JOHN VORNHOLT
ANTIMATERIE
Roman
Star Trek ®
Deep Space Nine T M
Band 8
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE SC...
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JOHN VORNHOLT
ANTIMATERIE
Roman
Star Trek ®
Deep Space Nine T M
Band 8
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5431
Tite l der a m erikanisc h en Originalaus g abe
ANTIMATTER Deutsc he Übersetzung von Uwe Anton
Umwelthinweis: Dieses Buc h w u rde a u f chlor- und säurefreie m Papier gedruckt Redaktion: Rainer-Michael Rahn Copyright © 1994 by Param ount Picr ures All Rights Reserved. STAR TREK is a Registered Trad emark of Param ount Pictures E r st au sg abe by P o ck et Bo oks/Simon & Schuster Inc., New York Copyright © 1998 der deut schen Ausgabe und der Übersetz ung by Wilhelm Hey n e Ve rlag Gm bH & Co. K G , München htt p ://www .he yne .de Vorabdruck unter gleichem Titel als gebundene Ausgabe bei vgs Verla g sgesellsc h a f t, Köln Pri n te d in Germ any 1998 Um schlagbild: Pock et Books/Simon & Schuster Inc., New Yor k Um schla gges t alt u ng: Ate lie r I n gri d Sc hütz, M ünc hen Technisc he Betre u ung: M . Spinola Satz: Schaber Satz- und Datente c hnik, Wels Druck und Bindung: Ebner Ulm ISBN 3-453-14887-8
Für alle schwer arbeitenden Sysops
1.
T
ief in einem riesigen Schac h t lag ein Raumschiff der Am bassador-Klas s e. Es hatte den Anschein, als sollte es gänzlich versch luckt werden. Ein kom plizier t es Netzwerk aus Laufs tege n und Tur b olif ten um spannte seine glän zende Hülle, und Arbeiter schwärm t en wie hungrige Ameisen über das hilflose Schiff. D ie Szene erinner t e Benjam in Sisko a n die Einwohne r Lilliputs, die Gullive r gefesselt ha tten und üb er ihn hinwegkroc hen. D o ch selbst, we nn ma n die Fesseln entfer nen so llte, w ü rde dieser schlafe nde Riese sic h nic h t erhebe n, je denfalls nic h t in de n nächs t en Tage n. Ihm fehlte das wichtigste Elem ent seines Daseins, der Stoff, der ihm Leben sc henkte und ermö glic hte, rasend schnell durc h die Gala xis zu flie ge n, die gefä hrlic hste Substa nz, die m a n je entdeckt hatte: Antimaterie. »Ist es nich t herrlich?« sagte Ki ra Nery s, die neben ihm stand. »Es ist f u r c htbar a u frege nd, daß die OkanaSchiffswerft wieder eröffnet wird. Sie wissen es nicht, Comma nder, aber diese We rft hat Jahrhunderte der Geschic h te gesehe n. Man hat Lieder und Theate r stücke über sie geschrieben. Wir s i nd se hr stolz auf sie. « »Beeindruc kend«, erwiderte Sisko. Er sagte seinem bajoranischen Erste n Offizie r nicht, was e r wirklich dachte, näm lich, daß diese Werft nac h den Maßs tä ben der Föderation prim iti v w a r. Es lag schon Ja hr hunderte z u r ü ck, daß Terra ner Schi ffe unt e r norm aler pla n etare r Schwer kr aft ge baut hatte n – sie zogen Werfte n a u f Monde n ode r i n Um laufbahnen m i t geringer oder gar ke iner G r avita tion vor . N a tür lic h ha tten die Bajora ner einm al eine m oderne Werf t im Orbit um ihren Plane t en geha bt, aber sie war von de n cardassia n isc h en Invasoren völlig zers t ör t wor d e n . Sola nge die Wirtsc haft des Plane t en noch völlig am Boden lag, konnte Bajor es sich
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kaum leis ten, ei ne ne ue Werft in der Um laufbahn z u erric h te n, und ha tte desha l b di e alte auf der Obe rfl äche des Plane t en neu er öff ne t. Die Bajo ra ner war e n über gl ücklic h, übe rha upt ein Sc hi ff baue n zu könne n , we nn auc h im Auft rag der Födera t i on. Sisko erwä hnte auc h nic h t, da ß es sich um ein altes Mode ll eines Raum schiffs der Am bassador-Klasse handelte, eines der Arbeitstie re der Föderation. Die Bauweise war längst abgewandelt worden. Das Diskussegment war beträchtlich kleiner als das eines Schiffs de r Galaxy-Klasse, wie etwa der Enterprise, und die Hülle war zyli ndrisc h statt f l a c h. Des weitere n befanden si ch die bei d en A n tr ie bsgonde ln dire kt hinter dem Diskusse gm ent statt darunter. Doch das für eine Besatzung von si ebe n hunde rt Personen vorgesehene Raum schiff war äußerst wir t s c haft lic h und konnt e m i t derselbe n Menge an Antim aterie weiter und lä nge r fliegen a l s ein Sc hiff der Gala xy-Klasse. Es war wie geschaffe n für seine Mission – eine ausged eh nte Erkundung des GammaQuadranten auf der a n dere n Se ite des Wurm lochs . Noch wic h tige r , und das war Si sko völli g klar , war j e doc h die Tatsac he, da ß es sich um da s erste Ra um schiff hande lte , das seit der cardassian isch en Invasion vor fünfzig Ja hre n auf Bajor er ba ut w o rde n war. Er w ü nschte dem Unter n ehm e n von ganzem Herzen Erfolg. In e i ne r Hins icht stimm te er jedoc h m it Major Kira übere in. D i e Ok an a-Werft w a r ein großartiger Anblic k – sechs gew a ltige Sc hächte, die tief in die riesige Wüste O k ana eingelassen waren, ei ne jede von sechs gi gantisc h e n , sic h kre uzende n B öge n übe rspannt , die sich z u einem Scheitelpunkt von fast einem Kilom e ter über dem Erdbode n a u fsc h wangen. Er sta n d je tzt au f ei nem dieser Boge ngänge, und trotz der gr oße n H i t ze, die i h m den Sc hweiß a u f die St ir n t r i e b, bot sich ihm eine unglaublic he A u s s icht . Er wußte, da ß bal d – soba ld die Antimaterie eingetro ffen und in den Reakt o r eingesetzt worden war – Traktorstrahlen in den Bögen aktiviert w e rde n würden und das riesige Raum schiff bis auf eine n hal b en Kil o m e ter über de m Erdbode n aus dem Schac h t erh eb e n wü rd en . Die Trägheitsab so rb er un d Stru kturin t eg ritätsfeld er mu ßt en jus tier t werden, dam it sie
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die Sc hwe r kraft des Planete n ausgliche n, würde n jedoc h, soba ld das Schi ff sic h erst im Raum befand, wie d er auf die normalen Einstellungen umgeschaltet werden. Den Stapellauf des Schiffes wollte er auf kein en Fall verpasse n. Bis dahin konnte er den endl ose n Hor i zont und eine Ruhe pa use von de n Anstre ngungen ge nie ß en, de ne n er als K o m m a ndant von Deep Space N i ne aus g esetzt war. »Sie läch eln«, s t ellte Kira fest . »Darf ich fragen, wa s Sie so s p aßig finden?« »Ich genieß e einfach den Ausf lug«, gestan d Sisko ein. »Es ist so f r ie dlic h hier dra uße n – als wäre m a n am Ende der Erde . Od er in diesem Fall am Ende von Bajor.« »Ich wußt e, da ß es Ihne n ge falle n w ü r d e«, sa gte Kira erfreut. »Ich bin ma l als Kind hier gewese n und habe es nie vergessen.« »Und am me isten«, sagte der Comm a nder, »freue ich mi ch dar übe r, daß al les so gut lä uf t. Völ l i g pla n m ä ßig. Vi elleic ht können w i r gle i ch hina bstei g e n und uns die Hannibal ma l genauer ansehen.« Kira rüm pfte die eingekerbte Nase und m u r m elte leise etwas vor s i ch hin. »Haben Sie etwas gesa gt, Ma jor?« »Dieser Name . Was bedeutet er?« »Hannibal?« fragte Sisko. »Das war ein großer afrikanischer General. Er hat unglau bliche Dinge vollbrach t, zum Beispiel ein Heer m it m e hr eren Elefa nt en übe r die Alpe n geführt, um Ro m anzugreifen. Und so lautet auch der Name einer Stadt in Missouri.« Kira nick te verdrosse n. »Terranisc he Geschichte .« Der Com mande r läc h elte. »Wie hätte n Sie das Sc hiff denn geta uft ?« Die Bajora neri n sc hob das K i nn vor. »Mir falle n m e hrere würdige N a m e n ein. Okana wäre schön, zu Ehre n der Werft, in der es geba ut wurde. Ode r Kai Opaka, zu Ehren ihres An d enk en s und Op fers.« Sisko legte kurz die Hand au f Ki ras Schulte r. »Keine Angs t, Ma jor , i r ge ndwann komm t die Zei t , da Baj o r wieder seine ei genen Sc hiffe bauen w i rd. Do ch zuerst m ü ssen Sie Ihre Wirts c haft a u fbauen und Ihr Volk ernähren. Das ist ein
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großer Schritt in diese Richtung.« »Ich weiß«, sagte Kira und lehnte sich auf das Geländer. »Geduld wa r noch nie eine me iner Stärken.« Nach einem Auge nblic k des Nac hdenke ns ric h tete sie s i ch wie d er auf und brach te ein Lächeln zu stande. »I ch werde m it Direktor Amkot Ko ntakt au fn eh men u n d ih n frag e n , ob wir die Hannibal besichtigen dürfen.« Bevor sie jedoch ihren Ko mmunikator berühren konnte, erkla n g in der Wüste n luf t eine E x plos ion und ersc hütt erte de n Laufs teg unter ihre n Füßen. Kir a wurde gegen das Geländer geschleude rt, und nur ihre K r aft und schne lle n Reflexe ver h i nde rte n , da ß sie in den Abgr und st ür zte, der si ch ei nen Kilom e ter tief unter ihr aus d e h nte . Sisko taum elte zu ihr , hielt sie an der Tunika fest und zerrte sie a u f de n m e tallene n Laufs teg zu rück, als eine zweite Detona tion das Bauwerk erzitte rn li eß. Mit e i nem schrecklic he n Ä c hzen nei g te sich der Laufsteg zu r Seite, und si e rutschten langsam über das glat te Meta ll hi na b. U n ter i h nen war nur Luft. Kira wälzte sich auf den Rücken und schlug au f ihren Kommunikator. »Notfall!« rief sie. »Zwei Personen von Bogen drei hochbeamen! Sofort!« Siskos Starfleet-Kommunikator war nicht au f das bajora nische System justiert. Er konnte also nich t viel m e hr tun, a l s si ch an Ki r a festzuhal t en und di e Füße ge gen die Geländerstangen z u s t emm e n. Es gela ng ihm , sich m it einem Fuß abz u s t ütze n, aber sie glitten weiterhin ste il ab. Ki ra konnte noch die Arm b euge um das Geländer sc hließen, als ihre Bei n e hi nabrutsc hte n ; da nn baum elte sie i n de r Luf t und stöhnte, w e il sie sic h nur m it größte r Mühe festklam mern konnte . Sis ko lie ß sie los, a b er nic h t schnell ge nug, denn ihr Schw ung zog sei n e n Fuß von der Sta n ge, und e r stürz te kopf über ins Nic h ts. Er gr iff na ch dem Geländer, a l s es über ihm hinwe g gli tt, und schlug m it den Hä nden noch im m e r u m sich, während er durch die Luft fiel... Und m a teri alisier t e in eine m überfüllte n La gerra um , flach auf einem Trans ferfeld lie gend. K i ra stand ne ben ihm , die Arme noch um ein Geländer geschwungen, das längst nich t m e hr da w a r. S i e st i e ß la ut di e Luf t a u s und sa nk auf die Plattform , und Sis k o griff sic h an die Br ust. Er hatte das
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Gefühl, a l s würde ihm jeden A uge nblic k das Herz aus dem Brust k or b spri ngen. Ein j u nge r baj o ra nisc her Tra n sporte r-O per a tor sta n d hi nter seiner Konsole und starrte ihn an. »Ich habe doch alle erwischt, oder? « »Das haben Sie gut gemacht, mein Sohn«, keuc hte Sisko m ühsam . Kira rappe lte sich auf und sp rang vom Transferfeld. »Bei den Heiligen Do ppelkuge ln ... w a s ist passiert? « »Ich ha be keine Ahnung«, erw i derte der Bajora ner . »Wir bewahre n bei de n B öge n ke ine Spre ngs toffe auf! E i ner der Masten is t einfac h in die Luft ge floge n!« Kira schlug wied er auf ihren Komm unikator, währe nd Sisko s i ch langsam erhob. Vie lleic ht w ü rde er doc h nicht hier her z u rüc kke hre n, um de m Stapell a uf der Hannibal beizuwohnen. Er konnte ihn genauso gut von der Raumstation aus beobac h te n. »Major K i r a an Dire kt or Am kot« , bel lte sie . »Direkt o r , ich m uß mit Ihnen sprechen. Sofort.« »Major Kira!« erklang ei ne aufgere gte mä nnliche Stimme. »Sind Sie in Ordn ung? « »Eige n t lic h m üßten wir tot sein, a b er weni gste ns funktioniert Ih r Tran spor ter. Was ist m it diesem Bogen passiert? « Es folgte eine kurze Pause. »Das wissen wir erst«, erwide rte Am kot dann, »wenn w i r eine U n te rsuc hung durchgeführt haben.« »Sie ha be n nic h t m a l eine Verm utung?« fra gt e Kir a un glä u bi g. »Wenn ich eine treffen müßte«, sagte die heisere Stimme, »würde ich auf Sabotage tippen. Unsere Siche r he its vorke hr ungen um das Schiff w a ren stre ng, sehr streng, aber vie lle ic ht ware n s i e über de m Erdbode n nic h t streng ge nug. Aus de m Stegrei f kann ich m i r nur vorstelle n, daß diese Expl osi o nen von Spre ngla dungen verursac ht wur d en, die in de n Masten ange brac h t und m it einem Zeitz ünder versehe n waren. Wir sehen ber e its die Wart u ngs u nter lage n durch, um festzus t ell e n, wer Zugang zu den Maste n ha tte.«
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Kira warf ihrem Comm a nder eine n Blick z u , um festzust ellen, ob er ei ne Beme rkung einw erfen wollte, und er n i ck te. »Hier sp rich t Co mman d e r Benjamin Sisko von Deep Space Nine«, dröhnte seine Stimme. »Wir sollten uns lieber treffen, um de n V o rfa l l zu bespre chen.« »Natürlich, Comma nder«, kam die A n twort. »Ich möchte Ihnen versichern, da ß dieser Zwischen fall nichts, a b er au ch rein gar ni chts m it Ihrer Anwese nhe it hier zu t un hat ! Boge n Numm er drei ist der m ittlere – und dam it das na helie g endste Ziel . Die Spre ngla dungen könne n schon vor Ta gen oder Woch en angebracht w o rden sein. Sie wi ssen ja, es gibt ei ne beträc ht lic he Oppos it ion da gege n, daß wir ein Raum schif f für die F öde rat i on s t att f ü r Baj o r ba uen.« »Werde n Sie es rechtzeitig für den Stape llauf reparieren können? « fragte Sisko. »Ja, Comma nder. Es ist zwar mühsam , aber wir können eine n Mi ttel b oge n von e i nem der ande ren Docks hera nschaf fen. Sie w e rde n dort zur Zeit nicht benötigt. Wenn Sie diese Ange lege nheit noch weiter bes p rec h en m ö chten ... Ich bi n jet z t a u f dem Weg z u m e inem Bür o. « »Dann wer d en wir uns dort tre ffen«, bee nde te Sis k o das Gespräch und nick te s e inem Ersten Offizie r zu. »Kira Ende«, erwiderte sie und biß danach so fo rt wieder die Zä hne zusamm en. Comm a nder Sis k o w a ndte le di glic h de n Blic k a b . Die Erklär ung von D i rekt or Am kot betr übte ihn z u tie fst. Bajor war ein wunderschöner Planet , hätte ein wahres Paradies sein k önn en, doch Sabo tage un d Terro rismu s g eh ö rten scho n fü r viel zu viele Bajora ner zum Alltag. Wenn es nur eine Möglic hkeit gä be, diesen Wahns inn zu stoppe n. Bis dahin waren di e Bajora ner jedoc h gena us o gefä hrl i c h und unvorherse hba r wie die Antim aterie, die z u ihne n unterwegs war. In seinem sparta nischen, fe nste rlosen Büro auf Deep Space Nine blät terte Siche rheits offizier Odo me hrere Be richte und Dokum e nte von Starf leet durch, die den Trans p ort und die Handha bung von Antim aterie betra f en. In Erwar t ung der Ladung, die in etwa vierundzwanzig Stunden unter
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Geleitsc h utz eintre ffen würde, beschäftigte er sich seit zwei Tage n m it diesem Them a. Da der Gestaltw andler nie an Bord eines Raumschiffs gedie n t ha tte, verfügte er nur über wenig Erfahrung aus erster Hand m it Materie-Antim aterieAntriebssy stemen und Antimaterie-Lag erkapse l n. Er wußte nur eins ge nau: Je me hr e r über die Sache las, dest o we niger g e f i el si e ih m. Auf se ine analytisch e Art und Weise faßte Od o die wichtigs t en Punkte über Antim aterie auf seinem Computerbildsc hirm zusam m en. Alles, was er bislang erfahre n hatte, war beunruhi ge nd. Z u m hunde rtste n Mal sah er auf den Monitor und st udier te seine No tizen: 1. Antim aterie ist die gefähr lichste Substanz, die je e n tdeckt wur d e. We nn sie m it Materie i n Berühr ung kom m t , werde n bei d e St off e von ei ner ver h eere n den Expl os ion ver n ic htet. 2. Unter k ontrollierten Um ständen wird diese Substanz benutz t, um ein Raum schiff anzutre i be n, doc h ei n WarpKern-Br uc h ka nn zur völl ige n Vernic h t u ng des Sc hif f es führe n. 3. Wenn A n tim a terie nicht in Gebrauc h is t, m uß sie in eine r Spezia l ka psel gela ger t werde n, in der die Substa nz von Magnetfe l dern um schlossen wird. Ein Bruch oder Riß i n dieser Kapsel führt z u r völligen Vernichtung. 4. Die Gef a hr für ei n Raum schi ff is t s o gr oß, da ß de r War pKern und die Antim aterie-Ka p s e ln s o konzipie rt sind, daß sie im Notfall ab geworfen werden können. 5. Antim aterie kann lediglic h in w inzige n Mengen m it dem Trans p orte r ge beam t werden. A n tim aterie-Kapseln müssen m a nuell tra n spor tier t und ge handhabt wer d e n . 6. Antim ateri e kann nicht m it einem Repli k a t or kopiert werden. Sie wir d in we ni gen gr oße n S t a rfleet Einric h tungen her g e s tellt, die sich alle tief im Föderat i onsraum befi nde n. 7. Die ange kündigte Lieferung, 2000 Kubikm eter Antimateri e in 20 Lage rka pseln, genügt, um ein Raum schiff zwei Jahre lang m it E n er gie z u versor ge n. 8. Starfleet befördert Antim aterie lediglich in bestimm t en Tankern, die von mi ndestens zwei Starfleet-Kre uzern
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Geleitsc h ut z be kom m e n. 9. Antim ateri e ist eine der seltens t e n und wer t vol l ste n Waren in der Gala xis . Odo konnt e es nic h t ertra g e n , noc h m e hr z u les e n. Er schalte te den Monitor aus , le hnte sich in seine m Sessel zurück und sa h die Wand an. Trotz des Ma nge ls an charak teristischen Merkmalen in se inem seltsam una us gebil d ete n Gesi cht hä tte niem and den Aus d ruck der Besor g nis um den ve rkni f f ene n Mund und in den her v ortre t e nde n A u gen m i ßver s tehe n könne n. Na ch de r Ankunft des Tankers und seine r Geleitsch iffe würde Deep Space Nine als Zwischenst ation für zwan zig Antim aterieKapseln dien en, bis die Bajoraner genug Shuttles hi naufschi ckte n, um sie abz u holen und z u der We rft auf dem Plane t en z u br inge n. Er wol lte gar nicht an die schrec k lic he n Dinge denken, die z w ische n de m Eintref f e n des K o nvois und dem Abholen der letzten Kapsel geschehen konnte n. Sein T ü rm elder sum m t e, und Odo r unze lte die S t i rn. »Herein.« Die Tür öffnete si ch zi schend, und das unschuldige Gesicht von Miles O' Brien s p ähte um die Ecke . »Sie wollten m i ch sprech en, Constable? « Odos St ir nrunzel n w u r d e noc h düstere r . Er verabsc h eute diesen widerwärtigen Spitznamen, den C o mmander Sisko ihm ver p aßt ha tte, w ü r d e es he ute aber noc h m a l dur c hge he n lassen. Er mußte sich über wichtige r e Dinge den Kopf zerbrech en. »Ja, Chief. Danke, daß Sie so schnell ge kommen sind.« O' Brien ka m m it großen Sc hr it ten he rei n . »Ist alles i n Ordnung? « fragte er besorgt. »Es ist ga nz bestim m t nicht alles in Ordn ung «, schn app t e Odo. »Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie für die sichere Aufbewahrung von zwanzig Behältern mit A n timaterie verantwo rtlich wären?« »Ach, das«, sagte der Chief verächtlich. »Wir hatten a n Bord der Enterprise dreißig Kapseln. Sie haben uns nie auch nur die ger i ngsten Problem e bereitet.« Er runzelte nachde nklich die Stirn. »Na ja , vielleicht sollte ich nicht
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>nie< sagen. Antimaterie ist immer eine komplizierte Ange lege nheit . « »Wie gefährlic h ist die Substanz?« O'Brien kicherte. »Wie ge fährlich sie ist? Na ja, sagen wir es ma l so – eine Handvoll Antima terie genügt, um die halbe Station z u zerstören.« Als er sah, daß se ine Antwort nic h t ge ra de daz u be itr ug, Odos Stim m ung zu besser n, f ü gte er hinzu: »Abe r in de n ents prec h e nde n Ka ps eln ist sie völl ig ha r m los. Hi er do ck en st änd i g S c h i f f e an , d i e An ti mat e r i e an B o rd habe n.« »Aber wir hatten noch nie welche an Bord der Station«, entgegnete Odo. Er setzte sich im Sessel anders hin; es war ihm una ngenehm , so viel Furc ht z u m Ausdr u ck z u bri ngen. »Ich ha be alles übe r Antim aterie ge lese n, was ic h finden konnte , und was i c h hera us gef u nde n habe , gef ä llt m i r übe rha upt nic h t . Haben Sie ein paar Em pfehl ungen für mi c h ? « Der Leite r der technischen Abteilung dac h te einen Auge nblic k lang über die Fra g e nach, be vor er a n tw orte t e. »Nur eine. Weil fast je des Schif f mit Warpa ntri eb Antimaterie benötigt, wird ein reger Sc hwarzhandel damit betr iebe n. Und die L a ger k apse l n si nd völ lig a u ta rk – m a n m uß sich nich t großartig um sie kümmern. Ich würde mi r größe re Sorgen übe r Diebsta h l als über einen Unfall m achen.« »Diebsta hl «, wieder holte O d o nachde nklic h und sta n d da nn entsch losse n au f. »Chief, darf ich Sie zu einem Glas in Quarks Bar einlad en? « Obwohl D i rektor Am kot gesa gt hatte, er sei bere its auf dem Weg zu s e inem Bür o, sa ßen Comm a nder Sis ko und Maj o r Kira fast eine St unde la ng unge duldig auf unbequem e n Chr omm öbeln. Sis k o sah sich zum dutze nds ten Ma l in dem Raum um . Wie die m e isten Dinge a u f Ba jor war die Einrich tung elega n t, auch wenn einige Gegenstände schon bessere Zeiten gesehe n hatten. Ein Fe nster mit einer geteilten Scheibe bot einen Blick auf z w ei automa tische Boge nsc h w e ißer , die nun be wegungsl os dastanden; i h re
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Arbeit war getan. Hinter ihne n war eine der leuchtenden Antr iebs gonde ln de r Hannibal si chtbar; si e sah a u s wie ein schla nke r Silberfisch. Natürliches Lic ht s t röm te von obe n in die gewal t i g e Gr ube und tr ug z u der I l l u s i on bei , si ch unter Wasser zu befinden. Am kots Schreibtisch sah wie eine Sche ibe aus schwarzem Epoxid aus , war jedoch an zahlreichen Stellen abge splittert und verkra tzt, al s würde er seit Jahren ac htlos versc h lisse n. Sein Stuhl sah beträc htlich bequeme r aus als der, auf dem Sisko saß. Zumi ndest war er gepolstert. Eine große Rißzeic h nung de r Hannibal bede ckte e i ne gesam t e Wand, und an der hi nt er dem Sc hrei b t i sch hi nge n m e hrere D i pl om e und Urkunde n , die a lle a u f bunte n K a rton a u f g ezoge n wa ren. An dieser Wand gab es auc h einige leere Stellen; der Farbunters chie d wie s dara uf hi n, da ß einige Urkunde n ansche ine nd en tfer nt worden waren. »Was glauben Sie«, fragte Sis k o, eher um Konversa tion z u betre i be n, als aus übe rwälti ge nder Neugie r, »was hat wohl a n den leeren Stellen an der Wand gehangen? « Kira versteif te sich auf ihrem Stuhl. »Em p fehlungssc hre iben, ver m ute ich – von den Cardassian ern. Es is t allgem ein beka nnt, daß Amkot Groell ein Ko llaborate ur war. Ab er es ist ihm gelunge n, diese Anla ge in Betrie b z u halten, a u ch wenn hier ke ine Schiffe m e hr gebaut wurden. Er hat die Maschinen in Schuß gehalten und a u f se ine n Ta g gewartet. Wir al le m ußte n una ngenehm e Dinge t u n, Am kot m e hr als die meisten. Er wir d de shal b i n einigen Kreisen noch immer vera chtet.« »Was h ä lt d i e p r ov isorisch e Regierun g von ih m? « Kira lächelte grimmig. »Das kommt darauf an, was die Föderat i on von i h re m neuen Raum schiff hält . We nn es der Werft m e hr Aufträge bringt, wird er e i n Held se in. Wenn es ein Fehlsc hlag wir d ...« Sie m u ßte de n Satz nic h t bee n den. Die Tür öffne te sich abrupt, und sowohl Kira als auch Sisko e rhoben s i c h , erleic hter t, endlic h jem a nden zu sehen . Amkot Groell war ein kleiner Mann mit zerzaustem weißem Haar, das ihn wie einen verrückte n Professor ausse hen ließ. Ihm folgte eine wü rdevolle ältere Frau, die ein gut geschnitte nes Kostüm trug. Die Kerben in ihrem Nasenrücke n
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sahen aus wie ma nikürte Narbe n, und sie trug ein Juwel, das gr öße r war als ihr O h r. »Bitte, bitte entschuldigen Sie!« sagte der D i rektor. »Ich w o llte gerade zu Ihnen komme n, als ich hörte, daß Ministerin Roser hierher unterwe gs war. Natürlic h mußte ich sie abhole n. Ic h bi tte noc hm als um Entschul di gung – ich bi n Direktor Amkot Groell, und das ist Roser Issa, Ministerin für Öffentlic he Einrichtungen.« Sisko nic k te . »Comm a nder Benjam in S i sko von Deep Space N i ne. Das ist mein Ers t er Offizier , Major Kira Ne ry s.« »Natürlich, natürlic h«, stotte rte der kleine Mann. »Wie geht es Ihnen, Major ? Es ist m i r eine Fr eude , Sie wiederzu sehen. Major Kira hat als Studentin hier ein Praktikum gemacht, ab er das ist schon vie l e Jahre her. Wie gefäl l t es I hne n, die Werft wie d er i n Be tri e b z u se he n?« »Ich fand es wunderschön«, erwi derte Kira, »bis ich fast um gekom men wäre .« »Höchst bedaue rlic h.« Am kot schütte lt e m it ehr liche r Betroffe nheit den K o pf. »Ic h kann Ihne n versic he rn, wir haben die Sicherheitsmaßnahmen verdoppelt. In mancher Hinsic ht is t es ersta u nlic h, da ß es nic h t m e hr Zw ischenfälle gab.« »Das ist doc h Uns i nn« , wide rsprac h Minis t er in Roser. »Wie hä tte n wir wiss en könne n, daß jem a nd ve rsuc he n wir d , die Schiffs werft durc h Sa botage zu zerst ör en? Ehrl ic h gesa gt , ich bin völlig überrascht.« Direktor Amkot erweckte de n Eindruck, als wolle er die Minister i n kor ri giere n , abe r da nn hiel t er liebe r doch den Mund. Sie m uß an den Fäden ziehen , die die Geldbörsen öff ne n, da chte Sis ko. Sei n Ers t er Offiz i e r vers pür te jedoc h keine solche Zurückhaltung. »Sind Sie nic h t ei n weni g unauf r ichti g , Mi niste r i n ?« fragte Kira. »Mir fallen ei n Dutzend Frakti one n ein, die dage ge n sind, daß wir dieses Schiff bauen, von den Pazifisten über säm tliche Terr or is tenor ganis a tione n bis hin zu de n Nationalisten. Und was ist mit de n Cardassianern? Sie warten ihre Ze it a b und hof f e n, da ß die F ödera ti on es lei d w i rd, uns zu unters t ützen, und s i ch einfach zurüc kzieht.« Ministerin Roser läc h elte ver k niff en. »Natür lich kenne n
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Sie s ich be i Te rroris t e n orga nisa ti one n a u s , Major.« Daran, wie Kira aufsprang und die Hände zu Fäusten ball te, er kannte Sis k o, daß s i e kurz vor einer E x pl osi o n stand. »Als Repräse ntant des Ku nden«, w a rf er schnell ei n, »darf ic h I hne n sa gen, da ß ic h m it dem Fortsc hr itt , den Sie gem acht haben, sehr zufrie d e n bin. Ehrl i c h gesa gt hätte ic h nic h t ge da cht , daß Si e die Hannibal fristgerecht fertigstellen können, aber Sie habe n es gesc hafft. N u n, da wir s o kurz vor dem Abschluß ste h e n , wollen wir die Sache doch nicht verderben. Wir wollen doch alle das gle i che , nic h t wah r?« »Ja! Ja, allerdings«, pflichtete Amkot ihm bei. »Dank der Föderat i on ha ben wir die Rohm aterial i en, die w i r br auche n , und den Auft rag bekom m e n. Und das benöt i ge n wir am dri ngendst e n – A u f t rä ge.« »Wir könnten auch einen Fusionsgenera tor und einen Positrone nstrahlwBes c hleu nige r brauchen«, fügte Ministerin Roser hinz u, »um selbst Antim aterie erzeugen zu können.« »Übertre iben wir es nicht« , erwiderte Sisko. »Damit wären Sie ei n se hr verführerisches Zi el, und Starfleet ist zu weit entfe rnt, um es zu schütze n. Wir werden Ihnen a lle Antim ateri e zur Ve rf ügung stel l e n, die S i e be nöti gen – dam i t Sie Ene r gi e für a lles habe n, was Sie ba ue n.« Kira nahm die klei ne G e lege nhe it sof o r t wahr . »Comm a nder, sol l das heiße n , wir können unse r e eigene n Raum schiff e ba uen?« Sisko läc h elte. »Wir habe n ein altes Sprichw o r t: >Mit Geduld und Ze it kom m t m a n mächtig we it! < Wenden wir uns jetzt dringendere n Angele genhe ite n zu. Was für ein Spre ngstof f war es ? K ö nne n wir die Täte r e r gre ife n ?« Am kot seufzte und sc hütte lte de n Kopf . »Es ist nic h t viel übri gge bl ie ben, a b er wir habe n Spure n von Sar ium -Krell id gefunde n. Dieser Stoff wird norm alerweise als Zünder und als Verkleidungsmaterial benutzt.« »Ich werde ein paar Wissens chaftler von der Station hi nabsc h ic ken«, ver s prac h Sis k o. »Viell eicht können sie Ihnen he lfen .« Am kot kla t schte i n die Hände und ga b sich fr öhlich. »Comm a nder, darf ic h Ihne n nun die Hannibal zeigen? « »Ich fürc hte, wir ha ben keine Zeit m e hr. Wir m ü ssen
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ebenfalls Vor b ereitunge n tref f e n. Außer der Antim a terie bringt de r Konvoi die Crew für die Testflüge der Hannibal. Ich werde eventue ll au ch ei nige me iner Leute z u r Verfügung stelle n.« »Darf ic h m i ch freiw illig m e lde n ?« fra gte Kira. »Wir werden sehe n.« Sisko br a c hte ein Lächeln zus t ande und ber ü hr te da nn se ine n K o mm unika tor . »Sisko a n Ha ge. Wir si nd bereit, au f den Flitzer zurückgebeam t zu werden.« »Jawohl , S i r«, kam die Antw ort . »Ich ha be Sie und Major Kira erfaßt.« »Energie, sobald Sie s o weit sind.« Sie hatten kaum noch Zeit, zum Abschied z u nic k en, bevor die Transp orte r strahlen ihre Mole küle ze rlegten und sie in ei n e m F l i mmer n bu nt er Li chter verschwinden ließen. Als Sisko und Kira von dem kleine n Tra n s f erfel d im enge n Cockpi t de r Mekong traten, war das Läche l n vom Gesicht des Comma nders verschwu nde n . Es wurde von einem besorgte n Stirnrunzeln ersetzt, eb ens o w i e bei Major Kira. »Sie scheinen nic h t zu er kenne n , in we lc her Gefa hr sie sich bef i nden«, sa gte die Baj o ra neri n. »Nein«, erwiderte Sisko, »und ich bin m i r auch nich t sicher, ob wir es erkennen.« Er fragte sich , ob es wirklich ei n Zufa ll war , daß der B oge n gena u in dem Augenbl i ck sa botier t worden war, als sie darauf sta nden. Ihm gefiel die Tatsache nic h t , da ß e i ne r e lati v a l l tägl iche Operat ion – die Übertragung von Antimaterie auf ein neues Schiff – zu m Brennpunkt von e r bittertem Haß werden s o llte . Noc h weniger gefie l ihm, da ß er nicht die geringste K o ntrolle über de n bajoranischen Anteil der O p era t ion hatte . »Soll ich uns a u s dem Orbit bringen?« fragte Fähnrich Hage und riß Sisko damit au s seinen beunruhigenden Gedanken. »Ich übernehme die Kontrollen«, erwiderte er und glitt hi nter das Navi gati onspult . »Mal sehe n, ob ich es sc haffe, uns in weniger als zwei St unde n z u r ü ckzubr inge n.« Auf dem Weg zu Q u ar ks Spie lkasino hörte Chie f O' Brien m itten im geschäftigen Treiben auf der Promenade, daß sein Kommunikator piepte, und blie b abrupt stehen, um zu
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antw orte n . Odo warte t e ge dul d i g nebe n i h m . »Chief«, s a gte eine besorgte Stimme, »die Ebe n e-dreiDiagnose, die Sie für die Frachtkamme r eins angeordnet habe n, ha t ein paar Anom alie n er gebe n. Wa hrscheinl ich handelt es sich nur um schadhafte Dichtungen oder defekte Sens oren, aber ich dachte, Sie sollten es sich vielle icht m a l ansehe n.« »Ich komme sofort«, mur m elte O'Brien. »E nde.« Er drehte sich z u O do um . »Die verdam m t en Cardassianer haben nie auch nur eine einzige Dich tung au sg ewechselt«, sagte er. »Ich sehe m i r das liebe r m a l an, Odo. Das ist die Frachtkam m e r, in de r wir die Antim aterie-Kapseln versta ue n werden.« »Dann lass en Sie sic h von m i r auf ke ine n Fall aufha lten«, sagte de r Gestaltwa n dler. »Ich bin durc ha us im stande, Quar k allein z u befragen.« O'Brien lä chelte. »Ja, aber ich weiß nich t, wann Sie m i r noc h m a l e i ne n a u s g eben wolle n.« »Wahrsc h einl ic h nie« , a n tw orte t e Odo wa hr heits gem ä ß. O' Brien dr ohte s c herz haft m it dem Zeigefinger . »Aufgehoben ist nicht auf g esch oben«, sagte er. Odo ne igte frage nd de n Kopf . » W as ha be i c h denn hi er auf der Promenade au fgehoben?« »Schon gut«, sagte O'Brien und ging davon. »Ich mache diese Frac htkamm er zum sicherst en Ort a u f der Stat ion.« Nachdem O'Brien sich in die entgege n ge setzte Rich tung auf de n Weg gem acht ha tte , verschränkte Odo die Hände hinter dem Rücken und ging weiter. Er kam an einem kombinierten Schönheits- und Tä tow i erungssalon vorbei, a n einem Souve n ir laden, der hol ogra phische Wurm loc hDarstellungen a n bot, und a n ei nem Restaura nt, das sich a u f lebe ndige Nahr ung spezialisier t hatte. Alle Einric h tunge n waren gut besuc h t. Ö ffentlic h beschwerte Odo s i ch z w ar oft übe r die l ä rm ende Menge , die die Stat ion heim sucht e , doc h ins g ehe i m zog er es vor , wenn a u f DS Nine ges c häftiges Treiben herrschte und die Promenade vor Besucher n wimm elte. Das war ihm lieber, als eine verlasse ne Station, die i n e i ne m Dämmerzusta nd z u liege n sc hi en. Er m o chte den Reiz, den so viel e Besucher au f ihn a u sübten , wenngleich
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jeder von ihne n e i n Sicher h eits risiko dars te llte . Die Touris ten e r ka nnt e er auf de n ers t en Bl ick – jene , die einfac h nur ge komm en waren, um das einzi g e beka nnte stabile Wurm loch z u sehen. Und auch die Ab enteurer erka nnte er sofort – jene, die sich nicht dam it zufriede n gabe n, es nur zu se hen, s o nder n die es durc hquere n woll te n, um in den ka um erforschten Gamm a-Quadranten auf der ande ren Se ite zu gela nge n. A b er eine drit te Gruppe bereitete ihm Kopfz erbrec h en – jene , die in diese entle ge ne Ecke der Galaxis ge kom m e n waren, um ihre n pe rsönlic he n V o rteil zu suche n . Einige wu rden von den gesetzlosen Zustä n den auf Bajor angezoge n, einem chaotischen Plan et en, der si ch um eine n Wie d era u f b au bem ühte und glei chzeit ig m it dem Glücksfall fertig werden mußte, den die Entdeckung des Wurm loc h s darstel lte . Einige ka m e n, um ehrl iche n H a nde l zu treiben, von der Ho ff nung getrieben, im Gamma-Quadrante n neue Produkte, Dienstleistungen und Ku nden z u entdecke n . Ande re ka m e n jedoc h, um zu stehle n, um sich schlicht un d einfac h etwas anzue i gnen, das ihnen nic h t gehörte . Diese Leute erkannte er nicht a u f den erst en Blick, doc h eines wußte er von ihnen genau: Früher ode r spät er w ü rden sie s i ch in Qua r ks Spielkasino und Bar ei nfi nden. Odo trat durch de n Ei nga ng in die gre lle, ne one r h ell t e Laster höhle und ver n ahm sofort die üblichen Fre ude nschreie und das Gejohle an den Spie ltisc h en. Er roc h die frem d arti gen, s ich ve rm ischende n A u sdüns t unge n von einem Dutze n d außerirdischer Speise n, die nie dazu bestimm t gewesen waren, in ein und dem s elben Raum gegessen z u werden. Er hörte das Klirren von Gläsern, die Substanzen en th ielten , d e ren Wirku ng ih m vö llig unv erständ lich war. Und er sah die geschä ftig umherhastenden Kellne r , Ferengi – Beutelsc hneider m it großen Ohre n und her v ors t ehe nde n Zähnen –, die jede nur de nkbare Geldque lle aus z ube ute n versuchten. Völlig unverständl i ch war für i h n jedoch der stete Fluß der Kunden, die di e Treppe hinaufund hinabmarschierten und ihr schw erverdie n te s Geld a u s g aben , um in den Holo-Kammern im ersten Stoc k sexuelle P h an t a s i en z u g e n i e ß en .
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Als Odo feststellte , daß seine Anwesenhe it nicht die geringsten Auswirkunge n au f dieses an stößige Verhalten hatte, seufzte er. Der Sicher heitsoffizier gestand es sich nich t ger n ei n, doc h er verbrac h te wahrsche i nlich m e hr Zeit in Quarks Bar als alle anderen, von dem Pe rsonal und einem rundlic hen Alie n na m e ns Mor n ei nm al abgese he n. Sei n e Anwesenheit rief schon seit geraumer Weile nich t m a l me hr ein St ir nr unzel n her v or. Er gi ng gem ächl i ch zur Bar, hi nter de r de r Geschäfts i nha ber, Q u ark, a u f einem Minicomputer sein Inventar über prüfte. Odo st ützte sich au f den Trese n. »Wie gehe n die Geschäfte, Quark?« fragte er ohne Bege isterung. Der Fere ngi runzelte die Stirn. »Ziem lich gut, bis Sie hereingekommen sind.« »Ich wüns chte , das wäre so«, m u rm elte Odo und s a h sic h in de r Bar um . »Wi e viele von Ihre n G ä sten bes i tzen ein eige nes Ra um schiff?« fra gte er s achlic h. Quark lachte. »Fast alle«, erwiderte er. »Nicht alle könne n das Vo rrecht ge nieße n , der Föde ration oder dem Klingonischen Imperium anzugehören.« Odo nickte. »Wie viele diese r Raumschiffe werde n von Materie -Antim aterie-R eaktore n a nge trie be n?« Nun setzte Quark den Minico mputer ab und beugte sich übe r de n Tresen. »Worauf w o lle n Sie hina us, O d o?« fragte er m it gesenkter Stimme . »Wievie l ist A n timater ie wert?« Quark lächelte. »Warum, wollen Sie welche verkaufen? « Der Gestaltwandler verzog entrüstet das Gesicht. »Nein, aber die Station wird welche bekom me n. Zwanz i g Lagerkapseln m it Antimaterie. Aber das wissen Sie natürlich schon.« Quark griff wieder nach seinem Com pute r . »Na ja, es ist kei n Gehe im nis. We ni gste ns kein gr oßes . Soll te e i n Te il dieser Lie ferung ... nun, sa gen wir, abha nden kom men, ließe sich dam i t bestim m t ein be träc htlic her Ge winn erzie l en. Wir sind in e i ner a u sgez eichnete n Position, um Antim aterie z u verk aufen, de nn jedes Schiff m ö chte sich natürlich einen gewisse n V o rra t z u le gen, be vor e s das Wur m loch pass iert und eine la nge Reise im Gamma-Quadra nte n be gi nnt.«
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»Wievie l Ge winn? Was schätze n Sie ? « Quar k läc h elte vor V e rgnüge n, den Pr of it eines il le gale n Geschäfts vera nschla gen zu können. »Diese Substa nz kann n i ch t rep l iziert werden , und d i e Herstellu ng ist sch w ierig. Natür lic h stell t die Lager u ng ein Pr oble m dar. Ic h be käme wahrschei nlich sie b en Barren in Gold gepreßtes La tinum für eine leere Lagerkapsel. Eine volle wü rde sechzi g Barren einb ring en, wenn d i e Versteig eru ng leb h a ft v e rläuft.« Odo ric h tete sich a u f. Das war mehr, a l s er erwartet ha tte – beträc ht lic h m e hr. E r sah sic h erne ut i n der Bar um . »Sie würden es mi r doch sagen, falls jema nd beabsichtigt, e i nen Teil der Lieferung zu stehlen, oder?« »Stehle n ?« sagte Quark spöttis ch. »Von einem StarfleetKonvoi, der von zwei Kreuzern bewacht wir d ? Antim a terie ist zwar wert voll , a b er nic h t s o kos tba r , daß m a n si ch daf ü r um bringe n läßt .« Odo senkte die Stimme . »Und was wäre, wenn m a n die Substa nz au s e i ner Frachtkamme r steh len wü rde?« »Ko m mt d r au f an «, sag t e Quark . »In welch e r Frachtkam m e r wird sie de nn au fbewahrt?« Odo be da chte den Ferengi m it einem hinter list i ge n Lächeln. »Sie haben m e ine Frage nich t beantwortet , also werde ich Ihre auc h nic h t bea n twor ten. Ic h sage Ihnen nur eins: Sollte ich von ei ner Ve rsch wörung hören, au ch nur eine einzige Kapsel m it dieser Antimaterie zu st ehlen, we rde ich jede n, der dari n verw ickel t ist – und ic h m e ine jeden –, vo n der Sta t ion werfe n. H a be ich mi ch klar au sg edrüc kt?« Quark lac h te nervös. »Warum sagen Sie m i r das? Ich bi n Barkeep er, kein An timaterie-Händler. Sie ve rsch wenden m e ine Zeit, ich m u ß mich um me ine Geschäfte kümmer n .« »Nur zu«, sagte Odo veräc h tlich. »Lassen Sie sich von mir nic h t von Ihre n Ges c häfte n abhalte n.« Der Gestaltwandler gi ng sc hne l l z u r Tür. Odo wu ßte aus lange r Erfa hrung, daß es ratsam war, sich nich t sofort von Q u ar ks Bar zu entfe r nen. Um Kunde n anzuloc k e n , befa nden sich m e hre r e bunte, blinke nde Schilder in de n Fenste rn des Eta b lissem e nts, und er hatte hera usgefunde n, daß er einfac h vor eine m dieser Schilde r stehe n blei ben und in die Bar se hen konnte , wobei die grel l en
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Lichter ihm Tarnung boten. Aus diesem Versteck konnte er oft beobac h te n, was Quark unm ittelbar nach eine m seiner Besuche unterna hm , und diese Kenntnisse waren hä ufig se hr hilfreich. Nun sa h er , da ß Quar k sei n en B r uder Rom zur Bar w i nkte und i h m etwas zuf l üsterte . Rom huschte davon und ke hr te kurz dara uf m it einem andere n Ferengi z u rüc k, de n Odo nic h t kannte . Die Diskussion zwischen Quar k und dem fremd en Ferengi ve rwandelte sich ba ld i n eine n S t r e it, und de r Kunde warf die Hände in die Luft und stolzierte da von. Quark schüttelte verdrossen den Kopf, als hätte er gerade Geld verl ore n. Od o wand te sich von d e m Fen s ter ab , zu fried en , d a ß es ihm gelungen war , Quark daran zu hi nde rn, m it der Antimaterie-Lieferung ein Di ng zu drehen. Abe r Qu ark war nur ein Fereng i, und im Au g e nb lick su chten Du tzend e von ihnen die Station heim. Für sec h zig Barren in G o ld gepreßtes Latinum wü rde die me isten von ihnen fast alles tun, sogar ihre nackten Mütter in die Sk lavere i ver k aufen. Auße rdem trie ben s i c h all diese ande ren w i derwärtige n Gestalten auf der Stat ion her u m . Der Sich er heitsoffiz ier würde erst wie d e r behaglich in seinem Eime r ruhen können, wenn die letzte Kapsel Antim aterie DS N i ne verlassen hatte und auf dem Weg nach Bajo r war.
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adz i a Dax zog ihr glä n zendes dunkles Haar zurüc k und befestigte den Pferdeschw anz mit einer re ichverzie r te n silbe r ne n Spa nge . Di e Frisur ent h üll t e das kom plizierte Mus t er de r kle i ne n Flecken, die unter dem Haaransatz anfi ngen und den schla nke n Hals und die Schultern hinabliefen. Sie band ihre Tunika zu und betrac hte t e dabe i i h re schön gef o rm ten Br üste, die m a n unte r einer S tarf l eet-Unif o r m unm ögl i c h ver b er gen konnte . Dax ga b sich die größte Mühe, schlicht und unattraktiv auszusehen, doc h es war ein a u ssic h tslos e s Unterfa nge n. Die Männer dre hte n sich nach ihr um , wann imm er sie ihre n Pos t en einnahm , und m a nche bel i eße n es nic h t bei Blic ke n. Quar k leckte sic h norm alerweise die Lippe n und m achte obsz ö ne Ange bote, und J u lia n Bashir – der ne tte , ki ndlic he Bashir – bat sie stä n dig, m it ihm auszugehe n. Leider kam e n ihr die Vorstöße dieser Männer eher amüsant als verführerisc h vor, was sie der Tatsache zusc hrieb, daß m e hrere ihre r Gastkörper, einschlie ßlic h de s letzte n, m ä nnlich gewesen waren. Dax dachte selte n von sic h als von zwe i verschiedenen Ide nti t äte n , die in ei nem Körpe r ve rschm o lze n ware n – die eine ein dreihundertjähriger a n drogyner Wissenschaftler und die a n der e eine a c ht undzwa nzi g jä hri ge Fra u –, doch m a nchm al gewa nn die ei ne ode r die andere ihre r Kom pone nt en die Obe r ha nd. I n i h rer letzte n I nka rna ti on, als Curz on Da x, hatte der hum anoide Tei l i h rer sel b st oft die Führ ung über nom m e n, bes o nde rs wenn es dar u m gi ng, ei nen dra ufz u m achen und m it Frauen a n zubändel n, wof ü r er schlie ßlich in de r ga nzen Galaxis berühm t geworde n war. Der derzeitige Trill verh ielt sich ganz anders, sehr zum Erstaune n von Be nja m in Sisko. Benjam in erwartete noc h im m e r, ei nen
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Teil diese r alte n, ver a ntw o rt ungslose n E i nstell ung i n ihm zu entdecke n , aber Curzon Dax war tot, auch we nn seine Erinne rungen und sein Wissen weiterlebten. Jadzia, die junge Frau, die s i ch in sehr frühem Alter freiwillig al s Gastkörpe r zur Verf ügung ges t ellt hat t e und i h r Lebe n l a ng daf ü r ausge b i l de t wor d en war, war ver n ünf t i g und a u sgeglic he n, gena u so wie ein Gastkörper es sein so llte. Zumi ndest hatte m a n ihr be igebracht, daß dem so sein sollte . Sie seufzte und betrachtete ihr schönes Spiegelbild. Je m e hr sie über die He lde n tate n des Curzon Dax nac hdac h te , desto öfter fragte si e sich, ob s i e in irge ndeiner Hinsicht al s Trill vers agte . Curz on Da x wäre m ittlerweile z w eifellos schon m it einer bet r ä c htl i che n Zahl der wei b lic he n Be wohner von D S Nine im Bett gewesen, aber si e konnte es nicht m a l übe r sich bri ngen, mit ei nem einzi g e n M a nn z u schlafe n , obw ohl es an eifrigen Kandidaten dafür nic h t m a nge lte . Curzon Dax hätte die ganze Nach t durchfeiern können, aber Jadzia Dax zog es vor, es sich m i t einem schlec ht geschrie b e n en cardas s ianisc he n Handbuch im Bett gem ü tlich zu machen. Währe nd der Aus b il dung, dac h t e sie nun reui g, ha tt e sie alles über die wisse nschaftlic he n und m e nschenfreundlic he n Helde n tate n von Curz on Da x ge hört . Wenn s i e Leute getr of fen hatte , die ihn ka nnte n, ha tte n sie nur über seine rom antisc h en Eska pa den und t odes v erac htenden A b ente uer erzählt. Ihr ve rschmo lzenes Gedächtnis war voll davon. Vielleic ht verspürte sie des h alb kaum Bedürfnisse, der sinnl i che n Seite des Lebe ns nac h z uge he n. I h r war m ittlerweil e klar gew o rde n, daß Curz on Da x nur a u s s c hierem Glüc k s o a l t gewor d e n war. Sie m ußte an i h re A u sbil dung denke n. Ma n ha tte sie in den Traditione n der Trill unte r wiesen, sie in körperlicher Ausda u er und A npass ungs t echnike n trai nier t – alle s Vora ussetz unge n für eine n gla t ten Trans f e r . A b er m a n hatte ihr nicht gesagt, da ß das Versc h m e lzen mi t dem Sy mb ionten der leic hte Teil war. Der schwie rige war es , de n Erwa rtungen aller ander e n gerec h t zu werde n, einsc h l i e ß lic h den eige nen. Die Leute erwarteten, da ß ein Trill irgendeine Art von Überwesen war, da s das Wissen und die Erfa hrungen
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m e hrerer Leben hatte. Aber Ja dz ia Dax konnte nic h t a ll diese Wesen sein, au ch wenn si e alle geme insam sie zu der m achten, die sie nun war. Si e konnte nur si e selbst sein. Manc hmal kam sie sich wie eine unerfahrene Person m i t übermäßig erfahrenen Erinnerunge n vor. Es war eine seltsame Aufs paltung, dach te die Trill, und sie fragte sich, w i ew eit sie ihre n Er innerunge n a u s zweiter H a nd ve rtra uen konnte . Ihr Kom m unika tor piepte , und sie riß sich m it einem Blinzeln aus ihrer Trä u me rei. »Hier Da x«, m e ldete sie sich . »Hier Kira«, kam die Antwort. »Ich weiß, daß Sie die n stf r ei habe n. H o f f ent lic h s t öre ic h nic h t gerade .« Dax läc h elte angesic h ts der Ironie. »Nein, ich zieh e m i ch gerade an.« Kira war eine ihrer besten Freund innen an Bord der Station. Be njam in Sisk o war ein alter Freund, aber ebe n ein Freund von Curzon Dax. Kira war die einzige, mit der Jadzia Da x Fre u ndsch aft geschlossen hatte, wenn ma n einm al von D r . Ju lian Bashir absa h, der aber andere Dinge als nur Freundscha f t wo llte. »Ich ha be m i ch gefra gt , ob wir ein Glas z u samm en trinke n ode r einen i'danian ischen Gew ü rzpudding essen können oder so«, sa gte Kira. »Natürlich. Wie war Ihr Besuc h auf der We rft?« »Na ja, gut und schlec ht . Jem a nd hat vers uc ht , das Doc k z u sabotiere n, in dem di e Hannibal geba ut wi rd, aber da s wird uns nic h t aufhalte n. Wir werde n dieses Schiff vom Stape l laufe n lass en.« »Davon bi n ich überz eugt«, sagt e Dax, die die Besorgnis i n der Stim me ihre r Fr eundin ver n ahm . »Wo solle n wir uns treffen? « »In Quar ks Bar?« fra gte Kira . »Aber jede r andere Or t ist m i r auch re cht.« »Nein « , sag t e Dax, »Q u a rk s Bar ist schon in Ordn ung .« »Also in zehn Minuten? « »In ze hn M i nute n«, s t i m m t e Dax zu. Comm a nder Sisko s c hritt in der OPS auf und ab, dem Kontr o llze n tr um der Stat ion, und Chie f O'Brien w u ßt e genau, daß e r sich Sorgen m achte. Der Com m a nder war nic h t gr oßa rti g i n die Deta ils ge gangen, als e r den Chief zu sic h
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gebe ten ha tte; dahe r wußte O' Brien nic h t, wie ernst es war. Aber einm al ganz abgesehe n von Odos Befürc htunge n, wurde dieses Getue um die Am i mater ielieferung allmählich zum Ärger n is . War denn keinem der a n der e n klar , daß die Handha bung von A n tim aterie eine Klei ni gke it w a r? E i n Starf l eet-T anke r war bestimm t m it den m ode rns ten Lag e rk ap seln und au to matisch en Beund Entlad e Einric h tungen a u sgestatte t. Und Frachtka mmer eins war in gutem Zustand, z u m i ndest in s o gutem , wie m a n es von etwas , das Cardass ianer erba ut ha tten, e r warte n konnte. Natür lic h kam es zu allen m ö gl iche n ande ren Aus f äl l e n an Bor d der Stat ion, und das bede utete , da ß O' Brien ni cht die Zeit hatte , sich über eine La dung A n t i m a terie den Kopf zu zerbrec h en. »Um eine lange Geschich te kurz zu fassen«, sagte Sisko, »jem and hat eine n der B öge n sabotier t , die de n Schac h t übe rspa nne n , i n dem die Hannibal zusam m enge ba ut w i rd. Ic h nehm e nic h t a n , Chief, da ß Sie sic h m it plane t arische n W e rft en ausk enn e n? « O'Brien runzelte die Stirn. »Ich habe in Geschich tsbüchern übe r sie ge lesen.« Die Antwort brac h te ein Lächel n au f Sis kos Gesicht. »Ich wei ß , daß ihre Techni k übe rhol t i s t, a b er si e ist trotzdem noch ziem li ch beei ndr u cke n d. S i e hebe n da s Schif f mit Traktorstrahlen aus dem Sc hacht, und da kommen diese Böge n i n s Spie l. A u f jeden Fall m ö chte ich, daß S ie m it ein paar Le ut en nac h Bajor flie gen und die E x pl osionsstel le unters uche n. Die Bajo ra ner ha ben nic h t viel gef u nden, aber ich we iß nicht , wie gena u s i e gesuc h t ha ben. Ic h hätte die Täter ger n gefa ßt, bevor s i e es ein zweites Mal vers uc hen.« »Verzeihung, Sir, aber in Luftschleu se sechs ha be n wir eine n E n er giea usfal l , und ich m uß eine Kurzwel l enkuppl u ng um bauen. Auße rdem liegt m i r ein Dutzend Beschwerden übe r die Luf t qualitä t auf Ebe n e ne unzehn im Habita tring vor, und ...« Sisko hob eine Ha nd, um den Chief zum Schweigen zu bringen. »I ch weiß, Sie haben bere its al le Hände voll zu t u n, aber für die Bajoraner wäre es eine Katast rophe, wenn dieses Schi ff nic h t pla n m ä ßi g vom Stape l lä uft. U nd i c h ha be
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einfach keine n Fach m a nn, dem ich diese Sache sonst anve rtra ue n könnte . I c h m ö chte, daß Sie i n zwanzig S t unde n wieder zurück sind, wenn die Antimaterie-Liefe rung ei ntrifft, also werden Sie nicht ewig weg sein. Aber Sie m ü ssen aufbrechen , sobald Sie Ihr T eam zusam m e n g estellt ha ben.« O'Brien nickte resignierend. »Ist Vetternwirtschaft erlaubt, Sir? « »Vetternw irtschaf t?« »Mit a nde ren Wor t e n : Dar f ic h m e ine F r au m itne h m e n? Keiko m uß dringe nd m a l was anderes sehen als diese verdamm ten gra uen Wände. Sie is t e i ne a u sgez eichnete Chem i keri n und be komm t in der Sc hule imm er heraus, we r die m it S p ucke angef e uchtete n Papie r küge l che n a b sc hie ß t . « Sisko läc h elte. »Natürlic h, C h ie f, es ist Ihr Team . Sollte n Sie etwas Ungew ö hnliches herausfinden, lassen Sie es m i ch zuerst wissen, bevor Sie es Di re ktor Am kot mitteilen.« »Jawohl, Sir«, erwi derte O'Br i en. Als er zum Turbolift gi ng, stel lt e er in Gedanke n be re its sein Te am zusamm en – er selbst, Keiko, a u s politisc h en Gr ünde n ein Bajoraner und der beste Pilot, den er so kurzfr istig finden konnte . Dax und K i ra hatte n kaum i n Q u ar ks Bar Platz ge nommen, als auch sc hon der unte r w ürf ige Be sitzer an ihre n Tisc h kam . Er rieb sich vor Erwartung die Hände. Vor Erwartung worauf, wollte Da x sich lieber nicht vorstelle n. »Hallo, die Dam e n«, sagte er und grinste wie eine ungezä hm te Ratte. Seine B lic ke glitte n lüster n übe r Dax' Kör p er. »Was da rf i c h I h nen heute br i nge n?« »Für mi ch nur einen Tellaritisc h en Fizz«, sagte Ki ra. Dax läc h elte fre undlich. »Ich hätte gern e i n Glas Wasser und einen Käsetoast.« Quark blinzelte überrascht. »Einen Käsetoas t? Ist das nich t irge ndein s c hrec k lic h langweiliges terra nis c hes Ger i c h t?« »Ja, gena u«, sagte Dax. »Ich habe noch nie einen pr obi e rt, aber m i r fiel gera de e i n, da ß ic h sie früher m a l gern gegessen habe .« Quark wollte etwas sagen, zöge rte jedoc h und übe rle g te es sich dann ande rs. Sc hlie ßlic h schüttelte der Ferengi lediglic h den Kopf und ging zum Nahrungsm ittel-Replikat or.
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Kira runz elte die Stir n. »Si e habe n noc h nie einen gegesse n, wissen jedoch, daß Sie sie mögen?« Dax nic k te . »Curz on Dax hat s i e oft gege ssen. Ich habe m i ch entschlossen, ein paar der Dinge z u probieren, die ihm gefal l en ha ben – wenn sie nic h t zu gefähr lich ode r ekel haft sind.« Ki ra hatte dringend ere S o rg en und ging deshalb nicht weiter darauf ei n. »Ich mö chte I hnen erzählen, was a u f Bajor passiert is t«, be ga nn sie. A u s f ührlich s c hilderte sie de n Zwische n fa ll m it den Sprengladungen im Mast, der fast tödlich geende t hä tte. Da x lausc h te m it wachsender Besorgnis; sie w ußte, wi e wichtig die Werft für das wirtschaftliche Neuaufbauprogramm Bajors war. Noc h beunruhigender war die Möglichk eit, daß nicht die Werft das eige ntlic he Zie l gewe sen war. »Sons t war niem and i n Gefa hr ?« fra gte Dax. »Nein, nic h t in unmittelba r er«, erwide rte Kira. »Wir waren die einzige n dort obe n. Ic h weiß, was Sie denken, a b er ic h glaube nic h t, daß sie es auf uns abgesehe n haben. Wenn sie uns töte n, ände rn sie dam it nic h ts. Ich ke nne diese Le ute und ihre Me t h ode n, und sie werden es e r ne ut ver s uche n, wahrschei nlich unmittelbar vor dem Stapellauf.« »Was können wir tun, um sie aufzuhalten? « Kira be ugt e sich vor . »Genau dar übe r m ö cht e ich m it I hne n sprech en«, sagte sie. Doch bevor sie fortfahren konnte, erschie n Q u ar k m it e i nem Tabl ett, auf de m er ein gr oßes , sprude lnde s Getränk, ein G las Wasser und ein flaches und schleimi ge s Gebilde au f ei nem Teller tra n s p ortierte. »Hier sind Ihre Bestellungen, m e ine Dame n«, sagte er lächelnd. Er stellte die Getränke ab und betrachte te argw öhnisc h de n klebrige n T o as t. »Wolle n Sie das w i rklic h essen, Lieute n ant? Es s i eht aus wie etwas, das ein dene bian ischer Schleimt eufel in sein Nest sc hle ppe n wü rde.« Dax gab sich Mühe, nicht angewidert dreinzu schauen. »Haben Sie es a u ch la nge ge nug übe rbac k en?« Quark nick te eifrig. »Ganz bestimmt. Es sah schon nicht besonders gut aus , als ich es zu m erstenma l rausna hm, also habe ich e s noc h m a l reingestec kt . Ic h f ü r c hte , jetz t sieht es noc h sc hlimmer aus.«
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»Lassen Sie es da , ich beiße einfach ma l davon a b «, sagte Dax. »Sie mü ssen es trotzdem bezahlen«, beharrte Quark. »Das ist m i r klar.« Der Ferengi grinste und rieb sich die Hände. »Wir könnten nat ü rl ich eine n Tauschha ndel verei n bare n, Lieutenant . Ich kann Ihne n je de Me nge dieser Toas ts besorgen, w e nn Sie ein w illig e n wü rd en . ..« »Danke«, unterb rach Dax i h n, »bringen Sie mir die Rechnung.« Quar k zuc k te m it de n Achse l n, als könne es nic h t sc hade n, einfach ma l zu frage n, und eilte davon. Kira seufz te unge duldi g . »Ob er vielle icht ei n Hol oKammer-Pro gramm hat, be i dem ich ihm den Kopf einschlagen könnte? Wie dem auch sei, Dax, ich kann Ihnen sagen, was wir tun s o llten. Wir sollten nicht warten, bis die Antimaterie eintrifft und die Hannibal offiziell vom Stapel läuft. Wir sollten eine Mannschaft zum Raum schiff s c hick en, verla n gen, daß sie e s aus dem Schacht hole n, und auf de r Stel le in den Orbit bringe n. Di e Im pulstr i ebwerke s i nd a u ch ohne A n timaterie funktionsbe reit.« Dax schütt elte de n Kopf. »Aber die Bes a tzung f ü r den Testflug trifft mit dem Antim aterie-Konvoi ein. Die Leute werden das Schif f Zentim eter für Zent im eter untersuc hen und sich ve rgewissern wolle n, daß alle Proze d ure n beim Stape lla uf gena u einge halten werden. Es gibt e t wa sechs Bände m i t Starfleet-Vorsc h riften , die de n ersten Flug eines neue n Raum schiffs betreffe n.« Kira schlug m it der Faust auf den Tisc h . »Zum Teufel m it den V o rsc h rifte n ! We nn w i r s o lange wa rte n , wer d e n sie unter Garantie ein zweites Mal zuschlagen. Glau ben Sie mi r, diese Leute sind zu allem fähig, auch zu ei ner Selbstmo rd-Mission. Ob Sie den Com m a n d er viel lei c ht daz u bewege n könnte n, d i e s en No tp l a n zu ak ze p t i e r e n? « »Warum fragen Sie ihn nic h t selbst? « »Wenn ic h i h m den Vorschl a g unterbreite , wir d er ablehnen. Aber au f Sie wird er hören.« Dax schüttelte de n Kopf. »Tut m i r leid, aber es bes t eht nic h t die ger i ngste Cha nce, da ß Be njam in S i s ko das
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Komm ando über ei n Raum schiff der Föder a tion über n im m t , das nic h t vorschrif t s m äßig vom Sta p el ge laufe n ist. Außer, ein Admi ra l wü rde es ihm befe hlen.« Die Schul t e rn de r Baj o ra neri n sa ckte n he rab. »Dann haben wir ernsthafte Schwierigkeiten«, mu rm elte sie. »Ic h mö chte, daß dieses Raum schiff de r Föderation überge ben w i rd – und zwar intakt.« »Ich auc h«, erwide r t e die Tri ll. »Abe r wenn wi r die vorgesc hr i e bene n V o rsic htsm aßna hm en und Besti m m ungen nicht einhalten können, wird die Föderation wohl kaum beeindruckt sein. Ihr Volk muß diese Gelege nhe it nutzen. Bajor m uß die Hannibal schütze n, bis sie offiziell vom Stapel läuft. Ic h weiß, es ist eine sc hwierige Aufgabe , aber sie werden sich der Vera ntw o rtung stellen m ü s s en.« Kira na gte an i h rer Unter l i ppe und se nkt e den K opf. Dax ber ü hrte di e Hand ihr e r Fre u ndi n . »Ic h wer d e de n C o mmander frage n, ob wir bei den S i cher heits vor k e h r u nge n etwas tun können. Aber wir haben auch eine Verantwortung – wir m ü ssen auf die A n timaterie achtgebe n.« Aus dem Auge nwinkel m achte Dax eine Gestalt a u s, die ganz i n de r Nähe her u m s chlich. Sie dre ht e sich um und sa h Quar k, der in Hörweite sta n d. Er läc h elte , husc h te he ran und stellte ein kleines Tablett vor ihr ab. »Ihre Rechnung.« Dax ahm t e sein unte r würfiges Lächeln na ch. »Se it wann b e lau s ch en Sie un s sch on? « »Sie belauschen? « fragte Quark beunruhigt. »Ich bin nur stehe nge bl i e ben, um ... um Ihre Rechnung zu überprüfen. Mir war nicht ganz klar, w i evie l ich für e i nen Kä setoast verlangen soll.« Kira sc ha ute zu i h m hoch. »Was ha ben S i e über de n Stape lla uf der Hannibal ge hört ? Is t Ihnen z u Ohren gekomm en, da ß jem a nd den S t art ver h i n der n wil l ? « Der Ferengi schaute entsetzt drein. »Odo war heute hier und hat ga nz ähnl iche Frage n gestell t . Gla ube n S i e etwa, ic h hätte irge ndwelc h e G e rüc hte a u fgeschna ppt?« »Ja«, antw ortet en die Fra u en im Einklang. »Aber das stimmt nic h t!« pr otes tierte er. »Ich me ine, ich höre gelegentlich zw ar ein paar Gerüchte, aber was für eine
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Bedeutung haben die schon? Die meisten Leute freuen sich, daß die Ba jora ner wie d er Raum schif f e ba uen. Me hr Ge schäfte für s i e – das bede ute t auch m e hr Geschäfte für uns alle. Noc h einen Fizz, Major?« Kira öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Mom e nt summ te ihr Komm unikator . Sie a n tw orte t e m it einem kna ppen: »M ajor Kira!« »Comm a nder Sisko«, erkla n g di e tiefe St i mme. »Ich habe gehör t , da ß Lie u te na nt Dax be i I h nen is t.« »Ja, das is t sie, Commander.« »Könnte n Sie bei d e so sc hne ll wie m öglic h z u r OPS kom m e n? Ich m ö chte unsere V o rkehrunge n für die Ankunft des Ko nvois m o rgen durc hsprechen.« »Natürlich, Comma nder. Kira Ende.« Die Bajor a nerin erhob sic h abrupt. »Ic h werde ihm sagen, w a s ich de nke, auch wenn er mi r nicht zuhören wird.« »Das ist Ihr gutes Recht«, sa gte Dax, legte ein paar Münzen a u f den Tisc h und sah Quark da nn sc harf an. »Sie werden es uns doch sagen, falls Sie irgend et was hören, ode r ? « »Natürlich«, erwiderte der Ferengi. Nachdem die Offiziere den Tisch verlasse n hatten, lächelte e r und st eckte die Münzen ein. »Falls dabei etwas für mi ch rauss p ringt«, fügte er le ise hinzu. Ein plötzli c her Winds t oß wi rbe lt e Teile des kr ust i ge n Sandes auf, der die zwanzig Millionen Quadratkilom eter be deckte, die als Wüste Oka n a beka nnt w a ren, und Keiko O' Brien z og die Schutzbrille über ihre Augen. Als Miles ihr eine Reise nach Bajo r vers pr ochen ha tte , hatte sie s i ch gr üne Wälde r vorges t ellt, vie lleic ht eine n See ode r Fluß. Statt desse n hatte sie eine dürre Wüste m it heißen Sa nds türm en be kom m e n. Dafür hatte sie den Unterricht ausfallen lassen? Na ja, weni gste ns konnte n die Kinder s i ch über de n schulf rei e n Tag freue n, a u ch wenn sie sic h den A u sf lug e t was ande rs vorges t ellt hatte . Mit ihren beha ndschuhten Händen kratzte die zi erliche Fra u asiatisc h er Abstam m ung Ve rbre nnungs r üc kstä nde eines gr oße n Br ockens übel zuger i c h te ten Me talls in ei ne n kleine n
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Plast i kbe u t e l. Mi les und ei ner sei n e r baj o ra nische n Assistente n knie t en etwa zwanzig Meter entfernt auf dem Bode n und durchs t öbe rte n den Sa nd nach Tei l e n des Bom benge häuses , da s von de r Expl os ion zerrisse n wor d e n war. Keiko vers uc hte, ihre Gedanke n nicht a b schw eifen z u lassen, doch es wa r eine ermüdende, geistlose Arbeit. Imm e rhin aber war e s eine Abwechsl ung von ihrer t ä glic he n Routi ne. U nd we nn m a n Bajor in einer Hi ns icht l o ben konnte , dachte sie, dann bezüglic h seine r geologisc hen Vie l fältigke it. Wüste n , Wälder , Mee r e, Gebi rg e – gena u wie auf der Erde fand m a n das alles hier ver h ä ltnism ä ßig nah be ieinander . Auge nblic klich be da uerte sie , a n die E r de gedac h t z u ha be n, denn s o f o r t vers pürte sie Heim weh. Plötzlich s tieß ihr Messer au f eine n harten Gege ns tand, viel härter als ein Ve rbre nnungs rücks tand. Sie be trac htete die Stelle scharf, die sie freigel egt hatte, und m achte winzige Kristallform ationen aus. D i e hatte sie hier abs o lut nic h t erwartet, und sie entsprac h en a u ch nicht dem , was ma n ihr übe r die E x plos ion mitge t ei lt ha tte. Sie sa h z u dem riesige n schwarzen Boge n hoch, der sich in einiger Entfernung krümm t e. Die Explosionen ha tten ihn beschädigt und an eini ge n S t elle n ve r b oge n , i h n je doc h kei n eswegs zum Einst urz bringen können. In über e i nem Kilom e ter Ent f ernung sa h Keiko eine n baj o ra nisc hen Ar be i t str u pp, der sich um einen ähnlic hen Boge n versammelt hatte, der eine n unbenutzten Schacht übe rspa nnt e . Die Leute ba ute n de n Mast s o r g fäl t i g ausei n ande r, um den Boge n zu dem benutzte n Sc hacht zu bringen und den besc hädigten z u erse tzen. Zwei ba joranisc he Shut tles st ande n da neben und wartete n darauf , de n Boge n hoc hhebe n zu könne n . D i re kt vor i h r um gab eine riesi g e offe ne Gr ube ein leuchtendes Raum schiff, das noch nie gefl ogen w a r, ja sich nic h t m a l auch nur um einen Ze nt im eter bewegt hatte. Dahinter versank die Sonne langsam hinter der poc ke nna rbige n Ebe n e . »Miles!« rief sie . Sie m ußte s e ine n Nam e n noc h e i nm al schreien, um das Pfeifen des Windes z u übertönen. Er lief z u ihr; sein ba joranischer Assistent folgte ihm dic h t auf dem Fuße. »Nur du!« rief sie. »Redac kann
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weitermachen!« Miles nickte und wies seinen Assistenten an, den Sand nach we ite ren Beweis en zu durc hsuc he n. Er lie f de n Rest de r Strec k e und kniete ne ben i h r nie d er. »Was hast du gefunden? « »Das«, sagte s i e und de utete auf die kr istallis ierten Überres t e. »Ich gla ube , das ist der K l ebst of f, der die Spre ngla dung a n Ort und S t elle geha lte n hat. Ode r zum i ndest das, was von ih m noch übri g ist . « O'Brien knif f die A uge n z u sammen und betrachtete die Abla gerungen. »Was ist das? « »Wenn ic h m i ch nic h t völlig ir re «, sagte Keiko, »schle chte Nachric h te n. Ich w i l l eine Pr obe ne hm en und s o f o rt zum Fli t zer zur ü ckke hre n. Ich wil l niem ande n beunr u higen, bis der Co m p uter den Stoff an alysiert hat.« »Einversta nde n«, sagt e O' Brien. »Ich ble i be hier und suche weiter. Solltest du wirklich etwas Seltsames finde n, inform ierst du zu erst den Co mmander.« »Das werde ich«, versprac h sie . Benjamin Sisko ha tte sich gerade hingelegt, um ein kurzes, aber, wie er hoffte , erholsam e s Nickerche n zu ha lte n. Se in Kopf dröhnte noc h imm er von de n widers pr üchlic hen T h eo r i en u n d Si ch erh e i t svo rk eh ru ng en , di e sei n e Of f i zi er e bei der Konfere nz vorgeschla g e n hatten. Major Kir a wollte die Hannibal glat tweg entführen, um einen zweiten Sabotageakt auf de m Boden zu verhindern . O d o war übe rzeugt , daß ver b recher ische Ferengi vers uche n wür d en, die La gerkapsel n au s der Frachtkamme r zu ste h len, und wollte, da ß der Starfleet-Tanker die Antim aterie an Bord behielt und die ba jora nisc he n Shut tles dire kt a n ihm andoc kte n. Dax wollte ohne jede Rücks icht auf die em pfindlic hen politisc h e n Gesichts punkte die Siche r he its vorke hr ungen be i de r Werft e r höhe n. U nd er konnte s i c h durcha us vorste lle n, da ß O' Brien sic h in das Gespräch e i nmischte und alle andere n für verrüc kt erklärte. Die Tatsac h e blie b be stehe n , daß die Zeit allm ählich knapp wurde. De r Konvoi war mit Warpgeschwindigkeit zu ihnen unterwe g s und w ü r d e in kna pp zwölf St unden e i ntref f en. In
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dem Teil Bajors , w o sich die Werft befa nd, war be reits die Nacht angebrochen, und sie konnten einfach nichts tun, lediglich die Starflee t-Vorschriften einha lten und auf das Beste hoffen. Sis ko würde es nie eingestehe n , a b er ihn erschütte rte noch imme r der Umstand, daß er au f diesem schwanke nden B o gen fast ges t or ben wäre . Da er nic h t wollte, daß sein Sohn Jake davon erfuhr, hatte er seine Offizie r e angewi esen, den Vorfall nich t zu erwä hne n. Aber das hielt Sisko nicht davon ab, sich Sorgen darübe r z u m achen. Gerade, a ls seine Lider zu fiel en und er sich fast dem gesegneten Schlaf hingegeben hatte, pie p te sein Komm unikator . Der Comm a nder schl ug m it beträchtl ic he r Kraft a u f das Abzeic h en. »Hier Sis k o. Ich dac h te , ic h hä tte a nge or dne t, m i ch nic h t zu stören? « »Tut m i r leid, Sir«, erwide rte Kira, »abe r es ist K e iko O'Brien vom Außente a m. Sie besteht dara uf, Sie sofort zu sprech en.« Sisko setz te sich auf und zwa n g sich , wieder wach zu werden. »Stellen Sie si e durch. Privat e Leitung.« »Jawohl, Sir.« Die nächs t e Stim m e war eine , die Sis ko übe r eine n Kommunikator nur selten hörte. »Commander Sisko? « »Ja, Mrs. O'Brien? Was k a nn ich fü r Sie tu n? « Er hör t e, daß Ke i ko se ufz te . »Ich f ü rchte , ic h habe schlec hte Nachric h te n für Sie , Sir . Ma n hat uns doc h mitgeteilt, daß die Sprengladungen, die de n Mast in die Luft geja gt ha ben, ir gendwann im Verlauf der letz te n Tage ange brach t word en se in könnten.« »Das stimmt.« Sisko spürte , daß sei n Ha ls ga nz t r oc ken wurde. »Den Ansc hei n hat e s aber nic h t . Ic h ha be kris t all i s ierte Spure n des Klebs t of f s gef u nde n , de r be nutzt w u rde , um die Spre ngla dunge n anz u bri ngen. Es handel t sich um eine or ganische Substa nz nam e ns Deverid, die die Bajora ner zum Vergnüge n kaue n, genau w i e Terra ner Kaugumm i , BetelArekanüsse und Ta ba k ge ka ut haben. Ic h weiß von Deveri d, weil wir in der Schule bajora nische Ge brä uche durchge n ommen ha be n.«
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»Und?« fra gte Sis k o. »Es ist doch durcha us m öglic h, daß jem a nd dieses Zeug ge kaut, ei ne n Brocken aus dem Mund genomm en, gege n die Spre ngladung ge dr ückt und die Spre ngla dung dann a nge brac h t hat . Das heißt doc h nur, da ß die Atte ntät er be nutz t haben, was ihnen ger a de zur Verfügung stand.« »So wird es wohl ge wesen sein«, stimmte Keiko ihm zu. »Doch nac hdem Deverid sic h m it den E n z y m e n i m Mund verm ischt hat, lös t es sich an der Luft inne rha lb von zwei Stunden völlig a u f. De shalb haben bajora nische Mütter auc h nic h ts da gegen, da ß ihre Ki nde r es kaue n. Wäre es von de r Hitze de r E x plos ion ni cht kris t al l i siert wor d en, hät ten wir ga r keine Spuren da von gefunde n. Diese Spre ngladung ist erst kurz vor de r E x pl osi o n a nge brac h t wor d e n . « Nun war es an Sis k o z u se ufze n . »Sind Sie ganz sic h er ?« »Eindeutig. Der Computer an Bord des Flitzers ha t eine pos it ive I d enti fizie r ung vor g e n omm e n. U m den Ba jora ner n gege nübe r fair zu sein... wir habe n zie m lich lange suche n m ü ssen, bevor wir die kristalline n Rüc kstände fanden. Sie habe n vielleicht die Wahrheit gesagt, a l s s i e Ihnen m itte ilte n, sie hätte n nic h ts ge funde n.« »Danke«, s a gte Sis k o. »Ich bi n f r oh, daß I h r Mann dar a uf besta nde n hat , S i e m itzune h m e n. I n A n bet r acht de r Gefahr m ö chte ich, daß Sie alle so fort nach DS Nine zurüc kke hren.« »Verstande n, Si r. Kei k o O' Brien Ende .« Benjam in Sisko strec k te sic h w i eder a u f s e inem Bett aus, doc h a n Sc hlaf war nicht m e hr zu de nken. Statt desse n m ußte er sic h m it der Tatsache a u s e ina nde rsetzen, da ß jem a nd versucht hatte, ihn und se inen Erste n Offizier zu töten. Vielleicht war Kira das eigentliche Ziel gewesen; s i e hatte sich zahlreiche Fe inde gemacht. Oder der Zeitpunkt der Expl osi o n war viel leicht doc h nur ei n Zufa ll ! Was so vielversprechend a u sgesehen hatte – der Bau und Stap ellauf des ersten Raumschiffs, das s e it fünfzig Jahren au f Bajor entstanden war –, war zu einem Anziehungspunkt für Sabotage und versuchten Mord geworden. Vielleic ht, sagte er sich , war das das Ende der Verschwör u ng – der letzte Atemzug einer verstörten Randgr uppe. Es war ihr we der gel u nge n , den Sta p el lauf z u
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verz öger n , noc h ihn ode r Kira zu töten, und nun würde sie einfac h a u f g ebe n und die Ta tsac he akze pt ie ren, da ß B a jor e i n Raumschiff ba ute. Was war so schreck lich daran? Warum konnten diese Leute den Frieden und Fortschritt nicht akzeptiere n? Seine be unruhi gte n G e danke n wandten s i c h sei n er A n kunft auf Dee p Space Nine zu. Dam a ls hatte er den A u ftrag ge haßt, die Station ge haßt, und am m e isten hatte e r Captai n Jean-Luc Picard gehaßt. Er wa r drauf un d dra n gew e sen, we ge n seines Hasses seinen Abschied von Starfleet zu nehmen, und nun konnte er sich keinen ansp ru ch svolleren und erfüllende ren Poste n als DS Nine vorstellen. Er wußte aus eige ner Erfa hr ung, da ß F r ie den nur sc hwer zu a k z e ptie ren w a r, denn daf ü r m u ßt e m a n seinen hoc hges c hätzte n H a ß aufge be n. Man m ußte akzeptie ren, daß die Vergangenheit tatsächlich ver g ange n war, und s e ine Aufmerksam keit auf die Zukunft richten. Er hörte, daß die Eingangstür sich z i schend öffne te und schloß, und w u ßte, daß Jake, sein Sohn, nach Hause gekomm en war. Der Junge wür d e ga nz bes tim m t nicht erwarten, daß sein alt e r Herr schon vor i h m zu Bett ge gange n war, doch Sisko ha tte keine Lust, wie d er aufz uste he n. Was als Nic k er chen begonne n hatte, kam ihm nun a l s eine Nach t erholsam e n Schlafs viel verheißungsvoller vor – ein Schlaf m it Träumen, i n de nen es keine Terror ist e n gab und kei n e Bomben explodierten. Er w ürde aufwachen, und ein neuer Tag würde ange br oc hen sei n, ei n Tag, a n de m die Anti m a terie von dem Tanker ohne Zw i s chenfall auf die Hannibal transf eriert werden wü rde. Ein Tag, an dem auf Bajor Frieden herrsc h te und die Bajora ner stolz auf das Raum schiff waren, das s ie gebaut ha tte n. Er läch elte, als es an seine r Tür klopfte. »D ad, bis t du da d r i n? « »Klar, m e in S o hn«, s a gte de r müde C o mmande r und stand auf. »War t e , ic h ge be dir e ine n Gute nachtkuß.« Die OPS war in den Minuten vor der Ankunft des Konvois überfüllt. Anwesend waren die drei Offiziere, die norm alerweise die Komm andokons o le be m a nnten,
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Comm a nder Sisko, Major Kir a und Lie u te nant Dax, ei ne vollständige Ersatzm a nnsch aft sowie Chief O'Brien, Odo und Direktor A m kot von der Wer ft. Sisko hatte nic h ts ge gen die A n wesenhe it des C o mmande rs einz uwenden, denn es oblag den Bajora ner n , die La ger k apse ln m it ihrem Shuttle so schnell wie möglich abzu holen. Der Direktor hatte den Befehl über das Shuttle inne und mußte eine n Ei ndruc k da von be kommen, wie a n Bor d der Stati on Liefer u nge n bef ö r d ert wur d en. S i sko ha tte dem klei ngewac hsene n Mann nic h t s von K e ikos Ent d eckung m itgeteil t . Wenn m ö glic h, woll te er den Mor d vers uch noc h imm er wie eine n ungl ücklic hen Zufa ll be ha nde ln. »Position sechzehn Komma zwei-eins-null«, sagte Dax. »Es sieht so au s, al s käme n sie ein beträchtliches Stück von der Sta t i on e n tfer nt aus dem Warpfl ug. Auch eine beträchtliche Strecke abseits des Planete n und des Wurm loc h s . Ich schä tze, da ß sie beim Wiede r ei nt ritt etwa zwanzigtau send Kilom e ter von uns entfernt s e in werde n.« Kira läc h elte ve rkrampft. »Wa h r s cheinlic h wolle n s i e kei n Risiko e i ngehe n. Ver m utlich ist niem and a u f diese n Schiffe n je bei uns gewesen.« »Sie ha be n m it I h r e r Antim aterie e i ne n weiten Weg zurü ckgelegt«, eri n ne rte Sisko die Bajora neri n. »Sc h lie ßlich komme n sie von Alpha Ce ntau ri. Al so se hen Sie es ihnen nach, daß sie die Gegend nic h t kenne n und etwas vorsichtig sind.« »Sie sind vielleic ht noc h nie hier gewesen«, sa gte Chief O' Brien, »aber ich kann I hne n gara ntie ren, auf dem Tanker befindet sich eine erfahrene Mannsch aft. Und die Crew, die die Hannibal übernehmen wird, wird ebenfalls aus erfahre nen Offizier en beste h en.« »Erwarte n Sie, ei ne n alten Be ka nnten z u t r effen, Chi e f?« fragte Kira. O'Brien zu ckte mit den Achseln. »Man kann nie wissen.« »Die geschätzte Au strittze i t?« f r a gte Sis k o. »In zwei Minu ten un d d r eiß i g Seku nd en «, erwid e rte Dax . Sisko schaute sic h um , sah Gesichter, die konzen tr iert, aber ruhig waren, und fragte sich, worüber er sic h Sorgen gem acht ha tte. Die Hannibal wü rde frist ge recht fertiggestellt
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werden, u n d die Anti m a terie tra f ebe n fa lls fris t ge rec h t e i n. Zwei Starfleet-Kreuz er würd e n Ste ll un g bei der Sta ti on bezieh en, bis de r Transfer beendet war, und die Siche r he its vorke hr ungen ware n auf a lle n Ebe n en ve rdoppel t worden. Es waren me hr a l s nur ein paar kleine Bom ben nötig, um ihre P l ä ne z u dur c hkreuze n . Sisko w u rde imm er zuversic htlic her, bis e r Odos na htloses Gesicht sa h. Die A d ern am Hals des Gest altwan dlers waren straff ges p annt, sahe n fast wie Kabel aus , als sein Kopf sich von e i ne r Kons ole zur andere n dre hte und er al le Da ten noch einm al übe r pr üf te. Der Commande r räus perte sic h . »Consta bl e, ich ne hm e an, Sie sind mit Ihren Sicherheitsvorkehrungen zufrieden?« »>Zufr iede n< w ü rde i c h nic h t sa gen«, schnappte O d o. »Es beruhigt mich, daß ich alle zur Verfügung stehenden Vorsic htsm aßna hm en ergr iffe n ha be, aber mit diese r Antim ateri e sind ei nfac h zu viele G e fahre n verbunde n. >Zufrie d en< werde ich sein, sobald wir sie wieder los g eworde n s i nd.« »Neutrinowerte erhöhen sich«, verkündete Dax. »Die Neutrinower te ?« fragte der Co mmander . »Wir erwarten doch keine Schiffe au s dem Wurm loch, oder?« Dax schaute auf ihre Daten und schüttelte den Kopf. »Sie kom m e n nicht a u s de m Wurm loch, C o mmande r. Die Quelle ist unbe ka nnt , ei nfac h eine all g e m eine Er höhung.« »Das hat doch nic h ts m it dem Tanke r zu t u n, ode r ? « fragte Amkot Groell. »Sollte es eige ntlic h nic h t«, sa gte der C o mmander . Ohne sich una ngem essen besorgt zu ge be n, trat er langsa m hinte r Dax' Konsole . »Li e ute n ant, suche n Sie nac h andere n Meßwerten, zum Beispiel Plasm a spuren oder ungewöhnlic hen Wärme quellen.« Dax sah m it ihren a u s d r u cks v oll e n Augen z u i h m hoch, und er wußte, daß sie begriff, was e r dachte. Sie sagte nichts, und falls s o nst jem a nd die gle i chen Geda nken he gen sol lte , schwie g er ebenfalls. Chief O' Brien be ga nn jedoc h , am Rand des kreis runde n Raum s auf und a b z u sc hre i t en. »Eintritt in den Normalraum in einer Minute und vierzehn Sekunde n «, gab Da x beka nnt. Dann r i chte te sie sich
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kerzengerade auf ihrem Stuhl auf. »Plötzliche r Anstie g sowohl bei den Wärme - als auc h Plasma me ssunge n!« Sisko beugte sich über ihre Schulter. »Wo? Können Sie die gena ue Ste lle bezeichnen?« »Koor di nat e n f ü nf Komm a zwei-ne un.« S i e sah i hn an. »Neunzeh ntause nd K ilom e ter e n tfer nt. Das ist außerhalb unser er Phaser-Reic hweite, a b er wir könnten uns durchaus in der ihren befinden.« »Alarm stufe Rot!« rief Sis k o. »Schilde hoch! K i ra, funken Sie de n Ta nke r a n .« Kira dr ückte ein paa r Knöpfe an ihrem Kontr o llpult; dann riß sie en tsetzt die Auge n auf. »Wir werden blockiert! Auf allen Subraum -Freque nzen! Starke Interfe renzen!« »Was ge ht da vor ? « fr agte Odo. O'Brien trat zum Hauptsch i rm und schaute auf etwas hi naus , wobe i es sich um Tausende von K ilom e tern harmlosen, leeren Raums zu handeln schien. »Verdammter Mist«, m u rm elte er. » W er is t da dra uße n?« »Jem and, der uns wi e verr ückt bl ockiert ! « rief Kir a und schlug wütend auf ihr Pult. »Wir können den Konvoi nicht erreic hen, wenn wi r unse r Si gnal nic h t ve rstär k en. Und da s können wir nicht, solange die Schilde oben sind.« »Das könnte n wir sowieso nicht« , m u rmelte O'B rien. »Vorher m üßten w i r m e hrere Relais m a nue ll um schalte n. Diese idiotische n Cardassian er.« »Versuchen Sie weiterhin, s i e zu erreichen«, be fahl Sisko. Sein Gesicht wu rde zu eine r eben holzs chwarzen Maske ruhi ger Be herrsc h ung, die dem Aufr uhr in seine r Ma gengr u be volls tändi g widers pra ch. E r be ugte sic h über Dax' S c hulter . »Wie viele sind es? K ö nnen Sie das sagen?« »Mindeste n s zwei«, erwide rte s i e. »Sie ha ben a n gehalten , ihre Wärm e spuren sind a l so nicht m e hr wa hrne hm bar.« »Zwei was? « fragte Odo. »Getarnte Schiffe«, a n tw orte t e Sisko. Er richte te sic h auf und e r klär te m it fins terer Stim m e : »Achtung, a n alle! Hie r sprich t Co mmander Sisk o. Auf der Station wu rd e die Alarm s tufe Rot aus g e rufe n. Es befinde n sic h m i ndeste n s zwei getarn te Schif f e in unmittelbarer Nähe , und ihre Abs i chte n sind unbe kannt. Zie hen Sie sic h geordnet zurüc k, falls Sie
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sich i n ei ner Luf t schle u se ode r dem Andoc kr ing befinde n . Meiden Sie diese Zonen bis auf weitere Ankündigung. Sisko Ende.« »Der Konvoi kommt aus dem Warpflug«, sagte Dax. Sisko sc hob das Kinn vor, und bei ihm stellte sic h das una ngene hme Gefühl ein, au f ei nm al zu wissen, weshalb am gestr i ge n T a g jem a nd vers ucht ha tte, i h n z u töte n.
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3.
I
» ch vers uche noch imm er, den Konvoi zu erre ichen!« sagte Kira frustriert . » A ber sie bl ockiere n uns wei t er hi n.« Sisko sta n d hinter den Konsol en, die St i r n ge runze lt, die Hände zu Fäuste n ge ball t. »Gibt es ei ne Möglic hkei t, m e hr Ener gie auf die K o m m unika ti on um zulei t e n ?« »Dafür haben wir keine Zeit me hr«, erwider t e die Trill. »Sie kommen in zehn Sekunden aus dem Warpflug – mit gesenkte n Schilden.« O'Brien ergriff das Geländer. »M ein Go tt, dann sitze n sie ja wie auf dem Präsentierteller!« Sisko sc hl ug m it der Faus t a u f die Rüc kl ehne von Dax' Stuhl. »Könne n wi r i r ge nd e t wa s unter n ehm e n, Dax? Welche Möglichkeiten haben wir? « Sie schüt t e lte ve rdros sen de n Kopf. »Kei ne , Benjam in. Sie befinden sich außerhalb der Transporterund Waffenreichweite, und wir können die Station nicht schnell genug bew e gen, um etwas zu be wirke n. Wi r können l e di gl ich auf dem Schirm be obachten, was sich tut – das ist alles.« »Aber wir können das Wurmloch schützen«, sagte Sisk o und sc hlug auf se inen Komm unikato r. »Sisko an Star tfeld A. Welcher Flitzer ist aufgeta nkt?« »Die Mekong, Sir.« »Machen Sie sie startb ereit. Sis ko Ende.« Mit verk niffener Miene befa hl er: »Auf de n Schir m .« Dax gab die Koordinaten des zwanzigtau send Ki lometer entfe r nten Eintr itts punkts ein und e rfa ßte drei auf b litze nde Streifen, die sich a b r u pt in drei Raum schiff e m ittlere r Größe verwande lt en, die da nn z u ei ne m völli ge n Halt kam e n. Die beiden Starfleet-Kreuzer sahen aus wie silberne Keile; bei ihre r Konst r ukti on war gr ößter Wert auf S c hne lli gkei t und die
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Fähigkeit gele gt w o r d en, einem waffentec hnisch über lege ne n Feind notfalls entkommen zu können. Der Tanker war ein eckiges Ge bilde, das wie ein großes Shuttle aussah und mi t einer kom pliz ierte n Andoc k-Spitze aus g e r üste t war, die an ziem lich allem andocke n konnte, was flog oder eine n Plane t en um kreiste. Sisko w u ßte, da ß je de s Schiff über eine Besatzung von e t wa z w anzig Pe rsone n verfügte; hinz u kam e n Passagier e, in diesem Fall die Crew, die den Testflug der Hannibal durchführe n sollte . Er zerm a rterte sich de n Kopf, versuchte, sich etw a s einfallen z u lass en, während ein harm loser Raum bezir k z u e i ne r tödlic hen Falle w u r d e. Er m ußte nic h t la nge warten, denn schon wurde n zwei raubgierig aussehende klingonische Kamp fschiffe schim m ernd sichtbar . Eine Mikrosek unde später eröffneten ihre Phase rba nke n das Feuer. Neben ihm zuckte O' Brien anges i chts des Angrif f s zusammen und se nkte de n K o pf. D i e ersten Salven be harkte n die beiden Kreu zer und knisterten wie Bl itze an i h ren Hülle n, und die Sc hi ffe sc hwankte n hi n und her. A b er sie hie lten dem Feuer noc h stand. We nigste ns , dachte Sisk o, waren die Kl ingonen nicht töricht genug, au f den Ta nke r selbst z u schie ß e n ; die da raus res u l tiere nde Expl osi o n hätte sie w a hrsc h ei nlich eb enfalls ausg elösc h t. »Ich komme durch!« erklärte Kira. »Ich habe ihnen gesagt, sie s o lle n die Sc hil d e hochfahre n . Sie vers uche n es !« »Identif izi e ren S i e die be ide n Klingone n! « befahl S i sko. »Ich sehe keine offiziellen Markierungen.« »Sensoren aktiviert«, erwiderte Dax. Die nächs t e Salve war noc h verhee r e nde r. Eine r der Kreuzer w a r berei t s völ li g fl ugunta ugli ch. Sei n e Lichte r erloschen, und er wurde so dunkel wie ein toter Asteroid. Der ande re übe rstand eine weitere Salve und entfernte sich dann m it Warpgeschwindigkeit. Sisk o konnte de m Captain keine n Vorwurf m achen – bei einem Massaker ka m es lediglich auf das Übe r le ben a n . Er hoffte , daß es auch de m Tanker gelinge n würde, mit Warpgeschwindigke it zu fliehen. »Sie ha be n de n Ta nker m it ei nem Trakt o rst r ahl er faßt !« erklä r te Da x. »Natürlich!« sagte Sisko und schlug mit der Faust auf seine Handfläche. »Sie wollen die Antim aterie übernehmen.
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Weil der Tanker di e Schi l d e obe n hat , könne n sie nic h t rüberbeamen. Sie m ü ssen das ganze Schiff entführen.« Dann kla ng se ine Stim m e noc h nie d ergeschla g ene r. »Irgendeine Nachric h t von dem ka m p funfä hi gen Kre u zer ?« »Keine«, erwiderte Kira. »Keine Antwort, obwohl alle Kanäle geöffnet sind.« »Bei den Klingonen handelt es sich um Renega ten«, fügte Dax hinzu. »Der Hohe Rat der Klingonen hat Belohnungen auf die Köpfe der Captains au sg esetzt. Höhere Belohnungen, wenn m a n i h m nur di e Köp f e b rin gt . « Sisko seufzte verbittert. »Es ist vorbei« , mu rmelte er. »Einfach so . Sobald keine Gefahr me hr für uns beste h t, m ü ssen wir nach Überlebe nden suche n .« Dann kam ihm ein neuer Gedanke, und seine dunkl en Augen hellten sich etwas auf. »Wisse n Sie, nicht m a l ein klingonisches Krie gsschiff kom m t m i t einem Tanke r im Schle p ptau s e hr schnel l vora n. Wir könnte n s i e viel le icht verf ol gen.« Er mu ster te nacheinander die Mitglieder seine r Komm ando-Crew. D i e m e isten le rnte er z u r Zeit noch imm er kenne n . Z u m indest ka nnte er sie längs t noc h nic h t gut genug, um sie auf eine selbs t mö rderische Mission zu sc hicken. »Ich nehme den Flitze r «, erklär te er. »Ist jem a nd so törich t, mi ch b e gleiten zu wo llen? « Dax nick te entschlossen. »Ich komme m it.« Sisko läc h elte. »Na schön, alter Knabe«, stimm te er zu. »Sons t noc h jem a nd?« Odo versc h rä nkte di e Hände hinte r dem Rücke n und trat vor. »Darf ich m itkom m e n?« Der Commande r lächelte ve rwir rt. »Odo, i c h weiß ni cht , o b das eine s o gute Idee ist – zwei klingonische Kamp fschiffe in einem Fli t z e r zu ver f olge n. Woll en Sie es s i ch nic h t noch m a l übe rle g en?« »Nein, Sir. Ich habe als erster vorhergesa gt, da ß es mit dieser An tim aterie-Lieferung Schwierigkeiten geben würde. Daher bi n ich der Ansicht , da ß ich für die s e Sache z u stä n dig bi n. A uße r d em m ö cht e ich m ich übe rzeugen, ob vielle i c ht ei n Ferengi die Hände im Spiel hat.« »Einversta nde n.« Sis k o nic k te. »Ich f lie ge ebe n falls m it«, sagte O' Brien.
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Sisko schüttelte de n Kopf. »Tut m i r leid, Chief , a b er ich bra uche Sie hier. Sollten Dax und ich ... aufge halte n werden, bra uche n wir weni gste ns eine n F ö derat i ons o f f izier i n befe hls h abendem Rang auf der Station. Außerdem glaube ich nich t, daß DS Ni ne ohne S i e funktionsfäh ig blei ben ka nn.« Er wandte sich an K ira. »Damit wäre das geklärt. Major, Sie ha be n bis z u unse rer Rüc kke hr das Kommando. V i elle icht sollten Sie einen zw eiten Flitzer vorbe reiten und nach Überle be nden s u che n lassen.« »Das werde ich, Commander.« Die Bajoranerin läc h elte . »Viel Glüc k, und holen Sie unsere Antimaterie zu rück.« »Wir werd en es vers uchen.« Der Comma nder winkte se iner winzi g e n Crew und gi ng z u m Tur b oli f t . Sie blie be n ste h en, als sie O'Briens Schrei hörten . »Comm a nder! Sie haben sich nur totges tellt!« Der besc hädigte Kre u zer erwa chte plötz lich m it e i nem Zittern, das ihn vom Bug bis zum Heck durchlief, wieder zum Lebe n. Er schoß aus kürzes ter Entfer nung eine Salve Phot one nt orpe dos a u f das näc h st e kli ngonis c he Sc hif f ab. Da der Kamp fkreuzer einen Tra k torstra h l ei nsetzte, hatte er die Schilde se nke n m ü ssen und sc hlug nun Funke n wie eine Taube, die gegen eine ele k trische Le itung geflogen war. Genaus o plötz lic h ka m der zweite Kreuz e r m it lodernden Phasern au s dem H y pe rraum . Das zw eite Kriegsschiff sch w ank t e un ter d e m An g r iff, un d d e r Kamp f b e g a nn vo n neuem . S i s k o, O d o und Da x s p ur teten z u m Tur b oli f t . Der Flitzer Mekong sc hoß, m it Si sko am Pi l o te npul t, aus dem Dock, doc h sie hatte n erst taus end K i lom e ter zurüc kge legt, als sie etw a s sahe n, das sie en tsetzte. Eins der klingonischen Schiffe hatte sic h vom Kamp fgeschehen en tfer nt und feue rte unentwe gt seine Phaser auf den Ta nke r ab. Noch hie lte n dessen Sc hilde , abe r solc h ein Vorge he n war der reine Wahnsinn. »Diese Idiote n!« knurrte Sisk o. »Wenn auc h nur ei n Schuß die Antim aterie-Ka p s e ln erreic ht, s i nd wir alle Ra um schr ott!« Er öff nete alle Kom -Kanäle . »Hier spric h t C o mm ande r Sisko von Deep Spac e Nine«, s a gte er ruhig. »Klingonisches Schiff, m e lden Sie sich !«
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Keine Ant w ort . Als o fügte e r hi nzu: »Klingonis c hes Schiff, we nn Sie weiterhin a u f diese n Ta nker fe uer n , werden unse r e Fam ilie n he ute Abend das Todesge h e u l ans timmen.« Auf dem kleine n Bildschirm erschie n das brutale G e sicht eines Kli n gone n. Se i n e knoc hi ge Stir n war von eine r Vielzahl alter Nar b en überz ogen, und er stie ß ein krä nklic he s Lache n aus. »Meine Fam ilie stimm t jede n Abe n d da s Todesge h eul a n , denn m a n hat i h r tause ndm al von m e inem Tod erzähl t . Verlogener Abscha um, genau wie Sie!« Er spuckte veräch tlich aus. »vIjonta!« »Ihne n ist es vielle ic ht gleic h gülti g, ob S i e sterbe n«, sagte Sisko, »aber was ist mit Ihrer Mannschaft? Und den Klingone n auf dem andere n Sc hi f f ?« »Wir wo llen nur eins, Mensc h «, sagte der Kl ingone stir nr unze l nd. »Wir w o lle n, daß der Tanker die Sc hi lde senkt . Befehle n Sie es ihm, ode r wir setzen den Beschuß fort!« Benjam in Sisko sa h Dax an, di e nebe n ihm saß, doc h sie konnte nur mit den Achseln zucken. Schon mit einem zivi lis ierte n Kli n gone n war nicht leic ht auszukomm e n, doc h ein Renegat war hundertma l rücksichtsloser. Beide StarfleetKreuzer sc hwebten m e hr ode r w e ni ger untä tig im All, von der Schlac ht geschwächt, und lenkten ihre ge samt e Energie auf die Schilde und die Lebenserhaltung um. Der zweite klingonische Kreuzer entfernte si ch m it Impulskraft, doch der erste schoß weiterhin auf de n Ta nke r. Es w a r ein Patt, dachte Sisko, bis auf die Tatsache, daß einer der Teilneh me r auf einer scharfen G r ana t e saß. »Das ist doch verrückt«, murmelte Sisko. »Sie begehen Selbs t m o rd!« »Wer be geht Sel b st m o rd?« f r a gte O d o, der hi nte r i h m stand. »Alle, e i ns chlie ßl ic h uns .« Dax be ugt e sich vor und bet r a c htete die Daten a u f ihre r Kons ole . » D ie Schilde des Ta nkers werde n schwäc her. Sie werden sie entwed er s e nke n m ü s s en, oder...« Sie w u r d e von e i nem m it Rausc h en unterle g tem Funks pr uc h unter b r o chen. »Ma yda y! Ma yda y !« erkl ang ei ne fast panische Stim me. »Hier sprich t der Starflee t-Tanker Phoenix. Wir befördern zweitausend K u bikm eter Antim aterie.
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Wir w u r d e n in der Nähe von Deep Spac e Nine a n gegrif fen und wer d e n unsere Schi lde se nke n ode r die volls tändi g e Vernic h tung risk ieren m ü ssen!« »Können Sie eine Sichtverbindung herstellen? « fragte Sisko. Dax schüt t e lte de n Kopf. »Ne i n, ic h empfa nge nur den Ton.« Plötzlich hallten gequälte Schreie über das Lautsp rechers y stem. »Wir werden geentert! All e Mannscha ften, schlagen Sie den Feind z u rück! Sc hla g en ...« Ein Phase r schuß dröhnte auf, und die Stimm e des Captain verwande lte sich in eine n erstickte n Schrei. Ihm folgte der schrec k lic he Lärm eines Nahkam p fs, m it Schüsse n, Schreie n und dem Aufprall stumpfer Waffen auf Körper aus Fleisch und B l ut. Das Rausch en wur d e stärker, a b er nicht la ut ge nug, um die Schreie der St erbe nde n z u übert ö nen. »Mistke r le !« knur rte Sisko und schl ug m it der Ha nd auf die Konsole. Odo be ugt e sich vor. »Können wir etwas t u n, um ihnen zu helfe n ?« Der Com m a nder schütte lte den Kopf . »Leider nic h t , Cons table. Wir können nicht a u f den Ta nke r fe uer n , und es wäre auch nic h t ratsam, sich mit dies em Schiff auf ein Phasergefecht einz ula s...« Ein Schrei, de r einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, unterbrach ihn. Sie la uscht e n, wä hre nd der Kam p f an He ft igkei t zunahm . Die Schreie verwandelten sich in Stöhnen, und jemand rief: »Schiff für Bajor gesichert!« Auf diese Erklä r ung folgte lauter Jubel, und unmitte lbar darauf wu rde die Fun k v e rb ind ung un t e rb ro ch en . »Bajor ?« f r a gte Sis k o. »Was hat das z u be deute n ?« »Beide klingonischen Schiffe ziehen sic h z u rück!« m e ldete Dax. »Der Tanker hat die Sc hi lde wiede r gehobe n und bewe gt sich nun m it Im puls k raft.« Sisko nick te verdrossen. »Ic h verm ute, er folgt den Klingonen?« »Nein.« D a x scha ute hoc h und betrac hte t e Sisko m it ihre n ausdruc ks volle n A uge n. »Der Tanke r ste u ert das Wurm loch an.«
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Major Kira konnte nic h t gla ube n, was sie auf dem Schirm sah – der Kampf war z u einem abrupte n Ende gekomm en, und die Klingonen zogen sic h zu rück. Die Sta rfleet-Kreuze r hatten sich wacke r geschlagen, beso nders bei ihrem Gegena ngriff, sich a b er nie von de m ersten hinterhältigen Angriff erholt. Sie tr iebe n beide wie leblos im All. Wa rum also flohen die Klingone n? Vor de r Mekong, dem kle i ne n Fl itzer der S t ati o n, hatte n sie bestim m t k e ine Angst, denn m it ihm würde auc h ein angeschlag enes Kr iegssc hiff jederze it fertig werden. Der Gegenangriff hatte de n Versuch der Klingonen vereitelt, den Tanker m it einem Traktorstrahl fortz u sc hle ppe n, erklä r te aber keineswegs, warum sie jetzt endgültig au fgaben. Kira hatte Bruc hst ü cke des Notr ufs a u f g efa nge n, den der Tanke r gesendet hatte, wußte aber nic h t gena u, we lche n Aus g ang der Kam p f an Bor d ge nommen hatte. Der Tanker schien bei dem Scharm ütz e l ka um be schädigt w o r d en zu sein und ha t t e Fa hrt aufgenom m e n. Aber warum steuerte er das Wurm loch an? Sie öffne te die üblichen Kanäle und funkte ihn an. »D eep Space Nine an Föderationstanker Phoenix. Wie ist Ihr Status?« Es erfolgte keine Antw ort, also fügte sie hinz u: »Sie können ni cht ohne Frei gabe i n das Wurm loch eindringen.« Sie w o llte erklären , daß die Warptrie b we rke a u f be stimmte Art und Weise justiert werden mußten, um das Wurmloch z u durchflie ge n, abe r es handel te si ch ja um ein Raum schif f der Föderation. Die Cr ew wußte, welc he Abstim m ungen vorge nomm en werde n m u ßten. Nach drei weiteren verg eb lichen Versuchen, Kontak t aufz une hm en, wa ndte sie sic h a n den Flitz er, der e b e n falls in Richtung Wurmloch flog. »Kira an Mekong. Was geht da vo r ? « »Hier Dax«, er kla n g die A n tw or t. »Wir ver m uten, da ß ein bewaff nete s Ente rkommando den Tanker im Nahkam p f übe rnommen ha t. Wa rum sie da s Wurm loc h anflie ge n, ist uns nich t bekannt. Können Sie s i e mit einem Traktorstrahl aufhalten?« »Negativ«, antw ortete Kira. »Sie ble i be n a u ßerhalb unserer Reichweite. Meinen Berechnungen zufolge erreic hen sie das
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Wurmloch in... neunun dfünfzig Sekunden.« Hinte r ihr erkla ng eine pieps e nde S tim m e . »Was wird passiere n , wenn die Antim aterie im Wurm loch explodiert?« fragte Am kot Groe ll . Miles O'Brien sog scharf die Lu ft ein. »Daran wo lle n wir gar nic h t denke n . G l auben Sie m i r, das Wurm loc h wurde schon von za hlre i c hen m it Ant i m a terie a nge trie bene n Schiffe n passiert. Be i dem Tanker ha nde lt es sich einfach um ein kleines Raum schiff, das bis an de n Rand m it Antim a terie vollgepackt ist.« Kira beugte sich über ihre Konsole . »Mekong, es ist uns nic h t m ö gl ich, de n T a nke r aufz uha lte n. D i e Kli n gonen si nd versc h wunden – zum i ndest befi nde n sie s i ch a ußer h alb der Sens orenrei chweite. Also werden wir uns dara uf k o n z en trieren , d e n beid en Kreu zern zu h e lfen und sie in unse r e D o c k s z u be kommen. Wa s werde n Sie unter n ehm e n?« Es folgte eine gespannte S tille. »Wir werden den Tanker verf ol ge n«, erwi derte Dax sc hl ießlic h. »Major«, warf Sisko ein, »halten Sie bis zu unser er Rückkehr die Stellung. Wir pas s en uns der Geschwindigkeit und der F l u gba hn des Tankers a n . .. vie lle icht ha lte n sie uns lediglic h f ü r ein Ec ho ihrer Se nsore n. We der der Flitz er noch der Tanker verf ügen übe r eine s t arke Bewaffnung, als o gehen wir wo hl kaum das Risiko e i nes Schußwec hsels ein.« Kira wech selte einen Blick m i t Am kot Gr oell, und beide dachten das gle i che . »Comma nder«, sagte si e, »wir alle wären sehr da nkbar, we nn Sie die Antim aterie zur ü ckbri ngen k önn ten . « »Verstande n«, sagte Sisko. »Bitte erklären Sie me inem Sohn, da ß i c h .. . bal d zur ü ck bin. « »Ich kümmere mi ch darum«, sagte Kira . Das Wurm loc h öffne te sich w i e eine rie s ige , blaue und weiße Sc hwertlilie , und der A n tim aterie-T anker kam ihnen nur wie e i n wi nzi g er Flec k vor seine n wir b el nde n Ti efen vor. Nachdem der Ta nker vom Wur m loch auf g enomm e n wor d en war, erlosch es; doch nach drei ßig Sekunden öffnete es sich wieder, um die Mekong aufz unehm en. Als das Wurmloch sich erneut schloß, erkla ng ein seltsames Summen aus dem offe ne n Kanal z u r Mekong, und K i ra wußte, da ß je der
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Kont akt z w ische n der Sta ti on und dem Flitzer beendet war – zumi ndest, bis die Mekong zurüc kke hrte oder ein anderes Schiff ihr f o lgte . »Viel Glück, Co mmander«, f lüstert e Kira, obwohl sie wußte, da ß er sie nicht hören konnte. Sie dre hte sich um und sa h einen verdrosse nen, weißhaarigen Bajoraner neben ihr ste h en. »Ihm wünsch en Sie viel G l üc k?« stie ß A m kot Groe l l her v or. » Uns ste h t doc h die schwierige Aufga be bevor – w i r m ü ssen den Zw is chenfall Minister in Roser, der Versamml ung und der Föderation erklä ren!« »Ja«, stimm te Kira ihm zu und schie n um ein paar Zentimeter zu sc hrumpfen. »D as wird nicht ei nfach werde n. Chief O'Brien...« Der Chie f war bere its zum Tur b olif t unterwe gs. »Ich schna ppe m i r Dr. Bashir und eine n Fl itz er, und da nn se hen wir nach, in welc hem Zusta n d die Kreuze r s i nd.« »Dan k e , Ch ief.« Nachdem O'Brien aufge brochen war, kam Major Kira sich trotz der Anwesenheit von Direktor Am kot und einer erfahrenen Ersatzmannsch aft in de r plötzlic h leerer gewordene n OPS se hr allein vor. K i ra wußte, daß sie durcha us f ä hi g war, Deep Spac e Nine zu kom m a ndieren; sie hatte sic h trotz ihre s Respekts für ihn oft über Benjam in Sisko geä r gert, weil er ihr im Weg sta n d. Doch auf diese Art und Weise wollte sie den Poste n nich t bekommen. Sie wollte, d a ß ih re Befö rd eru ng zu m Co mman d e r von allen anerk an n t wu rd e, vo n d e r prov iso r isch en Reg i erun g bis zur Föderatio n . Sie woll te, da ß es e i n gl ücklic her Ta g w a r, ei n Ta g zum Feier n – und ke i n be unruhi ge nder Ta g, ei n Tag, a n de m Bajor erne ut unt e r Beweis gestel lt hatte , daß die poli tische n Verhältniss e ins t abil waren und die Be wohner sich nic h t selbst re gi eren konnt e n. D u rc h ihre Tate n m ußte s i e das Gegenteil beweisen , aufzeigen, daß die Bajoraner bereit waren, den Planeten zu üb er n ehmen . Aber wa re n s i e das ? In dem unheim lichen Farbe nstrudel des Wurm lochs w u r d e de r klei ne Fl itzer krä fti g durc hgesc hütte l t . T ü re n von
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Wand f äch ern sp rang en au f, und au s ein e m d a v o n sch o ssen Funke n. Si sko konnte sich nic h t dara n er inner n , da ß zwei Raumschiffe das Wurmloch je in einem so engen A b sta n d passier t ha tten, und fr agte sic h , ob dies z u dem ungew ö hnlich holpri gen Flug bei g etrage n ha tte. Na ja , dac h te er, sie konnte n je tzt nur noch durchha lten und ab warte n . Er stellte fest, da ß s oga r der stoisc he O d o sic h a n se inem Sitz fe sthie l t. Nach ei n paar Sekunden, die ihnen wie S t unde n vorka m e n, ließ der Aufruhr nach, und das Wurm loch setzte sie m it einem letzte n A u sbr u ch ble nde nden Lichts im Gamma-Quadra nte n ab. Sis k o griff nac h den K o ntr o l l e n. »Können Sie sie finden? « fragte er Dax. »Da, Sir. Position zw ei Kom m a ne unze h n. Sie fliegen m i t Warp drei.« »Gut, da könne n wir m ithalte n«, sagte Sis k o und übe r n ahm das Steue r. »Vergess en Sie ni ch t, wir wo llen so dich t an ihnen dranblei be n, da ß sie uns f ü r ei n Echo halte n. A uße rdem soll der Com puter autom a tisch unsere Kurs veränderunge n aufzeic h nen, dam it wi r problemlos den R ü c k weg finden .« Auf de n er sten Blick sah der Ga mma-Quadrant nic h t ande rs aus als der Alpha-Q u adra nt – Sterne und Nebel, s o weit de r Blick re ichte . Ab er Sisko wu ßte, daß es einen großen Untersc h ie d gab. Abgese hen von ein paar ka um bem e rkens werten Plane t en und Sonne ns yst e m e n in unm itte lba rer Nähe vom Wurm loch, war der Gamm a-Quadrant pra ktisc h unerf o rs cht , unka rtogra phier t und unbe ka nnt. Zahl reic he Schiffe der Födera t i on, K l i ngone n, Fere ngi und ande rer V ö lker hatten das Wurmloch passiert, doch viele davon war e n noc h nicht zurüc kge ke hrt , und ihre Meßdate n standen de m e ntsprechend noc h nic h t zur Verfügung. Und eini ge von de nen, die z u rüc kge ke hrt waren, hat t en i h re Geheim nis s e be halten. Eine Ha ndvoll raum fahrender Rass en aus dem Gamma-Quadra nte n waren auf der Seite des Wurm lochs aufgeta ucht, a u f de r sich Dee p Space N i ne befa nd, doc h die m e isten da von hatte n sich nur kurz um ge sehen und waren wieder na ch Hause gefl oge n. Trotz der ga laktische n Ab kü rzun g g i ng en au f b e id en Seiten d i e Erk und ung en nu r langsam und vors ichti g vora n. Si sko wa rf ei nen B lic k auf die
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Navigationskarte n und wußte , warum : Sollte das Wurm loch sich je s c hlie ße n, wür d en di e Forsc h e r ihr Le ben lang bra uche n, um in ihr e n Heim atqua dra nte n zurüc kz ukehren, selbst bei Warp neun. Un d do ch war er nu n hier und jag t e ein e n g e stohlen en Tanker voller Antimaterie durch ungezählte Parsecs unkartographierten Raums. Er wußte genau, wie er in diesen Schlamassel hineingeraten war, aber nicht, wi e er wieder hera uskom m e n sollte . Wie sol lten sie , zu dr itt i n einem winzige n Flitzer, einen Ta nke r zurüc kerobe rn, de n zwanzig Besatzungs m itglie der nic h t ha tte n verte i digen können? Odo war kein Tele path, sc hie n aber Sis k os Gedanke n lesen zu k önn en. »Co mman d e r? « fragte er. »Wohin flieg en wir? « Sisko runzelte die Stirn. »Das wüßte ich auc h gern, Constable. Im Augenblic k folge n wir e i nfach diesem Tanker m itten ins Unbe ka nnte. Oder sind Sie der Ansic h t, wir sollte n um kehre n?« Odo sc hob den Kief e r vor. »Mir mi ßfällt die Vorste llung, Gesetzesbrecher en tkomm e n zu lassen. Allerdings wäre es ber u hige nd, unse r Z i e l z u kenne n .« »Ich ka nn Ihnen sa ge n, in we lc he Ric h t ung wir fl iegen«, warf Dax ein, »wenngleich das nicht viel dazu beiträgt, unser Ziel zu be stimm en. Wir wisse n einfach nic h t, was uns dort erwartet.« Odo räusperte sich. »In Wirklichkeit wollte ich wohl frage n: Wi e weit wer d en wir die s e Pi rate n verf ol ge n?« »Sie haben gerade eine n Starf l eet-K onvoi zusamm engeschosse n«, erwiderte Sisko mi t zusamm engebissene n Zähne n. »Und sie ha ben wahrsc h einlich jede n an Bord diese s Tankers getötet. A uße rdem haben s i e uns zweita usend Kubikm eter Antimaterie einfach unter der Nase weggestohlen.« »Was ich ja vorausgesagt habe«, fügte Odo hinzu. Der Commande r nic k t e zerknirsc ht . »Ja, ich weiß. Abe r Sie habe n ge da cht , sie w ü rde n viel le icht ei n pa ar Kapsel n aus der Stat ion s t e h le n. Das i s t ei ne gr ößere Sache . Welc h e n Vorte il habe n die kl ingonis c hen Rene gate n dara us gezoge n? Die Antim ateri e habe n sie je denf alls nic h t be kom m e n. A l so m ü ssen wir da von a u sge h e n , daß s i e für ihre Teilna h m e
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bezahlt wurde n.« Odo rümpfte verächtlich die Nase. »Ja, die gesamt e Operat ion stinkt s o , a l s wäre n di e Fere ngi darin ve rwic kelt .« »Und auc h die Bajora ner«, eri nnerte Dax ihn. »Wenigs t ens einer de r A n greife r ha t beha uptet, er tä te es für Bajor . « »Na ja«, murmelte Sisko, »sie sind aus einem bestimmten Grund hier herg eflogen. Verfolgen wir sie, bis wir diesen Grund her a usge funde n ha ben. Dax, ve rmute n sie, daß wi r ihnen folgen ?« »Ihr Ver h alten läßt jedenfalls nicht da r a uf schlie ßen«, sagte die Trill. »Der Tanker kö nnte uns problemlos abhängen, wenn er es wollte . Sie haben seit e i ner We ile keine Kurs veränderung m e hr vorge nomm en ... als o ve rm ute i c h, daß sie ein ganz bestimmtes Zie l im Sinn habe n.« »Vielleic ht haben sie es von Anf a ng a n so geplant«, sagte Odo. »In diesem Quadranten könnten AntimaterieVorkom me n sehr selten sein. Also werden sie eine n höheren Preis daf ü r erha lte n.« »Oder sie ge gen etwas anderes einta u schen«, erwiderte Sisko. »Verdammt noch mal, warum halten sie nich t a n ? « Dax be ugt e sich vor und bet r achte te i h re I n st rum e nte. »Benjam i n, ich gla ube, sie habe n S ie ge hört. Sie ge hen auf Impulsgesc h windigkeit.« »Stimmen wir unser en Ku rs und unser e Geschwindigkeit auf sie ab«, sagte der Com m a nder. Seine la nge n Finge r bewegten sich über die K ons ole , al s er die nöti ge n Justierungen se lbs t vorna h m . »Sie si nd gerade in ei n S o nne ns ystem eingefloge n «, s t ell t e Dax fes t . »Com puter«, sagte Sisko, »wissen wir etwas übe r da s Sonne ns yst e m , das unsere Se nsor en gera de e rfaßt habe n?« »Ich ha be keine Unterla g en über dieses Sonnensystem « , erwide rte die gefühllose Stimm e des Computers. »Paßt wie die Faust aufs A uge«, murme lte Sisko. »Dax, habe n Sie i h r Zie l a u s g em acht?« »Der dri tte Pla n et de r S o nne«, antw orte t e die Tr ill . »Wir sind noc h zu weit e n tfernt, um es gena u zu sage n, aber es könnte sic h um eine n de r Kla sse M ha nde ln. Er hat die richtige Gr öße und a u f je den Fa ll eine At mosphäre.«
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»Sie werde n eine Um laufba hn ei nsch lagen mü ssen«, sagte der C o mm ande r. »Wir sol lte n e i nen Or bi t w ä hle n , der so wei t wie m ögl ic h von i hne n e n tfe r nt ist, abe r noch i nne rhalb der Sens orre ic hweite .« Mit volle ndetem Geschic k bes t imm te er den Kurs und die Geschwindigkeit der Mekong. »Un d was n un? « fragte Odo . Sisko bra chte ei n Lächel n z u sta nde . »Cons table, ich wünsc h te , Sie würde n aufhöre n, m i r Fragen zu stelle n, die ich nic h t bea n twor ten ka nn. Wir ge hen i n ei ne Um laufbahn u m eine n frem d en Pla n et en, von dem noch nie jem a nd in der Föderation auch nur gehört hat. Sollte jemand aus dem Tanker a u f de n Plane t en beam en, werden a u ch wir hinabbeam en.« »Gut«, sa gte Odo sarkastisch. »Ich w o llte m i ch nur verg ewisse rn, daß wir einen Plan haben.« Langsam kam ein Pla n et in die Reichwe i t e der Se ns ore n der Mekong. Die Kugel war limonengrün und wurde von dic h te n, aber nicht unange nehm aus s ehende n Wolke n um geben. Als sie sic h der We lt nähe rte n , m achten sie Lüc k en in de r Bewölkung aus; die Oberfläche des Planeten schie n dunkel gr ün gefär b t z u sei n und von F l e c ken lachs f arbe ner Meere unterbrochen zu werde n. Vie lleicht waren es auc h Wüste n , dachte Sis k o. Er hät t e sich de n gehe im nisvol len Plane t en ger n gena uer anges e hen, m ußte aber auf je de Bewegung des Tanker s achten und sie s o gena u wie m öglic h nachvollz i e hen. Bis l a n g ha tte de r Ta nker durc h kei n Manöve r zu er ke nnen gege be n, da ß se i n e Besa tzung die V e rfolge r entdeckt hatte, ode r s i ch zu m i ndest daf ü r interess ierte. Sollte sie den Flitzer a u f diese geringe Entfernung ausmachen, wür d e sie vie lleic ht annehm en, da ß von einem so kle i ne n Raumschiff keine sonder liche Gefahr drohte. »Sie habe n eine Umlaufbahn ei ngeschlage n«, erklärte Dax. »Na schön«, sagte Sisko. »Vollziehen wir sie nach.« »Und s i e s i nd nic h t di e ei nzi g en« , f ü gte die Tril l hi nz u. »Was? « »Es sind dr ei andere S c hif f e im Orbit«, erwiderte sie . »Mit dem Tanke r und uns um kreisen ins g esam t fünf Sc hiffe de n Plane t en.« »Können Sie die an de ren Schiffe identifizie ren?« f r agte er.
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Dax arbe it ete ein paa r Sekunde n lang an de n Sca nner n des Flitzers. »B ei einem handelt es sich um ein Sondierungsschiff der Fere ngi, das vor drei Wo c h en das Wurm loc h passiert hat. « »Habe ich es nicht gewußt? « prahlte Odo. »Und die a nde ren?« fr agte der C o mm ander. Dax schütt elte de n Kopf. »Si e entsprec hen kei n e m uns beka nnte n Schi ffst y p. « Sisko zuc k te m it den breiten Sc hulter n . »Was spiele n zwe i weitere Schiffe schon für eine Rolle ? Ic h bringe uns in die Umlaufbahn, und, zum Teufel dam it, sollten si e uns s e hen.« »Ich könnte ja aussteigen«, sagte Odo, »und die Föderat i ons-Mar kier unge n a b decken. Wenn Sie dam it einversta nden sind, Comma nder.« »Es könnte nich t schaden«, er widert e Sisko. »Bis dahin halte n wi r uns jede nf alls i n respekt v oller Entfe r nung. Und die Schi lde ble i be n oben. « Mehrere Minute n verstric he n unter angespa n nter Stille , während S i s ko den kom p akten Fl itzer i n ei nen S tanda rdor bit bugsie rte . Er warte t e gespa n nt , ob ei ns der Sc hi ff e eine n Kanal öff n en wür d e, doc h niem and sc hie n etwas dagegen z u habe n, da ß ein wei t e r er Raum er sich z u den bere it s in der Umlaufbahn befindlichen hinz ugese llte. Nun füllte die Krümmung des Plan ete n den Bildschirm aus, und sie erka nnten gewalt ige gr üne K o nt ine n te , die von unre gelm äßig gefo rmten, lachsf arbe nen Meeren getre n nt wur d en. Die Form der Meere erinnerte Sisk o an die Großen Seen in Nordame rika, ab er e r hatte keine Ahnung, wie sie zu ihrer seltsam en Färbung gekom m e n waren. Be i eini ge n dunkle n, sternförmigen Flecken auf der Planetenoberfläche könnte es sich um Bevölke rungszentre n hande ln, da chte e r, a b er s i e hatte n ke ine Zei t , um eine n volls tändi g en S can vorzunehm en. »Was m achen s i e?« fragte er Da x. »Eine kleine Gruppe wurde ge rade auf die Oberfläche gebeamt«, erwiderte sie. »Ich ha be ihre TransporterKoordinaten.« »Handelt es sich um einen Plan eten der Klas se M?« »Ja, atem bare Atmo sphäre.« Sisko erhob und reckte sich, müde vom lange n Flug. So
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tief war er noc h nie i n den Gam m a-Quadrant en ei nge dr unge n, und ihn be geiste rte di e Vors tell ung nicht ge rade, da ß niem and bei Starfleet oder auf Deep Space Nine wußte, wo sie sic h befanden. Aber insg eh eim faszinierte ihn der Ge danke, daß er bal d auf eine n P l anete n hi nabbeam en würde , der de r Föderat i on unbeka nnt war und ei n völl i g es Geheim nis darste llte . Wenn man die ungla u bliche Strec k e berü cks i chtigte, die si e vo m Föderationsra um entfernt waren, besta nd ni cht der ge ringste Zw eifel dara n, da ß sie ganz auf sich allein gestellt wa ren. Sie konnten nicht auf Verstärkung ode r Hilfe hoffe n – i hne n sta n d nur ihre I n tel l i g e n z und de r win z ig e Flitzer zu r Verfügu ng . »Na schön«, sagte er, »ich beame hinab. Einer von uns soll te a n B o r d blei be n, um den Trans p orte r zu be die n en und zu verhindern, da ß der Flitzer geentert wi rd. Möch ten Sie gern hier wa rten, Dax?« »Nein«, er widerte die Trill schnell. »Ic h mö chte erleben, was auch immer es zu erleben gibt.« Sisko be dachte s i e mit einem schiefe n Grinsen. »Na schön, alter Kn ab e, Sie werden ja w i ss en, was Sie tun. Schließlic h habe n S i e sich f r ei will ig gem e ldet . C o nstable , S i e blei be n hier und halten die Stellung. Ich halte es übrigens ta tsächlich für eine gute Idee, unsere Markierunge n z u tarnen.« »Und wenn Sie nicht z u r ü ckkehren?« fra gte Odo. »Dann f lie gen Sie nach Hause « , sagte der Comm a nde r. »Der Com puter hat unseren Kurs gespeic h ert. Wir m e lden uns alle zwei Stunde n. Sollte n wir den Konta k t verlie ren und Sie uns nic h t an Bor d beam en könne n, gehe n Sie vom Schlimm sten au s.« »I ch g e h e i m mer v o m S c h l i mmst e n au s«, mu r mel t e d e r Gestaltwan dler und glitt in Siskos leeren Stuhl . »Ich würde ger n in se chs St unde n abgel ö st werden, denn dann m uß ich m e ine fl üss i ge Z u sta n dsf o rm annehm en.« Der Commande r nickte. »In se chs Stunden m üßte n wir hera usgef u nde n ha ben, was da unten ges p ie l t wir d .« Er sah a n seiner S t ar fleet-U ni form und zu dem Insignie n kom m unika t or hinab. »V ielleicht sollten wir auc h e i n paar unse rer Rangabzeich en entfernen.« Dax ging zu ei nem Wandschrank. »Wir habe n neutrale
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Jacken«, sagte sie , »und unsere Komm unikatoren und Rangabzeich en können wir abnehm en.« Sie holte e i ne große und ei ne kleine Jacke aus dem Abteil hera us. S i s ko z o g die gr öße re an, nahm den Kom m u ni kat o r von de r Br ust und da nn die drei golde n en Knöpfe von seinem Kragen. Er kam sich ohne die Ranga bze i che n völ l i g nac k t vor, ha tte aber kei n e a nde re Wahl . Den Komm unika tor steckte er in die Ja ckentasche, u nd Jadz ia Dax verfuhr eb enso . »Was ist mit Waffen?« fragte sie. »Handphas e r«, sagte Sis k o. »W ir können sie in unseren Taschen verstecken .« Die Trill gab ihm einen Phaser und stec kte einen zw eiten ein. Gemeinsam ginge n s i e zu r Trans p orterplattform. Er läc h elte sie an. »Komm t m i r vor w i e in de n alten Zeite n.« Sie erw iderte das Läc heln. »Und wie in den neuen.« Sisko nic k te Odo z u . »Senken Sie die Sc hilde gera de s o lange, daß Sie uns hinabbeamen können, und fahren Sie si e dann s o f o r t wie d er hoch. S o l lte es Pr oble m e geben, m e lden Sie s i ch be i uns .« »Gleichfa ll s«, sagte O d o. Se ine s c hla nke n F i nger ber ü hrte n die Konsole. »Ener g ie .« In zwei Sä ule n a u s le uchtendem Licht verl i e ßen Ja dzi a Dax u nd Benjamin Sisk o d i e Mekong, um Neuland zu betreten.
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4.
C
o mman d er Sisk o und Lieutena nt Dax m a terialis ierte n in ei nem kleine n Raum . Den Comm a nder erinne rte er unangenehm an eine Zelle ode r vielleic ht an eine se hr sta b ile Gruf t. Es befa nde n s i ch keine Möbelstüc k e in de m Rau m , einm al abgesehe n von e i nem Schre ibtisc h m it ver s tellbarer Höhe , auf dem sich etwas befa nd, bei dem es sich zweife llos um ein Com puter term inal handelte. Sisko m achte einen Schr itt a u f den C o mputer zu, blie b da nn jedoc h abrupt ste h en, als er m e hrere große geflügelte Insek ten beme rkte, die über den Boden huschten. Als er si ch bewegte, flatterten einige von ihnen zur Decke hi nauf und versc h w a nde n i n winzi g e n Abzugsöf fnunge n. Sisko sog e r schroc ken die Luft ein und sprang zurück. Dax läche l te. »Benja m i n, habe n Sie noch i mmer Angs t vor Inse k te n?« Sisko sc hluckte. »Alter K n abe, Sie mö gen vielleicht eine ande re Per s on se in, a b er ic h bi n es nicht. Auße rdem gla ube ich m i ch daran zu eri nne rn, da ß Sie Spi nnen nic h t be sonders mo ch ten.« »Spinne n si nd Arac hnide n«, st ellte Dax trocken fest, »und viel giftiger als Gliederfüßer. Außerdem tragen diese Wesen viel leic ht dazu bei , diese n Ber e ich saube r zuhalte n, ode r sie habe n i r ge nde ine a ndere nützl i c h e F u nkt i on. Be urte i l e n Sie ein Geschöpf nie nach seinem Aussehen.« Sisko läch elte m u tig, schien a b er nich t überzeugt zu sein. »Genau.« Der Computerbildschirm erhellte sich, und eine sy nthetisch erzeugte Stimm e sagte freundlich: »Willkommen, Reisende , auf dem Planete n Ec o, Sc hwarm drei. Ihrer Sic h erheit und Bequem lic hke it ha lber wurde n Ih re Tra n spor terstr ahle n in diese Kamme r um geleitet. Unsere Scanner ha ben festgestellt,
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daß Sie hum a noi d s i nd, und unse r en U n ter l age n zuf o l g e b e s u ch en S i e u n s e r en P l a n et e n z u m e r s t e n M a l . V e r s t e h e n S i e dieses Idiom? « »Ja, wir verstehe n Sie«, antwortete Sisko. Er fragte sich, wieso dies e Bewohner des Gamma-Quadranten Standard behe rrscht e n, doc h dann f i el i h m ein, da ß sich nicht nur die Ferengi be reits hier aufhielten , sondern a u ch die Entführer des Tankers. »Dü rfen wir n a ch d e m Grun d Ih res Besu ch s frag en? « sag t e der C o m p uter. Sisko zuck te m it den Achseln. »Geschäfte.« »Dann s i nd S i e a u f jede n Fa ll z u m richti ge n P l a n ete n gekomm e n«, sagte die s ynthetische Stim m e . »Eco ist die Heim at der Ecozide n , die m a n in ihre m Idiom Inse k te n nenne n würde. Ei nzel n, w i e S i e uns auf dem Boden ode r i n den Gänge n übe r I h nen sehe n, sind w i r nic h t be sonders bem e rkens wert. A b er gem e insam bilde n wir ein Schwarm b e w ußtsein, das ge nauso hoch e n twic kelt wie das Ihre is t. Wahrscheinlich noch höhe r entwic kelt. Wir vers uche n, unsere Be wegungen auf die Gänge übe r I hne n zu beschränke n, m ü ssen gele ge ntlic h je doc h de n Bode n benutzen. Wir sind ziem lich schwerfällige Geschöpfe, und soll ten S i e versehe n t l i ch ei nem unse r er Indivi duen da s Leben nehm en, haben w i r daf ü r Vers tändnis. D o ch bi tte bem ühen Sie sic h , nicht a u f uns zu tre t en. Sie können m it uns m ittels dieser Interfaces kommunizieren, die Sie überall im Schwarm vorfinden. Wir beda uern«, f u hr die S tim m e fort, »daß nic h t alle Bereiche von Sc hwar m drei für hum anoide Besucher geeigne t sind . Sie hab e n nu r zu b e stimmt en Eb en en Zug a ng. Au ß e rd em sind wir e i ne fr iedlie bende Rass e und verla nge n, da ß Sie I h re Waffen in dieser Kamm er zurücklassen.« »Waffen?« fragte Sis ko und be m ühte sich, ga nz läss ig z u klingen. »W ir habe n nur ein paar ele k tr onisc h e Geräte dabe i.« »Unsere Sc anne r zeigen an, da ß jeder von I hne n m it einem elektronisc hen Gerä t ausgestattet ist, bei dem es sich gleich zeitig um eine Waffe handelt. Bitte lassen Sie sie auf dem Tisch liegen, falls Sie diese Kammer verlassen
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mö ch ten.« Sisko sah s i ch in dem fensterlosen Raum um und kam zum Schluß, da ß er diese n in der Tat verlasse n wollte . Er holte den Ha ndphaser a u s der Tasc he und le gte ihn auf de n Tisc h. Dax fo lgte seinem Be ispie l . Wenn diese Vorsch ri f t str i kt durchgesetzt wurde, dachte Sis k o, konnte es ihnen nur zum Vorte il ger e iche n, denn sie ware n zahle nm äßig ja bet r äc htl i c h u n t e r l eg en . »Werden w i r diese Geräte zu rückbekomme n?« fragte e r . »Nein«, antw orte t e die Stimme. »Wir m ö chte n sie erwerbe n – um sie zu studiere n. Wir werde n je dem von Ihnen zehn B i l b ok für sei n e Waffe ge ben. Da wir festges t ell t habe n, daß Sie ke ine Bilbok bei sich habe n, gehen wir da von aus, daß Sie diese Summe bei Ihrem Aufe nthalt hier gut gebrauch en könne n. H a ben wir eine Ab m achung?« Sisko m u ßte unw il lkürl ich läc h eln. Kein Wunde r, daß es den Fere ngi hier ge fie l . »Einvers tanden« , sa gte er. Die Waffe n ve rschwa nde n inm i tten eines Lichtblitzes vom Tisch und wurden von zwei Stapeln schwarzer Rechtec k e ersetzt. Je der Stap el bestand au s zehn Einzels t ücken. Dax ging z u m Tisch und steckte die Bilbok e i n. »Tja«, sa gte s i e, » m al sehen, was wir dam it kaufe n können.« »Ihre wertvollste Anschaffung«, warf die Stimm e ein, »wäre ein Führer für die farbkodierte n G ä nge von Schwarm drei . Sie könne n e ine n f ü r le di gl ich zwölf Bil b ok e r w e rbe n.« Sisko betrachtete das Inter face stirnrunze lnd. »Eine Karte kostet m e hr als eine unserer Waffen?« »Sie wurde eigens in Ihr angestamm t es I d iom übersetzt«, sagte das Schwarmb ew ußtsein fröhlich. »Ande rerseits ziehe n Sie es vie lleic ht vor , de n Schwarm auf eigene Faust zu erkunden.« »Ja, d a s wer d en wir wo hl t u n « , sag t e S i s ko . »Ich wüns che Ihne n eine n einträglic he n Besuch«, erklärte die St imme. Der Ti sch hob s i ch i n die Luft , bis Sis ko dar u nter hi ndurc hsc h r e iten konnt e, ohne s i c h z u büc ke n, und dahinter öffnete sich zischend eine Tür. Sisko s tie g sorgfält i g über ei nen Ec ozi d auf dem Bode n hi nweg und fol g te D a x aus der Kamm er. Sie be trate n ei nen
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Gang, von dem planlos andere Korridore abzweigten. Einige davon f ü hr ten nac h oben, a n der e wiede r um nach unten. I n einiger Entfernung machten sie weitere Gänge aus , die die vor i hne n kre uzte n. Die einz i g en We gwei ser waren m e hrere versc h ie de nenfar bi ge Streife n , die hor izontal a n de n Wände n verliefen. Die Kre u zung, a n der s i e standen, war mi t m i ndestens einem Dutze nd die s er Streife n m a rkiert, doch eini ge der Gänge w a ren nur m it zwei ode r drei bunte n Streifen ve rsehe n , die auc h noc h in de r Ferne a u sz um achen waren. »Das sieht aus«, m u rmelte Sisko, »wie ein... nun ja, wie ein Bien enstoc k.« Dax betrac htete die f a rbige n Streife n an der Wa nd. »Es m uß sich um Richtungsa n zeige r handeln« , sagte s i e. »Aber selbst wenn wir eine Karte ge kauft hätten, wü rde sie uns leide r nic h t verrate n, wohi n die Entf ührer des Tankers sich gewandt haben. Wohin w o llen Sie gehen? Die rote n, gelben ode r gr üne n Stre ife n ? Wie wäre es m it Magenta ? « Der Commande r zuc k te m it den Achseln. »Ich finde die bla u en ganz schön. D a s scheint ein be lie bter Ort zu sein – m i ndestens drei Gä nge führe n dorthin.« Dax nic k te . »Gehe n w ir.« Der blau gestreifte Korridor führte nach oben, was eini germ aßen ber uhige nd w i rkte , we nngle ich Sisko bezweife lte, daß a u c h nur ein einziger G a ng z u r Planete nOberfläche durc hstoßen w ü rde. Es würde ihn nicht überraschen, wenn der gesamt e Schwar m dre i unter irdisc h ange legt war. Er m a chte ei n pa ar Ecozi d e n aus, die an den Wänden e n tlanghusc h ten, und bl ieb des h alb in der Mitte des Ganges . A bgese he n von de n f a rbi ge n S t r eife n l i eßen die Gänge de s Labyr i nths s i ch nur a n hand der kle i ne n Abzugs öff nungen in den Decken untersc h eiden, die für die Luf t zufuhr sorg ten und zuglei c h den als Wege die n ten. Der Comm a nder schluc kte und gi ng weiter. Er fragte sich, ob er sich je a n ei nen von I n sekten beher r schte n P l anete n gewöhnen konnte. »Wäre es nicht wunde rbar, diese Kultur studieren zu können?« s a gte Dax. » E in paar Ja hre hie r z u ver b r i nge n ?« »Ich wü rde lie ber ei n paar Jahre bei den Cardass ianern
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verbringen«, erwiderte Sisko. »Die Ecoziden können diese Gänge nicht selbst gebaut haben. Wer also hat sie errichtet?« »Wenn de r Bil b ok eine al lge m ein aner kannte Wä hr ung ist«, sa gte Dax, »m üssen die Ecoziden wohlhabend se in. Die Frage sollte laute n ..., wie haben sie ihren Wohlstan d ange hä uft ?« Es gab keine unm ittelbare A n tw ort dar a uf, nur eine n bla u en St reife n , de m die beide n Bes u che r dur c h das weitlä ufi ge Labyri nt h fol gte n. S i e gi nge n l a ngsam er, als sie zwei kleine, zweifüßige We sen erblic kte n , die ihne n entgegen ka m e n. Die beide n Geschöpfe waren m it Haar bedeck t un d trug en grün e Kitte l, und sie schobe n kleine Geräte vor sich her , m it dene n sie ansc heinend de n Boden säube rten . Sisko fragte sich, ob er sie ansprechen sollte, doch die e n tfernt humanoiden Geschöpfe waren dermaßen in ihre Auf g abe vertief t , da ß er sie ni cht st öre n woll te. Sie gi nge n anei nander vorbe i und wec h selten ka um einen Blic k m iteinande r. »Bei diesen Geschöpfen könnte es sich um bezahlte Hilfsk räfte handeln«, sagte Dax, als sie außer H ö rweite waren. »Ja«, pflic htete Sis k o ihr bei. »Aber vielleicht ha be n sie dasselbe au ch von uns ge dacht.« Er war e r leichtert, als er in der Ferne den Klan g von Stim m e n verna hm , und s o wohl er als auch Da x schri tte n schne ller a u s. Der blaue Streifen erweiterte sich zu einem gr oße n Dre i eck, das a n ei nem Raum endet e , bei dem es sich um ein schwach erhelltes Res t aura nt z u handeln schie n. Zumi ndest befande n sich dort Tische und Bänke, auf dene n eine verblüffende Vie l zahl von Geschöpfen saß. Mehrere der kleine n, ha arige n Wes en, die sie zuvor gese hen hatten, eilte n geschä ftig hin und he r, truge n Ta bletts und be die n te n an den Tische n . Über ihnen blinkte eine Abfolge erhellter Markieru ngen a u f , die sic h langsam von einem Ende des Restaura nts zum ande ren bewegten, s o da ß jeder der G ä ste sie sehen konnte . In de r Tat unterbrac h en diverse Gäs t e ihre Gespräche , um die seltsam en Leuc h tzeic h en z u be trachten, und ei n paar schl ugen ent r üs t e t m it den Fäus ten auf die Tische .
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Dax beugte sich zu dem Comm a nder. »Ist das ein Glüc ksspie l?« flüste rte sie. Sisko knif f die A u gen zusam m e n und betrac hte t e die endlose n D a ten a n der Decke. »Es sieht aus wie etwas, das es mal auf der Er de ga b. Dam a ls nannte man es Börse n tele gra ph.« Die Tri ll sah i hn f r a gend an, und Sis k o schüt t elt e den Kopf. »Nicht we iter wichtig. Konzen trieren wi r uns auf unse r e A u fga be. Sc haue n w i r uns m a l nac h Bajo ra ner n , Ferengi oder anderen Wesen um , die so a u ssehen, al s käme n sie aus uns erer Nach barschaft.« Dax nickte , und sie ginge n sc hnell durch das Restau rant, ohne a llerdings eine Spezie s zu e n tdecken , die sie i d en ti f i zi eren kon nt en . M e h r er e d e r Fr emd e n mu st er t e n si e neugie rig, besonders Dax. Bald fa nden sie sich an einer we itere n Türöffnung wieder, die mit der gleichen Anordnu ng farbiger Streifen geke nnzeic hne t war. Sisko befürchtet e, daß sie au f diese Art un d Weise tagelang du rch Schwarm drei wandern könnten. Ein kleiner haariger Diener ka m m it einem Tablett m it leere n Gläsern an ihne n vorbei, und Sisko streckte die Hand aus und hielt ihn fest. »Entschuldigung«, sagte e r , »hab en S i e je m a nden au s dem Alpha-Q u a d ra nte n ges e hen? Le ut e m it gr oße n O h re n?« Der Dien er schüttelte den Kopf. »Interface «, erwiderte er m it gut t u ra ler S tim me und de utet e auf e i ne klei ne N i sc he, die eine n C o m p uter e n t h i e lt, de r ge naus o a u ss ah wie de r in der Zelle, in die sie beim Transport um geleite t wor d en waren. »Danke«, s a gte Sis k o und zuc k te m it den A c hsel n. E r und Dax gi nge n zu dem Te rm inal hi nübe r. »Nun ja«, sagte de r Comm a nder, »das Sc hwarm b ewußtsein hat uns z u vor ja a u ch ve rsta nde n.« Er dr üc kte a u f e ine n Knopf der frem d artigen Tasta t ur , um die A u fm erksamkeit der Maschine zu wecken. »Com puter«, sagte er, »kannst du uns helfe n ?« »Ich bin kein Co mp uter«, er kla n g die künstlich erzeugte Stim m e . »I ch bin das Interface zu m Schwarmb ewußtsein. Wie kann ic h I h nen he lfe n ?« »Wir suchen Freunde von uns, Leute, die wir hier treffen
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sollen. Es handelt sic h um Ferengi – H u ma noide wie wir, ab er m it großen Ohren. Außerdem befinde n sich Bajoraner hier, ande re Hum a noi de, die vor kurzem aus dem AlphaQuadranten ei nge tr off en s i nd.« »Wir he ißen Bes u cher a u s dem Alpha-Q uadrante n will kom m e n«, sa gte das Ger ä t fr öhlic h. »I hre Freunde befinden s i ch im Geschäftszen trum . Folge n Sie einfach de n gr ünbla u e n St reife n .« »Danke«, e r wide rte Sisko. Er wußte nic h t, was er sonst zu einer Ansa mm lung von I n se kte n hätte sa gen solle n. Dax war bereits zu einer m it Streifen gekennzeich neten Wand gega nge n und f a nd schnel l ei ne hell bla u e Ma r k ier u ng. »Da lagen Sie m it ihrem blauen Farbton ja fast ric h tig«, sagte sie. »Sieht das wie Grünbla u aus ? « Sisko nic k te, obw o hl er alles ande re als überze u gt war. »Versuche n w i r es .« Sie gi nge n eine n gew u nde n en Korr idor ent lang, der i n die Tiefe führte, und kam e n an Exemplaren me hrerer ungewö hnlicher Spezies vorbei, die ansc heinend auf dem Weg zu dem Restaura nt m it dem Bör sentele gra phen ware n. Ihrem ausge l asse nen Geschwätz zufolge, dachte Sisko, schie n i m Auge nblic k kei n er von ihne n einer wi chti ge n T ä tigkei t nachz u gehen. Hätte der Kommunikator an seiner Brus t geha ftet, hätte er den automa tischen Tran slator aktivieren und viel leic ht ein paar Broc ken der Unte rha ltungen ve rstehe n können; doch da de r Komm unikator sic h in seine r Tasche befa nd, ver n ahm er le di gl ich Ka ude rwelsc h. Bevor sie das Gesc häftszen trum erreichten, tra t en drei stämm i ge Hum a noide, die m it schroffen Lede rm onturen bekleidet waren, unmittelbar vor ihnen in de n Ga ng. Sis k o bede ute t e Dax stehe n zuble i be n; sie verharrte n an Ort und Stelle und hofften, daß die Neuankömml inge sich nicht zu ihnen umdr ehten. Da Sisko sie nur von hinten sah, konnte er nic h t festst ellen, ob e s sich um Bajora ner handel te – ode r um die Entführer des Tankers –, doc h ihre unsic h ere n Bewegungen ide n tifizierte n sie als Fremde. Sie schien en m üde zu sein, schl i c hen gera dezu den Korr idor e n tla ng, während sie imm er wieder z u den Streife n an den Wänden sahen, und der Ärmel eines von ihnen war blutbefleckt. Sie
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schri tte n s c hwei gend aus, wa re n ansc hei n end z u e r s c höpf t, um sich z u unterhalte n. Er und D a x folgten ihne n e b enfal l s schwei gend. Der gr ünbla u e Strei f en e n dete i n einem großen Dreieck, und de r Gang führ t e in ei ne n Raum , de n m a n vie lleic ht a l s Lade n hätte bezeichne n können. Die Wände wa ren vom Bode n bis zur Dec k e m it Glasschrä nke n be deckt, in de nen sich das reichhaltigste Warensortiment befand, das Sisko je an einem Ort gese he n ha tte. D i e Vitrine n drehten s i ch unentw e gt und boten Werkze uge , Beste c ke, St offe , S c hm uck, Kleidungss t ücke und Kunstwerke fei l . Unter jede m Gegenst a nd befa nd sich e i n Schi ld m it einer Zahl darauf, wa hrscheinlich die Preisangabe in Bilbok. Als er sah, daß die Hum a noi den stehenge bl iebe n ware n, um die ungewöhnlic he Um gebung z u bet r achte n, na hm er sich die Zeit, eine der Vitrinen gena uer zu m u stern. In der sich dre hende n Ausla g e befande n sich m e hrere durc hsic htig e Kuge ln, di e winzi g e Ökos ystem e ent h iel t e n – sic h gewunde n erhe bende Gebi rge , seltsam e Pfla nze n , untersc h ie dl ich gefär b te Meere, in dene n winzige Ge schöpfe K a priole n vollf ührte n – al les i n We lte n von e t wa zehn Zenti m etern Durc hm esser. Sie waren unbesc hrei b l i ch s c hön. S i e gli tte n auße r Sicht und wur d en von noc h selts am eren Souve ni r s ersetzt – tote Ecoziden, die in seltsam e n Gruppenbildern erstarrt waren, sich paarten, miteinander käm p ften, Larven geba ren. Er schluckte, fragte sich, wie bizarr diese Rasse wohl sein m o chte, daß sie ihre Toten an intergalaktische Touristen verkaufte. Ein weiteres Regal kam in Sicht und ent h üll t e uner gr ündl i c he Gege nstände, bei dene n es sich um alles mögliche von Maschinenteilen bis hin zu außerirdisc hen Sexs pielze uge n ha nde ln m o chte. »Benjamin«, flüsterte Dax, »sie suchen nach jema ndem . « Zöger n d wandte S is ko sic h von der Vitri n e a b und betrachtet e die gesamte Um gebung. Hinter dem Laden befand sich eine kleinere V e rsion des Restaurants, das sie bereits besuc h t hatten. Wie in dem ersten wanderten ungewöhnliche Sy mb ole übe r den Tische n an der Decke entlang und beans p ruchten die Au fm erksamkeit der verstre u ten Gäste. Eine r der drei lederbekleideten Männer drehte s i ch langsam
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um , und al s Sisko i h n im Profil erbl ickte, erka nnte er anha nd der Furc he n auf se inem Nasenrücke n, da ß es sich um einen Bajora ner handelte. »Hier drüben!« rief jemand. Sisko sc hob Dax in die Scha tte n einer N i sc he, behiel t die Bajora ner aber we iterhin im Auge. Er sah, daß s i e z u e i nem Tisch gi ngen, a n den zwei Fere ngi sie ge wunke n ha tten. Mit dem Hinte r n st ieß Si sko ge gen eine n Tisc h, und als er sich um drehte , machte er ein weiteres Interface der Ecozi den a u s. »Wie ich sehe, haben Sie Ihre F r eu nde gefunden«, beme rkte die s ynthetische Stim m e . »Warum begrüßen Sie sie nich t? « »Das geht Sie w o hl kaum etwas an«, flüste rte Sisk o. »Unsinn«, erwiderte das Schwarmb ewußtsein, »alle s auf Eco geht m i ch etwas an. Vielleic ht erfordert diese Transa kt ion eine dis k rete Abwic k l u ng. Kann ich I h ne n da bei helfe n ?« Sisko wollte schon wü tend a n tw orten, als ein Ecozid auf sein Gesic h t z u fla tte rte. Er sc hl oß de n Mund und schl ug unw ill kür l i c h nach de m Insekt . »Wir brauc hen Ihre Hilfe im Augenblick nicht«, warf Dax ein. »Aber trotzdem vielen Dank.« »Vergessen Sie nic h t« , erwide rte die Stim me, »wir bie t en eine Vielzahl von Die n sten an – wenn de r Preis stimm t.« »Wir wer d en daran denke n«, sa gte Dax. Sisko atmete mehrmals tief ein und versuchte, sich zusamm enzureißen. Er wollte diesen Plan eten der Insekten verlasse n und in die relativ sichere U m gebung von Dee p Space N ine z u rückkehren – mit der Antimaterie im Schle p ptau. Do ch noch dringender wo llte er das Ge spräc h zwische n den bei d e n Fere ngi und den drei Ba jor a ner n an diesem fernen Tisch bela uschen . A b er w i e? »Benjam in«, sagte D a x, die a n scheinend seine Ge da nke n gelese n ha tte, wie es nur einer alten Freundin m ö glich war, die sie ja a u ch war, »ich habe eine Idee.« »Ich höre.« Sie holte den Ins ignienkommunika tor aus der Tasche. »Wenn ich meinen Kommunikato r ak tiviere un d unter ih rem Tisch fallen lasse, müßten wir auf Ihrem Ko mm u n ikator
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mith ö r en kö nn en .« »Gute Idee «, sagte Sisko. »So machen wir es.« »Aber wir brauchen eine Ablenkung.« Sisko be trachtete die wunderschöne Frau m it ihrem pechsc hwa r zem Haar, die in der winz ige n Nische dic h t ne ben ihm stand. Er läc h elte . »Alter K n abe , ic h weiß, da ß Sie noc h nic h t la nge eine Fra u sind, je denfalls nicht in letz ter Zeit, aber gla uben Sie, Sie könnten sic h wie eins dieser DaboMädchen in Q u ar ks Spielkasino bewegen?« Sie läc h elte am üsiert. »Sie m e ine n , or de ntlich mit dem Hin t ern wack eln? « »Ja«, gestand er ein, »gena u das m e ine ich. Wackeln Sie m it allem, was Sie ha ben.« »Etwa so?« fragte si e und verlagerte ihr Gewicht sc hne ll von ei nem Fuß a u f de n a nde ren. »Langsamer«, erwiderte Sis k o. Er wollte es ihr vormachen, verfügte a b er nic h t über die geeigneten K ö rperteile für eine Demonstration. »He, geben Sie m i r einfac h Ihre Jacke. Sobal d Sie dann losm arschie r t s i nd, wi rd e s von ga nz allei n gehe n.« Sie zog die weite, schwere Jacke aus und en thüllte die enga nl iege nde U n if or m darunter . »Glauben Sie wir k li ch, da ß ich für die nötige Ablenkun g sorgen kann, indem ich einfac h . . . wackel nd . . . a n ihne n vorbe ige h e ? « Sisko na hm ihre Jacke und läc h elte . »Ich gla ube sc hon.« Er fischte den Kommunikator au s der Tasche . »Und jetzt öffnen Sie e i ne n Kanal.« Sie drüc kte auf ihre n Kom m unikator und sagte: »D ax an Sisko.« Sein K o m m unika tor pie p te traurig in se iner Tasche , und er holte ihn hera us. »Hier Sisk o. Halten Sie diesen Kanal geöffnet.« Er lie ß seinen Kom m un ika t or wieder in die Tasche fallen und streckte die Hand au s. Sie n i ck te und drückte ihm ihre n K o m m unika tor auf die dunkle Handfl äche. »Und jetzt«, sagte er, »gehen Sie ganz langsam an ihrem Tisch vorbei. Ich bi n dire kt hi nt er I hne n.« Dax nic k te und strec k te die Sc hulter n he r a us. »Ich freue m i ch schon auf dieses Experime nt«, sagte s i e. Sie setzte sich m it sehr langsam en und entsprechend
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able nke nde n Schri tte n i n Bewegung. Sisko f o l g te i h r ebenfalls ganz la ngsam. Als sie sich dem Tisch näherte, über den si ch die fünf Vers chwörer gebeugt hatten, um sich leise zu unter h a lten, w u r d en i h re Be wegungen noc h übert r iebe ner und verführerischer. Sisko konnte Dax' Gesicht nich t sehen, aber die Miene n der bei d en Fer e ngi und der dre i Baj o ra ner – und sie hielte n m itt en im Wort i nne , a l s Dax an ihnen vorbe ischlende rte. Einer der Ferengi sabberte buchstäblich durch se i n e vors te hende n Z ä hne , und Sis ko l ächelte verstohle n , als er den Kommunikator unte r ihren Tisch warf. Natürlic h schenkte ihm keiner der fünf auch nur die geringste Beachtung. Soweit es sie betraf, hätte er ein körperloses Energiewesen sein können. Der sabbernde Ferengi erhob si c h . »Schä t zc hen«, krächzte er, » b lei b doc h hier!« »Lassen Sie es gut sein, Gim b a«, schnappte der stattlichste der Bajoraner. »Dafür ist sp äter Zeit.« »Dafür ist immer Zeit«, wandte der Fere ngi ein. Das war der letzte Ge spräch sbrocken, den Sis k o mi thörte, bis sie um die Ecke gebogen und außerhalb der Sichtweite der Pirate n i n einem Gang s t ehe n geblie be n wa ren. »Wie war ich? « fragte Dax. »Wissen Sie das nicht? « Sie lächel te. »Doch, ich weiß es. Diese Wirkung auf Männer kann m a n ga nz ei nfac h erziele n . War ic h so einfä lti g, als ich Curzon Dax wa r?« »Ja«, gesta nd Sis ko e i n. Er gab der Trill die Jacke zurüc k und holte seine n Komm unikator a u s der Tasc he. Das Gespräch war so de utlic h zu verste he n, als ob sie m it den Pirate n an einem Tisc h s itze n w ü rde n. »Gim ba«, sagte ei ne verär g er t e Stim m e , »höre n S i e m i r zu? « »Natürl ich höre ic h I hne n zu«, erwide rte die versc h l a gene Stim m e ei nes Ferengi. »Aber was Sie sagen, ist völlig uns inni g.« »Ich ha be gesagt, ich wi ll unse r e Ve reinbarung neu ausha n deln!« »Nein!« Ei ne Faus t schl ug a u f den Tisch. »Hören Si e zu, Rizo, Sie habe n bekomm en, was Sie wollten – a u f der Wer ft
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werden kei n e Schiffe m e hr gebaut , die R e gier ung wur d e in eine pe inli che Lage gebrac h t, und die F ö derati on is t wüte nd . Jetzt ist es an der Zeit, da ß wir bekom m e n, was wir haben wollen – die Antimaterie.« »Aber wir brauchen Geldm ittel!« protestierte der Bajoraner. »Die Revolution hat gerade erst angefangen.« »Geldmittel!« lachte Gimb a. »Das war ein Ra ub, ein Überfa ll, s ons t nichts . Es war keine Re volution. H ö r e n Sie zu , wir sch u ld en diesen Klingon en viel Geld . Wir kö nn en unse r e Investi t i o n ledi glic h herei n hole n, wenn wir die Antimaterie auf dieser Seite des Wurmloch s verka ufen.« »Was ist mit dem Tanker ? « Es f o l g te e i ne Pa use, und da nn s a gte der Fe rengi: »Das ist unse r P r ofi t .« »Ein zu hoher Profit«, sagte Rizo. »Wir haben beim Entern des Tanker s sieben L e ute ve rl or en. U nd je tzt ha ben wir de n Tanker. Wenn Sie die Antimaterie haben wollen, m ü ssen wir neu ve rha ndel n.« »Das ist gegen unsere Abmachung!« kre isch te der Ferengi und schlug m e hrm als auf de n Tis c h. »Wir können eine neue Abmachung treffen«, sagte der Bajora ner, »eine, die Bajors Bedürfnisse be rücksichtigt.« »He«, sagt e der a n de re Fere ngi ge dehnt , »ich habe imm er gedac h t, Bajora ner w ä ren Idealisten. Jetzt stellt sich heraus, daß sie genauso gierig wie die Ca rdassian er sind.« Es fo lg ten g e d ä mp fte Sch reie und d a s Sch a rren zur ü ckgesc hobe ner St ühle. S i sko und Da x spä h te n um die Ecke und bekam e n m it, da ß der klei nere Fere ngi die viel gr öße ren Bajora ner wie eine i n die Ec ke getrie be ne Ratte anfa uchte. Da keine der beiden Parte i en übe r Waffe n verf ügte, s c hie n ei ne Prügele i unve rm eidli c h. S i s ko paßte es gar nicht i n de n Kra m , daß die Bajora ner viel leic ht i h re Zel t e abbrache n und m it de r Antim aterie davonfl oge n. Als o gi ng er zu ihne n und fra gte s i ch da bei , was er sa gen s o l lte. »Was soll denn das? « fragte er freundlich. »Eine Schlä g ere i ? Es gibt hier nic h t viele von uns aus dem AlphaQu adranten – kön n en wir n i ch t alle Freu nd e sein ? « Die St reit hähne ignorie r te n i h n, bis Dax nebe n i h m aufta u c h te. »Wo lie gt das Pr oblem , Jungs ?« fra gte sie
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verf ühreris c h. Auge nblic klich öff ne ten s i c h die z u Fä uste n geballte n Hände, und Gimb a verneigte sich so tie f, wie seine Wa m p e es ihm gestatt e te. »Hallo, m e ine Schöne. U nd was führ t Sie auf diese Seite des Wurm lochs ? « »Erkennen Sie uns nicht? « fragte Dax. »Nein«, s a gte Gim b a, »ha t t e n wir s c hon m a l das Vergnüge n?« Sisko betr achtete di e fünf Hum a noide n. Ihre Ges i chte r kam e n ihm nic h t beka nnt vor. N a tür lic h ler n te e r nic h t je den pers önlic h kenne n, de r Deep Sp ace Nine betrat, und bei de n Bajora nern ha nde lte es sich um Terroris t en – s i e würden lediglic h eine n Fuß auf die Station setzen, um sie zu sabotiere n. »Sie ke nne n uns nic h t ? « fra gte e r ungläubi g. »N un, ic h bi n Marcus Ga rve y, und das ist Jade Dixon. Wir ha be n uns i n de r gesam t en Galaxis e i nen a u sge zeichnete n Ruf als private Schlichter erworben.« Der stattliche Ba joraner trat vor und m u sterte sie m i ßtrauisch. Dax betrachte te er am längsten. »Sie si nd ein Mensch«, sagte er schließlich zu Sisko, »aber was ist sie? « »Eine Trill«, an tw ortete sie und klimperte mi t den Wimpern. »Und wa s sind Sie? « Der Ferengi brach in schallendes Geläc h ter au s. »Ein Bajora ner« , sagte er. »Eine en ts chie den unbede ute n de Rasse, aber sie kontrolliere n die a nde re Seite des Wurm loc h s. Sind Sie etwa nicht durc h das Wurmloch gekommen? De n la ngen Weg hier her habe n S i e wohl ka um nehm en könne n . . . außer, Sie sind viel älter, als Sie aussehen.« Er betrachtete sie ausführlic h, um sich zu vergewis s ern, daß s i e nic h t älter war, als sie aussah. »Natürl ich sind w i r durc h da s Wurm loch ge kom m e n«, erwide rte Dax, »abe r wir ha be n es eili g ge habt, und da habe n wir kei n e Bajora ner kenne nge le rnt .« »Es handelte sic h um eine deli kate Angele ge nhe it«, versic her t e Sis k o i h nen. »Wir m ußten für eine Wei l e .. . nun ja, w i e s o l l ic h es sa gen... vers chwi nde n. Eine Reise durc h den Gamma-Quadranten schien uns der geeignete Zeitvert reib zu sein.«
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Der stattliche Bajoraner wandte sich ab . »D as ist ja alles ganz interessant«, mu r melte er, »aber wir mü ssen ein Geschäft besprec h en.« Anha nd de r Stim m e erka nnte Sisko ihn als denjenigen nam e ns Riz o . Der Commande r be ugte sich vor und s p rac h be tont l e ise. »Wir wissen, daß Sie ein Geschäft besprechen. Schließlic h habe n Sie ja ziem lich laut dis k utiert. Wie ich schon sagte , wir sind private Sc hlichter, und wir sind sehr diskre t. Vielleic ht könne n wir Ihnen bei der Kl ärung I h r e r Meinungsverschiedenheiten helfen.« »Lassen Sie uns in Ruhe«, knurrte Riz o . »Aber, aber , wir wollen doch nicht voreilig sein«, s a gte der pa us bä ckige Fere ngi. »Offe nsic htlic h können wir dieses Problem nicht allein klären. Sie habe n gesagt, Sie wollen verh andeln – vielleicht kön nte da eine objektive dr itte Parte i von Nutzen sein.« Der Bajor a ner f u nke lte Dax und Sis ko m i ßtrauisch an . »Wie kann ich de nn wissen, da ß das ke in Tric k ist? Wie soll ich w i ssen, daß diese Leute nicht mit Ihnen unter ei ne r Decke stecke n , Gim b a? Ich weiß ja noch nic h t m a l, ob sie uns nic h t durch das Wurm loc h gefol g t sind – sie schei n e n eine Ar t Unif orm zu tra g en.« »Ganz einfach«, sagte Gimb a, »fragen Sie doc h de n Inhabe r die s es Eta blis sem e nts. D a s Schwa r m b ewußtse in. Glauben Sie mi r, es kennt je den Besucher und weiß alles, was hier vorgeht. Wir sind seit zwei Ta gen hier. Fra g en Sie es doch, w ie lange sie schon hier sind.« Rizo sah über seine Schulter zu dem Interface-Termi nal in der N i sche , dem s elbe n, ge gen das S i sko ge pral lt war. Er n i ck t e . »Mei n e t w eg en. « Er gi ng zu dem Gerät hi nüber , und Sis k o fol gte i h m und gab sich den Anschein, nur sc hwach interessiert zu sein. Im Geiste form ulierte er bereits Au sred en, die erklär en sollten, wieso s i e l e di gl ich e i n paar Mi nute n nach den Baj o ra ner n hier eingetr o f f e n ware n, doch kei n e da von kla n g se hr übe rzeugend. E r stel lte fest , daß Da x bei de n a nde ren Bajora ner n und de n beide n Fere ngi blie b und i h re c h a r m a nte, aber frec h e Fassade aufrech t hielt. Er blieb m it einem freundlic he n Läc hel n auf dem Gesicht i n der Nähe de r Nisc he
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stehen , wä hre nd Riz o zu dem Gerät trat. »Ah... Schwarmbewußtsein? « »Ja, wie kann ich Ih nen helfe n ?« f r agte die sy nt het i sche S t i mme . »Dieser Mensch ne ben m i r heißt Marc us Garvey « , sagte Rizo und bedach te Sisko mi t einem ar gwöhnisc h en Blick. »Und er wi rd von einer Frau nam e ns Jade Dixon begleitet. Wie lange befinden si e sich sc hon hier?« »Meine n Sie m it >hier< diesen Raum oder Schwarm drei?« »Schwarm drei.« »Und s o ll ich diesen Zeitra u m in Sonnentag en, Sterntagen, astronomischen Ta gen oder ir ge ndeiner andere n Einheit ange be n?« »Verdammt, an tw orten Sie m i r einfach«, sagte Rizo wüte nd. »S eit w i e vie l en Ta ge n?« »Seit sechs Tagen«, antwortete das Kollektivbew u ßtsein der Ecoz iden. Sisko ve rsuchte, sich ang e sichts diese r Lüge keine Überrasc hung a n m e rken z u la ssen. Als Rizo ihn ansah, lächelte er lediglich bestätigend. »Na schön«, sagte der Bajora ner. »Wissen Sie a u ch, in welche n G e schäfte n e r tä tig ist?« »Wir s i nd zwar nic h t ne ugier i g«, e r wi de rte die St i mme, »aber er hat se ine Die n ste als Schlichter und Verhandlungs führer a nge bote n.« »Ja, das ha t er«, m u r m elte der Bajora ner . »Danke.« »Ja, vie l en Dank!« sagte Sisk o mit ehrlich em pfundener Dankbark eit. »Wir ware n ger n z u Dienste n .« Als sie zu m Tisch zurückge kehrt waren, nick te Rizo . »Dieses Ding da behauptet, sie wären schon seit sechs Tagen hier . Abe r ich wei ß noc h im m e r nic h t , ob ich jem a nden a n diesem Hande l bete ilige n will. Sie wissen schon... was wir geta n habe n, war nic h t unbe di ngt le gal.« Sisko hob die Hände. »Glauben Sie mir, wir sind die Diskre tion in Pe rson. Wir präsentiere n ke ine Macht, s o nder n nur uns selbst. Jede Seite kann uns ihren Fall vortragen, und wir be nutzen uns ere bewä hrte n Form eln, um eine angeme ssene Lösu ng zu finden. Das ist unser Angebot. Nic h t
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m e hr, nicht weni ger . « »Aus bes t i m m t en Gründe n«, f ü gte Dax hinzu , »h ab en wir es nich t beso nde rs eilig, in den Alpha-Quadranten zurückz ukehre n.« Der Ferengi be dac h te die Tr ill m it einem lüsterne n Lächeln. »S ie faszinieren m i ch, Jade. Da rf ich Sie Jade nen n e n ?« »Sie dürfen mi ch nennen, wie Sie wollen.« Sie warf Sisko einen Blic k zu . »Ich bin es gewöhnt, immer wieder andere Nam e n zu benutze n .« Gim b a kic h erte . »Das ka nn ic h m i r gut vor stelle n.« »Wie viel m ü ssen wir ihne n bezahle n?« fragte einer der Bajora ner. Sisko machte eine großzügige Geste. »Wir verlangen nicht viel – nur ein paar Bil b ok, um unsere n A u fe nt halt hie r ange ne hm er zu gestal t e n.« »Sie werd en g r oß zü gig b e lo hn t werd en «, versp r ach Gimb a und m u ster te Dax a n e r ke nne nd von obe n bi s unte n. »Versprechen Sie ihnen noch nichts«, warf Rizo ein. »Ich m uß die Sache ers t mit den anderen besprec h en.« »Vor allem mit Elaka«, sagte de r eine se iner Kum p ane und lächelte de m anderen wissend zu . »Dann können w i r uns ja später treffe n«, s c hl ug Sis k o vor , »u nd falls alle einverstand en sind , kön nen wir b e sp rech en, wie wir vorge hen wollen. Kenne n Sie das Restaura nt a m Ende des dunkelblauen Streifens ? « »Es spielt keine Rolle, wo wir uns treffen«, sc hnaubte Rizo. »Die Sache ist ganz einfa ch – wir haben etwas , das sie wollen, und s i e weigern si ch, dafür zu za hlen . Sie si nd der Ansic h t , wir s o ll te n i h re s c hm utzige Arbe it um sonst m achen.« Gim b a rümpfte seine Knollennase. »Wir sind bereits ein beträchtlic hes fina nzielles Risiko eingegangen, und si e versuchen, die Bedingungen einer vorh erigen Vereinba run g nachträ g lic h z u verä nder n.« Rizo schnaubte. »Als ob ein Ferengi so was nie tun würde.« »Aber, aber, Jungs«, sagte Dax beruhigend. »Wir wollen das doc h nic h t a n e i nem öffe ntlic hen O r t erör ter n . Marcus
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und ich werden vom Schwarm b ewußtse in e i ne n pri vate n Konferenz r a um m i eten. Bere ite n Sie sich darauf vor, uns di e Abm achung in al len Einzel hei t e n zu erlä uter n. Tref fen wir uns in vier Sta n dar d st unde n wie d er. Ist die s e Zeit ausreic h e nd? « »Ich glaube schon«, mu r melte Rizo. Er zog einen StarfleetKo mmu n i kato r au s sein er Tasch e, und Sisk o schob wü tend das Kinn vor. Er wußte, a u f welche Ar t und We ise der Bajora ner ihn bekommen hatte. Aber er sagte nichts. »Kann m a n von hier hina uf beam en?« fra gte der Bajo ra ner. »Wir ha be n das sc hon gem acht« , erwi derte Gim b a. »Soba ld das Sc hwa r m b ewußts e in ei ne n kenne nge le rnt hat , sc hei n t es ihm egal z u se in, was m a n m acht.« »M i t d e r Au sn ah me, W a f f e n zu t r ag en «, füg t e S i s ko hi n z u . Rizo nickte un d drück t e au f den Ko mmu n i k a to r, b i s er p i ep t e . »Rizo an E l aka«, sagt e er . »Hier Ela k a«, antw ortete eine st renge weibliche Stimme. »Bist du be reit , uns z u rüc kzubea m e n?« »Ja. Könnt ihr unsere Koordinaten erfassen?« »Können wir. U n d wir si nd gerade dam it fert ig, w e itere Komm unikatore n a u f unse r e F r e que nze n ei nzus telle n. « »Gut«, sagte Rizo. »H olt uns hier raus.« Er warf schnell einen verstohlen en Blick auf Dax, und dann löst e n seine Mole küle wie auc h die seiner Gefährten sich a u f. Gimb a grinste Dax a n und nahm ihre zarte Hand in seine pl um pe Faust . »Und nun, m e ine liebe Ja de, ha ben wir vie r Stunden, um uns a n ei nem anderen Ort et was ... ä h ... intime r k e nn en zul e r n en . « »Wohl ka um«, sagte die Tr ill und z og i h r e Hand höflic h zurück. »Wir ne hm en die Die n s t e, die wir anbiete n , s e hr erns t und m ü ssen objektiv ble i be n.« Sie läc h elte verheißungsvoll. »Aber nach Beendigung der Verhandlungen ...« Der Ferengi grinste und ve rneigte sich schwerfällig. »Ein weiterer Gr und, sie sc hne ll abz u s c hlie ße n.« »Entschuldige n Sie uns je tzt«, sagte Sis k o. »Wir mü ssen m it dem Schwar m b ewußtse in s p rec h en – we gen des Konferenzraums.« Er verbeugte sich form ell. »Bis später, m e ine Herren.« »Ja.« Gi mba grinste und wand te keine Sekunde lang den
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Blick sei n e r feuchten Auge n von Dax ab. »Ich bi n ein sanfte r Mann. Ein sehr sanfter.« Die beiden Ferengi nahmen ihre Plätze a m Tisch wieder ein und winkte n eine n vorbeige h ende n Kellner zu sich, während S i sko und D a x zu der Nische zur ü ckke hrte n , in de r sich das Interface zu m Schwarmb ewußtsein befa nd. »Ich habe ein paar Fragen«, flüsterte Dax. »Ich auch«, antwortete Sisko. »Zum Beispiel... sind wir verrüc kt geworden? Wir dürfe n nic h t ve rgesse n, daß diese Leute s o gefähr lic h s i nd wie die Antim a terie, die s i e gera ubt habe n.« Er blieb vor dem m ittlerweile vertraute n Term inal stehen. Nachdem er sich um gesehen und überzeugt hatte, daß niem and sich in Hörweite be fa nd, be ugte er sich vor. »Hie r spric h t die Person«, sagte er, »die Sie a l s Marc us Garve y kenne n .« »Hallo, Mr. Garve y «, erwide rte die Stimme. »Ich m ö cht e Ihnen da nke n, da ß Sie f ü r uns .. . ä h . .. ge logen habe n.« »Gern ges c hehn«, s a gte das Kolle ktivbewußtsein. »Sie frage n sic h wahrsche i nlic h, warum wir dies geta n ha ben. N u n ja, wir sehen es als unsere Le bensaufga be an, die Möglic hkeit zu bieten , Geschäfte unter idealen Umständen ab zu w i ckeln. Offens ichtl i ch bra uchten die be ide n Gr uppen Ihre r Freunde jem a nden, der Ihre Art von D i enst leis tunge n anbi etet. S i e habe n offe nsic htlic h das Zie l, das Geschäft zwische n diese n bei d en una nge ne hm en Gruppe n abzuw i cke l n, ohne daß sie auf Gewalt zurückgre ife n m ü ssen, und das is t auc h uns er Zie l . E i nf ach au sg ed rü ck t. .. d e r Pla n e t E co i s t e i n fr ied l i ch e r Hande lsha fen. We nn Sie dieses Ziel unte r s t ütze n, werden wir Ihnen jede erdenkliche Hilfe zu komm e n lass en.« Bevor Sis k o und Da x antworte n konnten, gli tt ei n kl einer , leuc hte nde r Gege nsta nd hinter dem Bilds c hirm her v or. Der Comm a nder bra uc hte eine n Auge nblic k, um zu begre if en, da ß es sich um den Komm unikat o r ha nde lte , den er unter de n Tisch gew o rfe n ha tte . Er fra gte sich, wies o er sich bewegte, doc h da nn sah er di e dunkle n Fühle r , die über da s Metal l hinaufra gten , und die schwarze n Beine, die sic h dar u nter b e wegten. Sisk o wich zu rü ck, d o c h Dax hob ih ren
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Komm unikator auf und legte dabei ei ne n gr oße n Ecoz i d f r ei . »Vielen D a nk«, sagte sie. »Wir brauchen einen privaten Konferenzraum. Können Si e uns einen zur Verfügung stellen? « »Natürlich«, antw ortete das Schwarm b ewußtsein. »Der gel b ge kennzeic hnete We g f ü hrt zu pri vate n Konferenz r ä um en. Für eine be scheidene Gebühr , die wir Ihnen in Rechnung stellen werden, dürfen Sie Raum Numm er neun so lange be nutzen, wi e Sie möchten. Darf ich Ihnen auch ein Schlafquartier bereitste llen?« »Nein, vielen Dank«, sagte Dax. »Wir schlafen auf unse r em Schif f .« »Falls Ihr Schiff gewartet od er aufgetankt werden muß, verf ügen w i r über a lle daz u nöti gen E i nric h t u nge n.« »Danke«, sagte Da x, »aber ic h gla ube , wir kommen i n dieser Hins icht schon klar.« »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, brachte Sis ko zust ande. »Viel Gl ück bei I h r e n U n ter n ehm unge n« , vera bschiedete die synthetische Stimme sich. Als Sis ko von dem Interface zurücktrat, kreisten in s e inem Kopf m e hr Fra g en, a l s er A n t w orte n be kom m e n hatte. Er fragte sic h , wie lange sie mit dieser Sc harade weitermachen konnte n. Er fragte sich, wie s ie sowohl ein Schiff voller gier ige r Ferengi a l s a u ch eins volle r blutdürstige r Ba jora ner austrickse n konnten. Die m e isten Gedanke n machte er sich jedoch übe r die Ec ozi d en. We nn sie Rizo s o gewa ndt bel üge n konnte n, w a ren s i e a u ch im stande, Da x und i h n zu bel üge n. Schließlic h schütte lte er de n Kopf. Er wußte, es ga b keine Antw orte n , nur Tate n . Unte r den ge gebe ne n Um stände n blie b ihnen ka um eine ande re Wa hl , als ei nfac h m itzuspiele n . Nachdem er sich vergewissert ha tte, daß die Ferengi noc h an ihrem Tisc h sa ßen, holte er de n K o mm unikat o r he r v or und berührte ihn. »Sisko an Odo«, fl üst e rte er . »Ja, Commande r?« »Bitte beamen Sie uns an Bord.« »Jawohl, Sir. Ich er fasse Ihre Koordinate n.« Commande r Sisko war so tie f i n Gedanke n ve rsunke n, daß er nicht auf de n Ecozid achtete, der den Kommunikator gebracht hatte.
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Plötzl ich s p ra ng das Inse k t vom Tisch, l a nde te auf Siskos Jacke und kroch in eine Tasche. »Energie«, sagte Odo m i t ruhiger Stimme.
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D
r. J u lia n Bashi r l ud sc hne ll ein en weiteren In jek t o r mit ein e m Sch merzmi ttel und vera breic hte das Me dikam e nt dem verletz t en Fähnr i ch, der auf dem Bode n de r Brüc ke lag. Er und C h i e f O' Brien hatte n bereits eine Stunde auf de r Valor verbracht, dem stärker beschä digten der beiden Kreu zer, und Ba shir war gerade auf die Regal gebeam t, auf der sich ein halbes Dutze n d verw undete r Besatz ungsm i tglie der befa nd. Den e i nzige n Todesfall hatte es an Bord der Valor gege be n – ei ne Stra hle nve rbre nnung –, und bisl ang ha tte kei n er der ande ren Verletzte n stationä r beha ndelt werden m ü ssen. Bas h ir ha tte ih re Prellu ng en und Brü ch e ambulant zusamme nflicken können. Er hoffte , daß diese behelfsmäßige Ver s or gung genügen wü rde, bis si e auf die Station tra n sportier t werden konnte n, w a nn auc h imme r das geschehe n m o chte. Der junge Arzt gä hnt e und kämpfte ge gen die Erschöpf u ng an. Seit er die Sta t ion an Bord des Flitzers verlassen hatte, hatte er keine n Augenblic k R uhe be kom m e n. Er wünsc h te sich a llm ählich, er w ä re nicht der einzige pra ktisch e Arzt in diesem Teil der Galaxis. Die Kreu zer waren zu klein, als daß m a n ihnen Schi ffsärz t e m it auf den We g hä t t e gebe n könne n . »Wann kommt Chief O'Brien endlich?« knurrte eine wüte nde S t imm e. Bashir s c haute von se ine m Patienten au f, der gnä di gerwe i se ei nge schlafe n war, und m achte eine n statt lic hen junge n Ma nn in ei ner preisel bee rfarbe ne n Unif orm aus. Zue r s t ha tte e r sich ge freut, Ca pta i n J o n Ra chm a n kennenzulernen, und gehofft, aufgrund ihres in etwa gleiche n Alters wür d en sie sic h beste n s verste he n, doc h m ittlerweile gi ng i h m der j u nge C a ptai n der Regal auf die Nerven. »Das weiß ich nich t«, mu r melte er, während er die Wunde
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kauteris ier t e. »Was soll das heiße n , Sie wiss en es nic h t?« schnappte Captain Rachm a n. »Haben Sie Ihr Vorgehen nich t m iteinande r abgestim m t ?« »Eige n tlic h nic h t«, e r wide rte Bashir . »Ich flicke die Leute zusamm en, und er fl i c kt die Im pulstr iebw erke z u samm en. Er wird best i m m t sofort kom m e n, soba ld die Valor a u s eige ner Kraft die Station er reichen kann.« »Was ist mit Trak torstrahlen?« Der Arzt seufzte und scha lte te sein Ins trum ent a u s. Er erhob sich und sah Ca ptain Rach m a n in die Augen, wobe i er sich wüns chte , der junge Offizie r wäre nic h t ein paar Zentim eter größe r als er. »Sie sind viel zu weit von der Station entfernt aus dem Warpflug ge kommen, als daß wir Ihnen dam it helfe n könnte n«, e r klä r te er . »Wären S i e nähe r herangekommen, wäre wahrsc heinlich nichts von alledem passiert.« Rachm a n kniff die Lippen z u sammen. »W ollen Sie m i r etwa sagen«, erwiderte er dann, »wie ich me in Kommando handhabe n m uß? Ma n ha t uns befohlen, das Wur m loch zu m e iden. Warum sitzt Ihre Sta t ion a u ch direkt über ihm ? « »Da mit wir den Verkehr überwachen können«, antwortete Bashir. »Hören Sie, Captain, ich ha be Patienten, die m i ch bra uche n. Wenn s ons t nic h ts m e hr ist . . . « »Da ist noc h jede Me nge«, sagte Rachm a n unge hal t en. »Ich will wissen, wer uns angegriffe n hat und wo wir die Angreifer finden können!« Als Bashir an ihm vorbe ischau te und die Brücke nach weitere n V e rletzte n a b suc h te , w u rde die Stimm e des Captains weicher . »Vielleic ht wären Sie so fre undlich, s i ch m a l m e inen Erst en Offizi e r anzu sehen? Hier drüben ...« Der Arzt nic k te und f o l g te de m Captain zur Navi gati onskons ole , nebe n der m it schm erzverzerr tem Gesicht eine attrak tive blonde Frau saß. Mit seinen lange n Finger n öf fnete Bas h ir i h re n Kr agen; da be i bem e rkte er die Rangabzeich en ei nes Lieutenants. Er öffnete schnell seine n Tric or der und nahm ei ne e i nleite nde Unters uchung vor . »Ein paar gebr oc he ne Ri ppe n«, erklä r t e er. »Innere Verletz u ngen kann i c h nic h t feststel len. Lie ute n a n t , ic h
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m ö chte, da ß S i e jetzt ganz r u hig sitze n ble i ben. Bewe gen Sie sich nicht. Ich ka nn I h nen ein Sc hm erzm itte l gebe n.« »Nein«, sagte sie mit verzerrtem Gesicht. »Ich muß wac h bleibe n.« Sie schaute zu ihrem Captain hoc h . »Wir ve rfolge n sie doch, oder?« »Wora uf Sie sich verlassen können«, sagte Rach ma n wüte nd. »Aber ers t in ei ni gen Ta ge n«, sagte Bashir . »Und zum i ndest sie ge ht nirge ndw o hin, m a l abgesehen von ihrem Bett. Abe r wie dieses Schiff aussieh t, werden die ande ren Besatzungs m itglie der wohl a u ch nirge ndw o hinge he n.« Captain Rachma ns rosa Wange n färbten sich dunkelrot. »Wolle n Sie m i r etwa sagen, w a s ich z u tun ha be , Doktor? Wir haben den Befehl bekomme n, diese Ladung Antimaterie zu schützen, und ich habe vor, diesen Befehl au szuführen. Notfa lls werde ic h die Angreifer bis zum Ende des Föderat i onsraum s ver f ol ge n!« »Sie sind am Ende des Föderati ons raum s«, entgegne te Bashir. »Wir werde n vom car dassia n isc h en Reich um geben, und hinter dem Wurm loch liegt ein Qua d rant , über den wi r kaum etw a s wissen. Außerdem befinde n si ch za hlreiche Ferengi und a b trünnige Klingo ne n in diesem Sektor, die niem andem außer sic h selbs t treu sind. Ic h weiß nic h t, was m a n Ihne n m itgetei l t hat ode r was Sie erwarte t ha ben, Captain!« »Man hat uns je denf alls nic h t m itgeteil t , daß dies hi er das Grenzla n d zum Nichts ist, in de m man in dem Augenblick, da wir hier eintreffen, auf uns schießen wird!« Bashir läc h elte . »Dann hat m a n Ihne n etwas Fals ches m itgeteilt.« »Starflee t wird da von erfa hre n!« dr ohte Ra chm a n. »Das will ich doch hoffen«, erw iderte Bashir und ließ den Captain einfach st ehen . »Minis ter i n Roser Iss a m ö chte m it Ihnen s p rec h en«, s a gte de r baj o ra nisc he Of fizie r an de r K o mm unikat i ons kons ole . »Soba ld ic h Ze it habe «, antw or te te Maj o r K i ra. »Sa g e n Sie ihr, sie soll warten.« »Direktor Amkot wartet in seinem Quartier auf Sie«,
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erinnerte der Offizier sie. »Ja, ic h we iß«, erwiderte die attraktive Bajoranerin. »Und wir haben eine Kom-Verbindung mit dem Rat.« Kira nick te. »Das habe ich erwartet.« »Er mö chte Sie sofort auf Bajor se hen.« »Möchte e r das? « fragte Ki ra. »Teile n Sie dem Rat mit, daß ic h zuerst noc h eine dri ngende Ver a bre dung einhalte n m uß und dann K o nta k t m it ihm aufne hm en werde . Ach was, teile n Sie den Ra tsmitglie der n m it, wenn sie sich unbedingt unterhalte n wolle n, sollen sie doch miteina nde r sp rech en. Ich habe m e ine n Ber i cht a bgegebe n und ihm nic h ts hi nzuz uf ügen!« Der bajora nisc he Offizier sah sie frage nd an. »Soll ich dem Rat das wir k lic h mitte ilen?« Kira schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie zog die Schultern hoc h und a t m e te tief ein. »Wo is t er ?« m u r m elte sie. Wie z u r A n twort glitten die Türen des Turbolifts auf, und ein schlaksi ger Hera nwachsender betra t die OPS. Sie sah ihn an und da chte läc h e l nd, da ß er seinem Vater je den Tag ähnlic her s a h. Sie ha tt e of t D i ffe renze n m it Comm a nder S i sk o geha bt , konnte i h m aber bei der Erzie hung se ines Sohnes nich t die geringsten Vorwürfe m achen. Ihrer Meinung zufolge leiste te er dabe i erst au nliche Arbeit, und sie bezwei felte, da ß sie es eb enso gut hätte ma chen können, bes o nders als alleinerzieh endes Elternteil. »Hallo, Jake«, sagte s ie. Der Junge verla g er te unbe haglic h sein Gewicht von einem Fuß a u f de n a nde ren. »Hallo, M a jor Kira . Tut m i r le id, daß ich s o l a nge bra uchte , aber wir ha ben ge rade eine Klassenarbeit geschrieben . Wege n des Alarms mußte ich länger bleiben.« »Das ma c h t nichts«, erwi derte die Bajora nerin. »Ich wünsc h te nur, wir hätten e i ne n bessere n Anlaß für dieses Gespräch gehabt.« Er sah s i e verwirrt an. »Wo ist m e in Vater ? « Sie se ufzte . »Darüber will ich ja gera de mit dir sp re chen. W o llen wir in s Bü ro de ines Vaters gehen? « »Wo ist er? « fragte der Junge plötzlich beunruhigt. »Soweit wi r wissen, geht es ihm gut«, erwide rte Kira.
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»Aber wir wissen nicht, w o er ist. Er ist vor fast zwei Stunden m it Dax und Odo durc h das Wurm loch gef l ogen. Sie verf ol ge n e i ne n A n t i materie-Tanker, der e n tführ t w u r d e.« Der Junge nickte und mu sterte sie aus zusamm engekniffenen Augen. Sie wußte, daß er ein intellige n ter junger Mann war, aber sie hatte ihm gerade mi t einem einz ige n Satz s e hr vie l um die O h re n geknal lt . »Äh... wann kommt er zurück? « »Das wissen wir nicht«, erklärte sie ihm . »Wie du we ißt, können wir mit dem Gamma-Qua d ranten nic h t kom m unizieren. Er ha t m i ch gebeten, dir zu sage n, daß er so schne ll wie m öglich zurückkomme n wird.« »Wen hat e r ve rf ol gt ?« fragte Ja ke. Sie kniff die Li ppe n zusamm en und sc haute z u B ode n. »Wir glau ben«, sagte sie da nn, »da ß es bajoranische Terr orist en waren, die mit abt r ünni g en Kl ingonen zusamm engear beite t habe n.« Der Junge wandte sich von ihr ab, und si e wußte, daß er daru m käm p fte, seine Gefühle unter Kontro lle z u halten. »Verdammt«, mu rmelte er, »warum mußte n wir nur h i erh e rko mmen ? Waru m k onnten wir n i ch t zu r Erd e zur ü ckke hr en, wo wir die Leute we ni gste ns verstehen? Warum könne n die Bajora ne r nic h t m it dem Käm p fen aufhören? « Kira trat von der Kommandokon sole herunter und ging zu dem Junge n. Er war bereits größer als sie, und s i e hätte schwören können, daß dem vor ein paar Mona ten noc h nicht so gewese n war. Sie legte einen Arm um seine schm alen Schulte rn. »Soll ic h dir e r kläre n , was Bajora ner in ihrem Verhalte n beeinflußt?« fragte sie. » U ns bee influßt e in halbes Jahr hunder t der bruta len Unter d r ü c k ung durc h die Cardassian er. Das ist das einzige, was wir alle gemeinsam habe n. Einige von uns waren bis zu einem gewissen Grad Kollaborateure, andere waren Mitglieder des Widerstands und Patrioten. Einige von uns könn en nicht aufhören, Widerstand zu le iste n, andere könne n nic h t a u f h öre n z u käm p fen. Wi r sind wie die Antim aterie, hinter der jetzt jeder he r ist. Wir können unsere Reaktion nicht än dern – wir explodieren, wenn
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uns ir ge nd etwas , einsc h lie ßl ich des F r iede ns, z u nahe k o mmt . « Sie schüttelte de n Kopf. »Ic h weiß nicht, wie viele Generat i onen es noc h da uer n wird, bis wir wiede r norm al sind. Du hast in de r Schule einiges über uns erfahren – du weißt, w i e wir vor der Invasion der Cardassianer wa ren.« Jake nic k te . »I hr V o l k war f r ie dl i e bend.« »Ja«, pflichtete Kira ihm bei. »Und jetzt sind wir krie g sl iebe nd. Wir si nd rachs ü c h ti g, wir sind m i ßtr a uisc h. Aber wir s i nd auc h volle r Hoff nung. Desha l b w o llte n wir f ü r die F öde r a tion ei n Raum schiff ba ue n. Weil wi r zeige n woll ten, da ß w ir w i eder Di nge bauen könne n.« Sie brac h te ein Läc h el n z u sta nde . »Ich ha be i n le tzter Zeit einiges über die terranische Geschic h te nachgelesen, und ihr habt die gleichen Phas en durchlaufen. In e u rem Fall war es noc h sc hlimmer, weil eure Grau samk eit von innen kam. Ihr h a bt si e üb er wu nd en, ab er d a s war nic h t leic ht . De in Va ter hil f t uns und vers ucht, ei n gute s Beispie l für uns z u sei n . Bitte halte ihm nic h t vor, daß er versucht, uns z u helfe n .« Jake runzelte die Stirn. »Werden Sie es mi ch wissen lassen, wenn ... wenn es etwas N eues gibt? « »Natürlich«, sagte der Major. »I ch habe großes Vertrauen in deine n Vater. Und du s o lltest es a u ch ha ben.« »Ja«, m u rmelte Jake. Er lächelte schwach. »Danke, daß Sie es m ir pers önlic h gesa gt ha be n, Major.« »Das war doch selbstverständlich.« Jak e sch lich zu m Tu rb olift, und die Tü ren g l itten au f. Kira sah ihm nach, bis die Türen si ch wied er geschlossen hatten, und schüt t e lte da nn de n K o pf. »Na ja«, murmelte sie, »wenn ich das durc hstehen konnte, kann ic h wohl auc h die ande ren Gespräche überstehe n. Nehm en Si e Konta k t m it dem Rat, de n Mi niste r n und alle n ande ren auf, die m ich sprec h e n wolle n, und te ile n Si e ihne n m it, da ß ic h nach Ba jor f lie ge, soba ld Chie f O' Brien m it den Kreuzern nach DS Nine zurückgekehrt ist.« »Jawohl, Sir«, a n twor tete der Untergebe ne. »Wie sieht Ihr Pla n aus ? « fra gte Odo m it seine r üblic he n Direkthe it.
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Der Gestaltwandler wi rkte gut er holt , dacht e Dax, nachdem er dre ieinhalb Stunden a l s flüssige Substanz in einer tragbare n Toilette an Bord der Mekong ve rbrac h t hatte. Da sie und Benja m in auf de n Pla n ete n zurüc kkehren m ußte n , hat t en sie gebeten, daß er seine Ruhephase rechtze itig unterbrach. »Keine Ahnung«, seufzte Sisko. »Wir m ü ssen an Bord des Tankers gelangen und e i ne Chance bekom m e n, ihn zu übe rne hm en.« »Mit anderen Worte n «, sagte Odo, »wir mü ssen ihn ein zweites Ma l e n tführen.« »Mit drei Personen«, fügte Da x hinzu. »Eigentlich nur zu zweit, weil eine r von uns de n Fl i tzer z u r ü ckbri ngen m uß. Ich weiß nicht gena u, w i e wir es anstellen werden, aber ic h glaube, wir sind schon ein Stück weiter, wenn wir erst ihr Vertra uen gewonne n ha ben.« Sie lächelte verze rrt. »Ic h wende e i nige Fe rti g keite n a n , die ic h nur sehr selten einsetze.« Odo ne igte ne ugieri g de n K o pf. »Ich vers t e he. Sie haben m i r erzählt, wie es auf diesem Planete n aussieh t, und ich verm ute, daß es dort kei n e A u t o ri täts pers one n gi bt , die w i r um Hilfe bitte n könnten.« »Nein«, sagte Sis k o, »dor t gibt es ledi gl ich das Schwarm b e w ußtsei n der Ecozi d e n , und das scheint nur dara n interessiert zu sein, reibun gslose Geschäfte zu tätige n . Waffen s i nd verbote n , a b er sonst sche int alles erla ubt zu sein.« »Ich nehm e nic h t an«, sagte O d o nac h de nklic h, »daß S i e jem a nden gesehe n haben, de r m e iner Spezies a nge höre n k önn te? « Dax schütt elte de n Kopf. »Wer weiß? Wir ha be n viele auße rgew öhnlic he Frem dwesen gesehe n, ab er keins in einem flü s sig e n Zu stan d.« Odo r unze l te die S tir n. »Nat ür li ch nic h t . Wenn ic h m i ch nic h t ger n in m e ine m natürlic hen Zus t a nd ze ige , wird das wohl au ch für si e gelten. Wir ha ben also keine a n dere Wahl, als hier a u szuha rren und zu ver s uche n, die Ferengi gegen die Terr oris t en auszus piel en und z u hoffe n, da ß sie sic h auf uns verlassen, ihr Problem zu lösen.« »So ungefä hr«, pf lic htete S i sko ihm bei. E r schl ug a u f die
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Lehnen seines Stuhls und e rhob sich. »Marcus Garvey und Jade Dixon haben in ein paar Minuten eine Verabredung.« Dax läche lte verwirrt. »Ich ve rstehe ja den Zusammenhang zwische n J a dzia Da x und Ja de Dixon ... a b er wer ist Marcus Garve y?« »Sie mü ssen sich eingehender mit der terranischen Geschic h te befassen«, erwiderte Sis k o. »Soba ld wir zurück sind, le ihe ich Ihne n den richtigen Lesestoff. Drücke n wir es m a l so aus : Er ha t e t was m it Hannibal gem e insam .« Odo und Dax sahe n eina nde r an, doch keiner konnte de n ande ren aufklä r en. Odo dre hte si ch m it seinem Stuhl und f uhr m it den Finger n über die Kontr o lle n. »Soll ic h Sie zu dense l be n Koordina te n zur ü c k sc hic k en, von de nen i c h Sie hera uf gebe am t habe ?« »Ja«, sagte der Comma nder und ging zur Trans p orte rpla ttf orm . »Komm e n Sie, Jade ?« »Ja, Marcus«, erwiderte sie. Dax hatte den Sta p el der schwarzen, rechteck igen Münze n gezählt und fra gte s i ch nun, was genau m a n m it zwanzi g Bil b ok ka ufe n konnte, von ei ner überte u erte n Karte ei nmal abges e hen. Sie er griff die Münzen und st eckte sie in ihre Jacken tasche, bevor s i e Sisko in de n Trans p orte r folgte . »Ich wollte m i ch nur vergew i ss ern, daß wir noch nicht pleite sind«, erklärte sie. »Falls wir eine Rechnung bekommen, können Sie sie bezahlen«, sagte Sis ko. »Alles klar, Constable. Ener gie. « Ihre Moleküle wurden zerstreut über me hrere tausend Kilome ter sonniger Planeten atm osphäre hinweg a u sgestrahlt und i n einem dunklen, unterir disc he n Raum wieder zusamm engesetzt. Wie zuvor war das Ge schäftszen trum im Verhältnis zu dem größeren Res t aura nt, in dem sie gewesen waren, nur schwach besuc h t, doch noch immer ma rschierten die seltsam en erhellte n Sy m b ole übe r die D ecke. Dax sah s i ch i n dem Raum um und konnte kei n e de r beide n Parteien, die si e hier tre ffen sollte n, ausfindig machen. Plötzl ich fi el ihr Bl ic k auf ei nen Gegensta nd in den V itri n e n , an de n sie keinen zweiten G e danke n verschwendet hätte, hätte sie nicht darüber nac h gedacht, wie sie die Rolle der Jade Dixon spielen sollte. I n de m betreffe nde n Fach war über einer wohlm ode llie rten Puppe ein schim m e rndes, tief
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ausgeschnittenes, goldenes Klei d dra pier t. Sie ging darauf zu und fra gte sich, wie es auf ih rem Körper aussehen würde. Noch bevor sie m it dem Sy m b ionten name ns Dax vereint worden war, war die junge Frau namens Jadzia eine ernsthafte Person ge wesen, die für Frivolitä te n nicht vie l übrig ge habt hatte. Der Weg, der dazu führte , zum Gastkörper zu werden, war schwierig und unerbittlich – nur die Entsc h lossensten wurden auserwählt. Daß Curzon Dax sich in solch einen Schwerenöter verwa n delt hatte , ersta u nte sie noch immer, doc h Jadz i a Dax hatte völlig a nde re Prioritäte n. In diesem Augenblick war eine davon, das schimmernde goldene Kleid anzuprobier en. Jadzia war nie eine sinnlich e Person gewesen und hatte auch jetzt nic h t das Verlange n, eine z u sein. D o ch diese Facette des Lebe n s hatte Curz on Dax durchaus z u schätzen gewußt, und die Anzi ehungskraft, die sie auf das mä nnlic he Geschlecht ausübte – lediglich, indem sie etwas mit dem Hinte r n wa ckelte und m it den Augen kl im perte –, war für ei n Teil von ihr eine ne ue Erfahr ung. Sie m ußt e genaue r studier t werden, und diese U m stände waren da für ideal. Nie m and von Starfleet oder DS Nine wü rde Zeuge ihres >Studiums< werden, e i nm al abges e hen von der Pers on, die s i e am beste n kannte , und Be njam in würde e s ihr unte r de n gegebene n Umständen nachse hen. Ja, dachte Dax, dies es Kleid m uß ein Teil m e iner ne ue n Erf a hr ung we r d en. Sisko folgte ihr, ohne zu wissen, was sie vorhatte. »Sieht den Ferengi und Bajoranern ähnlich, daß sie zu spät komme n«, m u r m elte e r . »Was sehen Sie sich da an ?« »Dieses Kleid« , antworte t e sie. »Ich würde es gern kaufen.« Er lachte. »Das ist doch nich t Ihr Ernst!« »Doch, is t es.« Sisko w u rde plötzlich wied er ernst. »So was ziehen Sie doc h gar ni cht an.« »Ich weiß« , erwide rte sie, von dem Kleid wie in de n Bann geschlagen. »Abe r Ja de Dixon würde s o was anzie h en.« »Das gla u be ic h kaum «, m u rm elte er. »Hören Sie zu, Benja m in, wir müssen sie a b le nke n und aus dem Gleichgew i cht bringe n. Könne n Sie s i ch vors tel l en, daß
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dazu etwas besser geeignet wäre als dieses Kleid? « Bevor er antw orte n konnte – falls er über h a u pt eine Antwort hatte –, dre hte die Vitrine sich , und ein weiteres Fach m i t einem ande ren K l eid kam in Sic h t . Da sie bef ü rc htete , i h r be vorzugtes Stüc k wür d e f ü r imm er versc h wi nden, gr iff D a x nac h de m Fach, und die glasä h nlic he Substa nz l ö ste sic h unter i h rer Berühr ung auf. Indem sie das Kraftfel d ber ü hrt hatte , hatte sie eine sy nthe tische Stimme aktiviert, die sie nun informierte : »Das Kleidungss t ück kostet achtzehn Bilbok.« »Achtzehn Bilbok!« sagte Sisko höhnisch. »Das ist doch fast alles, was wir ha ben.« Sie i g nor i e r te ihn und gr iff nac h dem Kleid. Es fie l von dem Puppe nkors o und i n i h re Hä nde . »Und wenn es nicht paßt? « fragte er. Sie lächelte. »Ich ha be es noch nich t bezahlt. Halten Sie nach unseren Freunden A u sschau.« »Die Umkleidekabine befindet sich rech ts von dieser Vitrine«, sa gte die Stimm e. Dax be dac h te Sis ko m it einem – wie s i e hoff te – tr ös tenden Lächel n. »I ch bi n gle i ch wie d er da.« Commander Sisko schritt vor de r Vitrine auf und ab und schlug ge legentlic h mit der Faust in seine Ha ndfläche. Er wußte nic h t, we n er m e hr zu se hen vera bs cheue n w ü rde – die verdrossenen Terroristen und ihre Fere ngi-Partner oder Dax in diesem Kleid. Er bem ühte s i ch stets , sich Dax a l s seine n Kum p el und Me nt or Curz on vor z ustel l en, und die m e iste Ze it über fiel ihm dies nicht beso nders schwer. Jadzia besaß alle Erinnerungen und Erfahrungen Curzons, und die ausge g lichene Weish eit, die si e imm er wieder a n den Tag legte , er innerte ihn s t ändig da ra n, wer s i e war. Abe r sie war nun m a l nicht der a lte Kna b e. Sie war eine ga nz andere Person, wie jema nd, der ei ne sehr trauma tische Erfahrung durchgem acht hat t e und da von auf Da ue r verä nder t worde n war. Sie betonte nie m als, daß sie eine w u ndersc höne junge Frau war , und des h al b m ußte er auch kaum daran denken. Die m e iste Zeit über . Siskos trau ma tisches Erlebnis erfolgte einen Au genblick
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später , als Dax in de m enthülle nde n, bode n la nge n K l eid a u s der Um kleidekabine kam. Sein Mund klafft e auf, se ine Kehle war auf e i nm al völli g tr oc ken, und er vers uchte, se ine Blic ke dara n zu hinde rn, ihre n A u sschnitt hinabz uw a nde rn. Er wußte, daß sie Brüs te hatte, aber er hatte noch nie so viel von ihnen gesehen. Das Tal zwisc h e n ihnen wurde z u sätzlich von den fe ine n braune n P u nkte n bet o nt, die von ihren S c hulter n bis tie f hi nab unter de n gl itzer nden St off w a nde rte n . Sisko zwang sich, tie fer hinab zu sehen, ab er das half auch nic h t vie l . Das Klei d floß w i e ei n le uc hte n der Farbm antel um ihre Hüften und Sc hultern, und der Stoff wa r so durchsichtig, daß e r die Form ihre r Beine da runter e n t h üll t e. Schl ießl ich m ußte er den B lic k völl i g a b we nde n. »Dieses Kleid werde n Sie nicht tragen «, erklärte er. »Bitte f ühren Sie s i ch nic h t auf, als wären Sie m e in Vater«, sa gte Da x. »Ich bi n a lt genug, um Ihr Ur-Ur-Urgr oßvate r zu sei n, und ic h bi n der Ansic h t , daß diese s Kleid sehr e ffektiv sein wird.« Dagege n wußte S i s k o nichts einz uwenden. Wä hr end er noc h vers uchte , sic h eine n guten Grund einfallen zu lassen, ihr zu untersage n, dieses Kleid zu tragen , drückte sie ihm einen Kar ton in die Hände. »D as ist me ine alte Kl eidung«, sagte sie, »und wie ich sehe , treffen gerade unsere ersten Gäste ein.« Der Bajoraner Ri zo kam durch den Raum stolzier t. Er trug dasselbe grobe Lederge wa nd und stellte dasselbe m i ßtrauische Stirnrunzeln zu r Schau, wu rde diesma l a b er von zwei Bajor a neri nnen begleite t. Sisko ha tte den Ei ndr u ck, da ß diese beide n Fra u e n durc haus a t traktiv se in konnte n, w e nn s i e es darauf anlegten , aber der Gegensatz zwische n diesen zerkl üf tete n Terr o r i st innen und der st rahle nde n E r scheinung nebe n i h m war einfa ch ersta u nl ich. Viel le icht , wenn sie die gleich en K l eide r trugen ... Ne in, wurde ihm klar, sie würden trotzdem nicht so gut wie Dax au ssehen. Dieser Gegensa t z entging a u ch Riz o und seine n Beglei ter i nnen nic h t . Er läc h el te ihr ve rt räum t zu, und die beiden Fra u en funkelten sie w ü te nd a n . Sisko m u ßte Dax jedoch z u gestehe n , daß sie so ruhig wie imm er wirkte , als trüge s i e je den Ta g s o ein e x otis ches Gewa nd.
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»Willkomme n«, sagte sie lächel nd. »Hallo«, m u rm elte Rizo. »Tut m i r leid, daß wir zu spät kom m e n. Wenn Sie vers uche n, m it irge ndei ner Wa ffe hie r runterz u be am en, werde n sie autom a tisch in eine dieser ver d amm t en Ze lle n um geleitet. Auch, we nn es nur ein kle i nes Messer ist.« »Wie bedauerlich«, sagte Sisko und be grüßt e die Bajora ner i nne n m it einem Nicken. »Ic h bin Ma rcus Garve y. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.« »Elaka«, sagte die größere und energischere der beiden Frauen . Ihr hellbraunes Haar war schm utzig und zo ttig geschnitte n, und ihre Kleidung war nic h t sauberer als die Rizos . S i e bet r achtet e Dax vol l e r Absc he u. »Ic h dac h te , wi r wollten ein Geschäft besprec h en und keine Orgie feie rn.« »Eige n t lic h«, sa gte D a x, »dac hte ic h e h er a n Tanze n.« »Laß sie in Ruhe«, fa uchte Rizo seine Begleiterin an. »Bis sie gekommen sind und uns ihre Hilfe angeboten ha ben, sind wir uns gege nseitig an die Kehle n ge fahre n. V i elleic ht können wir die Sache jetzt endlich klären und mit dem weitermachen, was wi r zu tun haben.« Er warf Dax einen lüste r ne n Blick z u , der in Sis k o sowohl be schützende Gefühle als auc h Eifersuc ht weckte. »Ich glaube, Ja des Klei dung wird bei Gim b a Eindr u c k m achen. Se ine S tim m u ng he ben, wenn du verstehst, was ich me ine . « Elaka kniff die Augen zusamm en, als wä re sie keines wegs überzeugt, daß sein hauptsäc h liches Inter esse Gimba galt. Sisko fragte sich, was für eine Beziehung zwischen ihr und Rizo bes t and . »Ich bin Petra«, sagte die dritte Bajoranerin, und Siskos Aufmerksamkeit ric h tete sich auf die jüngere Frau . »W ir sind Freiheitskämpfer, und wir haben nicht viel Geld«, erklärte sie. »We n n Sie uns he lfen, trage n S ie dazu bei , Baj o r von de r Unterdrüc kung zu be freien.« Petra eri n nerte i h n dara n, wie Major K i ra vor vie lleic ht fünf Jahren gewesen sein mo chte, als ihr Idealism u s noc h nich t vom Pragma tismu s gedämp ft worden war. Er w u ßte, es wäre besse r, keine politisc h e n Äuße runge n zu tun, doc h er konnte s i c h die offe nsic htl i c h e Bem e rkung nicht ver kne ife n : »Ich dachte, Bajor wäre frei ? Z u m i ndes t habe ich ge hört , da ß
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Sie die Cardassia n er losgew orde n s i nd.« »Cardassian er?« sagte Rizo veräch tlich. »Wenigstens waren die ehrlich, wa s ihre A b sichte n be tra f . Jetzt ha ben wir eine Mar i one tte nre gi erung, an dere n Fäden die Föderat i on zieht.« Er betrachte t e Sis k o m i ßtrauisch. »S ie sind doch kein S y m p athisa nt der F ö de rati on, ode r ?« »Ich leiste den größten Teil m e iner Ar beit außerhalb des Einflußbereichs der Föderation«, antwortete er einigermaßen wahr heits getreu. »Bei den Wunde rn von Zot!« bellte hi nter i h nen eine Stim m e . »Was f ü r ei n gr oßa rt iger Anbl ick! « Es besta nd nur weni g Zweifel , was Gim b a und sei n e be ide n Gefährten anstarrten und üb ersc hwenglic h lobten. Der Ferengi stürmte vor, um Dax' Hand zu küssen, und s i e lächelte, al s würde si e sich tatsächlic h über die sa bbe rnde Aufm erksa m keit freuen. Die beide n andere n Ferengi zappe lte n hi n und he r und war t eten a u f i h re Gelege nheit , an Dax hera nz ukomm e n, doc h G i m b a lie ß ihne n kei n e C h ance. »Jade«, schnur rte er, »wenn ic h Sie in dies em wunde r b are n Kleid se he, frage i c h m i ch, ob wi r ni cht ei nen Fehler bege he n, unsere n Fra u en das Trage n je gli c her Kle i dung z u ver b iete n. Aber m a n m u ß nat ü rl ic h die T r adi t i one n aufrec h ter h alten. Sie stelle n in der Tat e i nen wunde rvolle n Anblic k da r, und ic h bi n da nkba r, I h re Be kanntscha f t gem acht zu habe n.« »Können wi r jetzt weitermachen?« schna ubte Elaka. Gim b a mu sterte die Bajoranerin m it Ve rachtung. »Ich nehme an, fünfzig Ja hre cardas s ianischer Herrschaft machen wohl jeden ungehobelt«, schnaubte er. Rizo sc hien nich t genau zu wis s en, wie er sich verhalten sollte. Einerseits fü hlte er sich verpflichtet, Elaka zu verte i dige n, ande rers eits hät t e er am liebste n – wie die ande ren – Dax unverhohlen a nge gaf f t. Schl ießlic h zog er seine brei t e n Sc hulte rn hoc h. » W ir s o ll te n lie ber a n fangen«, sagte er . »Haben Sie einen Ko nferenzra um besorgt?« »Hier entlang«, sagte Dax und zeigte auf den Korridor. »Wir mü ssen den gel b en Mar k ie rungen fol g en.« Die seltsa m e Gruppe bahnte sic h la ngsam den Weg durc h Schwarm drei und ka m an eine r Reihe kleiner Türe n vorbei,
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hi nter de nen wahrsc h ei nl ich P r ivat quart i e r e lage n, und dann an einer Art Spielsaal, aus dem lautes Geklingel und auf g eregte Rufe er kla nge n. Gim b a tr ug seinen Gefä hr ten auf, sich zu merken, welche Farbe sie zu dem Spielsaal führte. Ansonsten gab er si ch damit zufried en, be lang- und ziellose Konversa t ion mit Dax zu treiben. Sisko s tellte fest, daß die beiden Bajoranerinnen ihn in die Mitte genommen hatten. Elaka z o g fortwä hre nd ein ve rdrosse nes Gesicht, doc h Petra schien sehr aufgeregt zu sein, sic h auf dem fremd en Plane t en Eco z u befinden . »S o etwas habe ic h noch nie gesehe n«, sagte die jüngere Fra u , als sie an dem Spielsaal vorbeigingen. »Dann sollten Sie m a l Deep Spa ce Nine be suche n «, s a gte Sisko. . Ela ka sta rrte ihn an. »Ich dac h te , Sie hä tten nichts m it der Födera tion z u sc ha ffen?« »Ich ha be nic h t gesagt, daß ich nichts m it i h r z u t un habe« , erwide rte Sisko. »Ich weiß nicht, wie Sie in den GammaQuadranten gekomme n sind, ab er die me isten Schiffe mü ssen auf Deep Space Ni ne haltmachen, be vor sie das Wurmloch passieren können.« »Hmm «, machte si e. Imme rhin ein kle ines Zugestä ndnis. »Eines Ta ges werden wir Deep Space Nine und das Wurm loch kont roll ier e n, und wi r werden a lle Schiffe der Carda ssianer ode r der F öde rati on i n St ücke sc hie ß en!« Es fie l ihm schwer, doc h Sisko e n thielt sic h eines Kommentars. »Was hat Sie dazu gebrach t, Freiheits kä m p ferin zu werden?« fragte er statt dessen. Eine n A ugenblic k la ng w u r d e E l akas haßer f ü ll te M i e n e von einer noch schrec k licheren erse tzt. »Das interessiert Sie doc h gar nic h t.« »Doch, wi r k lic h«, be harrte Sis ko. Aber nicht sie, sondern Petra erklä r te es ihm. »Unsere Gefährtin Elaka wu rde von den Cardass ianern lebendig begrabe n . Die Leiche n ihrer E l t e rn ha t m a n über sie in die Grube gew o rfe n. Sie m ußte sic h durc h si e hi ndurc hgra ben, um hinauszukomme n.« Sie sagte es in eine m völlig nüc hte r ne n Tonfa ll , der Sis k o frös tel n l i e ß, a l s hät ten fast alle ihrer Gefährten so et was erlebt.
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Elaka stie ß de n Atem aus, und es klang wie das Zische n einer Lufts c hleu se. » D er Tod ist die Strafe für die, die s i ch uns widersetzen«, sagte sie. »Sie verdiene n keine Gn ade.« Sisko nickte. Ihm fiel nich ts ein, was er sagen konnte . Er war m it ungez ü gelte m Haß vertra ut – e r hat t e i h n sel b st vers pürt, gegen die Borg und ihr Sprac h rohr, Ca pta i n JeanLuc Picard. Doc h ei n so tiefer Haß mußte be handelt werden, m ußte durch ein Pflichtgefühl ersetzt w e rde n, das anderen P e r s on en hal f , st att si e bl in dl in gs z u zerst öre n . Tr otz seines Mitgefühls für Elaka und ihre Leiden sg enosse n durfte er nich t vergessen, daß sie die Crew des Tankers m a ssakrie r t und das Le ben Ta usender andere r Wesen gefährdet ha tten. Sie waren s o gefährlic h und ins t abil wie die A n tim aterie , die sie so r ü c k sic h tslos gera ubt ha tte n. Es war eine Erleic hte r ung, als e r sah, daß die ge lbe Linie sich z u ei nem Dreieck a u sdeh nt e, hinter dem sich ein runde r Wartera um befand, in dessen Wa nd m e hrere num erierte Türe n eingelasse n waren. Dax führte die Gruppe zu dem ihnen zugewi esenen Ra um, und die Tür öffnete sic h bei ihrer Annä her ung z i sche nd. Sie betra t en ein he ll erleuc htetes Zim m e r, das eine n m a ssiven Tisch e n thielt, der a u s na türlic hem Bernstein z u besteh en schien , ein Dutzend bequem e r Sessel und zwei Nahr ungss p ender . Be im Klang i h rer S tim men be gann der ei ne Nahr ungssp ender , Fe ingebäck z u produzier en, und i n dem ande ren e r schie n en m e hrere Tassen m it eine r da m p fende n Flüss i gke it . Sisko ging zu den Spendern ergriff eine der Tasse n. Er hielt sie unter seine Nase und roch ausf ührlich daran. »Kaffee!« staunte er dann. »Kaffee«, echote Gim b a, ging zu dem Gerät und nahm sich eine Tasse . »Eine der wenige n terranischen Erfrisc hungen, die ich ertragen kann.« Sisko hi ngegen runze lte die S tir n. »Abe r w ohe r wisse n sie , wie m a n Kaffee zube reitet?« f r a gte er . » O der a u ch nur, da ß wir dieses Getränk sc hätze n ?« »Wir schä tzen es nicht«, sa gte Rizo und betrac hte t e die dunkle Flüssigkeit angeekelt. »Ich hätte gern ein regula n isch es Ale. «
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»Das befindet sich nicht in unse r em Speicher«, antwortete die Maschine. Rizo ballte die Hand zu r Faust. »Kaffee ka nnst du herstelle n, aber kein Ale?« Er erweckte den An schein, als wolle er das Gerät z u Sc hrott schlag en; dann warf er einen Blick auf Dax und überle gte es sich ander s . Sc hl ießli c h nahm er eine der Tassen m it Kaffee und setzte si ch an den prac h t v olle n Tisc h. Sisko na hm am Kopfende des Tisches Platz. »Sollen wir anfa nge n?« fra gte er f r eundlic h. »Ja«, sagte Gim b a, de r weiter h i n vor dem Nahr ungss p e nde r auf und ab schritt und das Gebäck so schnell verzehrte, wie die Masc hine es produziere n konnte. »Die Bajoraner waren bei einem ziem lich riska n te n Geschäfts unterne hm en unsere Partner. A lle Vereinbarungen wurden im voraus getroffen, und jetzt wo llen sie si e ändern.« »Das ist gelogen!« sagte Ela ka wütend und schlug mit der Faust auf den Tisc h. »Es war vie l schwerer, den Tanker einz une hm en, als s i e es uns gesagt habe n. Wir ha ben einen gr öße ren A n tei l ver d i e nt!« »Bewahren wir doch die Ruhe«, sagte Sisko entsc h lossen. »Um was für ein geschä ftlic hes Unternehm en hande lt es sich? « Gim b a lächelte . »Drücken wir es ma l so aus ... Wir habe n die F öde rat i on um m e hrere Kaps eln Antim aterie erle ichter t.« Sein Be gle iter kiche r te. »Die Bajor a ner ware n nic h t unse r e einz ige n Part ner«, fuhr der Fere ngi fort. »Wir haben a u ch gewisse Klingonen eingesetzt, die nicht viel von der Föderation halten. U n d gena u dor t liegt uns e r Problem . Die Kli n gone n wur d en f ü r ihre Teilnah m e an der Aktion in harte r Münze bezahlt. Diesen Vorsc h uß wolle n wi r wieder herei n hole n, indem wir die Antimaterie verka u fen. Und nun weige r n sich Rizo und seine Gefähr ten, uns die A n tim aterie a u szuhä n digen.« Rizo schlug mit seiner Kaffeetasse auf den Tisc h. »Wir habe n für diese Antimaterie unser Leben aufs Spiel gesetzt! Wir haben viele tapfere Leute verlore n, Leute , die wir nicht ersetzen könne n. U n d diese fetten Ferengi habe n lediglich herumgesessen und darauf gewa rtet, da ß wi r die schm utzige
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Arbei t er le di gen!« »Das weise ich ents chie den z u rüc k!« fauchte Gim b a. Er schaute a u f seinen gewölbten Bauch hinab und schob sich das letzte St üc k Gebäc k i n de n Mund. »W ir ha ben de n ge sam t en Raubzug geplant und organisiert. Unsere Kontakte und unser Geheim die n st ha be n i h n erst erm ö glic ht .« Er zeigte m it einem rundlic hen Finger a u f Rizo. »Der wäre doch gar nicht im stande gewesen, ohne unsere Hilfe auch nur auf ein Parsec an diese n Ta nke r hera nzukomm e n! So ein unda nkbare r Narr !« So schnell wie e i n regulanischer Aalvogel sprang Elaka hinter den Ferengi und schlan g eine Schnur um seinen Hals. Als ihre s e hnige n U n tera rm e den Stra ng zusammenzoge n, schwolle n Gim b as Wange n a n , und K u c h e n broc ke n s c hosse n au s sein em Mund . Würg en d sank d e r Ferengi auf d i e Kn ie un d griff nach seinem Hals. Sisko s p ra ng auf und lief zu der Bajorane rin. D i e be iden ande ren Ferengi ta ten es ihm gleic h . Ela ka schütte lte de n Kopf. »Noch eine n S c hri tt«, sa gte sie , »und er is t t o t . Rizo kann es euch bestätige n – ic h ha be schon viel stärke re Männer als diesen Schwächling erwür g t. Ihr we rdet keine weitere se i n er Lüge n m e hr hören. Zuers t hört ihr uns a n !«
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6.
A
lle Bl ic ke ric h tete n sich a u f Rizo, und der großge wachsene Bajoraner stand langsam auf. Seine vor sichtige n Bewegungen m achten klar, er wußte gena u, da ß Elaka im stande war, ihre Dr ohung a uge nblic klic h wahr zu m achen. Das hielt ihn jedoch nic h t davon ab, sie wüte nd anz u funkeln. »Laß ihn los«, sagte er ruhig. »W ir sind nicht hier, um zu käm p fen – wir woll en ver h a n del n . Die Ferengi ha ben uns gehol f en und es ver d i e nt , ei nen Teil der B e ute z u be kom m e n. Laß ih n lo s!« Elaka sc ha ute betroffen dre in, als hätte sie nic h t dam it gerec hne t, daß Rizo s i ch gege n sie stellte. Sisko sah zu Dax hi nüber und konnte durc h i h r dünnes K l ei d erke nne n, daß s i e die Luft anhielt. Er taste t e in seine r Tasche na ch dem Komm unikator und w a r erleic ht ert, als e r i hn gef u nde n ha tte. Falls es zum Schlim m s ten kom m e n sollte , konnte n sie sich aus diesem ersticke nden Ra um beam en lassen. Elaka verzog angewidert das Gesicht und ließ die Schnur los . Gim b a stürz te zu Bode n und ra ng nac h Atem , und se ine Gefolgsle ute liefe n z u ihm , um ihm zu he lfen. Ela ka schritt wie ein e wü ten d e Katze au f und ab un d b l ieb sch l ießlich in der Ec ke stehe n , die von ihrem Opfer am weiteste n entfe r nt war. Obw o hl alle Anwesende n sie vorwurfsvoll mu st erte n , zeigte sie keine Re ue . Sisko kniete neben dem leidgeprüften Ferengi nieder. »Können Sie weitermachen? « »Ja, ja«, krächzte Gimb a und schaute z u der Bajora nerin in der Ec ke hi nüber . »Sie bri nge n i h re Meinung ziem lich nachdrücklich zum Ausdruck, was?« »Entschuldigung«, sagte Dax, »aber ich bezweifle , daß diese Methode funktioniere n wird. Wann immer die eine Seite
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vers ucht, ihre n Fa ll darz ustel l en, währ end die ande r e anwesend ist, wird es zu eine m Streit kom m e n. Wir sind zu zweit, Mar c us und ic h, und ich m ö chte vor s chla gen, daß wi r uns I h re A r gum e nte getrennt a n höre n. Dana ch werde n wir uns beraten und eine Entscheidung treffen.« »Dem würde ich zu stimmen«, sagte Rizo und mu sterte Dax ausführlic h. »Wenn wir Jade unser e Geschich te er zähle n, wird sie uns schon verstehen.« Sisko war dra uf und dra n zu pr otest i ere n. Er wol lte nic h t , daß Da x m it diesen V e rrüc kte n a llein blie b. Doch da nn wurde ihm klar, daß sie bei de n Ferengi wahrsche i nlich noch gefä hr deter gewese n w ä re. Elaka schien diese A u ssic h t auch nic h t z u gefa llen. »Ich will nicht, daß sie an Bord d e s Schiffes kommt «, erklärte s i e. »Natürlich nic h t«, sagte Riz o . »Auße r uns betritt niemand den Ta nke r . « »Sie können hier a u f dem Planete n ble ibe n«, krä chzte Gim b a. »Wir we rde n Ma rcus Garve y m it an Bord unseres Schiffes nehm en und dort m it ihm sprechen. Dam it wäre die Sache als o geklä r t.« Der Ferengi rappelte sich auf und m a ssierte seine n Hals . »Darf ic h m i ch kurz m it Jade be raten?« fra gte Sis k o. Sow o hl Rizo als auch Gim b a nickte n, und Sisko führte Dax in e ine neutra le Ec ke. »Ha b e n S i e I h r e n Kom m unika t or dabe i ? « fl üsterte er. Sie läc h elte. »Ja, a b er ic h habe i hn a n ei ner S t elle verstec k t ... nun, sa ge n wir m a l so, es wär e m i r nicht gera de ange ne hm , wenn dor t je m a nd suc h en würde . « »Beim ersten A n zeichen von Problemen rufen Sie Odo und kehren auf den Flitze r zurüc k .« »Ich ma g i n diesem Kleid zwar dumm aussehen«, flüsterte Dax, »bin es aber nich t. Ich habe gedacht, wenn wir uns trenne n, komm t einer von uns a u f de n Tanker. D iesm a l ha t es zwar nic h t geklap pt, aber vielleicht ergibt sich ja noch eine Gelege nhe i t . Ich blei be m it den Bajoranern hier, und wir treffe n uns so schnell wie m öglic h a u f dem Flitzer.« »Na schön«, stimmte Sisko zu. »Hier wird Ihne n ja wohl nic h ts pass ieren.« Er wußte, e r m ußte ihr nic h t e i ge ns sage n, d a ß si e vo r E l ak a au f d e r Hu t sein so ll t e .
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Er ging zu Rizo und mu sterte ihn. »Ic h verlasse mi ch darauf, daß Sie für die Sicherheit m e iner Kollegin gara ntie ren.« »Machen Sie sich keine Sorgen« , sagte der Bajoraner. »Ich schwöre Ihnen, ihr wi rd kein Leid w i derfahren.« Sisko nick te. »Dann können w ir aufbrec h en«, sagte er zu Gim b a. Der Ferengi bedachte ihn mit einem verschlagenen Lächeln. » I hnen wi rd der kleine Besuch a u f unser em Schiff bestim m t gefal l en. I c h m ö chte Ihnen ge rn ei n paa r Leute vorstellen.« Er berü hrte ei n r e ich verziertes Armband an seinem Handgelenk und sagte la ut: »Vier Persone n s t att dre i hoc hbeam en. Bi tte be reitet unse r em Gast Marcus Ga rve y, de r rechts von mi r steht, ein besonders freundliches Willkommen.« »Ay e , Sir« , erkla n g eine heise r e Stimm e. »Bereite n Sie sich auf den Trans p ort vor.« Sisko ver s uchte, die Besor g nis in seinen A u ge n zu verb er gen, als er Dax ermu tigend z u läch elte. Eine Sekunde später sp ürte er das K itzeln des Transporter strahls an seinem Rückgra t, und der Konferenz r aum versc h wand vor seine n Auge n. Er w u rde durc h eine grelle , si lbe r n und golden ges t r i chene Trans p orterpla ttform ersetzt, über der sich zwei geboge ne Balke n s p a n nten, die beide m it funkelnden Ju wele n besetzt waren. D i e Wände de s Raum s bestanden a u sschlie ßlich aus mit Spiegeln und bunten Lichtern besetzten Oberflächen, wodurch die Halle gr öße r wirk te , als sie es in Wirklichkeit war. S i e e r inner t e Si sko a n ei ns von Q u a r ks a n st ößigere n Hol o -Kam m e rprogra mmen, und da bei ha ndelte es s i c h nur u m den Tra n s p orte r-Ra um. Er hatte schon ei nige Sondie rungssc hiffe der Fere ngi gesehe n und wußte , das die aus einem Stüc k be stehe nde n Schi ffe in etwa die F o rm einer Königs kra bbe hatte n, wobe i das Antrie bssy st em im Schwanz unte rgebrach t wa r. Des weitere n wußte er, daß ein Sondierer ein se hr m odernes Raumschiff war, über Technologien, die m a n aus der ganze n Galaxis zusammenges t ohle n und -ge kauft ha tte, und über eine Besatzung von einigen hundert Mann verfügte. Er nahm an,
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daß sic h der Trans p orterra um in dem größeren vor d e r en Tei l des Schiff es befand, und fra gte sich , wo die Waffen unter g ebra cht ware n und übe r welche Be waffnung das Sc hif f verf ügte. Gim b a seufzte laut und trat von dem Transferfe ld. »Jetzt verstehen Sie s i che r , wie schwierig es uns fällt, uns m i t diesen Barb aren ab zugeben«, sagte er zu Sisko. »Ja«, sagte der Com m a nder und folgte se inem Gastgebe r. »Eini g e von i hne n si nd ziem lich una ngene h m . Aber da s hei ß t n i ch t, d a ß ih r An sp ru ch un g e recht f erti gt i s t.« »Sie habe n über h a u pt keine n Anspr u ch a u f irge nd e t was«, m u rrte Gim b a. »Sie habe n le di gl ich die Antim aterie.« Der Ferengi bedeute t e seinen Unte rgebenen, sie sollte n zur ü ckble i ben, und S i sko f o l g te ihm in e i nen Turbol ift . Als die Türe n sich sc hlos sen, war e r m it dem Befehls h a b er der Fereng i allein. »Deck sechs«, befa hl Gimb a, und der Turbolift se tzte sich abwärts in Bewegung. Der Ferengi läche lte Sisko an. »Sie sind übe rrascht, daß ich Sie ge be te n habe , uns zu begleiten, und nicht Ihre wunder s chöne K o llegin Jade .« »Ja, das bin ich«, ges t and der C o mm ander ein. »Wir sind vernünftige Leute«, sagte der Ferengi, »mit ver n ünf t i g en Wünsc h en und Be dürf nisse n. Was ha be n S i e f ü r Bedürf niss e, Ma rcus Garve y?« Sisko läc h e lte. »Wolle n Sie m i ch etwa bes t echen?« Gim b a zuckte mit den Achsel n. »Aber natür lich. Wir Ferengi haben ein Sprichwort – ein wütender Mann ist ein Feind, und ein befriedigter Mann ist ein Verbündeter.« »Befriedigt? « fragte Sisko argwöhnisch. Der Tur b ol ift hiel t m it einem dum p fen St oß an, und Siskos Mage n sac k te durc h. Er verlie ß den alte rsschwache n Lift zuerst und konnte kaum glaube n, welcher A n blic k sic h seine n Augen bot. Sisko hatte ein luxuriöses Schlaf zimmer betrete n , in desse n Ecke n Kis s en aufge häuft la ge n und desse n Wände m it gestreiften Tüc h e rn geschm ückt ware n. Auf der ande ren Seite des Raum s öffne te sich ei ne Tür, und der Anblic k wur d e noc h ers t au nlic her, als fünf nack te weiblic h e Fere ngi in das riesige Boudoir stolzier ten. Sisko vers uchte, ir gendw o a n ders hinz us chaue n , konnte
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seine Blicke jedoc h nicht von ihnen abwende n . De n Ferengifra uen machte ihre Nacktheit nic h t das geringste aus, und s i e fa ßten de n Blick seiner weit a u fge rissene n A uge n a l s Komp lim ent auf. Zwei von ihne n kicherten. Obwohl si e nur z u f ü nft ware n, ver k örpe r t en sie je de nur denkbare Form und Größe. Ei ne war groß und hat t e einen schla nke n, gebrä unte n Kör p er; eine war klein und r u ndl i ch und lac h te viel; eine hatte Br üste, die bis zu ihrem Nabel hera bhinge n; eine wa r gr oß und wohlge for m t und wä re tr otz ihrer riesigen O h re n in Dax' neuem Kleid eine Attraktion gewesen. Diese letzte war em p ö rend jung, kaum älter als sein Sohn, Ja ke , und i h r K ö r p er wa r noc h nicht voll aus g e b ilde t. Sisko räusperte sic h und schaute sic h nach se inem Gastge ber um , doc h Gim b a war zur ü c k i n de n Tur b oli f t getret en. »Das ist me in Harem«, erklärte er. »Und m e in Harem ist Ihr Harem . Wir unter halte n uns später.« Die Tür des Turbolifts schloß sich scheppernd. »Nein, nein!« rief Sisko. Doch die nackten Fraue n drängten sich bereits um ihn. »Kann die s es Ding ei nem auch etwas Vernünftiges z u essen bescha ffen?« mu rmel te Rizo und m u sterte geda nkenverloren den Nahrungss p e nde r im Konfer enzra u m . Dax warf einen vers tohle n en Blick auf Elaka und fragte sich, welc he a ndere n Kle i nigkeite n ge nügte n , um diese una us gegli c hene Fra u zu e i nem Angrif f zu reizen. Al l m ählich beda uer t e sie es, das enganlie gende Klei d ge kauft z u habe n, doc h jetzt ga b es kein Zurüc k m e hr. S i e m ußte ihr e Rol le spiele n, und das Kl eid half i h r dabe i. Zum Glüc k ha tte Benjam in die Sc hachtel m it ihre r üblic hen Kleidung zurückgelassen, so daß si e sich umziehen konnte , falls die Lage z u he ikel wer de n s o l lte . »In dem Restaura nt , in dem wir uns kenne nge ler n t haben, wird eine Vielzahl von Geric h ten a nge boten«, sagte sie zu Rizo. »Wir mü ssen nur dem blauen Streifen folgen.« »Na schön«, sagte der Bajoraner. Er warf Elaka und Petra eine n sc har f en B lic k z u . »Jade und ich ge he n a llei n .« »Nein!« pr otest i erte Elaka . »W i r ge he n ge m e insam . « Rizo schüt t elte stre ng de n Kopf. »Nein, Elaka , nic h t nac h
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der S how , die du ger a de abgezogen hast . Du ke hrst auf das Schiff z u rück.« Dax hiel t den Atem an. Sie bef ü rc htete , daß die Ve r r üc kte Rizo m it bloßen Händen angreif en w ü rde. Doch statt dessen lief Ela k a zu ihm und um arm t e ihn heftig. »Verlasse m i ch n i ch t. Ni emal s. « Er sc hob si e sanft, ab er nach drücklich z u r ü ck. »Du kehrst mit Petra auf den Tanker zurück. Verdoppelt die Wachen und halte t die Schil d e obe n. I c h hoffe zwar, daß diese Verhandlungen z u einem Ergebnis f ü hre n werde n, ab er wir m ü ssen auf alles vorbereitet sein.« Er warf Dax eine n Blick zu. Auch Elaka m u sterte Dax, wä hrend sie einen gestohlene n Kommunikator a u s ihrer Tasche holte. Ihr Blick verriet der Tril l, da ß sich e i ne S c hli n ge um ihren Hal s zusamm enzie h en würde, falls sie versuchen sollte, ihr Rizo abspe n stig z u m achen. Dax erwiderte de n gehässige n Blick der Frau m it einem – wi e sie hoffte – arglosen Läche l n. »Ich werde Sie im Auge beha lten«, sagte Elaka. »Ich habe schon verstanden «, erwiderte Dax. »Ich will lediglich f ü r uns a lle das Best e erreic hen.« Rizo ging zur Tür, und sie öffnete sich zi sc hend. »K ommen Sie«, befa hl er . Da x nahm ihr e Schac h te l vom Tisch und fol gte i h m hi naus . Sie be fanden sic h ka um im Gang, als de r B a jora ner s i ch zu ents panne n schie n, obwohl Da x bem e rkte, daß er über die Schulte r z u r ü cksc ha ute, um sich zu übe r zeuge n, da ß Ela k a ihnen nich t folg te. »Sie ist eine gr oße Käm p ferin«, erklär te er. »Sehr loy a l. Aber sie begreift nicht, daß man nicht alles mit Einsatz von Gewalt er reiche n kann. We nn wir Erf o lg habe n wolle n, m ü ssen wir lernen, unser Volk zu führen.« »Was ist Ihr Ziel? « fragte Dax. »Ein Baj o r für die Bajora ner und niem and sons t. Wi r habe n uns das Recht ve rdie n t, selbst über unse r Schicksal z u bestim m e n, und diese aufgeblase n e Föde ration m uß uns nicht sagen, was wir zu tun habe n. Wissen Sie, was ma n auf Bajor gera de m a cht ? Man ba ut dor t ei n Ra um schiff – für die Föderation! Nicht für die Bajoraner. N i cht für uns, oder um
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Handel zu treiben. Zuerst waren es die Cardassian er, jetzt ist es die Föde ration. Wir mü ssen alle Fremden hinauswerfen.« »Haben Sie die Antim aterie deshal b gest ohlen?« fragte Dax unver f ä nglic h. »Ja. Sie war für dies es Raum schiff bestimm t. Ursprünglich habe n wir eingewilligt, die Anti m a terie zu stehle n, um den Stape lla uf zu verhi nde rn und die Mari one tte nre gi erung in eine pe i n li che Lage z u br i nge n. Doch je tzt habe n wir sowohl die Lager k apsel n als auch de n Tanker , und w i r ha ben m i t unse r em Blut dafür bezahlt! Warum sollten wir das für einen Haufen geldgieriger Ferengi a u fgeben? « Rizo kiche r te, und Dax erta ppt e sich bei dem Gedanke n, daß ihr dieses Geräusch gefiel . Sie m o chte es, wie sein Stir nr unzel n versc h w a nd und si ch pl ötz lic h ein f r eundlic her Ausdruck auf se in s c hroffes Gesicht legte, und m u ßte s i ch dara n eri n ner n , daß sie es m it einem kalt bl üt ige n Mör d er zu tun hat t e. »Ich ve rmute , ic h präse ntie re m e inen Fall nic h t sehr geschickt, oder?« fragte er. »Ic h hätte nich t sagen so llen, da ß wir m it der Abm achung ei nvers t anden war e n und je t z t neu verhandeln wolle n. A b er wir bra uche n entw eder Bargeld, de n Tanker oder einen Großteil de r Antimaterie. Wir können nicht erwarten, daß die Klingonen und Ferengi uns helfen werden – wir m ü ssen a u s eige ner Kra f t stärke r we rde n. Früher ha t es ein Dutzend Rebel l enor ganisati onen gege be n, doc h da nn kam die Föderat i on und ha t die m e isten von i hnen besc hw atzt, die Waffen nied erzu legen. Wir mü ssen dafür s o rgen, daß sie de n Kam p f wieder a u f n ehm e n! Wir habe n nur eine n bef r istete n Erf o l g er r u nge n – wir wisse n, da ß di e Födera ti on m e hr Antim ateri e schicke n und ve rsuc hen w i rd, i h r S c hif f in Betrie b zu nehm en. Wir mü ssen sie aufhalten. Dies es Schiff wur d e a u f Bajor geba ut , und es gehör t Bajo r.« »Die Föde rati on ist ziem lich st arrköpfig«, versetzt e Dax, als betrei be sie lediglich beiläufige Konversa tion. »Wie können S i e dara uf hof fen, sie endgül ti g los z uwerde n?« Rizo kni f f die Auge n zus a mmen und sta rrte de n gewundenen Korridor entlang . »Indem wir das Wurmloch vernich ten. Die Föderation interessiert sic h lediglich wegen des Wurm lochs für uns. We nn es kein Wurm loch m e hr gibt,
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wi r d au ch d i e Fö d er a ti on ab zi eh en . « Eine nack te Ferengi ragte über Benjamin Sisko au f und stellte stolz i h re n üppige n Kör p er z u r Scha u. »Was ist l o s?« sa gte sie verächtlich. »Gefällt dir nicht, was du s i ehst? « Eine a n der e Frau hat t e Sisko a u f ein K i sse n ges t oße n , und eine dritte m a ssierte beha rrlic h seine n Nacken. Er ha tte de n Eindr uc k, daß e r in unmitte lbare r Gefahr schwebte, vergewaltigt zu werden. Zwei der Fraue n , darunter au ch die jüngs te, zeigte n nur wenig Inte r esse an ihm , aber die anderen schien en en tsch losse n zu sein, m it ihm zu schlafe n – oder sich zum i ndest auf seine Kos t en einen Spaß zu m achen. »Er m uß J u ngs lie be n«, sa gte die Rundli che m it ei nem höhnischen Kichern. »Das werden wir ihm schon austreibe n «, gurrte die Ferengi, die seine n N acken m a ssierte . Ihre Hände a r beitete n sich auf seine Brust und dann noch tiefer hinab. »Nein, ne i n , das ve r s tehe n Sie falsc h «, sagte Sis ko und schob die Hände sanft fort. »Ich bin ein ... ei n V u lkanier. Un d wir p a aren un s nu r wäh r end d e s Pon Farr.« »Ein Vu lk an ier? « sagte d i e üpp ige Nackte. »Du siehst mir aber nich t wie ein V u lka n ier aus. « »Plastisch e Chirurgie« , sagte Sisko. »Ic h wollte nic h t, daß man mi ch f ü r ei n en Ro mu l a n e r häl t . « »Das wird Gimb a aber nich t gefallen«, sagte die Fra u hi nter i h m . »Warum muß Gim b a es erfa hren?« sagte Sisko. »Ruhe n wir uns doc h e i ne We ile a u s, und da nn m e lden wir uns bei i h m . « »Könnten wir machen«, sa gte die große Ferengi schmollend. »Aber es ist so langweilig hier im GammaQuadranten. Wi r ha ben ge hof f t, w i r könnte n uns etwas v e rg nüg en.« Allm ählic h gew ö hnte Sis k o sich a n die unbe fangene Nacktheit der Ferengi-Fra uen. Sie erinnerte ihn an eine betazo idisc h e Hoch ze it, an der er teilgenomme n hatte. Solange er dafür sorg en konnte, daß sie mit ihm plauderten, übe rle g te e r , würde n s ie vie lleic ht nic h t a u f ande re Gedanke n kom m e n. »Warum laufe n die Fra u en der Fere ngi imm er nac k t
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herum ?« fragte er. Die Rundl i c he bedac h te i h n m it einem Grinsen, be i de m sie ihre Zä hne zur Sc hau stellte , und f u hr m it einer Ha nd übe r ihre korpulente Hüfte. »Weil wir so tolle Körper haben.« »Und weil es unse r en Männer n s o ge fällt«, fügte die G r oße hi nzu. »Aber gefällt es Ihnen, nackt zu sein? « fragte er. Die Üppige mu sterte ihn fra gend. »Ob es mi r ge fällt, nackt zu sein? Was für ei ne se ltsame Frage. Gefällt es Ihnen, bekleidet zu sein? Ist Ih re Bekleidung nich t wa rm und unbe quem ? « »Zot hat uns Haut gegebe n. Zot hat uns kei n e Kle i dung gege be n«, sagte e i ne ande re. Dieses Gespräch führt z u nic h ts, dach te Sisko, und kann jede n Augenblic k i n eine ge fä hrl iche R i cht u ng umschla g en. Er erhob sich und ging rü ckwärts zum Turbolift. »Ich vers preche Ihne n, s oba ld das Pon Farr mi ch über k o m mt , werde ich auf Ihr Sc hif f kommen. Wür d e n Sie bitte Gim b a m itteilen, daß ic h ihn jetzt sp rech en m ö chte?« »Wie schade«, sagte die Fette. Sie hob ein Kissen hoch und fuhr m it der Hand vi elsage nd über ei ne da runter a ngebrac h te Schalttafel. Die Tür des Turbolifts öffnete sich, und Sisko spra ng so s c hne ll hine in, daß er gege n die Wand pral l te. »Zur Brüc k e«, seufzte er. Der Turbolift erzi tte rte kurz und fuhr da nn rüt t elnd aufwärts. Als er anhielt, öffnete sich die Tür, und Sis ko sta nd dem stirnr unze l nde n Gim b a gegenüber , de r die A r m e vor de r Brust versc h rä nkt hat t e . »Was ist los? « fragte der Ferengi. »Gefallen Ihnen meine Frauen nicht? « »Sie sind sehr schön«, sa gte Sis k o. »Und überaus charm ant. Aber ich ... äh ... konnte einfach nicht...« »Sie mögen Jungs?« fragte Gimba. »Das kann ich arrangieren.« Er klatschte in die Hände. »Maalo, Pixo! Komm t her!« »Nein, nein«, sagte Sisko, »ich würde mi ch viel liebe r unterhalte n. Wenn Sie versuchen, sic h meiner Hilfe zu vergewissern, brauchen Sie Ih ren Harem nich t e i nz usetze n. Ich bi n sowieso ge ne igt , Ihne n zu helfe n .«
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Gimb a grinste . »Ach ja?« Dann runzelte er argwöhnisch die St ir n. »Warum ?« Sisko spra ch leiser, als wolle er ihm ein Geheimnis verra ten. »Wie ich Ihne n be reits gesagt habe , können Jade und ic h auf abse hba re Zeit ni cht i n de n Alpha-Q uadra nte n zurückkehren. Bis über eine bes t immte Sache Gras gewachsen ist. Wir wür d en gern de n G a mma-Quadra nte n er kunden, werden a b er nic h t weit komm e n, weil wir nic h t genug Antimaterie haben. Deshalb wu rd en wir ja au f Sie aufm erksa m . Wir ha ben z u fä lli g ge hört , daß Sie si ch wege n Antimaterie gestritten ha ben.« Nun grinste Gimb a tatsächlich, und er drängte Sisko zur ü ck in den Turbol ift . Knar re nd sc hl oss e n sic h di e Türe n hinter ihnen. »Deck vier«, sa gte er. Der Turbolift sackte abwärts , und de r Ma gen des C o mmanders m achte erneut e i ne n Satz. Zu sei n er Erleic hte r ung sa h er ledi gl ic h eine n l eeren klei ne n Aufent hal t sra u m , als sich die Türe n öf fne ten, der m it ein paa r weiche n Sesseln, e i nem Spieltisch und einem Nahr ungssp ender ausg estattet war. Ein Gang f ü hrte in die Tiefe n des Sc hiffes, wahrsche i nlich zu den Mannscha f tsquartiere n. »Niem a nd da«, sa gte Gimb a. »Setzen Sie si ch und erklären Sie m i r, wa s Sie im Si nn habe n.« »Es ist ga nz einfach«, erwiderte Sisk o und im pr ovisierte weiter h i n . »Wenn wir daf ü r sorge n, daß S i e sowohl die Antim ateri e als a u ch de n Ta nker be kommen ... könnte n S i e sich dann von, sage n wir, vier Antimaterie-Kapseln trennen? Für unser kleines Sc hiff würde das ein oder zwei Ja hre lang ausreich en .« Gim b a lächelte . »Drei Kapsel n. Mehr ka nn ich Ihnen nic h t überlassen.« Sisko zuc k te m it den Achseln. »Na schön. Ich ha be de n Plan noc h nic h t ga nz durchdac ht . Falls S ie also ir ge ndwelche Vorsc h lä ge habe n sollten, lasse n Sie sie m i ch bitte wissen. Jade und ich werde n eine Vere inbar u ng a u sar b eite n, die f ü r die Ba joraner se hr güns ti g is t. Zum Beispiel bekom m e n Sie die A n tim aterie , währ end die Ba jora ner de n Ta nke r und ei n paar Barre n in Gold gepre ßtes Latinum erhalten.«
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»Was?« brummt e Gi mb a. »Dam it komme n sie viel zu gut weg!« Sisko schüttelte den Kopf. »Keine Angst, es wird nie dazu kom m e n. Doch die Vereinbar u ng m uß s o gut sei n, daß sie sie ohne Vorbehalte a k ze ptie ren. Es kom m t nur dara uf a n , eine n von uns, wahrsche inlich Jade , an Bord des Tankers z u bri ngen. Wir können ja be haupte n, wir w o l l t e n die Antim ateri e -Kapsel n ins p izie ren, bevor sie Ihne n übe r ge ben werden.« Sisko sc hnappte m i t de n F i ngern. »Ich habe ei ne noch bessere Idee. Um jedes falsche Spiel au szuschließen, verei n bare n wir , da ß nur dre i P e rsonen be teil igt sein dür fen, wenn die Kapseln von dem Tanker au f Ih r Schiff gebracht werden – Sie selbst, Rizo und Ja de. A lle anderen mü ssen a u f der Pla n ete n oberfläche warten .« Gim b a kicherte und rieb eins seiner gewaltigen Ohrlä p pche n. »Das gefäl lt m i r. Da nn können w i r di e Bajora ner einfach au f dem Planet en z u rücklassen. Sollen die Inse k te n sich doc h mit ihne n be fassen.« D o ch da nn runze lte der Fere ngi nachdenklic h die Stir n. »Aber wie sollen wir diese schw eren Kapse l n z u dritt bewege n, a u ch we nn wir sie in Wi rklic hkeit gar ni cht von B o rd br inge n wolle n?« »Zerbrec h e n Sie sic h dar übe r nic h t den K o pf«, sagte S i s ko. »Ein Star f l eet-Ta n ke r ist vol la ut om atisier t . Das A n doc ke n, die robot i s chen La ufbä nde r – m a n m uß nur a u f ein paar Knöpfe drücken, um alles in die Wege zu leiten.« Gimb a kniff die Augen zu samme n. »Woher wissen Sie das? « Sisko läc h elte und dachte sc hnell nac h . »Ich ha be eine Zeitlang auf einer Sta r base gearbeite t – als Küche n chef – und dabe i sehr viel hera usge funden, das sich jetzt als nützlich erweisen wird. Abe r wenn Sie eine bessere Möglic hkeit kenne n , de n Baj o ra ne rn die A n t i m a terie abzune hm en, würde ich sie gern hören.« Gim b a blickte finste r drein. »Nein, fahren Sie fort. Also werden nur wir drei a n de r Akti on bete il igt sein – ic h, Ja de und Riz o . Da ich wohl auf m e ine m Schiff bl eibe n m uß, m üßte Jade Rizo allein überwältigen. Ist sie dazu imstande ?« Sisko nickt e . »Jade hat verborgene Tale nte . «
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»Oh « , stöhn te Gimb a u n d streichelte sein Oh r, »die wü rd e ich gern m a l ausfindig m achen.« Er schütte lte sich und streifte seine Ta gträumerei ab . »Na schön, dann sind wir uns also e i nig. Für drei Kapseln Antim aterie werde n Sie den Bajora ner n diese n unglaubl ich tolle n H a nde l vors chla gen. Eine der B e di ngunge n ist, da ß J a de und Ri zo alle in auf dem Tanker sind, wenn die Kapseln transf eriert werden. Und wir vertraue n darauf , daß Jade den Re st allein sc hafft.« Dann r u nz elte er pl ötzlic h die Stir n und beugte s i c h über den Tisch zu Sisko vor. »Sie wissen doch, was die Ferengi m it Leute n anste lle n, die sie betr üge n wolle n, ode r ? Wir habe n ei ne Art Peitsc h e, die kle i ne S t üc ke der Haut entfe r nt, fast wie ein Skal pe ll. Aber ohne Betäubung. Alle, an de nen wir diese Waffe aus p robiert haben, ha be n uns schließlic h gebe ten, si e zu töte n. Für Jade würden wir uns natürlich ande re Bes t raf u nge n e i nfa lle n las s en.« »Bislang habe n Si e weder de n Ta nke r noc h die Antimaterie, und ich verlange keinen Vorschuß von Ihne n . Sie ge hen also ke in großes Risiko ein.« »Hoffentl i c h nic h t«, schna ubte der Fere ngi . Eine St unde später la uschte Odo teil na hm slos den Be r i chte n von C o m m a nder S i sko und Lie ute n a n t Da x, die ihre Erle bnisse auf dem Planete n Ec o schilde r te n. Sis k os Vortrag war kaum überraschend – er hatte das widerwärtige Ve rhalten der Fe rengi zum Inha lt, die ei ne n une hrl ic hen Ha nde l ei nem ehrlichen allem a l vorzogen. Od o konnte sich jedoch daran erfreuen, daß die Ferengi von ihre n angeheuerten Hilfs k räf t e n , den Bajo ra ner n , he reingele gt wor d en wa ren und nun ihre üble n Ziele lediglic h m it der H ilfe eines une hrlic hen Verm ittlers erreic he n konnte n. Trotz alle r Illus i onen, die die anderen sich machen m o chten, war dem Sicherheitsoffizier klar, daß er, Sisko und Dax kaum besser waren a l s ihre Opfe r. Sie versuchten, die Antim ateri e m it unehrlic hen Mit t eln z u r ü c k zube kommen. Das störte ihn zwar, aber es gab kein e annehm bare Alterna tive . In diesem Teil des Ga mma-Quadranten ga b es ke in Gesetz, zum i ndest keins, das die Föde ration und ihre Rechte anerkannte .
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Dax' Beri cht war beunruhi ge nder, de nn sie schie n die Gesellschaf t des Te rroristen Rizo tatsächlich zu genieß en. Odo konnt e sie zwar nic h t z u de m Eingestä n dnis br ingen, daß sie in ihn verna rrt war, doch sie schien ein gewisse s Verständnis für seine Motive, wenn auch nich t für seine Methoden zu habe n. Währe nd er die attra k ti ve Tr ill in i h rem leuc hte nde n K l ei d be trachtete , f r agte er si ch, ob die Rolle, die si e s p ielte, ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt ha tte. Vielleic ht, über l e g te er, war e s unm öglic h, die R o l l e eine r Femm e fatale zu spie len, ohne eine n bet r ä c htl i che n Teil des gesunden Menschenverstands zu verlieren. Odo hat t e zur Tar n ung oft die Ges t alt unbe l e bter Gegens tände, kle i ner Tiere und a nde rer Spe z ies als der seine n ange nommen, und da bei hatte er oft eine seltsame A r t von Verwandts c haft mit dem auserwählte n Ob jekt oder Lebewesen em pfunden, auch wenn es eine Ratte oder ein Gem ä lde war. Er e n tsc h l o ß sic h , nic h t a llz u ha rt übe r Dax zu ur teile n, bis er festgest ellt hatte, zu welchem Ergebnis dies es Spiel führte. Noch be drohlic her ka m ihm ihre Beschreibung Ela kas vor, die er für eine ernsthaft gestörte Person hielt. Daß viel e Bajora ner ähnlic h wi e sie dacht e n, be unr u hi gte i h n. Er hoffte , daß es ihnen vielle ic ht gela ng, die gesam t e Gruppe a u f dem Plane t en Eco zurüc kzulassen, dam it sie nie wieder eine Gefahr f ü r den Alpha -Q uadranten dars tellte. »Das wäre alles«, schloß Sisko und drehte s i ch zu Dax um. »Glaube n Sie, da ß S i e Riz o und die Baj o raner daz u bri ngen können, unsere n Vorschla g anzune hm en? Im wesentlic hen unterbreite n wir ihnen, da ß sie im Austa u sch für die Antim ateri e den Ta nker be hal t e n dürfe n und zusä tz lich e i n weni g Ba rgel d be komm en. Aber der Tausc h kann nur stattf i nde n, wenn Sie und Rizo allein a n Bor d des Tanker s sind.« Er lächelte Odo a n . »Natürlich werden Sie eine Handtasche oder Jacke mitnehme n.« Die Flecke n an Dax' Haaransatz dehnte n sich, als sie die Stir n runz elte. »Ic h weiß nicht, Benja m in. Sie werden wahrsche i nlich a u f de n Handel e i ngehe n, aber sehr vorsichtig sein. Riz o rechnet bes timm t m it irge nde ine m Trick.« Odo hob eine n s c hla nke n Finger . » D arf ic h eine n Vorsc h la g m achen?«
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»Natürlich, Consta ble«, sagte Sisko und lehnte sich auf seinem Stuhl hinter dem Naviga tionspult des Flitzers zu rück. »Wenn wir schon abs c heulic h unehrlic h sind« , sagte Odo, »m üssen wir nicht nur einer Se ite gege nüber une hrlic h sein. Warum erzählt der Lieutena nt nic h t de n Baj o ra nern, s i e wür d e den Hande l f ü r sie m a nipuliere n? Auf dem Ferengi-Sch iff wird sich e b e n falls nur eine Person bef i nden« , fuhr Odo for t . »Alle ande ren wer d en a u f dem Planet en sei n. S i e könnte R i zo doc h versprec h en, diese n Gimb a zu überwältigen und das Schiff der Fere ngi zu entführe n. Dann würden die Bajoraner diesen Plan et en m i t zwei Schiffen sta tt e i nem , der gesam t en Antim aterie und der Beute verlassen können, die si ch auf dem So ndierungsschiff befi ndet , und die dürf te wahr schei n lic h ganz ans e hnlic h sein.« »Un d welch e n Vorteil zieh en wir angeb lich au s d e r Sache? « fragte Dax. »Sie treffen mit ihnen dieselbe Vereinbarung«, erwi derte Odo. »Ein paar Kapseln Antimaterie, damit wir fröhlich unse r es We ges zie h e n können.« Sisko schüttelte den Kopf. »Das ist zu gefährlich.« Der Gestaltwandler s a h zu r Deck e hoch. »Comm a nder, es läßt s i ch darüber streiten, was gefähr licher ist – einen Haufen Terr oris t en oder ei ne n Haufen F e rengi z u hi nter ge he n. A lles , was wir in Betracht ziehen, ist gefährlich, au ch wenn ich m i ch in eine Handtas che oder J acke ve rwandle. Sow o hl Rizo als auch Gimb a m ü ssen lediglich a n die Tra n sporterKontr o lle n herankom m e n, und s i e si nd nich t m e hr alle in.« »Ja«, m u rm elte Sisko nac hde nklic h und fuhr sic h m it der Hand übe r das kurzgeschnitte ne Haar, »die ganze S ache erfor der t ein a u f den Se kundenbruc hte i l ge naues Tim ing. Vielleic ht vers uche n wir etwas Unm öglic hes. A b er welche Wahl bleibt uns schon? « Dax atm e te tief e i n und st ieß die Luf t da nn l a ngsam wiede r au s. »Es h ä ng t von mir ab «, sag t e sie. »Ich muß Rizo übe rzeugen, m i ch allein an Bo rd des Tankers m itzune hmen.« Odo und Sisko wechselte n einen Blick, und der Gestaltwan dler w u ßte, das sie das gleiche dac h ten. Wie Lieutenan t Dax in diesem Klei d aussah, sollte es ihr nich t
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schwerfallen, einen Mann dazu zu bringen, m it ihr allein sein zu wo llen . Kein er von ihn e n wü rd e ih r sag e n , was sie zu tun hatte, oder sie darum bitte n, es zu tun. Ab er si e w u ßte es zweifellos selbst. Außerdem war da noch Elaka, die wohl sehr unfre undl i c h reagier e n wür d e, soll te sie heraus fi nden, da ß Dax sich ihrem Gefährten an den Hals warf . Sisko läc h elte und bem ühte sic h , betont optim istisc h zu klingen. » A ber wenn wir es ri chtig an stellen, wer d en wi r zwei Personen an Bord des Tankers und e i ne hie r au f dem Flitzer haben, die uns bei unserer Flucht Deckung geben kann. Ich wüßte nicht, was schiefgehen könnte.« Plötzlich beugte Dax sich vor. »W as war das?« fra gte sie und spähte in den hinteren Teil der Kabine. Sow o hl O do a l s a u ch Sisko dre hte n die Köpfe in die Richtung, in die s i e schaute, aber der Gest altwa n dler konnte nich ts ausmachen. » W ie hat es denn au sg es ehen?« fra gte er. »Da hat sich etwas bewegt... au f dem Boden.« Dax s a nk in den Stuhl zurück und rieb sic h die Auge n. »Schon gut. Ich bi n m üde , und ich habe e i n paar Ale getr unke n. Ich bi n sicher, es war nur ein Schatten.« »Ja, wir alle brauchen etwas Schlaf«, sa gte Sisko, er hob sich und streckte die lange n A r me aus . »Mit Ihrer Erla ubnis , Comm a nder«, sagte Odo, »wür de ic h ger n a u f den P l ane t e n hi nunter beam en. Ic h war noc h nic h t dort , und niem and hat m i ch dort gese hen. Falls die Ferengi ode r Baj o r a ner noc h auf Ec o si nd, kann i c h viel leic ht ihre Gespräche bela usche n .« Sisko läc h elte. »Nur zu, Cons ta ble . Falls Sie jem a nden von Ihrer S p ez ies tre ffen, wünsc h e ich Ihne n ei ne a n gene hm e Wiedervereinigung.« Wäre Od o dazu imstande gew e sen, wäre er erröte t . Er wünsc h te , es wäre ke in s o of fenes Geheim nis , daß e r ständig auf der Suche nach a nde ren Wesen seiner Spez ies war, um welche a u c h imm er es sic h dabei ha nde ln mo chte. Er nahm seine n K o mm unika tor und die Ra nga bzeic h e n a b und st eckte sie in seine Tasche – wenigstens mußte er keine Starfleet-U niform tarnen. Der Gestaltwandler ging z u m Trans f erfeld , und Sisk o beugte sich übe r die Kontrolle n. »Ich bin bereit«, sagte Odo.
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7.
M
ajor Kira saß hinter de m Navigationspult des Flitzers Rio Grande und überwachte ihre n Fl ug. Sie wür d en i n etwa einer ha l b en St unde in de n Orbi t um Bajor ge he n, sc hätzte sie. Sie w a rf eine n Blick a u f Am kot Gr oell, de r ne ben i h r saß und sic h ge naus o benahm , wie m a n es von e i nem Raum schiffba uer erw a rten konnte – e r pr üfte genau jede Bl inkl ichtanz e ige und j e de Datenanga be. Schließlic h sah er zu dem Bildschirm hoch, a u f dem eine Planetenkugel mit jedem verstreichenden Auge nblick größer wurde. »Dieser Monitor ist z u kle i n«, sa gte er. Kira lächel te. »Ich weiß. Aber in diesen Flitzern steh t uns keine unbegrenzte Energie zu r Verfügung. Sie sind nämlich n u r fü r Kurzflüg e g e dach t.« »Und die Bewaffnung? « »Sechs kleine Phas ergeschütze «, erwiderte sie. »Zwei Mikrotorpe dos .« »Nur zwei?« »Hören Sie, Direktor Amkot, ic h habe dies e Flitzer nich t entw orfe n, aber ich hä tte für die Zwecke de r Sta t ion kaum ein besseres Raumfahrzeug entwickeln können. Sie haben eine größe re Reichweite und eine höhere Geschwindigke it als ein Shut tle, be nöti gen im Dock aber nicht viel Platz . Und das ist sehr wi chtig, da sie die me iste Zeit über angedockt sind.« Direktor Amkot nick te. »Ja, ich sehe den Sinn dieser Maßnahm e ein. Die Plä n e de r Hannibal ha be n mich se hr beei ndruc kt. Z u ers t habe ich gedac h t , m a n hätte uns m i t einem aus r angierten Modell a bges p eis t , als ma n uns de n Auftrag e rteilte , ein Schiff de r A m bassador-Klasse zu baue n, doc h es ist ein sehr flexibler, ein sehr mo derner Entw urf. Es ist wir k l i c h ersta u nlic h, wi e kom pakt die Ra um -Zeit
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Antr iebs-Spule ist.« »Das freut m i ch«, sagte Kira müde. »Sie nehm en es ziem lich schwer , nich t wa hr, Major? Sagen Sie, haben Sie schon etwas von Commander Sisko gehört? « Kira schüttelte den Kopf mit dem kurz geschorenen, rotbraunen Haar. »Nein. Es ist, als wären si e einfach aus de m Univers u m versc h wunde n. Ich wünsc h e m i r wir k lich, da ß sie zurückkomme n.« Amk o t warf ih r ein e n sch r äg en Blick zu . »Ach ja? « »Was soll das heißen? « fragte Ki ra langsam. »Nichts«, erwiderte der Ad m i nistrator. »E s ist bestimm t ein Schoc k für Sie, plötz lic h ohne befe hls h abe n den Offizie r dazus t ehe n . Aber Sie sind doc h qualifiz ie rt, die Sta tion zu befe hli g e n , nicht wa hr ?« »Ich ne hme es an«, antworte t e Kira z w eifelnd. »Aber vergessen Sie nic h t, wir mü ssen auch ohne unsere n Siche rhe its chef und unseren Wis s enscha fts offizier auskomm e n, und das sind die besten Le ute, die m a n sich auf diese n Pos t en nur vors telle n ka nn.« Der Dire ktor läche lte gr imm ig. »Aber sie sind erse tz bar. Jeder ist ersetzbar, e i nschlie ßlich meiner Wenigkeit.« Kira hatte sich gefragt, wie sie das Thema d e r Explosionen au f d e r Werft an schn eid e n konn te, d i e sie un d Comman d e r Sisko be ina h e ge töte t hat t en. Am kots pl ötzlic her philosophischer Au sbruch und seine persönliche Neugier gabe n i h r Gelege nhe i t dazu, und sie nutzte sie. »Was ist au f Ihrer Werft passier t?« fragte sie. »Wer hat versucht, uns zu töten? Und erzählen Sie m i r nicht, es wäre nur eine ziellose Sa bota ge gewe sen, wir w ä ren le diglich zur falschen Zeit am falschen O r t gewesen. Na ch dem Angriff a u f den K o nvoi weiß ic h, daß m e hr dahinterste c kt . Wäre n sowohl Comma nder Sisko als auch ich getötet wo rden, hätte Deep Space Nine gewaltige Probleme bekommen, und die Ent f ühr u ng wäre noc h leic hter vonsta tte n gega nge n, als es dann der Fall war . « Am kot fuhr m it einer zitter nde n Hand übe r seinen w e iße n Haarschopf. »Sie wiss en es do ch . Sie haben vor kurzem m i t ihnen z u t u n ge habt. S i e vera bscheuen die F öde rati on, obw ohl sie uns vor den Cardassianern ge rettet hat. Sie vera bs cheue n
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die Ta tsac he, daß wi r die Föde rati on gebraucht ha b e n, u nd sie vera bsc h eue n , da ß wir sie auch jetzt noch bra uchen. Sie wolle n ke i n en Fr ie den – s i e w o l l en weiter k äm pfen.« »Der Kreis ? « fragte Kira erst aunt. »Wir haben diese Leute kalt erw i scht. Sie s i nd Geschic h te.« Der Ingenieur schüttelte den Kopf. »Hab en Sie jeden S y m p athisa nte n e n tla rvt ? Habe n S i e je den verha ft et, der m ö chte, daß die Föderat i on von Ba jor abzie h t ? N e in. Sie habe n ke i n en Nam e n m e hr, a b er i h re Orga nisat i on bl ieb beste h en – und ei ni ge von i hne n habe n hohe P o ste n .« Kira schlug wütend auf ihre K ons ole . » W er? Nennen Sie mir Namen !« »Wenn ic h I h nen die Nam e n ne nne« , kräc h zte Am kot , »werden sie mich töten. Sie sind nach der Befreiung Bajors zu m i r ge kom m e n und ha be n gesagt: >Am kot Groell, w i r wissen, da ß Sie de n Cardassia n ern ge die n t habe n, a b er w i r werden Sie leben lassen. Sie haben die Werft insta n d geha lte n, und je tzt br auche n wir sie, um Schif f e für Bajor z u baue n.< Si e habe n m ir le di gl ic h erla ubt , die Hannibal zu baue n, um die Fertigke it der Arbeiter z u verbesse rn. Sie habe n m i r gesagt, we n ic h e i ns tellen und wen ic h e n tlassen s o l l . S i e s i n d a l l g eg en w ä r ti g. « Kira schüt t e lte unglä u bi g den K o pf. »Wolle n S i e m i r dam i t sagen, da ß Sie be dr oht w u rde n? Daß jem a nd Dr uc k auf S i e ausübt?« Am kot senkte de n Kopf, und sei n e St imm e war kaum m e hr als ein Fl üster n . »Ic h m ußte einwi l l i ge n, die Hannibal zu baue n. Ich m ußte vor m e inem Tod wenigste ns ei n Sc hif f baue n.« Der Maj o r starr t e ihn a n . »Wom it ha ben S i e sic h einversta n den er klärt ? S i e ha be n gew u ßt, daß m a n uns t ö te n wollte, nic h t wahr ? Sie habe n uns in die Falle ge lockt! Ich sollte nach DS Nine zurückfliegen und Sie in eine Zelle werfen!« Der kleingewachsene Mann nickte . »Das könnten Sie, Major. We ni gste ns wäre ich da nn i n S i cher heit , aber di e Hannibal wür d e nie volle nde t werden. Ic h bin nic h t stolz a u f das, was ic h geta n ha be – dre i ß i g Jahre la ng konnte ic h nic h t stolz a u f m i ch sein. Ich m ußte die Carda ssianer überzeugen,
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daß ic h ein Muse um leite, e inen Überrest der Verg an genheit. Jetzt m uß i c h die Föderati on übe r zeugen, daß ic h die Werft i n ihrem Namen lei te. U nd die Re gier ung und de n Unt e rgr und m uß ich e b enfalls davon übe r zeuge n. M a n ha t m i ch i n s o viele vers chie dene Richtungen gezerrt, daß ic h über haupt nic h t m e hr weiß, w o ra n ich noc h gla ube n sol l !« Sein Kinn zitterte, aber er sagte nach drüc klich: »Auf eins bi n ic h st olz – auf die Hannibal. Das ist mein Schif f . Ic h wünsc h e mir nur, noc h so la nge zu lebe n, daß ic h es flie gen sehe.« Kira nagte an ihrer Unte rlippe, aber ihr fiel nur eine Beme rkung ein. »Wer den Sie m i r sagen, wer Sie bedroht hat, soba ld die Hannibal vom Stape l gela ufe n is t?« Der kleine , weißhaa r ige Mann nickte; da nn widm ete er sich wieder de m Studi um der Ins tr um ente. D e n letz ten Teil des Fluges nac h Bajor über wechse lten si e kein einziges Wort me h r . Odo trat a u s dem Em pfangsra um und st aunte noc h imm er übe r die Leistungsfähigke it des Schwarmb ewußtse ins der Ecozi d e n . Natür lic h hatte er keine Waff e n abzuge ben – er trug nie e i nen Phase r . F ü r i h n war das Le ben z u kos tbar , als daß e r das Risiko e i ngega ngen wäre, es so abrupt zu beende n, und e l ektr onische n Geräten br achte er s o wies o kei n gr oßes Vertra uen ent g ege n . Er bet r acht e te die A n or dnung de r bunte n Streifen an der Wand. Aufg rund von Siskos und Dax' Schilde r ungen wußte er, da ß die blauen Streifen zu einem Restaurant führten, die grünblauen z u m Geschäftszentrum und die ge lbe n zu de n Konfere nzrä um en. Er entsc h l oß sic h , dem roten Streife n zu folge n, obw ohl Rot be i de n m e isten Kult ure n Gefahr s y m b olis ier t e. Odo m achte m e hrere Ecoziden a u s, die die Schlitze a n der Decke entlangliefe n, und ver l an gsam te seine Sc hr itte , um sie im Auge behalte n z u können. Er konze n tr ie rte sic h a u f ei ni ge Exemplare aus dem schwarzen Strom und studierte sie genau. Wie kom m unizierte n sie m iteina nde r? fragte er s i ch. Mit Hilfe von Pher om one n? Sc hwac hstr om ? T ö nen? Ber ü hrunge n? Oder allem gem e insam ? Als er um eine Ecke bog, st ellte er fest, da ß die Ec oziden sich in dieselbe Richtung wie er
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bewegten, also der r o ten Linie f o l g te n. O d o ne igte den Kopf und schritt langsam neben ihnen aus. Er kam an einem der allge g e n wä rtigen Inte rface-Term inals vorbe i und wäre fast ste h enge bl iebe n, um m it dem Schwarm b e w ußtsein zu sprec h e n . Er wußte gena u, welche Frage er ihm stellen würde – gab es in Schwarm drei noch weitere Ge staltwan dler , wie er ei ner war? Aber irgend etwas in O dos Natur – der Drang nach Zurückgez o genheit , ei n ange bote ne s Mißt rauen – ver h i nde rte , daß er si ch dem Ko llek tiv bewu ßtsein en th üllte. Odo wußte zwar nichts übe r seine Spez ies oder seine Herkunft, aber e r kannte sich und seine Auffassung vom Universu m : Er war ehrlich, und alle ande ren waren es nicht. Selbst seine engsten Vertrauten waren nie fr ei von Argwohn. Die schwarzen Inse k ten schie n e n fre undl ic h zu sei n, doc h laut Com mander Sisko war das Schwarm b e w ußtsein z u einer Lüge fä hi g. U n d das reic hte Odo al l e m a l, um weitere Beobac h t u nge n für ge recht f ert i gt zu ha lte n. Nach me hreren Abzw eigungen und Kurven und einer beträc htlic hen Strecke bem e rkte der Ges t altwandle r , daß der Gang schm aler wur d e . Der rote Streifen w a r nun der einzige an der Wa nd, und die Zahl der Ecozi d en wa r exponenti ell m it jedem Korr idor gewachsen, de r i n de n gem ü ndet hat t e , in dem er sich befand. Sie schwarmten übe r alle Wände und Böden, und Odo m ußte vors icht i g auss chreiten, um nicht auf sie zu trete n . Er wußte nic h t ge na u, w a rum er de n Ec ozi d e n folgte, hatte sic h einfac h unterbew ußt für diesen Weg e n ts chie den und wollte nun festst ellen, wo hin der r o te Streifen fü hr te. Bevor er und die Ec ozide n ihr Z i el erreic ht en, kam ihm aus der e n tge g engesetz ten Ric h tung gem ächlic h e i n kle i ner, haari g er H u m a noi de ent g ege n , der ei nen Eim e r und einen Mop trug. Er betrac htete Odo argwöhnisc h, als sie a n e i nander vorbe igingen, sagte ab er nichts. Der Gestaltwandler nahm an, daß es sic h um eine n der D i e n er ha nde l t e, die auc h sc hon Sisko und Dax gese hen ha tte n. Seine A n w e senhe it er klär te, warum der rote Streife n einen Ga ng m a rkierte, der an sch e in end nu r vo n Eco z id en ben u tzt wu rd e. Nachdem ein weite rer Nebengang seine sechsbeinigen Benutzer in den Ha uptkorridor entlassen hatte, schwarmt en
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die In sekten über den Boden, die Wände und die Deck e. Od o bewegte sich zentim eterweise weiter, ohne die Füße vo m Bode n z u hebe n. Ei n steche nde r Geruc h dra ng ihm in die Nase, und er hörte das Scharren einer Million klei ne r Beine und de n Sc hla g ei ner Mil l i o n wi nzi g er Fl ügel . Bis l ang hatte n die Ecoz iden ansc hei n end nic h t s ge gen s e ine A n we senhe it einz uwenden, doch er fra gte sich, was gesche he n würde , wenn er a u f ei n paar von ihnen tra t . Er fragte es sich ledi glic h – er w o l lte e s nicht unbedi ngt hera usfi nden. Er mußte sich bücken, al s der Gang nicht nur schm aler, sonder n a u ch nie d ri ger wurde , doc h e n dli c h konnte er das Ende aus machen. Leider mu ßte er anhalten, bevor er es erreic hte; er bef ü rc htete, nun m it jedem Schritt D u tze nde von Ecozide n zu töten. Vor ihm schwarm t e ein m onstr öser Klumpen aus In sekten über ir gendeine Erhöhung auf dem Bode n hi nweg, und unwil l kür lic h m ußte er an de n Di ener m it dem Mop und dem Eim er denke n. Am Ende des Ganges en tdeckte er eine Reihe ungle i chm ä ßi g geformter L ö che r , von dene n jedes in e t wa so groß wie s e ine Fa ust war. Sie waren schwarz vor In sekten, die hine in- und hera uskr oche n. Das Rascheln ihrer winzigen Beine wu rde allmählich une rträ gl ic h. Da nn hörte er die s y nthe tisc h e Stim m e , die aus den Sc häc h te n in de r Decke z u kom m e n schie n . A u ch dor t wimm elte es vor Ec ozide n . »Warnung«, sagte die Stimme. »Besucher n ist das Betreten des i n nere n Sc hwarm s nic h t ges t atte t. War nung. Bit t e ke hre n Sie um . Warnung. Wenn Sie weiter g ehen , können wir für Ih re Siche r he it kei n e Vera ntw o rt ung übe rne hm en.« Odo lie ß es sich nicht zweim a l sage n. Er drehte sich langsam um und war f eine n let z ten Bl ick über die Schulte r auf de n ge heim nis v ol len Kl um pen am Ende des rot m a rkie r te n Ganges zurück. Major Kir a sah sic h i n dem Raum um und sc hl uckt e m ühsam . Urteilte man anha nd der anklagende n Miene n , handel te es sich be i der Vers amm l ung von ba jora nisc hen Wür d e n trä g er n eher um einen L ync hm ob a l s um ein Kom itee, das die Fa kte n aufde cken s o l l t e . Außer d e m ginge n ihr die beunr u hi ge nde n Wor t e Am kot Groel l s ni cht a u s de m Kopf.
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Wie vie l e dieser Leute hatten sic h verschw o re n, die provisorisch e Regier ung zu stürzen, die sowies o schon au f übe raus wa ckli ge n Be i n en sta n d? Sie erka nnte Roser Issa, Minis t erin für öffentliche Einrich tungen, die direkte Vo rgesetzte von Direktor Am kot; Tanar Ma ya, Mi nis t er für Ha nde l und Ve rkehr; Inne nm inister Wistod Einen; die Ratsmitglieder Kawa Lerdo und Tagen Nico; und zwei Mitglie der der Versamm l ung, de ren Name n ihr nicht bekannt waren; doch si e identifizierte s i e anhand ihre r Um hänge . Es war sogar ein m it einer r o te n Robe bekleideter Vedek anwesend, einer der religiösen Führer Bajors . Es fehlte n le di gl ich ei n Richter und ei n S t r ick m it einer Sc hl i nge . Ministerin Roser seufzte geri ngs chätzig. »Als ich Sie zum letzte n M a l gese he n habe , Major, ha ben Sie und Ihr Comma nder mi r ve rsichert, daß die Antimaterie ohne Zwischen fall z u r Werft gebrach t werden w ü rde.« »Dieser Ansicht waren wir auc h «, gest and Ki ra ein. »Und doc h ha t m a n sie I h nen direkt unter de r Nase wegges t ohl e n.« »Das nun nich t gera de«, erw i derte Kira. »Sie wurde fast zwanzi gta u send K i l o m e ter von der S t ati on entfe r nt gestohle n. Zu wei t entfe r nt, als da ß wir etwas dage ge n hät t en unter n ehm e n könne n . Wir habe n unsere Flitzer so schnell wie m öglic h a u sgesc h ic kt. E i ne r von i hne n ist übri ge ns noc h imm er unte r wegs und verf ol gt den e n tf ühr t en Tanker .« Minister Wistod runzelte die Stirn. »Ich d a ch te, d i e Föderation sei auf Even tualitä ten wie diese vorbereitet.« »Die Kreuzer, die de n Ta nke r e s kortie rt haben«, erw i der t e Kira, »w urde n a u s nächs t er N ä he von z w ei kli n gonisc h en Kriegssc hi ffen a n gegriffe n. Wir habe n ver s ucht, de n Konvoi zu warne n, doc h unse r e Komm unikat i ons ka näle wurde n bl ockiert . Unter den ge ge be nen Um stände n konnte n die Kreuzer nicht viel mehr bewi rken, als die Klingonen zu vertreiben.« »Sie m e ine n , sie ha be n die K l ingone n e n tkomm e n lassen«, sagte Ta gen Nico. »Und sie ha be n zugelass en, da ß der Tanker geentert w i rd. Ihrem Beric h t habe ic h e n tnomm e n, daß de r Tanker die Schilde ge senkt hat, als die Bes a tzung erfuhr, da ß
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m a n das Sc hif f e n ter n wollte.« »Hätte er die Schilde nich t gesenkt«, sa gte Ki ra, »stünde ich wa hrsc h ei nl ich ni cht hie r , und Baj o r hätte ei ne n neue n Mond – a u s Raum schutt . Die K l ingone n ha ben a u f de n Ta nke r gefe uert , und e r hat t e kei n e andere Wahl . Zum i ndest ist de r Captai n de r F ö derat i on z u diesem Schluß gekom m e n.« »Stimmen Sie dieser Entsc h eidung zu?« fra gte Ta gen. »Ich ...« Kira zögerte. » I ch bin stellvertretende Kommandantin von Deep Space Ni ne und nicht Captain eines Starfleet-Tankers. Ich glau be nicht, da ß es uns weite rbringt, übe r etwas zu dis k utie ren, das sic h nic h t m e hr ä n der n l ä ßt .« Tage n wandte s i ch se inem Ratskolle ge n z u . »Ich habe Si e gewarnt, daß wir uns nicht auf die Föderation verlassen können. Wir brauchen uns ere eige nen Anla gen, um Antim aterie herz uste llen, und wir m ü ssen unsere eige nen Raum schiff e ba uen!« Nach diese r Aussage erkla n g ge m u r m elte Zustimm ung, und Roser Issa erklärte : »Das habe ich Com m a nde r Sisko bere its gesagt, als ich ihn zum letzten Mal sah.« Kira atm e te tief ei n und m ußte schreie n, um sich be i de n Würdenträgern Gehör zu versc h affe n. »H ören Sie m i r zu!« Sie sahe n s i e entrüs tet an, vers tumm ten aber. »Sie s itz en hier in Ihren we ichen Sesseln und entsch eiden dieses und jenes und so we iter , aber Leute wie ich, Am kot Gr oell und, ja, Comma nder Sisko, müssen dafür sorgen, daß auc h tatsächlich etwas gesc hieh t. Com m a nder Sisk o, me in Sicherheitsoffizie r und ei n we iterer Sta rfleet-Offizier befinden sich in diesem Augenblick im Gamma-Quadranten und se t zen ihr Le ben au fs Spie l, um diese Antimaterie zurückzuholen.« Sie senkte den Blick und däm p fte die Stimm e. »Wäre Bajor im stande, eige ne Schi ffe z u baue n und A n t i m a terie z u erzeugen, würden w ir es tun, s t att nur da rüber z u s p rec h en. Aber wir s i nd nicht dazu im stande. Ba jor ist im Auge nblic k nur ein ar m e r Krüppel, und wir sind dara uf angewie s en, daß jem a nd uns wieder auf die Füße hilft. Mir gefällt das nicht besser als Ihnen. Wenn Sie also Antimaterie herstellen und Schi ffe ba uen könne n .. . nur z u ! W o ra uf warten S i e? We nn Sie es aber nicht können, lassen Sie es die Leute machen, die dazu im stande sind.«
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Tage n N i co be tra c htete de n jungen Maj o r aus zusamm engekni ffe ne n A uge n. » S ie sind ziem lich unversch ämt.« Kira nic k t e . »Ja, das bin ic h. Tag f ü r T a g ha be ich m i t Hunderten von Spezies aus de r ganzen Galaxis zu tun, die alle For d e r unge n a n m i ch stellen. Ic h w a r wahrsc h einlich schon unverschäm t, bevor ich diese n Poste n über nom m e n habe , und jetzt bi n ic h noc h sc hlimm er gewor d en. W e nn Sie m i ch ablösen lassen wollen, kann ich Sie nic h t daran hi nde rn.« Sie warf ei nen Blic k auf Am kot Groel l , de r i n de r hinterst en Ecke des Saals saß. Er läc h elte er mu tigen d. »Wir habe n diesm a l a l so Mis t ge baut«, fuhr Kira fort . »Die Föderation hat ebenfalls Mist gebaut, und ich bedauere, daß eini ge von Ihnen s i e für per f e k t geha lte n ha be n.« Ei ni ge Anwesende kiche r te n, und Tage n Nico rä usperte sic h . »Aber die Födera tion gibt uns die Gelegenheit, et was aufzubaue n, etwas von bleibendem Wert. Nein, wir können das Schiff, das wir bauen, nicht be halten, aber wir werden es verkaufen und bekomm en dafür dr ingend be nöti gte Kr edite inhe it en. Wi r baue n dies es Schif f nicht a u s Nächste n lie be – wir ve rdie n e n dara n.« Eines der Versammlungsm i t g li eder hob pl ötz lic h eine n Arm und richtete ihn auf Kir a . »Dieses Schif f is t eine Scha nde , nicht m e hr und nic h t weni ger! Wir s o l lte n f ü r die Föderat i on keine Ve rnic h t u ngs waffen ba uen, die s i e gege n uns e i nset zen könnte. Dieses Schiff ist ei n Sy m b ol unser er Un terd rü cku ng.« Kira verneigte sich leicht. »Ich bedaue re, daß Sie dieser Ansic h t si nd, Sir. Ic h resp ektiere Ihre Me inung, stimme aber nic h t m it I hne n übere i n.« Darauf hin folgte das Getöse einer w e itere n hitzige n Auseinandersetzung, die erst endete, als Tanar May a, de r Minister für Handel und Verkehr, das Wort ergriff. »Wir alle wissen, da ß die Regierung sic h für diesen Weg entschieden hat«, erklärte er nachdrücklich. »Wenn wir unserer Verpflic htung, dies es Raumschiff zu bauen, nic h t nachkommen, w i rd ni em and uns m e hr vert raue n – we der die Föderation noc h unse r eige nes Volk. Wir m ü ssen die Sache durchs tehe n, ga nz gleich, welc he Zweife l w i r habe n.«
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Der ältere Mann sah Kira an und be dac h te sie m it einem freundlic he n Läche l n. »Ich m ö chte Ma jor Kira daf ü r danke n, daß s i e her g ekomm e n ist. Ic h f ü rchte , wir habe n es i h r nic h t gera de le icht gem acht. Ich ha be nur noc h e ine Fra g e an den Major.« »Ja? « sagte sie. »Ange nom m e n, wir bekomm en die ers t e Antim a terieLiefer u ng nic h t z u r ü c k ... wa nn könne n wir m it einer weitere n rechnen? « Kira schüttelte de n Kopf. »Das weiß ich nic h t. Meine nächs t e Pflicht beste h t darin, Kontak t m it Starfleet Command aufz une hm en. Ic h habe bere its eine n kurze n Bericht abgesc hic k t, a b er pers önlich noc h m it niem andem gesproc he n. Und ic h fre ue m i ch auch nic h t be sonders dara uf.« Sie rechnete ha lbwegs damit, daß einer der versamme lten Würdenträger ihr anbot, von sich aus mit Starfleet zu sprec h en und die Wogen zu glätte n. Aber die m e isten wandten den Blic k ab und unte r hiel ten sic h m u rm elnd m iteinande r. Nein, dachte sie, diese Leute waren nur dazu im stande, Reden z u schwinge n. Selbs t diejenigen, die sie tot sehen w o llten, waren es nicht wert, daß man einen zweiten Gedanke n an s i e verschwendete . Es ga b Leute , die stets forderten, daß etwas geschah, und Leute, die tatsächlic h etwas unternahmen, aber das waren nur selten ein und dieselbe n. Kira machte auf dem Absatz kehrt und m a rschierte hi naus . Miles O'Brien blickte fins ter drein und setzte sein Com puter t e rm inal ab. Dr. Bas h ir ha tte i h n vor Ca pt ain J on Rachman gewarnt, aber er hatte sich nicht vorstellen können, daß ei n j u nge r Starf l eet-Off izie r so begrif fsstutzi g und läs t i g sein könnte. Na ja, vorstellen konnte er es sich schon – au ch Bashir ging ihm manchm al auf die Nerven, aber nic h t so schlim m wie dieser junge Spund, der ihm ununterbrochen übe r die Sc hulter sa h und sic h be schwerte . »Chief O' Brien« , fa uchte der junge Ca pt ain, »wann ka nn die Regal wieder in Dienst ges t ellt werde n? Ic h m uß darauf beste h en, daß Sie m i r Ihre n Zeitplan m itteilen.«
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»Meine n Zeitplan? « knurrte O'Brien. »Ihre Flußgeneratoren sind durchgebra nnt, die Träghei t s a bsorbe r sind zerstört, die Antriebsspule ist nur noch Schrott! Wenn Sie zu e i ner gem ü tlichen Kreu zfahrt mit halber Impulskraft durch dies es Sonnens y s tem aufb rechen wollen, können Sie sofort losfliegen. Ich se he Sie dann in ein paar Jahren wieder.« Captai n R achm a n nahm wütend Hal t ung an. »Chief O' Brien, I h re Eins t el l u ng is t nic h t akze pta b el . Das sind doc h ganz einfac h e Re parature n.« O' Brien ba llte die Hände z u Fäuste n und versuc hte , sein irisc h es Tem perament im Zaum zu halte n. »Es sind keineswegs einfac h e Reparature n, Captain, aber sie wären durchführbar – wäre Deep Space Nine eine Sta r base. Es handel t sic h je doc h um eine baj o ra nisc he Raum station, die von Car d assianer n erbaut wurde. Wir haben nicht die nöti gen Ersatzte ile, und wir haben nic h t die nötigen Pläne, um sie selbst herzustellen. U n d was qualifizierte Ingenieure betrifft – nun ja, der steht vor Ihnen.« »Was ist mit de n Re pl ikat ore n?« O'Brien kicherte. » C ardassian ische Replikatoren? Die m achen Ihnen nicht m a l einen ans t ä n di gen Eis b e c her m it Früchten und Sahne.« Als er den niede r ges c hla g ene n Ausdruc k auf dem Gesicht des jungen Captains sah, schlug O'Brien einen vers öhnl ic here n Tonf all an. »Höre n Sie, Captai n, ic h weiß, daß Sie diese Schurken verfolgen wo llen, und ic h würde Sie ger n m it e inem herzl i che n >We idm anns hei l!< a u f de n We g schic k en. Aber ic h kann es nicht. Dieser K r euzer is t in einem katastrophalen Zustand, und die Valor is t noch sc hlimm er dra n. Sie haben s ich nach K r äft e n gewe hr t , nac h dem gr öße re Schiffe Sie aus dem Hinter halt angegrif fen haben, ab er Sie m ü ssen den Realitä ten ins Auge se hen. Sie liege n im Raumdock, und da ran wir d sic h erst et was ändern , nachdem Starfleet uns die nötigen Ersa tzteile geschickt hat.« Captain J on Rac h man schlug m it der Faust a u f seine Handfläche. Der stattliche , dunkelhaarige Offizier erweckte wieder den Eindruck, als wolle er O'Brien den Kopf abreißen. Oder losheulen. Der Chief wußte nicht genau, woran er war.
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»Wann we rde n Sie die Ersatz teile anfordern?« fragte Rachm a n. »Soba ld ich festgestellt habe«, antwortete O'Brien, »welche Te ile ich anfordern m u ß.« Ihre A u fmerksam keit wurde von einer kleingewachsenen Frau m it r ö tlic h-bra unem Haar abgele nkt, di e über die Brüc ke der Regal s c hritt, als habe sie da s Komm ando über da s Schiff. Captai n Ra chm a n sah ihre lohfa r b ene und r o st bra une Unif orm und verzog verärgert das Gesicht. »Verzeihung«, sagte er, »auf diesem Schiff hat nur Starfleet-Personal Zutritt.« »Ach ja?« sagte Major Kira und wandte sich O'Brien zu. »Chief , ic h m uß m it I hne n s p rec h en.« »Sie m ü ssen a u f de r Stelle ge he n«, be harrte Rachm a n. »Lassen Sie es gut sein, Captai n«, sagte O'Brien. »Das ist die befe hls h abe n de K o mm andant in der S t at i o n, Maj o r Kira.« »Mir ega l , wer sie ist«, erw iderte Rach ma n. »Sie ist Bajora ner i n, sie gehört nic h t S t arflee t an, und sie m uß das Schiff verlassen.« Major Kir a wirbe lte zu dem junge n Captain her u m . »Ich habe heute schon ge nug Pr obl e m e gehabt. S o l l ich Chief O' Brien von I h rem Schi ff abz i ehe n und beauf t ragen, die Luftschleusen a u f der sechsten Etage zu re parieren ? « O' Brien gr inste . »Kli ngt he rvor rage nd.« Er schal t ete das Term inal a u s. »Ich mache mi ch sofort an die Arbeit, Major.« »Auge nblic k, warte n Sie«, sagte Rachm a n. »Sie ist dazu befugt? Sie ist Ihre Vorgesetzte?« O'Brien nickte. »Norm alerweise ist sie die stellver tret ende Komm andantin, und bei Comm a nde r Sis k os Abwesenheit hat sie die Befehlsg ew alt inne . Diese Station steh t unter gem e insamer Verwaltung.« Kira läche lte de n junge n Mann freundl i c h an. » W oher kom m e n Si e?« »Äh ... aus Kansas.« »Ich glaube, es gibt e i n a ltes te rranisches Sprich w o rt... Sie sind hier nicht in Kansas.« Rachma n schluckte. »Das wird m i r allmählich klar .« Er nahm Haltung a n . »Ich bin Captai n J on Rac h m a n des Kreuzers Regal.«
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»Na schön, Captain Rachm a n«, sa gte der Major, »wen n Sie sich nütz lich m achen wolle n ... Ich m uß eine n Bericht an Starfl eet ab schicken , und Sie und Chief O'Brien können mi r dabe i helfen. Eine gewisse Admi ralin Nichey e v wa rtet auf einer S u bra um -Leitung.« »Admiral Nichey ev«, sagte der Offizie r e h rfürchtig. »Kenne n S i e die A d m i rali n?« fra gte Kira . »Nur dem Nam e n nach.« O' Brien rä uspe rte s i ch. »A dm iral Nic h e y e v hat den Ruf , ziem lich hart z u sein«, fügte er hinzu. Kira läch elte. »Den habe ich au ch.« Sie tippte auf ihren Kommunikator. »Kira an OPS.« »Ja, Sir?« erklang eine Stimm e. »Einen Augenblick, bitte«, sagte Kira und wandte sic h an O'Brien. »Funktioniert der Bildschirm hier? « »Das ist so ziem lich das einz ig e, was hier funktioniert«, m u rm elte der Chief . »OPS«, sa gte Kira , »stelle n Sie das Gespräch m it Adm i ral Niche y ev a u f die Regal auf A n dockplat z vier durc h.« »Jawohl , Si r. Ic h leite die S u bra um -Ko m munikati on um.« Auf dem großen Bildschirm erschie n das Bild einer schlanken Frau in mittlerem Alter. Sie sc haute nic h t besonders erfreut drein. »Ich bin es nicht gewohnt, daß man mich warten läßt«, sag t e Ad mi r a l Ni ch ey ev. »Entschuldigen Sie bitte«, erwiderte Kira. »Ich dachte, Sie wollten diese Angelegenheit a u ch mit zwei Ihre r Offizie r e bespreche n – unsere m Leiter der technischen Abteilung, Miles O' B r ien, und Captai n J o n Rac h m a n von der Regal, einem der Kreuzer des Konvois.« »Wo ist Commander Sisko? « O'Brien warf Kira einen Blic k zu und fra gte sich, wie sie diese Fra g en beantw orte n würde. »Er verfolgt die Pirate n«, erwide rte der Ma jor gelasse n, »die die Antim aterie-Ladung gestohlen haben.« »Befindet er sic h an Bord des a nde ren Kreu zers? « »Negativ«, antwortet e Kira. »Beide Kre u z e r sind sc hwer beschä digt. Er verfolgt si e in einem Flitzer.« Bevor die strenge A d m i ralin we itere Frage n ste lle n konnte , gab Kira ihr eine n kurz en und knappe n Ber icht über den V o rfa ll: die
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getarnten klingonischen Schiffe, die blockierten Kommunikationskanäle, der Überfall aus dem Hinterhalt und der wa hns innige A n griff a u f den Tanker, der schließlich daz u führte, daß er geentert und e r obert wu rd e. Sie e n dete dam it, daß de r Tanke r und der Flitze r das Wurmloch passierten, was zweifellos nic h t das Ende der Geschic h te , abe r das der ihr beka nnte n Ereignisse war. Adm i ral Nichey ev sc haute noch weniger erfreut als zuvor drein, und O'Brien wa r froh, daß dieses Ge spräch nicht von Anges i cht zu Angesicht sta ttfa n d. Eine n Auge nblic k später war er froh, daß er nic h t einer de r Captains der Kr euzer war. »Captain Rachm a n«, fauchte die Admiralin, »ich weiß, es gi bt kei n e Vorsc h rif t , die besa gt , da ß m a n eine n Wa rpflug m i t gehobene n Schi l d en beende n muß, a b er w i r ha be n S i e über die Geschichte Bajors instruiert. Sie wi ssen, daß es si ch um den entferntesten Vo rposten der Föderation in diesem Sektor handelt. Ein we nig V o rsicht wäre angebracht gewesen.« Der junge Captain s t and st ram m und wägte seine Wor t e sorgfältig ab. »Verzeihung, Admir al, aber wir sind achtzehn Stunden la ng m it Wa rpgeschw indigke it geflogen. Ic h geste h e ein, da ß wir erle ic hter t ware n, diese n Flug – m it ei nem Tanker vol l er Ant i m a terie – hi nter uns ge brac h t zu habe n, und daß dies uns vie l leicht nac h lässig we rden lie ß. Aber ic h bin nicht der Ans i c h t, über Ge bühr nac h lässig gewe sen zu sein. Außerdem enthielte n unsere Einsatzbefehle die ausdrückliche Warnung, das Wu rmloch zu me iden, aber von ab trün nig e n Klin gon en war n i ch t die Red e .« Adm i ral N i che y ev schien nich t überze ugt zu sein, und O'Brien war plötzlich der An sicht, den jungen Mann hera usha ue n zu m ü ssen. »Verz e ihung, A d m i ral«, s a gte er, »der Angriff hat uns alle übe rra scht. Ab er Captain Rachm a n und Ca pta i n Perez von der Valor habe n a l les ge tan, was in ihre r Macht stand. A l s der Angriff bega nn, is t Com m a nder Sisko s o fort m it einem Flitzer gestar tet. Wir alle haben de n Atem angehalten, als die Klingonen das Feuer auf den Tanker eröffneten. Hätte der Tanker nich t die Schilde gesenkt, hätten wir alle dr ei Schi ffe verl ore n, und C o mm ande r Sis k o und de n Flitzer. Und wahrsc h e i nlich au ch die Station.« Das verkniffene Gesicht de r Admi ralin wurde noch härter.
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»Und was wollte C o mmander Sisko mit einem Flitze r gegen zwei klingonische Kriegsschiffe erreic hen?« »Alles, wa s in seiner Macht s t and«, antworte t e O'Brien. »Er hat Lieutena nt Dax und unsere n Siche r he its off izier m itgenomm e n.« Adm i ral Niche y ev scha ute eine n Auge nblic k lang nachdenklich drein; dann ents pannte sie sich etwas. »Na schön«, gestand sie ein, »v ielleicht ha ben wir die Gefähr lichkeit der Lage in de r Umgebung von Bajor falsc h eingeschätzt. Major Kira, was wissen Sie über den Status der Hannibal? Ist das Schiff in Siche r heit?« »Jawohl, Adm i ral«, antw orte t e Kira. »Wir könne n mit de n Testfl ü gen be gi nne n, soba ld wir Antim ateri e be kom m e n. V o n der Crew, die die Testflüge durc hf ühren soll, wurde niem and verlet zt. Unsere Regierung würde übrigens sehr gern erfahren, wa nn eine w e itere Ladung eintreffen wird.« Die Adm i ralin sc hüttelte de n K o pf. »Nach diesem Vorfa ll können wir der näch sten Lieferung nicht nur zwei Kre u zer al s Eskorte m itge b e n . Wir m ü ssen ein pa ar größere Schiffe berei t stel le n, und das wird ei n pa ar Ta ge da uer n .« »Verzeihung, Ad mi ral«, sagte O' Brien, »w ir be nötigen auch za hlreiche Ersa tzteile für die be ide n Kreuzer. Ich ka nn Ihnen eine Bedarfsliste zukomme n lassen.« »Schicken Sie si e zu me inen Hände n«, antwortete die Admi ralin. »Die Ersatzteile werden z u sammen mit der Antim aterie eintreffe n. Ic h schätze, da ß es alles in allem wohl f ü nf Tage da uer n w i rd.« »Fünf Ta ge ?« sagt e Capta i n Rac h man schoc k ier t . »Verzeihung, Admiral, aber wir haben bereits zwei Tage verloren. Wir mü ssen unser e Kreuzer wieder einsatzfähig m achen, dam it wir durch das Wurm loc h flie ge n und diese Piraten zur Strecke bringen können.« Adm i ral Ni chey evs blasse Auge n wu rden wieder ka lt wie Stahl. »Captain Ra chm a n, Si e werd en un t e r k e i n en Umständen in das Wurmloch ei ndringen, um irgend jemanden zu verfolgen. Wir wissen fast nich ts über den GammaQuadranten, und w i r habe n ke ine Ahnung, was m it dem Fli t zer ode r dem Ta nker gesc he hen ist. O d e r ?« Rachm a n sc hluckte schwer. »Nein, Sir«, a n twortet e er.
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»Dann m ü s s en wi r da von a u s g ehen, da ß w i r be ide Sc hif f e verloren haben«, sa gte die Adm i ralin. »Ich weiß, es fällt Ihnen schwer, dies zu akzeptieren, aber wir können nicht her u m s itzen und a u f ein Wunder hoffe n. Bis die zweite Antimaterie-Lieferung Sie e rreicht, wird eine Woch e verst r ic hen sein. Um ganz s i che r zu ge he n, werde n w i r auc h Ersatz für Commander Sisko und Lieutenant Dax mitsc h icken. Im Augenblick ha be ich noch ke ine Ahnung, um wen es sich handeln wird.« Die Admi ralin at me te tief ein. »Chief O' Brien, ic h werde Ihre Bedarfsliste s o fort bear beiten lassen. Captain Rachm a n, ich erwa rte eine n a u sf ührlic he n Bericht s o wohl von I hne n a l s auch von C a ptai n Pe re z. Maj o r K i ra, ich bi n Ihnen ge genüber nic h t be fe hls b erec hti g t , aber ich hof f e, daß Sie keine weitere n Persone n gefä hr den, indem Sie sie durch das Wurm loc h schic k en, dam it sie Comm a nder Sis k o und seine Crew suchen sollen. Vielleic ht werde n sie zurückkehren, vielleic ht auch nic h t. Aber ihr Schic k sa l lie gt nicht in unse r en Hä nde n.« Sie kniff die Lippe n zusamm en. »Halten Sie m i ch auf dem laufenden«, sa gte si e dann. »Adm iral Nichey ev Ende.« Das strenge Gesicht der Admi ralin verschwand vom Bild schirm un d wu rde vo m v e rtra u t en ov alen Starfleet-Lo go vor einem hellblauen Hinte r grund erse tzt. O' Brien schalte te sti r nr unze l nd den Sc hi r m aus. »Das war aber e i n fröhlic hes G e spräch , was? « »Ja«, m u rmelte Kira. »Wahrscheinlich muß s i e s o denken.« »Es tut m i r leid«, s a gte Ca pta i n Rac h m a n, als e r ihre nie d ergesc hla g ene n Gesichte r sah. »Ic h m ache m i r Sorge n dar übe r, daß ic h sc hlecht das t e h e und m e in Schiff wiede r flugta ugl i ch bekom m e, und Sie ha ben I h r e n K o mm anda nte n und zwei Ihrer F ü hr ungs off izie r e verl ore n. Ic h habe m ich wohl w i e das letz te A r schloc h be nom m e n.« »Entschuldigung ak zeptie rt«, erwider t e O'Brien. »Ic h weiß, wie es is t, we nn e i nem das Schiff unter dem Hinte r n weggeschossen wurde. Ich tue für Sie, was ich ka nn, aber was die gr oßen Repara tur e n betr iff t , werde n Si e fünf Ta ge warte n m ü ssen.« »Verstande n«, sagte Ca ptain R achm a n. »Kann ich i r ge nd
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etwas für Sie tun? « Er sah von O'Brien zu Kira. Kira nickte, und O'Brien sah, daß sie ihre Gefühle kaum n o c h un ter Kon t ro lle h a tte. »Sie könn en mich b e gleiten « , sagte si e, »und mit Comma nder Siskos Sohn s p rec h en. Ich m uß ihm als erstem sagen, da ß sein Dad e r setzt wird. Wenn Sie mi ch begleiten... ich weiß nicht, vielle icht freut er sich, jema nden au s Kansas zu se hen.« »Ich werd e tu n, was ich k a nn «, v e rsp r ach Jo n Rach ma n . Major Kira hatte während der unangenehm en Ereignisse des Tages jedes Zeitgefühl verloren. Sie hatte es gar nicht bem e rkt, bis sie sich be im Com puter nach Ja ke Siskos Aufenthaltsort erkundigte und zur Antwort bekam, daß der Junge in dem Quartier war, das er sich mit seinem Vater teilte, und sich für das Bett fertigmachte. Es überraschte sie auch nic h t, daß N o g bei ihm war. I n schlimm e n Zeiten war ein gute r Freund sein Gewicht in Gold gepreßtem Latinum wert, au ch wenn er ein Fere ngi war. Sie und Jon Rachm a n betrat en das kleine Quartier, und sie setzte ihr tapferstes Lächeln a u f. »Hallo, Ja ke. N og« , sagte sie z u de n J u ngs. »Ic h möchte euch eine n Gast vorste lle n, Captain J on Rac h man vom Starfleet-Kreuzer Regal. Er kommt aus Kansas.« »Hallo «, sag t e Jak e unv erb i n d lich. »Tag, Captain« , sagte Nog und spra ng auf. »Ma n n, Sie habe n da draußen ja e i ne n tolle n Kam p f gel i efert . Wir habe n uns das vis u elle L o g a ngese he n.« Rachm a n blinze lte überrascht. »Ich wußte nic h t, da ß m a n so etwas hier zur allgemeinen Unterhaltung zeigt.« Der junge Ferengi schaute verlegen drein. »Na ja, m e in Onke l hat . . . nun ja .. . Zugang . ..« »Zu einfac h allem, w a s ihn inte ressiert«, sc hloß K i ra den Satz ab. »Das ist schon in Ordnung. Es ist kein Geheimnis, was da dra uße n passiert ist.« »Haben Sie etwas von me inem Dad gehört?« fragte Jake. Kira schüttelte de n Kopf. »Leider nich t. Aber sie können jede Minut e aus dem Wurm loc h komm en. Wir hal t e n nac h ihnen Auss chau.« Nog be geis terte s i ch noch imm er für de n Ka m p f. »Das war
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toll, wie ein Kreu zer sich tot gestellt hat. Waren Sie das? « »Nein«, erwiderte Rac h ma n, » w ir sind auf Warpgeschwindigke it ge gangen, dami t sie glauben, w i r würden fliehen. Dann sind wir zurückgekehrt und konnten ein paar gute Treffer landen!« »Das können Sie la ut sagen!« schwärm t e Nog. »Das war doc h t o ll , ode r, Jake ?« Der Junge nic k te und zog den Ba dem a ntel e nge r um seine n hage ren K ö r p er. K i r a begrif f, daß Ja ke sich bemühte, a n etwas anderes zu denken, und Nog alles tat, was in seiner Macht sta n d, um seine n Freund abz u le nke n, aber es funkti onier t e nic h t . Sein Dad war be i der Verfolgung gefä hrliche r Krim ineller verschw u nde n. Ga nz gle i ch, was sie ihm auch erzählten, nic h ts wü rde daran e t was ändern. Und nun mu ßte sie ihm die einzige Nachric h t m itteilen, die si e hatte – e i ne schlechte Nachric h t. Sta rfle e t schic k te eine n Ersatz für seinen Vater. »Nog«, sa gte sie, » k önnten w i r e i ne n Auge nblic k a llei n m it Jake sprech en? Es ist schon zie m lich spät, und du mu ßt doch sicher ins Bett.« Der junge Ferengi sah seinen Fr eund an, als könne nur der Große Nagus ihn a u s dem Quartier weise n . »Geh nur« , sagte Jake . »Ich komme schon klar.« »Wir fr ühs tüc k en dann gem e insa m«, verspr ach Nog, a l s er zur Tür ging. »Hat mich gefreut, Sie kenne nzulernen, Captain Rachman!« »Gleichfalls«, erwider t e Rach m a n. Für sein Alter ist Jake Sisko ganz schön weit her u m g ekommen, da chte Ki ra. Er ha tte seine Mutte r be i einem Angriff der B o r g ste rbe n se hen. Er war m i t seinem Vater wie ein a lter K o ffer von e i nem Poste n a u f den ande ren gesche uc ht worden, bis Benjam in Sisko schließlich das viel leic ht sonder bars te Komm ando a nge nomm en hatte, da s Starfleet a n zubie t en hatte . U n d doc h hatte er das Bes t e dara us gemacht und war wenigstens eine echte Freundsch af t auf DS Nine e i nge gange n . Ja ke war zwa r ju ng, a b e r ke in Narr . »Es ist etw a s passie r t«, sagte er. »Was? « »Eige n t lic h nic h ts«, antw orte t e Kira und s e tzte s i ch nebe n ihn. »Wi r habe n Kontakt m it St arfleet a u f g enomm e n, um sie
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um Ersatzteile für die Kreuzer und ne ue Antimaterie für die Werft zu bitten. Sie dachten, da sie sowi eso einen zweiten Konvoi au sschicke n, wäre e s eine gute Idee, eine n am tierende n C o mm ander für die Station m i tzuschicken.« Jake riß e n tsetz t die Auge n auf. »Sie w o llen m e ine n Dad ersetzen? « »Es ist nur eine Vo rsichtsm aßna hme«, sagte Kira. »Das ist doch Scheiße!« schrie Jake und kämpfte gegen seine Trä n en a n . Kira sah hilflos J o n Rachma n an, und der junge Ca ptain kniete vor Jake nie d er. »Es ist Scheiße«, pflic htete er ihm bei. »Abe r dein Dad hat einen wichtige n Job, und Starf l eet kann ihn nic h t unbe setzt lasse n..., s o la nge er fort ist. Ic h kenne de inen Dad nic h t , aber ic h weiß, er hat sei n Le ben a u fs Spie l gese tzt, um da s unsere z u re tte n. Und ic h w e iß, wo immer er auch ist, was imm er er auch tut, er gibt sein Bestes.« Der Captai n sc hütte lt e de n K o pf . »He, bis ich hie r ei ntra f, habe ic h gar nicht ge wußt, was für einen s c hwieri gen Job ihr auf Deep Space Nine habt. Ich dachte, es wäre ein schwierige r Auftrag, eine n Anti m a terie-Tanke r zu be gleiten, aber das ist nich ts im Vergleic h zu dem , womit ihr es hier dra uße n z u t u n ha bt .« Rachma n nahm Jake s Hände in die seinen. »Ich bin z u jung, da ß i c h ei ne n S o hn in de i n em Alter habe n könnte , abe r wenn ic h jem a ls einen ha ben soll te, hof f e ich, da ß er so tapfer ist, wie du es bist. D u mußt Vertrauen in deinen Da d habe n; er wünsch t sich genausosehr, zu dir zur ü c k zukehren, wie du ihn dir z u rückw ünschst. Sag m a l, was we ißt du eige ntl i c h übe r den Wilde n West e n?« Jake rieb sich die Träne n a u s de n A u gen. »Übe r de n Wilden We sten?« »Ja, die Cowboyzeit der Erdgesc hich te«, s a gte Rachma n. »Ich ha be eine n Vorf ahre n, der im ehem alige n Terri tor i um Kansas Marshal war. Er mu ßte oft Gesetzlose verfolgen und war m a nchm al wochen- oder s o gar m onatelang unte rwegs. Seine Familie hat sich bestimm t schreck lich e Sor g e n um ihn gem acht, aber er ist immer zurüc kge komm e n. Er starb als alter Ma nn, m it neununds iebzig Jahre n. Das war i m
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neunzehnten Jahrhundert wi rklich ein hohes Alter.« »Sie haben nicht gewußt, wo er war? « fragte Jake. Rachma n kicherte. » N ein, die Prärie war dama ls nur eine Wil d nis voller I n dia n er und Ge setzlose r. Ihr ha bt hi er doch bestim m t eine B i bli o t h ek, oder? Wir könnte n darüber nachlesen. Ich gla u be, diese Zeit wird dich s t ark an das Lebe n au f Deep Space Nine erinnern.« Jake nic k te, und ein Lächeln husch te über sein Gesicht. »Ja, das wü rde mi r Spaß machen.« Kira sah den j u nge n Capta i n dankba r an, und auch si e wünsc h te , daß er e i nes Tages eine n Sohn wie Jake habe n würde. »Major Ki ra«, sagte Captai n Rachm a n, »Sie habe n m i r noc h kein Quartier z ugew i esen. Glauben Sie, ic h könnte hier bei Jake untersc hlüpfen?« Er dr ehte sic h zu dem Jungen um . »Wenn du nichts dagegen hast, heißt das.« Jake nic k te eifrig. »Klar.« Kira erhob sich. »Wenn ihr be ide einverstanden seid, bin ich a u ch e i nve rsta nde n. Ja ke ka nn Ihne n die Sta t i on zeige n.« Sie ging zur T ü r, hiel t da nn jedoc h i nne . Sie hatte das Gefühl, noch et was sagen zu mü ssen. Jake schie n ihr Unbe hage n zu s p üren. »Gute Nacht, Major Kira«, sa gte er. »Danke, da ß Sie es m i r persönlich mitgeteilt habe n.« Die Bajor a nerin nic k te . »Ich freue mi ch schon darauf, Starf l eet m itte ile n z u könne n, daß sie sic h die Mühe spare n können, uns jemanden zu schicke n . Gute Nacht.« Kira gi ng z u r Tür hi na us, und sie schl ug sc heppe rnd hi nter ihr zu. Sie schaute einen weiten Korridor entla ng, der bis auf ein paar Besuche r , die auf ihre n Tenta k eln da hersc h lur f te n, leer war. Nun hatte sie das Komm ando über diesen erstaunlichen Sc hm elztie gel, der als Deep Spa ce Nine beka nnt w a r, dac h te sie, wenigstens vor ü ber g ehe n d. Es war schon selts am , wievie l sic h seit der gra usa m en Herrschaft der Cardassian er geändert hatte, und zwar alles zum Besseren. Wieviel von dieser Verände rung von de r ruhige n Führung Benjamin Siskos abhängig war, konnte sie nic h t sagen, ab er sie verm ut ete, da ß es sich um einen be trächtlic he n Teil handelte.
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Wenn sie nur eine Ahnung hätte, was jetzt auf der Station vorging ... Das Herumschnüffeln er ledigte normalerweise Odo, ab er er wurde ja auch vermißt. Zögernd kam Kira zum Schl uß, da ß es an de r Zeit war, Quarks B a r eine n weitere n Besuch abzu statten.
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8.
B
enjam i n Sisko saß am Navigationspult des Flitzers und beobac htete, wie weiße Wol k e n über die l i mone ngr üne Oberfläche des Pla n e t en Eco kr oche n. Er hätte es vor g ezoge n, die vertra utere K u ge l Bajors auf dem Schirm zu sehe n, s e lbst m it all de n kle i ne n Häuptli nge n , die jet z t dort das Sage n hatte n, und den seltsam en Spaltungen, die die Bevölke r ung gegeneinander aufbrachte n. Er hä tte sogar ge rn das ka lte Grau von Dee p Space Nine m it all seinen unta ugliche n Strom kreisen und der endlose n Parade se ltsam er Lebens form en gese hen. Am liebs ten hä tte er Jake gesehen, und er konnte nur hoffen, daß der Ju nge mit der Unsich erheit fertig wurde, die seine Abwesenheit m it si ch brac h te. Konnte es sein, daß er Heimweh hatte ? Sisk o hatte DS Nine s t ets nur als Zwisch enstation in seiner Laufbahn angese hen, als Intermezzo zwischen zwei konventionelleren Aufgaben. Doch er mußte sich eingestehen, daß dieses Komm ando m ittlerweile zu viel m e hr gewor d e n war. Verm utlich sprac h en ihn die He rausf o r d er unge n a n , die der Job m it s i ch brachte – nie z u wissen, wa s der Tag bringen wür d e. Leider ka m e n m it Herausf o r d er unge n auch Enttäusc hunge n, und er ärgerte sich übe r a ll die Wunder, die er nic h t vollbri nge n konnte , zum Beispie l , Rebelle n w i e Rizo w i e d e r i n d i e G e mei n s c h a f t zu rü ck zu füh r e n o d e r di e F r ag en übe r die gehe im nisvolle n Wes en zu bea n tw orte n , die das Wurm loc h gescha ffen hatte n. U nd dieses Komm ando brachte auch Gefa hre n m it sich, wie die derz eitigen U m stände bewiese n. Die Gedanken a n seinen Sohn und sein seltsam es Heim führte n de n Com m a n d er z u der Frage , ob es ihnen geli ngen wür d e, die s en läche r liche n Sc hwindel dur c hzuz iehe n. Denn
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gena u da rum hande lte es sich: Si e versuc hte n , die Betr üge r z u betrügen. Er hatte bei seinem gnä digerwei se kurze n Besuch dort nic h t vie l von dem Sondier u ngss chif f der Fere ngi gesehe n, a b er imm er hin doc h genug, um zu wisse n, da ß es den Flitze r ohne gr oße Mühe in Stüc ke schieße n konnte. Und es konnte den Flitzer auch spie lend le icht einholen, s o llte es zu einer Verfolgungsjagd kommen. Er hätte sich gern vorges t ellt, da ß Hilfe unterwe gs war, bez w eifelte e s aber . Antim aterie war zwar kos tbar, aber nic h t so kostbar, da ß Starfleet dafür weitere Schiffe aufs Spie l setzen würde. Sie waren auf sich gestellt, und der geringste Fehler ihrerse i ts würde be deuten , da ß sie DS Ni ne nie Wiederse hen würden. Und Jake auch nicht. »Geht es dir gut?« fragte ei ne besorgte Stimme. Er schaute auf und s a h Dax. D a sie im Auge nblic k unges t ört waren, duz te die Tri ll ihn, wie s i e es pr i v at m a nchm al tate n. Erleichter t stellte Sisko fest, daß si e wieder ihre Uniform angez o gen hatte , auc h wenn die Starfleet-Ranga bzeic h en noch immer fehlten. »Ach, ic h habe nur nachge dac h t « , sagte e r . »Ich ha be gar nic h t ge hör t , da ß O d o zur ü ckge kommen ist . Ruht e r noch?« Dax na hm auf dem Stuhl ne ben dem seinen P l atz . »Ich habe i h n vor ei n paa r St unde n an Bor d z u r ü ckge beam t. Er m üßte bal d aufs tehe n.« Sisko m ußte unw i llkür lic h lächel n. >Ruhe n< und >aufste he n< waren interessa nte Euphem i sm en für das, was Odo tat, wenn e r seine n flüss i ge n Z u sta n d annahm bezieh ungsweise aufgab. Er seufz te . »Alter Knabe , sind wir verr ückt gew o rde n? Haben wi r eine Cha nce, den Betrug dur c hzuz iehe n? Ode r sollten wir einfach schle u nigst von hier ve rschwinden? « Dax dachte kurz nac h und kic h er t e da nn. »D as ist w i r k lich komisch. I c h wollte sa gen: >Als wir jünger waren, hätten wir nic h t zwe i m a l darüber nac h gedac h t , uns den Tanke r zur ü ckz u holen.< Dann wurde m i r klar , da ß i c h jünger bin als dama ls, als wir jede Menge verrückte Dinge angeste l lt haben. Aber wir sind beide noch da. Die Fra g e lautet, Benja m in, bist d u zuf r i ed en? Ih r e Gi er i s t u n s er ei n z ig er Vo r t ei l. « »Es hängt von dir ab«, erwiderte Sisko. »Du hast die
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schwier i gs t e Aufga be – du m ußt die Ter ror i sten überz e uge n, dic h an Bord des Tanke rs zu lassen. We nn du der Ansicht bist, es ist zu gefährlich, hast du m e ine Erlaubnis, die Sache abzublase n.« Dax zu ckte mit den Achsel n. »Wir haben schon vor zwei Tage n, als wir ihne n fol g te n, gewußt , daß es ge fähr lic h werden kann. Daran hat s i ch nichts geändert. Ab er au ch für sie hat sic h nic h ts geände rt. H ä tten sie diesen Raubzug bei den Kl ingonen oder Cardassianern durchgeführt, wäre schon die Todess trafe über sie verhän g t wo rd en . Ich weiß n i ch t, aber ic h bin der Ans i cht, sie s o llte n bestraft werde n, we nn auch nur, um sicherzustelle n, daß sie keinen Vorte il au s ihrer T a t zi eh en .« »Na schön«, sagte Sisko, »du hast me ine Frage beantwortet. Aber du mußt dich mit Rizo und seinen Gefährtinnen befassen. Du mußt uns sagen, wann wir die Klamotten hinwerfen und abhauen mü ssen.« Dax nic k te erns t. »Das werde ic h.« Sie hörten leise Schritte , und ein erholt au ssehender Odo betra t das Cockpi t . »Guten Mor g en«, sa gte er und deute t e höflich eine Verbeugung an. »Guten Morgen«, erwiderte Sisko. »Was halte n Sie vom Planet en Eco? « Odo rüm pfte die Nase. »Sollte Qu ark m i ch je fra ge n, wo er Urlaub machen soll, weiß ic h nun, was ic h ihm raten werde.« »Haben Sie etwas herausgefunde n, wa s wir wissen sollten?« f r agte Dax. »Ich ha be den Ei ngang der Ec oz ide n z u m inne ren Schwarm gefu nde n «, antwortete der Gestaltwandle r . »Aber ich glaube nich t, daß ein Huma noid sich an diese n Ort wagen sol lte. Dann habe ich m i ch in eins diese r Restaura nts gesetzt und die Gäste eine Weile be obac h te t. Sie besc hä ftigen sic h dam it, Waren z u kaufen und sofort wie d er zu verkaufen, doch da sie die Ware n nie wirklich sehen oder gar be sitzen, ha ndelt es sich w o hl um kaum m e hr als nur um ei n Gl ückss p iel . Ic h kann es ka um abwarten, diesen Plane t en zu verlassen.« »Da sprechen Sie mi r aus der Seele«, sagte Dax und sah auf das Schiffschronometer. »Wir mü ssen los, Benjamin. Ich habe m it den Baj o ranern ve rei n bart , da ß wir sie um acht Uhr
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treffe n. H o ffe nt lic h sind die Ferengi z u ei ner s o f r ühe n Stund e no ch n i ch t wach .« Der Comm a nder erhob sic h und strec k te seine l a nge n Arme . »W enigste n s bekomme n wir im Konfere nzra um einen Kaffee. Ha lten Sie die Stel lung, Consta ble.« »Tue ic h das nic h t im m e r?« sagt e Odo und nahm auf e i nem leeren Stuhl Platz. »Und ha lte n Sie die Schi lde oben«, f ü gte Sisko hi nz u, als er zum Tran sferfeld gi ng . Dax folg t e ih m. Odo dre hte sich m it seinem Stuhl und sah den Com mande r an. »Seien Sie vorsichtig«, warnte er. »Als ich ging, zog de r Preis für An tim aterie an.« Sisko nic k te und versuchte zu lächeln, doch ihm war a n diesem Morge n nicht besonders fröhlich zumu te. Er hatte ein schlec htes Gefühl, konnte aber nic h t sa gen, wesh alb. Bislang nahm en ihnen beide Seite n ihre Geschic h te ab und vertra ute n ihnen, zum i ndest s o weit, wie sie irge nd je m a ndem vertrauten. Ihr Plan war in der Tat ris k ant, brach te aber nur ein kritisc h es Elem ent m it sich – sie mußten Da x und eine große Odo-Ha n dtasch e allein mit Rizo a n B o rd des geka per t en Tankers bringe n. Die Ferengi w ü r d en m itw irke n – sie waren nich t in der Posi tion, ihr Verm ittlungsangebot auszusc h la gen. Trotzdem hatte Sisko das Gefühl, irgend etwas übersehen zu habe n. E i ne Kleinigkei t , ei n unnöt i ges Risi ko. Wahrsc h ei nlic h, dachte er schlie ßlic h, m a chte n ihm nur sei n e Unge dul d und Fr ustr ation zu sc haffe n. We nn sie sic h auf i h r Vo rh ab en ko n z en tri e r t en , wü rd en si e b a ld vo n hi er wegkomm e n. »Ene rgie«, sagte er zu Od o. Dax und Sisko m a terialisi e rten in dem ihne n bere its beka nnte n Konferenz r aum , und Dax überra schte es ni cht , da ß sie als erste hier e i ngetroffen waren. Wä hre nd sie zur Tür gi ng und i n ei nen lee r en K o rr idor hi naussc haute, be gab S i sko sich augenblic klic h z u m Nahrungsspe n der. »Das Übliche«, be fahl er . Sof o rt pr oduzie rte der fremd artige Nahrungsspender e i ne Tasse m it damp fendem Kaffee, und Sisko schaute sehr zufrie d en drein, als er sie ergriff und das Aroma roch.
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»Ich frage m i ch«, sagte er nach einem ersten Schluc k, »wie viele Bil b ok s o e i n Nahr ungs repl ika t or kos ten w ü rde. Er m acht auf jede n Fa ll eine n bes s eren Kaffee als je de s Gerät auf... na ja, Sie w i ssen sc hon, wo .« »Ich verla sse mi ch da a u f Ih r Urteil«, erwiderte Dax. »Benjam in, wir sollten uns eine verschlüsselte Redew e ndung einfalle n lassen, falls es Ärger gibt, wir es aber nic h t offen sagen können. Ei ne harmlos kli n gende Bemerkung.« »Einversta nde n«, e r w i der t e S i sko und tra n k nachde nklic h noc h ei nen Schl uc k. »Sagen Si e einfac h : >Ich ha be zuviel Kaffee getr unke n.<« Dax nickte und be gann, auf und ab zu schreiten. Die Trill war stolz darauf, in sc hwierigen Situationen stets die Ruhe zu bewahre n, doc h der nächste Schritt be i ihr e r Betr ügerei ließ sich dam it ver g leic hen, in Qu arks Kasino eine Par tie Dabo z u spiele n. J e des Wür f eln brac h te e i ne neue R e ihe von Wahrsc h einlic hkeiten m it sich, die in ke inem Zusamm enhang m it den Wahrsc h ei nli c hke ite n des vorher i gen Wurfs s t anden. Wenn m a n einm al gewonne n ha tte, hie ß da s noc h lange nic h t , daß m a n e r ne ut gewi nne n w ü r d e. E b ens o führte jede Lüge, die sie de n Terr or ist e n erzählt hatte n, zu einer neue n Rei h e von Wa hr scheinlic hkeiten; nur weil sie die le tzte Lüge geglaubt hatten, mu ßten sie die nächste noch lange nicht gla ube n. Wie Be nja m in gesagt ha tte , mußte sie e r ke nne n, wann es an der Zeit w a r, das Spiel aufz uge ben und da s Weite zu suche n , und die s e Entsc h eidung m ußte sie in einem Sekundenbruchteil fällen. Die Tür glitt auf, und R i zo e r schie n in der Öffnung. Erstaunt stellte Dax fest, daß der große Bajoraner sich gewaschen und sogar rasiert hatte. Seine Kleidung war zwar nich t unbedingt sauber, a b er si e starrte au ch nicht me hr vor Dreck und Blut. Sie bestand a u ch nic h t aus Leder, sondern aus einem groben, handgewebten Stoff. Er lächelte sie an und stolz i erte hinei n . E r hatte nur ei ne Be glei te rin da bei , und Da x stellte erle ichte r t fes t , da ß es sich nicht um Elaka hande lte , sonder n um Petra, die a n dere Bajorane r i n, die s i e bere its kenne nge le rnt hatte . »Guten Morgen«, sagte Sisko fröhlich. »Kaffee? « »Noch im m e r kein Ale?« m u r rte R i zo. Auge nblic klich
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pr oduzie rte der Na hr ungss p ender e i ne n Krug m it dem brä unlic he n Geträ n k. »Ah, das ist schon besser«, sagte de r Bajora ner gri nse n d. »Hallo«, sagte Pe tr a, die be schei d en nebe n der Tür stehe nge bl i e ben wa r. Sie ha tte e i ne n M i nic o m puter a u s dem Tanker dabei. Ein weiteres Beutestück, dachte Dax. Sie hatte n sic h bere its da ran gew ö hnt , daß i h nen der Tanker und die Wunde r , die er ent h iel t , z u r Ve rf ügung s t a n den, und waren vie l l e icht em pfänglic h f ü r die Vorste llung, sie behalte n zu dürfe n. »Sie machen sic h N o tizen«, sagte sie z u Petra. »Seh r klug. Aber ein Teil dess en, was wir hie r bespreche n , sollte außerhalb dieses Raums nicht bekannt werden.« »Ach ja ?« sagte R i z o und kna llte das G l as Ale a u f de n Tisch. »Und waru m n i ch t? « Dax sah Sisko an und fragte si ch, ob er die Verhandlung übe rne hm en wollte . D o ch er nic k te ihr erm unter nd zu und trat zur Tür. »Ich werde darauf achten , wa nn unsere FerengiFreunde eintreffen«, erklär te er . Rizo z og e i ne n Sesse l zurüc k und lie ß seinen m u skulösen Körper hineinfalle n. »Was geht hier vor? « fragte er. »Haben die Fere ngi ei n A nge bot gem acht ? « »Ja«, sagte Dax, »und zwar ein sehr gutes.« Sie lächelte hinterlis tig, setzte sic h a u f di e Tischka nte und lie ß vor R i zo die la nge n Beine ba um eln. »Aber Sie könne n noc h m e hr hera ushole n.« »Ach ja ? Dann m a l raus m it der Sprac h e.« Er be ugte sic h vor und li eß de n Bl i c k sei n er dunkle n A uge n gem ä chlic h a n Dax' Beine n und O b er körpe r hi nauf z u i h re m schöne n Gesicht gleiten. »Sie habe n angebote n, Ihne n den Tanker zu überla ssen, wenn Sie ihne n die Antim aterie-Kapseln überge ben«, bega nn Dax. »A ußer dem werden sie Ihnen zehn Barren in Go ld gepreßtes Lati num geben.« Rizo nick te. Er war eindeutig beeindruckt. »Damit werden wir eine Weile übe r die Runden kom m e n, und wir haben ei ne n Ort, den w i r Heim at nenne n könne n. A b er das Ange bot is t zu gut – es m u ß i r ge ndei nen Hake n gebe n.« »Allerdings«, gesta n d Dax ein. »S ie vertrauen I hnen
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nich t. « Der Bajora ner lac h te schalle nd. »Natürlich traue n sie uns nic h t! Sie habe n s ich m it zu vie l e n andere n Ferengi abge ge ben und ver t ra uen jetzt nie m andem mehr.« »Sie bes t e h en bei der Über ga be de r A n tim aterie auf eini ge n S icher hei t svor kehrunge n «, fuhr Dax fort. »Sie wissen, da ß die Einrichtunge n d e s Tankers vollautom atisiert sind, und beste h en darauf , da ß sich bei der Ü b ergabe nur einer von I hne n a n Bord des Ta nkers bef i ndet.« Rizo trank eine n Sc hluc k und s e tzte de n Krug wie d er ab. »Das können wir nicht akzeptieren.« »Aber«, f u hr Da x f o r t , »es wi rd sich a u c h nur ei n Fer e ngi an Bord ihres Schiffs befinden. Un d ic h w e rde a l s unparteiisc h er Be obac h ter dabei sein und mi ch vergewi ssern, daß beide Seiten eh rlich spiele n.« Der Bajoraner scha ute nachde nklich drein. »Sie m e i n en, ihre gesamt e Crew wird au f den Planet en beamen?« »Genau«, sagte die Trill und setzte wieder das versc h la ge ne Läche l n auf . »Wür den S i e die Aufz eichnung unser es Gespräch s jetzt bitte unterbrechen?« sagte sie zu Petra. Die j u nge Bajorane rin sa h Rizo a n , und der nic k te zustim m e nd. »Und da nn?« »Dann können Sie i h r Sc hif f überne hm en«, fl üste rte Dax. »Sie könne n diesen Planete n m it einer Flotte verlasse n – m it einem Tanke r voller Antim a terie und m it einem Sondierungsschiff der Fere ngi. Mit diesem Sondierungsschiff können Sie fast jeden anderen Ra um er zur Strecke bringen.« Rizo le hnte sich in s e inem Sessel zurück, und ein Lä cheln breitete sic h auf seine m Gesicht aus. »Und warum wollen Sie uns dabe i helfen?« fra gte er sc hl i e ßlic h. Dax er hob sich und gi ng la ngs am u m den T i sch, darauf bedac h t, mit allem zu wackeln, wom it sie wackeln konnte . »Wir wollen an unserer Verm ittlung m e hr als nur ein paar Barren in Gol d ge pr eßtes La ti num ver d i e nen, wiss en abe r , daß die Fer e ngi es uns nic h t gebe n werde n. Wir w o lle n genug Antim aterie, um eine beträc htlic he Weile a u f dieser Seite des Wurm loc h s ble i be n z u können. Wir ha ben kei n e E ile , in de n Al ph a-Qu ad r an t en zu rü ck zuk e hr en . «
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»Aha«, m a chte Riz o . Allm ählic h däm m erte es ihm . »Sie sind eb en falls unehrlic h.« Dax spür te , da ß de r e n tsc h eidende Mom e nt gekomm en war. Vielleic ht hatte n s i e eine n Fe hler gem acht, indem sie die Rolle des ehrlichen Maklers aufgegeben hatte n. Aber ihr Mund verf ügte über kei n en Trak torstrahl, mit dem sie einmal gesproc he ne Worte z u rüc kne hm en konnte. Was konnte sie nur sagen, um diesen schrägen Handel festzu machen? Wa s würde den Aussc hlag ge ben, daß er ihr glau bte? »Sie ha be n uns doc h nic h t für Raum ka dette n ge halten, ode r?« sagte sie verä chtlich. »W ir habe n die Chanc e, einem Haufen blutsaugender Ferengi ein ga nzes Schiff abz unehmen, m it allem , was es enthält . Ich ka nn I h nen gar nic h t sa gen, wie oft sie Ma r c us und m i ch be tr oge n habe n. Drüc ken w i r es m a l so au s ... Wir wo llen diesma l auf der Seite der Gewinner stehen .« Rizo nic k te und rieb sich über das glattrasierte Kinn, als hätte er se it vie len bajora nisc he n Monden dort ke ine bloße Haut m e hr gespür t. Er schaute zu Sis k o hi nüber und schätzte ihn anscheinend ab; dann wanderte sein Blick wieder zu Dax. Seine dunkel bra une n Auge n m u sterten ihre n s c hla nke n Kö rp er, und sie sp ürte so wo hl sein Mißtrauen als auch sein Verlangen. Er drehte si ch zu Petra um. »Kehre au f das Schiff zu rück«, sagte er. » D u kannst ihnen erklären, welche Bedingungen die Ferengi s t ellen, a b er von der ande ren Sache erz ä hlst du niem andem . Das ble i bt ers t einm al unser Ge heim nis.« Die junge Frau wi rkt e unbeha gl ich be i der Vorstel l ung, ei n Geheim nis vor i h r e n Gefä hrten z u bewahre n. »Aber warum ?«fr agte sie be unruhi gt . »Weil ich es sage!« brüllte Rizo . Dann atme te er tief ein und entspa nnte sich etwas. »Es gibt zwei Gründe. Erste n s weiß ich noch nicht, ob ic h dar a uf e i nge h e. Und zweitens ... je weniger Leute davon wissen, des t o besser.« Er lächelte Dax zu . »I ch gla u be, Jade verste ht das . « »Warum soll te n S i e nic h t dara uf e i nge h e n ?« fra gte Sis ko freundlic h. Rizo beda chte i h n m it einem verär g ert e n Blic k. »Es is t n i ch t einfach , ein Sond ierun g ssch i ff d e r Fereng i zu
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verstec k e n . Und wie ich die Fer e ngi kenne , wer d en s i e jede n Kopfge ldjä ger im Quadra nte n auf uns a n s e tzen. Das schlie ßt unse r e kl i n gonisc h en Freunde und wahrs c hei n lic h auch die Cardassianer ein. Die Sache könnte das Risiko aber vielleicht trotzdem wert sein.« Er mu sterte Da x scharf. »Aber hauptsäc hl i c h, wei l ic h noc h im m e r nicht weiß, ob i c h I hne n vert raue n kann.« Die Tr ill zuckte m it den Ac hseln. »Nic ht übe r uns s o llte n Sie sic h den Kopf zerbrec h e n. Wenn Sie das Schif f de r Ferengi nicht erbeuten oder zumi ndest flugunfähig m achen, können si e Sie jede rzeit ver f olge n, wenn ihne n der Sinn danac h steh t. Vergess en Sie nicht: Ohne die A n timaterie ist der Tanker nur noc h e i n Zie l w i e je des a nde re auc h .« Der Bajor a ner dachte so angest rengt nach , daß sich die Rillen auf seinem Nasenrüc ken zu samm enschobe n. Schl ießlic h ging Petr a zu i h m und legte die A r m e um ihn. »Keine A ngs t, Vater, du wirst die rich tige Entsch eidung treffe n«, versicherte sie ihm . Dax und S i sko wechs e lten ei ne n Blick, und Dax em pfand Entse t zen bei dem Gedanken, daß Petra Rizos Toch ter war. Wie konnt e jem a nd ein leic ht zu beei ndr ucke ndes Kind i n eine K r im inelle ve rw ande ln, die von de r Hand i n den M u nd lebte und von der halbe n Gala xis geja gt wur d e? Daß das Mädchen so jung war, hatte ih r schon zuvor Sorgen bereitet, und jetz t hatte sie doppe lte n Gr und daz u . Dax fragte sich, ob Elaka Pe tras Mutte r sein konnte, kam aber zum Schluß, da ß dies unm öglic h war . Elaka wa r höc hste ns zehn Ja hre älter a l s Petra. Rizo tätsch elte de n Arm seiner Toch ter. »Kehre jetzt zurück. Erzähle ihne n nur, was die Fere ngi uns angebote n habe n, und lasse darüber abs timm en, ob wir a k z e ptie ren sollen. Ic h kom m e bald nach.« Petra nick te und warf Dax e i nen beso rg ten Blick zu, bevor sie ihren Kommunikator berührte. »Eine Person zurückbeamen«, sagte sie. Die junge Bajora ne rin versc h wand im Wir b el eines Trans p orter stra hls. Was kommt jetzt? fragte Dax sic h . Rizo leerte de n Kr ug Ale und stellte ihn m it einem laute n Knall au f den Bernsteintisch. »I ch m a g die Mensch e n nic h t
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besonders«, sagte er und wi schte sich den Schaum von der Oberl i ppe, »aber sie habe n ei n S p ric h w o rt , dem ich nur beipflichten kann: >Es gibt keine Ehre unter Dieben<« »Aber Sie sind kein Dieb«, sagte Sisk o. »Schm e icheln Sie m i r nic h t«, sc hna ubte Rizo. »Sie w i ssen verd amm t gena u, was ich bin, und jetzt weiß ich, was Sie sind. Sie, ich, die Ferengi – wi r sind alle gleich.« Er atme te tief ein. » V ielleic ht sollte ic h einfac h die s en Tanker nehm en un d s e he n, daß i c h v o n hie r w e g kom m e . « Er betrac htete Dax nachdenklich, und zum erstenma l m achte sie etwas Beso rgnis – und Furcht – in seinen dunklen Augen a u s . »Ich würde es gern so machen wie Sie beide«, sagte er, »einfach vor allem davonlaufen und einen Quadranten erkunde n , in dem m i ch niem and ke nnt und ich niem ande n kenne. A b e r zu viele Leute gla u ben noc h i mmer an m i ch. Zu viele Leute, die no ch immer etwas Ehre ha ben.« Er lachte schna ubend. »Ich hatte auch m a l Ehre , aber nac h eini ge n de r Dinge, di e ich t un m ußte.. . « Er schluc kte schwer und br üllte de n Na hr ungss p e nde r an: »Gi b m i r noc h e i n A l e!« Nachdem der Replikator einen zweiten Krug m it dem bra une n G e brä u fa br i z iert hat t e, brac h te S i sko i h m da s Glas und se tzte es vor ihm ab. De r Ba jora ner läc h elte ihn tr äge a n . »Marcus, haben Sie nicht noc h wa s zu erledige n? « Sisko sa h Dax an, und sein Blick ver r iet se ine Furc ht. Aber die Trill wa r ein paar hundert Ja hre alt und wußte, was sie tat – hoffte si e je denfa ll s. »Schon in Ordnung, Marcus«, sa gte sie . »Warum suc h st du nich t unse r e Ferengi-Freu nde au f und sagst ihnen, daß die Bajo ran e r ih r Ang e bo t in Betracht zieh en? « »Na schön«, antwortete Sisko ohne große Begeisterung. »Ich hole mi r nur noch ei ne Tasse Kaffee.« Er ging z u m Nahr ungss p ender , kehrte da nn langsam zur Tür zur ü ck und verließ den Konfere nzraum . Sie schloß sich hinter ihm mit einem widerhallenden Knall. »Endlich«, sagte Rizo mit heiserer Stimme, »sind wir allein.« Dax wäre zwar am lie bste n auf die a nde re Seite des Tisches gelaufen, tat es aber nicht. Sie versuc hte, ihre Stim m e ruhi g und las z iv z u hal t e n, a l s sie fragte: »Ha b en Sie
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kei n e Angs t, daß Ela k a ode r ein ande res Mi tgl i e d Ihre r Crew hier her b ea m t ?« »Das würde ich i hne n lie ber ni cht rate n«, sagte Riz o und stand langs am auf. Er überwa nd die Entfernung zwische n ihne n m it zwei langen Sc hri tte n und er gri ff s i e m it star ken Arm e n. Dabe i gi ng e r s o schnel l vor, daß sie gar kei n e Z e it ha tte , Wide rsta nd zu le iste n, a u c h wenn ihr dies i n den Si nn gekomm e n wäre. Er zerrte sie grob a n seine breite Brust und drückte sie so stark, daß sie gla u bte, er w ü rde ihr die Rippen brech en, w ä hrend seine hungrigen Lippen die ihren su chten. Es ist nur ein Ku ß, sagte si e si ch und ließ zu, daß er die Zunge in ihren Mund schob. Vielleicht wä re es ohne das Ale in se inem Atem angenehm er ge wesen; a b e r so m u ßte sie sic h zwingen, den sabber nden K u ß zu erwider n , und em pfa nd m e hr Beunruhigung als Erregung. Der Kuß st ellte i hn ei nen Auge nblic k la ng zufr iede n. Dann dr ückte er sie gege n den Tisch und schob ein Bei n zwische n die ihren, und sie wußte , daß sie schnell etwas unter n ehmen m ußte. Dax bef ü rc ht ete, da ß si e nur ei nm al im stande wäre, aus seinem Griff zu schlüpfen, und er dana ch noch ener gisc he r zur Sac h e ge hen w ü r d e. Dann bliebe n ihr nur noc h Wort e zur Verte idi gung. Sie bog und wand s i c h und ta uc hte sc hl ießlich unte r s e ine n Arm e n hinweg. D i esm a l lief sie auf die ande re Seite de s Tisches . »So w ill ic h das nic h t « , ke uc hte sie. »Wie willst du es dann, verdammt? « knurrte er. »Ich habe noch nie ei nen Mann ge tei l t «, sa gte Dax nachdr üc kl ich. »Und ich habe nic h t vor, jetz t dam it anzufangen. Sie ge hören zu Ela ka.« Er schnaubte ve rächtlic h. »Und wenn mir an Ela ka gar nic h ts lie gt ?« »Dann s o llten Sie besser ein langes Ge spräc h mit ihr führe n.« »Hast du Angst vor Elaka? « fra gte er. »Ja, allerdings. Und ich glaube, Sie sollten auch A n gs t vor ihr habe n.« Rizo runze lte die St i r n und schlug m it de r Fa ust a u f de n
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Tisch. Da nn gr iff e r nach de m Krug Ale und tra nk e i ne n gr oße n Sc hl uck. Da x atm e te t i ef ei n und hof f te , daß das Schlimm ste aus g esta nden war. »Was ist mit Petras Mutte r ? « fra gte sie. »Was soll mit ihr se in?« sc hneuzte Rizo. »Cardass ianer habe n sie erwischt. Ich verm ute , sie haben s i e zu Tode vergewaltigt – das machen sie normalerweise nämlich. Ic h habe nie versucht, es herauszufinde n. Bis zu diesem Zeit punkt war ich Fa rm er. Kannst du di r das vors tel l en? Ic h habe vers ucht , auf e inem Stüc k dürre r Erde , das sie uns gelassen haben, Gemüse zu zi eh en. Aber es hat ihnen nicht gereic ht, uns das Land zu ne hmen. We nn s i e im Dorf Fraue n sahen, die ihnen gefielen, kam en diese Frauen einfach nic h t m e hr nach Hause.« Sein Ges i c h t besagte, daß die Erinnerung an de n Vorfall noc h immer uner t rä glic h war, auch wenn er schon Ja hr e zurücklie gen mußte . »Da hast du eines Tages a lso eine Fam ilie und ein Stüc k La nd und gla ubs t, es ge hört dir , und dann ist da s auch noc h weg. Ic h habe im Dorf he rum g efragt, aber niem and w o llte mi r sagen, was passier t ist. Das war auch n i ch t nö tig.« Er sah an ihr vorbe i und schluc kte he fti g . »Also habe ich Petra genommen – si e war vier Jahre alt – und bin mit ihr in die Hügel gefl ohe n. Entwe d er , wir wür d en s t erbe n, die Cardassian er würden uns erwischen, oder wir wü rden den Wide rsta nd finde n . W i r ha ben den Wi ders t a nd gef u nden, und zwei Ta ge späte r habe ic h me inen ersten Cardassianer getötet.« Sein Läc h eln schie n das e i nes Wahnsinnige n zu sein. »Es war das reinste Vergnügen.« Dax öff net e de n Mund und w o l l t e sage n, w i e lei d es ihr tat , schwie g da nn a b er. Dieser Mann war noch immer ein Mörder, auch nac h dem Abzu g der Cardassian er. Er bra uchte kein Mitleid – er brauchte ärzt lic h e Hilfe. Leider würde er wahrsche i nlich de n T od fi nde n, bevor er irge ndei ne andere Art von Z u fluc ht fa nd. Er lie ß sic h schwer in de n Sess el falle n und tra nk das Ale aus. »Gehe n Sie!« knurrte er. »Verschwinden Sie von hier! Sie habe n recht , ich bi n ei n Ti er. Ic h ha be E l aka verdie n t , und s i e hat m i ch ver d ient . Das e i nzi g e Schöne , das ic h je i n
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m e inem Leben hatte , hat m a n m i r genommen, und jetz t verdien e ic h es nicht, so et was Schönes wi e Sie zu haben.« Sein Gesich t verzog sich; er kämp fte gegen Träne n an. »Gehen Sie schon, hab ich gesagt! Versch winden Sie! « Dax ließ es sich nicht zweim a l sagen. Sie schlüpfte z u r Tür hi naus und warf ke ine n B lic k in den Konfe r e nzra um zurüc k. Sie schr itt durc h das Labyri nt h der Gänge, ohne auf di e farbige n Strei f en a n de n Wände n ode r die za hlreic hen Geschäfte ode r Vergnügungsze ntre n z u a c hte n , a n dene n sie vorbe ikam. Sie wußte nic h t, wie lange sie unterwegs war; es mochte sich durchaus um ei n paar Stunden handeln. Man konnte es sich nur schwer vorstellen, aber der Sy mb iont in ihr wa r schon dreihunde rt Ja hr e alt und hatte nic h t m a l ein Zehntel de r Greuel e r lebt, die dieser arm e Mann ertrage n hatte. Als sie sich für diesen Auftrag freiwillig gemeldet hatte , ha tte sie Erfa hrunge n gesucht, die für Jadzia Dax einzigartig sein würden. Nun hatte sich ihre Auffassung von Erfa hr unge n verä nder t. Sie s t är kten de n C h arakte r nic h t nur , sie konnte n ihn auch zerstören. Währe nd Curz on D a x ansc hei n end gr oße Abenteuer i n lebe nsbe dr ohe nden S itua t i o nen ausges tanden ha tte , war das Lebe n viel er anderer Leute m e hr als nur bedr oht w o r d en. Es war in e i ne m einzigen Auge nblic k zerst ör t wor d en. D a x ha tte niem als ric h tig begriffen, was Benjamin Sisko durc hgemacht hatte , als e r seine Fra u be im Angri ff der B o r g im Sektor Wolf 359 ver l or en hatte . Für ei nen Tril l gab e s kei n e w i chti gere Beziehung als die z w ischen Sy mb iont und Gastkörper, und m a n wußte von Anfa ng an, daß sie ei nm al enden w ü r d e, w i e eine Reise m it einem Raum schiff ende te, wenn es sein Zie l erreic ht ha tte. Wesen mit einer normalen Lebenssp anne, die eine lebe nsla nge Ehe eingi n gen, dachten ganz anders . Iron isch erweise erwarteten sie n i ch t, d a ß ih re Verb ind ung ende n w ü r d e. Und w e nn sie da nn doc h ei n vorzeit i ges Ende fand und der überlebende Partne r noch verhältnismä ßig jung war, stellte es für ihn eine Tragödie dar, die Dax wahrsche i nlich niemals ric h t i g ve rste hen würde . Eini g e Leute , wie Benjam in, wur d en nur zeitwe ili g aus der Bahn geworfen. Ande re, wie Riz o , e r li tte n eine n dauer h afte n
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Scha den, verwande lte n sich i n Unge he uer, die nic h t einm al ihr früheres Ich erkannt hätte. Dreihundert Jahre der Erfahrung, dachte sie verdro ssen, und diese eine Erfahrung würde ihr niem als offe nstehen. Einerse its war sie dafür dankbar, a nde rerseits ernüc hte r te sie die Tatsache , daß eine lange Le benss p a nne kei n e n reic hha l tige n Sc hatz an Erfa hr unge n gara nt ier t e. Ohne z u wi ssen, wie sie dorthin gekomme n war, fand sie sich schließlic h im Geschäft szentrum wieder. Ein neues golde nes K l eid, das genaus o aus s ah wie da s, das sie geka uft hatte , dre hte sich la ngsam in der Vitrine. Sic transit gloria. Sie scha ute sich um und überz eugte sic h , daß kein Ferengi ode r Bajoraner in der Nähe war; dann holte s i e ihre n Komm unikator aus de r Tasc he und drüc kte dara uf. »Dax an Sisko« , sagte sie un d w a r übe rrasc ht darüber , wie kräc h zend ihre Stimme klang. »Hier S i sko«, kam di e Antw or t. »Ich ha be schon überall nach Ihnen ges u cht.« »Ich bin im Geschäftszentrum. Ich glaube, Sie so llten lieber zu mi r komm en. Dax Ende .« Er m ußte ganz in de r Nähe ge wesen sein, de nn er kam berei t s na ch wenige n Mi nute n. Ohne großart i g darüber nachz u denken, lief sie zu ihm und umar mte ihn verzweifelt. »Ist alles in Ordnung? « fragte er beunruhigt. »Ja«, sagte sie und rie b si ch die Augen. »Sie se hen aus, als hä tten Sie geweint.« »Wirklich?« fragte sie erstaunt. »Das sieht mi r gar nich t ähnlich, oder? « »Was hat er Ihnen angetan? « »Mir ge ht es gut«, erwide rte sie. »Es is t nic h t, was Sie denke n , wirklic h nic h t . « Si e überle gte, ob s i e dem Comm a nder sagen s o llte , da ß s i e endlic h versta nd, was er durchgem acht ha tte , aber es war wirklic h nic h t der richtige Auge nblic k, um schm erzliche Erinne runge n in ihm wachzurufe n. Sie m u ßten s i ch be reits m it genug Geis tern a u s der Vergangenheit befassen. »Rizo ist geistig labil«, sagte Dax schließlic h. »Wie er dazu w u rde, ist eine sehr tra u rige Ges c hic h te , und Sie könnte n sie bestimm t nachvollziehen, wenn Sie es versuchen.
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Aber die Frage lautet... wieweit können wir einer so labilen Person ve rtra uen? I c h m e ine, da die Ferengi und die Bajora ner sich ge genseiti g betr üge n w o l l e n , könne n wir nic h t davon aus g ehe n , da ß sie uns gegenüber e i n e h rl iche s Spie l treiben.« Sisko seuf zte. »Ich w e iß. Ich ha be Gim b a in der Spielhalle gef u nde n . Er ver l or , war also ni cht bes o nders gut gel a unt. Er hat da rauf besta nde n, sein S o ndi e rungssc hi ff sei so gr oß, da ß er ein paar Leute an Bord lassen könne, ohne daß die Bajora ner es bem e rken. Da wir ja beha upt e n, de n Ha nde l in seinem Sinne m a ni pulie ren z u wolle n, konnte ic h ka um Einwä nde dage ge n er hebe n.« »Tja«, sagte Dax, »wenn die Sache ehrlich wirken soll, m uß er trotzdem noc h m e hrere hundert Be satzungsm itglie der auf den Pl anete n bea m en. Unse re gr ößte Sor g e ble i ben R i z o und die Bajoraner.« Sisko nic k te und sa h sich i n de m Rau m um . »Werden sie Sie a u f den Tanker lass en? Allein mit ihm ? « Sie schüt t e lte de n K o pf. »Ich w e iß es nic h t. Wir habe n uns nic h t ge rade als bes t e F r eunde ge trennt. Es kann z u e i nem ziem lichen Abe n te uer werde n, m it ihm alle in z u se in.« Sisko schob das Ki nn vor. »Die ganz e Sache ist zu gefä hrlich« , sagte er e n tsc h ie den. »Ich teile Odo m it, daß wir von hier verschwinden.« »Mensch!« be llte eine Stimm e. Trotz der Tatsache, daß es eine weiblic he Stim m e war, erzeugte das kalte Timbre auf Dax' geflec ktem Rückgrat eine Gänsehau t. Sie drehte sich um und sa h Elaka , die sie vom Einga ng des Geschäftszentrums aus m u sterte. Der Haß in ihre n A u ge n bra nnte helle r als i r ge nde ine der bunten Lic h ter , die über die Decke m a rschierte n. Sie kam auf si e z u , und an ihrem har t e n , kom pakten K ö r p er wackelte re in gar nic h ts. »Wir si nd m it den Bedi ngungen ei nve rs tanden« , e r klä r te sie. »Sage n Sie de n Blutsa uge rn, daß w i r de n Austausc h m o rgen um neun U h r vollz iehe n werden. Wir wer d en unse r e Mannscha f t auf den Planete n beam en, und die Ferengi m ü ssen ebenso verfahren. Alle Schilde mü ssen ges e nkt werden, dam i t bei d e Se ite n das ande re Sc hif f m it den Se nsoren unt e rsuc hen können. Gim b a wird allein auf dem Sondierungsschiff
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blei be n, und R i zo wird den Tanker zu ihm fliegen und andoc ken.« Elaka sa h Dax volle r Bosheit an, und die Trill war darauf bedac h t, ihrem Blick nic h t a u sz uweich en. »Natürlich werde n Sie dabe isein, m e ine Liebe . Wir werden Sie von hier auf das Schi ff bea m en. Natür lich wer d e n wir Sie a u f Waffe n scanne n, bevor wir sie an Bord lassen.« Sie läche l te. »Und vielleic ht eine Leibes visitation vornehmen.« Dax läc h elte eb enfalls. »Wird Riz o das persönlic h ü b e rn eh men? « Wütend hielt Elaka eine n Fi nger vor Dax' Ge sicht. »Treiben Sie es nich t zu weit.« »Das sind ja in der Tat gute Nachrich ten!« warf Sisko fröhlich e i n. »Bitte richte n Sie Ihrem Captain unse r en tiefem p fundene n Da nk aus . Ich freue m i ch, daß die Angelegenheit zu unser er aller Vor t eil geklärt werden konnte.« »Und Sie sagen diesem fetten Ferengi, daß er das Latinum berei t ha lte n s o l l «, sa gte Ela k a stir nr unze l nd. »Es wi rd kei n e weitere K o mmunikation zwisch en uns geben.« Sisko nic k t e , und Da x versuc hte , ein fre undliches Lächel n zu bewa hr en. Elaka warf ihr einen let z ten unver hohle n e n Blick zu und marschierte davon. Der Commande r stie ß den At e m aus. »Was hat das zu bede ute n ?« fragte er . »Wolle n si e nun das Schi ff de r Ferengi übe rne hm en oder nic h t?« Dax schüt t elte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ansche ine nd werde n sie unsere n Wunsch erfülle n – ich darf den Ta nke r be trete n .« »Dan n so llten wir Gimb a in fo rmieren « , sag t e Sisk o un d gi ng z u r T ü r. Da x f o l g te i h m . »Marcus Ga rvey! Jade Dixon!« rief eine ande re Stimme, und sie blieben a b rupt stehen . Di ese Stim me war sehr vertraut und freundlich, wenn auch künstlichen Ursprungs. Sie sahen zu dem Interface-Terminal in der Nische neben der Tür. »Was wollen Sie? « fragte Dax. »Es freut uns, daß Ihre Verhan dlungen sich als erfolgreich erwiesen haben«, er widerte das Schwarmb ewußtsein. »Wir wissen, da ß s i e sehr kom pliziert ware n.«
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»Danke«, mur m elte Sisko und ging davon. »Einen Augenblick, Marcus Ga rvey «, sagte die Stimme. »Oder sollte ich Sie Commander Sisko nennen? « Beide wir b elten her u m und näherten sic h vorsic htig dem Gerät. »Wie bitte?« f r agte der Co mmander und bemühte sich, verwi rrt zu kli nge n. »Machen wir uns doc h nic h ts vor«, sagte das Kollektivbewußtsein einer Milliarde Insek ten. »Sie wissen, wer Sie sind, und wi r wissen es ebenfalls, auch wenn Ihre Verhandlungspartner es nicht wissen so llen. Eine Verh andlun g wurd e allerd in g s no ch nich t ab g e sch l o s sen . « »Und was wäre das f ü r e i ne ?« f r agte Dax vorsic hti g . »Die über unser en Anteil«, antw ortet e das Interface.
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9.
D
er Cardassian er m ittleren Alters war klei n, a b er dra htig, wie ein zusammengerollter Aalvoge l. Seine fleckige gra ue Hautfa rbe und die Knoc he nwülste um di e Auge n und a n de r Stir n l i eße n i hn wie eine n verfaule nde n Leichnam aussehe n. In dem Augenblick, da Major Kira ihn au f der Promenade erblic kte, s p ürte s i e, daß ihr die Galle hochkam. Ein Adrena linstoß schien sie aufz uf orde rn, s o f o r t auf i hn loszuge he n, aber sie e r inner t e sich noch rechtzeitig dara n, daß der Cardassia n er keine Gesetze ge broche n hatte. Er w a r allein und sc hritt schne ll aus, warte t e jedoch geduld i g, als vor ihm eine Klasse bajora nisc her Sc hulkinder seinen Weg kreuzte . Da ß er sie nich t au s dem Weg stieß, bewies, da ß er für einen Cardassian er außerge wöhnlich gute Ma nieren besaß. In dem Vertragswe rk, das ihre n R ü ckz u g von Bajor re ge lte, hatte n die Cardassia n er sic h Zutritt z u Deep Space Nine ausbedungen. Nur so wenige von ihnen kamen auf die Station, daß niem and etwas da gege n z u haben sc hie n . N u n ja , niem and auße r Ki ra und je de m Bajoraner, den sie ka nnte. J e desm al, wenn s i e einen Ca rdas s ianer sa h, wollte sie ihn w i e ein Inse k t zerquetsc hen. I h re zivilisie r te Tünche verbar g eine Kultur, die i n de n Freuden der F o lte r und Krie gf ührung schwelgte . Die katast rophale Ar t und We is e, wie sie die bajoranische Wirtsc haf t geha ndhabt ha tte n, m achte zum i nde st Kira deutlich, daß die Cardassian er frem d e Kulture n in erste r Linie zu m Vergnügen unterwa rfen. Der alte Haß kochte und brodelte in ihr, bis ihr buc hstä blic h schlecht wurde. K i ra zwang s i ch, langsa m er zu gehe n und dem Cardassia n er in e i ner a nge m e ssenen Entfernung zu folgen. Schließlich hatte er ja dasselbe Ziel wie sie – Q u arks Bar.
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Den Major überrasc hte es nich t, daß zwei w e itere Cardassian er in Quarks Spielkasino warteten, und gena us owe n i g über ras c hte es sie , daß die be ide n anger e gt m it dem Besitzer des Etab lisseme nts plauderten . Sie wußte, daß sie dem Ferengi keine Vorw ürfe machen sollte – Gäste waren nun m a l Gäste –, a b e r sie ha ßte Quark, weil er sic h mit ihnen abga b. Er hat t e unter der cardas s ianisc he n Schrec k e n s h errsc h aft ge naus o gute Gesc häfte gem acht w i e unter der wohlwollenden, abe r nach lässigen Verwaltung der Föderation. Aber die widerliche Mischung aus Glücksspiel, Zechere i und H o lo-K ammerpha ntasien, die m a n bei ihm fand, zog na t ü rl ich Kunde n a n und brac h te dr ingend be nöti gtes Geld auf die Station. Do ch si e lock te auch die falschen Kunde n he rbei, wie jene arroga nte n Carda ssianer m it ihren steife n Hälsen zum Beispie l . Si e pr ostete n sich m it Alekr üge n zu, a l s hä tten s ie gerade erf o lgre ich Ja gd a u f e n tfl ohe ne Gefange ne gem acht. Kira wußte , sie konnte nicht vorsichtig zu Werke gehen, wie Odo, oder diplomatisch, wie Sisko – sie konnte nur direkt vorgehen. Sie entsann sic h, von der Ankunft einer cardassia n ischen Ha ndels dele gat i on ge hört zu ha be n, und verm utete , daß sie e i ni ge Mi t g liede r da von vor sic h hat t e. Aber ganz gleich , wie sie sic h nannten, sie betrieben nur einen Handel: ihre sc hreckliche Un t e rd rü cku ng d e r Opfer. »Willkomme n auf Deep Space Nine«, sagte sie knapp, als sie nebe n s i e trat. Ihr Auftri t t kam so plötz lich und über raschend, daß die Cardassianer aufsprangen, und einer verschüttete Ale auf seine graue Montur. Die beide n andere n betrachtete n sie, wie m a n eine Person betrachte n m o chte , die sich gera de in aller Öffentlic hkeit e r leic hter t ha tte . Ihre bloße Existe nz war sch o n ein e Beleidig ung fü r sie. Quark schien si ch auch nich t besonders zu freuen, si e zu sehen. »Major Kira«, zisc hte er , »mir wäre es eine große Freude, Sie zu irgendeinem anderen Zeitpunkt zu b e di en en. « »Ich brauche keine Bedienung«, sagte sie barsch. »Ich bra uche I n form atione n. Und ic h w ü r d e e s vorzie he n, unte r vier Augen m it I hne n z u sprec h e n .« Sie warf den Cardassia n ern einen Blick z u u nd sc hluckte bittere n Speic h el
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herunter. »Sie können Ihren Gäst en sa gen, daß es nur einen Auge nblic k da uert .« Der ältere Cardassianer hob eine Hand. » M an soll s e inem Wärter stet s gehorchen«, sagte er lächelnd. »Die Bajoraner habe n immer be tont , wie fr iedli c h und fre undl ich sie seien , aber uns kamen sie stets nur unhöflich vor.« »Hören Sie«, sagte sie zu den Cardass ianern, »ich habe heute keine Zeit für Sie. Halten Sie sich einfac h von mi r fern, und wir we rden prim a miteinan der ausk omme n.« Der kleinere Cardassianer lachte schnaubend. »Ja, wir habe n schon gehör t , daß Sie e i ne Lie fer u ng Antim aterie an einen gesetzlosen Pöbel Ihres eigenen V o lkes verloren haben. Das m uß ziemlich pe inlic h sein.« Seine Gefährten kicherten. »Und es geht Sie nich ts an«, fauchte Kira. »Ich mu ß mit Ihnen sprechen, Qu ark.« »Aber ja doch«, sagte der ältere Cardassian er und kich erte gutm ü tig. »Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten, Quark. Wir mü ssen sow i eso auf unser Schiff z u rückkehren. Es war uns wie im m e r eine F r eude.« Die Carda ssianer marschie rten da von, und der Ferengi winkte i h nen ve rzw e ifelt hi nt erher . »K omm e n Si e doch zurück, we nn Sie Ze it ha ben! Sie ble i bt nie lange!« Dann dre hte Q u ark sic h um und f u nkelte die B a jora ner in wüte nd an. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als me ine Gäste zu v e rjag en? « Kira pre ßte die Li ppen zusamm en. »Worüber habe n Si e m i t ihnen gesprochen? Was ha ben Sie ihnen e r zä hlt?« »Genau da s, was O d o m i r au fgetrage n hat«, erwiderte er. »Daß sie m i ch a u s der Sache raus halte n s o l l e n. Da ß ic h nic h ts dam it zu t u n ha be n wi ll. Sel b st wenn ich I n f o rm ationen hä tte, würde ich sie nich t a n die Cardassianer we itergeben.« »Sie wisse n wir k lic h nic h t, was auf der a n dere n Seite des W u r m l o ch s p a ssi e r t ? « f r a g t e Ki ra un gl äu big . »Das habe ich nich t gesagt«, erwiderte Quark, griff nach einem Glas und vergewisserte si ch, daß es auc h sa uber war. »Hören S i e zu, Maj o r , wenn S i e m i r verspreche n , da nach z u gehe n, werd e ich Ih nen ei ne In fo rm ation geben, von der ich weiß, daß nich t je der sie hat.« »Na schön«, antwortete Kira und lehnte sich über die Bar.
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»Das Kartell war in die Entführung der Antimaterie verwic kelt – es s o llte den Ve rka uf der War e abwic k eln. A b er das Karte l l ist ga r nicht dam it zufr iede n, wie die D i nge s i ch entwic keln. Es hat vor ein paar Woche n e i ne n seine r besten Agenten i n den Gam m a -Quadrante n gesc hickt , und er sol lte eige ntlic h schon lä ngs t m it der Antim aterie zurück sein. Niem and a u f dieser Seite des Wurm loc h s weiß, wie s o es z u dieser Verzögerung gekomm e n ist, und das Kartell wird allm ählic h ner vös .« »Wer ist dieser Agen t?« fragte Ki ra. »Ich ha be nic h t vers proc hen, I h nen das z u verra ten«, sagte Quark. Da nn läche lte er m it nostalgische r Freude. » A ber er hat einen wunder bar e n Harem. « Major Kira nickte. »Also wissen wir, daß die Ferengi in gr oßem Maßsta b i n die Sac h e verwic kel t sind. Was ist m it den Cardass ianern? Was haben Sie m it ihne n besp rochen? « »Das sind Würde nträger«, a n twortet e Q u ark en trüstet. »Handels bevollm ächt igte . « »Und ic h bin eine königliche Prinzessi n«, sa gte Kira höhnisc h . »Was ha be n s i e von I hne n gew o l l t ? « »Genau da s gleic h e wie Sie – Inf orm a tionen. Hilfe. Abe r ich halte mi ch aus dem Antim aterie-Geschäft raus. Im Gegensat z zu dem, was Sie de nken, Major, liegt m i r nich ts dara n, da ß DS Ni ne in die L u f t ge jagt w i rd. M i r gefällt es hier, und das Wurm loch loc k t zahlre i che Touris t en hierher. Soweit es m i ch betrifft, ka nn die Antim aterie ruhig auf de r ande ren Se ite ble i be n. « »Sie hören sich wie Odo an«, sagte K i ra und rüm pfte die Nase. »Aber dies ma l bin ich fa st geneigt, Ihnen beiz upflic hten. Ic h w ä re dam it zufr iede n, Comm a nder Sis k o, Odo und Dax zurückzubekomme n – ohne die Antimaterie.« Quark runz elte die Stirn. »Es st e h t keineswe gs fest, da ß sie zurückkomme n werden. Ab er we nn Sie wi rklich der Ansich t sind, daß die Mekong i n eine m Stück und m it all e n dre i Persone n a n B o rd zur ü ckkomm t, kann ich Ihnen e i ne Wette m it einer Qu ote von drei zu eins dara uf a n bieten.« Kira f u hr hoch. »Sie sind widerlic h«, sagte si e und ber ü hrte i h ren Kom m unika t or. »Kira an OP S. Ich m ö chte , daß Sie alle Funks prüche übe rwachen, die da s cardassianisch e
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Schi ff sendet oder e m pfängt . Und halte n Sie m ich übe r de n Stat us des Schi ffes a u f dem la ufe nde n.« »So ein Zufal l , Majo r«, unter b rac h O' Briens S tim m e sie. »Es hat gerade einen Funkspruch gesendet – kurz, aber kodie r t . Da nn hat es um Starterla u bnis gebe t e n.« »Halten Sie die Cardassianer hin«, sa gte Kira. »Lassen Sie sich für die Verzögerung irgendeine Ausred e e i nfalle n. Können Sie den Funkspruch entschlüsseln?« »Wenn ic h genug Ze it daf ü r habe «, erwi dert e O' Brien. »Ich m ache m i ch s o fort a n die Arbeit. O'Brien Ende.« Der Ferengi samm elte weitere Gläser ein und tat s o , als hätte er nicht auf ihr Gespräch geachte t, doc h Kira wußte gena u, wie v iel sei n e r i esige n Ohren m itbekam en. »Was haben die Cardassianer also vor? « fragte sie. »Sie sind Aasgeier«, knurrte Quark. »Sie riechen , daß der Hande l sc hief ge hen könnte und die R a tte i n de r Wüs t e sterbe n wird. We nn die Antim aterie zu ha be n ist, werden sie zugreife n. Wissen Sie, m i r war gar nicht klar , w i e te ue r hochwer tige, von der Föderation herges t ellte Antima terie ist. Bei i h r ha nde lt es s i ch zweife ll os um die reins t e übe r ha upt, und die Föderation hat auch die besten Lagerkapseln. Ob sie m i r wohl eine K o nz ession z u m Vertrieb von A n tim aterie ver k auft ?« »Wir haben bereits nachgefragt«, murmelte Kira, »und die Föderation hat abgelehnt.« »Schade«, sagte Q u ark und z u c k te mit den Achsel n. »Sie verzic hte t auf e i ne n großen Pr ofit. D i e Cardassianer ka nn ic h verstehe n; diese Wohltäter nicht.« Kiras Kommunikator ertönte. Sie richtete sich auf und ber ü hrte ihn dann. »M ajor Kira .« Es war O'Brien, und er klang aufgeregt. »Vier – ja, ic h glaube, es sind vier – kleine Kreuzer nähern sich uns. Es handelt sic h wahrsc h einlich nur um Ein-M ann-Sc h iffe, a b er sie sind wa rpflugta uglich.« »Welches Ziel ha be n sie?« »Sie brems en gerade ab«, sagte O'Brien. »Auch ihre Im pulsgesc h windigkeit is t beeindruc kend.« »Wohin fl i e gen Sie , Chief ?« f r a gte Ki ra und vers uc hte , ihre St im m e ruhi g u n d a u sge g l i c h en zu ha lt en. Sie wußte , daß
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Quark und me hrere seiner Gäste zuhörten. »Zum Wur m loch«, antwor tete er. »Hoffe ntlich brem s en sie so stark ab, daß sie a u ch du rchkomm e n. Wir könnte n auf sie schieß en, a b er das ist so ziemlich alles, wa s wir tun könne n, um sie aufz uha lte n. Sie schwarm e n aus – we nn ihre Triebwerke rich tig eingestellt sind, müßte n sie es problem los schaffe n.« »Woher kommen sie?« fragte Ki ra, der die Galle wieder hoc hst i eg. »Ich ha be solc he S c hif f e noc h nie ges e hen«, er wider t e O' Brien, »aber vielle icht kennt der cardass ianisc he C o m puter sie. Mal se hen, ob ich etwas finde.« Es folgte Stille, doch Kira hörte , wie es im Hinte r gr und imm er lauter polte rte, wie das Vors piel ei ne s Gewitte rs. Sc hl ie ßlic h e xplodier te O'Brien: »O ja, der Computer kennt sie allerdings! Cardassian ische Modelle, und sie komme n dire kt au s dem cardassian ischen Raum!« Kira se ufzte. A u f eins konnte sie sic h bei O'Brien verlasse n: Er ha ßte die Cardass ianer ge na uso se hr wie sie. »Jetzt müssen wir diese n Funks pruch nic h t m e hr entsc h lüsse ln, Chief. Wie vie l e Schiffe ha ben das Wurm loch passiert? « »Alle vier. Ich we iß nich t, welche Reic hw eite sie haben, wahrschei nlich keine so große wie ein Flitzer, a b er sie sind klei n und schne ll .« O' Briens S timm e wurde heise r . »Major , Sie mü ssen es mi r nur sagen, und ich verfolge sie. Wir suc h en die Mekong un d bring en sie n a ch Hau s e.« Der Gedanke, O' Brie n auf die Suc h e nac h Sis k o, D a x und Odo z u sc hic k en, stellte e i ne Versuchung da r, e i ne große Versuchung sogar. Aber Sisko hatte recht ge habt – die Stat ion konnte a u f O ' Brien nic h t verzic hte n . Und A d m i ralin Niche y ev hatte e b e n falls rec h t – es war sinnlos, weitere Schi ffe z u gefä hr den, um zwei zu rette n, die vie lleic ht berei t s verl ore n w a ren. »Nein, Chief«, sagte sie, »es tut m i r leid, ab er zwei Flitzer sind fast gena uso schlim m unterle ge n wie einer. B itte schick en Sie den Ca rdassian ern eine sehr streng gehalte ne Mitteilung, daß w i r a u f ihre Schiffe fe uer n werden, we nn s i e noc h m a l vers uche n soll ten, das Wurm loch ohne die
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ents prec h e nde n Proze d uren z u passieren. Und das Schiff, das hier a nge dockt hat , halte n wir bis zum Abschluß unse r er Unters uc hung fest .« »Ay e , Sir « , antwort e te O' Brien und ver s uchte ers t gar nicht, die Enttäus c hung in s e ine r S timm e zu ver b er ge n. Weiß er denn nic h t , dachte Ki ra, da ß ic h ger n m e hr t u n würde? Aber es half ihnen ni cht weiter, wenn sie einen Führ ungs of fizier von Deep Spac e Nine nac h dem anderen auf die andere Seite des Wurm loc h s schickte. Sie erinnerte sich an das Le uc hten in Sisk os Augen, als er um die Meldung von Freiwi lli gen ge bete n hatte , die ihn in dem Flitzer begleit e n wol lte n. S o wagem u ti g hatte er eigentlich nur selten reagie rt, a b er se in Enthusiasmus ließ sie dara uf ve rt raue n, daß er vie llei c ht E r f o l g habe n würde. De r Commander kannte die Risiken un d wußte, daß sich ihnen nur beschränkte Gelege nheite n bie t en w ü rde n. Entwe d er, die Dinge entwickelten sich, wie er es sic h er hoffte, oder nicht, und nur Sisko konnte die Entsc h ei dung t r effe n, wie sie vorge he n würd en. Kira hof f te, daß das Glück bislang mit der Mekong ge wesen war, denn ge rade hatte es sich ge gen sie gewandt. Quark schaute eben falls verdrossen drein. »Zot« , murmelte er, »wenn es so weite rge ht, w i r d niem and darauf wette n , daß Sisko zurückkommt.« Kira r u nzelte die Stirn. »Sie s o llten a u f ihn wetten. Bei einer s o ei nseitigen Quote werden Sie einen gr oßen Gewinn einst r eic h e n könne n .« Sie dre hte sic h um und ver ließ das Kasino. »Hmm «, machte der Ferengi und dach te er nsthaf t darüber nach. Benjam in Sisko s t arrte das una uffällige Term inal einfach an, während die Wut in ihm hochkoc hte. Wenn er nicht gerade eine n una nge ne hm en Tra u m hatte , ver s uchten m e hrere Milliarden Insekten, ihn um Geld zu erpressen. Er hatte die Ecoziden nicht um Hilfe ge beten, auch wenn ihre genau zur rechte n Ze it erf o l g te Lüge – die Behaupt ung, daß er und Da x schon seit ein paa r Tagen a u f dem Planete n weilte n – daz u gefü hrt hatte, daß Gimb a und Ri zo auf sein Angebot
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eingegangen waren. Er wußte, sobald ma n erst einmal zu lügen a n fi ng und andere bat, f ü r einen z u lügen, ger i eten die Dinge oft durche ina n der, abe r e r ha tte nicht dam it gerechnet, von einem Schwarm von Insekten erpre ßt z u werden. »Ihr ... Ihr An teil an diesem Geschäft?« fragte er un glä u bi g. »Natürl ich, Comm a nde r Sis ko« , ant w orte t e die sy nthe tisch e Stimm e des Interface. »D as ist doch Ihr wirklic her Nam e und Rang, nicht wa hr ? Sie habe n vie l e Geheim nis s e, C o mm ande r, und e s wäre ein denkbar sc hlec hter Augenblic k, sie bekannt werden zu lassen.« »Aber ... wir haben nicht... wir haben doch nichts ...« »Marcus, Sie s t ottern«, st ellte Dax fest. »Darf ich das ü b e rn eh men? « Sisko warf die Hände in die Luft und trat zurück. Die attra k tive Trill läc h e lte de m Interface fre undlich z u , auch wenn es sich dabe i zw eifellos um eine verschwendete Geste handelte. »Wenn Sie so viel über uns w i ssen«, be gann s i e, »m uß Ihnen a u c h klarsein, daß wir diese Krim inellen a u s dem Alpha-Q u a d ra nte n hierhe r ve rfolgt ha ben. A l l unsere Handlunge n ziele n l e di gl ich darauf a b , gest ohlene Waren zurückz ubeschaffen, nämlich einen Tanker voller Antimaterie. Selbst wenn wir Erfo lg haben sollte n, werden wir keinen Gewinn machen.« »Wir ha ben kei n e sol c hen E i nsc h rä nkunge n«, erwi der te das Schwarm b e w ußtsein. »Wir werden Gewinn m achen, und w i r können i h n gem e insa m m it Ihnen ode r m it ei ner der bei d e n ande ren in die Sac h e verwic kelten Partei en machen.« Dax schüttelte de n Kopf. »Das ist unwa h rs cheinlic h. Wen n Sie es de n Bajoranern sagen, werden si e wahrsch einlich mißtrauisch und fliegen einfach mit dem Tanker davon. Und die Fere ngi habe n be r e its eine beträchtlic he Summ e inves tier t – si e wer d e n Ih nen kei n en Anteil abge ben.« »Das bleibt abzuwarten«, antwortet e das Schwarm b e w ußtsein. »Wir sind der Ansicht, Sie s i nd uns etwas schuldig. Wenn Sie nicht kooperieren, können wir Ihre n A u fe nt hal t hier sehr unangenehm ges t alten.« »Das ist sinnlos«, sagte Sisko wütend. »Die Ecozide n
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verla n gen etwas von uns , das wir nicht habe n!« Er ergr iff Dax' Arm und zog da ran. »Gehe n w ir.« Die Trill fo lg te ih m, d o c h d i e Tupfen u n ter ih rem Haaransatz hatte n sic h bes o rgt ausge d e h nt. »War da s klug, Benjamin?« »Keine Ahnung«, gest and er ein. »Aber ic h weigere mi ch einfac h, m it diesem Ding zu re den. We nn es den anderen die Wahr h ei t s a gt , m uß e s eingeste hen, da ß es sie zuvor belogen hat. Es kommt nur darauf an , daß wi r Sie und Odo mo rgen früh a n Bord dieses Tankers be kom m e n. Wenn uns das nic h t geli ngt , könne n w i r s o wies o e i npacke n .« Sisko erha schte aus den A ugenwinkeln einen schwarzen, sich wi nde nde n St rom direkt über i h m und schrec k t e zurüc k. Er wünschte sich, er wäre den Ecoziden gegenüber nic h t voreingenommen, konnte seinen Ekel über ihre bloße Anzahl und schreck liche Präs enz aber nicht unterdrücken. Als Kind hatte er Bienen und Ameisen ge mocht, doch für riesige, in Höhlen hausende Inse kten hatte er nichts übrig. Besonder s nic h t, wenn sie gier ig und une h rlic h waren. Dax schie n keine Schwie ri gkeiten zu habe n, sich in die Ecozi d e n hineinzuversetzen und sie a l s Gleichberec h tigte z u be handeln, aber sie war ja au ch eine Vers chme lzung m it einer völlig frem d en Spezies eingegangen. Genau das mußte Sisko s i ch wohl ode r übe l einge stehe n – tr otz der Tatsache, da ß er sein gesam t es Leben m it Insekten ve rbrac h t hatte, waren s i e noc h immer eine völlig fremd e Spezie s . »Sie brauchen etwas Ruhe«, schlug Dax vor. »Wir alle bra uche n Ruhe . Mir war gar nicht klar, wie anstre nge nd es ist, unehrlich zu sein. Außerdem vers prich t der m o r g ige Ta g ziem lich ereignisrei ch zu werden.« »Ja«, seufzte der Comma nder. »Ich fre ue mi ch schon darauf, nach Hause z u komm e n.« Jon Rac h m a n lie ß die Zehe n i n den kal t en Bach ba um eln und sah sich in dem idyllischen Sabino Canyon mi t seinen m ilden W i nde n und den ver d or rten Pappe l n um . Wi e frem d e Soldate n , die eine plötz lic he Kältewelle hatte erstarre n lassen, sä um ten Kande labe r-K aktee n die schroffe n Hüge l. Vielfar b i g e Wolke n z oge n über de n wei t e n Him m e l hinter
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ihnen und erinnerten ihn an ein mit den Fingern gemaltes Bild eines Riesen. Ein we nig bacha u fwärts jauc hzte n Jake und N o g vor Ver g nügen und s p r itzte n ei na nde r naß, während sie versuchten, Flußkrebse z u fangen. »Das ist nur einer de r Nachteile, wenn m a n einen Kreuzer komma ndiert«, grinste Jon Rac h man. »Kein Platz für ein Hol odec k . Mann, das würd e ic h ger n öfte r tu n!« »Und so sieht Ka nsas aus?« rief Nog. »Irgendwie... unheim lic h?« »Nein, ne in«, sagte Rachm a n. »Als wir um etwas aus dem Wil d en Westen bate n, hat dei n Onkel s e in Bestes gege be n. Aber dies e Kakteen sehen au s wie Ofe n rohre ... desh alb m ü ssen wir irge ndwo in Arizona sein. Wa s hältst du davon, Jake? « »Das ist toll!« rief er. »Ich werde m e in Taschengeld sp aren und ir ge ndwann m a l hier her zur ü ckkomm en. Ich kann es kaum erwarten, es Dad zu zeigen.« Er hielt inne, als er an seine n Vat e r dac h te . Sein K u m p el Nog lie ß nicht zu, daß der Augenbl i ck lä nge r anda uerte. Er tauc hte be ide Hände ins kalte Wa sser des Baches und s p ri tzte seine n F r eund na ß. Sc hreie nd und lachend verfolgte Jake ihn. Rachm a n atm e te erleic hte rt a u s. Jake hatte seine Nieder gesc hlag enheit wegen des Verschwindens seines Vaters – und des Um standes, da ß er s o fort erse tzt werde n sollte – endlic h überw u nde n . Der Ca ptai n hat t e bei d e J u ngs m i t Geschich te n über gefährliche Starfleet-Miss i onen unterhalte n, die alle gut ausg egangen waren. Natürlic h war Jake bei Wolf 359 da beigewesen; e r wußte a l s o , da ß nic h t a lle Missionen gut aus g ingen. A b er bei viel en traf es z u . Als Chief O'Brien dann noch ein paar unglaublic he Abenteuer erzählt hatte, die die Enterprise übe rs tanden hat t e, glaubt en alle, daß der Flitzer es zurück z u r Station schaffen konnte. Sie glau bten daran, bis m a n sie wieder an die Alternative erinnerte . Die Beha r r lic hke it s e ines Fre u ndes Nog ha tte e b e n falls sehr daz u beigetra ge n, da ß s i c h Ja kes Stimm ung gebessert hatte , und Rachm a n ertappte s i c h be i dem Gedanke n , daß er zum erstenmal einen Ferengi wirklic h mo chte. Er versta nd einfach nicht, warum sich jeder über Nogs Onkel Quark
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beschwerte, de n Besitzer diese r beme rkenswerten Hol okam m er. Der F e rengi hat t e sich de m junge n Captai n gege nübe r als äußerst gastfreundlich erwiesen, ihm den Gebrauc h der Holo-K ammer koste nlos gestattet und sie m i t einige n Ge richten aus den Replikatore n bewirtet – das alles hatte daz u bei g et ragen, da ß Ja ke S i sko nicht une n t w egt a n seine n Dad dachte . Ra chm a n hielt Deep Spa ce Nine für eine n Ort, a n dem er sich gern niederlassen w ü rde, wenn er es einm al m üde werden sollte, durch den We ltra u m zu streife n . Schl ießlic h waren die Bajora ner i nne n ziem l ich a ttra k t i v , und er stel lte f e st, daß e r häufi g a n Maj o r Ki ra de nke n m ußte. Vielleic ht sollte er ihr ma l vorschlag en, hier schw immen zu gehe n .. . Der Kommunikator pie p te . Das Geräusc h ließ ihn zusamm enfahre n. Ra chm a n schütte lte s e ine a nge nehm en Tagt räume ab und be rü hrte das Gerät. »Hier Captain Rachma n«, sagte er. »Hier Chief O'Brien«, erwiderte die Stimme mit ihrem t ypischen l a nggezogenen ir ische n A k zent. »Tut mi r l e id, daß ich Sie stören m u ß, aber es ist e t was passie rt.« »Passiert?« fragte Rachma n. Er versuchte, leise zu sprec h en, doc h Jake und Nog hatten m it dem sechsten Sinn, den Ki nde r habe n, wenn ei n Erwachse ner m ö chte, daß sie etwas nic h t m itbe k omm e n, ihr Spie l unter br ochen. Sie stapften durch de n Ba ch auf ihn zu, und e r kam schließlich zum Schluß, daß Ja ke verdient hatte , es zu höre n, worum auch im m e r es s i ch ha nde ln m o chte . »Fahren Sie fort«, sagte er. »Vier kle i ne car da ssianisc h e Kam p fjä g er ha be n das Wurm loch passiert. Wir si nd der Ansic h t, daß si e unm ittelbar zuvor von der gera ubte n Ant i m aterie erfahre n ha ben. Auf jede n Fa ll ist z u befürc hte n , da ß der Tanker e ine se hr unfre undl i c he Es kort e be kom men wi rd, s o ll te er durc h das Wurm loc h zur ü ckke hre n. Major K i ra is t de r Ans i cht, wir sollten unsere Musk eln spielen lassen, und die Regal ist so ziem lich alles, was wir haben. Zum i ndes t verfügt sie über Impulskraf t und ein paar Wa ffen. Die Valor is t nic h t flugtauglich, und mit den Flitzern können wir niemande m An g s t ei nj ag en. «
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»Was ist mit den Sc hilde n der Regal?« fragte ihr Captai n. »Wir können I hne n etwa fünfz ig Pr ozent gebe n«, sagt e O'Brien, » w enn Sie nur eine Minim a lbesatzung a n Bord nehmen. Dann können wir etwas Energie von den Lebe nserhaltungss y s t e m en abziehen. Vers tehe n Sie m i ch richtig, Ca ptain, Sie werden nic h t gera de zu irge ndwelche n Großtate n im stande sei n . Si e solle n nur den Eindr uc k erwecken, als könnte n Sie dazwis chenhauen.« »Verstande n«, sa gte R achm a n gr i m m i g. Er warf den beide n Jungs ei ne n Bl ick z u . »Aber von C o mm ander S i sko und den ande ren ha ben wir noch nic h ts e rfahre n?« »Nein«, erwide rte O'Brien. »Aber wir können davon ausge h e n , daß jem a nd durch das Wurm loch kom m e n wi rd . Wür d e n Si e sich z u den A n doc kplätze n begebe n, da m it Sie uns sa ge n können, w a s Sie unbedi ngt bra uche n und wora uf Sie verzichten können? « »Ich bin schon unter wegs«, sagte Rachma n. »Ende.« Der Captai n sa h die beide n J u ngs be dauer n d a n und z u ckte m it den Ac hsel n. »Ich glaube, die schöne Zeit ist vorbei, zum i ndest für m i ch.« »Danke«, s a gte Ja ke und reic hte ihm die Ha nd. »Sie hä tten nich t so viel Zeit m i t uns verbringen m ü ssen.« »Glaubt m i r, es hat m i r Spa ß ge m acht«, sagte Rac h m a n. Er spra ng a u f und gab de m junge n Mann die Hand. Dann m achte er sich m it nackte n Füße n auf die Suc h e nach seine n Socke n und Stiefeln. »Be nehmt euch anständig, ihr beide. U n d, Nog, dei n O nke l ist ei n toll er T y p.« »Ja, das is t er, nicht wahr?« Der kleine Fe rengi grins te. »Sie m üßte n m a l ein paar der Pr ogramm e sehen, die er für die Holo-Kammern geschrieb en hat.« »Wür de ic h ger n «, sa gte Rachm a n nic h tsa hne nd. »Pa ß t auf euch auf. Ich se he dich dann in deinem Quar tier, Jake.« »Dan k e , Cap t ain.« »Auf Wiedersehen, Captain!« krähte Nog. Nachdem Rachma n die Holokammer verlassen ha tte, sah Nog sei n en Fre u nd an und sc hüttelte verständnisl os de n Ko pf m it den gr oße n, gumm iähnlic he n Ohre n. »Die sind ei nfac h zu tapfe r. Ma n m uß zu tapfe r sein, um von Starf l eet a k zeptier t zu wer den. Ich schätze Captain Rachm a n sehr, aber ich werde
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ein Geschä ft eröffne n, wenn ic h älter bin. Nimm's m i r nicht übe l, Jake , aber ic h bi n nic h t de r Sta rflee t-T yp.« »Das ist nicht jeder«, erwiderte der Junge. Nog nutzt e die Gel e genhei t und bl ieb bei dem neue n Them a. »Was hast du noc h m a l gesagt? Was willst du werden, wenn du erwachsen bist? « Jake grinste seinen Freund sc hief an. »Baseball-Profi.« »Ach, ja«, sagte Nog. »Hört si ch toll an. Kom m , fangen wir ein paar Flußkrebse.« Die beiden Fre u nde wateten in das gurgelnde Wasser zurü ck, und die Wüstenbüsc h e zittert en le icht in der Brise. Kira sa h dem Carda ssianer, der in dem Verhör ra um saß, direkt in die Augen. »Wir wiss en nich t, wovon Sie sprec h en«, sagte er höhnisc h. Er hatte ihr diese A n twort gera de z u m dritten Mal gege be n, und t r otz aller guten Vorsätze, ruhig z u blei be n, wur d e Kira allmählich wütend. »Was soll das heißen, Sie wissen nicht, wo von ic h sprech e?« fragte sie ungehalten. »Diese Kamp fjäger sind unm itte lba r , nac h de m Sie Ihren Funks pruch a bgeschic k t habe n, in das Wurmloch geflogen .« »Reiner Zufall.« Der Unterhä n dl er zuckte mit den Achseln. Seine kleine Gesta l t wurd e von breiten Schulte rn und altem Narbengew ebe beher r s cht , das s e ine knoc hige n A uge nhöhle n um gab. Er war i r ge ndei n S o l d a t , s o viel st and fest . Und wie die m e isten Cardass ianer wa r er auch ein perfekter Lügner. »Wir könnten den Funks pruc h e n tsc h lüsseln«, warf Chief O'Brien ein. »Herausf inden, worum es ging.« Der Cardassianer lächelte freundlich. »Sie w ü rden feststellen, daß er völlig harmlos ist. Eine Gratulation zum Geburtstag der Gattin eines unser er Offiz i er e, wenn ich mi ch recht entsinne.« Kira stieß scharf die Luft au s. »Wahrsc h einlic h handelt es sich wi rkli ch da rum . Sie ha be n nat ü rl ich a u ch die Na chric h t kodie r t. Das ist sinnlos. Wir wissen, e r wird es niemals eingeste h e n . Keiner von ih nen w i rd es gestehen.« »Schade , daß wir keine Card assia n er sind«, murmelte O'Brien, »oder wir könnten sie foltern, bis wir es
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hera usbe kommen ha be n.« Juka l lac h te . Ansc heinend war er e h rlich amüsier t . »Deshalb sind wir sowohl de n Me nschen als a u ch den Bajora ner n eindeuti g übe rle g en. Ei ne K u l t ur , die ni cht al le zur Verfügung steh enden Mittel einsetzt – alle nötige n Mittel – wi rd in ih rer Entwi c klung stets be hindert blei ben.« Kira stemmt e die Fäuste in die Hüften und funkelte ihr Gegenüber an. »Na schön«, sa gte sie, »Sie wollen mi r also nich ts über die vier kleinen Raumschiffe sagen, die Sie durch das Wurm loch geschickt ha ben. Das überrascht mi ch nich t. Aber ha be n S ie ir gendwelc he I n form atione n übe r den Tanker selbst , ode r fisc he n S i e ei nfac h i m Trübe n?« Der Cardass ianer erwiderte ih ren Blick. »Wollen Sie mich beleidige n , indem Sie solc he Vorwürfe erheben?« sagte e r spött i sch. »Wir ha tte n m it dem Verschwi nde n I h res Tankers nic h ts zu t u n. Daran trägt einz i g und al lei n Ihre Unf ä hi gke it und der Verrat Ihrer eigenen tö richten Leute die Schuld.« Kiras Körper sp annte sich, und sie hätte den arroganten Affen am liebs ten e r würgt. Sta tt desse n trat sie von dem Tisch z u rück und schritt, die Arm e auf dem Rücke n versch ränkt, in dem Verhörraum auf und ab . »Was m achen Ihre Halsabschneider also da drüben?« fragte O'Brien fre undlich. Der Cardas s ianer zeigte seine Ve rärgerung, indem er sich abrupt erhob. Seine Augen wurde n sc hwarz in den tiefe n Höhlen. Er riß sich sofort wieder zusamm en und lie ß sich auf den St uhl zur ü ckfa l l en. »Wie ich berei t s sagte , i c h wei ß nich t, was es mit diesen Schiffe n auf s i ch hat. Doch es liegt natürlich im Interesse des cardassia n isc h en Reic hs, eine gewaltige Antim aterie-Explosion entweder im Wurm l o ch oder im Gamma-Quadranten zu ver h inde rn. Warum sollte n wir untät i g z u s e hen, da Sie nic h t im stande zu sein sc heinen, die Lage unter Kontr o lle z u br inge n?« O' Brien lä chelte bos haft. »Sie wolle n also nur I h re n Bür ger pfl i c hte n nachkom m e n?« »Genau«, antwortet e Jukal. »Dürfe n wir die Station jetzt verlassen?« Kira sah O ' Brien an, und de r Ire runze lte die Sti r n, na nnte ihr a b er kei n en vernünfti g e n Grund, das cardas s ianisc he
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Schiff festzuha lten. Das war be reits der dritte Unte rhä ndler, m it dem si e sprachen , und sie waren um keine Silbe von ihrer Geschich te abgewi chen. »Wir wissen nic h t, wovon Sie sprech en« – das war die Antwort auf jede wichtige Fra g e. »Sor gen S i e daf ü r , da ß S i e w i r k l i ch a b f lie gen«, sa gte Kira. »Bringen Sie einige Entfernung zwisch en sic h und diese Stat ion. Ic h wi ll nicht, da ß I h r Schi ff in der Nähe bl eibt – ic h will es ni cht m a l auf de n Se nsoren ha ben. Ei ne n Verstoß gege n dies e Anordnung wer d e ich a l s krie g er ischen Akt auffassen. Dann werde ich au f jedes cardassianisc h e Schiff, das ich sehe, feuern lassen.« Juka l kich er te gezwungen. »Das wäre eine Überrea k tion.« »Mag schon sein.« K i ra läc h elte. »Aber Starflee t sc hick t eine n ne uen Comm a nder und m e hrere Sc hiffe. Ic h habe also nic h t m e hr lange de n Befehl über DS Nine. Aber bi s mein neue r Vo rgesetzter hier eintrifft, kann ich tun und lassen, was ich will, und es m acht m i r wirkli c h Freude, auf Cardassianer zu sc hie ß e n . Habe ich mi ch klar ausged rückt?« Juka ls Gelächte r kla ng e t was nervös. »Ach, ih r krieg erischen Bajoraner. Lassen Sie uns einfach starten. Mehr wollen wir ja gar nich t.« »Gehen Sie«, befahl Kira u nd deutete auf die Tür. »Aber vergessen Sie nicht, diese A n timaterie gehört Starfleet, bis sie Bajor übergeben wi rd.« Der Cardass ianer kicherte. »S ie wurde doch bereits Bajor ü b e r g eb en . L e b e n S i e wo hl . « Kira fuhr m it der Hand übe r da s Sicher hei t spa n el , und die Tür glitt au f. Ge naus o schne ll glitt der Cardassian er hinaus. »Diese verlogenen Mistkerle«, mu rm elte O'Brien. Kira hob ei ne Hand. » I ch weiß. Aber wenn etwas dermaßen schief ge ht, m uß m a n dam it rec hne n, daß die Sc ha kale die Witterung aufnehmen.« »Ich mö chte sie verfolgen«, bat der Chief. » I ch wer d e ganz vorsichti g sein.« Kira dachte eine n Au genblick lang über O' Briens Angebot nach, abe r nur einen ganz kurzen. Verdrossen schüttelte sie den Kopf . »Nein, Chief, s i e zu verfolgen , wäre bere its unvorsic htig. Und im Gamma-Quadranten ist es jetzt gefä hrliche r, als es noch vor ein paar Stunde n de r Fall war.
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Es tut m i r leid, abe r ich bra uche Sie hier. Wie geht die Reparatur der Regal voran? « O'Brien z u ckte mit den Achseln. »Das Schiff sieht einsatz f ähig aus , und ich hoffe , das wir d re iche n. Wir werden die Tatsac he a u snutz e n, da ß ge wisse Pers one n a u f der Sta t ion eine n re ge n I n f o rm ationsha ndel betre i be n, und das Gerücht verbreiten lassen, die Regal sei in zwöl f St unde n wie d er voll funkti ons fä hi g.« »Gut«, sa gte Kira. »Ich m ö chte nic h t, daß C o mmande r Sisko ersetzt wird, hätte aber nichts dage gen, we nn Starfleet im nächst en A uge nblic k m i t ein paa r Krie gss c hif f en au f t au ch en wü rd e. « O' Brien ni ckte und brac h te ei n Läc h el n zusta nde . »Sie leiste n gute Arbeit, auch wenn Sie nic h t z u lasse n wollen, da ß ich m e inen Hals riskiere. Wenn es nach m i r ginge, w ü rde ich Ihnen das Komm ando lassen. Im schlimmsten aller Fä lle natürlich, m e ine ich.« »Danke für Ihre Vertrauensbekundung, Chief.« Sie berührte ihren K o mmunika tor. »Kira an OPS. Lasse n Sie das cardassian ische Schiff fliegen, aber überwachen Sie seinen Kurs.« »Jawohl , S ir«, kam di e scharfe A n tw ort. O' Brien schütte lte de n Kopf, und Kira wußte gena u, was er dachte. Di e Besorgnis stan d in seinem rötlic hen Gesicht geschrie b e n . Was w ü rden sie tun, so llte tatsächlich der schlim m s te Fall e i ntre ten? Es war ein ganz eige ntüm licher Traum , eher ein se ns orisc her als ein vis u elle r, doc h Benjam in Sis ko ze igte sic h nur leic ht von i h m beunruhi gt . Z u m einen wur d e das sanfte Pric kel n auf seiner Ha ut von Sand ve rursacht, der von ries ige n Düne n geweht wurde. Soweit das Auge sehen konnte, erst reckten sich in alle Ric h tungen Düne n – ein trockenes Me er aus lachsfa r be nen Wel len, die ga nz langsam vom Wind bewegt wurden. Das Pricke ln war nur ein Te il davon, de nn die Wüste hatt e auch e i ne n ganz e i ge nt üm lichen Ge ruch, w i e der von verbra nnte r Holz kohle, die man im Regen ste h e n gelasse n hatte . Wie ein altes Haus, in dem lange nic h t m e hr ge putzt
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wor d en w a r. Es w a r unm ögl ich, daß die Sonne diese n seltsam en Geruch de s Sandes verursachte, denn sie ging gera de erst auf, war wie ein ve rschw o mmener Halo übe r der höc hste n Düne a u sz um achen. Oder gi ng sie unter ? Sis k o wußte le di glic h m it S i cher hei t , daß er sc hl ief und von ei nem fremd en Planete n träumt e. Kannte er diese n Ort? Was hatte er hier zu such en? Aus welchem Grund war er hier ? Ein T r aum kann nic h t la nge weitergehen, ohne daß etwas passiert, dachte Sisko, denn Träum e sind se hr handlungsla s tig. M it der E r ke nnt n is z u wissen, da ß m a n trä u m t e, erzwang ein Trä u m e nder m a nchm al, daß etwas gescha h, und wie auf ein Stichw ort verä nde rten die Düne n sic h plötzlic h. Der Wi nd ha tte aufgefr isc h t, und de r Sand schlug nun mit ätzender Schärfe au f ihn ein. Und doc h schri tt Sis ko a u c h w e iter h i n durch kniehohen Sand, denn die Erosion en thüllte et was darunter – etwas Dunkles und Massives. Es war sc hwarzer Sand, dachte er, wie er auf Ha waii vorkomm t . Er z u ckte unter dem heft ige n Wind, der auf seine r Haut brannte und seine Nase m it diesem stechenden Geruch quä lte . De nnoc h sc hützte er sei n e A uge n nic h t m it der Han d und l i ef davon – er gi ng immer weiter , stol per t e die sich verändernde Düne hinab. Er sa h, wie der schwarze Sand aufgewühlt wurde, a l s be fände er sich in einem riesigen Mixe r, und die Neugi e r zog i h n noc h nä her hera n. Als er die wahre Natur der Schwärze unte r dem Sand erkannte, war es zu s p ät. Er vers uchte, sich festz uha lte n, da s Hina br ut schen zu stoppe n, doch de r Sa nd ra nn durch seine Finger . In Zeit l upe stürzte er der Masse der zuck en den Ecoziden en tgeg en. Er ta uchte in s i e hi nein, ra ng nach A t em und sc hl ug m i t den Arme n um sich. Verzweifelt zwang er sich, au s diesem schrec k lichen Tra u m aufzuwa c hen. Doch das Erwachen brac h te ke ine Er leic hter ung m it sich, de nn die sc hwarzen Inse k te n schwarm t en noc h im m e r über seine n gesam t en Kör p er! Sie waren in seinem Haar und Mund, unter dem Gumm iband sei n er U n terwäsc h e , kr oc hen übe r sei n e nackte Brust. Er schrie en tsetzt auf und versuchte, sie von seiner Haut zu s t reife n . A b er es waren zähe Ge schöpfe , und s i e zwickte n m it ihren Za nge n i n sei n Fleisc h.
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»Ahh h!« schrie Sisko, überzeugt davon, bei lebendigem Leib au fgefressen zu werden.
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D
ie Tür zu Siskos winziger Kabi ne wurde aufges t oße n, und Odo ersc hi en i n der Öffnung, gefo lgt von Dax, die über die Schulter des Gestaltwandlers spähte. Es handelte sich um zwei der stoisc hste n Wesen in der gesam t en Ga laxis, a b er sie ersc haude rte n bei dem Anblic k, der sich ihnen bot, und verz ogen angewi dert die Gesichte r. Als Sisko ihre Mien en sah, w u ßte er, da ß es ernst sein mu ßte , daß er nicht halluzi nierte – er war wirklich m it zucke n den Ecozide n bedeckt. »Macht s i e weg!« brüllte er. »Macht sie weg!« Odo tra t augenblic kl ich vor und s c hic k te sich a n , die Geschöpfe von Siskos Kö rper zu fegen. Aber s i e husc h te n entwe d er auße r Sic h t oder s p ra nge n a u f de n Gestaltwa n dler. Dax half ihm , aber die schiere Anz a hl de r Inse k te n m achte die Aufga be unm öglic h. Auch S i s ko hät t e ihnen ger n geholf en, war aber nur noch ei n paar Sekunden davon ent f ernt , jede Selbs t be he rrschung a u fz uge be n und wie am Spieß l o szubr ü l l e n. Schließlich verwandelte Odo seine Hände in riesige Scha ufel n , m it denen er die Insekten vom Commander entfe r nte und ge ge n das Schott warf, gegen das sie m it seltsam knirsche n den Geräusche n pra llte n. Sisko riß sich die Kleide r vom Leib, dam it Odo auch die I n sekten da runter erwischte. Als er völlig nackt und weitgeh end von den Ecoziden befreit war, lief er zur Ultrasc h alldusch e am Heck des Flitzers und säuberte sich mit so starkem Druck, wie er ihn ge rade noc h er tr agen konnt e . Sel b st das ge nügt e nic h t , dam it er si ch wirklich sauber fühlte. Er tra t aus der Ka bine und hi elt nac h e i nem Handtuc h Ausscha u. Dax ga b ihm eins. Er schla ng es sich schnell um die Taille. »Danke«, sagte er erschöpft. » H atte ga nz vergesse n, da ß
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Sie hie r sind.« Dax läche l te. »Das macht doc h nic h ts . So etwas habe ich schon m a l gesehe n. Wohe r, zum Teufe l, kommen dies e Dinger nu r ? « »Keine Ahnung«, erw i derte Sis k o und sah sich m üde um . Alle Ec ozi d en ware n gefl ohen und hat ten s ich i r ge ndwo außer Sichtweite versteck t; es hatte den Anschein, als hätte es sie nie ge ge be n. Er ersc haude rte. » W enn sie das m e inten, als sie sagte n, si e könnten m i r das Lebe n zie m lich una nge ne hm m achen, is t es ihnen w i rklich gelungen.« Odo hob den Arm , und er hiel t einen de r Eindri n gli nge zwische n den sc hla n ken Finger n eine r mittlerweile wieder norm alen Hand. »Sie sind wirklich z i emlich faszinierend«, sagte er na chde nklic h. »Ich glaube, sie können kle i ne Mengen Elektriz itä t erzeuge n, wie Inse k te n, die in de r Dunke lhe it leuchten. Ein jeder ist ein winziger Prozessor, und gem e insam bilden sie eine n Com puter.« »Verdammt!« fluchte Sisko. »Es mü ssen Hunderte gewe sen sein! Wie si nd s i e hierhergekomme n?« »Sie ha be n viel leic ht hier gebr ütet« , schl ug Da x vor . »Oder sie habe n vie l leicht ei n paar Eier an B o r d gebrac h t. Aber w i e? « Odo hielt nachde nklich de n Kopf schräg. »Die Biofilte r habe n in letzter Zeit nicht einwan dfrei funktioniert. Vielleic ht habe n wir m it jedem Trans p orte r-Vor ga ng ein paa r von i hne n m itgebrac h t.« Sisko r u nz elte die St irn. »Und wir ha ben wahrsche i nlich ein paar w i eder m it hinabge nommen. Da her w u ßten sie auc h von dem Kaffee und von uns eren wahr en I d entitä ten. Wir m ü ssen dies en A n griff als Warnschuß vor den Bug an sehe n. Na ja, ic h habe die N achric h t ve rstande n .« Der Com m a nder schri tt a u f und a b . » I ch m ö cht e , da ß zuerst das gesam t e Schiff ges ä ube rt w i rd. Ich will ke ins dieser Dinger me hr a n Bord haben. Das dürfte der leichte r e Teil sein. Aber wie stelle n wir sicher, daß sie nic h t alles verpfuschen ? Das Schwarmb ewußtsein ist der Schlüssel. Hat jem a nd eine Ahnung, wie wir es besc häftigen können, damit es etwas a n deres zu tun hat, a l s uns zu beläs tigen?« »Eine Ablenkung«, sagte Dax. »Aber was könnte da
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funkti onier e n? Wenn wir m it einer Waf fe auf de n Plane t en beamen, werden wi r automa tisch in eine dieser Zellen um gelenkt , und die einzel ne n I n dividue n des Schwa r m s sind so weit ve rbre itet , da ß ei n ei nzi g er Zw ischenfal l wohl ka um alle z u glei ch a b le nke n w i rd.« Sisko be tr achtete de n Ec ozi d e n zwisc h e n O dos F i nge rn. »Ich frage m i ch, w i e ähnlich sie terranisc hen Insekten wirklic h s i nd.« »Was m e inen Sie dami t?« fr agte der Gest altwandler. »Nun ja« , sagte der Comm a nder, »ga nz gleich, wie groß der Schwa r m ist, a u f der Er de hätte er e i ne K ö nigin. Es ist die A u fga be der K ö ni gi n, die Eier z u le gen, und wenn s i e bedroht wird, dre ht der ganze Schwarm durch. Das nack te Chaos bric h t aus . « »Aber in diesem Fall m üßte die Königin doc h s t reng abgesc hirmt wer d en« , wandte O d o e i n. »Nicht unbe di ngt«, sagte Dax. »Ic h gla ube , der Comma nder hat die r i chtige Idee gehabt. Die Königin mu ß pr oblem l os von de n Drohne n und Helfe r n erreic ht werden können. Der erste Schr itt beste h t da rin, die an Bord befi ndlic he n Ec ozi d e n zu fa ngen und z u unters uc hen. Wenn sie alle vom gleichen Geschlecht ode r gar geschlechtslo s sind, deutet dies daraufhin, daß sie eine einzige Königin habe n.« »Und s ie i s t ir ge ndw o im inner e n Sc hwar m«, fügte Odo seufze nd hi nzu. »Ic h ha be ge ahnt, daß ich noc h einm al dort hi n z u r ü ckke hre n m uß.« »Ich m ö chte Sie etwas fra gen« , s a gte der C o mm ander. »Sie hatten ausreic h e n d Zeit, de n Plane t en z u unte r suc h en. Worum hande lt es s i ch bei diesen lachs f arbe nen Gebiete n dort unten?« »U m riesige Sanddünen«, an twortete Odo. »Gewaltige Sandmeere.« Sisko ersc hauderte. »Das ha be ich m i r gedacht.« Es war überrasche nd einfach, die Insekten, die si ch an Bord geschlic he n ha tte n, m it Tricordern aufzus püren und m i t Phasern z u betä ube n. Mit Hilfe eines m e dizinisc hen Tricorders untersuchte Dax über einhundert Ecoziden und
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kam dann zum Schluß, da ß es sich ausschlie ßlic h um geschlechtslose Soldaten ha nde lte. Sie fande n des weitere n m e hrere Eiersäcke, die die Inse k ten an Bord verstec k t hatten und die erklärten, wieso sich so viele von ihnen an Bord befa nde n. Beide E n t d eckunge n sprache n da für, daß der Schwarm eine einzig e Köni gi n hatte, die fü r die Reprodukt i on zustän dig war. Sechs S t u nde n, bevor de r Antim at erie-A usta usch stattf i nde n soll te, wander t e Odo al lei n durc h eine n der gewundenen Korridore von Schwarm drei. Er folgte zwar dem rote n S trei f en, ha tte e s aber nic h t bes o nders eili g, z u dem von Ecozi de n wimm elnden Ei nga ng zum inneren Schw arm zu gela nge n. Zuers t w o llte er noch Erkundigunge n in einer ande ren Sache einziehen. Sc hließlich erblickte er, wen er suchte – einen der zotteligen Die n er, die in Schwarm drei die Drecksarbe it erle digten. Sta mmten diese Hum a noide n von diesem Planeten , fragte er sich, oder waren sie als Arbeitskräfte hierhergebracht worden? Es war durc haus m öglic h, daß sie auf ande ren P l a nete n im Gamma-Quadra nte n ähnlic he A r beiten le is teten. »Entsc huldigung!« r ief er dem Geschöpf z u , das stehen blieb und ihn mit höflichem Desinteresse mu sterte. De r Diener trug ei n silbe r nes Table tt, auf de m zahlreic h e bunte Päckc h en lagen. »Könnten Sie m ir bitte den Weg er klären?« Odo trat so na h an das Wesen hera n, wie dessen p e rsö nliche Distan z es sein er Mein ung n a ch g e rad e n o ch zulie ß, und be trac htete es eindringlic h, prä gte sic h je des Haarbüsch el und jeden Schweißfleck ein. Er sah de n Hum a noi de n weni ger als Indi vi duum denn als Gußfor m , und es gi ng i h m darum , ein Gefä ß m it Eindrüc ken von ei nem Wesen zu füllen, in das er s i ch ba ld verwa ndeln würde . »Was, Sir?« knurrte das Geschöpf, a l s wü rde es sich nicht ger n unter halte n. Vie lleic ht , dac h te O d o, gefiel ihm die ne ue Sprac h e nicht, die e s hatte lernen mü ssen, seit die ersten Besuche r a u s dem Alpha-Q uadra nte n hie r a u fgeta ucht waren. »Geht es hier en tlang?« fragte Odo und deutete wie ein verwirrter Touris t in beide Ric h tunge n gleichzeitig. »Welche Farbe führt m i ch zur Wäschere i ?« »Purpur«, schnarrte das Geschöpf durch schiefs t eh ende
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Zähne. Odo bet r a c htete es weiter h i n , na hm ein paar l e tzte Einze lhe ite n wie de n m u ffige n Atem und die Länge der nackten Zehennägel auf. Dann trat er zurück, um die Größe und die Proportionen des Wesens besser abschätzen zu können. »D anke«, sa gte er. Das Ding grunzte und eilte da von, und Od o folgte nun dem rote n Stre ifen a n der Wand. Bald fa nd er s i ch in dem letz ten Gang wie d er, in den alle andere n m ündete n, die zum inne ren Schwarm führte n. O hne langsa m er auszuschreiten, bega nn sein Körper sich zu verändern. Odos Haut wurde ei nen Auge nblick la ng so gla tt wie die Oberfläche eines Teichs, bevor sie si ch dann wieder verhärtet e und Büschel groben, gra uen Haars aus ihr sprossen. Sein Ges i cht sc hm olz und nahm dann breite, haarige, affenartige Züge an. Er m ußte klei nere , s c hne llere Schr itte m achen, a l s seine Beine kürzer wurd en, und ging eine Zeitlang sehr vorsichtig, während er lernte, sich in dieser unvertrauten Gestalt rich tig zu bewegen. Schließlich hatte er s e ine n ne uen Kör p er im Griff und ging langsam weiter, wobei er von seiner Erschöpfung und dem wogenden Zustrom sc hwarzer Insekten behi nde rt wu rd e. Die Ec ozi d en sc hwar m ten übe r alle Wä nde , de n Bode n und die Decke , und Odo studierte sie. An Bord der Mekong hatte er die be tä ubten Inse k te n ei ne Stunde la ng be trac hte t , und er kannte ihr e Ausm aße. Jetzt w o llte er w i s s en, wie s i e sich bewegten. Der Strom der Ecoziden wurde immer dichter, das Scharren von M ill iar d en von Be ine n imm er lauter , und Odo kam imm er langsam e r vora n. E r hoffte , daß sei n e Tarnung bisla ng funkti onier t hat t e. E r m ußte an den K l um pen de nken, den er bei seinem ersten Be such hier unten gese hen hatte, und ging davon a u s , da ß e i n Ei ndri ngl i ng nic h t lange durc hha lte n wür d e, s o ll te n di e Ecozi d en ihn geba llt a n greife n. Hereinzu kommen, dach te er, war kein Problem, aber er fragte sich, wie er wiede r hinauskommen sollte, falls e r wieder seine norm ale Gr öße anne hm en m ußte. Selbst in der kleineren Gestalt der Humanoiden mußte Odo sich bücke n, a l s der Gang immer enger und tiefer wurde. Die
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Wände waren schwarz vor sich kräuselnden Wellen von Inse k te n. Nun konnt e er die fa ust g r oße n Löc h er i n der le tzte n Wand aus m achen. Wie zuvor w i mm elten sie vor Inse k te n. Er schlurfte langsam auf sie z u , vorbei an der Stelle, wo er zuvor die Warnung gehört ha tte , und da nn auc h a n je ner, a n der er de n Klum pen a u f dem Boden gese he n hatte . Da s Zir p e n und Sc harr en der Ins ekte n wur d e fast unerträ g lic h, und er nahm de utl ich ihren unange nehm en Ger u ch wahr. Er hielt die Luft an und streckte eine Hand nach der höchs ten Öffnung in der Wand aus. Als Odos Finger die faustgroße Öff n ung berührten , wur d e der Rest seiner Hand plötzlich flüssig. Sein gesam t er Körper streckte sich wie Karam e l und glitt die Wand hinauf , bis er den B o den nic h t m e hr ber ü hrt e . Kurz darauf war er eine pulsiere nde, ga llertartige Masse am Rand des Lochs, und die Inse k te n in seiner Nähe m achten einen weit en Bogen um ihn. Odo bem ü hte s i ch, die Verwandl ung s o s c hne ll w i e m öglic h zu vol lzie h en, bevor die Ec ozi d en zum Schl uß kam e n, daß es sich be i i h m um einen Ei ndri ngl i ng ha nde lt e. Plötzlich hatte er wi eder Arme und Beine. Jede Menge davon. U n d er ta uchte in das Loc h ei n, bevor die ande ren Ecozi d e n i hn gena u betrac hte n konnte n. Er kam zwar nic h t sehr schnell voran, ab er das galt auc h für die Insekten, so dic h t drängte n sie si ch in der enge n Öff n ung. Hi nt er dem Einga ng fa nd er sich auf einer Art Rutsc he wie d er, die in einem bemerkenswert steilen Winkel nach unten führte, und er war dankbar, daß seine dünnen Beine mit einer klebrige n Oberfläche aus g estattet waren. Der schmale Gang wand sich in de n inneren Schw arm hina b, i n völli ge Dunke lhe i t. Dam i t hatte Odo zwar gerechnet, aber er war nich t be sonders glücklich darübe r, sich nur anhand seines Tast- und Geruchss i nns orie n t i e ren z u könne n . Er m ußte m ö glic hst schne ll he rausf i nde n , welche Hinweise es auf de n gena ue n Aufe nt halt sort der K ö ni gi n ga b. Eingezwä n gt zwische n zahlreichen Insekten, konnte Odo bald die Untersc h ie de zwisc h en ihnen ausm achen. Bei der Mehrza h l handelte e s sich um kräf t ige Soldate n wie die, die sich a n Bord der Mekong geschliche n hatten. A nde re waren kleiner und nicht so zahlre i ch, und er ka tegorisi erte sie als
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Helfer bez i ehungsweise Kindermädchen. Sie mußten sich um die Larve n küm m e rn, und z u denen z o g Odo nun wirklic h n i ch ts hin. Die Ange hörige n der dritten Klasse waren am seltensten , zumi ndest in diesem Teil des Schwarms. Sie bewe gten sich nur la ngsa m und i r gendw ie ge biete r isc h , und O d o rief sic h die I n formatione n in Erinne r ung zurüc k, die er von Sisko und Dax be kommen hatt e. Er kam zum Schluß, da ß es sich bei ihnen um die Dr ohnen ha nde lt e, die Begatter de r Königin, und e r heftete s i ch einem von i h nen an die Fer s en und klam merte sich mit se inen Za ngen an ihm fest. Vie lleicht, so hoffte O do, war er z u einem kleine n Stelldic hein m it der Königin unterwegs. Währe nd er weite rkroch, stellte er fest, da ß er ein w e nig von se ine r Um gebung wahr nehm en konnte. Es war kei n Se he n im norm alen S i nn – der gew u nde ne Ga ng war noc h im m e r stoc kfi nste r. Vielm e hr ver lie h ihm Radar oder i r gendei n sechster Sinn ein Ge fühl für die Ausm aße des Ga nges und die gelegentlichen Öffnungen. Mit den sechs Tastwerkzeugen, die ihm zur Verfügung standen, unt er suchte Odo die Wände des Ganges , um festzuste llen, w o ra us sie besta nde n. Es ha ndelte sich um eine Verschme lzung mehrerer Materia lie n: ha uptsä c hlic h z u s a mmengedr ückter Sa nd, der durch irge ndwe l che Aussche idunge n ge hä rtet w o rde n war, a b e r u n t er s e i n e n w i n z i g en K l a u en b e f a n d e n s i ch a u ch Metalls plitter. Und er spürte, daß das Metall eine leichte elektrische Ladung abgab, irge ndeinen Informationsfluß. Natür lic h! Die Met a llspli tter in de n Wänden w a ren die Kontakte zum Interface des Schwar mbewußtse ins, das eige ntl i c h e Mit t el, durch das der Sc hwarm zu einem em pfindungsfähigen Wesen wurde, das mit anderen kom m unizieren konnte. Jeder e i nzelne Ec ozid im inne ren Schwarm war ein Be standteil di eses biologische n Com puters. Wenn die Inse k te n si ch i n de n äuße ren Sc hwarm vor wagte n , um sich unter ihre Kunde n zu m i sche n, wurde n sie z u Spä h er n, die I n f o rm atione n bes c haff ten. Wann im mer über das Interfa ce ein Ge danke naus tausch s t attfand, beka m jeder einzel ne von i h nen die I n f o rm ation m it. Es ha nde lte s i ch um eine na türliche Form der d ezentra l en D a tena ufnahm e und
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parallelen Verarbeitung. Odo wurde klar, daß diese Inform ation von entscheidender Bedeutung war, de nn sie implizierte, daß ke in einziger Ecozi d – nic h t ei nm al die Königin – f ü r sich ei n em pfindungsfähiges Wesen war. Nur gem e insam hatten die Ecozide n e i n Bew u ßts e in. Es floß wie Ele ktrone n durch diese elekt r isc h gela dene n Wä nde . Natür lic h ha tte e i n jedes Indi vi duum seine Ins t i nkte und seine best i m m t e Funktion im Schwarm beha lte n, und daz u gehör t e es, die K ö nigi n zu schützen. Bei Odos derzeitiger Größe ste llte je der einzelne Ecozid eine Gefahr für ihn dar. Odo blie b dicht hinter der Dr ohne vor ihm . Er wußt e gena u, daß die Zeit knapp wur d e und es ihm imm er schwerer fallen würde, diese Gestalt aufrechtzuhalten. Er spürte die Anstre ngung deutlic h, wurd e a b er ermu tigt, als die Drohne , der er f o l g te , i n ei nen Ne be nga ng abbog, i n dem sich hauptsächlich weitere Drohn en und Kindermädchen aufhielten. Odo hat t e die Ges t alt ei nes Sol d ate n a nge nomm en und vers uchte, sich ges c häft ig z u gebe n, um keine unnöti ge Aufmerksamkeit auf si ch zu ziehen. Er ließ von seiner trägen Drohne a b und sc hl oß s i ch einer sc hne llere n an. S i e erreichte n eine große Kreuzung, an der die me isten Kinderm ä dchen a b bogen. N u n war der Gang vor ihm relativ leer. Erle ic hter t ges t attete Odo s e inem segm entierten Kör p er, sich etwas auszudehnen und die Beine au szus trecken. Nu n arbeitete die Dunkelheit zu seinen Guns ten, de nn er wußte, daß er e i nem Ecoziden nic h t me hr besonders äh nlich sah. Aber obwohl er sein Bestes gab, fiel es ihm i m me r schwerer, auch nur annä hernd die Gestalt eines dieser Wesen aufrec h tz uhalte n. Zwei Dinge geschahe n gleich zeitig. Sein Radarsinn verriet ihm , daß e r eine viel größere H ö hle bet r at ; und im gleiche n Auge nblic k ließe n zw ei Kinder m ä dchen i h re gr oße n Zangen um seine Beine zusc hnappe n. Wäre O d o kei n I n s e kt gewes e n, hä tte er vor Sc hm erz aufgeschrien. Er wußte, er war entdeckt worden, und spürte, daß die andere n Ecozide n in der Höhle zu ihm kra bbe lte n. Ihm war klar, wenn e r nic h t sc hnell ha nde lte, würde n sie ihn
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zerreißen. Ein Bild blitzte durc h seinen Verstand – da s eines Daugu, eines phos phoreszierenden Reptils, das auf Bajor lebte. Es war ein Höhle n bewohner, der seine eigene Lichtquel le darstel l t e , und gena u da s brauc ht e der Gestaltwan dler in diesem Augenblick. Er verwa n delte s i ch in ei n schla nge nä hnliches Ges c höpf m it stum pf förm ige n Gliedm aße n und e i ner Haut, die m ilchi g weiß le uc htete , bes o nders a n der auf w ärts ge boge ne n Schnauze . Er zerrte die Ecoz iden, die s i c h in ihn verbisse n hatten, einfach mit, während e r auf der Such e nach der Königin durch die Höhle lief. Eine Ans a mmlung geduck ter Drohne n verriet s i e, und das le uchtende Repti l gal o ppie rte auf s i e zu und sc hnel lte m it de r Zunge nac h ei ni ge n I n sekten, die i h m bedr ohlic h na h kam e n. Die Königin war beeindruc ke nd – sie wies eine wahr haft vorne hm e golde n e Fä rbung auf und war dr eim a l so groß wie die größte Drohne. Und sie richte te sic h auf, um seinen Angriff abzuwehren und die Eiersäcke zu beschützen, die auf den A b t r a n spor t wa rtete n . Sie schna ppt e m it gewalti gen Zangen na ch i h m , und er konnt e sich bi ldlich vorste llen, wie sie damit ihre hilflosen Frei er festhielt, bis si e m it ihnen fertig war. Aber Od o verwande lte sich sc hon wied er in etwas ande res – er benöti g t e die Gew a ndthe it se iner hum a noide n Hand. Wä hrend die H a nd sic h nach der K ö ni gi n a u sst reckte , nahm er die humanoide Gestalt an, in der er s i ch den Bewohnern von Deep Space N i ne zeigte. Seine empfindlichen Finge r umschlossen die Königin, während se ine imm er gr öße r wer d ende n Sc hulter n s i c h gege n den Sand dr ückten, der den Sc hwarm umgab. Er ha tte ke ine Ahnung, ob er bei der Berührung zer br öcke ln oder ihn lebendig begraben wü rde, oder auch, wie tief er s i ch befa nd. Also duc k te er sich, als übe ra ll um ihn herum Sand und Metall nac hga be n. Er glaubte z u erstic ke n, doc h zum i ndest zerquetsc h te ihn der Sand nicht. Die Königin hielt er vorsic hti g um faßt, um sie nic h t z u verle t zen, und er ignorier te einfac h, daß sie i hn heft ig kni ff und kra tzte . Weni g ste n s spürte er nic h t m e hr das Nage n de r Ec oz ide n an seine n a n deren Extre m itäten. Mit de r fre ien Hand s c haufelte Odo den S a nd beisei t e , bis
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er sein Ges i cht freigelegt hatte . Aber de r Sand war e i nfac h zu schwer, a ls daß er sich zu r Oberfläche hätte durchgraben können, ganz gleich, wie weit sie von ihm entfernt war. Außerdem hat t en ih n sein e Verwandlunge n fürchter lich geschwächt, und es erforderte bereits all seine Ene r gie, seine normale Gestalt aufrec h tzuhalten. Er schlug den Unif orm kr agen um und ent h üll t e sei n en baj o r a nisc hen Kommunikator. Mit letzter Kraft dr ückte er darauf. »Odo«, fl üsterte e r . Eine n A ugenblic k s p äter ver h i n derte der Tra n sporter seine vorzeitige Beerdigung. Die Königi n br umm t e in dem Laborge fäß wie eine wüte nde Hornisse. Sie versuchte zu m wiederholten Ma le, an den glatten Se iten des gr oße n G l ase s hina ufzukriechen. Als dies nic h t kla ppte, sc hl ug s i e dum p f m it den schw eren F l üge l n , bis sie erschöpft z u Boden fiel. Dax hielt es zwar nicht für m öglic h, daß Inse k te n ke uchte n , abe r di e Köni gi n schien gena u das zu tun. Die Tr ill schalte te den Tric or der aus . » W ir könne n sie nic h t la nge hier beha lt en«, er klärte sie erns t. »Sie wird imm er schwächer, sie nim m t keine Na hr ung auf, und s i e w ird bald sterbe n.« »Schrec k li ch«, sa gte Sis k o, aber es kla n g ganz und gar nich t so, als meinte er es ernst. »Sie mü ssen doch andere Weibc he n habe n.« »Aber keins wie dieses«, sagte Dax. »Es produziert den Nachwuc h s . Viel leic ht komm t es zu spont a nen Ge burten von Weibc he n, aber sie werden wa hrsc h einlic h ge tötet ode r aus dem Schwarm vertrieben, sola nge dieses hier ges u nd is t. Noch wa hr schei n lic he r ist , daß sie Köni gi nne n pr oduziere n m ü ssen, indem sie eine Larve mit Gelée Roy a l e füttern. Wir können nic h t da von a u sge h e n , daß sie dam it um gehend E r f o l g habe n wer d en. Was wir getan haben, war zwar unumgänglich, aber wir m ü ssen sie bald wie d er zurüc kgeben. We nn keine ande re Königin als Ersatz für diese geboren wird, könnte der Schwarm sterbe n.« Der Commander richtete s i ch auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Na schön, Dax, beamen Sie hina b und sprec h en Sie m it dem Inte rface. Ich würde Sie ja
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begleite n, aber Odo ruht , und einer von uns m u ß Wache halte n. Sa gen Sie dem Schwarm b ewußts e in, daß wir di e Königin z u rüc kge be n werden, w e nn der Sc hwarm sich nicht m e hr einm ischt.« »Die Ecozi den werden wahrscheinlich wissen wollen, wann gena u das sein wir d «, sagte Dax. Sisko r unz elte nac h denklic h di e Stir n. »I n vie r St unde n, unmittelbar vor unserem Abflug. Ich werde dann alle Ecoziden zurückbea m en. Das he ißt, falls sie kooperiert habe n.« Dax gi ng zu dem Schra nk und hol t e die Jac k e ohne Ranga bzeic h en heraus . »Wir las s en nic h t m it uns ha nde ln« , vers prach sie. »Ic h s a ge de n Ec ozi d en, da ß sie i h re Königin in vier St unde n zur ü c kbe komm en werde n, wenn sie si ch ruhi g verhalten und sich nich t einmischen.« »Genau«, er widerte Sisko. Dax schlüpfte in die Jacke und hörte, daß in einer Ta sche etwas klim perte . Sie gri ff hine i n und läc h elte. »Ich habe noc h zwei Bilbok übrig«, s a gte si e. »S oll ich noch etwas kaufen, b e vo r wi r au fb rech en?« »Insektens pra y « , sa gt e Sis k o. Dax ließ sich ins G e schäftszen trum transportieren, das zu ihrem inoffizie lle n Hauptquar t ier auf dem Planeten Eco geworden war. Sie betrachtete die Schaukästen und fragte sich, was sie mit zwei Bilbok kaufen könnte. Natürlich hatte sie bereits ein herausra gendes Souvenir erstanden – das golde ne K l eid – und bezweifelte, da ß sie etwas Besseres würde finden können. Leider würd e Benjamin sie wohl vor ein Krie gs geric h t bri nge n, s o ll t e sie es noch m a l tra g en. Sie machte vor dem Termi nal e i n m a ssige s Geschöpf aus, das be ide Köpfe schütte lte. Als sie sich ihm näherte, wurde ihr kla r , wieso das Wesen s o unglücklich w i rkte – de r Bildschirm des Interface war leer. Das Ges c höpf dre hte eine n Kopf zu ihr herum und starrte mit dem anderen weiter h in z u r Decke hinauf, wobei es mit seine n drei Augen r o llte. Die ande re Augenrei h e bet r achte te D a x m itlei d i g; da nn z u ckte das Wesen mit seinen breiten Schultern und schlurfte davon, wobei es mit zwe i Stimmen vor sich hinm urm elte.
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Dax trat vor das Interface und wartete darauf, von der vertrauten sy nthetischen S timme begrüßt zu werden. Doch das Terminal schwie g. Es schien in der Tat deak tiviert zu sein. Dax sah sich um und s t ellte erle ichtert fest, daß die vertrauten Lichters y mbole noch imme r über die Decke m a rschierten. »Was ist los? « fragte sie. »Habt ihr eure Königin verl ore n?« Auge nblicklich leuchtete das Terminal auf. »Jade Dixon« , sagte die S timm e. »Die ber ühm te Kidnapper i n. Wi r ha ben uns gefra gt , wa nn S ie a n gekr oche n komm en würde n.« »Sie haben damit angefangen«, sagte Dax. »Wir sind der Gerecht i gkeit und nic h t des Pr of its ha lbe r hier her g e k omm e n. Sie habe n uns ei nm al ge holfe n , und jetz t m ö chten wir S i e lediglich bitte n, sich hera uszuhalten. Bewahre n Sie in unserer Ange lege nheit Ne utra litä t.« »Unsere Königin – haben Sie sie getötet? « »Natürl ich nic h t . Sie hatte n I n f o rm ationen übe r uns, un d wir benöt i g te n etwa s ge naus o Wic h t ige s, um m it I hne n verhandeln zu können. Vergessen Sie nich t, wir spielen Ihr Spiel. Wir würden es in etwa vier Stunden gern beenden.« »Und das werden Sie « , sagte die kalte, künstlich erze ugte Stim m e . »Wir wer d e n von jet z t an ne utral ble i be n und niem andem etwas von Ihrem Plan verraten. Wir werden sogar Ihre Rechnung stornieren und di e Kosten für Ihren Aufenthalt übe rne hm en. Wa nn könne n w i r dam it rechnen, unsere Königin zur ü ckz u bekom m e n?« »In vier S t u nde n.« Das Interface sagte nichts. Was hätte es auch sagen können? D a x war nic h t wohl be i dem Gedanke n, a u f eine so verzweife l te Maßnahm e zurückgreifen zu m ü ssen, ab er m a n hatte ihnen keine andere Wahl gelassen. Sie wandte si ch ab. »Danke.« »Eine n Auge nblic k« , sagte das Schw arm b ewußtsein trübsinnig. »Man hat mi ch angewie s en, Ihne n etwas auszuric h te n. Ein Repräsentan t der Bajora ner wartet in Ihrem Konferenzr a um auf Sie, um eini ge Abs p rachen zu treffen.« »War diese Nachric h t für m i ch oder für Marcus Garve y bestim m t ?« fra gte Dax .
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»Das spielt keine Rolle«, erwide rte das Gerät. »Leben Sie wohl.« Der Bildschirm erlosch. Dax schüttelte den Kopf. Sie nahm sich vor, eines Tages unter anderen Vorz eiche n hierher zurückz ukom m e n. Sie wollte Eco noch einmal als das besuc h en, was sie wirklich war, als Repräse ntan tin der Föderation und nicht als Betrügerin. Aber dies e Mission würde noch eine Weile auf sich warten lassen. Sie schickte sich an , dem gelbe n Stre ifen z u folgen, obw ohl sie kaum noch hinsc h a u en m ußte , so oft war sie schon hier gewese n. Die Trill entschloß sich, de m Comma n d er eine Tasse Kaffee mitzubringen. Benjam in würde das zu schätze n wissen, de nn der Replikator im Konferenzra um war das einzige ge wesen, was ihm auf Eco gefallen ha tte. Sie schr itt durch de n Wartera um , und die Tür öff nete sich zische nd, al s Dax sich ihr nä herte. Ohne innezuhalten, trat sie in de n i h r bere its beka nnte n Raum . Die Lic ht er waren gedämp fter als sonst, aber das schrieb sie der spä t en Stunde zu. »Hallo!« r i ef Dax und kniff die Auge n zusamm en. Sie hörte, daß der Nahrungssp ender langsam eine Tasse Kaffee fül lte . Die Tür sc hl ug m it e i ner Endgülti gkeit hi nter ihr zu, die sie zusam m e nfahren ließ, und s i e dre hte s i ch um und sah, da ß sich hinter dem Tisch jem a nd erhob. »Hallo«, sagte Elaka gähnen d. »Tut mir leid, ich war gera de eingenickt. Ic h ha be m i ch gef r agt, wann S i e endlic h kom m e n wür d en.« Unwil l kür l ich trat D a x ei nen Schr itt zur ü ck. »Ich habe gedac h t, w i r wü rd en uns erst in vier Stunden treffen.« »Aber wir mü ssen noch vereinbaren, wo wir uns treffen werden« , s a gte Ela ka und kam um den T i sch. »Dara n habe n wir überha upt nicht gedacht. Riz o ha t entschie den, da ß Sie a n Bord ge beam t werden, sobald alle andere n auf de n Plane t en gebeamt wo rden sind.« Die Bajora nerin bre itete die Arm e aus. »Wir werde n unsere Leute hierhertrans portiere n – ich gla u be, in diesen Raum passen wir alle hinein. Ich ka nn nur hoffen, daß die Ferengi nic h t auf dieselbe Ide e ge kom m e n s i nd.«
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»Nein«, sa gte Dax und ents pa nnte sich etw a s. »Sie haben Hunder te von Pers one n an B o r d und s i ch desha l b für eine n Festsaal en tsch ieden. Und einige von ihnen werden den Spielsaal besuchen . Wenn alle hier unten sind – von uns drei abgese he n –, wer d en wir die Sc hiffe sca n ne n.« Elaka nic k te. »Gut . Dann s o ll t e n wir uns hier tref fe n. Ic h bi n froh, w e nn die Sa che vorbe i ist.« »Ich a u ch«, pflichtete Dax ihr be i. Elaka blie b vor de m Nahrungsspe n der stehe n und sa h hinein. »Ich habe m i r ge dach t, Sie würden gern eine Tasse Kaffee tr inken.« Sie griff hinein und holte die Tasse hera us. »Hier, bitte schön.« Dax trat ei n paar Schritte vor, um die Tasse von Elaka entgege n z u nehmen. Al s sie da nach griff, riß Elaka die Tasse hoch, und die koche n dhe iße Fl üssigkeit traf Dax ins Gesicht. Als die Trill aufs chrie und zurüc kstolperte , s p ra ng die stämm i ge Bajora ner i n wie ei n Mugat o vor und gi ng ihr an die Kehle. Wie ein Tier sc hna ubend, zwang sie Dax zu Boden und versuchte, sie m it bloßen Hände n zu e r würgen. Dax' Gesicht brannte vor Schm erz, und ihr e Atm ung hatte ausgese t zt – aber dann setzte der Selbsterhaltungstrieb der Trill ein. Man wu rde nic h t dreihundert Jahre alt, wenn m an ihn nic h t ziemlich s t ark entwickelt ha tte. Das Gehirn des Gastkörpers mo chte nach ein paar Sekunden ohne Sauerstoff zwar funktionsunfä hig sein, abe r der Sy m b iont tie f in seinem Leib hatte ebenfalls eins, und das war durchaus imstande, diese n juge ndlic hen K ö r p er skrupell os agie ren zu lass en. Dax ball te die Hände z u Fä uste n und sc hl ug s i e wi e eine Beckenschlägerin, die bei der 1812-Ouvertüre m itwir kte , gleich zeitig gegen Elakas Ko pf. Die Bajora neri n sc hri e vor Sc hm erz auf und loc k er te ihre n Griff ei n w e ni g. Da x schl ug gnadenlos auf ihre Untera rm e ein und r iß wi e ein boc k endes Wil d pfer d die l a nge n Bei n e hoc h. Endlic h m u ßte Ela k a den Gri f f um Dax' Kehle lösen und wur d e a bge worfe n. Le ider zwang die Luf t , die nun i h r e Kehle hi nabs tr ömte, die Tri l l , nac h Ate m zu ringe n , und Dax konnte sich kaum auf die Se i t e dre he n und a u f die Knie er he ben, a l s E l ak a si e sch o n wi ed er an sp r ang . Dax stöhnte auf und stürz te wi eder auf de n Rücken. Die
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Luft, um die sie so hart ge käm p ft ha tte , wurde ihr wieder aus den Lunge n ge trie be n, a b er de r S y m b i o nt hatte noc h imm er die Herrsc h aft über ihre Hä nde . Diese Hände ergriffen Elaka an dem kurzgeschore nen Haar an den Schlä f en und zogen m i t aller Kra f t dara n. Elaka w i mmerte le ise, vers uchte a b er weiter h i n , die Hände um den Hal s der Tril l zu sc hl ieße n. Dax' Auge n bra nnten, al s erne ut die Selbs ter hal t ungs ins t i n kte des S y m b i o nte n die Regie übe rna hm en. Sie stieß die Daum en in Elakas A u gen. Die Bajora nerin schrie e n tsetzt auf und wurde in die Defensive gezwungen. Kreischend zerrte Elaka die Finger ihre r Gegens pie l erin von i h re n Augen, doc h es dauer t e ein paa r Sekunden, bis sie wi eder e t was sehen konnte. Bevor es so weit war , zog die Tr ill de n rec h te n Arm zur ü ck, ba llte die Hand zur Faust und sc hlug sie der Bajora nerin auf die Nase. Blut spritz te über sie beide hinweg, als die Frauen sich, vor Ans t re ngung ke uchend, a u f die F ü ße käm p ften. E l aka t r at wüte nd um sich und vers uc hte , Dax' Kniesc he ibe z u zerschmettern, und die Trill konnte gerade noch rech tzeitig zurücks p ringen. Ela k a griff weiterhin an, wie e i ne Boa cons tric tor. Ohne zu überle g en, pack te die Trill Elaka am Kragen und stie ß ihr e n Kopf gegen de n der Terroris tin. Als Elaka Dax' Hände zur Se ite gesc hlage n hatte und zurücktaume lte, war ihr ganzes Gesicht blutversch m i ert. Elaka spuckte einen Zahn aus. »Miststück!« schnaubte sie und fuhr m it einem Ärm e l übe r i h r bl ute ndes Gesic h t . Dann zog s i e eine glänzende Schnur aus ihrer Tasche. Langsam wickelte sie die beiden Ende n um ihre Hä nde und lächelte. »Ich wer d e de ine n K o pf a n die B r üc ke des Tankers hä nge n.«
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11.
D
ax griff nach ihrem Kommunikator , doc h der befa nd sic h in ihrer Jack en tasche. Dieser Augenblick der Verge ßlichkeit kostete sie fast das Lebe n, als Elaka durch den Raum sprang und die Schlinge um den Hals der Tr ill le gte. Im letzten Sekundenbr uchteil hob Da x die Hand an ihren Hals und mu ß t e geg e n die mu sk ulö s en Un terarme d e r Bajora ner i n ankäm p fen. Ela k a zerrte mit aller K raft und vers uchte, die Sc hnur zusamm enzuzie h en; Dax ta um elte und bemühte si ch lediglich, au f den Füßen zu bleiben. Dieser bizarre Ta nz setzte sich um den Tisc h fort, bis D a x sic h endlich an ihre Beine erinnerte . Sie griff auf eine einfac h e Judo-Technik zurück, setzte einen Fuß hinte r Elakas Beine und s tie ß m it der freie n Hand ge gen die B r ust der Bajora ner i n. Das Manöver funktionierte besser als erwartet, denn Elaka verl or nic h t nur da s Gleichgewicht , sonde rn pral lte m it Kör p er und Kopf gegen die Wand. Dax ve rse tzte i h r auge nblic klich ei ne n rechte n Ha ken ge ge n das Ki nn, der ihren Kopf herumriß und sie zu Boden schickte. Dax ta um elte z u rück und m a ssierte e i ne Hand, die sich anfühlte , als wäre sie in einen Mähdrescher gerate n. Ihr Hals war geschwollen, die Haut wa r aufgerissen, und si e konnte nur unte r s t arke n Sc hm erzen schluc ken. Mit der unve rletzte n Hand gr iff sie nac h dem Komm unika tor in der Jac k entasc he, doc h dann übe rle g te sie es sic h anders . Wenn es ihr nic h t irge ndwie gela ng, m it Ela k a Fri e den z u schlie ße n, w ü r d e die Bajora ner i n i h r auc h bei der nä chste n Gelegenheit w i eder an die Ke hle gehe n und dam it das gesam t e Unterne hm en in Gefahr bri nge n. Also ergriff Dax einen Sessel und ste l lte ihn übe r die
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Bajora nerin. Sie warf ihr gesa mt es Gewi cht au f den Stuhl, beugte sich vor, sah der Terrori stin ins Gesicht und wartete darauf, daß sie wi eder zu sic h ka m. Das war eine Sekunde später der Fall. Ela ka spuckte Blut und wa nd sich. »War um brings t du m i ch nic h t ei nfa ch um ? Du has t mich besie g t – als o hast du es verdie n t! O d er la ß m i ch gefä ll igst gehe n! « »Nein«, e rwiderte Da x mit he iserer Stimme. »Du hast versucht, mich zu tö ten , und ich will wissen , waru m.« »Du has t m it R i zo ges c hlafe n !« s c hna ubte Elaka . »Nein!« rief Dax. »W er auch immer dir das erzählt hat, es ist ge loge n.« Sie schüttelte den Kopf und bega nn zu hus ten; dann kam sie langsam wieder zu Atem . »Ich weiß, wer dir das erzählt hat... Diese verdammten Käfer!« »Dann stimm t es nicht?« fra gte Elaka erstaunt. »Aber du hast doc h m it ihm ge flir tet!« »Ich flir te m it jede m Mann«, m u rm elte Dax. Eigentlich war es Ja de Dixon, die diese A n twort ge geben hatte. »Warum soll ten di e Ecozi den l üge n?« fra gte die Bajora ner i n. »Weil sie ein St üc k vom Kuchen abhabe n wolle n und wir uns wei g er n, es ihne n zu ge ben. Mehr ste c kt nicht dahi nter . Sie lüge n s c ham l os, w e nn es ihre n Zwecke n die n t . « »Und du?« schna ppte Elaka . »Lügst du auch? We nn du lügst, werde ich eine Möglic hkeit finden, dich z u töten.« »Zwische n m i r und R i zo is t nic h ts gewesen, vom Geschäft einm al abgesehe n«, antwortet e Dax nachdr üc klich und unzwe ide u t i g. »Hör mal, noch ei n paar St unde n, und du wi rst Marcus und m i ch nie Wiede r sehen. Das versprec h e ich dir.« Elaka verz og sc hm oll e nd das G e sicht , doc h Dax e r ka nnte, daß die K a m p feslust sie verla ssen hatte – gem e insam m i t einer Me nge Bl ut. » I ch hä tte nie ge dac h t, da ß du dic h so geschickt verteidigen kannst. Du bist e ine Kämp ferin.« »Danke«, sa gte Dax. »Aber im Gegensa t z zu dir hat es m i r keinen Spa ß gemacht.« »Ein Teil vor dir hat es genoss en«, erwiderte Elak a. »Laß m i ch gehen. Ich lasse dic h in Ruhe, ic h schwöre es dir bei der Revolution.« Als Dax sich schwankend erhob und den Stuhl z u rück zog,
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schm erzte jeder Mus k el in ihrem Körper. Sie hoffte inbr üns ti g, daß Ela ka den Kam p f tatsäc hl ic h nicht f o r t setzen wür d e, de nn sie ha tte das Gefühl , da ß schon de r le ichtes te Windhauch sie umhauen könnte. Elaka sah schlim m e r aus als sie, doch die Bajoranerin sprang mit einer Behendigkeit auf, die verrie t , da ß s i e noch über K r aftreserve n verfügte . Vorsic htig betrachte t e sie die Trill. »Vergiß nicht«, sagte sie, »ich lasse mi ch nich t gern bel üge n.« Dax war zu erschöpft, um ihr eine w e itere Lüge zu erzähle n, und z u ckte nur m it den Achsel n. Ohne sic h an dem Blut zu s t öre n, das ihr Ges i cht hina bf loß, war f Elaka ihr eine n letzt e n B lic k z u und m a rschier te dann zur T ü r hi naus . Jadzia Dax ließ sich in einen Sessel fallen und hob die rechte Ha nd, um den Komm unikator a u s de r Tasche z u hole n. Es war die Hand, mi t der s i e Elakas Sc hnur abgewehrt hatte , und sie zitterte so he ftig, da ß sie bef ü rc htete , keine Kontr o lle m e hr darüber zu haben. Sie mußte die linke Hand benutzen, um den Komm unikator aus der Tasche z u fische n und da rauf zu dr ücke n. »Dax an Mekong«, sa gte s i e. »Beamen Sie mi ch hoch. Und halte n Sie den Me dos canne r ber e it.« »Den Me doscanner? « fragte Sisko beunruhigt. »Was ist passiert? « Die Tri ll r i eb i h re n gr ün und bla u angelaufe nen N acken. »Ich habe eine weitere interessante Erfahrung gem acht.« Comm a nder Sis ko kochte vor Wut . »Jem and m uß dies er Fra u m a l eine Lektion er teilen!« »Ich gla u be, sie hat ei niges gelernt« , sagte Dax. Sie verzog vor Sc hm erzen das Gesicht, a l s Odo ihre Hand a u f dem Behandlungstisch zurechtrückte. »Diese Maschine besc hle u nigt a ngeblich die Heilung Ihrer Bänder«, s a gte er, bedachte das silber ne, röhrenförmige Gerät jedoch m i t einem eher zweifelnde n Blick. »Abe r an Ihrer Stel le w ü r d e ic h die Hand tr otzde m schone n. « Dax läc h elte dankbar. »Es fühlt si ch schon viel besser a n .« »Sehen Sie sich nur Ihren Ha ls an«, m u r m elte Sisko
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beunr u hi gt und schüt t elte tra u ri g den Kopf. »Ic h hä tte S i e nic h t alle in ge hen lass en dürfe n.« »Es hat sich doch alles zum Guten gewe ndet«, ve rsi c herte Dax ihm . »Ich ha be m e ine Missi on beendet , und das Schwarm b e w ußtsei n w i rd sic h ra usha lte n. Wir m ü sse n ei nfac h hoffen, daß es nur Ela k a et was verrate n hat . « »Aber was, wenn sie es noc h einmal versucht oder ein anderer durchdreht? « fragte Sisko. Dax zuck te mit den Achseln. »Damit werden wir uns befasse n, wenn es s o weit is t. Ic h gla ube , ich habe m it Ela k a Frieden geschlossen. Aber diese Leute sind geis tig nic h t gefestigt, und das gilt auch für da s Schwarmbewußtsein.« »Na also«, sagte Odo, zog da s Instrum ent zurüc k und schalte te den sc hwinge nden grünen Stra hl wie d er aus. Er reckte de n lange n Ha ls und m u s t erte die Trill von K o pf bis Fuß. » Gege n die Que t s c hu n g en a m Nacken läßt s i ch nicht viel au srich t en . Wir k önnen Ihn en led i g l ich ein e Kältep ack ung aufle g e n und ei ne S p ri tze ge gen die Sc hm erzen geben. Sie m ü ssen sic h au sruhe n, Lieutenan t.« »Das werde ich, O d o. Danke.« Sie wollte zu r Uh r schauen, stöhnte jedoch vor Schm erz leise auf. »Wie spät ist es?« »Wir habe n kei n e dr ei St unde n m e hr«, sagte Sis k o. Er dre hte sic h zu O do um . »Sie ruhen s i c h besse r a u ch a u s, Cons table.« »Und was werden Sie machen?« fragte der Gestaltwa n dler. »Mir den Kopf zerbrechen.« Er tätschelte Dax' Schulter und läche l t e . »Ich ka nn nur hof f en, da ß uns die Ze it ble i bt, die Insek ten zu rückz uschic ken, wenn es soweit ist.« »Das müss en wir«, beharrte Dax. »Wir können sie doch n i ch t ih rer Kö nigin b e raub en.« »Ich m üßt e dabei di e Schil d e senke n«, s a gte Sis k o. »Das erfor der t e i n a u f de n S e kundenbr uchteil genaues T i m i ng.« »Und se hr viel Gl üc k«, brum m t e Odo. »Das auch«, pflic htet e der Mensch ihm bei. »Wenn das Glüc k der entsc h ei de nde Fa kt or ist«, sa gte Dax, »werden e i n paa r Se kunde n auc h ke ine R o lle m e hr spiele n. Ich ha be ihnen vers pr oche n, daß wir i h nen die Königin zur ü ckge ben.« »Wenn m a n be denkt , welche Falle die Ecozi d en I h nen
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gestel lt ha ben«, sa gte Sis k o, »si n d S i e übe r a us vers öhnlic h.« Dax huste te. »Ich gla ube , auc h das Sc hwarm b ewußtse in hat seine Lektion gelernt.« »Co mman d e r, sie mu ß sich au sruh en «, warf Od o ein . »Und wenn S i e darauf bes t e h en, we rde auc h ich r uhe n.« »Ich best e h e darauf« , sagte der Comm a nder. »Überlassen Sie das K o pfzerbrech en mi r.« Captain Jon Rach m a n saß hinter dem Navigationspult, als der Starfle e t-Kre u zer Regal sic h vom Andoc kr ing von DS Nine löste und langs am ins All drif t ete. Chief O' Br ien saß nebe n ihm hi nte r de r Opera t or kons ole und überwac hte die Sy steme des Schiffes. Es befand sic h in der Tat nur eine m i nim a le Besatzung an Bord – die Brückencrew wurde von einem Inge nie u r und zwei Lie u t e nants ver v olls tändi g t, ei ner am Waffen- und einer am Kommunikationspult. Die Lebe nser haltung war ledi glic h auf de r Brüc ke und der technische n Station eingesc haltet, a u f der sic h zwei Besatzungs m itglie der befa nde n. »Halbe Im pulskraft« , befa hl Rac h m a n. O' Brien ga b de n Bef e hl in die Kons ole ein und ni ckt e zufr iede n. »Der Flug m it halber Im pulskraf t ist völlig stabil. Sie können jederzeit darauf zurückgreifen.« »Ich ne hm e Kurs auf Bajor« , sagte der Ca pt ain und ga b die Koordinate n selbst ein. »Versuche n wir es mit voller Im pulskraf t .« O' Brien be dachte i hn m it einem hoff nungs v olle n Läc hel n . »Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.« Ein paa r S e kunden später war der C h ie f zufr iede n, doc h dann sah der Bordingenieur von seiner Konsole auf. »Abfall von zwan zig Prozen t bei der Fusion. Ich würde diese Geschwindigkeit nic h t lä nge r als eine oder zwei Minute n bei b eha lte n.« »Verdammt«, m u rmelte der Chi ef. »Ich ha be gedac h t , die Trie bwer ke wür d e n lä nge r durchhalte n.« »Schon in Ordnung, Chief«, sa gte Rachman. »Auf halbe Im pulskraf t verr inger n . Sc hil d e hoc h.« Alle hielte n ein paar Sekunden lang den Atem an, bis O' Brien dann m e lde t e: »Die Schi lde bl eibe n be i siebz i g Proze n t sta b il . Ha be n wir irge ndwo ei ne n E n er gie v erl u st?«
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»Nein«, sa gte der B o r d i nge nie u r . »Wir könnten den ga nzen Tag la ng s o wei t erf l i e gen.« »Das ist besser, als ich erwarte t habe«, sa gte der Ca ptain. »Meine n G lüc kwunsc h, Chief . « »Oh, es ist ein ziemlich gut es Schiff«, erw i derte O'Brien besche ide n. »Es nim m t m i r all das nicht übe l, was ich nic h t in de n G r if f be kam . « »Waffens tatus? « rief Captain Rachm a n. »Alle Systeme in Bere itscha f t«, antwortete der Lieutenant an der Waffenkons ole. »Photonentorpe dos geladen, Phaser m it voller Ener gie . « »Aber die Phaser könnte n verrüc kt spiele n« , sagte O'Brien, »und dann käm e es zu einem beträchtlichen Ener giea bfall.« »Das spielt ke ine Ro lle«, a n twortet e Ra chma n läch elnd. »Sola nge wir uns in diesem Sektor be finden, werden wir die Schi lde nur z u m Andoc k en s e nke n. Vi elleic ht ni cht m a l dann«, scherzte er. »Ich ble i be bei den Torpedos.« »Aber wenn es zu e i nem Nahkam pf kom m e n sollte ...« bega nn O' Brien. Er m ußte den Satz nic h t beende n. »Ich verst e he«, sa gt e der Ca ptai n gr im m i g. »Wir tun einfach nur so, als ob, und l a ssen es nicht darauf an kommen.« Er dre hte sich zur Ko mm unikationsstation um . »Öffnen Sie eine n Kana l zu Deep Space Nine. Teile n Sie ihne n m it, daß wir nach H a use kom men.« »Ja, nach Hause«, mu rmelte O'Brien nach denklich. »Wer hätte sc hon gedac h t , daß m a n so eine n Ort m a l Heim at ne nne n wird?« »Ich wü rde gern ei ne Weile auf Deep Space Nine verb ringen«, sagte Rachma n. »Vielle icht be antra g e ic h m e ine Versetzung. Ich bin gern im Grenzgebiet.« O'Brien ve rzog das Gesicht. »Tun Sie das, solange Sie noc h a llei n sind. Ic h weiß nic h t , ob das de r ric h t ige Ort is t, wenn m a n eine Fam ili e ha t.« Rachm a n kratzte sic h an seinem Grübc he n am Kinn. »Da wir gera de davon spre chen... hat Major Kira eine ... nun ja ... feste Beziehung? « O' Brien la chte la ut a u f. »We r de n Sie nic h t zu überm ü ti g! Warum versuche n Sie nicht etwa s Einfac h e s , zum Beispiel, es zum Adm iral z u bri ngen, be vor S i e drei ß i g s i nd?«
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»Mich hat noch keine Herausforderung sagte der junge Captain. »Computer, wie Chance n bei Ma jor K i ra ?« »Ich vers t e he die F r age nic h t« , sagte de r hera us. »Na schön«, sagte Rachma n und atme te flie gen zurück.«
abgesc hreckt«, steh en me ine Com pute r frei tief ein. »Wir
Die Tran sporter arbeiteten mit voller Kapazität, beso nders die an Bo rd des Sondierungssc hiffs der Ferengi. Wenn es jem a ndem auf Eco seltsam vorkam, daß eine gesamt e Schiffsbesatzung von mehreren h undert Personen gleichzeitig auf den Planete n ge beam t wurde, lie ß er zum i ndest nic h ts dar übe r verlauten. Dax be obachtete e h rfürchtig, wie der Festsaal von Schwa r m drei sic h m it Ferengi je der Cole ur fül lte , dar u nter klei ne Kinder, er gra ute Mannscha f tsm itglie de r, Pers onen m ittleren Alter s und zahlre i che Gruppe n nackter Fra u en. Da x woll te nic h t a n de n Begri ff Ha rem denke n, a b er ge nau dar u m m ußte es sich bei ihnen handeln. Die allge g e n wärtigen Die n er von Schwarm drei scha f f ten em sig Spe i sen und Ge trä nke he rbe i , doc h zahlrei che Ferengi schic k te n sich an, die unterirdisc he Stadt zu erforschen. Dax setzte ihre sc hwe r e Handtas c he auf de m Boden ab und hoffte um Odos w i llen, da ß e r diese G e stalt nic h t la nge bei b eha lte n m ußte . Sowei t es die Fere ngi betra f , lief die Eva k uier ung s o rei b ungsl o s a b , w i e m a n es sic h nur vorstellen konnte, und an Bord ihres Schiffes befanden sich zwanzigm al m e hr Personen als auf dem Tanker. Dax lag nic h ts da ran, die Bajoraner wie d erzuse hen, doc h das ließ sich nich t vermeiden, wenn sie an Bord ihres Schiffes wollte. Sie verließ de n Festsaa l der Fere ngi, um zum Konferenz r a um zu gehe n und sich nach Rizo und des s en Besatzung zu erkundigen. Von ihre m Anführer abgesehen, saße n die res tlic hen Terr orist en am Konferenztisch oder lehnten sic h gegen die Wände. E i ni ge l ießen sic h von den Nahr ungss p ender n bediene n . Sie hatte nur eine Handvoll der Piraten kenne nge le rnt , und der ausge l a u gte Zus t a nd der zehn, zwölf
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ande ren Pe rsonen be drüc kte sie . In den le tzten zwe i Tage n hatte n sie regelm äßig z u es sen be kommen, aber sie bezweife lt e, da ß dies bei de n meisten von ihnen a u c h zuvor der Fall gewesen war. Mehrere Terroris t en waren krank oder lit ten an s c hlec ht ver s or gte n Verletz u nge n . Eine Fra u saß in einer Art Sänfte und mußte ge tragen werden. Etwa die Hälfte von i hne n trug er beut ete Starf l e e t-Unif orm en, und Da x hat t e ihre Jacke geschlossen, um nich t die ihre z u enthüllen. Auch das Alter der Terroriste n bedrüc kte sie – Riz o m ußte einer der älteren sein, und es befanden si ch auc h zahlre iche Teena g er unter i h ne n, die ger a de m a l den Ki nder s chuhe n entwac hsen waren. Petra zählte zu der am stärksten vert rete nen Alters gr uppe , und s i e war wahrsc h ei nlic h nic h t m a l zwanzig Jahre alt. Da x na hm an, da ß Rebe lli on ei ne Tätigke it für die Jungen war, und fra gte s i ch, wie viele ihrer Elter n bei dem Versuch ges t or ben waren, die Herrsc h aft der Cardassia n er abzusc hütte ln. Sie wollte de n jungen Leute n sagen, da ß es an der Zeit f ü r e i ne n Neua uf bau des Plane t en war, doc h dam it hä tte sie pr aktisc h ihre wahre Ide ntität en th üllt. Erst jetzt wurde ihr allm ählich klar, daß sie – falls sie Erf o l g ha t t en – dies e junge n, verl ore ne n Seelen a u f dem Plane t en Eco zurücklasse n würden. Welches Schic k sal erwartete sie, wenn sie e r st m a l den La unen des Schwarm b e w ußtseins ausge liefert waren? Sie wollte nic h t dar übe r na chde nken, was m it i hne n gesc hehe n w ü r d e, aber ande rerseits war Eco ein großer Planet , au f dem es zweifellos ande re Kul t ure n und ande re Schwarm e gab, von dene n ei ni ge viel leic ht gewisse nha fter waren. Wom ögl ic h konnte n sie, wie die z o t t i g e n Hum a noi d en, f ü r e i nen Schwa r m arbeite n; oder die Ferengi fanden vielleicht Verwendung für sie. Wie dem auch se i, die Strafe für ih r Verbrec h en bestan d aus der Verbannung von ihrer Heimatwelt auf einen Planeten, der von Inse k te n be herrsc h t w u r d e. Es fiel ihr nicht leicht, für diese mö rderisc he n Diebe Mitleid zu em pfinde n, abe r sie m ußte nur Elaka und Petra anscha ue n, um die beide n Extrem e zu erkenne n. D i e eine ps y c hisc h geschä digt und wahrscheinlic h ohne Auss icht a u f Heilung, während die zweite einfac h kein anderes Lebe n
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kannte . F ü r Petra, s o hof fte Da x, würde der Kontakt m it der Kult ur der Ecozi d en vielle icht posi t i v e Fol g e n ha ben. Was auch gesc hah, s i e w ü rde n wahrs cheinlic h e i n besseres Lebe n habe n al s das, was si e zur Zeit führten. »Jade!« sagte eine wü tende Stimme. Dax wi rbe l t e herum , sah Elaka und s t raf f t e augenbl i c klic h ihre n Körper, um gegen ei ne n Angr iff gewappnet zu sein, obw ohl sie hier von z a hlre iche n Leute n um gebe n wa re n. »Ich ha be dic h m e hrm als geruf en«, sagte Elaka . »Geht es dir gut? « Dax zog den Kra g en um den Ha ls hoc h, um die Quetsc hungen z u ve rberge n. » W ege n dir«, m u rm el te sie, »habe ich letzte Nacht nu r wenig Schlaf bekommen.« »Das tut mir leid«, sagte Ela ka. »Aber ein kleiner Ka m p f kann di r nic h t sc hade n – er sorgt daf ü r, da ß dei n e Fertigkeit en nich t ei nroste n. Wir beid e können uns doch noch auf de n Füßen halte n, oder ? Sa g m a l, warum willst du diese Tasche mi t an Bord nehmen?« Dax war auf die Fra g e vorbereitet. »Wir bekomm e n auch etwas in Gold ge preßtes La tinum .« Sie wußte noch im m e r nic h t , ob R i zo ode r Pe tra Ela ka i n s Vertra uen gez oge n hatte n, was die Entführung des Sond ierungsschiffes betraf. Die Absurdität der Vorstellung ließ Dax zusammenzucken, und sie fra gte sich, ob über haupt jem a nd ihre ver r üc kte n Geschic h te n glauben konnte. Die Entführer s o llte n in die Falle ge he n ... A b er was, wenn es ge nau a nde rshe rum kam ? »Ich weiß nic h t... da s m it der Tasche ge fällt m i r nicht«, sag t e E l ak a. »Du ka nns t sie scanne n, se lbs t durc hsuc he n – alles, w a s du wills t«, er wider t e Da x. »Sc h a u , ich bin heute m o rge n etwas m üde, ab er es wird sc hon alles in Ordnung gehe n.« »Das mu ß es auc h «, warnte Elaka s i e. »Wir sind alle ziem lich fertig, bis auf Rizo natürlich. Was mach en die Blutsauger? « »Vor ei n paar Mi nuten war bei i hne n noc h al les i n Ordnung«, sagte Dax. Sie war erleichtert, zur Tür gehen zu können. »Ich wollte gerade no ch mal nach ihnen sehen.« Der Capta i n der Fe rengi vers icher t e i h r , da ß sic h die gesamt e Besatzung des Schiffes außer Gim b a auf dem
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Plane t en befand. Dax wußte , da ß er log, m ußte sich dam i t aber abfi nden. Sie sa h dem Captain a n de n Auge n an, daß er von de r ge stell t en Fa lle wußte . Jem a nden herei n z u le gen, war für ihn nic h ts A uße rgewöhnl iche s. Sie konnte nur hoff en, daß die Bajora ner es nic h t auf ähnliche Art und Weise ve rsuc hte n . Dax pac k te die schwere Tasche fester ; sie war froh, eine Geheim waffe zu habe n. Die Tril l kehr te zum Konfe renzra um und de r bunte n Ansamm lung bajora nischer Ter r or iste n zurüc k. Als sie de n Raum betra t , läche lte Petra ihr vertra uens voll z u . »Die Revolution wird sich an Sie er innern«, sagte die junge F r au. Dax wollte ihr sa gen, daß sie duschen und sich von diesen Leuten fernhalten sollte – nicht unbedingt in dieser Reihe n folge –, hielt aber die Zunge im Zaum. Sie sah sich nach Ela k a um , di e die m e dizi nische Beha ndlung der verle t zte n Bajora ner i n in de r Sä nfte bea u fs icht i g te. »Die Ecoz ide n bie t e n ei ne m e dizi nische Versor gung a n «, sagte sie und gab Elaka die übriggeblie benen zwei Bilbok. »Sor ge daf ü r, daß sie sich um sie kümm ern.« Die Bajoranerin starrte sie an, als wäre dieser A k t der Nächstenliebe sowohl ein Wunde r als auch eine Beleidigung. »Das klingt ja s o , als würd est du nicht mehr hie r her zurückkomm e n«, sagte Ela ka. »Ich habe ge nug von diesem Plane t en« , sagte die Trill. »Soba ld Marcus und ic h etw a s Antim aterie für unse ren Reaktor bekomm en habe n, werden wir von hier versch wi nden.« »Wir wer d en ba ld s e lbst Lat i num ha ben«, sa gte Elaka stolz . »Aber je tzt has t du das«, beha rrte Da x und sc hl oß di e Finger der ande ren F r au um die rechtec k i g en M ünze n . »Auf Eco könnt ihr mit Latinum vielleicht nicht ma l einen Eimer m it hei ß er Spucke ka ufen.« Dieses Argum ent saß, und Elak a steckte die Bilbok ein. »Alles Gut e , Käm p fer i n«, sagte die Bajora neri n. »Suche uns , wenn dir der Kamp f einmal wichtiger als das Le ben sein sollte.« »Das werde ich«, ve rsprac h Da x und dac h te , da ß sie ein
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Heer von m e dizinisc hen Be tre u ern m itbr i nge n w ü rde, sol lte sie je nac h ihnen su chen. »Die Ferengi sind auf dem Planeten , also könne n w ir w o hl fortfa hre n.« »Na schön«, sagte Elaka. »Gib mir die Tasche.« Dax z öger t e. »Du ka nns t sie sc anne n. Außer d em würde n die Ec oziden nic h t zulasse n, daß ich e i ne Waffe auf de n Plane t en m itbringe .« »Ich will hineinsehen«, beharr te die Bajoraneri n. »Wenn sie leer is t, be kom m s t du sie zurück.« Um nicht das ungewöhnliche Gewicht der Tasche z u enthülle n, öff nete Dax si e und hielt sie Elaka zur Unters uc hung hi n. Di e Bajora ne rin gri ff hinei n und tastete nach ver borge nen Ge genstä nde n, nahm sie a b er nic h t a u s Dax' Hände n. »Schöne Tasche«, sagte Elaka . »Geschmeidiges Leder.« Sie schl ug auf ihre n gest ohlene n Födera ti ons -Kom munika tor und sa gte : »Ich bi n' s. Jade Di xon beha upte t, daß al le Ferengi unten sind, und ist bereit zu m Beam en.« »Sag ihr, si e soll vor die Tür de s Konfere nzraum s gehen«, antw ortet e Rizo. »Ic h werde s i e dann erfassen.« »Sie ist s a ube r, R i z o «, f ü gt e Elaka schnell hinz u. »Du bra uchs t s i e nicht z u durchs uc he n.« Rizo mu rmelte etwas un d un terb rach d i e Verbin dun g. Elaka deutete zur Tür. »Vergiß nic h t, Jade«, flüs terte sie, »er ist me in Mann.« »Ich weiß«, sa gte Dax. »Kümmer e dich um deine Leute.« Elaka bedachte sie m it einem weiteren seltsam en Blick, aber Da x war nic h t bereit, ihre n Kom m e n t ar zu e rklären. Sie gi ng z u r T ü r hi naus und vers uc hte , sic h nicht a n m e rken z u lassen, wie schwer die Tasche wirklich wa r. Als sie auf dem verlassenen Gang st a n d, sp ürte sie ein Kitzeln, wie e s immer auftrat, wenn sie von einem Tran sporter-Strahl erfaßt wurde. Dax m a t e rialis ierte m it ihre r Handtasche im Trans p orte rraum des Starfleet-Tanke rs Phoenix. Er war sehr klein und zweckm ä ßig eingerich tet und wu rde hauptsächlich vom Personal benutz t, da A n tim aterie nic h t ge beam t werden konnte. Die Andockbucht der Phoenix war wahrsc h einlich wesentlich beeindruckende r, dach te Dax. Da Rizo allein a u f de m Starfleet-Tanker w a r, überras c hte
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es sie nich t, daß er si e nicht hier erwartet e. Oder zu mi ndest sollte er al lein an Bord se in. D a s Wissen, daß sich an Bord des Sondie rungsschiffs der Ferengi einige Besatzungs m itglie der verstec k t hatten, be ha gte Dax nicht. Sie kam sich vor wie auf einer Vers amm l ung von Sc hla ngen, auf der m a n niem andem vert raue n und a u ch nic h t vor h ersage n konnte , wie die Teilnehm e r sich verhalten würden. Sie fand einen Turbolift, betr at ihn und sagte lediglich: »Brücke.« Da er m ittlerweile B e fehle von jedem annimmt , dachte sie , m ußte n die Pira ten ihn m a nipulier t ha ben. Zum i ndest tra n sportierte der Lift sie m it gr oße r Geschwindigkeit a u fwärts. Als die Tür s i ch öffnete, umklamme rte sie die Tasche, dam it sie m öglic hst leicht auss ah. Dax lä chelte , als sie die kom pakte Brüc ke des Tankers betrat , und m achte den bre ite n Rücken des Entführers aus, der gekrümmt hinter der Navi gati onskons ole s a ß. »Übernehmen Sie die technische Station«, befahl Rizo. »Ich kann nich t alles allein machen.« Dax hä tte die Tasc h e fast an Or t und Stel l e auf de n Bode n gestellt, entschloß sic h da nn abe r , sie liebe r in ihre r Nähe zu beha lte n. Sie schle ppte sie zur te chnische n Station und stellte sie vors ichtig ab . Dann glitt sie in den Sess el und betrachtete die ver t ra ute Anor dnung der Ins t rum ente. »Das Andocke n ge ht fast autom a tisch vonstatten« , sagte sie. »Zumindest hat Marcus mi r das erzählt. Geben Sie einfac h e i n, we lches Schiff Si e bela de n wol l en, und der Com puter und die G y rosta bi lisa t ore n übe rnehm e n de n Rest.« »Ach was?« sagte Rizo stirnrunzelnd. »Na schön. Fa nge n Sie mit dem Scannen des Sondierungsschiffs an. Ab er vergessen Sie nic h t, ich se he Ihnen genau a u f die Finger.« »Beide S c hif f e s o llte n z u e rst K o nta k t m itei n ande r aufnehmen«, erwiderte Dax sachlich. »So haben wir es doch vereinbart.« Rizo sah sie zum erstenm a l an und bedac h te sie m it einem schiefen Grinsen. »Und wir wollen doch keine Vereinbar u nge n brec h en, nic h t wahr ? Da nn nehm en Sie den Kontakt auf.« Dax hoffte , daß Riz o sie nic h t z u gena u be obac h te te, den n
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sie konnte ihre Fer t i g keit be im Um gang m it den I n str u m e nten der tec h nis c hen S tat ion nic h t ganz verbe rge n. Und sie hoffte , er würde nicht m e rken, daß sie die me isten Komm andofunkti one n des Sc hif f es, ei nschlie ßl ich der Kommunikation und der Waffen, in ihre Konsole umleitete. Aber Riz o schrit t ne rvös auf und a b und betrachtet e den Bildschirm. »Was ha ben diese Mistkerle vor?« mu rm elte er. »Haben s i e das Sc hiff wirklich verlassen? « »Sie ha ben uns noch nic h t gesa gt«, war f Dax ei n, w ä hre nd ihre Fi nge r über die untersc hi edlic h gef ä rbte n Sc halttafe ln husc h ten, »ob Sie das Sondie rungs schiff übernehmen wollen.« »Nein, das will ich nic h t«, sagte Riz o kräch zend. »Ich kann meinen Leuten nicht noch so eine Sache zumu ten. Wir habe n bere its ei ne n S tarflee t-Ta nke r, und was nützt uns das ? Wir m ü sse n uns irge ndw o e i n Versteck s u che n , uns ausruhen und ne u orie n t i ere n . Am Ende werde n wir den Tanker wahrschei nlich f ü r ein wenig Frieden und Ruhe ve rk aufen. Ich wil l m i r nicht noc h über ein S o ndier u ngss chif f der Ferengi den Ko pf zerbrech en müssen.« Dax rutschte in ihre m Sessel hin und her. Es gefiel ihr nich t, wie sie Rizo hereinlegte. Er hatte eine Strafe verdient, aber a u ch Ehr lic hke it . Er ha tte es ver d ie nt , da ß jem a nd i h n fair beha ndelte, und e s stör te si e , da ß sie dazu nicht im stande war. U n d i h r tat lei d , da ß e r nic h t zu de n Terr oris t en ge hören wür d e, die hier im Gamma-Quadra nte n e i ne n neue n Anfa ng m achen konnte n. Er war ein Opfer der cardassianisc h en Inv a sio n un d würd e es au ch b l eib e n. »Jade Dixon an das Ferengi-Schiff«, sa gte sie mit schwül kli n gender Stim m e . »Höre n S i e m i ch, Gim b a ? « Der Bildschirm erhe llte sic h , und ein pausbäckiger Ferengi grinste lüst ern. »Ob ich Sie höre, Jade Di xon? Ich würde Ihre n K ö r p er ger n m it... O h , ha llo, R i zo. Ich hat t e gehof f t, ich könnte eine n A uge nblic k lang alle in m it Jade s p rec h en.« »Soba ld wir dieses Geschäft abge wickelt ha ben«, sagte der Bajora ner stirnrunze l nd, »könne n Sie tun und lassen, was Sie wolle n. Fa nge n wir m it den Scans an, und ic h kann nur hoffe n, da ß da bei nichts heraus komm t .« »Ja, ga nz m e ine Meinung« , pf lic hte t e Gim b a ihm
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freundlic h bei . Rizo tra t hinte r Dax. »Sie scheine n zu wissen, wie diese Dinger funktionieren. Ich werde Sie nicht fragen, wo Sie das geler n t haben. Fa nge n Sie m it de m Sondiere n a n .« Dax biß sich auf die Lippe, um n i ch t zu vi el zu sag e n. Sollte ma n ihr jetzt au f die Schliche kommen, befand sie sic h zum i ndest an Bord des Tanke rs , und ihre Geheim waffe war nur ein paa r Zentimeter entfernt. »Ich beginne m it dem Scannen«, sagte sie und richtete die beei ndruc kende Sc ha r der Sensore n des Tanke rs auf das Sondierungsschiff. D ieser Schritt war in de r Tat nötig, da de r Com puter des Ta nke rs wissen m ußte, m it was für einem Schiffstyp er es z u tun hatte. Auf dem Bildschirm beugte Gi m b a sich vor und fuhr mi t seinen Wurstfinger n übe r das In stru m e nten brett. »Ich fange ebenfalls mit der Sondierung an«, e r klärte er. Rizo beugt e sich so dic h t übe r Dax' Schul t er, daß si e di e Wärme seines Atem s und die Härte seiner Brust s p ürte. »Was habe n Sie hera usgef u nde n?« f r a g te er heis er. »Ich überprüfe alle Decks«, a n twortet e Dax. »Suche nach Lebe nsformen. Kann keine feststellen, von Gim b a auf der Brüc ke m a l abgesehe n.« Rizo war klüger, als er aussah. »Was leuchtet da ?« fragte er und zeigte auf e i n Feld, das auf anom ale Meßwerte hi nwies . Sie schluc kte . »Ein Teil ihres Maschine nraum s kann nic h t sondie r t werde n. Ir ge nde ine I n te rferenz .« »Was für eine Inte rferenz, verdamm t noc h m a l«, knurrte Rizo und s a h wütend zum Bildsc hirm . »Gi m ba, warum stören Sie unseren Scanvorgang? Was habe n Sie in Ihrem Maschinenraum versteckt?« Aber der Ferengi bea c htete ihn gar nic h t. Als er a u f eine n Knopf a u f seiner Kons ole dr ückte und die Meßwer te übe rprüfte, wurde n se ine A uge n imm er größer. »Sie w a gen es , m i ch anzubrülle n? Sie versuc he n, uns zu betrüg en ! Ich mess e in Frac ht ka mmer zwei m e hrere m ö glic he Le bens form en a n .« Rizo zu ck te m it den Achseln. »Das werden die Leichen sein. Wir hatten noch keine Zeit, sie von Bord z u schaffen.« Dax kniff die Lippe n zusamm en. Sie w u ßte , um wessen
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Leiche n es sich handelte. Um die der eh emaligen Besatzungs m itglie der, von Le ute n , die sie in hunde rt Starfleet-Einrichtungen kennengelernt hatte, um einen Te il ihrer Fami lie. Sie sa gte nichts, denn der Handel schien sowies o schon auf der Kippe zu s t ehen . »Nun ja« , gesta nd G i m b a ein. » M it ihne n i s t etwas ni cht in Ordnung. Aber unter diesen Gewebema ssen könnte sich pr oblem l os ei n le be nder Baj o ra ner ve rstec k en.« »Wohl kaum«, erwiderte R i zo. »I n Frachtkammer zwei gibt es keine Atmo sphäre. Jade kann es Ihnen be stätigen.« Der Pira t s a h sie erw a rtungsvol l an, und D a x m ußte durc h ihr V o r g e h en ei nges tehe n, daß sie m it der Bedie n ung de r Kontr o lle n vertra ut genug war, um einen Status ber i cht von Frachtkammer zwei erstellen zu können. »Sie verfügt über keine Atmosphäre«, bestätigte sie. »Was ist m it dieser Stelle in Ihrem Maschinenraum ?« konter te Rizo. »Was befindet sich dort?« Gim b a schütte lte s o heft ig de n Kopf, da ß sei n e gr oße n Ohren wackelten. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprech en. Nun, da die gesam t e Besatzung das Schiff verlassen hat , ne hm en wir ei ni ge Tests a u f niedri ger Ebe n e vor, um festzus tell e n, ob wi r irge ndw e lche St ra hl ungslec k s habe n, und das könnte Ihre Instrum ente beeinträchtigen . Me hr stec kt wo hl n i ch t d a hinter.« Dax hielt den Atem an und wa rtete ges p a n nt a b , we lche Folge n die s e Lüge haben w ü rde. Als nie m and spra ch, sa gte sie zu Riz o : »Ihr Maschinenraum befindet sich ac ht Deck s von I h rer Hauptfrac h tkam mer entfe r nt. Ic h halte das nic h t f ü r eine n Vers t o ß gege n die Verei nbarunge n.« Rizo legte den Kopf schief und lächelte. »Die Meinung einer Expe rti n ? Machen S i e we iter , Ja de – Sie ha ben das Komm ando. Be gi nne n Sie m it der Andoc k-Pr ozedur .« Darauf ha tte Dax ge wartet. Wä hre nd der Tanker la ngsam zu dem Sondier ungss c hif f trie b, würde Gim b a nicht auf de r Hut se in, und e i ne Phasersa lve würde den Fe rengi-Raum er viel leic ht so la nge l ä hm en, da ß i hne n die Fl ucht gela ng. Wenn sie das Sondierungssc hiff nich t beschädigte, wü rde es sie in ein paar Sekunde n eingeholt ha ben. Sie gab die Andoc k -Se que nz ei n und übe r stell t e de m Co m put er die
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Kontr o lle übe r die Phoenix. Das Schiff ver lie ß a u f dem programmierten Kurs den Orbit. »Ich muß hinab in unsere Frachtkamm er«, sagte Gim b a. »Wann docken Sie an? « »Bleibe n S i e noc h ei nen Mom e nt da«, sagte Rizo, der noc h imm er hinter Dax a u f und ab schritt. » G im ba, ich m ö chte Ihnen jemanden vorstellen.« »Wen? « fragte der Ferengi mißtrauisch. »S ie sollten doch allein a n Bord sein!« »Bis auf Ja de Dixon«, sagte der Terr oris t . Bruta l er gr iff er ihre n Pferdeschwa n z und zerrt e ihre n K o pf zurüc k. »Die kenne n Sie ja schon – aber kennen Sie auc h Jadzia D a x? Ei n Starfleet-Lieuten a n t!« Dax wollte protestieren, ab er der Schm erz und die Androhung auf noch mehr Leiden ließen sie verstummen. Sie warf einen Blick au f ihre Handtasc h e, doch die stand so unbewegt wie eh und je da . Gim b a lachte . »Ein Starfleet-O ffizie r ? Glaube n Sie m i r, ich kenne Starfleet-O ffizie r e, und die se hen nicht w i e Jade aus!« Ab ru pt ließ Rizo ih r Haar lo s, un d Dax fiel n a ch vo rn . Als sie sich m it ihrem Sessel zu dem Bajora ner um drehte , richtete er einen Phaser auf s ie. »Sagen Sie es ihm « , befa hl Riz o . Er fuhr m it der Waffe lang sam ihren Kö rp er h i n a uf und hin ab. »Ich mö ch te n i ch t gern Löcher in diesen schönen Leib brennen. Sa gen Sie es ihm . « Dax brac h te ein Sc hnaube n zus t ande . »Sie werden diesem bl öde n Schwarm b ewußtsei n doc h nic h t gla ube n, oder ? Es ha t m ir von An fang an nur Ärger gemacht. Was spielt es für eine Rolle, wer ich einm al war – Sie bekommen doch, was Sie wollen, nic h t wahr?« Der ruppige Terror ist schütte lte de n K o pf. »Das war nich t gut ge nug. « Ein blauer Strahl verließ die Mündung des Ph asers und traf Dax' Brust, und sie wurde rückwärts aus dem Sessel geworfen. Mit ei nem Aufst ö hne n fie l die Tr ill zu B ode n.
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d o r ü h rt e s i c h n i c h t . S o g e r n er au ch au fg esprungen wäre u n d d en g ro ß e n Bajo ran e r erwürgt hä tte, er lie ß es bleibe n. Sola nge Rizo eine n Phaser in der Ha nd hie lt und G i m b a von seine m Kriegsschiff aus zuscha ute, war es klüger, ei ne Tasche statt ein Held zu sein. Die Miss ion war in Gefahr , doch s o la nge Odo seine wahre Natur ve rbor gen hiel t , besta nd noch ei ne Aussic h t auf Erfolg. Er hof f te, daß Dax nicht tot oder schwer verlet zt wa r, doch was hätte er ander n f a lls dara n ände rn könne n? Nac hdem er sich offe nbart hatte, war das Überraschungsm o ment für imm er verlore n. Odo warte te also reglos ab. Der schockierte Gimb a er griff als erster das Wort. »Bei Zot, Sie habe n sie doch nicht getötet, oder? « »Nein«, sa gte Rizo und se nkte den Phase r. »Er war auf leichte Betäubung eingestellt – sie wird in ein paar Minuten wieder z u sich kom men. Dam it habe ich genug Ze it , sie zu fesseln. Gl auben Sie mi r, ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Das Schwa r m b ewußts e in hat m i r Beweise gezeigt.« »Das muß aber nich ts an unserer Absp rach e ändern«, sa gte Gimb a freundlich. »Wir we rden den Austa u sc h doc h vorne hm en, ode r ? « Rizo kratz te sich m it der Mündung de s Phasers das stoppli g e Kinn. »Das kom m t darauf an. Sie woll ten gem e insame Sache mit ihr machen, nicht wahr?« Gim b a kicherte . »Mi t der Föde rati on? Al so wirklic h, so verzweife l t ist unse r e Lage nun auch wied er nicht. Eigentlich könnte n w i r m it... wie auc h imm er sie heißt... noch e i n Geschäft machen. Ich gebe Ihnen weitere zehn Barren in Gold gepreßtes Latinum für sie. « Nun lac h t e Rizo. »Die Föderati on w ü r d e vie l m e hr
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Löse geld für sie zahlen. Und da für, was Sie m it ihr an stellen wolle n – zw anzig Barren.« »Fünfzehn.« Rizo scha ute zu der reg l osen Gestalt hinab und grinste. »Vielleic ht behalte ich sie selbs t . So eine findet ma n nich t jede n Tag. « »Sechzehn! Aber keine Krediteinheit me hr.« Rizo hob die Arme . »Na schön, Gimb a. Ich will ma l großz ügig sein. Sie halte n a l so sechsundz wanzig Ba rren in Gol d ge pre ßtes La ti num für m i ch be reit . A b er vers uchen Sie kei n e T r ic ks. Ic h bi n nic h t i n der St imm ung da für. Und ic h kenne m i ch auc h mit de n andere n Einstellunge n dieses Phasers aus.« »Einversta nde n«, sagte Gim b a. »Ich hole das La tinum und bege be m i ch in die Frachtkam m e r. Ich schalte dies en Kom Kanal dort hi n um .« Rizo warf eine n Bli c k auf Da x' Bildsc hi rm . »Geschätzt e Andockzeit in vier Komma vier Minuten«, sagte er . Gim b a nick te, und der Bildsc hirm wurde leer. Rizo s u chte in de n Taschen seiner Lede rweste nach eine r Schnur, und Odo fragte sich, ob dies der richtige Augenblic k zum Zuschla g en war. Er w o llte sic h gera de in Bewegung setzen, als er vom Bode n ei n Stöhnen hörte. Rizo grinst e höhnisch und rich tete den Phas er auf die Trill. »Hallo, Lieuten ant D a x. Sie müssen die Konstitution eines Puga ha be n. Der P h a s er ist noc h auf Betä ubung ei ngestell t , aber in der Gebra uc hsanleitung ste h t, daß es nicht gut ist, jemanden zweimal kurz hintereinander zu betäuben.« Ächzend richtete Dax sich a u f. » I ch werde mi ch benehm en. Aber wenn ic h m i ch nicht i n ungefä hr einer Mi nute be i m e inem Schiff melde, wird Marc us das Feuer eröffne n.« Rizo läc h elte. »Commander Sisko, me inen Sie.« Sie zuc k te m it den Ac hsel n, z og sich hoc h und l i eß s i ch i n den Sessel falle n. »Wenn Sie ihn für einen StarfleetComm a nder halten, wissen Sie ja, da ß er eine n Torpe do zielge na u a b fe uer n ka nn.« »Er wir d den Ta nker nic h t i n di e Luf t ja gen«, sagte Rizo zuve rsic htl i ch. »Wenn ic h m i ch nic h t ba ld m e lde , wird er m i ch für t o t
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halten«, s a gte Dax. »Dann ist ihm verdammt egal, was passiert. In dieser Hi nsicht versteht er keinen Spa ß .« Rizo schwenkte nervös den Phaser hin und he r. »W as werden Sie ihm sagen?« »Daß das Andocken wie ge plan t verläu ft. Was auc h immer Sie gla u be n, wir w o l l en le di gl i c h m it etwas Antim aterie und unserem Leben von hier verschwinden.« Rizo hie lt den Phaser hinte r Da x' Kopf, da m it m a n ihn vom Bildschirm aus nich t sehen konnte. Dann stellte er die Waffe um m e hrere Stufe n höher ein. »Wenn Sie etwas Falsches sagen«, wa rnte er s i e, »werde ic h einen Mona t bra uc hen, um Sie von de r Br ücke aufzuwisc h e n .« Dax schluckte und rieb ihren Kopf. »Ich verstehe.« Ein paar Se kunde n spä t e r sagte sie laut: »Die Phoenix ruf t die Mekong. Marcus, hier sprich t Ja de.« Auf dem Schirm erschie n das G e sicht von Benjam in Sisko, und er be dachte sie sofort m it seinem fröhlic he n MarcusGarve y-Grinsen. »Sc h ön, Sie zu sehen«, sa gte er leichthin. »Läuft alles wie gepla n t?« Dax atm e te tief ein und rieb ihre Hände. »E s scheint alles gut z u ver l aufe n. Ich bi n nur e t w a s ner v ös.« »Warum si nd S i e ner v ös ?« fra gte Sis k o f r eundlic h. »Ja, warum ? « warf Rizo e i n. Dax lächelte. »Keine Ahnung – vielleicht ha be ich nur zuviel Ka ffee ge tr unke n. Abe r wir ha ben die Andoc kProze d ur m it dem Sondierungsschiff einge leite t, und sie verläu ft ei nwandfre i.« »Alles kla r «, sagte Sisko r u hi g. »Ic h habe Verstä ndni s daf ü r, fa lls es Ihne n nicht m ö gli c h sein s o l lte, unse r Honorar jetzt schon mitzubringen. Aber Ihre Tasche für das Latinum habe n Sie noc h?« »Ja«, antw orte t e s i e. »Halten Si e m i ch auf dem la uf ende n«, sa gte Sis k o. Der Bildschirm wurde leer. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekomme n, dachte Od o. Sie m ußten ha nde ln, s o la nge sie ke i n en Konta k t m it dem FerengiSchi ff ha tt en, und Sis ko war ger a de über di e Lage inf o rm iert wor d en. Wäre es doc h nur m ögli c h, m it Dax zu kommunizieren ...
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Die Tr il l m ußte denselbe n Dr ang ve rspüre n. »Darf ich aufste he n und e t was um herge hen, dam it die K o pfsc h m e rzen nachlassen?« fragte si e. »Ich beha lte Sie im Auge«, wa rnte Riz o sie. »Und dieser Phaser wird jetzt eine n ernsthaften Scha den anrichten.« Dax erhob sich und tat ihr möglichs tes, sich von Rizo zu entfe r ne n und ihn z u zwi nge n, de r Tas c he de n Rücke n zuzuwe nden. »Habe n Sie es de nn ernst ge m e int«, fra gte sie , »daß Sie nicht m e hr käm p fen, s o ndern sic h aus r uhe n und Ihr Leben neu einrichten wollen? « »Das wäre eine schöne Vors tellung« , sagte der Te rrorist sehns üc hti g . »Aber ir gendwie f o lgt das Kä m p fen m i r auf dem Fuß.« In diesem Augenblick erhob sich ei ne schla nke Gestalt hi nter dem Bajora ner . Dax vers uc hte , sich ni chts anm e rken z u lassen, und starrte lediglich den auf sie gerichteten Phaser an. Als sie sah, da ß die Hände de s Gestaltw andlers sic h über Rizos Kopf hobe n und die F o rm eines gr oße n Ha mmers anna hm en, spannte sie ihre Musk eln an. Der Hammer senkte sich, sie sp rang be iseite – und wich um Haaresbreite einem Phasers t rahl au s. Au s der Konsole des Wissenschaftsoffiziers schluge n Flamm e n, und es zischte laut. Rizo wurde ohnmächtig und ließ den Phaser falle n. Gleich dara uf stürzte er ne be n der Waf fe z u B o den. Sof o r t wand Odo i h m die Sc hnur aus der H a nd und fe sselte ihn. Da x l i e f zur technisc hen St ation und dr ückte auf eine n Knopf , um das S o ndi e rungssc hi ff der Fere ngi auf de n Sc hirm zu hole n. Der kra bbe nf örm ige Raum er fül lte de n B i l d schirm fast gänz lich au s. »Wir sind zu nah«, sagte Dax, »um selbst auf den Ferengi zu sc hie ß e n . Das m u ß der C o mmande r übe r n ehm e n.« Odo zog die Schnur weiterhin um Rizos Hände und Füße. »Ich ha be seine E r klä r ung übe r die Leiche n in de r Frachtkam m e r gehört . Glaube n Sie, daß dort tatsäc hlich nur Tote l i ege n ?« »Ich h a b e k e in e Ah nu ng «, g e stan d Dax ein un d b e dien te die Kontr o llen. »Die inte rne n Se nsoren si nd a u sge f all e n – der Schuß hat jede Menge Schaltkreise ze rstört. Ich kann höc hste ns vers uche n, die Frac htkam m ern abzurie g el n. A b er
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für alle Fälle so llten Sie den Tur b olif t im Auge halte n.« Odo nickte . Er ha tte Rizo gefes s elt, hob voller Abs c heu den Phaser auf und gab ihn Da x. Da nn drehte er sich zum Tur b oli f t um und sa h imm er wieder von der Tr il l z u dem bewußtlosen Gefangenen und zurück zum Lift. »Nehme n wir ihn mi t zurüc k?« fragte er. »Das wäre wohl besse r, oder? « sa gte Dax. »Ja. Mord, Pira terie, Terrori smus, Entführung – wir haben wohl genug Anklagepunkt e, um ihn festzuhalten.« »Zuerst müssen wir ma l nach Hause komme n«, fügte Dax hi nzu. Sie schaute von i h re n I n str u m e nte n auf de n Schi rm , doc h a n dem Bild darauf hat t e sich kaum etwas geände rt. Unter der Kontrolle des Comput ers vollzog der Tanker eine vorsic hti g e , a b er una uf hal t s a m e Annäher u ng an das Sondierungsschiff der Ferengi. »Wenn G i mb a wirklich allein ist, oder zumi ndest fast allein«, da chte s i e laut, »ha t er vielleicht keine Ze it, unsere Funks pr üc he z u übe r w achen. H o ffe n w i r das Beste , denn w i r m ü ssen m it dem Co mm ander sprechen. We nn Gim b a uns m it einem Traktorstrahl einfängt, kommen wir nic h t m e hr von dem Sondi e rungssc hiff lo s. « Entsch lossen betätigte sie die Kontrollen. »Jade an Marcus . B i tte m e lde n , Mekong.« Siskos ernstes Gesicht erschien auf dem Schirm . »Hier Marcus . Wie is t I h r Status ?« »Besser als bei unser em letzten Gespräch «, sagte Jade. »Unser Ca ptai n ist im Augenblic k indi sponie rt , und wi r befinden uns ge nau übe r dem Sondierungsschiff. Es m üßte bald geschehen.« »Ich ve rstehe«, antwortet e Sisko. »Ich habe uns nach unse r em letzten Ges p räch aus dem Orbit gebracht und K u rs auf S ie ge nom m e n. Dann obli egt es wohl m i r, de n letz ten Abschieds gruß z u s p re chen.« »Das befürchte ich«, sagte Da x ruhig. »Ha b en Sie unsere Gäste zurückgeschick t?« Der Com m a nder r u nzelte die Stirn. » J a, dire kt nac h unse r em Gespräch . Ich war erleichter t, sie endlich los zu sein.« »Dann können wir mit unserem Geschäft fortfahren«, sagte
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Dax. Sisko schob das Kinn vor. »Wann immer Sie möchten.« Dax ber ü hrte das I n s t rum ente npult , und der Ta nke r hiel t unm itte lba r , vor dem unhei m lich wi rke nde n Ferengi Sondierungsschiff an. Sie gab den unge fähre n Kurs zum Wurm loch ein und aktivierte die Impulstrieb werke. Das klobige Schiff war für ein elegantes Manöve r nic h t gescha ffen, drehte sich jedoch langsam um einhundertundac h tzig Grad und hielt a u f die Sterne zu. Siskos Ges i cht a u f de m Schirm wur d e augenblic kl ich von dem eines wüte nde n Ferengi ersetzt, der in einer leeren Frachtkam m e r stand. »Was ha t das z u bede ute n ?« fragte Gim b a wütend und s c hüttel te e i ne Fa ust nach i h r . »Wo ist Rizo?« Dax sah de n Ferengi ledi gl ich an und zählte die Sekunde n bis zum Aufta u c h en des Flitzers. Als Gimba zum zweitenm al eine Antwort verlangte, wurde das Sondierungsschiff von Phasersa lven erschüttert. Gim b a schwankte unter dem Anprall , und Da x sah, da ß andere Ferengi aus i h re n Verstecken stürmten – Besatzungsmi tglieder, die sich eige ntl i c h gar nic h t m e hr a n Bor d befi nden durfte n . »Waffen!« rief der Ferengi. » D ie Schilde hoc h! I n de n Trans p orterraum ! Holt unsere Brücke nmannschaft zurück!« Sein Schif f erzitte rte erneut, und auf dem Bildsc hirm waren nur noc h knis ternde I n te rferenze n auszum achen. Dax hatte sow i e s o nic h t ge wußt, was sie Gim b a hätte sage n sollen, und a h nte , da ß de r Fl itzer dem gr oße n Schi ff ke i n e daue rhaf t e n Schä de n zuf üge n konnte. Hätte es über ei ne volle Besatzung und eine Brücke nc re w verfügt, wäre de r Flitze r jetzt wahrscheinlich sc hon nur noch Raumschrott gewesen. »Wir gehen auf Warp vier«, sagte die Trill. Odo nic k te und gl itt i n de n Sess el ne ben dem ihren, doch seine A u f m erksam keit blie b w e iter h i n auf de n bew u ßtl o sen Bajora ner und de n Turboli f t ge ri chtet . Comm a nder Sis ko be obac h te te, wie die Phoenix langsam zur Seite glitt, bis s i e außer Sich t gerie t , und wußte, da ß es a n der Zeit war, für seine Flucht zu sorgen. Er hatte nur kurze Phasersalven a bgefe uert und hoffte, noch genug Ene r gie zu
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haben, um auf Warpgeschwindigkeit gehen zu können. Das Sondierungsschiff hatte mittlerweile die Schilde hoc hgefa h r e n, s o da ß ein weite rer Angrif f sowies o sinnlos gewesen w ä re. Sis ko zog den Flitzer he rum . Ihm war klar, daß das Fe rengi-Schif f ihn nur desha l b ni cht auge nblicklic h verfolgte, weil es ke ine Besa tzung auf der Brücke hatte. Sein Bil d s c hirm erhe llte s i ch, und e i n w a hr haft e n t r üste t aussehe nde r Gim b a sc haute ihn a n . »Ich gra tul i ere Ihne n«, m u rm elte der Fere ngi. »Sie habe n uns völl ig zum Narren geha l t en, Sie und I h re schöne Komp lizin. Aber das Geschäft ko mm t vor der Rach e, wie wir Ferengi zu sage n pfl egen, und ich bi n ge naus o bere it, m i t Ihnen über die A n tim aterie z u verha nde ln, wie ic h es bei de n Bajora nern war. Ic h bin nic h t ma l besonders en ttäusch t darübe r, sie aus diese m Handel a u ssche ide n zu sehe n.« »Die Antimaterie gehört mi r nicht«, erwi derte Sisk o. »Sie gehört der Föderation, und ich bringe sie nur zurück.« »Bei Zot!« fluchte Gimb a. »Sie sind wirklich ein Sy m p athisant der Föderation! Man kann Mensc h en einfac h nic h t ver t r a uen. H ö re n S i e, Mensch, es ist ein we iter Weg bis zum Föde r a tionsra um , und unse r e Brüc ke ncrew wur d e gera de an Bord gebeam t.« »Dann br eche ic h lie ber a u f«, erw i derte Sis k o. Er salutierte und unter b ra ch den Kom-Kanal. Warp vie r stellte für den Flitzer fast das Lim it dar, doc h sie konnten es nich t riskieren, mi t nied rigerer Geschwindigkeit zu fliehen. Da s Sondierungsschiff hatte eine Höchs t gesc hwi n digkei t von War p ne un und wür d e sie bal d eingehol t haben. Er z w ang das kleine Sc hif f in de n Warpf lug und hoffte , da ß sei n Angrif f i hne n genug Ze it ver s chaff t hatte . Rizo heulte vor Wut, zerrte an seine n Fesseln und zu ckte hin und her wi e ei n F i sch auf dem Troc kene n. »Ich bringe euc h um!« schrie er . »Ich bringe euch um!« »Wenn er nic h t ruhig ist«, sa gte Dax, »m üssen wir ihn betä ube n.« Odo m u ste rte Rizo finste r. »Dieses Vergnügen übe rlasse ich I hne n, Lieute na nt. Nachde m er Sie betä ubt ha t, hat er
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näm lich ve rsuc ht, S i e an die Fere ngi z u ver k aufe n.« Dax l ä ch elte. »Fü r wi ev i e l? « »Für sec h z e hn Ba rre n in G o l d gepre ßtes L a tinum . Ic h m uß ihm aller d ings zugute halte n, daß der Ferengi urs pr ünglich zehn ge bot e n hat . « »Ich bi n ge schm eichel t«, sa gte D a x. »Ich ha be nur m it ihnen gespie lt«, st ieß Rizo her v or. »Ich hätte Sie nicht a n die Ferengi ve rka uft. Sie sind als Geisel zu wertvoll.« »Ach ja? « fragte Dax, nahm den Blick aber nicht von den Kontr o lle n. »Doch lei d er bi n ich nic h t I h re Gefangene . Es ist gena u a n de rsher u m . « »Für de n Auge nblic k«, sagte Ri zo. »Aber Sie s i nd a u f de r Fluc ht, genau wie w i r es waren. Und Sie werden es niem als zurück schaffen.« »Vielleicht sollte n Sie ihn tatsächlich betäuben«, sagte Odo. »Das verstehe ich nich t ger a de unter ru hig sei n.« »Nein«, sagte Dax. »Bis zum Wurmloch sind es noch m e hrere Stunde n. Machen wir also das Beste daraus. Auße rdem würde es m i ch inte ressiere n , wer uns a u fhalte n will.« Rizo lachte . »Zum einen die Fe rengi. U n d Sie wissen nicht, wer noc h a lles dort draußen sei n könnte . Der Wide r s tand hat näm lich vi ele Fre u nde.« »Haben Ihre Freu nde auch ein Schiff?« fragte Dax. »Waru m n i ch t? « sch n aub te Rizo. »Bis vo r ein p aar Minuten hatte ich auch noch eins. Außerdem haben wir tatsächlich Fre u nde, die Schiffe besitze n .« Dieser Gedanke lie ß Dax inne halte n. Sie m ußte an die skr upe ll ose n kli n goni s chen A b tr ünni ge n de nke n, die sich i n letzter Zeit imm er wi eder be reit will ig m it den baj o ra nisc hen Terr oris t en ver b ündet hatte n. »Das spielt keine Rolle«, sagte si e. »Wir s ind immerhin s o weit ge kommen, und jetzt können wir nicht mehr zurück. Sie sollten sic h größere Sorge n um sich selbst m achen.« »Ich?« erw i der t e Riz o veräc h t lic h. »Ic h bi n so gut wie tot. Ich bi n sc hon se it J a hre n t o t . Ich bri n ge m i ch lie ber um , bevor ich zulasse, da ß Sie m i ch für de n Rest m e ines Lebe ns in eine Ze lle stec ken.«
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»Vielleic ht könnte m a n Sie m e dizini sch beha ndel n«, schlug Dax vor. »Eine Behandlung? Ist das die neue Strafe für Mord und Pirate rie ? « »Auf Baj o r nic h t , ne in«, sa gte Odo. »Wir habe n m e hrere interessante Strafkolonien, von denen die m e isten von den Cardassia n ern erbaut wurde n. Sie sind z i em lich leer. Es is t also genug Platz für Sie vorhanden.« »Ist ja toll«, knurrte Rizo. »Die Föderation will mich beha ndeln, und die Marione tte nr e g ier u ng will m i ch für den Rest m e ines Lebe ns ins Gef ä ngnis s t e c ken. S i e habe n bestim m t noch nie e i nen Gefa ngene n ge ha bt , der s i c h s o gut führen wird, wie ich es tun werde!« Obwohl Rizo gefesse lt au f dem Bauch lag, schüttelte er wüte nd de n K o pf. »Töte n Sie m i ch sof o r t , de nn ic h wer d e nic h t i n ei ner Ze lle verfa ule n ! Töte n S i e m i ch! Töten S i e m i ch!« schrie er, und er schrie es so la nge , bis Dax e s nic h t mehr aushalten konnte. Sie schütte lte tra u rig den K o pf und griff na ch dem Phaser. »Wir seh e n un s d a n n in ein p a ar Minu ten wied er, Rizo !« Comm a nder Sis k o betrachtete die Sens or en und br umm t e beunr u higt auf. N e in, es war kein Phantom – ein Phot one nt orpe do wa r dic h t hi nte r ihm auf g etauc h t , von dem Sondierungsschiff der Fere ngi abgeschossen, das auch nich t m e hr weit entfe r nt war. Er hie lt sich fes t , a l s der Torpedo ihn überholte, unmittelbar vor ihm explodierte und das klei ne Raumschiff durchschüttelte. Augenblic klich erlitt der Flitzer eine n Ener giea bfal l , und bee nde te er hebe nd den Wa rpflug. Er öffne te eine n Kanal . »Mekong an Phoenix! Ic h werde ange gr iffe n!« Dax' besorgtes Gesich t erschien auf dem Schirm, wurde jedoch von flac ker n den Schli e ren übe r z oge n, als er die Schi lde de s Fli tzers hob. »Benj a m i n, wir habe n I h re Pos iti o n bestim m t – wir können kehrtmachen. Ist es das Sondierungsschiff? « »Ja. Aber f liege n Sie weite r! Ke hre n S i e ni cht um !« »Ihre n le tz ten Satz habe ic h ni cht vers ta nde n. Z u s t arke Interferenzen«, sagte Dax und unterbrach die Verbindung.
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Sisko blieb keine Zeit, sie in Gedanken auszusch impfen ode r sic h S o r g en um den Ta nke r zu m achen, denn e r sa h, da ß das Sondierungsschiff der Ferengi keine zehntausend Kilom e ter entfer nt ebenfalls aus dem Warpflug glitt. Er beschleunigte den Flitzer au f volle Impulskraft und begann m it Ausweichm anöve rn. D i ese Strate gie hatte ihm im Sektor Wolf 359 das Leben gerettet, und Sisko beherrschte das kleine Schiff perfe kt. Der Fere ngi-Raum er eröffnete m it den Phasern da s Feuer a u f ihn, doc h Sis k o w a r fast außerhalb ihre r Reic hweite und m ußte nur einen periphere n Treffer hi nne hm en. Sie waren nun gezwungen, i h n dur c h ei n ausge d e h ntes Sonnens y s tem zu verfolgen, in dem es als Landmarken nur drei kleine , unbewohnte Planeten gab. Nach ei n paar kna ppen Manöver n na hm der C o m m a nder sich die Zeit, sic h de n Schwei ß von der hohen Sti r n und dem kurzgeschorenen Haar zu wischen. Da die Ferengi so schnell die Verf olgung aufgenom m e n hatte n, ver f ügte der Raum er wohl nur über eine minimale Bes a tzung, und ein Sondierungsschiff lie ß sich nicht so problemlos ma nuell flie gen, wi e es bei de m Flitzer der Fall wa r . Die Mekong war klein, aber wendig, er ko nnte einen Zickzackkurs einsc h la ge n, wä hre nd sie noch abbre m s ten. Mi t volle r Impulskraft en tfernte er sich langsam von ihne n. Das war die gute Nachric h t. Die schlechte war, daß ihm lange vor i hne n der Treibs toff a u sge h e n oder e r e i ns chlafe n wür d e. Und der Wa rpf lug war eine t ö dl iche Fa lle , kei n Fluchtweg. Die Zeit arbeitete für die Ferengi. Das Sondierungssc hiff war bald s o weit hinter ihm zurückgeblieben, daß er sich fragte, ob er nicht umkehren und seinerse its eine n Sc huß dara uf abfe uer n konnte . Da Dax dara uf be harrt hatte , in den K a m p f einz ugreife n , konnte e r auch versuchen, ihr e i n st ationär e s Ziel zu biete n . Er verfügte ledi glic h über zwei Mikrotorpe dos , aber wenn ei n Tor p e d o der Fere ngi ihn zue r s t erwischte , halfen die ihm auch nicht m e hr. Dann wäre er nur noch kosm i sche Sc hlacke. Der Fere ngi-Ca ptai n ve rsuc hte , Kontakt mit ihm aufz une hm en, a b er Sis k o ignorier te seine wüte nde n Funks pr üc he. Es ga b nic h ts m e hr z u ver h ande ln. Er zog den Flitzer schnell herum, überzeugte sic h , daß der erste
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Torpe dosc h acht bereit war, und erwischte das Fe rengi-Sc h iff, wie es gera de ei ne we i t e Kurve z o g, um Sis kos letz te Posi ti on zu erreic he n. Er erfa ßte das Ziel und schoß den Torpe do ohne jedes Zöge rn ab. Der Flugkörp e r raste auf das schwerfällige Raumschiff zu. Die Expl os ion erhe ll t e den S t er nenhim m e l wie eine Nova , und Sis k o beugte sich eifrig vor. Seine Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, de nn kurz darauf w u r d e ersichtl i c h, da ß das Sondierungsschiff die Schirme zu einhundert Proze n t gehoben und höchs t e n s leic hte Schä den erlit ten ha tte. Die Ferengi galten ka um als kühne Krieger, waren aber dafür beka nnt, a u sgeze ichnete Sc hilde zu bes itze n . Sisko rec hne te dam it, durch den Ge genangr i ff jede n Mom e nt ausge l ösc h t zu werde n, und stel lte da nn überrasc ht fest, da ß der Fere ngi ke ine n T o r p edo a b f e uerte . Vi elleic ht war das Sondierungsschiff stärker beschä digt, als es den Anschein hatte, dac h te e r hoffnungsvoll. Diese Ho ffnung zerschlug sich jedoc h wie d er, als der Ferengi ihn erneut anfunkte . Er schaltete das lächel nde Bild von Gi mb a auf de n Schirm, der noch immer in der leeren Frachtkamme r stan d. » W enn Sie keine besseren Möglichke iten haben, s o llten Sie sich liebe r erge ben, Marcus Ga rve y. Wir wolle n Sie nic h t t ö te n – wir wolle n nur zur ü ckbe kommen, was uns ge hört .« Sisko vers uchte, a u f Zeit z u s p iele n. »Wenn Sie w o lle n, daß der Ta nke r seine n rechtm äßige n Besitz ern zur ü c k gege be n wird«, sa gte er ruhig, »sollte n Sie uns e i nf ach weiter f lie gen lassen.« »Wir sind die rechtmäßigen Bes itzer«, schnaubte Gimb a. Er ersetz te seine n Zorn sofort wieder durc h sein üblic hes übe rhe bl ic hes Get u e . »Warum be stehe n S i e nur dara uf, es uns allen s o sc hwer z u machen? Sagen Sie Jade, da ß sie m it dem Tanker z u rückke hre n soll, und wir schlie ßen unser G e schäft ab, w i e wir es ge pla n t hatten. Sie be kom m e n das Latinum , das wir de n Bajorane rn vers pr ochen hatte n, und las s en Sie m it Ihrem Schiff hier zurüc k . Was können Sie denn noch m e hr verla nge n?« »Sie werden nic h t versuc hen, uns fes t zuhalte n?« f r agte Sisko.
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Der Ferengi kic h erte. »Sehe ich etw a aus wie ein orionisc h er Sklavenha lter? Vertra uen Sie mir, wir haben von Anfa ng a n nur die A n tim aterie und den Tanker ha be n wolle n. Ich kann I hne n versi c her n , dies er Handel hat sc hon viel m e hr Ärger gemacht, als er eigentlich wert ist, und wir können von Glüc k re den, we nn wir noc h eine n wi nz ig kle i nen Gewinn herausschlagen können.« »Sie Armer«, sagte Sisko mit spöttisc hem Mitgefühl. Plötzlich kam ihm ei ne Idee. »S enken Sie Ihre Sc hilde, und ich beam e zu Ihnen hinübe r. Da nn können wir die S ache in Ruhe besprechen.« Gim b a lächelte freundlic h. »Senke n Sie Ihre Schilde, und wir beam en Sie he rüber.« Trotz seiner gespielten Ta pferkeit m a chte Sis ko sich Sor g e n . I h m blieben kaum noc h Möglic hkeiten, und er hatte keine A h nung, was D a x bewir k e n konnte , s oba ld sie m it dem Tanker hier a u ftauch te . Dieses Raumschiff war wahrsche inlich nicht viel besser bewaffnet als der Flitzer, und kei n s der be ide n konnte es, was die Sc hne ll igkei t betraf , m it dem Sondier u ngssc hi ff auf n e h men. Es hatte de n Ansche in, daß beste n falls nur eins der beiden Schiff e in den Al ph a-Qu ad r a n t en zu rü ckk eh r en k onn t e . Der Commande r wür d e daf ü r s o r g en, da ß dem Tanker die Rückke hr gela ng. E r berei tete die Sel b st ve rnic h t u ngs seque nz für de n Fl itzer vor und gab e i nen se lbs t m ö rderisc hen Kurs ein, der i hn m it de m Sondier u ngssc hif f zusamm enst oße n lassen würde. Dann zielte er seinen zweiten – und le tzten – Torpe do auf die Hauptfrachtkamme r des Ferengi-Ra um ers. »Wir warten«, sagte Gim b a. »Senke n Sie die Schilde, schalte n Sie die Waffens y s tem e aus, und w i r bene hm en uns wieder wie Partner.« Sisko dachte an die Peitsc h e, die Gimb a bei einem ihre r Gespräche beschrieben hatte, und wie e r sie bei Leuten einsetzt e, die ihn betrogen hatten. Er sah auf die Sensoren, hiel t nac h dem Tanker Aussc hau und ent d eckte ihn im gleic h e n Auge nblic k, da jem a nd zu Gim b a lief, um diesen zu warnen. A l s de r Ferengi ob dieser Nach rich t die Augen aufriß, feuerte Sisk o den Torpedo ab . Das Ferengi-Schiff erzitterte unter dem Einschlag, und
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hinter G i mba sprühten Funken aus einer in Brand geratenen Kontrollkonsole. Di e Besatzung suchte Deckung, und Sisk o fragte sic h , ob die Wirkung seiner Angriffe größer war, als er ange nommen hatte. Er legte eine Großauf n a h me des Ster nenhim m e ls aus den Sc hi rm und sa h, daß der Ta nker übe r ihn hinweg flog und eine Phasersa lve a u f die Ferengi a b schoß. Das Sondierungsschiff sc hwankte im All und le uchtete auf wie ei n kra bbe nf örm iger Chris t ba um schm uck. Es blie b i h m jedoc h kei n e Ze it z u m jubel n , de nn der Ferengi w ü r d e je de n Augenbl i c k das Fe uer e r wi de rn. Traf auch nur ein einziger Fehlschuß de n Tanke r, konnte alles ganz sc hne ll vor b ei s e in. Sis k o öff nete e i nen Kana l. »Mekong an Phoenix. Vermeiden Sie unsere n erst en Treffpunkt und flieg e n Sie direkt zu m zweiten . « »Bestätigt« , a n tw orte t e Dax. Sisko wartete , bis der Ta nke r i n de n Warpf lu g übe rge ga ngen war, und hängte s i ch da nn a n dessen Fersen. Ihm war klar, daß das hintere Schiff des Ko nvois die gefährlichere Position inne hatte, vor allem, da er bereits alle Mikrotorpe dos a b ge schosse n hatte; doc h Sisko wa r hier her g ef l oge n, um den Ta nke r zu ret t en, und ge nau das würde er tun. Glei chzeitig beabsic h tigte er jedoc h auch z u überle b en, und das war ein weiterer Grund, dafür zu sorgen, daß de r T a nke r nic h t de n erste n T r effe r abbe kam . Er hatte zwar kei n e Tor p e dos m e hr, doch die Phase r stande n i h m noch zur Verfügung. Die hatte er allerdings bereits auf das Sondierungsschiff a b gefeuert, ohne damit große Wirkung z u erziele n , und s o war e n sie als Abschrec k ungsm itte l wohl kaum geei gne t. Se uf zend unte r b rac h der Com m a n d er die Selbs tve rni c ht ungsse quenz des Flitzers . Er wußte, da ß Gim b a gern bereit war, diese n Service kostenlos z u leisten. Dax hing e b enfalls ihren Ge danken nac h und fragte si ch, wie sie sich diesem Rennen, das sie nich t gewi nnen konnten, auf ande re Art und Weis e entzie he n konnten. Sie machte sich keine Illusionen, sie könnte das Sondierungsschiff ausgesc h al tet habe n. Ihre Fer n s e nsoren ve rriete n i h r , daß das Schi ff s i c h von sei n er letzte n P o si ti on for t b ewegt hat t e. Wenn es auch nur die Hälfte der Warpgeschw indigkeit
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erreichte, zu der es normalerweise fähig war, würde es sie problemlos wieder einholen, bevor sie das Wurmloc h erreic ht hatte n. Plötzlich ertönten dum pfe Geräusche aus dem Turboliftschacht. »Was war das?« fragte Odo und erhob sich. Vom Boden ertönte wieherndes Gelächter. »Geister«, sagte Rizo. »Sie kom m e n, um uns z u hole n und uns unse r e Sünde n büße n zu lassen.« »Sie sind wach«, sagte Odo enttäuscht. »Es könnte Ihnen schweren körpe rlic he n Scha de n zufügen, Sie nac h so kurzer Zeit ein zweites Ma l zu betä uben, aber ich bin durc haus bereit, Sie in die Frachtkammer zu den Le ichen zu le gen.« »Ich ha be nichts da gege n«, er wider te Ri zo. »Mi t dene n habe ich m e hr gem e insam als m i t Ihne n. A uße rdem teilen w i r alle so wieso die gleic h e Zukunft.« Dax ignorierte ihn. »Jeman d könnte versuchen, im Tur b oli f tsc h acht hi naufz uklette rn, um den Ene r gi efelde rn auszuwe i chen, die ic h in de n Korr idore n errichtet habe«, warnte sie Odo. »Ich könnte nach ihnen Au sschau halten«, bot O d o an, »aber ich kenne die Pläne dieses Raumschiffs nicht sehr gut.« Dax seufzte. »Ja, und es ist größer, als es aussieht. Vielleic ht ist es besse r, we nn ich ge he.« »Nein, wie tapfer Sie doc h si nd!« krähte Rizo. »Sie sind wirklic h ei n Star fleet -Lie ute n ant. Ers t aunl i c h. Ic h ha be Ihne n nie ve rtra ut, aber nic h t aus diesem Grund. Sie könne n wirklic h s tolz auf sic h sein.« »Ich bin ganz und gar nicht stolz darauf, auf einen Vorwand z u rückgreifen zu mü ssen«, erwiderte Dax und erhob sich. »Benachric h tige n Sie m i ch, wenn die Instrum ente etwas Ungewöhnliches a n zeigen.« »Ich würde es vorziehen, selbst zu ge hen«, sagte Odo. »Wenn ich mi r die Rißzeichnungen des Schiffes anse he n ...« Dax war kein Feigling, aber es war nicht fair, Odo unte r d i esen Beding ung en zu zwing e n, d i e unv ertrau ten Kontrollen des Tankers zu übernehmen. Jeden Augenblick konnten die Ferengi s i e unter Bes c huß nehm en. Sie le gte de n P h a s er auf die tech nisc he Station und kehrte zu ihrem Sessel zurüc k. »Ich lege die Rißzeich nungen auf Ihren Bildschirm«, s a gte
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die Trill. »Studiere n Sie beso nders genau die Pläne der Frachtkam m e rn und der T u r b ol ifte , die z u ihne n f ü hr en. U n d ich we rde Ihnen zeigen, welc he Gänge ich abgerieg elt habe. Wir s o llte n au ch die Antim a terie-Kapsel n überpr üfen. Und wir dürfen nicht vergessen, unseren Passagier im Auge z u halten.« »Genau«, sagte der Siche r he its offizier und ric h te te eine n verdrossenen Blick a u f de n Bajoraner. »Geister.« Rizo grinste. »Ja, s i e sind da draußen. Alle Geister de r Besatzungsm itglie der, die w i r getöte t ha be n, und auch die unse r er ge falle nen K a m e raden. Die m e isten von ihnen sind hier gest orben, genau dort , wo Si e sitzen .« Unwil l kür l ich sc ha ut e Dax hi nab und sah ta tsäc hlic h versc h m i erte Flec ken auf dem Bode n. Jem a nd hatte versuc ht aufz uwisc h en, abe r hi er war e i ne Menge Bl ut gef l osse n. Der gefesselte Gefangene lachte schnaufend. »Sie konnten n i ch t entkommen , u nd Sie kön n e n es au ch nich t.«
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13.
B
enjami n Sisko hatte ei n schlechtes Gefühl, genau wie dama ls, unm ittelbar bevor die Ecoziden sich als Erpresser offe nbart hatten. Eigentlich verlief ihre Flucht besser, als si e hatten e r warte n könne n. In ein paar Minuten würden si e sich bei einem riesigen Asteroide ngürtel treffen, a n de m sie auf ihrem Flug z u m Plane t en der Ecozi de n vor b ei ge kom m e n waren. Nac h dem nic h t ei ngepla n te n G e fecht m i t dem Ferengi-Ra um er hat t en sie auf ihr erstes Rendezvous ve rzichten könne n. Seitdem war der Ferengi nicht m e hr von de n Sens ore n erfaßt wor d en, fa lls er sic h übe r ha upt noch hi nte r i h nen be fand. E s war no ch zu früh , um zu sagen , ob das Sondierungsschiff die Verfolgung tatsächlic h aufgegeben hatte , doc h jetz t bestand we ni gste ns Hoff nung dara uf. Natür lic h war auc h dem Ferengi die P o si ti on des Wurm lochs beka nnt, und vielleicht ha tte e r es darauf angele gt, sie z u überholen und dort ab zufangen. Diese Gefahr war real, und trotzdem wa r sie nicht der An la ß für Siskos Besorgnis. Sisko war es ge wöhnt, mit realen, ja au ch nur wahrschei nliche n Hi nde rnissen fertig zu werde n. Die unreale n , die uns i chtbare n , die unerwa r te ten be reite ten ihm Kopfzerbrechen. Die Abwesenheit des Sondierungsschiffes war schon allein deshalb be sorgniserregend, weil Sisko wußte, daß Ferengi niem als freiwillig a u f Geld verzichteten . Die Antimaterie ste llte bares Geld für sie dar, ganz zu schweigen von den Investitionen, die s i e bereits getätigt hatte n. Wä re das Sondier u ngssc hif f noc h f l ugfä hi g, hätte e s eigentlic h dire kt hinter ihne n se in m ü ssen. Er öff nete eine n Ka nal . »Sis ko a n Da x. Habe n S i e das Sondierungsschiff in der Ortung?« »Nein, Be njamin«, antworte t e Dax. »A ls wir es zum
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letzte nm al gesehe n habe n, wa r es in Bewegung. Ich habe gedac h t, es wäre auf Warpgeschwindigke it gega nge n, aber e s ist keine Spur von ihm auszumachen. Die Phoenix ha t ausgeze ichnete Sensoren, aber die Koordinaten, an de nen w i r das Sc hiff zurückgelassen haben, liege n außerhalb ihrer Reichweite . Vie lleic ht ha be n wir es sc hwe r er getr of f e n, als wir dachten.« »Es kl ingt vie lleic ht verr üc kt« , sagte S i sko, »abe r ich wür d e gern zurü ckflie gen und feststellen, was aus de m Schiff geworden ist.« Odo ha tte bis z u diesem Punkt ihres Gesp räch s geschw iege n, doc h nun s p ra ng er auf und füllte Siskos Bildschirm aus. »Das ist sehr humanitär von Ihne n, Comma nder, ab er wir sind nicht in einer Rettungsmi ssion unterwe g s. Es wäre noc h z u r ü ckha lte nd a u sge d r ü c k t , wür d e ich be haupten, Gim b a ha be be kommen, was er ver d ie nt ha t. Ihr Schiff schie n a u f keinen Fall s o schwer beschädigt z u sein, daß s i e es nicht zurück na ch Eco oder einem ande ren sicheren Hafen sc haffen könnten.« »Genau das bereitet mi r ja Kopfzerbrech en«, sagte Sisko. »Warum sind s i e nic h t hinter uns, we nn s i e nic h t s o schwer beschä digt sind? H ö ren Sie , Consta ble , ic h m uß ja nicht de n ganze n We g z u r ü ckfl iege n, nur so weit , bis ic h sie i n der Sens orre ic hweite ha be. Viel leic ht si nd sie noc h dort , wo wir sie zurückgelassen haben. Vielleicht versuchen si e aber auch, uns zu überholen und das Wurmloch vor uns zu erreichen.« »Odo«, sa gte Dax, »der Com mande r hat recht. Entweder, sie sind zu schwer beschädigt, um uns zu verfolgen, oder sie habe n aufgegebe n, oder sie planen eine n Hinte r ha lt. Wie dem auch se i, wir m ü ssen es wisse n.« Sie lä chelte . »Auße rdem fordert es die Hum a nität, ihne n notfalls Hi lfe z u schicken.« Odo senkte de n K o pf u nd sagte nichts mehr. »Sie fliegen weiter zum Wu rmloch«, fuhr Sisko fort. »Vielleic ht könne n w i r auf we ite re Tre f f p unkte verz ichten.« Der Com mande r sah, daß Dax dem Gestaltwandle r eine n Blick zuwa rf; dann hörte er Gelä chter , das von a uße rhalb des Erfass ungs bereic hs de s Sc hirm s kam . »Es spukt in diese m Tanker, Comm a nder!« rief eine Stimme vom Boden aus. »Es rüttelt und schüttelt in der
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Nacht. Das sind die G e ister der Leichen in der Frachtkamme r – mei n en Si e n i ch t auch? « Der Computer spür te die Que lle der Stimme auf und ver g r ößer t e de n W i nke l, um den ve rsc h nür t en B a jora ner erfassen zu können. »Sie hatte ich ga nz vergesse n, Rizo« , m u r m elte Sisko. »Sind Sie so verzwe ifelt, daß Sie im aginäre Verbündete erfinde n m ü ssen?« »Vielleicht sind sie gar nic h t im aginär«, sagte Da x. »Wir verm uten, daß noc h jem a nd an Bor d ist. Die inne ren Siche r heits mechanismen des Ta nke rs wurden zerstört, und wir mü ssen die Brücke verlassen und das Schiff mi t Tric ordern durc hs uc hen. Wir m ü ssen auch nach de n Antimaterie-Kapseln sehen; desh alb wü rde ich vors chla gen, daß wir, wie ge plan t, einen Zwisch enhalt bei dem Asteroide ngürtel einlegen. Der Computer beha uptet zwar, daß die Kapseln in Ordnung sind, aber ...« »Ich ve rstehe«, sa gte Sisk o, »Sie wollen sie selbst in Auge nsc h e i n ne hm en. Ic h kann S i e vers tehe n – i mmerhin habe n wir eini ges auf uns ge nommen, um sie zu be kom m e n . Ich werde um kehren und na chf o rsc h en, was m it dem Sondierungsschiff geschehe n ist, wä hre nd Sie zum verei n barte n Tre f f p unkt f lie ge n. Ich be fürc hte , a u f dem Tanker gibt es kein e Internierungszellen? « »Nein«, sa gte Odo. Rizo fing an zu lachen. »Begreifen Sie nich t, Comma nder?« rief der Bajorane r. »Dieses Zeug ist verflucht! Jeder, de r sich mit dieser An tim aterie abgibt, wi rd sterbe n. Wir werden es nich t zu rück in de n Alpha-Q uadranten schaffe n.« »Hatten Sie ihn bereits betäubt?« fragte Sisko. Odo se ufz te. »Ja, und i h m noch e i ns übe r de n Kopf gezoge n, um ganz sic h erz uge hen. Auc h des h alb m ü ssen wir eine n Zw is chenhalt einle g en – w i r m ü ssen eine n Ort finde n, wo wir ihn sich er un terb ring en kö nn en .« »Fahre n S i e wie ge pl ant fort«, befa hl Sis k o. »Ic h m e lde m i ch wieder, s oba ld ich das Fe rengi-Schiff gefu nden habe. Sisko Ende.«
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Nachdem der Bildsc hirm wieder den leicht versch wommenen Ster nenhim m e l zeigte, den m a n bei War pges c hwi n digke it sa h, schaute Od o voller Abscheu au f den Gefangenen hinab. Er erwartete , daß sic h sogar dingfest gem achte Krim inelle eini germ aßen wür d e v oll be nahm en, und da runter vers tand er nic h t , da ß sie Phra sen von Geister n und Raum schif f en droschen , auf denen es spukte. Natürlich wußte der Gefange ne als einz iger, ob sic h blinde Passagiere auf dem Tanker bef a nde n. O d o konnte s i ch nicht vorste lle n, daß sic h m e hr als eine Pers on an Bord versteckt ha tte, abe r auch nur ein weite re r Terr oris t stellte das Gleichge wicht wie d er her – dann st a n d es zwei gegen zwei. Nachdem die Ba joraner das Raumschiff schon einmal gewaltsam übe rnommen hat t en, wür d en sie wohl ka um davor zurückschrecken, es noch ein zweites Mal zu versuc hen. Auße rdem gerie t en s i e viel leic ht in Panik, wenn ihnen erst einm al klar wurde, daß die einzige Alternative wahrschei nlich eine lebenslange Haftstrafe war. »Consta ble ? « sagte Rizo und sc haute zu i h m hoch. » N ennt m a n Sie wirklic h so? Das war ein toller Tric k ... als Handtasche an Bord zu kom m e n. Wie habe n Sie das gem acht?« Odo hielt den Kopf schräg und schaute verärgert drein. »Ich m ö chte m i ch nicht m it I hne n unter halte n, und ga nz besonders nich t über Dinge, die Sie nich ts angehe n.« »Ach, was sind Sie em pfindlich«, gurrte Rizo. »Aber sehen Sie m ich doc h a n , Cons table – schreie und tobe i c h je tzt etwa? Nein. Ic h m ö chte m i r lediglich die Ze it vertreiben . Was für einer Spezies ge hören Sie an ? « Der Gestaltwandler z u ckte die Achseln. »S pielt das eine Rolle? Haben Sie schon mal jema nden w i e m i ch gesehen?« »Nein«, ge stand der Bajora ner ein. »Aber wenn S i e de n Drang vers pürte n , ein etwas aufrege nderes Leben z u finde n , wär en S i e fü r un s vo n u n s ch ät zb ar em W e r t . « Odo sa h s i ch a u f de r Brüc ke des Ta nke rs um , bis sein Blick schließlich voller Absc he u wieder auf dem Gefangenen ruhte. »Vie len Dank, mein Le ben ist aufre gend genug. Auße rdem werden I h r e Tage von jetzt an be trächtlic h weniger aufregend sein.«
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Rizo schloß die Augen und ve rsuc hte, eine bequemere Posi ti on zu fi nde n. »Nehm e n Si e m i r die Fess eln ab , we nn Sie eine n Raum finde n, in dem Sie mich einsperren können? « »Irge ndwa nn« , sagte Odo, »werde ic h sie Ihne n bes timm t abne hm en. « »Vielleic ht könne n wir m it Ener gie f elder n eine Zelle erric h te n«, schlug Da x vor , »und ihn stä ndig auf dem Schirm übe rwache n .« »Komm e n Sie wir k lich von Deep S p ac e Nine ?« fragte Rizo. Plötzlich kla n g er ganz freundlich. »Ich war noch nie dort – we nn m a n ei n Lebe n wie das m e ine führt , m acht m a n nich t oft U rlaub.« »Ich bin der Wissenschaftsoffiz i er«, sagte Dax, »und Odo ist der Siche r he its off izier . DS Nine wur d e von den Cardassian ern erbaut. Falls Sie sich darüber als o Gedanken m achen sollten... dort gibt es genügend Zellen.« Rizo runze lte die Stirn. »Als Ja de Dixon haben Sie mi r besser ge fa llen. Es is t die reins t e Verschwe ndung, da ß Sie be i Starfleet sind.« »Ich bin nicht bei Starfleet«, erwiderte Odo. »Ic h ar beite fü r Bajo r.« »Genau w i e ic h«, fa uchte Riz o . Odo sc hütt elte de n K o pf. »Der Ansic h t bi n ic h nicht . Das Bajor , fü r das ich arbe ite, versucht, auf seiner schwer erkämp fte n Freiheit aufzubauen. Es versuc ht, m it dem Käm p fen aufz uhöre n und Fr ie den m it sich selbst und de n Nachbar n z u sc hl ieße n.« »Schließt das die Cardass ianer ei n?« mu r melte de r Bajora ner. »Das bef ü r c hte ic h«, sagte O d o. »Dann ist die Mar i onette nre gie r ung noc h schwäche r , als ich dachte «, sagte Rizo nach de nklic h. »E s ist ei n Wunde r, daß sie überha upt Unters tützung be kom m t . Wisse n Sie, wi r habe n die Antim ater ie näm lich nur gest ohle n, dam it Bajor dieses ne ue Raum schiff be halten kann.« »Sie haben damit nur eine Verzögerung der Testflüge erreicht«, konterte Dax. »W enn Sie mit dem Kämp fen aufh ören und ein f r iedliches Leben be ginnen wollen, wäre jetzt genau der r i chti ge Augenbl ic k daf ü r . «
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»Ja«, sagte Rizo höhnisch, »während wir vor ei nem Raum schiff flie he n, das fünfz igm a l so gr oß is t wie unse r es. Erspa r en S i e m i r Ihre Plat it üde n, Lieutena n t . Sie habe n getan , was getan werden m u ßte , um den Tanker z u r ü ckz u bekomm en. Sie haben das Feuer auf die Fe rengi eröffnet und Hunderte von unsc huldige n Leute n a u f diese m von Inse k te n übe rschwemm ten Plan eten zu rückge lassen.« »Wir können si e sp äter abholen lassen«, sagte Dax. Rizo sc hüt t elte de n Kopf. »Da z u wir d es nic h t kommen. Niem and wird s i e abhole n. We il niem and je erfahre n w i rd, wo sie sind – nachdem dieser Tanker explodie r t ist und wir alle tot sind.« In Dax br ode lte de r Zor n hoc h , doc h si e biß die Zähne zusamm en und unterdrüc kte ihn. »Wir verlassen Warp drei«, erklä r te si e, »und ge hen in e i nen s ync hr onen O r bit um den gr ößten der Asteroi den, de n wir aus E r m a ngelung eines bessere n N a m e ns G-Eins ge na nnt ha ben.« »Sie wolle n doch nic h t m itten in einem Asteroide ngürtel i n eine Um lauf bahn um eine n As t e roi de n ge hen, ode r ? « fragte Odo bes o rgt. »Nein«, sagte Dax. »Wir treiben in sicherer Entfernung nebe n i h m her und um kreisen, was auch i mmer er umkreist. Ich verm ute, da ß er eine gem ü tliche Ba hn um diesen rote n Riesen in der Ecke des Schirms zieht. In dieser Position droht uns ke ine Kollision m it einem ande ren Asteroide n, und sie hat da rübe r hi naus den V o rte il, daß s i e uns vor einem zufälligen Sondieren abschirm t.« Die Tril l gab ei ni ge letzte Befehle i n ihre Kons ole ein, ergriff de n Phaser und erhob sic h . Sie überprüfte die Einst ellung der Waffe, trat ein paar Schritte z u rüc k und richtete sie auf Riz o . »Dann binden Sie ihn m a l los«, befahl s i e. »Na schön«, sagte Odo, knie te neben dem Gefangenen nied er und löste die Fesseln. »He, mein Freund«, sagte Rizo zu dem Gestaltwandler, »trage n Sie nie eine n Phaser?« »Nie.« »Und w i es o nic h t ? « »Wenn ma n ke ine n Phaser trägt«, antwortete Odo, »k ann
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ein Gefangener e i nem die Wa ffe auch nicht abnehm en.« Odo ha tte den Baj o ra ner l o sge b unde n und trat zur ü c k . Er war zwar unbewaffnet, aber darauf vorbereitet, notfalls schne ll zu handeln. Dax de utet e m it dem Phaser a u f den Turbolift. »Sie gehen als erste r .« Rizo grinste. »Sie wollen, daß die Geister zuerst m i ch erwische n?« »Nun ge he n Sie schon«, sagte Dax. »Ihr Verhal t en wird entsch eide n, in was für eine Zelle wir Sie stecken . Vielleic ht befinden sich in der Frachtkamme r einige leere A n timaterieKapsel n, und wir könnte n Sie i n ei ner da von e i ns perre n.« Rizo lac h t e nervös . »Das war doc h nur e i n Sc herz , nic h t wahr, C ons table ? « »Ich habe noc h nicht erlebt , da ß Lie u te na nt Dax je eine n Scherz gemacht hat«, erwiderte der Gestaltwandler. »Befol gen Sie lie ber i h re A n weis unge n.« Laut und schief pfe ifend, s t olzierte Riz o zur Tür des Tur b oli f ts , die sic h bei sei n er Annä her ung öff nete . »Ich bi n es nur Rizo !« rief er. »Tut euer Bestes, Geister. Ich weiß, daß wir es nicht zu rück na ch Ba jor schaffe n we rden.« Odo sa h D a x an und schüttel t e em pört den Kopf. Je l ä nge r er dar ü ber nachdac h te , des t o bes s er gef i el i h m die I d e e , de n Terroris t en in eine lee re Antim aterie-Kapse l zu sperre n. Abe r zuerst m u ßten s i e sic h ve rgew i s s ern, da ß sich keine seiner Gefähr ten an Bo rd befanden. Der Gestaltwandler betrat den Turbolift direkt hinter Rizo. Als Dax in die Kabine schritt, baute er sich zwische n ihr und dem Bajor a ner a u f . Er bef ü rc htete, da ß Rizo i n de m engen Raum etwas vers uc he n w ü r d e. »Deck drei«, sagte Dax. »Wir sollte n zu erst nach der Antim aterie sehe n.« »Bestehen die Energie f elde r noc h?« fragte Od o. »Auf Deck drei habe ich sie abgeschaltet«, antwortete Dax. »Dort können wi r uns als o frei bewe gen. D i eses Schiff verfügt nur über drei Ebenen, und auf der untersten befinden sich le diglich Frac htkamm ern. Dort wird die An tim a terie aufbewahrt.« »Und dort liege n auc h die Le iche n«, fl üster t e Riz o .
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Der Tur bolift hie lt an, und die T ü re n öff nete n sich zische nd. Odo pac k te Rizo am Arm , zerrte ihn m it sich hina us und hielt ihn in s i che r er Entfernung von Da x und dem Phaser. Der Bajora ner i g nor i e r te die ra uhe Beha ndlung und hiel t seine Au fm erksamkeit weiterhin auf Dax ge richtet. »Wonac h wolle n wir zuerst sehen, Lie u tenant, nac h de r Antim aterie oder de n Leiche n ?« »Zuerst m ü ssen wir uns Tric order besc ha ffen«, erw i derte Dax. »Sie wissen nic h t zufällig, wo welche sind, oder? Auf der Brücke konnte ic h keine finden.« Der Bajora ner lac h te . »Ich weiß, wo welche waren, aber wir ha ben sie an uns e re Leute verte ilt . Ic h gla u be, ein paa r habe n s i e bei den Ec ozide n gege n B i l b ok ei nge tausc h t . « Währe nd des Gespräc h es wandte Odo de n Blick kurz von Rizo a b und sah s i ch im Vorraum der Frachtkamme r um. Er erinnert e ihn an eine Minia t urbrüc k e, kom p lett mi t Sichtschir me n und t echnischen Konsolen, von denen sich je eine nebe n einer von insgesam t drei große n Türe n befa nd. Die Türe n wa r e n m it den Zi ffer n l, 2 und 3 m a rkie r t, und die i n sie eingelassenen Fenster waren so dick , daß ma n hinter ihnen ka um etwas erke nne n konnte. Hi nt er Tür e i ns m achte Odo vers chwom m e n e weiße Form en aus, doch die Frachtkam m e rn zwei und dre i schie n en dunke l und verlassen zu sein. Es war völlig still auf dem Ladedeck des verlassenen Tankers, und O do fra gte sic h , ob sie sich das Geräus ch, das sie zuvor gehör t hatt en, nur e i nge bi lde t hatte n. A b er ne in, dachte er. Der Captai n der Fere ngi war ebenfalls argwöhnisch gewesen, aber er hatte das gleiche Spiel getrieben und konnte sich des h a l b wohl kaum beschweren. Riz o ha tte zum i ndest m it dem Gedanke n ge spielt, das Sondierungsschiff zu kapern, und er ha tt e best imm t kei n e S k r upe l, e i ne n weitere n Mör d er an Bord de s Tankers z u rückz ulas sen. Der Gestaltwandler drehte sic h um und sa h, da ß R i z o der Trill bedrohlich nahe gekomme n war. »Halten Sie sich von ih r fern «, warn te er ih n. »Schon in Ordnung«, warf Dax e i n. »Er wollte nur an mi r vorbe ige he n, um m ir zu zei gen, wo ei n Tric or der sei n könnte.«
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»Ich hole ihn«, bot Odo sich an. »Wo ist er? « »Immer noch so empfindlich, was, Consta ble?« sagte Rizo höhnisc h . Dennoc h z e igte er auf e i n Wa ndfach unt e r de r Konsole für die erst e Frachtkammer. »Da drin. Je denfalls waren da vor h er we lc he.« Odo öff net e das Wandfac h, fa nd dar i n a b er nur bl utige Banda ge n. Ei n Me nsch wäre vie lleic ht nicht i m stande gewesen, die s c hm utzige n, m it Körperflüs sigkeite n verkrustete n Verbä nde durc hzusehen, doc h Odo lie ß sich davon nic h t abschrecken. Er bedauerte lediglich, in dem Fach kei n en Tr ic or der fi nde n z u könne n . »Wo s ons t noc h?« f r a g te er. Rizo zuc k te m it den Achseln. »Woher soll ich das wissen? Wir si nd P irate n und habe n das Schi ff ge kapert . T u t m ir leid, falls w i r e s nicht s o anstä n dig behandelt haben, w ie Sie es ger n hä tte n, a b er w i r si nd s o viele sc höne D i nge nic h t gewohnt.« Dax runzel te die S t i r n. »Riz o, wenn S i e uns nic h t helfe n wolle n, we rde ic h Sie irge ndwo eins perre n. Haben Sie eine n Vorsc h la g, Consta ble ? « »Ja«, erwiderte der Gestaltwandler . »Wenn die Frachtkam m e r eins die Antimaterie-Kapse ln und die Kammer zwei die Leiche n en thält... was ist dann in der dritten?« »Das müßte die klei nste Frachtkammer sein«, er widerte Dax und trat hinter die Kont rol lkonsole . Sie ga b eini ge Befehle ein, betrachtete die A n zeige n und runzelte er neut die Stirn. »A lle Au fzeichn ung en wu rd en g e lö sch t und unbra uc hba r gem acht. Wir werden nie erfa hre n, was sich in dieser Kammer befa nd oder wer sie betrete n und wie d er verlassen hat.« Rizo gr ins t e. »T ut m ir le id, L i eute nant. Wir habe n nic h t gewußt, was wir taten.« »Ich glaube, das ha be n S i e ga nz gena u ge wußt«, m u rm elte die Tr ill . »Uns bleibt nic h ts anderes übri g, als sie m it Atm o sphär e zu fl ute n und nachz u s e hen. Ich fül le Frachtkam m e r drei je tzt m it A t e m luft.« Sie tra t an die m ittler e Kons ole . »Ich flute Kammer zwei.« Sie warf e inen Blick auf die Konsole des größten Laderaums. »Frachtkammer eins verfügt bereits über Atmo sphäre. Ich
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hoffe, S i e habe n ni cht auc h die autom a tische n Andoc kSy stem e unbrauchbar gem acht.« »Nein«, er wider t e Rizo bele idigt. »Wie hätte n wir die Antimaterie dann wieder loswerden können? Wir sind einfac h e L e ute , und wir vert rauen ei na nde r. A l so ha ben wir ein paar Sicherheitssy steme ausgeschaltet.« Dax trat zur Kons ole der dr it ten Fracht k am m e r zurüc k und dr ückte a u f de n K n opf, de r di e Tür öff nete. Sie gl itt m it einem Rauschen frisc her Atemluft zu rüc k, und die Lamp en flamm t en auf und e r hel lte n den klei ne n Ladera u m . Odo m achte ein paar Sc hri tte in den Raum . Abgese hen von Hebearm e n, einem Lauf b a nd und Halte runge n, di e dazu dien ten, Antimaterie-Kapseln zu einem Frachtlift z u befö rd ern, war er leer. Od o vermutete , daß der Lift die Kapseln direkt in das Andockmodul in der Spitze des Raum schiff s beför de rte, oder vielle icht in die andere n Frachtkam m e rn. Eine effiz i ente Anla ge, s t ellte e r fes t – abe r auch ei n he rvorra gender F l uc htw e g a u s dem Sc hiff . Dennoc h konnte n sie Rizo nic h t ununter b roc hen m it sich her u m s chleppe n. Es w a r ei nfac h zu gefä hrl i c h, pe rm anent auf ihn acht geben zu müssen. Außerdem befand sich außerhalb des Ta nke rs nic h ts auße r ka ltem , luf t l eerem Raum und Asteroiden. Odo ke hr te zur Tür z u rüc k. »Ic h werde den Ladera um nach einem Eindringl ing oder Waffen durchs uc he n. We nn er sauber ist, s o l lte n wir de n Gefange ne n hier unt e rbr inge n. Könne n wir die Kontr o l l kons o le unbra uc hba r m achen?« Dax zuckte m it den A c hseln. »Warum nicht? Alles a n dere wurde ja schon unbrauchbar gema cht.« Odo nic k te und bet r at erneut de n leeren La dera um . Er kam ihm winzig vor, doch dann r i ef der Gestaltwandler sich in Erinnerung zurück, daß es sich um die kleinste Frachtkamme r der Phoenix handelte. Die trüben gelben Wände zeugten davon, daß m a n ihr keinen großen We rt beigem essen hatte. Die einzigen Gege nstände von Interesse waren die aut o m a tischen V o rr i c ht unge n, die die Antim aterie-Kapseln auf ihre unerbittliche Reise zu einem Materie-A n timaterieReakt o r br achte n. N u n, da s i e keine Ka pse l n bewe gte n , sa he n sie aus wie erstarrte Monu mente einer unvollendeten
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Aufgabe . Er ging z w ische n zwei große n Schwenka rm en und einer schraubstockähnlichen Zange einher und mußte unwillkür l ich an die Ecozide n denke n . Die Insekten hätten diese Masc hine zweifellos zu wü rdigen gew u ßt. Da ihm keine Sensore n oder Waffen zur Verfügun g standen, durchs uc ht e Odo je den Ze nt i m eter der stille n Kammer. Er bückte sich und schaute in dunkle Spalten, und er öffnete Schränke und Wa ndfächer. Er hielt a uße rdem nach Tric or der n Aussc ha u, doc h die P i raten ha t t en a l le Gegens tände von Wert entf ernt und durch bl ut geträ n kte Verbände und schm utzige Kle i dung ersetzt. Odo fragte sich, ob s i e hie r auch ge schlafe n hatten, kam dann abe r zum Schluß, daß sie dazu wahrschei nlich die Ma nnsch aftsquartiere auf dem zweiten Deck benutz t hatten. Dieser Geda nke löste ern eu t Zorn in Odo au s, do ch er schü ttelte ihn schn ell ab und setzte se ine Durc hs uc hung fort. Auf g r u nd der ger i ngen Größe des Raum s kam er schne ll voran und war schlie ßlic h überz e ugt, daß Frachtkam m e r drei leer war. »Komm e n Sie here in, Riz o !« r i e f er . »Und gehe n Sie i n die hi ntere Ec ke des Raum s, dort hi n, wo die Wa age ste h t.« Der Bajoraner tat wie ge heißen, schlurfte in die leere Kammer und baute sich verdrossen in der hinte ren Ecke nebe n ei ne r Bodenwa a ge auf. D a x kam her e in und gi ng dire kt zu der Kontr o ll kons o le , ei ne m genaue n D u pli k a t i h res Gegenstücks auf der anderen Seite der Tür, wenn man davon absah, daß sie we der über ei nen Sessel noch über einen Bildschirm ver f ügte . Rizo grinste und sa h s i ch in der Frachtkam m e r um . »Das soll al so me in G r ab we rde n? Sie lasse n mi ch z u rück, dam it ich hier sterbe , gena u wie Sie m e ine Gefähr ten auf Eco zurückgelassen haben, ge na u wie Sie das Ferengi-Schiff zurückgelassen habe n.« »Wenn w i r ihn ers t hi er einges perrt habe n, werde n wi r i h n doc h nicht m e hr hören könne n, oder ?« f r agt e Odo. »Wohl kaum«, ent g e gne te Dax läche l nd. »Sie habe n al l e Paßw ort -Sc h utzvor ke hrunge n unbrauc h bar gem acht. Also werde ich genau das tun, was sie getan haben – die Schaltkreise zerstöre n.«
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Sie griff in die Konsole , entfernte einen isolineare n Chip aus i h r und le gte i h n auf de n Bode n. D a nn s tell t e sie den Phaser um , zielte auf den Chip und verschmo rte ihn mit einem nadeldünne n blaue n Stra hl . Nach einer Se kunde war v on d e m Ch ip nu r no ch ein Rau c h f ad en üb rig . »Wir habe n si e einfach mit den Ab sätzen zerquetscht«, sagte Rizo . Odo trat la ngsam von dem Terroriste n zurück. Er rec h nete dam it, da ß der Bajora ner jetz t zu einem verzweifelte n Angrif f ansetzte . Aber irgend etwas in Rizo war zerbrochen – trotz seiner gespielten Tapferk eit und provozierenden Bem e rkungen wir k te er m üde. Er setzte sich a u f de n Bode n und le gte die Hand auf die Waage. Die Digitalanzei ge war ein verschwommener Fleck, als sie die Gewichtsveränderung regis t rie r te . »Lieute n a n t«, sagte der Bajora ner, »ic h wünsc h e I hne n wirklic h alles Gute. Sie hätte n eigentlich nie in diese n Kam p f verwic kelt werden dürfen. Bajor gehör t al lein den Bajora ner n . Wir ke nnen die F ö derati on nic h t sehr gut , wisse n aber, daß ein Er ober er oft Ver s prec h unge n m acht und sei n e Hilfe anbie t et, nur um sich da nn in eine Besatzungsa r m e e zu verwande ln. Wir ha be n uns einm al erobern lassen – es darf uns kein z w eites Ma l passieren.« »Ich ha be Mitgef ühl für Ihre D e nkwe i se«, erwide rte Dax. »Und für das Leid, über das Sie nich t hinwegkomm e n. Ich bin achtmal so alt w i e Sie, aber nich ts in me inem Leben läßt s i ch dam it ver g leiche n. D o ch vie l e Ange höri ge Ihres V o l k es ha be n den Sc hre cken hinte r sich gelassen, um m it ihrem Leben weiterz um achen. Ich darf Sie daran e r inner n , daß die Föderation ebenfalls gegen die Cardassia n er gekäm p ft hat.« »Das war der Widerstand!« beha rrte Ri z o . »Beide«, gesta nd D a x ein. »Dennoc h habe n wir Ihr Vertrauen verdient. Die Föderation könnte auf Bajor viel präse nter s e in, verz ic htet a b er darauf .« Sie breitete die Arme aus und sc hie n m it der Geste die gesa mt e Frachtkamm e r um fassen zu wolle n. » U nd m a nchm al bringt uns das Problem e ein.« Der Bajoraner sc hüttelte den Kopf. »Ic h bezweif l e, daß noc h jem a nd i n I h re r Föderat i on s o anst ändig wie Sie ist,
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Lieutenan t.« Er sah Odo an. »Es gibt auf Bajor be reits zu viele frem d e Spezies.« »Wir vers chwende n unser e Zeit«, sagte Odo sp öttisch. »Vielleic ht mü ssen wir noch das gesamt e Schiff durchs uc he n.« Dax sah z u Bode n und nic k te . »Ich bef ü r c hte , Sie haben recht. Rizo , wir werden Ihnen späte r Na hrung und Wasser bringen.« Er winkte ihr zu. »Le b en Sie wohl, Ja dzia Dax. Un d auch Sie, Jade Dixon.« Dax eil t e hina us, O do fol gte i h r auf dem Fuße, und die Tür s c hloß s i ch s c hep p er nd h i n t er ih nen . Während D a x an der Kontrollkonsole stehenblieb, um sich zu vergewiss ern, da ß die behe lfs m äßige Zelle in der Tat aus b ruc hsic her wa r, ging Odo z u de m schweren Schott der ersten Frachtkam m e r und schaute durch das dicke Fens ter. Er konnte die Antim aterieKapseln ausmachen – sechseckige Zy linder, jeweils m a nnshoc h, a b er vie l bre iter –, die i n or dentl i che n Rei h en von ei nem Ende der Kamm er bis zum ande ren ge stapel t waren. Dieser Raum war nicht nur doppelt so groß wie Frachtkam m e r drei, er verfügte auch über ein kom pliziertes Netzwerk dicker Rohre, die kreuz und quer unter der hohen Decke verliefen. »Wofür si nd a ll diese Rohre gedacht?« fragte er. »Unter norm a len Umständen«, sagte Dax, »bleibe n die Antimaterie-Kapseln während des Auftankens in der Frachtkam m e r. Durch diese abge schirm ten Leitunge n wird die Antimaterie direkt aus den vollen Kapseln in die leeren auf dem Raumschif f ge leitet. Aber die Hannibal is t ei n ne ues Schiff, das noch nicht über eigene Kapseln verfügt. Daher hätten auc h die Kapseln a n Bord gebracht we rde n so llen.« Sie ging z u r Kons ole der Frac htkam m er eins . »Ich öff ne die T ü r« , erklä r te s i e. Odo trat zu rü ck. Er bereitete si ch auf einen möglichen Angriff vor, wenngleich er es für unwahrscheinlich hielt, da ß ihr blinder Passagier – falls es e i ne n ga b – sich zwisc h en der Antim aterie verstec k te. An solc h einem Ort würde niem and stunde nla n g aus h arre n wol len. Die gr oße n weiße n Kaniste r hatten etwa s entsc h ieden U nheilvolles an sich . In roten
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Lettern prangten in m e hreren Sprac h e n strenge Wa rnunge n auf ihne n. Sie sa hen a u s w i e Särge von Außerirdischen. Gebückt betrat er die Kammer und schaute in alle Ecken und N i schen. Ei ne helle Deckenbe leuc ht ung ze rstr eute di e m e isten Schatten und vereinfac h te die Suche . Diese Frachtkam m e r war sehr groß, bot aber nur wenige Verstecke. Drei Vie r tel des Raums wurde von den An timaterie-Kapseln und ihren Halteme chanism e n beans p rucht. Der Rest war schlic ht und einfach l eer, und O do sc hätzte , daß es hi er noc h Platz für z e hn weitere Kapseln gab. Dax blie b vor dem er sten Be häl t e r stehe n und be ugte sich vor, um die Anga be n a u f dess en wi nzi g em Bildsc hirm zu studieren. Odo erinnerte sic h , bei seinen Recherch en gelese n zu habe n, da ß je de Kapsel e i ne se lbs t ä n dige Ei nheit m it ei ge nem C o m pute r und Über wachungs sy st em w a r. D i e innere n S y stem e mußten in Ordnung s e in, de nn nur die Stabilität des Magnetfelds stand zwischen der Sicherheit und der völ l i g e n Ver n ic ht ung. Odo hörte ein le ises Piepse n und drehte sich zu der Kapse l um , aus de r es ert ö nt war. »Was hat das z u bede ute n ?« fra gte er. Dax gi ng lächel nd von Kapse l zu Kapse l und s t udierte deren An gaben. »Diese Behälter s i nd wirklich zi em lic h bem e rkens wert. Ei n je der ist m it einem autar k e n Diagnoses ystem ausgestatte t, da s zu einer untersc h ie dlic he n Zeit e i nse t zt. Das Pie p en be deutet, daß die Kapsel ge rade die Selbs t prüfung abgeschlossen hat. Das Sy st em ruht nun einige Stund en lan g u n d b e ginn t d ann vo n n e u e m.« »Ist der Tanker dazu au sger üs tet, die Kapseln abzuwerfen? « fragte O d o. Dax schüttelte den Kopf. »Nicht auf die Art und Weise, wie ein Raumschiff es verm ag. Hier gibt es kein AusstoßSy stem wie auf der Hannibal.« S i e k i ch er t e . »I ch g l au b e, Benjam in hat ei ne n Starfleet -Tanker e inm al als riesigen Benzinkanister bezeichnet. Ganz falsch liegt er dam it nicht.« Odo dr üc kte s i ch m it dem Rücke n gegen die Wand, zwängte sich an den Antim aterie-Kapseln vorbei und schloß die U n ters uchung de r Frac ht ka mmer ab. Er scha ute in de n Frachtli ft , unter die Leit u nge n und R o hre und zwisc h en die
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riesi g en S c hwenkarm e, fand je doc h nic h t s Ungew öhnlic hes . Dennoc h verunsic hert en ihn die düste ren Lager k a p seln, und er ver lie ß den Raum und war t et e ne ben de r Tür, während Dax ihre I n spe k tion je des einzelne n Behälte is f o rtse tzte . Dann trat sie hina us, und die Tür sc hl oß s i ch a u t o m a tisch hi nter i h r . »Die Ka psel n sc he ine n in O r dnung z u sein« , erklä r te s i e. »Z um indest ha ben Rizo und seine Fre u nde nicht an ihne n herumgepfuscht.« Dax zog den Phase r und zeigte dam it auf die m ittler e Tür . »Ich bef ü rc hte , dort er wartet uns eine Sc hre ckens k am m e r.« »Ich habe kei n e n s c hwache n Mage n«, s a gte O do und schaute durch das Fe nster i n di e unhe il volle D u nkel heit vo n Frachtkam m e r zwei. »Eigentlich ha be ic h überhaupt ke ine n Mage n.« »Da haben Sie aber Glück«, versetzte Dax. Sie ging zur Kons ole der zweite n Frac ht ka mmer und ga b ei ni ge Befehle ein, doch nicht einmal die Lam p e n leuchte t en a u f. »Die Kamm er ist schwer besc hädigt«, sagte s i e. »Sie verf ügt je tzt übe r eine A t m o sphä re, a b er ich muß die Schaltkreise überbr üc ken, um die Tür zu öffnen und die Beleuc ht ung einz usc h alten. Sie wollte n nic h t , daß jem a nd einfac h dor t hi nei n m a rschiere n ka nn.« Odo hielt die Türe n der drei Frachtkammern im Auge, während Dax a n den Kontro llen ar bei t ete. Der unged uldige Teil von ihm dachte, sie sollten au f die Durchsuchung verzic hte n und s o schnell wie möglic h z u m Alpha-Q u adra nte n zur ü ckke hr en, doc h der vors ic hti g e Te il wußte, daß sie gründlich vorge he n m ußten. Es gab Schöneres, als m itte n im Wurm loc h von einem blinden P a ssagier a n Bord a ngegriffe n zu werd en. Außerdem hatte die Humanität – ode r zumi ndest die Ne ugie r – C o mmande r Sis k o daz u get r iebe n, na ch de n Fereng i zu seh e n, un d vielleich t war d a s ein e g u te Gelege nhe i t , s i ch übe r i h re Si tua t ion K l ar hei t z u versc h affen. Es war ihnen gel u nge n, den Ta nker de n Kr im inelle n wieder abzujage n, und sie ha tten da bei m indestens eine n Gef a nge ne n gem acht. Ein paar Dutze nd Gefange ne wären eher nac h seinem Geschm ack gewesen, doch Odo war bere it, sich mit dem Erreichte n zuf r i e denz ugeben. Ungl üc klic herwe i se hatte er das Gefühl, da ß dieses Abenteuer noch nic h t a u s g estanden
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war. In der Fra c ht kamm er zwei gi ng das Lic h t an, und di e Tü r öffnete s i ch zisc hend. Odo trat hinein und wurde von einem absche ulichen Anblic k begrüßt, der ihm voll zu Bewußtsein brach te, w a s die Terroriste n getan hatten . Einundzwanzig Leiche n von Sta rflee t-Offiz i eren in i h re n besten Ja hre n la gen vor ihm , die m e isten da von Mensc h en, etwa je zur Hälf te Männer und Frau en. Sie wiesen schwere Verletzu ngen und Verbre nnunge n a u f , aber da sie in einem luftleere n Lager r aum versta ut wor d en waren, nahm Odo kei n e una ngene h m e n Gerüche oder Bl ut pf ütze n wahr, und die Haut der Leic hen war bereits an satzweise m u mi fiziert. Ein St üc k entfe r nt von de n Leic hen der St arfleet -Off iziere lage n die von s i e b en baj o ra nische n Te r r or iste n, e b enfalls bl ut versc h m i ert, ve r b ra nnt und m u m ifiziert . Wä re i h re Kleidung nicht gewes e n, hä tte m a n sie ka um von der ande ren Gruppe unt e rschei de n können. Er hör t e, daß Da x den Raum betra t, und war froh, vo n einer Trill statt einem Menschen begleitet zu werden. Mensc h en hätte n a u f diese n A n blic k unnütz gef ü hl sbet ont reagiert. Allerdings mußte er si ch ei ngestehen, daß es auch ihm schwerfiel, seinen Zorn zu unterdrücken. Er wäre am liebs ten i n die be nac hba rte Ka mmer gega nge n und hätte Riz o erwürgt. Dax seufzte bedrückt. »Jedes Mitgefühl, das ich für sie hatte, ist gerade versc h wunden.« »Gut«, s a gte Odo. Er betrachte te den Rest der Frachtkam m e r und hielt nach allem Ungew ö hnlic hem Ausschau. Wie die Frachtkammer eins ve rfügte auch diese hier so w o hl über m a gnetische Rohre und mechanisch e Hebearm e , dam it die Antim aterie entwe d er alle in oder in ihren Kapseln transportiert werden konnte. Es wäre nicht schwierig gewesen, dachte er, die Leichen ins All z u werfen, und es ers t aunte i h n, da ß die Terr oris t en so rüc ksi c hts v oll gewesen w a ren, dara uf zu verz ic hte n , als s i e sich im Orbit um Eco bef u nden hat ten. »Schaue n Sie doc h!« sagte Da x und deute t e auf e i ns der dick sten Rohre, die si ch unter de r Decke entlangsch längelten. Odo sah nich ts Außergewöhnliches, nur einen
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zusamm engeknüllten gelben Stoff fetzen, der über dem Rohr hi ng. Doc h f ü r Dax schie n der Flic ke n ansche ine nd e i ne gr öße re Be deutung z u ha ben, de nn sie s t and dar u nter und sa h zu ihm hoc h. »Ko m men Sie an ihn h e ran? « frag t e sie. »Natürlich«, sagte Odo. Er griff hinauf, und sein Arm dehnte s i ch auf das Doppelte der normalen Länge aus. Er ergriff de n Fetze n , und zu seiner Überraschung s t eckte hinter dem Rohr wesentlich m e hr Stoff, als es de n Ansc hein geha bt hatte . Schließlich zog er e i ne n kom plette n Ra um anzug aus dem Versteck, und z u gute r Le tzt purze l t e noc h ei n Helm zu Bode n. »Dam it«, sagte Dax, »könnte man sich auc h in einem Raum ohne A t m o sphä re vers tecke n .« »Wir si nd nich t alle in«, flüste rte Odo. Sie hörten ein polterndes Geräusch, wirbelten herum und sahen, w i e sich die sc hwere Tür hi nter i h ne n sc hl oß. Comma nder Sisko rie b seine Augen und st arrte auf das Bild, das sic h ihm bot . Er bef a nd sic h Zehnta us ende von Kilom e tern von de r Szene e n tfe r nt, doch die klei ne n Abbildungen auf dem Bildschi rm ließen keinen Zweifel auf kom m e n. Das ga l t auc h für die Heft i gke it der Schlac ht : Phasersc hüsse rasten still durch die Sc hwä r ze. Die Sensoren bestätigten, was er sah – vier kleine R a umer hatten das Sondierungsschiff der Ferengi e i ngekreist und fe uerten aus volle n R ohren dara uf . Das Sondi e rungssc hi ff ve rsuc hte zu f lie hen, doc h seine Sit u at ion l i eß s i ch mit der e i ne s Bären ve rgle i che n , der von einem Rudel Hunde i n die Ec ke getr iebe n wor d en wa r. Wohi n es sich auch wa ndte, eins der kleinere n Schiffe rast e heran und schni t t ihm den Weg ab, währe nd die drei ande ren i h m von hinten m it ihre n Phasersalve n z u setzte n. Wa nn im m e r das Sondierungsschiff sic h zum Kamp f stellte, wichen die vier schne lle n Raum er zurüc k. S ie vers uche n es zu um zingel n, dachte Sisk o, und es aus allen vi er Richtungen in die Zange zu ne hm en. Aber de r Capta i n der Fere ngi ger iet ni cht i n Pani k – er suchte i n aller Ruhe einen der zurüc kwei chende n Raum er aus und fe ue rte einen Tor p edo dar a uf ab. Da s kleine
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Schiff flac kerte w i e eine nasse Kerze auf und vers chwand d a nn vo m Bild schirm. »Gut gemacht!« hörte Sisko sich sagen. Er wünschte, er hätte das Sondierungsschiff nich t s o s t ark beschädigt. Die Ferengi wa ren zwar gierig und unehrlic h, hatten es a b er nic h t verdie n t, vom Himm el geschosse n z u we rde n. Er zerbrac h sic h de n Kopf dar über, um wen es sich be i de n Angreifern handeln könnte. Sein erster G e danke wa r, da ß es die Ecoziden ware n, aber er erinnerte sich nich t, einen Kleinraum er dieser Bauart gese hen zu haben, als er ihren Planeten umkreist hatte. Wer verfügte über kleine Ein- oder Zwei-Ma nn-Kampfjäger? Im Gamma-Quadra nten konnte es sich um alle m ö glichen Spezies ha ndeln. Stammt en die Schiffe jedoch aus de m Alpha-Q uadranten, kam e n nur einige wenige Rassen in Fra g e. Wer haßte die Fere ngi oder ha tte ein Hühnc hen m it ihnen zu rupfen? Da kam auch fast je der in Betracht. Das Sondierungssc hiff änderte den K u rs und beschleu nigte wieder , hie lt diesm a l gena u a u f Sisko z u . Hatten die Sens ore n des gr öße r e n Schiffe s ihn ent d eckt ? Wür d en die Fe rengi i hn für einen Feind oder Freund halten? So verzweifelt, wie sie im Augenblick wa hrs chei nlic h waren, wa r ihnen di es wohl gleic h gültig. Sie sahen ein a nde res Sc hiff und würden vers uche n, von i h m Hilfe z u be kommen. Konnte er dem Sondier u ngssc hif f hel f e n ? Die tr auri ge Antw ort la utete : ne in. Er ha tte keine T o rpe dos m e hr, und seine Phas er waren nic h t im stande , die wendige n Raum er aufzuhalte n, wie es dem Torpedo des Sondierungsschiffs gelungen war. Ein unbewaff neter Flitzer und ein schwer beschädigtes Kriegsschiff konnten keine drei leistungsfähigen Kamp fjäger besie g e n , a u ch wenn der vierte schon ausgesc h altet wo rden war. Siskos einzige Frag e lautete: Wann sollte er fliehen? Wür d e n di e geheim ni svolle n Ka m p fjäger a u ch ihn angrei f en, falls s i e ihn m it ihren Sens or en erfa ßte n ? Das w o llte er wirklic h ni cht hera usf i nden. Der Com m a nder gab ei ne n Kurs ei n, de r i h n z u m Wurm loch führte , und wollte gerade au f Warpgeschwindigke it gehe n, als ein B l i nks i gna l auf s e iner K o ns ole ihm m i ttei lte,
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daß der Fli t zer ei nen Notr uf em pfa nge n ha tte. Er m achte sic h Sor g e n über die Ve r z öge rung, die e n ts tehen würde , falls er den Fere ngi a n hör t e , doc h er konnte i h re n Hil f e r uf nic h t ignoriere n und le gte i h n auf de n Schi rm . Er sah eine m it Rauch gef ü llte Brüc ke und eine Le iche im Sessel des Navigators. Der Captain der Ferengi lief zum Schi rm und wi nkte he ktisc h m it den Arm e n. »Sie könne n uns nicht he lfe n ! Hauen Sie ab!« br ül l t e er. »Das sind Cardassia n er ...« Ein direkter Treffer ließ das Sondierungsschiff erzittern, und der Captain schrie a u f und taumelte außer Sich t, Die Verb ind ung b r ach zu sammen , un d Sisk o griff n ach d e n Kontrolle n. Bevor er auf Warpgeschwindigkeit gehe n konnte , erhellte eine fürchterliche Explosion das Cockpit wie m it dem Licht eines Stroboskops , und Sisko war gezwungen, die Auge n zu s c hlie ße n. Als er sie wieder öffnete , sah er, da ß das Sondierungsschiff wie eine Leuchtkugel durch de n Sternenhim m e l raste, bis es sc hließlich in einzelne Teile auseinanderbrach, die wie die Bestandteile eines Feuerwerks aufleu ch teten und da nn wi eder dunkel wurden. Eben falls sah er, daß die drei Kamp fjäger den Kurs ände rte n und beschleunigten. Verdammt, dac h te er, sie haben mich gesehen! Sisko ging auf Warpgeschwindigkeit und be gann z u be ten.
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ieute n a n t Dax riß den Phaser hera us, ste llte i h n ne u ein und richtete i h n auf die Tür , die sich hinter ihne n schloß. S i e schoß auf den P u nkt gena u, versch mo rte zuerst die Dichtungen und Se nsore n, ric h tete den Stra hl da nn auf die Kontr o l l k ons o le a n der Wa nd und verwande lte sie in einen Funke n re gen. Odo lief bereits zur Tür und ta uchte unte r ihr hi nw eg, als sie in ihrer B e wegung innehielt. Dax schaltete de n Phaser a u s und be gutachtete den Scha den. Frachtkammer zwei war nun, da die Tür sich nicht m e hr schli e ßen lie ß, kaum noc h zu ge bra uche n. V i e lleic ht , dachte sie, ist es nur angeme ssen, daß die Tür offensteht und jederm ann die Leic he n se hen ka nn. Sie kroc h unter de r zum Teil geschlosse nen Tür in de n Vorra um und rechnete hal b w e gs dam it, daß O d o de n Schuldigen am Kragen ge pac k t hielt. Stat t dessen s t ellte si e fest, daß e r sich über die Kontrollkonsole der Frac htkammer eins ge beugt ha tte. »Ich glaube, unser Gast ist in die Frachtkamme r eins zur ü ckge kehrt« , sa gte er. »Und wenn ic h m ich nic h t ga nz irre, hat e r den Frachtlift aktivier t.« Dax lief z u O d o. »Ist in der Ka mmer Atmo sphäre ?« Sie warf eine n Blick auf den Sc hi rm. »Ja, aller d i ngs . Sie können sich zwisch en den Frachtkamm e rn bewegen.« »Rizo!« be llte de r Ge staltwa n dle r. Gem e insam liefen sie zur Kons ole de r Fra c htkamm er drei. Dax beugte sich übe r die Kontrollen und stellte erleichte r t fest, daß si e nicht eb enfalls zerstört w o rden waren. Sie gab den Befehl zum Öffnen der Tür ein und zog er neut den Phaser. Odo s t raf f t e ne ben i h r sei n e n Kör p er und näher t e sich
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langsam dem kleinen Frachtraum . Dax wußte nich t, ob der bli n de Pas s agier sic h zu Rizo begebe n ha t te, um zu käm p fen oder zu fliehen, war aber au f das Schlimmste vorbereitet. Sie stellte ihre n Phaser auf starke Betäubung und wartete ab, wie Odo sich verhielt. Er gi ng i n die Hoc k e , um rundet e die offe ne Tür und warf eine n schnellen B lic k in de n Fr achtra u m . Dann ers t a rrte er, und sie lie f zu ihm . Doch bevor sie ihn erre icht hatte , sah sie, daß Odo sich wi eder entspannte und se ine übliche steife Positur e i nnahm . Als o se nkte s i e de n Phas er und trat ne ben Odo. In der Fr acht k amm e r ha tte R i zo die A r m e um Petra geschlunge n, seine neunze h njährige Toch ter. Er versuchte, sie zu beruhigen, und Dax konn te sich anhand des wirren Blicks in ihre n weit aufgerissenen Augen vorstellen, was sie durchgem acht hatte . Sich in einem Raum anzug in einem Vakuum zu vers tecken, i n de m zahlreic h e Leic h e n lage n, dann die e n tsc h l o sse nen Verf ol ger a b zusc hütte ln und ei ne n Gegena ngri ff zu ve rs uche n ... Das arm e Mädc hen hatte ei n Recht darauf, erschöpft und völlig verstört zu wirken. »Ich ha be ihr gesa gt , daß es s i nnlos ist«, flüs terte Rizo heiser, währe nd er seine Toch ter fester an sich drückte. »Wir habe n das Ende unse r es Weges e rreic ht. We nn die Föderati on entsch losse n ist, uns a u szumerzen, wir d es ihr auch ge linge n. Sie sind e i n unübe r w indlic her Gegner f ü r uns, Li eute nant Dax, de nn Sie er reic hen, da ß sic h unse r e ei gene n Leut e ge gen uns wende n. So sk rupellos die Cardassia n er auch se in mögen ... dazu sind si e nie imstande ge wesen.« Dax wußte nich t, wa s sie sage n sollte. Sie wollte nich t, d a ß Un schu ld ig e u nd Schu ld ig e üb er d e n g l eich en Kamm geschoren wurden, doch w i e viele diese r Starfleet-Offizier e hatte Pe tra getötet ? I h r Sc hic k s a l war schon vor langer Zei t besieg elt w o rden. »Sie können hierbleiben, bis wir Deep Space Nine erre icht habe n«, sa gte Da x. »Ich ge he z u den Ma nnscha fts q uartiere n hinauf, besorge Ihnen etwas z u essen und zu trinken und beam e es dire kt hie r her. Wir wolle n I hnen nichts tun, a b er diese An tim aterie-Lieferung muß der Föderation zurü ckge geben werd en.«
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»Und wir? « fragte Petra schwach. »Wir wo llten nur irgendwohin, wo es ke inen Krieg gab.« »Ich wer d e Ihnen he lf en, diese n Ort zu fi nden«, vers pr ach Dax. »A ber ich kann Ihnen nicht he lfen , Ihrer gerechten Strafe zu en tgehe n , w i e a u ch imme r die au ssehen wird.« Dax nic k te Odo z u , der an der Tür war t e t e, bis sie die Frachtkam m e r verlassen hatte. Als Odo he raustrat, lief sie zu der Kont r o ll kons ole, um die Tür z u schlie ße n und den Frachtlift z u deaktivieren. »Ich glau be, sie werden bleiben, wo s i e sind«, sa gte sie. »Der Kamp feswille sc heint sie verlassen zu haben.« »Sie sind Mörder«, er innerte Od o si e. »Ich weiß.« Comm a nder Sis k o ve rfluchte sich wege n seiner Dumm heit, Gutherzigkeit oder we lcher Torheit a u ch imme r, die ihn dazu bewoge n hatte, nac h dem Sondi e rungssc hi ff der Fer e ngi zu suche n . Diejenige n , die dieses Schiff zers t ört hatten, ware n hinter ihm, zwar in einer respektvollen Entfernung, aber trotzdem. Die glänze nde n Kam p fjäger waren schne ller als de r Flitzer un d hätten ih n in ein paar Minu ten einh olen kö nn en , schie n en sich je doch dam it zufrie d e n zuge ben, ihn z u verfolgen. Das war furchterre gender , al s hä tten sie ihn einfac h a n gegriffen, denn dann wäre er ge zwunge n gewesen, m it ihnen zu käm p fen, und es wäre schne ll vorbei gewesen. Wenn er schon in Stücke geschossen wu rde, dann bitte, bevor die Kam p fj äger de n T a nke r fa nden. Falls es sich wirklic h um Card assianer ha nde lte , dac h te e r verdrossen, war auf der andere n Seite des Wurm loch s die Entführung des Tankers schon allgem ein beka nnt. Sisko erscha uderte, als ihm klar wurde, daß die Cardassianer vielleic ht nur die ers t en ware n, gege n die er sich se lbst und den Ta nke r ver t ei di ge n m u ßte. Er schä tzt e , da ß er in e i ne r knappe n ha l b en St unde den Asteroide ngürtel er reiche n wür d e, in dem der Tanker auf ihn wartete, und ha tte sich noch nich t e n tschlossen, was er unter n ehm e n wür d e . Wenn er dire kt zum Wurm loch weiterf log, würde n si e ihm viell e icht dort hin f o l g en, und de r Tanker w ü rde verschont bleiben. Zumi ndest vorläufig. Fa lls
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die Carda ssianer re gelm äßig Sens ore nsc a ns durc hführte n , wür d en s i e den Tanke r vie lleic ht ent d ecke n und i h n angrei f en – ganz gleich, was er, Sisko, tat. Das Sondierungsschiff der Ferengi ha tte wahrsc h einlich ein Nots igna l ausges tra h lt und war des h al b ver n ic hte t w o rde n. Sisko w u ßte, daß er seine Be gleiter über diese neue Bedrohung nicht im dunke ln lassen durfte. Er mußte si e dar übe r i n f o rm ieren, und sie w ü rde n sei n e Befehle befol ge n m ü ssen. A b er z u ers t m ußte er herausfinde n, welche Absic h te n die Cardassianer ha tten. Er öff nete eine Sta n dard-R uf fre que nz und sagte: »Hi e r ist der Flitzer Mekong der Verei n i g te n F ö der a tion der Plane t en. Ich rufe die Schiffe, die m i r folgen. Hie r s p ric h t Comma nder Benjamin Sisko – bitte antworten Sie.« Eine junge Cardassia n erin erschie n auf dem Bildschirm . Sie wur d e in ihre m kokonä h nlic hen Cockpi t von ei ner beei ndruc kende n Anordnung von I n str u m e nte n um ge ben. I h r bra unes Haar war stre ng zur ü c k gekämm t, und ihre tiefl iege nden A uge n s c him m erten ar roga nt . »Comm a nder Sis k o, wir habe n verm utet , daß Sie es sind«, erklär te sie. »Hier spric h t G u l Nerwat von der Yaro, einem Testschiff . Wür d en Sie bitte anha lte n, dam it wir an Bor d kom m e n und I h r Sc hi f f durc hs uc hen könne n?« »Wieso w o llen Sie m e in Sc hi ff durchs uc he n?« sagte Sisko verärg ert. »Der Gamma-Quadrant ge hört I hne n nicht.« Die Cardass ianerin lächelte; sie war in einer Position, in der s i e es sich erla ube n konnte. »Wir haben erfahren, daß eine in die falschen Hände ge ratene Antimaterie-Lieferung den Gam m a-Quadrant en und da s Wurm loc h gefä hr de t. Wir habe n de n Auftra g, diese Lie f e rung zu finde n und sicher zurückz ubringen.« »So, wie Sie das Schiff der Fere ngi sic h er zurückge bracht habe n?« f r a gte Sis k o. Das Lächel n der Cardassia n erin verblic h ei n we nig. »Das geht Sie wo hl kaum etwas an. Die Ferengi waren ... nun ja, sagen w i r ... aggress iv. Wir wissen, daß sie m it Ihnen im Bunde sta nde n, a b er wir wissen nic h t, wo der Ta nker ist. Kö nn en Sie un s d a s sag e n? « »Nein«, log Sisk o. »I ch we iß nicht, w o von Sie sp rechen.
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Ich bef i nde m i ch auf einer R o uti n em issi on, um Handelsbeziehungen zwischen Deep Space Nine und einem Planeten namens Eco zu eröffnen. Das können Sie übe rprüfen. Sie sollte n vielleic ht zu diese m Planeten flie gen – wer wei ß , w o m öglic h f i nde n Si e dort , was Sie suc h e n .« »Nein, vielen Dank«, erw i derte die Pilotin des Kam p fjäge r s. »Sie ha ben ze hn S e kunden, um anzuha lt en und uns an Bord z u lassen. Eins ...« Sisko fluchte leise und schalte te den Bildschirm aus. Er öff nete ei ne Funkve rbi ndung auf ei ner selten benutzte n Freque nz, die Starflee t für No tfälle reserviert hatte. »Sisko an Da x«, s a gte er. »Bitte m e lden, Phoenix.« »Hier Dax«, kam die Antw or t. »Benjam i n, hie r is t ei ni ge s passiert...« »Hören Sie sich zu erst a n , was ich I h nen zu sagen habe«, unterbrach er sie . »Ich werde von dre i cardassianisch en Schi ffe n verf ol gt – Kam p fj äger m it je eine m Mann Besatzung. Sie habe n das Sondierungssc hiff der Ferengi bereits vern ichtet. Gimb a und sämtliche Besatzungsm itglied er sind tot. Sie wollen die Antim aterie.« Er hörte, daß Dax schluckte. »Was sollen wi r jetzt t un?« »Fliegen Sie zu m Wurm loch. Ich halte sie auf.« »Wom it?« fragte Dax. »Si e verf üge n über kei n e nennen swe rte Bewaf fn ung. Sie könnte n si e also nur um die Zeitspanne aufhalten, die s i e benötigen, den Flitzer in die Luft zu jagen.« Der Commande r preßte die Lippen z u sam m e n. »Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt.« »Locke n S i e sie i n e i nen H i nter halt im Asteroide ngürtel«, antw orte t e Dax. Sisko schüttelte frustriert den Ko pf. »Sie si nd auch nicht, ausreich end bewaffnet, um drei Schiffe au szuschalten. Vielleic ht eins , we nn Sie gr oßes Glüc k habe n.« Plötzl ich bli t zte n seine Nahbereichsse ns ore n auf , und Sisko wäre fast aus dem Sitz ge sprunge n. »Das ist doch nic h t zu fassen! Sie ha ben einen Torpedo auf mi ch abgesc hossen!« Zum drittenmal an diesem Tag leitete Sisko ein Ausweic hm anöver e in. I n der Hoff nung, daß der Torpedo zu diesem Manöver nic h t im stande war, na hm er das Schiff aus
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dem Warpflug. Die Kam p fjäge r waren m ode rn, abe r kle i n, und wahrscheinlic h mit ziemlich einfache n Torpedos ausges tattet, wie die Mikrotorpedos a n Bord des Flitzers. Tatsächlic h erfa ßte n seine Se ns ore n, daß der Torpe do an dem Flitzer vorbeiraste. Aber die Cardassia n er hatten ihr Zie l erreic ht – sie hatte n ihn gezwu nge n, die Geschwindigkeit zu verringern. Sisko ging auf volle Impulskraft und leitete eini ge verz weifelte Manöver ei n. Er warf einen Blick auf se ine Anzeigen und s t ellte fest, daß die Antimaterie in seinem Warpreaktor au f einen gefä hrl iche n Tiefs tand ges u nke n war. I h m blie b nicht die Zeit, die Ir onie der Situation z u würdige n – ihm ging die Antimaterie aus, während er einen Tanker beschützen wollte, der voll mit dem Zeug war. Außerdem würde n die Cardassian er ihn wahrsche inlich vernichten, bevor er endgült i g kei n en Tre i bst o f f m e hr hatte . Er warf ei nen Blic k übe r die Schulte r, doc h da war na türl ich nur die leere Rückseite des Coc kpits. Aber er hätte schwören können, den heißen Ate m der Cardassianer in seinem Nacken zu sp üre n. Die drei Kam p fjä g er kame n in einer beträchtlichen Entfernung aus dem Warpflug, gi ngen jedoch augenblicklich auf höc hste Im pulskraft und schwarm t en aus, um ihn z u um zingel n . Als er eine n Zic k z ackkurs ei nle g te , bl i e b ein Jäger hi nt er ihm , ein zwei ter vers uchte , i h m den We g abzusc hneiden, und der dritte hoffte, sein nächstes Manöver v o rau s zu ahn e n un d ihn b e reits an d e ssen En dpun kt zu erwarten. Und diese Aktionen verliefen keineswegs so gem ächlich wie die , m it dene n er das S o ndier u ngssc hif f de r Ferengi abgeschüttelt hatte . Dabei hatte er nur überleb t, weil das große Kriegsschiff zu schwerfällig war, um mit dem Flitzer mi thalten zu können. Bei diesen Kam p fjäger n sah es völlig anders aus. Sisko nahm gleic h zeitig ve rtikale und horiz o ntale Kursve rä nde rungen vor , doc h der dr it te Jäger stellte sic h allm ählich a u f diese Kunstgriffe ein und kam beunr u hi ge nd schne ll nähe r. Die Cardass ianer funkten ihn a n , wahrscheinlich, um ih m m itzuteile n, da ß seine zehn Sekunde n verstric hen waren. Sisko fragte sich, ob er sie nicht doch an Bord komm e n lassen s o llte – a l s ta ktisc h e Ma ßna hm e, um dem Tanke r zur
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Fluc ht z u verhelfe n. Eine Se kunde s p äter erschütterte eine Phasersa lve den Flitz er und erinne rte ihn daran, da ß nic h t er die Entscheidungen traf. Die Cardassian er hatten den Versuch aufgege ben, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Comm a nder Sis k o zw ang de n F l itzer in die bis lang e n gste Kurve und hielt au f den Fe ind z u . Di e Cardassian er hatten ihn ange gr iffe n, und da m it stand fest, was er zu tun hatte . Er woll te Kontakt m it Dax auf n e h m e n und i h r be fehle n , s o f o rt zu flie hen, wagte es jedoc h nicht, einen Kanal zu öf fnen, solange die Cardassian er in se iner unmittelbaren Nähe waren. Auße rdem bl ieb ihm gar kei n e Zei t dazu. Er nahm den m ittleren Kamp fjäge r aufs Korn und löste säm tliche Phaser aus; da nn beugte er sich vor und ballte die Hand z u r Faust, als die Salven das Ziel beharkten. Der Jäger leuc htete auf und kam von seinem Kurs ab, doc h Sis k o war klar , daß di e Schi lde de n gr ößte n Scha den von ihm fer n geha lte n ha tten. Die beiden anderen Jäger schwe n kten hart her u m, um ihn von vor n a n zugre ife n , und er hi elt sic h an seinem Sitz fest, als ihr kom biniertes Phase rfeuer den Flitzer erfaßte. Das winzi g e Sc hif f schüt t e lte sic h w i e ein w ü te nde r St ier, und die Lamp en im Cockpit funkelten in allen Farben des Spek trum s, bis schließlich die rote Notbele u chtung einsetzte. Hinter ihm bra nnten S c halt kre ise durch, und F u nke n regnete n i n sei n en Nacken, doch Sisko blieb auf seinem Platz und starrte durc h beißende n Rauch auf seine Ins tr um ente. Er überprüfte die Steu erung und stellte fes t , daß er keine Kontr o lle m e hr über den Flitz er hatte. Das ist da s Ende, dachte S i s k o – de r Tod i n ei nem unbekannten Se kt or des Gamma-Quadranten. Genaus ogut hätte es die Wüste Go bi sein können. Plötzlich kam ein schwerfälliges Schiff aus dem Warpflug, und die bei d e n unbesc hädi gte n Kam p fjäge r st obe n ausei n ande r. S i s ko s c hüttel t e den K opf und ve rsuc hte, Da x keine allzu schweren Vorwürfe zu machen. Wenn es um alte Freundschaften ging, hatte die Trill schon immer mehr Treue als Vernunft gezeigt. Aber sie erkannte eine leichte Beute, wenn sie e i ne sah – sie nahm den beschä digte n Kampfjä g er ins Visier und traf ihn m it e i ner vollen Phas ersalve. Das kle i ne Schiff er zitter t e und s p r ü hte Funke n w i e ein
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nasser Feuerwerkskörper. Dann wurde es völlig dunkel. Ein ande rer Ka m p fjäger s c hoß hera n und dec k t e de n Ta nker m i t einer Phaser salve ein. Sisko hämm erte auf sein K o mm unika ti onspult und öff net e eine n Kanal. »Gul Nerwat«, wa rnte e r , » w enn Sie uns nic h t alle i n s je nseits ja ge n w o lle n, feuer n S i e lie ber ni cht a u f diesen Tanker!« Das Gesich t der Cardassia n erin erschien a u f dem Sc hirm . »Unser Sc hwestersc h iff a n tw ortet nic h t m e hr«, sagte s i e stir nr unze l nd. »Sa g e n S i e dem Tanker , daß er die Schi lde senken und sich darauf vorbereiten soll, von uns geentert zu werd en. Od er wir zieh en un s in sich ere En tfern ung zu rü ck und ver n ichten ihn.« Sisko se ufzte schwer. Er konnte auf Ze it spielen, doch was wür d e das schon ei nbringen? Die normale Beleuchtung flamm t e wieder a u f, und er ste l lte da nkba r fest, daß einige Sy steme des Flitzer s wieder einsetzte n . Doch e i ne schne lle Über prüfung seine r Inst rum ent e ergab, daß s o wohl die Schilde als auch die Phaser aus g efalle n waren – der Com puter hatte alle verfügbare Energi e auf die Steuerung und die Lebe nser haltung um geleite t. »Ich m uß m ich m it dem Captain des Ta nke rs bera ten«, sagte er zu der Ca rdassianerin. Er wollte ihr nic h t verrate n, daß die Cr ew des Schif f es tot war und der Tanker von zwei seiner F ü hr ungs off izie re ge fl oge n wur d e . »Fünf Minuten«, erwi derte die Cardassian erin höhnisch. »Dann we rde n wir Sie zue r st vernic h te n... als w a rne ndes Beispie l .« Es dürfte kein Problem sein, den m itgenommenen Flitzer zu zerstöre n, dac h te Sisko verdrossen. Er sc halte te wie d er a u f die Notfrequenz um . »Dax«, sagte er , »Sie sollte n doch z u m Wurm loch fliehen.« »Sie habe n m i r keinen a u sdr ü cklic hen Befehl er t e ilt«, erwide rte die Tr ill r u hig. »Außerdem stecken wir ge m e insam in dieser Sache.« »Bis zum Hals«, m u rmelte Sisko. »Die Sc hilde und Waffen des Flitzers sind ausg efallen.« »Dann sind Sie aus dem Spiel«, erwiderte Dax. »An dem Flitzer s i nd sie sow ieso nich t interessiert. Also sollten Sie
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zum Wurm loc h f lie ge n.« »Aber Sie habe n ke ine C h anc e gege n die Kam p fjäger«, sagte Sisko. »We n n Sie die Cardassia n er nic h t a n Bord lassen, zie h en sie sich in sic h ere Entfe rnung zurück und eröff ne n da s Fe uer.« »Entsc huldigung, Si r « , warf Odos Stim me ein, »a ber wir sitzen au f m e hr rohem Sprengstoff, als die Cardassianer mi t all ihre n Torp edos zusammen aufzuweise n haben. Können wir dam it nichts anfa ngen?« Der Com m a nder runzelte angestrengt die Stirn; dann schna ppte er plötzlic h m it de n Fingern. » E ine Wass e rbom be!« »Wie bitte, Sir? « sagte Odo. »Das ist eine an tike terranische Waffe«, erklärte Dax ihm, »die von Ho chseesc h iffen gege n U-Boote e i ngesetzt wurde.« »Mit große m Erfolg« , fügte S i s k o hinz u. »Dax, gi bt e s eine Möglichkeit, eine An tim aterie-Kapsel au szustoßen und in einer best imm ten Entfernung explodieren zu lassen?« »Nicht i n einer bes t i m m t en Ent f ernung«, erwide rte Dax, »aber zu ei ner bes tim m t en Zeit. Man progr a mm iert die Kapsel einfach darauf, zu einem bestimmten Zeitpunkt ihr Magnetfel d auszuschalten. Di e Antimaterie wird freigesetzt und ber ü hr t die Ka pse l – und bumm!« »Das hilf t uns nic h t weiter«, m u rmelte Sisko. »Soll die Sache funktionieren, müßten sie Sie verf ol gen.« »Sie soll te n je tzt l o s f lie gen« , s a gte Da x. »Jem and m uß nach D S Nine z u r ü ckke hre n und Star fl eet m itteil en, was passiert ist. Sage n Sie den Card a ssianern, Sie solle n uns noch ein paar Minute n Z e it ge ben, dann wür d en wir sie an Bord lassen. Ich m uß ein paar Berec h nunge n und Einste llunge n vorne hmen. Bei Warpgeschw indigke it können wir die Kapsel nic h t abwe rfen, aber bei voller Im pulskraft m üßte es m öglic h sein.« »Ich will Sie hier nicht zu rücklassen, a l ter Knabe«, sagte Sisko heiser. »Sie ha be n kei n e a nde re Wa hl«, sa gte Dax a u f ihre gewohnt s achlic he Art. »Außerdem sind wir sc hon aus schlimme ren K l emm e n als diese r herausgekommen.« Sie hielt inne. »Obw ohl m i r im Auge nblic k wirk lich keine einfällt.« Er schüt t e lte de n Kopf, dankbar, daß s i e kei n e
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Sichtve r bi ndung ha tt en. »U nd ich kann m i ch nic h t dara n erinnern, Sie jem a ls zurückgelassen zu haben. Ich werde es auch diesma l nic h t tun.« »Doch, das werde n S i e «, antw or t e te Dax. »I ch ve rabsc h eue es, auf Klischees zurückz ugreifen, ab er ich habe ei n langes, ereignisr eiches Leben geführt, und Sie haben einen Sohn, de r Sie bra ucht. Bitte flie gen Sie los, Benjamin.« »Odo«, s a gte der Comm a nde r, »ic h m ö chte Sie her übe rbea m en.« »Das ist leider nicht m öglich«, antwortete der Gestaltwa n dler . »Auf gr und des Zusta nds , in dem sich die Kontrolle n des Tankers befi nden, sind mi ndesten s zwei Persone n erfor de rlic h, um eine Antim aterie-Ka p s e l auszus toße n. A b er se ien Sie ga nz be ruhi gt, C o mm ander, ic h werde m i ch nie m e hr freiw il li g f ü r e i ne Rett ungs m i ssion me l d e n . « »Wir komme n schon zurech t«, versicherte Dax ihm . Sisko schluckte. »Das kann ich nur hoffe n. E nde.« Er unterbrach die Verbindu ng und betrachtete die cardassia n ischen Schiffe a u f dem Bilds c hirm m it einer übe rwält i gende n Misc hung a u s H a ß, Tra u er und Ve rbit terung. Irge ndwo in diesem Schlamm steckte a u ch noc h ein Fünkc hen Hoffnung, aber er wollte si ch nicht da ran klammern. Am besten , er tat so, als wären Dax, Od o und die Phoenix verl ore n. Weni g ste n s wür d e er nach D S Nine z u r ü c kke hre n und z u verhi nder n vers uche n, da ß die Cardass ia ner die Antim aterie durc h das Wurm loch zurüc kbra chte n. Er öffnete die Verbindung zu Gul Nerwat. »Der Tanker bra ucht f ü nf Minute n, um sich a u f das E n te rn vorzube r eite n«, er k l är t e er . »Warum ?« fragte die Cardassia n erin m i ßtra uisc h. »Gewisse Sich erheitsba rrie ren m ü ssen au sge s chaltet werden« , s a gte Sis k o und hoff t e , da ß die s pla u si bel kla n g. »Meine Le bense r ha ltungss y stem e versa g en. Habe n Sie etwas dage ge n, daß ich ve rs uche , z u m Wurm loc h zur ü ckz u kehre n?« Die Cardass ianerin dachte e i ne Weile darüber nach . »Das ist doch ke in Trick, oder ? « fr agte sie sc hließlich. Sisko z u ckte mit den Achseln. » I ch habe keine Sc hilde und keine Waffen. Das ha ben Ihre Sensoren Ihnen wahrscheinlich
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schon verr aten. Ic h könnte Ihnen ga r nic h t sc ha den, sel b st wenn ic h e s wollte. Auße rdem ... wenn Sie m i ch töten, wird der Ta nke r den Kam p f bis zum Ende fortsetze n, und dann werden Sie ihn zerstören mü ssen. Sie werden nach Cardassia zurückkehren, zwei Schiffe ihrer Staffel verloren haben und keinerlei Ergebnisse a u f we isen können.« Sisko hä tte ger n de n l i ebe n la ngen Ta g ver h andel t und Da x dam it so viel Zei t gege be n, wie sie benöti gte , doc h die Cardassia n erin war e n tsc h lußfre udig. »Fliegen Sie«, befahl sie. »Sa g e n Sie Ihrem Volk, daß die Cardassianer barmherzig sind.« Würde er das tun, w ü rde ihm sowies o niem and gla ube n, dachte Sis k o, doch er lächelte freundlich. »S ie sind in der Ta t barm herzi g . Le be n Sie wohl .« »Vielleic ht bege gne n wir uns noch einm al«, antw or tet e die Cardassia n erin m it e i nem Lächeln, das m a n nur als lasziv bezeichnen konnte. »Unter ange nehmeren Umständen.« Sisko verbarg seinen Ekel. »Vielleicht«, erwiderte er. Dann unterbrach er die Verbindung und sank in seinem Sessel zurück. Nun hing alles von Dax ab. Er dr ückte i h r kur z die Daum en, brac h te den ram p onier t en Flitzer a u f nie d r i ge Warpgeschwindigke it und flog in Ric h tung Wurm loch . Als Dax die Frachtka mmer zwei betra t , kna bbe rte Riz o gera de an einem gebraten en Hähnchen s chenkel. Petra schlief neben ihm auf de m Boden der leere n Kammer. Rizo leckte anerke nne nd übe r seine Lippen. » W oher wußten Sie, daß m i r dieses Gericht na m e ns >Br athuhn< schm ecken wird?« »Ein Glückstreffer«, sagte Dax. »Mir is t aufgefallen, daß die m e iste n Me nsche n diese Speise m ö gen, und Bajora ner ähne ln Me nschen in vielerlei H insicht.« »Ich bin mir nich t so sicher, ob das eine Beleidigung ist ode r nic h t«, m u rm elte Rizo. Er richtete sic h zu voller Größe auf und wischte die Hände an seinem Hemd ab. »Haben wi r das Wurm loch schon passiert? Ich ha be nicht de n Eindruc k, daß wir schon so lange unterwegs sind.« »Sind wir auch nic h t « , erwide rt e Dax. »Wir si nd von dre i
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cardassia n ischen Sc hiffe n um zingelt worde n. Sie habe n bereits das Sondierungsschiff der Ferengi vernich tet, Gimb a und alle Besatzungsmitglie der getöte t und habe n es jetzt auf uns abgesehen.« Rizos Ges i cht verzerrte sich zu einer furchterregenden Maske des Hasses. »C ardassia n er«, zisc hte er. » S ie mü ssen sie vernichten.« »Wir habe n ei ne n P l a n«, a n tw ortete Da x, »aber de r kann nur von dr ei Persone n aus g ef ührt werde n. Odo vert ra ut I hne n nic h t , aber ich bin der Ansic h t , daß wi r keine Wa hl habe n. Werde n Si e m i r Ihr Wor t gebe n – bei de m Glauben, den Sie heil i gha lte n –, daß Si e sich nic h t gege n uns stel len we rde n?« Der Bajoraner strich sein Haar zurück und sah sie erstaunt an. »Gla uben Sie etwa, ich wollte von Cardassianern gefa nge ngenom m e n werde n? Wa s gla u ben Sie, was s i e m it uns m achen werde n? Oder m it Ihnen! Sie wolle n da s Schiff nic h t ze rstöre n – sie wolle n uns lebe nd ergreifen. La ssen Sie mich gegen sie kämpfen, und ich werde glücklich sterben.« »Vielleicht werden Sie das wirklic h«, mu rm elte Dax. »Wenn unser Pla n fehlschlägt , blei ben uns keine Möglichkeiten mehr offen. Kommen Sie.« Sie ging zur Tür. »Einen Augenblick«, sagte de r großgewac h sene Bajoraner. Er büc kte sich und stric h se iner Toc h ter das nachlässig geschnitte ne Haar au s der Stirn; dann küßte er s i e. »Tochter«, sagte er, »ich m ö chte dich nich t wecke n , aber ich m uß L i eute nant D a x beglei te n.« Die junge Frau setzte sich verwirrt und beunruhigt auf. »Wohin bri ngt s i e dic h ?« »Nirge ndw ohin« , sa gte er. »Ic h wer d e i hne n hel f e n . Du bleibst hier und sc hläfst weiter. Und iß et wa s.« »Ja«, pflic htete Da x ihm bei. »Vielle icht werde n wir auch Ihre Hilfe bra uche n. Deshalb so llte n Sie sich jetzt ausruhen.« »Es wird bald vorbei sein«, versprach Rizo ihr. Dax schr it t zur T ü r hi naus und bede ut ete Rizo, ihr z u folgen. Er rieb si ch die A uge n, a l s er die Frachtkamme r verließ. »I ch war kein guter Vater«, gestand er ein, »aber wir sind nich t besser als die Gußform, aus der wir en tstehe n. Wenn wir im Kamp f gegen die Cardassianer sterben, wird es die Sac h e wert sein.«
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Dax schüttelte den Kopf und ging zum Turbolift. »Vergessen Sie nic h t, wir habe n die Aufga be, die Antim aterie zurückz ubringen. Und nicht die, Cardassia n er zu töten.« »Meine Au fgabe ist es stets, Cardass ia ner z u töten«, antw orte t e der Terr or ist. Währe nd der Turbolift sie a u fwärts brach te, erklärte sie Rizo kurz ihren Plan. Als s i e die Brücke des Tankers erreic hte n , bedac h te Odo s i e mit einem verdrossene n Blic k, sp ran g au f un d n a hm ein e Verteid i g ungsh a ltun g ein. Rizo ball te di e Hände zu Fä uste n und f u nke l te de n Siche r he its offizier wütend a n . »Ganz ruhig«, sagte Dax. »Sie mü ssen in den nächsten Minuten einander vertrauen, oder Sie werden als Kame raden sterbe n, ga nz gle i ch, was geschieht. Odo, Sie übe rne hm en das Navi gati onspult . Ich habe de n Kurs bere i t s eingege b en, aber Sie mü ssen m i r die gena ue Entfernung und Gesc hwindigkeit unse r er Ve rfolge r dur c hge be n. R i zo, ic h br auche Sie unten a n der Ko ntrollkonsole der Frachtkammer eins. Ic h we rde in der Frachtkam m e r sein und das Pr ogramm der Kapsel justiere n, die wir ausstoßen werden.« Ein Pie p t o n er kla n g, und O do warf ei ne n Bl ick a u f die Kontrollen. »Sie rufen uns«, sagte er. »Senke n S i e die Schilde« , befa hl Da x, » u nd sa gen Si e ihnen, sie sol l en m it i h rem Anfl ug be gi nne n. A u f m e ine Anweis ung gehe n Si e auf voll e Im pulskraft. Die Schi lde m ü ssen wir sowies o senke n, als o könne n wir es auc h gleic h tun. Noch Fragen? « »Werden Sie Pe tra gehen lassen?« sagte Riz o . Dax schüttelte den Kopf. »Da s ist eine Frage für ein Gericht. Ich kann diese Entsc h eidung nicht treffen. Aber wenn Sie uns nic h t helfen, wir d sie ster ben oder in cardassian ische Gefangenschaft geraten.« Rizo nickte grimmig. »Machen Sie weiter.« Als die Türe n des Turbol ifts sich zw ischen ihnen schlossen, hörte Dax, da ß Odo m it den Cardassian ern sprach . Sie ve rsuc hte , sic h zu entspa nnen, doc h die V o rs tellung, Antimaterie-Kapseln als Bomben ei nzusetzen, wa r nich t gerade dazu angetan, sie zu beruhigen. Der Versuch kam einem Selbstmo rd gle ich.
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Als sie den Vorraum der Frachtkamme rn erre ichten, stürmte Rizo wie ein eifriger Starfleet-Kadett zu seinem Posten hinter der Konsole. Er lächelte sie an. »Ich werde Ihnen helfen, s o viele Cardassianer zu töten, w i e wir erwische n können. Was soll ich tun? « »Öffnen Sie die Tür und lassen Sie si e offen«, e r widerte sie. »Wenn Sie hören, daß ich >Jetzt!< rufe, werfe n Sie die vorde rste Kapsel durch die A n doc k-Spitz e aus. Sie werde n die Sic h erheitsm echa n ism e n manue ll a u s s chalte n m ü ssen, aber ich glaube, Sie wissen bereits, wie das ge ht.« »Das weiß ich«, vers prac h Rizo. »Verlass en Sie sich auf mi c h . « Er öf fne te die T ü r , und Dax betra t di e höhle n a r ti ge Kammer. Sie war kaum imstande, ihre schreckliche Angs t zu unterdrücken. Die Ka pseln sahen aus wie das, was sie auf einm al waren – gew a lti ge Bom b en. Leit u nge n schl änge lte n sich wie hungrige Reben unte r der Decke her, und Hebearme baum elten wie die Beine r i esiger Spi nne n hi na b. Da x schüttel t e den K o pf und vers uc hte , sic h a u f i h re A u fga be zu konze n tr ier e n. Sie zwängte sich au f dem Weg zum Frachtlift zwischen zwei Antimaterie-Kapseln hindurch, als ei n Geräusch erkla n g. Dax spra ng erschroc ken zurüc k , bevor ihr klar wur d e, da ß eine Kaps el in ihr e r Nähe lediglich das Ende ihres Diagnosek re islaufs verkündet hatte. D i e Trill schluckte schwer und ging zu der vordersten Kapsel weiter. Sie ber ü hrte die Scha ltt afel, um die i nne re Prog rammi erun g d e r Kap s el zu aktivieren. Nachdem sie die Daten auf dem kleinen Bildschirm studiert hatte, war sie überzeugt, das innere Magnetfeld der Kapsel auf die gewünsc h t e Mikrose k unde ge nau aussc ha lten z u könne n. Im Normalfall wurde das Feld natürlich nicht au sg eschaltet, wenn sic h Antim ateri e in der K a psel be fa nd; da her m ußte sie auch m e hrere Sicherhe itsvorke hrunge n dea k tivie ren. Schließlich berührte sie ihren Kommunikator. »Odo, ich bi n s o wei t . « »Gut«, antwortet e er, »denn die beide n cardassian ischen Schi ffe si nd nur noch fünf hunde rt Ki lom e ter entf ernt und kom m e n schne ll nä her . «
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»Sind ihre Schi lde ges e nkt ? « »Noch gehobe n«, a n t w orte t e de r Sic h er he itsoffiz ier . »Es wäre sinnlos, auf sie zu feu e rn . So ll ich flieh e n? « »Tun Sie das«, befa hl sie. Dann rief si e Rizo z u : »Mac hen Sie s i ch be reit!« »Ich bin immer bereit«, rief er zurück, »w enn es darum geht, Cardassianer zu töte n!« Das Schiff schlingerte leicht, a l s Odo auf Im pulskraft ging. Dax rief das Unters ystem auf, das das Magnetfel d in der Kapsel ste u erte , und sah, da ß die Zeitangabe de r Schaltuhr auf UNEN D LICH sta n d. Sie be reitete s i c h da rauf vor, die Einst ellung zu ändern. Die Trill hatte bereits einige Berechnungen angest ellt und die groben Werte ermittelt. Eine Sekunde pro zweitausend Kilometer. Die Geschwindigkeitsanpa ssung und weitere vier Sekunden für den Ausw urf vor g ang. S i e wußt e, da ß ihr Übersc hla g nic h t sehr ge nau war, aber eine Anti m a terie-Explosion er f o r d erte kei n e gr oße Genauigkeit , um eine n beträ c htl iche n Scha den anzuric h te n. Doch wenn die Explosion zu früh erfo lgte, wü rde sie auch den Tanker erfassen. Kam sie zu spät, wü rde das Ziel ihr entgehe n . Ihre Finger verkramp ften s i ch. Sie f u hr zusammen, al s ihr K o m m unika tor pie p te . »Odo a n Dax. Sie verla n gen, daß w i r stoppe n, oder sie we rde n das Feuer er öff nen.« »Entfernung? « fragte sie. »Sie sind auf ac htze hntause n d Kilom e ter zur ü ckgefa llen. Jetzt siebzehn. Position Sec h s-drei-Komma-vier. Volle Impulskraft. Jetzt sech zehntau se nd.« Verdamm t nah, dac h te sie, und je länger sie warteten, desto nä he r würden s i e komm e n. Sie w u ßte, da ß es sie ihr aller Lebe n kos ten konnte , we nn sie s i ch auch nur um eine Sekunde verschätzte, und ihre Finger f l ogen ge rade zu übe r die Kontr o llen. Sie ber ü cks i chtigte ihre eige ne ver z öge rte Reaktion und stellte die Zeituh r auf zehn Sekunden ein. Das war eine schöne runde Zahl. »Jetzt!« rief sie und sp rang zurück. Der Hebearm setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, hob die Kapse l hoc h, als w ä re sie ein Kissen, und schob sie in de n
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Frachtlift, dessen Türen sic h unmittelbar dahinter schlosse n. Ich s o ll te davonla ufe n, dac h te Da x, m i ch irge ndw o ver k riec he n. Abe r sie wußte , da ß m a n sich auf einem Tanker voller A n ti m a terie ni r g endw o i n Siche r he it bri ngen konnte. Sie schlug auf ihren Komm unikator. »Hier Dax!« sagte sie. »Die Kaps el is t unter wegs!« »Schilde gehoben!« bellte Odo. An scheinend keine Sekunde zu früh, denn das Schiff wurde von einer Phasersalve gesc hütte lt. »War das schon die Explosion?« rie f Rizo aus dem Vorra um . »Nein!« rief Dax zurück. Wie erstarrt stand sie da, während sie im Geist e die Se ku nde n zählte. Vier, drei, zwei, eins .. . Materie t r af auf Antim aterie , und die Strukt ur des Weltra u m s wurde einen gre lle n Auge nblic k lang a u fgerissen. Das Licht war weißer als das des neues t en Ste r ns , war aber nach ein paar Sekunden wieder verschwunden und ließ nichts in seinem Kielwasser zurück. Dax wur d e zwischen zwei gr oße n Kapsel n von den F üße n gerissen. Das Schiff geri et e r neut ins Schlinger n , und die Tril l hör t e , wie die riesi g en K a psel n in ihre n Halt erunge n knirsch te n. Sie befürchtete schon, von ihnen zerque tscht zu werden, als zwei starke Arme sie ergriffen und in Sicherheit zerrte n . Sie scha ut e hoc h und m achte eine n ke uche nden und grinsenden Rizo übe r sich aus. » H aben wir sie getötet?« »Ich überprüfe es«, sa gte sie, nachdem sie wieder zu Atem gekomm en war, und berührte i h r e n Kom m u ni kat o r . »Odo, was ist m it uns eren Ve rf ol ger n ?« »Sie sind verschwunden«, sagte Odo zufriede n . »Ich kann kei n e Spur m e hr von i hne n a u sm achen.« Dax le gte sich a u f dem kalten Bode n z u r ü ck und br eitete voller Erleichterung die Arme aus. »Gehen Sie auf Warpgeschwindigkeit«, sagte s i e. »Ich komme sofort. Ende.« Als sie aufstehe n wollte , legte Rizo eine fleisc hige Hand auf ihre Brust und drückte sie wi eder z u Boden. »Tut m i r leid«, sagte er und zog eine n Phaser a u s dem Hosenbund. »Sie gehe n ni rge ndwo hi n.«
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15.
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evor Rizo sie betäube n konnte , zog Dax die Beine an, kr ümm t e den Rüc ken und versetzt e ihm zwei Tritte in den Un terl e i b. Der B a jora ner taum elte z u r ü ck und rang nac h Atem , doc h der P h as er blie b auf sie ge r i chte t. Da x rollte s i ch her u m , und der helle Stra hl verfe hl te i h re Schul t e r nur ga nz kna pp. Bevor R i zo sic h wieder s o weit in der Gewalt hatte , daß er erne ut auf sie zielen konnte, stürmte sie in das Meer aus Kapseln und kaue rte hi nter ihne n nieder . »Sie Idiot!« rief sie. »Lösen Sie in diesem Raum ja nic h t den Phaser aus!« Sich de n L e ib hal t end und vor W u t ke uche nd, t o rke lte Rizo zwischen den Antim aterie-Kapseln auf sie zu. »Nicht ich bin der Idiot!« sagte er höhnisc h. »Sie habe n m i r gezeigt, wie wertvoll diese Antimaterie ist – als Waffe! Ich kann nic h t zulassen, daß Sie si e zurückbringen!« »Sie müssen es zulass en!« beharrte Dax. »S ie m ü ssen mit diesem Leben aufhören! Was wolle n Sie denn m i t diesem Schiff und der A n tim aterie anfa nge n? Sie haben doch gesehe n, daß es nic h ts als Ä r ger bringt. Haben Sie mi r das nic h t selbst gesagt? « Rizo wand te d en Blick ab. Sein Zorn wu rd e vo n Verwirrung und Müdigkeit ersetzt. »Was werden Sie m it Petra machen? « »Ich pers önlic h werde ve rs uche n, ihr zu hel f en«, antw orte t e die Tri l l und e r hob sic h hi nter dem Contai n er , hi nter dem sie sic h versteckt ha tte. »Ic h kann für nie m anden sonst s p re chen, ab er ich werde für sie tun, was in m e iner Macht steht. Hö ren Sie zu: Sie k önn en Ih re Meinun g nicht durchse t ze n, i ndem Sie Tod und Ve rni c ht ung ve rbre ite n. Diese Zeit ist vorbei. Ande re Bajora ner em pfinde n ge nau wie
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Sie, und sie sprec h en of fen dar übe r. Der Krieg um die Unabhä ngi gke it ist vor b ei. Was hier gesc hehe n is t, beweist doc h, da ß nic h t die Föderat i on das Sage n hat , sonder n die Bajora ner. Sie s i nd jetzt Herren über ihr Schicksal.« »Das Schiff, das sie bauen...« mu r melte Rizo. »Es sollte für Bajor bestimmt sein.« »Vielleic ht wird das nächste für Bajor bestimmt sein«, sagte Da x. »Die Wer ft w u r d e wieder in Betrie b ge nom m e n. Vielleicht wird die nächs t e A n timaterie-Lieferung für ein bajoranisc hes Schiff bestim m t sein, für das er ste, das seit Generationen auf Ba jor er baut wur d e. K o mmen Sie m it uns zurück und werden Sie Zeuge dieses Ereignisses.« »Man wird mi ch ins Gefä ngnis we rfen«, sagte Rizo spöttisch. »Viele Stimmen aus Gefängniszellen ha ben sic h bereits Gehör verschaff t «, sagte der Lieute nant. Ih r K o mmunikator piep te , und sie an tw ortete: »Hier Dax.« »Sie habe n gesa gt , Sie wür d en sofort in die Ze ntra le kommen«, sagte Odo besorgt. »Ist alles in Ordnung? « Dax schaute Rizo erwartungsvoll an, und er senkte den Phaser. »Ja«, sagte sie. »Ich habe mi ch noch kurz m it unse r em Gefangene n unter halte n. Ich br inge ihn jetz t in die Frachtkam m e r zurück, und da nn kom m e ich hi nauf. Ha ben Sie den Kurs zu m Wurmloch eingegeben?« »Jawohl«, erwide rte Odo. »Geschätzte Ankunftszeit beim Wu rmlo ch in zweiun dd reißig Minuten . Wir werd en Comm a nder Sisko wa hrsc h ei nlic h über hole n und vor i h m dort sein.« »Geben Sie ihm einen Berich t durch«, sagte Dax. Sie sah Rizo a n . » U nd sa gen Sie i h m , daß unser Gefange ner sich im Kamp feinsa tz aus g eze ichnet hat.« »Ich bi n f r oh, daß i c h m i ch geirrt habe «, gesta n d de r Gestaltwan dler ein. »E nde.« Sie ging zu Rizo, und der Bajoraner seufzte laut, als er ihr den Phaser in die Hand drückte. »Haben Sie noch m e hr davon ve rsteckt? « fragte Dax. »Nein«, mu rmelte er, »das war der einzige.« Er lä chelte verzerrt. » V erstehe n Sie m i ch nicht falsc h , Lie ute n a n t, aber Sie sind die erste Frau, die ic h seit la nger Zeit be wundert
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habe . Seit Petras Mutter.« Dax schütt elte tra u r i g den Kopf. »Ich wüns chte, Ihr Leben und das Ihrer Familie wäre anders verlau fen. Wie ich schon sagte, ic h kann m i r nicht annähe rnd vorste lle n, was Sie durchgemacht ha ben.« Er zu ckte m it den breiten Schultern. »Das ist jetzt vorbei. Ich wu ßte, die Entführung des Tankers würde das Ende sein – so oder s o .« Captai n J o n Rac h m a n hob sei n Glas m it S y nthe hol . » I ch fühle mich hervorragend«, sagte er sanft. Major Kira Nery s sah auf ihr Chronometer. »Ich nicht«, m u rrte sie. »Ents p anne n Sie s i ch«, sagte e r . »We n n sich e i ne neue Entw icklung er gibt, wird m a n Sie s o f o rt unter ric h ten. Sie sind ei ne Minute von de r OPS entfe r nt, und ic h e i ne Mi nute von m e ine m Schiff . Wenn di e Pfl i cht ruf t, we rden wi r antworten. Bis dahin kö nnen wir uns ausruhen.« Kira lehnt e sich auf ihrem Stuhl zur ü c k und vers ucht e tatsächlich, sich zu entspa nnen, doch ihre Schulterblätter blie be n we iter h i n ver k ram p ft . S i e rie b sie an de r Stuhlle hne, ände rte da m it jedoc h nichts. Schl ießlic h m ußte si e sich eingestehen, daß sie nichts erre ichen konnte, und beugte sich wieder vor. »Hätten S i e sich nic h t eine n a n dere n Zei t p unkt a u ss uche n können, um mi ch zu einem Glas Synthehol einz ulad en?« m u r m elte sie und s c haute sic h m it leichtem Abscheu in Quar ks Bar um . »Es tut m i r leid, da ß I h re Le ute noc h im m e r versc h wunde n sind«, sa gte Rac h m a n ernst. »Aber nachdem si e zurückge kommen sind, we rde ich w i ede r abflie gen. We nn nich t sogar schon früher. Sie sehen als o , Major, das war die einzige Ge lege nhe it. Es gibt eine Menge Dichter , die der Ansic h t sind, ma n sollte die Ge genwart au sl eben , als wäre sie der letzte Augenblick der Schöpfung.« »Ach ja ?« sagte Ki ra spöttisch. Verdrossen trank si e eine n Schluck von ihrem Fruchtpunsch. »Persönlich habe ich wirklic h ni chts ge gen Sie, Captai n Rac h m a n . ..« »Sagen Sie bitte J o n.« Er läch elte.
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»Aber ich kann im Auge nblic k nic h t a n da s denke n , wora n ich... ä h ... denken sol lte, wenn es nach Ihne n ginge.« »Und was gena u wär e das?« f r a gte J on Rachm a n, lehnte das sc harf geschnitte ne Kinn a u f seine Hand und be ugte sic h vor. Kira rutschte unbe haglich a u f i h rem Stuhl hi n und he r, bi s sie ihn sc hließlich gerade heraus ansah. »S ie würden mi ch ger n verf ühre n.« Rachma n schaute sie nachde nklic h an. »Eigentlich wä re es m i r lieber , wenn Sie mich verf ührte n . A b er im Augenblic k gebe ic h m i ch dam i t zufr iede n, Sie bess er kenne n z u ler n e n . Was erwarten Sie von Ihrem Lebe n? « »Bajor«, a n tw orte t e sie ohne das geri ngs t e Zöge rn. »Ich will, da ß unse r e Heim at frei und s i che r ist und wieder zu Wohlstand kommt. Dann können wir vielleicht unsere Schul d en bei denjenigen til ge n, die uns ge holfen ha be n. « Rachm a n schüttelte e r staunt den Kopf. »Als ich de n ersten Bericht über Deep Space Nine las, begriff ich e i nfac h nich t, was wir überhaupt hier zu suchen haben.« Kira fuhr zornig ho ch, und ihre dunklen Augen blitzten. »Verstehe n Sie mi ch nich t falsc h «, fügte der junge Captain hi nzu, »ic h hat te nic h ts da ge gen, da ß die Föderat i on s i ch hier enga gie r t. Es ist nur ungew ö hnlich, da ß s i e gem e ins a m m it einer ande ren Partei eine Raum station verwaltet. Nachdem ich Sie und I h r V o l k nun ke nnenge ler n t habe , is t m i r klar , daß beide Seite n dies es Arrange m ent gebra ucht ha ben – um gege nsei ti ge Bande de s Vertraue ns zu bil d e n . Ic h bew u ndere wirklic h, was Sie hier zust ande bringe n. Das me ine ich ernst.« Kira ergriff seine Hand und schenkte ihm ein freundliches Lächel n. I h re Sc hult ern fühlte n sich pl ötz lich se hr e n ts pannt an. »Danke. Ich we i ß , w i eviel die F ö der a tion f ü r uns a u fs Spiel gesetzt hat, und ich bin dankbar dafür. Ich bin sicher, daß wir ne bene ina n de r bes t ehe n können.« Rachm a n legte seine andere Hand a u f die ihre. »Wir können diese Theo rie in einer Art Mikrokosmo s erproben. Nur zwei Persone n, sagen w i r, während eines verlä nge rte n W o ch en end e s au f B a jo r . . . « Der Kom m unika tor des Maj o rs pie p te , und s i e zuc k te
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entsc h uldi gend m it den Schulte rn, als sie ihn ber ü hrte. »Kira.« O'Briens Stimme hatte nichts von seiner üblichen Ausge l asse nhe it a n sich. »Major, die Neutrinow erte im Wurm loc h steige n s t a r k a n . Etw a s komm t durch. Vie lleic ht mehr als nur ein Schiff.« Sie sprang auf. »Andere ung ewöh nlich e Messu ng en? « »Andere? « fragte O'Brien. Dann dämmert e es ihm. »Sie bef ü rc hte n also, daß die klingonisc hen Sc hi ff e nic h t ab g e zog e n sind? « Kira stürmte be reits zur Tür. »Sie könnten sich noch in der Nähe auf h alten und das Wurm loch übe rw achen«, a n twortete sie. »Sondieren Sie nach allen Anom alien. Ich bin unterwe g s! « Captai n R achm a n folgte ihr , s c hl ug a u f der Pr omenade aber die ande re Richtung e i n. »Die Regal ist b e reit«, versic her t e er ihr. Kira blie b auf dem Weg zum Tur b olif t ste h e n und be da chte den Ca pta i n m it einem flüchtige n Läc h el n. »Vi e lleic ht bekommen wir einen Grund zum Feier n .« Quark lie f ihnen hinterher. »Und wer bezahlt die Rechnung?« rief er. Als sowo hl der Captain al s au ch der Major ihn ignorierten, blie b der Ferengi s t ehen, rie b se in O h rläppchen und lächelte . Er ha tte i m Gespür, daß se hr bal d ei ne Menge G e ld die Besitzer wechseln w ü rde. Dann runzelte er die Stirn. Die Frage la utete – in welch e R i ch tu ng w ü rde das Geld flie ßen? »Hoffentl i c h is t I h ne n nic h ts pa ssiert , C o mmander S i sko«, flüs terte Q u ar k. Er m e inte seine Worte er nst. »Bitte kom m e n Sie lebe ndig zu rück.« Chief O' B r ien runzelte die Stirn, als die Daten au f dem Bildschirm der technische n Station sic h erneut ve ränderte n. Wo war Dax? fragte er sich; sie wäre imstande, diesen gehe im nisvolle n F l uktuat i one n eine n Si nn zu entnehm e n. Dann f i el i h m ein, wo Dax war, und auc h , daß er sel b st schon zu lange nicht me hr geschlafe n hatte. Er sa h zum Hauptsc hirm hoch, der e i ne n une ndlic h weiten
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Ster nenhim m e l zeigte, und rec hnete dam it, daß das Wurm loch jede n Augenblic k i n einem Orgasm us wirbe lnder Farbe n explodier te. Und plötzlich ta t es das auch, erzeugte einen gi gantisc h e n Str u del , der an eine n von innen nac h außen gedrehten Regenbogen erinnerte. Er verg aß für de n Auge nblic k die ungew ö hnlic hen Me ßwerte in der unm itte lba r en Um gebung und starrte auf den Schirm , wie alle anderen Personen auf der Brücke e b enfa lls. Als das erste Schiff a u s dem Wurmloc h aufta u chte , hörte er, da ß die Türe n des Turbolifts s i ch zisc hend öffneten. »Der Tanker!« rief er. Kira stürmte durch die OPS und deutete auf de n Komm unikations off iz ier. »Rufe n Sie sie!« befahl sie . »Da kommt ein zweites Schiff!« rief O'Brien. Obw ohl es eige ntl i c h übe rfl üssi g war – noch imm er waren a lle Blic ke auf de n Sc hirm geric h tet –, zei gte er dara uf. P l ötzl ic h wur d e ein kleineres Schiff ausgespuckt, und das Wurmloch versc h wand. »Der Flitzer!« sagte Ki ra. »Verdammt!« stieß O'Brien hervor und schlug mit der Faust a u f seine Konsole . »Zwei klingonis c he Krie gs schif f e enttarne n s i ch in fünfzehntausend Kilometern Entfernung.« Auf dem Schirm kam e n schimm ernd zwe i raubvogelähnliche Kampfraum er in Sicht. »Der Tanke r a n tw orte t nic h t« , sagte der Komm unikations off iz ier, »a ber die Kli n gone n haben ei ne n Kom -Kanal ge öff net . « »Auf den Schirm «, schneuzte Kira. »Was haben Sie hier zu su...« S i e woll te noc h m e hr sa gen, hiel t jedoch a b r u pt i n ne, als sie eine n jungen Bajora ner sah, de r sie lächelnd mu sterte. »Bereiten Sie sich a u f den Tod vor«, sagte der Bajor a ner. »Wir haben endgültig genug von cardassianischen Raumstationen und den Einm i schungen der Föderation. Mit der Hilfe unserer klingonisc he n Freunde w e rde n wir all dem jetzt ein Ende m ache n . U nd das schlie ßt a u ch das Wurm loch ein.« Der Schirm wurde leer, un d Kira und O'Brien sahen eina nde r a n . Der C h i e f ha tte fas t Angs t da vor, ei nen Blick a u f seine Instrumente zu werfen. Als er sich endlich traute ,
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bestätigten die Date n seine sc hlimmsten Befürc htungen. »Sie senke n die Schilde«, sa gte er. »Phaser unter Ene r gie . Der Ta nke r fliegt genau a u f sie zu!« »Wo ist der Flitzer ?« fragte Kira . »Er hat K u rs auf de n Andoc kr ing ge nom m e n«, m e ldete O'Brien. »A ber wenn diese verrückten K l ingonen tatsächlich tun, was s i e angedroht ha ben, werden wir alle sowi eso nur noch Hack fleisch sein!« »Sie werde n sic h nicht selbs t in die Luft ja gen«, sa gte Kira hoffnungsvoll . »Sie si nd weit ge nug e n t f e r nt , um den schli mmsten Auswir k ungen de r Expl osi o n z u e n tge h en« , erwide rte O' Brien. »Aber w i r si nd das nic h t.« »Kom -Kanal öff nen!« befa hl Ki r a . Der Komm unika ti onsoff izier s c hüttel t e den K o pf. »Sie antw orte n nic h t . « O' Brien atm e te tief ein und veränderte die Einste llunge n des Schirms; nun zeigte er die beiden klingonischen Kriegssc hiffe. A l s sie me hrere Phasersalven a b feuerten, erkla n g in der OPS ei n kolle kt ives Stöhne n. O' Brien schalte te auf de n Ta nke r um , der sei n em Verder b en ent g ege n f l og, ohne ein Auswei c hm anöve r zu ve rsuc hen. »Alle Ma nn fes t ha lte n!« sc hrie O' Brien. Eine Expl osi o n ri ß den S t er nenhimmel auf, aber es handel te si ch nic h t um den ver h eere nde n Welt u nter gang, de n O'Brien erwartet hatte. Ein normales Rau mschiff wurde in Stüc ke geschosse n, e i n Anbl ick, den er wä hrend seine r langen Starfleet-Karriere zu oft gesehe n hatte. »Wo ist die Antim aterie?« fragte Kira erstaunt. O'Brien zu ckte die Achseln, doch da nn legte sich der Ansatz eines Lächelns auf sein gerötetes Gesicht. »W enn sie nic h t an B o r d des Ta nke rs is t, m uß sie ir gendw o a nders sei n.« In der Ko mm unikationskonsole piepte es, und Kira antw ortet e: »OPS.« »Major, hier spricht Fähnric h Pertwee von An doc kplatz drei. Die Mekong ha t sic h er a nge dockt, Comm a nder Sis k o, Lieutena n t Dax und Chief O do befi nden sich wie d e r auf der Station.« Kira sa h O' Brien a n und holte tie f Luf t , nur um sof o rt
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dara uf e i ne n lange n S e ufzer ausz ust oße n. »Aber der Flitzer ist bis zum Rand m it AntimaterieKapsel n voll ge packt « , f uhr Fä hnric h Pe r t wee f o rt , »und wi r wissen nic h t gena u, was wir dam it m achen solle n. Könnte n Sie uns Chief O'Brien schicken?« »Er ist schon unterwegs«, sagte Ki ra . Und das war er tatsächlich – mit einem breite n Grinsen auf dem Gesicht. Der Major hätte de n Augenblick ger n au sge k ostet, aber noc h imm er befande n sich zwei klingonisc he Kriegss c hif f e in unm itte lba r er Nähe – und sie w a ren gerade um ihren gr oßen Tri u m ph gebrac h t w o rde n. Sie dr ückt e auf i h re n K o mm uni kat o r . » O PS a n C a ptai n Rachm a n. Zwei Kl ingone n si nd i n der Nähe. Sei e n S i e vorsichtig, aber versc h euc h e n Sie sie.« »Ay e, Sir«, antwortete der Captain sc hne idig. »Wir verlasse n das Raum dock.« Kira übernahm die technische Station und veränderte den Winkel a u f dem Schir m , um beobachten z u können, wie die Regal sich von der Station entfernte. Der Kreuzer beschleunigte au f volle Impulsk raft und hielt genau a u f die klingonischen Kriegsschiffe zu. Sie w a ren nicht näher gekomm e n, wichen aber auc h nicht zu rück. Kira vergrößerte den Wi nke l, und a u f dem Schir m waren nun a lle dre i Sc hif f e zu sehen. Sie hielt den Atem an; sie wußte nur allz ugut, daß Rachm a n bloß über ei ne Minimalbesatzung verfügte und die Regal nic h t voll eins atzfähig wa r. U n d doch hielt er direkte n Kurs auf die Klingone n, als könne er sie mit einem Fingerschnippen vom Himmel fegen. Sie überwa c hte säm tliche Freque nzen, doch es fand keine Kommunikation sta t t. Die Regal benahm sich wie ein Rausschm eißer in einem Nachtklub im Orion-Sy s tem , der gena u wußte, da ß er eini ge n ange tr unke nen Unr u he stifte rn übe rle g en war. Sie kam den Klingone n imm er nähe r – fünfta u se nd K i l o m e ter, vie r ta use n d, dre ita usend . .. Schl ießlic h bewegte n sich die kli n gonisc hen Sc hi ff e. Sie floge n anm u tige P i rouet t en und gi nge n ber e its au f Warpgeschwindigke it, als die Regal de ren e h emalige Position erreichte und stoppte. »Captain Rachm a n m e ldet, daß er seinen Auftrag
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ausge f ühr t hat«, sagte de r Komm unikations off iz ier m it Erleichter ung in der Stimme . »Er bittet um Erlaubnis, nach Deep Spac e Nine z u rückke hre n zu dürfe n.« Kira atm e te erneut tief ein und gestattete sich dann ein breites Grinsen. »Ja«, stimmte sie zu. »Sollen sie alle nac h Hause kom m e n.«
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» och e i n Glas We in?« fra gte Quark und hielt Commander Sisko eine Flasche unter die Nase. »Trefethen au s dem Anbaugebiet Napa Valley, Kalifornien , 2361. Da s soll e i n sehr guter Jahrgang s e in.« »Repliz iert?« f ragte D r . Bas h ir. Quar k warf ihm einen wüte nde n Blick z u . »Natür lic h nicht . Ich habe diesen Tropfen für eine ganz bes o nde re Gele genheit aufbewahrt.« Benjam in Sis ko s t rahlte . »Gern. H ö ren S i e, Quar k, replizieren Sie doch ein paar Flaschen davon. Ich mö chte gleic h eine n Toast a u ssprec h en, und es wäre schön, w e nn a lle mit mir anstoßen könnten.« Quark schnappte mit den Fingern und gab die Flas che seinem Bruder R o m . Er hatte i n seine r gr ößte n H o l o-K ammer einen luxuriöse n französisch en Speisesaal programm i e rt, und zwar nach dem Vor b ild eines Saals in einem Palast, der einm al einem alten terra nisc he n Knac ker nam e ns Ludwig XVI. gehört hatte . Dr. Bashir beugte si ch eifrig vor. »Commande r, wie sind Sie nur auf die Idee gekom m e n, die An timaterie an Bord des Flitzers zu bringen? « Sisko schüttelte erstau nt d e n Ko pf. »Vo n An fang an war dieser Tanker eine riesige Zielscheibe. Wir wußten, wir konnte n ihn nic h t vor einem weiteren A ngr iff schütze n, auc h desha l b, w e il der Flitzer in eine m so schlec hten Zustand war. Nachdem wir de n Cardassia n ern als o entkom m e n waren und uns a u f de r ande ren Seite des Wurm loc h s getr offe n habe n, entsc h losse n wir uns , die Antim aterie vom Tanker zu bringen. Wir konnte n von Gl üc k sage n, da ß die Mekong über ein leeres Frachtm odul verf ügt e . Tr otz d e m war es kaum m öglich, die neunze hn Kapseln unterz ubringen ; wir mußten einige sogar
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im Cockpit ve rsta uen und die künst l i che Sc hwerkraf t ausscha lten, um sie an Bord tran sportie ren zu können.« »Neunze h n?« fragte Bashir. »Ich dachte, es wären zwanzig gewesen.« Sisko w u rde e r ns t. »Eine m ußten w ir a nde rw eiti g verwende n. Außerdem wußten w i r nicht, wa s uns im AlphaQuadranten erwarte n würde; daher ha t Dax dem leeren Tanker eine n Kur s einpr ogr amm i ert, und w i r ha ben s i e da nn von Bor d gebea m t, bevor das Schiff durc h das Wurm loch f l og.« Rom und m e hrere andere Kellner schwar m t en plötzlich a u s und reic ht en Wei ßw ein. Ledigl ich Odo und der j u nge Jake Sisko lehnten a b , hoben jedoch ihre Wassergläser. Quark verbeugte s ich tief. »Der Wein ist ser v ier t , Commander, und die Appetithap pen sind unterwegs.« Sisko sa h den Fere ngi ve rwirr t an. »Ic h f r e ue m i ch a u ch, Sie zu sehen, Qu ark, aber ich m uß sagen, dieses herzlic he Wil l kommen überwä l tigt m i ch. Wir ware n doc h nur ein paar Tage fort.« Der Fere ngi r i eb seine Hände . » E in paa r sehr gewi nnbr ingende Tage .« »Freut m i ch, da ß sie zum i ndest für Sie pr ofita bel war e n«, sagte de r Comm a nder. »Ich m uß Ihne n le ider m ittei l en, da ß Gimb a und sein Sondierungss chiff nicht z u rückkehren werden.« Quark sah zu Boden. »Unser gesc hätzter Kolle ge wäre erleichtert, wenn er wüßte, daß jemand von seinem Tod profitiert hat.« Der Commande r nic k te. Dann stand er a u f und er grif f das Weinglas. »Ich mö chte gern einen Toas t a u s s prec h en.« Die anderen erhoben sic h ebenfalls. Sie lachten noch imm er und plauder t e n freundsc haft lic h mitei n ander , bis sie den Au sd r u ck au f C o mmander Siskos Ges i cht sahe n. Quark erteilte seinen Kellne rn Anweis ungen, als er zufällig zu Sisk o hi nübersa h . A uge nbli cklic h erst arrte e r . Der Commander hob das Glas . »Auf die tapfere n Männer u nd F r au en d e r Phoenix«, s a gte er. »Ihre s ter blic he n Überres te gi nge n m it ihrem Sc hi ff unter . « Sie hobe n die Gläser und tra n ken schweigend.
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»Es t ut m i r leid, Adm i ral Niche y ev«, sagte Benjamin Sisko zu dem klei nen Monitor a u f seinem Schreibtisch. »Aber wie Sie sehen, lebe ich noc h. Sie mü ssen also keinen Ersa tz schicken.« Die steife Adm i ralin räus perte sich. » N atürlic h nic h t, Comma nder. Ich wollte nicht sagen, da ß w i r enttäuscht sind, daß Sie noch leben, sondern daß Ihr Ersatz enttä usch t sein wird. A b er wir werde n f ü r C o mm ander Shelby e i ne n ande ren geeigneten Posten finden.« Sisko war in ungew ö hnlic h he it erer St immung, und nicht einm al ein Admi ral konnte dara n etwas ändern. »Wenn sie ein guter Of fiz i er is t, können Sie s i e ja tr otzde m schicken. Gute Leute können wir immer brauchen.« »Das hätte wohl wenig Sinn«, sa gte die A d mi ralin. »Wollen wir Comman d er Shelbys Fähi gkeit e n opt i m a l nutzen, m ü ssen wir ihr einen Kommandoposten geben. Die Antimaterie haben Sie ja auch zurückgeholt; also können wir den gesamt en K o nvoi zurückrufen, bis au f das Be glei tschiff, das die Ers a tzteile f ü r de n K r euz e r an B o r d hat . « »Wie Sie me inen«, s timmte Sis k o ihr zu. Er sah, daß Dax auf der Schwelle seines Büros wartete , und bede ut ete ihr, noch ei nen A uge nblic k zu warte n . »Es war m i r ein Vergnüge n, A d m i ral. Es tut m i r le id, da ß wi r Ihnen viele Pr oblem e bereitet ha ben, aber ic h hof f e, daß die Hannibal noch planmäßig vom Stapel laufen wird.« »Danke, Co mm ander Sisko. Ich freue mi ch schon auf Ihren sicherlich sehr interessanten Berich t.« Die ve rdrossene Admi ralin unterbrac h die Verbindung. Sisko winkte Dax hinein. »Was hat sich be i der Anhörung erge ben?« Dax betrat das Büro und sc haute etwas verleg en drein. »Ich habe de n Ausschuß nac h dr ücklic h um Gnade gebe ten, besonders für Pe tra. S i e wird z u r ps yc hi atrisc hen Unters uchung in ein Krankenhau s eingewiesen, und das ist immerhin e i n erster Schritt. Daß Rizo best raft wird, ließ sich nic h t verm eide n, a b e r er hat i n de r Tat ein ei nzi g art i ges Urteil beantragt.« Sisko lächelte. »Und das wäre? « »Eins der alten car da ssianisc h e n Gefängnis s e verf ügt übe r
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m e hrere leerstehende Gebäude, und er will sie in eine Fabrik um bauen, die Sc hif f s teile hers tell t. Er hat ausge f ührt , da ß Gefange ne , die von e i nem freien Bajor ve r u rte i l t wur d en, das Recht bekommen m ü ssen, für Bajor z u arbeiten, selbst wenn es Zwangs arbeit ist. Der Rat spielt vielleicht sogar mit. Auf jede n Fall wird Riz o zu lebe nsla nge r Haf t verur teil t w e rde n.« Der Com mande r er hob sic h hi nt er sei n em Schre ibtisc h un d nick te nachdenklic h. »Wir hatten diesmal Glück. Großes Glüc k. Wir hät t en w i e die a n de ren e nde n können .. . tot oder auf Ec o gestrandet.« Er schauderte bei dem Gedanke n und bega nn dam it, einige der Gegens t ä nde auf seinem Schreibtisch hin und her zu sc hieben. »Wollen Sie Major Kira und m i ch begleite n, wenn w i r dem Stape llauf beiw ohne n? Wie ich ge hört habe, findet er bereits mo rgen st att.« Dax schüttelte langsa m den Kopf. »Ic h glaube nic h t. Ich würde lieber ein paar Tage lang allein sein.« »Sie habe n etwas Ruhe verdient, alter Kna b e. Ich war froh, daß S i e a u f der a ndere n Seite des Wurm lochs be i m i r w a ren.« Dax n i ck t e . »I ch au ch. « Sisko kicherte, sa h ab er nich t a u f. »Ich glaube, ich könnte es sogar ertragen , Sie noch m a l in diesem Kleid zu se hen.« Dax läc h el t e . »Da m ü ßten Sie abe r viel Gl üc k habe n.« Die Hannibal, ein Raumschiff der Ambas s ador-Klass e, lag noc h im mer in dem riesigen Schac h t, in dem Commander Sisko es zuletz t ge sehen hatte. Mittler w eile befa nde n die Bewohner Lilliputs sich au f einem ferne n Hügel und beobac htet en den Sta r t von de n bil l i g e n Z u schaue rsitz en, und nur ein paar auserwählte Prominente befa nde n sich auf Bode nhöhe und sc hauten i n de n Sc hacht hi nab. Der Comm a nder und Majo r K i ra zä hlte n z u i hne n, des weitere n einige wich tige Würdenträg er wi e bajoranische Minis t er und Gesandte der Föde ration. Im Gegens atz zum ersten Besuc h kr och nun niem and m e hr übe r die gl änzende Sc hif f shül le, und niem and beobachtete es von de n s echs riesi g en B öge n über de m Schacht . Sis k o schaute hinab und sah, daß Dampf aus Ankopplungen quoll, die das Schi ff um gaben, und er wußte, da ß diese Ankopplungen bald loslasse n und das Schiff von seinen
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plan etaren Fesseln befreien würden. Der Commande r nic k t e und lächelte de n Wür d enträ g e r n zu. Nachdem er m e hrm als gedac h t hatte , er wür d e dies en Tag nicht mehr erleben, war er nun in prächtiger Stimmung. Daß ein Schiff, das nac h Hannibal getauft wo r d en war, in diesen historische n Werften erbaut wo rden war, die schon in Betrie b gewesen waren, bevor au f der Erde Flugzeuge en twickelt wor d en wa ren – das war ein Wunder ! Außer d em empfa nd er Befrie d igung darübe r, seine n kle i ne n Beitra g z u dieser Entw icklung gele iste t zu ha ben. Ande re Antim aterie hätte die Hannibal a u f ihrem Jungfe rnflug antreibe n könne n, doc h es würde diejenige sein, die sie aus dem Gamma-Quadra nte n zur ü ckge holt hat t en. Trotz Siskos Freude übe r die Entwicklung, die die Dinge genomm en hat t en, bl ieb i h m di e Tatsac h e nic h t ver b orge n, daß Majo r Kira nac h denklic h und m i ßtra uis c h wir k te . Die Art und We ise, wie sie einige Vertreter ihrer eigenen Re gierung betrac hte t e , etwa Ministerin Ros er, lie ß ihn sich fra ge n, ob es sich vielle icht um gesuchte Verbrec h er handelte. Er fragte sich, wie er das Thema zur Sprach e bringe n so llte, und entsch loß sich, zuers t einmal wi e die Ka tze um den heißen Brei z u sc hleiche n . »Major«, sagte er , »ich fr age mi ch, wa rum Sie nic h t beantra g t haben, der Testm anns chaft zugeteilt zu wer d en. Sie hätte s i e will komm en gehe iße n , auch als B e obac h te r, und ich hätte die E r laubnis ge gebe n.« »Ich will nich t s o lange von Deep Space Nine entfernt sein«, an twortet e Kira. Sie zu ck te die Ac hseln und vers uchte, ihre lahm e Ausred e da m it abzutun. »Nach a llem, was passiert ist, hielt ich es nicht fü r an geme ssen.« »Ja«, sagte Sis k o und se nkte die Stimm e. »Ich ha be gar nich t m e hr dara n gedacht, wi e es hier gewesen sein mu ß. Diese Leute habe n Ihnen beträchtliche Schwierigkeiten gem acht, nicht wa hr?« »Einige«, erwiderte Kira Nery s. Sie fuhr eb enfalls wesentlich leiser fort: »Eige n tlich, Co m m a nder, kann ich Ihnen a lles viel besser erklä r en, wenn wir nach dem Stape llauf m it Direktor Amkot s p rec h en.« »Direktor Am kot«, echote Sis k o. »Ich frage m i ch, warum
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er nicht hier is t.« »Wahrsc h einlic h is t er im Kontrollra u m « , erwiderte sie. Wie Sisko gehofft hatte, hatte das Gespräch Major Kiras Anspa n nung etwas ge löst, und sie lächelte ihn a n . »Ich m uß Ihnen sa gen, C o m m ande r, da ß ic h m i ch ei n w e ni g m it terranisc he r Geschichte befaßt habe. Sie wissen schon – als Hannibal diese phantas tischen Ge schöpfe, die Elefa nten, über die Alpen führte, um Rom anzugreifen, wurde er besieg t.« »Nachdem er zwei Drittel des La ndes eingenom m e n hatte«, sag t e Sisko , »und Rom sch ließ lic h jed e n So ld aten mo b i lisiert hatte , der noch ei ni ger m aßen la uf en konnte .« »Aber er wurde besiegt«, fuhr Kira na chde nklich und erfreut zu gleich fort. »Es gefällt mi r, daß Ihre Ku ltur einen General nicht verg ißt, der besi egt w u rde, obwohl er m u tig und we itsi c htig war. Das gibt mi r die Ho ffnung, daß unser Vol k Fehle r m achen und aus i h ne n lerne n ka nn.« »Oh, a u ch wir ha be n se hr vie l e Fe hler gem acht«, sagte Sisko kic h ernd. »Ma n m uß a u s ihnen ler n e n , oder m a n m acht sie imme r wieder.« Kira schüttelte de n Kopf. »Ich weiß, daß Rache ein sehr starkes Ge fühl und der Sieg ein Aphrodisiakum ist, aber wir m ü ssen mit dem Kämpfe n au fhören, jeder einzelne von uns. Nachdem die Car d a ssianer uns besiegt habe n, ha ben wir geler n t, Kriege r zu sein. Aber wie lernt m a n, Frieden z u halten? « »Durch Übung«, antwortete Sisko. »Bei Starfleet hatten wir einen Captain, der zu sage n pfleg te: Zivilisiert zu sein, bede ute t ni cht , niem als zu käm p fen, s o nde r n es nic h t heute zu tun.« »Nicht he ute«, sagte Kira nac h denklic h. » H aben Sie etwas dage ge n, daß ic h dieses Spric h wort weite rge be ? Ic h gla u be nic h t , da ß wir je Pazi fiste n sei n können – z u m i ndes t nicht zu m e iner Lebenszeit –, a b er wir m ü ssen wissen, da ß de r Frie den eine Mögli c hke it dars tell t. Und z w ar die bes s ere.« Bevor Sis ko seine tiefem p fundene Zustimm ung geben konnte , bra nde ten Ges p räc h e auf, und sie schauten nach obe n und sa hen, da ß die Böge n i n ei nem gr ünlic hen Lich t aufle u c h tet e n. Ei n unhe im liche s Sum m e n durchdra ng die Luft, und die meisten Gäste tra t en von de m riesigen Schach t
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zurück. Nicht je doch Comm a nde r Sis k o. Auf de r Er de ha tte m a n seit H u nderten von Jahren nic h t me hr de n Start eines so gr oße n Ra um schiffs beobac hte n können, und e r wollt e diese n Stape llauf auf keine n Fall verpas s en. Kira sta nd ne ben i h m , und er sah, da ß s i ch die Bes o r g nis auf ihrem Gesicht in Stolz verwande lte. Dieses Raumschiff war auf Ba jor geba ut wor d en, und wohi n auch imm er es flog, es würde als Monum ent der Gesundung dieses Planete n die n en. Die Trak torstrah len in den Bögen umschlossen das riesige Schiff, und es erzitterte sich tlich. Aus den A nkopplungen quol l kei n Dam p f m e hr, und die Hydra ul ikarm e fuhren zur ü ck und ga be n die be ide n Antr iebs gonde ln, die z y li ndrisc he Hülle und das s c him m ernde Diskuss e gm ent frei. Die Hannibal erhob si ch grazil in die klare Wüsten luft, und Sisko fühlte sich m it je dem Meter, de n das Schi ff höher stie g, e r habe ner . Das Loc h im Boden war keine gehe im nisvolle Ruine m e hr, sonder n ei ne Mut t er, die e i n Ki nd z u r We lt brac h te, und die Böge n war e n die Arm e der r u hi gen He bamm e. Die Hannibal lag sic h er i n der Wiege der riesi g en B öge n, bis die Testm a nns chaft das Schif f übe rne hm en wür d e. Shuttles schwebten w ie beunruhigte Lotsenfische in der Nähe, doc h die Hannibal wü rde die Energie f elder m it eigener Kraft verlasse n. Sisko sah die Lichter, die si ch übe r ihre gesamt e Hülle krä uselte n, und sie s t rahlte n soga r im helle n Sonne nl icht de r Wüs t e Oka n a. Er hörte das »Ohh!« un d »Ahh!« de r Gäste und w u ßte, daß a u ch er solche Geräusc h e von s i ch gab. Der gr oßa rti g e A n blic k war so hi nrei ß end, daß Sisko je de s Zeitge f ühl ve rl or – er hatte nicht die ge ringste Ahnung, wie la nge das Ra um schiff schon in seinem metallenen Kokon hing. Als schließlich die Manövrierdüsen eingescha ltet wurde n, schoß es davon wie ein Schmetterling, der s i ch a u s einem N e tz be freit hatte . Sis k o s t aunte , daß ein so g e waltig es Ob jek t so schn ell so klein werd en k onnte, d e n n kurz da ra uf war es m it dem bl oße n Auge nur noc h als winziger Punkt am Himmel auszum achen. Neben ihm nickte Kira zufried en. »Das ist ein guter Tag, ein sehr guter Tag.« »Ja«, sagte Sisk o lächelnd. »I ch höre schon, wie die
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Adm i rale a n r u fe n und weitere Be stellunge n aufgebe n.« Kira tippte auf ihren Kommunikator. »Major Kira an Direktor Amkot.« Es erf o l g t e kei n e A n tw ort , und sie r u nz elte ve rwir rt die Stirn. »Major Kira an Direktor Amkot.« Erne ut m e ldete s i ch niem and. Sie berühr te den Komm unikator er neut und sagte diesm a l: »Major Kira an den Kontrollrau m.« »Hier Che finge n ie ur Dake n. Was ka nn ic h f ü r Sie tun, Major? « »Ich su che Direktor Am kot, ab er er me ldet sich nic h t. Ist er be i Ihne n?« »Er war bis zum Stapellauf hier« , antw orte t e de r Ingenieur. »Dann me inte er, er wolle si ch den Res t in seinem Privatbüro ansehe n. Wissen Sie , wo das ist?« »Ja«, erwiderte K i ra. »Aber warum m e ldet er sich nic h t übe r den K o mm uni kat o r ? « »Keine Ahnung. Wir pfle g e n ihn i n seine m Büro ni cht zu störe n.« »Danke.« Kira drehte sich zu Sisko um . »Gehen wir zu ihm « , sagte sie beunruhigt. Direktor Amkots Bür otür war abgesc hlosse n, und ei n Bajora ner m ittleren Alters, de r eine n O v e r all tr ug, versuc hte, die Sc haltkre ise kurzz u schlie ßen, um sich Zutritt zu versc h affe n. »Hallo«, sa gte er. Er schien e t was außer Atem zu sein. »Sie m ü ssen Maj o r Ki ra sein. Ic h bin C h ief Daken. Wi r habe n gera de m i t e ina nde r gespr o che n . « »Ja«, sagte Kira . »Was ist los? « »Unmittelbar nach unserem Gespräch habe ich versucht, m it dem Direkt or K o ntakt a u fz unehm e n, und er hat sic h nic h t gem e ldet. Der Computer ha t bestätigt, daß er in seinem Büro ist, a b er er hat nic h t m a l geantw orte t , als ich m e hrfach kl opfte . « Sisko trat vor. »Was ist m it de m Transporter? K ö nnen wir hi nei nbeam en?« Chief Da ken schütte lte den Ko pf. »Nein, alle Tra n s p orter stehen in Notbereitschaft, fa lls es auf der Hannibal zu einem
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Zwische n fa ll komm en soll te. Es werden w o hl ke ine St ör unge n auftrete n, aber wir können die Tra n s p orter erst wie d er benutze n , s oba ld die Hannibal die Umlaufbahn erreicht hat.« Kira zog ei nen kleinen Phaser a u s ihrer Tasche. »Mit Ihrer Erla ubnis . . . ?« »Ja, ja!« sa gte Dake n eifrig. »Major«, fragte Sisko m i ßbilligend, »b ew affne n Sie sich immer, wenn Sie Ba jor bes u chen ?« »In letzter Zeit, ja .« Kira zielte auf die Kontr o llkonsole der Tür und zerschm olz sie m it einem gena u gezie lte n Schuß. Die Tür gl itt bis zur Mit t e auf , und sie bet r at de n Ra um als erste. Sie erst arrt e schockier t , genau wie Sisk o und der Inge nieu r ein paar Schritte hinter ihr. De r Direktor der Oka n a-Werft war auf seinem teure n, abe r abgesplitter t e n und ve rkratzte n Schre ibtisc h z u sammenge br oc hen. U n te r seinem dic h te n weißen Haarschopf, direkt über der rec h ten Sc hläf e , befand sich e i n kleines , gesc hwärztes Loc h . Ein Phaser lag neben seine n ge krümm t en Finger n; e r m ußte i h m aus der Hand gefallen se in. Außer der Tür, die ja verschlossen gewesen war, ga b es ke ine n we itere n Zutr itt zum Bür o. Chief Daken hämm erte a u f se ine n K o mm unika tor und forderte Hilfe an, während Sis k o zum Schreibtisc h ging und das Handgelenk des Direktors ergriff. Er spürte keinen Puls – der Mann war tot. Er berührte Amkot Groells Hals und gela ngte z u r sel b en Sc hl ußfolge r ung. »Es ist zu spät«, sagte der Com m a nder und schüttelte den Kopf. »Verdamm t, warum sollte er sich um bringen? A m Tag seines größten Trium p hs ?« Kira sc haute ganz be nom m e n drein. »Sc h ul d«, sa gte sie. »Oder vie l leicht nur Müdigke it. Ic h wollte es Ihnen jetz t sagen, Commander: Als wir zum letztenm al auf der Werft waren, hat er da für ges o rgt, da ß wir unseren >Unfall< erlitten. Er hat uns in die Falle gelock t.« »Warum ?« »Weil er gottlose Allianze n eingehen mu ßte«, antwortete sie he iser, »um die Werft in Betrie b halten zu können. Weil er imm er und imm er wieder seine Seele verkaufen mußte, um dieses Schiff baue n z u können. Se ine stillen Te ilha b er ha be n
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ihn nie aus ihrem Griff entlassen.« »Der Kreis ? « fragte Sisko. Kira zuckte m it den Achseln. »Was spielt das noch für eine Rol le. Je tz t hat e r s i c h von i hne n befre it .« Der Com mande r sah sich in de m Büro um , und sein Blick blie b sc hli e ßlic h a n den leere n S telle n an der Wand ha ften, an dene n einm al die Empfehlungsschreiben der Cardassianer geha ngen hatte n. Sis ko hatte e b enfalls ei nen Ver l us t erli tte n und e ine T r agödie er l e bt , abe r s e in O p fer verbl ich ne ben dem , was die Mehr heit der Bajor a ner durc hgem acht hatte . Er dre hte s i c h um , um Chefingenieur Daken nac h dessen Meinung z u fra ge n, doc h der Bajora ner hatte sic h auf den Korr idor z u r ü ckgez o gen. Sis k o konnte es ihm nicht ver übe ln. Er legte eine Hand au f Ki ras Schulter. »Eines Tages wird es keine solc hen O p fer m e hr gebe n. Es werde n ganze Generationen heranw achsen, für die die cardassianisch e Besatzungs zeit nur noch uralte Ge schich te se in wird.« Die Bajora nerin betrachtete die Leiche , und Sisko w u ßte, daß s i e gege n Tr änen a n käm p fte. »Sola n ge wir am Wiede r aufbau Bajors arbeite n – wie er es geta n hat –, werde n wir Fortschritte ma chen.« Ents chlossen sc hob sie das Kinn vor. »Wir m ü ssen Direktor Am kots Tod be kanntge ben, dürfe n dabe i aber nicht vergessen, da ß dies ein s i egre iche r Tag ist, besonders für Amkot Groell.« »Ganz me ine Meinung«, sagte Sisk o, und sie gingen zusamm en hi naus .
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