Vertumnus. Berliner Beiträge zur Klassischen Philologie und zu ihren Nachbargebieten Herausgegeben von Ulrich Schmitzer
Band 7
Beatriz Avila Vasconcelos Bilder der Sklaverei in den Metamorphosen des Apuleius
Edition
{j)
Ruprecht
Inh. Dr. Reinhilde Ruprecht e.K.
Die Umschlagabbildung zeigt eine traditionell als Vertumnus bezeichnete Antonius-Statue aus dem Louvre, Paris, in einer historischen Abbildung der Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Erlangen-Nürnberg.
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Eine eBook-Ausgabe ist erhältlich unter
©
001 10.2364/85 40227743.
Edition Ruprecht Inh. Dr. R. Ruprecht eX, Postfach
1716, 37007 Göttingen - 2009
www.edition-ruprecht.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Diese ist auch erforderiich bei einer Nutzung für Lehr· und Unterrichtszwecke nach
§ 52a
UrhG.
Layout: mm interaktiv, Dortmund Satz: Beatriz Avila Vasconcelos, Curitiba/Brasilien Druck: buch bücher dd
ag,
Birkach
Umschlaggestaltung: klartext GmbH, Göttingen ISBN: 978-3·7675-3084-3
Für Udo Der recht Gerade ist wie krumm, Der recht Gescheite ist wie dumm, Der recht Beredte ist wie stumm. Tao-te-king XLV, übers. von Victor v. Strauß
Vorwort Dieses Buch ist die korrigierte, leicht gekürzte und bearbeitete Fassung einer Arbeit, die Oktober
2008
an der Philosophischen Fakultät ll, Seminar für
Klassische Philologie, der Humboldt Universität zu Berlin als OL<;sertation eingereicht wurde. Die Literatur, die nach meiner Rückkehr nach Brasilien im Mai
2007 erschienen ist, konnte leider nicht mehr berücksichtigt werden.
Als Ergebnis meines langjährigen Studienaufenthaltes in Oeutschland ist
mir dieses Buch mehr als ein akademisches lt'orschungsprodukt. Persönlich gilt er mir als die Zusammenfassung des während meiner deutschen Bildungs reise Erlernten und der Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte. Die Ar beit wäre sicherlich nicht zustande gekommen ohne die Unterstützung von Personen und Institutionen, die hier zu nennen mir eine angenehme Pflicht ist. Oanken möchte ich vor allem meinem Betreuer, Herrn Prof. Vlrich Schmit zer (Berlin), für sein Vertrauen in meine Arbeit und sein uneigennütziges En gagement, alles Nötige rasch zu erledigen, um die Arbeit rechtzeitig zum Ab schluss und zur Herausgabe zu bringen. Oas galt für mich als eine große Er munterung, die Widrigkeiten zu übenvinden und die erfolgreiche Beendung des Projektes für möglich zu halten. Herrn Prof. Vlrich Eigler (Zürich), der in meinem Promotionsverfahren die Rolle des Zweitgutachters übernommen hat, bin ich für seinen freundlichen Empfang an der Universität Trier während des ersten Teiles meines Oeutschlandaufenthaltes sehr dankbar, ebenso wie den Mitarbeitern des Seminars für Klassische Philologie der Universität Trier, von denen hier Herr Prof. (emer.) Hans·{)tto Kröner, Herr Or. J ohannes Schwind, Herr Or. Bernhard Herzhoff und Frau Marliese Mattinger-Baumann erwähnt
als Reisestipendiatin an dem Knechtschaft und Ji'rondien.<;t Zwangs
seien. Unter Herrn Prof. Eigler durfte ich auch OFA-Graduiertenkolleg Skla'Oerei
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arbei.t mitwirken, was für die Entwicklung meines Forschungsvorhabens ent scheidend war. Herr Prof. Heinz Heinen errier) hat meinem Forschungsvorha ben hilfreiche Anregungen gegeben. Ein besonderer Oank gilt hier auch mei ner lieben Lateinlehrerin und Magister-Betreuerin Frau Prof. Ingeborg Braren (Säo Paulo), ohne deren liebevolle Leitung ich niemals fähig gewesen wäre, meinen Weg in Richtung Antike zu beschreiten. Ihr Tod in
2006 war für mich
der Verlust einer wahren magistra und einer großen lt'reundin in einem. Sehr dankbar bin ich auch der Konrad-Adenauer-Stiftung für die langjährige F'iirderung durch ein Promotionsstipendium, für die Übernahme eines Teils der Orückkosten dieses Buches und für die weiteren Unterstützungen. Oer Stiftung VG-Wort gilt mein Oan!{ für die Übernahme des zusätzlichen Teils der Orückkosten.
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Vorwort
Im privaten Bereich gilt mein Dank zuerst meinen lieben Eltern, Joäo Bosco Vasconcelos (in
memoriam)
und Alais Ribeiro Avila. Unter den vielen Freun
dinnen und }<'reunden, die mir den Weg während meines DeuL'Ichlandaufent haltes etwas leichter, schöner und weiser zu gestalten geholfen haben, seien hier besonders erwähnt Susana Corotto, Herr Prof. Valerio Rohden, Jose Mi guel Cavaco Torges, Wolfgang und Laura Ihmann, }<'rau Prof. Tinka Reich mann, Ingrid von der Weyhe und Udo Wittke, Hans Schneider, Gerard da Silva und seine Götter, wie auch alle Freunde des Buddhi..tischen Tores zu Berlin. Meinem Mann wäre ich allein für die geduldvolle sprachliche Korrektur meines deutschen Textes und das mühsame Korrekturlesen tausendfachen Dank schuldig. Aber sein Beistand - er, der mir liebevoll jederzeit zur Seite stand und mir selbst zu den schlimmsten Zeiten immer wieder Mut machte ging weit darüber hinaus. Ihm zu dieser Gelegenheit meinen Dank auszuspre chen ist ganz unzulänglich. Ihm ist dieses Buch gewidmet.
Inhalt Einführung
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius 29 A. Realia .10 1. Religion . .. .11 2. Recht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3. Wirtschafts- und Sozialgeschichte 33 B. Imaginaria . . .. .. 42 1. Psyche 43 2. Tiere . . 45 3. seruitium aluoris . 48 4. Eselmensch: Sklave und I<'reigelassener . 49 C. Philosophische Anspielungen .. . 53 1. Platon 53 2. Aristoteles . .. 54 3. Stoiker . .. 57 D. Ernsthaft oder lächerlich? . 60 1. Komödie 64 2. Roman . 66 E. Schluss . 70 ............................................................................................. ................ ........................................
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. . . . . II Die Signifikation des Sklaven A. Das Problem des Signifikates 1. I<'iktion und Realität .. 2. Zeichen und Wert: Zur strukturellen und kulturellen Dimension des Signifikates B. Terminologie der Abhängigkeit in den Metltmorphosen 1. Die Auffassung von Hauspersonal 2. Das Verzeichni'i des Personals: Anmerkungen zur Tabelle im Anhang . . . C. Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen 1. Die Identifikation der Termini: Besonderheiten des Textes 2. Klassifikation der das Personal bezeichnenden Terminologie ........................................
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Inhalt
3. Kurzer Kommentar zu den einzelnen Rubriken in der Klassifikation........................................................................... 120 (1 )Termini, die Bindung bzw. Nichtbindung anzeigen ................ 121 (2)Termini, die soziale Verhältnisse anzeigen ........................... 122 (3)Termini, die Alter und Geschlecht des Individuums anzeigen . 123 (4)Termini, die geographische Herkunft anzeigen .................... 123 (5)Termini, die physische und moralische Zustände anzeigen ... 125 (6)Termini, welche die Ausübung einer Funktion anzeigen ....... 126 (7 )Termini, die Tiere anzeigen ................................................. 128 (8)Termini, die natürliche und übernatürliche Elemente anzeigen .130 (9)Termini, die Identität oder Nichtidentität anzeigen................ 130 4. Allgemeine Schlussbemerkungen .............................................. 136 III Semantische Aspekte der Sklavereitermini .................................. 140 A. Einführung .................................................................................... 140 B. Seruus in den Metamorphosen: Vorschlag zu einer semantischen Analyse ....................................... 146 1. Häufigkeit ................................................................................. 147 2. Genus 147 3. Numerus ................................................................................... 148 4. Kasus ....................................................................................... 149 C. Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus ........................................................... 149 1. met. VI, 4,5: seruus profugu..o; .. 150 2. met. VII, 2,2: seruus index ....................................................... 152 3. met. VIII, 53: seruus humilis .................................................... 155 4. met. VIII, 22,2: seruus uillicu,o; ................................................. 158 5. met. VIII, 24,4: seruu..o; mandpium .......................................... 165 6. met. VIII, 26,1: seruu..o; (nouidus)famulus .............................. 169 7. met. VIII, 26,3: seruus homo .................................................... 172 8. met. IX, 18,4: seruu..o; tenux....................................................... 17 7 9. met. X, 7,5-6: seruus sden.o; ...................................................... 180 10. met. X, 10,3: seruus nequissimus ............................................. 184 11. met. X, 12,4: seruus nequissimu,o;............................................. 186 12. met. X, 12,4: seruus (in patibulo) suffL"CUs ............................... 188 13. met. X, 13,2-4: seruifmtres ...................................................... 192 .... . . . . .......... . . ........... . . . . .......... . . . . .......... . . . .......... . . . . . ..........
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Inhalt
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14. met. X, 17,1: serui emptores . 195 15. met. XI, 20,1: seruus Candidus . ............................................... 197 16. met. XI, 20,2: seruus nuncupatus ............................................ 199 17. met. XI, 20,7: seruus equus ...................................................... 201 D. Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse . .. . 205 1. Netz der Assoziationen und Oppositionen des Terminus seruus... 206 2. Bereiche der Signalisierung von seruus .................................... 207 a) Charakterisierung von seruus: Ein schlechtes Wesen 208 b) Verhältnio; des seruus zu Frauen: Charakterschwäche und Delikt .. .... .. 209 c) Verhältnio; des seruus zu (männlichen) Herren: Das \Vohlhaben des Herrn . .. 210 d) Verhältnio; des seruus zum Rechtswesen: Der delinquente seruus ....................................................... 213 .
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IV Schluss Anhang
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Bibliographie ..
Register .
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Einführung Ut pietum poiesis - die Vergleichung der Literatur mit den bildenden Künsten ' und besonders mit der Malerei, welche in dem Wort des Horaz nur seinen ' berühmteren Ausdruck gefunden hat, ist ein alter Topos in der Antike und wurde auch in unseren Zeiten durch strukturalio;tische Untersuchungen wieder "' thematisiert . Die Einführung vorliegender Studie mit dieser Vergleichung beginnen dient hier
im Allgemeinen dazu,
den Gedanken vom Abbildcharakter
der Literatur zu unterstreichen und dadurch den Titel zu erklären, unter wel chem vorliegende Untersuchung steht. Es wird ja hier die Bestimmung einiger definierender Züge der Bilder von dem Sklaven angestrebt, wie sie in den
tamorphosen des Apuleius "gemalt" werden.
Me
Dieser Roman gibt aber bekannt
lich nicht ein Bild, sondern ein Literaturwerk an die Hand, so dass das dort vorkommende "Malmaterial" eigentlich nur aus Wörtern bestehen kann. Auf diese Wi)rter Acht geben, die Art ihres Gebrauches, ihrer Kombinationen mit anderen Satzbestandteilen erkennen, um die Linien nachzuzeichnen, durch welche die .....ormen ihre Konturen und ihre spezifischen Bedeutungen gewin nen - all dies ist unumgänglich, will man dieses literarische Gemälde richtig betrachten. Dieser Sachverhalt wird es wohl auch verständlich machen, dass die vorlie gende Studie über die apuleianio;chen Bilder des Sklaven als eine vorwiegend sprachliche Untersuchung gelesen werden m(ichte. Es geht hier darum, die theoretische Aufmerksamkeit vor allem auf die Weise zu richten, wie Sklaven und andere Wesen, die sich in einem ähnlichen Verhältnis der Abhängigkeit befinden, im Roman des Apuleius sprachlich dargestellt werden. Aus dieser konkreten sprachlichen Grundlage, d.h. aus der Art und Weise, den Sklaven auszusagen, sollen die Elemente eruiert werden, die uns Grundaspekte der Signifikation des Sklaven entdecken helfen werden. Es wird hier alo;o eine spezifisch semantische Untersuchung vorgelegt. Will man noch einmal die Bildwerkmetapher bemühen, so wird hier aufgrund einer sprachlichen Unter suchung versuchsweise eine Visualisierung der Bilder und .....ormen unternom men, durch welche Sklaven und auch andere in einem Abhängigkeitsverhältnis stehenden Wesen im Werk des Apuleius vorgestellt werden. Auch der weitere Rahmen, in welchem die vorliegende Studie als sinnvoll erscheint, darf nicht unerwähnt bleiben. Denn im Hintergrund dieser semantischen Untersuchung
1 2 3
lIoraz de arte poet. 361 . Cnd da.. schon IanAe vor lIoraz anzutreffen ist. Fiir BeleAe vAl . Brink 1 9 7 1 : 386 ff. VAl. z.B. Todorov 1977: 129-48.
14
Einführung
über das Vokabular der Sklaverei steht immer die l<'rage, welche Sklavenvor stellungen sich innerhalb der antiken Literatur behauptet haben und welche Spannungen des antiken Sklaventums durch diese Vorstellungen zum Vor schein kommen. Die Untersuchung soll damit einen Beitrag dazu leisten, die Verfahren aufzuklären, durch welche die Sprache und die Literatur daran teilgenommen haben, das soziale und ökonomische Phänomen der Sklaverei in der Antike in ganz bestimmte kulturelle Signifikationen zu kleiden und es somit zu einem strukturellen Moment der antiken Gesellschaften zu machen.
D a s We rk u n d s e i n Autor Die Metamorphosen - Metamorplwseon libri XI, durch Augustinus auch als A� inus aureus bekannt' - sind das einzige l<'iktion!o'Werk in lateinischer Prosa, welches uns vollständig aus der Antike überliefert worden ist. Im Allgemeinen wird in der l<'orschung 310; Erscheinungsdatum der Zeitraum um (oder wenigs tens nach) 160 n. Chr. angenommen'. Der Verfasser Apuleius war ein phik� sophus platlmi<'lus, ein Literat und Redner, der ca. 125 n. Chr. als Sohn eines duum'V ir in Madaurus in der römischen Provinz Africa pmc)onsularis gebo ren wurde. Nach höheren Studien in Karthago und Athen bereiste er die so phistischen Hauptzentren Kleinasiens, wo er seine Studien der Philosophie und verschiedener anderer Disziplinen vertiefte und sich in verschiedene Mys terien einweihen ließ, wie er selbst es uns in seiner Apologia berichtet hat" Neben mehreren philosophischen Schriften, die Apuleius verfasst hat, soll sich seine Schriftstellerei von Reden über Gedichte und Romane bis zu naturwis senschaftlichen Studien erstreckt haben, was ihn unter anderen Merkmalen 4
V41. Au4ustinus de
18,18. Nach Schwabe ( 1 895: Sp. 250) war die Bezeichnun4 4eschätzten Buches". Die meisten Forscher (u.a. Walsh 1 970: 250: \'an der Paart 1 9 7 1 : 91; Kenne)' 1 990: 20.1; lIarrison 2000: 1 0) datieren die Metam"'7,/lOsen nach der Apolol/fa (Pro se de fIIlllIl' a), also nach der Verteidi4un4srede, die Apuleius 1 5 8/9 in dem Gerichtsverfahren 4ehaIten hat, in welchem er \'on den Familienan4ehöri4en seiner Gattin der Ma,Ve an4ekla4t worden war. Gute zusammenfa.....ende Darstellun4 zum Datierun�roblem der Metamo,."IIO••en mit wei terfiihrender Literatur bei Walsh 1 970: 248-25 1 . Schlam & Finkelpearl 2000: 1 6-20 brin4en den neueren Stand der Forschun4 zu dieser Fra4e. V41. 01'01. 55,8. Trotz der An..pielun4en auf Be4ebenheiten aus dem Leben des Apuleius, die es in den Metamn,."ltoser. 4eben soU (dazu "41. u.a. lIarrison 1 996: 493; Sandy 1997: .1 ff.), stellen aber die rhetoriscben Reden, die A"o/nilla und die Florlda, die reicheren und unbe stritteneren literarischen Quellen zu seiner Bi04raphie dar. Die An4ahen au.. diesen Werken sind durch Auskünfte aus anderen Autoren, insbesondere Au4ustinus zu er4änzen (\'41. dazu lIarrison 1996: 491). dv. ckt
Asinus aureus "nur eine scherzhafte des beliebten,
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6
Das Werk und sein Autar
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(wie z.H. Hochschätzung der griechischen Sprache und Neigung zu alten Vor bildern) eindeutig als typischen Vertreter der zweiten Sophistik ausweist. Uns erhalten und Echtheitszweifeln enthoben sind die rhetorischen \Verli:e Apo!o gia und Florida, der Roman Metamorphosen und der platonische Dämonolo gietraktat De deo Socrans. Allgemein werden auch De mundo und De Platone et eiw; dogmate als authentisch angesehen.7 Die Metamorphosen sind das bekannteste und auch anerkannteste Werk
" des Apuleius. Sie haben auch eher die Untersuchungslust der Forscher her ausgefordert, sie in philologischer, historischer, religiöser und kultureller Hin
sicht auszuwerten. Der Roman ist eigentlich die Bearbeitung eines griechi schen EseL'iromanes, von dem uns unter den Schriften des Lukian ein Auszug unter dem Titel
Onos
erhalten geblieben L'it. Es handelt sich
um
die Icherzäh
lung des Lucius, eines jungen Herrn vornehmer Abstammung, der durch Ma gie in einen Esel verwandelt wird, als Esel viele Abenteuer erlebt, (nach der apuleianischen Fassung) dank der Göttin Isis seine menschliche Gestalt wie dererlangt und sich danach in die Mysterien der Isis und des Osiris einweihen lässt. In diesen Rahmen fügte Apuleius selbständige Erzählungen ein. Zu sei nen bedeutendsten Zusätzen gehören die berühmte Erzählung von Amor und Psyche und die Episode der Isis.· Es könnte nun hier die Frage aufgeworfen werden, aus welchem Grund eine derartige Quelle mit einem derartig skurrilen Inhalt als Grundlage für die Abfassung einer Untersuchung zur antiken Sklaverei privilegiert wird. Doch unter den Fiktionswerken der lateinL'ichen Literatur, die auf uns gekommen sind, behaupten die
Metamorphosen
ihr gutes Recht auf einen Ehrenplatz in
der Aufmerksamkeit der Forscher, die auf der Suche nach einem lebendigeren Bild der kaL'ierzeitIichen römL'ichen Gesellschaft sind. "Few are so near to the ' people, and to life"' ', bemerkt Perl)' zu diesem Roman. Das kann wohl die
Metamorphosen
durch einen traditionell ausgerichteten Altphilologen wie
Perry als ein minderwertiges Werk brandmarken und sie von den "classical and intellectual" Höhen verbannen lassen, doch gerade dies macht sie auch zu
7
R
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Apuleius soll auch uns nicht erhaltene Werke auf Griechisch \'erfa...t haben. Zu.ammenfa.... •endes zur Echtheitskritik der dem Apuleius zugeschriebenen Werke bei Zimmem,an 1996: Sp. 9 1 0-91 4 . • Das Werk i.t weitaus das originellste Wld anziehendste aller Werke des Apuleius" (Schwalle 1 895: Sp. 250), ,.la obra rruiA importante de las que se conservan de Apule�'o" (met. M: XXXVI) . met. IV. 28 - 6, 24 Wld met. XI. "Plot-summary" der Metamorl"lOsetl Buch für Buch bei lIarri.on 1996: 496-500. PelTY 1967: 260.
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Einführung
einem wahrhaften Schatz für Soziologen und Geschichtswissenschaftler. Be reits Ende des 19. Jhs. hat Schwabe die Aufmerksamkeit der Forscherwelt auf den stofflichen Wert dieses Romanes als einen "reichen Schatz von Schilde rungen aller Art"n gelenkt. Die Forschung eines darauf folgenden guten Jahr hunderts hat diese Meinung Schwabes auf das eindrucksvolLo;te bestätigt, wenn man die bedeutende Anzahl der Studien in Betracht zieht, welche die Meta morphosen als Quelle für die Erkenntnis verschiedener Realien (Religion, Recht, Sozialgeschichte, Kunst, verschiedene Aspekte des alltäglichen Lebens usw.) aus der Welt der römio;chen Kaiserzeit benutzt haben. In diesem Zu sammenhang ist auch das Thema der Sklaverei in den Metamorphosen in neueren Studien angeschnitten worden, wie es die eingehende Diskussion im ersten Kapitel des vorliegenden Buches zeigen wird. In der Tat, die apuleianische Geschichte des Eselmenschen ist selbstver ständlich imaginär, deren Atmosphäre jedoch soll realistisch sein. Obwohl hier unter Realio;mus nicht die Reproduktion, sondern die (künstlerische) Darstel lung des Realen zu verstehen ist, kann man über diese Darstellung einen legi timen Zugang gewinnen zu Realitäten, zu welchen uns kein anderer Zutritt gegeben ist als eben dieser. Eine dieser Realitäten der ri}mischen Kaiserzeit, die schwerlich dem heutigen Forscher zugänglich ist, ist das alltägliche Leben der niederen Stände und darunter auch der Sklaven. Die Quellen, die dazu zur Verfügung stehen, sind bekanntlich spärlich und fragmentarisch. Selbst wenn man wertvolle Informationen aus Quellen wie juristischen Texten, Dokumen ten, Grabinschriften oder archäologischen Gegenständen schöpfen kann , so vermissen die l<'orscher doch eine Art Zugang, der ihnen einen wirklichkeit.'i näheren Einblick in das alltägliche Leben der niederen Stände gewährt. Und gerade in dieser Beziehung liegt der unschätzbare Wert des Romanes des Apu leius. Die Spärlichkeit der Quellen, welche uns die Gegebenheiten der antiken Sklavenwelt übermittelt haben, stellt denn auch die Erforschung des antiken Sklavenwesens vor nicht geringe Schwierigkeiten. Garnsey z. B. empfindet dasselbe. Er beklagt, dass die Natur der Beziehungen zwischen Herren und Sklaven im Haushalt uns zum großen Teil unsichtbar ist, denn unsere l<'ähig keit, in den Alltag sowohl heidnischer als christlicher Familien zu dringen, ist sehr eingeschränkt. " Diese Klage wäre sicherlich nicht so unqualifiziert zu hl')ren gewesen, hätte Garnsey in seiner Recherche nicht nur philosophische und juristische, sondern auch filetionale Quellen benutzt. Ein Roman wie die 11 12
Schwabe 11'195: Sp. 250. Garn.er 1996: 1'11'1.
Das Werk und sein Autar
Metamorphosen
17
eröffnet dem Philologen wie auch dem Soziologen und dem
Historiker einen Einblick in das Innere des römischen Familienlebens, und erlaubt dabei auch eine Betrachtung der dort herrschenden Beziehungen zwi schen Herren und Sklaven. Bradleys Studie über Familien und Haushalte in den
Metanwrphosen versucht ja
eben das aufgrund eines mannigfaltigen Be
fundes zu erweisen, und die Liste der Haushalte, die er seinem Aufsatz beifügt, lässt sich leicht erweitern. Dies wird noch aus der DL�kussion im zweiten Kapi tel vorliegender Studie und aus der einschlägigen, in den Anhang verwiesenen Tabelle hervorgehen. Wenn Ehrenberg seinerseits den Mangel an Daten über Solidarität unter Sklaven und über deren Familienleben in den Texten der antiken Komödie bemerkt'"', so bieten andererseits die Metamorphosen dem Forscher verschiedene Zeugnisse des Familienlebens und der Kamerad�chaft lichkeit unter Haus- wie Landsklaven." Das Interesse der
Metamorphosen als
Beleglieferant für die "Realitäten"
des Sldavenwesens liegt jedoch nicht nur in ihrem realistischen Hintergrund, sondern in dem fiktionalen Stoff selbst, welcher das Werk konstituiert. Im ersten Kapitel vorliegender Arbeit soll eingehender dargelegt werden, dass neuere Forschungen - es sei hier erinnert z.B. an Gianotti
1986, Annequin 2000 - die symboli sche Beziehung verschiedener Strukturen der Metamorphosen zu dem Thema 1994
und
1998,
)t'itzgerald
2000
und Hidalgo de la Vega
der Sklaverei zu erweisen versucht haben. Es seien hier insbesondere erwähnt der Parallelismus zwischen dem Esel Lucius und der Figur des Sklaven, die metaphorL�chen Anspielungen auf sklaventypische Beziehungen in der Erzäh lung der Psyche und die Endepisode über die Rehumanisierung des Lucius samt seiner Einweihung in die IsL..mysterien, die einer
manumissio
ähnlich
ist. So könnte selbst das ganze Werk unter dem Blickwinkel des Sklavenwesens interpretiert werden. Und Hidalgo de la Vega behauptet ja auch eben dies unmL�sverständlich:
EI argumcntll dc la novela contado por eI hombrL�!L�nO Lucio es la historia de la Iibertad pcrdida, de la esclavizacilin y de la conquista de una forma distinta de " Iibcrtad iniciatica.
1.1
14 15
vgl. Ehrenherg 1962: 1 70: ,From comedy we leam no more 01 solidarity among slaves than Irom other sourees, although it must often have existed, at least among those helonging to the same household: nor do we get further evidence ahout the personal and family Me of the slavesl.fi. Das "irom other sources" müsste hier re1ativiert werden. vg .•. B. met. vrr. 22-27; vm, 1 5 ; vm, 2 2 ; Vlll, 3 1 ; X, R ff. I Iidalgo de la Vega 2000: 274.
,8
Einführung
Dieser Ansatz ist aber nicht der einzige mögliche 1•. Ein literarisches Werk steht immer vielfachen LeseweL�en offen. Jeder Versuch, es in eine definitive Interpretation zu zwängen, ist reduktionL�tisch und in diesem Sinne verfäl schend, denn die Wahrheit der Literatur kann nur in der von ihr übermittelten Sinnmannigfaltigkeit erschlossen werden. Millar z. B. neigt zu der Ansicht, Apuleius hätte nicht das Ziel verfolgt, irgendetwas zu referieren, sondern "in 17 venting a world in which to set the adventures of Lucius� . Es muss also klar hervorgehoben werden, dass die hier vorgeschlagene Ana lyse einiger Sklavereibelege in den Metamorphosen zu keiner Gesamtinter pretation des Werlies führen will. Wie schon gesagt, der allgemeine Sinn des Werkes ist vielfältig, es kann aus verschiedenen Blickwinkeln interpretiert werden. Fitzgerald z. B. sieht es als eine allegorische Narrative, in welcher das Sklaventum eine Metapher für den moralischen Zustand ist, in den Freie gera ,. ten können, SchIam dagegen als eine Apotheose des göttlichen Geistes über das menschliche Tier. " Beide Aussagen sind insofern wahr, als sie Teilaspekte des \Verkes offenkundig machen, doch falsch, wenn sie dadurch die gesamte Tatsächlichkeit des Werkes zu offenbaren beanspruchen sollten. Es liegt also außerhalb der Absicht dieser Studie, über die wahre Interpretation des \Verkes aL� Ganzen zu spekulieren. Anstatt die Metamorphosen. als ein Werk zu neh men, zu dessen definitivem VerständnL.. die Sklavereischemata den Schlüssel bieten, besteht der hier vorgeschlagene Versuch in dem Zusammentragen von Elementen, welche die Präsenz des Sklavenwesens in dieser Narrative einzu schätzen erlauben, wie es auch immer um deren "wahren Bedeutung" ansons ten bestellt sein mag. Es genügt aL�o hier, folgendes festzustellen: Das massive Vorkommen von Elementen des Sklavenwesens in den MetanuJrphosen macht aus diesem Roman eine unzweifelhaft reiche Quelle zur Erforschung des anti ken Sklavenwesens und zeigt, ,vie diese Institution den Alltag sowie die Vor stellungsweIt der Menschen in der römischen Antike zutiefst durchwaltete. 2"
16
17 18
19 20
Eigentlich enL.tanden die Deutungen, welche die Melam",."hose11 unter dem Gesichtspunkt des Sklavenwesens betrachten, vor relativ kurzer Zeit. Traditioneller sind die Werkinterpre tationen nach seiner religiösen (wie Merkelhach 1962) hzw. platonisierenden ("gI. z.B. Pott le 1978) Bedeutung. Für einen Üherhlick üher die Resultate dieser Ansatze und auch der Studien zum Sklavenwesen in den Metamorplw"en vgl. das erste Kapitel dieses Buches. Miliar 1 98 1 : 74. Fitzgerald 2000, 10.1. Siehe noch S. 9.1: ,An extrnordinary first-person nnrrative ahout the experience 01 servitude as a hea.t of hurden is framed by philosophical und religious me taphors of slnvery". Schlarn 1 992: 1 1 7. vgl. dnzu allgemein Miliar 1981: 74.
Vorbemerkungen
zum
Forschungsstand
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Vo r b e m e r k u n g e n zu m Fo rsc h u n g ssta n d Der Stand der Forschung über die Thematik des Sklavenwesens in den Meta morphosen wird umfassender weiter unten im ersten Kapitel diskutiert. Es ist aber hier auch der Ort, einige Vorbemerkungen dazu vorauszuschicken. Im Fall des antilien Romans ist es kein Wagnis zu behaupten, dass Sklaverei bzw. Unfreiheit in ihm strukturelle Themen sind. Sie liefern nicht nur seinen historischen Hintergrund, sie sind eben auch immanent konstituierende Ele mente des Romanschemas und lassen sich in der Struktur der Gattung und der einzelnen Romane aufzeigen. Neben Unfreiheit.o;situationen wie Gefangen schaft unter Räubern und Piraten gehört die Versklavung zur Motivik selbst der Gattung. Die Romanhelden sind ihr sehr häufig im Rahmen der typischen romanhaften Abenteuerserie ausgesetzt, und zwar unbeschadet dessen, ob sie pathetisch wie in dem lt'all der idealisierenden Romane (z.B. die Ephesiaka des Xenophon von Ephesos) oder komisch wie in den komisch-realistischen Romanen (nach der Art der Metamorphosen des Apuleius) dargestellt wird. Heinen" zählt die Erforschung antiker Romane hinsichtlich ihrer Ergiebig keit für die Thematik der antiken Sklaverei zu den Desideraten des Mainzer Akademieprojektes "Forschungen zur antiken Sklaverei" und bedauert es, dass dieser Gattung bisher noch nicht von der Forschung zur antiken Sklaverei die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Was die Thematik der Sklaverei angeht, ist tat.'!ächlich der Roman im Gegensatz zum Drama und zur Komödie viel weniger untersucht worden. Trotz der grundlegenden Bedeu tung der Thematik der Sklaverei in den Metamorphosen kommen Termini wie seruus, "slave" oder "slavery" z.B. in den Sachregistern der spezifio;ch diesem Werk gewidmeten umfassenden Studien von Walsh (1970) und Schlam (1992) überhaupt nicht vor. Auch in dem sehr umfassenden Forschungsbericht von Schlam und Finkelpearl (2000) verdient die Sklavereithematik in den Meta morphosen keine besondere Erwähnung. Erst seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts io;t die Sklaverei zum et was intensiver studierten Romanforschungsthema aufgestiegen. Dies geschah aber im Kontext der relativ wenig angesehenen Richtung der Forschung, die den antiken Roman als Quelle zur Klärung sozialhistorischer Fragen sieht.22
21 22
vgl. lIeinen 2005: .179. Von den heiden Literaturherichten Schlams geht nur der zweite (Schlam & Finkelpearl 2000, der erste stammt aus 1971) explizit darauf ein (vgl. darin "Apuleius and Social lIisto ry", S. 20-28). Diese Forschungsrichtung entspringt aus der älteren Tendenz der Romanfor schung, im Roman die realistische Kulisse hervorzukehren, was ihn dazu hefähigt, als Quelle für die unterschiedlichsten Forschungen zur hellenistischen Welt henutzt zu werden (dazu
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Einführung
Die Metanwrphosen werden von dieser Forschungsrichtung z.B. dazu benutzt, Fragen zur sozialen Wirklichkeit in den hellenistischen Provinzstädten'·l oder zu den Räubern" zu klären. In dieselbe Richtung gehen Aufsätze, die ver schiedenen, auf Sklaven bezogenen Fragestellungen sowohl sozialer und mate rieller als auch juristischer Natur nachgehen. Einzelheiten zu diesen Ansätzen finden sich unten im ersten Kapitel. Es bleibe aber hier nicht unerwähnt, dass gleichwohl eine voIL�tändigere Untersuchung zum Problemkreis Sklaverei in den Metamorphosen noch fehlt. Parallel zur Realienforschung läuft auch eine die Sklaverei als ein Modell oder Metapher für andere Institutionen'; betrachtende Forschungsrichtung. Die bekannten Untersuchungen zum seru-itium amoris in der Elegie der Au gusteischen Zeit gehören hierher'·. Studien wie Gianotti (1986), Bradley (2000) und Fitzgerald (2000) widmen sich der bildlichen Präsenz der Sklave rei in den Metamorphosen. Kernpunkt aller dieser Studien ist die Figur des Esels als eines Sklavengleichnisses. Die Metamorphosen des Lucius werden unter diesem Gesichtspunkt symbolisch aL� Ausdruck der in der hellenisti schen Welt häufig vorkommenden Versklavung und manumissio'7 und der ganze Roman als eine Geschichte des Falles in die Sklaverei und der Errettung aus ihr'" gedeutet. Wie oben erwähnt, werden somit Verlust und Wiedererlan gung der Freiheit als Hauptthema der Metamorphosen betrachtet.,. In diesem Zusammenhang möchte die hier vorgelegte Untersuchung teils als Fortsetzung des in der Forschung unlängst eingeschlagenen Weges, teil� als einen Beitrag dazu angesehen werden, einige Lücken der philologischen For schung zum Thema der Sklaverei in den Metamorphosen zu schließen und das in diesem Werk herrschende Bild des Sklaven und allgemein der Abhängig keiL'lverhältnisse zu venroIL�tändigen.
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vgl. �fillar: 1981). Pionierarbeit haben hierin die juristischen Studien geleistet, unter denen hier das Werk von Fritz Norden (1912) hervorzuhehen ist. vgl. z.B. Schlam: 19 71 : 21 if. Riess: 200l . Fitzgerald 2000: 1 1 . Z ur Topik des serult-Ium amor!.. i n der elegischen Dichtung vgl. L�."e 1979. I m ersten Kapitel vorliegender Arbeit soll auch auf diese Topik spezilisch in den Metamorphose.. des ApuleitL' zurückgekommen werden. Fitzgerald 2000: 87 Cf. Bradley 2000b: 1 23 . Gianotti 1986: 1 1 Cf.
Methodisches
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Meth o d i s c h e s Obgleich die Forschung bisher schon einige verdienstvollen Studien meist im Bereich der Sozialgeschichte (z.B. über die Rechtsproblematik in Romanen wie die Metct11wrphosen) aufzuweisen hat, werden die allgemeinen Konse quenzen der erzielten Resultate in der Forschung, wie es Riess wohl bemerkt hat, nirgends gezogen: "Immer noch harren die antiken Romane also darauf, '' als 'neue' Quellen im Bewusstsein der Althistoriker etabliert zu werden"' . An der Wurzel dieser Ausweglosigkeit scheint ein methodisches Problem zu lie gen. Die überkommene \,reise, das in einer historischen Quelle vorliegende Material zu betrachten, ist als Ansatz für eine fiktionale Quelle in der Regel unbefriedigend. Sie lässt es als einen Mangel der Quelle erscheinen, was eher als ein Mangel der VorgehensweL'!e in der Behandlung dieser Quelle L'it. Will der Forscher einer "zunehmenden Etablierung des Romanes als Gegenstand der historisch-philologischen Quellenkritik"" nicht unwillkürlich entgegen wirken, so wird von ihm eine spezielle Rücksicht auf methodische Fragen er wartet. Studien wie die von Spranger (191-54) über das Sklavenwesen in Plautus und Terenz oder wie die von Riess (2001), welche die Metamorphosen als Quelle zur Erforschung des antiken Räuberwesens nimmt, stellen wertvolle Versuche dar, einen methodischen Ansatz zu finden, der eine adäquatere und auch prä zL'iere Erfassung der in einer fil,tionalen Quelle anzutreffenden historischen Information erlaubt. Sie machen etwa aufmerk.'!arll auf die Notwendigkeit, im Hinblick auf die Erlangung verlässlicher Forschungsresultate die Glaubwür digkeit der fiktionalen Quelle dadurch zu verifizieren, dass sie sie "in einem möglichst großen Umfang"" mit anderen Quellen Imntrastieren. Dieser Ansatz hat einerseits den Vorteil, der historischen Forschung einen abgesicherteren Zugang zur Fiktion zu öffnen, andererseits aber vermag er kaum das geringe Ansehen der fiktionalen Quellen als Lieferanten sozialgeschichtlicher Informa tionen zu verbessern. Das Verfahren, die Spreu der literarischen Phantasie von dem \:lleizen der historischen Information zu sondern, läuft im Grunde auf eine Bestärkung der Idee hinaus, fiktionale Quellen wie der Roman seien doch unverlässlich, seien doch voller T ücken, die dem unberatenen Geschichtswis senschaftIer zum Verhängnis werden können. Das schwerwiegendste Problem der kontrastiven Vorgehensweise scheint in der ihr zugrundeliegenden Voraussetzung zu liegen, dass die fiktionale Quelle 30 31 32
Rie•• 2001 : 26 f. Ries. 2001 : 27. Ries. 2001 : 27
22
1.
Einführung
prinzipiell unglaubwürdig ist und 2. von sich aus kein Wahrheitskriterium an
die Hand gibt, so dass sie ständig anband anderer, "verlässlicheren" Quellen zu kontrollieren ist. In diesem Sinne scheint diese Methode weniger sich für die fiktionale Quelle einzusetzen als sie abwehren zu wollen. Visiert man bei dem Angehen einer fiktionalen Quelle lediglich die Ansammlung punktueller histo ri."cher Informationen an, so wird ein quellenkontrastives Vorgehen sicherlich von Nutzen sein. Beabsichtigt aber der .....orscher, die fiktionale Quelle sozusa gen danach abzuhören, was sie mit all ihrer Phantasie über den studierten Gegenstand zu sagen hat, so muss er über die Gegenüberstellung von literari scher Phantasie und "wahrhaft" hi."torischer Belege hinausgehen. Er muss seine Aufmerksamkeit auf den ganzen Text richten in dem Bestreben, seine Natur al" solche zu verstehen und zu respektieren, ohne dem Hang nach zugeben, durch Sezierung aus dem Text nur das herauszuklauben, was unter einem besonderen äußerlichen Standpunkt dienlich ist. Obwohl die vorliegende Studie ein wesentlich sozialgeschichtliches Thema anschneiden wird, folgt sie keinem histori."chen Ansatz. Die ....rage . nach der rein hi."torischen Glaubwürdigkeit der Daten, die aus der Quelle gewonnen werden können, stellt sich hier nicht. Das quellenkontrastive Verfahren wird hier nicht praktiziert. In der Perspektive einer semantischen Studie, wie sie hier vorgeschlagen wird, ist es eher angebracht, das fiktionale Material auf der gleichen Ebene zu betrachten wie das histori."che Material, da nun die Daten hier einmal ihren Wert nicht aus ihrer Geschichtlichkeit beziehen, sondern aus ihrer ....ähigkeit, . Sinn zu machen. Behält man das im Auge, so ist der hier zu verfolgende Ansatz einfach. Es geht mit einem Wort darum, vor dem Text eine kontemplative Einstellung einzunehmen und eine urteilende und diskriminie rende Einstellung zu meiden. Aus dieser Sicht kann das Dienliche überall im ' Text angetroffen werden, denn auch die Phantasie i."t voller Wahrheiten: " Nur muss man sie zu lesen wissen. Und dazu ist es nötig, jeden Ausschnitt des Tex tes, jede seiner Aussagen als signifikativ zu fassen. Jedes Datum aLL" dem Text, unabhängig von der Möglichkeit des Erweises seiner Geschichtlichkeit oder nicht, unabhängig selbst von seiner phantastischen Absurdität, will etwas besagen, etwas, was einen vollen Sinn für seine Leser machte, etwas, was Teil eines kollektiven Bewusstseins, einer gemeinsamen "langue" war und also eine soziale Dimension besaß. Die vorliegende Arbeit beleuchtet demnach nicht die (faktische) Wahrhaf tigkeit, sondern die (soziale) Signifikation der (realistischen wie phantasti-
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\'41. Rie.o;.. 2001 : 349: "dass jede fiktionale D3J'!Itellun4 Realität enthalt, so dass auch ein tiktionaler Text einer historischen Fragestellung zugänglich ist" .
Zu den DarstellungsschriHen der Arbeit
23
schen) Elemente zum Sklavenwesen im Text des Apuleius. Wer Signifikation sagt, der sagt im Fall eines Textes Sprache, und diese ist hier spezifisch als Schriftsprache zu verstehen. Zur Herausfindung der Signifikationen welche die Belege zum Sklavenwesen im Text des Apuleius enthalten, sind die von dem Text gebotenen Sprachelemente (Termini, Syntagmata, Sätze) zu untersu chen. Schließlich sind es diese Sprachelemente und weiter nichts, die dem Leser den Sinn der im Text vorkommenden Daten zum Sklavenwesen er schließen und dadurch ihre soziale Dimension offenbaren. Es müssen demzu folge untersucht werden die Art und Weise des Gebrauches dieser Elemente, die Verbindungen, die sie untereinander eingehen, die Wortwahl des Autors, die rhetorische l<'unktion, welche diese Elemente im jeweiligen narrativen Kontext ausüben usw. Es wird hier u.a. der Versuch einer Grundlegung dieser kontemplativen Vorgehensweise in der Behandlung von sprachlichen Belegen für das Sklavenwesen in einem fiktionalen Text gemacht. Die vorliegende Un tersuchung ist al'iO zu einem gewissen Teil auch ein methodischer Versuch mit dem Ziel, die sich auf das Sklavenwesen beziehende Elemente der Wirklichkeit der römischen Welt nicht durch den Enveis ihrer l<'aktizität zu eruieren, son dern durch das Verständnis dessen, was diese Institution für die Menschen jener Welt bedeutete, wenigstens für diejenigen Menschen, denen Werke wie das des Apuleius bestimmt waren. Dieser Weg ist vielleicht riskanter und wohl unsicherer als derjenige, auf dem man nach der Unbedingtheit der faktischen Wahrheit sucht. Aber warum sollte man ihn nicht beschreiten? Er wird uns sicherlich eine neue Landschaft eröffnen und unser Bild von dem Sklavenwe sen in der Antike bereichern. Diese kontemplative Vorgehensweise soll hier beispielhaft versucht werden. Aus den unzähligen sprachlichen Daten zum Sklavenwesen, die es in den Me tamorphosen des Apuleius gibt, werden hier als Untersuchungsgegenstand die Arten der Bezeichnung gewählt, mit denen Sklaven und andere gleichartige abhängige Leute und Wesen im Laufe des Textes erscheinen. Ziel ist dabei das Verständnis der Signifikationen, die in den Metamorphosen dem Sklaven, spezifischer: dem taL'iächlichen Sklaven oder dem Als-ob-Sklaven zugeschrie ben werden. Die Darlegung soll in drei Kapiteln erfolgen, deren Inhalt nun kurz anzugeben ist.
Zu d e n Da rste l l u n g s s c h riHen d e r Arbeit Abgesehen von der Untersuchung der Figur des Esels Lucius als eines Skla vengleichni'ises, auf welche die Forschung nach der Studie von Gianotti (1986)
24
Einführung
unlängst wieder aufmerksam geworden ist (z.B. Annequin
1998,
Bradley
2000, l<'itzgerald 2(00), sind Studien, welche das Sklavenwesen in den
morphosen
Meta
betrachten, selten und eher punktuell. Eine umfassendere Sich
tung des MateriaLo; über Sklaverei, das die
Metamorphosen sei es als "imagina
tive presence" , sei es aLo; ein realio;tisches Element bietet, steht immer noch aus. Das erste Kapitel dieses Buches möchte eine möglichst umfassende Be standesaufnahme der Sklavenwesenproblematik im Roman des Apuleius dar bieten. Ausgangspunkt wird dabei eine Diskussion über die Ergebnisse der l<'orschung zu dem sozialökonomischen sowie ideologischen und literarischen Hintergrund sein, vor dem sich die im Werk erzählte Geschichte abspielt und der für die dort vorkommenden Bestimmungen des Sklavenwesens den Rah men abgibt. Nicht nur die Relevanz der Problematik des Sklavenwesens im Roman des Apuleius soll angesprochen werden, sondern auch die Unterschied Iichkeit der Ansätze, aufgrund derer diese Thematik in diesem Text erkundet werden kann, und zwar sowohl als ein zur Realität der römischen Kaiserzeit geh(irendes Element aLo; auch als eine Metapher, die andersartige Wirklichkei ten auszudrücken vermag. Dadurch wird hoffentlich genügend erwiesen, dass der Roman des Apuleius für die Erforscher der antiken Sklaverei im Allgemei nen und im engeren Rahmen der vorliegenden Untersuchung als eine der Ver wertung würdige Quelle zu gelten hat. Aus den Darlegungen dieses ersten Kapitels wird hervorgehen, dass die in den
Metamorphosen
vorkommenden Sklavenbilder eher aus insbesondere
sozialgeschichtIich, philosophisch, religionswissenschaftlich oder literarisch orientierten Ansätzen heraus einer Untersuchung unterzogen worden sind. Die dadurch erzielten Resultate der l<'orschung müssen denn auch hier gebührend gewürdigt werden, und sie sollen auch nach M(igIichkeit in den im dritten Ka pitel gebotenen Kommentar zu Stellen aus den
Metamorphosen eingearbeitet
werden. Unbeschadet dessen haben sich jedoch wenige Studien der Aufarbei tung des Materials gewidmet, aus dem diese Bilder bestehen. Dieses Material besteht, wie schon gesagt, aus Wörtern. Eben den Wörtern wird sich also in dem zweiten und dritten Kapitel dieser Arbeit unser Augenmerk zuwenden. Man muss sich hier eben ständig vor Augen führen, dass der Sklave, dessen Bild zu erkennen angestrebt wird und der in einem literarischen Werk wie die
Metamorphosen "lebt" , ein
Konstrukt aus Wörtern ist. Unter den Wörtern, die
das Konstrukt des apuleianischen Sklaven konstituieren, wurden aLo; allgemei ner Gegenstandsbereich der vorliegenden Untersuchung die Termini ausge sucht, die Sklaven und weitere in einem ähnlichen AbhängigkeitsverhäItnis stehende Wesen bezeichnen.
Zu den Darstellungsschritten der Arbeit
25
Kernstück des zweiten Kapitels ist eine möglichst umfassende Bestandes aufnahme der Terminologie, die in den lvIetamorphosen Sklaven und das ab hängige Personal im Allgemeinen bezeichnet. Am Ende dieses Kapitels wird der aus dem Text gewonnene terminologische Fundus unter semantischen Gesichtspunkten zusammenfassend in einer Klassifikation geordnet präsen tiert. Der Erarbeitung dieses Fundus ist der ganze zweite Teil des zweiten Kapi tels gewidmet. Es muss auch erwähnt werden, dass die Besonderheiten eines fiktionalen Textes der Durchführung einer solchen Bestandesaufnahme unter schiedliche methodische Schwierigkeiten in den \"leg stellen. Zu diesen Schwierigkeiten sind hier vorab einige Anmerkungen zu machen. Die Schemata des Sklavenwesens prägen den Roman des Apuleius grundle gend. Sie erscheinen jedoch auf zwei semantischen Referenzebenen. Zum einen kommt Sklaverei in den 1Hetamorphosen auf der eigentlich denotativen Ebene etwa in Situationen zur Sprache, in denen wirkliche Sklaven bzw. Her ren in der Romanhandlung auftreten. Zum anderen lässt sich in dem Werk eine bildliche oder konnotative Bedeutungsebene der Sklaverei feststellen. Das bedeutet, dass Termini, die Sklaven bzw. Herren und die Beziehungen zwi schen beiden anzeigen, auch bildlich verwendet werden zur Kennzeichnung von Wesen, die keine Sklaven sind, und von Beziehungen, die nicht zwischen Sklaven und Herren stattfinden. Diese semantische (mindestens) Zweischichtigkeit der Verwendung der Termini, die im Text Sklavenwesenhaftes anzeigen, haben es als sinnvoll er scheinen lassen, zunächst in einem ersten Teil des zweiten Kapitels theoreti sche und methodische Grundfragen zu klären, um daraus die Anhaltspunkte zu gewinnen, die für die in dem eigentlich analytischen Abschnitt zu leistende Behandlung der Terminologie nützlich sein können. In diesem Eingangsteil des zweiten Kapitels werden Fragen angeschnitten wie die Beziehung zwischen Fiktion und Realität, das semiologisch Problematische an der Definition des Sklaven rein nach seinem juristischen Status, das Problem des sprachlichen Signifikates und seines kulturellen Wertes sowie auch die Frage des Unter schiedes zwischen Zeichen und Referent. Im Anschluss an die semiologische Forschung und an die strukturelle Linguistik bzw. Semantik soll dort auch kurz das Problem des Zeichensignifikates erörtert werden. Diese theoretischen Ansätze sollen hier für die Analyse fruchtbar gemacht werden. Dabei geht es um die ganz bestimmte Frage, wie der Gebrauch der auf das Sklavenwesen bezogenen Termini in einem Fiktionswerk wie die Metamorphosen des Apu leius relevante Züge eines bestimmten Sklavenbildes manifestieren kann. Es soll hier zunächst aufgrund einiger Teilaspekte dieser sprachwissenschaftli-
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Einführung
chen Ansätze ein methodisches Verfahren herausgearbeitet werden, dass in Bezug auf die genannte Frage Ergebnisse zu erlangen verspricht, die sonst der F'orschung entgehen würden und ihr auch zum Teil schon entgangen sind. Es handelt sich dabei nicht darum, die vorliegende Untersuchung einer ganz be stimmten Richtung innerhalb der semiologischen oder sprachwL'Isenschaftli chen F'orschung zu verschreiben . Es geht einfach darum, aus dieser Forschung und namentlich aus der LinguL<;tik einige Grundbegriffe zu übernehmen, die das Problem der Signifikation z . H . der in einem literarischen Text vorkom menden Termini über Shlaverei so zu behandeln erlauben, dass sich der ein schlägigen F<>rschung dadurch neuartige Resultate und insbesondere neuarti ge Gesichtspunlite erschließen, die auch künftig ihre Früchte werden tragen können. 1m dritten Kapitel wird die eigentlich semantische Analyse vorgelegt. Aus dem Terminifundus, der aus der im zweiten Kapitel vorgenommenen termiß() logischen Bestandesaufnahme besteht, wird hier zur eingehenden Behandlung als eine Art 1"orschungsbeL<;piel der Terminus gebräuchlicher und
/
seruus
gewählt. Zur Darlegung
oder ungebräuchlicher semantischer Aspekte, die mit
dem Shlavenwesen zusammenhängen, verspricht die eingehende Analyse dieses Terminus in den
Metamorphosen
unmittelbar von :-.lutzen zu sein. Es
könnte hier wohl alternativ eine Art stichprobenartiges Verfahren erwogen werden, dessen Intention eigentlich darin bestünde, nur einige unter allen Belegen von allen shlavenbezeichnenden Termini im Text des Apuleius zu untersuchen. Anstatt dessen wird hier jedoch dem Vorgehen der Vorzug gege ben, das analytische Verfahren auf alle Belege eines einzigen Terminus zu konzentrieren. Es wird durch die Hoffnung getragen, aus dem hier zugrunde gelegten methodischen Verfahren ein möglichst vo!L<;tändiges Resultat über den genannten Terminus zu erzielen. Dadurch wird auch der Forschung ein analytisches Modell an die Hand gegeben, das künftig auch auf andere shla venbezeichnenden bzw. auf das Sklavenwesen bezogenen Termini angewendet werden kann, die es im Text des Apuleius oder in anderen Texten der antiken Fiktionsliteratur gibt. Aus den im ersten Teil des zweiten Kapitels dargelegten theoretischen Über legungen ergab sich für den hier verfolgten Zweck die Notwendigkeit, die se mantischen Korrelationen des ausgewählten Terminus im Kontext des Satzes bzw. einer kleinen Menge von Sätzen zu beobachten, die sich an der jeweiligen Stelle in der näheren Umgebung des in "'rage stehenden Terminus befinden. Das so bestimmte sprachliche Umfeld eines Terminus ist konkret identifizier bar. Es steckt auch die Grenzen ab, innerhalb derer die semantische Analyse
Zu den Darstellungsschritten der Arbeit
27
des Terminus präziser durchgeführt werden kann. Aus den Korrelationen zwi schen dem Terminus seruus und den anderen Termini, wie sie sich im Satzzu samm enhang eines jeden Vorkommens von
senms
zeigen, ist eine Zeichen
menge zu bestimmen , die in jedem Vorkommen des Terminus
seruu.o;
dessen
Signifikation umschreibt. Dieses Verfahren soll es erlauben, für den Terminus
seruus allgemein etablierte Assoziationen zu überprüfen und auch neue Asso ziationen zu entdecken. Es wird sich aus dem hier vorgeschlagenen Verfahren ergeben, dass dadurch neue semantü;che Züge des Terminus an den Tag kom men, die in den bisher üblichen terminologischen Untersuchungen der ein schlägigen Forschung normalerweise keine Erwähnung finden. Es sei jedoch bemerlit, dass der hier angestrebte Ansatz eher pragmatisch, und d.h. auch kontextbezogen ist. Deshalb werden Diskussionen über die lexikalü;che Bedeu tung des Terminus
seruus
(seine morphologischen oder etymologischen As
pekte, seine lexikalische Definition usw.
)" nicht besonders in Erwägung gezo
gen, denn diese Bestimmungen sind kontextunabhängig. Diese lexikalischen Aspekte werden im dritten Kapitel aber insofern manchmal zur Sprache kommen müssen , als sie mit Aspekten des pragmatischen Signifikates des Ter minus Beziehungen aufweLo;en, oder wenn die in der hier vorgeschlagenen Analyse erzielten Resultate mit den ErgebnLo;sen der bisherigen Forschung zu vergleichen sind. Eine Endzusammenfassung Lo;t für dieses dritte Kapitel vorgesehen. Die Re sultate der Analyse eines jeden Vorkommens des Terminus
seruus
werden
begrifflich geboten, um im weitesten Sinne die Ideenassoziationen zu kenn zeichnen, die dieser Terminus im Text des Apuleius evoziert. Das all gemeine Ziel der semantischen Analyse, die in diesem Kapitel durchgeführt wird, be steht also darin, im konkreten Gebrauch der Sprache selbst bestimmte Aspek te der Bilder bzw. Vorstellungen über Sklaven herauszuarbeiten, die sich in den Signifikationen des zu analysierenden Wort...chatzelementes niederge schlagen haben. Zum Schluss eine Bemerkung zu einer Voraussetzung der vorliegenden Ar beit. Man könnte auch hier von dem bekannten Zwiebelprinzip reden, dem das Verfahren dieser Analyse verpflichtet ist. Es wurde von F. R. Firths Idee der ineinander geschachtelten Kontexte inspiriert, in denen der Satz integriert ist. Diese Schlüsselbestimmung verbindet die Kontexttheorie des Signifikates mit der kulturalistischen Tendenz der SprachwLo;senschaft ihrer Zeit und später der semiotischen Untersuchungen. [<'irth z . B . vertritt die These, das Signifikat einer Aussage sei nur aus der Analyse einer Reihe Kontextualisationen zu ver-
34
Wie z.B. hei Ben\'eniste 1 932 und Rix 1 994: 54 ff.
28
Einführung
stehen. Oiese Reihe erschöpfe sich aber nicht im Aussagekontext ( "context of utterance"), sondern umfasse auch den Sprechsituationskontext ( "context of situation � ) und weitere implizierte Kontexte,
context within contcxt, each onc hcing a function, an organ of a higger context, ,; and all contcxts finding a place in what might hc called the context of culture. Dass ein Terminus sozial unterscheidbar und also signifikant für die umfas sende Gemeinschaft der Sprecher einer Sprache sei, L'it eine Bestimmung, die nur aus seiner Einbeziehung in einen besonderen Kulturkontext ( "context of culture � ) ersichtlich wird. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Erforschung der Signifikate eines bestimmten Vokabulars dem SprachwL'Isenschaftler so wie auch dem Anthropologen oder Geschichtswissenschaftler Gesichtspunkte erschließen, die für das Verständnis der Kultur, innerhalb derer dieses Voka bular benutzt wird, genauso relevant sind wie die ErgebnL'ise der Erforschung der materiellen oder sozialen Seite derselben Kultur. Oie Idee, welche der vorliegenden Studie zu den sklavenbezeichnenden Termini in einem bestimm ten literarischen \Verk zugrunde liegt, lautet also: Es lassen sich Spuren einer Kultur sozusagen als Niederschlag im Sprachmaterial eines innerhalb dieser Kulturwelt produzierten Textes ausmachen, welcher Natur auch dieser Text ansonsten sein mag. Man muss sich nur entsprechend auf Spurensuche bege ben in Sätzen, Sprechsituationen, Textabschnitten
USW. ,
um aus ihnen die
signifikativen Artikulationen dieser Spuren aufzeigen zu können.
II s'cnsuit quc la ruche future dc la semiologie cst hcaueoup moins d'ctahlir des lexiques d' ohjcts que de retrouver les artieulations que les hommes font suhir '6 au red.
35 36
Firm 1957: 32. Barthe. 1 985: 53.
S klaventum in d en Metamorp hosen d e s Apul eius Ein Ü b erb lick L a fiction e t l a realite s'articulent de fal}on a ce que rune vaille comme horizon de l'autre: le monde apparait comme horizon de la fiction et la fiction comme celui du monde. (Stierle
1979: 313)
Im vorliegenden Kapitel wird ein möglichst umfassender Überblick über die auf das Sklaventum bezogenen Elemente geliefert, die sich in den
phosen
Metamor
des Apuleius vorfinden. Dies wird aufgrund hinlänglieher Belege den
Reichtum dieses Textes als Quelle für die Erforschung der antiken Sklaverei zeigen und dabei auch seine Wahl als Gegenstand dieser Studie rechtfertigen. Bisher hat die I"orschung immer nur besondere Seiten der Präsenz des Skla venwesens in diesem Roman herausgegriffen, und eine vollständigere Über sicht über diese Frage steht immer noch aus. Es bietet sich hier nun die Gele genheit, diese Zusammenfassung dadurch zu versuchen, dass aus den wichti geren Publikationen zum Thema der Sklaverei im Roman des Apuleius die Resultate der I"orschung durchgemustert werden. Gleichzeitig sollen im Ver lauf dieses Berichtes auch einige eigene Beiträge beigesteuert werden. Uas Hauptziel dieser Uarstellung über das Thema des Sklaventums in den
Metamorphosen
ist zu zeigen, dass die Wirklichkeit des Uienen.'i in diesem
Roman mannigfaltige }<'unktionen ausübt. Sie verankert die Fiktion in der Welt des "Wirklichen" , sie dient auch dazu, das tiefe Band der Hingabe bzw. der freiwilligen Unterwerfung eines Gläubigen an bzw. unter seinen Gott oder eines Geliebten an bzw. unter seine Geliebte auszudrücken, sie fügt den Ro man des Apuleius in den Kontext philosophischer Diskussionen und in die Romanthematik ein, die unter den Zeitgenossen des Apuleius "un large hori zon d'attente'" fand. In der Tat, nicht nur die Fülle realistischer Uaten, sondern auch die Phantasieelemente und der metaphorische Gebrauch der Terminolo gie, die sich in den
Metamorphosen
auf die Sklaverei beziehen, sind dazu
angetan, die Aufmerksamkeit des Philologen wie des Geschicht'l\vissen schaftIers auf sich zu ziehen. }<'iktion und Realität sind in diesem Werk zur Herstellung einer alle Sklavenhaltergesellschaften wesentlich bestimmenden Tatsache konzertiert, nämlich dass Schemata der Sklaverei diese Gesellschaf-
Annequin 1 997: 1 1 9.
30
Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
ten strukturell durchtränken und das materielle wie mentale Leben der darin befindlichen Menschen zutiefst prägen.
A. Rea H a Bowie und Harrison haben i n einem Forschungsberichtartikel von einer }<'or schungstradition gesprochen, welche den antiken Roman zur Aufhellung ver ' schiedener Aspekte der antiken Gesellschaften heranzieht. Die zeitgenüssi sche Forschung hat nämlich relativ oft Studien vorgelegt, welche den Roman des Apuleius trotz einiger Einschränkungen als ein - wie es bald zu sehen sein wird - sehr realistisches Bild des Lebens einstufen lässt, wie es sich im 2. Jh. n. ' ehr. im rimIi'lchen Kaiserreich abgespielt hat: Wie es in der Einführung zum vorliegenden Buch schon gesagt worden ist, hat schon Schwabe Ende des 19. Jhs. in dieser Beziehung den stofflichen Reichtum der Metamorphosen wegen der "Schilderungen aller Art", gelobt. Die neuere }<'orschung hat tatsächlich üfters schon darauf hingewiesen, dass das ganze Ambiente, in welchem die phantastische Geschichte des Eselmen schen (sei es in seiner griechischen Version, sei es in der Bearbeitung des Apu leius) vor sich geht, ein sehr realistisches Bild der Bräuche vermittelt, welche ' die Gesello;chaft der griechi'lchen und rümischen Kaiserzeit kennzeichnete . Die offensichtliche Fiktionalität der Handlung der
Metamorphosen
hat viele
}<'orscher nicht davon abgehalten, diesem Werk als Quelle für das Verständnis vieler Aspekte der sozialen Wirklichkeit in der rimIio;chen Kaiserzeit und dar unter auch der Sklaverei ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Die Hauptaspek te, denen die }<'orschung ihre Aufmerksamkeit geschenkt hat, sollen nun in den folgenden Ausführungen zusammenfassend gewürdigt werden.
2 3
4 5
Bowie & lIarrison 1 993: 1 65 il. Es seien hier schon vorwe4 als Beispiele u.a. en\'ähnt Bowersock 1965 . welcher die Meta marphosen als QJtelle zur Eriol'!lChun4 des Provinzleben.. im Thes..ruien des 2. Jh. heran zieht, und Bradley 20003. der dasselbe Werk benutzt, um ein Bild der Familienmuster dieser Zeit zu 4ewinnen. V41. Schwabe 1 895: Sp. 250. "The fanta..tic metamorpho..is oi the Alls takes place a4ainst a literat)· backdrop that is 3 realistic portrayal of contemporat)· social practice.. with a reaIistic precision", schreibt 1Ia11 1995: 50 in Bezu4 auf den Onos des Pseudo-Lukian. Da...oelbe würde für die Version des A puleius 4elten, dazu v41. z.B. Schlam 1 992: 1 0 .
Realia
1.
31
Religion
Die religiösen Aspekte sind wohl diejenigen, die am meisten von der traditio nellen Forschung zu den
Metamorphosen
untersucht und diskutiert worden
sind. Als Orientierung seien hier die klassischen Werke von Scazzoso und Merkelbach
(1962)
(1951)
erwähnt, welche die Bedeutung des apuleianischen
Romanes für die Erkenntnis der antiken Mysterienreligionen oder sogar direkt als ein "Mysterientext"" unterstreichen. Anknüpfungspunkte an das Thema der Sklaverei gibt es wenige, aber nicht unbedeutende auf diesem enormen Gebiet innerhalb der apuleianischen Fürschung' . Es sei hier vor allem die I<'ra ge des Knechtdienstes im Isiskult angeführt, die von verschiedenen For schern H, darunter auch von Merkelbach 0 angesprochen worden ist. Merkelbach versucht den Erweis zu erbringen, dass die gemeinhin von den Hauptfiguren des antiken Romanes erlebten Begebenheiten und darunter auch der " knech tische Dienst" (laut der deutschen Bezeichnung für das, was von dem I sispriester in
met.
XI,
15,.1 seruitium genannt wird)
zum Isisweiheritual gehö
ren würden.'" Die Frage der Beziehung von Sklavenwesen und Isiskult in den
phosen
Metamor
taucht auch unter einem etwas anderen Blickwinkel in der jüngeren
I<'orschung auf. Es seien hier besonders Annequin" und Fitzgerald12 genannt. Sie verweL"en auf das bemerkenswerte Vorkommen des Vokabulars über Skla venwesen bzw. Freilassung im Prozess der Einweihung des Lucius in die Isis mysterien, ein Punkt, auf den noch zurückzukommen sein wird. Auch das Verhältnis der
Metamorphosen
zur Thematik des Christentums wurde schon
zur Genüge erforscht, wie es der Forschungsbericht von Schlam und I<'inkel-
6
7 8 9 10
11 12
l:mfassende hihliographische Forschungsherichte üher religionshewgene Themen hzw. Interpretationen der Melatlwrphosen für den Zeitr-..um . von 1 938 bis 1 9 7 1 bei Schlam 1 9 7 1 : 295 f., für den Zeitraum von 1970 his 1998 bei Schlam & Finkelpearl 2000: 78-99. Die Forschungsherichte von Schlam 1971 und Schlam & Finkelpearl 2000 berücksichtigen diese Anknüpfungspunkte der Religion an die Sklaverei nicht. Für IIinweise vgl. Versne1 1990: 91 Anm. 1 7 7 . Versnels Studie diskutiert atL,führlich diese Seite des Isiskultes (S. 72-95), auf welche weiter unten zurückzukommen sein wird. vgl. :\Ierkelbach 1962: 30 (in Bezug auf die Melamor"lwsen) et pa.•.�lm (in Bezug auf weitere Werke der antiken Romanliteratur), "gI. auch S. 343 (Register s. v. ,Knechtdienst"). Merkelbach 1962: 30, den Passus met. XI, 1 5 ,3 kommentierend: Quid /alrones, quidferae, quid serullium, quid a''1,err/ morrum llinerum ambl1lle.. recfprocae, quld mem. mom. co rfdia'Ule �faliae Fortuna l'�fuu. 1n tule/am !am re<.>eptu.. es Forrunae, ..ed uldentL•. An anderer Stelle spricht er aber direkt von "Sklavendienst": , . . . Lehen und :\Iysterium. Ernied rigende Arbeiten, ja Sklavendienste gah es in heiden" (S. 55). Annequin 1 996: 191 f. und 1 998: 1 23 f. Fitzgerald 2000: 111 ff.
32
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
pearl zeigt.,., Was das spezifische Thema der Sklaverei angeht, sei hier in dieser Beziehung besonders Jt'itzgerald" genannt, der auf frühere Ergebnisse der Arbeit von Bowersock zurückgreifend" einen Paralleli'lmus zwischen der Ge schichte des Lucius und der Jesu sieht, nthe god who humbled himself to take a new form, became a slave and a human (Philippians 2.6-7), suffered, died and rose from the dead" ' ·.
2 . Recht Die meisten relevanten Bezüge auf die Realitäten des Sklavenwesens in den Metamorplwsen finden sich naturgemäß in den Untersuchungen, welche aufgrund dieses Werkes die rechdichen und sozialgeschichdichen Seiten des Sklavenwesens in der römischen Kaiserzeit beleuchten. Juristisches hat früh die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Vor allem die Studie von Jo'ritz Norden (1912) hat es sich zum Ziel gesetzt, das Werk des Apuleius insge samt und insbesondere die Metamorphosen al'l Quelle zur Erkenntnis des römi'lchen Privatrechtes auszuwerten. Beträchdich später erschienen zwei gewichtige Studien. Summers ( 1964) legte einen ausführlichen juristischen Kommentar zu den Metamorphosen vor, und Blanquez Perez (1986) hat in sozialgeschichdicher Ausrichtung die Jo'rage des Deliktes bzw. des Strafrechtes im Roman des Apuleius behandelt. Elster (1991 ) versucht die Verweise des Apuleius auf rechdiche Bestimmungen durch einen Vergleich mit römischen Rechtstexten der Zeit zu klären. Keulen ( 1997) geht einen anderen Weg: Die verschiedenen Rechtsbegriffe und rechdichen Metaphern, die in den Meta morphosen anzutreffen sind, müssen nach ihm eher im Licht der das Werk in sich befassenden literarischen Tradition und insbesondere als plautini'lcher Widerhall verstanden werden.'7
13 14 15
16 17
SchJam & Finkelpearl 2000: 89-99, nur VeroffentIichun4en von 1 970 bis 1 998 erfas..end. Fitz4erald 2000: 1 1 2 ff. . Bowe....ock 1994: 1 08 ff. , welcher di e i n den Meta77lOrphoRet. vor4enommene Identiiizie run4 de.o Aufe....tehun4.themas mit dem I,osd/mnlum unte....ucht, ein juristischer termin .... techntcus, der die Restitution der Rechte eines freien Mannes an den römischen Bür4er be zeichnet, der im Krie4e 4efan4en und also nach römischem Recht ve ....klavt worden war. Fitz4erald 2000: 1 1 4. Als be.onde.... interes.oant für die Fra4e de.o Sklavenwesens V41. die Ausführun4en zu Termini wie manellJatlo, add/ctlo und uadfmtmlum (Keulen 1997: 2011-21 3), die in den Metamar I,llOsen metaphori.ch 4ebraucht werden, sowie zum Be4riff des matrlmo ..fum ·I .... tum und zum Terminus ",lUn .... in der Erzählun4 der Psyche (Keulen 1 997: 2 1 3-226). Auf den Auf satz Keulens i.t 41eich zurückzukommen. Zur komischen Funktion der Rechtstermini in den Metamorphose .. V41. auch Maehler 1 98 1 .
Realia
33
Diese Studien befassen sich alle mit verschiedenen Seiten des römio;chen Sklavenwesenrechtes, da mehrere Szenen des Romans zur Diskussion dieses Problems herausfordern. Das Buch Nordens widmet den rechtlichen Fragen über Sklaven und Halbfreie im \Verk des Apuleius ein Kapitel'" und lässt den Reichtum der
Metanwrphosen
in diesem Zusammenhang besonders klar
hervortreten. Auch der Aufsatz von Blanquez Perez
(1987) L"t
hier zu erwäh
nen, denn er behandelt ebenfalls Rechtsfragen zum Sklavenwesen in den
tamorphosen. '
"
Me
Die Autorin versucht darin durch eine Untersuchung der Ro
manszenen, in denen Straftaten begehende Sklaven auftreten, den Erweis zu erbringen, dass die dort beschriebenen Arten der Strafe in der Regel sehr realistisch die statusgebundenen sozialen und rechtlichen Ungleichheiten widerspiegeln, die bekannterweLo;e in der Zeit des Apuleius bestanden. '"
3 . Wi rtschafts- u n d Sozialgesch ichte Auch als Quelle zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der römio;chen Welt wurden die
Metamorphosen
herangezogen. Wie es M iliar formuliert, "for the
historian, the Golden Ass depict.'l levels of social and economic life which the vast mass of surviving Classical literature simply ignores" " . Miliar versucht zu zeigen, dass das in den
Metamorphosen
dargebotene Material ein lebendige
res Verständnis der schon aus anderen historischen Quellen der Mitte des
2.
Jh. n. Chr. bekannten sozialen Muster erlaubt. Unter diesen Mustern versteht Miliar z . B . die Funktionen und Verhaltensweisen der lokalen Aristokratien, die römischen Recht.werfahren, die Verschiedenartigkeit der antiken provinzialen Wirt.'lchaft usw. Im sei ben Sinne hat auch Mason
(1983)
die imaginäre Figur
des Lucius dazu erkoren, reale Strulituren des sozialen Status und der Sitten in der römischen Eliten Nordafrikas zu veranschaulichen . Ifie und Thompson haben aufgrund von BeLo;pielen aus den
centia, ordo, IR 19 20
21
"wealth" ,
origo,
Metamorphosen
Begriffe wie
munifi
Statussymbole, Beredsamkeit und Erziehung
vgl. hesonders Norden 1 9 1 2 : 69-90. Vgl. BI:inquez Perez 1 9R7: 125-1.10. Die Frage war weniger wniassend und unspeziI'ischer in ihrer Dissertation hehandelt worden, "gI. Bl:inquez Perez 19R6: 2Rl i., 4 7 1 fi. el "as.�lm. .En cuanto a la desigualdade juridica. las Melamorfo..t.. ret1eja [ . . . ] rasgos particulares deI sistema legal que son c\aramente discriminatorios y dependen deI status. Esta desigualdad de lure se pone de manillesto en las penas, que eran direfentes segtin el status social deI reo. corno sucede en el ca..o de la mujer deI decurion que comete panicidio ayudada por sn es<> lavo de dote: ella es condenada al destierro y el esclavo al patJ1,u1o" (Btanquez Perez 19R7: 1.10). Zu der von Blanquez Perez erwähnten Szene vgl. mel. X, 2-1 2 und den Kommentar zu den Sätzen 10 und 1 1 im dritten Kapitel des vorliegenden Buches. Miliar 19R1: 74.
34
Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
analysiert und festgestellt, dass Apuleius die Komplexität der zeitgenössischen sozialen Haltungen gut veranschaulicht." Unter den Statussymbolen, auf wel che die Metamorphosen und auch die Apologie Bezug nehmen, ließe sich etwa der Besitz von (vielen) Sklaven, Freigelassenen und Klienten hervorheben.'" Ähnlich könnte auch das reiche, auf das Sklavenwesen bezogene Material des Romans ausgewertet werden. \Vallon hat in seiner zuerst nen Histoire de
1847 erschiene l 'esclavage dans l Antiqu ire einen bedeutenden Vorstoß in die '
historiographische Behandlung der Sklaven in der Dichtung und insbesondere der Komödie unternommen. " M it Beispielen aus den
Metamorphosen
hat er
manches aus der alltäglichen Realität des Sklaven in der römischen Welt zu illustrieren versucht'; . Obwohl sich die Romanhandlung in den griechischen Pmvinzen Achaia und Makedonien abspielt und das Material der
phosen
Metamor
zum großen Teil aus einer griechischen Vorlage stammt, sind sich
verschiedene Forscher darin einig, dass die im Roman des Apuleius geschil derte Welt wesentlich römisch ist und eher Institutionen (Recht, öffentliche Verwaltung, Militärwesen usw. ), Bräuche und \\'erte der römischen Gesell schaft der Kaiserzeit reflektiert. ,. In sozialgeschichtlicher Hinsicht besteht der große Reiz dieses Romans dar in, eine in der Literatur des Kaiserreiches selten vorkommende Darstellung des Lebens niederer Schichten zu bieten . " Verarmte Landbesitzer, Kolonen, Handwerker, Diebe usw. , aber besonders Sklaven kommen darin vor. Sklaven und andere
humiliores
sind
als
eine Gegebenheit
sine qua non
der sozialen
Wirklichkeit der antiken Welt immer Bestandteil der Umwelt, die allgemein in den antiken Romanen, und zwar auch in den idealisierenden griechi'ichen Romanen dargestellt wird.' · Doch das Unterschiedliche der Metamorphosen ist darin zu erblicken, dass die Welt der Sklaven und der Unterschichten hier nicht nur
als
Hintergrund fungiert, sondern sozusagen im Rampenlicht steht,
denn die Hauptfigur der Geschichte gehört dieser Welt an .
22 23 24 25 26
27 28
Ifie & Thonlp.on 1977/1978: 34. Ifie & Thompson 1977/1978: 30 mit Verweis aufmec. II, 2 und apol, 93. So Spranger 1984: 9: ,Wallon unterscheidet kawn zwischen Theater und Wirklichkeit", Wlter Verweis auf WaIIon 1847: 234 fi. WaIIon [ 1 84 7 1 1 988: 385 Anm. 5 (Verkauf von Sklaven auf dem Markt), 478 Anm. 5 (Skla venarheit auf dem Feld), 501 Anm. 1 (Pri\�legien einiger wertgeschätzterer Sklaven) u,a. Dazu vgl. z.B. Miliar 1 98 1 : 63; Bradley 2000a: 290 fi, Wld 2000h: 122; IIidalgo de la Vega 2000: 273, Zwn Römischen in den juristischen AnspielWlgen Wld Zitaten in den Metamar pIlOsen vgl. Elster 1 99 1 . vgl. Blanquez Perez 1 987: 120. Dazu vgl. Scarcella 1 996: 233 i,
Realia
35
Schon die Handlung des Romans erzwingt den Einstieg in die Welt der Un terschichten. In EseLo;gestalt muss ja der Protagonist Lucius seinen Alltag mit einfachen Leuten und darunter auch mit Sklaven teilen. Dadurch kann er sie nicht nur näher betrachten, auch viele der Spannungen, die seine Gefährten in ihrem alltäglichen Leben zu ertragen haben, muss er nun selber über seine Eselshaut ergehen lassen.,. Unzählige Erscheinungen von Sklaven im Haushalt (z. B. met. II, 19,3 ; VIII, 26,5-6; X, 13,3-7 ff.), auf dem Land (z.B. met. V II, 15,1 f.; IX, 36-38), als Entlaufenen (met. V III,15,1 - VIII, 23,3), vor Gericht (met. III, 8, 5-7; X, 7,5 ff) oder als SchwerstarbeitVerrichtenden (z.B. in der Mühle met. IX, 12) sowie von anderen humiliores bzw. Leuten in relativer oder gänzlicher Abhängigkeit"" lassen auch durch die literarische Phantasie hindurch deutlich Züge erkennen, welche die soziale Realität der Unterschich ten in der römio;chen Welt des 2. Jh. n. ehr. geprägt haben dürften'''. Muster der Haushalt.o;formen, der Arbeitsausbeutung, der Beziehungen zwischen Her ren und Sklaven oder der sozialen und juristischen Stellung der Sklaven, wie sie in den Metamorphosen begegnen, entsprechen vielfach denen, die durch Material aus nicht-fiktionalen Quellen geschichtlich bezeugt sind.'" Bradley (2000a) hat gezeigt, dass Vieles aus den in den Metamorphosen vorkommenden Ii'amilienstrukturen, die ja auch Sklaven umfassen, mit Daten übereinstimmen, die aus anderen historischen Quellen wie Inschriften, Werke der Agrarliteratur, Zensus usw. gewonnen werden können. Er zieht daraus den Schluss, dass "if Apuleius stories, as stories, are sensationalistic, their social and demographic context is undeniably authentic"·'·'. Der Quellenwert des Wer kes würde darin beschlossen liegen, dass es über das übliche Ji'amilienleben seiner Zeit vieles aussagt, was die geschichtliche römi'lche Erfahrung erfasst.... Und es sei hier hervorgehoben, dass die Metamorphosen uns nicht nur das
29 .10
.11 .12
.1.1
.14
"Der in einen Esel "erwandelte Lucht.o kommt in die Hände der verschiedensten Herren. So lernt er alle Verhältnisse von innen kennen" (Merkelbach 1 962: .1.18) . Z.B. \'on Dieben (met. 111, 28 i.), Tagelöhnern (met. IX, 5-7), Kolonen (met. vm, 1 7-18,.1), Armen (met. IX, .15,2 ff.), einfachem Volk (met. IV, 14,.1), Handwerkern (met. IX, 24-25), Freigela...enen (met. X, 1 7 , 1 f. ) . Dazu \'gl. Miliar 1 981 : 6.1 und Bowie & Harrison 1 99.1: 1 60 . Cher Haushall.formen in den Metamor"/IO••en \'g!. Bradley 2000a: 28.1 ff. , über Arbeitswelt der Skla,-en und Abhängigen vg!. z.B. Fick 1978: 86 ff. und llidalgo de la Vega 2000: 2n ff. he •. 282, über die Rechl.lage der Sklaven nach Belegen aus den Metamof'Jlltosen "orden 1 9 1 2 : 69 ff. und Blanquez Perez 1987: 125 ff. Bradley 2000a: 294, ,-gI. auch seine Bemerkung, das.. "the hou.oehold world of the [ Roman Egyptian I census returns appears to be ba.oically the same as the hou.oehold of the Meta mOf'Jl/lo..e.." (S. 294) . Bradley 2000a: 28.1.
36
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
J"amilienleben gehobener Schichten zeigt, sondern auch einen in der antiken Literatur seltenen Einblick in die Familienverhältnisse einfacher Leute wie " · Handwerker oder Tagelöhner' und, was noch seltener ist, Sklaven" verschafft. Damit fällt auch die Behauptung Ltitoublons weg, dass kein antiker Roman auf das lt'amilienleben der Volksschichten oder der Sklaven Bezug nehme, eine Behauptung, welcher er dann die Bemerkung angefügt hat, dass "il ne faut evidemment pas faire reproche aux romanciers de I'Antiquite de n'avoir pas accompli une evolution qui a attendu j usqu'au dix-neuvieme siede, de n'avoir 1 pas ere Balzac, Hugo ou Zola,,· 7 . Damit scheint Ltitnublon sowohl den griechi schen
Onos aLo; auch die Metamorplwsen vergessen zu haben. Nimmt man die humiliores sowie auch der
vielen Belege zum Familienleben verschiedener
Land- und Haussklaven in beiden Romanen (doch besonders in dem apuleiani schen) in Betracht, so wäre es zur lt'e ststellung einer solchen "evolution" nicht nötig gewesen, so viele Jahrhunderte zu warten. Bldnquez Ptirez hat verschiedene Begebenheiten in den Metamorphosen mit dem Ziel untersucht, die diskriminierende Seite des römischen Strafrech tes hauptsächlich in Sachen Sklavenbestrafung hervorzukehren:'· Sie hat fest gestellt, dass auch in diesem Punkt Apuleius eine wirklichkeitsnahe Schilde · rung seiner Zeit bietet:' Schta,iermann und Hidalgo de la Vega sind der Mei nung, die Beschreibungen des Landlebens und der Bauern in den
phosen,
Metamor
zumaI der auf dem Lande anzutreffenden sozialen Konflikte und Ab
hängigkeitsverhältnio;se, stellen ein vielseitiges Spiegelbild der ländlichen '·
Wirklichkeit Afrikas dar, also derjenigen Provinz, aus der Apuleius stammte.
Die Metamorphosen, so Hidalgo de la Vega, legen davon Zeugnis ab, dass schon Ende des
2.
Jh. das in Afrika verbreitete ökonomische Modell nicht
mehr durch mittelgroße, vorwiegend Sklavenarbeit in Anspruch nehmende Landgüter geprägt wurde, sondern eher durch Großgrundbesitz - mit einer Arbeitermasse, die aus Kolonen und abhängigen Bauern bestand." Neuerdings
35 36 37 38 39 40
41
Vgl. met. lX, 1 4-3 1 ; VIII , 5-7 . Vgl. met. vn, 1 5 ,3; vn, 26,4 ff.; VIII , 1 7 ,5; VIII , 22; VIII , 3 1 ; X, 8,2 ff. Letoublon 1993; 20 Anm. 1 1 . Vgl. Bhlnquez Perez 1987: 125 ff. Bhlnquez Perez 1987: 1 .H . vgl. Schtajermann 1964 : 188 ff. und IIidalgo de la Vega 1 986: 4 7 f., die S . 5 4 bemerkt, der Roman de.o Apuleius sei eine wichüge literarische Quelle für die historische Erkenntni.o der damals in Afrika herrschenden Eigentum.,,·erh.ältnisse. vgl. auch Charles-Picard 1959: 54. I lidalgo de Ia Vega 1 986: 5 7 . Um die Bildung des Grollgrundbesitzes und die mit ihm ein hergehenden Konflikte zu veranschaulichen, en\'ähnt sie (vgl. IIidalgo de la Vega 1986: 56) die in den Metamor"/IO••en (doch nicht im griechischen 0.108) anzutreffende Episode des armen Kleingrundhesitzers (pau"er dominus), welcher durch seinen reichen und präpoten-
Realia
hat Hidalgo d e l a Vega z u zeigen versucht, dass Apuleius in den
sen
37
Metamorph(�
eine metaphorische Vorstellung der sich verändernden Welt der zweiten
Hälfte des
2. J hs.
bietet, eine Welt, in der alles aufgrund der Sklaventums- und
allgemein der Abhängigkeitsverhältnisse gemessen, gedacht und beurteilt wurde. " Das Werk würde demnach soziale Änderungen erfassen wie die Krise des Munizipalwesens, den Niedergang des Sklavenwesens zusammen mit der Tendenz, die Landkolonen in die Abhängigkeit zu drängen - Änderungen, welche schon zur Zeit des Apuleius im Gange waren und die sogenannte Krise der späten Kai'ierzeit im 3. Jh. präludieren." Viele sozial ausgerichtete Untersuchungen zu den
Metamorphosen
versu
chen, Apuleius' ideologische Tendenz aus seiner Klassenzugehörigkeit zu " bestimmen . Apuleius erscheint demnach bald als ein Repräsentant der Aris tokratie und ihrer Interessen, bald als ein Autor, der zur Verteidigung der nie deren Schichten bereit ist. Der Roman scheint in der Tat beide Thesen zu stüt zen . Hidalgo de la Vega z . B . erblickt in Apuleius einen klaren Vertreter der Stadtoligarchien, zu denen er auch gehörte. Als solcher stellte sich Apuleius der Vorherrschaft der Großgrundbesitzer entgegen, welche große Landflächen bestellen ließen, eine diffuse Masse Sklavenarbeiter und abhängiger Kolonen beherrschte, sich den
mune-ra
entzogen und die Institutionen der Stadt ge
ringschätzten. Apuleius würde auch diejenigen Mitglieder der Stadtoligarchie kritisieren, die u.a. durch die Vernachlässigung ihrer Pflichten die Stadt poli tisch schwächten . • ; Was die Haltung Apuleius' gegenüber der Sklaverei betrifft, so versucht Hi dalgo de la Vega sie mit den stoischen Ideen, eine mildere Behandlung der
42 4.1
44 45
ten Xachharn, Besitzer von ""',I/'IOS el beatos u,wos, expropriiert wird (mel. IX, .15-.18). Aus derseihen Episode haue Charle.rPicard ( 1959: 54) den Schluss gezogen, Apuleius hringe dadurch seine Sympathie für die enteigneten Bauern zum Ausdruck - eine typische Haltung der munizipalen Oligarchien, die sich durch die Verhreitung der Latirundien hedroht sahen. IIidalgo de la Vega 2000: 286. IIidalgo de la Vega 2000: 286 mit dem I1inweis, diese vor sich gehenden An derungen wür den von den Zeil/lenossen und auch Apuleius wohl eher unhewuss t registriert. V gl. auch 1Ii dalgo de la Vega 1986: 47-58. l:nterden anderen sozialen Themen, die in den MelarrUlrpllO sen vorkommen und von der Forschung hehandelt worden sind, finden sich die KinderalLq setzung ("gI. Kudlien 1989) und das Räuherwesen des 2 . .Ths., letzteres eingehend hei Riess 200 1 , der in den Metamorphosen ,die detailliertesten Räuherdarstellungen der gesamten antiken Üherlieferung" (S. 24) sieht. Schlarn & Finkelpearl 2000: 2.1 stufen die meiqten dieser Studien als ,.semi-Marxist in ap proach" ein. IIidalgo de la Vega 1986: .12, "gI. IIidalgo de la Vega 2000: 285. Zur Begriindung dieser These rekurriert sie nehen dem de Platone und der ApolO,l/ta auch auf die MelarrUlrphoset, (vgl. z.B. S. 26 fi. und 55 rf.).
38
Sklaventum i n den Metamorphosen des Apuleius
Sklaven zu vertreten, in Verbindung zu setzen, wie sie z.B. bei Seneca zu lesen sind.' · Hidalgo de la Vega zufolge: [ S"neea [ no arneaba la esclavitud en si misma, ni sc Tebclaba contra los easti gos de los esclavos, simplesmente exhortaba a los seUOTes a que no irrirnsen a sus esclavos exeessivamentc para que estos no adoptasen posturas de fueT"�a contra Sus dueuos. En este sentido, expTesaban senuillamentc una forma de " dominio mas flexible eon una finalidad politiea eoneTern.
Dass diese aus deI' Stoa stammenden Ideen im Laufe des 2. Jhs. das römi"che Recht beeinflusst und zur Einführung von Gesetzen beigetragen haben, welche die Rechtslage der Sklaven verbesserten, ist eine von der Forschung schon anerkannte Tatsache. Sie hat übrigens zu einer Polemik Anlass gegeben. Vogts Ansicht, die Rezeption stoischer Ideen in Bezug auf Sklaven sei auf Impulse der Humanität zurückzuführen, wurde von F'inley mit dem Argument zurück gewiesen, die mildere Behandlung der Sklaven sei der praktisch motivierten Intention zu verdanken, die Konflikte zwischen Herren und Sklaven zu ent schärfen und dadurch das System des Sklaventums zu stabili"ieren.'" Hidalgo de la Vegas Ansicht, diese Ideen wurden aus prakti'lchen Gründen sozialer Sicherheit schon im Laufe des 2. Jhs. soweit akzeptiert, dass sie zu Teil der Ideologie der munizipalen Oligarchie wurden '0, enveisen sie in dieser Be ziehung als Anhängerin Finleys. Diese "Ideologie" würde sich in Szenen aus den Metamorphosen kundtun, in denen Sklaven als Opfer grausamer Behand lung dargestellt werden.'" Hidalgo de la Vega meint aber, in Apuleius Wider sprüche anzutreffen zwischen dem, was er sagt, dass er ist - d.h. also der von ihm vertretenen Ideologie -, und seinen tatsächlichen Handlungen. Er würde die Ideologie seiner sozialen Schicht in Bezug auf die soziale Organisation und die Abhängigkeitsverhältnisse annehmen, doch gleichzeitig mehr oder weniger wie die Großgrundbesitzer handeln, welche die Grenzen ihrer Latifundien zu 46 47 48 49
50
vgl. Seneca "1'. 47,13: Vlue cum seruo cle,ne"ler, collitter quoque, el t" semlO"em mus ootcle el f" cOIL.lllu", el t" cotlufulum. IIidalgo de la Vega 1 986: 40. vgl. Vo�t.. 1 953 und Finley 1964: 33 ff. IIidalgo de la Vega 1986: 40, übereinstimmend mit Schtajermann 1964: 59, für welche die Stoa zur offiziellen Ideologie der Antoninenzeit wurde und die Verschärfung der Kont1ikte zwischen Sklaven und Herren die letzteren in den Ideen Senecas über das Sklavenprohlem eine mögliche Lösung für die Kont1ikte erhlicken Iiell, die U.a. die Stahilität der Stadt unter minierten. vgl. IIidalgo de la Vega 1 986: 41 mit Verweis auf mel. vm, 22 (ein ehehrecherischer Sklave wird von seinem Herrn willkürlich mit einem schrecklichen Tod hestraft) und mel. LX, 1 2 ,.14 (�fühsal der Sklaven an der Mühle, wo sie halhnackt und mit wunden Leibern ,,�e La..lliere malträtiert werden).
Realia
39
erweitern bestrebt waren und sich von ihren stadtgebundenen Interessen lö " sen wollten. Diese Widersprüche, welche in der Gesell�chaft des 2. Jhs. vor handene KonfliI,te abbilden, hätten der Autorin zufolge unbe"''1lsst auch das Werk des Apuleius durchdrungen. Die Widerspruche bestünden darin, dass die Stadtoligarchen die Existenz einer auf der Stadt gegründeten und das Ge meinwohl fördernden sozialen Organisation ideologisch rechtfertigten, doch diese OrganLo;ation durch Handlungen wie übermäßige Erweiterung des priva ten Grundbesitzes (was zur Expropriation und Abhängigkeit der armen Kolo " nen führte) und Zurückziehung aus den öffentlichen Ptlichten autlockerte. Blänquez Perez betrachtet Apuleius als jemanden, welcher den Ungerech tigkeiten seiner Zeit nach dem vorwiegenden Brauch der zeitgenössL�chen Gesellschaft ironisch und pessimistischs., gegenübersteht. Sie zeigt, dass in den meisten Straftaten, die in den
Metamorphosen vorkommen,
die Strat1o
sigkeit absolut ist und Figuren aus allen sozialen Schichten betrifft, adlige Oligarchen (z . B. Lucius) und kleine Landbesitzer sowie Sklaven und andere
humiliores.
Apuleius mache in diesem Rahmen die Unfähigkeit der Justiz
lächerlich. In den seltenen Fällen, in denen Rechtsinstitutionen eingreifen, seien die Anschuldigungen oft falsch oder die Straftaten inexistent. 54 Durch diese Kritik einer ungerechten sozialen Wirklichkeit (mit ihrem Machtmiss brauch, Unterlassung der öffentlichen Ptlichterfüllung usw.) zeichne Apuleius eine Lage, die einen " randel erheL�che, obwohl sich im Roman keine Figur sei es aus Interesse oder Unvermögen dafür bereit erklärt, ihn durchzuführen. " Z u den unzähligen a n Sklaven verübten Gewalttaten i n den
Metamorphosen
bemerkt Blänquez Perez''' sie würden weder von dem Erzähler des Romanes noch von irgendeinem seiner Figuren als ungerecht präsentiert. M ilIar spricht andererseits von einer "Sympathie" des Apuleius für Figuren, die verarmt
wären und / oder aus den Unterschichten kämen. '7 Fick ist in dieser Beziehung radikaler. Sie erblickt in Apuleius einen Kritiker der kaL�erzeitlichen Ord nungs. und einen klaren Verteidiger der "petit gens", darunter auch der Skla-
51
52 5.1 54 55 56 57 SR
IIidalgo de la Vega 2000: 285 giht als Beispiel, dass Apuleius zusammen mit seiner Gattin Pudentilla. einer Groilgrundhesitzerin, einen neuen Landstrich erworhen (apol. CI, 4,7) und seine Ehe auf der Land,illa gefeiert hätte, um sich den in der Stadt dafür "orgesehenen Mlentlichen Feierlichkeiten zu entziehen. IIidalgo de la Vega 1 986: :n u.a. und 2000: 285 fl. Btanquez Polrez 1987: l : n . Blanquez Polrez 1987: 1.10 f. So Blänquez Polrez 1987: 1.10. vgl. Blanquez Polrez 1987: 1 2 4 11. Miliar 1981: 65 f. Fick 197R: 94.
40
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
ven. Apuleius hätte insofern unter dem Einfluss der damals herrschenden Vorurteile gestanden, als er in den von den
Metamorphosen nicht die artes Iwnestas artes sordidae unterschieden hätte, und nach der Art Senecas würde
Apuleius die Dignität des Sklaven durch die Anprangerung der "iniquires d'un ordre social indifferent a la misere"'" vindizieren. Welche Stellung man auch immer zu der Ideologie des Apuleius allgemein oder spezifisch über das Sklavenproblem nehmen möchte, es muss bei dieser DLo;kussion unbedingt ein Punkt in Betracht gezogen werden, der in den Unter suchungen, welche die
Metamorphosen als sozialgeschichtliche Quelle
benut
zen, meLo;t ignoriert oder ungenügend berücksichtigt wird. Es handelt sich
um
das Problem der " narrative voices" , ein Problem, das die fundamentale Studie von Winlder
phosen
1985
klargestellt hat. Dieses komplexe Problem in den
Metamor
lässt alle Spekulationen über ideologische Tendenzen ihres Autors
zumindest als ein kniffliges Unterfangen erscheinen. In dem Text der
morphosen
Meta
eine ideologische Filiation des Apuleius ausmachen zu wollen,
würde von dem Forscher die Fertigkeit erfordern, die Aussage des Ich Erzählers Lucius von dem zu unterscheiden,
was
man als eine Rede des Autors
Apuleius identifizieren könnte. Die Schwierigkeit würde sich aber nicht nur in dieser an sich schon genügend komplizierten Unterscheidung erschöpfen. Sie würde noch durch die für die
Metamorphosen
charakteristische Polyphonie
erhöht, d.h. durch das Vorkommen verschiedener anderer narrativer Stim men, welche die Aufgabe, inmitten so vieler Interferenzen die "Stimme " des Autors Apuleius sauber zu empfangen, noch komplexer gestalten. So manche "Widersprüche" , welche einige (i'orscher in den Haltungen des Apuleius in den
Metamo'rphosen zu
bemerken meinten, sind wohl eher Folgen des mehrstim
migen Zusammenspielo; der narrativen Stimmen als ideologische Inkohären zen des Autors. Das Problem, die Ideologie des Autors behutsam zu betrach ten, verlangt von dem Forscher bei jeder untersuchten Stelle ständige Auf merksamkeit auf die pragmatischen Fragen der Sprechsituation (wer spricht? für wen? in welchem Zusammenhang? mit welchem Zweck? usw. ). Es ist auch zu berücksichtigen, dass trotz etlicher in der Forschung oft be merkten Übereinstimmungen"" der Biographie des Lucius mit der Biographie
59 60
Fick 19711: 96. Schwabe (11195) henutzte Lehensdaten des Lucius in den Metamorplw..en als Belege für die Biographie des Apuleius (vgl. 2.B. Sp. 246). Besonders mit autohiographischen Daten verse hen ware das 1 1 . Buch: "In diesem Schluss tlicht A. mancherlei Züge seines eigenen Lehens ein" (Sp. 250). Moreschini 19711: 12 f. tut dasselbe. vgl. Sandy 1997: .1 If. (ür eine Liste bi<> graphischer Affinitäten zwischen Lucius und Apuleius. Literatur zu den Metamnrl'lwse" als .semi-autohiographical" bei Schlam 197 1 : 2117 f. und Schlam & Finkelpearl 2000: 1 6-20.
Realia
41
des Apuleius Lucius nicht einfach ein Doppelgänger des Apuleius ist. Der Au tor der Metanwrphosen zeichnet die erzählende Figur des Lucius auf eine klar ironische Weise. In diesem Sinne gibt es eine kritische Distanz zwischen Autor und Erzähler. Diese Distanz muss auch berücksichtigt werden, will man in den Episoden, die von Lucius erzählt werden, nach Zeugnissen für die ideologische Verortung des Apuleius suchen. Wollte man Z.H. die von Lucius erzählte Szene der Sklaven bei der Mühle·' zur Begründung der These heranziehen, Apuleius hege Sympathie für die niederen Schichten ·' , so wäre davon auszugehen, dass eben Lucius diesen dramatischen Blick (momentan) auf die Sklaven wirft, und zwar ein Esel-Lucius, den Apuleius u.a. dem Gelächter preisgeben will.'" In der vorliegenden Arbeit soll kein Versuch unternommen werden, die i deologische Linie des Apuleius in der Sklavenfrage herauszuarbeiten. Es fehlt hier der Platz für eine umfassende narratologische Analyse, welche die dazu nötige Voraussetzung wäre. Aus der Untersuchung einiger Ausschnitte aus den
Metamorphosen sollen im dritten Kapitel dennoch einige dort auftretende Sklaven"bilder" umrissen werden. Doch es wäre missverständlich, in ihnen unmittelbar einen :\liederschlag der Ideologie des Autors erblicken zu wollen. Sie sind nicht unmittelbar eine Aussage des Apuleius, sondern seiner Figuren, meist des Lucius, des Ich-Erzählers des Romans. lt'ür die Zielsetzung der vor liegenden Arbeit genügt die Feststellung, dass diese Bilder in einem Werk vor kommen, das für ein Publikum bestimmt war und die also einen Sinn hatten für die Leser, die ja unabhängig von der besonderen ideologischen Linie des Autors eine konkrete soziale Dimension besaßen . .. Der hier geäußerte Vorbehalt gegen eine Erörterung der Ideologie des Apu leius will nicht die Tragweite der oben angeführten Studien schmälern. Sie haben den Wert der Metamorphosen als ein wahres hL"torisches Dokument beleuchtet, welches den Geschichtswissenschaftlern reichhaltige Zeugnisse
61 62
6.1
64
vgl. met. LX, 1 2-1.1. So z.B. Fick 1978: 87 f. und 94. Zu dem kruden Realismus der Mühlenszene mel. IX, 1 2-1 .1 und zu den poetischen Strategien des Apuleius, die Xot der dort arheitenden Sklaven anzu prangern, vgl. noch Fachini Tosi 199 1 : 1 69 "1 passi m. Zu den Spannungen zwischen auclor und actor in dieser Szene vgl. I1ijmans e t al. 1 995: 1 66 rr. ad loc. vgl. Winkler 1 985: 289 zur Frage, oh der Autor seinen Erzähler ironisch behandelt. Walsh 1968: 148 hatte schon suggeriert, das Spiel mischen Lucius und dem auclOr wäre eine Selhstironie des Apuleius: Die Figur des Lucius würde den leichtgläuhigen, auf :>Iagie neu gierigen und den sinnlichen Lüsten ergebenen A"uletu.� 'luueflL� darstellen, der \'on dem auclor, dem Literaten und Priester des Äskulap A"ulelu.� senior persifliert \\ird. B....ldley 2000h: 1 2 2 : .it conveys a sense 01 contemporary social structures and general social a.�sumptions".
42
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
über Gegebenheiten und Probleme liefert, die mit dem Sklavenwesen der anti ken Welt eng verflochten sind .
B . I m a g i n a ri a Unfreiheit bzw. Sklaverei hat i n den
Metammphosen nicht nur eine hi.'itori
sche, sondern auch eine imaginäre oder symbolische Dimension. Dies wurde von einigen I"orschern als ein zentrales Thema des Werkes angesehen. So in terpretiert z . B . Gianotti die Geschichte des Eselmenschen als
la storia deUa Iibertit perduta, anzi di Iibertit presunte, che si risolvono nei lorn contrari, fino a marchiare la realtit fisica dd prntagonista, oo!>'tringendolo a un torrnentoso itinerario di ri'ialita aUa condizione umana e di conquista di un di verso genere di "libertit " :' Laut l<'itzgerald mache Apuleius aus dem Versklavungsprozess seine "primary metaphor"", eine �arrative über den sittlichen Verfall und die religiöse Bekeh rung zu komponieren. Ist die Metamorphose des Lucius prima faL'ie die Ge schichte eines zeitweilig in l<'orm eines Lasttieres lebenden Menschen, so ist sie auch auf symbolischer Ebene, so Bradley, "a story of a fall into and eventual rescue from slavery,,·7 . Die strukturierende Präsenz der Sklaverei in den Me
tamorplwsen, so Annequin, durchdringt im Roman alle Verhältnisse, die des Tieres zu seinem Besitzer, des Geliebten zu seiner Geliebten und selbst des Eingeweihten zu seinem Gott." Tatsächlich fehlen in dem Werk nicht Beispiele von Unterwerfungsverhält nissen, die so manche Seite der Sklavenbeziehungen in der antiken Welt wenn nicht realität"mäßig, dann wenigstens auf der Ebene der VorsteUung evozie ren. Bereits zum Auftakt des Romanes wird der Händler Socrates von einer Hexe verführt, dann seiner Güter, seiner l<'amil ie, seines Vaterlandes und sei ner physischen und moralischen Kräfte beraubt, um am Ende bei einem Jo'luchtversuch von der Hexe getötet zu werden. ... Die Hauptfigur des Romanes, der Esel Lucius, ein mit Menschenseele begabtes Lasttier, welches ständig schwerster Arbeit und Misshandlungen ausgesetzt ist und im Laufe der Hand lung mehrmals durch Kauf den Besitzer wechselt, lässt sich eindeutig als ein
65 66 67 68 69
Gianotti 1 986: 1 2 . Fitz4erald 2000: 93. Bradley 2000h: 123. V41. u.a. Annequin 1 998: 89 fC. met. J. 6-1 9.
Imaginaria
43
groteskes Gleichni� menschlicher Knechtschaft fassen . '" Auch seine Rehuma nisierung durch Eingriff der Isis gegen Ende des Werkes und die anschließen de Mysterieninitiation erfolgen nach dem Schema der Abhängigkeitsverhält nisse und könnten als einer manumissio analog verstanden werden. 7 1 Dieses Thema, der Esel Ludus
als
Gleichni� des Sklaven, wurde von der Forschung
privilegiert und wird weiter unten in diesem Kapitel einen Abschnitt bean spruchen. Hier genügt der Hinweis darauf, dass das Sklavenwesen in den
Me
tamorphosen auch symbolisch zentral ist. 1 . Psyc he " Die Welt der Sklaverei prägt auch d i e lange Erzählung von Psyche , die Apu leius der Geschichte eigens hinzugefügt hat und im griechischen
Onos
nicht
vorliegt. Die von Amor verschleppte Tochter aus einem Königsgeschlecht ver liebt sich in ihren Entführer und wird dadurch sowie durch ihre Neugier eine der Venus. 7., Psyche wird dann von Venus wie eine jugitiua verfolgt, " bekommt die Härte von deren Herrschaft und dabei auch Folter zu spüren,
aneilla
muss schwierige, von ihrer grausamen Herrin auferlegte Aufgaben lösen und 5 wird zuletzt durch Jupiters Gnade befreit und zur Götterwürde erhoben. 7 Die Parallele zwischen Psyche und Ludus betrifft auch die Sklaverei. Merkelbach hat sie bemerkt: "Die Geschichten des LucilL� und der Psyche sind einander in den Grundzügen sehr ähnlich. Ludus ist ein Diener der lsis, Psyche eine Die nerin der Venus,, 7•. Nach Fitzgerald besteht zwischen Ludus und Psyche ein Strukturzusammenhang, der auf die Tatsache der Untenverfung beider fußt:
Both eharaetcrs lose the owneTship of theiT bodies, from whieh they Teeei"e onl)' suffcring; both are taken away from theiT world and sink to the level of
70 71 72 7J
74 75 76
Dieses Gleichnis wurde oft untersucht, vgl. Gianotti 1 9R6: 1 1�, 1 ; Bradley 2000h; Fitzgerald 2000: R7-1 1 5 . vgl. dazu Gianotti 1 9R6: 4.' ff., Annequin 1 996: 191 f . und 199R: 1 2 2 ff., Fitzgerald 2000: R7-1 1 4 , IIidalgo de la Vega 2000: 276 f. met. IV, 2R - VI, 24. Im Palast der Venus wird Ps�'che wiederholt ancilla genannt, vgl. u.a. llIet. VI, 7,.1 (dellle,.. rentem); VI, R,6 (nequt:,stma); VI, 10,2 (ffi(fon"t.. ). Zur religiösen Bedeutung dieses Knechtranges der Psyche im Kontext des Isiskultes vgl. Merkelhach 1 962: .10 ff. et "assfm. vgl. met. VI, R,6 fC. Die von Psyche erlittene Folter ent."Jlricht rituellen Elementen des 1siskultes (),Ierkelhach 1962: .14). Zur ganzen Folge vgl. met. \'1 , 7,.1 -\'1, 24. Merkelhach 1 962: 1. �ferkeIhach kehrt jedoch nur das Isische hervor: Venus sei eine Versi on der Isis, und dass Lucius und Psyche Diener der jeweiligen Göttinnen seien, gilt allego risch als Zug des Isisweiheritus.
44
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
slaves and hoth end up in a new and soeially desirahle position. [ . . . ] Whatever the allegorical implieations of these two stories as spiritual progresses, it is slaveTY that provides the terms through whieh these transformations ean he " imagined. Die Parallele zwischen beiden Figuren dient auch Annequin dazu, die struktu rierende Funktion des Sklavenwesens im Roman des Apuleius aufzuzeigen:
Dans le eonte [ der Psyche] et le roman [der Ahenteuer des Lucius ] I'esclavage e�"t partout discrctement prcscnt; il apparait non sculement eomme une nlalite sociale ineontoumahle, mais aussi eomme le marqueur d'une soeiete et d'un destin individuel. L' esclavage est en effet associe au proeessus de degradation sociale, d'alicnation de la personne, mais aussi ä une interpretation partieulicre de la notion de liberte, iI une eoneeption specifique des rapports de l'initie et son dieu. Certe fonetion strueturante de l'esclavage sc deeouvre peu ä peu dans une e011},position litteraire eomplexe melant realites et apparenees, verites et il lusions. ' Dass mythologische Wesen u.a.m. in den Metamorphosen mit Sklaven assozi iert werden können, folgt aus der metaphorischen Verwendung der Sklaverei termini. Venus z.B. wird in Psyches Erzählung als eine grausame und böswilli "O ' ge domina dargestellt " , welcher ein Meeresgefolge (marinum obsequium) , " " ' diverse Vögel , dienende Grazien (Gratiarum ministerio ) ' und eine ganze
famulitio unterstehen, zu welcher Con...-uetudo und die ancillae Sollieitudo " und 1'ristities " gehören. Venus nimmt die Dienste (operae) ihres Bruders Merkur als pmeco in Anspruch und lässt durch ihn eine Belohnung in Aussicht stellen für den, der ihr die fugitiua Psyche"' zurückbringt. Juno hatte bereits
vorher der Psyche die Aufnahme venveigert unter Berufung auf das Gesetz, das untersagte, einem entflohenen Sklaven Unterkunft zu gewähren "; . Wegen des (fiktiven) Sklavenstatus der Psyche wird ihre Ehe mit Amor als illegitim und das Kind beider als spuriu.o; betrachtet. "·
77 7S 79 SO St S2 S3 S4 S5 S6
FilZgerald 2000: 97 f. Annequin 1 995: 90. vgl. auch S. 1 1 0 fC. Dazu auch Annequin 1 994: hes. 261 ff. vgl. u.a. met. VI, 5.3; VI. 9,1-3 . met. IV , 31 ,5-7. met. V. 2S, I-8 (Ilaula); VI, 6,2-4 (oondfdae L'Olumhae; canoraJamifia). met. V. 2S,7. met. VI, S,5 und 9,2. met. VI, 7 ,3-8,3. met. VI, 4,4-5 . llIet. VI, 9,5-6. Zwn Sklavenwesenvokalmlar in der Episode Psyches vg!. Annequin 1994: 261 ff.
Imaginaria
45
2 . Tiere Das Vokabular des Sklavenwesens wird von Apuleius oft metaphorisch zur Kennzeichnung der Tierwelt benutzt. Die Assoziation von Sklaven und Haustieren war ja bekanntlich in der Antike üblich. Sie ist früh unter den skla venbezeichnenden Termini des Griechi'ichen belegt" und an verschiedenen Stellen der antiken Literatur anzutreffen - von Aristoteles' Besprechung der Sklaverei von Natur im ersten Buch der
Politik" über Rechtstexte bis zur Ag
rarliteratur mit Betrachtungen über die Hauswirtschaft. Für Aristoteles L'it die �ützlichkeit des Sklaven aL'i eines Werkzeugs oder eines belebten Eigentums gutes (opyavov, KTI!1ill EIl'l'UXOV'·) der des Haustieres ähnlich: beide liefern für die Befriedigung des Lebensnotwendigen die nötige Körperkraft:" Als Empfehlung, Sklaven gehorsam zu machen, sagt Xenophon z . B . , dass sie wie zu zähmende wilde Tiere zu behandeln sind, d.h. sie müssen soviel zu essen bekommen, \vie sie möchten:' Cato der Ältere rät einem Gutsbesitzer, alles Überflüssige zu verkaufen, darunter alte Ochsen, entwöhnte Kälber und
Lämmer und einen alten oder kränklichen Sklaven,·2 als ob alle unter densel ben Gattungsbegriff fallen würden. Auch bei Varro findet man Sklaven wie Tiere derselben Gattung der zum Landbau verwendeten instrumenta unter geordnet, zwar mit dem Unterschied, dass Sklaven dem genus uocale und Tiere (houes) dem genus semiuocale angehören.
•.1
Auch von dem Rechtsstandpunkt aus lässt sich auf einer gewissen Ebene diese Gleichstellung von Haustier und Sklaven beobachten. Nach dem römi schen Recht unterlag das Haustier "genauso wie der unfreie Mensch der häus lichen Ordnung und Zucht" ·' . Oft regelte dasselbe Gesetz ununterschiedlich Sachverhalte, die sich auf Sklaven wie auf Haustiere bezogen. Die
87
88 89 90 91 ?2 9.1
94
lex Aquilia
Die �riechi",he Sklavenbezeichnun� m,/)paltOOOV (,MenschenCüller") wurde in Analo�ie zum �emeinhin das Lasttier bezeichnenden Wort �E'ti>&.ItOIlV (Vierfüf�er) �ehildet. V�l. Laz.. zeroni 1970: 1 65 fC. und Finle�' 1 980: 99. V�l. Aristoteles pol. 1 254 a 17 - 1254 h .19. Ausführlicher Kommentar zur Angleichun� des Sklaven an das Tier im 1. Buch der Politik bei Gamsey 1 996: 1 1 0-1 1 5 . V�l. Aristoteles pol. 1 25.1 b .10-.14. Aristoteles pol. 12 54 b 25-.14. Xenophon oec. 1 .1,9. Derselbe Vergleich von Skla"en und ,,�lden Tieren bei AristoteIes pol. 1256 h 20-25. Cato a,l!r. 11, 7. Varro rosl. I, 17,1. Die dritte Gattun� der tnslrumeuta ist das lien". mutum, ,unter denen die Fuhrwerke (plau..tra) fallen" . Zwn Sklaven als Werkze� (Öi>Yavov) schon AristoteIes pol. 1 25., h .10-1 254 a 9. Zu dieser W1d weiteren Stellen der antiken Literatur vgl. Gianotti 1986: 2., f. und B.....dley . 2000b: 1 1 0 f. Norden 1 9 1 2 : 69 f. Anm. 4 .
46
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
z.B. sah dieselbe Strafe vor für jemanden, der ungesetzmäßig einen Sklaven oder einen Vierbeiner tcitete, der wie der Sklave einem Herrn gehörte:' Das f(imische Recht ließ in einigen Beziehungen Sklaven und Tiere unter dieselbe Kategorie falle n, nämlich die der res man<-'ipii oder mandpia, unter welcher käufliche und verkäufliche Eigentumsgegenstände zu finden waren."" Das Aedilenedikt forderte von den Lasttierhändlern genauso wie von den Sklaven händlern die Angabe der "Mängel" ihrer feilgebotenen Ware:7 Sei es ökonomisch als Arbeitswerkzeug, sei es philosophisch 31.. ein Trieben untenvorfenes und vernunftschwaches Wesen, sei es .juristisch als veräußerli che Ware und Gegenstand des Besitzes durch einen Herrn, der Sklave wurde so oft in der Antike mit dem Haustier assozüert, dass diese Assoziation direkt zu einer in der damaligen Mentalität gängigen Topik über den Sklaven wurde. ·' Im Einklang mit dieser Mentalität wird der Sklave in den
Metamorphosen oft
dem Tier angeglichen. In den Worten Nordens, "der apulej anische Sklave steht, baar des Adels der Persönlichkeit, rechdich auf derselben Stufe wie das Tier"w . Eine Stelle des Romans zeigt das recht gut. Die Tochter eines M üllers verkauft nach dem Tode ihres Vaters alles, was sie von ihm geerbt hat, und in der Liste der Erbeigentümer werden in einem Zug Sklaven (familiam), Möbel
(suppelectilem) und Lasttiere (iumenta) genannt."" Sklaven erscheinen hier nur als veräußerliches Eigentum der l<'amilie des Müllers. An einer früheren Stelle wird die Werkstatt des Müllers beschrieben, in ihr werden Arbeiter (ho mum:uli) derselben Mühsal unterworfen wie Esel, demselben mio;erablen Zustand ausgeliefert wie diese selbe funestafamilia.
cantherii debiles' ·' und bilden mit diesen die
Solche Situationen erlauben es Apuleius, die Metapher ironisch umzukeh ren und das Vokabular des Sklavenwesens zur Charakterisierung der Tierwelt einzusetzen. Das Haustier wird in den
Metamorphosen häufig durch Anwen
dung der Sklavereitermini dem Sklaven gleichgestellt, und das nicht nur in Zusammenhang mit dem Esel Lucius, sondern auch mit anderen Tierfiguren.
DIJl. 9,2,2,2, Kommentar bei Buckland 1 908: 29. Stellen der Rechtsliteratur, die Sklaven mit Tieren vergleichen oder unter die.eDle Kategorie bringen , bei Bradley 2000b: 1 1 1 . 9 6 I.idor I>I'1,II . 9, 4, 45 definiert: ma"clplum e..t quidquld ma"u car,l sudfque pote..t ut laomo, equus, ouls. Zum Sinn von manclpium vgl. Capogro..i Cologne.i 1979: 1 78 f. 97 Dazu vgl . Bradley 2000b: 1 1 1 . 98 Dazu vgl . Bradley 2000b: 1 1 0 rf. 99 Norden 1 9 1 2 : 69 . 100 met. IX, .1 1 ,2 : lamque "ono die rite comp/etis apud tumulum sollemnlbu../amillam supe/ lectl/emque et om"la lumetlta ad 'Ieredtta rlam deducU auct/a"em. 1 01 met. IX, 1 2,3: qua/es lI/tc Iaomu"cull; IX, 1 3 , 1 : quale.. jl/i muli seile.. uel ca"t'lerll del>'le.•. 95
Imaginaria
47
An einer Stelle z.B. wird eine Henne von ihrem dominus alo; eine am.'illa Je (.·tmda gepriesen, weil sie viele Eier legte. ' 02 Unter den Jamuli des Lucius be
findet sich auch sein geliebter Schimmel" o.1 welcher noch im Traum aus dem Unbewussten seines Besitzers als ein SentUS namens Candidus hervor bricht. "M Als Esel sieht Lucius in seinem Pferd einen consentus. ' 05 Diese von Apuleius gebrauchten Termini markieren sehr wohl, wie Annequin es recht sieht, die Verwandt..chaft "entre tous ceux qui servent, betes et hommes" ".. . Doch es ist in Zusammenhang mit der Hauptfigur Lucius, dass der bildliche Gebrauch der Sklavereitermini und besonders das Paradigma Sklave / Tier größere Bedeutung gewinnt und zu einem rhetorischen Strukturelement des Ro mans wird. Der Gebrauch der auf das Sklavenwesen gehenden Terminologie in der Charakterisierung des Lucius, der aus einem jungen Herrn adliger Her kunft zu einer Eselo;gestalt wird, erlaubt es, seine Metamorphose als eine "Ver sklavung" zu lesen. Gegen Ende des Romanes meint ein Isispriester, sie wäre den sentiles uoluptates des Lucius zu verdanken. 1 07 Dies ist eine Schlüsselstel le für die,ienigen Interpreten, die im gesamten Roman eine Geschichte über die gefallene, danach durch das gnädige Einwirken der Isis erlöste und erhöhte Seele erblicken milchten. ",. In diesem Kontext können Photis (fleischliche Liebe/ Sexualtätigkeit / Einweihung in die falschen Mysterien) und Isis (göttliche Liebe / Keuschheit / Einweihung in die wahren Mysterien) Gegenfiguren darstellen."" Die Frage ist nun, ob diese Versklavung auf die sexuelle Unterwerfung unter eine Sklavin oder auf die (.'Uriositas nach Zauberei zurückzuführen ist. Es ist in der Ii'or schung umo;tritten, ob der Ausdruck sentiles twluptates eher die eine oder die andere Bedeutung hat. Sandy z.B. meint, die in diesem Ausdruck implizierte seru i tudo bezieht sich nicht auf Sexuallust, sondern "denotes Lucius' obsessi ve desire to meddle in the malevolent affairs of witchcraft"no. In Entgegnung darauf besteht Griffiths auf die sexuelle Konnotation des Ausdruckes. 1 1 1 �ach der Analyse, die Penwill von den Begriffen twluptas und (.'Uriositas aufgrund
102 103 104 105 106 107 1 0 11 109 110 111
met. IX, 33,5. L.a. met. m, 26,5. met. XI, 20. Vg(. dazu unten im dritten Kapitel den Satz 15. met. VII , 3,5. Annequin 1 9911: 1 1 5 . V41. met. XI, 1 5 , 1 . V41. z.B. Festu4iere 1954: 7 7 , Walsh 1 970: 1 7 7 ff. , Schmidt 1 9112: 269 ff. V41. die Diskussion mit Literatur bei Penwi1l 1975: 49 ff. und auch 76 f. Anm. 2·5 . Sandy 1 974: 234. Griffiths 1 9711: 1 511-1 57.
48
Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
anderer Stellen der
Metamorphosen vorgelegt hatm, scheint es hier einen
engen Zusammenhang zwischen Magie und sexueller uoluptas zu geben.
3 . seruitium amaris Vor der Venvandlung in einen Esel erklärt sich der junge Herr Lucius im Lie besspiel "versklavt" durch seine Geliebte, die Sklavin Photis."·l Nach Keulen' " ist es ein Fehler,
marn-'ipare in diesem Kontext technisch:iuristisch zu verste addicru) und manci
hen , wie es einige Forscher getan haben . '" Termini wie
patio werden schon seit Plautus dazu gebraucht, die (degradierende) Unter werfung des Liebhabers unter die geliebte Frau auszudrücken."6 Später gehi> ren sie bei den elegischen Dichtern zur Topik des
seruiti-um amoris. ll7 Lyne
bringt aus der elegL�chen Literatur manche Beispiele zum erotL�ch metaphori schen Gebrauch des Vokabulars über das Sklavenwesen. Der Gebrauch der Termini der Sklaverei in einem erotL�chen Kontext sei bei Plautus lediglich beiläufig und gehöre zu einem "colloquially metaphorical use of servile langu age""". Als literarischer Topos würde das Bild des
seruitium amoris erst seit
den elegL�chen Dichtern gebräuchlich: '
'
The general idiom of labelliing all sorts of abjeet behavior 'senile' is the souree of the Elegiae seruitium amor/s. The seruitium amor/s is a partieular applica tion of this general idiom, a partieular application whieh was at most rare even '" in �;peeeh - �ti1 the late .'lOs, until (it seems) I'ropertius. ,
1 1 2 vgl. Pen,,�11 1975: 59 et pa.""'m. 1 1 .1 met. III. 19, 5-{;: -In serullem moou", culdictum atque
manell'atum; III ,
22. 5: tuumque
mancll'lum.
1 14 Keulen 1997: 209. 1 1 5 vgl. besonders Norden 1 9 1 2 : 1.1.1 und auch Summers 1967: 2.1. Diese Art strikt juristischer Interpretation einer eigendich literarischen Metapher hahe nach Keulen 1997: 209 dazu ge führt. Apuleius Rechtsfehler oder gar mangelnde juristische AUI!hildung vorzuwerfen. 1 1 6 Als Beispiele verweist Keulen (1997: 209 und 2 1 0 Anm . .15) auf die Plautuss tellen Baccl. . 92-.1 (muHer, tlIlI me ema neupo : nw sum), 1 205 (duelle nOR quo -Iu"et cafltqUam quWem culdictos). Nehen culdletlo und malle/patio weist Keulen (1997: 2 1 1 f.) auf den erotischen Gehrauch von dem Rechtsterminus uadlnumlum sowohl hei Plautus ,,�e ApuleiUl! hin. vgl. Z.B. eure. 1 62 (wmer/t.. ucullmtmIL.). Bacch . 1 80-1 (me uadarum amore). met. X. 4 . 5 (11b/dlnL. [ . . . 1 uadlmonlum) .
117 Keulen (1997: 210 Anm. .16) verweist auf lIoraz epod. 9.1 1-12 (Romanu.' I . . . 1 emanclpa ru.. ,1;ml'lnae), Properz .1,1 1 , 1-2 (meam si uersaclem/na ulcam et trahit culdlctum sub sua lura ulrum).
1 1 8 Lyne 1979: 12.1 . 1 19 Lyne 1979: 1 2 4 .
Imaginaria
49
Als Metaphern, die eine demütigende Unterwerfung unter eine negative Macht1 2" ausdrücken, kommen l7umcipatio und addictio auch noch in philo sophischen Kontexten vor, um die Untenverfung des Individuums unter fal
sche Lehrsätze oder unter Leidenschaften zu bezeichnen. '" Der juristische Sinn von mancipatio - der formale Akt des Verkaufes eines Individuums, welches dadurch
das ius suum, seine eigene Rechte verliert und somit als mancipium Gegenstand des Besitzes durch ein anderes Individuum wird 1 22 sowie von addictio - der Akt, der aus dem Schuldner einen Schuldknecht (addictus) des Gläubigers macht1 2•1 - können den metaphorL'ichen Gebrauch beider Termini ahnen lassen. Doch das volle Verständnis des komplexen Signi fikates von Termini wie diesen kann nicht nur durch den Verweis auf das Rechtswesen der Zeit des Apuleius erlangt werden. Es erfordert ebenfalls die Untersuchung der Tradition des literarischen Gebrauches dieser Termini in
der lateinischen Literatur, welcher das Werk des Apuleius angehört.1 20
4. Eselmensch: Sklave u n d Freigel assener Die Metapher der erotL'ichen
mandpatio kündigt das an, was von Lucius im
Laufe der Narrative als tatsächliche Wirklichkeit erlebt wird. Nachdem sich Lucius als ein
mandpium der Sklavin PhotL'i erklärt hat, ,vird er durch Magie
in einen Esel verwandelt - eine res mancipi, die wie ein Sklave den Besitzer wechselt1 25 und ein freudloses Leben voller Not und voller Mühsal zu ertragen hae 26• Dass sein anstrengendes Eselleben aL'i ein sklavL'iches verstanden wird, kann aus der häufigen Verwendung des Sklavenwesenvokabulars zur Charak terisierung des Esels Lucius und seiner VerhältnL'ise entnommen werden.
120 Keulen 1997: 210. 121 vgl. Keulen 1997: 210 mit Verweis u.a. auf rhet. ll<'r. 4,1 6,2.1, Cicero Tu..c. 2,5, Seneca h
50
Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
Als Haustier wird der Esel famulus, seruu.... , seruulus, uk>arius127, capti uu....' .. genannt. Er wird zum conseruus"19 bzw. contubernalis':IO von Sklaven Ul bzw. Tieren. Er wird auf dem Markt als man<1ipium feilgeboten in einer Sze ne, die Detail um Detail, Terminus um Terminus den Verkauf eines Sklaven evoziert, so dass Wiedemann sie alo; Quelle für die Erkenntnis der antiken 1.1. Sklavenmärkte benutzte ,.'2 . Die Aufgaben des Esels sind ministerium 1 , serui
tium' ·14 ; seine Herren werden von ihm dominu.... ' ·15 , erilis "', emptorU7 genannt.
Auch das Verhalten des Esels gegenüber seinen Besitzern spiegelt Züge der Beziehungen zwischen Sklaven und Herren wider. Bradley bemerkt, dass die Art und Weise, wie der Esel Lucius der Gefangenschaft und dem Machtmiss brauch seiner Herren widerstrebt (durch physische Angriffe, Jo'lucht, Selbst mord und List), deljenigen sehr ähnlich ist, die wirkliche Sklaven gemeinhin in der Antike angewendet haben. n. Und er fügt hinzu: "the treatment and behav iour of the Ass are consistent with the treatment and behaviour of the novel's
slave characters" ' '". Jo'olter, Prügel, Todesandrohung bzw. Ti>tung, Schwerstar beit, Selbstmord( versuche) usw. sind in der Tat die Härten, denen sowohl der Esel als auch die Sklaven im Roman ausgesetzt sind . 14. Lucius wird im 11. Buch auch als Anhänger der Isis dargestellt, der Göttin, die ihn von seiner Tiergestalt befreit. Wie oben schon erwähnt, wird diese Anhängerschaft terminologisch als ein Abhängigkeitsverhältnio; beschrieben, das in mehrfacher Hinsicht dem Verhältnis eines Jo'reigelassenen zu seinem
ehemaligen Herrn gleicht.'" Lucius' Erlangung seiner ursprünglichen Men-
127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140
141
met. vm , 26,5. met. IX, 42,3. met. VII , 27,7. met. X, 13,5. met. vm , 24,4. Wiedemann 1981: 1 06-1 1 . Annequin 2002 wertet den in dieser Marktszene vorhandenen Symbolismus de.. Sklaventums au.•. met. vm , 26,2; VII , 23,3. met. VII , 23,1; IX, 1 1 ,2; IX, 32 , 1 . met. IV , 5,5; IX , 26,4; IX , 32 , 1 . met. IX, 2 7 , 1 . met. vm , 2 4 , 1 . Bradley 2000h: 1 2 1 . Bradley 2000h: 1 2 2 . Folter oder Prügel: (für Esel) u.a. me t . VI, 30,3; VII , 1 8 ,4-19,2; \11, 2 3 , 1 ff. ; ( für Skla"en) vm , 22,5; IX, 1 7 ,4; Todesandrohung bzw. Tötung: (fiir Esel) IV, 5; \1 , 26,3 f.; VII , 22,1 ff. ; (für Sklaven) Vm, 22,5; IX, 1 7 ,4; Selhstmord("ersuche): (bei Eseln) VII , 24, 2 ; X. 29, 1 ; (bei SkIa"en) vm , 22,4; vm , 3 1 , 2 ; harte Arheit: (fiir Esel) IX, 1 1-13; (fiir Sklaven) IX, 1 2 ,3 f. Dazu "gI. Gianotti 1986: 191 f., Annequin 1 998: 1 23 f. , Jlidalgo de la Vega 2000: 276 f.
Imaginaria
51
schengestalt i'!t ein benefkium der Gtlttin, das er ihr lebenslang schuldig " bleibt. " 2 lsis fordert von Ludus das religii)se obsequium und ministerium " , " ' ' er habe stets auf die Befehle " der gihdichen domi·na zu achten. Unter der
tutela der (}(1ttin und durch ihr patrcJLinium wird er selig leben"·, unter dem iugum des religi(1sen Dienstes wird er wahrhaft frei sein. " 7 Nach Fitzgerald" · emanzipiert Isi'! Ludus in die Sklaverei (in seruitium [ . ] uindicauit), womit der Sinn der traditionellen lateinischen l<'reilassungsformel in libertatem uin dicare umgekehrt wird. Das Paradoxon einer (}(lttheit wie Isi'!, die ihre Anhän ..
ger dadurch befreit, dass sie ihnen Dienerschaft ihr gegenüber auferlegt, stammt übrigens schon aus hellenistischer Zeit und hat sich gerade zur Zeit des Apuleius insofern intensiviert, als es bewusst ein Element der Bekehrung zur (}(1ttin wird. ". Der Wortgebrauch im 11. Buch der
Metamorphosen wäre
also auf diesem religionsgeschichdichen Hintergrund zu verstehen. Die Assoziation der Eselsfigur Ludus' mit Sklaven ist kein Phantasiegebilde des Apuleius, sondern Rekurs auf eine in der Antike häufig anzutreffende Vor stellung. Nach der Symbolik der Traumdeutung des Artemidoros - Apuleius scheint sie gekannt zu haben"" - wurde von Eseln zu träumen normalerweise mit Elend und Sklaverei assoziiert" ' . Die apuleianische Konstruktion des E selmenschen, so Gianotti, koinzidiert weitgehend mit den im Bewusstsein der Schlafenden vorfindlichen Bildern oder wenigstens mit den Erklärungen, wel che die antike Traumdeutung von ihnen gegeben hatte. 15 2 Auch epigraphische Quellen zeigen die Assoziation von Esel und Sklaven. als Sklavennamen in Rom belegt."" Die
142 143 144 145 146 147 148 149
150 151 152 153
AseUus und AseUa sind d(nnus Gelotiana auf dem Palatin,
met. XI, 6,5. vgl. u.a. met. XI, 6,7. met. XI, 5,4: Imperium; XI, 2 1 ,4 : deae nttru. vgl. u.a. met. XI, 5,1 ; XI, 2 1 ,6. vgl. u.a. met. XI, 6,6; XI, 1 5 ,3; XI, 2 1 ,6. met. XI, 1 5 , 5 . Fitzgerald 2000: 1 1 1 . Nach Versne1 1990: 8 8 würde dieses Paradoxon des befreienden-unterwerfenden Gottes in der hellenistischen Periode nicht über eine "unconcious inconsistency" hinausgehen. Später wird es .deliberately elahorated", und als Beispiel der bewuss ten l"nterwerfung des Bekehr ten unter die Gottheit führt Versnel eben da.� 1 1 . Buch der Metamol7lhoscm an. Zur Befrei ung-L'nterwerfung im Isiskult vgl. ausführlich Versne1 1 990: 7 2-95 , Forschungsliteratur zum KnechtschafL�dienst im Isiskult bei Versne1 1990: 91 Anm. 1 7 7 . vgl. Gianotti 1 986: 2 5 . VgI. Artemidoros onelr. 1 , 2 4 ; 1 , 3 7 ; 4, 56. Gianotti 1986: 24. Über die Beziehung zwischen der E8elmenschenfigur de.� Apuleius und dem Onelmkntlcort des Artemidoros vgl. noch Annequin 1 998: 1 1 4 . vgl. Solin 1996: 1 56. As eUa ist schon seit dem 2 . , Asellu.� erst seit dem 4. Jh. belegt.
52
Sklaventum i n den Metamorphosen des Apuleius
vermutlich eine ehemalige Sklavenlehranstalt (paedagogium), weL..t ein Gra fitto auf, welches einen kleinen Esel zeigt, der einen Mühlstein bewegt, und eine nicht viel später als aus dem 1. Jh. n. ehr. stammende Inschrift trägt: laboTlt aselle quomodo ego labomvi et proderit tibiB4 • Eine andere Wand desselben Hauses zeigt die Zeichnung eines Mannes, der einen klar als Karika tur des
Deus christianorumB., intendierten gekreuzigten Esel anbetet. Der
Esel hatte also wie der chrL..tliche Gottessohn die von dem römischen Recht für Sklaven vorgesehene Strafe erlitten. Arbeit, Unterwerfung, Elend, Erniedrigung: aIl das fördert in der antiken
Hilderwelt eine ldentifilmtion des Sklaven mit dem Esel. B. Die Hedeutung der Eselsfigur im lsiskult ist wohlbekannt und erforscht. ' ; ' Sie L<;t von der lsissym
bologie des apuleianischen Romanes nicht wegzudenken. ' ; · Doch dem apulei
anischen metaphorischen Gebrauch des Sklavenwesenvokabulars, den Esel menschen zu bestimmen, kann man nicht die Anerkennung versagen, dass er eine besonders solide Veranschaulichung der in der antiken Welt so verbreite ten Identität des Esels mit dem Sklaven erlaubt. Die Vertierung des Lucius kann in diesem Sinne nach Gianotti verstanden werden "vor alle m" als
154 vgl. Solin & Itkonen-Kaila 1 966: 22.1. 155 vgl. Lec1ercq 1 924: Sp. 2042 If. • dort auch eine Reproduktion des Graffitos (Sp. 2044). Angabe der Quellen und Weiteres zur antichrtstlichen Verleunldung des dl?u.� o"okoete.�. Lec1ercq erwähnt aber in diesem Zusammenhang die Symbolik Esel-Sklave nicht. 1 5 6 Nach Annequin 2002: .128 ist Kontakt- und auch Lebensstandnähe ,-on Sklaven und Eseln ein Gemeinplatz in ,;elen Sklavenhaltergesellllchaften. Im neuzeitlichen Afrika z.B. wurde der Preis der Sklaven unter Bezugnahme auf Pferde, Maultiere und Esel festgelegt. und die neuzeitlichen spanischen Register erlauben es nicht immer, Skla,-en von anderen Waren wie z.B. Reittiere zu unterscheiden (Annequin 2002: .1.11). Dem könnte man ein weiteres Bei spiel zur Seite stellen. Die Semantik des Port . • mulato". Diminutiv von .mulo" (Lat. mulu.. . Maultier), fullt auf die Identität des Sklaven mit dem Esel. Da.. Wort ist auf Portugiesisch seit 1 5 2 7 belegt, d.h. ungefähr seit der Einrichtung der Kolonie Brasilien, um lfischlinge aus Weitlen und Schwarzen zu bezeichnen. Brasilien hatte als Sklavenhalterland eine Sklaven population, die meist aus Schwarzen bestand. Die Wortbedeutung also scheint prima /acte auf dem Rassischen zu beruhen: I\;e der "mulo" wäre auch der "mulato" aus der Kreuzung zweier art\'erschiedener Wesen hervorgegangen (Pferd + Esel / Weif�er + Schwarzer). Es lieLIe sich aber über das :\131\ streiten, in dem einige traditionell dem Esel zugeschriebene Ei genschaften I\;e Arbeitsfähigkeit. Sturheit, Sexualpotenz usw. nicht auch in die überlieferte Vorstellung des "mulato" oder der "mulata" getlossen sind. Zur E�mologie und Semantik von .mulato· vgl. DHP s.v. "mulato· , "mulo" und "burro" . 157 In der ägyptischen Götterwelt stellt der E..el Seth-Typhon dar . den Feind der Isis (vgl. met. XI, 6.2). Über die Isissymbologie des Esels allgemein und im Roman des Apuleius vgl. z.B. Martin 1 970: .1.12 ff. Weitere Literatur zum Thema bei Annequin 1998: 115 Anm. 4 1 . 1 5 8 Annequin 1 997: 1 1 8: "L'image de l'äne signifie l'esc1avage mais s'inscrit auss i clans l'univers isiaque ... .
Philosophische Anspielungen
53
morte chili di uomo libero che ha perso la propria identitil fisica e il proprio statuto sociale, che attaversa il caos dell'esistenza quotidiana ai h'Uoi livelli phi hassi e che si mesoola ad una folla misera di emarginati e di servi, sperimen " tandone le dure condizioni di vita. .
Das Vokabular des Sklaventumo; hat in den
Metamorphosen eine
rhetorische
Jt'unktion. Es erlaubt nicht nur die Realität zu beschreiben, sondern auch ein Schlcksal zu dramatisieren, ein bestimmtes Pathos zu verleihen dem Jt'all eines Helden in die Welt der Notwendigkeiten und des Leidens, der Unterwerfung und Entfremdung der menschlichen Person.
C. P h i l oso p h i s c h e A n s p i e l u n g e n Über den spezifisch sozialen Aspekt hinaus kann die Vertierung
I
"Verskla
vung" des Ludus auch noch aus philosophischen Bezügen verstanden werden. So sieht auch Jt'itzgerald die
Metamorphosen
als eine Erzählung in der ersten
Person, die durch eine philosophische und religiöse Sklaventumo;metapher eingerahmt wird,''' Dem sind hier einige kurze Bemerkungen allgemeiner Natur anzuschließen.
1 . Platon Die Jt'orschung hat weitere Konnotationen des Eselmenschen besonders aus den platonisierenden Tendenzen des Apuleius herauszulesen versucht. ,., Die Verwandlung des Ludus in einen Esel durch seine
sentiles uoluptates,
zu
denen gewiss der Geschlechtsverkehr mit einer Sklavin zu zählen ist, würden an den platonischen Mythos des Ursprunges der Tiere aus dem moralischen Verfall des Menschen
162
sowie an die platonische Lehre der Metempsychose
erinnern. �ach dieser Lehre soll die tierischen Sinnen zugetane Seele in dem Tierkörper wiedergeboren werden, der ihrer Lebensweise eignet,'''' In EseL'!-
159 Gianotti 1 986: 30. 1 60 Fitzgerald 2000: 93. 161 Zu die.oem Fragenkomplex vgl. allgemein Thibau 1965 , Potde 1978 und Münstermann 1995. 162 vgl. Platon Nm. 90 b - 92 c. 1 6..1 vgl. u.a. Platon phald. 81 a - R4 b. Dieser platonische Mythos, ein Gleichnis der sitdichen Degradierung der Lebensformen und der Seelen, wird dem phllosophu.. platontcu.. Apulei UR wohl aus dem Phafdo" bekannt gewesen sein. Er hat die Bearbeitung einer uns nicht er haltenen lateinischen Ve1'!lion dieses Dialog.. \'On Platon verfasst (vgl. Schwabe 1895:
54
Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
form würden die Menschen wiedergeboren, die im Laufe ihres Lebens sich der Völlerei und der Zügellosigkeit bzw. einem starken Geschlechtstrieb hingege ben hätten' ''' , Laster übrigens, die in der Antike traditionell dem Esel zuge schrieben wurden 'I>.' und denen die Figur des Eselmenschen sowohl in den
Metamorphosen aL., auch im griechischen Onos frönt"". Ludus' Metamorphcr se erscheint demnach auf diesem Hintergrund als physische Wirkung einer moralischen Degradierung, bei welcher der herrschaftliche Teil seines Wesens, d.h. die Seele bzw. die Vernunft, den servilen Teilen, d.h. dem Körper bzw. den leidenschaftlichen Impulsen unterliegt. ' ·' In diesem Sinne dient die Metamor phose eher dazu, Ludus' Natur darzutun als sie zu modifizieren.""
2. Aristoteles Von den philosophischen Bezugnahmen, welche die Figur des Eselmenschen evoziert, scheint ArL"toteles mit der im 1. Buch der Politik formulierten Idee des Sldaven von Natur die evidenteste zu sein' '' . Der Mittelplatonismus des 2.
Jhs. n. ehr. , dem auch Apuleius als philosophus platonieus angehörte, hatte nämlich bereits einige aristotelische Vorstellungen als Ergänzungen des Platcr nL"mus übernommen"". Die Präsenz dieser Vorstellungen bei dem Platoniker Apuleius überrascht also nicht. Unter Sklaven von Natur versteht ArL"toteles ein seiner Vernünftigkeit nicht gerecht werdendes Wesen, das sich deswegen nicht selbst zu regieren weiß und also aL" beseeltes Werkzeug
(öpyavov)
bzw. Eigentumsgegenstand (1C'til�
EIl'lf\lXOV) genauso wie die Arbeitstiere dazu bestimmt ist, unter der Herrschaft
1 64 1 65 1 66
1 67
1 68 1 69 1 70
Sp. 249). Üher die ohen genannten platonischen Anspielungen hei Apuleius vgl. Schlam 1970: 480, Pottle 1978: 85 f. und Gianotti 1986: 19 ff. vgl. "Iwld. 81 e. Zu den moralischen Kennzeichen, die dem Esel zugeschrieben wurden, mit I1inweisen auf Antikes vgl. Olck 1907: Sp. 634 f. Zur Vorstellung der Obszönität des Esels s. weiter unten. vgl. z.B. met. 10, 1 .1 , 7 ; 7,24, 1 ; 10,2 1-22 und 0,.08 5 1 . Dazu Pottle 1978: 76: "The Platonic doctrine that the human soul is a slave imprisoned in the hody and suhject to his animal de mands (cf. Plwtd. 66 d 3-7 ) is given its full realisation in the figure of the a... , which in anti quity was known for its glutton�' and its infatuation with its own sexuali��'. Über die Seele als "ernünftig im Gegensatz zu dem Körper "gI. Platon plwld. 80a f., üher die Seele als regierendes und der Körper als Regiertes vgl. AristoteIes pol. 1254a 34-1254b 9. Dazu auch Apuleius de Platcme 2,4 ff. Schlam 1 970: 481. Klare Darstellung der aristotelischen Lehre des SklaventuIl18 von Natur hei Garnsey 1 996: 107 ff. und mit Diskussion derjüngeren Forschungsliteratur bei duBois 2003 : 1 89 ff. Zur Präsenz aristotelischer Gedanken im Miltelplatonismus und auch im philosophischen Werk des Apuleius vgl. Donini 1 979: oos. 1 04 ff. und Gianotti 1 986: 2 1 .
Philosophische Anspielungen
55
anderer das für das Leben Notwendige mit seiner Kürperkrah zu besorgen.l 7 l Diese schon bei Platon anzutreffende funktionale Annäherung des Sklaven an
Arbeits- bzw. Haustiere 172 ist, wie oben bemerkt, auch in der antiken Agrar- und Rechtsliteratur üblich. Sie hat in der apuleianischen "'igur des Eselmenschen
eine direkte Allegorie. Und manches aus der aristotelischen Vorstellung des Sklaven von Natur scheint enge Entsprechungen in dieser lo'igur zu haben. "'ür Aristoteles
war
das Sklaventum von Natur kürperlich gegründet. Wer
von Natur zum Dienen bestimmt
war,
hatte einen Leib, der tendenziell von
demjenigen Leib verschieden war, den der zum freien Bürger Bestimmte be saß. Der Leib des "'reien wäre eher aufrecht und der Handarbeit unfähig, doch des politischen Lebens fähig, der Leib des Sklaven dagegen würde sich durch Kürperkraft auszeichnen, die zur Erfüllung von Dienstaufgaben mitig ist17.' eine Vorstellung übrigens, die auf der Verkehrung von Ursache und Wirkung gründet. Der von Lucius angenommene Eselsklirper scheint eben die aristote li'lche Vorstellung eines Leibes zu illustrieren, der Dienstaufgaben konform ist. Es lässt sich in den
Metamorphosen ein weiterer Punkt dieser Vorstellung
des Sklaven von Natur erkennen. Obwohl Aristoteles den Sklaven funktionell an die Seite des Tieres stellt, gibt er gleichzeitig zu, dass der Sklave an einem gewissen Maß Vernunft teilhat. Er hat genügend an der Vernunft teil
(KOlVeoVIDV A.Oyou), sie zu verstehen (aia"avEa"al), obwohl er selbst sie nicht (qE1V) kann. 1 74 Insofern der Sklave Vernunft wahrnehmen und also
besitzen
befolgen kann, würde er sich gerade dadurch von dem Tier unterscheiden, das nur " seinen eigenen Trieben gehorcht,, 175 . Schlaifer fasst die Lehre wie folgt zusantmen :
The natnral slave is a being having that part of the sonl (the pathetikon mlnion;
ttJ alo!!on) which shares in reason (Mgou koinonetn) to the extent of perceiving it (au.thUnesthai); he lacks that part (ttJ bouleutlk6n) which possesses reason fnUy (Mgon exetn) and enables moral choice (proaire,.-is) in advance of action (tEi dianow pmorun). Thus Ire is neither a man, wlw is distinguished by juli possessum of the smd, nor a beust (thenon), which is distiDguished by its ab 17• seru..-e, but is sni genens (Hervorhebunl;\ von mir B. A. V.).
171 172 1 73 1 74 175 176
Aristotelespol. 1 254 b 2 - 1254 b 26. Dazu Gianotti 1 986: 23 r. Platon polltt'u).� 289 b. Aristotele.poI. 1 254 b 21!-34. Aristotele. pol. 1 254 b 2 2 re. Aristoteles pol. 1 254 b 23-24. Schlaiier 1 936: 1 96.
56
Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
Dieser Punkt der aristotelischen Theorie ist kontrovers und hat in der }<'or schung eine lang anhaltende Diskussion ausgelöst. 1 77 Es wäre hier abwegig, sie weiter zu verfolgen. Es ist aber zu unterstreichen, dass die aristotelelische Ambiguität der Vernünftigkeit bzw. Humanität des Sklaven in gewissem Masse auch in der Verfassung des Lucius wiederkehrt. Er ist nämlich ein Esel, der mit seinem Tierkörper die Nöte schweren Dienstes zu ertragen und trotzdem dabei seinen sensus humanu." zu erhalten vermag. ' 7. Er ist ein von einem einfachen Lasttier unterschiedenes Wesen
sui �eneris. Er hat Gefühle, er kann denken und sich empören, er kann "eselsmäßig" morali'lche Urteile fällen. ' ''' Er weiß die Güter der menschlichen Zivilisation zu schätzen' '', er kann menschliche Gesten lernen, auch menschliche Worte verstehen und seinen sensus durch Gebärden ausdrücken' ·' . Dieser Esel kann sich schämen bei einer Erniedri
gung, die ihn noch mehr herabsetzt wie Z . 8 . die öffentliche Ausführung des Sexualaktes mit einer Verurteilten ' ·' , eine Beschämung, die zusammen mit
'''
der Todesangst ihn zu einer frei beschlossenen (liherum arbitrium ' ) Tat treibt, zur }<'lucht nämlich, welche die Befreiung aus seiner Tier- bzw. Sklaven verfassung vorwegzunehmen scheint' '' . Lucius läuft einfach davon und findet
1 7 7 Dazu Schlaiie r 19.16: 1 94 'f., der Aristotele..' Denken in diesem Punkt als "hopete ...ly confu800" sieht (S. 194). Fortenbaugh 1977: IJ7 I'. sucht zu zeigen, AristoteIes' Lehre sei wenig.... tens "theoreti.och" stimmig. Garnsey 1 996: 108 fi. fragt sich, ob die Sklaven von "atur mit ihrer lIa1bvemünftigI<eit nicht in die Kategorie der "bestiaI people" einzuordnen sind, die Aristotetes in der Ethik erwähnt (vgl. eth. NIe. 1 1 45a 1 5-2.1). Zur Kritik an diesen Punkt der aristotelischen Lehre de.o Sklaven von Natur vg). Smith 198.1 : be.• . 1 1 .1 fi. DuBois 200.1 : 1 9 1 verweist auf die Komplexität der aristotelischen Lehre über den Sklaven von Natur un d � merkt, da... sie in relativ inkohärenter Form in Aristotele.o' Denken über den Sklaven und den Menschen eingestreut ist. 1 78 met. 111, 26,1: e.r/o uem quamquam per/ecru.. aslnus et "ro Lucfo jumentum sen..um ta mem retlnebam humanum.
1 79 Die Stellen, an denen E.oel-Luciu.. seinen sen._. moralisierend gebraucht, sind oft von deklamatorischer Eloquenz und ironi.och gemeint, vg). z.B. met. X, .1.1 seine entrüsteten Verwünschungen gegen GerichL.wesen und mythologische UngerechtigI<eiten, die den � ser vor einen "hflosO/,lIa08 a.nrtus stellen. 180 Wie z.B. das Essen, vgl. met. X, 1 .1 , 7 : rtec enlm tam stu/tu... eram tantqUe uere aslnus, ut dulct••lrimt.. lIlls re"'etls clbls cenarem as"ernmumlamum. 181 met. X, 1 7,6: aslrtum luetartte7ll, a."'rtum saltarttem, a."'rtum uoces humartas 'rttelIeJle7' te7l1, sen..um rtuttbus ex"rInle7.tem. 182 met. X, .14,5. Essen, Sprache und Sexualität sind die drei Punkte, mit denen nach Strub ( 1985 : bes. 1 84 f€.) der "Prozess der Zivilisation" des Esels Lucius beginnt. 18.1 met. X, .15,2. 184 vgl. Gianotli 1 986: .10.
Philosophische Anspielungen
57
Zuflucht an einem Strand in der Nähe von Korinth, von dem aus er seine Bitt gebete an IsL'i, seiner künftigen Befreierin richtet.'·'; Nach Bradley verleiht dieser Ausgang, der im griechischen
Onos
nicht vor
kommt, dem Roman einen besonderen Sinn. Er zeigt, dass die Strategie, den Sklaven dem Tier anzugleichen, nie ganz erfolgreich war: " the animalization could no more guarantee the slave-()\vner success in the management of his slave property than any other means of control"lK6. Der \Viderstandswille des Sklaven, sein letztendliches
liberum arbitrium,
war immer latent. Wenn sich
der Uienstdruck bis zum Unerträglichen fühlen machte, konnte er immer so wie hier am Ende des
10. Buches von Lucius betätigt werden .
Durch Teilnahme
an zwei Naturen, der menschlichen und der tierL'ichen, steht Lucius auf dem neutralen Boden zwischen Zoologie und Anthropologie, auf welchen antikes Denken den Sklaven zu stellen suchte, in Gianottis Worten auf
iI genos umano phi basso (0 meno umano) tra tutti, la c1assc degli undrupoJa 0 dei s6mntu della tradiziol1e greea, eontigua a le diverse speeie di animali da la voro e a esse assimilata nella definizione degli '�trumenti animati' su eui si fon '·7 da la struttura materiale dell'"ikonomia di slampo ari�"totclieo.
3. Stoiker Der mittlere Platonismus des
2. Jhs. ,
dem Apuleius angehört, ist l{ein "ortho
doxer" Platonismus, denn er ist durch peripatetische und stoische Einflüsse gekennzeichnet.'" Uiese Eintlüsse lassen sich auch in den
Metammphosen
erkennen. Lucius' Geschichte verweist z . B . bekanntlich auf die bei den Stoi kern anzutreffende Vorstellung eines Sklaventums der Seele, des Sklaventums als einer moralischen (und nicht legalen oder körperlichen) Verfassung des Individuums. I.' Selbst wenn aufgrund der fragmentarL'ichen Quellenlage ins besondere zur Früh- und Mittelstoa die Behandlung der Sklaventumsfrage durch diese Schule nicht mehr systematL'ich zu rekonstruieren ist, lassen sich
vgl. met. XI, 1 ff. Bt".ldley 2000h: 124. Gianotti 1 9R6: 23. Dazu Moreschini 197R: 133-191 . Der platonlcus Apuleius mllAA als ein Synkretist verstan den werden. Er macht freien Gehrauch von den Lehren des Anstoleles und der Stoiker, er he trachtet die Stoa als einen Zweig des Platonismus und seIhst Aristoteles als einen Platoni ker (vgl. Merlan 1970: 64-73). Die Forschung hat zudem noch darauf aufmerksam gemacht. dass der PlatonismlL' des ApuleilL' Eigenartigkeiten aufweist, die auf die Beeinflussung durch andere zeitgenössische religiöse und intellektuelle Bewegungen wie z.B. die Gnosis oder die Mysterienreligionen hinweisen ("gI. Dowden 1 99R: 1 ff.). lR9 ener moralisches Sklaventum nach der Stoa vgl. Gamsey 1 996: 1 2R ff.
lR5 lR6 lR7 IRR
58
Sklaventum i n den Metamorphosen des Apuleius
einige allgemeine Züge des stoischen Denkens über das Sklaventum bestim men." " Unter ihnen findet sich der Gedanke, dass wirkliches Sklaventurn wie auch wirkliche Freiheit nicht in der legalen bzw. physischen Verfassung des Individuums liegt, welche ihm eigentlich äußerlich und deshalb seiner (mora lischen) Kontrolle entzogen ist. \Vahres Sklaventurn wirft dadurch, dass es in der Macht des Individuums steht, ein moralisches Problem auf und ist deshalb eine Verfassung der Seele. Von daher stammt das stoische Paradoxon, dass nur der Weise oder Gute frei sei , der Unwissende oder Büse dagegen immer Sklave."" Eine freie Seele kann somit einem Sklavenkürper innewohnen, wie auch ein dem Recht nach freier Mensch eine Sklavenseele haben kann."" Wie es mit Ludus geschieht, einem jungen Mann vornehmer Abstammung, der dem Recht nach frei, aber in seiner Seele ganz seinen Trieben unterworfen ist. Wie oben in diesem Kapitel schon erwähnt, erklärt sich Ludus zur Befriedi gung seiner Neugier nach Magie und seiner Liebesneigung zur Sklavin Photis
'lJwneipium. 1'!.1 Wie Photis es an einer vorhergehenden Stelle uoluptas beider unterscheidet sich niche" , d.h. seelisch unterschei
frehvillig als ihr sagt, die
det sich Ludus trotz seines hohen Standes nicht von einer Sklavin. In den Worten Pottles,
"uoluptas, then, L'i the jailer in Ludus self-created hell. Like
Psyche, he is incarcerated in a prL'ion of delight.., """ . Der Freiheitsverlust, die Vertierung des Ludus ist also "self-created" , verursacht durch seine volle Zu stimmung zu den Bedürfnissen und Trieben der tierischen (d.h. irrationalen) Seite seiner Seele. Seine Versklavung wird nicht durch äußerliche, seiner Macht entzogene Wesen bestimmt wie soziale Regeln, Gesetze, oder garfortu na. "'6 Es ist ein selbsthervorgerufener Prozess, dessen einziger Verantwortli cher Ludus selbst ist. Dies verlegt das Problem seiner Vertierung / Verskla vung auf eine moralische Ebene. Die Geschichte des Ludus lässt also die seruitus uDluntaria thematisieren, einen moralischen stoizisierenden Topos, der an mehreren Stellen der antiken Literatur auftaucht.1'!7 Es handelt sich hier hauptsächlich um eine freiwillige 190 191 192 19:1 194
Dies die Vorllehensweise von Garnsey 1 996: 1 :1:1 . Vlll. Cicero parad. V : so/um saptelilem esse l-Ibenm� e l o"",em stultum senmm. Eine schon durch Aristoteles erwollene MÖlllichkeit, Vlll. pol. 1 254h 27 ff. mel. III, 19,5: ·In serut/em rrwdum addlctum alque ,na.,.cll'atltlll leneus unlelllem. met. 11, 10,6: ,.,.alll �o e/M mUlua uo/ulliale lIIallcfpala SUIII , nec uolupca.. nos/ra dUt'ere tur ullertus'. 195 Pottle 1 978: 1.11. 196 Ludus möchte immer ihr die Schuld an seinem Unlllück llehen, vlll. z.B. meC. IV, 2,4; VII , 2 ,4; VII , .1,5; VIII , 24,1 UIIW . 197 Seneca ""L.I. 4 7, 1 7 : a/tus IIbtdllli seruU, allus auartttae, wilL' amMe/olll, O"It"'S e/mort [ . . . [ : nu/la .eruUIL. curplor e..t quam unlulltaria. "lll. Seneca "ell�t: .1,28,4. Seneca orllani-
Philosophische Anspielungen
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knechtL..che Unterwerfung der Vernunft unter Leidenschaften. Aus Verach tung für das natürliche Vernunftvermögen kann sich der Mensch den Leiden schaften, also dem nicht vernünftigen Teil seines Wesens unterwerfen10". Oa durch verliert er seine Freiheit, seine Selbstbestimmungsfähigkeit, die zum vernünftigen Teil seines Wesens gehört, und wird zum Sklaven seiner eigenen Leidenschaften, nach stoischer Lehre also zum wahren Sklaven. Lucius gibt die Betätigung seiner Vernunft auf und überlässt sich seinen Leidenschaften
(uoluptas, libido, curiositas), die er, um sich als Mensch zu verhalten, eher beherrschen sollte. Indem er seine Vernunft (A.6yo�, ratio) missachtet, gerät er freiwillig in einen unfreien und gleichzeitig nichtmenschlichen Zustand, da der Mensch sich eben durch A.Oyo� / ratio von den anderen Lebewesen unter scheidet. Oieser unfreie und enthumanisierte Zustand betrifft hier aber nicht nur die Seele des Lucius, sondern auch seine menschliche Gestalt, seinen Körper. So geschieht mit Lucius eine vollständige körperliche, seinem seeli schen Zustand entsprechende Verwandlung, und zwar aus einem Menschen in einen Esel, ein Lasttier, das als Symbol sowohl für libidinöse Unmäßigkeit' '''' aL" auch für Elend und Sklaverei galt. Oie apuleianische Erzählung des Eselmen schen kann also auch gedeutet werden aL.. fabelhafte Oarstellung des Themas der dem Menschen innewohnenden verlorenen lt'reiheit: " ci troviamo, in sostanza, di fronte aIIa 'drammatizzazione' di un topos ampiamente collaudato dal linguaggio filosofico sul terreno delle scelte etiche""". Es ist also nicht zu leugnen, dass der Sinn des apuleianischen Eselmen schen an Klarheit gewinnt, wenn er im Lichte der angeführten philosophi schen Lehren betrachtet wird. Vor diesen Hintergrund stellt Apuleius durch dieses Bild des EseL..klaven, des Tiermenschen viel mehr als ein naives Phanta siegebilde hin. Sein Eselmensch ist ein prägnant anschauliches Bild des Para digmas Freier - Sklave / vernunftbegabtes Wesen - vernunftunbegabtes We sen / Mensch - Tier, das auf philosophischer, ökonomi..cher und juristischer
siert seine Behandlung diese. Topos um die Dilferenz von positivem Recht und Naturrecht, vgl. Richter 1 95R: 196 Ir. Zu diesem Topos in den Melanwrp/wsell vgl. Gianotti 19R6: 1 7 1. 19R Dazu vgl. z.B. Cicero rep. III, 25 Wld Apuleius De Plat. el elus do�m. 225: optima el rallo nabUL. portio el qtUle ellam Iml'er!lare celerl.. dellel, seru:U alHs, Illae uero tdllorum du catrlces, traculldta et libido, ratlone sub Itt,IlUm mL.sa domlnatllur. 1 99 "The ass was noted in antiquity for it, large phallUII , and the use 01 orw.., Wi"lliUS and asellu.. to reier to lusty males is weil attested" (Schlam 1 9 70: 4Rl). Literatur hei ld. IMd. Anm. 7. Zur Vorstellung von der Ohszönität des Esels durch die Griechen, die dieses Tier dem Dio nysos und seinem Kreise zuweisen Heil, vg). Olck 1907: Sp. 652 1. 200 Gianotti 19R6: 16.
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
Ebene verschiedenen antiken Diskursen über die Natur und die Funktion des Sklaven das Gepräge gibt.
D. E r n sth a ft o d e r l ä c h e rl i c h ? Die Frage über Ernsthaftigkeit oder Lächerlichkeit der früh zu einem Kernpunkt, zu einem wahren
Metamorplwsen ist loeu.<; der Apuleiusforschung ge
worden. "" Im Rahmen der vorliegenden Arbeit kann sie ungefähr so formuliert werden: Erlauben alle oben genannten Belege der Sklaverei wie auch weitere, die soziale, juristische, philosophische oder religiöse Themen berühren, diesen Roman als einen rein "ernsthaften" zu deuten'� Hat denn Apuleius das Werk mit der klar didakti<;chen Absicht geschrieben, eine spezifische soziale, philo sophi<;che oder religiöse Botschaft zu verkündigen? Daran schließt sich das Problem an, die im Roman voraussichtlich identifizierbaren "ernsthaften" oder didaktischen Themen mit dem zu verbinden, was der Erzähler in der Vorrede des Romanes seinen Lesern in Aussicht stellt:
heris'''' .
leetOT, intende, lacta
Nach Annequin"'" haben Forscher wie Merkelbach (1962) und Thibau (1965) wegen ihrer "ernsthaften" Deutung des Sinnes der Metamorphosen oft den ironischen und satirischen Ton übersehen, der im ganzen Werk und un missverständlich in dessen Vorrede anIdingt. Dies lässt alle Versuche als prob lematisch erscheinen, die das Werk unbedingt als eine Art allegorischen Mani festes dieser seriösen Themen lesen möchten. '''' Der Einsatz platonisierender Vorstellungen in den
Metamorphosen, welcher sich auch auf die Themen der
Religion und des Sklaventums (der Seele) erstreckt, impliziert nicht, dass Lucius' Geschichte eine strikt moralische Fabel sei, die eine präzise Lehrab sicht verfolgt. Pottle z . B . verficht eine "ernsthafte" Deutung der Metam{)rpho sen im Lichte platonischer Vorstellungen und umreißt sie als "the story of Lucius, the Platonically unj ust ass, who finds his salvation in (sis" "". Die Mög-
201 202 20.1 204
Zu diesem FraAenkomplex Schlam 197 1 : 29.1 11. und Schlam & Finkelpearl 2000: 46 11. met. I, 1 ,6. Annequin 1 998: 9.1. Zur Lächerlichkeit oder ErnsthaftiAkeit des Werkes HolzherA 200 1 : 1 05 11., der nach l'rühe rem Schwanken sich für ersteres entscheidet. Wie Dowden ( 1994: 419 If. ) war er friiher da von ausAeAanAen, der Text mache eine ernsthafte philosophische und reliAiöse Aus.""Ae: .Ich hahe das voruberAehend auch AeAlaubt. nachdem ich zunächst nur der AufforderunA der Vorrede AelolAt war, den Roman einfach unterhaltsan. und lustiA zu t1nden. Wie man sieht bin ich zu dieser AufiassunA zuruckAekehrt" (HolzberA 200 1 : 1 1 4 f.). 205 Pottle 1 978: 1 .18 , VAl. auch 61 .
Ernsthaft oder lächerlich?
61
Iichkeit, in den Metamorphosen Platonisches zu finden, macht dies noch nicht zum endgültigen Schlüssel zum VerständnL'i des Werkes, und das gilt auch für stoisches oder aristotelisches Gedankengut."" Der PlatonL'imus und andere "ernsthafte" Elemente im Roman des Apuleius (was übrigens auch die aus einer philosophischen Perspektive verstandene Thematik des Sklaventums einschließt) kann adäquater auf der \Veise Harrisons erfasst werden, d.h. aL.,
part of the intelleetual apparatus of its writer, deployed for clever literar)' effe<.'t and as a mode of structuring the narrative, and nced have no partieular mes sage to the reader - this is not a work written to promote Platonie epistemology, but a work which uses Platonie epistemology - as one of its �'tructuring- prineiplcs .207 .
Es geht also nur um die Feststellung, dass die Fiktion des Eselmenschen auch philosophische Gedanken auszudrücken vermag, aber nicht nur das. Der Pla tonismus der Metamorphosen sowie die dort vorhandenen philosophischen und religiösen Anspielungen auf das Thema des Sklaventums bzw. Befreiung der Seele scheinen eher dazu zu dienen, dem Phantasiematerial einen intellek tuellen Reiz zu geben, was sicherlich dem allen Anschein nach kultivierten Publil{um der Metamorphosen gefallen würde. In den Fl�)rida z.B. richtet sich Apuleius an die digna curia seiner kartaginesischen Zeitgenossen als das gelehrte Publikum seiner Schriften. 2"0 Dieses \\.'erk ist aber wahrscheinlich vor den Metamorphosen erschienen. Jedenfalls verlangten die ständigen literari schen Anspielungen in den Metamorphosen und die sprachliche Virtuosität des Apuleius'''
Dazu vgl . Schlam 1970: 4 7 7 fi. IIarri.on 1996: 5 1.1 . flor. 18, 1 4-1 6. "gI. dazu met. M: UG if. und LX..XII fi. mit weiterführender Literatur. Diese These wird z.B. von Dowden 1 994: 419 if. und Anderson 1996: 107 fi. vertreten.
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Sklaventum in d e n Metamorphosen d e s Apuleius
ten Prominenten, eines Weltwanderers, der sowohl Latein als auch Griechisch spricht und dazu ein begabter Redner ist. Dieses Philosophenbild weist deudi che Ähnlichkeiten mit den geistigen Idealen jener kultivierten Kreisen der Zeit wie desjenigen auf, den Aulus Gellius in seinen Attischen Nächten beschriebe nen hat und an dem Apuleius teilgenommen haben soU. '" Zu diesem Kreis zählten gewiss auch bekannte Platoniker wie Gaius (ein vermeindicher Lehrer des Apuleius21 2 ) und l
Me tamorphosen auffindbar ist, kann die Lächerlichkeit der Narrative über das
populäre Niveau hinaus erheben, doch sie nicht aufheben. Das Eingangsver sprechen des Autors, im Roman Unterhaltung zu bieten, wird tat'iächlich vom Anfang bis zum Ende des Werkes gehalten. Das gilt auch für das 11. Buch, in dem die Einweihung des Lucius in die Isismysterien beschrieben wird. Das Komische an der apuleianischen Isisepisode wird denn auch in vielen Untersu-
2 1 1 Andre 1987: 59-6 1 . 2 1 2 Moreschini 1978: 1 2 . Doch Dillon ( 1977: 338) schläAt SextUli von Chaironeia. Taurus und einen unbekannten Philosophen als Lehrer des ApuleiUll in Athen vor. 213 Andre 1987 : 6 1 . 2 1 4 VAl. Sandy 1 997: 93. 215 VAl. dazu I1arrison 1 996: 516. Da... Apuleius als Vertreter der zweiten Sophistik Philosophi sches und literarische Anspriiche als Teil derselben intellektuellen BemiihunA betrachtete. versucht Sandy ( 1997 ) in seiner umfassenden Studie zu zeiAen. 2 1 6 So Schlam 1 992: 1 7 .
Ernsthaft oder lächerlich?
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chungen behandelt.m Dabei sei der Autor Apuleius von dem Erzähler Lucius zu unterscheiden, um "hinter der Erzählung des Lucius über seine Initiationen "" die Ironie des 'versteckten Autors' Apuleius zu entdecken" . Die Rhetorik des Lucius in seinen Gebeten an Isis und die Epiphanie der Gc:itter wollen nach Harrison in ihrem jeweiligen Kontext überzeugen, drücken aber nicht unbe dingt die Sicht des Autors aus. Der satirische Ton wäre z.B. an den praktisch endlosen Einweihungsstufen erkennbar, "each time involving expenditure by the impoverished Lucius and strongly marked in the text by pointed remarks "· and false endings" . Und laut HoIzberg:
Der von Isis Erlöste muss nämlich auffii11igerweise ein ähnliches Lehen führen wie zuvor als Esel, und zwar insofern, al� er auch jetzt eine Reihe von Entbeh rungen ertragen und - wie das Grautier seinen menschlichen Herrn - den von ihm zu verehrenden Gottheiten und ihre Priestern 'sklavisch' dienen, ja sogar 220 für sie viel Geld ausgeben muss. Es muss also festgehalten werden, dass hier wie auch anderweitig das Material aus den "ernsteren" Kontexten - Isisreligion, Platonismus, römisches Recht, Tatsachen des sozialen Lebens wie z.ll. Skiavent�?I - in den Dienst einer lege ' ren und amüsanten literarischen J<"orm gestelle wird. Als Bestandteil des alltäglichen Lebens in der Antike trug auch das Sklaventum zusammen mit anderen so genannten ernsthaften Elementen wie Ehe, Religion, Magie, Poli tik, Militärwesen u. dgl. m. dazu bei, Spannungspunkte für die Erfindung lä cherlicher fiktiver Situationen zu liefern. Das Eselsklaventurn des Lucius stellt also in den
Metamorphosen
neben einem Thema ein Mittel dar, den Leser
J<"reude empfinden (laetari) zu lassen. Was nun das Verständnis des Sklaven turns in diesem Werk aus der Perspektive des Komischen angeht, so gibt es zwar Untersuchungen zu einigen besonderen Aspekten, aber das Verhältnio; von Sklaventum und Komio;chem wurde als solches in der bisherigen J<"or schung praktisch noch nicht untersucht. Es wird weiterhin ein ....orschungsde siderat bleiben, doch sollen hier einige Punkte alo; Anregung für die künftige J<"orschung angesprochen werden. Aufgrund der Betrachtung intertextueller Aspekte der
Metamorphosen
muss die Untersuchung des möglichen komischen Tenors des Sklaventurns,
217 218 219 220
Vgl. u.a. Winkler 1985: 22.1 f., IIarriBon 1996: 5 1 .1 ff. , MaI-Maeder 1 997: 87 ff. IIolzberg 200 1 : 1 1 2 . IIarri.on 1 996: 508. IIolzberg 200 1 : 1 1 1 . Zur Geldgier der l.i8priester vAl. MaI-Maeder 1997: 99 if. und Winkler 1985: 2 1 9 fi. 221 So etwa IIarrison 1 996: 5 1 6 , Ähnliche.. bei Schlam 1992: U .
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
wie es in diesem \Verk erscheint, mindestens zu 1. der Tradition der Komödie, und hier besonders zu Plautus, und 2. der Tradition des griechischen Romanes in Heziehung gesetzt werden.
1 . Komödie Die Komödie gehört zu den Literaturgattungen, in denen die Forschung den Ursprung des antiken Romans sieht. 222 Selbst wenn man wie Holzberg diese Herkunft als "nicht sehr wahrscheinlich""" einstuft, wird die unleugbare Exis tenz zahlreicher Motive und stilio;tischer Tendenzen anerkannt, die beiden Gattungen gemeinsam sind. Die Untersuchung komischer Elemente in den Metamorphosen durch verschiedene Studien hat insbesondere die enge Ver bindung dieses Romans mit der plautinischen Komödie hervorgehoben. 224 In diesen Rahmen gehört der Gebrauch Z.H. plautinischer Motive im Prolog der Metamorphosen. '" Themen wie die Kinderaussetzung, die in der lateinischen Komödie eine wichtige Rolle spielt"·, und besonders zahlreiche typisch plauti nische Termini und Stilmittel im Einklang mit der unter den Schriftstellern der Zeit üblichen archaisierenden Tendenz227 sind im Werk vorhanden. Selbst im Gebrauch bestimmter Rechtsbegriffe ist, wie es Keulen gezeigt hat, der Ein fluss plautinischen Witzes'" erkennbar. Es sind Hegriffe wie mandpatio, ad dictio, uadim(mium, Sklavereitermini, die in den Metamorphosen metaphcr
222 Müller ( 1 9 8 1 : 377-4 1 2 ) bemerkt, Komödie und Roman werden schon in der Antike in eine sehr enge Gattungsverwandtschaft zueinander gehracht. Kcollcpöia klang ja an die Gattung des Romanes in der Antike an, da Komödiendichter \\ie Romanautoren Fiktionalität und Lebensnähe vereinten (dazu 1I0lzherg: 200 1 : 19 f. und Kudlien 1 989: 35). 223 IIolzberg 200 1 : 44. 224 Dazu besonders Schlam 1 992: 40-7, weitere I1inweise bei Frangoulidi. 1997: 1 4 7 Anm. 1 78. 225 Winkler 1985 : 200 fi. und IIarrison 2000: 5 1 0 . 226 Dazu Kudlien 1 989: 35, für den di e Romanautoren dieses Motiv bewusst aus der Komödie übernommen haben ("gI. auch IIelm 1956: 5 1 ). Beispiel ist nach Kudlien die Parallele Te renz Haut. 629 ff. und Apuleiu.• •"el. X, 23. 227 Die lateinischen Literaten aus der zweiten Sophistik hal,en Plautus aufgewertet und seinen archaisierenden Stil als literari.ehe Tugend gepriesen. Z.B. Gellus VI, 1 7 .4 nennt Plautus lltl/luae atque ele.lla tll·lae Latl"ae in uemL. pri"ceps. Apuleius "e in Iinea con questa tradizi one" (Ronconi 1 970: 35), dazu auch �fattiaci 1986: 199 f. In der Tat. "I'archaisme est ega lement employe clans les Metamo,."hoses par imitation precise de la langue des comiques" (Callebat 1 964: 355). Eingehende Darstellung zu den plautini..chen Archaismen in Apulei us' Metam<»,/'!IO..en hei Callehat 1968: 47.1-546. 228 Keulen 1997: 204, zu den gleich genannten rrul1lCipatlo, cu1dtcc/o und uadl""mlum "gI. Keulen 1997: 208-2 1 .1 . Weitere Rechtstermini, die Keulen anführt. sind qulrltatlo und ,natrifnollium ·Iustum.
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risch gebraucht werden und auch in plautinischen Komödien in Jo'ülle anzutref fen sind. Dies gibt Gelegenheit zu einer Vermutung. Wenn der Stil des Plautus "mo dele favori d' ApuJee""9 ist, so könnte Plautus Apuleius' Modell auch in anderer Beziehung gewesen sein, z.B. im Aufbau der Romanfiguren. Die plautinische Anspielung in der l<'igur des Geizhalses Chryseros,·l0 und die Charakterisierung des Soldaten'" als eines plautinischen
miles gloriosus sind der Jo'ofSchung
auch nicht entgangen"' . Es könnte auch die Frage aufgeworfen werden, inwie fern der Aufbau der Sklavenbilder in den
Metamorphosen nicht ebenfalls
einem plautinischen Modell folgt. Diese l<'rage wurde nirgends umfassend be handelt. May weist darauf hin, dass sowohl die beiden Sklaven, die als Köche erscheinen""', als auch die Rolle, die ihr contubernali.o;
'·" und d.h. der gefräßige
Esel als Nahrungsdieb dort spielt, Adaptationen komischer Plautusfiguren sind"' . Allgemein aus der Komödie stammen in dieser Szene der reiche Spei senkatalog, das Diebstahlmotiv, die Rechtsstreiterei zwischen den Köchen und deren Vertrautheit mit mythologischen und tragischen Motiven."· Was nun speziell die ngur des Esels Lucius angeht, so könnte neben seiner Jo'ressgier ein weiterer Zug seines Verhaltens, und zwar seine Geilheit in Be tracht kommen, will man die Beziehungen zwischen Komödie und Metamor phosen verfolgen.'·17 Beide Laster gehören zur Typologie des seruus in der lateinischen Komödie."" Wie 229 230 231 232 233 234 235 236
237 238
man
sieht, ermöglichen beide Kennzeichen nicht
So Callehat 1 964: .1 55. met. IV, 9.5-6. met. IX, 40 f. Zum Geizhals Gianotti 1 986: 58 ff. der Chf}'seros mit Euclio aus der Aulularfa vergleicht, zum "..1Ie.. May 1 998: 1 48, die zum Vergleich Plautus "..11. 1 394-1425 heranzieht. V4I. met. X, I 3-1 7 . met. X , 13,5: adsctscor Uaqu e 'Inter duoll 'i1/OII/ratre.. tertlu.. contuhenllJUII. May 1998: 135. V41. May 1 998: 135 ff. (Speisenkatal04), 1 38 ff. (Diehstahlmotiv), 14.1 f. (Rechl1l8treiterei). Wie vieles andere ist auch der Nahrun4sdiehstahl durch Sklaven ein Topo.., den Plautus \'On der 4riechischen Komödie übernommen hat. Dazu Ehrenber4 1 962: 1 7 6 Anm. : "at any rate, !his is a typical practice of !he slave of comedy" . BeL.piele der Geilheit des Esels Luciu.. bei met. VII , 24,1; X, 13,7; X, 21-22. Zur Gefrä1\i4keit "41. z.B. Plautus .\Ien. 87 ff. , Poen. 313, Stich. 155 ff. ; Terenz Eun. 38; zur Geilheit Plautus Am"/l. 288, Men. 268, Stich. 750, Pseud. 94 7 . Über die sexuellen Bedürf nLose des plautinischen Sklaven v41. Spran4er 1984: 8.1 f. Die Gefrä1\i4keit ist t)"isch sowohl für die komische Fil!ur des seruUII als auch für die de.. parasltuII . Beides trifft auf Lucius zu, sei es auf ihn als Gehilfen zweier con..erul sei es auf ihn als conulua von deren IIerm, wei cher den Esel40urmet " arasltull meus nennt ("gi. met. X, 1 6,8). Dass in die.oer Szene der Esel Luciu.. der komischen Fi4ur des "ara...wu. nahe steht, wurde schon ,'on May 1998: 147 f. erwähnt.
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
nur die Eselmenscheniigur wie oben erwähnt unter platonischem Zeichen zu interpretieren, sie rücken auch den "versklavten" Esel Ludus in die Nähe der für die Komildie typischen Figuren des Sklaven.
2 . Roman ''''ill man den milglichen komischen Tenor der auf das Sklaventurn bezüglichen Elemente in den Metamorphosen untersuchen, so muss als zweiter Punkt die Beziehung des apuleianischen Romanes als eines "komisch-realistischen" unter welcher Rubrik man auch Petrons Salyricon, den griechischen Onos und ein paar griechi�che Fragmente zu bringen pflegt - mit dem sogenannten griechischen "idealisti�chen Roman" wie den Ephesiaka des Xenophon von Ephesos, KalUrhoe des Chariton, Leukippe und Klei.wphon des Achilleus " Tatios usw. betrachten. " Es geht hier nicht darum, die wohlbekannte und keineswegs unproblematische Unterscheidung dieser beiden Arten antiker Erzählprosa, die zuerst von B. E. Perry systemati�iert worden ist, auf ihre Stichhaltigkeit hin zu prüfen "" . Sie dient hier nur zur Explizierung der mögli chen WeL�en, das Thema des Sklaventurns in den Metmn{Jrphosen in dieser Beziehung anzugehen. Dazu genügt es, mit Holzberg einen einzigen Zug der Unterscheidung dieser beiden Romantypen zu unterstreichen: Im �'tofl1ich-m()tivischen Bercich hieten die komisch-realistischen Romane [ . . . ) an�'tcUc ciner idealisicrcndcn Darstellung dcr fiktionalen Wirklichkeit 2<1 komischc odcr derb-rcalistischc Schilderung.
Dass Narrativen wie die Metamorphosen oder das Satyricon als komisch realistische Romane charakterL�iert werden, will nicht einfach besagen, dass sie neben ihrer Unterhaltungsfunktion die Wirklichkeit ohne weiteres abzubil2.19 Eine Liste der uns erhaltenen Texte und Fragmente der antiken Romantr-...dition hei Holz berg 200 1 : 17 f. 240 Heinze l R99: 494 ff. hatte Pettons Sat)'rlcml als eine Art Parodie des griechischen eroti schen Ronlanes gedeutet. Perry 1967: lR6 f. hat den realistischen Roman spezifisch "in terrns oi the indi\�dual author's circumstances, mind and purpose" (S . .192) zu zeichnen versucht und nicht ,,�e Heinze als eine Parodie. Die spätere Forschung zum antiken Roman hat mehrfach auf die Romantypologie Perrys zurückgegriffen, "gI. z.B. Adrados 1979: 9.1 i., der zu der komisch-realistischen Gruppe auch die Vtta I\esol't als Prototyp dieser Art Roman zählt. Holzberg 2001 z.B. geht "on der Typologie Perrys aus. um seine Einführung in den an tiken Roman didaktisch zu organisieren, vermerkt aber vorsichtig: .. ,,�ssenschaftliche Arbei ten aus jüngster Zeit, insbesondere diejenigen zu den Papyrusfragmenten, haben ergeben, dass die Grenze Z\\�schen den beiden Romantypen nicht so klar zu ziehen ist, ,,�e B. E. Perry [ . . . ] noch annahm" (S. 4 1 ) . 241 Holzberg 200 1 : 22.
Ernsthaft oder lächerlich?
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den hätten, sondern vor allem, dass sie in kritischem Gegensatz zur idealisie renden Tendenz der griechischen Romane konzipiert werden. Oies ist übrigens zu einem späteren Zeitpunkt der abendländischen Literaturgeschichte erneut geschehen. Der Schelmenroman z . B . hat sich eindeutig mit der Idealwelt des mittelalterlichen Ritterromans auseinandergesetzt. Bekanntestes Beispiel dieser Auseinandersetzung ist Cervantes' D. Quijote. 2< 2 Da nun ein Zusammen hang zwischen etlichen formalen Zügen des griechischen idealisierenden Ro mans und der Konstituierung des iberischen Ritterromans des 16. Jhs. aufge zeigt worden ist"·1 , hat die in der F'orschung aufgeworfene Beziehung der Me tamorphosen zu der Entwicklung des Schelmenromans einen Sinn. Es sei hier nicht nur der D. Quijote erwähnt, in welchem klare Remini"zenzen der Meta morphosen gefunden werden können.'" Auch der Lazarillo de Tormes ( 1554), höchstes Vorbild des Schelmenromans, scheint in dem Roman des Apuleius eine seiner Inspirationen gehabt zu haben. Es ist auch der Enveis versucht worden, dass es sich um mehr handelt als um allgemeine Anklänge zwischen beiden \Verken, dass eine große Anzahl Ähnlichkeiten bis auf eine Imitation schließen lässt. " ; Und die These Bakhtins lautet, dass in den Schel menromanen Diener den Esel ersetzen. "6 Die komisch-realistischen Romane treiben also ein "literarisches Spiel""' , das hauptsächlich aus einem komischen Parodieren der gängigen Motivik besteht, aus welcher die Wunschwelt der idealisierenden Romane geformt wird. ". Lächerlichkeit und Realismus der komL..ch-reali.. tischen Romane sind beide aus diesem Gegensatz zur Überlieferung des griechischen idealL..ieren den Romanes zu verstehen. Sie verkehren etwa die traditionell ideali..ierende Liebesdynamik der j ungen Helden. Statt der erhabenen Liebe des j ungen Paa res hat man im Satyricon ein homosexuelles "menage ä troL,," , in den Meta morphosen gibt sich der Held spielerisch dem Sex mit einer Sklavin hin und befriedigt später als Esel die bestialischen Wünsche einer Matrone."· Auch 242 Aus dieser von lIolzherg 2001 : 8.1 angeführten Analogie könnte wohl mehr herausgeholt werden, doch für den hier "erfolgten Zweck genügt der I1 i nweis auf sie. 24.1 vgl. dazu Futre Pinheiro 1996: 787 11. 244 vgl. dazu Lopez 1981 : 199 Ir. mit weiterführender Literatur. 245 Molino 1965: .12.1. 246 Bakhtin 19 8 1: 125. 247 Vgl. l lolzherg 2001 : 1 8 und 8.1 rl. 248 Zum Parodieren dieser idealisierenden Motivik in den komisch-realistischen Romanen vgl. 1Ia11 1 995: 55 11., lIolzberg 200 1 : 8.1 f. und spezifisch über die Metamorl'llO••etl des Apuleius lIolzherg 200 1 : 1 1 0 11. 249 vgl. lIarnson 1996: 502. Ein weiteres Beispiel zur Parodie der idealisierenden Motivik und des kra...en Realismus komischer Romane bei lIolzherg 200 1 : 84 : "Während z.B. ein Gall t-
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
Lucius' Bummel durch Mittelgriechenland und die unwürdigen Bedrohungen, denen er als Esel ausgesetzt wird, würden nach Harrison "the more dramatic and glamorous element of travel and perilous adventure crucial to the Greek novel tradition" "" parodieren. Nun zum Thema des Sklaventums. Zur Motivik der idealisierenden Romane, die von den Ephesiaku Xenophons von Ephesos besonders ausgiebig benutzt ,vird 25 1 , gehören neben anderen Unfreiheit.'lsituationen wie Gefangenschaft unter Räubern und Piraten auch die Versklavung der Helden 252 - normalerwei se ein junges Paar vornehmer Abstammung und außergewöhnlicher Schön heit"" . Die typische Abenteuerserie der Helden enthält noch leidvolle Situatio nen ,vie Folter, Zwangsarbeit, Todesandrohungen, Sexualbelästigungen durch die Herren usw. Als verzweifelten Ausweg beschließen die Helden oft, sich selbst das Leben zu nehmen (mit Rettung im letzten Augenblick) oder sich tot zu stellen. Schließlich wäre das Streben nach Befreiung als allgemeines Motto des ganzen Romanes zu nennen. Nur als freie Menschen können die Helden sich wiedervereinigen und heimkehren, also nur mit Freiheit kann das Aben teuer ein "happy end" haben. Dies ist ein wesentlicher Zug des antiken Ro mans. Der Leser der Metamorphosen braucht sich nicht sehr anzustrengen, in ihnen Stellen zu finden, die an der Geschichte des "versklavten" Lucius Punkt für Punl{t dieselbe Toplli erkennen lassen. Es handelt sich aber hier nicht um die Geschichte schöner Helden, sondern eines hässlichen Esels, und das än dert etwas an dem Schema. Wie schon bemerkt müssen die Metamorphosen als komisch-realistischer Roman literarL'lch in eine parodistL'lche Beziehung zu den griechischen ideali-
250 251
252 25.1
mahl im Parthenope-Roman den Anla.... für einen Wettstreit pathetischer Reden iiber die Macht des Eros hietet, lässt Petron die bei dem reichen Freigelas•.enen Trimalchio dinieren den Gäste sich iiher Alltagsprobleme wtd noch dazu in \"Illgärer Sprache unterhalten". Ein ähnlicher Realismus ist nach Holzberg auch in den heiden ,Eselsromanen" zu linden. Harrison 1 996: 502. Zur Zusammenstellwtg dieser �Ioti\'ik vgl. Holzherg 2001 : 2 1 . Die griechischen idealisie renden Romane sind .thematisch so eng verhwtden, dass man von einem stereotypen I1and lungsschema sprechen kann" (I1olzherg 200 1 : 1 2 ) , nach Art der Fernsehserien. Holzberg nennt die Eplle.'liaka als ein solches Beispiel. vgl. bei Heinen 2005: 380 Anm. 19 Stellen zur Versklavung von Romanhelden aus griechi schen Romanen. Von Xatur (Schönheit) wie sozial (Adel, Reichtum) sind die I1elden griechi..cher Romane ungewöhnliche Menschen (dazu "gt. L.Houblon 1 99.1: 1 1 9 fl. mit Verweisen auf Stellen aus verschiedenen griechischen Romanen). Die zu Beginn der Metam.orphosen gegehenen Be schreibungen des Lucius ( 1, 1-2 . 1 , vgl. H, 2-.1 ) und Psyches (IV, 28 ) reproduzieren die Topik der Charakterisierung (vgl. Letouhlon 1993: 122 f.).
Ernsthaft oder lächerlich?
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sierenden Romanen gesetzt werden. ';4 Das in den Metamorphosen gebotene Bild der Sklavenwelt muss auch auf diesem literarischen Hintergrund betrach tet werden. Soweit es aus der Literatur ersichtlich ist, hat sich die Forschung zur Sklaverei in diesem Roman damit noch nicht beschäftigt. Die krude Dar stellung der Sklavenwelt, wie sie Ludus im Laufe der Handlung erfährt, kann als Satire auf die Sklaventopik hinsichtlich der Helden in den idealisierenden Romanen gefasst werden. Die Versklavung ist in diesen immer erhaben, die Helden können sich immer dem Erleiden der schlimmsten Erniedrigungen und Nöte des Sklaventurns entziehen, im Gegensatz zu Ludus, der zuletzt zur öffentlichen Ausübung des Sexualaktes mit einer Verurteilten gezwungen wird. Die verschönte Sklaverei erhält die idealisierten Helden trotz Verskla vung immer in ihrer Schönheit, im Gegensatz zu Ludus in seiner jämmerli chen Eselsgestalt.m Die gefangenen romantischen Helden müssen Proben wie Folter, Zwangsarbeit usw. bestehen. Dies trifft auch den Esel Ludus, er ver sucht durch den Entschluss zum Selbstmord und durch den Scheintod densel ben traditionell vorgegebenen Ausweg aus seiner Lage wie die romantischen Helden, dies alles aber im Gewand des Grotesken. Der Eselmensch ist mehr als eine Allegorie des Sklaven, der nach antiken Vorstellungen dem Tier gleichge stellt wurde, er ist auch eine verzerrte Form des idealistischen versklavten Romanhelden. Daraus ergibt sich, dass das EseL.,klaventum des Ludus uns ernsthaft vor die Sklavenproblematik in der antiken Welt stellt und uns den noch gleichzeitig zum Lachen bringt. In den Worten Holzbergs, "die Art, in der die Verfasser der komisch-reali..tischen Romane das Menschenbild der ideali sierenden Romane in verzerrter Form präsentieren, weist Züge von satirischer Moral- und Literaturkritik auf"';·. Der zeitgenössische Leser, welchem Ludus im Prolog der Metamorphosen Unterhaltung (laetltberis) verspricht, war wohl fähig, die ihn zum Lachen bringende Kritik zu verstehen. Annequin zufolge kundet der Prolog non pas de I' oeU\'Te, mais de son intentionnalite [ . . . ) II cnonce c1airement que l'uuL'tor / u<.-1or exige une leeture attentive aux signes, aux effets d'annonee,
254 Eine andere Auifa..sung verbitt Merkelbach, welcher die Erlebnisse des Lucius at. religiöse Allegorie des 'siskultes deutet. Der Roman des Petron und der griechische Eselsroman sind für Merkelhach im Gegensatz zu den Metamol"l'lwsen parodistisch: Apuleius ,hat den Esel,.. roman Jateini.ch bearbeitet und ihm dabei wieder einen ernsten religiii.""n Sinn unterlegt" (Merkelbach 1 962: 33R). 255 Fitzgerald (2000: 99) bemerkt, dass gerade Lucius, ,the beast of burden bears a struetural relation to the beautiful heroines of the Greek novel". 256 l Iolzberg 200 1 : 23.
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Sklaventum in den Metamorphosen des Apuleius
aux changements de tons, aux symboles partout dissemim!s; il avom: ai nsi que '" l'u�uvre, pour se reveler, demande au le'--teur une C
Dieser "cooperation active" mit den ironisch-satirischen Intentionen des Au tors der Metamorplwsen dürfen sich auch die heutigen Erforscher des Skla ventUßL'i oder jeden anderen ernsthaften Themas in diesem Text nicht entzie hen, wollen sie zu den lectoTCs scrupulo...1 gezählt werden, an welche sich der Roman des ApuJeius wendet. ".
E . Schl uss In diesem Kapitel ist versucht worden, die Wege zusammenzustellen, welche die l<'orschung zum Sklavenwesen in den Metamorphosen gegangen ist, und gleichzeitig der künftigen l<'orschung zu diesem Thema einige Perspektiven zu eröffnen. Damit wurde hoffentlich ein Zweifaches enviesen: 1. die zentrale Hedeutsamkeit der Thematik und Vorstellungen über SkIaventum im Roman des Apuleius, was aus ihm eine erstklassige Quelle für die Erforschung des antiken Sklavenwesens macht, und 2. die Verschledenheit der möglichen An sätze, dieses Thema und diese Vorstellungen in diesem Werk zu behandeln. Der erste Punkt rechtfertigt die Wahl der Metamorphosen al'i eines Textes, der zur Erforschung der lateinischen Sklaventumsterminologie herangezogen zu werden verdient. Dies soll in den folgenden Kapiteln der vorliegenden Arbeit geschehen. Dieser Punkt kann auch zugleich das mögliche Misstrauen ver flüchtigen helfen, welches viele l<'orscher noch diesem Text als Erkenntnis quelle für die antike Sklaverei entgegenbringen mögen. Der zweite Punkt betrifft das methodische Vorgehen der vorliegenden Un tersuchung. Die Verschledenheit der bisher gegangenen l<'orschungswege hat gezeigt, dass die Narrative der Metamorphosen gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen operiert. Sie sind wirklich eine opera aperta, die sich wie jedes litera rische Werk mannigfaltigen Deutungsebenen erschließt. Wer die Thematik des Sklavenwesens in diesem Werk untersuchen möchte, muss von dieser Tatsa-
257 Annequin 2003: 32. 258 Der AIL'ldruck /ec(or scupuloRU8 wird \'On LuciIL' met. XI, 30,1 gebraucht. I1ierzu Annequin (2003: 34): " Le discOW'!l ironique par e...oence e..t interacüf; mais ne rit pas qui "eur, seul ce lui qui sait, oomme t'auteur, se placer au deli! du texte pourra rire". Schlam erwägt aber mit Recht: "The stories da, ne"erthele.... , repeatedll' reßect and plal' upan serioU8 issues, which can stimuIate thoughL. and feelings in the reader. The Metn77lllrphn.qe.q is a novel o( rhetori caI and comic brilliance, but these qualities da not nulliiy a level of seriousness in the pleasu re and entertainment it offerA" (Schlam 1992: 7).
Schluss
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che ausgehen, wenn e r nicht einem naiven Ansatz verfallen will. Die Möglich keit, die Thematik des Sklaventums im Roman des Apuleius aus unterschiedli chen Gesichtspunkten anzugehen, rechtfertigt jedoch keinen Relativismus, der wahllos jede Aussage als gültig erachtet. Sie zeigt lediglich, dass die Be handlung des Problems des Sklaventums speziell (doch nicht nur) in einem }<'iktionswerk zum großen Teil Sache der Interpretation und nicht unmittelbar informativ ist. Die Information, die aus einem derartigen Text zu holen ist, ist nicht ein an sich objektives Datum, sondern ein durch Lesen zu dekodierendes Datum. Man muss also eher die Daten zu lesen wissen als envarten, durch sie informiert zu werden. Indem der Erforscher der Sklaverei einen Text wie die Metamorphosen als Quelle benutzt, muss er sich anstrengen, ein lector scrupulosus zu sein, um die Daten nach einem Sinn zu befragen, der in den mannigfaltigsten Verbin dungen auf unterschiedlichen Ebenen zu suchen ist. Es gibt mehrere Weisen, dies zu tun. In der vorliegenden Arbeit wird vorgeschlagen, die sprachlichen Daten und d.h. spezifisch einen kleinen Teil der Terminologie aufmerksam zu lesen, die Apuleius in seinem Text dazu gebraucht, "den Sklaven auszusagen" . In den beiden folgenden Kapiteln wird ein Versuch in dieser Richtung unter nommen. Das vorliegende Kapitel hat mit Hilfe der in der }<'orschung bereit'! erzielten Ergebnisse das Ziel gehabt zu zeigen, dass die Sklaverei einen Zug der Metamorphosen darstellt, welcher deren �arrative strukturell auf verschiede nen Ebenen konstituiert. Die vorliegende Untersuchung möchte dem Reich tum dieses Textes Rechnung tragen. Dieser Roman eröffnet dem Erforscher des antiken Sklaventums einen Zugang nicht nur zu dessen wirklichkeit'ibezo genen sozialen und ökonomischen Aspekten, sondern erlaubt auch das Ver ständni., der symbolischen Dimension, welche diese Wirklichkeit in der dama ligen auch sozial verfassten Einbildungskraft der Menschen gehabt hat. Der Roman des Apuleius wird sich daraus als eine unzweifelhaft auswertbare Quel le für alle erweisen, welche die antike Sklavenwelt im Innersten erkennen wol len.
11
D i e S ignifi kati on d e s S klaven Voraussetzung e n zum Verstä n d nis d er Wirklichkeit d e s S klaven in d er l iterari s c h en F i ktion [
. .
. ] ä. c6te des diverses determination....
(economiques, historiques, psychologiques), il faut desormais prevoir une nouvelle qualire du fait: le sens. (Barthes:
19H 5 : 22H)
Was ist denn ein Sklave, und das sowohl im engeren Kontext des apuleiani schen Romans als auch im weiteren Kontext der lateinischen Kaiserzeid
phosen
Be Metamor
geboten werden. Anschließend soll im dritten Kapitel eine semanti
sche Analyse einer der Termini durchgeführt werden, mit welchen Apuleius Sklaven und ähnlich abhängige Wesen bezeichnet, nämlich der Terminus
ruus.
se
Oie terminologische Bestandesaufnahme und die danach erfolgende
punktuelle semantische Analyse haben den Zweck, aus dem Text Elemente zu extrahieren, die aufgrund konkreter sprachlicher Daten relevante Züge der aus dem Roman des Apuleius ableitbaren Sklavenbilder offenbaren. Warum ist aber die Umreißung der apuleianischen Sklavenbilder durch die l<'okussierung spezifisch der sklaven bezeichnenden Terminologie zu versu chen'� Aus dem vorhergehenden Kapitel ist hier festzuhalten, dass das Ver ständnis der in den
Metmnorphosen präsenten
Sklavenbilder durch die Erfor
schung ihres sozialen, historischen, philosophischen, religiösen und literari schen Hintergrundes auf unzähligen Wegen gefördert worden L.,t. Es fehlen jedoch bislang Untersuchungen, welche das "Material" selbst erläutern, aus welchem diese Bilder bestehen, d.h. die Wörter. Man muss sich eben dessen bewusst bleiben, dass dieser Sklave, dessen Bild zu erkennen angestrebt wird und der in einem literarischen Werk wie die
Metamorphosen
"lebt " , nicht als
ein wirklich daseiendes Wesen aufzufassen ist, sondern als ein Kon...,trukt aus Wörtern. Selbst wenn dieses Konstrukt die Wirklichkeit eines existierenden Sklaven oder Sklavengruppe getreu retlektieren sollte, sind es nicht Sklaven, sondern Zeichen dieser Sklaven, die im Prozess der Kommunil
Das Problem des Signifikates
73
Rahmen der vorliegenden Studie eben in diesen sprachlichen Zeichen gesucht werden, welche die Sklaven in dem Text "existieren" lassen. Anstatt der Sache in der Außenwelt nachzugehen, soll hier untersucht werden, was sie im Rah men eines sprachlich verfassten Werkes besagt. Das Verfahren, welches in diesem und im nächsten Kapitel die Untersuchung leitet, besteht also nicht darin, die sozusagen materiale Existenz des Sklaven ins Auge zu fassen, son dern seine Signifikation, oder konkreter: das Signifikat der sprachlichen Ter mini oder Zeichen, die ihn in dem hier zu behandelnden Text konstituieren. Die }<'rage nach dem, was ein Sklave ist, impliziert in diesem Zusammenhang die Frage nach seinem Signifikat. Die Liste der Termini, die sich in den Metamorphosen auf Sklaven bzw. an deres Haushaltspersonal und das Sklavenwesen allgemein bezieht, ist wahrlich sehr groß. Zum Zweck der Eingrenzung der analytischen Aufgabe auf ein rea listisch durchführbares Maß war es daher nötig, darin eine Untermenge zu bestimmen, welche eine direktere Behandlung der oben genannten Leitfrage in diesem und im nächsten Kapitel ermöglichen würde. Aus diesen Erwägun gen heraus werden hier aus der im Roman des Apuleius vorkommenden weit gefächerten Sklavereiterminologie diejenigen Termini als erstes Untersu chungsmaterial für diese Studie ausgewählt, die Sklaven bezeichnen. Sie er lauben es, die Leitfrage "was ist ein Sklave?" auf eine nicht-definitorische Wei se zu beantworten, sondern so, wie es in dieser Arbeit angestrebt wird, näm lich auf eine wesentlich semantische Weise, selbst wenn sich dies auf den ers ten Blick in einer Art befremdlicher Tautologie wie z.H. "ein Sklave ist famu lus, ist seruus, ist an(.·illa, ist puer" niederschlagen sollte. Das besagt, dass ein Sklave vordergründig das ist, was die Termini, die ihn bezeichnen, jeweilo; in ihrem bestimmten Zusammenhang signifizieren. Durch dieses Verfahren an einem beispielhaften Corpus wie die Metamor phosen des Apuleius sollen einige Teilaspekte erhellt werden, die für das Ver ständnio; des umfassenden Signifikates des Sklaven in der römischen kaiser zeitlichen Kultur und Literatur, zu welchen der hier untersuchte Roman ge hört, von großer Wichtigkeit sind.
A. D a s Pro b l e m d e s S i g n ifika tes Die Identifizierung der Termini, welche im Text des Apuleius Sklaven bezeich nen, hat sich als eine nicht selbstverständliche erwiesen. Sie wurde von Anfang an durch eine Reihe von Eigentümlichkeiten des Textes erschwert, die hier kurz aufzulisten sind:
74 1.
Die Signifikatian des Sklaven
Eine Sklavenbezeichnung bezieht sich nicht immer auf einen Sklaven. Wie es im vorigen Kapitel dieser Studie klar geworden sein dürfte, werden viele Sklavenbezeichnungen im Text des Apuleius konnotativ dazu verwendet, auf V'lesen hinzuweisen, die nach anderweitigen Angaben des Textes selbst bekanntlich keine Sklaven sind (z. B . Tiere, Objekte, freie Menschen) .
2.
Viele Bezeichnungen von Individuen, die im Text als Hauspersonal eines Herrenhauses erscheinen und vermutlich oder gewiss (durch andere Kon texte) als Sklaven ausgewiesen werden können bescheinigen eigentlich nicht den Sklavenstatus der bezeichneten Individuen. Zu solchen Bezeich nungen gehören u.a. Eigennamen und Berufsbezeichnungen.
3.
Sklaven können nicht nur durch eigene Termini bezeichnet werden. Das bedeutet, dass ihr Sklavenstatus nicht nur durch das Vorkommen eines ei genen für Sklaven verwendeten Signifikanten im Text bescheinigt wird: a.
Manchmal werden Sklaven durch Abwesenheitsstrukturen bezeichnet, die selbst ohne das materiale Vorkommen eines sklavenbezeichnenden Terminus ein sich auf Sklaven beziehendes Signifikat haben. So kann z.B. ein Sklave elliptisch
als
der Agens eines passiv zu verstehenden
Satzes (im lateini'ichen absoluten Ablativ) unterstellt werden, wenn dieser Satz einen Dienst ausdrückt, der im Haus eines Herrn normaler weise durch das Sklavenpersonal erledigt wird' . Der Sklave kann auch ellipti'ich Objekt eines Befehlsverbes in einem Satze sein, der einen Be domfnus/a ausdrückt ' . Diese Ellipsen können freilich nur
fehl eines
unter Zuhilfenahme des umfassenderen sprachlichen Kontextes als Weisen der Sklaven bezeichnung identifiziert werden. b . Oft wird die Gegenwart eines Sklaven in einer bestimmten Szene durch die bloße Gegenwart seines Herrn in derselben Szene bezeugt. Deshalb ließe sich auch die Frage aufwerfen, ob die Termini, die sich in erster Linie auf Herren beziehen, in einigen Fälle n auch nicht als indirekte Sklavenbezeichnungen genommen werden könnten. Die :'II ichtanwesenheit eines Sklaven als ein als solcher bezeichnetes \\fesen ; die Unmöglichkeit zu wissen, ob das bezeichnete Wesen ein Sklave L'it; das Bewusstsein, dass das bezeichnete Wesen kein Sklave ist; das :'II ichtvorkom men eines sklavenbezeichnenden Terminus - die Auseinandersetzung mit diesen und ähnlich gelagerten Fällen hat notwendig dazu geführt, das Problem des Signifikates der sklavenbezeichnenden Termini anhand angemessenerer
2
Z.B. met. VIII. 29,2: dl...po...lla cellula W1d met. X, 1 6.3: me'L,a po.�lla. Z.B. met. X. 16,3: mnlle.l!e?' ...' edul/um solidorum [ . . . ) /·.......tt adpm,l.
Das Problem des Signifikates
75
Parameter zu fassen. Zunächst musste der Ausdruck "sklaven bezeichnende Terminologie" im Rahmen der vorliegenden Untersuchung bestimmt werden. Er bezieht sich auf: 1. die im Text des Apuleius dazu verwendete Terminologie, Sklaven (z.B. durchfamulus, andlla, sent.us usw. ) zu bezeichnen, und weiter unten ist zu zeigen, dass sie äußerst mannigfaltig ist; 2. die herkömmliche Terminologie, Sklaven zu bezeichnen, die aber im Text des Apuleius sehr oft zur Bezeichnung anderer Wesen gebraucht wird. Anschließend musste die Auffassung selbst von dem Sklaven neu überdacht werden. In der li'orschung ist es üblich, den Begriff des Sklaven wesentlich juristisch zu fassen" . Rechtlich im Gegensatz zu einem liber' - ein frei geborenes (inge nuus) Individuum, ein Bürger mit all seinen Rechten S - wird ein Sklave seinem rechtlichem Status nach wesentlich als ein Eigentumsgegenstand bestimmt, der einem Besitzer unterworfen und veräußerlich ist" . Uas römische Recht begreift den Sklaven durch seine institutionell definierte Beziehung zu einem Herrn. Es handelt sich dabei anscheinend um einen besonderen l<'all des all gemeinen Sachverhaltes, die Grenzen der Gewalt des Herrn über den Sklaven bestimmen zu wollen ' . Oie alltägliche Wirklichkeit der durch das Sklaventum geprägten Verhältnisse geht jedoch über eine solche Bestimmung hinaus. Sie auszudrücken erfordert von der Sprache eine größere Breite des lexikalischen Spektrums und eine größere semantische l<'lexibilität, al.. die rechtlichen Be stimmungen der Termini es ermöglichen" . Oie unterschiedliche Weise, \vie 3 4
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So Dumont 1987 : 435: "L'unitl! de la condition sen.ile tient au statutjuridique qui la define". Zu diesem Gegen.'I3tz Ben"eniste 1 932: 433: "La condition d'esclave se definit en droit de la maniere plus stricte dan. le texte de Gaiu. auquel il faut toujours revenir: Summa dlul.'Ito tk lure personarum lurec est, quod Oflllre.q homfne.. aut lfherl surtl aut seruf (1""tu. I, 9)". Vgl. dazu Benveniste 1 936: 58: "Ies Italique. et le. IIellenes devaient independanlment tendre :\ souligner I'opposition des condition.o sociales en definissant vi...a-vis de I'esclave san.o droits la situation privilegiee de I'homme de naiBsance Iihre, citoyen de plein droit". Es handelt sich hier spezifisch um den Sklaven als re.q, seine rechtlich vorwiegende Verfa.... sung (vg(. dazu Buckland 1 908: 10 if. "The Slave as Res"), doch nicht seine einzige. Das Römische Recht sah gewi ...e Fälle vor, in denen die juristische persana des Sklaven aner kannt wurde (dazu Buckland 1 908: 73 ff. "The Slave a.. a Man"). Dadurch wurde ihm gleichwohl nicht der volle rechtliche Rang eines freien Bürgers zuerkannt, denn im römi schen Recht \\ird der Tenninus I,ersona nicht in demselben Sinne \\ie im modemen Recht gebraucht, vg(. Buckland 1 908: 3 i. und als Schluss: "persana, standing a1one, did not mean persana etullfR" (S. 5). Zu diesem allgemeinen Zug der rechtlichen Bestimmungen über Sklaven vg(. Mei11assoux 1986: 1 0 : "Dans Ie cadre de la fiction de l'esclavlHlbjet, comme dans Ie prolongement de ce qui pn!cede, le droit ne reconnait :\ I'esclave de rapport institutionnel qu'avec son maUre. [ . . . [ En exprimant le rapport esclavagiste comme individuel, le droit fixe les limite. dans le... quelles il veut "oir s'exercer I'autorite du maitre sur l'esclave". Dazu vgl. Meil1assoux 1986: 9.
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Die Signifikatian des Sklaven
ApuJeius in seinem Text Sklaven bezeichnet, und die Schwierigkeit, diese Ter mini selbst aufzulisten, belegen das. Auch seruw;, der in den lateinischen Rechtstexten bevorzugte Terminus zur statutarLo;chen Bestimmung des Indivi duums, geht im allgemeinen und IiterarLo;chen Gebrauch der Sprache weit darüber hinaus und weist verschiedene Signifikationen auf, wie es im dritten Kapitel dieser Arbeit zu zeigen sein wird. Von dem semantischen Spektrum der sklavenbezeichnenden Terminologie gilt also, dass das JurLo;tische an ihr nur die proverbiale sichtbare Spitze des Eisberges darstellt: Die Vielfältigkeit der in den rilmLo;chen Sklavenvorstellungen implizierten Aspekte scheint selbst im juristischen Bereich Schwierigkeiten bereitet zu haben. Dumont hat denn auch auf die in den Rechtstexten stehenden Inlmhärenzen und auf den Aufwand der Juristen hingewiesen, den Stand des Sklaven zu regeln, und ist dabei zu der Frage getrieben worden, ob das Sklaventum nicht das große Miss lingen der rilmischen Juristen dargestellt hat. '" \Vie es später in diesem Kapitel noch ausführlich darzulegen sein wird, musste bei der Auflistung der sklavenbezeichnenden Terminologie in den Metamorphosen der Begriff des Sklaven neu überdacht und unter eine umfas sendere Kategorie gestellt werden, um nicht die Erhebung des einschlägigen terminologischen Fundus dem Kriterium der juristisch-statutarLo;chen Defini tion der bezeichneten Individuen unterzuordnen. Letztere Art Kriterium mag dem Erforscher der Sklaverei wohl helfen, die von ihm gesichteten Informatio· nen als historisch bzw. jurLo;tisch gültig oder ungültig zu beurteilen, aber sie ist wenig produktiv im Falle eines Textes von der Natur des apuleianLo;chen. Zu dem Hauptzweck der vorliegenden Studie, die umfassende Signifikation skla venbezeichnender Termini im Prozess der Kommunil
1 . Fiktion u n d Real ität Das Problematische an dem Verfahren, Sklaven und die sie bezeichnenden Termini aufgrund eines statutarischen Kriteriums zu identifizieren - wohlge merkt, ein Kriterium, welches von einem anderen Standpunkt aus angebracht und für die Forschung sicher nützlich sein kann -, bestünde hier darin, den Wert einer literarischen Quelle für die Erkenntnis der antiken Sklaverei von dem Koeffizienten des "Realismus" dieser Quelle abhängig zu machen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre die fiktionale Literatur im Vergleich zu anderen 9 10
Nach der Fonnulierungvon Boulverr & :\forahito 1982: 10.1. Dumont: 1 897: 776, vgl. auch 158 fr.
Das Problem des Signifikates
77
literarischen Quellen bestenfalls als zweitrangiger Informationslieferant einzu stufen, was vielen Forschern der antiken Sklaverei nicht selten eine Haltung des Misstrauens oder wenigstens der Unsicherheit gegenüber dem Quellenwert der einschlägigen literarischen Fiktionswerke eingeflösst haben mag. " Die literarische Fiktion wäre demnach eine unzuverlässige, entstellte, unpräzL"e Quelle zum Studium der Wirklichkeit der Sklaverei und würde deshalb von dem Forscher immer die zusätzliche Mühe erfordern, in ihr das wissenschaft lich Verwertbare von dem Untauglichen, die Gegebenheiten des Realen von der literarischen Phantasie zu sondern. " Unter diesem Gesichtspunkt würden die Phantasieelemente eines literarischen Werlies immer ein Trotzdem darstel len. ' ·' Es wird zwar zugegeben, dass aus einer fiktionalen Quelle sehr interes sante und minuziöse Daten über die alltägliche Wirklichkeit von Herren und Sklaven in der Antike zu gewinnen sind, aber zur forschungsgerechten Aus wertung dieser Informationen wäre es vorher nötig, anhand des realitätsbezo genen Materials die literarL'ich bedingten phantasievollen Übertreibungen, Vermischungen, Ungenauigkeiten und Erfindungen aller Art sorgfältig zu bestimmen und sie anschließend von dem Realitätsgehalt auszuscheiden, oder wenigstens in der hL<;torischen Exegese des Textes als Störfaktoren zu veran-
11
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1.1
vgl. die Bemerkun�en von Dingel 1 979: 1 2 1 : "Demgegenüher IMlt sich dort, wo antike Texte als Literatur interpretiert werden, einige Zurückhaltung hemerken" und Spranger 1984: 1 1 4: ,.das Prisma des Theaters läf�t kein getreues Spiegelhild des Lehens vor unseren Augen entstehen. sondern nur ein gehrochenes huntwhillerndes Ahhild der geschichtlichen Wirklichkeit". Im Fall der antiken Romane merkt Rieso (200 1 : 24) wohl, dass es sich um Texte handelt, ,die im Bewul�t ..ein der meisten A1t11istoriker noch nicht den Rang ernst zu nehmender Quellen erlangt hahen" . S o z.B. Spran�er 1 984: 1 5 : "Immer �i1t es, die dichteriwhe Erfindung als solche zu würdigen und zu versuchen, das spielerische Moment, d.h. die komödienhaften Ühertreihungen mit möglichster Sicherheit auszuscheiden. Nur unter dieser Voraussetzun� ist es möglich, die Frage zu stellen, in welchem Umfang die in der römischen Komödie gegehenen Anhalt... punkte üher Sklaven und Sklaverei den tatsächlichen Zuständen entsprachen". Dumont lJe. trachtet das Bild der Sklaverei, das die lateinische Komödie vemlittelt, als "extremement ri ehe et precise" (DunlOnt 1 987: 31), unterlässt es al,er nicht, diesem Urteil die Warnung an zulügen: ,,11 faut "tre conscient de la distorsion necessrure entre la realite et son image litte rrure: celle-ci. en I'occurrence, autl1enti(iee d'rulleurs par quelques recoupements possihles. ne sera plus non seulement la meilleure, mrus i\ peu pres la seule que nous puissions a"oir". vgl. z.B. Bradley 2000a: 383: "My argument assumes tI1at a fictional source may weil reflect tI1e actual historical context in which it was ,,'litten, despite, a., in tI1iR case [ d.h. die Meta "'<>"pilOsen des Apuleius ), tI1e elements o( fanta.'y tI1at might ohtrude" und B1:inquez Perez 1987: 1 3 1 : ,tamhien es cierto que, pese a la posihle exageraci6n �' a la ironiaque utiliza [ d.h. Apuleius in den Metamorphosen ) , eshl reflejando un mundo real" (l lervorhehungen ,'on mir, B. A. V.).
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Die Signifikation des Sklaven
schlagen. " Das herkömmliche hi"torisch-philologL"che Verfahren würde die in einer fiktionalen Quelle erhaltene Information nur in dem Masse einen histori schen Wert zuerkennen, als sie mit den Resultaten übereinstimmt, die aus der Erforschung anderer, "objektiver" bzw. historL"ch autorisierter Quellen erzielt wurden. Um ein Beispiel aus der F'orschung zu zitieren: Das Problem ist, daß der Roman keine hinreichenden Kriterien in sich selbst birgt, aus denen sich der jeweilige Realitätsgehalt ergäbe. Nur aus dem Ver gleich mit Informationen, die wir aus anderen, objektiveren QueUen haben, ktmnen \\;r im jeweiligen FaU auf den etwaigen realen Hintergrund fiktionaler '; Aussagen sehließen.
Oie Idee eines daseienden Elementes, also eines Referenten, wonach jede Behauptung über die Wirklichkeit des Sklaven durch bestimmte Erprobungs verfahren verifiziert werden soll, mag für ein hi"torisch traditionell ausgerich tetes Vorgehen ergiebig sein, doch der hier vorgeschlagenen Untersuchung ist sie nicht nützlich. Es soll nämlich hier nicht die außersprachliche referentielle Wirklichkeit untersucht werden, sondern die Wirklichkeit, wie sie durch sprachliche Zeichen konstituiert wird. Semiotisch ist der Rückgriff auf den äußerlichen Referenten unergiebig. Er hilft höchstens das Funktionieren des ,. Referenten, nicht aber das des Zeichens zu verstehen. In der Perspektive der 14
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In der Forschung finden sich dagegen auch Studien, die sich um eine Synthese bemühen und die Fiktion und die Tato;ache der Skla,'erei in einem Verhältnis nicht der gegenseitigen Ausschließlichkeit, sondern der Ergänzung zu verstehen trachten, "gI. z.B. 1I0pkins 1993 und Annequin bes. 1997 und 1 998. Treu 1989: 124. L1,er die Au..wertung historischen Materials über Sklaverei bei Plautus und Terenz schreibt Spranger 1984: 53: "Um jedoch den hi.torischen und soziologischen IIin tergrund [ d.h. der Situation auf der Bühne I mit Sicherheit erfassen zu können, ist eine mög lichst breite Quellenbasi. erforderlich, d.h. ein ausgedehntes Vergleichung..material gleich zeitiger und sachlich entsprechender Zeugnisse an.. dem griechischen und römischen Be reich. Nachweisbar gesicherte Ergebnisse lassen sich, streng genommen, nur dort vorlegen. wo sich die Aussallen der Komödie mit denen anderer Quellenllattungen decken" . Dieselbe Methode wird von Riess 200 1 : 27 hefürwortet: ,, [ . . . ] die Notwendigkeit, den Informationen, die Apuleius in seinem fiktionalen Corpus liefert, die mehr oder weniger fiktionale Parallel überlieferung in einem möglichst grollen Umfang kontrastiv gegenüberzustellen, um die Glaubwürdigkeit der Metanwrplln.•en hesser beurteilen zu können" . Eco 1 9 7 1 : 29. W as nicht heil\en soll, dass keine Behauptung über Stimmen oder Nicht.tim men .,wirklicher" Ereignisse möglich ist. Dazu ein Beispiel von Eco ·/h-id.: "Chi riceve il mes s3l!l!io /Ia tua casa e bruciata,! pensa probabi1mente a1la soa casa (quella in cui abita) e se e saggi o cerca di veriiicare se Penunciato e vero, anche se e Wl professore di semiotica ehe condivide Ia nostr3 difiidenza per iI referente. Ma questi due fatti non sono di pertinenza del la semiotica: Ia quale deve solo studiare le condizioni di comunicabilitil e comprensihilitil dei messaggio (di codifica e decodiiica). Le rallioni per cui iI messaggio acquista senso sono in dipendenti da! fatlo che iI destinatario a1,bia una casa e questa bruci davvero. I1 prohlema
Das Problem des Signifikates
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vorliegenden Arbeit wird die Wirklichkeit nicht als eine von der Sprache ge schiedene Entität gefasst. Alles, was hier über etwas unabhängig von seinem Wahrheitswert ausgesagt wird, oder genauer: jedes Signifikat, das im Rahmen der Sprache einer Sache zugesprochen wird, ist als Teil der Wirldichkeit dieser Sache zu betrachten. Oie Wirklichkeit der Sklaven in der antiken Welt bestand nicht nur aus deren alltäglichen Handlungen und Verhältnissen de jacto, aus deren rechdichen Lage oder Herufstätigkeiten usw. , sondern auch aus dem, was über sie gesagt wurde und d.h. aus der Art und \Veise, wie sie in der und durch die Sprache vorgestellt wurden . Der Versuch, das Funktionieren der Zeichen zu verstehen, die den Sklaven vorstellen und sein Signifikat in der fiktional wie nicht fiktional gebrauchten Sprache umgrenzen, ist gleichzeitig der Versuch, eine an sich legitime Seite seiner Wirklichkeit zu erfassen. Der Realitätswert der so zu gewinnenden Daten hängt aus dieser Perspektive von keinerlei Hestätigung durch die außersprachllche Wirklichkeit ab. Will man nun wie hier angestrebt das Funktionieren der die Sklaven vorstel lenden Zeichen und d.h. den Prozess ihrer Signifikation in einem fiktionalen Text untersuchen, so haben die angesprochenen Ü bertreibungen und Erfin dungen der Phantasie so viel Wert wie die sogenannten realistischen Daten. Es kommt nicht darauf an, dass sie existiert haben, sondern dass sie ausgesagt und verstanden wurden. Denn die Signifikation rührt nicht von dem Ding her, auf welches das Zeichen sich äußerlich bezieht, sondern von dem, was durch dieses Zeichen ausgesagt wird, sei es eine getreuliche \\'iedergabe historL'icher Wirldichkeit oder eine literarische Phantasie. Ein Zeichen wie /mancipium/ oder /seruus/ z.H. kann im Text einmal eine Sklavenfigur, ein anderes Mal einen Esel oder drittens auch einen Verliebten bezeichnen. Hier kommt es nicht auf die Feststellung an, welche unter den in Frage kommenden Referen ten wirklich den Sklavenstatus aufweisen oder, was dem gleichkommt, welcher der realistische Gebrauch und welcher der phantasievolle Gebrauch eines Wortes wie z.H. /seruus/ ist. Es kommt auf das Ideenspektrum an, welches dieses Zeichen bei jeder seiner verschiedenen Gebrauchsinstanzen (durch Assoziation oder Opposition zu anderen Zeichen) evoziert. Semantisch bzw. semiotisch verliert die "Frage nach der Zuverlässigkeit der dichterischen Aussage,, 17 ihren Sinn. Oie durch das Zeichen evozierten Ideen sind unabhängig von ihrem jeweiligen Realismusgrad insofern alle "wahr" in dem Sinne sind, dass sie eine Möglichkeit der Signifikation dieses Zeichens
17
se,,\'lotlco e qu-ello dt UfIO scambto dt s�"ali clle produce coml'orlam,entl 01 d-esrlnalario corre a ea.• a) t"dtpend""Iem,e"Ie dalla ",erila de1l11 a..serrI " (I1en·orhehW1� von B. A. V.). Wie sie in Ansatz �ehracht wird z.B. hei Spran�er 1 9R4: 1 1 .
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Die Signifikatian des Sklaven
manifestieren. Das Zeichen Iseruu,.o;l kann die Idee eines Menschen in unfrei er Situation z.B. dadurch hervorrufen, dass es in Gegensatz zu IdDminus/, lciuis/, I lwerl , llihertasl usw. gebraucht wird. An anderen Stellen des Textes kann es aber auch in Assoziation mit lamorl, luo[uptas/ , Icupidol LLo;W. erscheinen, wodurch die Semantik der Sklavenverhältnio;se dann auch zum Teil durch ihre Verbindung mit der Semantik der Liebesbeziehungen erläutert werden muss. Dass ein Esel als seruu,o; bezeichnet werden kann, Lo;t kein Aus fluss bloß literarischer Phantasie, sondern ein wesentliches Merkmal der Se mantik des Zeichens Iseruu,.o;l , welches in Assoziation etwa mit den Zeichen I asinu.o;l und I cantheriw;1 die Idee eines Lasttieres, eines nicht menschli chen Wesens, mit der Idee des Sklaven zu verknüpfen erlaubt. Denotation oder Konnotation, eigentlicher oder bildlicher Sinn, Beschreibung der historischen Wirklichkeit oder literarische Phantasie, unter irgendwelcher dieser Rubriken stellt das Zeichen I seruusl einen legitimen Aspekt der Signifikation des Skla ven sowohl im besonderen Kontext des apuleianischen Romans als auch im umfassenderen Kontext der lateinLo;chen Sprache - oder auch, um Saussures Terminologie aufzugreifen: sowohl in der "parole" eines Autors als auch in der "langue" eines Volkes - dar, zu welchem letzteren der Roman auch gehört. Aufgrund dieser Erwägungen wird denn auch hier der gewöhnliche Begriff fallen gelassen, die Bedeutung eines Terminus sei der Gegenstand oder das lJing, auf welchen bzw. welches der Terminus sich bezieht. '" Es wird hier vor geschlagen, die untersuchten Termini in ihrer breiten signifikativen Potenz zu lesen. Um beim BeLo;piel zu bleiben, dem das dritte Kapitel weiter unten ge widmet ist: Bei einem bestimmten Gebrauch des Terminus seruus soll keine Information über seine Signifikation ausgegrenzt werden mit der Begründung, in diesem oder in jenem bestimmten Gebrauchszusammenhang weise er ja überhaupt nicht auf einen tatsächlich vorhandenen Sklaven, d.h. auf kein wirk lich existierendes " Ding" hin. Im Anschluss an die semiologLo;che lt'orschung, die von den Arbeiten de Saussures ausgehend durch die strukturelle Linguistik bzw. Semantik und der Semiotik durchgeführt wurde, sind hier die Voraussetzungen zu skizzieren, welche die Frage des Zeichensignifikates anzugehen erlauben, ohne es an dem bedeuteten lJing oder Referenten restlos festzumachen. '· Es wird also in dieIR
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So schon Frelle ( 1 966: 43): .,Wenn die BedeutunIl eines Zeichens ein sinnlich wahrnehmha rer Gellenstand i., t", oder noch: ,.Die BedeutunIl eines Eillennamens ist der Gellenstand seihst, den wir damit hezeichnen" (kl. iMd. : 44). CDer den Bellriff der "Bedeutun/l als dem semiotischen Ansatz ahträglich VIlI. Eco 197 1 : 2R. Eco 197 1 : .12: "hisollna accettare l"idea ehe la nozione di referente, utile induhhiamente ai tlsiei 0 ai 10/lici, sia inutile e dannosa a la semiotiea. E pertanto liheremo 10 stesso termine di
Das Problem des Signifikates
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sem ersten Teil dieses Kapitel.. angebracht sein, dem eigentlich analytischen Teil der vorliegenden Untersuchung, der mit dem zweiten Teil dieses Kapitels beginnt, einige kurz einführende Bemerkungen zu dem Thema des Signifika tes vorauszuschicken, welche auf den Resultaten der oben genannten sprach wissenschaftlichen Studien gegründet sind . Diese Bemerkungen erheben freilich keinen Anspruch auf VolL..tändigkeit in der Behandlung der angeschnittenen Fragen, und deren Vertiefung muss Wer notgedrungen ausbleiben. Auch handelt es sich hier nicht darum, irgendwel chem theoretischen Preziosismus nachzueifern oder gar die vorliegende Un tersuchung dieser oder jener Strömung innerhalb der semiologischen For schung zu verpflichten. Es geht einfach darum, aus der anschließend zu disku tierenden l<'orschung und namentlich aus der Linguistik Saussurescher Prä gung einige Gesichtspunkte zu gewinnen und einige Begrüfe zu übernehmen, welche das Problem der Signifikation der in einem literarischen Text vorkom menden Termini allgemein angemessener zu behandeln erlauben. Der abge steckte Rahmen dieser Untersuchung, die auf das Sklavenwesen bezogene Terminologie in einem l<'iktion�"verk aus der lateini..chen Literatur als allge meinen Gegenstand zu haben, gibt der folgenden Diskussion die Grenzen vor. Deswegen wird denn auch von der exklusiven Verwendung der semiologischen Terminologie hier nach Möglichkeit Abstand genommen. Es wird aber immer dann auf sie rekurriert, wenn sie für das l<'orschungsziel dieser Arbeit ver gleichsweise operativ nützlicher sein sollte als die entsprechenden Ausdrücke aus der allgemeinen Sprache. Diese theoretische Auseinandersetzung ist auch nötig, um das hier zu eigen gemachte und im zweiten Teil dieses Kapitels und im dritten Kapitel dieser Untersuchung angewandte terminologieanalytische Verfahren zu begründen.
2 . Zeichen u n d Wert: Zur struktu rellen und ku ltu re l len Di mension des Signifikates Der Terminus der Semiologie, welcher für die vorliegende Arbeit von der größ ten Relevanz ist, ist natürlich der des "Zeichens" . Dem Zeichen (Lat. l<'r. "signe " ,
It.
signum,
"segno" , Sp. / Port. "signo") sind dessen Komponenten "Signi
fikat" (l<'r. "signifie" , lt. "signüicato" , Sp. kant" ( Fr. "signüiant" ,
It. /
/
Port. "significado" ) und "Signifi
Sp. / Port. "significante" ) untergeordnet. Obwohl
"Signum" aL.. Fremdwort dem Wortschatz der deutschen Sprache eingegliedert
'denotazione' dalla sua compromissione storica col reierente e 10 riserveremo un altro modo di presentanli della sillnilicazione".
per
indicare
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D i e Signifikatian d e s Sklaven
worden ist, ist das "'lort "Zeichen" in den linguisti'ichen und semiotischen Studien gebräuchlicher. Letzteres Wort gibt jedoch keine Beziehung zu dem (lateinischen) Wortstamm zu erkennen, der in "Signifikat" und "Signifikant" steckt. In den romanischen Sprachen aber tritt die Stammverwandtschaft aller entsprechenden Termini klar zutage, wodurch Signifikat und Signifikant als dem Signum immanente Bestandteile rein am Worte selbst leichter zu erken nen ist. In dieser Untersuchung des Wortschatzes zur Sklaverei werden die zu ana lysierenden lexikalischen Einheiten als "Zeichen" aufgefasst, d.h. als signifika tive Strukturen innerhalb eines bestimmten Kodes entsprechend der " .'e ise, wie dieser Terminus in den semiologischen WL'isenschaften im Anschluss an Saussure verstanden worden ist. Damit soll auch hier unter "Terminus" nicht das im Wörterbuch eingetragene Wort mit seiner isolierten und vorbestimm ten Wortbedeutung verstanden werden, sondern eine sprachliche Struktur, deren Signifikat aus den Beziehungen hervorgeht, in welchen sie mit anderen Strul,turen in einem Kontext steht. Alltäglichere Bezeichnungen für lexikali sche Einheiten wie ,;rerminus" , "Vokabel " , ,,\Vort" werden hier gebraucht, weil sie das Verständnis auf einer allgemein verständlicheren DL'ikursebene erleich tern, doch sie sollen hier als terminologisch weniger technische Synonyme für das Sprachzeichen gelten. In einigen Fäll e n wird "TerminlL'i" dann zugunsten des 'Vortes "Zeichen" zurückgesetzt, wenn der eigendich "strukturelle" Cha rakter der Signifikation speziell hervorgehoben werden soll. Da nun die semiologischen Begriffe des Sprachzeichens und der Signifikati on zu den Grundbegriffen gehören, auf denen der analytische Teil dieser Ar beit beruht, sind hier über sie einige erläuternde Bemerkungen zu machen. Der Zeichenbegriff hat eigendich schon eine lange Geschichte, auf welche hier nicht eingegangen werden kann. In den verschiedensten Wissenszusam menhängen wie Theologie und Medizin präsentiert er ein äußerst vielfältiges und mehrdeutiges Sinnspektrum. Oies lässt sich etwa dann beobachten, wenn die Signifikation eines Sprachzeichens (oder lockerer: eines Terminus oder Wortes) nicht dasselbe L'it wie seine Bedeutung, d.h. wie ein außerhalb der Sprache liegender Inhalt (Gegenstand, Idee) , auf welchen das Zeichen (Ter minus oder Wort) sich bezieht,'" sondern alL'i den Beziehungen hervorgeht, welche das in Frage stehende Zeichen zu anderen Zeichen (Termini oder Wör " ter) im Rahmen eines Zeichensystems aufweist. Weiter unten soll dieser Sachverhalt erhellt werden . Es sei hier vorerst auf die Bemerkung Barthes'
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Im Sinne von Frege, vgl. weiter ohen in diesem Kapitel Ful\note 18. vgl. dazu Barthes 1985 : .16.
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hingewiesen, dass der Zeichen begriff von allen Denkern vor Saussure - von Augustin bis Hegel, Wallon, Peirce und Jung - unterschiedlich mit einer Reihe anderer venvandter Termini wie Symbol, Allegorie, Anzeichen, Index, Ikone usw. in Beziehung gesetzt worden ist. 22 All diese unterschiedlichen Auffassun gen können auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, darauf nämlich, dass ein Zeichen immer die Beziehung zwischen zwei Relata beinhaltet. Die Signifikation eines Zeichens lässt sich al.,o nur aus dieser Beziehung ablesen, und dies ist als Erstes hier festzuhalten. In den Sprachwissenschaften legte Saussure den Grundstein für das Ver ständnis des Sprachzeichens. Selbst ein knappes Jahrhundert nach seinem posthum erschienenen GoUTS de Linguistique Generale im Jahre 1916 gelten seine Ausführungen zu diesem Thema weiterhin al., immer neu diskutierte und aktualisierte Grundlage für beinahe alle mittlerweile breitgestreuten semioti schen Theorien. Auch in der überaus bescheideneren Sphäre vorliegender Untersuchung hat die Behandlung der Terminologie, die sich im Roman des Apuleius auf das Sklavenwesen bezieht, es als eine gute Lösung der methodi schen I<'rage erscheinen lassen, das Problem der sprachlichen Signifikation des einschlägigen Wortschatzes unter Zuhilfenahme einiger Grundbegriffe der Theorie Saussures und einiger späteren davon ausgehenden Auseinanderset zungen anzugehen. Uiese Grundbegriffe kommen heute in vielen Ansätzen der Geisteswissenschaften vor und dürften als wohlbekannt gelten. Es wird aber nicht unangebracht sein, sie hier in ihren Umrissen vorzuführen, um das in dem zweiten Teil des zweiten Kapitel., und dem dritten Kapitel dieser Arbeit befolgte Vorgehen in seinem theoretischen Rahmen verständlich zu machen. Es sei aber schon angemerkt, dass hier weder auf diesen Rahmen noch auf abweichende Auffassungen anderer zitierten Wissenschaftler in der wün schenswerten Breite eingegangen werden kann. Uies würde eine Untersu chung für sich erfordern. Der Zweck der folgenden Ausführungen besteht lediglich darin, sich über einige Grundbegriffe dieser Theorie zu verständigen, ohne deren Handhabe die Analyse des Signifikates, welches die sich auf die Sklaven beziehenden Termini im Roman des Apuleius haben, über ein sehr prekäres Niveau hinauszugehen nicht imstande wäre. !<'olgt man der Erklärung Saussures, so besteht ein Zeichen aus der Ver knüpfung eines Signifikantes mit einem Signifikat, d.h. eines materialen Trä " gers mit einer p,,""ychischen Vorstellung. Das Neuartige, welches Saussures Auffassung von der Natur des sprachlichen Zeichens im Vergleich zu vorherge22 23
"gI. Barthes 1 985: 37 mit tahellarischem ti>erblick. Zur Definition des Sprachzeichens \'gl. Saussure 1 9 1 6: 97 ff.
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D i e Signifi kation d e s Sklaven
henden Ansätzen zumal der epistemologischen und logischen Tradition der Philosophie auszeichnet, wird von einem Linguisten wie Hjelmslev in der I''e st stellung erblickt, dass das Zeichen nicht ein Zeichen für etwas, also kein reines Ausdrucksmittel ist, welches einen außerhalb des Zeichens selbst liegenden Inhalt bedeutet, sondern stattdessen als " an entity generated by the connexion " between an expression and a content" , d . h . als gleichzeitig Signifikant und Signifikat zu betrachten ist. Im .'aIIe des sprachlichen Zeichens wird die mate " riale Seite des Zeichens, al'lO der Signifikant, durch Laute und Schriftzeichen dargestellt, mit denen dann das Signifikat des Zeichens, also die psychi'lchen Vorstellungen, verbunden und durch die es ausgedrückt wird. Es ist in diesem Zusammenhang überaus wichtig darauf hinzuweisen, dass das Signifikat, weI ches zusammen mit dem Signifikanten ein Zeichen ergibt, nicht ein Ding oder eine Sache ist, sondern eine Vorstellung des Dinges oder der Sache, welches " Dies bedeutet, dass der durch den Signi
bzw. welche im Zeichen selbst liegt.
fikanten evozierte Bestandteil eines Zeichens, also das Signifikat des Zeichens, nicht ein äußerlicher Gegenstand ist, sondern eine mentale bzw. sprachliche Verarbeitung dieses Gegenstandes, und zwar das, was Saussure "concept" genannt hat. Dies ist für die vorliegende Untersuchung grundlegend. Es er laubt, die Analyse der Signifikation der Termini, welche Sklaven oder sich auf Sklaven Beziehendes bezeichnen, von der Analyse der Gegenstände zu unter scheiden, auf welche diese Terminologie angewandt wird. Gleichwohl muss hier zusätzlich präzisiert werden, dass für Saussure das Signifikat, also der mentale Inhalt eines Zeichens, nicht selbst ein nach der Weise eines Gegenstandes außerhalb des Zeichens existierender Inhalt ist, sondern durch seine Verknüpfung mit dem Signifikanten innerhalb eines Zei chens als Signifikat bestimmt wird. Das Signifikat ist demnach nicht ein zei chenunabhängiger Inhalt, sondern immer schon eines der beiden Relata, die ein Zeichen konstituieren. Barthes hat das so auszudrücken versucht:
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I Ijelmslev 1961: 4 7 . Die Saus..ure "imajles acou..tiques" jlenannt hat ("jll. SaU88ure 1 9 1 6: 9R) . I Ijelmslevs t:OOrlejlunjlen z ur zweiseitijlen Natur des Sprachzeichens (d.h. das s es l!leichzei tijl Sijlnifikat und Sijlnifikant umfasst) machen e.. vielleicht deudicher: "If a sijln is used as the name tor the expres.
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ni acte de conscicncc ni nja!itc, Ic signific ne peut ctre dCfini <ju'i! I'intcrieur du proccs dc signification, d'unc manicre quasi tautologique: c'e,,-t ce "quclque " chose" quc c� lui qni emploic Ic signe entend par lui .
Die psychi'ichen Ideen oder Vorstellungen ("concepts"), welche das Signifikat konstituieren, existieren nicht vor ihrer Formalisierung in der Sprache. Der Grund dafür ist laut Saussure die einfache Tatsache, dass es in der Sprache keine Substanz, keinen positiven Inhalt gibt, der von einem Terminus für sich selbst notwendig bezeichnet werde. Es gibt nur Kontraste zwLo;chen und unter Zeichen innerhalb desselben Sprachsystems: Qu'on prcnnc le signific ou Ic signifiant, la langue ne comporte ni des idces ni des sons qui prcexisteraient au sy,,-tcme linguistique, mais seulement des diffc. 2O renceS conceptuelles et des diffcrcnces phoniques issues de ce sy,,-tcme.
Damit ist auch an eine Analyse der Signifikation die Fürderung gestellt, das Signifikat immer schon in Verknüpfung mit einem Signifil,anten, also als einen Prozess des Zeichens zu untersuchen. Weiterhin muss sie auch immer das Zeichen in seinen konkreten Beziehungen zu anderen Zeichen der Sprache verstehen. Hierin ist das Problem des "Werts" des Zeichens '· impliziert. Es ist hier nicht nötig, auf die für Saussure wichtige Unterscheidung zwischen Wert ("valeur") und Signifikation ("signification") näher einzugehen. Für das For schungsziel der vorliegenden Untersuchung genügt der HinweL'i darauf, dass für Saussure der Wert ein Aspekt der Signifikation ist, und zwar konkreter der Aspekt, welcher den Prozess der Signifikation des Zeichens in das umgreifen de Sprachsystem ("langue") einfügt, wie es im Folgenden zu zeigen sein wird. Diesem Begriff des Zeichenwertes hat Saussure namentlich ab seiner zwei ten Vorlesung zur allgemeinen SprachwL'isenschaft größeres Gewicht beige. legt, und er L"t später ein zentraler Begriff für die strukturelle Semantik gewor den. Es lohnt sich, Saussures Formulierung in Erinnerung zu bringen: Ce qu'i! y a d'idce ou de maticre phoni<jue dans un signe importe moins <jue ce <ju 'i! y a autour de lui dans Ics autres signes. Ud preuve en est que la valeur d'un terme peut ctre modifice sans qu'on touche ni i! son sens ni il ses sons, mais '" seulement par le fait que tel autre terme voisin aura subi une modification .
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Barthes 1 985 : 42. Sau......ure 1916: 1 66. Dazu v�l. Saussure 1 9 1 6: 1 58-1 62. Sauss ure 1 9 1 6 : 1 66. Dass die Si�nifikation eines Wortes das Produkt seiner Beziehun� zu anderen Wörtern desseIhen Sprachsystems ist, ist ein all�emein anerkannter strukturalisti scher Grundsatz. Lyons' Definition von "sense" ist ein klares Beispiel dafür: "hy the sense of
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D i e Signifi kation d e s Sklaven
ll Innerhalb des Signifikates entsprechen Saussure· zufolge die Werte Begriffen ( "concepts"), d.h. mentalen Vorstellungen. Wie schon bemerkt sind unter diesen Vorstellungen keine vorsprachlich existierenden Ideen zu verstehen, sondern solche, die durch ihre Beziehung zu anderen innerhalb des Sprachsys tems vorkommenden Begriffen oder Ideen konstruiert werden. Die auf diesen Sachverhalt bezogene Bemerkung von Lyons lässt an Klarheit nichts zu wün schen übrig:
[ . . . J sinee sense is tu be defined in terms of relationships whieh hold between vocubulary-items, it earries whith it no presuppositions abt,ut the existenee of 12 obje(,1s and pruperties outside the vocabulary of the Ianguage in question.· Aus diesen sprachwissenschafdichen Erwägungen ergeben sich nun zwei Be stimmungen, die für die in dieser Untersuchung angestrebte terminologische Analyse von Bedeutung sind und deshalb festgehalten werden müssen. Zum einen ist die Signifikation eines Terminus kontextuell zu bestimmen, und das heißt hier: durch das Sprachsystem, dem er angehört. Zum anderen ist darauf hinzuweisen, dass, wenn das Sprach!o'YStem ein allen Individuen einer Kultur (im anthropologischen Sinne dieses Wortes) gemeinsames soziales Gut ist, die Signifikation eines Terminus gleichfall.. soziokulturellen Charakters ist. In der Tat, die bedeutendste Job lgerung, die sich aus dem Saussureschen Begriff des Wertes insofern ergibt,
Klo;
er die Aufmerksamkeit der Analyse auf
die " Umgebung" des Zeichens lenkt, besteht darin, dem Signifikationsprozess eine soziokulturelle Dimension zu verleihen. Die in einem Sprachsystem nie dergelegten Werte sind keine Schöpfungen eines Individuums, sondern ein " kollektives Gut, das von einer Gemeinschaft von Sprechern geteilt wird: Die Beziehungen zwischen Zeichen, die innerhalb dieses Systems stattfinden, sind nur insofern verständlich, als sie auf kulturell anerkannte und allgemein festge legte Werte verweisen.
.1 1 •12 .1.1
a word we mean im place in a system of relationships which it contracm with other word. in the vocabulary" (Lyons 1 968: 427). Dieselbe Idee lag schon den Studien der Feldtheoretiker aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhundert.. wie Ipsen, Jolles, Trier u.a. zuArunde, auf welche unten kurz einzugehen sein wird. vgl. dazu Lyons 1977: 242-61 . Saussure 1 9 1 6: 1 62 . Lyons 1 968: 427 . Es handelt sich hier um Saussures BeAriif der "langue", "la partie socia1e du langage" (Saus sure 1 9 1 6 : .1 1 ), .un produit social de la faeulte du langage et un ensemble de conventions neces.'l3ires, adoptees par le corps .ocial pour pennettre l'exercice de cette faculte chez les individu." (Saus..ure 1 9 1 6: 25). Die Gemeinschaft der Sprechenden ist hier nötig, um den allgemeinen Gebrauch und Übereinstimmung ("I'USalle et le consentement general") festzu legen (vAl. SalL...ure 1916: 1 57).
Das Problem des Signifikates
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Die Untersuchung der Signifikation impliziert also demzufolge viel mehr als nur eine formale sprachliche Analyse der Bestandteile der Zeichen. Sie um fasst auch durch die Sprache eine Kulturanalyse der sozial definierten Syste me, in welchen die Werte eines Zeichens in diesem "solidarischen Ganzen" bestimmt werden:
En outre I'idce de la valeur, ainsi dctennince, nous montre que c'est une grande illusion de considcrer un tenne simplement comme l'union d'un eer tain son avec un certain eoncept. Le dcfinir ainsi, ce serait l'isoler du sy�'teme dont il fait partie; ce serait emire qu'on peut commencer par les tennes et construire le systeme en cn faisant Ja somme, alors qu'au oontraire c'est du tout solidaire qu'il faut partir pour obtenir par analyse les clcment� qu'il ren " fenne: Diese Warnung Saussures dient im Rahmen der vorliegenden Untersuchung dazu, auf zwei Bedingungen ihrer Durchführung aufmerksam zu machen. Die erste Bedingung bezieht sich auf die Weise, wie das Verfahren zu begründen ist, nach welchem die Analyse der Signifikation des sich auf das Sklavenwesen beziehenden Wortschatzteiles in dem Text vorgenommen werden soll, der hier Gegenstand der Untersuchung ist. Es kann sich hierbei nicht um eine intenti (male Analyse der Signifikation der in "'rage kommenden Termini handeln, sondern nur um eine kontextuelle Analyse aus den Oppositions- und Assozia tionsverhältnissen, in denen ein Terminus mit anderen Termini im Text des Apuleius selbst steht. Die zweite Bedingung dreht sich um die Rechtfertigung der allgemeineren Motivation dieser Untersuchung. Es soll nämlich hier der Versuch unternommen werden, durch die terminologische Analyse eines be stimmten Textcorpus, welcher der lateini'lchen Literatur angehört, einige kulturell bestimmten Aspekte der Vorstellungen über Sklaven herauszuarbei ten, die sich in den Signifikationen des zu analysierenden Wortschatzteiles niedergeschlagen haben. Zu dem ersten Punkt soll später wieder zurückge kehrt werden. Zu dem zweiten Punkt kann es dienlich sein, hier einige zusätz liche Erläuterungen anzufügen. Der durch Saussure in die Diskussion eingeführte soziokulturelle Aspekt der Signifikation, d.h. ihr Wert, gerät in der Folgezeit immer mehr in den Mit " telpunkt der strukturellen Sprachwissenschaft und Semiotik: Er muss auch in Betracht gezogen werden, will man die Grundmotivation der vorliegenden Untersuchung richtig verstehen. Im Rahmen der semiotischen Wissenschaften wird nämlich der Saussuresche Begriff des Signifikates als einer "psychischen
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SaWl8ure 1916: 157. Cnd auch der Anthropologie, "gI. Barthe. 1985: 52.
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Vorstellung" deshalb zum Teil in Frage gestellt, weil er allzu sehr den psycho'· 10gL'Ichen Aspekt in den Vordergrund stellt. Eco z.B. zieht es deswegen vor, das Signifikat als eine "kulturelle Einheit" ("unitii culturale") zu definieren und damit den kulturalistischen Charakter der Semiologie besonders hervor zukehren. " Oie Semiotik scheint nach Eco '" von der Ann ahme auszugehen, dass alle Aspekte einer Kultur als Inhalt der Kommunikation studiert werden können. Eco erläutert diesen Ansatz wie folgt: Tutti i fenomeni di eultura possono diventare oggetti di eomunieazione. Se si approfondisee questa formulazione ei si aeeorge ehe essa signifiea semplice mente questo: ogni aspetto della eultura diventa un 'unita semantiea. In altri termini: una semantiea s\iluppata non puö sino essere 10 studio di tutti gli a '" spetti della eultura \isti eome signifieati ehe gli uomini via \ia si eomunieano.
Nach Eco sind die kulturellen Einheiten die Signifikate, die der Kode dem '" System der Signifikante entsprechen lässt. Werden sie aber so definiert, so entsprechen sie genau den "psychischen Vorstellungen" der Theorie SalL'ISU res. Doch muss man hier in der Tat zugeben, dass Ecos Formulierung im Ge gensatz zu der Saussuresehen den sozialen, kulturellen Charakter der Signifi kation klarer beleuchtet. Es darf jedoch angesichts des Vorhergehenden nicht vergessen werden, dass dieser soziale Aspekt auch in Saussures DisklL'Ision über die sprachlichen "·lerte in Betracht gezogen worden L'It. Terminologische Feinheiten liegen nicht im Interesse der vorliegenden Untersuchung. Ob kultu relle Einheit oder psychische Vorstellung, wichtig ist für das hier Angestrebte nur, den kulturellen Charakter des Signifikates einzuräumen. Die kulturelle Dimension des Phänomens der Signifikation wird im Rahmen der strukturellen Semantil< ursprünglich anhand des Begriffes des semanti schen Feldes erläutert. Was heute durch die strukturelle Semantik als Theorie des semantischen Feldes bekannt geworden L<;t, wurde zuerst in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhundert..., als Wortfeldtheorie formu-
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Vgl. Eco 1 96R: 34 ff. Da.. Prohlem hat denn auch schon Saussure so manche Kritik einge hracht, wie es schon Eco unter Bezugnahme auf die italienische Ühersetzung von C. K. ag dens und I. A. Richards, n Sl,a!n!f!calü del Sljlnificato. Milano, 1 966, cap. I, angemerkt hat (Eco 1 96R: 35). .Sia chiaro comunque ehe la semiologia non st"dia i procedimenti mentali deI signil'icare ma solo le convenzioni comunicative come lenomeno di cultura" (Eco 196R: 37, lIervorhehung durch Eco seIhst). Eco 197 1 : 19. Eco 197 1 : 22. Eco 197 1 : 32.
Das Problem des Signifikates
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Iiert. " Nach diesem Ansatz werden die Werte - Trier sagt dazu Geltung" eines Terminus durch ein oppositionelles System verwandter Termini be stimmt, die dem in Frage stehenden Terminus gegenüberstehen und ihn ein grenzen (umschreiben). Diese "Struktur" einander entgegengesetzter Termini ist eben das, was in der strukturellen Semantik semantisches Feld genannt wird. ' .1 In diesem Feld verdankt ein Terminus seinen Wert der Grenze, die ihm .. von benachbarten Termini im System gesetzt werden . Um die Termini der Verwandtschaftsverhältnisse als Beispiel zu nehmen, die Werte eines Terminus wie "Vater" lassen sich nur in Korrelation zu anderen Termini desselben semantischen Feldes wie etwa "Mutter" , "Sohn" , "Großva ter" usw. bestimmen. '; Ein semantisches Feld ist aber kein willkürliches Sys tem, es wird immer in einem bestimmten kulturellen Kode konstituiert. Damit L'It schon gesagt, dass es kulturell bedingt L'It: Every Ianguage is integrated with the eulture in whieh it operates; and its lexi ea! strueture (as weil as at least part of its grammatical strUlltu re ) refleets those ·· distinetions whieh are (or have been) imp< ,rtant in the eulture.
Die Analyse eines semantischen Feldes sucht diese Distinktionen genauer auf der Ebene des Signifikates zum Vorschein zu bringen. Dies bedeutet also, dass in der Analyse eines semantL'Ichen Feldes gleichzeitig insofern eine Kulturana lyse vorgenommen wird, als die Struktur dieses Feldes - d.h. die ihn konstitu ierenden Worteinheiten und die Beziehungen zwL'Ichen und unter diesen Ein heiten - die spezifische Erfahrung der Sprechenden mit den Gegebenheiten ihrer Kultur reflektiert und somit Teile ihrer Weltanschauung offenbart. Diese Ü berlegungen lassen sich ebenso auf das Wortfeld der Sklavenwesensbezie hungen übertragen. Im zweiten Teil des vorliegenden Kapitels soll ein Teil des allgemeinen semantischen Feldes umgrenzt werden, welches die Bezeichnun41 42
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Zu den Feldtheoretikem "gI. Ullmann 1957: 1 5 7 ff. und Lyons 1 9 7 7 : 250 ff. .Die Geltung eines Wortes wird erst erkannt, wenn man sie gegen die Geltwtg des benach barten und opponierenden Wortes abgrenzt. Nur aIA Teil des Ganzen hat es Sinn: denn nur im Feld gibt es Bedeutwtg" (Tri er 1 93 1 : 6). Die Definition Triers lautet: .Felder sind die zwischen den Einzelworten und dem Wort schatz ganzen lebendigen sprachlichen Wirklichkeiten, die als Teilganze mit dem Wort das Merkmal gemeinsam haben, dass sie sich eingliedern, mit dem Wort.chatz hingegen, dass sie sich aURgliedern" (Trier 1934: 430). Analog dem Verfahren, das Trier 1934: 432 fi. auf die verwandten Begriffe von Weisheit, Kunst und List des 1.1. Jhs. oder Lyons 196.1: 1.19 ff. auf die platonischen Begriffe tEXVll. rnlan111, cro
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gen für Sklaven und allgemein für Hauspersonal im Text des Apuleius umfasst. Die Rekonstruktion dieses Feldteiles ist nicht nur sprachwissenschaftliche Arbeit, sondern auch ein Beitrag dazu, auf Züge einer Sklavenhalterkultur hinzuweisen, wie sie sich in der Sprache offenbaren. Dass ein semantisches Feld kulturell bestimmt ist, lässt sich anhand der Tatsache zeigen, dass ein Kulturwandel zur Umstrukturierung eines semanti 47 schen Feldes führen kann • Zum semantischen Feld z.B. der römLo;chen hu manitas gehörten Begriffe wie cultus, eruditio, dementia, mansuetud(), urbanitw;, iucunditas, hilaritas, faeil-itw;, und ebenso Gegenbegriffe wie grauitas, dignitas, seuerita.<;, frugalitas, arrmgantia, superbÜt·· . Viele die ser Begriffe treten bei der Christianisierung der römischen Kultur in den Hin tergrund oder geraten einfach in Vergessenheit, um anderen, zum Teil neuen Begriffen Raum zu geben. ·· Ein von Eco verwendetes Beispiel zeigt sehr gut, wie ein semantisches Feld Aspekte der Weltanschauung einer Kultur wiedergibt. Die Bezeichnungen der Farben - das Farbenspektrum ist eben das klassische Beispiel der Theorie des '" semantischen Feldes - innerhalb einer bestimmten Kultur entsprechen der besonderen Weise, wie im Rahmen dieser Kultur die Farben überhaupt wahr genommen werden. Nur deswegen lässt es sich erklären, warum in der westeu ropäischen Kultur die Einheit /blau/ , /blue/ , /azul/ , /azur/ usw. durch eine bestimmte Wellenlänge (nämlich 480-460 Millicronen) definiert wird, wäh rend in anderen Kulturen wie z. B der russischen in demselben Farbenkonti nuum mehrere Einheiten (z. B. /go!uhoj/ und /sinij/) identifiziert werden. Es ist nicht Ziel der vorliegenden Ausführungen, eine abgerundete Darstel lung der Theorien über semantische Felder zu bieten." Es geht hier nur um die Hervorhebung einer Idee, welche die von jenen Theorien angeregten Untersu chungen prägen, und zwar der Idee des kulturellen Hintergrundes der Signifi kate eines Wortschatzes. Dies sollte auch nicht aus den Augen verloren wer den, wenn man diejenigen Signifikate eines Wortschatzes untersucht, die sich
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.Siccome i campi semantici mettono in fonna le Wlita di una data cultura e costituiscono porzioni della visione deI mondo propria di quella cultura, ba..tano movimenti di accultura zione, seonm lra culture diverse, revisioni critiche dei sapere) per sconvolgere un canl[K> semantieo. Se e esatta la metafora saussuriana della scacchiera, basta 10 spostamento di un pezzo per alterare tutti i rapporti del sistema" (Eeo 1 97 1 : 4.1). Zum Begriff der humanttas romana Wld ihren Gegenbegriffen vgl. Sehadewaldt 1 97.1. E= 1971 : 45. Der "Erfinder" des Beispiels scheint IIjelmslev in seinen Prole�om(ma ( 1 961 : 52 f.) zu sein. Zur allgemeinen Orientierung und weiterführenden Literatur vgl. Lyons 1977: 246 f. Für eine solche Darstellung vgl. L}'ons 1977: 250 ff. Wld GeckeIer 1 9 7 1 .
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auf Sklaven oder auf das Sklavenwesen beziehen. Ein einfaches Beispiel kann das verdeudichen helfen. Das semantische "'eId von .Sklave" wird in verschiedenen Kulturen durch die besondere Erfahrung mit Sklaven eingegrenzt, die im jeweiligen Rahmen der einzelnen Kulturen gegeben ist. I Pretol oder Inegrol (lSchwarzerl bzw. INeger/) gehört unmittelbar zum semantischen "'eId des Wortes "escravo" ( .Sklave"), wie dieser innerhalb Z . ß . der brasilianischen Kultur in Erscheinung tritt. 52 Dies ist aber nicht in der antiken Semantik des Wortes der "'all . In der Antike spielt nämlich in der Regel die Rassenzugehörigkeit der Sklaven, wel che in der Kultur Amerikas besonders hervorsticht, keine intensive Rolle. Die schwache Ausprägung des Rassenvorurteils in der griechisch-römio;chen Welt " Wie in vielen modernen Ge
wurde auch von mehreren "'orschern bemerkt.
sellschaften wies auch besonders die römische Welt eine beträchdiche Präsenz von schwarzen Leuten inmitten einer weißen Bevölkerung auf, doch ein star kes Vorurteil gegen Farbige scheint gefehlt zu haben. 54 Mischehen z.B. wurden weder gesetzlich verboten noch irgendwie gesellschafillc h geahndet, wie es in den Sklavenhaltergesellschaften Amerikas der l<'al l war. Den Äthiopiern (wie die Römer Schwarzhäutige
nannt en)
wurden im Gegenteil eher positive physi
sche und moralische Eigenschaften zugeschrieben. so Obwohl es in den antiken Haushalten farbige Sklaven gab, wurde der rassische Unterschied von Herren und Sklaven weitgehend u.a. deshalb neutralisiert, weil das Kontingent freier farbiger Menschen (besonders als Händler, im Militärwesen usw.) in der anti ken Welt beträchdich war. 56 Dazu bemerkt Schumacher folgendes: Zu berücksichtigen wäre a1lenfall� der latente Gegen.�atz zwischen HeDenen nnd .Barbaren" , Römern und Nichtnimern; indessen betraf diese Differenzie rung Bildungsstand, Rechtsordnung und kulturelle Identität, wobei alle ethni-
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53 54 55 56
Die raBsische Polarisierung zwischen weUlen Herren und schwarzen Skla"en konnte von Schumacher als ein Unterscheidung..merkmal der Sklaverei in Amerika ange..ehen werden: .Angesichts einer ungemein restriktiven Freila....ungspraxis im Süden der Vereinigten Staa ten konnte die Bezeichnung des 'schwarzen Sklaven' durchaus als Tautologie aufgefa.... t werden" (Schumacher 2001 : 1 6). Das..elbe triift auf Bra.orilien zu. E.. i..tjedoch zu bemerken, dass aus verschiedenen hi..tori.ocben und sozialen Gründen die Apartheid nach Abschaffung der Sklaverei in Brasilien wie in der Karibik etwas abge.ocbwächt erscheint und nicht den nordamerikanischen Extremismus erreicht (vgl. Schumacher 2000 1 : 1 7). Für ältere Literatur vg]. Snowden 1 970: 1 69, jüngst mit QuellendarsteIlung Schumacher 200 1 : 1 6-22. Snowden 1 970: 183. Snowden 1 970: 195. vgl. Schumacher 2001 : 17: " Äuilerlich waren Skla"en, Freigelassene und Freigeoorene in der Regel nicht zu unterscheiden".
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D i e Signifikatian d e s Sklaven
sehen Gruppen gleichermaßen invohiert waren. Die Konzeption einer zu Skla verei geborenen farbigen Minderheit hat es in der Antike nicht gegeben. 57
Archäologische und literarische Zeugnisse scheinen in der Tat übereinstim mend zu erweisen, dass etwa die helleni'!tische Welt eher durch eine kulturelle denn durch eine rassische Uifferenzierung charaliterisiert war." Uaraus wird auch verständlich, dass die antiken Kulturen wiederum im semantischen Feld von ao\\A.o� , seruu.<; andere Einheiten wie /ßUpßapoc;/ , /llftOtlC09 betonen, welche den Aspekt der zumal sprachlichen, kulturellen und daraufhin politi schen Nichtzugehörigkeit des Sklaven zur Gemeinde der einheimischen Bür ger (/1tOA.i'tTJ9, /ciuis/), abo das "ausländische, nicht politische Wesen" des Sklaven in den Vordergrund schieben " Uie Untersuchung römischer Rechts dokumente hat Levy-Bruhl zu dem Schluss geführt, dass zu jener Zeit der Sklave weiter nichts denn ein rechtloser Fremder war, was aus dem Sklaven tum in Rom eine internationale Institution machte und auf die Förmel ge bracht werden könnte " 1 0 tout esclave est un etranger; 20 tout etranger est un ·" esclave" . Uiese Wirklichkeit des römischen Sklaventums liest sich auch dem sklavenbezeichnenden Vokabular ab, will man mit Benveniste im Terminus seruus nicht eine ursprünglich römische Bezeichnung, sondern eine Entleh nung aus dem Etruskischen erblicken. ·' Uer Sklave wäre demnach in der römi'!chen Welt nicht wie in der amerika nischen deswegen ein Außenseiter, weil er einer anderen Rasse, sondern weil er nicht derselben Kultur und Gemeinschaft wie sein Herr angehörte, d.h. weil er ein Barbar, ein Nicht-Bürger, kurz ein Fremder war. Im Gegensatz dazu wäre in der brasilianischen Kultur z.B. /estrangeiro/ (Ausländer, Fremder) bzw. 57 SR 59
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Schumacher 200 1 : 22. vgl. Snowden 1970: 1 70 fi. und Schumacher 2001 : 1 9 fi. Zum ganzen F.....genkomplex vgl. auch Lewis 1990: 59 i. und Bradley 2000h: 1 1 1 f. vgl. Thebert 1 9R9: 159: "Trotz der tiergreifenden Veränderungen im historischen t:mreld bleiht der Sklave durch die Jahrhunderte hindurch immer das Negativ des Bürgers", d.h. die Vorstellung des Sklaven wird der des Barbaren oder AIL.länders angeglichen. Über Platons' und Anstoteles' Vorstellung einer sklavenähnliche Natur des Barbaren vgl. Schlaiier 19.16: 1 6R fi. In Bezug auf den Sprachgebrauch der attischen Redner bemerkt Mactoux 1 9R2: 61 , auch sie sehen im Bürger (ltoA.iTT]�) das Wesen des freien Menschen. Dasselbe unter den Römern: _I es Romains n'aientjarnais separe la lIberta.. de la etuitas" (Benveniste 1 936: 55). Levy-BruhI 19.14: 1 6. Benveniste 19.12: 434, mit Verweis auf den Aufsatz Benvenistes ühernommen von LEW Bd. 2: 527. Nach Heinrichs 2001: Sp. 627 geht .•eruitu.. üher ein etruskisches Lehnwort viel leicht auf Indoeur. s6ru- "Beute" zurück. Ähnliches gilt auch für das griechische Wort 1ioü�, welches durch die Forschung schon als eine ionische Entlehnung aus einer kleinasi atischen Sprache eT\\�esen worden war (dazu vgl. Benveniste 1 932: 43R, unter Rekurs auf Benveniste übernommen von DEW Bd. 2: 295 und LEWBd. 2: 527 und 760).
Das Problem des Signifikates
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/näo cidadäo/ (nicht Bürger) eben keine Einheit, die besonders die Semantik von "escravo" prägte, und dies trotz der praktischen Tatsache, dass die Skla ven Brasiliens aus fremden Ländern eingeführt worden und von dem politi schen Leben des Landes ausgeschlossen waren. Gewiss, und dies sei Wer ver merkt, die verallgemeinernde Redeweise "antike Kulturen" und selbst "brasili anische Kultur" ist weiter nichts denn eine äußerst unpräzise und problemati sche Abstraktion, und die Analyse semantischer "'eIder impliziert ja im Gegen satz dazu immer einen synchroni'lch genauen Ausschnitt aus einer gegebenen Kultur. Im vorliegenden Kontext aber wird die Lizenz wohl nicht ganz unange bracht sein, auf solche unspezifische Allgemeinheiten zu rekurrieren, um den Vortrag eines erhellenden Beispiels zu erleichtern. Wie kann man nun aber das System bestimmen, in welches sich ein Termi nus wie "seruus" einfügt? Wie kann man das "'eId der Begriffe definieren, welche diesen Terminus umgeben und sein Signifikat bestimmen? Trotz des für die strukturelle Linguistik wesentlichen Beitrages, den die klassische Wort feldtheorie zur endgültigen Annahme der semantischen Interdependenz der Wörter geleistet hat ;' hat sie tatsächlich keine explizitere "'ormulierung der ein Wortfeld definierenden Kriterien vorgelegt. Diese Schwäche wurde dann an ihr auch vielfach bemängelt.'" In Auseinandersetzung mit der Wortfeldtheo rie hat Lyons als einen allgemein anerkannten Punkt der Kritik angeführt, " dass die meisten Wortfelder nicht so eindeutig strukturiert oder so klar unter scheidbar wären, wie es 'feier ursprünglich angenommen hatte. '" Die Bestim mung a priori eines Wortfeldes wäre demnach streng genommen wenn nicht unmöglich, wenigstens eine Abstraktion, welche die unterscWedlichsten As pekte der Signifikation eines Vokabulars zu bewältigen nicht in der Lage wäre. Diese Schwäche der klassischen Wortfeldtheorie hat dann auch den seman tischen Untersuchungen in der "'olge mehrfach methodische Revisionen auf62
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"Field-theory ha.o proved its worth a.o a general guide for re.oearch in descriplive oemanlico over the laot forty yearo; and it has undouhtedly increaoed our understanding of the way the lexemes 01 a Ianguage are interrelated in senoe" (Lyons 1977: 267). Es sei hier allgemein vernieoen auf GeckeIer 197 1 : 1 1 5-167 und Lyons 1977: 258-269, der einen kritischen Überblick über die Wortleldtheorie namentlich in Anschluss an die Formu lierungen Triers bringt. Lyons 1977: 267. Trier hätte seine Analyoe nur auf ahstrakte Lexeme oder Begriffe gegründet unter der Vor aussetzung. dem Wortllchau: aller Sprachen läge a prior! eine Substanz de.o Signifikates, also ein den "Inhalt" bestimmendes "Sein" zu Grunde: "Durch die Zwischenwelt der Sprache hindurch i.ot uns dao Sein gegeben. Sprache bietet uns Sein dar. [ . . . [ Jede Sprache gliedert daR Sein auf ihre Weioe, schafft damit ihr be..onderes Seinsbild, oetzt damit ihre, dieser einen Sprache eigentümlichen, Inhalte" (Trier 1934: 428 f.). Vgl. dazu Lyons 1977: 260.
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Die Signifi kation des Sklaven
genötigt. Unter den vielen einschlägigen Ansätzen ist hier die sogenannte Kon text- oder Kollokationstheorie der Signifikation deswegen zu nennen, weil einige ihrer Prinzipien dem analytischen Verfahren zugrunde liegen, welches im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit angewendet werden soll. Die Kon texttheorie wurde von dem Sprachwissenschaftler J. R. I<'irth zunächst in Zu sammenarbeit mit dem Anthropologen Malinowski66 vorgeschlagen und da nach durch seine Nachfolger weiterentwickelt. 67 Eine genauere und vollständi gere Darlegung dieser Theorie kann sich hier erübrigen. I<'estzuhalten ist für das hier verfolgte Vorhaben ihr Grundsatz, dass das Signifikat ein Komplex kontextueller Beziehungen ist" und nur aus den praktischen Situationen des Sprachgebrauchs heraus beschrieben werden kann. Der Satz I<'irths Sou shall know a word by the company it keeps! "" fasst die sen Ansatz auf lexikalischer Ebene zusammen. Das Signifikat eines Wortes soll nicht durch seinen begrifflichen Zusammenhang, sondern durch seine sprachpragIDatische Entourage erklärt werden.7u Das Umfeld eines Wortes kann nur im Kontext der Gebrauchssituation ("context of situation") be stimmter erfasst werden. Es umfasst bestimmte Sprechende und Hörer sowie Gegenstände und Begebenheiten, welche alle von dem Standpunkt des enge ren Aussagerahmens ( "context of utterance,,7 1 ) aus gesehen al'l Bestandteile der Sprechsituation zu betrachten sind. Vereinfachend gesagt muss die Unter suchung von den Assoziationen eines Wortes mit anderen Wörtern (d.h. von seiner Signifikatenstruktur) in konkret erfolgenden (schriftlichen oder ge sprochenen) Aussagen ausgehen und nicht von Betrachtungen zum Inhalt eines Wortes, die aus einem abstrakten begrifflichen I<'e ld abgeleitet werden. Eines der von Jo'irth erkorenen Beispiele, die Operativität des Prinzips der se mantischen Kollokationsanalyse zu veranschaulichen, ist komischenveise just das Wort "Esel". Im Hinblick auf den Gegenstand der vorliegenden Untersu chung, den Roman des Apuleius, verdient dieses Beispiel hier Erwähnung:
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Malinowski hat sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen der Forschung zu Kultur und Verhalten de.o Menschen und der Sprachforschung eingesetzt (vgl. Firth 1 968: 1 60). Zu den engen Beziehungen zwischen Flrth und Malinowski vgl. Firth 1968: 13 7-1 67. Wie z.8. Ellis. Halliday, Sinclair u.a. Vg!. dazu Lyons 1977: 607, wo er auch auf die Frage eingeht, ob die Forschungen Flrths überhaupt eine Theorie bilden. Firth 1957: 1 9 . Firth 1968: 1 79. Vgl. Firth 1 968: 1 80. Für Bei.opiele zur semantiocben Analyse auf verschiedenen Ebenen und in "erschiedenen Kontexten vgl. das Kapitel 15 "Modes of Meaning" in Firth 1 95 7 : 190-2 1 5 .
Das Problem des Signifikates
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It follows that a text in such cstahlished usagc may contain sentences such as "Don't be such an ass! " , "You silly ass ! " , ,,\Vhat an ass he is! " In these examples, the word ass is in familiar and habituaI eompany, commonly eolIoeated with
y,rn siUy
-,
he is a silly - , don 't he I>'Uch an -. "
Wittgensteins Satz "die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Spra che"''', welcher der Kontexttheorie den Anstoß zu weiteren Überlegungen gab" , ist nur eine provokativere Fassung desselben Gedankens, den Firth so formuliert: Logieians are apt to think of words and propositions as having "meaning" somehow in themselves, apart from partieipants in context of situation. Speak crs and listencrs do not seem to be necessary. I I>'Uggest that vojees should not 75 be entirely dissociated from the socia] uomplex in wh:;uh they function.
Der Begriff des "context of situation" , der eben den sozialen Aspekt der Signi fikation anspricht, kann als der Schnittpunkt der Anthropologie und der Sprachwissenschaften angesehen werden, der von Malinowski anvisiert und von Firth wieder aufgenommen wurde. ,. Wie Firth es bemerkt" sind die ersten Bemühungen, das Verständnis der "Situation" als wesentlich für die Analyse der Sprache zu erachten, dem deutschen Sprachwissenschaftler P. Wegener zuzuschreiben. Malinowski und Firth haben sich bewusst auf ihn berufen. Die Analyse der Termini, welche die antike Sklaverei angehen und aus ei nem bestimmten Werk der lateinischen fiktionalen Prosaliteratur stamm e n, soll hier nicht in der strikten Nachfolge Firths betrieben werden. Von dem Standpunkt der Analyse eines Wortschatzes aus gesehen war Firth eher an die Signifikate der Wörter nach deren gebräuchlichsten Assoziationen oder Kollo kationen interessiert, um die von der Alltagssprache festgelegten sozialen Sitten und Regeln festzustellen.'" Die vorliegende Untersuchung kann sich
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77 78
Firth 1 ?68: 1 79. Wittgenstein 1 969: .1 1 1 . vgl. u.a. Firth 1 968: 1.18 un d 1 79 . Firth 1957: 226. vgl. Firth 1 968: 146: "The key concept of the semantic theory he [d.h. Malinowski ] round most uset'ul ror his work on native languages wa.. the notion of context of situation" und Firth 1968: 1 60: "He [d.h. Malinowski ] encouraged the linguist in setting up his grammatical ca tegories to look to other levels of linguistic analysis which would take note of the situation. including the personalitie.., institution.. and customs". Zur zusammenfa..senden Darstellung von Firths Begriff des ,.context of situation" "gI. Firth 1968: 1 75-1 79. Firth 1 968: 1.19 unter Verweis auf P. Wegener, lhller.�uchu�e1l ilber die aru1l4,fra,l! en des Sl'racllleben.•. Halle, 1885. vgl. auch Firth 1 9 68: 1 4 7 . vgl. Firth 1 968: 1 79.
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Die Signifikatian des Sklaven
jedoch nicht mit dem Gebräuchlichsten oder Häufigsten begnügen, wie es Firth wollte. Andererseits ist hier zu beachten, dass die Signifikation eines Terminus aus den Beziehungen hervorgeht, welche dieser Terminus zu seinem Umfeld hat, desgleichen, dass die Produktion des Signifikates im Kontext einer dieses Signifikat ebenfalls in großem Maß bestimmenden Situation geschieht. Was nun die Häufigkeit der Kollokationen betrifft, in welchen der Terminus in der Sprache belegt ist, so ist es immer möglich - und dies ist ein Grundsatz der vorliegenden Untersuchung -, in ihnen den Ausdruck von Sitten, Regeln und \"lerten zu erblicken, die gesellschaftlich geteilt werden und deshalb in der Sprache einen "Sinn ergeben" können. Aber wie es Lyons schon bemerkt hat, trotz aller Schwächen, die an einer Kontexttheorie des Signifikates wie det:ie nigen von Firth moniert werden können, bildet sie eine gesunde Reaktion gegen die Exzesse einer die traditionelle Semantik befallenden leeren Begriff Iichlieit. " Und es ist gerade wegen dieser ihrer Eigenschaft, als ein Korrektiv zu den oft exzessiven Abstraktionen anderer semantischen Ansätze zu fungieren, dass sie in der vorliegenden Arbeit Aufmerksamkeit beanspruchen konnte. Auch unter Ausschluss jeder engeren Firthschen Filiation dieser Arbeit kön nen einige Ideen Firths zusammen mit anderen, aus der strukturellen Linguis tik und Semiotik henrorgegangenen Ansätzen sicherlich dazu beitragen, das semanti'ich-Iexikalische Analyseverfahren, welches hier praktiziert werden soll, schärfer zu fassen und methodisch besser zu begründen.
B. Te rm i n o l o g i e d e r A b h ä n g i g keit i n d e n M etamorp hosen Die soeben angestellten Ü berlegungen möchten zwei Leitideen rechtfertigen, auf denen die in dieser Arbeit angenommenen Kriterien der sprachlichen Ana lyse gegründet sind. Die erste dieser Ideen stammt aus der strukturellen Auf fassung Saussures und besagt, das Signifikat eines Terminus sei kein positiver Inhalt, sondern eine oppositionelle Struktur, d.h. eine Struktur, die sich nur unter Bezugnahme auf andere Termini bestimmen lässt. Die zweite dieser Ideen hat ihren Ursprung im pragmatischen Ansatz Firths und lautet, diese Struktur zeige sich allein in der praktischen Sprachgebrauchssituation. Aus der Anwendung dieser methodischen Leitideen auf die Sklavenbezeichnun gen, welche sich im Roman des Apuleius vorfinden, folgt nun für die Analyse von deren Signifikaten vorerst zweierlei. Zum ersten muss die Analyse in der Identifizierung der anderen Termini bestehen, zu denen die jeweils in Frage
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Lyoß. 1977: 61O.
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
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stehenden Termini in Beziehung stehen, und zum zweiten muss sie ex ohseru atione aus den praktischen Kontexten erfolgen, in denen diese Termini im Text vorkommen. Voraussetzung einer solchen semantischen Analyse ist demnach eine weit gehende Bestandesaufnahme der sklavenbezeichnenden Termini, die in den Metamorphosen des Apuleius anzutreffen sind, sowie der respektiven Gebrauchszusammenhänge. Aus diesem Fundus ist dann die Auswahl des eingehender zu Untersuchenden festzusetzen. Es soll nun versucht werden, diese Bestandesaufnahme der Termini durchzuführen. \\"ie schon bemerkt, bereitet die Natur des apuleianischen Textes dem Vorhaben einer terminologi schen Bestandesaufnahme nicht geringe Schwierigkeiten. Zunächst bezeich nen die sogenannten sklavenbezeichnenden Termini nicht immer Sklaven im Text des Apuleius. Hinzu kommt, dass es nur in seltenen Fällen unzweideutig gelingt, Figuren, die im Text als Sklaven charal{terisiert werden, selber als Sklaven im engeren j uristL.,ch-statutarischen Sinne zu erweL.,en. Deshalb mussten hier im Voraus einige methodische Erwägungen zu den Kriterien angestellt werden, nach welchen sich Sklaven und deren Bezeichnungen im Text identifizieren lassen. Für die Aufzählung der "Sklavenpopulation" und der entsprechenden Sklavenbezeichnungen, die im Text des Apuleius vorkommen, musste also eine allgemeinere Kategorie von Individuen erfasst werden, inner halb derer "Sklaven" (sei es im eigentlichen, sei es im abgeleiteten Sinn) sich nicht statutarisch, sondern funktional bestimmen lassen. Die Resultate dieser Ü berlegungen und der auf ihrer Grundlage erstellten Aufzählung der "Skla venpopulation" (im oben angeführten Sinne) und der entsprechenden Be zeichnungen in den Metamorphosen sollen nun dargestellt werden.
1 . Die Auffassung von H a uspersonal Wie schon im vorherigen Kapitel dieser Arbeit bemerkt, L.,t der Sklave i n einem literarischen Text wesentlich ein Wort. Seine einzige Materialität im Text ist die Materialität des Sprachzeichens, welches ihn bezeichnet. Die Eintragung eines Individuums als Sklaven in eine entsprechende Bestandesaufnahme erfordert also von dem "Bestandesaufnehmer", wenigstens eine Sklaven bezeichnung zu erkennen, die auf dieses Individuum angewandt wird. In ei nem Text fällt somit die Identifizierung des Individuums aL., eines Sklaven mit der Identifizierung seiner Bezeichnungsformen zusammen. Es wurde schon vorher auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die ein Text wie die AJetamorphosen jedoch in dieser Beziehung bereitet. Sie sind insbe sondere darauf zurückzuführen, dass eine im Roman vorgefundene Sklaven-
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Die Signifi kation des Sklaven
bezeichnung nicht immer einen Sklaven im eigentlichen Sinne meint. Wie kann man nun angesichts ihrer einen bestimmten Terminus al'l "Sklavenbe zeichnung" nehmen, wenn das durch ihn bezeichnete Individuum wegen der Ambiguität des Terminus selbst nicht ein Sklave ist oder sich nicht als solcher eindeutig identifizieren lässt? Diese Sachlage kann nur dann zu einem Problem werden, wenn der Sklavenbegriff ausschließlich nach der juristischen Status definition in Ansatz gebracht wird. Ein Sklave "im eigentlichen Sinne" wäre demnach ein Individuum, welches den juristisch definierten Sklavenstatus besäße. Nach diesem Ansatz muss die semantische Untersuchung des in einem Corpus gegebenen Vokabulars häufig mit dem Ziel durchgeführt werden, die in "'rage stehenden Statusgrenzen zu bestimmen und trotz der existierenden terminologischen Mehrdeutigkeit auf das Genaueste herauszufinden, ob das dort genannte Individuum ein Sklave im eigentlichen Sinne ist oder nicht, d.h. ob es den Status eines Sklaven besitzt oder nicht. Die Identifizierung der Skla venbezeichnungen in einem Text ist demnach der Identifizierung des juristi schen Status des in ihm bezeichneten Individuums untergeordnet. HO Aus dem bisher Vorgetragenen ist aber die Annahme hervorgegangen, dass es die I n sistenz auf diesen Ansatz und nicht die fiktionale Natur des Textes ist, welche die Bestandesaufnahme der sklavenbezeichnenden Termini in den
Metamor
phosen zu einer undankbaren Aufgabe machte. Am Anfang dieses Kapitels wurde gesagt, dass die juristische Sklavendefini tion zur weiteren Bestimmung des Sklaven nicht genügte. Diese Art Definition kann in Bezug sowohl auf die r
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Vgl. z.B. IIidalgo de la Vega 2000: 274: "e.. de importancia relevante el estudio dei vocabula rio de dependencia utilizado por nuestro autor [d.h. Apuleiu..) para determinar y constatar la deiiniciön de los estatu8 söcio-juridicos y sn evoluci6n". In Bezug auf die griechisch-römische Welt bemerkt z.B. IIidalgo de la Vega (2000: 283 f.) die Existenz ver8chiedener Arten a1,hängiger Arbeiter, die zwischen Freien und Skla"en an zu..iedeln und aufgrund einer rein auf dem juristischen Status gegriindeten Typologie schwer zu bestimmen sind.
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
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absolut nicht determinierend ist. Das Bedürfnis zu bestimmen, inwiefern sol che Termini als Synonyme für seruus gelten können, d.h. als Bezeichnungen für ein Individuum, welches anerkanntermaßen den Sklavenstatus besitzt, scheint jedoch eher ein heutiges Bedürfnis zu sein, das den damaligen Spre chern der lateinischen Sprache wohl aber abging. !)jeses Problem scheint allgemein zu sein. Meillassoux beginnt sein wohlbe kanntes Werk zur Anthropologie der Sklaverei mit einem Exkurs, in welchem er die Unfähigkeit der jurLo;tischen Sklavendefinition beanstandet, die viel schichtige soziale Realität des Sklaven in vielen GeselLo;chaften restlos zu er fassen. !)jese Unzulänglichl<eit wird durch die vielen in einer Sprache zur Ver fügung stehenden Sklavenbezeichnungen bewiesen: Dans les societes afrieaines, eomme dans les sodetes antiques [ . . . 1 les termes traduits par "esclave" peuvent aussi s'appliquer a des eategories plus etcndues, parfois a tous eeux qui sont ou ont ete dans un rapport qudeonque de sujetion temporelle ou religieuse, a I'egard d'un aieul , d'un souverain, d'un protcett!UT, d'un maitre a pcnser, de. IIs signifient plus generalement asservi, soumis, de pendent, assujetti, diseiple parfois. A l'inverS
Der Text des Apuleius bestätigt diese Bemerkung völlig. Man muss sie vor Augen behalten, will man sich der in diesem Text vorkommenden sklavenbe zeichnenden Terminologie auf geeignete Weise nähern. Hier wird deswegen der Vorschlag gemacht, unter "Sklavenbezeichnungen" nicht nur die techni schen Bezeichnungen der Individuen zu verstehen, welche den Besitz des Sklavenstatus aufweisen, sondern dazu noch zweierlei:
1 . alle Termini, welche Individuen als "Als-ob"-Sklaven bezeichnen, seien sie eigentlich Sklaven oder nicht, und 2. alle weiteren Termini, die Apuleius zur Bezeichnung von Individuen ge braucht, die schon einmal durch Termini bezeichnet worden sind, die sie als "Als-ob"-Sklaven charakterisieren. !)jese Erweiterung der sklavenbezeichnenden Terminologie in den l\lleta morphosen war in der Bestandesaufnahme zu berücksichtigen. !)je Mehrdeu tigkeit der Terminologie, die sich im Text des Apuleius auf das Sklavenwesen bezieht, hat es nämlich erforderlich gemacht, die Identifizierung der darin vorkommenden Sklaven und deren Bezeichnungen aufgrund einer allgemeineR2
Meillassoux 1 ?R6: ?
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Die Signifi kation des Sklaven
ren Kategorie vorzunehmen, welche gleichzeitig Individuen erfasst, die Skla ven sind, die möglicherweise Sklaven sind oder die so dargestellt werden, aL'I ob sie Sklaven wären. Oiese Kategorie hatte nicht nur alle möglichen Bedien..... teten, sondern auch phantastische Wesen, Tiere u . a . m . zu umfassen. Oie Auf merksamkeit musste hierbei auf das Gemeinsame gelenkt werden, welches aUe die durch sklavenbezeichnende Termini bezeichneten Individuen verbindet. Es musste dabei von dem (in vielen l<'ällen sO\vieso unbestimmbaren) jeweili gen j uristischen Status der Individuen abgesehen werden, um eben die Kate gorie ausfindig zu machen, welche diese mannigfaltige Population zu erfassen erlaubt. Oie Bestandesaufnahme der Sklaven, dies das Resultat, hat die Be standesaufnahme eines weitaus umfassenderen Universums von Individuen impliziert, die mit den Sklaven den Alltag teilen und! oder ihnen unter ir gendeinem Gesichtspunkt vergleichbar sind. Patterson hat es in einem grundlegenden Werk unternommen, die innere Dynamik des Sklavenwesens als Herrschaftssystems und seine verschiedens ten Erscheinungsformen in unterschiedlichen Gesellschaften und Epochen zu beleuchten. Er zählt das Sklavenwesen zu den extremen Formen der Herr schaftsverhältnisse, "approaching the limits of total power from the viewpoint of the master, and of total powerlessness from the viewpoint of the slave ....' . Eine kritische Vertiefung in die Formulierung Patterson.'I liegt nicht im Aufga benbereich der vorliegenden Untersuchung, und sie würde rein methodisch eine vorgängige Klärung seines Machtbegriffes erfordern. Hier ist nur auf das Moment der Relationalität hinzuweisen, welches die von Patterson vorgeschla gene Charakterisierung des Sklavenwesen.'I in sich enthält. Der Zustand des Sklaven, sein Sklaventurn oder wie es Patterson auszudrücken beliebte, seine "total powerlessness" , ist nicht eine Qualität, die ihm an sich anhaftet, son dern sie lässt sich nur im Verhältni'l zum " total power" des Herrn bestimmen. Nur in einem Herrschaftsverhältnis (dominatio), d.h. in seinem Verhältnis zu einem Herrn (dominus), kann der Sklave strukturell identifiziert werden. Man muss sich hier darüber im Klaren sein, dass das Herrschaftsverhältnis ein aktiv von dem Herrn (dominus) hergestelltes Verhältni'l ist. Oie Termini, durch welche die Hauptbestimmungen dieses Verhältni'lses in den modernen europäischen Sprachen ausgedrückt werden - Dt. : herrschaftlich, herrschend, beherrscht; l<'r. : domination, dominateur, domine; lt. : dominazione, domina tore, domina!<); Sp. : dominaci6n (Pt . : dominaf,läo), dominador, dominado; Engl . : domination, dominant, dominated - setzen den Hausherrn, dominus, unmissverständlich und grundsätzlich als das wesentliche Moment dieses
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Patterson 1 982: 1 .
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
Verhältni'ises. Von daher haben sich die Ableitungen
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dominatio, dominium
usw. gebildet. Der Forschung ist es nicht entgangen,"' dass ein weiteres lateini sches Wort zur Hezeichnung des Sklavenherrn erus ist, dessen Etymologie im Dunkeln liegt. Die lateinischen Komödienautoren gebrauchten dieses Wort viel öfter als
dominus. Heide '''örter bezeichneten den Herrn, doch lassen sich erus
zwL'ichen ihnen einige semantL'iche Unterschiede ausmachen. Das Wort
hebt die zwL'ichenmenschliche Heziehung des Sklaven und des Herrn hervor, und es wird auch von dem Sklaven als Bezeichnung für seinen Herrn bevor zugt. Das Wort dominus dagegen ist allgemeiner Art und kann auch von Nicht sklaven dazu benutzt werden, einen bestimmten Herrn zu bezeichnen. Es kann in diesem Sinn als eine Art respektvollen Titels fungieren. Seit Terenz wird eine Präferenz für den unterschied'ilosen Gebrauch von kennbar, und dieses Wort verdrängte nach Cato endgültig dessen Semantik auf. Der Terminus
dominus er erus und nahm
erus verlor seine Eigenschaft als lebendi
ges Wort in der Sprache, wurde zum archaisierenden Terminus und kehrte in späteren Autoren nur mit dieser stilistischen Intention wieder. Man kann aL'iO sagen, dass sich seit Cato dominwi als die lateinische Hezeichnung par excel lence für den Herrn durchgesetzt hat. Das Wort, welches den etymologischen Ursprung des gesamten Herrschaftsvokabulars auch der romanischen Spra chen darstellt, ist aber in der lateinischen Sprache
domus, von welchem d(r minus (der Mann / Herr des Hauses) direkt abgeleitet ist. Dieser etymologi sche Tatbestand ließ vermuten, dass die domus samt ihren Bewohnern - also die von ihr beherbergte familia im weitesten lateinischen Sinne des Wortes,
welche nicht nur Blutsverwandte umfasst, sondern ebenso verschiedene ange gliederte Individuen und darunter eben auch Sklaven - der konventionelle Ort war, in welchem die Herrschaftsbeziehungen geknüpft wurden, wenigstens in der Weise, wie sie in der Welt des römischen Sklaventums üblich waren. H; Als im Laufe der Vorarbeiten zu diesem Buch der Versuch unternommen wurde, die in den j\lletamorphosen des Apuleius vorkommende Population der Sklaven und anderer Abhängigen zu verzeichnen, erwies sich diese Vermutung als zutreffend. Die Individuen, die in diesem Werl< durch Sklavereitermini bezeichnet werden, ließen sich im weitesten Sinne - in allen statutarisch un bestimmten Formen und in allen phantastL'Ichen Formen - innerhalb der GeR4 R5
Zum folgenden vgl. Capogros.. i Colognesi 1979: 1 7 1 fi. Mit Bezug auf eine freilich andere soziale Wirklichkeit hat sich denn auch der Soziologe Gilberto Fre�".e auf das elementare Bild des Hauses gestützt, um sein Casa-Grande e Sen..,.. la (Herrenhaus und Sklavenhütte) zu verfassen. Mit diesem Werk hat er die Erforschung der Struktur der brasilianischen Sklavenhaltergesellschaft auf eine festere Grundlage gestellt. vgl. Freyre 19.1.1: bes. 1-R4 .
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Die Signifi kation des Sklaven
samtheit des Personals ideniliizieren, welches einem Hause angegliedert und der Macht des Herrn dieses Hauses unterworfen ist. Der Begriff der
domu..o;
Haus bzw. Haushalt, welches bzw. welcher einen Herrn
samt den
(dominu..o; )
-
von ihm Beherrschten umfasst - erwies sich somit in Anbetracht der �atur der analysierten Quelle als produktiver, "Sklaven" zu ideniliizieren, als der Begriff des j uristischen Status. Ein Grossteil der Population der Sklaven, der vermudi chen Sklaven oder der AL.,-ob-Sklaven kann nach dem juristischen Status der in Betracht kommenden Individuen überhaupt nicht als Sklaven ideniliiziert werden. Er kann aber im Gegensatz dazu sehr wohl als Dienstpersonal erfasst werden, das in einem Haushalt und / oder der Macht des des Herrn
(dominus)
(domu..o;) irgendeine Diensttätigkeit ausübt dominu..o; des Hauses untersteht. Die Identifizierung
scheint in diesem Zusammenhang in gleichem Maß
wesendich zu sein für die Identifizierung des Dienstpersonals, denn die Her renfigur ist ja in der Tat diejenige, um welche das Haus
(domus) organisiert ist,
unter dessen Dach die zwischen dem Herrn und den Bediensteten geknüpften Herrschaftsverhältnisse bestehen. Und die
Metamorphosen
des Apuleius zeigen tato;ächlich diese Struktur,
auch in den phantasievollsten Episoden des Ro mans . Die Herrschaft'!Verhält ni.,se kommen in ihnen in der Sphäre eines Haushaltes (domu..o;) vor, in dessen Mittelpunkt sich eine Herrenfigur befindet. Dieser Mittelpunkt strahlt Befehls gewalt aus, er hat die Macht, Sanktionen zu verhängen, Strafen zu vollstrecken, zu gewähren oder zu untersagen, das Schicksal der ihm Unterstehenden zu bestimmen u . dgl. m . Um den Mittelpunkt dieser herrschafdichen Sonne krei sen auf konzentrischen Bahnen verschiedene Wesen, welche in höherem oder niedrigerem Grade ihm subordiniert sind - uxor, liheri, adfines, cognati, amid, hospes, lwem, coloni, serui usw." Aus diesen mehr oder weniger der Gewalt eines dominus ausgesetzten Wesen lassen sich jedoch diejenigen he rausfinden, deren Jt'unktion darin besteht, dem Herrn im Haushalt eine Dienst leistung zu erbringen. Ihnen gilt eigenillch die Aufmerksamkeit dieser Unter suchung. Diese Gruppe - die hier Gruppe des Personals genannt wird - be steht im Roman des Apuleius nicht nur aus eigendichen Sklaven, Jt'reigelasse-
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Natürlich erstrecken sich die I1errschafulverhältniSlle , welche durch die Macht eines I1errn in dessen dmnu.. herrschen, auch auf alle Individuen, die unter dem Dach der dmnu.. leben, betreffen also auch die Gattin, Kinder, Gäste usw. "Les fille.. pullere., le. cadets, les epouses, les proteges, Ie.. gaAes, etc . , sont, comme I'escla"e, soumis A la puis.o;ance absolue du chef de familie. Os peuvent etre frappees, aliene.., tue. eventnellement" (Meillas..oux 1 986: 1 0). Ei ne - iibrigens wfutschenswerte - Unter!luchung zu dem Umfang der herrschaftlichen 1'0testa... und der innerhalb der dmnu.. gekniipften I1errschaftsverhältnis..e mii... te ebenfalls all diese Indi.;duen in Betracht ziehen.
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
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nen, Kolonen und Bediensteten unbestimmbaren Status, sondern auch aus mythologischen Wesen, Tieren, Eingeweihten in religiöse Kulte, Liebhabern u.a.m. Es ist al'iO aufgrund dieser allgemeinen Kategorie des Personals, d.h. der Dienstleute einer Herrenfigur (im eigentlichen oder konnotativen Sinn), dass sich das in den Metanwrphosen des Apuleius kundgebende Universum der sklavenähnlichen Abhängigkeitsverhältnisse in der weiter unten in diesem Kapitel vorgelegten Bestandesaufnahme adäquater erfassen lässt. Es muss aber geklärt werden, was alles in der analysierten Quelle unter die Kategorie des Personals fällt. Zunächst ist noch einmal hervorzuheben, dass die Zugehörigkeit eines Individuums zum Personal eines Haushaltes nicht durch einen Status, sondern durch eine Funl,tion gekennzeichnet ist, und zwar durch die Funktion, der Macht (z.H. zu bestrafen, zu verkaufen, Sanktionen aufzuerlegen, Befehle zu erteilen) einer Herrenfigur ausgeliefert und / oder ihr Dienste zu leisten gehalten zu sein. Die diesbezügliche Herrenfigur kann in gleicher Weise nicht durch ihren Status al'i solche charakterisiert werden, sondern nur durch eine Funktion, und zwar die Funl,tion, über das Persona! jene Macht auszuüben, ihm dieses und jenes zu befehlen und von ihm die an geordneten Dienstleistungen entgegenzunehmen. Um es zusammenzufassen, der Begriff des Personals wird hier strukturell, d.h. in einem Komplementärverhältnis zur Herrenfigur, und funktional be stimmt, d.h. durch die Erfüllung einer oder beider der folgenden Bedingungen:
1 . Abhängigkeit, d.h. das Verhältni'i der Unterwerfung unter die (wie oben
"' definierte) Macht einer Herrenfigur. Dieses Verhältnis kann dauerhaft oder zeitweilig sein, im eigentlichen oder im übertragenen Sinne existie ren. Hier kämen auch Gattinnen und eheliche Kinder (liberi) deshalb in Betracht, weil sie der Gewalt des paterfamilias unterstehen. Wie vorher schon bemerkt wird diese Art Abhängiger in der vorliegenden Untersu chung nicht in Betracht gezogen. 2. Dienstverhältnis, d.h. das Verhältni'i, die von einer Herrenfigur auferlegten Aufgaben zu erledigen und dieser Herrenfigur Dienste zu leisten. Die Erbringung dieser DienstleL'itungen im Allgemeinen kann ebenso dauer haft oder zeitweilig, im eigentlichen oder im übertragenen Sinne gesche hen. R7
Es sei hier vorah schon bemerkt, dass der Ahhängigkeitshegriif in der vorliegenden Untersu chung nicht statutarisch bestimmt wird, wie es in der Forschung z. B. in der Arbeit von Gar rid()·lIory ühlich ist: ,Par dependance nous entendons hien rur les esclaves et afiranchis. c'est-il- l Iory 199R: 54). DarauC ist im Folgenden zurückzukommen.
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Die Signifi kation des Sklaven
Zugegeben, die Erfüllung dieser Bedingungen bzw. die Ausübung der Funk tionen eines Herrn oder des Personal.. fällt oft mit dem statutarischen Stand des betreffenden Individuums zusammen, und man hat es dann im Text wirk lich mit einem statutarisch als solchen beschriebenen Herrn oder Sklaven zu tun. Aber dies ist nicht immer der Fall , und dem wird auch in der vorliegenden Untersuchung Rechnung getragen. So werden hier zum Personal nicht nur die Hausarbeiter im eigentlichen Sinne, sondern auch z.B. Tiere, mythologische Wesen, Liebende, ja selbst als statutarisch zur Herrenschicht gehörend explizit gekennzeichnete Individuen usw. immer dann gezählt, wenn die Terminologie und / oder ihre Lage im Verhältnis zu einer Herrenfigur sie funktional als Per sonal zu klassifizieren erlauben. Dasselbe gilt mutatis mutandis für die Klassi fikation eines Individuums aL'I Herrn. Die Kategorie des Personals enthält zwar eine Unbestimmtheit in Beziehung auf die Statuszuordnung der Individuen. Sie erlaubt es z . B . nicht, bei der Be standesaufnahme der Sklavenwelt in den Metamorphosen die eigentlichen Sklaven von den anderen Individuen zu scheiden, welche in dem Text selbst als Nichtsklaven ausgewiesen sind, sich aber eventuell unter die Kategorie des Personals subsumieren lassen. Die abhängigen Individuen bzw. Sklaven, weI che in den Metamorphosen vorhandenen sind, ausschließlich anband ihres Status zu bestimmen, hieße aber, eine große Menge im Text anzutreffender Informationen über Abhängigkeit'iVerhältnisse und sklavenbezeichnende Terminologie nur aus dem Grunde zu venverfen, dass es nicht einwandfrei zu bestimmen ist, ob die Individuen, welche in diesen Verhältnissen stehen oder auf welche diese Terminologie angewandt \vird, im juristischen Sinne Sklaven sind oder nicht. Unter diesem Gesicht'lpunkt erweist sich die Kategorie des " Personals", wie sie weiter oben definiert worden ist, für die Zwecke der vorlie genden Untersuchung und in Anbetracht der fiktiven Natur der erforschten Quelle aL.. operativer. Sie gestattet es, die abhängigen Individuen durch ihre Funktion gegenüber dem Hausherrn zu bestimmen und nicht nur durch ihren aus dem Text ersichtlichen Besitz eines bestimmten juristischen Status. Es scheint auch problematisch, Abhängigkeit strikt durch den j uristischen Status des Individuums zu bestimmen, will man damit die vielfältige Wirklich keit der Abhängigkeit in der römischen Welt zur Zeit des Apuleius erfassen. In der Kaiserzeit schien nämlich die wesentliche soziale Unterscheidung nicht zwischen I<'reien und Sklaven, sondern tendenziell immer mehr zwischen ho nestiores und humiliores gezogen zu werden. Wie es Robinson schon bemerkt hat, "the distinction between honestiores and humiliores became more im portant than that between citizens and non citizens; thi'l distinction was fully
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
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developed under the Antonines certainly, though its origins were earlier"HH . Die humiliores setzten sich aus Sklaven und verarmten Freien zusammen, wobei die letzteren, obgleich juristisch frei, de facto vor allem auf dem Lande sehr ähnliche Lebensbedingungen genossen wie die Sklaven. Der Roman des Apu leius reflektiert an mehreren Stellen die \Virklichkeit, wie sie damals bestand. H. Doch nicht diese hi�t()rische Tatsache, sondern Gründe literarischer Art, weI che im Text des Apuleius liegen, haben in dieser Studie zur Erarbeitung eines anderen Begriffes der Abhängigkeit geführt als desjenigen, der auf dem juristi schen Status des Individuums gründet. Aufgrund aL�o des Personalbegriffes kann sich die semantische Analyse der sklavenbezeichnenden Termini, wie sie am Beispiel des Terminus seruus im dritten Kapitel dieses Buches durchgeführt werden soll , mit allen relevanten Instanzen des Vorkommens solcher Termini beschäftigen, und das unabhängig von der Gewissheit über den juristischen Status des Individuums, auf welches diese Termini sich jeweils beziehen. Außerdem ist die Nachprüfung des juristi schen Status eines Individuums in einem fiktiven Werk wie die Metamorph(� sen in vielen Fällen äußerst problematisch, um nicht zu sagen unmöglich oder sogar - im Falle des konnotativen Gebrauches eines Terminus - sinnlos. Legt man den allgemeinen Begriff des Personals wie oben definiert zu Grunde, so wird später im dritten Kapitel dieser Arbeit der Gebrauch der sklavenbezeich nenden Termini auf beiden Referenzebenen, der denotativen und der konnota tiven examiniert werden können, ohne beide Gebrauchsweisen zwei verschie denen Gruppen von Wesen zuzuordnen gezwungen zu sein.
2. Das Verzeich n i s des Perso nals: Anmerku ngen zur Tabelle im Anhang Um zu einer Übersicht über die Sklavenbezeichnungen im Roman des Apulei us zu gelangen, musste, wie oben schon erwähnt, eine weitgehende Bestan desaufnahme des darin erscheinenden oder besser referierten Personals vor genommen werden, d.h. der Wesen, die im denotativen oder konnotativen Sinne aL� Personal bezeichnet werden können, weil sie einer Herrenfigur Dienste enveisen und / oder ihrer Gewalt unterstehen. Diese Bestandesauf nahme führte zu einem Verzeichnis der Haushalte in den lvIetamorphosen, der die intratextuell fundierte Aufstellung einer möglichst umfassenden Liste von Termini ermöglicht, die in den verschiedensten Zusammenhängen Sklaven und andere Abhängige bezeichnen. Die Ergebnisse dieses Verzeichni�ses wurRR R?
Robinson l ?Rl : 2 5 1 . vgl. I Iidalgo d e l a Vega 2000: 2R5.
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Die Signifi kation des Sklaven
den in einer Tabelle zusammengestellt, die im Anhang mit erläuternden Be merkungen zu ihrer Struktur vorgelegt wird. Zu dieser Tabelle sind nun hier Anmerkungen allgemeinerer Art am Platz. Zum adäquaten Verständnis der Tabelle muss vorerst bemerkt werden, dass es in ihr nicht um die Registrierung der realen Anzahl des einem Herrn unter stehenden Personals nach Art eines vollständigen Verzeichnisses geht, SCIn dem nur um die Erfassung der Referenzen auf das Personal der verschiedenen Herrenhaushalte, die im Roman vorkommen. Eine Registrierung der Anzahl einzelner Personalglieder wäre für den Zweck dieser Untersuchung nicht dien lich, mciglicherweise auch gar nicht durchzuführen . ... Uer Text des Apuleius bereitet einem genauen Verzeichnis der Anzahl der in ihm auftretenden Persc) nalglieder schon deshalb nicht unbeträchdiche Schwierigkeiten, weil das Per sonal u.a. durch unzählige Kollektiva und Pluralia (z. B . familia, famulitio, send, pastoTes, operarii usw.) bezeichnet wird. Eine besondere Erschwernis besteht überdies darin, dass in dem Roman des Apuleius dasselbe Personal glied in verschiedenen Kontexten auf verschiedene Weise bezeichnet wird. Für die bloße Registrierung eines solchen Individuums würde ein einziges Zeichen genügen, womit gleichzeitig gerade die ganze Vielfalt der Bezeichnungen die ses Individuums nebst Schattierungen der Signifikate dieser Bezeichnungen unbeachtet bliebe. Oie Bestandesaufnahme, wie sie in diesem Zusammenhang durchgeführt wurde, soll auch nicht die Vorstellung eines Verzeichnisses der Personalglieder envecken, welche im Universum des apuleianischen Werkes als Romanfiguren "existieren". Was es in diesem Verzeichnis zu registrieren gilt, ist nicht die Existenz von Romanfiguren, welche als Sklaven oder anderes Personal im Werke auftreten, sondern, wie oben gesagt, die Referenzen auf sie im Text. Uie Unterscheidung zwischen " }<'igur" und " Referenz" ist vor allem in der Behand lung eines narrativen Textes wie die Metamorphosen wesendich. Im Vergleich zu einem dramatischen Text, in welchem die Referenz z.B. auf einen Sklaven (seruus) im allgemeinen eine deiktische }<'unktion hat und also oft das Auftre ten dieses Sklaven als }<'igur im "plot" des Stückes in der gegenwärtigen Szene impliziert, ist ein narrativer Text viel häufiger nicht dem momentan zur Spra che stehenden Handlungsablauf verpflichtet. Oie Narrative gestattet öfters den Einbau von Sklavenreferenzen, ohne dass eine entsprechende Handlungsfigur in der Szene selbst gezeichnet wird, d.h. ohne dass es eine Sklavenfigur gäbe, welche im "plot" des Romans eine Rolle spielt oder in der betreffenden Szene 90
Auch in den Stücken des Plautus ist ein exaktes und vollständiges Skla"enverzeichnis wohl nicht durchzuführen, vgl. dazu Dumont 1 987: 465.
Terminologie der Abhängigkeit in den Metomorphosen
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auch nur als Statist auftritt. Ein narrativer Text kann etwa einen erzählenden Exkurs enthalten, in welchem auf einen bereits verstorbenen Bediensteten Bezug genommen Wird,·' oder sich durch den Gebrauch der dritten Person des Verbs auf einen Sklaven beziehen, der räumlich·2 oder zeidich entfernt ist, z.ll. auf eine Amme, die zur Kinderzeit des Hausherrn
im Haushalt tätig war. ·' Er
kann weiter auf Sklaven oder anderes Personal als Trauminhalt Bezug neh men.·· Es kann auch zur rhetorischen Effekthascherei in ihm eine Sklavenbe zeichnung auf ein Individuum angewandt werden, welches bekanndich kein Sklave ist, z.B. wenn eine unzufriedene Ehefrau ihrem Ehemissgeschick da durch das nötige Pathos zu verleihen trachtet, dass sie sagt, sie lebe wie die Sklavin ihres Gatten. ·' Solche Beispiele aus den
Metamorphosen
ließen sich
beliebig vermehren. Diese und auch andere Referenzen auf Sklaven und Per sonalglieder, welche selbst nicht als l<'iguren an der Romanhandlung teilneh men, lassen wichtige Informationen zur Semantik der Personalbezeichnungen ans Licht treten. Die Bezeichnungen sind eigendich der Gegenstand der vor liegenden Arbeit, und deshalb mussten sie auch in dem im Anhang vorgelegten Verzeichni'l des Personals gebührend berücksichtigt werden. Aus allen diesen Gründen stehen im M ittelpunkt des im Anhang gebotenen Verzeichni'lses die Referenzen auf Personalglieder und nicht die referierten Personalglieder selbst, denn die Registrierung bezweckt ja hier das l<'unktio nieren des Zeichens verstehen helfen und nicht das l<'unktionieren der durch es bezeichneten l<'iguren. Die Identifizierung der Referenten - d.h. in diesem l<'alle der Individuen und Gruppen, auf welche sich die angeführten Termini beziehen - war als eine Vorarbeit nötig, um im weiteren Verlauf der Untersu chung die Identifizierung weiterer .'ormen der Bezeichnung von Sklaven bzw. Personal zu gestatten, die sich oft nicht aufgrund ihrer lexikalischen Signifika tion als auf Sklaven oder Personal bezogen erkennen lassen, sondern nur auf grund ihres Gebrauchskontextes. Hierzu gehören Z . ll . Termini wie
iuuenis, rustiL'i, pastor, femina, infantulum, homun(.-u1i oder auch 91 92 93 94 95
puella,
Bezeich-
met. vm, 22 .2-7 . Z.B. met. I, 26,3. met. n, 3,2. Z.B. met. XI, 20, 1-2. met. V, 9,3. Diese Beispiele können freilich auch in einem Theaterstiick vorkommen. Ein klares, auch von Dumont 1 987: 465 bemerktes Beispiel dessen ist Saurea, seruu.. dotall•• der Matrone Artemona in Plautus' Aslflaria, der trotz unzähliller E,wahnunllen im Laufe des Stiickes (u.a. 434 ff.) wirklich keine Fillur in der IIandlunll auf der Biihne ist Hier soll nur Ilesallt werden, das.. der Roman al. eine speZifisch narrative GattunIl öfter als da. Theater die Referenz auf Sklaven oder andere Filluren lIestattel, ohne dass sie einer momentan in Szene tretenden Fillur entsprechen.
' 08
Die Signifikatian des Sklaven
nungen, welche isoliert genommen sich normalerweise nicht auf Sklaven im Allgemeinen beziehen könnten, die aber im Text des Apuleius als Bezeichnun gen für Sklaven bzw. Personal im hier definierten Sinn erscheinen, wie z.B. ma.ritus, UXOT, cantheri·us, asinus, pupulla usw. Dass sich dieses Verzeichnis nicht aufgrund des Status der Figuren des Ro mans , sondern aufgrund der Funktionen dieser Figuren innerhalb des Werkes erstellt worden L�t, hat - wie im Laufe dieser Arbeit schon bemerkt - es er laubt, das Vorkommen der Sklaven- und Personalbezeichnungen nicht nur auf denotativer Ebene zu regL�trieren, d.h. in ihrem deskriptiven Gebrauch, SC)fl dem auch auf konnotativer Ebene, d.h. in ihrem figurativen Gebrauch. '· Ein Blick in die Tabelle zeigt, dass die im konnotativen Sinne funl,tionalen Ver hältnisse von Herrenfiguren und Hauspersonal sich im Roman des ApuleiLL� in drei Bereichen bewegen, und zwar 1. in den Liebesbeziehungen, 2 . in der Tierwelt und 3. in der magL�chen bzw. mythologisch-religiösen Welt. Die Auf lL�tung des Materials in der Tabelle nimmt jedoch keine Rücksicht auf die Dif ferenzierung von einer konnotativen und einer denotativen Referenzebene, denn beide offenbaren in gleicher \Veise die Signifikation der betreffenden Termini. Einzelheiten zur Aufteilung der Tabelle in drei Abschnitten finden sich in den einführenden Bemerkungen zur Tabelle unter 2 .a). Die Aufteilung des gesamten in der Tabelle aufgeführten Sprachmaterials in zwei Spalten, eine zur Identifizierung der Herrenfigur(en) des Haushaltes und eine andere für Personal und entsprechende Bezeichnungen, hat sich als dazu geeignet erwiesen, die Daten der HaLL�halte zu allen oben genannten Verhält nissphären zu gruppieren. Es handelt sich ja darum, herrschaftliche und servi le Elemente je nach der Funktion zu ermitteln, die ihnen jeweils in einem ge genseitigen VerhältnL� und nicht aufgrund ihres juristischen Status oder ihres "wahren ZLL�tandes" zugesprochen werden können. Ein gewisser urmentarius equL<;() z.B., der in seinem Verhältnis zu menschlichen Herrenfiguren (d.h. in einem Haushalt des Typs �l) Funktionen innehat, die ihn als ein Personalglied des entsprechenden Haushaltes zu erkennen geben, übt in seinem VerhältnL� zum Esel LuciLL� Herrschaftsfunktionen aus und kommt deshalb zugleich in der Spalte der Herrenfiguren in einem HaLL�halt des Typs T vor, '7 d.h. in der Sphäre der Verhältnisse zwischen Menschen und Tieren. Die drei Rubriken der VerhältnL�se zwischen und unter Menschen (Haushal te des Typs M), der Verhältnisse zwischen Menschen und Tieren (Haushalte 96 97
Zur Diskussion der Unterscheidung beider Signifikationsehenen "gI. Lyons 1977: 1 7 5 Ir. vgl. im Anhang entsprechend die Haushalte 1 5 .M und 1 5 .TI" zu den Haushaltstypen die Einführung in die Tabelle unter 2 .a).
Terminologie der Abhängigkeit in den Metamorphosen
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des Typs T) und der Verhältnisse zu Herrenfiguren mit übermenschlicher Macht (Haushalte des Typs D), welche der Organi�ierung des Verzeichni�ses zugrunde liegen, sollen aber nur den Überblick über die Welt des Personals und der betreffenden Terminologie in den Metamorphosen geordneter und überschaubarer gestalten. Zur Vorbeugung aller Missverständnisse sei noch einmal betont, dass diese Unterscheidung nicht zur Trennung einer denotati ven von einer konnotativen Ebene oder einer Sphäre der Realien von einer der Phantasie führen soll. lJie von dem jeweil� in Frage stehenden Terminus ge machte Referenz ist eigentlich für seine semantische Analyse nicht relevant. lJie semantische Analyse des Terminus seruus, die im dritten Kapitel dieser Arbeit vorzulegen ist, wird die Beziehungen betrachten, welche dieser Termi nus auf beiden Referenzebenen - der denotativen und der konnotativen - mit anderen Termini im Text eingeht, ohne dass es zur Feststellung der signifikati ven Potenz des Terminus nötig ist, die Unterscheidung der beiden Referenz ebenen an der referierten Sache selbst zu markieren. lJie Gliederung des Ma terials in die genannten drei Rubriken zielen nur darauf, die Struktur der in den Metamorphosen des Apuleius vorfindlichen Haushalte und die unter schiedlichen Gebrauchsweisen der Termini, welche die Personalglieder dieser Hauhalten bezeichnen, in eine übersichtlichere tabellarische Form zu bringen. Eine weitere Bemerkung bezieht sich auf zwei Arten Individuen, welche auf nicht ganz unproblematische Weise dem Personal zugeordnet wurden. Es han delt sich um die Gefangenen und die Liebenden. Es scheint eher unbequem, diesen beiden Individuentypen unter der Rubrik des Personals zu begegnen. Nach dem funktionalen Begriff des Personals, wie er oben expliziert worden ist, mussten aber gleichwohl diese beiden Arten Individuen im hier vorgeleg ten Verzeichnis die gebührende Berücksichtigung finden. Denn viele dieser Individuen erfüllen ja die eine oder die andere oder sogar beide Bedingungen, welche oben als Identifizierungsmerkmale des Personals eines Herrn angege ben worden sind, nämlich Abhängigkeit (d.h. Unterwerfung unter die Gewalt eines funktional bestimmten Herrn) und lJienst (d.h. die Erfüllung der Aufga ben, welche ihnen von der betreffenden Herrenfigur auferlegt werden). Viele der in den Metamo'rphosen vorkommenden Gefangenen leisten der herr schaftlichen Figur, der sie unterworfen sind, (unter Zwang) lJienste z.B. in Werkstätten oder als Schauspielattraktionen :" lJiejenigen, die wie z.B. die von "" Räubern entführte Charite nicht diese zweite Funktion ausüben, erfüllen die erste Bedingung, denn sie unterstehen gänzlich der betreffenden Herrenfigur. ?R ??
Zu den Werkstätten "�. met. IX, 12 Ir. . zum SchaWlpiel mel. IV, 1 6,6. vgl. met. IV, 23.2 If.
, ,0
Die Signifikatian des Sklaven
Dasselbe gilt für Liebende. In einigen Fällen gibt die Beziehung zwischen den beiden Liebhabern durch den Gebrauch der Liebhaber bezeichnenden Termi ni oder die Beschreibung der gesamten Situation ganz klar die Unterwerfung des einen unter die Dominanz des anderen zu erkennen. Außer der Untenver fung des Lucius unter die Sklavin Photis aus Liebe, was sich als ein Fall der seruitus uoluntltria enveist, wird die sexuelle Betätigung nicht zu einem frei willigen Akt des unteTVI'orfenen Liebhabers, sondern zu einem Dienst, den dieser untenvorfene Liebhaber dem untenverfenden leistet entweder unter dem Druck der herrschaftlichen Macht des letzteren"" oder unter Gewaltan 101 . Es muss aber hier bemerkt werden, dass bei der Sichtung des in drohung der Tabelle gebotenen Sprachmaterials nicht alle im Roman auftretende Lieb haber berücksichtigt worden sind, sondern nur diejenigen, die wegen der Er füllung der oben genannten Bedingungen unter den hier zugrunde gelegten Begriff des Personals fallen. Durch das Verzeichnis des Personals im weiteren Sinne, das in den Meta morphosen in einer Situation der Abhängigkeit gegenüber funktional herr schaftlichen Figuren greifbar wird, wurde im Rahmen der vorliegenden Unter suchung die Kontextualisierung des Terminus seruus in einem höheren Be zeichnungsuniversum vorgenommen. Dies war das erste Ziel, welches im vor liegenden Kapitel angestrebt worden ist. Die Tabelle im Anhang stellt das Re sultat dieser Bemühung dar. Das Resultat scheint grundlegend zu sein, um seruw. über seine statutarische Bestimmung hinaus zu verstehen. Ü ber die spezifischen Grenzen dieser Untersuchung hinaus kann das in der Tabelle gebotene Verzeichnis auch einen Beitrag dazu leisten, anderen "'orschern, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten der antiken Sklaverei befassen, das reichhaltige Sprachmaterial zum Sklavenwesen zu erschließen, das sich im Roman des Apuleius vorfindet. Das zweite Ziel dieses Kapitels ist der Versuch einer vorläufigen Klassifikation der großen Menge Termini, welche die im Anhang gebotene Tabelle als Bezeichnungen für die in den Metamorphosen vorkommenden Personalglieder auflistet. Diese Klassifikation möchte ein umfassenderes Bild über das semantische Funktionieren dieser Terminologie liefern. Diesem zweiten Ziel sind die folgenden Ausführungen gewidmet.
100 Z.B. met. VIII, 26; IX, 22,5. 101 Z.B. met. I, 6 fi. ; IX, 26-27. Nach dem Text des Apuleius er�eben sich für die dem Personal an�ehörenden Liebenden aus den Liehesheziehun�en, die sie mit den zu der IIerrenschicht �ehörenden Liebhabern knüpfen, nur unheilvolle Konsequenzen (harte und / oder demüti �ende Strafen, Tortur, Tod). Auch die seruflu.. uolUlllaria des Lucius an Photis hat die un �lückliche Verwandlun� des jun�en Mannes in einen Esel zur Fol�e.
Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen
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C . Te rm i n i , d i e i n d e n M eta morp hosen d a s Perso n a l b eze i c h n e n Ve rs u c h e i n e r K l a ssifi ka ti o n d e r i n d e r d ritten S pa lte d e r Ta b e l l e i m An h a n g a u fg e l i stete n Daten 1 . Die Identifikation der Term i n i : Besonderheiten des Textes Die Terminologie, die Apuleius in seinem Roman zur Bezeichnung des Perser nals benutzt und deren möglichst vollständige Erfassung in der Tabelle im Anhang versucht wurde, Lo;t äußerst umfangreich. Ein Blick auf die dritte Spal te der Tabelle genügt, um sich dessen zu überzeugen. Das adäquate Verständ nLo; dieser Terminologieerfordert es, sie nach bestimmten Kriterien zu klassifi zieren. Die Schwierigkeiten, dies zu tun, hängen weniger mit dem Ausmaß dieser Terminologie als mit der extrem verschiedenen semantischen Natur der involvierten Termini zusammen. Die Bewältigung der Schwierigkeiten, die mit der Identifizierung und Klas sifikation der das Personal bezeichnenden Termini zusammenhängen, wird dadurch erleichtert, dass die Forschung dazu schon einige Resultate vorweLo;en kann. Das Centre d 'Histoire Andenne der Universität Besanc;on"l2 hat schon viele Arbeiten zum Vokabular des antiken Sklaventums hervorgebracht. Die wL<;senschaftIiche Produktion des Centre kann als Anhaltspunkt für alle Erfor scher der auf Abhängigkeit und Sklaventum bezüglichen antiken Terminologie gelten, welche die herkömmlichen Methoden, die einschlägigen antiken Texte zu lesen, als ungenügend erachten - ein Ungenügen hauptsächlich in der Be wältigung der signifikativen Determinanten des Vokabulars, die sich aus dem Funktionieren des Diskurses ergeben. Es ist das Ziel der Forschungsgruppe, durch die minutiöse semantische Analyse des Materials, das in verschiedenen antiken (literarLo;chen oder epigraphischen) Texten vorliegt, einen einheitli chen thematischen Index auszuarbeiten, der eine möglichst erschöpfende Auswertung der Informationen erlauben soll, welche diese Texte zum Skla venwesen bieten. ' 0.1 Es wird damit nicht nur eine Wort!Lo;te angestrebt, sondern die sprachliche Erfassung des sozialen Gebietes der Sklaverei in der Antike. "... 102 vgl. z.B. die Untersuchungen von Morahito 1 981 zu den DlII.esca und von Garrid....lIory 1984 und 1998 üher Martial und JuvenaI. 10.1 Ausführliche Darstellung zu Methoden, Struktur und Ziele der AnisteIlung des thematischen Verzeichnisses sind in ,'erschiedenen Anisätzen aus den Akten des GIREA-Kolloquiwns von 1981 zu rinden, inshesondere in den in der Bihliographie angeführten Aufsätzen von �fa,," toux, von Perez und von Ganid....IIory. 104 Mactoux 1 982: 2 .
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Die Signifi kation des Sklaven
Die linguio;tische Arbeit dieser Gruppe hat aLo;o eine sozialhistorische Di mension. Diese Dimension soll aus besonderen Erscheinungen in der Sprache erarbeitet werden, d.h. aus den sprachlichen Gegebenheiten der jeweil'i analy sierten Texte.'05 Allgemein lässt sich die soziale Dimension der in Frage ste henden Sprachausdrucke dadurch erfassen, dass man die Arten des Gebrau ches eines bestimmten sklaven bezeichnenden Terminus in einer bestimmten Textsituation beobachtet und die Gründe dafür untersucht. Warum wird z.B. an einer bestimmten TextsteIle ein Sklave Oi1C1lt�C; und nicht aouAoc;, Jamulus und nicht seruus oder umgekehrt genannt? Warum wird ein Liebender meta phorisch manc.:ipium genannt? Warum werden sklavenbezeichnende Termini dazu gebraucht, Verhältnisse der TienveIt zu charakterisieren? Der Gebrauch eben dieser Termini in eben diesen verschiedenen Situationen bedingen wohl ganz bestimmte Vorstellungen über den Sklaven, und zwar Vorstellungen, die seine soziale Wirklichkeit abgrenzen. In diesem Sinne wird die Sprache als ein Akt, und zwar als ein sozialer Akt gefasst, welcher die Gegenstände nicht nur "bezeichnet" , sondern sie auch gewissermaßen erschafft: Le langage est aete ou plus cxa,,1:ement systeme d'aetes non pas sculement paree qu'i1 manifeste I'attitude du loeutt:ur ou agit sur le deh-tinataire mais paree que ees acres sont integres d'une maniere inherentc, intrinseque, dans la "" ereation du referent.
Nach dem Ansatz dieser Forschungsgruppe ist der Sklave weniger eine außer sprachliche Wirklichkeit, ein Referent, als ein sprachliches Konstrukt, eine durch die und in der Sprache hergestellte (soziale) Vorstellung. Diese Einsicht deckt sich mit dem, was im ersten Teil des vorliegenden Kapitels dargelegt worden ist, und sie ist nun den Untersuchungen zum Vokabular des Sklaven turns und der Abhängigkeitsverhältnisse in antiken Texten zu Grunde zu legen. Auf dieser Grundlage beruhen denn auch die Arbeiten zum Vokabular des Sklaventums, die aus der GIREA hervorgegangen sind. Sie sind auch für das engere Problem der systematischen Klassifikation der analysierten Termiml logie richtungweisend. Selbst wenn hier die Arbeitsmethode dieser Gruppe nicht übernommen wird, so hat das Studium einiger dieser Arbeiten - es seien hier speziell diejenigen von Garrid(l-Hory (1998) zu den Epigrammen des Martial und zu den Satiren des Juvenal genannt - Überlegungen dazu ange regt, wie die Probleme der Behandlung der Terminologie anzugehen sind, die 105 Mactoux 1 98 2: 1 : "Or ce qui noUli intereSlle , en tant qu'hiBtoriens, c'e..t de delimiter un espace dans lequel l'acte de communiquer avec se.. particularites individuelle.. est aussi un rait social". 106 Mactoux 1 982: 59 r.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
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im Text des Apuleius das Personal und allgemein Abhängige bezeichnet. An einigen Zügen der weiter unten vorgeschlagenen Klassifikation der Terminolo gie werden die Anregungen ,jener Untersuchungen selbst dort zu merken sein, wo die Besonderheiten der vorliegenden Untersuchung zu andersartigen U) sungsversuchen geführt haben. Es ist jetzt schon ein wichtiger Punkt anzumerken, in Bezug auf welchen auf grund des in den vorhergehenden Teilen dieser Untersuchung Ausgeführten hier von der Methodik dieser }i'orschungsgruppe abgewichen werden muss . Das Ziel der Untersuchungen von Garrid()-Hory z.B. ist vor allem einen Beitrag dazu zu leisten, durch die Auflistung der auf Sklaven und I<'reigelassenen bezüglichen Termini in den Werken des MartiaI und des Juvenal einen thematischen Index des auf das Sklavenwesen bezogenen Vokabulars im Rahmen des weitgefächerten }<'or schungsprojektes von Besanr;on auszuarbeiten. Eines der Kriterien zur Klassifi kation der Daten, die im Index geboten werden sollen, ist der Status der abhängi gen Individuen - d.h. der Sklaven und der }
107 V41. Garrido-lIory 1 998: 54 Anm. 78: "Par dependance nou.. entendons bien sUr les escla"es et afiranchis, c'est.ft.
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Die Signifikatian des Sklaven
Si pour eertaines mentions eda n'a fait aueune diffieulte, I'auteur employant un voeabulaire spccifique: serL"Us, lihertus [ . . . ) clans la plupart des e!lS e'e�"t le eontexte qui a pennis I 'etablissement d'une tcnninologie propre a l'u!UVTe de Mamal: par exemple quand I'auteur dit dans I'cpigramme 1 1 , 44: emi puernm, j'ai !lehetc un jeune gar<;on, done un esela"e puisqu'i1 l'a aehew, le mot puer a ici le sens de SerL"US. 1 1 a done fallu examiner le eas de tous les pueri et e'e�"t I'ctude syswmatique du ehamp scmantique qui a pennis de distinguer les de 111 pendants des jeunes gar<;on.� Iibres.
Die semantische Untersuchung der Termini wird in der vorliegenden Arbeit nicht dasselbe Ziel verfolgen. Hier wird es darum gehen, die Artikulationen eines Terminus mit anderen Termini in seinem unmittelbaren sprachlichen Umfeld im Text hervorzuheben, um Aspekte seiner Signifikation zu offenba ren. Was nun die bezeichnete Sache angeht, so wird hier aus der semantischen Untersuchung keine Bestimmung ihres Status versucht. Es wurde hier öfters gesagt, dass die Klassifikation aufgrund eines Kriteriums größerer oder gerin gerer Ambiguität des Terminus in Bezug auf den Status des durch ihn bezeich neten Individuums besonders für die Analyse historLo;cher, rhetorischer, didak tLo;cher oder selbst nicht ganz fiktionaler literarischer Texte nützlich sein kann, also für die Analyse von Texten, die wie die sozialsatirischen Werke des Martial und des Juvenalll2 klar auch einer extratextuellen Wirklichkeit verpflichtet sind. Dies würde aber unnötigerweise die Behandlung eines höchst phantasie vollen Fiktionswerkes einschränken, das wie der Roman des Apuleius nur so von poetischen Lizenzen, Metaphern und anderen Redefiguren strotzt. Garrido-Hory unterscheidet zwar im Werk des Martial "termes sans ambi guite et revelateurs du statut de l'individu", wie seruus oder libertus, von "termes revelateurs de la condition sociale de l'individu, mais qui present dejil une ambiguite au niveau du statut", wie minister oder andlla. " ·1 Für Garrido Horys realität.'lbezogenes Textcorpus envies sich diese Klassifikation als opera tiv. An vielen Textbeispielen aus Apuleius' Roman ließe sich dasselbe Kriteri um problemlos anwenden, um die dort vorkommende Terminologie zu klassi fizieren, die Sklaven und Abhängige bezeichnet. Dort aber, wo die romanhafte d'incertitude afin d'etudier, au moyen d'analyses semantiques quelle [sic ! ] poumit etre leur statut reel" und zu Juvenal Garri do-I1ory 1 998: 106: ,La ruhrique concemant les denomina tions (:\ 1 1 ) re/lroupe tous les statut. - de la dependance et de Ja possihilite de dependance puisque c'est, en partie, :i partir de I'analyse du vocahulaire que ron peut tenter de resoudre le cas des incertains (= escJaves ou affranchis) et incertains * (= Iihres ou dependants)" . 1 1 1 Garrido·I1ory 1 998: 58. 1 1 2 Üher den realitätsheZO/lenen Charakter heider Texte v/ll. Garrido-I1ory 1 998: 55 hzw. 105. 1 1.1 Garrido-I1ory 1 998: 58. minister z.B. kann für einen Sklaven wie für einen Freigelassenen gehraucht werden.
Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen
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Phantasie sich der Imitation der Realität aufdrängt, L'it dieses Kriterium in Frage zu stellen. Die
Metamorphosen bieten viele Beispiele davon. An einer ancilla. " ' :'IIiemand
Stelle des Textes bezeichnet ein Bauer seine Henne als
würde die Behauptung wagen, an dieser Stelle zeige dieser Terminus den "so zialen Stand" des von ihm bezeichneten ':!lesens, d.h. der Henne an. Obwohl
ancilla den Status des damit bezeichneten Individuums nicht eindeutig be stimmt, würde die Erörterung sinnlos sein, ob die Henne als eine eigentliche Sklavin einzustufen sei oder als eine Hausangestellte unsicheren Status. An einer anderen Stelle wird ein Pferd durch einen Esel conseruus genannt.m Wie Iiönnte man bei diesem Beispiel die Einordnung von (con )seruus in die Gruppe der "unzweideutigen Termini, welche den Status des bezeichneten Individuums offenbaren" rechtfertigen? Der metaphorische Gebrauch der Sklavenwesenterminologie ist kein Privi leg der Fiktionsliteratur. Sie kommt auch in der rhetorischen, philosophL'ichen, satirL'ichen und epigramm atischen Literatur vor, die sich mehr oder weniger auf Realität bezieht. Zur Klassifikation der Terminologie, die in solchen Wer ken vorkommt, haben die Forscher der GlREA besondere Rubriken bereit gestellt, die in einem vierten Teil des thematL'ichen Index stehen. Darin werden untergebracht die so genannten "ideologischen" Gebrauchsweisen der abhän
gigkeit.'lbezogenen Terminologie 1 l6 wie z . B . die Fälle, in denen die Terminolo gie zur Charakterisierung einer "realite autre que la dependance" 11 7 auf einen Freien oder auf einen Abhängigen anderer Art angewendet wird."" In einer Untersuchung zur Sklavereiterminologie in Ciceros Briefwechsel, die nach den von der GlREA erarbeiteten Kriterien zur Erstellung des systematL'ichen Index durchgeführt wurde, wurde gerade zum Beispiel von
seruus bemerkt, dass Y dieser Terminus semantL'ich auf mehreren Ebenen funktionieren kann 11 : - cdui de la di!notatUm: c'est un mot appartenant ä la terminologic specifique de I'esclave, dcsignant une rcalitC explicite, cdle d'individu qui appartient a un <1 autre individu [ 12 1 .
1 1 4 met. DC, .1.1,4-5 . 1 1 5 met. "11 , .1,5. 116 "gI. im thematischen Index üher Martial bei Garrido-IIory 1 984 besonders die unter 42 ( , L'esclavage I dependance con"", comme systeme de references") genannten Rubriken. 1 1 7 "gI. GmTido-IIory 1 998: 55. 1 1 8 "gI. z.B. GmTido-IIory 1 984 Ruhrik 42.1: "Ctilisation de I'univers dependant comme code de valeurs" . 1 1 9 Perez 1 982: 70, IIervorhebungen durch Perez selbst. 120 In diesem Fall wird der Terminus unter die Rubrik .1 1 1 (,Terminologie de I'esclave / depen dant") gebracht, die einen sich auf Sklaven / Abhängigen beziehenden Terminus registriert.
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Die Signifikatian des Sklaven
- celui de la connotancm: iI peut earaeteriser un tihre ou son comportement: tel individu, aux dires dc Ciceron, se eonduit comme un eselave: le terme e�1: iei utitise pour qualifier une realite autre que celle de la dependance. [ . . . 1 le terme peut aussi fonctionner dans un systeme de leeture et d'interpretation: iI peut designer un affranehi, un colon, un elient, iI peut designer aussi une forme de dependance indigenc dans une prmince, qui n'a rien de commun avee I'esclavage mais qui est lue eomme telle[ '" ] . Dieses Beispiel zeigt sicherlich, wie i m Rahmen der Arbeiten zum themati schen Index die Behandlung der weitgehenden semantischen Variationen eines Sklavereiterminus wie seruus in antiken Texten ein vertieftes Studium verschiedener Seiten des Sklavenwesens und seiner Ideologie'" erlauben kann. Doch für die vorliegende Untersuchung würde die Klassifikation, die von den Forschern der GIREA zur Erstellung eines thematischen Index konzipiert worden ist, einen Nachteil haben. '''''eil diese Klassifikation auf der referierten Sache basiert, zwingt sie den Forscher dazu, das Vorkommen des denotativen Gebrauchs eines Terminus von dem Vorkommen des konnotativen Gebrauchs desselben Terminus zu unterscheiden. Dieser Ansatz würde es mit sich brin gen, den Gebrauch eines Terminus für einen eigentlichen Sklaven von seinem Gebrauch für eine "andere Realität" als das Sklaventurn zu unterscheiden. Eben diese Unterscheidung soll hier aus den oben in diesem Kapitel ange gebenen Gründen nicht gemacht werden. Um es zu wiederholen, sie ist ange bracht, wenn man Informationen über den Referenten (Sklaven, Freigelasse nen usw.) erhalten möchte, sie ist aber nicht förderlich, wenn nicht die refe rierte Sache, sondern das }I'unktionieren der Zeichen untersucht werden soll, durch welche die in Frage stehenden Aussagen konstituiert werden. Die Unter scheidung von Denotation und Konnotation ist zudem im Falle eines Textes wie die Metamorphosen problematisch, in dem die Bestimmung einer Realität des Sklaventums im eigentlichen Sinn und die Unterscheidung "anderer Reali täten" von ihr schwer treffen ist. Die Natur des Textcorpus hat es mit sich ge bracht, zur Bestimmung der Signifikation der in Frage kommenden Termini deren Referenten außer Acht zu lassen und die Aufmerksamkeit auf die Fähig keit der Termini zu lenken, im Text Sinn zu machen. Das Textmaterial legt es nahe, den sogenannten konnotativen Gebrauch der Sklavereiterminologie nicht in einer "anderen Realität" abzuscheiden, sondern ihn in die eine Wirk lichkeit zu integrieren, die letztendlich diejenige der lateinischen Sprache ist. 121 Dieser Gehrauch von seruu.' \\ird im vierten Teil des thematischen Index der GIREA hehan delt, wo unter den Ruhriken 421 und 422 die Informationen zu den "mentalites" .tehen. 122 Perez 1982: 70.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
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In dieser Untersuchung wird nur die fundamentale Unterscheidung zwi schen bezeichneter Sache (Referenten) und Signifikation der bezeichneten Sache gemacht. So kann davon ausgegangen werden, dass ein Terminus wie seruus immer Sklave signifiziert, was nicht besagen will , dass er immer unmit telbar ein Individuum bezeichne, das ein Sklave ist. Was der Terminus seruus als Zeichen des Sklaventums in all seinen Textverwendungen anzeigt ist nicht die Sache, d.h. das bezeichnete Individuum samt seinem Status, sondern die Signifikation dieses Individuums als Sklaven oder besser als "Alo;-ob".sklaven, welcher auch sein Status sein oder welcher Gattung er auch angeh(iren mag. Semantisch interessiert mehr die Frage nach dem, was der Terminus signifi ziert, al.. die }<'rage nach dem, was das durch ihn bezeichnete Individuum wirk lich ist. Ob seruus einen Sklaven oder ein pferd bezeichnet, in beiden Fällen steht man vor einer sinnvoUen Realisierung von sernus. Oies muss hier fest gehalten werden, um die besonders weiter unten im dritten Kapitel vorge schlagene Untersuchung des Terminus seruus adäquat zu verstehen. Es kann nun die Klassifikation der Termini vorgelegt werden, die im Text des Apuleius das Personal bezeichnen.
2 . Klassifikation der das Personal bezeichnenden Terminologie Liest man nun aufmerksam die Liste der Termini für Personal, die in der drit ten Spalte der im Anhang stehenden TabeUe über die Haushalte in den Meta morphosen angeführt werden, so kann man sie in neun verschledenen Arten unterteilen. 1. Termini, die Bindung oder Nichtbindung an die domus anzeigen a) Bindung: famulus, famuli, famula, famulae; uemula, uemulae, uemaculi;familiaris,jamiliares; dientes; alumni, alumnae, alumnati; necessarii; dotalis; seruus, serna, sernulus, sernuuli, (.'(msernll.'I, (.·onserua, crmserni, seruiens, sernientes; mandpium, man<.ipatum, mandpata; minister; andlla, andllula, andllae; wJUidll.'I; captiull.'I, (.'Uptiui; (''UPta; (.·ustodita; dall.'Ius, clall.'Ia; (mpinae) pmeda; addk... tus, (hestiis) addicta; initiati; :.-umugus (molae machinariae); adten tus (laboriosae machinae); commendatus; (deae ministerii.'I) adposi tus; (imperii.'I su(.y;'s sui.'I) destinatu.'I; uk'Urill.'I b) Nichthindung: libertus;jugitiull.'I,jugitiuua; uagus, uu(''UIl.'I, solitariu.'I12.1 c) Kollektiva: familia;famulitio; mini.'Iterium; (puellae) soholes 123 met. \11. 2 5, 1 hemächtigt sich ein Bauer des Esels Lucius, weil er solttartum u,agumque (hier i. S. \'. "ohne die Gegenwart des Herrn oder Verantwortlichen") ist.
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Die Signifikation des Sklaven
2. Termini, die soziale Verhältnisse (Verv.'andtschaft'24 , Freundschaft, Genos senschaft) anzeigen soror, frater, uxor; coniuga; maritus; parentes; mater; filius, (regis) filia, (Nerei) filiae; spurius; (partiari'll..';) concubinus, concubina; commilito; soeii; sodal-is; contubernal-is; concubinae; conuiua ; parasitus 125 Kollektivum: contubernium 3. Termini, die Alter und Geschlecht des Individuums anzeigen infantulus, infantuli; paru'ulus, paruuli; puer, pueri, pueUus, puella" puellae; iuuenis; adulescens, adulescentula; uirgo, uirgines; matrona; femina; mulier, mulieres; homo, homunculi; senex; anus, an-i<:ula, anili.<; 4 . Termini, die geographische Herkunft anzeigen Cappadocus ; rus tid , rusticanus, rusticani 5. Termini, die physische und morali'iche Zustände anzeigen sowie Kosena men debilis; claudu..<;; eunuchi; adulter; inui.<;u..<;; saerilegus; homieida; noxii; praesidium; mellitula; festiuita.<;; quadripes, quadrupes; uemero; crudariu..<; 6. Termini, welche die Ausübung einer Funktion anzeigen nutrix; praeco; actor, lammes; cust.odes; ianitor; gladiator, glad'iatores; uenator, uenatores; pa.<;tor, pa.<;tore.<;"' ; gregarius, gregarii; operariu..<;, operarii; annentarius equi.<;o, equi.<;ones; opiliones; busequae; (equoTUm) magi.<;ter; agaso; ductor, duetoTes; eolonus, coloni; arcessitor, eoeus; mulio; cubicularius, cubicularii; medicus, medica; opifiees; pocillator, praedieator; stupmtor, paedagogus; pi.<;tDr dulciariu..<;; praeposit.u..<;; magi.<;ter; scaenid; anniger; come.<; , cmnites; uector; (canis) uenat.U.'us, (canes) uenatieii; praeses; sospitator; amator; miles; magi.<;t.mtus; phi /osophus; a'lU-'Upes; pi.<;eator, pa.<;tophori; cultor, cultoTes; grammat.ea Kollektiva: obsequium1 2 7 ; exereitus; mi.litia; cohors; chorus , chorae
124 Verwandt..chafl8hezeichnungen werden hier nur eingetragen, wenn sie im Text Individuen hezeichnen, die unter das wie hier deltnierte IIaWlpersonal fallen. 125 Zu diesem kollektiven Sinn vgl. mel. IX, 1 3 , 1 . 126 Zum Gebrauch dieses Terminus bei Varro bemerkt Kolendo 1979: 206: ,,)'Iais e n parlant des esclaves bergers, il emploie toujoUl'!! le terme l'ustores". Bei Apuleius scheint dasselbe der Fall zu sein. vgl. die I1inweise in der Tabelle im Anhang, IIaWlhalt 1 5 .),1 . 127 Als Substantiv i m Sinne von Gefolge wohl ein apuleianisches hal'wc (met. IV , 3 1 , 4), vgl . Callebat 1968: 59.
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7. Termini, die Tiere anzeigen equus, equae, equini; canis, Clanes; ueruex; ursa, ursae; besta, bestiae; iumentum, iumenta; asinus, asini, aseUus; cantherius; mares; pulli; pullulus; aedi; cateUi; palumbus; passer, passeres; auis, aues, auic:ulae; columbae; serpentes; beluae; bos; simia Kol lektiva : ferae ; pec..-uina;!erina 8. Termini, die natürliche und übernatürliche Elemente anzeigen uentus; spiritus; res humunae; inanima; elementa omnia; c..'UCli c..-ulmina; (mari.'i) flamina; iriferum silentia; orbis totus; mure; caelum; mundus; Tartarus; sidem; tempom; nubila; semina; germina 9. Termini, die Identität oder Nichtidentität anzeigen 9.1. Eigennamen 9 . 1 . 1 . Menschennamen SrK.'rates; Panthia; Photis; Mymna; Philode....·potus; Th(yphmn; Charite; Myrtilus; Hephaestio; Hypnophilus; ApoUonius; Phi lesitherus; Myrmex; Luc.'ius; A'iinius Man.'ellus 9 . 1 . 2 . Mythologische, göttliche und geschichtliche :-.famen Endymirm; Catamitus; Ulixes; Portunus; Sauwia; Palaemrm; 7ritones; Gratiae; Horne; Musae; Merc..-uri o; Con...-uetudo; Sollidtudo; 'Instities; Cupido; Cupidines; Psyche; Zephyrus; über; Vulc..'Unus; Apollo; Venus; Saturnus; Panisc..-ulus; Cas tor, Pollux; Terror; Metus; Meleager; Pega...·us; Bellemphrm; Anubi.'i; Mithrn 9 . 2 . Allgemeine bisher noch nicht vermerkte Kollektiva multitudo; (paruuli) populus, populares; pompa; agmen; coetus (rusticorum); c..·ollegium; turba; (equini.'i) armentum ; (equini) gre ges 9.3. Gegenstände oder Körper(bestand)teile tibiae; dthara; lucerna; urJX, uoc..'Cs 9 . 4 . Pronomina und Zahlwörter128 ceteri omnes; unus; quidam; alius, alia, aliae; plurimi; iUi; c..·om plures; duo; aliquis; i.'ite; quae; illae; primus; sec..-undus; tertius; quartus; quintus; sextius; quique; quisquam.
128 Pronomen werden hier nur eingetragen, wenn sie a1. einziger bezeichnender TerminlLo für eine e) zum Personal zu rechnende(s) Individuum oder Gruppe vorkommen.
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3. Ku rze r Komme nta r zu den einze l n e n Ru briken in der Klassifi kation Obwohl alle Personalbezeichnungen, die in der dritten Spalte der Tabelle über die Haushalte verzeichnet sind, in diese Rubriken eingeordnet werden können, dürfte obige Klassifikation wohl nicht vorbehaltsfrei sein. Es sollen aL'iO nun einige kurze Bemerkungen allgemein zu der hier vorgeschlagenen Klassifikati on gemacht werden, um anschließend die Rubriken, in welche sie zerfällt, einzeln zu kommentieren. Zunächst ist hier eine Erläuterung am Platz. Aus dem enger begrenzten Ver ständni'i von Signifikation, das durch das Verb "bezeichnen " nahegelegt wird, würde sich hier die beiseite gelassene Vorstellung einstellen, dass das durch einen Terminus Bezeichnete dasjenige ist, was das Bezeichnete "eigendich" ist, so dass die übrigen Signifikationen aL'i "periphere" zu gelten hätten. Dieses Missverständni'i wäre für die hier unternommene Behandlung der Terminolo gie schwerwiegend. Es ist deshalb hier vorgezogen, "Termini, die x anzeigen" zu sagen, und d.h. Termini, die unter anderen Zeichen "das Zeichen x" tragen. " renn gesagt wird, dass ein Terminus wie uxor ein soziales Verhältnis ( in die sem Falle eines der Venvandtschaft) anzeigt, so will damit nicht gesagt werden, dass er eigendich eine Gattin bezeichnet, sondern dass er dem so bezeichne ten Individuum das Zeichen eines bestimmten Venvandtschaftsverhältnisses verleiht, sei nun dieses Individuum im betreffenden Text "eigendich" eine Gattin oder nicht. Derselbe Terminus kann gleichzeitig demselben Individuum andere Zeichen verleihen wie z.B. das Zeichen des weiblichen Geschlechtes, der Legalität (der Ehe) usw. Auf derselben Weise zeigen Termini wie pullulus,
passer, palumbulus
Tiere an, bezeichnen aber nicht unbedingt die entspre
chenden Vögel, die durch sie bedeutet werden. Als Schmeichelwörter ge braucht können sie auch menschliche oder andere Wesen bezeichnen, zu de nen irgendwelche Liebeszuneigung empfunden \vird.'20 Es L'it also unerlässlich, die hier getroffene Unterscheidung zwischen Anzeigen und Bezeichnen fest zuhalten, um die oben gegebene Klassifikation der Termini, die das Personal bezeichnen, angemessen zu verstehen. Wird im Folgenden aus Gründen des normalen Sprachgebrauchs oder des Stils trotzdem "bezeichnen" , " Bezeich nung" u.ä. benutzt, so ist von diesen Termini hier jede Bestimmung der "wirk lichen" Verfassung der Wesen fernzuhalten, auf welche sie verweisen. Zweitens sei hier auch der Zweck dieser Klassifikation angemerkt. Sie will eine Ordnung einbringen in das umfangreiche Sprachmaterial, welches der Text des Apuleius zur Bezeichnung des Personals bietet, und es somit leichter
129 vgl. z.B. mel. VIII, 26.4 und X. 22,3.
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erfassbar machen. Die neun Rubriken der Klassifikation beruhen jede auf einen semantischen Zug, welcher dem Terminus beigelegt werden kann. Doch die Wahl dieses Zuges wurde nicht nach einem Wichtigkeitskriterium getrof fen, d.h. nicht deshalb, weil er der siginifikativere oder evidentere oder "eigent lichere" semantische Zug des in Frage stehenden Terminus wäre. Sie wurde nach einem rein praktL"chen Kriterium getroffen, nämlich deshalb, weil unter diesem Zug eine wichtige Gruppe von Termini aus der Tabelle im Anhang ver eint werden kann. Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen sollen nun die neun Rubriken der hier vorgeschlagenen Klassifikation der Termini, welche in den Met(tmOT phosen das Personal bezeichnen, einzeln Gegenstand eines kurzen Kommen tars sein. Aus der Klassifikation ist ersichtlich, dass verschiedene Rubrilien (die Unterrubriken 1.1 und 1 . 2 und die Rubriken 2 , 6 und 7) eine Untergruppe von Termini umfasst, die mit " Kollektiva" überschrieben ist. Der Kommentar zu den Kollektiva wird allgemein unter der Unterrubrik
9.2 gegeben.
( 1 ) Termini, die Bindung bzw. Nichtbindung anzeigen Unter diesen Termini sind diejenigen zu verstehen, die irgendeine Art Bindung des bezeichneten Individuums anzeigen. Bindung meint hier eine dauerhafte oder zeitweilige Situation, in welcher ein Individuum auf irgendeine Weise aus Banden der Verpflichtung (z.B. gegenüber einem
patronw;, einem Gott,
einem domi.nus und seiner domus) oder der Unterwerfung (z . B . unter einem Entführer, einem Usurpator, einer Liebesherrschaft) - unter der Herrschaft (der Gewalt, der Macht, der Autorität) eines anderen Individuums bzw. We sens steht. Unter diese Rubrik fallen auch negativ Termini, welche das Fehlen einer Bindung anzeigen wie z . B .
uagus, solitarius"'o usw. Die Wesensart der
Bindung bzw. :\lichtbindung (allgemeine oder spezifL"che, freiwillige oder un freiwillige, dauerhafte oder zeitweilige, vo!L"tändige oder partielle, legale oder illegale, soziale, religiöse, persönliche) wurde nicht in Betracht gezogen. Unter diese Rubrik fallen demnach sowohl Termini wie Abgeleitete
seruus und davon (seruulw;, conseruus usw. ) oder mancipium, die u.a. eher den
dauerhaften und / oder allgemeinen Charakter der Bindung anzeigen, aL" auch Termini wie captiuus, clausa, udtentus, die eher die spezifische Art der Bin dung und deren eher temporären Charakter angeben. Dazu kommen noch Termini wie das Adjektiv dotalis, welches den legalen Status der Bindung spe zifiziert, Termini wie
initiati, welche die Bindung an einen Gott und an Regeln
1.10 Im Sinne von "herrenlos" "/lI. mel. VII , 25,:1.
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einer Sekte, und Termini wieJamilia, famulitio , famulus, die als Bezeichnun gen des Hauspersonals die Bindung unter das Zeichen der domus bzw. der fitmilia des Hausherrn stellen. Endlich sind in diese Rubrik einzuordnen Termini wie uacuus, uagus, soli tarius (alle drei im weiten Sinn von "zeitweilig nicht an einen Herrn gebun den" und also fähig, durch einen Herrn erworben zu werden), jugitiuus (d.h. der Bindung an einen Herrn zu Unrecht entkommen) oder selbst libertus (freigesetzt, d.h. durch den ehemaligen Herrn von der servilen Bindung und an ihn "wieder gebunden" durch Bindungen anderer Art). Es ist zu bemerken, dass die Termini welche prima Jade Nichtbindung anzeigen, zugleich eine bestimmte Bindung des bezeichneten Individuums an einen Herrn anzeigen. Das Fehlen einer Bindung wird als ein zeitweiliges, ungebührliches oder be dingtes gekennzeichnet, es wird also auf die eine oder andere Weise in einem (negativen) Verhältnis zum Vorkommen einer Bindung, d.h. in semantischer Ergänzung zu ihr konstruiert.
(2) Termini, die soziale Verhältnisse anzeigen In diese Rubrik fallen die Termini, welche spezifische Verhältnisse des be zeichneten Individuums zu (einem) anderen Individuen(um) anzeigen. Es handelt sich dabei um Venvandtschaftsverhältnisse (z. B . sOn! r, UXOT, filius usw.) und Verhältnisse der Freundschaft oder Genossenschaft (commi.lito, sodi, sodali..<;, contubernalis usw.) . Hierher gehören auch Bezeichnungen, die das Individuum von diesen Verhältnissen alL'Ischließen wie z.B. spuriu.<;, wel che also ebenfalls negativ unter die Venvandtschaftszeichen fallen. Es L'It hervorzuheben, dass Termini wie UXOT und maritus von Apuleius oft frei, ohne irgendwelche deskriptive Funktion, ohne jede juristische Strenge und manchmal auch zur Bezeichnung von Sklaven oder gar Tieren gebraucht werden"" . Sie haben eher eine rhetorische Funktion in der Narrative, sie zielen z.H. auf einen komischen Effekt oder auf die Intensivierung des Tragischen in einer Episode, indem sie die Gefühle unterstreichen, welche die Individuen untereinender verbinden. Zwar bezeichnen uxoT, maritus strenggenommen gesetzlich durch matrinwnium Verheiratete (Ehe gab es nur für Freie), und für Sklaven war das contubernium vorgesehen. Doch der Gebrauch von UXOT und maritus für Sklaven, die in einem Herrenhaus ein Zusammenleben führ "" ten, war nicht ungewöhnlich und ist häufig in Grabinschriften belegt. Weiter '
1 3 1 vgl. z.B. mel. VII . 15,:1; VIII , 15,2: VIII , 22,:1; VIII , 26,4 (marttu..=a••lnus). 132 vgl. dazu Schumacher 200 1 : 242 fi. mi t Quellenhinweisen.
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unten im dritten Kapitel soll unter den Sätzen 4 und 7 detaillierter auf den rhetorischen Gebrauch dieser Termini eingegangen werden.
( 3 ) Termini, die Alter und Geschlecht des Individuums anzeigen Unter den Termini, die das Personal bezeichnen, findet man bei Apuleius häu fig solche, die ein Zeichen des Alters und loder Geschlechtes tragen. Doch mehr noch als die Termini, die unter der Rubrik 2 stehen, üben diese Termini selten eine sozusagen deskriptive Funktion aus. Oie semanti<;chen \\rerte von Termini wie femina, homo, puer, uirgo, inf(tntulus usw. sind vielfältig und verleihen dem bezeichneten Individuum durch Alter- oder Geschlechtsangabe einen eher affektiven, erhöhenden, erniedrigenden, abwertenden usw. Cha rakter je nach dem Kontext, in dem sie vorkommen. Oie Häufigkeit der Oiminutive mit deren doppelten Zuneigungs- und Abwer tungssemantik unter den Termini dieser Rubrik (z.B. paruulus, infantulus, homum:ul-i, anicula, adulescentula usw.) zeugt davon" "' . Ein hier besonders hervorzuhebender Aspekt ist, dass viele der unter diese Rubrik fallenden Ter mini - wie puer, adulescens, iuuenis - oft dazu gebraucht werden, Personal glieder in einem Sexualbeziehungskontext zu bezeichnen, in welchem der Bezeichnete sich klar in einer Situation der Unterlegenheit befindet. " " Oiese Situation wird auch nicht selten durch den Gebrauch des Oiminutivs (z. B. puella, puellus) angezeigt." '"
(4) Termini, die geographische Herkunft anzeigen Nur drei Termini lassen sich dieser Rubrik zuordnen: CappadoC'us, rustk'us (pI. rustici) und rustk'anus (pI. rusticani). Oie Suffixe -(t-ic)u..'l, -(a)nus, welche diese Termini in ihrer Morphologie aufweisen, vermitteln semanti'lch die Vorstellung des "Ursprungs, Herkunft aus", und der Wortstamm eines jeden Terminus gibt den Ort an, woher das Individuum stammt (Cappado,-� aus Kappadokien, rus(tic} aus dem rus, d.h. aus dem Land im Gegensatz zur ums). Oie Vorstellung der Herkunft ist jedoch auch mit dem Suffix -(a)nus
1.1.1 Zum AhwertunAswert des Diminutivs in den MecamorpllOSetl vAl. Callehat 1 968: 3 7 1 : ,Ie suffixe de diminutif permet i\ ApuJee de condenser en une seule forme ä la fois la desiAnation et la qualiCication de certains de ses personnaAes". Zur allAemeinen semantischen Entwick lunA des Diminutivs im Lateinischen und in den romanischen Sprachen vAl. lIakamies 1951 : 46 fi. 1.14 VAl. z.B. mel. VIII , 2 6. 1 ; IX, 15,.1; IX. 22 ,6; IX, 2 3 , 1 . 1.15 VAl. Z . B . mel. lI, 7.7; IX, 27,4.
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Die Signifi kation des Sklaven
verbunden."" Auch die Wörterbuchdefinition von rusticanu..., verweist auf das Land al'l Herkunft, Aufenthalt u.dgl. im Unterschied z.B. zu ru...,tica uita, wo das Adjektiv das Landleben mit allen Beschäftigungen bezeichnet, die dahin gehören.m Das Suffix -us hingegen, das in ru...,(ti(.'-Us) steckt, zeigt zunächst eine Verfassung, einen Zustand an, geht aber auch in die Bildung bestimmter (als Adjektive gebrauchter) Termini ein, die Ortschaft bzw. Herkunft (z.B. Graecus, Cappad(J(.'us usw.) anzeigen. '" Die in ru...,ti(.·us enthaltene Vorstel " lung ist eher "Zugehörigkeit zu" , in diesem Jo'alIe zu dem Lande (ru...,). ' Die in ru...,ti(.·us enthaltene Vorstellung der Herkunft bzw. der Ortschaft kann hier über die Vorstellung der Zugehörigkeit (zum Lande) verstanden werden. Die Funktion solcher Termini erschöpft sich bei weitem nicht damit, rein objektiv Auskunft über die geographische Herkunft des Individuums zu geben. Sie verleihen dem durch sie bezeichneten Individuum auch spezifische Merk male, die durch eine allgemeine Vorstellung den Individuen angegebener Her kunft beigelegt werden. Cappado(.·us Z.B. wird in den Metamorphosen von einem Ausrufer (pruc(.'o) in Bezug auf den Esel Lucius gebraucht, um einen Kunden zu dessen Erwerb zu überzeugen. "0 Nun war Kappadokien dafür be kannt, kräftige und wohlaussehende Pferde sowie Sklaven zu liefern. '" In die sem Kontext bezeichnet also der Terminus Cappado(.·us nicht sosehr die Her kunft der "Ware" als er die rhetorische Wirkung hat, ihre positiven Qualitäten in den Augen des möglichen Käufers zu unterstrei(.'hen. Die Ware wird nämlich al'l ein "Sklaven-Esel" dargestellt, der die typisch an einem Kappadokier (Pferd bzw. Sklaven) imaginierten Attribute besitzt.'" Die Szene ist übrigens voller Anspielungen, welche den Verkauf eines Esels mit dem Verkauf eines V�1. dazu Lindsay 1 894: 325 f. V�1. WH Bd. 2, Sp. 2432. Zum Suffix -u.. vgl. Lind.'IIlY 1 894: 318 ff. und auch 337 zu -tlcu.•. V�1. WH s.v. ru..ticu.•. V�1. met. vm, 24,3. Dazu IIijman.. et a l . 1 985: 208. Sklaven aus Kappadokien wurden in Rom �ewöhnlich als Sänftenträ�er ein�esetzt (Vallette in met. n & V Bd . •1: 55 Anm. 1). Der Erwerber des Esels Lucius, ein Priester der Göttin Syria, kauft da.. Tier, damit es die Statue der Göttin tra�e. 142 Im On08 36 feiert der Käufer PhileblL' den Erwerb des Esels vor seinen homosexuellen Priesterkolle�en mit den Worten: ,Ich habe euch einen schönen und kräfti�en Sklaven, ei nen �ebürti�en Kappadokier �ekauft! " (OOüMV lCaMv lCal ävlipov lCai lCaJlJlaoolCT\v TO yivo�). Ca,.,>adocus wird auch von Juvenal als Sklavenbezeichnun� �ebraucht (Sat. VII , 1 5 : Cappadnce.. equUe.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
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Sklaven zu assozüeren erlauben, wozu weiter unten in dem Kommentar zu den Sätzen 5 und
6 im dritten Kapitel noch etwas zu sagen sein wird. rusti(.>tI..'! und rusticanus geben nicht nur die ländliche Her
Die Termini
kunft des Individuums an, sondern auch unmittelbar seine l<'unktion im weiten Sinne aL., Landarbeiter. Sie kommen hauptsächlich in diesem Sinne in den
Metamorphosen vor und werden mehr oder weniger neutral zur Bezeichnung z.B. der Arbeiter auf einem großen Landgut gebraucht. scheinbaren Neutralität dieser Termini, um in den
""
Angesichts der
Metamorphosen Personal
glieder zu bezeichnen, ist jedoch nicht der pejorative Wert (wie grob, plump, blöde im Gegensatz zu umanus) zu vergessen, welchen rusticus in der lateini schen Sprache angenommen hat und welcher an einigen SteUen der Metamor
phosen nicht fehlt. Evidentestes Beispiel ist a[uJt rusticae squalentis que feminae conloquium prorsus [adhibendum estJ horresco. ". Die "rustikale und schmutzige" Frau ist hier Sobrieta..o;, die l<e indin der Venus. Sie lässt sich aber nicht zum Personal zählen und erscheint deswegen nicht in der TabeUe der Termini. Als Bezeichnungen für Personalglieder werden
rusti(.·us und rusticanus in den Metamorphosen in der Regel neutral verwendet, doch die Charakterisierung der Welt dieser rusti(.'i als eine gewalttätige und die extreme l<eindseligkeit, welche der Esel Lucius in deren Händen erfährt, lässt auch die negative Semantik des Terminus hinter der scheinbaren Neutralität spüren.
(5) Termini, die physische und moralische Zustände anzeigen In den Metamorphosen kommen oft Bezeichnungen von Personalgliedern vor, welche auf deren physischen und / oder moralischen Besonderheiten Bezug nehmen. Diese gewöhnlich als Adjektive vorkommende Bezeichnungen wur den jedoch in die TabeUe im Anhang nur dann eingetragen, wenn sie mit Aus schließlichkeit gebraucht werden, d.h. wenn sie die einzige Bezeichnungsform des Individuums im Kontext eines bestimmten Haushaltes oder wenn sie l<'or men sind, dieses Individuum hervorzuheben. Andere Weisen der physischen und moralischen Qualifizierung der Personalglieder sollen im dritten Kapitel sofern behandelt werden, als sie im Satzzusammenhang mit dem dort analy sierten Terminus seruus assozüert erscheinen. Es genügt hier darauf hinzuweisen, dass unter den vierzehn in diese Rubrik fallenden Termini nur drei, nämlich
praesidium, melituUa und festiuita..'!, melitulla und festiuita..'! haben beide
einen positiven Wert haben. Die Termini
143 V41. die entsprechenden Verweise beim l Iaushalt 1 5 .M. in der Tabelle im Anhan4. 144 met. V, 30,4. V4I. dazu z.B. met. VII , 26,4; VIß, 1 7 ,4.
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D i e Signifi kation d e s Sklaven
eine Liebeskonnotation, die übrigen weisen auf eher negative Eigenschaften. Auf ungünstige oder abnorme physische Eigenschaften weisen fünf Termini, nämlich dchilis, claudus, inuisus, cunuchi und quadrupcs. '45 Verhcro (wört lich: Schlägeverdienender; übertragen: Schurke) ist volkstümlich und wurde in der Sprache der lateinischen Komiker zum klassischen Schimpfwort für sc ruus. " . Apuleius ist hier im Einklang mit der Tradition, denn der Terminus wird auf einen Sklaven (co(,'Us) angewendet. Oie Termini uerhcro und cnwia rius' " (das Kreuz, den Tod am Kreuz verdienend) zeigen beide das Individuum in der Strafsphäre an und passen zu den übrigen vier Termini der Liste - adul ter, homkida, noxii und sa(,-rilegu.<; - , welche das Individuum unter das Zei chen des Verbrechens stellen. Es muss weiterhin bemerkt werden, dass einige Termini, die in andere Rub riken eingeordnet worden sind, ebenfalls über physische oder Charaktereigen schaften der Bezeichneten Auskunft geben. Oies ist der "'all z.B. von sospita tor, welcher Terminus wegen seines funktionalen Aspektes in die Rubrik 6 einzuordnen hier vorgezogen wurde. Auch der Terminus eunuchi, welcher hier erscheint, hätte in die Rubrik 6 gepasst, denn er zeigt ebenfalls die Ausübung einer "'unktion an.
(6) Termini, welche die Ausübung einer Funktion anzeigen Oie Bezeichnungen von Personalgliedern, welche die Ausübung einer "'unktion und dann namentlich (doch nicht ausschließlich) einer Arbeitsfunktion anzei gen, kommen in den Mctamorphosen sehr häufig vor. Sie sind in den ver schiedensten Präzisionsgraden anzutreffen, von opcrarius"', opific.!cs usw. , welche eher unspezifisch über die Ausübung einer Arbeitstätigkeit informie ren, bis zu mulio, ("O(''US , pistor duldarius, podllator, welche die ausgeübte Tätigkeit präzise angeben. Neben Arbeit"funktionen werden in dieser Rubrik auch Termini angeführt, die unmittelbar sexuelle "'unktionen anzeigen wie z.B. amator oder stupmtor. Wenn aber diese "'unktionen von Personalglie-
Im apuleianischen Text pejorativ 4ehraucht, V41. met. VII , 2 7 , 5 : quadrupel< nequl.'l8tme. V41. met. VIII , 3 1 , 5 . Zum Gebrauch \'On uer/,ero bei den lateinischen Komikern "41. Callehat 1968: 75 f., welcher auf Plautu..Amph. 284 und Terenz PlI/mn. 6 84 verweist. 1 4 7 ti>er den Ursprun4 von cruclarlu.q im Volk v41. Callebat 1 968: 80. 148 Kolendo ( 1 9 7 9 : 200) bemerkt, da... "1Jerarlus als sklavenhezeichnender Terminus hei Cato unqualifiZierte Sklaven bezeichnet, die verschiedentlich im Wein- und Oli"enbau ein4esetzt wurden (v41. u.a. Cato de a,rlr. 1 0 und 1 1 ). Doch "Caton emploie aussi le terme Ol,erar!U.' desi4nant les travailleurs libre.' I . . . ] en deho," de la description de I'oliveraie et du vi4nohle" (Kolendo 1 979: 200 r. , v41. dazu Cato de agr. 1 ,3 ; 5,4).
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Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen
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dern ausgeübt werden, sind sie Arbeitsfunktionen ähnlich, denn sie werden dann als eine Aufgabe unter herrschaftlicher Aufsicht durchgeführt. Man bemerke, dass die Termini, welche Arbeitsfunlitionen anzeigen, sehr effektiv die soziale Stellung des Individuums anzeigen können. Zieht man den sozialen \Vert in Betracht, welcher der Arbeit und den verschiedenen Metiers in der römischen Welt beigelegt wurde, so muss man fast immer diese Funkti onsbezeichnungen im Text des Apuleius über ihren objektiven Informations '" gehalt hinaus als eine soziale Qualifikation lesen. Dies geschieht z.B. mit Termini wie nutrix, paedagogus , cocus. Sie zeigen nicht nur die jeweils aus geübte Funktion, sondern spezifisch eine Funlition an, deren Ausübung für Abhängige (Sklaven oder im Falle besonders des paedagogus Freigelassene) typisch ist. Über die Funktion hinaus zeigen diese Termini auch den Zustand der Unterwerfung an, in dem sich das sie ausübende Individuum befindet, was sie auch in die Rubrik 1 einzuordnen erlauben würde. Was nun vor allem Bezeichnungen von Personalgliedern in einem ländli chen Milieu betrifft, so sind statusanzeigende Termini in den Metarrwrphosen selten, hingegen sowohl spezifische wie unspezifische funktionsanzeigende Termini sehr häufig. Zur Zeit des Apuleius begann ja namentlich auf dem Lan de die Gleichschaltung in der Lage de facto der freien Arbeiter und der Skla ven, und die statutarisch ununterschiedlich von Apuleius dazu verwendete Terminologie, das Personal auf dem Lande zu bezeichnen, scheint diesen ge ' schichtlichen Sachverhalt \\iderzuspiegeln. ;() Zuletzt ist noch zu bemerken, dass die Ausübung einer Funktion im Text des Apuleius gemeinhin auch durch aktive wie passive Verbalformen angezeigt \vird. Oft kann die durch ein Personalglied ausgeübte Funktion nur durch das Verb erkannt werden. m Nicht selten genügen die Verbalformen, die Präsenz eines Personalgliedes anzuzeigen. Damit erübrigt sich jede direkte Bezeich nung der eine Funktion ausübenden Individuen namentlich bei passiv ge brauchten Verben mit elidiertem Agens. Unter die Ausdrücke und Verben, welche im Passiv stehen und die Erbringung von Dienstleistungen bezeichnen, Es
sei hier Ciceros hekannte Unterscheidung zwischen arl,,-, sordidae und arr"-, lto,,,,-,cae erwähnt (v/ll. Cicero de olt: I, 4 2 , 150-1). Zwn Wert, welcher sozial verschiedenen �fetiers im alten Rom hei/lelegt wurde, und zu Anspielungen darauf in den ,Hetamorplwsen "gI. Fick 197R: 90 ff. mit weitedührender Literatur. 150 vgl. dazu llidalgo de la Vega 2000: 2R5. Üher die Ühereinstimmun/l von Arheit.einsatz und Lebensstandard hei freien Landarheitern und bei Land.klaven in der antiken /lriechischen hzw. römischen Welt vgl. Schumacher 200 1 : 91 ff. 1 5 1 V/ll. z.B. met. VIII , 22,2: Seru'll•• quidalll , cu! euncta lamlliae lutelam (lolllinus "eTllli serat su .... quique "os.,,,-,,
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Die Signifikatian des Sklaven
fallen Infinitivsätze, welche nicht selten von Hauptsätzen mit uerba uoluntatis wie iubeo abhängen, so z.B. iubet construi currum1 52 , iubet adnumerari".1 oder iubet [ . . . J bestiam repoTtari' 54 , sowie auch Fälle des absoluten Ablativs wie z.B. mensa posita"' . In solchen Fällen wird die direkte Bezeichnung des Personalgliedes als Agens meist unterschlagen und die Envähnung der ausge führten Aufgabe als genügend erachtet, den Agens anzuzeigen. Diese Art und Weise, Dienstleute zu bezeichnen, ist äußerst aufschlussreich über den Unbe stimmtheitsgrad, mit welchem dieses Personal im Text gegenwärtig L.,t und der "· Autor es sozusagen in Szene treten lässt. Solche Verbalformen würden für sich eine Untersuchung verdienen, um he rauszufinden, inwiefern die grammatikaIL.,chen " rerte der in Betracht kom menden Formen - Abhängigkeit von einem Hauptelement oder -satz, Passivi tät, EIL.,ion des Su�iektes oder Agens - auch nicht als semantische Werte zur Kennzeichnung des Personal., genommen werden liönnen, welches sich hinter diesen Formen verbirgt. Trotz ihrer Wichtigkeit sind Verben und verbale Aus drucke in der Tabelle der in den Metamorphosen vorkommenden Bezeich nungen des Personals nicht aufgenommen worden, und die Tabelle beschränkt sich auf die Eintragung nomineller Bezeichnungsformen. Doch einige dieser Verbalformen werden im dritten Kapitel zur Sprache kommen müssen, inso fern sie in Verbindung mit dem Terminus seruus erscheinen.
(7) Termini, die Tiere a nzeigen Oft wird in den lvIetamorphosen auf Tiere Bezug genommen. Allgemein be gegnen Tiere im Laufe des Romans als Mitglieder des Haushaltes weltlicher, mythologL.,cher und göttlicher Herren und erledigen dort unter ihrem Befehl diverse Aufgaben oder gehören einfach zu deren Gefolgschaften. Als bloße Arbeitstiere stehen sie fast immer unter der Herrschaft niedrigstehender Figu '" ren wie Armen, Sklaven oder Kolonen. Doch die Herrschaft über Tiere wird im Text auch dazu benutzt, den Umfang der Herrengewalt hen'orzuheben. Daher die Präsenz von Tieren, die nicht nur der universellen Macht einer Venus 152 1 5 .1 154 155 156
met. VI, 6 , 1 . met. IV , 1 6,4. met. IV, 1 6,5. met. X, 1 6,.1. Solche Fonnen sind auch hei anderen antiken Autoren keine Seltenheit. Zu vemchiedenen Bei.pielen in Martial und Juvenal hemerkt Garrido-lIory 1 998: 2 91 : ,l'emploi de "erhes iI la fonne pa.,sive met en valeur le travail au detriment de l'individu char�e de l'effectuer et dont I'existence est lil aussi completement niee au profit du service rendu" . 157 V�l. z.B. mel. VIII, 15, 2 f.; VIII, 1 7 , 1 ; IX, .19-40.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
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oder Isis unterstehen, ". sondern auch angesehener weltlicher Herren wie De mochares mit seinen Schauspielbestien und Thiasus mit seinem Wunder ". eseI. Die Tabelle im Anhang bringt die Referenzen auf Tiere, die sich in einer Si tuation der Unterwerfung befinden, in den Haushalten des Typs T, welche die Herrschafts- bzw. Unterwerfungsverhältnisse zwischen Menschen und Tieren auflistet, und in den Haushalten des Typs D, in welchen die Herrenfunktion von einer göttlichen, mythologischen oder magischen l<'igur ausgeübt wird. Bei dieser Auflistung wurden nur die Referenzen auf Tiere berücksichtigt, welche der Herrschaft eines Hausherrn unterstehen und I oder ihm Dienste leisten und somit unter die hier vorgeschlagene Definition von Hauspersonal fallen. Ein Beweis der M(iglichkeit, Tiere als Hauspersonal zu verstehen, wird direkt durch den absichtlichen Gebrauch von Sklavereitermini wie seruus, COT�se ruus, mandpium, andUa und famulus zur Bezeichnung von Haustieren geliefert. '60 Namentlich die Angleichung der Figur des Esels Lucius an einen Sklaven kommt an vielen Stellen sowohl direkt durch seine Bezeichnungen vor als auch durch andere Diskursmittel, wie es schon im ersten Kapitel zur Genü ge gezeigt worden ist. Über die deskriptive Informationsebene hinaus muss bei der Analyse dieses Vokabulars auch der Wert vieler der gebrauchten Termini in Betracht gezogen werden. Die Werte stammen manchmal aus der Symbolik bzw. den Konnotati onen, die in der Antike traditionell mit bestimmten Tieren verbunden sind und von denen Apuleius an verschiedenen Stellen vollen Gebrauch macht. So er lauben z.B. die in palumbulus und passer liegenden Liebeskonnotationen es einer Matrone, diese Termini in einer heißen Liebesbegegnung als ihrem Lieb haber, dem Esel Lucius adressierte Koseworte zu gebrauchen. 'M Andere Tiere sind Teil der traditionellen Ikonographie eines Gottes, wie z.B. die Taube der Jenigen der Venus. '62 Der abwertende Gebrauch von Termini wie cantherius, aseUus oder asinus' ''' ist ebenfalls nur durch die normalerweise negative Symbolik des Esels möglich. Es lassen sich nämlich herkömmlich mit ihm Armut, Sklaventurn oder noch Gefräßigkeit und Unzucht assoziieren. Außer 158 159 1 60 1 61
Vgl. met. V, 28,� (Ventl.o); XI, 25,4 (IsiB). Vgl. met. IV, 13,�7 (Demochares); X, 1 6,5 Ir. (Thia.'1L'). Vgl. in der Tabelle int Anhang die Angaben z.B. zu IIaushalten 2.Ta, 20.T, 21 .T, 27.T. Vgl. met. X, 22,3. Zum Gebrauch die..er Termini in einem Liebeskontext bei PlautlLo vgl. z.B. Bacclt. 51 und Ca.•. 138. 1 62 Als Liebes- und Treuesymbole gehörten Tauben zur Gefolgschaft der Venus ; Aphroditis wie in met. VI, 6,2. Vgl. met. M: 55 Anm. 59 mit zusätzlichen IIinweisen auf antike Autoren. 1 6.1 Vgl. z.B. mel. 111 , 27,5 ; VI, 26,1; VI, 3 1 , 3 .
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Die Signifi kation des Sklaven
der bereits oben im ersten Kapitel behandelten Eselsymbolik ist in der vorlie genden Untersuchung nicht näher auf die Symbolik eines jeden der im Text des Apuleius referierten Tiere einzugehen. Es sei hier nur bemerkt, dass wie auch andere Termini, die unter verschiedenen Rubriken der obigen Klassifika tion aufgelistet sind, die Termini, welche Tiere bezeichnen, manchmal weit mehr anzeigen als die von ihnen rein deskriptiv evozierten physischen Wesen.
( 8 1 Termini, die natürliche und übernatürliche Elemente anzeigen Die Naturelemente befassen hier nicht die Tiere, welche schon unter der Rub rik 7 gesondert betrachtet worden sind. Die in der vorliegenden Rubrik aufge listeten Termini kommen in der Regel im Kontext der Haushalte des Typs D vor, in denen die Herrenrnacht (durch Magie oder Göttlichkeit) übermenschli cher Natur ist. Die größere Anzahl der hier untergebrachten Termini - wie inanima, elementa, caelum, mare, sidem usw. - kommen im Haushalt der Isis (.16.D) vor. Diese Elemente unterstehen der absoluten Macht der Göttin und gehorchen ihrem nutus''', in welchen zugleich die Autorität der mater, der domina und der regina zusammenfließt. '65 In einem einzigen l<'al l ist es möglich, die Envähnung natürlicher und übernatürlicher Elemente zu identifi zieren, welche einer menschlichen Herrenfigur unterstehen, nämlich der Gat tin Milos, Pamphila. '66 Diese Frau, eine Zauberin, lässt durch ihre übernatürli '·' che Macht die ·manes ihr gehorchen und die Elemente ihr zu Diensten sein. Im einen wie im anderen l<'all weisen diese Termini im Text auf dieselbe Funk tion hin wie diejenige, die von einigen Termini angezeigt werden, welche Tiere bezeichnen. Sie enveitern die Herrenrnacht insofern, als sie deren über menschliche Ausdehnung demonstrieren.
(91 Termini, die I dentität ader Nichtidentität anzeigen Verschiedene Formen, Personalglieder in den Metamorphosen zu bezeichnen, gründen auf der Möglichkeit, sie im Hinblick auf Identität bzw. Fehlen einer Identität oder Anonymität anzuzeigen. Diese Rubrik zerfällt in vier Untergrup pen. Sie sind nach dem Grad des Anzeigens der Identität abgestuft. Die Eigen namen erlauben die gr
164 1 65 1 66 1 67
Vgl. met. XI, 5 , 1 . Vgl. z.B. mel. XI, 5 , 1 ; 7 , 4 . vgl. in der Tabelle im Anhang IIaUlihaIt .1.D. met. III, 1 5 , 1 : ohedfunt mane.' I ... ) sendunt elementa.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
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ger dazu geschickt sind z.B. Termini, welche unter dem Zeichen der Ueperso nalisierung stehend z.B. Gegenstände und Körperteile anzeigen.
9. 1 ) Eigennamen Uie Liste der Eigennamen, welche in den Metamorphosen Individuen beige legt werden, die 31" Personalglieder einem Haushalt angehi)ren, ist nicht klein. Sie besteht im Grunde aus 1 . eigentlichen Eigennamen, die \virklich menschli chen Individuen als Namen gegeben werden (z.B. Photis, Myrmex), und 2 . mythologischen und historischen Namen (z.B. Liber, Cupido, Catamitus oder Ulixes), die Gottesfiguren beigelegt oder rhetorisch als Spitznamen von Men schen und Tieren gebraucht werden. Uer Gebrauch eines Eigennamens ist in den Metamorphosen gewöhnlich nicht zufällig. Eigennamen haben fast alle eine präzise Signifikation, die Apu leius bewusst auf ironische oder emphatische Weise zur Charakterisierung des betreffenden Individuums benutzt. Uiese Signifikation kann aus der etymolo gischen Struktur des Namens ableitbar sein wie im Falle von Phil.odespotus (Herrenfreund)'" oder aus mythologischen bzw. historischen Konnotationen. So wurde oben schon bemerkt, dass Gt1tternamen in den Metamorphosen nicht zur Bezeichnung mythologischer Wesen dienen, welche hier als Perso nalglieder eines bestimmten Haushaltes in der mythi"chen und religiösen Welt auftreten, sondern auch als Spitznamen dazu gebraucht werden, einem Indivi duum innerhalb der Menschenwelt die Merkmale einer bestimmten mytholo gischen l<'igur zuzuschreiben. Ein Beispiel ist Catamitus, ein anderer Name des Ganymed, des schönen Jünglings, welcher von einem Adler entführt Zeus dann als Mundschenk dient. Mit diesem Namen bezeichnet eine alte Zauberin im Roman ihren Liebhaber, den sie als ihren Uiener gefangen hält. , •• Uer Lieb haber nun, ein Lebensmittelhändler, der leichtfertig der Trunksucht und dem Sex zum Opfer fällt, trägt ironischerweise denselben Namen wie der durch seine Enthaltsamkeit berühmte Philosoph Sokrates. '7U Uie Präsenz dieser my thologischen und hi"torischen Namen im Roman des Apuleius könnte als ein zusätzliches Zeugnis für die in der l<'orschung schon vertretene Annahme1 71 gelten, dass dieses Werk auf ein kultiviertes Publikum angewiesen war, denn die Konnotationen dieser Namen wären nur für eine in der damaligen Kultur wohlerzogenen Leserschaft verständlich. 168 1 69 170 171
Vgl. met. 11, 26,3. Vgl. met. I, 12,4. vgl. met. I, 7,7 if. Dariiber "gl. auch ( (arri.on 2000: 256 Anm. 2 1 4 . Zur dieser These allgemein "AI. oben e.... te.. Kapitel S. 61 mit Anmerkungen 2 0 8 bis 2 1 0 .
, 32
Die Signifikatian des Sklaven
Die Signifikation der in den Metamorphosen vorkommenden Eigennamen wurde zwar in der Forschung oft behandelt, 1 72 doch leider nicht speziell in Zusammenhang mit dem Thema der Abhängigkeit und / oder des Sklaven turns. Letzteres wäre für die hier verfolgte Fragestellung von Interesse. Eine mit dem Sklaverei thema zusammenhängende Behandlung der Onomastik in den Metamo'rphosen müsste mit der Frage verbunden werden, inwiefern die in den Eigennamen der Personalglieder enthaltenen Konnotationen relevante Informationen über einen Aspekt von deren servilen Verfassung liefern könn ten. Es kann hier bereits festgestellt werden, dass einige aus mythologischen Namen bzw. Götternamen abgeleiteten Eigennamen insofern zur Benennung von Dienern gebraucht werden, als sie eine Anspielung auf deren Tätigkeiten erlauben. Hephaestio, der Name des Feuergottes, wird an einer Stelle als :-./ame eines Koches gebraucht, Apollonius, abgeleitet aus dem Namen des Gottes u.a. der Heilkunst ApolI, ist der Name eines medicu..,>, welcher mit demselben Haushalt wie der Koch Hephaestio verbunden ist. 1 7.• Aufgrund der Forschun gen zu den Sklavennamen in der Antike wäre anschließend zu fragen, ob nicht einige der oben aufgelisteten Namen typische Sklavennamen sind und deshalb auch zur Markierung der servilen Verfassung der Individuen dienen können. Einige Beispiele davon sind Myrmex (Ameü;e) oder Candidus (Weißer), be kanntlich typLo;che Sklavennamen. 1 74 Dabei wäre auch die Beobachtung der narrativen Gründe für das Vorkommen bestimmter Eigennamen von Pers() nalgliedern wichtig, was auch die Notwendigkeit mit sich führen würde, die Gründe für ihr häufiges Nichtvorkommen zu erwägen. 1 75
1 72 Neben den Kommentaren zu den Büchern der Metamnr,,/lOs'?Il sei hier auf die bisher voll ständigsten Aufsätze über Eigennamen hingewiesen, den umfassenderen von I1ijmans ( 1978) und den von Dos San tos Palma Granwehr (1 981/82). Die meisten Namen, die in der vorliegenden Arheit als Namen von Personalgliedern aufgelistet sind, werden allerdings in keinem dieser heiden Aufsätze hehandelt. 1 7.1 vgl. met. IX, 2,.1. Namen von Göttern hzw. mythischen Figuren wurden in der griechillch römischen Antike oit Sklaven gegeben. Vgl. dazu Solin 1 996: 2 .1-.10 (lateinische Xatnen) und 265-.159 (griechische Xamen). 1 7 4 met. IX, 1 7 , .1 (My,.me.,,) und XI, 20,1 (Canclldus). Zu Sklavennamen. die in der römischen Antike aus den Nanlen von Insekten und Kleintieren gebildet wurden, vgl. Solin 1 996: 159, zu Carulid'll•• als Sklavennamen vgl. Solin 1996: 5.1. 1 75 Der Gehrauch von Eigennamen könnte weitere sozialgeschichtliche Untersuchungen ver dienen . Zu Martial bemerkt Garrid....IIory 1 998: 60 f.: " il conviendra de voir si, eu egard au grand nomhre d'esclaves oonnus, la personnalillation de la dependance signifie une prom .... tion dans le statut d'esc!ave, une place pri\�legiee au sein de la familia, ou simplement un element supplementaire dans la designation d'une main..:l'(cu\Te specialisee" .
Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen
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9. 2) Allgemeine Kollektiva Das Personal wird im Text des Apuleius oft durch Kollektiva bezeichnet. Diese Termini stellen das Haushaltspersonal unter das Zeichen der �ichtidentität. Die so Bezeichneten werden unter einen Begriff subsumiert, der von ihrer individuellen Konkretheit (sei als Individuum oder Individuengruppe) abstra hiert. So wird z. B. nicht famulus zur Bezeichnung eines Individuums oder fa·muli zur Bezeichnung einer Gruppe Individuen gebraucht, sondern ein abs trakt allgemeiner Terminus wie z.B. famulitio. Neben den allgemeinen Kollek tiva - die semantisch keinen Zug aufweisen, welcher es erlauben würde, sie in eine der übrigen Rubriken einzuordnen und die also hier zusammengefasst werden - wurden auch Kollektiva identifiziert, die durch einen bestimmten semantischen Zug einer anderen Rubrik dieser Klassifikation zuzuordnen sind. In 1 c) stehen z.B. famulitio und fmnilia als Kollektiva, die ein Unterwer fungsverhältnis anzeigen, und in 6 unter Kollektiva z.B. ohsequium und exer citum, welche die Ausübung einer Funktion anzeigen. Diese Termini könnten auch hier in 9.2. stehen, da sie wie alle Kollektiva unter dem Zeichen der Nicht identität und der Abstraktion stehen. Sie wurden aber aufgrund anderer se mantischer Züge, die sie aufweisen, in die Rubril{en 1 bzw. 6 eingeordnet. Die Vorstellung des "Kollektiven" wird hier rein grammatikalio;ch als nomen collectiuum genommen, d.h. als Sammelbezeichnung, die eine Gruppe Indivi duen als eine an sich (abstrakte) Ganzheit anzuzeigen vermag. In diesem Sin ne dürfen eigentliche Kollektiva wie famulitio, grex, populus, soholes nicht mit dem Plural individuell anzeigender Termini wie z.B. familiares, pastores, pueri venvechselt werden, welche die Gruppe bloß als (anonymen, doch nicht abstrakten) Zusammenschluss verschiedenerer Individuen anzeigen. Es fällt in den Metamorphosen auf, dass allgemeine Kollektiva die Perso nalglieder nur wohlhabender Haushalte anzeigen. Es wäre interessant von dieser Feststellung aus zu untersuchen, ob nicht auch unter den semantischen "'unktionen dieser Kollektiva die Funktion vorkommt, der Herrenmacht eine erweiterte Dimension zu verleihen. Es kommt (selten) vor, dass sie Diener gruppen (z.B. coetus rusticorum176) und Tiergruppen (z.B. equinis armen tum, equini grex177 ) anzeigen, beide Male im Kreis des Haushaltes von Charite und ihrer Familie, die ausgedehnte Landgüter besitzt mit vielen Haus- und Landarbeitern und mit vielen �laultieren.'" Doch Kollektiva kommen oft in Haushalten aus der magLo;ch-religiösen Welt vor, besonders im Haushalt der 1 7 6 vgl. met. VII , 2 3 . 1 . 1 7 7 vgl. met. VII , 1 4 .5 W1 d 1 6 , 1 . 1 7 8 vgl. i n der Tabelle i m Anhang die Haushalte 1 5 .M, 1 5 .Ta W1 d 1 5 .TB.
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D i e Signifi kation d e s Sklaven
Isis.'7<1 Außer den Göttern wie Mithra und Anubis, die zum Hof der Isis geh() ren, werden nur zwei Menschenwesen aus der Anonymität dieser religu)sa (,'ohors durch Eigennamen hervorgehoben: Lucius, der durch die Macht der Isis aus einem Esel in einen Menschen zuruckverwandelt wird, und der Pries ter, welcher den Auftrag erhält, Lucius in die Mysterien der Göttin einzuwei hen, und welcher nicht ohne Ironie den Namen A....iniu..o; MarceUus trägt.""' Um das Volk, das bei religiilsen Fesdichkeiten anwesend ist, oder eine Gruppe Gläubiger oder Priester anzuzeigen, die am Kult der Göttin mitwirken, werden oft KoUektiva wie (,'oetus, populus, pompa, turba, (,'ollegium usw. gebraucht, die auf diese Population aus dem Blickwinkel des Anonymen und Abstrakten hinweisen. Diese Depersonalio;ierung der Population von Gläubigen scheint wie geschaffen, auf der anderen Seite die maximale Identität der Isis zum Vor schein kommen zu lassen. Der Kontrast tritt in der I''iiUe der Eigennamen zuta ge, welche dieser Göttin beigelegt werden, und von denen mindestens drei zehn im 1 1 . Buch der Metamorphosen vorkommen. ,.,
9.3) Substantive, die Gegenstände oder Körper(bestand}tei/e anzeigen Durch die bloße Erwähnung eines Gegenstandes oder eines Kör per(bestand)teils kann in den Metamorphosen ebenfalls ein Personalglied angezeigt werden. '.2 Dieses metonymische Bezeichnungsverfahren, welches den Bezeichneten als Ganzen unter das Zeichen eines seiner Körperteile oder eines von ihm manipulierten Gegenstandes steUt, wird von Apuleius sehr oft gebraucht. Aus der Ebene einer Redefigur geht Apuleius durch die Lizenz des Phantastischen praktisch zur Ebene des Faktischen über. So beschreibt er die domus regia des Cupido und der Psyche als ein Märchenhaushalt, in welchem man wirklich durch Stimmen bedient wird ' ''' und Musikinstrumente von selbst ertönen ,... Die DarsteUung nun des vollkommenen materialen I''ehlens des Dieners (ohne das gleichzeitige I''ehlen des Dienstes zu implizieren) als ideali sierendes Element, als Zeichen "giltdichen Reichtums" , welcher den Neid
1 79 Vgl. in der Tabelle im Anhang IIaUlihaIt .16.0. 1RO Vgl. met. XI, 2 7 , 7 . 1R1 met. X I , 5 , 1 : culu.q numen u. .fcum multtji»mf specle rltu uarlo . .omlne multl'Iu,f/O totu.. ueneraturorf,I.•. Zu den verschiedenen Namen der Isis "gl. he• . met. XI, 1-2 und XI, 5,2-.1. 1R2 In seinem römischen Skla"ennamenbuch registriert Solin 1 996 Xamen, die an Kör per(bestand)teile anknüpfen (4.1 1. und .190 1.) und "Namen aUli Bezeichnungen von Ge genständen" (166 i. und 5.16 ft). 1R.1 met. V, 2,4: uocesjamUÜJ..; V, 9,7: uoces ancllla.•. 184 Vgl. met. V, 1 If.
Termini, die in den Meta morphosen dos Personal bezeichnen
1 35
menschlicher Herren erregt, "'" wäre nicht möglich, wenn diese "Fabel" über den seruus inuisus nicht auch irgendwie den realen Erwartungen über den "perfekten Diener" entsprechen würde. Der Diener wäre demnach desto bes ser und vollkommener, .ie weniger er seine - nötige, doch vermeintlich lästige Anwesenheit merken ließ. 9.4) Pronomina und Zahlwörter Unter den Termini, die den Personalgliedern in den Metamorphosen Anonymität verleihen können, sind auch Zahlwörter und Pronomina, namentlich die Indefinit pronomina, zu nennen. Nach Garrido-Hory sind in den Werken von Martial und Juvenal Termini wie qui.'!, aliquis, illic, iste "faussement demonstratifs": 118 attirent I'attention sur UD individu, le montrent du doigt, tout en niant sa per sonnaliU! propre. Ces termes sont Iargement employes par Martial et par Juve naI, le plus souvent sans autre qualification, oe qui montre bien le peu d'interet 'N6 que presente le personnKge incrimine.
Diese Bemerkung gilt auch für den Roman des Apuleius. Es ist gleichwohl dabei eines nicht zu vergessen. Pronomina sind wesentlicher Teil der Referenzstruktur einer Sprache. Deshalb werden sie ja auch aus der inneren Notwendigkeit der Narrative heraus in einem Text wie dem des Apuleius dazu gebraucht, sei es auf PersonalgJieder, sei es auf Herrenfiguren oder irgendwelche anderen Figuren zu weisen. Hier geht es natürlich nicht darum, das Vorkommen eines jeden Pronomens in Bezug auf Personalglieder in dem Werk zu identifizieren. Die Tabelle der Haushalte im Anhang bringt Pronomina und Zahlwilrter nur dann, wenn sie die einzige dazu fähige Referenz sind, im Rahmen eines bestimmten Haushaltes ein bestimmtes Individuum bzw. eine bestimmte Gruppe Individu en zu unterscheiden, das bzw. die zu dem Personal gerechnet werden kann. In diesen und nur in diesen Fällen ist es auch möglich, die Pronomina und Zahl wörter als Anzeichen für Personal unter dem Zeichen der Anonymität oder, wie die hier vorgezogene Benennung lautet, unter dem Zeichen der Nichtiden tität zu verstehen. Solche Termini weisen in der Tat auf den Gegenstand, den
185 Wie den Neid der Schwestern Psyche.., vgl. z.B. met. V. 8, 1-2 : slc allocuta summa.. Olle.. dnmu... aureae uncumque seruienttum populo..am jamlltam demonstrat aurllms earum lauacroque pulclten1mo er ttlltumatlae merL.ae lautttt·�. ea.. opl,mre "'lflcU, ut lllamm '''''rn..... caek..ttum dfuftlarum copI�. ajjluentlllU.• satfatae fam praecordl'�' ,letlUu... tlutrl rent ttluldlam. 186 Garrido-lIory 1 998: 291 C. vgl. dazu die Ruhrik 3 1 1 c ihres "index themalique".
1 36
Die Signifi kation des Sklaven
sie anzeigen, ohne von sich aus irgendeine zusätzliche Information über ihn zu liefern, sozusagen "tout en niant sa personnalite propre" . Ein Pronomen oder Zahlwort i m Text als Referenz auf Personal z u identifi zieren erfordert freilich die Beobachtung seiner Artikulation mit anderen Be standteilen des Textes. So identifiziert z. B.
ulitis an einer Stelle ein zum Perso
nal eines Haushaltes gehörendes Individuum insofern, als es als Subjekt eines Satzes fungiert, der eine innerhalb des Haushaltes ausgeführte Tätigkeit an
ulitis dthamm puL.,auit' ·'. Oder es kann ein Pronomen durch einen Ablativus originis oder einen Genitivus partiti'Vus ein Individuum anzeigen, welches zu einem Personal gehilrt, wie z.B. quidam im Ausdruck quidam de (,'oetu illo rusti(,·orum' "". Dies kommt auch bei Zahlwörtern vor, wenn sie zur zeigt:
Aufzählung und loder zur Unterscheidung von Individuen innerhalb einer "" Gruppe Personalglieder eingesetzt werden. Beispiele dafür sind duobus e
familia'90 oder unus ex iltis 19' , wobei im zweiten Fall aus dem Kontext ersicht lich wird, dass iltis sich auf eine Arbeitergruppe aus einem Landgut bezieht. Manchmal muss auf den umfassenderen Kontext rekurriert werden, um ein Pronomen als Bezug auf das Hauspersonal zu identifizieren. Der Ausdruck
quidam procurrens
e domc/ 92 bezeichnet z. B.
eine gewisse Dienstperson, die
aus dem Herrenhaus rennt. Es erhellt aus dem unmittelbaren Kontext, in dem dieser Ausdruck steht, dass es sich dabei um ein Personalglied handelt.
4. Allgemeine S c h l ussbemerkungen E s ist nicht z u leugnen, dass die Einordnung vieler Termini in die eine oder die andere Rubrik, \vie sie hier vorgeschlagen wurde, nur unter dem Zeichen des " Fraglichen" akzeptiert werden kann. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das semantische Spektrum der angeführten Termini sehr mannigfaltig ist. Deshalb könnten ja viele von ihnen auch in mehreren Rubriken erscheinen. Im Kom mentar zu
9.2.
wurde dies im «'alle der Kollektiva angesprochen. Die Liste der
Beispiele ist jedoch lang, sie treten in praktisch allen Rubriken auf. Der termi nus
puer
z.B. wurde hier unter der Rubrik
3
der Termini angeführt, welche
Alter und Geschlecht anzeigen, doch seine Semantik geht weit über diesen Rahmen hinaus.
1117 11111 1119 190 191 192
Alo;
Synonym für Sklaven oder für Diener
im weiten Sinne
met. V, 3,5, vgl. in der Tabelle im Anhang lIaU8ha1t 10.0. Vgl. met. VII , 23,1 und in der Tabelle im Anhang lIaU8halt 1 5 .M. Wie z.B. in der Aufzählung met. XI, 1 0, 1-6, vgl. in der Tabelle im Anhang lIau..haIt 36.0. met. IX, 211,3. met. VII , 22,2. met. IV, 2 1 , 1 .
Termini, die in den Metamorphosen das Personal bezeichnen
1 37
(ein häufiger Gebrauch im Text des Apuleius, wie aus der Tabelle im Anhang zu ersehen L'it) könnte pue-r auch in die Rubrik 1 der Termini eingeordnet werden, welche Bindung anzeigen. Die Einordnung von pue-r in die Rubrik 3 gibt hier Anlass zu einigen Be merkungen. Als Sklavenbezeichnung hat pue-r wie auch seine griechische Entsprechung 1tai� nicht die Funktion, ausschließlich das Alter eines Indivi duums zu markieren. Solche zugleich zärtlich und geringschätzig gemeinten Termini zeigen nicht immer einen jungen Sklaven an. ' •.1 Durch die Einordnung von pue-r, puella in die Rubrik 3 der Termini, welche Alter und Geschlecht anzeigen, sollte nicht zu verstehen gegeben werden, dass sie notwendig Infor mationen z.H. über das Alter der Bezeichneten liefern, sondern dass sie unter dem Zeichen des Alters fungieren. Unabhängig also von dem wahren Alter des bezeichneten Individuums besteht die semantL'iche Funktion eines solchen Terminus darin, diesem Individuum ein offenI{undiges Zeichen der (physi schen, moralischen, juristL'ichen usw.) Unmündigkeit beizulegen. Ein weiteres kontroverses Beispiel ist uerna. Der Terminus wird gewöhnlich für einen Sklaven gebraucht, der in einem Herrenhaus geboren wurde oder von ihm stammt. Er wurde wie Jamulus, Jamilia, famulitio in die Rubrik 1 einge ordnet, welche die Bindung bzw. Nichtbindung anzeigende Terminiurnfasst, doch er hätte genauso gut unter die Rubrik 2 fallen können, welche u.a. die Verwandtschaftsverhältnisse anzeigende Termini gruppiert.'·' Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird dieser Terminus nicht eigens analysiert. Es genügt hier die Bemerkung, dass an den wenigen Stellen, an denen Apuleius uerna und die Ableitungen uernula, uernaeulus gebraucht, '"' diese Termini stets unmittelbar von anderen, ebenfalls VerwandtschaftsverhältnL'ise anzei genden Termini begleitet werden ,vie Z . H . uxor, liberi, fi.lium, parentibus, Jamilia-res usw. Aus dieser Assoziation lässt sich für die Semantik von uerna eine enge Zugehörigkeit zur Familie herauslesen, doch sie erlaubt keine Präzi sierung der Zugehörigkeitsart. Diese Feststellung hat dazu geführt, den Termi nus uerna lieber in die Rubrik 1 und nicht in die Rubrik 2 zu verweisen. Letz tere wurde Bezeichnungen vorbehalten, die spezifische gesellschaftliche Ban de wie Freundschaft oder Genossenschaft markieren, was auf Termini wie uxor,filiw;, eontubernalis usw. zutrifft. Andererseits ließe sich auch die Mög193 vgl. Garlan 1 995: 27 mit der Bemerkung, dass dieseIhen Werte \'on puer und 1t(J['i� im Engli schen ,bo�'" als Bezeichnung für den schwarzen Sklaven in den USA wiederkehren. Ähnli ches in Brasilien zur Zeit des Sklaventums mit den Ausdrücken ,menino" und "moleque" (fem. ,menina" hzw. "moleca"). 194 Zu dem, was in den Zuständen von uenta invoh�ert ist, vgl. umfassend l Iermann-O tto 1994. 195 vgl. met. IV, 24,4; V, 29,5; XI, 1 8 , 1 .
, 38
Die Signifikatian des Sklaven
Iichl{eit diskutieren, viele der Termini, die unter der Rubrik 2 stehen, in die Rubrik 1 einzuordnen. Zeigen nicht Termini wie uxor oder filius z.ll. neben spezifischen Verwandtschaftsverhältnissen auch eine Situation der Bindung an eine domus an?'·· Die Bindung wäre in diesem Fall an eine männliche, väterli che Autoritätsfigur, wie denn ja auch der pltterjltmilia.s als Herr die domus regiert. Der Hintergrund dieser Kontroverse ist die Polysemie des lateinischen Terminus jamilia, welcher zugleich eine Familie Blutsverwandter, die einem Hausherrn bzw. Hausherrin gehörende Sklavenschaft oder auch bei des zu sammen anzeigen kann. Unter einem ähnlichen Vorbehalt steht die Rubrik 6. Sie gruppiert die Ter mini, welche die von dem Personal ausgeübten Funktionen anzeigen. Viele der hier angeführten Funktionen wurden traditionell durch Abhängige (nutrix, cocus, cuhiculariw;, puedagogus, colrmus) ausgeübt und können gleichzeitig als Zeichen der Bindung gelesen werden. Dies würde auch die Einordnung der respektiven Termini in die Rubrik 1 erlauben. Ähnliche Übergänge zwischen der einen und der anderen Rubrik der Klassi fikation gelten praktisch für alle erfassten Termini. Deren semantL'iche Poly semie wird oft durch die dichterischen Freiheiten des Apuleius erhöht. Dies erschwert natürlich die Erfassung dieser Termini aus einer statL'ichen Perspek tive wie der einer Klassifikation. Dies wird aber hier nicht als ein "Problem" betrachtet, das endgültig zu lösen ist, sondern als ein Zeichen selbst der Viel fältigkeit der Abhängigkeitsverhältnisse. So wie sie in der "parole" des Apulei us ausgedrückt, in der lateinischen Sprache aufgenommen werden, involvieren diese Verhältni'ise die Individuen nicht nur nach ihrem Status, sondern auch als Mitglieder einer Familie, als Partner in Liebe und Freundschaft, in der Tat sache selbst, Männer oder Frauen, Kinder, Jugendliche oder Alte zu sein, in der Tatsache, Arbeiter zu sein, ja in der Tatsache, einen bestimmten Namen zu erhalten oder nicht. Was Garlan über die Ambiguität der griechischen Termi nologie zur Sklaverei sagt, gilt auch für die lateinische Terminologie: L'ambigüite de la terminologie servile rcsulw done de I'exwnsion mctaphori que au monde des hommes Iibres de ce qu'eUe avait de speeifique, et surtout de sa eon�"titution a parrlr de termes empruntcs a des systemes traditionncls de dependance et de solidaritc (maison, familie, eompagnonnage, elient';le, ete.). EUe sc situe en eonscquence sur des plans differents qu'i1 faut en ehaque eas apprccier en fonetion du eontexte - le ehoix de tel ou tel mot s'expliquant en
196 Vgl. Meillassoux 1 9R6: 1 0 .
Termini, die in den Meta morphosen das Personal bezeichnen
1 39
principe par I'a.�pect de I'esclave qu 'lln veut mettre en valeur, sans que cette vi silln "ecJatee" ne dllive nllus faire prejuger de Ja diversite de SlIn IIbjet. '07 Zieht man diese Wirklichkeit der Terminologie in Betracht, welche sich auf das Sklaventum und die Abhängigkeitsverhältnisse bezieht, so wird die Wahl, die sen oder jenen Terminus unter diese oder jene Rubrik zu bringen, mehr oder weniger willkürlich sein. Sie ist in dieser Arbeit, wie oben schon bemerkt, rein praktisch motiviert. Sie darf al'lO zu keiner endgültigen Bestimmung des letzt endlichen "semantischen Kernes" eines Terminus führen. Wenn ein solcher Kern existiert, ist er nie beständig, er ändert sich je nach Gebrauchskontext des Terminus. Dies wird aus der im folgenden Kapitel zu bietenden Analyse der Stellen hervorgehen, in denen der Terminus sentUs in den Metamorplwsen vorkommt.
197 Garlan 1 995: 27 i.
1 1 1 S e m antische As p e kte d er S k l a vereitermini
I m Rahmen d e s S a tzes a m B e i s p i e l von
seru us
Wie ein Wort funktioniert, kann man nicht erraten. Man muss seine Anwendung ansehen und daraus lernen. (Wittgenstein 1969: 414)
A. E i n fü h ru n g I m vorliegenden Kapitel soll unter den Termini, welche i n den Metamorph(� sen des Apuleius Personalglieder anzeigen, der Terminus seruus semantisch analysiert werden. Die Analyse will spezifisch diesen Terminus im Rahmen der jeweiligen Satzzusammenhänge betrachten, in denen er vorkommt. Es müssen dabei sowohl der narrative Kontext als auch die Sprechsituation (z.B. wer die Sätze ausspricht, wem und zu welcher Gelegenheit usw. ) in Betracht gezogen werden, in denen diese Sätze eingefügt sind. Die terminologische "Nachbar schaft" von seruus im Rahmen des Satzes erlaubt, wie man sehen wird, die Eingrenzung fundamentaler Aspekte der Signifikation dieses Terminus. Die semantischen Züge von se'ruus, die im Laufe der Analyse der einschlägigen Stellen beobachtet werden, sollen im letzten Teil des Kapitels zusammenge fasst und damit das allgemeine Funktionieren des Terminus im Text des Apu leim; bestimmt werden. Der Terminus wird dabei rein sprachlich betrachtet, d.h. als ein Element des umgreifenden Systems der lateinischen Sprache, zu welcher der Text des Apuleius wie jeder andere lateinLo;che Text als ein bei spielhaftes Textcorpus gehört. Dass se'TUUS hier zum Gegenstand der Analyse erwählt wurde ist kein Zu fall, sondern Folge der Resultate, die im vorigen Kapitel erzielt wurden. Dort wurde gezeigt, dass zahlreiche Termini die Personalglieder in den l'rJetamoT phosen anzeigen. Die entsprechende terminologische Bestandesaufnahme ist in der Tabelle im Anhang zu finden, und im Abschnitt C des vorigen Kapitels wurde eine Klassifikation dieser unterschiedlichen Bezeichnungen vorge schlagen. Eine eingehende Behandlung all dieser Termini an allen Stellen, in denen sie im Roman des Apuleius vorkommen, würde den Rahmen dieser Untersuchung sprengen. Zur Eingrenzung des Materials wurde ein Terminus ausgesucht, um Gegenstand der semantischen Analyse zu sein. Das Kriterium dieser Wahl war die Relevanz des Terminus. Damit ist keine äußerliche Relevanz gemeint, welche sich auf Daten stützt, die aus anderen
Einführung
141
Texten gewonnen wurden, sondern eine dem Text des Apuleius selbst imma nente Relevanz. Eine der Weisen, die Relevanz eines Terminus für einen Text zu identifizieren, ist die Beobachtung seiner Häufigkeit. An sich selbst ist die Häufigkeit ein abstraktes Kriterium, und sie kann sehr wenig für die struktu relle Relevanz des Terminus in einem Text besagen. Fruchtbarer scheint hier eine Relativierung der Häufigkeit zu sein, d.h. ihre Beobachtung nicht im All gemeinen, sondern auf einen Bezugspunkt hin. Dieser Bezugspunkt ist in der vorliegenden Untersuchung der Haushalt. Er ist die ausgebildete Struktur, in welcher das Personal und damit die Beziehungen zwischen Beherrschenden und Beherrschten vorkommen. Deshalb wurde hier versucht, die Häufigkeit der Termini, die Mitglieder des PersonaL� anzeigen, in Bezug auf die in den Metamorphosen vorkommenden und in der Tabelle im Anhang angeführten Haushalte zu beobachten. Die Leitfrage, um den zu analysierenden Terminus zu wählen, war hier also nicht "welcher ist der häufigere Terminus im Text?" , sondern "welcher ist der Terminus, der i n der gröC)eren Anzahl von Haushalten vorlmmmt, die es im Text gibt?". Zur Anwendung des Häufigkeitskriteriums ist hier noch folgendes zu be merken. Ein Terminus oder alle seinen in einem Haushalt vorkommenden Varianten werden nur als ein Vorkommen des Terminus gezählt: Z.H. seruus, seruulus, conseruus gelten als ein Vorkommen des Terminus seruus, wenn sie alle im Kontext eines Haushaltes gebraucht werden. Zudem wird das Vor kommen dieser Termini aL� nur ein Vorkommen selbst dann gezählt, wenn sie in verschiedenen Kontexten öfters an Stellen zu belegen sind, die sich auf denselben Haushalt beziehen und somit mehr als einmal in Bezug auf diesen Haushalt erscheinen. Haushalt 15 Tb wird in der Zählung nicht berücksichtigt, da es den Terminus conseruU-'; nur als Mitreferenz aufweist, d.h. um anzuzei gen, dass das Individuum, auf welches der Terminus sich bezieht, ein in der Bezeichnung mitimpliziertes Individuum ist und nicht jenes, welches durch den Terminus im Text unmittelbar angezeigt wird. ' \\.'e ndet man nun dieses Häufiglieitskriterium auf den Text an, so sind die Termini, die als Bezeichnungen für Mitglieder des Personals relevanter sind, seruus und seine Varianten (seruulus, conseruus) einschließlich deren re spektiven Formen des Femininums und des PluraL�. Blickt man in die dritte Spalte der Tabelle im Anhang, so sieht man, dass seruus und seine Varianten insgesamt 25 Male in 17 verschiedenen Haushalten vorkommen. Es sei be merkt, dass sie unterschiedliche Individuen innerhalb eines Haushaltes anzei gen können. Es kann aber auch vorkommen, dass dasselbe Individuum innervgl. dazu die Erklärung in der Einführung in die Tahelle im Anhang unter d.7.
, 42
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
halb desselben Haushaltes durch verschiedene Varianten des Terminus be zeichnet wird: Dasselbe durch scruus angezeigte Individuum kann im Rah men desselben Haushaltes auch durch scruulus, conseruus angezeigt werden. Nach seruus kommen puer, pucllus und deren Formen des Femininums und Plural" häufiger vor, 19 Male als Bezeichnungen für Personalglieder in 15 verschiedenen Haushalten. Rein quantitativ kommen puer, puella samt Vari anten im Text am häufigsten vor. Dies rührt aber daher, dass einige EpL"oden, in denen ein pucr oder eine puclla eine Rolle als Personalglied eines Haushal tes im hier verstandenen Sinne spielt, sehr lang sind. Es sei hierzu venviesen insbesondere auf die Episode von Charite aL" die puelllt, die von Räubern ge fangen gehalten wird.' Sie wird zudem unterbrochen durch die Episode von Psyche, die gleichfalls puella genannt wird,' wie durch die Episode des mula rius, unter dessen Obhut der Esel Lucius steht und der öfters puer genannt wird: In allen diesen EpL"oden, die sich über größere Teile des Textes erstre cken, ist es also möglich, die Termini puer und puella aL" Referenzen auf das selbe Individuum anzutreffen. Es sei hier aber klar gestellt, dass die Tabelle im Anhang nicht jedes Vorkommen des Terminus im Text angibt. Sie führt nur das eine oder andere Vorkommen an, welches als Beleg dafür genügt, dass dieses Individuum innerhalb des entsprechenden Haushaltes puer, puclla, seruus usw. genannt wird. An dritter Stelle kommt der Terminus famulus einschließlich der Formen des Femininums und des Plurals sowie das Kollektivum famulitio 18 Male in 14 verschiedenen Haushalten vor. Es folgt ihm das Kollektivum fmnilia, zwölf Male aL" Bezeichnung für Personalglieder in zwölf Haushalten. Für den letzte ren Terminus kann man auch 15 Haushalte angeben, will man die aus fitmilia abgeleiteten Termini familiar, pl. familiares hier mitzählen. Rein etymolo gisch sind aber die Termini aus dem \Vortstamm ,jam-" die häufigere \Vort gruppe in den Haushalten, die in der Tabelle im Anhang aufgelL"tet werden. Zuletzt sei noch der Terminus anci.lla (aneillu.la) samt Pluralformen er wähnt, der in sechs Haushalten vorkommt. Weitere Termini sind wegen ihres spezialL"ierteren oder ungewöhnlicheren Aspektes nur in wenigen Haushalten (nicht selten nur in einem) als Bezeichnungen für Mitglieder des Personal" anzutreffen. Es ist auch noch zu bemerken, dass die Termini famulus, puer, familia, famulitio sehr oft auf Individuen oder Gruppen von Individuen ange wendet werden, die im Rahmen des entsprechenden Haushaltes auch durch 2 3 4
met. IV, 23 - VII . 1 2 . met. IV, 3R - VI, 34. met. VII . 1 7 - VII . 2R.
Einführung
seruus
und / oder Ableitungen angezeigt werden. Dies
war
1 43
auch ein zusätzli
cher Grund, Es
seruus hier als Gegenstand der Untersuchung zu bestimmen. muss hier klar unterstrichen werden, dass die Wahl von seruus hier nur
die Wahl eines Beispiels unter vielen anderen darstellt, deren Untersuchung ebenfalls interessante Resultate in Aussicht stellen würde. Unmittelbarer Zweck der hier vorgeschlagenen Analyse ist der Erweis, dass die reine Beo bachtung eines auf das Sklavenwesen bezogenen Wortes in seinen verschiede nen Gebrauchskontexten, d . h . in seiner terminologischen Umgebung inner halb juristischer, historischer oder fiktionaler Textcorpora, mehr Informatio nen über sein Signifikat liefert als es eine Definition lexikalischer oder anderer Art vermuten lässt. Dieser Zweck könnte auch durch die Analyse irgendeines anderen Terminus erreicht werden, der sich auf das Sklaventum oder die Ab hängigkeitsverhältnisse im Allgemeinen bezieht. Doch
seruus
hat hier einen
besonderen Reiz, und daran sind nun einige Bemerkungen zu knüpfen. Unter den Bezeichnungen für Dienstpersonal ist
seruus wahrscheinlich der
Terminus, der in der li'orschung am meisten über lexikalische Definitionen verstanden worden ist. Vor allem, weil seruus 310; juristischer Begriff fassbar ist und deshalb juristische Definitionen aufweist, ist der Versuch verbreitet, das Signifikat von
seruus restlos im
Rahmen solcher definitorischen Aussagen zu
verstehen. Aussagen von Juristen wie Ulpians oder Gaius· dienen der For schung oft als Grundlage, "die" Bedeutung des Terminus
seruus
festzulegen.
lUx beginnt z . B . in seiner Untersuchung der lateinio;chen Sklavereiterminolo gie die Abteilung über den Terminus seruus wie folgt:
Die Bedeutung von lat. serous ist klar; serous ist die terminologische Bezeich nung für den .Sklaven" , für den Mann, der das Ei�entum einer anderer Person . ist, das Bedeutungsoppositum zu liher • frei " . 7 Natürlich sind die obengenannten Stellen aus .juristischen Texten wichtige Belege, um das Signifikat von nicht alles aus, was
seruus
seruus
zu bestimmen. Für sich sagen sie aber
signifiziert, sie sagen auch nicht aus, was
"in eigentlichem Sinne" ist. Sie sagen freilich aus, was
seruus in
seruus
diesem präzi
sen Textzusammenhang ist, oder besser signifiziert. Es wäre angebrachter, hier über " eine" und nicht über "die" Bedeutung des Terminus zu reden.
5 6
7
DIll . 1 , 1 ,4: lure lIentium tria lIenem e...�e CJOeflerunt, IIhen et hls conlrarlu m serul et tertium lIeflus llberd. DIll . 1 ,5,3: summa Itoque de lure personarum dtul.� haec e.�t, quod omnes hom'/nes aut lilIen sunt aut serut. Rix 1994 : 54.
, 44
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Man nehme z.B. die Opposition zwischen scruus und libero Die Forschung ist wohl aufgrund hauptsächlich der Studie von BenvenLo;te darin übereinge kommen, sie als "die" klassische Opposition für das Verständnis von seruus anzusehen, so dass sie in dessen Wortdefinition aufgenommen wurde" . Diese Opposition kommt ja in der vor kurzem zitierten Definition des Ulpian und in der von Gaius vor, und sie ist tatsächlich eine fundamentale Seite der Seman tik von seruu,<;. Doch sie ist nicht - und dies muss hervorgehoben werden deren einzige Seite, sie erschöpft nicht die möglichen Eingrenzungen des Ter minus innerhalb der lateinischen Sprache. Zu den Gefahren, die sich in einem Versuch wie dem Benvenistes verbergen, seruus rein aus der Etymologie des Wortes restlos zu bestimmen, lohnt sich Dumont zu zitieren: Si nous avions une information plus satisfaisantc sm la valeur originelle du terme Sentll.'i , elle ris4uerait, par ailleurs, autant de nous abuser 4ue de nous cclairer sm I'esclavage romain: la fixitc de l'cti4uette mas4ue le plus souvent ' sm une longue periode l'a1teration du eontenu.
Die Achtung auf die Kontexte, in denen die Opposition von seruw. und liber häufiger ist, weist diese Opposition als eine statutarische aus. Sie wird aus dem Vorkommen des Terminus in Quellen eruiert, die vornehmlich juristisch sind oder sich auf präzise juristische Kontexte beziehen. Rix hat beobachtet, dass seruus und liber gewöhnlich gegenübergestellt werden, um den Wandel der Situation bei Freilassung auszudrücken, und nebeneinandergestellt werden, um die Gesamtheit der Menschen zu bezeichnen. '" Bei einem und anderem scheint das, was in der Opposition von seruus und tiber immer impliziert ist, das Problem der diuisio personarum zu sein. Es ist gerade in den Kontexten, in denen diese statutarische Unterscheidung unterstrichen werden muss, dass seruu..<; als Gegenbegriff zu liber gefasst werden kann. " Das juristisch Statuta rische des Terminus seruu,<;, das in seiner Opposition zu liber liegt, zeigt sich somit als eine besondere Seite der Semantik von seruus, doch es umfasst nicht das ganze Signifikationsvermögen des Terminus, selbst dann nicht, wenn in der Analyse sein Vorkommen in juristischen Quellen privilegiert wird.
8
9 10 11
"gI. z.B. die Definition absolute in LTL S.\". seru .... , i .1 39): qu t non eRe RUijurts Red alte,w domtllio suhjecw••, mallel" /u",, falll ulus, l'uer, cut Uher 01'1Jollltur. Die Definition gründet ganz auf dem juristischen Charakter des TermillWl Wld legt, an Benvelliste erinnernd, U"er als seinen Gegenhegriff fest. Dasselbe geschieht hei der oben zitierten Deiinition von Rix. Dumont 1987: 77S f. Rix 1 994: 54. Wie die bereit. zitierte Stelle bei G·.llWl d�. 1,5.3: el quIdem summa dIu-L'lio personarum haec es1, quod OIliIleS homtlles aut liberi llUlIl aut seru·/.
Einführung
1 45
Damit stimmen die Resultate überein, welche die Untersuchung von Mora bito erbracht hat. ' 2 Morabito hat bei seiner Analyse des Vorkommens von se ruus in den Texten der Digesta drei strukturelle Oppositionsverhältnisse für diesen Terminus identifiziert, und zwar:
seruus x dominu.'! seruus xfiliw� seruus x liber Das Verhältnis zwi.'1chen seruus und liber markiert nach Morabito immer eine statutari.'1che Opposition, die aber eine zweifache ist. " LAber kann anzeigen 1 . den Freigeborenen (ingenuu.'1), wie e r gew()hnlich i n der Forschung verstan den und auch in der oben genannten traditionellen Definition des Gaius aus gedrückt wird," und 2. den freigelassenen Sklaven. Es ist in diesem zweiten Sinne von liber, dass der Terminus seruus Mter in einen Oppositionsverhältnis zu ihm vorkommt. Morabito hat die gesamten Digesta ungeachtet der Zeit, in welcher die Texte verfasst wurden, zum Gegenstand einer statisti.'1chen Erhe bung gemacht. Dabei erwies sich die Opposition von seruus und liber LS.v. Sklaven und Freigelassenem als die klar vorwiegende. Die Opposition von seruu..'1 und liber kommt LS. v. Sklaven und l<'reigeborenem (ingenuu.'1) in 20% der l<'ä1le vor, LS.v. Sklaven und l<'reigelassenem in 80% der Stellen, an denen dieses Oppositionspaar anzutreffen i.'it." Morabito fand aber heraus, dass das Oppositionsverhältnis zwischen seruus und dominu.'! in den lJigesta viel Mter vorkommt als das Oppositionsverhält ni.'i zwi.'1chen seruu..'1 und libero Das erstere bietet mehr Belege, und das bei allen Texten unbeschadet der Zeit, in der sie verfasst worden sind." Dazu be merkt Morabito folgendes: Du point de vue des relations tenninologiques qu 'ils utilisent, les juristes se PTt!occupent donc davantage du rapport de domination / subordination e xistant entre le maitre et I'esclave, symbolisant une intervention titatique im 17 portante, que de I'opposition statuwre entre esclave et libre.
Aus diesen Resultaten geht nun klarer hervor, dass die Opposition von seruus und liber sicherlich eine besondere Seite der Semantik von seru'u.'1 manifes12 13 14 15 16 17
Morabito 1 911 1 : 1 4 2 ft. Morabito l9111 : 1 4 6 ft. vgl. �. 1 ,5,.1 . Morabito 1 911 1 : 1 4 6. Für die Zahlen vgl. Morabito 19111 : 1 5 O f. Morabito 1 911 1 : 1 50.
1 46
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
tiert, seine Signifikation aber selbst aufgrund seines Vorkommens in j uristi schen Quellen nicht restlos erschöpft. Juristischen Quellen bei der Analyse des Signifikates von
seruus den Vorzug geben, wie es Benveniste und andere nach
ihm taten, kann legitim sein und auch zweifellos zu wertvollen Resultaten führen. Das Problematische scheint aber darin zu liegen, dass diese Untersu chungen nicht immer die Auswahl der analysierten Quellen klar als eine Wahl unter anderen möglichen darstellen und somit die erzielten Resultate nicht auf die Art der Quelle bzw. auf den spezifischen Kontext der Stellen hin relativie ren, sondern als absolute Resultate ausgeben. Der Begriff seruus als ein juris tischer Terminus und al'l ein Gegenbegriff zu
liber
wird somit als eine außer
halb jeden Kontextes geltende Wortdefinition dargelegt, obwohl es sich dabei um spezifische semantische Werte des Terminus handelt, die durch die Art der in Betracht gezogenen Quellen und durch die in der Analyse privilegierten Vorkommen�"veisen des Terminus bedingt sind. Man muss sich hierbei immer die Bemerkung Dumonts vor Augen halten, dass die juristische Begriffsbe stimmung des Sklaven "est elle-meme dejä une representation de l'esclave,,'N. Die umfangreiche Semantik von
seruus
als einem gewöhnlichen Wort der
lateinischen Sprache kann nicht auf die Opposition zwischen seruu s und liber eingeengt werden. Das Verständnis dieser Semantik erfordert also, aufgrund anderer Texte und anderer Kontexte anderen möglichen Oppositionen des Terminus im System der lateinischen Sprache nachzugehen. Es ist mit dem Zweck, andere mögliche Oppositionen des Terminus seruus auszuwerten und sein Funktionieren in einer nicht j uristischen Quelle zu beobachten, dass hier das Vorkommen von seruus in einem fiktionalen Text wie die Metamorphosen al'l Untersuchungsgegenstand genommen wird.
B . Seruus i n d e n M etamorp hosen : Vo rsc h l a g
zu
einer
se m a n ti s c h e n A n a lyse Bevor das Vorkommen von
seruus
in konkreten Satzzusammenhängen zum
Gegenstand der Betrachtung gemacht wird, ist es hier dienlich, zunächst auf die Charakteristiken des Terminus zu achten, so wie er in den Sätzen vor kommt. Diese Charakteristiken beziehen sich auf die Häufigkeit seines Auftre tens und auf seine Morphologie. Obwohl hier aus Gründen der Disposition der Arbeit die Termini
IR
�ont I9R7: 3 1 .
seruulus und L'onseruu.o; in der semantischen
Analyse (un-
Seruus in den Meta marphasen: Vorschlag zu einer semantischen Analyse
ter
C)
1 47
nicht berücksichtigt werden, sollen sie hier dennoch der Gegenstand
einiger Bemerkungen allgemeiner Art sein. Ein adäquateres Verständnis der Semantik von
seruus
würde zwar erfor
dern, die Resultate seiner Analyse mit den Resultaten der Analyse anderer Termini zu vergleichen, die mit ihm funktional oder semantisch assoziiert sind. Es wäre z . B . wünschenswert, demselben analytischen Verfahren vor allem die morphologisch aus
conseruus
seruus
abgeleiteten Termini wie
seruulus
und
zu unterziehen, die ebenfalL.. im Text anzutreffen sind . Die voll
ständige Analyse aller relevanten Stellen, an denen diese Termini vorkommen, würde aber den Rahmen der vorliegenden Untersuchung sprengen. Dies ist auch ein Grund, warum in dieser Untersuchung der analytische Teil auf den Terminus seruus beschränkt bleibt.
1 . Hä ufigkeit Was nun die Häufigkeit des Terminus und
L'onseruus
seruus
und seiner Varianten
seruulus
(einschließlich der entsprechenden Formen des Femininum..
und des Plurals) im Text der nus und seine Varianten viermal im Plural),
14
39
Metamorphosen
angeht, so erscheint der Termi
Male, 17 Male der Terminus
seruus (darunter seruulus (darunter viermal im Plu L'onseruus (darunter dreimal im Plural und
Male der Terminus
ral) und achtmal der Terminus
zweimal im l''e mininum Singular) .
2 . Genus Seruus
u n d seine Varianten kommen i m Text des Apuleius praktisch nur i m
Maskulin vor. Das l''e m ininum ist lediglich durch zwei Stellen belegt, an denen
conserua steht. ,.
Die l''em inina
serua
und
seruula kommen nirgends
im Text
vor. Gleichwohl werden einige weibliche Individuen im 1'ext unter Pluralfor men von
seruus und conseruus subsumiert.
Im Haushalt 1 5 .M kommt
conse
rui (Vm, 1 , 2 ) für Landarbeiter vor, unter denen weibliche Individuen zu un terscheiden sind, nämlich die Frau des Gesrutmeisters (VI I , 15,3: uxor eius; mulier), die Mutter eines gewissen puer, welcher Esel trieb (VI I , 27,2: mater pueri) , und Frauen im allgemeinen (Vm, 15 ,3: mulieres; vm, 17, 5 mulier), die zusammen mit ihren kleinen K indern von Eseln getragen wurden, als sie in Begleitung ihrer Mitsklaven, der Landarbeiter, die "'lucht ergriffen.
19 20
met. VIII , 22.2 und VIII . 3 1 , 5 . Vgl. met. VIII , 1 Ir.
'0
, 48
Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
Somit werden nach diesen Bezeichnungen die weiblichen Individuen dieses Haushaltes entweder durch das bloße Genus (mulier, mulieres) - ein Termi nus, der in anderen Zusammenhängen des Textes nicht pejorativer Konnotati onen entbehrt" - oder höchstens durch ein Familienverhältni.. (mctier, uxor) angezeigt. Selbst das oben erwähnte Vorkommen von mulieres fällt schon durch seine Kollokation im Satz, unmittelbar nach infantulos folgend (infan tulos et mulieres), ebenfall.. unter das Zeichen der Mutterschaft." Ebenso wie die Frauen aus dem Haushalt 1 5 .M, die in die allgemeine Bezeichnung conse rui einbezogen werden, stehen auch die beiden einzigen Instanzen des Femi ninums crJ1lserua,·l in den Metamorphosen unter dem Zeichen eines Famili enverhältnisses (Gattin bzw. Mutter), in welchem das angezeigte Individuum mit einem anderen Individuum des HauspersonaIs steht.
3 . N u merus An den meisten Stellen kommen seruus und seine Varianten im Singular vor (vgl. oben unter 1 ) . Von den vier Stellen mit seruus im Plural stehen zwei in Kontexten, in denen von serui im Allgemeinen, d.h. als abstraktem Gegens tand einer Aussage gesprochen wird. An einer dritten Stelle werden durch den Plural genau zwei Individuen und ein viertes Mal eine unbestimmt große Gruppe von Individuen bezeichnet, die einem bestimmten Haushalt angehört. Die Bezeichnung einer unbestimmt großen Gruppe von Individuen ist auch die Funktion des Plurals von seruulus an vier Stellen und des Plurals von conse mus an drei Stellen. Diese Termini kommen nicht im Femininum Plural vor.
21
22
2.1
Da sie mit Ma�ie, Sex und Perversitäten aller Art verhunden sind, ,,�1. z.B. mel . 11, 2 1 : sa,l/ae mullere,,; 11, 22,4: quant"" latebra.. nequi.•.�/mae "'!.lIiere. pro I/billtne sua co",min/scun rur; III, 13,4: 1,e?;flda ",uliere; V, 19,5: jc,.,ü,erosae muflere.. ; VII , 1 5 ,.1: a!.lara equ/dem ne quL.slma m!.llier; IX, 5: "'!.lI/er callfda; IX, 22: L'uncta.. facillorosae mullere.. arte.. ; IX, 26: 1'1"0<.'<1.\' el temerao'la muller, X, 12: .•erui nequ�....tm' alque muUe�. nequio�. paI4acli.• ..edenb",. usw. Apuleius reproduziert hier nur die unter Grie
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
1 49
4. Kasus Meist steht seruus im Akkusativ, der siebenmal vorkommt. Danach kommen der Genitiv mit fünf Stellen, der Ablativ und der Nominativ zweimal jeder und der Dativ an einer Stelle. Oie syntaktischen Funktionen, die jeder Kasus übli cherweise in der lateinischen Sprache hat, geben schon am Terminus selbst ein Indiz für seinen semantischen " 'ert. Oiesem Indiz soll hier wenn nicht gründlich nachgegangen, so doch in den verschiedenen Kontexten, in denen der Terminus steht, Rechnung getragen werden. Das Vorkommen des Akkusa tivs seruum z.B. lässt schon u.a. vermuten, dass sich auf dieses Zeichen eine verbale Handlung richtet, von welcher das durch es angezeigte Individuum nicht das Subjekt ist. Selbst als Subjekt eines Infinitivsatzes wird seruum den Bestimmungen eines Hauptsatzes subordiniert. Durch die Untersuchung des umfassenderen Kontextes, in welchem seruum steht, ist dann auszumachen, inwiefern die syntaktische Bestimmung von seruum als Objekt einer Verbal handlung semantisch nicht einem Zug von Passivität oder wenigstens subordi nierter Aktivität entspricht. Oie Tatsache, dass seruus und seine Varianten im Text des Apuleius z.B. viel öfter im Aklmsativ als im Nominativ stehen, wäre in diesem Sinne signifikativ. Eine Studie zu Martial hat nämlich gezeigt, dass es sich bei diesem Autor so verhält." Doch die Haltbarkeit solcher Vermutungen für den Roman des Apuleius kann nur anhand der Analyse der Stellen in den spezifischen Kontexten enviesen werden, in denen diese Termini vorkommen.
C. S e m a nti k vo n seruus in d e n M etamorp hosen : Ste l l e n a n a lyse des Te rm i n u s E s wurde schon darauf hingewiesen, dass der Terminus seruw; i n diesem Ka pitel im Satzzusammenhang zu analysieren ist. Oie Analyse wird sich auf das Vorkommen von seruus im Text der Metamorphosen beschränken und die Termini seruulus und conseruus nicht in Betracht ziehen. Zunächst muss der Satz selektiert werden, in dem seruus steht. :'IIormalerweise beschränkt sich dieser Ausschnitt auf den Satz, in dem der Terminus vorkommt. Ausnahmen werden an der geeigneten Stelle vermerkt. Es soll dort auch über die kontextu ellen Satzverbindungen bzw. -gefüge jeden selektierten Satzes Auskunft gege ben werden, zu denen der zu untersuchende Satz gehört. Auch Daten zur nar24
(ner Martial z.B. hemerkt Garrid(}-IIory 1981 : 42: "Lorsque l'esc1ave aAit de son propre chef ou reagil ä une situation donne. cette attitude est ressentie come tellement anormale qu'en general elle fait I'ohjet il elle seule d'une epigramme".
1 50
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
rativen Situation und zum weiteren Kontext der Satzverbindung bzw. des Satz gefüges werden angegeben. Die eigentliche Analyse wird in der Betrachtung der terminologischen Umgebung von seruus im selektierten Satz sowie der semantischen bzw. syntaktischen Beziehungen bestehen, die der Terminus mit anderen Termini im Satz, Satzgefüge oder -verbindung eingeht. Diese Umge bung von seruus wird hier al.. eine Menge Zeichen gefasst, welche die Signifi kation von seruus in der Satzverbindung bzw. dem Satzgefüge umschreibt, selbst wenn diese Termini - oder besser Zeichen, um den Terminus von seiner Bindung an den Referenten zu lösen - sich nicht auf den Terminus seruus beziehen. Termini, die sich auf den Herrn oder auf Rechtsinstanzen beziehen, offenbaren auch insofern semantische Züge von seruus, als sie dieses Zeichen an einer bestimmten Stelle umgeben und somit sein Signifikat kontextuell eingrenzen. In diesem Sinne können sie auch al" Zeichen von seruus gelesen werden. So sind alle unten angeführten Kategorien als solche zu verstehen, die die Semantik von seruus mitbestimmen, auch die, welche in Gruppen wie z.H. "Verhältnis zur Herrenfigur" oder "Verhältni" zum Gesetz" erscheinen. Die hier zugrunde gelegte Textausgabe ist die von Helm. Wenn für die se mantische Analyse nötig, werden einige Textvarianten aus den Ausgaben von Robertson und von Martos in )t'ußnoten vermerkt.
1 . met. V I , 4 , 5 : seruus profugus tune etiam legibus, quae seruos alienos projugos inuitis domini... uetant susL'ipi, prohibeoT. cl Kontextuelles Der narrative Kontext dieser Stelle ist die Erzählung (jabula) von Psyche. Eine alte Dienerin der Räuber erzählt sie der entführten Charite. " Der Satz steht in direkter Rede und wird von der Göttin Juno an Psyche ge richtet. P�'Yche wird alsjugitiua von Venus gesucht'" und bittet um Aufnahme bei Juno, die sie ihr aber unter Berufung auf ihr Verwandtschaftsverhältnis zu Venus" und auf das Gesetz verweigert, welches die Aufnahme flüchtiger Skla25
26
27
Vgl. met. IV, 27,5-8, ,.gl. im Anhang HaUllh alt 7. M . Z ur merkwiirdigen Kennzeichnung der Psyche als F1iichtige vgl. z . B . Schlam 1992: 8 3 und Konstan 1 994: 137, der mit der Hypothese einer Vermengung zweier verschiedener Ge schichten in der Komposition der Erzählung arbeitet. Dazu noch Frangoulidis 1997: 1 63. Juno ist die Mutter Plutos, des Gatten der VenlL', die also die Sch"iegertochter der Juno i.ot (met. VI, 4 , 5 : Vene';'., num.. meae).
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
151
ven verbietet. Es ist bekannt, dass die lex Fabia u.a. Geldstrafen für die Auf nahme flüchtiger Sklaven vorsab" und dass das Problem der Sklavenflucht hauptsächlich in den Provinzen gravierend war, was zur Verschärfung der staatlichen wie privat- und strafrechtlichen GegenmaCmabmen führte.'" Apu leius spielt also mit einer aus römischen Rechtsbestimmungen bekannten Tatsache, indem er sie in einen mythologischen Rahmen fügt.
b) Zeichen von
seruus
Seruus wird im Satzgefüge adjektivisch durch zwei Zeichen charakterL'iiert, a) als einem Herrn gehörend (alienos) und b) als flüchtig (prqfugos'O), dessen Deliktdenotation das Verständnis von seruus in Bezug auf das Gesetz unter das Zeichen eines Deliktes stellt. Nach den lJigesta z.B. begeht der Sklave als Eigentum seines Herrn bei der Flucht Diebstahl an sich selbst. " Die Verben des Satzgefüges weisen auf drei Handlungsinstanzen, nach de nen seruu.." hier verstanden werden kann: 1. Aufnahme, Schutz (suseipi), 2 . Ungehorsam (inuitis) und 3. Verbot (uetant, prohiheoT). Die Handlungssub jekte grenzen ihrerseits das Netz der Verhältnisse ein, in denen seruu.." an dieser Stelle steht: 1. Verhältnis zu einer schützenden / göttlichen It'igur bei Aufnahme / Schutz (I ego ]), 2. Verhältnis zur Figur des Herrn (domini." ) beim Ungehorsam, 3. Verhältni'i zum Gesetz (legihus) beim Verbot. Dass die unter 1. in Frage kommende Schutzfigur göttlich ist, nämlich Juno, ,vie oben zu den Kontextdaten schon gesagt wurde, weiß man aus dem umfassenderen Kontext. Juno kommt im ganzen Satzgefüge elliptL'ich unter prohiheoT ( 1 . Pers. Sing. ) vor, da sie den ganzen Satz in direkter Rede ausspricht. Zu suseipi steht serur uos hier als Subjekt eines Akkusativs mit Infinitiv. Das Verb steht aber im Pas siv, was aus seruuos logisch das Objekt der aktiven Verbalhandlung von susci2R 29 30
31
Zimmennan et al. 2004: 393, \'/ll. z.B. DI,t!. 1 1 ,4, 1 , t:lpian Güll. trI"s. 14,3,5. V/ll. Bellen 1971: 1 1 R-1 22 zujiJ,!lttl... us und entsprechenden Rechtsfol/len im 2 . .!h. n. ehr. Helm wie die meisten HeraUS/leher fol/len F und schreihen l'e�/'ui.la.•. Ilier ist jedoch wohl Robertson zu fol/len, der mit 'P l'ro./'ui.lo.. lie.t . PerjiJ,!la kommt fast ausschlie1\lich in militäri .chen Kontexten vor und zei/lt den an, der ad IlOstes l'erjup;lal (\'/ll. Zimmennan el al . 2004: 394 mit Venveis auf Oudendorp [ 1 786)). PrajiJ,!lu.. ist a11/lemeiner Tenninus für den Flüch tigen, auch den tlüchti/len Sklaven. Nach Norden ( 1 9 1 2 : 61 Anm. 2) ist pro.fuP;us der rö misch-rechtliche tenn tn u.. lecllnlett.. für den flüchtigen Sklaven. Das passt zu dem I linweis auf das /lesetzliche Verbot, flüchtige Sklaven aufzunehmen. ThLL '.\'. �/'ui.la 1 4 1 2 , 74 f. diskutiert die..e Stelle des Apuleius und zieht e. ehenfalls vor, l'ro./'ui.lo.. zu lesen (\'/ll. auch ThLL s.\'. I'rojiJ,!lus 1 737,36 f.). vgl. Buckland 1908: 31 mit Verweis auf DI,t!. 47,2, 6 1 . Zur Deliktdenotation \'on ./Üllitluu.., das den Sklaven a1. "a/lent de fait juridique" hezeichnet, und sein Vorkommen in den DI ,4esla vgl. Morabito 1 9R 1 : 1 34.
, 52
Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
pere macht. Was den dritten Punkt, das Verhältnis zum Gesetz, angeht, so ist das in der Forschung bereits Bemerkte" einschlägig, dass in der Erzählung von Psyche nur in den Szenen, in denen olympische Gottheiten "on stage" sind, auf Gesetze Bezug genommen wird, dann aber oft. Das Verhältnis von seruu,o; als Flüchtigem (projugos) zur schützenden Figur (hier einer Gottheit) ist positiv markiert (suseipi), die Verhältnisse zur Her renfigur und zum Gesetz jedoch negativ markiert (inuitis , uetant, prohibeor). Schematisch lassen sich die semantischen Beziehungen von seruus in diesem Satzgefüge folgendermaßen darstellen: seruus prqfugus Verhältnis
Churukterisierung
zur Gottheit ([ ego I
flüchtig (Täter)
=
JUDO)
Aufnahme / Schutz
zum Herrn
zum Gesetz
(domin.i.<;)
(legibus)
Zugehörigkeit
Verbot (Delikt)
Ungehorsam
2.
met.
VII, 2,2:
seruus index
plane seruum eiu,o; ibidem in hw;p'itio repertum seelerum crmsiUorum que erilium futurum indieem, per magistratus in publicam eustodiam reeep tum et altera die tormentis uexatum pluribus ac paene ad ultimam mortem excarnifieaturn, nil quicquam rerum tatium esse conjes:.'Um, missos tarnen in patriam Luei illius multos numero, qui reum poenas daturum seelen.o; inqufrerent. 0) Kontextuelles Dieses Satzgefüge ist Teil der Berichterstattung eines Räubers'·l an seine Kum pane. Er war in Hypata zurückgeblieben, um die allgemeine Lage nach dem Raubüberfall zu beobachten, den er mit seinen Kumpanen auf das Haus des Milo verübt hatte. Seinem Bericht zufolge war in Hypata der Verdacht auf Lu eius gefallen, da er just in der Nacht des Überfalls verschwunden war. Aufgrund 32
33
Zimmemlan et al. 2004: 394 , \'gl. dazu u.a. ",et. V, 29,5-{;; VI, 7 ,3-5; VI, 9 , 5 -{; . Den parodi", tischen Zug hätten die Meta"'orplw..en mit der menippeischen und römischen Satire ge meint in denen solcherart Szenen in Fülle vorkommen. vgl. met. VII , 1 , 1 : quidam de numero latronum.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
1 53
eines gesetzlich erlassenen Befehls wurde der Sklave des Lucius festgenom men und "fast bL'I zum Tod" gefoltert, um Anhaltspunkte über den Verbleib seines Herrn zu liefern. Der Leser aber weiß, dass Lucius, welcher Gast bei M ilo war, deswegen verschwunden war, weil er in der Nacht des Überfalls in einen Esel verwandelt und von den Räubern als Raubgut zusammen mit ande ren Reittieren entführt worden war.
b) Zeichen
von seruus
Im ersten Teil des Satzgefüges steht seruus in Verhältnis zu einer Herrenfigur. Dieses Verhältni" wird zweifach markiert, durch das Personalpronomen im Genitiv eius, welches seruus als dem Herrn Gehörendes anzeigt, und durch das Substantiv erilium, welches den Herrn bezeichnet. Der Terminus erus bezieht sich eher als dominus auf das Verhältnis des Herrn spezifL'Ich zum Sklaven und nicht allgemein auf die ihm gehörenden Gütern, wie es tenden ziell durch dominus geschieht. Er weist also auf eine größere Nähe bzw. Kom plizenschaft zwischen beiden hin" . Wenn die Sklaven z.B. in der Komödie von "ihrem" Herrn reden, gebrauchen sie erus dazu" , weshalb auch dieser Termi nus wie oben normalerweise ohne Possessivpronomen gebraucht wird'·. Dass der kriminelle Herr durch erus und nicht durch (das angesehenere) dominus angezeigt wird, erweist die rhetorische Strategie des Erzählers, den Herrn seinem seruus anzunähern und ihn somit gleichsam zu erniedrigen. Im Verhältnis zu dem Herrn wird seruw; also in den Sphären der a) Zuge hörigkeit zum Herrn (eius) und b) Nähe zum Herrn (erilium) signalisiert. Die Motivierung der Nähe / Komplizenschaft zwischen dem seruus und seinem eru,� wird durch die auf den Genitiv erilium sich beziehenden Termini scele rum und consil'iorum angezeigt. Kriminalität bzw. Übertretung - wohlgemerkt von Seiten des Herrn (scele rum consiliorumque erilium) - stellen serum; auch im zweiten Teil des Satz gefüges in eine andere Verhältni'lsphäre, nämlich das Verhältnis zum Gesetz. Dabei wird er vor die legale Behörde (magistratus) als potenzieller Zeuge
34
35 36
Zur semantischen Enl\\�cklung von eru.. in der lateinischen Sprache im Gegensatz zu drnnl IIU.. vgl. Capogrossi Colognesi 1979. Plautus und in geringerem Umfang auch Terenz gebrauchen eher eru.. zur Bezeichnung des Herrn (Id.: 1 7 1 i.), und eru.. markiert in der Komödie die persönliche Beziehung hzw. die Nähe des Sklaven zum Herrn (kI. : 17.1 und 175). Der harte semantische Kern von eru.. sei "I'imagine dei padrone ,�ta nella prospettiva del suo sottoposto, di colui che serve" (ld.: 1 73). Capogrossi Colognesi 1 979: 1 7 5 . Capogrossi Colognesi 1 9 7 9 : I RR .
, 54
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
( indicem , [ nil . . . J conjesl>"Um) der Verbrechen seines Herrn" zitiert (reper tum), nach welchem schon als Angeklagter (reum) gefahndet wird. Index zeigt hier den Sklaven als jemanden an, welcher das Verbrechen und die Pläne (scelerum consiU.Drumque) seines Herrn verraten kann. �ach Schumacher zeigt diese Ableitung von der Verbalform indicare "den Denunzianten aus unteren sozialen Schichten, vornehmlich den Unfreien"" an, aber in dieser Bedeutung zuweilen in demoralisierender Akzentuierung auch Mitglieder der Oberschicht. Summers bemerkt in seinem Kommentar zu dieser Stelle der Metamorphosen, dass es einem Sklaven in der Regel verwehrt war, gegen seinen Herrn vor Gericht auszusagen." Nur in bestimmten Ausnahmefällen wurden die Anzeigen und Aussagen von Unfreien in dominos akzeptiert. Doch indem Lucius seinen Sklaven im Hause seines Gastgebers Milo (was im obigen Satzgefüge durch das Syntagma in hOI>-pitio angezeigt wird) verlassen hatte (oder wegen seiner Venvandlung in einen Esel gezwungen war, ihn zu verlas sen), hätte er seine Besitzrechte an den Sklaven eingebüsst. In einem solchen Fall hätte der Magistrat den Verkauf des Sklaven anordnen können, damit er unter Folter' " - als Zeuge gegen seinen dann Ex-Herrn Lucius aussagen könn te. Ein Hinweis auf einen solchen Verkauf fehlt aber im Text. Die Folge von passiven Partizipien im Satzgefüge (repertum, receptum, ue xatum, excarnificatum) stellt Zeichen vor, welche zugleich - weil ja ein Parti zip verbaler und adjel
39 40
vgl. dazu I1ijmans et al. 198 1 : 89. Schumacher 1 982: 9, zum folgenden vgl. 20 f. Zu der rechtlichen Nutzung des seruu.' als irldex zum Wohle und zum Schutz der Allgemeinheit (re.. publlca) gegen seinen eigenen dom!Ilu.. und den dazu geschaffenen rechtlichen Voraussetzungen ist hier auf die detaillier te Studie von Schumacher 1982 speziell hinzuweisen. Swnmers 1967: 245-248. Zur Aussage von Skla"en unter Folter vgl. Schunlacher 1982: 1 1 3 f. Ein Sklave konnte in Prinzip weder verhört noch gefoltert werden, um gegen seinen nerrn auszusagen. Es gal, a ber vornehmlich im Xamen der uulua.. publlca Ausnahmen. Schumacher weist auf Cassius Dio 55,5,4 über die Gesetzinitiative von Augustus hin, um den Zugriff auf dieses Beweismit tel zu ermöglichen: _Um das Verhot der Folterung von Sklaven gegen ihren nerrn zu umge hen, sei beschlossen worden, da!\, wenn immer es nötig sei, auf dieses Beweismittel zurück zugreifen, der Sklave entweder an den Staat oder ihn selbst verkauft werden solle. Somit stehe er nicht länger in der pnte•• tas des Angeklagten und könne dem peinlichen Verhör un terworfen werden" (Schumacher 1 982: 1 1 3 ) . Zur Folterung von Sklaven durch staatliche Organe nach den DI,tIesta vgl. Moral'ito 1981 : 2.14 ff.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
1 55
Anzeige zu." Sklaven und andere Mitglieder der Unterschichten - eben dieje nigen, die proprie als indices bezeichnet wurden - hatten weder die Mittel noch das Recht, eine Klage zu führen. Die Metamorphosen bringen ein weite res Beispiel eines seruus als Anzeiger in einem Strafprozess, und dort wird der seruus ebenfalls durch Zeichen der Passivität bzw. Unterwerfung markiert (vgl. unten Satz 9). Was nun die Modalität der partizipial angezeigten Hand lungen betrifft, so werden sie jeweils durch Syntagmen adverbialer Funktion (in pub/icam ('"U,.<;todillm, tormenns pluribus, paene ad ultimam mortem) spezifiziert. Aus der Zusammenfügung all dieser Zeichen lässt sich der seruu.<; in der gerichtlichen Sphäre zeichnen: Als Zeuge (indicem, confessum) ist der seruus Gegenstand / Opfer der Haft (in pub/icam eustodiam, repertum, receptum), der Folter (tormentis p/uribus, uexatum, ) und des Todes ([ pae ne J ad ultimam monem, excarnificatum).
seruus index Verhältnis zum Herrn (erllium)
Verhältnis zum Gesetz (mugi.'!truru,'!)
Zugehürigkeit Nähe (Mit....isserschaft) Verbrechen/ Übertretung (des
Zeuge Haft Folter
Herrn
3 . met.
VIII,
Tod
5 3 : seruus humilis
Qui stupore conjusi uel etillm cassllformidine similes humilitati seruo rum istorum ud in modum pauoris feminei deiecti tam opimam praedam mediis manibu,<; amittimu,..P 0) Kontextuelles Narrativer Kontext dieses Satzgefüges ist die Erzählung eines der Hausdiener Charites (met. vm, 1: unus exfamulis Charites) über das Unglück, welches das Herrenhaus befallen und zum Tod von Tlepolemus, dem Gatten der Chari te, und zum Freitod der letzteren geführt hatte. Die Geschichte wird einer Gruppe Landsklaven der Familie erzählt (met. V11 1 , 1 : -inter conseruorum jrequentiam [ . . . J Equisones, opiliones, etiam busequae). Das obige Satzge füge gehört zu einer direkten Rede des Trasyllus, eines jungen Mannes vor-
41
Schumacher 1 982: 2 1 .
, 56
Semantische Aspekte d e r Sklavereitermini
nehmer Herkunft, doch böswilligen Charakters", an Tlepolemus. TrasylllL� möchte nämlich Charite heiraten und stellt Tlepolemus eine tödliche Falle. Hei einer Jagd begegnen beide einem großen Wildschwein. Die sie begleitenden Sklaven (darunter auch der famulus, welcher die Geschichte erzählt) fliehen entsetzt, und Trasyllus, mit der Absicht, Tlepolemus in den Tod zu hetzen, fordert ihn auf, sich nicht wie Sklaven und Weiber von der Furcht lähmen zu lassen und ZlL�ammen mit ihm das Wild anzugreifen, um es zu erlegen. b) Zeichen
von seruus
Das Zeichen, das in diesem Satzgefüge unmittelbar mit seruus verbunden L�t, ist das der Niedrigkeit (humilitati). Es wird durch den Genitiv Plural seru.o rum qualifiziert. Das Zeichen humilitati seruorum kann hier vordergründig als auf die Niedrigkeit (namentlich des Standes' "') bezogen verstanden werden, die für ein demütiges \Vesen wie den seruus typisch ist In diesem Satzgefüge wird diese servile Niedrigkeit in Lähmung / Unentschlossenheit (srupore, conjusi) und Furcht (ca..-;sa formidine) praktisch ausgedrückt. Heide Verhal tenszeichen von seruus erlauben es, in dem Satzgefüge selbst eine Parallele zu den Frauen (femineis) zu ziehen, die ebenfalls durch dieselben Zeichen der Niedrigkeit wie der seruu..", durch Lähmung (deiecti) und Entsetzen (pauori..-;) markiert sind. Es wäre für die F'orschung wohl interessant, die semantL�chen Folgen dieser Assoziation auch für femina zu verfolgen, denn logisch lassen sich in diesem Satzgefüge Servilität bzw. Mangel an Herrschaftlichkeit auch als Zeichen von Frau konstatieren. Hier wird nur der Fall von seruus behandelt. Die Assoziation seruu.." feminll verweist hier in absentia auf eine seruu.." definierende Grundopposition. Als der femina ähnlich ist seruus dem uir unähnlich. Diese Opposition seruus / [ uir I ergibt sich insofern, als seruu..-; wie femina die Mannestugenden abgehen" , ein semantischer Aspekt, der auch zu humilitas gehört. " Negativ genommen führen also die seruus / femina be stimmenden Zeichen durch Opposition auf Zeichen der Virilität: =
42 4 .1 44
45
vgl. met . VIII , 2 , l . vgl. ThU s.\'. humlltta.d 1 1 5 , 4 5 (I. q . c,mdlcio (SIam.) hu",lIIs) und 3 1 1 5.80 fl. M. U"eque sagt in einer Diskussionsrunde (Capogrossi Colognesi 1979: 1 95), dass Ciceros Texte ulr als "s}'Jtlbole des ,'aleurs positives" bringen und das Wort auf Sklaven und Freige lassene nur in dem Fall anwenden, in dem sie zu den I"ml ulrl gezählt werden. Vgl. die Un terscheidung von Jemlnlnu.. und .na..cullnu.. anlmu•• im anon}'Jtlen Traktat (4. Jh. n. Chr.) De Ph)'sl()�nomla LIIJer (§4): timidus und saliers t..c der feml.,.I•• u.. anlmu... der ma..cull tIl�. anlmu.. �"Ile" ueheme11.•, ad ImpetumJaclll•• ( . . . ) , tdlU.'e,ull l'er utrtutem studfo....... vgl. TltU S.\'. humtlUa.• .1 1 1 7. 70: de de/ecru ulrlum.lere l. q. l1iftrllltta.., ImbecillUas. Zum dazugehörenden Aspekt der Untätigkeit oder Unentschlossenheit vgl. 11>111. 3 1 18. 8 fl. (I. q.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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Furcht ( Feigheit) :f. Furchdosigkeit (Tapferkeit) Lähmung :f. Lähmungslosigkeit (Handlungsfähigkeit) Die Unmännlichkeit (femineis) lässt sich also in diesem Satzgefüge als ein Zeichen von seruus lesen. Eben weil Entsetzen und Mangel an Tatkraft der Sklaven oder der Frauen Zeichen sind, die sich den Männlichkeitszeichen entgegensetzen, hat die Aufforderung des Trasyllus (des Sprechers) an Tlepo lemus (den Aussageempfänger) im Satzgefüge einen provokativen Wert. Denn seruus wie feminn werden beiden jungen Männern aL'i Gegenmodelle vorge stellt, beide sollen nicht Sklaven und Frauen ähnlich (similes) und also nicht wie Sklaven und Frauen furchtsam und handlungsunfähig sein und dadurch zulassen, dass ihnen das Wild entgleitet (tam opimam praedam amittimus). Über den engeren Kontext dieses Satzgefüges hinaus weiß man, dass die in der Szene auftretenden Sklaven zur familia der Charite und des TlepolemLL'i gehören. Der in Frage kommende uir ist also auch ein dominus, weshalb sich die Zeichen von uir hier auch unter dominu.'> einordnen ließen. Doch hier will nicht über das Material hinausgegangen werden, welches das vorliegende Satz. gefüge an die Hand gibt. Es gibt in ihm keinen Terminus, der positiv auf das Vorkommen eines Herrn hindeutet, weder durch Bezeichnung (dominus, erus) noch durch den Gebrauch des Genitivus possessivus oder von Posses sivpronomina. Doch dass die in Frage kommenden serui von dem Sprecher "distanziert" oder zu ihm in Opposition gebracht werden, lässt sich sprachlich durch das Vorkommen des Demonstrativpnmomens istorum in dem im Satz selber stehenden Ausdruck humilitati seruorum istorum (d.h. die humilitas solcher Sklaven) verifizieren. Man bemerke hier nicht nur den Distanzierungs effekt, den das Demonstrativpronomen zweiter Person zwL'ichen dem gemein ten Objekt und dem Sprecher einführt, sondern auch den oft pejorativen Wert, den dieses Pronomen im klassL'Ichen Latein dem Gegenstand verleiht, auf den es sich bezieht. ' · Zur allgemein abwertenden Funktion von iste bei Apuleius hat Callebat bemerkt, dass in den Metamorphosen der Gebrauch von iste dem von hic gerade in Dialogzusammenhängen vorgezogen wird, denn in ihnen erlaubt iste u.a. "evoquer un geste en attirant I'attention de I'interlocuteur"" ,
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c<»�fwdo. 1lerlurbalio), wo eben die vorliellende Stelle der Meta",or"l",s"" als Beispiel an lleiührt ,,�rd. Dazu Vlll. z.B. Lindsay l R94: 1.16. Callebat 1 99R: 1.1.1. Callebat weist weiter darauf hin, dass der pri\ilellierte Gebrauch von isle als deiktische Einheit in direkter Rede mit der Funktion. die Aufmerksamkeit wie in den MetamorJlllOsetl auf eine Person oder einen Gellenstand zu lenken. ein typischer Zull des spädateinischen Deixissystems ist. was aus den lateinischen C'hersetzunllen der Bibel zu be lellen ist (Vlll. Callebat 1 99R: l OR i.).
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
was auch der l<'aJI an dieser Stelle ist. Das istorum distanziert von dem Satzsuh jekt I m)s ) (d.h. den im Verb amittimus elidierten Trasyllus und Tlepolemus) nur die Sklaven, genauer deren humilitas. Und fallen die Zeichen von seruus hier unter die humilitas, so könnten die seruus entgegengesetzten Zeichen negativ unter einen eventuellen Gegenbegriff wie z.8. I nobilitas ) fallen." l<'olgendes Schema kann die hier erzielten Resultate zusammenfassen.
seruus humilis Verhältnis zum Herrn (durch Opposition) [ nos I Kennzeiohnung des seruus Kennzeichnung des Herrn Männlichkeit Unmännlichkeit (:� nicht-seruus = [ uir)) (seruus = femina) Niedrigkeit (humilitas)
'# Fehlende Niedrigkeit [ nobilitas I
Furcht
'# Furohdosigkeit [ Tapferkeit I
Untäti
4. met.
eit VI I I , 2 2 , 2 :
seruus uillicus
Seruus quidam, ,,'ui (.'Uncta<m> familiae tutelam dominus permiserat suu.'I quique possessionem maximum illam, in quam deuerteramus, uillicabat, habens ex eodem famulitio (.·onseruam (.·oniugam, lwerae (.'Uiu.'Idam extra riae mulierisflagrabat (.'Upidine. cl Kontextuelles Die Episode, an dessen Anfang dieses Satzgefüge steht, wird von Lucius, dem Ich-Erzähler des Romanes erzählt. Die Aussage ist an die Leser des Werkes gerichtet. Die Episode handelt von einem Unglück in einem bestimmten länd lichen Ort, an dem die flüchtigen Sklaven aus dem Landgut der Charite, die den Esel Lucius mit sich führen, zum Ausruhen Halt machen.'" Der dortige uiUicu.'I (seruu.'I I . . . ) quid uilliL'abat) begeht "Ehebruch" mit einer Freien aus einem anderen Haus (liberae extrariae mulieris). Seine Lebensgefährtin, eine Sklavin «(.'(mseruam coniugam), mit der er ein Kind hat, legt aus Eifer48 49
Zu humflitalO sowie fgnobIIUß.. als Gegenhegriff zu rtohflualO "gl. TbLL 8.V. humllUas 3 1 1 5,80 ff. met. \111. 22, 1 : celerlme derlfque /tmJlO Itlrtere cotifecto ,la,f/um quertdam accedlmus fhf que totam perqufe..clmu.. rtoctem. 'Irtfhf coq'lUm faclrtu.. op,>ldo memorahfle 'I/lfTare cu ,>10.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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sucht Feuer an die Rechnungsbücher des Gatten und an die gelagerten Le bensmittel, und stürzt sich anschließend mit ihrem Kinde in einen Brunnen in den Tod. Als Folge davon bestraft der Herr seinen Sklaven willkürlich mit ei nem schrecklichen Tod.
b) Zeichen von
seruus
Dieses Vorkommen von seruus ist eigenartig. Nur zweimal kommt der Termi nus in den Metamorphosen im Nominativ vor. An einer anderen Stelle steht er in einem passiven Satz,'" doch hier werden Verben im Aktiv (uillicabat, flagmbat, habens) mit seruu.o; verbunden. Es ist also die einzige Stelle im ganzen Roman des Apuleius, an welcher seruu.o; grammatikali'lch eigentlich als Subjekt der Handlung vorkommt. Es ist aL'IO angebracht, die Analyse hier mit der genaueren Betrachtung von seruus als Agens zu beginnen. Die Qualität der Handlung des seru'u,o; wird natürlich durch die Verben kundgetan. Der Nominativ seruu,o; verbindet sich als Subjekt zunächst mit dem Verb flagmbat (cupidilU!). Demselben seruus kommt ein adjektivischer Par tizipialsatz (habens) zu, und über das Relativpronomen quique (ebenfall'l im Nominativ) ist seruus auch noch Subjekt von uillicabat. Semantisch steht demnach das Zeichen seruu.o; aktiv als Handlungssubjekt im gesamten Roman des Apuleius unter den drei Kategorien Begierde (flagmbat), Besitz (habens) und Arbeit (uillicabat). Die Ausführung jeder dieser Handlungen geschieht in den jeweils spezifischen Sphären des Verhältnisses von seruus zu anderen Individuen. Bei der Ausführung der Arbeit befindet sich seruus in der Sphäre des Verhältnisses zum Herrn (dominus), als habens in der Sphäre des Ver hältni'lses zu einer Mitsklavin (conseru.am) und bei der Befriedigung der Se xualbegierde in einem Verhältnis zu einer freien Frau (liberae mulieris). Die Handlung aus Sexualbegierde (flagmbat cupidine) ist die einzige, wei che im Satzgefüge direkt mit dem Nominativ seruus verknüpft ist, die beiden anderen werden durch Relativpronomina vermittelt. Es ist bedeutsam, dass just sie eine Delikthandlung L'It. Unter den drei oben genannten Handlungen L"t sie die einzige, für welche der seruus ganz verantwortlich L"t. Sie ist die einzi ge, welche seruus außerhalb der Machtsphäre seines Herrn vollbringt, denn sie geht auf ein außerhalb der Macht seines Herrn stehendes Wesen, d.h. auf eine "freie Frau aus einem anderen Haus" (liberae cuiusdam extrariaeque mulierLo;). Schon uillicabat und habens stellen Handlungen vor, welche sich syntaktisch auf Gegenstände im Herrenbereich beziehen ( possessionem bzw. SO
vgl. met. X, 1 J : seruu.. uero pattbu1o suJfI.tlltur. Zu dieser Stelle "gI. weiter unten Satz 1J.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
conserua m coniugam). Anders aLo; flagmbat weisen beide Verben insofern auf moralisch neutrale Handlungen bzw. Zustände hin, als sie nicht Ursache eines Deliktes sind. Alo; deliktfreies Subjekt (uillk'Ubat, habens) steht ! han delt also seruus innerhalb des Herrenmachtbereiches (posses....-itmem ntaX! imam, conseruam <-ymiugam ex eodemjamulitio). Sobald er außerhalb des selben zu handeln wagt (<-'Uiusdam extmriaeque mulieris), begeht er sofort ein Delikt (flagmbat), d.h. eine außerhalb der Legalität liegende Handlung. Der Kontrast zwischen der Legalität der innerhalb des Herrenrnachtberei ches vollbrachten Handlungen des seruus und der lllegalität der außerhalb davon vollbrachten Handlung wird im Satzgefüge insbesondere durch die Ter mini angezeigt, welche die beiden .'rauen kennzeichnen, zu denen sich seruus in jeder dieser Sphären verhält, und zwar 1. ft'Ub domino mit der Sklavin (con serua), die seine "Gattin" (<-ymiugam) ist, dem Machtbereich desselben Herrn angehört wie seruus (ex eodem jamulitio) und aLo;o der Gegenstand einer nicht ein Delikt darstellenden Handlung bzw. deliktfreien Verfassung des se ruu.'! ist (habens), und 2 . extra domino mit der }<'reien (libeme), seiner Lieb haberin (mulier), die einem anderen Machtbereich (<-'Uiu.'! dam), einem frem den Haus (extmriae) "angehört"" und aLo;o der Gegenstand einer Delikthand lung des seruu.'! (jlagmbat) ist. Dass die gesetzlich vollgültige Ehe (matrimrmium iustum) Sklaven nicht erlaubt war, hält den Erzähler nicht davon ab, in diesem Satzgefüge <-ymiuga und Sklavin ( <-y11!serua) unmittelbar zu verknüpfen, denn im unmittelbar darauf folgenden Satz werden der seruu.'! und seine Gefährtin uxor und mari tu.'! genannt. 52 Trotz der terminologischen Ungenauigkeit in juristischer Hin sicht war die Anwendung der Titel maritus und uxor bzw. crmiunx auf Skla ven aus demo;elben Haus, die ein Ehepaar bildeten, nicht ungewi>hnlich." Die se Termini insbesondere coniunx, kamen in Grabinschriften für Sklaven häu fig vor. 54 Morabito verweist auf den Gebrauch von uxor zur Bezeichnung einer Sklavin in den D�esta sowie in Inschriften" und bemerkt dazu, dass dieser 51 52 53
54
55
Zu extrartu.� hier im Sinne von "strange", "not helonging to the family" , "gI. I Iijmans et al. 1985: 1 88. met. VIII, 22,3: qua dalare pae/jcatu.� uxor elu.� j,�.trtcta ""1IC(a.� marttt ratiofIes. "Die Ehe des Sklaven, das contullemlum, wird zwar von der Sitte, nicht aber vom Recht heachtet" (Ka..er 1 97 1 : 284, vgl. auch 3 1 5). vgl. I Iijmans er al. 1985: 188 mit Venveis auf Tert. Ux. 2,8, 1 ; Cato de a,f/r. 143 und Paulussent. 3,6,38. Vgl. Schumacher 2001 : 243 f. Trotz des mantus bei Ovid Trt..t. 2.457 zur Bezeichnung eines Beischläfers bemerkt Maltby 2002 : 44 Anm. 28 dazu: ,Marttu.. can he used loosely of the male partner in any type of liaison" . Belege von marttu.. als Sklavenbezeichnung in In schriften bei Morahito 198 1 : 132 Anm. 33. Vgl. Morabito 1981 : 194 Anm. 33 und 34 für Belege.
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Gebrauch des Terminus mit einer gewissen Anerkennung von Sklaveniamili enbanden übereinstimmt und dass trotz der juristischen Nichtanerkennung serviler Ehen die Juristen die Gültigkeit dieser sich auf das Matrimonium be ziehenden Termini zur Bezeichnung solcher Ehen zulassen. Dieselben Termini begegnen auch in den
Metamorphosen,
um die Banden
der Ehe zwischen zwei Sklaven aus demselben Haus zu unterstreichen. Die
seruUo'; cocus kommt ihm in einer schwierigen Lage zu Hilfe: nec tamen latuit fidam l.IXorem efus casus extremus maritusS6• Es ist be merkenswert, dass sowohl in der Episode des uWicus wie in der des cocus das
Gefährtin eines
Sklavenehepaar ein kleines Kind hat, welches immer durch Koseworte (Sub stantive
im
Diminutiv) und durch Zugehörigkeit bzw. Filiation markierende
Termini (z.B. Possessivpronomen, Ausdruck im Ablativus originis) genannt wird, was in beiden Fällen die Stimmung einer Nuklearfamilie zu kreieren " hilft. Der Sprachgebrauch, welcher an der hier analysierten Stelle zu beo bachten ist, stellt also keine Unstimmigkeit, sondern eine bewusst rhetorLo;che Strategie des Erzählers dar. Sie hat eben die Funktion, das Verhältnis sub
mino
d(�
beider Sklaven unter eine "Legalität" zu stellen, welche durch Kontrast
die " Illegalität" des ehebrecherLo;chen Verhältnisses des seruus mit einer frei " en Frau aus einem fremden Haus hervorkehrt. Bezeichnenderweise wird sie nur
mulier'"
genannt, ein Terminus, der wie oben schon gesagt bei Apuleius
und dazu auch noch bei anderen Autoren pejorative Konnotationen mit sich " führt: Zur besseren Beurteilung der rhetorLo;chen Kraft dieser Strategie ist es wohl hier angebracht, über das Satzgefüge hinauszugehen und die gesamte Episode, deren Teil es Lo;t, in die Betrachtung kurz einzubeziehen. Die Charakterisierung
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59 60
met. \'111 , 3 1 ,3. vgl. z.B. ,net. VIII , 22,4: h!fltn tu lum [ . . . ] de eodem marllo; paruulum; \'111 , .1 1 ,2: ftlio paruulo "uo. D.h. die mit einem anderen Herrn als dem des seru.... verheiratet ist. Wegen der sozialen Stellung und des Ehestandes der Frau wäre das Delikt des Sklaven juristisch vermudich a dulter/um oder stuprum, wie es in der lex Iutla de adulter/Is coercendt.. vorgesehen war (dazu vgl. Summers 1967: 2 7 6 f. mit Verweis aufGaius I, 84). Zum Kontrast Z\\�schen co,••eruuam coniu,l/am und Ilberae m utler/s vgl. I1ijmans el al. 1985: 1 88. ad /oe. LTL bestimmt den Terminus neutral (vgl. s.\'. muller I. Pro"rle: sl,ltn(HcaI unlversimfeml "am omnL. aetalL. el condttlonL.), doch ein Blick in das Stichwort muller bei LRC Bd. 3: 205-208 genügt, um des tendenziell pejor...tiven Wertes des Terminus gewahr zu werden. Bei Cicero wird ...uller oft negati\· qualifiziert (z.B. lIejarla: Cluen/. 185; ü"I,erlla : Caeeln. 1 3 ; crudells alque impol'!u"a mulier: Clue'll. 1 77) oder mit Delikten (u.a. Cael. 60, Cluell/. 176, AI//o 82, Cael. 33), Sexualbegierde (u.a. Cael. 49; Scaur. c.4 §5) usw. assoziiert.
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der Lebensgemeinschaft beider Sklaven als einer Ehe gibt der ganzen Episode eine dramatische Note und dient einer zweifachen Rechtfertigung. Zuerst macht sie die immense dolor der Sklavin (c(miu,ga bzw. uxor) verständlich, als sie sich von ihrem Partner (maritus) betrogen sieht, denn um leidenswücdig zu sein scheint es nicht zu genügen, dass sie nur eine Sklavin contubernalis ist. Ausgang ist ihr Selbstmord, wobei sie auch ihr Kind mit in den Tod zieht und auch andere, dem Herrn einen "Schaden" zufügende Handlungen verübt. Zweitens macht diese Strategie auch den Zorn des Herrn und die grausame Todesart verständlich, welche er den Sklaven erleiden lässt. Der semus wird nämlich mit Honig bestrichen und nackt an einen Jo'eigenbaum voller Ameisen gebunden, die ihn langsam bis auf die Knochen entfleischen. Das klar Rhetori sche an der Ungeheuerlichkeit dieser raffinierten Bestrafung wurde auch in der Jo'orschung schon beleuchtet :' Es ist auch bezeichnend, dass der semus am Ende der Episode durch die abwertende Diminutivform semulus bezeich net wird :' Maßlose Strafen \vie diese dürften nicht al.. gerecht angesehen worden sein, nimmt man die Existenz von Gesetzen in Betracht, welche den Herrn Zurück haltung in der Zufügung willkürlicher Grausamkeiten an Sklaven auferlegten. 6.' Die durch Hadrian reformierten Gesetze verboten nämlich den Herren die Tötung ihrer Sklaven und sahen die Verbannung alo; Strafe für den vor, welcher seine Sklaven grausam behandelte." Die oben erwähnte narrative Strategie des Erzählers der Episode charakterisiert aber den Ehebruch, den der semus begangen hat, alo; eine so extreme Untreue (gegenüber seiner Mitsklavin coni uga und demnach seinem dominus), dass die Strafe, die der Herr dem semus auferlegt, sich dem Leser tendenziell eher al'l eine gerechte, "die kriminelle
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62 63 64
Norden 1 9 1 2 : 75. Unbeschadet de.o;.o;en meint Norden aufgrund zahlreicher anderer überlie ferter Beispiele der Art, " da1\ Apuleius hier ein wirkliches Geschehnis im Sinne gehabt ha ben mag" (S.76). DieseIhe schauderhafte Tode...trale wird seltsamen\'eise Jahrhunderte später im Roman von Andre Schwartz La Mulätres..e Solttude (1972) durch Koloni..ten der Antillen an ihren schwarzen Sklaven vollzogen (vgl. Martin & Gaillard 1 990: 82). und auch in IIenri Charriere.. Roman Pal'fllon (1 970) wird ein brutaler Wächter einer Strafkolonie in Französisch-Guayana gefesselt, an verschiedenen Körperstellen verwundet und sodann tleischfressenden Ameisen vorgeworfen ("gI. Santini 1 986: 1 .10). met. \111. 22,5. Zu die..em Diminutiv bei Apuleius als Synonym für "viI e.oclave" vgl. Ca1lebat 1968: 508. Dazu vgl. Va1lette ad lnc. (met. R & VBd. ffi: 52 Anm. 1). vgl. Pringsheim 1 934: 143. Dazu bemerkt Summers 1 967: 2 7 7 : "As for the horrible pu ni.obment of the slave. it is merely evidence of the degree of control and discretion vested in Roman masters". Zum Problem des durch den eigenen IIerrn verursachten Tod de.. Sklaven vgl. Mommsen 1 899: 616 i.
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Ausschweifung" des Sklaven nach demselben Maß bestrafende Handlungswei se darstellt. Die beiden Möglichkeiten, den Text an dieser Stelle zu fixieren,·' gehen in rhetorischer Hinsicht darin zusammen, das Delikt des Sklaven bunter auszumalen und somit die radikale Bestrafung des Sklaven durch den Herrn zu rechtfertigen. Blanquez Perez hat denn auch diese Stelle in strafrechtlicher Perspektive mit Bezug auf Hadrians Gesetze kommentiert und dabei den Tod dieses seruus als Mord hingestellt, doch dabei hinzugefügt, dass der Herr aufgrund der schwenviegenden Konsequenzen des durch den Sklaven began genen Ehebruches kaum strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnte." Dass die Strafe, welche der Herr hier über den Sklaven verhängt, in der Szene als ein sozusagen Gerechtigl<eit besitzender Akt präsentiert wird, ist ein Beleg dafür, dass der hier gebrauchte Ausdruck causam praestare ein juristischer terminus technicu.s ist.·7 �un zurück zum hier in Betracht stehenden Satzgefüge. Es ist hier festzu halten, dass conserua und libera zwar in klarer semantischer Opposition ste hen, dass aber die semantischen Achsen, auf welchen diese Opposition liegt, gleichfalls die Semantik von seruus einbeziehen. Denn es ist als Partnerinnen des seruus, dass conserua und libem in dem Satzgefüge in ein oppositionelles Verhältnis, d.h. in dasselbe semantische � \:<eld" treten. Conserua und libera sind vor allem Zeichen, die in Bezug auf die Ausübung einer sexuellen Funkti on auf seruus weisen. Diese Funktion nimmt je nach der involvierten Partne rin verschiedene semantische Werte an. Sie fügt sich in eine Sphäre ein, in welcher seruus als Handlungssubjekt signalisiert wird, d.h. im Verhältnis zur conserua als das (deliktfreie) Handlungssubjekt des Besitzens (habens ) und im Verhältnis zur freien Frau als das (delinquente) Handlungssubjekt der Be gierde (j7.af},rabat cupidine) . Bevor nun die Resultate dieser Erörterungen zur Semantik von seruus als Teilnehmer an einer Sexualbeziehung schematisch zusammengefasst werden, müssen noch die Zeichen erwähnt werden, welche Auskunft über die Semantik von seruus in seinem direkten Verhältni., zum Herrn (dom'inus) gegeben
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66 67
vgl. met. VIII, 22,S: quam martem domInus eoru", ae.l!enime SUSrbtefL. adrel'rum seruu tum, qtd causam talllt seelert.• .uxorj suae I'raesrllerat. Helm u.a. iol�en hier F und setzen u,,,,, n suae, Rohertson aher luxurie .... a. Die Textoptionen fokussieren jeweils eine der mö� lichen Ursachen, die den Herrn zur Bestrafung seines Sklaven geführt hahen: 1 . u.\'On suae markiert den Freitod der corL.erua Cot,IU.I!a als den �Ioti\'ationskem (so Norden 1 9 1 2 : 75 und Summers 1 967: 277), 2 . lu."urle sua legt den Akzent eher auf die Sexualhe�ierde des Sklaven als Motiv seiner Bestrafun� durch seinen Herrn (so IIijmans et al. 1985: 191). Blänquez Polrez 1986: 393. Vgl. l Iijmans et al. 1 985: 1 9 1 .
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haben. Auch in dieser Verhältni..sphäre erscheint seruus al.. Handlungssub jekt, wobei die Qualität der Handlung als Ausführung einer Arbeit (uillicahat) beschrieben wird. Dass seruus auf eine außerordentliche Weise in diesem Satz als Subjekt eines aktiven Verbs erscheint, verstärkt die Vorstellung der Arbeit des uillk:us als eine solche, die demjenigen, der sie ausführt, eine relativ auto nome Verantwortung überträgt. Und dieser seruus ist tatsächlich nicht nur mit der Verwaltung des Gutes seines Herrn beauftragt (posses..,-jonem fIUl;Xl imam uillicahat), sondern auch mit der Aufsicht (tutela) über die familia des Dienstpersonal.. , das auf diesem Gut lebt (c,'Unctam fumiliae tutelam domi nus permiserat). Spezifisch an dieser Stelle bezieht sich tutela auf den Schutz, die Verteidigung und die Sorgen um die familia, welche im weiten Sinne Die nerschaft, Eigentum, Länderein usw. des Herrn umfasst. " Unbeschadet dieser Verantwortung wird die Unterwerfung dieses seruu.... unter die Herrengewalt gebührend durch andere Termini im Satz angezeigt. So ist die tulela, welche der seruu.... über die familia ausübt, klar eine Konzession des Herrn (dominu.... penniserat), und die Zugehörigkeit des seruu.... zu diesem Herrn wird durch das Possessivpronomen ([ dominus I I>-uus) signalisiert.
seruus uillic,'Us Einfügung in den Machtbereich des Herrn (Nichtvorkommen eines Deliktes) Verhältnis zum Herrn (dmninus)
Arbeit • Gutsverwaltung (uil •
(Iiberae mulierls)
Sexualbegierde (Charakteri.qie rung des seruus)
licabat)
Aufsicht (tute/a) über die Mitsklaven
Zugehörigkeit (zwn Herrn)
6R
Verhältnis zur Mit sklavin (L' (mseruam) Besitz
Nichteinfügung in den Machtbereich des Herrn (Vorkommen eines Deliktes) Verhältnis zur freien Frau
Lebensgemein.qchaft
Ehebruch (mulierls)
(L'(miUl;!am)
V41 . dazu IIijmans et al. 1 9R5: lR7 mit der Einschränkun4. "ltUeta .hould not be taken here in a stricdy le4a1 sense ('4uardianshi p'), .ince this could not be enlrusted to a .lave". Doch der Fall dieses semus scheint besonderer Art zu sein. 088 Verb llem1l..emt in diesem Satz (cuf [Senlo] [ . . . ] tutelam ] . . . ] dmnlnus peml'ilel rat) bestimmt die betreffende ltUeta als eine Auf4abe. welche der Herr alL.nahmsweise einem senlus seines Vertrauens iibertra4en hatte. Cmfassender Kommentar zum Be4riff der tuleta bei Summers 1 967: 44 fl.
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5.
met.
VI I I ,
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24,4: seruus mcncipium
quanquam enim pruden.'! <-Timen Corneliae lellis in<--urram, si duem R(� manum pro seruo tibi uendidero, quin emis bonum et !TU!li mandpium, quod te et!oris et domi poterit iuuare? cl Kontextuelles Der Satz wird in direkter Rede von einem Marktausrufer (praeco) ausgespf(� chen, welcher einen potentiellen Kunden, Philebus, zum Kauf des Esels Lucius bewegen will. Während der ganzen Episode stellt der praeco den Verkauf des Esels spaßhaft so dar, als handele es sich um den Verkauf eines Sklaven. Trotz aller Phantasie wurde diese Szene des Eselsklavenverkaufs in den Metamor phosen zusammen mit anderem geschichtlichen Material in der .'orschung als eine der Quellen zur Erkenntnis der antiken Sklavenmärkte bewertet . ... Auch ist hier erneut darauf hinzuweisen, dass das Aedilenedikt von den Lasttier händlern dieselbe Ehrlichkeit in der Anpreisung ihrer Ware verlangte wie von ,. den Sklavenhändlern.
bl Zeichen von seruus Das Syntagma, in welchem seruus in diesem Satzgefüge vorkommt - duem Romanum pro seruo - , setzt schon seruus duis (Romanu.'!) al'l eine für seruus semantisch wesentliche Opposition. Der unmittelbare semantische Zug von seruus in diesem Satzgefüge ist al'lO l<'e hlen der Bürgerlichkeit. Die Präposition pro im Sinne von nanstatt" , welche den Ablativ seruo regiert, stellt seruus und duis in ein Substitutionsparadigma. Damit nun etwas durch ande res ersetzt werden kann , sind gleichzeitig die Äquivalenz und die Unterschied Iichkeit beider ni>tig. Die Äquivalenz von duis Romanus und seruu.'! ergibt sich von Natur, d.h. aus der äußerlichen Menschengestalt, denn nur aufgrund der äquivalenten menschlichen Gestalt ist es möglich, einen römischen Bürger zu kaufen in der Meinung, dadurch einen Sklaven zu kaufen. Doch im vorlie genden l<'all hat der seruu.'! eine EseL'Igestalt. Dass diese Gestalt mit der Gestalt eines rilmischen Bürgers verwechselt werden kann, bildet den Kern des Komi schen an dieser ganzen Situation. 71 69 70 71
Vgl. Wiedemann 1981: 106-1 1 . Vgl. Bradley 2000b: 1 1 . D a..." LucilLo ein ctul.. Roman .... ist, wird durch die Erwähnung "einer berühmten Vorfahren zu Beginn des Romane ... (met. I. 2 , 2 und 5 C.) und durch ...eine TätiAkeit am Forum Roma· ..um (met. XI, 28) belegt. VAl. dazu IIijman.. et al. 1985: 2 1 0 .
, 66
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Schon die Unterscheidung zwischen seruw; und eiuis wird auf legaler Ebe ne getroffen. Der prueco envähnt die Existenz einer gewissen Lex Corneliu, die eine Strafe für denjenigen vorsehen sollte, der das ,,'Timen begeht, einen römischen Bürger als Sklaven (pro seruo) zu verkaufen. Es scheint jedoch in Wirklichkeit keine lex Cornelia gegeben zu haben, die jemanden des pLagium, d.h. des Verkaufs eines römi.,chen Bürgers als Sklaven Schuldigen strafbar machte. Dieser Punkt scheint in Wahrheit durch die Lex Fubia de plagiuriü; geregelt worden zu sein. 72 Der in der Forschung gelegentlich erhobene Vor wurf, Apuleius wäre hier ein Irrtum oder Versehen unterlaufen,'" wurde von anderer Seite mit Recht zurückgewiesen." Der Einwand gegen Apuleius folgt in Wahrheit daraus, dass der narratologL"ch erforderliche Unterschied, der in den verschiedenen Perspektiven des pmeco, des Erzählers und des Autors liegt, nicht in Betracht gezogen wird." Obwohl es sich bei der lex Cornelia um einen nom de junta isie handelt, ist die Evozierung eines Gesetzes in diesem Zusammenhang bedeutsam. Das vermeintliche Gesetz führt eine Unterschei dung in das ein, was von Natur (oder wegen der Gestalt) ähnlich sei (Mensch / (Esel)sklave Mensch / (Esel)bürger), und zwar derart, dass die Nichtbeach tung dieser Unterscheidung durch den Verkäufer ihn eines Verbrechens schul dig machen würde (crimen incu·rram ) . Es ist also im Verhältnis zum Gesetz, dass die Semantik von seruus sich hier in Opposition zu eiuis bestimmt. Der (legale) Unterschied zwischen seruus und ciuis L"t in diesem Satz not wendig, um seruu.'i als einen Verkaufsgegenstand zu markieren, was ein eiuis eben nicht sein kann. Dieser semantische Zug von seruus wird in der Tat im Satz durch Verben wie e mis, uendidero und insbesondere durch das �omen mancipium genügend hervorgehoben, durch welches der Esel dem potentiel len Käufer von dem praeco vorgestellt wird. 7• Maneipium ist ein wichtiges =
72 7J 74
75 76
D�. 48. 1 5 . 1 , zum Prohlem des p�tum nach den Dl,!!esta "Ill. �forahito 1981 : 66 ff. VIlI. z.B. Mommsen 1 899: 780 Anm. 2 . Bereits richtill erklärt von Norden 1 9 1 2 : 8.1 f. : ,Wenn der Advokat Apulejus, der doch die Rechte aufs Ilenaueste kannte, statt der le.-.: Fabla die le.-.: Corne/·ta setzt, so ist diese Ver wechselunll eine oifenhar gewollte und soll dazu dienen, die Art. wie der witzille praeco den Kastraten zum Besten hat. nur noch humoristischer wirken zu lassen. [ . . . ] Dieser praeco ist ein Prahlhans, der die Namen einiger Gesetze auflleschnappt hat und sich damit vor den Provinzialen 'Nichtig machen will". Vallette (met. R & V Bd. In: 55 Anm. 2) hat Recht. die Come/.ia lex dieser Stelle 31. "un nom de rantaisie imalline pour la circonstance" ahzutun. vgl. dazu auch I1ijmans et al. 1985: 210. I Iijmans e l al. (1985: 294 Annl. .10) bemerken. dass T"LL kein Beispiel von manciptum = serul�' für ein Tier hringt, doch bei Isidor DrIll. 9, 4. 45 folgendes steht: manctplum e.•1 qu-tdquld manu cap! sudique potesl -ut IIl>ltW, equ-u.., ou-L•. IIijmans el al. (Ibtd.) rügen aber hinzu: "but this refers to the possibilit)' of selling" . Gerade deswegen
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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'Vort in der römischen Rechtssprache. Die legale Sprachebene, auf welcher der Terminus gebraucht wird, wird durch sein Vorkommen in diesem Satz in Zu sammenhang mit der Erwähnung eines Gesetzes unterstrichen. Die ursprüng liche Bedeutung von maneipium spielt auf den Verhandlungsakt zur Ü bertra gung der res maneipii an. Diese Bedeutung wurde auf den Gegenstand einer solchen Verhandlung, auf die verschiedenen res mancipii, insbesondere auf Sklaven ausgedehnt, 77 und in diesem Sinne wird mandpium im vorliegenden Satz auch gebraucht. Der seruw; wird hier also als eine Sache definiert, auf welche man Eigentumsrechte hat. In seiner ausführlichen Diskussion zu den unterschiedlichen Aspekten der semantLo;chen Entwicklung von mandpium hat Capogrossi Colognesi zu zeigen versucht, " dass dieser Terminus aus der Notwendigkeit heraus zur Sklaven bezeichnung avanciert, den Sklaven juris tisch differenzierter zu erfassen. Im Gegensatz zu dem Terminus seruus, der öfter und im weiteren Sinne gebraucht wird und auch den umfassenderen sozialen Aspekt der Unterwerfung des Sklaven unter den Herrn signalisiert, würde der Gebrauch des Terminus maneipium spezifisch hervorheben la riduzione dcl servo a sempliee og,!\ettn di eompravendita, eome eosa manci pabile per eeeclenza, eseludendo sia pure indirettamente qualsiasi sfumatura umana da! vineolo ehe In stringe a! suo signore, ehe diviene eosi un anonimo mancipio accipiens. jY
In der Episode des Eselverkaufes, in welcher vorliegender Satz steht, wird die Abwesenheit dieser "sfumatura umana" in der Bindung des seruus (als mu·n eipium) an den Herrn (als Käufer) besonders durch den Terminus markiert, mit welchem der feilgebotene seruus, der Esel Lucius, der Erzähler der EpLo;o de selbst, seinen künftigen Herrn belegt. Aus dem Blickwinkel des maneipium ist der künftige Herr nur ein Käufer, und zwar ein hassenswerter Käufer (odio sus emptor), und zwar ein desto hassenswerterer Käufer, als es sich dabei um einen alten schwulen (senem einaedum) Priester der Giittin Syria handelt. '"
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maru.'i1Jtum hier gebraucht, denn dieser Tem.inus heht eben den Warencharakter des se mus hervor, wie bald zu sehen sein wird. Zwn Sinn von llIallclplum vgl. Capogrossi Colognesi 1979: 1 78 i. Q)1ellen und Literatur hei Capogro""i Colognesi 1979: 192 f. Anm. 22-25. vgl. Capogrossi Colognesi 1979: 1 7 8-185. Capogro""i Colognesi 1979: 182. Die Untersuchung Mombitos zum Vorkommen von man clptum in den Dl,t!e..ta kommt ebenfalls zum Schluss, dass der Tenninus massiv dazu ten diert, den Sklaven als "ohjet de iaitjuridique" zu hezeichnen (vgl. MOf".lbito 1 9 8 1 : 1 2 9 i.). met. V11I , 24.2 und 4. Der Käufer wird in der Tat erst nach abgeschlossenem KaufVertrag von dem Erzähler den Titel dmnlnlL' erhalten (vgl. met. vm, 25,6).
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Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
Von allem dem ist hier zur Analyse des vorliegenden Satzes festzuhalten, dass die semantische Opposition von seruus und eiuis durch die Identität von seruus und maneipium vermittelt Lo;t. Dies ergibt folgende Gleichung:
scruus maneipium *' duis (Romanus) =
Sie besagt, dass seruus in der (jurL'Itischen) Verfassung eines Verkaufsgegens tandes von eiuis unterschieden wird. Als 'mandpium wird der seruus hier in der Sphäre der Tauglichkeit durch die Adjektive honum undfrugi signalisiert, welche der praeco gebraucht, um seine \\"are (honum etfrugi mandpium) in den Augen des potentiellen Käu fers aufzuwerten. Der weite Sinn von honum wird in diesem Fall durch frugi (taugend, nützlich) spezifiziert, d.h. das mandpium taugt. Das Adjektiv frugi wird oft zur Kennzeichnung von Sklaven gebraucht"' und Lo;t inschriftlich sogar als Eigenname von Sklaven bezeugt. "' Als Gegenbegriff zu jrugi wird ne quam"·1 interessanterweise ebenfalLo; als Adjektiv besonders für Sklaven ge braucht. Dies lässt sich aus den Metamorphosen sowie auch aus anderen Au "' toren belegen. Besonders interessant für das Verständnis dieser Opposition von nequam undjrugi als für Sklaven typische Adjektive Lo;t die Stelle Ciceros de oraL ll, 248 uelut isdem uerhis et laudarefrugi seruum possimus et, si nequam, iocari -, wofrugi und nequam klar als Termini einer Topik des Lo bes (laudari jrugi) bzw. der Verachtung (si nequam, iocari) von seruu.� er scheinen. Indem er das mandpium als jrugi lobt, tut somit der praeco in seiner Verkäuferrhetorik weiter nichts, als auf eine schon bestehende Topik zurückzugreifen.
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IIijmans et al. 1 985: 2 1 0 unter Verweis z.B. auf IIoraz Sa/. 2, 7, 2. Zum Gehrauch des Adjek tivs für Sklaven LS. v . .fru.rIalls, COtlline'L' [perrlnec ad c/bl aIJslinentlam I, vgl. ThLL s.v .• frwc 1455, 8 ff. mit vielen Belegen, darunter diese Stelle des Apuleius und besonders plautinische Stellen (u.a. A",,,h. 959, Ca.• . 255 ). �I zählt auch zu den Adjektiven, die zur positiven Char-.lI<.terisierung des Sklaven in den Dl/lesca venvendet werden (dazu :l.forabito 1981: 270 Anm. 29) . Zu./'rukl als Adjektiv zU .oentu.' bei Plautus vgl. Dumont 1987: 442. vgl. Solin 1996: 62, der aus den Inschrilten aus Rom einen Beleg anführt. . adj . .fru.rIt: .a) in seiner Art vgl. TliLL s.V. jru.x , 1457, 12 mit Belegen. vgl. WH s.v. fr....,,<, etwas taugend, vernünftig handelnd, reohL.chaffen, hrav (ein hraver Kerl, eine b.....ve . IIaut). hieder, ordnungsliebend (Ggstz. nequam)", und s.v. nequam: "II) dem Benehmen nach: nichts taugend, nichL.nutzig, liederlich, leichtiertig, schelmisch, lose. ein Taugenichts. ein Nichtsnutz, ein Gauner, ein Schelm (Ggstz. IJrnlU•••.fru.!! i )". vgl. z.B. mel. X, 1 0,3 und X, 1 2 , 4 (heide in diesem Kapitel analysiert, vgl. Sätze 1 0 und 1 1 ). Zum Gebrauch von nequam hei anderen Autoren, Sklaven zu qualiiizieren, vgl. TliLL s.v. nequam 1 457, 12 und WH s." . tlequam, dass das Wort an dort angeführten Stellen u.a. \'on Plautus. Cicero und :l.fartial von Personen und dann hesonders von Sklaven so etwas ,,;e ein durchtriebener Taugenichts oder ein vollkommener Schurke bedeutet.
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Der durch das Pronomen quod eingeleitete Relativsatz zu mandpium sagt, worin die servile Tauglichkeit eigentlich besteht, nämlich darin, dem Herrn zu helfen (te iuuure). Es ist also im Bereich der Arbeit, und zwar der Arbeit für den Herrn (te), dass der seruus gut ist (bonum) und zu etwas taugt (jrugi). Das Verb iuuure ist allgemeiner Art, es weL<;t auf keine spezifische Tätigkeit hin. Dies erhöht also wenigstens rhetorL'Ich die Tauglichkeit des seruus inso fern, als es ihn für die Verrichtung jeder Arbeit als tauglich hinstellt. Diese "Arbeit überhaupt" kann innerhalb wie außerhalb der domu.o; (toris et domiH' ) verrichtet werden, und der Herr kann somit sein muneipium zu irgendwelcher Arbeit überall da einsetzen, wo es ihm gefällt.
seruum mundpium Verhältnis zum Verkäufer Verhältnis (Charakterisierung des zum Herrn seruus ) (emptor) Verkaufsgegenstand Arbeit
Verhältnis zum Recht
Tauglichkeit
Gegenstand des Deliktes (des Ver käufers)
Fehlen des Bürgerrechtes (* duis)
6. met. VI I I , 2 6 , 1 : seruus (nou;c;us ) famulus
ut ille susceptum nouicium jamulum trahebut ud domum statim que ·illi.ne de primo !imine p·roclamat: 'puellae, seruum uobis pulchellum en eece mercatu perduxi. 0
) Kontextuelles
Die Situation, in welche sich diese Stelle fügt, folgt unmittelbar der Situation der vorhergehenden (vgl. Kontextuelles zu Satz 5 ) . Lucius wird auf dem �larkt von einem Menschen envorben, den er selbst als odiosu.o; emptor bezeichnet. Es handelt sich um einen homosexuellen Priester der Göttin Syria namens Philebus."6 Die Szene zeigt, wie Lucius in das Haus des Philebus eingeführt und R5
R6
Nach Benveniste (1969: 3 1 1 ) ist fOrls die klaAA ische Opposition, welche der lateinische Sprachgehrauch ursprünglich für die adverhiale Form dom! oder (mit der Idee der Bewe gung) fora.. für domum vorsah. In der vorliegenden Stelle der Metamory" lOsen hätte doml eine sekundäre Konnotation. Ilijmans el al. (1 9R5: 2 1 0) hemerken, dass später (vgl. met. VIII, 2 6) ,it will hecome clear that the services indoors are oi a sexual nature". met. ""1, 25,5: soo praeuenit co�Uacum meum empcor alL",Iu.. pretlo depe'L'o staHm, quod qtddem �audell.• dominus sclltcel taedto mefjaclle su..cepil, Sel'lemdec!1lI denarlut1� el j-
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Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
der Gruppe homosexueller Priester" als nouidumfamulum" vorgestellt wird. Dass der Esel unter der Herrschaft des Hauptpriesters Philebus ständig mit Sklavereitermini wie marwipium, seruus und famulus bezeichnet wird'· , scheint satirisch auf den Kult der Gt")ttin gemünzt zu sein, bedenkt man, dass nach inschriftlichen Zeugnissen des 2. Jhs. v. ehr. aus Beroea (Makedonien) und Phistyon (Aetolia) diese Gottheit mit der Sklavenbefreiung in Beziehung gebracht wurde:" :-.lach den Inschriften nämlich würde die Giittin Sklaven kaufen, um sie freizulassen und deren Schutzherrin zu werden. Nach den Stel" len des Onos und der Metamo'rphosen dagegen muss der Esel der Göttin aL.. "Sklave" dienen." Die beiden Sätze des Satzgefüges weisen einen Unterschied auf. Der Satz von ud ille susceptum bis proclamat wird von dem Ich-Erzähler Lucius dem Leser erzählt. Der Satz von puellae bL'i perduxi wird in direkter Rede von Phi lebus seiner Priestergruppe (puellae) gesagt.
b) Zeichen von seruus Der Scherz des praeco, den Esel beim Verkauf wie einen (Sklaven)menschen anzupreisen (vgl. oben Satz 5 ), wird an dieser Stelle auch von Philebus, seinem neuen Herrn, gemacht.·' Auch hier wird der Esel durch Sklavenbezeichnungen (seruum, famulum) charakterisiert. Ein wesentlicher Unterschied liegt aber · darin, dass der seruus hier durch den - im Satz durch das Pronomen ille ·1 repräsentierten - neuen Herrn aus der Marktsphäre (mercata pemuxi), wo er bloß eine Ware (mandpium) war, in die domus (trahebat ad domum) über führt und bereits als neuer Hausdiener (rwuidumfamulum) betrachtet wird. Es ist also unter dem Zeichen der Eingliederung in die domus / familia, dass seruus hier als famulus erscheint. Es ist eine Neueingliederung, was speziell Ik'O
me stmntda sparrea dell,flarum rradtdil PIIlleho; Iwe entm
meus domtu .....
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89 90 91 92 9.1
nomtll e ce•••eIJarur
lam
vgl. met. VIII , 26,2: sed illae "uellae clwru.. eral ctnaedorum. Auch Ouos .16, 2 wird der Esel den Priestern der Göttin Syria als öoUA.o<; vorgestellt. Auf ein Tier bezogen, und zwar auf Lucius' Pferd, erscheint}amulull noch einmal im Roman (mel. III, 26,8). ThLL s. '·. }amulu.. 297,7.1 bringt \'On anderen Autoren vier weitere auf Tiere bezogene Beispiele davon. vgl. mel. VIII , 22-26. vgl. I1ijmans el al. 1 985: 286 mit weiterführender Literatur. Dazu "gI. I1ijmans el al. 1 985: 296, welche das , Versklavende" an dem Dienst an der Göttin Syria mit dem befreienden seruttlu", an Isis nach mel. XI, 15,2 kontrastieren. Dazu Ilijmans el al. 1985 : 22J. Es nimmt anaphorisch das Subjekt des vorigen Satzes auf, d.h. dom!n ...., mel. VIII , 25,5: IIoe eJ'lbJl noulitle ce1L"1ehaturla.,n meu.q c/.o,ninus.
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markiert wird durch den Terminus nouieium, welcher eben zur Bezeichnung des neuerworbenen - und in diesem Sinne nicht gänzlich der Zeichen bar, die seinen vorherigen Zustand als Kaufgegenstand (mercata) markieren - und zugleich in das Herrenhaus (ad dmnum; de primo limine) neueingeführten Sklaven gebraucht wird. Die Einführung des seruus in den physischen Raum der domus impliziert auch seine Untenverfung unter die Gewalt des dominus, dessen Präsenz emphatisch durch das den Satz eröffnende Pronomen ille an gezeigt wird." Die Herrengewalt bestimmt seruus hier nicht mehr als einen anonymen Kaufgegenstand, sondern als einen Hesitzgegenstand im Verhältni" zu einem bestimmten Herrn. Dies wird ständig durch die Verben im Satz ange zeigt, deren (syntal,tL"ches bzw. logisches) Subjekt immer der Herr ist. So wird der durch den Herrn aufgenommene (susceptum) nouidum famulum in die domus gebracht (trahehat) und als der Sklave angekündigt (proclamat), den er aus dem Markt geführt hatte (perduxi). Das Adjektiv pulchelIum wird im Satz direkt dem seruum zugeschrieben. Durch das Anzeigen der körperlichen Schönheit vermittelt es ironisch eine Information über die Funktion, welche der seruu..<; im neuen Haus auszuüben haben wird, nämlich eine Sexualfunktion. '5 An den beiden weiteren Stellen, an denen pulchellus im Roman vorkommt, bezeichnet der Terminus Individuen, die in (permanenter, zeitweiliger, realer oder metaphorL"cher) Abhängigkeit (seruu..<; , puer) der sexuellen Ausbeutung ausgesetzt sind"· Und es kann sich hier nur um einen Scherz handeln, den sich Philebus mit seinem Chor homo sexueller Priester (puellae) erlaubt, wenn man bedenkt, dass der seruus dabei ein Esel und nicht ein Mensch L"t. Das komL"che Spiel bliebe ohne Effekt, wenn es nicht auf die sozial etablierte Erwartung gegründet wäre, dass ein schöner Sldave (seruum pulchelIum) im Verhältnis zum Herrn (uohis) zu sexueller DienstIeL"tung gehalten wäre." Der Scherz des Philebus verfehlt seine Wirkung 94
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Zum emphatischen Gebrauch von -IIIe in den Metamorphosen v/ll. Callehat 1 998: 1.13: "utilio;ation de ce mot pour imroduire, pour assurer la presence ou pour rappeIer avec force une pemonne, un objet, une scene". Nach IIijmans et al. (1985: 223) ist der Terminus selten und wird "a"mys tL.ed in an ironical context". "/lI. noch met. IX, 2 7 : pulchellum l'uerum. Sex scheint eine Konstante in den Beziehun/len zwischen Herren und Sklaven /lewesen zu sein. Garrido-Hory bemerkt zum Text des MartiaI: "La plus /lrande partie des dependants appartient au seJ"\ice domestique, plus precisement au seJ"\ice personnel du maitre, et en particulier pour la satisfaction de ses hesoins sexuels" (Garrido-Hory 1981: 42). �Iorahito 1981 : 193 findet einen Fall homosexueller Beziehun/l mischen einem Herrn und seinem Sklaven hei Upian (DI,!! . 7 , 7,6,2). Er verweist noch auf l:tpian (DiJl. I, 1 2 , 1 ,8), wonach Her ren ihre Sklaven Ohszünitäten unterwerfen (MorabilO 1981 : 1 93 Anm. 487). Zur Ausühun/l
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auf die pud/ae nicht, wie es eine kurz danach stehende Stelle attestiert. Auf die Ankündigung des Philebus kommen die "Mädchen" in der Meinung aufge regt angelaufen, im neuen ,jamulus" einen Mann als niedlichen Sklaven zu ihren - man verstehe: sexuellen - Diensten anzutreffen.""
seruu..<; (nouicius)famulus Charakterisierung des kürperliehe Sehimheit
seruus
Verhältnis zum Herrn (dominus) Kaufgegenstand (Neu)eingliederung in die dmnWl Besitzgegenstand Sexualfunktion
7. m e t. V I I I , 2 6, 3 : seruus homo sed postquam non ceruam pro uirgine[ "" ] , sed asinum pro homine succi danemn uidere, nare detorta magistrum suum uarie cauillantur: non enim seruum, sed maritum illum scilicet sihi perdu.xisse. al Kontextuelles Wie der vorige Satz 6 ist auch dieser Satz geteilt. Der erste Teil wird von dem Ich-Erzähler des Romanes Ludus erzählt, der zweite wird in direkter Rede von den homosexuellen Priestern der Göttin Syria (die im vorherigen Satz erwähn ten puellae) an ihren magister Philebus gerichtet. HK' Die Priester sind darüber enttäuscht, dass der durch den Meister soeben erstandene famulus (vgl. Satz 6) nicht ein Mann, sondern ein Esel (asinum pro Iwmine succidaneum) ist, und ziehen ihn auf (cauillantur). Der Witz spielt mit der Erwartung, der vermeintliche famulus / seruus wäre angeschafft worden, dem Herrn sexuell
sexueller Funktionen als ein universelles Kennzeichen des Sklavensrandes v�l. Dumont 1987: 406 mit weiterführender Lite......tur. 98 V�l. met. VIII. 26,2: rat'l sdlicet uere quemplam Iwrnlnem seruulum rnlllisteno suo "ara lurn. 99 Diese ironische Anspielung auf die Geschichte Iphigenias steht nicht im �riechischen Ouos. IIijmans er al. ( 1985: 226) verbinden sie mit Martial .1,91 , 1 1 f. , wo auch homosexuelle Priester der Dea Syria vorkommen. 1 00 Zu "1lIIIt.'ter hier I1ijmans et a!. 1985: 226: "this word can he understood in two senses, first as the spiritual leader of the priest., and seoo ndly as the 'old hand' who coaches his pupils in erotics"' .
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zu dienen (mm enim seruum, sed maritum [ . . . J sibi perduxisse). Der unmit telbar folgende Satz verstärkt diesen Sinn durch klar sexuelle Metaphern. ""
b) Zeichen von seruus Um die Semantik von seruus in diesem Satz zu verstehen, muss das hier be sonders komplexe Netz von Assoziationen und Oppositionen besehen werden, in dem der Terminus steht. Der zu seruus in diesem Kontext unmittelbar in Opposition stehende Terminus ist maritum. Diese Opposition untersteht aber logisch wie semantisch der vorher im Satz anzutreffenden Opposition zwi schen homine und asinum. Die Priester erwarten einen homo und es er scheint ihnen ein lIsinus, Philebus kündigt einen seruw; an, der in 'Vahrheit ein maritus sein soll. Seruus steht also zu homo wie maritw; zu lIsinus:
seruus
=
homo
=
maritus a..,inu.<; Diese Proportion bestimmt unmittelbar zwei Verhältnisse, durch welche die Semantik von seruus im Satz zu verstehen ist, und zwar 1. syntagmatisch durch Assoziation das Verhältni., zwischen seruu.<; und homo und 2. paradig mati.,ch durch Opposition das Verhältnis zwischen seruus und maritus. Das Verhältnis zwischen seruus und homo lässt Humanität als semanti schen Zug von seruus in diesem Satz erscheinen. Humanität ist hier ganz ein fach so zu verstehen, dass sie den seruus zu einem der Menschengattung an gehörenden Wesen macht und ihn von dem einer Tiergattung angehörenden asinus unterscheidet, zu welchem homo in einem Verhältnis der Opposition steht. "Ol Die Assoziation seruus homo muss in diesen bescheidenen Grenzen gehalten werden, um ihr nicht durch ein unpassendes Verständnis des Termi nus homo semanti.,che Werte zuzuschreiben, die hier fehl am Platze sind. Die abstrakten Kategorien, in welche Lat. homo in den modernen Sprachen einzu ordnen ist, sind für die hiesige Stelle unbefriedigend und teilweise auch irrelei=
101 met. VIII , 26,4: Et 'heus ', alu"t, 'caue 1Ie S"/IL' e..'l:edas tam "ellum SClltcel l'UUulum, sed ",,"Is quoque tu!.. palulllbull.. ,wnllu1Iqualll Illperda.. '. 102 Auf dieser Opposition gründet Gr. avlipaltooov ( ,Menscheniü1\er" ), eine in Analogie zu dem das Vieh hezeichnende TETpIlltOUV (Vierfül.\er) gehildete Sklavenhezeichnung. Dazu vgl. Finley 1 9RO: 99, Fitzgerald 2000: 100 und Lazzeroni 1970: 1 65 fi., nach welch letzte rem avlipcmooov den Warena.'pekt des Sklaven unterstreicht. TETpIlltOUV enLo;pricht Lat. quadrul'e... / quadrl.pes, welches auch dem Eselsklaven Lucius im Roman heigelegt wird (z.B. llIet. IV, 1 , 6; V1I, .1,1 ; VTI, 27,S; XI, 2,5 ) . Könnte man also Lat. Iwm" als Sklavenhe zeichnung als ein semantisches Äquivalent für Gr. avlipaxooov ansehen?
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
tend. Menschheit, Menschsein oder Menschlichkeit wie die aus dem Lat. homo stammenden Äquivalente der romanischen Sprachen (z.B. lt'r. humanite, It. umanitit, Sp. humanidad, Port. humanidade) sind alle Träger allzu positiver semantischer Werte, die auf die jüngere Wortgeschichte zurückzuführen sind und nicht dem Gebrauch von hofl'w im Kontext des obigen Satzes entsprechen. In vielen Kontexten ist hofl'w eher Träger eines Wertes der Geringschätzung und wird dadurch fähig, im Gegensatz zu uir, L'iuis, paterfamilias usw. insbe sondere Sklaven und Fremde zu bezeichnen. '0.1 Dies findet keine Entsprechung in den modernen Sprachen, in denen der Terminus einen fundamental positi ven und universalisierenden Wert angenommen hat. Als terminus technk'Us der Rechtssprache dient homo wesentlich zur Bezeichnung von "ces elements extrinseques de la cire", seien es die homines serui oder die Volksmasse der homines liheri, "compose d'elements disparates"'" wie l<'reigelassene, Klien ten und insbesondere .'remde. Ansonsten variiert die Semantik des Terminus homo nach der Gattung des Textes, in dem er steht. '05 Als spezifisch auf Sklaven bezogen scheint homo in der Tat üfter in Rechts quellen zu begegnen"'" und dabei eine eigenartige Semantik anzunehmen. Unter Rückgriff auf die Resultate einer früheren Arbeit von Dessertaux meint Capogrossi Colognesi, "il termine esalterebbe l'aspetto materiale dei bene oggetto di un diritto di propriet3", 07 . Morabito schließt ebenfalls aus der Unter suchung des Terminus homo in den Vigesta, er wäre dort wesentlich dazu berufen, den Sklaven als "objet de droit,,"10 zu bezeichnen. Dies steht im Ein klang mit der umfassenderen Situation, in welche die hier untersuchte Stelle gehürt. Der vorliegende Satz folgt unmittelbar den oben analysierten Sätzen 5 und 6, in welchen seruus al'i ein Kaufgegenstand, d.h. als eine auf dem Markt 103 Zu 1I0m0 als geringschätzige Bezeichnung für Fremde und Sklaven Uvy-BruhI 1 934: 84 t , i n der Folge der obigen Stelle met. VIII , 20,2: lIomlnem serou'um ml"lslerlo suo pararum. 104 Levy-BruhI 1 934: 84 I. mit dem IIinwei.., dass im Vocahulunum Jun..."rudentiae Romanae der Terminu.. 1I0mo nie oder äu1\erst selten für einen römischen Bürger gebraucht wird. Der gering..chätzige Gebrauch von homo ist speziell und erschöpft freilich die semantischen Möglichkeiten des Terminus nicht. 105 Dazu Capogrossi Colognesi 1979: 1 9 1 Anm. 20: "e chiaro inlatti ehe nei tesü retorici 0 filosofici I'impiego di homo tendera ad a....umere una coloritura ben diversa ehe, mettiamo, ne\1'epistolario ciceroniano". 106 vgl. dazu Capogrossi Colognesi 1979: 1 7 7 I. Zu oomo in den �e.'1a vgl. Morabito 1981 : 128 1f. 107 Capogros..i Cologne..i 1 979: 1 78, der S. 191 Anm. 21 auf F. Dessertaux, Etudu sur la formatlo" hilltorlque ck lu capiüs deminuüo. Bd. I. Oijon / Paris 1 909, S. 373 Anm. 2 ver weist, nach welchem der Gebrauch von oomo 31. Sklavenbezeichnung den Skla"en gänzlich an andere Eigentumsobjekte a....imilieren wi\1. 108 Morabito 1981: 1 29.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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feilgebotene und schließlich einem Kunden verkaufte Ware angezeigt wird. Dieser Aspekt von seruus kehrt in der jetzigen Situation wieder. Wie im Satz (, steht seruum hier ebenfalls als (syntaktisches) Objekt einer Verbalhandlung des Herrn (sibi pemuxisse), welche seruus semantisch gleichzeitig als einen Besitzgegenstand des Herrn (sihi) und al'l ein Element anzeigt, das nicht zum Haus gehört, von außen hereingebracht und als solches der domus neu einge gliedert wird. �och mit dem Merkmal der erworbenen Ware versehen ist se ruus hier nur ein Iwmo, zwar ein der Menschengattung angehörendes, doch ein anonymes, der domus äußerliches Wesen, welches für den Herrn einer persi)nlichen Identität ermangelt. Das zweite Verhältnis der oben ge nannten Proportion, das zwischen seruus und maritus, erfolgt auf paradigmatischer (Ersetzungs)ebene. Sie ist parallel zum Verhältni.. zwischen Iwmo und Cl..'.-inus zu verstehen. Die logische Bezie hung zwischen beiden Termini wird durch das Schlüsselwort sucddaneum angegeben, das auf ein Substitutionsverhältnis weist. Wie asinus ein Ersatz (su(,'(.waneum) für Iwmo (pro homine) ist, so gilt auch maritus semantisch als ein Ersatz für seruus. Dass diese Substitutionen als Teil eines ironischen Spieles (cauillantur) zwischen dem Chor der Priester der Göttin Syria und deren Meister (magistrum suum) Philebus und nicht "in der Wirklichkeit" vorkommen, hebt keine�'wegs die Geltung der Informationen auf, welche sich aus diesen Verhältnissen für das Verständnis der Semantik von seruus erge ben. Semantisch genügt die Ii'eststellung, dass ein solches Spiel einen Sinn hat, d.h. dass es auf rein sprachlicher Ebene mi)glich ist, solche Ersetzungen von Esel und Menschen, Sklaven und Gatten vorzunehmen. Ein möglicher Sinn von stlC(,Wuneus an dieser Stelle ist der von uicarius als ein Äquivalent für stlC(''edens. '09 Dieser Sinn scheint mit der Stelle völlig " übereinzustimmen. " Der junge Diener, welcher die Priester (auch sexuell) 111 bedient, erscheint im folgenden al.. erfreut über die Ankunft des Esels, der 112 nun sein Ersatz (uicarius) im elenden Geschäft, d.h. im Sexualdienst an die 109 Vgl. LTL • .\·. 'L'IcanWl, 2. VIcan.... , ii: qut �cem allculWi obttnet. 1 10 Zu succldaneu.o hier vgl. IIijmans et al. 1985: 226 . Sie meinen, Apuleius hätte wahl'!lchein lich den älteren Gebrauch des Terminu.. (von caedo abgeleitet) im Sinn, "hoth in \iew of the a1lusions to Iphigenia's sacrifice and because the 388 is a Sen.I"" - slave and \icüm - of the perverted pries!.. ". Sie weisen aller nicbt von der lIand, dass Apuleius schon den späteren Gebrauch 31. Synonym für ulcart.... (z.B. bei Cypr. E" . 2,2) meinen könnte: "11 so, we have another instance of Apuleius being the first to URe a word in a meaning which becomes more frequent in later, parücularly in Chrisüan authol'!l" . 1 1 1 met. VIII , 26, 5-6. 1 1 2 met. VIII, 26,6: 'uenjsfl tan dem ml..enimf laborI.. ulcartu..'. Der Sinn von utcarlu.. kann hier sowohl primär "Ersatz" ( = succedens ) sein als auch "Untel'!lklave", d.b. ein Sklave, der
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Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
Priester cinaedi sein soll."" Der Esel soll also einen Sklaven, und zwar in einer sexuellen Aufgabe ersetzen, obwohl er eigendich für eine andere Arbeit envor ben "''lll"d e, nämlich dafür, bei den Prozessionen der Priester die Statue der Göttin Syria zu tragen. Fungiert der menschliche (homo, iuuenis) seruus in diesem Haushalt als ein concubinus der Herren, so kann sein ui.carius, der Esel, gleichfalls als ein maritus requiriert werden. Durch den Parallelismus zu con.cubinus wird der Terminus muritus mit einer sexuellen Konnotation mar kiert. "< Innerhalb allein der Grenzen des Satzes, der hier in Frage steht, lässt sich diese sexuelle Konnotation von maritus auf zweifache ':!leise demonstrieren. 1. Der Terminus maritum wird in diesem Kontext ironisch (cauillantur) ge braucht, sei es um den "Gatten" eines senex cinuedu...o; m zu bezeichnen, sei es um syntaktisch als O�iekt des Verbs perduxisse (muritum [ . . . ) perduxisse ) zu erscheinen, was auch Assoziationen mit überlieferten Eheausdrücken wie uxorem ducere evoziert."· 2 . Es besteht syntagmatLo;ch (assoziativ) ein Ver hältnis zwischen maritum und asinum, denn der Esel ist in der griechisch römischen Welt dafür bekannt, durch eine Sexualsymbolik markiert zu sein. Der Esel war dem Gott l)jonysos-Bacchus zugeordnet, ihm wurde die Beteili gung an orgiastischen Zeremonien besonders zu Ehren der Bona Dea zuge schrieben.ll7 Apuleius wertet die Sexualsymbolik des Esels in seinem Roman häufig aus, denn die geschlechilichen Fähigkeiten des Esels Lucius werden an verschiedenen Stellen gepriesen."" Schon die Verwandlung des Lucius in ei nen Esel als Folge seiner seruiles uoluptates (met. 1 1 , 15, 1), darunter seine curiositas und die Tatsache, dass er mit einer Sklavin Sex gehabt hat, weist
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einem anderen Sklaven dient. Dazu IIijmans et al. 1985 : 2:12 i. : "In our passage its meaning is primarily 1 . [ d.h. 'substitute, deputy' ] , hut 2. [d.h. 'under...lave ' ] plays a role as weil". Zu ulcanus als Unterskla\'e vgl. LTL s.\'. ulcanus, I. 2) Sl'eclatim '[)ocabatur 'C"lcanus, qu! I" la mllfa atrie'L.I servo, Id esl majorI, ser" lre. met. vrn , 26,S: doml uern l,rotnLQcui. opens l'artlarlu.. ClIleool cortcublnu.•. Da er im Esel einen ufcarlu.. für diese Arheit sieht, freut sich der Sklave auf die Perspektive, seinen .,er schöpften Lenden" (so Helm) Ruhe zu gehen. VgI. met. VIII , 26,6: 'eI doml"l.. "laceas et met.. defecli. lam later/bus L,o•••u1a..'. ZU latera als auf die männlichen Genitalien hewgen vgl. ThLL s. v. 1 0 2 7 , 2 4 f . Marltu.. mit sexueller Konnotation auch llIet. VII, 22,2, wo der Esel der Unzucht mit Men schen angeklagt \\�rd: denIque unu.. ex ""#8: 'quln f,!!ltur "ublleum ·L.culll marltum ', lnqult, 'lrmrw commutlem omlilum adulterum illts sul.. rrw,..truosl.. TlUl'tit.. cond�nam ulcti ,n.arnu..q- host1atn '. So \\�rd PhilellUs von Lucius seIhst an einer früheren Stelle genannt. Dazu Ilijmans et a1. 1985 : 2 2 7 . Vgl. dazu Raepsaet 1998: S p . 1.14 f.. vgl. z.B. met. IV, 2.1,.1; VII , 21-2.1; X. 21-22.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
1 77
darauf hin. Die Sexualsymbolik des Esel.. begünstigt auch die Assoziation dieses Tieres mit den antiken Vorstellungen über den Sklaven, welcher eben falls den dubiosen Ruhm des Wollüstigen genoss."" Im paradigmatischen (sub stitutiven) Verhältnis zu maritus wird sentus in diesem Satz klar unter das Zeichen einer gegenüber dem Herrn (maritum [ . . . ) sihi) ausgeübten Sexual funktion gestellt.
seruus Iwmo Charakterisierung des seruus Der Menschengattung angehilrend (* asinus)
Verhältnis zum Herrn Besitzgegenstand Neueingliederung in die dmnu.� Sexualfunktion
8. met.
IX,
1 8,4: seruus tencx
his et huiusce modi suadeli.<; ualidum addehat euneum, qui rigentem proT sus seru i tenlK'itatem uiolenter diffinderet; porrecta enim manu sua de monstrat ci nouitate nimia candentes solidos aureos, quorum uiginti qui dem pue/lae destinasset, ipsi uero decem lihenter offerret. c l Kontextuelles Dieser Satz h..t Teil einer Episode, die in die Hauptnarrative des Romans einge fügt wurde. Sie wird von einer alten Dienerin erzählt, welche ihrer Herrin - der ehebrecherischen Gattin eines Müllers - in deren Liebesaffären als Komplizin beisteht.120 Die Alte lobt einen gewh'lsen Philesitherus 121 und erläutert die Er findungsgabe dieses unerschrockenen Liebhabers am Beispiel einer seiner Taten, nämlich der Verführung der schönen Gattin eines eifersüchtigen Rats herrn (decurio). Als dieser Ratsherr verreisen musste, hatte er einen seiner Sklaven beauftragt, seine Gattin sorgfältig zu übenvachen. Aus Angst vor den 1 19 Zur Sexualsymholik des Esels in Verhindung mit dem Thema der Sklaverei in den Metamrn- p/lOsen. sO\\ie zum philosophischen I1intergrund solcher Assoziationen hei Apuleius, vgl. Avila Vasconcelos 2006. 120 met. IX, 1 5 , 4: sed antt.. qUlUl [ n l dam sruprum sequestra el adu/lerorum InlenlUlilla de die wl./dle 1n..eparabtlL. aderac. Ehebrecherinnen mit einer vertrauten Dienerin, die ih nen bei Liebesabenteuern behilflich ist, sind ein Topos im antiken griechischen Roman. vgl. dazu !.etoublon 1 99.1: 91 mit Verweis aul Leukl1'pe mul KlelCop/lOn VI, 1 und Er/I. VII , 1 0 . 1 2 1 Vgl. mel. IX, 16,2: qtUmlO mdlrn- Pltl/e••Il/Ieru.. adulescen.. e l fannon..tt.. e l liberall.. et strenutt.. et contra marUarum Ittefju.YU.'e.' dUe,l/entla.. cOlL.canclssfmtt.•.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Strafen, die ihm sein Herr bei Unterlassung angedroht hatte, widmete sich der 122 Sklave eifrig seiner Aufgabe. Vorliegender Satz zeigt Philesiterus im Versuch, die Standhaftigkeit des Sklaven durch Bitten und endlich durch ein Geldange bot zu brechen, welches er dem seruus selbst wie auch seiner Herrin (puellae) machte. Der Satz enthält noch einen Hinweis in indirekter Rede (quorum uiginti [ . . . J oferret), welcher durch Verben im Konjunktiv (destinasset, r>fer ret) markiert ist. Sender des Aussagegehaltes ist im Satz Philesitherus, welcher an der bezeichnendenveise pueUae genannten Herrin des seruus interessiert ist, Empfänger der Aussage ist der seruus selbst.
b) Zeichen von seruus Seruus steht in diesem Satz im Genitivus possessivu.'I (serui ), welcher zu ei nem Terminus gehört, der eine morali'lche Eigenschaft ausdrückt (tenm,'ita lem). Das Zeichen, durch welches seruus im Satz unmittelbar markiert ist, ist somit das der Beharrlichkeit. Aus dem umfassenderen Kontext dieses Satzes ist zu entnehmen, dass sich diese Beharrlichkeit im Rahmen des Verhältnisses des seruus zu seinem Herrn auswirkt, denn sie bezieht sich auf die Erfüllung einer Aufgabe, welche der Herr dem seruus auferlegt hat. Die Aufgabe, die Überwachung der Gattin des Herrn, ist insofern streng (rigentem) gemeint, al'l die Nachlässigkeit in ihrer Ausführung dem Sklaven die ihm von dem Herrn angedrohten schweren Strafen einhandeln wird. So ist also die serui tenadtas al'l positive moralische Eigenschaft hier weniger eine dem seruus innewoh 12.' nende als eine ihm äußerlich auferlegte, nämlich durch den dominus. Sei es als innewohnende Eigenschaft, sei es als Folge der Angst vor der Stra fe, Tatsache ist, dass die Beharrlichkeit des seruus in diesem Satz nicht mit dem Zweck erwähnt wird, eine 'fugend des seruus anzuzeigen, sondern eher als Anlass dazu, ein Laster anzuzeigen und den seruus unter das Zeichen der Geldgier zu stellen. Um sich seiner pueUa, d.h. der Herrin des seruus zu nä hern, ist der liebende Philesitherus keck dazu entschlossen, die Beharrlichkeit des Sklaven nicht nur durch Zureden (suadelis) zu brechen (diffinderet), sondern auch durch ein kräftigeres Mittel (ualidum (,'uneum, uiolenter), nämlich durch Bestechung (candentes solidos aureos). Morabito hat schon darauf hingewiesen, dass eines der drei Delikte, in denen nach den Digesta der Sklave als Opfer, also als "objet de fait juridique" erscheint, das der "Verder122 VAl. met. IX, 1 7 ,3 ff. 1 23 Äh nlich dem MlL.ter des plautinischen SerulL�, VAl. Dumont 1987: 445: "la fidelite A sa mis..ion a raison, chez Sosie, de sa couarruse naturelle" mit Verweis auf Amph. 1 53-1 75 in Ful.\note 905 .
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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bung,,'24 ist. Den Sklaven einem moralischen Druck auszusetzen, um ihn zu korrumpieren, war ein Delikt, welches dem iudicium de seruo corrupto un terstand. '" Es ist zu bemerken, dass Philesiterus die Geldsumme nicht nur dem seruus anbietet, sondern auch seiner Herrin (pueUa). Wie oben beim Satz 3 ist es unter dem Zeichen des gemeinsamen Lasters der Geldgier, dass seruus hier mit einer weiblichen Figur assoziiert erscheint. Dass die Frauenfigur, mit wel cher seruu..� hier gleichgestellt wird, seine Herrin ist, erhöht nicht den Sklaven, sondern erniedrigt die Herrin. Es ist kein Zufall, dass sie im Satz nicht domi na, sondern puella genannt wird, ein Terminus, welcher die (freie oder servi le) Frau als Liebhaberin anzeigt. Die Herrin wird hier allerdings aus dem Blickwinkel des Liebhabers puella genannt, und an anderen Stellen, die sich auf das Verhältnis desselben seruus zu seiner selben Herrin beziehen, wird sie domina genannt."· Auch L.,t der Gebrauch des Terminus puella in Bezug auf eine verheiratete Frau nicht ungewöhnlich.'" Im Verhältnis zu einer angezeig ten weiblichen Herrenfigur erscheint aber seruus noch einmal in den Meta morphosen (vgI. Satz 4) in einer Handlungsumgebung von Ehebruch und Sexualbegierde, wobei die Herrin die ehebrecherische Liebhaberin (puella) eines Aventuriers und der Sklave der Komplize ist, der den Ehebruch erleich tert.
seruus tenax Verhältnis zum Herrn Beharrlichkeit
Charaktcrisierung des seruus Verhältnis zum Liebhaber der : Verhältnis zur weiblichen : HerrenfiguT (puella) Herrin Geldgier (Bestechung) : Sexualbegierde (der Herrin) : (Komplize des) Ehebruchs . [ Delikt]
124 Morahito 1 98 1 : 2 1 6 f. ,deteriorisation", \'gl. S. 2 1 8 : "L'escla\'e n'apparait done plus seule ment eomme une ehose :i qui I'on peut caU8er un domrnage, mais egalement comme un in dividu sur lequel est excercee une action psyehologique et qui peut, outre se degager lui meme, caU8er de dommages :i son maitre ou :i un tiers". 125 Vgl Buckland 1908: .1.1 ff., insbesondere .14 Anm. 2 für eine Liste der geahndeten Straltaten. 126 vgl. z.B. mel. IX, 1 7,:1: suaequedomtnae; 1 7,5: domina", suam. 127 I 1ijmans el al. 1995: 1 7.1 zitiert Tibul1 1 , 6 , 1 5 f.: at tu, Jallact.. conlutl.'< Incaule l'uel/ae, /rFW quoque RerualO. Auch hier hat pueUa eine klar sexuelle Konnotation und wird auf einelal/a ct.. COnlutL'<' (d.h. Delia) in einem Ehebruchkontext angewendet. Doch Delia soll eine /iber rllln gewesen sein, und ihr Ehestand scheint darauf hinzuweisen, dass sie nicht als matrrma , sondern eher als Konkubine galt. Dazu "gI. Maltby 2002: 44.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
9. met. X, 7,5-6 : seruus sciens
simul enim finita est dicentium contentio, ueritatem criminum fidem que probationibus certis instrui nec su.spieionibu,o; tantam coniectuntm permit ti placuit atque iUum potissimum ( promptissimum"" ) seruum, qui solu.o; haec ita gesta esse sei°re diceretur, I sist-i modis omnibus oportere. al Kontextuelles \I,regen der unel"Vl'iderten Liebe zu ihrem Stiefsohn erzürnt, klagt die Stiefmut ter ihn fälschlich an, er hätte sie verführen wollen und seinen jüngeren Bruder, denfiliu.o; der Stiefmutter, umgebracht. Das Verbrechen wurde in Wahrheit von der Stiefmutter selbst mit Hilfe eines Komplizen, ihres seruulus dotal-is, be gangen.'" Opfer der Ermordung sollte eigentlich der Stiefsohn sein, doch des sen jüngerer Bruder nahm aus Versehen das Gift, das seinem Stiefbruder zu gedacht war. Der Gatte der Stiefmutter und Vater sowohl des Angeklagten als auch des Vergifteten glaubt seiner Frau und fordert die Bestrafung seines älte ren Sohnes, der nun vor Gericht geführt wird. Der Satz zeigt den Beschluss der Magistraten, "auf alle Wege" (modis omnibu,o;), "1() den Sklaven der Stiefmutter vor Gericht zu bringen, damit er gegen den zweifach, d.h. des Inzestes und des Vatermordes Angeklagten, den Haussohn, (fälschlich) aussage.'on Zur allgemeinen Rechtslage des Falles ist folgendes zu bemerken. Inzest und Verschwörung gegen das Gemeinwesen waren die beiden Fälle par excellence, bei denen der in der republikanischen Zeit geltende Grund'iatz des Aussage verbots von Sklaven gegen ihren Herren keine Anwendung fand.'oll Ursprüng lich aber bezeichnete incestum spezifisch den Bruch des vestali'ichen Keuschheitsgebotes und erst später wurde der Begriff auf das profane Delikt der geschlechtlichen Verbindung zwischen Blutsverwandten übertragen. Doch 128 Zur LesunA llrOml'flsslllIum (hereitwilliAst) statt llOU..slmullI (vor allem) vAl. weiter unten in diesem Kapitel Futlnote 1 43. 1 29 VAl. met. X, 4,22. Die Äh nlichkeiten der Aanzen Episode (vAl. met. X, 2-12 ) mit der TraJlödie Phaedras sind nicht abzuleUJlnen und von der ForschunA auch bemerkt worden. Dazu z.B. Tappi 1 986, der die Pllaedra des Apuleius und des Euripides unter BerucksichtiAunA ande rer Varianten (u.a. Seneca Plw.edr., Ovid met. 15) einAehend verAleicht, und Zimmerman 2000: 4 1 7-4.12, die andere mÖAlichen Quellen wie den Mimus und die Deklamationen an führt. Dazu vAl. Andreassi 1997: 1 i1. mit weiterführender Literatur. 1.10 Zum mÖAlichen Sinn dieses Ausdrucks in diesem Kontext vAl. Zimmerman 2000: 14.1: _willinA as the slave may be, it is necessary to find 'all possihle ways' (nwdt. omnibus) to e nahle him to hear wltness, since a slave was not permiUed to testify aJlainst his master". 1.11 met. X, 4,6: j'ICe..tum l'arrictdlumque. 1.12 VAl. dazu Schumacher 1982: 11 ff.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
1 B1
"die kaiserzeitliche Rechtsprechung sah für das Delikt verbotener sexueller Beziehungen zu Blutsvenvandten die quaestio seT'Vorum in do minum nicht vor. In republikanischer Zeit wurde der profane Inzest gravierender einge schätzt"""'. In der augusteischen lex lulia de adulterHs coercendis wurde die quaestio seruorum im Rahmen eines Inzestfalles in Verbindung mit dem Vorwurf des adulterium (d.h. des Inzestes mit bzw. von einer verheirateten Frau) - wie es hier der Fall ist - sanktioniert: "nicht der Inzest schlechthin, sondern nur soweit er mit Ehebruch verbunden war, rechtfertigte die quaestio seruorum" l .H . Die Episode wird von Ludus angeblich nach dem Bericht von Augenzeugen des Prozesses erzählt. u; Im Satz werden die Begebenheiten von dem Erzähler in freier indirekter Rede aus der Sicht der Magistraten wiedergegeben. , .,.
b) Zeichen
von seruus
Serum, steht in diesem Satz gänzlich im Rahmen eines Verhältnisses zur Jus tiz, spezifischer inmitten eines Gerichtsverfahrens (dicentium, contentio, instrui) über ein Verbrechen ( crim inum , gesta). Das Verbrechen wurde ver meintlich durch eine Herrenfigur des Hauses begangen, zu welchem seruus gehört. Dieser seruus gehört zwar zum Hauspersonal des Vaters des Angeklag ten an, doch als seruus dotaUs der Stiefmutter ist der perverse Sklave '.17 eher mit dieser pessimae feminae (met. X, 5, 1) als mit dem dominus aedium (met. X, 2 , 1) bzw. dem mustergültigen älteren Sohn" " des letzteren verbun den. In diesem Kontext erscheint seruus als ein der Autorität der Rechtsin stanzen subordiniertes Objekt. Diese Lage des seruus ist nicht nur aus der 13.1 Schwnacher 1 982: .10 mit Verweis auf Dj�. 48,18,4 (Ißpian) und 48,5,40,8 (Papinian). 134 Schwnacher 1 982: 1 79. Für eine juristisch ausgerichtete Diskussion zur Frage der Aussage des Sklaven gegen seinen nerrn im Fall profanen Inzestes vgl. Schwnacher 1 982: 1 79 i. 1.15 vgl. met. X, 7,.1: I.aee ud 1.'llUm mooum �esta L'Om11Iunbu.. mutuo sennoc!tlantibu.'l L'O�noui. Cher das Prohlem des Erzählers in dieser Episode vgl. Zimmerman 2000: 1.19 i. 136 vgl. Zimmerman 2000: 14.1 ad /oe. : .But the narrator voices the patre..' point of vie", in this sentence" . Die in Frage kommenden "atre.'l stehen in met. X, 7 , 1 : ,,/aeutt salubre eOf�'ljUum el tUL'O ·1u.'l.'!IL'l praeco prrmuntlal, patres In euriam eonuen-lrem. 1.17 met. X, 4,6: 'lequl.'l..t mo el ad omne ./aclnus emanelpalo [ . . . ] L'Otlnnuo furctfer. vgl. zur Stelle Xorden 1 9 1 2 : 1.13. Zur allgemeinen Lage des seruu.'l dOlalts bemerkt Morabito 1981 : .19 Anm. 10: .Bien que la dot fut, d'une maniere effeclive, la propriete du man, les juriscon sultes c\assique.. semblent avoir admis qu'elle constituait une tna.'l.'l ejuridiquement distincte, clans le patrimoine du mari, et qu'elle etait, dans une certaine mesure, a la femme" . Zur Rechtslage de.. seruu.. dntalL'l allgemein vgl. Buckland 1 908: 2 62 ff. 1.18 vgl. mel. X, 2 , 1 : luuenelll filtum probe Iltleralum atque ob 'id L'O'L'lequemer "letale mo destia praec!l'uum.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Tatsache ersichtlich, dass senlum im Satz Agens eines Passivsatzes (seruum [ . . . J sis ti) L"t, wo sisti einen von den gesetzlichen Instanzen ausgegangenen Befehl anzeigt, sondern auch aus der umfassenderen syntaktischen Struktur des ganzen Satzgefüges, nämlich: 1. Der Infinitivsatz (senlum [ . . . J sisti) ist Nebensatz eines Hauptsatzes (opor tere), in dem ebenfalL" eine von legalen Instanzen ausgehende Notwendig keit bzw. Konvenienz ausgedrückt wird. Die Instanzen sind hier konkret die patres, d.h. die zum Gerichtsverfahren versammelten Senatsmitglieder, welche am Anfang des Kapitels envähnt werden, zu dem dieser Satz ge hört."" 2 . Das Verb dieses Hauptsatzes (oportere) im Infinitiv weL"t darauf hin, dass er Nebensatz eines anderen Satzes ist. '\'ie Zimmerman es bemerkt"" hängt das ganze Satzgefüge von dem Verb plaeuit (sc. patrihus) ab und reflek tiert durch eine freie indirekte Rede des Erzählers den Inhalt dessen, was die pCltres beschlossen haben. In einem gerichtlichen Kontext hat plaeuit den Sinn von "verordnen " . Es ist also als ein (syntaktisch wie semantisch) passives bzw. solchen Beschlüssen subordiniertes " 'esen, dass seruum hier zu verstehen ist. Dieser Satz weL"t etliche Gemeinsamkeiten mit Satz 2 auf, wo senlUS aL" index'" erscheint. Wie dort kommt senlUS auch hier in einem Rechtskontext unter dem Zeichen der Anklage an den Herrn vor, ein Verbrechen begangen zu haben. Das Gerichtsverfahren soll nun die Haltbarkeit der Anklage (ueritatem eriminum fidemque) prüfen, welche ohne Beweise (prohatitmibus certis) nicht über einen Verdacht (suspici.onibus, crmiecturam) hinausgehen kann. Wie auch bei Satz 2 wird seruus hier aL" Zeuge des Verbrechens des Herrn bemüht, da nur er das wirklich Vorgefallene (haec ita gesta esse) wissen k6nn te (qui solus [ . . J ..'leire). Doch im Unterschied zu Satz 2, wo der seruus index in Mfentlichen Gewahrsam genommen wurde (in puhlicam ()ustodimn recep tum), wird der senlUS seiens hier vor Gericht geladen (sistiH2). Heide Verben stehen im Passiv, was in beiden Sätzen die Passivität des seruus gegenüber den Handlungen der Justiz anzeigt. Doch in der Semantik von sisti ist nicht der Zwang impliziert, welcher im Partizip receptum enthalten ist. Im Falle des .
1 J9 met. X, 7 , 1 : el tllco tussu.. praeco I'rcmunl'lat, palre.. tll curiam conuetl/retll. Zu "alre.. Zimmennan 2000: 1J7: .the decurtones of the provincial town constitute the senate oi that t
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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seruus sL'iens braucht die Justiz nicht drastisch vorzugehen, um ihn zur Aussage gegen den Herrn zu zwingen. Er scheint bereitwilligst (promptis....'imum) den legalen Instanzen als wertvolle Informationsquelle (qui solus [ . . . ] sL'ire) dienen zu wollen. Dies stellt also seruus unter das Zeichen der [ freiwilligen Kollaboration mit der Justiz ] .""' So wird seruus als ein Element signalisiert, welches das in "'rage stehende Rechtsverfahren favorisiert, denn dieses Ver fahren strebt ja eigentlich die ....eststellung der Wahrheit und Verlässlichkeit der Anklage (ueritatem (.'riminum fidemque) durch das Vorbringen von Bewei sen (proootionibus (.·ertis) an. Es ist noch hinzuzufügen, dass die Darstellung des seruus als eines freiwil ligen Zusammenarbeiters mit dem Gesetz lediglich aus der partiellen Sicht der Magistrate folgt, welche hier durch den Erzähler in freier indirekter Rede re produziert wird. Der Leser kennt aber den umfassenderen Zusammenhang, in dem der Satz steht, er weiß, dass dieser freiwillige Beitrag des seruus zur Durchführung des Rechtsverfahrens nicht durch die Intention geleitet wird, die Wahrheit über das Verbrechen zu ermitteln. Ganz im Gegenteil. Unter den Zeichen von seruu..'1 in diesem Satz, d.h. der seruu..'1 als eine Jnformationsquel le, al'l ein Helfer bei der J''e ststellung der Beweise und der Wahrheit und als ein freiwilliger Zusammenarbeiter mit der Justiz, sind die beiden letzten eher ironi'lch gemeint, d.h. sie sind eher mit umgekehrten Vorzeichen zu lesen. seruus sL'iens Verhältnis zur Justiz (patres) Verhrechen (des Herrn) (Den gesetzlichen Instanzen) subordiniertes Objekt Laden vur Gericht [ freiwillige KuUaboratiun mit der Justiz J Zeuge / Infunnatiunsquelle
143 Wenn man der Lesung \'On F und auch von cp den Vorzug gibt, die pmmpd&.lmum haben. Doch \\ird meist llOti.osimum (eine Emendation des zweiten Korrektors von F, dazu Zim merman 2000: 143) gelesen, so von Helm und Robemon, die poti.osimum als Adverb (.vor allem", "avant tout") verstehen, \\ie auch Mart08 ("en especial"). Zimmerman erwägt prompti.osimum, das in Manuskripten stark reprä..entiert ist, als vertretbar und kontextge recht: .that sla"e i.. onlr tOll willing to bear (false) \\itness" . Obwohl hier im Allgemeinen der Ausgabe Helms gefolgt wird, wird aufgrund der Erwägungen Zimmermans an dieser Stelle prompti.osimum der Vorzug gegeben. Deshalb die Einklammerung des Zeichens von se rIlu.., das aus dem pmmpd&.lmum, doch nicht aus dem Iloti.osImum folgt.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
1 0. met. X, 1 0, 3 : seruus ne q uissimus Qui pmeter iudk'ii religicmem (.-um fidem suam (.'omm uwemri uideret, multipli(.'ato studio uerheronem illum (.'(mtendit redarguere, done(.' ius�-u magistmtuum ministeria publk'a (.'ontre(.'tatis nequissimi serui manibus anulum ferreum deprehen...-um (.'um signo sa(.'(.-uli (.'onferunt, quae (.'ompa mtio pme(.'edentem rohorauit suspidonem. cl Kontextuelles Dieser Satz führt die unter Satz 9 oben bes(.'hriebene Situation unmittelbar weiter. Die falo;che Aussage des seruus dotalis der Stiefmutter gegen den An geklagten (den Stiefsohn der Herrin) wird hier durch einen Arzt, ein im Satz durch das Pronomen qui' 4 4 referiertes illustres M itglied der Kurie in Abrede gestellt. Der Arzt behauptet, der Sklave hätte ihn auf Geheiß seiner Herrin aufge sucht, das Gift zu kaufen, welches den jüngeren Bruder des Angeklagten getiJ tet haben soll - eigentlich ein Scheintod, da der Arzt über die böswilligen Pläne des Sklaven Verdacht geschöpft und ihm ein Schlafmittel anstatt des Giftes gegeben hatte. Als Beweis zeigt der Arzt den Geldbeutel, welchen der Sklave ihm alo; Bezahlung für das Gift überreicht hatte und der das Siegel des Sklaven trug,''' Der Sklave besteht auf seine unwahre Version des Verbrechens und wirft dem Arzt Lüge vor, worauf dieser endgültige Beweise für die Unschuld des Angeklagten und die Schuld des Sklaven und seiner Herrin vorlegt."· 1m vorliegenden Satz ordnet der Magistrat an, den Eisenring (anulum ferreum) des Sklaven mit dem Siegel des Geldbeutel'! zu vergleichen, was die Anschuldi gungen des Arztes gegen den Sklaven bestätigt (rohomuit slu!pidonem). Wie in Satz 9 berichtet der Erzähler Lucius die Vorfälle aus der Perspektive der Kuriemitglieder, hier spezifischer aus der Perspektive des anklagenden Arztes, der sich große Mühe gibt (multiplk'ato studio), die "Sklavenkanaille" (uerhercmem illum, nequissimi serui) zu entlarven.
144 Es bezieht sich auf das medfcum des vorbergehenden Satzes (met. X, 10,2: et accersere mendncjj "0" de..tnU medicum). Über die auctorllas dieses Arztes als Mitglied der Kurie vgl. met. X, 8,2: unus e curia senlor prae ceteris compertaeftd'l atque auctoritatl.. praect IHle med·Icu.•. 145 met. X, 9,5: '(.'Ideat et suum sl,!/tUum reco,llnoscaL Nam quem ad modum elu.. uenenifmter inslmulari potest, quod L.te comparauerit? 146 met. X, 1 1 , 1 : dabo enim ret l>raesentf... euldells ar;r!'Umentum.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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b) Zeichen von seruus Der seruus steht hier wie im vorigen Satz in der Umwelt eines Gerichtes, d.h. im Verhältnis zur Justiz. An diesem Punkt der Episode geschieht aber durch die Enthüllungen des Arztes ein Umschwung des Geschehens. Die neue Situa tion ändert von Grund auf das Verhältnis des seruus zur Justiz. Im vorigen Satz wurde seruus als Zeuge gegen seinen Herrn vor Gericht geladen, und als ein promptissimus Informant schien er sehr bereit, mit der Justiz zusammen zuarbeiten. Hier aber fällt der Verdacht (susp'idonem) nicht mehr auf den Herrn, sondern auf den seruus. Er wird hier zum Gegenstand der Anklage (contendit, redarguere), was seruus unter das Zeichen des Verbrechens stellt. 'Vie der Herr im vorigen Satz ist hier seruus seinerseits Gegenstand der Unter suchung durch das Gesetz (conjerunt, comparatio). Interessanterweise denn tieren die Verben, welche hier den untersuchenden Zugriff der Justiz auf se ruu,'i anzeigen, eher physische und dabei wohl nicht eigentlich delikate Pro zesse (manibus contrectatis, anulum jerreum deprehensum). Im Satz 9 dagegen, wo der junge Herr angeklagt wird, denotieren die entsprechenden Verben eher intellektuelle Prozesse (instrui, permitti, placuit), welche nicht auf eine Leibesvisitation des Angeklagten wie im gegenwärtigen Falle hinwei sen, sondern auf eine überlegte Untersuchung. Wird seruus als Kollaborator des Gesetzes im vorigen Satz als jemand dar gestellt, der die Feststellung der Wahrheit und Zuverlässigkeit der Anklage (ueritatem criminum jidemque) begünstigt, so "zertleL'icht" (lacemril" ) er hier lügenhaft die "Heiligkeit des Gerichtes" (iudieii religionern"" ) sowie den Ruf des Arztes (jidem l>'Uam"" ). Dadurch zeigt er sich eher zur Missachtung der Autorität des Gesetzes bereit. Da der Erzähler die Szene aus der Sicht der legalen Beamten (mediL'Us, magistratuum, ministeria publica) berichtet, wird seruus hier durch abwertende Termini unter das Zeichen der Schurkerei (uerberonem illum, nequissi.mi1 50 ) gestellt. 147 Zu lacerare metaphorisch als ,.mit Beleidigungen wtd Vorwürfen misshJ".luchlich zu.,etzen" vgl. Zimmemlan 2000: 1 72 . 148 Z u rel�fo hier Zimmerman 2000: 1 7 1 : , the sum o f sacral rules applying t o the ludiC'lum " . 1 49 Mit Possessh''Pronomen bedeutet .fieles oft Autorität, guten Ruf und Ernst (vgl. ThLL s.v. ftdes 6 7 1 ,80 [ I. q. auclontlUl l; 67.1.53 [ L q. hOllafama); 675, 1 2 [ L q. honestlUl )). Zum Sinn des Terminus im RechL,kontext der klassischen Zeit Kasel' 1 9 7 1 : 200: ,Die jlde... bedeutet hier die Pflicht, zu seinem Wort zu stehen. Sie wird in früher Zeit sak....Il geschützt, erzeugt daneben aber auch eine privatrechtliche Bindung. Die sittlichen Gehote der Mannestreue. der ZuverlilBsillkeit und Redlichkeit sind ständill in diesem Begriff enthalten". 150 VIII. zur Stelle Zimmerman 2000: 172: , th e invective reflecr" the narrator's own opinion of this slave, hut also the contempt for a 'most inferior slave ' on the part of the actors, Le. the officers of the court who examine his hands (probahly far from Ilently) to lind the iron rinll" .
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
seruus nequissimus Charakterisicrung dcs seruus Schurkerei
Verhältnis zum Gesetz Vcrbrechen Missachtung (der Rechtsinb'ta11Ze n ) Gegenstand dcr Anklage Gegenstand dcr rechtlichen Untersuchung
1 1 . met. X, 1 2 ,4: seruus ne q uissimus iam que liquido seru'i nequissimi atque mulieris nequioris patefactis scele ribus procedit in medium nUdlt ueritas. 0
) Kontextuelles
Die ganze Satzverbindung setzt sich aus zwei durch die Konjunlition et koordi nierten Sätzen zusammen, von denen jeder ein Vorkommen von seruus ent hält. Deshalb werden beide Sätze hier separat analysiert. Der Satz vor der Kon junktion et entspricht dem hier untersuchten Satz 1 1 , der Satz nach der Kon junktion dem unmittelbar darauffolgenden Satz, der unmittelbar weiter unten als Satz 12 analysiert wird. Der hier in Frage stehende Satz schließt sich auch an die in den vorherge henden Sätzen 9 und 10 geschilderte Situation an . Durch spektalmläre Bewei se - den Geldbeutel mit dem Siegel des Sklaven und die Enthüllung, die Vergif tung des Sohnes wäre nur ein durch einen soniferus provozierter Scheintod fördert der Arzt die ganze Wahrheit über die Täterschaft des Verbrechens zutage (procedit in medium nuda ueritas), dass es nämlich nicht durch den frater, sondern durch die Stiefmutter und deren seruus begangen worden ist. Dieselbe Anmerkung, welche die Sätze 9 und 10 über den Standpunkt des Erzählers bringen, ist auch für die Sätze 11 und 12 gültig.
b) Zeichen von seruus Wie in den beiden vorigen Sätzen, zu deren Situation vorliegender Satz eben falls gehört, wird seruw; im Verhältnis zum Gesetz, und d.h. enger in der Um gebung eines Gerichtsverfahrens signalisiert. Es handelt sich hier um den entscheidenden Moment der Wahrheit.'ienthüllung (procedit in medium nuda ueritas). Es ist bedeut.'iarn , dass seruus in diesem Zusammenhang durch einen Genitivus possessivus mit einem Verbrechen verbunden (serui nequis simi [ . . . ) putefuctis sceleribus) und dabei als Schurke (nequissimi) gekenn-
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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zeichnet wird. Es ist ein ähnlicher Gebrauch von nequissimus wie im vorigen Satz. Zimmerman schreibt dazu, dass dies bloß die subjektive Meinung des Erzählers sein könnte, aber auch die Meinung der Richter nach den Enthül lungen über das Verbrechen reflektieren dürfte. '" Heide Gesichtspunkte schließen sich jedoch nicht aus, denn die Meinung des Erzählers koinzidiert mit der Meinung der Richter im Laufe der gesamten Episode. Seit der ersten Erwähnung des Sklaven in der EpL�ode (vgl. met. X, 4, 6) wird nequissimus zu seiner Charakterisierung gebraucht. Es ist das Zeichen, das ihn (durch den Erzähler bzw. die Richter) vor dem Gesetz identifiziert werden lässt.'" 1m der Sphäre des Verbrechens ist seruus hier wie in den Sätzen 4, 7 (siehe oben) und 12 (siehe unten) direkt mit einer weiblichen Herrenfigur';" assozi iert. Sie wird hier mulier genannt, ein Terminus nicht ohne pejorativen Wert, nimmt man viele Stellen in Hetracht, in denen er in den Metamorphosen vor kommt.';< !)je Merkmale der Perfidie (Giftgebrauch mit mörderischer Ab sicht), moralische Unverschämtheit, sexuelle Gier u.a. , wie sie die Stiefmutter dieser Episode an den Tag legt, wurden in der griechL�ch-römischen 'Velt ü berhaupt als typisch weibliche Eigenschaften betrachtet. m Der ParallelL�mus zwL�chen seruw; und mulier in diesem Satz L�t auffallend. Heide haben dasselbe Adjektiv als Attribut (serui nequissimi, mulieris ne quioris), wobei die Komparativform nach mulier deren Verbundenheit mit dem seruu..o.; noch verstärkt. Heide Nomina stehen überdies im Genitiv (serui, mulieris) und sind mit demselben patefactis seelerihus verbunden. Der Ter minus see/us kann etwa mit " Hosheit, Frevel, Tücke" übersetzt werden, sein Gegenbegriff wäre dann pietas. Im vorliegenden see/us, das durch den seruus und seiner Herrin begangen wurde, ist die "Verachtung der Religion" insofern mit der "Verachtung der Gesetze"';6verbunden, als die gesetzlichen Institutio nen, die der Sklave und seine Herrin mit ihren falschen Anschuldigungen be leidigt haben, mit sakraler Autorität versehen sind. Und in der Tat, im oben untersuchten Satz 10 wird derselbe seruus als Verletzer der iudidi re/igi.(} und 1 5 1 vgl. Zimmemlan 1 998: 1 9 1 . 1 5 2 Es ist interessant hier anzumerken, dass ... equam zu den typischen Sklavenattrihuten i n den Komödien des Plautus zählt, "gI. Dumont 1987: 442. 15J In Satz 2 steht semu.. durch einen Kontext des Verhrechens im Verhältnis zu einer männli chen lIerrenfigur. Der allwissende Leser weil\ aller, dass die Anklage gegen den lIerrn des seruu.. falsch ist. 154 Für eine Liste der einschlägigen Stellen des Terminus s.o. Anm. 21 zu diesem Kapitel. 155 Dazu Watson (1995: 84 11.). Üher misogyne Stereotypen in der römischen Welt "gI. Bawnan 1992: 10-12. 1 5 6 vgl. W H S . \' . sce/u.. meton. ohjektiv ..ein mit Verachtung der Gesetze, der Religion und der eigenen Schande unternommenes Verhrechen" .
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Semantische Aspekte d e r Sklavereitermini
derfieles eines angesehenen Mitgliedes der Kurie, d.h. des Arztes hingestellt. m Sowohl auf der Ebene des Verhältnisses zum Gesetz, aL'IO unter dem Zeichen der Täterschaft (patefactis sceleribus), aLo; auch auf der Ebene seiner Charak terisierung, d.h. unter dem Zeichen der Schurkerei (nequissimus, nequioris), wird seruu..'1 hier unmittelbar mit mulier assoziiert. Endlich ist zu vermerken, dass die Darstellung des seruu..'1 und der mulier unter diesen beiden Zeichen in diesem Satz aus der Enthüllung einer nuda ueritas resultiert.
seruus nequissimus
(seruus mulier) =
Verhältnis zu einer weiblichen Herrenfigur (Charakterisierung des seruus ) Schurkerei
Verhältnis zur Justiz
Verbrechen (Komplize des Verbrechens der Herrin)
1 2 . met. X, 1 2 ,4: seru us (in patibu/o) suHixus ( . . . ) et nOUCTL'Cle quidem perpetuum indidtur exilium, seruus uero patibulo suffigitur et omnium consensu bono medu.'(J sinuntur I l aurei, opporluni somni pretium . 0
) Kontextuelles
Dieser Satz gehört zur selben Satzverbindung des vorigen und folgt ihm unmit telbar im Text. Er schließt die gesamte, vorher von Satz 9 bis 11 geschilderte Episode der Stiefmutter ab. Der Sklave und seine Herrin (nouerca) verneh men jeweils das Urteil über ihr Verbrechen. Die Herrin wird zur Verbannung, der Sklave zur Kreuzigung verurteilt. ". Der "gute" Arzt wird seinerseits für die Errettung des vermeintlich vergifteten Jungen belohnt, denn er hatte ja dem seruu..'1 an Stelle des Giftes ein unschädliches Schlafmittel gegeben. Über den Standpunkt, welcher der Erzähler hier einnimmt, sind die entsprechenden Anmerkungen zu den Sätzen 9, 10 und 11 zu vergleichen. 157 Dazu Zimmerman 2000: 1 7 1 . Zur römischen relf4fo als "eine außerhalb des Menschen wirkende Macht, ein Tabu, das gewissen Zeiten. Orten und Dingen anhaltet" vgl. Kobl>ert 1 9 1 4 : Sp. 572.21 ff. 158 Zur Kreuzigungsstrale bei Sklavenexekutionen vg(. Mommsen 1 899: 920 f. Die Kreuzigung war eine Bestrafungsart servilen Ursprungs, die im Laufe der Zeit auch auf freie humllwres ausgedehnt worden ist, "gI. dazu Bauman 1996: 109 und 1 33 mit 1 99 Anm. 44.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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Die unterschiedlichen Strafen, die über den Sklaven (Kreuzigung) und die Stiefmutter (Verbannung) verhängt werden, entsprechen denen, die für solche Verbrechen in der lex Cornelia de sicariis et uenefi<-'is vorgesehen waren. Dieses Gesetz war mit einigen Modifikationen während der Kaiserzeit noch in Kraft. , ;. Dass das verschiedene Strafmaß, das jedem der Figuren beigemessen wird, weder deren unterschiedliche Intentionen noch die Verwirklichung oder nicht der Tat berücksichtigt, sondern nur den unterschiedlichen sozialen und rechtlichen Status beider, ist klar. Obwohl die Stiefmutter nequior ist (s. oben Satz 1 1 ), erhält sie als Freie und hDnestior eine weniger schwere Strafe als der Sklave, der unfrei und humiUor ist."'" \Vas nun die Stiefmutter angeht, die ein parricidium begangen hat, so zieht Apuleius hier nicht Hadrians Dispositio nen in Betracht, welche die Strafen in solchen Fällen verschärfen.'·'
b) Zeichen von
seruus
Seruus steht in diesem Satz ebenfalL� in einem Kontext des Verhältnisses zur Justiz. Hier wird seruus direkt in der Sphäre der Bestrafung (patibulo suffigi tur) signalisiert, genauso wie seine hier einfach nouerca genannte Herrin (perpetuum indicitur exilium). Es ist eine der wenigen Stellen, an denen seruus im Nominativ steht. Obwohl seruus im Satz grammatikalisches Sub jekt ist, ist er Agens eines Passivsatzes (sufftgitur) und fungiert also logL�ch nicht als Su�iekt, sondern als Objekt der Handlung. Die Verbalhandlung drückt eigentlich eine DL�position der legalen Instanzen an, denen seruus einfach unterworfen ist. Der Parallelismus zwischen einer weiblichen Herrenfigur und seruus, der im vorigen Satz unter der Ägide des Verbrechens stand, wird hier in Verbin dung mit der Bestrafung beibehalten. Dass beide unterschiedlich bestraft werden, hebt den ParaUeIL�mus aus semantischer Sicht nicht auf. Man beachte 159 vgl. DI,II . 48,9, 1 . Über das comelische Mordgesetzt "gI. ),Iommsen 1 899: 615. Wenigstens während des Prinzipates galt die Verbannung als Standardstrafe für Iwne..l'Iares. "gI. Bau man 1 996: 1 59. 1 60 Zum sozialen hzw. rechtlichen Status der Angeklagten als strafrnaßhedingend �fommsen 1899: 80 f. und 10.11 fi. , der anmerkt (S. 1 0.16): "Die gesetzliche Ungleichheit in der Bestra fung des Freien und des Unfreien iRt so alt wie Rom selbst". VgJ. auch Buckland 1908: 406. Baurnan 1 996: 7. 141 und hesonders 1 25: hei Mord Verhannung für Iwnesttore.. und Kreu zigung oder pDena ad he••da.. für l.umt!iO'l'es nach lex Cornella de s!carl/s. Ein Vergleich der unterschiedlichen Strafen für l.um/llares und Iwne..l'Iares bei Cardascia 1 950: .120 fl. 161 Blanquez Perez 1 986: .199. Zu pamctdlurn Bauman 1996: .10 ff. , eingehender strafrechtli cher Kommentar zu dieser Stelle der Metanwrl'ltn..en hei Blanquez Perez 1 986: .182 f. u . .198 f. mit weiterführender Literatur.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
den stark negativen Sinn des Terminus noueTL'a, durch welchen die weibliche Herrenfigur in diesem Satz angezeigt wird.'62 Im Laufe dieser Episode der Me tamorplwsen wird die nouerca zweimal pessima genannt. Böswilligkeit (ma litia ) und Grausamkeit (dirn) gelten als typische Attribute einer Stiefmutter.'''' Aus dem Paralleli'lmus zwischen nouerca und seruus lässt sich wohl folgern, dass die negative Semantik von nouerca hier wie die von mulier im vorigen Satz auch einem negativen Wert von seruus entspricht. Die Ähnlichkeit (durch Vergleich / Paralleli'lmus) zwischen einer in der Re gel weiblichen Herrenfigur und einem seruus scheint .jedenfalls eine Erniedri gung, eine Art Verlust der " Herrschaftlichkeit" der ersteren zu erfordern, da ihr eine autoritative Bezeichnung (z.H. domina, era, matrrma) vorenthalten und sie im allgemeinen durch einen desavouierenden Terminus (hier nouerca; vgl. noch Satz 2 : femina; Satz 8: pueUa; Satz 1 1 : mulier) angezeigt wird. Dass die Semantik von seruus in diesem Satz auf einen negativen Wert hinweist, wird noch durch die Opposition zwischen der nouerca und dem serous einer seits und dem medk'U.'! andererseits angezeigt. Die Opposition gründet darauf, dass die nouerca und der seruus der Bestrafung verfallen und der medk'Us dagegen für seine Rettertat im {<'al l eine Belohnung (aurei, pretium) verdient. Es könnte auch noch zum Ganzen die Beschreibung dieses Arztes met. X, 8, 2 unus e <-'Uria senior prne <-'Cteris compertae /idi atque auctoritatis praed pue medk'U.'! hinzugezogen werden, was die Semantik von seruus /noucTL'a strukturell in Opposition zu den in diesem Satz vorkommenden Zeichen, ins besonderefides und auctoritas zu verstehen erlauben würde. Doch hier bleibt die Analyse auf die im Satz 12 vorkommenden Elemente beschränkt. Medk'U.'! wird durch das Ad,jektiv bonus unmittelbar mit einem klar positi ven Wert im Satz gekennzeichnet. Auch seine Tat, das Gift durch ein Schlaf mittel zu ersetzen, wird positiv als opportun (opportuni somni) beschrieben. Güte und Geschicklichkeit sind al'lO die Zeichen, welche den respektablen medk'Us im Satz charakterisieren. Diese Zeichen fungieren gleichzeitig struk-
162 Zur negativen Semantik des Terminu.• .. ouerca vgl. Watson 1 995: 1 66 Cf. 163 Vgl. met. X, 5 , 1 und X, 6,2 hzw. met. X. 5,3: .'00 dira tUa Jemfna el malltlae ..ouercall.. exemplaru.. tcu.m non acerbaflilt morte. rll'" I,umcfdf oo/l..cfentla. ..0.. fr!fortu. ..fo dom ..... .. on lucru mantl uel aerumnu junerl.. commota. Oie Charakterisierung der Stiehnutter durch Apuleius folgt der T)"ologie der saeua, ueraeflca nouerca in Mimu.., Märchen und Deklamationen. vgl. Scobie 19113: 21�10 und Zimmerman 2000: 1 1 5 , 425 f. und 442. Zu dieser Stiefmutter in den Metamorphnset. bemerkt Watson 1 995: 107: "A1though the tale is ostensihly baoed on the Phaedra myth as it appears in Tragedy, in many ways this ste»' mother resemble. the stock character of the declamations, especially in her use of poi80n. as weil as her anonymity".
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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turell negativ als Zeichen von seruw. und nouerca, die beide somit durch Mangel an Güte und Ungeschicklichkeit angezeigt werden. Als dem bonus medicus entgegengesetzt werden seruus sowie nouercll semanti'lch in absen tia durch [ malus I markiert. Der Schluss der Stiefmutterepisode zeigt sich so als die perfekte Verwirklichung der poeti'lchen Gerechtigkeit, nach welcher die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden.'64 Zuletzt eine allgemeine Anmerkung. Die Forschung hat der Erzählung der nouerca viel Aufmerksamkeit geschenkt, hauptsächlich wegen der klaren Ähnlichkeit mit Phaedras Tragödie im Hippolytus. ' M Doch die Präsenz des seruus in dieser apuleianischen Version des tragL'lchen Mythos hat die Auf merksamkeit der F'orscher bL'lher kaum verdient. Oft wurde diese wichtige Figur der Erzählung von der Forschung unterschätzt oder einfach ignoriert.'" Zimmerman bemerkt zwar, der Sklave werde im zweiten Teil der EpL'lode selbst zum Stellvertreter der 1wuerca, sie widmet aber der Behandlung dieser Sklavenfigur keinen eigenen Abschnitt des Anhangs, in welchem dagegen andere Figuren der Episode eigens besprochen werden .'·' In einer Studie zur Stiefmutterfigur in der Antike kommentiert \Vatson die apuleianische Epis(} de,"" ohne den seruu,,> ein einziges Mal zu erwähnen. Tappi hat die Sequenz der EpL'lode der nouerca bei Apuleius mit den weiteren Versionen des Phaedramythos verglichen und nur eine "condensazione" der Rollen des se ruu,,> und der Amme im Hyppolitus des Euripides wie in der Phaedra Sene cas'·· vermerkt, ohne die Idee weiter zu verfolgen. Selbst in den Augen vieler heutiger Leser ist der Sklave nicht so leicht zu sehen. Die hier vorgelegte Ana lyse dieses Vorkommens von seruus hat dagegen zu zeigen versucht, dass der seruu.,> in der EpL'lode der Phaedra des Apuleius eine Hauptrolle spielt, eine 1 64 Dazu v�1. Zimmennan 2000: 192. 165 Z.B. Zimmennan 2000: 4 1 7-432. 166 Für AU8nahmen vgl. Fiorencis & Gianotti 1 990 und Andreassi 1 997. Im Anschluss an Fi() rencis & Gianotti 1 990: 90 zei�t Andreassi, ,,�e die Stiefmuttererzählung hei Apuleius (met. X, 2-1 2) und dem anonymen Mimus Malcher.tlTUJ ähnlich sind und hemerkt die aktivere Rol le des apuleianischen serum",. dotal!.. hei der Ausführun� des Verhrechens: "Malakos [d.h. der Diener der Stiefmutter im Mimus) is the one who knows almut the killing plan, hut no thing e.... e; the seruul",. dotal!.. instead is totally involved in the stepmother's plots, hec() ming her duplicate" (Andreassi 1 997: 1 3). 1 67 vgl. Zimmennan 2000: 429: "Thi. character [ d.h. des seruus ) , helanging to hoth comedy and mime, even hecomes the repre.entative of the nouerea, who then (from eh. 7 onward) plays no iurther part in the story". Sie \\idmet einen eigenen Ahschnitt des Anhanges nur dem lIaU8herro (dominus aed-/um), dem älteren Sohn (tuuellls), der ,wuerca seihst und dem Arzt (v�1. Zimmennan 2000: 426-430). 1 68 Watson 1995: 105 fi. 1 69 vgl. Tappi 1 986: 1 82-1 85, zur "condensazione" des se",us und der Amme Tappi 1986: 1 86.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Hauptrolle zwar unter dem Zeichen der Bosheit und des Verbrechens, doch immerhin eine Hauptrolle.'7. Semantisch gibt es ein direkt komplementäres Verhältnis der "'igur des seruus zur Hauptfigur der Episode, der nouen.'a, und Einiges im Satz erlauben es, beide als eng assoziiert zu erweisen.'7'
seruus suffixus Verhältnis zur Justiz seruus [ malus I : (Verhältnis zur weiblichen Herrenfi�ur) Bestrafung : [ Mangel an Güte ) , [ Ungeschicklichkeit I lUJUeT!.'U [ mala I : Charakterisierung des seruus
medk-us blfflUS :
Güte, Geschicklichkeit
Belohnung
1 3 . met. X, 1 3 , 2-4: seru; fratres
miles ille [ . . . ) ui<1inis me quibusdam duobus seruis fratribus undec,'im de nariis uendidit. His emt diues admodum dominus. At illorum alter pistor duk'iarius, qui panes et mellita concinnabat edulia, alter c,'()(.'us, qui sapi dissimis intrimentis suc,'Uum pulmenta condita uapore mollibat. Vnic,'() illi contubernio communem uitam :.'Ustinebant me que ud uasa illa c,'()mpluria gestanda pme[ deJstinarant, quae domini regiones plusL'Ulas perermntis uariis usibus emnt neL·essaria. a) Kontextuelles "'ür dieses Vorkommen von seruus wird sich der Ausschnitt des zu analysie renden Satzes ausnahmsweise nicht allein auf den engeren Satz beschränken, in dem seruus vorkommt, sondern sich auch auf Sätze erstrecken, die mit dem in "'rage stehenden serui in Beziehung stehen und über sie wichtige Auskünfte geben. Der Satz selbst, in dem seruis steht, wird nur teilweise berücksichtigt. Ein Satz des Satzgefüges wird ausgeklammert, um die Analyse nicht mit Daten zu überladen, die sich nicht eigendich auf den Terminus serui beziehen. Der ausgeklammerte Satz bringt in Erinnerung die letzten Begebenheiten der 1 70 Man kann dem kaum widerstehen. in diesem bÖSWilligen seruu... dotLJls einen Vorfahren der großen senilen Halunken der ahendländiscben Literatur zu erblicken. Als wohl typischstes Bei..piel dürfte einem Shakespeares la4o, der perverse Diener des Othello einfallen. 1 7 1 Da.. Komplementfuverhältnis zwischen dem seruus und der nouerca wurde schon bemerkt von Andreas.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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vorhergehenden Episode, d.h. wie der Esel aus den Händen des hortulanus in die des miles übergeht, sowie weshalb der Soldat den Esel den beiden serui verkauft. Aus dem Satz, in dem das Zeichen se-ruis vorkommt, werden nur die Zeichen berücksichtigt, die sich enger auf serui beziehen wie z.H. die Tatsache, dass sie Nachbarschaftsbeziehungen (uidnis) haben, die Identität des Nach bars (miles) und dass sie zu ihm in ein Kaufverhältnis (undedm denariis, uendidit) treten. Für die semantische Analyse des TerminlL� se-rui wurde hier der Beobachtung der Zeichen, die in den unmittelbar auf den ersten Satz fol genden Sätzen stehen, der Vorzug gegeben. In ihnen kommt serui in Form von Demonstrativpronomina wie his, illorum, alter [ . . . J alter, iUi usw. vor. Von den sechs Sätzen der ganzen Stelle werden nur die ersten drei untersucht. Die Episode wird von dem Ich-Erzähler des Romanes, LucilL�, erzählt. Der Besitzer des EseL� LucilL�, ein Soldat (miles), verkauft ihn zwei Sklaven, einem Koch und einem Konditor, die Brüder sind und einem reichen Herrn gehören. Der Esel soll die Küchen- und Tischgeräte ihres verreisten Herrn tragen.
b) Zeichen v o n seruus Im diesem Satz wird se-ruus in drei Sphären signalisiert. 1. Zu den Mitgliedern der familia steht se-ruus in Familienverhältni�sen und wird durch die Zeichen Bruderschaft (fratribus172 ) und Lebensgemeinschaft (unico contubernio, communem uitam :.'Ustinehant) markiert. 17.l 2. Außerhalb der familia steht seruw; im Bereich der Beziehungen mit der :-.lachbarschaft (uidnis), mit wel cher er ein Geschäft (seruis [ . J undedm denariis uendidi.t) als Tätiger eines Kaufes (pm[ de Jstinarant' 74 ) macht. J. Zu dem Herrn (dominus, domini) steht se-ruus in einem Verhältnis der Zugehörigkeit (his) und der Arbeit, spezi fisch der spezialisierten Arbeit. Die Bezeichnung der durch die se-rui ausgeüb ten Berufe (co(''Us, pistor duldarius), die genaue Beschreibung der Produkti..
1 72 Serul. wird hier adjektivisch zufratrtbu.. gebraucht, vgl. Zimmennan 2000: 199 für densel hen Gehrauch auch bei anderen Autoren. 1 7.1 Zu den beiden möglichen Bedeutungen von u1I'Ico cmllul>enllo hier als 1 . "they Ii"ed to gether in the same quarters" und 2. "in a unique companionship or fellowship· "gI. Zim mennan 2000: 20.1. Schon cmnmunem ut/am sustineIJallt weist auf heide send als eine Ge sellschaft in Sachen pecul-lum hin. vgl. weiter unten mel. X, 1 4 ,4-5 : 1'&.'ultum latenter au .Ilere [ . . . ) dluL.tonem [ . . . ) sodetas l.ta, dazu Zimmennan 2000: 214. 1 74 Das Wort I'raede.•tinarant steht in den Manuskripten F und
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
onsprozesse (coneinnabat, uapore mollitabat17., ), die DetailIierung der dabei hergestellten Produkte (panes, melUta edulia, sapidis."imis intrimentis, sucuum, pulmenta condita176), die unzähligen Arbeitsinstrumente (uasa compluria [ . . . ) Ultriis usibus) illustrieren das zur Genüge. Die spezialisierten Berufe der serui belegen die raffinierte Lebensweise ihres Herrn und müssen aL"o mit dessen Beschreibung im Satz aL., diues admodum dominus zusam mengenommen werden. Die Zeichen, die seruu.<; im Satz in der Sphäre einer speziali.,ierten Arbeitstätigkeit markieren, lassen sich somit auch als Zeichen des WohL.,tandes seines Herrn lesen. 177 Auch dass die Sklaven aus eigenen Mitteln den Esel erworben haben, belegt den Reichtum ihres Herrn. Die Mög lichkeit des Sklaven, von sich aus ein Geschäft zu machen, wird ihm durch ein peculium gegeben, dessen Höhe nicht selten von der Generosität des Herrn abhängt. Und met. X, 17,1 sieht man, wie derselbe Herr den Esel von seinen serui kauft, ihnen das Vierfache des Preises dafür restituiert, den sie für das Tier bezahlt hatten, und ihn dann einem seiner Freigelassenen überlässt. Was das peculium angeht, so war es eine Art aus erhaltenen Gratifikationen oder persönlichen Unternehmungen konstituiertes Kapital. Das Eigentums recht darauf wurde nicht auf den Sklaven übertragen. Rechdich blieb es dem Vermögen des Herrn zugehörig, und dieser erkannte dem Sklaven nur zum Gebrauch das peculium und die mit ihm erworbenen Güter an . Kaser bemerkt denn auch, dass zur Zeit des klassischen Rechts die dem Sklaven durch das Pekulienrecht eingeräumte wirtschafdiche Selbständigkeit wenig ins Gewicht fällt und auch hier die rechdiche Unterwerfung des Sklaven unter die fast schrankenlose Gewalt des Herrn, wie sie im Recht erscheint, weitgehend der sozialen Realität entsprochen haben dürfte. "" Zu den Erwerbsmöglichkeiten 1 75 Concl1l'nare wie mollilare drücken nicht nur eine allAemein servile TätiAkeit aus, sondern eine komplexe und heruflich speziali,ierte FertiAkeit. Zu c'l1lclnnare hemerkt Zimmennan 2000: 201 : "The two passaAes in the :\fet. where the verb occurs in its concrete meaninA 'prepare' (referrinA to food here and V1I, l l ) show that concfnnare [ . . . ) is notjust a S�'11onrm of pamn? It is to be understood to mean 'skilll'uII�' compose a heautiful entity from different parts', and therefore is used here quite aptly to descrihe a haker who creates heautifully sha ped confections from different inAredients". 1 7 6 Zur TenninoloAie für diese Produkte bemerkt Zimmennan 2000: 202: "Tbis intricate phrase with its accumuIation of unusual tenns suAAestinA complex culinary procedures makes it clear that this cook has to make culinarr tours de force to attempt to satis�' the discerninA palate of his dom/nu••" . 1 7 7 Zimmennan 2000: 200: "throuAh the elaborate description of the special skills of these two slaves their wealthr domlnu.. is indirectly represented as decadent". Wohlstand, insheson dere wa.. Esse n und WohnunAsart hetrifft, pfleAte zu der aus Asien stammenden Tendenz, sich der 1U.'ruM hinzuAehen, AezähIt zu werden und fiel also in die Topik des Sittenverfalls. 1 78 Kasel' 1 9 7 1 : 284, dort auch 262 und 286 ff. zum pecuflumdes Sklaven.
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der Sklaven hat Norden schon in Bezug auf eben diese SteUe der Metamorph(� sen bemerkt, dass ihnen die Ersparni'lse, obwohl sie rechtlich ihrem Herrn gehörten, oft dort überlassen wurden, wo sie ein Handwerk oder ein Gewerbe betrieben, und dass sie mit diesem pe<.'Ulium einen Hausstand gründen und Tiere oder gar Untersklaven besitzen konnten.""
seruifratres Verhältnis zum Herrn Zugehörigkeit (zum Herrn) (Spezialisierte) Arbeit Pr()duktion.�prt)zesse Produkte Arbeit�instrumente
Verhältnis intra familia Bruderschaft
Verhältnis extrajamilia (Geschlüt�beziehungen ) Nachbarschaft
Lebensgemeinschaft
Tätiger eines Kaufes
WoWstand des Herrn
1 4. met. X, 1 7, 1 : serui emptores
magno denique delibutus gaudio dominus, uO<''ans seruis suis, emptorWus meis, iuhet quadruplum resntui pretium me que <.'Uidam U(.·,,'epnssimo li herto suo et sans pe<.'Uliato magna<m> praefatu.'I diligentia<m> tradidit. cl Kontextuelles Der Herr der beiden Sklaven, die den Esel Lucius aus eigenen Mitteln gekauft haben (siehe oben Satz 13), wundert sich über dessen Fähigkeit, für Menschen zubereitete Speisen zu verschlingen. Er kauft nun den außergewöhnlichen Esel seinen Sklaven ab und zahlt ihnen das Vierfache seines ursprünglichen Preises dafür. Danach gibt er den Esel in die Obhut eines seiner J<'reigelasse nen, der bemittelt (sans pe<.'Uliato ) ist. bl Zeichen von seruus In diesem Satz kommen die serui in zwei verschiedenen Situationen vor, in denen sich Geschäfte abspielen. Zum einen kaufen die serui den Esel aus eigenen Mitteln von ihrem Nachbarn, dem miles. In Bezug auf dieses oben in Satz 13 beschriebene Geschäft werden sie als Käufer (empunihus) charakte1 79 Norden 1 9 1 2 : 73 unter Verweis auf DI,!! . 1 5 , 1 ,6,6.
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Semantische Aspekte der Sklavereitermini
rL�iert. Zum anderen treten die serui in eine Geschäftsbeziehung mit ihrem Herrn, welcher den von den Sklaven erworbenen Esel für sich selbst kaufen möchte. Doch hier wird seruus nicht aktiv als Verkäufer angezeigt, sondern als Objekt der Geldrestitution (restitui), welche freigebig (quadruplum pretium) von dem Herrn gewährt wird. Interessant L�t, dass bei der ersten Situation die Präsenz des Herrn nicht angezeigt wird und seruus aktiv, d.h. Handlungssub jekt (emptoribus) ist, bei der zweiten der Herr dagegen präsent und seruus passiv, d.h. Objekt der Handlung des Herrn ist. In diesem Satzgefüge wird seruus fast gänzlich in der Sphäre des Verhältnisses zum Herrn (dominus) angezeigt, der (grammatikalL�ches bzw. logisches) Subjekt aller vorkommen den Handlungen (UOC(ttis"''', iubet, restitu'i , tmdidit) L�t. Nicht nur die Sklaven, auch alle weiteren im Satz irgendwie referierten Individuen (d.h. liberto SW) und das im Verb iubet implizierte Objekt) sind Objekte der Verbalhandlungen des Herrn. Auf die serui sind im Satz direkt die Verben uocatis und restitui bezogen. Das erste signalL-;iert seruus insofern als Objekt der Herrengewalt, als er den Befehlen des dominus untersteht. Innerhalb des Satzgefüges wird diese Se mantik von seruus noch durch das Possessivpronomen h"Uis verstärkt, das seruus als Objekt der Zugehörigkeit zum Herrn und als seiner Gewalt unter worfen anzeigt. Die zweite Verbalhandlung des dominus in Bezug auf seine serui \vird durch restitui ausgedrückt, was seruu..� wie oben schon gesagt im Kontext einer Geschäftsbeziehung mit dem Herrn signalisiert. Obwohl der Herr den Esel seinen Sklaven abkauft, handelt es sich dabei nicht um ein freies Geschäft zwL�chen Gleichberechtigten wie das zwischen den Sklaven und dem miles (vgI. Satz 13). Es wurde oben schon angemerkt, dass die serui hier pas siv Objekte der Handlungen des Herrn sind. Es gibt hier keine Verhandlung zwischen dem Herrn und seinen Sklaven, sondern nur ein Befehl (iubet) des Herrn. Er ruft (uocatis) seine serui und restituiert ihnen quadruplum preti um den Kaufpreis des Esels. Unbeschadet anderer möglichen narrativen Funk tionen dieses quadruplum pretium im Text des Apuleius'H' ist aus der hier eingenommenen Perspektive darauf hinzuweisen, dass die Unmäßigkeit der durch den Herrn restituierten Summe der ganzen Transaktion den Charakter eines gewöhnlichen Kaufgeschäftes nimmt. Bei einem solchen verhandeln nämlich beide Partner tete a tete um den gerechten Preis der Ware, hier aber lRO Grammatikalisch ist seruis Suhjekt des Satzes mit einem ablati'VUs absoluru.., doch logisch fungiert serttl.' als Ohjekt der durch den dominus ausgeführten Verhalhandlung (uocare). l R l Onos 48, 1 erstattet der Herr den Sklaven realistischer nur das Doppelte. Apuleius üher treiht hier, um die [uxurla des Herrn zu unterstreichen, vgl. Zimmerman 2000: 240 r.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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wird das Geschäft als ein Willensakt aus übergroßer Jt'reizügigkeit des Herrn dargestellt. Es ist sicherlich durch seine Euphorie (magno gaudio) hinsicht lich des fabelhaften Esels motiviert, den seine Sklaven besaßen. Wie oben bemerkt hatte der Sklave ja kein Eigentumsrecht, alles, was er durch sein pe <.'Ulium erwarb, war rechtlich Eigentum seines Herrn. lN' Auch der von den send erworbene Esel war Eigentum ihres Herrn. Dass dieser den send für den Esel soviel Geld gibt, zeigt, dass es sich dabei nicht um einen normalen Kauf handelt, sondern um die freiwillige und generöse Restitution des Herrn. Unter dasselbe Zeichen der Generosität des Herrn fällt auch die Tatsache, dass des sen Jt'reigelassener im Satz als satis pe<.'Uliato charakterisiert wird.
send emptores Im Verhältnis cxtra
Geschäftsbeziehungen Im Verhältnis zum Herrn (dmninus)
famUia (milcs)
Käufer
Gewalt des Herrn (Objekt der)Herrengewalt
Generosität des Herrn (Objekt der) Geldrestitution
Zugehörigkeit zurn Herrn
1 5 . met. XI, 2 0, 1 : seruus Condidus
}'Ilocte quadam plenum gremium �'Uum uisus est mihi �'Ummus sacerdos offerre ac requirenti, quid utique istud, respondisse partes iUas de Thessa lia mihi missas, seruum etiam meum indidem superuenisse nomine Can didum. cl Kontextuelles Der durch den Schutz der lsis bereits in einen Menschen zUTÜckverwandelte Lucius hat eine enigmatische Traumerscheinung. Der Hohepriester der Gtlttin zeigt ihm im Traum Anteile (partes iUas), die ihm aus Thessalien geschickt worden wären, und mit ihnen wäre auch ein Diener namens Candidus gekom men. Der Traum ist ein spezifischer, nicht von dem modernen Roman über nommener Topos des antiken Romanes. Neuerdings wurde ihm in der Jt'or-
182 Da.. "ecullum vennindert die Distanz zwischen Herren und Sklaven, so z.B. Dumont 1987: 405 : "deja a un niveau tres humble il introduit l'escla"e dans un cyc1e d'echan4e.. de cadeaux a"ec se. mailres" • mit Verweis in fußnote 633 aui Plautos Pharo 4 1-50.
, 98
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
schung sogar eine narratologische Funktion im Rahmen des Romanes zuge schrieben.'''' Als Thema jedenfalls hat er die Funktion, die Übermittlung von Befehlen und Botschaften der Gt-)tter an die Menschen zu ermöglichen. Dies stellt den antiken Roman unter die doppelte Kausalität der Fortuna und des Gt-)ttenvillens, wie es auch der Fall des Lucius in den Metamorphosen L.,t.''' Der Satz wird von dem Ich-Erzähler Lucius erzählt. Der Teil in indirekter Rede (respondisse partes illas [ . . . J Candidum) L.,t die Rede des Priesters an Lucius im Traum.
b) Zeichen von
seruus
In diesem Satz steht seruus ganz im Bereich des Verhältnisses zu dem Herrn, doch mit der besonderen Bestimmung, Trauminhalt des Herrn zu sein (nocte, uisus est). Die Beschreibung des Trauminhaltes lässt einen Parallelismus zwi schen seruus und partes illas , d.h. den dem Herrn aus Thessalien gesandten Gütern zum Vorschein kommen. 'Vie die partes dem Besitzer (miM) aus Thessalien (de Thessalia) geschickt (missa.<;) werden, so (etiam) "kommt" der seruus seinem Besitzer (meum) aus demselben Ort (indidem) "hinzu" (superuenisse) .' ''' Seruus ist also eine Hinzufügung zu den partes, welche der Priester gerade Lucius im Traum gibt. Die Zeichen, die sich aus diesem Paralle lL"mus zwischen partes und seruus ergeben, können so resümiert werden: =
seruus par[ te Js pur[ te ) s
seruus
ZugehiJrigkeit (nun Herrn)
mihi
meum
Entgegennahme (des Herrn)
ojerre , missus
,,-u peruenisse
Herkunft
de Thessalia
jndjdem
1R.1 Nach Kenaan 2004: 24R stellt die psychologische Trawoerfahrung "the hasis of the novel's I1ctional language" dar. Für eine Diskussion der jüngeren Forschung zum Thema des Trau mes im Roman "gI. Kenaan 2004: 251 f. 1R4 vgl. Letouhlon 1 99.1: 202 f. : "La "olonOO des dieux est la source des epreuves rencontrees par les heros etjustille done leurs constantes apostrophes a la 'Fortune'". 1R5 Zwo ersten Sinn von supenumlo vg). LDH S.v. "I) darüherkommen, üher etwas kommen, wo es zu hedecken osw., a) übh . : unda sup"",,,nU utldalll", doch hier wohl im zweiten Sinn " ") dazukommen a) ühh.: le.lla tl supervenlulIl, [ ... ] Liv.: si,tlna lell'lmlum superoell enttlt, karnen dazu ( zu Hilfe)".
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
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Es ist hier hervorzuheben, dass die Ankunft beider Güter dem Besitzer Lu eius durch einen summus saeerdos angekündigt wird. Uies stellt beides, par tes und seruum, unter das Zeichen der Sakralität, zumal durch den umfassen deren Kontext klar ist, dass Lueius diesen Traum während seiner Präparation für die Einweihung in die Isismysterien hat. Die Auslieferung der partes an Lueius durch den Priester wird durch das Verb offerre angezeigt, das nicht religiöser Konnotationen entbehrt. Die Traumverdichtung erlaubt es, die Aus lieferung der Güter an den Herrn als eine Art religiöser Gabe zu kennzeichnen. Dadurch wird der Annahme der dem Herrn / "Gott" durch den Priester vorge legten /angekündigten partes und seruum der (semantische) Wert einer Op fergabe verliehen. Zuletzt ist noch auf das in den Metanwrphoscn Seltene zu verweisen, dass seruus hier, wo der Terminus als Trauminhalt des Herrn in einem sakralen Kontext vorkommt, nicht nur allgemein durch seine Herkunft (indi dem Thessalia) identifiziert wird, sondern auch individuell durch einen Ei gennamen ( nomine Candidum ). =
seruus Candidus Traum des Herrn Verhältnis zum Herrn > Sakralität Trauminhalt (des Herrn)
Identifizierung des seruu,� Herkunft
Entgegennahme (dureh den Herrn) > Opfergabe
Eigenname
ZugeMrigkeit (zum Herrn)
1 6 . met. XI, 2 0, 2 : seruus n uncupctus
hane experrcctus imaginem diu diu que apud eogitationes meas reuoluc ham, quid rei por I I tenderct, pracsertim eum nullum unquam ha I buisse mc se'ruu'm isto no'mine nuneupatum eertus essem. cl Kontextuelles Dieser Satz folgt Satz 15. Lueius, der Erzähler des Satzes, versucht die Bedeu tung seines Traumes zu interpretieren. Besonders rätselhaft scheint ihm die Anspielung auf den Sklaven namens Candidus zu sein, da er nie einen Sklaven mit diesem Namen besessen hat.
200
b)
Samantische Aspekte dar Sklavereitarmini
Zeichen von
seruus
Wie in Satz 15 lässt sich seruus hier gleichfalIs ganz im Bereich des Verhältnis ses zu dem Herrn verstehen. Viele der Elemente, die seruus im vorigen Satz anzeigen, sind auch in diesem Satz vorhanden. Es ist als Trauminhalt (imagi nem) "16 des Herrn und als dem Herrn zugehöriger Gegenstand (habuisse), dass seruw; hier angezeigt wird. Die persönliche Identifizierung durch den Eigennamen, den seruus im Traum verdient hatte (vgl. Satz 15), kehrt hier wieder (isto nomine nuncupatum) . Es gibt aber einen wesentlichen kontextu ellen Unterschied zwio;chen dem Vorkommen von seru·us in Satz 15 und hier in Satz 16. Dort fügt es sich ganz in den Traumkontext, d.h. in den Bereich unbe wusst symbolio;cher Rede ein, hier gehört es aber schon in die bewussten Über legungen des erwachten (experrectus) Herrn. Seruus kommt hier aLo;o we sentlich als Gegenstand der Retlexionen des Herrn (cogi.tationes meu,o; Teuo luebam) vor, der dadurch die Bedeutung (quid Tei portenderet) des eigenen Traumes interpretieren wilI.'"' Hauptpunkt dieser Retlexionen ist eben das Problem, welches der Name des seruus aufgibt. Im vorigen Satz, d.h. im Traumbereich, war der Name des seruu.o; als eine Tatsache gegeben. Doch hier, im Bereich der Wachheit, wird dieser Name nicht erkannt, und eben deshalb wird der Besitz eines seruu.o; solchen Namens nicht anerkannt (nullum un quam habuisse me seruum isto nomine ) . Im Bereich der bewussten cogitati ones des Herrn müssen aLo;o die Zeichen von seruus als ein Individuum, weI ches diesen Namen trägt und als Gegenstand dem Herrn gehört, mit einem negativen Vorzeichen gelesen werden.
seruu.� nuncuputus Wachheit des Herrn Verhältnis zum Herrn Charaktcrisierung des seruus Trauminhalt (-)Eigenname Gegenstand der Reflexion (-) Zugehörigkeit zum Herrn 1R6 Traum \\;rd in den Metam0'1'/IO.•en nicht immer durch sOllm/um, sondern manchmal "par ce qu'iJ donne 11. voir: image, representation (iguree, chose vue plus simplement" (Annequin 1996: IRR) angezeigt . Nehen tmllJlo finden sich nach Annequin auch simulacrum, "'I'edes, ul.�um, somntum, dtutnat'fo, oraculum. 1R7 Die im Traum gesehenen Bilder galten in der Antike als göttergesandte Anzeichen der Zukunft. Danach zu trachten, sie zu deuten, war demnach ein ,'erniin(tiges Verhalten. Von der damaligen Spezialliteratur zur Traumdeutung ist uns das Lehrhuch des Artemidoros er halten. Vgl. dazu Annequin 1 996: 1.17.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
201
1 7. met. XI, 20,7: seruus e q u us
quare sollertiam somni tum mirabar ud mllA:'ime, quod praeter congruenti. am lucrosae pollicitationis argumento serui Candidi equum mihi reddidis set colore candidum. 0) Kontextuelles Die Bedeutung des Traumes des Lucius (vgl. Beschreibung der Situation in Sätzen 15 und 16) wird durch ein wirkliches Ereignis offenbart. Diefamuli des Lucius kehren nämlich aus Hypata zurück und bringen auch den geliebten Schimmel ihres Herrn mit. Lucius soll in der Begleitung dieserfamuli in Hypa ta eingetroffen sein und hätte sie nach seiner Verwandlung in einen Esel zu rücklassen müssen. Die Abenteuer ihres Herrn soll dann denfamuli zu Ohren gekommen sein. Sie stießen nun zu ihrem Herrn (vgl. met. XI, 20, 6), der wie der in Menschengestalt unter den lsispriestern lebte. In der Forschung wird das Auftauchen mehrerer famuli an dieser Stelle als eine narrative Unstim migkeit des Apuleius angesehen, denn in den vorhergehenden Büchern der Metamorphosen ist nur im Singular von Lucius' Sklaven die Rede. '" Wie dem auch sei, dieses Ereignis wäre in völliger Ü bereinstimmung (congruentia) mit dem, was der Priester Lucius im Traum angekündigt hatte. Es ist hier anzunehmen, dass die lucrosa pollicitatio, welche die Rückkehr der famuli für den Herrn bedeutete, im Traum der Rückerstattung der partes illas aus Hypata (vgl. Satz 15) entspricht. Ü ber diese Annahme sei sofort bemerkt, dass die Kongruenz der im Traum erwähnten partes illas mit den famul'i im Text nicht direkt ausgesprochen, sondern nur dadurch angedeutet wird, dass beide den Wert eines lucrum certum (met. XI, 20, .1) und einer lucrosa polli citatio des Herrn Lucius haben. '" Auch der rätselhafte �ame des Sklaven Candidus (vgl. Sätze 15 und 16), dessen Rückkehr der Traum ebenfalls in Aussicht stellt, erweist sich dann als eine Anspielung auf die weiße Farbe ( co lore clmdidum) des wiedererlangten Pferdes.
IRR "gI. z.B. Harrauer 197., : 1 32 : "nirgends in den M ist die Rede von ,li:tlllull des Lucius, nur einmal wird ein senmlu.. llIeu.. [ . . . ] erwähnt". Ah nliches bei mei. R & V Bd. I: 42 Anm. 1 . Summers 1967: 245 Anm. 3 behauptet sogar, es gäbe überhaupt keinen I1inweis darauf, _ that Lucius had journeyed to Hypata with slave or slaves". Helm (Praef. F1or. : XVI) soll zu erst Apuleius diese Inkohärenz vorgeworfen haben, "gI. "an der Paardt 197 1 : 74, der Helm zustimmt und eine Zusammenfassung des sogenannten _Dienerproblems" bringt. lR9 Zur religionssymbolisch bestimmten Identität der parie.. und derfamuli vgl. Harrauer 1973: IJ3 1. Weiter unten in diesem Kapitel soll darauf zurückgekommen werden.
202
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
b) Zeichen von
seruus
Als Genitivus explicativus ist
serui in diesem Satz unmittelbar mit dem Sub argumento verbunden, das hier sowohl "Stoff, Inhalt" wie noch ein Synonym für signum, symbolum sein kann.''10 Dies weist in diesem Satz auf seruus als Trauminhalt (somni) des Herrn hin, d.h. auf ein Element im symbo lischen Bereich. Nach Artemidoros Oneirokritika kann dieser Traum in die
stantiv
Kategorie der allegorischen Träume eingeordnet werden. Das sind Träume, die gewisse Sachen vermittel.. anderer Sachen bedeuten'·' und also eine Deutung brauchen. Das
argumentum seruus hat also keinen Wert an sich, sondern ist seruus steht im Traum anstatt eines anderen. Die ses durch seruus repräsentierte Andere zeigt sich "in Wirklichkeit" alo; ein Pferd (equum). Somit fungiert seruus im träumenden Geist des Herrn als ein Symbol (argumentum) für equus, d.h. equus wird hier durch das Zeichen des nur ein Repräsentant, d.h.
Sklaventums markiert. Die Signifikation geht aber in beide Richtungen. Die Tierheit des
equus kann
ihrerseits als ein
seruus
identifizierendes Zeichen in
diesem Satz genommen werden. Der Prozess, der die symbolische Identifizie rung von seruu s und equus ermüglicht, wird im Satz durch
congruentia ange
zeigt. Die Traumverdichtung lässt beide symbolio;ch zusammenfallen. Obschon Produkt eines individuellen träumenden Geistes ist die Müglichkeit der Ver dichtung von
seruus
und einem Reittier
(equu s)
vor allem kulturell bedingt.
Sie muss im Rahmen einer umfassenderen Kultur gedacht werden, in welcher die Annäherung eines Vierfüßers (namentlich eines Lasttieres) und eines Sklaven so viele Lebensbereiche durchdringt, dass sie praktisch zu einem
locu.." ("ommunis
der Literatur'·' und von daher durch eine
selbst zum Inhalt
(argumentum)
sollertia somni
des Traumunbe\vussten eines Individuums
dieser Kultur werden kann. '·"
190 Zu a1)!umentum als sytnbolum, sl,!!fllm. , vgl. IIarrauer 1973: 20 s.v. a1)!umentum Il.ItuJe, in met. XI, 3,4. Es ist auch mit zwei Stellen au.. Buch XI der Metamarpho..en, dass WH diesen Sinn de.. Terminus belegt, ,-gI. s.v. a1)!umentum: , ,- 111 ) da. Symbol, Apul. met. 1 1 , 3 u. 1 1 ,1 1". 191 Annequin 1 996: 1 44. Ein anderes Merkmal des allegorischen Traumes ist, das.. e r "devoile toujours une verite, annonce toujours I'avenir" (Annequin 1996: 146), wa.. eben im Traum deo Lucius der Fall ist. 192 Dazu vg(. z.B. Finley 1980: 99, be.•. Gianotli 1 986: 23 if. und Fitzgerald 2000: 99 ff. mit Stellenangal"m. 193 Nach der Traumdeutung des Artemidoroo sind Last- bzw. Reittiere \\ie Ochsen und Esel oft durch die Symholik der Sklaverei markiert (,-gI. z.B. Artemidoros Üflelr. I, 24 und 37; 4, 56). Apuleius kannte wohl das Onefmkrltlcon und scheint ähnliche Deutungsschemata an zuwenden. Dazu vgl. Gianotli 1986: 25 f.
Semantik von seruus in den Metamorphosen: Stellenanalyse des Terminus
203
Die Verdichtung seruus / equus kann auch von dem Standpunkt der indivi duellen Erfahrung des Träumenden aus und somit als eine Erinnerungsspur aus dem von Lucius Erlebten betrachtet werden. In der Gestalt eines Lasttieres hat ja Lucius Erfahrungen gesammelt, "als ob" er ein Sklave wäre, und dabei oft Gebrauch von der Terminologie des Sklaventums gemacht, um den Leser die Nöte seines Eseldaseins nachvollziehen zu lassen. Es ist auch in Betracht zu ziehen möglich, dass Lucius seinen Schimmel als eine Art Lieblingsdiener ansah. Zu seiner Benennung verwendet er im Laufe der Romanhandlung oft Termini aus dem Sklaventum, 'o, was ihn jetzt im Traum in der )<'orm eines se ruus auftreten lässt. All das muss letztlich als Teil der narrativen Strategien eines allwissenden Schriftstellers angesehen werden, weshalb die Analyse der Träume in den Metmnm"phosen das erfordert, was Annequin hervorgehoben hat, nämlich die von ihnen angenommenen Funktionen im narrativen System und in der Symbolik der Erzählung zu situieren. 105 Dies muss alles vor Augen gehalten werden, will man die im Traum des Lucius vorgenommene Verdich tung von seru'u.o; und equus genauer bewerten. Doch die Betrachtung dieser Frage aus all den genannten Perspektiven geht über das Ziel dieser Untersu chung hinaus. Hier wurden die Informationen über seruus strikt aus den Da ten gewonnen, welche der sprachliche Umkreis des Satzes liefert, in dem der Terminus steht. Rein im Anschluss an diese Zieb;etzung wurden hier die Ele mente identifiziert, die im Rahmen dieses Satzes die crmgruentia von seruus und equu.o; herzustellen erlauben. Der Terminus, durch welchen seruus mit equus unmittelbar im Satz identi fiziert wird, ist cllndidus (serui Cllndidi, equum candidum). Die Farbe (crr lore) des Pferdes, ein Element des physischen Aussehens des Tieres, nimmt im Traumunbewussten des Herrn den Wert des Eigennamens des seruu.o; an. Die Verdichtung seruu.o; / equus geschieht also nach folgendem Paradigma: Traum
Wirklichkeit =
Eigenname [ nomen I Candidus
=
e
us
Farbe =
co/mo; cundidu.�
194 vgl. z.B. met. 111, 26,5: jll-I�ratt....j"w.famulo; VII , :1,5: me cumfamulo meo que uecCOre tllo equofactum CO"'''''' ''III alque conltt,f/elll. 195 Annequin 1 996: 1.15. Zur Natur und Funktion des Traumes in der Xarrative der Metamor "Iwsetl vgl. Annequin 1996: he •. 14:1 fi. und Kenaan 2004 : 2 5 1 11.
204
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Eine der traditionellen Weisen, Sklaven zu benennen, kam kurioserweise von deren Körpereigenschaften, und einige dieser Benennungen fußten eben auf Farbennamen. ''16 Dasselbe ist im vorliegenden Fall zu beobachten, da
dus, der Eigenname des
seruus,
Candi
der weißen Farbe des Pferdes des Lucius
entspricht. Als Bezeichnung für die weiße Farbe hat
candidus im Kontext des Traumes 1-
von Lucius noch einen symbolL"chen \Vert. Weiß ist die Lieblingsfarbe im
siskult, sie kommt in den Mystengewändern, Tempelvorhängen usw. vor und hat die allgemeine Bedeutung von Rettung oder Heil. '"7 Im vorliegenden Fall fällt die Rettung des Lucius, welche durch :'Ilamen und Farbe seines
seruus
bzw. Pferdes symbolisiert wird, mit der Wiedererlangung seiner Güter bzw. Sklaven
(famuli) und seines Rosses (equum mihi reddidisset) zusammen, die lucrosa pollicitatio angezeigt wird. '"' Oie Refe renz auf die aus Hypata zurückkehrenden famuli des Lucius steht im unmit telbar vorhergehenden Satz.'''' Man bemerke auch (siehe oben Satz 15), dass die Ankunft der f(tmuli durch dasselbe Verb angezeigt wird (superueniunt), mit welchem der Priester im Traum des Lucius die Ankunft des seruus Can didw; ankündigt (seruum [ . . . J superuenisse nomine Candidum). Beide, die famuli und der seruw; Cundidus, kommen aus Hypata. Oie Wiedererlangung im
Satz durch den Ausdruck
stellt Lucius' Zustand als Gutsbesitzer bzw. Sklavenherr wieder her, dieser fundamentale Schritt geht seiner definitiven Einweihung in die Isismysterien voraus, die im nächsten Satz thematisch wird."" Es ist nicht ohne Ironie, dass Lucius' WiedereinsteIlung in seinen Wohlstand der Einweihung vorausgeht, denn zu deren Durchführung L"t Lucius gehalten, der Göttin und ihrem Bruder Gemahl ständig beträchdiche Geldsummen zu spenden.2(1)
196 Eine Liste der auf Farhennamen hasierenden Sklavennamen in Inschriften aus der Stadt Rom bei Solin 1996: 53-56 (lateinische Namen) und 400 (griechische Namen). In der Liste lateinischer Namen kommt auch Candldu., mit einem Beleg all8 dem 2 ./3 . .Th. und zwei Be legen aus dem 2 . .Th. n. Chr. vor, auch das Femininum Candida ist "",ischen dem 1. und 3. Jh. n. Chr. helegt (Solin 1 996: 53). 197 Dazu "gI. IIarrauer 1973: 134. Zu den möglichen religiö....ymbolischen . Konnotationen, die in der weiL\en Farbe bzw. dem Xamen des Pferdes impliziert sind, ,.gl. Drake 1 968. 198 Vgl. met. XI, 18. Diese der TTaumepisode "orhergehende Stelle zeigt, wie die familiare.. und uertlulae des LucilL' auf die Nachricht. er sei am Leben, ihm entgegenlaufen mit Geschen ken und Lehensmitteln. damit er dadurch seine Ausgaben beim Kult der Göttin hestreiten möge (oblattone.. hone.,tas [ . . . J qu!l'pe <'um mild famtllare., qua ad culCUm suml'tu m que lar�Uer succederet, deferre l'ro"l'!eue cura....e7ll) . 199 Vgl. met. XI. 20,6: et ece superue7ljutlt H)7Jat[ r! Ja quos .!b! rel·!queram}amulos. 200 vgl. met. XI. 2 4-26. 201 vgl. u.a. met. XI. 1 4 ,6; 1 8,3; 28,1-4 .
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
205
Nach Annequin sind die Träume im Buch Xl mit Lucius' Wiedergeburt as sozüert. '''' Lucius' Wiederaufnahme der Herrenrolle ist Teil seiner "menschli chen Wiedergeburt" , sie bedeutet das Ende des Eseldaseins, das er erlebt hat, "als ob" er ein Sklave wäre. ,,,., An derselben Stelle bemerkt Annequin, dass die Funktion der Träume des Lucius im Buch Xl in der narrativen Folge dazu bei tragen, den Abenteuerzyklus der romanhaften Irrungen und \Virrungen abzu schließen. Lucius' Rettung, auf die mit der im Namen Candidus steckenden Symbolik der weißen Farbe angespielt wird, ist als die Errettung eben aus dem Herumirren zu verstehen, dem Lucius als Tier und "Sklave" bzw. als Nicht Herr unterworfen war. Deshalb ist seruus im diesem Satz noch unter zwei für den Herrn günstigen Zeichen zu verstehen: zunächst religiös als ein Zeichen geistiger Wiederherstellung, d.h. als Errettung oder Heil (Candidi, candidum) des Herrn, was durch die Symbolik der weißen Farbe im lsiskult nahegelegt wird, dann aber auch weltlich als ein Zeichen materieller Wiederherstellung, d.h. des \\.'ohlstandes des Herrn (lu<."1"Osae pollicitatirmis)'"' ' insofern seruus unter die Zugehörigkeit zum Herrn (mihi reddidisset) gestellt wird.
seruus equus Verhältnis zum Herrn
Identifizierung des seruus
Trauminhalt
Tierheit
Heil (geistige Wiederherstellung des Herrn)
Eigenname ( = Farbe)
Wohlstand (materieUe Wiederherstellung des Herrn) Zugehörigkeit zum Herrn
D . D a s S i g n ifikat d e s seru u s : B i l a n z d e r E rg e b n i sse Aus der Analyse von 17 Stellen mit dem Terminus seruus in ihren jeweiligen Satzzusammenhängen wurde eine Menge Zeichen herausgefunden, welche an jeder dieser Stellen die Semantik von seruus jeweil� umschreibt. Nun ist hier eine Bilanz der erzielten Resultate zu ziehen. 202 Annequin 1 996: 1 79. 20.1 Zur "Kontamination" von Sen,�lität und Bestialität in den Mecamor"IIOSetl vg!. Gianotti 1986: 1 1-.11 und Annequin 1998: hes. 1 14 ff. 204 vgl. met. XI, 20,.1, wo Lucius den Sinn seines Trawnes deutet als "",rum L'erlum (UI lamen se..e prae.oa,!! lum som,,! 1)o�eret, lucrum cerIum modI.. o mntllU.o sf,II n'(flcarl l'ar rlum oblattone credebam) .
206
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
1 . N etz der Assoziationen und Oppositionen des Term inus
seruus
Die hier vorgelegte Analyse des Terminus seruu.... in den Metamorphosen erlaubt die Erstellung eines Netzes von Termini, mit denen seruus durch Nega tion oder Identität in Assoziation steht. Diese Termini können also hier als in einem semantischen Komplementärverhältni.. zu seruus stehend verstanden werden und ermöglichen es, das Signifikat von seruus im Text des Apuleius einzugrenzen. Der Wertaspekt des Signifikates kann besser präzisiert werden, wenn man die Zeichen, die seruu.... qualifizieren, an jeder Stelle beobachtet, an der diese Assoziationspaare von seruu.... identifiziert werden können:
Seruu.... Satz
Oppositionen I Assoziationen
qualifizierendes Zeichen
3
'" [ uir) ( = jemirw)
humilis
11
'" [UiT) ( = mulieT)
nequissimus
12
'" bonus (medu..'US) ( = nouer(.'U)
[ 1JUIlus )'..
5
'" duis TCJ7rwnus ( = 1JUIndpium)
blfflus etfrugi
7
'" w.inus ( = homo)
[ Sexualobjekt )"16
Die Assoziation von seruu.... mit femina geschieht in Satz 3 durch die Zei chen Jo'urcht / Joeigheit und Untätigkeit. Seruu.... ist hier Gegensatz von uir und wird unter der Ägide der humilitas charakterisiert. Die Assoziation von se ruu.... mit mulier und nouen'U geschieht in den jeweiligen Sätzen unter der Ägide des Deliktes. Deshalb wird seruu.... in diesen Sätzen als nequissimu.... und alo; das Gegenteil von bonu.... , d.h. als [ malu.... J charakterisiert. Positiv wird seruus nur in Assoziation mit mandpium qualifiziert. Unter dem im Termi nus mandpium implizierten Aspekt der Ware signali.. iert (vgl. Kommentar zu Satz 5) wird seruu.... als bonus qualifiziert. Der Sinn dieses Adjektivs ist aber nicht morali..ch zu verstehen, denn er wird durch das Syntagma bonus etjru.gi eingegrenzt, d.h. der bonus seruus ist gut im Sinne von "für etwas taugend" (jrugi), nämlich für die Arbeit. Al.. mandpium ist seruus entgegengesetzt dem (,'iuis (romanus), dem freien unveräußerlichen, also nicht durch Kauf zu 205 In eckigen Klammem stehen Zeichen, die im Text nicht positiv helegt, sondern durch Nega tion deduziert wurden. In diesem Satz erhält SenlUS keine konkrete Qualifikation, doch we gen seiner Opposition zu bonus (medlcus) ist negativ zu schliellen, dass seruu... hier In ab lIet.tIa als malus qualifiziert wird. 206 Durch Opposition zu mantus, dazu vg!. oben Kommentar zu Satz 7 .
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
207
enverbenden Menschen. Zuletzt wird seruus direkt mit homo assoziiert, doch nur insofern er asinus entgegengesetzt wird. Die "Humanität" des seruus wird hier rein negativ signalisiert, d.h. nur zur Unterscheidung von dem Tier. Es ist hervorzuheben, dass diese Unterscheidung im Kontext eines ironischen Spie les getroffen wird, in dem der Esel an Stelle eines seruus homo zur Ausübung sexueller Funktionen einer domus angeboten wird.
2. Bereiche der Signalisierung von
seruus
l<'ür Darstellungszwecke können die hier analytisch gewonnenen Zeichen von seruus in verschiedene Bereiche eingeteilt werden: a) b) c) d) e)
Charakterisierung von seruus Verhältnis des seruus zu Frauen Verhältnis des seruus zu (männlichen) Herren Verhältnis des seruus zum Rechtswesen Verhältnis des seruus zu anderen Instanzen bzw. Individuen e 1 ) seruus und andere Individuen der domus (Verhältnis intrafamilia) e2) seruus und außerhalb der domus stehende Individuen (Verhältnis extra-/amilia)
Es sei hier angemerkt, dass streng genommen eine genaue Grenze zwischen diesen Bereichen nicht immer gezogen werden kann. Das Verhältnis des se ruu..'1 zum Rechtswesen z.B. lässt sich eigentlich nicht von dem Verhältnis des seruu..'1 zum Herrn trennen, denn seruu..'1 wird in der Regel in Verbundenheit mit dem Herrn in einem legalen Kontext thematisch. Auch die Charakterisie rung des seruus geschieht im Kontext des Verhältni"ses zu anderen Instanzen, namentlich zum Herrn und zum Rechtswesen, aber auch zu Frauen. Die obige Einteilung ist aber für die Zwecke dieser Arbeit insofern nützlich, als sie ge ordneter eine Ü bersicht über die Resultate erlaubt, die im Laufe der Analyse des vorliegenden Kapitel" gewonnen wurden. Der obige Bereich e) \vird wegen seiner Vielfältigkeit in dieser Zusammen fassung nicht berücksichtigt. Zu e 1 ) ist hier zunächst Satz 4 zu envähnen. Er signalisiert seruu..'1 im Verhältnis zu zwei Individuen weiblichen Geschlechtes, einem, welches der domus angehi)rt ( collserua (''fmiuga), und einem, welches außerhalb der domus steht ( lwera mulier extraria, Liebhaberin des seruu..'I ) . Dieser Satz wird also unter b) berücksichtigt. Unter e 1 ) fällt auch das Verhält ni" zu /rater in Satz 1.1. Was nun e2) angeht, so wären hier die Sätze 1 (Ver hältnis zu einer Gottheit), 4 (Verhältni" zu einer Liebhaberin), 5 (Verhältnis zu einem Händler), 8 (Sexualverhältnis zu einer Herrin aus einem anderen Haus),
208
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
14 (Verhältnis zum Nachbarn) und 15 (Verhältnis zu einem Priester) zu nen nen. Zu den verschiedenen Aspekten, die in Beziehung zu dieser bunten LL'ite hier jeweil'i anzusprechen wären, sei auf den analytischen Kommentar zu den entsprechenden Sätzen verwiesen. al Charakterisierung von
seruus:
Ein schlechtes Wesen
Die CharakterL'iierung von seruus wird in den jeweiligen Sätzen normalenvei se durch Termini angezeigt, welche seruus direkt qualifizieren (z.B. Adjektive) oder welche Auskunft über seine Identität geben (z.B. Eigenname, herkunfts oder artanzeigende Substantive). Diese Termini markieren seru'u... unter fol gende Zeichen: Flucht (Satz 1 ) Unmännlichkeit (Satz 3) Niedrigkeit (Satz 3 ) Furcht (Satz 3) Untätigkeit (Satz 3) Tauglichkeit (Satz 5) (Körperliche) Schönheit (Satz 6) Beharrlichkeit (Satz 8) Geldgier (Satz 8) Sexualbegierde (Satz 4 [ des eigenen seruu... [ , 8 [ der Herrin [ ) Schurkerei (Sätze 10, 11) Schlechtheit / Böswilligkeit (=[ Mangel an Güte ]) (Satz 12) Zugehörigkeit zur Menschengattung (Satz 7) Tierheit (Satz 17) Identität (Eigenname, Herkunft) (Sätze 15 , 16, 17) [ Weiße [ "'arbe (Satz 17) Nur zwei Zeichen (Farbe und Schönheit) grenzen seruus aufgrund physi scher Merkmale ein. Es sei hervorgehoben, dass körperliche Schönheit seruu... im Kontext von Sexualfunktionen auszeichnet, welche seruus im Verhältnis zu dem Herrn auszuüben hat. Es ist also zur Abgrenzung von seruus als Sexual objekt des Herrn, dass seruus im Hinblick auf Schönheit signalisiert wird (vgl. Satz 6). Die meisten Zeichen, die seruus kennzeichnen, weisen aber auf Cha rakterzüge. Meist sind es Zeichen, die Charakterschwäche anzeigen und se ruu." in der Regel in seinem Verhältnis zu dem Herrn oder öfter noch zum Rechtswesen bestimmen. Es ist merkwürdig, dass Ähnliches schon für den Sklaven in den lJigestlL konstatiert wurde, in denen über 90 % der in die Ruh-
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
209
rik Bildnis des Sklaven fallende TextsteIlen sich auf den Sklaven " mauvais""" beziehen. MeL"t handelt es sich dabei um moralL"che Mängel wie Feigheit, Geldgier, lügnerL"ches Wesen u.dgl.m. Zwei Zeichen weL"en auf Tugenden hin, Tauglichkeit und Beharrlichkeit. Se ruu..<; wird al" tauglich (bonum et frugi) dargestellt, wenn er auf dem Markt feilgeboten wird. Diese Charakterisierung ist hier Teil der Verkaufs rhetorik des praeco (vgl. Satz 5)."" In einem anderen Kontext wird seru'u,<; in seiner Beharr lichkeit (serui tenaeitatem) dargestellt, die Befehle seines extrem strengen Herrn auszuführen (vgl. Satz 8). Die Beharrlichkeit des seruu..<; kommt also aus Angst vor der Strafe von seiten des Herrn zum Vorschein. Wohlgemerkt, die Tugenden des seruus sind relativer Art. Sie werden nicht immanent aus der Perspektive des seruus als Person bestimmt, sondern aus der Perspektive des Herrn, denn sie betreffen die Eigenschaften des seruu,<; nur al" Diener seines Herrn."" Die Charakterschwächen (Begierde, Geldgier, �iedrigkeit, Ungehor sam, Neigung zur Flucht usw.) dagegen werden seruus als wesentliche Attribu te zugeschrieben, die aus seiner Eigenart oder aus Handlungen tließen, welche er von sich aus in der Regel gegen eine männliche Herrenfigur oder in dessen Abwesenheit begeht.
b) Verhältnis des seruus zu Frauen: Charakterschwäche und Delikt Seruu..<; erscheint fünfmal (Sätze 3 , 4 [ zweimal ) 8, 1 1 , 12) im Verhältni" zur Frau. In Satz 3 wird seruus mit Frau (femina) allgemein, d.h. als Gattungswe sen assoziiert. Die Assoziation steht unter den Zeichen der Furcht und der Untätigkeit, welche seruus mit femina gemein hat und zugleich die humilitas des seruu,<; kennzeichnen. In den restlichen Stellen kommt seruu..<; in Bezie hung mit zwei Arten individueller Frauen im Roman vor: 1. mit einer außer halb der dDmus stehenden Frau (Satz 4) und 2 . mit einer zur domus gehören den Frau (Sätze 4, 8, 1 1 , 12). Im ersten Fall wird seruus durch die Zeichen der Sexualbegierde und des Deliktes eingegrenzt, da er mit einer freien, einem anderen Haus angehörenden Frau (liberae cuiusd(tm extrariaeque mulieris) Ehebruch begeht. Im zweiten Fall handelt es sich um eine conserua (Satz 4) 207 vgl. Morahito 1 981 2 7 1 (I., besonde... 271-272 Anm. 45-73 zu den Stellen in den Dl,l!esla. 208 Es scheint gerade eine allgemeine Topik der Eigenschaften des Sklaven bestanden zu haben. denn sie kehrt nicht nur in lIandiungssituationen \\�e hier, sondern auch in den Komödien des Plautus und seIhst in juristischen Texten \\�eder. vgl. dazu Dumont 1 987: 445. 209 Das""lhe trifft nach Dumont auf die Charakterisierung des guten Skla\'en in der lateinischen Komödie zu: "il s'agit. au depart, de qualites fonctionnelles conformes a "inter';t du maitre" (Dumont 1987: 445).
210
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
und um Herrenfiguren (Sätze
seruus im gam).
8, 11, 12).
Im Verhältnis zur L'OllSerua erscheint
Zeichen einer regulären ehelichen Beziehung
(col1seruam cOl1iu
Bemerkenswert ist das Resultat aus den Sätzen 8, 1 1 und 1 2 , i n denen se ruus im Verhältnis zu einer weiblichen Herrenfigur steht. In allen wird seruus unter das Zeichen eines Ueliktes gestellt. Als Komplize erleichtert er der Her rin den Ehebruch (Satz
er ist seiner Herrin behilflich in der Verwirklichung
8),
ihrer verbrecherischer Absichten, nämlich des parricidium und der fälschli chen Anklage, beide aus dem Trieb zum Ehebruch begangen (vgl. Satz für die Bestrafung Satz
12).
11
und
Im Gegensatz zu männlichen Herrenfiguren wer
den weibliche Herrenfiguren in den Sätzen, in denen
seruus vorkommt,
durch
Termini pejorativen Wertes angezeigt, die also ihrer Herrschaftlichkeit Ab bruch tun wie
mulier, puella, 1wuerca usw. Auch die Zugehörigkeit des se im Satz nicht durch Elemente wie Possessivprono
ruus zu seiner Herrin wird
mina, Genitivus possessivus usw. markiert, wie es in den Sätzen vorkommt, in denen männliche Herrenfiguren erwähnt werden. Man beachte aber, dass dies nur für die Zeichen
im
engeren Kontext der Sätze gilt, in denen
seruus
steht.
In anderen Kontexten des Romanes lassen sich natürlich Zeichen feststellen, welche das Herrenverhältnis weiblicher Figuren zu ihren Sklaven betreffen, doch dann wird der Sklave seltsamerweise nicht durch den Terminus
seruus
angezeigt. Sexualbegierde und Verbrechen scheinen somit das Zeichenpaar zu bilden, welches Mter eine direkte Assoziation zwischen Jt'rau und
seruus
im Roman
des Apuleius erlaubt. Oie Unmäßigkeit der sexuellen Lust, die Assoziation mit unerlaubtem Sex und der Hang zum Verbrechen waren Teil der traditionell frauenfeindlichen Topik in der griechisch-rilmischen WeIt.21" Was sich aus der Analyse der Stellen, in denen
seruu..'1
in den
Metamorphosen
vorkommt, fest
stellen ließ, ist, dass diese Zeichen auch auf den Sklaven angewendet werden, und die häufige Assoziation von seruu..'1 fwuerca) verstärkt noch das Stereotyp.
c) Verhältnis des Unter den
13,
17
seruus zu
mit }>' rau ( mulie r,
jemina, pueUa,
(männlichen) Herren: Das Wohlhaben des Herrn
analysierten Stellen mit
seruus
in den
Metamorphosen gibt
es
in denen er im Bereich des Verhältnisses zu einem männlichen Herrn vor
kommt. Es muss hier das männl iche Geschlecht der Herrenfiguren unterstri chen werden, zu denen
seruu....
wirklich in einem Beherrschungsverhältni'l
2 1 0 "gI. oben in diesem Kapitel Anmerkungen 60, 1 2 7 und 155 rur weiterfiihrende Literatur.
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
21
1
steht. •'reilich kommt seruus dreimal auch in Beziehung mit weiblichen Her renfiguren vor, doch im Gegensatz zu den männlichen Herren werden die weiblichen Herrenfiguren nicht im engen Rahmen der hier analysierten Sätze, in denen seruus steht, als herrschaftliche l<'iguren angezeigt. Die Zeichen von seruus, die im Rahmen des Verhältnisses zu "Herrinnen" identifiziert werden können, weisen nicht auf Beherrschungs- bzw. Subordinierung�'Verhältnisse hin, sondern lassen sich eher in die Liste der Zeichen für seruus in seinem Verhältni'l zu Frauen im Allgemeinen einfügen. Es ist al'lO eher unter der Ägide der Gleichstellung (nämlich mit einem Laster) und der Komplizität (an einem Verbrechen), nicht aber der Beherrschungsverhältnisse, dass seruus in Bezie hung zu weiblichen Herrenfiguren gesetzt wird. Aus diesem Grund schien es hier ratsam, die im Rahmen des Verhältnisses mit solchen Figuren identifizier ten Zeichen von seruus in den Bereich des Verhältni'ises des seruus zu .'rauen allgemein zu verweisen. Die Zeichen, durch welche seruus im Bereich des Verhältnisses zu einem dominus identifiziert werden kann, sind folgende: Zugehörigkeit zum Herrn (Sätze 1, 2 , 4 , 13, 14, 15, 16, 17 ) Besitzobjekt des Herrn (Sätze 6, 7) Objekt der Herrengewalt (Satz 14) Nähe (Mitwisserschaft) (Satz 2) Verbrechen / Straftat (des Herrn) (Satz 2) Arbeit (Sätze 4 , 5 , 13) Sexualfunktion (für den Herrn) (Sätze 6, 7) Objekt der Geldrestitution (Satz 14) Trauminhalt (des Herrn) (Sätze 15, 16, 17 ) Gegenstand der Reflexion (des Herrn) (Satz 16) Entgegennahme (durch den Herrn) > Opfergabe (Satz 15) Wohl'itand (des Herrn) (Sätze 13, 17) Heil (des Herrn) (Satz 17) Einige der oben unter "a) Charakterisierung von seruus" erwähnten Zei chen von seruus liegen direkt im Bereich des Verhältnisses zu dem Herrn beschlossen. Es sind folgende: Ungehorsam (Satz 1 ) Unmännlichkeit (Satz 3, siehe oben unter a» Beharrlichkeit (Satz 8)
21 2
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
Die massive Häufigl<eit von seruus im Bereich des Verhältnisses zu einem Herrn lässt seruus im Text des Apuleius als ein pral
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
21 3
von seruus in den Metamorphosen eine dermaßen symboli�che Kraft erlangt, dass sie die Traumphantasie des Herrn besetzt (vgl. Sätze 1 5 , 16 und 17). Auch das Zeichen der Arbeit markiert seruu.<; oft im Bereich des Verhältni<; ses zu dem Herrn. Zwei von drei einschlägigen Stellen envähnen spezifische Funktionen oder Berufe (Satz 4 : uiUicare, auch tutela familiae; Satz IJ: co cu.<;, pistor duldarius) und eine envähnt eine allgemeine Funktion (Satz 5 : iuuare) . Letztere Envähnung geschieht, al s seruus durch einen praeco feilge boten wird. luuare - das Verb, welches der praeco zur Angabe der Tätigkeit gebraucht, die der von ihm feilgebotene seruus ausüben kann - bestimmt zwar nicht die Spezialität des seruu.<; als Arbeiter, doch eben deswegen stellt es ihn als zur Erledigung irgendwelcher Aufgabe fähig dar, die der künftige do minus ihm auferlegen mag. Die spezialisierten Funktionen bzw. Berufe er scheinen beide Male in "Kollokation" mit Zeichen, die des Herrn WohL�tand indizieren (vgl. Analyse der Sätze 4 und 13 ). Diese Zeichen, die in Bezug auf seruus die Ausübung spezialisierter Aufgaben anzeigen, können ebenfalls in Bezug auf den Herrn als Zeichen des \\'ohlstandes genommen werden. Es sei endlich bemerkt, dass dort, wo seruu.<; mit einem Herrn assozüert wird, er in der Regel als (logisches bzw. syntaktisches) Objekt der Handlung des Herrn bzw. anderer �lachtinstanzen wie die Justiz fungiert. In diesen }I'äl len steht seruus oft im AkImsativ, d.h. in der passiven Rolle des Objektes und nicht der aktiven des Subjektes. Nur einmal steht seruus im Nominativ (Satz 4). Zu diesem seltenen Fall ist zu bemerken, dass seruu.<; hier, wo er außerhalb des Herrenrnachtbereiches steht und als "Agens" markiert L�t, auch unter dem Zeichen des Deliktes steht. Nach dem Text des Apuleius scheint seruus immer dann zur Delinquenz bestimmt, wenn er nicht unter der "Hand" des männli chen Herrn steht und seiner eigenen Willkür überlassen ist.
d) Verhältnis des seruus zum Rechtswesen: Der delinquente
seruus
Morabito hat bei seiner Untersuchung der Vorstellung des Sklaven in den Di gesta bemerkt, dass "I'ideologie dominante apparait a travers la prise en consideration de I'esclavage, mais surtout elle nous apporte, de maniere plus precise, un portrait-type de l'esclave,,211 . Dasselbe könnte man zum Vorkom men von seruus in Bezug auf das Rechtswesen im Roman des Apuleius sagen. Doch welches wäre das aus diesem Vorkommen fließende "portrait-type" des seruus? Die Untersuchung des apuleianischen Textes zeigt, dass seruus in den Fällen, in denen der Terminus in einem legalen Kontext steht, immer gelegent2 1 1 Morahito 1981: 269.
214
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
lieh eines Deliktes erscheint, sei es ein von seruus selbst begangenes, sei es ein von einem Dritten begangenes Delikt, dessen seruus Opfer oder Zeuge ist. Das "portrait-type" des seruus tritt klarer hervor, wenn man die Zeichen anführt, die seruus bei jeder dieser legalen Gelegenheiten am evidentesten charakteri sieren:
1. seruus als Täter eines Deliktes 1.1. seruusjugitiuus gesetzliches Verbot 1 . 2 . seruus nequissimus Missachtung der Autorität Gegenstand der Anklage Gegenstand der rechtlichen Untersuchung Bestrafung (Kreuzigung) 2. Seruus als Gegenstand eines Deliktes 2 . 1 . seruus mandpium (Ware) Delikt des Verkäufers (plagium: Verkauf eines duis romanus als se ruus) 3. seruus als Informationsquelle über ein Delikt (des Herrn) 3 . 1 . seruus sdens Verbrechen (des Herrn) (freiwilliger) Zeuge / Informant (seruus als sdens) 3 . 2 . seruus index Verbrechen (des Herrn) (gezwungener) Zeuge / Komplize Haft l« llter Tod In diesem Kontext steht seruus unter Zeichen, welche auf die Passivität des seruus oder auf ihn 310; Gegenstand der Justiz weisen. Dies wird durch die syntaktischen l<'unktionen von seruus in den Sätzen angedeutet, in denen der Terminus in einem legalen Kontext steht. Er ist nämlich dort gewöhnlich Ob jekt der Verbalhandlung oder Agens des Passivsatzes. Wäre es zu gewagt, für diese syntaktische Situation des Terminus seruu.'I in den Metamorphosen eine Entsprechung in dem Dogma der prinzipiellen Verfahrensunfähigkeit des Sklaven zu sehen, welches im römischen Recht präsent ist? Das l<'ragment des Gaius (.'Um seruo nulla actio est212 formuliert nach Biscardi die "Quintes212
GaiU8 1
ad ed.
Ilrou . ,
durch Ju..ünian Df,l!. 50, 1 7,107 erfa.••t.
Das Signifikat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
215
senz""" dieses Dogmas, welches unzählige Male in der antiken Rechtsliteratur und in der modernen Forschung wiederholt worden L'it. Liegt nun diese Verfah rensunfähigkeit im allgemeinen dem apuleianischen Bild des Sklaven in einem Umfeld rechtlichen Verfahrens zu Grunde, wenn man nun einmal die Zeichen von Passivität und Subordination betrachtet, welche für ihn den Terminus seruus in diesem Kontext markieren? Die Antwort auf diese Frage, deren Vor aussetzung die Aufrollung des rechtlichen Hintergrundes ist, wäre für die künftige Forschung wohl nicht uninteressant, doch sie übersteigt die Zielset zung der vorliegenden Untersuchung. Es wurde schon bemerkt, dass im Kontext des VerhältnL'ises zum Rechtswe sen seruus im Text des Apuleius vonviegend in Deliktsituationen vorkommt. In solchen Situationen wird seruus nur einmal als O�iekt eines Deliktes be stimmt, und zwar als Opfer eines durch einen Dritten begangenen Deliktes. Dies besteht darin, dass ein duis romanwi in die Sklaverei verkauft wird. Das heißt, dass seruus nur bei der Möglichkeit, mit einem duis verwechselt zu werden, als Gegenstand des Deliktes, und zwar eines durch einen Verkäufer (praeco) begangenes angezeigt wird. Die Bemerkung ist wichtig, denn sie indiziert, dass seruus an keiner Stelle als Opfer eines von dem Herrn begange nen Deliktes beschrieben wird. Und in der Tat, in einem legalen Kontext be deutet die Präsenz des seruus stets etwas dem Herrn Abträgliches, denn se ru'u.<; kann von sich aus Delikte wie z.B. Flucht, falsche Aussage, Komplizen schaft mit den gegen den Herrn gerichteten Handlungen der Herrin usw. (s. oben Zeichen unter 1) begehen oder als Zeuge gegen den eines Verbrechens angeklagten Herrn aussagen (siehe oben Zeichen unter 3). Als Zeuge kommt seruus in zwei Situationen vor, wobei er jeweils anders kennzeichnet wird. Als index wird seruus unter Folter geZVl'1.1l1gen, vor Gericht gegen seinen Herrn auszusagen. Er wird im GefängnLo; (publicam cu.<;todiam) verhört (siehe Kommentar zu Satz 9). Als sden.<; jedoch liefert seruus in ei nem Gerichtskontext die von den legalen Instanzen verlangten Informationen, und er tut es bereitwilligst. Die in diesem Satz seruus kennzeichnenden Ter mini sind zwar von einem positiven Wert erfüllt, doch dies darf nicht zu dem Schluss führen, dass seruus hier durch den Erzähler positiv charal{terisiert wird. Aus dem oben gebotenen Kommentar zu Satz 9 L'it ersichtlich, dass das 213 Biscardi 1975: 1 4 2 . Dieses DOjlma ist aber anjlesichts der Ausnahmesituationen, bei denen der Sklave zumal im Interesse seines dominus vor Gericht erscheinen konnte, nicht unan jlreil1,ar. Die Juristen scheinen nicht immer säuberlich die Fähijlkeit des Sklaven, in eijlener Sache vor Gericht zu treten, von seiner Fähijlkeit unterschieden zu hahen, es im Interesse seines Herrn zu tun. Die prozessuale t:nrähijlkeit des Sklaven scheint also rein rechtlich nicht immer jlejleben zu sein. "jlI. dazu Biscardi 1975: 146.
216
Semantische Aspekte der Sklavereitermini
narrative Spiel den Adjektiven, die seruus dort beigelegt werden (scien.'i, promptissimum), eher einen sardonischen Wert gibt. Der Leser weiß ja, dass genannter seruus sciens nur zu bereit ist, gegen den Herrn falsches Zeugnis abzulegen. Die Einstellung des Erzählers zu solchem seruu,'i Lo;t offene Verach tung, denn der seruus verletzt in diesem Falle bewusst die dem - wohlgemerkt: ungerechterweLo;e eines Verbrechens angeklagten männlichen - Herrn ge schuldete fides. Es ist also offensichdich, dass der seruus in den Metmn{>T phosen vorwiegend ein Delinquentenbild bietet, wenn er im Verhältnis zum Rechtswesen auftritt. Für den Herrn ist dieses Hild immer nachteilig, sei er unschuldig oder selber ein Delinquent. Dieses Resultat legt eine Überlegung zum Wert von seruus als Rechtster minus nahe. Die Situationen, in denen der Terminus seruus in den Metmn{>T phosen in einem Recht.'ikontext oder bei Erwähnung legaler Instanzen vor kommt, involvieren ein Delikt, welches der seruu,'i begangen hat oder in wei chem seruus als Komplize verwickelt ist. Es könnte wohl die eingehendere Erforschung dessen lohnend sein, ob sich dieser Sachverhalt nicht in anderen, insbesondere jurLo;tischen Quellen oft wiederholt. Die Forschung bietet schon Ansätze in dieser Richtung, doch es wäre überdies zu verifizieren, ob der Ter minus seruus im juristischen Gebrauch nicht tendenziell der Strafrechtssphä re zuzuordnen Lo;t. Als juristischer Terminus ist seruus von den Zwölftafelgesetzen an belegt. Die drei Stellen, in welchen der Terminus dort vorkommt, bringen seruus als Täter eines Deliktes bzw. als Gegenstand der Anwendung legaler Strafen. Die Stellen wurden durch Rix zusammengestellt.214 Er bestimmt seruus als einen eminent rechtlichen Terminus, doch er bemerkt nicht die Koinzidenz, dass die drei Stellen sich auf einen strafrechtlichen Kontext beziehen. Ähnliches hat Morabito für die Digesta festgestellt. Nach ihm kommt der Terminus seruu,'i in den Digesta meLo;t in Situationen vor, in denen seruus "agent de faitjuridique" , d . h . Täter eines Deliktes ist.215 Unter dieser Rubrik fasst Morabito die Stellen zusammen, in denen seruus direkt oder indirekt als Täter erscheint, d.h. in Fragen der Unterbindung, Anklage oder des einfachen Verdachtes. Als "agent de fait juridique" tritt seruus in 69% der Paragraphen bzw. 61% der Zitate auf, 214 Ta!. XII 2: s/ ",,",,- 11., .furtulll fax/l noxlamue rmxll; Ta!. vrn .1: martu fu.'llue s/ 0" lref}.it libero; Ta!. V1II 1 4 : ",,",,-os [ . . . l .fum mall{fe"ll l'ren.,o" uerberll)us aq/1ct et saxo I'raectl'i tart. Vgl. Rix 1 992: 54 f. 2 1 5 Morahito 1 911 1 : 1 2 7 und auch 2211, eine Li.te der nach den Dlf}.esta durch Sklaven begange nen Delikte ,/d.: 22.1. Zum Vergleich sei hier angemerkt, dass der Sklave, wenn er "ohjet de fait juridique" ist. im Gegen.atz dazu in 96% der in den Texten der DIf}.e..ta vorkommenden Fällen durch den Terminus Iwmo hezeichnet wird (vgl. ),forahito 19111 : 1 2 11).
Das Signifi kat des seruus: Bilanz der Ergebnisse
217
in denen seruu..'l in Bezug auf eine Rechtstat erscheint. Ähnliches gelte für andere sklavenbezeichnende Termini wie z.B. familia. " Eine Zunahme der Sklavendelinquenz würde kurioserweise in die Antoninenzeit fallen"' , die Zeit also, in welcher die Metamorphosen geschrieben worden sein sollen. Die Mus terung der Paragraphen aus Texten dieser Zeit zeigt dasselbe Bild. Die Situati onen, in denen der Sklave allgemein als Opfer oder Gegenstand z.B. des Rau bes ( "esclave voM" ) erwähnt wird, stellen 20% dar, das Vorkommen des Skla ven 310; Täter eines Raubes ( "esclave voleur") dagegen 80%. ". Die Erwähnung dieser Evidenzen erlaubt es nicht, im Rahmen der vorlie genden Studie über die ."ormuJierung einer Hypothese hinauszugehen, näm lich dass seruus 310; juristische Bezeichnung für den Sklaven tendenziell in einem strafrechdichen Zusammenhang vorkommt. Es ist aber zu wünschen, dass sie künftige Jobrschungen zur Relevanz dieses Aspektes in der Semantik des Terminus seruus in seinem juristischen Gebrauch anzuregen vermag. .
2 1 6 Morabito 1981: 214 ff. 2 1 7 Morabito 1981: 228 2 1 8 Morabito 1981: 224.
IV Schluss Es war das Ziel der vorliegenden Untersuchung, einen Beitrag zu einem ange messeneren Verständnis des antiken Sklavenwesens zu leisten. Mit "angemes sener" möchte hier das Verständnis des Verständni�ses begriffen werden, welche die Menschen der Antike von dem Sklaven hatten. Oies hat zu der Frage danach geführt, was der Sklave für die Kultur der antiken Sklavenhaltergesell schaften nach ihren eigenen Maßstäben bedeutete. Oie Frage nach der Bedeu tung, das will nun die lt'rage nach der Sprache heißen. Oie Untersuchung muss te also nicht auf den Gegenstand "Sklaven" , sondern auf die sprachlichen Zeichen für den Sklaven gerichtet werden, welche ihn als Gegenstand im Pro zess der Kommunikation vorstellen und bestimmen. Zu diesem Zweck wurde als Gegenstand der Untersuchung ein Text aus der lateinischen Literatur gewählt, welcher den Gebrauch und das lt'unktionieren dieser Sprachzeichen über den Sklaven in communicatione paradigmatisch beobachten ließ. Aus dem im ersten Kapitel dieser Arbeit vorgelegten Bericht über den einschlägigen Forschungsstand zu den Metamorphosen des Apuleius dürfte hinlänglich hervorgegangen sein, dass dieses Werk für eine Untersu chung dieser Art sehr ergiebig sein könnte. Nicht nur L�t die Thematik des Sklavenwesens in diesem Werk als eine strukturierende Größe präsent, sc)ß dem Apuleius gebraucht noch zudem das Vokabular des Sklavenwesens auf eine ungewöhnliche WeL�e, was zur Offenlegung subtilerer Seiten der Signifi kation dieses Vokabulars verhelfen könnte. Im genannten Bericht wurde auch danach gestrebt, die von der Forschung zum Thema des Sklavenwesens im Roman des Apuleius noch nicht genügend untersuchten Punkte zu identifizieren. Unter ihnen sei die von der Forschung bisher noch nicht berührte Frage des möglichen komischen Tenors, welche das Vorkommen der zum Sklavenwesen gehörenden Elemente in den Meta morphosen kennzeichnen. Viele dieser dort vorhandenen Elemente - in der lt'orschung wurden sie unter dem Gesichtspunkt "seriöser" Themen sozialer, philosophischer oder religiöser Natur behandelt - gewinnen eine neue Bedeu tung, wenn sie im Lichte ihres Zusammenhanges mit der Komödie z.B. des Plautus oder des (parodistischen) Verhältnisses betrachtet werden, in welchem der Roman des Apuleius zur Tradition des griechischen romantischen Roma nes steht. Oie lt'orschung ist zwar bereits auf das Problem des zum Sklavemve sen gehörenden Vokabulars in den Metml1orphosen aufmerksam geworden, doch hat sie ihm bisher noch nicht eingehende Untersuchungen gewidmet. Der oben erwähnte besondere Gebrauch, den Apuleius von diesem Vokabular macht, erlaubt ihm die Assimilierung der Strukturen des Sklavenwesens an
Schluss
219
andere Verhältnisse von Herrschaft und Unterwerfung wie dem des Tieres zu seinem Besitzer oder des Gläubigen zu seinem Gott. Doch eine systematische re Untersuchung zu dem Gebrauch dieser Terminologie und den Signifikatio nen, die sie im Text aun.veist, steht noch aus. Die hier vorgelegte Studie über die auf das Sklavenwesen bezogene Terminologie möchte einen ersten Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen helfen. Die einführenden theoretischen Auseinandersetzungen mit der Frage über das Zeichen und das Signifikat, welche den ersten Teil des zweiten Kapitels dieser Arbeit in Anspruch nahm, haben dazu geführt, die vorliegende Untersu chung methodisch auf zwei Leitideen zu gründen. Die erste dieser ideen stammt aus der strukturellen Sprachauffassung Saussures und besagt, das Signifikat eines Terminus sei kein positiver inhalt, sondern eine oppositionelle Strul{tur, d.h. eine Struktur, die sich nur unter Bezugnahme auf andere Struk turen bzw. Termini bestimmen lässt. Die zweite dieser ideen hat ihren Ur sprung im pragmatischen Ansatz Firths und lautet, diese Struktur zeige sich alle in in der pral{tischen Sprachgebrauchssituation. Aus der Anwendung die ser methodi�chen Leitideen auf die Sklavenbezeichnungen, die sich im Roman des Apuleius vorfinden, konnte nun für die Analyse von deren Signifikaten vorerst zweierlei gefolgert werden. Zum ersten musste die Analyse in der iden tifizierung der anderen Termini bestehen, zu denen die - jeweils in Frage ste henden - auf das Sklavenwesen bezogenen Termini in Beziehung stehen, und zum zweiten musste sie ex obseruatione aus den praktischen Kontexten erfol gen, in denen diese Termini vorkommen. Erste Voraussetzung zu einer solchen semantischen Analyse wäre also die weitgehende Bestandesaufnahme der sklavenbezeichnenden Termini, die in den Metammphosen des Apuleius vorkommen, sowie der respektiven Gebrauchszusammenhänge. Aus diesem Fundus wäre dann eine enger einge grenzte Auswahl von Termini und TextsteIlen aus denen zu treffen, welche die in Frage kommenden Sklaven bezeichnungen enthalten und deren Gebrauch paradigmatisch veranschaulichen. Auf diese engere Auswahl sollte sich dann die semantische Untersuchung konzentrieren. Die Erarbeitung einer Bestano. desaufnahme der auf das Sklavenwesen bezogenen Termini in den Metllln{JT phosen war das Ziel des zweiten Teils des zweiten Kapitels dieses Buches. Es wurden also die 11 Bücher der Metamorphosen nach den Termini durchforscht, durch welche in ihnen Sklaven bezeichnet werden. Dieses gar nicht so einfache Unterfangen hat vor Probleme gestellt, die einige unkanoni schen methodische Lösungen erforderten. Diese Probleme hingen allgemein damit zusammen, dass der statutarische Sklavenbegriff nicht den Einbezug
220
Schluss
eines großen Teils der Stellen aus dem Text des Apuleius ermöglicht, in denen sklavenbezeichnende Termini vorkommen. Der Grund dafür besteht darin, dass der im Text häufig anzutreffende metaphorische Gebrauch der auf das Sklavenwesen bezogenen Terminologie die Beziehung zwischen Terminus und Referenten bricht. Das heißt, dass die logL'iche Entsprechung der sklavenbe zeichnenden Terminologie und des Wesens, welches eigendich ein Sklave ist, nicht immer gegeben ist. Um den ganzen Bestand an Termini aufzunehmen, welche Sklaven bezeichnen, musste diese Entsprechung als Suchkriterium aufgegeben werden und der Begriff des "sklavenbezeichnenden Terminus" in eine umfassendere Kategorie eingefügt werden. Der strukturelle Begriff des Personals - d.h. der Individuen, die in einem (im eigendichen oder metaphori schen Sinne verstandenen) Haushalt zur Leistung eines Dienstes an eine (e benfalls im eigendichen oder metaphorischen Sinne verstandene) Herrenfigur gehalten oder ihr einfach unterworfen sind - hatte hier den statutarischen Sklavenbegriff zu ersetzen. Dieser Begriff des Personals konnte auch die Be zeichnungen von Tieren, unbelebten Wesen, mythologischen Wesen, Natur elementen und auch Wesen unter sich begreifen, die zeitweilig als unter der Gewalt eines Herrn stehend charakterL'iiert wurden. Alle diese Wesen und auch deren Beziehungen mit höherstehenden Figuren werden nämlich im Text des Apuleius oft durch das Vokabular des Sklavenwesens dargestellt und muss ten deshalb in einer allgemeinen Bestandesaufnahme der auf das Sklavenwe sen bezogenen Terminologie berücksichtigt werden. Das Resultat der Bemühungen, den Bestand der in den Metamorphosen auf das Personal hinweisenden Termini aufzunehmen, wird in einer Tabelle gege ben, die im Anhang der vorliegenden Untersuchung steht. Ein Blicl{ in diese Tabelle kann davon überzeugen, dass die Liste der aus dem Text des Apuleius stammenden Termini, welche das hier als "Personal" Bestimmte bezeichnen, sehr heterogen ist. Sie umfasst Termini, die u.a. anzeigen die Bindung an eine domus (wie famulus, familiares, uemula usw.), Bindungen irgendeiner an deren Art (wie seruus, captiuus, mandpium usw. ), Familienbande (wie u xor, maritus, /il'ius, frater usw.) oder auch physische und moralL.,che Zustän de (wie daudus, homidda usw.) und ausgeübte Funktionen (pastor, pistor, nutri."C, cocus, agaso usw. ) bis hin zu Termini, welche Tiere (usi.nus, equus, palumbus usw.) oder natürliche und übernatürliche Elemente (wie uentus, spiritus, uox usw. ) signalisieren. Ein großer Teil der in dieser Liste aufgenommenen Termini gehören zu den ,;rermini, welche die Ausübung einer Funktion anzeigen" , namendich eine Arbeitstätigkeit. Da nun einmal die Arbeitstätigkeiten einen sozialen Wert
Schluss
22 1
haben, können viele dieser Termini auch als Anzeichen der sozialen Stellung des durch sie bezeichneten Individuums gelesen werden. Oies ist z.B. der Fall von Termini wie nutrix, paedagogus oder cocu,o;, welche auf Arbeitstätigkei ten hinweisen, die typisch für Abhängige, im allgemeinen Sklaven oder weni ger oft Freigelassene sind. Es wurde auch festgestellt, dass die meisten Funkti onsbezeichnungen für das Personal gebraucht wurden, das auf dem Land tätig war. Termini, die über den Status der Personalglieder direkt Aufschluss geben könnten (wie seruus, maneipium usw. ,), kommen in Bezug auf das Landper sonal nur äuC,erst selten in den Metamorphosen vor. Dagegen kommt in Bezug auf das Landpersonal eine Fülle von Termini vor, welche die von dem betref fenden Individuum ausgeübte Tätigkeit anzeigen, sei es eine spezifischere Tätigkeit (opilümes, equisones, agaso usw. ), sei es eine allgemeinere (opem TU, gregarii usw.), wobei es sich um Tätigkeiten handelt, die sowohl von Skla ven als auch von freien Arbeitern ausgeübt werden konnten. Es ist aus der li'orschung bekannt, dass zur Zeit des Apuleius namentlich auf dem Lande bereits die Tendenz zu spüren war, die materiellen Lebensbedingungen der freien Arbeiter und der Sklaven zu homogenisieren. Die statutarisch ununter schiedliche Terminologie, die Apuleius zur Bezeichnung des Landpersonals verwendet, scheint mit dieser historLo;chen Gegebenheit im Einklang zu sein. Es wurde im Laufe der vorliegenden Untersuchung wiederholt hervorgeh() ben, dass die Metamorphosen unmittelbar einen im Rahmen der gesamten lateinischen Literatur seltenen (oder in Anbetracht des Detailreichtums gar einzigartigen) Einblick in das intime Familienleben von Sklaven und Abhängi gen gewähren. In dieser Beziehung erschließen sich dem Leser sowohl die domus der Stadt \\ie auch das Landmilieu. Dies kommt auch darin zum Vor schein, dass Termini die Verwandtschaft und allgemein affektive Beziehungen anzeigen, oft auf Personalglieder angewendet werden. Vxor oder maritus z.B., welche in die Rubrik "Termini, die soziale Verhältnisse anzeigen" der in dieser Arbeit vorgeschlagenen Klassifikation eingetragen wurden, werden im Text des Apuleius nicht wie gewöhnlich von anderen Autoren dazu gebraucht, not wendig Indi\iduen anzuzeigen, die durch das rechtlich voll anerkannte mutrimonium verheiratet sind, sondern sie werden auch auf Sklaven und selbst Tiere angewendet. Solche Termini üben im Text sehr oft eine rhetori sche Funktion aus. Sie dienen etwa dazu, komio;che Effekte zu erzielen oder das Tragische einer Episode, in welcher z.B. Individuen aus einer Sklavenfami lie auftreten, insofern zu intensivieren, als sie das die Indi\iduen einende affek tive Band unterstreichen.
222
Schluss
Personalglieder werden im Text des Apuleius oft durch Termini bezeichnet, die Alter oder Geschlecht anzeigen. Wie es in dieser Untersuchung bemerkt wurde, beschränkt sich der Gebrauch solcher Termini kaum darauf, nur das Alter oder das Geschlecht des Bezeichneten anzuzeigen. Terminiwie femina, homo, puer, uirgo, infantulus usw. haben auch andere semantische \Verte und verleihen dem Bezeichneten durch die Alters- oder Geschlechtsangabe einen je nach Kontext gefühlsbetonten, erniedrigenden, abwertenden usw. Charakter. In dieser Beziehung ist der häufige Gebrauch von Diminutiven mit ihrer Doppelsemantik der Zuneigung und des Abwertenden (z.B. paruulus, ·infantulus, homunculi, lmicula, adulescentula usw.) unter dieser Rubrik der LL�te zu beachten. Es wurde auch konstatiert, dass einige der in diese Rubrik eingeordneten Termini wie z.B. puer, puella, adulescens oder iuuenis oft im Kontext von Sexualheziehungen gebraucht werden und in diesem Fall dazu dienen, die klare Unterlegenheit des servilen Individuums zu markieren. Personalglieder können im Roman des Apuleius auch durch Termini be zeichnet werden, die physische oder moralische Züge signalisieren. Bedeutsam ist dabei die Tatsache, dass unter den zehn in diese Rubrik fallenden Termini nur 20%, d.h. praesidium und melitulla., Träger eines sozusagen positiven Wertes sind, wobei der zweite in einem Sexual- bzw. Liebeshereich gebraucht wird. Die restlichen Termini weisen auf eher negative Züge hin, denn entweder indizieren sie ungünstige oder abnorme physL�che Merkmale (c!ltudus, inui su,�, eunuchi und das im Text des Apuleius oft mit einem pejorativen Wert versehene quadrupes) oder sie markieren das bezeichnete Individuum mit dem Zeichen der Kriminalität (adulter, homicida, noxii., sacrilegus). In der apuleianischen :-./arrative wird das Personal einer domu-� überdies durch eine depersonalisierende Terminologie bezeichnet wie z.B. durch die bloße Erwähnung eines Gegenstandes, der von dem Diener manipuliert wird, oder eines Körperteiles bzw. -elementes des Dieners. Dieses metonymische Bezeichnungsverfahren ist in den Metamorphosen mehr aL� eine Redefigur. Dank der in einem J<'iktionswerk möglichen poetischen Lizenz geht es ins J<'ak tische über. In der domus regia Cupidos und Psyches z.B. wird man wie ein Luxusgast verwöhnt, doch man sieht dort keinen Diener. An Stelle der ancillas und fmnula.� hört man nur Stimmen, und die Musikinstrumente spielen dort von selbst. Dieses Fehlen des Dieners, ohne dass es das Fehlen des Dienstes mit sich zieht, wird in dieser Episode aL� ein idealisierendes Element, aL� ein Zeichen "göttlichen Reichtums" dargestellt, welcher den Neid menschlicher Herren erweckt. Dies hat die Frage aufzuwerfen erlaubt, inwiefern diese Fabel des Dieners inui.-;us nicht zum Teil den realen Erwartungen in Bezug auf den
Schluss
223
"vollkommenen Diener" entsprechen würde. Der Diener wäre um so besser, desto weniger seine Anwesenheit bemerkt würde. Der oft bei ApuleiLL'i anzu treffende Gebrauch depersonalisierender Verfahren, das Personal eines HaLLO; haltes zu bezeichnen, scheint in vielen l<'ällen auf diesem Ideal der heilen Her renwelt zu beruhen, in welcher man bedient wird, ohne die Existenz des Die ners erwähnen bzw. zur Kenntnis nehmen zu müssen. Selbst auf die Gefahr hin, einem Anachronismus zu verfallen, kann man hier ähnlich gelagerter Beispiele aus der modernen Welt gedenken. Die mit einem Luxusrestaurant oder -hotel verbundenen Erwartungen eines "competent service" schließen ein Dienstpersonal ein, dessen Präsenz "so diskret wie möglich" sein soll. Im heutigen Brasilien, wo die Einstellung von Hausbediensteten in Familienhäu sern aLLO; der Mittelschicht eine Selbstverständlichkeit ist, hört man sehr oft das stille und unscheinbare Wesen eines Hausdieners mit den Worten loben, "er ist so unauffällig, dass man seine Anwesenheit überhaupt nicht merkt" . Zurück nun zur im zweiten Kapitel vorgelegten terminologischen Bestan desaufnahme. Die Formenvielfalt der Bezeichnungen für Personal in den Me tamorphosen entsprechen der Vielfalt der Blickwinkel, aus welchen die Ab hängigkeitsverhältnisse in der lateini'ichen Sprache und Kultur, aus denen der Text des Apuleius stammt, verstanden werden können. Abhängige Individuen werden in diesen Verhältnissen nicht nur nach ihrem juristischen Status defi niert, sondern auch nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen, Liebschaften und l<'reunden, weiterhin danach, ob es sich bei ihnen um Männer oder Frauen handelt, ob sie bestimmte Tätigkeiten aLLo;üben, ob sie Kinder, Jugendliche oder Alte sind, ob sie einen gewissen Körperbau oder Charakter haben, ob sie einen Eigennamen tragen u.dgI.m. Die Wahl dieses oder jenes Terminus für einen Abhängigen hängt von dem Aspekt ab, welcher an ihm im jeweiligen Kontext zur Geltung gebracht werden soll. Aus der Liste der Termini, die das Personal bezeichnen, wurde aLo; eine Art Stichprobe zu einer eingehenden semantischen Analyse alle siebzehn Stellen vorgenommen, in welchen der Terminus seruus im Text des Apuleius vor kommt. Es sei hier daran erinnert, dass in dieser Stichprobe nicht die sechs Stellen aufgenommen wurden, in denen crmseruu-o; und conserua in den Me tamorphosen vorkommen. Mit Ausnahme der beiden Stellen, in denen crmse rua zur Bezeichnung der Gattin eines Sklaven gebraucht wird (vgl. met. VIII, 22 und VIII, 31), kommt serua in den Metamorphosen überhaupt nicht vor, denn die weibliche Dienerin wird in diesem Werk durch Termini \vie anL'illa, puella,famula LLo;W. angezeigt.
224
Schluss
Die Analyse der Stellen, in denen seruus vorlmmmt, wurde im dritten Kapi tel dieses Buches geboten. Das analytische Verfahren bestand in der Beobach tung des Terminus seruus in der Umgebung des Satzes, in dem er steht, um daraus zunächst eine Menge Zeichen zu entnehmen, die an jeder der analysier ten Stellen die Vorstellung von seruus umschreiben. Dieses Verfahren wurde methodisch durch die Notwendigkeit motiviert, das einschlägige Sprachmate rial aus einem Fiktionswerk zu sichten, ohne dabei der für die Fiktion unange brachten Scheidung zwischen einer denotativen und einer konnotativen oder abgeleiteten (bzw. "uneigendichen") Referenz zu verfallen. Da es nun der Zweck dieser Studie war, die aus dem Sprachgebrauch des Apuleius fließenden Signifikationen des Sklaven zu rekonstruieren, hätte es wenig Sinn, diese bei den Referenzebenen gesondert zu behandeln. Auf diese Weise wird übrigens immer dann vorgegangen, wenn aus dem analysierten Material unter einem rein faktischen Gesichtspunkt ein Teil abgesondert werden soll, welcher glaubwürdiger sein soll als ein anderer Teil desselben Materials. Doch seman tisch ist alles, was in einem literarischen Fiktionswerk steht, gleich glaubVl'Ür dig, denn es macht Sinn für die Leser des 'Verkes. Zudem wurde durch dieses methodische Verfahren der Versuch unternommen, einen Zugang zu einigen in den herkömmlichen Ansätzen gemeinhin unberücksichtigten neuen Seiten der Signifikation des Terminus seruus zu haben. 'Vie es aus den im dritten Kapitel erzielten Resultaten zu ersehen L"t, war dieser methodL"che Versuch nicht vergeblich. Bevor diese Resultate hier in ihren Hauptpunkten zusammengefasst werden sollen, L"t hier noch einmal daran zu erinnern, dass das hier eingesetzte me thodische Verfahren durch eine Reflexion über die Frage der Signifikation und des Funl
Schluss
225
Kultur bestimmte "langue" . Das Signifikat eines sprachlichen Zeichens für Sklaven in der lateinischen Sprache ist demnach als ein Wert anzusehen, weI chen der gemeinsame Kode (d.h. die Lateinische Sprache) mit seinen entspre chenden Signifikanten zu assoziieren erlaubt. Es sei hier bemerkt, dass dieses "erlaubt" nicht auf eine rein individuelle Möglichkeit anspielt, sondern auf einen kulturell bedingten sozialen Konsens, womit denn auch das Signifikat als eine kulturelle Einheit zu verstehen ist. Die Frage nach dem Signifikat des Sklaven für die alten Römer z.B. impliziert endlich die Frage nach den Werten, die in deren Kultur mit den Zeichen für Sklaven assoziiert wurden. Doch wie sind diese Werte zu identifizieren? Es ist oben gesehen worden, dass der Zugang zu den Werten eines Terminus und somit zu seiner vollen Signifikation die Aufmerksamkeit nicht nur auf den vereinzelten Terminus erfordert (da ja dessen Signifikation kein positiver In halt ist), sondern auf die Beziehungen, welche dieser Terminus mit anderen Termini in einem bestimmten Kontext eingeht (da ja seine Signifikation kon textuell ist). Die Analyse muss also von dem Kontext ausgehen, in welchem der Terminus eine Signifikation "ausübt" . Die hier durchgeführte Analyse ist der Bemerkung SaLLo;sures gefolgt, dass "c'est du tout solidaire qu'il faut partir pour obtenir par analyse les element'! qu'il [ d.h. der Terminus I renferme" ' . Der Zugang zu diesem "solidarischen Ganzen" , d.h. zu der "langue", in wel cher die auf das Sklavenwesen bezogenen lateinischen Termini Signifikation erhalten, wurde in der vorliegenden Studie exemplarisch von einem seiner Ausschnitte, nämlich dem Text des Apuleius aus versucht. Konkret wurden die Artikulationen eines auf das Sklavenwesen bezogenen Terminus wie /seruus/ mit anderen Termini innerhalb dieses Textes mit dem Ziel beobachtet, durch eine sprachliche Analyse zur Identifizierung der Werte beizutragen, die mit einem solchen TerminLLo; verbunden sind und seine Signifikation eingrenzen helfen. Es handelt sich dabei bewusst um einen Teilbeitrag, denn der Text des Apuleius ist nun einmal nur ein unter so vielen "Fenstern", durch welche das signifikative Vermögen der sklavenbezeichnenden Termini innerhalb des ü beraLLo; weiten Bereiches der Texte in lateinio;cher Sprache beobachtet werden kann. Doch das }''enster, welches die Metamorphosen eröffnen, kann substan tielle Informationen bieten. Diese punktuellen Informationen können künftig mit weiteren Ergebnio;sen der }''orschung verglichen und auf diesem Wege eine reichere Bestimmung des Signifikationsspektrums solcher Termini angestrebt werden, d.h. des Spektrum der Artikulationen, welche diesen 1'ermini konven tionell in der lateinischen Sprache bzw. Kultur zugeteilt wurden. SaUll8ur e: 1916: 1 5 7 .
226
Schluss
Aus diesen theoretischen Erwägungen heraus wurden einige Voraussetzun gen für das Vorgehen
im
dritten Kapitel festgelegt. Es ist davon ausgegangen
worden, dass das Signifikat von
seruus
z . B . im Text des Apuleius nicht in ei
nem extratextuellen Referenten zu suchen ist, sondern sich in der Funktion des Zeichens
/ seruus/
im System selbst des Textes manifestiert, und zwar in
dem Verhältnis dieses Zeichens zu anderen Zeichen pus. Mit anderen Worten, das Signifikat von
im
seruus
analysierten Textcor
liegt in einem Text wie
dem des Apuleius nicht in der Referenz auf einen konkreten Sklaven und auch nicht in einer Definition des Sklaven, sei sie nun rechtlicher oder philosophi scher Natur, sondern in der Art und \Veise selbst, den Sklaven im Text auszu sagen. Deswegen muss auf die Natur der (signifikanten) Wörter, mit denen der Sklave im Text angezeigt wird, und auf die Beziehungen Acht gegeben werden, welche diese Wörter mit anderen Wörtern im Textzusammenhang eingehen. Daraus sind dann die Ideen (Signifikate) zu entnehmen, die mit den Wörtern gekoppelt sind und durch sie übermittelt werden. Der Blick richtet sich hier also nicht auf eine außerhalb der Sprache existierende Sache, sondern auf die durch Sprache ausgesagte Sache, d.h. auf das Zeichen. In Anbetracht dessen wurde im dritten Kapitel dieser Arbeit der Terminus
seruus
unter Einbezie
hung seiner Verhältni'ise zum sprachlichen Umfeld an jeder Stelle untersucht. Daraus wurden wichtige Aspekte seiner Signifikation gesehen, die ein präzL'ie res Vorstellungsbild des Sklaven in der Antike zu zeichnen helfen. Einige As pekte bestätigen Resultate, welche in der früheren Forschung schon erzielt wurden, andere haben zu deren Vervollständigung beigetragen. Oie Analyse der Stellen mit dem Terminus
seruus
im Roman des Apuleius
hat gezeigt, dass der Terminus zur Bezeichnung der Mitglieder des Hausperso nals - haben sie nun Menschen- oder Tiergestalt - hauptsächlich in zwei Kon texten gebraucht wird, nämlich
im
Kontext des Verhältnisses zum Herrn und
im Kontext des Verhältnisses zum Rechtswesen. Im ersten Fall wird
seruus
durch Zeichen markiert, die oft auf die Zugehörigkeit zu einem Herrn, doch auch auf die Ausübung einer Arbeitstätigkeit sowie auf das Wohlergehen des Herrn hinweisen.
Seruus
wird somit zum Anzeichen des Reichtums und des
Wohlstands des Herrn. Im zweiten Fall, d.h. im Kontext des Verhältnisses zum Rechtswesen, fällt seruus oft unter das Zeichen eines Deliktes, sei es ein durch seruus selbst, sei es ein durch den Herrn begangenes. Oie positive Charakteri sierung des seruus ist in den Metamorphosen sehr selten. Sie betrifft allein die Tauglichkeit des seruus für die Ausübung irgendeiner Funktion, die für den Herrn angenehm oder nützlich ist. Der apuleianische seruus ist schön, wenn er Sexualobjekt des Herrn ist, er ist tauglich als Arbeitskraft, die einem neuen
Schluss
227
Herrn verkauft werden kann, er ist unter Androhung schwerer Strafen beharr lich in der Ausführung der Befehle, die ihm von einem strengen Herrn gegeben werden. Schon die negativen Attribute von seruus kommen viel häufiger vor. Sie heben speziell Charakterfehler hervor wie Sexual begierde, Geldgier, Ge meinheit (in welche auch Feigheit oder Furchtsamkeit, Neigung zum Fluchter greifen und Untätigkeit fallen), Schurkerei, Bosheit usw. In dieser Hinsicht steht seruus nicht selten in einem Ähnlichkeitsverhältnis zu oder in Assoziati on mit weiblichen Figuren, denn diese haben ja der Charakterisierung des Apuleius zufolge Teil an dieselben Charakterfehler. Diese Daten scheinen demnach eine tendenziell negative semantische \\rertung des Terminus seruus zumindest im Text des Apuleius zu zeigen. Es wäre anschließend die Frage aufzuwerfen, ob dieser auch bei anderen Autoren der privilegierte Terminus für die Bezeichnung des Dienenden in Situationen ist, in denen er von einer eher negativen Seite dargestellt werden soll. Eine relevante Frage, welche im Anschluss an die Resultate dieser Analyse aufgeworfen werden konnte, betrifft die in der Forschung übliche Bestimmung von seruus als juristischem Begriff. \Vie oben in dem dritten Kapitel dargetan, weisen Lexika und Forschung auf die Opposition zwischen seruus und tiber als auf " die" Opposition hin, welche die Definition par excellence des Terminus seruus ausmacht. Aufgrund der klassischen Bestimmung des Ulpian, seruus sei restlos aL� das contrarium zu tiber zu verstehen (Dig. 1, 1,4), wurde dieser semantische Zug des Terminus in der Tat - vor allem in der Nachfolge der Stu die Benvenistes zu seruus - auf seine lexikalische Definition ausgedehnt. Die Analyse der Stellen mit serum; im Roman hat aber weitere, von den klassi schen Definitionen des Terminus nicht in Betracht gezogene Oppositionen entdeckt. Unter ihnen kann z.B. die zwischen seruus und uir genannt werden, welche die Seite der Unmännlichkeit des seruu,� insofern hervorkehrt, als seruus in Assoziation mit Termini wie feminu, mulier, nouercu vorkommt. Die Ähnlichkeit von Sklaven und Frauen lässt sich von ihren Lastern ableiten, so wie sie in der antiken frauenfeindlichen Topik angeführt werden. Diese Laster sind z.B. die Feigheit, der Mangel an Sinn für Beratschlagung oder Untä tigkeit, die Lüge, das Verbrechen, die straffällige Sexualbegierde - alles Laster, welche den Mannestugenden entgegengesetzt sind. Serum; erscheint hier als mehr denn als das unfreie Wesen, er erscheint als ein "unmännliches" Wesen. Der Terminus kommt noch in Opposition zu eiuis romunus , also zu dem Mann vor, welcher Subjekt ziviler Rechte ist. In diesem Kontext wird seruus als mancipium bestimmt, im Gegensatz zum eiuis also als käufliches bzw. ver käutliches Objekt, das den Wert eines Eigentumsobjektes hat. In einem ande-
228
Schluss
ren Kontext steht seruu.'! in Assoziation mit homo. Die Funktion dieser Asso ziation besteht darin, seruu.'! von a....inus zu unterscheiden, d.h. die Mensch lichkeit des seruu.'! wird rein negativ zur Unterscheidung von dem bloßen Tier anerkannt. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Opposition zwischen seruu.'! und liber für die Semantik von seruus fundamental ist, doch die eben gebotene stichwort artige Zusammenfassung der aus der in diesem Buch vorgelegten Analyse des Terminus zeigen, dass sie nicht al'l die einzige die möglichen Werte des Termi nus in der lateinischen Sprache erschöpft. Schenkt man den Kontexten Auf merksamkeit, in denen die Opposition zwischen seruus und liber am häufigs ten vorkommt, so scheinen sie diese Opposition als eine spezifisch statutari sche zu enveisen. Sie wird aus dem Vorkommen des Terminus in vorwiegend juristischen Quellen gewonnen (man beachte, dass Benveni'lte in seinem grundlegenden Aufsatz zu diesem Thema praktisch nur Rechtsquellen benutzt hat) oder in solchen, die sich auf ganz präzise Rechtskontexte beziehen. In der Opposition zwischen seruus und liber scheint immer das Problem der diui..."io personarum anzuklingen. Es ist speziell in den Kontexten, in de nen diese StatLL'Iunterscheidung hervorgehoben werden muss, dass seruus als Gegenbegriff zu liber verstanden werden kann . Der in der Opposition zu liber behauptete rechtliche Statusaspekt des Terminus seruus ist aber in den Kon texten irrelevant, in welchen die Hervorhebung anderer semantischer Werte durch andere Grundoppositionen sinnvoll ist. Die Forschung hat denn auch auf zwei weitere Oppositionen hingewiesen, die den Terminus seruus z.B. in den Digesta prägen, und zwar die zwischen seruu.'! und dominus und die zwi schen seruu.'! und jilius. ' Jede von ihnen bringt eine spezifische semantische Seite des Terminus zum Vorschein. Aus dem Ganzen erhellt, dass die Bestim mung von seruu.'! als einem Rechtsterminus, welcher Gegenbegriff zu liber ist, eine Teildefinition ist. Ihre Geltung wird durch die Art der in Betracht gezoge nen Quelle und durch die Kontexte bedingt, die bei der Stellenanalyse des TerminLL'I privilegiert worden sind. Man mLL'IS also dessen eingedenk bleiben, dass die Semantik von seruus sich nicht ganz ohne Rekurs auf andere Opposi tionen verstehen lässt, in welche die lateini'lche Sprache ihn in anderen Quel len und in anderen Kontexten einfügt. Ein weiterer relevanter Punkt betrifft die Charakterschwäche des seruus. Im Text des Apuleius kommt sie in der Regel im Kontext des Verhältnisses des seruu.'! zu dem Herrn und i)fter noch zum Recht'!wesen vor. Die Forschung hatte denn auch schon bemerkt, dass Rechtstexte wie die lJigesta ein fast nur 2
"gI. Morabito 1 981 : 142 If.
Schluss
229
mit Lastern behaftetes Bild des Sklaven zeichnen. ' Die Liste der dort auf den Sklaven angewandten Bestimmungen umfasst den sozusagen kanonischen Lasterkatalog (Sexualbegierde, Geldgier, Feigheit usw. ). Es bedarf keiner Anstrengung, in dieser Liste dieselben Fehler wiederzufinden, welche seruus in der Komödie aufweist. ' Es ist auffallend, dass die Zeichen für moralische Fehler in den Metamo'rphosen häufiger in Verbindung mit seruus erscheinen, wenn er in einem Verhältni., zum Rechtswesen steht. Das Bild des schlechten oder gar bösen Sklaven wiederholt sich in einem fiktionalen Roman, in komi schen Theaterstücken und in einem nicht fiktionalen Rechtstext. Die Wieder holung deutet klar auf eine in traditioneller Topik verankerte vorgefasste Vor stellung über den Sklaven als gemeines oder verbrecherisches Wesen. Aus den Digesta ist auch ersichtlich, dass diese Topik nicht nur zum Aufbau fiktiver Literaturfiguren dient, sondern auch zur sozialen Definition und zur realen Verurteilung des Sklaven als eines tendenziell delinquenten Wesens. Dadurch wurde die in Bezug auf den Sklaven vonviegend punitive Haltung der römi schen Gesetzgebung rechtfertigt. Die Forschung hat denn auch geurteilt, dass die Beilegung einer wesenhaften Bösartigkeit und Stupidität an den Sklaven die krudeste und gröbste Art Rechtfertigung der Institution des Sklavenwesens 5 darstellt. Nebenbei bemerkt eine Institution, welche die Römer selbst vom Standpunkt des Naturrechts aus als eine "illegale" betrachteten. Doch in der antiken Literatur trifft man eher auf einen DL.,kurs über die natürliche Illegali tät des Sklavenindividuums als auf eine Auseinandersetzung mit der natürli chen Illegalität dieser Institution. Die Analyse der Stellen mit seruus im Text des Apuleius führt zur Konsta tierung, dass der Terminus in einem juristischen Zusammenhang vorwiegend in Deliktsituationen gebraucht wird. Nur einmal erscheint seruus dann als Gegenstand ( d.h. Opfer) des Deliktes, in den anderen Fällen ist seruus selbst Täter oder Komplize eines von seinem Herrn begangenen Verbrechens. Dieses Resultat deckt sich mit dem Gebrauch des Terminus in anderen Quellen. Im dritten Kapitel wurde auch auf die I<'orschungsergebnisse hingewiesen, dass schon die Zw
Zur Angaben der Stellen in den Dl,l!e..ta ,·gl. Morahito 1981 : 2 7 1 fi. vgl. dazu Dumont 1 987: 442 H. G-.lJ't1sey: 1 996: 74.
230
Schluss
ist. �ach dieser Hypothese würde zwar
seruus aL'I juristische Bezeichnung für seruus als Täter oder als Zeuge eines durch einen dritten verübten Deliktes auftritt (seruus index). Die Aufklärung dieser Hypothese erfordert freilich, den Gebrauch des
Sklaven gelten, doch vorwiegend in Situationen, in denen
Terminus in anderen Quellen zu untersuchen, um zu sehen, ob es sich tat'!äch lich so mit relevanter Frequenz verhält, und falls ja, in welchem Zeitraum, in welcher Art Quelle und in welchen Gebrauchszusammenhängen. Die Resulta te, die aus der Untersuchung des Terminus
seruus in dem Werk des Apuleius
erzielt worden sind, können der künftigen Forschung sicherlich in dieser H in sicht als Anstoß dienen. Bei der Feststellung der Häufigkeit, mit welcher
seruus in den lJigesta als
Täter erscheint, hat Morabito die Frage gestellt, ob diese Häufigkeit die Reali tät des Sklaven oder die durch das Sklavenwesen geprägte Mentalität der Juris ten reflektiert. Indem er die Ergebni'lse seiner l<'orschung mit dem modernen Diskurs der l<'ranzosen über nordafrikani'lche Gastarbeiter vergleicht, kommt er zu dem Schluss, dass deren Ansehen nicht "plus relui'lante ä ce niveau que ne l'etait celle de I'esclave jadis"· ist. Die Vorstellung, welche im sklavenhalte rischen und selbst noch
im heutigen Brasilien über den Arbeiter aus Afrika
vorherrscht, unterscheidet sich auch nicht grundlegend von derjenigen, wei che die Alten von dem Sklaven hatten. Dies betrifft insbesondere den Dieb stahl, übrigens nach Morabito das meist verbreitete Sklavendelikt den Digesta zufolge. Welche Familie aus der gehobenen MitteL'Ichicht Brasiliens besitzt nicht ihr Repertoire an Geschichten darüber, dass Hausdiener irgendetwas geklaut hätten? Dieselbe Frage könnte angesicht'I der aus dem Text des Apu leiLL'I gewonnenen Ergebnisse gestellt werden. Ist die Semantik der "Delin quenz" von
seruus in den Metamorphosen ein "Reflex" der Wirklichkeit oder
ein Zug der Mentalität ihres Autors bzw. Erzählers? Sei es als Reflex des Rea len, sei es aL'I fiktionale Phantasie in einem l<'iktionswerk wie die Metamorph(r sen ist die Darstellung des Sklaven immerhin ein Konstrukt, eine Erfindung. Sie impliziert notwendig eine Wahl des Autors, ihn auf diese und nicht auf andere Weise, mehr auf diese aL'I auf andere Weise usw. darzustellen. Die Be hauptung, das
im Werk dargestellte Sklavenbild hänge von der persönlichen
Wahl des Apuleius als des Romanautors ab, führt aber nicht notwendig - we nigstens nicht vereinfachend - dazu, Apuleius einer präzisen ideologischen Linie zuzuordnen. Eine Untersuchung der Ideologie des Autors darf nicht das im Werk komplexe Problem der " narrative voices" umgehen. Unterlässt man es, dieses Problem in Betracht zu ziehen, so läuft 6
Morahito 1981: 224.
man
Gefahr, "auctor" und
Schluss
23 1
"narrator" naiv zu vermengen. Apuleius zeigt als "auctor" eine ironische Ein stellung zum " narrator" Lucius, und es können deshalb zwischen beiden we sentliche Differenzen bestehen. Es wäre angesichts dessen immer zu fragen, ob das Sklavenbild, welches im Text hervorsticht, nicht Teil des ironischen Blickes des Autors Apuleius auf den Erzähler Lucius ist. Die vorliegende Unter suchung hat das von Winkler ausführlich untersuchte Problem der narratologi schen Unterscheidung zwischen
auctor und narrator nicht eigens
behandelt.
Sie muss aber immer im Hintergrund präsent sein, vor allem wenn man vorei lige Schlüsse über die Ideologie des Autors der
Metamorphosen
vermeiden
will. Es muss hier jedenfalls festgehalten werden, dass es sich bei der Darstellung des Sklaven in einem fiktionalen Text immer um einen Diskurs handelt, der nicht direkt die Realität, sondern immer letztendlich eine Mentalität reflek tiert. Es ist kurios, dass diese fiktionale Realität der
Metamorphosen
mit der
"realen" Realität koinzidiert. Es k(innte aus dieser Koinzidenz vordergründig geschlossen werden, dass der Text des Apuleius ein reali.,tischer Text ist, weil er mit den realen Daten seiner Zeit, d.h. mit den Daten de�ienigen Realität konform ist, welche durch realitätsbezogene Texte wie die juristischen tradiert wurden. Doch diese Koinzidenz gestattet auch den umgekehrten Gedanken gang. Juristische und andere realitätsbezogene Texte könnten ja genau so gut mit einer Fiktion konform sein. !<'iktion meint ja hier nicht etwas, welches nicht dem Realen entspricht, sondern eine "erarbeitete" Sicht des Realen. Wie ein literarischer Text ist auch ein j uristischer Text ein Diskurs, und die Realität, die er darstellt, ist also ebenfalls im etymologischen Sinne eine
res flcta,
d . h. et
was Gemachtes, Konstruiertes. Es ist paradox, dass hi.,torische oder juristi sche Quellen die Forscher gründlicher als die Phantasie der !<'iktionsliteratur zu dem illusorischen Glauben verleiten, mit ihnen die Realität " unmittelbar" vor sich zu haben. In Wahrheit stehen sie nur vor einem Diskurs über die Reali tät. So "realität.,bezogen" sie auch sein wollen, die juristischen Texte sind wie auch die literarischen stets den Intentionen, der Wahl und den Prioritäten der Redakteure untenvorfen, sie können somit nur eine begrenzte Version des Realen darstellen. Es ist aL.,o die !<'rage am Platz, ob das Bild des delinquenten
Metamorphosen
seruus
in den
nicht auf der Version der Realität fußt, die in den Recht.,tex
ten der Zeit Eingang gefunden hat. Oder allgemeiner, inwiefern dieses Bild zur Zeit des Apuleius nicht zu einem Redetopos geworden war, der in realitätsbe zogenen wie in sogenannten fiktionalen Texten aufgenommen die Semantik von
seruus geprägt hat.
So formuliert liegt der Nerv der "'rage nicht
im
Prob-
232
Schluss
lern der Realitätsbezogenheit des Bildes des Sklaven als Delinquenten, sondern in der Häufigkeit dieses Bildes in den Texten, in der Insistenz, mit welcher ein furchterregendes Bild des Sklaven, sein Bild als ein schreckliches und treulo ses, wesentlich zum Verbrechen neigendes Geschöpf in einem - real oder fiktiv - rechtlichen Kontext verbreitet wurde. "On se mefie de I'esclave, iI fait peur " , wie es Morabito feststellt. Und in unmittelbarem Zusammenhang damit:
Et iI n'est pas moins interessant de eonstawr que, selon I'analyse direuw, uette urainte liee it I'esdave delinquant e�1: la plus forte sou.� les Antonins, pn!uisc ment 11 une epoque Oll le devdoppement d'une uertaine uapacite de I'esdave uonnait ses formes les plus avancees. 7 Die
Metamorphosen
scheinen eben zu dieser Zeit ( ca.
160
n. Chr. ) verfasst
worden zu sein . Das Bild des delinquenten bzw. charakterschwachen Sklaven an verschiedenen Stellen des Werkes lässt sich also anscheinend im Rahmen eines allgemein verbreiteten Diskurses über den Sklaven und d.h. einer Topik verstehen, welche Rechtstexte wie auch die literarische Phantasie eines Ro manes nährt bzw. sie von ihr genährt werden. Diese Topik möchte
aL�
eine
realitätsnahe Version des delinquenten Charakters des Sklaven gelten. Und es ist auf dem Hintergrund dieser Version, dass sich die Semantik von
seruus in
den Metamorphosen oft namentlich in den Szenen einzeichnen lässt, in denen irgendeine Art Intervention des Rechtswesens zu beobachten ist.
7
Morahito 1981: 2 1 6.
Anhang Ta b e l l e d e r H a u sh a l te i n d e n M eta morp hosen samt H a u s p e rso n a l u n d d e s s e n B eze i c h n u n g e n
1 . A l l g e m e i n e B e m e r k u n g e n z u r Ta b e l l e Aus den i m zweiten Kapitel angeführten Gründen werden für die vorliegende Untersuchung ein Verzeichnis des Personals und die Autlistung der entspre chenden Bezeichnungen in den
Metamorphosen
in einer Tabelle geboten.
Zum besseren Verständnis der hier gebotenen Daten soll kurz erklärt werden, wie die Tabelle zusammengestellt worden ist. Vorher sind aber noch einige Bemerkungen allgemeiner Art beigegeben. Es L'it zunächst die Wichtigkeit des im zweiten Kapitel Dargelegten noch einmal zu unterstreichen. Die Individuen und deren Bezeichnungen werden hier nicht nach dem Kriterium des Status aufgezählt, den sie im Text wirklich aufweisen, sondern nach dem ihrer (wirklichen oder rhetorL'ich zugeschriebe nen, gegenwärtigen oder vergangenen) Funktion als �litglieder des Personals im Sinne, wie dieser Begriff im zweiten Kapitel bestimmt worden ist. Sie gelten hier als Wesen, die durch eine oder durch beide Bestimmungen dieser Funkti on, also durch Abhängigkeit oder durch die Erbringung von Dienstleistungen an eine (auch funktional und nicht statutarisch definierte) Herrenfigurgebun den sind . Zum zweiten ist hier zu erwähnen, was dieses Verzeichnis nicht vorlegen wil l . Die Tabelle berücksichtigt praktL'ich nur das Vorkommen nominaler Be zeichnungen, d . h. fast nur die Fälle der Bezeichnungen, die konkret im Text besonders durch ein Substantiv oder (Personal- bzw. Demonstrativ- oder Inde finit)pronomen belegt werden können. Adjektive und Partizipien werden in einigen wenigen spezifischen Fällen einbezogen. Im Laufe der Untersuchung ist oft darauf hingewiesen worden, dass der Text des Apuleius natürlich andere diskursive Formen aufweist, welche die Präsenz von Personalgliedern anzeigen können . Verbalformen (Verben mit oder ohne Adverbien, verbale und adverbi ale Ausdrücke) z . H . weL'ien auf eine Arbeitsaufgabe hin, die durch das Satzsub ' ' jekt (im lt'all der Verben im Aktiv ) oder durch einen normalerweise elidierten
2
So z.B. mel. VIII , 22,2: (seru.... quidam), qu! utllcabat: VI, 23,1 (lI"e1') uü.um mlnL.tra"at. Viele Beispiele in den Mela1twrplw..en: VII , 1 4 , 1 (tu"el [ . . . ] p1'ae..ep/um meum ordeo 1'ep/er! [ ... ] faenumque [ . . . ) udpon!). X, 1 6,3 (dmn!,..... aed/um duc! me tu....fl), XI • .14,4
234
Anhang
Agens (im Fall der Verben im Passiv) zu bewältigen ist, oder sie zeigen irgend ' einen Zustand der Unterwerfung an . Nominalformen wie Possessivpronomina oder der Gebrauch des Genitivs, die ebenfalls Personalglieder anzeigen k
C.3)
berücksichtigt, wenn sie
die Individuen, auf die sie (in Ausdrücken wie etwa fa mulus
suus oder equus meus) referieren, als Mitglieder des Personals ausweL'ien oder wenn sie sich (in Ausdrücken wie dominus meus oder magister meus) auch auf Herrenfiguren beziehen und dadurch das Verhältnis eines bestimmten Individuums zu dieser Figur anzeigen. Für die Eintragung des sprachlichen Materials in die Tabelle wurde auch nicht die "narrative voice" in Betracht gezogen. Dieses Problem ist in einem polyphonen Roman wie die
Metamorphosen
komplex. Lucius leitet eine
Hauptnarrative, die durch viele von anderen Figuren erzählten Neben narrativen unterbrochen wird, in denen die Figuren direkt durch Dialoge oder durch Rekurs auf die indirekte Rede eine eigene Stimme erhalten. So sind viele der Bezeichnungen von Personalgliedern Selbstbezeichnungen, nament lich wenn die Episode von einem Individuum erzählt wird, das selbst als ein ' Personalglled anzusehen ist. In diesem narrativen Netz ist aL'iO immer darauf zu achten, wer genau wen nennt, d.h. wer genau einem hier aL., Personalglied klassifizierten Individuum eine bestimmte Bezeichnung erteilt. Diese Kontext information , die für das Verständnis der in der Semantik des Terminus invol vierten sozialen Aspekte wichtig ist, wird bei der Eintragung der Terminologie in die Tabelle nicht berücksichtigt, sondern nur bei der semantischen Analyse im dritten Kapitel dieser Arbeit. Es sei hier gleichfalls daran erinnert, dass zwecks Eintragung in die Tabelle alle Termini, die irgend\vie als auf Sklaven oder das Sklavenwesen bezogene im Text des Apuleius identifiziert wurden, auch die Pronomina, hier im Nominativ wiedergegeben werden. Im Text des Apuleius kommen sie allerdings in ver schiedenen Kasus vor. Zuletzt etwas zu den elektronischen Suchmaschinen. Während der ersten Phase der Arbeit, in der es um die Erstellung eines Verzeichnisses des Perso-
.1 4
( dlscenlebatur !eCIU•• ) 118W. Zum Passiv mit elidiertem Agens vgl. Kap. II C . .1.(6) Kommen tar zur Klassifikation der Termini, welche die Allsübung einer Funktion anzeigen . vgl. Z.B. mel. lll, 19,5: 111 seroile.... modum addictum; N, 24,4: Rerufl/ter clau.-.a. In den von dem Esel Luciu.. erzählten Episoden, vgl. z.B. Haushalt 1 5 .Th: u.a. (mo/ae ",a ell/nartae) SU/;I�l�' (met. VII . 1 5 ,.1), (Iabonosae mac/l/nae) adlentu.. (mel. VII , 1 5,5); und Hallshalt 7 .T: u.a. conReruu.. (mel. VII, .1,5). Aber auch in Episoden wie die von .einem der./ctltluli von Chante" erzählte (vgl. met. vm, 1 ff.).
Ta belle der Haushalte in den Metamorphosen
235
nals und der betreffenden Bezeichnungen in den Metamorphosen ging, wurde von dem Gebrauch dieser Milglichkeit Abstand genommen. Sie hätte eine vorgängig feststehende Liste von Termini vorausgesetzt. Diese Liste sollte aber aus der Lektüre des Textes selbst gewonnen werden. Die Suche nach den Be zeichnungen für das Personal nur unter Rekurs auf elektronische Suchma schinen hätte zur Aufnahme nur eines Teil'! der Bezeichnungen für Sklaven bzw. das Personal geführt. Die Untersuchung wäre dabei nur auf den Wort schatzteil angewiesen, welcher herkömmlich mit Sklaven bzw. anderem Haus personal verbunden wird. Ganz besondere und individuali'!ierte !<'ormen, die Sklaven bzw. andere Personalglieder im Text des Apuleius anzeigen und ihren Platz in der dritten TabeUenspalte gefunden haben, würden der !<'orschung entgehen. Die Anwendung elektroni'!cher Suchmaschinen hat sich aber in nachfolgenden Momenten der Arbeit al'! rat'iam erwiesen, z . B . um die !<'re quenz herauszufinden, mit der ein bestimmter Terminus
im
Roman vor
kommt, oder um ganz genau eine vollständige Liste der Belege einer schon durch die Lektüre des Corpus identifizierten Bezeichnung zu erstellen. Zu diesem Zweck hat sich das Suchsystem, das in der elektronischen Ausgabe der
Metamorphosen
des Apuleius in der
Bibliotheca 1'euhneriana Latina einge
baut ist, sehr wohl bewährt.
2 . Tec h n i s c h e B e m e r k u n ge n z u r Ta b e l l e Die verschiedenen Probleme, die sich dem Versuch einer tabellarischen Klas sifikation und Registrierung des in den
Metamorphosen
auftretenden Perso·
nals und der betreffenden Bezeichnungen entgegenstellen, haben einige prä sentationstechnische Lösungen erfordert, die nun darzulegen sind . Sie betref fen die allgemeine Organisation der Tabelle sowie auch besondere Kenn zeichnungen, dessen Einführung zur Markierung bestimmter Distinktionen unerlässlich ist. Bevor also die Tabelle mit dem Verzeichnis geboten wird, sind hier die allgemeinen Prinzipien ihrer Organisation zu erörtern. Besonderen Zeichen, die in der dritten Spalte der Tabelle Verwendung gefunden haben , werden dann anschließend erläutert.
01 Teile der Tobelle Die Haushalte wurden in drei 'lYpen je nach der Art der Verhältnisse, durch welche die Verbundenheit der Personalglieder mit Herrenfiguren identifiziert werden kann:
236
Anhang
1.
Verhältni"se zwL'Ichen und unter Menschen, in der Tabelle durch M i
2.
Verhältni'lse zwischen Menschen und Tieren, in der Tabelle durch T i
dentifiziert. dentifiziert.
3. Verhältni'lse zu Herrenfiguren mit übermenschlicher Macht (durch Magie oder Divinität), in der Tabelle durch lJ identifiziert.
b) Zeilen der Tabelle Jede Zeile der Tabelle stellt ein Haushalt dar, der aus Herrenfigur(en) (zweite Spalte) und entsprechendem Personal (dritte Spalte) besteht. Zum besseren Gebrauch der lJaten der Tabelle werden die Haushalte durch ein Sigel identifi ziert (erste Spalte) , dass aus einer arabL'Ichen Ziffer und dem Buchstaben M, l' oder lJ besteht, je nach der Art des Verhältni'lses z\vischen dem Personal und der Herrenfigur, wie es unm ittelbar oben unter a) erklärt wurde:
4.M
Dcmcas
*
uernaculi I, 26, J
Wenn eine Zeile mehr als einen Haushalt registriert, so sind die angeführten Haushalte als untereinander verbundene anzusehen und gehören demselben Textbereich an. Ein Beispiel sind die Verhältnisse des Lucius zu seinem Pers() nal (vgl. zweite Zeile der Tabelle). Im selben Bereich übt dort Lucius Herren funktionen über sein Personal (Haushalt 2 .M ) und sein Pferd aus (Haushalt 2 . Ta), und ein Mitglied seines Personals übt ebenfalL'I Herrenfunktionen über ' Lucius selbst aus, wenn dieser in Eselsgestalt auftritt (Haushalt 2. Tb ) . Somit:
5
Die kleinen Buchstahen "a" und ,b" unterscheiden hier mehrere lIaUlihalte desseIhen Typs (in diesem Fall des Typs T mit lIerrschafts- und Unterwerfungsverhältnissen zwischen �Ien schen und Tieren).
Ta b e l l e der H aushalte in den Metamorphosen
2.M
Lucius
237
(Reisebegleiter des Herrn )
* pueri 11,15,5 *famuli XI,20,6 *famulus 11,31,4 *puer m,B, 7 *,;eruulu,; III,27,4 *,;eruu,; V11,2,2 (Hauspersonal der Familie v o n Lucius)
* nutrix 11, 3, 2 (seiner Mutter und Byrrhena, vgI. 5 . M )
* uernulae XI,IB,1 2 . Ta
Lucius
(Pferd)
* equuus 1,2,2; 111,26,4 u.a. *uector {meus) 1,20,5; III,26,4 u.a. *famulus III, 26, B *,;eruu,; (meus) XI,20,7 * Gundidus XI,20,1 2 . Tb
Seruulu.'i II1,27,4
(Esel Lucius)
* Gantherius I I 1,27,5 *Su<:rilegw; *debilis *cluudus II1,27,6
cl Spalten der Tabelle Die Tabelle hat drei Spalten: In der ersten Spalte wird der Haushalt durch ein Sigel identifiziert (zu des sen Aufbau vgI. unmittelbar oben unter b). In der zweiten Spalte werden die \Vesen aufgelistet, welche im betreffenden Haushalt
Herrenfunktionen
ausüben.
Sollten
Familienmitglieder
des
Hausherrn bzw. Hausherrin erwähnt werden, werden sie auch in dieser Spalte eingetragen, denn sie besitzen ebenfalls Herrengewalt über das ent sprechende Personal. Termini oder Ausdrücke, durch welche die herr schaftliche Stellung des bzw. der in der zweiten Spalte erwähnten Wesen(s) in Bezug auf die in der dritten Spalte als Personalglieder eingetragenen In dividuen im Text angezeigt wird, also Termini wie z . B .
dominus, erw; usw. ,
werden auch in der zweiten Spalte in Klammern registriert. Die dritte Spalte bringt Termini, durch die das (im eigentlichen oder über tragenen Sinne, als Individuum oder Gruppe vorkommendes) Personal Text bezeichnet wird.
im
238
Anhang
d) Besonderheiten der dritten Spalte: d. l ) Oie das Personal(glied) anze igende Termini werden vertikal aufgelL.,.. tet. Oben steht eingeklammert in Fettdruck die durch diese Termini im Text referierte Art Individuum oder Individuengruppe. So z.B.: (Reisebegleiter des Ludus) *pueTi 11,15 , 5 (Liebhaber) *Socntres 1,6,1 (Pferd) *conseTuusVII,3,5 d.2) Oie Bezeichnungen des Personals werden in der dritten Spalte nur zum Zweck der tabellarischen Präsentation grundsätzlich im Nomi nativ aufgelistet. • d.3) Das Symbol * deutet auf einen Terminus (Ausdruck oder Wort) hin, welcher (im Singular oder Plural) das Personal(glied) anzeigt. d.4) Die Einrückung einiger Termini in der Auflistung der Bezeichnungen kann eine zweifache Bedeutung haben. Zum einen können die einge rückten Termini weitere Bezeichnungen des Individuums darstellen, welches zuerst im Text durch den nichteingeruckten Terminus be zeichnet wurde. Zum anderen können die eingerückten Termini auch Spezifikationen von Individuen sein, welche auch in einer oder meh reren kollektiven Bezeichnung(en) mitgemeint sind, und deshalb werden diese spezifischeren Termini unter den allgemeineren in ein gerückter Form angeführt. Z . B . :
* familiares 11,26,4; 26,6 * Philodespotus *actor 11,2 6,3 *aneillula 11,24,8 *Myrrhina 11,24,8 *anciUa *senex 11,21,4-5 * praeco 11,23,1
6
Bei der semantischen Analyse der betreffenden Termini in dem dritten Kapitel dieser Unter suchung werden die Terminijeweils im Kasus angeführt, in welchem sie im Text erscheinen.
Ta b e l l e der H aushalte in den Metamarphosen
* familiares
239
ist hier eine Kollektivbezeichnung, welche alle Individu
en wnfasst, die unter ihr durch eingerückte Termini bezeichnet wer
*f(tmiliares stehen aL.. Spezifikationen die eingerückten * l'hilodespotus * actor, * (tncillula und * senex . Dasselbe welches im Text zuerst als * aneillula bezeichnet wird, wird durch den Eigennamen *Myrrhina und noch durch *aneilla
den . Unter Termini Wesen, danach
bezeichnet, weshalb diese Bezeichnungen unter der im Text zuerst vorkommenden Bezeichnung dieses Individuums rückt erscheinen . Dasselbe gilt für Terminus
*praeco
*senex,
* ancillula
einge
der später durch den
bezeichnet wird, der die durch denselben senex
ausgeübte Funktion benennt. d . S ) Wenn zwei oder mehr Termini, welche dasselbe Individuum anzei gen, in einem einzigen Ausdruck integriert erscheinen, werden die verschiedenen in diesem Ausdruck erscheinenden Termini nicht ein gerückt aufgelistet, sondern nebeneinander, wie sie
im
Ausdruck
selbst vorkommen . Z . B . wird registriert:
*
l'hilodespotus * uctOT,
und nicht
*
l'hilodespotus * actor
d.6) Neben den Bezeichnungen des Personals werden auch die betreffen den SteliennachweL..e angegeben. Soll eine Bezeichnung unzählige �1ale im Laufe des Textes vorlmmmen, werden nur einige wenige, und zwar die repräsentativsten Belege gefolgt von der Abkürzung "u.a. " gebracht. d . 7) Intrareferentielle Termini wie die mit dem Präfix
ruus, commilito)
ccm-
(z.B.
conse
sind reziproke Bezeichnungen, die mehrere Indivi
duen involvieren. Es musste
aL..o für sie ein System von Kreuzverwei
sen erfunden werden. Wenn sie für das abgeleitet mitimplizierte Indi viduum stehen, werden sie in eckigen Klammern gesetzt mit darauf folgender Angabe der Individuen, auf welche die Termini sich direkt beziehen, und der Haushalte, welchen diese Individuen unter diesen Bezeichnungen angehören. So nennt sich der Esel Lucius an einer 7 Stelle conseruum atque coni-ugem seines Pferdes. Beide Termini gelten also
7
vgl. met. VII , 3,5.
aL.. direkte Bezeichnungen des Esel.. im Haushalt 7.1' und
240
Anhang
stehen auch abgeleitet für das Pferd und
coniunx müssen
im
sei ben Haushalt.
Conseruus
also zweimal in der dritten Spalte dieses Haus
haltes stehen, einmal für den Esel und einmal für das Pferd. Im letz ten
Fall
werden aber
conseruus und coniunx als
Bezeichnungen für
ein abgeleitet mitimpliziertes Element in eckigen Klammern mar kiert wie z . B . : (Lucius' Pferd)
*
[ conseruus ] \"11,3,5 (d.h. , des Esels Lucius, s . u . ) * [ coniunx ) VII,3,5 (d.h . , des Esels Lucius, s . u . )
(Esel Lucius)
*
conseruus VI I , 3 , 5 (d.h. , des Pferdes von Lucius, s . o.) * coniunx V I I , 3 , 5 (d . h . , des Pferdes von Lucius, s . o . )
d.S) Oft wird die Bezeichnung für Personal(glied) in der Tabelle unmittel bar von Termini wie z . B . Possessivpromina oder Unterwerfung signa lisierende Verben begleitet, deren Semantik für die Inklusion des Be zeichneten in das Personal wichtig ist. Wo nötig werden solche Ter mini nach ihrer Reihenfolge
im
Text vor oder nach der eigentlichen
Bezeichnung in Kl anun ern eingetragen. d.9) Nur vereinzelt auftretende Fälle werden in Fußnoten zur Tabelle er klärt.
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
24 1
3 . Ta b e l l a r i sc h e r Ü be r b l i c k ü b e r d i e H a u s h a lte s a m t d a z u g e höre n de m Pe rso n a l Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
1.D
�1erue (eine alte Zauberin, die Inhaberin einer Gaststätte ist)
(Liebhaber)
* So(.'rates 1,6,1 * Endymion 1,12,4 * Gatamitus (meu,,) 1,12,4 * Ulixe" 1,12,6 (Helferin der Zauberin )
* somr *Panthia 1,12,4;*Panthia (sua) 1,12,6 2.M
Lucius
(Reisebcgleiter des Herrn)
* pueri 11,15,5 * famuli XI,20,6 * famulu" (meus) 11,31,4 * puer II1, 8,7 * seruulus II1,27,4 * seruus VII,2,2 (Hauspcrsonal der Familie von Ludus)
* nutrlx 11,3,2 (seiner Mutter und Byrrhena,
vgl. 5 . M )
* uemulue XI,18,1 (Liebhaberin )'
* (mea) Photix 11,7,1 u.a. * (mea ) Je"tJuitas 11,10,3 * (tibi mutua uoluntate) mandputa 11,10,6 .
2 . Ta
Lucius
' (Pferd)
* equuus 1,2,2; II1,26,4 u.a. * uector (meus) 1,20,5; I1I,26,4 u.a. * famulux I1I,26,8 * seruu,, (meus) XI,20,7 * Gandidu" XI,20,1
R 9
Photis, allcllla des Milo , in dessen Haus Lucius at. Gast weilt. vgl. noch :l.Ma und :l.A.ß,. vgl. auch 7 .T.
242
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
2 . Tb
Seruulus m,27,4 (d.h. des
(Esel Lucius)
Ludus)
* Canthertus m ,27,S * SaL-rilegus *debilts * c/audus m,27,6
J.Ma
* andllula 1,21 , 7 ; 2.1,7 Milo (erus tuus 1,22,.1) und * adulescentula 1,22,2 seine Frau Pamphila (domina * * * * *
1I,16, 1 ; era mea m,lS, 7)
J . Mb
J.T
Phot!s 1,2.1,7; 1,24,2; 1,26,1 u.a. andlla l,26,1 ; m,12; VII,1,6 famula 1I,6,6 pueUa 11,7,7 femina III,26,2
Photis
(Lucius ihr Liebhaber)
(mea Phot!.� 1I,7,1 u.a.; manelpata 1I,1O,6)
* (in seruilem nwdum) addicrum m,19,S * (in seruilem modum) manL'ipatum III,19,S * (tuumque) manL'ipi.um III,22,S
Milo
(Ein Esel)
* w.inus m,27,4 J.D
Pamphila
( Übernatürliche Elemente)
* * * *
manes (obediunt) III,lS,7 sldera (turbantur) m,lS,7 numina (mguntur) m,15, 7 elementa (seruiunt) m,lS,7
4.M
Demeas
* uemaL'uli 1,26,.1
S.M
Byrrhena
* famulltlo 1I,2,J * senex 11,2,5 * L'etert omnes 1I,5,1 * diblritoTes 1I,19,J * puert 1I,19,J * famulus m,12,2 ( Hausdienerin ihrer Familie und auch der Familie des Lucius, vgI. 2 . M )
* nutrix 11,.1,2
Ta belle der Haushalte in den Meta morphosen
243
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im Haus
Bezeichnungen
6.M
Matrone aus Larissa
* familiares 11,26,4; 26,6 * Phi/odeb-ptJtluI * actor 11,26,3 * andUma 11,24,8 *Myrrhine 11,24,8 * andUa * senex 11,21,4 * prue(..'() 11,23,1
(domina 11,26,5)
(gelegentlich im Hause als Leichnamswa che angesteUt)
* Telyphnm 11,24,4 * puer et *peregrinus 11,21,7 * iuuenis 11,26,4 * [ unus ) (inteTC..'etems)familiares 11,26,4 * famulus (mus) 11,26,5 7.M
Diebe
* anus IV, 7,1 u.a. * anicma IV,24,3 u.a. * anilis IV,27,8 (Gefangene) * Chante
* uiTgo IV,23,2 u.a. ; *uiTgo (regia jugiens capti'l)itatem) VI,29,3 * 1Juella IV,23,3 u.a * (rapinae) prueda IV,24,4 * mam.ipium (effe(.."ta) IV,24,4 * (seruiliter) clausa IV,24,4 * captiua *pue/la VI,25,1
244
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
Diebe
(Ludus' Pferd)
domini IV,5,5 (d.h. des EseL� Ludus); VII,9,6 (uestrorum cOfU,'iliorum reru11UfUe domini)
* equuus (meus) III,28,5 * (meus)famulus VII,J,5 (d.h. des Lu
7.T
cius)
* (meus) ueL'tor VII,J,5 (idem) * [ conseruus v11,J,5 (des Esels Lucius, s.u.)
* [ coniunx I VII,.1 , 5 (des Esels Lucius, s.u.) (Mehrere Esel)
* ru.-ini III,28,5 (Esel Ludus, Milus Esel) * commilito IV,5,5 (d.h. Esel des Milu, Kamerad des EseL� Ludus, s.u.) ( Esel Ludus)
* * * * *
asellus VI,26,1 usinus VI,Jl,J beh'tllJ VII,J,1 quadripes VII,J,1 conseruus VII,J,5 (seines Pferdes, s.u.)
* coniunx VII,J,5 (seines Pferdes, s.u.) * [ commilito I IV,5,5 (d.h. des EseL� "on Milo) 7.Ta
Mulfer usinaria 'o
(Esel)
* asellus VII,8,1 8.T
pagani
(Hunde)
* canes ( magn i et numero multi) IV,J,6-9
10
Es handelt sich um den Räuber lIaemUB. der sich als Frau verkleidet, um einer Gefahr zu entgehen. lIaemus ist wiederum die fiktive Identität von Tlepolemus, dem Verlobten der Chante, der sich als Räuber aUBgibt, um sich in die Gruppe der Entführer seiner Braut einzu schleusen und sie zu retten zu versuchen.
Ta b e l l e der Haushalte in d e n Metamarphosen
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im Haus
Bezeichnungen
9.M
Demoehares (uf.r et genere
•
primarius et ()pihu,� pluri mus et /ilJemlitate praed puus dign{)fortunae suae splendore publkas uo/upw te.� f.nstruebat IV,13,l )
245
familt.a IV,17,6; 18,8; IV,19,3 * eustode.� IV,18,4 * ianitor IV,18,5 * seruulu.� IV,19,1 * quf.dam IV,21,1 * alius IV,21,1 * p/urimi IV,21,1
(Schauspielpersonal) • • •
9.T
idem
gladt.atores uenatores IV,13,4 rwxii (ad l>en'tfas) IV,6,6
(Schauspieltiere ) •
feme IV,13,6 * ursae IV,13,7 (eaptf.uitas IV,14,2) * besta IV,16,3 (als Bär maskierter Räu ber)
(Haustiere : Hunde) •
eanes * uenatidi IV,19,5
246
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im H aus
Bezeichnungen
10 . 0
Cupido (dominus V,8,3 u.a.) und Psyche (domina V,2,3)
(Hausdiener)
* Zephyrus V,6,8; 7,4 u.a. * famulus V,6,8 (d.h. vun Cupidu) * uentus V,9,7 * Zephyrus (1wster) V,1.1,2 (nullus) *servien.� V,3,,1 * hominum ( nemo ) V,3,5 * uoces *famulue (u.a.) V,2,4 * mu/titudo *uocts V,3,5 * chorus V,3 ,5 * uoces * anetllae V, 9,7 * uocumque *seruientium (popu/osa)*familia V,8,1 * uox (quaedam) V,2 ,3 * uox (inforrnis ) V,3,2 * quidam (cantauit) * inui,,-us V,3,5 * alius (L'itharam pulsauit) V,3,5 * L'ithara V,15,2 * tilnue V,15,2 * ehorae V,15,2 spiritus (spiritu sulnnintstrantur) V,3,3 lucerna V,23,5 •
•
Cupido
(meus dominus VI,1,2)
11.M
11
(seine Frau Psyche ) •
uxor v1,1,1 (seruilibus pretl/rns propitla re) * contubernalts VI,10,5
Ehemänner vun Psyches
(Ehefrauen bzw. Psyches Schwestern)
Schwestern
* (mariti.�) anetllae V,9,3 ; 10,9 * medica (Iabori(h�a) V,10,2 1 1
vgl. met. V, 10,.1: serulli animo.
Ta b e l l e d e r Haushalte i n den Metamarphosen
Haus
Herrcn- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seinc / ihre Familien mitglieder im H aus
Bezeichnungen
12.D
Venus
(Hausdiener, Gefolge) * ( marinum) obHequium IV,31,5-7
(domina IV,31,4 u.a.)
247
*exerdtus IV,:n, 7 *(.'\'erei) ·filiae ChOTUH IV,31 ,6 *Portunus IV,:n,6 *Salada IV,31,6 * Palaemon IV,,11,6 * 7'rit,mes IV,:n, 7 * Gratiarum * ministerium V,28, 7 *auis V,28,6 u. 8 (mihi seruis amanter V,28,7) * ( Veneris eanora) familia VI,6,4 * columbae VI,6,2 ·passeres et *aues VI,6,3 *Men..urio ( ·praedicutor) VI, 7-8 *fumulitio VI,8,5 · C,msuetudo VI,8,5 *and/lae VI,9,2 SollidtulÜJ VI, 9,2 · 7'riHtities VI,9,2 •
•
Venus (dumina VI,5,3; 8,5 u.a.)
(Hauspcrsonal mit Verwandtschafts beziehungen zu der Herrin) (Sohn)
*Cupido (solus) VI,11,3 (custodia) c/au,'lus VI,1 1,3 ·puer (suus) IV,30,4 •
(Schwiegertochter) * P"yche V,28,8 u.a. ·pue/lu V,28,8 u.a . •
(regts)filia VI,8,2 ·jugitiua V,:n, 2 ; VI,8,2 eustodita VI,3,2 ·serui ( al/eni ) VI,4,5 (delitescens) und/lu u.a. VI,7,3; 8,2 ( Veneris undIlu) ·pupula VI,16,3 •
•
(Andere)
* spurius VI,9,6 (Psyches Kind) *uernulue V,29,5 ( mligl. Adoptivkinder)
248
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
1 .1 . D
Proserpina
(Hund als Hauswache )
* L'anf.� (senlat uucuam DttiJ! domum) XI,19,3 14 . D
Jupiter
(Personal bei der Hochzeitsfeier von Cu pido und Psyche)
*,UerL'urfo VI,23,1 * Liber (ufnum mfnistrabat) VI,24,2 *poL'illatIJr VI ,24,2 * (nlstieus) *puer VI,24,2 * Vulcanus (cenam coquebat) VI,24,2 * Horne (rosis et L'eterisjlorilrns purpura bant) VI,24,3 * lUusae (L'anoru personalJant, L'h�)nl.m eanerent) VI,24,3 *Apollo (cuntuuit dtharam) VI,24,3 * Venus (saltauft) \;1,24,3 *Saturnus (tfbias fnflaret) VI, 24,3 * Paniseulus (adftstulam diL'eret) VI,24,3 15.M
Chante und ihre Eltern
*fumflia IV,24,4; IV,26; VIII,6,1 *familfares IV,26,8; VIII, 7,1 ; VII I , 14,3 *uemulue IV,24,4 *alumni VII,1.1,1 *famuli VIII,I,1 * nutrix VIII,8,5; VIII,9,2 *anus VIII,9,2 *(unus ex) *famulis Charites \;111,1,1 * dientes VII,13,1 *neL'essarfi VIII, 7,6 (gefangene Diebe)
*euptiui VII,12,2 * lutrrmes \;11,13,5 (latronum L'aptiuitas) (Landarbeiter)
*pastlJres VII,22 *nlstfd VII,23, 1 ; VIII,15,1 *gregurff VII,20,3 *operarfi VII,22,3 * L'onsCnlf VIII,1,2
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im Haus
Bezeichnungen
249
* equisones VIII,I,.1 * (!pi/iones VIII,I,.1 *bu...equae VII I,I,.1 *armentarius equiso VII,15,1 *gregarius \11,15,.1 *pastor (equinfs armentis) VII,16, 1 ; VIII,17,9 * equorum magister VIII,15,2 *maritus (su s ) VII I , 17,4 * uxor (eius) VII,15,.1 (d.h. des armenta rius ) *mu/fer VlI,1.1 ,5 ; VIII, 17, 5 * puer (u a ) * pruejectus VII , 17,2 *agaso VII,25,6 *peremptor VII ,24,.1 (des Esels Ludus) · ductor VII , 2 5 , 7 (des Esels Ludus) ·conseruus *magister (d h des Esels Ludus s.u.) VII , 27, 7 co mes VlI,27, 7 (d.h. des Esels Ludus u
.
.
.
.
•
s.u.)
·pastor VII ,27,7 (des EseL� Ludus) magister VII ,27,.1 (des Esels Ludus) *(puerum) parentes VII,26,4 (d.h. des puerpruejectus, s. o.) mater (pueri) VII,27,2 *unus (ex) * illis VII,22,2 * quidam (de t!lo) * coetu * rul>-ttcorum VII , 2.1,1 · rusticanus VII,26,4 wein) hi.s *unus VII,26,S *jugitiui VII I,16,1 ductores VIII,16,1 (der Esel) ·pastores VIII,16,4; 2.1,.1 ·infantuli VIII,15,.1 ·mulieres VIII,lS,.1 ·unus (e) * rnJstris VIII,19,1 ·unus (prue) * ceteris VIII,21,1 *iuuenis VIII,21,2 •
•
•
250
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
* comes VIIl,21,2 * conseruus VIlI,21,3 (d.h. des aTL'CS ,,;tor) * arces,,;tlJr VIII,21,1 *pastor VIlI,21,4 * [ conseruus ] VIII,21,3 (d.h. einer aus der Gruppe der Flüchtigen s.o. )
1 5 . Ta
Charite und ihre Eltern
(Pferde und andere Maultiere)
*greges * equinf VIl,14,5 * equinis *armentum VIl,16,1 * equae *coneubinae VIl,16,2 *mulae*ulumnaeVII,14,5 *mares VIl,16,3 - Tlepolcmus (dominus suus
VIII,5,8) - Charite
* equ.us VII I , 5 , S-8 *quadrupes VIII,5,8 (Esel Ludus)
*praesidium (rneue lfbertatis rneaeque salutls ) VI,28,4 *sospitator VI,28,6; VIl,14,1 *asinus *uector VI,29,3 *asinus ( rne us ) VI,29,5
Ta belle der Haushalte in den Metamorphosen
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im Haus
Bezeichnungen
1 5 . Tb
Landpersonal der Familie Charites
(Esel Ludus)
*( molae machinariae) ,,'Ubiugus VII,15 ,3 *( laborUJSae machinae) adtentus VII,15,5
- annentarius equiso ( do mi- (andere Haustiere) nas VIII ,2 5 ,6 ) und seine Frau * (alia) fumenta VIII,15,2 *puUi VIII , 15,3 VII,15 ff. *passeres VIII,15 ,3 *aedi VIII , 15,3 * (.'ateUi VIII,15,3 - puer Mihi praeje(.'tus VII,17,2 Peremptor meas VII,24,3 Conseruus magister VII,27,7 (d.h. Mitsklave
(Esel Ludus)
* [ (.·onseruas ) VII,27, 7 (d.h. des puer) * quadrupes (nequis..'imas) VII,27,5 * Iwmidda VII ,27, 9 * Me leager * asinas VII,28,4
des Esels)
Comes VII,27,7 (des E sels)
Pastr,r VII,27, 7 Ductor VII , 2 5 , 7 - pa..'tOTeS VII,22,1 ff.; Fugitfui dm·tores nostri VII ,18,5
25 1
(Esel Ludus)
* (publk'US) maritusVII,22,2 *adulter VII,22,2 * asinas VII,23,1 (opera seruitioque tam ne(.'f!Ssario ) * (tru.x) amator (atque in»"Ua uis ) * (pessimus) asinus VII,26,4 (andere Maultiere)
*a..'ini VII,23,3; VIII,23,3 u.a. *equi VII ,23,3; VII I , 16,1 u.a. *iumenta VII I , 23,3
252
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
15.D
Liber (imagines defuncti, d.h. Tlepolemus, verstorbe
(Charitc , seine Witwe)
ner Gatte der Charite als Gott Liber vorgestellt)
* puella (senLitio diuinis) VIII, 7, 4-7 * Charite VIII,8,4 *clmi.unx VIII,8, 7
16.T
uiator VII,25,1
(Esel Lucius)
17.T
Coloni
(Hunde)
" * solitarius *uagusque VII,25,1 *asinu.� VII,25,8
* canes (rubidi et immanes) VIII ,17,1 18.M
Plotina und ihr angesehener M an n
*famuli VII , 7,2
19.M
Großgrundbesitzer
*fumilia VIII,22,2 *famulitio VIII,22,2 *SenLUS VlII,22,2 (uilicubut) *maritus v111,22,.1 *seruulus VII I , 2 2 , 5 * [clmseruus ) * [clmiunx)VIII,22,2 (d.h. seiner Gattin,s.u.)
* COn8enLa * conittga VlII , 22,2 (d.h. des SenLUS uilliL'us, s.o.) *UXO'1" (eius) VIII,22,3 (idem) * infantulus (de eodem maritfJ) VIII,22,4 *paru.ulus VII I , 2 2 ,4 2 0 .T
Prueco VIII,23,3 ff.
(Esel Lucius)
*cantherius (iste) v111,23,6 * Cappadm.'1J.s VII I ,24,3 *mandpium VlII,24,4 *ueruex VIII,25,1 * (modestus) homo VIII,25,1
12
D.h. ohne die Präsenz eines Herrn, w as den ufator daran hindert, sich des Esels anzueignen.
Ta b e l l e d e r Haushalte in den Metamarphosen
Haus halt Sigel
21.M
Herren- ! Herrinfigur und seine ! ihre Familien mitglieder im Haus
Personal und entsprechende
Philebus (Hauptpriester) und die homosexuellen Priester
(Sexual- und Hausdiener)
der Dca Syria (pue/lae
21.T
Bezeichnungen
*iuuenfs VIII,26,5 * (parnarius ) eoneubinus
VIII,26,1 ; churus einaedo rum VIII,26,2)
(gelegentlicher Sexual diener )
Philebus VII I , 2 5 , 6 ff. (meus dominus VIII , 25 ,6)
(Esel Lucius)
und die Priester der Dca Syria
(mei domini IX,2,5)
luuenfs (Diener des Philebu.� und seiner Gruppe, s. 21.M)
253
*rustkanus *nouieius *famulus VIII,26,1 * seruus ( pulehetlus) VIII,26,1 *homo ·seruulus VIII,26,2 (mtnisterio suo paratum ) * asinus (pro homine) VIII,26,3 * mar1.tus VII I , 2 6,3 * putlulus VIII , 26,4 *uiear1.us VIII,26,6
254
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
22.M
Hochangesehener Bürger ( uir "familiares IX,2,1 * (plures) alU (ex) *familia IX,2,3 prindpalls) einer wichtigen Stadt (nubllem eiu/tatem), *famuli IX,2,5 *cullmus VIII,31,1 paterfamUias (IX,1,J) eines * CI)('"US VllI,31,2 geräumigen Hauses (domus "maritus VIII,31,3 amplmsimae) (VllI,JO,4-5) "uerbem VIII,31,5 " [ conseruus ) VIII,31 ,S (d.h. seiner Fmu, s.u.)
*filius (paruuLus suus) VIII,:n,2 (d.h. des Kochs)
* uxor (eius) VllI,31,J (d.h. des Kochs) "conserua VIII,31,S (d.h. ihres Mannes, des CCJl."US, s.o.)
'famulus IX,1,3 ' puer IX,2,1 *Myrtflus *muliu IX,2,3 Hephaestio * e(Jeus IX,2,3 HY1mophilus eubkularius IX,2,3 Apollunius *medkus IX,2,3 tUus (qui meae tutelae peruigiles) IX,J,l * unus (ex his) IX,3,J
• •
•
•
•
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
23.T
idem
(Hunde und Esel)
255
*canes *uenatk'i IX,2,2 * canis *uenatk'US VIII,31,1 *fumenta IX,2,2 24.}[
Der pistur und seine Frau
*'-�JmT'lures IX,1l,6 *coetus IX,12 ,1 *homun<.-uU IX,12,3 *familia IX,13,3; 31,2 *familiares IX,31,2 *opifices IX,30,S *seruuli IX,30,S *anus IX,IS,4; 2 2 , 1 ; 22,S (dient der Her rin)
*ank-ula IX,16,1 *senex IX,27,1 *duo (e) *famflia IX,28,3 (Liebhaber)
*iuuenis IX,IS,3 *familiar IX,16,1 * Philesitherus * adulescens IX,16,2 'puer IX,22 ,6; 27,3; 2,1-3 aduleseens IX,23,1 'stuprator IX,26,2 'adulterus IX,27,2; 28,4 'puellus IX,27,4 filius IX,27,3 •
•
Tochwr des Müllers (Erbin der Güwr des verstorbenen Vawrs)
13
(Hauspersonal als Erbgut)
*familia IX,31,2 ' ·1
Nach dem Tod des Müllers verkauft seine Tochter da.. ganze Erbe (darunter Sklaven, Maul tiere, Möhel). vgl. mel . IX, .1 1 , 2 : Jamillam, liupellecrllemque el omnla lumenta ad heredl larlam deduclt auctlonem.
256
Anhang
Haus halt Sigel
24.T
Herrcn- / Herrinfigur und seinc / ihre Familien mitglieder im H aus
Personal und entsprechende
Pistor (nouus dIJminus XI,11,2; meus cUJminus IX,26,4; eros 1X,27,1), seine Frau (pessima, deterri ma , saeua u.a. IX,14)
(Maultiere )
Bezeichnungen
* (cmnpluria) fumenta IX, 11, 1 *(meum fumentarium) clmtubernfum IX,13,1 (d.h. des Esels Ludus) *muli (senes) IX,13,1 *cuntherii (debiles) 1X,13,1 *jamUia IX,1.1,3 (Esel Lucius)
*nouidus *asinus IX,15,1 *(sca/nm.-us) asinus IX,22,1 * homo ( CUriIJh'U.� ud ium.entijadem) IX,30,2 Tochter des MüIIers (als Erbin * (omnia) iumenta IX,31 ,2 (s.o. 24 .M) des toten Vaters)
25.M
Derjul<J und seine Frau
(Liebhaber)
*adulter IX,24,1 *iuuenfs IX,24,1 *h(Jm<J IX,2S,2 26.M
Der Dekurio Bamarus und seinc Fmu
*jamilfares IX,21,1 *cIJnserui 1X,21,2 *seruuli 1X,21,4 *seruulus IX,17,3 *Myrmex IX,17,3 *seruus 1X,18,4
26.T
Puupen'Ulus hortulunus XI,31,3 (dominus u.a. XI,32,1)
(Esel Lucius)
Landbesitzer (paterjamilia.�
*jamilia IX,34,4 *puer IX,33,S * unus (e cela ufnaria) IX,34, 2 *seruulus 1X,3S,1
27.M
IX,33,1) und seine drei Söh ne
14
"
* asellus IX,39, 7 * (h'UUS ) asinu.� IX,40,4
vgl. auch met. IX, 32,1: seruttll m.ei dt...clpllna.
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
2 7.T
idem
(Pferd)
257
*fe.�>..u.� * equux IX,33,1
( Hund)
* eaniH * pw.;torieuH IX,33,3 ( Huhn)
*andlla IX,33,4-5 et beutos agms possidebat; potens et diues et iuuenis IX,35 ,3)
*xeruuli XI,36,1 u.a. *pastorex XI,36,5 *fumiliarex XI,38, 7 * quidam (de seruulis) XI,36, 7
28.T
idem
(Hunde)
29.T
Miles (IX,39,2)
( Esel Ludus)
und seine Kameraden
* (uu.(.'uus) *asinus IX,39,2 * asinus IX,39,4 u.a. (mihi opera eiu.�
28.M
Großgrundbesitzer (magnox
* eanes pastoridi uiUatid IX,36,4
oPUH ext) * (uelut) eaptiuus IX,42 ,4
(Maultiere )
* (ceteru) iumenta IX,39,5 30.M
Dekurio
*seruulux X,1,3
30.T
Seruulus
(Esel Ludus)
* commendatus X,1,3 (euidam senlU[o) 3U.f
Herr eines Hauses (dominus uedium X,2 ,1), seine beiden Söhne und seine Frau
*familia X,5,2 * edUcat1>T *senex X,4,3 * paedagogus X, 5,2 *dotulis *seruulu.� X,4,6 ( d . h . der Frau); *seruulus X,8,3 *seruu.� X,7,6; X,10,3; 12,4 * erudariuH X, 7, 7
32.M
Arzt und altes Mitglied der Kurie (X,8,2)
* (de meis) uli.quis X,9,4
33.M
Thiasus (diue.� admodum
* (plures) L�mxerui X,15,5 *fumilia X,16,1 ; .15,1
dominus X,8,2)
258
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
*serui *jratri X,8,2; *serui X,17,l *pistor duldarius X,8,J * cocus X,8,J * [ eontubernales) X,lJ,5 d.h. unter sich und des Esels Lucius, s.u. JJ.Ta *emptores (met) X,lJ,l (d.h. des E sel�)
* puer X,16,8 * lihertus X,17,1 ; 2.1,1 * praepwdtu.'! X,19,1 (d.h. des Esels) * magister X,2J,1 ; .15,1 (d.h. des Esel'!) (Schauspielpersonal)
*gladiatore.'! X,18,2 *(hestiis) addlcta X,18,2 *damnata X,J4,.l *scaenid X,29,J * pueUi X,29,4 * adulescens X,JO,2 (spielt Paris) *puer X,JO,5 (spielt Mercurio) *scaen.kl. *pueri X,J1,J (Imi) comes X,J1,J (Begleiter der " Göttinnen in der Pantomime, s.u) *pueUae X,29,4 *uirgine.'! (quae deae putahantur) X,J1,J ·puella X,JO,6; X,J1,J (spielt Juno, •
s.u.) •
alia [pueUa) X,JO,7 (spielt Minerva, s.u. )
* alia [pueUa) X,.l 1,1 (spielt Venus, s.u.)
*tthiae X,J2,2 (d.h. die FI6tenspieler)
15
Im Rahmen des von Thiasus ge.tifteten Scham.piels findet eine Pantomime üher das Urteil von Paris statt. Die puerl und puellne sind hier Schauspieler (scaentcl), die auf der Bühne die Begleiter (suf comes) jeder der Göttinnen Juno, Minerva und Venus darstellen. Als Schauspieler gehören sie also zum Haushalt des Thiasus, und als die Figuren, die sie darstel len, zu den HalL,halten der entsprechenden Göttinnen.
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
JJ . Da
Juno (in der Pantomime über da.� Urteil von Paris, die in
(Begleiter)
JJ . Db
J J . Dc
J J .Ta
dem von Thiasus gestiftcten Schauspiel stattfindet, s.o.)
* Castor et * Pollux X,Jl,J * [ scaenfd. puerI ) x,:n,J (s.o. ) * [ sui cumes) X,Jl,1
Minerva (in der Pantomime
(Begleiter)
über das Urteil von Paris , s.o.)
*duo puerl X,Jl,5 * comites * armigerl X,Jl, 5 * Terror et *Metus X,Jl,5
Venus (in der Pantomime über das Urteil von Paris , s.o.) domina X,J2,1-2
(Begleiter)
Duo seruifratrl X,1.1,1
(Esel Ludus)
(Emptores mei X,17, I ; [ eon tubernales ) d.h. einander und auch des Esels X,lJ , 5 , s.
* (tertlus) contubernalfs X,1.1,5 *a.sinus X,14,1
259
*po"uli (laetis,,-imorum) *paruulorum X,J2,1 *"ue/li X,J2,1 * Cupldines X,J2,1 *(fnnupturum) pue/lamm (deco me)*soboles X,J2,2 * Gratiae X,J2,2 *Horae X,J2,2
nebenstehende Spalte)
JJ .T b
Thiasus X,17,1 (domfnus u.a. X,6,J; 18,1 ; [ contubcrnalis ) d.h. des EseL� Ludus, s. nebenstehen de Spalte)
(Esel Ludus)
* asinus X,16,5 *sodalfs X,16,6 *clmtubemalis (noster) X,16, 7 (d.h. des Thiasus)
*parn,,'itus (meus) X,16,8 *sodall.� X,17,6 *clmuiua X,17,6; 18,4 * uector X,18,4 (Weitere Tiere)
*ferne X,18,2 * equi Thessalfd X,18,J *iumentu GaUicana X,18,J
260
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im H aus
Bezeichnungen
JJ .Tc
Lihertus (des Thiasus) X,17, l magister X,17,5 ; 2.1 , 1
(Esel Lucius)
prucpositus meus X,19,1 uJtor meus X,19,4 J4.M
Matrone aus Corinth (matr()
"quattuor eunuchi X,20,2
na pollens er IJ1lUJens X, 19, .1) J4.T
Matrone aus Corinth
(Esel Lucius=Liebhaber)
( L:"I1ormeu X,2J ,2)
" palumhulus X,22,J ·passer X,22,J
J5.M
Herr eines Hauses, seine Frau, sein Sohn,
"famUla X,25,.1
seine Schwiegertochter
(Personal der Schwiegertochter) "seruulus X,24,J (der Sch\\iegertochter)
"medieus X,25,2 "euhicularii X,25,S J6.D
Isis
(Elementorum omnium domina XI,5,1 Orbis totiusque domina XI,7,4
Iuhens dIJmina XI ,21,6)
16
(Natürliche und übernatürliche Elemente) '· " res humanae XI,1,2 "pec.'Ufna et *ferina XI,1,2 "inanima XI ,1,2
"elementa omnia XI,5,1 "eaeU luminosa culmina XI,5,1 "maris saluhriaflami na XI,5,1 "inferum deplorata silentia XI,5,1 " orms totus XI, 7,4 " eanorae uukwue XI, 7,4 "arboTes XI, 7,5
Als dea l,raepole'Lo (XI, 1 ,4) hat Isis Gewalt über alles. Die Liste dessen, worüber sie Gewalt hat, ist im Text entsprechend immens und erstreckt sich auf Natürliches, Menschliches und Göttliches. Ihre Gewalt ist sehr unterschiedlicher Art: Isis ist domina (u.a. XI, 5 , 1 ), T<\IIllia (u.a. XI, 2 , 1 ), paretL' (u.a. XI, 5 , 1 ), maler (u.a. XI, 5,2) u.,w. je nach dem Synkretismus ih res Kultes bei verschiedenen Völkern (vgl. XI, 2,1.1 und XI, 5, 1-3). In die Tabelle wurden nur die Elemente aufgenommen, die im Text S)'tItaktisch mit Zeichen der IIerrenautorität der Göttin oder dessen, was ihr zu Diensten ist, verbunden sind. Demnach wurden hier auch übernatürliche und natürliche Elemente genannt, die ihrer (göttlichen) IIerrengewait unter stehen. Da sie nicht unter "Häusliches", "Ländliches" us\\'o unterzuordnen sind� wurden sie in eine besondere Gruppe zll.';am mengefa... t.
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im H aus
Bezeichnungen
26 1
"mare XI,7,5 " eaelum XI,7,5 "mundus XI,25 ,3 " Thrtarus XI,25,3 "sidem XI,25,3 (tiln respondent) " tempom XI,25,3 (redeunt) "numina XI,25,3 (gaudent) " elementa XI,25,3 (seruium) "flamina XI,25,4 "nubUa XI,25,4 "semina XI,25,4 "germina XI,25,4 "aues XI,25,4 "feme XI,25,4 "serpentes XI,25,4 "beluae XI,25,4 (Individuen im religiösen Dienst bzw. in der Anbetung der Göttin)
"mei saeerd"tes XI,5,5 *saeerd"s u.a. XI,6,1 * saeerd"s meus u.a. XI,6,3 "populus u.a. XI,6,4 (in der Isisprozession)
*anteludia exorn.ata puleherrume XI,8,1 * miles XI,8,2 *uenator XI,8,2 *femina XI,8,2 *gladiator XI,8,3 *magistratus XI,8,3 *philosophus XI,8,3 *aueupes XI,8,3 * Tnseuior XI,8,3 * ursa = *matrona XI,8,4 *simia = " Catamitus *pastor XI,8,4 *u.�inus = " Pegasus XI,8,4 * sen.ex = * Bellerophon XI,8,4
262
Anhang
Haus-
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familienmitglieder im Haus
Bezeichnungen
* (sospftatrlels deae peeuliuris) pompu XI,9,1 *mulieres XI,9,2 *aliae XI,9,2 *quae XI,9,3 *illae XI,9,3 * magnus (sexus utrlusque) numerus XI,9,4 *fistulae et * tibfae XI,9,4 *ehoTUS (lectfssfmae) �iuuentutls XI,9,S * (dieatf magno Sumpi) ttbidnes XI,9,6 *plerique XI,9,6 * turhae (suL"rI..� diuinis) fnitlawe XI,lO,1 *uiri *jemlnaque (omnis dfgnftatfs et omnis Aetatl.�) XI,IO,1 * antistes *saerorum XI,IO,2 * (quorum) primus XI,IO,3 * secundus XI,lO,4 " temus XI,lO,4 "quartus XI,lO,S *quintus XI,lO,6 * sextus XI,lO,6 * del XI,tl,l "Anubis XI,tl,l " bos XI,11,2 *unus e "mtnlsreno XI,ll,2 "altus XI,11,2 *aNus XI,11,3 *slU.-'emos u. a. XI,l2,l *relfgiosi XI,l3,2 " (e) mhorre re ltgilmfs *unus XI,l4,S " (sanL'la) milittu XI,lS, "agmen (religto,,-um) XI,l6,2 *slU.-"mrum *geruli XI,16,IO *populus tum �relfgtosi quam "profant XI,16,9
Ta b e l l e der Haushalte in den Metamarphosen
Haus
Herren- / Herrinfigur und
Personal und entsprechende
halt Sigel
seine / ihre Familien mitglieder im Haus
Bezeichnungen
263
(im Tempel) *HcuJerdoH (muximuH) XI,17,l *(HummuH) Hacerdos XI,20,1 * (primarius) Hacerdos XI ,21,2 * Henex (c"ml.�,,-tmus) XI,21, 7 *Hacerdos u. a. XI,22,3; XI,23,1 * Mithra (,,-u us) * HacerdoH (prlWc.-tpuus) XI,22,3 * sacTorum minl.�ter XI,22,3 * quique (diuinas e.!ftg/es progerebant) XI,17,l *in/tlutt XI,17,1 * ex hiH *unus XI,17,2 *grammutea XI,17,2 * c.�)etu... "pastophorum XI,17,2 *(sacroHanctum) c.�)llegium XI,17,3 * collegium *pastoph{)rum XI,30,4 (collegium uetustl.�,,-tmum) XI,30,S * quemquam de "-U{) *numero XI,21,6 (d.h. aus der Anzahl der initIati) *populus XI,17,4; XI,24,4 *populares XI,17,4 * eultoreH XI,21,9 * (mei) socii XI,23,l (d.h. des Lucius) *(religioHa) cohors XI,23,1 *turlJU *saerorum XI,23,4 *prqfani XI,23,4 *sacrat! XI,24,3 *quidam de "'sewratis XI,27,4 * de pattJfJhorl.� *unus XI,27, 7 *A,-tn/us Mareellus XI,27, 7 (Lucius)
* Ludus XI,S ,l; XI,lS,1 * (deue miniHteri/s) adpo,,-ttus XI,19 ,1 * (numiniH magn/) cultt)T XI,19,1 ; 26,3 * (/mperil.� saeris sul.�) destinatuH XI,19,2 Osiris
*(magno deo )famulus XI,27,3
Bib liographie Anmerkung: Auf Forschungsliteratur wird grundsätzlich unter Angabe des Autors, des Jahres der Veröffentlichung und der Seite verwiesen, in welcher sich das betreffende Zitat oder Stelle befindet. Allgemeine Nachschlagwerke werden mit Kürzeln zitiert, die hier in der Bibliographie aufgeschlüsselt wer den. \"0 nichts anderes vermerkt ist, werden antike Texte nach der CD-ROM Ausgabe der
Bibliotheca Teubneriana
zitiert. Oie dabei verwendeten Abkür
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Register Abhängige
3 5 , 3 6 , 37, 39, 4 3 , 98,
101 , 105, 1 1 3 , 115, 221 Ahlati'Dll.'l originis 136, 161
Achilleus Tatios 66 addictio 3 2 , 4 8 , 4 9 , 64 addictus 4 9 , 117 Mrika 3 6 , 5 2 , 99, 230 Amerika, Lateinamerika Siehe Sklaven: Amerika, Brasilien Amme 107, 191 Amor 1 5 , 43, 44 amor 80 an<.'iUa 4 3 , 44, 47, 7 3 , 7 5 , 1 14 , 1 17, 1 2 9 , 134 , 142 , 148, 2 2 2 , 223
andrapodrm 4 5 , 57, 173 Apologia 14 , 34, 37, 61 Apuleius Biographisches 14 , 61 Ideologie 37-42 , 230 Lucius und Apuleius 40 Aristoteles 9 , 4 5 , 54-5 8, 61, 92 Armen 3 5 , 39, 6 2 , 105 , 128, 129 Artemidocos 5 1 , 200, 202 Arzt 1 18, 132, 184-186, 190-192,
Brasilien siehe Sklaven: Amerika, Brasilien Bürger (l>-iehe auch <.'iuis) 3 2 , 5 5 , 7 5 , 92 , 104 , 165, 166, 174 1 1 , 47, 132, 197, 199,
Candidus
201, 203, 204 , 205
Cappado(YI.ts 1 18, 123, 1 24 captiuus 50, 1 17, 121, 2 2 0 Cato der Ältere 4 5 , 101 , 1 2 6 , 160 Cervantes 67 Chariton 66 Christentum 31, 5 2 Cicero 49, 5 8 , 59, 1 1 5 , 1 2 7, 156, 161 , 168
L'iuis (siehe auch Bürger)
80, 9 2 ,
165, 166, 168, 169 , 174 , 206, 214, 215 , 2 2 7
conc.-uhinus, c.'Cmc.-umna
1 18 , 148 ,
176 118, 158, 160, 161, 162 , 164 , 179, 203, 207, 210
contuhernalis 122,
1 2 9 , 173 , 175, 177, 206, 2 07, 220, 2 2 8
auctorita..'1 184 , 185 , 190 Augustinus 14 Aulus Gellus 64 Barbar I>-iehe J<'remde Bauer I>-iehe Landarbeit, Landarbeiter henefidum 51 Berufe 194 , 213, 220 Berufsbezeichnungen 74 , 126, 193
38, 39, 5 0 , 7 5 , 100, 102 , 109, 153, 171
coniunx
206
asellus 52, 59, 1 19 , 129 A'Iellus, A'Iella 51 a....-inus 56, 80, 108 , 119,
Bestechung 178, 179 Beziehungen zwischen Herren und Sklaven (I>-iehe auch seruus: Vehältnis zum Herrn) 16, 3 5 ,
118,
50, 65 , 1 18 , 1 2 2 , 137, 148, 162
contuhernium
1 18 , 1 2 2 , 160,
192 , 193
c.-upido 80, 158, 159, 163 c.-uriOI>-ita..'I 47, 59, 176 De deo Soc.'TUtis 15 De mundo 15 De Physiognomia LAher 1 5 6 De Platrme 1 5 , 37, 5 4 , 59 dec.-urio 177 Deklamationen 180, 190 Delikt (I>-iehe auch Rechtswesen: Strafrecht) 1 1 , 3 2 , 151-161,
Register
163 , 164 , 166, 169, 178, 179, 180-192 , 206, 209- 216, 2 2 2 , 2 2 6-232 Diebstahl 65 , 151, 2 17, 230 Digesta 4 6 , 1 1 1 , 143 , 14 5 , 148 , 151, 154, 160, 166, 167, 168, 171, 174 , 178, 181, 189, 195 , 208, 209, 213, 214, 216, 227230
Eselmensch 16, 17, 30, 3 5 , 41-4 3 , 47, 49, 51-59, 61, 65, 66, 69, 203 Eselsroman 15
fabula
150 li'amilie 16, 17, 30, 3 5 , 3 6 , 122, 138, 180
familia
4 4 , 4 6 , 101 , 106, 1 17, 1 2 2 , 1 2 � 13 2 , 133, 1 3 5 ,
Diminutiv 52, 1 2 3 , 161 , 162 , 2 2 2 4 3 , 4 4 , 5 1 , 1 3 0 , 177, 1 7 8 ,
136, 137, 138, 14 2 , 157, 158, 164 , 170, 176, 193 , 195 , 197,
domina
179, 184, 187-190, 192 , 207, 208, 210, 2 1 1 , 215
dominatio 100, 101 dominu.'I (siehe auch seruu.'I :
207, 2 1 2 , 217 1 17, 133, 137, 14 2 ,
familiares
204, 2 2 0 Sklavenfamilie 1 7 , 148 , 1 5 8 ,
Verhältnio; z um Herrn) 36, 5 0 , 74 , 7 5 , 80, 100-104 , 14 5 , 153,
famulitio
157, 159, 160, 162-164 , 177, 178, 181, 185 , 193 , 194 , 196,
famulus
197, 199, 200, 201, 205, 2 10213, 2 2 6
domu.'I
51, 101 , 102 , 1 17, 1 2 1 , 1 2 2 , 134, 1 3 5 , 1 3 8 , 1 6 9 , 170,
172, 175, 177, 190, 207, 209, 212, 2 2 0-2 2 2
doulos
9 2 , 1 1 2 , 124, 170 Ehe 39, 4 4 , 63, 91, 107, 120, 1 2 2 , 160-162 , 2 2 1 Ehebruch 158, 161 , 162 , 164 ,
160-6 2 , 192 , 195 , 207, 221 4 4 , 106, 1 17, 1 2 2 , 133 ,
137, 14 2 , 158, 160 10, 47, 50, 7 3 , 7 5 , 1 1 2 ,
1 17, 1 2 2 , 1 2 9 , 133, 1 3 4 , 137, 14 2 , 144 , 156, 169 , 170, 1 7 2 , 201, 203, 204, 2 2 0 1 17, 22 2 , 223
famula
li'arbe 201, 203, 204, 2 0 5 , 208 Weiß 204 li'eigheit 157, 206, 209, 2 27, 229 4 8 , 107, 1 18 , 1 2 3 , 1 2 5 ,
femina
1 5 6-158, 181 , 190 , 206, 209, 210, 2 1 2 , 2 2 2 , 227
177, 179, 181, 209, 210 Eigenname 74 , 80, 1 19 , 130-13 4 ,
fides
1 6 8 , 1 9 9 , 2 0 0 , 203-205 , 2 0 8 Elegie 20, 4 8
filius
e�astulum 49 erus 101 , 152-15 5 ,
Florida
157, 2 1 2 Esel 1 5 , 17, 4 2 , 4 6 , 4 9-59 , 63 , 65-
180, 182, 183, 184 , 185, 188, 190, 216
1 18 , 1 2 2 , 137, 14 5 , 180, 220, 228
14 , 1 5 , 6 1 lt'lucht 2 2 7
lt'lucht (:.-iehe auchfugitiuus) 5 0 , 5 6 , 147, 1 5 1 , 2 0 8 , 209, 2 1 2 ,
80, 94 , 1 10 , 1 1 5 , 124, 1 2 5 , 129, 134, 14 2 , 1 5 8 , 1 6 6 , 167, 170, 171, 17 2 , 175 , 176, 193 ,
215 lt'lüchtige
194 , 195 , 201, 202, 207
lt'olter 4 2 , 4 3 , 50, 68, 69 , 1 10 ,
Laster 54, 65 Metempsychose 54 Symbolik 59, 176
275
:.-iehe fugitiuus
153, 154, 1 5 5 , 162 , 2 1 2 , 214, 215
fortuna
31, 5 8 , 198
276
Register
J<'rauen (siehe auchfemina und 138, 147, 148 , 156, 157, 160, 161 , 179, 187, 190 ,
humilioTCs siehe Unterschichten humilitas (siehe auch seruus: humilis) 1 5 5 , 156, 157, 158,
192 , 206, 2 07, 209, 2 1 0 , 2 1 1 , 227
ingenuus
mulier)
J<'reie siehe liber J<'reigelassene (siehe auch
lihertus) 34, 3 5 , 50,
68, 91, 103, 113, 114 , 127, 14 5 , 156,
174 , 194 , 195 , 197, 2 2 1 J<'reiheit 17, 20, 5 8 , 5 9 , 68, 80, 92
J<'reilassung 3 1 , 51, 91, 144 , 170 J<'remde 91, 9 2 , 104 , 174 J<'reundschah 1 2 2 , 138
jugitiuus
35 , 4 3 , 4 4 , 1 17, 1 2 2 ,
150-15 2 , 214 J<'urcht 1 5 5 , 156, 157, 158, 206, 208, 209, 2 2 7, 232
Gaius 6 2 , 7 5 , 143 , 144 , 145 , 161 , 214
Geldgier 63, 178, 179, 208, 2 0 9 , 227, 229
Genitiv 136, 149 , 153, 156, 157, 178, 186, 210, 2 1 2
Gift 1 8 0 , 184, 1 8 8 , 190 Haft 15 5 , 214 Handwerker 3 4 , 3 6 Haushalt 102 , 105 Herr siehe dominus und eros Herrin siehe domina Hirten 106, 107, 118, 133, 220
homo
4 6 , 1 18 , 123, 166, 172 , 173 , 174 , 175, 176, 177, 206,
207, 216, 2 2 2 , 2 2 8
homun(.'Uli
4 6 , 107, 118 , 1 2 3 ,
222
Homosexuelle 124, 169, 170, 171, 172
honestioTCs siehe Oberschichten Horaz 13, 4 8 , 168 Humanität, Menschsein 38, 5 6 , 173 , 174 , 175, 177, 207, 208
humanitas
90
206, 209 7 5 , 91, 145
Inzest 180 Isidor 4 6 , 166 Isis 1 5 , 17, 31, 4 3 , 47, 5 0, 51, 5 2 , 57, 60, 6 2 , 63, 69, 1 2 9 , 130, 134, 170, 197, 199, 204 , 205
Befreiung 51 Einweihung 17, 31, 4 3 , 47, 62 , 199 , 204
Knechtdienst 3 1 , 43 Juvenal 1 1 1 , 1 1 2 , 113, 1 14 , 124, 1 2 8 , 135
Kinder 4 4 , 107, 118, 123, 138, 147, 148 , 158, 161, 162 , 2 2 2
Kinderaussetzung 37, 64 Klienten 34, 1 17, 174 Köche 6 5 , 1 18, 126, 127, 13 2 , 138, 161 , 192 , 193 , 213, 2 2 0 , 221
Kollektiva 106, 1 17, 118, 1 19 , 121, 133 , 136
Kolonen 34, 3 5 , 3 6 , 37, 3 9 , 102 , 103 , 118 , 1 2 8 , 138
Komödie 17, 19, 34, 64, 6 5 , 77, 78, 126, 153, 209, 218, 229
Landarbeit, Landarbeiter 36, 37, 105 , 117, 1 2 5 , 127, 133, 147, 221
Landgut, Landbesitzer 3 4 , 3 6 , 37, 38, 39, 133
Landkonflikte 3 6 Landsklaven siehe Sklaven: Landsklaven
Lazarillo de 1hrmes 67 liber 5 5 , 7 5 , 80, 98, 105 ,
113,
1 1 5 , 143 , 144 , 145 , 14 6 , 158, 174 , 160 , 189, 2 27, 2 2 8 , 233
lihera 158, 163 , 207 liheri 7 5 , 102 , 103, 137,
143 , 144
Register
libertas (siehe auch l<'reiheit)
80,
92
libertus
102 , 1 14 , 1 17, 122, 14.1 ,
195 , 196
liberu.m arbitrium 56, 57 Liebe, Liebende siehe Sexualbzw. Liebesbeziehungen List 50, 89 Lüge 184 , 209, 227 Lukian 1 5 , .1 0 Magie siehe Zauberei
man<1ipatio man<1ipium
277
Mysterien (�"iehe auch Isis) 14 , 15, .11, 4 .1 , 47, 5� 62, 1.14 Mythologie 108, 1.12 narrative Stimmen 40, 70, 181, 2.10
nequam siehe seru.us: nequi.'i�"imus WJbilitas 158 wJUiL'ium 171 nutrix 1 18, 127, 1.18, 220, 221 Oberschichten 104 , 154 , 156, 189
.1 2 , 4 8 , 49, 64 4 6-50 , 5 8 , 7 5 , 79,
1 1 2 , 1 17, 1 2 1 , 1 2 9 , 144 , 165 , 166, 167, 168, 169 , 170, 206, 2 14 , 2 2 1 , 227 Männer (siehe auch homo,
uir)
obsequium
4 4 , 51, 118, 1.1.1 Oligarchie, munizipale .1 8 , .19
Onos
15 , .1 0 , .1 6 , 4 .1 , 5 4 , 57, 66, 69, 124, 170, 17 2 , 196
operarius 1 18 , 126 Ovid 160, 180
manumissio 17, 2 0 , 4.1 maritus 108, 118, 122,
paedagogium 5 2 paedagogU-'i 1 18, 127, 1.18, 221 para....·üus 65, 118 parriL'idium 180, 189, 210
221 Markt siehe Sklaven:
Passivsatz 74 , 127, 151, 182, 189, 21.1 , 214
Sklavenmarkt Martial 1 1 1 , 1 1 2 , 1 1 .1 , 1 14 , 1 1 5 ,
paterfamilias 10.1 , patroL'inium 51 patronus 121
1.18, 156, 157, 158, 206, 227 160, 161, 162 , 17.1 , 17 5 , 176, 206, 220,
124, 1 2 8 , 1 .1 2 , 1.15, 149, 168, 171, 172
mater 118, 1.10, 147, 148 matrimonium .12, 64, 1 2 2 ,
160,
65 , 1 18 , 192-195 , 196 , 197
19.1 , 194 , 195 , 197 Personal 74 , 90, 97, 102 , 10.1 , 104 , 105 , 108, 109, 110, 1 17, 118, 129, 1.16, 2 2 0 , 22.1
Petron 66, 67, 68, 69 Pferd 47, 52, 1 15 , 1 17, 1 2 4 , 170,
M imus 180, 190, 191
minister 114, 1 17 ministerium 4 4 , 172 ,
Paulus 160
peculium
221
miles
1.l8, 174
174
M ithra 1 19 , 1.l4 Mord 16.1 , 180, 189
201, 2 0 2 , 20.1 , 204 Phaedra 180, 191
pi.o;tor
1 18 , 126, 192 , 19.1 , 21.1,
220
Mühlenarbeit .1 5 , .18, 41, 46, 5 2 , 109 mulato 5 2
plagium
mulier
Platonismus 5 .1 , 5 4 , 57, 60, 61,
48, 1 18 , 147, 148 , 1 5 8 ,
1 5 9 , 160, 161 , 164 , 1 8 6 , 187, 188, 190, 206, 207, 209, 210
munem
.17
166, 214 Platon 5.1, 54, 5 5 , 60, 89 62, 6.1
278
Register
Plautus 2 1 , 3 2 , 4 8 , 64 , 65, 78, 106, 107, 1 2 6 , 1 2 9 , 153, 168, 178, 187, 197, 209 , 218
Pluralia 106
postlimnium 32 potesta.'I 102 , 154,
212
Pronomen 1 19 , 1 3 5 , 136, 153, 157, 161 , 164 , 169, 170, 171, 184, 193 , 196, 210, 2 1 2
Properz 48 Prügel siehe li'olter Psyche 1 5 , 17, 3 2 , 43, 4 4 , 58, 68, 1 19 , 134, 13 5 , 142 , 150, 1 5 2 ,
1 5 2 , 153, 15 5 , 161 , 162 , 163 , 165 , 166, 194 , 215, 216, 2 2 7, 228, 230, 231
als komisches Motiv 65 Gericht'iszene 180-188 Strafrecht 3 2 , 3 3 , 3 5 , 36, 38, 39, 46, 5 2 , 151, 1 5 2 , 154, 1 5 5 , 159, 160, 162, 163 , 166, 178, 179, 180, 182, 183 , 185, 189, 191 , 216, 2 17, 2 29
religio
184, 185, 187, 188
Roman (siehe auch Realismus) 64-67, 107, 177, 197, 218
222
Publikum 61, 69, 131
puella
107, 1 17, 1 18, 123, 137, 14 2 , 169 , 170, 171, 1 7 2 , 177, 178, 179, 190 , 210, 2 2 2 , 223
puellus 1 18, 123, 142 puer 73, 1 1 3 , 1 14 , 1 18 ,
als historische Quelle 21, 34, 3 6 , 77, 78
Schelmenroman 67 Sklaverei, Unfreiheit 19 , 34
rusru.-us
107, 1 18 , 1 2 3 , 1 24 , 1 2 5 ,
133
1 2 3 , 133, 136, 137, 14 2 , 144 , 147, 17 1 ,
Satire 69, 1 5 2
222
scelus
pulchellus
171
Quellenfrage 36, 228 fiktionale Quellen 2 1 , 2 2 , 34, 3 5 , 7 1 , 76-81 , 98, 104 , 1 14 , 1 1 5 , 1 16 , 229-231
juristische Quellen 49, 14 6, 174 , 228, 231
Met. als Quelle für die "'orschung zur Sklaverei 16, 17, 18, 24, 2 5 , 29, 30, 33-37, 4 0 , 4 1 , 69, 70, 7 1 , 165 , 2 18
Räuberwesen 19, 20, 21, 3 4 , 3 5 , 37, 68, 109, 142 , 1 5 0 , 1 5 2 , 153 Piraten 19, 68
Realio;mus 16, 41, 76, 79 im Roman 66, 67 in den Met. 16, 30, 3 3 , 3 5 , 3 6 , 4 0 , 231
Rechtswesen 3 2 , 3 3 , 3 5 , 38, 4 4 ,
1 5 2 , 153, 154, 163 , 187
Schauspiel 109 Schimpfwörter (für Sklaven) 1 2 6 , 184 , 185
Schutt 1 5 1 , 1 5 2 , 154, 164 , 197 Schwarze siehe Sklaven: Rassenzugehörigkeit Selbstmord 50, 68, 69, 1 5 5 , 162 , 163
semantisches "'eId 88-90, 93 Seneca 38, 4 0 , 49, 5 8 , 180, 191
senex 1 18 , 176 seroa 1 17, 223 seruitium 20, 31, 48, 50, 51, 170 seruitium amoris 20, 48 seruitus 5 8 , 9 2 , 1 10 seruulus 50, 1 17, 1 2 1 , 141 , 146, 147, 148, 149 , 162, 180, 191 , 201
seruus (siehe auch Sklaven) 2 6 ,
4 5 , 4 6 , 48, 5 8 , 63, 64, 7 5 , 76,
27, 7 2 , 79, 80, 9 2 , 93, 99, 102,
92, 143 , 144 , 14 6, 150, 151,
106, 109, 1 10 , 114, 1 16, 1 17,
Register
1 2 1 , 1 2 9 , 140, 14 1 , 143 , 144 , 147, 148 , 149, 167, 170, 190, 2 0 5 , 216, 2 17, 224, 226, 2 2 7, 2 2 8 , 229 als Objekt 7 5 , 139, 149, 151, 167, 17 1 , 172, 174 , 175 , 177, 178, 181, 183, 189 , 200,
279
1 5 5 , 182, 189, 196, 2 1 2 , 2 14 , 2 1 5 Sakralität 199
sci�� 180-183 , 2 14-216 serua 147, 148 senLulu.... 163 , 17 2 , 174 senLUS dotali..� 107, 1 17, 1 2 1 ,
2 1 2 , 213, 214, 216, 2 2 7 als Subjekt 151, 159, 163 , 189,
1 8 0 , 1 8 1 , 1 8 4 , 191 , 192 Sexualbegierde 1 5 9 , 161 , 163 ,
196 Arbeit 159, 164 , 169, 176, 213,
164 , 179, 2 08-2 10, 2 2 7, 229 Tierheit 202, 2 0 5 , 208
226 Charakterisierung 164 , 165 ,
Unmännlichkeit 157, 158, 208, 2 1 1 , 2 1 2 , 227
168, 169 , 172 , 177-179 , 186188, 190-192, 200, 206-209,
Vehältnis zur Gottheit 1 5 2 , 170 Verhältnio; zu }<'rauen 159, 161 ,
211, 215, 226, 228 1 17, 147, 148, 158,
163 , 164 , 209-2 1 1 , 2 27 Verhältnio; zu Mito;klaven 159,
159, 160, 161 , 163, 164 , 207, 209, 210, 223
162 , 164 Verhältnio; zum Herrn 153-1 5 5 ,
co��erua
co��eruus
157-15 8 , 159-164 , 167, 169, 171, 172, 181 , 189, 193-200,
203 , 223 Definition (siehe auch Sklaven:
205-207, 210-213 , 2 16, 2 3 2 , zur Herrin 1 8 0 , 1 8 1 , 184 ,
47, 50, 6 5 , 1 15 , 1 17, 1 2 1 , 1 2 9 , 141 , 14 2 , 146-149,
Definition) 143-146, 227 Delinquenz (siehe auch Delikt) 217, 226, 229, 230, 231 Geschäftsbeziehungen 195 , 197 Heil 205
humilis (siehe auch humilitas) 1 5 5 , 1 5 6 , 158, 206, in der Kom[)die 65 , 106 1 5 2 , 154, 1 5 5 , 180, 181,
index
182, 185, 2 14 , 215, 230
inui....·us
135, 2 2 2 K[)rpereigenschaften 68, 69,
171, 17 2 , 204, 208, 2 2 6 Menschliches 173, 2 2 8 Nachbarschaft 1 4 0 , 193 , 195
nequam, ncqui..�....imus 148, 184-188 , 206, 214, Passivität (siehe auch Passivsatz) 1 2 8 , 149 , 154,
187-190, 192 , 2 10 Verhältnis zum Recht 1 1 , 169, 181-189, 192 , 207, 213, 2 1 5 , 2 2 6-2 28 Sexual- bzw. Liebesbeziehungen (siehe auch senLUs: Sexualbegierde) 47, 5 8 , 67, 68, 69, 80, 108, 109, 1 10, 121, 126 129, 131, 138, 148, 1 5 8 , 163 , 169, 17 1 , 172, 175, 176, 177, 179, 180, 181, 206, 208, 210, 211, 222, 226 Sklaven alltägliches Leben 16, 3 4 , 3 5 , 77
als persona 7 5 als res 7 5 , 167, 174 als Werkzeug 4 5 , 4 6 ,
54 Amerika, Brasilien 5 2 , 91-93, 101 , 137, 162, 2 2 3 , 230
280
Register
Anzahl 97, 106
Charaktereigenschaften (siehe auch seruus: Charakterisierung) 1 2 6 , 222
Definition (siehe auch seruus: Definition) 2 5 , 72-76 , 91, 98, 1 13 , 224, 2 2 7
geographische Herkunft 1 2 4 Grabinschriften 160 Haussklaven 17, 3 5 , 36, 133 Kauf/Verkauf 34, 50, 124, 154, 165 , 166, 167, 17�172 , 174 , 193 , 2 14
Klirpereigenschaften (I>"iehe auch seruus: Klirpereigenschaften) 126, 222
Klirperteile 131, 134 Landsklaven 17, 35, 36, 37, 127, 15 5 , 158
Rassenzugehlirigkeit 91 Sklaven des Lucius 153, 2 01 Sklavenbild 24, 7 2 , 226, 2 29231
Sklavenfamilie siehe Familie Sklavenhändler 46, 165 , 166 Sklavenmarkt 3 4 , 4 9 , 50, 165 , 169
Verderbung 179 Verfahrensunfähigkeit 2 14 Sklaverei als Metapher 17, 20, 24 , 2 5 , 29, 4 2 , 4 4 , 47, 4 8 , 49, 50, 5 2 , 5 3 , 80, 1 1 5 , 1 16 , 203, 218, 220
Sokrates 131 Sophistik, zweite 15 , 61, 62 , 64 Sozialgeschichte 9, 16, 19, 20, 2 1 , 30, 3 2 , 33, 3 4 , 3 5 , 37, 39, 63, 112
spurius
3 2 , 4 4 , 1 18, 122 Status, juristischer 2 5 , 33, 3 5 , 4 4 , 49, 74-76, 79, 97-104 , 105 , 108,
110 , 1 13-1 1 5 , 1 17, 121, 138, 143-145 , 156, 189, 219, 2 2 1 , 223, 228
Stiefmutter 1 8 0 , 1 8 1 , 1 8 4 , 186, 187-192 , 206, 210, 2 2 7
Stoa 37, 38, 5 7 , 58, 61 Strafen (siehe auch Rechtswesen: Strafrecht) 102 , 1 10 , 159, 162 , 163 , 166, 178, 180, 189, 190, 192 , 209, 210, 214 , 216, 227, 229
ud hestias 189 , 245
Kreuzigung 188, 189, 214 Mühlenarbeit I>"iehe Mühlenarbeit Verbannung 162 , 188, 189 Tagellihner 36 Tapferkeit 157, 158 Terenz 2 1 , 64 , 6 5 , 7 8 , 101 , 1 2 6 , 153, 272
Terminologie der Sklaverei 14, 2 3 , 2 5 , 27, 29, 31, 3 2 , 44-5 2 , 6 4 , 71-76, 8 1 , 83, 9 5 , 96, 99, 104 , 110-1 15 , 117, 127, 138, 170, 194 , 203, 218-2 22
Sklaven bezeichnung 23-28, 4 5 , 7 2-74 , 80, 87, 90, 97-99, 101, 104-109 , 1 1 1-1 17, 120, 124, 129, 136-140, 143 , 148 , 160, 167, 1 7 0 , 173 , 174 , 217, 219, 220, 2 2 5
Tertullian 160 Thessalien 30, 197, 198 Tibull 179 Tier 10, 18, 3 8 , 4 5 , 4 6 , 47, 5 0 , 555 9 , 69, 74 , 80, 100, 103 , 104 , 108, 1 1 2 , 1 19 , 120, 1 2 2 , 124, 1 2 8-13 2 , 166, 170, 173, 194 , 195 , 205, 207, 220, 2 2 1 , 2 2 8
Metempsychose 53 Symbolik 129, 176 Tod 38, 5 0 , 1 10 , 126, 1 5 2 , 153, 1 5 5 , 159, 162 , 163 , 214
Register
Traum 47, 5 1 , 107, 197-20 5 , 2 1 1
turela 5 1 , 1 2 � 164 , 213 uadimonium 3 2 , 4 8 , 64 uerna 137 uemula 1 17, 137, 204 , 2 2 0 uicarius 5 0 , 1 17, 175 , 176 uilli<-·u." 127, 158-160, 164 uir 1 5 6-158 , 174 , 206, 2 1 2 , 2 2 7
28 1
als Vertierung 5 2 , 5 8 Philosophisches 53 66
Vita Aesopi
Vorstellung 86, 87, 88, 1 1 2 , 14 6, 226, 2 2 9 , 230, 231 Wiedergeburt 205 Xenophon 4 5
Ulpian 143 , 144 , 1 5 1 , 17 1 , 181,
Xenophon von Ephesos 19 , 66, 68 Zauberei 14 , 1 5 , 4 1 , 4 8 , 49, 5 8 ,
227 Ungehorsam 151, 152, 209, 2 1 1 ,
63, 108 , 1 3 0 , 148 Zeichen 2 5 , 72-8 5 , 97, 107, 1 1 2 ,
212 Unterschichten 16, 34-39 , 4 1 , 104 , 105 , 154 , 1 5 5 , 156, 188, 189
uoluptas, uoluptates
47, 48, 5 3 ,
58, 5 9 , 80, 176
1 16, 1 17, 150, 157, 2 0 5 , 218, 224 Kontext 27, 86, 94, 9 5 , 96, 107, 139, 140, 150, 219, 2 2 5 kulturelle Einheit 88, 2 2 5 Referent 7 8 , 80, 1 1 2 , 1 16, 1 17,
uxor
150, 224 Signifikant 74 , 81-84, 88, 224,
176, 2 2 0 Varro 4 5 , 1 18
225 Signifikat 2 5 , 2 7, 49, 73, 74 ,
102, 108, 1 18 , 1 2 0 , 1 2 2 , 137, 147, 148 , 160, 161 , 162,
Venus 43, 4 4 , 1 19 , 1 2 5 , 1 2 8 , 129, 150 Verben 1 2 7, 128, 1 5 1 , 1 5 9 , 160, 166, 171, 178, 182 , 185, 196 Befehlsverben 74 Partizipien 154 Versklavung 19 , 20, 3 2 , 4 2 , 47, 48, 68, 69
79-90, 93, 94, 9 5 , 96, 106, 143, 146, 150, 2 0 5 , 206, 219, 224, 2 2 5 , 2 2 6 Signifikation 14 , 2 3 , 2 6 , 27, 7 2 , 73, 7 6 , 79-88, 96, 1 14 , 1 2 0 , 140, 144 , 150, 2 19 , 224 Wert 85-89 , 146 , 206, 2 2 5 Zeichentheorie 78, 80, 8 1 , 88