich die allermeisten ohne Widerspruch auszogen und in den gewagtesten Posen ablichten ließen. Nur wenige von ihnen lehnten es ab, zwischendurch mit dem Burschen ins noch von der Vorgängerin körperwarme Bett zu schlüpfen. Und wenn es auch keine Liebe war, so glaubten sie doch, durch leibliche Hingabe ihre Chancen der Satan mag wissen, welche Chancen sie sich erträumten - zu vergrößern. Der clevere «Knipser» wäre in der Gerichtsverhandlung freigesprochen worden, wenn er nicht in mehreren Fällen während eines unaufmerksamen Augenblickes größere Geldbeträge aus den Handtaschen der willigen Mädchen gestohlen hätte. Aber sicher brauchte er das Moos. Denn Farbfilme sind sehr teuer, wenn man sie am laufenden Meter verbraucht. Unter den ausnahmslos bildhübschen «Opfern» des Schlingels waren Stewardessen, Schülerinnen, Krankenschwestern, Verkäuferinnen, Angestellte, Studentinnen, Hausfrauen und sogar eine frischgebackene Rechtsanwältin! Womit bewiesen ist, daß sich weibliche Leichtgläubigkeit nicht auf bestimmte Berufsgruppen oder soziale Schichten beschränkt. Ein Hauch von Neugier oder heimlicher Sehnsucht nach einem Abenteuer keimt eben in jeder Eva. Einer der profiliertesten und bekanntesten Sex-Fotografen Skandinaviens, Bert Milton, der sich der totalen und kompromißlosen Erotik verschrieben hat, knüpft seine ersten Kontakte grundsätzlich auf der Straße. Wenn ihm 17
eine Frau gefällt, sagt er ihr einfach, was er von ihr will. Und er läßt sie keine Sekunde lang im Zweifel darüber, daß er nur brandheiße und messerscharfe Fotos schießt, bei denen es keine Tabus gibt. Er kann sich nicht erinnern, von einer der Angesprochenen jemals einen Korb bekommen zu haben. Milton ist allerdings eine dynamische Persönlichkeit, der es an sanfter und dennoch beredter Überzeugungskraft nicht mangelt. Er erzählt, daß es ihm keinerlei Mühe bereitet, eine Frau dazu zu bringen, sich in seinem Atelier vor der Kamera auszuziehen und die ungewöhnlichsten Manipulationen zu praktizieren. Schwieriger wird es lediglich, sie hinterher dazu zu bewegen, sich wieder anzukleiden. In jeder Frau steckt eine heimliche Exhibitionistin. Die Männer sollten sich in gewissen Situationen dieser Binsenweisheit erinnern.
18
Gelegenheit macht Liebe
Was nützen einem Manne Mut, Entschlossenheit, Charme und Zärtlichkeit, wenn sich ihm keine Möglichkeit bietet, diese Vorzüge an ein erwartungsvolles Frauenherz zu verschwenden? Es ist wie verhext. Sosehr er auch Ausschau hält, die Gelegenheiten, eine akzeptable Frau kennenzulernen, sind für den normalen Herrn der Schöpfung verflixt dünn gesät. Besonders schlecht stehen die Chancen gar an Feiertagen, wo die Menschen doch vor Langeweile am liebsten aus der Haut fahren möchten. Wenn an einem strahlenden Sommersonntag ungezählte glückliche Familien und zärtliche Paare hinaus ins Grüne fahren, dann fragt sich so mancher einsame Mann: «Wo sind sie denn, die vielen alleinstehenden Frauen und Mädchen, die einen Partner suchen? Die Welt soll doch voll von ihnen sein!» Tatsächlich leben allein in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 2,2 Millionen ledige Frauen. Das ist ein stattliches Angebot. Da müßte doch, wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, auch für ihn irgendwo ein sympathisches Mauerblümchen blühen oder vielleicht sogar eine atemberaubende Orchidee. Merkwürdigerweise treten die an keinen festen Partner 19
gebundenen Frauen feiertags nur paarweise auf oder in Gruppen. Die Einzelgängerin sucht man zu solchen Zeiten vergeblich in der Öffentlichkeit. Und wenn sie sich wirklich zu kurzweiligem Zeitvertreib auf den Weg macht, um der Einsamkeit zu entfliehen, dann umgibt sie sich mit Leidensgenossinnen. Sie bilden Damenkränzchen, die in sich geschlossen - jede männliche Annäherung zu einem selbstmörderischen Unterfangen werden lassen. Oft schließt sich die ungebundene Eva auch einer gemischten Clique an, von der sie toleriert wird, ohne daß allerdings ein männliches Exemplar aus dem Rudel Interesse an ihr bekundet, weil die Vakanzen längst vergeben sind. Daß sie sich und auch einem möglichen Partner dadurch viele unwiederbringliche Chancen in freier Wildbahn verscherzt, scheint sie nicht einmal zu ahnen. Allenfalls ältere Semester wagen sich abgeklärt und furchtlos allein aus dem Hause, wohlwissend, daß ihr graues oder weißes Haar ihnen hinreichenden Schutz vor männlichen Zudringlichkeiten bietet. Es sieht so aus, als schämten sich die jüngeren Frauen ihrer Einsamkeit, die sie in den Mußestunden so erfolgreich zu tarnen versuchen. Vermutlich fürchten sie, für ein beutehungriges Raubtier gehalten zu werden, wenn sie allein ein Cafe, ein Restaurant oder gar eine Disco besuchen, von Bars und Nahkampfdielen ganz zu schweigen. Und wenn sie keine Möglichkeit finden, im Freundeskreis unterzutauchen und Kontaktfreudigkeit vorzutäuschen, dann bleiben sie lieber zu Hause, selbst auf die Gefahr hin, daß ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Feiertage sind schlechte Tage zum Kennenlernen. Jeder Mann sollte das wissen. Mit der Arbeit legen die Frauen 20
auch ihre Ungezwungenheit nieder und ihre impulsiven Emotionen. Beinahe möchte man glauben, daß sie sich von einem Kavalier nicht ansprechen lassen wollen, um den Sonntag nicht zu entweihen. Anders läßt sich ihre feierliche Zurückhaltung kaum erklären. Damit will ich jedoch keinesfalls behaupten, daß an Festtagen alle männlichen Annäherungsversuche zum Scheitern verurteilt sind. Männer, die mit wachen Augen durch die Welt gehen, werden sehr schnell die möglichen Zielobjekte erkennen und ins Visier nehmen. Es gehört allerdings einige Übung und eine gute Beobachtungsgabe dazu - und selbstverständlich ein Quentchen Menschenkenntnis. Warum aber sind Frauen an Feiertagen so abweisend und unansprechbar? Weil sie sich in ungewohnter Garderobe an ungewohnten Orten in ungewohnter Atmosphäre so unsicher fühlen, daß einfach keine unternehmungslustige Gelöstheit aufkommen kann. Wer die Woche über in saloppen Slippern, angetan mit einer Leinenbluse und verwaschenen Jeans, über der Schulter den Riemen einer abgegriffenen Hirtentasche, durchs Leben geht, dem wird es einige Mühe bereiten, in hochhackigen Pumps das Gleichgewicht zu halten, sich das teure Jerseykostüm nicht mit Eis zu bekleckern und die Krokotasche damenhaft in der Armbeuge zu tragen. Unsicherheit macht schüchtern und verkrampft. Den meisten Männern freilich geht es nicht viel anders. Im Alltag an lässige Freizeitkleidung gewöhnt, bieten sie in ihren tadellosen Staatsanzügen, denen man ansieht, wie sorgsam sie im Schrank gehütet werden, einen wahrhaft jämmerlich unbeholfenen Anblick. Aufgeputzte Pfingstochsen bewegen sich in ihrem Blumenschmuck 21
anmutiger und natürlicher. Wer hat auf dem sogenannten Tanzboden noch nie den eifrigen Jüngling belächelt, der sich linkisch die Krawatte zurechtzieht, das Sakko pedantisch zuknöpft und sich eventuell gar noch verstohlen mit fünf Fingern das Haar kämmt, ehe er eine Dame zum Tanz auffordert, mit einer hölzernen Verbeugung, deren Steifheit einem unbeteiligten Zuschauer das Wasser in die Augen treiben könnte? Nein, bitte widersprechen Sie mir nicht! Wir alle sind so oder ähnlich. Wie ein Professor der Kunstgeschichte einen Overall oder den Drillich des Maurers niemals überzeugend ausfüllen könnte, sollte ein Werktätiger der Faust oder der geschickten Hand nicht glauben, daß ihn der neue Maßanzug sogleich in einen perfekten Salonlöwen verwandelt. Man muß schon ein wenig üben, ehe man sich in einer ungewohnten Kluft mit ungezwungener Selbstverständlichkeit zu bewegen vermag. Das betrifft alle Menschen ohne Ausnahme. Selbst der begabteste Schauspieler macht sich mit seiner Rolle vertraut, ehe er sie spielt. Was für die Kleidung gilt, das gilt erst recht für den nicht alltäglichen Rahmen der Umgebung. Das Parkett in feudalen Hotels, noblen Bars oder erhabenen Museen ist viel glatter, als mancher Bursche es sich vorstellen kann. Bevor man solche Orte aufsucht, um eine Partnerin kennenzulernen, muß man sich die notwendige Perfektion anzueignen versuchen. Jeder Mann sollte wissen, daß Unsicherheit sich zu Lächerlichkeit steigert, sobald man sich in ihrem Schatten zu riskanten Kühnheiten hinreißen läßt. Deshalb verzichtet der kluge Gentleman im Zweifelsfalle lieber darauf, eine Schöne anzusprechen, und begnügt sich mit der beruhigenden Feststellung, daß 22
ihm sicher ein Erfolg beschieden gewesen wäre, wenn er es wirklich versucht hätte. Hotels sind ungeeignete Stätten, eine Frau zu finden, die ernste Absichten hegt. Wer sich hier aufhält, der ist lediglich für kurze Zeit abgestiegen. Er befindet sich auf der Reise oder verbringt höchstens seinen Urlaub in den gastlichen Mauern. Eine Bekanntschaft kann schon deshalb nur von begrenzter Dauer sein. Und ob sich ein so flüchtiger Kontakt später über zumeist große Entfernungen aufrechterhalten oder gar noch vertiefen läßt, bleibt höchst zweifelhaft. Ein rasches Abenteuer erlebt man hier sicherlich leicht. Einen wirklichen Partner allerdings findet man nur selten. Ein in Ehren ergrauter Hotelportier erzählt: «Ich stehe jetzt schon seit 31 Jahren hinter dem Tresen im Foyer. Aus umfassender Erfahrung kann ich sagen, daß die meisten Paare, die hier ins Bett steigen, sich bereits kennen, ehe sie ein Zimmer mieten. Sie kommen her, um ungestört zu sein. Daß sich aber zwei Partner fürs Leben ausgerechnet im Hotel begegnen, habe ich noch nie erlebt, obwohl ich meine Augen offenhalte. Die einzige Ehe, die in unserem Hause gestiftet wurde, ist meine eigene. Allerdings heiratete ich nicht etwa einen unserer weiblichen Gäste, sondern ein Zimmermädchen, um das ich übrigens sehr lange werben mußte. Gewiß lernen sich hier viele Menschen flüchtig kennen. Wenn Vertreter oder Tagungsteilnehmer absteigen, dann ergeben sich schon einige Berührungspunkte zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht. Vor allem im Restaurant oder in der Hotelbar. Nach Mitternacht beginnt das leise Huschen von Zimmer zu Zimmer. Die Betten ächzen und quietschen dann ganz schön. 23
Am nächsten Morgen allerdings reisen Männlein und Weiblein in verschiedene Richtungen ab, um sich niemals wieder zu begegnen. Häufiger geschieht es, daß sich Herren augenzwinkernd bei mir nach einschlägigen Adressen gefälliger Damen erkundigen, wobei sie mit Trinkgeldern nicht gerade sparen. Wer schon für einige Tage dem häuslichen Zwange entflohen ist, der sucht eben eine Frau, bei der er auch todsicher zum Schuß kommt. Bei Zufallsbekanntschaften im Hotel aber bleibt es doch immer bis zum Schluß fraglich, ob sich die Erwartungen der Männer am Ende auch erfüllen. Ich weiß nur, daß Frauen, die mit einer Reisebekanntschaft auf die schnelle ins Bett hüpfen, keine Partnerin für die Dauer sein können. Ein Mann müßte stets befürchten, daß sie ihm bei nächster Gelegenheit Hörner aufsetzen. Ein Abenteuer, meinetwegen. Aber niemals eine Bindung mit einer solchen leichtfertigen Person. Nein, da würde ich dankend ablehnen.» Dieser Portier muß es wissen. Man kann also im Hotel mit etwas Glück vielleicht ein Mädchen für schwache Stunden finden. Eine Frau, die zu verführen sich lohnen würde, sucht man hier bestimmt vergeblich. Wenn die Oberflächlichkeit einer Beziehung von vornherein ihren Stempel aufdrückt, schreckt eine charaktervolle Eva zumeist ernüchtert zurück. Es sei denn, daß der sexuelle Notstand sie alle angeborenen oder anerzogenen Hemmungen vergessen läßt. Männer, denen es nur um das Aufreißen einer willigen Puppe geht, können demnach hin und wieder auf ihre Kosten kommen. Meistens jedoch ist das nicht der Fall. Erlebnisse solcher Art werden gelegentlich nur Berufs24
reisenden zuteil, die in Hotels zu Hause sind und über ein einschlägiges Repertoire von Methoden verfügen, welche sie im Laufe der Zeit erfolgreich ausprobiert haben. Die meisten ernsthaften Partnerschaften, die im Hotel beginnen und sich mit der Zeit sogar noch intensivieren, gehören in die Traumwelt der Kinos und Romane - oder in das Reich der Phantasie. Noch aussichtsloser als im Hotel ist für einen Mann der Versuch, in einer Bar ein Mädchen seiner Blutgruppe kennenzulernen. Frauen, die sich in einem Nachtlokal ansprechen lassen und warmherziges Interesse bekunden, sind ohne jeden Zweifel das Geld nicht wert, das sie kosten. Und sie kosten eine Stange Geld! Sie haben ohnehin nur die Brieftasche des armen Burschen im Sinn, der auf sie hereinfällt. Sie verstehen es raffiniert, ihn innerhalb kürzester Zeit zu einem Bettler zu machen, den sie nicht nur um seine Barschaft gebracht haben, sondern auch noch um seine Illusionen. Kein vernünftiger Mann wird doch wohl im Ernst glauben, daß der schwarze Vamp oder das blonde Gift am Bartresen ausgerechnet auf ihn gewartet hat! Die preisverdächtigen Schönheitsköniginnen der Nacht, die den erwartungsvollen Gast schon bei seinem Eintreten unauffällig abtaxieren, sind in menschlicher Hinsicht überhaupt nicht an ihrer zufälligen Laufkundschaft interessiert. Sie suchen lediglich das leicht verdiente Geld, ohne auch nur zu einer halbwegs gleichwertigen Gegenleistung bereit zu sein, auch wenn sie mit leeren Versprechungen noch so schnell bei der Hand sind. Haben sie ihr Opfer dann erst einmal ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, verliert sich ihr Interesse schlagartig, und sie wenden sich mit unschuldigem Augenaufschlag dem 25
nächsten lohnenden Ziel zu. Der einsame Mann, der in einer Bar Anschluß sucht, sollte besser gleich ins nächste ErosCenter gehen. Dort wird er zweifellos ehrlicher und auch preiswerter bedient. Er bekommt wenigstens etwas für sein Geld geboten. Ein Barmixer plaudert nachsichtig lächelnd aus der Schule: «Mir tun die Dummköpfe, die ahnungslos in unser Etablissement hereinstolpern, beinahe leid. Denn sie rennen schnurstracks in ihr Unglück. Und noch ehe sie auf einem Barhocker oder an einem der kleinen Tische Platz genommen haben, ist ihr Schicksal bereits besiegelt. Ganz selten, daß ein erfahrener Wolf, der nur seinen Whisky oder Cognac trinken will, die welke Rose, die sich ihm wiegend nähert, mit einer herrischen Handbewegung davonjagt. Vor solchen Kavalieren müssen sich nicht nur die Schönen der Nacht in acht nehmen, sondern auch der Barmixer oder der Geschäftsführer. Denn der aufmerksame Gast sieht uns streng auf die Finger und wacht darüber, daß die zum Schluß überreichte Rechnung korrekt ist. Aber die anderen Schwachsinnigen, die einmal über ihren eigenen Schatten zu springen versuchen, müssen ihr Lehrgeld bezahlen. Hat sich ihnen eine Mieze an den Hals geworfen, gibt es kein Entrinnen mehr. Und fängt die harmlose Fummelei erst einmal an, dann läßt die kleine Schickse dem armen Schwein überhaupt keine Chance mehr. Jeder Griff an die Titten oder ans Strumpfband kostet, umgerechnet in Drinks, ein kleines Vermögen. Wenn sich das Pärchen auf das abgeschabte Plüschsofa im dunkelsten Winkel unserer Kaschemme zurückzieht, dann fließt der billige Sekt, den wir als teuren Champa26
gner ausschenken, buchstäblich in Strömen. Da kann der unwissende Kunde ganz schnell einige Riesen loswerden, ehe er begreift, was gespielt wird. Vor der ersten ernüchternden Zwischenrechnung muß die kleine Nutte, und die meisten der Barmädchen sind ja nichts anderes als Nutten ohne Format, das Schäfchen ins trockene gezogen haben. Ich wundere mich immer wieder, wie überzeugend die raffinierten kleinen Luder den Kerlen Zärtlichkeit und Willigkeit vorheucheln. Dazu gehört schon wahre Meisterschaft. Aber noch mehr erstaunt es mich, daß erwachsene Männer, die mitten im Leben stehen, auf diesen Schmus überhaupt reinfallen. Sie sind empfänglich für das verlogenste Kompliment und freigebiger als Rok-kefeller. Sie halten sich im Alkoholrausch für unwiderstehlich und merken überhaupt nicht, daß sie sich zum Gespött der Flittchen und überhaupt des ganzen Personals machen. Wir hatten hier mal ein Animiermädchen. Lissy nannte sich das ausgekochte Ding. In Wirklichkeit hieß sie allerdings Elisabeth. Hübsch war sie aber trotzdem. Sogar bildhübsch. Sie konnte die Männer um den Finger wik-keln. Alle fraßen ihr aus der Hand. Ein Junggeselle war besonders scharf auf sie. Er kam nur ihretwegen immer wieder her und wollte sie heiraten. Ein halbes Jahr lang hat sie ihn an der Nase herumgeführt und ihm die Pfeife gehalten. Jedesmal machte er eine Zeche, als wolle er den Schuppen kaufen. Aber Lissy erlaubte ihm nur hin und wieder einen Kuß oder einen Griff an die unaussprechlichen Mysterien. Mehr war nicht drin. Dafür kokettierte sie mit ihm auf Deibel-kommraus, daß er sich die größten Hoffnungen machte. Innerhalb von 27
sechs Monaten brachte er sein ganzes Erbe durch. Dann ging ihm die Puste aus. Er war bettelarm geworden. Mein Chef konnte sich aber einen zweiten Laden einrichten. Denn er hat einen Reingewinn von 90 Prozent an allem, was über den Tresen geschoben wird. Ich leistete mir einen Sportwagen. Und die kleine Lissy kam auch nicht gerade zu kurz. An Lissys Junggesellen hatten wir uns alle gesundgestoßen. Wo er abgeblieben ist, weiß ich leider nicht. Vielleicht wurde er kuriert, aber um welchen Preis! Die Lissy besaß das Talent, jeden Gast aufzureißen und anzumachen. Geschlafen hat sie jedoch nur mit ihrem Freund, einem minderjährigen Ladenschwengel, einem Drogisten mit Pubertätspickeln im Gesicht, krummen Beinen und Besenstielarmen. Sie stand halt auf ihn. Vermutlich war sie ihm sogar hörig. Es gibt eben Mädchen, die fahren auf einen unscheinbaren Typ ab. Eine Freundin kann kein Mann in einer Bar kennenlernen. Und wenn er es wirklich fertigbringt, muß er schon sagenhaftes Format haben und die Katzen tüchtig rannehmen. Dann lassen sie sich von ihm eventuell sogar auf den Strich schicken. Doch wer will schon mit einer Professionellen auf die Dauer Tisch und Bett teilen? Mich könnten Sie mit diesen gefühllosen Nepp-Girls jagen. Ich würde sie höchstens mit der Kneifzange anfassen. Nein, ein Mann sollte sich woanders nach einem Frauchen umsehen. Im Nachtgewerbe läuft für einen normalen Bengel überhaupt nichts. Lassen Sie sich das von einem Experten sagen, der das Milieu kennt wie kaum ein zweiter!» In der Bar stehen die Chancen also auch ziemlich schlecht, wenn nicht gar hoffnungslos. Vielleicht sollte 28
der langsam resignierende Adam sein Glück im Museum versuchen? Zur Kunst drängt es viele Jungfrauen wie auch Frauen. Außerdem droht hier kein finanzielles Risiko, weil Kultur allemal wohlfeil angeboten wird. Häufig ist der Eintritt sogar völlig kostenlos. Aber stellt das Museum wirklich eine ideale Begegnungsstätte dar? Bei näherer Prüfung wird man diese Frage verneinen müssen. Zwar findet der sondierende Mann hier nicht nur auf den Gemälden alter und neuerer Meister weibliche Anmut im Überfluß. Auch unter den Besucherinnen läßt sich so manche schnuckelige Schönheit entdecken, die ihre Blicke in klassischer Nacktheit badet. Doch wie spricht man sie an? Abgesehen davon, daß in den heiligen Hallen edler Kunst laute Gespräche verpönt und oft sogar verboten sind, der profane Mensch seine Worte also nur im Flüsterton zu formulieren wagen darf, wird ein Mann wohl kaum Eindruck auf eine Dame machen, wenn er sich vor einem Meisterwerk artig zu seiner Nachbarin wendet und leise raunt: «Finden Sie nicht auch, daß Rembrandt einen frechen Pinsel besaß? Schauen Sie doch nur einmal, wie lüstern seine Saskia den Blick schweifen läßt!» Nein, das geht sicher nicht. Zur Kunstbetrachtung gehört Kennerschaft. Und wer ist schon wirklich ein Experte? Laien sollten lieber den Mund halten und die erlesenen Kostbarkeiten schweigend genießen. So laufen sie nicht gar so leicht Gefahr, sich abgrundtief zu blamieren. Denn wer garantiert dafür, daß die Angesprochene kein profundes Wissen auf dem Gebiet der Malerei oder Plastik besitzt? Nicht auszudenken, wenn sie ihren Anbeter mit klugen Reden und noch klügeren Fragen in die Enge treibt. Ihr Niveau läßt sich vorher nicht einmal flüchtig 29
abschätzen und somit auch nicht annähernd das Ausmaß einer eventuellen Blamage. Letzten Endes sind Frauen, die ein Museum besuchen, darauf eingestellt, die Kunst passiv zu genießen. Ganz nach innen gerichtet, betrachten sie jede Annäherung als unziemliche Störung des erstrebten seelischen Genusses und reagieren dementsprechend. Ein Museumsdiener, der sich auskennt, bestätigt solche Befürchtungen: «Im Museum herrscht eine so gedämpfte Atmosphäre, daß ich bereits nach der zweiten Dienststunde gegen die Müdigkeit ankämpfen muß. Alles schleicht auf Zehenspitzen durch die Räume, kein lautes Wort ist zu hören. Wer würde es hier noch wagen, unbeschwert eine Frau anzusprechen? Bei uns geben sich die Besucher so reserviert wie kaum an einem anderen Ort. Und wenn sie sich vor einem Gemälde im Wege stehen, dann entschuldigen sie sich höchstens mit einer gepreßten Bitte um Verzeihung, die noch förmlicher ist als in der Tanzstunde. Kunstfreunde suchen bestimmt keine zwischenmenschlichen Beziehungen im Museum. Und die Leute, die nur herkommen, weil es draußen regnet, sind viel zu unsicher, als daß sie es wagen würden, aus sich herauszugehen. Statt dessen verweilen die Männer vor den weiblichen Aktbildern, die Frauen dagegen halten sich verdächtig lange mit verstohlenem Interesse vor den männlichen Schönheiten der bildenden Kunst auf. Aber für aktiven Sex ist im Museum meines Erachtens kein Platz. Ich müßte es sonst wissen. Ein einziges Mal fand ich ein Pärchen in einem Nebenraum vor den Werken von Canaletto und Guari. Die beiden hatten keinen Blick für die Kunst übrig. Sie glaubten 30
sich ungestört und fummelten recht locker miteinander. Mein Kollege rief dummerweise die Polizei wegen groben Unfugs und Erregung öffentlichen Ärgernisses, obwohl sich doch niemand über sie geärgert hatte. Bei der Vernehmung stellte sich heraus, daß die zwei miteinander verlobt waren und ein ruhiges Örtchen gesucht hatten. Ihre Bekanntschaft verdankten also auch sie nicht dem Museum. Aphrodite als Kupplerin? Nein, das gibt es wohl nicht.» Es ist zum Verzweifeln. Sonn- und Feiertage eignen sich nicht sonderlich für eine Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht. Hotels, Bars oder Museen sind keine günstigen Orte. Zweifellos bieten Kirchen oder Theater auch keine besseren Möglichkeiten. Wer würde schon zwischen Messe und Abendmahl das Gotteshaus - gelinde gesagt entfremden? Das konnten sich höchstens die Medici im Florenz der Renaissance leisten. Aber die hatten ja auch zwei Päpste in der Familie. Und im Theater ist die Hektik der viel zu kurz bemessenen Pausen viel zu groß, als daß man in Ruhe einen taktisch klugen Angriff vorzubereiten vermag. Außerdem, wer geht schon allein ins Schauspielhaus oder in die Staatsoper? Eine Frau bestimmt nicht. Oder nur ganz selten. Langsam beginnen wir zu begreifen. An nicht alltäglichen Orten oder zu nicht alltäglichen Zeiten lernt man nur schwerlich eine Partnerin kennen. Die größten Chancen bieten sich einem Manne in vertrauter Umgebung, in der er sich sicher fühlt, und an Tagen, denen keine besonders festliche Prägung Würde verleiht. Um einem Manne mit gezielten Ratschlägen zu einer Frau verhelfen zu können, muß man zunächst wissen, wo er lebt. Großstädte bieten ganz andere Möglichkeiten als 31
mittlere Orte oder kleine Gemeinden, wobei es nicht nur auf die soziologische Struktur des Gemeinwesens ankommt. In einem winzigen Einöddorf, in dem einige hübsche Mädchen engelsgeduldig auf einen Herz-Buben warten, während die kräftigen Burschen im fernen Industrierevier ihr Geld verdienen und auch wieder ausgeben, bieten sich selbst einem Manne von unterdurchschnittlichen Qualitäten unglaubliche Möglichkeiten. In einer verträumten Gartenstadt hingegen, die fest in der Hand steinalter Rentner und betagter Witwen ist, wird kaum ein Jüngling, und mag er noch so viele Vorzüge besitzen, zum Zuge, geschweige denn zum Schuß kommen, weil es an geeigneten Objekten für seine Zielübungen mangelt. Man muß die Frauen eben immer dort suchen, wo sie wirklich sind. Die Soziologen Klaus Eichner und Werner Habermehl, die das Sexualverhalten der Deutschen untersuchten und im RALF-Report die wichtigsten Ergebnisse ihrer Analyse zusammenstellten, geben auch Auskunft über die Umstände, unter denen sich die Ehepaare kennenlernen. Danach werden ein Drittel aller Kontakte, die zu einer dauerhaften Partnerschaft führen, beim Tanzen geknüpft. Dicht dahinter folgt der Kreis von Freunden oder Bekannten, in dessen Bereich Mann und Frau zusammenfinden. An dritter Stelle steht der Arbeitsplatz. Im Berufsleben bieten sich also auch außerordentlich häufig Möglichkeiten, die zu zwischengeschlechtlicher Zweisamkeit auf Dauer führen. Den vierten Rang nehmen Hobbys und Interessen ein, 32
die in Vereinen oder auf Veranstaltungen gepflegt werden. Auch hier sind die Chancen noch sehr gut, daß der zündende Funke überspringt Den Zufall, also das Kennenlernen durch Ansprechen auf der Straße beispielsweise, bezeichnen die Autoren als untypisch. Er vollbringt angeblich nur selten das, was man sich von ihm erhofft. Hier bleibt es meist, nach Ansicht der beiden Wissenschaftler, beim frommen Wunsche, der nicht in die Tat umgesetzt wird. Man will zwar, aber man traut sich nicht. Warum eigentlich nicht? Gerade das Leben schreibt doch die schönsten Geschichten, wie sie sich farbiger kein noch so talentierter Autor ausdenken könnte. Es bedarf nur eines kleinen Quentchens Mut, um sie zu erleben. Aber alles der Reihe nach! Gelegenheit macht Liebe. Wo sind die Möglichkeiten größer als auf dem Tanzparkett? Hier fordert der Mann eine Frau nach altdeutscher Sitte auf, und er darf sie sogar gleich legitim in die Arme nehmen, den harmonischen Gleichklang der Körperbewegungen erleben und höfliche, eventuell sogar kecke Komplimente machen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er ein gesprächiger Typ ist oder ein großer Schweiger. Denn beim Tanz gibt es keinen Redezwang. Und gute Tänzer empfinden das Gespräch sogar als störend, weil sie sich auf die Musik und den Rhythmus konzentrieren. Tanz ist geschrittene Erotik. Wenn die Spannung unter der Haut knistert, wenn die Blicke sich für den Bruchteil einer Sekunde zu lange treffen, dann bedarf es beim Wiegen und Drehen keiner Worte. In einer Disco gar dröhnt die Musikbox in Stereo so laut, daß man seine eigene Stimme nicht hört und erst recht nicht die Stimme eines 33
anderen Menschen. Man wird zum Schweigen gezwungen. Doch es muß ja nicht gerade eine Diskothek sein. Intimer geht es in Tanzlokalen zu, wo eine Band live vom Leder zieht Trotz aller modernen Neuerungen gibt es noch immer selbst in den kleinsten Orten eine «Jumbo-Diele» oder ein «Tanz-Cafe», wo mindestens einmal in der Woche geschwoft wird. Im nahen «Dorfkrug» vertauscht die Zenzi am Freitagabend den Melkschemel mit dem Korkenzieher und bedient die durstigen Tänzer, die von der rustikalen Drei-Mann-Band angelockt worden sind. In größeren Orten existieren neben den klassischen Tanzlokalen noch Ballhäuser traditionellen Kalibers, die eine wahre Fundgrube für «einsame Wölfe» darstellen. Dort findet der Jäger jüngeres wie auch nicht mehr ganz frisches Damwild aller Schattierungen und Haarfarben. Es sind besonders dankbare Exemplare darunter, die oftmals keine großen Ansprüche stellen. Hier geht es wahrlich nicht steif zu, und herzliche Kontakte schließen sich fast von allein. Ein Bonvivant und Experte auf dem Gebiet zwischengeschlechtlicher Kommunikation, der zu den Stammgästen aller in seinem Einzugsbereich gelegenen Ballhäuser zählt, singt das Lied dieser unverwüstlichen Institutionen in den höchsten Tönen: «Es mag sein, daß manche Leute mich für verrückt halten. Aber ich kann den modernen Amüsierschuppen mit ihren irren Lichteffekten, aufdringlichen Tonverstärkern und der geistlos schizophrenen, schrillen Musik nicht den geringsten Reiz abgewinnen. Wenn ich ohrenbetäubenden Radau hören und gelangweilte Gesichter sehen will, dann brauche ich mich nur an meinem Arbeitsplatz in 34
der Fabrik umzutun. Nein, danke! Ich ziehe da tausendmal lieber das alte, gute Ballhaus nostalgischer Prägung vor. Hier ist die Welt nämlich noch in Ordnung, auch wenn das Interieur leicht verstaubt und antiquiert wirkt. Das tut überhaupt nichts, das gehört sogar dazu. Über allem schwebt ein Hauch von Bohnerwachs und Romantik. Die Musiker der kleinen Kapelle spielen noch im Frack oder Smoking auf, und nicht in beleidigend saloppen HawaiiHemden mit langstieligen Palmen drauf und nackten Mädchen. Ihre Tangos und Foxtrotts, zwischendurch eventuell ein Walzer, ein Rheinländer oder sogar auch ein Beat lassen selbst das sprödeste Mädchen schmelzen. Bei ihren gefühlvollen Melodien wird jeder Frau ganz warm ums Herz. Sie tauen das Eis routiniert auf. Die Ober tragen noch den gewinnenden Cafehaus-Char-me zur Schau, sie sind überaus höflich und servieren die billige Flasche Wein wie eine erlesene Köstlichkeit auf fast echtem silbernem Tablett. Sie bedanken sich auch für kleine Trinkgelder, und die Klofrau auf der Damentoilette betätigt sich noch immer ganz passiv als liebenswerte Beichtmutter wie anno dazumal. Aber man kommt ja nicht wegen des Kellners oder der Klofrau her, sondern wegen der holden Weiblichkeit im Ballsaal. Nein, es sind nicht nur ältere Semester, die ihn zahlreich bevölkern. Erstaunlich viele süße, junge Frauen und Mädchen sitzen an den weißgedeckten Tischen und nippen erwartungsvoll an ihrem dickbauchigen Römer. Bereits jetzt werden die ersten Blickkontakte geknüpft. Die Geigen schluchzen, das Saxophon quäkt frech und traurig zugleich, und wenn der Refrain-Sänger mit tremo-lierendem Bariton auch die härtesten Herzen erweicht, 35
dann bleibt kein Auge trocken, und die Knie der Frauen beginnen zu zittern. Hin und wieder serviert der Herr Ober einer überraschten Schönen einen Kirschlikör - eine kleine Aufmerksamkeit des Herrn vom Tisch in der Nische, nein, nicht der blonde, sondern der schwarzhaarige mit dem unternehmungslustigen Schnurrbart, zum Wohlsein! -, und die Dame prostet dem edlen Spender aufmunternd zu. Gleich wird der Kavalier die Einsame zum Tanz auffordern. Das Spiel kann beginnen. Der Abend ist gelaufen. Die Weichen sind gestellt. Solche Szenen wiederholen sich allabendlich dutzendfach. Mann und Frau finden zusammen. Manche dauerhafte Partnerschaft, die nicht selten vor dem Standesbeamten besiegelt wird, nimmt hier ihren Anfang. Und die Musik spielt dazu. Nicht laut, aber sehr einschmeichelnd und zärtlich. Denn im Ballhaus ist alles auf Moll gestimmt.» Viele Männer schwören auf diese antiken Etablissements, die oft genug zwei Weltkriege überdauert haben. Wo es keinen solchen Treffpunkt der einsamen Herzen gibt, findet wenigstens einmal im Jahr das Schützenfest statt. Und natürlich der dazugehörige Schützenball, ohne den das Schützenfest eine farblose Herrenpartie wäre. Im Mittelpunkt steht der große Ringelpietz mit Anfassen im geräumigen Bierzelt, wo sich die Mädchen zu den ble-chernen Klängen der Blasmusik begeistert im Kreise schwenken lassen, daß die Röcke sich nur so bauschen und die hübschen, geradegewachsenen Beine voll zur Geltung kommen. Es ist leider eine erwiesene Tatsache, daß nicht nur die meisten wackeren Schützenbrüder dem Alkohol kräfti36
ger zusprechen als ihnen guttut, sondern auch die meisten anderen männlichen Gäste, weshalb sie als Tänzer schon bald versagen und ausfallen. Wie dankbar die Frauen und Mädchen dann den hilfsbereiten Rettern in der Not sind, die den Abend trotzdem zu einem guten Ende führen und wohltätig in die Bresche springen wie weiland «Schmidtchen Schleicher», das weiß nur, wer so etwas schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat. Ihnen lacht die freie Auswahl, weil die Konkurrenz sich selbst disqualifiziert und aus dem Rennen geworfen hat. Fast jedes Dorf feiert sein Schützenfest. Und ist der Rummel endlich vorbei, dann beginnt der Trubel im Nachbarort, die Gaudi fängt von vorne an. Der Mann, der nur ein bißchen «auf Draht» ist, vermag sich mit unvorstellbarer Leichtigkeit als Hahn im Korb durch den ganzen Sommer zu schlagen. Was er aus seinen überreichlichen Chancen macht, wie und in welchem Maße er sie nutzt, das bleibt seinem eigenen Ermessen überlassen. Sicher ist, daß er auf wirklich nichts zu verzichten braucht. Er rennt nicht nur bei den ledigen Frauen offene Türen ein. Wie sagte doch jener Berliner Taxifahrer? «Ich verstehe nicht, warum so viele Männer auf sechs Richtige im Lotto warten. Man braucht doch nur einen Richtigen, dann bekommt man Arbeit in jedem Dorf!» Der Zeit der Schützenfeste folgt der Karneval, in südlichen Breiten unseres Vaterlandes auch Fasching genannt. Bereits im November beginnt der närrische Prinz sein Zepter zu schwingen, um es erst am Aschermittwoch nach den drei letzten tollen Tagen wieder aus der Hand zu legen. Abertausende von Maskenbällen, Kostümfesten, Prunk37
Sitzungen und anderen Narrenfeten werden pausenlos gefeiert, wobei es so unkonventionell zugeht wie niemals wieder im ganzen Jahr. Wildfremde Frauen fallen einem Manne um den Hals und umgekehrt. Mancher Ehegatte erteilt seiner Angetrauten sogar Generalerlaubnis, zu tun, was sie will, nur damit er selbst bei seinem Vergnügen von ihr nicht gestört wird. Nirgends werden Kontakte so schnell und problemlos geknüpft wie im Karneval. Nirgends werden sie allerdings auch wieder so schnell gelöst. Aber wie so ein pikantes Abenteuer wirklich endet, das liegt allein an den beiden zufälligen Partnern, die sich mehr oder minder schicksalhaft gefunden haben. Männern, die sich normalerweise nicht oder nur sehr schwer etwas zutrauen, kann man nicht nachdrücklich genug raten, zumindest während der drei tollen Tage in eine der Hochburgen des Karnevals oder Faschings zu reisen, um dort ihr Glück zu versuchen. Mit einer Flasche Wein in der Hand und einem gewinnenden Lächeln um die Augen wird es ihnen bestimmt nicht schwerfallen, eine Frau zu finden - und hoffentlich auch zu halten. Denn im Karneval verbrüdert sich alles, was zwei Beine hat. Und wer Bekanntschaften nicht gerade mit taktlosen Zoten zu schließen versucht, dem winkt sagenhafter Erfolg. Interessant dabei, daß die deutschen Frauen um so kontaktfreudiger sind, je südlicher sie wohnen. Ist die herbe Blondine in Hamburg oder Kiel relativ zurückhaltend, taut ihre dunklere Landsmännin im Main-Fränkischen viel rascher auf. Und in Bayern zeigen die Töchter des Landes von Anfang an, daß sie zu allen Zeiten lebensfroh gestimmt sind. Nur Nordrhein-Westfalen tanzt in der Statistik des NordSüd-Gefälles aus der Reihe. Im Ruhrgebiet sowie im Kölner und Düsseldorfer Raum sind die 38
Frauen, was den Sex anbelangt, besonders experimentierfreudig. Diese Erkenntnisse, die der Soziologe Werner Habermehl aus seinen umfassenden Befragungen zog, können als typisch angesehen werden. Allerdings ersetzen die norddeutschen Evas die lebenslustigere Kontaktbereitschaft der südlichen Schwestern durch größere Koitusfrequenz. Wer sein Haus seltener verläßt, der findet eben häufiger ins Bett. Die Männer, die eine Frau suchen, haben es im Süden der Bundesrepublik einfacher. Dafür kommen die Männer im Norden, wenn es erst einmal gefunkt hat, öfter zum Zuge. Natürlich nur statistisch gesehen. Wie es im Einzelfalle aussieht, vermag niemand vorauszusagen. Der Solist, dem Tanz und Trubel nicht behagen, braucht nicht zu verzweifeln. Man muß seine Partnerin ja nicht unbedingt in der Disco, auf dem Schützenfest oder im Karneval finden. Wie wir wissen, steht das Kennenlernen im Freundes- oder Bekanntenkreis an zweiter Stelle der Rangfolge. Allerdings sollte ein Mann ruhig zu verstehen geben, daß er auf der Suche ist. Wer den uninteressierten Kostverächter spielt, dem wird bestimmt kein Ball zugeworfen. Er muß damit rechnen, sein Leben lang ein Einzelgänger zu bleiben. Und das ist ein hoher Preis für seinen schüchternen Stolz. Könnte er ahnen, wie gerne sich glücklich verheiratete Frauen als Kupplerinnen betätigen, er würde offener über seine Einsamkeit reden. Denn jede Ehefrau hat irgendwo eine Freundin, die sie an den Mann bringen möchte. Nicht selten ist es sogar ein hübsches, warmherziges Wesen, dem nur die Möglichkeiten fehlen, den Partner fürs Leben zu finden. Wer nur wenige Freunde und Bekannte besitzt, der ist 39
freilich arm dran. Er muß alles dransetzen, seinen Lebenskreis zu erweitern. Er hat beinahe die Pflicht, keine Einladung abzuschlagen und Menschenansammlungen aufzusuchen. Zwar findet man Freunde selten, aber Bekanntschaften, die sich zu Freundschaften entwickeln können, sind schnell geschlossen. Hier bietet sich ein reiches Feld. Und einmal geknüpfte Kontakte lassen sich nach dem bewährten Schneeballsystem ins uferlose vervielfältigen. Bald schon kann man sich vor Leuten nicht mehr retten, zu denen man lockere Verbindungen unterhält. Man nimmt an ihrem geselligen Leben teil, ohne sich allerdings aufzudrängen, und lernt so, weil das ein Naturgesetz ist, von ganz allein viele ungebundene Frauen kennen. Unter ihnen ist, wer wagt es zu bestreiten, über kurz oder lang auch eine Schöne, die den Wünschen des einspännigen Mannes entspricht und die sich ihm auch nicht verschließt. Freilich sollte ein Mann nicht warten, bis er das Rentenalter erreicht hat. Je früher er sich auf die Pirsch begibt, desto schneller kommt er zu einer passenden Lebensgefährtin. Wer erst mit 81 eine 18jährige heiraten will, der muß schon außerordentlich wohlhabend sein, um sie fesseln zu können. Die Brautschau im Freundeskreis hat einige nicht zu unterschätzende Vorteile. Man lernt einander wirklich zwanglos kennen und braucht nichts zu überstürzen. Die Gastgeber sind stets vermittelnd und ausgleichend dabei, so daß jede peinliche Schüchternheit mit Leichtigkeit überspielt werden kann und keine Flaute das Gespräch zum Erliegen bringt. Weil sie eingeweiht sind, fällt es ihnen auch nicht schwer, die Vorzüge eines Mannes ins rechte Licht zu setzen und ihn der ins Auge gefaßten Da40
me unaufdringlich anzupreisen, ohne daß sie es so recht bemerkt. Schließlich ist ihnen überdies auch noch die Möglichkeit gegeben, sich beiläufig danach zu erkundigen, welche Chancen der Interessent überhaupt hat. Diese Sondierung gilt als ein sehr bedeutsamer Faktor, weil sie bei negativer Auskunft viele unnütze Bemühungen erspart, im umgekehrten Falle wiederum die Werbung beschleunigt und erheblich abkürzt. Wer im Bekanntenkreise seine Partnerin sucht, der darf der aktiven Mithilfe zahlreicher Leute sicher sein. Immerhin ist es keine Schande, nach einer Freundin Ausschau zu halten. Und nur geltungssüchtige Playboys, die mit ihren Eroberungen zu renommieren pflegen, würden sich schämen, die Unterstützung anderer Menschen in Anspruch genommen zu haben. Der Mann, der zu gehemmt ist, seinen Freunden die ungewollte Einsamkeit einzugestehen, und der, aus welchen Gründen auch immer, Kontakte bei Tanz oder auf Festen ablehnt, wird seine Energie vermutlich am Arbeitsplatz einsetzen, um eine Frau zu finden. Sie muß ja nicht unbedingt eine Mitarbeiterin oder Kollegin sein. Denn Liebe im Betrieb ist nicht unproblematisch und sehr oft sogar in höchstem Maße gefährlich. Erfahrene Männer wissen, was ich meine. Sie verzichten auf solche Beziehungen und ersparen sich dadurch viele Probleme. Ein Verhältnis mit einer Kollegin läßt sich nämlich niemals verheimlichen, auch wenn man noch so geschickt und raffiniert zu Werke geht. Der Klatsch blüht und gedeiht sehr bald. Gerüchte haben ein zähes Leben. Einmal in die Welt gesetzt, wuchern sie üppiger als ein Krebsgeschwür. Liebesabenteuer schaffen immer böses Blut und schüren den Neid anderer. 41
Dauert eine Beziehung zwischen Mann und Frau länger an, kann es sehr leicht geschehen, daß die Umgebung allgemein und speziell einen psychischen Druck auf das Paar ausübt. Die beiden werden moralisch zur Verlobung oder gar zur Heirat gezwungen, obwohl sie sich vielleicht eher lieber trennen würden, weil sie erkannt haben, daß sie doch nicht zueinander passen. Geht die Verbindung tatsächlich eines Tages entzwei, gilt fast immer der Mann als Prügelknabe, der sein Vergnügen gehabt hat und nun das arme Mädchen sitzenließ. Überstandene Affären vergiften meistens das Betriebsklima, weil sich die beiden ehemaligen Partner nur schlecht oder überhaupt nicht aus dem Wege gehen können. Oft bleibt einem von beiden nichts anderes als die Kündigung übrig. Wendet sich ein Mann sodann einer anderen Frau im Betrieb zu, ist er als Casanova oder Sittenstrolch abgestempelt. Ganz abgesehen davon, daß es zu häßlichen Szenen zwischen den betroffenen Mädchen kommt. Dann triumphieren Eifersucht und Gehässigkeit. Ein Mann sollte es sich also gründlich überlegen, ob er eine Liaison im Betrieb anfängt. Dabei darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß Beziehungen am Arbeitsplatz auch ihre Vorteile haben. Schließlich müssen die Frauen nicht erst umständlich angesprochen werden, weil man acht Stunden am Tage beruflich mit ihnen verbunden ist. Aus der selbstverständlichen Arbeitsverbindung entwik-keln sich mit einigem guten Willen leicht persönliche Kontakte, die sich nach Feierabend fortführen und vertiefen lassen. Außerdem merkt ein Mann hier zwangsläufig automatisch, ob er Chancen bei einer der Kolleginnen hat oder nicht. Sympathien lassen sich nämlich ebenso42
wenig verbergen wie ein ausgewachsener Schnupfen. Und letzten Endes entspricht das kulturelle Niveau wie auch der Lebensstandard solcher Frauen dem des Mannes, der sich in dem gleichen Milieu bewegt. Ja, mehr noch. Die gemeinsame Arbeit verbindet außerordentlich, auch wenn man nach Feierabend angeblich abschaltet, was in Wirklichkeit jedoch kaum möglich ist. Erotische Aktivitäten am Arbeitsplatz bedeuten nicht, daß man sich auf Mitarbeiterinnen oder Kolleginnen beschränkt. Der Mann kann sehr wohl seine Bemühungen auch auf Frauen ausdehnen, mit denen er allgemein beruflich zu tun hat. Gleichwohl ist es ihm auch möglich, Frauen an ihrem eigenen Arbeitsplatz kennenzulernen, den er nur als amtlicher oder geschäftlicher Gast aufsucht. Die ungezählten Geschichten vom Briefträger, der es mit der grünen Witwe treibt, oder vom Gasmann, der die einsamen Frauen gleich dutzendweise vernascht, sind in der erdrückenden Überzahl zweifellos erfunden, zumindest jedoch stark übertrieben. Aber ganz von der Hand weisen darf man sie keinesfalls. Ob Milchmann, Zeitschriftenvertreter, Hausmeister oder Elektriker, sie alle haben tagtäglich Gelegenheit, einsamen Frauen näherzukommen, wenn sie nur einigermaßen gut aussehen und keine abweisende Haltung einnehmen. Ich kenne drei Gerichtsvollzieher, die ihre Frauen während der Ausübung ihres doch keinesfalls menschenfreundlichen Berufes kennenlernten. Auch Verkäuferinnen in Warenhäusern, oft auch in ganz normalen Geschäften, sind dankbare Objekte männlichen Interesses. Schon mancher Junggeselle wurde zum Stammkunden, der überflüssigen Krimskrams am lau43
fenden Meter kaufte, um ihn mehrmals umzutauschen. Er kam so oft wieder, bis er zu Hause ein ganzes Warenlager unnützer Dinge besaß - und das Mädchen seiner Wahl eines Abends zum Essen ausführen durfte. Hübsche Stewardessen und hübsche Verkäuferinnen werden an ihrem Arbeitsplatz niemals alt. Sie heiraten schnell. Männer, die beim Einkaufen einen hilflosen oder unentschlossenen Eindruck erwecken, appellieren damit raffiniert an die unbewußt in jedem weiblichen Wesen schlummernden mütterlichen Instinkt. Der höfliche Bursche, der sich im Laden für keine bestimmte Sockenfarbe zu entscheiden vermag, ist sehr bald von einem Kreis fürsorglicher Verkäuferinnen umringt, die ihm mit selbstlosem Rat geduldig zur Seite zu stehen versuchen. Solche Gelegenheiten gilt es zu nutzen. Berufstätige Frauen kann man natürlich auch auf dem Weg zur Arbeit ansprechen, obwohl sie dann naturgemäß nicht viel Zeit haben und eventuell sogar in Eile sind. Aber im Vorort-Zug, in U-Bahn, Tram oder Bus bleiben immer einige unausgefüllte Minuten, die zu einem nichtssagenden und dennoch freundlichen Plausch geradezu einladen. Um so mehr, wenn man einander tagtäglich sieht und sich somit schon kennt, ohne bisher ein Wort miteinander gewechselt zu haben. In solchen Fällen genügt anfangs ein freundlicher Blick, einige Tage später ein verständnisinniges Kopfnicken und schließlich ein kurzes, unaufdringliches Gespräch, das sich mit der Zeit zu artigen Vertraulichkeiten steigern läßt, ohne daß man allerdings mit der Tür ins Haus fällt und die Umworbene durch aufdringliches Interesse verschreckt. Erstaunt wird so mancher ahnungslose Mann auch registrieren, wie viele junge, hübsche Frauen nach Feier44
abend aus den Personaleingängen von großen Warenhäusern oder Bürogebäuden auf die Straße strömen, wenn er sich nur einmal die Mühe macht, das Terrain dort zu sondieren. Es sind vom strapaziösen Arbeitstag illusionslos gewordene Frauen und Mädchen, die es oft schon aufgegeben haben darauf zu hoffen, daß ein Märchenprinz sie aus heiterem Himmel beim Verlassen der Tretmühle anspricht und freundlich anlächelt. Die einsamen Frauen erkennt man daran, daß sie nicht abgeholt werden und nicht so zielstrebig wie an einen Partner gebundene Menschen heimeilen. Sie wirken immer ein wenig unentschlossen, auch wenn sie sich Mühe geben, geschäftig auszusehen. Aber nach einem achtstündigen Arbeitstag ist keine Eva mehr eine gute Schauspielerin. Ihre mimischen Fähigkeiten haben sie im Büro oder hinter dem Ladentisch im Lebenskampf verbraucht. Kenner wissen, daß es in den ödesten oder zumindest einsamsten Gegenden Orte gibt, wo sich hübsche, unbemannte Frauen gegenseitig fast auf die Füße treten. Ich meine jene Städte und Städtchen, in denen sich Internate, Schwesternschulen, Fortbildungszentren, Ausbildungsstätten für die verschiedensten weiblichen Berufe und nicht zuletzt die Verwaltungshochburgen von Großbetrieben oder Konzernen niedergelassen haben. Hier sucht ein Heer von Mädchen händeringend nicht nur den Mann fürs Leben, sondern auch den Freund für schöne Stunden, die in solcher Gottverlassenheit sehr selten schlagen. Hier wird der anhanglose Jäger mit einigem Glück zum Schuß kommen und zutrauliches Rehwild im Überfluß vorfinden. Ein Dorado der liebenswertesten Frauen aller erdenklichen Typen tut sich ihm auf. Klar im Vorteil sind selbstverständlich Junggesellen, de45
nen ihr Beruf Beweglichkeit und Abwechslung bietet. Sie finden häufiger als ihre an einen Arbeitsplatz gefesselten Geschlechtsgenossen eine günstige Gelegenheit, die sich nutzen läßt. Und Gelegenheit macht Liebe. Aber wer in einer für zwischengeschlechtliche Kontakte ungeeigneten Umgebung wohnt, der kann, zumal er ungebunden ist, seinen Wohnort relativ leicht wechseln, ohne allzu große berufliche Nachteile befürchten zu müssen. Auf alle Fälle sollte er die Chance, eine Frau fürs Leben zu finden, höher bewerten als die Möglichkeit einer vorzeitigen Beförderung oder einer Gehaltsaufbesserung. Denn was wollte er mit seiner besseren Position oder dem leicht angehobenen Lohn anfangen, wenn er keine Frau an seiner Seite weiß, die sich mit ihm darüber freut? Es gibt Städte, die jedem Junggesellen ein überreiches Betätigungsfeld erschließen. Bonn mit seinen Ministerien, in denen Zehntausende alleinstehender Frauen tagsüber tätig sind, um abends und an den Wochenenden in dumpfer Einsamkeit zu brüten, ist ein idealer Tummelplatz, wo sich die Damen keinesfalls besonders zugeknöpft geben. Nicht umsonst haben Spione und Agenten bei den Sekretärinnen der verschiedenen Dienststellen ein so leichtes Spiel. Frankfurt mit seinen Banken und Verwaltungsgebäuden verzeichnet bei Tage ebenfalls einen unschätzbaren Frauenüberschuß, weshalb ein normaler Mann keineswegs auf das weibliche Angebot in der Bahnhofsgegend angewiesen sein dürfte. Und nicht viel anders sieht es auch in Hamburg oder Bremen aus, obwohl die norddeutschen Frauen sich zumindest äußerlich ein wenig zurückhaltend und reserviert zeigen. Doch die Eva, die kei46
nen Partner hat und deshalb naturbedingt unter ihrem sexuellen Notstand leidet, taut auch in den nördlichen Breiten irgendwann einmal auf, wenn nur der Richtige kommt und sie nicht gleich durch plumpe Annäherungsversuche vor den Kopf stößt. Allerdings haben alle Großstädte, so erfolgversprechend die Pirsch in ihnen auch sein mag, einen nicht zu übersehenden Nachteil. Sie sind sehr teuer. Das kostspielige Leben beginnt bereits bei den sagenhaft hohen Mieten. Deshalb sollte der Junggeselle, sofern sich ihm die berufliche Möglichkeit bietet, die kleinen Landgemeinden vorziehen, in denen sich, wie oben bereits gesagt, die Verwaltungszentren großer Wirtschaftsunternehmen aus Ersparnisgründen angesiedelt haben. Von hohen Gehältern und niedrigen Lebenshaltungskosten angelockt, strömen junge, hübsche Frauen hierher, um erst zu spät zu erkennen, wie leer und abwechslungsarm ihr Leben geworden ist. Sie fallen einem jungen Mann in unge-heuchelter Dankbarkeit um den Hals, wenn er sich nur wirklich um sie bemüht. Auch die Herren der Schöpfung, die sich in Kurorten oder bevorzugten Urlaubsgegenden niedergelassen haben, wandeln in erotischer Hinsicht auf der Sonnenseite des Lebens. Sie können einer Frau die Mußestunden nach Kräften verschönen. Und nicht selten wird eine Partnerschaft fürs Leben aus der flüchtig begonnenen Bekanntschaft. Berührungspunkte gibt es viele. Denn im Urlaub hat es keine Frau wirklich eilig. Sie bringt viel Zeit mit, die sie mit Spaziergängen oder Caf^hausbesuchen auszufüllen versucht. Wer will es einem höflichen Manne verargen, wenn er an ihrem Tisch Platz nimmt und die Vorzüge ge47
rade dieses Städtchens zu preisen weiß? Und wenn die Schöne sich anderen Urlaubern gegenüber auch noch so mißtrauisch oder gar abweisend zeigt, vor einem Einheimischen schwinden alle Bedenken. Falls der arme Junggeselle einmal wirklich nicht zum Zuge kommt, braucht er nicht zu resignieren. Denn tagtäglich treffen neue Gäste ein, die ihm die Auswahl erleichtern, bis auch er die Frau seiner Träume gefunden hat. Die Aufzählung dieses Kapitels erhebt keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier sollten nur die gängigsten Möglichkeiten der Kontaktaufnahme angedeutet werden. In Wirklichkeit ist die Skala der Gelegenheiten weitaus größer. Allerdings bieten sich die Chancen einem Manne meist unverhofft, weshalb es immer gewappnet zu sein heißt. Nur der Kavalier kann wirklich schlagfertig sein, der immer und jederzeit bereit ist. Übrigens, wenn alle Stränge reißen, dann bleibt einem Junggesellen als letzter Ausweg der Gang zum Heiratsvermittler, wo es ihm hoffentlich nicht so ergeht wie jenem Kandidaten, dem die Eheanbahnerin eine millionenschwere Witwe anbot. Als er ein Foto der heiratswilligen Dame zu sehen wünschte, beschied ihn die Vermittlerin knapp: «Ab fünfhunderttausend Mark Mitgift werden bei uns keine Bilder mehr gezeigt.» Es ist nicht auszuschließen, daß ein Institut für Partnerschaftsvermittlung oder Eheanbahnung einen «Einspänner» mit der richtigen Frau zusammenführt. Zehntausende haben sich auf diese Weise bereits gefunden, und sie sind glücklich miteinander geworden. Hunderttausende allerdings kamen trotz aller Bemühungen der Agentur nicht zum gewünschten Ziel. Dennoch ist der Gang zu einem dieser oftmals zu unrecht belächelten Büros kaum 48
mit menschlichen Risiken verbunden. Denn entweder klappt alles, oder es klappt eben nicht. Bedenklich wird dieser Schritt jedoch angesichts der happigen Honorare, die zumeist im voraus fällig werden und bisweilen so gesalzen sind, daß man sich für den Betrag spielend einen schnittigen Wagen kaufen könnte. Und auch wenn die Vermittlung zu keinem Ergebnis führt, werden die Mäuse nicht zurückgezahlt. Der Junggeselle kann sie dann höchstens unter «Lehrgeld» in der Bilanz seines Lebens verbuchen. Weitaus billiger, aber keineswegs weniger erfolgversprechend, ist da schon ein Heiratsinserat in der Zeitung. Nein, nicht in einer Sex-Postille bekannter Prägung, wo die Annonce in der Flut getürkter Anzeigen untergeht oder doch nur von leichten Mädchen gelesen wird, die sich auf einfache und problemlose Weise gesundstoßen wollen. Eine charaktervolle Partnerin wird ein Mann hier kaum finden. Haben Sie sich dazu entschlossen, «auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege» eine passende Frau anzusprechen, dann wählen Sie klugerweise eine überregionale Tageszeitung, zumindest aber ein Blatt mit hoher Auflage, das in der nächsten größeren Stadt erscheint. Denn falls Sie in einem kleineren Ort wohnen, werden Sie ohnehin wissen, welche junge Frau akzeptablen Alters hier mehr oder minder intensiv nach einem Partner Ausschau hält. Für eine erschwingliche zweistellige Summe erreichen Sie mit einer Kleinanzeige gezielt eine breite Skala interessierter Damen. Weil die meisten Frauen von Natur aus wissensdurstig sind, werden die Rubriken «Partnerschaft» oder «Heiratswünsche» nämlich stets mit brennendem Interesse gelesen und regelrecht studiert. 49
Nicht ganz so ratsam ist es, auf Anzeigen zu antworten. Die besseren Chancen und die größere Auswahl hat immer, wer selbst ein Inserat aufgibt und die Dinge auf sich zukommen läßt. Und vergessen Sie nicht, um Bildzuschriften zu bitten, wobei Sie die Fotos zurückzusenden versprechen. So können Sie bereits im ersten Durchgang «die Spreu vom Weizen» trennen und alle jene Schreiberinnen aussortieren, die Ihnen optisch nicht zusagen. Als Mann von Welt und von Charakter werden Sie die Fotos der Damen, die der ersten flüchtigen Prüfung nicht standhielten, auch tatsächlich zurückschicken, am besten mit einem netten Begleitschreiben, welches besagt, daß es Ihnen leid tut, sich bereits für eine andere Schöne entschieden zu haben. Nicht fein von Ihnen wäre es, die Bilder zurückzuhalten, um damit beispielsweise die Freunde am Stammtisch im Wirtshaus das Fürchten zu lehren. Bei der Formulierung des Anzeigentextes berät Sie gerne die hilfsbereite Dame in der Geschäftsstelle der Zeitung, wo Sie Ihr Inserat aufgeben. Allerdings ist es auch ein Kinderspiel, die Annonce selbst zu entwerfen. Man muß sich nur auf das Allerwesentlichste beschränken. Dabei bleibt es sich gleich, ob der Text nur zehn Worte oder zwanzig Zeilen umfaßt. Ihre Lebensgeschichte und Ihre Wünsche können Sie auf so geringem Raum ebensowenig unterbringen wie Ihre Vorzüge. Ins Detail gehen Sie deshalb tunlichst erst dann, wenn Sie auf eine Zuschrift antworten. Am besten ist es, zunächst einmal die Anzeigen anderer Leute zu studieren. So findet man am besten heraus, worauf es ankommt. Erlaubt ist es, die Ideen, die einem gefallen, zu leihen und für sich zu verwenden. Mit dem Urheberrecht kommen Sie gewiß nicht in Konflikt. 50
Jedenfalls müssen aus Ihrem Inserat Ihr Geschlecht, Ihr Alter und Ihre Größe hervorgehen. Auch eine Berufsangabe empfiehlt sich dringend, weil damit zu große Standesunterschiede von Anfang an vermieden werden. Denn nur in Ausnahmefällen wird eine Abiturientin zu einem ungelernten Hilfsarbeiter passen, falls er ein Fußballfan und überzeugter Dauerskatspieler ist, während sie über häusliche Neigungen verfügt und nur ernste Schallplatten von Brahms aufwärts liebt. Weisen Sie also auch in Stichworten auf Ihre Hobbys hin. Skizzieren Sie, was für eine Frau Sie suchen. Soll sie sportlich sein, reiselustig und selbstbewußt? Oder bevorzugen Sie ein liebevolles Heimchen am Herd? Umreißen Sie Ihre Wünsche, ohne freilich ausführlich zu werden. Denn erstens kostet jedes gedruckte Wort bares Geld, und zweitens kann es durchaus geschehen, daß bei näherer Bekanntschaft die eine oder andere Bedingung ihre Bedeutung verliert. Schon mancher Mann, der eine schlanke Brünette und nichts anderes als eine schlanke Brünette wollte, ist mit einer molligen Blondine wunschlos glücklich geworden. Geben Sie Ihre Konfession nur an, wenn eine sogenannte Mischehe für Sie unter keinen Umständen in Frage kommt. Aber schreiben Sie klipp und klar, daß Ihnen an einer Raucherin (oder Trinkerin) überhaupt nichts liegt, wenn Sie keinen Zigarettenrauch (oder keinen Alkoholgeruch) vertragen. Wo keine Kompromisse möglich sind, muß man das Kind beim Namen nennen, beispielsweise «geschieden zwecklos» oder «nur ohne Anhang». Übertreiben Sie nicht! Schmücken Sie sich in Ihrem Inserat nicht mit einem Wagen der Luxusklasse un^ einem dicken Bankkonto, falls Sie Fußgänger sind und bereits 51
Mitte des Monats sehnsüchtig auf den Zahltag warten. Denn Lügen haben kurze Beine. Besonders dann, wenn eine Partnerschaft ins Auge gefaßt wird, pflegen manche Frauen auch Männer - den Dingen penibel auf den Grund zu gehen. Inserieren Sie kurz und unmißverständlich, aber nicht so: «Junger Mann sucht junges Mädchen». So ein Inserat besagt nichts und gibt auch nichts her. Das Geld dafür ist zum Fenster hinausgeworfen, obwohl ich nicht ausschließen will, daß sich vielleicht doch eine niedliche Schöne darauf melden könnte. Aber die Chancen stehen dabei doch zu schlecht. Jede Frau weiß hingegen sofort, woran sie ist, wenn sie folgende Anzeige liest: «Freizeitsportler (Facharbeiter 34/179), sucht hellblonde, langbeinige Strandnixe für Ostsee-Urlaub im Juli. Heirat bei gegenseitiger Zuneigung nicht ausgeschlossen.» Mehr muß nicht gesagt werden, weil sich alle näheren Wünsche und persönlichen Details aus der Korrespondenz ergeben, die diesem Inserat - hoffentlich - folgt. Besser jedoch ist es freilich, wenn man sich statt umständlichen Briefaustausches schon bald trifft, um einander unverbindlich persönlich kennenzulernen. Denn ein Gespräch von Mensch zu Mensch ist immer ergiebiger als der längste schriftliche Erguß, der meist gekünstelt wirkt, weil er nur auf stilistische Wirkung bedacht ist. Außerdem seien wir einmal ehrlich - schreibt kein Mensch gern. Und sogar Leute, die von Berufs wegen Tag für Tag mit schriftlichen Arbeiten befaßt sind, haben nicht selten einen Horror vor vermeidbaren Fleißübungen. Schreibfaulheit ist also keinesfalls ein Armutszeugnis. Haben Sie auf Ihre Anzeige also unter den sicher zahl52
reich eingehenden Zuschriften eine erste Auswahl getroffen, antworten Sie der ins Auge gefaßten Dame ausführlich, wobei Sie sich jedoch darauf beschränken sollten, umfassend Auskunft über sich zu geben, ohne intime Details oder einschlägig private Einzelheiten allzu vertrauensselig auszuplaudern. Denn immerhin kennen Sie Ihre Briefpartnerin noch nicht, weshalb ein gesundes Maß Vorsicht angebracht erscheint. Vergessen Sie auch nicht, ein gutes Foto von sich beizulegen, besser noch mehrere, damit sich das Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes ein besseres Bild von Ihnen machen kann. Notfalls sollten Sie die Kosten nicht scheuen, sich von einem Berufslichtbildner ins rechte Licht setzen oder stellen zu lassen. Die Ausgabe lohnt sich bestimmt. Schreiben Sie ungekünstelt und natürlich. Schwülstige oder übertrieben romantische Formulierungen gehen meist daneben. Und unfreiwillige Komik ist nur selten liebenswert. Ergibt sich aus den ersten zwei, drei Briefen gegenseitige Sympathie, dann sollten Sie nicht lange zögern und ein Rendezvous in einem netten Cafe vorschlagen. Sagt die schöne Unbekannte zu, sind die gröbsten Vorarbeiten geleistet, und dem aufregenden ersten Stelldichein steht nichts mehr im Wege. Machen Sie sich aber nichts vor! Im Anfang der Begegnung wird es auf beiden Seiten Unsicherheit oder eine leichte Verlegenheit geben. Das schadet nichts. Und vielleicht gehört so etwas vielleicht sogar dazu. Denn allzu große Selbstsicherheit läßt auf einschlägige Routine schließen. Die Frau könnte annehmen, daß Sie ständig Ihre Partnerinnen mit Zeitungsanzeigen ködern und daß Sie eventuell sogar auf diese Masche reisen. Wichtig ist 53
nur, daß beide Seiten entstehende Gesprächspausen überspielen und sich an ein Gesprächsthema herantasten, das sowohl ihr als auch Ihnen liegt. Sprechen Sie am besten von Anfang an zunächst über ihr Gegenüber. Denn jede Frau hat ungemein viel von sich zu erzählen, wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe. Von sich sollten Sie erst reden, wenn sie selbst davon anfängt und entsprechende Fragen stellt. Ist nach den ersten Minuten noch immer Sympathie vorhanden, kommt die Unterhaltung nach menschlichem Ermessen von allein in zügigen Fluß. Und da Sie beide genau wissen, weshalb Sie sich getroffen haben, brauchen Sie sich gegenseitig nichts vorzumachen. Was aber auf überhaupt keinen Fall heißen soll, daß Sie der Dame unverblümt den Vorschlag unterbreiten dürfen, noch am gleichen Abend mit Ihnen ins Bett zu steigen. Sie könnten damit nämlich alles verderben, was besonders schade wäre, wenn Ihnen tatsächlich etwas an Ihrer neuen Bekanntschaft liegt. Von diesem ersten Zusammentreffen an geht es dann weiter wie zwischen guten Freunden, die wissen, daß am Ziel ihrer Wünsche ein gemeinsamer Anfang steht. Doch darüber können Sie mehr in einem der folgenden Kapitel erfahren.
54
Der Sprung über den eigenen Schatten
Nach den ungeschriebenen Spielregeln unseres Gesellschaftssystems ist es immer der Mann, dem die nicht leichte, aber sehr dankbare Aufgabe zufällt, in der Liebe den ersten Schritt zu wagen. Die Menschheit wäre vom Aussterben bedroht, wenn er nicht die Initiative ergreifen würde, sich eine Partnerin zu suchen und sie für ein kürzeres oder lebenslanges Liebesverhältnis zu gewinnen. Der Mann muß also seine Hemmungen abstreifen. Sonst läuft nichts. Aber zum Glück darf er sicher sein, daß ihm die Frau auf halbem Wege entgegenkommt, sofern der Anfang erst einmal gemacht ist und keine unüberbrückbaren Aversionen zwischen beiden stehen. Diese Aversionen sind jedoch seltener, als man befürchten muß. Aber aller Anfang ist schwer. Und je weiter man ihn hinausschiebt, desto unüberwindlicher erscheint die erste, wichtigste Hürde. Ein zufälliger Kontakt, der ursprünglich nur ein paar leicht hingeworfene Worte gekostet hätte, wächst sich nicht selten zu einem massiven Problem aus, vor dem der unentschlossene Mann nur allzu oft kapituliert, weil er sich ihm nicht zu stellen wagt. Die Folge können Minderwertigkeitskomplexe sein. Sie führen häufig zur Flucht in eine Traumwelt, die in einer ausweglosen Sackgasse endet. 55
Frisch gewagt ist halb gewonnen! Nirgends bewahrheitet sich diese alte Binsenweisheit treffender als in der Liebe. Deshalb haben auch die unkompliziertesten Draufgänger die größten Chancen. Mögen andere Männer besser aussehen, intelligenter sein und über kultiviertere Umgangsformen verfügen, sie können keinen Erfolg verbuchen, solange sie ihn nicht anstreben. Selbst ein schlechter Jäger wird mehr Wild erlegen als der beste Schütze, der sich nicht entschließt, auf die Pirsch zu gehen. So ist es nun einmal im Leben. Dem Erfindungsreichtum sind bei der Jagd nach der Frau wahrlich keine Grenzen gesteckt. Erlaubt ist - fast - alles, wenn man es nur mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl in die Wege leitet. Dabei spielen weder Zeit noch Ort eine entscheidende Rolle. Auch der Nachdruck, mit dem der Mann seine Werbung betreibt, ist nur von zweitrangiger Bedeutung. Wobei aber besonders für Anfänger die Devise gelten sollte, lieber eine Nummer kleiner zu beginnen als den Mund zu voll zu nehmen. Großmäuligkeit und gewagte Frechheit zahlen sich niemals aus. Denn nur wer die Form beherrscht, der darf sie verletzen. Ansonsten jedoch ist Takt die beste Waffe, mit der man eine Schöne besticht und dann auch erlegt. Der bekannte Sexualpsychologe Rüdiger Boschmann weiß von einem reiferen Junggesellen zu berichten, der sich auf Liebesaffären mit reichen Frauen spezialisiert hat und die Eroberung zu einer Kunst entwickelte. In sei-' ner Erscheinung und seinem Auftreten entspricht er dem landläufigen Bild eines Kavaliers, bei dem die Umwelt Reichtum oder zumindest Wohlstand vermutet, obwohl er in Wirklichkeit wenig Geld besitzt, weil seine besondere Form der Intelligenz beruflich kaum gefragt ist. 56
Dieser Herr pflegt seine Urlaube-stets damit zu beginnen, daß er sich unaufdringlich, doch elegant gekleidet, seine geringen Ersparnisse einsteckt und sich in der benachbarten Großstadt in der Halle eines teuren Hotels niederläßt. Er wartet, falls man ihn fragt, auf einen Gast, der sich verspätet hat. In Wirklichkeit lauert er allerdings auf eine der reichen und gelangweilten Frauen, die es in vornehmen Hotels immer gibt. Denn er weiß, daß reiche, müßige, enttäuschte und gelangweilte Damen immer abenteuerlustig sind. Sie möchten eine romantische, leidenschaftliche und kurzfristige Liebesaffäre erleben. Geduldig sitzt der Herr also da, liest eine Zeitschrift, trinkt einen Kaffee und sieht aus wie ein echter Gentleman, der er im Grunde ja auch ist. Langjährige Erfahrung hat seinen Spürsinn geschärft, mit dem er den gesuchten Frauentyp sofort wittert. Seine ideale Partnerin muß begütert, hübsch, nicht zu alt, intelligent und humorvoll sein. Dieser Junggeselle fällt in keiner Situation unangenehm auf. Länger als zwei Stunden wartet er niemals an einer bestimmten Stelle. In den ersten Tagen seines Urlaubs pendelt er zwischen den besten Hotels und dem Flughafenrestaurant hin und her. Er behauptet, er habe noch nie länger als drei Tage suchen müssen, um eine geeignete Frau fürs Herz zu finden. Wenn er seine Wahl getroffen hat, dann verliert er keine überflüssige Zeit. Er reicht der Dame Feuer, bringt ihr Zeitungen oder andere Lektüre, hilft ihr in den Mantel und erweist ihr jede Gefälligkeit. Ist erst einmal ein Gespräch in Gang gekommen, läuft die Routine. Innerhalb weniger Minuten - mehr Zeit bleibt ihm manchmal nicht - überzeugt er die Auserwählte, daß es doch eigentlich 57
sehr schade sei, den Urlaub aus der Eingebung des Augenblickes nicht zu zweit verbringen zu können. Diese Feststellung trifft er wohlweislich noch in scherzhaftem Ton, wird jedoch sehr schnell überraschend ernst und beteuert völlig ehrlich und aufrichtig, die Versuchung sei für ihn noch nie größer gewesen, mit einer schönen Frau Urlaub vom Alltag zu machen. Er habe sich sein ganzes Leben lang danach gesehnt, einmal etwas so Verrücktes anzustellen, doch leider mangele es ihm an den finanziellen Mitteln, eine Flucht ins Glück zu bestreiten. Der Mann sieht gut aus, hat geschliffene, untadelige Umgangsformen, ist intelligent und besitzt Humor. Nur wenige Frauen, die er mit seiner «Masche» überfällt, können ihm widerstehen, und meist wollen sie es auch überhaupt nicht. Ist erst einmal Einverständnis erzielt worden, nimmt er den weiteren Verlauf des Abenteuers in die Hand. Er denkt sich raffinierte Entschuldigungen für die Angebetete aus, die es ihr ermöglichen, zwei oder drei Wochen mit ihm zu verbringen, ohne daß Freunde, Verwandte oder der eventuell vorhandene Ehemann Mißtrauen schöpfen. Niemals nimmt er von den Frauen mehr Geld an, als für die Finanzierung des gemeinsamen Urlaubs notwendig ist. Er erweist sich als ausgezeichneter Liebhaber und zeigt sich diskret. Nur ungern läßt er sich mit verheirateten Frauen ein. Er bevorzugt Witwen oder geschiedene Exemplare. Selbstverständlich ist er schon häufig gefragt worden, ob er nicht Lust hätte, den kurzen Flirt in eine dauerhafte Bindung umzufunktionieren. Aber bisher scheute er stets davor zurück, seine Freiheit aufzugeben, obwohl manche Vorschläge ungemein verlockend waren. Selbstverständlich ist das Beispiel dieses Kavaliers nicht 58
typisch für die Mehrheit der Männer, die eine Partnerin suchen. Es zeigt aber, welche Möglichkeiten sich einem Junggesellen bieten, wenn er nur weiß, was er will, und wenn er bemüht ist, seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Je öfter man es versucht, desto erstaunter stellt man fest, wie leicht es ist, eine Brücke zum anderen Geschlecht zu schlagen. Denn die Frauen beißen nicht. Sie schlagen bei Annäherung eines Mannes auch nicht um sich. Und sie haben bisher auch noch keinen Kerl gefressen. Von den Kannibalinnen auf Borneo oder Sumatra einmal abgesehen. Aber dort unterliegt der Flirt wie auch die Brautwerbung sicherlich ohnehin ganz anderen Gesetzen als bei uns. Die Kommunikation zwischen Mann und Frau ist einer der natürlichsten Vorgänge von der Welt. Nur in Klöstern mögen Ausnahmen die Regel sein. Ansonsten aber gibt es keine Schranken oder Abgründe, welche die Geschlechter trennen. Im Gegenteil. Seit Anbeginn der Menschheit zieht es Mann und Frau zueinander hin. Nicht von ungefähr reichte Eva mit berechnendem Augenaufschlag Adam den unheilvollen Apfel. Im Sandkasten des Spielplatzes kommen sich Jungen und Mädchen in paradiesischer Nacktheit mit entwaffnender Natürlichkeit entgegen. Hier ist die Welt der beiden Geschlechter noch in Ordnung. Keine Peinlichkeit kommt auf, keine falsche Scham bringt die kleinen Knirpse in Verlegenheit. Keine Verlogenheit stürzt sie in psychische Konflikte, weil die unaufrichtige Erziehung noch nicht eingesetzt hat und deshalb noch keine ungesunden Verhaltensnormen in den kindlichen Hirnen zu verankern vermochte. Wir alle sind als höchst sinnliche Wesen geboren worden, 59
sagt die amerikanische Sexualwissenschaftlerin Paula Newhorn. Das war unser ursprünglicher Zustand. Aber unglücklicherweise wurden die meisten von uns schon als Kinder dieser Natürlichkeit entwöhnt. Verringerte sinnliche und gefühlsmäßige Empfindungen sind das Ergebnis umweltbedingter, behindernder Einflüsse. Die Diktatur des Verstandes entwickelt sich planmäßig, bis sie die Gefühlswelt beherrscht. Immer mehr sinnliche Stimuli beginnen der Zensur zu unterliegen. Zum Glück ist diese Diktatur nicht unüberwindlich. Das Paradies der Kindheit läßt sich wiederentdecken. Denn es liegt noch immer in uns selbst. Jeder Mann sollte sich auf seine Sinnlichkeit konzentrieren und sie als selbstverständlichen Bestandteil seiner Person, besser seiner Persönlichkeit, akzeptieren. Wer sich seiner Sinnlichkeit bewußt geworden ist, der findet auch zu einem gesunden Verständnis seiner Sexualität, die einen wichtigen Faktor dieser Sinnlichkeit darstellt. Er wird sich und auch andere als menschliche Wesen erleben und nicht als Mann oder Frau. So vermag er sich selbst als Teil der Natur zu erkennen. Er begreift, daß Geschlechtlichkeit, einerlei ob sie männlich oder weiblich ist, keinen Anlaß zu Unsicherheit, Angst oder gar Panik bietet. Das Verhältnis zu unserer Sexualität wird dann endlich frei von Furcht sein und auch bleiben. Wenn man sich die Männer einmal näher ansieht, die bei Frauen immer wieder so viel Anklang finden, dann stellt man erstaunt fest, daß es weder ihr Reichtum ist noch ihr blendendes Aussehen, womit sie die Schönen besiegen. Denn bezeichnend oft sind sie alles andere als wohlhabend und alles andere als schön. An ihrem überwältigenden Charme kann es auch nicht liegen. Häufig verhalten 60
sie sich selbst dem begehrenswertesten Mädchen gegenüber so primitiv geistlos, daß sogar ein unbeteiligter Beobachter ein beinahe schmerzhaftes Gefühl der Peinlichkeit nicht zu unterdrücken vermag. Mit abgedroschenen Redensarten und billigen Komplimenten, mit fadenscheinigen Keckheiten, dünnen Witzchen und Schnodderigkeiten, die sie vermutlich für geschliffene Schlagfertigkeit halten, versuchen sie den ersten, wichtigen Kontakt zu schließen - und sie haben außerordentlich oft Glück. Die Frau geht auf ihre Scherze ein, antwortet mit blitzenden Augen und zeigt unverhohlen, daß sie, aus welchen Gründen auch immer, einer Annäherung des Mannes keineswegs völlig abweisend gegenübersteht. Man könnte aus der Haut fahren. Aber so ist nun mal das Leben! Während der feinfühlige Mann noch krampfhaft überlegt, wie er die ins Auge gefaßte Eva formvollendet und charmant ansprechen soll, während er noch mit seinen Hemmungen kämpft und über den eigenen Schatten zu springen versucht, hat der unkomplizierte Bursche längst seine ersten «Breitseiten» abgeschossen und einen deutlich sichtbaren Volltreffer erzielt, der ihm signalisiert, daß die Festung keinesfalls uneinnehmbar ist. Vielleicht bedarf es noch nicht einmal einer langwierigen Belagerung, sondern lediglich eines kühnen Handstreiches, um den totalen Sieg auf der ganzen Linie zu erringen. Das Geheimnis jener erfolgreichen Eroberer ist schnell gelüftet. Sie packen die Gelegenheit ohne falsche Skrupel beim Schöpfe, weil sie erstens keine Angst vor den Frauen, zweitens keine Angst vor dem Versagen und drittens keine Angst vor einer Abfuhr haben. Sie betrachten ein Mädchen als gleichrangigen und gleichwertigen Menschen, mit dem es ins Gespräch zu kommen gilt. Sie 61
wissen, daß die Frauen im Grunde nicht weniger unsicher sind als wir Männer, und sie haben darüber hinaus erkannt, daß ein weibliches Wesen, einerlei ob bescheidenes Mädchen oder grand Dame, nicht intelligenter oder anspruchsvoller sein muß als ein ebenso durchschnittlicher Mann. Die Menschheit ist in der erdrückenden Überzahl aller Fälle schon mit dem Mittelmaß zufrieden. Das Außergewöhnliche findet sie im Film. Es gibt nur drei Hindernisse, die einem Manne auf der Suche nach einer Frau wirklich zu schaffen machen können, noch ehe er richtig begonnen hat, um sie zu werben. Es sind Minderwertigkeitsgefühle, Schüchternheit wie auch Hemmungen und letztlich die Angst vor dem'se-xuellen Versagen. Diese drei Handicaps treten so häufig auf, daß kaum ein Mann völlig von ihnen verschont bleibt. Aber er braucht sie keineswegs resignierend hinzunehmen. Wenn er nur energisch genug gegen sie ankämpft, hat er die besten Chancen, sie zu überwinden. Denn sie sind nicht unabänderlich. Vorbedingung für einen Sieg über diese Schwächen ist es allerdings, daß man sie erkennt, sich ihrer bewußt wird und sie keinesfalls bagatellisiert. Die meisten betroffenen Männer nämlich haben sich daran gewöhnt, mit ihnen zu leben. Sie sind bequem geworden und trösten sich mit der im tiefsten Ich verwurzelten Überzeugung, daß sie nicht der Typ sind, Frauen um den kleinen Finger zu wik-keln, daß es ihnen aber besser als all den anderen Dummköpfen gelänge, wenn sie es einmal versuchen würden. Leider bleibt es fast immer bei dieser Feststellung, und eines Tages heiraten solche Männer eine Frau, die sie zwar 62
nicht gerade überschwenglich lieben und die sie eigentlich nur genommen haben, weil diese Frau sich um sie bemüht - und gewonnen hat. Statt als Jäger auf die Pirsch zu gehen, sind sie als wehrloses Opfer in die raffiniert ausgelegte Falle getappt. Ein Mann muß ehrlich zu sich selbst sein. Nur wenn er seine Fehler richtig einschätzt, bietet sich ihm die Möglichkeit, sie zu korrigieren oder aber mit ihnen zu leben, ohne daß sie ihn belasten und anderen Menschen ins Auge fallen. Wer sich seiner Schüchternheit voll bewußt ist und sie als einen Teil seines Charakters akzeptiert, kann sie - sofern er sich außerstande sieht, sie zu eliminieren - sinnvoll nutzen, indem er sie zu einer Tugend erhebt und sie gezielt in seine Pläne einbaut. Ungezählte Frauen schwärmen für kultivierte, zurückhaltende Männer, erwarten freilich jedoch von ihnen zumindest ein Minimum persönlichen Engagements. Wer dünne Arme und einen schmalen Brustkorb besitzt, sollte nicht den Hochleistungssportler markieren, und ein netter Junge, der mit geistigen Gütern nur spärlich gesegnet ist, tut gut daran, nicht gerade mit seiner Intelligenz zu renommieren. Wer wollte es ihm verbieten, sich einfach so zu geben, wie die Natur ihn geschaffen hat? Ein unkompliziertes, hübsches Mädchen sagte mir einmal: «Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum die Männer immer so aufschneiden müssen. Wir Frauen mögen sie doch gerade so, wie sie nun einmal sind. Und wenn der Richtige kommt, dann ist es uns egal, ob er Flugkapitän ist oder Arbeiter. Nur lieb muß er sein!» Natürlich ist es erlaubt und sogar empfehlenswert, die eigenen Vorzüge ins rechte Licht zu setzen, solange man nicht übertreibt. Man muß nur seine eigenen Grenzen 63
kennen und sich hüten, sie leichtfertig zu überschreiten. Der feinsinnige Poet besticht vermutlich durch seine romantische Verträumtheit, während der urgesunde Naturbursche die Frauenherzen mit unkomplizierter Aufrichtigkeit erobert. Wenn aber eben dieser Naturbursche plötzlich Hölderlin zu zitieren beginnt, dann erntet er höchstwahrscheinlich ebenso unfreiwilliges Hohngelächter wie der sensible Dichter, der versucht, im Wettstreit mit einem athletischen Hofschmied seinen kaum vorhandenen Bizeps spielen zu lassen. Jeder Mann sollte sich eben auf die Bereiche des Lebens beschränken, die er meisterlich oder zumindest sicher beherrscht. Auch darf er seine Talente nur dort anwenden, wo sie wirklich angebracht erscheinen. Vermutlich riskiert der formvollendete Kavalier eine Ohrfeige, wenn er in einem alpenländischen Kuhstall der verständnislosen Magd die Hand zu küssen versucht. Sie wird sich beleidigt fühlen und in ihrem verletzten Stolz nach dem bärenstarken Knecht rufen, falls sie es nicht vorzieht, selber kräftig hinzulangen. Andererseits beschwört der Jungbauer aus dem Oberammergau allerhand Unheil herauf, wenn er zu nächtlicher Stunde in einem Hamburger Villenviertel leise eine Leiter an eine Hauswand stellt, um bei einer schmucken Deern fensterin zu gehen. Ein Strafverfahren wegen versuchten Einbruchs ist das mindeste, was ihm bei diesem handfesten Flirt droht, sofern der Staatsanwalt nicht gar Anklage wegen versuchter Notzucht erhebt. Männer sind also gut beraten, wenn sie sich auf der Suche nach einer passenden Frau überwiegend in den Kreisen umschauen, die ihnen vertraut sind. Mag ein kleines Abenteuer mit einer Partnerin aus einem anderen Milieu 64
auch noch so pikant und herzerfrischend erscheinen, auf die Dauer wird eine solche Verbindung nur selten gutgehen. Nicht umsonst sagten bereits unsere weisen Airvorderen: Schuster, bleib bei deinem Leisten! Aber schweifen wir nicht noch weiter ab! Kehren wir zurück auf den Boden der Tatsachen und halten wir uns wieder an unser Thema! Wer hindert eigentlich einen Mann daran, nicht nur seine Vorzüge zu zeigen, sondern darüber hinaus auch mit seinen kleineren und größeren Schwächen zu kokettieren? Er muß nur über seinen Fehlern und über der Situation stehen. Dann verlieren seine Mängel viel von ihrem Schrecken und wirken sich bisweilen sogar segensreich aus. Ich kenne einen Diplom-Physiker, der schon auf der Schule mit Hemmungen und Schüchternheit geradezu geschlagen war. Er errötete bereits bis unter die Haarwurzeln, wenn ihn ein junges Mädchen auch nur mit einem flüchtigen Blick streifte. Niemals sah man ihn mit einer Freundin, weil er stets einsam blieb. Er würde sich eher die Zunge abgebissen haben, ehe er eine Frau angesprochen hätte. Mit den Jahren verstärkte sich seine Schüchternheit. Es sah aus, als steigere sie sich zu einem krankhaften Komplex. Aus lauter Verzweiflung stürzte er sich in seine Arbeit. Er bestand sein Staatsexamen an der Universität mit den allerbesten Noten, aber er wurde dieses Erfolges nicht recht froh, weil er sich bei den Frauen als hundertprozentiger Versager fühlte. Dabei hatte er doch noch nie in seinem Leben auch nur den geringsten Versuch unternommen, ein Mädchen zu umwerben. Bis er sich eines Tages todesmutig entschloß, über seinen Schatten zu springen. In einem Tanzcafe sprach er 65
klopfenden Herzens ein hübsches Mädchen an. Dabei tat er unbewußt das Richtige. Er gestand der Kleinen zögernd und stockend, wie schüchtern er sei und welche Überwindung ihn dieser Schritt kostete. Der Erfolg war überwältigend. Dem Mädchen gefiel seine Offenheit. Die Schöne ließ sich durch seinen Mut beeindrucken, und weil er durch seine bescheidene Zurückhaltung vorteilhaft von den anderen ungehemmten Männern abstach, ermunterte sie ihn, vollends aus der Reserve vorzutreten. Der Bann war gebrochen. Die beiden wurden ein glückliches Paar, bis die Partnerschaft nach einigen Monaten aus irgendeinem Grunde, den ich heute nicht mehr weiß, auseinanderging. Zwar legte der junge Physiker auch jetzt seine Schüchternheit nicht ab, sosehr er sich auch um ihre Überwindung bemühte. Aber er benutzte sie nun als sicheres Mittel zum Zweck. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, auch die sprödeste Frau zu erweichen. Seine demonstrierte Hilflosigkeit und sein trauriger Blick zogen immer. Er hatte eine wirkungsvolle Masche gefunden, die ihm den Weg zum Herzen der Damen ebnete und alle Türen öffnete. Man kann sagen, daß er sich in seiner Schüchternheit pudelwohl fühlte. Vor einigen Jahren umwarb er mit gewohnter, zurückhaltender Bescheidenheit eine bekannte Schauspielerin, nach der sich ungezählte Männer von Format die Hak-ken schiefgelaufen hatten. Er bekam sie, und kürzlich heirateten beide. Ein schüchterner Bursche voller Hemmungen triumphierte über eine Meute ausgekochter, erfolggewohnter Casanovas, die er auf die Plätze verwies. Dieses Beispiel sollte den ungezählten Leidensgenossen jenes Physikers Mut machen. Es ist nicht einzusehen, 66
warum sie nicht ebenfalls aus ihren nur scheinbar negativen Eigenschaften Kapital schlagen könnten. Ein Versuch lohnt bestimmt Und er wird kaum schaden. Die Chancen stehen gut. In der Liebe ist es wie im Beruf. Ein Mann muß sich gut verkaufen. Ob Künstler, Artist, Musiker oder Vertreter, sie alle leben davon, daß sie sich ins rechte Licht setzen und vorteilhaft anpreisen. Jedermann weiß, daß beispielsweise zwei Hochseilartisten, die das gleiche Risiko eingehen und gleich schwere Kunststücke unter Lebensgefahr vollbringen, oftmals völlig unterschiedlich «ankommen». Der eine wird frenetisch umjubelt und überschwenglich gefeiert, während der andere nur bescheidene Achtungserfolge erringt, weil er sich psychologisch nicht so wirkungsvoll in Szene zu setzen versteht. Wer kennt nicht den erfolgreichen Vertreter, der allabendlich eine dicke Aktentasche voller Aufträge heimbringt und die verbissenen Mitbewerber lässig aus dem Felde schlägt? Denn er vermag es, sich und damit auch seine Waren besser anzubieten. Warum reißt der eine Conferencier das Publikum zu wahren Beifallsstürmen hin, und weshalb rührt sich beim Vortrag seines Kollegen im Saal kaum eine Hand, obwohl dessen Witze keinesfalls schlechter sind? Es kommt eben immer darauf an, wie geschickt man sein Angebot serviert. Die Zahl der Beispiele ist endlos und würde ganze Bände füllen, wenn man sie anführen wollte. Jeder Mann hat es selbst im Griff, aus seinen Fähigkeiten das Beste zu machen. Die Welt ist ein Markt, auf dem er sich gut verkaufen muß, um vor der Konkurrenz bestehen zu können. Und die Konkurrenz - machen wir uns nichts vor - ist gerade in der Liebe groß, weil sie keines 67
hohen Einsatzes bedarf. Deshalb sind alle Mittel erlaubt, mögen sie auch noch so hemdsärmelig und unfair sein. Will ein Mann bei den Frauen zum Zuge kommen, muß er sich konsequent um ihre Aufmerksamkeit bemühen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als werbewirksam auf sich hinzuweisen. Nur so weckt er weibliche Neugier und frauliches Interesse an seiner Person. Denn es ist in allerhöchstem Maße unwahrscheinlich, daß ihn eine Schöne, die von seiner Existenz nicht einmal etwas ahnt, im tiefsten Dschungel des Lebens aufspürt und dann auch noch an die Hand nimmt, um ihn schnurstracks und ohne Widerrede ins Paradies aller Lüste zu führen. Vor den Frauen allerdings, die so etwas doch versuchen, sollte er sich tunlichst in acht nehmen. Sie besitzen vermutlich offene oder verborgene Fehler, vor denen andere Männer nicht ohne Grund zurückgeschreckt sind. Hier ist zumindest Vorsicht geboten. Der kluge Mann wird aus seinem Typ das Beste machen. Ändern freilich kann er sich bestimmt nicht, weil sein Charakter angeboren und nicht austauschbar ist. Ebensowenig würde es ihm gelingen, aus seiner Haut zu schlüpfen. Aber er hat die Möglichkeit, seine Tugenden zu kultivieren und seine Schwächen zu mildern, indem er die Vorzüge hervorhebt und eventuell aktiviert, die Fehler und Mängel hingegen überspielt und nach Möglichkeit verkümmern zu lassen versucht. Er wird erfolgreicher sein als er anfänglich zu hoffen gewagt hat. Das ist eine Tatsache. Auf jeden Fall aber muß er die umworbene Frau wissen lassen, daß er sie begehrt und sich nichts sehnlicher wünscht als sie zu gewinnen. Wohl jeder hat schon einmal eine Frau sagen gehört: «Hätte ich nur geahnt, daß Tommy mich liebt, ich wäre tausendmal lie68
her mit ihm zum Standesamt gegangen als mit Peter!» Aber Peter hat sie bekommen, weil er die Mühe nicht scheute, um sie zu werben. Jeder Mann hat sein Liebesglück selbst in der Hand. Patentlösungen und todsichere Tricks, eine Frau herumzukriegen, gibt es allerdings nicht, und es wird sie auch niemals geben. Denn jedes Mädchen ist ein individuelles Wesen, das auf ganz persönliche, spezifische Reize anspricht und reagiert. Was die eine Frau hell begeistert, das stößt die andere vielleicht rigoros ab. Und umgekehrt. Am Manne liegt es herauszufinden, was seine angebetete Eva mag und was sie ablehnt. Sie wird ihm dieses Unterfangen zweifellos erleichtern, sofern sie auch nur geringfügig an ihm interessiert ist. Allerdings sollte er ihre diskreten Fingerzeige auch beherzigen. Frauen verstehen es nämlich meisterhaft, einen Mann zu ermuntern, wenn sie nur wollen. Er muß nur ihre heimlichen Zeichen richtig zu deuten wissen. Gut beraten ist der Mann, der sich bei der Werbung um eine Schöne nicht verstellt. Er mag eine angenommene Rolle zeitweise noch so gut spielen, auf die Dauer ist es noch keinem gelungen, die Täuschung konsequent durchzuhalten. Irgendwann, meistens schon sehr bald, fällt dann die Maske, und das wahre Ich bricht wieder durch. Kein intelligenter Zeitgenosse wird deshalb falsche Vorstellungen zu erwecken versuchen, denen er über kurz oder lang nicht gerecht zu werden vermag, es sei denn, er ist auf ein kurzes, flüchtiges Abenteuer aus. Und dafür sollte ihm jedes Mädchen zu schade sein, sofern nicht auch sie ihm zu verstehen gibt, daß sie ebenfalls nur vorübergehenden Nervenkitzel sucht. In solchen Fällen hei69
ligt das gemeinsame Einverständnis sowohl die Art als auch den Zweck der gegenseitigen Beziehung. Männer sollten auf jeden Fall ehrlich sein. Ihre Aufrichtigkeit schafft eine Basis des Vertrauens. Und wer das Vertrauen einer Frau gewinnt, der hat meistens schon halb gesiegt. Denn sie offenbart sich vorbehaltlos nur einem Manne, den sie auch lieben könnte. Und die höchste Steigerung des Vertrauens gipfelt in der körperlichen Hingabe. Wenn es auch keine narrensicheren Patentrezepte und Tricks gibt, stehen einem Manne doch viele Wege offen, eine Frau anzusprechen und kennenzulernen. Dabei schälen sich drei Methoden besonders heraus: 1. Der schüchterne, zurückhaltende Typ versucht sein Glück im konventionellen Gespräch, das er mit entwaffnender Offenheit beginnt. Dabei darf er ohne weiteres seine Hemmungen anklingen lassen, mit denen er beweist, daß die improvisierte Kontaktaufnahme keinesfalls zu seinen Gewohnheiten gehört und tatsächlich ein ungewöhnliches Mittel darstellt, zu dem er nur Zuflucht nimmt, um die unwiederbringliche Gelegenheit nicht entfliehen zu lassen, seine Traumfrau kennenzulernen. Selbstredend kann es nicht schaden, wenn der Mann ein wenig melancholischen Charme einfließen läßt. Es ist sicher, daß die Angesprochene nicht unbeeindruckt bleibt. Und selbst wenn sie ihm einen Korb gibt, wird sie ihn sehr sanft und mitfühlend überreichen. Auch im al-lerschlimmsten Falle kann dann von einer Abfuhr keine Rede sein, sondern höchstens von bedauernder Unmöglichkeit. Der Mann wahrt sein Gesicht, und er darf sich überdies damit trösten, daß er mit 70
seinem Kontaktversuch einer hübschen Frau ein artiges Kompliment gemacht hat, das sie mit Stolz erfüllt und an das sie noch lange verklärt zurückdenken wird. 2. Der kecke, forsche Typ wird alles daransetzen, die Frau seiner Wahl durch einen unerwarteten Angriff zu überrumpeln. Das Überraschungsmoment sichert ihm ungeahnte strategische Vorteile, die es zu nutzen gilt. Aber während man den schüchternen, zurückhaltenden Mann ruhig zu kühnem Engagement ermuntern darf, muß man diesem unternehmungslustigen Eroberer raten, sich zu zügeln und nicht über das Ziel hinauszuschießen. Er muß gebremst werden, wenn er keinen irreparablen «Flurschaden» anrichten soll. Vor allem sei ihm ans Herz gelegt, daß es plumpe Frechheiten zu vermeiden gilt. Rohe Redensarten verstimmen jede Frau, selbst wenn sie noch so harmlos gemeint sind. Auch ein Draufgänger muß Fingerspitzengefühl besitzen, wenn er beim schwachen Geschlecht Erfolg haben will. Geistloses Selbstbewußtsein führt ebensowenig zum Ziel wie ungedämpfte Überheblichkeit. Nur zu viele Männer, die sich über Minderwertigkeitskomplexe nicht gerade zu beklagen haben, können einfach nicht begreifen, warum sie beim anderen Geschlecht nicht ankommen, obwohl sie jede sich bietende Gelegenheit nutzen. Der Grund liegt auf der Hand. Statt mit gebremstem Schaum zu manövrieren, drücken sie voll auf die Tube und verschrecken jedes Mädchen mit halbstarker Rüpelhaftigkeit. Besonders schlimm wird es, wenn sie im Rudel auftreten und sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Dann bleibt die Liebe auf der Strecke, 71
und ihre Bemühungen enden in einem vorauszusehenden Fiasko. Würden sie gezähmter und beherrschter agieren und mehr Rücksicht zeigen, sie hätten ohne Zweifel viel öfter den angestrebten Erfolg, der ihnen so häufig versagt bleibt. Ein sieghafter, besitzergreifender Auftritt führt eben nur dann zum Ziel, wenn das Temperament wohldosiert eingesetzt wird und die Kühnheit sich dem Taktgefühl unterordnet. Wer über kein feines Empfinden verfügt, der sollte ohnehin lieber die Finger von den Frauen lassen. Er hat sie nicht verdient. 3. Der lebenserfahrene, gewandte Typ des Bonvivant versucht die Frauen mit überlegenem Charme zu verführen, den er im Übermaß verströmt und mit vollen Händen in die Waagschale wirft. Er wickelt seine Auserwählte um den kleinen Finger, indem er Komplimente und andere Artigkeiten formuliert, die den Damen gar vorzüglich schmecken. Er bekräftigt seine Liebe mit tausend Eiden, beherrscht die Skala aller Leidenschaften und gibt erst auf, wenn er ein Mädchen besiegt hat. Diese Männer brauchen am allerwenigsten guten Rat oder hilfreiche Tricks. Sie sind in allen Sätteln gerecht, wissen das richtige Wort zur rechten Zeit zu finden und geraten niemals in Verlegenheit. Weil sie niemals aus der Rolle fallen und in jeder Situation Lebensart zu zeigen verstehen, finden sie vor allem bei den reiferen Evastöchtern Anklang. Aber auch erstaunlich viele junge Mädchen gehen ihnen ins Netz. Die Welt ist voll von älteren, graumelierten und sogar weißhaarigen Bonvivants, die sich im Herbst ihres Daseins mit begehrenswerten Schönheiten umgeben. Denn bei ihnen finden die 72
Frauen Verständnis und Geborgenheit, die sie bei jüngeren Männern vergeblich suchen. Und sie werden nur selten enttäuscht. Der lebenserfahrene Kavalier weiß nämlich wie kaum ein anderer, was er einer Frau schuldig ist. Ihn darf man als den erfolgreichsten Typ bezeichnen, an dem sich kluge Burschen neidlos orientieren sollten. Sie können unendlich viel bei ihm lernen. Diese drei auf den jeweiligen Typus des Mannes abgestimmten Praktiken wiederholen sich ständig, auch wenn sie noch so ideenreich und phantasievoll variiert werden. Trotzdem gehört die Improvisation spontaner Kontaktaufnahme nicht zu den gebräuchlichsten Gepflogenheiten auf dem erotischen Sektor. Denn so vielversprechend sie auch immer sein mag, ziehen die meisten Männer bequemere und weniger riskante Wege vor, wenn es darum geht, ein Mädchen kennenzulernen und zu erobern. Die Herren der Schöpfung sind nämlich nicht nur faul, sondern auch feige, von Ausnahmen abgesehen. Ihnen mangelt es zum Leidwesen der erwartungsvollen Damen viel zu häufig an der notwendigen Zivilcourage. Fast alle werden von Hemmungen gequält. Niemand braucht den Kopf resignierend hängenzulassen, nur weil er sich für unscheinbar oder gar häßlich hält. Jeder Adam sollte wissen, daß es den wirklich abstoßenden Mann nicht oder höchstens ganz selten gibt, weshalb er kaum eine Chance hat, zur Gruppe dieser hoffnungslosen Exemplare zu gehören. Meist bilden sich die armen Burschen ihre mangelnde Attraktivität nur ein, weil sie nicht in der Spitzenklasse der männlichen Schönheitsgalerie vertreten sind. Dabei züchten sie ihre Minderwertigkeitskomplexe zur Größe ausgewachsener Ele73
fanten heran, von denen sie schließlich erdrückt werden. Nicht etwa ihr Aussehen trägt die Schuld an der Erfolglosigkeit beim anderen Geschlecht. Die Komplexe sind es, denen sie ihre Niederlagen verdanken. Optische Mängel lassen sich fast stets durch gewissenhafte Körperpflege ausgleichen. Gewaschenes Haar sieht anziehender aus als eine schuppenübersäte Mähne, und mag sie noch so voll und üppig sprießen. Saubere Fingernägel wecken größere Sympathien als die edelsten Künstlerhände, die sich permanent nach Wasser und Seife sehnen, und ein netter Junge in adretter Kleidung, die ruhig salopp sein darf, besticht Frauenblicke mehr als der athletische Muskelprotz in einer speckigen Hülle. Männliche Schönheit kennt glücklicherweise keine Norm. Sie liegt allein im Auge der Betrachterin, über Geschmack läßt sich nun mal nicht streiten. Jede Frau hat ein anderes Ideal. Die eine bevorzugt den superschlanken, gewandten Typ, die andere wieder zieht den breitschultrigen, bedächtigen Mann vor, und noch eine andere gerät vielleicht ins Schwärmen, wenn sie einen introvertierten Jungen kennenlernt, dessen Zurückhaltung in ihr romantische Gefühle weckt. Damit soll freilich nicht bestritten werden, daß manche Männer im Anfang auf einen größeren Kreis von Frauen wirken als andere. Wir alle kennen doch den Mann, der im landläufigen Sinne weder hübsch noch klug ist, trotzdem aber die Mädchen geradezu magnetisch anzieht, während ausgesprochene Filmschönheiten dieser Spezies trotz ihrer vollendeten Umgangsformen so langweilig und nichtssagend wirken, daß sie keine Partnerin zu halten vermögen. So kommt es tatsächlich weniger darauf an, ob ein Mann gut74
aussieht. Wichtig ist allein, daß er Erfolg bei Frauen hat Der Erfolg jedoch ist einzig und allein an die sexuelle Ausstrahlung gebunden. Äußere Vorzüge wecken bestenfalls das weibliche Interesse, das jedoch rasch wieder abklingt, wenn hinter der maskulinen Schönheit keine wirklichen Qualitäten verborgen sind. Selbstredend muß kein Mann ständig auf der Jagd sein, um eine passende Frau zu finden. Aber ein Mindestmaß von Aktivität gehört nun einmal dazu, wenn er hin und wieder Erfolg in der Liebe haben will, bis er endlich die Richtige entdeckt und erobert hat. Je wählerischer ein Mann ist, desto länger wird er suchen müssen, bis er das Ziel seiner heimlichen Wünsche erreicht hat. Der Sieg bei einer umschwärmten Schönen setzt überdies Beharrlichkeit und Ausdauer voraus. Glück hat auch in der Liebe auf die Dauer nur der Tüchtige. Bedenkenlos darf der suchende Mann seine Freunde als Quelle für neue Kontakte ausnutzen. Und wenn es gute Freunde sind, dann darf er sie sogar skrupellos strapazieren. Das ist besser, als sich passiv von ihnen als geselliger Pausenclown gebrauchen zu lassen. Man wird ihm sicher Verständnis entgegenbringen. Der Junggeselle kann seine Wünsche ruhig spezifizieren. Er muß sagen, was er bei Frauen liebt und was er nicht mag. Er soll seine Vorstellungen so genau wie möglich beschreiben und präzise sein. Ein Mann, der zielstrebig die Initiative ergreift, um eine Frau zu ködern, hat tausendmal größere Chancen als einer, der auf den Zufall wartet und darüber eventuell steinalt wird. Wer unentschlossen zögert, der kommt nicht weiter. Es ist doch wirklich nicht schwer, eine Frau mit kultivierter 75
Noblesse und gewinnendem Charme zu umgarnen. Ein aufmunternder Blick und ein lobendes Wort kosten keine Überwindung, solange man keine umständliche «Staatsaktion» daraus macht. Jede Frau, jedes Mädchen wird entwaffnet, wenn ein Mann ihr zu verstehen gibt, daß er sie mag. Mit einem einzigen gezielten, wohlgesetzten Kompliment erschüttert er selbst die ausgekochteste Männerhasserin in ihrer zynischen Selbstsicherheit. Selbstverständlich muß sich ein Mann auf der Suche nach einem weiblichen Pendant in die Gesellschaft von Frauen begeben. Sonst verringern sich seine Chancen rapide. In einem Fußballclub, im männlichen Kegelverein oder in der Verbindung ehemaliger Hochseematrosen ist er bei seinen Bemühungen fehl am Platze. Natürlich muß der Mann auch sonst gezielt vorgehen. Es genügt nicht, die Orte aufzusuchen, an denen Frauen zu finden sind. Es müssen auch die richtigen Orte sein. Eine Jungfrau findet er bestimmt nicht im Eros-Center oder hinter dem Tresen einer Nachtbar, während er im Tagesraum der Frauenschaftsriege e.V., die sich rigoros gegen vorehelichen Geschlechtsverkehr wendet, kaum auf einen vollbusigen, willigen Vamp treffen wird. Es gibt allerdings den Glückspilz, der überall fündig wird. Auf einer reinen Herrenpartie am Vatertag reißt er die einzige bildhübsche Kellnerin des Gartenlokals auf. Im gemischten Kirchenchor fällt ihm die einzige wirkliche Schönheit des ganzen Landkreises buchstäblich in den Schoß. Und in der Militärkaserne wirft sich ihm unter tausend Kameraden die einzige und überdies außerordentlich begehrenswerte Stabsärztin an den Hals. Aber das ist kein Glück mehr. Das ist eine unerforschli76
ehe Fügung, deren Logik sich jeder irdischen Analyse entzieht. Die Juden bezeichnen so etwas ganz einfach als «Massel». Ein junger Student, der ein keineswegs erfolgloses Liebesleben führt, bevorzugt ein zweispuriges Verfahren, um sich seine Gespielinnen zu suchen. Er nennt es die allgemeine und die systematische Methode. Die allgemeine Taktik besteht darin, daß er jede Party besucht, zu der er eingeladen ist. Er versäumt keinen Tanzabend, kein Jazz-Konzert, keine Geburtstagsfeier, keinen Betriebsausflug oder was auch immer eine Frau anzieht, die zu ihm passen könnte. Und er behauptet, daß diese allgemeine Taktik Gold wert ist. Denn fast immer findet er, was er sucht. Wem das Leben vieles bietet, dem wird es wenigstens etwas bringen. Die systematische Taktik gehorcht anderen Gesetzen. Um sie anzuwenden, muß sich der Mann vorher genau überlegen, welcher Typ Frau ihn besonders anzieht und zu ihm paßt. Dann braucht er sich nur noch gezielt auf den Weg zu machen und sie aufzuspüren, was übrigens leichter ist, als es sich anhört. Eine sportliche Schöne findet man im Tennis-Club, bei den Treffpunkten der Schwimmer oder im Reiterverein. Ein häusliches Mädchen sucht man tunlichst dort, wo hauswirtschaftliche Talente gepflegt werden, also im Kochkursus der Volkshochschule beispielsweise oder im Handarbeitszirkel. Und die musische Eva ist vermutlich in Bibliotheken, Musikvereinigungen und Universitäten zu Hause, bestimmt nicht in Bars und Diskotheken, obwohl natürlich keine Regel ohne Ausnahmen denkbar wäre. Im Grunde ist alles leichter, als man befürchten müßte. Aber ohne Initiative und mit zu großen Hemmungen 77
wird jeder Versuch ein Schlag ins Wasser werden. Hemmungen sind die schlechtesten Voraussetzungen für einen Erfolg beim anderen Geschlecht. Nicht wenige Männer leiden so sehr unter ihrer sichtbaren Unzulänglichkeit, daß sie sich nur bei häßlichen Mädchen zu einem spontanen Angriff aufraffen. Weil sie sich selbst für unansehnlich halten, verläßt sie angesichts attraktiver Frauen der Mut. Ein mit Komplexen beladener junger Bursche gesteht offen seine Verklemmtheit ein: «Die meisten normalen Männer ziehen Mädchen vor, die einigermaßen gut aussehen. Es müssen ja keine ausgesprochenen Schönheitsköniginnen sein. Aber irgendwo besitzen sie ihre Reize. Ich hingegen kann mit hübschen Frauen einfach nichts anfangen. In ihrer Gegenwart stellen sich bei mir Herzflattern und sogar Schwindelanfälle ein. Nur wenn ich ein Mädchen sehe, das äußerlich ohne jede Anziehungskraft ist, komme ich in Fahrt. Um ein Mädchen fürs Bett zu finden, erregt mich die Vorstellung, ein weibliches Wesen mit abstoßenden Zügen zu verführen. Je häßlicher meine Auserwählte ist, desto ruhiger werde ich, und um so größere Genugtuung erfüllt mich. Natürlich habe ich schon zahlreiche Eroberungen gemacht, denn die häßlichen Mädchen sind stets sehr willig, weil sie wissen, daß sich ihnen nicht allzu viele Chancen bieten. Kürzlich besuchte ich mit einem guten Freund unseren Fotoclub, in dem mir sofort eine junge Frau auffiel, die wirklich nicht zu übersehen war. Denn sie ist das abstoßendste Wesen, das ich jemals erblickt habe: außerordentlich fett, unproportioniert, mit schrecklich vielen schwarzen Haaren an den Beinen und einem ebensol78
chen Schnurrbart über der Oberlippe. Als ich sie sah, stieg in mir das Verlangen auf, mit ihr ins Bett zu gehen und die Liebe zu vollziehen. Im Laufe des Abends gelang es mir, die Kleine zu einem Schäferstündchen in meiner Wohnung zu überreden, was mir nicht die geringste Mühe bereitete. Als wir zusammen den Club verließen, bemerkte ich die spöttischen Blicke der anderen anwesenden Männer, die mich in höchste Verlegenheit brachten. In meinem Schlafzimmer stiegen wir nach einigen Drinks sofort ins Bett, wo wir den Beischlaf vollzogen, in dessen Verlauf sie mehrmals zur Klimax kam, bis auch ich den Orgasmus erreichte. Hinterher war mir allerdings so hundeelend, daß ich mich vor mir selber schämte, die Liebe mit einer so unattraktiven Frau genossen zu haben. Ich verabschiedete sie sehr schnell und verfiel anschließend in tiefste Depressionen. Allerdings weiß ich nur zu gut, daß ich mich bei nächster Gelegenheit sofort wieder für eine häßliche Partnerin entscheiden werde. Denn bei hübschen Mädchen bin ich, wie gesagt, unfähig zu einer Erektion.» Es gibt tatsächlich eine stattliche Reihe von Männern, die wissen, daß unscheinbare oder gar unschöne Frauen selbst für die kleinste Aufmerksamkeit eines Mannes dankbar sind und sich deshalb problemlos erobern lassen. Groß ist auch die Gruppe jener Männer, die auf häßliche Frauen infolge früherer zufriedenstellender Sexualerfahrungen fixiert sind. Und dann mag es noch einige Kavaliere geben, die sich in die Vorstellung verrannt haben, daß Sex an sich schon häßlich sei und deshalb auch eine häßliche Gespielin erfordere. In unserem abendländischen Kulturkreis trennen näm79
lieh viele Zeitgenossen ihre sexuellen von den psychischen Wünschen. Sie teilen die Frauen in zwei Kategorien, nämlich in die guten Frauen wie Mutter, Schwester oder Madonna für das Gefühl und in die schlechten für den angeblich schmutzigen Sex. Deshalb suchen sie körperliche Befriedigung allein dort, wo sie sich gefühlsmäßig nicht zu engagieren brauchen, weil sie die Partnerin in jeder Hinsicht abstoßend finden. Die Kluft zwischen psychischen und sexuellen Bedürfnissen hindert manchen Mann daran, Genuß ohne Reue zu finden. Nur wer sich seiner eingebildeten Schuldkomplexe entledigt und wirklich unbelastet das Liebesspiel einleitet, der wird den Beginn, den Vollzug und das Ende einer sexuellen Beziehung unbeschadet überstehen. Ungezwungenheit und Natürlichkeit sind das Geheimnis, mit dem erfolgreiche Liebhaber ihre Siegeszüge begründen. Denn die Angst lahmt nicht nur den Penis, sondern auch die Zunge. Wem der Anblick eines hübschen Mädchens die Sprache verschlägt, der darf nicht erwarten, daß die «Eva» seine Wünsche errät, selbst wenn sie noch so ungeduldig darauf wartet, daß er die Gelegenheit beim Schöpfe packt. Denn die Frauen fürchten eine peinliche Niederlage nicht weniger als die Männer. Allerdings haben sie mehr zu verlieren, weil sich couragiertes Engagement, das nicht zur Verwirklichung führt, bei ihnen besonders verhängnisvoll offenbart. Es verträgt sich einfach nicht mit der passiven Rolle, welche die Gesellschaft ihnen auf den Leib geschrieben hat. Eine Frau, die um einen Mann wirbt und dabei abgewiesen wird, verliert ihr Gesicht. Sie muß darüber hinaus auch befürchten, daß die Umgebung sie nicht nur belächelt, sondern auch verspottet. Die Emanzipation scheint es trotzdem möglich zu ma80
chen. Seit das weibliche Geschlecht sein Selbstbewußtsein zu entdecken beginnt, fassen die Mädchen immer häufiger Mut. Sie wollen nicht mehr länger nur begehrte Objekte sein, sie fangen auch selber an, im sexuellen Bereich Aktivitäten zu entwickeln. Ich habe vorhin vor den Frauen gewarnt, die einen Mann zu überrumpeln versuchen. Und diese Warnung ist durchaus berechtigt. Niemand aber sollte es einer Frau verübeln, wenn sie mit weiblicher Raffinesse und schlan-genhafter Verführung den Mann ihrer Träume zu umgarnen versucht. Dabei darf sie selbstverständlich die unsichtbare Hemmschwelle überschreiten, wenn sie es so unauffällig tut, daß selbst der aufs Korn genommene Mann es nicht gewahr wird. Denn es lohnt sich kaum, wenn ein Mädchen allein aus gesellschaftlichen Hemmungen heraus seine Chancen aufs Spiel setzt. Kein Mensch wird ernsthaft verlangen, daß eine alleinstehende Frau auf ihr Glück verzichtet, nur weil Aktivität noch immer ein Recht zu sein scheint, das in erster Linie dem Manne zugeordnet wird. Zweifellos gilt Passivität auch heute noch immer als urweibliche Tugend. Sie wird im Privatleben ebenso von der Frau verlangt wie in der Gesellschaft, in der Öffentlichkeit und - von wenigen Ausnahmen abgesehen - auch im Beruf. Bei Licht betrachtet, sind Aktivität und Passivität aber beileibe keine Merkmale, die nur für den Mann oder nur für die Frau gelten. Aktivität und Passivität sind weitgehend unabhängig vom Geschlecht. Nur die Tradition hat in dieser Hinsicht Normen gesetzt und Vorurteile geschaffen. Es gibt nämlich auch aktive Frauen und passive Männer. 81
Bei vielen Menschen sind Motivation wie nachgiebige Toleranz gleichwertig nebeneinander existent. Im sexuellen Bereich werden sogar je nach der persönlichen Veranlagung alle nur denkbaren Abarten im geschlechtlichen Wechselspiel auftreten. So kann ein außerordentlich aktiver und männlicher Mann im Sexleben betont passiv empfinden, während umgekehrt eine normalerweise denkbar passiv auftretende Frau bisweilen erstaunliche Aktivitäten in sexueller Hinsicht entwickelt. Sehr oft werden die stärksten Supermänner in den Armen einer Schönen schwach und genießen die weibliche Dominanz mit allen Sinnen. Ein solcher Rollentausch kann sich sogar zu einem aufregenden Spiel entwickeln, bei dem beide Partner voll auf ihre Kosten kommen. Nicht wenige Frauen geraten in Ekstase, wenn sie im Bett einmal die Führung übernehmen und die Zügel an sich reißen. Eine zeitweilige Passivität des Mannes ist weder unnatürlich noch widerspricht sie der männlichen Funktion als Beschützer oder Familienoberhaupt. Die Aktivität der Frau wiederum ist ebensowenig unnatürlich oder gar pervers. Sie widerspricht ebenfalls nicht der weiblichen Rolle als Mutter oder Gefährtin. Als untragbar wird solches Verhalten nur von jenen Leuten empfunden, die noch in alten Vorurteilen befangen sind, welche aus ihrer Erziehung resultieren. Das neue Selbstbewußtsein, das die Frau von heute tagtäglich in ihrem Selbstverständnis stärkt, macht es ihr immer leichter, sich deutlicher und nachdrücklicher als jemals zuvor zu ihrer Sexualität zu bekennen. Erotik und Sex unterliegen nicht mehr so sehr der verdammenden Verachtung, der sie noch vor wenigen Jahren ausgelie82
fert waren. Tabus werden abgebaut, auch wenn sie freilich noch lange nicht ihre Macht verloren haben. Vorurteile und Traditionen besitzen ein langes und zähes Leben. Mancher Mann wäre froh, wenn ihm ein Mädchen die Qual des ersten Schrittes auf dem Wege zur Gemeinsamkeit abnehmen würde. Und nicht selten geht diese vage Hoffnung auch in Erfüllung. Aber kein Bursche sollte sich auf dieses Wunder verlassen. Trotz aller Theorien von Emanzipation und Gleichberechtigung kostet es die Frauen keine geringere Überwindung als die Männer, über den eigenen Schatten zu springen. Schüchterne, zurückhaltende Knaben haben den Routiniers einige Vorteile voraus. Sie sind besonders erfindungsreich, wenn es darum geht, eine Schöne auf sich aufmerksam zu machen und ihr Herz zu gewinnen. Sie ersetzen die Nonchalance der furchtlosen Rivalen durch unerwartete Ideen und hoffen gottergeben, daß die Angebetete leichtfüßig in die ausgelegte Schlinge tappt. Leider haben sie nicht immer Erfolg, weil die Frauen und die Geschicke gleichermaßen unberechenbar sind und sich oft genug jeder mathematischen Kalkulation entziehen. Ein sympathischer, aber außerordentlich gehemmter Junge, der als Kassierer in der Zweigstelle einer Bank arbeitete, verliebte sich in eine hübsche Kundin, die ihn so sehr faszinierte, daß er nachts kaum noch Schlaf fand. Er zermarterte sich das Gehirn auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Aber er schien für die Kleine, die sich an jedem Monatsende ihr Gehalt von ihm auszahlen ließ, einfach Luft zu sein. Sie sah durch ihn hindurch, als sei er aus Glas wie die Panzerscheibe, die ihn von ihr trennte. 83
In seiner Verzweiflung dachte er sich einen nicht ungefährlichen Schachzug aus. Und als das Mädchen wieder einmal erschien, um ihren Scheck einzulösen, blätterte er ihr schnell und unauffällig drei Hunderter zuviel auf das Zahlbrett. Mit klopfendem Herzen beobachtete er, wie die schöne Kundin das Geld zusammenraffte und achtlos in die Handtasche steckte. Das Blut dröhnte in seinen Ohren, als sie die Schalterhalle wieder verließ. Natürlich war dem verliebten Kassierer nicht wohl bei der ganzen Angelegenheit. Denn drei Hunderter bedeuteten zu jener Zeit für ihn ein kleines Vermögen. Aber er wollte es darauf ankommen lassen und seinem Glück einen kleinen Stoß geben. Tatsächlich betrat das niedliche Mädchen kurz vor Geschäftsschluß noch einmal den Kassenraum, sah sich errötend um und näherte sich zielstrebig dem Schalter unseres Kassierers, der vor Aufregung einem Herzinfarkt nahe war. In der Hand hielt sie die drei Hunderter, die sie ratlos hin und her schwenkte. Der Kassierer bekam sein Geld zurück - und das Mädchen dazu. Heute sind beide längst verheiratet. Sie haben zwei Kinder und ein Häuschen im Grünen. Wenn man den liebevollen Gatten fragt, ob das Risiko, das er damals einging, nicht doch sehr hoch gewesen sei, antwortet er lächelnd: «Diese Frau war mir das Wagnis wert. Ich habe ziemlich hoch gepokert, aber gewonnen. Hätte ich es nicht getan, sie würde heute noch nicht wissen, daß es mich gibt!» Solche Übungen seien freilich nicht zur Nachahmung empfohlen, oder nur dann, wenn sich der Spieler den Verlust seines Einsatzes leisten kann. Denn die Schönheit einer Frau ist noch lange keine Garantie für ihre Ehr84
lichkeit, was jedoch auf keinen Fall heißen soll, daß weibliche Anmut zu wachsamer Vorsicht Anlaß geben sollte. In diesem Falle hat Geld eine Ehe gestiftet. Oftmals aber spielt es in den zwischenmenschlichen Beziehungen eine unheilvolle Rolle. Und manchmal wird es sogar als Köder benutzt, der eine kleine Frau alle guten Vorsätze vergessen läßt. Wie in der folgenden Geschichte, für deren Authentizität ich mich allerdings nicht verbürgen kann. So kam an einem Freitagabend kurz vor Geschäftsschluß ein eleganter, weißhaariger Herr mit einer entzük-kenden jungen Dame zu einem Juwelier und ließ sich eine Auswahl der erlesensten Brillantringe vorlegen, von denen das Mädchen einen Reif auswählen durfte. Mit sicherem Geschmack entschied sich die Kleine für das teuerste Objekt, das ein Vermögen kostete. Der charmante Begleiter bezahlte mit einem Scheck, ließ den Brillantring zurücklegen und versprach ihn im Laufe des Montags abzuholen, wenn der Juwelier den Scheck bei der Bank eingelöst haben würde. Dann verließ das ungleiche Paar den Laden, und der Geschäftsmann rieb sich zufrieden die Hände. Er hatte, wie er glaubte, einen guten Gewinn erzielt. Als der weißhaarige Kavalier am Montagnachmittag wiederkam, stürzte der Juwelier erregt auf ihn zu und flüsterte nur mühsam gezügelt: «Mein Herr, der Scheck, den Sie mir gaben, ist nicht gedeckt!» Da lächelte der soignierte Herr nur verklärt: «Ich weiß es, mein Bester! Aber Sie ahnen ja nicht, was für ein bezauberndes Wochenende ich mit der Kleinen verbracht habe!»
85
Wie man es richtig anfängt
Viele Männer wissen genau, wie man eine Frau anspricht. Sie kennen alle Schliche und tausend Tricks, mit denen man ihr Herz gewinnt. Keine Finesse ist ihnen fremd, wenn es darum geht, eine Schöne zu umwerben. Sie erobern jedes Mädchen mit Kühnheit und Charme - aber leider nur in der Phantasie. Ist der sogenannte Ernstfall gekommen, dann rutscht ihnen das Herz in die Hose. Alle guten Vorsätze sind vergessen, die Kehle ist wie zugeschnürt, und das Hirn vermag keinen einzigen klaren Gedanken zu fassen. In der Tat fürchten sich neun von zehn Männern unsagbar vor dem Augenblick, in dem es eine Frau anzusprechen gilt. Ihnen ist, als müßten sie mit einem feuerspeienden Drachen kämpfen oder mit einem bengalischen Königstiger, der sich sofort ausgehungert auf sie stürzen wird. Tausend Bedenken melden sich. Tausend Ängste werden wach. Dem redegewandtesten Burschen, der sonst wahrlich nicht auf den Mund gefallen ist, fehlen die einfachsten Worte, mit denen er sich verständlich machen könnte. Er ist stumm wie ein Fisch geworden. Vielleicht öffnet er noch ein paarmal die Lippen, aber kein Ton kommt heraus. Hinterher, wenn die unwiederbringliche Chance vertan 87
ist, könnte er sich ohrfeigen. Die geschliffensten Formulierungen fallen ihm ein, mit denen er das engelsgleiche Wesen hätte beeindrucken können. Die tollsten Ideen schießen ihm durch den Kopf, doch das hübsche Mädchen, dem seine ganze Aufmerksamkeit galt, ist längst über alle Berge. Und niemand weiß, ob er den Traum seiner schlaflosen Nächte jemals wiedersehen wird. Schlagfertigkeit ist das, was man sagen würde, wenn man noch einmal in die gleiche Situation käme. Der Mann weiß jetzt besser denn je, wie er sich beim näch-stenmal verhalten wird. Aber es steht zu befürchten, daß er wieder versagt und auch künftige Gelegenheiten nicht nutzt. Die unsichtbare Hemmschwelle, die es zu überwinden gilt, ist für ihn einfach zu hoch. Von einer schönen Frau hörte ich einmal den bezeichnenden Stoßseufzer: «Es ist wirklich schade, daß gerade die nettesten Männer stets die größten Komplexe haben! Dabei könnten sie doch so unwahrscheinlich erfolgreich sein. Sie brauchen sich nur einen winzigen Ruck zu geben, und die Frauen schmelzen gleich reihenweise. An Gelegenheiten mangelt es keinesfalls!» Recht hat sie, diese kluge Eva. Der allgegenwärtige Zufall bietet den Männern die besten Chancen. Er ist der größte Kuppler. Aber nur die wenigsten Helden wissen ihn zu nutzen, wie die Statistik unwiderlegbar beweist. Immer wieder reagieren sie wie versteinert, wenn sie einer unverhofften Situation gegenüberstehen, die ihnen alle Trümpfe zuspielt. Statt die Initiative zu ergreifen und ein nettes Wort an ihr hübsches Gegenüber zu richten, lauschen sie erschrocken dem dröhnenden Pulsschlag ihres kochenden Blutes und sehen verschämt an dem begehrten Mädchen vorbei, das vielleicht nur auf ein einzi88
ges aufmunterndes Wort wartet, um dem Manne die Bälle zuspielen zu können, ohne sich exponieren zu müssen und in den Verdacht zu geraten, ein blutsaugender Vampir zu sein, der die Männer jagt und zu Tode hetzt. Aber wie nimmt man denn nun wirklich Kontakt zu einer Unbekannten auf? Ganz einfach: indem man sie anspricht! Kein Mann sollte jetzt mit Ausflüchten kommen und mit der Ausrede, daß er damit doch eine Abfuhr riskieren könnte. Natürlich muß er damit rechnen, daß ihn das Mädchen, das er aufs Korn genommen hat, kurz und bündig abblitzen läßt. Aber was tut das schon?! Ebensogut kann es freilich auch passieren, daß er zum Zuge kommt und einen Sieg erringt. Schließlich existiert die ganze Menschheit nur, weil Mann und Frau zueinanderfinden. Die Partnerschaft des männlichen und weiblichen Geschlechts ist die größte Selbstverständlichkeit auf Erden. Deshalb stehen die Chancen für einen Mann tausendmal besser, als er es zu hoffen wagt. Ein sympathischer Bursche, der die Bekanntschaft einer Frau sucht, begeht doch wahrlich kein Verbrechen. Und falls er sich ihr mit kultivierter Höflichkeit nähert, ist sie es, die sich abgrundtief schämen müßte, wenn sie bei der Zurückweisung seiner Werbung aus der Rolle fällt und beleidigend reagiert. Dann braucht sich der junge Mann nicht die geringsten Vorwürfe zu machen. Er darf höchstens froh sein, daß ihm die zweifelhafte Freundschaft einer Xanthippe «mit den Haaren auf den Zähnen» erspart geblieben ist. Die meisten Männer geben sich Frauen gegenüber sehr natürlich, solange sie keine ernsthaften Absichten haben. Fehlendes Interesse ist fast immer eine Garantie für Un89
gezwungenheit. Deshalb hinterlassen sie bei Mädchen, die ihnen nichts bedeuten, zwangsläufig einen tieferen Eindruck als bei einer heimlich Angebeteten, der sie unsicher oder gar linkisch gegenübertreten. Ist die Kleine dann gar noch bildhübsch, versagen sie vollends und verlieren auch das allerletzte Quentchen Zivilcourage. Viele Männer wagen es um keinen Preis, ihr Glück bei einer ausgesprochenen Schönheit zu versuchen. Sie glauben, daß überdurchschnittlich gutaussehende Frauen im Reservoir der Supermänner die freie Auswahl haben, weshalb ein normaler Bursche ohne jede Chance bleiben muß und ins abgeschlagene Mittelfeld verwiesen wird. Dieser Trugschluß ist anscheinend unausrottbar. Die Tatsachen des täglichen Lebens beweisen das Gegenteil. Eine wirklich bildhübsche Dame beklagte sich einmal bei mir: «Ich weiß einfach nicht, woran es liegt. Und langsam beginne ich bereits an meinem Aussehen und meiner Anziehungskraft zu zweifeln. Denn während andere Frauen, die bei weitem weniger äußerliche Vorzüge besitzen als ich, ständig neue Kontakte knüpfen, bemühen sich die Männer um mich überhaupt nicht. Manchmal glaube ich sogar, daß sie mich nachdrücklich meiden. Sie sind zwar höflich zu mir, aber sie tun ansonsten, als sei ich Luft für sie.» Sie ist keinesfalls Luft für die Männer, die sich nur deshalb nicht die Mühe machen sie anzusprechen, weil sie sich keinen Erfolg bei ihr ausrechnen. Die meisten Herren der Schöpfung erliegen dem Irrtum, daß eine schöne Frau zwangsläufig vergeben sein muß. In Wirklichkeit ist diese grundfalsche Annahme häufig die Ursache dafür, daß die unternehmungslustige Dame einsam bleibt, obwohl sie sich nach einem liebevollen Partner sehnt. Nur
90
deshalb gehen so viele hübsche Mädchen einsam durchs Leben, während die häßlicheren oftmals an jedem Finger zehn Männer haben und sich über einen Mangel an Gelegenheiten nicht zu beklagen brauchen. Ein Mann, der sich von weiblicher Schönheit verunsichern läßt, ist letzten Endes selber schuld, wenn er nur ein Mädchen zweiter Wahl bekommt. Doch wie bekämpft man die eigene Unsicherheit? Woher schöpft man den Mut, einer Frau, deren Liebreiz alle kühnen Vorsätze zu lahmen droht, ohne Angst entgegenzutreten? Psychologen und Psychoanalytiker haben sich ausführlich und gewissenhaft mit diesem Problem beschäftigt, das nicht wichtig genug genommen werden kann. Sie empfehlen ein Sieben-Punkte-Training, das sich über sieben Wochen erstreckt. Es ist von jedem Manne spielend zu bewältigen, weil es nichts Unmögliches verlangt und mit kleinen, leichten Schritten zum Ziele führt. Ein Versuch schadet bestimmt nicht, denn er verspricht am Ende Selbstsicherheit nicht nur in den erotischen, sondern in allen Bereichen des Lebens. Außerdem erfordert er keinen oder kaum nennenswerten Zeitaufwand. Der Erfolg ist in den meisten Fällen verblüffend, die Versagerquote minimal. Und so sieht das Trainingsprogramm aus: 1. Woche. Suchen Sie bei jeder Gelegenheit Gespräche mit älteren Leuten! Denn der Kontakt zu betagten Mitbürgern läßt sich besonders leicht herstellen, weil er wirklich keine Überwindung kostet. Reden Sie mit ihnen im Supermarkt oder Discountladen über die minderwertige Qualität der Kartoffeln, über die hohen Obstpreise und über das schlechte Wetter! Helfen Sie den Alten beim Tragen ihrer Einkaufstaschen! Fangen Sie im Bus oder 91
in der Bahn eine Unterhaltung über die mangelhaften Verkehrsverbindungen oder über die Jugendkriminalität an! Lassen Sie Ihren zufälligen Gesprächspartner dabei ruhig ausführlich zu Worte kommen! Ältere Leute teilen sich gerne anderen Menschen mit. Unterbrechen Sie nur, um kurze Gegenfragen zu stellen! Aber halten Sie das Gespräch im Fluß! Erzählen Sie auch von sich selber! Lächeln Sie höflich! Seien Sie nett! Besuchen Sie häufig Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen! Das sind Verkehrsmittel, Veranstaltungen oder Kaufhäuser, um nur einige wenige Möglichkeiten zu nennen. Lassen Sie Ihren Wagen in der Garage! Kommentieren Sie am Ladentisch das Warenangebot, ohne es jedoch herabzuwürdigen! Beraten Sie unentschlossene Kunden freundlich und unaufdringlich! Suchen Sie immer wieder Blickkontakt zu Ihrem Gesprächspartner! Formulieren Sie kurze, knappe Sätze, wenn Sie im Reden ungeübt sind und sich leicht verhaspeln! Vermeiden Sie Fremdwörter, die Sie sonst nicht gebrauchen oder deren Bedeutung Sie nicht genau kennen! Schon nach der ersten Woche werden Sie erstaunt feststellen, wie leicht es ist, Kontakte zu knüpfen und einen Dialog in Gang zu halten. Vermutlich sind Sie schon jetzt erheblich sicherer und selbstbewußter geworden. Sie haben bereits einen Teil Ihrer Hemmungen verloren. Sie wirken natürlicher und weniger verkrampft. 2. Woche. Beginnen Sie allmählich, den Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten auf jüngere Leute zu verlagern! Fragen Sie nach dem Weg, auch wenn Sie ihn kennen! Bitten Sie freundlich um Feuer, falls Sie Raucher sind! Stellen Sie sich im Bierlokal zu den anderen Männern an den Tresen und beteiligen Sie sich am Gespräch! Aber hüten Sie sich 92
vor Betrunkenen! Sie sind nervtötende Zeitgenossen. Sagen Sie ruhig und überlegt Ihre Meinung, ohne andere Gäste zu provozieren oder gar vor den Kopf zu stoßen! Markieren Sie nicht den überlegenen Zeitgenossen! Geben Sie sich so, wie Sie sind! Suchen Sie immer und immer wieder den Dialog, besser noch den Disput! Sagen Sie dem Gastwirt bestimmt, aber freundlich, wenn ein Getränk zu warm oder zu kalt oder zu knapp eingeschenkt ist! Prüfen Sie beim Bezahlen sichtbar die Rechnung, ohne sich dabei jedoch wichtig zu tun und ohne pedantisch zu sein! Versuchen Sie, im Beruf eine eigene Meinung zu vertreten und Ihren Standpunkt zu verteidigen! Aber widersprechen Sie nicht nur um des Widerspruchs willen! Sagen Sie es Ihrem Chef, wenn Sie eine Anordnung für falsch und ungeeignet halten! Bleiben Sie dabei überaus höflich, aber unbeirrbar! Beginnen Sie meinetwegen mit den Worten: «Die neue Regelung ist klug durchdacht und auch erfolgversprechend. In unserem Falle jedoch sollte man berücksichtigen, daß einige Schwierigkeiten auftreten könnten . . . » Denn kein Chef läßt sich ungestraft von einem Untergebenen kritisieren. Für sachliche Vorschläge aber hat er meist ein offenes Ohr. Beziehen Sie also sachlich Position! Lassen Sie sich nicht einschüchtern, wenn Sie im Recht sind! Ihr gesteigertes Selbstbewußtsein verträgt jetzt schon eine kleine Belastungsprobe. Aber strapazieren Sie es noch nicht allzusehr! Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden. 3. Woche. Bauen Sie Ihr Selbstbewußtsein weiterhin aus! Gehen Sie in teure Geschäfte! Sehen Sie sich dort zwanglos um, ohne, etwas zu kaufen! Fragen Sie nach Preisen und Qualität der Artikel, die Sie interessieren! Lassen Sie sich ruhig eine Auswahl vorlegen! Treiben 93
Sie den Verkäufer oder die Verkäuferin zur Verzweiflung, wenn Sie glauben, daß es Ihrem Selbstwertgefühl nützlich ist! Der Zweck heiligt die Mittel. Sie müssen sich konsequent freischwimmen! Prüfen Sie das Angebot in verschiedenen Läden, ehe Sie sich dazu entschließen, eine Ware zu erwerben! Machen Sie es sich während der Wochen des Trainings zum Prinzip, niemals etwas beim ersten Besuch zu kaufen! Schnürsenkel, Streichhölzer oder eine Rolle Zwirn ausgenommen. Bringen Sie den Mut auf, das Geschäft mit leeren Händen wieder zu verlassen! Doch bedanken Sie sich für die Mühe, die ein dienstbarer Geist sich mit Ihnen gemacht hat! Erkundigen Sie sich im AutoSalon nach den Lieferfristen für Ihren unerschwinglichen Traumwagen! Handeln Sie einen Rabatt aus! Fragen Sie, welche Extras bei Barzahlung auf Sie warten! Denken Sie immer daran, daß der Autoverkäufer ein ebenso kleines Würstchen ist wie Sie! Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Und wenn Sie wissen, was Sie wissen wollten, verabschieden Sie sich höflich und selbstsicher wie ein König! Der Händler wird Sie insgeheim bewundern, auch wenn er es nicht zeigt. Schauen Sie sich in Bekleidungsgeschäften um! Probieren Sie ungeniert mehrere Anzüge an, ehe Sie bedauernd erklären, daß Ihnen leider kein einziger wirklich .zusagt! Zeigen Sie, daß Sie feste Vorstellungen haben, von denen Sie sich nicht abbringen lassen! In dieser dritten Woche eignen Sie sich so viel Routine im Umgang mit Menschen an, wie andere Leute vielleicht in einem ganzen Leben erwerben. Sie werden ein Mann, dem man ansieht, daß er sich kein X für ein U vormachen läßt. Je mehr Sie sich in der Schulung Ihrer Persönlichkeit üben, desto erstaunter registrieren Sie, daß Ihnen dieses Training, vor dem 94
Sie sich insgeheim gefürchtet haben, sogar Spaß zu machen beginnt. 4. Woche. Sie sind jetzt auf dem besten Wege, eine Persönlichkeit zu werden. Aber nun kommt die schwierigste Hürde. Sie müssen lernen, «nein» sagen zu können! Wenn Sie so schüchtern waren, wie Sie glaubten, dann besitzen Sie zweifellos Freunde, von denen Sie ausgenutzt wurden. Diese Zeit muß vorbei sein! Spielen Sie nicht länger den gutmütigen Hanswurst, mit dem andere nach Belieben umspringen können! Gehen Sie nur auf Vorschläge Ihrer Freunde und Bekannten ein, wenn Sie wirklich Spaß daran haben! Falls Sie lieber den Krimi auf dem Bildschirm sehen wollen, statt am Stammtisch Skat zu dreschen, sagen Sie es! Falls Sie keine Zeit haben, lassen Sie die aufdringlichen Freunde es schonungslos wissen! Ihre Tage sind zu kostbar geworden, als daß Sie die so kurz bemessene Freizeit anderen Menschen opfern können, nur um ihnen die Langeweile zu vertreiben! Lehnen Sie freundlich, aber rigoros Gefälligkeiten für Leute ab, die Ihnen auch nicht gefällig sind! Lassen Sie sich nicht durch zermürbende Reden breitschlagen, wenn Sie nicht wollen! Sie sind Ihr eigener Herr! Lassen Sie es die anderen spüren, auch wenn Sie deswegen angefeindet werden! Seien Sie aber zu Bedürftigen und zu Leuten, die es wirklich verdienen, auch weiterhin hilfsbereit! Ihr «Nein» bezieht sich allein auf die Ausbeuter und Nassauer, die in Ihnen bisher einen «nützlichen Idioten» gesehen haben. Pfeifen Sie darauf, wenn Sie infolge Ihrer Standhaftigkeit jetzt den einen oder anderen angeblichen Freund verlieren! Sie werden ihn nicht vermissen. Sie werden höchstens aufatmen. Formulieren Sie Ihre Absage aber stets sachlich und höflich! Begründen Sie diese Absage 95
freundlich, aber bestimmt! Gehen Sie nur auf die Wünsche anderer Leute ein, wenn Sie das Entgegenkommen im tiefsten Herzen bejahen können! Ansonsten bleiben Sie lieber eisern! Konsequenz zahlt sich aus. 5. Woche. Allmählich können Sie gezielter vorgehen, sofern Sie fleißig trainiert haben. Es kostet Sie keine große Überwindung mehr, sich in einem Cafe oder einem Restaurant zu anderen Leuten an einen Tisch zu setzen. Versuchen Sie es! Es ist leichter als Sie denken. Wählen Sie die Mittagszeit oder den Abend, wenn Sie sich für ein Speiselokal entscheiden. Denn dann sind die Restaurants meist gut besucht. Für ein Cafö ist der späte Nachmittag die günstigste Zeit. Am besten entscheiden Sie sich für einen Tisch, an dem zwei Damen sitzen, die Sie nicht besonders reizen. Sie wissen ja, daß fehlendes Interesse die beste Garantie für Ungezwungenheit ist. Und zwei Damen sollten es schon sein, weil es sich zu dritt besser plaudern läßt. Dialoge können für Anfänger unter Umständen recht anstrengend sein. Fragen Sie korrekt, ob noch ein Platz frei ist! Man wird Ihnen ohne zwingenden Grund keinen abschlägigen Bescheid geben. Setzen Sie sich unverkrampft! Erkundigen Sie sich charmant danach, was heute besonders zu empfehlen ist! Die beiden Damen beraten Sie todsicher gerne. Falls Sie rauchen wollen, holen Sie zuerst das Einverständnis Ihrer Tischnachbarinnen ein! Vergessen Sie nicht, ihnen ebenfalls eine Zigarette anzubieten! Beginnen Sie wohldosiert ein oberflächliches Gespräch, das weder Tiefgang noch Schwerpunkte haben sollte! Man muß sich ja erst zu einem beide Seiten interessierenden Thema vortasten. Reden Sie über das Essen, das Wetter, die letzten Tagesereignisse, den gestrigen Fernsehkrimi, die nächsten Ur96
laubsreisen, kurz, fast alles ist erlaubt, was die Intimsphäre oder die persönlichen Gefühle nicht verletzt. Äußern Sie sich nicht abfällig zu bestimmten Punkten, solange Sie nicht sicher sind, daß Sie mit Ihren Bemerkungen keinen «Flurschaden» anrichten! Mit einem taktlosen Witz über die Kirche können Sie eine gläubige Christin mitten ins Herz treffen! Mit einer schlüpfrigen Zote über Sexualität beleidigen Sie vielleicht gerade eine standhafte Moralistin! Und wenn Sie über Gastarbeiter herfallen, seien Sie ebenfalls vorsichtig! Es könnte sein, daß die Schwester oder die Tochter einer der beiden Damen sich gerade mit einem Türken verlobt hat! Verhalten Sie sich sachlich und neutral, das ist am ungefährlichsten! Seien Sie sicher, daß die beiden Tischgenossinnen Ihre Gesellschaft zu schätzen wissen, solange Sie sich nicht zu plump, zu aufdringlich oder zu taktlos benehmen! Brillieren Sie mit nicht zu unglaubwürdig übertriebenen Komplimenten und mit Natürlichkeit! Denken Sie immer daran, daß es hier keinesfalls um alles oder nichts geht, sondern daß Sie hier nur vor sich selber eine Zwischenprüfung ablegen und nichts weiter! Beobachten Sie unauffällig, wie Sie «ankommen»! Ihr Auftritt war ausgezeichnet, wenn die Damen beim Abschied sagen: «Schade, daß wir uns schon trennen müssen!» Nehmen Sie diese Worte trotzdem nicht zu wörtlich! 6. Woche. Sie haben sich «freigeschwommen». Aber Sie sind noch lange kein Meister. Ihnen fehlt der letzte Schliff und vor allem die Routine. Jetzt gilt es, sich ganz auf die Frauen zu konzentrieren, die als Partnerinnen in Frage kommen. Begehen Sie aber nicht den Fehler, allein einen Pirschgang ins Auge zu fassen, auch wenn Sie sich schon ganz sicher fühlen! Selbstüberschätzung führt zu nichts. 97
Machen Sie sich mit einem wirklich guten Freund auf den Weg in ein Tanzlokal, Restaurant oder Volkshochschulseminar! Einerlei, welches Ziel Sie ansteuern, wenn Sie nur die Gewißheit haben, ansprechende Frauen und Mädchen anzutreffen, stimmt die Richtung. Brechen Sie mit jeder Schönen, die Ihnen begegnet, ein unkompliziertes Gespräch vom Zaun! Zu zweit bereitet Ihnen diese Kurzweil nicht die geringsten Schwierigkeiten. Flirten Sie! Aber tragen Sie nicht zu dick auf! Sie werden sich wundern, wie gerne sich die meisten Frauen auf eine unverbindliche Unterhaltung einlassen. Sprechen Sie über Themen, von denen Sie etwas verstehen! Erklären Sie ruhig, daß Sie überfordert sind, wenn die Materie zu schwierig oder zu kompliziert wird! Selbst Albert Einstein hätte sich kaum zum Licht- und Raumproblem in der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts zu äußern gewagt. Und Herbert von Karajan müßte passen, wenn er nach seiner Meinung über die Zukunftsaussichten der Infinitesimalrechnung gefragt werden würde. Niemand kann alles wissen. Er blamiert sich nur, falls er neunmalklug in Bereichen mitmischt, die ihm zwangsläufig verschlossen bleiben müssen. Seien Sie freigebig mit Komplimenten und ehrlichem Lob! Aber bleiben Sie mit beiden Beinen auf der Erde! Trotzdem brauchen Sie Ihre Worte nicht auf die Goldwaage zu legen! Frauen sind empfänglich für Artigkeiten. Versuchen Sie nicht, ein Mädchen umständlich zu erobern, wenn sie klar zu erkennen gibt, daß Sie keine Chancen haben! Wenden Sie sich mit Ihrem Freund lieber der nächsten Frau zu! Hören Sie aber auf die Zwischentöne, Sie finden rasch heraus, ob eine Absage wirklich nachdrücklich ernst gemeint ist oder ob sie nur zur Taktik des Mädchens ge98
hört. Ein «Nein» kann durchaus ein «Vielleicht» oder gar ein «Ja» bedeuten, wenn es von einem kokett aufmunternden, eventuell sogar provozierenden Lächeln begleitet wird. Denken Sie immer daran, daß die meisten Frauen miserable Schauspielerinnen sind, denen es nur selten gelingt, sich wirklich zu verstellen! Ziehen Sie in dieser sechsten Woche an jedem Abend kritisch Bilanz! Lassen Sie sich von Ihrem Freund ehrlich kritisieren! Fragen Sie ihn, was an Ihrem Auftreten wirkungsvoll war und was ihm lächerlich erschien! Wiederholen Sie diese Übungen zu zweit so oft wie nur möglich, am besten täglich! Es wäre nicht verwunderlich, wenn Sie bereits jetzt ein Mädchen für immer oder wenigstens eine feste Freundin gefunden haben. Aber binden Sie sich nicht leichtfertig! Suchen Sie weiter, doch bauen Sie den bestehenden Kontakt konsequent aus! Eventuell ist die Kleine doch die richtige! 7. Woche. Der Tag ist gekommen, an dem Sie auf die Mitwirkung Ihres Freundes verzichten können. Machen Sie sich gezielt allein auf den Weg! Nehmen Sie die schönste Frau, die Ihnen begegnet, aufs Korn! Nein, nicht die drittschönste, sondern wirklich die schönste! Geben Sie sich nicht mit Halbheiten zufrieden! Wählen Sie das hübscheste Mädchen aus! Bedauern Sie die ängstlichen Männer, die keinen Mut dazu aufbringen und deshalb niemals die Möglichkeit haben werden, eine Traumfrau zu finden! Wo Sie Ihr Glück versuchen, das ist völlig einerlei. Aber versuchen Sie es! Denken Sie daran, daß jede normale Frau einen Mann braucht! Und daß Sie ein Mann sind! Vielleicht gar der Prinz, von dem diese Frau ihr ganzes Leben lang geträumt hat! Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, wie Sie aussehen, sondern nur darauf, 99
wie Sie auftreten. Frisch gewagt ist halb gewonnen. Und selbst wenn Sie nicht auf Anhieb landen können, Sie werden erheblich mehr Erfolge verbuchen als Absagen. Denn Sie sind ein selbstsicherer Mann geworden. Und Sie dürfen überzeugt sein, daß Ihr Selbstbewußtsein den Frauen und Mädchen imponiert. Ihre Ausstrahlungskraft bleibt nicht ohne Wirkung. Sie haben nun gelernt, Ihre Hemmungen abzubauen oder zumindest zu überwinden. Eine gelegentliche Abfuhr kann Sie nicht mehr schrecken. Sie gehört einfach dazu, weil nicht alle Frauen den gleichen Geschmack haben können. Es ist also durchaus nichts Außergewöhnliches, wenn Sie partout nicht der Typ des angesprochenen Mädchens sind und die Kleine deshalb nicht zu überzeugen vermögen, daß Sie es dennoch mit Ihnen versuchen sollte. Sie haben schlimmstenfalls ein wenig Zeit verloren und an Erfahrung gewonnen. Wenden Sie sich, statt an sich und Ihren Vorzügen zu zweifeln, lieber gleich der nächsten Eva zu. Denn es soll mehr als eine Frau auf Erden geben. Eine Abfuhr, die Sie erleben, muß nicht unbedingt Ihnen persönlich gelten. Es genügt schon, daß ein weibliches Wesen gerade in diesem Augenblick traurig, niedergeschlagen oder verstimmt ist. Vielleicht hat die Angesprochene Probleme, unter deren Eindruck ihr nicht nach einer charmanten Unterhaltung mit einem netten Manne zumute ist! In so einer Situation hätte selbst Casanova keine Chancen gehabt! Es kann sein, daß sie gerade auf dem Wege zum Zahnarzt oder zum Gynäkologen ist und sich völlig auf die Angst vor der Behandlung oder der Diagnose konzentriert. Eventuell hat sie beruflichen Ar100
ger oder ihr Bruder liegt schwerverletzt im Krankenhaus. Schließlich kennen Sie die Fremde ja nicnt, und daher können Sie auch nicht mit all ihren näheren Lebensumständen vertraut sein. Wenn es also nicht klappt, sollten Sie nicht zu grübeln beginnen und auch keine unnützen Vermutungen anstellen! Entschuldigen Sie sich höflich für Ihre Kühnheit und vermeiden Sie jede Aufdringlichkeit! Die nächste Chance kommt bestimmt! Dessen dürfen Sie gewiß sein. Viele Männer werden jetzt stöhnen: Mit einer Abfuhr, die ich eventuell einstecken muß, würde ich schon fertig werden. Und Angst habe ich auch nicht. Doch mit welchen Worten spreche ich eine schöne Fremde auf der Straße an? Ich kann ja nicht einfach auf sie zugehen und fragen, ob sie mit mir schlafen möchte! Nein, das sollte er nicht unbedingt tun, obwohl so mancher Bursche mit dieser Überrumpelungstaktik schon unverhofft zum Ziel gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit wäre zu gering, und die Reaktion des angesprochenen Mädchens ließe sich nicht einmal entfernt voraussagen, weshalb die Folgen nicht annähernd abzuschätzen sind. Zugegeben, es ist viel schwerer, eine Frau auf der Straße anzusprechen als im Tanzlokal oder im Restaurant. Aber wer sich seine spezielle Masche zurechthäkelt, der steht keinesfalls vor unüberwindlichen Schwierigkeiten. Halbstarke Frechdachse fragen sowohl abgebrüht als auch geistlos: «Na, wo gehen die beiden hübschen Beine denn hin?» Andere Draufgänger schmeißen sich ran: «Na, Fräuleinchen, kennen wir uns nicht? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit, daß wir uns kennenlernen!» Mancher Galan versucht es auf die forsche Tour: «Meine Dame, ich glaube, wir beide haben dieselbe Blutgruppe!» 101
Und ein Heer von Dümmlingen drischt seit Jahrzehnten das gleiche leere Stroh: «Na, Puppe, deine Mutti hat dir heute aber ein besonders hübsches Kleidchen angezogen!» Man sollte meinen, daß solche hirnlosen Blindgänger in der erdrückenden Überzahl aller Fälle auf Granit beißen und postwendend abgeblitzt werden. Aber weit gefehlt! Erstaunlich oft gelingt ihnen der erste Schritt. Das Mädchen zeigt sich häufig zugänglich. Der Kontakt ist geknüpft. Der Funke springt über. Das soll nun nicht heißen, daß die meisten Frauen sich über soviel Dummheit freuen und darauf abfahren! Nein, bestimmt nicht. Doch sie wissen offensichtlich, daß der Durchschnittsmann weder mit Geist noch mit Intelligenz überreichlich gesegnet ist, weshalb sie ihm den Anfang so leicht wie nur möglich machen. Denn schließlich liegt es ja auch in ihrem Interesse, einen Partner zu finden. Würden sie zu hohe Ansprüche stellen, sie kämen nur schwerlich zu einem Manne. Außerdem ist ein normales Mädchen keinesfalls geistreicher als das maskuline Pendant. Und letzten Endes geht es beim Flirten ja nicht gerade um die Aufnahmeprüfung für die Philosophische Fakultät einer Universität, sondern um den Beginn einer Beziehung, deren Schwerpunkte meistens im sexuellen Bereich liegen. Esprit ist dabei - falls überhaupt - erst in zweiter Linie gefragt. Wenn also schon schnodderige Portokassenjünglinge beim schönen Geschlecht ohne nennenswerte Anstrengung zum Zuge kommen, darf ein kultivierter, höflicher Mann erst recht erwarten, Sympathie und Interesse zu finden. Ein Postbeamter erzählt, wie er seine spätere Frau ken102
nenlernte, weil er sich im entscheidenden Moment ein Herz faßte: «Ich bin von Natur aus ein ziemlich schüchterner Typ, der sich stets unauffällig im Hintergrund hält. Um keinen Preis der Welt würde ich mich in einer größeren Ansammlung von Menschen zu Wort melden. Ich könnte mich an keiner Diskussion beteiligen. Schon in der Schule wurde ich bis unter die Haarwurzeln rot, wenn ich ein Gedicht vor versammelter Klasse aufsagen mußte. In der Tanzstunde bekam ich das häßlichste Mädchen des ganzen Kurses ab, weil ich mich mit der Dame zufriedengeben mußte, die übrigblieb. Und auch später, als meine Freunde längst glücklich mit einem Mädchen liiert waren, ging ich allein durchs Leben. Ich fand nichts als Mitleid und gute Ratschläge, die mir jedoch kaum etwas nützten, außer daß sie mich zusätzlich belasteten, weil sie mir die Kompliziertheit meiner Situation doppelt verdeutlichten. Ab und zu fand ich eine Freundin. Aber das waren meist Mädchen, die meine Bekannten für mich ausgesucht hatten. Ich empfand nicht sehr viel für sie, weil eine Frau, die einem Manne zufällig zugeschoben wird, nur selten seinen Erwartungen entspricht. Diese Verhältnisse gingen denn auch so schnell wieder auseinander, wie sie begonnen hatten. Ich resignierte allmählich und begann mich mit meiner Erfolglosigkeit in der Liebe abzufinden. Bis ich auf der Straße einem Mädchen begegnete, dessen Anblick mir fast den Atem raubte. Die Kleine war bildhübsch und sah aus wie ein bezaubernder Engel. Sie hatte ein kindliches ebenmäßiges Gesicht mit unwahrscheinlich großen, blauen Augen. Üppiges Blondhaar fiel ihr ungebändigt 103
über die schmalen Schultern. Die Figur wirkte zierlich und dennoch kurvenreich, daß mir das Wasser im Munde zusammenlief. Die schlanken Beine des Mädchens waren geradegewachsen und wollten einfach kein Ende nehmen. Schlagartig begriff ich, daß dieses unwirkliche Wesen meine Traumfrau war. Wenn ich sie jetzt nicht ansprach, würde ich sie niemals wiedersehen. In mir tobte ein Vulkan, und tausend Gedanken schössen durch mein Hirn. Vermutlich würde ich sie trotz allem nicht angesprochen haben, wenn sie mir nicht einen kurzen Blick zugeworfen hätte, der um den Bruchteil einer Sekunde zu lang war. Mir schien, als springe ein Funken über. In meinen Adern toste das Blut, und das Herz schlug mir bis zum Halse. Am liebsten wäre ich vor Hilflosigkeit im Erdboden versunken. Mit dem Todeskampf der Verzweiflung trat ich dem Mädchen in den Weg und versuchte krampfhaft eine Entschuldigung zu formulieren. Ich wollte für meine Frechheit um Verzeihung bitten und der Kleinen erklären, daß ich vorher noch niemals eine Frau auf der Straße angesprochen hatte. Aber ich begann nur zu stottern, brachte kaum einen zusammenhängenden Satz hervor und wurde rot wie ein Schuljunge. Dabei trat mir der Angstschweiß auf die Stirn. Merkwürdigerweise bekam ich keine Ohrfeige, und die junge Dame erteilte mir auch keine Abfuhr. Sie lächelte nur allerliebst und glaubte mir aufs Wort, daß ich normalerweise Kontakte auf diese Art nicht zu suchen pflegte. Dazu hatte ich mich auch, wie sie sachverständig feststellte, viel zu ungeschickt angestellt. Aber statt mich auszulachen, sprach sie mir Mut zu. Ehe ich mich recht ver104
sah, führten wir ein heiteres Gespräch, das allerdings zum größten Teil sie bestritt. Und einige Minuten später saßen wir in einem nahen Tagescafe, wobei ich gestehen muß, daß ich vor Aufregung überhaupt nicht wußte, wie wir dahingekommen waren. Alles erschien mir unwirklich, und mir war, als schwebe ich in weichen Wolken. Das Mädchen überspielte meine Schüchternheit sehr geschickt. Ungläubig hörte ich, daß ich erfolglos geblieben wäre, wenn ich mich ihr routiniert und wortgewandt genähert hätte. Meine Unsicherheit jedoch hatte sie gerührt. Ich brauchte sie nicht umständlich zu erobern. Wir fanden einander auf Anhieb sympathisch, wobei ich auch heute noch nicht genau weiß, was sie an mir so sehr mochte. Bereits nach einem halben Jahr heirateten wir, und alle meine Freunde beneiden mich um meine Frau, wie ich sie mir nicht idealer vorstellen könnte. Längst haben wir drei entzückende Kinder. Meine Schüchternheit dem anderen Geschlecht gegenüber hat sich ein wenig gelegt. Ganz zu überwinden vermochte ich sie freilich bis auf den heutigen Tag nicht. Aber wozu auch? Meiner Frau ist das nur recht. Denn so hat sie, wie sie sagt, weniger Angst davor, daß ich einmal fremdgehen könnte. Dabei spiele ich nicht einmal in meinen heimlichsten Gedanken mit dieser Möglichkeit. Denn ein Mädchen wie sie finde ich nirgends sonst als zu Hause.» Dieser Erfahrungsbericht eines sogenannten Durchschnittsmannes sollte so manchen Herrn der Schöpfung nachdenklich werden lassen. Die Frauen können nämlich ganz anders sein, als er sie sich vorstellt. Jeder Mann, der eine Frau unterwegs anspricht, appelliert an ihre weibliche Neugier. Heimlich fragt sie sich 105
nämlich, was ihm wohl so sehr an ihr gefallen mag. Und wenn er gar noch ein mehr oder minder dick aufgetragenes Kompliment anbringt, dann entwaffnet er sie, noch ehe es zu einem Schlagabtausch mit Ungewissem Ausgang gekommen ist. Dabei bleibt es nebensächlich, wie geschickt oder ungeschickt er sich anstellt. Der versierte Verführer wird niemals auf eine günstige Gelegenheit warten, um ein Mädchen «aufzureißen», wie es heute im Fachjargon heißt. Denn erstens sind die wirklich günstigen Gelegenheiten äußerst dünn gesät, und zweitens stellt sich erst hinterher heraus, ob eine Gelegenheit tatsächlich günstig war oder nicht. Deshalb nutzt der geborene Verführer jede Chance, die sich ihm bietet, selbst wenn die Erfolgsaussicht noch gering erscheinen mag. Ein kluger Mann, der es wissen muß, sagte einmal: «Es gibt kaum eine Frau, die sich nicht von einem Burschen ansprechen ließe, sofern er nur den richtigen Spruch auf der Walze hat! Die Probleme beginnen erst, wenn er die Katze aus dem Sack läßt. Dann heißt es nämlich Farbe zu bekennen.» Recht hat er. Kein Mädchen und keine Frau kann es sich leisten, einem Manne, der sie nach dem Weg fragt oder sonst um eine neutrale Auskunft bittet, brüsk die kalte Schulter zu zeigen. Kenner der Materie behaupten unwidersprochen, daß hundert Prozent aller Frauen sachlich auf die Kontaktaufnahme eines Mannes eingehen. Rund dreißig Prozent beenden jedoch rasch das Gespräch, sobald sie merken, daß es in private oder gar intime Bereiche abgleitet. Fünfzig Prozent geben dem Kavalier freundlich und verständnisvoll zu verstehen, daß sie - aus welchen Gründen auch immer - an einer Bekannt106
schaft nicht interessiert sind. Aber immerhin zwanzig Prozent brechen die Unterhaltung nicht ab. Sie zeigen mehr oder weniger deutlich, daß ihnen daran gelegen ist, den Fremden, der sie auf diese doch keineswegs alltägliche Art und Weise angesprochen hat, näher kennenzulernen und eventuell sogar etwas zu riskieren. Ob sich aus diesem vielversprechenden Anfang ein Flirt oder gar eine feste Beziehung entwickelt, das steht allerdings auf einem anderen Blatt. Jede fünfte Frau ist einer Straßenbekanntschaft also nicht abgeneigt. Es kommt lediglich darauf an, mit wieviel Fingerspitzengefühl die Männer solche Situationen zu nutzen und zu meistern verstehen. Daß von ihnen dabei keine rhetorischen Glanzleistungen verlangt werden, ist bereits an anderer Stelle hinreichend gesagt worden. Ein berufsmäßiger «Aufreißer» berichtet, wie er es anfängt, eine flüchtige Bekanntschaft zu schließen: «Ich gehe die ganze Sache immer sehr entkrampft an. Eine Frau für schöne Stunden zu finden, das ist für mich keine lebenswichtige Notwendigkeit, sondern ein prickelnder Freizeitsport. Die Seligkeit hängt nicht davon ab, und deshalb stehe ich auch nicht unter einem unseligen Erfolgszwang. Aber natürlich freue ich mich, wenn ich es wieder einmal geschafft habe. Denn jeder Mensch braucht in seinem Leben Selbstbestätigung. Niemals lege ich mir einen präzisen Feldzugsplan zurecht. Das habe ich vielleicht früher hin und wieder getan. Aber als ich merkte, daß es erstens immer ganz anders kommt als man denkt, da fing ich an, den Zufall oder das Schicksal für mich entscheiden zu lassen. Ich fahre dabei ganz gut. Allerdings verstehe ich nicht, warum viele Männer aus 107
dem Anmachen eines hübschen Mädchens so große Probleme werden lassen. Da ist doch wirklich nichts dabei. Ich will aber gerne zugeben, daß ich eine Frau mitten auf der Straße nur sehr selten anspreche. Denn hier kommt es ja tatsächlich auf die Sekunde an. Doch gar so schwierig ist das auch wieder nicht. Was tut es schon, wenn ich ein hübsches Mädchen frage: 'Verzeihen Sie, schönes Fräulein, aber ich bin fremd in der Stadt. Können Sie mir sagen, wohin ein einsamer, armer Junggeselle hingehen kann, um die Zeit totzuschlagen?' Erstaunlich oft erhalte ich wohlmeinende Ratschläge, und häufig ergibt es sich, daß ich die Kleine im Verlaufe des Gespräches einlade, einfach mit mir zu kommen. Viele kommen wirklich mit! Ohne Umschweife und ohne viel Getue! Der Abend ist dann meist gelaufen, und die Richtung stimmt. Es ist sogar schon mehrmals passiert, daß mich ein Mädchen mit zu sich nach Hause nahm, wo wir beide ohne viele Umschweife auf unsere Kosten kamen. Lieber breche ich allerdings in einem Lokal oder in einem Kaufhaus ein Kontaktgespräch vom Zaun. Das ist einfacher, weil man seinen Geist dabei nicht so stark zu strapazieren braucht. Ich muß mich dann nicht so sehr auf den Kern der Sache konzentrieren. Am Verkaufstisch oder in der Schlange vor der Kasse kommt man sich von ganz allein näher. Ein beziehungsvolles Wort über die Ware oder die niedliche Kundin rutscht doch jedem Manne beinahe von selbst aus dem Mund. Der Rest ist Routine. Natürlich sehe ich den Mädchen vorher vorsichtshalber auf die Hände, um mich zu vergewissern, daß sie keinen Ehering tragen, obwohl ich nicht selten auch bei verheirateten Frauen nicht auf taube Ohren stoße. 108
Ein bißchen Psychologie gehört freilich dazu. Aber man lernt sie spielend. Schon nach dem zweiten oder dritten Satz weiß ich, wie weit ich mit meinen Worten gehen darf, ohne Empörung oder Zurechtweisung zu ernten. Die eine Frau will halt als Dame genommen werden, die andere als Vamp, und eine dritte liebt es eben leicht schlüpfrig. Wenn eine Frau am Imbißstand in eine dicke, saftige Bockwurst beißt, bin ich sogleich im Bilde, ob ich über den delikaten Happen eine anzügliche Bemerkung machen kann oder ob ich mir die Anspielung auf den Traum einer Jungfrau verkneifen muß. Dieses Gespür hat ein guter «Aufreißer» einfach im Urin. Meist kann er unbesorgt sein. Denn die Damen sind doppeldeutigen Bemerkungen und einschlägigen Witzen zugänglicher, als sich das so mancher guterzogene Bengel träumen lassen würde. Alles, was mit Sex zu tun hat, regt die meisten Frauen auf und macht sie unheimlich an. Dieser weiblichen Schwäche trage ich weitestgehend Rechnung. Mit erotischen Themen lassen sich am leichtesten Brücken zum anderen Geschlecht schlagen, sofern man nur feinfühlig genug vorgeht und die Suppe nicht versalzt. Wer wollte es mir schon verargen, wenn ich im Warenhaus zu einer aufregenden Frau, die gerade unentschlossen mit einem billigen Fähnchen liebäugelt, anerkennend sage: 'Dieses Kleid macht Sie besonders scharf! Wenn Sie es kaufen, garantiere ich für nichts!' Ich gehe jede Wette ein, daß sie mir einen prüfenden Blick zuwirft, in dem ich wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen kann! Der Rest entwickelt sich dann von ganz allein, ohne daß ich mich noch schwer ins Zeug legen müßte. 109
Einer mit Einkaufstüten und Taschen beladenen Frau nehme ich auf der Straße ritterlich die Lasten ab, falls das Gepäck nicht zu schwer und die Dame akzeptabel ist. Dabei riskiere ich auch furchtlos größere Umwege, die ich bei meinen Aktionen von vornherein einkalkuliere. Ich zeige mich in jeder erdenklichen Hinsicht selbstlos und galant. Ich erkläre auch frei heraus, daß es mir eine Freude ist, einer so hübschen Dame behilflich sein zu dürfen, und schmiere ihr ausgiebig Honig um das lockende Mündchen. Bei ihr zu Hause angekommen, bringt es kaum eine Schöne übers Herz, mich vor der Tür kurz und bündig abzufertigen. Zum Dank laden mich die meisten zu einem Gläschen ein oder zu einer Tasse Kaffee. Dann entscheidet es sich, ob etwas läuft oder ob ich gegen meinen Willen etwas 'anbrennen' lassen muß. Bei schlechtem Wetter gehe ich niemals ohne Regenschirm aus, obwohl ich ein abgehärteter Berber bin, der weder Blitz noch Donner oder den prasselnden Wolkenbruch fürchtet. Aber ich weiß, daß jeder Schauer eine Katastrophe für Frisur, Make-up und Schuhwerk einer Frau heraufbeschwört. Deshalb wähle ich in schützenden Hauseingängen oder wo sonst auch immer die niedlichste Schönheit aus, die vor dem Guß Zuflucht gesucht hat, und biete ihr trockenes Geleit an. Der aufgespannte Regenschirm, auf dessen Dach die Tropfen monoton trommeln, schafft eine ideale Kulisse, in deren Geborgenheit man einem Mädchen die romantischsten Schmeicheleien sagen kann. Die Kleine wird dem Retter in der Not, der sie unbeschädigt heimbringt, ewig und drei Tage dankbar sein. Nicht ausgeschlossen, daß sie ihn, wenn er vor ihrem Hause unschlüssig den Schirm zuklappt, mit zu sich nach oben bittet. Tut sie es wider Erwarten nicht, 110
weise ich sie diskret darauf hin, daß die Witterung nicht nur unfreundlich, sondern auch kühl ist und daß mir ein trockenes Zimmer wie auch ein heißer Tropfen jetzt höchst willkommen wären. Solchen Wink hat bisher nur selten eine Frau mißachtet. Früher fuhr ich bei Regen immer mit dem Auto suchend durch die Straßen. Doch schon bald mußte ich feststellen, daß die Mädchen nur äußerst ungern zu einem fremden Mann in den Wagen steigen. Sie fürchten offensichtlich um ihren Ruf und ihre Unschuld. In ihren eigenen vier Wänden allerdings fürchten sie sich dann nicht mehr. Am unabhängigsten fühle ich mich ohne Auto. Zu Fuß hat ein Mann viel größere Kontaktmöglichkeiten als am Steuer, wo er zu sehr isoliert ist. Falls es notwendig wird, kann man ja immer noch ein Taxi heranwinken. Einerlei, wo ich auch immer bin, ich könnte an jedem Tage, den Gott werden läßt, ohne Anstrengung zwei bis drei hübsche Frauen anmachen und aufreißen. Aber mit der Zeit wird man wählerischer. Dann sucht man das Besondere. Und darin liegt die eigentliche Gefahr für den Routinier. Zu schnell stellt sich ein gewisses Maß der sexuellen Übersättigung ein. Deshalb wünschte ich mir, ich könnte noch einmal ganz von vorne anfangen. Das süße, prickelnde Herzklopfen, das ich einstmals empfand, wenn ich aufgeregt eine schöne Frau ansprach, ist für alle Zeiten dahin. Und das tut mir einfach leid.» Dieses Geständnis eines erfolgreichen Verführers mag uns nachdenklich stimmen. Aber es beweist einmal mehr, wie unterschiedlich die einzelnen Männer programmiert sind. Auf der einen Seite haben wir die Gruppe jener Zeitgenossen, denen es an Gelegenheiten mangelt, auf der anderen Seite befinden sich die Casanovas 111
jener Kategorie, die sich über zu leichte Erfolge beim schwachen Geschlecht beklagen. Bezeichnend, daß auch die siegessicheren Männer nur höchst selten eine Frau auf der Straße ansprechen. Denn auch sie scheuen oft genug vor dem verhältnismäßig großen Risiko zurück, das sie zwingt, allen verfügbaren Charme und noch mehr in die Waagschale zu werfen. Dieser Weg ist und bleibt eben ungewöhnlich. Aber gerade weil er nicht alltäglich beschriften wird, führt er erstaunlicherweise verblüffend häufig zum angestrebten Ziel. Erheblich leichter ist es, eine Schöne anzusprechen, der man regelmäßig begegnet, ohne sie zu kennen. Auf dem Wege zur Arbeit mag das der Fall sein, in einem nahen Geschäft, in einem Büro, wo man häufiger zu tun hat, oder im Paternoster des Hochhauses, in dem man tätig ist. Man sieht einander immer wieder, kommt sich aber zwangsläufig niemals näher. Aus dieser platonischen Beziehung eine Bekanntschaft werden zu lassen, ist kinderleicht. Denn ein persönliches Verhältnis zueinander besteht ja längst. Grüßen Sie die umschwärmte Frau beim nächsten Zusammentreffen freundlich, sofern Sie ihr nicht ohnehin schon zunicken! Sie wären ein taktloser Flegel, falls Sie die Fremde, die Ihnen doch wiederum so fremd auch nicht mehr ist, mit Nichtachtung beleidigen. Wenn man sich ständig immer wieder über den Weg läuft, wirkt es einfach ungezogen, den anderen gleichgültig zu übersehen. Vom verständnisinnigen Gruß bis zum ersten Wort ist es wahrlich nur ein kleiner Schritt. Sie dürfen das Mädchen irgendwann ruhig einmal fragen: «Haben Sie Geburts112
tag? Sie sehen heute morgen so beschwingt aus!» Oder sagen Sie auf dem Weg zur Straßenbahn mit einem besorgten Blick auf die Uhr: «Himmel, heute sind wir aber spät dran! Es ist allerhöchste Zeit!» Und wenn Sie das engelsgleiche Geschöpf einmal mehrere Tage n'-.ht zu Gesicht bekamen, was todsicher irgendwann geschehen wird, dann ist es Ihnen erlaubt, sich teilnehmend nach ihrem Befinden zu erkundigen: «Waren Sie krank? Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht!» Ihr Interesse schmeichelt der sympathischen Frau garantiert. Ganz schön in Verlegenheit können Sie die Kleine bringen, wenn Sie ihr bei der nächsten Begegnung beziehungsvoll zulächeln und erleichtert aufseufzen: «Gott sei Dank, da sind Sie ja! Ich habe heute nacht so aufregende Sachen von Ihnen geträumt!» Da alle Frauen von Natur aus neugierig sind, wird sie garantiert zurückfragen: «Was denn?» Nun ist es an Ihnen, sich zu zieren und errötend zu flüstern: «Das traue ich mich Ihnen überhaupt nicht zu erzählen!» Und wenn sie weiter in Sie dringt, was todsicher geschieht, dann erklären Sie zögernd und zaghaft: «Sie besuchten mich in meinem Apartment und hatten überhaupt nichts an! Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich Sie mich gemacht haben . . . !» Das Mädchen darf Ihnen noch nicht einmal böse sein. Denn niemand trägt eine Schuld an den Ereignissen, die während eines Traumes geschehen! Vermutlich wird die Angebetete mit gespieltem Erschrecken oder mit entwaffnender Heiterkeit reagieren. Auf jeden Fall kommen Sie ihr menschlich ein gewaltiges Stück näher. Wenn Sie nur ein bißchen Glück haben, läuft sie Ihnen sogar nach, um möglichst viele Einzelhei113
ten ihres eigenen Verhaltens zu erfahren. Denn alle Frauen sind in der Tat recht wissensdurstig. Pauschale Ratschläge kann man einem Manne, der Kontakte zu Frauen sucht, freilich nicht geben. Hier gilt, wie überall im Leben, der Hinweis: Passen Sie Ihre Worte der jeweiligen Situation an! Improvisieren Sie! Improvisationen sind lebendiger als auswendig gelernte Lektionen, die einem Manne keinen Spielraum lassen, wenn ein Mädchen anders handelt, als er erwartet hat. Und die Frauen verhalten sich garantiert anders! Denn keine von ihnen paßt in ein vorgefertigtes Schema! Daran sollte jeder Mann ständig denken! Eva ist nicht nur ein rätselhaftes, sondern auch ein unberechenbares Wesen! Was kann Ihnen passieren, wenn Sie auf die Schöne, die Ihnen täglich begegnet, zugehen und sagen: «Jetzt grüßen wir uns schon seit einem ganzen Jahr! Dabei haben wir noch nicht einmal einen einzigen Satz miteinander gewechselt. Ich heiße Maximilian Scheu und arbeite dort drüben bei Kußmaul & Co. Wir stellen kosmetische Artikel aller Art her. Sie kennen doch sicher unsere Erzeugnisse? Und ich bin der Mann, der für die schlechten Lippenstifte die gute Reklame macht!» Das Eis, das ohnehin niemals vorhanden war, ist gebrochen. Das Mädchen wird sich Ihnen seinerseits vorstellen. Jetzt können Sie allmorgendlich ein kurzes, aber wirklich nur kurzes Gespräch führen und einander näherkommen, ohne daß Sie der Dame Ihres Herzens auf die Nerven gehen. Denn die Pflicht ruft und verbietet konventionelle Endlosigkeiten. Bis Sie sich eines Tages ein Herz fassen und das Mädchen für den Abend oder einen der folgenden Tage ins Kino, in die Konditorei oder ins Theater einladen. Aus 114
der Antwort geht recht problemlos hervor, ob sie will, nicht kann oder nicht will. Es ist ja durchaus möglich, daß sie einen Freund hat oder daß Sie nicht ihr Typ sind. Blamiert haben Sie sich aber in keinem Falle, und das Mädchen wird sich freuen, einen Mann zu kennen, dem sie nicht gleichgültig ist. Aber wir wollen hoffen, daß sie zusagt und einen kurzweiligen Abend in Ihrer Gesellschaft verbringt, dessen Verlauf zu den kühnsten Hoffnungen berechtigt. Rüdiger Boschmann, einer der exzellentesten Kenner der Materie, empfiehlt allen ratsuchenden Männern pauschal: «Jede unverfängliche Ansprache genügt. Sind erst einmal die Gesprächsbarrieren niedergerissen, ist das Schlimmste überstanden. Sie können sich weiter vorarbeiten. Erzählen Sie der Frau nicht zu viel über sich selbst! Reden Sie über die Frau und um die Frau drum herum! Fast alle Frauen sind eitel. Die Dame wird Ihre Aufmerksamkeit dadurch zu danken wissen, daß sie gegen ein nächstes und übernächstes Gespräch nichts einzuwenden hat. Ist die Zeit reif dafür, laden Sie die Dame - auch Mädchen, ganz besonders junge Mädchen sind 'Damen' - zu einer Erfrischung ein oder zu einer Veranstaltung.» Dieser Ratschlag ist freilich nicht neu, aber immer wieder wirkungsvoll. Er hat schon Millionen von Männern sicher zum Ziel geführt und nur wenige enttäuscht. Einen unbezahlbaren Tip gibt Rüdiger Boschmann den Junggesellen, die sich spezialisieren wollen. Er richtet ihr Augenmerk auf die Gruppe der «versetzten Frauen»: «Es kommt ständig vor, daß im Eingang eines Theaters oder einer Konzerthalle eine hübsch zurechtgemachte Frau steht, die nervös um sich schaut und alle paar Minu115
ten ihre Uhr betrachtet. Das ist ein 'Opfer' für Sie. Entweder ist die Frau 'versetzt' worden, oder ihr Begleiter hat sich so sehr verspätet, daß er praktisch schon aus dem Feld geschlagen ist. Gehen Sie schnurstracks hin und erkundigen Sie sich, ob es der betreffenden Dame so ergangen ist wie Ihnen selbst - ist auch sie Versetzt' worden? Wenn ja, was spricht dann dagegen, gemeinsam einen verpfuschten Abend in einen gelungenen Abend zu verwandeln? Sie kennen ein Lokal, in dem ein Grieche ganz wunderbare Steaks brät, mit einem Salat, der .. . Zwei Versetzte' können einander selten widerstehen. Sie müssen allerdings damit rechnen, bemogelt zu werden, wie auch sie selbst ein bißchen mogeln. Ich kenne Fälle, wo sich erst nach Jahren herausstellte, daß beide nunmehr miteinander verheirateten Partner nur die Rolle des 'Versetzten' gespielt hätten.» Das Leben ist voller Überraschungen. Und es hält viele Wunder für uns bereit. Aber Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige. Es fällt uns nicht in den Schoß, wenn wir untätig oder unentschlossen bleiben. «Nur wer wagt, der gewinnt.» Den Männern, die sich bei allem guten Willen nicht trauen, ein Mädchen auf der Straße aus heiterem Himmel anzusprechen - und die meisten Männer trauen sich nicht -, bietet sich die alternative Möglichkeit der stufenweisen Steigerung ihrer Werbung um eine schöne Frau. Gelegenheiten dazu ergeben sich überall und in jeder Menge. Man muß nur die Augen offenhalten und immer bereit sein. Als ideal erweisen sich gemütliche Gaststätten und intime Bars, jedoch keine ausgesprochenen Nachtlokale, von denen bereits in einem der vorangehenden Kapitel 116
hinreichend die Rede war. Kleine Kneipen, sofern es in ihnen einigermaßen kultiviert und gesittet zugeht, was man auf den ersten Blick erkennt, haben den Vorteil der ungezwungenen Atmosphäre, in der ein ungekünstelter, beinahe freundschaftlicher Umgangston herrscht. Tanzlokale oder größere Restaurants hingegen überzeugen durch die große Auswahl an Damen, die dem Manne in ihrer Vielfalt die Qual der Vorentscheidung erleichtern. Denn an hübschen Mädchen mangelt es hier keinesfalls. Ein erfahrener Autor, der sich angelegentlich mit dem Phänomen der ersten Kontaktaufnahme beschäftigt hat, beschreibt einen typischen Anfang zwischengeschlechtlicher Begegnungen so: «Ich habe also in einem Lokal ein Mädchen entdeckt, das mich reizt und interessiert. Wenn ich nicht von vornherein an ihrem Tisch Platz nehme, kann ich den Kellner bitten, ein Getränk, das ich den Möglichkeiten meiner Geldbörse entsprechend ausgewählt habe, ihr mit meinen Grüßen zu servieren. Am besten bestelle ich das gleiche. Hat der Ober meinen Auftrag ausgeführt, wird sich die Dame zuerst einmal im Lokal suchend nach dem Spender umsehen. Bei dieser Gelegenheit proste ich ihr freundlich zu, und es steht nichts mehr im Wege, daß ich einige Zeit später an ihren Tisch trete mit der Frage, ob der Drink ihr geschmeckt hat und ich vielleicht einen zweiten bestellen darf. Hierbei kann ich dezent und wirklich unaufdringlich andeuten, daß ich mich gerne zu ihr setzen würde. Das ist ein Wunsch, den sie mir kaum abschlagen wird. Unversehens sind wir bereits mitten im Gespräch, das mit allgemeinen Bemerkungen über die Qualität der Getränke und die gediegene Umgebung beginnen mag, ehe 117
es persönlicher wird, ohne jedoch zu plumpen Indiskretionen zu führen. Der Flirt kann seinen vorgeplanten Verlauf nehmen. Die originellste Möglichkeit ist das sicherlich nicht, aber ohne Zweifel eine der erfolgreichsten. Wenn ich mich gleich beim Betreten des Lokals für eine Frau entschieden habe, ist es mir erlaubt, sofort den leeren Stuhl neben ihr ins Auge zu fassen und ganz unverbindlich zu fragen, ob der Platz noch frei ist. Tut man das mit der gebotenen Noblesse, wirkt es auch dann nicht aufdringlich, wenn noch genügend andere Tische ganz frei sind. Denn daß man als Einzelperson einen Gesprächspartner sucht, ist keinesfalls ein strafwürdiges Verbrechen. Man klärt damit höchstens besonders schnell die Fronten, was niemals früh genug geschehen kann.» Sitzt man der Auserwählten erst einmal gegenüber, läßt man sich nach einigen unverbindlichen Worten von ihr bei der Auswahl der Speisen oder Getränke beraten und fragt sie, ob man sie vielleicht zu einem Cognac, einem Likör oder einem Täßchen Kaffee einladen dürfe. Dazu erklärt man entwaffnend: «Wissen Sie, ich trinke nicht gerne allein!» Oder: «Bei einem Gläschen spricht es sich leichter!» Oder: «Sie erlauben doch, daß wir auf Ihr Wohl trinken?!» Muß man befürchten, daß sie die harmlose Einladung ablehnt, darf man nicht fragen, ob sie etwas trinkt, sondern lediglich, was sie trinkt. Man zwingt ihr unauffällig die Auswahl auf: «Mögen Sie lieber einen Weinbrand oder einen Kirschlikör?» Die meisten Frauen gehen gerne in die Falle. Die Hemmschwelle ist überwunden. Dem zweiten Schritt steht nichts mehr im Wege. Legen Sie niemals ein Wort auf die Goldwaage, wenn 118
Sie eine Dame ansprechen! Wichtig ist nicht so sehr, wie Sie es tun, sondern daß Sie es tun! Selbst ein geistloser Anfang führt erstaunlich häufig zum Ziel, wie die Erfolge einfallsloser Galane immer wieder beweisen. Mut bringt einen Mann zumindest zu Beginn weiter als Geist, der leider nicht immer sofort zu bestechen vermag, weil er einige Zeit braucht, um wirksam zu werden. Dann allerdings triumphiert er über die Frechheit, und zwar auf der ganzen Linie. Wenn Ihnen partout keine Formulierung einfällt, ein Mädchen in einem Lokal oder in einem geselligen Kreis schlechthin anzusprechen, dann versuchen Sie es getrost mit einem Kompliment. Es geht ihr herunter wie Honig. Denn jede Frau ist eitel. Sie hält sich für das schönste und unwiderstehlichste weibliche Wesen auf der Welt, Alaska und Feuerland eingeschlossen. Erzählen Sie ihr schwärmerisch, wie hübsch und anmutig sie ist! Sie wird es immer wieder gern hören. Scheuen Sie dabei vor fast nichts zurück, was ihrem Selbstbewußtsein schmeicheln kann! Möglich, daß sie mißtrauisch fragt: «Sie Schwindler sagen doch sicher jeder Frau, daß sie hübsch ist?» Dann antworten Sie unerschrocken: «Ja, das stimmt. Aber Sie sind wirklich schön!» Spätestens von dieser Sekunde an haben Sie bei ihr einen Stein im Brett. Denn eine Frau interessiert sich eher für einen Mann, der sich für sie interessiert, als für einen, der einen unschätzbar teuren Maßanzug trägt. Schaut eine Frau verträumt in die Ferne, weil sie weiß, daß sie ein edles Profil besitzt, dann zögern Sie keinen Augenblick, das klassische Ebenmaß ihrer bezaubernden Linien zu loben! Sieht sie Ihnen wie zufällig einen verräterischen Moment zu lange ins Gesicht, dann hat sie 119
entweder Gefallen an Ihnen gefunden, oder sie erwartet, daß Sie ihr ein Kompliment machen, weil sie die größten, verträumtesten und schönsten Augen hat, die man sich nur vorstellen kann. Vielleicht gefallen Sie ihr, und es verlangt sie zusätzlich nach einem anerkennenden Wort. Sagen Sie es ihr! Und sagen Sie es ihr unverzüglich! Beinahe wäre ich versucht, schüchternen Männern zu raten, sich mit zwei oder drei Gläschen Schnaps ein wenig Mut anzutrinken. Er macht ganz einfach gelöster. Ich wage diese Empfehlung dennoch nicht auszusprechen, weil ich weiß, daß zu viele Burschen nicht das rechte Maß halten können und weit über das gesteckte Ziel hinausschießen. Statt sich zu lockern, betrinken sie sich, was höchst peinlich und lächerlich wirkt und mit Sicherheit zu einem keinesfalls gewünschten Ergebnis führt. Grundfalsch ist es auch, bewußt oder unbewußt den Sex in den Mittelpunkt der Gedanken oder gar der Gespräche zu stellen. Damit schockieren Sie die Frauen zumindest am Anfang. Profis konzentrieren sich vielmehr auf die Eitelkeit und das Gefühl der Damen. Wobei sie fast immer ins Schwarze treffen. Je zärtlicher und schmelzender die männliche Werbung, desto aussichtsreicher die Perspektiven! Ein Mann kann nicht genug übertreiben, wenn er es nur mit Charme und Hingabe tut! Heiratsschwindler schwören auf diese Masche, mit der sie ihre Opfer innerhalb weniger Tage herumkriegen, ohne sich sonderlich anzustrengen. Sie wissen um die verblüffende Wirkung der faustdick aufgetragenen Schmeicheleinheiten. Öl und Schmalz vollbringen wahre Wunder! In Tanzlokalen, Discos oder beim «Ball verkehrt» werden allabendlich selbst die zurückhaltendsten und kritischsten Frauen dutzendweise auf diese keinesfalls ungewöhnli120
ehe Art angemacht, «aufgerissen» und abgeschleppt. Natürlich ist ein Mann nicht ausschließlich auf die Arena der Öffentlichkeit angewiesen, wenn er eine Partnerin sucht. Er braucht sich nur im Kreise von Verwandten, Freunden oder Bekannten umzuschauen. Jeder kennt einen Menschen, der eine hübsche Schwester hat, oder ein uninteressantes Mädchen, das mit einer ausgesprochenen Schönheit befreundet ist. Hier gilt es, das Ziel auf geeigneten Umwegen anzuvisieren und andere Leute für diese Zwecke einzuspannen. Man muß nur sein A ".liegen vortragen und an das Verständnis, die Kollegialität oder das Mitleid appellieren. Dann wird einem Schützenhilfe von allen Seiten zuteil, und alle Helfer sonnen sich im Gefühl der Unentbehrlichkeit. Später können Sie dann sagen: «Diese Ehe habe ich gestiftet!» Bitten Sie Ihren Freund doch einfach, Sie mit seiner Schwester oder der Freundin seiner Schwester bekannt zu machen. Regen Sie eine kleine, gemütliche Feier an, auf der man sich zwanglos näherkommt! Oder fragen Sie die Arbeitskollegin, wann sie sich wieder mit der niedlichen Blondine trifft, mit der sie vorgestern ins Kino gegangen ist! Gestehen Sie ihr ruhig, daß Sie sich in die Kleine verknallt haben und sie einfach hinreißend finden! Natürlich wird die Arbeitskollegin ihrer Freundin Wort für Wort von Ihrer Unterhaltung berichten, und schon ist die weibliche Neugier auf den Mann geweckt, der sich unsterblich in sie verliebt hat. Nicht nur Gelegenheit macht Liebe, auch Neugier zeitigt oftmals solche Wirkung. Einem ersten Treffen, von der Kollegin arrangiert, steht kein Hindernis mehr im Wege. Sie haben in solchen Fällen noch den unbezahlbaren Vorteil, daß die Umworbene von Anfang an weiß, was Sie von ihr wollen. Sie wird ihr 121
Verhalten danach richten, und Sie können aus ihren Reaktionen die notwendigen Schlüsse ziehen. Frauen lieben an Männern sowohl Zärtlichkeit als auch Leidenschaft. Ein kluger Mann sollte deshalb zu Beginn stets herauszufinden versuchen, welche Eigenschaft sie bei einem Partner momentan vorziehen würde. Denn jeder Mensch empfindet zu verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich. Und ein Mädchen, das heute auf einen leidenschaftlichen Partner steht, fährt vielleicht schon morgen auf einen zärtlichen Typ ab. Unser Gefühlsleben ist eben unergründlich, und selbst die Psychoanalytiker vermochten es bis auf den heutigen Tag nicht zu enträtseln. Manchmal sehnen sich ansonsten romantisch veranlagte Frauen nach harter Action und handfestem Sex, während die temperamentvolle Eva bisweilen verspielte Sanftheit vorzieht. Aber einerlei, was eine Frau bei einem Manne auch immer suchen mag, sie sucht es stets an der richtigen Stelle. Rüdiger Boschmann gibt den Männern wohlmeinende Hinweise, wie sie den Damen bei der Suche entgegenkommen können: Sobald sich auch nur die geringste Gelegenheit ergibt, mit der ins Auge gefaßten Schönen eine Unterhaltung anzufangen, dürfen Sie ruhig irgendwelchen belanglosen Quatsch reden, aber Ihre Blicke müssen Bände erzählen. Richten Sie es so ein, daß die Dame nicht umhin kann zu spüren, wie Sie versuchen, sich zurückzuhalten und es dennoch nicht können, weil in Ihnen das plötzliche Begehren wütet. Möglichst schnell muß es zu kleinen, fast zufälligen Berührungen und Liebkosungen kommen. So etwas läßt sich ganz unauffällig machen. Legen Sie im Gespräch 122
der Dame kurz eine Hand auf den Arm oder unterstreichen Sie ein Argument dadurch, daß Sie mit einem Finger wie abwesend auf die Hand der Frau tippen! Gibt es bei der Begegnung Gelegenheit zum Tanzen, haben Sie ausgesorgt, zumindest dann, wenn «altmodisch» getanzt wird. Schmiegen Sie sich beim Tanzen eng an Ihre Partnerin und beachten Sie jedes Körpersignal, das sie Ihnen gibt! Sie werden sofort wissen, woran Sie bei ihr sind. Antworten Sie unmißverständlich darauf! Was ist Tanzen seinem Ursprung nach denn anderes als sexuelles Werben? Also werben Sie! Streicheln Sie die Nackengegend der Frau! Reiben Sie Ihre Brust gegen ihren Busen! Legen Sie eine Handfläche in die Kreuzgegend Ihrer Partnerin und bringen Sie durch Druck, der dem Tanzrhythmus angeglichen ist, die unteren Regionen einander näher! Reden ist nicht nötig. Die Berührungen sprechen für sich. Wenn es die Umgebung, die Beleuchtung - und die Reaktion des Mädchens gestatten, können Sie ohne große Tiraden gleich zum Küssen übergehen. Aber kein feiner Mann bringt eine Frau, die schwach zu werden verheißt, öffentlich in Verlegenheit! Was sich da zwischen Ihnen und der Dame abspielt, ist eine Sache, die nur Sie beide etwas angeht! Leidenschaftskundgebungen zur Unterhaltung der anderen Gäste oder zur Befriedigung der eigenen Eitelkeit sind nicht angebracht! Besteht bei Ihnen und der Frau wortlose Einigkeit, müssen Sie die Initiative ergreifen, um eine günstige Weiterentwicklung zu garantieren. Fragen Sie einfach: «Könnten wir nicht zusammen fortgehen?» Oder liefern Sie der Dame eine Rechtfertigung für sich selbst, indem Sie vorschlagen: «Das Wetter draußen ist wunderbar! Wollen 123
wir zwei nicht einen Spaziergang machen?» Es spielt keine Rolle, ob es draußen Katzen und Hunde regnet. In solchen Fällen ist das Wetter draußen immer «wunderbar». Egal, was Sie sagen, sagen Sie es so, daß die Frau spürt, wie brennend gerne Sie mit ihr allein sein möchten! Hier scheiden sich dann die Geister. Unter Umständen werden Sie dann verblüfft feststellen, daß die feurige Dame zwar nichts gegen die tollste «Anschmeiße» hat, sich Ihnen jedoch keinesfalls hingeben will. Diese Sorte hält es mit dem Wahlspruch: «Appetit holt man sich anderweitig, aber gegessen wird zu Hause!» Sollte Ihnen dies widerfahren, lassen Sie die Frau sofort fallen wie eine zu «heiße Kartoffel»! Schließlich ist es nicht Ihre Aufgabe, die Bettfreuden eines anderen Herrn vorzubereiten. Verhält sich die Frau aber wie ein erwachsener Mensch und möchte, wenn sie ein starkes Begehren empfindet, diesem Begehren auch Folge leisten, ist es an Ihnen, den anderen Anwesenden einen akzeptablen Grund für das gemeinsame Verlassen der Gesellschaft zu liefern. Eine bewährte Methode ist es, die «schwachwerdende» Frau zu der Entschuldigung zu bewegen, sie fühle sich nicht wohl. Hierauf können Sie sich erbieten, sie nach Hause zu begleiten. Oder es fällt ihr - auf Ihre Anregung hin - plötzlich ein, wie gedankenlos sie gewesen ist, denn sie hat ja der Nachbarin versprochen, spätestens um zehn Uhr einmal nach deren Baby zu sehen. Darum muß sie jetzt schnellstens heim - in Ihrer Begleitung selbstredend. Erwarten Sie von der Frau nicht, daß ihr von selbst plausible Entschuldigungen einfallen, die Außenstehende halbwegs überzeugen könnten! Dafür ist sie - hoffent124
lieh - zu sehr mit ihrem inneren Aufruhr beschäftigt. Behält sie allerdings einen kühlen Kopf, liegt die Sache nicht so günstig für Sie . . . Selbstverständlich wird es einem Manne immer wieder passieren, daß eine Frau zwar grundsätzlich zur Liebe bereit ist, sich jedoch aus anerzogenen Hemmungen heraus weigert, den Koitus zu vollziehen. Nun kann es keinesfalls Aufgabe dieses Buches sein, über Moral oder Unmoral zu richten. Das würde den Rahmen unseres Themas sprengen, ohne zu einer zufriedenstellenden Antwort zu führen. Deshalb will ich mich darauf beschränken, einige Gedankengänge des bekannten amerikanischen Ehepsychologen Dr. Albert Ellis wiederzugeben: «Es ist durchaus nichts grundsätzlich Falsches an der Verführung, solange sie in einer gescheiten und vernünftigen Art und Weise mit ein paar anständigen Grundregeln praktiziert wird. Dies trifft beinahe auf jede sexuelle Handlungsweise zu. Es ist schwierig, sexuelles Verhalten an sich als schlecht, unnormal oder perfertiert zu betrachten. Eher ist es die unmoralische oder gestörte Weise, in der solches Verhalten geübt wird, die es abartig macht. In dieser Hinsicht ist die Homosexualität ein klassisches Beispiel. Junge Knaben beteiligen sich häufig an gegenseitiger Masturbation oder an anderen Formen der Homosexualität. Erwachsene Männer, die im Gefängnis oder sonstwie von Frauen isoliert leben, haben ebenfalls sexuelle Beziehungen zu anderen Männern. Es gibt nichts Ungewöhnliches oder Pervertiertes an dieser Art von gelegentlicher oder sporadischer Teilnahme an sexuellen Handlungen mit Angehörigen des eigenen Ge125
schlechts. Wenn aber ein Mann ausschließlich mit einem anderen Mann geschlechtlich verkehrt oder wenn er in besessener oder gezwungener Art homosexuelle Ventile sucht oder wenn er homosexuell ist, weil er befürchtet, bei den Frauen zu versagen, und deshalb keine Begegnungen mit ihnen riskieren will - erst unter diesen Umständen tendiert er dazu, ein unverbesserlicher und tatsächlicher Homosexueller zu werden und wegen seiner Sexualität neurotisch zu sein. So ist es auch mit der Verführung. Wenn Sie ausschließlich daran interessiert sind, ein neues Mädchen nach dem anderen zu verführen und keine Form von sexueller Beziehung aufrechtzuerhalten, oder wenn Sie sich in besessener und gezwungener Art und Weise mit Verführung befassen und andere wichtige Aspekte Ihres Lebens zugunsten eines übertriebenen Zeit- und Energieaufwandes für dieses Spiel vernachlässigen, oder wenn Sie nur versuchen, sehr junge Mädchen zu verführen, weil Sie befürchten, daß Sie mit älteren Frauen nicht zurechtkommen und daß es katastrophal sei, von ihnen abgewiesen zu werden - erst unter diesen Umständen begeben Sie sich auf ein besonderes Gebiet des sexuellen Verhaltens, und Sie werden wegen Ihrer neurotischen Sperren anomal. Ähnlich sieht es aus, wenn Sie sich vor jeglicher Art von verführerischer Tätigkeit fürchten und es ablehnen, es jemals zu versuchen, ein Mädchen zu überreden, mit Ihnen ins Bett zu gehen, selbst wenn es so aussieht, als ob Sie gute Aussichten auf Erfolg hätten und äußerst viel Spaß mit ihr haben würden, dann schädigen Sie sich unnötigerweise selbst und werden sexuell neurotisch. Verführen oder Nichtverführen, das ist hier nicht gerade 126
die Frage, da Sie legitimerweise zu dieser oder jener Zeit beides tun können. Solange Sie Verführung oder Enthaltsamkeit in einer gescheiten, anständigen Art üben, und solange Sie vernünftige Sorgfalt walten lassen, zu Ihren sexuellen Partnerinnen nicht rücksichtslos zu sein, solange wird es Ihnen gelingen, im Leben und in der Liebe ziemlich gut voranzukommen.» Noch ein Wort zum männlichen Verhalten den schwachen Frauen gegenüber sei mir erlaubt. Jeder Mann, ob hart oder weich veranlagt, sollte es sich zum Grundsatz machen, jede Frau und jedes Mädchen liebenswürdig und geduldig zu behandeln! Denn die meisten von ihnen sind physisch und psychisch zerbrechlich wie rohe Eier, auch wenn es manchmal nicht so aussehen mag. Aber der Schein trügt. Seien Sie niemals grob, derb oder unbeherrscht! Sie flößen der Schönen damit nur unnötige Furcht ein und schüren ihren Widerstand. Sie erreichen also damit höchstens das Gegenteil von dem, was Sie tatsächlich wollen. Wenn Sie von einem Mädchen zurückgewiesen werden - und das wird Ihnen um so häufiger geschehen, je mehr Versuche Sie im Leben starten - dann tragen Sie die Abfuhr mit Würde, Gelassenheit und - falls sie können - auch mit Humor! Geben Sie der Dame nicht gleich die Schuld, sondern suchen Sie den Fehler bei sich selbst! Sie werden ihn ganz gewiß finden, weil Sie als Mann von Natur aus kritisch und darüber hinaus auch selbstkritisch veranlagt sind. Schwerer als den Fehler zu finden ist es freilich, ihn abzustellen oder zu beheben. Denn niemand kann aus seiner Haut heraus. Ehe Sie Ihren Unmut an dem erschrockenen Mädchen auslassen, sollten Sie daran denken, daß andere weibliche Wesen eben diesen 127
Fehler sicherlich lieben und sich einer anderen Frau zuwenden! Zum Glück hat nicht jede Schöne den gleichen Geschmack. Die Neigungen der Frauen mögen noch so verschieden sein, die Angst davor, als sexuelles Objekt von einem Manne mißbraucht werden zu können, ist bei den meisten vorhanden. Deshalb muß der einfühlsame Mann alles daransetzen, zunächst einmal ihr Vertrauen zu gewinnen. Schenkt ein Mädchen ihm nämlich erst einmal ihr Vertrauen, dann schenkt sie sich ihm bald auch selbst. Selbstsicheres, überlegenes, besonnenes Auftreten weckt ebenso das Vertrauen einer Frau wie Ehrlichkeit, Geduld und Verständnis für ihre Probleme. Zeigen Sie Ihrer künftigen Partnerin immer wieder, daß sie nicht nur triebhaft veranlagt sind, sondern auch liebevoll und zärtlich. Sagen Sie ihr, daß Sie treu sein können und auch wollen, wenn Sie beide sich als passendes Paar erweisen! Verführung unter vorgetäuschten Verhältnissen ist nicht nur schmutzig, sondern auch gemein und verantwortungslos! Lassen Sie nicht nur durch Worte, sondern durch Ihr ganzes Verhalten erkennen, daß Sie die Frauen wirklich achten und respektieren! Beweisen Sie, daß Sie in ihnen nicht nur eine willige Masturbationshilfe sehen, sondern den gleichwertigen Partner! Reden Sie niemals abfällig über die Sexualität anderer Menschen! Wenn ein Mädchen zögert, sich Ihnen vollends hinzugeben, dann dürfen Sie die Kleine niemals überrumpeln oder durch Ihre Überlegenheit gefügig machen! Überzeugen Sie die Frau davon, daß Sexualität ein ganz normaler Bestandteil unseres Lebens ist und daß man ihr positiv gegenüberstehen muß! Das dauert zwar länger, 128
erschließt Ihnen beiden aber auf die Dauer größere und intensivere Liebesfreuden. Es lohnt sich, um eine Frau geduldig und unaufdringlich zu werben. Was man mit Gewalt niemals erreichen würde, das gewährt sie einem dann ganz von allein aus eigenem Antrieb. Üben Sie Ihren Charme und Ihre Überzeugungskraft täglich - aber nicht nur vor dem Spiegel, sondern in freier Wildbahn! Und versuchen Sie neidlos von erfolgreicheren Männern zu lernen! Es zahlt sich aus.
129
Das erste Mal
Ganz egal, was die Männer auch immer anstellen mögen, um das Interesse einer Frau zu erwecken, sie haben nur ein einziges Ziel im Auge. Und die Frauen wissen nicht weniger gut, um was es wirklich geht. Denn auch ihnen sitzt der Sexteufel im Blut. Er zwickt und zwackt sie überall, vornehmlich jedoch an einer einzigen Stelle, nach der die Männer so verrückt sind. Letzten Endes wollen die Mädchen dasselbe wie die Burschen, auch wenn sie sich anfangs noch so nachdrücklich zieren und sträuben. Nur die wenigsten unerfahrenen Frauen leisten überhaupt keinen Widerstand. Meistens verteidigen sie ihre Unschuld oder zumindest ihren Schoß so konsequent, als seien sie unnachgiebig entschlossen, die Beine niemals zu öffnen. Haben sie sich aber endlich dazu überwunden, im Kampf der Geschlechter zu unterliegen, dann ergeben sie sich resignierend in ihr Schicksal, als brächten sie entsagungsvoll ein unbeschreibliches Opfer dar, dessen Bedeutung der Mann niemals auch nur zu erahnen vermag. Dabei sind sich viele Sexualwissenschaftler einig, wenn sie behaupten: «Je später ein Mädchen seine ersten sexuellen Erfahrungen macht oder je hartnäckiger es sich dagegen sträubt, desto heißblütiger und hemmungsloser reagiert es später auf erotische Reize!» 131
Seit vielen Jahrhunderten wurden die Frauen von frühester Kindheit an dazu erzogen, ihre Jungfräulichkeit als ihr kostbarstes Gut zu hüten und sie erst in der Hochzeitsnacht dem mehr oder weniger geliebten Gatten zu schenken. Aber schon immer fanden ungezählte Mädchen Mittel und Wege, die streng überwachten Verbote zu umgehen und voreheliche Liebesfreuden zu genießen, wie auch so manche anscheinend treue Ehefrau heimlich auf illegitimem Terrain ihre Lüste befriedigte und dem ahnungslosen Gemahl «Hörner aufsetzte», ohne sich um die sittlichen Gebote sonderlich zu sorgen. Die Zahl der Mädchen, die unberührt in die Ehe gehen, war noch bis vor wenigen Jahren erstaunlich hoch. Während die Männer sich schon immer im Bordell oder anderweitig bei leicht zugänglichen Damen die Hörner abzustoßen und erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln wußten, erwartete man von einem Mädchen zumindest theoretisch Jungfräulichkeit bis zur Hochzeitsnacht. Auch heute noch wünschen sich die meisten Männer - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz - eine Frau zur Geliebten, die noch nicht durch die Hände anderer Partner gegangen ist. Der Trend der Zeit jedoch läßt diesen Wunsch nur noch höchst selten Wirklichkeit werden. Der Wert der Jungfräulichkeit eines Mädchens hängt engstens mit dem männlichen Besitzdenken zusammen, das heute nicht weniger ausgeprägt ist als in früheren Zeiten. Die Pioniere der Sexualwissenschaft, die noch stark unter dem Einfluß der patriarchalischen Gesellschaftsordnung standen, pflegten die voreheliche Deflo-ration und den vorehelichen Geschlechtsverkehr schlechthin als Beweis der Minderwertigkeit einer Frau zu betrachten. Sie erklärten, daß die «Entjungferung» der 132
einzige physiologische Vorgang sei, welcher mit einer funktionellen Verletzung des entsprechenden Organs einhergeht. «Die Natur», so sagten sie, «zeigt hier, was alle Erörterungen der Feministen zur Verteidigung der sexuellen Gleichberechtigung auch immer anführen mögen, aufs klarste, wie ungleichwertig sie selbst die geschlechtliche Unberührtheit des Mannes und Weibes einschätzt. Der Mann verliert seine virginelle Junggesellenschaft mit leichter, wollüstiger Befriedigung ohne jegliche Beschwerde an seinem Genitale, während die Jungfrau bei dem ersten Schritt, ihre Jungfräulichkeit zu opfern, einen lokalen Kampf mit dem sich zur Wehr setzenden eigenen Geschlechtsorgan zu führen, Schmerzen zu erdulden und Ungemach zu erleiden hat.» Der Sexualforscher Ernest Borneman bezeichnet diese Ansicht rundweg als Unsinn, «denn bei der Defloration leidet der Mann ebenso große oder ebenso geringe Schmerzen wie die Frau. Penisfrakturen sind nicht selten. Andererseits können auch bei der Frau Deflorations-Verletzungen auftreten, beispielsweise Verletzungen des Scheidenvorhofs, der Scheide oder des Nierenbeckens.» Angesichts dieser Begleiterscheinungen bei der Entjungferung eines Mädchens müßte der Wunsch so vieler Männer nach einer unberührten Partnerin auf Verständnislo-sigkeit stoßen. Aber der männliche Stolz darauf, der erste zu sein und einer Frau das Reich der Sexualität als erster zu erschließen, ist zweifellos Rechtfertigung genug. Wenn aber der Mann ebensowenig Erfahrung besitzt wie das unberührte Mädchen, dann stellt das erste Mal beide vor nicht zu unterschätzende Probleme. Und sofern die Kleine noch nicht regelmäßig die Pille nimmt, kommt ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor hinzu. Die 133
Furcht vor einer ungewollten Schwangerschaft steigert die Angst vor der eigenen Ungeschicklichkeit ins Unermeßliche. Im entscheidenden Augenblick muß sich der Mann unter allen Umständen vergewissern, ob die Auserwählte durch regelmäßige Einnahme der Pille vorgesorgt hat. Wenn nicht, hat er die Pflicht, selber und rechtzeitig vorzubeugen. Denn im entscheidenden Augenblick vergißt er besonders beim ersten Male - mit ziemlicher Sicherheit alle guten Vorsätze und beschwört damit allerhand Unheil herauf. Und selbst wenn alles ohne Folgen bleibt, drohen dem jungen Paar quälende Wochen nervtötender Ungewißheit, bis die nächste Periode wieder einsetzt, die jedoch auch keine hundertprozentige Klarheit schafft, weil sie durchaus auch bei einer begonnenen Schwangerschaft noch einmal auftreten kann. Nimmt das Mädchen - aus welchen Gründen auch immer - die Pille nicht, dann sollte der verantwortungsbewußte Mann ein Präservativ benutzen. Sicherer allerdings ist eine Kombination von Scheidenzäpfchen und Präservativ. Die Anwendung ist denkbar einfach und keinesfalls störend oder hinderlich, sofern man sie in das unbeschwerte Liebesspiel mit einbezieht. Dabei empfindet der Mann es als äußerst reizvoll, wenn die Geliebte ihm den Präser zärtlich überstreift, während er die herrlichsten Gefühle in ihr beim Einführen des Scheidenzäpfchens erregt. Diese Kombination von einem Präservativ und Zäpfchen, die vor unerwünschten Folgen schützt, fördert die Aktivität und Mitverantwortung beider Partner in idealer Weise. Und sie schafft ein Gefühl der Sicherheit, indem sie überflüssige Ängste ausschaltet. Ein Koitus ohne Verhütungsmaßnahmen aber ist nicht nur 134
leichtsinnig, sondern rundweg verantwortungslos, es sei denn, er soll tatsächlich gewollter Fortpflanzung dienen. Einerlei, ob ein Paar vorgebeugt hat oder nicht, ist die Entjungferung auch heute noch wie in früheren Zeiten ein Trauma im Leben einer jeden Frau. Dabei spielt es keine Rolle, wo es geschieht. Auf den Rücksitzen eines Kleinwagens kann es ebenso schön sein wie im Brautbett oder genauso enttäuschend. Kein Mann darf die Angst der Frau «davor» unterschätzen. Das Mädchen fragt sich hundertmal: «Wird er mir weh tun? Wie verhalte ich mich, wenn es schmerzt? Kann ich weinen? Oder stoße ich ihn ab, wenn ich es tue? Will er, daß ich mich vor seinen Augen ausziehe? Sollen wir das Licht brennen lassen oder lieber ausknipsen?» Zum Glück ist die psychologische Angst der Frau vor falschem Verhalten meist stärker als die psychische Angst vor dem Schmerz, den die Defloration verursachen mag. Trotzdem soll jeder Mann zärtlich und feinfühlig auf ihre Sorgen eingehen. In liebevollem Gespräch wird er ihre Sorgen und Bedenken zerstreuen, wenn er sich nur die richtige Mühe gibt. Vor dem ersten Mal muß das Verhältnis beider Partner zueinander so natürlich und unverkrampft wie nur irgend möglich sein. Dann ergibt sich alles weitere ganz von selbst, und keine Peinlichkeit kommt auf. Die Angst des Mädchens vor dem Deflorationsschmerz kann der Mann mildern oder vielleicht sogar gänzlich ausschalten, indem er die Ratschläge der amerikanischen Eheberaterin Barbara Bross weitergibt: «Das Reißen des Hymens wird kaum schmerzen. Und du wirst auch nicht viel Blut verlieren, falls überhaupt. Weniger als bei der Menstruation. Mach dir keine Sorgen, wenn es 135
beim ersten Mal nicht schön ist. Das hat nichts zu bedeuten. Es gibt einen Mythos, der besagt, daß ein Mädchen den ersten Mann ewig liebt. Das ist purer Unsinn. Das erste Mal ist selten angenehm, selbst für die leidenschaftlichste Frau. Also mach dir keine Sorgen. Genieße es, soweit du es kannst. Wie jedes menschliche Tun ist auch die Liebe auf Erfahrung angewiesen. Bevor alles wirklich klappt, braucht ihr beide noch eine ganze Menge Praxis. Verlier die Geduld nicht nicht mit ihm und noch weniger mit dir selbst. Du bist nicht frigide, wenn du anfangs wenig oder nichts fühlst. Du wirst bald sehr viel fühlen.» Der männliche Wunsch nach Jungfräulichkeit enthält stets den Wunsch nach Defloration. Eine Frau zu deflorieren bedeutet aber, ihr Schmerz zuzufügen, sie zum Bluten zu bringen. Das ist jedoch zumindest unbewußt stets ein sadistischer Wunsch. Frauen sollten Männern, die sich nur nach einer unberührten Frau sehnen, mit Skepsis gegenübertreten. Denn deflorationssüchtige Männer sind nur selten gute Ehemänner. Sie werden stets nach anderen Frauen suchen, die sie entjungfern können. Ein Mann tut also gut daran, seine Vorliebe für Jungfrauen nicht zu laut zu äußern. Sie könnte den Erfolg seiner Bemühungen um eine Schöne außerordentlich gefährden. Ernest Borneman schreibt dazu: «In sensitiven Kulturen gilt es als Fehler, jemals die eigene Ehefrau zu deflorieren. Denn mit Defloration verbindet sich Schmerz, und Schmerzen soll ein Mensch einem geliebten Wesen niemals zufügen. Die römischen Bräute deflorierten sich deshalb selbst, indem sie sich auf den Schoß der Nachbildung des Gottes Mutunus setzten, durch dessen Phal-lus das Hymen zerrissen und die Vagina erweitert wurde. 136
Auch mit dem Lingamdienst in Indien sind ähnliche Zeremonien verbunden. Anstelle des Götterbildes übernahmen später die Priester oder auch die Zauberer die Entjungferung. Das «Jus primae noctis» wurzelt in dieser Idee. Nie sollten Liebe und Schmerz in der Person des Entjungferers eine Personalunion eingehen.» Aber keine Angst! Gar so schlimm, wie es manchmal hingestellt wird, ist das erste Mal bestimmt nicht, wenn der Mann sich nur immer wieder ins Gedächtnis ruft, daß alle Frauen, nicht nur die Jungfrauen, «zerbrechliche» Wesen sind, die sich nur dem Liebhaber vorbehaltlos eröffnen, der sie mit Behutsamkeit, Zärtlichkeit und Fingerspitzengefühl zu nehmen weiß. Dabei kommt es weniger auf die Routine an als vielmehr auf den Vorsatz, sanft und empfindsam vorzugehen. Allerdings ist ein Mädchen bei einem erfahrenen Manne in besseren Händen als bei einem unbeholfenen Anfänger, der sich in ihren Armen erst die Sporen verdienen will. Eine 19jährige Verkäuferin beschreibt, wie sie ihr Debüt erlebte: «Bis vor einer Woche war ich noch Jungfrau, aber nur gerade so, weil ich bei fünf oder sechs Gelegenheiten dem Geschlechtsverkehr ziemlich nahe kam. In diesen Fällen wurde ich äußerst intensiv stimuliert, freute mich aber trotzdem, daß der Koitus nicht vollzogen wurde. Seit meinem 13. Lebensjahr betrachte ich mich als sehr ungehemmt, zumal ich Sex stets offen mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester wie auch mit meinen Freundinnen diskutieren konnte. Als ich jetzt meine Unschuld verlor, war das für mich ein schrecklicher Fehlschlag. Die Enttäuschung konnte nicht größer sein, obwohl der Junge sich rechtschaffen bemühte, mich lieb und nett zu behandeln. Wir hatten uns zwar 137
erst einen Tag vorher kennengelernt, und die Vereinigung gab uns beiden nicht viel, aber er ist nun mein ständiger Freund. Seit jenem Ereignis vor sieben Tagen hatten wir fünfmal Verkehr, und jedesmal endete es mit einem Fiasko. Gestern sprachen wir offen darüber, und er war sehr besorgt über mich, als ich ihm gestand, daß ich mich beim Koitus gehemmt fühle und nicht einmal in die Nähe eines Höhepunktes komme. Wenn meine Reaktion sich nicht bessert, wird unsere Freundschaft vermutlich auseinandergehen, obwohl mein Partner, der sich die größte Mühe gibt, mich zu verstehen, unheimlich heißblütig veranlagt ist. Doch in der Vaginalzone empfinde ich kaum etwas, und wenn ich mich meinem Freund hingebe, dann ertrage ich seine Bemühungen nur ihm zuliebe. Ich schließe die Augen, um ihm meine Gleichgültigkeit zu verheimlichen, und ich lächele glücklich, obwohl mir eher zum Heulen zumute ist. Zu meiner Beruhigung las ich irgendwo, daß nur sehr wenige junge Mädchen in den ersten Jahren ihrer sexuellen Aktivität einen Orgasmus erreichen, weil er sich erst mit der Zeit entwickelt. Deshalb habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben.» Die Erfahrung dieser jungen Frau ist in der Tat nicht ungewöhnlich. Obwohl es keine allgemeinen Normen gibt und auch keine Altersgrenze, die einer Frau sexuelle Befriedigung garantieren könnte, fanden Kinsey und seine Mitarbeiter heraus, daß fast 100 Prozent der Männer ihrer Untersuchungsgruppe im Alter von 17 Jahren stets den Orgasmus erreichen. Aber nur 30 Prozent der weiblichen Personen hatten vor der Ehe einen Höhepunkt erlebt. Sie berichteten auch, daß die maximale orgastische 138
Reaktion der Frau mit dem 35. Lebensjahr eintritt. Das sind gewiß ernüchternde Feststellungen. Kein Mann muß sie jedoch als unabänderlich hinnehmen, wenn er nicht gerade ein unverbesserlicher Egoist ist. Erwiesenermaßen kommt eine Frau um so schwerer zum Orgasmus, je schneller der Partner aufs Ganze geht. Je länger und zärtlicher er aber das Vorspiel ausdehnt, desto größer ist die Chance, daß die Geliebte ebenfalls einen Höhepunkt erreicht. Denn bei Frauen dauert die Erregungsphase länger als beim Manne, der praktisch innerhalb weniger Sekunden orgasmusbereit sein kann. Beim weiblichen Organismus hingegen ist eine Anlaufzeit von einer halben Stunde oder mehr noch durchaus normal. Bei der jungen Verkäuferin, die eben zu Wort kam, ist das Ausbleiben einer befreienden Reaktion keineswegs verwunderlich, zumal sie selbst das Gefühl hat, für den Geschlechtsverkehr noch nicht reif zu sein. Wenn sie den Sex nur ihrem Freund zuliebe praktiziert, ist die Befürchtung berechtigt, daß es noch sehr lange dauern wird, bis sie Lust und Freude an sexueller Partnerschaft findet. Für zahlreiche Frauen nämlich ist sexuelle Lust nichts anderes als ein Produkt von Gewohnheit, Erfahrung und Praxis. Viele junge Frauen empfinden nicht anders als diese offene, aufrichtige Geliebte. Sie wollen keine Spielverderberinnen sein. Und weil sie nicht den geringsten Versuch unternehmen, ihre Hemmungen abzustreifen und ihre Verkrampftheit zu lösen, sträubt sich ihr gesamter Körper gegen einen befreienden Höhepunkt, den entspannte Geschlechtsgenossinnen bei jedem einzelnen Koitus nach Belieben erleben. Allein am Manne liegt es, die Schranken abzubauen und geduldig daran zu arbeiten, 139
daß seine Partnerin Gefallen, Spaß und schließlich höchste Lust beim Liebesspiel findet. Denn die Sexualität ist ein Geschenk des Himmels und keine lästige Pflicht, als die so manches Mädchen sie noch immer betrachtet. Wie wichtig liebevolles Eingehen des Mannes auf eine Frau sein kann und wie bedeutsam männliche Geduld ist, geht aus dem Erfahrungsbericht einer jungen Frau hervor, die über das erste Mal schreibt: «Ich verlor meine sogenannte Unschuld in einem Auto. Es kam für mich nicht gerade überraschend, weil mein Freund und ich uns fest vorgenommen hatten, daß es an diesem Abend passieren sollte. Die Situation war denkbar unbequem, aber weil es draußen stark regnete, hatten wir keine anderen Möglichkeiten. Mein Freund brauchte sich nicht groß anzustrengen, weil ich infolge regelmäßiger Selbstbefriedigung alle Wege geebnet hatte. Aber er machte sich keine besondere Mühe. Ehe ich richtig begriff, was geschah, legte er sich über mich und drang in mich ein, nachdem er meinen Rock hochgeschoben hatte. Es gab überhaupt kein Vorspiel, so daß ich bis zum Schluß kalt und gefühllos blieb. Hätte mein Freund mir zunächst einige gezielte und ausgedehnte Streicheleinheiten in der Brustgegend und an den Oberschenkeln zukommen lassen, wäre ich sicher viel temperamentvoller mitgegangen. Aber ohne eine Ouvertüre mit allen Schikanen läuft bei mir nichts, wie ich heute sicher weiß. Denn Frauen wie ich wollen ohne Eile angewärmt und aufgeheizt werden, damit sie auf Touren kommen. Mein Freund dachte nur an sich. Innerhalb weniger Sekunden war er fertig, wobei er überhaupt nicht auf meine Wünsche einging. Ich fühlte mich hinterher recht mies. 140
Ein wenig aufregender hatte ich mir meinen Einstand nämlich vorgestellt. Zu seiner Entschuldigung kann ich nur anführen, daß auch er nicht sehr erfahren war und mich als Versuchskaninchen benutzte. Nach diesem enttäuschenden Erlebnis wandte ich mich routinierteren Männern zu, die eine Frau mit Zärtlichkeit und aufregenden Fingerspielen in Ekstase zu bringen vermögen. Bei ihnen kam ich immer zum Orgasmus, der sich beinahe automatisch einstellt, wenn mich ein Partner an den richtigen Stellen liebkost. Meinen ersten Mann sah ich niemals wieder. Ich habe ihn ohne jede Schwierigkeit vergessen.» Leider ist die erste wirkliche Vereinigung von Mann und Frau bei uns fast stets eine heimliche, schlüpfrige und schmutzige Angelegenheit, die sich im Verborgenen vollzieht wie ein ehrenrühriges Verbrechen. Nicht zu Unrecht konstatiert Rüdiger Boschmann resignierend: «Angsterfüllt, unwissend und plump begehen unsere Jugendlichen das, was in Romanen wohlklingend das 'erste Erlebnis' genannt wird.» Und der Experte fährt fort: «Die erste Vereinigung erleben die meisten Menschen bei uns lange vor der Hochzeit, meistens zwischen dem Beginn des 16. und dem Ende des 18. Lebensjahres. Zu dieser Zeit haben die Beteiligten nur ein sehr geringes Wissen um das, was vor sich gehen soll. Sie verhalten sich ungeschickt, tun einander weh und empfinden die äußeren Umstände als erniedrigend und peinlich.» Der Arzt und Sexualtherapeut Dr. Ferdinand Harvey, dem wir zahlreiche neue sexuelle Erkenntnisse verdanken, schreibt treffend: «Man kann das Leben nicht zurückdrehen: Wenn der Anfang schlecht ist, dann ist zunächst einmal alles verdorben. 141
In dieser ersten Nacht werden die Weichen gestellt, und was in dieser Nacht durch Lieblosigkeit, Egoismus und Dummheit des Mannes verdorben wurde, das läßt sich oft niemals wiedergutmachen. Vielleicht findet sich erst nach der Ehescheidung wieder ein Weichensteller, der mit viel Geschick und Liebe die Frau aus ihrer Verkrampfung herausholt und glücklich macht. Aber zwischen diesen beiden Zeitpunkten liegt eine zerbrochene Ehe oder Partnerschaft, eine verdorbene Jugend . . . » Bleibt zu fragen, so kommentiert Rüdiger Boschmann bitter, wo denn der Mann, der hier in der ersten Nacht «die Weichen stellen» soll, seinerseits Erfahrungen hernimmt, die es ihm ermöglichen könnten, wie ein guter Liebhaber zu verfahren. Er darf ja, nimmt man unsere Moralgesetze ernst, ebenfalls nur unschuldig in das Abenteuer eintreten. Außerdem bleibt es schleierhaft, wie etwa der zweite «Weichensteller», der die Frau wieder «aus ihrer Verkrampfung herausholen» soll, seine Kenntnisse erlangt hat. Auch auf die Gefahr hin, sich einen Ruf als Verfechter der Unmoral einzuhandeln, hält es Boschmann - und ungezählte andere ebenfalls - für besser, die Beteiligten wüßten bereits beim «ersten Mal», wie sie sich richtig verhalten müssen. Ein Mädchen sollte über die körperlichen Voraussetzungen bei Mann und Frau sehr gut Bescheid wissen, bevor es sich verführen läßt. Und der beteiligte Mann müßte bestens darüber informiert sein, was es mit dem, das er da vollbringt, überhaupt auf sich hat. Die Unwissenheit ungezählter Mädchen wird noch sehr lange fortbestehen. Dafür sorgen nicht nur altmodische Eltern, sondern auch überholte Moralvorstellungen, die nicht innerhalb einiger weniger Jahre abgebaut werden 142
können. Traditionen und Gewohnheit führen ein zähes Leben. Und die Diktatur der öffentlichen Meinung ist trotz aller Bereitschaft zum Fortschritt stärker als weiblicher Mut. Noch bis weit in die nächste und vielleicht sogar auch in die übernächste Generation hinein werden die infolge ihrer angeborenen oder anerzogenen erotischen Passivität unerfahrenen Mädchen bis zu ihrem ersten sexuellen Erlebnis unwissend bleiben, ehe sie aus der Praxis lernen, wie man bewußt und ohne Furcht die Liebe vollzieht. Deshalb kommt auch heute noch dem Manne, auch wenn er selber nur geringe und überdies theoretische Kenntnisse besitzt, die Führungsrolle zu, wenn beide die elysischen Gefilde körperlicher Liebe betreten. Jeder Mann muß wissen, daß sich eine Frau gerade beim ersten Mal vertrauensvoll in seine Hände begibt, sich ihm bedingungslos ausliefert. Wenn er sie dabei derb und brutal behandelt, begeht er nicht etwa nur eine verzeihliche Dummheit, er handelt bewußt kriminell. Er greift verhängnisvoller und schmerzhafter in ein fremdes Leben ein als ein Dieb, ein Betrüger oder ein Räuber. Männer, die eine Frau nicht zu achten vermögen und nur billigen Sinnenrausch suchen, sollten ihre Triebe bei Mädchen abreagieren, die so abgebrüht sind wie sie selbst. Hier können sie wenigstens keinen Flurschaden anrichten. Frauen aber, bei denen sie der Erste sein wollen, haben ein Recht darauf, geliebt zu werden. Doch auch eine Eva, die ihr Debüt längst hinter sich hat, ist nicht weniger männlicher Behutsamkeit und Ritterlichkeit wert, auch wenn sie eine Enttäuschung leichter zu verkraften vermag. Jedes weibliche Wesen darf beanspruchen, von dem Manne, dem es sich schenkt, geachtet 143
und höflich behandelt zu werden. Casanova sagte einmal im hohen Alter: «Vier Fünftel des Genusses bestanden für mich darin, die Frau glücklich zu machen.» Weil er Rücksicht nahm und den Wünschen seiner Partnerinnen den unbedingten Vorrang gab, hatte dieser wohl berühmteste aller Liebhaber so unglaublichen Erfolg beim schönen Geschlecht. Denn die Frauen wissen männliche Selbstlosigkeit zu schätzen, für die sie sich mit besonderer Hingabe bedanken. Wenigstens meistens. Achtung vor einer Frau ist glücklicherweise unabhängig von Praxis und Erfahrung. Sie gehört zu den Tugenden, die auch ein ungeübter Mann pflegen und kultivieren kann. Ist er dazu nicht fähig, wird es ihm auch später als Profi nicht gelingen, das Herz eines Mädchens zu gewinnen. Er bleibt dann sein Leben lang ein triebhafter Mensch, dem ebensogut auch mit einer lebensgroßen Puppe aus Vinyl gedient ist, an der er seine Potenz erschöpfen kann. Wer Achtung vor seiner zukünftigen Partnerin hat, der wird sich eher beherrschen und sie nicht gar so sehr bedrängen wie ein ungeduldiger Stier. Falls die Kleine nicht will - oder noch nicht will, sollte der Mann ihr Zeit lassen, sich zu entscheiden, auch wenn die Selbstbeherrschung viel Kraft und noch mehr Energie kostet. Um so schöner wird das gemeinsame erste Erlebnis später sein. Kein Kavalier sollte die Umworbene zu überrumpeln oder gar zu nötigen versuchen. Er muß ihre hoffentlich nur vorübergehende Ablehnung ernst nehmen, auch wenn sie nur der Furcht entspringt und nicht der Abneigung oder der Gleichgültigkeit. Ein erfahrener Liebhaber rät allen Anfängern: «Wenn Sie bei einer Frau Erfolg haben wollen, dann seien Sie 144
besonders lieb und nett zu ihr! Zeigen Sie niemals, daß Ihre Ungeduld Sie unwillig oder gar ärgerlich macht! Beweisen Sie lieber auf charmante Weise, wie sehr Sie die Dame Ihres Herzens begehren! Wohldosiertes Verlangen schmeichelt jeder Frau. Umwerben Sie das Mädchen, das Sie lieben oder zu lieben glauben! Werfen Sie dabei alle Ihre Vorzüge in die Waagschale! Aber bringen Sie Geduld auf, Geduld und nochmals Geduld . . . !» Eine bekannte Schauspielerin bekennt, daß sie beim ersten Mal das Glück hatte, an einen verständnisvollen Mann zu geraten, der zwar nicht im landläufigen Sinne hübsch war, dafür jedoch über die drei wichtigsten Eigenschaften verfügte, mit denen man eine Frau bezaubern kann. Er besaß Geduld, Verständnis und ein übermenschliches Einfühlungsvermögen. In ihrem Erfahrungsbericht erinnert sich die berühmte Diva: «Ich war damals ein blutjunges Ding, noch keine 17, und hatte von nichts eine Ahnung. Ich wußte nicht, was ich wollte, aber ich war felsenfest entschlossen, es zu erreichen. Eines Tages beschloß ich, meinen jungfräulichen Status aufzugeben, weil ich Unberührtheit für altmodisch und rückständig hielt. Meine Wahl fiel auf einen netten, nicht mehr ganz jungen Mann aus unserer Nachbarschaft, dem ich keinesfalls gleichgültig war. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit machte er mir artige Komplimente, wobei er mir keine Stunde lang verhehlte, daß es sein größter Wunsch war, mit mir zu schlafen. Ich reagierte auf seine deutlichen Werbungen keinesfalls verärgert. Denn obwohl er es an Offenheit nicht mangeln ließ, blieb er bei jeder Gelegenheit taktvoll und fiel niemals aus der Rolle, sosehr ich ihn auch hinhielt und auf die Folter spannte. 145
Immer wieder versuchte er mich zu einem Glas Wein einzuladen, und ich lehnte immer wieder nachdrücklich ab. Ich werde den erstaunten Ausdruck seiner Augen nicht vergessen, als ich an jenem denkwürdigen Abend aus heiterem Himmel und ohne zu zögern sein Angebot annahm. Eine Stunde später klingelte ich mit klopfendem Herzen an seiner Wohnungstür. Mein Anbeter war geschieden und lebte keinesfalls in luxuriösem Rahmen. Aber mir zu Ehren hatte er sein Heim in ein Märchenschloß verwandelt. Überall standen üppige Blumensträuße in allen verfügbaren Vasen, um meine Anwesenheit zu verschönen. Fließend weiches Kerzenlicht erhellte den Raum und schuf eine intime Atmosphäre, die mich beinahe feierlich stimmte. Der niedrige Teetisch war weiß gedeckt. Er wurde von einem schönen Bukett langstieliger Bakkaratro-sen geschmückt, die meine Augen aufleuchten ließen. In einem Eiskübel stand eine Flasche Champagner. Es kann aber auch einfacher Sekt gewesen sein. Ich weiß es heute nicht mehr, und vermutlich wußte ich es auch damals nicht. Es war ohnehin völlig gleichgültig. Ohne uns über den Verlauf des Abends abgesprochen zu haben, wußten wir beide in wortloser Übereinstimmung, was geschehen würde. Der Gleichklang unserer Gedanken verband uns schweigend. Mein Anbeter legte eine zärtliche Platte auf. Noch ehe ich mich setzen konnte, tanzten wir im wiegenden Rhythmus miteinander. Unsere Leiber korrespondierten bei jedem Schritt verständnisinnig, und von allein drängten sie sich aneinander. Ich spürte die weichen Männerlippen mein Ohr küssen, meine Wangen, meinen Mund, meinen Hals . . . 146
Dann saßen wir nahe beieinander auf dem Sofa und tranken ein Glas Sekt. Ich fühlte mich wie berauscht und dachte in einer Mischung aus Angst und Neugier daran, daß es gleich passieren würde. Das Blut dröhnte in meinen Schläfen. Vertrauensvoll überließ ich meinem Gastgeber die Initiative. Denn ich selbst hätte nicht einmal annähernd gewußt, wie ich mich jetzt verhalten mußte. Ich besaß ja nicht die geringste Erfahrung, von einigen Küssen nach der Tanzstunde abgesehen und einem flüchtigen Petting im Auto eines Freundes, dessen Hand ich jedoch brüsk zurückgestoßen hatte, als sie im Begriff gewesen war, meine Scheide zu öffnen . . . Auf dem Sofa schmusten wir eine kleine Ewigkeit. Mein Verehrer kannte sich gut aus. Er widmete jeder Region meines Leibes seine zärtlichen Aufmerksamkeiten, ohne die Dinge zu überstürzen. Ich wurde es kaum gewahr, als er meine Bluse aufknöpfte und sein warmer Mund meine Brüste küßte, die rosigen Spitzen feucht umschmeichelte und endlich an ihnen zu saugen begann. Meine Empfindungen dabei waren unbeschreiblich herrlich. Plötzlich sehnte ich mich danach, daß er sich rascher vorarbeiten möge, um endlich in mich einzudringen. Er schien es zu spüren. Denn jetzt streifte er mir langsam meinen Slip herunter, wobei ich meinen Unterleib leicht anhob, um ihm seine Tätigkeit zu erleichtern. Und dann bot sich ihm mein nackter Schoß ungeschützt und wehrlos an. Er küßte mein buschiges Schamhaar. Ich spreizte zitternd und bebend meine Beine, wobei ich krampfhaft die Augen schloß und der Dinge harrte, die da kommen mochten. Es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, als sich 147
die Lippen meines Partners über die Liebesfrucht stülpten und die flinke Zungenspitze das Kleinod eifrig zu umrunden begann, ehe sie in die kleine Grotte einzudringen versuchte, was auf keine nennenswerten Schwierigkeiten stieß, weil ich schon seit meinem elften Lebensjahr regelmäßig onanierte und dabei auch das störende Hymen nach und nach beseitigt hatte. Meine Gefühle während dieses ersten Cunnilingus meines Lebens steigerten sich von Sekunde zu Sekunde, und da ich ja über masturbatorische Erfahrungen verfügte, kam ich schnell zu einem gemäßigten Orgasmus, als die Zunge meine Klitoris gar zu gezielt umschmeichelte. Ich bäumte mich kerzengerade hoch und schrie leise auf. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis das Unfaßbare sich ereignen würde. Ich schmolz wie Wachs unter den zärtlichen Liebkosungen meines Geliebten, der jede Faser meines Körpers virtuos beherrschte. Fast beiläufig streifte er jetzt auch sich die Hosen herunter. Und als ich in schmerzhafter Neugier beinahe gegen meinen Willen die Augen aufschlug, da fiel mein Blick auf seinen riesigen Phallus, der wie ein Mastbaum mächtig hin und her schwankte. Dieses überdimensionale Glied sollte in meiner engen Scheide Platz haben? Nein, niemals! Eine panische Angst überfiel mich. Ich fürchtete, dieses Monstrum würde meine Vagina zerreißen. Ich schob ernüchtert meinen Gespielen von mir. Ich bat und bettelte, er möge mich verschonen! Und dann zog ich mir in unvorstellbarer Hast meinen Slip wieder an, der auf dem Boden lag. Ich knöpfte meine Bluse zu und strich mir den Rock glatt. Alles an mir war in hellstem Aufruhr. 148
Mein Geliebter beruhigte mich, ohne mir seine Enttäuschung zu zeigen. Er sprach mir verstehend Mut zu, und er gab zu erkennen, daß er begriff, was in mir vorging. Aber sein trauriges Lächeln werde ich niemals vergessen. Er streichelte mir tröstend und aufmunternd das Haar und die Wangen, aber nicht mit sexueller Berechnung, sondern eher selbstlos und väterlich. Er sagte mir auch, daß er mich niemals gegen meinen Willen zu etwas drängen würde, das ich nicht aus freiem Willen bejahen könne und ihm nicht aus eigenem Antrieb zu geben bereit wäre. Und er verstand mich vollends, als ich ihm gestand, daß noch niemals vorher das Glied eines Mannes in mich eingedrungen war. Wir tranken noch ein Glas Sekt zusammen. Und als ich aufbrach, ohne von ihm aufdringlich zurückgehalten zu werden, da drückte er mir den Strauß roter Bakkaratro-sen in die Hand, als kleines Zeichen seiner Anbetung. Er wollte mich noch nach Hause bringen, was ich aber mit Rücksicht auf die klatschsüchtige Nachbarschaft ablehnte. Dann stand ich draußen auf der dunklen Straße. Mein Verstand arbeitete wieder und ich schalt mich eine Närrin, weil ich so kurz vor dem Ziel aufgesteckt hatte. Ich war also eine inkonsequente Versagerin. Zu allem Überfluß tat mir mein Geliebter leid, weil ich ahnte, wie schwer es einen Mann belasten muß, unmittelbar vor dem anscheinend sicheren Koitus mit einem appetitlichen Mädchen entsagen zu müssen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß ihn jetzt seine überschüssige Potenz doppelt intensiv quälte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und schellte abermals 149
an seiner Tür. Er zeigte sich überhaupt nicht verwundert darüber, daß ich zurückkam. Er gestand mir sogar, daß er es insgeheim gehofft und erwartet hatte. Diesmal zierte ich mich überhaupt nicht mehr. Ich zog mich von selber aus und kuschelte mich in die weichste Ecke des Sofas. Nackt, wie Gott mich schuf, erwartete ich meinen Geliebten und nahm ihn mit offenen Armen und offenen Schenkeln auf, als er sich ebenfalls entkleidet hatte und zu mir kam. Wie lange wir uns liebten, das weiß ich heute nicht mehr. Aber es kam mir vor wie eine beglückende Ewigkeit. Als er in mich eindrang, ließ ich mich einfach auf einer Woge der Seligkeit treiben. Er schien meine geheimsten Wünsche zu erraten und widmete meinem ganzen Leib vom Scheitel bis zur Sohle seine ganze zärtliche Aufmerksamkeit. Er füllte mich mit der glutvollen Kraft seiner Lenden, und er war auch hinterher so liebevoll zu mir, wie später kein anderer Mann mehr.» Nur wenige Mädchen haben das Glück, beim ersten Mal an einen zärtlichen und erfahrenen Partner zu geraten. Viel häufiger vollziehen sie den ersten Liebesakt mit einem Freund, der ebenso ungeübt ist wie sie. Deshalb muß ein Mann, dem es an Praxis und Routine noch mangelt, sich unter allen Umständen über den Unterschied der Triebkräfte von Mann und Frau im klaren sein, wenn er ein guter und rücksichtsvoller Liebhaber werden will: Bei fast jedem Manne dominiert das körperliche Begehren. Es beherrscht ihn und sein ganzes Denken und Handeln. Er führt ohne Unterbrechung ein Sexualleben, seit er - sei es im Traum oder durch Selbstbefriedigung - seinen ersten Orgasmus erlebte. Der physische Reiz spielt in seinem Dasein die unbestrittene Hauptrolle. Er 150
transponiert seine Empfindungen und Gefühle sofort und ohne Zeitverlust in körperliche Reaktionen. Zweifellos kennt auch die Frau manuelle Experimente mit dem eigenen Körper, den sie bei der Masturbation erforscht. Sie genießt ihre Lustempfindungen ebenfalls und hat gegen ihr Auftreten nichts einzuwenden. Aber im Verhältnis zu einem anderen Menschen steht bei ihr immer das Gefühlsleben im Vordergrund. Die erste Liebe wird für sie stets romantisch und unkörperlich sein. Erst langsam und ganz allmählich verschmelzen die psychischen und physischen Empfindungen zu einer sexuellen Einheit. Jedes Mädchen braucht also sehr viel Zeit, um sich auf das große «Ereignis» einstellen zu können. Nur ein Mann, der den weiblichen «Schaltmechanismus» versteht, wird in der Lage sein, das Verhalten einer Frau zu begreifen. Nur wenn er sich der Mühe unterzieht, sie zu enträtseln, ist es ihm möglich, Liebe zu schenken und zu empfangen. Dann wird ihm auch klar, warum so manches Mädchen sich ihm körperlich versagt, obwohl sie ihm nachdrücklich versichert, ihn zu lieben und sogar sexuell von ihm erregt zu werden. Weibliche Scheu und Zurückhaltung sind nur bedingt anerzogene Eigenschaften. Frauen wissen nämlich instinktsicher, daß die völlige Hingabe an einen Mann für sie mit einem Fiasko, vielleicht sogar mit einer Katastrophe enden kann. Denn die Chance, geliebt zu werden, ist nicht größer als die Gefahr, daß der Partner sie nur mißbraucht und für seine egoistischen Zwecke benutzt. Deshalb ist die erste körperliche Vereinigung ein rigoroser Wendepunkt im Leben einer jeden Frau. Danach wird nichts mehr so sein wie vorher. Vom Manne allein hängt es ab, ob ein Mädchen den 151
Übergang von der psychischen zur physischen Liebe ohne Schaden vollzieht. Darin liegt - abgesehen von den rein körperlichen Aspekten - die Verantwortung, die der Mann auf sich nimmt. Im Gegensatz zur seelischen Seite der Sexualität mutet das technische Verfahren des ersten Liebesaktes denkbar einfach an. Ein erfahrener Sexualtherapeut rät allen jungen Männern: Der Kitzler ist nicht alles. Aber richten Sie Ihre Konzentration bei einem in der Liebe noch ungeübten Mädchen besonders auf ihn. Denn Sie dürfen ziemlich sicher sein, daß nur dieses Organ und die kleinen Schamlippen bereits lustempfindlich sind. Die übrigen Teile des Körpers wurden noch nicht erotisiert, mit Ausnahme der Brust vielleicht. Auch der Scheideneingang ist nur selten schon voll lustempfindlich. Männer sind von Natur aus immer orgasmusbereit, sofern nicht gerade ein Höhepunkt nur kurze Zeit zurückliegt. Eine unerfahrene Frau aber muß Liebe erst lernen. Sie braucht sehr viel Zeit dafür. Will ein Mann seine Geliebte auf den Koitus vorbereiten und ihr wirkliche Freude schenken, sollte er mit den Fingern vor allem den Kitzler und die kleinen Schamlippen ganz sanft und gefühlvoll liebkosen. Er macht seine Sache besonders gut, wenn das Mädchen dabei bereits zu einem oder mehreren Orgasmen kommt. Es kann dem Mann passieren, daß seine Partnerin sich unglaublich ungeschickt verhält, obwohl sie zu allem bereit ist und keine Hemmungen hat. Oftmals liegt sie starr und steif da, als erwarte sie ein furchtbares Unheil oder schlimmeres. Dann muß der Liebhaber sie geduldig auftauen, trösten und beruhigen. Denn sie weiß noch nicht, wie sie reagie152
ren kann und reagieren sollte. Sie hat den Schritt vom Geistigen zum Körperlichen noch nicht vollzogen. Ganz wichtig dabei ist: Der Mann darf jetzt nicht schweigen! Er muß reden! Er muß ihr sagen, wie sehr er sie liebt! Frauen lieben mit den Ohren. Erzählen Sie ihr, wie schön sie aussieht! Gehen Sie dabei ruhig ins Detail! Sagen Sie ihr, wie voll und üppig ihr Haar lockt, wie wunderbar ihre Augen leuchten, wie hübsch das kleine Naschen zum sinnlichen Mund paßt, wie erregend Sie die Kurven ihrer Brüste finden und wie verführerisch ihr Schamhaar schimmert . . . Preisen Sie das große Geschenk, das sie Ihnen mit ihrer Hingabe darbringt! Ihre Stimme muß sie schmeichelnd einhüllen und streichelnd umgeben! Lassen Sie den Worten Taten folgen! Wenn Sie die Haare bewundern, dann fahren Sie sanft mit den Händen durch die Haare, wenn Sie den Mund loben, dann küssen Sie ihn auch! Hüllen Sie das Mädchen in einen unsichtbaren Mantel der Zärtlichkeit, während Sie es entkleiden! Geben Sie ihr die Gewißheit, einmalig und kostbar zu sein - die schönste Frau der Welt! Und wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen daß sie es wirklich ist, zumindest in diesen köstlichen Augenblicken. Sie ist an diesem Tag so herrlich wie keine andere, sie ist ein Wunder, sie ist tatsächlich einmalig! Lassen Sie sich ruhig von Ihrer Begeisterung hinreißen! Seien Sie ein Dichter! Sprechen Sie aus, was Sie sonst über die Lippen zu bringen scheuen! Geben Sie sich dem großen Rausch der Euphorie der Liebe hin - aber hüten Sie Ihren Körper! Denn jetzt kommt es darauf an, daß Sie sich als wirklicher Mann erweisen, der seine Triebe beherrscht. Sie 153
müssen sich zurückhalten und Ihre Aktionen unter Kontrolle haben! Selbst wenn das wachsende Begehren des Mädchens Sie fast um den Verstand bringt. Schenken Sie ihr immer wieder alles, aber gönnen Sie sich selbst vorläufig nichts! Sie müssen ausdauernd, geduldig und zäh sein! Streicheln Sie den ganzen Körper des Mädchens, ohne auch nur einen Zentimeter auszulassen. Küssen Sie eine ganze Sinfonie von Küssen - begehrliche Küsse, zarte Küsse, keusche Küsse, liebkosende Küsse. Zeigen Sie ihr, was Sie empfinden! Übersetzen Sie Gefühle in körperliche Zärtlichkeiten! Leise, sanft und ohne jede Gewalt sollten Sie das Mädchen dazu bringen, sich Ihnen zu öffnen. «Besteigen» Sie Ihre Geliebte nicht plump und ungehobelt! Geben Sie ihr auch Gelegenheit, Ihren Penis zu sehen und anzufassen! Sonst kann es passieren, daß sie von der Größe des erregten Gliedes erschreckt wird. Unterbrechen Sie niemals Ihre Zärtlichkeiten für länger als wenige Sekunden, sonst kann die Erregung der Geliebten steil abfallen. Sprechen Sie beruhigend zu ihr! Sagen Sie ihr beispielsweise: «Ich möchte jetzt ganz zu dir kommen, Liebling. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde ganz vorsichtig sein und dir nicht weh tun. Es wird auch nichts passieren. Ich habe vorgesorgt. Du kannst ganz ruhig sein und alles mit mir zusammen erleben. Du brauchst mir nur zu sagen, falls ich dir weh tun sollte. Ich halte dann sofort still. Vor allem aber mußt du mir sagen, wenn dir etwas Freude bereitet... Komm, gib dich deinen Gefühlen ganz hin. Vergiß alles um uns herum. Laß dich einfach gehen . . . » Auch eine Frau, die sich sehr ungeschickt verhält, 154
braucht man nicht gewaltsam «zurechtzurücken», man kann ihre Beine in die richtige Position streicheln. So und nicht anders sollten Sie verfahren! Sie dürfen dem Mädchen Ihre Sehnsucht und Ihr Begehren deutlich zeigen. Das Tempo Ihres Vorgehens aber muß die Frau selbst bestimmen können. Fragen Sie immer wieder, ob Ihre Geliebte bequem liegt, ob es weh tut, ob es angenehmer ist als vorher! Achten Sie darauf, daß die Scheide auch feucht genug ist! Helfen Sie notfalls im Anfang mit Speichel nach. Und halten Sie ständig Kontakt mit der Vulva, auch wenn Sie Ihre Körperhaltung verändern müssen. Wenn Sie einigermaßen geschickt sind, können Sie eine Position über Ihrer Partnerin einnehmen, die sie überhaupt nicht mit Ihrem Körpergewicht belastet, es Ihnen jedoch gestattet, in die Scheide einzudringen. Sie müssen sich dabei so auf Knie und Ellenbogen stützen, daß Ihr Penis in eine Stellung nicht vor, sondern über der Vulva gebracht wird. Das Mädchen macht dann höchstwahrscheinlich eine Bewegung Ihrem Phallus entgegen, indem sie die Scheidenöffnung nach oben richtet. Denn wenn Sie direkt von vorn in die Scheide eindringen, pressen Sie auch direkt gegen das Jungfernhäutchen, das nicht ausweichen kann - sofern es noch vorhanden ist. Als viel günstiger erweist es sich, die Pe-nisspitze von oben her hinter die Jungfernhaut zu schieben und dann ganz langsam einzudringen. Während jeder Sekunde, die jetzt folgt, soll das Mädchen deutlich spüren, wie besorgt Sie um sie sind und wie zärtlich Sie sein möchten. Konzentrieren Sie sich ganz darauf, gut zu Ihrer Geliebten zu sein, auch wenn Ihr Geschlechtstrieb nun nachdrücklich auf Erfüllung drängt. 155
Von Vorteil ist es, wenn Sie sich nur auf einen Arm stützen. Sie können dann die freie Hand unter das Kreuz des Mädchens schieben und einen leichten Druck nach oben ausüben. Die richtige Stelle liegt ein wenig oberhalb des Gesäßes. Durch den Druck kippt das Becken nach vorn. Das tiefe Eindringen wird dadurch erleichtert. Ist das nicht nötig, weil Sie ein Kissen oder ein zusammengerolltes Kleidungsstück zu diesem Zwecke benutzen, können Sie mit der freien Hand die Geliebte zusätzlich streicheln und liebkosen. Denn jetzt, da «das Letzte» bevorsteht, ist es natürlich besonders schön, wenn es Ihnen gelingt, durch vorsichtiges Massieren und Drücken des Kitzlers einen Höhepunkt herbeizuführen. Keinesfalls dürfen Sie zulassen, daß Ihre Partnerin aus einer unvermittelten Ängstlichkeit heraus ihre sexuelle Erregung verliert. Zu leicht wird dabei nämlich die Scheide trocken. Sollte das dennoch geschehen, müssen Sie den Bereich sofort mit Speichel anfeuchten. Das ist keinesfalls unästhetisch, sondern notwendig. Bei aller Ekstase, von der Sie jetzt zweifellos beherrscht werden, müssen Sie gerade jetzt einen kühlen Kopf behalten und den Verstand bewahren. Denn in dem Augenblick, da Sie weiter in Ihre Partnerin eindringen, verursachen Sie ihr Schmerzen, vorausgesetzt, daß sie wirklich noch eine Jungfrau ist. Je nach körperlicher Gegebenheit heftige oder weniger große Schmerzen. Aber sie sind unvermeidbar. Es wäre nicht sehr zu empfehlen, mit einem schnellen, gewaltigen Stoß die Defloration so rasch wie möglich hinter sich zu bringen. Das würde den Schmerz zwar verkürzen, auf jeden Fall jedoch unnötig erheblich verstärken. Gehen Sie statt dessen langsam vor, und beobach156
ten Sie genau ihre Reaktionen. Wenn sie sich wollüstig gegen Sie drängt, dann ist alles in Ordnung. Zuckt sie aber zurück, müssen Sie unbedingt abwarten und ein wenig später einen neuen Versuch wagen, der sicherlich erfolgreicher verläuft. Am besten können Sie Ihre Geliebte von dem erwarteten Schmerz ablenken, wenn Sie das Mädchen im Augenblick des Eindringens ablenkend ins Ohrläppchen oder in die Schulter beißen, ohne sie allerdings zu verletzen. Natürlich hilft auch ein heftiger, schmerzhafter Kuß auf den Mund. Die Tastnerven übermitteln dann von zwei Punkten her gleichzeitig ihre Warnsignale. Im Hirn überwiegt der stärkere Reiz, der den schwächeren für Sekunden überlagert und beherrscht. In diesen Sekunden sollten Sie ruhig und kräftig in die Scheide eindringen und sich danach völlig still verhalten. Ihre eben noch unschuldige Geliebte ist jetzt Ihre erblühte Partnerin geworden. Sie fühlt sich wie neu geboren. Eine völlig andere Welt tut sich ihr auf. Sie mögen es nicht so empfinden, aber die Frau, die Sie verführt haben, weiß es. Sie können die dämmernde Erkenntnis in ihren Augen sehen. Lassen Sie ihr jetzt Zeit zu erfassen, was geschehen ist. Geben Sie ihr von Zärtlichkeiten erfüllte Muße, auszukosten und zu genießen, daß sie ganz von Ihnen erfüllt ist. Seien Sie zart und vorsichtig, und vernachlässigen Sie Ihre Liebkosungen nicht, wenn endlich auch Sie zum Orgasmus kommen. Zeigen Sie Liebe und Fürsorglichkeit selbst im allerletzten Augenblick des Höhepunktes. Denken Sie für diesmal nicht an sich, sondern allein an Ihre geliebte Partnerin. Bewegen Sie sich nicht, solange es Ihnen nur möglich ist. Zeigen Sie ihr, welche Glückseligkeit sie Ih157
nen geschenkt hat. Lösen Sie sich erst wieder von ihr, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Lassen Sie die junge Frau auch hinterher nicht mit sich allein. Alles, was Sie ihr vorher gesagt haben, sollten Sie ihr jetzt wieder und wieder noch einmal sagen. Die Melodie der Liebe darf nicht mit einem Mißton abbrechen und verstummen. Geben Sie Ihrer Geliebten die Gewißheit, daß dies nicht das Ende, sondern ein Anfang ist. Schenken Sie ihr die Sicherheit Ihrer Liebe. Das ist es, was sie jetzt mehr als alles andere braucht. Über einen Mann, der sich «nachher» uninteressiert von seiner Partnerin abwendet, weil er ja nun bekommen hat, was er wollte, brauchen wir nicht zu reden. Er ist nicht erwähnenswert. Er ist kein wirklicher Mann . . . Natürlich wird nicht jeder junge Bursche seine «Feuertaufe» mit einem unberührten Mädchen erleben. Vielleicht bereitet ihm eine in der Liebe erfahrene Frau das aufregende Abenteuer der ersten körperlichen Vermählung. Dann darf er getrost ihr die Führung überlassen. Sein Verhalten aber sollte er an den gleichen Maximen orientieren, wie sie für die Begegnung mit einem jungfräulichen Mädchen gelten. Denn jede Frau - ob blutjung oder reif - braucht Zärtlichkeit. Zum Glück ersetzen junge Männer die fehlende Routine durch jugendliches Temperament und heißblütiges Feuer. Deshalb schrieb ein alternder Playboy nicht ohne Wehmut diese Zeilen: «Ich frage mich manchmal, ob jemand sexuell erfahrener sein kann, als ihm selbst guttut. Es mag auf den ersten Blick so aussehen, als ob ich eine ziemlich alberne Frage 158
stelle, zumal man doch allenthalben den Mangel an sexuellen Fertigkeiten zwischen Liebenden beklagt. Doch ich glaube entdeckt zu haben, daß mit zunehmender Erfahrung und häufigerer Abwechslung in der Technik die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erreichen, zwar gleichbleibt, die Spontaneität aber in bedenklich hohem Maße verlorengeht. Wenn die Liebesaktionen nämlich allzu berechnet sind, schwindet ein großer Teil der Lust. Gewiß, da ist die Genugtuung, daß man der Partnerin ein höchstmögliches Maß an Lust verschafft, von der man in gewissem Sinne auch selbst profitiert, indem man ihre Haut streichelt und ihre Nerven erregt, aber zum großen Teil fehlt oft genug die eigene sexuelle Begierde, der unbeschreibliche Sinnenrausch, der uns die Umwelt vergessen läßt. Nach der abschließenden Ejakulation und der orgastischen Reaktion der Geliebten überkommt den Mann zwar das stolze Gefühl sexueller Leistung, und es gibt natürlich auch die Befriedigung körperlicher Entspannung, aber ein großer Teil des Liebesvollzuges war eben doch nur Technik und Routine, die sich in ständiger Wiederholung erschöpft. Sicher gibt es noch gelegentlich unvorhergesehene und deshalb stimulierende Aktionen der Partnerin, aber selbst sie lösen weitaus weniger Lustgefühle aus als die unerwarteten Improvisationen zu jener Zeit, als man noch sexuell naiver, neugieriger und unerfahrener war. Wir verlieren sehr viel von der Substanz unseres Gefühlslebens, während die Jahre unwiederbringlich dahineilen. Wir werden immer bessere Kenner der Liebe und all ihrer Spielarten, aber wir zahlen einen sehr hohen Preis dafür. Wir tauschen die fast unerträgliche Erregung 159
unserer jugendlichen Sexualbegegnungen ein gegen Erfahrungen, die doch ohne das ursprüngliche Feuer der jungen Jahre nur noch relativ wenig wert sind. Ich erinnere mich leider nur zu gut an die langgezogene Unruhe der Erwartung, wenn damals ein hübsches Mädchen körperliches Interesse an mir zeigte. Mich plagten früher keine akademischen Fragen und keine medizinischen Probleme, ich machte mir auch keine Gedanken über die ästhetische Vollkommenheit des mehr oder minder makellosen Leibes meiner Freundin, wenn ihre Finger meine Anatomie erkundeten oder wenn ich meinerseits meine Neugier stillte. Wir rangen miteinander um unser Fleisch, wie ertrinkende Menschen um Luft ringen. Wir waren nicht gewillt zu kurz zu kommen, einer wollte nur völlig im anderen aufgehen, um die animalischen Leidenschaften und Triebe auszuleben, die uns beherrschten und uns von einem Exzeß in den nächsten peitschten. Natürlich kamen wir manchmal nicht zum Orgasmus, weil wir es praktisch sehr ungeschickt anstellten, aber ein schlaffer Penis konnte damals noch immer stets rasch und problemlos zur Härte zurückgeschmeichelt werden, und der hemmungslose Liebeskampf ging weiter. Heute nun wird der Orgasmus mehr und mehr mit Erfahrung erreicht. Gewiß ist er noch immer recht befriedigend, aber alle Aktionen vollziehen sich viel zu perfekt. Die Spannung schwindet. Die Luft ist raus. Ich gäbe ein Vermögen dafür, wenn ich wüßte, wie man die Spontaneität der Jugend mit der Kennerschaft des reiferen Menschen verschmelzen kann. Aber vermutlich muß ich es hinnehmen, daß die Liebe allmählich zum Genuß eines abgeklärten Experten wird.» 160
Dr. Stephan Neiger, Mitglied der Gesellschaft für das wissenschaftliche Studium der Sexualität, schrieb über dieses keineswegs zu unterschätzende Problem: «Zuviel Abwechslung kann für den Sex so tödlich sein wie Monotonie. In der Tat ist ständiges Experimentieren oftmals auch nur eine andere Form der Langeweile, die einen Menschen daran hindert, eine intime Beziehung aufzubauen.» Und Dr. Harold Greenwald, Professor für klinische Psychologie in Kalifornien, sagt: «Mein Einwand gegen viele der beratenden Sex-Bücher auf dem Markt ist, daß sie sich zu sehr auf die Technik einstellen und den geistigseelischen Aspekten zu wenig Aufmerksamkeit widmen. Natürlich brauchen wir Erziehung und Information, aber Sex als Aktivität - einerlei ob um des Spaßes, der Lust oder der Intimität willen - schließt zwei Menschen ein. In diesen Büchern jedoch scheint es keine Menschen zu geben, sondern nur Körperteile. Wie schrecklich wäre es, wenn unser technisches Zeitalter nur Meister des Sex hervorbringen würde!» Wie schwierig es in der Tat ist, ein in psychischer Hinsicht guter Liebhaber zu werden, beweist der nachfolgende Erfahrungsbericht eines Mannes, der aus den Unzulänglichkeiten des Anfangs gelernt hat: «Vor einem knappen Jahr verliebte ich mich in ein Mädchen, dessen Schönheit mich hellauf entflammte. Obwohl wir einander sehr begehrten, erlaubte sie mir erst nach vielen Wochen, mit ihr ins Bett zu gehen, wo sie sich mir bedenkenlos schenkte. Unglücklicherweise war ich, obwohl bereits 25, noch ein ziemlich unerfahrener Liebhaber und konzentrierte mein ganzes Bewußtsein ängstlich darauf, ihr unter allen Um161
ständen und in jeder Sekunde zu gefallen. Sie merkte natürlich bald, daß ich weder Praxis noch Routine besaß, und der Liebesvollzug wurde denn auch ein peinlicher Vorgang für mich. Ich stellte mich ungeschickt an, und noch ehe alles richtig begonnen hatte, war es auch schon wieder vorbei. Aber mein Mädchen zeigte sich einfühlsam und geduldig. Mit der Zeit wurden wir allmählich recht versiert und waren schließlich ein harmonierendes Paar. Alles wäre ohne die geringsten Probleme verlaufen, wenn ich das Glück unserer Beziehung nicht nur nach dem sexuellen Erfolg beurteilt hätte. Leider begriff ich nicht, daß in der Liebe andere Faktoren nicht weniger wichtig sind als das gemeinsame Erreichen eines Höhepunktes. Ich war so versessen darauf, die verschiedensten aufregenden Techniken zu praktizieren, daß ich überhaupt nicht daran dachte, meinem Mädchen zu sagen, wie wundervoll sie war, und ich strengte mich auch in keiner Weise an, zärtliche Liebesgespräche zu führen, wie sie eine Frau nun einmal vor, während und nach dem Koitus erwartet und zweifellos auch braucht. Ich sagte ihr nicht, daß sie für mich das einzige Mädchen auf der ganzen Welt war, daß ich sie über alle Maßen liebte und daß sie mir den Himmel auf Erden schenkte. Sie litt - wie viele andere Frauen - unter dem Mangel an Romantik und Zärtlichkeit. Aber ich merkte es nicht einmal. Es dauerte nicht lange, und sie verließ mich, obwohl wir im Bett ansonsten bestens zusammenpaßten. Ich hatte ihre psychischen Ansprüche zu sträflich unterschätzt. Obwohl ich jetzt mehrere Freundinnen habe, bei denen ich nicht mehr in den gleichen Fehler verfalle, vermisse ich sie sehr. Sie ging, weil sie fürchtete, sie könne mich 162
nicht glücklich machen - und weil ich ihr nicht sagte, wie glücklich sie mich machte. Was für ein trauriges und folgenschweres Versagen der menschlichen Kommunikation! Vermutlich geht es ungezählten anderen Männern nicht viel anders als mir. Wir sind einfach zu versessen darauf, unseren Partnerinnen Orgasmen am laufenden Band zu verschaffen, und denken deshalb viel zu selten daran, ihre Gefühle zu befriedigen.» In der Sexualität sind Geist und Körper besonders eng miteinander verbunden. Niemand könnte auf die Dauer nur mit dem Leib oder nur mit der Seele lieben. Deshalb ist das Eingehen nicht nur auf die physischen, sondern auch auf die psychischen Empfindungen der Partnerin die unbedingt notwendige Voraussetzung für ein erfülltes Sexualleben. Männer sind durchaus in der Lage, den Koitus als Mittel zur sexuellen Entspannung zu betrachten. In einer länger dauernden Beziehung kommen sie jedoch nicht ohne eine gefühlsmäßige Bindung an ihre Partnerin aus. Eine Frau hingegen wirft von Anfang an ihr Herz und ihre Seele in die Waagschale, weshalb sie mehr als jeder Mann riskiert. Der verantwortungsbewußte Liebhaber wird dieses Opfer zu würdigen wissen, selbst wenn die Partnerschaft nicht von langer Dauer sein sollte. Unter dem Aspekt der sensuellen Empfindlichkeit ist die männliche Erektion ein heikles Thema. Selbst der potenteste Mann kann in arge Verlegenheit kommen, wenn seine Erregung unvermutet durch äußere Einflüsse gestört und damit meistens auch gedämpft wird. Ablenkende Faktoren sind Geräusche, fremde Stimmen im Nebenraum, die Angst vor Entdeckung, aber auch schon niederschlagende Gedanken und Erinnerungen an un163
erotische Themen - angefangen beim Finanzamt bis hin zu Begräbnissen. Manchmal genügt schon eine kurze, ernüchternde Bemerkung der Partnerin, um aus einem aufragenden Baumstamm eine hängende Trauerweide werden zu lassen. Und auch die Angst vor dem eigenen Versagen führt oft genug dazu, daß der Held tatsächlich versagt und seine Lanze senkt. Den Befehl dazu gibt das Gehirn, in dem das Lustzentrum liegt, das auf seismographische Weise alle äußeren Einflüsse registriert und sowohl Stimulationen als auch niederschlagende Störungen an die ausführenden Organe signalisiert, die sofort entsprechend reagieren. Schon allein deshalb ist die Erektion nicht nur eine körperliche Reaktion, sondern auch ein von Seele und Geist abhängiges Mysterium. Viele Männer und noch mehr Frauen besitzen nicht die geringste Ahnung von den Möglichkeiten und den Grenzen der männlichen Potenz. Während die unerfahrene Eva die Ausdauer ihres Partners in unglaublicher Weise überschätzt, halten sich viele Liebhaber für ausgesprochene Versager, obwohl sie von der Natur mit normalen oder sogar überdurchschnittlichen sexuellen Fähigkeiten ausgestattet wurden. Schuld an diesen Minderwertigkeitskomplexen sind nicht nur die dick aufschneidenden Geschlechtsgenossen, die Wunderdinge von ihren sexuellen Leistungen erzählen, sondern auch die erotischen Romane eines bestimmten Genres, in denen die Männer Orgasmen ohne Zahl erleben, selbst nach soeben erfolgter koitaler Heldentat sofort zu einer neuen Erektion kommen und ohne Unterbrechung eine Geliebte nach der anderen mit ihrem Flammenschwert beglük-ken, das pausenlos Feuer speit wie ein vorsintflutlicher Drachen. Der Orgasmus wird als zumindest mittleres 164
Erdbeben beschrieben, unter dem die Geliebte wie eine Rakete verglüht, wobei sie sich zuvor in ihre einzelnen Bestandteile aufzulösen droht. Ein junger Rechtsanwalt beschreibt seine einschlägigen Gedanken zu diesem Thema so: «Während meiner fünf Ehejahre sind meine Orgasmen wahrlich nicht von der Art eines 'Erdbebens' gewesen. Meist beschränkt sich das Lustgefühl auf die Genitalzone, und die Empfindungen sind zwar berauschend und beglückend, keinesfalls aber überwältigend oder gar erschütternd. Obwohl ich stets den über alle Maßen erregten Liebhaber spiele, bin ich sicher, daß meine Frau mir die hemmungslose Intensität meines Orgasmus nicht so recht glaubt. Im Endeffekt scheint mein sexuelles Verlangen und Empfinden erheblich schwächer als das anderer Männer, von denen ich gehört und gelesen habe. Ist es aber andererseits nicht möglich, daß der sogenannte überwältigende Orgasmus nur eine Ausgeburt der Phantasie unserer Schriftsteller oder anderer sexueller Hochstapler ist?» Er ist es. Seit Anbeginn der Menschheit neigt der Mann dazu, seine Sexualkraft zu übertreiben und Märchendinge von seiner Potenz zu erfinden, um nicht nur andere Rivalen von seiner sagenhaften Potenz zu überzeugen, sondern auch die Frauen - und nicht zuletzt sich selbst. Der unerfahrene Mann braucht sich also keine Sorgen um seine Fähigkeiten z« machen. Auch anderswo wird nur «mit Wasser gekocht». Kinsey führt in seiner Studie über den Mann sechs verschiedene Arten des Orgasmus an. Keine davon ist eine volle orgastische Reaktion. 1. Eine milde Reaktion, die auf die Genitalien be165
schränkt ist, mit wenig oder überhaupt keiner körperlichen Reaktion. Im Penis klopft es ein paarmal, und der Samen fließt ohne die normalen, ejakulatori-schen, stoßweisen Spritzer heraus. Der Orgasmus vollzieht sich ohne ein besonders intensives Gefühl. Kinsey stellt fest, daß mindestens ein Fünftel aller Männer diese höchst unzulängliche Reaktion erleben. 2. Die Klimax, die als die am häufigsten auftretende gilt, schließt eine gewisse Spannung ein oder das Zucken eines oder beider Beine sowie auch des Mundes, der Arme oder anderer besonderer Körperteile. Bei dieser Reaktion wird der ganze Leib steif. Es gibt ein paar Krämpfe, aber keine Nachwirkungen. Diese Reaktion soll 45 Prozent aller Männer widerfahren. Dabei verhindert die Körperstarre or-gastische Erschütterungen. 3. Diese Reaktion ist von gleicher Art wie die vorgenannte, aber heftiger. Kinsey beschreibt sie nach den Angaben der untersuchten Männer: «Die Beine werden oft steif, mit verhärteten Muskeln und ausgestreckten Zehen. Die Muskeln des Bauches sind zusammengezogen und verkrampft, Schultern und Nak-ken steif und oft vorgebeugt. Der Atem ist angehalten oder aber keuchend, die Augen blicken starr, sofern sie nicht geschlossen sind ... Der ganze Körper oder zumindest Teile davon zucken krampfhaft, bisweilen gleichzeitig mit dem Klopfen oder den heftigen Stößen des Penis. Dazu kommt häufig ein Seufzen, Stöhnen oder heftiges Schreien. Die Nachwirkungen sind nicht markant.» Diese Art der Reaktion wird von einem Sechstel der männlichen Testpersonen Kinseys angegeben. 166
4. Ein kleiner Prozentsatz von Männern neigt zu hysterischen Reaktionen, in deren Verlauf es zu unkontrollierten Lachausbrüchen, unartikulierten Worten, sadistischen oder masochistischen Gefühlen und schnellen Bewegungen kommt, die in unsinnigen Gesten kulminieren. Zu dieser Gruppe gehören rund fünf Prozent aller Männer. 5. Schließlich bekennt sich nach Kinseys Darstellung eine ganze Reihe von Männern zu den vorgenannten Reaktionen, die jedoch darüber hinaus in einem heftigen Zittern gipfeln, das einhergeht mit einem ausgesprochenen Zusammenbruch, dem Verlust aller Farbempfindungen und oftmals sogar in einer vollkommenen Ohnmacht. 6. Eine Anzahl von Männern beklagt sich nach Kinseys Darstellungen über Schmerz und Furcht beim Herannahen des Orgasmus. Es sieht so aus, als sei der Penis kurz vor dem Höhepunkt besonders empfindlich. Kinsey berichtet, daß manche Männer unerträgliche Schmerzen leiden und sogar qualvoll schreien, wenn die koitalen Bewegungen fortgesetzt werden oder wenn der Penis auch nur berührt wird. Von einem «Erdbeben» oder übersinnlichen, welterschütternden Gefühlen also keine Spur. Die Intensität der sinnlichen Wahrnehmungen während des Aktes hält sich in Grenzen. Der Superorgasmus aller Orgasmen ist nichts weiter als ein unbestätigtes Gerücht, was jedoch nicht ausschließen soll, daß alle Menschen unterschiedlich empfinden. Auch in anderen sexuellen Bereichen gilt es, die Ansichten und Meinungen auf ein gesundes Maß zurückzuschrauben. Der Mann als unermüdliche Sex-Maschine ist 167
sowohl hinsichtlich seiner Ausdauer als auch der Häufigkeit seiner koitalen Aktivitäten eine Utopie. Den potenten «Wunderbullen» gibt es nicht, und es wird ihn auch nie geben. Niemand braucht Angst zu haben, daß er sexuell unterentwickelt ist, nur weil er nicht dauernd mit einem erigierten Penis durch die Gegend marschiert. Sinnliche Erregung ist schließlich kein Normalzustand, sondern eine Reaktion auf erotische Reize in bestimmten Situationen. Immerhin hat die erdrückende Mehrzahl aller Menschen noch andere Aufgaben und Interessen, als sich ausschließlich mit dem eigenen Geschlechtsleben zu beschäftigen. Die Soziologen Dr. Klaus Eichner und Dr. Werner Habermehl beziffern in ihrem RALF-Report die Zahl der Männer, die fast täglich Geschlechtsverkehr haben, auf nur elf Prozent. Ihnen stehen 14 Prozent gegenüber, die in den letzten vier Wochen überhaupt nicht zum Schuß gekommen sind. 16 Prozent hatten innerhalb des vergangenen Monats zwischen eins und drei sexuelle Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Der Durchschnittsmann schließlich kommt seinen ehelichen - oder partnerschaftlichen - Pflichten ein- bis dreimal in der Woche nach. Diese Zahlen nannten 58 Prozent aller befragten Männer. Sieht man von den elf Prozent sexaktiven Männern ab, für die ein Tag ohne Intimverkehr ein verlorener Tag zu sein scheint, dann stellt man fest, daß 89 Prozent der männlichen Menschheit, und damit auch zwangsläufig 89 Prozent aller Frauen, ein keineswegs überschwengliches Geschlechtsleben führen. Ein Anfänger braucht demnach nicht zu befürchten, daß seine Freundin ihm 168
Gewaltleistungen abverlangen wird. Er darf den Sex unbedarft angehen. Beim Koitus selbst sind auch keine sportlichen Höchstleistungen üblich. Männer, die Angst haben, den Anforderungen, die an ihre Ausdauer gestellt werden, nicht genügen zu können, machen sich unnötige Sorgen. Zwar werden sie anfangs recht schnell den Orgasmus erreichen. Aber mit der Zeit entwickelt sich das «Stehvermögen» in einem Maße, das sie selbst nicht für möglich gehalten hätten. Die Konkurrenten auf dem Gebiet der körperlichen Liebe glänzen normalerweise nicht gerade durch ein Übermaß an Selbstbeherrschung. Ihrem angestrebten furiosen Leistungsvermögen sind von Mutter Natur enge Grenzen gesteckt. Kinsey und zahlreiche andere Sexualforscher kamen zu der wahrhaft niederschlagenden Erkenntnis, daß bei 40 Prozent aller Männer der Geschlechtsverkehr - vom Eindringen des Mannes in die Frau bis zum Erguß - höchstens fünf Minuten dauert. Zumeist ist er jedoch noch wesentlich kürzer. 34 Prozent aller Männer bringen es auf fünf bis zehn Minuten. 17 Prozent schleppen sich mit Hängen und Würgen in 15 bis 20 Minuten über die Runden. Ganze neun Prozent gehören zur Eliteklasse, die den Koitus ohne Mühe auf über 30 Minuten auszudehnen vermögen. Wenn man bedenkt, daß Frauen ganz allgemein eine längere Anlaufzeit brauchen, um in den vollen Genuß des Liebeserlebnisses zu kommen, ist dies eine wahrhaft traurige Statistik. Zwar versuchten nahezu dreiviertel aller schnell zum Höhepunkt kommenden Männer, ihren Orgasmus hinauszuzögern, um der Partnerin Freude zu bereiten, doch konnten sie ihr Bemühen nicht über zwei 169
Minuten hinaus ausdehnen. Kinsey erklärt, daß eine keineswegs geringe Zahl den Höhepunkt sogar bereits innerhalb einer Minute oder in noch kürzerer Zeit erreicht. Angesichts dieser Zahlen werden viele Männer voller Stolz ihre Minderwertigkeitskomplexe abstreifen, weil sie bemerken müssen, daß sie mit ihren Leistungen, die sie bisher immer für sehr bescheiden hielten, weit über dem Durchschnitt liegen. Diese Feststellung steigert das Selbstwertgefühl, das eine wichtige Voraussetzung für eine gute Partnerschaft und für harmonische sexuelle Beziehungen darstellt. Wenn ein Mann sich unverkrampft auf das erste Erlebnis mit einer Frau einstellt, wird er keine ernsthaften Schwierigkeiten zu bewältigen haben. Denn er wurde, wie seine Partnerin, mit dem erforderlichen Instinkt ausgestattet, der ihm ein zielsicheres Handeln erlaubt und sogar vorschreibt. Bedeutsamer allerdings ist - man kann es nicht oft genug wiederholen - das zärtliche Eingehen auf die Persönlichkeit der Geliebten. Eine erfahrene Ehefrau spricht ihre Gedanken dazu so aus: «Die Männer sind heutzutage besessen von der Aufgabe, einer Frau sexuelle Lust zu verschaffen, die sie einzig und allein an der Zahl oder der Intensität der Orgasmen messen, welche die Frau während der Vereinigung erlebt. Sie vergessen dabei, daß eine Frau natürlich auf eine gute Vorstellung im Bett reagiert, und wenn der Mann geschickt ist und seine Partnerin keine sexuellen Hemmungen hat, muß sie schließlich den Höhepunkt erreichen. Aber wenn alles vorbei ist, mag sie ihn als ganzen Menschen betrachten und dabei recht unterschiedliche Gefühle entwickeln. Für mich ist Sex nicht einfach ein nettes Tummeln im 170
Bett. Er ist das Bewußtsein, daß mein Mann im Mittelpunkt meiner Existenz steht. Er ist der Mensch, an den ich denke, wenn ich meine Kleider kaufe und mich frage, ob ich in meinem neuen Aufzug auch anziehend auf ihn wirke. Und ich liebe ihn mehr, wenn er merkt, daß ich meine Frisur geändert habe, oder wenn er sagt, daß er ohne mich keinen Film mit Genuß sieht, als wenn er mir mitteilt, daß er meinetwegen eine Erektion hat. Sex liegt in kleinen, privaten Spaßen und einem heimlichen Lächeln über den Frühstückstisch hinweg, oder darin, daß er mir sagt, ich sei das hübscheste Mädchen auf der ganzen Party, und wenn er mir zeigt, daß er es auch so meint, indem er in meiner Gegenwart nicht mit anderen Frauen flirtet. Sex heißt, gemeinsam eine besondere Mahlzeit vorzubereiten und über einer Flasche Wein die innersten Gedanken auszutauschen. Sex liegt in dem sanften Kuß auf den Nacken und in dem unbewußten Griff nach der Hand des Partners. Sex wird natürlich auch im Bett ausgedrückt, in der Leidenschaft, in den heißesten und innigsten Liebkosungen und in der Bestätigung der Liebe füreinander. Alle Liebe ist Sex, und Sex ist manchmal - auch Orgasmus. Aber für die liebende Frau ist er nur eine zusätzliche Sondervergütung.» Die Dame, die diese Zeilen schrieb, ist 55. Die jungen Männer können viel von ihr lernen.
171
Wege zur sexuellen Partnerschaft
Für nahezu jede Frau ist sexuelle Erfüllung kein Geschenk, das ihr einfach in den Schoß fällt, sondern das Produkt ihrer Erfahrung und Hingabe. Mädchen sind von Natur aus nicht orgasmusfähig, von einigen wenigen Ausnahmen vielleicht abgesehen. In einem kontinuierlichen Lernprozeß, der nicht selten Wochen, Monate oder gar Jahre dauert, eignet sich eine Frau nach und nach die Fähigkeit an, unter männlicher Mithilfe - oder durch Ma-sturbation - den angestrebten Höhepunkt zu erreichen und diese Eskalation nach Belieben zu wiederholen. Der Mann ist im Gegensatz zum Mädchen nach Eintritt der Geschlechtsreife automatisch in der Lage, den Orgasmus zu erzielen. Selbst der einfältigste Trottel weiß, wie er dabei zu Werke gehen muß, ohne daß ihm jemand auch nur den geringsten Hinweis zu geben braucht. Die Frau macht ihren Nachteil später allerdings dadurch wieder wett, daß sie beim Liebesspiel beinahe beliebig oft zum Höhepunkt kommen kann, während ihr Partner nach der Ejakulation für längere oder kürzere Zeit unfähig zur Fortsetzung der sexuellen Aktivitäten ist. Ein Mann, der sich für ein unerfahrenes Mädchen entscheidet, muß in Kauf nehmen, daß sie zumindest anfangs keinen allzu großen Spaß am gemeinsamen Sex 173
genießt und daß der Koitus deshalb für sie ohne erfüllenden Höhepunkt endet. Es ist eine alte Binsenweisheit, daß Partnerschaften, in denen sich zwei sexuell versierte Menschen zusammenfinden, glücklicher und intensiver sind als ein Bund, den ein jungfräuliches Mädchen mit einem Manne eingeht, der ebenfalls keine einschlägige Praxis besitzt. Allerdings haben diese beiden Menschen den unbestreitbaren Vorteil, daß sie ihre ersten aufregenden Erfahrungen gemeinsam erleben und somit enger zusammenwachsen. Die beglückende Zeit der stimulierenden Entdeckungen bindet in außerordentlich starkem Maße. Trotzdem wird man der ersten Liebe - statistisch gesehen keine lange Dauer voraussagen können. Die Gründe liegen auf der Hand. Beide Menschen sind sexuell noch nicht geformt. Sie haben noch nicht Position bezogen. Ihnen fehlt die Erfahrung mit anderen Partnern, und eines Tages wird die erotische Neugier siegen. Denn die Versuchung lauert überall. Der Rest ist dann nichts weiter als dankbare Erinnerung an eine unwiederbringliche Zeit, die um so herrlicher empfunden wird, je weiter sie zurückliegt. Kein Mensch vermag wirklich zu sagen, was Liebe ist und wie sie entsteht. Niemand weiß, warum ausgerechnet diese eine Frau das Blut eines bestimmten Mannes in Wallung bringt - und umgekehrt. Die sexuelle Anziehung der beiden Geschlechter ist eine naturgegebene Realität, und man braucht über sie nicht zu diskutieren. Das tun Philosophen und Psychoanalytiker schon zur Genüge, wobei sie allerdings bis heute noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen sind. Aber weshalb gerade zwei Menschen, die sich aus einer Laune des Schicksals begegnen, willkürlich und vorbehaltlos zuein174
anderstreben, das wird ein ewiges Rätsel bleiben. Dabei muß es nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick sein. Manche Zuneigung keimt in einer kurzen, schwachen Stunde. Doch oftmals wiederum dauert es sehr lange, bis sich Mann und Frau ihrer Empfindungen füreinander bewußt werden und die Konsequenzen ziehen. Wenn man auch die Liebe nicht zu definieren vermag, so hat die Wissenschaft wenigstens herausgefunden, welche chemischen Vorgänge sich im Körper vollziehen, sobald zwei sich mögen. In seiner «Physiologie der Liebe» schreibt der italienische Sexualforscher Paolo Mante-gazza: Der Gesichtssinn ist der erste und wichtigste Bote der Liebe. Ein einziger Blick genügt, um eine erdrückende Flut von Gefühlen in einem Menschen auszulösen. Dabei entscheidet unser Auge nicht nur über Sympathien und Antipathien. Vor allem bei der Partnerwahl ist sein Eindruck von eminenter Bedeutung. Der Prozeß der «Paarbildung» beginnt mit einem ersten flüchtigen Blick und endet - hoffentlich - im siebenten Himmel. Haben die Augen das Bild des zufälligen Partners akzeptiert und die erotischen Reize an das Gehirn weitergeleitet, folgt dem «Augenblick» die «Augensprache», die den ersten Kontakt zwischen zwei Menschen ermöglicht. Der römische Dichter Ovid riet bereits vor rund 2.000 Jahren den Männern, die eine schöne Frau umwarben: «Laß deine Augen in ihren versinken! Dein stiller Blick sei ein Geständnis! Oft überzeugt er mehr als tausend Worte!» Auch die Psychologen haben die dominierende Funktion des Blickes längst erkannt, wenn es um Erotik geht. Der Sozialpsychologe Michael Angyle analysierte in einem Katalog die Bedeutung der Augensprache. Darin heißt es unter anderem: 175
«Ein tiefer, langer Blick bekundet Interesse. Er signalisiert Bereitschaft. Zwei Menschen, die einander mögen, sehen sich häufiger in die Augen. Abneigung oder Depressionen äußern sich fast stets durch niedergeschlagene Lider. Ein Mann, der eine Frau zu lange und zu intensiv anschaut, wirkt taktlos oder zumindest respektlos. Er wird sich keine Sympathien erwerben. Keine Frau liebt es, mit Blicken regelrecht ausgezogen zu werden. Eine Frau, die den Augen eines Mannes ausweicht oder mit einem bösen, strafenden Blick reagiert, gibt ihm unmißverständlich zu verstehen, daß er bei ihr keine Chancen hat. Erwidert sie jedoch seinen Blick, und lächelt sie ihm dabei auch noch zu, dann darf er ihr Verhalten getrost als Ermunterung zu einem zärtlichen Angriff auffassen.» Noch detaillierter sind die Ratschläge, die der britische Verhaltensforscher Julius Fast den Männern gibt. Er sagt: «Eine Frau, die zu haben ist, hält ihre Bewegungen genau unter Kontrolle. Ein Mann kann es als 'Posieren' bezeichnen, eine andere Frau als 'affektiertes Benehmen'. Aber die Bewegungen ihres Körpers, ihrer Hüften und Schultern sprechen eine deutliche Sprache: Möglich, daß sie mit leicht gespreizten, symbolisch geöffneten und einladenden Beinen dasitzt. Vielleicht fährt sie sich auch bei einer wohlüberlegten, aber scheinbar zufälligen Geste mit einer Hand beinahe liebevoll über die Brust. Sie streichelt beim Reden eventuell ihre Schenkel oder wiegt beim Gehen auffordernd die Hüften. Einige ihrer Bewegungen sind einstudiert und bewußt, andere hingegen vollziehen sich vollkommen unbewußt.» 176
Die Autorin Gerti Senger beschreibt die Situation des Mannes nach dem ersten «Augenblick»; «Hat Ihr Gesichtssinn zu allem 'ja' gesagt, und wurden Sie nicht durch einen strafenden oder ausdruckslosen Blick abgekühlt, sind die Würfel schon gefallen. Sie haben gar keinen Einfluß mehr auf das, was nun passiert. Über hochkomplizierte, kreuz und quer laufende Reizbahnen geraten Sie in Sexualbereitschaft. Sie legen Hemmungen ab, Sie gehorchen sexuellen Befehlen, setzen verschiedene Muskelgruppen in Aktion - mit einem Wort: Nach diesem optischen AchtSekunden-Vergnügen laufen Sie auf vollen Touren, machen Männchen und schlagen Rad. Wenn Sie allerdings Pech haben, spielt Ihnen Ihr Sexualzentrum einen bösen Streich: Es bricht unter dem starken optischen Eindruck der weiblichen Reize völlig zusammen. Anstatt die üblichen Äußerungen des Wohlgefallens abzugeben, erstarren Sie. Gebannt, wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange, können Sie nur hoffen, daß es Ihrem Gegenüber besser ergeht und die Initiative zur Kontaktaufnahme von da kommt. Damit dürfen Sie rechnen, auch wenn Sie kein Adonis sind. Denn bei Frauen ist der Gesichtssinn nicht so elementar ausgeprägt wie bei Männern. Die Einbruchspforte für die Liebe ist beim Mann nun mal das Auge. Daran gibt es nichts zu rütteln. Oder können Sie allen Ernstes von sich behaupten, daß Sie sich auf einer Party immer an das Mädchen heranmachen, das besonders intelligent aussieht oder das Ähnlichkeit mit General de Gaulle hat, den Sie tief verehren? Oder bleiben Ihre Blicke an einem Mädchen kleben, weil es besonders sparsam ist oder weil man ihm den gutmütigen Charakter an den Hundeaugen abliest?» 177
Auch die Chemie der Liebe folgt strengen Gesetzen. Schon bei der ersten, oft zufälligen Begegnung mit einer anziehenden Frau setzen im Körper des Mannes chemische Veränderungen ein. Der Atem geht schneller, und unbewußte Signale werden in Körpersprache gesendet und empfangea Winzige Spuren Adrenalin schießen ins Blut. Bei der Frau fließen ebenfalls kleine, aber immens wirksame Mengen des Hormons Adrenalin in den Blutkreislauf. Die Atemzüge und der Puls beschleunigen sich. Unzählige Nervenspitzen wirken auf die lustempfindlichen Teile des Gehirns. Von den chemischen Umwandlungen im Körper beeinflußt, beginnt der Blutdruck des Mannes anzusteigen. Die Produktion des Sexualhormons Testosteron kommt auf Touren. Der Organismus bereitet sich auf die Liebe vor, ob der Mann will oder nicht. Die Frau verspürt inzwischen ein sinnliches Gefühl, vielleicht sogar ein Kribbeln im Unterleib. Auch ihr Testoste-ronspiegel hebt sich. Ihre Pupillen erweitern sich ohne äußere Einflüsse. Unbewußt deutet der Mann dieses erotische Signal: Diese Frau ist bereit, sich zu verlieben! Erfahrene Männer sind nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil sie selbst die unscheinbarsten Reaktionen einer Frau richtig zu interpretieren wissen und ihr Verhalten darauf einstellen. Außerdem haben sie begriffen, daß die Sexualität nicht nur ein wesentlicher Faktor der männlichen, sondern auch der weiblichen Existenz ist. Und sie richten sich in ihrem ganzen Verhalten danach. Niemand wird ernsthaft in Abrede zu stellen versuchen, daß der Koitus nur in den seltensten Fällen der Zeugung neuen Lebens dient. Im Vordergrund steht die Befriedi178
gung des Geschlechtstriebes und der Sinnenreiz höchster erotischer Lustempfindung. Das unverhohlene Ziel des sexuellen Verkehrs ist der Orgasmus bei Mann und Frau. Jede geschlechtliche Partnerschaft strebt die gleichzeitige oder zumindest annähernd synchron erfolgende körperliche Erfüllung an. Aber während der Höhepunkt beim Manne normalerweise ohne jede Problematik erreicht wird, muß die Frau, solange sie noch unerfahren ist, behutsam hingeführt werden. Dazu ist eine möglichst lange Intumeszenz notwendig, die durch entsprechend geeignete Erregungsspiele bereichert werden kann. Unglücklicherweise wissen das längst nicht alle Männer, oder sie setzen sich in egoistischer Manier leichtfertig darüber hinweg. Die Intumeszenz ist nichts anderes als die erste Welle der sexuellen Reaktion auf einen psychischen oder physischen Reiz. Sie umfaßt die Gesamtheit der reflexen Veränderungen der Geschlechtsorgane und des gesamten Organismus, zu denen auch die seelischen Begleiterscheinungen zählen können. Die sexuellen Erregungszustände entwickeln sich bei der normalen Frau in zwei Phasen, und zwar der ersten Phase der Vorbereitung und der zweiten Phase des Spannungszustandes, wenn die Erregung eine gewisse Schwelle erreicht hat. Dabei wird der zärtliche oder zumindest aufmerksame Liebhaber bemerken, daß sich die Vulva, also die Gesamtheit der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, entfaltet. Die Klitoris stellt sich auf, die Schamlippen schwellen an, die Nymphae, also die kleinen Schamlippen, deren Färbung sich verdunkelt, werden besonders heftig durchblutet, und die gesamte Vagina öffnet sich 179
einladend, während sie ein unverwechselbares Sekret absondert. Nicht sofort zu erkennen ist, daß sich der Scheideneingang deutlich neigt. Der Gebärmutterhals klafft leicht auf, und die Brüste versteifen sich. Dazu kontraktiert der Scheidenmuskel spastisch, sobald ein höherer Erregungszustand erreicht ist. Diese Anzeichen signalisieren gemeinsam oder auch einzeln, daß der weibliche Körper für den Liebesakt bereit ist und einem Orgasmus entgegenfiebert. Der Mann hat viele Gelegenheiten, sich am weiblichen Verhalten über seine Chancen und Möglichkeiten zu orientieren. Es muß ja nicht gerade Studium der vaginalen Reaktionen sein, die erst sichtbar werden, wenn er ohnehin schon auf Erfolgskurs segelt. Die Haut des Gesichtes, die Augen, die Lippen und die Brüste verraten mindestens ebensoviel. Aber alle untrüglichen Anzeichen nützen dem Liebhaber nichts, wenn er nicht be^ greift, daß ein langes, sensibles und je nach Veranlagung der Partnerin behutsames oder forsches Liebesspiel die unabdingbare Voraussetzung für eine glückliche Vereinigung bildet. Nur der wirklich ausreichend vorbereitete weibliche Orgasmus ist in der Lage, dem Höhepunkt zielstrebig entgegenzuarbeiten. Andernfalls besteht die Gefahr, daß die Geliebte kühl bleibt oder in einem frühen Stadium der Eskalation verharrt, während der Mann im Alleingang den Gipfel der Lust erreicht. Frauen, die auf solche Weise unbefriedigt bleiben, gibt es wie Sand am Meer. Nicht selten beklagen sich ihre Männer über mangelnde Liebesfähigkeit oder gar über Frigidität, ohne zu ahnen, daß sie selbst die Schuld am angeblichen Versagen der Partnerin tragen. 180
Niemand wird ernsthaft bestreiten, daß der Mann seinen Höhepunkt bereits nach wenigen Minuten, in ungezählten Fällen sogar schon nach einer Reihe von Sekunden, erreichen kann. Die Frau hingegen braucht eine wesentlich längere Anlaufzeit, um in Erregung zu geraten und den Orgasmus zu erleben. Ziel eines ausgewogenen Liebesspieles ist es jedoch, daß beide Partner gleichzeitig oder wenigstens nahezu gleichzeitig die lustlösende Entspannung genießen. Die Gemeinsamkeit ergibt sich um so leichter, je langsamer der Mann erregt wird und je disziplinierter er sich zu beherrschen lernt. Umgekehrt ist es bei der Frau. Sie braucht sich nicht zurückzuhalten, muß jedoch nach einigem Studium ihres Organismus und nach notwendigem Training in der Lage sein, aus den Reizungen ihrer erogenen Zonen höchstmöglichen Lustgewinn zu erzielen. Das ganze Geheimnis gegenseitiger Erfüllung besteht demnach zum nicht geringen Teil aus vorbereitenden Zärtlichkeiten, mit denen die Erregung der Partnerin gesteigert und der ihres Geliebten angepaßt werden soll. Dabei spielen selbstredend Zärtlichkeiten im Bereich der erogenen Zonen die Hauptrolle. Die erogenen Zonen sind nichts weiter als jene Haut- und Schleimhautpartien, deren spezifische Erregung sexuelle Lust auslöst. Dabei müssen wir jedoch zwischen den primären, also den erstrangigen, und den sekundären, also den untergeordneten erogenen Zonen unterscheiden. Zu den primären erogenen Zonen der Frau gehört die Klitoris und darüber hinaus die Scheide an sich. Zärtlichkeiten in diesem Bereich können, je nach Intensität oder Empfindung, sehr bald einen Orgasmus bewirken, sofern die Partnerin zuvor hinreichend eingestimmt worden ist. 181
Der einfühlsame Liebhaber, der auf behutsame Steigerungen Wert legt, beschränkt sich zu Beginn der Hinwendung auf die sekundären erogenen Zonen seiner Partnerin. Diese sekundären erogenen Zonen sind außerordentlich zahlreich und über den ganzen Leib der Frau verteilt. So befinden sich in der Genitalsphäre der sehr druckempfindliche Schamberg, die gesamte Schamspalte, die Innenseiten der Oberschenkel, die gesamte Analzone samt dem Schließmuskel, die Brüste ganz allgemein und schließlich die Brustwarzen mit den Höfen und dem weiteren Umkreis. Die außerhalb der Genitalsphäre liegenden erogenen Zonen lassen sich kaum aufzählen. Sie umschließen den Unterleib, die Leistengegend, den Brustkorb, die Lenden, die Achselhöhlen, die Innenseiten der Arme, die Handgelenke und sogar die Kommissur zwischen den Fingern, die Fußsohlen, den Hals, die Lippen und die Ohren. Und streng genommen kann der ganze weibliche Körper durch gezielte Berührung erregt werden. Dabei sollte der Mann wissen, daß jede Frau auf den Reiz an besonderen Stellen anders reagiert und daß sie, je nach Veranlagung und Neigung, Zärtlichkeiten an speziell von ihr bevorzugten Punkten allen anderen Liebkosungen vorzieht. Diese bevorzugten Punkte gilt es beim sensiblen Petting zu entdecken. Die Frau wird ihrem Geliebten dabei durch unübersehbare und unverwechselbare Reaktionen behilflich sein. Es ist einleuchtend, daß sich bei der Vielzahl ihrer erogenen Zonen die Frau vor oder während der Intumeszenz (med. Anschwellung) nur langsam steigert. Beim Mann hingegen, dessen erogene Zonen sich hauptsächlich auf 182
die Genitalsphäre beschränken, vollzieht sich der Vorgang der Erotisierung um ein Vielfaches rascher. Aber nicht nur das gemäßigtere Ansteigen der weiblichen Lust macht viele Männer unsicher. Die Reaktionen der Frauen auf männliche Betätigung sind überdies außerordentlich unterschiedlich. Was landläufig als in höchstem Maße erregend bezeichnet wird, das kann im Einzelfalle geradezu als lästig oder zumindest als unerotisch empfunden werden. Nicht zuletzt deshalb ist es für die sogenannte normale Frau bisweilen recht schwierig, in das notwendige Stadium der Erregung versetzt zu werden. Denn die seelisch-körperliche Entspannung der Frau als Basis einer Intumeszenz ist nicht so leicht zu erreichen, wie so mancher Liebhaber es sich vorstellt. «Das trifft besonders dazu dann zu», erklärt Dr. Albert Ellis, «wenn Mädchen prüde sind. Oder wenn sie so tun, als wären sie in sexueller Hinsicht großzügig und frei, während sie in Wirklichkeit ihre Sexualität mit dicken Schichten von sextötender oder sexentwertender Romantik überdecken. Nicht, daß Romantik nicht ihre Vorzüge hätte. Die besitzt sie gewiß. Relativ triebschwache Frauen können sich manchmal gefühlsmäßig zu höchsten Höhen erregen und sich so selbst helfen, mehr Sexualleben zu gewinnen, wenn sie sich auf die Liebe anstatt auf den Sex konzentrieren. Aber das Gegenteil ist wahrscheinlich ebenso wahr. Die Durchschnittsfrau geht bei ihren Handlungen zur Selbstbefriedigung ziemlich praktisch und unromantisch vor. Sie experimentiert mit den verschiedensten Teilen ihrer Anatomie, findet gewöhnlich, daß ihre Klitoris der empfindlichste Teil ihrer Genitalien ist, und dann - in einem erheblich weiter fortgeschrittenen Stadium ihrer außer183
ordentlich erdnahen Experimente - entdeckt sie genau, welche Art von körperlicher Betätigung und was an Phantasie zum Ziele führt, sich in einer relativ kurzen Zeit zu voller lustlösender Entspannung zu bringen. Häufig versucht sie sich mit den verschiedensten Erfindungen - wie Haarbürsten, fließendes Wasser, Massagegeräte oder ähnliches -, um ihre Lust zu steigern. Und häufig greift sie zu ganz konkreten Phantasien, um sich zu sexueller Erregung und Befriedigung zu bringen. Im Laufe der Prozedur ist sie gewöhnlich höchst praktisch und unromantisch, und sie läßt es mit Recht nicht dazu kommen, daß hochtrabende Idealvorstellungen sich ihr hindernd in den Weg zu ihrem sexuellen Selbstausdruck stellen. Nicht so - leider -, wenn das gleiche Mädchen anfängt, mit einem Manne, in den sie verliebt ist, Liebesspiele zu treiben oder den Geschlechtsverkehr zu vollziehen. Jetzt beharrt sie meistens darauf, daß die Liebe alles erobern soll, und sie erwartet von ihrem Helden Gedankenlesekünste, die ihn genau das erahnen lassen, was sie sexuell braucht, um ihn dazu zu bringen, sie in bewährtester Weise zu befriedigen. Und da ihre romantischen Vorstellungen in dieser Hinsicht fast völliger Unsinn sind, findet sie bald, daß zwischengeschlechtliche Beziehungen ihr nicht so viel Genuß bringen wie ihre Selbstbefriedigungs-Ex-peditionen. Und so wird sie von ihrem Freund enttäuscht sein und vielleicht sogar von der Mann-Frau-Beziehung überhaupt. Was sollte sie statt dessen tun, wenn sie den Sex mit ihrem heißgeliebten Mann genießen will? Ganz klar: Freiheraus sprechen und ihre Wünsche mitteilen. Wenn sie, um ihre höchste Lust zu erreichen, ein sanftes oder festes 184
Streicheln braucht, ein Massieren ihrer Klitoris oder ihrer Vagina, das Einführen oder Nichteinführen des Gliedes, dann, zum Kuckuck, soll sie es sagen! Kein Mann, ganz gleich, wie sehr er seine Frau lieben mag und wie bereit er auch immer sei, sie zu beglücken, ist ein Gedankenleser . . . Wenn sie nicht ihre Lippen aufknöpft und ihn informiert, wie soll es ihm dann möglich sein, genau zu wissen, was sie wirklich fühlt? Ein ehrliches, offenherziges Sex-Gespräch und ein ohne Scham und Scheu erstrebtes Anpassen beider Körper bis zum gemeinsamen Höchstgenuß, das zerstört keine menschliche Romantik - es sei denn, daß Sie durch unsinnige Vorstellungen von Romantik das zufällig glauben . . . Ist der Mann, der seinem Mädchen eine Schachtel Pralinen mitbringt, unromantisch oder lieblos, nur weil er sich vorher vergewissert hat, daß sie Pralinen auch wirklich mag und nicht etwa eine Abneigung dagegen hat? Natürlich nicht. Warum sollen wir dann einen Liebespartner für unromantisch halten, nur weil er sich bemüht, in Liebe und voller Rücksicht zu entdecken, was seine Gefährtin möchte? Und Zeit und Mühe aufwendet, ihren besonderen - oder gar eigenartigen sexuellen Neigungen zu entsprechen?» Es mutet wahrhaft erstaunlich an, wie hartnäckig sich Verständigungsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau halten. Ohne Zweifel ist das weibliche Schweigen über eigene sexuelle Bedürfnisse einer der großen Fehler, die eine Partnerschaft gefährden, noch ehe sie richtig begonnen hat. Neben der rigorosen, nicht etwa der animalischen, Passivität der Frau ist es dieses Schweigen, 185
an dem die meisten Liebesbeziehungen scheitern. Man kann einem Liebhaber nicht eindringlich genug raten, die weiblichen Wünsche zu erforschen. Notfalls darf er sich nicht scheuen, sie aus seiner Partnerin herauszufragen! Das geschieht am besten im Bett, oder wenn man überhaupt zärtlich eingestimmt ist und intime Liebkosungen austauscht. Denn dann ist die Hemmschwelle außerordentlich herabgesetzt, und das Gespräch vollzieht sich ohne Scheu und falsche Scham. Ein Mann jedoch, der sich nicht danach erkundigt, was seine Geliebte besonders erregt, ist ein Esel. Natürlich gibt es auch Frauen, die sich besonders im Anfang nicht zu schade sind, ihren Partner zielbewußt zu lenken. Der Mann sollte sie unbedingt gewähren lassen! Das gilt besonders dann, wenn er noch relativ unerfahren oder sexuell wenig ausdauernd ist. Denn solche Männer gehen ziemlich rasch aufs Ganze. Sie steuern ihr Ziel ohne verspielte Umwege an, was nur der Frau nichts ausmacht, die bereits hochgradig erregt ist. Das wird aber nur selten der Fall sein. Denn am Anfang steht die Bereitschaft, nicht aber die Euphorie. Kein Mann liebt es, wenn ihm seine Partnerin nüchterne Befehle erteilt Aber soweit braucht es ja überhaupt nicht zu kommen. Zwar fällt die offene Aussprache gerade zu Beginn einer Partnerschaft nicht leicht, weil man einander noch nicht kennt und demzufolge nicht recht weiß, welche Tonart und welche Formulierungen angebracht sind. Aber ein Mann, der aufmerksam auf seine Geliebte eingeht, findet schnell und mühelos heraus, was sie mag und was sie ablehnt. Er muß nur die Sprache ihres Leibes zu deuten wissen. Eine Partnerin, die ihren Körper und ihre Gefühle auch nur einigermaßen beherrscht, kann 186
durch Bewegungen oder Veränderungen der Körperposition dem Geliebten jene Partien entziehen, an denen sie nicht liebkost werden will oder die sie sich für einen späteren Zeitpunkt «reservieren» möchte. Andererseits vermag sie geschickt die Regionen anzubieten, an denen ihr Zärtlichkeiten angenehm sind. Ein einfühlsamer Mann liest im nackten weiblichen Körper und seinen Aktionen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Er kann spielend sein Verhalten an den Reaktionen der Frau und ihrer Intensität ausrichten, ohne auf korrigierende Worte angewiesen zu sein. Schweigt jedoch eine Frau, und bemüht sie sich überdies um beherrschende Zurückhaltung, fehlt also ihre Reaktion und bleiben die lenkenden Hinweise aus, dann ist es dem Partner unmöglich, die Wirkung seiner Zärtlichkeiten zu ermessen. Er kann sich nicht orientieren, weil die Geliebte nicht zeigt, was ihr gefällt. Und so wird er vielleicht zu anderen Methoden greifen, von denen er sich größeren Erfolg verspricht. Die Scheu vor demonstrativen Lustreaktionen, die den Mädchen bis in die allerjüngste Zeit eingeimpft wurde, bildet demnach eines der ernstesten Hindernisse für den Vollzug eines wirklich befreienden Liebesspieles. Denn harmonisches Eingehen des Mannes auf ihre Wünsche, einfühlsamen Kontakt bis zum beglückenden Höhepunkt, kann nur die Frau erwarten, die unverwechselbar zeigt, wie sehr sie sich auf seine Zärtlichkeiten freut und welcher Art diese Zärtlichkeiten sein müssen. Der Mann hat also geradezu die Pflicht, seine Geliebte systematisch zu entkrampfen, zu lockern und schließlich aus einer eventuell vorhandenen Zurückhaltung hervor-zulocken, bis sie sich ungekünstelt ihren Empfindungen 187
hingibt und nicht versucht, ihre Gefühle kontrolliert zu verbergen. Nur dann eröffnet sich dem Paar das vollkommene Liebesglück in seiner befreienden Vielfältigkeit. Die besten Voraussetzungen für einen Mann, der seine Partnerin wirklich glücklich machen will, sind Zärtlichkeit und Ausdauer. Nun läßt sich Zärtlichkeit zumindest bis zu einem gewissen Grad erlernen, sofern sie nicht angeboren ist und deshalb als Bestandteil der Liebestechnik betrachtet werden muß. Viele Männer, die nicht gerade zu Sensibilität und Empfindsamkeit neigen, haben es in dieser Hinsicht schon zu wahrer Meisterschaft gebracht. Schlechter hingegen steht es weltweit mit der Potenz. Bereits Alfred C. Kinsey erklärte nach umfassenden Studien, daß der normale, der «typische» Mann vom Einführen seines Gliedes in die Scheide bis zum Erguß gerade zwei Minuten durchhält. Danach ist der ganze Zauber vorüber. Aber ungezählte Frauen, die vor der Revolution des sexuellen Lebens nicht einmal wußten, daß es so etwas wie einen Orgasmus überhaupt gibt, erwarten heute von ihrem Partner ein ausgedehntes Sexspiel mit mehreren Orgasmen und eine Vereinigung, die ihnen nochmals mehrere Höhepunkte unterschiedlicher Intensität beschert. Leider sind sexuell ausdauernde, zärtliche und erfahrene Männer eine geringe Minderheit. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß auch Sie das Heer der Liebhaber bereichern, die den eigentlichen Geschlechtsverkehr nicht nach Belieben zu verlängern vermögen, sondern nach relativ kurzer Zeit ihr Pulver verschießen. Verlieren Sie deswegen nicht gleich den Kopf! Verzweifeln Sie nicht! Sie sind keine Ausnahme, Sie gehören 188
vielmehr zur Norm, zum gesunden Durchschnitt. Dennoch haben Sie es selber in der Hand, sich zu einem ausdauernden Partner zu erziehen, auch wenn es Ihnen nicht gelingen sollte, einen Weltrekord aufzustellen. Dabei müssen Sie allerdings stufenweise vorgehen. Und von unschätzbarem Vorteil ist es, wenn Sie Ihre Partnerin in Ihre Probleme einweihen. Verheimlichen können Sie diese Probleme ohnehin nicht vor ihr. Zunächst sollten Sie sich immer und immer wieder bemühen, bereits beim Vorspiel Ihre Geliebte in eine hohe Erregungsstufe zu versetzen, so daß sie bei der anschließenden Vereinigung trotz geringer Dauer des Verkehrs einen Orgasmus erreicht. Dehnen Sie notfalls die vorbereitenden Zärtlichkeiten aus, bis sie schon in diesem Stadium zu mindestens einem, besser noch zu mehreren Höhepunkten kommt, die dann durch den Orgasmus beim anschließenden Eindringen des Phallus in die Scheide gekrönt werden. Hierbei kommt es dann wahrlich nicht mehr allzusehr auf die Dauer der Vereinigung an. Sprechen Sie hinterher, am besten auch vorher, mit Ihrer Partnerin ausführlich über Ihre Potenzprobleme, ohne das Thema freilich überzubewerten. Frauen sind verständnisvoller, als die meisten Männer zu hoffen wagen. Sollte sie sich aber entgegen jeder Vernunft über Sie lustig machen, dürfen Sie ihr getrost den Laufpaß geben. An ihr verlieren Sie nichts. Sie haben eine bessere Partnerin verdient. Je länger eine Liebesbeziehung andauert, desto potenter wird der Mann. Denn in gewissem Maße trägt jedes Verhältnis den Keim der Gewohnheit in sich. Und nicht umsonst behauptet der Volksmund, daß Gewohnheit abstumpft. Die Reduzierung des lustvollen Begehrens auf 189
einen normalen Standard steigert die Ausdauer. Nicht umsonst sind langjährige Partnerschaften am erfülltesten, während kurze Begegnungen außerordentlich häufig unbefriedigend verlaufen. Jenem Mann, dem Selbstbeherrschung, autogenes Training und körperliche Übungen in Ausdauer zu langwierig und beschwerlich erscheinen, stehen einschlägige Hilfsmittel zur Verfügung. Versandhäuser und Geschäfte für Ehehygiene bieten spezielle Cremes an, welche beim Manne die Reizempfindlichkeit herabsetzen und die Erektionsdauer verlängern. Es gibt auch Beruhigungsmittel zum Einnehmen, die bei einem nervösen oder übersensiblen Manne den Orgasmus hinauszuzögern vermögen. In vielen Fällen jedoch genügt schon das Überziehen eines normalen Präservatives, um eine vorschnelle Ejakulation zu verhindern. Schließlich sei auch noch auf jene Präservative hingewiesen, die von innen mit einer reizdämpfenden Creme beschichtet sind. Sexuell ausdauernde Männer sind keine Wunderknaben. «Wunderbullen», die von Natur aus ihre Orgasmen zurückhalten können, gibt es, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, so gut wie überhaupt nicht. Das Hinauszögern des Höhepunktes ist bei fast allen Männern eine Lernerfahrung, vergleichbar der Entwicklung zur Liebesfähigkeit bei den Frauen. Ein ausdauernder Mann hat zweifellos bereits früh onaniert und dabei die Eruption nach Kräften hinausgeschoben, um den Nervenkitzel zu steigern. Später gelang es ihm dann relativ leicht, sich auch beim Koitus diszipliniert zu beherrschen, um den Lustverzicht umzufunktionieren. Je ausdauernder ein Liebhaber ist, desto erfahrener und geschickter wird er bei einer Partnerin zu Werke gehen. 190
Rüdiger Boschmann beschreibt eine Art Schnellverfahren, in dem praktisch jeder Mann sexuelle Ausdauer erlernen kann, wenn ihn eine ihm vertraute Partnerin dabei unterstützt. Die Lernmethoden sind denkbar einfach: Bei vorbereitenden Zärtlichkeiten sollten beide Partner ein Spiel daraus machen, wie lange der Mann Liebkosungen am Glied ertragen kann, ohne sein Sperma zu ejakulieren. Dabei müssen Liebhaber und Geliebte eng zusammenarbeiten. Aufgabe der Frau ist es, den Mann vorsichtig zu reizen und ihn nicht durch zu heftiges Stimulieren zu einem Orgasmus zu verführen. Der männliche Partner seinerseits muß rechtzeitig zu erkennen geben, wenn er der Schwelle zum Höhepunkt bedenklich nahe kommt, worauf sämtliche Liebkosungen sofort unterbrochen werden. Entspannt der Mann im entscheidenden Augenblick auch noch alle Muskeln, wird es ihm mehrmals hintereinander gelingen, dem Erguß «auszuweichen». Jeder Erfolg sollte ermutigen. Ein Mißerfolg darf aber keinesfalls als Unglück aufgefaßt werden. Sinn dieses Spieles ist es, dem Sexualverhalten des Mannes ein neues Muster aufzuprägen. Durch das Wiederholen der Praxis wird der Orgasmus von einem unaufhaltsam und automatisch eintretenden Ereignis umgewandelt in eine Reaktion, die der Mann steuern muß, ehe sie ablaufen kann. Nicht selten reicht die eben beschriebene Übung schon aus, um nach ein oder zwei Monaten eine beträchtliche Verlängerung der Koitusdauer möglich zu machen. Das ist meistens dann der Fall, wenn im Spiel von der Partnerin Mundreize angewendet worden sind. Blieb es allerdings bei manuellen, also «handgreiflichen» Liebkosungen, haben viele Männer noch Schwierigkeiten bei der 191
Vereinigung, weil die von der weiblichen Scheide vermittelten Reize sich gar zu sehr von den durch Liebkosungen mit der Hand verursachten Erregungen unterscheiden. Der Übergang vom Spiel zur dauerhaft ausgedehnten Vereinigung erfordert aber in fast jedem Falle wieder die enge Zusammenarbeit beider Partner. Ein normaler Mann, der diesen Lernprozeß durchläuft, hat schon viel erreicht, wenn er ohne Unterbrechung seiner Bewegungen eine Koituszeit von sechs bis acht Minuten durchhält. Das mag Ihnen vielleicht nicht gerade sensationell erscheinen, aber Sie sollten bedenken, daß er damit bereits weit über dem Durchschnitt liegt und Hoffnungen auf eine weitere Ausdehnung durchaus gerechtfertigt sind. Neben den rein körperlich wirkenden Methoden gibt es noch die oft empfohlenen Verfahren, nach denen ein Mann sich geistig vom Koitus ablenken soll, indem er beispielsweise schwierige Rechenaufgaben zu lösen versucht oder sich an unangenehme Berufssituationen erinnert. Diese Ablenkungsmanöver sind äußerst wirksam. Dennoch halten zahlreiche Ehetherapeuten nicht viel davon, weil dabei zu viel von der ursprünglichen Zärtlichkeit verlorengeht. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, daß der Erfolg sich in unbeabsichtigter zeitweiliger völliger Lustlosigkeit niederschlägt. Kein Mann, der eine unerfahrene Frau erobert hat, wird ernsthaft erwarten, im Bett eine perfekte Geliebte vorzufinden. Aus psychischen und physischen Gründen ist sie nicht in der Lage, die körperliche Liebe wie eine Frau zu erleben, die das Mysterium inniger Zweisamkeit bereits entschleiert hat. Die entscheidenden Lustorgane, Kitzler und kleine Schamlippen, sind bei ihr noch nicht voll ent-
192
wickelt. Andere Teile der Vulva sind noch nicht erotisiert. Der ganze Körper wartet darauf, geweckt zu werden. Ein EheExperte rät allen Männern: «Seien Sie nicht ungeduldig mit Ihrer Geliebten! Erzählen Sie ihr lieber, was mit ihrem Körper vor sich geht! Vielleicht wird sie besonders große Freude daran haben, bewußt mitzuerleben, wie sie sich verändert und wie ihre Liebesfähigkeit von Begegnung zu Begegnung wächst. Für Sie selbst kann das Heranreifen Ihrer Partnerin ein bewegendes Erlebnis sein. Sie führen Ihre Geliebte Schritt für Schritt in den Garten der Liebe hinein. Sie dürfen daran Anteil nehmen, wie sich für Ihre Frau immer wieder neue Freude erschließt, bis sie Ihnen endlich ebenbürtig ist und die erste vollkommene Vereinigung Sie beide eins werden läßt.» In vielen Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag haben ungezählte Bücher die Kunst beschrieben, den Körper einer Frau die sexuelle Liebe zu lehren. Dabei sind sich alle Kenner der Materie darin einig, daß der Mann beim Liebesspiel der Frau viel Zeit lassen müsse und sie nicht durch sein Ungestüm erschrecken dürfe. Wenn der Mann während der ersten Tage und Wochen überhaupt in seine Frau eindringe, dann solle er es sanft und rücksichtsvoll tun. Zu jeder Zeit gelte es, das Begehren der Geliebten möglichst so sehr anzustacheln, bis sie schließlich selbst danach verlangt, den Mann ganz in sich aufzunehmen. Alle Liebeskunst fängt mit schmeichelnden Worten an. In einem orientalischen Lehrbuch der Liebe - und die Orientalen waren seit alters her wahre Meister darin empfiehlt der weise Autor seinen Schülern: «Der Mann sollte der Frau schon am Tage kleine Ge193
schenke schicken und sich ihr gegenüber freundlich erweisen, um sie auf die Stunden der Gemeinsamkeit vorzubereiten. Abends soll er lange bei ihr sitzen und ihr Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern. Dabei preise er tunlichst ihre Schönheit. Auf dem Liebeslager ist es niemals falsch, wenn der Mann die Frau zart streichelt und sie mit weiteren Liebesworten verwöhnt. Er soll die Schöne vor allem an den Innenseiten der Arme und Schenkel liebkosen und sie dabei küssen. Nach und nach ist es ratsam, daß der Mann seine Küsse auf den ganzen Körper der Frau ausdehnt. Dabei soll er besonders heiß jene Regionen küssen, die er als besonders schön gepriesen hat. Dann aber gilt es, beginnend mit dem linken Fuß, den ganzen Leib der Geliebten Stück für Stück mit den Lippen zu umschmeicheln. Erst soll er den Fuß überall küssen, dann den Unterschenkel, das Knie und endlich - mit besonders viel Feingefühl - den Oberschenkel. Anschließend die Hüfte, die Flanke, die Brust, den Hals nicht die kleinste Stelle des Körpers darf der Liebhaber auslassen, und er soll sich davor hüten, zwischen den Küssen längere Pausen einzulegen. Außerdem muß er die Frau warmhalten, damit sie nicht friert. Denn Frauen sind von Natur sehr kälteempfindlich. Hat der Mann die Frau, vom linken Fuß angefangen, rund um den ganzen Körper bis zum rechten Fuß mit seinem zärtlichen Mund liebkost, soll er sie auf der Rückseite ebenso küssen, wobei er keinesfalls in lieblose Eile verfallen darf. Denn unbeherrschte Hast ist der Todfeind jeden sexuellen Genusses. Ist dieses Vorspiel nach gebührender Dauer abgeschlossen, dann darf der Mann sich in Einzelheiten verlieren. 194
Die Frau wird ihm dankbar sein, wenn er gefühlvoll und ausdauernd ihre Schamlippen küßt, ehe er sein ganzes Interesse auf die Klitoris konzentriert, die er mit allen Sinnen umwirbt. Nach solchem Vorspiel begehrt die Frau meistens selbst die Vereinigung so heftig, daß der Mann nicht die geringste Mühe aufzuwenden braucht, um in sie einzudringen.» Keine Frau liebt es, wenn der Mann sie gleich zu Anfang mit Sex oder eindeutigen Worten überrumpelt. Frauen sehnen sich nach einer kultivierten Werbung. Sie wollen genußvoll verführt werden. Dabei gilt es, Tabus und vorgefaßte Hemmungen stufenweise abzubauen, ohne die Geliebte vor den Kopf zu stoßen oder gar zu erschrek-ken. Natürlich gibt es erfahrene Frauen, die gleich bei der ersten Begegnung zur Sache kommen wollen, weil sie es außerordentlich beschwerlich finden, unbefriedigt und allein im Bett zu liegen und nicht einschlafen zu können. Aber keine Angst! Diese Frauen geben ihre Wünsche mehr oder weniger verhohlen zu verstehen, so daß es keinerlei weiterer Ratschläge bedarf. Normalerweise jedoch erwartet ein Mädchen, daß der Mann nicht mit der Tür ins Haus fällt. So tut ein kluger Mann gut daran, es am ersten Abend bei einem Abschiedskuß bewenden zu lassen, sofern ihn die Schöne nicht bewußt oder unbewußt zu weiteren Schritten ermuntert. Beim zweiten Treffen tauscht man vielleicht bereits Zungenküsse aus, und bei der dritten Begegnung kommt es normalerweise schon zu zärtlichen Berührungen und Liebkosungen. Dabei braucht der Mann nicht den Mut zu verlieren, wenn die Geliebte seinen Fingern noch den Schoß verwehrt. Das ist ganz 195
natürlich. Besonders dann, wenn er der Erste im Leben des Mädchens sein sollte. Irgendwann bei einem der nächsten Treffen kann es durchaus zum Petting kommen, das im Orgasmus der Frau endet. Jetzt ist der Bann gebrochen. Und wenn das Mädchen die Pille nimmt oder der Mann geeignete Vorsorgemaßnahmen zur Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft getroffen hat, wird die kleine Eva vermutlich bereit sein, sich dem Partner bedingungslos zu schenken. In jeder Phase der Werbung und der Eroberung wird der ritterliche Mann der Angebeteten immer wieder zu verstehen geben, daß er sie nicht nur liebt, sondern daß er sie auch achtet. Wer seine Partnerin nur zum Zwecke der Triebbefriedigung mißbraucht, stellt sich das größte Armutszeugnis aus. Er ist nicht nur egoistisch, er ist kriminell. Dr. Albert Ellis bemerkt zu diesem Thema: «Sehen Sie der Tatsache ins Auge, daß die beiden Geschlechter sowohl in unserer Gesellschaft als auch in der Natur im allgemeinen recht unterschiedlich eingestuft werden. Selbstverständlich trifft dies nicht immer und nicht in jeder erdenklichen Weise zu, denn es gibt erhebliche Übereinstimmungen im Verhalten von Männern und Frauen. Aber Männer neigen eben doch dazu, stärker und direkter zu handeln. Und sie besitzen den stärkeren und überwältigenderen Sexualdrang. Darüber hinaus leben wir in einer Kultur, in der ein Mann immer noch an Ansehen gewinnt, wenn er auf zahlreiche Abenteuer mit Frauen zurückblicken kann, während Frauen von ihren Mitmenschen mehr oder weniger schief angesehen werden, sofern sie sich auch nur in bescheidener Weise mit verschiedenen Männern eingelassen haben. 196
Diese biologischen und soziologischen Unterschiede haben eine erhebliche sexuelle Gegnerschaft gezeugt. Männer verübeln es den Frauen, daß sie sich erotisch so langsam erwärmen, daß sie die Männer selbst dann abwehren, wenn sie als Frau erregt sind und sich nach Geschlechtsverkehr sehnen und daß sie viele nichtsexuelle Forderungen - beispielsweise hinsichtlich Unterhaltung oder Heirat - stellen, ehe sie dem körperlichen Drang eines Mannes regelmäßig nachgeben. Die Frauen wiederum sind häufig verbittert, weil die Männer sie lieblos nehmen wollen, weil sie von ihren Geschlechtsorganen anstatt von ihrem Geist oder von anderen Attributen beherrscht werden und weil sie sich mehr oder weniger unbeständig verhalten. Diese SexGegenstände in unserer Gesellschaft haben Sie nicht erfunden, aber Sie müssen damit leben und sie, wenn möglich, in bezug auf Ihr Verhältnis zu einer Frau nach besten Kräften zu verringern versuchen. Zeigen Sie den Frauen, daß Sie nicht geneigt sind, sie hauptsächlich oder gar ausschließlich als Sex-Objekte zu betrachten, daß Sie fähig sind, auch liebevoll und nicht nur leidenschaftlich mit ihnen den Verkehr zu vollziehen und daß Sie einer Frau die Treue halten können, wenn sie sich als zufriedenstellender Liebesund Geschlechtspartner erweist. Weisen Sie Ihre Begleiterinnen darauf hin, daß Sie Frauen im allgemeinen wirklich respektieren, und beweisen Sie durch Ihre Gesinnung und Ihre Haltung, daß Sie keine Frau - unter welchen Umständen auch immer - für ein Flittchen oder eine Herumtreiberin halten. Manche Frauen wünschen sich Sex aus diesem, andere aus jenem Grunde. Manche wollen häufiger Sex als andere. 197
Manche genießen den Sex in der Ehe, andere suchen ihn außerhalb der ehelichen Legalität. Aber alle Frauen - das sollten Sie zu glauben anstreben - sind Damen, sind menschlich, sind Menschen. Und keine sollte verurteilt werden, weil sie an ungewöhnlichen geschlechtlichen Handlungen teilnimmt.» Eingedenk solcher Maximen postuliert Dr. Albert Ellis: Frauen sind in vielerlei Hinsicht schwach und unglaublich verwundbar. Versuchen Sie deshalb nie, eine Frau zu übertölpeln, sie schwächer zu machen oder sie aus der Bahn zu werfen! Bauen Sie die Frau auf, so gut Sie nur können! Unterstützen Sie Ihre Partnerin bei der Arbeit an ihrem Selbstbildnis und sorgen Sie dafür, daß sie sich trotz ihrer Mängel und Fehler selbst voll akzeptieren kann. Zeigen Sie ihr alles Menschenmögliche, wie man gegenüber der Sexualität eine positivere Position einnimmt, sie mehr genießt und sich darauf freut, sie wieder und immer wieder zu erleben. Lassen Sie die Frau wissen, daß sie lieben und geliebt werden darf - und daß sie sich trotzdem akzeptieren und ihre eigenen Lebensprobleme lösen kann, selbst wenn sie einmal falsch wählt und deswegen Mißbilligung und Ablehnung erfährt. Helfen Sie ihr, eine positive Einstellung gegenüber Männern, der Ehe und dem Leben überhaupt zu finden. Wenn Sie eine solche Haltung den Frauen gegenüber einnehmen, zu denen Sie sexuelle Beziehungen anzuknüpfen versuchen, dann werden Sie mit ziemlicher Sicherheit erfolgreich sein, und Sie können sogar mit noch größerer Sicherheit eine unschätzbare Hilfe bieten, und zwar nicht nur den Frauen, sondern auch den Männern, mit denen diese Frauen später einmal eine Partnerschaft eingehen werden . . . 198
Eine Frau, die sich geachtet fühlt, wird immer eine hingebungsvollere Geliebte sein als ihre Geschlechtsgenossin, der die Minderwertigkeitskomplexe ihre Natürlichkeit und Unbefangenheit auch auf dem Liebeslager rauben. Selbstbewußte Frauen sind gute Partnerinnen, was freilich nicht heißen will, daß sie ihre weiblichen Schwächen verleugnen sollen. Aber ein selbstbewußtes Mädchen wird die Fehler in Tugenden verwandeln, wenn der Geliebte ihr die Möglichkeit dazu bietet und sie eventuell sogar noch dabei unterstützt. Wirkliche Frauenkenner legen deshalb nicht nur im Anfang den allergrößten Wert darauf, die romantischen Bedürfnisse ihrer Partnerin zu befriedigen. Indem sie die Seele umwerben, erobern säe die ganze Frau mit Haut und Haaren. Und erst wenn die Sexbereitschaft der Umworbenen unverkennbar geworden ist, geht der gute Liebhaber dazu über, die Wünsche seiner Partnerin und natürlich auch seine eigenen geduldig und ohne falsche Hast in die Tat umzusetzen. Am Anfang aller sexuellen Zärtlichkeiten steht der Kuß. Gewiß gehen ihm häufig oder sogar meist körperliche Kontakte voraus, ein verlangender Händedruck vielleicht oder eine verständnisinnige Berührung. Aber der Kuß zwischen Mann und Frau hat ausschließlich und unverkennbar erotische Bedeutung. Er versucht die Frau sexuell zu erregen, bis sie selbst den Wunsch verspürt, daß der Mann seine Aktivitäten steigert. Beim Küssen vollzieht sich die Verführung der Partnerin praktisch durch ihren eigenen Körper und ihre angeborenen sexuellen Neigungen. Gegen Küsse hat sicherlich keine Frau ernsthaft etwas einzuwenden, sofern sie ihren Partner mag oder gar liebt. 199
Denn beim Küssen behält sie die Kontrolle über ihren Körper und ihre Reaktionen, ohne ein unkalkulierbares Risiko einzugehen. Küsse sind aufregend, aber sie verpflichten zu nichts, und sie schaden auch nicht dem Ruf. Sie erscheinen den meisten Mädchen als die harmloseste Form sexueller Erregung. Und wenn sie auch keine Befriedigung schenken, so provozieren sie doch - zumindest im Anfang - herrliche Glücksgefühle. Der Volksmund verniedlicht sie nicht ohne Berechnung: «Ein Küßchen in Ehren kann niemand verwehren!» Aber täuschen wir uns nicht! Jeder erfahrene Liebhaber weiß, wie leicht Küsse ein Mädchen zum Schmelzen bringen können und die Widerstandskraft erlahmen lassen. Küsse machen Appetit auf mehr. Sie regen an und steigern die Lust. Frauen, die einen Kuß heißblütig erwidern, sind auf dem allerbesten Wege, vor den Werbungen des Mannes zu kapitulieren. Niemand sollte glauben, daß der erste Kuß eine Selbstverständlichkeit ohne tiefere Bedeutung ist! Er wird immer mehr sein als Routine, Selbstbestätigung oder eine sportliche Verlegenheitslösung. Für viele junge Frauen stellt er ein rückhaltloses Geständnis dar, mit dem sie sich zumindest psychisch vor dem Manne, dem sie ihn gewähren, enthüllen. Nicht umsonst sagen die Orientalen: «Ein feuchter, verlangender Kuß ist der erste Schritt auf dem Wege ins Paradies!» Küssen ist eine Kunst. Viele Frauen schließen von der Innigkeit des Kusses auf die Zärtlichkeit des Mannes beim Liebesspiel. Und sie tun klug daran. Denn beim Küssen kann sich ein Liebhaber ebensowenig verleugnen wie auf dem Liebeslager. Männer, die den Kuß als Zeitvertreib für Teens oder als 200
oberflächliche Schmuserei abtun, haben nicht die geringste Ahnung, was er für Frauen wirklich bedeutet. Dabei ist es völlig einerlei, ob die Schöne in der Liebe erfahren ist oder nicht. Sie sehen im Kuß den ersten Prüfstein der Gefühle. Der amerikanische Autor Roger O. Conway warnt alle einfallslosen Liebhaber: «Viele Männer versuchen schon am ersten Abend aufs Ganze zu gehen. Dieser Kurs ist übermäßig ehrgeizig und voller Fallgruben. Im allgemeinen wäre es ratsamer, wenn Sie sich eine Kampagne vornehmen, die sich über drei bis fünf Abende verteilt - und wenn Sie sich vor Augen halten, daß es sogar noch länger dauern kann! Manche Männer unternehmen ihre Kußversuche nur, wenn sie den Wagen parken oder vor der Haustür gute Nacht sagen. Diese beiden Gelegenheiten können falsch aufgefaßt werden, weshalb man sie besser meidet. Die Sache mit dem Parken ist häufig deshalb nicht gut, weil das Mädchen genauso etwas erwartet und instinktiv nach Kräften auszuweichen versucht. Folglich ist die Kleine in keiner guten Stimmung, wenn Sie es das erste Mal versuchen. Sobald Sie eine einsame Straße oder eine menschenleere Gegend ansteuern, weiß sie, daß Sie nicht nur mit ihr reden wollen. Die meisten Frauen, mit denen Sie sich verabreden, haben diese Park-Routine bereits hinter sich sogar viele Male hinter sich. Und niemand ahnt, welche schlechten Erinnerungen diese früheren Spritztouren hinterlassen haben können! Wenn Sie bei der ersten Verabredung mit einem Mädchen den Motor abstellen, ist es möglich, daß sie erstarrt und denkt: 'Na ja, jetzt geht es also wieder los. Erst wird er dies machen, dann das und so weiter!' Falls Sie Ihren Arm auf die Rückenlehne legen und ihn sanft auf ihre 201
Schultern gleiten lassen, glauben Sie etwa, daß Sie die junge Frau damit überraschen? Wenn ja, dann machen Sie sich etwas vor. Sie kennt jeden Schachzug dieser Art, ehe Sie dazu ansetzen. Wenn Ihr Mädchen nach einem mit Ihnen verbrachten Abend von Ihnen entzückt zu sein scheint und sich für Zärtlichkeiten empfänglich zeigt, dann ist es etwas ganz anderes, und Sie können sie im geparkten Wagen durchaus zu küssen versuchen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie unter diesen Umständen nicht nur bereit, sich küssen zu lassen, sie könnte es Ihnen sogar verübeln, wenn Sie es nicht tun. Kennen Sie einander aber kaum, zeigt das Mädchen nicht deutlich, daß sie warme Gefühle für Sie hegt, und neigt sie eventuell auch noch zur Prüderie, dann wird der erste Kuß in einem geparkten Wagen auf keinen Fall der beste Weg zu ihrem Herzen oder Busen sein. Denken Sie darüber ruhig einmal nach! Und unternehmen Sie keine RoutineVersuche. Die Gefahr, daß Sie Schiffbruch erleiden, ist zu groß. Es hat auch eindeutige Nachteile, wenn Sie mit dem ersten Kuß warten, bis Sie das Mädchen zu ihrer Haustür zurückgebracht haben. Bedenken Sie zunächst einmal die Zeit, die Sie an diesem Abend bereits verschwendet haben können! Da waren Sie vielleicht einige Stunden zusammen, und erst ganz zum Schluß, da die Kleine drauf und dran ist, ins Haus zu flitzen, kommen Sie zu dem, was eventuell der wichtigste Teil des Abends hätte sein sollen. Es ist bereits sehr spät, sie ist darauf eingestellt, sofort hineinzugehen, und Sie beide stehen fast immer vollständig bekleidet da - während der kalten Jahreszeit sogar im Mantel! Selbst wenn die junge Frau unter solchen widrigen Umständen auf Sie reagiert, wie 202
weit können Sie dann gehen, wie lange können Sie bleiben, und was können Sie darüber in Erfahrung bringen, wie leidenschaftlich sie wirklich ist? Versuchen Sie lieber, Ihre Begleiterin früher am Abend zu küssen - und zwar so, daß Sie genügend Chancen haben, Ihre Rückschlüsse zu ziehen. Gelingt es Ihnen, die Frau in Ihre Wohnung einzuladen oder ohne große Überredungskünste von ihr zu sich mitgenommen zu werden, bereitet es vermutlich keine größeren Schwierigkeiten, beispielsweise auf dem Sofa einen ersten Kuß anzubringen, der zu einer angemessenen Umarmung und vielleicht sogar zu leichtem oder schwerem Petting führt. Das Küssen selbst - falls das Mädchen keine weitergehenden Zärtlichkeiten gestatten will - sollte lieber aus einer Reihe einzelner Küsse bestehen als aus einem massiven Dauerkuß. Wenn Sie erst spät abends anfangen, dann haben Sie meistens höchstens Zeit für einen einzigen GuteNacht-Kuß nebst Umarmung. Aber falls Sie bereits um neun Uhr abends beginnen, dann besteht kein Grund, weshalb der erste Kuß und die erste Umarmung nicht zu weiteren Handlungen führen soll. Und wer weiß, was Sie bei diesem Tempo um 11 Uhr außer ihren Lippen noch alles küssen werden!» Um am leichtesten zu einem Kuß zu kommen, raten erfahrene Liebhaber ihren Geschlechtsgenossen, sich nicht in ablenkenden Zerstreuungen zu verzetteln. Kinos, Theater, Kunstausstellungen oder Partys mögen noch so unterhaltsam sein, sie bringen den Mann kaum oder nicht nennenswert seinem Ziel näher. Denn diese Freizeitbeschäftigungen sind außerordentlich zeitraubend, und die vielen Menschen ringsum lassen ganz einfach keine intime Stimmung aufkommen. Im Kino kann es ge203
schehen, daß der Star auf der Leinwand dem Mädchen wesentlich besser gefällt als Sie, und dann beschäftigt sich Ihr Schwärm mehr mit dem Film und dem Hauptdarsteller als mit Ihnen. Auf einer Party besteht - abgesehen vom Zeitaufwand - die Möglichkeit, daß ein anderer Mann Ihnen den Rang abläuft und die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zieht. Und nach einem Ausstellungsbesuch, der sich in die Länge zieht, wenn man nicht als Kunstbanause dastehen will, sagt die junge Frau plötzlich ernüchternd: «Es war zauberhaft, aber ich muß morgen zeitig aufstehen! Deshalb sollten wir uns jetzt verabschieden!» Wählen Sie Orte und Situationen, in denen Sie mit der Angebeteten wirklich allein sind, damit sie sich auf Sie konzentrieren kann! Machen Sie ihr Komplimente, reden Sie von ihr, und flirten Sie! Stellen Sie das Mädchen immer in den Mittelpunkt des Gespräches! Und unterbrechen Sie die Kleine nicht, wenn sie zu plappern anfängt! Jede Frau will sich ihre wirklichen oder eingebildeten Probleme von der Seele reden. Vor allem aber sei Ihnen empfohlen, immer das Unerwartete zu tun! Fahren Sie nicht in Geleisen, die schon Ihre Vorgänger strapaziert haben! Das heißt nichts anderes, als daß Sie das Mädchen nicht im parkenden Auto oder vor der dunklen Haustür küssen sollen, sondern in einem Augenblick, da sie es am allerwenigsten erwartet! Ein Experte beschreibt das so: «Keine Frau ist darauf vorbereitet, daß ein Mann mit normalem Menschenverstand sie auf offener Straße aus heiterem Himmel küßt. Gut, tun Sie genau das! Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn Sie ihr beispielsweise aus dem Wagen helfen! Sie wird so 204
verblüfft sein, daß sie sich nicht wehrt und Ihnen noch nicht einmal böse ist!» Ob während eines Spazierganges oder wo auch immer, liebkosen Sie in einer Mischung aus Verhaltenheit und Zärtlichkeit ihren Haaransatz so sanft mit den Lippen, daß sie im ersten Moment gar nicht weiß, ob es sich tatsächlich um einen Kuß handelt oder nur um ein leises Streicheln. Zupfen Sie dabei knabbernd an der Haut und dem Haar! Lassen Sie Ihren Mund schwerelos über ihre Stirn gleiten, daß kribbelnde Schauer das Mädchen durchrieseln! Und wenn sie Ihnen das Gesicht zuwendet - was früher oder später todsicher geschieht -, küssen Sie ihre Augen, die Brauen (!), die Nasenspitze, vergessen Sie auch die Ohrläppchen nicht und auch nicht die Grübchen dahinter, wo sie besonders leicht erregbar ist, und drücken Sie endlich Ihren Mund auf ihre - hoffentlich - gewährenden Lippen! Sollte sie jedoch gleich zu Beginn zurückschrecken und Sie fortzuschieben versuchen, dann geben Sie auf! Zumindest für den Augenblick. Sie haben noch nichts verloren. Küssen Sie in der Öffentlichkeit niemals aus Eitelkeit oder Besitzerstolz! Sie verärgern damit nicht nur das Mädchen, sondern auch zufällige Zuschauer. Denn es wirkt in höchstem Maße peinlich, wenn ein Mann seine Partnerin nur küßt, um zu zeigen: «Seht her! So sehr werde ich geliebt! Schaut nur, was ich mit meinem Eigentum alles anstellen darf!» Wer dabei mit einem Auge beifallheischend in die Runde blickt, der ist ein lausiger Liebhaber und ein armer Tropf! Immer wieder bewährt sich der Überraschungseffekt. Müssen Sie beispielsweise bei rotem Licht vor einer Verkehrsampel halten, dann legen Sie ihr unaufdringlich die 205
flache Hand unter das Kinn und küssen Sie kurz und flüchtig ihren Mund. Je schwereloser und hingehauchter diese Zärtlichkeit ist, desto weniger wird Ihnen das Mädchen böse sein und desto größere Wirkungen stellen sich ein. Natürlich können Sie auch beim ersten Rotlicht nur ihre Hand küssen, beim zweiten ihren Haaransatz und beim dritten schließlich ihren Mund. Weiter werden Sie beim zügigen Verkehrsfluß allerdings nicht kommen. Dr. Albert Ellis schreibt nicht nur den unerfahrenen Männern ins Stammbuch: «Das Geheimnis der richtigen Ausführung des ersten Kusses liegt oft in der Wahl des richtigen Augenblickes bis auf den Bruchteil einer Sekunde. Wenn Sie Augen und Ohren offenhalten, so daß Sie sehen, was in dem Mädchen, mit dem Sie sich verabredet haben, vorgeht, wenn Sie gegen Ihre eigene Nervosität angehen, indem Sie sich selbst überzeugen, daß es keine Katastrophe bedeutet, bei diesem besonderen Mädchen zu versagen, wenn Sie hartnäckig und bestimmt das verfolgen, was Sie sexuell anstreben, Ihrer Partnerin aber gleichzeitig zeigen, daß Sie auf ihrer Seite stehen und ihr helfen wollen, als Sex-Partnerin und als Mensch zu wachsen und sich zu entwickeln, wenn Sie in der Kunst des Küssens einiges Geschick entwickeln - dann sind die Chancen, daß Sie Ihre Partnerin bald gut und verzaubernd küssen können und daß dem ersten Kuß viele weitere entzückende Küsse folgen werden, außerordentlich groß ...» Jede liebende Frau wartet darauf, mit Küssen erobert zu werden. Sobald die erste Hürde genommen und der erste Kuß ohne Widerstreben ausgetauscht ist, sollte der Mann ihr Gesicht mit den Lippen erforschen, wobei er keine Region ausläßt. Dabei steigert er die Lust der Part206
nerin, wenn er mit den Fingerspitzen sanft ihren Nacken streichelt und massiert, weil sich dort eine äußerst sensible erogene Zone befindet, die leider viel zu oft vernachlässigt wird. Der aufmerksame Liebhaber achtet während des Kusses feinfühlig auf das Verhalten seiner Gefährtin. Reagiert sie beim Kuß auf eine bestimmte Stelle spontan, tut er gut daran, nach einiger Zeit auf diesen Punkt zurückzukommen. Und wenn die Reaktion des Mädchens dann wieder so deutlich wie beim erstenmal ist, wird er diesem Ort besondere Aufmerksamkeit widmen und gesteigerte Zärtlichkeiten zuwenden. Keine Frau vergißt es einem Manne, wenn er sich fürsorglich an ihren Reflexen orientiert und seine Kenntnisse selbstlos dazu benutzt, sie glücklich zu machen. Küsse erfordern allerhöchstes Feingefühl. Wer seinen Wischlappen gewaltsam zwischen die Lippen und die Zähne der Geliebten bohrt, um sich rücksichtslos auszutoben, der wird das Mädchen nur schrecken und schok-kieren. Er braucht sich nicht zu wundern, wenn sie künftig auf seine Zärtlichkeiten verzichtet und sich vielleicht einem einfühlsameren Mann zuwendet. Je sanfter und liebevoller ein Kuß ist, desto hinreißender verzaubert er eine Frau. Der erste wirklich erotische Kuß hat für die meisten Mädchen sehr viel Ähnlichkeit mit der völligen Hingabe. Rüdiger Boschmann spricht sogar von Frauen, die das intime Beisammensein von dem Verhalten des Mannes beim ersten «echten» Kuß abhängig machen. Ist dieser Kuß ein Kunstwerk, gilt bei diesen Frauen die spätere Vereinigung schon als beschlossene Sache. Eine von ihnen erklärte Rüdiger Boschmann in einem Intim-Inter207
view: «Wenn ich mich von einem Manne richtig geküßt fühle, dann will ich auch mit ihm ins Bett.» «Küssen ist, wenn Sie es nur einmal ohne Scheuklappen betrachten, neben dem Eindringen des Penis in die Scheide so ziemlich die intimste Handlung, die sich zwei Menschen gegenseitig gestatten können», sagt Rüdiger Boschmann. «Die Art, wie Zungenküsse getauscht werden, verrät sehr viel über das Liebesverhalten einer Frau oder eines Mannes. Stoßen Sie beispielsweise sofort mit steifer Zunge in den Mund der Frau vor, darf sie annehmen, daß Sie auf dem Liebeslager auch nicht gerade verständnisvoll mit ihr umgehen werden. Dringen Sie aber gefühlvoll und vorsichtig ein und nehmen Sie dabei Rücksicht auf die Reaktionen der Frau, so wird sie wissen, daß sie sich auf ein schönes Sex-Erlebnis freuen kann. Zungenküsse sollten nicht einer Vergewaltigung gleichen. In ihrer besten Form sind sie ein harmonisches Geben und Nehmen von Zärtlichkeit. Die Zungenspitzen können sich sanft umschmeicheln, die Zähne können leicht um die Zunge des Partners geschlossen werden, sie wieder loslassen und den Weg für kurzes und schnelles Eindringen freimachen. Zungen können tremolieren und in Moll streicheln. Es kann auch ein wollüstig-heiteres Zungenduell stattfinden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Überlassen Sie bei Zungenküssen gelegentlich der Frau die Initiative und beachten Sie, wie sie sich verhält. Eine Frau, die nur mit weichen Lippen küßt und den Muskeldruck der Lippen nicht variiert, ist unerfahren. Andererseits ist eine Dame, die Ihnen einfallsreich und lebhaft unterschiedliche Küsse gibt, entweder sexuell erfahren 208
oder sehr begabt für die Liebe. Es ist wichtig für Sie, darüber Bescheid zu wissen, denn die Kuß-Techniken Ihrer Partnerinnen geben Ihnen Hinweise für den weiteren Verlauf der Liebesschlacht. Unerfahrene und 'stille' Frauen wollen anders behandelt werden als erfahrene oder lebhafte. Beobachten Sie die 'Signale' der Frau - falls sie signalisiert.» Sehr bald schon erkennen zärtliche Paare, daß Küsse nur zum sexuellen Vorspiel gehören, weil sie die Triebe stimulieren, ohne sie zu befriedigen. Deshalb wird es keine Frau verwundern, wenn der Partner zu kühneren Intimitäten übergeht. Und sofern er es mit dem erforderlichen Fingerspitzengefühl tut, nimmt es ihm seine Partnerin sicherlich nicht übel, auch wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen dagegen sträubt. Allgemein jedoch sind die Übergänge vom Küssen zum Petting so fließend, daß niemand so recht zu sagen vermag, wann die Grenzen überschritten werden. Meist wird es geschehen, daß der Mann nach und nach beim Küssen die Brüste seiner Partnerin in die Liebkosungen einbezieht. Sträubt sich das Mädchen aus Scham oder Furcht gegen die Berührung durch seine Hand, kann er den Busen auch mit dem Unterarm oder der eigenen Brust stimulieren, obwohl fingerfertige Zärtlichkeiten am aufregendsten empfunden werden. Drücken Sie beim Küssen und während der Umarmung die Brüste Ihrer Gefährtin sanft mit dem Unterarm, der sehr wohl auch zu liebkosen vermag. Erwecken Sie den Eindruck, als sei dies eine unbeabsichtigte Geste. Lenken Sie anfangs die Aufmerksamkeit der Partnerin ab, indem Sie beim Küssen mit einer Hand ihr Haar, den Nacken oder die Schultern streicheln, während die ande-
209
re ihren Busen fest und dennoch liebevoll in den Griff nimmt. Das kann sowohl über dem Kleid geschehen als auch dadurch, daß Sie die Hand unter dem Pullover oder der Bluse hinaufwandem lassen. Hierbei erregen Sie das Mädchen durch Ihre Küsse, durch die Streicheleinheiten der einen Hand auf Haar, Genick oder Schultern und durch die Liebkosungen der anderen Hand auf der Brust. Mit der Reaktion der Schönen dürften Sie mehr als zufrieden sein. Lösen Sie trotzdem sehr bald wieder die Hand von ihrem Busen, noch ehe Ihre Partnerin sich recht besonnen hat und Zeit findet, sie selbst fortzuschieben. Sie soll meinen, daß der Griff an ihre Rundungen eine zufällige, beiläufige Geste ohne direkte Absicht gewesen ist. Es ist an Ihnen, diesen Vorgang nach Belieben zu wiederholen und dabei jedesmal etwas länger und etwas intensiver an den verbotenen Hügeln der Leidenschaft zu verharren. Ziehen Sie Ihre Hände aber rechtzeitig zurück, noch ehe die Umworbene protestieren kann. Reizen Sie bei alledem die Brüste nicht gar zu sehr, es sei denn, Sie besitzen bereits genügend Erfahrung, um die Intensität richtig zu dosieren. Beobachten Sie ständig den Blick des Mädchens! Ist er starr oder ein wenig feucht in die Ferne gerichtet, verrät er sexuelle Erregung. Die Blicke einer Frau sprechen ohnehin schon Bände. Versuchen Sie, darin zu lesen! Nutzen Sie es aus, wenn sich Ihnen - auf welchem Wege auch immer - die Gelegenheit bietet, die nackten Brüste zu küssen. Heute, da zahlreiche Frauen auf einen Büstenhalter verzichten, ist solch eine Chance längst keine Utopie mehr, und sie war es eigentlich noch nie. Die Liebkosungen der bloßen Brüste mit den Lippen oder den 210
Fingerspitzen gehören zu den Delikatessen, welche Frauen am meisten lieben, sobald sie erst einmal auf den Geschmack gekommen sind. Das Massieren der Brust von den Achselhöhlen zu den Spitzen hin löst fast stets unverzügliche Lustempfindungen aus. Ein kräftiges Streicheln mit gespreizten Fingern sowie das Zusammenfassen und leichte Drücken der Brust mit der Hand steigert die Erregung zusätzlich. Beinahe um den Verstand kann ein Mann seine Partnerin bringen, wenn er mit dem Mund an einer Brustwarze saugt oder wenn er sie mit den Lippen liebkost, während die Zunge kleine Kreise um die versteifte Spitze beschreibt und dabei einen ziemlichen Druck auf das darunterliegende Gewebe ausübt. Solche Zungenspiele vermögen eine Frau so sehr zu erregen, daß sie bisweilen schon jetzt zu einem kleineren oder vollkommenen Orgasmus gelangen kann. Denn oftmals löst die Erregung Reflexe im Unterleib aus. Nicht selten empfindet die Frau Liebkosungen der Brust auch als Liebkosungen der Genitalien - und umgekehrt. Reizt der Mann jedoch sowohl Brüste als auch Scheide gleichzeitig, steigern sich die Lustgefühle meistens ins Uferlose. Es ist nicht unmöglich, daß sich aus zärtlichen Kontakten des Mundes oder der Hände zu den nackten Brüsten eine bedingungslose Liebesbereitschaft entwickelt, die direkt zum Koitus führen kann. Umsichtige Männer sollten diesem Aspekt Rechnung tragen und das Petting an einem geeigneten Ort vollziehen, etwa im Schlafzimmer, auf einer einsamen Wiese oder im Schütze dichter Büsche, wo man sich ohne Furcht vor Störungen einander hingeben kann. Der Parkplatz vor dem Supermarkt oder eine 211
Bank im belebten Stadtpark sind dafür weniger geeignet. Auch für die Bruststimulation gilt der Satz: Man darf nichts übereilen! Die Lippen und die Finger müssen sich allmählich zu den Hügeln der Lust vorarbeiten! Küssen Sie zunächst die ganze Brust mit der Zunge und den Lippen, ehe Sie sich auf die hochempfindlichen Spitzen zu konzentrieren beginnen! Es gibt ungezählte Frauen, die bedingungslos zum Geschlechtsverkehr bereit sind, sobald ihre Brustwarzen von den Lippen oder der Zunge ihres Geliebten gereizt werden. Der Partner erkennt ihre Wünsche an ihren Reaktionen, sobald sein Mund ihre Brustwarzen berührt. Sie verraten sich durch unbeherrschtes Winden und Zuk-ken des Leibes, durch plötzliches, heftiges Atemholen und nicht zuletzt durch spitze Lustschreie oder unkontrolliertes Stöhnen. Manche Frauen erlauben zwar auch in diesem Stadium keinen Koitus, sind aber doch sexuell so erregt, daß sie Zärtlichkeiten gestatten, die sie bis dahin höchstens im Traume gewährt hätten. Diese Liebkosungen reichen von der sanften Berührung der Vulva bis hin zu leidenschaftlichen Intimküssen. War es bisher nicht unmöglich, daß sich die Hände des Mannes zu ihren Brüsten vorarbeiteten und sie freilegten, so bereitet es auch jetzt keine unüberwindlichen Schwierigkeiten, das störende Kleid hochzuschieben und den Slip so weit herunterzuziehen, daß die Hände, der Mund oder der Penis den bloßen Schoß bequem erreichen können. Ungezählte Mädchen heben dabei instinktiv den Unterleib leicht an, damit der Partner sie vollends von dem Höschen befreien kann. Diese unbewußte Be212
wegung signalisiert meistens die Bereitschaft zur völligen Hingabe. Jetzt hat der Liebhaber zwei Möglichkeiten. Entweder beginnt er sogleich seinen Phallus einzuführen, oder er küßt zärtlich zuerst ihren Schoß, dann den Schritt und endlich die äußeren Schamlippen . . . Je sanfter und zärtlicher sich der Liebhaber bei der Stimulierung der primären erogenen Zonen verhält, desto williger wird sich seine Partnerin zeigen. Männer, die sich zu beherrschen verstehen, gehen auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu vaginalen Küssen oder gar zum Koitus über. Sie dehnen das Vorspiel in unbeschreiblich aufregender und für das Mädchen befriedigender Weise nach besten Kräften aus. Fast alle Frauen spreizen in dieser Phase des Liebesspieles willig die Beine, um dem Gefährten mehr Spielraum zu geben und intensivere Liebkosungen genießen zu können. Nutzen Sie diese Gelegenheit, die sich Ihnen nun ziemlich unvorbereitet bietet! Jetzt können Sie beweisen, was für ein guter Liebhaber Sie sind! Streichen Sie mit den Fingerspitzen von unten nach oben über die Schamfurche! Betasten Sie vorsichtig die Scheide, um sich besser zurechtfinden zu können! Denn Sie sind fast ausschließlich auf Ihren Tastsinn angewiesen. Die meisten Frauen lassen es aus Scham oder der irrigen Vorstellung, daß ihre Scheide häßlich oder zumindest unansehnlich ist, nur höchst ungern zu, daß ihr Partner diese Region mit den Augen studiert. Öffnen Sie mit den Fingerspitzen die großen Schamlippen! Fühlen Sie sich behutsam vor! Erkunden Sie, wo sich die Klitoris Ihrer Geliebten befindet! Konzentrieren Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Kitzler, aber rei213
zen Sie nicht ausschließlich ihn! Verlagern Sie häufiger das Ziel Ihrer Zärtlichkeiten, um unerwartet wieder zur Klitoris zurückzukehren! Viele Frauen, die das Eindringen des Penis in ihre Scheide strikt ablehnen und sich mit Händen und Füßen dagegen sträuben, lassen es mit Begeisterung zu, daß der Partner ihre Genitalien leidenschaftlich küßt In frommem Selbstbetrug genießen sie diese Art des Petting ohne Furcht, weil kein Sexualkontakt vollzogen wird und ein wirklicher Geschlechtsverkehr nicht unmittelbar in Aussicht steht. Dr. Albert Ellis schreibt: «Manche Jungfrauen, die darauf bedacht sind, ihre Unschuld zu bewahren, ziehen Cunnilingus aus einem bestimmten Grunde vor. Sie wollen nicht nur den Geschlechtsverkehr meiden, sie möchten sich darüber hinaus von allen sexuellen Praktiken fernhalten, die zu einer Beschädigung des Jungfernhäutchens führen könnten. Eine manuelle Manipulation in ihrem Genitalbereich führt aber außerordentlich häufig zum erkennbaren Verlust der Jungfräulichkeit. Oral-ge-nitale Beziehungen hingegen sind in dieser Hinsicht relativ ungefährlich, weshalb sie besonders von jenen Mädchen gestattet werden, die fest entschlossen sind, ihre physische Unberührtheit zu bewahren. In einer Vielzahl von Fällen zeigt sich heutzutage noch eine weitere eigenartige Begleiterscheinung der Halb-Jungfräulichkeit. Mädchen, die sich die Gunst ihrer männlichen Partner erhalten möchten, aber dennoch den Geschlechtsverkehr ablehnen, suchen in der Fellatio - dem Einführen des Penis in den Mund - einen gangbaren Ausweg. Hierdurch bringen sie den Partner zum Orgasmus und werden nicht bedrängt, ihn auf andere Wei214
se zu befriedigen. Sobald sich diese Mädchen in Theorie und Praxis überzeugt haben, daß oral-genitale Beziehungen erfüllend und genußvoll sind, kommen sie bald zur Erkenntnis, daß Cunnilingus, das Gegenstück von Fella-tio, ebenfalls zulässig ist. Sollten Sie also feststellen, daß Ihre Partnerin zur Fellatio bereit ist, dürfte es für Sie relativ leicht sein, sie zu überreden, Cunnilingus an ihr ausüben zu lassen.» Für jeden Sexologen ist hartes Petting ohne jeden Zweifel bereits Geschlechtsverkehr, während die Juristen in ihren Definitionen dieser Theorie nachdrücklich, aber wenig überzeugend widersprechen. Eine Frau kann ihr ganzes Leben lang technisch und juristisch eine Jungfrau bleiben, wenn sie ihre sexuellen Praktiken auf die Spielarten des Petting beschränkt. Allerdings sei hier nachdrücklich vor der falschen Annahme gewarnt, wonach ein Mädchen beim Petting nicht schwanger werden kann! Hat nämlich der Mann während des Austausches von Zärtlichkeiten einen Orgasmus, und wird bei Liebkosungen mit den Händen versehentlich auch nur eine Spur seines Spermas in der Nähe des Scheideneinganges oder in der Scheide selbst hinterlassen, besteht durchaus die Gefahr einer sogenannten jungfräulichen Schwangerschaft, über die sich dann nicht nur die beiden Partner die Köpfe zerbrechen. Die Benutzung des Mundes einschließlich der Lippen zum Liebkosen und Stimulieren der Genitalien des Sexualpartners ist nach dem Gebrauch der Hände und der Geschlechtsorgane selbst die wertvollste und wirksamste erotische Technik, auch wenn sie noch so häufig mißverstanden und verleumdet wird. Roger-Maxe de la Glan-nege beschreibt in seinem Buch «Oralgenitalismus ein 215
enzyklopädischer Umriß der Oral-Technik bei der GenitalReizung» eine Fülle einschlägiger Techniken. Dabei stellt er auch fest, daß Cunnilingus keinesfalls davon abhängt, wie sehr oder wie wenig ein Paar bekleidet ist und ob es zusammen ins Bett geht. Cunnilingus kann sehr wohl auch an weniger verschwiegenen Orten praktiziert werden, während die Partnerin noch fast völlig angezogen ist. Wenn ein Mädchen beispielsweise in einem Auto mit Ihnen Zärtlichkeiten austauscht, können Sie oral-genitale Beziehungen aufnehmen, ehe Ihre Gefährtin richtig begriffen hat, was geschieht. Sie brauchen nur einige gezielte Ratschläge zu befolgen: 1. Betten Sie den Kopf so in den Schoß Ihrer Partnerin, daß Ihr Hinterkopf sich fest in ihren Klitorisbereich schmiegt. Rollen Sie mit Ihrem Kopf, bis sie allmählich erregt wird. Gleichzeitig können Ihre Hände ihr Gesicht, die Brust oder andere Körperpartien streicheln. 2. Öffnen Sie die auf Ihrer Seite befindliche Wagentür, um Ihren Beinen mehr Spielraum zu geben. Drehen Sie sich in eine Bauchlage um. Stützen Sie sich auf die Ellenbogen, mit Ihrem Gesicht oberhalb des Schoßes der Gespielin scheinbar um mit ihr zu reden. 3. Graben Sie Ihr Gesicht gelegentlich in ihren Schoß und lassen Sie Ihren warmen Atem durch ihre Kleidung hindurch in den Klitoris-Bereich dringen. Aber nicht pusten, nur ausatmen oder höchstens hauchen. 4. Reiben Sie die Wange an ihren Oberschenkeln und schieben Sie auf diese unauffällige Weise das Kleid hoch und höher. 5. Lassen Sie Ihre Zunge leicht über Knie und Schenkel der Geliebten streichen, ziehen Sie dabei das Kleid wei-
216
ter zur Seite und arbeiten Sie sich mit dem Mund zielstrebig voran. 6. Fassen Sie vorsichtig, sofern es möglich ist, an die Genitalien Ihrer Partnerin, indem Sie die Finger unter ihr Höschen haken. Wenn nötig, massieren Sie die Genitalien längere Zeit, bis Ihre Gefährtin interessierter zu werden beginnt. 7. Ziehen Sie nach einer Weile ihren Slip ein kurzes Stückchen herunter und gebrauchen Sie in ihrem KlitorisBereich wie auch an den anderen empfindlichen Regionen statt der Finger Ihre Zunge. 8. Falls Sie sich entschließen, das Mädchen zu einem vollkommenen oral-genitalen Orgasmus zu bringen, streifen Sie ihren Slip vollständig herunter, öffnen Sie mit den Fingern die Schamlippen ihrer Vulva und schnellen Sie mit der Zungenspitze flink und leicht gegen die Scheide. Bevorzugen Sie den Klitoris-Bereich. Die Reaktionen Ihrer Geliebten weisen Ihnen den richtigen Weg. Saugen Sie hin und wieder an der Vagina. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kommt sie dabei zu einem vollendeten Orgasmus. Diese Technik hört sich komplizierter an, als siejn Wirklichkeit ist. Denn die Natur weist zwei Liebenden meist den richtigen Weg, sofern sie sich nicht allzu weltfremd und ungeschickt anstellen. Selbstverständlich verläuft sowohl das sanfte als auch das harte Petting am aufregendsten, wenn beide Partner nackt sind und sich vor unliebsamen Überraschungen sicher fühlen können. Aber natürlich genügt es auch völlig, daß die Gefährtin ihren Unterleib und die Brüste entblößt. 217
Wichtig ist in jedem Falle, daß der Mann auf ausreichende Feuchtigkeit der Scheide achtet. Die Vulva muß stets schlüpfrig sein. Trockene Reibung ist für die Frau meistens ausgesprochen schmerzhaft. Notfalls sollte der Partner den Zeigefinger mit Speichel anfeuchten. Genitale Zungenküsse hingegen bringen keine Probleme dieser Art mit sich. Höchstes Ziel aller Liebesspiele muß es für den Mann sein, nicht nur selber Erfüllung zu finden, sondern auch der Geliebten Erfüllung zu schenken. Deshalb sollte er sie bitten, ihm freiheraus zu sagen, was ihr Freude schenkt oder aber Unpäßlichkeiten, vielleicht sogar Schmerzen bereitet. Aufmerksame Liebhaber ziehen aus den körperlichen Reaktionen der Gefährtin ihre Schlüsse. Aber trotzdem kann es geschehen, daß eine Frau zu sehr gehemmt ist und sich von allein weder mit Worten noch durch physische Hinweise offenbart. Fragen Sie in solchen Fällen ohne Umschweife, womit Sie Ihre Partnerin besonders glücklich machen können und was sie sich im Moment erträumt! Erklären Sie Ihrer Geliebten gelegentlich, daß kein Mann in jedem Augenblick zärtlicher Betätigung zu erraten vermag, was eine Frau gerade empfindet und auf welcher Stufe der Erregungsskala sie angelangt ist. Machen Sie ihr klar, daß es zu den sexuellen Aufgaben der Frau gehört, dem Manne auf dem Wege zum gemeinsamen Glück behilflich zu sein. Zwar wird der Liebhaber nach längerer Gewöhnung viele Anzeichen im Verhalten der Partnerin richtig deuten. Aber er darf sich niemals völlig darauf verlassen. Denn täglich reagiert sie anders, weil sie täglich anders empfindet und fühlt. 218
Erfahrene Liebhaber wissen - und unerfahrene sollten sich merken -, daß die Stimulation einer sexuell erregten Frau niemals und unter keinen Umständen unterbrochen werden darf. Sogar relativ kurze Pausen im Austausch von Zärtlichkeiten können die Spannung abkühlen und das Feuer erlöschen lassen. Daran muß sich jeder Mann immer wieder erinnern, wenn er seine Bemühungen um eine Schöne unterbricht. Ob er zwischendurch einen Schluck trinkt, oder ob er einen tiefen Zug aus der Zigarette macht, immer sollte er sich bemühen, den intimen Körperkontakt nicht völlig einzustellen. Die Glut muß stets weitergeschürt werden. Dabei ist es keinesfalls wichtig, daß ein Liebesspiel stets mit einem Koitus endet. Eine Frau zum Orgasmus zu bringen, ohne mit dem Penis in ihre Vagina einzudringen, gilt als der sicherste Weg, sie zum Geschlechtsverkehr zu verführen. Sobald sie nämlich erkannt hat, daß der Partner wirklich an ihrer Befriedigung und an ihrem Glück interessiert ist, wird sie sich in vertrauensvoller Dankbarkeit zu revanchieren versuchen, wobei sie oft genug selbstlos und ohne Hemmungen vorgeht. Ob und wann ein Paar den vollkommenen Geschlechtsverkehr vollzieht, das ist nicht von gar so großer Bedeutung, wenn beide einander regelmäßig auch auf andere Weise beim Petting wirkliche Befriedigung zu schenken vermögen. Einem Manne, der es lange Zeit nur bei Zärtlichkeiten beläßt, die ohne Vereinigung zum erlösenden Orgasmus führen, wird eine Frau mit ziemlicher Sicherheit sehr bald von selbst in bedingungsloser Hingabe gehören, wenn er sich zurückhält und sie nicht pausenlos mit dem Wunsch nach völliger Verschmelzung der Leiber bedrängt. Sofern der Geschlechtsverkehr ohne grö219
ßere Risiken und Gefahren möglich ist, begrüßt die Frau ihn am Ende noch mehr als der Partner, nachdem beide sich lange genug auf diese oder jene Art Erfüllung zu verschaffen wußten. Die Liebe kennt ungezählte Möglichkeiten, einem Mädchen beim Petting höchste Befriedigung zu schenken. Es muß nicht immer gleich Cunnilingus sein, obwohl viele Experten ihn als die Krönung aller Praktiken bezeichnen, die nicht zum vollendeten Koitus führen. Ein bekannter Autor von SexualHandbüchern hat einige Hinweise zusammengestellt, wie ein Mann bei seiner Partnerin einen vollendeten Orgasmus auslösen kann, ohne in sie einzudringen: 1. Scharfen Sie eine bequeme Situation. Im Treppenhaus zu stehen oder zu versuchen, bei Ihrer Partnerin aufs Ganze zu gehen, während sie nebeneinander im Kino sitzen, ist wohl kaum die empfehlenswerteste Lage der Welt, obwohl diese beiden Positionen - und sogar noch unmöglichere - im Notfall auch benutzt werden können. 2. Entfernen Sie, wenn es sich irgendwie einrichten läßt, die Unterwäsche Ihrer Partnerin. Ziehen Sie ihr die störenden Dessous aus, oder bewegen Sie die Gefährtin dazu, es zu tun. Auch wenn sie scheinbar hinreichend entkleidet ist, um ihre Genitalien manipulieren zu lassen, kann der Mann sie meistens noch besser erregen und zu einem vollendeten Orgasmus führen, wenn auch andere erogene Zonen ihres Körpers unbehindert seinen Küssen und Streicheleinheiten zugänglich sind. 3. Wenn Sie liegen, werden Sie bald erkennen, daß es am besten ist, sich auf einem Ellenbogen abzustützen und den Ellenbogen Ihres Petting-Arms auf Ihren Hüftknochen zu stellen. Wenn Sie sitzen, dann ist es am empfeh220
lenswertesten, Ihr Außenbein heraufzuziehen und den Ellenbogen auf dem Oberschenkel abzustützen. Auf diese oder ähnliche Weise ist es Ihnen ohne Anstrengung möglich, eine beachtlich lange Zeitspanne beim Petting zu bleiben - oftmals länger als eine Stunde -, ohne daß Finger oder Arme ermüden. 4. Versuchen Sie herauszufinden, welche Streicheltechniken den Klitoris-Bereich Ihrer Partnerin besonders erregen, und wenden Sie diese Methode bevorzugt an. Ab und zu sollten Sie jedoch auch auf andere Reize umschalten, besonders dann, wenn eine Luststeigerung ausbleibt. 5. Bei einer schwer zu befriedigenden Frau führt oftmals allein die Gleichförmigkeit der Stimulierung zum Orgasmus. Dann wenden Sie am besten die gleichen Bewegungen, den gleichen Druck, die gleiche Position und sogar die gleiche Atemtechnik immer wieder an. Einige Frauen wiederum brauchen gelegentliche oder ständige Abwechslung in der Erregungsmethode, und sie werden es Ihnen offen zu verstehen geben. Andere Frauen benötigen ebenfalls Abwechslung, ohne es jedoch zu sagen. Hier müssen Sie durch Beobachtung ihrer Reaktionen oder durch behutsames Befragen herausfinden, was sie erregt. 6. Bei den meisten Frauen sollten Sie zumindest anfänglich Speichel oder Absonderungen aus der Scheide benutzen, um den Klitoris-Bereich und andere empfindliche Stellen ihres Geschlechtsorgans anzufeuchten. Handelsübliche Cremes sind häufig ausgezeichnet und können unbedenklich angewandt werden. Zu viel Feuchtigkeit kann sich ebenso störend wie Trockenheit bemerkbar machen. Sie müßte von Zeit zu Zeit fortgetupft werden.
221
7. Beenden Sie Ihre Zärtlichkeiten auf keinen Fall, wenn Ihre Gefährtin zum Orgasmus gekommen zu sein scheint. Männer sind nach dem Höhepunkt häufig superempfindlich und lehnen in dieser Phase eine Berührung ihres Penis ab. Frauen hingegen bevorzugen hinterher meistens einen fortgesetzten Druck auf den Klitoris-Bereich, aber nicht immer eine Fortsetzung der aktiven Manipulationen. Üben Sie diese Art von Druck aus, bis sie Ihnen zu verstehen gibt, daß es an der Zeit ist, den Kontakt gänzlich abzubrechen. So unmerklich, wie sich das Petting aus dem Kuß zu entwickeln vermag, vollzieht sich meist auch der Übergang vom Petting zum Koitus. Denn gerade in der Liebe sind die Grenzen so fließend, daß man sie nur allzu leicht übersieht - oder übersehen will. So wie jenes Mädchen, das nach einer aufregenden Nacht der Freundin erzählte: «Ich wollte ihm gerade sagen, daß ich nicht 'so eine' bin, da war ich schon so eine . . . » Die Details des wirklichen Geschlechtsverkehrs zu beschreiben, dürfte nach allem bisher Gesagten eigentlich überflüssig sein. Er wird vollzogen, indem der Mann seinen erigierten Penis in die Scheide der Partnerin einführt, wobei er sanfte bis heftige stoßweise Bewegungen ausführt, um ihr und sich selbst höchste Lust zu verschaffen, bis bei beiden der Orgasmus einsetzt - oder einsetzen sollte. Paare, die sich beim Petting zurechtfinden, werden auch beim Koitus instinktiv richtig vorgehen, von einigen anfänglichen Unbeholfenheiten abgesehen. Der Phantasie und dem Erfindungsreichtum sind dabei keine Grenzen gesteckt. Bei der Vereinigung gibt es ungezählte Stellungen, wenn jede winzige Variation mitge222
rechnet wird. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, daß nur einige wenige wirklich praktikabel sind. Die meisten gehören in die Welt der Märchen oder in den Bereich akrobatischer Kunstfertigkeiten, die man lieber Artisten mit Gelenken und Knochen aus Kautschuk überlassen sollte. Selbst erfindungsreiche Paare werden sich mit einem kleineren Repertoire begnügen, das dennoch vollkommen genügt, um auch ausgefallenen Ansprüchen zu genügen. Aber über kurz oder lang stellt sich in den meisten Partnerschaften ohnehin eine Lieblingsposition heraus, die immer wieder bevorzugt wird. Meist handelt es sich um eine Praktik, an der die Frau besondere Freude hat. Der kluge und einfühlsame Liebhaber unterwirft sich dabei tunlichst ihren Wünschen, was jedoch nicht heißen soll, daß er kein Recht darauf hat, seine Neigungen durchzusetzen. Erlaubt ist dabei eigentlich alles, was beide Partner ohne Widerwillen, ohne Zwang und ohne Schmerzen freiwillig tun - und dulden. Die Mehrzahl aller Paare - nämlich 99 Prozent - beschränkt sich auf sechs Stellungen, die immer wieder mit Vorliebe benutzt werden. Dabei sind jedoch außerordentlich viele Variationen möglich.
1. Gesicht zu Gesicht - Mann oben: Sie legen sich auf Ihre Gefährtin, die vorzugsweise mit gespreizten Beinen, angezogenen Knien und angehobenen Oberschenkeln auf dem Rücken liegt. Man kann auch ein Kissen unter ihr Gesäß schieben, oder sie legt eventuell die Beine auf Ihre Schultern. Belasten Sie das Mädchen nicht mit Ihrem Körpergewicht, sondern stützen Sie sich mit den Händen, den Unterarmen und den 223
Knien ab. In verschiedenen Varianten kann Ihre Partnerin die Beine spreizen und flach liegen lassen oder zwischen Ihren Knien halten, nur ein Bein zwischen Ihren Knien belassen oder sonst eine Haltung einnehmen, die Ihnen ein besonders tiefes Eindringen ermöglicht.
2. Gesicht zu Gesicht - Frau oben: Diesmal liegen Sie auf dem Rücken, während Ihre Gefährtin im Reitsitz auf Ihrem Schoß hockt und das Glied einführt. Sie kann auch ihren Rücken gegen Ihre hochgestellten Oberschenkel lehnen. Es ist auch möglich, daß sie sich nach dem Eindringen des Penis zu Ihnen herunterbeugt, um Sie zu küssen und Ihren Oberkörper mit den Brüsten zu streicheln. Oft wird sie sich im Halbkreis langsam umdrehen und Ihrem Gesicht den Rücken zuwenden, ohne die Umklammerung Ihres Phallus zu lösen. Sie können dabei sowohl flach auf dem Rücken liegenbleiben als auch den Oberkörper leicht anheben und sich dabei auf die Ellenbogen stützen. 3. Gesicht zu Gesicht - in der Seitenlage: Sie liegen beide einander zugewandt auf der Seite. Die beiden auf dem Bett oder einer anderen Unterlage liegenden Beine verharren still, während Sie Ihr oben liegendes Bein über den Oberschenkel oder zwischen die Schenkel Ihrer Partnerin schieben, so daß die Beine verschlungen sind. Natürlich kann auch Ihre Geliebte dieses Manöver ausführen. Einer von Ihnen darf dabei auch eine annähernde Rückenlage einnehmen, während der andere die Seitenlage beibehält.
224
4. Koitus von hinten: Selbstverständlich bereitet es auch keine Schwierigkeit, den Penis von hinten in die Scheide gleiten zu lassen. Dazu wendet Ihre Gefährtin Ihnen im Liegen den Rücken zu, wobei sie halb oder gänzlich auf der Seite liegt und die Knie leicht angezogen hält. Das Einführen des Gliedes zwischen ihren Hinterbacken bereitet dann nicht die geringste Mühe. Natürlich kann sich Ihre Partnerin auch mit vorgeneigtem Oberkörper niederknien, wobei sie mit Kopf und Schultern beinahe die Unterlage berührt. Sie knien hinter ihr und dringen zwischen den Beinen in die Vagina ein. Am häufigsten jedoch wird wohl die Bauchlage Ihrer Geliebten sein, wobei sie die Hüften leicht anhebt, während Sie über ihr liegen.
5. Stellungen im Sitzen: Nicht immer wird es möglich sein, daß ein Paar sich im Bett oder auf einer geeigneten Unterlage liebt. Dann sind Sitzpositionen eine bequeme Notlösung. Dabei gibt es zahlreiche Wege, sich zu vereinigen. So nimmt der Mann beispielsweise auf einem Stuhl, einer Parkbank oder dem Beifahrersitz des Wagens Platz. Das Mädchen setzt sich auf seinen Schoß und wendet ihm das Gesicht zu. Wenn sie dabei die Beine um die Taille des Partners schlingt, dann ergibt sich die Einführung nahezu von selber. Falls genügend Platz vorhanden ist, kauert sich das Mädchen in abgewandter Haltung über Ihren Schoß, wobei Sie die Knie geschlossen halten. Sie dirigieren den Unterleib mit beiden Händen in die richtige Lage und bewegen die Geliebte den Erfordernissen entsprechend über dem Penis auf und nieder. 225
6. Positionen im Stehen: Am besten ist es, wenn Ihre Gefährtin mit herabhängenden Beinen auf einem Tisch oder einer Kiste sitzt, während Sie zwischen ihren Schenkeln stehen. Sie können aber auch von hinten in sie eindringen, während sie beide stehen, das Mädchen sich aber vorbeugt und Ihnen den Rücken zuwendet. Dabei ist es von Vorteil, wenn die Hände der Partnerin einen festen Halt finden. Eine andere Version, die besonders beim Militär sehr verbreitet war, erfordert, daß beide Partner sich gegenüberstehen, während das Mädchen die Arme um den Hals und die Beine um die Hüften des Mannes schlingt. Hierbei ist jedoch große männliche Kraft erforderlich, sofern das Mädchen nicht ausgesprochen wenig wiegt. Und außerdem muß die Geliebte sehr beweglich reagieren, um nicht zu sehr auf dem eingeführten Penis zu lasten. Diese sechs Grundhaltungen neben ihren ungezählten Varianten gehören zum Standardprogramm der meisten Liebenden. Aus ihnen lassen sich zahlreiche Stellungen komponieren, deren Ausschmückung sich im Laufe des Liebesspieles von selbst ergibt. Empfehlungen kann hierbei kein Sexualberater geben, weil alle Menschen verschieden empfinden und dementsprechend auch verschieden reagieren. Denn die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau ist voller Wunder und Überraschungen. Nicht zuletzt diese Überraschungen sind es, die den Sex zu einem so spannenden und aufregenden Mysterium werden lassen. Und erstaunt wird so mancher Mann recht bald erkennen, daß die Schönheit eines Mädchens keinerlei Aufschluß über körperliche Vorzüge oder Nachteile gibt. 226
Rüdiger Boschmann sagt zu diesem Thema: Ein unscheinbares Mädchen, das Sie ursprünglich nur als «Verlegenheitslösung» angesprochen haben, entpuppt sich im Bett vielleicht als sexuell unersättlich und sehr beglük-kend. Das Mannequin aber, dem Sie wochenlang mit viel List und Tücke nachstellten, erweist sich auf dem Liebeslager unter Umständen als blöde Gans, der es an Oberweite fehlt und die so sehr auf ihre neue Frisur bedacht ist, daß von Liebeswonnen keine Rede sein kann. Glauben Sie einem erfahrenen Junggesellen! Sie werden niemals wissen, was sich in den nächsten Stunden abspielt, wenn Sie eine neue Frau zu Sex überredet haben. Jede Frau ist anders. Die anatomischen Grundvoraussetzungen mögen bei Ihren Partnerinnen einigermaßen übereinstimmen - obwohl auch das nicht sicher ist -, doch das sagt wenig aus über das individuelle Grundverhalten. Sie bringen eine gepflegt wirkende, nach teuren Wassern duftende und gebildete Dame zu Bett. Dann stellt sich heraus, daß diese «Dame» seit zwei Wochen ihre Unterwäsche nicht gewechselt hat . . . Ein scheues Reh soll Ihr Liebeslager teilen. Als Sie rücksichtsvolle Vorbereitungen treffen, entnimmt das scheue Reh seinem Tragebeutel ein Paar rote Stiefel von Hüftlänge und besteht darauf, diese Stiefel beim Lieben zu tragen. Sonst kann das scheue Reh nämlich keinen Orgasmus haben, weil es Fetischistin ist. Die «höhere Tochter», bei der Sie mit viel Zurückhaltung vorgingen, um sie nicht zu verschrecken, läuft nach dem ersten Koitus ungehemmt nackt in Ihrer Wohnung herum und unterhält sich fröhlich mit Ihnen, während sie einen flotten Strahl ins Klo plätschern läßt. Jene glutäugi227
ge Bardame aber, bei der Sie unkonventionelles Verhalten voraussetzen, ist gar nicht so. Die will nur in der Standardstellung mit Ihnen schlafen, und auf keinen Fall darf dabei das Licht brennen! Was die Aufmachung der Schambehaarung angeht, müssen Sie mit allem rechnen. Unheimlich behaarte Damen werden Ihnen begegnen und auch andere, bei denen die Intimausstattung gänzlich unbehaart ist. Eine sexuell erfahrene Frau gibt sich Ihnen hin und tobt mit Ihnen in größter Leidenschaft, doch obwohl sie die «Pille» nimmt, besteht sie darauf, daß Sie Ihren Erguß unter allen Umständen außerhalb der Scheide haben sollen. Erst zwei Stunden später, als Sie sich wieder einmal nach dem Grund für dieses kuriose Verhalten erkundigen, gibt die Dame zu, um was es sich handelt: Zwar hat sie schon mit gut zwei Dutzend Männern geschlafen, aber den Samenerguß in ihrer Scheide wird sie nur dem Manne schenken, der sie heiratet - in der Hochzeitsnacht! Derartige «Ersatzjungfernschaften» basteln sich viele Frauen zurecht. Mal reservieren sie den Erguß in der Scheide für die Hochzeitsnacht, mal Intimküsse oder auch die Berührung des Kitzlers überhaupt. Noch absonderlicher und vermutlich nur Frauen verständlich wird die Geschichte, wenn eine verheiratete Frau den Seitensprung mit Ihnen macht, im eigentlichen Sinne sei sie dem Gatten überhaupt nicht untreu gewesen, denn «das Letzte», das Samenschlucken, habe sie Ihnen verweigert! Auch die Geräuschkulisse kann sehr unterschiedlich sein. Manche Frauen unterdrücken sogar unter dem Ansturm eines Orgasmus jede Bewegung und geben keinen Piep von sich, weil sie alle Lustäußerungen als «verdorben» halten. 228
Wenn die Liebe stirbt
Jedes Märchen geht einmal zu Ende. Eine Liebe, die nicht zum Standesamt führt, trägt auch in ihren strahlendsten Sternstunden den Keim des Abschieds bereits in sich. Spätestens dann, wenn keine Steigerung mehr möglich ist, beginnt der Verfall einer Beziehung. Die Stagnation der Gefühle leitet den Tod einer Partnerschaft ein. Und die Trennung ist dann nur noch eine Frage der Zeit und des Mutes. Leider erschöpfen sich die zärtlichen Empfindungen nicht gleichzeitig. Liebeskummer gehört deshalb zum Geschlechtsleben eines Menschen wie das Salz zur Suppe. Aber nur die wenigsten Paare trennen sich - wenn es einmal soweit ist - ohne Haß, Streit und böse Worte. Was himmelhoch jauchzend begann, das endet oft genug mit Bitterkeit. Im Zurückbleibenden fechten Trennungsschmerz und gekränkte Eitelkeit einen hoffnungslos erscheinenden Kampf miteinander aus. Was tut ein Mann, wenn ihm die Geliebte den Abschied gibt? Hier ist guter Rat ausnahmsweise billig. Die Antwort kann nur lauten: Er tut überhaupt nichts. Denn wenn es erst einmal zur endgültigen Trennung kommt, dann sind alle Versuche einer Wiederbelebung der Beziehungen aussichtslos gescheitert. Und niemand sollte ver229
suchen, erkaltete Gefühle aufzuwärmen. Er bringt höchstens ein fades Menü zustande, das keinem Partner noch schmecken würde. Dem Manne, der den Laufpaß bekommen hat, kann man zunächst nur Glück wünschen. Denn er ist wieder frei. Er darf sich ungestraft und ohne schlechtes Gewissen unter den Millionen schöner Frauen und Mädchen das begehrenswerteste weibliche Wesen aussuchen. Er sieht neuen und hoffentlich erregenderen Liebesabenteuern entgegen, und jede neuerliche Eroberung wird ihn nicht nur mit Stolz erfüllen, sie wird auch sein Selbstbewußtsein in ungeahntem Maße heben. Was auch immer der Grund dafür sein mag, daß eine Frau sich von ihrem Partner trennt, stets sollte er sich vor Augen halten, daß sie ihn vorher unter vielen Rivalen ausgewählt, geliebt und - vermutlich ungezählte Male - glücklich gemacht hat. Dem bitteren Ende gingen also viele Augenblicke höchsten Triumphes und leidenschaftlicher Glückseligkeit voraus. So gesehen, tritt nicht ein Verlierer ab, sondern ein Sieger. Das Bewußtsein dieser Tatsache wird den Abschiedsschmerz mildern oder zumindest ein wenig erträglicher machen. Wenn die Initiative zur Auflösung einer Beziehung von der Frau ausgeht, hat kein Mann auch nur den geringsten Grund, Gefühle der Minderwertigkeit oder der Unzulänglichkeit zu züchten. Auch Eifersucht ist eine unsinnige Reaktion, weil sie erstens nichts mehr ändert und zweitens nur überflüssige Schmerzen verursacht. Ein exzellenter Frauenkenner warnt vor dieser unseligen Leidenschaft: «Halten Sie mir nicht entgegen, Eifersucht sei doch normal! Wie könne man es denn ertragen, eine geliebte Frau in den Armen eines Rivalen zu wissen? Be230
nimmt sie sich bei diesem anderen Mann auch so leidenschaftlich? Flüstert sie ihm vertraute Koseworte zu? Besingt sie jetzt ihn mit unwillkürlichen Lauten der Wonne? Eifersucht ist absolut negativ und sinnlos. Es stimmt nicht, daß große Liebe immer mit großer Eifersucht einhergeht. Das Gegenteil ist wahr. Falls Sie zur Eifersucht neigen und nicht daran arbeiten, diese schlechte Eigenschaft loszuwerden, ziehen Sie sich besser von jedem Kontakt mit Frauen zurück. Vor allem sollten Sie niemals heiraten, denn es ist mehr als wahrscheinlich, daß Sie Ihre Frau unglücklich machen. Jeder Eifersüchtige will den von ihnen geliebten Menschen besitzen wie einen Gegenstand. Menschen sind keine Gegenstände, sie sind Lebewesen mit jeweils individuell gearteten Gefühlen, Bedürfnissen, Trieben und Anlagen. Der Eifersüchtige mißachtet die einzigartige Persönlichkeit des anderen . . . Eine Frau, die Ihnen gelegentlich untreu ist, oder die nichts mehr mit Ihnen zu tun haben will, ist schließlich keine Verbrecherin. Sie lebt nur innerhalb der Grenzen ihrer Natur, die sie nicht korrigieren kann, so wie Sie Ihre Eifersucht nicht berichtigen können. Wenn es für Sie sehr schmerzlich ist, die Geliebte zu verlieren, dürfen Sie sich bei ihr erkundigen, ob Sie etwas falsch gemacht haben. Selten werden Sie darauf eine vernünftige Antwort erhalten. Druckst die Frau herum, sollten Sie die Szene abbrechen, bevor sie häßlich wird. Tausendundzwei Gründe mögen Ihre Geliebte veranlassen, sich von Ihnen zu trennen. Sie kennt ihre Motive vielleicht selbst nicht genau, aber sie fühlt die Notwendigkeit einer Trennung in sich. Das genügt für sie vollauf.» Das Ende einer Affäre muß man mit Würde und Nobles231
se tragen. Geschmacklosigkeiten sind denkbar unangebracht. Sie hinterlassen einen üblen Nachgeschmack und schlechte Erinnerungen. Wenn Sie selbst der Leidtragende sind, liegt es allein an Ihnen, den Abschied in kultivierter Form verlaufen zu lassen, damit Sie beide noch im hohen Alter ohne Haß aneinander zurückdenken können. Geben Sie gehässigen Ressentiments keinen Raum und wenden Sie sich - statt sinnlosen Schmutz aufzuwühlen und Beleidigungen auszutauschen - unverzüglich einer neuen Partnerin zu. Der Verflossenen aber dürfen Sie zum Abschied einen Blumenstrauß und einen Brief schik-ken, in dem Sie ihr für die schöne Zeit danken, die Sie mit ihr verleben durften. Sie können ganz sicher sein, daß sie diesen Brief immer wieder dann hervorholen wird, wenn sie Ärger mit ihrem neuen Geliebten hat. Erleichtern Sie sich den Abschiedsschmerz, indem Sie sich all jene Fehler Ihrer Ex-Geliebten ins Gedächtnis rufen, über die Sie sich schon immer geärgert haben und die sie nicht ablegen konnte und wollte. Glauben Sie mir, es waren sehr viele und sehr gravierende Fehler, von denen Sie oft bis zur Weißglut gereizt wurden. Und - Hand aufs Herz - wäre die Partnerschaft mit einer so unvollkommenen Frau auf die Dauer wirklich gutgegangen? Na, also! Seien Sie froh, daß sie Ihnen die Entscheidung abgenommen hat und die Aufgabe ersparte, von sich aus Schluß zu machen. Denn nichts ist schlimmer, als ein Mädchen zu verabschieden, das wie eine Klette an Ihnen hängt. Viele Männer bringen so etwas überhaupt nicht fertig und werden geheiratet, nur weil sie nicht den Mut zur Trennung aufbrachten. Die Welt ist voll von solchen Ehen. Aber wie soll sich ein Mann verhalten, der seiner Partne232
rin aus irgendwelchen Gründen überdrüssig geworden ist? Was kann er tun, um ihr seinen Entschluß so schonend wie nur möglich beizubringen? Feinfühlende Männer machen ein Martyrium durch, ehe sie wirklich Farbe bekennen und das Thema der Trennung anschneiden. Denn meistens ist die Partnerin nicht nur ahnungslos, sie kann obendrein in der Mehrzahl aller Fälle nichts dafür. Und einem Mädchen, das dem geliebten Manne mit einem ahnungslosen Lächeln vertrauensvoll entgegentritt, eröffnet er nur höchst widerwillig, daß alles aus sein muß. Aber Mitleid allein ist keine Basis für eine dauerhafte Partnerschaft. Männer, die einen Schlußstrich unter die Beziehungen zu ihrer Gefährtin ziehen wollen, müssen immer wissen, daß man ein liebendes Frauenherz nicht geknickt oder zerbrochen zurückgibt! Gehen Sie deshalb so schonend wie nur möglich vor! Denn jetzt ist alles Fingerspitzengefühl nötig, das Sie nur aufzubringen vermögen! Greifen Sie auf eine barmherzige Notlüge zurück, um die Empfindungen der Frau nicht zu verletzen! Raffinierte Zeitgenossen brechen einen Streit vom Zaun, um einen Vorwand für den endgültigen Abschied zu finden. Aber das klappt beileibe nicht immer. Denn eine liebende Frau kann man nicht so leicht demütigen. Sie wird zu den größten Opfern und den unglaublichsten Konzessionen bereit sein, um den Gefährten ihres Lebens nicht zu verlieren. Glück haben Sie, wenn Sie Ihre Freundin bei einem Seitensprung ertappen. In diesem Falle wird es zwar auch Tränen geben, aber zweifellos sieht die Frau ein, daß Sie die Konsequenzen ziehen müssen und daß es unmöglich ist, Sie umzustimmen, wenn Sie sich einmal zu den Fol-
233
gerungen entschlossen haben. Allerdings sind Fehltritte viel zu selten, als daß man sich auf eine so günstige Gelegenheit verlassen könnte. Und außerdem hat vermutlich gerade dieses Mädchen Sie noch niemals betrogen. Natürlich können Sie eine Flasche Wein entkorken, eine Kerze anzünden und pathetisch oder traurig erklären: «Liebling, die schöne Zeit muß einmal vorbei sein! Ich liebe dich nicht mehr! Ich habe eine andere Frau kennengelernt, die mir mehr bedeutet!» Doch bringen Sie so etwas tatsächlich übers Herz? Außerdem kann es sein, daß Ihre Partnerin der Flasche Wein und der brennenden Kerze ganz andere Bedeutung beimißt und sich mit zärtlicher Hingabe, die um Behütung bittet, aufmunternd an Sie schmiegt. Dann gehen alle Vorsätze zum Teufel. Was tut man, wenn ein Streit wirkungslos verpufft und die Geliebte Ihnen nicht den Gefallen tut fremdzugehen? Erfahrene Männer versuchen es keinesfalls ohne Erfolg mit der stufenweisen Methode allmählicher Entfremdung. Sie erklären der Freundin, daß sie sich in einer seelischen Krise befinden und mit sich selbst in Unfrieden leben. Am besten wäre es, wenn man einander in der nächsten Zeit nicht so oft sieht. Zunächst einmal muß der Mann Abstand zu sich selbst gewinnen, weshalb er die nächsten zwei oder drei Wochen ganz für sich allein leben möchte. Nein, eine andere Frau ist bestimmt nicht im Spiel. Nach zwei oder drei Wochen sieht man sich zwar wieder, doch gibt sich der Mann dabei recht zerstreut, abwesend und ziemlich neutral. Er darf bisweilen unwillig reagieren und muß sich selbst der geringfügigsten Zärtlichkeiten enthalten. 234
Das Mädchen beginnt sehr bald zu ahnen, woher der Wind weht. Und wenn der Mann konsequent bleibt, die Zusammenkünfte immer seltener werden und von Mal zu Mal kühler verlaufen, dann setzt die Entfremdung mit ziemlicher Sicherheit recht bald ein, bis die Partnerschaft endgültig im Sande versickert. Anstelle der seelischen Krise kann der Mann natürlich auch berufliche Überlastung ins Feld führen, der Student schützt sein bevorstehendes Examen vor, der an seine Eltern gebundene Junggeselle verschanzt sich hinter seiner kranken, pflegebedürftigen Mutter und der sensible Poet macht sich vielleicht zum Opfer seiner angegriffenen Nerven, die von ihm Abgeschiedenheit und strengste Einsamkeit verlangen. Die Phase der Zurückhaltung läßt sich übrigens grenzenlos ausdehnen, bis die junge Frau entweder die Geduld oder die Beherrschung verliert und die Beziehungen ihrerseits kurz und schmerzlos abbricht. Mit dieser Lösung dürfte jeder Mann mehr als zufrieden sein. Ausgekochte Schauspieler erklären der Partnerin, daß sie auf dem besten Wege sind, impotent zu werden, und daher dem Glück des Mädchens nicht im Wege stehen dürfen. Diese Begründung wirkt stets Wunder. Denn keine Frau möchte es sich selber zumuten, mit einem Partner zusammenzuleben, der ihr und sich die höchste Erfüllung versagen muß. Eine solche Gemeinschaft wäre eine Farce und ein unhaltbarer Zustand obendrein. Allerdings hat dieser Vorwand gleich zwei Haken. Erstens muß sich der Bursche auch tatsächlich jeglichen Verkehrs mit seiner Freundin enthalten und auch standhaft bleiben, wenn sie sich um die Wiederbelebung seiner Potenz bemüht, und zweitens kann es sein, daß die Part235
nerin die Kunde von seiner sexuellen Unzulänglichkeit im engeren und weiteren Freundeskreis arglistig oder ahnungslos verbreitet und somit seinen Ruf in höchstem Maße schädigt. Ansonsten aber ist Impotenz eines der wirkungsvollsten Mittel, um eine Partnerschaft ohne Bitterkeit und ohne große Schmerzen zu beenden. Dem Mädchen bleibt überdies die blutende Wunde der quälenden Eifersucht erspart. Mutige Männer erfinden ein verschollen geglaubtes uneheliches Kind, dessen ledige Mutter plötzlich aus heiterem Himmel auftauchte und Legitimierung der früheren Beziehung durch nachträgliche Eheschließung fordert. Diesem Ansinnen kann sich kein verantwortungsbewußter Kavalier entziehen. Die Partnerin wird verständnisvoll vor den älteren Rechten der Kindesmutter zurücktreten und ohne Groll das Feld räumen. Junge, ungebundene Männer suchen sich in einer anderen Stadt eine neue Tätigkeit, um die Bande zu ihrer Freundin zu lockern und allmählich gänzlich zu lösen. Aus den Augen, aus dem Sinn! Mit etwas Geschick gelingt es ihnen spielend, die Partnerschaft sanft einschlummern zu lassen. Mancher Abenteurer beruft sich auf sein Fernweh, das ihn in die weite Welt treibt. Er kann es seiner Freundin angeblich nicht zumuten, endlos auf ihn zu warten, weshalb er sie schweren Herzens freigibt. Sehr gut kommt auch die Begründung eines Mannes an, er sei seiner Geliebten nicht würdig und untauglich für eine wirkliche Partnerbindung. Vor so viel Aufrichtigkeit strecken die Frauen die Waffen, wobei sie sich mit dem Bewußtsein trösten, geliebt zu werden und nur das Opfer männlicher Unzulänglichkeit zu sein. 236
Selbstredend sind alle Ausreden des trennungsfreudigen Herrn im Grunde unverbindlich. Die seelische Krise, die berufliche Überlastung, die Krankheit der Mutter, die Nervenschwäche können ebenso vorübergehender Natur gewesen sein wie die Impotenz, der Wunsch nach Ortswechsel und das Fernweh. Sogar das uneheliche Kind kann sich als Irrtum erweisen, sofern nicht die Mutter des Kindes ihren Sinn gewandelt hat. Und die Unwürdigkeitsgefühle, die eine Partnerbindung unmöglich machten, hat ein guter Psychotherapeut allmählich geheilt. Kein Mann ist also verpflichtet, seine Absichten unbedingt in die Tat umzusetzen. Gewarnt seien alle Männer, die sich mit Trennungsgedanken tragen, vor der Unberechenbarkeit liebender Frauen. Manche Schöne schreckt sogar vor einer Schwangerschaft nicht zurück, nur um den Geliebten an sich zu ketten. Sie «vergißt» eines Tages die Pille, sie entfernt das schützende Scheidenpessar oder sie tauscht das verhütende Zäpfchen gegen ein harmloses Präparat aus, das ihm ziemlich ähnlich sieht. Sie hat alle Möglichkeiten in der Hand, eine Schwangerschaft herbeizuführen, während Sie ahnungslos in die Falle tappen. Hier muß der Mann auf der Hut sein. Spätestens dann, wenn er die Trennung offen mit der Freundin besprochen hat, kann er mit solchen unüberlegten Reaktionen rechnen. Um so mehr, falls sich die Frau mit besonderem Nachdruck an ihn klammert und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ihn zu halten. Daß zwei Menschen auseinandergehen, ist eine alltägliche Geschichte. Wenn die Trennung wirklich notwendig geworden ist, sollte man keine welterschütternde Tragödie daraus machen. Die Zeit heilt alle Wunden, und das 237
Leben geht weiter. Die Welt stürzt nicht ein. Zu Herzen gehende Abschiedsszenen sollte man nur jenen Frauen reservieren, die das Pech hatten, sich ernsthaft zu verlieben, während man selbst nur ein wenig Abwechslung gesucht hat.
238