Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments
Altorientalische und semitische Onomastik
Band 296 herausgegeben von
Michael P.
Stre~k
und Stefan Weninger
Herausgeber
Manfried Dietrich • Oswald Loretz
Beratergremium R. Albertz • J. Bretschneider • St. Maul K.A. Metzler • H. Neumann • U. Rüterswörden W. Sallaberger • G. Selz • W. Zwickel
2002 Ugarit-Verlag Münster
2002 Ugarit-Verlag Münster
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Vorwort
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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Altorientalische und semitische Onomastik / hrsg. von Michael P. Streck und Stefsn Weninger. - Münster: Ugarit-Verl., 2002 (Alter Orient und Altes Testament; Bd. 296) ISBN 3-934628-25-7
© 2002 Ugarit-Verlag, Münster (www.ugarit-verlag.de) Alle Rechte vorbehalten All rights preserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmiued, in any form or by any means, electronic, mechanical, photo-copying, recording, or otherwise, without the prior permission of the publisher.
Herstellung: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Printed in Germany
In Altorientalistik und Semitistik erbringt die Namenforschung seit langem wichtige Erkenntnisse zu Sprachen, Religionen und Geschichte der orientalischen Kulturen. In zunehmendem Maße verlangt ihre Komplexität jedoch der methodischen Rückbesinnung. Was kann Namenforschung leisten? Mit welchen Mitteln sind Ergebnisse zu erzielen? Welche grundlegenden Charakteristika zeichnen Namen aus? Die in vorliegendem Band gesammelten Aufsätze zur altorientalischen und semitischen Onomastik versuchen, in einigen Bereichen auf diese und ähnliche Fragen Antworten zu finden. Diese Aufsätze gehen auf Vorträge zurück, die in einem von den beiden Herausgebern organisierten Panel während des XXVIII. Deutschen Orientalistentages in Bamberg (26.-30. März 2001) gehalten wurden. Im Mittelpunkt dieser Vorträge standen somit weniger Einzelfragen der altorientalischen und semitischen Namenforschung. Vielmehr wurden grundlegende methodische Probleme erörtert oder ganze Namencorpora in ihren Charakteristika dargestellt. Als 'besonders fruchtbringend erwies sich dabei der interdisziplinäre Ansatz, der es erlaubte, die wesentlichen Gemeinsamkeiten zwischen einigen altorientalischen und semitischen Namencorpora einerseits, die charakteristischen Unterschiede zwischen ihnen andererseits herauszuarbeiten. Die Herausgeber sind daher der Überzeugung, daß vorliegender Band einen wichtigen Beitrag zur Onomastik im Vorderen Orient und zugleich ein schönes Zeugnis fachübergreifender Forschung darstellt. In erster Linie danken die Herausgeber allen Autoren für ihre Bereitschaft, am Panel mitzuwirken und ihre Referate unter Beachtung rigider Zeitvorgaben und technischer Konventionen einzureichen. Michael P. Streck dankt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das großzügige Heisenbergstipendium, das ihm die Mitwirkung an dieser Arbeit ermöglicht hat, und darüber hinaus für die Bereitstellung einer Hilfskraft. In letzterer Funktion hat sich Herr cand. phi!. Viktor Golinets in zahllosen Stunden um die Herstellung des druckfertigen Manuskripts verdient gemacht, wofür ihm herzlich gedankt sei. Stefan Weninger dankt den studentischen Hilfskräften Frau cand. phi!. Petra Wagner und Frau cand. phi!. Sandra Ramos, die die Herausgeber beim Lesen der Korrekturen und beim Erstellen der Indices maßgeblich unterstützt haben. Die Herausgeber der Reihe Alter Orient und Altes Testament, Manfried Dietrich und Oswald Loretz, erklärten sich freund liehst zur Veröffentlichung dieses Bandes bereit. Dafür sei ihnen herzlich gedankt.
ISBN 3-934628-25-7 MünchenlMarburg, den 11.7.2002 Printed on acid-free paper
Michael P. Streck
Stefan Weninger
Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................. v Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. vii
Manfred Krebernik Zur Struktur und Geschichte des älteren sumerischen Onomastikons....... I Johann Tischler Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Götternamen ............................................................................................. 75 Günther ViI/mann Ägyptische Onomastik der Spätzeit im Spiegel der nordwestsemitischen und karischen Nebenilberlieferung ................................................. 85 Michael P. Streck Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen ....................................................................................... 109 Gdbor Kalla Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen in der altbabylonischen Zeit .............................................................................. 123 Regine Pruzsinszki Beobachtungen zur geschlechts spezifischen Namengebung anband des Emar-Onomastikons .......................................................................... 171 Hans Rechenmacher Eigennamen in einer Datenbank. Methodische Überlegungen am Beispiel des althebräischen Korpus ........................................................ 185 Alexander Sima Neue Möglichkeiten der altsildarabischen Namenforschung ................. 195 Ste/an Weninger Arabische Imperfektnamen .................................................................... 209 Indizes ................................................................................................................ 227
Zur Struktur und Geschichte des älteren sumerischen Onomastikons von Manfred Krebernik - Jena
Dem Andenken Norbert Kargs (1954-2001) gewidmet Vorbemerkung: AufQuellen (und Alter) der zitierten Namen wird jeweils in knappster Form durch Siglen hingewiesen, die sich auf Referenzwerke bzw. Indices von Texteditionen beziehen (in der angegebenen, etwa der Chronologie entsprechenden Reihenfolge): U ("Ur"): Burrows (1935:27-39). NI ("Names and Professions List I"): s. u. Anm. 9. F ("Fära"): Pomponio (1987:3-289). S ("AbO Saläbrb"): Biggs (1974:34f.) und Pomponio (1991: 142-146). N2 ("Names and Professions List 2"): s. u. Anm. 9. L ("Lagas"): Struve (1984: 10-216). A ("Altsumerische Bau- und Weih inschriften"): Behrens & Steible (1983:390-407). E ("Earliest Land Tenure Systems"): Gelb & Steinkeller & Whiting (1991: 163-181). o ("Old Sumerian ... Texts"): Westenholz (1975b:75-1 06 und 1987: 195-199). 01 ("Old Sumerian ... Texts"): Westenholz (1975b:75-1 06). 02 ("Old Sumerian ... Texts"): Westenholz (1987: 195-199). Ur 111 ("Ur III-Zeit"): Limet (1968:359-569). Individuelle Quellen sind nur angegeben, wenn erforderlich (z. B. wenn ein Name in der genannten Literatur nicht vorkommt oder die dortige Lesung von der hier vertretenen abweicht). Um das Auffinden zu erleichtern, wurden konventionelle Lautwerte wie bär a, s u moder ses nicht modernisiel1 (zu par alO, S U m bzw. ses).
I. Einleitung Ob den ältesten Keilschrifttexten bereits das Sumerische zugrundeliegt, ist umstritten, da uns diese Sprache erst einige Jahrhunderte nach der Schrifterfindung in einem weiterentwickelten Schriftsystem deutlich entgegentritt.' Das in historiI
Englund (1998:73-81) weist Argumente filr die Sumerizität der ältesten Texte zu rUck
und plädiert filr eine vorsumerische Sprache. Er nimmt an, daß die Sumerer erst kurz vor Beginn des FrUhdynastikums eingewandert seien. Immerhin lassen sich aber in den ältesten lexikalischen Texten typisch sumerische Homophone wahrscheinlich machen. So enthält die schon in der ältesten Schriftstufe bezeugte Liste ED lü A die (nach späterer Tradition) ab g a I zu lesende Zeichenkombination NUN. MEzwischen AusdrUcken,
Manfred Krebernik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
scher Zeit im äußersten Süden Mesopotamiens beheimatete Sumerische geriet
Identifikation in den frühesten Textcorpora vom Ende des IV. bzw. Anfang des III. Jt. (aus Uruk, Gemdet Na~r und Tell
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zunehmend unter den Einfluß des nördlich benachbarten Akkadischen, von dem es schließlich - wohl zu Beginn des 11. Jt. - verdrängt wurde. Um das Schriftsystem dem vom Sumerischen sehr verschiedenen semitischen Idiom anzupassen,
3
wurde das phonographische Prinzip ausgebaut und neben dem logographischen
ungefahr gleichzeitigen frühesten ägyptischen Schriftdenkmälern neben Toponymen auch Personennamen, nämlich insbesondere einiger prädynastischer Pharaonen, erkennbar sind,7 können wir noch keine Persönlichkeiten der fruhen
emanzipiert. Das resultierende System aus Wort- und Silbenschrift verbreitete sich
mesopotamischen Geschichte mit Sicherheit namhaft machen. 8 Die Grunde dafilr
rasch über weite Teile des Vorderen Orients. Die Anciennität der Sumerer schlug sich in der besonderen Wertschätzung nieder, die ihre Sprache weit über das ursprüngliche Verbreitungsgebiet hinaus
müssen noch weiter geklärt werden. Sie liegen jedenfalls nicht nur in dem archaischen Schriftsystem und einem vom späteren stark abweichenden, vielleicht (wenigstens teilweise) nicht-sumerischen Onomastikon, sondern auch darin, daß die ältesten Wirtschaftsdokumente auf Personen überwiegend durch Funktionsbezeichnungen und nicht durch Eigennamen Bezug nehmen. Dies spiegelt auch die älteste lexikalische Tradition wider, in der Listen von Berufs- und
und noch lange nach ihrem Erlöschen genoß. Aber nicht nur sumerische Grammatik und Literatur wurden weitergepflegt: schon am Ende der frilhdynastischen Zeit finden wir auch sumerische Personen- und Götternamen im fernen Syrien? Bis ans Ende der Keilschriftkultur hielt sich in Babylonien und Assyrien die Sitte, Tempeln sumerische Namen zu geben - so trug beispielsweise der Sin-Tempel im südostanatolischen
tJarrän
den
sumerischen
Namen
E- b u I - b uI
Funktionsbezeichnungen eine wichtige Stelle einnehmen, während Personennamenlisten noch gar nicht existieren; erst aus frühdynastischer Zeit kennen wir -
(etwa
"Freudenhaus"). In neu babylonischer Zeit ist noch von einem "Sumerer-Haus" als Eigentümer von Tontafeln die Rede. 3 Nabonids Tochter erhielt nach alter Tradition als En-Priesterin einen sumerischen Namen: e n - n f g - a I - d i - dn a n n a "En-Priesterin-(nach-dem)-Wunsch-des-Nanna".4 Sogar noch in achämenidischer Zeit bezeichneten sich einige Personen - vielleicht um ihr "akademisches" Ansehen zu unterstreichen - als "Sumerer".s Zwar gehen wir mit Selbstverständlichkeit davon aus, daß Personennamen im Mesopotamien des ausgehenden IV. Jt. längst üblich waren,6 doch bereitet ihre
die mit dem Element GA L "groß" (Englund & Nissen 1993, S. 17, i 15) gebildet sind. Nimmt man an, daß die Lesungen ga I bzw. ab g a I schon rur die Uruk-Zeit gelten und die Anordnung somit auf teilweiser Homophonie (gemeinsames Element /gal/) beruht, so wäre das sumerische Lemma ga I bereits rur das IV. Jt. gesichert. Auch der Folge E N . ME. G I, E N . ME. M U (ibd. iv 3-4) liegen wohl die später bezeugten Lesungen eng i z bzw. end u b zugrunde, was die Lemmata e n bzw. gi (das durch das Zeichen auch bildlich dargestellte "Rohr"; hier als Lautindikator verwendet) bereits rur die Frühzeit sicherstellen würde. 2 In Mari und Ebla waren sumerische Namen bei Schreibern und Musikern beliebt, s. Stein keller (1993a). J S. Oelsner(2000:316 mit Anm. 24). 4 Die überlieferten Namen von En-Priesterinnen sind bei Edzard (1959: 16f.) und Renger (1967: 126, Anm. 91-93) aufgezählt. S Zusammengestellt bei Oelsner (2000:313 f.), s. a. George (1991: 162). 6 Als Kuriosum sei erwähnt, daß Herodot IV 184 von einem Stamm in Nordafrika berichtet (gemeint sind die Ataranten, zwischen Garamanten und Atlas), der angeblich keine Personen namen verwendete.
7 Ob die bislang ältesten ägyptischen Schriftzeugnisse aus dem Friedhof von Abydos eine ganze Reihe von Herrschernamen enthalten, wie Dreyer (1998) annimmt, darf mit J. Kahl in seiner noch ungedruckten Rezension bezweifelt werden. 8 Zu mutmaßlichen Personennamen in frühen Texten s. Edzard (1998:94f. § 1). In archaischen Dokumenten über Arbeitskräfte (MSVO 212-14; W 23999,1; W 20274; s. Englund 1998: 177) lassen sich keine sumerischen Namen sicher identifizieren. In frühen Urkunden über GrundstUckstransaktionen (ELT Nr. I-li) finden sich jedoch schon einige sehr wahrscheinliche Kandidaten. Zu den ältesten, in die ED I-Zeit hinaufreichenden Dokumenten, die eindeutig sumerische Namen erkennen lassen, zählen die "USumgal-Stele", die "Figure aux plumes" (ELT Nr. 12; 18; zu letzterer s. Wilcke 1995) sowie einige der archaischen Texte aus Ur mit altertümlicherer Schrift (Burrows 1935:3 nennt die Nummern 1; 63; 64; 232; 233).
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
neben Listen, die Personennamen und Berufsbezeichnungen kombinieren 9 - auch reine Personennamenlisten. 1o Die Geschichte des sumerischen Onomastikons (vgl. die nebenstehende chronologische Übersicht) beginnt für uns also noch mit einem "dunklen Zeitalter". Das erste umfangreichere Corpus deutlich erkennbarer und analysierbarer Personennamen liefern die ca. 750 Personennamen enthaltenden I I archaischen Texte aus Ur, die unter dem berühmten Königsfriedhof gefunden wurden und wohl ins 28. Jh. v. Chr. datieren. 12 Die nächstjUngeren Textcorpora stammen aus Fära-Suruppak (26. Jh.; ca. 1800 Namen), Tell Abü Saläbib (gleichzeitig oder wenig jUnger)13 und dem präsargonischen Lagas (25./24. Jh. v. Chr.; ca. 1500 Namen). Besonders reich an Texten aus verschiedenen Orten und entsprechend ergiebig für das Onomastikon sind schließlich die Archive der Weit verbreitet war offensichtlich die in Tell Abn Saläbrb und Ebla sowie in einem Ur III-zeitlichen Textzeugen dokumentierte "Names and Professions List", s. Archi (1981; 1984) und Fales & Krispijn (1989-90). Eine bislang nur in Fära bezeugte Liste dieser Art repräsentieren die Textzeugen SF 28 /I 29 /I 44. Die beiden Listen werden im folgenden unter den Siglen N2 bzw. NI zitiert. Für N I werden die genauen Belegstellen in den Anmerkungen gegeben (alle Textzeugen wurden von mir kollationiert); rur N2 wird auf die Edition von Archi (1981 bzw. 1984) verwiesen. - N I enthält einige im aktuellen, d. h. durch die Wirtschaftstexte dokumentierten, Onomastikon von Fllra nicht gebräuchliche, jedoch rur das Onomastikon der archaischen Texte aus Ur typische Elemente wie AN. D Ü L . M E (SF 29 viii 4//44 i 2), (I GI. ) BUR (SF 28 v 5' /I 29 iii 14; SF 29 iii 17) und oS E oS + I B (SF 28 viii 11 /I 29 v 13; 29 vii I). Aufflillig ist ferner der Name k u I - a b - k i - d u g (SF 29 viii 17// 44 iii I). N I reflektiert also eine ältere, aus Südsumer stammende Tradition. 10 Die ältesten Beispiele stammen aus Fllra. Das Fragment SF 2 enthält die Reste zweier Kolumnen mit theophoren Personennamen, s. Krebernik (1986: 167). SF 25 ist eine fragmentarische, z. T. radierte und zu Übungszwecken wiederverwendete Tafel; Kol. i enthält ausschließlich Personennamen: [... R] U 1, ru r 11_d i n a n a, ku - I i-I i, sidu, a - N E - SAG x tJ A, m e s - a b z u, u r - d n isa b a, m e s - p ä d, KA-[?]lum, S AL. x [. x] (kollationiert). 11 Diese und die folgenden Schätzungen sollen nur als ungefllhre Anhaltspunkte dienen. Sie beziehen sich auf die Anzahl selbständiger sumerischer Namensformen, bloße Schreibvarianten sowie fragmentarische Namen sind nicht berücksichtigt. Die Zahlen würden beträchtlich niedriger ausfallen, wenn die vollständige Form eines Namens und deren Abkürzungen jeweils nur einfach gezählt würden. 12 Nach Karg (1984) ist die mit den Textfunden vergesellschaftete Glyptik jünger (ED 11bzw. "Mesilim"-Zeit) als zuvor angenommen (ED I). 13 Einer großen Mehrzahl lexikalischer und literarischer Texte stehen nur sehr wenige Wirtschaftstexte gegenüber. Diese enthalten - ebenso wie die Kolophone der lexikalischen und literarischen Texte - einen hohen Anteil semitischer Namen.
Chronologische Übersicht
3200 Uruk IVa-IJ/: Archaische Texte
Gemdet Na~r
3000
9
1
2800 Ur: Archaische Texte
2600 Fära
Aba $aläbib Ur: Königsfriedhof Lagas: Präsargonische Texte
2400 REICH VON AKKADE
2200
REICH DER JII. DYNASTIE VON UR
2000
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Manfred Krebernik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
III. Dynastie von Ur (21. Jh. v. Chr.; ca. 4000 Namen). Ich möchte im folgenden versuchen, die Grundzüge des frühen sumerischen Onomastikons in historischer Perspektive zu skizzieren und durch Fallstudien charakteristischer Namenstypen zu illustrieren. Ausgangspunkt sind dabei die archaischen Texte aus Ur als unser vorläufig ältestes Corpus. Zunächst ist auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, mit denen eine detaillierte Analyse verbunden ist:
in Fära belegt ist. 16 Das Bild ändert sich geringfiigig in den 150 bis 200 Jahre jüngeren Texten aus dem nördlicher gelegenen Fära: dort sind ca. 2-3 Prozent der Namen akkadisch - gegenüber mindestens 40 Prozent in den etwa zeitgleichen Texten aus dem noch weiter nördlich gelegen Tell Abü Saläblb. 17
6
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2. Publikations- und Forschungsgeschichte
(a) Die Abgrenzung eines Namens vom Kontext ist bisweilen unsicher. Fälle, in denen dasselbe Fach neben dem Personennamen auch eine erkennbare Berufsangabe enthält, gemahnen zur Vorsicht. (b) Die Zeichenanordnung innerhalb der einzelnen Fächer ist noch frei, muß also nicht der grammatischen bzw. syntaktischen Lesefolge entsprechen. (c) Manche archaischen Zeichenformen lassen sich nicht sicher identifizieren bzw. lesen. (d) Die archaische Orthographie ist überwiegend logographisch und berücksichtigt grammatische Morpheme und Postpositionen erst in geringem Umfang. (e) Nach Ausweis zahlreicher variierender Formen waren rur mehrgliedrige Namen Abkürzungen überaus gebräuchlich. So scheint der Name Eanatums von Lagas laut Geiersteleninschrift in seiner vollen Form E- a n - n a _di na n a - i b - ga I - k a k a a - turn "des Tempels Eana der Inana-Ibgala wurde er (rur) würdig (befunden)" gelautet zu haben. 14 Auch der Name seines runften Nachfolgers wird gewöhnlich in der Kurzform Lugalanda benutzt, lautete aber vollständig lug a I - a n da - n u - bug - g 11 "ist der König nicht ein mit An [d.h. wohl: nach dem Willen Ans] eingesetzter?". Kurznamen können sich mit Fällen defizitärer Orthographie überlappen, aber auch mit Gölternamen, Verwandtschaftstermini und anderen Appellativen. Die archaischen Texte aus Ur enthalten ca. 750 Personennamen. Soweit erkennbar, sind sie fast ausschließlich sumerisch. Als akkadisch zu identifizieren ist jedoch mindestens KA-/ti-lurn (wohl zu-/ti-lurn /~uläluml zu lesen), 15 der später auch
Steible & Behrens (1982a: 124, Ean. I, 5:26-28); s. zu dieser Stelle ausfiIhrIich Bauer (1998: 464-466) mit Lit. 15 UET 2, 77: I'; 203 i 4'. U Nr. 380: ka-Ial-Ium. Akkadische Namen finden sich ferner auf einem Fragment, das zusammen mit zwei weiteren Texten aus paläographischen GrUnden Fära-zeitlich eingestuft wurde: i1-su-ma-lik /'il-su-mlllik/ (UET 2, 308: I'; UNI'. 732: u r - i I-rn a s k u rn-rn a), is-x-i1 (UET 2,308:2'; nicht im Index). 14
Der Onomastik ist in der Sumerologie nicht soviel Aufmerksamkeit zuteil geworden wie der Grammatik, dem Lexikon oder der Literatur. Das Standardwerk, die 1968 erschienene Monographie von Henri Limet (Li met 1968), hat das Onomastikon der Ur III-Zeit zum Gegenstand. In der Tat bietet dieses Corpus einen günstigen Zugang: das Sumerische ist noch lebendig, die Quellen sind sehr zahlreich und verteilen sich auf mehrere Orte und Archive, das Schriftsystem ist soweit entwickelt, daß sich nicht nur die Hauptkomponenten der Namen, sondern auch grammatische Morpheme und phonetische Erscheinungen abzeichnen. Vergleichbar ausfiihrliche Untersuchungen zum Onomastikon der älteren Textcorpora existieren nicht. Hier lag das Augenmerk eher auf der Prosopographie, die wiederum rur die Ur III-Texte noch zu leisten ist. Burrows gab seiner 1935 erschienenen Edition der archaischen Texte aus Ur (Burrows 1935 = UET 2) einen durchnumerierten Personennamen-Index bei (UET 2 S. 27-39; im folgenden zitiert als U Nr .... ), dessen Lesungen freilich mittlerweile großenteils revisionsbedürftig sind. Die Indices der Deimel'schen und lestin'schen Publikationen von Fära-Texten (Deimel 1923 und 1925; Jestin 1937 und 1957) sind heute wegen ihrer oft veralteten oder ungenauen Lesungen kaum mehr zu benutzen. Einen brauchbaren Überblick über die Personennamen bietet Francesco Pomponios Prosopographie (Pomponio 1987). 1994 veröffentlichte Pomponio zusammen mit Giuseppe Visicato eine Bearbeitung von 180 Wirtschaftstexten aus Fära (Pomponio & Visicato 1994), 1995 folgten eine Bearbeitung weiterer 47 Texte durch Visicato (Visicato 1995). Die beiden Publikationen weisen gegenüber Pomponio (1987) manche korrigierten Lesungen auf. Visicato (1995) enthält einen Personennamen-Index, Indices zu Pomponio & Visicato (\ 994) bietet Visicato (\ 997). Was die Texte aus Abü Saläblb betrifft, so hat Biggs (\ 974:34f.) seiner Edition eine Liste der in den Kolophonen genannten Schreiber beigegeben, während Pomponio (1991) die Personennamen der Wirtschaftstexte behandelt.
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Pomponio (1982: 128): KA-ta-lulII. Lesung mit Westenholz (1988: 112). Vg!. Krebernik (1998:261 bzw.265).
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Manfred Krebemik
Die Personennamen der bis in die Sechzigerjahre des 20. Jh.s publizierten präsargonischen Texte aus Lagas hat Vasilij Struve gesammelt, seine Arbeit wurde jedoch erst Jahre nach seinem Tode (1969) aus dem Nachlaß herausgegeben (Struve 1984). Die jüngeren Publikationen präsargonischer Lagas-Texte von Josef Bauer und Joachim Marzahn (Bauer 1972; Marzahn 1991 und 1996) enthalten vollständige Namens-Indices (Selz 1989 und 1993 berücksichtigt nur kommentierte Lemmata). In seiner Arbeit zum Pantheon des präsargonischen Lagas berücksichtigt Selz (1995) auch Personennamen mit theophorem Element. Das sumerische Onomastikon der Akkade-Zeit ist einschlägigen Textpublikationen bzw. deren Indices (vor allem Westenholz 1975b:6-10; 75-106; 1987:195-199; Kienast & Sommerfeld 1994:29-71; Yang 1995:433-442) sowie den gleich zu nennenden periodenübergreifenden Werken zu entnehmen. Die ältesten Rechtsurkunden haben Dietz Otto Edzard, Joachim Krecher und Ignace J. Gelb zusammenfassend ediert und die darin enthaltenen Personennamen durch Indices erschlossen (Edzard 1968; Krecher 1978; Gelb & Steinkeller & Whiting 1991). Die Personennamen der von Horst Steible und Hermann Behrens edierten frühdynastischen Bau- und Weihinschriften (Steible & Behrens 1982) findet man bei Behrens & Steible (1983:390-424). Personennamen des 3. Jt., die das Konzept der persönlichen Schutzgottheit zum Ausdruck bringen, behandelt die Dissertation von Robert A. Di Vito (Di Vito 1993). Visicatos Studie über die Schreiber des III. Jt. vor der Ur I1I-Zeit (Visicato 2000) enthält auch einschlägige Namenslisten. Den Forschungsstand faßte Edzard (1998) zusammen, wobei deutlich wurde, daß unser Bild des sumerischen Onomastikons einseitig vom jüngeren Material geprägt ist.
3. Struktur und Semantik sumerischer Namen Vollständige - d. h. nicht-abgekürzte - Personennamen sind entweder einfach oder zusammengesetzt. Einwortnamen umfassen gewöhnliche Appellative (und deren hypokoristische Derivate) sowie bedeutungs leere "Lallnamen" (deren Grenze zu Hypokorista fließend ist). Mehrgliedrige Namen lassen sich auf syntaktischer Ebene in nomenwertige (d. h. aus einer Nominalphrase bestehende) und satzwertige (d. h. aus einem Satz bestehende) einteilen. 18 Nomenwertige, bedeutungstragende Namen fungieren gewissermaßen als Attribute oder Appositionen des Namensträgers: sie beziehen sich also inhaltlich
18
Vgl. Limet (1968:61-112) und Edzard (1998:95).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
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auf diesen selbst - sei es aktuell oder virtuell,19 auf realer oder mythisch-religiöser Ebene, historisierend, deskriptiv oder programmatisch. Dagegen besitzen Satznamen ein grammatisches Subjekt, das - wiederum aktuell oder virtuell - mit dem Namensträger identisch oder von diesem verschieden sein kann. Sumerische Personennamen sind normalerweise zusammengesetzt. Es existieren sowohl nomenwertige als auch satzwertige Namen. Beide folgen einem begrenzten Repertoire von Strukturmustern unter Verwendung eines begrenzten Wortfeldes. Nomenwertige Namen bestehen gewöhnlich aus einfachen Genitivverbindungen, wobei als regens (erstes Element) nur sehr wenige Nomina gebräuchlich sind, die ein Verhältnis zu dem semantisch im Vordergrund stehenden zweiten Element ausdrücken. Bei Satznamen lassen sich zwei Grundtypen un. terscheiden: substantivische Nominalsätze (ohne Kopula) und mehrgliedrige Sätze der Form X (+ Y) + Z + Verb. An erster Position steht in beiden Fällen meist eine (göttliche oder menschliche) Person, seltener eine (religiös oder sozial bedeutsame) Örtlichkeit. X ist in Satznamen grammatisches Subjekt (im Sinne von topie). Y kann der Personenklasse oder Sachklasse (dies der häufigere Fall) angehören. Z ist ein Dimensionalobjekt, meist im Lokativ-Terminativ oder Ablativ. Als Prädikat erscheint in älterer Zeit bzw. in älteren Namenstypen eine Verbalbasis ohne Konjugationsmorpheme. Entscheidend für das Verständnis sumerischer Satznamen ist, daß das grammatische Subjekt X nicht mit dem Namensträger identisch ist: die Aussagen beziehen sich vielmehr auf Entitäten, die in der sozial-religiösen Umwelt des Namengebers bzw. Namenträgers von Bedeutung sind. 2o Dies ergibt sich aus der Analyse vollständiger Namen, die jedoch nicht den Regelfall darstellen. Vielmehr werden satzwertige Namen meist in abgekürzten Formen gebraucht, deren Bildung ebenfalls nach bestimmten Mustern erfolgt. 21 Die auf der Oberfläche nicht immer klare Syntax vollständiger Namen wie auch die nicht immer erkennbaren bzw. auf ihre volle Gestalt zurückführbaren Abkürzungen können leicht zu Fehlinterpretationen führen. So wurde etwa der als Nominalphrase mißverstandene Name m e s - a n - n e - p ä - da seinerseits na-
19 Ob und in welchem Umfang die Namengebung semantisch motiviert ist, hängt vom kulturellen, historischen und sozialen Kontext ab. Im sumerischen Onomastikon sind einige "dynastisch" motivierte Namen bezeugt, bekanntestes Beispiel sind die Namen der präsargonischen ,,1. Dynastie" von Ur: Mes-kalam-dug, A-kalam-dug, Mes-ane-pada, Aane-pa-da. Vgl. Edzard (1998:99). 20 Ausnahmen sind bei Akzessionsnamen von Herrscher(inne)n und Priester(inne)n denkbar. 21 S. vorläufig Limet (1968:91-94; 95-99).
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
mengebend für die "Mes-ane-pada-Konstruktion" - nach Ausweis paralleler Namen wie a - an - ne - p a - d a handelt es sich jedoch um einen Satznamen. 22 Im folgenden wird - als Arbeitshypothese - davon ausgegangen, daß den sumerischen Namen prinzipiell grammatische und semantisch sinnvolle Strukturen zugrundeliegen. Zugunsten dieser Hypothese läßt sich anführen, daß die zahlreichen strukturellen und lexikalischen Veränderungen, die sich im sumerischen Onomastikon des 3. Jt. beobachten lassen, und die Wechselwirkungen zwischen sumerischer und akkadischer Namenbildung ein Bewußtsein für die Namensinhalte voraussetzt. Es ist jedoch nicht ganz auszuschließen, daß mit dem Baukastenprinzip der sumerischen Namenbildung auch rein formale, mehr oder weniger sinnentleerte Analogiebildungen generiert wurden.
4. Appellative und .. Lallnamen .. Einwortnamen, die nicht aus einer Abkürzung mehrgliedriger Namen resultieren, sind im sumerischen Onomastikon - anders als z. B. im akkadischen - generell selten23 und in den archaischen Texten aus Ur nur unsicher bezeugt; mögliche Beispiele sind 8 a s a Ix (LAK212)24 "Euphratpappel", vielleicht auch ans e "Esel,,25 und I u rn-rn a26 als Appellative, I u - I u (häufig, später auch 27 Theonym) und da - d a als "Lallnamen".
22 Vg\. Falkenstein (1950:53): "JUngling, den An berufen hat"; danach Thomsen (1984:263): "the young man, ca lied by An". Richtiggestellt bei Edzard (1998:95): "der junge Mann (ist einer), der seitens An berufen worden ist". 23 Vg\. Limet (1968:97) zu den Ur III-zeitlichen Beispielen. 24 UNI'. 49: A + S.134. Der Personenname "a s a Ix ist neben 8;1'"a s a Ix - g a I "große Pappel" auch in Flira belegt (Pomponio 1987:5 I f.). 2S U Nr. 202 (UET 2,32 ii 3); fraglich, ob Personenname. 26 Nach einer viel diskutierten Stelle (Steible & Behrens 1972a:149, Ean. 2, 5: 10-14) trug Eanatum von Lagas diesen Namen zusätzlich zu "seinem eigenen Namen" (m u urum - m [a] - n i) als "seinen Amurriter(?)-Namen" (m u G j R I . G j R I - n i). Cd)1 u rn-rn a heißt auch eine Gottheit, weshalb Bauer (1998:516) den Personennamen als Kurzform einer mit dem Götternamen gebildeten Langform deutet. Dies ist aber nicht zwingend, vielmehr könnten in beiden ein Appellativ vorliegen, wofUr dann in erster Linie lu m (- m a) = unnubu "fruchtbar", "blühend" in Frage kommt, vg\. Pomponio (1984:14f.) und Selz(1995:171). 27 UNI'. 216. Der einzige Beleg UET 2, 80: 2 ist möglicherweise unvollständig.
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5. Genilivverbindungen Nominalphrasen in Gestalt von Genitivverbindungen X + Y - ( a ) k machen zu allen Zeiten einen Großteil des sumerischen Onomastikons aus. Sie bekunden zumindest virtuell- eine Beziehung des Namensträgers X zu einer ihm bzw. dem Namengeber irgendwie übergeordneten Größe Y: Gottheiten, (höhergestellte) Personen, Orte und Objekte von mythisch-religiöser oder sozialer Bedeutung. In den archaischen Texten aus Ur dient als Genitivexponent in erster Linie das Wort am a r- "Kalb". Soweit erkennbar, bildet es männliche Namen. Der Metapher liegt vielleicht die Vorstellung des Umsorgtwerdens zugrunde. Dazu wUrde stimmen, daß mit demselben Zeichen später auch das Verbum zur = kunnum "pflegen", "freundlich behandeln" geschrieben wird?8 Der Typ am ar + Genitiv lebte in reduziertem Umfang bis in die Ur III-Zeit weiter und wurde im Akkadischen nachgebildet (bür- "Kalb" + Genitiv). Neben den charakteristischen am ar-Namen gibt es in den archaischen Texten aus Ur auch schon mit u r- gebildete. Dieses Element gewann etwa in der Fära-Zeit die Oberhand,29 und schließlich wurde ur + Genitiv zum gebräuchlichsten sumerischen Namenstyp überhaupt. Lexikalisch ist u r- als Element von Personennamen nicht abschließend geklärt. Das Zeichen stellt einen Tierkopf dar und steht primär für "Hund" bzw. "hundeartige" Tiere3o . Daß u r- in Personennamen ursprünglich "Hund" bedeutete/I scheint angesichts der alten mit am a r- gebildeten Namen durchaus möglich. Die bei den offenbar in Anlehnung an das Sumerische gebildeten altakkadischen Namen ka-la-ab-e-a "Hund des Ea,,)2 und kttl-
Die Lesung zur wird auch in dem bis in sargonische Zeit gebräuchlichen Namen A M AR. A M A Rangesetzt (z. B. U Nr. 770; Westenholz 1975a: 105; 1987: 199), der aber vielleicht ein Hypokoristikon zu a m a r + Genitiv darstellt (wo die Lesung zur dann konsequenterweise ebenfalls einzusetzen wäre). 29 Da die Quellen diachron und lokal gestreut sind, lassen sich eventuelle synchrone Unterschiede nicht erkennen, so daß Aussagen Ober generelle Entwicklungen fUr diese Zeit noch hypothetisch sind. 30 u r - g i ru "Hund", u r - bar - ra "Wolf", aber auch u r - m a b "Löwe" (m a b "sehr groß"). 31 SO Z. B. Limet (1968:65): "Une evolution semantique comprehensible a fait passer le terme ala signification de 'sujet, serviteur', compte tenu de la fidelite et de la docilite du chien, domestique depuis I'epoque neolithique. Ensuite, on est arrive a I'idee de 'hornrne' , sens atteste par les Iistes lexicographiques des la periode de I'ancien babylonien". 32 Gelb & Steinkeller & Whiting (1991, Nr. 40 [Manistusu-Obelisk], B xi 4). 28
Manfred Krebemik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
bU-as-tar "Hund der Istar,,33 dürften Indizien dafür sein, daß man das sumerische u r-
gern e könnte man ferner die - freilich erst später bezeugte - Emesalform /ginJ von gern e anführen. Allerdings ist die Identifikation nicht ganz unproblematisch: (a) neben ga n- kommt wohl schon Fära-zeitlich auch gern e- vor; (b)
Weitere, analog zu u r- verwendete Elemente sind A K- und ga n-. A K-
analog gebildete männliche Namen mit dem Element 1 r- oder i ru- "Diener" fehlen in kontemporären Quellen. Ich möchte daher nicht ausschließen, daß der Ersatz von g a n durch gern e auf der Umdeutung eines von gern e ursprünglich verschiedenen, nicht mehr gebräuchlichen bzw. verstandenen Wortes beruht.
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Namenselement so verstand. Gegenwärtig neigt man jedoch eher dazu, in ein Pronomen oder ein altes Wort für "Mann" zu sehen?4
ist auch noch in Fära üblich, kommt aber nicht lange danach außer Gebrauch. 35 Eine Interpretation a k a- "gemacht (von)" erscheint zwar naheliegend, ist jedoch aus lexikalischen Gründen und mangels Parallelen unsicher. g a n- verschwindet ebenso wie A K- in präsargonischer Zeit. Im präsargonischen Lagas läßt sich jedoch beobachten, daß der Name derselben Frau zunächst g a n - t f II a und später gern e - t f II a geschrieben wird. Auch in zwei altakkadischen Texten aus Nippur variieren ga n- und gern e- im Namen derselben Person. 36 Demnach
J3
Von einem erratischen Beleg in den archaischen Texten aus Ur38 abgesehen, kommt der Typ 1 r/i rll + Genitiv erst in präsargonischer Zeit auf und wird bis zur Ur III-Zeit ziemlich häufig - sehr wahrscheinlich unter dem Einfluß semitischer, mit akkadisch warad- bzw. amurritisch (abd- "Diener" gebildeter
u + Genitiv auf,
wäre g a n hier eine ältere Schreibung für gern e, die möglicherweise auch eine ältere Lautgestalt des Wortes reflektiert. 37 Dazu paßt, daß die präsargonischen g an-Namen weiblich sind, was für diejenigen aus Fära, soweit es Hinweise auf
Namen. In etwa parallel zu 1 r/i rll + Genitiv kommt I
das Geschlecht gibt, ebenfalls gilt. Als StUtze für die Identität von g a n und
Einen Überblick über die Entwicklung der mit am a r-, A K-, ga n-, gern e-, 1 r/i rll-, I u- und u r- gebildeten Namen vermittelt Tabelle I im Anhang. Die Wechsel wirkungen zwischen den Typen u r/l U/l r + Genitiv und den
01 Nr. 47 i 3. Der Text enthält, wie Westenholz im Kommentar anmerkt, mehrere ungewöhnliche Namen. 34 Edzard (1971: 165f.) bzw. Krecher (1987: 19); zusammenfassend Edzard (1993:202) und Edzard (1998:95). Einwände gegen ersteren Vorschlag sind: (a) ein sumerisches Pronomen lurl existiert zwar, wird jedoch gewöhnlich u rs mUR) geschrieben (was auf unterschiedliche Lautung hinweisen könnte) und ist nicht rur die Personenklasse Ublich; (b) u r- ist auf männliche Namen beschränkt, wohingegen eine Genus-Unterscheidung im sumerischen Pronominalsystem sonst nicht existiert. Krechers scharfsinnige Rekonstruktion eines Wortes lurl "Mann" aus ur du (- d) "Sklave" - u. a. aufgrund des Vergleichs mit e m e du (- d) in der ebenfalls erschlossenen Grundbedeutung "Sklavin"hat viel rur sich. Mögliche frUhdynastische Belege scheinen auch die Personen namen U R - EN + E- s i (F) und U R - a n - s i (S) zu enthalten, doch ist dort vielleicht U R = t e s zu lesen. JS In den präsargonischen Texten aus Lagas sind keine mit A K- gebildeten Namen mehr belegt (a g - g a - ga ist ein Hypokoristikon des "Banana"-Typs). Die Position von A K ist nicht unumstritten, Bauer (1987:2) und andere nehmen Endstellung an. Die Weihinschrift eines A K - de n - I 11 aus Nippur (Goetze 1970:52; Steible 1982b:242), die vielleicht etwas jUnger als die Fära-Texte datiert ist und eine feste Zeichen folge hat, weist auf Anfangsstellung hin. Dies gilt auch rur die Ebla-Version von N2, die in Z. 2 (s. Archi 1984:171) den Namen A K - u t u enthält, sowie rur den Text Westenholz (1975a: Nr. 24), wo sich in iii 5 das mit einem Personennamen gebildete Toponym eA K - da S - t ar"i fi ndel. 36 Westenholz (1975a, NI'. 39 ii 19'): gern e - da S n a n (vgl. Kommentar) 1/ 44 iii 12': g a n - da S n a n. 37 So Deimel (1928: 121 f.) und Bauer (1989/90:80). Die Umstellung erfolgte im vierten Regierungsjahr des Königs URUKAgina. J3
wobei
u
I "Mensch" hier auf "Mann" eingeengt ist. Im Akkadischen existiert als genaue Entsprechung awll- + Genitiv, im Amurritischen mut(u) + Genitiv.
akkadischen Typen sülawll/warad + Genitiv bedürfen noch einer detaillierten Untersuchung. Denkbar ist etwa folgende Entwicklung: die akkadischen (auch im semitischen Umfeld bezeugten) Typen Ja + Genitiv und waradFabd + Genitiv filrbten auf das Verständnis von sumerisch u r- ab und riefen die mit ur-Namen konkurrierenden Typen 1 r/l u + Genitiv hervor. Spezifisch akkadisches awil- + Genitiv wiederum könnte dann sumerischem I
u+ Genitiv nachempfunden sein.
6. Satznamen Die allermeisten Satznamen lassen sich in eine Matrix von großenteils miteinander austauschbaren Elementen einordnen, wobei als Träger von Aussagen nur ein sehr kleines Wortfeld gebräuchlich ist. Dies veranschaulichen die Tabellen 3 und 4. Sie basieren auf den archaischen Texten aus Ur und dürften mindestens 80 Prozent der dort belegten vollständigen Satznamen erfassen. Die Träger der Aussagen sind horizontal auf die zwei Tabellen verteilt. In Tabelle 3 sind Termini eingetragen, die Familienmitglieder und andere nahestehende Personen bezeichnen: a "Vater", am a "Mutter", du m u "Kind", ses "Bruder" sowie BI Lx(-
i 1'1\ - lug a I (UET 2, 128 iv' 5'). Krecher (1987: 16, Anm. 38) erwägt auch eine Deutung lug a I - u r. "der König ist ein Mann".
38
Manfred Krebernik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
g a)39 und p 34, deren genaue Konnotationen (etwa "älterer Verwandter" [Großvater, Onkel] bzw. "älterer Bruder") nicht klar sind,4o sowie ku - I i 41 "Freund" und SES + I B mit ähnlicher Bedeutung. Tabelle 4 enthält die allgemeineren Personenbezeichnungen lu "Mensch", me s 42 "Jüngling", m u n u s "Frau,,;43 die kultischen bzw. sozialen Titel e n "Herr(in)" (Herrscher- oder Priestertitel), lug a I "König", ni n "Herrin, Königin" und "Schwester,,44 so-
wie unter den Siglen ND und NL Götternamen bzw. Toponyme im weitesten Sinne (darunter auch Kultgebäude und eventuell Kultobjekte). In der Vertikalen sind alphabetisch die prädikativen Elemente eingetragen, mehrgliedrige verbale Prädikate stehen unter dem jeweiligen Verb. Dieser Teil des onomastischen Vokabulars ist wesentlich umfangreicher als der erstere. Der bekannteste mit dem soeben erwähnten Element Bilga- zusammengesetzte Name ist zweifellos der des sagenhaften Königs Bilgames (Gilgamesch) von Uruk. Sein Träger bzw. dessen historisches Vorbild könnte etwa zur Zeit der archaischen Texte aus Ur regiert haben. "Bilgames" ist im frühdynastischen Onomastikon allerdings bisher nicht bezeugt, wenn man von dem entsprechenden Eintrag in der Großen Götterliste aus Fära absieht. 45 Falls der Name sumerisch ist, dürfte es sich, da bloßes me s als prädikatives Element ("der Alte ist ein Jüngling/Held" o. ä.)46 nicht üblich ist, um eine Kurzform handeln. Die Kombination von B I Lx( - g a) mit m e s kann ich nur in dem einmal belegten Namen B I Lx47 m e s - u t u - p a d - d a (U ) nachweisen, dessen Zeichenfolge und Lesung aber unsicher sind. Falls richtig interpretiert, bedeutet er "der Onkel/Großvater ist ein von Utu erwählter Held" - was merkwürdigerweise zur späteren Tradition stimmt, der zufolge Gilgameschs Vorgänger von Utu abstammten. Namen wie lu - bar a - d ug (U, F) "der I u ist jemand, der am Kultpostament gut handelt (?)" oder I u - bar a - s i (F) "der I u ist jemand, der das Kultpostament [mit Me?] füllt" zeigen, daß sich selbständiges lu "Mensch" als Aussageträger auf eine hochgestellte Person bezieht. Dasselbe scheint für m u n u s "Frau" zu gelten. d u m u "Kind" wird übrigens analog behandelt und dürfte sich nicht auf den Namensträger beziehen (sondern vielleicht, als Epitheton, auf eine Gottheit). Daß zu den Aussageträgern von Personennamen der archaischen Texte aus Ur auch das in einigen Personen bezeichnungen vorkommende Element P A gehört, wie es Burrows Index suggeriert, ist in den meisten Fällen zweifelhaft: 48
14
39 Als Vorläufer der späteren Graphie GIS. GIB I L = b 1I (s. Falkenstein 1949:8f.) erscheint hier die Kombination S.377. P A4 . N E (S.377: Zeichen Nr. 377 der Zeichenliste UET 2, Plate 1-37). Sie findet sich auch, bisher unerkannt, in älteren Schriftdenkmälern wie dem "Blau'schen Obelisken" (ELT Nr. 10): Z. 4 enthält den Namen B I Lx a I a m - G i R? - g i4, womit die im archaischen Ur belegte Kurzform B I Lx - a I a m zu vergleichen ist (s. a. Anm. 230). Das Zeichen S.377 flillt später mit GIS zusammen. Die archaische Schreibung entspricht späterem b I I - g a. N E = b 1 I dUrfte Lautindikator sein, von den beiden verbleibenden Zeichen ist P A4 wohl semantischer Indikator. 40 Zu den Verwandtschaftstermini b 11 - ga und p a4 s. Sjöberg (1967:214-219), zu b 11 auch PSD 2: 153. 41 Der Ausdruck enthält graphisch ses "Bruder" und i b, das hier vielleicht als Kulttoponym zu verstehen ist, wie es in dem Tempelnamen i b - g a I bezeugt ist. Demnach könnte es sich vielleicht um Angehörige einer kultischen "Bruderschaft" handeln; vgl. die entsprechende Spezialbedeutung, die das indogermanische Wort rur "Bruder" im Griechischen (<j>patllP) annahm. In Ebla sind mit SES. I B gebildete AusdrUcke lexikalisch mit gamiilum "wohltun" und ra )iimum "lieben" geglichen: I B . SES. 2 . M f . 0 U11. G A = ga-ma-lu-um; I B . SES . 2 . 0 AR. M f . 0 U11. G A = ra-a-mu-um (Pettinato 1982, VE Nr. 236f.). Diese Bedeutung steckt allerdings schon in M f . 0 UI1 . G A allein. 42 In den archaischen Texten aus Ur scheint das Zeichen MES (UET 2, PI. 24, Nr.297) mit UM Co.c., PI. 7, Nr.77) zu variieren, von dem es sich nur durch einen kleinen Keil unterscheidet. 43 Lesung konventionell; anstelle von m u n u s kommt auch die Lesung m I in Betracht (nach Krecher 1987:12 "wohl VerkUrzung aus em e4")' Ein mögliches Indiz ist die unten in Anm. 90 zitierte Schreibung n i r - g a I rur m u n u s ( = m 1? ) - U L4 ga I. Präsargonisch ist ml durch die Variante m 1- sag - n u - d i (DP 135 i 10) des gewöhnlich m e - sag - n u - d i geschriebenen Namens (L) gesichert. 44 Erstere dUrfte die häufigere Bedeutung sein. Da n i n(9) "Schwester" erst später graphisch von n i n "Herrin, Königin" differenziert wird und man parallel zu anderen Verwandtschaftstermini auch die "Schwester" als Element von Personennamen erwarten darf, erhebt sich die Frage, wann n i n "Schwester" bedeutet. Einigermaßen klare Fälle sind z. B. n i n - ses (F; bei Pomponio 1987:228 als ses - n i n verzeichnet mit der Vermutung, daß es sich um einen Beruf handeln könnte), n i n - ses - d a, n i n ses - r a - k i - ag (beide L), wobei sich zumindest die letzteren beiden Namen auf das göttliche Geschwisterpaar Dumuzi und Ge~tin-ana beziehen dUrften.
15
SF I xiii 7', s. Krebernik (1986: 182). Diese in neuerer Zeit häufig vertretene Deutung geht letzIich auf Falkenstein (1949:8f. mit Anm. I) zurUck, der I. c. auch auf den ähnlich klingenden Namen Abalgamas eines Akkade-zeitlichen Herrschers von Barahsi (Marhasi) hinweist. 47 U Nr. 713: u m - UD - S.377 - b 11 (S.103b) - P a d - d a. 48 In den das Zeichen SI enthaltenden AusdrUcken könnte PA ( . SI) wenigstens teilweise eine archaische Schreibung rur PA. TE. S I = ~ n s i "Stadtrurst" sein, wie Bauer (1987) mit Hinweis auf Burrows (1935: 16) annimmt. PA allein läßt sich ebenfalls als Funktionärsbezeichnung Cu g u I a "Aufseher") interpretieren. 4S
46
Manfred Krebemik
16 (I)
pa - b i 1.(- g at 9 PA-dug PA-GA.GAL PA-gud PA-gu-tuku PA.IB-dug PA-EN.ME.KI PA (. S I) - B U . M ASO PA. S I - G I 5s1 PA. S I - 5 U L 52 PA. S I - U L SJ PA.SI-ure 4
Wie bei den Genitivverbindungen, so zeichnen sich auch bei den Satznamen lokale Unterschiede und historische Veränderungen des Vokabulars ab. Von den Aussageträgern ist beispielsweise SES + I B auf Ur und Lagas,55 p 14 hingegen auf Fära beschränkt. Im Onomastikon der archaischen Texte aus Ur fielen schon dem Herausgeber die zahlreichen mit a m a "Mutter" gebildeten Satznamen auf,56 die eine gegenOber jOngeren Perioden wichtigere Rolle der Frau widerspiegeln (worauf auch andere Indizien deuten). Was die Prädikate angeht, so ist z. B. das Schwinden von mud oder das Aufkommen von b a "schenken" und s u m "geben" zu beachten. 6.1. Satznamen mit substantivischem Prädikat Die strukturell einfachsten Satznamen sind Nominalsätze, die aus zwei - eventuell attributiv erweiterten - Substantiven bestehen. Typische Beispiele fI1r diesen in frUhdynastischer Zeit recht gebräuchlichen Namenstyp sind: U Nr. 589: PA - gis - b ( I; U Nr. 590: PA - [ g i ] s (1) - S.377 - b ( I; U Nr. 60 I: PA - S.377 - b ( I - g a. Wohl Verwandtschaftsbezeichnung als Kurzname. so U Nr. 594: P A - m a - g (d; U Nr. 595: PA - m a - g ( d - si. 51 U Nr. 335: gis - P A - s i; U Nr. 334: gis - P A (in UET 2, 247 i ist nach der Kopie wohl [s i] zu ergänzen). 52 U Nr. 681 b: s u I - s i. S3 U Nr. 698: PA - u I - s i. Die Kopie (UET 2, 112 iv Mitte) zeigt ein zusätzliches Zeichen BAR. 54 U Nr. 699: PA - u r ( - s i. 55 In einem Flira-zeitlichen Text aus Girsu (RTC I vii 7) sowie auf der "Enbegal-Tafel" (Gelb & Steinkeller & Whiting 1991, Nr. 20 v 10) findet sich SES + I B - g e S tin. In Flira begegnet SES + I B als Element von Personen namen nur in NI, vgl. Anm. 9. 56 Burrows (1935:20). 49
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
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a - u r - sag (U) "der Vater ist ein Held"n d i g i r - a m a - g UIO (U) "die Göttin ist meine Mutter" e n - gur u s - z i (F) "der En ist ein rechter Jüngling" B I L.- a n zu muSen (U) "der Großvater (1) ist ein Anzu" lug al - z i - K A LA M (F) "der König ist das Leben des LandesNolkes"s8 m u n u s - U L 4 - g a I (U, NI 59, F) "die Frau jst eine Schutzhecke (1)" n i n - t e s - g UIO (F) "die Herrin ist meine Lebenskraft" p a 4 - U r - sag (F) "der ältere Bruder ist ein Held" ses - dS U d (F) "der Bruder ist Sud" u t u - u r - sag (U, F) "Utu ist ein Held"
(2)
Unter den mutmaßlichen Prädikatsnomina sind ge s tin und I a I besonders charakteristisch rur das frOhdynastische Onomastikon.
g e s tin
ist mit allen
oben erwähnten Personenbezeichungen sowie mit den Titeln GA. G A L, SAN G A, s i t a und unklarem A . D AM belegt. Es ist wohl mit
s
a
ge tin "Wein" identisch, wie parallel mit I I "Honig, Sirup" gebildete Namen nahe legen. Die beiden Wörter stehen in späteren literarischen Texten oft nebeneinander. Sie scheinen hier metaphorisch - ungefilhr im Sinne von "lieblich" 6o verwendet zu werden. Im Unterschied zu ge s tin wird I a I jedoch auch und sogar öfter von Örtlichkeiten ausgesagt: A B (wohl wahrscheinlich ab
"Meer"), bar a
und
gis g a I
e s "Heiligtum"; weniger ,,(Thron-)Postament", e
"Haus, Tempel", eng u r "Grundwasserozean" (oder ein damit assoziiertes Heiligtum); ungewöhnlich sind die Kombination mit me und sag "Haupt". Der Bedeutung nach vergleichbar sind Namen des Typs X
+ k i - d ug "X ist
S7 Wiedergabe konventionell; ur - sag wird in Personennamen auch mit am a "Mutter" (01), munus "Frau" (01), as-bar "Entscheidung", KA(-ni) ,,(sein) Mund, Wort" und e "Haus" (alle F) kombiniert. 58 Die später zu beobachtende paläographische Differenzierung von kai a mund u n (u g) scheint frUhdynastisch so nicht zu gelten, vgl. Krebernik (1998:281). lug a I z i - K A LA M könnte auch Kurzname mit Ellipse eines Verbums sein (z. B. s i oder d u g, s. u. 6.2.1), weniger wahrscheinlich ist dies jedoch in dem parallel gebauten Namen lu ga I ~ a - K A LA M (F) "der König ist der Vater des LandesNolkes". Vgl. auch lug al - z i - s a- g a I (F) "der König ist Leben". S9 SF 29 vi I. 60 Vergleichbar ist der metaphorische Gebrauch von LA Mund LA M + R U, falls diese "Mandel/Pistazien"-artige FrUchte bezeichnen sollten (vgl. L A M x KUR = siqdu, LA M . G A L / GAR = bu!umlu), und von s u - m e (. ER E N) = surmenll "Zypresse" in den Personennamen a - L A M (U), n i n - L A M (U), a m a L A M + R U (U); m u n u s - S u - m e (AB), a - s u - m e . ER E N (L).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebernik
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k u - I i - g e s tin (F) I u - g e s tin (V, S)
ein guter Ort,,61 und X + ir - nun "X ist (wohlriechendes) Harz (?)".62 Selten kommt in beiden Namenstypen ein zusätzliches Element a b zuvor, das wegen dieser Parallelität vielleicht eher mit g e S tin bzw. I a I zu verbinden ist, als mit dem jeweils vorangehenden Element. Folgende Namen der Form X + geSt i n/I a I (- a b z u) sind belegt: (3)
a - geSt i n (V, N1 63 , F, 01) a - a b z u - g e s tin (S64) A . 0 A M - geSt i n (F)64. a m a - g e s tin (V 65 )
e n - g e s tin (F)
7 I u - lAI (V " F) lug a I - lAI (V 72 , N 173 ) 74 m e - I a I (N 1 )
m u n u s - g e s tin (V 75 , F)
ni n - I a I (01) par I aI (F) sag - I a I (V)
a-Ial (V,F,OI,VrIII)
AB-I a I (F) a m a - ( I ti - ) I a I (V 66 ) A M A - I a I - a b z u (F) b Sr a - I a I (F) B I L,,- I a I (V 67 )
e- I a 1(- a b zu) e n - I aI (V)
(F)
eng u r - I a I (E) GA. G A L - g e s tin (F) gis ga I - lAI
(Vr III 70 )
61 S. u. (19). 62 Belege rur die Verbindung von i r - nun mit Bautermini, auch außerhalb von Personennamen, bietet Bauer (1972:450 und 1980), ohne jedoch eine Interpretation vorzuschlagen. Ich vermute, daß damit auf den Duft wertvoller Materialien, insbesondere Zedernholz, angespielt wird. i r - nun wird selten auch mit Personen verbunden, vgl. Tabelle 4. In Ebla ist i r - nun mit ar-gzi-um geglichen (MEE 4, S. 314, VE 1042), das vielleicht mit arab. (araq "Schweiß" zu verbinden ist. 63 SF 29 viii 10// 44 ii 7. 64 Im Kolophon von lAS 254 findet sich vermutlich derselbe Name mit einem zusätzlichen, beschädigten Zeichen. Biggs (1974:34): a - x - ge s tin - a b zu. 64. Schreibername im Kolophon NTSS 229: 4'. Lesung nach Pomponio (1987:4). Die Kopie zeigt NIN. Zusatz zu a - g e s tin? 65 Der Personenname lebt später als Name einer Göttin, nllmlich der Schwester Oumuzis, fort und wird zu da m a - g es tin - a n - n a umgeformt. Selz (1995:19) hliit da m age s tin rur eine Verkürzung der längeren Form und deutet den Namen in traditioneller Weise als "Mutter: Weinrebe (des Himmels)". Bemerkenswerterweise erflihrt der alte Personen name a m a - u s u m g a I eine analoge Entwicklung und wird als Name Oumuzis zu da m a - u s u m ga I (- a n - n a), s. Anm. 85. 66 V Nr. 109: a m a - G V 0 + 0 V G (?). 67 Ob hierher auch jüngeres b I I - I a - I a (A), b I I - I a I - I a (E) gehört, ist unsicher. 68 V Nr. 318: ge s tin - t u r. 69 SF 28 iii 12//29 ii14.
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SAN G A -(I u -)g eS tin (V 76 ) ses - g e s tin (F) SES + I B - geSt i n (V, E) s i t a - g e s tin (F)
seS - I a I (F)
s
a
Wohl gleichbedeutend mit einfachem ge tin / I I ist "substantiviertes" I ti geSt i nll a I in SAN G A - I u- geSt i n bzw. a m a - I u - I a I. Als (hypokoristische) Kurzformen sind einfaches ge S tin (U) sowie redupliziertes g e tin / I I sind zwei Interpretationen mögI I - I I (U) belegt. Für I lich: entweder handelt es sich um zweigliedrige Namen I + g e tin / I I (mit g e s tin/I a I als Prädikat) oder um Kurzformen von X + I ti - g e s tin/I a I (mit g e s tin/I a I als Prädikat). I u- g e s tin kann ferner auch Berufsbezeichnung sein,77 während I aI auch als theophores Element vorkommt,78 so daß theore-
a
a
u- s
a
u
s
a
u a
tisch auch eine Interpretation von I -I I als "Mann des L." in Frage kommt, was aber vom Namenstyp her rur die Zeit, aus der die Belege stammen, wenig
70 Limet (1968:412): G A L - I 8 I. Statt der ibd. verzeichneten Form G A L - I 8 I - I a (CT 3, 14603 :3) ist nach Pettinato (1976: 141) G A L - I 8 I - t a zu lesen (Konstruktion: k i PN - t a). 71 So wahrscheinlich auch in VET 2, 126 i statt sag - I 8 I (V Nr. 609). 72 VET 2,224 ii 2; im Index emendiert zu I ti - I 8 I (V Nr. 438). 73 SF 29 vii 18. 74SF29x 13. 7S U Nr. 611: s a I - ge s tin. 76 UET 2, 135 BIS Z. 5; 298:3. Von Burrows (VET 2, S. 17 Nr. 66) als Titel aufgefaßt. Ein weiterer mit SAN G A gebildeter Name ist, wenn richtig interpretiert, SAN G A - M I - s U d4 - ä g (U Nr. 673: si t i-rn i - ä g - g I d). 77 In NPL 115 steht I ti - g e s tin "Weinmann" neben dem Personen namen u rLAK647 (Saläbib) // u r i - a (Ebla) // u r - e - a (Vr III), wozu die folgende Zeile offenbar eine Parallele bildet: u t u - emu bai dirn "V., Koch". 78 a m a r - I a I (V Nr. 180 und 175 [a m a r - G U 0 + 0 Ü G]); gern e - I 8 I - I a, I 8 I - I a - g u - I a, I u - dl 8 I (alle Vr III). I a I als theophores Element ist vielleicht mit deM Ü S.) L AL = Alammus (Wesir des Mondgottes) identisch (Limet 1968:331).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
20
e - dS U d -
wahrscheinlich ist. Seit altbabylonischer Zeit ist ein Gott namens dl u- I a I bezeugt, der Affinitäten zu Inana besitzt. 79 Mit prädikativem g e s tin bzw. I a I gebildete Namen wurden offenbar in präsargonischer Zeit weitgehend obsolet, Ur III-zeitlich finden sich nur noch überkommenes a - I a I (in jüngerer Orthographie a - a - I a I) und früher (wohl zufällig) nicht bezeugtes gis ga I - I al .80 Schon im Onomastikon der archaischen Texte aus Ur und noch im präsargonischen Onomastikon, am häufigsten aber in Fära, ist Anzu,81 das in der Gestalt eines Löwenadlers personifizierte Gewitter, belegt. Wohl in ähnlichem Sinne, wenn auch seltener, wird u s u m g a I "Drache" gebraucht. Anzu bzw. u s u m ga I dienen metaphorisch als Prädikat von Personen (a, am a, B I Lx, du m u, lug a I, m u n u s, ni n, p a.t), Gottheiten (dGIBIL6, dn i n - i r i ga I, dS Ud, du t U)82 und Orten (a b z u, e, e - dS Ud, eng u r, z a):83 (4)
a - a n z U xy (F) a b z u - a n z U xy (F)
a m a - a n z Uxy (U) B I Lx - an z u xy (F) d u m u - a n z uxy (F) e - an z uxy (F, L)
a-u
su m g a I
(U)
a b z u - u S u m g a I (F 84 ) a m a - u s u m ga I (U, N 185 )
a n z u xy (F)
eng u r - USUM (E) dGIBIL 6- an z uxy (F) lug a I - a n z uxy (U, F, L) m u n u s - a n z u xy
(F)
lug a I - u s u m g a I (E 86 ) m u n u s - u S u m g a I (F)
n i n - a n z uxy (F) dn i n - i r i g a I - a n z uxy (F) p a 4 - a n z uxy (F, S) dS u d - a n z u xy (F) dU tu - a n z uxy (L) z
a- u s u m g a I
(F)
Als Kurzformen solcher Namen sind bloßes Anzu bzw. u s u mg a I in Ur und Fära belegt. Auf Personennamen aus Fära beschränkt ist anscheinend der gewöhnlich UNK E N (. A) transliterierte Ausdruck, dessen erstes Zeichen sich allerdings 87 von der Form UNK E N = LAK649 geringfügig unterscheidet. Belegt sind: (5)
e-u s u m g a I
21
d u m u - z i-" UNK E N "
e - kur (- r a)-" UNK E N " . A (F)
79 Das akkadische Pendant Latarak wird teils mit ihm idenfiziert, teils als sein Zwillingsbruder angesehen; s. Lambert (1988). 80 S. Limet (1968:331) auch zu anderen mit I a I gebildeten Namen der Ur I1I-Zeit: d u S4 - ga - I a I - b i, I aI - S UIO. 8\ Geschrieben (dJ(I M.) M I (rnulenJ, seltener (dJ(I M.) D U G U D(rnulenJ. Die verschiedenen Graphien sind im folgenden unter dem Sigel a n z uxy zusammengefaßt. 82 Daß in Fära neben der Stadtgöttin Sud gerade Girra und Nin-irigala mit Anzu kombiniert werden, ist vielleicht kein Zufall: Girra und Ninirigala gelten später als Gatten, und rur eine Verbindung von Nin-irigala mit Sud bzw. Suruppak gibt es weitere Hinweise, vgl. Krebernik (2000). Der häufige, auch als Siegellegende bezeugte Name Sud-Anzu wurde frUher "Imdugud-Sukurru" gelesen als Bezeichnung der betreffenden Stilslufe in der Glyptik verwendet, vgl. Krebernik (1998:237). 8J Anzu als Beiwort des von Gudea erbauten Ningirsu-Tempels Eninnu hat also eine alte Tradition. 84 Pomponio (1987:272): u s u m - g al- a b z u. 85 (d Ja m a - u s u m ga I (- a n - n a) ist seit der Fära-Zeit als Name des Gottes Dumuzi bezeugt; vgl. Anm. 65 zum Namen seiner Schwester (Ama-)gestin(-ana). Auf die Parallele von Götter- und Personenname wies bereits Falkenstein (1954:43) hin. In NI (SF 28 i 7 /I 29 i 7) findet sich neben dem Personennamen a m a - u s u m g a I die Berufsangabe m uns u b.(P A . USA N) "Oberhirt", was vielleicht kein Zufall ist. Zwei Zeilen weiter wird derselbe Name mit 1- d U8 "TUrhUter" kombiniert.
de n - I1I - " UNK E N " (. A) di n a n a - " UNK E N " . A di s t ara n ? - " UNK E N " . A n i n - " UNK E N " (. A ) dS U d - " UNK E N " . A utu-"UNKEN".A Als typische Prädikatsnomina frühdynastischer Personennamen seien schließlich noch i g - ga I "große Tür,,88, I G I + B U R89 und U L 4 - g a 190 erwähnt (Bedeutung jeweils unsicher).
Kienast & Sommerfeld (1994,47). Ensi von Lagas zur Zeit von Narlim-Sin und Sarkalisarri. 87 "U N K E N" hat einen senkrechten Keil weniger als LAK 649 und ist in LAK nichl verzeichnet. Im Gegensatz zu den oben zitierten Namen erscheint in Verbindung mit dn i n - P A die normale Zeichenform im Wechsel mit G AL. UNK E N = kin g a I (s. Pomponio 1984:200) so daß dort wohl ein Titel kin ga I dn i n - PAgemeint ist. Krebernik (1986: 167) vermutete in "U N K E N ". A eine Schreibung rur dir i, wozu die lokativische Rektion in e - kur ( - ra ) - "U N K E N". A stimmen wUrde. Allerdings gibt es in Fllra auch die Graphie dir i = SI. A - u. a. in dem Personen namen e- kur - dir i, Identität zwischen den Personen e- kur ( - ra ) - "U N K E NU. A lind e - kur - dir i ist jedoch nicht feststell bar. 86
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Manfred Krebernik
6.2. Satznamen mit verbalem Prädikat Was die verbalen Prädikate angeht, so fällt auf, daß im ältesten Onomastikon, wenn man von ambivalenten Formen mit der Negation n u- absieht, keine durch Präfixe bzw. Präfixketten charakterisierten finiten Verbformen sicher belegbar sind, sondern nur einfache Basen,91 für deren Interpretation mehrere Möglichkeiten in Betracht kommen: (a) die Verbal basen haben partizipiale Funktion, wie sie auch außerhalb von Personennamen reich bezeugt ist (so die communis opinio); (b) es handelt sich um Relikte einer älteren Sprachstufe, in der präfixlose Formen finit gebraucht werden konnten; (c) es handelt sich um gewöhnliche finite Formen, deren Präfixe lediglich auf der Schriftebene fehlen. Möglichkeit (c) ist- weitestgehend auszuschließen, da einerseits die Persistenz vieler Namenstypen in jüngeren Schriftstufen die Präfixlosigkeit der involvierten Verbbasen bestätigt, andererseits neue Namentypen mit präfixhaItigen finiten Verbalformen seit der Fära-Zeit zunehmend in Gebrauch kommen. 92 Letzteres spricht jedoch nicht unbedingt gegen Möglichkeit (b), denn es könnte sein, daß 88 S. dazu Bauer (1972:64) mit Lit. 89 1 GI. BUR kommt in den archaischen Texten aus Ur auch als theophores Element vor: a m a r - I GI. BUR. Fära-zeitlich ist es in literarischem Kontext belegt, s. Krebernik (l984:22f. mit Anm. 23; S. 62). NI (SF 28 vi 1//29 iii 16) erwähnt einen kin ga I I G I + BUR "Vorsteher der Versammlung von 1.". 90 Einmal (U Nr. 15) erscheint in dem ziemlich häufigen Namen a - U L 4 - ga I die Postposition - g im: "der Vater ist wie ein U." (möglicherweise ist hier stattdessen s i tim "Baumeister" zu lesen). Das Zeichen U L4 = G f Rgunii wird im archaischen Ur ebenso wie FIlra-zeitlich und z. T. noch später von einfachem G t Runterschieden. Der wohl älteste Beleg eines mit U L4 - g a I gebildeten Namens findet sich auf der "Usumgal-Stele" (ELT Nr. 12, Seite D): na m - k u d a - U L4 - ga I; die dortige Zeichenform ist eher einfaches G t R oder G t Rsessig. U L4 - g a I, das mit GIS determiniert später auch in literarischem Kontext begegnet, bedeutet wörtlich wohl etwa "große Dornenhecke" als Metapher tur "Schutz", s. zuletzt FlUckiger-Hawker (1999: 166) mit Lit. In N2, Z. 8 (Archi 1981: 181) findet sich tur den Namen m u n u s - U L4 - g a I (SaUlblb) die unklare Variante n i r - g a I (Ebla); in Z. 55 stimmen beide Textzeugen jedoch überein. Möglicherweise beruht n i r - g a I auf einem Hörfehler, was bei einer Lesung m ( statt m u n u s denkbar wäre. 91 Sehr unsichere Ausnahmen sind etwa a - I - b a, ab - I - ga I (so U Nr. 16 bzw. 56) oder ij E . A K, ij E . G 1(4), falls dies affirmative Verbalformen be - a k/g i(4) "hat gemacht/zurückgebracht" sein sollten. 92 Mehr oder weniger sichere Beispiele sind: a - b a - m u - d a - n i - e, n i n - g uw-b a d a b, a m a - b a - z i, ba - t i, ba - z i, e - t a - eil, ga I - a n - d a b6 - e, g I r i n e - b a - d a b6, n i n - g UIO - n u - n a - D U, n u - m u - d a - (I, (s a g - e -) a n d a b6 - s i, u t u - m u - k us.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
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alte Formen nicht mehr verstanden bzw. umgedeutet wurden und sprachliche Neuerungen erst verzögert Einlaß in die Namenbildung fanden. Ferner ist damit zu rechnen, daß die zunehmende Verwendung präfixhaItiger finiter Verbalformen (auch) unter akkadischern Einfluß erfolgte, da entsprechende Satznamen - besonders in der Form *yaPRvS-X - gemeinsemitisch sind. So treten Namen wie sumerisch NDe-manba, NDe-mansum "ND hat mit geschenkt" bzw. "gegeben" erst in altakkadischer Zeit und wohl unter akkadischem Einfluß in Erscheinung, während ihre akkadischen Entsprechungen ND-iqiSam/iddinam In Wortstellung und Im Gebrauch des Ventivs sumerischen Einfluß verraten. 6.2.1. Namen mit -s i Das im ältesten sumerischen Onomastikon beliebteste Verbum ist si "füllen". Es wird, wie seit der Fära-Zeit belegte Pleneschreibungen zeigen, mit einer Orts bezeichnung im Lokativ-Terminativ konstruiert. Die häufigen Namen des Typs X + Z - e + s i werden gewöhnlich so verstanden, daß die Person X den Ort Z ,,(aus)füllt'.93, also z. B. lug a I - bar a - g e - s i "der König (erfüllt =) nimmt das Thronpostament ein".94 Eine entsprechende Verwendung von si ist später in literarischem Kontext gut belegt, wobei das Verbum öfters transitiv mit der Person als Objekt ("inthronisieren") gebraucht wird. 95 Sie stimmt jedoch kaum zu den semantisch sehr breitgefllcherten Kombinationen von s i in frühdynastischen Namen: wie soll man sich etwa vorstellen, daß "der Vater den Abzu" oder "das Land" ,,(als Sitz) einnimmt" (a - ab z ulK A L A M - si)? Zwar kann man sich im Deutschen mit Komposita wie "ausfilllen" oder "erfilllen", welche die konkrete Grundbedeutung des Verbs ins Metaphorische rücken, behelfen, doch ist es methodisch nicht legitim, diese Metaphorik einfach für das frühdynastische Sumerisch vorauszusetzen. Das sumerische Verbum si wird gewöhnlich mit einem direkten Objekt Y im Absolutus und einem dimensionalen Objekt Z im LokativTerminativ verbunden 96 und bedeutet entsprechend "Y in Z filllen" bzw. "Z mit Y ftI11en". Geht man von diesem Sprachgebrauch aus und berücksichtigt man die Tatsache, daß im sumerischen Onomastikon Abkürzungen mehrgliedriger Namen an der Tagesordnung sind, so könnte man fragen, ob in Namen des Typs X + Z - e + s i nicht ein Sachobjekt von s i hinzuzudenken ist. Als solches ist der spezifisch sumerische, konventionell mit "göttliche Kräfte" wiedergegebene Be-
9] Limet (1968:291): "Le sens de si est ,remplir, combler (de ses bienfaits)'." 94 So Edzard (1998:95). 95 Vgl. PSD 2, 139. Akkadisch wird bar a - ge si (- a) (Lugal-e 24) mit asib parakki "der auf dem Thron sitzt" wiedergegeben. 96 Selten im Lokativ; einziges klares Beispiel ist e n - a n - n a - s i (Ur 111).
Manfred Krebemik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
griff m e gut bezeugt97 - allerdings fehlt in den betreffenden Namen gewöhnlich die Person oder die Ortsangabe: so findet man z. B. in den archaischen Texten aus Ur sowohl a m a/I u g a I - m e - s i wie auch m e - a b zu - s i und m e.... NUN - s i. Die vollständige Gestalt zeigt vielleicht der Name des frühdynastischen Königs En-me-barage-si von Kis wie ihn die Sumerische Königsliste überliefert, während zeitgenössische Quellen bloß me - bar a - s i schreiben. 98 En-me-barage-si könnte dann wörtlich heißen "der En ist einer, der Me in das Postament fiUlt" oder "gefüllt hat" oder auch ,,(dessen) Me das Postament füllen" bzw. "gefüllt haben". Nach diesem Muster würden sich zahlreiche mit dem umstrittenen Element m e gebildete Personennamen als Kurzformen dieses Namenstyps (s. u.) erklären lassen. Erhärtet wird die These durch einige viergliedrige Namensformen, die sich in den archaischen Texten aus Ur finden:
schließen, daß das Dimensionalobjekt e - a I a m - g a I - g a I "Haus der großen Statuen" lautet.
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(6)
Weitaus am häufigsten begegnen die mit s i gebildeten Namen freilich in der dreigliedrigen Form X + Z ( e) + si, worin X eine Person ist, Zein (Kult-)Ort (7). Seltener ist die oberflächlich identische Form Y + Z (e) + si (8) mit einem Sachobjekt an erster Position, wobei dieses in der Regel meist, eventuell auch UR = te s (falls dieses nicht ur "Mann" zu lesen ist). Derselben syntaktischen Struktur gehört auch e - k i - b e - s i an, falls elliptisch ftlr ,,[X] hat das Haus seinen Platz einnehmen lassen". Belege für das Schema (9) X + Y + s i (mit Y = m e und eventuell S A 6) sind dagegen selten. (7)
a !TI a - !TI e - NUN - s i (U) I 6 - !TI e - K ISA L - s i (U) I 6 - m e - [ 7 ] . N A M - s i (U 99 )
Dasselbe Textcorpus enthält auch zwei Namen, die möglicherweise anstelle von m e ein anderes Objekt aufweisen. So ist S A 6 in a m a - S A 6 - a b z u - s i und a m a - S A 6 - I G I + BUR - s i vielleicht nicht Attribut von a m a ("die gute/schöne Mutter"), sondern Objekt von s i, da im sei ben Textcorpus auch (als lOO und Kurznamen der Struktur X - s i Kurzname?) a m a - S A 6 - s i existiert kaum gebräuchlich sind (s. u.). In e - a I a m - g a I - ga I - s i,IOI einem Kurznamen mit elliptischem Subjekt, könnte a I a m - g a I - g a I Objekt von s i sein (,,[X] ist einer, der das Haus mit großen Statuen füllt"), doch ist auch nicht aus zu-
S. zusammenfassend G. Farber (1990) mit Lit. Die Frage, welche Bedeutung(en) me in den Personennamen hat (etwa "Aura" oder "Selbst" etc.), muß solange hintangestellt bleiben, bis die Struktur der Namen und damit auch die Funktion(en) dieses Elements besser geklärt sind. Einzelne Namen sollten nicht ohne diese Vorarbeit als religionsgeschichtliche Quellen herangezogen werden, wie dies etwa bei Oberhuber (1991) geschieht, dessen Interpretationen mit me gebildeter Namen strukturtypologisch bzw. grammatisch oft fragwUrdig sind. 98 Zu Enmebaragesi und seinem Namen siehe Edzard (1959: 19), der Mebaragesi mit Lugalzagesi parallelisiert (also in Me ein zu Lugal paralleles Element sieht) und annimmt, daß sich die Form En-Mebaragesi "aus der Einbeziehung des Titels e n in den Namen erklärt". 1 99 U Nr. 454: I 67(S.237) - n a m - m e - s i. 100 Parallel ist a - S A6 - s i in NI, s. (9). 101 U Nr. 275: e - s i - a I a m - g a I - ga I.
25
a - a b z u - s i (U, F, L) a - a n - s i (U 102) a - E ZEN - s i (F I03 ) a - G A- s i (U 104) a - g i 5 - g i - s i (N 1105 ) a - K A L A M - s i (U) a - EN + E - s i (F106) I07 a - t i I I a - s i (U ) a - u r u - s i (U) a m a - A - s i (F I08 ) a m a - AB? - s i (F I09 ) a m a - a b z u - s i (U, F) a m a - A M A - s i (U) a m a - a n - s i (U) a m a - bär a - s i (U, F) a m a - BUR - s i (U) a m a - e - s i (U) a m a - E. NUN - s i (U)
97
Oder A N - dir i; U Nr. 229: d i n g i r - dir i. Pomponio (1987:105): e zen - dir i. 104 U Nr. 304: g ä - dir i. 105 SF 29 x 6. 106 Pomponio (\987: 194): n i gi n x (LAK 358) - dir i (oder a - n i gi n - s i7). 107 U Nr. 558: n a p - dir i. 108 Oder a m a - dir i oder a - AM A - si. Pomponio & Visicato (\994:406) lesen in WF I iv 6 a m a - aga - a - s i statt a m a - A - s i n i g i r. Das Zeichen A kann frUhdynastisch rur späteres f D "Fluß/Kanal" stehen, vgl. Krebemik (1998:283 mit Anm.525). 11 109 Pomponio (1987:28): am a - f e 5 - si. 102 103
Manfred Krebernik
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
a m a - EN + E - s i (V) a m a - GA. BAR A - s i (V) a m a - g a nun - s i (U) a m a - gis - g i - s i110 ama-KISAL-si (V,NI III ) a m a - SE N ? - s i (U II2) a m a - T I R - s i (U I13 ) a m a - u r 7 - s i (U II4 ) ama-uru-si (U) a m a - X + E- s i (U II5 )
lug a 1 - a n - n e - s i (Ur III) 1 u g a 1 - bar a - s i (U, F) u g a I - e - s i (F) u g a 1 - e - GAB A - s i (V) u ga 1- E . NUN - s i (V, NI 124, F) ugal-eden-ne-si (F) u g a 1 - E ZEN - s i (U 12S ) U g a I - G A- s i (V) u g a I - kar - s i (E) u g a I - K ISA L - s i (A) u g a 1 - kur - s i (A) u g a 1- s i 1 a - s i (A 126) u g a I - u r u - s i (V) u g a I - z a - ge - s i (A)
B I Lx - a b z u - s i (V II6 , N 1117 ) e n - A - s i (N 1118) e n - a b z u - s i (U, F , L) e n - a n - n a - s i (Vr III)
me s - b Ar a - si (F, E) me s - X - s i (Um)
e e e e
n - bar a - s i (F) n - BUR - s i (V, N 1119 ) n - e den (- n e)- si (U7 120 , F, 01) n - K ISA L (- e)- si (L, Ur III) I21 e n - k u I - a b4- s i (V ) I ti I ti I ti I ti
m u n u s - bar a - s i (F) nin-an(-ne)-si (01-2,VrIIl 128) n i n - bar a - ge - s i (Vr III) n i n - e - g a I - I eIe - s i (L, Vr III) nin-e-gal-NI-si (01) nin-es-dam-NI-si (01) n i n - K ISA L - s i (A) n i n - t u r - e - s i (Vr 111)
- bar a - s i (F, A, E)
e-
27
122
s i (V ) - K ISA L - s i (F) -z ge - s i (Vr III)
a-
lug a I - A - s i (F I2J )
DP 137 (= Edzard 1968, Nr. lOS) iv 7. SF 29 vi 6. 112UNr.133: ama-p(san-si. 113 V Nr. 130: a m a - n i d a b a - s i. 114 V Nr. 125: am a - 11 f(S.366) - s i. IUVNr.117: ama-KA'+SA 7 -si. 116 V Nr. 57: a b z u - B [ I L ] - s i. 117 SF 28 iv 8//29 iii 4. 118 SF 29 vi 13. 119 SF 28 v 5' /I 29 iii 14. 120 V Nr.99: am a - e d in. Nach Kopie (UET 2,248 iv 4') vielleicht a m a - e den - [s i]. 121 V Nr. 292: e n - k u 1- a b - s i; U Nr. 293: e n - k u I - a [b 7] . 122 Vgl. I ti - e - s i4 (V). 123 Oder lug a I - dir i.
P A - G I S- s i (V I29 ) P A - B V . M A - s i (V) P A - S V L - s i (V) P A - V L - s i (U) P A - ti ri - s i (V)
110 111
SF 28 iii 3 //29 ii 6. V Nr. 492: lug a I - S.300 - s i. 126 Behrens & Steible (1983:401): lug a 1- T AR - si. 127 V Nr. 536: m e s - S.212a - s i. 128 Als Kurzname von n i n - a n - s i ist n i n - e n - n e bezeugt, s. Westenholz (1995:81). 129 Die Gruppe mit PA - gebildeter Namen ist von äußerst zweifelhafter Interpretation, s. Anm. 48. 124
125
Manfred Krebernik
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons m e - NUN - s i (U 143 , F) me - s i I a ' ? - s i (U I44 ) m e - dS U r u p p a g - s i (F I45 ) me - u n u g k i _ s i (L 146)
pa - b i I x - g a - a b z u - s i (Nll3o) SAN G A - [ x ] - s i (U\3l) UR - a n - si (SI32) U R - EN + E - s i (F 133 , S)
(9)
-, ar 4- s1. (U 134 ) ur-sag-sa-p
x - a m bar - s i (U IJS ) r
(8)
x 1 _ S I K I? - s i (U 136 )
e-k i - b e-s i
(Ur III) m e - A - s i (U 137 ) m e - a b z u - s i (U, F) m e - A M A - s i (U 138) me - a n (- n e) - s i (F, S, L) m e - bär a - s i (F) m e - e - K A L A M - s i (U) me - e - m u g! - s i (E 139) me - E . NUN - s i (U, N 1140 ) me - K A L A M - si (N1141) m e - kar - s i (E) me - K ISA L - [s i?] (E) me - NA G A - si (U 142 )
29
a - m e - s i (U 147 ) a - S A 6 - s i (N 1148) a m a - m e - s i (U 149) lug a I - m e - s i (U)
Die zweithäufigste der mutmaßlichen Kurzformen von X + Y + Z (e) + si ist zweigliedriges Z (e) + si (10).150 Der Ur III-zeitliche Name e - kur - b a - s i ist anscheinend mit einer finiten Verbalform gebildet. Die zweigliedrigen Schemata (11) X + s i und (12) Y + s i sind dagegen selten und verhältnismäßig spät. (10)
A-si (F ISI ) A M A - s i (U IS2 ) a m bar ( - re ) - s i (L) bär a - s i (F) BUR - si (U) BUR. NUN - s i (FIS])
142 U Nr. 511: me - n i d a b a - s i. Mit NAGA ist vielleicht Nisabas Kultort Eres (e res) gemeint, vgl. m e - u n u gki - s i.
130 SF 28 iv 5//29 ii 20. 131 U Nr. 634: san ga - s i [ ]. Auch [xl-oS I D - s i wäre denkbar. 132 In Anbetracht des ziemlich fest umrissenen Bestands an Personenbezeichnungen, die als Aussageträger fungieren, ist URin diesem und dem folgenden Namen vielleicht eher t e s "Lebenskraft" als u r "Mann" (?) zu lesen; die beiden Namen wären dann in die nächste Gruppe einzureihen. 133 Pomponio (1987:257): u r - n I gin (LAK358) - s i. 134 U Nr. 743: ur - sag - k isa I - si - s a. 135 U Nr. 611: sag - s u g - s i. Erstes Zeichen nach Kopie (UET 2, 63 i I) unklar, vielleicht u r! - sag " vgl. den vorangehenden Namen ebenfalls aus Ur. 136 U Nr. 702: u du? - s I g - s i. 137 Oder a - m e - s i oder me - dir i (so U Nr. 504). 138 Oder a m a - m e - s i (so U Nr. 127). 139 Vgl. m u g - s i. Die Personen namen beziehen sich wohl auf dasselbe m u g wie der Name der Göttin d n i n - m u g. 140 SF 29 ix 4: m e - K A LA M - s i /I 44 iii I: m e - E . NUN - s i. 141 Vgl. die vorige Anmerkung.
143 U Nr. 585: NUN. M E - s i. 144 U Nr. 513: m e - m e - s i. Vgl. lug a I - s i I a - s i. 145 Pomponio (1987: 170): me - dS LI d - s i. Aus AnalogiegrUnden besser wie oben zu lesen (vgl. m e - u n u gki - si) oder dS LI d - m e - si (dann zur nächsten Gruppe). 146 Bei Struve (1984: 120) auch unter der Fehllesung me - a I - k i - s i gebucht. 147 Oder m e - A - s i oder m e - dir i (so U Nr. 502). 148 SF 28 v 6' /I 29 iii 15. 149 Wohl eher me - A M A - si. ISO In e - e den - n e - s i und e - k i - ga I - s i könnte man theoretisch auch dreigliedrige Formen mit e als Subjekt sehen ("das Haus ist eines, das die Steppe bzw. den ,großen Ort' rullt"), doch bedUrfte es zur Bestätigung weiterer, eindeutiger Beispiele; aufgrund der zahlreichen Parallelbildungen liegt es näher, e - e den und e - k i - g a I als Kulttoponyme aufzufassen. 151 Unsicher; mögliche Parallelen sind a m all u ga I - A - s i (zu A vgl. Anm. \08), doch vgl. auch a - s i4 (- s i4) (F). 152 A M A dUrfte hier ein Toponym sein, vgl. am a - A M A - s i, m e - A M A - s i (U). Dasselbe gilt vielleicht auch rur jUngeres A M A (- b i) - A (. DU) . NA, s. u. (48).
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebernik
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d U6- k u - S i153• e - a I a m - ga I - ga I - s i (U I54 ) e - a m a r - s i (E) e - d a m - s i (L I55 ) e - e den - n e - s i (L) e - k i - g a I - s i (F) e - kur - b a - s i (Ur III) e - mus - s i' (E) e - N E (. GAR) - s i (U I56 ) e - si (U) e den ( - n e ) - s i (F, E) .. . (A IS1 ) glrImx-SI gis - g i - s i (U) gis ga I - s i (F, L) K A L A M - s i (U) kin ( - n i r ) - s i (F) K ISA L - s i (U) k u I - a b 4 - s i (U) k u n 7 - s i (E) m u g - s i (F I58 , E) sO BA - si (F) t i r - k u - g e - s i (L) (11)
en-si (L IS9 ) lug a I - s i (Ur III) n i n - s i (Ur III) u r - sag - s i (L 160)
(12)
me-si (E)
153 BUR. NUN wird in einer sumerischen Beschwörung aus Ebla mit Enki assoziiert (TM.75.G.2459 xvi 5f.), Krebernik (1984: 182) denkt an eine syllabische Schreibung rur bur a nun "Euphrat". 153. BIN 8, 15 (= Edzard 1968 Nr. 63) iii 6. 154 U Nr. 275: e - s i - a I a m - g a I - g a I. Analyse unsicher, s. o. 15S Vgl. gern e - e - d a m (L). 156 U Nr. 263: e - B I L (i z i?) - s i; U Nr. 267: e - i z i - gar - si. Analyse unsicher, eventuell (n I g -) e - NE - s i. 157 Geschrieben A. B U . ij A . 0 U - s i, s. Steible & Behrens (1982b:307f., Z. 9). 158 Pomponio (1987:279): z a dirn - si. Vgl. m e - e - m u g - si und Anm. 139. 159 VS 27,13 iii 2. 160 So bei Struve (1984: 198); nach der Kopie (DP 177 vi 7) ist allerdings u r - K A - s i zu lesen!
31
Einige Namen, die eine negierte Verbalform nu - s i enthalten (13), repräsentieren vielleicht eine Variante des in Rede stehenden Namentyps, wobei die positive Aussage in eine rhetorische Frage ("ist X nicht jemand, der Z mit Y füllt?" oder ,,(dessen) Y Z rullt?") gekleidet wäre: (13)
n in - K A - n u - si (L I61 ) d
ug - n u - s i
(L)
e - kur - n u - s i (F I62 ) MO S(.ZA)- n u - si (NI 161, LI64 )
Abschließend seien, auch um deren quantitatives Verhältnis zu den gängigen Typen sichtbar zu machen, Namen aufgefilhrt, die zwar ein Element s i enthalten (oder zu enthalten scheinen), deren Zugehörigkeit zum Typ X + Y + Z (e) + si jedoch unsicher oder ausgeschlossen ist: (14)
AB. GAR. S I (F I65 ) an-dab 6 -si (F,OI166) GIS. K A - s i (F) G U 0 - si (L) (ili n-)m u - n a - s i (Ur III) K A - s i (L, Ur III167) I u - G U 0 - s i (U) N I M G I R - s i (L) n i n - I u - n i - n u - s i - g e (Ur III) sag - e - a n - d a b6- s i (F) s i - d u (U, F, L, A, E, Oi 68 ) u ru - e - n u - m u - s i (L)
161 Struve (1984: 139): n i n - d u (g)4? - n u - si. 162 V gI ' . cJ. - k U r - n u - s....c, cJ. - n u - s 1(4), • . emerselts e - n u - s e - s e, andererseits ekur-ba-si. 163 SF 28 vii 6//29 iv 13: MO S- n u - s i. 164 Struve (1984:40): s el2 - n u - si. Vgl. S 0 B A - si (U). 16S SO Pomponio (1987: 17). Vielleicht n I g - es - s i zu lesen, mit n I g als direktem Objekt von s i. 166 Vgl. sag - e - a n - d a b6 - si. 167 Struve (1984:90), Umet (1968:437): in im - si; vgl. ur - K A - si (L), lu - K As i (Ur III). 168 U Nr. 255: 0 U - si (sie).
Manfred Krebernik
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Alle bislang angeführten Kurzfonnen zeichneten sich durch das Vorhandensein des verbalen Elements s i aus. Es wurden jedoch zu dem Namenstyp X + Y + Z (e) + si auch Kurzformen mit Ellipse des verbalen Elements gebildet, wie der Fall ni n - an - s i = ni n - e n - ne zeigt. Weitere Kandidaten sind z. B.:
In dem einfachsten Typ X + d u g (- g a) ist du g (- g a) prädikatives Adjektiv. Gleichbedeutend mit du g ist wohl "substantiviertes" lu - du g "guter Mensch".17o X bezeichnet meist eine Person (insbesondere Verwandte) (17), aber auch Sachen und Abstrakta (18):171
32
(15)
m e - K ISA L - N I ( = I e ? ) (U)
(17)
a m a - bär a - g e (F)
,
a m a / e n - e den - n e (0 I) m e s - a b z u (F)
m e - e - z i - d a (F) m e - k isa I - I e (L)
Kurznamen dieser Form können freilich auch durch Ellipse anderer Verben entstanden sein: bei explizit ausgedrücktem Lokativ-Terminativ kommt außer s i hauptsächlich du g in Betracht (s. u.); ist graphisch kein Kasus erkennbar, dann dehnt sich das Feld ergänzbarer Verben möglicherweise auch auf Verben wie e oder mud aus, die mit Ablativ konstruiert werden. Kurz- und Langform sind einander mit letzter Sicherheit nur aufgrund prosopographischer Daten zuzuordnen. Abschließend sei hier noch auf einige potentielle Kurzformen von s i(oder du g-, e-?) Namen hingewiesen, die statt eines Lokativ-Terminativs einen Lokativ auf /at zu enthalten scheinen: (16)
a-bära-an-na (01) ama-kalam-ma (01) e n - kai a rn-rn a (L) lug a I - kai a rn-rn a (Ur 1II 169 ) lug a I - k i - g a I - I a (02) lug a I - u n - g ä (02)
Hier ist die Endung jedoch kaum als Lokativ zu interpretieren, sondern eher als ein morphologisches Mittel zur Markierung einer Kurzform. 6.2.2. Namen mit -d u g Das Eigenschaftsverbum d u g "süß/angenehm/gut (seinlmachen)" wird in verschiedenen Satzmustern verwendet.
Limet (1968: 466) bucht auch eine Form lug a I - kai a rn-rn a - k a, doch liegt in dem betreffenden Beleg (TUT 254:5) doppelter Genitiv vor: ki PN du m u lug al kai a rn-rn a - k a - t a. 169
( 18)
33
a - a - d u g - g a (Ur 1II) B I L • - d u g (F) e n - 1 u - d u g (L) lug a I - d u g (N2 112) n i n ( 9 ) - d u g - g a (Ur 1II) m u n u s - d u g (F) I7J n i t a - d u g (F ) S eS - d u g - ga (Ur 1II), seS - 1 u - d u g (L) Ü S A R - d u g (F)
ä - ä g - d u g (F) a n - d u I - d u g (F) k i - b i/n i + d u g (F) n a rn-I u g a 1- N I - d u g (E) ud - d u g - g a, ~ ud - n i - d u g (F)
~
Möglicherweise gehören auch die unten unter (25) aufgeführten Namen des Typs e nln i nli u g a I-rn e/m u - d u g ( - g a) wenigstens z. T. hierher ("mein Herr [etc.] ist gut"). Alle diese Namen ähneln inhaltlich den mit ge tin gebildeten und könnten jene z.T. in jüngerer Zeit ersetzt haben (im Akkadischen gibt es vielfach Entsprechungen der Form X-lab). Auf den bereits im archaischen Ur bezeugten Namenstyp X + k i - d u g wurde bereits in Zusammenhang mit der ungefilhr gleichbedeutenden Formulierung X + I aI "X ist ein guter Ort" hingewiesen. FrUhdynastische Belege sind: 174
s
(19)
B - k i - d u g (U 17S ) a b z u -k i - d u g (F)
dI
170 Bauer (1972: 114) rechnet auch mit der Möglichkeit, daß I u in solchen Fällen als Dativ zu verstehen ist: e n - I u - d ug "der Herr (ist) dem/den Menschen gut". 171 Die hier und unter (20) zitierten Formen könnten z. T. auch Abkürzungen mehrgliedriger Namen sein, weshalb die zweigliedrigen d LI g - Namen unten sub (30) zusammengefaßt sind. I12Z.109(Archi 1981:184);zuZ. 176s.(21)mitAnm. 191. l7J Pomponio (1987:272): U ~ - d UIO. 114 Für die Ur III-Zeit s. Limet (1968:262). 17S U Nr. 392: k i - d u g - (d.) i b.
a m bar - k i - d u g (F) (N 1176, F) e- S I G . T A - k i - d u g (F 177 ) e-[ t i ? ] - I a - k i - d ug (F) gis - Sä - k i - d u g (A) i s i n x ( IN) - k i - d u g (F) k i - n u - n i r - k i - d u g (A) kul-ab-ki-dug (N1178) N IN A - k i - d u g (L)
e- k i - d u g - g a
ur i - k i - d ug
(U)
u g (F) u su m - k i - d ug (F) uru-k i-d
Inhaltlich ähnlich sind e - gis s u - b i - d u g (F, L),179 e -ur - b i - d u g (F), em u - b i - d u g (L) "das Haus: sein SchattenlFundamentlName ist gut" (F). Weitere Namen dieser Art (ohne verdeutlichendes Pronomen am zweiten Glied) könnten sein: (20)
e - sag - d u g (U) e - e zen - d u g (F) e- K A S r d ug (F) e- N E - d u g (F) e- H d - d u g (F)
Vor allem im älteren Onomastikon sind Namen der Struktur X + Z (e) + du g gebräuchlich. Sie sind mehrheitlich im archaischen Ur und in Fära belegt; später kommen sie anscheinend fast außer Gebrauch oder i.lberleben in abgekilrzten Formen. X ist eine Person, Z gehört der Sachklasse an: es bezeichnet meist eine Örtlichkeit (21), seltener Körperteile (22), ein Textil (23)180 oder andere Gegenstände (24): a p i n "Pflug" und PA "Szepter" (?). Zumindest in diesen Fällen steht Y im Lokativ-Terminativ, der allerdings nur selten - manchmal nur in der Kurzform, SF 29 x 5. 11 177 Pomponio (1987:94): e - U 0 (S I G) - t a - k i - d UIO. 178 SF 29 viii 17//44 iii I. 179 VerkUrzt: e - gis s u - b i (0 I), e - gis s u (Ur III). 180 Die betreffenden Namen enthalten in verschiedenen Graphien das später gewöhnlich li,gn I g / ag - bär a geschriebene Textil, s. Krecher (1973:247) und Stein keller (1993b: 144f.), der es zu bar a3/4 = (w)UHU "ausbreiten" stellt und als "Decke" deutet, jedoch in den Personen namen eine Bedeutung "release" oder "freeing" vermutet. Die Tatsache, daß das Lemma in Personennamen nur mit lug a I und ni n assoziiert ist, könnte auf eine kultisch-zeremonielle Funktion des fraglichen Textils hinweisen. 176
l
_
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
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35
immerhin aber schon in Fära (I u g a I - bar a - ge - d ug) - graphisch ausgedrückt ist. Singulär ist der lexikalische Beleg (25), der eine Personenbezeichnung im ersten und zweiten Glied enthält. 181 Schließlich gibt es einige Belege (26), in denen das zweite Glied (m e, m u) mehrdeutig ist. Falls es sich nicht um Possessivsuffixe ("unser" bzw. "mein") handelt, sondern um Substantive ("Me" bzw. "Name"), könnte man diese mit m e / m u in Namen des Typs (27) me/rn u + Z (e) + du g parallelisieren. Beide könnten dann Abkürzungen der viergliedrigen Bildung X + me/rn u + Z e + d u g (28) sein. Von den belegten Langformen n i n / d u m u - m u - a n - n e - d ug ausgehend, wUrde man in dem vorletzten Glied einen Agentiv vermuten, also etwa "X ist jemand, dessen Namen An gut gemacht hat".182 Dazu könnte z. B. der verblose Kurzname bar a - e n - n e (01) mit e n anstelle von anstimmen; allerdings kommt in derselben Textgruppe ni n - e n - n e als Kurzform von ni n - a n - s i vor,183 so daß ersteres (u. a. auch) von * bar a - a n ( - n e ) - s i kommen kann. Ein klares Gegenbeispiel ist m u - K A - g e - d u g mit K A (k a "Mund" oder d u g4 "Rede") anstelle von a n. Folglich sind die betreffenden Namen vielleicht zu verstehen als ,,[X ist jemand, (dessen)] Y für Z gut (gemacht) ist/sind". Damit stellt sich dasselbe Problem wie bei Namen des Typs X + Z ( e) + s i, nämlich ob eine entsprechende Ellipse (von m e, m u etc.?) auch für Namen des Typs X + Z (e) + d u g vorauszusetzen ist. Ur I1I-zeitlich werden schließlich auch Namen mit finiten Formen von d u g gebildet (29). (21)
a-KALAM-dug (F,SI84) a m a - e- d u g (U) a m a - L AL - d u g (U) B I Lx - a n - d u g (Ni 85 ) B I L x - K A L A M - d u g (F) e n - A M A - d u g (U I86 )
181 Sollte e n in p a4 - e n - d u g auf an zurUckgehen, wie dies in einem gleich zu erwähnenden Fall bezeugt ist? Denselben Verdacht erweckt der in N2 folgende Name me - e n - d u g im Vergleich mit sonst bezeugtem me/rn u - a n - n e - d u g, vg!. (27). 182 Vg!. Bauer (1972:213) zur Kurzform m u - a n - n e - du g: "den Namen: An (hat ihn) gut gemacht". 183 Westenholz (1987:81 f.): Nr. 69:3 = Nr. 70 ii 2. 184 Auch Name eines präsargonischen Königs von Ur, erwähnt auf dem Siegel seiner Gemahlin: Sollberger (1960:81, Nr. 12). 185 Z. 141 und 195 (Archi 1981: 185f.). In der Ur III-Fassung ist der Name zu B I L - an u - d u g verballhornt (Fales & Krispijn 1979-80:42). 186 U Nr. 100: a m a - e n - d u g.
Manfred Krebemik
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N - d u g (V) e n - K A L A M - d u g (F) e n - k i - d u g - g a (N 1187 ) I u - bar a - d u g (V I88 , F) lug a 1- bar a (- g e)- d u g (NI 189, F I90 ) lug a I - bar a - g a - n e - d u g (E) lug a I - k a s kai - d u g (Ni 91 ) lug a I - k i - D Ö R - d u g (F) lug a I - N A - d u g ( - g a ) (F) m e s - K A L A M - d u g (A) m u n u s - gis ga I - d u g (V 192) m u n u s - K A L A M - du g (NI 193, F) n i n - bar a - d u g (F I94 ) ni n - K A LA M - d u g (Ni 9S ) n i n - k i - D Ö R - d ug (F) n i n - V R V X A - N I - d u g (L) en-
a m a - K A - d u g (V) lug a I - K A - g e - d u g (L I97 )
187 SF 28 ii 12// 29 ii 3. 188 U Nr. 426: I u - bar a - d u g (with PA). Letzteres ist wohl Titel (u g u I a, Ensi?). 189 SF 28 iii 4 /I 29 ii 7. 190 Bei Pomponio & Visicato (1994:5 I f. mit Anm. 30) wird die betreffende Person (WF 70, v 10) mit lu - bar a - d u g in TSS ISO iv 9 gleichgesetzt. 191 Z. 176 (Archi 1981: 186) und Archi (1984: 171). Die obige Alternative zur bisherigen Interpretation (I u g a I - d u g mit Berufsbezeichnung gar a ~4) stUtzt sich auf die Tatsache, daß auch in der Abn $al!lbib-Version, die gewöhnlich die einzelnen Lemmata voneinander trennt, alle Zeichen in einer Zeile stehen. Andererseits kommt der Name lug a I - d u g in Z. 109 derselben Liste vor. 192 V Nr. 311: g 8 I - d u g - s a I. 193 SF 29 vii 8. 194 Vgl. n i n - bar a - ge (F, E). 19S Z. 149 (Archi 1981: 185). 196 Z. 171 (Archi 1981: 186). 197 Struve (1984: 100): lug a I - d u &4 - ( g ) i - d u (gh und o.c. 102: lu g a I - g i K A - d u (g»).
37
lug a I - SAG - d u g (F I98 ) SES + I B - K A - d u g (V) SES + I B - ~ u - d u g (V, N 1199)
E. N V
P A - I B - d u g (V) P a - b i I x - K A L A M - d ug (F) par K A LA M - d u g (F, E) V N K E N - K A L A M - d u g (Ni 96 ) (22)
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(23)
lug al - nl g - bab a r aJb a r ~- du g (F, A, E, 0 200 )
(24)
a - P A - d u g (V, S) lug a I - P A - d u g (F) m u n u s - P A - d u g (F) lug al - a pi n - d u g (01_2 201 ) lug a I - P A - d u g (F)
(26)
e n - m u - d u g (F) e n - m u - d u g - g a (Vr III) lug a I-rn u - d u g (E) nin-me-dug(-ga) (F,OI)
(27)
m e - a n - n e- d u g (F) 203 me - e n - d u g (N2 ) m u - a n - n e- d u g (L) m u - K A - g e - d u g (L204 )
198 Die Belegangabe bei Pomponio (1987:160) muß heißen: RA 32 (1935) ill iii 2-3. Möglicherweise ist der Name in lug a I - K A - d u g zu emendieren. 199 SF 28 viii 11 //29 v 13. 200 Bei Pomponio (1987: I 5 I) als I u - n I g - b a - d a g - d UIO gebucht, bei Westenholz (1975:88) als lu ga I - ba - da g - d UIO, doch ist in dem jeweils einzigen Beleg [I u] ga I (WF 116 ii) bzw. [n I g] (01 Nr. 46 i 3) zu ergänzen. - Vgl. die Kurzformen lug a I - n I g - bar a4 - ge (02), n i n - n I g - bab ara - ge (ECTJ 34 iv 13; PBS 9, 65 Rs. 8'; 67 Rs. 8'). 201 Der auch noch Vr III-zeitlich geläufige Name wird gewöhnlich lug a I - eng a r d UIO gelesen, doch ist vom Namenstyp her an zweiter Position eher ein Sachobjekt, also a p i n, zu erwarten. Dies wird durch die Kurznamen lu ga I - a pi n (- n e) (L, Vr III) und (Ail)a p i n - d u g (Vr III) bestätigt. Der bei Limet (1968:461) als lug a I eng a r - r a - ni zitierte Name ist nach Lafont & Yildiz (1989:57) lug al- u r - rani zu lesen. 202 Z. 272 (Archi 1981: 188). 203 Z. 274 (Archi 1981: 188). 204 Die bei Struve (1984: 124) gebuchte Form m u - d u &4 - (g) e - d u g - (g) e steht im Agentiv; vg!. Selz (1989:203).
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38 (28)
d u m u - m u - a n - n e- d u g (L) n i n - m u - a n - n e- d u g (L)
(29)
1 u g a 1 - g U I 0 - m a - d u g (Ur III) u r u - g U I 0 - m a - d u g (Ur IIeos)
n a rn-I u g a 1 - n i - d u g (E) n i g - g ä 1( - 1a ) - d u g (F) n i n ( 9 ) - d u g - g a (Ur III) 2I2 n i t a - d u g (F ) PA - d u g (U, Fm) seS - d u g - (g a) (U, Ur III), seS - 1 t1 - d u g (L) H d - d ug - g a, H d - n i - d ug (F) t u 1 - sag - d u g, t u 1 7 - sag - D Ö R - d ug (F)
Die folgende Liste faßt die zweigliedrigen mit du g gebildeten Namen (außer X + k i - d u g) zusammen, deren Zuordnung entweder zu den weiter oben besprochenen Nominalsätzen oder zu den Kurzformen des drei/viergliedrigen Schemas im Einzelfall oft unsicher ist: (30)
a - a - d u g - ga (Ur III) ä - ä g - d u g (F) a n - d u 1 - d u g (F) B 1 L x - d u g (F) e- d u g (- g a) (U, F206 ) e- e zen - d u g (F) e- K A S 4 - d u g (F) e- N E - d u g (F) E. NUN - d u g (F207 ) e- sag - d u g (U) e- H d - d u g (F) e- t i-I a - d u g (E) e- u r - b i - d u g (F) e n - 1u - d u g (L)
g i ~ - g i - d u g (U) gis g a 1 - d u g (U 208 ) i g - g a 1- 1a - d u g (F) K A - d ug - g a (A 209) lo ) k a - k a - n i - d ug K A L A M - d u g (F) K A S 4 - d u g - ga (F) k i - b i / n i - d u g (F) 1 u ga 1- du g (N2 211 ) m u n u s - d u g (F)
(e
Limet (1968:228): "Le roi m'a fait du bien" bzw. "Ma ville m'a fait du bien". Vgl. a m a - e- d u g (U). 207 Vgl. e n - E . NUN - d u g (U). 208 Vgl. m u n u s - gis ga 1- d u g. 209 Behrens & Steible (1983:398): in i m - d UIO - g a. 210 Struve (1984:88): i n i rn-i n i m - n i - d u g. 211 Z. 109 (Archi 1981:184);zuZ. 176s.(21)mitAnm.191.
39
ur - d u g
(F)
Ü S A R - d u g (F) 6.2.3. Namen mit -m u d und-e Typisch für das frUhdynastische Onomastikon ist auch das in der Ur IIl-zeitlichen Namenbildung schon nicht mehr gebräuchliche Verbum mud. Es bildet u. a. dreigliedrige Namen der Form X + Y (- t a) + mud (31) und seltener X + Y (e) + mud (32,33): (31)
a - E . NUN - mud (U) a m a - a b z u - mud (U) e n - a b z u ( - t a ) - mud (F) m u n u s - a b z u - mud (F) p a 4 - a b z u ( - t a ) - mud (F) r x 1 _ E . NUN - mud (U 214 )
(32)
a-en-mud (N1 ) 216 en-an-mud (N1 ) p a 4 - e n - mud (F)
(33)
e - a n - n e - mud
2IS
(L)
In Gruppe (31) ist X eine Person und Y ein Ort, und zwar jeweils der als a b z u oder E. NUN bezeichnete Grundwasserozean (bzw. ein diesen repräsentierendes Heiligtum). In (32) und (33) gehört Y der Personenklasse an und steht im Agentiv, während X eine Person (32) oder ein (Kult-)Gebäude (33) ist.
205
206
Pomponio (1987:272): U S - d UIO. 2Il Vgl. a - P A - d u g (U, S). 214 U Nr. 27\ : e - nun - s i-rn u d. 215 SF 29 ix 3//44 iv I. 216 SF 29 ix \2.
212
Manfred Krebernik
40
Mit mud gebildete Namen erscheinen jedoch mehrheitlich in einer kürzeren Fonn. Im einfachsten Falle fehlt lediglich die Postposition (was aber wohl nicht nur ein graphisches Phänomen ist): e n / m u n u s / p a 4 - a b zu - mud. Meist wird jedoch einer der nominalen Bestandteile weggelassen, woraus sich die meisten zweigliedrigen Formen erklären dürften. Diese enthalten nämlich meist (soweit erkennbar) als ersten Bestandteil eine Ortsbezeichnung im weitesten Sinne: (34)
AB (- t a)- mud (F 2I1 ) a b z u (- t a)- mud (F) an - m u d218 AS - mud (F, S2I9) B V - mud (F 220 ) e - g är - mud (L) e - mud (F) (d)1 B _ mud (U, Sm) I d - mud (L) di r b a nx - mud (Um) kar - mud (F) M I - mud (F, S) NI. U D - mud (Um) N i GIN - mud (F, L224 ) NUN - mud (U 225 ) dS U ' e n - mud (F 226 )
Pomponio (1987: 105): es - mud, es - t a - mud. ELT Nr. 13 Rs. iii I (dort M U L? . MUD gelesen). 219 lAS 516 i 4. Ein weiterer mit A S gebildeter Name ist A S- k i - g a I (F). 220 Pomponio (1987) 237: sud - mud. Möglicherweise meint B V hier dasselbe wie BV.MA. 221 Der von Biggs (1974:35) I b - dM u d und von Pomponio (1991: 142) di b - mud gelesene Name aus Tell Abo Sallibib ist wohl nicht semitisch ib-AN-mud zu interpretieren (so Krebernik 1998:267 mit Blick auf ib-u9-mu-dll/ud aus Ebla), da die Schreibung mit Gottesdeterminativ durch (d)1 B - k i - d u g (U; vgl. Anm. 175) bestätigt wird. 222 Geschrieben dB A LAG. TIN. B UlS UD. N U W . b· - mud. U Nr. 227: ( d . ) baI a g - sir - i r - b a - tin - mud - nun. Zur Gottheit Irban s. Wiggermann (1999). 223 U Nr. 218: d ag? - mud? Möglicherweise ist NI. U D als NA 4 "Stein" zu interpretieren. 224 Gegen U Nr. 567 (n I gin - mud - ?) in den archaischen Texten aus Ur wohl noch nicht bezeugt: die Kopie (UET 2, 354 ii 4) zeigt kein klares NI GIN. Auch sonst ist N I GIN in diesem Textcorpus nicht zu belegen. 225 U Nr. 538: mud - nun.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
u r - mud
41
(F, L)
Es ist allerdings nicht ganz auszuschließen, daß einige dieser Namen zweigliedrige Nominalsätze sind ("X ist Schöpfer"), was besonders filr dS u ' e n - mud naheliegt, das aber auch eine Kurzform sein kann. Auch bei den mit mud gebildeten Namen ist damit zu rechnen, daß zu ihnen Kurzformen ohne Verbum gehören. Eine entsprechende Interpretation bietet sich vor allem filr Kurznamen an, die einen Ablativ enthalten. Mehrere Typen sind belegt. Die ausfilhrlichste Form ist (34): X + Y + Z - ta mit me als direktem Objekt des elliptischen Verbums (falls nicht das Possessivsuffix der I. Person Plural gemeint ist). (35) besteht nur aus Person + Ortsbezeichnung im Ablativ. Am häufigsten begegnet X + Y - t a, wobei X ein Sachobjekt (meist m e, aber auch al a m, na m, na m - t i) ist (36), selten eine (als Subjekt zu denkende) Person (37). (35)
n i n - m e - e s - t a (Ur III) n i n - m e - u r u - bar - t a (A 227)
(36)
a - k i - g a I - t a (U 228 ) I LI - K ISA L - t a (Ur III) ses - k i - g a I - t a (U 229 )
(37)
a I a m - kur - t a (U 230 ) m e - a b z u - t a (F) m e - e -s a - t a (F) m e - e - z i - t a (Fm) me - g i r i mx - t a (Am)
217
218
Pomponio (1987: 279): dZ u ' e n - mud. Steible & Behrens (1982b:285, Z. 2) lesen n i n - m e - t a - bar - r e. 228 U Nr. 388: k i - a - g a I - t a. 229 U Nr. 389: k i - a - ses - g al - t a. Kopie (UET 2,84 ii 3) hat jedoch kein A. 230 Weitere mit al a m "Statue" gebildete Namen in den archaischen Texten aus Ur sind a - a I a m, a - a I a m - a b zu, a I am - a b zu, lug a I - a I a m (U Nr. 73: a I a m - lug a I), B I Lx - a I a m (U Nr. 74: a I a m - S.377 - b i I), a m a - a I a m - g i , m u n u s - a I a m - A K (U Nr. 619: s a I - a I a m - a g). Ihnen liegt wohl das Schema X + al a m + Y + Verb zugrunde. In a la m - kur - ta ist vielleicht das in am a a I a m - g i vorliegende Verbum g i (flir g i4) "zurUckbringen" zu ergänzen, vgl. kur - t a - m u - g i4 (Ur I1I) ,,[der König?] ist aus dem Fremdland zurückgekehrt" oder "hat aus dem Fremdland [... ] zurUckgebracht"; s. a. Anm. 39. 231 Daneben gibt es m e - e - z i - d a; zugrunde liegt wohl "'m e - e - z i - d a - t a. 212 Geschrieben m e - A . B U . HA. D U - t a, s. Steible & Behrens (1982b:308, Z. 2). 226 227
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
42
43
m e - k i - g a I - t a (Fm)
u - t a (F) me - N i GIN - t a me-k
(41)
(L) n a m - ~ a - t a (U, F234 ) n a m - t i - e ~ - t a (Ur III)
lu-me-e-a (UrIII) lug al - m e - e (- a) (Ur III)
(42)
n I g - H (- t a) - n u - e (F)
Einen Extremfall stellen Namen dar, die auf ein Dimensionalobjekt im Ablativ reduziert sind: 236 (39)
6 - s a ba r - t a (Fm) gis ga I - t a (Ur III238 ) k a - t a (Ur III) k i - g a I - I a (- t a) (F) k u - g a - t a (Ur III) t u I - t a (Ur m239 ) zA - t a (F) Die Zugehörigkeit solcher verb losen Kurzformen zu den mit mud gebildeten Namen ist allerdings unsicher und wäre erst nachzuweisen, da in der Namenbildung auch andere mit Ablativ konstruierte Verben vorkommen, und zwar am häufigsten "hervorkommen (lassen)".24o Mit gebildete dreigliedrige Namen sind:
e
(40)
In (40) und (41) steht an erster Position eine Person, die wohl als Subjekt fungiert, (42) hat hier ein Nomen der Sachklasse (n f g), das eher als direktes Objekt aufzufassen ist. Dies gilt wohl auch von m e, das in (41) die zweite Position einnimmt, doch könnte hier auch das Possessivsuffix der 1. Person Plural gemeint sein; der Name wäre dann zweigliedrig und würde zu Typ (43) gehören. (40) und (42) haben an zweiter Position eine (ablativische) Ortsbezeichnung. Zweigliedrige Formen bestehen gewöhnlich aus Person + Verb (43) oder aus Ortsbezeichnung (im Ablativ) + Verb (44); selten ist dagegen Sachobjekt (m u - n i "sein/ihr Name", a pi n "Pflug") + Verb (45): (43)
I u - n u - m u (- d a) -
e (F)
lug a I - a b - e (LW) lug a I - b a - r a (- ab) - e (Ur 111) lug a I - b a - t a (- ab) - e (Ur 111) lug a I - I b - t a - e (Ur III) lug a I - I b - t a - n i - e (L) lug al - pa - t a (- a b) - e (Ur I1I) n i n - I b - t a - e (Ur III)
e
241 e n - u r - e (U ) n i n - z a- t a - e (F) p a 4 - 61- s a bar - r a - e'7 (F 242 ) (44)
Zugrunde liegt wohl • m e - k i - ga I - I a - t a, vgl. die Kurzformen k i - ga I - I a I a und m e - k i - g a I - I a. 234 Zu vergleichen ist vielleicht n I g - § A( - t a ) - n u - e (F). 23S Vgl. weiter gekUrztes z a- t a (F). 236 Nicht aufgefUhrt ist angebliches eng a r - d UIO - ta (Li met 1968:405); der dort angegebene Beleg (TMH 1-2,143:27) hat k i § i b a p i n - d UIO - t a (häufiger, auch lila p i n - d UIO geschriebener Name + Postposition - t a). 237 Daneben gibt es e - s a bar - ra (F); zugrunde liegt wohl • 6 - s a bar - ra - t a. 238 Limet (1968:413): G A L - t a. 239 Kurzform von tu 1- t a - p a- d a (Ur III) "aus dem Brunnen Aufgelesene(r)". 240 Außer e und pa (vgl. vorige Anm.) kommt noch g i4 "zurUckkehren (lassen)" in Frage: kur - t a - m u - g i4 (Ur III; s. a. Anm. 230). Zu den Ur III-zeitlichen Namen mit e s. Limet (1968: 237f.). 241 U Nr. 287: en-dug-tum; nach Kopie (UET 2,103 ii I): en-ure ' ( ijI + DU). 233
db a - U - e - a (Ur III) I u - b a - t a (- ab) - e (Ur III)
67 - d a - e (F) 6 - (F)
e e - s a bar - I a - e 6 - § e - e (LW)
(F
244 )
242 Pomponio (1987:207): p a4 - 6'7 (S A) - s a bar - r a - sag (oder p a4 - s·s aha r ra - sag 7). Vgl. die Kurzform 6 - s a bar - ta - e (F). 243 Aufgrund der analogen Namensformen ist A B hier eher als Verbalpräfix und nicht als Substantiv (e ~ "Heiligtum", ab "Meer") zu verstehen, doch ist letzteres nicht ganz ausgeschlossen. 244 Vgl. die Langform p a4 - 6' - s a bar - ra - e (F).
e- t a - b a - r a - e - a e- t a - e - a
(UrlII)
(UrlII)
e - U D - g i m - e (F246) ~
(45)
a(- t a) - n u - e (U, F 247 )
A P I N - e (Ur III 248 ) m u - n i - b a - t a - e (Ur III)
Die Orts bezeichnung ist wohl immer ablativisch zu verstehen, auch wenn die Postposition fehlt. Der Vergleich UD - gi m "wie die Sonne" oder "wie der Tag" in (44) bezieht sich demnach nicht auf das "Haus" als Subjekt, sondern auf die Person oder Sache, die daraus hervorkommt oder hervorgebracht wird. Ur III-zeitlich ist schließlich eine Anzahl von Kurznamen belegt, die lediglich aus einer finiten Form des Verbums e bestehen: (46)
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
44
ab - e (Ur III) a b - t a - a b - e (Ur III 249 ) bar - r a - a b - e (Ur III) bar - t a - e (Ur III) I - t a - e (- a) (Ur II1) I b - t a (- ab) - e (Ur III) I b - t a - e - a (Ur III) i n - t a - e - a (Ur III) N I - a b - e (Ur III)
24S Bauer (1972:356), der zum Vergleich e - I - gar a - s u heranzieht, interpretiert den Namen als "Haus, das Getreide herausgehen läßt", was als Personenname kaum sinnvoll ist. Aufgrund der oben behandelten Parallelen vermute ich einen Kurznamen, worin e~ e ein virtuell im Ablativ stehendes Kulttoponym bezeichnet. Weniger wahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen ist, daß ~ e neben ablativischem e das Objekt darstellt, in welchem Fall der Name dreigliedrig wäre: ,,[X hat aus] dem I-laus Getreide hervorgehen lassen". 246 Pomponio (1987:93). Hierzu wohl auch e - g i m - e und e- u t u - e (beide F) mit fehlerhafter Auslassung von u t u bzw. g i m. 247 Vgl. die Langform n I g - ~ a( - t a ) - n u - e (F). 248 Limet (1968:405): eng ar - e. Das erste Glied ist eher a p i n "Pflug" (mit Bezug auf das erste SaatpflUgen durch den König beim Neujahrsfest?) oder ab s i n "Saatfurche" zu lesen. 249 Hier und in dem vorausgehenden Beleg könnte A B auch als e ~ "Heiligtum" interpretiert werden.
45
Vor allem aus den relativ vielen Ur lII-zeitlichen Belegen läßt sich ein Grundmuster erschließen, das allerdings in seiner vollen Gestalt nicht explizit belegbar ist: *X + Y + Z - t a + ... ta ... b - e "X hat Y aus Z hervorkommen lassen". Die finiten Verbformen weisen überwiegend auf ein Sachobjekt Y hin, worur explizit m e und m u "Name" belegt sind. X ist eine hähergestellte Person (e n, lug a I und wohl in demselben Sinne lu, ni n, P 1LI) oder eine Gottheit (db a - u). Z ist meist ein Kulttoponym (e, e - d a (?), e - s a bar - r a, e -s e, es, z a); nur im ältesten Textcorpus findet sich ur "Schoß", in Ur III auch A P I N ("Pflug"?). Gesondert zu betrachten sind die beiden Namen mit negiertem Verb. n f g - s a (- t a) - n u - e nebst Kurzform s a (- t a) - n u - e könnte, als rhetorische Frage formuliert, dem eben beschriebenen Typ angehören. Allerdings stellen sowohl das mutmaßliche direkte Objekt n f g "Sache" (im Sinne von späterem n f g - s a - g a - n i "ihre Leibesfrucht"?) als auch das Dimensionalobjekt s a "Inneres" (= "Tempelinneres" oder "Mutterleib"?) lexikalische Besonderheiten dar?SO Neben I u- n u - m u ( - da) - e existiert der auffallend ähnliche Name lu - nu - m u (- d a) - 0 I. Wegen des Komitativinfixes wUrde man in letzterem s a = saniinu vermuten: ,,[X] ist jemand, mit dem sich niemand messen kann". Andererseits scheint 0 I jedoch auch im Wechsel mit mud vorzukommen, vgl. a b z u - t a - 0 I und a b z u - t a - mud (beide F). Damit kommen wir auf die mit mud gebildeten Namen zurück. Tabelle 2 im Anhang gibt einen vergleichend-chronologischen Überblick über die mit mud bzw. e gebildeten Namen und deren potentielle, verblose Kurzformen. Für mud in Personennamen wird im allgemeinen die - wohl auch der Zeichenbildung (Vogel mit Ei) zugrundeliegende - Bedeutung "gebären, erzeugen" postuliert,2SI obwohl aus späterer Zeit verschiedene Bedeutungen bzw. lexikalische 2S2 Gleichungen überliefert sind. Für die Annahme, daß in den Personennamen tatHO
Zumindest oberflächliche Ähnlichkeit zeigen ~
a - n u - ga r
(S) bzw. ~
a- n u - ga I
(L).
SO deutet Edzard (1962: 103, Anm. 43) e - a n - n e - mud als "Haus, das An erschaffen hat", e n - a b z u ( - t a ) - mud als "der Herr (Enki) erzeugt aus dem Abzu heraus". m Sie lassen sich folgendermaßen bUndein: (a) "gebären, erzeugen" (a/iidu, banu, banu sa a/Mi); (b) "dick werden/machen" (im Parallelismus mit b u lug ); (c) "erschrecken" (ga/alU, ga/lU, gilillu; parädu, pirillu); (d) ein (stock-/röhrenförmiges) Gerät (rä 'izu "Gabel, Rechen", nappä!ju "Schlagstock", pe/isu "Flegel", su/b/pCi "Riegel", Uppll "HUlse, Röhre"); (e) unorthographische Schreibung rur mud (damu "Blut"; adäru, da 'ämu "dunkel sein"); (f) unorthographische Schreibung tur muds (qü/ll "Schweigen", riSalu "Jubel"). 2S1
Manfred Krebemik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
sächlich das später mit "gebären, erzeugen" wiedergegebene Verbum vorliegt, spricht die Kombination mit ur "Schoß" und mit dem Heiligtum N i GIN, das in späteren Quellen mit Geburt assoziiert wird. 253 Die Konstruktion mit Ablativ ist zwar mit diesem Bedeutungsansatz zu vereinbaren, doch denkt man angesichts ihrer Regelhaftigkeit eher an ein Bewegungsverbum. Wie aus obiger Zusammenstellung ersichtlich, sind die mit mud gebildeten Namen in den älteren Textcorpora zahlreicher als die mit e gebildeten. Später kehrt sich das Verhältnis um und die mit mud gebildeten Namen sterben aus, werden aber nicht etwa durch Bildungen mit dem ungeftihr synonymen Verbum (u -) t u ersetzt. 2S4 Man könnte daher vermuten, daß mud einst ein mit e etwa synonymes Verbum mit der allgemeineren Bedeutung "hervorkommen (lassen)" war, das sekundär auf das im Begriff enthaltene "Gebären" eingeengt wurde. Dafilr spricht, daß mit u r "Schoß" beide Verben bezeugt sind (u r - mud, e n - u r - e), und daß das Objekt von mud auch ein Tempel sein kann, denn Me n - a n (- n e) - mud wird schwerlich etwas anderes bedeuten als "das Haus ist ein von An hervorgebrachtes" bzw. "der En ist ein von An hervorgebrachter".255 Desweiteren wäre anzufilhren, daß die mit mud kombinierten ablativischen Toponyme meist keine semantische Affinität zum Begriff des "Gebärens" besitzen - auffällig ist vielmehr der häufige Bezug zum Wasser: ab z u, E. NUN, f d, di r b a nx und wohl auch e - gar bezeichnen (z. T. mythische) Gewässer, dazu kommen kar "Kai" und vielleicht NUN, falls sich darin Enkis Kultort Eridug oder eine Abkürzung von E. NUN verbirgt. Wahrscheinlich spielen die betreffenden Namen auf mythische Vorstellungen von Schwangerschaft und Geburt an, wie sie erst in viel jüngeren Texten explizit greifbar werden: sie besagen, daß der Embryo bzw. die Mutter ein Gewässer (konkreter Hintergrund: Fruchtwasser und Blut) zu durchoder überqueren haben?S6 Wie der Tabelle zu entnelunen ist, enthalten die mit mud gebildeten Namen aus dem archaischen Ur als Personenbezeichnungen nur "Vater" und "Mutter", Fära-zeitlich finden sich "En", "Frau" und ,,(älterer) Bruder". Die Aus-
sage der Namen bezieht sich kaum auf die Geburt dieser Personen selbst (a m aa b z u - mud heißt nicht "die Mutter ist aus dem Abzu hervorgekommen"), sondern vielmehr auf ihre Rolle bei der Geburt des (nicht explizit genannten) Kindes. Diesem Sinn werden verschiedene Interpretationen gerecht, die jedoch alle eine Ellipse voraussetzen: (a) "der Mutter ist [das Kind] aus dem Abzu hervorgekommen"; (b) "die Mutter hat [das Kind] aus dem Abzu hervorkommen lassen"; (c) ,,[Gottheit X] hat der Mutter [das Kind] aus dem Abzu hervorkommen lassen". Auf die Schwierigkeiten, die verbalen Elemente der frühen Personennamen grammatisch zu interpretieren, wurde bereits hingewiesen. In p a 4 - e n - mud und e - a n - n e - mud, aber auch in dem häufigeren soeben diskutierten Typ p B4 - a b z u - t a - mud würde man, falls mud partizipal zu verstehen ist, dem späteren Sprachgebrauch nach ein "bam{u-Partizip" * mud - d a erwarten, wofllr die Schreibungen aber keinen Hinweis liefern, obwohl das Zeichen D A bereits Fära-zeitlich als Syllabogramm benutzt wurde. 2S7 Es ist daher zu vermuten, daß der Gebrauch der einfachen Basis im Sinne eines späteren "bam{u-Partizips" ein älteres Sprachstadium reflekiert. Entsprechend ist wohl auch ältere Graphie (ohne auslautendes -a) der Theonyme dm e s -I am - ta - e (- a) und dS u 1pa - e (- a) zu beurteilen.
46
47
Wie Tabelle 2 zeigt, gibt es zwischen den mit mud gebildeten Namen und den verb losen Kurznamen, die einen Ablativ enthalten, wenig Gemeinsamkeiten: es sind dies die relativ häufigen (Kult-)Toponyme ab z u und Ni GIN. Sachobjekte wie m e, das in den meisten Kurznamen auftritt, sind in Kombination mit mud hingegen nicht belegt, wohl aber mit e. Weitere Übereinstimmungen zwischen den ablativischen Kurznamen und den Namen mit e sind die Toponyme e, e - s a bar, es, s a und z a. Somit ist in ablativischen Kurznamen als Verbum überwiegend - wenn m e und ähnliche Elemente vorhanden sind, sogar ausschließlich - e zu ergänzen, in seltenen Fällen g i4 oder p a und vielleicht auch mud. 6.2.5. Namen mit anderen verbalen Prädikaten
Die nur lexikalisch bezeugte Bedeutung "Fötus" ist vielleicht kUnstlich aus der (mythologischen) Funktion des N t GIN - Heiligtums abstrahiert; s. zu diesem zuletzt Stol (2000:29) mit Lit. 254 Bei Limet (1968) ist das Verbum im "Repertoire des termes" nicht erwähnt. Der einzige damit gebildete Ur II1-zeitliche Name ist i n - t u - d a, vg\. Limet (1968:80 und 25J
438).
m Der inhaltlich aufflillige zweigliedrige Name dS u ' e n - mud ist wahrscheinlich ebenso wie a n ( - n e ) - mud eine Kurzform dieses Namenstyps. Nicht ganz auszuschließen scheint jedoch eine akkadische Interpretation (Su )in-bäni "Su'in ist Schöpfer"), zumal der Mondgott hier unter seinem akkadischen Namen erscheint. 256 Vg\. Stol (2000:60-65) und die dort zitierten Beschwörungen.
Von den sonstigen, größtenteils wesentlich weniger häufigen verbalen Elementen frühdynastischer Personennamen, die hier nicht alle und in gleicher Ausführlichkeit behandelt werden wie die obigen, seien als typische Beispiele noch a- n u k u sund (A.) DU. N A erwähnt. Ersteres, eine negierte Form des zusammengesetzten Verbum a- k u S, erscheint als Prädikat fast ausschließlich neben Verwandtschaftstermini: Als einzige Ausnahme findet sich bei Struve (1984:123) eventuell der Kurzname mud - d a, doch zeigt die Kopie DAR - d a (DP 231 xvi).
257
(47)
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebernik
48
49
ni n - [ ? ] - A . DU. N A (L264 ) sipa-A.DU.NA § e § - (A . ) DU. N A ur-sag-A.DU.NA
BILx(-ä)-nu-kus (N)258,F) d u m u - ä - n u - k u s (F) 259 e n - ä - n u - k u S (F ) m es? - ä 1 - n u - k uS 1 (F) m u n u s - ä - n u - k u S (U 260 , F) P a 4 ( - ä ) - n u - k us (F) s eS - a- n u - k us (F, L)
s
Als Kurzform solcher Namen ist selbständiges a - n u - k u zu werten, 261 Ansonsten ist a das in sehr viel späterer Zeit als Theonym wieder auftaucht. - ku später kaum mehr als finites Verbum gebräuchlich, sondern nur mehr
s
s-
substantivisch: a - k u u = mänabtum "MUhsal". Unter der Voraussetzung eines positiven Namenssinns sind die obigen Namen wohl zu verstehen als "X ist jemand, der [für V?] den Arm nicht mUde werden läßt". Außer dem Kompositum a - k u wird auch das verbum simplex zur Namenbildung verwendet; ku "sich beraten".262 mit Komitativ konstruiert, steht es wohl für
s
Die meisten Beispiele haben als erstes Glied eine Personenbezeichnung, Ausnahmen bilden bar a ,,(Thron-)Sockel" (das metaphorisch allerdings auch eine entsprechende Person bezeichnen kann), e den und wohl auch AM A,265 das wie e den mit einem Possessivpronomen der Sachklasse versehen ist. Andererseits erscheint in einem Fall neben der Personenbezeichnung (e n) noch ein Nomen der Sachklasse, das wie e den - b a im Lokativ steht (k u r - r a); k u g ist vielleicht parallel dazu zu sehen. Vielleicht darf man daraus auf ein allen Namen zugrundeliegendes Schema X ( + Y ) + Z (- b i - a/e) + A. 0 U . NA schließen, wobei sich das Suffixpronomen auf ein elliptisches Nomen der Sachklasse (Y)
Einen verbalen Kern besitzt wahrscheinlich auch der noch nicht gedeutete, vermutlich prädikative Ausdruck ( A . ) 0 U . N A, der Fära-zeitlich bis präsargonisch als Teil von Personennamen bzw. (abkUrzend) auch allein als Personenname 263 belegt ist:
bezieht. Abschließend seien noch zwei Namenstypen erwähnt, in denen das - vermutlich verbal zu denkende - Prädikat von Hause aus elliptisch ist. 266 Namen der Form X ( - da) - n u - m e (- a) "ohne X", worin X eine positive höhere Macht bezeichnet, sind wohl unvollständige rhetorische Fragen, etwa: "ohne Y: [was vermöchte X]!?". 267
(48)
(49)
sa -
s
A M A - A . N A (F), A M A - b i - A . DU. N A bära-A.DU.NA eden-ba-A.DU.NA e n -A. DU. NA en-kug-A.DU.NA en-kur-ra-A.DU.NA lu-zi-DU.NA lugal-A.DU.NA mes-A.DU.NA
258 SF 28 vii 5 //29 iv 12. 259 Eine unorthographische Schreibung desselben Namens könnte e n - a n - n u - k u s (F) sein. 260 U Nr. 628: s a I - n u - k (I S - d a. 26\ S. Lambert (1988: 164). 262 Bauer (1972:94): ni n - ur u - d a - k u s "die Herrin (ist) sich mit der Stadt beratend". Der Name lug al - m u - d a - k u s , nach Bauer "mit meinem Herrn sich beratend", erscheint in Ebla unorthographisch als n u - ga I - m u - d a - k ä sund n u ga I - m e - g a - s u - e, s. Steinkeller (1993a:237f., Nr. 23). Ein (defektiv geschriebenes) Beispiel aus Flira ist u t u - m u - k u S. 263 FUr Belege siehe, wenn nicht anders vermerkt, Krecher (1973: 198).
an - d t't I - n u - m e (F) d i g i r - n u - m e (U 268 , F) e n - n u - m e (U 269 ) lu ga I - d a - n u - m e - a (L) n i n - d a - n u - m e - a (L) p a 4 - n u - m e (F) dS t't d - n u - m e (F) u t u - n u - m e (U 270, F)
2M Vgl. n i n - a - DU. T I (L)? 265VgI.Anm.152. 266 Ein zusätzliches Element unklarer - möglicheiweise prädikativer - Funktion zeigt an e - d a - n u - m e - g i (F), das vielleicht zu verstehen ist als "ist [X] ohne ihn/sie fest/sicher?". KUrzere Formen bzw. Graphien desselben Namens sind a - n e - n u m e - g i, n e - d a - n u - m e - g i, n e - n u - m e - g i. Zu vergleichen ist a - n e - d a -
n u - m e - a (L).
261 Ähnlich Bauer (1972: 192) mit Verweis auf A. Falkenstein: "ohne X - was wäre da?!". 268 U Nr. 514: me - n u- AN. 269 U Nr. 5 I 5: m e - n u - e [ n ]. 270 U Nr. 516: m e - n u - U D.
Manfred Krebernik
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Andere elliptische Namen haben die Struktur sag - X - d a (Zeichenfolge durch präsargonische Belege gesichert), wobei X wie oben (meist) eine Gottheit oder hochgestellte Person bezeichnet:
die alten, präfix losen Verbalfonnen im Sinne von Partizipien zu verstehen sind, sind die Aussagen zunächst statischer Natur, fokussieren also nicht Ereignisse (wie die yaqtul-Fonnen des semitisch-akkadischen Onomastikons), sondern (eventuell resultative) Zustände. Geburt und Nachkommenschaft scheinen generell nicht so sehr im Vordergrund zu stehen wie im akkadischen, amurritischen oder nordwestsemitischen Onomastikon; gegebenenfalls wird (mit den mud - Namen) die Geburt eher in ihrer mythischen Dimension thematisiert und nicht in ihrer genealogischen, wie dies z. B. in den akkadischen Ersatznamen der Fall ist. 2. Aus historischer Perspektive ist festzustellen, daß sich das sumerische Onomastikon im Laufe des 3. Jt. trotz der Persistenz elementarer Strukturtypen (Genitivverbindungen, Satznamen mit prädikativer, präfixloser Verbalform) und .eines relativ kleinen Grundvokabulars strukturell und substantiell signifikant
50
(50)
sag - a - d a (U 271 ) sag - B I Lx - d a (F) sag - n a n n a - d a (U 272) sag - dn a n ~ e - d a (L) sag - dn i n - g I r - s u - d a (L) sag - B I L x - d a (F) sag - n i n - d a (F) sag - u t u - d a (F) sag - A S- d a (F 27J )
51
verändert. Unter den Neuerungen ist die - vermutlich unter akkadischem Einfluß Syntax und Bedeutung sind unklar, die wörtliche Übersetzung "beim Haupte von X!", im Deutschen eine Beteuerungsformel, erweckt wahrscheinlich falsche Assoziationen. Ein Name dieses Typs verbirgt sich vielleicht auch unter der syllabischen Schreibung s a- g i-i I - d a aus Ebla. 274
7. Zusammenfassung In den vorausgehenden, notwendigerweise selektiven Ausftlhrungen habe ich versucht, die Grundstrukturen und einige Entwicklungslinien des sumerischen Onomastikons zu skizzieren. Dabei dürfte deutlich geworden sein, wie sehr sich das sumerische Onomastikon vom akkadischen unterscheidet und daß seine umfassende, systematische Erforschung - trotz wichtiger Vorarbeiten - noch in den Anftlngen steckt. Vorläufig und mit aller gebotenen Zurückhaltung seien folgende Beobachtungen und Eindrücke festgehalten: 1. Die Aussagen sumerischer Namen betreffen in der Regel nicht den Namensträger selbst, sondern seine gesellschaftlich-religiöse Umwelt. Dies gilt nicht nur auf syntaktischer Ebene ftlr satzwertige Namen, sondern sinngemäß auch rur nomenwertige, da die häufigen Genitivverbindungen den Namensträger ebenfalls zu übergeordneten gesellschaftlich-religiösen Größen in Beziehung setzen. Falls
U Nr. 34: a - sag - d a. 272 U Nr. 556: n a n n a - sag - d a. m Vgl. sag - I ti - A S- da (F; Zeichenfolge unsicher). Eine andere wohl hierher gehörige Form mit zusätzlichem Element und ebenfalls unklarer Zeichenfolge ist saglug a I - A B - d a (Pomponio 1987: I 56 liest lug a I - e ~ - sag - da). 274 So Steinkeller (1993a:237/239, Nr. 28). 271
erfolgte - Ausbildung von Satznamen mit verschiedenartigen finiten (d. h. präfixhaItigen) Verbalformen hervorzuheben.
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebemik
52
Tabelle 2: Namen mit - mud und - e im Vergleich
Tabelle l: Genitivverbindungen X + theophores Element
AKamargangemeIRIR,,luur-
Arch. Ur ca. 750 PN
Fära ca. 1800 PN
Präs arg. Lagas Ur III ca. 4000 PN ca. 1600 PN
ca. 15 ca. 45 22H
ca. 20 ca. 45 11 276 1_3 277
-
-
ca. 20 ca. 15 ca. 20 2218 32S2 ca. 75
ca. 10 ca. 140 jeweils ca. 10, z.T. wechselnd 280 ca. 140 ca. 250
-
127Y -
ca. 15
-
2281 ca. 90
53
275 g a n - a m a, - n a n n a. 276 g a n _ a b z u, - A M BAR. G A M + G A M, - E- ga I, - E- gib i I, _ E ZEN, - dez i n UX (T IR), - g i r i mx (A . \:JA . M U S/B U . DU), - d g U - I ä, dl am m a, - dS U d (- da), - u t u. 277 gern e - AB. D Ö N, - LAG AB? / ( = S I K I) (wohl kein NP); gern e'7 m a - m a (Pomponio & Visicato 1994:59: am - m a - m a; bei Visicato 1997 nicht verzeichnet). 278 Ir _ a b z u, - k u- nun - n a. 279 i 1'11 - lug aLS. o. Anm. 38. 280 Die beiden Zeichen werden in Kopien und Umschriften nicht immer sorgfilltig unterschieden. W. Sallaberger macht mich darauf aufmerksam, daß logographisches iR statt I R" in Ur III-Texten wohl immer Kopier- oder Lesefehler ist. 28' I u- d i g i r - m a b, - u t U. 282 I u _ dA B - i r - nun, - db a - U, - e n - n a.
-mud Person Sache Ort Archaische Texte aus Ur E.NUN a abzu ama IB dirban.
Verblose Kurzformen mit Ablativ Person Sache Ort a ses
~
che
alam nam
ki-gal-ta ki-gal-ta kur-ta sa-ta
en
-
me me me me me nam
m-ta abzu-ta
nin pa4
nlg
Ort
ur sa_ta 283
NI.UD NUN
Fära, Tell Abo Salilbib Idsud abzu a abzu(-ta) en abzu munus abzu(-ta) pa4 dsu'en AB (-la) abzu(-Ia)
As
~-sa-ta
m-ta ~-sabar-ra
sa_ta 284
~-zi-ta
~
ki-gal-ta ku-ta sa-Ia
~-da ~-sabar-Ia
sa-ta 285
~-sabar-
ta ki-galla(-Ia) m-Ia
BU ~
IB kar MI N1GlN
ur Präsargonisch e-gar
nin
me
Id
me
uru-barla girimx-Ia
N1GlN
me
N1GIN-
ta ur
~-se
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebernik
54 -mud Person Ur IIJ
ISache IOrt
Verblose Kurzformen mit Ablativ Ort Sache Person lu
-
nin
me nam-ti
KISALta M-ta M-ta GISGAL -ta ka-ta ku-ga-ta tUl_ta2B6
Tabellen 3 und 4: Satznamen
-~
Person Sache I "ba-u
Ort
-
lu lu lugal
me me
-
lugal nin nin
me apin mu-ni
M-ta -
-
e-ta
S 8 - t a - n u - e. n ( g _S 8 - t a - n u - e. 2BS S a - t a - n u - e. 2B6 Kurzform von t u I - t a - p 8 - d a.
2Bl
2B4
55
Die Quellen flir die einzelnen Namen sind durch die eingangs erläuterten Siglen symbolisiert; ,,+" verweist auf zusätzliche Belege, die jeweils in den Fußnoten spezifiziert sind. Grundlage der beiden Tabellen sind die archaischen Texte aus Ur. Möglichst vollständig erfaßt sind die in diesem Corpus belegten Personen namen der Struktur X + Prädikat, wobei X = a, a m a, b i Ix ( - ga), d u m u, k u - I i, p 114, ses, SES + I B, I U, m e s, m u n u s, e n, lug a I, n i n, ND (Götternamen), NL (Toponyme u. a.). Mehrgliedrige Prädikate mit Verbum sind unter letzterem aufgeftlhrt, also z. B. K A LA M - du g, K AL A M - si unter du g bzw. si. Unvollständig erhaltene Namen sowie Kurzformen, in denen entweder das Subjekt oder das Prädikat gänzlich fehlt, sind nicht berUcksichtigt. Aufgenommen sind ferner die oben behandelten Namenstypen mit ihren teilweise aus jUngeren Perioden stammenden Belegen. DarUberhinaus wurden die jUngeren Textcorpora selektiv zu Vergleichszwecken herangezogen, wobei die Übereinstimmungen zwischen Ur (U), Fära (F) und Lagas (L) möglichst vollständig erfaßt wurden. Wegen der eingangs erwähnten Schwierigkeiten des archaischen Schriftsystems muß die Analyse der Namen oft formalistisch-mechanisch erfolgen, wobei das Erkennen und Zuordnen von Kurzformen besondere Probleme aufwirft. Es ist daher zu erwarten, daß sich in dem vorgegebenen Raster auch etliche Irrläufer verfangen haben. Andererseits mag die einen Großteil der frUhdynastischen Satznamen erfassende Synopse weitere Untersuchungen erleichtern.
Tabelle 3: Verwandtschaftstermini (u. ä.) mit Prädikaten ama
a
B1L.e-ga) F
dumu
ku-li
pa4 Ft . '
ses
A.DU.NA 28B F ä-nu-kus NI'w F F F F AGA Um Fm U ij .... AK UNI'"' .................................................................. ............................................................................................................................ . UR..DA.AK U ~~~
ALiM an-DAR AN-KALAM Anzu APIN.NUN AS bäd-gulO digir-gulO
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F
F
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F
F
FS
U UJOO F J01
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Manfred Krebemik
56 ama
a
BIL,.(-ga)
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
dumu
ku-li
P3.t
ses
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ama
ku-li
57
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
Manfred Krebernik
58 a U U U
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ses
ISES+IB
F
UNI
287 Pomponio (1987: 12): a - P a4. 288 Vgl. S. 4~7, (48). Inbegriffen sind auch die kilrzeren Graphien DU. N A und A.NA. 289 a m a - A . N A. 290 SF 28 vii 5 //29 iv 12. 291 U Nr. 30: a - m e r. 292 Pomponio (1987:8): a - m e r. 293 SF 29 iii 6. 294 U Nr. 141 und 142: am a - u r4 - da - m e - a g; "M E" ist nach Kopie (UET 2, 291 i 2') wohl nur Kratzer. 29S Wohl Kurznamen mit a la m als Objekt eines elliptischen Verbs, vgl. Anm. 230. 296 U Nr. 74: a I am - S.377 - b i I. Vgl. Anm. 39. 297 U Nr. 86: a m a - dar - a n. 298 U Nr. 89: a m a - d i n g i r - kai a m - [ ]. 299 U Nr. 115: a m a - i m - g [( g - ... ]. 300 U Nr. 87: a m a - d i I i. 301 Pomponio (1987:) 39: AN - a - g UIO. Reihenfolge der Elemente unsicher; in jUngeren Texten mit fester Zeichenfolge findet sich sowohl a - d i g i r - g UIO (Struve 1984: 12f.) als auch die umgekehrte Folge d i g i r - a - g UIO (Struve 1984:22f.: AN - a - g UIO). Letztere ist bei d i g i r - a m a - g UIO und d i g i r - 8 e 8 - g UIO die Regel. 302 Oder a - A M A - s i, vgl. a m a - A M A - s i. 303 Pomponio (1987:27): a m a - a - si. 304 U Nr. 119: a m a - k i - S.248 - e. 30S U Nr. 129: a m a - "N 1 + T U K"-K 1- turn. 306Z.141 und 195 (Archi 1981:185f.). 307 U Nr. 116: a m a - i n i m - du g. 308 Sollberger (1960:81, Nr. 12): prllsargonischer König von Ur. 309 U Nr. 674: 8 u - 8 e 8 - i b - d u g. 310 SF 28 viii 11 //29 v 13. 311 Kurzname mit Ellipse eines Verbs. 312 SF 29 viii 10//44 ii 7. m U Nr. 317: ge 8 tin - t u r. 314 U Nr. 109: a m a - g u d - lu I - I i m. m SF 29 viii 13//44 ii 3. 316 Vgl. Anm. 24. 317 Wohl Dimensionalobjekt eines elliptischen Verbums. 318 U Nr. 363f.: I G I + BUR - S.377 - b ( I (- g a). 319 Auch U Nr. 503: me - dar - 8 e s - i b - 1 G 1 + BUR; me - DAR ist wohl ebenfalls PN. 320 U Nr. 375: a - i r.
59
321 Vgl. Anm. 62. 322 Dimensionalobjekt eines elliptischen Verbums. 32J U Nr. 388: k i - a - ga I - t a. 324 U Nr. 389: k i - a - 8 e 8 - ga 1- t a. Die Kopie (UET 2,84 ii 3) zeigt jedoch kein A. m U Nr. 31 b: a - n i g ( n. Analyse unsicher. 326 U Nr. 54: a - S.4I3. 327 Zur mutmaßlichen Bedeutung s. Anm. 60. 328 U Nr. 696: U D U - a. 329 U Nr. 140: a m a - U D U. 330 U Nr. 416: I ä 1- S.377 - b i I. 331 Zur Lesung des Zeichens ZU + Z U + S ARs. Pomponio (1984:\0-18), der dort auch die Namen a - I u m.. I u mx - m a und I u mx - m a - m e s - zider archaischen Texte aus Ur behandelt. Ob ersterer a "Vater" enthlllt, ist allerdings unsicher. 3J2 U Nr. 603: par i m - a m a. 333 me nx = GA? E N. Wohl zu einem elliptischen Verb (d u g, si?) gehörige Objekte. 334 U Nr. 713: u m - UD - S.377 - b 11 (S.103b) - P ä d - d a. Analyse unsicher. m U Nr. 131: am a - n i n n i. U Nr. 578: n i n n i - a m a - ga I. Wohl nicht i n a n a a m a ( - g a I) zu lesen, da das Theonym in Ur sonst mit Gottesdeterminativ geschrieben wird. 336 U Nr. 132: a m a - n u [n] - g a I. Nur ein Beleg, NUN unsicher. 337 Prllsargonischer König von Ur. 338 S. Anm. 151. 339 S. Anm. 152. 340 Oder a - dir i (so U Nr. 5) oder a - A M A - s i. 341 Oder a m a - dir i oder a - A M A - s i. 342 Pomponio (1987:28): a m a - re 871 - s i. 343 Auch a m a - S A6 - a b z u - s i. 344 U Nr. 57: a b z u - B [I L] - s i. 34S sr 28 iv 8//29 iii 4; SF 28 iv 5//29 ii 20: pa - b i Ix - g a - a b z u - s i. 346 S. o. Anm. 151. 347 Oder AN - dir i; U Nr. 229: d i n g i r - dir i. 348 U Nr. 135: a m a - s i - a n. 349 U Nr.99: a m a - e d i n. Nach Kopie (UET 2, 248 iv 4') vielleicht a m a - e den [ si]. )SO Pomponio (1987:194): n i gin x (LAK 358) - dir i (oder a - ni gin x - si?). lSI Pomponio (1987: 105): e zen - dir i. m U Nr. 304: ga - dir i. m SF29x6. 3S4 DP 137(= Edzard 1968,Nr.105)iv7. m sr 29 vi 6. 3S6 Oder m e - A M A - s i. m SF 28 v 6' //29 iii 15. 3S8 U Nr. 133: a m a - p ( san - s i. 359 U Nr. 558: n a p - dir i.
60 360 361 362 363
Manfred Krebemik
Tabelle 4: Weitere Personenbezeichnungen, Theonyme und (Kult-)Toponyme mit Prädikaten
U Nr. 130: a m a - n i d a b a - s i. U Nr. 125: a m a - I i 11 (S.366) - s i. Pomponio (1987:208): p lLt - d S U d - d a - z i. Zeichenfolge und Interpretation der mit - S E gebildeten Namen unsicher.
U Nr.449: I u - ses - n u - s u. Zeichenfolge und Analyse der mit t i gebildeten Namen unsicher. 366 U Nr. 666: SES + I B . gis - K A L A M - t i. Das zusätzliche Zeichen
365
unklar. In U ist U L4 jeweils g 1 r transkribiert. Zur Bedeutung s. Anm. 26. 368 SF 29 vi 2. 369 Z. 39 und 199 (Archi 1981: 182 bzw. 186). 370 U Nr. 325: g 1 r - g a I - S.377 - b 11. J1I SF 29 vii 2. m Vgl. oben Text (4).
GIS
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364
367
61
Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons
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Vgl. S. 46-47, (48). Inbegriffen sind auch die kUrzeren Graphien DU. N A und A.NA. 374 SF 29 iii 5: u t u - a. 37S Pomponio (1987:39): AN - a - g UIO. 376 U Nr. 27: a - lug a I - s i k i I - ? J77 U Nr. 628: s a I - n u - k u s - d a. 378 Pomponio (1987: 102): e n - n i g i r. 379 U Nr. 619: s a I - a I a m - a g. 380 SF 28 vi 3 //29 iii 18. 381 U Nr. 624: s a I-be - a g. 382 U t u - tJ .... A K (U Nr. 689: U D - b e - a g). 383 Wohl Kurznamen mit a I a m als Objekt eines elliptischen Verbs, vgl. Anm. 230. 384 Entsprechende Kombinationen sind wohl prädikativ (mit Ellipse von Subjekt und Verb): alam-abzu (U, F; Pomponio 1987:17: abzu-alam), alam-e-MI (F; Pomponio 1987: 17: e - a I a m - g i6), a I a m - kur - t a (U). 38S d i g i r - a m a - g UIO (U Nr. 90: a m a - d i n g i r - m u). 386 Pomponio (1987:39): A N - a m a - g UIO. 387 dez i n u - , dn i n - I I I - a m a - g u10. 388 U Nr. 463: lug al - (d) i m - gig. 389 dn i n - i r i ga I - , dG I B I L6 - , dS U d - A n zu. 390 dU t u - A n z u. 391 a b z u -, e - (d S U d) - A n z u. 392 e - An zu. 393 Statt dir i kann jeweils auch A - s i gelesen werden. 394 an - dir i (U Nr. 229: d i n g ir - dir i), di n a n a - dir i (U Nr. 247: (d.) n i n n i-I a m - k a - i m In - dir i), na n n a - dir i, u t u - dir i (U Nr. 688: UD - dir i). 39S G A - dir i; oder a - G A - s i zu lesen? 396 e _kur_diri. 397 Z. 109 (Archi 1981: 184); zu Z. 176 s. (21) mit Anm. 191. 398 In Ur sind belegt: e -, e - sag -, gis - g i -, gis ga 1-, me - d u g (oder am e - s i oder m e - A - si). FUr weitere Kombinationen (z. T. Kurzformen) s. o. Text (30). 399 U Nr. 100: a m a - e n - d ug. 400 Zur Lesung s. Anm. 20 I. 401 U Nr. 311: goi - d u g - s a I. 402 Präsargonischer König von Ur. 403 SF 29 vii 8. 404 Z. 149 (Archi 1981: 185). 37J
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40S Z. 176 (Archi 1981: 186) und Archi (1984: 171). Zur Lesung s. Anm. 191. 406 SF 28 ii 12// 29 ii 3. 407 FUr die einzelnen Toponyme s. o. (19). 408 meist vielleicht Suffixpronomen. 409 M U ist vielleicht Suffixpronomen. 410 Vielleicht in lug a1 - K A - d u g zu emendieren, vgl. Anm. 198. 411 U Nr. 287: e n - d u g - t u m; nach Kopie (UET 2, 103 ii I): e n - u r - i/ ( tJI + DU). 412 n a n n a - g a I. 41J Zu I u - g e s tin als möglicher Berufsbezeichnung s. Anm. 77. 414 U Nr. 622: s a I - g e s tin. 41S U Nr. 312: g ä I - NU - s al. Zeichenfolge unsicher, eventuell m u n u s - gis ga In u (mit Ellipse eines Verbs). Oder mit lug a 1- n u - si I i g (NI: SF 29 x 10) zu vergleichen? 416 Vgl. Anm. 24. 417 Wohl Dimensionalobjekt eines elliptischen Verbs. 418 u t u - I GI. BUR (U Nr. 362: I G I + BUR - UD). 419 Vgl. S. 13 mit Anm. 39. 420 a b z u -, dld - i r - nun. 421 bar a -, gis ga I-i r - nun. 422 U Nr. 475: lug al - k a - z a I. Lesung g i r i17 - z a I unsicher, da dies Filra-zeitlich S I x T A G4 - z a I geschrieben wird. 423 U Nr. 527: s a I - K U. 4201 UET 2, 224 ii 2; im Index emendiert zu I u- I 0 I (U Nr. 438). mengur-Iol. 426 Zur mutmaßlichen Bedeutung s. Anm. 60. 427 UN r.535: mes-?-S.142b-NU. 428 U NI'. 534: me s - U D U. 429 U Nr. 269; SF 28 viii 4 //29 v 6: e - LU. L U. 430 U Nr.270: e - m e - u d u (or - m e - I u). 431 U NI'. 528: me s - m a - S.137- z i. Pomponio (1984:16), auf den die Lesung des Zeichens Z U + Z U + S A R = I u mx zurUckgeht, interpretiert den Namen als I u mx - m a - m es - z i. Der obige Vorschlag beruht auf Parallelisierung mit p a4 dS iI d - d a - z i (F). 4J2 dS u' e n - m LI d (Pomponio 1987: 279: dZ u' e n - m LI d). Wohl Kurzform, vgl. Anm. 255. man - mud (ELT Nr. 13 Rs. iii I). Vgl. vorige Anm. 434 e - a n - n e - mud. 4JS U Nr. 489: lu ga I - U Z . GAR. Dos fragliche Zeichen ähnelt LAK 175 = S.279. 436 Behrens & Steible (1983 :399). 437 Wohl auch U Nr. 711, 712: u m - p ad (- d 0). 438 SF 29 viii I: u m - p 0 d. 439 Präsargonischer König von Ur; Behrens & Steible (1983:402). 440 Behrens & Steible (1983 :399); vielleicht lug a I - M U G . G U - p 0 - d a' zu lesen. 441 U Nr. 713: u m - U D - S.377- b 11 (S.103b) - p ä d - d a.
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442 e-, e _kur -, e - z i - p a - e; wohl alles Kurzformen mit Ellipse eines (persönlichen) Subjeks. 443 Möglicherweise ist der über einen langen Zeitraum gebräuchliche Name bar a sag 7 - n u - d i (und Var.) eine Kurzform von ,,[X ist jemand, dessen/deren] Postament unerschütterlich ist". Analoges gilt für me - sag - n u - d i (L): ,,[X ist jemand, dessen/deren] Me unerschütterlich sind". 444 bar a - s a g7 - n u - d i (U Nr. 210: bär a - N U - D I - g an). 445 SF 29 x 14: bär a - sA S a g7 - n u - d i. 446 Pomponio (1987:399): bär a - (sAls aga nx (G A N) - n u - d i. 447 Behrens & Steible (1983:399): bär a - "s a g7 - n u - d i. 448 Oder lug a I - dir i. 449 SF 28 iii 4 /I 29 ii 7. 450 SF 28 v 5' /I 29 iii 14. 451 SF 28 iii 3 /I 29 ii 6. 452 U Nr. 492: lug a I - SJOO - s i. m U Nr. 454: I U?(S.237) - n a m - m e (?) - s i. 454 U Nr. 536: m e s - S.212a - s i. 455 bai a g- s i - s a. Wohl Kurzname mit Ellipse des Subjekts. 456 Zeichenfolge und Interpretation der mit - S E gebildeten Namen unsicher. 457 Pomponio (1987:88): e- n u - kur - s e. Vgl. e(- kur) - n u - s i (F)? 458 Pomponio (1987: 102): e n - n u - kai a m - s e. 459Pomponio(1987:102):en-nu-kur-s e.Vgl. en-kur-nu (F). 460 U Nr. 443: lu - m e s - n u - s U. 461 d i g i r - ses - g UIO. Pomponio (1987:48): AN - s eS - gulO. 462 Zeichen folge und Analyse der mit t i gebildeten Namen unsicher. 463 U Nr. 492: s a I - e - t i. 464 Pomponio (1987:200): n i n - t i - kai a m. 465 U Nr. 530: m e s - t i - gar. 466 U Nr. 531: m e s - t i - nun - s i g - g a. Der einzige Beleg ist die Siegelabrollung UET 2, 324. Möglicherweise gehören die Zeichen S I G und GAR A (!?) nicht zum Namen (falls es sich überhaupt um einen solchen handelt). 467 In U ist U L4 jeweils g (r transkribiert. Zur Bedeutung s. S. 10 mit Anm. 26. 468 SF 29 vi I. 469 Z. 8 (mit Var. n i r - g ä I), vgl. Anm. 90. 470 Vgl. o. Text (5) mit Anm. 87. 471 d u m u - z i -, de n - I ( I -, d i n a n a -, dis tal' a n -, d sud - , u t u "U N K E N" (. A). 412 e _kur ( - I' a ) - "UNKEN".A. 47l na n na - u I' - sag. UNI'. 38 und 39: a - u I' - sag - n a n n a, doch ist "A" nach Kopie (UET 2,143 ii 7) wohl nur ein Kratzer in SAG. 474 dn a n n a - u I' - sag. 47S d(8lburanunx(KIB.NUN)-ur-sag (Pomponio 1987:137: dKIB.NUN (. A) - u r - sag). 476 Vgl. oben Text (4). 411 Kienast & Sommerfeld (1994:47) .
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Zur Geschichte des sumerischen Onomastikons 478 a b z u -, e -, z a - u s u m g a I. 479 eng U r - uSU M. 480 UNI'. 714: u m - z i. 481 UNI'. 630: s a I - z i.
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Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Götternamen von Johann Tischler - Dresden
Das in den hethitischen Quellen überlieferte onomastische Material ist sehr reichhaltig; über 6000 Namen sind in den bisher edierten Texten belegt, und durch jeden neu herausgegebenen Editionsband hat sich dieses Material vermehrt. Quantitativ betrachtet überwiegen dabei die Personennamen (etwa 2500 Namen, davon etwa 15% weiblich), es folgen die Toponyme (etwa 2400, davon etwa 10% Gewässern amen und weitere 10% Bergnamen), und den dritten Platz nehmen statistisch gesehen die GöUernamen (etwa 1100) ein. Dieses reichhaltige Material ist nur teilweise aufgearbeitet: Am besten ist die Situation im Falle der PN, die Laroche 1966 nicht nur gesammelt, sondern auch sprachlich analysiert hat, wozu im folgenden einige zusätzliche Bemerkungen gemacht werden sollen; als inzwischen auch bereits überholte Supplemente dazu sind Laroche 1981 (bloße Auflistung neuer Namen) sowie Tischler 1982a (mit sprachlicher Analyse der neugefundenen Namen) anzusehen. Auch rur die hethitischen GöUernamen hat Laroche bereits 1946/47 eine erste Sammlung und sprachwissenschaftliche Gliederung vorgelegt, in der etwa 550 Namen behandelt sind. Angesichts des in der Zwischenzeit auf mehr als das Doppelte angewachsenen Materials muß eine erneute Behandlung als Desiderat bezeiclmet werden. Die Grundlagen dazu hat Gessel 1997 durch seine voluminöse vollständige Matererialsammlung (mit weit mehr als 25000 Belegstellen) gelegt. Nur formal besser ist die Situation bei den Toponymen. Hier liegt mit Dei Monte-Tischler 1978 zwar eine vollständige Sammlung vor, die durch Corni! 1990 bzw. (besser) Dei Monte 1992 aktualisiert worden ist, eine sprachliche Analyse des umfangreichen Materials fehlt indes; bisher liegen lediglich Behandlungen ausgewählter Bildungen durch Laroche 1957 und 1961 sowie von Neumann 1988a1b vor. Auf die Toponyme soll hier nicht weiter eingegangen werden, da ihre Analyse spezielle Substratprobleme aufwirft.
lohann Tischler
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Götternamen
Ein großer Teil der im hethitischen Schrifttum belegten Personennamen ist aus dem bekannten hethitisch-Iuwischen Wortschatz erklärbar. Dabei sind Benennungsmotive und Bildungsprinzipien durchaus mit denen in anderen indogermanischen Sprachen vergleichbar. Es können also Adjektive oder Substantive entweder äußerlich unverändert als Namen verwendet werden (Ura "Groß", Masbuiluwa "Maus"), oder aber sie können durch Suffixe bzw. vermittels Komposition zu Eigennamen umgebildet werden. Ihre Flexion entspricht der der zugrundeliegenden Nomina, wobei allerdings häufig - ausgehend von akkadischen syntaktischen Konstruktionen - auf die Anfilgung der Kasusendungen verzichtet wird und die bloße Stammform erscheint, vgl. UMMA DUTU~I mSuppiluliuma LUGAL KUR URU{jatt; "folgendermaßen (spricht) die Majestät Suppiluliuma, der König des
ren. Bei den zusammengesetzten Namen können verschiedene semantische Gruppen unterschieden werden: Häufig sind Kombinationen mit geographischen Namen, vgl. {jalpa-muwa, {jarrana-muwa, {jattusa-muwa, Gasga-muwa, Masa-muwa oder Mittanna-muwa. Sodann finden sich Verbindungen mit Götternamen, vgl. Arma-muwa, fjepat-muwa, Iyara-muwa, Santa-muwa, Sauska-muwa oder Tiwat-muwa; diese theophoren Bildungen sind als Satznamen aufzufassen: "Gott X (ist) die Lebenskraft (des Namensträgers)" (Neumann 1978, 1979). Schließlich sind auch Verbindungen mit Appellativa belegt, vgl. Irba-muwa (irba"Grenze") oder Parna-muwa (parna- Stammform der obliquen Kasus von pir"Haus" oder assimilierte Form von parsna- "Panther"). Von besonderer Bedeutung wäre der Name Pariya-muwa, in dem häufig - aber wohl zu Unrecht - die 4 einheimische Vorform von IIpCcq.1oC;, des Königs von Troja gesehen wird. Innerhalb der Gruppe dieser muwa-Namen sind Frauennamen wie ffjepamuwa, fMizramuwa, fMuwananni und (häufig) fMuwatti von Bedeutung,
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Hethitische Personennamen
Landes Hatti". Die meisten der dabei beobachtbaren Wortbildungselemente sind auch aus dem appellativischen Bereich bekannt, speziell "onomastische" Suffixe sind nicht auszumachen. Auch das vieldiskutierte und traditionell als ,,-umna-" angesetzte Herkunftssuffix vom Typus {jattusum(n)a "aus Hattusa stammend", das sich häufig in PN findet, ist ein "normales" Wortbildungselement, wenngleich das zu postulierende adjektivische Zwischenglied häufig nicht erhalten ist. I Es erscheint ablautend in den Formen -uman/umen/umn- (was allein schon seine indogermanische Herkunft aus *-(u)won-/-(u)wen- erweist) und ist mit anderer Ablautsverteilung auch im appellativischen Bereich nachweisbar (Oeuinger 1982). Für die Morphologie der hethitischen Personenamen ist die Nominalkomposition von Bedeutung. Hier ist sie wichtiger als im appellativischen Bereich, wo 2 die Zahl der gesicherten Nominalkomposita begrenzt ist. Dies ist aber nur ein scheinbarer Gegensatz, weil auch im onomastischen Bereich nur eine beschränkte Anzahl von Lexemen als Kompositionsteilglieder produktiv geworden ist: Das wohl wichtigste Element ist muwa- "Kraft, Stärke",J weswegen Landsberger 1954 sogar eine "mu~a-Sprache" als Quelle postulierte. Für die keilschriftliehe Epoche sind zunächst eingliedrige Namen wie Muwa sowie erweitertes Muwala anzufUh-
Die Wortbildungskette ist üblicherweise ON ~ Herkunftsadjektivum ~ Eigenname, wobei Teilglieder fehlen können wie im Falle des bekannten Königsnamens ~uppiluliuma, wo die mittlere Stufe (Adjektiv ·sllppiluliumlla-) unbelegt ist. 2 Haupltypen sind Karmadhiiraya-, Tatpuru~a- und Bahuvr;hi-Komposita, s. Tischler 1982b. 3 Oder eine andere, Ehrfurcht einflößende Eigenschaft, im appellativ ischen Bereich nur selten belegt; etymologisch möglicherweise zu gr. \-LueA6~ "Mark, jugendliche Kraft" aus *\-L uf -eÄo -. I
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weil sie dagegen sprechen, daß - wie gelegentlich angenommen - die Grundbe5
deutung von muwa- "Sperma" war. Im hieroglyphisch-Iuwischen Bereich werden sie häufig verkürzt mit dem Zeichen L I 07 (das akrophonisch den Lautwert Imul besitzt) geschrieben, z. B. LUNA-I07 (entsprechend keilschriftlichem Arma-muwa), Mi-zi+rali-I07 (zum Landesnamen Mizri "Ägypten") oder SOL-wa-ta-I07 = Tiwata-muwa. - Chronologisch ist bemerkenswert, daß dieses Element bereits in den kappadokischen Urkunden vereinzelt (Puna-muwa-li, fMuwanallni) auftritt, in der Großreichszeit immer häufiger wird und auch in der späteren alphabetschriftlichen Überlieferung eines der wichtigsten Wortbildungselemente darstellt. Für die besondere Produktivität dieses Typus ist im übrigen eine Beobachtung wichtig, welche die Namen mit dem Kompositionshinterglied para-
So ~evoro~kin 1967:233; Meriggi 1980:374 (IIp(lX\-Lo~ Bildung wie deutsch Fürst); Watkins 1986:54, 56 (mit unbeweisbaren Folgerungen bezüglich der Ethnizitllt Trojas); Neu 1995: I (IIp(IX\-L0~ aus keilschriftlich belegtem Pariya-muwa Noms Nr. 939 ,,(mit) überragender Stärke (versehen)" sowie IIlXpt~, -lÖO~ aus Pari-ziti Noms Nr. 942 "überaus mannhaft"). - Gegen diese Theorie hat indes bereits Neumann (1993:294; 1999: 16) eingewendet, daß das in IIp(lX\-Lo~ angeblich enthaltene Element muwa"Stärke" ganz überwiegend im Süden Kleinasiens bezeugt ist; daß es nirgendwo Parallelen flIr die angebliche Kürzung von -muwa ~ -mo gibt; daß die meisten der übrigen kleinasiatischen Personennamen auf -amo- wie TUptlX\-LO~, AKllX\-LOC;, I\-Lppa\-L0~' AIXOIX\-LOC;, IIepAIX\-L0C;, III yplX\-L0~, OAIX\-LO~ u. a. ursprUngliche Einwohnerbezeichnungen sind und daß schließlich IIp(lX\-Lo~ eher mit dem Personennamen IIplEto~ zusammenhängt, der phrygisch ist und etwa "geliebt" bedeuten wird. s GUterbock 1950:208-238 ("Sperma, Same, Nachkommenschaft, Abkömmling"); Laroche 1964:23; 1966:322-324 ("Sperma, Lebenssaft").
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Johann Tischler
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Göttemamen
"Atem" betrifft: Auch diese Namen enthalten einen GN als Vorderglied, vgl. den PN Tiwata-para (mTi-lja-ta-pa-ra KBo V 7 Rs. 28) "der den Atem des Sonnen-
bassuJara- "Königin" sowie luwisch nanaSriya- "Schwester" und asrulabit-
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gottes in sich hat", in alphabetschriftlicher Überlieferung ~O:VÖo:1t(:tP1C; aus Kilikien. 6 Diese Namen entsprechen zwar formal den zahlreichen PN mit muwa-, die
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Weiblichkeit,,8).
ebenfalls einen GN als Vorderglied enthalten. Im Falle der Namen mit para"Atem" wird man aber an semitischen Einfluß denken, weil dort dieser Namenstypus geläufig ist. So finden sich hier beispielsweise Namen mit akkadisch
Hethitische Göllernamen
säru "Wind; Atem, Hauch", seltener ziqu "Wehen, Hauch" und einem GN als Teilglieder. Diese stellen Kurzformen von Satznamen wie Täb-sär-GN "gut ist der Atem des Gottes N" bzw. lna-sär-GN-allak/-ablu! "im Schatten des Gottes N
Vor allem die Zahl der in hethitischen Texten belegten GN hat sich durch Neufunde stetig erhöht und beträgt nun mehr als 1100; es ist also wörtlich zu nehmen, wenn in hethitischen Texten von den "tausend Göttern des Landes ijatti,,9 die
wandle ich/bin ich lebendig geworden" dar (Hinweis M. P. Streck).
Rede ist. Ihrer Herkunft nach ist diese onomastische Gruppe besonders heterogen,IO was sich durch die Bereitschaft erklärt, mit der die Hethiter fremde religiöse
Auf die hethitische Epoche beschränkt sind die zahlreichen PN mit dem Hinter-
Vorstellungen und Gebräuche aufnahmen, wovon ja auch die zahlreichen rituellen Vorschriften mit den eingestreuten fremdsprachigen Gebetsformeln beredtes
glied -ziti "Mann",1 vgl. (jalpa-ziti (ON (ja/pa "Aleppo"), Arma-ziti (Arma "Mondgott") oder lmmara-ziti (luwisch immara- "Feld"). - Im appellativischen Bereich unbelegt sind die Hinterglieder -piya- und -wiya-: Die auf allen Überlieferungsebenen häufigen Namen mit -piya- entsprechen funktional dem griechischen Typus 8EOÖWPOC;, das Hinterglied -piya- gehört also etymologisch zum Verbum pai-/piya- "geben", wobei die morphologischen Verhältnisse allerdings undurchsichtig sind. Die Vorderglieder sind häufig GN, vgl. Arma-piya (Arma "MondgoU", entspricht demnach griechisch MTJvo-öo'toC; oder MTJvo-öwpoC;),
Sanda-piya oder Tarbunta-piya. Mit dem Hinterglied -wiya- dagegen werden (Tischler 1981) feminine PN gebildet, wiederum entweder zu geographischen von Grundwörtern (Gassuliya-wiya von +Gassuliya "Gebiet der Stadt Gassula H
),
GN (Tiwata-wiya) oder Appellativa (Par!ana-wiya von par!ana- "Panther"). Da derartige Namen oft maskuline Gegenstücke mit dem Hinterglied -ziti oder -muwa
Zeugnis ablegen. Es finden sich hier sowohl Namen, die von der einheimischen Vorbevölkerung übernommen worden waren (protohattisches Substrat), so dann viele hurritische Namen (deren Zahl im Laufe der Zeit zunimmt), sowie syrische und schließlich auch sumerisch-akkadische Gottheiten. Bei den zuletzt genannten mesopotamischen Gottheiten ist allerdings stets zu bedenken, daß die entsprechenden Ideogramme bzw. Akkadogramme sicherlich meist nur graphischer Ausdruck rur die funktionell entsprechenden einheimischen Namen sind, vgl. DIM (HZL 33i l ) oder DU bzw. DX (Zahlzeichen ,,10", HZL 261) "Wettergott", zu lesen als Tarbunt;12 DISTAR (HZL 263) "Htar", zu lesen als Sauska; DUTU "Sonnengott", in althethitischen Texten zu lesen als Sius, später als IStanu; DAMAR.UTU = Marduk, zu lesen als Santa; DEN .ZU = DZUEN bzw. akkadographisch
DslN "Mondgott" (HZL
40), auf Grund astrologischer Vorstellungen auch
neben sich haben, ist man versucht, in -wiya- ein ursprüngliches Lexem mit der Bedeutung "Frau" zu sehen, das allerdings als solches nirgends belegt ist. - Etwas anders steht es um das gleichfalls feminine PN bildende Element -sara-, das bereits in den kappadokischen Texten belegt ist {(jasusar, rNiwab§usar) und später in einigen femininen GN (DSabbassara, DKurbazussara sowie (D)Damnassara-, Götterstatue in Tiergestalt, Art Sphinx?) zu finden ist. Dieses -sara- "Frau" ist im appellativischen Bereich immerhin verbaut belegt (vgl. isbasara- "Herrin",
Zum GN ~avöwv, vgl. Zgusta 1964 § 1370-12. Als Appellativum ist -zili nur im Luwischen belegt (Melchert 1993:284), dazu das Nominalabstraktum zidahil- "Männlichkeit"; außerdem vgl. noch Iykisch sidi "Ehemann".
6
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In wirklich freier Verwendung findet sich dagegen luwisch asri- "Frau", das eine andere Ablautsstufe als sara- aufweist, aber wie dieses auf das vieldiskutierte indogermanische "esor "Frau" zurUckgeht, das in Resten auch in anderen Sprachen greifbar ist, z. B. in awestisch htiiris;- "Frau" usw., vgl. Oettinger 1998: 107 ("Osor -) "osr-os -) °ssar -) °ssar-a-s; freilich mUßte dann die Schreibung mit "os_ro durch Synkope erklärt werden, während sie bei Herleitung aus einem indogermanisch ablautenden Paradigma mit "osorrsr- sich in den schwachen Kasusformen lautgesetzlich ergeben hätte). MIlS 9 LlMDINGIR (KUR URUfjalli), Belege bei GesseI1997:978f. 10 Vgl. Laroche 1946/47; von Schuler 1965; Haas 1994. 11 HZL = Zeichennummer gemäß Neu - RUster 1989. 12 Die frUhere Transkription DIS KUR anstelle von DIM ist dagegen nur dann berechtigt, wenn in Übersetzungsliteratur tatsächlich der sumerische Wettergott gemeint ist. 8
Johann Tischler
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Götternamen
DXXX (HZL 331) geschrieben, zu lesen als Arma usw.\3 Die Namen weniger bedeutender Gottheiten oder Heroen (Gi/gameS, ijuwawa, Enkidu u. a.) wurden dagegen auch als solche übernommen. Vergleichsweise gering ist demgegenüber die Anzahl "echter" hethitisch-Iuwischer Namen. Hier sind zunächst eine Reihe von vergöttlichten Begriffen der umgebenden Natur wie DAruna (auch ideographisch DA.AB.BA) "Meer", Dija/ki (auch ideographisch ~ISABA) "Getreide", Pabbur "Feuer" oder DSiwatt (auch ideographisch DUO) "Tag" zu nennen. Aus der Grundsprache ererbt ist der Name des Sonnengottes Siu (mit enklitischem Personalpronomen Sius-summis "unser Sonnengott"), etymologisch entsprechend dem indogermanischen Lichtgott *dyeus (griechisch ZEUC; usw.). Allerdings spielt dieser Gott lediglich in althethitischen Texten eine größere Rolle, später wird er sowohl formal als auch funktionell verdrängt: Die Rolle des Sonnengottes übernimmt der protohattische IStanu, die Funktion des wichtigsten Gottes im hethitischen Pantheon wiederum nimmt der Gott Tarbunt ein, dessen Name mit ererbten indogermanischen Mitteln neugebildet wurde und der etymologisch als "Sieger, Held" zu deuten ist (zu hethitischem tarb- "mächtig sein; siegen, besiegen, bezwingen, überwinden"). Er erscheint zunächst in der Form *Tarbu(a)n- bzw. *TQI·buna- und wird dann im Hethitischen von Tarbunta- abgelöst, das aus dem Luwischen übernommen wurde. Luwisch TQI·bunt- ist in phonetischer Schreibweise (Nominativ Tarbunza), öfter dagegen ideographisch mit phonetischen Komplementen belegt, so Dativ *Tarbunti in d IM-ti usw. Dieser Konsonantstamm TQI·bunt- ist auch im Hieroglyphenluwischen sehr oft belegt, Dativ *Tarbunti in dTONITRUS-buti usw. Unter den Wortbildungselementen der GN ist neben den bereits bei der Bildung der Anthroponyme behandelten Morphemen -sara- "Frau" und -aSSibzw. -assa- v. a. das Element -sepa- zu nelUlen. Dieses als Simplex bisher unbelegte *sepa- "Genius (0. ä.)" dient zur Bildung der Namen von weniger bedeutenden Genien, wobei durch Verblassung der ursprünglich religiösen Bedeutung auch profane Gegenstandsbezeichnungen entstehen konnten, vg\. /Spanzasepa "Genius der Nacht"; Daganzipa "Genius der Erde; Erde, Boden, Fußboden"; Miyatanzipa "Genius der Fruchtbarkeit" (*miyatn-sepa- zu miyatar- "Wachstum"); Tadanzipa
(Örtlichkeit im Tempel; Art Bühne oder Art Raumteiler, der den Eingangsbereich vom eigentlichen Tempelraum trennt). 14
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Analoges gilt dann auch rur die ZlIhlreichen theophoren PN, die scheinbar die Namen mesopotamischer Gottheiten enthalten, in der Regel aber nur als graphische Maskierungen einheimischer Äquivalente zu interpretieren sind, also z. B. mD AMAR.UTU (vom bereits erwähnten AMAR.UTU = Marduk), zu lesen als mSan/a (aber später wirklich Ubernommen, vg!. DMa-ru-/a-ka in der hieroglyphenluwischen Inschrift von Erkilet I), und entsprechend zusammengesetztes mD AMAR.UTU-LU (LU "Mann", luwisch zi/;-) als mSan /az ;/; oder mDsfN-LU (SfN "Mondgott"), zu lesen als mArmaz;/; usw.
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Auffallig hoch ist sowohl bei den hethitischen Personen- als auch bei den hethitischen Götternamen der Anteil der komponierten Namen. Er liegt signifikant über dem Anteil der Komposita im appellativischen Bereich. Es mag sein, daß sich hierin ein bisher kaum beachteter semitischer, d. h. akkadischer Einfluß manifestiert, von dem bereits oben im Zusammenhang mit den akkadischen Satznamen die Rede war, die gewisse hethitische Namentypen gefördert haben dürften.
13
°
Zur Funktion dieses Lexems, die der des personifizierenden -wl/-Suffixes vergleichbar ist, s. Neu 1989: 10f. - Ein einziger appellativischer Beleg wäre mit si-pa-an da-;s ,,(der Wettergott) nahm s;pa- hinweg" in mittelhethitisch KUß XXXIII 66 II 14 gegeben, so I-Ioffner 1974:84; Starke 1982:363; da s;pa- hier in einer Aufzählung negativer Dinge genannt ist, wird es sich hierbei indes eher um einen Beleg von s;pa- c. "Eiter" (?) handeln, s. Tischler 1981 b: I 88f. 14
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Johann Tischler
Zur Morphologie und Semantik der hethitischen Personen- und Götternamen
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Ägyptische Onomastik der Spätzeit im Spiegel der nordwestsemitischen und karischen Nebenüberlieferung von Günter Vittmann - Würzburg
Für das fortgeschrittene 1. Jt. v. ehr. haben wir sowohl ägyptisch - hieroglyphisch, hieratisch, demotisch - als auch in fremder Nebenüberlieferung, weitaus vielfiiltigeres Material als rur die früheren Zeiten. Damit meine ich nicht, daß in der Spätzeit mehr Namen kursiert hätten als im Neuen Reich oder noch früher der Gesamtbestand ist im Gegenteil geringer -, sondern daß ägyptische Namen numnehr infolge des genannten Umstands in bunterem, abwechslungsreicherem Gewande erscheinen. Vor diesem Hintergrund möchte ich den Versuch wagen, ein Bild der ägyptischen Spätzeitonomastik unter besonderer Berücksichtigung der nordwestsemitischen (und ergänzend der karischeni) Nebenüberlieferung zu zeiclmen. Sämtliche Dokumente, die im folgenden herangezogen werden, haben miteinander gemeinsam, daß sie aus Ägypten stammen. Hierin unterscheiden sie sich von den neuassyrischen und neubabylonischen Keilschrifttexten, die zahlreiche Namen von Ägyptern zumeist in Mesopotamien nennen (und deren Edition und Analyse noch im Gange ist).2 Was die aramäischen Texte aus Ägypten betrifft, muß man sich bewußt machen, daß sie die umfangreichste Quelle zur Nebenüberlieferung ägyptischer Wörter, Personen- und Ortsnamen in vorhellenistischer Zeit darstellen. Erst rur die späteren Epochen wird die griechische Dokumentation zahlreicher und wichtiger. Die überwiegende Masse der Aramaica aus Ägypten ist ins 5. Jh. zu datieren; die Mehrzahl stammt bekanntlich aus Elephantine, wo in der Perserzeit eine aus Fremden bestehende Garnison zum Schutz der Südgrenze stationiert war. Es gibt aber aramäische Texte auch aus anderen Landesteilen, vor allem aus Memphis/Sakkara, das in der Perserzeit zentraler Verwaltungssitz war und wo Semiten und Karer in eigenen Vierteln lebten und Grabstelen hinterließen. Eigens erwähnen möchte ich auch den großen Tempel von Abydos in Mittelägypten, in dem
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Vgl. hierzu zuletzt Vittmann 2001 mit einem Index der ägyptischen Namen. An neuerer Literatur hierzu vgl. Zadok 1977; Zadok 1992; Bongenaar & Haring 1994;
Zeidler 1994; Leahy o. J.
Günter Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
sich zahlreiche fremde "Pilger" - v. a. Phöniker, Aramäer, Karer - verewigt ha-
1. Die einfachste Form theophorer Personennamen5 ist die simple Verwendung
ben, sowie Edfu (nördlich von Aswan), von wo Papyri und Ostraka aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. auf uns gekommen sind. Das gesamte Textcorpus, wie es zum großen Teil in dem vierbändigen
des Gottesnamens ohne jegliche Epitheta. In einem bemerkenswerten Unterschied zur fri.lheren Zeit ist dies in der Spätzeit nur mehr in ganz wenigen Fällen üblich. Der in allen Landesteilen am häufigsten belegte Spätzeitname überhaupt ist f:/r 6
Werk von B. Porten & A. Yardeni, Textbook 0/ Aramaie Documentsfrom Ancient Egypt (TAD A-D) erfaßt ist, enthält über 200 verschiedene Personennamen, die als ägyptisch identifiziert werden können. Die damit bezeichneten Personen sind gleichermaßen Ägypter wie Fremde; sicher läßt sich das leider aber nicht in jedem
[l)ör] "Horus", und die aramäische Dokumentation spiegelt diesen Befund getreulich wieder: Wir kennen 17 verschiedene Personen namens ijWR, davon mindestens 6 Nichtägypter an den weit auseinanderliegenden Orten Memphis, Abydos,
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Fall entscheiden. Eine nicht immer ausreichend berücksichtigte Grundtatsache ägyptischer Spätzeitonomastik ist ihre religiös-ideologische Fundierung,4 mit anderen Worten: Nahezu alle Personennamen sind in irgendeiner Weise auf einen oder mehrere Götter oder aber auch auf einen lebenden oder verstorbenen König hin ausgerichtet. Gewiß war das auch schon früher ein bestimmender Zug in der ägyptischen Namengebung, aber nicht in der rigorosen, nur mehr wenige Ausnahmen duldenden Weise wie in der Spätzeit. Das gesamte originale ägyptische Namengut der Spätzeit läßt sich im Prinzip in wenige Grundmuster gliedern; 1. Gottesname ohne jegliche Epitheta 2. Gottesname in Verknüpfung mit einem Epitheton 3. Substitution primärer Gottesnamen durch Epitheta u. ä., die als PN gebraucht werden 4. Theophore Syntagmen ohne expliziten Bezug zum Namenträger
5. Theophore Syntagmen mit explizitem Bezug zum Namenträger 6. Hypokoristika 7. Basilophore Namen Ich möchte im folgenden diese Grundmuster an Hand ausgewählter Belege vorstellen.
) Für meine Ausftlhrungen habe ich zwei Konkordanzen benutzt: eine zu "Egyptian Names in Aramaie Documents from Ancient Egypt", die Porten in Zusammenarbeit mit dem Referenten erstellt hat und die in absehbarer Zeit erscheinen wird (Porten 200 I; Namenformen geordnet nach dem hebräischen Alphabet; mit vollständigen SteIlenangaben), sowie eine von B. Porten zur Verftlgung gestellte, prosopographisch aufbereitetete Konkordanz zu dem gesamten in rAD A-D enthaltenen Namenmaterial (Porten & Lund, im Druck). Meine frühere Arbeit (Vil1mann 1989a) ist nach dem Erscheinen von rAD nur mehr eingeschränkt benutzbar, und Kornfeld 1978 - worauf sich der genannte Artikel bezogen hatte - ist nun definitiv überholt. Übrigens ist Muchiki 1999 nur mit großer Vorsicht zu benutzen. 4 Vg\. Vil1mann 1997/98.
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Edfu und Aswan. Auch in phönikischen und karischen Inschriften läßt sich der Name in den Formen ijR bzw. Or identifizieren. 8 Zur wachsenden Beliebtheit hat sicher die Rolle des Horus in der Osirislegende beigetragen. Ansonsten besteht eine auffallende Scheu, die Namen der alten Hochgötter rein und ungemischt als Personennamen zu gebrauchen. Namen wie "Chnum", "Isis", "Re", "Sobek", "Thot", die in früheren Zeiten nicht ungewöhnlich waren, sind aus der Mode geraten und nur noch vereinzelt anzutreffen - und da eher noch in hieroglyphischen Quellen als in demotischen und aramäischen (was schlichtweg damit zusammenhängt, daß die beiden letzteren alles in allem jünger sind als die ersteren und mithin die späteren Phasen in der Entwicklung der ägyptischen Onomastik besser und umfassender dokumentieren!).9 Bei "kleineren", weniger altehrwUrdigen Göttern hatte man offenbar weniger Skrupel. Zwei Gottesnamen, die in der Spätzeit häufig als Personennamen
5 Für eine knappe Skizzierung ägyptischer theophorer Personennamen vom pharaonischen bis zum christlichen Ägypten vg\. Lüddeckens 1985. 6 Vg\. Demol. Nb. 786ff. Da das Demol. Nb. gegebenenfalls immer auch auf Ranke verweist, können wir uns hier und in den folgenden Anmerkungen entsprechende Verweise ersparen. 7 Stellenangaben bei einem derart häufigen Personennamen dürften sich erübrigen (das gilt auch ftlr andere häufig belegte Namen). Man wird nach Erscheinen die in Anm. 3 zitierten Konkordanzen bzw. einfach die Namenindices in rAD B-D (A hat leider noch keinen) konsultieren. 8 Für die phönikischen Quellen vg\. Muchiki 1999:24. Anders als im Aramäischen werden im Phönikischen Defektivschreibungen (also !:IR anstelle von !:IWR) bevorzugt; vg\. ähn lieh aramäisch YM!:IWT : phönikisch YMI;IT, s. unten mit Anm. 18 und 19. Die betreffenden karischen Texte haben die Sigeln Ab. \0 Fund M 33; vg\. Umschrift bei Adiego 1994:60 (lies jetzt richtig pdllbe( od) und 61 und zur Interpretation Vittmann 200 I. Ausschlaggebend ftlr die Identifizierung war die Erkenntnis, daß h-Laute im Karischen generell nicht wiedergegeben werden. 9 So kommt z. B. "Isis" (Js.t) als PN in der ersten Hälfte des I. Jt. hieroglyphisch vor (vg\. Ranke 1935:3, 18), demotisch aber überhaupt nicht. Unsicher sind die in Demo/. Nb. 914 und 1344 aufgeftlhrten Belege ftlr Sbk (ein einziger; Lesung nicht über jeden Zweifel erhaben!) und Obw/j(?) (letzteres mehrfach belegt, aber wahrscheinlich Kurzschreibung eines mit "Thot" zusammengesetzten Namens).
Günter Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
gebraucht werden, sind Bes lO und Tutu, I I wobei Tutu erst in ptolemäischer Zeit an Bedeutung gewinnt. Das aramäische Material stimmt mit diesem Befund überein: Wir haben einige perserzeitliche Belege rur BS) als Name von Aramäern aus Norden und Süden,12 während TTW nur mit einem einzigen ptolemäerzeitlichen Beispiel aus Edfu vertreten ist. 13 Einer gewissen Beliebtheit erfreute sich nach den ägyptischen Quellen der Frauenname Smtj (Ssmtt) [smIti] Smithis,14 obwohl die
einfaches "Ptah" demotisch überhaupt nicht belegt, und das wird in Anbetracht des Gesagten kein Zufall sein (bei den bei den von Ranke 1935: 138, 9 unter Spät genannten Beispielen könnte es sich um Abkürzungen handeln). Dasselbe gilt mutatis mutandis rur den seit dem Neuen Reich geläufigen Frauennamen JS.t26 wr.t [eswere] "Isis (die) Große", der auch in aramäischer Wiedergabe CSWRY) gut belegt ist. 27
namengebende Göttin nie zu den "großen" Göttern des Landes zählte. Eine ägyptische bzw. wohl eher ägyptisierende Stele mit der einzigen Aufschrift SMYTY (in aramäischer Schrift)15 ist m. E. einer Ausländerin dieses Namens zuzuschrei-
Besonders interessant ist natürlich, wenn die Nebenüberlieferung Namenformen bezeugt, die von ägyptischer Seite bisher nicht bekannt waren. So sind im Zusammenhang mit den eben besprochenen Namen des Typs "Gottesname + Beiwort" besonders ijRPNijS28 >II< /:Ir-(pJ)-kJp [bar(p)kep] "Horus der Vogelfllnger" zu nennen. Solche Fälle sind auch ft1r die Erforschung und Dokumentation ägyptischer Glaubensvorstellungen von hohem Wert, kann man doch grundsätzlich davon ausgehen, daß die Fremden solche Namen nicht einfach erfunden haben, sondern Vorgefundenes übernahmen. Da die Quellen als solche aber nicht in das eigentliche Arbeitsgebiet des Ägyptologen fallen, werden sie leider meist zum Nachteil des Faches außer Acht gelassen. Bisweilen kommen auch adverbielle Ergänzungen zum Gottesnamen vor: Ein sehr geläufiger Spätzeitname ist l:Ir-bb 30 (es gibt verschiedene Transkriptionsmöglichkeitn) [barbebe] "Horus in Chemmis" - eine mythische Lokalität, in der Horus im lerborgenen großgezogen worden sein soll. Ein Siegel gibt den Namen - was eine große Seltenheit ist - in hieroglyphischen und in aramäischen Schriftzeichen. 31
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ben. Besondere Verehrung genoß in der Spätzeit der vergöttlichte Imhotep, jener Wesir des Djoser, der die Stufenpyramide in Sakkara erbaute. 16 Seinen Namen (>Ij-m-I;!tp [jimbötp]) trugen viele Personen in allen Teilen Ägyptens. 17 In den aramäischen Quellen haben filnf Männer - es scheint sich durchwegs um Semiten zu handeln - diesen prestigehaitigen Namen (YMijWT).18 Dazu kommt ein Phöniker aus Elephantine (YMijT). 19
2. Verbreiteter als der bloße Gottesname ist die Verknüpfung eines Gottesnamens mit einem Epitheton. Bei Horus, dessen Name ja für sich alleine als Personenname gebraucht wird, überrascht es natürlich nicht, wenn wir auch Bildungen wie 21 /:Ir-(pJ- )bjk!° [bar(p )bek] "Horus der Falke" (aramäisch ijRBK als Name eines 23 Arabers aus Tell el-Masbü~a) und /:Ir-njr,22 aramäisch ijRNWPy [barnüfe] "schöner Horus" (neubabylonisch (jar-nu-pi- » finden. Zu dem parallel gebildeten Ptl;!_njr24 [ptabnüfe] "schöner/guter Ptah" , aramäisch PTijNWPY,25 ist jedoch
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3. Üblicher als der begrenzte Gebrauch primärer Gottesnamen als Personennamen Vg!. Demol. Nb. 146. 11 Vg!. Demol. Nb. 1273f. 12 TAD B3.13:2, 15; D 18.9; 18.IOalb; 19.4. 13 TAD C3.28, 100 (da es sich um einen Mann handelt, kann nicht Ta-IJ.wj "Die der beiden Länder" gemeint sein). 14 Vg!. Demol. Nb. 968. Inzwischen ist auch ein frUhdemotischer Beleg (aus Sakkara) bekannt geworden; vg!. Martin 1999 (Z. 2 des dort veröffentlichten Ehevertrags). IS TAD 022.54. 16 Vg!. WiIdung 1977. 17 Vg!. Demol. Nb. 55f. 18 TAD B8.2, 21; C3.8, 3; 4.2, 11; 05.54a, I; Segal 1983, Nr. 156, I. 19 Lidzbarski 1912:Nr. 14a; vg!. Muchiki 1999:25. 20 Vg!. Demol. Nb. 799 und 802. 21 TAD DI5.2. 22 Vg!. Demol. Nb. 824. 23 TAD 'A4.3, 5 (Ägypter(?) aus Elephantine). 24 Vg!. Demol. Nb. 489. 10
ist in der Anthroponymie der Spätzeit die Substitution durch Epitheta. Eine alte Bezeichnung des Osiris ist Wn-nJr "das vollendete Wesen" o. ä. Dieser Ausdruck ist eigentlich selbst schon zur Gottesbezeichnung geworden und kann auch in eine Kartusche gesetzt werden. 32 Als Männername kommt dieses Wn-nJr in ganz Ägypten sehr häufig vor;33 zweimal auch in der Form WNPR [wennofre] in ara-
I Beleg aus Sakkara (TAD B8.7 passim), ethnische Zuweisung unbestimmt. 26 Vg!. Demol. Nb. 76f. 27 TAD A2.7, 2; B5.5, 2; D6. 13a, I. 28 I Beleg aus Sakkafa (TAD 2.33a, 4), ethnische Zuweisung unbestimmt. 29 Lidzbarski 1912:Nr. 54.2; vg!. Muchiki 1999:24. 30 Vg!. Demol. Nb. 830f. 31 TAD D14.3 (aramäisch I:IRI:IBY entspricht hieroglyphisch I:Ir-n-bb (sie». 32 In der Spätzeit häufig; vg!. Literatur bei Vittmann 1991: 130(d). 33 Vg!. Demol. Nb. 118f. 2S
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Günter Vittrnann
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mäischer Überlieferung in Elephantine. 34 Demotisch recht häufig ist SmJ-tJ. 5 [semtöu], aramäisch SMTW, SNTW36 "Vereiniger der Beiden Länder", was als sekundärer Gottesname aufgefaßt werden kann. Hierher gehört auch Pa-tJ. wj "Der der beiden Länder" [pat6u],37 aramäisch häufig als PTW belegt.38 Auch hier erlaubt das nordwestsemitische Material gelegentlich Präzisierungen des innerägyptischen Befundes: So ist der Name PJ-msl:z [pemsab] "Das Krokodil" gemeint Sobek? - hieroglyphisch gar nicht, demotisch zwar ober- und unterägyptisch sehr gut, aber erst ab der Ptolemäerzeit nachgewiesen. 39 In einem aramäischen Text aus Sakkara erscheint PMSij - und zwar mit Sicherheit filr einen Ägypter, keinen Semiten - bereits gegen Ende des 5. Jh. 4o
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besonders beliebt). Seltsamerweise fehlt das innerägyptisch im ganzen Land geläufige
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daß sie einen vollständigen Satz konstituieren, ohne daß jedoch sprachlich ein direkter Bezug zum Namenträger hergestellt würde. Es handelt sich dabei überwiegend um Aussagen des Inhalts, daß die Gottheit lebt «nb), dauert (mn), wohlbehalten (wgJ) und "gekommen ist" (lw) - vermutlich, um im Orakel die Geburt des Namenträgers zu verheißen -, gesprochen hat (4d; ebenfalls im Orakel), stark (nbt), wirksam (mnb), gut (nfr), wahrhaft bzw. gerecht (mJ <), gnädig (I:ztp) und zufrieden (hrj) ist, rettet (nl:zm), sich freut (rS) oder die Feinde ergreifen soll (jJ)). Am häufigsten sind innerägyptisch die Zusammensetzungen mit "leben", "kommen" und "gnädig sein". Bei den Verbindungen mit
recht) völlig. Ich will nicht mit einer Vorfilhrun 11 der verschiedenen Möglichkeiten langweilen, in denen ein Gottesname mit den vorher genannten Ausdrücken - die sich zweifellos vermehren ließen - kombiniert werden kann. Nur auf einiges möchte ich hinweisen. Den in der Spätzeit überall in Ägypten außerordentlich beliebten, übrigens auch in keilschriftlichen Wiedergaben überlieferten Namen f:lr-wgJ [l)arw6!D "Horus ist heil, unversehrt" trugen auch mehrere Aramäer und ein Phöniker. 44 Es ist aber nicht sicher, ob grundsätzlich immer jedes ijRWS dies die übliche nordwestsemitische Wiedergabe des ägyptischen Namens - als f:lr-wgJ zu erklären ist. Bei jenem ijRWS, Sohn des Paltu, der ein Haus im Aramäerviertel von Elephantine besaß und Priester (KMR) einer wegen einer Zerstörung im Papyrus nicht sicher identifizierbaren Gottheit rijl[ ... ]rTY(?)l - im Zusammenhang schwerlich ägyptisch!45 - war, möchte man eigentlich eine innersemitische Ableitung (vgl. ijärü~, Schwiegervater des Königs Manasse, 2 Könige 21, 19) bevorzugen. Zu dem hier besprochenen Typ gehört auch der in der Spätzeit vor allem im memphitischen Raum häufige Männername f:lp_mn 46 [I)apimen] ,,(der heilige) Apis(-Stier) lebt". Während die aramäischen Namenformen ijPYMN und 47 ijPMN nie einen Zweifel daran ließen, daß es sich um Wiedergaben des genannten ägyptischen Namens handelt, ist die Situation mit karisch Apmen anders. Das flingt schon damit an, daß diese Lesung erst ein Ergebnis der neuesten Fortschritte in der Erschließung der karischen Schrift ist; noch vor kurzem las man hier nämlich Apmjk).48 Wenn man in Erwägung zieht, daß 1. das Karische kein /h/ kennt, 2. enttonte Vokale der Vortonsilben häufig unbezeichnet bleiben und 3. die betreffende Stele (mit dem Siglum M 36) aus Sakkara stammt, ergibt sich die Identifizierung von Apmen als ägyptisch f:lp-mn fast automatisch.
TAD C.3.14, 3S; D3.IS, 2. Vg!. Demol. Nb. 924f. 36 TAD C4.9, 4 (Sakkara); B8.4, 13. 14 (Elephantine). 37 Vg!. Demot. Nb. 421 f. 38 Z. B. in TAD B3.12, 3; C3.28, 41. 39 Vg!. DemOI. Nb. 191. 40 TADC3.19, 13. 41 Vg!. Demol. Nb. 103. 42 Chons: rClijijNS TAD D 2. 31, a, 2 (Sakkara, ethnische Zuordnung unsicher); vgl. Demot. Nb. 104. Mnevis: cNijMNWY, cijMNWY (TAD C 4.9, 3 und 4; C 3.8, IV, 2; C 3.12, 34; alle Memphis, ethnische Zuordnung unsicher). Horus: ijijR TAD C 3.4, 7 (Elephantine, Aramäer?), reflektiert schön die verkürzte ägyptische Aussprache [bal)ör]; vg!. Demol. Nb. 104.
Vg!. DemOI. Nb. 99. Aramäisch u. a. in den Hermopolis-Briefen, vg!. TAD A2.3, 3-8 u. ö. Zu dem phönikischen Beleg vg!. Muchiki 1999:24. 4S TAD B2.7, IS. Das Paar Chnum und Satis, an das man gelegentlich gedacht hat, kommt schon aus PlatzgrUnden nicht in Frage! 46 Vg!. Demol. Nb. 781. - Die Ausruhrungen zu f:Ip-mn waren noch nicht in dem Bamberger Vortrag enthalten; ich wollte sie aber doch wenigstens nachträglich einarbeiten, da mir das Beispiel rur gewisse Probleme im Umgang mit der NebenUberlieferung zur ägyptischen Onomastik lehrreich erscheint. 47 Die vollere Wiedergabe ist häufiger (TAD B8.4, 6; C 3.19, 16; 4.2, 10), die kürzere erscheint in TAD D 10.2, I. Alle Belege stammen aus Sakkara; die ethnische Zuweisung ist nicht eindeutig. 48 Vg!. Kammerzelll993:2lS (M 36). Richtige Lesung inzwischen bei Adiego 1994:61.
4. Eine größere Gruppe theophorer Personennamen ist dadurch gekennzeichnet,
34 3S
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Günter Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
Von besonderem Interesse sind auch bei dieser Gruppe die Bildungen, die innerägypisch schlecht oder gar nicht bezeugt sind. Ein bei Ranke (1935:197,5) nur singulär und mit Fragezeichen49 und ohne Übersetzung notierter Name Nfr-nbw [nefemub] ist eindeutig mit NPRNWB 50 in einem wahrscheinlich aus Edfu stammenden ptolemäischen Ostrakon zu identifizieren. Dem onomastischen Zusammenhang nach könnte die Frau mit dem hübschen Namen "Schön ist die Goldene" (gemeint ist Hathor) eine Nichtägypterin gewesen sein, obwohl das wie in vielen anderen Fällen nicht stringent zu beweisen ist. Der Beleg ist dem Schriftduktus nach um rund zwei Jahrhunderte jünger als die innerägyptische Bezeugung. Der Name eines Aramäers aus Sakkara (SNBNT),51 der ägyptisch als *Snb-nj.1 [senebneit] "Neith ist gesund" zu erklären ist, mag zunächst nicht weiter auffilllig scheinen; der Beleg gewinnt aber insofern an Interesse, als in der Spätzeit Bildungen mit snb "gesund sein" (das Wort ist bekanntlich urverwandt mit SLM, salima) sonst auf basilophore Königsnamen reduziert sind und zudem an zweiter Stelle im Namen stehen. Es gibt auch theophore Namen ohne explizierten Bezug zum Namenträger, bei denen das theophore Element nur durch ein Pronomen präsent ist. Sehr beliebt ist Hrj=w [herieu] "Mögen sie (die Götter) zufrieden sein". Daß der Masse an hieroglyphischen und demotischen Belegen nur ein einziger aramäischer (HR YW) gegenUbersteht,52 mag einfach daran liegen, daß der Name erst zu einer Zeit so richtig häufig wird - nämlich seit der Ptolemäerzeit -, als die aramäische Dokumentation in Ägypten nur mehr sporadisch ist. Zwei weitere typische Spätzeitnamen, die mit einem Suffix der 3. P. PI. gebildet werden, sind Jlr.l-l;Ir-r.r=w [jinl;tar6u] "Das Auge des Horus ist gegen sie (die Feinde) gerichtet", aramäisch YNijRW,53 und Jlr.l=w-r.r=w [jitur6u] "Ihre (der Götter) Augen sind gegen sie (die Feinde)", aramäisch YTRW, karisch
Indirekt ist die Gottheit auch in zwei anderen typischen Spätzeitnamen gegenwärtig: Für I)d-lJr [gel:uP] "Das Gesicht (im Orakel) hat gesprochen"s5 = SW (vgI. m$e-ba-a in den Assurbanipal-Annalen) lassen sich in aramäischen Quellen rund 30 verschiedene Personen ausmachen, wesentlich mehr, als filr irgendeinen anderen ägyptischen Namen! Unter ihnen ist ein qedaritischer Araber hervorzuheben, der der Göttin Hanilat eine der Silberschalen von Tell el-Masbüta im Ostdelta 56 geweiht hat. Für die Beliebtheit des Namens auch bei Fremden spricht, daß ihn ein persischer Beamter als Beiname führte 57 - und die Perser befleißigten sich in diesen Dingen ansonsten einer auffallenden Zurückhaltung, soweit die Quellen 58 dies erkennen lassen. Der andere der zwei Spätzeitnamen ist TJj-n.lm=w 59 [cam6u], was sich aus TJj-X-n.lm=w "Möge Gott X sie (PI.) ergreifen" verselbständigt hat. Beispiele ftlr die Vollformen wie auch filr die Abkürzung (SMW) finden sich gleichermaßen phönikisch und aramäisch. 6o Die Abkürzung ist viel verbreiteter, vor allem im Raum Memphis. Der karische Besitzer einer Totenstele aus dieser Region (Siglum MY H) stellt sich in der Hieroglypheninschrift als TJjl;Ip-jm=w "Möge Apis sie ergreifen", in der karischen Partie indessen als mmou vor. Derselbe Name verbirgt sich m. E. in einer karischen Besucherinschrift aus Abydos unter der Form Samou. 61
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Die Lesung ist freilich auch ohne Blick auf den aramäischen Beleg sicher. Publikation der diese Frau nennenden Statue Wien 28 und Hinweis auf weitere Denkmäler: Rogge I992:92ff. 50 rAD 0 8.10, 5. 51 rAD B 8.4, 13 und 14. 52 Vgl. Demol. Nb. 746ff.; rAD C 4.9,5 (Sakkara, ethnische Zugehörigkeit unbestimmt). 53 Vgl. Demol. Nb. 72f.; rAD 0:150 (Korrekturen zu A6.6, 3); rAD A6.7, 7 (mit Lesung ... n.dlrw; Vittmann 1989a:216 bevorzugt rY'N[ijlRW; vgl. auch Muchiki 1999:89). Von einer literarischen Figur in rAD 0 23.1.5a, 11; rAD 0 23.1.9, 4 und 7 (dort SNI:IRW gelesen; in Anbetracht des schlechten Erhaltungszustandes ist die sehr viel besser in den Zusammenhang passende Lesung mit Y statt S am Anfang vorzuziehen). 54 Vgl. Demot. Nb. 70; der aramäische Beleg auf der Etikette Ashmolean Museum 1910.732 (nicht in rAD), der karische auf der Sakkara-Stele M 24, vgl. Adiego 1994:61.
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5. Die zweite, quantitativ mit Abstand am umfangreichste Gruppe von Spätzeitnamen, denen wir uns nun zuwenden müssen, ist dadurch charakterisiert, daß ein explizites Verhliltnis zwischen Namenträger und Gottheit hergestellt wird. Dieses Verhältnis kann in einfachen Syntagmen oder in vollständigen Sätzen ausgedrUckt werden. Das Repertoire an verschiedenen Mustern ist relativ begrenzt, umso höher ist daftlr die Anzahl der jeweiligen Kombinationen. Am verbreitetsten sind Namen des Typs "Der, den / Die, die Gott X gegeben hat" PJ-dj- .... TJ-dj-... ,62 womit auch die nordwestsemitische und karische Nebenüberlieferung Ubereinstimmen: in aramäischer Nebenüberlieferung sind es 18 Männer- und 4 Frauennamen, in kari-
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Vgl. Demot. Nb. 1368f. 56 rAD 015.3, I. 57 Posener 1936: 128. 58 Vor einigen Jahren wurde in Sakkara eine Stele entdeckt, die einem Manne von persisch-ägyptischer Abkunft gehörte. Der Vater trägt noch einen iranischen Namen, er selbst aber (wie auch die Mutter) einen ägyptischen: ()d-br-bs "Das Gesicht des Bes hat (im Orakel) gesprochen". Vgl. Mathieson et al. 1995. 59 Vgl. Demot. Nb. 1348f. 60 Aramäisch z. B. rAD A6.2, 8; rAD C3.14, 7; tur den phönikisch-punischen Befund vgl. Muchiki 1999:42. 61 Graffito Ab. 3bc F; vgl. Adiego 1994:60; Vittmann 2001 (Exkurs III). 62 Vgl. Demot. Nb. 280ff.; I I 54ff. 55
94
Günter Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
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scher 7 Männer- und 1 Frauenname. 63 Die Position des theophoren Elements wird
Zunehmende Verbreitung gewannen im l. Jt. Namen, die ihren Träger als
sehr gern durch Isis und Osiris besetzt, wobei nordwestsemitisch die männliche 64 Bildung PJ-dj-Js.t mit Abstand am häufigsten ist. Allein in den aramäischen
"Sohn" (bzw. gegebenenfalls natürlich auch "Tochter") der Gottheit hinstellten. Dabei tritt das mittelägyptische zJ/zJt, das noch im Neuen Reich in diesem
Quellen lassen sich 24 Personen dieses Namens ausmachen (in den Formen prSY, PTSY; freilich nicht alles Aramäer); und bereits zur Zeit des 22. Dynastie
Namentyp üblich war, zugunsten des neuägyptischen (und mit dem bestimmten Artikel versehenen) sr, sr.t fast völlig in den Hintergrund. 69 Sucht man nach
(10./9. Jh.) hat ein Gesandter von Kanaan PJ-dj-Js.t eine Statue ägyptischen Stils 6s mit hieroglyphischer Inschrift errichten lassen. Fremde dieses Namens treffen wir auch außerhalb Ägyptens an, z. B. auf einem phönikisch beschrifteten Käst66 chen aus Ur. Außer den genannten Göttern kommen in diesem Namentyp natürlich noch
aramäischen Namenbildungen mit PSN ... , stellt man überrascht fest, daß sie alles
viele andere vor: aramäisch u. a. Amun, Atum, Chnum (speziell in Elephantine), Horus, Harpokrates, der vergöttlichte Irnhotep, Sobek. Der Mensch kann onomastisch auch in Satzform als Gabe der Gottheit bezeichnet werden nach dem Schema "Gott X ist es, der ihn/sie gegeben hat" (X-
l.lr-dj-s). Auch dies ist eine sehr beliebte, für die Spätzeit typische Konstruktion, wie sie gräzisiert etwa im Namen des Königs Amyrtaios (um 400) erscheint. Aus Gründen, die uns verborgen bleiben müssen, hat man in bestimmten Fällen jeweils die eine oder die andere Konstruktion bevorzugt. So wird der besagte Satznamentyp mit "Osiris" nur sehr selten gebraucht (in aramäischer Überlieferung überhaupt nie), während er in Verbindung mit dem "Mond" umgekehrt ziemlich häufig vorkommt und hier wiederum die Bildung mit PJ-dj-... in den Hintergrund gedrängt wird. So ist >/ (J:t-l.lr-dj-s >ijRTYS [aber~ais] "Der Mond(gott) ist es, der ihn (bzw. sie) gegeben hat" sehr verbreitet,67 die synonyme Form PJ-dj-l (I; prij 68 [pe~e>ab] "Der, den der Mond(gott) gegeben hat" dagegen eher selten.
in allem seltener sind, als man erwarten würde. Zwei verschiedene Bildungen dieses Typs finden sich in einem Ostrakon des 3. Jh. aus Edfu: PSNPWR PJ-sr-n-
pJ-wr [psenpwer] "Der Sohn des Großen" und PSNPMWY PJ-sr-n-pJ-mJj [psenpmui] "Der Sohn des Löwen".70 Weitere Zusammensetzungen - die übrigens in Verbindung mit dem femininen Pendant *TSN ... bisher fehlen - wird man bei Porten (200 I) finden. In den karischen Inschriften konnte bisher nichts Passendes identifiziert werden. Die Abhängigkeit des Menschen von der Gottheit wird des weiteren durch einen in der Spätzeit äußerst beliebten Namentyp zum Ausdruck gebracht: NsGottesname "Er/Sie gehört Gott X".71 Die fremdsprachlichen Wiedergaben gehen natUrlich von der tatsächlichen Aussprache aus, in der das anlautende n abgefallen war; der erste Namensbestandteil erscheint also abwechselnd als >S oder S, was in Analogie zu griechischen Wiedergaben (Ea-, ~-) zwei Aussprachevarianten widerspiegeln wird. Unter den Gottheiten, die speziell im aramäischen Material erscheinen, sind Horus, Chnum (in Elephantine) und Min 72 sowie - typisch rur die Onomastik von Elephantine, wenngleich innerägyptisch nicht auf diese Region beschränkt -, der "personifizierte heilige Stab" eSMTSBS = Ns-pJ-mdw-spsj [espme~seps],73 >SPMT = Ns-pJ-mdw [espme~f4). Von den verschiedenen Personen mit Namen >SijWR = Ns-I;r [esbörfs in den aramäischen Urkunden möchte ich einen hervorheben, der im sogenannten Archiv der Mibtahia eine Rolle
Zu den aramäischen Wiedergaben mit PT-, 11- vg!. generell die in Anm. 3 zitierten Indices; fUr den karischen Befund Vittmann 200 I und dort den (nach den ägyptischen Originalnamen geordneten) Index im Anhang. 64 Vg!. Demol. Nb. 290f. und wieder die in Anm. 3 zitierten Indices. 6S Publiziert von Steindorff 1939. 66 Vg!. Gibson 1982:72 (Nr. 20); Amadasi Guzzo 1990:59. 61 Vg!. Demol. Nb. 57. Beispiele aus aramäischen Quellen: Als Männername u. a. TAD C 3.13,35; Segal 1983, Nr. 41, 9; 43, II 3. Als Frauenname nur TAD B 8.4, 19. 68 Ich kenne nur zwei hieroglyphische Belege: Ranke 1935: 121, 21 (I Beleg) und Statuette Berlin 13130, vg!. Aus! Verz. 295. Die aramäische Entsprechung findet sich in TAD C 4.9, 5 (Memphis, ethnische Zuweisung unsicher). Man beachte, daß die aramäischen Wiedergaben von I (I; das etymologische Ayin generell durch Aleph ersetzen (auch im Namen NI:IMS>ij = Nl;m-sw-1 (I; TAD C 4.1, I), was einen Rückschluß auf die zeitgenössische ägyptische Lautung dieses speziellen Wortes (> koptisch ooh, oh; bohairisch ioh; fayyumisch aah, ah) zuläßt!
63
Zu den mit PJ-sr- und TJ-sr.t - beginnenden Namen vg!. Demol. Nb. 221 ff.; 1086ff. 10 TAD D8.3, 7 und 8; vg!. Demol. Nb. 234 und 235. 11 Vg!. Demol. Nb. 657ff. 12 Für die Verbindung mit Horus vg\. unten. Chnum: TAD D 9.9, 2 und 12 ('SijNWM); D \.12,8 (SijNWM). Min: D 7.13, I ('SMN). Auch der letztere Beleg stammt aus Elephantine. 13 TAD D9.9, 1; Demol. Nb. 666. Die Transkription mdw ("Stab") ist historisch; in der Demotistik wird dafUr meist - wie z. B. auch im Demol. Nb. - mIr geschrieben. 14 Für >SPMT vg!. die Indices zu TAD B-D (Elephantine); die Form SPMT findet sich in TAD D9.10, 5 (ein Aramäer aus Elephantine; der Sohn hat einen babylonischen Namen). Für den ägyptischen Befund vg!. Demol. Nb. 664ff. 15 Vg\. Demol. Nb. 685. Aramäisch gibt es einmal die Schreibung >SijR (TAD D 22.30, Wadi el-Hudi, ein Aramäer). Derselbe Name verbirgt sich möglicherweise hinter karisch isor (Siglum MY C), vg!. Vittmann 2001. 69
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GUnter Vittmann
76 spielt. Er war Sohn eines SW (also I)d-br, wie bereits besprochen), von Beruf königlicher Baumeister eRDKL ZY MLK», wurde Mann jener Mibtahia und erhielt den semitischen Beinamen "Nathan" (NTN), einen der allerhäufigsten und beliebtesten Namen in den aramäischen Dokumenten! Die wohl zutreffende communis opinio, daß es sich um einen waschechten Ägypter handelt, ist ebenso schwer strikt zu beweisen wie zu widerlegen, die Annahme eines Fremdnamens durch einen Ägypter im eigenen Lande in vorhellenistischer Zeit - ohne erkennbaren staatlichen Druck - ist aber doch recht bemerkenswert. Ein innerägyptisch nicht bekannter Name, der in den Aramaica aus Elephantine zweimal auftaucht und sich davon mindestens einmal auf einen Nichtägypter bezieht, lautet ) SP< MR) /SP< MR) .77 Die Deutung ist nicht recht klar: In Frage käme "Er gehört zu dem an Beliebtheit Großen", doch ist das zweifelhaft. Was bei diesem Namentyp auffiillt, ist das weitgehende - und demotisch und aramäisch völlige - Fehlen von Isis und Osiris. Religiöse GrUnde kann das kaum haben, denn in anderen Bildungen kommen diese bei den Götter ja durchaus vor. Ob man womöglich die Folge der beiden s-Laute - man hätte die entsprechenden Namen [( e )sese] und [( e )susIre] aussprechen müssen - als störend empfand und darum lieber vermied? Eine sozusagen "neutrale" Art, die Zugehörigkeit zu einer Gottheit anzugeben, besteht im Gebrauch des Possessivartikels pa-/feminin la- (entspricht in der Funktion etwa arabisch gü). Auch dieser Typ ist im 1. Jt. v. Chr. sehr produktiv 78 und in der aramäischen Überlieferung dementsprechend häufig. Ein Beispiel ist PNYT (d. h. Pa-Nj.1 [paneit]) "Der der Neith" als Name eines Aramäers aus Memphis. 79 Denselben Namen finden wir auch bei zwei Karern,80 und der Vater jenes ägyptisierten Phönikers Chahap, dessen Stele in Berlin aufbewahrt wird, 81 hieß ebenso. Ein schöner Name, der in der ägyptischen Überlieferung kein Äquivalent hat, sei angeftlhrt, weil er eine wertvolle Bereicherung des Repertoires an aussagekräftigen Personennamen darstellt. Ein Aramäer aus Sakkara hieß PQTNWTY,82 was bisher immer falsch verstanden wurde, m. E. aber nur "Der, den der Gott gebaut hat" (*PJ-r.qd-nlr [peqetnüte]) bedeuten kann. Der Name
Dieser Mann erscheint mehrfach in TAD B 2.6 und 2.9. TAD D9.9, 3; B5.5, 12 (Elephantine; ethnische Zuweisung unklar; eine Person oder zwei?). 78 Vgl. Demol. Nb. 348ff.; 1161 ff. 79 TAD C4.9, 2. 80 PaneEt (Graffito Ab. 2a F); Pneit (Graffito GSS 72 F); vgl. Adiego 1994:60 und 59. 81 Vgl. Demol. Nb. 385 und hier speziell Beleg 2. 82 Segal 1983, Nr. 11, 3. Zauzich 1985: 117 übersetzt "Der Baumeister Gottes", was Muchiki 1999: 130 ("The builder of god") übernommen hat.
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illustriert eine vielzitierte Stelle aus der Lehre des Amenemope: "Was den Menschen betrifft, ist er Lehm und Stroh, und Gott ist sein Baumeister (pJ nJr pJj=j qd)" .83 6. Schließlich gibt es eine Reihe von Hypokoristika und Kurznamen, die sich schlecht etymologisieren lassen, wie das auch in der aramäischen Überlieferung häufige, unübersetzbare PBY/Tß>84 = demotisch Pa-bj, Ta_bj.85 Theophore Elemente sind hier allenfalls indirekt enthalten. Z. B. geht das häufige, ägyptisch und aramäisch belegte Pa_sjlPSy 86 letztlich auf PJ-dj-wslr [petusIre] "Der, den Osiris gegeben hat,,87 zurück. 7. Zum Schluß müssen wir noch einen Blick auf die andere der beiden großen Namengruppen werfen, nämlich die basilophoren Personennamen. Hier gibt es solche, die aus dem Königsnamen allein bestehen, und solche mit weiteren Zusätzen. In der Perserzeit (wie auch später noch) griff man gerne auf die Namen der saitischen Könige (664-525) zurück. Dazu gehörte auch ein, wenn man so sagen darf, "protosaitischer" Herrscher, nämlich Bokchoris (um 700), den Diodor als großen Gesetzgeber rUhmt und der auch in der spätägyptischen "nationalen literatur" eine Rolle spielt. 88 Der Vater einer aramäischen Dame, die sich in Memphis eine sehr grobe Totenstele mit ägyptischen Elementen errichten ließ, trug diesen Namen (BKRNP), der natOrlich auch in hieroglyphischen Quellen nicht fehlt. 89 Dieses BJk-rn=j ist eine etwas merkwürdige Bildung; sie scheint "Diener seines (eines Gottes) Namens" zu bedeuten. Der göttliche Name nimmt hier also gleichsam die Stelle der Gottheit ein, in ähnlicher Weise wie in einem hieratischen Graffito aus der Libyerzeit in Karnak, wo der Name des Amun den Schreiber beschUtzen 5011. 90
XXIV, 13-14 = 25. Kapitel; Übersetzung (von der unseren etwas abweichend) in TUAT llI,247. 84 Beide Namenformen aramllisch hllufig; man beachte besonders den "Babylonier" (BBLY) PBY in TAD D 22.3 in den Steinbrüchen von Ma<~ara in Unterllgypten. Der PBY in TAD D2.35, 5 muß als Schreiber der Urkunde bzw. Unterschriftleistender ein Nichtllgypter sein. Was TB) betrifft, ist auch die gleichlautende altsüdarabische (minIlische) Namenform, die sich auf drei verschiedene Frauen aus Ägypten bezieht, von Interesse, vgl. Müller & Vittmann 1993:3f. 8S Vgl. Demot. Nb. 363 und 1172f. 86 Vgl. Demot. Nb. 412f. und rur die aramllische Form z. B. A2.1, 10. 11; C3.6, 9. 87 Vg!. Demol. Nb. 298f. 88 Zu den sogenannten Prophezeiungen des Lammes des Bokchoris vgl. Thissen 1998: 1043ff. (mit Literatur). 89 TAD D 20.2, 1; vgl. Demot. Nb. 147. 90 Vg!. Vittmann, im Druck. 83
GUnter Vittmann
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
Am häufigsten in ägyptischen wie in aramäischen Quellen ist verständlicherweise aber Psmlk [psamcik] "Psametich,,91 (etymologisch sicherlich nichtägyptischen - sehr wahrscheinlich libyschen - Ursprungs, aber als dynastischer Name sozusagen assimiliert). Und in den karischen Inschriften ist Psametich mit 9 Belegen der häufigste Name überhaupt. 92 Viel seltener ist das ebenfalls von Haus aus unägyptische NjkJw [nikau] "Necho", das glücklicherweise aber auch in aramäischer (NKW) und karischer Wiedergabe (Niqau) als gewöhnlicher Personenname bezeugt ist. 93 Eine· karische Stele aus Sakkara kennt sogar eine Ntokri [nitoqre] "Nitokris" = Nj.t-lqr(.t) "treffliche Neith" (nach der in der Thebais als "Gottesgemahlin des Amun" amtierenden Tochter Psametichs I. benannt).94 Was "Psametich" angeht, können wir nun etwas recht Originelles feststellen: Während die Aramäer sonst die ägyptischen Namen unverändert - und allenfalls lautlich adaptiert - übernommen haben, kürzten sie "Psametich" (PSMSK) gern zu PSMy9S "Psami" ab. Das kommt bei verschiedenen Personen vor, und alle sind sie tatsächlich Aramäer! Die ebenfalls häufige Vollform findet sich hingegen gleichermaßen bei Ägyptern und Aramäern - ein "Psammi" ist dagegen mit einer einzigen späten Ausnahme 96 in hieroglyphischen bzw. demotischen Texten unbekannt. Ein aramäischer Papyrus bezeugt die mit der besagten Abkürzung gebildete Zusammensetzung PSMSNYT97 "Psammi Sohn der Neith" rur einen Karer. Es gibt aber aramäisch auch ein von der Vollform ausgehendes Compositum PSMSKI:ISy98 "Psametich ist gelobt", das unsere Kenntnis der späten basilophoren Personennamen ergänzt: die genannte Bildung ist nämlich nur in einem einzigen aramäischen Text (und zwar als Name eines entlaufenen ägyptischen Sklaven) belegt.
Sehr beliebt bei Ägyptern wie Aramäern war auch WJ/:!-ib-r c99 [waQpre(]das ist gleichzeitig Thronname Psametichs I. und Geburtsname des Apries - samt Zusammensetzungen. (Eine vielleicht nicht uninteressante Information am Rande: Den Namen WJ/:!-lb-r (-m-Jb.t [wabpre(mache] "Wah'ibre ist im Horizont" trug auch ein in Ägypten lebender Grieche in der ersten Hälfte der 26. Dynastie!).loo Ob es Zufall ist, daß das in ägyptischen Texten ebenfalls häufige J[ (/:!-ms [abmöse] (d. h. "Amasis,,)lol in nordwestsemitischen Quellen extrem selten ist l02 - und dann anscheinend Ägypter, keine Semiten bezeichnet -, bleibe vorerst dahingestellt, ich glaube aber eher, ja.
98
Vgl. Demol. Nb. 212. Aram. (PSM~K) z. B. in rAD A6.3 passim; 6.4,2.4 etc. (in rAD A stets dieselbe Person, ein Ägypter); B4.3, 24 (ein Aramller aus Elephantine). 92 Die verschiedenen Varianten (Pismask. Pismask etc.) sind unten im Anhang unter Psmlk aufgelistet; Belegnachweise bei Vittmann 2001. 93 Vgl. Demol. Nb. 624; rAD C 4.1, 2 (Sakkara, wohl ein Ägypter); Sakkara-Stele M 10; vgl. Adiego 1994:61. Als historischer Königsname erscheint NKW> Variante NKW in einem schlecht erhaltenen narrativen Text aus Schech Fadl in Mitteillgypten, vgl. rAD D 23.1.8,12; 23.1.5A, 11; 23.1.12, 7. 94 Vgl. Demol. Nb. 628; Sakkara-Stele M 27; vgl. Adiego 1994:61. 95 Vgl. z. B. rAD A2.1, 13; 2.2, 4; B3.2, 13; Sega11983, Nr. 122A, I. 96 Demol. Nb., Korrekturen und Nachtrllge zu S. 482 (ein bilingues Graffito, worin griechisch 'I'af.LfUC; demotisch psrmjs' - wenn die Ergllnzung des stark beschlldigten Namenendes zutreffend ist - entspricht. Die demotische Wiedergabe geht also offenbar von der grllzisierten Form aus, nicht umgekehrt). 97 rAD A 6.2, 2. 7. 98 rAD A 6.3, 3. 6 (Memphis).
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Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß das aramäische Material - das phönikische und karische ist insgesamt leider zu dürftig - im wesentlichen alle im damaligen Ägypten üblichen Haupttypen enthält und diese in reichlicher Verwendung auch rur Nichtägypter bezeugt. Das Bild, das wir aus den originalen ägyptischen Quellen gewinnen, wird dadurch zum einen bestätigt, zum anderen aber oft - wie wir an ausgewählten Beispielen gesehen haben - in wünschenswerter Weise ergänzt und erweitert.
91
Vgl. Demol. Nb. 112-114 (WJ/:!-Ib-r( und Zusammensetzungen). Griffith 1916: 143; Pernigotti 1999:98f. 101 Vgl. Demol. Nb. 58. 102 Aramllisch >ijMSY rAD D 7.38, 6 (Elephantine); phönikisch 'I:IMS Muchiki 1999:14f. (Abu Simbel).
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Ägyptische Onomastik der Spätzeit
Gilnter Vittmann
Anhang A'gyptisch-nordwestsemitisch-karische Namenkonkordanz Geboten wird ein nach dem ägyptischen Transkriptionsalphabet geordneter Index der in den nordwestsemitischen (insbesondere aramäischen) und karischen Quellen enthaltenen ägyptischen Namen. Auf Quellennachweise konnte verzichtet werden. Für die aramäischen Namenformen findet man sie bei Porten 2001 (vgl. Anm. 3), rur die phönikischen bei Muchiki 1999: 14-43, fi1r die karischen bei Vittmann 2001. Alle nicht eigens gekennzeichneten Entsprechungen sind aramäisch; phönikische sind mit "P" versehen bzw. gegebenenfalls - falls auch aramäisch i.lberliefert - dem Vermerk "auch P". Dabei ist zu beachten, daß die Kennzeichnung durch "P" nur rur die unmittelbar vorangehende Form gilt, keineswegs rur alle. Die Entsprechungen 'I;IMSY, 'I;IMS (P) unter Y[ (/:I-ms sollen also besagen, daß die Form 'I;IMSY aramäisch, 'I;IMS hingegen phönikisch i.lberliefert ist. Der ägyptisch-aramäische Index in Vittmann 1989a:226-229 ist nunmehr im wesentlichen überholt; Abweichungen und scheinbare Li.lcken gegenüber dieser früheren Arbeit gehen zu deren Lasten. So ist - um nur ein Beispiel zu nennen - der damalige Eintrag +PJ-rml-njt PRMNYT verschwunden, weil der aramäische Name in Wirklichkeit WI:IPRMNYT zu lesen ist, was natürlich anders zu analysieren ist (nämlich Wi/:l-Ib-R (-mrj-Nj.t). Die karischen Entsprechungen sind am Kursivsatz (sowie der Präsenz von Vokalen in der Transkription) zu erkennen und bedürfen somit keiner besonderen Hervorhebung. Meiner Einschätzung nach allzu unsichere Etymologien wurden nicht aufgenommen, ebensowenig die bei Muchiki 1999: 14-44 einen sehr großen Teil ausmachenden sprachlich rein phönikischen Bildungen mit ägyptischem theophoren Element (man kann hier nicht gut von "Egyptian proper names" sprechen). Überhaupt habe ich mich in der Aufnahme phönikischen Materials großer Zuri.lckhaltung befleißigt und mich mit Absicht im Großen und Ganzen auf das in Vittmann 1989b gesammelte Material beschränkt. Der Deutlichkeit halber wurden theophore Bestandteile ägyptischer Personennamen - nicht jedoch Toponyme - groß geschrieben (nur bei is.1 "Isis" war dies aus evidenten Gründen nicht möglich). Ein ? unmittelbar vor der fremdsprachlichen Wiedergabe drückt die Unsicherheit der Äquivalenz aus. Rekonstruierten bzw. hypothetischen ägyptischen Bildungen geht ein Asterisk (+) voran. Die Abki.lrzung "Kg." steht bei Namenformen, die sich konkret auf Könige beziehen (nicht aber bei Königsnamen, die als Name von Privatpersonen gebraucht sind!).
is.t-l.lr-dj-s is.t-wr.t
'SRTYS 'SWRY; 'WSYRY (sic; für 'SWYRY) 'SRSWT; >SRST
is.t-rStj +Y[-f:Ir >[j-m-/:Itp >[ (/:I-I.lr-dj-s >[(/:I-mn >[ (/:I-ms >[mn-l.lr-dj-s
? Aor YMI:IWT; YMI;IT (P) >ijRTYS >ijMN (auch P) >I;IMSY; >I;IMS (P) >MWRTYS (Kg.); >MRTYS
[rou '[.r=w YTRW; [turou >[r.t=w-r.r=w YNI;IRW (vg!. obenl) >[r.l-f:Ir-r.r=w >I;I> >[/:Ij
I;IijPY (nb-f:Ip I;II;IR (nb-f:Ir r; BSH Bs ? PY> Pi-Iwlw (vgl. auch Pij-Iw) Pi- (bm vgl. +Pi-ti.wj Pi- (bm PWNS Pi-wns Puorr' Pi-whr ?PMY> Pi-mij PMSY +Pi-msj (oder +Pa-msj?) PMSI;I Pi-ms/:l Pi-n- ... s. unter Pa- ... !
101
PI;IRY Pi-/:Irj PK(S Pi-bi(-s PijYM +Pi-bm ? Psüsaini-qom Pi-sbi-b j-m-njw.t PSSN +Pi-ssn PSWBSTY Pi-sr-(n- )BJSI.I PSNPWR Pi-sr-n-pi-wr P[SNP)BRI;IP +Pi-[sr-n-pi-]bw-rb=f PSNPMWY Pi-sr-n-pi-mij PSNPTI;I Pi-sr-n-Pt/:l PSMI;IY (P) Pi-sr-(n- )M/:Ij.t SRNHYB +(Pi- )sr-n-ni-hb.w PSNTSW Pi-sr-n-ti-lsw PSTWT Pi-sr-(n- )Twtw PQTNWTY +Pi-qd-(pi-)nlr PKYP Pi-kip, PJ-kp PTPY +Pi-Ipj ?PP Pi-dj ppS (P); PPSY (auch P); Pi-dj-is.1
PJ-dj- >[j-m-/:Itp Pi-dj- >[ (/:I PJ-dj- >[mn Pi-dj- >[np Pi-dj- >[tm Pi-dj- (nq.l Pi-dj-Wslr
PTYSY;PTSY PTMYI;IT (sie, statt PTYMI;IT) PPI;I PTMWN; ? PTMN
Ptnup; PTTWM; Pdtom ? Plnu rq(?)1i(?)
PTWSYRY; PTWSRY; PTSWRY(sic); PTSRY +Pi-dj-Bi-nb-dd.t PTBNTT (P) Pi-dj-Bist.t PTWBSTY; PTBSTY;
Pdube( Pi-dj-(pi- )nlr '" Pi-dj-Mij-/:Isi Pi-dj-Mn Pi-dj-M/:l}.l Pi-dj-n= j-is.t Pi-dj-( ni- )1I[r. w Pi-dj-Nj.t Pi-dj-NJr-/:Itp
? Plnu rt(?)1i(?) PTMYI;IWS ?PTMN ? PTMI:IW PTN'SY PTNTR
Pdne{t PTNPI;ITP
102 Pl-dj-/fr
Ägyptische Onomastik der Spätzeit
GUnter Vittmann
PTI:IWR; PTYI:IR; ?PTijWR Pl-dj-/fr-pl-brd PTI:IRPI:IRT Pl-dj-!fnsw PTKNS Pl-dj-Sbk PTSBQ *Pl-dj-tl-wr.t PTfWRY *Pl-dj-tlwj ? Pttu Pl-dj- .. ?.. PTMKBS> *Pa- >Icb P>ij (NB. Ranke 1952:279, 23 ist nur >I (b zu lesen!) Pa- >Imn PMWN; ?PMN Pa-lr=w (oder Pa-r.r=w) PRW Pa->Itm PTWM Pa-wn PWN Pa-wslr (vgl. auch Plj-Wslr!) PSRY PWSY Pa-wsr Pa-BIst.t I PI-n-BIst.t P,iuQe(; ,fiub[a](i PBY; PB> Pa-bj ? PP> Pa-p Pa-Mn ?PMN ?PMSY *Pa-msj (oder *PJ-msj) Pa-mdwlmtr PMT;PMT Pa-ni PN> PNYT; Panelt; Pneit Pa-Nj.t PNPTM ·Pa-Nfr-tm PRW Pa-r.r=w (oder Pa-lr=w) Pa-rt PRT PijH, PijY Pa-bl.1 I Pa-bj Pa-br PW PijPY Pa-/fp PijWR Pa-/fr PijNWM; PijNM Pa-fjnm PSY; PS> Pa-sj PSW Pa-swr PKMY Pa-km.t PTW Pa-Il.wj PTWP
*PJj=w-brj-lb PWI:IRB Plj-Wslr (vgl. auch Pa-wslr!) ? Pisiri PPT(WNYT Plj=/-llw- (.wj-Nj.t Plj=f-[Jw- (.wj-!fnsw rplPT(sic)ijNS Psmjs (Psammis) PSMY (vgl. oben) Psmlk PSMSK; SMSK (Abkürzung:) PSMY Pismask; Pismask; Psmask; Psmas[k; Psma[ Psmlk- (wj-Nj.t PSmSkuneit ? PSMSKM[ijY(?)] Psmlk-m-Jb·t *Psmlk-mlj PSMSKMR PSMSKijSY *Psmlk-bsj Psmlk-sl-Nj.t PSMSNYT (sic) Ptb-l.lr-dj-s PTijRTYS (sie) ? PTijWR Ptb-wr Tamosi Ptb-ms PTijNWPY Ptb-nfr PTijW> *Ptbwl *Ml(-(pl-)nlr M(NWTY Mnb- >Imn I Mnb-Mn s. unter (Nl)-etc. MijPR< Mnb-lb-R ( *Msbn.t ? MSijNH (NI- )mnb- >Imn I *(NI- )mnb-Mn MNijMN *Nl-sn.w ? NSNW Nlj=f- (w-rd NP<WRT Nj.t-l.lr-dj-s NYTRTYS Nj.t-jqr I Nj.I-lgr Ntokri Njklw NKW; NKW> (Kg.); Niqau Nfr-nbw.t NPRNWB Nfr-br Npro Nbm-s(w)- >I (b NijMS >ij Nbt-/fr NijTl;IWR *Ns-pl- (l-mr >SP<MR>; SP<MR> Ns-pl-mdwlmtr >SPMT; >SPMT; SPMT Ns-(pl- )mdwlmlr-spsj >SMTSBS Ns-pl-nlj-n-snj >SPTNSNY >SKSYT', ? >SKYSW Ns-(pl- )ql-swlj Ns-PIQ
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>SMN >SijWR; >SI:IR; Isor >SijNWM; SijNWM RNPNPRY LYLW HRYW HRYWT> HQR ijPYW (auch P); I:IPY>W l;IPYMN; I:IPMN; Apmen ijPyrM(?)lNij (TAD C3.26, 7 liest ijPY /fr-IJ-bl.t ijRSYSY /fr-sl-Is.t ijWRY; ijRY; ijR> /flj ijKRTYS /fkJ-l.lr-dj-s ? ijYWP; ? ijYP tJj=f ijNMW fjnm-lw SPTij (P) SJ-ptb SMTW;SNTW SmJ-tl.wj SNBNT *Snb-Nj.t *Sp- )Itm SPTM SPNYT ·Sp-Nj.1 SMYNPY Sm (-nJr SMYTY Smtj ISsmt.t SNQ(?) S(S)nq
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Ägyptische Onomastik der Spätzeit
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Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personen namen von Michael P. Streck - München
o.
Einleitung
Personennamen (PN) sind sprachliche Äußerungen. Doch welche Sprache geben sie wieder? In welchem Verhältnis steht die Sprache der Namen zur Sprache oder wir sollten besser sagen - den Sprachen der Namensträger? Daß PN Archaismen enthalten können, ist ein Gemeinplatz onomastischer Forschung. Doch wie verbreitet und welcher Art sind diese Archaismen? Und spiegeln PN nicht auch die Innovationen der Sprache der Namensträger wider? Schließlich: Wie sind die geographischen Dialekte einer Sprache im Onomastikon repräsentiert? Unter den altorientalischen und semitischen Sprachen bietet das Akkadisehe sehr gute Voraussetzungen für eine Beantwortung dieser Fragen. Eine Ober 2000 Jahre währende Sprachgeschichte ist durch Texte reichlich dokumentiert. Zugleich enthalten alle diese Texte durch alle Zeiten hindurch Oberaus zahlreiche PN. Mit Babylonisch und Assyrisch besitzt das Akkadische schließlich zwei klar voneinander abgegrenzte Dialekte. Die folgende Untersuchung ist so angelegt, daß zunächst die Geschichte des babylonischen Zweiges des Akkadischen vom Altakkadischen bis zum Neuund Spätbabylonischen verfolgt wird. Mit Ausnalune des Altakkadischen sind bei jeder Sprachstufe sprachliche Innovationen, welche die Namen und die Texte gemeinsam haben, und onomastische Archaismen differenziert. Weil die Überlieferung mit dem Altakkadischen einsetzt, wären hier Innovationen allenfalls im Vergleich mit dem rekonstruierten Protosemitischen erkennbar. Da aber viele Rekonstruktionen mit Unsicherheiten behaftet sind, wird auf diesen Vergleich verzichtet. Stattdessen werden beim Altakkadischen Gemeinsamkeiten zwischen onomastischer und außeronomastischer Sprache verzeichnet, die zugleich besonders charakteristische Unterschiede zu den jOngeren Sprachstufen des Akkadischen markieren. Die sprachlichen Erscheinungen sind in der Reihenfolge Phonologie, Mor1 phologie (Pronomen, Nomen, Verb), Syntax und Lexikon angefilhrt. Anschließend präsentiere ich charakteristische Unterschiede zwischen dem Assyrischen und Babylonischen, wobei wieder die drei Sprachstufen Alt-, Mittel- und NeuasI Orthographische Archaismen in Namen werden nicht behandelt. FUr sie s. etwa Stol (1991: 193f.) und Streck (1999b:658f.), beide zum Altbabylonischen.
110
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 111
Michael P. Streck
syrisch differenziert sind. Alle Belege verstehen sich lediglich als Beispiele. Umfangreiche Dokumentation findet sich in den für jede Sprachperiode oder jeden Dialekt angegebenen Namenbüchern. Für das außeronomastische Material werden die sprachlichen Erscheinungen weder durch Belege noch Sekundärliteratur dokumentiert. Stattdessen verweise ich auf die gängigen Grammatiken und Lexika. Unsere Studie kann sich nur auf wenige Vorarbeiten stützen. Stamm (1939:93) streift die Thematik nur kurz bei seiner Behandlung der Tempora in den PN: "Erst in der spätesten babylonischen Sprachperiode dringt die Umgangssprache in die Namensbildung ein, indem an Stelle von -iddina vielmehr -illannu gesetzt wird". Layton (1990:8f.) führt das la-Präfix für die 3. P. Sg. f. und das flektierte Determinativpronomen an. Stol (1991:195f.) nennt die "predicate state ending" lai, "the locative-terminative -S", das Element Ilak- "Dein Gott" und den Dual des Personalpronomens als Archaismen in altbabylonischen Namen, doch sind einige seiner Beispiele problematisch? Edzard (1998:107f. § 3.1) stellt fest: "Wie bei den sumo PN läßt sich beobachten, daß die akk. PN teils der Umgangssprache ihrer Zeit, auf jeden Fall aber der Literatursprache sehr nahe stehen, so daß sie zu einem beträchtlichen Teil, wenn nicht überhaupt ganz überwiegend, als lebendiges Sprachgut zu verstehen sind ... Besonders interessant ist die Erkenntnis, daß sich die für eine zeitliche und örtliche Variante des Akkadischen typischen Lauterscheinungen auch in den Namen widerspiegeln ... Syntaktisch hat dagegen der akk. PN die Regel, daß das Prädikat eines Satzes am Ende steht, in seinem babylonischen Zweig nie konsequent nachvollzogen"; ebd. (110 § 6.1) heißt es: "Da die Sprache der akk. PN durch die Zeiten immer nahe an der zeitgenössischen Sprache geblieben ist ... , können wir damit rechnen, daß Namen mit
J. Altakkadisch3 S. allgemein MAD 2 und 3. 1.1. Gemeinsamkeiten zwischen onomastischer und außeronomastischer Sprache Im Altakkadischen sind protosemitisch "'Isl und "'ISI in ein S geschriebenes und Ist transliteriertes Phonem zusammengefallen, während
"'/tl > Isl (geschrieben S) ein
selbständiges Phonem ist. Onomastische Beispiele sind Sa-lim-a-l;u ISalim->abu!
(Ist< "'/s/) "Heil ist der Bruder" MAD 3, 272, I-si-im-DINGIR lYisim->ill (/51 < '" Is/) "Bestimmt hat der Gott" MAD 3, 260 und Sa-li-ba ISaI1i-tukultii "Mein Gott ist meine Zuversicht". Ebenso sind möglicherweise Iu! und lül auf der einen und löl auf der anderen Seite differenziert (Sommerfeld 1999:21): I-kus-num IYikönum! ("'kwn) MAD I, 201, Ku-ru-ub-DINGIR.DINGIR IKurub->ilel "Bete die Götter an!" MAD 3, ISO. Uneinheitlich verhalten sich sowohl onomastische als auch außeronomastische Sprache bei der Behandlung von 1<1. Neben Erhalt ist auch Schwund unter begleitendem Umlaut von "'lai zu lei bezeugt. Für die außeronomastische Sprache s. MAD 2,190; 3, 274f. und Edzard (1998:108 § 3.2); letzterer stellt fest, daß Schwund vor allem in Südbabylonien anzutreffen und vielleicht durch sumerischen Einfluß zu erklären ist. Für das Onomastikon vgl. IS-
neuem Vokabular aufgekommen sind". In Streck (2000: 141-144 §§ l.l24-127) wird demonstriert, daß sich das altbabylonische Verbalparadigma aus den PN
ma-DINGIR IYisma<->ill "Gehört hat der Gott" MAD 3, 275 neben IS-me-dUTU IYisme-SamaSi "Gehört hat Samas" MAD 3, 275 (präsargonisch). Das Determinativpronomen wird voll flektiert: Sü-elum "Der des Gottes" (Gruppenflexion) MAD 3, 251, Säl-Tispak "Die des Tispak" MAD 3, 253.
weitgehend rekonstruieren läßt und daß sich die Dialekte des Neubabylonischen und Neuassyrischen auch im Onomastikon voneinander abheben.
1.2. Archaismen Der lai-Kasus als Zitierkasus und in prädikativer Funktion (Streck 2000:283-290 §§ 3.43-52) ist nur noch im Onomastikon belegt: Aba-Samas "Vater ist Samas" MAD 2, 148 (noch in der Ur I1I-Zeit). In derselben Funktion wird jedoch auch onomastisch schon innovativ der Nominativ verwendet: Abum-Amar-Su >en "Vater ist Amar-Su>en" MAD 3, 10 (Ur I1I). Unklar ist, ob binu "Sohn" onomastisch einen Archaismus darstellt: Binkali-san'e "Sohn aller Könige" MAD 3, 97. Außeronomastisch fehlen jedenfalls syllabische Belege für mar >u "Sohn"; "Sohn" wird immer mit dem Sumerogramm
Die Interpretation des Elementes na-da ist nach wie vor umstritten: näda "ist gepriesen" oder nädä "preist!"? Baba- >i1a, >Anäku- >i1ama und >Ummi-{äba sind amurritisch oder amurritisiert. -ni>äs, -si>äs enthalten nicht den Terminativ, sondern mit von Soden (1962: ISOb) verkUrzte Dativpronomina - allerdings ebenfalls ein Archaismus.
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Sofern nicht anders angegeben, sind alle Belege sargonisch.
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Michael P. Streck
DUMU geschrieben, das fUr binu oder mar)u "Sohn" steht. Im jüngeren Akkadischen ist binu nur in lexikalischen Listen und nicht zu häufig in literarischen Texten bezeugt (nach AHw. 127 jungbabylonisch dichterisch; CAD B 242f.).
2. Altbabylonisch S. allgemein Stamm (1939). 2.1. Innovationen Altakkadisches 18/ fällt altbabylonisch mit Isl < *IV zusammen: Salim-pälitzMarduk "Wohl ergeht es dem, der Marduk fUrchtet" BA 6, 112, LiSlm-il "Bestimmen möge der Gott" CAD SIl, 359a. f
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 113 (1939:263). Sieht man von idiomatischen Verbindungen wie z. B. sät müSi "die (Wache) der Nacht" ab, so stammen die letzten außeronomastischen Belege aus dem (FrUh-)Altbabylonischen, s. CAD S/2, 184 und S/3, 152f. Die innovative, unflektierbare Form sa dringt aber ebenfalls in das Onomastikon ein: Sa-ili(m) "Der des Gottes" Stamm (1939:263). Das Onomastikon kennt noch eine Dualform des Personalpronomens 3. P.: Sini-damqä "Die beiden (Göttinnen) sind gut" ARM 1611, 197 (vgl. Stol 1991: 196) neben dem innovativen femininen Plural Sinadamqä (ebd.). Der Terminativ hält sich in Namen wie Ilis-tikal "Auf Gott vertraue!" (GAG § 67b; Stol 1991: 195). Außeronomastisch begegnet er bei Substantiven vor allem in literarischen Texten. Das Verbum besitzt im Onomastikon noch das ta-Präfix für die 3. P. f., wenn auch nur in Kongruenz mit dem Genus der Namensträgerin (Edzard 1962): frasme-IStar "Gehört hat !Star" ZA 55, 116. Außeronomastisch ist das ta-Präfix nur in literarischen Texten manchmal erhalten. Die archaische Wortstellung ist beim altererbten Namenstyp "Verbum im Präteritum - Subjekt" erhalten, während neue, durch Suffixe erweiterte Namenstypen die innovative Stellung "Subjekt - Prädikat" bevorzugen: lbni-NN "Geschaffen hat NN", aber Ilsu-ibni "Sein Gott hat erschaffen" (s. Stamm 1939: 107f.). Voranstellung des Verbums kommt außeronomastisch in literarischen Texten vor. Ein lexikalischer Archaismus ist wohl das Wort ipqu "freundliche Umarmung", das sich nur onomastisch belegen lässt, s. Edzard (1998:107 § 3.1): lpiqNN ,,(In der) Umarmung des NN" AHw. 385. Hierher gehört ebenfalls das Wort puzru in der Bedeutung "Geborgenheit": Puzur-NN ,,(In der) Geborgenheit des NN" AHw. 885; außeronomastisch bedeutet puzru immer "Verborgenheit, Geheimnis". Stol (1991: 195) spricht von "literary flavour", der bisweilen im Lexikon altbabylonischer Namen zu spUren sei.
3. Mittelbabylonisch S. allgemein Hölscher (1996).
2.2. Archaismen 3.1. Innovationen Das Determinativpronomen kann im Onomastikon noch flektiert werden: SüMama "Der der Mama" CAD S/3, 153a,6 Sät-Aja "Die der Aja" Stamm FUr *fbI > Ibl s. Tropper 1995:61-64. Die Funktion Ilisst sich gegen Stamm 1939:94 nicht als Schilderung von "unmittelbar Erlebte[ n]" beschreiben. 6 Korrigiere Stamm 1939:263 Anm. 7: ~U ist altbabylonisch noch nicht Gimil- zu lesen; diese Lesung ist erst neu babylonisch einzusetzen. 4
S
/ssl wird zu Ilsl, Ist! zu 1It!: AlsiS-ablu! "Ich rief ihn an, da lebte ich aur' Hölscher (1996:27) und Edzard (1998: 107 § 3.1), Btilti-Adad "Mein Schutzgeist ist Adad" Hölscher (1996:248). Die Mimation schwindet: s. z. B. mannu und balu in Mannu-balu-Samas "Wer ist ohne Samas?" ebd. 135. Im Präteritum von 0- und Dt-Stamm wird Ial der ersten Silbe öfter zu lei: Ligdesser "Er möge stark gemacht werden" ebd. S. 131. Stimmhafte Geminaten werden gerne dissimiliert: Pungulu
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"Sehr stark" ebd. 169, $undurul$undurtu "Stark schielend" ebd. 260. Anlautendes Iwl fallt ab: S. ebd. 263 s. v. (w)aqäru und (w)aqru, z. B. Aqar-Marduk "Kostbar ist Marduk". Das flektierte Determinativpronomen ist zugleich mit dem ganzen Namenstyp SülSätlSa-Gottesname aus dem Onomastikon verschwunden. Erst ab der mittel babylonischen Zeit ist gabbu "alles" in Texten und Namen belegt: Ninurta-gabbu-iläni "Ninurta ist alles fUr die Götter" ebd: 251. Dasselbe gilt fUr dagälu "schauen" (s. AHw. 149b): Adaggal-pän-Marduk "Ich will das Antlitz Marduks schauen" Hölscher (1996:249). rimütu "Geschenk" läßt sich ebenfalls außeronomastisch und onomastisch erst ab dem Mittelbabylonischen nachweisen: Rimüt-Gula "Geschenk der Gula" Hölscher (1996:259). Das früher häufige puzru "Geborgenheit, Schutz" ist nur noch vereinzelt belegt, s. ebd. 169. DafUr tritt oft das elamische Lehnwort kidinnu im Namenstyp Kidin-NN ,,(lm Schutz) des NN" auf, s. ebd. 120-123 und Edzard (1998:111 § 6.1); das Wort begegnet schon altbabylonisch selten in PN (AHw. kidinnu le), kommt außeronomastisch aber erst ab der miUelbabylonischen Zeit vor. 3.2. Archaismen Der Terminativ bei Substantiven begegnet noch "vereinzelt" (GAG § 67b) im Namenstyp Ilis-tikal "Auf den Gott vertraue!". Für das ta-Präfix s. Edzard (1962: 119). In der Regel verwenden die PN das Präteritum tur isolierte Sachverhalte der Vergangenheit; tue das Perfekt s. etwa Hölscher (1996) unter den Lemmata amäru, anäbu (beide Verben schon altbabylonisch onomastisch mit Perfekt bezeugt), arämu und balä!u. In mittelbabylonischen Briefen ist dagegen das Perfekt in dieser Funktion die normale Form. Wie altbabylonisch ist onomastisch die normale Wortstellung "Präteritum - GoUesname"; so sind z. B. mit nadänu "geben" bei Hölscher (1996:88-90) 55 Namensträger mit Namen lddin-NN "Gegeben hat NN" gebucht, aber nur einer (ebd. 93) mit der umgekehrten Wortstellung Ili-iddin "Mein Gott hat gegeben".1 Das selbständige Possessivpronomen gehört ab dem Miuelbabylonischen nur noch der literarischen Sprache an. Auch onomastisch ist dieser Archaismus belegt: Jä >u-bäni "Der Meinige ist Schöpfer" Hölscher (1996:253). Für "Löwe" gebraucht das Onomastikon stets das literarische Wort labbu, nie das umgangs-
7 Die Angabe von Stamm (1939: 108), daß in nach-altbabylonischer Zeit bei zweigliedrigen Namen die Stellung "Subjekt - Prädikat" Uberwiege, ist zu korrigieren.
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 115 sprachliche nesu: (1996: 130).8
Labba-käsid "Der Löwe
ist überwältigend"
Hölscher
4. Neu-/Sptitbabylonisch S. allgemein Tallqvist 1905. 4.1. Innovationen Auslautende kurze Vokale fallen ab: Ebabbar-sa-du-nu I-sadanl "Ebabbar ist unser Berg" Tallqvist (1905:57a). Beim Verb nadänu assimiliert sich bei KontaktsteIlung der zweite an den dritten Radikal: NabU-tattann(u)-bullissu "Nabß, du hast gegeben; erhalte ihn am Lebeni" (ebd. 323b). Der Prekativ der 3. P. D-Stamm hat Präfix lu-: Ninurta-lukin "Ninurta möge fest machen" Tallqvist (1905 :270b). Erstmals dringt das -ta-Perfekt in größerem Umfang in das Onomastikon ein: NabU-tultabSi-lisir "Nabß, du hast entstehen lassen, er möge gedeihen", s. Streck (200 I: 118). Daneben ist aber nach wie vor oft ebenso wie in literarischen Texten das Präteritum zur Bezeichnung isolierter Sachverhalte der Vergangenheit gut bezeugt. Andererseits hat in einigen Namen das Präteritum die in neuIspätbabylonischen Briefen bezeugte Wunschfunktion, z. B. in Terik-sarrüssu "Lang währe sein Königtum" Streck (200 I: 118). Das nach-altbabylonisch außeronomastisch nur noch literarisch belegte Wort büru "Kalb", das im älteren Onomastikon noch gut bezeugt ist, kommt nun in PN nicht mehr vor. 4.2. Archaismen Immer noch häufig sind das Präteritum zur Bezeichnung isolierter Sachverhalte der Vergangenheit (s. 4.1) und die Wortstellung "Präteritum - Gottesname", s. z. B. Tallqvist (1905:323b) rur lddin-NN. Mru "Bestand haben" ist nach dem Altbabylonischen nur noch literarisch bezeugt (AHw. 108). Für das neubabylonische Onomastikon s. Tallqvist (1905:30Ia) s. v. aMru, z. B. NabU-sumu-libür "Nabß, der Name möge Bestand haben". Für "Dienerin" verwendet das Neubabylonische außeronomastisch das Wort qallatu. Onomastisches andu < "'amtu in Andi-Sulfli "Dienerin der SutItu" 8 Beachte auch den erstarrten a-Kasus, der nur noch hier begegnet. Schon Stamm (1939: 132 Anm. ) bezeichnet den Namen als "hinsichtlich beider Bestandteile archaisch".
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 117
Michael P. Streck
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ist ein Archaismus, s. Streck (1992: 148) und Tallqvist (1905:304). summa "wenn" statt des außeronomastischen ki ist ebenfalls ein Archaismus: Summa-NabU "Wenn doch NabU (da wäre)" Tallqvist (1905:334a).
5. Assyrisch und Babylonisch S. allgemein Stephens (1928) und Edzard (1998:107 § 3.1). 5.1. Altassyrisch Die assyrische Vokalharmonie zeigt sich im Namen Salmabum (Nominativ), Salmebem (Genitiv) "Heil ist der Bruder" Stephens (1928:60). Statt babylonisch Iwal im Anlaut hat das Assyrische pu! wie in Urad-Kubim "Diener des Kubum" ebd. 68 (babylonisch warad-). Der Genitiv lautet babylonisch auf li(m)/, assyrisch aber auf le(m)1 aus:
Puzur-sadu Je (geschrieben -e) ,,(lm) Schutz des Berges" ebd. 31.
5.3. Neuassyrisch S. allgemein Tallqvist (1914), PNA und Streck (2000:144 § 1.127). Bei den Verba 1-> e-Klasse hat im G-Stamm die 3. P. Sg. assyrisch Präfix e- gegenüber babylonisch i-: Sarru-emuranni (geschrieben -e-mur-) "Der König hat mich angesehen" Tallqvist (1914:268) (babylonisch [mur). Der Prekativ GStamm 1. P. Sg. hat babylonisch Präfix lu-, assyrisch aber la-: Pän-Assur-lämur "Das Antlitz Assurs will ich sehen" ebd. 268 (babylonisch lumur). Das Verbum epesu ist im Assyrischen alu-Klasse, im Babylonischen dagegen u!u-Klasse: Ilueppas "Der Gott wird (es) machen" ebd. 197 (vg!. Stamm 1939: 197 für mittelbabylonisches Ilu-ippuS). D- und S-Stamm Imperativ: Assur-balli{ "Assur, erhalte am Leben'" Tallqvist (1914:274), Naba-sabsi "Nabfi, lasse entstehen!" ebd. 276 (babylonisch bulli{, subSi).9 Verba mediae vocalis bilden im Gegensatz zum Babylonischen den Imperativ des D-Stammes stark: Assur-bel-kaJJin "Assur, stabilisiere den Herrn'" ebd. 37 (babylonisch kin). S-Stamm Verba 1-> e-Klasse: Adadsezibanni "Adad, rette mich" ebd. 265 (babylonisch suzibanni).
5.2. Mittelassyrisch
6. Zusammenfassung S. allgemein StPohl 6 und Freydank/Saporetti (1979). Dem babylonischen Pil < ""/yal im Anlaut entspricht assyrisch I>e/: Esar-
den-Nusku (geschrieben E-) "Gerecht ist das Urteil des Nusku" StPohl 6/2, 118. Babylonisch Iwal im Anlaut entspricht assyrisch I>u!: Abälu-uqral "Die Schwester ist kostbar" StPohl 6/2, 167 (babylonisch waqral). Fehlender Umlaut ""lai> lei: Imäru "Esel" (babylonisch imeru) Freydank/Saporeui (1979: 167), Samas-kenaisamme "Samas hört den Gerechten" ebd. 177 (babylonisch /semme). Statt Langvokal + Einfachkonsonanz im Babylonischen hat das Assyrische Kurzvokal + Doppelkonsonanz: Assur-abulli "Assur hat mir gegenüber die Vaterschaft inne" ebd. 157 (babylonisch abulu). In den präfixlosen Formen von D- und S-Stamm entspricht babylonischem Iu! in der ersten Silbe assyrisches laI: Pabbir-i1i "Versammle (die Familie), mein Gott'" StPohl 6/2, 145, Assur-bela-sallim "Assur, erhalte heil den Herrn'" ebd. 157, Samru~äku "Ich bin besorgt" Freydank/Saporetti (1979: 170) (babylonisch pubbir, sullim, sumru~äku). Im S-Stamm haben die Verba 1-> e-Klasse in den präfix losen Formen babylonisch lü/, assyrisch lei: Samas-sezib "Samas, rette'" StPohl 6/2, 119 (babylonisch suzib).
Die akkadischen PN weisen Archaismen in den Bereichen Morphologie, Syntax und Lexikon, nicht aber in der Phonologie auf. Während sich die syntaktischen Archaismen lange halten können (s. die Verwendung des Präteritums und die Erststellung des Verbums, beide bis zum Neu-/Spätbabylonischen), sind morphologische Archaismen kurzlebiger und verschwinden einige Jahrhunderte nach ihrem Aussterben in der Sprache der Namensträger auch aus der Sprache der Namen (s. den a-Kasus im Altakkadischen, das flektierte Determinativpronomen und den Dual des Personalpronomens bis zum Altbabylonischen, den Terminativ bis zum Mittelbabylonischen). 10 Die lexikalischen Archaismen stehen in Bezug auf die Lebensdauer anscheinend zwischen den morphologischen und syntaktischen (ipqu bis zum Altbabylonischen, puzru in der Bedeutung "Geborgenheit" und jä Ju bis zum Mittelbabylonischen, btiru bis zum Neubabylonischen). Zugleich spiegeln die PN die Innovationen der Sprache der Namensträger wider, allerdings in verschiedenen Bereichen in unterschiedlichem Maß: in der Sofern hier nicht Sandhi tur Nabü-usabSi "NabO hat entstehen lassen" vorliegt. 10 Das la-Präfix ist alt- und mittel babylonisch Archaismus, im Neu- und Spätbabylonischen dagegen kommt es auch wieder in Briefen vor; letztlich läßt sich also nicht entscheiden, ob sein Vorkommen in neu- und spätbabylonischen PN als Archaismus oder Innovation bewertet werden soll.
9
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 119
Michael P. Streck
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Phonologie immer, oft in der Morphologie und im Lexikon, in geringerem Maß dagegen in der Syntax. Wichtig ist dabei die Beobachtung, daß zur sei ben Zeit bei derselben sprachlichen Erscheinung - besonders im morphologischen Bereich Archaismus und Innovation nebeneinander stehen können (etwa a- und O-Kasus im Altakkadischen, flektiertes Determinativpronomen neben unflektiertem im Altbabylonischen, puzru neben kidinnu im Mittelbabylonischen, durch alle Zeiten hindurch Perfekt neben Präteritum und Erststellung des Verbums neben Endstellung). Graphisch lässt sich das Verhältnis von Archaismen zu Innovationen im Onomastikon stark schematisiert etwa wie folgt zusammenfassen (Zahl der "X" bedeutet die Menge an Archaismen bzw. Innovationen; je weiter links die Archaismen stehen, um so langlebiger sind sie):
sa
Lexikon Syntax Morphologie Phonologie
Innovationen Archaismen xxxxxxx xxx xxx xxxxxxx xxx xxxxxxx xxxxxxxxxx
Die bei den Hauptdialekte des Akkadischen, Babylonisch und Assyrisch, sind wenn auch aufgrund des beschränkten Materials nicht in allen Details - auch im Onomastikon greifbar. Vergleicht man die Sprache der Namen mit der der Uberlieferten akkadisehen Texte, so stellt man eine relative Ferne zu den der Umgangssprache nahestehenden Briefen, dagegen zu allen Zeiten eine besondere Nähe zur Literatur im engeren Sinne fest. Auch akkadische literarische Texte stehen immer im Spannungsfeld von Archaismen und Innovationen. Alle in PN anzutreffenden Archaismen sind, soweit die Textbasis Aussagen zulässt, 11 ebenfalls literarisch belegt. Auch in der Literatur ist die Phonologie am stärksten und die Syntax am wenigsten innovativ. 12 Die Nähe zur Literatursprache lässt keinen Zweifel an der
11 Altakkadische literarische Texte sind - von Königsinschriften abgesehen - fast nicht belegt. Aufgrund der hier vorgestellten Beobachtungen darf man vermuten, daß der 0Kasus der Namen sich auch in der literarischen Sprache dieser Zeit finden wUrde. 12 "Das Jungbab .... ist als reine Schul- und Literatursprache in sich besonders uneinheitlich, weil es sich der Einwirkung der gleichzeitigen gesprochenen Dialekte ... zu keiner Zeit entziehen konnte ... Im Lautstand ist die Abhängigkeit von diesen am stärksten ... Der jB Satzbau steht vorwiegend unter dem Einfluss der älteren Sprache" (GAG § 191). S. ferner Stein (2000:76) zur Sprache der mittel- und neubabylonischen Königsinschriften: "Schon ein grober Überblick zeigt, daß in weiten Bereichen der Morphologie und vor allem auf dem Gebiet der Syntax die untersuchten Inschriften deutliche Differenzen zu den zeitgenössischen Texten des Alltagsleben zeigen, während sie beispielsweise in
weitgehenden Verständlichkeit auch der archaischen Elemente in Personennamen. Mögen auch bestimmte literarische Texte vielleicht nur einem engeren Kreis von Schriftkundigen sprachlich voll zugänglich gewesen sein, so wurden etwa Königsinschriften, kultisch-literarische Texte und vor allem Rechtsurkunden 13 mit ihren Archaismen von einem weiteren Publikum verstanden. Die folgende Graphik zeigt einige Textgattungen des Akkadischen mit der Menge ihrer syntaktischen Innovationen (stark schematisiert):
Literarische Texte Königsinschriften Personennamen Rechtsurkunden Briefe
Syntaktische Archaismen xxxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxxxx xxx
Interessant wäre ein hier im Detail nicht durchfllhrbarer Vergleich zwischen Sprache und Theologie der PN. Was die theophoren Elemente betrifft, so ist die Theologie der PN zumindest ganz Uberwiegend innovativ. Schon oft ist beobachtet worden, daß PN "Spiegel des lebendigen Volksglaubens und seiner Wandlungen sind" (Edzard 1998: 111 § 6.1). Die zu einer bestimmten Zeit besonders verehrten Gölter treten auch im Onomastikon stark hervor. Ebenso ist die Verehrung von Lokalgöttern im Onomastikon nachvollzogen (Edzard 1998: 111 § 6.2).14 Inwieweit die theologischen Aussagen der Wandlung unterliegen, ist bisher allerdings nur ansatzweise untersucht worden. 1S Verlassen wir das Akkadische und fragen zum Schluß nach der methodischen Relevanz der vorangegangenen Untersuchung fllr nur oder hauptsächlich onomastisch Uberlieferte Sprachen. Mein Blick richtet sich hier besonders auf das ebenfalls keilschriftlich tradierte, geographisch und chronologisch dem Akkadischen ganz nahestehende Amurritische, wo bekanntlich ein Bezugspunkt in Form von Texten völlig fehlt. Dies erschwert und beschränkt die Rekonstruktion der der Orthographie, aber auch in manchen morphologischen Punkten, weitgehend mit letzteren Ubereinstimmen". \J S. Streck (1995: I 53f. § 33e) fllr syntaktisch archaisierende Teile spätbabylonischer Rechtsurkunden. 14 Kein theologischer Archaismus liegt vor, wenn ein an einem Ort aufgegebener Kult an einen anderen Ort verschoben wird und dann auch im Onomastikon weiterIebt. Beispiele dafllr aus spätaltbabylonischer Zeit nennt Pientka (1998: 179-196). IS S. Edzard (1998: 111 § 6.1) mit Bezug auf eine Studie von A. L. Oppenheim. Stamm (1939:4) hat "darauf verzichtet zu untersuchen, wie weit sich die religiöse Entwicklung in der Namengebung wiederspiegelt".
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amurritischen Sprache zwar beträchtlich, ist aber nach den hier vorgetragenen Ergebnissen kein grundsätzliches Hindernis überhaupt. Allerdings darf die Rekonstruktion nicht erwarten, außerhalb der Phonologie und teilweise auch der Morphologie und dem Lexikon eine der Umgangssprache der Namensträger nahestehende Sprachform wiederzugewinnen. Vielmehr wird es sich bei dem Rekonstrukt besonders im syntaktischen, in geringerem Maße auch im morphologischen und lexikalischen Bereich um eine Sprachform handeln, die durch ein Nebeneinander von archaischen und innovativen Elementen charakterisiert ist l6 und für die dieselben methodischen Maßstäbe wie rur die Analyse von Literatursprachen gelten sollten. Für die Herausarbeitung amurritischer Dialekte ergibt sich, daß nur solche sprachlichen Varianten in Frage kommen, die sich eindeutig regional eingrenzen lassen; andere Varianten dürften eher Archaismus neben Innovation sein und somit verschiedene sprachhistorische Zustände dokumentieren.
Ein gutes Beispiel aus der Morphologie liefert das amurritische Kasussystem mit einem Nebeneinander von wohl archaischem a- und innovativem O-Kasus; allerdings findet sich hier teilweise eine vermutlich sekundär phonologisch geregelte Verteilung, s. Streck (2000:257-290 §§ 3.1-3.52). 16
Sprachliche Innovationen und Archaismen in den akkadischen Personennamen 121
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Namengebung und venvandtschaftliche Beziehungen in der altbabylonischen Zeit von Gäbor Kalla (Budapest)
Personennamen dienen hauptsächlich zur eindeutigen Identifikation einer Person. Innerhalb einer kleineren Gemeinschaft genügen einfache kurze Namen, z. B. solche, die sich auf Eigenschaften der Namensträger beziehen; die Zahl dieser Spitznamen bleibt aber sehr begrenzt. In einer größeren Gesellschaft, besonders wenn die sozialen Kontakte vielseitig sind, braucht man viel mehr Namensformen. Je größer eine Gesellschaft ist, desto schwieriger ist die Identifikation der Personen durch einfache Namen. Die großen städtischen Zivilisationen, in denen diese Identifikation besonders große bürokratische und juristische Relevanz hat, I haben verschiedene Lösungen dieses Problems gefunden: die Individualnamen werden bei den meisten Kulturen mit Filiationsangaben versehen, oder man ergänzt sie durch Familiennamen bzw. andere nähere Bestimmungen. 2 In Mesopotamien ist die Verwendung von Familiennamen nur in der neuund spätbabylonischen Zeit bekannt. Vorher war die Bestimmung einer Person durch Filiationsangabe (Vatersname) üblich. Der Name wurde in einzelnen Fällen durch den Beruf oder die Funktion ergänzt. Der Name des Großvaters oder des Clan-Oberhauptes wurde gelegentlich in altakkadischer Zeit angegeben. 3 In den Perioden, in denen man neben dem Individualnamen nur den Vatersnamen zur Bezeichnung einer Person benutzte, versuchte man, durch die Einfllhrung neuer Namensformen den Namenvorrat zu ergänzen. Stamm (1939:14) schreibt: "Bei diesem Zuwachs an Namenbildungen haben wir die sukzessive Bereicherung durch vereinzelte Neuprägungen und neue "Namenmoden" zu unterscheiden, bei denen in weitem Umfange neue Strukturtypen in Gebrauch kommen und sogar neue Gedanken in die Namengebung eindringen."
85:58-66. I Dieser Zusammenhang erklärt, daß das römische Familiennamensystem mit dem Niedergang des römischen Reiches verschwindet. Vg!. Rix 2000:627. 2 Besonders verfeinert ist das römische Namensystem mit Praenomen (Individualname), Gentile (Familiennname), Filiationsangabe, Angabe des Tribus und Cognomen; vg!. Rix 2000. ] Edzard 1998: 112. Es war bisweilen auch in der altbabylonischen Zeit Ublich, die Enkelkinder als Kinder einer Person zu bezeichnen. Z. B. wird Iddin-Amurrum (Larsa: Familie I) mehrmals als mär San um identifiziert, obwohl er Enkel des Sanum ist (Leemans
1950:58).
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Gäbor Kalla
Die al/babylonische Namengebung In der altbabylonischen Zeit werden die akkadischen Namen vielfiiltiger als früher. 4 Es kommen immer mehr dreigliedrige Namen in Mode. Als neue Tendenz lässt sich beobachten, daß sie eine sehr enge Beziehung zwischen dem Namensträger und den Gottheiten ausdrücken. 5 Inhalt der Namen sind Dank, Bitten, Wünsche, Vertrauen, Klagen usw. Die grundlegende Arbeit von Stamm "Die akkadische Namengebung" (1939) hat viele akkadische Namentypen der altbabylonischen Zeit ausführlich untersucht; man konnte seitdem dieses Bild nur an wenigen Stellen ergänzen. 6 Ich möchte in vorliegender Arbeit nur einen Aspekt der altbabylonischen Namengebung behandeln: Nach welchen Kriterien haben die Eltern oder andere Namengeber für das Kind aus Tausenden von Möglichkeiten einen Namen ausgewählt? Was für eine Bedeutung haben die theophoren Elemente der Namen filr die Namensträger und ihre Familien? Als Antwort auf die erste Frage kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Die Familien wählten einen traditionellen Namentyp oder gaben situationsbedingte, neu formulierte Namen. Obwohl der zweite Fall seltener war, gab es immer die Möglichkeit, daß neue Strukturtypen erscheinen, durch die auch neuere theologische Auffassungen ausgedrückt werden konnten. Damit wurden alte Namenstypen immer wieder durch neuere ersetzt. Es ist sehr wenig darüber bekannt, wer die Schöpfer dieser neuen Namen waren. Stamm (1939: 14-15) schreibt einen Teil der Namenschöpfung der "volkstümlichen Phantasie", einen anderen Teil der "gelehrten Sphäre" zu. In den mehr als dreihundert gut dokumentierten Jahren der altbabylonischen Zeit (ca. 1930-1595 v. Chr.), aus der wir aus Urkunden und Briefen mehrere tausend Personennamen kennen, kann man viele Zeichen filr wechselnde Namenmoden finden. In der frühaltbabylonischen Zeit sind eingliedrige Namen viel häufiger als später. In der spätaltbabylonischen Periode begegnen wir immer mehr Namen, die als Reaktion auf eine unsichere Welt eine sehr pessimistische Weltanschauung widerspiegeln/ und Namen, die stark durch Gebete beeinflußt sind. 8 Harris (1972:103) hat filr Sippar beobachtet, daß einige Namentypen filr die Zeit vor ijammu-rapi charakteristisch sind (Abulap-GN, Inbu-GN, Kasap-GN, und Nür-GN) und andere (z. B. Pirbi-GN) filr die spätere Zeit. Die Verwendung
Ich beschäftige mich hauptsächlich mit akkadischen Namen. s Edzard 1998:110-111. 6 S. Stol 1991 und Edzard 1998 mit Literatur. 1 Edzard 1998:111. 8 Sto11991:198
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Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
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einiger Kombinationen von Götternamen und anderen Namenselementen sind ebenfalls zeitlich begrenzt: das Element ipqu- wurde bis Samsu-iluna mit Adad und 1Star, später aber hauptsächlich mit Nabium und AnnunHum kombiniert. Es gab verschiedene Faktoren, die gegen den Prozess des Austauschs von Namen wirkten. Die überwiegende Zahl der Namen war traditionell, Namen, die viele Jahrhunderte lang benutzt wurden. Die meisten davon waren einfache, alltägliche Namen aller Typen. 9 Die besonderen, seltenen Namen wurden wahrscheinlich dann benutzt, wenn auch die Situation der Familie zur Zeit der Geburt oder die Umstände der Geburt selber außergewöhnlich waren. Auch diese Situationen entsprachen bestimmten Mustern: die Familie hat in dieser Zeit viel gelitten (Klagerufe: Abulap-Samas "Genug, 0 Sama~"; Adi-anniam "Bis hierher (und nicht weiter)"), 10 es war eine schwierige Geburt (Ana-Samas-li# "Möge er ans Sonnenlicht herauskommen"," die Eltern warteten sehr lang auf einen erstgeborenen Jungen (Bitte: Sumum-libSi "Möge ein Erbe da sein,,)12 usw. Sie konnten sich auch in diesen Fällen aus dem vorhandenen reichen Namenvorrat bedienen; einen neuen Namen zu schaffen, war wohl eine Ausnahme. Nach einer unpublizierten prosopographischen Zusammenstellung von l3 Woestenburg und Ferwerda gab es allein in Sippar während der altbabylonischen Zeit ungefiihr 6000 verschiedene Namen. 14 Die gleichen Namen mit verschiedenen theophoren Elementen vermindern diese Zahl höchstens auf die Hälfte. Nach mehreren Stichproben ist die Anzahl der zweigliedrigen, akkadischen Namen die höchste (ca. 50-60 %). Die verschiedenen Hypokoristika (ca. 10-12 %), andere eingliedrige Namen (8-10 %, mit Lallnamen) und dreigliedrige Namen (8-10 %) sind dagegen seltener. Es bleibt ein Rest amurritischer (6-8 %), sumerischer (6-8 %) und unbestimmbarer Namen. Bei den frühaltbabylonischen Namen ist die Verteilung erheblich anders: der Anteil der eingliedrigen Namen beträgt 25 %, der Anteil der amurritischen Namen liegt mit 12 % viel höher als später. Was auch immer die Umstände der Namengebung waren, so ist sicher, daß die Mesopotamier immer die Bedeutung der Namen vor Augen hatten und diese Stamm (1939) hat diese Namen nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert: Satzund Bezeichnungsnamen; "okkasionelle" und "intendierte Namen"; situationsbedingte und situationsfreie Namen; konkret und allgemein formulierte Sätze; die psychologischen Situationen; Einteilung der Namen nach ihren Sprechern. 10 Stamm 1939:162-164. 11 Stamm 1939:150-151. 12 Stamm 1939: 148-150. 13 Ferwerda & Woestenburg o. J. Ich bin E. Woestenburg sehr verbunden, daß sie mir ihr Manuskript zur Verfllgung stellte. Ich habe diese Sammlung auch fllr die Rekonstruktion von Sippar-Stammbäumen benutzt. 14 Die Zahl 18 000 bei Harris (1972: I 02) ist wohl übertrieben. Sie wird sich auf die Zahl der einzelnen bekannten Personen beziehen. 9
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
Bedeutung nicht in Vergessenheit geraten war: s Ähnliches bezeugen verschiedene TextsteIlen fUr die alttestamentlichen Namen. 16 Diese Tatsache erklärt sich dadurch, daß sich im größten Teil der Namen religiöse Vorstellungen widerspiegeln. Sie drücken die persönlichen Beziehungen zwischen Mensch und Gott aus, so daß sie fUr uns eine wichtige Quelle der nicht offiziellen, privaten Frömmigkeit darstellen. 17 Wenden wir uns wieder unseren Fragen zu: wie wurden die Namentypen und die theophoren Elemente ausgewählt? Gab es dafür eine Regel? Wir kennen natürlich fast nie die Umstände der Familie zur Zeit der Geburt. Deshalb bleibt vieles im Dunkeln. Wir können jedoch einige Aspekte mit Hilfe von Familienstammbäumen untersuchen. Edzard (1998:99) hat diese Möglichkeit klar formuliert: "Schwer zu beantworten ist die Frage, ob die Namengebenden in jedem Fall einen Namen bewußt nach seiner Bedeutung und Aussage aussuchten oder ob bei der Namenwahl auch andere Gründe maßgebend waren: Familientradition, Benennung nach einer markanten Persönlichkeit, Anklang an den Namen von Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten. Zu einer genaueren Beantwortung der Frage müßten wir über möglichst viele durch mehrere Generationen möglichst vollständige Familienstammbäume verfUgen." Auf S. Illf. aber schreibt er: "Wenn wir von Herrscherfamilien absehen, verfügen wir aber nicht über genügend umfangreiche Familienstammbäume, um ein ausführliches Bild zu zeichnen".
(Kernfamilie, nuclear family). Dem widerspricht nicht, daß größere Familieneinheiten (Großfamilien, Clans) im sozialen Leben und damit auch in der Namengebung eine wichtige Rolle gespielt haben könnten. Andere Familienzweige (Verwandte von Seitenlinien) sind nur dann in den Archiven bezeugt, wenn sie gemeinsame Angelegenheiten mit dem Archivinhaber hatten, etwa wenn sie ein Erbgut gemeinsam geteilt hatten, gegeneinander prozessiert hatten oder ihre Besitztümer durch den Archivinhaber aufgekauft worden waren. Manchmal tauchen die Verwandten aus Seitenlinien als Zeugen auf. Besonders hilfreich sind Fälle, in denen mehrere Brüder zusammen vorkommen. Wenn wir einen der größten altbabylonischen Stammbäume, den der AkSäja-Familie, anschauen (Abb. 1), sehen wir, daß die Hauptpersonen (Fett) zur Hauptlinie gehören; die anderen Personen sind durch den Kauf von Rechtstiteln oder als Zeugen in das Archiv gelangt. Solche Aufkäufe durch den Archivinhaber kommen aber nicht so oft vor. Eine typische Situation ist, daß wir nur den Hauptzweig oder nur eine oder zwei Generationen mit mehreren Zweigen besser kennen. Die Matrilinien (mütterliche Vorfahren) sind fast nie bekannt, weil die Familie der Frau in der Regel keinen Anspruch auf Besitz hatte, so daß sie in den Rechtstiteln nicht repräsentiert sind. Wir hören höchstens aus Heiratsverträgen über die Eltern der Frau wie bei der Warad-Sfn-Familie (Sippar: Familie 6). Es ist aber auffällig, wie selten man die Heiratsurkunden in Archive einordnen kann. Trotz dieser Schwierigkeiten können wir einige Aspekte der Namengebung mit Hilfe der Stammbäume untersuchen. Ein solcher Aspekt sind die theophoren Elemente. In der altbabylonischen Zeit dominieren die mit konkreten Göttern zusammengesetzten Namen. Wie wurden diese Götter ausgewählt? Was bedeuten die Götternamen in der Namengebung? Eine tabellarische Zusammenstellung von Stamm (1939:68-69) hat schon die folgende, allgemeine Regel der Namengebung ergeben: die größeren Götter kommen viel häufiger vor als die kleineren. In jeder Stadt sind die lokalen Stadtgötter und ihre Kreise sehr beliebt. Sama~ und Sin jedoch spielen überall eine noch wichtigere Rolle. Daneben haben auch die Götter gtar, Adad, Ea und EnliI überregionale Bedeutung. Die Männer bekommen Namen, in denen hauptsächlich Götter vorkommen, die Frauen dagegen solche mit Göttinnen. 18
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Die al/babylonischen Familien und ihre S/ammbtlume Es ist tatsächlich ziemlich selten, daß man fUr mehr als zwei Generationen einen vollständigen Stammbaum erstellen kann. Wir kennen meistens nur Verwandte in direkter Linie, und zwar fast ausschließlich die Patrilinie (väterliche Vorfahren). Diese Tatsache hängt grundsätzlich mit den Eigenschaften der altbabylonischen Privatarchive zusammen. Die Archive wurden nach den einzelnen Haushalten getrennt aufbewahrt; diese Haushalte entsprachen Kleinfamilieneinheiten 15 Man hat den Eindruck, daß man statt der vielen Lallnamen und anderer schwer zu deutender, eingliedriger Namen der frUhen altbabylonischen Zeit gerade deswegen mehrgliedrige Namen wählte, damit ihr Inhalt verständlich wurde. Damit kann man ferner erklären, daß der Wandel der Umgangssprache allmählich auch die Namensformen veränderte: Namen kennen neben Archaismen ebenfalls sprachliche Innovationen (vg!. Streck 2002). 16 Rechenmacher 1997:2. 17 Albertz 1978:96-139. Er hat als Quelle rur die Erforschung der persönlichen Frömmigkeit neben Personennamen die Grußformulare der Briefe benutzt und hat gezeigt, daß beide viele Gemeinsamkeiten haben.
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Wie verhält sich nun die Wahl der Götter zu der in den Namen so charakteristisch ausgedrückten persönlichen Beziehung zwischen Gott und Mensch? "War nun der im Namen gefUhrte Gott mit dem Schutzgott des Trägers identisch?" - diese Frage stellte schon Stamm (1939:59).
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Stamm 1939:67-70.
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Die Familiengötter Für die Untersuchung des Problems der persönlichen Schutzgötter hat die Forschung schon seit Anfang des 20. Jh. die Siegellegenden benutzt. Diese Legenden enthalten außer dem Namen des Inhabers den Vatersnamen, gelegentlich den Beruf und einen Ausdruck des Inhalts, daß der Inhaber "Sklave" (Diener) eines Gottes ist (lr GN). Eine wichtige Arbeit von Charpin (1990) hat die frühere Vermutung bestätigt, daß diese Götter Familiengötter waren. Er hat viele Beispiele gesammelt, bei denen die Mitglieder einer Familie Diener der gleichen Gottheit sind. Man kann leider diese Beispiele nur selten über mehrere Generationen eines Stammbaums verfolgen. Den Grund dafilr muß man in der Siegelungspraxis suchen. Man siegelte nämlich immer nur als Verpflichteter gegenüber anderen die Urkunden (als Verkäufer, als Schuldner, als Zeuge oder als verantwortlicher Beamter). Diese Tafeln waren natürlich nicht im eigenen Archiv gelagert. 19 Man kann jetzt die Belege von Charpin durch weitere Beispiele ergänzen. Bei der Nürilisu-Familie (Sippar: Familie 13; Abb. 19) sind vier Brüder als Diener der Göttin Ninsianna bezeugt. Die Ili-amranni-Familie aus Dilbat (Familie I; Abb. 9) hat Lägamäl und Ninsianna als Familiengottheiten. Dieses Problem verkompliziert sich dadurch, daß viele Siegelinhaber sich als Diener eines Tempels oder eines Königs ausgeben. Ein gutes Beispiel sind die Beamtenfamilien des Sama~-Tempels (E-babbar) in Sippar. In der Regel waren die verschiedenen Beamten, - saga (oberster Tempelverwalter), ugula lukur dUtu (Aufseher der Sama~-nadftu), l-duB kä gagfm (Pllirtner des Klosters)2o - Diener des E-babbar21 bis ijammu-rapi. Es gibt aber auch Ausnahmen. So ist noch einfach zu verstehen, daß Warad-Sin (11) und Annum-pi-Aja (I) Diener der Göttin Aja, der Gemahlin des Sama~, sind (Sippar: Familie 8; Abb. 17). Der Fall von Salim-palil;-Marduk und Etel-pf-Nabium jedoch ist sehr auffallend (Sippar: Familie 10; Abb. 17). Sie sind nämlich Diener des Marduk bzw. des Nabium. Eine 19 Man muß die seltenen Fälle einzeln erklären, in denen die SiegelabdrUcke der Archivinhaber vorkommen. Ein solcher Fall ist das Archiv der Imgur-E-idim-annaFamilie aus Lagaba (s. Lagaba: Familie I). 20 Zu den Beamten des Sama§-Tempels s. Harris 1975: 142-208. 21 Vgl. Sippar: Familie 8, 9,12. Von den Pförtnern des Klosters (vgl. Harris 1975:193196) sind die folgenden Diener des E-babbar: Adad-remeni, Sohn des Damu-galzu (MHET 211, 35/CT 4, 26b; Sa); Bulälum, Sohn des Akum (MHET 2/1, 44/CT 6, 47a; Sa 10); Idadum, Sohn des Pala-Sin (CT 48, 59; AS); Samas-Iajjär, Sohn des Ana-qäliSamas-anallal (CT 47, 11; Sm); Kalümum, Sohn des Adad-remeni (MHET 211, 113; Sm 6); Libürram, Sohn des lJunnubum (MHET 211, 113; Sm 6); SamaS-lappe, Sohn des Samas-lillul (MHET 2/1, 113; Sm 6); Sabium-ili, Sohn des Abum-ili (MHET 2/2, 158; ija 10); Nannalum, Sohn des Libürram (CT 47, 42; ija 32).
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mögliche Erklärung dafilr ist, daß diese Personen aus Babyion hierher versetzt 22 wurden. Sie waren zweite saga des SamM (Junior-saga), die vielleicht gerade zu dem Zweck ernannt wurden, daß sie die königlichen Interessen im Tempel schützen. Gegenüber den 13 Generationen der ersten saga-Priester (von Immerum bis Ammi-~aduqa ca. 300 Jahre; Sippar: Familie 8) haben die zweiten sagaFamilien öfter gewechselt (Sippar: Familie 9-11; Abb. 17).23 Ähnlich erklärt sich wahrscheinlich, daß während der Zeit ijammu-rapis mehrere Pförtner des Klosters auftreten, die nicht Diener des E-babbar sind, sondern anderer Götter: Elali, Sohn des Ea-bäni (lr Sin); Warassa, Sohn des Sfn-semi (Ir dAN.Martu).24 Obwohl diese Ämter meistens erblich sind, sind die Väter Beider nicht aus Sippar bekannt. Anders verhält es sich mit Marduk-Iajjär (Sohn des Bulälum), dessen Vater Bulälum (Sohn des Akum) noch Diener des E-babbar war, während sich der Sohn schon als Diener des Bunene und dNI-si-sä bezeichnete. 25 Diese Gottheiten gehörten zum Kreis des Sama~. 26 Also steht diese Beziehung nicht gegen die Familientradition. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß diese Beamten mehrere Siegel mit unterschiedlichen Herren besaßen, wie es anderswo belegt ist. Mir sind zwei solche Beispiele bekannt: Bala-guw-nam-M aus Larsa ist einerseits Diener des Enki, andererseits Diener des Warad-Sin (Larsa: Familie 2; Abb. 2). Belsunu aus Lagaba ist Diener des Nabium bzw. Diener des Samsu-iluna (Lagaba: Familie 1; Abb. 20). In bei den Fällen steht ein Gott einem König gegenüber, so daß es möglich ist, daß es sich um die offiziellen bzw. privaten Siegel mit unterschiedlichem Nutzungsbereich handelt. Seit der Zeit des ijammu-rapi wurde es bei Tempelbeamten üblich, daß alle sich auf ihrem Siegel als Diener des jeweiligen Königs und nicht als Diener des Tempels bezeichneten (vgl. Sippar: Familien 8, 11; Abb. 17). Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie in diesem Fall auch ein anderes Siegel besaßen. Diese Fälle, besonders die obenerwähnten SonderflIlIe von Salim-pali/;-Marduk und von Etelpf-Nabium, nähren die Vermutung, daß die Götter der Siegellegenden tatsächlich
Vgl. Barris 1975:160. Nabium galt als Sohn des Marduk. Ihre Kulte waren in der altbabylonischen Zeit miteinander verbunden (s. Pomponio 1978: 15-25). Die Familien aus Babyion haben oft die Götter Nabium und Marduk in den Namen abgewechselt. Ein gutes Beispiel ist die Sama§-nadilu Babililum aus Sippar, die offensichtlich aus Babyion kam, und ihre Geschwister Eris-Sagila, Ubär-Nabium und Marduk-nä~ir (Prozessurkunde CT 6, 7a; Si 5; vgl. schon Barris 1976: 152). Zu Nabium im Onomastikon von Babyion s. KlengeI1983:8. 23 FUr andere 2. saga des Samaä siehe noch Woestenburg 1997/98:358-359. 24 Beide z. B. CT 47, 42 ma 32). 25 Z. B. CT 47, 45 ma 37). 26 Beide waren sukkal des Sama§ vgl. An: Anum III: 139 und 143 (Litke 1958: 152). 22
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Familiengötter waren und daß die Inhaber nicht unbedingt Beamte oder Priester dieses Gottes sein mußten. Charpin (1990:74-78) hat die Wahl der Götter zum Teil durch den Beruf erklärt - die Schreiber sind oft Diener des Nabium - und zum Teil durch den Wohnort. Das bedeutet, daß die Familiengötter die Identität und Tradition einer Familie ausdruckten. Falls sie eine neue Heimat suchten, nahmen sie ihre alten Familiengötter und ihren Kult mit. Die Diener des Marduk oder des Nabium kommen wahrscheinlich aus Babyion, die Diener der Ninsianna und Gula (zusammen) aus Isin, Diener des Susinak aus Elam. Natürlich lassen sich nicht alle Götter so einfach erklären; die größeren Götter haben zu viele verschiedene Kultorte, als daß man sie einfach mit einer bestimmten Stadt verbinden könnte. Ein anderes Problem bietet der Gott Arnurrum, den man in mehreren unserer Stammbäume als Familiengott findet (Larsa: Familie 1; Abb.l/Kutalla: Familie 1; Abb. 4/ Sippar: Familie 1; Abb. 10). Keiner davon enthält jedoch amurritische Namen. Wenn diese Familien amurritischer Herkunft sind, müßte diese Tradition schon sehr alt sein. Eine weitere wichtige Frage ist, wie die Verehrung der Familiengottheiten organisiert war. Wurden die Opferhandlungen nur in den Privathäusern vollzogen? Gab es eine spezielle Verbindung zwischen Dienern derselben Gottheiten? Wenn man die nadftu des Samas27 oder die Diener des E-babbar betrachtet, muß man die letzte Frage bejahen. Die nadftu lebten alle in der Gemeinschaft des sogenannten Klosters (gagt2m) in Sippar-Jabrurum und durften keine eigene Familie grUnden. Sie waren alle Dienerinnen des Samas und der Aja, abgesehen von denen, die aus hochrangigen Familien mit anderen Gottheiten kamen. Das ist natürlich ein extremer Fall. Die Diener des E-babbar gehörten auch zur Gemeinschaft des Samas-Tempels, hatten aber ihr eigenes Familienleben vielleicht mit anderen Familiengöttern (siehe obeni). Es ist theoretisch möglich, daß es sich bei den nichtpriesterlichen Familien anders verhielt. Man muß aber bedenken, wie viele kleine Tempel und Kapellen in einer babylonischen Stadt standen. 28 Es wäre interessant zu wissen, ob an einem speziellen Kultort viele Familien dieselbe Gottheiten verehrten oder nicht. Leider gibt es nur sehr wenig Möglichkeiten, das zu prüfen, denn der Fundort der meisten Archive ist nicht bestimmbar. Eine positive Ausnahme bietet vielleicht das Heiligtum des Nimintabba in Ur. Es gibt mehrere
Hinweise, daß in seiner Umgebung viele Familien diesen sehr seltenen Gott verehrten?9
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Zu den nadilu des ~ama§ und anderen Frauen mit besonderem Status s. Renger 1967b; Harris 1975:303-332 (mit älterer Literatur). 28 Ftir einen Überblick tiber die vielen lokalen Kulte s. Renger 1967a und Richter 1999. Archäologisch sind die kleinen Kapellen nur in Ur gut bezeugt (AH-site, vgl. WoolleyMallowan 1976). 27
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Van der Toorn (1996:93) faßte die Bedeutung der Familiengötter folgendermaßen zusammen: "The Akkadian devotion to their family god was a devotion to the settlement, the distriet, or the neighbourhood where the worshippers were born and raised, and usually stilllived. The Arnorite religion of the 'gods of the fathers', on the other hand, was a loyalty to tradition and a sign of solidarity with those ofthe same descent".
Wahl der theophoren Elemente
Kehren wir zur Namengebung zuruck. Stamm (1939:59-60) hat schon richtig festgestellt, daß die theophoren Elemente nicht immer mit den Familiengöttern übereinstimmen. Stol (1991 :206) schreibt eindeutig: "The name of the family god does not systematically appear as a theophorous element in the names of the family members; on the contrary". Wenn wir akzeptieren, daß die Götter in Namen Familiengottheiten sind, würde diese Übereinstimmung bedeuten, daß alle Mitglieder einer Familie das gleiche theophore Element haben mUßten. Doch wird sofort klar, daß dem nicht so ist. Gibt es überhaupt eine feste Beziehung zwischen den meist großen Göttern in den Namen und zwischen der privaten Frömmigkeit? Albertz hat in seinem wichtigen Buch "Persönliche Frömmigkeit und offizielle Religion" (1987) rur dieses Problem eine bemerkenswerte Lösung angeboten. Er hat die Grußformulare der altbabylonischen Briefe bzw. die Personennamen einerseits und die Königsinschriften andererseits untersucht und schließt, daß die private Frömmigkeit einen völlig anderen Charakter hatte als die offizielle Religion (religionsinterner Pluralismus). Er schreibt (S. 138f.): "Samas und Marduk in den Grußformularen soll alles Göttliche umgreifen, was in altbabylonischer Zeit rur den Einzelnen und seine Familie Bedeutung hat. Der Einzelne erlebt im alltäglichen Lebensvollzug "Gott" nicht in der komplizierten Vielheit der polytheistischen Hochreligion, sondern primär als Einheit hinter einer vielgestaltigen Ausformung." "Trotz der offiziellen polytheistischen Religion in Mesopotamien ist die persönliche Frömmigkeit von einem "primitiven", d. h. unreflektierten Henotheismus bes1fiTlmt". Nach dieser Theorie von Albertz war die Verbindung eines Gottes mit einem Prädikat in der Namengebung nicht durch seine Eigenschaft in der HoclU'eligi on bestimmt, sondern die Wahl der beiden Elemente wurde auf zwei verschiedenen Ebenen getroffen. Die Namen sprechen nicht über spezielle Götter, sondern über die Beziehung der Menschen zum Göttlichen. Wichtig sind die - in der Regel 29
S. Charpin 1986:144-147. Vgl. auch van der Toorn 1996:83.
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nicht spezifischen - Aussagen, die Götter selbst sind aber frei variabel. Es kommen viele Götter mit dem gleichen Prädikat und einzelne Götter mit vielen verschiedenen Prädikaten vor, so daß manchmal theologischer Unsinn entsteht. 3o Man wählte die Götternamen unabhängig von ihrer Stellung und ihren Aufgaben im Pantheon aus. Diese wichtigen Beobachtungen können in vieler Hinsicht richtig sein. Allerdings stUtzen sie sich auf Statistiken, die zahlreiche Erscheinungen verdecken. Die statistische Zusammenstellung von Götternamen im Onomastikon 31 einzelner Städte ist sehr hilfreich, ermöglicht aber nur begrenzte Schlußfolgerungen Uber die Rolle der Götternamen in der Namengebung. Falls man einzelne Familien untersucht, bekommt man dagegen ein etwas schärferes Bild. Stamm konnte damals nur kleinere Familieneinheiten untersuchen. Heute können wir jedoch größere Familienstammbäume UberprUfen. Schauen wir die einzelnen Familien an, wobei jetzt nur die Namen mit konkreten Göttern, Tempeln oder Städten und die Familien, von denen mindestens drei Generationen, mehrere Familienzweige und/oder Familiengötter bekannt sind bzw. bei denen ein spezielles Muster zu erkennen ist, zur Sprache kommen. Die Wahl des theophoren Elements druckt ebenso die Identität, Tradition und Solidarität einer Familie aus wie die Familiengötter. Die Personenamen mit theophoren Elementen unterliegen aber anderen Regeln als die Familiengottheiten. Trotzdem lässt sich oft die ganze Familiengeschichte aus der Verteilung der Götter in den Namen ablesen. Diese Annahme ist natUrIich nicht ganz neu; die lokalen Götter im Onomastikon wurden schon frUher oft rur die Bestimmung der Herkunft einzelner Tafeln benutzt.
ziehung zu dieser Stadt. Inanna/lstar dagegen besaß einen wichtigen Kult in Larsa. 34 Es ist auffällig, daß mit Samas, dem Stadtgott von Larsa, zusammengesetzte Namen fehlen.
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Larsa: Familie 2 (Sfn-nür-matim-Familie; Abb. 2) Der Familiengott ist Enki aus Eridu und seine Gattin Damgalnunna. EalEnki kommt in zwei Namen, Damgalnunna bzw. die Stadt Eridu jeweils in einem Namen vor. Es gibt außerdem drei Sin-Namen und einen Samas-Namen. Diese Familie spielte eine wichtige Rolle in der Verwaltung des Enki-Tempels in Larsa. 35 Dieser Tempel wurde wahrscheinlich gemeinsam mit dem Enki-Tempel 37 in Eridu verwaltet,36 woher auch die Familie stammen könnte. Es ist auch möglich, das Eridu nur eine göttliche "Hypostase" darsteIles und lediglich die Beziehung der Familie zu Enki ausdruckt, allerdings halte ich das rur weniger wahrscheinlich.
KutaUa: Familie 1 (Sfn-semi-Familie; Abb. 4) Der Familiengott war Amurrum. Merkwürdigerweise hat aber keine Person der Familie dieses theophore Element. Falls sie amurritischer Herkunft sein sollte, drUckte Sin, der viermal vorkommt, diese Tradition aus. Außerdem sind Samas zweimal, IStar und IIabrat (Btar-Kreis) je einmal belegt. Nichts ist Uber die lokalen Götter von Kutalla bekannt. Die Samas-Namen lassen sich wohl mit dem Einfluß von Larsa erklären.
Larsa: Familie 1 (Sanum-Familie; Abb. 1) Der Familiengott ist Amurrum. Nach der Untersuchung von Leemans bestand sie wahrscheinlich aus Geschäftsleuten (dam-gAr). Amurrum kommt in drei Namen, 32 Btar (mit Nanaja ) in drei Namen und Sin in zwei Namen vor. Der Kult von Amurrum ist in Larsa nachweisbar,33 jedoch hat dieser Gott keine spezifische Be-
Stamm 1939:64-66. In unserem Material sind Iddin-Uigamlll ("Lägamäl hai gegeben") und Ura~-muballil ("Uras erhtJll am Leben") solche Fälle. Uigllmal (sein Name heißt: "Keine Gnade") und Ura~ sind Unterweltsgötter, deren Rolle mit diesen positiven Aussagen nicht zu vereinbaren ist (Dilbat: Familie I; Abb. 9). 31 Siehe z. B. Pomponio 1978:35; Sommerfeld 1982:95,98, 100, 104; Harris 1972: 102. 32 Nanaja ist eine lokale Variante von InninfI§tar. Zu dem Problem der Gleichsetzung s. Richter 1999:255-259. 33 Vgl. Richter 1999:328-331. 30
Nippur: Familie 1 (Lu-dNln-urta-Familie; Abb. 5) Der Familiengott ist nicht bekannt. Mitglieder der Familie sind mehrmals als Sänger des Ninurta bezeugt. Auffilllig ist, daß von 16 Personen 8 mit Lugal- und 3 mit
Vgl. Richter 1999:310-313. Vgl. Dyckhoff 1999. 36 Vgl. Richter 1999:302-304. 37 Es ist möglich, daß diese Übersiedlung gleichzeitig mit der Übertragung des Kultes von Enki nach Larsa erfolgte (parallel dazu nach Ur, s. Charpin 1986:343-418, besonders 415-418.) 38 Zu einer solchen Benutzung von Stadtnamen s. Stamm 1939:269. Vgl. aber die Bemerkungen von Charpin zum Namen Eridu-liwwir "Eridu möge leuchten" (1986:418).
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Lu- zusammengesetzte Namen haben. 39 Ninurta kommt in drei Namen vor (zweimal im gleichen), Su'enlSin einmal, Mar-tulAmurrum einmal und die sonst fast unbekannte Stadt Girgilu ki einmal. Die Göttin dieser Stadt, Nin-Girgilu ki gehört zum Inanna-Kreis und ist in Nippur nachweisbar. 4o Ninurta war einer der wichtigsten Götter der Stadt. 41 So verbinden die Ninurta-Namen die Familie mit Nippur.
Nippur: Familie 2 (lmgur-Sfn-Familie; Abb. 6) Der Familiengott ist nicht bekannt. Samas und Sin kommen in Namen dreimal bzw. zweimal, Ninurta und Enlil jeweils einmal vor. Auffällig sind die bei den anderen Familien aus Nippur nicht so häufigen Samas-Namen. Sie besaßen vielleicht eine Verbindung mit Larsa.
Nippur: Familie 3 (lmgua-Familie; Abb. 7) Der Familiengott ist nicht bekannt. Ninurta kommt dreimal im sei ben Familienzweig vor, Sin dreimal (mit Kurzform Sfjjalum) und Enlil bzw. Imin-bi/Sibittu einmal. Ninurta und Enlil verbinden auch diese Familie eng mit Nippur.
Nippur: Familie 4 (Nin-/fl-zi-guw-Familie; Abb. 8) Der Familiengott ist nicht bekannt. Enlil und Ninlil kommen filnfmal vor (zweimal bzw. dreimal), Damu dreimal, Ninurta, Nanna/Sin und ISkurl Adad jeweils zweimal, Ekur (der Enlil-Tempel) einmal. Die Familie besaß eine pasisu(nam-gudu4)-Tempelpfründe der Ninlil und eine sogenannte nam-bur-su-maWürde der Söhne von Nippur, Isin und des Landes Martu (nam-bur-su-ma dumu Nibru ki dumu I-si-inki-na U dumu kur Mar-tu) im Tempel der Ninlil. 42 Die Enlil und Ninlil-Namen, bzw. der Tempel Ekur drücken eindeutig die Zugehörigkeit zu Nippur aus, die Damu-Namen und diese Würde weisen aber auf eine spezielle Verbindung zu Isin hin. Bemerkenswert ist ferner, daß in der sechsten Generation ein isolierter amurritischer Name, Mulum-El (Mu-Ium-digir) vorkommt.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
Dilbal, Familie 1 (lli-amranni-Familie; Abb. 9) Der Familiengott ist Lägamäl, der Sohn des Uras, des Stadtgottes von Dilbat,43 bzw. der Ninsianna. Einige Familienmitglieder bezeichnen sich auf ihrem Siegel als Diener des Uigamäl (Ni-ga-Nanna, t/uziilum), andere als Diener der Ninsianna (lddin-Liigamal, und wahrscheinlich Ili-iddinam 44 und Elel-pf-Sfn) bzw. beider Götter (Marduk-nii~ir). Dies zeigt, daß man mehrere Familiengötter innerhalb einer einzigen Familie verehren konnte. 45 Die theophoren Elemente sind stark durch das lokale Pantheon geprägt: Uras und Lägamäl kommen einmal bzw. zweimal vor, Nanna/Sin dreimal, Marduk, Amurrum und Ilabrat (lstar-Kreis) jeweils einmal. Interessant ist das Vorkommen des seltenen Gotts Tutu, des ursprünglichen Stadtgottes von Borsippa, der schon in der altbabylonischen Zeit mit Marduk gleichgesetzt wurde. 46 Marduk-nii~ir war ein Modename unter königlichen Beamten der späteren altbabylonischen Zeit (vgl. unten). Interessanterweise kommt Istar in keinerlei Gestalt (Inanna, Ninsianna usw.) vor, obwohl sie einer der Familiengötter ist.
Sippar, Familie 1 (AkSiija-Familie; Abb. 10) Die Hauptpersonen der Familie waren verantwortliche Oberhirten (na-gada, niiqidu); sie hüteten die königlichen Herden in der Umgebung von Sippar. Von den neun Generationen der Familie sind 25 verschiedene männliche und 26 weibliche Mitglieder bekannt, die sich in einen Stammbaum einordnen lassen. Der Familiengott ist vielleicht Amurrum, was aber nur bei Sin-remeni, Sohn des Sin-erIbam bezeugt ist. Andere Mitglieder besitzen Siegel, auf denen sie als Diener verschiedener Könige bezeichnet werden (Sumu-la-El, ijammu-rapi und Samsu-iluna) bzw. als Diener des Samas-Tempels (Ir E-babbar). Die Sin-Namen dominieren (11). Samas kommt viermal vor (dreimal in nadllu-Namen), Mamu dreimal (immer im nadilu-Namen Amat-Mamu), Marduk zweimal, Aja (in einem nadilu-Namen), IStar und Erra jeweils einmal. Diese Familie hatte früher in der Kleinstadt ijalballa in der Umgebung von Sippar gelebt. Wir kennen zwei
Sie sind Unterweltsgötter. Vgl. Lambert 1980-1983. Eine andere Person mit diesem Namen und Vatersnamen erscheint mehr als hundert Jahren später. Sie ist auf ihrem Siegel schon als Diener des Kabta (I~tar-Kreis) bezeichnet (YOS 13, 408, Siegel B; A~ 8; VS 7, 63, ad 32). Es ist möglich, daß auch sie zu dieser Familie gehört. 45 Es gibt viele Beispiele dafllr, daß jemand Diener zweier Gottheiten ist. 46 Zu Tutu siehe Sommerfeld 1982:37. Vgl. auch AN:Anum 11: 196 (Litke 1958: 111).
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S. schon Edzard 1998:99. Vgl. Richter 1999: I 08. 41 Vgl. Richter 1999:47-60. 42 Vgl. Stone 1987:41-53. 39
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spezifische Gottheiten von dort, Iküoum und Urkitum,47 die aber hier nicht vorkommen.
Ober-Klagepriester (gala-mag = galamalJba) der Göttin Inanna-Jagrurum und spä53 54 ter der Göttin Annunltum. Dekiere konnte aus diesen Tafeln einen Stammbaum von sieben Generationen mit 30 Personen rekonstruieren. Die Texte des Archivs sind weitgehend unveröffentlicht. Bisher wurden nur zwei Siegel aus der Familie bekannt. Inanna-mansum (Sohn des Marduknii~ir) wurde als Diener des Ammi-ditäna bezeichnet, Ur-Ulu (Sohn des Inannamansum) besaß dagegen ein Siegel mit einer sumerischen Gebetslegende an Utu. 55 . Es ist daher möglich, daß der Gott der Familie - trotz ihrer Ämter im Tempel der
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Zweimal erscheint eine Kurzform eines mit der Stadt Ak~ak gebildeten Namens: AkSiija (wahrscheinlich Imgur-AkSak). Dieses in Sippar auffallend oft 48 vorkommende Namenselement weist auf eine Einwanderungswelle aus der Diyala-Region in die Umgebung von Sippar hin. 49 Dieser Ursprung erklärt auch die zahlreichen Sin-Namen; Sin war nämlich der Stadt- und Schwurgott von Ak~ak.50 Es gab in Sippar-Amnänum ein Tor des Sin von Ak~ak, das die Verehrung dieses speziellen Mondgottes bezeugt.51 Der Familiengott Amurrum und die Sin-Namen weisen vielleicht auf einen amurritischen Hintergrund hin 52 (siehe unten!). Der Name Nakkarum "Fremdling" kann ebenfalls etwas mit der Einwanderung zu tun haben. Samas war der Stadtgott von Sippar, Mamu gehörte zu seinem Kreis und Aja war seine Gattin, aber diese Götternamen - sieht man von einem Sama~-Namen ab - trugen nur nadllu des Sama~. Marduk drUckte die Loyalität der königlichen Beamten aus (vg!. oben das zum Namen Marduk-nii~ir Gesagte).
Sippar: Familie 2 (Ur-Ulu-Familie; Abb. 11) Das Archiv dieser Familie wurde von belgischen Archäologen in SipparAmnänum (Tall al-Der) ausgegraben und ist mit seinen 2000 Texten das größte, von wissenschaftlichen Grabungen endeckte Privatarchiv aus der altbabylonischen Zeit. Die Hauptpersonen der Familie waren Klagepriester (gala = kala) bzw.
S. Stol 1998:437-438. Urkitum war wahrscheinlich Inanna von Uruk (vg!. Charpin 1986:404), IkOnum ist dagegen nur aus ijalballa bekannt. 48 Die Belege s. in RGTC 3:7-9. 49 Ak§ak lag wahrscheinlich an der Mündung des Diylila in den Tigris. Wir kennen auch einen Mann namens Puzur-AkSak aus Sippar, der ebenfalls aus der Diyllla-Region einwanderte, nämlich aus Sadla§ (vg!. Harris 1976: 148-51). Die bei den Städte lagen nicht weit voneinander. 50 S. die Prozessurkunde CT 48, 2 Wa 30) aus Sippar, die wahrscheinlich in Ak§ak ausgestellt wurde. Der Eid ist bei Sin, Sama§, Marduk und ijammu-rapi geschworen. Die Ältesten von Ak§ak und Sarda'i (ein sonst unbekannter Ort) haben das Beweisverfahren vor dem Emblem des Sin durchgetllhrt (Z. 11-15: su-ri-nu-um sa dEN.ZUm-bu-UI hlUij ki U Sa-ar-da-iki/us-bu-ma lup-pa-sa la-bi-ra-am/Sa er-se-li-sa is-mu-wu a-wa-li-sa i-muru-ma). Der erste Zeuge ist ein "Statthalter" der Leute von Ak§ak (§agina lli Uijki ). Auch der Bau des Temples von Sin in Ak§ak ist belegt (vg!. Renger 1967a: 139). 51 MHET 2/6,895 (Ad 34). Z. 12: sag-bi-I-kam-ma sila sa me-eb-re-el kA? dEN.zU Uijki. 52 Es ist möglich, daß es mit der Stadt Ak§ak umgekehrt ist. Sie verehrten Sin von Ak§ak; der Stadtname steht in Namen als göttliche Hypostase. 47
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Inanna-Jagrurum früher und im Tempel der AnnunHum später - Sama~ war. In einem Brief nennt dagegen Ur-Ulu AnnunHum als seine Herrin im Grußformular. 56 Außerdem schrieb er einen sehr persönlichen Gottesbrief wahrscheinlich an AnnunHum. 57 Man kann die Frage des Familiengottes vielleicht mit Hilfe der unpublizierten Texte entscheiden. Es ist auffiillig, daß Inanna/l~tar auch in der Variante Ninsianna (insgesamt fUnfmal) vorkommt, der Name von Annunitum aber trotz ihrer Beliebtheit im spätaltbabylonischen Onomastikon von Sippar nicht benutzt wurde. Man findet ferner viermal Utu/Sama~-Namen, dreimal Sin-Namen und zwei Marduk-Namen (einer davon ist Marduk-nii#rl). Die Klagepriester in der Familie benutzten gern sumerische Namenformen, wie sie die Priester auch in Nordbabylonien bevorzugen. Die theophoren Elemente drücken schön die Identität der Familie aus: ihre Beziehung zur Göttin Inanna/Btar in ihrem Beruf und ihre Heimat, Sippar, durch Sama~.
Sippar, Familie 3 (Iddin-Sin-Familie; Abb. 12) Der Familiengott ist nicht bekannnt. Enlil erscheint fUr Sippar ungewöhnlich oft, nämlich viermal. Wir kennen des weiteren fUnf Sin- und drei Sama~-Namen. Auch kommt ein Name mit der Stadt Ak~ak vor. Die EnIiI-Namen weisen auf eine mögliche Verbindung zu Nippur hin.
Zu dieser Familie s. unter anderem van Lerberghe & Voet 1991 und Janssen 1992 mit älterer Literatur. 54 Dekiere 1994. 55 Vg!. van Lerberghe & Voet 1991: 158-159. 56 MHET I, 70: 1-2: be/li Annunilum assumija liIabbirka. Absender ist nach seinem Siegel Ur-Utu. 51 S. de Meyer 1989. 53
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Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
sich beobachten, daß amurritische Namen viel öfters mit akkadischen Sin-Namen in einer Familie vorkommen als zusammen mit anderen theophoren Elementen.
Sippar: Familie 4 (Sin-nä#r-Familie; Abb. 13)
In einem interessanten Text aus Sippar aus der Zeit des Ammi-ditäna,58 einem Gebet an Sin aus Anlaß einer privaten Totenkulthandlung, werden die Vorfahren (kimtu) eines Mannes namens Sin-nä~ir angeführt. Leider kann man diese Tafel nicht in ein Archiv einordnen. Allerdings dürfte der Familiengott auf Grund dieses sehr persönlichen Gebets wahrscheinlich Sin sein. Wir finden sieben Sin-Namen, fi1nf Ea-Namen, zwei Utu/Sama~-Namen und drei Aja-Namen (Gattin des Samas; zweimal in naditu-Namen). Es kommen ferner Annunitum (eine Variante der !Star, Hauptgöttin von Sippar-Amnänum), Mamu (Götterkreis des Sama~, in einem nadltu-Namen), der Tempel E-babbar (Tempel des Samas) und der Tempel E-bursag59 vor. Auffallend sind die für Sippar außergewöhnlich zahlreichen Ea-Namen, die fast alle in früheren Generationen erscheinen. Es ist ungewiß, ob das auf einen südlichen Ursprung der Familie hindeutet. Ea wurde auch im Tempel der Annunitum in Sippar-Amnänum ver" ehrt. 60 Diese Familie lebte wahrscheinlich in Sippar-Amnänum, wo wohl auch diese Tafel gefunden wurde. 61
Sippar: Familie 5 (Dawdänum-Familie; Abb. 14)
Es handelt sich um einen aufflUligen Stammbaum, in dem neben amurritischen Namen (Dawdänum, Belakum, Qaqqadänum) akkadische Namen mit konkretem Gott vorkommen. Wir finden hier Sin als das einzige theophore Element. Diese Familie62 lebte in einer Kleinstadt, ijalballa in der Umgebung von Sippar. Ihre Mitglieder gehörten wahrscheinlich zu den Ältesten der Stadt: Sie waren oft Zeugen von Immobiliengeschäften. Der Familiengott ist leider nicht bekannt. Die Namen zeigen eine amurritische Herkunft und eine spezielle Beziehung zu Sin. Auch in anderen Fällen läßt CBS 473 (Wilcke 1983:49-54). 59 Hier ist das einzige Vorkommen dieses Tempels im Sippar-Onomastikon. Es ist unwahrscheinlich, daß der Tempel des vergöttlichten Sulgi in Ur oder ein frOherer Tempel der Ninbusaga (Muttergöttin) gemeint ist. Möglicherweise handelt es sich um eine Kurzform des Namens E-bur-sag-kalam-ma, des Tempels der I~tar von Ki~. Zu diesem Tempeinamen s. George 1993: 100-10 I. 60 Vgl. Harris 1975:148. 61 CBS 473 gehört zur First Khabaza Collection, die 1888 vom University Museum (Philadelphia) gekauft wurde. Diese Tafeln stammen größtenteils aus Sippar-Amnilnum (Tall al-D~r). Vgl. Kalla 1999: 206-210.
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Sippar: Familie 6 (Warad-Sin-Familie; Abb. J5)
.I
Der Familiengott ist nicht bekannt. Die Sin- und Samas-Namen (einmal in einem nadltu-Namen) sind fast gleichmäßig verteilt Geweils drei). Ferner kommt jeweils ein Name mit Habrat (lstar-Kreis) und Adad vor. Das ist ein gewöhnliches Bild bei den Sippar-Familien .
Sippar: Familie 7 (Samas-rabi-Familie; Abb. 16)
Der Familiengott ist nicht bekannt. Wir finden eine ähnliche Verteilung wie bei Familie 6, mit acht SinlNanna-, vier Sama~lUtu- und einem Adad-Namen. Es kommen ferner Aja und der Tempel Ulmas (Tempel der Annunitum in SipparAmnänum; beide in Frauennamen) vor.
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Sippar: Familie 8-11 (saga dUtu bzw. saga dAja-Familien; Abb. 17)
Wir haben schon oben die möglichen Familiengötter dieser Familien behandelt. In Familie 8 dominieren die Sin-Namen (sechsmal). Sama~- und Aja-Namen kommen drei- bzw. zweimal vor. Daneben finden wir einen !Star- und einen KabtaNamen (Kreis der mar). Diese Verteilung entspricht grundsätzlich der bei vielen Familien aus Sippar. Aus Familie 8 kennen wir nur Sin-Namen. In den Familien 10 und 11 weisen die theophoren Elemente Marduk (ein- bzw. zweimal) und Nabium Geweils einmal) auf einen Ursprung aus BabyIon hin. Die übrigen Namen enthalten den Namen von Sin (ein- bzw. zweimal) und Sama~ (einmal in Familie 11 ).
58
Sippar: Familie 12 (Imlik-Sfn-Familie; Abb. 18)
Der Familiengott ist nicht bekannt. Wahrscheinlich waren die Mitglieder dieser Familie alle Diener des E-babbar-Tempels. Alle Frauen haben Aja als theophores Element (viermal). Daneben kommen Sama~ zweimal, Nunt. zweimal (im selben Namen; Götterkreis der I~tar) und Nin~uburlIlabrat ebenfalls zweimal vor. Diese 62
Vgl. StoI1998:442.
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
Familie stand angesichts des seltenen Gotts Nunu wahrscheinlich in enger Beziehung zur lStar, die in Sippar-Amnanum als AnnunItum Stadtgöttin ist.
Marduk wurden wahrscheinlich wegen ihrer Beziehung zu BabyIon gewählt,68 Sln, Amurrum und Zababa drücken möglicherweise ihre Eingliederung in die lokale Gesellschaft aus. Eine Erklärung für den Familiengott Nabium kann auch der literale Hintergrund der Familie sein.
140
141
Sippar: Familie 13 (Nur-ilisu-Familie; Abb. 19)
Die Familiengöttin ist Ninsianna. Von sieben Mitgliedern der Familie haben nur drei konkrete Götternamen als theophores Element. Abgesehen vom Marduk-Namen, der sich mit babylonischem Einfluß erklären läßt, finden wir noch Gula und Lu-lai (Lulu).63 Ninsianna ist eine Variante der Inanna/Istar,64 die in Südbabylonien während der altbabylonischen Zeit mit der Heilgöttin Gula, der Stadtgöttin von Isin, gleichgesetzt wurde. Lu-lai gehörte auch zum Kreis der Inanna und wurde ebenfalls in Isin verehrt. 6S Alle diese Daten lassen eine Abstammung dieser Familie aus Isin vermuten. 66
Lagaba: Familie 1 (lmgur-E-idim-anna-Familie; Abb. 20)
Der Familiengott ist Nabium. Diese Familie hatte intensive Verbindungen zu Babylon. Einige Mitglieder der Familie wohnten dort auch. Die theophoren Elemente der Personennamen sind Marduk (zweimal im seI ben Namen), Nabium, Sln, Amurrum und Zababa Geweils einmal). Der Tempelname E-idim-anna bezieht sich auf einen Sln-Tempel; er kommt mehrfach in Personennamen vor. S,n, Amurrum und Zababa gehörten zu den wichtigsten Göttern des Lokalpantheons. Nabium und Marduk spielten dagegen eher eine untergeordnete Rolle. 67 Die theophoren Elemente spiegeln die doppelte Identität der Familie wider: Nabium und
Nach Schreibvarianten von Ubör-Lulu/Ubör-Lu-lal ist Lulu hier nicht die AbkUrzung von Lugal-marada (zu Lulu = Lugal-marada s. Stol, RLA 7: 148 s. v. Lugal-marada), sondern von Lu-lAI (Llitarllk). 64 Vgl. AN:Anum IV:I72 (Nin-si 4-an-na = mar kakkabi) (Utke 1958:180). Sie wurde auch in Nordbabylonien schon frUh verehrt und bekommt von dem babylonischen König Sumu-abum (4. Jahr, Datenformel) einen Tempel. S. Heimpel2001. 6S Richter 1999:204. 66 Es gab in Sippar-Jabrurum eine weite Straße der Isiniter (sila-dagal-Ia lu-me§ l-si-inna ki ; alle Belege sind spätaltbabylonisch, vgl. de Graef 1999b:7), wo offensichtlich viele aus Isin Ubersiedelte Leute lebten. Ubilr-Lulu (Sohn des NOr-ili§u) kaufte GrundstUcke auch in Sippar-Jabrurum, allerdings in der Bunene-Straße. (Vgl. MI-lET 2/6, 874 (Si 30); 876 (Si 30); 880 (Si 33». Es ist möglich, daß er mit seiner Familie von Isin nach Sippar kam, als Isin allgemein verlassen wurde. Die letzte datierte Tafel aus Isin ist Si 29 (s. Gasehe 1989:126). 67 Siehe dazu die Opferliste TLB 1, 76 (= SLB 3/1, 76). (vgl. Sommerfeld 1982:39). 63
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Nach diesem Überblick (vgl. auch Tabelle I) können wir feststellen, daß trotz der Vielfalt der theophoren Elemente die Götternamen nach bestimmtem Muster gewählt wurden. Sie können einerseits mit dem Familiengott zusammenfallen oder zu seinem Kreis gehören; andererseits treten auch Fälle auf, in denen kein Mitglied der Familie seinen Namen trägt. NannalSin findet man abgesehen von zwei nicht allzu gut dokumentierten Familien (Sippar: Familien 12 und 13) überall. In vielen Fällen ist er der häufigste Gott. Seine Beliebtheit steht wahrscheinlich mit der starken amurritischen Tradition in der altbabylonischen Zeit in Zusammenhang, wurde doch der Mondgott (YarablErab) bei den Amurritern besonders verehrt. Yuhong und Dalley stellten die These auf, daß Sin Stammesgott einiger amurritischer Stämme,69 z. B. der Amnmum und Jabrurum, gewesen sei. Andere Stämme haben Amurrum oder 7o Adad (-addu) als Schutzgott. Man kann damit die allgemeine Verbreitung von Sin gut erklären, denn die Stämme Amnanum und Jabrurum siedelten überall in Mesopotamien. Das bedeutet zudem, daß die städtische Bevölkerung nomadischen Ursprungs ihre Traditionen bei Familiengottheiten und in der Namengebung fortführte. Durch den amurritischen Mondgott wird der Einfluß des Nanna von Ur verstärkt, so daß NannalSin zu einer universalen Gottheit wird. Samas besaß ebenfalls universellen Charakter. Allerdings kommt er viel seltener in Namen vor als Sin. Man muß dabei bedenken, daß er in zwei Städten, Larsa und Sippar, Stadtgott ist. Aus diesen Städten besitzen wir die meisten altbabylonischen Tafeln und die meisten Beispiele stammen aus diesen Städten oder aus ihrem Einflußgebiet (z. B. Kutalla). Eine wichtige Ausnahme ist die lmgur-
Sommerfeld weist auf die zentrale Bedeutung von Marduk in der privaten Frömmigkeit in Lagaba hin, die im Gegensatz zu seiner untergeordneten Rolle im offiziellen Pantheon steht (1982:41). Man muß aber beachten, daß wir nur ein einziges Familienarchiv aus Lagaba kennen und daß gerade diese Familie in engen geschäftlichen Beziehungen zu Babyion stand. Viele Personen, die in den Urkunden und in den Briefen vorkommen, lebten in Babyion (s. Tammuz 1996). Die Statistik von Sommerfeld bezUglich der Götter im Onomastikon von Lagaba (1982:40) ist daher mit einen gewissen Vorbehalt zu benutzen. 69 Besonders interessant ist die Namensform Sin-Amurrum, die aber nur einmal belegt ist (AbB 2, 82). 70 Yuhong & Dalley 1990. Vgl. auch van der Toorn 1996:88-93. 68
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
Sin-Familie aus Nippur (Familie 2; Abb. 6). Hier kann man mit einer Verbindung zu Larsa rechnen. Die Kultorte der verschiedenen Inannallstar-Gestalten (Ninsianna, Nanaja, Annunltum) waren im Land weit verbreitet. Die Göttin wurde in jedem wichtigen Ort verehrt. So ist es nicht überraschend, daß sie in Namen überall vorkommt. Einige Varianten wie z. B. Nanaja und Annunltum zeigen starke lokale Züge. Eine Erklärung für die zerstreuten Adad-Namen ist schwieriger. Vielleicht hängen sie ebenfalls mit der amurritischen Tradition zusammen (siehe oben!). Andere große Götter wie Enlil und EnkilEa dagegen kommen nur in bestimmten Familien vor. Die lokalen Götter wie Uras und Lägamäl in Dilbat oder Marduk und Nabium in Babyion wurden zunächst nur in ihren Heimatorten in Namen verwendet und strahlten sekundär von dort aus. Man kann also feststellen, daß die theophoren Elemente nicht beliebig gewählt wurden, sondern wichtige Ausdrucksmittel für Identität (Beruf, Wohnort) und Tradition (Herkunft) waren. Allerdings war die Namengebung konservativ und reagierte nicht sofort auf neue Situationen. So vergab die Ur-Utu-Familie (Sippar: Familie 2; Abb. 11) keine Annunltum-Namen, obwohl sie mindestens seit zwei Generationen im Dienst des Annunltum-Tempels stand. Die Kombinationen von theophorem Element und Prädikat folgten wahrscheinlich verschiedenen Modewellen, besonders bei den mit den großen Göttern (~amas, Sin, 1Star, Adad) zusammengesetzten Namen. Besonders auffallend ist die große Anzahl der Marduk-nä~irs unter den königlichen Beamten seit Samsu-iluna. Mode kann auch sein, daß bestimmte Kombinationen nie vorkommen: nach der Untersuchung von Sommerfeld werden einige sonst so beliebte Elemente wie Imgur-, /Sme-, Lipit-, -magir,- rabi nicht ein einziges Mal mit Marduk verbunden. Dieses Phänomen läßt sich nicht durch religiöse Ursachen erklären. 71 Diese und die obenerwähnten Beispiele von Modeerscheinungen aus Sippar zeigen, daß trotz Analogiebildungen die theophoren Elemente und Prädikate als Einheit funktionierten.
Bei den Priesterfamilien findet man oft eine Namensgleichheit von Großvater und Enkeln,72 ähnlich der Papponymie bei den Griechen. 73 Ich möchte das hier an zwei Beispielen demonstrieren, einer Familie aus Ur (IlSu-ibbiSu-Familie; Abb. 3) und einer aus Sippar (Familie 12: Imlik-Sin-Familie; Abb. 18). In anderen Fällen war der zeitliche Unterschied größer. Bei der E{irum-Familie (Kis: Familie I; Abb. 21) trug ein Bruder den Namen des Großvaters (Ulul-/Star), der andere den des Urgroßvaters (E{irum). Die alte Familie der ersten saga des ~amas (Sippar: Familie 8; Abb. 17) vergab mehrfach denselben Namen: Warad-Sin tritt viermal, Samas-Iappesu und Annum-pf-Aja je zweimal auf. Wir sehen bei den zweiten saga-Familien (Sippar: Familie 9-12; Abb. 17), daß das keineswegs eine feste Regel war. Wir können die Benennung nach Vorfahren auch bei anderen Familien beobachten. In unserem größten Stammbaum, dem der AkSäja-Familie (Sippar: Familie 1; Abb. 10), finden wir fünf Männernamen und sechs Frauennamen, die jeweils gleich lauten. Sfn-i1um kommt in der zweiten und in der fünften Generation vor, Nakkarum in der zweiten und in der vierten, AkSäja in der dritten und in der sechsten, lkün-pf-Sfn in der fünften und in der achten und Marduk-nä#r zweimal in der sechsten. Abgesehen von den zwei Marduk-nä~irs wurden dieselben Namen nach mehreren Generationen wieder vergeben. Dieser Befund zeigt uns, daß diese Personen wohl nach ihren schon verstorbenen Verwandten benannt wurden. Man kann dabei zwei verschiedene Muster feststellen. Bei dem einen Muster sind die in den Namen verewigten Verwandten geradlinige Vorfahren der Benannten (AkJäja, lkün-pf-Sfn), bei dem anderen die Brüder des Urgroßvaters (Sfn-i1um und Nakkarum) und gehören somit zu einem anderen Familienzweig. Im Fall der zwei Marduk-nä~ir kann man entweder an einen gemeinsamen Vorfahren denken oder es handelt sich um einen Modenamen der Beamten des Palastes. Die Frauen gehören zu verschiedenen religiösen Frauenklassen. Die meisten sind nadilu des Gottes ~amas (Abkürzung lu U = lukur dutU). Es gibt ferner eine nadilu des Marduk (Abkürzung lu M = lukur dmarduk) und eine kulmasilum (Abkürzung nb = nu-bar). Obwohl man auch hier dieselben Namen wiederfindet, kann man daraus keine Schlüsse ziehen, weil die zu diesen Frauenklassen gehörigen Personen eine sehr begrenzte Anzahl von Namen benutzten. Aus Larsa haben wir zwei Beispiele, nämlich die Familie des Sanum (Larsa: Familie 1; Abb. 1) und die Familie des Sfn-nür-mälim (Larsa: Familie 2; Abb. 2). Im ersten Fall taucht der Name Sanum vier Generationen später wieder auf und im zweiten bekommt der Enkel des berühmten Bala-guw-nam-be wieder denselben Namen, wobei letzterer allerdings auch in verkürzter Form als Balaja bezeugt ist.
142
Benennung nach Vorfahren Bei der Benennung von Vorfahren kombinierte man normalerweise nicht beliebig eine Gottheit und ein Prädikat, sondern man hatte einen ganzen Namen vor Augen. Wahrscheinlich wurden die Kinder oft nach Vorfahren benannt. Entsprechendes wurde schon von Stamm (1939:60) für assyrische Könige erwähnt. Man kann aber viele Beweise dafür finden, daß es sich auch bei anderen Familien so verhielt.
72 71
Sommerfeld 1982: 136.
73
Vg\. Renger 1969:131-132,137-138. Rix 2000:623.
143
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
Die Ninlil-zigu-Familie aus Nippur (Familie 4; Abb. 8) ist von besonderem Interesse. Hier tritt nämlich nicht nur der Name Ninlil-zigu nach vier Generationen wieder auf, sondern auch zwei seiner Söhne, Im-SI-SI und Ka-Damu, tragen dieselben Namen wie die Söhne des Urgroßvaters. Die zwei Personen namens Ur durdu7 wurden wahrscheinlich nach einem gemeinsamen Vorfahren benannt. Im Stammbaum der Familie des Lu-dNin-urta (Nippur: Familie 1; Abb. 5) finden wir zwei gleichlautende Namen, Lu-dNinurta in der ersten und der vierten Generation sowie Lugal-me-tam in der dritten und der vierten oder fUnften. 74 Bei der Ur-Utu-Familie (Familie 2; Abb. 11) aus Sippar sehen wir ebenfalls zwei Entsprechungen, Ur-Inanna in der ersten und der fünften Generation sowie Ur-Utu in der zweiten und der siebten Generation. Sfn-nä~ir (Sippar: Familie 4; Abb. 13) wurde nach einem Bruder seines Großvaters benannt, also nach einer Person eines Nebenzweigs. Der Name Ibbi-Enlil wurde in der IddinSfn-Familie (Sippar: Familie 3; Abb. 12) in der dritten und in der vierten Generation vergeben. Die zwei Nur-ilisu aus der Nur-ilisu-Familie (Sippar: Familie 13; Abb. 19) waren Großvater und Enkel. Aus diesen Beispielen lassen sich einige Regeln erkennen. Man vergab offenbar ungern denselben Namen mehrfach in derselben Generation, ja sogar ähnlich lautende Namen innerhalb einer Generation wurden vermieden. Selten sind Fälle wie die Sfn-nur-mätim-Familie in Larsa (Familie 2; Abb. 2), in der es BrUder mit Namen Sillf-Samas und Silll-IStar gibt und ein anderer Sohn des Sfn-nurmätim Sfn-Sär-mätim heißt. Man kann feststellen, daß zeitliche Unterschiede zwischen den gleichen Namen fast immer so groß waren, daß die ältere Person wahrscheinlich nicht mehr lebte, als die jUngere geboren wurde. Die Beispiele mit geringerem zeitlichen Abstand mUssen einzeln UberprUft werden. Bei der Iddin-SfnFamilie (Sippar: Familie 3; Abb. 12) ist der Unterschied nur eine Generation, doch war vielleicht Ibbi-Sfn I zur Zeit der Geburt von Ibbi-Sfn 11 schon tot. 7S In einigen Fällen kann man an gemeinsame Vorbilder denken. Diese Vorbilder waren nicht einfach Verwandte, sondern schon verstorbene Ahnen der Familie. Diese Sitte steht wohl im Zusammenhang mit der allgemeinen kultischen Verehrung der Ahnen, die in der altbabylonischen Zeit gut bezeugt ist. 76 Wie Texte der Sin-nä#r-Familie und andere, mit Kulthandlungen zusammenhängende Genealogien, z. B. der Hammu-rapi-Dynastie,77 beweisen, hielten die Familien ihre Vorfahren in Erinnerung. Einige der Vorfahren wurden sogar wie Götter
verehrt und wurden zu Familiengottheiten. 78 Die Eltern hofften wahrscheinlich, mit dem Namen der Ahnen das Schicksal der Kinder positiv zu beeinflussen. Die Menschen erwarteten, daß sie ebenso wie die Götter mit der Namensnennung zugleich das Schicksal des Benannten entschieden.
144
Lugal-me-Idm ist ein Erbe der Du-du-kal-la. Allerdings ist möglich, daß er nicht sein Sohn, sondern sein Enkel ist. 75 Der zeitliche Abstand zwischen dem Erscheinen der beider Personen ist mindestens 65 Jahre: CT 8, 16a/MHET 106:8 (Sm) und OLA 21, 95/96 (Si 22). 76 S. van der Toorn 1996:42-65 mit Literatur. 77 Finkelstein 1966.
145
Zusammenfassung Die altbabylonische Zeit hat eine vorher nicht gesehene Vielfalt von Namen hervorgebracht. Die Kombinationen von theophoren Elementen und Prädikaten waren wohl deshalb so vielfliltig, damit möglichst zahlreiche Namenformen vorhanden waren. Dieses Ziel erreichte man durch zwei verschiedene Mittel: man schuf neue Namentypen und tauschte die theophoren Elemente der schon bekannten Namen aus. So wurde das unspezifische theophore Element ilu der akkadischen Namen des III. Jt. v. ehr. durch konkrete Götter (und Tempel, Städte und FlUsse) ersetzt. 79 Allerdings ist nicht jede mögliche Kombination bezeugt; viele ilu-Namen bleiben ohne Parallelen. Dieser Prozeß wurde von einer theologischen Entwicklung beeinflußt: die frUher sehr allgemein ilu (Gott) genannten Schutzgötter der Familie wurden mit den größeren und kleineren Göttern der örtlichen Panthea mindestens in Namen gleichgesetzt. Immer mehr Personen bekamen Familiengötter, Götter aus ihrem Kreis oder mit ihnen in engem Zusammenhang stehende Stadt-, Tempel-, oder Flußnamen als theophores Namenelement. Die Prädikate wurden spezifischer. Diese Moden gingen wahrscheinlich von theologisch gebildeten Literaten aus. Die neu geschaffenen Namentypen wurden vielleicht unter Einfluß herausragender Persönlichkeiten durch Analogiebildungen weiterverbreitet. Innerhalb einer Familie wurden nur wenige theophore Elemente benutzt. Bei vielen Kindern versuchte man aber, rur die Namen zwischen mehreren Gottheiten zu wählen. Man benutzte wahrscheinlich im Alltag Hypokoristika, weil die gleichen Götternamen in vielen Fällen vielleicht verwirrend waren. Man kann beobachten, daß, wenn eine Familie in eine Stadt einwandert, sie einerseits theophore Elemente benutzt, die sich auf ihre ursprUngliche Heimat beziehen, und anderseits solche, die Loyalität zu der neuen Heimat ausdrUcken. In der bewegungsvollen Geschichte der altbabylonischen Zeit haben viele ihren ursprUnglichen Wohnort veriassen80 und nahmen ihre Namengewohnheiten mit. Damit wurden die örtlichen Onomastika, besonders die theophoren Elemente,
74
Beispiele s. bei Stol 1991 :203. Vg\. Stamm 1939:59 und Westenholz bei Albertz (1987: 138). 80 Zu den Fremden in der altbabylonischen Zeit s. Harris 1976; Charpin 1992; Oe Graef I 999a-b. 78
79
146
Gäbor Kalla
vielfältiger. Sie brachten des weiteren ihre Kulte mit, was zu dem Scheinbild fUhrt, diese Götter würden zu den originalen Lokalpanthea gehören. In Tempelgemeinschaften gab es oft spezielle Regeln rur die Namengebung. So wurden oft sehr komplizierte sumerische Namen vergeben. Diese Namen wurden in Listen gedeutet. Ein Beispiel nennt Charpin (1986:396-402) für die gudlLj-Priester von Enki in Ur. Manche Besonderheiten der Namengebung lassen sich durch die Benennung nach Vorfahren (lineare und laterale Verwandte) erklären: z. B. viele Archaismen oder besondere Götter in Namen. Es ist denkbar, daß man normalerweise die Familien- und Stadtgötter in den Namen verwendete. Dieses System wurde damit gekreuzt, daß viele Kinder nach Vorfahren benannt wurden, die andere Familiengötter hatten. Wichtig wäre es zu wissen, ob und wie lange die verschiedenen Nebenzweige die ursprünglichen Familiengötter beibehielten und wann man unter Umständen neue wählte. Als Vorbild dienten vielleicht bisweilen Ahnen der mütterlichen Linie, wodurch neue Götter den Namenvorrat variierten. So läßt sich möglicherweise erklären, wie der amurritische Name Mulum-El plötzlich in der sechsten Generation einer alten Familie aus Nippur auftaucht, die bis dahin nur sumerische und akkadische Namen kannte. Die vielen Personen, die Zärtlichkeitsnamen und Spitznamen trugen (z. B. fJuzälum "Gazellenjunges"), wurden vielleicht ebenfalls nach Ahnen benannt, die noch in der Zeit lebten, als diese Namen in Mode waren. Natürlich müssen wir mit vielen weiteren Faktoren in der Namengebung rechnen, von denen ein Teil uns für immer verborgen bleiben wird.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
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Bemerkungen zu den Stammbtiumen In den Klammern unter den Personen wurden der Beruf - sofern bekannt - und die möglichen Familiengötter (Ir GN) nach Siegelinschriften angegeben. Die unterstrichenen Namen sind Frauennamen. Die Abkürzungen der verschiedenen Frauenklassen mit besonderem Status 81 sind die folgenden: lu Nu = lukur dNinurta (nadilum des Ninurta) lu M = lukur dMarduk (nadilum des Marduk) lu U = lukur dUtu (naditum des Samas) nb = nu-bar (kulmasilum) ng = nu-gig (qadislum)
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Zu den einzelnen Frauenklassen s. zusammenfassend Renger 1967b.
147
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Abb. 2. Larsa: Familie 2 (Sin-nÜT-mätim-Familie) S"m-niir-mätim
I Bala-guw-nam-\)e (I) (1. dub-sar, lr~ u [... ]) (2 lr Warad-S"m)
I Gimillum (S. obneG.)
1 Nabi-Damgalnunna
1 $illi-SamaS
1 $illi-IStar
1 Iddin-Ea
1 Sin-mägir (irdEnki)
1 Munawwirum
1 S"m-sär-mäIim
1 Ellülum
1 Bettarum (& Niirum-li$i)
(lr~)
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I Eridu-liwwir (iSib ~ lr ~ u ~am-gal-nun-na)
1 Lipit-Ea
1 Bala-guw-nam-be (U=Balaja)
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1 Beletum
~ I»
Abb. 3. Ur: Familie 1 (lliu-ibbiSu-Familie) lliu-ibbiSu (I)
S"m-iqiSam (Sal:rdub-ba gudu..-ab-:zu.lr ijammu-rapi) I
I
lliu-ibbisu (U) (Sal:rdub-ba gudu.-ab-:zu.lr Samsu-iluna)
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S"m-ibbiSu
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Abb. 4. Kutalla: Familie 1 (Sin-Semi-Familie) S"m-Semi
1
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MigraI-S"m
lli-sukkallum
(ir ~arru)
I
I
Minanum
$illi-IStar
Z
Ubär-Sin
I
I Awü-ill
I
I
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In"bam-S"m
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Iddin-SamaS
SamaS-muSezib
Ibbi-Dabrat
Mär-er$etim
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I lli-türam
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Abb. 5. Nippur: Familie 1 (Lu-dNin-urta-Familie)
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LU-~in-urta (I) (nar dNinurta)
CiS ("l
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2
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Lugal-gaba-ri-nu-tuku (nam-nar... )
Du-du-kal-la (nam-nar... )
I
I
Lugal-ibila
Lu-Gir-gi.-lu ti
Lugal-ezen
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(nar ~in-urta)
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Lugal-me-larn (U)
I
-I
Lu-Su'en
Lugal-GAB.GAL
Lu-~ar-ru
Ka-~in-urta
Lugal-nir-gäl
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Lugal-me-lam (I)
§
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I Lugal-murub4-e
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Lu-dNin!urta (U)
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Abb. 6. Nippur: Familie 2 (lmgur-Sin-Familie) Imgur-S'm
I Geme-d~kU-ga
Enlil-rabi
I
Beltani (lu Nu)
SilIi-SamaS
Ninurta-gämil
Ubär-SamaS
Iddin-SamaS
(lu Nu)
I _.
S'm-magJr
~
Abb. 7. Nippur: Familie 3 (Imgua-Familie)
o..,
~
Imgua
I
ApijaIum (=Apil-S'm)
I Narübtum (lu Nu)
I I
I
Salliinlm
TanÖllm
I
Siiiarum
I DuSSuprum
iii
I Lugal-a-zi-da
Ur~-kU-ga
MaSqum
I
Lugatum (& Kunnutum)
Ibni-Enlil
I
S'm-näSi
Ir-Imin-bi
Issu-Sarrum Ninurta-abi
Beltani
Ninurta-gämil
Iddiiiatum
(lu Nu) Imgur-Ninurta
Inbi-i1iSu
Damiq-i1iSu
I
~
Lipit-lStar
S'm-enöam
Abb. 8. Nippur: Familie 4 (NinIiI-zigu-Familie) ~in-lil-zi-gulo (I)
I Ab-ba-kal-la
I Im-SI-SI (I)
I Ka-dDa-mu (I)
1
Lu-digir-ra
---~
~::s
1
Lu-dNin-urta
dDa-mu-a-zu
Enlil-massu
z
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0Cl
1----An-oe-ba-ab-du7
Da-ma-gu-gu
I
Adad-rabi
U4-durdu7 (11)
I Mutum-El
~I----,
I
Mär-ef$etim
I
iskur-glr-ra
Uqä-ilum
I ~in-lil-zi-gulo (11)
Enlil-ill
I
Ipqarum
Damu-iddinam
S'm-lidis
U4-du,-du, (I)
::s
Co
Ninurta-rim-ili
< CI>
~ §
--I
Im-SI-SI (11)
I
dNanna-ma-an-sum
LU-sigs
II
I::
----r-
I
Ka-dDa-mu (11)
Co
!iS ()
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I Ina-Ekur-rabi
I
19i-~
I ~-ma-an-sum
I
S'm-iSmeanni
2 ;. ::r CI>
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..... VI
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IV
Abb. 9. Dilbat: Familie 1 (Di-amranni-Familie) ID·amranni
I Iddin-LägamaI (I)
I Belum·ili
I AQurn·ldnurn
I Näbilum
I
---T
Salarum (& lSme-S"m)
ijuzälurn (lr~amaI)
Turu-n~ir
Ni-ga-Nanna (lr dLägamaI?)
I ID-iddinam (lr Ninsianna?)
Eli-eressa
ID-mude (Iu U)
Ir Etel-pi-S"m ('Ir Ninsianna?)
I?
Warad-Amurrum
I Ura.s-muballi!
o "" c:T o ..,
I
~ j;;"
Iddin-LägamaI (11) (lr dNinsianna)
I Marduk-n~ir (& SäI-Marduk) (lr LägamaI uNinsianna?)
S"m-bel-aplim
(=Tuduturn)
I Ibbi-DabraI
Abb. 10. Sippar: Familie 1 (AkSäja-Familie) S"m-;ribam
1 S"m-ilum (I)
Sin·remeni
I
('Ir 'Marru)
I
AkSija BelSUDU (=Imgur-AkSak)
AmaI-SamaS (lu U)
1 Dtani (lu U)
1 EriStum (lu U)
AmaI-Samas (lu U?)
1
Mardl-n~
(I)
(na-gada) 1 Ibni-S"m (na-gada)
I Ikün-pi-5in (n) 1
J]
I. Dtam (lu U)
I
1 NiSi-inisu (lu U)
Be\tani (lu U)
Erra-nädä
1 Bcltani (lu U)
N ]· aramtam
~
1 Hunabätum (lu U)
Tan"batum (lu U)
c~
c-
(lr Samsu-iluna)
!iS n
::r-
e;,
1
1
1
EriSti-Samas (lu U)
EriSti-Aja? (lu U)
Be\tani (nb)
1 AmaI-Mamu (lu U)
c
iii
(lu U)
(lu M)
g. §
I
J ~_;x ? NiISI-WL>U •
~
~
1 Ur-ra-ni-l-du ,o (lrE-babbar) Adallal
Bel~u ~ M~ ~ja (lu U)
ijadi-anniam
(di-kuS; Ir ijammu-rapi)
(lu U)
Ikiin-pi-5in (I) (na-gada) (Ir Samsu-iliina)
Lamassi ( lu U)
S"m-mägir
~
I
"I
1-.
(na-gada?)
1 Sii-lStar
S5
.--------,1 I - - - - - -Hntiilatllm Sin-tajjär RiS-Samas
Nariibrurn
1 Nakkarum (I) u-la- EI ) (lr
I
MardJ-~
(11)
S"m-iSmeanni
(na-gada)
1
1
Nakkarum (11)
I .
(11)
Amat-lManm (lu U)
~ (lu U)
BclJsunu (lu U)
S"m-ilum (11) (na-gada)
L
Amat-
amu (lu U)
~
if g' t::l.
I
g
1 S"m-nä$ir
I
Pirbi-ilisu
-
Ul
W
L II
~
Abb. 11. Sippar: Familie 2 (Ur-Utu-Familie) Ur-Inanna (I) I
I Nl-gi-na-andulfi
I
E-ki-bi-gi
I Zarriqum
Wagartum (lu U)
I
1 --- -
Lu-Ninsianna
I
"
I
I
Ur-Inanna (ll) Marduk-n~ir (&Taddin-Dabrat?) (gala?) (gala Inanna JalJrurum) A wil-eressa
Um-mansurn (gala)
S"m-nÜl-märim
I
I
r----
I
I
S"m)Osag
ID-iqiSam
I Ur-drum?' (I)
Eli-eressa (lu U)
S"m-enoam
Eli-eressa (lu U)
Awilija
Warad-ßtar
Manni-SamaS
I Pi-Aja (lu U)
I Munawwirum (ugula lu U)
Nakkarturn (lu M)
Cl ~
g
~
~
(Ninurta-muballi~ )
I
Ibni-Marduk
Inanna-mansum (& IlSa-begalfi) (gala-maij Annunitum) (ng) (Ir Ammi-ditäna) 1 I Ur-Um (ll) (& Rä'imtum) Huzälum (gala-maij Annunitum) (gala) (Gebetssiegel an Um)
I Kubburum Belänum T.amassäni (gala-maij Annunitum) (lu M)
Abb. 12 Sippar: Familie 3 (lddin-Sin-Familie) Iddin-S"m
I
I lriir-länurn
I
(di-lru s)
I
r
Enlil-n~ir
DSu-ibbi
I
Ibbi-Enlil (I)
I
Ibbi-Enlil (ll)
z
Abum-waqar (di-lrus?)
Belessunu (lu U?)
~ ::l
1
S"m-mägir (& InibSina)
I
I
AkSak-iddinam
S"m-bel-aplim
Warad-S"m
I
Lamassäni (lu U)
Inbaturn
CIQ
(nb)
(lu U)
(lu U)
::l
I
Annum-piSa
I
1
InbuSa
I Lamassäni
g.c:
Enlil-issu
I LuStammar-S"m
I.
I
Puzur-SamaS
Annum-pi-SamaS
I
KalÜDlrum (lu U?)
I TanouSa
::l
c:
Q.
I
C6
Amat-SamaS ~ (lu U)
~ (")
::r I»
2
0" ::r ~
1:1:1
~.
g..
c:
::l
~ ::l
L II LII
VI
0\
Abb. 13. Sippar: Familie 4 (Sin-n~ir-Familie) SamaS-~ir
I (Abi-mattum &) Ipqu-Aja
ISmb-Ea I
I QiS-Ea
I Ipqu-Ea
II Ipqu-Annunirum (&Belessunu)
I
I
Lamassäni (lu U)
lISu-ibniSu
S"m-nädin-sumi
Ikün-pi-S"m
S"m-eribam
I Sin-nä$ir (I)
I
I IItani
I
S"m-iddinam
I NidnuSa
Am31-Mamu (lu U) S"m-nä$ir (n) (dub-sar)
I Iddin-Ea
Kil-dAja (lu U)
I Ibni-Ea
o "" C'"
...,o
S"m-kabit-bilrum Am31-Aja (lu U)
Di-~tu-bi:in-dull-ga
E-babbar-nu--4-u1-se-be-gäl
~ ;-
E-bursag-muSallim
Abb. 14. Sippar aJalballa): Familie 5 (Dawdänum-Familie) Dawdänum (Damdänum) I
II
Etel-pi-S"m
Beläkum
I
I
I
ijuzälum
IItani
Rabilt-S"m (lu U)
I Annum-pisu
I
I
I
Qaqqadänum (=Rabfissa)
ldiSum
Manna-Sa (lu U)
Abb. 15. Sippar: Familie 6 (Warad-Sin-Familie) Ibni-S"m
(Buzazum + Lamassanun)
I
Warad-S"m
Z
(& IStar-ummI)
I»
I
~
::I CIQ
S"m-iqiSam
o
Salliirtum
I
I
I
I
Ibni-Sama.s I
NünJm-1isi .
Warad-IIabral
Ibni-Adad
I
I
HuSSurum (lu U)
I
Niir-Sama.s
IIima-abI
C'" C ::I CIQ
Mäd-dummuq-iIim
I
I
Palanun
ijummurum
I
C
::I
c..
Am31-SamaS
o<
~ §
c..
In (")
::sI»
Abb. 16. Sippar: Familie 7 (Sama.s-rabi-Familie)
2
ö·
::so t:t:l
Sama.s-rabi
S"m-nä$ir (dam-gar?)
lISu-ibbiSu
Beltani (lu U)
g.
I
I
sama.s-tappesu
Ubär-Sama.s (dam-gar?)
~II~
I
S"m-ublam
o E::!.
Taräm- illmaS (nb)
Warad-S"m
S"m-remeni
S"m-muballi~
ASqudum
S"m-iqiSam
S"m-abiiSu
Ibni-Adad (dam-gar)
I Nannarum
Utu-Iugal-an-ki-a
~ o
::I
~
Samaja
Aja-tallik (lu U)
VI
-..I
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
GflborKalla
158
Abb. 17. Sippar: Familie 8-11 (saga dUlU bzw. saga dAja_ Familien) saga dU lu 2 (saga Aia) Warad-Sin (I) (keine saga) (Fwnilie 8)
I
Annum-pi-Swna§ (Annum-pi~u) (Im-SI)
I
Swna~-Iap~u (I) (lf E-babbar; SI)
Sin-imilli (keine saga) (Fwnilie 9)
I
Sin-ennwn (lf E-babbar; Sa-As)
I Swnub-Sin (Summub-Sin) (AS-Sm)
I
Lipil-l§lar (SI-Sa) waraJsin (Il) (lf Ajai AS-Sm) Annum-pi-Aja (I) (lf Aja; Sm-Si)
Sin-gämil (keine saga) (Fwnilie 10) salim-pälib-Marlk
(Salim-plilib~u)
(lf Marduk; Sm)
I
Ele1-pi-Nabium (lf Nabium; Sm-ija)
I
Swna~-Iappe§u (Il)
(lf swnTiluna; Si) Warad-Sin (III) (lf Swnsu-iluna; Si )
I
Annum-pi-Aja (Il) (lf Abi-~ub; Ae-Ad)
I Warad-Sin (IV) (lf Ammi-diläna; Ad)
IkOn-pI-swna§ (keine saga) (Fwnilie 11)
I
I§me-Sin (lf ijwnmu-rapi; ija-Si) sin-ehbwn (Si)
I Marduk-mu§a1lim. saga dAja (lf Ammi-dilana; Ae-Ad)
I Sin-iqI§wn
Ele1-PI-Nabi um. saga dAja
(lf Ammi-diläna; Ad)
(lf Ammi-dllana; Ad-A~)
I Il§u-ibni (Ad)
I
NOr-Kabla
Ikon-~i-Sin (A~)
1
Marduk-nä~ir. saga dAja (A~)
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159
Abb. 19. Sippar: Familie 13 (Niir-illSu-Familie)
0\
o
NÜf-ilisu (I)
Ubär-Lulu
(~är-'1.u-läl) I
Abum-waqar (ir Ninsianna)
Nidnu.sa ('Ir Ninsianna)
I
Ibni-Marduk (ir Ninsianna)
Ipqu-Gula
NÜf-ilisu (11)
(ir Ninsianna)
Abb. 20. Lagaba: Familie 1 (Imgur-E-idim-anna-Familie) Q
"" er o
Imgur-E-idim-an-na
..,
II ('If Nabium)
S"m-iddinam
~ ;-
Rutturn
(säpirum; ir Nabium)
I
(ir Samsu-iluna) llSu-ibni
Sü-Amurrum (& Risannn)
Marduk-o.ä$ir (I) (muSaddirzum; ir Nabium)
BelSunu
I~--------------~------------rl----------~I Zababa-n~ir
Nabium-mälik (dub-sar; ir Nabium)
A@-wedum
Pirurütum (lu u?)
(dub-sar; ir Nabium)
Tarärn-Sagila (lu M)
I Marduk-n~ir
bt:
(ll)
...
6
d
"
Abb. 21. Kis: Familie 1 (E~irum-Familie)
E!irum (I)
I
Utul-IStar (I) (iSib dAN.Inanna)
z
I
~
Zababa-muSallim
::s
I
OQ
o
g-
Nanaja-ibni (iSib dAn Inanna) I
Utul-IStar (11) (iSib dAN.Inanna)
I
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E!irum (11)
~
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Namengebung und velWandtschaftliche Beziehungen
Gäbor Kalla
162
Anhang: Die bibliographischen Angaben der Slammbäume
Tabelle 1: Die Verteilung der Götternamen In der Personennamen l L = Larsa K = Kutalla N = Nippur LI
AdadIBkur Aia Amurrum/ Martu AnnunHum Damgalnunnal Darnkina Damu Ea/Enki Eniil Erra Gula Btar/lnanna Habrat Kabta Lägamäl LätarAkI Lu-lAI Mamu Marduk Nabium Nanaja Niniil Ninsiannna Ninurta Nunu Sebettu/ Iminbi Sin/Nanna Sama§/Utu Tutu Ura§ Zababa
Larsa: Familie 1 (Sanum-Familie): Nach Matou~ 1949 und Leemans 1950. Zu der Familie s. Matou~ 1949 und Leemans 1950:54-63. FUr die Siegelinschriften vgl. Charpin 1990:62--63.
+ = Familiengott
0= Dilbat S = Sippar La = Lagaba
L2 KI NI N2 N3 N4 01 SI
S2 S3
S4 S5
2 1 3+
+?
1
1
S6 S7 S8 S 12 1 1 2
S 13
La 1 1
+ 1
1+
3 2+ 1
4
2
Ur: Familie I (IlSu-ibbisu-Familie): Nach Charpin 1986:120-125.
1 1 1 1
1
4
1 +? 2+
Kutalla, Familie 1 (Sin-semi-Familie): Nach Charpin 1980:62. Zu der Familie s. dort S. 62-78.
2
1
I
1
2
2
I
Nippur, Familie I (Lu-Ninurla-Familie): Nach Kraus, 1951: 186 (vgl. Renger 1969: 185 und Stone 1979: 139). Zu der Fa2 1+
I 3 1
3
2 2
1 3 1
4 2
1
2 3
3
milie s. Kraus 1951:184-187. Nippur, Familie 2 (lmgur-Sin-Familie) Nach Stone 1977:135. Zu der Familie s. dort S. 133-137.
+ 1
4
2
Larsa: Familie 2 (Sin-nur-mälim-Familie): Nach Charpin 1987 und Dyckhoff 1999. Zu der Familie s. Dyckhoff 1999 mit älterer Literatur. Der Stammbaum von Charpin wurde nach Argumenten von Dyckhoff zum Teil modifiziert. Es gibt keinen zwingenden Beweis, daß Nabi-Damgalnunna und Eridu-liwwir BrUder waren; sie können auch Onkel und Neffe sein. Dagegen wird NabiDamgalnunna auf seinem Siegel als Sohn des Bala-guJO-nam-be identifiziert (vgl. Charpin 1990:62) und Eridu-liwwir als Sohn des Iddin-Ea. FUr die Siegelinschriften s. Charpin 1990:62. FUr das Siegel des Sin-mägir, Sohn des Sin-nur-mälim s. Dyckhoff 1999:66-73 (YBC 6673).
5 1
2
163
2
3
11
1
3 4
5 3
7 2
2
3 2
8 4
6 3
I
Nippur, Familie 3 (lmgua-Familie): Nach Stone 1977: 118. Zu dieser Familie s. Stone 1977: 114-125 und Prang 1977 mit ein wenig verschiedenen Stammbäumen.
2
1 I
Nippur, Familie 4 (Ninlil-zigu-Familie): Nach Stone 1987:44 (mit Modifikationen). Stone setzt in den Stammbaum nur eine Person mit dem Namen UrdU7-dU7, aber nach der Prozeßurkunde BE 6/2, 10 waren Adad-rabi und Urdurdu7 eindeutig BrUder und der Prozeß fand zwischen den Vettern Mulum-EI und Mär-er~elim bzw. ISkur-glr-ra und Ipqalum statt. Dilbat, Familie I (lddin-Lägamäl-Familie): Nach Desrochers 1978:237 mit Modifikationen. FUr die Familie s. Desrochers 1978 und Klengel 1976.
I
Die Frauennamen wurden hier nicht berUcksichtigt.
164
Gäbor Kalla
Die Siegel inschriften sind die folgenden: Ni-ga-dNanna (Sohn des IddinLiigamiil) TLB I, 237 (Sm 7): [ir d]r La-ga-ma-afl (unsicher); (juziilum (Sohn des Niibilum): G 59 (.\:Ja 38); VS 7,21 (Si 5) (benutzt sein Sohn Marduk-nii~ir): ir dLa-ga ma-al; Elel-pi-Sin, Sohn des (juziilum: VS 7,40 (Si); VS 18, 16 (Si): ir "Ni[n-si 4-an-na?]; Marduk-nii~ir (Sohn des (juziilum): VS 7, 175 (Tonverschluß): [ir] dLa-ga-ma-[al]/[u] d[N] in-[si 4-an-na]
Ili-iddinam (Sohn des TUlu-nii~ir = Tudulum; vgl. VS 7, 40): VS 7, 17 (Si 2); VS 7, 26 (Si 6); VS 7, 40 (Si): ir "Ni-i[n7-x-x]. Eine ungewöhnliche syllabische Schreibung rur Ninsianna? Iddin-Liigamiil (Sohn des lli-idinnam): VS 7, 30 (Si 7); [ir] "Nin-si 4J an 1'-[na]. Sippar, Familie I (AkSiija-Familie): Das Archiv dieser Familie wurde von Einheimischen in Sippar-Amnänum (Tall al-Der) zwischen 1888 und 1891 entdeckt und vom British Museum aufgekauft. Seit der ersten Rekonstruktion von vier Generationen der Familie durch Harris ist sie als AkJiijaFamilie bekannt, und ich habe diesen Namen beibehalten. FUr frUhere Stammbäume vgl. Harris 1969 und Stol 1998. Die Texte dieser Familie umfassen fast die gesamte Zeitspanne der altbabylonischen Zeit, von Sumu-Ia-EI bis Ammi-~aduqa, und man kann neun verschiedene Generationen rekonstruieren. Eine umfassende Arbeit Uber diese Familie wird vom Autor vorbereitet.
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
165
Sippar, Familie 5 (Dawdiinum-Familie): Nach Stol 1998:442. Sippar, Familie 6 (Ibni-Sin-Familie): Warad-Sin (Sohn des Ibni-Sin) und IStar-ummi (Tochter von Buzazum und Lamassalum): VS 8, 4/5 (Im); VS 8,6/7 (Im). ~allürlum, Sin-iqisam, Mäd-dummuq-ili (Kinder des Warad-Sin): VS 8, 27 (Sm 7).
Miid-dummuq-ili (Sohn des Warad-Sin) und Amal-~amas (seine Tochter): VS 8, 31/32 (Sm 10); VS 8, 33/34 (Sm 10). Ibni-~amas, Nürum-li~i, Warad-Ilabral, Ibni-Adad (Kinder des Sin-iqisam): VS 8, 31/32 (Sm 10); VS 8,45 (Sm 15); VS 8, 56/57 (Sm); VS 8, 101 (.\:Ja 3); VS 8, 108/1 09 (.\:Ja 4); VS 9, 7/8 (.\:Ja 18); (jussulum (Tochter des Ibni-~amaS): CT 4, 20a (Sm 15); BM 78811/78812 (AOAT 25, 189) (.\:Ja 33). Nür-Samas, Ilima-abi, Palalum, (jummurum (Kinder des Ibni-~amaS): VS 8, 112 (.\:Ja 9); BAP 95 (.\:Ja [00']; Zeugen); BM 78811/78812 (AOAT 25,189) (.\:Ja 33). Sippar: Familie 7 (Sin-rabi-Familie): Vgl. JCS 11, 17, n. 2 (Sm 12), RSO 2,539-541 (Sm 12); CT 48, I (Sm 12); CT 48,3 (.\:Ja 6); VS 8, 71 (-).
Sippar, Familie 2 (Ur-Ulu-Familie): Nach Dekiere 1994.
Sippar, Familien 8-11 (saga dUtu-Familien) Nach Woestenburg 1997/98:358-359.
Sippar, Familie 3 (Iddin-Sin-Familie): Abum-waqar (Sohn des Iddin-Sin): CT 4, 33b:5 (AS); CT 6, 7b, 24/MHET 2/1, 65:8'(AS). Ilür-kinum und Abum-waqar (Kinder des Iddin-Sin): CT 8, 8: 14'-1 5' (Sm). Kinder des Abum-waqar: CT 4, 10:8,9, 10. Inbalum, lukur dUtu (Tochter des Abum-waqar): CT 4, 10: 19. Lamassiini, lukur dUtu (Tochter des Abum-waqar): CT 4, 10: 45 (AS). Ibbi-Enlil, Sin-miigir, Enlil-issu', Inbusa (nu-bar), Annum-pisa (Kinder des Abum-waqar): CT 8, 16a1MHET 106:8 (Sm); OLA 21, 95/96 (Si 22). Amal-~amas, lukur dUtu, Tochter des Sin-mägir: CT 4, 10:28. Enlil-nä~ir, Sohn des Ilür-kinum: CT 8, 16a: 9IMHET 106:8 (Sm). AkJak-iddinam, Sin-bel-aplim, Warad-Sin, Luslammar-Sin, Puzur-~amas, Annum-pf-~amas, Taribusa und Inibsina, ihre Mutter: BM 22512 up.llBM 22702 up.lIMHET 2/3,347//440//460 (Si 24) (FUnfTeilzettel einer Erbteilung). Sin-bel-aplim, Sohn des Sin-mägir: CBS 565,2 (ZA 73, 56-57; Si 10). Kalümlum, Tochter des Annum-pi-~amas: CBS 565, 15, 17 (Wilcke ZA 73, 5657;Si 10). Ibbi-Enlil, IlSu-ibbi, Belessunu (Kinder des Enlil-nä~ir): OLA 21, 95/96 (Si 22). Lamassäni, lukur dUtu (Tochter des Warad-Sin): CT 4, 10:29.
Sippar: Familie 12 (Imlik-Sin-Familie) Nach Woestenburg 1997/98:359. Sippar: Familie 13 (Ubär-Lulu-Familie): Vgl. MHET 2/6 S. 2. Lagaba, Familie I (Imgur-E-idim-anna-Familie): FUr diese Familie s. Frankena 1978:308 und Tammuz 1996 mit Belegen. Ich habe hier hauptsächlich den Stammbaum von Frankena mit Ergänzungen wiedergegeben. FUr Tartim-Sagila, Tochter des ~ü-Amurrum, und Risalum, ihre Mutter s. NBC 7308 (vgl. Tammuz 1996:217-218). Belsunu, Sohn des Imgur-E-idim-anna hat zwei verschiedene Siegel. Auf einem wird er als Knecht von Nabium, auf dem anderen dagegen als Knecht von Samsu-i1una bezeichnet. Vgl. Tammuz 1996:469-470. Ki§, Familie I (E{irum-Familie): Nach Charpin 1986:407-409.
166
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
LITERA TURVERZEICHNIS Albertz, R. 1978
Charpin, D. 1980
1986 1987 1990
Persönliche Frömmigkeit und offizielle Religion. Religionsinterner Pluralismus in Israel und Babyion. Calwer Theologische Monographien 9. Stuttgart: Calwer. Archives familiales et propr;ete privee en Babyion ancienne: Etude des documents de .. Tell Sifr". Centre de recherches d'histoire et de philoloe gie de la IV section de l'Ecole pratique des Hautes Etudes. 11 Hautes Etudes Orientales 12. Geneve: Droz. La clerge d'Ur au siecle d'Hammurabi. Geneve-Paris: Librairie Droz. "Notice prosopographique, 2: les descendants de Balmunamhe." In: NABU 1987: NT. 36. "Les divinites familiales des Babyloniens d'apres les legendes de leurs sceaux-cylindres." In: De la Babylonie la Syrie, en passant par Mari. (Melanges J.-R. Kupper), ed. Ö. Tunca (Liege), 59-78. "Immigres, refugies et deportes en Babylonie sous Hammu-rabi et ses successeurs." In: La circulation des biens, des personnes et des idees dans le Proche-Orient ancien. Comptes rendue de la Rencontre Assyriologique Internationale 38, ed. D. Charpin & F. Joannes (Paris: ERC), 207-218.
a
1992
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168
Gäbor Kalla
Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen
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Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung anhand des Emar-Onomastikons· von Regine Pruzsinszky - Wien
Auch heute richtet sich die Wahl des Namens primär nach dem Geschlecht des Kindes. Im allgemeinen gelten Konvention und Tradition als Kriterien der Namengebung. Die Namenwahl ist jedoch ein komplexer Vorgang, der durch zahlreiche weitere Faktoren, wie religiöse Überzeugung, Familientradition, Gefühl, Stimmung u. a. bestimmt wird. Hierbei werden schon oft Hinweise auf bestimmte zu erwartende Fähigkeiten, Merkmale oder Eigenschaften gegeben. I Der Name wird generell von einem Repräsentanten der sozialen Einheit bzw. den Eltern des Kindes vergeben? Die Namenvergabe als solche wird als Zeichen der Integration des Kindes in die Gemeinschaft angesehen und manifestiert auch die soziale Aufnahme des Benannten .
,i
• Belege zu den hier genannten Namen finden sich im Katalogteil meiner im Druck befindlichen Arbeit "Die Personen namen in den Texten aus Emar", die in der Reihe Studies on the Civilisation and Culture ofNuzi and Hurrians erscheinen wird. Folgende TextkUrzel wurden gewählt: AuOrSI (Arnaud 1991), E (Arnaud 1985-87), HCCT-E (Tsukimoto 1991), RE (Beckman 1996), SMEA (Arnaud 1992). I S. allgemein Debus 1995a:393ff. Das wohl bekannteste Beispiel eines Programmnamens stammt aus dem Lied von Viii-kumm; (hurritisch "Halte Kumme zurUckl"): hierzu s. Salvini 1991:179-180 und Giorgieri 2000:276 288 • Die Bestimmung des Kindes läßt sich auch sonst nur in der Mythologie nachweisen: so werden die BrUder der Appu-Erzählung Idalu (hethitisch "schlecht") und Danza (hethitisch "gerecht") gemäß ihrer Charaktereigenschaft im Laufe der Erzählung benannt. Vgl. Hoffner 1998: 120. 2 Aufgrund des Inhalts vieler Namen ist es wahrscheinlich, daß im Alten Orient der Akt der Namengebung in der Regel kurz nach der Geburt von Seiten des Vaters oder des pater familias vollzogen wurde (Edzard 1998:97-98, 109). Zum Zeitpunkt der Namengebung s. jUngst Ziegler 1997:49. Die Benennung durch die Mutter ist uns aber z. B. auch aus dem Alten Testament bekannt: hierzu vgl. Stamm 1965:414 und Winter I983:22ff. Nakata (1995:240 66 ) geht aufgrund von Nameninhalten (insbesondere zum Thema Geburt) des Mari-Onomastikons davon aus, daß die Mutter oder ein weibliches Mitglied der Familie als Namengeberin fungiert hat. In Anbetracht der zahlreichen Namentypen unterschiedlicher Aussagekraft in der semitischen Namengebung ist es jedoch kaum denkbar, daß lediglich das Thema Geburt (meist durch Danknamen zum Ausdruck gebracht) die zentrale Rolle in der Namengebung rur Frauen gespielt haben sollte. Die Frage nach dem Namengeber bleibt indes weiterhin ungelöst.
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Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung
Da Sprache naturgemäß im sozialen Kontext einer Sprachgemeinschaft existiert und funktioniert, sind auch Eigennamen als sozial verankerte sprachliche Zeichen und als Teil des sprachlichen Inventars einer Gemeinschaft zu betrachten. So formuliert Gladigow "Benennung und Namengebung sind elementare Vorgänge einer Sprachpraxis, deren Wirksamkeit Uber die einfache 'Identifizierung' hinaus im Namen-Rufen kontrolliert werden kann".3 Der Name identifiziert und repräsentiert nicht nur eine Person, ohne Namen besitzt der Mensch auch keine soziale Existenz. Der Arbeitsschwerpunkt der Sozio-Onomastik ist vorwiegend das Studium der Eigennamen mit deutlich markiertem Sozialbezug wie Ruf-, Kose-, Neck-, Schimpf- und Spottnamen sowie Pseudonyme. Eine solch spezifische Unterteilung der Personennamen läßt sich filr die altorientalische Namengebung in der Regel allerdings nicht nachweisen. 4 Es kann daher nur tentativ mit den Überlegungen aus der modernen Namenforschung gearbeitet werden. Während "sex" oder auch das "natUrliche Geschlecht" offensichtliche und grundlegende, feststehende Charakteristika besitzt, so setzt sich "gender", das "soziale Geschlecht", aus verschiedenen von der Gesellschaft kreierten Vorstellungen zu männlichen und weiblichen Verhaltensweisen oder dem geschlechtsspezifischen Wesen zusammen. Das heißt, "gender" ist eine soziale Konstruktion polarisierten Verhaltens, das auf der natUrlichen Geschlechtsidentität basiert. Diese ist variabel und aufgrund unterschiedlicher Faktoren Veränderungen unterworfen. S Geschlechtsattributionen6 tauchen auch in Personennamen auf und sind als geschlechtsspezifische Konnotationen zu berUcksichtigen. Sie sind Wahrnehmungen einer Gestalt, in der die einzelnen Zeichen wechselseitig aufeinander wirken und damit ihr soziales Geschlecht (= Gender) erzeugen. Aufgabe ist es daher, spezifische Namenbildungen zu isolieren und die Elemente der Frauen- und Männer-
namen der Emar-Texte zusammenzutragen und einander gegenUber zu stellen. 7 Anband der Namengebung kann jedoch nur ein ungefähres, recht statisch wirkendes Bild, aufgezeigt werden, das der Vorstellungswelt zu Mann und Frau der Menschen Nordsyriens im 2. Jt. v. Chr. nahekommt bzw. sie widerspiegelt. Schon Stamm wies im Kapitel zur akkadischen Namengebung (I939:122ff.) "Verteilung der Namenstypen auf soziale Klassen (Frauennamen)" auf Unterschiede zwischen Männer- und Frauennamen hin und filhrte die wichtigsten Charakteristika an. Das auffallendste Merkmal ist die regelmäßige Verwendung von Namen weiblicher Gottheiten in Frauennamen;8 Theonyme maskuliner Götter finden sich hingegen vorrangig in Männernamen. Da mesopotamische Gottheiten in wesentlichen ZUgen Projektionen menschlicher Gegebenheiten sind, wird die sexuelle Zugehörigkeit mancher Gottheiten mit den geschlechtsspezifischen Rollen in der menschlichen Gesellschaft assoziiert. Die Götterwelt kann sozusagen als Spiegel der Gesellschaft betrachtet werden, in welcher die Aufteilung des Kosmos zwischen weiblichen und männlichen Kräften als elementares Ordnungsschema verstanden wurde. Die soziale Aufteilung der Götterwelt projiziert bestimmte Aktivitäten, die lediglich dem Mann vorbehalten waren, andere Bereiche (Haushalt und Produktion) wurden hingegen mit der Frau assoziiert. Von Bedeutung ist die Beobachtung Stamms, daß die Frauennamen weniger theophore Bildungselemente enthalten. Bei Frauennamen Uberwiegen hingegen die sogenannten Bezeichnungs- und Kurznamen. Bemerkenswerterweise stellt Debus (1995: 1734), ein Vertreter der Sozio-Onomastik, filr die gegenwärtige deutsche Namengebung fest, daß Kurz- bzw. Koseformen sowie "wohlklingende" Namen prozentual bei Frauennamen häufiger auftreten als bei Männernamen. Ab der kassitischen Periode verzeichnet Stamm ein Ansteigen an Vertrauens-, Klage- und Bittnamen. Durch die Bestimmung verschiedener Namengattun9 gen wird versucht, Tendenzen aufzuzeigen, die uns Informationen zu der sozialgeschlechtlichen Rolle von Mann und Frau im Alltag des Alten Orient vermitteln können. Insgesamt ßlllt die Anzahl der Frauennamen im Verhältnis zu der der Männernamen im Emar-Korpus sehr gering aus. Es können jedoch bereits anband der insgesamt Uber 400 weiblichen Personennamen charakteristische Merkmale
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Gladigow 1998:209. FUr die altbabylonische Zeit vgl. Stol 1991 :210. Eine Uberaus interessante Studie zu Namengebungspraktiken im römerzeitlichen Ägypten bietet die Papyrologin Hobson (1989: I 57ff.), die an Studien der Anthropologie und der politischen Linguistik anschließt und erstaunliche Ergebnisse rur das von ihr behandelte Material erzielt: so kann sie verschiedenste Namen ("formal names" und "nicknames") rur ein und dieselbe Person, die in unterschiedlichen Kontexten auftreten, nachweisen. S Zum Bewußtsein der Geschlechterdifferenz im Alten Orient sowie zur Trennung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht s. jUngst van der Toorn 1994b:20ff. (mit weiterruhrender Literatur). 6 Zu symbolischen Geschlechtsattributionen s. z. B. Hoffner I966:326ff., Groneberg 1997: 134ff. Beachte auch das einleitende Kapitel "The Life Course" der im Jahr 2000 erschienenen Studie von Harris. 3
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7 Die Kennzeichnung eines Frauennamens im Text erfolgt in der Regel mit einem Frauendeterminativ. In manchen Fällen flillt dieses aus und kann kontextuell (z. B. Bezeichnung als "Tochter", "Frau", "Sklavin" etc.) erschlossen werden. 8 Eine eingehendere Studie widmet Stamm 1967:301-339 den hebräischen Frauennamen (mit Einbeziehung einer knappen Darstellung zu akkadischen Frauennamen: pp. 305306). 9 Eine rezentere Zusammenstellung der Namengattungen nach Stamm findet sich bei Di Vito (1993:277-284).
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Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung
festgestellt werden. Allerdings muß vorweggenommen werden, daß die Beobachtungen zu den Merkmalen nur anband des vorliegenden westsemitischen und akkadischen Namenmaterials vorgenommen wurden und nicht repräsentativ für den syrischen Raum dieser Zeit sind (vg!. beispielsweise das Onomastikon von Ugarit und Alala\). Betrachtet man kontemporäre Namenkorpora anderer Archive, so lassen sich vom Emar-Material differierende Merkmale feststellen. Weitere Textfunde aus Emar können natürlich hier getätigte Beobachtungen widerlegen. Gemäß der formalen Beobachtungen Stamms ist die Satznamen-Formation /li-GN "Mein Gott ist GN", die sehr oft in Männemamen auftritt, nie in akkadischen Frauennamen aus Emar zu beobachten. Hingegen ist die Namenbildung GN-ill "GN ist mein Gott", wenn auch vergleichsweise selten, als Frauenname belegt. Während bei Frauennamen das Theonym oder theophore Element in der Regel an der ersten Stelle steht und das prädikative Element hierauf folgt, existiert hingegen bei akkadischen Männernamen keine syntaktische Festlegung der einzelnen Elemente (z. B. Rasap-ili und Rasappa-i1i, Samas-ilD.
Im Bereich der Verbalsatznamen lassen sich insgesamt sehr wenige Frauennamen beobachten. Für das akkadische Emar-Onomastikon sind folgende feminine Eigennamen belegt: Ir )am-ila, Nergal-irdmSi und Saggar-umarri. Eine genuskongruente Form l4 konnte nur für das westsemitische Onomastikon nachgewiesen werden: Ba (Ia-Ia/:lanna (vg!. hierzu den mPN la/:lanni- )ilT).15 Die Abfolge ist abweichend von maskulinen PNn in der Regel (G)N-V. Dreigliedrige Satznamen, die insgesamt im Emar-Onomastikon nur selten nachgewiesen werden können, sind als Frauennamen mit Ausnahme von Na (mimät- )i/i (SMEA 13, f 4') nicht belegt.
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Frauenname Abi-ili Adamma-ili Dagän-ili tJepat-ili /Sbara-ili Rasap-ili Saggar-ili Milki-Dagän Nüri-Dagän
Mlinnername Ili-abi
Ili-Dagän Ili-tJepa
Rasap-ili Ili-Saggar Dagän-milki Dagän-nüri
Geschlechtsspezifische Namenelemente werden häufig an der Stelle des prädikativen Elements beobachtet (s. u.). Genitivnamen sind allgemein nur äußerst selten in der Gruppe der Frauennamen belegt (z. B. (Abdi- )m,IO Bitti-Dagän, ij'innaJd)EN,11 Märat-Arime, MertaBa (Li und $illi-[GN] 12). Fragesatznamen finden im akkadischen Namengut in Frauennamen häufig Verwendung: Al-abaia, Al-abaia, Al-abäti, Al-abi und Al-ummi. Im westsemitischen Onomastikon von Emar sind sie hingegen nicht vertreten. 13
Die Namenbildung mit (abd ist lediglich in AuOrSI 34, 2 als tpN belegt. Maskuline Namen dieses Typus sind stets mit diSKUR bzw. dU geschrieben. Das Element /.Iinnu ist ansonsten nicht in fPNn belegt. 12 Auch ~iIIu ist nur in RE 8, 31 und AuOrSI 99, f4' als Bestandteil eines Frauennamens belegt. 10
11
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Nur wenige Frauennamen können formal den Namen mit einem präpositionalen Element zugeordnet werden. Hierzu zählen Aba-ll l6 und Itti-EN. 17 Im westsemitischen Onomastikon von Emar ist dieser Namentypus bis auf eine mögliche Ausnahme (Ad-da-liJka' in AuOrSI 18, f8') gärizlich ungebräuchlich. Die femininen Kurznamen, die zahlreich belegt sind, lassen sich mehrheitlich dem Namentypus der Zärtlichkeitsnamen zuordnen. Für das reicher in Emar belegte westsemitische Namengut sind auch verkürzte Danknamen sowie Bezeichnungsnamen nach Beruf (eher selten l8 ) und Herkunft (mit femininem Bildungssuffix l9 versehen) belegt. 2o Ganz selten trifft man im Gegensatz zu der Gruppe der Männernamen auf verkürzte Attributnamen. Im Bereich der femininen Kompositnamen läßt sich jedoch folgende Verteilung der Namengattungen feststellen: So können vermehrt Attributnamen nachgewiesen werden. Ebenso sind auch häufig Vertrauensnamen anzutreffen. Dank-, Klage- und Ersatznamen werden als Frauennamen verhältnismäßig selten beobachtet. Bittnamen lassen sich hingegen nicht nachweisen. Im groben gesehen stimmen meine Beobachtungen zu den Frauennamen mit Stamms überein und liefern einen Überblick zu den vertretenen Namengattungen. Sie besitzen jedoch für Emar statistisch gesehen aufgrund der geringen Anzahl von nur ca. 5% und der möglicherweise daraus resultierend fehlenden Na-
Ausnahme: Lami-Ba(la (nur als tpN belegt; vg!. hingegen Lami-Dagän, der als mPN bezeugt ist). 14 Edzard 1962: 120. 15 Vg!. im weiteren den tpN La-Wsa bzw. La-tisa( in AuOrSI 21, I (rLa-ti-i'-sa). Zur Genuskongruenz in PNn mit stativischem Prädikat vg!. Täb-dadmü und Täb-Dagän (beide mPN) und Täbat-maliktu (tpN). 16 Beachte hierzu den mPN Abi-li! 17 Die Lesung des Logogrammes EN ist in den meisten Fällen ungewiß und wird daher in diesen Fällen nicht weiter aufgelöst. 18 Z. B. Agra, Sebu und $ariplu (möglicherweise ein Toponym?). 19 Wilcke 1997-1998:356-357. 20 Ablamfl (m) - Ablamilu (t), Mariannu (m) - Mariannatu (t), Subarfl (m) - Subartu (f; Landesbezeichnung anstatt Subarilu), Subartu (m) - Subarilu (t). 13
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mentypen wenig Aussagekraft filr eine repräsentative Darstellung der Rolle von Mann und Frau?' Ebenso kann Nakatas (1995:244 66) Interpretation bezüglich des Mangels an Danknamen in Mari nicht gefolgt werden: "Is the poor showing of Danknamen for a baby girl in the women's personal names a reflection of the low estimate of girls in the society? Probably so." Obschon auch in Emar Danknamen nur spärlich als Frauennamen belegt sind, zeigen insbesondere Rechtsurkunden aus Emar, daß die Frau in der Gesellschaft am mittleren Euphrat in der zweiten Hälfte des 2. Jt. v. ehr. einen rechtlichen Status inne hatte, der sich in vielen Punkten von dem des Mannes nicht wesentlich unterschied: Sie war erwerbsberechtigt und erbberechtigt und durfte an den religiösen Handlungen im privaten Sektor teilhaben. 22 Im Folgenden sollen daher einzelne Namenbestandteile betrachtet werden, die teils in Kombination mit anderen nur in Männer- bzw. Frauennamen beobachtet werden: So sind gewisse Namenbildungen bzw. -elemente nur Frauen vorbehalten. Dies läßt sich z. B. anband folgender Anthroponyme mit dem adjektivischen Element lä Ji/u mit der Bedeutung "mächtig (sein)" nachweisen: Die Namen Dagänlä Ji und Samas-Iä Ji sind als Frauennamen belegt. Hingegen treten die Bildungen Bäbu-Iä Jilu und Rasap-Iä Ji nur als Männernamen auf. In femininen Kompositnamen ist das Adjektiv in der Regel an der finalen Stelle positioniert. 23 Ausnahmen bilden hierzu der PN Na (mi-sada 24 "Das Land/der Berg ist lieblich/meine Lieblichkeit,,2S sowie Na (mi-mät- Jili, die ausschließlich als Frauennamen bekannt sind. Die Bildung folgt hier der der Männernamen, in der das adjektivische Element häufig auch die erste Position im Satznamen einnimmt (Na (ma-Dagän, Na (mi- Jili, Na (mi-salamu). Ebenso ist die Verwendung des prädikativen Elements a-wla-u « bayya) beachtenswert, das atypisch für Frauennamen in der ersten Position (Au-milki
1-Iierbei ist auch auf die zahlreichen Verstllndnisschwierigkeiten der Kurznamen verwiesen. 22 S. z. B. van der Toorn 1994a:38-59 und 1995:35-50. Es ist nicht zullissig, aufgrund eines Namentypus und gleichzeitiger Vernachllissigung anderer Typen direkt auf den Status der Frau in der Gesellschaft zu schließen. 23 Vgl. die lä Ji_ und na (mi-Namen: z. B. JAbi-na (mi und Samas-Iä Ji. 24 RE 61, 7. r J6l; AuOrSI 41, r3'.7.14.[19].31.33; AuOr SI 42, 2.6: hierbei sollte der Wechselschreibung rur sadd mit den Logogrammen A.SA und KUR Beachtung geschenkt werden. 21 Uneinigkeit besteht dahingehend, ob das Element als Adjektiv oder Nomen verstanden werden soll: s. zuletzt Pagan 1998:143. Nakata (1995:240) stellt rur das Mari-Onomastikon fest, daß die Form na (m in zweiter Position in Frauennamen und nu (m neben na (m in erster Position in Mllnnernamen belegt ist. 21
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,,(Mein) König ist lebendig"), in Männernamen26 hingegen stets in der zweiten Position (JAbi-au, JAbi-au und als Kurzname Au) anzutreffen ist. Hiermit scheidet wohl die Erklärung des finalen -au als hypokoristische Endung aus. Unter Umständen kann das Element auch als theophores Element gemäß der zuvor getätigten Beobachtung verstanden werden. In Bezug auf finale Namenelemente möchte ich auf zwei Akkadogramme verweisen, die in der Vergangenheit oft mißgedeutet wurden: Aufgrund einer Reihe von parallelen Namenbildungen kann festgestellt werden, daß BE für ba (I in Männernamen und BE-a für ba (la in Frauennamen steht, das stets analog zu anderen verkürzten Elementen27 in finaler Position belegt ist. 28 Frauenname
Mlinnername
Ba (Ia-BE-a Ba (la-BE Weitere Bildungen: AStar-BE-a Dagän-BE Duru-BE la (nu-BE Ibni-BE Saggar-BE Die logographischen Wechselschreibungen mit diSKUR und dNIN für die GNn Ba (I bzw. Ba (la weisen hingegen größere Schwierigkeiten bei der eindeutigen Identifizierung der Gottheit auf. Die Elemente cabdu, abu, Jadünu, abu, amelu, aplu, belu, bünu, batänu, is, kudurru, läd, miiru, mütu, SU Ja und zü, die als Ausdruck des natürlichen Geschlechts gelten, sind kennzeichnend für Personennamen für Männer. Das etwaige Auftreten der sonst als typisch maskulin bezeichneten Namenselemente abu und abu ("Verwandtschaftsbezeichnungen") in Frauennamen kann auf die Verwendung von Ersatznamen zurückgeführt werden. Da die Namenbestandteile aba und abaia nur in Frauennamen (Aba-li, Aba-madu, JAba-mi und AI-abaia) belegt sind, darf wohl angenommen werden, daß es sich um die Kurzform der Verwandtschaftsbezeichnung abälu "Schwester" handelt. Letztere tritt ausschließlich in Frauennamen auf. In Frauennamen lassen sich folgende AusdrUcke des natürlichen Geschlechts beobachten: aba, abaia, abätu, amtu, belet, bitti, martu, mertu und ummu. Vgl. hingegen die Schreibungen (ja-(a)-ia-a-bu in E 52, 53.60 Hierzu zIIhlen -ba, -ga, -ba, -be, -ka, -li, -ma, -mi, -ni, -qa, -ra und -ta (die Zuordnung zu den Langformen ist hllufig nicht eindeutig feststellbar). 28 Die folgenden genannten Namensformen sind nicht in syllabischer Wiedergabe belegt. 26
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Weitere Beobachtungen zeigen, daß bestimmte Theonyme nur oder hauptsächlich in Männernamen belegt sind: Adad, Aia, Assur, AStartu, Babu, Nana/i, Rasap, IrJa(ppa), /Sar(a), Sarruma, Simige, TeJsup, WadlJa, Har(a) (Namen maskuliner und femininer Gottheiten). Der Mondgott Saggar, der zumeist in Männernamen Verwendung findet, ist aber in der Kombination mit kimu "Familie", welches als Pendant zu dem in Männernamen eingesetzten Element li )mu "Stamm" zu beobachten ist, ausschließlich in Frauennamen belegt.29
Bezeichnungen wird nicht nur die Gottheit mit einem ihr zugeeigneten Epitheton versehen; aufgrund der getätigten Beobachtungen darf angenommen werden, daß viele der in Eigennamen auftretenden Attribute auch als geschlechtsspezifische Konnotationen zu werten sind, die auf den Namenträger wirken. Es kann beobachtet werden, daß die Verwendung der attributiven Elemente in Kombination mit Gottesnamen keinen großen Schwankungen unterlegen ist. Ein gutes Beispiel zur Verwendung der Epitheta von Gottesnamen ist in den weiblichen und männlichen Anthroponymen mit Astar und Astartu30 zu erkennen. Offensichtlich liegt hier, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, eine bewußt vorgenommene Verwendung von maskulinen (Astar in fPNn) und femininen (AStartu/i meist in mPNn) Gottesnamen vor. Die prädikativen Elemente sind allerdings auf den Benannten "geschlechtsspezifisch" abgestimmt.
Ebenso lassen sich Götternamen, die ausschließlich in Frauennamen auftreten, nachweisen: (Anat, Ba (la(t), Kubaba, Nikkal und Harte (Namen femininer Gottheiten). Die Theonyme Adamma, AStar, Dagan und (jepa(t) treten hingegen in bei den Gruppen auf (Namen femininer und maskuliner Gottheiten). Nicht allzu große Aussagekraft kann daher, wie bisher angenommen, anhand der in weiblichen Personennamen beobachteten Götternamen gemacht werden: zwar werden vorzugsweise feminine Gottheiten genannt, welche sich allerdings eben sooft in Männernamen nachweisen lassen. Wichtige Gottheiten des lokalen Pantheons sind in beiden Namengruppen in geschlechtsspezifischen Namenbildungen belegt. Ihre Darstellung in der Mutterrolle ist den meisten Göttinnen gemein. Zum weiteren zählt als charakteristische Eigenschaft von Göttinnen die Rolle der Ehefrau, die sich der häuslich-wirtschaftlichen Angelegenheiten sowie der Kinder annimmt. Aber wie es Frymer-Kensky (1992:58-69) anhand der Gestalt von Inanallstar gut darstellen konnte, werden Göttinnen auch kriegerische, typisch männliche Eigenschaften zugeschrieben. In der Namengebung fällt das aggressive, kämpferische Element, die viel diskutierte Ambiguität mancher Göttinnen ganz aus. Nur selten wird vergleichsweise auf die Stärke und Kraft einer Göttin hingewiesen (vg!. die PNn mit la )i), was im Namenkontext wohl eher im Sinne der Schützenden und der zu Vertrauenden verstanden werden darf. Inwieweit eine bewußte Wahl von Gottesnamen bei der Namengebung stattgefunden hat, läßt sich anband des vorliegenden Materials nicht nachweisen. Attribute, die im semantischen Zusammenhang mit "stark, mächtig (sein)" stehen, sind aber im allgemeinen Männernamen vorbehalten: z. B. hurritisch adali ("stark") und talmi ("groß") und semitisch dannu, kabar, qarrad und rab(b)a. Hierbei handelt es sich offensichtlich um typisch maskuline Konnotationen, die vor allem neben Macht im (politisch)gesellschaftlichen Berei.ch auch die physische Stärke der Gottheit zum Ausdruck bringen wollen. Mit diesen spezifischen Das Element kimu ausschließlich in fPNn: ASlar-kimi, Ba (Ia-kimi und ~aggar-kimi. Ii >m ausschließlich in mPNn: )Abi-Ii )mu, Ba (I-li )muli, Iddi (-li >mu, [kan-Ii >mu, Li )m>abi, Li >mi-Da und Li )ml-Jarru.
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• spezifisch feminine prädikative Elemente: BE-a, bItU,JI bistu, klmu, nawaru/niwaru,32 simiiti,33 ~imerti. • spezifisch maskuline prädikative Elemente: BE, dannu, libbu, Li )mu, lUu, nuru, qarrad, rab(b)a, etc.
S. Heimpel 1982:9-22. Die Lesung des Logogrammes E wurde flilschlicherweise hllufig mit westsemitischem bill i ("Tochter") wiedergegeben und als Pseudologogramm verstanden. Das ausschließlich in fPNn nachzuweisende Element bill i wird stets logographisch (DUMU.MI) mit einer Ausnahme (syllabisch fBi-it-ti-dKUR in AuOrSI 77, 7.13) wiedergegeben. Hierzu sind die Genitivnamen Billi-Dagän und Billi-EN belegt. Hingegen ist das Element bitu ("Haus"), das selten auch in mPNn belegt ist, in gllnzlich verschiedenen Namenbildungen zu beobachten, wobei es in zusammengesetzten Namen stets logographisch wiedergegeben wird: vg!. Abi-bitu ( ...-E-IUI geschrieben), Abäli-bitu, ASlar-bitu, Ba (Ia-bitu, Dagänbitu und Ummi-bitu (eine Lesung (G)N-biti ist in EinzelflilIen natUrIich nicht auszuschließen). FUr den Kurznamen Bitu (stets m) besitzen wir sowohl eine logographische (E 207, 7) als auch eine syllabische (E 76, 25) Schreibung. J2 Die Verwendung von naru derselben Bedeutungsebene ist hingegen stets in erster Position in mPNn zu beobachten (s. u.)1 Eine Ausnahme bildet hierzu der fPN Dagän-nari in HCCT-E 43, Ssq. Das westsemitische Element >aru ist in Einwortnamen belegt, die ausschließlich von Mllnnern getragen wurden. FUr niwäruli, das stets an zweiter Stelle in Satznamen positioniert ist, existiert in RE 15, 3.sq. die VerkUrzung auf -ni in Dagän-ni. 33 AJtar-simäli, Ba (Ia-simäli und Dagän-simäti. 30
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Frauenname 34
Astar-abu AStar-BE-d s Astar-bitu36 Astar-kimi Astar-simätr7 Astarti- )i1a38 AStar-takultr9 Astar-ummi
Astar-abu AStartu-lit Astartu-qarrätf° lab~i-AStar4\
SUrSia-bit-AStar42 Zikra-Astar 43 Zü-AStarti
Mehrheitlich als mPN belegt (insgesamt neunmal); Ausnahme: E 111, 11. SMEA 8, [2].sq.; SMEA 11,3.8 (insgesamt zweimal). 36 AuOrSI 22, 13; E 91,4/21' (insgesamt zweimal). 37 AuOrSI 42, 16 (einmal). Das Element simäti ist jedoch gut in den (ausschließlich femininen) PNn Ba (Ia-simäti und Dagän-simäti bezeugt. 38 AuOrSI 46, 4 (einmal). 39 SMEA 9, 7 (einmal). 40 E 215,17 (einmal). 4\ E 97, r4' (einmal). 42 AuOrSI 53, I (einmal). 43 AuOrSI 19, 8; RE 96, r8' (insgesamt zweimal). 44 Vg!. die Beobachtungen zum neuassyrischen Onomastikon bei Lipinski 2000:611. 34
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Männemame
Die Ambiguität der Gottheiten in Bezug auf ihre Eigenschaften ist somit scheinbar durch eindeutig geschlechtlich zuordenbare Attribute bei Berücksichtigung des Geschlechts des Namensträgers zum Ausdruck gebracht worden. 44 Reproduktion und Stabilität im häuslichen Bereich stehen im alten Orient im Vordergrund im Leben einer Frau. Dies sollte offensichtlich auch in der Namengebung zum Ausdruck gebracht werden. Insbesondere im Bereich der Attributionen lassen sich große Unterschiede zwischen Männer- und Frauennamen bei Verwendung gleicher Gottheiten feststellen. D. h. Gender-Merkmale lassen sich in der Namengebung vor allem anband der attributiven bzw. prädikativen Namenelemente feststellen, die an der Seite der theophoren Elemente stehen.
3S
Beobachtungen zur geschlechts spezifischen Namengebung
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Regine Pruzsinszky
Beobachtungen zur geschlechtsspezifischen Namengebung
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182
183
Eigennamen in einer Datenbank Methodische Überlegungen am Beispiel des althebräischen Korpus von Hans Rechenmacher - München
Im Rahmen des Münchner Projekts "Biblia hebraica transcripta", das Wolfgang Richter nach jahrzehntelangen Vorstudien mit der Anschaffung eines Unix-Rechners vor etwa 15 Jahren begann und seither kontinuierlich weiterführt, I blieben die 2 Eigennamen zunächst als Sonderproblem hinsichtlich ihrer morphologischen und syntaktischen Analyse unberücksichtigt, da diese fl1r den Kontext nicht relevant ist; sie fungieren als Einheit. In dem auch als Buch edierten Basistext erscheinen alle Eigennamen in Großbuchstaben transliteriert. Bei Ortsnamen werden grammatische Morpheme isoliert, wenn dies aufgrund von Oppositionen möglich ist (CZ-ä versus CZ-al-a-h). In Frage kommen -ä, -al, -61, -Tm, -aym. 3 Ex 1,la als Beispiel: Ex 1,la
w~ >ifBti Jim61 bane YSR)L ha= bä )fm M$R-aym-a-h Dies sind die Namen der Israeliten, die nach Ägypten kamen
Die morphologische Datenbank enthält im Falle der Eigennamen grundsätzlich keine Einträge hinsichtlich Stamm, Bautyp, Basis, Lexem. Von den grammatischen Formkategorien (Status, Genus, Numerus) wird bei Personennamen das Genus notiert (also in unserem Beispiel "maskulin" im Fall von YSR )L), bei Ortsnamen wie M$R-aym-a-h erscheint im Feld Erweiterung die Angabe aym-a-h und im Feld Erweiterungsfunktion die Angabe I,d. I notiert für aym (lexikalisiertes) Morphem für lokalis, d für a-h direktiv. Das Feld Wortart schließlich verzeichnet
WWW-Zugang Uber http://www.fakI2.uni-muenchen.de/arf/bhtJmbht.html. an BUchern sind besonders zu beachten die transkribierten Texte selbst (1991-1993) sowie die Materialbände zu den Nominalformen (1998), zu den Wortfilgungen (2000) und eben zu den Eigennamen (1996). 2 Diese AbkUrzungen werden im Folgenden verwendet: ON Ortsname, PN Personenname, SUB Substantiv, ATK Artikel, PTZ Partizip, G-SK Suffixkonjugation im Grundstamm, ATKV Artikelverbindung, CSV Constructus-Verbindung, ATTV Attributivverbindung, ANNV Annexionsverbindung, ABS absolutus. 3 Ferner wird regelmäßig die Nisbe der IndIvidualnamen angegeben: -i, -il. -iy$ä. -i*y$ä. I
Hans Rechenmacher
Eigennamen in einer Datenbank
Differenzierungen nach Funktionsklassen: Götter-, Personen-, Orts-, Kollektivnamen.
die masoretische Vokalisation, erst bei deren Mehrdeutigkeit auf weitere sprachliche oder zwischensprachliche Kriterien. Durch diese Transkription wird die morphologische Struktur der Wörter sichtbar: Im obigen Beispiel etwa für die bei den ersten Substantive Jimt5t und ba ne die Quantität (kurz) und Qualität «i> bzw. . Struktural liegt aber keine Doppelkonsonanz vor. Diese sekundäre Gemination wird durch das hochgestellte Pluszeichen markiert. Diese Beispiele zeigen schon, daß die Transkription orthographiebezogen ist: Punkt über dem Kurzvokal zeigt Restitution aus Schewa an, hochgestelltes Pluszeichen deutet auf Dagesch der Tiberer. Weitere orthographische Besonderheiten, wie Plene- und Defektivschreibung, Ersatzdehnung, etymologisches Aleph etc. werden ebenfalls berücksichtigt. s Speziell für die Eigennamen ist folgendes Inventar von Trennzeichen zu berücksichtigen: Bei auseinandergeschriebenen Namen zeigt der Unterstrich Spatium in der Vorlage an (Malki3adq); Bindestrich steht zwischen lexematischen Elementen in (zusammengeschriebenen) Namen (Malki-räm); wie in BH'-Texten werden Pro- und Enklitika mit Gleichheitszeichen abgetrennt (Mi-ka= )j/).
186
Auf der Wortfügungsebene funktionieren Eigennamen regelhaft wie detenninierte Nominalgruppen. Die Behandlung der Eigennamen erfordert deshalb keine von anderen Wortarten grundsätzlich verschiedene Verfahrensweise. Für unser Beispiel findet sich folgender Strukturbaum in den Daten: CSV
~
SUB flmöt
ATIV
--------------~
~
SUB bane
ANNV/ABSI
PNYSR'L
ATKV
~
ATK ha
ON MSR-aym-a-h
.
PTZ bii 1m
Der Personenname YSR'L könnte beispielsweise durch eine Pronominalverbindung wie 'aQf=w ("sein. Bruder") und der Ortsname M$R-aym-a-h durch eine Artikelverbindung wie ha=y( ')t5r-a-h ("nach dem (NiI-)Fluß") ersetzt werden. Gleiches gilt für noch höhere Beschreibungsebenen, nämlich Satz- und Satzfügung.
1. Analyseschritle 1.1. Transkription Der erste Schritt von Analyse und Erfassung der Daten besteht in der Transkription der vorerst nur transliterierten Eigennamen. Es entsteht eine zweispaltige Datei, die der BH' entnommenen Folgen von Großbuchstaben eine Transkription zuordnet. Verfahren wird nach denselben Prinzipien, die auch für die übrigen Textelemente in BH' angewandt worden sind. 4 D. h.: Das Hebräische der tiberischen Masora wird struktural transkribiert. Es soll damit nicht versucht werden, eine althebräische Sprachstufe zu erreichen, wie Kritiker von BH' flIlschlicherweise behauptet haben. Die strukturale Argumentation rekurriert vielmehr zunächst auf
1.2. Zerlegung Mit diesem Schritt wird begonnen, eine zweite Datei anzulegen. Die erste Spalte gibt den Namen in transkribierter Form wieder, ist also identisch mit der zweiten Spalte von oben. Sie ist zugleich das Verbindungselement mit dieser und damit letztlich zum BH'-Text sowie zu den Datenbanken (Morphologie, Morphosyntax etc.). Das zweite Feld enthält zusätzlich gliedernde Trennzeichen: Doppelpunkt trennt grammatische Morpheme ab (Bi[n}:t__sab <), Unterstrich nominale Präund Suffixe (Ma_ (s[y}i-Yahu), ferner Bindevokal 6 (>ab_i-)i/), Doppelkreuz verbale Präfixe (Yi# (qub).
S Vg\.
Richter 1991: 1-11; grundlegend zu Transkription und Transliteration vg\. Richter ( 1983). 4
J
187
6
im Einzelnen Richter (1991 :6-9). Der Unterstrich zur Anzeige des Leerraums wird auf dieser Ebene verdoppelt, so daß
keine Verwechslung möglich ist (vg\. oben schon Bi[n}:t__sab ').
188
Hans Rechenmacher
Eigennamen in einer Datenbank
1.3. Funktionsklassen
einer Stellungsregel vorgegangen, die schon Noth angewendet hat, nach der
In diesem Feld werden die Eigennamen ihrer Funktion nach klassifiziert. Die in der Grammatik relevante Unterscheidung von Ortsnamen, Kollektivnamen und Personennamen (und Götternamen) ist bereits in der morphologischen Analyse durch die Wortartangabe notiert, ebenso für Personennamen das Genus. Darüberhinaus werden einige Sachklassen bei den Ortsnamen notiert, ferner bei den Kollek-tivnamen, die eventuellen Bezugsgrößen: GN -m -f PN -m -f -m, ep -m, sym ON -0
-g
Göttername -masculin -feminin Personen name -masculin -feminin -masculin, Eponymus -masculin, symbolisch, Spott-, Beiname Ortsname -Ort -Gebiet
189
-b -i -fl KN -s -v -z: ON-g ON-o KN-v KN-s PN-m
-Berg, Gebirge -Insel -Fluß Kollektivname Stamm, Sippe Volk zugehörig zum: Gebiet Ort Volk Stamm, Sippe Person
1.4. Syntaktische Analyse In diesem Feld wird bei zusammengesetzten Namen die Wortgruppenart bzw. die Satzart notiert, bei den einfachen Namen bleibt es leer. Kurzformen (Auslassung des theophoren Elementes) werden nur dann angenommen, wenn entsprechende
These, "daß die nonnale Stellung im semitischen Nominalsatz Subjekt - Prädikat" 8 sei: (ammi-)i/ ist also "Amm ist Gott" und nicht "Onkel ist Il". Entscheidend für den Wert der Daten bei späteren Abfragen ist immer die Transparenz der Entscheidungen dessen, der die Daten erfasst hat. Die Klassifizierung der Satznamen erfolgt durch Satzbaupläne. Satzbaupläne bieten Strukturen, die auf der Ausdrucksseite greifbar sind, zugleich aber inhaltlich bestimmte Aussagetypen darstellen, z. B. Nominalsatz III.l (detenninierte Nominalgruppe + indetenniniertes Adjektiv) einen qualifizierenden Aussagetyp ("X ist gut") oder Verbalsatz VI.l (Prädikat + Subjekt + direktes Objekt + indirektes Objekt) einen donativen Aussagetyp ("X hat Y Z gegebenlgeschenkt/geliehen/etc."). Die Vorgehensweise verspricht transparente und kontrollierbare Ergebnisse und vermeidet rein inhaltlich motivierte, den "Ideen" des Analysanten entspringende Gliederungsmuster. Eine grobe Übersicht zu den für die bibelhebräischen Personennamen wichtigsten Verbalsatz-Bauplänen verdeutlicht die Relevanz dieser Analyse:
Beispiel hat sich als gut erwiesen ist aufgestrahlt ist gekommen (wohin/-her?) hat beschUtzt (wen?) hat geschmUckt (wen?; womit?) hat gegeben (was?; wem?) hat befreit (wen?; woraus?)
Pr(Jdikat
Aussagetyp Qualität Ergehen Fortbewegen Machen, Behandeln Versehen mit + Verb (mit dir. u. indir. Objekt) Geben + Verb (mit Objekt u. Ortsangabe) Setzen
+ Verb (u. z. Zustandsverb) + Verb (ohne weiteres Satzglied) + Verb (mit Ortsangabe) + Verb (mit Objekt) + Verb (mit zweimal dir. Objekt)
Langformen tatsächlich belegt sind, ferner bei isolierten Verbalformen. Folgende Kriterien erlauben im allgemeinen eine konsequente Scheidung
Besonders interessant und, wie ich meine, rur die Namendeutung von heuristischem Wert, ist die Frage nach dem Inhalt der obligatorischen Syntagmen. In den
zwischen Nominalsatz-Namen und Constructus-Verbindung-Namen im Fall von
PN mit Verben des Gebens liegen diese Inhalte auf der Hand und werden beispielsweise in dem akkadischen Namen Adad-suma-iddina "Adad hat mir einen
Strukturen X + Göttername: Eine Constructus-Verbindung wird angenommen, wenn X = [anim], ([subord)) (Sohn, Knecht, Mann etc.) oder X = [abstr], wobei von einem Verbum abstrahiert ist, das in Verbalsatz-Namen vorkommt und dort
Erben gegeben" auch ausgedrückt. Im hebräischen Onomastikon fehlen, wie gesagt, solche vielgliedrigen Namen. Im literarischen Bereich lassen sich Tilgungen
von seiner Valenz her auf den Namenträger als Objekt zielt: z. B. Matlan-Yah "Geschenk des Yah" zu ntn und Ma~si-Yahü "Tat des Yah" zu ~sy_I.
schen Bereich ist es die Situation der Namengebung, aus der eine solche Auflö-
von obligatorischen Syntagmen meist aus dem Kontext auflösen. Im onomastisung möglich wird.
Namen mit zwei nur potentiell theophoren Elementen wird sinnvollerweise nach
Also rur Elnatan: "EI hat gegeben, nämlich (wem?) uns, den Eltern, d. h. den Namengebern, (wen oder was?) das Kind, d. h. den Namenträger." Ein Satz-
Im bibelhebräischen Onomastikon gibt es eigentlich nur ein theophores Element, das nicht auch als Nomen appellativum aufgefaßt werden kann, nämlich den Jahwenamen, der in Voranstellung YoM oder Yö lautet (selten Ye), in Nachstellung Yah oder Yahü. FUr
Namen mit einem dieser Elemente ist die Frage nach der Position des Subjekts von vorneherein klar. 8 Noth 1980: 17.
Bei der Satzartangabe wird auch die Stellung der Syntagmen notiert. Für 7
7
190
Hans Rechenmacher
bauplan und ein klares semantisches Konzept, nicht immer sind indes die Dinge so einfach. 9 1.5. Morphologische Analyse Zwei weitere Felder bestimmen Wortart und (falls Hauptwort) Bautyp. Der Gebrauch von Musterbasen wird aufgegeben. Die Basisradikale werden durchgezählt,1O Prä- und Suffixe werden transkribiert, Kurzvokale durch Klein-, Langvokale durch Großbuchstaben dargestellt, also lautet der Eintrag fUr den Ortsnamen Mi~pe(h)_Gal(ad "Warte Gileads" SUB,mi12i3+0N,laI2a3, fUr den Personennamen Sim (on "Gehört hat X" SUB, li230n
1.6. Semantische Analyse
Eigennamen in einer Datenbank
191
2. Grundsätzliche Probleme Ein schwieriges Problem ist natürlich, daß bei der Erstellung des Datensatzes unzählige umstrittene Entscheidungen miteinfließen. Als Beispiel sei hier die Analyse des zwischen zwei nominalen Elementen genannt, das von einigen Autoren als enklitisches Personalpronomen interpretiert wird, also etwa >abi-gayl "Mein Vater ist Freude". Wer nach einem solchem l.sg.-Morphem in der Münchner Datenbank sucht, wird dort nicht viel finden - eben weil das umstrittene in der Wortfuge als Bindevokal bewertet worden ist. 12 Das schmälert aber den Wert der Daten grundsätzlich nicht. Denn wer in diesem Punkt anderer Meinung ist, kann die von ihm gewünschten Belege trotzdem finden, nämlich mit der Suchbedingung _i- und zugleich Nominalsatz. Komplizierter sind Einzelfragen, etwa bei Bildungen, die nur zwei Radikale erkennen lassen und wo sich oft mehrere mehr oder weniger gleich plausible Analysen gegenüberstehen. Erfolgt hier nur ein Eintrag, so wird bei Suchläufen u. U. viel wichtiges Material nicht gesichtet. Und hier läßt sich das Problem auch nicht dadurch lösen, daß man eine einfache Grundentscheidung der Datenerfassung kennt und bei der Abfrage entsprechend berücksichtigt. Eine Möglichkeit besteht darin, daß man mehrere Einträge zuläßt, wobei dann u. U. für statistische Überlegungen Probleme entstehen. Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, sind diese Zweit-, Dritt- u. s. w. -Einträge als solche zu kennzeichnen. Dieselbe Prozedur, wie sie hier für den biblischen Textbestand beschrieben ist, kann selbstverständlich auch auf das epigraphische Material angewandt werden. Als Grundlage hat Richter hier das Werk von Davies gewählt, ergänzend dasjenige von Renz & Röllig. 13 Der entsprechende Bestand beläuft sich auf über 2000 Eigennamen, davon über 600 unterschiedliche Personennamen, d. h. etwa ein Drittel des AT-Bestandes. Hier kommen freilich noch spezielle Probleme hinzu, vor allem unsichere Lesungen und natürlich das Fehlen von Vokal zeichen.
In diesem letzten Feld steht bisher nur eine deutsche Übersetzung. Wünschenswert wäre ein metasprachlicher Eintrag, der die semantischen Komponenten adäquat darstellt.
Ausftlhrlich zu den semantischen Konzepten der bibelhebräischen Personennamen vor dem Hintergrund ihrer syntaktischen Strukturen s. Rechenmacher (1997). 10 Ein Verfahren, das sich v. a. im Hinblick auf die EDV sehr bewährt hat. Aber auch sonst können vielfach Zweideutigkeiten vermieden werden, vgl. etwa qe1 ftlr 1e3 mit qal ftlr 1a2. 11 Auf die Herkunft der Namen wird bei den Einträgen in den einschlägigen Feldern verwiesen.
9
12 Mit guten GrUnden: Vgl. Rechenmacher (1997: 15t), Zadok (1988:46), ferner Noth (1980:33-35), der wie Fowler (1988:30) von einem funktionslosen Bindevokal ausgeht; anders - und in diesem Punkt weniger Uberzeugend: Layton (1990: 145-150) und Stamm (1980:61), beide zu wenig auf die innerhebräische Evidenz bedacht. 13 Davies 1991; Renz & Röllig 1995.
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Eigennamen in einer Datenbank
Hans Rechenmacher
3. Ausblick
LITERA TUR VERZEICHNIS
Mit diesem Datenbestand ist es möglich, nach orthographischen Besonderheiten, graphischen Elementen, ferner nach Basen, Baufonnen, Verbal stämmen, grammatischen Fonnkategorien etc., aber auch nach Satzbauplänen abzufragen. Bei der Analyse von Einzelnamen steht dann immer das gesamte Material nach einem beliebigen Kriterium der Abfrage zur Verftlgung. Der Nutzen einer solchen Materialbasis kann schwer überschätzt werden. Er ist weit höher als der einer Konkordanz ftlr die Arbeit an einem Textkorpus, weil die Konkordanz immer nur ein Fragekriterium und ein Ordnungsschema zuläßt, während eine elektronische Datenbank offen ist ftlr jedes denkbare Fragekriterium und jedes denkbare Ordnungsschema. Überdies muß die Möglichkeit des gleichzeitigen Zugriffs auf andere Datenbereiche unter den gleichen Kriterien bedacht werden, etwa die der epigraphisch belegten Namen oder der biblischen Texte und der epigraphischen Texte, dies wieder unter beliebigen Einschränkungen, z. B. Prosa, Poesie, Textsorten. Im Unterschied zum biblischen Material 14 bietet das epigraphische überdies die Möglichkeit, zeitlich und räumlich spezifisch zu recherchieren.
Davies, G. I.
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Harvard Semitic Monographs 47. Atlanta: Scholars Press. Noth, Martin 1980
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Personennamen als theologische Aussagen. Die syntaktischen und semantischen Strukturen der satzhajten theophoren Personen namen in der hebrtiischen Bibel. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 50.
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Transliteration und Transkription. Objekt- und metasprachliche Metazeichensysteme zur Wiedergabe hebrtiischer Texte. Arbeiten zu
Text und Sprache im Alten Testament 19. st. Ottilien: EOS. 1991-3 Biblia Hebraica transcripta. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 33,1-16. St. Ottilien: EOS.
1996
1998 2000
Außer man geht von der Zuverlässigkeit irgendeiner der vielen recht unterschiedlichen literaturhistorischen EntwUrfe in der alttestamentlichen Wissenschaft aus.
14
Materialien einer althebrtiischen Datenbank. Die bibelhebrtiischen und -aramtiischen Eigennamen morphologisch und syntaktisch analysiert. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 47. St. Ottilien: EOS. Materialien einer althebrtJischen Datenbank. Nominalformen. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 51. St. Ottilien: EOS. Materialien einer althebrtiischen Datenbank. WortjUgungen. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 53. St. Ottilien: EOS.
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Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung von Alexander Sima - Heidelberg
In kaum einem anderen Gebiet der semitischen Namenforschung war in den letzten Jahren ein solcher Fortschritt zu verzeichnen wie im Bereich des Altsüdarabischen. Vier umfangreiche Monographien, die das altsabäische, minäische und qatabanische Onomastikon sowie gesondert die altsüdarabischen Frauennamen behandeln, I könnten nur zu leicht den Eindruck entstehen lassen, daß auf diesem Feld die Arbeit nunmehr erledigt sei. Ganz im Gegenteil: Die nunmehr gut aufgearbeitete Materialbasis, über die andere Disziplinen wie etwa Hebraistik, Aramaistik oder Akkadistik längst verfUgen, bietet nun auch der Sabäistik endlich die Möglichkeit, systematische Fragen aller Art mit einiger Aussicht auf Erfolg anzugehen. Die folgenden AusfUhrungen wollen anband von drei Problemfeldern, die mehr oder weniger willkürlich aus einer Fülle möglicher Fragen herausgegriffen wurden, aufzeigen, wie sich die nunmehr wesentlich verbesserte Ausgangslage fUr weiterfUhrende onomastische Forschung nutzen ließe.
J. Das Oberselzungs-Dilemma der saMischen Namen des Typs yrl- J/
Bei Namen des Typs yrl- J/2 - verbales Element der Präfix-Konjugation + theophores Element - ist im Sabäischen eine auffällige Entwicklung zu beobachten: Während der Typ yr/- J[ im Altsabäischen sehr stark vertreten ist - Tairan (1992) verzeichnet 21 Namen dieses Typs -, kommt er mit Beginn der mittelsabäischen Periode so gut wie völlig außer Gebrauch. 3
I Tairan (1992), al-Said (1995), Hayajneh (1998) und Sholan (1999). Das Onomastikon der Amir in der Region zwischen Haram und Na~ri1n wurde von Eisendie (1973) monographisch behandelt. Durch den rasanten Zuwachs an neuen Texten ist diese Arbeit jedoch heute sehr ergänzungsbedUrftig. 2 Grundlegend hierzu ist die Arbeit von Bron aus dem Jahr 1991, die viele der in Abschnitt 1 vorgetragenen Ansichten angeregt bzw. bereits vorweggenommen hat. J Aus mittelsabäischer Zeit sind mir nur Ybm J/ (Ja 70712 = CIAS II 91, GI 1142/3) und ylrb J[ (Ir 8/ I) bekannt.
196
Alexander Sima
Neue Möglichkeiten der altsUdarabischen Namenforschung
In der sabäistischen Literatur wird das verbale Element solcher Namen sehr unterschiedlich aufgefaßt: präsentisch "Gott tut", futurisch "Gott wird tun" oder volitivisch "Gott möge tun".4
(1.) (2.)
Nun spricht aber manches dafür, daß der onomastische Typus yrl- JI bereits in der ältesten Phase der Überlieferung, also schon in altsabäischer Zeit, nicht mehr produktiv gewesen ist: s
197
Das spezifisch sabäische Pantheon fand keinen Eingang mehr in diese Namen, d. h. der Typus war nicht mehr produktiv. Vom Standpunkt der synchronen altsüdarabischen Grammatik war ein sinnvolles Verständnis dieser Namen nicht mehr möglich, da die Präfixkonjugation im Altsüdarabischen keine Vergangenheitsbedeutung mehr hat, sondern sich auf den Ausdruck gleich- und nachzeitiger Sachverhalte beschränkt.
(1.)
(2.)
Die Bandbreite der theophoren Elemente ist beim Typ yrl- JI ungewöhnlich stark eingeschränkt: es kommen nur - J/, - (m und -mlk vor. Keine einzige altsüdarabische Gottheit taucht explizit in Namen dieses Typus auf. Die überwiegende Zahl solcher Namen hat offensichtliche formale Parallelen im althebräischen, altaramäischen und amurritischen Onomastikon,6 vgl. z. B.
ysm (- JIII hebräisch Yismä (- Jel, amurritisch la-as-ma-alJ-dIM "GottlHadda hat (die Bitte der Eltern) erhört" y (41'- JIII altaramäisch y (dr- J/, amurritisch la-alJ-zi-ir-l-i1 "Gott hat geholfen" ybl,zr- JIII altaramäisch ybl,zr- J/, amurritisch la-ab-lJa-ar- dIM7 "GottlHadda hat erwählt"
.I I
;1 I
Bei den altsabäischen Namen des Typs yrl- JI handelt es sich offenbar um eine ererbte, westsemitische Bildungsweise, deren Entstehung lange vor dem Beginn der altsüdarabischen Textüberlieferung, spätestens in der ersten Hälfte des 2. Jt. v. ehr. im syrisch-palästinischen Raum anzusetzen ist, in einem sprachlichen Milieu also, das die Präfixkonjugation in vorzeitiger Verwendung kennt. Mit der Einwanderung der SabäerS ist diese Gruppe von Personennamen nach Südarabien gelangt, wo sie als besonders altertümliche Schicht in die früheste historische Phase hineinragt. Zwei Faktoren könnten das doch ziemlich rasche Verschwinden von Namen des Typus yrl- JI begünstigt haben:
So finden sich etwa bei al-Said (1995) ohne erkennbare Kriterien alle drei Übersetzungen nebeneinander: y>Ws J[ ,,>11 gibt Ersatz", ybl,zr J[ ,,>11 möge (ihn) erwählen" (beide p. 180), yJkr J[ "er wird Gott danken" (p. 183-184). S Als Materialgrundlage dient im folgenden die Monographie von Tairan (1992); ein bibliographischer Nachweis der einzelnen Belege erübrigt sich daher. 6 Vgl. die entsprechenden Einträge bei Bron (1991) und Tairan (1992); zum Amurritischen vgl. jetzt Streck (2000). 7 1m Hebräischen ist davon nur die verkürzte Form Yibl,zär bezeugt. 8 Vgl. dazu Nebes (200 I). Der onomastische Befund könnte zur StUtzung des Einwanderung-Modells herangezogen werden. 4
. I
I
Damit ist auch klar, welchem Dilemma sich jeder, der sabäische Namen des Typs yrl- JI partout übersetzen möchte, gegenüber sieht: Sowohl die offensichtlichen formalen Parallelen im Hebräischen, Altaramäischen und Amurritischen als auch der Aussagegehalt der Namen selbst legen ftlr die altsabäischen Namen dieses Typs eine vergangenheitliche Übersetzung nahe - also "Gott hat erhört", "Gott hat geholfen" und "Gott hat erwählt". Wendet man aber die synchrone altsabäische Grammatik auf z. B. den Namen ysm (- JI an, d. h. versucht man diesen Namen aus dem synchronen, altsabäischen Sprachzustand zu verstehen - also so wie ein Sabäer sie zweifellos verstanden hat -, so ist keine andere Übersetzung als "Gott erhört bzw. Gott wird erhören" möglich. Nun verschwinden die yrl- J/-Namen aber nicht spurlos aus der sabäischen Onomastik: Bereits in altsabäischer und dann vermehrt in mittelsabäischer Zeit entwickelt sich durch Verkürzung ein neuer Namentypus, der nur aus einer Verbalform Präfixkonjugation 3. Sg. m., also yr/, besteht. Dieser Namentypus geht wohl ursprünglich auf yrl- J/ mit Elision des theophoren Elements zurück. Durch diese Verkürzung werden solche Namen im Rahmen der synchronen Grammatik wieder verständlich und ftlr neue Deutungen offen: Die Verbalform der Präfixkonjugation bezieht sich nun nicht mehr auf das vergangene Handeln einer Gottheit, sondern kann z. B. auf das gegenwärtige Handeln des Kindes oder eines Verwandten bezogen werden. 9 Nun kann der neuentstandene Typus yr/ auch wieder produktiv werden: V gl. das Beispiel in Abschnitt 3 sub a. Ein durch tiefgreifende sprachliche Veränderungen im Sabäischen - in diesem Fall durch den vorhistorisch anzusetzenden Verlust der Präteritum-Funktion der
DafUr gibt es übrigens eine schöne Parallele im Alten Testament: Der Name des Patriarchen Yi~l.zäq stellt - wie schon 1. J. Stamm mit guten Gründen vermutet hatte - die Kurzform eines theophoren Satznamens ·Yi~l.zäq- ~[ "Gott hat zugelächelt" wohl im Sinne von "Gott hat (den Eltern gnädig) zugelächelt" (vgl. dazu den gedankenreichen Aufsatz von Hirsch [1982]) dar. Durch den Wegfall des theophoren Elements wird der Name frei fUr allerlei Umdeutungen, mit denen schon das AT selbst nicht spart bis hin zu modernen Deutungen, die den Namen auf das Lachen des Kindes beziehen wollen.
9
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Neue Möglichkeiten der altsUdarabischen Namenforschung
Alexander Sima
(1.)
Präfixkonjugation - unverständlich gewordener, archaischer Namentypus wird durch Verkürzung, d. h. Elision des theophoren Elements, wieder in das synchrone Sprachsystem integrierbar und somit offen für eine sinnvolle Umdeutung. Darüber hinaus kann der neue Typus wieder produktiv werden und Neubildungen hervorbringen. Daraus sollte man vielleicht die Lehre ziehen, daß volks-etymologische Umdeutungen und Entstellungen mitunter wesentlich mehr über das Denken der betroffenen Personen aussagen als eine vom Standpunkt der diachronen Linguistik korrekte Deutung, die auf ein Jahrhunderte älteres, zum Zeitpunkt der Verwendung der Namen längst obsoletes Sprachstadium rekurrieren muß.
(2.)
2. Das Pantheon des Onomastikons und seine religionsgeschichtliche Bedeutung (3.)
Der "theologische Gehalt" von theophoren Namen hat stets großes Interesse hervorgerufen und wurde als eine - wenn nicht sogar die zentrale - Aufgabe der Namenforschung betrachtet. Dies ist gerade in der Sabäistik nur zu verständlich, liefern doch die altsüdarabischen Inschriften zwar eine Fülle von Götternamen, sagen aber über diese Gottheiten selbst faktisch nicht viel aus. Von daher lag es nahe, das Onomastikon als religionsgeschichtliche Informationsquelle zu nutzen. Einschränkend ist allerdings vorauszuschicken, daß eine solche Auswertung im strengen Sinn nur für den Zeitpunkt der Entstehung eines Namens zulässig ist. Daß der Zeitpunkt der Entstehung eines Namens mit dem Zeitraum seiner Verwendung keineswegs deckungsgleich sein muß, hat sich schon in Abschnitt I bei den Namen des Typus yrl-)I deutlich gezeigt. Da bei so gut wie keinem altsüdarabischen Namen der Zeitpunkt seiner Entstehung bekannt ist, ist jede religionsgeschichtliche Auswertung, die sich einzig und allein auf die onomastische
Im altsabäischen Onomastikon werden nur drei Gottheiten namentlich genannt: 'J.tr, Sm ( und Shr. 11 Die in altsabäischen Texten unmittelbar nach (ltr genannten Gottheiten Hwbs, rjtl:lmym, rjtB (dnm und vor allem )Imqh kommen niemals in Personennamen vor. Auffiillig ist vor allem das Fehlen des )Imqh im altsabäischen Onomastikon: Erst in mittelsabäischer Zeit wird er in die Namengebung integriert, aber auch dann niemals mit seinem eigentlichen Namen, sondern nur in 12 Gestalt seines Haupttempels >Wm oder seines Beinamens lhwn. Im minäischen Pantheon wird die wichtige Gottheit Nkrl;t stets zusammen mit (ltr und Wd genannt, im Gegensatz zu diesen beiden kommt sie aber in keinem einzigen Namen vor. Dafür ist umgekehrt die Sonnengottheit Sms, die in keinem minäischen Text bezeugt ist, in der minäischen Namengebung präsent. In Qataban ist die Situation etwas komplizierter, da sich der Name des qatabanischen Hauptgottes (m nicht vom Nomen (m "Oheim", das in allen altsüdarabischen Onomastika Verwendung findet, unterscheiden läßt. Andere qatabanische Gottheiten, wie ) nby, l:lwkm, rjt2hrn, rjt$ntm sind im Onomastikon niemals vertreten.
Hinsichtlich der theophoren Elemente läßt sich also festhalten:
(1.)
(2.)
Die Namengebung spiegelt das jeweilige Pantheon nur teilweise wider. Dies läßt sich am ehesten damit erklären, daß diejenigen Gottheiten, die im Onomastikon keine Verwendung finden, in der privaten, familiären Frömmigkeit eine geringe oder gar keine Rolle gespielt haben. Der Name des sabäischen Hauptgottes )Imqh unterliegt einem onomasti-
(3.)
sehen Tabu oder einer Restriktion, deren Gründe noch unbekannt sind. Diese Gottheit wird erst mit einer erheblichen Verzögerung ins Onomastikon integriert, der Name )Imqh aber konsequent durch den Namen seines Haupttempels >Wm oder durch seinen Beinamen Lhwn ersetzt. Mit Ausnahme der Sonnengöttin Sms kommen keine weiblichen Gotthei-
Evidenz beruft und nicht durch andere epigraphische Daten gestützt wird, von vornherein äußerst problematisch. Stellen wir diese Bedenken aber beiseite, so könnte sich ein in jüngster Zeit mehrfach erfolgreich angewandtes Konzept als sehr nützlich erweisen: Das Onomastikon spiegelt im allgemeinen eher die private, familiäre denn die offizielle Seite der jeweiligen Religion wider. 10
(4.)
Schon eine erste Durchsicht einiger altsüdarabischer Onomastika zeigt, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil der inschriftlich bezeugten Gottheiten, die noch dazu in den jeweiligen offiziellen Panthea prominente Positionen einnehmen, im Onomastikon gänzlich fehlt:
10
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ten im Onomastikon vor. Die genuin nordarabischen Gottheiten al-Lät, Manät und al-
11 Von denen der Gott Shr im sabllischen Textmaterial eine erstaunlich marginale Rolle spielt. 12 Die einzige Ausnahme bildet )mt)/mqh in Ja 706/1 aus dem 'wm-Tempel bei Märib (vgl. Sholan 1999:97). Möglicherweise handelt es sich hierbei aber gar nicht um einen Personennamen, sondern eher um einen Titel: )mt '/mqhlsb >ytnlbt 2 bdqm.
Vgl. Rechenmacher (1997:3-4) und Streck (2000: 145) mit weiterfilhrender Literatur.
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...........
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Neue Möglichkeiten der altsUdarabischen Namenforschung
Alexander Sima sentlich zahlreicher erscheinen sie dann im Mittelsabäischen. Inschriftliche Erwähnungen dieser Göttinnen, deren Verehrung ursprilnglich wohl auf nordarabische Einwanderer beschränkt war, tauchen aber erst ab der mittelsabäischen Zeit - und auch dann nur sehr spärlich - auf. In den offiziellen Kult sind sie wohl nie integriert worden, sie begegnen aber im Bereich der persönlichen Frömmigkeit z. B. auf Amuletten oder Statuetten. Im Fall von al-Ut, Manät und al-(Uzzä eilt das Onomastikon offensichtlich der sehr zögerlichen offiziellen Akzeptanz voraus.
201
a. Namenswahl aufgrund besonderer Geburtsumstände
.I
Es existiert bislang nur ein einziger Text, Ry 375 = CIAS 11 75-77, der die Namenswahl ausfOhrlich beschreibt. Die Tatsache, daß dieser Vorgang inschriftlich festgehalten wurde, läßt bereits vermuten, daß es sich dabei um einen eher außergewöhnlichen Fall handelt, der gerade nicht das alltägliche Procedere beschreibt:
[NNlwNNlwN] 2N1 hqnywl[)] 3[lm]qhb (I ~mI~lmnlgghbnllqb "lylr)tl )/IJ;ywllhwl wldmlwr) 5kstyd (Iwsftl )Imqhlkm (nmw 6ybmrnhmwlwldml )smlf~1 )lt 7mlbnl
Eine Untersuchung der onomastischen Verwendung des Pantheons, d. h. konkret des im Onomastikon präsenten Ausschnitts aus dem Pantheon, kann in Zukunft noch durchaus bedeutsame Aspekte der altsüdarabischen Religionsgeschichte zu Tage fördern.
)lthmwlN 8Nlwr )Ikbmrhmwlglmmlgys 9[m]ynly (mr "NN und NN und NN haben gewidmet dem) Almaqah, dem Herrn des (Tempels) ) Awwäm, die Statuette aus Bronze, weil ihm (d. h. einem der Stifter) kein Kind am Leben geblieben ist. Und siehe, da hat er eine Orakel anfrage (an ) Almaqah) gerichtet und dem) Almaqah versprochen: Wenn er ihnen ein männliches oder weibliches Kind von ihrer Frau NN schenken wird, (dann werden sie diese Statuette und Inschrift widmen). Und siehe, da hat ihnen )Almaqah einen Buben geschenkt, den er Y(rnr nennen wird."ls
3. Kriterien der Namenswahl Die große Bedeutung, die der semantischen Deutung von Namen - d. h. überspitzt formuliert: deren Übersetzung - in der altsüdarabischen und darüber hinaus in der semitischen Namenforschung zugemessen wird, schlägt sich in der Vorstellung nieder, daß sich die Namenswahl der Eltern im Alten Orient weitgehend oder ausschließlich an der Bedeutung der Namen orientiert hat. 13 Dies setzt einerseits voraus, daß (I.) den Sprechern diese Bedeutungsebene sprachlich überhaupt zugänglich war - was angesichts der bekannten Konservativität von Namen problematisch scheint (vg!. Abschnitt 1) -, und daß (2.) diese Bedeutungsebene, wenn sie denn semantisch zugänglich war, von tatsächlicher Wichtigkeit bei der Namenswahl war. Da zu dieser Problematik im Rahmen der Sabäistik noch keine detaillierten Untersuchungen vorliegen,14 möchte ich als letzten Punkt hier noch die Frage aufgreifen, inwieweit wir die Motive, durch die sich die Eltern im antiken Südarabien bei der Wahl des Namens für ihr neugeborenes Kind leiten ließen, rekonstruieren können.
Nachdem dem Stifter sämtliche Kinder kurz nach der Geburt verstorben waren und er sich Hilfe suchend an ) Almaqah gewandt hatte, erhält das erste Kind, das ihm laut Orakel durch die Gnade des )Almaqah am Leben bleiben soll, den sinnreichen Namen Y(mr "er (d. h. der neugeborene Bub) möge lange leben".16 Hier besteht ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Bedeutung des Namens und den näheren Umständen der Geburt - nämlich der Tatsache, daß, nachdem sämtliche Kinder (wahrscheinlich kurz nach der Geburt) verstorben waren, die Gottheit den Eltern durch das Orakel zugesagt hatte, daß ihnen dieses Kind am Leben bleiben werde.
13 Hierbei dürften Beispiele aus dem AT wie die von Rechenmacher (1997:2-3) zitierten (z. B. Gen 16,11) Pate gestanden haben. 14 Aber auch in den meisten anderen Bereichen der Semitistik fehlen solche Arbeiten erstaunlicherweise. Umfangreiche Daten zu dieser Frage, die auf Feldforschungen bei den Beduinen des (heute saudi-arabischen) Na~d beruhen, hat Hess (1912:6-8) publiziert. Manche der von ihm aufgezeichneten Erklärungen, warum jemand einen bestimmten Namen erhalten habe, erwecken aber den starken Verdacht, daß es sich um nachträgliche, volksetymologisch aus dem Namen selbst abgeleitete Erklärungs- und Rational isierungsversuche handelt.
Beeston in eIAS 11 76 übersetzt passivisch: "a boy named Y<mr." In diesem Fall verstehen die Eltern die Imperfektform y (mr wohl eindeutig als auf das Kind bezogen. Hierbei handelt es sich vermutlich nicht um eine Verkürzung aus y(mr + theophores Element, sondern um eine Neubildung analog zu Namen des Typus Yj<1 < 15
16
.Yj
jA
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Neue Möglichkeiten der altsildarabischen Namenforschung
b. Namengebung durch Orakelentscheid
c. Papponymie
Oftmals ist in altsüdarabischen Inschriften davon die Rede, daß kinderlose Personen sich Hilfe suchend an eine Gottheit gewandt haben und ihnen durch das Orakel die Geburt eines Kindes zugesichert wurde. Im Fall von Ja 705 hat Ryckmans (1981) die Ansicht vertreten, daß in diesem Zusammenhang auch der Name des zu erwartenden Kindes durch das Orakel vorgegeben wird. Die von Ryckmans vorgeschlagene Übersetzung der fraglichen Passage ist jedoch äußerst unsicher, da sie auf teilweise problematischen Argumenten ruht. Obwohl die Möglichkeit, daß Orakelentscheide bei der Vergabe des Namens filr ein neugeborenes Kind eine Rolle gespielt haben, prinzipiell durchaus wahrscheinlich ist, fehlen filr das antike Südarabienjegliche sicheren Zeugnisse. 17
Papponymie ist im antiken Südarabien durchaus nicht selten, vgl. z. B. 18
17 Ohne hier auf Jammes refutatio (Jamme 1982:7-16) der Interpretation von Ryckmans eingehen zu wollen, bleibt Ryckmans Wiedergabe der Passage 1 4 wfylbnhmwl r.Jb(nlgsmyl>lmq 5 hl>Ws>1 "pour le bien-8tre de leur descendant Oben, qu'>Almaqah a nomm~ a >ws>l" doch allzu problematisch: (I.) Die Akkusativrektion von smy läßt sich zwanglos als "jemanden (be)nennen" verstehen - also "rur das Wohl ihres Sohnes Oben, den >Almaqah >ws>1 genannt hat" - auch wenn uns die hinter der von >Almaqah veranlaßten Umbenennung stehende ratio verborgen bleibt, (2.) die Tatsache, daß dieser >Ws >I zuvor überhaupt nicht genannt wurde (auch nicht unter den Stiftern der Inschrift), aber danach in Z. 6-7 um das Wohl bnhmwl>Ws>1 "ihres Sohnes >ws>l" gebeten wird, macht doch wahrscheinlich, daß es sich um das in Zeile 4 genannte Kind der Stifter und nicht um eine andere Person handelt, (3.) das Argument "Ce changement de nom parait surtout inacceptable en raison des superstitions et des tabous attacMes aI'emploi du nom chez les S~mites" (Ryckmans 1981 :288) hätte der Stützung durch einschlägige Zeugnisse bedurft. So berichtet z. B. Hess (1912:8) das Gegenteil: "Im späte rn Alter werden oft Namen nach auffallenden Eigenschaften oder bemerkenswerten Ereignissen gegeben, die dann die frühern verdrängen".
(I) (2)
(3) (4)
203
rc)wmlbn/rc)wm (YM 545/3 = CIAS 1215) mskmlbn/mskm (Ry 590/1-2) (mYl 'lbn/ (mYl ( (CIH 854) sr!)lt/bn/sr!)lt (0. Sig. [Avanzini in Egitto e Vicino Orienle 7 (1984) 165])
d. Gebrauch eines bestimmten Repertoires an Namen innerhalb einer Familie Im Gegensatz zu anderen Bereichen der semitischen Epigraphik, die über große zusammenhängende und dichte Textkomplexe wie Archive von Großfamilien, privaten Handelshäusern oder öffentlichen Verwaltungseinrichtungen verfilgen, sind solche Textgruppen im Altsüdarabischen eher die Ausnahme. Die Erstellung von Familienstammbäumen selbst über einen relativ kurzen Zeitraum hinweg ist nur in AusnahmeflHlen möglich. Die bedeutendste Ausnahme bilden die relativ dicht aufeinander folgenden Inschriften der Adelsfamilie Yaz>an aus dem späten 5./frUhen 6. Jh. n. Chr. 19 Aufflilligerweise sind es über mehrere Generationen hinweg nur sechs Namen, die ständig wiederkehren: L!)y (I, SmyJ', M (dkrb, Sr!) >I, Sr!)b >I, Mrld >In. Hätte nicht jedes Familienmitglied auch einen Beinamen, so ließen sich die vielen gleichnamigen Personen kaum auseinander halten. Abgesehen von der spätsabäischen Neubildung Mrld >In waren all diese Namen zu jener Zeit, d. h. gegen Ende der spätsabäischen Periode, schon mehr oder weniger antiquiert, Angesichts der vokallosen Schreibung läßt sich allerdings nicht sagen, ob echte Homonymie oder bloße Homographie vorliegt. Zumindest in Bsp. (3) und (4) ist letztere jedoch mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen. Um bloße Homographie handelt es sich mit Sicherheit jedoch in den folgenden Fällen, in denen jeweils zwei Immobilien "gleiche" Namen tragen: (I) nblnhnlgrllwgrl "die beiden Palmenplantagen (namens) Grt und Grt" (RES 4627/5) (2) bylnyhnlhrnlwhrn "die beiden Häuser (namens) Hrn und Hrn" (RES 3958/13) (3) bylnhynlhrnlwhrn "die beiden Häuser (namens) Hrn und Hrn" (MAFRA Y-alMi'säI611) (4) hgrnhnl (lylw (lY "die beiden Städte (ty und (ty" (Ja 576/8) (5) ~bftnhnlsbmlwsbm "die beiden Bastionen (an der Stadtmauer von Baräqis) (namens) Sbm und Sbm" (M 16311: Baräqi~) (6) [>]bYlhmwlygrlwy(dlwy(dmw "ihre Häuser (namens) Ygr und Y'd und Y'd" (RES 4169/5) 19 Vgl. die Stammbaumdiagramme bei Robin (1979:83). 18
204
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Neue Möglichkeiten der altsüdarabischen Namenforschung
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möglicherweise hatten sie für ihre Zeitgenossen einen etwas "aristokratischen" Klang. Keiner dieser Namen läßt übrigens erahnen, daß die Familie Yaz>an ein energischer Verfechter des Judentums war, wie ihre prominente Beteiligung an der durch den jüdischen König Yüsuf inszenierten Christenverfolgung des Jahres 663 himyarischer Ära zeigt.
(11)
e. Paronomastische Namengebung
Neben den genannten Beispielen aus dem Bereich der eher privaten Namengebung sollen abschließend noch zwei Beispiele für eine mehr offizielle bzw. auf Öffentlichkeitswirkung bedachte Namengebung kurz erwähnt werden. Seit langem ist bekannt, daß sämtliche altsabäischen Herrscher, die den Titel mkrb führen, einen von sechs Thronnamen tragen: krb )/, yl ()mr, gmr (/y, ykrbmlk, yd ()I, smh (Iy. Der
(5) (6)
Ybmdlw)byhwlmbmd 2 m (Ja 738/1) (/ynlw (/y (Ry 455/1 aus Qaryat al-Faw)
(7) (8)
Ybmd ... 2 w )byhwebmd (Ja 690/1) Rznm und sein Sohn )rzn in Fa 88/1.3 20
Grund für diese Praxis ist noch unbekannt. Ist es eine bloße Tradition - wie sie in vielen Herrscherdynastien zu beobachten ist - oder aber gibt der Thronname eine Art Regierungsprograrnrn vor - ähnlich wie die Namenwahl der Päpste? In der Dammbauinschrift des Abraha, der nach der Eroberung des Jemen vom äthiopischen Kaiser als Vizekönig eingesetzt worden war, werden die Namen dreier hochrangiger Personen genannt: grh/d-zbnr (CIH 541/19) sowie w!h/w(wdhlgylgdnm (CIH 541136-37). Müller (1978: 167) hatte diese Namen als äthiopisch identifiziert. Bemerkenswert ist allerdings, daß - wie die Familiennamen zeigen - diese drei Personen alteingesessenen saMischen Adelsfamilien aus Miirib angehören. Ist die Tatsache, daß diese Personen äthiopische Namen tragen, reine Modetorheit oder nicht vielmehr doch ein politischer Kniefall vor den nunmehr äthiopischen Herrn des Jemen? Da wir nun schon in den Niederungen ideologisch-politisch motivierter Namengebung angelangt sind, darf auch der in CIH 541182 genannte Sohn des Abraha nicht unerwähnt bleiben: Der Sohn des ehemals aksumitischen Vizekönigs im Jemen trägt den Namen )ksm. Bloßer Zufall ist die Wahl dieses Namens wohl
mbl:ujJbnebbr) (GI 799/6 = CIH 46) hr (dlwmhr (dmlbnw/ (m (/y (AM 60.1284/1) bnhw 2 zydm/wzyd)/ (CIH 37/1)
bb. Den Namen mehrerer nahe verwandter Personen ist ein Element gemeinsam: (9)
(msm (Iw- (f1l(}[k]r/w- (m >nslw- (mgr )/bh[IIY ... ] ,,<m-sm< und <m-gkr und
(m->ns und (m-gr>, die Söhne des [... ]" (M 74/1 = Ma(in 64)
nicht. ce. Die Namen zweier nahe verwandter Personen bestehen aus den gleichen Elementen in vertauschter Reihenfolge: (10)
)/s (dlw )byhwls (d)/ ,,>l-s(d und sein Bruder S(d->l" (CIH 102/1)
20 Auch dieses Phänomen ist - vg\. Fn. 17 - bei Immobilien belegt: (7) m )glyhw/ 7 ylgb/wglblhw/yhlgb "seine beiden Zisternen (namens) Ylgb und die unterhalb davon gelegene (namens) Yhlgb" (Ja 1819/6) (8) mQfdyhn/yg)n/wygt>n "die zwei Türme (namens) y
)/lw)/ >Ws/wYlmtlbnylnJ)n (Absenderangabe des Briefes
f. Politisch-ideologisch motivierte Namengebung
aa. Die Namen mehrerer nahe verwandter Personen werden von derselben Wurzel abgeleitet:
wbnhmw ... ) 2 sdmlw)sydm (MAFYlI;lamida 2/1)
2
Bayerische Staatsbibliothek, Mon. script. sab. 132/1; Mitteilung S. Weninger).
Bislang unbeachtet geblieben ist ein Phänomen, das ich als "paronomastische Namengebung" bezeichnen möchte:
(1) (2) (3) (4)
(mnl >Ws
~
......
206
Alexander Sima
LITERATUR VERZEICHNIS Bron, Fran/Yois "Les noms propres sud-arabiques du type "yf<1 + nom divin"." In: Etudes sud-arabes. Recueil offert aJacques Ryckmans. Publications de l'Institut Orientaliste de Louvain 39 (Louvain-Ia-Neuve: Institut Orientaliste), 8591. Eisendie, Edwin 1973 Das Volk der Amir im antiken Südarabien und seine Personennamen. Unpublizierte Dissertation, Graz. Hayajneh, Hani 1998 Die Personennamen in den qatabänischen Inschriften. Lexikalische und grammatische Analyse im Kontext der semitischen Anthroponomastik. Texte und Studien zur Orientalistik 10. Hildesheim: Olms. Hess, Jean Jacques 1912 Beduinennamen aus Zentralarabien. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist. Kl., Jahrgang 1912. 19. Abhandlung. Heidelberg: Carl Winter. Hirsch, Hans 1982 "Über das Lachen der Götter." In: Zikir sumim. Assyriological Studies Presented to F. R. Kraus on the Occasion 0/ his Seventieth Birthday, ed. G. van Driel e. a. (Leiden: E. 1. BrilI), 110-120. Jamme, Albert 1982 Miscellanees d >ancient arabe XII. Washington: [im Eigenverlag). MUlIer, Walter W. 1978 "Abessinier und ihre Namen und Titel in vorislamischen sUdarabischen Texten." In: Neue Ephemeris jilr Semitische Epigraphik 3: 159-168. Nebes, Norbert 200 I "Zur Genese der altsUdarabischen Kultur: Eine Arbeitshypothese." In: Migration und Kulturtrans/er: Der Wandel vorder- und zentralasiatischer Kulturen im Umbruch vom 2. zum 1. vorchristlichen Jahrtausend: Akten des Internationalen Kolloquiums Berlin. 23. bis 26. November 1999, ed. R. Eichmann & H. Parzinger. Kolloquien zur Vor- und FrUhgeschichte 6 (Bonn: R. Habelt), 427-435. Rechenmacher, Hans 1997 Personennamen als theologische Aussagen. Die syntaktischen und semantischen Strukturen der satzhajten theophoren Personennamen in der hebrliischen Bibel. Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament, 36. Band. St. Ottilien: Eos Verlag. Robin, Christian 1978 "En marge des inscriptions de Yanbuq: Quelques remarques sur le Iignage des Yaz'anites et sur la fMeration tribale qu'i1s contrölent." In: Raydän 2:77-86. 1991
Neue Möglichkeiten der altsUdarabischen Namenforschung
207
Ryckmans,Jacques 1981 "Une parallele sud-arabe a I'imposition du nom de Jean-Baptiste et de Jesus." In: al-Hudhud. Festschrift Maria Häfner zum 80. Geburtstag, ed. R. Stiegner (Graz: Karl Franzens Universität Graz), 283-294. al-Said, Said F. 1995 Die Personennamen in den minCiischen Inschriften. Eine etymologische und lexikalische Studie im Bereich der semitischen Sprachen. Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Band 41. Wiesbaden: Harrassowitz. Sholan, Amida 1999 Frauennamen in den altsüdarabischen Inschriften. Texte und Studien zur Orientalistik 11. Hildesheim: Olms. Stamm, Johann Jakob 1950 "Der Name Isaak." In: Das Wort sie sollen lassen stahn. Festschrift für D. Albert SchCidelin (Bern: Lang), 33-38 (wieder abgedruckt in: ders. 1980. BeitrCige zur hebrliischen und altorientalischen Namenkunde. zu seinem 70. Geburtstag, ed. E. Jenni & M. A. Klopfenstein. Orbis Biblicus et Orientalis 30 (Frei burg - Göttingen: Universitätsverlag Vandenhoeck & Rupprecht), 9-14). Streck, Michael P. 2000 Das amurritische Omomastikon der altbabylonischen Zeit. Band 1. Die Amurriter. Die onomastische Forschung. Orthographie und Phonologie. Nominalmorphologie. Alter Orient und Altes Testament 271/1. MUnster: Ugarit-Verlag. Tairan, Salem A. 1992 Die Personennamen in den altsaMischen Inschriften. Ein Beitrag zur altsüdarabischen Namengebung. Texte und Studien zur Orientalistik 8. Hildesheim: Olms.
Arabische Imperfektnamen von Stefan Weninger - Marburg
A. Einleitung Liest man Darstellungen über arabische Anthroponomastik, gewinnt man schnell den Eindruck, daß Verbalsatznamen im Arabischen ausgesprochen selten und höchstens als Reste vorhanden sind. Emil Gratzl (1906:24) spricht von "kärglichen Resten jener einst so verbreiteten Bildung von Eigennamen durch Verbalsätze" und auch Stefan Wild betont zu Recht, daß "Personennamen, die auf arabische Verbalformen zurückgehen (... ) viel seltener [sind] als in anderen semitischen Sprachen (1982: 158). I Dieser Eindruck der Marginalität mildert sich jedoch etwas ab, wenn man beginnt, derartige Namen aus verschiedenen Quellen zu sammeln. Nimmt man Personennamen und tribale Namen zusammen, kommt doch eine nicht ganz geringe Anzahl zusammen. Meine Untersuchung konzentrierte sich auf Imperfektnamen. Es gelang mir ohne große Mühe, 85 tribale und persönliche Imperfektnamen zu sammeln. Nimmt man noch die im Sigill asmä) al- (Arab / Treasury 0/ Arab Names (Ibn az-Zubayr 141111991 b) verzeichneten Namen hinzu sowie die in a§-Sammaris (1410/[1990]) Buch über Frauennamen enthaltenen Imperfektnamen, so läßt sich diese Zahl auf 260 steigern. Die nur im Treasury und bei a§-Sammari enthaltenen Namen bieten zwar oft interessante Formen wld Lexeme, die sich gut deuten ließen, wie z. B. Yadr, "Er weiß", Yatba ( "Er folgt nach" o. ä. Doch handelt es sich bei dem Sondergut des Treasury und von a§-Sammari zum größten Teil um ausgesprochen seltene und moderne Bildungen bzw. Namen von unklarer Bezeugung. Im folgenden möchte ich, um den Rahmen des Sammelbandes nicht zu sprengen, dieses Material nicht berUcksichtigen und mich auf die frUh bezeugten Namen beschränken. Ausgeschlossen bleibt die Toponomastik, die zwar mit Namen wie YaJrib 2 "tadelt", Tabsa (3 "ist abstoßend" oder Yalqub 4 "durchbohrt" auch zahlreiche interessante Imperfektnamen aufweist, aber wegen der Substratproblematik eine andere Herangehensweise verVgl. zum Thema Verbalnamen auch Caetani & GabrieH (1915:54). I. e. Medina. ] Ort im l:Ii~äz bei Hug. 119, 3 / (Farrli~) 11 603, 6 = YliqOt Buldlin I 823, 15 / 11 13 bult. 4 Ort von unbekannter Lage bei Näbiga l). (Appendix) 7, 1 / (Fay~al) 6, 1 (vgl. Ahlw. Aechth 105), der von YliqOt al-l:Iamawi (YliqOt Buldän IV 10 10, 21 / V 431 b 9) ausdrUckHch als Imperfektname interpretiert wird. I
2
Stefan Weninger
Arabische Imperfektnamen
langt. Auch Theonyme wie Ya Cilq "hindert" oder Yagil! "hilft" müssen wegen der damit verbundenen religionswissenschaftlichen Fragestellungen anderen Arbeiten vorbehalten bleiben.
kusativ _a. Offenbar ist die Endung des Imperfekt Indikativs -u als Morphem des diptoten Nominativs umgedeutet worden:
210
211
12
yazidu ("nimmt zu", Impf. Ind. 3. Sg. mask.) > Yazidu (Nom.) / Yazida (Gen. / Verbalnamen sind im Arabischen grundsätzlich eingliedrig, d. h. sie bestehen nur aus der Verbform. Das Subjekt oder eventuelle Objekte bleiben ungenannt, was dem Onomastiker die Interpretation nicht erleichtert. Der oft zitierte Name Ta )abba!a Sarran "Er trug Übles unter der Achsel" ist erstens nur ein Beiname und stellt zweitens innerhalb der arabischen Onomastik eine Ausnahme dar. 5
Ta )abba!a Sarran (cog. ml "Er trug Übles unter der Achsel" (V. Stamm, Perf. 3. Sg. m., zu )ib! "Achsel" + "Übel" Akk. Sg. indet.)
Akk.) Das umgekehrte Verfahren ist bei den Perfektnamen zu unterstellen:
sammara ("machte sich bereit", Perf. 3. Sg. mask.) > Sammara (Akk./Gen.) / Sammaru (Nom.)
Arabische Verbal namen können Perfekta, Imperfekta oder Imperative sein.
Gerade die Imperfektnamen werden in der einheimischen philologischen Literatur oft explizit als Verbalformen beschrieben. 13 Personennamen und tribale Namen sind oft nicht leicht zu unterscheiden. Nachdem die arabischen Genealogen jeden Stamm als Nachfahren eines Stammeseponyms behandeln, erscheinen Starnmesnamen in den Quellen zunächst als Personennamen, die manchmal auch mit Sagenstoffen verbunden werden. Erst ein genaueres Studium des Kontexts ermöglicht in der Regel die Unterscheidung. Es zeigt sich dann, daß eine ganze Reihe von Namen ausschließlich als tribale Namen vorkommen, andere ausschließlich als Personennamen, wieder andere in bei den Verwendungen. Wenn wir uns nicht auf das Studium von Namen als abstrakten linguistischen Einheiten beschränken wollen, müssen wir auch hier die Prosopographie mit berücksichtigen.
Sammar (tribl "er machte sich bereit" (11. Perf. 3. Sg. m.) Yabyä (m.)10 "er lebt" (I. Impf. 3. Sg. m.)
B. Imperfektnamen und klassische Lexik und Grammatik
Wo in Verbalnamen, die in arabischen Quellen auftauchen, theophore Elemente vorkommen, liegt in jedem Fall ein fremder Name vor, wie z. B. bei Saräbil, der aus dem Altsüdarabischen stammt, oder bei Ismä
Saräbil (m,f < sab. Srb )1 "Gott hat geschützt" )Isrrui Cil (m.)8 < hebr. Yisma C_el "Gott hat erhört"
I~mit (ON)\! "Schweigt" (I. Impt. 2. Sg. m.) I. ti-Präfix Daß es sich hier um ursprilngliche Verbformen handelt, war den arabischen Philologen wohl bewußt. Verbalnamen sind diptot, haben also nicht drei Kasus u - ia mit folgender Nunation, sondern nur einen Nominativ -u und einen Genitiv-Ak-
S Unter deutschsprachigen Orientalisten genießt Ta)abbata ~arran eigentlich nur deshalb einen so hohen Bekanntheitsgrad, weil seine Biographie aus dem Kitäb al-Agäni als erste der Dichterbiographien in der Chrestomathie von BrUnnow und Fischer (1984 [11895]:21 ff.) abgedruckt ist. 6 Beiname des vorislamischen Dichters Tlibit ibn Glibir ibn Sufylln. 7 Name mehrerer badi[-Tradenten der ersten Generationen. 8 Passim. 9 Nomadische Stammesföderation, hauptsächlich in Saudi-Arabien. 10 Passim. 11 Ortsname bei Rli<j (Wpt.) 17,20; vg\. YIlqOt Buldlln I 301, 1/1212 a, -5.
Nicht immer stimmen arabische Imperfektnamen mit den Regeln der klassischarabischen Grammatik überein. So sind zum Beispiel zwei Namen belegt, bei denen das Imperfektpräfix des Grundstammes im Aktiv nicht wie im Klassischen Arabisch ta- lautet, sondern ti- wie im Dialekt oder wie im Nordwestsemitischen oder vermutlich im Altsüdarabischen: 14
12 Zur Diptosie der Verbalnamen vg\. Wright (1896-1898: 1243). Vg\. z. B. die Erklärung zu dem Namen TadOl: wa-Tadulu tarulu min däla yadatu "und 'TadOl' ist das feminine Imperfekt des [Verbs] däla u" b. Durayd I§tiqliq (HlirOn) 372, 11. 14 Zum Präfixvokal im Sabäischen vg\. Nebes (1994: 192). Il
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Arabische Imperfektnamen
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Til;lyii (m.)IS vs. Yal;lyii (m.)16 Ti elii (m.)17 vs. Ya elii (m.)18
"aufhalten; verschmähen, nicht mögen; zurückweisen" normalerweise den Imperfektvokal u (yankufu). Der tribale Name Yankifhat dagegen i:
2. Längung des Vokals in der Stammsilbe
Yankif (trib,i2 "hält auf" vs. nakafa, yankufu "aufhalten"
Bei einigen Namen ist der Vokal der Stammsilbe gelängt. Die Längung dürfte Produkt von Anredeformen sein:
Älmlich verhält es sich bei dem Männemamen Yarl;lum "ist gnädig", denn das Verbum ral;lima "sich erbarmen, gnädig sein" hat bekanntlich den Imperfektvokal a:
Talld (trib. / m.)19 < falid "bringt hervor" Ya 'lUr (m,i° < Ya 1ur (trib. / m.)21 "ist staubfarben"
Yarl;lum (m.)23 "ist gnädig" vs. ral;lima, yarl;lamu "sich erbarmen, gnädig sein"
Für den Namen Ya 'lUr gibt Ibn ijagar al- (Asqaläni ausdrücklich an, daß er identisch mit Ya 1ur ist (b. ijagar I~äba VI 352). Natürlich dürfen solche Namen nicht mit Nomina der Nominalform yarul verwechselt werden, wie z. B. Yarbu e "Wüstenspringmaus", die ja auch als Personenname auftritt. 3. Basen und Stämme
Auch der Vokal der Imperfektbasis im Grundstamm stimmt nicht immer mit dem in außeronomastischer Verwendung üblichen überein. So hat das Verbum nakafa
IS Mehrere Personen mit der kunya Abo TilJyli bei b. l:Ia~ar Tab~Ir I 194 [Bei den Quellennachweisen zu Personen ist hier und im folgenden Vollstllndigkeit nicht intendiert]. 16 Passim. 17 Ein 'Ubayd ibn Ti' lil bei b. l:Ia~ar Tab~Ir IV 1496. 18 Passim. 19 Nach b. l:Ia~ar Tab~Ir 202, 5 mehrfach ("Aamä
Mitunter stehen Namen auch in Verbalstämmen, die anderweitig nicht belegt sind, wie z. B. der bereits erwähnte, vermutlich tribale Name Tulädim?4 Außeronomastisch ist von der Wurzell-g-m kein dritter Stamm belegt:
Tuliigim (trib. 7)25 "ist erpicht auf' (7), vgl. lagama "an etw. hängen, erpicht sein auf etwas; an (bi-) einem Ort bleiben; verweilen"; III 0 Abweichungen dieser Art zeigen m. E. zweierlei: Erstens: Im arabischen Onomastikon schlagen sich auch dialektale bzw. archaische Formen nieder. Dies spricht eher für ein hohes Alter der arabischen Namen. Zweitens erweist die Bewahrung solcher devianter Formen die grundsätzliche Zuverlässigkeit der Namensüberlieferung durch die arabischen Genealogen, Historiker und Philologen, die, obwohl sie den Charakter dieser Namen als Verbform erkannten, nicht korrigierend nach den Regeln der klassischen Grammatik eingriffen.
C. VerbalsUimme, Verbalklassen, Diathese
Die Mehrheit der arabischen Imperfektnamen besteht, wie kaum anders zu erwarten, aus Verben im aktiven Grundstarnm. Dabei kommen Imperfektbasen mit allen drei Vokalen vor. Viele Verbal namen sind Handlungsverben mit i-Imperfekt:
Taglib (trib.)26 "siegt" Caskel (1966: II 590). YarlJum ibn' An a~-TOSi, cf. I)ahabi Mu§tabih 667, I und b. 24 Zum III. Stamm s. auch unten. 2S Caskel (1966: II 546).
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l:Ia~ar Tab~ir
IV 1488.
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Arabische Imperfektnamen
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7
Tamlik (f/ "herrscht" Yankif(trib.) "er weist zurück" Auch a-Imperfekte finden sich häufig:
Yagnam (m.)28 "erlangt" (zu ganima a "erlangen, erbeuten") u-Imperfekte sind in der Regel von Handlungsverben mit a-Perfekt gebildet:
Yarjkur (trib.)29 "gedenkt" < rjakara u "gedenken, sich erinnern" Tabmur (f.1 tribiO "verschleiert sich" < bamara u "verschleiern" Ein einziger Name ist sicher nachweisbar, der aus einem finiten Verb im Passiv besteht:
III. Stamm: Yugabir (trib.?)35 "bleibt zurück" (7)36 Yul;liibir (m. 1 trib.)37 "ist schön,,38
Yubamir (7, m.)39 "verdeckt sich mit einem Tuch (bimiir)" Yukalim (trib.)4o "er spricht (mit j-m)" Tularjim (trib.7) "sie hängt an (etw.)" 1 "sie ist erpicht auf (etw.),,41 Tumiirjir (f.)42 "sie bereitet Yoghurt" (?t 3 Turagim (trib.)44 "verläßt (im Zorn), läßt im Stich" Die Namen, die von Verben im dritten Stamm gebildet sind, stehen alle im Aktiv. Auffllllig oft ist der III. Stamm der betreffenden Verben außeronomastisch nicht belegbar. Auch unter den Namen, die im vierten Stamm stehen, findet sich ein Beleg im Passiv:
Tuktam (f.)31 "wird verborgen" (Passiv) Die Deutung des Namens Yu (ar, der ebenfalls ein Passiv des Grundstammes sein könnte, ist nicht klar.
Yu (ar (m.)32 "wird geschützt" (7)33 Es sind relativ wenige Namen, die aus Verben von abgeleiteten Stämmen gebildet werden. 34 Im dritten Stamm, dem Zielstamm, mit langem Vokal in der ersten Stammsilbe werden die folgenden Namen gebildet:
26 Zu den Taglib vgl. Lecker (2000). - Taglib als persönlicher Name bei Taglib ibn ac,lI;>aQQäk, der bei b. l:Ia~ar Lisän 11 71 / § 270 als schwacher Traditionarier gefllhrt wird. 27 Tamlik a§-~aybiya a1-(Abdariya als frUhe Traditionarierin in Mekka (KaQQllla 137711958-1379/1959: I 178) sowie eine Tamlik im spllten ersten Jahrhundert in Kufa (b. Sa(d Tabaqllt VIII 362, KaQQä1a 1377/1958-1379/1959: I 178); weitere Personen namens Tamlik bei ~ammari 1410 / [1990]: 122. 28 Yagnam ibn Slilim ibn Qanbar, ein SchUler von Anas (gest. Ende I. / Anf. 8. Jh.) bei b. l:Ia~ar Tab~ir IV 1424 paen. und b. l:Ia~ar Lisän VI 315 / § 1131. 29 Caskel (1966: 11 589). 30 Tabmur bint Zayd bei Caskel (1966: 11 542). 3\ Tuktam bint al-Gawt, Dichterin, zitiert in Lis. 18, 6, 11 / 14, 6 b, -3 (>by), vgl. KaQQäla (1377/1958-1379/1959: 1176). 32 Als Vater einer Tabita bint Yu(1ir al-An~äriya bei b. l:Ia~ar Tab~ir IV 1494 (bi-r,lr,lammil). J3 Vgl. die Diskussion bei Hayajneh (1998:277 f.).
Yazdäd (nach b. l:Ia~ar Tab~ir IV 1490, 3 mehrfach bezeugt; Yazdäd ibn Fasä>a alYamäni, vgl. Wensinck [1988] 294 und b. l:Ia~ar I~äba VI 358, Yazdlld ibn MOsa und Yazdäd ibn (Abd ar-RaQmän bei ijaUb Bagdäd 14, 355-356/ § 7678-7679, ein (Ali ibn MUQammad ibn Yazdäd ist im 5. / 11. Jahrhundert als qär,li in al-Wäsi~ bezeugt, vgl. Zirikli 139811969: V 147) ist nicht VIII. Stamm von zyd; vielmehr ist der Name persischen Ursprungs: "Gabe Gottes". 35 Yugäbir ibn Yutay( bei Caskel (1966: 11 597). 36 Der III. Stamm scheint im Arabischen nicht belegt zu sein; vgl. gabara u "bleiben, zurUckbleiben" . 37 YuQiibir ibn MiHik als Stammesgruppe bei Caskel (1966: 11 597), erwllhnt auch Ag. 11, 172,8/13,104,8. 38 Der IlI. Stamm dieser in der semitischen Onomastik gut bezeugten Wurzel (vgl. z. B. Said 1995:83) scheint außeronomastisch im Arabischen nicht belegt zu sein. 39 Mälik ibn Yubämir as-SaksakI, wohl aus SUdarabien, aus dem Kreis um den Prophetengeflihrten MU(lI(\ ibn Gabal (van Ess 2001: 144-147). Allerdings stehen Lesung und Vokalisierung des Patronyms nicht ganz fest (van Ess 200 I: 146, Fn. 206)1 40 Yukälim ibn (Arib, ein Stamm der l:Iimyar bei Caskel (1966: 11 597). 4\ Der IlI. Stamm dieser Wurzel ist außeronomastisch nicht belegt; vgl. la(}ima a "an etw. hllngen, auf etw. erpicht, versessen sein" oder "verweilen, bleiben". 42 Mehrfach als altarabiseher Frauenname. Am bekanntesten ist die Dichterin Tumäc,lir bint (Amr ibn al-l:Iärit mit dem Beinamen al-ijansll>. Zu weiteren Personen dieses Namens vgl. KaQQlIla (1377/1958-1379/1959:176-177), Tab. TlIrib I 1556, 10 / 11 642, 13; Caskel (1966: 11 546), ~ammari (1410/[ 1990]). 43 So die Deutung von Fischer (1995:873); oder gehört der Name zu den Mur,lar (n. pr. trib.)? 44 b. Durayd miqliq (HlirOn) 372, -4; Caskel (1966: 11 546). 34
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Arabische Imperfektnamen
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IV. Stamm: Yu 'lir (m. / trib.)45 ,,(?)" (Aktiv) Yubmid (m.)46 "preist" (?)47 (Aktiv)
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Yaüd (m.)54 - Taüd (trib. / m. [?))55 Ya (lä (m.)56 - Ta (lä (m.i 7 Bei persönlichen Namen richtet sich das Genus des Imperfektnamens in der Regel
Tuflir;J (trib.)48 "verteilt" (Aktiv) Tuglb (trib.)49 "antwortet" (Aktiv) Tubyä (f.)50 "wird belebt" (Passiv)
chen Namensträger, Tamlik oder Tuktam ft1r weibliche. Verwickelter sind die
Doch die überwiegende Mehrheit der arabischen Imperfektnamen steht im aktiven Grundstamm. Das arabische Onomastikon stimmt in dieser Hinsicht mit den anderen altsemitischen Onomastika überein.
Verhältnisse bei tribaien Namen. Da Stammesnamen im Arabischen grammatisch feminin konstruiert werden, sofern nicht durch die constructio ad sens um der Plural verwendet wird (Wright 1896-1898: II 292 A), sind zahlreiche Imperfektnamen, die Stämme oder Clans bezeichnen, feminin, z. B.:
D. Subjekt und Genus 'Einige Namen kommen in einer maskulinen ebenso wie in einer femininen Ausprägung vor:
Yaglib (m. / trib.?)51 - Taglib Ya (mur (m. / trib.)52 - Ta (mal' (f/ 3 Es ist fraglich, ob der Name mit dieser Vokalisation, die al-HamdlinI rur das Spätsabäische angibt (Beiname des S2rbb>l, vgl. Abdallah 1975:99) im Arabischen überhaupt vorkommt (Yu(fir ibn a~-Sabäb bei b. Sa(d Tabaqlit VI 172, 7 und Yu(fir ibn (Abd ar-Rabmän bei Caskel 1966:597). Auch die Semantik der Wurzel 11' (s.o.) ist unter den Prämissen der Onomastik mit dem aktiven Kausativstamm schwer in Übereinstimmung zu bringen. Vielleicht ist doch Ya <Jur zu lesen. 46 Laut b. l;Ia~ar Tab~Ir IV 1487 mehrfach. Außerdem AbO Umayya Yubmid a~-Sa'bänI (b. l;Ia~ar TaqrIb 620 / § 7947). Dagegen hat Sam(linI Anslib 13, 484, 8/ § 5309 die Vokalisation Yabmad. 47 Kausativstämme von bmd sind nicht ohne Parallelen, vgl. Yhbmd als cognomen im Sabäischen (CIH 300/1). 48 Tuflid ibn Zayd Alllih: Zweig der (Amr b. Mlizin bei Caskel (1966: 11 545); bei b. Durayd miqäq (HärOn) 486, I allerdings als Grundstamm: wa-stiqäqu Tafliga min
4S
qawlihimjalagali I-Iabma. Caskel (1966: 11 545); ausdrücklich als tribaler Name auch bei b.l;la~ar Tab~Ir 169. so l;Iammlid ibn Tubyä bei b. l;Ia~ar Tab~Ir I 194; Tubyä bint al-Barli> bei b. Sa(d Tabaqät V 207, 11. SI Bei b. l:Ia~ar Tab~Ir I 198 in der Genealogie mehrerer Personen. Es bleibt unklar, ob es sich um einen tribaien oder persönlichen Namen handelt; Sam(änI Anslib 13, 514/ § 5326. S2 Nach l)ahabI Mu~tabih 670, 4 mehrfach ("gamä (a"); vgl. daneben: Eine Umm Ya(mur bei Naq. G .F.; Laqil ibn Ya(mur (vorisl. Dichter); mit der Vokalisation a: Ya'mar ibn (Awf (vorisl.) bei Zirikli 1389/1969: IX 270 f.
49
nach dem Geschlecht des Namensträgers. Yaüd ist daher Name rur einen männli-
Tadal (trib.)58 Taglib (trib.) "siegt" Tarbum (trib.)59 "ist angenehm" Taüd (trib.) "nimmt zu" Tuflir;J (trib.) "verteilt" Tuglb (trib.) "antwortet" Turägim (trib.) "verläßt im Zorn, läßt im Stich" Nachdem aber nun die Genealogen in der Regel von männlichen Stammeseponymen ausgehen, kommt z. B. ein Taglib ibn Wä)i! ,,'sie siegt', der Sohn des Wä)i!" zustande (Nöldeke 1861:808, Anm. 1). Die Kongruenz von grammatischem Genus des Namens und natürlichem Geschlecht des Namensträgers sagt allerdings noch nichts über das primäre Subjekt des Verbs aus. Wir kennen schon aus dem Akkadischen die Erscheinung, daß Namen mit männlichem theophoren Element durch einen weiblichen Namensträger ein feminines Prädikat erhalten können, obwohl dieses ja mit seinem männliTa(mar bint Maslama as-Sa(dIya bei DahabI Mu~tabih 670, 5 und b. l;Ia~ar Tab~Ir IV 1496, vgl. Kabblila (1377/1958-1379/1959: I 172); Ta(mar bi nt al-(Itr «Utar?) bei b. l:Ia~ar Tab~Ir IV 1496. Daneben existiert Ta (mur auch als tribaler Name (b. l:Ia~ar Tab~Ir 1507). S4 Passim. ss Häufig tri bai, vgl. Caskel (1966: II 545) usw. - Vielleicht daneben auch als Männername; jedoch bevorzugt b. l:Ia~ar TahdIb I, 509/ § 546 bzw. b. l;Ia~ar TaqrIb 121 / § 657 rur den Traditionarier TazId ibn al-A~ram, von dem schon l)ahabI I;>u(af!i> I 118/ § 1016 sagt, er wäre unbekannt, die Lesart Burayd. S6 Passim. S7 (Ubayd ibn Ta'lli, ein "Nachfolger" der ersten Generation bei l)ahabI Mu~tabih 670, 8. S8 Caskel (1966: 11 541). S9 Tribaler Name bei l)ahabI Mu~tabih 667, 4 und b.l;la~ar Tab~Ir IV 1489. S3
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ehen Subjekt kongruieren müßte (Edzard 1962). Genau dies scheint mir auch bei nicht wenigen arabischen Imperfektnamen vorzuliegen: Bei einer Frau namens Tamlik, die offenbar nicht aus einer bedeutenden Familie stammt, da ihre Abstammung nur unvollständig bezeugt ist, die aber dadurch bekannt ist, daß sie in der ersten Generation nach den Prophetengefiihrten /:ladite überlieferte, kann sich das Verb malaka "beherrschen, besitzen" kaum auf die Namensträgerin beziehen. Viel plausibler ist die Interpretation analog zu dem hebräischen Namen Yamli~ mit Rechenmacher (1997:98) als ein "Name vom Herrschen", also einer theologischen Aussage über eine Gottheit.
Tamlik (f.) "herrscht", vg!. hebr. Yamli/s, ~limcelce/s "EI ist König", aram. ymlk, sab. mlk)1 usw. Malik "Herrscher" als Gottesprädikat ist ja auch im frühen Islam gegenwärtig. Es liegt hier also der Rest eines ursprünglich theophoren Namens vor. Auch Tugib "antwortet" dürfte sich ursprünglich auf eine Gottheit bezogen haben, die den Kinderwunsch der Eltern erhört hat. Um es noch einmal mit Rechenmacher (1997:77) zu sagen, liegt hier ein "Name vom Wahrnehmen oder Antworten" vor:
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Auch die Familie des Namensträgers kann Subjekt sein, wie im Falle von Yazid, der m. E. entgegen Wild (1982:158) und Fischer (1995:872) nicht mit "er vermehrt" zu übersetzen ist, sondern mit "nimmt zu", da erstens die Grundbedeutung dieser Wurzel nicht "vermehren", sondern "zunehmen" ist, und es zweitens unter den zahlreichen frühnord- und altsüdarabischen Namen, die die Wurzel *zyd enthalten, keine mit sicherem Verb zu finden sind. 64 Von daher ist es unwahrscheinlich, daß in Yazid eine Kurzform mit apokopiertem göttlichen Subjekt vorliegt:
Yazid (m.) ,,(Familie des Namensträgers) nimmt zu" Der Name YamiU, unter dem sein Träger sehr gelitten haben sOIl,65 ist wohl apotropäisch und bezieht sich daher auf den Namensträger selbst. Die zugrundeliegende Vorstellung ist wohl, einer bedrohlichen Macht durch den Namen vorzuspiegeln, der Namensträger wäre schon verstorben. Eine Verbindung mit amurritischen Namen wie *Yamüt-Ba (al "Baal ist gestorben,,66 ist schwer vorstellbar, da 67 dieser nur vor dem Hintergrund des Baals-Mythos erklärbar ist. Von dem arabischen Namen trennt ihn eine zu große zeitliche Kluft:
Yamüt (m.t 8 ,,(Namensträger) stirbt" Tugib (trib.)6o "antwortet", vg!. hebr. (Ana-Ya "YHWH hat geantwortet" Eine andere denkbare Interpretation der femininen Form ehemals theophorer Namen ist bei Hayajneh (1998:45) angedeutet: Das Prädikat kann sich auch auf eine weibliche Gottheit beziehen, die feminine Form wäre damit ganz norma!. Neben solchen ursprünglich theophoren Namen stehen natUrlich auch genUgend Namen mit direktem Bezug auf den Namensträger, die Eigenschaften bezeichnen, die ihm der Namensgeber für seinen Lebensweg wünscht:
Yagnam (m.) "er erlangt" Yanal (ml l "er erreicht" Yablud (trib.)62 "er dauert" Yankif(trib.) "er weist zurück" Ta (guz (f.)63 "wird alt" Caskel (1966: 11 545). Mehrere Personen, deren jeweilige Vllter Yanäl heißen, bei I)ahabi Mu~tabih 672 und b.l:la~ar Tab~ir IV 1499. 62 Als tribaler Name bei Caskel (1966: II 589 f.) und Tab. Tärib I 1103, 12/ II 263, -6; in diesen Zusammenhang gehört auch 'Ätika bi nt Yablud ibn NaQr, eine angebliche Vorfahrin Mul)ammads (Tab. TIlrib I 110 I, 14 / II 262, 2, b. l:Ia~ar Tab~ir IV 1270, I). 60 61
Bei Ya (is "lebt" kann man wirklich zweifeln, ob es ein Wunsch für den Namensträger ist, oder ausdrücken soll, daß sich die Gottheit als lebendig erwiesen hat, oder bei Yanfa ( "nützt", wo es sich wahrscheinlich um einen Wunsch für das Kind handelt, das sich als der Gemeinschaft nützlich erweisen soll, der aber, sollte er alt sein, auch so interpretiert werden kann, daß die Gottheit der Familie genutzt hat:
Fiktive Ahnherrin der 'Abd Sams bei Baläd. Ansäb IV AI, 3 / ('Abblls) IV 1,3. So gibt es unter den zahlreichen frUhnord- und altsUdarabischen Namen, die die Wurzel *zyd enthalten, keine mit sicherem Verb plus theophorem Element. Namen wie Zyd'l etc. sind also nominal "Zunahme des 11" im Sinne von "durch 11 bewirkte Zunahme" zu Ubersetzen. 6S "Er machte keine Krankenbesuche aus Furcht, sie könnten in seinem Namen ein schlimmes Omen erblicken. Er sagte immer: 'Ich bin geplagt von dem Namen, den mein Vater mir gegeben hati'" b. ijall. Wafayät ('Abblls) VII 54, 12. 66 Gelb 1980:320. 67 Ich danke PD Dr. Michael P. Streck rur den Hinweis. 68 YamOt ibn al-Muzarri' ein Neffe al-Ölll)i~s, der in der adab-Literatur oft genannt wird, vg!. Zirikli (1369/1969: IX 277).
63 M
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Ya (is (m.)69 "er (Namensträger / Gottheit?) lebt" Yanfa (m.)70 "er (Namensträger / Gottheit?) nützt" Doch Wilds Aussage, es müsse "offenbleiben", ob arabische Verbalnamen "ursprünglich mit einem göttlichen oder einem menschlichen Subjekt gedacht sind" (1982: 158), erscheint mir insgesamt etwas zu skeptisch. Bei vielen Imperfektnamen sind zumindest begründete Hypothesen über den Bezug möglich.
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wie Yaskur "dankt" (mit Bezug auf den Namensgeber) bzw. "siegt,,73 (mit Bezug auf die Gottheit, evtl. sogar auf den Namensträger), das schon im Amurritischen, Altsüdarabischen usw. zu belegen ist:
Yarim (m. / trib.)74 "ist erhaben", vgl. amurr. ·J«Ammu-räma "Vatersbruder ist erhaben" (Streck 2000:276), ug. yrmb (I "Baal ist erhaben", sab. yrm >I "Gott ist erhaben", ~af. yrm "ist erhaben". Yaskur (trib.)75 "dankt" / "siegt", vgl. amurr. >li/ (Huffmon 1965:246), min. und l)a<;!r. Ys 1kr>/, min. Ys 1kr, ~af. YSkr und andere Namen von dieser Wurzel.
E. Arabische Imperfektnamen als semitisches Erbe Das arabische Onomastikon der vor- und frühislamischen Zeit hat in der semitistischen Forschung eine merkwürdige DoppelsteIlung. Einerseits versäumt es niemand, herauszustellen, wie sehr sich das arabische Onomastikon von den anderen altsemitischen Onomastika unterscheidet. Andererseits gibt es keine Monographien, die ftlr Namensetymologien auf das Zitieren arabischer Parallelen verzichten wollen. Und so möchte ich hier noch einmal ausdrücklich der Frage nachgehen, inwieweit sich in den Imperfektnamen altsemitisches Erbe niederschlägt. Auf zwei ursprünglich theophore Namen aus alter Tradition wurde oben schon hingewiesen, Tamlik und Tugib. Es gibt weitere Namen, die ihre Wurzeln in altsemitischen Religionsvorstellungen haben: Der Name Yarfa >s, des Freigelassenen des Kalifen (Umar ibn al-ijanäb, eines Mannes ohne Abstammung, muß übersetzt werden "er heilt". In diesem "Namen vom Heilen und Trösten" (Rechenmacher 1997:92) liegt ein altes Prädikat vor, das in zahlreichen semitischen Onomastika vorkommt, stellvertretend sei hebr. Raphael genannt. Der ehemalige Sklave Yarfa> hat damit auch die selbe Namenssemantik wie der große babylonische Kö. Hammurapl.·71 mg
Ya/fa> (m.)72 "er heilt", vgl. min. yrj>/, ug. yrp>u, hebr. RCpä>el "EI heilt", altaram. yrp >1,,11 heilt" , amurr. >I< (Ammu-räpi >"Vatersbruder ist heilend". Auch Yarim "ist hoch" ist ein altes Prädikat, das sich onomastisch schon in Mari, im Ugaritischen, im Altsabäischen und im Safaitischen nachweisen läßt, ähnlich
Passim. Yanfa' ibn Ismil.'i! al-An:;;il.ri (3.-4.19.-10. Jh.) bei ijaUb Bagdild 14,361 f. / § 7688. 71 Zum Namen Hammurapis vgl. Streck (1999). 72 Als gulam. bagib oder mawlä des 'Umar häufig genannt, vgl. z. B. b. Sa'd Tabaqil.t (Index), Tab. Til.rib (Index) Wensinck (1988:294a), b. l:Ia~ar I~!iba VI 358 / § 358; daneben kommt Yarfä (siel) auch als tribaler Name vor (Caskel 1966: II 591).
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Bei dem noch in islamischer Zeit vorkommenden Namen Yayta ( liegt, wie aus den frühnord- und altsüdarabischen Parallelen hervorgeht, auch ein altes Gottesprädikat vor, das vielleicht mit W. W. Müller (1979) ebenfalls als "ist erhaben" zu deuten ist: 76
Yayta (trib.)77 "ist erhaben", vgl. qat. >byte "Der Vater ist erhaben (?)"; daneben >l
Yaqdum (trib.) "erscheint", vgl. sab. und ha<;!r. yqdm >I ,,11 ist erschienen" (Bron 1991 :88)78 Wir sehen also, daß eine ganze Reihe von Imperfektnamen im Arabischen sehr alte semitische Wurzeln haben und nicht als Neubildungen interpretierbar sind. Zu dieser Deutung vgl. Said (1995: 183f.) und Hayajneh (1998: 170). Yarim tritt nicht nur in historischen Kontexten auf, wie man angesichts der Quellenangaben bei Tairan (1992:245) denken könnte. Yarim wurde noch in frUhislamischer Zeit verwendet. Als tribaler Name bei Caskel (\ 966: II 591, mehrfach). Als persönlicher Name: Hubayra ibn Yarim bei b. Sa'd Tabaqät VI 118, 16, I)ahabi Mu~tabih 667,8 und b.l:la~arTab:;;ir IV 1489, -3, Yarim ibn 'Ämir ibn Sa'd bei b.l:la~ar I~ilba VI 358/ § 9390, ein Yarim ibn As'ad al-Hamagilni bei ijafib Bagdäd 14,356 f. / § 7682. 7S Mehrfach bei Caskel (1966:592); bei b. l:Ia~ar Tab:;;ir IV 1494, -4 ausdrUcklieh als Stammesname gekennzeichnet; Sam(il.ni Ansil.b 13,509/ § 5323. 76 Dagegen: Voigt (1997). 77 Yayta' ibn al-Hawn bei I)ahabi Mu§tabih 112,4 und b.l:la~ar Tab~ir I 195. 78 Ob auch hebr. Qa(/mf)el dazugehört, sei dahingestellt. Rechenmacher (1997:35) deutet den Namen mit Bezug auf den Namensträger: "Vor II [ist er]". 13
74
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Sehr häufig auftretende Namen wie Yazid, YaQyä, Ya Clä und Ya CiS machen es auch schwer, den Typ des Imperfektnamens im Nordarabischen mit Hayajneh (1998 :41) pauschal als Import aus dem SUdarabischen anzusehen.
I f)
Eine Bemerkung zur Tempus-Semantik ist noch angebracht. Bisher wurden, die klassisch-arabische Endung des Imperfekts Indikativ ernst nehmend und synchron vorgehend, die Imperfektnamen stereotyp mit deutschen Präsentia übersetzt. Doch dies trifft sicherlich nicht in allen Fällen den ursprunglichen Sinn der Imperfektnamen. Wie z. B. Recherunacher (1997:53) fürs Hebräische gezeigt hat, ist die Präfixkonjugation, besonders bei den theophoren Namen, die vom Eingreifen der Gottheit handeln, in aller Regel als Ausdruck eines individuellen Sachverhalts der Vergangenheit zu werten, also als PK-KF, das ehemalige Präteritum. Wollten wir dieses Ergebnis auf analoge arabische Namen übertragen, so besteht das Problem, daß die korrespondierende Form nicht das Imperfekt Indikativ yaralu ist, sondern der Apokopat yaral. Wir müssen also davon ausgehen, daß z. B. ein Name wie Tugib(u) "antwortet (die Gottheit auf den Kinderwunsch)" ursprilnglich endungslos war und erst sekundär als Imperfekt Indikativ aufgefaßt wurde, als der ursprungliche Sinn des Namens nicht mehr vollständig verstanden wurde. Deshalb blieb auch die eigentlich zu erwartende Kilrzung des Langvokals in geschlossener Silbe aus.
Arabische Imperfektnamen
223
Tanäl (f.)79 "sie erreicht" (modem) Tuhädä - (f.) "fit to be given as a present" (Schimmel 1989:75) / "sie wird (den Eltern) geschenkt"
Zahlreich sind aber auch die Fälle, bei denen Imperfektnamen nicht mehr als solche verstanden werden und Umdeutungen unterworfen werden. So wird Yazid mittels der nominalen Femininendung zum Frauennamen gemacht oder Ya Cis erhält den Artikel. Dies sind Konstruktionen, die dem verbalen Charakter dieser Namen vollkommen zuwiderlaufen: Yazida (f.)80 < Yazid (m.) "er nimmt zu"
+ -a (tti) marbü!a)
al-Ya CiS (m.)81 "der 'er lebt'" < Ya
Doch dies sind sekundäre Entwicklungen.
LITERA TURVERZEICHNIS Abdallah, Yusuf 1975 Die Personennamen in al-Hamdäni's ai-lkW und ihre Parallelen in den altsüdarabischen Inschriften. TUbingen: Univ.-Diss. Bron, Franyois 1991 "Les noms propres sudarabiques du type 'yJ<1 + nom divin'." In: Etudes sud-arabes. Recueil offert aJacques Ryckmans. Publications de l'Institut Orientaliste de Louvain 39 (Louvain: Institut orientaliste), 85-91. BrUnnow, Rudolf-Ernst & August Fischer 1984 Arabische Chrestomathie aus Prosaschriftstellern. 6., revidierte Auflage. Porta linguarum orientalium. Neue Serie 17. Wiesbaden: Harrassowitz. Caetani, Leone & Guiseppe Gabrieli 1915 Onomasticon Arabicum ossia repertorio alfabetico dei nomi di persona e di luogo contenuti nelle principali opere storiche, biograflche e geograflche, stampate e manoscrille, relative all'lsläm. I (Fon ti - Introduzione). Roma: Editrice ltaliana. Caskel, Werner 1966 Gamharat an-nasab. Das genealogische Werk des Hifäm ibn MulJammad al-Kalbi. I-lI. Leiden: Brill. Edzard, D. O. 1962 "mNingal-gämil. rmar-damqat. Die Genuskongruenz in akkadischen theophoren Personennamen." In: Zeitschrift jür Assyriologie 55: 113-130.
*Tugib > Tugibu statt *tugib
F. Ausblick Stefan Wild schreibt im Grundriß über arabische Verbal namen, sie seien "im Gegensatz zu Nominalformen kaum noch produktiv." (1982: 158). Das ist im Prinzip richtig, doch lassen sich auch Ausnahmen finden. Auf die vielen offenbar neugebildeten, wenn auch selten auftretenden Namen im Sigil/ asmä) al- cArab (Ibn azZubayr 141111991b) wurde bereits oben hingewiesen, und Annemarie Schimmel berichtet (1989:75) von einem Fall im modernen Ägypten, wo ein Mädchen Tuhädä genannt wurde. Sie übersetzt Tuhädä mit "fit to be given as a present". Ohne die näheren Umstände zu kennen, wUrde ich allerdings auch heute eine Interpretation rur möglich halten, bei der die Geburt des Kindes als Geschenk aufgefaßt wird.
Bei Ibn az-Zubayr (1411/1991 a: I 253) ausdrUcklich als Neubildung bezeichnet. 80 Moderner Frauenname, Ibn az-Zubayr (1411/1991 b: IV 2623). 81 Ibn az-Zubayr (1411/1991a: II 1896). 79
1
224
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Arabische Imperfektnamen
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226
Stefan Weninger
ZiriklI, ijayr ad-Din 1389/ al-A
Indizes A. Zitierte Autoren
ARABISCHE QUELLEN 82
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Soweit die AbkUrzungen nicht in WKAS II verwendet werden (vgl. Wörterbuch der klassischen arabischen Sprache. VorltJujiges Literatur- und Abkürzungsverzeichznis zum zweiten Band (Ltim), zusammengestellt von Manfred Ullmann. 3. erweiterte Auflage. Wiesbaden: Harrassowitz, 1996). 82
Der folgende Index verzeichnet die zitierten modernen Autoren. Verfasser von zitierten antiken und mittelalterlichen Quellen sind nicht aufgeschlüsselt. Abdallah, Y. 216 Adiego, I.-J. 91-93,96,98 Albertz, R. 126,131 Amadasi, G. 94 Archi, A. 4, 12,22,33,35-38,60, 64f. Arnaud, D. 171 Bauer, J. 6,8,10,12,15,18,22,33,35, 44, 48f. Beckman, G. 171 Beeston, A. F. L. 201 Behrens, H. 6,8,10,27,30,38,41,65f. Biggs, R.D. 7,18,40 Bongenaar, A. 85 Bron, F. 195f.,221 BrUnnow, R. E. 210 Burrows, E. 3,7, 15f., 19 Caetani, L. 209 Caskel, W. 212-218, 220f. Charpin, D. 128, 130f., 133, 136, 145f., 163, 165 Corni I, P. 75, 79
Dalley, S. 141 Davies, G. I. 191 Debus, F. 171,173 Deimel, A. 7,12 Dekiere, L. 137, 164 DeI Monte, G. 75 Derochers, M. J. 163 Di Vito, R. A. 8, 173 Dreyer, G. 3 Dyckhoff, Ch. 133,163 Edzard, D. O. 2f., 8-10,12, 23f., 26, 30, 42,59, llOf., 113f., 116, 119, 123f., 126, 134, 171, 175,218 Eisendie, E. 195 Eisenstein, H. 212 Englund, R. K. 1-3 Ess, J. van 215 Fales, F. M. 4,385 Falkenstein, A. 10, 14f., 20, 49 Farber, G. 24 FerwerdB, G.Th. 125 Finkelstein, J. 1. 144
, 228 Fischer, A. 210 Fischer, W. 215,219 Flückinger-Hawker, E. 22 Fowler, 1. D. 191 Frankena, R. 165 Freydank, H. 116 Frymer-Kensky, T. 178 Gabrieli, G. 209 Gasche, H. 140 Gelb, I. J. 8,11,16,219 George, A. R. 2,138 Gessel, B. H. L. van 75, 79 Gibson, J. C. L. 94 Giorgieri, M. 171 Gladigow, B. 172 Goetze, A. 12 Graef, K. de 140,145 Gratzl, E. 209 Griffith, F. LI. 99 Groneberg, B. R. M. 172 GUterbock, H. 77 Haas, V. 79 Haring, B. 85 Harris, R. 124f., 128-130, 132, 136, 138, 145,164,172 Hayajneh, H. 195,214,218
I.
Indizes
Indizes
Heimpel, W. 140,179 Hess, J. J. 200,202 Hirsch, H. 197 Hobson, D. 172 Hoffner, H. A. Jr. 81, 171f. Hölscher, M. 113-115 Huffmon, H. B. 221 Ibn az-Zubayr, M. 209, 222f. Jamme, A. 202 Janssen, C. 137 Jestin, R.
Landsberger, B. 76 Laroche, E. 75, 77, 79 Layton, S. C. 110,191 Leahy, A. 85 Lecker, M. 214 Leemans, W. F. 132,163 Lerberghe, K. van 137 Lidzbarski, M. 88f. Limet, H. 7-11, 19f., 23, 31-33, 37f., 42, 44,46 Lipinski, E. 180 Litke, R. L. 130,135,140 Lüddeckens, E. 87 Lund, J. A. 86 Mallowan, M. 130 Marzahn,1. 8 Mathieson, I. 93 Matou~, L. 163 Melchert, H. G. 78 Meriggi, P.
7 KaQQäla,
77 Meyer, L. de 137 Muchiki, Y. 86-88, 91-93,96,99f. Müller, W. W. 97,205,221 Nakata, I. 171,176 Nebes, N. 196,211 Neu, E. 77,81
J
229 Neumann, G. 77 Nisssen, H. 1. 2 Nöldeke, Th. 217 Noth, M. 189,191 überhuber, K. 24 üelsner, J. 2 üettinger, N. 76, 79 üppenheim, A. L. 119 Pagan,1. M. 176 Pernigotti, S. 99 Pettinato, G. 14,19 Pientka, R. 119 Pomponio, F. 7,10,14, 18, 20f., 25, 28-31, 33,34, 36f., 39-42, 50, 52, 5860,64-66,132 Porten, B. 86,95, 100 Posener, G. 93 Prang, E. 163 Ranke, H. 87,89,94 Rechenmacher, H. 125f., 190f., 198,200,218, 220-222 Renger, J. 2,130,136,143,146,163 Renz, 1. 191 Richter, W. 130,132-134,140,185-187, 191 Rix,H. 123,143 Robin, Ch. 203
230 Rogge, E. 92 Röllig, W. 191 RUster, Ch. 79 Ryckmans, J. 202 al-Said, Said F. 195f., 215 a~-SammarI, H. 209,214 Sallaberger, W. 52 Salvini, M. 171 Saporetti, C. 116 Schimmel, A. 222f. Schuler, E. von 79 Segal,1.B. 88,96,98 Selz, G. 8, 10, 18,37 Sevoro§kin, V. V. 77 Sholan, A. M. 195,199 Sjöberg, A. 14 Soden, W.von 110 Sommerfeld, W. 8,21,66,111,132,135,140142 Sollberger, E. 35,58 Stamm,1. J. 110,112-115,119,123-125, 127,131-133,141,145,171, 173,191,197 Starke, F. 81 Steible, H. 6,8,10,12,27,30,38,41,65( Stein, P. 118 Steindorf, G. 94
Indizes
Indizes Steinkeller, P. 2,8, 11, 16,34,48,50 Stephens, F. J. 116 Stol, M. 46,109(,113,124,131,136, 139,140,145, 164f., 172 Stone, E. C. 134, 163 Streck, M. P. 78,109-112, 115-117, 119f., 126, 196, 198,219-221 Struve, V. V. 8,29-31,36-38,47,58 Tairan, S. A. 195f., 221 Tallqvist, K. L. 115-117 Tammuz,O. 141,165 Thissen, H.-J. 97 Thomsen, M.-L. 10 Tischler, J. 75f., 78, 81 Toorn, K. van der 131,141,144,172,176 Tropper,1. 112 Tsukimoto, A. 171 Visicato, G. 7,25,36,52 Vittmann, G. 85(, 89, 93-95, 97f., 100 Voet, G. 137 Voigt, R. 221 Weninger, S. 205 Wensick, A. 1. 215,220 Westenholz, 7,8, Ilf., 27, 35, 37, 145 Whiting, R. M. 8,11,16 Wiggermann, F. 40
Wilcke, C. 3,138,175 Wild, S. 209, 219f., 222 Wildung, D. 88 Winter, u. 171 Woestenburg, E. 125, 129, 165 Woolley, C. L. 130 Wright, W. 211,217 Yang, Z. 8 Yardeni, A. 86
,
J
231 YlIdlZ, F. 37 Yuhong, W. 141 Zadok, R. 85,191 Zauzich, K.-Th. 96 Zeidler, J. 85 Ziegler, N. 171 ZiriklI, ij. 212,215(,219 Zgusta, L. 78
232
Indizes
Indizes
B. Stichwörter AbkUrzung 4,6,23,98 (s. a. Kurzname) Ablativ (sum.) 9, 32, 41--44, 46f. Ablaut 79 Abstraktum 33 Achämenidisch 2 Adjektiv (hethit.) 76 adverbielle Ergänzung 89 Agentiv (sum.) 35,37,40 Ägypten 85 Ägyptisch 3, 85ff., 190 (s. a. Demotisch, Koptisch, Mitteläg., Neuäg.) Ahne 144 Akkadisch 2,6,7, 10f., 13,33,46, 50f., 76, 78,81, 109ff., 173,217 (s. a. Altakk., Altassyrisch, Altbabylonisch., Assyr., Babyl., FrUhaltbabyl., Mittelassyr., Mittelbabyl., Neuassyr., Spätaltbabyl., Spätbabyl.) Akkadistik 195 Akkadogramm 79,177 Aktiv (arab.) 215 Akzessionsname 9 (s. a. Thronname) Alalab 174 Altakkadisch 11, 109f., 118, 123 Altaramäisch 196f. Altassyrisch 109 Altbabylonisch 20, 110, 112-115, I 23ff.
Althebräisch 196 Althethitisch 80 Altsabäisch 195f., 199f. AltsUdarabisch 195ff., 210f., 219, 221 (s. a. Altsabäisch., Minäisch, Mittelsab., Qatabanisch, Sab., Spätsab.) Amulett 200 Amurritisch 13,51,110, I 19f., 125, 133f., 138,141, 196f., 221 Anredeform 212 Apokopat (arab.) 222 apotropäische Namengebung 219 Appellativ 8,10,78 Apposition 8 Araber 93 Arabisch 209ff. (s. a. FrUhnordarab.) Aramäer 86 Aramäisch 85ff., 88ff., 93-95, 97f. (s. a. Altaram.) Aramaistik 195 archaisch 13,14 Archaismen, orthographische 109 Archaismus 109ff., 126, 146,213 Archiv 4,7,126 Artikel 223 Assimilation 115
Assyrien 2 Assyrisch 109,116-118,142 Ataranten 2 äthiopische Namen 205 Atlas 2 Attribut 8 attributive Erweiterung 16 attributives Namenelement 180 Attributname 175 Ausländerin 88 Aussageträger 15f.,28 Awestisch 79 Babylonien 2 Babyionier 97 Babylonisch 95,109,116-118 basilophore Namen 86, 97f. (s. a. Königsname) Basis 185 Bauform 192 Baukastenprinzip 10 Bautermini 18 Bautyp 185 Beamtenfamilie 128 Beduine 200 Beiname 199,210 Bergname 75
233 Beruf 142,175 Berufsbezeichnung 19,36,65 Bewegungsverbum 46 Bewußtsein rur Namensinhalte 10 Bezeichnungsname 173 Bindevokal 191 Bindewort 191 Bitte 124 Bittname 173,175 Bohairisch 94 Brief 117,119,124 Clan-Oberhaupt 123 constructio ad sensum 217 Constructus-Verbindungsname 188 Dank 124 Dankname 171,175f. Datenbank 185 Dativ (sum.) 33 Dativpronomina 110 Demotisch 85ff. Demotistik 95 Determinativpronomen (akk.) 1I0-1I2,1I7f. Diathese 213 Dimensionalobjekt 9,25,42,45,58f.,65 Diptosie 210
234 Dissimilation 113 Doppelkonsonanz 116 dreigliedrige Namen 125 dreigliedrige Satznamen 175 Ebla 18 Eigenschaft 123 einfache Namen 188 Einfachkonsonanz 116 Einfluß, akkadischer 23 Einfluß, semitischer 78 eingliedrige Namen 124f. Einwanderung 136, 196, 200 Einwortname 10,179 Elamisch 114 Ellipse 17,32,35,47,58,64,66 elliptisch 25,50 Eltern 126 Enkel 123,143 Epitheton 86,88 Ersatzname 51,175 Familie 203,219 Familiengottheit 128,130, 132ff., 137ff., 145ff. Familienmitglied 13 Familienname 123 Fayyumisch 94
Indizes
Indizes Filiation 123 finite Verbal form 35,45,51 Frage 31,45,49 Fragesatzname 174 Frauenname 77, 173ff., 195,215,223 Frömmigkeit 126,131,141,199 Frühaltbabylonisch 124f. frühdynastisch 3,8, 12, 16f., 21, 23, 25, 33, 39, 47,55 Frühnordarabisch 219 (s. a. Safaitisch) Funktionärsbezeichnung 15 Funktionsbezeichnung
3 Garanten 2 Gebet 124 Geburt 51, 90, 171, 201 Geburtsumstand 201 gemeinsemitisch 23 Gemination 113 Gender 172 Genealogen 213,217 Genitiv 116 Genitiv-Akkusativ (arab.) 210 Genitivexponent II Genitivname 174,179 Genitivverbindung 9, 11 f., 16, 50f. Genus 185,216
,
: .
geographische Namen 77 Geschlecht 12, 172,217 geschlechtsspezifische Namengebung 171ff. Geschwister 126 Gewässernamen 75 Göttername 2, 6, 10, 15, 55, 75, 79ff., 86, 88f., 186, 188 (s. a. Theonym) Gottesprädikat 218 Gottheit 93, 124 (s. a. Familiengotth., Lokalgötter, Schutzgotth., Stadtgotth.) Gottheiten, nordarabische 199 Griechisch 85 Großvater 123,143 Grundstamm (arab.) 212f. Grundwort, geographisches 78 Grußformulare 126 bam\u-Partizip 47 Handlungsverben 213f. Hebräisch 185ff., 190, I 96f., 210,218,220 (s. a. Althebr.) Hebraistik 195 Heirat 127 Henotheismus 131 Herkunft 175 Herkunftsadjektiv 76 Herkunftssuffix 76
235 Hethitisch 75ff., 171 (s. a. Althethit.) Hieratisch 85ff.,97 Hieroglyphen 85ff.,97 Hieroglyphen-Luwisch 77,80 Historiker 213 Hochgötter 87 Hochreligion 131 Homographie 203 Homonymie 203 Homophon I Hurritisch 79,171,178 Hydronyme s. Gewässernamen Hypokoristikum 8, 11,86,97, 125, 145 (s. a. Abkürzung, Kurzname, Kurzform) hypokoristisches Derivat 8 Hypostase 133,136 Identität 137, 140, 142 Ideogramm 79 idiomatische Verbindung 113 Immobilien 203f. Imperativ (arab.) 210 Imperfekt (arab.) 210 Imperfektbasis 212 Imperfektform 201 Imperfektname 209ff.
236 Individualname 123 Indogermanisch 14, 76, 78-80 Innovation 109ff., 126 Iranisch 93 (s. a. Persisch) Judentum 204 Kappadokien 78 Kappadokisch 71 Karer 86 Karisch 85ff. Kassiten 173 Kasussystem 120 Kausativ 216 Kilikien 78 Klage 124 Klagename 173,175 Kollektivname 186,188 Komitativ (sum.) 45,48 komponierte Namen 81 Komposition 76,81,98 Kompositname 175f. König 86 Königsinschrift 119 Königsname 76 Königsname, basilophorer 92 Koptisch 94
Indizes
Indizes Libysch
Kopula 9 Körperteil 34 Kosename 172 Kultgebäude 15 Kultobjekt 15 Kulttoponym 14, 29, 44f. Kurzform 19,21,29, 32, 38,41-45, 54f., 64,66, 136, 138 Kurzname 6, 16f., 24, 35, 37, 46f., 58,64, 66,97,173,175,190 (s. a. AbkUrzung) Lallname 8, 10, 125f. Langform 35,44 Lehnwort 114 Lexem 185 Lexik, arabische 211 Lexikon 109,113, I 17f., 120 Literaten 145 Literatursprache 113f., 118 logo graphisches Prinzip 2 Lokalgötter 119 Lokalpantheon 140 Lokativ-Terminativ (akk.) 110 Lokativ-Terminativ (sum.) 9,23,32,34 Loyalität 145 Luwisch 76, 78ff., 80 Libyerzeit 97
98 Lykisch 78 Männername 173, I 76ff., 213 Maskierung, graphische 80 Masora 186 Matrix 13 mehrgliedrige Namen 8, 10,23,33 metaphorisch 17 Mimation 113 Minäisch 97,195,199 Mittelägypten 85 Mittelägyptisch 95 Mittelassyrisch 109 Mittelbabylonisch 113,117 Mittelsabäisch 195,199 Mode 142 Modename 135 Morphem 185 Morphologie 109, 117f., 120 Musiker 2 Mutter 171 Nachkommenschaft 51 Namengeber 11,171,189, 218f., 221 Namenmode 123f. Namensinhalt 126
I I
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237 Namenträger 8f., 11, 15, 50, 86, 90, 92f., 109, 123f., 180, 189,217-221 Namentyp 6, 9, 19, 22, 24, 46, 55, 145 NamenUberlieferung 213 Namenvergabe 171 Namenwahl 171,200 natUrliches Geschlecht 172,217 NebenUberlieferung 85ff. Negation 22,31,45 Neuägyptisch 95 Neuassyrisch 85, 109f., 117 Neubabylonisch 2,85, 109f., 115, 117 nickname s. Spitzname Nisbe 185 nomenwertige Namen 8 Nominalphrase 11 Nominalsatz 16,38,41 Nominalsatzname 188 Nominativ 111,210 Nordwestsemitisch 51, 85ff., 211 Numerus 185 Nunation (arab.) 210 Objekt 23,43,58,210 Öffentlichkeitswirkung 205 Orakel 90,20If. Orthographie 6,187, 119 (s. a. Archaismen)
238 Örtlichkeit 34 Ortsbezeichnung 41,43 Ortsname 76,185-186,188,210 (s. a. Toponym) Pantheon 8,145,197f. (s. a. Lokalpantheon) Papponymie 143,203 Parallelbildung 29 paronomatische Namengebung 204 Partizip 51 Passiv (arab.) 214f. Perfekt (akk.) 114,118 Perfekt (arab.) 210 Perfektname 211 Periode 173 Perser 93 Perserzeit 85,97 Persisch 215 Personenbezeichnung 14 Personenklasse 12 Pilirtner 129 Philologen 213 Phöniker 86 Phönikisch 87ff.,93f. phonographisches Prinzip 2 Phonologie 109, 117f., 120
Indizes Phrygisch 77 Plural 217 Plural Obliquus 112 politsch-ideologische Namengebung 205 Polytheismus 131 Possessivartikel (äg.) 96 Possessivpronomen 49 Possessivsuffix 41,43 Postposition 42,44 Prädikat 55, 132, 218, 220 prädikatives Namenelement 180 Prädikatsnomina 16 Präfix (sum.) 22 Präfixkette (sum.) 22 Präfixkonjugation 195,197f. Präfixvokal (arab.) 211f. präsargon isch 8f., 12-14,20,48,50 Präteritum (sem.) 222 Präteritum (akk.) 113f., 115, 118 Präteritumfunktion 197 Prekativ (akk.) 115 Priesterfamilie 143 Priesterin 2 Produktivität 196,222 Pronomen 12,34
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Indizes Prosopographie 7,125,211 Protohattisch 79f. Pseudonym 172 Ptolemäerzeit 92 Qataban 199 Qatabanisch 195 Rechtsurkunde 119 Reduplikation 19 Resultativ 51 römisches Namensystem 123 Rufname 172 Sabäer 197 Sabäisch 197,211 Sabäistik 195,200 Sache 33 Sachobjekt 37,41 Sachverhalt, isoliert vergangener 112,115 Safaitisch 220 Sandhi 117 Satz 93 Satzart 188 Satzbauplan 189,192 Satzname 9f., 13ff., 23, 51, 55, 77, 81, 174,179 Schimpfname 172 Schreiber 2
Schreibvariante 4 Schul- und Literatursprache 118 Schutzgottheit, persönliche 8 Semitisch s. Gemeinsemit. Sex 172 Siegelinhaber 128 Siegellegende 20,128 Siglen 55 Sozialbezug 172 soziales Geschlecht 172 Sozio-Onomastik 173 Spätaltbabylonisch 124 Spätbabylonisch 109,115,117,119 Spätsabäisch 203,216 Spitzname 123,146,172 Spottname 172 Stadtgottheit 127,135 Stadtname 136,145 Stamm 185 Stammesname 217 Stammsilbe 212 Statuette 200 Status 185 Subjekt 43,55,210,216 Substantiv (hethit.) 76
240 Substitution 86,89 Substrat 75,79,209 SUdbabylonien III Suffixpronomen 65 Sumerisch Iff., 78, 111, 125, 137, 146 Sumerogramm III Synomym 94 Syntagma 93 Syntax 109,117f. Syrien 2 Tabu 199 Tempelbeamte 129 Tempelname 2,14,138,140,145 Tempelgemeinschaft 146 Tempus 110,222 Terminativ IIO,113f. Texte, kultisch-literarische 119 Textil 34 Theologie 119 Theonym 10, 47f., 59,173,178,210 (s. a. Götternamen) theophore Bildung 77 theophore Namen 80,92,198,218 theophorer Bestandteil 100 theophores Element 8,19,94,97,119,125-127, 13Iff., 139, 140ff., 145, 173,
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Indizes 188,195, 197f., 201, 210, 217, 219 Thronname 99,205 (s. a. Akzessionsname) Tiername 212 Titel 19 Toponomastik 209 Toponym 3, 15,46, 55, 65, 100 (s. a. Kulttoponym, Ortsnamen) Transkription 78, 95, 186f. Transliteration 186 tribale Namen 209 Übersetzungsdilemma 195 Ugarit 174 Ugaritisch 220 Um benennung 202 Umdeutung 197,223 Umgangssprache 114,118,120 Umlaut 116 Urgroßvater 143f. Urkunde 124 Vater 171 Vatername 123 Ventiv (akk.) 23 Verbalklasse 213 Verballhornung 35 Verbalpräfix 43
Verbalstamm 192,213 VerkUrzung 197 Vertrauen 124 Vertrauensname 173, 175 Verwandtschaft I 23ff. Verwandtschaftsbezeichnung 16 Verwandtschaftsname 177 Verwandtschaftstermini 6, 14,47,55 viergliedrige Namen 24 Vokalharmonie (assyr.) 116 Vokallängung 212 Volksetymologie 200 Volksglaube 119 Vorfahren 142ff., 146
Vorsumerisch I Vortonsilbe (karisch) 91 Westsemitisch 174,196 Wiedergabe, griechische 95 Wohnort 142 Wortart 190 Wortgruppenart 188 Wortstellung 113f. Wunsch 124 Zärtlichkeitsname 146,175 Zitierform 112 Zitierkasus 111 zweigliedrige Namen 19,33,46
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