Nr. 2581
Leo Lukas
Wunder in Gefahr Letzte Chance für die JULES VERNE – und eine Falle für Julian Tifflor In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Nach über hundert Jahren Frieden ist der Krieg nach Terra zurückgekehrt: Ausgangspunkt sind die sogenannten Polyport-Hö fe, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. An ihnen entzündete sich der Konflikt mit der Frequenz-Monarchie, die aus einem jahrtausen delangen Ruheschlaf erwachte und die Herrschaft über mehrere Galaxien beansprucht. Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse der Vatrox, die als Herren der Frequenz-Monarchie gel ten: Sie rauben den Vatrox ihre Hibernationswelten
und damit die Möglichkeit der »Wiedergeburt«, ebenso fangen sie die freien Bewusstseine dieses Volkes ein. Allerdings sind damit nicht alle Ge fahren beseitigt. Noch immer gibt es Vatrox und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Zivilisation zusammenhängen. Insbesondere VATROX-VAMU scheint als Konkurrent und Widersacher eine zentrale Rolle zu spie len. Perry Rhodan muss alles tun, um ES zu retten. Da zu bedarf es des PARALOX-ARSENALS, von dem es allerdings bisher keine verwertbare Spur gibt. Ein Dreh- und Angelpunkt der Suche könnte das »Wun der von Anthuresta« sein, aber ausgerechnet für dieses Relikt der Anthurianer gilt: WUNDER IN GE FAHR ...
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Es war keine dabei. Wie kam er über haupt auf so was? Kein Zweifel, mit ihm stimmte einiges nicht. Diese Unentschlossenheit, ja geis tige Trägheit vertrug sich kaum mit sei ner Position. Schon gar nicht in einer Notlage! Prolog: Agrester sollte, musste dringend et Qual der Auswahl was unternehmen. Stattdessen zog er sich um, wieder und wieder, und wurde Er zog sich um, wieder und wieder. immer verzweifelter dabei. Die Hüllen, die Agrester zur Verfü Seine Gedanken flossen zäh, unklar, gung standen, waren ebenso zahlreich ineinander verstrickt, vermischt zu Brei. wie unterschiedlich, nicht nur in FarbEr fühlte sich schrecklich; als sei er nicht und Formgebung, sondern auch in Grö mehr er selbst, son ße und Verwendungs dern im Begriff, sich zweck. Aber alle sa zu verwandeln. ßen wie angegossen. Die Hauptpersonen des Romans: Etwas rumorte in Schließlich hatte man Agrester – Der Stalwart muss sich eines Störenfrieds ihm, drängte heraus, sie millimetergenau entledigen. auf ihn zugeschnitten. drohte gewaltsam, un Mondra Diamond – Die Expeditionsleiterin erblickt das Gleichwohl konnte aufhaltsam hervor Herz des Handelssterns. Agrester sich nicht zubrechen. Er hatte Julian Tifflor – Der Aktivatorträger ringt um Bewusst entscheiden, welches Angst, davon überwäl sein, Verstand und Leben. Kleidungsstück er tigt und verschlungen wählen sollte. Fahrig zu werden. Akika Urismaki – Der Halbspur-Changeur schafft es, Perry Rhodan zu übertrumpfen. schlüpfte er von einem Noch größere Angst ins andere, mit kei hatte Agrester, seine nem zufrieden, und Pflichten zu vernach wenn er ans Ende der lässigen. Ausgerech Reihe kam, fing er von vorne wieder an. net er gefährdete, was er beschützen Agrester ärgerte sich. sollte! Er wusste schon, warum er seinen Schon einmal hatte er versagt. Der Dienst am liebsten in Uniform versah. In Schock saß tief. Fogudare war ermordet Uniform war man stets korrekt geklei worden – und er, Agrester, hatte es nicht det. verhindern können! War er deshalb zur Flotte gegangen? Die Bilder der Aufzeichnungen hatten Wenn er sich recht erinnerte, hatte er sich in ihm eingebrannt: Sie zeigten die sich nie für Mode interessiert. Schon von letzten Augenblicke im Leben seines klein auf hatte er es gehasst, dass ver Meisters. Blitze, die aus dem Inneren des schiedene Anlässe verschiedene Klei Riesenleibes schlugen, sich verästelten dung erforderten. Und oft genug dane und ein Netz um Fogudare woben. bengegriffen. Bis sie seinen Körper einfassten in Dann hatten ihn die Mädchen ausge einem Gewebe aus grellem, selbst die lacht. Dumme, unreife Gören, aber weh Optiken blendenden Licht, und dann ... tat es doch. … war Fogudare nicht mehr. Auch Die anderen Burschen hatten ihn ver nichts mehr zu sehen vom Wasser, in spottet, und seine Eltern ... dem der Anthurianer geschwommen Welche Eltern? war, nichts übrig von der Psi-Materie Welche Uniform? und der Schutzschirmblase; nur ein Was sind unsere Erinnerungen ande res als blasse, abgeschmackte, hoff nungslos unterkühlte Träume? Genistos Befurisfagis
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dunkler Höhlenraum, wie eine kahle, kauterisierte Wunde. Ihn traf keine Schuld außer jener, nicht vor Ort gewesen zu sein. Zu spät, viel zu spät hatte er das Bewusstsein wiedererlangt. In Wahrheit rang er nach wie vor dar um, voll zu sich zu kommen. Ungekann te Apathie lag über ihm wie eine nasse schwere Decke, die ihn hinunterzog, ihn zurücklockte in die Dunkelheit des Ver gessens. Er wehrte sich wacker. Immerhin blieb er bei Sinnen. Allerdings schaffte er es kaum, sich länger als ein, zwei Atemzüge zu konzentrieren. Außerdem fror ihn. Er brauchte Klei dung, richtige Kleidung. Eine Uniform. Vielleicht war es ja der Schock, der ihn lähmte. Fogudare tot! Welch ein Verlust – der schwerer wog, da Fogudare offenbar der Letzte seiner Art gewesen war; zumindest im Wunder von Anthuresta. Nun lag es an Agrester, die Untat zu sühnen und darüber hinaus Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen. Er musste die mörderischen Eindringlinge dingfest machen. Und die Hintergründe des Verbrechens lückenlos aufklären. Und TALIN ANTHURESTA vor größe rem Unheil bewahren. Und. Und. Und ... scheiterte doch bereits daran, sich eine passende Verkleidung auszusu chen. Zog sich, unfähig, die Herrschaft über seine Körper zu erlangen, um und um und um, während die Zeit ver strich. Agrester schrie. Er brüllte vor Pein, ohne dass der leiseste Ton erklungen wä re. 1. Tief, tief im Stern »Ich war in der Maschinenstadt«, sagte Mondra Diamond stockend, mit
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flacher Stimme. »In der anderen. Oder einer der anderen. Auf Wanderer, glaube ich.« Ihre Hand zitterte, als sie nach dem Multifunktions-Armband tastete. »Wie spät ... Welches Datum haben wir?« »Erster Mai 1463 NGZ«, antwortete Sergeant Girlen Chetuphoy. »Siebzehn Uhr zweiunddreißig Standardzeit. Du hast fast einen Tag lang geschlafen.« »Ist inzwischen ... etwas passiert?« »Nichts Entscheidendes, soweit ich das beurteilen kann. Wir haben diese Halle vermessen, jedoch keine wesent lichen neuen Erkenntnisse gewonnen. Die Aggregate sind entweder Attrappen oder verkapselt. Falls es in Hyper nischen ausgelagerte Räumlichkeiten oder dergleichen gibt, lassen sie sich mit unseren Messgeräten nicht ent decken.« Girlen bemühte sich, aufmunternd zu lächeln, obwohl ihr die Situation keines wegs behagte. »In Summe: Stellung ge halten, einstweilen keine besonderen Vorkommnisse.« »Besteht Kontakt zu Urismakis Grup pe?« * Respekt, Lady Diamond, dachte Gir len. Stundenlang völlig weggetreten, aber kaum aufgewacht, kommst du so fort zur Sache. Laut sagte sie: »Sie haben sich mehr fach gemeldet. Beim Aufstieg im Haupt schacht hatten sie wiederholt mit tech nischen Problemen zu kämpfen, und wie erwartet verstärkt sich die allgegenwär tige Mattigkeit, je weiter nach oben sie kommen. Die letzte Nachricht besagte, dass sie sich etliche hundert Kilometer unter der Handelssternoberfläche be fänden und nach einer vierstündigen Rast ihren Weg fortsetzen wollten.« »Das war vor ...?« »Sechseinhalb Stunden. Seither ha ben wir nichts mehr von ihnen gehört.«
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»Und von Perry, MIKRU-JON oder der VERNE?« »Ebenfalls negativ. – Bist du okay? Wir haben dich aus dem Tiefschlaf, der deiner Ohnmacht folgte, nicht geweckt, weil die Medo-Einheit deines SERUNS keine besorgniserregenden Werte an zeigte. Allerdings warst du sehr er schöpft.« »Klug und richtig gehandelt.« Mondra gähnte. »Ich hatte eine ziemlich heftige Vision zu verkraften.« Ramoz gab einen japsenden, beinahe zustimmend klingenden Laut von sich. Mit einem Kopfnicken in Richtung des luchsähnlichen Wesens, das sich an Mondra kuschelte, sagte Girlen: »Dein pelziger Kumpel hat übrigens ebenso selig geschlummert wie du. Bis er plötz lich hochgeschreckt ist und dir, ehe ich eingreifen konnte, übers Gesicht geleckt hat. Da bist du aufgewacht.« »Verstehe.« Mondra wischte sich die Wange ab, dann tätschelte sie ihren Be gleiter, der kaum Platz neben ihr auf der schmalen Liege fand. »Braver Ramoz. – Und danke, Sergeant Chetuphoy, für die sorgsame ärztliche Betreuung.« »Keine Ursache. Ich tu nur meinen Job.« »Wie wir alle.« Mondra streckte sich. »Unter uns, nur zu gern würde ich gleich wieder weiterpennen.« »Du spürst die Müdigkeit ebenfalls? Die ständige bleierne Niedergedrückt heit?« »Mhm. Leider. Wie gehabt. Ich bin so mit der beste Beweis dafür, dass auch ein ausgiebiges Schläfchen nicht dagegen hilft.« Sie stemmte sich auf den Ellenbogen hoch, wobei sie Ramoz unabsichtlich von der Liege schubste. »Sorry, Kleiner. – Sergeant, ruf unsere Leute zusammen. Lasst uns, wie es so schön heißt, den IstZustand evaluieren und danach aktiv werden.« *
Gemeinsam riefen sie sich die Vor kommnisse der letzten Tage ins Ge dächtnis. Mondra verlangte eine Abgleichung der Fakten und persönlichen Erlebnisse. Sie brauche, erklärte sie rigoros, diese Prozedur, um wieder Boden unter die Stiefel zu bekommen. An Bord der JULES VERNE – genau genommen: des Verbunds aus JV-2-Ku gelzelle und ehemaligem Mittelteil – wa ren sie in diese unfassbar gigantische Sphäre versetzt und wenig später von einem Fesselfeld eingefangen worden. Äußerst seltsame Phänomene suchten sie heim, von denen die unerklärliche Mattheit, die ohne Ausnahme jedermann befiel, eines der erträglicheren darstell te. Schaudernd dachte nicht nur Mondra an die grässliche Episode mit den »PsiFolien« zurück. Trotzdem gelang der Vorstoß in die Tiefen des Handelssterns, der den Mit telpunkt von TALIN ANTHURESTA bildete. Sie begegneten dem Kristallwe sen Clun’stal, und Perry Rhodan verur sachte den Tod des Anthurianers Fogu dare. »Nach menschlichem Ermessen leiste te er Sterbehilfe«, sagte Mondra. »Aber wie ein etwaiges hiesiges Gericht sein Eingreifen beurteilen würde ...« »Zum Glück deutet nichts auf die An wesenheit eines Anklägers oder Richters im Wunder von Anthuresta hin«, beru higte Leutnant Masoona, die Gruppen führerin, die als Stellvertreterin von Oberleutnant DiAchal derzeit das Kom mando über die Raumsoldaten innehat te. Sie war auf dem Planeten Graugischt im Arphonie-Sternhaufen geboren, eine sehr patente, lebhafte junge Frau mit kurzem, rötlich braunem Haar und was serblauen Augen. »Wie es aussieht, sind wir ganz allein hier unten.« Mit Clun’stals Hilfe, rekapitulierte Mondra weiter, gewannen sie erste Auf schlüsse über die »Welt der 20.000
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Welten«, wie TALIN ANTHURESTA wegen der 20.000 Scheibenwelten ge nannt wurde, die eine Kugelhülle um den Handelsstern bildeten. Dafür verlo ren sie den Zugriff auf ihr Schiff. Am 28. April ging MIKRU-JONS Warnung ein, dass aus der JULES VER NE keinerlei Lebenszeichen mehr ange messen werden konnten. Seither war das Schicksal des Verbundraumers und sei ner rund zweitausendköpfigen Besat zung, darunter des Zellaktivatorträgers Julian Tifflor, gänzlich ungewiss. Mondra und ihre Mitstreiter konnten nur hoffen, dass der Grund für das Ab reißen der Funkverbindung lediglich die Ausläufer des Psi-Sturms waren, der in nerhalb der »Sonnentarnung« des zen tralen Handelssterns tobte. Oder sie sind längst alle tot. Sogar Tiff ... Perry Rhodan ging kurz darauf, be gleitet vom Konzept Lloyd/Tschubai, dem unter Amnesie leidenden Kristall wesen Clun’stal sowie 50 Raumsoldaten und ebenso vielen TARA-Kampfro botern durch den Transferkamin, um »die andere Seite« zu erkunden. Gekennzeichnet als »Zielgebiet nicht sicher« ... Danach verlor sich ihre Spur. * Die andere Hälfte der Landungstrup pen war bei Mondra Diamond geblieben. Perry und sie hatten sich darauf geei nigt, dass sie versuchen sollte, das ominöse Feld zu desaktivieren, welches die JULES VERNE lahmlegte. Die zugehörigen Projektoren vermu teten sie in einem der zapfenartigen Sta chelgebilde, die bis zu 680 Kilometer hoch vom Kernkörper des Handelssterns aufragten. An der Basis des betreffenden Zapfens lag ein Transferdeck. Dorthin hatte Mondra den Halbspur-Changeur Akika Urismaki mit je zwanzig Raum soldaten sowie Kampfrobotern in Marsch gesetzt.
»Weiterhin keine Verbindung zu ih nen«, warf an dieser Stelle Leutnant Grom Gora ein, der Ortungsspezialist ihrer Rumpftruppe. Er stammte vom Planeten Doo XIII. Wie bei allen »Dookies« – so wurde das auf Doo beheimatete Volk, das aus Ter ranern und Rusumern hervorgegangen war, genannt – saß auf seinem hünen haften, breitschultrigen Körper ein un proportional klein wirkender, kahler Schädel. Groms flaches, ledern dunkelbraunes, nahezu nasenloses Gesicht mit den schwarzen Augen verzog sich zu einer Grimasse, als habe er gerade auf einen in konzentrierter Essigsäure eingelegten Muurt-Wurm gebissen. »Wahrscheinlich sind sie schon zu nahe an diesem verflix ten Psi-Orkan. Wie mein Urgroßvater selig zu sagen pflegte ...« Mondra schnitt ihm das Wort ab; die Redensarten von Groms Familie waren berüchtigt. »Uns bleibt nur, ihnen die Daumen zu drücken. Dass sie voran kommen und irgendeinen Weg finden, uns auf dem Laufenden zu halten.« Es war damit zu rechnen gewesen, dass der Kontakt abreißen würde. So wie auch jener zur VERNE, zu MIKRU JON und Perry ... Um die Stimmung ihrer Truppe, merkte Mondra, stand es nicht zum Bes ten. Ein Blick in die Runde zeigte ver krampfte Mienen, geballte Hände, ge beugte Rücken. Sie konnte es ihren Leuten nicht ver übeln, fühlte sie sich doch selbst jäm merlich verloren in den unergründlichen Tiefen des Handelssterns. Das monströse Gebilde durchmaß mehr als dreitausend, mitsamt den Stachelzapfen sogar 4400 Kilometer! Nur einen winzigen Bruchteil da von hatten sie bis jetzt erforscht. Von »Erkundung« konnte also keine Rede sein. *
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Nach wie vor hielten sie sich in dem riesigen, von einer Kunstsonne beleuch teten Saal auf, der eine Kopie der Ma schinenstadt Ambur-Karbush beher bergte. Nicht weit von der »Wagenburg«, zu der sich ihre insgesamt sechs Shifts und Kampfgleiter formiert hatten, erhob sich ein Kuppelbau – eine Nachbildung jenes Gebäudes, in dem Mondra auf Wanderer ein Gegenstück zur Halle der 1000 Auf gaben gefunden hatte. Hier wie dort handelte es sich um eine 55 Meter hohe Kuppel, deren Basisdurchmesser 110 Meter betrug. Die hiesige stellte aller dings eine funktionslose Attrappe dar. Das war bei Weitem nicht die einzige Abweichung vom Original. Die Kopie – oder sollte man von einer Variante spre chen? – der Maschinenstadt ermangelte wichtiger Details. Es gab keinen Fluss, der die Stadt tangierte, dementspre chend auch keinen Wasserfall, der über ein Felsplateau Hunderte Meter in die Tiefe stürzte. Vom auffälligsten Merkmal der »echten« Maschinenstadt war ebenfalls nichts zu sehen: Der zentrale, fragil wir kende Turm, in dessen Hülle ein mehr fach gezacktes Stück fehlte, existierte nicht in TALIN ANTHURESTA. Zudem schimmerte das verwendete Metall überwiegend blaugrau und sil bern, wie in Polyport-Höfen üblich. Nein, dies war nicht Ambur-Karbush. Bloß ein schaler Abklatsch dessen, was ES als Teil seines Ankers im Standard universum betrachtete. Andererseits konnte die optische Ähn lichkeit der beiden verwaisten Stahl städte unmöglich auf Zufall beruhen: die Kuppeln, dazwischen zylindrische wie quaderförmige Bauten, umkränzt von antennenartigen Auslegern und Er kern ... Grazile Brücken, gleichsam schwere los schwebend ... Aufgeräumt wirkende, großzügig an gelegte Plätze und Straßen ...
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Offene Foren, die an antike Markt plätze oder Theater erinnerten ... Alles wirkte wie aus einem Guss, trotz der architektonischen Vielfalt harmo nisch aufeinander abgestimmt. Fugenlos schoben sich die Gebäude aus dem glän zenden Boden. Die stählernen Fassaden funkelten in schattenarm umfassender Helligkeit. Da hatte jemand von vornherein ein großes Ganzes im Auge, dachte Mondra. Nicht bloß einen Entwurf – sondern ei nen Plan, der mehrere, weit voneinander entfernte Galaxien einbezog. Unzweifelhaft bestanden Querverbin dungen, die ein neues Licht auf das Ver hältnis der Anthurianer zu ES warfen, aber auch auf jenes der Superintelligenz zu den Terranern und zur StardustMenschheit. * Mondra bemerkte, dass sie Ramoz kraulte und ihre Finger über eine Verdi ckung im Nacken strichen, die ihr zuvor noch nicht aufgefallen war. Eine Mus kelverspannung? Oder ein Parasit? Unsinn. An diesem Ort lebte nichts. Außerdem verzettelten sie sich schon lange genug. »Wir müssen uns einen besseren Über blick verschaffen«, sagte sie. »Irgend welche Hinweise, wo sich eine Zentrale befinden könnte?« Die Leutnants Gora und Masoona sowie Pral, der Grek 1 der Schatten maahks, bereiteten die während des Ab stiegs gesammelten Daten auf. Sie wa ren sich einig, dass vielerorts kaum an messbare, semipermeable Schirmfelder das gewaltige Gebilde in vergleichswei se kleine Enklaven unterteilten. Diese energetischen »Schotten« ge währleisteten eine weitgehend gleich bleibende Atmosphäre. Sie konnten je doch von Körpern größerer Dichte pro blemlos durchdrungen werden. »Interessant«, sagte Mondra. »Und
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nachvollziehbar. Eine viele hundert Kilo meter hohe, barrierelose Luftsäule hätte einen ziemlich unangenehmen Druck zur Folge. Aber hilft uns das weiter?« »Möglicherweise insofern«, antwor tete Pral auf seine gelegentlich etwas umständliche Art, »als die Tatsache, dass diese Vorkehrungen getroffen wur den, darauf hindeutet, dass noch weiter unten beziehungsweise innen ebenfalls für herkömmliche Lebewesen erträg liche Umweltbedingungen herrschen. Dies macht die Existenz einer Haupt leitzentrale im Mittelbereich des Han delssterns um einen gewissen Faktor wahrscheinlicher.« »Ganz deiner Meinung. – Weitere In dizien?« Grom Gora verneinte. »Leider. Daran haben weder unsere intensive Messtä tigkeit noch vereinzelte Vorstöße in die nahe Umgebung etwas geändert.« »Fest scheint nur zu stehen«, ergänzte Sergeant Valrom Farji, der mondgesich tige Nahkampfspezialist, »dass der Han delsstern, wenigstens in diesem Bereich, verlassen ist und alles unglaublich alt sein muss. Stellenweise liegt der Staub mehr als knöchelhoch.« »Hm. Andersrum: Spricht etwas da gegen, dass sich nach den Gesetzen von Logik und Erfahrung der wichtigste Be reich des Handelssterns in dessen Zen trum befinden dürfte?« Niemand erhob Einwände. »Schön. Dort liegt unser nächstes Ziel.« Mondra verspürte das dringliche Be dürfnis, die Maschinenstadt – diese Ma schinenstadt und am besten auch alle anderen – endgültig hinter sich zu las sen. Daher zögerte sie nicht länger. »Wir brechen auf!«, befahl sie. Zwischenspiel: Pole und Bälle Er war da und wieder weg und gleich wieder da und weg und ...
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Hin und her schleuderte es ihn, her und hin. Er oszillierte förmlich zwischen Extremen, zwischen paar- und kreuz weise angeordneten Antipoden: Klar sicht und Irrsinn, Arbeitseifer kontra Trägheit, Aufgewecktheit versus Paraly se. Aber das war falsch, konnte nicht sein, durfte einfach nicht! Nach allem, was er wusste, sollte Agrester alles emp finden, nur keine Unsicherheit. Ganz im Gegenteil. Er verkörperte die Sicherheit des Wunders von Anthures ta. Er war ... Der leibhaftige Wächter. Der freilich sein ihm anvertrautes Mündel im Stich gelassen hatte. Mitnichten aus Feigheit oder Pflichtvergessenheit; sehr wohl aber aufgrund einer unerklärlichen, so noch niemals erlebten Schwäche. Wenn sich doch nur, unter all der Klei dung, die Agrester unaufhörlich wie be sessen wechselte, eine Flottenuniform gefunden hätte! Darin wäre ihm wohler gewesen. Welche Uniform? Welche Flotte? Oder graues, unauffälliges Zivil. Per sonenschutz, hatten sie ihm geraten. Das könnte dein Ding sein. Du hältst dich doch gern im Hinter grund, nicht wahr? Schätzt das Ram penlicht vor allem wegen der Schatten, die es wirft. Andererseits suchen deine Reflexe ih resgleichen. Die sensationellen Resul tate der von uns durchgeführten Tests lassen sich am ehesten noch mit einer Art sechstem Sinn in Gefahrensituati onen erklären. Kurz: Du bist der ideale ... Was? Wer? Wie bitter für Agrester: Obwohl er die Bedrohung für sein Revier mit jeder Kristallfaser wahrnahm, brachte er nichts zustande, als sich stupide umzu ziehen, wieder und wieder. Jede Hülle saß maßgenau, die des windschlüpfrigen achtbeinigen Spähers ebenso wie jene
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der massiven, durchschlagskräftigen Panzerramme. Aber keine passte ihm. Er loderte, verbrannte von innen nach außen, von hier nach dort und wieder zurück. An beiden Enden brannte er, über Raum und Zeit verbunden durch eine glosende Zündschnur. Personenschutz, hallte es in ihm wi der. Eine undankbare Aufgabe, ver gleichbar jener des Torhüters beim Mannschaftsballspiel. Ein Angreifer darf stümpern und Chancen vergeben, dutzendweise, solan ge er irgendwann den entscheidenden Treffer erzielt. Beim Tormann hingegen ist meist schon ein einziger Fehler einer zu viel. Sei ehrlich – hat dich nicht genau die se Herausforderung gereizt? Statt Kunststückchen für die Galerie einzustudieren, all dein Streben darauf zu richten, dass du einmal, nur das eine Mal, wenn es wirklich darauf ankommt, die Attacke abwehrst? Sicherlich. Doch jetzt, da es so weit ist! Agrester schüttelte sich, von einem Kostüm zum nächsten hastend, in stum mer Agonie. Die wundervolle Welt der 20.000 Welten, das Reich seiner Meister, wurde belagert durch Fremde. Schlim mer noch: TALIN ANTHURESTA war besudelt worden von Mördern, die kei nen Geringeren als Fogudare auf dem Gewissen hatten! Längst hätte er die Initiative ergreifen sollen. Aber wie, da er nicht einmal die Kraft aufbrachte, ein einziges seiner Au gen zu öffnen? Dass das Schiff der Fremdlinge auto matisch aus dem Verkehr gezogen und sämtliches Leben an Bord der Suspen dierung zugeführt worden war, spendete Agrester nur schwachen Trost. Dieses Faktum war leidlich zufriedenstellend, jedoch nicht sein Verdienst. In seinem wahnhaften Taumel dünkte ihm sogar, als verwehre er sich unterbe wusst dagegen.
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Der Ball kam auf ihn zugeschossen. Der Torhüter schätzte die Flugbahn ab, ging in die Knie und wollte hochsprin gen, zu einer triumphalen Parade anset zen – aber seine Stiefel waren wie am Boden angenagelt, und er rührte sich keinen Millimeter vom Fleck, während der Ball das Netz bauschte. Gab es ein grauenhafteres Gefühl? 2. Totenschiff Julian Tifflor starb. Der Vorgang war ihm nicht neu. Er hatte ihn mehr als einmal bewusst her beigeführt, wie damals vor einigen Jah ren im Menschenzoo auf dem Ara-Pla neten Hrom-Connan. Um sich der Ge walt der verbrecherischen galaktischen Mediziner zu entziehen, hatte er sich in Charlashad versetzt, was auf Interkos mo bedeutete: »Über Das Selbst Hin aus«. Diese achte Stufe der Upanishad er laubte, sämtlichen Verlockungen zu wi derstehen, sämtliche Triebe zu überwin den, sogar den der Selbsterhaltung. Wurde sie in Kombination mit den Tech niken der anderen Stufen angewandt, ließen sich diese bis zum Äußersten trei ben. Julian Tifflor war es auf diese Weise gelungen, sich abzuschalten. Total. Er hatte sein Leben ausgehaucht, sich da bei zugesehen, wie sein Denken er losch. Aber wohlgemerkt: freiwillig. Das Wiedererwachen danach war kein Honiglecken gewesen, ganz und gar nicht, sondern mit immensen Schmerzen verbunden. Trotzdem hatte sein unbän diger, durch die Meditationstechniken der Ewigen Krieger disziplinierter Le bensmut letztlich den Ausschlag gege ben. Diesmal lag der Fall anders. Die tödliche Kälte kam von außen.
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Wie ein goldfarbenes Vlies, wie ein ersti ckender Teppich legte sie sich um die JULES VERNE und sämtliche Mit glieder ihrer Besatzung. * Tiff war eingeschlafen. Und er wollte weiterschlafen, wollte nie wieder auf wachen. Ultimate Erlösung lockte. Dahin scheiden, endlich, sich von allen körper lichen Beschwernissen verabschieden! Wegdämmern ins freundlich lichtlose, unbeschwerte Nichts ... Eine Stimme sprach zu ihm, die Stim me seiner Vernunft. Es war, wie er im Innersten wusste, hoch an der Zeit ab zutreten. Er freute sich darauf, da er schon allzu lang zu nichts mehr nütze war. Gern hätte er aufgelacht. Welch be dauernswerte Existenz: Julian Tifflor, die ewige Zweitbesetzung für Perry Rhodan! Seit seinem historischen, relativ glo riosen Auftritt als »kosmischer Lockvo gel« war er der Doppelgänger gewesen, der Substitut. Dass ES ihm die biolo gische Unsterblichkeit verliehen hatte, konnte man nur als Nachweis des kru den pechschwarzen Humors werten, dessen sich die Superintelligenz manch mal befleißigte. Was hatte Tiff schon jemals geleistet, außer unbeholfen in die Fußstapfen eines Früheren, Größeren zu treten? Ihm fiel nichts ein. Die Erinnerungen ver schwammen. Die Gedanken verliefen unsagbar trä ge. Ermattung breitete sich in seinem Körper aus – und Kälte. In seinem Geist regierten Mutlosigkeit und der Wunsch, diesem Elend, diesem peinlichen Selbst ekel ein Ende zu setzen. Am äußersten Rand seiner Wahrneh mung bekam er mit, dass sich die Zu stände an Bord dramatisch verschlech terten. Es kümmerte ihn nicht.
Die Besatzung siechte dahin. Na und? Ihm erging es nicht anders. Sie sollten froh sein, dass ihnen nichts wehtat da bei. Einfach hinüberschlummern ... Ein heißer Schmerz in der Region sei nes linken Schlüsselbeins riss ihn aus der Lethargie. Irritiert legte er zwei Fin ger der rechten Hand darauf. Da pulsierte ein Fremdkörper, ein Im plantat ... Ach ja, der Zellaktivator chip. Er pochte wie verrückt. Das blöde Ding ließ Tiff nicht wieder einschlafen. Dabei hätte er so gern geträumt, sich von den Welten des Multiversums verab schiedet im wohligen Gedenken an Nia, an Zhanauta, an all die warmen, kurz zeitigen Gefährtinnen in den vielen, ent behrungsreichen Jahrtausenden. Der Chip gab keinen Frieden, sosehr sich Tiff danach sehnte. Das rhythmische Klopfen putschte ihn auf, ließ ihn trotz seiner Erschöpfung nicht zur Ruhe kom men. Fast so, als mühe sich der Zellak tivator, unbedingt zu verhindern, dass er abermals das Bewusstsein verlor. Weil er dann nie wieder aufwachen würde? Aber das wollte er ja – oder etwa ... nicht? * Der Gedanke mochte unwillkommen und irrational sein, jedoch ließ er ihn nicht mehr los. Tiff rappelte sich ächzend auf und schaute sich um. Er befand sich in seiner privaten Kabine, hatte in einem Pneu mo-Sessel gelümmelt. Dem Alarmmodus entsprechend trug er einen SERUN. Der Transparenthelm war geöffnet. Eine rasche Überprüfung ergab, dass die meisten Anzugfunkti onen gestört oder ausgefallen waren. Die Erinnerung kam wellenartig, in quälend langsamen Schüben. Ein PsiOrkan, der die Funktionen der JULES
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VERNE zusehends beeinträchtigte, um toste den Handelsstern. Im ultra- und superhochfrequenten Bereich des hy perenergetischen Spektrums war die Hölle los. Zu diesem Sturm und zum Fesselfeld, das jegliche Flucht verunmöglichte, ge sellte sich bald ein dritter Faktor. Ein fremdartiger Einfluss drosselte die Le bensgeister. Ob Vitalenergie abgesaugt oder eine Art künstliches Koma induziert wurde, entzog sich Tifflors Kenntnis. Jedenfalls kippten die Crewmitglieder reihenweise um. Die meisten blieben liegen, wo sie hingefallen waren. Tiff hatte sich noch bis in seine Kabi ne geschleppt. Wieso eigentlich? Hatte er geglaubt, dort etwas zu finden, das den betäubenden Einfluss neu tralisierte? Ihm fiel nichts ein, wovon er sich Heilung erhoffen könnte. In seiner Schulter pochte der Chip, glühend wie ein permanent explodierender Feuerwerkskörper. Tiff torkelte in die Hygienezelle, stützte sich auf den feuchtkalten Rand des Waschbeckens. Er beglotzte das wachsbleiche Gesicht, das ihn mit blutunterlaufenen Augen aus dem Spiegel anstierte. Alter, dachte er, idiotisch glucksend, du sahst schon mal gepflegter aus. * Er trank einige Schlucke, ließ eis kaltes Wasser über seine Handgelenke laufen, benetzte auch Stirn und Nacken. Nichts davon brachte Linderung. Wie auch, wenn selbst der Zellaktiva tor überfordert war! Stöhnend drehte er sich um. Seine Fersen schienen aus Schaumgummi zu bestehen, die Knie aus Gelee. Nachdem er sich mit ausgebreiteten Armen im Türrahmen stabilisiert hatte, wankte er zurück in den Hauptraum. Julian Tifflor brauchte ewig, bis er das Kabinen-Terminal aktiviert hatte. Und
dann war alles umsonst. Sein Versuch, eine Verbindung zur Zentrale herzustel len, scheiterte. Nichts geschah. Sämtliche Kommuni kationslinien waren ausgefallen. Vage erinnerte Tiff sich, dass die Tech nik der JULES VERNE nach der Lan dung auf dem Handelsstern zuerst eini germaßen funktioniert hatte, wenngleich mit deutlich reduzierten Wirkungsgra den. Vor allem Ortung und Tastung wur den empfindlich gestört. Mit der Zeit griffen die Ausfälle im mer stärker um sich. Obwohl ihre Selbst prüfungsroutinen durchaus Funktions bereitschaft anzeigten und sie zum Teil sogar mit Volllast liefen, blieb bei mehr und mehr Aggregaten die eigentliche Wirkung aus. Fast so, als verpuffe sie im Nichts, in den Hyperraum oder werde von entsprechenden Gegenkräften neu tralisiert. Dann fiel der Knockout-Hammer auf die Besatzung ... Julian Tiffler probierte es mit dem Funk seines SERUNS. Erneut erntete er keine Reaktion. Fluchend schaltete er herum, packte sämtliche Tricks aus, die er sich im Lauf eines überlangen Lebens angeeignet hat te. Nach schweißtreibenden Minuten ge lang es ihm, wenigstens den Individual taster des Anzugs in Betrieb zu nehmen. Er schluckte, als er das Ergebnis vom Holo ablas. Falls das Gerät – wie die Selbstkontrolle beteuerte – korrekt ar beitete, ließ sich derzeit an Bord des ge samten Verbundraumers kein einziges Lebenszeichen aufspüren. War die JULES VERNE ... ein Toten schiff? Und was war er selbst – ein Gespenst? 3. Sturm und Wetter Reg Thunder strauchelte.
Viel hätte nicht gefehlt, und der über
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zweieinhalb Meter große Ertruser wäre der Länge nach hingeknallt. Erst nach zwei, drei ungelenken Schritten erlangte er sein Gleichgewicht wieder. »Bingo!«, funkte Golo Serendipitus via persönlicher Dialogfrequenz an Kar a Juna. »Punkt für mich. Sagte ich nicht, demnächst erwischt es unseren Donner gott?« »Okay, sieben zu zwei«, erklang die helle Stimme seines marsianischen Kumpels in Golos Helm. »Hast wieder mal mehr Glück als Verstand.« »Nicht neidisch sein, Sandzwerg. Gib lieber einen neuen Tipp ab.« »Ich bleibe dabei: Jogi-Bär rennt ge gen einen seiner geliebten TARAS. Es ist nur eine Frage der Zeit.« »Schon möglich. Aber vorher stolpert Zorva über ihre eigenen Füße.« »Ha! Diesmal vertust du dich. Eher noch Urismaki, aber garantiert nicht Zorva la Diva. Die bewahrt Haltung, koste es, was es wolle.« »Kannst ja verdoppeln, wenn du dir so sicher bist.« »Gilt, Schnarchnase. Und jetzt halt die Klappe. Over.« * Eigentlich sollten wir uns schämen, dachte Golo. Es war ebenso kindisch wie gemein, darauf zu wetten, wer von ihrem Trupp als Nächster der nicht abzuschüttelnden, sich mit jedem Höhenmeter stei gernden Müdigkeit Tribut zollen musste. Andererseits half Kar und ihm das Spielchen, die eigenen Beschwerden ein klein wenig leichter zu ertragen. Selbstverständlich wussten sie beide, dass es kein gutes Zeichen darstellte, wenn sogar Master-Sergeant Reginald Thunder seine Säulenbeine nicht mehr fehlerfrei voreinander stellen konnte. Weil er, wie Golo mutmaßte, an seinem Mikrogravitator gedreht hatte. Normalerweise erzeugten Ertruser,
eng um sich begrenzt, eine künstliche Schwerkraft von 3,4 Gravos, wie sie auf ihrer Heimatwelt herrschte. Da jedoch Reg ebenfalls längst auf dem Zahnfleisch daherkroch, hatte er diesen Wert aus nahmsweise zurückgeschraubt; um etwa ein Drittel, wie Golo schätzte. Auch so schleppte der »Donnergott«, dessen Schulterbreite stolze zwei Meter und elf Zentimeter betrug, genügend Masse mit sich. Schließlich brachte er unter Standardgravitation rund acht hundert Kilo auf die Waage. Mist! Reg hat mitgekriegt, dass wir uns über ihn unterhalten. Der Hüne von Ertrus wandte sich zu Golo um und raunte: »Mit Verlaub, Kor poral Serendipitus, Sie sollten sich ein anderes Objekt für Ihren postpubertären Spott aussuchen. Beispielsweise sich selbst, mein Herr. Ihre Haltung und all gemeine Verfassung lassen durchaus zu wünschen übrig.« »Bitte um Vergebung, Master-Ser geant«, sendete Golo. »Äh ... Ich wollte dich soeben darauf aufmerksam ma chen, dass von deinem Hosenboden ein grauer Staublurch herabhängt, welcher zu schmutzigen Assoziationen Anlass geben könnte.« »Ich danke«, erwiderte sein Vorge setzter, während er das Anhängsel be seitigte. »Im Übrigen wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Ihnen eine ähnlich gute Ausrede einfallen möge, falls wir in ernstliche Bedrängnis geraten soll ten.« »Ich gebe stets mein Bestes, Sir.« Diese Anrede war in der LFT-Flotte genauso wenig gebräuchlich wie das Siezen. Aber Golo wollte den ertru sischen Donnergott, der altmodisch-höf liche Umgangsformen liebte, versöhn lich stimmen. »Ich fürchte, Korporal, das könnte hierorts nicht ausreichen. – Jetzt neh men Sie schleunigst Ihre vorgesehene Position im Pulk ein. Oberleutnant DiAchal hat, wie Ihnen sicherlich nicht
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entgangen sein dürfte, die Rast für be endet erklärt. Wir dringen weiter vor.« Amen, dachte Golo. * Sie starteten in gewohnter Formati on. Haupttransportmittel waren die LU PUS-Shifts und CYGNUS-Kampfglei ter. Außen dockten die insgesamt zwan zig TARAS an, jederzeit bereit, eigen ständig zu fliegen. Im Gegensatz dazu hielten sich die Raumlandesoldaten in den Fahrzeugen auf, um ihre ohnehin stetig schwin denden Kräfte zu schonen. Allerdings bestand höchste Alarmstufe. Sie muss ten permanent damit rechnen, ausge schleust zu werden. Golo Serendipitus war sich nicht si cher, ob er dieses Abenteuer immer noch so pikant fand wie ursprünglich, als sie die VERNE verlassen hatten. Sein erster Fronteinsatz seit dreizehn Jahren ... Gewöhnlich überging man ihn, wenn eine Bodentruppe zusammengestellt wurde, aufgrund seiner keineswegs be rauschenden Personalakte. Wiederholt wegen Unbotmäßigkeit degradiert bis runter zum Korporal – das musste man erst einmal zusammenbringen als bald hundertzwanzigjähriger Veteran. Dass sie ihn trotzdem ungebrochen auf der VERNE duldeten, verdankte Go lo, da machte er sich nichts vor, aus schließlich seinen Kochkünsten. Am kleinsten Herd der abgelegensten Kan tine eines Beiboots zauberte er aus ein paar Zutaten eine Köstlichkeit, von der noch wochenlang geschwärmt wurde. Solche kulinarischen Festivitäten ho ben die Moral der Raumsoldaten, die an Bord eines Fernraumschiffs oft über Mo nate die Zeit mit langweiligen Manövern totschlugen. Trockenschwimmen, hieß das im Flottenjargon. Golo dümpelte gern in stillen, flachen Gewässern. Er hatte nicht mehr ernst
haft damit gerechnet, zu einem brisanten Außendienst einberufen zu werden. Aber dann hatte ihn der Hafer gesto chen, und gleich drei vor ihm auf der Kaderliste gereihte Leute waren wegen plötzlich aufgetretener schlimmer Ma genverstimmungen krankgeschrieben worden. Und Golo Serendipitus mar schierte mit Perry Rhodan im Handels stern ein ... Mittlerweile hasste er sich dafür, dass er beim letzten Gelage, aus einer Schnapslaune heraus, beherzter als sonst mit seinem Vorrat an XalapeñoChilis umgegangen war. Hier unten in der Wunde von Anthuresta – Wortspiel beabsichtigt – halfen ihm die in den Au ßentaschen seines SERUNS verstauten exotischen Gewürze nämlich genau null, nada, gar nix. Ihm ging, wenn er ehrlich zu sich sel ber war, der Hintern auf Grundeis. Golo und das armselige Häuflein, dem er an gehörte, bewegten sich auf unheim lichem Terrain. Sie waren verdammt, verdammt, gott verdammt weit weg von daheim. * Der Schacht, durch den sie zurück nach oben schwebten in Richtung der JULES VERNE – an deren unversehrte Existenz sie verbissen glaubten –, maß zwei Kilometer im Radius. Diese im mense Weite gestattete ihnen ein be quemes Vorankommen. Theoretisch. Leider vermochten sie den bis in einen Abgrund von fast 1500 Kilometern rei chenden Freiraum nie länger als ein paar Minuten zu nutzen. Immer wieder zwang sie das allgemeine Versagen der tech nischen Systeme, Zuflucht in einer der Kavernen zu suchen, die sich ihnen seit lich eröffneten. Schmutzig rotes, grobporiges, an Ba saltlava erinnerndes Material domi nierte. Es wies vielerlei Hohlräume,
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Klüfte und Abbrüche auf, wie in einem titanischen Schweizer Käse. Die löchrige Struktur bot einen trüge rischen Durchblick auf tiefer gelegene Brückenbögen, Traversen und Kessel. Labyrinthische Tunnel führten in unab schätzbare Weiten. Golo saß im Cockpit des Kampfglei ters neben seinem besten Freund Kar a Juna, der den Platz des Piloten einnahm. Der Marsianer gewann regelmäßig die internen Kunstflug-Wettbewerbe. Bravo, Kar, mein Fliegerass! Nur scha de, dass hier deine Urkunden und Po kale nichts zählen. Die Umgebung glich dem Albtraum eines phantastisch-realistischen Malers, der sich zu oft aus dem HexensalbenTiegel bedient hatte. Diverse, einander schneidende und überlappende Kugel schalen formten mit ihren Oberflächen Verdickungen, wohl einer sich selbst tra genden Statik geschuldet, vergleichbar den Bälkchen in einem Röhrenknochen oder den Strebepfeilern archaischer Ka thedralen. Hohlräume und Verbindungen in Form von Gängen und Essen waren dort vorzufinden, wo keine Kräfte abgeleitet oder aufgefangen werden mussten, eine vollständige Füllung aber ihrerseits ei ne zusätzliche Belastung dargestellt hätte. Wer immer diesen Moloch errich tet hatte, er hatte das universale Prinzip des minimalen Materialaufwands für maximale Wirkung zur Anwendung ge bracht. Das erschien Golo irgendwie tröstlich. Irgendwie, mhm, tröstlich. Was er doch für einen Stumpfsinn zu sammendachte! Aber die Ermattung be fiel nun mal nicht nur die Physis. Andere Bereiche waren transparent oder milchig durchscheinend. Viele wirkten zugleich poliert, wie geschmir gelt. Aus den spiegelnden Umhüllungen strikt geometrischer Körper drang lilafarbenes Licht, das verwirrende Glanzlichter und Reflexe produzierte
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und der Umgebung ein faszinierendes Eigenleben verlieh. Wennschon. Mir reicht’s, dachte Golo, schlotternd vor Müdigkeit. Ich will nach Hause. – Hallo? Hört mich denn kei ner? »Laut und klar«, funkte Kar zurück. »Drohende Selbstaufgabe bei unwill kürlicher Betätigung der Sendetaste. Ein klassisches Eigentor. Das schlägt mit fünf Minuspunkten zu Buche. Gleichstand, Kamerad!« »Pass lieber auf, dass du mit deinem Gleiter keine Mauer streifst!«, fauchte Golo säuerlich ins Helmmikrofon. * Bedenklich trudelnd schwenkten sie seitwärts in die Kaverne ein. Es handelte sich um einen jener lee ren, wie riesige Luftblasen anmutenden Räume am Rande des Hauptschachts, die sie während des Abstiegs passiert hatten. Viele dieser Seitenstollen er reichten eine Ausdehnung, dass pro blemlos ein Leichter Kreuzer von hun dert Metern Durchmesser hätte einflie gen können. Unter normalen Bedingungen, wohl gemerkt; von solchen konnte jedoch in diesem Handelsstern keine Rede sein. Unsanft und holprig wie ein Anfänger setzte Kar a Juna den CYGNUS-Gleiter auf. Golo, der sonst keine Gelegenheit ver streichen ließ, den Freund zu hänseln, hielt den Mund. Er sparte sich buchstäb lich seinen Atem. »Statusbericht!«, ertönte das rauchige Organ von Oberleutnant DiAchal, ihrer Truppkommandantin, in Golos Kopfhö rer. »Funk? Triebwerke?« Sie erhielt weit mehr Störungs- als Bereitschafts-Meldungen zur Antwort. Was niemanden wunderte. Ihre Fahr zeuge pfiffen schon länger aus den letz ten Löchern. Der Psi-Orkan, von dessen Ausläufern
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sämtliche Geräte so stark beeinträchtigt wurden, machte keine Anstalten, dauer haft abzuflauen. Die Intensität schwank te, aber tendenziell steigerten sich die hyperphysikalischen Turbulenzen eher noch. DiAchal und Urismaki ordneten eine weitere Zwangspause an. Mittlerweile war es zur Routine geworden, dass ein Teil der Truppe eine Neukonfiguration der Aggregate in Angriff nahm, während der Rest sich zu erholen versuchte. Leutnant Jogan An Togajan, der Ro boterspezialist, ließ zehn der TARAS ausschwärmen. De facto flogen nur acht auf Naherkundung – zwei der kegelför migen Kampfroboter zeigten zu starke Ausfallserscheinungen. Sie schafften es nicht einmal, sich auf die AntigravFelder zu erheben und ihren GravopulsAntrieb anzuwerfen. Togajan, dem irgendwer den Spitzna men Jogi-Bär verpasst hatte, kümmerte sich so rührend um sie, als wären sie sei ne kranken Kinder. Abermals verzichte te Golo auf einen spöttischen Kommen tar. Sollte ich hier jemals wieder heil her auskommen, schwor er sich, backe ich der gesamten Landungstruppe eine Pav lova, die selbst den Hartgesottensten die Tränen in die Augen treibt. Eine Weile ergötzte er sich an dieser Vorstellung. Ein schriller Pfiff, gefolgt von einem alarmierten Ausruf, ließ ihn jäh aus seinen kulinarischen Fantasien aufschrecken. »Mehrere meiner TARAS«, meldete Togajan, »haben unabhängig voneinan der merkwürdige Wärmeemissionen entdeckt!« Zwischenspiel: Wachen, die träumen Hin und her pendelte er, her und hin. Warum fiel es ihm so entsetzlich schwer, eine Entscheidung zu fällen?
Der Schock über Fogudares Tod allein konnte kaum die Ursache sein. Selbst wenn Agrester für unbestimmte Zeit in eine Selbstfindungs-Subroutine zurück geworfen worden war, sollten sich in zwischen wieder klare Denkprozesse herausgebildet haben. Was hinderte ihn also daran, seinen Posten einzunehmen? Furcht. Vor Veränderung, vor der Verwand lung, die kürzlich eingesetzt hatte. Furcht vor dem, was in ihm rumorte, heranwuchs und mit Macht hinaus drängte. Nein! Er wollte kein anderer wer den. Kein Monstrum, das Kräfte entfes selte, die es nicht zu beherrschen ver mochte. Dann lieber schlafen – oder sterben. Agrester heulte lautlos. Solche Ge danken lagen ihm fern! Sie passten ab solut nicht zu seiner Aufgabe. Wo kamen sie her, wenn nicht von ihm selbst? Gab es etwa ... einen Zweiten, ihm Ähnlichen? Ein Pendant am anderen Ende der immateriellen Zündschnur? * Die Vorstellung war absurd. Es exis tierte immer nur ein Stalwart. Einer ge nügte. Und doch ... Die Theorie erschien Agrester wert, verfolgt zu werden. Hätte er sich bloß besser konzentrieren kön nen! Zu viele Leibwächter liefen Gefahr, sich gegenseitig im Weg zu stehen. Wie bei den Köchen, die den Brei verdar ben. Wieso Brei? Der Begriff stammte aus der Nah rungsmittelkunde. Agrester verwendete ihn allerdings selten. TALIN ANTHURESTA versorgte den Stalwart mit Energie. Er benötigte keine feststoffliche Nahrung; sehr wohl aber eine Hülle, die ihm die Gliedmaßen, Or
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gane und Fertigkeiten verlieh, Aktionen zu setzen. Ach, könnte er sich dazu durchringen, seine Wahl zu treffen und endlich in ir gendeinem Körper verweilen! Fürs Ers te spielte es ja gar keine große Rolle, in welchem: Prinzipiell waren alle geeig net. Warum bewältigte er diese simpelste aller Übungen nicht? Was lenkte ihn im mer wieder davon ab, scheuchte ihn stets zur nächsten Verkleidung weiter? Oder sollte die Frage vielmehr lauten: Wer? Agrester fokussierte seine Willens kraft auf die Hypothese, er würde tat sächlich von einem wie auch immer ge arteten Widerpart blockiert. Die hoch gradige Unwahrscheinlichkeit einer solchen Konstellation stellte er fürs Ers te hintan; ebenso das Faktum, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie ihre mentale Verbindung beschaffen oder zustande gekommen war. Bisher hatte er sich bemüht, die fremdartigen, fragmentarischen Eindrü cke, so gut es ging, zu verdrängen. Nun blendete er sie nicht länger aus, sondern ließ sich bewusst darauf ein. * Er lauschte. Was er empfing, ergab wenig Sinn. Fernkommunikation war Agrester vertraut. Auch ohne Aktionskörper tauschte er mit mehreren Rechnerein heiten per Funk Informationen aus. Dabei wurden saubere, exakt defi nierte und portionierte Datenpakete übermittelt. Von seinem unbekannten Vis-à-vis hingegen kam schwammiges, chaotisches Wirrwarr – fast so, als sei der andere nicht bei Besinnung. Oder als handle es sich um ein biolo gisches Intelligenzwesen, welches, wie hieß das noch gleich ... träumte! Im Widerspruch dazu stand, dass Agrester über keinerlei telepathische
Fähigkeiten verfügte. Von sich aus konn te er die Ängste und konfusen Erinne rungsfetzen des Fremden nicht »lesen« – es sei denn, dieser zwang sie ihm un willkürlich auf. Warum? Und warum ihm? Erste mögliche Erklärung: reiner Zu fall. Dafür würde sprechen, dass Agres ter so gar nicht darauf vorbereitet war. Weil niemand mit einem derartigen Er eignis gerechnet hatte. Zweite Begründung: Zwischen ihm und dem Störenfried bestand eine ge wisse Verwandtschaft. Mehrfach war angeklungen, dass der Delirierende sich ebenfalls als Beschützer sah. Oder steckte, drittens, hinter alldem nicht doch ein raffinierter Plan, das Wunder von Anthuresta zu sabotieren – eventuell in Komplizenschaft mit den Eindringlingen? * Zwei Kleingruppen von ihnen be wegten sich frei im Handelsstern, ent nahm Agrester den Beobachtungen di verser automatischer Überwachungsan lagen. Da keine Identifikation vorlag, muss te ihr Status derzeit als offen eingestuft werden. Befugt oder unbefugt, sie hatten Fogudares Tod verschuldet, was ja wohl als feindseliger Akt zu werten war. Das Raumschiff, mit dem sie nach TA LIN ANTHURESTA gekommen waren, stellte momentan, obwohl von relevanter Größe und teils hoch entwickelter tech nischer Ausstattung, keine Gefahr dar. Es war an der Oberfläche des Handels sterns verankert und wurde von einem Energiefeld umschlossen, welches die Bordsysteme gezielt unterdrückte und die Lebensfunktionen der gesamten Be satzung außer Kraft setzte. Blieben die beiden mobilen Grüpp chen. Selbst wenn sie wider Erwarten über eine Aufenthaltsberechtigung ver fügten, oblag es dem Stalwart, sie zu
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neutralisieren und in Gewahrsam zu nehmen. Bis er neue Anweisungen er hielt oder ihr Status eindeutig bestimmt werden konnte. Die Mittel dazu hatte Agrester. Allein, er vermochte sie nicht in ausreichendem Maße einzusetzen. Nicht, bevor er den ersten Schritt ge tan und einen Aktionskörper ausgesucht hatte. * Immerhin, registrierte er freudig, war er mittlerweile zu längeren, kontinuier lichen Überlegungen fähig. Auch hatte er die wahnwitzige Umzieherei einge stellt und hielt nun zwischen den aufge reihten Hüllen inne. Reglos, unentschieden, wie gefesselt. Er schaffte es nach wie vor nicht, sich eine x-beliebige Verkleidung zu wäh len. Etwas, nein, jemand lähmte ihn: der ferne Widerpart. Dessen Unterbewusst sein sich partout auf eine Flottenuni form versteifte! Sosehr sich Agrester anstrengte, we der konnte er den lästigen, sturen Brems klotz abschütteln noch dessen Aufent haltsort feststellen. Die rudimentäre Kommunikation verlief bis jetzt einsei tig. Abgesehen davon ließ sich mit einem Träumenden wohl schwerlich diskutie ren. Und die Zeit vertickte ... Es gab nur einen Weg, die Erstarrung zu lösen. Um den Bann zu durchbrechen, musste Agrester die seltsame Mentalver bindung in der Gegenrichtung nutzen – und den anderen wachrütteln, auch wenn dieser sich dagegen wehrte. Dergleichen hatte er noch nie ver sucht. Er wusste nicht einmal ansatz weise, ob er es konnte. Aber ein Stalwart war mächtig, und er hatte TALIN AN THURESTA hinter sich. Agrester zapfte mehr, viel mehr Ener gie, bündelte sie – und schleuderte sie,
kanalisiert durch die »Zündschnur«, dem Fremden entgegen. 4. Die Vision Ramoz zuckte zusammen und fauchte anklagend, als hätte ihn ein Peitschen hieb getroffen. »Was ist los mit dir, Kleiner?« Mondra Diamond beugte sich zu dem Luchsähn lichen hinunter und tätschelte ihm sanft den Hals. Er beruhigte sich nach wenigen Se kunden wieder. Trotzdem nahm Mondra sich vor, ihn im Auge zu behalten und allgemein besonders wachsam zu sein. Sie kannte das halbintelligente Tier gut genug, um zu wissen, dass es für sein ungewöhnliches Benehmen einen kon kreten Grund geben musste. Aber wel chen? Ramoz hatte schon mehrfach vor einem unmittelbar drohenden Angriff gewarnt. Allerdings war er in diesen Fällen nicht so rasch zu besänftigen ge wesen. Wurden sie beobachtet – und wenn, von wem oder was? Spürte er vielleicht, dass ein weiteres Wesen wie Fogudare erwacht war? Oder ein zweites Kristallgeschöpf wie dieser Clun’stal? * Die riesige Halle mit der Maschinen stadt, die sie vor Kurzem hinter sich ge lassen hatten, war Teil einer Ebene in 1396 Kilometern Tiefe unter der Han delssternoberfläche. Aus anderer Per spektive: 124 Kilometer oberhalb des geometrischen Mittelpunkts. Nicht sonderlich weit entfernt, aller dings knapp dreißig Kilometer tiefer und näher am Zentrum des Molochs, be fand sich ein Transferdeck mit einem einzelnen Transferkamin. Von dort aus
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war Perry Rhodan zu einer der zwanzig tausend Scheibenwelten aufgebrochen. Etwa auf gleicher Höhe lagen, um einige Kilometer seitlich versetzt, der »Fried hof« der Abertausenden versteinerten Anthurianer sowie Fogudares Kaverne. Je weiter die Gleiter und Shifts sich nach unten vorarbeiteten, desto mehr erinnerte die Umgebung Mondra an eine erstarrte Masse, wie erkaltete Lava, überzogen von Furchen, Falten, Spalten und schneckenartigen Windungen. Auch der Vergleich mit einem überdimensio nierten, fossilen Korallenstock drängte sich auf. In den Höhlendomen dazwischen er weckten sonderbare raumschiffgroße Konglomerate biomechanischer Appa raturen den Eindruck, sie lägen bereits Jahrhunderttausende im Dornröschen schlaf. Andere Saalfluchten wurden von einer bemerkenswert strengen Architek tur geprägt. In diesen folgte alles dem strikten Ver hältnis 1 zu 4 zu 9 in Höhe, Breite und Länge. Wie mit dem Lineal gezogen wa ren sämtliche Formen. Die Kanten der blausilbern glänzenden Aufbauten wirkten so scharf, als könnten sie durch die Polymergel-Spiralfasern des SE RUN-Bindegewebes schneiden wie durch hauchzarten Tüll. Bei einer früheren Gelegenheit hatte Perry – an den Mondra mit Sehnsucht dachte – vermutet, die Anthurianer hät ten mit Formen und Materialien experi mentiert und dabei die Grenzen der Physik ausgelotet. Womöglich würden genauere Analysen ergeben, dass bis hinab zur Molekularebene exakt gebaut worden war ... Wiederum andere Bereiche ähnelten dem Inneren von Polyport-Höfen. Form energie kam zum Einsatz. Die Farbe von Bernstein, mit einem edel wirkenden Schimmer, bestimmte die Optik. Technische Geräte, deren Funktionen sich kaum einmal erkennen ließen, wa ren in weich geformten Kästen aus blau
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grau-silbernem Material verkapselt. Aber vieles erschien in TALIN AN THURESTA ein wenig klobiger, unaus gereifter – während direkt daneben wie derum feingliedrige Konstruktionen zu sehen waren, die vielleicht einer spä teren Entwicklungslinie entstammten. Mondras Gefühl verstärkte sich, dass der Handelsstern extrem alt sein musste; möglicherweise sogar der allererste, den die Anthurianer seinerzeit errichtet hat ten. * »Geht es dir gut?«, fragte Girlen Che tuphoy, die Medikerin. Sie war Mondra nicht von der Seite gewichen und leiste te ihr jetzt im Kommandobereich des LUPUS-Shifts Gesellschaft. »Den Umständen entsprechend, ja.« Mondra senkte den Blick vom Außen bord-Holo zu Ramoz, der entspannt zwi schen ihren Stiefeln döste. »Und ihm ebenfalls, glaube ich.« »Veterinärin bin ich nur im Drittfach«, sagte Girlen mit einem entschuldigenden Lächeln. Nach einer Pause räusperte sie sich. »Du hast von einer Vision gesprochen, aber dann nichts darüber erzählt.« »Stimmt, das bin ich euch noch schul dig. Ich wollte die Besprechung nicht zu sehr in die Länge ziehen.« »Sondern lieber losgondeln. Weil die Untätigkeit an unserem ohnehin löch rigen Nervenkostüm zerrte.« Mondra lachte. »Lass mich raten – Zweitfach Psychologie?« »Nein, militärische Personenführung mit Spezialisierung auf KleingruppenTaktik. Aber so weit daneben lagst du nicht.« »Na schön, bringen wir’s hinter uns.« Mondra wies die Bordpositronik an, ih ren Bericht aufzuzeichnen und danach allen Mitgliedern des Einsatzteams zu gänglich zu machen. »Wie allgemein bekannt, haben wir
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die Anthurianer-Versteinerungen unter sucht«, begann sie, »als ein psimateriel ler Schneekristall erschien und bald wieder verschwand. Pral trennte sein Bewusstsein vom Körper, fand aber nichts heraus. Mir öff neten sich Erinnerungen von Kintradim Crux, den Architekten des Chaotenders ZENTAPHER, sowie von seinem Gegen spieler Torr Samaho, dem Mörder prinzen und späteren Diener der Mate rie. Ramoz führte mich zurück zur Ma schinenstadt. Tja, und dort ...« * Sie war in Ohnmacht gefallen, in Dunkelheit, aus der sich irgendwann ein vertrautes Gesicht schälte: markant ge schnitten, freundlich, mit blaugrün schimmernden Pupillen und sandfar benem Haar ... Homunk. Seines Zeichens Bote und Sprachrohr von ES. Mondras Vision versetzte sie nach Wanderer, dem Stammsitz der Superin telligenz; und zurück ins erste Drittel dieses Jahres. Als sie volle 45 Tage, vom 24. Januar bis zum 10. März, auf Perry Rhodan gewartet hatte, ohne sich hin terher daran zu erinnern, was in jenen Wochen geschehen war. Ihre Vision füllte diese Gedächtnislü cke – beinahe, als würde ruckartig ein Sperrriegel zur Seite geschoben, und unversehens öffnete sich eine Schleuse. Damals, erfuhr Mondra, besuchte sie oft die Halle der 1000 Aufgaben, genau genommen: deren Nachbildung oder, wenn man so wollte, Echo auf Wanderer. Sie beschäftigte sich mit den in der Hal le ausgestellten mysteriösen Kartuschen, von denen insbesondere drei ihre Auf merksamkeit erregten. Zahlreiche Tage grübelte sie darüber, ohne deren Bedeutung ergründen zu können. Obwohl ihr manchmal eine Pro jektion Geoffry Abel Waringers, des ge
nialen Wissenschaftlers und einstigen Schwiegersohns von Perry Rhodan, be hilflich war, fand sie keine Lösung. »Am Ende wurden wir überfallartig attackiert«, schloss Mondra Diamond. »Anscheinend von Stardust-Terranern. Wir flüchteten. Dann stand ich wieder auf dem Zentralplatz von Ambur-Kar bush, der echten Maschinenstadt. Ho munk bewegte seine Lippen. Aber ich konnte nicht hören, was er mir sagen wollte.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich ver stand ihn nicht, keine einzige Silbe. Schließlich gab er es auf, drehte sich mit eckigen Bewegungen um und war weg. Stückweise verschwand auch die Umge bung. Ich sank zurück in Dunkelheit. – Aufzeichnung beenden.« * »Und?«, fragte Girlen. »Wie, und?« »Sei mir nicht bös, aber irgendwo sollte in dieser Geschichte doch eine Pointe verborgen sein.« »Bedaure, ich muss dich enttäuschen. Dann bin ich aufgewacht, weil eine raue Zunge über meine Nase schleckte.« Die Medikerin atmete hörbar aus. »Das war alles?« Ärger stieg in Mondra hoch wie Sod brennen. Sergeant Chetuphoy mochte eine sympathische, scharfsinnige, auf ihren Fachgebieten sattelfeste Frau sein. Aber was es hieß, ständig in Auseinan dersetzungen kosmischer Dimensionen verstrickt zu werden, davon hatte sie keine Ahnung. »Kämpf du dich einmal«, versetzte Mondra schärfer, als sie es beabsichtigt hatte, »mit einer umnachteten Superin telligenz ab, die dir deinen einzigen Sohn genommen hat kurz nach dessen Geburt; übrigens nach einer elf Monate dauernden Schwangerschaft. Dann re den wir weiter.« Girlen schluckte. »Falls ich dich be
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leidigt haben sollte«, sagte sie gedehnt, »bitte ich in aller Form um Entschuldi gung. – Ähem. Möchtest du etwas trin ken?« Zwinkernd tippte sie auf eine der Au ßentaschen ihrer Montur. »Ich habe noch eine halbe Flasche eiskalten Venusischen Sprudel aus meinem Geheimfundus auf der VERNE.« Die kleine Geste nahm Mondra allen Wind aus den Segeln. Ich respektiere dich, drückte sie aus. Aber beachte: Ich kann dir allemal das Wasser reichen. »Gern. Hast recht, ich bin wie ausge dörrt. – Danke dir.« Nachdem sie ihren Durst gestillt hat te, schwiegen sie ein Weilchen.
Sie stockte, beschämt. Welches Recht hatte sie zu lamentieren? Andere schlugen sich seit Jahrtausenden damit herum. Allen voran Perry Rhodan. Schmerzlich wurde Mondra bewusst, wie sehr sie ihn vermisste. Als Mensch, als Mann, als Partner ... »Wie weit noch?«, fragte sie via Kom mandofunk. »Wir sind bald da«, gab Leutnant Maasona zurück, nicht ohne anzufügen: »Sofern nichts dazwischenkommt.«
*
Er kicherte. Anders als mit Galgenhu mor ließ sich diese missliche, abstruse Situation nicht bewältigen. Zuerst hatte ihm der Individualtaster seines SERUNS weisgemacht, er orte kein einziges Lebenszeichen an Bord der JULES VERNE. Dann, nachdem Julian Tifflor daran herumgebastelt, das Gerät mit dem Kabinen-Terminal kurzge schlossen und zu schlechter Letzt mit den Fäusten darauf eingedroschen hat te, zeigte es zwei Intelligenzwesen an. Zwei. Ein Signal stand für ihn selbst. So viel erkannte er anhand der Positionsanga be. Das andere irrlichterte zwei Decks tiefer herum. Sprunghaft. Mal verharrte es minutenlang, mal erlosch es, um da nach mehrere Meter vom vorigen Stand ort entfernt wieder aufzuglimmen. Okay. Ruhig, ganz ruhig. Für jedes Phänomen gibt es eine Erklärung. Man muss sie nur finden. Der Reihe nach. Das Wichtigste zu erst: Die VERNE war keine Gruft. Zu mindest eine der vermeintlichen Leichen – Tiff selbst – war von den Toten aufer standen. Und eine zweite, nun denn ... so ir gendwie. Halb. Wissenschaftlicher aus
Draußen vor dem Fenster, das in Wirk lichkeit ein Holo war, zogen die surre alen Formationen des Handelssterns vorbei. »ES hat mir die Vision geschickt«, setzte Mondra fort, »weil mir die Super intelligenz etwas sagen wollte. Nur weiß ich bislang nichts mit diesem Hinweis anzufangen.« »Und das belastet dich.« »Es nervt. ES nervt.« »Amnesie«, sagte Girlen versonnen, »entwickelt sich irgendwie zu einem Leitmotiv. Ich meine, zuerst der Kris tallmann, der kaum noch wusste, wie er heißt. Deine Erlebnisse. Nicht zu verges sen – ha!, schon wieder vergessen – der Anthurianer Fogudare, dem mehr als ei ne Tasse im Schrank gefehlt hat ...« »Ich kenne diese Spielchen.« Mondra seufzte. »Und glaub mir, andere Hohe Entitäten sind keinen Deut besser. Stets lassen sie ihr Wissen nur tröpfchenweise auf die unteren Ebenen durchsickern.« »Oberstes Geheimhaltungsprinzip: Wer nichts weiß, kann nichts verraten.« »Mit diesem Argument reden wir’s uns erträglich. Trotzdem, schön lang sam ...«
5. Zwei rote Punkte
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gedrückt: in der Phase des verzögerten Erwachens begriffen. Blödsinn, korrigierte Tiff sich gleich wieder. Dass er einigermaßen bei Sinnen war, verdankte er einzig und allein seinem Zellaktivator. Der Chip hatte ihn gera dezu wach gegeißelt. Immer noch heizte er ihn auf, po chend, intensiv trommelnd, als gäbe es ansonsten kein Morgen. Womit das blö de Ding aller Wahrscheinlichkeit nach richtig lag. * Fakt war jedoch, dass sich zurzeit kein anderer Zellaktivatorträger an Bord der VERNE aufhielt. Oder? Rhodan, dachte er mit einer kurzen, eu phorischen Aufwallung. Perry ist an Bord zurückgekehrt. Er hat einen Weg gefun den, das Fesselfeld zu durchdringen! Aber warum meldete er sich nicht? Warum suchte er keinen Kontakt zu sei nem notorischen Platzhalter? Lag es am Technikausfall? Traumtänzer!, schalt sich Tiff. Schmink dir dein Wunschdenken ab. Perry Rhodan ist weit, weit weg. Dies mal holt er nicht in letzter Sekunde die Kastanien aus dem Feuer. Das musst du schon selber erledigen. Gut. Oder auch nicht gut. Zurück zum Anfang seiner Überle gungen. Auf dem Display des Individu altasters pulsierten zwei rote Punkte. Einer, der statische, war er. Für wen blinkte das andere, immer wieder er mattende Lichtlein? Wieso wurde diese Person überhaupt geortet, die rund zweitausend restlichen Besatzungsmit glieder jedoch nicht? Tifflor schloss seinen volltranspa renten Folienfalthelm und stürmte hin aus in den Korridor. *
Überall fand er leblose Körper. Sie hatten Namen. Tiff kannte sie gut. Marin Pecker, der Leiter der Abtei lung Funk und Ortung, war aus dem Schatten von Shaline Prextel getreten, als diese zusammen mit der JV-1 den Schiffsverbund verließ. Der Junge, ein Energiebündel durch und durch, sprach schnell und gestikulierte viel dabei. Im mer schien er Ameisen in den Hosen zu haben. Jetzt lag Marin regungslos da, einen spindeldürren Arm nach der Kabinentür ausgestreckt, die er nicht mehr erreicht hatte; wie drapiert, als Mahnmal der Vergeblichkeit. Ein paar Meter weiter saß Dunalde Egger, den Rücken an die Wand gelehnt, die langen Beine gespreizt. Das präg nante Pferdegesicht des Positronikers war so aschgrau wie seine Haare. In der Gangnische dahinter kauerte Alisha Grasnic vor einem toten Termi nal. Die resolute, scharfzüngige Chefin der Bordklinik hatte, bevor sie auf der JULES VERNE anheuerte, mehre re Jahrzehnte beim »Medizinischen Hilfsdienst des Galaktikums« gearbei tet. Nun benötigte sie selbst Hilfe – die Tifflor ihr nicht geben konnte. Bald hörte er damit auf, die MedoEinheiten der jeweiligen SERUNS zu konsultieren. Sie waren hoffnungslos überfordert und lieferten einerseits wi dersprüchliche Daten, andererseits wie derholte sich ihre behelfsmäßige Dia gnose nahezu wortgleich. Von unbekanntem Außeneinfluss in duziertes, plötzlich eingetretenes künst liches Koma. Verlangsamung der Stoff wechselfunktionen bis hart an der Schwelle zum Exitus. Injizierte Aufputschmittel erzielten keine Wirkung. Die SERUNS vermoch ten lediglich, ihre Träger vor Unterküh lung, Unterernährung oder lagebe dingten Muskelkrämpfen zu schützen.
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So schwach waren die Lebenszeichen der Ohnmächtigen, dass sie sich sogar aus einer Distanz von wenigen Metern nicht zweifelsfrei orten ließen. Nur das eine Signal aus dem Unterdeck 11-2, auf dem sich auch das Galerie-Level der Zentrale befand, blieb einigermaßen deutlich. Für wen stand es? Rhodan? Wer sonst war der andere? * Er kam zum Antigravschacht und wollte gerade hineinsteigen, als ihm et was einfiel. Julian Tifflor entnahm einer Tasche seines Anzugs einen Konzentratriegel und warf ihn in den Schacht. Der Riegel stürzte wie ein Stein in die Tiefe. Puh. Auch die Antigravschächte funktio nierten also nicht. Tief durchatmend, wandte sich Tiff zur Notwendeltreppe, die kreisförmig um Haupt-Personenan tigrav und Expresslift verlief. Weil er einerseits nicht auf die Technik vertrau en durfte, sich andererseits aber auch nicht aller Hilfen entblößen wollte, schaltete er den Gravo-Pak auf eine schwache Stufe, die ihm nur das Steigen erleichterte, ohne ihn schweben zu las sen. Er musste davon ausgehen, dass es sich um einen Angriff auf die JULES VERNE handelte. Das Schiff war zum Handelsstern verschlagen worden, und dieser hatte es wohl als Bedrohung re gistriert und darauf reagiert. In dieser Hinsicht ließ das Fesselfeld keine Zweifel offen. Bewirkte es auch die sonderbare Betäubung der Besat zung? Oder hatte da der gewaltige, in nerhalb der Sonnentarnung tobende Psi-Sturm seine Tatzen im Spiel? So oder so bekamen sie es mit einer weit überlegenen, sehr zweck- und er gebnisorientierten Technik zu tun. Sie hatte die JULES VERNE vollkommen
handlungsunfähig gemacht, aber die Be satzung nicht getötet. Noch nicht ... Tiff betrat die Nottreppe und stapfte die Stufen hinunter. Schon beim vierten Schritt wäre er beinahe gestürzt. Er stieß einen Fluch aus. Das GravoPak seines SERUNS hatte ohne vorhe rige Warnung den Geist aufgegeben. Somit wog der kombinierte Schutz- und Kampfanzug vom Typ »Warrior III« gu te 25 Kilogramm, die von der Muskel verstärkung in den unteren Gewebe schichten nur mangelhaft kompensiert wurden. Mit größter Mühe schleppte Tiff sich bis zum Treppenabsatz des nächsten Decks. Weiter kam er nicht. Er wollte nur kurz verschnaufen, sich ein paar Sekunden an die Wand lehnen, rutschte jedoch daran herunter. Die Mattigkeit übermannte ihn. Obwohl er sich mit aller Kraft zu wehren versuchte, kam er nicht dagegen an. Julian Tifflor wurde nicht ohnmäch tig und schlief auch nicht ein. Aber er sackte zu Boden und fiel in einen Zu stand der Trance, die ihn dahindäm mern ließ und an jeder bewussten Bewe gung hinderte. Sein Zellaktivator ratterte wie die nicht enden wollende Salve einer alter tümlichen Maschinenpistole. 6. Sterbende Schwäne »Wärmeemissionen?«, fragte Staffel kommandeurin Klu-Ntsen DiAchal. »Welcher Natur?« Leutnant Togajan projizierte ein holo grafisches Diagramm, das sofort zu fla ckern begann und nach wenigen Augen blicken in sich zusammenfiel. Der von Antrus IV aus dem Plejadenbund stam mende Kybernetiker errötete. »Bedaure, Oberleutnant.« »Schilder’s uns einfach, Jogi-Bär. Oh
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ne allzu viel Fachchinesisch, wenn’s geht.« »Mehrere der zur Naherkundung aus geschwärmten, kegelförmigen Kampf roboter«, erläuterte Togajan, »hatten Wärmestrahlung angemessen, die auf kleine, schnell bewegliche Flugobjekte hindeutete.« »Minisonden? Kameradrohnen?« »Gut möglich, ja.« »Gab es normaloptische Sichtun gen?« »Negativ. Meine TARAS fingen auch keinen Funkverkehr auf, was allerdings an ihren sich häufenden Funktionsstö rungen liegen könnte.« Der Leutnant, ein athletisch gebauter, an sich recht attraktiver Mann mit ho hen Backenknochen in einem kantigen Gesicht, wirkte todunglücklich. Dass »seine« Roboter »kränkelten«, setzte ihm sichtlich mehr zu als die eigenen Un pässlichkeiten. Klu-Ntsen dankte ihm für die promp te Meldung. »Weiter beobachten! – Je denfalls sollten wir uns mit dem Gedan ken anfreunden, dass auch wir beobach tet werden.«
der Außenseiten seiner Beine. Wie im mer lag auf dem halbmateriellen Wesen ein Lichteffekt, als würde es von einer unsichtbaren Sonne beschienen, die ihn aus einem anderen Kontinuum heraus anstrahlte. »Du warst ... bist Transfer-Opera tor des Polyport-Netzes«, erinnerte KluNtsen. »Hast du niemals mit Spionson den oder dergleichen Überwachungs technik hantiert?« »Nein.« »Sind sie dir wenigstens theoretisch als Teil der Ausstattung von PolyportHöfen oder Handelssternen bekannt?« Abermals verneinte der HalbspurChangeur. »Es tut mir leid, ich weiß nichts darüber.« »Na prima. – Jogi-Bär, sämtliche ein satzbereiten TARAS bilden einen Si cherheitsring um unsere Fahrzeuge!«, ordnete Klu-Ntsen an. »Zurückhaltend agieren. Wenn es gelingt, die Verfolger dingfest zu machen, umso besser, aber vorrangig ist es, den Schutz des Gruppe zu gewährleisten.« Togajan bestätigte den Befehl und machte sich an dessen Ausführung.
*
*
Sie wandte sich an Akika Urismaki um Rat. Der weniger als einen Meter klei ne, dunkelhäutige Humanoide hob die schmalen Schultern. »Ich gestehe, nicht zu wissen, was in einem solchen Fall am besten zu tun wäre. Militärische Ent scheidungen sind, wie ihr Terraner sagt, nicht mein Ding, sind nie das Ding der Halbspur-Changeure gewesen.« Er sah aus großen, feucht schim mernden Augen zu Klu-Ntsen hoch. »Du hast diesbezüglich ungleich mehr Erfah rung. Ich überlasse dir die Entschei dung.« Urismaki trug blütenweiße Schutz kleidung mit golden schimmernden Ap plikationen an den Armen sowie entlang
Echte Zitronen, dachte Golo Serendi pitus. Ich brauche den Saft echter Zitro nen, damit die Baisermasse der Pavlova innen weich bleibt. Und Passionsfrüchte zum Füllen. Ganz klassisch. Die Sahne schlage ich selbstverständlich von Hand steif ... »Mann, hör auf zu schmatzen!«, tadel te Kar. »Nicht auszuhalten, das Gezuz le.« »Solltest du nicht unter deinem Trak tor liegen und die Kettenglieder ölen, Sandzwerg?«, gab Golo zurück, mür risch, weil er aus seinem Tagtraum ge rissen worden war. »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte – mein ›Blonder Schwan‹ ist kein öder Shift mit Gleisketten-Modul,
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sondern ein CYGNUS in KampfgleiterAusführung. Sonst könnte ich ihn nicht auf eine Höchstgeschwindigkeit von über hunderttausend Kilometern pro Stunde treiben, du Ignorant!« »Aber nur im freien All. Während sich hier herinnen seine Leistungsfähigkeit eher im freien Fall befindet. Wortspiel beabsichtigt.« »Sehr witzig.« »Dein Schwan wird immer mehr zum hässlichen Entlein«, setzte Golo noch eins drauf. Er schwenkte den Kontursitz zurück in aufrechte Position. »Was geht ab? Hab ich was versäumt?« * Die mutmaßlichen Mini-Sonden, in formierte ihn der Marsianer, waren wie der verschwunden. »Falls sie überhaupt jemals um uns rumgeschwirrt sind. Keins der Ortungs systeme hat eine weitere Spur von ihnen entdeckt. Ich sage dir, die TARAS spin nen inzwischen mindestens so sehr wie ihr Bärenpapa.« »Dann bin ich ja beruhigt. Over.« Wer erstmals eine Pavlova kreiert hat te, darüber stritten Australier und Neu seeländer seit Urzeiten. Die Maori be haupteten, sie hätten den Namen nach weislich bereits 1927 alter Zeitrechnung benutzt, wenngleich für eine andere Süßspeise. Unzählige Experten von der Austra lischen Akademie der Wissenschaften favorisierten eine andere Version: Der deutschstämmige Küchenchef des Ho tels Esplanade in Perth, ein gewisser Herbert Sachse, habe diese Torte im Jahr 1935 alter Zeitrechnung erfunden und der russischen Primaballerina Anna Pawlowa gewidmet, die mit dem Tanz solo des »Sterbenden Schwans« berühmt geworden war. Sollten in den hydroponischen Gärten der VERNE gerade keine Passionsfrüch
te reif sein, überlegte Golo besorgt, bin ich natürlich der Gelackmeierte. Erd-, Him-, Brom- oder Heidelbeeren stehen nicht zur Debatte. Kiwis sowieso nicht, diese doofen, aufgeblasenen Stachelbee ren geben zu wenig Saft. Mit arpho nischen Zimtschimmlingen könnte ich’s probieren, das wäre gar keine schlechte Idee, die Säure verursacht ein lustiges Prickeln auf der Zunge, hmmm... Erneut störte ihn ein Funkspruch. Go lo war nahe daran, den Empfänger ab zuschalten. »Die Rast wird verlängert«, verkünde te Oberleutnant DiAchal. »An einen Aufbruch ist vorläufig nicht zu denken, wir verzeichnen zu viele Ausfälle bei der Technik. Der Psi-Orkan dreht auf wie nie zuvor ...« Ein Britzeln in den Kopfhörern über lagerte ihre raue Stimme. »...liche War nung: Das Warten könnte Gift für uns sein. Sämtliche Team-Mitglieder sind angehalten, unter Aufbietung aller per sönlichen Psycho-Techniken das Wach bewusstsein zu bewahren.« Red du nur, dachte Golo Serendipitus. Er machte es sich im Kontursessel be quem. Der Trick ist, wie man die Tempe ratur des Backofens reguliert. Anfangs volle Pulle, nach zehn Minuten aber ra dikal zurückdrehen, Klappe auf, zwecks Frischluftzufuhr, und dann ... 7. Schatten und Gespinste Jemand schoss. Es ging alles so schnell, dass Mondra die Reihenfolge der Ereignisse erst hin terher, nach vergleichendem Studium der diversen Aufzeichnungen, rekons truieren konnte. Ramoz knurrte laut. Er hatte schon länger nervös gewirkt, wie auch Pral in den letzten Minuten ungewöhnlich oft mit den Füßen gescharrt hatte. Auf Mondras Anfragen reagierte der Schat
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tenmaahk ausweichend und verzögert, als wäre er mit den Gedanken überall, nur nicht im Hier und Jetzt. Zwei TARAS fuhren ihre Waffenarme aus und justierten sie auf ein gemein sames Ziel. Letztlich war es jedoch Ser geant Valrom Farji, der eine DOLOMMissile aus dem Waffenturm seines Shifts abfeuerte. Die Sprengwirkung von einer Kilo tonne Vergleichs-TNT pulverisierte den Stützpfeiler, an dem der Gefechtskörper aufschlug, und fräste durch die kulis senartig verschachtelte Szenerie eine schwarze Röhre, die in einem schwelen den Krater endete. Unwillkürlich duckte sich Mondra, die Hände auf den Helm gelegt. Aber nichts Katastrophales folgte. Kein Ge wölbe stürzte über ihnen zusammen, keine tragende Struktur wurde erschüt tert. * Leutnant Maasona berief den Übeltä ter zum Rapport. »Was hast du dir dabei gedacht?« »Gar nichts, Kommandantin. Ich sah eine Bewegung, einen Schatten. Ehrlich! Da war was. Sonst hätte es auch keinen bewegten Schatten gegeben, oder? Also muss etwas vorhanden gewesen sein. Darauf habe ich gezielt.« Der korpulente Nahkampf- und Waf fenspezialist hyperventilierte. Die Wan gen seines Vollmondgesichts waren ein gefallen, sein linker Unterschenkel zuckte unkontrolliert. »Abtreten lassen!«, raunte Mondra Diamond. »Er kann nichts dafür. Wir al le wandeln an der Grenze zum Irrsinn.« Die Datenauswertung ergab, dass auch die TARAS eine diffuse Bewegung registriert hatten. »Staubpartikel in der Luft«, sagte Grom Gora. »Seht her. Da ... und da ... und da ... Wären es unsere Leute gewe sen, würde ich meinen, der Effekt wurde
durch ein nicht perfekt eingestelltes De flektorfeld hervorgerufen.« »Wir sind also nicht allein hier un ten?«, fragte Mondra. »Ich würde, wie mein Schwippschwa ger zu sagen pflegt, glatt den jungfräu lichen Unterrock meiner Mutter darauf verwetten.« Mondra überging den letzten Satz. Mit den berüchtigt blumigen Redens arten der Dookies kannte sie sich nicht sonderlich aus. »Weiter!«, befahl sie. * Sie wurden, so schien es, belauert. Von wem? Von irgendwelchen aus der Spur geratenen, automatischen Über wachungsmechanismen? Konnte es sein, dass die Wirkung des draußen tobenden Psi-Sturms nun auch auf die Technik des Handelssterns über griff? Das wären alles andere als erfreuliche Aussichten ... Während sie und Masoona die Raum soldaten und TARAS reorganisierten, bemerkte Mondra, dass Pral wie erstarrt stehen geblieben war und sich nicht mehr rührte. Im ersten Augenblick befürchtete Mondra, mit seinem Raumanzug wäre etwas nicht in Ordnung. Doch das hät ten die Außenanzeigen mitgeteilt, und diese konstatierten: Alle Systeme nor mal. Für den Fall, dass der Wasserstoff, den Pral einatmete, mangelhaft von seinen Anzugsystemen aufbereitet wurde, gab es außerdem an Bord der Fahrzeuge ge nügend Ersatztanks. Prals seltsam unmotiviertes Verhalten musste einen anderen Grund haben. Hatte der Schattenmaahk seinen Geist vom Körper getrennt? Aber warum – und wieso ohne Voran kündigung? Oder wurde er dazu ge zwungen?
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Von wem? Mondras Gedanken überschlugen sich. Gab es etwa doch einen zweiten le benden Anthurianer in TALIN AN THURESTA? Einen, von dem Clun’stal, der ja nun wahrlich kein Gedächtnis künstler war, nichts – mehr – wusste? * »Nein«, beantwortete Pral die wieder holt an ihn gerichtete Frage, nachdem das Leben in ihn zurückgekehrt war. Nein, es befand sich kein zweiter An thurianer im Handelsstern. Aber könnte es möglich sein, dass Fogudare gar nicht tot war? Der Schattenmaahk glaubte, ihn wahrgenommen zu haben. Nicht körper lich, sondern als geistige Präsenz. Und noch mehr ... Ein schier unend liches Gebilde, das Pral nur unzurei chend beschreiben konnte. Es war sehr viel umfangreicher als jenes, das er frü her geespert hatte. »Damals empfand ich die Grenze der Hülle als undurchdringlich, weil mir die Psi-Dichte am größten erschien. Das Psi-Gewitter, das glitzergrüne Meer ...« Seine Stimme verebbte. Der Laut sprecher des Anzugs produzierte nur noch Rauschen. Mondra stellte sich auf die Zehenspit zen und rüttelte Pral an der Schulter. »Grek Eins!«, rief sie. »Komm zu dir, kehr zurück zu uns. Was hast du gese hen?« * »Hier«, stammelte der Schatten maahk, »hier drinnen ... entspringt ein weit über TALIN ANTHURESTA hin ausreichendes Netz.« »Ein Netz.« »Das sich durch Raum und Zeit er streckt, für mich jedoch unzugänglich ist. Denn seine maßgebliche Ausdeh nung befindet sich ganz ohne Zweifel
außerhalb dieser ungeheuerlichen und doch beschränkten Sphäre.« Mondra spannte sich. Sie fühlte sich an das natürliche Psionische Netz erin nert, welches das Multiversum durch zog, manchmal nutzbar, andernorts nicht. »Was hat das mit Fogudare zu tun?« »Für ihn gilt diese Unzugänglichkeit nicht«, antwortete Pral träumerisch. »Falls ich seinen Geist tatsächlich ge streift habe, lebt er in ebenjenem Ge spinst weiter.« »Du bist dir sicher?« »Keineswegs.« Er glaubte erkannt zu haben, erklärte der Grek 1 der Schattenmaahks, dass das erwähnte Netzgespinst in TALIN ANTHURESTA eine besondere Dichte aufwies, eine Art Knoten. Eine Zusam menballung, die einerseits die gesamte Sphäre der Welt der 20.000 Welten um fasste, andererseits aber gerade hier im Handelsstern nochmals eine besondere Konzentration oder Verdichtung er reichte. »Was bedeutet ...?«, fragte Mondra, der klar war, dass Pral nach für sie ver ständlichen Umschreibungen rang. In gewisser Weise würde ein Knoten punkt des Psionischen Netzes zu den beobachteten Phänomenen passen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, dachte sie. Die hohe Konzentration von Psi-Materie, der hyperphysikalische Taifun ... Die gängigen Theorien postulierten, dass es beim Psionischen Netz – abhän gig von der Energiekonzentration – auf natürlichem Wege zu »Teilverstoffli chungen« kommen konnte, sprich: der Bildung von Psi-Materie. »Ich werde später einen weiteren Ver such unternehmen«, versprach Pral. »Wenn ich mich regeneriert habe.« Er klappte zusammen, wobei er mit dem Helm an eine Konsole stieß. Lang sam schlossen sich die halbkreisför migen Schlitzpupillen der vier runden,
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an der Oberkante seines grauen, vierzig Zentimeter dicken Schädels sitzenden Augen. Mondra kniete sich zu dem Schatten maahk und rief die Lebenserhaltungs anzeigen seines Schutzanzugs ab. Es bestand keine Gefahr, jedoch würde Pral einige Stunden Ruhe benötigen. Sie ließ seinen voluminösen Leib mit tels Traktorstrahlern anheben und ihn auf eine Liege betten. Dann flogen sie weiter Richtung Zentrum. Die Architektur wurde immer fremd artiger und zugleich »organischer«. Nach rund fünfzig Kilometern Vorstoß in die Tiefe öffnete sich das geschwun gene, aus der Distanz fragil wirkende, dreidimensional verschlungene Geflecht zu einem einzigen gewaltigen Hohl raum. Mondra stockte der Atem. Sie sah das Herz des Wunders von An thuresta. Zwischenspiel: Die Befreiung Er brüllte, sprang herum, führte einen wahren Veitstanz auf. Als habe sich ein Kübel voller Eiswas ser über ihn ergossen, war er jählings aus der vermeintlichen Geborgenheit seiner Albträume befreit worden. Aber zur Ruhe kam er nicht, wie auch. Ganz im Gegenteil. Was in ihm verborgen gewesen war und mit ihm geschlummert hatte, brach sich Bahn. Das Monstrum reckte sich aus seiner Stirn hervor, schnupperte, witterte gierig, tauchte ein in das neu entdeckte Netzwerk aus Strömen, Kraft feldern, Strahlungen und anderen Er scheinungen energetisch konventioneller wie übergeordneter Art. Agresters Kristallgeflecht vibrierte vom Widerhall des Ansturms. Das hatte er nicht gewollt! Der andere, den er aufgeweckt hatte,
sollte Einsicht zeigen, Frieden geben, freiwillig die Bindung lösen. Doch die sen Gefallen tat er dem Stalwart nicht. Stattdessen überschwemmte er ihn, sich selbst, sie beide, mit einer gehetzten Abfolge von Anekdoten. Reifeprüfung. Mit Auszeichnung be standen. Drei Stunden später wegen Volltrunkenheit der Schule verwiesen. Hoch erhobenen Hauptes abgegan gen: »Ihr könnt mich alle. Ihr könnt mir alle nichts mehr!« Die Frauen, die er erobert und gleich wieder verstoßen hatte. Die Frau, die den Spieß umdrehte und ihn verließ, mitsamt seinem einzigen Sohn, und ihn in eine Gosse kickte, in der er fast ersof fen wäre ... * Lautlos kreischend versuchte Agres ter, sich der Übermacht der Eindrücke zu erwehren. Vergebens. Die Vorgesetzten, die ihm gut zurede ten. Dass es eine Schande wäre, seine Talente verkümmern zu lassen, schon gar, wenn man die Umstände seiner Her kunft bedachte. Rebellion. Glücksspiel, in den verru fensten Lokalen. Dort Zusammenstöße, leichtsinnig provoziert, aus purem Über mut. Schlägereien. Ein Gefühl der Unbe friedigtheit, weil ihm danach kaum et was wehtat, während die Gegner zu Dutzenden liegen blieben. Agrester hätte viel darum gegeben, sich abkoppeln zu können. Sein Schuss war nach hinten losgegangen. Der ande re überflutete ihn mit einem Kaleidos kop von Momentaufnahmen. Ich erkenne den Attentäter innerhalb einer vielhundertköpfigen Menge. Er geht anders, atmet anders, schwitzt an ders. Ich bin bei ihm, stelle und überwäl tige ihn, bevor er noch den Zündknopf drücken kann. Und fast zugleich: Das Ablenkungs
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manöver hat gewirkt. Die Leibwächter orientieren sich zur falschen Seite hin. Die Zielperson ist ahnungslos. Ich stehe hinter ihr, könnte ihr die Nackenhärchen streicheln. Sie ist hübsch und riecht gut. Beinahe empfinde ich Bedauern, als ich die Injektionsnadel ansetze ...
weitverzweigten Energieströmen ergötz te ... Sich davon in ähnlicher Weise zu näh ren wie Agrester, vermochte er allerdings nicht. Sein wütender organischer Kör per verausgabte sich zusehends. Hierin lag ein Fünkchen Hoffnung ...
*
*
»Hör auf!«, wollte Agrester flehen. »Bitte, hör auf!« Aber eine verbale Kommunikation war von seiner Seite aus unmöglich. Oh ne Aktionskörper konnte er nur basis kodierte Funkimpulse senden wie ans Rechnernetzwerk. Über einen beliebigen Knotenrechner hätte er Interpreter und Lautsprecher ansteuern können. Wenn er gewusst hät te, wo sich sein Gegenpart aufhielt. Jedoch gelang es Agrester nicht, den Fremden zu lokalisieren. Im ganzen Handelsstern fand sich keine Spur von ihm. Der Verdacht, er gehöre zu einer der beiden Gruppen von Eindringlingen, hatte sich nicht bewahrheitet. Zwar tru gen etliche davon Uniformen; aber keine der Personen verhielt sich auch nur an nähernd analog zu den Empfindungen, die auf Agrester einprasselten. Und das mentale Band, das er in Ermangelung einer besseren Bezeichnung »Zünd schnur« nannte, ließ sich mit seinen Mit teln nicht ans andere Ende zurückver folgen. Die Flut der Bilder und Erinnerungs fetzen drohte ihn in den Wahnsinn zu treiben. Umso mehr, als der andere be reits die Selbstbeherrschung verloren hatte. Er schlug blindlings um sich, zerlegte Einrichtungsgegenstände, zerriss Klei dungsstücke und Dekorstoffe. Wie ein Wirbelwind tobte er durch seine Behau sung und die angrenzenden Räume. Während das Monstrum, zu dem er geworden war, sich jauchzend an den
Allmählich ebbte die Brandung der Impressionen ab, bis nur noch einzelne, kaum mehr verständliche Splitter und Gefühlsregungen angeschwemmt ka men. Reue. Scham beim Erkennen des eige nen, sträflich fahrlässigen Verhaltens. Neubeginn, in bewusster Unterordnung unter ein größeres Gemeinsames. Strengste Selbstdisziplin. Fast wurde sein Peiniger Agrester wieder sympathisch ... Abrupt endete die Übertragung. Der Widerpart musste seiner körperlichen Erschöpfung Tribut zollen. Und die Ver bindung – brach ab. Agrester war frei. Jedoch nicht frei von Sorgen. Nun, da er sich endlich voll auf seine Aufgabe konzentrieren konnte, entnahm er dem Informationspool des Hauptrechners, dass TALIN ANTHURESTA als Ganzes bedroht war. * Die Anzeichen für eine allgemeine In stabilität des Wunders von Anthuresta mehrten sich. Ursache hierfür war offenbar eine schon seit langer Zeit bestehende Stö rung in den beiden Psi-Materie-Dispen sern. Mit gravierenden Auswirkungen auf Produktion, Kontrolle und Vertei lung der Psi-Materie! Vor Kurzem, erfuhr der Stalwart, war ein fremdartiges, wie ein Obelisk ge formtes Kleinraumschiff zu einer der Doppelsäulen vorgedrungen. Obwohl
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darin unzweifelhaft die Signatur des Kristallingenieurs Clun’stal identifiziert werden konnte, habe keinerlei korrigie render Eingriff stattgefunden. Vielmehr sei das Raumschiff beim Kontakt mit einer Dispenser-Sonde entmaterialisiert worden und aus TALIN ANTHURESTA verschwunden. Fogudare, der Letzte der Anthurianer, tot. Und, als sei dies nicht genug, jetzt auch noch Clun’stal verschollen ... Niemand war mehr da, der Agrester die Verantwortung abnahm. Alles lag an ihm. Er allein musste die nötigen Ent scheidungen treffen. Und davor schreckte er zurück. Der Stalwart begriff, dass seine la tenten Selbstzweifel durch die Mental verbindung, die ihm das unbekannte dämonische Gegenüber unbewusst auf gezwungen hatte, ins Groteske gestei gert worden waren. Darum hatte er ei nen Aktionskörper nach dem anderen geprüft, keinen für würdig befunden, immer wieder die Auswahl von Neuem begonnen. Selbst jetzt, obwohl ihn nur mehr ein Widerhall des grausigen Erlebnisses bedrückte, verspürte er das Verlangen, Zeit zu schinden, lieber noch ein paar Reparaturen durchzuführen, kleinere, altersbedingte Mängel auszubessern ... Diesmal jedoch kam er darüber hin weg. Agrester schlüpfte in die erstbeste Maske, machte sich die Hülle zu eigen, trat seinen Dienst an und eröffnete die Jagd. 8. Das verschlossene Herz Mondra Diamond hatte schon viel ge sehen, aber das Staunen nicht verlernt. Und hier, vor ihren Augen, wenngleich vollends erfassbar erst durch die sche matischen Darstellungen, die Grom Go ra projizierte, erstreckte sich ein Gebil
de, dessen Gestalt und Dimensionierung allemal Anlass zum Staunen boten. Der Hohlraum im Zentrum des Han delssterns durchmaß 140 Kilometer. Aus dem umhüllenden Geflecht ragten von allen Seiten blausilbern schim mernde, formenergetische Säulen zur Mitte hin. Sie waren jeweils mehrere Kilometer dick. Dennoch wirkten sie filigran in Re lation zu dem Körper, den sie stützten, obwohl er aus eigener Kraft zu schwe ben schien. Auf den ersten Blick handelte es sich um eine kleinere Ausgabe eines Han delssterns. Hier wie dort entsprangen der Oberfläche eines kugeligen Kerns zahlreiche Stachelzapfen. Im Fall des Zentralkörpers waren sie jedoch deut lich schlanker ausgeführt und gingen, sich elegant verjüngend, in die form energetischen Säulen über. Die Kugel hatte einen Radius von knapp mehr als fünfzehn Kilometern. Die 62 spitzkegelförmigen Stachel waren bis zu 6,8 Kilometer hoch. Der Gesamtdurchmesser betrug somit etwa 44 Kilometer. »Wow!«, hauchte Girlen Chetuphoy. »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, sagte Mondra. * Sie flogen mit den Shifts und Kampf gleitern in den Hohlraum ein und nä herten sich vorsichtig der Stachel kugel. Wie Mücken in einer Kathedrale, dachte Mondra. Wobei ich die Größen verhältnisse noch zu unseren Gunsten verniedliche. Aus gebotenem Sicherheitsabstand suchten sie nach Schleusen, Luken oder Hangartoren. Jedoch war nichts derglei chen zu entdecken, auch nicht nach mehrfachen Umkreisungen. Die Form energiesäulen boten ebenfalls keinen Zugang.
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»Ortung?«, fragte Mondra. »Starke energetische Aktivitäten hy perphysikalischer Art im Inneren«, mel dete Leutnant Gora. »Außerdem zucken vereinzelt Entladungen aus den Stachel spitzen in die Säulen. Ich stelle sie für euch blauweiß gezackt dar, seht ihr? Sie verlöschen schon nach wenigen Kilome tern.« »Warum? – Pardon, ich meine, welche Funktion könnten sie erfüllen?« »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Wie wir auf Doo XIII sagen: Die Flatu lenzen des Urgroßonkels sind eine Plage und sorgen doch immer wieder für einen wohltuend dramatischen Effekt.« »Aaah ja. – Hinweise darauf, dass un sere Anwesenheit bemerkt wurde?« »Negativ. Keinerlei eintreffende Or tungsimpulse.« »Solange das so bleibt, forschen wir weiter.« * Stunden verstrichen ergebnislos. Die Mücken schwirrten um den Tabernakel, ohne ein Schlüsselloch zu finden. Schließlich entschloss sich Mondra zu einem direkten Vorstoß – der knapp oberhalb der von den Stachelspitzen ge formten 44-Kilometer-Sphäre unver mittelt gestoppt wurde. Ein golden transparentes Hindernis erschien und entpuppte sich als undurchdringlicher Schutzschirm. Nachdem zwei Dutzend weiterer Ver suche mit jeweils variierten Anflugs-Pa rametern gleichermaßen gescheitert wa ren, richtete Mondra das Wort an den Schattenmaahk. »Es missfällt mir zutiefst, so weit ge kommen zu sein und dann unverrichte ter Dinge umkehren zu müssen. Siehst du eine Chance, dass du als pures Be wusstsein die Barriere durchbrechen könntest?« Pral zögerte mit der Antwort. Er wirkte nicht begeistert.
Wenn dem so wäre, dachte Mondra, hätte er es längst von sich aus vorge schlagen. »Ich bitte dich darum«, sagte sie. »Und sei’s nur, um Gewissheit zu ha ben.« »Diesem Argument beuge ich mich«, erklang es aus dem Anzuglautsprecher des Maahks. »Ich wage das Experiment. Wünscht mir Glück.« Seine Haltung versteifte sich. * Wenige Sekunden später erschlaffte er, schwankte kurz, dann schlug er die vier grün schillernden Augen auf, deren halbkreisförmigen Schlitzpupillen nach vorne und hinten gerichtet waren und ihm eine perfekte Rundumsicht ge währten. Sein Bewusstsein, erklärte er, habe zwar den Körper verlassen, aber ein un bekannter Einfluss habe seine Fähig keiten gehemmt. Es sei ihm nicht gelun gen, den goldenen Schutzschirm zu durchdringen und in die Zentrumskugel zu gelangen. »Ich vermute, dass die Blockade we niger vom Schutzschirm verursacht wird, dessen ultrahochfrequente Struk tur freilich Anteil daran hat, sondern vielmehr von der schon beobachteten Verdichtung des Netzgespinstes, die hier im Zentrum einen besonders dicken Knoten bildet. Weitere An strengungen zu unternehmen, wäre mü ßig.« »Verstehe. Trotzdem danke. Hast du sonst etwas wahrgenommen?« »Den Geist des Anthurianers Fogu dare, meinst du? – Nein. Der Schirm ist so dicht wie der Netzknoten übermäch tig.« Mondra straffte sich. »Okay, sie wol len uns hier nicht. Aber so schnell geben wir nicht auf. Wenn uns dieser Weg ver wehrt bleibt, versuchen wir es eben auf einem anderen.«
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9. Menetekel Er hatte schon so viele Funktionen bekleidet ... Solarmarschall, Oberbefehlshaber der Solaren Flotte. Prätendent des Neuen Einsteinschen Imperiums. Erster Ter raner, jahrhundertelang. Sprecher der Kosmischen Hanse. Residenz-Minister für Außenpolitik der LFT ... Derzeit war er »Sonderbeauftragter des Galaktikums für Hyperkokon- und TRAITOR-Hinterlassenschaften«. Sollte heißen: Er kümmerte sich um die Auf räumarbeiten, um die Trümmer, die von den letzten Invasionen liegen geblieben waren. Wie immer. Perry Rhodan flog in der kosmischen Geschichte herum, vorneweg, als gefei erte Avantgarde. Die Mühen der Ebene verblieben seinen Gefährten, seinen Platzhaltern im Mundanen. Bully und mir, dachte Tiff ironisch. Wir vertreten ihn geduldig, bis der Meis ter einst wiederkommt. In alter Frische, mit der Gloriole des jüngsten Sieges ums Haupt. Irgendwie wurmte ihn das. Es war nicht gerecht, oder? Vor allem aber war es unerträglich, wie er sich in Selbstmitleid suhlte! Julian Tifflor wusste, dass ihm die Nieder geschlagenheit suggeriert wurde, als Nebeneffekt des lähmenden Einflusses. Dies erboste ihn – doch mehr noch die eigene Larmoyanz. Ein Gutes hatte der Ärger: Er half Tiff, ins Leben und in die Realität zu rückzufinden. * Er rappelte sich hoch, blickte aufs Chronometer und hätte sich beinahe wieder hingesetzt. Falls die Anzeige stimmte, hatte er fast 48 Stunden in Dämmertrance verbracht!
Der Zellaktivatorchip brannte und hämmerte. Die Aggregate des SERUNS funktionierten eingeschränkt, spora disch oder gar nicht. Erst nach einer Weile sprang der Individualtaster an. Wie gehabt, waren zwei Lebenszei chen zu erkennen. Beide hatten ihre Po sition nicht wesentlich verändert. Der Unbekannte hielt sich immer noch auf Deck 11-2 auf. Derzeit bewegte er sich nicht. Tapsig stieg Tiff die Notwendeltreppe hinunter. Auf dieser Ebene, einer über dem Äquator der Kugelzelle, befanden sich die Galerie der Zentrale sowie zwei Konferenzsäle. Neben Cafeteria, Messe und Bereitschaftsräumen der ZentraleCrew gab es hier nur wenige Unterkünf te. Sie standen meist leer, da sie für offi zielle Gäste bereitgehalten wurden. Das Signal kam aus einer dieser Ka binen, wenige Dutzend Meter von Tiffs Position an der Treppe entfernt. Im Gang fand er weitere im Koma lie gende Besatzungsmitglieder: Ohliver Allegrement, den Chef der Kreuzerflot tille, der seinen Stammbaum bis ins 19. Jahrhundert alter Zeitrechnung und, wie er sich auszudrücken pflegte, »bis zu einer damaligen Provinz namens Frank reich« zurückführte. Funkspezialist Salomón DeCarruba, drahtig, mit sonnenverbranntem Teint, Bartschatten und glattem kohl schwarzem Haar. Ihm fehlten, so hatte Tiff mit Perry gescherzt, nur ein breiter Sombrero und überkreuzte Patronen gurte zum perfekten Klischeebild des mexikanischen Banditen, wie er zur Grundausstattung der Westernfilme ih rer Jugend gehört hatte. Am Abgang zum COMMAND-Level hockte, zusammengesunken zu einem Häuflein Elend, der Manoler Tharsoon, Leiter der Schiffsverteidigung, nur we nig mehr als einen Meter groß, grünhäu tig, vierarmig. Er trug wie immer eine dunkle Kutte mit spitzer Kapuze über seinem maßge
Clubnachrichten
Vor wor t Werte Leserinnen und Leser, um mich herum weihnachtet es schon stark, aber wenn diese Clubnachrichten erschienen sind, ist sicherlich der Frühling in Sicht ... hoffentlich. Heute viel Text, daher nur eine kurze Einführung. Per aspera ad astra! Euer Hermann Ritter
Nachrichten Empfehlung des Monats: Elfenschrift Das »kleine phantastische Literaturheftchen« mit Na men Elfenschrift 28 ist ein tolles Beispiel dafür, wie ein gedrucktes Fanzine aussehen kann, wenn man Liebe und Zeit hineininvestiert. Das Motto dieses Heftes ist »Sonne, Mond und Sterne«; da passt es dann, dass mit Volkmar Kuhnle ein Astrophysiker eine Geschichte beisteuert. Ansonsten gibt es einen schönen Bericht von Buch messe und BuchmesseCon, Berichte über aktuelle Ausschreibungen, ein paar Rezensionen, Kurzge schichten ... alles in einem super aussehenden Heft mit einem farbigen Cover für kleines Geld. Kaufen! Das Heft kostet 2,50 Euro. Herausgeber ist Ulrike Ste gemann, Stichstraße 6, 31028 Gronau/Leine (im Internet findet man das Heft unter www.elfenschrift. de). Cons Ein wenig Werbung machen möchte ich für den ZeltCon 2011, der vom 19. bis 26. Juni 2011 stattfinden wird. Dort gibt es neben einem Strategiespiel und einer Kultursimulation für die Fantasy-Welt Erkenfara noch »klassische« Rollenspiele (so mit »pen & paper«), aber Live-Rollenspiel-Teile, Diplomatie, Lagerfeuer, Gewan dungen.
Vierwöchentliche Beilage zur PERRY RHODAN-Serie. Ausgabe 453.
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Das Strategiespiel Phönix wird seit mehr als 20 Jahren mit einer fortdauernden Geschichte gespielt: Ritter, Barbaren, Fabelwesen, Barden und Maiden treffen sich auf dem ZeltCon, um gemeinsam um die Vorherr schaft zu kämpfen oder einfach nur Spaß zu haben. Näheres findet man im Internet unter www.erkenfa ra.de oder www.zeltcon.de. Online: Fantasy Die Werke von Klaus-Michael Vent sind Thema von Sumpfgeblubber 78. Der Autor, von dem schon diverse Werke in einschlägig bekannten Publikationen er schienen sind (»Vampir Horror«-Roman und TERRA ASTRA wären zu nennen), bringt hier die Geschichte »Der Hexenjäger«, eine Kurzgeschichte von circa 30 Seiten Länge. Kontakt zum Herausgeber Peter Emmerich erhält man über das Kontaktformular unter http://subs tanz.markt-kn.de. In Fantasia 304e sind Buchbesprechungen zur »phan tastischen Literatur« enthalten, zumindest behauptet das Seite 5. Während der Roman »Contact« aus dem Jahre 1997 zwar Phantastik, wenn auch verjährt ist, so sind einige Titel einfach keine Phantastik, nicht einmal im weitesten Sinn. Erfreulich waren dafür die PERRY RHODAN-Rezensi onen von Hubert Haensels »Die Sterne voller Hass« und »Kosmos Chroniken 2« (beide aus dem Jahr 2003). Wer also bis jetzt nicht wusste, dass die beiden Bücher erschienen sind, der weiß es jetzt. Dass es der EDFC besser kann, beweist er in Fantasie 305e. Mit dem Titel »Aus unserem Leben« werden in Werkschau und launigem Interview Iny Klocke und Elmar H. Wohlrath gewürdigt, die unter vielen anderen Werken Autoren der »Wanderhure« sind. Ein nettes Interview im Garten von Hubert Strassl alias Hugh Walker, ein schöner Text ... danke! So etwas würde man gerne selbst herausgeben. Herausgeber ist der EDFC e.V., Postfach 1371, 94033 Passau (im Internet unter www.edfc.de). Online: Science Fiction Online erscheint die PERRY RHODAN Perspektive 96. Diese erste Online-Ausgabe setzt die Traditionen der Print-Ausgabe fort. Es gibt Besprechungen der PERRY RHODAN-Hefte 2506 bis 2535, eine Würdigung von
PERRY RHODAN 2500 und Informationen über Aktu
elles im Perryversum.
Herunterladen kann man das Heft unter http://down
load.sternenportal.org.
Online: Spiele Mein erster SpielCon in den frühen 80ern wurde vom Amt für öffentliche Unordnung in Darmstadt orga nisiert. Jetzt ist das fast 30 Jahre her, und deren Magazin, das Amtsblatt, erscheint weiterhin, wenn auch online. Die neueste Ausgabe führt dazu, dass zu den bisherigen 22.372 Seiten noch einige dazukom men, immerhin hat man schon 554 Ausgaben ge schafft. Es ist ein Magazin für das, was man früher »Briefspiele« genannt hat. Das begeisternde »Nomic« kenne ich noch aus Studentenzeiten, aber es finden sich ebenso Spie lerezensionen und Unterhaltendes im Blatt. Herausgeber ist Michael Blumöhr (E-Mail: michael@ amt-fuer-oeffentliche-unordnung.de); die E-Mail ist ein unauffälliger Hinweis auf die Homepage des Magazins. Abenteuer & Phantastik Die Abenteuer & Phantastik 81 bietet einen namentlich bekannten Zauberschüler auf dem Cover, und drinnen gibt es einiges zu »Harry Potter« und Konsorten. Aber man findet noch einen Bericht zum neuesten »Nar nia«-Film, Berichte zu den neuen ARD-Märchenfilmen und einen schönen Überblicksartikel namens »Welten wechsel« zu eben jener in und aus phantastischen Welten. Als Beilage gibt es »Das träumende Univer sum«, eine Leseprobe von Uschi Zietsch. Herausgeber ist der Abenteuer Medien Verlag, Jaf festraße 6, 21109 Hamburg (im Internet unter www. abenteuermedien.de). Das Heft kostet 4,50 Euro. Basis 43 Außer einem Überblick über die aktuelle PERRY RHO DAN-Serie und Neuigkeiten aus dem Verlag konnte ich in dem französischsprachigen Fanzine Basis 43 nichts sicher identifizieren. Der Rest scheinen Conberichte, eine Ankündigung für den PERRY RHODAN-WeltCon und Vereinsinterna zu sein. Herausgeber ist wohl Jean-Michael Archimbault,
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seine E-Mail:
[email protected]. Da kann man wegen des Preises der Sendung nach Deutschland nachfragen. Daimorior
Stand auf der Buchmesse, es gibt einen Bericht von Günter Freunek über den Elstercon in Leipzig, man findet Rezensionen zu Fanzines, Filmen und Büchern und wird gut unterhalten – das alles ist Fandom Observer 257. Ein Heft kostet zwei Euro inklusive Porto, Herausgeber ist Martin Kempf, Märkerstraße 27, 63755 Alzenau (im Internet unter www.fandomobserver.de).
Bei dem Fanzine Daimonion’s Sammelsurium 6 ist es nicht nur eine Aufgabe, den Apostroph vor dem »s« zu ignorieren, sondern schon das Entziffern des Namens ist schwierig (ich habe das aus der E-Mail-Adresse gefolgert ... meine erste Lesart findet sich in der Über schrift). Aber das mag daran liegen, dass Fanzines zum Fantasy-Rollenspiel »Midgard« mich nicht völlig in ihren Bann ziehen können. Das liegt sicherlich an Listen wie der »Schatzliste« in diesem Heft, nach der man aus einer Tabelle Schätze bestimmen kann (man würfele ...). So schön »Midgard« als Altvater der Fantasy-Rollen spiel-Szene in Deutschland wichtig ist, so wenig liegt mir das System. Aber wer »Midgard« mag, der wird dieses Fanzine kennen. Herausgeber ist Gunnar Oldenburg, Fuchsloch 8, 20535 Hamburg (E-Mail: sammelsurium@daimo nion.org). Ein Heft kostet 2,50 Euro zuzüglich Ver sand.
Mit dem Thema »Endzeit« beschäftigt sich Die Greifen klaue 7. Ein unterhaltsames Vorwort mit dem Titel »Got tes Zorn und schlechter Geschmack« läutet ein Heft ein, das inhaltlich dieses Thema voll erfüllen kann. Okay, es geht um Rollenspiele, und das Heft ist vom Stil her ein wenig »retro«, will sagen: im Stil der frühen 90er. Mir gefällt so etwas, besonders, da das Heft solide gemacht ist. Schön ist außerdem, dass man zu den Abenteuern die »Handouts« und einiges weiteres Material herunterladen kann. Ein nettes Heft. Herausgeber ist Ingo Schulze, Naumburger Str. 7, 38350 Helmstedt (im Internet unter www.greifen klaue.de). Das Heft kostet drei Euro.
Exterra
Intravenös
Das Titelbild des Jubelbandes Exterra 50 ziert eine bunte Postkarte mit Werbung für den herausgebenden Science Fiction Club Universum (SFCU). Ekkehardt Brux berichtet über irdische Schauplätze bei PERRY RHODAN, Robert Hectors Rede zum ColoniaCon 2010 bietet »Perspektiven für PERRY RHODAN«, und Frank Zeiger bringt einen Werkstattbericht zum PERRY RHO DAN Jahrbuch. Alles ist sehr PERRY RHODAN-lastig, aber das ist da für alles interessant. Was man vermisst, ist ein Rück blick auf 50 Ausgaben Exterra. Aber vielleicht kommt der noch. Die Chefredaktion liegt bei Wolfgang Höfs, Eich haldestraße 3, 72574 Bad Urach (E-Mail: exterra@ sfcu.de). Ein Exemplar kostet zwei Euro zuzüglich Porto.
Die Artikelreihe über die besten TV-Serien aller Zeiten gehört zu den Dingen, die ich im Intravenös 197 be geistert gelesen habe. Dieses Mal ist es »Mord ist ihr Hobby« mit der unvergleichlichen Angela Lansbury. Das ist aber schon der einzige Beitrag, der aus diesem Heft hervorsticht – der Rest ist eben »das Übliche«; vor der Jubiläumsnummer 200 scheint man am Hang den Atem sparen zu wollen, damit man lebend ins Ziel kommt. Herausgeber ist der ATLAN Club Deutschland. Kon takt erhält man über Rüdiger Schäfer, Kolberger Straße 96, 51381 Leverkusen (E-Mail: kontakter@ atlan-club-deutschland.de). Das Fanzine ist im Clubbeitrag enthalten.
Fandom Observer
Es ist eher ein dunkles Spielemagazin für Rollenspie ler, das Mephisto 50. Ein Jubiläumsheft ist immer ein Aushängeschild für ein Magazin, und dieses ist ein gut
Klaus N. Frick berichtet über den PERRY RHODAN-
Greifenklaue
Mephisto
Clubnachrichten
gelungenes Aushängeschild. Es gibt ein Abenteuer für das Cyberpunk-artige Rollenspiel »Shadowrun« als Beilage, es gibt einen Rückblick auf 50 Ausgaben, einen schönen Artikel über die 12 Titelbildzeichner, ein Szenario für »Das schwarze Auge« und ein Pin-upMonster zum Ausfalten in Farbe. Sehr schön – und eine Gratulation zum Jubiläum wol len wir nicht vergessen! Herausgeber ist Martin Ellermeier, An der Lehm kaute 30, 64625 Bensheim (die Homepage des Heftes ist www.mephisto.name). Das Heft kostet 5,95 Euro. Paradise Das Cover von Paradise 81 ist mir ein wenig zu quietsch-grün-rot, aber das Heft ist gut. Es gibt als Beilage zwei Postkarten von Thomas Bilat und 80 Seiten Inhalt. Es gibt einen bissigen Conbericht zum BraunschweigCon 2010 und einen Nachruf auf Walter Garn, den Erfinder des »Pharaonenlicht« (in Kürze: Die Pharaonen haben ihre Pyramiden elek trisch beleuchtet). Dazu kommen wieder Neuigkeiten aus dem PERRYversum, eine ATLAN-Parallelweltge schichte und eine längere Rezension der PERRY RHO DAN Fan-Edition 11. Das Fanzine kostet 4,50 Euro plus Versand. Heraus geber ist der TCE (Terranischer Club Eden); Kontakt mann ist Volker Wille, Hacheneyer Straße 124, 44265 Dortmund (E-Mail: kontakt@terranischer club-eden.com). Phantastischer Bücherbrief Der phantastische Bücherbrief 537 erscheint nicht nur online, sondern mit einer Druckauflage von 750 Exemplaren. Die aktuelle Nummer – »unabhängig kostenlos« steht auf dem Deckblatt – behandelt nur Produkte des Atlantis Verlags, der sich längst vom Nischenangebot zu einem großen Kleinverlag gemau sert hat.
Die Leistung von Rezensions-Schreiber Erik Schreiber ist lobenswert; am Stil und an der Rechtschreibung übe ich manchmal Kritik, aber dafür sind die Rezensi onen flott geschrieben und bis ins Detail kenntnisreich (aus sicherer Quelle weiß ich, dass der Verfasser Da tenbanken voll mit Informationen über die Phantastik hortet). Herausgeber ist der Club für phantastische Litera tur, Erik Schreiber, An der Laut 14, 64404 Bicken bach (E-Mail:
[email protected]). Im Internet kann man sich den Phantastischen Bücherbrief an verschiedenen Stellen herunterladen, unter anderem auf www.homomagi.de. Spielbox Zur Spielemesse in Essen erschien die Spielbox – Son derausgabe. Ein nettes Heft, das mit seinen Lesepro ben Spaß auf mehr macht. Hier gibt es viel über Fami lien- und Kinderspiele, Hintergrund zu neuen Spielen und immer wieder Anregungen, wie man die Regeln von Spielen modifizieren kann. Ein Jahresabo mit sieben Heften kostet 39,90 Euro; Herausgeber ist die w. nostheide verlag gmbh, Bahnhofstraße 22, 96117 Memmelsdorf (im Inter net unter www.spielbox-magazin.de). Vice An eigenartigen Stellen findet man manchmal Artikel über Phantastik, Science Fiction oder Comics. So ging es mir mit dem hervorragend geschriebenen und üp pig illustrierten Artikel »Jack Kirby in the Valley« über den Comiczeichner Jack Kirby, geschrieben von Dan Nadel. Der Artikel fand sich in Vice 6/11, das kostenlos in Modeläden etc. ausliegt. Herausgeber ist Vice Germany, Brunnenstraße 196, 10119 Berlin (im Internet unter www.viceland. de).
Impressum Die PERRY RHODAN-Clubnachrichten erscheinen alle vier Wochen als Beilage zur PERRY RHODAN-Serie in der 1. Auflage. Anschrift der Redaktion: PERRY RHODAN-Clubnachrichten, Pabel-Moewig Verlag GmbH, Postfach 2352, 76413 Rastatt. E-Mail:
[email protected]. Bei allen Beiträgen und Leserzuschriften behält sich die Redaktion das Recht auf Bearbeitung und gegebenenfalls auch Kürzung vor; es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Für unverlangte Einsendungen wird keine Gewähr übernommen.
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schneiderten Spezial-SERUN. Das hatte ihm den sich aufdrängenden Spitzna men »Waffenwichtel« eingetragen, den er mit stoischer Gelassenheit in Kauf nahm. Und viele, viele andere, die Tiff zu mindest vom Sehen kannte ... Er kam auch an mehreren Terminals vorbei, konnte jedoch keine nützlichen Infor mationen aus ihnen ziehen. Sämtliche Systeme waren ausgefallen oder funkti onierten bestenfalls erratisch. Einzig die Lebenserhaltung – und demzufolge bis zu einem gewissen Grad die Energieversorgung – arbeitete offen sichtlich einwandfrei. Dies ließ einen nicht unbedeutenden Rückschluss zu: Wer auch immer die JULES VERNE in diesen Zustand ver setzt hatte, wollte zwar die Besatzung komplett ausschalten, ihre Leben jedoch verschonen. Vorerst ... * Tiff stillte seinen Durst und aß, lang sam kauend, die restlichen Konzentrat riegel. Dass danach sein Magen immer noch knurrte, wertete er als gutes Omen. Er ermahnte sich, nicht zu vergessen, den Anzug-Vorrat in der nahe gelegenen Mannschaftsmesse wieder aufzustocken. Man wusste nie, was die Zukunft brach te, schon gar nicht in einer Situation wie dieser. Aber vordringlich wollte er herausfinden, von wem das zweite Lebenszeichen stammte. Er vergewisserte sich, dass es nach wie vor am selben Ort angemessen wurde. Um seine Kräfte zu schonen, legte er die Distanz gemessenen Schrittes zurück, obwohl er vor Neugier lieber ge sprintet wäre. Nein, es konnte nicht Perry Rhodan sein. Der hätte unverzüglich Kontakt zu Tiff aufgenommen. Und sobald er ge merkt hätte, dass sämtliche Kommuni
kationskanäle tot waren, hätte er sich garantiert schnurstracks in die Zentrale begeben. Nein, dämpfte Tiff zum wiederholten Mal seine rational unbegründbare Hoff nung. Das bisher beobachtete Verhalten passte einfach nicht zu Rhodan. Selbst wenn Perry irgendwie allein, ohne MIKRU-JON und seine Begleiter, zur VERNE zurückgekehrt wäre – er irrte nicht zuerst im Gästebereich herum und verharrte zwei volle Tage später in einer Unterkunft, die er nie zuvor be nutzt hatte. Für den Terranischen Residenten stand auf Deck 11-4 stets dieselbe Kabi ne bereit, gleich neben Tifflors eigener. * Die Tür war offen. Tiff trat ein und sah sich um. Niemand da. Aber das Signal ...? Hatte seine Position verändert. Nun wurde es drei Räume weiter lokalisiert. In der Seitenwand klaffte ein Loch wie von einem Desintegratorschuss. Tiff presste die Lippen aufeinander, sog Luft durch die Nase ein und zog den Kombistrahler aus seinem Holster. Was war hier los? Er wollte den IV-Schirm aktivieren, doch der Projektor versagte den Dienst. Wie zur Strafe dafür, dass Tiff sein Glück auf die Probe gestellt hatte, fiel auch der Gravo-Pak wieder aus. Verdammt, wenn man sich einmal an die Dinger und ihre Annehmlichkeiten gewöhnt hat ... Grummelnd stieg er, mühsam die Beine hebend, durch das Loch hinüber in die angrenzende Wohneinheit. Leer, Schreibtisch und Bett unbenutzt. Aber ein Garderobenhaken war aus der Halterung gerissen worden und lag am Boden, zu einem Kringel verbogen, wie in blinder Wut. Tiff stellten sich die Nackenhaare auf. Wer machte so et was?
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Keine sonstigen Indizien. Wieder zu rück im Korridor, konsultierte er den Individualtaster. Das Signal war weiter gewandert in die Lobby des Gästebe reichs. Einer Eingebung folgend, betätigte Tiff den Türöffner zur nächsten Kabine. Darin sah es aus, als hätten hier die sprichwörtlichen Vandalen gehaust. Glassplitter, Stücke der zerfetzten Bettwäsche, Kleinteile aus der mit roher Gewalt zerlegten Schreibtischkonsole bedeckten den Boden. An der Wand hin ter der aufgeschlitzten Synthledercouch prangte Graffiti, gesprüht mit ... ja, Schmieröl. Ein Smiley, oder eigentlich dessen ne gatives Gegenstück, denn der Mund war nach unten gebogen. In den Winkeln sti lisierte Vampirzähne, als Augen zwei Kreuze. Und in der Mitte eine dunkelrote Clownsnase. Hingeschmiert mit ... Blut? * Tiff ließ sein Armband-Display nicht mehr aus den Augen. Das Signal blieb in der Lobby, flim merte allerdings hin und her. Wohl, weil die positionellen Abweichungen zu ge ring waren, als dass das kleine Holo sie hätte darstellen können. Den Strahler mit beiden Händen vor sich haltend, die Stiefel so leise wie möglich aufsetzend, schob er sich um die Gangbiegung. Eine Sekunde später wurde ihm be wusst, wie töricht sein Vorgehen war. Falls der andere über die gleiche Aus rüstung verfügte wie er selbst – worauf die desintegrierte Zwischenwand hin deutete –, ortete er Tiff natürlich ebenso per Individualtaster. In diesem Fall war die ganze Heimlichtuerei sinnlos. Solche Anfängerfehler hätte ein Julian Tifflor im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte niemals begangen. Mit Mühe un
terdrückte er den Impuls, laut aufzula chen. Die Lobby wirkte verwaist. Auf den ersten Blick waren keine Zer störungen zu erkennen. Die makellos rechtwinklig zueinander ausgerichteten Sitzgarnituren erweckten den Eindruck, schon länger nicht mehr benutzt worden zu sein. Ein dünner Staubfilm bestätig te, dass auch die Servo-Roboter ihre Tä tigkeit eingestellt hatten. In der Ritze eines der Polstersessel klemmte ein Rosenstängel. Ohne Blüte – deren abgefallene blaugrüne Blätter lagen ringsum verstreut. Laut Tiffs Armbandanzeige sollte sich der andere exakt vor ihm befinden. Doch da war nichts, nur dieser dornige, pathe tisch verdorrte Stängel. Siedend heiß schoss ihm ein, was er übersehen hatte: die dritte Dimension. Er hatte, dröge und belämmert, nicht bedacht, dass die Schiffsarchitekten der VERNE hier, im VIP-Bereich, der Versu chung erlegen waren, ein wenig Ein druck zu schinden. Diese Lobby war doppelt so hoch wie die umliegenden Räumlichkeiten. Ein bis zum übernächsten Deck reichendes Kreuzrippengewölbe krönte sie, reich geschmückt mit Fayence-Kacheln. Julian Tillor warf den Kopf nach hin ten, richtete Blick und Strahler nach oben. Zu spät. Aus der Höhe der Kuppel stürzte, ei nen gellenden Schrei ausstoßend, das Monstrum auf ihn herab. 10. Trotz und Entäuschung Die Mitglieder ihrer Truppe kehrten genauso ungern um wie Mondra. Hinter den Helmscheiben runzelten sich viele Stirnen. »Mir tut’s gleich weh wie euch«, sagte sie. »Aber wir müssen Vernunft walten
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lassen. Also zurück zum Transferdeck mit dem einzelnen Kamin. Von dort kön nen die zwanzigtausend Scheibenwelten erreicht werden. Warum nicht auch der Zentralkörper des Handelssterns?« Nachdem ihre Begleiter nicht gerade in Ovationen ausbrachen, fügte sie hin zu: »Na, kommt. Oberhalb der grobpori gen Übergangszone zum hohlen Herzen des Handelssterns sind es nur mehr knapp fünfundzwanzigtausend Höhen meter.«
ausnahmsweise etwas sofort funktio niert!« Genau wie bei Perry Rhodans Versu chen, erläuterte sie, wurden die mög lichen Verbindungen aufgelistet. Zwan zigtausend für die Scheibenwelten – und noch ein paar mehr. Deutlich mehr. »Mindestens eine davon führt, wenn ich die Symbolgruppen richtig ablese, in den Zentrumskörper.« »Dann nichts wie rein«, sagte Girlen, aufgekratzter, als sie sich fühlte.
*
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Sergeant Girlen Chetuphoy verschlief den Aufstieg. Die paar Stunden Auszeit durfte sie sich gönnen. Ihre Patientin litt unter keinerlei bedenklichen Nachwirkungen der visionären Entrückung nach Wande rer. Girlens SERUN weckte sie, als das Ziel erreicht war. Sie erinnerte sich nicht an irgendwelche Träume. Das war gut so. Die Halle erreichte die Ausmaße eines Hangars für Korvetten. Bei annähernd ovaler Grundfläche von, grob geschätzt, siebenhundert mal dreihundert Metern erreichte sie eine lichte Höhe von circa hundert Metern. An den rauen Wänden gab es unzählige Schlupflöcher, Hohl räume und Nischen. Waagrecht entlang des Hallenbodens verlief eine bläulich schimmernde, ener getische Röhre, rund sechshundert Me ter lang, mit einem Durchmesser von fünfzig Metern. Wie bei einem »norma len« Transferdeck verblasste die Röhre im Hintergrund, als führe sie von da an durch den Hyperraum weiter. Routiniert sicherten die Raumsol daten die Umgebung. »Und jetzt?«, fragte Girlen. »Jetzt sehen wir mal«, sagte Diamond. Sie zückte ein handtellergroßes, elfen beinfarbenes Gerät: ihren Controller der Klasse A. »Heureka! Wie schön, wenn
Gegen die Frustration, die sich bald darauf breitmachte, kannte Girlen keine Medizin. Im Flottenhandbuch, das sie auswen dig konnte, stand für solche Fälle: An den Widerstandsgeist der Beteiligten ap pellieren. Historische Beispiele zitieren. Das Positive herausstellen, erreichbare Nahziele klar benennen. Mhm. Na, schnell erreichbar war in TALIN ANTHURESTA, diesem schauderhaft archaischen Behemoth voller gigan tomanischer Architektur, überhaupt nichts. Positiv herausstellen ließ sich nur, dass sie noch nicht attackiert wor den waren. Historische Beispiele? Ha! Was sollte Girlen anführen? Dass Mondra Diamond relativ heil aus einem Chaotender herausgekommen war? Dass sie und Perry Rhodan sogar der negativen Superintelligenz KOLTO ROC, dem regionalen Oberbefehlshaber der Terminalen Kolonne TRAITOR, ge trotzt hatten? Große Siege, gewiss. Aber wie viele Unwichtige, Unbedarfte, deren Namen nur in einer Fußnote der Flottenchronik erwähnt wurden, wie viele Leute wie sie waren auf der Strecke geblieben? Girlen sah von einem ihrer Mitstreiter zum anderen. »Machen wir uns nichts vor«, sagte sie. »Wir sind auf ganzer Li
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nie gescheitert – und nicht wesentlich gescheiter geworden dabei.« Die Rückmeldung, die Mondra Dia mond erhalten hatte, als sie den Trans ferkamin auf die Zentralkugel justieren wollte, war unmissverständlich: »Son derabsicherung. Zugang zum angewähl ten Gebiet wird nicht gewährt, Control ler der Klasse C erforderlich.« Ein solches Gerät, und damit die nö tige Autorisierung, hatte niemand von ihnen. »Wir haben unser Möglichstes getan. Ich gebe zu, am Ende meiner Weisheit zu sein«, sagte Diamond. Sie streichelte Ra moz, der sich an ihre Waden schmiegte, als suche er Schutz bei ihr. »Vielleicht haben ja Akika Uris maki und seine Leute mehr Erfolg«, sagte Girlen. Es klang so lasch, wie es sich anfühl te. 11. Besser als Rhodan Die Männer und Frauen der Grup pe Urismaki hätten, vor die Wahl gestellt, nur zu gern mit ihren Kollegen vom anderen Kommandotrupp ge tauscht. Sie hingen fest, buchstäblich außer Gefecht gesetzt durch das Versagen ihrer Technik und die immer unerträglicher werdende Mattigkeit. Tagelang kämpften sie, jeder auf seine Weise, darum, einen Rest von Selbstkontrolle und Zuversicht zu bewahren. Schließlich ergab sich eine winzige Chance, ihr Ziel doch noch zu erreichen. Der Anstoß dazu kam von Zorva la Di va. Als Logistikspezialistin koordinierte Leutnant Thareia Zorva die unzähligen, bisher weitgehend vergeblichen Repara turarbeiten. Sie wurde hellhörig, als an fast allen »Baustellen« gleichzeitig kleinere Durchbrüche gelangen.
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»Von einer abgeschlossenen Wiederin standsetzung kann nirgends die Rede sein, und nichts davon wäre für sich gesehen spektakulär«, sagte sie zu Ober leutnant Klu-Ntsen DiAchal. »In Sum me bin ich jedoch geneigt, eine Art zwi schenzeitliche Trendumkehr anzuneh men.« »Ihr bringt wieder mehr Aggregate zum Laufen?« »Minimal. Ansatzweise. Nagle mich nicht darauf fest – aber aufgrund meiner Berechnungen würde ich mich zur Pro gnose hinreißen lassen, dass wir tenden ziell eine Art ›lichten Moment‹ erle ben.« »Den wir deiner Meinung nach aus nutzen sollten.« »Das ist richtig.« Zorva, eine stäm mige Terranerin, war von so knochen trockenem Charakter, dass es zuweilen staubte. »Zumal der Gesamttrend in die Gegenrichtung weist.« »Sozusagen eine allerletzte Ruhe vor dem großen Sturm?« »Sozusagen.« »Wie weit sind die Reparaturen gedie hen?« »Nicht sehr weit, nach Flottenstan dard keineswegs ausreichend. Trotzdem könnte es sich als fatal erweisen, länger zuzuwarten. Salopp ausgedrückt: Viel besser als jetzt wird’s nimmer. Nur noch schlechter.« Klu-Ntsen zauderte nicht. »An alle: Startvorbereitungen einleiten!« Obwohl sie ihrer Diva rückhaltlos vertraute, wenn es um Tabellenkalkula tionen ging, fragte sie via Dialogfunk nach: »Wie lange, schätzt du, hält die relative Flaute an?« »Sekunde, ich aktualisiere meine Da ten.« Zorva rief Dutzende Holoblöcke auf und verschob sie mit derart blitzschnel len Handbewegungen, dass sich der Ver gleich mit einem Jongleur in Zeitraffer aufdrängte. »Erspar uns die Details«, baute Klu
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Ntsen vor. »Können wir es bis zum Transferdeck schaffen?« »Wenn wir die Restdistanz mit Maxi malgeschwindigkeit überbrücken – ja. Das Risiko ist, angesichts des Zustands unserer Fahrzeuge, kriminell hoch. Ich kann daher nicht umhin, dich darauf hin zuweisen, dass wir im Begriff stehen, eine Reihe von Flottenvorschriften zu miss achten, namentlich die Paragrafen ...« »Kein Wort mehr. Wir starten!« * Es war ein wahrer Höllenritt, den die Piloten der Shifts und Gleiter hinlegten, allen voran Kar a Juna mit seinem »Blonden Schwan«. Golo Serendipitus büßte viele Sünden ab, bis er wieder festen Boden unter die Füße bekam. Nachdem sie knieweich ausgestiegen waren, boxte er seinem marsianischen Kameraden an die Schul ter. »Hut ab, Sandzwerg! Du hast tat sächlich einen Hauch Ahnung von dei nem Job.« »Solch hohes Lob aus derart beru fenem Munde ...« »Hübsch geräumiges Wohnzimmer«, wechselte Golo das Thema, um seinen Ruf als Lästermaul nicht noch weiter zu ruinieren. »Aber geschmacklos protzig eingerichtet.« Die riesige domartige Halle wies ei nen Basisdurchmesser von rund zehn Kilometern auf bei etwa vier Kilometern lichter Höhe. Die vier Transferkamine waren in gewohnter Weise als ener getische, bläulich glimmende Röhren ausgeführt. Allerdings erreichten sie in diesem Transferdeck einen Durchmesser von fünfhundert Metern, waren bis zu zwei Kilometer lang und hatten ihre Ein gangsöffnung beim freien Platz im Zen trum der Kuppelhalle. Dessen Mittel punkt wiederum bildete der 4000 Meter durchmessende Hauptschacht, aus dem der Stoßtrupp soeben gekommen war.
»Banause. Nimm dir ein Beispiel an unserem gnomenhaften, permanent son nigen Freund! Der grinst, als fühle er sich hier richtiggehend heimisch.« * In der Tat betrat Akika Urismaki ge wissermaßen vertrautes Terrain, trotz der ungewohnten Größe des Transfer decks und der merkwürdigen Aufbauten ringsum, die ihm schon beim Erstbesuch aufgefallen waren. Manche waren nur kniehoch, andere ragten steil empor wie Stelen oder Sta lagmiten. Sie entstammten offenkundig unterschiedlichsten Baustilen und Epo chen. Zierliches Schmuckwerk umwucherte klobige Arbeitsmöbel. Die in PolyportHöfen üblicherweise blaugrau-silbernen Teile hatten hier rubinrote Pendants. An vielen Stellen entsprach die Linienfüh rung nicht dem gängigen weichen De sign ohne deutliche Ecken und Kanten, sondern war bizarr gezackt. Während die Soldaten und Kampfro boter das Areal sicherten, machte sich Akika an die Arbeit. Mittels seines Con trollers versuchte er, Zugriff auf die An lagen zu erhalten. Nichts geschah. Die Kamine blieben blockiert. Was er durchaus erwartet hatte. – Auch Perry Rhodan war es neulich nicht besser ergangen. Dieser Bereich des Handelssterns war desaktiviert, aus welchen Gründen auch immer. Aber Akika gab nicht auf. Er nahm die seltsam verformten, teilweise scharf kantigen Pulte, Terminals und Arbeits mulden näher in Augenschein. Nach einer Weile glaubte er, einen »prominenten Bereich« ausgemacht zu haben. Es handelte sich um ein etwa fünfzig Meter durchmessendes Podest von zwei Metern Höhe, aus dessen Zentrum ein rubinroter Menhir auf ragte.
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Akika unterrichtete die Gefährten von seiner Entdeckung. * Zusammen mit dem Halbspur-Chan geur, Master-Sergeant Reg Thunder und zwei TARAS begab sich Klu-Ntsen über eine breite, leicht geschwungene Rampe auf das Podest. Am Fuß des zwanzig Meter hohen und bis zu vier Meter dicken Zapfens schwebte eine Reihe formenergetischer Wolken. Entsprechend den Erfahrungs werten aus den Polyport-Höfen, fun gierten sie als Sessel. Urismaki studierte eingehend das u-förmige Gebilde, das schaltpultähn lich vor einer der Wolken aus dem Men hir ragte. Die Fläche war glatt und ohne weitere Kennzeichen. Es gab keine be rührungssensiblen Bereiche oder sonsti ge Schalter. Aber dafür ... Alle drei zeigten zugleich darauf. Hart am Rand, ein wenig aus der Mitte nach rechts versetzt, befand sich eine un scheinbare Vertiefung – von den pass genauen Ausmaßen her wie geschaffen für einen Controller! »Was meint ihr?«, fragte Urismaki beinahe schelmisch. »Können wir dieser Einladung widerstehen?« Er platzierte das elfenbeinfarbene Ge rät in der Vertiefung. Zunächst passierte nichts. Kein Glockenton, kein Fanfaren stoß, kein Lichteffekt, kein Feuerwerk. Nach einigen Sekunden aber setzte ein feines, kaum hörbares Sirren ein. Die Luft über der U-Platte schien zu vibrie ren. Aus dem Nichts entstanden Dut zende Holos sowie Displayflächen, zwei felsohne berührungssensibel, wie die sehr ähnlich gestalteten beim herkömm lichen Controller-Gebrauch. »Das Transferdeck ist aktiviert«, sagte Akika Urismaki schlicht. *
Klu-Ntsen gratulierte ihm. »Keine falsche Bescheidenheit! Was Perry Rho dan nicht gelungen ist, hast du zuwege gebracht.« »Nun warte erst mal ab«, erwiderte der Halbspur-Changeur. »Noch wissen wir nicht, was mein Controller dem mit ihm vernetzten Menhir entlocken kann.« Exakt 20.000 Scheibenwelten wurden angezeigt. Dann kam der erste Rück schlag. Zu keinem der potenziellen Ziele ließ sich eine Verbindung herstellen: »Son derabsicherung«, hieß es ein ums andere Mal. »Transferkamine nicht aktivierbar. Controller der Klasse C erforderlich.« Reg schüttelte seine zu einer mäch tigen Faust geballte Pranke. »Das be deutet leider in letzter Konsequenz, dass wir notfalls TALIN ANTHURESTA nicht auf diesem Wege verlassen kön nen.« »Stimmt. Doch wollen wir uns davon nicht entmutigen lassen. Ich bitte euch um etwas Geduld.« Zeit, erklärte Urismaki, sei für ihn jetzt nicht der vordringlichste Faktor, zumal sie sich in relativer Sicherheit be fänden. Sie benötigten mehr Informati onen, um konkret handeln zu können. Deshalb werde er systematisch vorge hen. »Ich programmiere den Controller da hingehend, dass er sämtliche Scheiben welten anwählt, alle Absonderlichkeiten speichert und anschließend die Ergeb nisse übersichtlich geordnet darstellt. Dieser Prozess wird eine beträchtliche Weile dauern.« »Keine Sorge«, sagte Klu-Ntsen. »Im untätigen Warten sind wir große Klas se.« * Während der Controller auf der einen Ebene automatisch arbeitete, fragte Akika über das Terminal des U-Pults weitere Informationen ab.
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Zu seiner freudigen Überraschung ge lang es ihm problemlos, unverschlüssel te Daten zu erhalten. Sie bestätigten seine Kenntnisse über die Umgebung nicht nur, sondern erweiterten sie auch um einige interessante Details. Tatsächlich beschränkte sich der In nenbereich der Hohlblase, die Perry Rhodan als Dyson-Sphäre respektive Dyson-Schwarm bezeichnet hatte, auf einen Durchmesser von rund 228 Milli onen Kilometern. Wobei der Ausdruck »beschränkt« etwas unglücklich gewählt war – schließlich entsprach dies den Ausmaßen eines kleinen Sonnensys tems. Die Stelle einer zentralen Sonne nahm der 4400 Kilometer durchmessende Handelsstern ein. Umhüllt wurde das Gesamtkunstwerk, das nach Akikas An sicht den Namen »Wunder von An thuresta« redlich verdiente, von modifi zierter Psi-Materie – umschrieben als »durch energetisch fluktuierende PsiMaterie stabilisierte Materieprojekti on«. Gemeinhin verstand man unter Mate rieprojektionen in beliebige Objekte umgewandelte Energie. Bei purem Au genschein ließen diese pseudomateriel len Objekte nahezu keine Unterschiede zu solchen von festmaterieller Natur er kennen. Geeignete Mittel und Musterpro gramme vorausgesetzt, konnte künstlich eine entsprechende hyperenergetisch konfigurierte Matrix erzeugt werden. Wenn hierbei – hypermathematisch be trachtet – die dritte reale Ableitung der Hyperfunktion im raumzeitlichen Kon tinuum materiell wurde, war das Ergeb nis ebenfalls Materie. Jedoch differierte sie in der Feinstruk tur extrem. Nur die groben Sinne biolo gisch-organischer Intelligenzen nahmen sie als stofflich stabil und fest wahr. Tatsächlich handelte es sich hingegen um eine Projektion, die beliebig ver schoben, aufgelöst, neu gestaltet oder
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umgruppiert werden konnte – auf ma kroskopischer wie mikroskopischer Ebene. Hauptschwierigkeit war logi scherweise die Stabilisation, damit durch Abstrahlungsschwund bedingte Auflösungserscheinungen sich in Gren zen hielten oder besser gar nicht erst auftraten. Etwa an dieser Stelle von Akikas Aus führungen hörte er, wie der hünenhafte Kolonialterraner, den seine Kameraden scherzhaft Donnergott nannten, der An führerin ihres Trupps zuraunte: »Unter uns, Frau Kommandantin, mir ergeht es so, wie wenn Golo Serendipitus über Kochrezepte doziert. Ich denke mir, ich muss nicht kapieren, wie es gemacht wird. Hauptsache, es schmeckt hinter her.« * In die erwähnte Hülle aus modifi zierter Psi-Materie waren die 20.000 Scheibenwelten eingebettet. Geschützt durch eine kugelförmige Schirmblase von jeweils 8000 Kilome tern Durchmesser, wiesen sie eine Eigen rotation um die Querachse auf. Dadurch kam es auf der bewohnbaren Scheiben seite zu einem regelmäßigen Tag-undNacht-Wechsel. Um den Handelsstern wiederum lag eine »Sonnentarnung«, rund 1,1 Millio nen Kilometer durchmessend. Sie zeigte sich als orangefarbenes, mitunter mehr gelbes, dann wieder mehr rötliches Leuchten, Glühen und Gleißen. Innerhalb davon befanden sich zwei brodelnde, nebelartige Gebilde, die den »Kern« wie Kleinplaneten oder Monde in 300.000 Kilometer Entfernung um kreisten. Ihr Durchmesser betrug 150, ihr Abstand zueinander nur rund 3600 Kilometer. Die entsprechend wissenschaftlich Ausgebildeten mutmaßten, dass es sich bei dem »Brodeln« um Psi-Materie han delte. Die holografischen Displays des
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Menhir-Pults bestätigten diese Theorie nunmehr. Ja, den Daten zufolge konzentrierte sich in jeder der beiden Nebelwolken die unglaubliche Menge von etlichen Ton nen Psi-Materie! Freilich war der Wert wegen der fortwährenden Fluktuationen nicht konstant. Weiträumig umgab ein starkes Strah lungsfeld im UHF- und SHF-Bereich des hyperenergetischen Spektrums die nebligen Gebilde. Auch darin fluktuier te Psi-Materie, jedoch war die »Partikel dichte« ungleich geringer. Ein Großteil lag nicht in »festkristallisierter«, son dern eher »gasförmiger« Struktur mit winzigsten instabilen Partikeln vor.
über elfhundert Meter langen Konstruk tionen werden in der Datenausgabe des Terminals als Psi-Materie-Dispenser umschrieben.« »Dispenser, das sagt mir etwas«, warf Reg Thunder mit Flüsterstimme ein. »Wissen Sie, in den Herrentoiletten der VERNE gibt es sehr praktische Auto maten ...« »Pscht, Donnergott!«, wies ihn KluNtsen zurecht. »Übrigens, auf die Ge fahr hin, dass dein Weltbild erschüttert wird: in den Damentoiletten eben falls.« »Machen Sie Witze?«
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»Wiederholt glühen die Kugeln der beiden Doppelsäulen grell auf«, fuhr Akika Urismaki fort, nur unwesentlich irritiert. »Jedes Mal ereignet sich eine heftige Strukturerschütterung. Etwas wird be fördert, ähnlich einer Transition, wenn gleich nur über geringe Distanz. Unklar bleibt leider, ob dieses Etwas von den Psi-Materie-Dispensern in den Bereich der brodelnden Nebel geschickt oder aber von dort in die Doppelsäulen geholt wird.« »Mit Verlaub«, sagte Klu-Ntsen, »und ohne deinen Eifer bremsen zu wollen: Würdest du bitte allmählich dein Au genmerk auf Dinge konzentrieren, die uns aktuell betreffen? Und auf Wissen, das sich in der Praxis umsetzen lässt, zum Beispiel über die Situation der JULES VERNE?« »Der Psi-Orkan betrifft uns aktuell ganz gewaltig«, verteidigte sich Akika. »Aber ich kann nachvollziehen, dass du dich in noch dringlicherem Maße um deine Mannschaftskollegen sorgst.« Er modifizierte seine eingegebenen Anfragen. »Da haben wir’s. – Frühere Beobachtungen und Vermutungen hin sichtlich eures Mutterschiffes sind hier mit verifiziert. In dem Stachelaufbau, in
»Dort«, erläuterte der HalbspurChangeur, »entsteht der Psi-Sturm, der übrigens wieder an Stärke gewinnt. Fast so, als hätte er zwischendurch Anlauf genommen und setze nun zur finalen Kumulation an.« Diese nicht unbedingt beruhigende Erkenntnis trübte Urismakis hörbare Begeisterung über die einzigartigen hy perphysikalischen Phänomene kaum. »Alles ist in unaufhörlicher Bewe gung«, schwärmte er. »Psi-Materie wechselt den Aggregatzustand, deflag riert, winzigste Teilmengen explodieren hier und dort. Wiederholt entschwindet Psi-Materie, wie von Geisterhand ver weht, verbunden mit gleißend weißen Jetstrahl-Ausbrüchen. Welche in den Holos jedoch als Sekundärerscheinung und nicht als Ursache des Verschwin dens bezeichnet werden.« »Na, dann ...«, sagte Klu-Ntsen. Urismaki ließ sich nicht beirren. »Be sonders wichtig das nächste Faktum: In beiden Nebelwolken gibt es identische, festmaterielle Gebilde, jeweils eine gol dene Doppelsäule aus zylindrischen Segmenten, die an den vier Enden in an geflanschten Kugeln ausläuft. Diese
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dem sich auch dieses Transferdeck be findet, wird ein Feld projiziert, das die JULES VERNE vollständig erfasst hat.« »Und wie können wir es abschalten? Wo genau steckt der Generator?« »Ad eins: Von diesem Terminal aus je denfalls nicht. Die Projektoren sind ab geschottet, sowohl Bedienung als auch Energieversorgung meinem Zugriff ent zogen. Ad zwei: Bedauerlicherweise konnte ich noch keine detaillierten Um gebungspläne aufrufen.« »Sei mir bitte nicht böse, mein verti kal eingeschränkter Freund, aber ich muss von dir fordern, dass du dein Visier anders einstellst. Die VERNE hat Vor rang, klar?« Akika, den es an Erfahrungen mit Soldaten ermangelte, blickte zu der Ter ranerin auf; treuherzig beschwichtigend und entwaffnend. »Alles hängt miteinander zusammen«, sagte er langsam und mit nachdrückli chem Tonfall. »Ich empfehle, dass wir uns nicht schon wieder dürftig vorberei tet ins Unbekannte stürzen, sondern zu erst möglichst viele Daten erfassen. Im Übrigen wird die Intensität des PsiSturms demnächst den bisherigen Höchstwert erreichen und höchstwahr scheinlich überschreiten.« * »Die Häufigkeit der Technik-Ausfälle nimmt signifikant zu«, meldete Zorva la Diva prompt. »Die Flaute ist vorüber, das Zeitfenster zugeklappt; ohnehin später als ursprünglich befürchtet.« Sie lief zu ihrem Shift. Drei Meter da vor stürzte sie, jäh aus dem Schritt ge worfen, zu Boden und schaffte es gerade noch, sich geistesgegenwärtig abzurol len. Weil sie über ihre eigenen Füße gestol pert war. »Treffer!«, rief Golo Serendipitus tri umphierend. »Punkt für mich. Nein, zwei. Du hast verdoppelt!«
Praktisch im selben Augenblick stieß Jogi-Bär Togajan frontal mit einem sei ner TARAS zusammen. »Gegentor! Ausgleich«, jubelte Kar a Juna. »Unentschieden.« »Falsch«, gab Golo zurück. Er gähnte. Seine Halsmuskulatur er schlaffte, trug den müden Schädel nicht mehr. Die Mattigkeit versetzte ihm eine Kopfnuss, dass er vornüberkippte. Drei Wörter rang er sich noch ab, be vor sein Helm aufs Armaturenbrett des »Blonden Schwans« krachte. »Doppelt unentschieden, Schnarchnase!« Zwischenspiel: Hyperkälte? Seine Persönlichkeit wurde durch die Kombination des Kristallgeflechts mit einem ebenso winzigen Plasmaklumpen konstituiert. Dasselbe Zusammenspiel war ausschlaggebend für die Beherr schung seiner Aktionskörper. So wie diese keineswegs uniforme »Kleidung«, vermochte Agrester auch weitere Helfer nach Belieben einzuset zen: als Späher, Räumer, Verfolger, Blo ckierer ... Angriffe, zumindest indirekt, beinhal tete die Palette seiner Möglichkeiten ebenfalls. Wiewohl ihm seine Meister exzessive Gewalt, schon gar das Töten an sich, nicht in die Basisprogrammie rung geschrieben hatten. Die Anthurianer griffen zwar sehr wohl hart durch, wenn es sein musste. In erster Linie setzten sie jedoch auf Ver ständigung. Darum konnte Agrester die Eindring linge, obwohl sie ihrerseits bereits be trächtliche Zerstörungen angerichtet hatten, nicht einfach mit der überle genen Feuerkraft seiner Waffen vernich ten. Zuvor musste er sie auf jeden Fall detailliert befragen. In früheren Wachphasen hätte er Sta tuslose für die Anthurianer suspendiert,
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ähnlich wie es ohne sein Zutun, vollau tomatisch, mit der Besatzung des frem den, merkwürdig unausgewogen wir kenden Raumschiffs geschehen war. Dann hätte er seinen Meistern die Ent scheidung überlassen, was mit den arre tierten Gefangenen geschehen sollte. Diesmal aber hing alles an ihm, an ihm allein. Das verdross ihn. Es war nicht richtig. Gleichwohl musste er ein Urteil fäl len. Agrester schreckte davor zu rück, immer noch. Er wusste aber, dass er sich dem letztlich nicht entziehen konnte. Zumal die Eindringlinge zielstrebig voranschritten: Die eine Gruppe hatte das Transferdeck in jenem Stachelauf bau erreicht, von dem aus das Immobi lisierungsfeld projiziert wurde. Die an dere hatte sich dem Zentrumskern bedrohlich angenähert, war dann umge kehrt und hatte ein nahe gelegenes Ne bendeck mit Einzel-Transferkamin an gesteuert. Agresters Entscheidungsfindung wur de ungemein erschwert durch eine Beob achtung, die ihm kürzlich von seinen Helfern übermittelt worden war. * Mindestens eine Person in jedem der zwei, kommunikationstechnisch von einander isolierten Grüppchen führte einen Controller mit sich – wie sie seines Wissens an Beauftragte verliehen wur den, die im Dienst der Anthurianer stan den! Es handelte sich zwar in beiden Fällen nur um Geräte der Klasse A und damit die unterste Zugangsstufe. Aber schon das verlieh den Eindringlingen eine ge wisse Berechtigung, wenngleich längst nicht den Status »befugt«. Abermals rang Agrester mit sich, hinund hergerissen. Bei Weitem nicht mehr so extrem wie in der grauenhaften Dop pelbindung mit dem fremden, unauf
findbaren Wüterich; trotzdem widerte ihn seine Unentschlossenheit an. Willkommene Ablenkung verschaffte ihm die Beschäftigung mit den sonstigen eingehenden Daten. Sie gaben mehr und mehr Anlass zur Beunruhigung. Weiterhin waren die Dispenser ge stört. Rings um die goldenen Doppelsäu len hatten sich beträchtliche Mengen Psi-Materie angesammelt, obwohl Son den permanent für einen Abtransport sorgten. Aber auch dabei kam es zu Fehlfunktionen. Etliche der Sonden verließen TALIN ANTHURESTA mit unbekanntem Ziel und kehrten nicht wieder zurück. Ande re dagegen steuerten mit Transitionen Scheibenwelten an und speisten die ge speicherte Psi-Materie in instabile Sek toren der Hülle. Wieder andere hatten eine Scheiben welt zum Ziel, mit deren Umgebung die Überwachungsrechner den ebenso un bestimmten wie besorgniserregenden Begriff Hyperkälte verbanden. Was soll te Agrester damit anfangen? Übler noch: Jene Scheibenwelt war für ihn ein blinder Fleck. Dort war seine Wahrnehmung gestört. Dorthin konnte er buchstäblich weder sehen noch hören noch funken. Und dies war, wie eine Überprüfung erbrachte, nicht die einzige derartige Zone. Es gab mindestens einen weiteren blinden Fleck – innerhalb des Handels sterns, ja, innerhalb des Zentrumskör pers! * Unterdessen bemühte sich die Gruppe beim Einzel-Transferkamin, zum Her zen des Wunders von Anthuresta Zutritt zu erlangen. Der Stalwart wusste, dass dies mit einem A-Controller nicht mög lich war. Dennoch ... Die wohlwollende Beurteilung wegen des Controllers wurde dadurch wieder
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egalisiert. Hatten die Unbekannten mit Agresters blindem Fleck zu tun? War ihre Unternehmung gar als An griff einzustufen? So undenkbar es auch erschien, dass jemand sich erdreisten könnte, TALIN ANTHURESTA zu atta ckieren ... Der Druck wurde unausstehlich. Agrester beendete die Phase der Mei nungsbildung. Eine Klarheit zumindest hatte er ge wonnen: Dass er nicht länger zögern durfte, wollte er den Auftrag seiner Meister erfüllen und eine Katastrophe verhindern. Er wechselte in denjenigen Kokon, der ähnlich wie die Körper der meisten Eindringlinge gestaltet war, wenngleich von ungefähr doppelter Größe. Bei bio logisch schnell abbauenden Intelligenz wesen, lehrte die Erfahrung, spielte der erste Eindruck eine gewisse Rolle. Dann aktivierte Agrester seine Helfer. Tausende und Abertausende, von unter schiedlicher Form und Gestalt. Mehr als genug – und ausreichend gerüstet, um den Eindringlingen in allen Belangen überlegen zu sein. Die internen Transportsysteme, beste hend aus raumtemporalen Saugtunneln sowie formenergetischen Transmittern, die sich als ellipsoide, gelblich leuchtende Torlöcher manifestierten, versetzten seine kristallinen Diener ohne Zeitver lust an ihre Zielorte. 12. Der Klingenfalter Der Schemen kam über Julian Tifflor als ein flatterndes, wirbelndes Phan tom. Seine langjährige Geliebte, die Ara Zhanauta Filgris, hatte ihm mehr als einmal von dem Klingenfalter erzählt, den sie im zoologisch-botanischen Gar ten von Kartum gesehen hatte. Die haar sträubende Verwandlung, derer sie Zeu
gin gewesen war, hatte sie tief beein druckt. Und nicht nur, weil ihre und Tiffs gemeinsame Geschichte damit ih ren Anfang genommen hatte. »Wir begegnen einer der erstaunlichs ten Lebensformen, die unsere Galaxis hervorgebracht hat«, wiederholte Zha nauta sinngemäß die Worte der dama ligen Führerin. »Der sogenannte Klin genfalter vergiftet nämlich nicht seine Feinde, sondern sich selbst. Wir wissen nicht, warum.« Das Terrarium war sehr groß, ein hell ausgeleuchteter Kubus voller berückend hübscher Schmetterlinge. Vor der Schönheit der Zeichnungen auf den Flü geln wäre Zhanauta, eine mit allen Was sern gewaschene Assassinin, beinahe in die Knie gesunken. »Sie alle gehören derselben Art an. Aber einer davon«, sagte die Führerin, gelangweilt am Ende eines langen Tages, Monats, Jahres, da in diesem Saal nie etwas passiert war, das ihr Pathos recht fertigte, »könnte ein Klingenfalter sein.« Der Schemen landete auf Tiff. Die Wucht des Aufpralls drückte ihn in die Synthleder-Polsterung der Couch. Unter seinem Gürtel zerbröselte der verdorrte Rosenstängel. Schläge trafen Tiff, hart genug, dass er sie trotz der Dämpfung des SERUNGewebes spürte. Sein Strahler war ihm entglitten. Der Arm, mit dem er danach tastete, wurde ihm auf den Rücken gebogen. Ein trivialer Griff, den jede humanoide Zi vilisation des Kosmos, unabhängig von allen anderen, erlernt hatte. Augenblicklicher, überwältigender Schmerz, gepaart mit dem Gefühl voll kommener Demütigung, verfehlte seine Wirkung nicht. * »Seit Jahrtausenden beobachten wir diese Spezies«, referierte die Führerin.
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»Oft geschieht über eine lange Zeitspan ne hinweg nichts. Dann kommt es un vermittelt zu einer sprunghaften Muta tion. Dutzende Sensoren sind auf die Bewohner dieses Käfigs gerichtet. Was wir ergründen wollen, ist: Wieso, aus welchem Anlass, aufgrund welches Si gnals verwandelt sich einer davon in ei ne Mordbestie?« Tiff vermochte nicht zu erkennen, wer oder was ihn angefallen hatte. Derzeit wurde sein Kopf sowieso, mitsamt dem Klarsichthelm, in die staubigen Polster gepresst. Aber auch zuvor, in dem kurzen Au genblick, als er der Attacke gewahr wur de, hatte er so gut wie nichts Signifi kantes unterscheiden können. Das Monstrum, das ihn aus der Kuppel der Lobby überfallen hatte, hätte genauso gut ein Drache aus der terranischen My thologie sein können wie eine krude, völlig fremdartige Fetzenpuppe. Zhana war ähnlich perplex gewesen, als einer der Schmetterlinge plötzlich aus dem anmutigen Tanz ausgebrochen war, den er zusammen mit seinen Artge nossen vollführt hatte. Blitze hatten sei ne grazile Körperform umzuckt, Licht reflexionen auf den hauchdünnen Klin gen, zu denen sich seine Flügel schlagartig umgebildet hatten. Brutale Hiebe trafen Tiffs Hals und Nacken, genau zwischen Kragenring und Helmansatz. Die Polymergel-Fasern seines SERUNS verminderten die Wucht der Schläge, allerdings nur um einen ge ringen Faktor. Der Angreifer, erkannte Tiff, wollte ihm das Genick brechen. Wenn nicht mit diesem Hieb, dann mit dem nächsten oder übernächsten. Der pervertierte Falter, ein Spinner im doppelten Wortsinn, hatte alle seine Art genossen getötet, indem die aberwitzig rotierenden Klingen zerhäckselten, was in Reichweite kam. Es hatte keine Minute gedauert, dann waren die Scheiben des Terrariums mit
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buntem Blut bekleckert gewesen und nichts mehr hatte ringsum gelebt außer dem hin und her flirrenden, ungestört wütenden Klingenfalter. Zhana hatte sich bei diesem Anblick übergeben müssen. Julian Tifflor wurde schwarz vor Au gen. * Während der Aggressor wieder und wieder auf die verwundbare Stelle an seinem Hals eindrosch, erschien Tiff das Antlitz von Nia Selegris so wächsern, als bestünde es nur aus eingetrockneter Schminke. Auch sie hatte er geliebt. Sehr – und sehr lange. »Bist du lebensmüde?«, hauchte sie. »Wozu haben wir gemeinsam alle zehn Stufen der Upanishad durchlaufen, wenn du jetzt so erbärmlich klein bei gibst, bloß weil du nicht mit einem derart vehementen Angriff gerechnet hast?« Du kennst mich, Nia, wollte er ant worten. Niemand hat mich je so gut ge kannt wie du. Jeder Tag meines Lebens ist karg und einsam ohne deine Anwe senheit. Also, warum quälst du mich? »Weil du dich nicht aufgeben darfst. Nicht jetzt, jetzt noch nicht. Besinne dich, Tiff!«, verlangte Nias Totenmaske von ihm. »Insgeheim weißt du längst, mit wem du es zu tun hast und wie leicht du dich seiner erwehren kannst.« Ja natürlich. Älter und billiger als der Griff, der ihn fesselte, war nur die Me thode, mit der man ihm Paroli bot. Lächelnd, im Geiste seinen Ver blichenen zum Abschied winkend, krümmte sich Julian Tifflor zusammen und riss die Hacken nach oben. Er hörte ein ersticktes Gurgeln. Kaum freigekommen, setzte er nach. Viel sah er nicht. Rote, schmierige Flüs sigkeit auf der Helmscheibe. Aber das machte nichts. So oder so hieß es »hopp oder dropp«.
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Da er nur noch wenige Reserven hatte, kombinierte Tiff die offensivsten Upani shad-Techniken mit den wirksamsten und fiesesten Schlägen der DagorKampfkunst. Der Gegenangriff überraschte den At tentäter und brachte ihn kurz aus dem Gleichgewicht. Das genügte Tiff, um ihn von den Bei nen zu holen, zu Boden zu reißen, zu be täuben und mit einem Haltegriff zu ar retieren. Keuchend zerrte er mit der freien Hand die Reste der grotesken Verklei dung beiseite. Zwischen mehreren Schichten schmutziger Bettlaken, die ein Konstrukt aus Latten und Stangen zu Fledermausflügeln aufgespannt hat te, erschien eine blutig verschwollene Nase. Und das zugehörige Gesicht. »Du?«, stieß Tiff hervor, fassungslos. 13. Tadellose Manieren Akika Urismaki lag mehr als er saß in seinem Wolkenstuhl versunken. Bei Reg Thunder wiederum sah ein Sessel gleicher Größe wie ein niedriger Fußschemel aus. Der Hüne stützte einen Ellbogen aufs Knie und das Kinn auf die Faust, in ei ner Art Denkerpose. Abweichend von der traditionellen Haarmode seines Volkes trug er eine Glatze mit einem am Hinterkopf entspringenden fingerdi cken, halbmeterlangen Zopf. Auch sonst war der Donnergott ein sehr untypischer Ertruser. Er sprach mit – für ertrusische Verhältnisse – leiser Stimme und legte formvollendetes Be nehmen an den Tag. Im Dienst aß er nur bei gemeinsamen Mahlzeiten, und dann befleißigte er sich äußerst feiner Tisch manieren. Klu-Ntsen hatte schon öfter darüber sinniert, ob Reg sich bereits von Jugend
an als unkonventioneller Denker her vorgetan hatte – und wie ihm das in sei ner Schulzeit bekommen war. Auf dem dritten Planeten der Sonne Kreit, etwas mehr als sechstausend Lichtjahre von der Erde entfernt, herrschte auch im übertragenen Sinne ein etwas härteres Klima. Sie konnte sich vorstellen, dass pu bertierende Ertruser eine ziemlich raue Bande waren. Wie behandelten sie einen Querkopf, der nicht mit den anderen Völlerei betrieb und rülpste, pöbelte und raufte? Sondern einen gehobenen Umgangs ton pflegte, förmlich wie ein Siganese, und die Höflichkeit bis zum altmo dischen Siezen übersteigerte ... Obwohl sein Familienname Thunder lautete und er den Vornamen des LFTVerteidigungsministers trug, des auf Er trus sehr populären Zellaktivatorträgers Reginald Bull! Klu-Ntsen nahm sich vor, ihn zu einem geeigneteren Zeitpunkt darauf anzusprechen. Im Augenblick rang Reg sichtlich dar um, nicht die Besinnung zu verlieren. Er atmete schwer. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, an der Schläfe pulsierte eine Ader. Auch Klu-Ntsen DiAchal selbst muss te alle verbliebene Energie aufwenden, um nicht von der schrecklichen Müdig keit übermannt zu werden. Immer wie der glitten ihre Gedanken zu Neben sächlichkeiten ab. Ihr eigener Name entstammte angeb lich einem uralten, alpin-terranischen Dialekt. Die ursprüngliche Bedeutung war ihr unbekannt. Einmal hatte sie zufällig einen Sprach wissenschaftler getroffen, einen Ex perten auf diesem Gebiet. Nachdem sie ihm vorgestellt worden war, hatte er mangelhaft einen Lachanfall unter drückt. Trotz mehrfachen Insistierens hatte sich der Linguist nicht dazu breitschla gen lassen, Klu-Ntsen aufzuklären, und
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nur glucksend gemeint, das wolle sie ganz sicher lieber nicht wissen. * Noch am wenigsten schien der sprung haft angestiegene physische und psy chische Druck dem Halbspur-Changeur zuzusetzen. Ungebrochen fasziniert, wenngleich etwas langsamer als zuvor, wühlte er in den Holo-Displays, die sein mit dem Menhir vernetzter Controller zutage för derte. »Ich fürchte, unsere Wunderwelt gerät endgültig aus den Fugen.« »Inwiefern?«, fragte Klu-Ntsen alar miert. »Die Psi-Materie-Dispenser in den Nebelwolken laufen zu beängstigender Aktivität auf.« »Der Orkan verstärkt sich weiter?« Urismaki bejahte. »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besteht ein Kausalzusammenhang. Die Ku gelenden der beiden goldenen Doppel säulen erglühen in überaus schnellem Rhythmus, schon nahezu permanent. Je des Mal ist damit eine heftige Struktur erschütterung verbunden.« »Bitte entschuldigen Sie meine laien haft primitive Ausdrucksweise«, sagte Reg Thunder, »ich bin nur ein dummer
Soldat. Soll das heißen, diese gigantische Maschinerie überhitzt sich und steht kurz davor, in die Luft zu fliegen?« »Falls sie dies täte, bliebe mit Sicher heit keine Atemluft mehr übrig, auch sonst nicht viel von TALIN ANTHURES TA und dem umliegenden Raumsektor ... Aber ich will euch nicht in Panik verset zen. Es könnte auch sein, dass es sich um einen normalen, regelmäßig in größeren Zeitabständen auftretenden Vorgang handelt.« »Was du jedoch nicht glaubst«, unter stellte Klu-Ntsen. »Du hast mich durchschaut. Die Indi zien deuten eher darauf hin, dass ein Notfall vorliegt.« »Welcher Art? Wie dringend?« »Können Sie oder wir etwas dagegen unternehmen, Herr Changeur?« * Mehrfach hintereinander blinzelnd, hantierte Urismaki mit den Hologra fien. »Ich weiß diese gesteigerte Aktivität nicht einzuschätzen«, gestand er. »Ich bin überfragt. Nichts dergleichen trat jemals in den Transporthöfen auf, in de nen ich gedient habe.« »Können wir irgendetwas tun?«, wie-
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derholte der Donnergott, jedes Wort ein zeln betonend. »Sind die Psi-Materie-Dispenser in den Nebelwolken erreichbar?«, fügte Klu-Ntsen hinzu. »Nein, und nochmals nein. Dort gibt es keine Transferkamine.« »Verstehe.« Sie kämpfte immer wieder dagegen an, dass ihr die bleischweren Augenlider zufielen. »Akika, wir halten das hier nicht mehr lange durch. Bitte, konzent rier deine Bemühungen auf die JULES VERNE und das Fesselfeld, das sie um schlossen hält.« »Ich gebe mein Bestes«, versprach der Halbspur-Changeur. Seine Händchen verschoben die bunten Displays, schlos sen winzige Fenster, öffneten neue. In Klu-Ntsens Wahrnehmung ver schwammen sie, zerflossen zu einer zähen, wallenden Masse. Illusions-Shows hatte sie nie gemocht. Schon als Kind waren ihr Bühnenmagier suspekt gewesen, ganz zu schweigen von Pantomimen. Weshalb betrieb jemand einen derart lächerlichen Aufwand, um Sachen aus zudrücken, die sich mit ein paar Worten beschreiben ließen? Oder Musicals. Ständig brachen die Darsteller ohne den geringsten Anlass in Gesang und Hopse rei aus ... Jemand rüttelte sie an der Schulter, mit sanftem Nachdruck, bis sie auf schreckte. »Oberleutnant DiAchal«, sagte Reg heiser. »Ich bitte um Verzeihung für die Zudringlichkeit, aber Sie haben auf mehrfache Anrufe meinerseits nicht re agiert.« »Schon gut, Master-Sergeant. Was ist geschehen?« »Herr Urismaki ist soeben fündig ge worden.« * Seltsamerweise, erläuterte der Halb spur-Changeur, gestaltete es sich ein
facher, Informationen über die 20.000 Scheibenwelten in der Hülle der Sphäre auszulesen als Pläne der näheren bis un mittelbaren Umgebung. »Andererseits verwundert dies auch wieder nicht«, sagte er. »Schließlich handelt es sich hier in erster Linie um ein Transferdeck.« »Doch nun weißt du, von wo aus das Fesselfeld erzeugt wird?« »Ich konnte die exakte Position des Generators ermitteln. Sie liegt, wie ihr Terraner sagt, nur einen Froschhüpfer von hier.« Klu-Ntsen verzichtete darauf, ihn zu korrigieren. Stattdessen funkte sie Leut nant Zorva an. Die Logistikspezialistin, sonst stets mustergültig prompt und akkurat, mel dete sich erst nach rund einer halben Minute. Auch sie war dem ermattenden Einfluss unterlegen. Klu-Ntsen schnitt ihr die Entschuldi gung ab. »Siehst du die geringste Chan ce, unsere Fahrzeuge und Roboter so weit flott zu bekommen, dass wir zum Standort des Schirmfeld-Generators aufbrechen können? Es wäre wirklich nicht weit.« »Bedaure. Mann und Maschine liegen komplett darnieder. Derzeit geht ... gar ni...« »Diva!« »Verd... Technisches K.o., Oberleut nant. Sorry. Ich muss ... das Handtuch werfen. Mich ausruhen. Zu schwach ...« Ihre Stimme erstarb, ging in Schnar chen über. Nur zu gern hätte Klu-Ntsen ihr im Land der Träume Gesellschaft ge leistet. Fast schon erstaunlich, dachte sie, dass die Aggregate des Handelssterns weiterhin funktionieren und auch Aki kas Controller keinen Ausfall hat. Als hätte sie es verschrien, flackerten einige der Holos über dem u-förmigen Pult grell auf. »Was ist das?« Urismaki vergrößerte ein Fenster, das einen Ausschnitt des Hauptschachts
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zeigte, knapp unterhalb der kreisför migen Öffnung zu diesem Transferdeck. Eine wimmelnde Heerschar wälzte sich darin empor: so zahlreich, dass sie die Weite des vier Kilometer durchmes senden Schachts ausfüllte, obwohl die einzelnen Gestalten nur geringen Ab stand zueinander hielten. »Oberleutnant«, sagte Reg Thunder tonlos, »ich ersuche um Erlaubnis, einen Fluch ausstoßen zu dürfen.« 14. Ein Freund, ein guter Freund »Du?« Tiff fasste es nicht. »Du, Tanio?« Sein eigener Leibwächter! Er und kein anderer war es, der ihm aufgelauert und ihn attackiert hatte mit bloßen Hän den, doch ungeheuerlicher Brutalität; in mörderischer Absicht und ebenso zwei fellos in einem Zustand geistiger Verwir rung. Rötlicher Schaum troff aus den Mund winkeln des Terraners und floss sein markant vorspringendes Kinn hinunter. Die Augäpfel waren übergedreht; nur das Weiße zu sehen. Blut tropfte aus der Nase. Oberstleutnant Tanio Ucuz. Persön licher Sicherheitschef von Julian Tifflor in dessen Funktion als »Sonderbeauf tragter für Hyperkokon- und TRAITORHinterlassenschaften«. Er zuckte am ganzen Leib. Immer wie der bäumte sich sein Körper auf. Ucuz war fast zwei Meter groß und vom kurzen grauen Bürstenhaar bis zu den Zehen durchtrainiert. Animalische Laute ausstoßend, wand er sich, um sich zu befreien, doch Tiff hielt ihn mit bei den Armen fest im Dagor-Griff. »Um aller Himmel willen, Tanio, komm zur Vernunft! Was ist bloß mit dir geschehen?« *
Seit 78 Jahren arbeiteten sie immer wieder eng zusammen. Und nun das! Tiff hätte sich an den Kopf gegriffen, wenn er eine Hand frei gehabt hätte. Zum ersten Mal war er Ucuz bereits während dessen Dienstzeit bei der LFTFlotte begegnet. Der hoch aufgeschos sene, muskelbepackte Offizier war ihm aufgefallen, weil er so ausgeglichen wirk te, so rundum mit sich selbst im Reinen. Er strahlte eine bewundernswerte Ruhe aus. Meist sachlich, eher zurück haltend in seinen Äußerungen, war er dennoch alles andere als ein Lange weiler. Wer Tanio Ucuz näher kannte, schätzte seinen trockenen, mitunter sarkastischen Humor. Wenn er sich unbeobachtet fühl te, blitzte in den grauen Augen der Schalk auf oder auch ganz etwas anderes. Er hatte Tiff einmal gestanden, sich ordentlich die Hörner abgestoßen zu ha ben, bevor er bei der LFT-Flotte anheu erte, wo er später die Sonderausbildung zum Personenschützer absolvierte. »Mit militärischer Disziplin habe ich das Tier in mir gezähmt«, war seine For mulierung gewesen. »Nur ab und an grollt es noch ...« Tiff betrachtete seinen Leibwächter und Freund. Das Gesicht war so ver schmiert von Blut, Speichel und Dreck, dass man kaum die Stoppeln des Dreita gebarts erkannte. Er konnte sich nicht erinnern, Ucuz jemals unrasiert gesehen zu haben – und schon gar nicht in einem dermaßen üblen Zustand. »Das Tier in dir«, sagte er leise, wäh rend er den weiterhin Widerstrebenden am Boden fixierte. »Weshalb ist es zum Ausbruch gekommen? Und, Tanio – was hat es seither sonst noch angestellt?« Er erntete keine Antwort, bloß dunk les, leidvolles Knurren. * 1385 NGZ, als man ihm den Posten
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eines Sonderbeauftragten des Galakti kums aufgedrängt und er angenommen hatte, wurde ihm nahegelegt, dass er ei nen Leibwächter brauche; besser deren mehrere. Man einigte sich aufs Minimum und auf den harmloseren Titel »persönlicher Sicherheitsverantwortlicher«. Tifflor er innerte sich an Tanio Ucuz, forderte ihn von der Flotte an, und seither hatte er diese Wahl nicht einen Tag bereut. Ucuz, der im Verlauf der Jahrzehnte zum Oberstleutnant avanciert war, be herrschte die seltene Kunst, zugleich fürsorglich und unaufdringlich zu sein. Obwohl er jeden Auftrag mit dem ihm eigenen, hart an Fanatismus grenzenden Hang zur Perfektion ausführte, hielt er sich dabei doch, wann immer dies mög lich war, im Hintergrund. Dass ihm trotzdem in Flottenkreisen der Ruf anhaftete, über die Maßen kor rekt zu sein, sozusagen »ein Zweihun dertprozentiger«, war hauptsächlich seiner Rolle geschuldet. Tiff hatte ihn allerdings schon im Verdacht, es manch mal zu genießen, wenn er andere Offi ziere zur Weißglut treiben konnte. Im Prinzip spielten sie beide das alt ehrwürdige »good cop/bad cop«-Spiel. Wo immer sich eine derartige Scharade als unumgänglich erwies, übernahm Tanio den Part des Scharfmachers und Paragrafenreiters, sodass Tifflor der-je nige war, der am Ende die Sympathien einheimste. Nicht zuletzt wusste Ucuz, Distanz zu wahren. War seine Anwesenheit nicht vonnöten, zog er sich dezent zurück. Obwohl sie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatten, wäre ihm nie eingefallen, dieses zu missbrauchen. Trotz der Nähe, die sein Beruf nun mal mit sich brachte, hatten sich die beiden Männer stets den größtmöglichen per sönlichen Freiraum gewährt. Bis zu diesem Moment ...
Der Körper des Oberstleutnants zuck te und wand sich, mittlerweile jedoch eher in Krämpfen als im Versuch, Tifflors Haltegriff zu lockern. Rings um sie lagen die Trümmer und Fetzen des seltsamen Gestells, das sich Ucuz als Verkleidung gebastelt hatte. Auf einem der Laken waren seine Rang abzeichen aufgesprüht ... Tiff lief es eiskalt den Rücken hinab. »Tanio, Tanio. Was ist aus dir gewor den? Wieso hast du dich so grässlich zu gerichtet? Und warum hast du mir nach dem Leben getrachtet, ausgerechnet du mir?« Ucuz würgte gutturale Laute hervor. »...niform«, verstand Tiff. »Musste Uni... form ...ben.« »Haben?« »Rau. Rauben.« »Von mir? Aber ich trage Zivil, alter Freund, genauso wie du.« Auch wenn die Typenbezeichnung ih rer SERUNS Warrior-III lautete ... Im merhin, der Grundstein zu einer Ver ständigung war gelegt. »Hör mir gut zu, Oberstleutnant Ucuz. Ich lasse dich los, wenn du mir ver sprichst, brav zu sein.« »Nein! Kann ... nicht ...« »Ruhig, ganz ruhig. Du warst ver wirrt, hast gekämpft wie ein Berserker. Aber du musst dich nicht dafür schä men, es bleibt unter uns. Sicher gibt es eine logische Erklärung. Wir kriegen das schon wieder hin.« »Kann nicht ... garantieren ...« »Verflixt noch mal, Tanio! Du, der zu verlässigste Kerl unter allen Sonnen, die ich kenne. Und das sind eine Menge.« »...trum...« »Was?« »Monstrum ... Werde zum Monstrum ...« »Unsinn. Der Psi-Sturm spielt uns al len übel mit, mir nicht minder, der Rest der Besatzung ist ... Tanio? Tanio!« Ucuz löste sich auf.
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Kurz fürchtete Tiff, nun selbst den Verstand verloren zu haben. Halluzi nierte er, trogen ihn seine Augen? Tanio Ucuzs massiger Leib wurde durchscheinend. In Tifflors Armen dünnte er aus zu einem zittrigen, weiß lichen, substanzlosen Nebelstreif. Für ein, zwei Sekunden. Dann war der Spuk vorbei. Tiff hatte sich reflexartig zur Seite ge worfen und hinter eine Sitzgarnitur in Deckung gerollt. Mysteriösen energe tischen Leuchterscheinungen wich man besser aus; schon gar, wenn der IV-Schirm des SERUNS nicht funktionierte. Aufs Schlimmste gefasst, hob er zu erst seinen Kombistrahler auf und ent sicherte ihn, bevor er sich vorsichtig dem wieder körperlich gewordenen Si cherheitschef näherte. Aber der rührte sich nicht. Er war be wusstlos, wie die Medo-Einheiten der rasch gekoppelten Anzüge bestätigten, und vollkommen ausgepumpt. Tiff rief weitere Daten ab, die sich je doch als Müll herausstellten. Sie konnten nicht stimmen. Ihnen zu folge wäre Ucuz in den letzten Tagen ungefähr drei Dutzend Mal gestorben; so hoch waren allein die angeblich ver zeichneten Fieberwerte. Selbst am Rande der Ohnmacht, hock te sich Julian Tifflor neben den reglosen Kameraden und hörte, zu müde zum Denken, seinem Aktivatorchip beim Trommeln zu.
Tiff wuchtete sich hoch. Er ließ es sich nicht nehmen, seinem Leibwächter auf die Schulter zu klopfen, bevor er dem Rat Folge leistete und zehn Schritte zu rücktrat. Wer weiß besser als er, was gut für mich ist? »Mann, bin ich froh«, sagte Tiff auf richtig, »wieder vernünftig mit dir reden zu können.« »Ebenfalls. Aber ich habe leider keine Ahnung, wie lange das anhält. Also bleib auf der Hut.« »Wieso? Was war mit dir los?« »Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nur rudimentär und verschwommen, wie an einen nicht enden wollenden Alb traum.« »Erzähl mir trotzdem alles, was dir einfällt.« »Na klar. Standardverfahren nach un gewöhnlichen Ereignissen: Zeugen und Beteiligte befragen, solange sie sich noch im Schockzustand befinden und die Er innerungen frisch sind.« Tiff schmunzelte. »Tut gut, Oberst leutnant, dich wieder im Team zu wis sen.« »Danke! Bloß, dass ich, wie gesagt,
Die Welt des
* Irgendwann erklang eine vertraute Stimme. »Erschrick nicht, ich bin wach. Und einstweilen über den Berg, hoffe ich.« »Tanio?« »In alter ... na ja, Frische würde ich das nicht nennen. Oh Mist, es rumort im mer noch. – Sei so nett, halt Sicherheits abstand und deinen Strahler bereit – für alle Fälle.«
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mich keineswegs frisch fühle und höchs tens eingeschränkt zurechnungsfähig. Was den Schock betrifft ...« * »Da war ein gewaltiger Krach«, be richtete er, »wie ein Paukenschlag oder Tusch. Davon bin ich ... nein, zu mir ge kommen wäre nicht korrekt. Weil ich ja noch geträumt habe. Obwohl ...« »Du musst jetzt kein Protokoll abfas sen«, sagte Tiff. »Red einfach frei von der Leber weg.« »Zu Befehl. – Im gleichen Moment be kam ich intensiven Kontakt zu jeman dem. Oder Etwas. Jedenfalls zu einer intelligenten Wesenheit. Die ähnlich wie ich gerade dabei war, sich zu orientie ren.« Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ich krieg’s nicht hin, bringe es nicht auf den Punkt! Es gab Parallelitäten, eine ge genseitige Anziehung ... Hat jetzt der andere mich behindert oder ich ihn? Von welcher Seite aus wurde die Verbindung aufgebaut? Dieser, wie nennen das die Parapsychologen noch gleich?« »Rapport.« Feixend führte Ucuz die durch gestreckte Handfläche zur Schläfe. »Zum Rapport bin ich oft genug angetreten. Fast immer wusste ich, was ich ausge fressen hatte.« »Es heißt aber so.« »Von mir aus. Au.« Er schnitt eine Grimasse. Sein Blick verschleierte sich. »Es ist alles so schwie rig, so schmierig und schlierig ... Wir wollten einander nichts Böses, dieser andere und ich. Da war sogar ein Gefühl von ... Verwandtschaft.« Tanio tappte an seinem Anzug her um, als würde er sich vergewissern, dass noch alles da war. Tränen rannen über seine Wangen, zogen Furchen durch den Schmutz. Seine Schultern bebten. Lass ihm Zeit, beschwor sich Tiff. Er
hat definitiv noch mehr durchgemacht als du. Und das hier war wichtig, spürte er; vielleicht sogar ein Ansatz zur Lösung der drängenden Probleme. Ein Hebel. Die Fährte, die zum einzigen Ausweg führte ... »Er«, hauchte Ucuz nach vielen hef tigen Atemzügen, »will seiner Pflicht nachkommen. Wie ich. Wie du. – Weißt du, dass du immer schon mein Vorbild warst?« »Unser aller Idol«, sagte Tifflor aus weichend, in diplomatischer Manier, »heißt Perry Rhodan.« »Ja, auch. Ihn habe ich immer verehrt, klar, und Gucky beneidet um seine Fä higkeiten. Aber dich, Julian, dich be wundere ich. Weil du die Stellung hältst, koste es, was es wolle. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, habe ich dir eine Falle gestellt.« Tiff räusperte sich. »Schnee von, äh, heute. Dieser andere. Wo ...?« »Nicht im Schiff. Er ist ganz sicher keiner von uns. Irgendwo im Handels stern, der ihm sehr viel bedeutet. Er ver steht sich als Behüter, als Bewahrer. Ha ha, er ist quasi der Sicherheitschef. Von TALIN ANTHURESTA!« Ucuz war immer lauter geworden. Zuletzt hatte er völlig hysterisch ge kreischt. »Tanio«, sagte Tifflor beruhigend. »Du weißt, dass du möglicherweise, warum auch immer, den Schlüssel zu unserer Freiheit in der Hand hältst?« »Nicht mehr. Die Verbindung ist abgerissen. Ach du Sch..., wenn ich nicht aufpasse, sehe ich immer noch die Fransen an meinem Ende der Zünd schnur.« »Könntest du ...?«, setzte Tiff an. Aber da war niemand mehr, an den er die Fra ge hätte richten können. Nur der Widerschein eines blendend weißen, sich spiralig windenden Nebel streifs, der sich auf seiner Netzhaut ein gebrannt hatte.
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15. Die entscheidende Frage
»Könntest du das vielleicht ein wenig präzisieren?«
Ramoz fauchte. Diesmal hörte er nicht damit auf. Er stellte sich auf die Hinterbeine und stupste Mondra mit der Schnauze an die Hüfte, wieder und wieder. »Achtung!«, rief sie. »Uns droht Ge fahr!« Was für eine überraschende Erkennt nis, dachte sie gleich darauf voller selbstkritischer Ironie. Als hätten wir bisher in einem idyllischen Feriendomi zil die Zeit totgeschlagen! »Herr Ober, noch einen Daiquirí ...« Sie funkte Grom Gora an. »Or tungen?« »Jede Menge. Eben wollte ich selber Alarm auslösen. Um es mit den unsterb lichen Worten meiner Urgroßtante zu umschreiben: Wenn Ventilator und Durchfall zusammentreffen, zieh die Runkelrübe ein und greif nach dem Re genschirm!«
* Dutzende, Hunderte, Tausende Ge stalten umzingelten sie. Die Luft knisterte, als sich gleich zeitig zahlreiche Schutzschirme aufbau ten. Strahler wurden gezückt, Waffen arme fuhren aus, Geschützkuppeln schwenkten herum. Im Kopfhörer schrillten Sirenen. »Alles hört auf mein Kommando!«, schrie Mondra Diamond. »Nicht schie ßen! Wir ergeben uns der Übermacht.« Roboter hatten ihren Trupp einge kreist. Sie unterschieden sich frappant in Form und Größe. Soweit die lücken lose Front zu überblicken war, glich kei ner dem anderen. Gemeinsam waren ihnen lediglich kristallene Einlagerungen an allen mög lichen Stellen der Rümpfe oder mecha nischen Gliedmaßen. Bei manchen ske-
Ein Fanfilm-Wettbewerb zum -WeltCon 2011 Die Fans sind dazu aufgerufen, ihre eigenen Kurzfilme zu entwickeln, die maximal eine Viertelstunde lang sein und etwas mit PERRY RHODAN zu tun haben sollen. Ob die Filmfans einen Real- oder einen Animationsfilm drehen, bleibt ihnen überlassen. Als Jury konnte der Pabel-Moewig Verlag drei prominente Filmschaffende verpflichten. Dabei handelt es sich um Volker Engel (VFX-Supervisor; erhielt 1997 den »Oscar« für die Spezialeffekte von »Independence Day«.), Oliver Scholl (Production Designer; unter anderem für die Filme »Independence Day«, »Godzilla« und »The Time Machine«) und Bruno Eyron (Schauspieler; unter anderem »Balko«, »SOKO Donau«, »Raumstation Unity«). Eine Vorab-Jury, in der unter anderem der PERRY RHODAN-Autor Marc A. Herren und der Filmjournalist Robert Vogel tätig sind, sichtet alle eingehenden Wettbewerbsbeiträge. Die zehn besten Filme werden auf dem PERRY RHODAN-WeltCon im September 2011 gezeigt, die Jury wählt dann die Gewinner aus.
Der Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 1. Juli 2011. Weitere Informationen finden sich auf der WeltCon-Homepage: www.weltcon2011.de
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lettösen Figuren funkelten sie wie ge schliffene Diamanten. Mondras Gedanken rasten. Was sie bisher von TALIN AN THURESTA erforscht hatten, machte nur einen winzigen Bruchteil des tita nischen Gebildes aus. In einem Moloch von derartig unvorstellbaren Ausmaßen mochte es Hunderte Milliarden von Ver stecken für solche Robotergeschwader geben. Warum traten sie ausgerechnet jetzt auf den Plan, dann aber gleich in derma ßen hoher Anzahl? Wer steuerte sie? Die entscheidende Frage aber war: Können wir mit dieser Instanz, die sich so lange bedeckt gehalten hat, Verhand lungen aufnehmen, und falls ja: Wie? Epilog: Höhere Ziele Die Situation entwickelte sich nicht so, wie Agrester es erwartet und berech net hatte, sobald er wieder zu logischen Kalkulationen fähig war. Seine Helfer hatten die Eindringlinge gestellt. Keine der beiden Gruppen leis tete vorerst Gegenwehr. Ihre jeweiligen Anführer reagierten vernünftig. Auch die übrigen Orga nischen behielten zum Glück die Ner ven. Gleichwohl missfiel es Agrester sehr, primitiv mit Waffen zu rasseln. Gefahren durch blanke Brutalität zu bereinigen, war nicht sein Stil. Seine Programmierung sah Tötungen vor. Aber nur als allerletzte Ressource. Suspendierung? Ja. Extermination? Nein. Damit hätte er sich auf dieselbe Stufe hinabgelassen mit jenen Schurken, die den Mord an Fogudare zu verantworten hatten. Ein Stalwart richtete, sicherlich; er richtete her, für die Meister, schaffte Ordnung für die Anthurianer, damit sie anschließend ihr Urteil sprachen.
Bloß gab es in TALIN ANTHURESTA keine Meister mehr; auch keine Kristall ingenieure. * Die Rechnereinheit, die ihn wiederer weckt hatte, überspielte Agrester lau fend Informationen. Nach wie vor erschienen sie ihm lü ckenhaft. Beispielsweise wurde nicht ersichtlich, wie viel Zeit vergangen war, seit man ihn zum bislang letzten Mal in Einsatz gebracht hatte. Er lauschte in sich hinein, in seine Kleinlichkeit. Kein Grund zur Selbstan klage oder zu koketten Zweifeln an sei ner Mission. Eigentlich wusste und beherrschte er so viel. Neun Zehntel des Handelssterns und ein noch größerer Prozentsatz der 20.000 Scheibenwelten waren seine Pro vinz. Das Wunder von Anthuresta brei tete sich vor seinem Geist aus, über sichtlich, regulierbar durch die ihm wil lenlos ergebenen kristallinen Büttel. Und zugleich wusste Agrester ... nichts. Außer, dass er seine Taktik und Strategie adaptieren musste, den aktu ellen Gegebenheiten anpassen, wollte er Erfolg haben. Seit es TALIN ANTHURESTA gab, stand der jeweilige Stalwart für Konti nuität, für Unveränderlichkeit. Er ver körperte die Richtschnur, die Beharr lichkeit, das Rückgrat. Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass die übergeordneten Instanzen kurz zeitig ausfielen oder versagten, waren Agresters zur Stelle. Immer gewesen. Dafür hatte man seinesgleichen aus Düsternis erschaffen. Dass jedoch der Stalwart dauerhaft als alleinige Instanz übrig blieb, diesen Fall hatte offenkun dig niemand einberechnet. * Während Agrester, immer noch zöger
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lich, seine Optionen sichtete, ging eine Meldung ein. Die bestehende Störung in den beiden Psi-Materie-Dispensern hatte sich vor Kurzem auf unerklärliche Art und Weise extrem verstärkt. Produktion, Kontrolle und Verteilung der Psi-Materie drohten komplett zu entgleisen. Wurde das Wunder von Anthuresta dadurch gefährdet? Affirmativ. Wenn es nicht gelingt, die se Störung zu beseitigen und die Psi-Ma terie-Dispenser zu reparieren, wird TA LIN ANTHURESTA untergehen. Die Fremden. Die Eindringlinge. Fo gudares Mörder. Trugen sie auch dafür die Schuld?
Schließlich hatte sich ihr Obelisken schiff an den Nebelwolken zu schaffen gemacht. Der rechte Daumen seines Aktions körpers strich über die holografische Kontaktfläche, mit der er das Signal zur Generaloffensive geben konnte. Sollten die Unbekannten eindeutig des Verge hens der Sabotage überführt werden, hatten sie ihr Leben verwirkt. Obwohl es ihm zutiefst widerstrebte, war Agres ter bereit, den Angriffsbefehl zu ertei len. Warte. Warte noch ein kleines Weil chen, sandte das Netzwerk zurück. Worauf? Wir rechnen.
ENDE
Der Stalwart Agrester und die Eindringlinge in den Handelsstern scheinen Gegner zu sein, obwohl sie bestimmte Ziele teilen. Wie die sich zuspitzende Situation weitergeht, ist Thema des nächsten Romans. Auch Band 2582 stammt von Leo Lukas und erscheint in einer Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel: EIN KIND DER FUNKEN
PERRY RHODAN – Erbe des Universums – erscheint wöchentlich in der Pabel-Moewig Verlag GmbH, 76437 Rastatt. Internet:
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Michael Wttmann. Druck: VPM Druck KG, Karlsruher Str. 31, 76437 Rastatt, www.vpm-druck.de. Vertrieb: VU Verlagsunion KG,
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Kommentar
Fehlschlag? Dank der von Atlan gelieferten Zusatzaggregate ist es den acht Silberkugeln – und bald wohl auch zwei wei teren Raumern der Stardust-Terraner – möglich, die Barriere nach Talanis zu überwinden. Eine Barriere, die notwendig ist, um den mit dem Feuerauge im Solsystem verbundenen Psi-Sturm nicht »durchschlagen« zu lassen – weder ins Stardust-System noch nach Wanderer. Abgesehen von der ohnehin mit dem Feuerauge verbun denen Gefahr, behindert dieses Gebilde auch die als Notversorgung für ES via Zapfverbindung zu ARCHETIMS psimateriellem Korpus. Somit sind Funkenleute und ESMutanten auf der einen wie die Neu-Globisten auf der anderen Seite bis an ihre Leistungsgrenzen – und inzwi schen sogar darüber hinaus – belastet. Vor diesem Hintergrund liegt Perry Rhodans Versuch, einen entscheidenden Schlag gegen das geheime Hy perimpedanz-Forschungszentrum der Frequenz-Monar chie mit Namen TZA’HANATH zu unternehmen, quasi auf der Hand. Im Gegensatz zum Vorgehen in Andromeda kann in An thuresta nicht auf eine militärische Lösung gesetzt wer den. Es fehlen dazu nicht nur die Möglichkeiten und die Zeit, sondern es würde angesichts von zwei sich ohnehin schon bekämpfenden Gegnern – Frequenz-Monarchie auf der einen Seite, VATROX-VAMU und seine JaranocTruppen auf der anderen – vermutlich sogar auf einen Mehrfrontenkrieg hinauslaufen, der noch weniger Aus sicht auf Erfolg hat. Insbesondere der Zeitdruck wird zu einer wichtigen Grö ße – mit Blick auf das Feuerauge ebenso wie den mehr als bedenklichen Zustand von ES; beides ist vermutlich nur durch ein rasches Finden des PARALOX-ARSENALS »in einem Aufwasch« aus der Welt zu schaffen. Nur eine geringe Entlastung bescherten die rund vier Kilogramm Psi-Materie der Dispenser-Sonde; aber sogar der be rüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein ist in diesen Ta gen schon etwas wert. TZA’HANATH ist vor allem deshalb interessant, weil laut Sichu Dorksteiger vermutlich nur dort jene Daten gefun den werden können, die ein Mittel gegen die Feueraugen allgemein sowie jenes im Solsystem im Speziellen ver sprechen. Hinzu kommt, dass die beim Forschungszent rum versammelten acht Handelssterne die Möglichkeit bieten würden, eine Transferportal-Verbindung zum Han delsstern FATICO in Andromeda zu schalten – verbunden
wiederum damit, dass dann schnell große Flotten der Alliierten nach Anthuresta verlegt werden könnten. Und erst mit diesen erscheint ein wie auch immer gearteter Angriff auf die beiden letzten Hibernationswelten realis tisch. Leider ließ sich das bei FATICO erfolgreich eingesetzte Reboot-Verfahren mithilfe des von ES gelieferten Control lers nicht auf die Handelssterne von TZA’HANATH über tragen, obwohl die sonstigen Bedingungen kaum hätten besser sein können. Immerhin waren zum direkten Schutz nur vergleichsweise wenige Schlachtlichter vor Ort. Unklar bleibt, ob die Frequenz-Monarchie eine be sondere Sicherung, beispielsweise mit Controllern der Klasse C, aktiviert hat oder ob es unter Umständen an der besonderen Konstellation an sich lag. Denn was im mer die Vatrox damit verbinden – bei den Anthurianern hatten die Handelssterne ursprünglich ohne Zweifel eine ganz andere Funktion und Aufgabe. Die Handelssterne mit ihrem Gesamtdurchmesser von etwa 2200 Kilometern einschließlich Stachelaufbauten sind unter der Sonnentarnung von Roten Zwergsonnen von knapp 700.000 Kilometern Durchmesser verborgen. Sie bilden die Eckpunkte eines regelmäßigen Achtecks, dessen Seitenlänge jeweils rund 413 Millionen Kilometer misst und das somit einen Gesamtdurchmesser von un gefähr einer Milliarde Kilometer erreicht. Ob diese Kons tellation vielleicht zu einer Verstärkung der Transferpor tale führt, indem die Handelssterne miteinander gekoppelt werden, oder welche Besonderheit sich sonst damit ver bindet, bleibt derzeit pure Spekulation. Tatsache ist, dass Rhodans Controller keinen Erfolg hat te. Damit nicht genug: Im Gegenzug trat VATROX-DAAG persönlich auf den Plan – und das mit dem »Angebot«, gemeinsam gegen VATROX-VAMU vorzugehen und sogar auf das PARALOX-ARSENAL verzichten zu wollen ... Rhodan tat zweifellos gut daran, nicht auf dieses »Ange bot« einzugehen, obwohl oder gerade weil VATROX-DAAG damit die Drohung verband – Bluff oder nicht, bleibt ab zuwarten –, das Feuerauge im Solsystem zu zünden. Nach Rhodans direkten Begegnung mit VATROX-CUUR war das nun die zweite mit einem der Vatrox-Kollektive – und die Handlungsweise von ES scheint letztlich doch gerechtfertigt oder gar nötig: Was man nicht weiß, kann man nicht verraten ... Rainer Castor
Leserkontaktseite Vorwort Liebe Perry Rhodan-Freunde, das dickste PERRY RHODAN-Buch aller Zeiten ist erschienen. Es heißt »Jupiter«, benannt nach dem dicksten Planeten in unserem Sonnensystem. Geschrieben haben es Wim Vandemaan, Hubert Haensel und Christian Montillon. Es hat sage und schreibe 1008 Seiten, ein Paperback mit Klappenbroschur. Es kostet 19,99 Euro. Der Inhalt: »Seit 3000 Jahren reisen die Menschen durch die Galaxis. Sie glauben, alles über das Sonnensystem und seine Planeten zu wissen und beuten die Rohstoffe der Himmelskörper nach Kräften aus. Doch dann erwacht plötzlich die tödliche Atmosphäre des Riesenplaneten Jupiter zum Leben – und das Ende des Solsystems steht bevor. Nur ein Mann kann jetzt noch helfen ...« Mithilfe der ISBN 978-3-453-52774-4 ist »Jupiter« in jeder Buchhandlung erhältlich und kann selbstverständlich auch bei Versendern wie amazon.de bestellt werden. Auf der Homepage der Randomhouse-Gruppe – zu der Heyne gehört – gibt es eine schöne Leseprobe. Wer einen kurzen Einblick in die spannende Geschichte wünscht, sollte mal reinschauen: www.randomhouse.de. Als Such begriff »Jupiter« eingeben, auf der nächsten Seite »mehr Infos« anklicken. Historisches: Am 9. Februar 1975 erschien in Heft 700 der erste PERRY RHODAN-Computer.
Zur aktuellen Handlung Torsten Mett,
[email protected] Das künstlerisch sehr ansprechende Titelbild von Dirk Schulz hat mich neugierig auf den Inhalt des Romans 2573 gemacht, und ich wurde nicht enttäuscht. Einmal mehr hat es Wim Vandemaan verstanden, eine einfühlsame Geschichte zu schreiben, der es wunderbar ge lingt, besonders auch weibliche Charaktere (Sichu und Ana) einfühlsam und glaubhaft zu zeichnen sowie alle Personen (auch Stuart) ihre persönlichen Dämonen erleben zu lassen. Elegant gelöst fand ich auch die Gliederung der Kapitel in die vier irdischen Grundelemente Feuer,Wasser, Erde und Luft. Wim avanciert immer mehr zu einem meiner Lieblingsautoren. Ein wenig erschien es mir, als sei dieser Roman eine Hommage an Marianne Sydow sowie Susan Schwartz. Zur Handlung allgemein: Nachdem sich der Zyklus anfangs besonders am Schauplatz Stardust-System etwas sperrig zeigte, kommt die Entwicklung jetzt besser in Schwung. Viele Einzelinfos greifen besser ineinander. Sehr gut gefallen haben mir die letzten Romane um Alaska Saedelaere. Ich hoffe hier auf eine weitere spannende und kosmische Entwicklung.
Ich vermisse den alten Beuteterraner und hoffe, er darf in Kürze wieder seinem Extrasinn huldigen. Ich vermisse noch jemanden, dem Perry kürzlich in seinen Träumen begegnete: Taurec. Er darf hoffentlich in realer Erscheinung mitmischen. Er zählt zu den wirk lich schillernden Persönlichkeiten im Perryversum, wenn ich nur an die SYZZEL zurückdenke ... Eine Wiederkehr Taurecs sehe ich kritisch. Der hat in seiner diesseitigen Gestalt schon damals viel Schaden angerichtet. Aber bekanntlich ist man vor Überra schungen nie sicher ... Jürgen Zielasek,
[email protected] Endlich kann man PERRY RHODAN nicht nur lesen, sondern sich auch ein Stück Lebenswelt des Jahres 1463 NGZ ins heimatliche Wohnzimmer holen. In Band 2573, Seite 41, sieht sich Sichu Dorksteiger den ältesten erhaltenen Film aus der Geschichte der Menschheit an, um die Terraner besser kennenzulernen. Es handelt sich dabei eindeutig um einen Film des bekannten Ko mikerpaars Stan Laurel und Oliver Hardy. Die Szenen der musizierenden Terraner entstammen dem Film »Below Zero« (»Unter Null«) aus dem Jahr 1930. Hierin werden auch Musikinstrumente zerstört. Sichu muss allerdings mindestens noch einen zweiten
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Film gesehen haben, denn es wird von der Zerstörung eines »Fortbewegungsmittels mit Verbrennungsmotor« sowie eines Hauses berichtet, und solche Szenen fin den sich in »Below Zero« nicht. Die Lösung dürfte einfach sein. »Below Zero« findet sich aktuell auf einer DVD gemeinsam mit den Laurel & Hardy-Filmen »Das große Geschäft« (»Big Business«, 1929) und »Der zermürbende Klaviertransport« (»The Music Box«, 1932; einer der besten Filme von Laurel & Hardy, für den sie den »Oscar« bekamen). In »Big Business« werden Haus und Auto zerstört, in »The Music Box« ein Klavier. Sichu dürfte einen Zusammenschnitt dieser DVD als »einen Film« gesehen haben. Schade, dass im Jahre 1463 NGZ nicht auch noch äl tere Filme erhalten sind. Noch eine Auffälligkeit sei abschließend erwähnt. In den Kapiteln nach dieser kleinen Filmeinlage treten in Band 2573 Charles »Charlie« Hall und sein Roboter »Roach man« in Aktion. Der Produzent der Laurel & Hardy-Filme hieß Hal Roach. Schön zu wissen, dass Menschen und Ator des Jahres 1463 NGZ Freude an Stan Laurel und Oliver Hardy ha ben. Dank solcher Kostbarkeiten wissen wir ab und an auch, was Autoren so treiben, während sie an ihren Romanen schreiben. Es bleibt der PERRY RHODAN-Forschung vorbehalten, solche Perlen in den Texten ausfindig zu machen. Ich denke da etwa an Karl Mays Werke und »Kochen mit Nscho’tschi«.
nenden Roman ohne Längen zu Papier zu bringen. Die Dialoge zwischen Atlan und seinem Extrasinn waren passend gesetzt, auch die Gespräche mit den anderen Protagonisten haben sich gut ins Gesamtbild eingefügt. Sie waren also fast schon »kneifelhaft«. Zwar hat Christian nicht so viele Detailbeschreibungen der damaligen Zeit eingebracht, wie es Hans sonst tut, aber gefehlt haben sie ebenso wenig wie der verdeck te Einsatz von arkonidischer Technik und Ricos mensch liches Auftreten. Man kann unterm Strich sagen, dass sämtliche Zeit abenteuerbausteine vorhanden waren, nur in einer et was anderen Gewichtung eingesetzt. Wenn Marc A. Herren dieses Niveau seiner zwei Vor gänger/Vorschreiber hält, dann wird der Atlan-X-Serie eine Fortsetzung sicher sein. Ein bisschen spekuliert habe ich, als sich Orsat als Sus kohne zu erkennen gegeben hat. Der Hinweis auf die Wynger als »helles Volk« hat sich da fast automatisch ergeben; nur, wie passt das mit der Körpergröße und den Mischlingen zusammen, da Terraner und Wynger fortpflanzungstechnisch nicht kompatibel sind? Da lasse ich mich von Marc im Abschlussband überra schen. Gucky in der Kunst
Birla Erhard,
[email protected] Euch allen frohe Weihnachten und ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr.Als begeisterte Leserin möchte ich ganz besondere Grüße an meinen alten Freund Gucky, den »Retter des Universums«, schicken. Das Ölbild im Anhang habe ich ganz allein ihm gewid ATLAN-X met. Der Titel des Bildes könnte lauten: Andreas Lamprecht,
[email protected] – »Gucky, nach der Rückkehr aus einem Paralleluni versum« Nun liegt es also vor, das erste ATLAN-Zeitabenteuer,
– oder »Er kam aus den Tiefen des Alls – keiner hat mit das nicht aus der Feder von Hans Kneifel stammt.
ihm gerechnet ...« Da Hans diese Serie stilistisch sehr geprägt und von
den anderen ATLAN-Publikationen abgehoben hat, – oder »Sensation – Gucky-Verwandter auf Terra ent deckt ...« dürfte es für Christian Montillon eine ziemlich schwie
Ich hoffe, ich habe euch und Gucky eine kleine Freude rige Aufgabe gewesen sein.
Beim Austria-Con 2010 in Wien haben mir Christian und gemacht. Marc geantwortet, dass sie erst gar nicht versuchen
wollen zu »kneifeln«, sondern ihr ganz eigenes Ding Das hast du. Wir sagen herzlichen Dank dafür. Das Bild findest du im Anschluss an diese Zeilen. Gucky hält durchzuziehen.
übrigens das Taschenbuch »Fast alles über PERRY Wie ist das gelungen?
Christian hat es geschafft, einen durchgehend span RHODAN« in der Hand.
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Bleiben wir noch ein wenig bei Gucky, dessen Spuren sich auf verschiedene Art und Weise und nicht immer in korrekter Darstellung durch die Geschichte der Menschheit ziehen. Der folgende Beitrag beweist es. Juergen Henk,
[email protected] Eigentlich hatte ich einen PR-freien Herbsturlaub auf Lanzarote geplant. Doch ein fröhlicher Gucky im Raum anzug (SERUN?) hat meine Pläne ganz dreist vereitelt. Das beigefügte Bild (siehe unten) zeigt ihn als Graffiti in der Nähe meines Urlaubsdomizils, umgeben von anderen Außerirdischen. Das war wohl ein Wink des Schicksals. Der Doppelzahn und die extrem kleinen Ohren scheinen allerdings auf die Anwesenheit von Irmina Kotschistowa hinzudeuten, die Biogruppiererin, die lange Nasen wachsen lässt, kleine Ohren usw. Es kann aber auch sein, dass du schon nach einer Woche ohne PR unter Entzugserscheinungen mit Wahnvorstellungen leidest. Es wäre dir nicht zu wün schen, aber wir kennen das von anderen Lesern. Die schicken uns auch solche Bilder aus verschiedenen Gegenden der Erde.
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Rezensionen Michel Wuethrich,
[email protected] PERRY RHODAN 2571 »Die zeitlose Welt« von Wim Van demaan Im letzten Heft verließ der Kristallingenieur Clun’stal das Raumschiff MIKRU JON und trennte sich damit vorü bergehend von seinem persönlichen Chronisten Perry Rhodan. Der Essa Nur Chal’tin wollte Clun’stal beim Rätsel über dessen Herkunft helfen. Im vorliegenden Heft wird diese Handlung aufgegriffen. Der Essa Nur und der Esnur betreten die zeitlose Welt. Überall befinden sich Kristalle, die Informationen über die Vergangenheit in sich tragen. Ereignisse tun sich vor dem Kristallingenieur auf, die Millionen von Jahren zu rückliegen. Reichen sie aus, die Leere in seinen Erin nerungen zu schließen? Ich muss gestehen, dass ich bei der Lektüre über die sen Roman ein wenig in Verzweiflung geriet. Natürlich wusste ich um die philosophische Ader von Wim Van demaan, doch eine solche Handlung habe ich noch nie erlebt: träge und spannungslos. Die Handlung kam überhaupt nicht in Fahrt. Sie plät scherte ereignislos vor sich hin, bis endlich mit den Kristallen – und den Rückblicken – wirkliches Leben in den Roman gelangte, wenn auch sehr verhalten. Zur Ehrenrettung von Wim Vandemaan ist zu sagen, dass es wohl auch an mir liegen konnte. Ich hatte eine strenge Woche hinter mir, einen harten Samstag und freute mich auf die Geschichte Clun’stals, die ich mir dadurch erst am Sonntag gönnte. Gerade dieses Wo chenende lag etwas Unterhaltsames auf meiner Wunschliste. Leider wurden meine diesbezüglichen Wünsche nicht erfüllt, und ich bekam Kost geboten, die mir zu einer anderen Zeit wahrscheinlich besser gefal len hätte. Der Autor möge es mir verzeihen, aber dieses Mal fan den wir uns nicht.
PERRY RHODAN 2572 »Homunks Botschaft« von Arndt Ellmer Perry Rhodans Reise zum Polyporthof KREUZRAD endet mit einer Überraschung. Der Transfer wurde in das STARDUST-System umgelenkt. Der Terraner und seine Begleiter tauchen in NEO OLYMP auf. Goldenes Leuchten begleitet die Reise, das die SERUNS nicht einordnen können. Es ist ein Zeichen dafür, dass ES die Finger im Spiel hat. Im Stardust-System erwartet Perry eine erneute Bot schaft Homunks: Er müsse sich beeilen und endlich das PARALOX-Arsenal finden. Nur so könne ES noch gehol fen werden. In einer anderen Handlungsebene begegnet uns Jason Moor, ein Angestellter der Whistler-Company. Nach dem Angriff von VATROX-VAMU erwacht er in seiner Wohnung in einem hygienischen Chaos.Acht Wochen sind vergan gen, in denen VATROX-VAMU die Herrschaft über das STARDUST-System innehatte. Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Hat VATROX VAMU, nachdem man ihn in die Flucht schlug, Tausende von Schläfern hinterlassen, die als heimliche Agenten agieren und nichts von ihrer Indoktrination wissen? Jason Moor ist sich dessen sicher. Er kann sich nicht daran erinnern, seine Wohnung verlassen zu haben, aber es existieren Filmaufnahmen von ihm, die ihn in der Hal le der 1000 Aufgaben zeigen. Der Roman begann sehr geheimnisvoll und spannend. Mit der Zeit reduzierte sich das Geheimnisvolle, ohne ins Lang weilige zu kippen, auch wenn sich die Spannung nicht mehr erholte. Der Roman blieb weiterhin unterhaltsam, obwohl mich der Ausblick auf die Handlung des Feuerau ges störte, das vor vielen Heften auf die Erde zuraste. Das Cover gefiel mir ausgezeichnet, das Dirk Schulz für dieses Heft gezeichnet hat, auch wenn mich die Dar stellung zuerst an eine gelungene Mischung aus »Assassins Creed« und »Green Lantern« erinnerte und weniger an Homunk.
Zu den Sternen!
Euer Arndt Ellmer • Pabel-Moewig Verlag GmbH • Postfach 2352 • 76413 Rastatt •
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Glossar Tifflor, Julian Der Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik wurde am 15. September 1961 alter Zeitrechnung in New York in den damaligen Vereinigten Staaten von Ame rika geboren. Der Terraner ist 1,83 Meter groß und schlank, er hat braune Augen und braunes Haar. Als Jugendlicher galt Tifflor bereits als mathema tisches Genie mit einer großen Sehnsucht nach dem Weltraum. Er wurde Raumkadett und absolvierte sei nen ersten Einsatz als »Kosmischer Lockvogel« – da mit ging er bereits zu Zeiten der Dritten Macht in die terranische Geschichte ein. Er wurde zum Freund und Vertrauten Perry Rhodans, mit dem er immer wieder verglichen wurde. Bereits 1996 wurde ihm eine Zelldusche gewährt, der weitere lebensverlängernde Duschen auf der Kunst welt Wanderer folgten. Im Jahr 2326 erhielt Tifflor zudem einen Zellaktivator. Dadurch wurde sein biolo gisches Alter auf dem Stand von 35 Jahren erhalten. Zur Zeit des Solaren Imperiums wirkte Tifflor als So larmarschall. Nachdem das Solare Imperium von den Laren und Überschweren zerschlagen worden war, blieb er in der Milchstraße und baute zusammen mit Atlan das Neue Einsteinsche Imperium auf. Nach der Befreiung der Galaxis wurde Tifflor am 1. Januar 3586 als Erster Terraner zum ersten Regierungsoberhaupt der Liga Freier Terraner. Auch im Zeitalter der Kos mischen Hanse hatte er dieses Amt inne, wurde zu dem einer der stimmberechtigten Hansesprecher. Als die Milchstraße vom estartischen Kriegerkult be setzt wurde, leitete Tifflor den Widerstand. Im Jahr 448 Neuer Galaktischer Zeitrechnung war er Mitglied der Expedition ins sterbende Universum Tarkan. Bei der Rückkehr blieb die Expedition 695 Jahre in ei nem Stasisfeld gefangen. Nach der Rückkehr im Jahr 1143 NGZ kämpfte Julian Tifflor an der Seite von Perry Rhodan gegen die Cantaro und gegen Monos. Ab 1235 NGZ beteiligte Tifflor sich am Aufbau Came lots, der »Insel des Friedens«, die von den Aktiva torträgern geschaffen wurde. Kurze Zeit darauf ver schwanden er und Michael Rhodan, während sie sich in Fornax auf einer geheimen Mission befanden. Erst Jahre später wurde sein Schicksal aufgeklärt: Tifflor und Michael Rhodan wurden von Shabazza entführt und auf dem Planeten Curayo in der Galaxis Puydor »konditioniert«. Dort wurde er von Icho Tolot und Gu cky gerettet.
Seit dem 16. Dezember 1291 NGZ wirkte er als Resi denz-Minister für Liga-Außenpolitik und vertrat die Liga Freier Terraner vor dem Galaktikum. Nach dem Ende der TRAITOR-Krise wurde er zum »Sonderbe auftragten des Galaktikums für Hyperkokon- und TRAITOR-Hinterlassenschaften« berufen. Filgris, Zhanauta Die 1298 NGZ geborene Zhanauta Filgris gehört als »Einundsiebzig« zur Vereinigung der Ara-Attentäter aus dem Suhyag der Unsichtbaren. Zhanauta Filgris ist nur einer ihrer Decknamen. Für eine Ara ist sie vergleichsweise füllig, Terraner empfinden ihr Äußeres hingegen als angenehm schlank. Ihr Schädel weist die für Aras spitze Form nur andeutungsweise auf, außer dem ist sie nicht kahl, sondern hat sehr feines weiß blondes Haar. Sie wirkt mit ihren roten Glutaugen, den vollen Lippen und der geraden Nase auf Terraner sehr attraktiv. Im Jahre 1340 NGZ wird »Einundsiebzig« auf Tahun tätig, um Perry Rhodan und Julian Tifflor nach NeuTolimon zu entführen. Im Verlauf der folgenden Ereig nisse – nachzulesen im ARA TOXIN-Zyklus, der als Taschenbuch bei Heyne vorliegt – wird aus ihr und Julian Tifflor zumindest für eine kurze Weile ein Lie bespaar. Selegris, Nia Nia Selegris wurde im Jahr 400 NGZ auf Terra geboren und erwarb ihre Prominenz vor allem an der Seite ihres späteren Lebenspartners Julian Tifflor, an dessen Seite sie zusammen als erste weibliche Shad die Upa nishad-Schule Tschomolungma absolvierte. Die blonde Terranerin war mittelgroß, schlank und galt gemeinhin als sehr hübsch. Ihr Auftreten war selbst bewusst, wozu ihre beträchtliche Intelligenz sie auch mehr als befähigte. Nachdem sie die zehn Stufen der Upanishad-Schule absolviert hatte, erhielt sie den Status eines Ewigen Kriegers und ergriff im Konflikt der beiden Sothos Tyg Ian und Tal Ker für den intri ganten »Stalker« Partei, wofür sie nach dem Sieg »Stygians« verstoßen wurde. Nach dem Ende der So tho-Herrschaft blieb sie an Tifflors Seite, bis sie um 1238 NGZ mit etwa 132 Jahren (695 Jahre hatte sie mit dem Rest der Tarkan-Expedition in einem Stasis feld verbracht) eines natürlichen Todes starb.