BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853
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BAND 33
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HER AUS GEGEBEN VON PET ER W I RT H UND W I L HE LM GESSEL
B AND 33
EIN B AND DER ABTEI LUN G BYZ ANTINIST I K HER AUS GEGEBEN VON PETER W I RT H
ANTON HIERSEMANN STUTT G A R T 1991
DEMETRIOS
KYDONES
Briefe
ÜBERSET ZT UND ER LÄUTERT VON F R AN Z T INNEFELD
ZWEI TER TEI L ( 9 1 B R IEFE, REGISTER )
ANTON HIERSEM ANN STUTT G A R T 1991
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Dcmetrius (Cydonius): Briefe / Demetrios Kydones. Übers. und er!. von Franz TinnefeId. - Sturtgart : Hiersemann.
NE: Tmnefeld, Franz Hermann [Hrsg.]; Demeuius (Cydonius): [Sammlung]
Teil 2. (91 Briefe, Register). - 1991 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 33) ISBN 3-m2-912H NE: GT
Printed in Germany © 1991 Anton Hiersemann, Sturtgart
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestartet, dieses urheberrechtlich ge schützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrü.cklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommunikationssysteme. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von AlIgäuer Zeitungsverlag, Druckerei, Kempten. Gedruckt auf einem holz&eien, säurefreien und alterungsbeständigen Papier. Einbandgestaltung von Al&ed Finsterer, Sturtgart.
IN H A LT
EINLEITUNG .
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1
1.
Auswahl und Anordnung der Briefe im zweiten Teil
1
2.
Konkordanz der Briefnummern im zweiten Teil
7
2.1 Reihenfolge nach der Zählung von R.-J. Loenertz 2.2 Reihenfolge nach der eigenen Zählung 3.
Zur Übersetzung .
4.
Zum Kommentar .
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12
DIE BRIEFE DES ZWEITEN TEILS (Nr. 0139-0229 der eigenen Zählung) .
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ANHANG
Abkürzungsverzeichnis
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223
Korrekturen und Nachträge zu den Bänden 1/1 und 1/2
228
Register zum zweiten Teil .
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233
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233
1.
Historisches Register
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1.1 Namen (Personen, Geographisches) 1.2 Sachen 2.
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233
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238
Briefregister .
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239
2.1 Die in den Kydonesbriefen erwähnten eigenen Briefe
239
2.2 Die in den Kydonesbriefen erwähnten Briefe anderer Personen
240
3.
Register griechischer Stichwörter (Begriffe, Wendungen, Sprichwörter)
240
Literarisches Register
241
4.1 Epistolographisches .
241
4.2 Rhetorisches .
243
4.
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4.3 Bilder in Vergleichen und Metaphern
245
4.4 Antike Namen .
.
248
4.5 Testimonien antiker Autoren
249
Grammatisches Register . .
250
5.
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EIN LEITUN G
1. AUSWAHL UND ANORDNUNG DER BRIEFE IM ZWEITEN TEIL Im vorliegenden Band, der an den in zwei Halbbänden erschienenen er sten Teil (BGL
12, 1981,
und BGL
16, 1982)
anknüpft, wird die dort einge
führte Anordnung der Kydonesbriefe in annähernd chronologischer Rei henfolge beibehalten, und dies nicht nur aus Gründen der Konsequenz. Die von P. Schreiner! gegen diesen Versuch vorgebrachten Einwände sind zwar durchaus erwägenswert, zumal der hochangesehene Herausgeber der Briefe, R.-J. Loenertz, ein solches Unterfangen selbst für unmöglich erkläcr2 und deshalb darauf verzichtet hatte. Andererseits hat aber dersel
be Loenertz die Mehrzahl der Briefe in einem Index epistularum chrono logicus (Chronotaxis)3 aufgeführt und so dem Benutzer das Auffinden von Briefen einer bestimmten Epoche erleichtert. Da die Datierung der meisten Briefe ungenau ist und oft zwei oder mehrere Jahre umfaßt, kann natür lich auch die dort vorgeschlagene Reihenfolge nur als annähernd verstan den werden; bei Briefen etwa gleicher Datierung ist sie oft sogar, wenn weitere Kriterien fehlen, zufällig und willkürlich, wie Loenertz selbst be tont4• Loenertz ging also bei der Edition der Briefe von der Anordnung in den wichtigsten Handschriften aus, allerdings ohne dieser sklavisch zu folgen5, erwies aber durch die chronologischen Listen das Prinzip der zeit lichen Abfolge als nicht ganz undurchführbar und fand damit die für eine Edition einzig vertretbare Lösung. Da aber diese Edition nun einmal vor liegt, ist eine kommentierte Übersetzung, wie bereits früher von mir be merkt6, nicht zu gleicher Zurückhaltung verpflichtet. Für den, der das
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4
Rezension in BZ76 (1983) 329f. LC I, XII. Zunächst für LC I ein vorläufiger Index chronologicus (dort S. 219), in LC 11 484-496 ein Gesamtindex für heide Bände; die Bezeichnung .Chronotaxis» findet sich dort im Ko lumnentitel.
5
LC 11, XVII. Zur Anordnung im ersten Band im wesentlichen nach Hs B: LC I, XII; zu der im zweiten Band nach Hs A: LC 11, XIII - XV. Vgl. auch weiter unten.
6
1/1,75.
1
EINLEITUNG
Briefcorpus als historische Quelle benutzen will, ist die annähernd chro nologische Anordnung eine große Erleichterung. So würde es mir z. B. wi dersinnig erscheinen, die Rhadenosbriefe, für die bereits Loenertz selbst die chronologische Abfolge rekonstruiert hatte, in einer Weise, die einer kritischen Überprüfung weitgehend standhälr7, nun doch wieder in einer der handschriftlichen Überlieferung folgenden Anordnung vorzulegen. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Briefe. Damit soll dem Benutzer kei neswegs vorgegaukelt werden, er habe es «mit einer Art geistigem Tage buch),8 des Verfassers zu tun. Mit aller Deutlichkeit sei hier betont, daß Kydones seine Briefe nicht zur historischen Information der Nachwelt ver faßt und deshalb auch die chronologische Gliederung seiner Briefsamm lung vernachlässigt hat. Andererseits steht und fällt die Benutzbarkeit eines Briefes als historische Quelle weitgehend mit seiner richtigen Datie rung. Insofern ist es ein Mißverständnis des Rezensenten9, meine minuziö se Bemühung um.die Datierungsfrage bei jedem einzelnen der bisher kom mentierten Briefe sei eine Folge der von mir gewählten Anordnung. Viel mehr ist diese Arbeit in jedem Fall zu leisten. Man könnte höchstens einwenden, angesichts der hohen Zuverlässigkeit von R.-J. Loenertz als Historiker sei es müßig, die von ihm vorgeschlagenen Datierungen, die er - was auch nicht seine Aufgabe war - nicht im einzelnen begründet hat, zu überprüfen und gegebenenfalls modifizieren zu wollen. Ein solcher Verzicht erschiene mir aber in jedem Fall bedenklich. Zudem gelange ich in zahlreichen Fällen zu einer von Loenertz abweichenden Datierung, mag die Variante auch meist geringfügig sein. So wurde auch in diesem Band wieder die Datierungsfrage mit der gebührenden Sorgfalt berücksichtigtlO•
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2
Vgl . TinnFreund 236 - 244. P. Schreiner, wie A . l , 329: " D ieses Schema . . . gaukelt einem nicht ganz sachvertrauten Benutzer vor, er habe es mit einer Art geistigem Tagebuch des Kydones zu tun .» Ebd . : "Die Datierungsbegründungen überlasten den Kommentar mit minuziösen Überle gungen , deren Gelehrsamkeit und oft auch Scharfsinn nicht verbergen können, daß der Übersetzer große Mühe hatte, sein Ziel einer chronologischen Ordnung durchzuführen. Dieses Schema bringt den Übersetzer in unnötige Zugzwänge . . . » In Wirklichkeit ist die sorgsame Begründung der Datierung jeden Briefes Prinzip und nicht eine Folge des ge wählten Anordnungsschemas. Der Rezensent bemerkt mit Recht, daß dieses Prinzip mit Mühen verbunden ist, aber mir erscheinen sie der Sache angemessen. Keine der übrigen mir bekannten Rezensionen des ersten Teils (1/1 und 1/2) , die hier nicht im einzelnen aufgezählt werden sollen, nimmt an dem Versuch der annähernd chro-
EINLEITUNG
Der vorliegende Band enthält, mit Ausnahme der sieben ersten Briefell, ausschließlich Briefe, die in der autographen Handschrift A (Vat.gr. 101) oder zumindest in deren Abschrift U (Vat.Urbin.gr. 133) überliefert sind. Alle Briefe dieser Gruppe, von denen schon einige wenige im ersten Teil übersetzt wurden, finden sich im zweiten Band der Loenertz-Edition, wel che die « Bücher» (Livres) XV I-XL nach der vom Editor gewählten Ein teilung umfaßt. Die Handschrift A bestand ursprünglich aus 28 Heften «
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13
14 15
no logischen Anordnung und am Bemühen um die Datierung Anstoß. Was die Anhalts punkte der Datierung betrifft, so ist neben der Anspielung auf datierbare historische Er eignisse in den Briefen auch deren Stellung in der Überlieferung von Bedeutung (vgl . dazu LC H, XIV ) . Vgl. dazu unten, Gruppe 1 . LR 3 1 . Gemäß LC H, V f. sah Kyd . in seinen Briefen ausschließlich literarische Produkte und nahm deshalb in der eigenhändigen Kopie noch zahlreiche stilistische Korrekturen vor. Loenertz ediert gemäß dem Willen des Autors die Endredaktion, nicht die an vielen Stellen noch lesbare ursprüngliche Lesart von A, obwohl diese wohl in zahlreichen Fällen im tatsächlich abgeschickten Brief nicht korrigiert worden war. Die sich aus den Korrek turen ergebenden aufgegebenen Lesarten von A gibt Loenertz im kritischen Apparat wie der. Der vorliegende Kommentar berücksichtigt solche Varianten nur in den wenigen Fällen, wo sie zum Informationswert des Briefes etwas beitragen; die Übersetzung beruht allein auf dem von Loenertz edierten Text. Gemäß LC H, XIV war die Abfolge der Hefte in der Handschrift bereits zu der Zeit, als Kalekas sie kopierte, völlig willkürlich; später wurde durch weitere E ingriffe auch diese Anordnung nochmals geändert (vgl. dazu auch LR 5 f. ) . Vgl. dazu die Konkordanz i n L C H, XIV. Diese Briefe oder Briefteile sind in LC H, V, A.1 und 2 aufgezählt. Im vorliegenden Band handelt es sich um die Briefe L139 - 143 ( = T149 - 153 ) , L162 - 164 ( = T0187 - 0189) , L178 - 180 ( = T019 1 - 0193 ) , L206 ( = T197) sowie um Teile von L165 ( = T170) und L177 ( = T168 ) .
3
EINLEITUNG
Die in diesem Band übersetzten Briefe16 habe ich meinerseits in Grup pen eingeteilt, deren Bestand hier erläutert werden soll. Grundsätzlich werden, wie im ersten Teil, datierbare und undatierbare Briefe unterschieden. Als «datierbar» werden Briefe bezeichnet, die wenig stens mit einer Genauigkeit von ca. zwei Jahren chronologisch einzuord nen sind. Die weniger genau oder gar nicht datierbaren Briefe werden wie im ersten Teil durch eine vor die Nummer gesetzte Null gekennzeichnet. In Gruppe 1 sind Briefe aus dem ersten Band der Loenertz-Edition (LC I) nachgetragen, deren Datierungszeit völlig unsicher ist (01390145)17. Außerhalb jeder Gruppe steht Nr. 146, ein Brief, der vermutlich noch vor der ca. September 1373 angetretenen Reise des Kydones nach Mitylene/Lesbos verfaßt ist und deshalb eigentlich noch im ersten Band hätte stehen sollen. Gruppe 2 enthält eine Reihe datierbarer Briefe, deren Grundlage die chronologische Liste im zweiten Band der Loenertz-Edition (LC 11), S. 489, Nr. IX bildet (147-171). Sie umfaßt Briefe der Zeit von ca. Herbst 1374 bis August 1376. Die Reihenfolge konnte ohne Änderung übernom men werden18. In Gruppe 3 wurden die Briefe derselben Liste, S. 490, Nr. X eingeord net (172-178), die in der Zeit von ca. November 1376 bis Herbst 1378 ver faßt sind. Die Briefe Nr. 174-177 werden von mir in anderer Reihenfolge als dort aufgeführt19• Die Briefe der Gruppen 2 und 3 sind in gemischter Abfolge den Büchern (Libri) XV-XIX, einer (Nr. 176) dem Buch XXXV III entnommen. Den Schwerpunkt bilden die Bücher XV I-XIX2o. 16
17 18
19 20
4
Es handelt sich, abgesehen von den sieben ersten (s. u . , Gruppe 1 ) , im wesentlichen um Briefe, die in den Zeitraum 1373 - 1382 zu datieren sind. Zur Biographie des Kyd. in die sen Jahren vgl. 111, 28 -34 und Frances Kianka, Byzantine-Papa l Diplomacy. The Role of Demetrius Cydones, International History Review 7 (1985) 175 - 213, hier 206 - 209 . Für Band III und IV bleiben nun von LC I nur noch die drei Briefe L80, 82 und 84 übrig, die wohl in die späteren achtziger Jahre zu datieren sind. Nur ist in der vierten Zeile von unten ein Druckfehler zu korrigieren. Statt der Briefnum mer 170 ist 177 zu schreiben. Diese Nummern entsprechen L154, 161, 418 und 176; Reihenfolge bei Loenertz: L176, 154, 161, 418. Aus Buch XV (also noch aus LC I) findet sich hier noch ein Brief (L130/TI73 ) , aus Buch XVI sind die Briefe L139 - 143 ( = T149 - 15 3 ) , aus Buch XVII: L149 - 150 ( = T154 - 155) , L157 und 159 ( = T157 und 158 ) , L154 und 161 ( = T174 und 175 ) , aus Buch XVIII: L166
EINLEITUNG
In den folgenden Gruppen schließen sich nun zunächst die undatierten Briefe aus den genannten Büchern an. Die undatierten Briefe aus Buch XV, also aus LC I, sind in Gruppe 1 eingeordnet21• Buch XVI enthält keine undatierten Briefe. Die undatierten Briefe aus dem Buch XVII werden in Gruppe 4 zusam mengefaßt und, wie auch in den übrigen Gruppen undatierter Briefe, in der Reihenfolge der Edition aufgeführt (0179-0186). Die datierten Briefe dieses Buches22 entstammen im wesentlichen dem Zeitraum von 1373 bis 13 8 123• Entsprechend werden die undatierten Briefe aus Buch XVIII (0187-0193) als Gruppe 5 geführt. Die datierten Briefe des Buches umfas sen den Zeitraum 1373-137924• Für Gruppe 6 verbleiben aus Buch XIX (Zeitrahmen: 1373-1379) nur drei undatierte Briefe (0194-0196)25. Gruppe 7 enthält die datierbaren Briefe der chronologischen Liste (LC 11), S . 490, Nr. XI mit dem zeitlichen Rahmen 1379-13 8226. Die Rei henfolge der Liste wird mit folgenden Abweichungen' beibehalten: L216 wird als undatierbar in Gruppe 9 eingereiht (dort 0225) ; die Briefe L23 123 8, d. h., die ersten acht Briefe von Buch XXIII, dürften wie L239, der vorletzte Brief des Buches (der letzte, L240, ist undatiert), in die späten 80er Jahre gehören27 und somit nicht mehr in diesen Band; zu L224 siehe Gruppe 8. ( = Tl56), L170 - 173 ( = Tl64 - 167) , L177 ( = Tl68 ) , L169 ( = Tl69 ) , L165 ( = Tl70 ) , L174 ( Tl71) , L167 ( = Tl72) u n d L176 ( = Tl77 ) , a u s Buch X I X : L 1 8 2 u n d 1 8 4 ( = Tl47 und 148 ) , L186 - 189 und 191 ( = Tl59 - 163 ) , L190 ( = Tl78) , aus Buch XXXVIII: L418 ( = Tl76) . Buch XV umfaßt die Briefe L127 - 13 1 . Von diesen stehen in Gruppe 1: L127/T0144 und L128/T0145 . Der datierte Brief L129 entspricht T68 in I12. L130 entspricht T173 in Grup pe 3. L131 gehört eigentlich zu den undatierten Briefen, wurde aber wegen seiner Thema tik als Tl03 in I12 eingeordnet (s. Begründung Tl03 , D ) . Davon in 1I2: L147/T105, L151/T94, L156/Tl04, d i e übrigen i n diesem Band. Ausnahmen: L151/T94 ( 137112) , L156/Tl04 (vielleicht 137213) . Vgl. LC II, XIV. Von Buch XVIII steht nur L181/T97 i n I12, die übrigen finden sich in diesem Band. Zum Zeitrahmen: LC II, XIV. Von Buch XIX stehen L193 - 195 ( = T106 - 108) in I12, die übrigen in diesem Band. Hier aus Buch XVII: L155/Tl98, aus Buch XX: L196 - 199 ( = T206 - 207, 210, 217) , L201 ( = n08 ) , aus Buch XXI: L206 - 208 ( = Tl97, 212, 204), L210 - 212 ( = nos, 199, 200), L214 ( = T201) , aus Buch XXII: L21 8 - 221 ( = n09, 211, 213, 214) , L223 - 227 ( = n15, 220, 202, 203 , 216) . =
21
22 2J 24
25 26
27
Brief L239 wird von Loenertz selbst in der Edition mit Fragezeichen auf 1387/8 bzw. 1389
5
EINLEITUNG
In Gruppe 8 werden die zwei Briefe aus Mitylene/Lesbos von etwa Frühjahr 1382 eingeordnet (in der Liste S. 491, Nr. XII), aber auch noch ein weiterer Brief, der vermutlich ebendort um dieselbe Zeit verfaßt wurde (L224/T220)28, in der Reihenfolge (abweichend von Loenertz) L242/T218, L202/T219 und L22429. Gruppe 9 schließlich ist undatierten Briefen aus den Büchern XX XXIII (Zeitrahmen: 1379-1383) vorbehalten. Die datierbaren Briefe die ser Bücher hatte Loenertz auf die chronologischen Listen XI (s. o., Grup pe 7) und XIII verteilt. Die 31 Briefe der Liste XIII, die zur Mehrzahl Brie fe aus den Büchern ab XXIV enthält, sollen erst in Band III übersetzt wer den30.
datiert. Für die Briefe L231, 234 und 236-238 schlägt Loenertz in der Edition mit Frage zeichen 1380-1382 vor, für L235 ebenso 1382/3, für L232 und 233 mit Fragezeichen 1380-1382, wobei aber die Angabe in Klammern gesetzt ist. In LS 1I 117-119 hatte Loe nertz noch für L231, 232, 234, 236-238 mit Fragezeichen 1389/90, für L233 ebenso 1389 und für L235 1384-1386 vorgeschlagen. Die Anspielungen des Kyd. auf seine Zurückset zung durch Ioannes V ., die sich in diesen Briefen finden, scheinen besser in die späten achtziger Jahre zu passen. Was Loenertz zu der früheren Datierung in der Edition bewo gen hat, konnte ich bisher nicht ermitteln. Das Problem der Datierung dieser Briefe soll genauer in Verbindung mit den übrigen Briefen der späteren achtziger Jahre diskutiert 28
werden. Vgl. auch die Bemerkung zu dreien dieser Briefe in 1/1, 34, A.183. Von Loenertz in die Liste S. 490, Nr. XI eingeordnet.
29
Die Liste enthält nacheinander nur die Briefe L202 und 242.
30
Mit dem Erscheinen des vorliegenden Bandes habe ich insgesamt 229 Briefe des Kydones in deutscher Übersetzung vorgelegt. Von den 450 in LC I und 1I edierten Briefen sind U21 und 122 gemäß LC II, XVlI f. als inauthentisch abzuziehen. Von den verbleibenden 448 wurden bisher 228 übersetzt; hinzu kam in meiner Übersetzung der von Mercati edierte antipalamitische Brief T8l. Es verbleiben nun noch 220 Briefe, deren Übersetzung in den folgenden Bänden III und IV erscheinen soll.
6
EINLEITUNG
2. KONKORDANZ DER BRIEFNUMMERN IM ZWEITEN TEIL 2.1 Reihenfolge nach der Zählung von R.-j. Loenertz L
=
Loenertz
T
=
Tinnefeid T
L
T
L
T
2
0139
163
0188
198
210
4
0140
164
0189
199
217
81
0141
165
170
201
208
83
0142
166
156
202
219
120
0143
167
172
205
0221
L
AusLC I
127
0144
168
146
206
197
128
0145
169
169
207
212
130
173
170
164
208
204
17l
165
209
0222
172
166
210
205
173
167
211
199
AusLC II 139
149
140
150
174
17l
212
200
141
151
175
0190
213
0223
142
152
176
177
214
201
143
153
177
168
215
0224
144
0179
178
0191
216
0225
145
0180
179
0192
217
0226
146
0181
180
0193
218
209
148
0182
182
147
219
211
149
154
183
0194
220
213
150
155
184
148
221
214
152
0183
185
0195
223
215
153
0184
186
159
224
220
154
174
187
160
225
202
198
188
161
226
203
157
157
189
162
227
216
158
0185
190
178
228
0227
159
158
191
163
229
0228
160
0186
192
0196
230
0229
161
175
196
206
242
218
162
0187
197
207
418
176
155
7
EINLEITUNG
2.2 Reihenfolge nach der eigenen Zählung Nummern T /L
Adressat
Datum
Gruppe 1: Nicht datierbare Briefe aus LC I 0139
=
L2
Iakobos Pyropulos
Unbekannt
0140
=
L4
Agathios, «Philosoph»
Unbekannt
0141
=
L81
Ein Freund
Unbekannt
0142
=
L83
Ioannes V. Palaiologos
Unbekannt
0143
=
L120
Manuel Palaiologos
Nach 25.9.1373
0144
=
L127
Kaloeidas
Unbekannt (1355-1384)
0145
=
L128
Ein Freund
Unbekannt
Nachgetragener Brief aus der Zeit vor der Lesbosreise 1373/4 146
=
L168
Demetrios Palaiologos
1373,vor September
Gruppe 2: Datierbare Briefe der Liste LC II 489, Nr. IX 147
=
L182
Manuel(?) Tarchaneiotes
148
=
L184
Demetrios Palaiologos
1374/5
149
=
L139
Ioannes V. Palaiologos
1374/5(?),1373(?) 1375
Herbst 1374- Frühjahr 1375
150
=
L140
Ein Freund
151
=
L141
Ein Despot,Manuel Kantakuzenos? 1374/5(?)
152
=
L142
Andreas(?) Asanes
1374/5(?)
153
=
L143
Helene Palaiologina,Augusta
1374/5(?)
154
=
L149
Manuel Raul Metochites
1374/5(?)
155
=
L150
Manuel Raul Merochites
1374/5(?)
156
=
L166
Manuel Raul Metochites
1374/5(?)
157
=
L157
Demetrios Palaiologos
Sommer/Herbst 1375
158
=
L159
Rhadenos
Herbst (Sommer?) 1375
159
=
L186
Konstantinos Asanes
Herbst 1375(?)
160
=
L187
Rhadenos
Herbst (Sommer?) 1375
161
=
L188
Demetrios Palaiologos
Herbst 1375/FtÜhjahr 1376
162
=
L189
Manuel(?) Tarchaneiotes
Herbst 1375/FtÜhjahr 1376
163
=
L191
Rhadenos
Herbst 1375/FtÜhjahr 1376
164
=
L170
Rhadenos
Herbst/Winter 1375/6
165
=
L171
Rhadenos
Ca. Januar 1376
166
=
L172
Rhadenos
Ca. Januar 1376
167
=
L173
Rhadenos
Erste Februarhälfte 1376
168
=
L177
Rhadenos
Mitte Februar-Mitte März 1376
169
=
L169
Rhadenos
Kurz vor 21. 3. 1376
170
=
L165
Manuel(?) Tarchaneiotes
Frühjahr/FtÜhsommer 1376
171
=
L174
Manuel(?) Tarchaneiotes
August 1376
8
EINLEITUNG
Gruppe 3: Datierbare Briefe der Liste LC II 490, Nr. X 172
=
L167
Ioannes Laskaris Kalopheros
Ca. November 1376
173
=
L130
Georgios Gabrielopulos Kydones
Ca. Juni 1377- Juni 1379
174
=
L154
Andronikos IV. Palaiologos
1377
175
=
L161
Ioannes Kyparissiotes
1377/8 1377/8
176
=
L418
Ioannes Laskaris Kalopheros
177
=
L176
Manuel(?) Tarchaneiotes
Ca. Mai 1378
178
=
L190
Ioannes Laskaris Kalopheros
Bald nach 20. 9.1378
Gruppe 4: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XVII Um 1375(?)
0179
=
L144
Demetrios Angelos Manikaites
0180
=
L145
Ein angeblicher Freund
1373-1381
0181
=
L146
Demetrios Angelos Manikaites
Um 1375(?)
0182
=
L148
Michael Palaiologos
1372-1376(?)
0183
=
L152
Ein Verehrer
1373-1381
0184
=
L153
Ioannes V. Palaiologos
1372-1376
0185
=
L158
Demetrios Angelos Manikaites
Um 1375(?)
0186
=
L160
Georgios,ein ehemaliger Schüler
1373-1381
Gruppe 5: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XVIII 0187
=
L162
Georgios (wie 0186)
0188
=
L163
Der Sohn eines verstorbenen
0189
=
L164
Ein literarisch gebildeter Freund in angesehener Position
1373-1379
0190
=
L175
Georgios (wie 0186)
1373-1379
0191
=
L178
Ein literarisch gebildeter Freund
1373-1379
0192
=
L179
Ein Freund in politisch
Freundes
1373-1379 1373-1379
verantwortlicher Stellung, Tarchaneiotes? 0193
=
L180
1373-1379
Ein Freund in politisch verantwortlicher Stellung, Tarchaneiotes?
1373-1379
Gruppe 6: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XIX 1373-1379
0194
=
L183
Manuel(?) Tarchaneiotes
0195
=
L185
Ioannes Asanes
1373(1376?)-1379
0196
=
L192
Manuel H. Palaiologos
1373 (nach 25. 9.)-1374(?)
9
EINLEITUNG
Gruppe 7: Datierbare Briefe der Liste LC II 490, Nr. XI 197
Ein Freund in politisch
L206
=
verantwortlicher Stellung, 198
=
L155
Tarchaneiotes?
1379/80
Konstantinos Asanes
1379-1381
199
=
L211
Ioannes V. Palaiologos
1379-1381
200
=
L212
Manuel H. Palaiologos
1379-1382(?)
201
=
L214
Manuel H. Palaiologos
1379-1382
202
=
L225
Manuel Raul Metochites
April 1380-Mai 1381
203
=
L226
Simon Atumanos
1379-1381
204
=
L208
T homas Dukas Alusianos
Ca. 1381(?)
205
=
L210
Ioannes V. Palaiologos(?)
1380-1382(?)
206
=
L196
Rhadenos
Vor 14. 4. 1381
207
=
L197
Rhadenos
Vor 14. 4. 1381
208
=
L201
Ein verbannter Freund
Ca. Mai/Juni 1381
209
=
L218
Manuel H. Palaiologos
Ca. Mai/Juni 1381
210
=
L198
Rhadenos
Mai 1381
211
=
L219
Rhadenos
Mai 1381
212
=
L207
Rhadenos
Mai 1381
213
=
L220
Manuel H. Palaiologos
Mai/Juni 1381
214
=
L221
Ioannes V. Palaiologos
Mai/Juni 1381(?) Mai/Juni 1381(?)
215
=
L223
Ioannes Laskaris Kalopheros
216
=
L227
Rhadenos
Ca. Sommer/Herbst 1381
217
=
L199
Ein junger Mann
1381(?)
Gruppe 8: Datierbare Briefe der Liste LC II 491, Nr. XII und ein weiterer Brief 218
=
L242
Francesco l. Gattilusio
Frühjahr 1382(?)
219
=
L202
Rhadenos
Frühjahr 1382(?)
220
=
L224
Leute am Hof Ioannes' V.
Mai 1382(?)
Gruppe 9: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XX - XXIII 0221
=
L205
Ein Angehöriger des geistlichen Standes
1381-1383(?) 1379-1382(?)
0222
=
L209
Centurione Asan Zaccaria
0223
=
L213
Nikolaos Kabasilas Chamaetos
1379-1382(?)
0224
=
L215
Ioannes V. Palaiologos(?)
1380-1382(?)
0225
=
L216
Manuel(?) Tarchaneiotes
1380-1382(?)
0226
=
L217
Ein Freund
1379-1382(?)
0227
=
L228
Ein Arzt aus Chios
1380-1382(?)
0228
=
L229
Ioannes Asanes
1380-1382(?)
0229
=
L230
Ein jüngerer Freund
1380-1382(?)
10
EINLEITUNG
3. ZUR ÜBERS ETZUNG Wie im ersten Teil steht über jedem übersetzten Brief eine Titelleiste. Sie enthält in der ersten Zeile die Nummer der eigenen (T-)Zählung sowie, falls vorhanden, den handschriftlich überlieferten Brief titel, der meist mehr oder weniger genau den Empfänger, in seltenen Fällen auch seinen Aufenthaltsort angibt31. Ab der zweiten Zeile finden sich wie im ersten Teil in kleinerem Druck folgende Angaben: Angabe der Nummer nach der Loenertz-Zählung (L), Aufenthaltsort des Kydones bei der Abfassung des Briefes (OKyd), Angaben zum Empfänger und seinem Aufenthaltsort, so weit diese nicht bereits in der ersten Zeile stehen (E, OE) , das erschlossene Datum des Briefes (D) und ein knappes Regest, das den wesentlichen In halt des Briefes angibt (wI) . Das Fehlen einer dieser Kategorien in der Ti telleiste bedeutet, daß zu ihr keine Angabe möglich ist. Die Zeilen der Übersetzung werden nach der Loenertz-Edition in Fün fergruppen durchgezählt. Dort, wo die Reihenfolge der Wörter in der Übersetzung gegenüber dem Original abweicht, ist manchmal die exakte Angabe der Zeilengrenze nicht möglich. Dennoch wird in diesem Band erstmals zu Beginn jeder neuen Fünfergruppe (also z. B. bei Z. 20 des grie chischen Textes) ein Schrägstrich als Zeichen des Zeilenanfanges gesetzt, der das schnellere Auffinden der Stelle im Original ermöglicht. Stehen we nige Wörter der betreffenden griechischen Zeile in der Übersetzung bereits an erheblich früherer Stelle, dann wird nicht vor ihnen, sondern erst vor der Stelle, an der die Mehrzahl der Wörter dieser Zeile übersetzt wird, der Schrägstrich gesetzt.
31
Entsprechend verfährt auch Loenertz in der Edition. Dem Benutzer wird so auf den er sten Blick mitgeteilt, inwieweit bereits die Überlieferung Angaben über den Empfänger enthält (in vielen F ällen unvollständig, indem entweder nur ein Zuname oder nur ein Ti tel angegeben wird) und inwieweit die Ermittlung des Adressaten durch Überlegungen und Kombinationen notwendig ist. Loenertz gibt allerdings auch in den Fällen den Adressaten in griechischer Sprache direkt nach der Nummer und vor der lateinischen Ti tell eiste an, wenn sein Name (bzw. sein Titel) im Text des Briefes vorkommen, setzt ihn aber zur Unterscheidung in spitze Klammern . In diesen Fällen verzichte ich hier wie im ersten Teil auf die Angabe nach der Nummer, weise aber im Kommentar auf die entspre chende Stelle im Brief hin. Ein Beispiel ist L1411T151 . Hier entnimmt Loenertz aus Z. 13, daß der Brief an einen «Despoten» gerichtet ist und schreibt entsprechend im Titel: 141 -
(Ton bEO"1tO'tT] l).
11
EINLEITUNG
Neu eingeführt wird in diesem Band auch die spitze Klammer zur Be zeichnung der in der Übersetzung hinzugefügten Wörter, die in besonde ren Fällen das Verständnis erleichtern sollen; Wortzusätze, die bereits der Routine der Übersetzungspraxis aus dem Griechischen entsprechen, wer den allerdings nicht besonders bezeichnet. Freilich ist die Grenze zwischen beiden Kategorien manchmal fließend. In jedem Fall erleichtert die spitze Klammer dem Benutzer die Orientierung, wo eine freiere Übersetzung vorliegt32. Zum Schluß sei noch auf eine Besonderheit der Schreibung im übersetz ten Text hingewiesen. Wie im ersten Teil werden auch in diesem Band ei nige Wörter in Blockbuchstaben geschrieben. Es handelt sich hier 1. um solche Substantive, die in der Edition durch Großschreibung hervorgeho ben sind, was im Deutschen wegen der grundsätzlichen Großschreibung der Substantive nicht möglich ist, wie «STADT» bzw. «Große STADT» (mit einfacher Großschreibung des Adjektivs) in der Bedeutung «Konstan tinopel» und Umschreibungen Gottes wie «ERLÖSER» und «VORSE HUNG», 2. um die Anrede des Kaisers als «HAUPT»
(XE
deutlichung der formelhaften Verwendung (hier in der Edition keine Großschreibung) .
4. ZUM KOMMENTAR
Wie im ersten Teil schließt sich der Übersetzung eines jeden Briefes ein Kommentar (K) an, gegliedert in vier mit römischen Ziffern bezeichnete Kategorien33: 1. Begründung der Angaben in der Titelleiste34. II. Angaben
32
Auch für die Übersetzung in diesem Band steht wieder das Prinzip der Treue zum Text im Vordergrund, das nur dort, wo die Verständlichkeit in Frage steht, seine Grenze findet. Die bei Kydones frei abwechselnde Bezeichnung der ersten Person mit «ich» und «wir» wird wie im ersten Teil entsprechend übernommen (vgl. III, 84 f.). Für die sorgfältige und in vielen Fällen förderliche Durchsicht der Übersetzung und die Diskussion der Verbesse rungsvorschläge mit mir bin ich dem Herausgeber der Abteilung Byzantinistik dieser Rei he (BGL), Herrn Dr. Peter Wirth, zu besonderem Dank verpflichtet.
33
Vgl. III, 85 f.
34
Es sei hier darauf hingewiesen, daß ich weit häufiger als Loenertz dort, wo er auf eine Ortsangabe verzichtet, für Kyd. als Aufenthaltsort Konstantinopel angebe. Der Grund dafür ist in vielen Fällen die hohe Wahrscheinlichkeit seines Aufenthaltes an seinem regu lären Wohnort, der in den Jahren, aus denen die Briefe des Bandes stammen, nun einmal
12
EINLEITUNG
zum historischen Gehalt der Briefe nach folgenden Kategorien : Biogra phie des Kydones (BKyd), Biographie des Empfängers (BE), Angaben zu dritten Personen (nach der Reihenfolge der ersten Erwähnung im Brief mit Xl, X2 usw. durchgezählt)3 5 , Angaben zur Zeitgeschichte (ZG), evtl . in dem Brief erwähnte andere Briefe (Ep, durchgezählt als Epl usw.). III. Handschriftliche Grundlage des Briefes unter Verwendung der in LC I, III - XII und LC 11, XXVI aufgeschlüsselten Siglen (Hs oder Hss), Editio nen vor LC I und 11 (Ed), bereits vorliegende Übersetzungen (Üb) sowie Sekundärliteratur zum Brief (Lit), wenn nicht schon bei den anderen Kate gorien zitiert. IV. Aufschlüsselung der Anmerkungen im Brieftext. Im Ge gensatz zum ersten Teil bleiben diese nunmehr fast ausschließlich auf sachliche Angaben und Erläuterungen von Zitaten und Anspielungen be schränkt. Die im ersten Teil in großer Breite berücksichtigten epistologra phischen, rhetorischen und stilistischen Beobachtungen werden nur noch in besonders wichtigen Fällen in den Kommentar aufgenommen, im übri gen aber nicht einfach vernachlässigt, sondern direkt in den Index verwie sen . Durch dieses raumsparende Verfahren kann sogar noch eine größere Menge von Beobachtungen als für den ersten Teil gesammelt werden. Al lerdings wäre ein solcher Index z. T. schwer verständlich, wenn das Mate rial nicht wenigstens im ersten Teil in größerer Breite erläutert worden wäre3 6 . Im übrigen ist nach Abschluß der Übersetzung aller Briefe nach wie vor37 eine systematische Abhandlung über den Briefstil des Kydones geplant, in der die Angaben der Indices zusammenfassend ausgewertet werden sollen3 8 . Noch in einem letzten Punkt unterscheidet sich der hier vorgelegte Kommentar von dem des ersten Teils : Da in den Briefen dieses Bandes au-
35
36
37 38
Konstantinopel war. Trotzdem wird die Grundlage meiner Annahme in j edem Fall ange geben . Zur Begründung der Datierungen s . o . , Abschnitt 1 mit A.9-1O. Auf die Berücksichtigung von nur vage umrissenen Personengruppen wird im Gegensatz zur Praxis des ersten Teils in diesem Band verzichtet. Sie scheinen aber j eweils unter an deren Kategorien in entsprechendem Bezug auf (vor allem unter BKyd und ZG ) . Ich konzediere allerdings auch dem Rezensenten (wie oben, A . l ) , daß die Erläuterungen im ersten Teil im ganzen knapper hätten ausfallen sollen. Vgl. dazu 1/1, 86. Einige Ansätze für die Anlage einer solchen Abhandlung finden sich in meinem Beitrag: Kriterien und Varianten des Stils im Briefcorpus des Demetrios Kydones, XVI. Interna tionaler Byzantinistenkongreß, Wien 1981, Akten II/3, Wien 1982, 257 - 266.
13
EINLEITUNG
ßer Rhadenos, dessen Biographie und Persönlichkeit bereits an anderer Stelle gewürdigt wurden39, kein wichtiger neuer Briefpartner des Kydones erscheint, konnte auf Kurzbiographien, die im ersten Teil in Exkursform geboten wurden, ganz verzichtet werden. Die in den folgenden Bänden noch erforderlichen Kurzbiographien sollen nicht mehr Exkursform ha ben40, sondern, wie sonst üblich, in der Einleitung vorweggenommen wer den.
39 40
DenRhad und TinnFreund. Kritik an dieser Einordnung der Biographien findet sich in den Rezensionen von
P. Schreiner (wie A.1) und A. Failler, REB 40 (1982) 242f. 14
DIE BRIEFE DES ZWEITEN TEILS
Gruppe 1 : Nicht datierbare Briefe aus LC I
0139
-
AN IAKoBos PYROPULO S
L : 2; wI: Lob eines jungen Mannes für das Studium einer von Kydones ausgeliehenen (oder geschenkten) Demosthenes-Handschrift.
Herrliche Früchte habe ich von dir, liebster Sohn, für den Gefallen er halten, den ich dir zuvor erwiesen habe. Denn ich gab dir zunächst nur ein Buch; dann / fragte ich dich, ob du es nach dem Empfang auch liest und nicht nach der Art der j ungen Leute glaubst, auch dir könnte anderes an genehmer als literarische Studien sein. D u aber gabst mir nicht mit Wor ten, sondern unmittelbar durch Taten eine klare Antwort. Denn dein Brief verkündet laut für dich, daß du nicht nur oberflächlich wie die meisten das Buch überflogen, sondern daß du den Demosthenes sorgsam studiert und mit Vergnügen seine Schriften gelesen hast. Das hast du bewiesen / durch die vielen Bilder, die du in den Brief einfügtest. Ich freue mich also, daß das Buch mir Anlaß gab, dich zu loben, wün sche und bete aber, daß Gott auch in Zukunft dein Verlangen nach geisti ger Bildung und deine Stilkunst mehre. Denn so wirst du eine Zierde dei nes Vaterlandes sein, aus dem du als guter Bürger hervorgegangen bist; du wirst dir auch deinen Vater freundlicher stimmen ! und bei allen im Ruf stehen, der beste Sohn des besten Vaters2 zu sein . K
I. 11.
E: Sonst unbekannt (PLP 23921). Vorkommen des Namens: NE 10 (1913) 134. Ep: Pyropulos an Kyd. (Z.3.7-1O).
III. Hss: B 182', Nr. 5; V 152', Nr. 3; 0 382", Nr. 43; Gruppe H, Nr. 7; i 173Y-174', Nr. 14 . Ed: NE 10 (1913) 134. IV. 1 Gleiche Anerkennung konnte der Kydones-Schüler Rhadenos von seinem Vater nicht erwarten. Vgl. TinnFreund 214 f. 2
PIGrg 512d.
15
5
10
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
0140
-
AN AGATHIOS
L: 4; OKyd: Konstantinopel; E: Agathios, "Philosop h » ; OE: Peloponnes; wie Mahnung des säumigen Briefschreibers.
5
10
15
20
Wo nur in den Gesetzen des Lykurgos, du allzu begeisterter Lakedaimo nier, steht das geschrieben, erstens weit weg von den Freunden zu verreisen und sie unbeachtet zu lassen, / wenn du an Zerstreuung denkst, so dann ihnen nicht einmal zu schreiben, sondern auch diesen geschuldeten Beitragl zu versäumen, als ob du fürchtetest, du könntest der Freundschaft als einer höchst schändlichen Sache überführt werden ? Wahrhaftig, das ist weit entfernt von dem genannten Gesetzgeber, weit entfernt auch von So Ion, weit entfernt aber auch vom kretischen Staatswesen, das nach den be sten Gesetzen regiert wurde2• Aber wieso sage ich das von jenen Männern ? Hätte doch sogar Timon gezögert, ein solches Gesetz zu erlassen! / D u aber verfährst dem Bösen gemäß und wirkst darauf hin, daß es Gesetz wird . Denn wer wird das nicht für ein Gesetz halten, nachdem es einen Philosophen3 gibt, der so prächtig seine Freunde vernachlässigt ? Wir aber, obwohl wir inmitten so vieler politischer Umwälzungen und Kriege le ben\ schweigen unsere Freunde nicht an, als ob wir sie haßten, sondern schreiben, sooft es uns möglich ist, und wenn sich niemand sehen läßt, der Briefe bringt, tröstet uns das / häufige Befragen von Leuten, die über dich Bescheid wissen . Halte es also nicht für eine Schande, uns hierin ganz offen nachzuah men, 0 du, der du vielen für viele gute Taten zum Vorbild geworden bist, sondern schreibe und erfreue uns doppelt: durch Erzählen über dein Erge hen, das, wie man mir berichtet, dem, was wir dir wünschen, entspricht, und durch die Anmut deiner Briefe , mit der du dich schon früher / schmücktest, die du aber jetzt noch schöner gestaltet hast, da sie von helle nischen Orten5 genährt wird . K 1. OKyd: Für Konstantinopel spricht die Erwähnung von Aufständen und Kriegen (vgl. AA) . E: Es ist fraglich, ob E gemäß der Annahme von Loenertz Mönch ist (so auch PLP 73) . Vgl . dazu A.3. OE: Vgl. die Anspielungen Z.3 und Z .20 (dazu A .5 ) . Ill. Hss: B 185v - 186', N r . 1 5 ; 0 277'", N r . 19. IV. 1 Die Vorstellung vom Brief als cruV'tEAEta (eig. gemeinschaftlicher Beitrag z u öffent lichen Abgaben im alten Athen) ist der Topik "Pflicht zum Briefeschreiben» (Index, l/2, 665) zuzuordnen.
16
BRIEFE
T0 1 40-01 4!
2 PIPlta 544 c. 3 " Philosoph» = Mönch (l/2, Index, 654 ) , wie Loenertz annimmt? Oder doch eher ein Philosoph wie z. B . Georgios (T49, BE) . Für letzteres sprechen: die Möglichkeit der « Zer streuung» (1tutÖta) , Z.5, die Anspielungen auf Vorbilder der Antike und die Erwähnung der «hellenischen Orte» (Z.20) . 4 Andeutung einer Bürgerkriegssituation. Vgl . LC II 483, Index, s. v. (}"1:acrt<; . In Frage kommt vor allem die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Ioannes V. und seinem Sohn Andronikos IV. ( 1376 - 1385 ) . 5 Die Peloponnes als geschichtsträchtiger Ort des alten Hellenenturns; vgl. T57/L32, 19 f.
0141 L: 8 1 ; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund; OE: Konstantinopel; wI: Kydones hat vom Briefpartner unreife, saure Äpfel erhalten; als Gegengabe schickt er ihm wenige gute Äpfel und entschuldigt die geringe Menge vor allem mit den Forderungen anderer (des Kaisers ? ) .
Was i c h v o n d i r unentgeltlich u n d i n Menge erhalten habe , d a s glaube ich dir nicht einmal, wenn ich / mich selbst verkaufe und dir den Erlös 5 anbiete, gebührend erstatten zu können. Für jene Äpfel aber, die du mir (gerade) zuvor hast zukommen lassen, fand ich eine Gegengabe, die bei weitem übertrifft, was du mir gabst. Denn ich schicke dir von dem Meini gen mehr als du mir von dem Deinigen, und zwar eher Besseres als mehr. Jene waren nämlich wie Säuglinge, die man vorzeitig von der Mutterbrust gerissen hat, schwächlich geraten, und die Süße ihres Saftes hatte sich ins Gegenteil gewandelt ! . / Diese aber, da sie bei ihren Müttern geblieben sind 10 und die ihnen von der Natur bestimmte Nahrung genossen haben, schmecken denen, die sie kosten, süß und sind denen, die sich an ihnen sättigen, keineswegs schädlich, so daß nicht einmal ein Arzt es tadeln würde, wenn man reichlich von ihnen essen will . Die geringe Größe des Geschenks aber wollest du nicht verachten . Denn das Schöne ist überall rar2, und zugleich hat die gegenwärtige Jahreszeit den Ertrag dieser Bäu me eingeschränkt. / Außerdem gibt es aber auch viele in unsrer Umge- 15 bung, die darum bitten oder, besser gesagt, sie fordern. Darunter sind auch einige, die verlangen, wir müßten ihnen diese Früchte wie festgesetzte Steuern liefern; sie aber gestatten uns als den Bauern, die sich gemüht haben, nicht einmal, als letzte von den Früchten zu genießen . Wenn wir ihnen daher nicht alles zukommen lassen, geraten sie in Zorn und werden uns mit den Bäumen auch noch das Haus wegnehmen3• Diese Tatsache 17
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
20 hat dir / die Gabe gemindert. Was ihr mangelt, möge dir der gute Wille des
Absenders ergänzen . Wenn du ihn hast, wird es nichts geben, was du von uns nicht hast. K I. OKyd: Für Konstantinopel spricht die Erwähnung des eigenen Hauses ( Z . 19 ) ; auch ein eigener Garten, in dem er Obst erntet, ist vorausgesetzt (vgl. T159 ) . OE: Der Austausch von Früchten spricht für denselben Wohnort. III. Hss: B 247\ Nr. 102; P 4 14 v - 4 15', Nr. 35 (nach LC I, VI, Nr. 34 a ) . Ed: BoissAnNov 318 (Nr. 32) . IV. 1 Ausdruck der Ironie durch bildhafte und gestelzte Sprache. 2 W. : . . . Q"mlv16v tE yaQ ltavtaxou tO xa)"6v. Eine ähnliche Wendung (aet ta xa).,a Q"mlvw) findet sich bei Himerios, Decl . et or. XXXII, S. 140,23 Colonna (Fragment aus Pho tios, Bibliothek, cod. 243 , 375 b ) . Den Hinweis auf diese Stelle verdanke ich Herrn M . Barth vom Leopold-Wenger-Institut der Universität München; er entnahm sie der dort verfügbaren Datenbank des Thesaurus Linguae Graecae (TLG) der University of California / Irvine 1987 (cd Nr. 273 ) . 3 Die Vermutung, daß hier vor allem auf Kaiser Ioannes V . angespielt wird, ist durch den deutlicher ausgesprochenen Vorwurf in T159, 12- 17 begründet.
0142
-
AN KAIS ER IOANNES
L: 83; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Ioannes V. Palaiologos; OE: Konstantinopel; wI: Dank für eine spontan ausgezahlte Geldsumme.
Über deine Huld und über das zur rechten Zeit Hinzugefügte habe ich 5 mich doppelt gefreut. / Denn unsere Verlegenheit, entstandene Aufwen
dungen zu bestreiten, löste das eingetroffene Geld. Es bereitete aber nicht nur doppelte, sondern sogar vielfache Freude, weil die Wohltat allein auf deine Entscheidung hin erfolgte und wir nicht gezwungen waren, die Tü ren derer zu umschmeicheln, die für uns bitten könnten; denn das scheint wohl allen abscheulich, weil es die Offenheit der Gesinnung verdirbt. Für mich ist es aber geradezu eine Schlinge, wenn ich mir die Gunst mit Bette10 lei erkaufen muß. / Denn von Natur ist mir dies schon von vorneherein zuwider, und lange Gewohnheit hat den Kampf dagegen noch verstärkt ! . Da du das wußtest, hieltest du es für angebracht, mir spontan eine Wohl tat zu erweisen. Hier bewahrheitete sich der Ausspruch, man gebe zwei mal, wenn man der Gabe auch Ehrung hinzufüge2, vor allem, wenn bei des vom Kaiser kommt. Diese Gunst hast du mir erwiesen, weil nicht nur ich, 15 sondern auch du glaubst, / es sei unwürdig anzusehen, wenn der, der zu18
BRIEFE
T0 1 4l - 01 43
vor für alle bittend vor dich trat, nun von der Gewalt der unter ihm Ste henden abhängig wäre. So halte ich dies Geld für wertvoller als das des Kroisos 3 . Dafür seien dir von Gott, Kaiser, langes Leben und zahlreiche Siege über die Feinde des Reiches gewährt. K l. OKyd, OE: Die Situation des Briefes setzt voraus, daß Kyd. und der Kaiser sich in der Hauptstadt befinden . E: Zu Ioannes V. vgl . jetzt auch PLP 21485. D: Nach LetMan 33 f. , A.l ist der Brief im Zusammenhang mit einem Brief Manuels 1l. von 1389/90 zu sehen und zu datieren. Es ist aber auch denkbar, daß Kyd . die hier erwähnte Geldsumme bei einer anderen Gelegenheit (Mitte der 70er Jahre ? Vg! . lIl, 204, A.38) erhielt. Il. BKyd: Anspielung auf die frühere Stellung des Kyd . als �u::cra�(J)v ( Z . 15; vg! . dazu II 1,14,A.74 ) . Der Brief muß also zu einer Zeit geschrieben sein, da Kyd. dieses Amt nicht mehr bekleidete, gemäß l I l,27 in der Zeit nach 137 l . I I I . Hs: B 253\ Nr. 110. IV. 1 Bemerkenswerte Ablehnung des sog. « Byzantinismus » . 2 Loenertz gibt keinen Beleg für diesen angeblichen Ausspruch, (,6 AcyOIlEvov). Auch die Befragung der TLG (Thesaurus Linguae Graecae) -Datenbank (vg! . TOl41,A,2) brachte kein Ergebnis . Möglicherweise schwebt Kyd. auch hier die latei nische Sentenz Nr. 235 des Publilius Syrus vor, auf die er deutlicher in T149 ( s, dort A . l ) anspielt. 3 Hdt 1,29 f.32.50 f.92; vg!. auch RE Supp!. V(193 1)465 f.
0143
-
AN KAI S ER MANUEL
L: 120; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel Il. Palaiologos; D: Nach 25. 9. 1373 ; wI: Lob des Kaisers für seine literarische Tätigkeit, besonders für einen vollendet geratenen Brief zugunsten eines Hilfsbedürftigen.
Du erweist zwar auch den anderen in deiner Umgebung stets Wohlta ten, vor allem aber vermittelst du den / geistig Aufgeschlossenen einen 5 stärkeren Anreiz, sich den literarischen Studien zu widmen, da du in ihnen Zuhörer für das findest, was du selbst als Denkmäler deines Geistes ge staltest l . Denn wer würde wohl zögern, in einem geruhsamen Leben rheto risch tätig zu sein, wenn er sieht, wie der Kaiser, der mit so vielen Angele genheiten beschäftigt und ringsum von so vielen Sorgen umbrandet ist, gleich einem müßigen Privatmann bald Schriften verfaßt, b ald Briefe schreibt und ein anderes Mal gar Streitfragen aufwirft, I deren Lösung 10 nicht einmal für deren Erforscher ganz leicht ist. Vollends aber, daß nie mand eine so große Fähigkeit bei dir bewirkte, sondern allein die Natur dir zu so herrlicher rhetorischer Gestaltung genügt, das, so glauben alle, ist dir zweifellos durch göttliche Fügung verliehen . Da ich also stets in die19
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ser Hinsicht von dir überzeugt war, konnte ich nun noch mehr dieser Mei15 nung beipflichten, als ich jenen schönen Brief anhörte2; / als entsprechen
de Erwiderung auf seine Schönheit sage ich dies. In ihm zeigte sich reich lich die menschenfreundliche Gesinnung des Verfassers, da er einem Bedürftigen Hilfe brachte, mehr aber noch die Anmut des Ausdruck s : We der wird der Gedanke durch blindlings überströmende Worte beeinträch tigt, noch wird durch deren Kargheit dessen Klarheit zerstört, sondern wie in einem musikalischen Werk wird durch beides eine Harmonie erreicht, 20 / die auch in Athen, könnte man sagen, großes Lob gefunden hätte. Der Klang jenes Briefes blieb mir auch (im Ohr), als ich wieder nach Hause zurückgekehrt war. Ich sagte dem Göttlichen WORT Dank, daß es einen Mann, der in jeder Hinsicht das Wort3 zu gebrauchen weiß, zum Lenker der Staatsangelegenheiten bestellt habe, betete aber auch zu ihm, daß dei nen Worten von den Gegebenheiten her gute Anlässe beschieden seien, so daß derselbe « ein Redner von Worten sei und ein Täter von Taten,, 4 . K I. OKyd: Konstantinopel wegen « nach Hause» , Z .20. E: Vgl. zu Manuel H. jetzt auch PLP 21 513. D: Briefüberschrift an « Kaiser>' Manuel. Am genannten Tag wurde dieser zum Mitkaiser erhoben (BarkMan 23 ) . Gemäß LC H 488, Liste VIII und LBF I 461, A . 1 (peut-etre) schrieb Kyd. den Brief 1373/4 während seines Aufenthaltes auf Lesbos. Dagegen spricht (außer der Angabe unter OKyd) das 1/1, 30, A . 157 angeführte Argument. H. Xl : Ein Unbekannter, dem Kaiser Manuel durch einen Brief aus materieller Not half (Z. 16) . III. Hs: 0 273 " - 274', Nr. 7. IV. 1 Gestelzte Redeweise des Kaiserlobs. 2 Der Brief war wohl in einem «Theater» (vgl . Hunger I 210 f.) verlesen worden. 3 Das Wortspiel (distinctio, Lausberg, § 660) WORT (Jesus Christus)/Wort (vgl. T168, 3 l f.) findet sich z. B. auch in: Theodori Ducae Lascaris epistulae CCXVH , ed. N. Festa, Fi renze 1898, 11, ep . 8 . 4 HomIl 9,443 (Verwendung der Übersetzung von W . Schadewaldt, 1974) .
0144 - AN KALOEIDAS IN MITYLENE L: 127; OKyd: Konstantinopel; OE: Mitylene, Lesbos; wI: Mahnung des säumigen Brief schreibers unter Hinweis auf eine erwiesene Gefälligkeit (Vermittlung beim Herrscher von Lesbos) .
Ich halte dein Schweigen für ein Anzeichen, nicht von etwas Gutem, 5 sondern von zwei (möglichen) negativen (Tatsachen) . / Denn entweder
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hast du nicht erlangt, was du erhofft hast, und rächst dich in deinem Zorn an denen, die dich enttäuscht haben, oder weil du dich an dem Erhofften ganz prächtig sattgegessen hast, hast du nach dem früheren Unglück deine Freunde vergessen. Aber das würde deinem Charakter nicht einmal Mo mos l anhängen ! Denn starke Freundesliebe ist wie kaum etwas anderes zum Kennzeichen deiner Philosophie geworden. Es bleibt also nun das zweite zu vermuten, daß du nichts von dem erreicht hast, / wozu du ge- 10 kommen warst, und so zögerst, dein Unglück in Briefen zu beklagen. Aber auch zu dieser Annahme gibt die Einstellung des Herrschers zu mir und dir keinen Anlaß . Denn was hätte jener mir auf Bitten abgeschlagen oder dir auf Ansuchen nicht gegeben ? Ich jedenfalls bat ihn, dich zum Herrn des Gutes einzusetzen, und er hat es mir nicht nur nicht verweigert, son dern war mir auch dazu noch dankbar für meine Bitte und gestand mir brieflich, er sei vom / Gespräch mit dir so beeindruckt, daß du, wenn 15 schon nicht um meinetwillen, dann j edenfalls um deinetwillen alles von ihm bekommen könntest. So hast du uns denn durch dein Schweigen in Ratlosigkeit versetzt, und wir können uns keinen Reim auf deine Sprachlosigkeit machen. Löse uns also das Rätsel und laß nicht zu, daß wir wegen deines Schweigens noch eines Wahrsagers bedürfen ! Denn entweder erfahren wir, daß du erhalten hast, was wir wünschen, und werden dem Schwager des Kaisers für das, was dir gegeben wurde, Dank abstatten, oder / wenn wir feststellen, daß 20 er Größeres versprochen als gewährt hat, werden wir durch Tadel das bis jetzt Versäumte veranlassen. Denn mir wäre es unerträglicher als eine Schlinge, wenn du das Erhoffte nicht erlangt hättest und sinnlos und ver gebens (dort) verweilen müßtest, nicht nur weil mir2 deine Bedrängnis nicht weniger Betrübnis bringt als eigenes Ungemach, sondern auch, weil wir denen zum Gelächter werden, die weder Gott3 noch uns schonen .
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K l. OKyd: Kyd. an seinem regulären Aufenthaltsort, wo er Post erwartet und erhält. D: Abfassung j edenfalls während der Regierungszeit des Francesco Gattilusio ( 1355 - 1384 ) . Weil dieser « Schwager des Kaisers» (Z. 19) genannt wird (d. h . , Ioannes' V. ) , kommt die Zeit, als Andronikos IV. in der Hauptstadt herrschte ( 1376 - 1379) wohl weniger in Frage, auch nicht die Zeit vor 1371, da Kyd. Francesco erst auf der Italienreise näher kennen lernte (I/2, 559 ) . Die Datierung erst nach der Rückkehr des Kyd. von Lesbos (1374 ) , die VI, 77 postuliert wird, ist nicht begründet. Il. BE: Kaloeidas (PLP 10551; KalekEp 78 - 83 ) , mit unbekanntem Vornamen, hatte sich nach Lesbos begeben, um dort einen Besitz (wohl Land) zu übernehmen, der ihm anschei-
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ne nd zustand. Kyd. hatte sich für ihn bei Francesco 1. verwandt, von Kaloeidas aber nichts über den Ausgang der Angelegenheit erfahren. Xl : Francesco 1. Gattilusio (l/2, 557 - 564; zur Bezeichnung « Schwager des Kaisers » , Z . 19, ebd. 558 mit A . 6 f. ) . X2 : Palamitische Gegner der Antipalamiten Kyd. und Kaloeidas (Z.24, A.3 ) . Ep: Gattilusio an Kyd. ( Z . 14) . III. Hss: d 28v - 29'; c 416v; e 205v; 1 119". Ed: KalekEp 334 f. , Nr. 8. Resümees ebd. 78 f. , 163 . IV. 1 Platonische Wendung: PIPI ta 487 a. Momos Gott des Tadels, vgl. T67,A.1O. 2 Ich würde Z.22 Elloi statt EilE (Hss) konj izieren. 3 Anspielung auf palamitische Gegner; vgl . X2. =
0145 L: 128; E: Ein Freund; wI: Dank für erhaltenes Öl.
Wisse, daß wir das Öl erhalten und benutzt haben. Dafür sind j etzt und in Zukunft nicht nur wir allein, sondern auch die dankbar, denen wir 5 einen Teil davon gegeben haben. / Denn wir meinten, mit dem Öl eines Gerechten müßten viele gesalbt werden . K III. Hss: d 27'; c 417'; e 205'; I 1 19v; n P. Ed: 1. Sakkelion, IIUtlltaxij Bt ßAWfl!,! xTj , Athen 1890, 207.
Nachgetragener Brief aus der Zeit vor der Lesbosreise 1 3 73/4
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AN DEN GRO S S DOMESTIKO S
L: 168; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Palaiologos; OE: Thessalonike; D: 1373 , vor September; wI: Auf die Nachricht hin, Kaiser Ioannes V. sei nach Thessalonike gereist, wen det sich Kydones, seit längerem bei diesem in Ungnade gefallen, an den einflußreichen Staatsmann mit der Bitte um Vermittlung zu seinen Gunsten. 5
Das Gerücht geht, der Kaiser sei auch zu euch geeilt, um die / Stadt zu besuchen und die Erste nach der Ersten ! mit seiner Anwesenheit zu ehren, aber auch, um bei euch dasselbe zu tun wie auch hier, also , die Gesetze gegen jeden Übergriff zu stärken, Unrecht zu vertreiben, den nur noch im Verborgenen existierenden wissenschaftlichen Studien ihre zentrale Stel lung und ihr altes Ansehen wiederzugeben, die Arme der Soldaten durch Geschenke zu stärken, Armut zu lindern, Steuern zu erlassen und allen in 22
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j eder Hinsicht Wohltaten, privat und öffentlich , zu erweisen. / Jedoch bleibt es kein Geheimnis, daß du bei all diesem bald sein Berater, bald sein Helfer sein, b ald sein Bemühen mit deinem Gebet unterstützen wirst, da du den Nutzen der Vaterstadt für eigenen Gewinn hältst. Ich bin aber auch überzeugt, daß du in privater Hinsicht bald glücklicher als alle sein wirst, da bei dir zuerst der alleredelste Kaiser mit den Geschenken beginnen wird . Denn niemand wird bestreiten, daß du an hervorragenden Eigen schaften alle übertriffst und niemand mehr als der Kaiser / geneigt ist, die Guten zu belohnen. Auch deine Verwandtschaft (mit dem Kaiser) wird die Geschenke noch vermehren, denn der, dessen Natur es ist, auch denen Wohltaten zu erweisen, die überhaupt nicht mit ihm verwandt sind, was wird der erst für seine nächsten Verwandten tun ? Da also all dies dem Kaiser Anlaß ist, für dich zu sorgen, wirst du gewiß nicht mehr die Reichen in Rom und Neapel bewundern, sondern anstatt unseren Landsleuten von dem zu erzählen, was es dort gibt, / wirst du uns Gelegenheit geben, bei anderen stolz deine eigenen Verhältnisse zu rühmen. Ich weiß aber, daß du deinem Reichtum nicht die Ausgänge verschließen wirst - denn du, der du j etzt zu deinem geringen Besitz alle einlädtst, wirst zweifellos wett eifern, (dasselbe zu tun,) wenn alles bei dir reichlich vorhanden ist - , son dern du wirst für alle eine offene Hand und Gesinnung haben und es er möglichen, daß ihnen alles freigebig zuteil wird. So weiß ich denn, ich würde, wenn ich selbst zugegen wäre, (noch) vor den anderen / am großen Schmaus teilhaben . Da ich aber von deinem Tisch getrennt bin, möge das geschehen, was noch verbleibt, wenn der Kaiser Gaben verteilt, du aber sie empfängst und vermittelst: Denke auch an einen Freund, den du vielfach liebtest, vielfach aber auch lobtest, mit dem du viel gemeinsam zur See gereist bist und viele Gefahren bestanden hast, mit dem zugleich du damals aber auch in deinen Hoffnungen ent täuscht wurdest2• Für diesen sprich mit dem Kaiser und überrede ihn, nicht leichtfertig / den Gründen zu glauben, mit denen man seine Taten tadelt, und nicht zu dulden, daß durch die üble Nachrede der Nichtswür digen die ehrenwerten Männer Schaden erleiden . Denn mit diesem Rat wirst du auch ihm wiederum eine Wohltat erweisen, da du ihm anstelle von schlechten Dienern gute vermittelst, und mich wirst du von den gehei men Verleumdungen befreien, mit denen ich nun bereits im zweiten Jahr bis zur Ermattung zu kämpfen habe . Du wirst aber auch nicht für einen gänzlich Verhaßten Fürsprecher sein . Denn auch der Kaiser / glaubt den 23
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Anklägern nicht alles, sondern da er ihren Charakter nicht verkennt, bil ligt er auch uns etwas (Gutes) zu und erweist der alten Freundschaft die Ehre, und sogar vor dieser noch der Tatsache, daß ich ihm niemals in ir gendeiner Hinsicht Anlaß zum Schaden geworden bin; darin sind alle mei ner Meinung. Wenn er also auch von deiner Zunge das wirklich Zutref fende hört, wird er j eden Verdacht aus der Seele vertreiben und mich der Gaben3 würdigen, die er zwar immer verspricht, aber noch nicht gegeben 40 hat, / ich weiß nicht, von wem gehindert. K l. OKyd: Nach Annahme von Loenertz noch Lesbos. Dafür könnte sprechen, daß Kyd. nur gerüchtweise von einer Reise des Kaisers nach Thessalonike erfahren hat. Doch ist dies in der Zeit, da Kyd . fern vom Kaiserpalast als Privatmann in Konstantinopel lebte, auch dort denkbar. Die konkrete Erwartung der kaiserlichen Gunst und Entlohnung paßt besser zu einem Aufenthalt in Konstantinopel, zum al « auch hier» (Z.6) eindeutig für Konstantinopel spricht. So hatte denn auch Loenertz in LS 11 181 noch an Konstantinopel gedacht. E: S . 112, 426 - 430; PLP 21 455. OE: Vgl . A . l . D: Die in 111, 29, A . 156 (vgl. auch 111, 77) vorgeschlagene Datierung auf 1374 basiert auf der Annahme, daß gemäß Z.33 seit dem Beginn der Ungnade bereits zwei Jahre vergangen seien . Tatsächlich aber befindet sich Kyd. « im zweiten Jahr » seitdem. Dann wäre dieser Brief früher anzusetzen, als ich damals vermutete, also noch vor der Lesbosreise, in die Zeit, als der Kaiser sich, wie auch in T109,79 bezeugt, durch Verleum dungen gegen Kyd. einnehmen ließ (Z.33 ) . Setzt man den Beginn der Ungnade mit 1/1, 27 auf etwa Anfang 1372 an, dann begann Anfang 1373 , also lange vor dem Beginn der Lesbosreise, bereits das zweite Jahr, von dem Kyd. spricht. 11. BKyd: Der Brief legt beredtes Zeugnis dafür ab, wie sehr sich Kyd. von der kaiserli chen U ngnade betroffen fühlte. Er wendet sich an den Begleiter auf der Romreise mit der Bitte um Vermittlung und beteuert, diese habe durchaus Aussicht auf Erfolg, da er beim Kai ser noch nicht ganz verhaßt sei. BE: Kyd. glaubte Anlaß zu der Annahme zu haben, daß E sich der besonderen Gunst seines kaiserlichen Verwandten erfreute. An seiner Herkunft aus Thessalonike zu zweifeln besteht kein Grund (vgl. die zurückhaltende Formulierung in 112, 429, A . l l ) , da Z . 12 die Stadt eindeutig als seine Vaterstadt bezeichnet wird. Xl : Kaiser Ioan nes V. Palaiologos. Sein Aufenthalt in Thessalonike scheint nur in diesem Brief, sonst in kei ner Quelle, bezeugt zu sein . Vgl . 111, 204, A .37; ferner T150, ZG (Verhandlungen mit dem Papst wegen Thessalonike) . III. Hss: A 138v - 139', Nr. 7; U 289' - 290', Nr. 284. IV. 1 Thessalonike ist in dieser Zeit die bedeutendste Stadt des Reiches nach Konstanti nopel. 2 Vgl . T84, BKyd. 3 Bezeichnung des geschuldeten Gehalts als «Gabe » , vgl . T117, A.9.
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BRIEFE T146 - 147
Gruppe 2: Datierbare Briefe der Liste LC II 489, Nr. IX
147 - A N TARCHANEIOTES L: 182; OKyd: Konstantinopel ; E: Manuel ( ? ) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: Herbst 1374 Frühjahr 1375; wI: Zurückweisung der Bitte um lange, stilistisch vollendete Briefe, begründet mit der eigenen Unfähigkeit und mit mangelnder Thematik. -
Ich weiß nicht, welche Meinung über meine literarischen Äußerungen dich veranlaßt, häufige, schöne und / dazu noch lange Briefe von mir zu erbitten, was man j a sogar kaum von Demosthenes und Platon mit Recht hätte verlangen können . Denn ich bin weder ein Sack voll Worte, den man nur aufzubinden braucht, um sich aus ihm (etwas) auszuwählen, noch könnte ich, wenn mir dies ganz leichtfiele, dem Geschriebenen auch Schönheit hinzufügen, und darauf hast du es ja anscheinend abgesehen, wenn du mich in meinem Mangel an Bildung bedrängst. Zwar liebe ich auch selbst die kunstvolle Redeweise und den anmutigen Ausdruck . / Da ich mir aber meiner Schande bewußt bin, laufe ich vor mir selbst davon und eile vielmehr zu denen, die schöne Reden gestalten, wie die Liebhaber zu den Türen der Mädchen . Wenn aber auch ich selbst, der ich von ihrem Redefluß getrunken habe, darangehen möchte, etwas (davon) erklingen zu lassen, ist es gering und unbedeutend und reicht wohl nur dazu, dem Red ner bei seinen Zuhörern Tadel einzubringen . Ja wirklich, wenn du dir sol che Reden auch noch in großer Länge wünschst, wie es scheint, dann wünschst du dir Langweile . / Denn die, die schon mit kurzer Rede ihren Zuhörern auf die Nerven gehen dürften, wem würden die nicht zur Qual werden, wenn sie auch noch Länge hinzufügten ? Denn es kommt ja von der Länge kein Trost für die Schande. Vielmehr läßt sie diese noch größer werden, da sie das Schlechte nicht in der Kürze verborgen bleiben läßt. Aber anscheinend verleitet Zuneigung in hohem Maße zur Täuschung, da sie (uns) überredet, Eigenschaften des Nireus 1 bei Thersites2 zu suchen, wenn dieser nur gerade geliebt wird. Das hat auch / dir die Urteilskraft über meine Wortkunst verdorben . Denn indem du mich einschätzt, nicht wie ich bin, sondern wie du mich haben willst, glaubst du, ich hätte auch die deiner Meinung entsprechende Redekraft. 25
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Indessen, mein Guter, höre auf, von den Krähen die Musik der Schwä ne 3 zu erwarten, sondern fordere von denen, die sich darauf verstehen, lange und schöne Reden, von uns aber sollten dir das Wohlwollen und die 25 Wünsche für dein Wohlergehen genügen. Wenn du aber auch / Briefe be gehrst, wollen wir dir von den unsrigen solche schicken, die eher Gesin nung als kunstvolle Sprache vorzeigen . Sie aber auszudehnen und zu ver kürzen wollen wir nicht versuchen, wenn es dir (gerade) gefällt, sondern wenn die Umstände und die Gelegenheit es zulassen. Denn wenn man über nichts weitschweifig redet, ist das nichts anderes, als großes Gefasel zusammenzuschreiben. Das dürfte aber auch dir nicht zuträglich sein, denn du müßtest j a glauben, einen Schwätzer zum Freund zu haben . 30 Dennoch, wenn ich mich auch davor hüte, dir / ohne Veranlassung einen langen Brief zu schreiben, so habe ich es doch niemals für überflüs sig erachtet, die Leute, die von euch hierherkommen, mit langen Fragen aufzuhalten, sie über alles auszuforschen und es nicht zu dulden, daß sie etwas übergehen, was dich betrifft; vielmehr erfülle ich dies wie eine drin gende Pflicht. Daher glaube ich, auch Rhadenos ist schon ermattet, da er täglich aufgefordert wird, mir von dir zu erzählen. Es stehe also für die 35 langen Briefe / unser ständiges Gedenken an dich und dein Befinden. Wenn du aber immer noch willst, daß wir Schwätzer sein sollen, werde ich dir zeigen, wie du einen Redefluß wecken kannst, den du nicht einmal, wenn du willst, wirst aufhalten können 4 : Bemühe dich, Bedeutendes und der Reden Wertes zu leisten, und dann werden dir so viele Reden nicht nur von uns, sondern von allenthalben zugehen, daß du dich vielleicht schon für belästigt erklärst.
K I. OKyd: Kyd. an seinem regulären Aufenthaltsort ( <
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BRIEFE T147 - 148
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AN DEN GRO S SDOMESTIKOS
L: 184; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Palaiologos; OE: Thessalonike; D: 1374/75; wI: Begründung des vorherigen brieflichen Schweigens mit der Annahme, der Freund, der
seinerseits nicht schrieb, wünsche keine Briefe . Doch nun habe Pagomenos Gegenteiliges be richtet. Ausdruck der Achtung für den Adressaten und seine staatsmännischen Fähigkeiten. Anspielung auf die bedrängte Lage des Reiches.
Es war nicht Vergeltung für dein Schweigen, wenn ich bis j etzt ge schwiegen habe . Denn weder sollte mich dir gegenüber solches / anwandeln, noch halte ich es für gerecht, von denen, die viel leisten, so viele Briefe zu fordern wie von denen, die in Ruhe leben . Denn ich erinnere mich, daß ich selbst wegen der Staatsgeschäfte vielen Freunden oft die Entrich tung von Briefen schuldig blieb, wofür mich ihnen gegenüber die Fülle der Geschäfte entschuldigte . Nicht also ahmte ich dich mit meinem Schweigen nach, sondern weil ich überzeugt war, du / begehrtest meine Briefe nicht allzusehr, (schrieb ich dir nicht) . Dieses Orakel entnahm ich deinem lan gen Schweigen auf die große Menge von Briefen, die ich dir schrieb . Denn durch dieses, glaubte ich, mahntest du auch mich, in Ruhe zu verharren . Aber anscheinend habe ich deine Gesinnung mißverstanden und bin einem Mann aus dem Wege gegangen, der mir wohlgesonnen ist, ja den ich sogar, wenn er mich haßte, mit allen verfügbaren Mitteln versöhnen müßte. Denn Pagomenos berichtete mir, daß du meine Worte liebst, auf grund der vielen Worte, die er von dir (darüber) hörte . Und er fügte hinzu, so groß sei / deine Liebe zu meinen Briefen, daß du aufs höchste erfreut seist, wenn du (Post von mir) erhieltest, betrübt aber, wenn du sie nicht bekämest, und daß du die Trauer mit der Lektüre der zuvor zugesandten Briefe , als ob sie gerade erst geschrieben wären, trösten würdest. Da ich es also für ungerecht halte , wenn ich dich mit dem Meinigen und dem, wofür ich selbst verantwortlich bin, nicht erfreute, schreibe ich und biete für eine Gesinnung, die der höchsten (Anerkennung) würdig ist, Geringes zum Tausch, bete (aber) auch, daß der Vaterstadt, den Freunden und dem / Geschlecht der Hellenen dein HAUPT von der VORSEHUNG bewahrt werde, welches hoch ehrt der Kaiser, hoch aber auch die Amtsträger, j eder aber, der Verstand hat, scheut und mit Lobsprüchen bedenkt. Dieses Gebet bezeugt mir Gott, dem nichts verborgen ist; es wissen darum aber auch die, mit denen ich täglich zusammen bin, die mich einen Philhellenen l 27
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nennen und mir darin recht geben, wenn ich wünsche, daß ein so b edeu tender Mann den Städten erhalten bleibe. 25 Dies / also vollende Gott. Was aber unsere Angelegenheiten betrifft denn ich weiß, daß du auch um unsere persönlichen Anliegen besorgt bist - so geht es mir in privater Hinsicht gut, dank der Gnade des ERLÖ SERS, aber allein die Lage des Staates bedrückt uns, da ein so schwerer Sturm das Vaterland plagt. Wenn diesen nicht Gott, indem er sich unser erbarmt, zur Ruhe bringt, wäre es fortan nicht einmal mehr schicklich, (davon) zu reden2. K 1. OKyd: In Konstantinopel, weil Kaiser und ugxov'tl:<; erwähnt werden (Z.21 ) . E: 112, 426 - 430. OE: Anspielung auf die eigene Vaterstadt, Z . 19. D: 112, 427, A.23. Da Kyd. selbst längere Zeit nicht geschrieben hat, steht der Annahme, daß zwischen T146 und T148 die Les bosreise liege, nichts im Wege. lI. Xl : Pagomenos ( Z . 1 3 ; PLP 21 283 ) , sonst unbekannt. ZG: Die Interpretation der An ·spielung Z.26 f. wird erschwert durch die Mehrdeutigkeit des Begriffes lta'tgi<;. Wohl kaum ist hier Thessalonike, die Vaterstadt des Kyd. , gemeint, wie Loenertz (zur Stelle) annimmt (so auch ich selbst 111, 220, A. 12) . Dagegen spricht vor allem, daß Kyd. in dieser Passage auf die eigene Situation (also in Konstantinopel) zu sprechen kommt. So erscheint die Überset zung mit «Vaterland » , auch im Kontext von 'tOt<; lWlVOt<; (das gesamte Staatswesen) hier passender. Außerdem ist nicht einzusehen, was die von Loenertz zur Stelle zitierte Notiz ei ner Kleinchronik, datiert auf April 1372 (nun in ihrer Datierung umstritten: T88,D) mit ei nem Brief zu tun haben soll, den er selbst auf 1374/75 ansetzt. So ist zwar mit Loenertz an die türkische Bedrohung, aber bezogen auf das ganze (soweit noch vorhandene) Reich (im Ge folge der in T107 und 108 vorausgesetzten Vorgänge) zu denken . Ep: Mehrere frühere Briefe des Kyd. ( Z . lO f. 16 f. ) . III. Hss: A 15", Nr. 3 ; U 19"- 20', Nr. 27. IV. 1 Zu diesem Begriff vgl. T57, A.9. Hier ähnlich wie in T49 (vgl. dort A . 16) im Kon text mit der gefühlsbetonten Verwendung des Begriffs « Hellenen » ( Z . 19 f.) stehend. 2 Das soll wohl heißen: Bereits die Erwähnung der prekären politischen Lage (Abhängig keit des Kaisers vom Osmanenherrscher?) kann gefährlich werden.
149 - AN KAIS ER IOANNES L: 139; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Ioannes V. Palaiologos ; OE: Konstantinopel; D: 1374/75( ? ) , 1373 ( ? ) ; wI: Eindringliche Anmahnung einer ausstehenden Gehaltszahlung.
Wer mit den Wohltaten Schnelligkeit verbindet, gibt bereits zweimal, 5 sagt die / Weisheit der Lateiner l . Du aber hast, was die anderen betrifft,
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auch deren Urteil so übertroffen, daß du sogar den Bittenden mit der Be reitschaft, Gnaden zu erweisen, zuvorkommst. Allein bei mir hat das Ge setz deiner Großherzigkeit keine Geltung2, und ich sitze da, reich an Hoff nungen statt an Geld . So mache denn ein Ende, Bester der Kaiser, mit dem Versprechen der Gabe und laß uns das Wort vom Gnadenerweis zur Tat werden. Denn nicht nur / den Liebenden, sondern auch den Armen kann 10 ein Tag ein ganzes Leben bedeuten 3 , zumal wir in der Großen STADT außer dir und dem von dir Erhofften nichts besitzen. Solltest du mir aber von morgen reden, obwohl du heute wohltun kannst - was Salomon den Reichen zu sagen verboten hat4 - , wahrlich, dann werde ich fortan davon ablassen, dich wie einen Wohltäter zu bitten, und die Gesetze, die gegen die Schuldner erlassen sind , anwenden . Denn den, der einmal zu geben angekündigt hat, / habe ich zum Schuldner.
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K 1. OKyd: Z . l l . OE: Z . l l . D: Die ausstehende «Gabe» wird wie in T1l7 (geschrieben auf Lesbos) und T146 (verfaßt wohl vor der Lesbosreise) angemahnt. Die Vermutung, daß T149 erst nach der Lesbosreise verfaßt ist (nicht bereits vorher) , basiert auf dem sehr entschiede nen Ton der Forderung, der eine gewisse Eskalation der Ungeduld erkennen läßt. Doch ist Datierung in die Zeit vor der Reise nicht auszuschließen . III. Hss : U 161", Nr. 169; B 182', Nr. 6; L 129', Nr. 16; 0 274" Nr. 9; Gruppe H, Nr. 5; i 165', Nr. 4 . IV. 1 Anspielung a u f Sentenz Nr. 235 d e s Publilius Syrus: Inopi beneficium b i s dat, qui dat celeriter. 2 Sehr geschickte Argumentation mit einern allgemeinen Gesetz, das der Kaiser nur im Fall des Kyd. durchbrochen habe. 3 Anspielung auf Theok 12,2: « Ein Tag schon genügt, um vor Sehnsucht zu altern » (Übers . F . P. Fritz ) . 4 ATPr 3 ,28.
150 L: 140; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund; OE: Insel Naxos; D: 1375; wIe Beschwerde über einen lakonischen Brief, gemildert durch Begründung mit Krankheit des Freundes. Ab wehr des Vorwurfs, selbst nicht geschrieben zu haben, mit dem Versagen der Briefboten. Be richt über persönliche Assistenz beim Empfang von Gesandten des Papstes (Gregor XL) am Kaiserhof. Zurückweisung des Lobes, das die Gesandten während ihres Aufenthaltes auf Na xos über Kydones geäußert haben.
Ich weiß nicht, für welche Verfehlungen du uns durch die / absichtliche Abkürzung deines Briefes so sehr bestraft hast. Denn du hast geradezu de29
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nen, die in Flammen stehen , die Quelle verstopft und mit böser Miene Nacht über die Liebenden ausgegossen. Da du dir j edoch den Anschein geben wolltest, dies auch noch mit Recht getan zu haben, sagtest du, es sei kein Wunder, wenn einer an den, der ganz und gar schweige, lakonisch schreibe. Wenn du aber diesen Grund zu deiner Verteidigung ersonnen hast, hast du wohl nicht zu angemessener Zeit die Lakonier / nachgeahmt. Denn nicht mit Schweigen, sondern vielmehr mit langem Redeschwall sollte man das Schweigen bestrafen und so den Freund wegen seiner Träg heit schmähen und anklagen, wie, glaube ich, auch den Ärzten geboten ist, durch gegensätzliche Mittel zu heilen ! . Wenn aber das ganz fern ist von den guten Eigenschaften, die wir alle an dir kennen, und du nicht einmal, wenn du gekränkt wurdest, deine Feinde wiederkränken möchtest, weiß ich nicht, warum du das, was du uns vorhältst, selbst wie etwas / Schönes nachgeahmt hast. Denn wenn bei uns Schweigen etwas Übles ist, wirst auch du selbst, wenn du es übst, der Schuld nicht entgehen . Aber anscheinend hältst auch du selbst die Rache für dir nicht angemes sen und hast aus der Überzeugung, daß auf mein Schweigen die knappe Rede keine vernünftige Erwiderung sei, den wirklichen und richtigen Grund vorgebracht, für deine Sparsamkeit im Schreiben sei deine Krank heit eine Entschuldigung, so als ob sie dich von deiner Pflicht abgehalten habe. / Wie ich dir aber Schweigen in gesundem Zustand nicht verziehen hätte, so sehr bewundere ich dich, daß du sogar schon schreibst, bevor für dich die Schonfrist der Genesenden abgelaufen ist, und sehe in deiner Ge sinnung ein Vorbild der Freundschaft. Aber auch du selbst würdest uns nicht anklagen, wenn du, was uns betrifft, den wahren Sachverhalt wüß test. Denn was könnte uns dir gegenüber verstummen lassen, dessen Ge genwart wir mehr als alles andere schätzen ? Nein, vielmehr habe ich geschrieben und meine Pflicht erfüllt. Zum Henker aber mit denen, die / uns in Anwesenheit alles versprachen, sich aber, kaum abgereist, an nichts mehr erinnern , was sie ankündigten. Denn diese haben uns die Vorwürfe eingebracht, da sie dir die Briefe nicht überbrachten, die sie dir zuzustellen auf meine Bitte hin nachdrücklich versprachen. So liegt einerseits die Schuld nicht bei mir, andererseits hast du, als Schweigen dir freistand, durch dein Schreiben den höchsten Erweis erbracht, daß du zu lieben weißt. Die Lobesworte der Gesandten aber / waren eher b ezeichnend für Leute, die gefällig sein wollen und das als Geschenke verleihen, was man ih30
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nen selbst schuldig ist. Denn wir bereiteten ihnen (zwar)2 einen sehr freundlichen Empfang und sprachen respektvoll mit ihnen, waren dabei, als sie beim Kaiser vorgelassen wurden, und vermittelten ihnen alles be reitwillig, was sie brauchten, soweit es in unseren Kräften lag. Diesen Dienst ihnen zu erweisen, hielten wir für angemessen, erstens wegen des gemeinsamen Glaubens - für einen Gesandten, der in seinem Namen auf tritt, würde ich j ede Mühe aufwenden3 , I und es wäre ein Frevel, dabei zuzusehen , wenn er Schaden erleidet; er würde aber in vielfacher Hinsicht Schaden leiden, wenn wir uns unserer Pflicht entziehen würden - , ferner, weil dies auch der Große Hohepriester wollte; er hatte uns ja brieflich er sucht, den Männern alles zu gewähren, und sie hätten (ebenfalls) schriftli che Weisung, meinen Anordnungen zu folgen . Da wäre es höchst ungehörig gewesen, ungehorsam zu sein , nicht wegen seiner Würde allein und weil alle ihm gehorchen müssen, zumal, wenn es um I Glaubensangele" genheiten geht, sondern auch wegen der Freundschaft; hätte er doch meine Belange sogar denen seiner Söhne, wenn er solche besäße, vorgezogen . Denn so habe ich ihn in Rom kennengelernt, als ich ihm dort zum ersten mal begegnete . War er uns doch damals so zugetan, daß er sogar über die Nächte, die uns voneinander trennten, ungehalten war! Dies also veran laßte uns, zu den Männern zuvorkommend zu sein, und dazu die Tatsa che, daß auch sie, hätte man sie verachtet, den Verächtern nicht geringe I Schande eingebracht hätten . In jeder Hinsicht haben sie nämlich angemessen der Würde ihres Auftraggebers und der Angelegenheiten, denen ihre Gesandtschaft galt, verhandelt, da Tugend und Weisheit alle ihre Reden bestimmten . Daher glaubte ich, obwohl ich den Männern alles von dem Meinigen anbot, doch nicht im geringsten das erreicht zu haben, was ih nen zukam. So war denn das, was sie im Gespräch mit den Bewohnern von Naxos lobten, Lob für meine Bereitwilligkeit, nicht für meine Lei stung. Hätten sie nämlich auch I darüber etwas zu sagen gehabt, dann hätten sie diese Reden nicht für Naxos , sondern für4 die große Ratsversamm lungS aufbewahrt. Nun aber, da sie über uns nichts zu sagen haben, was würdig ist, dort gehört zu werden , werden sie dort vielleicht schweigen , hier aber versuchen sie die Inselbewohner, kleine Leute, von kleinen Din gen zu überzeugen. Nun, auch dafür sei ihnen gedankt! Du aber, versuche uns nicht nur durch das, was j ene zu sagen für wert hielten , zu erfreuen, sondern da du aus I Erfahrung weißt, wieviel Freunden die Briefe der Freunde bedeuten, 31
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schreibe, wann immer du Zusteller findest! Denn so wirst du uns das Größte schenken und auch selbst etwas haben, woran du dich freuen kannst, wenn du einige Freude an meinen Briefen hast, wie du sagst. K I. OKyd: Tätigkeit im Kaiserpalast (Z.3 l f. ) . E: Unbekannt, jedenfalls ein romfreundlich eingestellter Grieche. OE: Z.48.50.53. D: Der Brief gehört gemäß LC II, XIV dem Heft Nr. 15 an, dessen Briefe in die Jahre 1373/75 zu datieren sind. Die hier erwähnte päpstliche Gesandtschaft reiste frühestens Okt. 1374 von Rom nach Konstantinopel ab und kehrte im Herbst 1375 nach Rom zurück; so LuttGreg 407 f. Der Brief, der auf die Anwesenheit der Gesandten in Konstantinopel und deren Weiterreise nach Naxos (aus anderen Quellen nicht bekannt) Bezug nimmt, dürfte etwa im Sommer 1375 verfaßt sein, gemäß LOCP 37, 18: Früh jahr/Sommer 1375 . II. BKyd: Vgl. IIl, 30 m.A.158. Xl: Bei den Z.29 ff. erwähnten päpstlichen Gesandten handelt es sich um die beiden Angehörigen des Johanniterordens Fr. Hesso Schlegelholtz und Fr. Bertrand Flote. Sie waren begleitet von zwei Theologen, dem Franziskaner Bartolo meo Cherrazio und dem Dominikaner Tommaso de Bozolasco (HalEmp 292 - 297; LuttGreg 407 ) . X2: Kaiser Ioannes V. (Z.32) . X3: Der Große Hohepriester (I.u';yac; ugXU:gEUC;, Z.36) : Papst Gregor XI. ( 1370 - 1378) , Franzose mit dem Geburtsnamen Roger de Beaufort. Über seine guten Beziehungen zu Kyd. während dessen Aufenthalts in Rom (noch als Kardinal) vgl . IIl, 24 m.A. 125 (hier Z.41 - 43 ) . ZG: Politische Lage auf Naxos zur Zeit des Briefes: Im J 1207 hatte Marco Sanudo, Neffe des berühmten Dogen Enrico Dandolo , das Herzogtum des Archipels mit dem Hauptsitz Naxos begründet. Dort herrschte in den 70er Jahren des 14. Jh.s Nicolü II. dalle Carceri, der letzte Sproß der Sanudo-Dynastie, zugleich der schlech teste; er wurde 1383 ermordet (vgl. W. Miller, Essays on the Latin Orient, 1921, Ndr. Am sterdam 1964, 161- 170) . Nach HalEmp 259 hatte Gregor XI. auch Nicolü im J. 1372 zu dem für 1373 geplanten Kongreß nach Theben eingeladen. Nach HalEmp 256 sollte der lateini sche Erzbischof von Naxos einer der drei Repräsentanten des Hl. Stuhles in Theben sein. Dies erklärt zur Genüge die Reise der päpstlichen Gesandtschaft von 1374/75 nach Naxos. Auf ein wichtiges Verhandlungsergebnis der Gesandtschaft in Konstantinopel macht Lutt Greg 408, A.71 aufmerksam: Um einen Kreuzzug gegen die Türken zu erwirken, soll Ioannes V. (nach einer westlichen Quelle) versprochen haben, Thessalonike und eine andere Stadt des Reiches dem Papst zu unterstellen. Da der Kreuzzug scheiterte, hatte dieses Versprechen aber keine praktischen Folgen . Ep: 1. Kurzer Brief von E an Kyd. (Z.5) . 2. Brief Gregors Xl. an Kyd. (Z.36 f. ) , identisch mit einem Dokument vom 25 . 7. 1374, verfaßt zu Avignon, nach Registri Vaticani 260, f.37v bei MercAt 50, A.l ediert. IIl. Hs: U 16P- 163', Nr. 170. Ed: KydEpCam Nr. 23 . Üb: Ebd. (frz . ) . IV. 1 (Ps .-)Hippokrates, Aphorismen, ed. E. Littre, Paris 1844, Ndr. Amsterdam 1978, Bd. 4, 476 . 2 Die durch « denn» angekündigte Begründung erfolgt erst Z .47 - 49 : Die Lobesworte der Gesandten für Kyd. seien nur als Gefälligkeit zu verstehen, weil er ihnen nicht das Verdiente habe bieten können. Daher ist hier ein einschränkendes « zwar» eingefügt. 3 Hier folge ich der Konjektur von Loenertz E1tOVTlcr' iiv statt dem E1tOvTl crav der Hs U. 32
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Aufbewahren für: 'tll QclV, konstruiert mit itv. W. : . . . W:yUA.!Jl cruvdiQi!Jl, das Kardinalskollegium.
15 1 L: 141; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Despot, Manuel Kantakuzenos ? OE: Mistra, Pelo ponnes; D: 1374/5 ( ? ) ; wI: Erklärung des langen Schweigens mit der Annahme, der Adressat fühle sich durch Briefe belästigt; diese sei nun durch Oinaiotes entkräftet worden.
Ich habe dir oft geschrieben, aber von dort nichts gehört, und so glaubte ich, / ich solle schweigen und den nicht mit meinen Briefen stören, der 5 vielleicht nicht belästigt werden wolle. Denn du schienst mir durch dein Schweigen die Zuversicht nehmen zu wollen, du, von dem ich früher zum Briefeschreiben ermuntert wurde . Und ich wäre wohl ständig bei dieser Meinung geblieben, wenn mir nicht diese bereits verfestigte Vorstellung der gute Oinaiotes ausgeredet hätte. Dieser, ständig darauf bedacht, wie er dir gefällig sein könne, hat auch j etzt, da er zu deinem HAUPT eilend unterwegs ist, / dies sogar als das einzige bezeichnet, was dir Freude berei- 10 ten könne, wenn er bei dir mit Post von mir erschiene. Als ich aber sagte, ich hielte es für richtig, dem nicht zu schreiben, der sich über meine Briefe nicht freue, schrie er laut auf und entgegnete : « Schweige, Mensch, wenn du solche völlig wirklichkeitsfremden Ansichten hast und etwa glaubst, dem Despoten sei etwas anderes wünschenswerter als deine Briefe. Er wird ja zornig über die Leute, die / ohne deine Briefe von hier kommen, 15 freut sich aber über die, die sie ihm mitbringen , und wenn er sie bekommt, ist er auf lange Zeit froh; er genießt sie persönlich und bewirtet öffentlich auch seine Freunde mit ihnen . Wenn er aber keine bekommt, nimmt er Briefe von dir aus seinem Vorrats schrank und behandelt die früher ge schriebenen wie soeben angekommene, damit es ihm an ihrer Lektüre nie mals mangele. » Mit diesen Worten also beeindruckte er mich - denn leicht überzeugte er, da er sagte, was / auch ich selbst gewünscht hätte 20 und veranlaßte mich, wieder zu schreiben. Wenn er also mit j enen Worten die Wahrheit gesagt hat, sei dir dank für deine Gesinnung, Oinaiotes aber dafür, daß er sie mir mitteilte und der Wunde ein Heilmittel auflegte . Wenn ich aber kein schlechter Wahrsager bin und dir die Briefe doch nur lästig sind, bestrafe den, der mir zugeredet hat. Von mir aber (kannst) du (dann) annehmen, daß ich es vorziehe zu schweigen , nicht aus irgendeiner -
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25 Laune dir gegenüber, sondern weil / uns dein eigenes Schweigen lehrte,
dies gefalle dir. Wenn wir aber deine Gesinnung falsch deuten, schreibe und widerlege uns . Dann sind auch wir bereit, dir mit unserer Antwort Abbitte für unseren Irrtum zu leisten . K I. OKyd: «Von hier » ( Z . 14 ) , der reguläre Aufenthaltsort des Kyd . E: Gemäß Z . 13 ist der Brief an einen « Despoten » gerichtet. Die zeitgenössischen byzantinischen Despoten, die grundsätzlich in Frage kommen, sind T117, Xl, am Anfang, aufgeführt. Daß von diesen am ehesten Manue! Kantakuzenos in Frage komme, hatte bereits Loenertz in LS II 139 vermutet. Die Anspielung auf frühere freundschaftliche Beziehungen und Briefe, die nur momentan un terbrochen zu sein scheinen, läßt auf den Kantakuzenen schließen (vgl. auch die Überlegun gen T117, Xl). Die Annahme 1/1, 116, es habe nach 1371 keinen Briefwechsel mehr zwischen ihm und Manue! gegeben, wäre dann zu korrigieren. OE: In der angenommenen Zeit der Aufenthaltsort von E, vgl. 111, 116, ferner PLP 1 0 9 8 1 . D: Zugehörigkeit zu Heft 15 ( 1373 1375) gemäß LC II, XIV. Die Zeit des Aufenthaltes auf Lesbos scheidet wegen OKyd aus. II. Xl : Oin aiotes ( Z . 8 .20) . Da der Vorname nicht genannt ist, ist Identität mit Androni kos O. (T72, E) nicht zu beweisen, aber auch nicht auszuschließen . (PLP 21 024 setzt die Identität voraus . ) Der Oinaiotes des vorliegenden Briefes scheint seinen Wohnsitz in Mistra zu haben . Ob Andronikos dort lebte, ist aus anderen Quellen nicht bekannt. Ep: Frühere Briefe des Kyd. an E ( Z . 17 f. ) . III. Hs: U 163' - 164', Nr. 171.
152 L 142; OKyd: Konstantinopel; E: Andreas(?) Asanes; OE: Eine ländliche Gegend an einem See; D: 1374/5( ? ) ; wl: Asanes hat überraschend den Kaiserpalast verlassen und sich aufs Land begeben. Nicht ohne Ironie weist Kydones den Verdacht eines gewissen Laskaris, er habe dort eine Geliebte, zurück, fordert ihn aber zur schnellen Rückkehr auf, damit der Klatsch aufhöre .
Uns, die wir bedauern, nun der Freude der Gemeinschaft mit dir be5 raubt zu sein - / denn du weißt, welche Wonne du mit deinem Anblick
und durch das Gespräch deinen Freunden bereitetest - , scheint das noch trauriger zu sein, daß du sogar ohne ein Wort des Abschiedes für uns ab reistest, vielmehr so plötzlich entschwandest, als ob du uns einen Verrat vorzuwerfen hättest. Und was die Betrübnis noch vermehrt: wir wissen nicht einmal den Grund, warum wir mißachtet wurden, sondern erschei nen uns selbst und den anderen als Bösewichte . Denn wenn auch unser 10 Gewissen ruhig ist, so sind wir doch / nicht ganz ohne Furcht. E s ist ja möglich , daß wir einen Fehler gemacht haben, den wir zwar übersahen, 34
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der dir aber als dem schärfer Sehenden ganz deutlich aufscheint. Freilich, wenn nur unsere eigene Beziehung zu den Freunden gestört, die der ande ren aber in O rdnung wäre, hätte sich vielleicht unschwer Heilung für die andere Seite gefunden. Nun aber sind alle betroffen, und es ist eine einhel lige Streitfrage im Palast, was den Asanes veranlaßt habe, statt des Palastes und der Großen / STADT den See und die Frösche dort zu wählen . Es gab aber keine Lösung für ihre Ungewißheit, weder (die Überlegung), es sei leichter, dort der Jagd nachzugehen, noch die, es sei das Landleben besser für die Gesundheit, noch die, man könne dort gleichermaßen Netze und Hunde gebrauchen und so zugleich mit Fischen und Fasanen, die man bei uns nicht einmal zu sehen bekommt, die Gäste bewirten, auch nicht deine Leidenschaft für die Muße / und das Argument, du habest dich von den Unruhen des öffentlichen Lebens ab gewandt und wollest dich fortan (ganz) der Philosophie verschreiben. Wenn dies also gesagt wird, ertragen sie es nicht einmal, weil sie meinen, solches passe weniger zu dir als zu Dionysos das Fasten. Sie sagen auch, nichts anderes sei stark genug, einen Mann vom Kaiserpalast wegzulocken, der mit Kaisern Gemeinschaft pflegte und das Verweilen bei ihnen für erstrebenswerter hält als jeden Ge nuß und alle Schätze aus Metall. / Sie lassen also diese nicht sehr wahrscheinlichen Gründe unbeachtet und lassen sich zu den unsinnigsten Vermutungen hinreißen . Du weißt j a , daß den Untätigen und den Armen d i e Einmischung in fremde Angelegen heiten ein Ersatz für einen Festschmaus ist. So hören wir sie über dich Dinge im Klatsch erzählen, die wir niemals für möglich gehalten hätten, und es verschlägt uns den Atem! Denn die Freundschaft zwingt uns, auch die Schande mit dir zu teilen, aus der Kummer entstehen könnte I . Am meisten aber / ängstigt uns Laskaris , der Onkel des Kaisers . Dieser will nicht wie einer, der Mutmaßungen anstellt, mit den anderen auch selbst über dich herumraten, sondern behauptet, er kenne genauer als j eder Wahrsager, was es mit deiner « Ruhe» auf sich habe; er gibt einer Chryseis2 und ihren Zauberkünsten3 die Schuld an der Vernachlässigung der Freunde und meint, unter dem Einfluß dieser Berückungen würdest du Schlamm, Winterwetter und Regenbäche für nichts achten . / Von solchen Reizen umgarnt, würdest du beinahe das Schicksal der Schiffbrüchigen mitten im ebenen Land erleiden . Wenn er dies sagt, hat er nur wenige, die ihm widersprechen . Denn glaubwürdig macht ihn die Tatsache, daß du mit deiner eiligen Reise dorthin so viele Gefahren in Kauf genommen hast 35
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- solche Eile sei kennzeichnend für die übermäßig Verliebten - und daß der Mann, der dir sehr nahesteht, in keinem Fall, wenn du etwas tust, über 40 den Grund im unklaren ist. Er versichert aber auch, er sei / in den gleichen Dingen wie du bewandert und deshalb kein schlechter Interpret dessen, was dir und ihm gemeinsam sei. Und so sehr scheint er dich zu verstehen, daß er die Mehrzahl, aber auch die Klugen, überzeugte . Schon hat er aber auch beim Kaiser Lobesworte für seinen Scharfsinn erhalten, weil er das, was die anderen nicht wußten, als einziger sicher herausgefunden habe. Nur ich selbst befinde mich zum Kaiser, zum hohen Senat und schlechthin zu allen im Widerspruch. Dabei weiß ich doch, daß ich mich der schlech45 teren / Sache angenommen habe. Aber ich glaube , man muß für seine Freunde auch etwas wagen. Wenn dir also an deinem guten Ruf gelegen ist sowie daran, daß Laskaris für das, was er von dir ausgeplaudert hat, be straft wird, verlaß deinen ungeziemenden Aufenthalt und laß dich sehen, um dich selbst vom unguten Leumund zu retten. Denn wenn du dich dort aufhalten mußtest, um etwas auszuführen, so ist (schon) alles getan. Über druß kann man aber sogar über Angenehmes empfinden4 . K I. OKyd: Z . 13 - 15 . E: Asanes, Z . 14; nach TrappAs 174 m.A .75 mit Konstantinos A. identisch, da « einen Mann . . . , der mit Kaisern Gemeinschaft pflegte» ( Z.23) vermutlich auf die Teilnahme an der Italienreise Ioannes' V. anspiele (vgl. dazu l/1, T43, BE, S. 268, Z.6 von unten; ferner PLP 1503 ) ; doch kann die Formulierung sich auch nur auf längere Anwesenheit im Kaiserpalast beziehen, was ebenso auf Andreas A. (l/2, 577 - 579) zutreffen könnte (vgl. dort unter 2 . ) , zu dem Kyd. in den 70er Jahren gemäß T114 freundschaftliche Beziehungen unterhielt. D: Wie T15 1 . Z.34 läßt auf Winter schließen. ll. BE: Die Mutmaßung, daß E wegen eines Liebesabenteuers den Kopf verloren habe (Z.3 1 - 35 ) , läßt Schlüsse auf seine Person und vielleicht auch auf sein (noch j ugendliches?) Alter zu, was auch eher zu Andreas als zu Konstantinos Asanes passen würde. Xl: Laskaris, ein « Onkel» des Kaisers, also Ioannes' V. , sonst unbekannt (Z .29 ff.46) (fehlt in PLP ) . Xl : Ioannes V. (Z.42) . III . Hs: U 164' - 165', Nr. 172. IV. 1 Diese und die folgenden Freundschaftsbeteuerungen sind nicht todernst zu neh men , sondern mit einem gehörigen Schuß Ironie gemischt. Dennoch ist der Rat, umgehend heimzukehren, nicht nur scherzhaft gemeint. 2 Anspielung auf die Geliebte Agamemnons ( HomIl l,I11 - 115) . 3 W. : tllyyac;. Bei Theok 2 ein gedrehtes Rad (tIlY�), mit dem der Liebeszauber ausge führt wird. Von Chryse"is sind freilich keine Zauberkünste bekannt. Doch will Kyd. hier auch nicht auf Zauber anspielen . Das Bild' ist schon abgeblaßt und wird in übertragenem Sinne verwandt. 4 Vgl. HomIl 13,636, wonach an allem, auch an der Liebe, Überdruß entstehen kann.
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L: 143 ; OKyd: Konstantinopel; E: Helene Palaiologina, Augusta; OE: Konstantinopel; D: 1374/5 ( ? ) ; wI: Beschwerde über die Beschlagnahme der Mispeln aus dem eigenen Garten durch die Kaiser (Ioannes v. , Manuel 11 . ) ; Beteuerung, der Kaiserin wolle er sie freiwillig und gern geben. Dem Brief war eine Sendung Mispeln beigefügt.
Die alleredelsten Kaiser, die sich auch in dieser Hinsicht als außerge wöhnlich erweisen wollen, / vergrößern den Reichen auch noch ihrerseits durch Zugaben aus ihrem eigenen Besitz täglich ihr Vermögen und haben viele zu solchem Wohlstand gebracht, daß sie nicht einmal wissen, wozu sie fortan das Geschenkte gebrauchen sollen . Uns Armen aber gestatten sie nicht einmal, das, was wir haben, ohne Hinderung zu genießen . Des halb gab es auch vor der Reife der Mispeln l viele Anweisungen zu deren Wartung, vielfache Anordnung aber auch, / ihnen allein seien diese Früch te aufzuheben. Denn die meinigen seien süßer als die bei den anderen - , und man muß den Kaisern das Beste aussuchen2• Da nun die Zeit der Ernte gekommen ist, sagen sie, auch für sie sei die Zeit zum Genießen da, u n s Bauern3 aber lassen sie mitnichten a l s erste (den Lohn) unserer Mühen ge nießen, sondern erlauben uns nicht einmal, die letzten anzurühren, und zwingen uns obendrein noch, zu ihnen zu kommen und ihnen selbst / unser Eigentum zu bringen . Selbst wenn wir vorn Fallobst kosten, werden sofort die Gesetze gegen die Tempelräuber auch gegen uns wirksam, und man hat noch dazu eine Strafe verwirkt, weil man es wagt, sich vorn eige nen Besitz zu bedienen . Jene also lassen uns solchermaßen nicht einmal die Früchte des kleinen Stückchens Land, das wir umgraben, genießen . Ich aber, der ich den Kai sern geschworen habe, ihnen während des Tages in allem zu gehorchen, übe des Nachts meine Rechte aus, / nehme mir heimlich mein Eigentum weg, lasse es mir selbst schmecken und schicke es denen, die es vor den Kaisern verdient haben . Wem aber könnte ich eher als dir daran Anteil ge ben, ohne als ungerecht zu erscheinen, (dir,) der man mit größerem Recht auch das Ganze bringen müßte, der Herrin über uns selbst und all unseren Besitz, die den Bauern selbst täglich mit ihren Gunstbeweisen tränkt4 ? Aber selbst wenn wir die kaiserliche Anordnung einhalten und den Kai sern, / wie sie selbst es fordern, (die Früchte) unserer Mühen aufheben 37
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müssen, SO darf j edenfalls die Kaiserin den gleichen Rang beanspruchen. Ihr kommt es vom Schicksal her zu, ihnen zugerechnet zu werden; die Tu gend aber verbindet sie mit dem König der Königes . K I. OKyd: Anspielung auf den eigenen Garten in Konstantinopel sowie die in der Stadt anwesenden Kaiser. E: Die Kaiserin (ßumAic;), Z.26, also die Gattin loannes' V. , der Kyd. sehr zugetan war (vgl. 1/1, 5 8 ) . OE: Kein Anhaltspunkt für einen anderen Aufenthaltsort als den Kaiserpalast. D: Wie T15 1 . H . BKyd: D e r Brief i s t e i n bezeichnendes Dokument dafür, w i e Kyd. sich v o n loannes V . u n d zeitweilig sogar v o n Manuel H. ausgenutzt fühlte (vgl. 1/1, 29 f. u n d A . 157) ; seine gute Beziehung zu Kaiserin Helene wurde durch diese Probleme nicht berührt. Xl, X2: Kaiser 10annes V. und sein Sohn Manuel II. ( << die Kaiser» , Z.4. 19.24 f.26) ; Andronikos kommt wegen seiner gespannten Beziehung zu seinem Vater in dieser Zeit wohl nicht in Frage. ZC: Wohl kaum läßt sich aus diesem Brief ein Obereigentum der byzantinischen Kaiser am Land ihrer Untertanen beweisen; er ist eher ein Dokument der kaiserlichen Anmaßung. Vgl . auch T159,12 ff. Bemerkenswert ist die Kaiserkritik aus sozialer Sicht zu Beginn des Briefes. IIl. Hs: U 165' - 166', Nr. 173 . IV. 1 Loenertz verweist im Apparat darauf, daß Kyd. hier statt des hochsprachlichen �E CmiAT] das vulgäre �ODGnOUAOV verwendet. Die Mispel (Mespilus germanica) , ein strauch oder baumförmiges Rosengewächs, das in Südeuropa und im Orient heimisch ist, trägt bir nenförmige, braune Früchte, die erst nach dem «Teigigwerdell» genießbar sind und im allge meinen nur zu Marmelade und Obstwein verwendet werden. Loenertz bemerkt ferner: « me spila hieme permaturescunt» und datiert daher den Brief auf Winter. 2 Auch im griechischen Text folgt hier auf indirekte Rede ( a . c . i . ) die direkte Aussage im Indikativ. Vielleicht will Kyd. mit dem Indikativ den allgemeinen Charakter der Forderung, den Kaisern gebühre das Beste, ausdrücken. 3 Das Wort YEOlgyOC; bezeichnet hier im weiteren Sinne den, der das Land bearbeitet. 4 Kyd . bezeichnet sich hier noch einmal, nun in bewußter Bescheidenheit gegenüber der verehrten Kaiserin , als «Bauern » und verwendet ein Bild aus dem Landleben (agoEtv, bewäs sern ) . 5 Gott a l s König der Könige: NTlTim 6,15; Apk 17,14.
154 L: 149; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel Raul Metochites; OE: Mistra, Peloponnes; D: 1374/5 ( ? ) ; wI: Zurückweisung der « Anklage » , nicht geschrieben zu haben, mit Vorwürfen für das lange Schweigen des Freundes.
Anscheinend verstehst du dich aufs Anklagen; wie du aber in derselben 5 Hinsicht / tadelsfrei erscheinen könntest, weißt du nicht . Dann nämlich
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würdest du nicht, obwohl du selbst schweigst, die des Schweigens bezichti gen, die (erst), nachdem sie oft geschrieben und nichts Entsprechendes er halten haben, in Schweigen verharrten . Und wie es scheint, hast du dieses neue Verfahren zum Nachteil deiner Freunde erfunden , damit es dir zu gleich freistehe zu schwelgen, ohne dich zu mühen, und noch dazu für et was anzuklagen, wofür du selbst verantwortlich bist. Was nun die anderen betrifft, wirst du vielleicht mit diesem Trick, ohne selbst etwas zu tun, bis zu einem gewissen Grad die Früchte ihrer Mühen ernten. / Mich aber 10 glaube nicht darüber hinwegtäuschen zu können , daß du aus Trägheit und Verachtung für mich erfindest, was du s agst. Du wirst dich j a , selbst wenn ich dir Schneegestöber von Briefen schicken würde, um nichts weniger be wegen lassen, sondern auch dann noch j edem beliebigen Freund schrei ben, mir aber Schweigen anbieten und es noch für angemessen halten , mich durch (Zitieren) ihre(r) Vorwürfe zum Schreiben anzutreiben . Ob wohl ich überzeugt bin, daß du (weiter) so verfahren wirst, schreibe ich, notabene, zusätzlich zu den vielen Briefen, die ich geschickt habe, wieder um. Und ich möchte wünschen , / durch einen Brief von dir meinerseits der 15 Verkennung deines Verfahrens überführt zu werdeni . Ich fürchte aber, daß du nicht fähig sein wirst, dich selbst zu überwinden, sondern daß du wie der dasselbe tadeln und dasselbe erbitten wirst. Doch was du auch immer zu tun beschlossen hast: wenn wir durch Briefe von dir geehrt werden, werden wir dir Freund sein und dir schreiben, sobald es möglich ist. Wenn du aber, wie üblich, schweigst, werden wir dir auch dafür dankbar sein, wenn du uns nur nicht anklagst. K 1. OKyd: Begründung wie bei T0144. E: Erschlossen aus dem folgenden Brief T155, der auf diesen Brief anzuspielen scheint; s. dort. OE: S. T155. D: Wie T15 1 . 1 1 . E p : Mehrere Briefe v o n Kyd. an E ( Z .14) . III . Hss: A 153 ', Nr. 6; U 23 8v- 239', Nr. 239. IV. 1 Anspielung auf das in Z . 7 ff. beschriebene Verfahren, w . : 'tEXVT] .
155 L: 150; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel Raul Metochites; OE: Peloponnes; D: 1374/5( ? ) ; wI: Dank für einen schönen Brief und Geschenke; Bereitschaft, auch weitere Briefe zu beant
worten.
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Kein geringer Gewinn entstand uns aus j enen unerheblichen Vorwür5 fen. Denn wir haben / deinen vortrefflichen Brief erhalten, dessen Schön
heit (noch) mehr als seine Länge zu bewundern war. Sicher aber hättest du (nur) einen kurzen und allein auf Grüße beschränkten Brief geschickt, wä rest du nicht durch meine Vorwürfe zur Verteidigung gedrängt und ge zwungen worden zu zeigen, über welche Wortgewalt und Redekunst du verfügst. Denn zweifellos hast du ihn mit Demosthenes vollendet. So lau tete jedenfalls das gemeinsame Votum derer, die an der Verlesung (des 10 Briefes) teilnahmen. Jedoch / hätten einem anderen Redner die Worte al lein genügt, um zu überzeugen. D u aber hast, um uns mit allen (verfügba ren) Mitteln zu gewinnen und zu überreden, deiner eigenen Meinung zu zustimmen, den schönen Worten auch Geschenke beigefügt, geeignet, selbst Richter von ihren hohen Stühlen zu locken und zu Anwälten der Geber zu machen, die vorherigen Ankläger aber in die Flucht zu schlagen und den zuvor Angeklagten einen Sieg (auch) ohne Worte l zu gewähren. 15 Wisse also: / Du hast uns so sehr auf beiderlei Weise, durch Worte und Geschenke , besiegt, daß auch wir uns selbst schon tadeln, weil wir uns hinreißen ließen, dich des Schweigens zu bezichtigen . So versprechen wir denn , dir fortan Briefe zu senden, wenn wir Leute finden, die sie dorthin übermitteln . Laß dich aber dadurch nicht zum Hochmut verleiten und glaube nicht etwa, es sei auch das in unserer Abmachung enthalten, daß du schweigend unsere Worte genießen kannst. Es ist nämlich beschlossene 20 Sache, / dir zu folgen, und wenn du selbst nicht schreibst, wirst du keinen berechtigten Grund haben, die zu tadeln, die dein Verhalten kopieren. Ver gebens wirst du aber auch Geschenke schicken, wenn du glaubst, mich durch diese umzustimmen. K I. OKyd: Begründung wie bei T0144. E: Erschlossen aus dem folgenden Brief T156, der auf diesen Brief anspielt (dort Z A f. « mit Demosthenes » , hier Z . 8 ) . OE: S. T156. D: Wie T151 ; jedenfalls zeitlich nach T154 wegen der Anspielung auf die früheren Vorwürfe . II. Ep: Ein langer und stilistisch vollendeter Brief von E an Kyd. ging voraus (ZA - 10) . III. Hss: A 153', Nr. 7; U 239'\ Nr. 239. IV. 1 Sinn: Die Geschenke allein hätten genügt, den Ankläger ( Kyd . ) umzustimmen und so den Angeklagten (E) zu rechtfertigen, ohne daß er überhaupt einen Brief geschrieben hät te. Durch die Wahl des u n b es t i m m t e n Plurals (Ankläger, Angeklagte) wird die Aussage mit einer gewissen Feierlichkeit ins Allgemeine erhoben. Die Wendung « Sieg ohne Worte » (w . : CHffi7ti] , schweigend) ist aus der Sicht des Briefmahners ein Oxymoron, das die Qualität der Geschenke hyperbolisch überhöht.
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BRIEFE T155 - l56
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AN RAuL METOCHITES
L: 166; OKyd: Konstantinopel; E : Manuel Raul Metochites; OE: Mistra, Peloponnes; D: 1374/5( ? ) ; wI: Metochites hat Kydones für seinen in Haft befindlichen Verwandten, einen Palaiologos, um Vermittlung bei den Kaisern, Ioannes V. und vor allem seinem Sohn Ma nuel, gebeten. Kydones teilt bedauernd mit, am Hof keinen Einfluß mehr zu haben; auch Manuel höre nicht mehr auf ihn, sondern auf andere Freunde.
Wenn du auch behauptet hast, ich redete dir zu Gefallen, weil ich sagte, dein vorausgehender Brief sei mit Demosthenes / geschrieben, hast du durch diesen zweiten mein Votum bestätigt und gezeigt , daß ich kein schlechter Richter über Worte bin. Denn dieser übertraf j enen (noch) durch die Schönheit des Gedankens, durch die Anmut der Ausdrücke und dadurch, daß du das eine nirgends stärker als das andere sein läßt, son dern daß zwischen bei den ein wunderbarer Einklang spürbar wird - was j a am meisten die Alten von den Jetzigen unterscheidetl . Denn jene ver standen es, / mit den Gedanken die Worte abzustimmen; wir aber sorgen uns um bloßes Gerede und langweilen mit dem, was wir sagen, die, wel che wir durch unsere Werke erfreuen wollen . Schreibe also fortan getrost und spotte weder, daß die Freunde dich wohl nur aus Sympathie loben, noch bestehe ehrgeizig darauf, mir Unkenntnis schönen Stils nachzuwei sen . Deinem Verwandten aber möchte ich nicht nur, weil er dir nahesteht, gefällig sein, / sondern auch , weil er mein Freund und ein anständiger, edel gesinnter Mann ist, der vom Schicksal unverdientermaßen (so) ge troffen wurde, daß es sogar einen Stein zum Erbarmen bewegen könnte . Ich hätte auch noch vieles andere gesagt, wovon ein j edes den Kaisern zum Lob eines Mannes genügt hätte, der wie dieser eine Unterredung mit ihnen sucht. Aber obwohl ich so bereitwillig bin, für ihn (etwas zu tun), habe ich doch nicht die Macht, die mit der Gesinnung zusammenwirken kann. Ohne sie (aber) dürfte der Nutzen, der / allein auf die Bereitschaft angewiesen ist, gering sein. Wenn du aber von diesem Unvermögen erfährst, wirst du lachen und vielleicht sagen, ich redete Rätselhaftes; denn du folgst wohl der öffentlichen Meinung, die zuvor immer von mir sagte, ich könne bei dem Kaiser2 und seinen Brüdern3 mehr4 durchsetzen. Es ist aber mehr als alles (andere) wahr, daß ich bei ihm nicht den geringsten Einfluß habe. Denn dieser Vortreffliche sieht anscheinend eine Schande darin, für neue Aufgaben einen alten Freund zu gebrauchen, und damit niemand ihn 41
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25 für arm / hält, weil er nicht auch die Freunde wie Mäntel und Schuhe aus
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wechseln kann, geht er auch mit Menschen verschwenderisch um und glaubt, er brauche neue Freunde, mich aber hat er wie einen abgenutzten Gegenstand weggeworfen. Allerdings macht er mir keinen Vorwurf. Viel mehr nennt er mich einen Mann, ist überzeugt, daß ich keinem als Ratge ber für seine Untertanen nachstehe und glaubt, das Gespräch mit mir sei denen höchst förderlich zur Tugend, die mit mir Umgang haben. So gibt es beinahe mehr und gewichtigere Aussagen aus seinem Mund über mich ,I als Orakel von der Pythia für Sokratess . Dennoch also redet er so und lobt mich zwar, erweist aber anderen Wohltaten. Und j ene erhalten Titel , werden b e i i h m vorgelassen und werden mit Einkünften bedacht, sogar höheren, als sie sich wohl wünschen können . Mir aber, meint er, würden statt allem die Lobhudeleien und sein Spruch, ein Adler sei einem Käfer ausgeliefert6 , genügen. Wohlan, möge es jenem / auch s o wohlergehen, und möge ihn nicht die Zeit lehren, daß der weise sei, der ihm rier7 , zwar neue Freunde zu gewin nen, deshalb aber nicht die alten zu vergessen! Ich aber lache (nur) , weil mich diese Vernachlässigung nicht im geringsten in meinen eigenen Ange legenheiten beeinträchtigt. Spüre ich doch sogar, daß mich die Freunde noch mehr lieben und daß die, welche mich ehren, viel zahlreicher und besser sind als die, die mich verachten . Und auch in / anderer Hinsicht stehe ich hinter keinem von denen zurück, die bei ihm speisen. Wollte ich mich aber zur Wehr setzen, so habe ich auch viele, die bereit sind, diese Auseinandersetzung für mich auszutragen. Denn die Besten in der STADT und selbst im Palast, deren Ratschlägen die Vernünftigen folgen, hören auf, uns zu bedauern, tadeln die, welche keine Verwendung für uns haben, und nennen den Verzicht auf meine Dienste deren eigenen Schaden. Hinzu kommt aber auch die Ruhe, die mir erlaubt, / täglich mit den Weiseren und denen, die sittliche Besserung bewirken, Umgang zu haben. Wenn ein Mann solches genießen kann, ist es höchst verwerflich, der jetzigen Ehren und Einkünfte auch nur zu gedenken . Deshalb erwarte für den Palaiolo gen von meiner Seite beim Kaiser keine Hilfe, suche aber die, welche (dazu) die Macht haben und erkaufe von ihnen, im Bunde mit dem Glück, die Freiheit deines Verwandten. K I. OKyd: Anspielung auf Konstantinopel und den Kaiserpalast (Z.42) . E: Vgl. den Ex kurs 112, 343 - 346. OE: Vgl. ebd. 344 f. (für den angenommenen Zeitraum ) . D: Wie T15 1 . Zu
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BRIEF T156
berücksichtigen ist auch die von Kyd. geschilderte eigene Situation; vgl. BKyd. Wegen Z A f. , d i e a u f T155 , 8 f . anspielt, i s t dieser Brief einige Zeit nach T155 geschrieben . 11. BKyd: Kyd. hat am Kaiserhof weder bei Ioannes V. (vgl . AA) noch bei seinem Sohn Manuel (vgl . A.2) politischen Einfluß (Z.22 - 27, 47 - 49) . Zu dieser Situation vgl. I/l, 30, A. 157. Eine genaue zeitliche Begrenzung der gespannten Beziehung zu Manuel ist nicht mög lich, da die ebd. zitierten beiden Briefe an ManueI, die eine bessere Situation bezeugen (L192 = T0197 und L120 = T0143 ) , nicht sicher zu datieren sind. X l : Kaiser Ioannes V. (erschlos sen, s . A A) . X2: Kaiser ManueI, Sohn Ioannes' V. (A.2) . Beziehung zu Kyd . : Z.23 - 3 4 . X3, X4: Die Brüder Manuels (Z.22) : vor allem Andronikos und Michael Palaiologos . Eine gute Beziehung zu Andronikos zum Zeitpunkt des Briefes läßt sich gemäß T78, Xl erkläre n . Be züglich Michael vgl. unten, T0182, und TinnProoim 191 ff. Theodoros, der j üngste Bruder, kommt wohl weniger in Betracht. X5: Ein unbekannter Ratgeber Manuels (A.7) . X6: Ein nicht näher bekannter Träger des Namens Palaiologos (ZA7) , ein Verwandter von E (Z. 14A9) und Freund des Kyd . ( Z . 15 ) , der sich offenbar in Haft befindet, da ZA9 von seiner Befreiung die Rede ist, die zu erwirken E vergebens Kyd. gebeten hatte (Z.14 ff. ) (PLP 21 402) . Ep: 1 . Ein früherer Brief von E an Kyd . , identisch T155, Ep (ZA) . 2. Ein unmittelbar voraus gehender Brief von E an Kyd . , gemäß Kyd. von besonderer s t il i s t i s c he r Q u a l i tiü ( Z . 5 - 9 ) . I I I . Hss: A 137'., N r . 5; U 286v - 287V, N r . 282. IV. 1 Lob der antiken Literatur wie T0120, A . 6 und wohl auch 0130, A.2. Zum gesam ten Fragenkomplex der Wertschätzung antiker Literatur in Byzanz vgl . Byzantium and the Classical Tradition, University of Birmingham, Thirteenth Spring Symposium of Byzantine Studies 1979, ed. Margaret Mullett/R . Scott, Birmingham 198 1 . 2 Ähnlich w i e in T117 spricht Kyd . von Manuel Palaiologos einfach a l s von «dem Kai ser » , ohne ihn deutlich von Ioannes V. zu unterscheiden. Doch ergibt sich aus der folgenden Erwähnung seiner Brüder (die Ioannes V. nicht hatte) eindeutig, wer gemeint ist. 3 Vgl . dazu X3, X4. 4 « Mehr» bedeutet hier wohl nicht « mehr als andere» , sondern « mehr als bei Ioannes V. » . Vgl . auch Z . 17 « den Kaisern » . 5 Gemäß PlAp 2 1 a hatte die Priesterin von Delphi erklärt, niemand sei weiser als Sokra tes . Vgl . T19, A.5. 6 Anspielung auf Ais Nr. 3 , wo gezeigt wird, wie ein Käfer einem Adler sogar im Schoße des Zeus noch aus Rache schadete . Daraus ergibt sich die Moral, niemand sei so machtlos, daß er sich nicht doch für eine Beschimpfung rächen könne. Kyd . spielt wohl auf eine ironi sche Bemerkung Manuels an, er habe sich vor Kyd. zu hüten, obwohl dieser am Hof keinen Einfluß mehr habe. 7 Loenertz fragt sich in einer Fußnote zur Stelle, auf wen Kyd. hier anspielen wolle. Es ist nicht ganz auszuschließen, daß er sich auf eine eigene Mahnung an seinen früheren Schü ler (vgl. 1/1, 17 m.A.93) bezieht. Doch scheint der Beginn des folgenden Satzes mit « Ich aber . . . » dagegen zu sprechen.
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
157 L: 157; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Palaiologos, Großdomestikos; OE: Thessalo nike; D: Sommer/Herbst 1375; wI: Mahnung des säumigen Briefschreibers; Empfehlung des j ugendlichen Rhadenos, Überbringer des Briefes.
Wenn ich meine Betrübnis bekunde, weil trotz so vieler Besucher aus Thessalonike 1 mir / niemand auch nur einen einzigen Brief von dir bringt, wirst weder du selbst noch sonst j emand, der meine Zuneigung für dich kennt, diese für ungerecht erklären . Denn es wäre unbillig, daß einer, der so viel Gemeinsames mit dir erlebt hat, wie ein Unbekannter vergessen sei . Da j edoch die gegenwärtigen Zeiten von vielen Widersprüchen voll sind, wäre es keineswegs verwunderlich, wenn in ihrem Gefolge auch dieses Recht Erstaunen erregte . Diesem Kummer also, wenn nichts anderes dein 10 Schweigen verursacht hat, / wirst du abhelfen und mir die Freude, die man mit Briefen gewähren kann, nach Gebühr vermitteln2, da du uns schon lange Zeit ohne Kost vom Fluß der lieblichsten Zunge hast warten lassen. Ihr war Rhadenos zwar schon zuvor verfallen und hatte allen, mit denen er zusammentraf, erklärt, sie stehe keineswegs hinter der eines Nestor zu rück; er ist aber auch von uns überzeugt worden, daß in diesem Fall das Neue gegenüber dem Alten einen Vorzug hat3 . So bewegt ihn j etzt die 15 Hoffnung, bei dir zu verweilen, / dazu, nicht ungern von uns Abschied zu nehmen, im Bewußtsein der Wonne, die ihn erwartet. Ihn mögest du wünsche ich mir - nicht allein mit deiner Rede erfreuen , sondern ihm auch tatkräftig zur Seite stehen, wo immer er dessen bedarf. (Damit) wirst du selbst einem Verehrer wohltun, und ich werde dir wie für ein Kind, dem es gut geht, dankbar sein. Du wirst mich ja keineswegs tadeln, wenn ich meinen Schüler so nenne, zum al mir der j unge Mann wegen seines 20 Charakters sogar noch mehr als ein Sohn bedeutet . / Wenn du aber auch einen gewissen Lohn für die Hilfe, die du ihm gewähren wirst, verdient hast - : Alles über mich wirst du von ihm genau erfahren, falls es dich überhaupt kümmert, davon etwas zu hören . Denn er hatte mit mir Ge meinschaft in Worten und Taten , so daß du, wenn du ihn fragst, zugeben wirst, nichts von dem, was mich berührt, sei ihm unbekannt. 5
K I. OKyd: Begründung wie bei T0144. E: T161, der auf vorliegenden Brief Bezug nimmt, ist an einen Großdomestikos gerichtet, der gemäß T146 (vgl . auch Exkurs, 112, 427 f. m.
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BRIEFE T157 - 15 8
A.20 - 25) nur Demetrios Palaiologos sein kann . OE: Vgl. T161, 14 - 16 . D: S . TinnFreund 237, Nr. 2. 11. BKyd: Zu den Anfängen der Freundschaft zwischen Kyd . und Rhadenos, auf die hier angespielt wird ( Z . 17 - 23 ) , vgl. TinnFreund 212 f. m . A . l O f. und 215 m . A.23. Grundsätzlich zum Verhältnis Lehrer-Schüler im späten Byzanz: M .A . Poliakovskaja, K charakteristike vi zantijskoj obrazovannosti: ucitelja i uceniki, in: Anticnaja drevnost' i srednie veka - Proble my ideologii i kul'tury, Sverdlovsk 1987, 111 - 120. Xl : Der j ugendliche Rhadenos aus Thes salonike ( Z . 1 1 - 23 ) , der gemäß Z . 12 f. den Großdomestikos bereits aus Thessalonike kannte, bevor er nach Konstantinopel kam. Zu seiner Herkunft s . TinnFreund 213 f. Er ist Überbrin ger des vorliegenden Briefes (Z.14f.) und wird von Kyd. der Obhut von E anempfohlen (Z.16 - 18 ) . III. Hss: A 157', N r . 14; U 246' - 247', N r . 246. IV. 1 W. : 'tocrou'tcov tQJ(o�tvcov btd8EV. Zur Erschließung des Ortes s. OE. 2 W. : clltOOrocrEt<; (nach Gebühr abstatten) . Die Formulierung entstammt der Topik «Briefeschreiben als Pflicht» (T69, A.3 und öfter) . 3 Sinn: Der gepflegte Stil des Palaiologen ist sogar dem der antiken Autoren vorzuzie hen. Vgl . dazu T156, 9 f. und A . 1 .
158 L : 1 5 9 ; OKyd: Konstantinopel; E : Rhadenos; O E : Thessalonike; D: Herbst (Sommer?) 1375; wl : Kydones si e ht Rhadenos vor der Entscheidung, ob er in Thessalonike bleiben oder zu ihm zurückkehren soll. Er führt Gründe für Bleiben und Rückkehr an und mahnt ihn, nach reiflicher Überlegung zu entscheiden und ihm seinen Entschluß mitzuteilen .
Was du tust, weiß ich nicht; möge es dir wohlergeheni ! Und besser noch würde es dir ergehen, / wenn du dich an das erinnertest, was ich mit dir 5 bei deiner Abreise besprochen habe . Es war dies aber: daß du (meiner) ge denkst und mutig schreibst, ob du entschieden hast, zu bleiben oder wie derzukommen . Denn was von beiden du auch schreibst, du wirst mich nicht kränken . Wenn du dich nämlich zum Bleiben entscheidest, so ist der Aufenthalt in der Heimat angenehm; damit wirst du deine Eltern erfreuen, wirst mit deinen Altersgenossen fröhlich sein, deine Freunde genießen, mit den Bürgern (deiner Stadt) Umgang haben und ihnen mancherlei, vor al lem aber die bedeutungsvollen Dinge, die sich hier ereignen2, erzählen. Vielleicht / aber wirst du dich auch den allgemeinen Gesetzen unterwerfen 10 und dich künftig mit der Ehe anfreunden3 , obwohl du früher die zu tadeln pflegtest, die dich für sie gewinnen wollten. Dies aber ist auch uns will kommen , wenn es nur auch deiner Neigung entspricht. Solltest du aber Freiheit, Philosophie, literarische Studien und das, was wir früher mitein45
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ander priesen, diesen Annehmlichkeiten vorziehen und die Rückkehr wählen, wirst du dir selbst wohltun, indem du wählst, wofür die Größten 15 / bei uns gelobt werden, mir aber wirst du den zeigen, von dem du, wenn ich sagen würde, ich sehnte mich nach ihm, dies vielleicht nicht bezwei feln wirst4 . Da du also genau weißt, daß es mir höchst wichtig ist, deine Entscheidung in dieser Angelegenheit zu kennen, schreib, was du be schlossen hast und schüttle die gewohnte Schwerfälligkeit in solchen Din gen ab. Da ich sie kenne, tadle ich dich noch nicht, daß du nicht den Mut zum Schreiben fandest. Wenn du < aber) in Zukunft denen, die von dort
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AN A SANE S KYR KON STANTINOS
L: 186; OKyd: Konstantinopel; E: Konstantinos Asanes; D : Herbst 1375 ( ? ) ; wI: Begrün dung eines Geschenkes (Äpfel) ; Entschuldigung der geringen Menge mit der Jahreszeit und der Habgier des Kaisers.
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B R IEFE
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Nicht als ob dir etwas mangelte, schicken wir dir (einige) von (unseren) Äpfeln. Wir wissen j a , daß viele sie dir von allenthalben her / mitbringen, (Leute) , die es mehr erfreut, dir Geschenke zu machen, als sie von anderen zu bekommen. Vielmehr tun wir dies erstens, um dir von unserer Ernte eine Erstlingsgabe zu senden, (dir), den wir uns auch als Herrn aller Din ge, die wir besitzen, wünschen, sodann, weil wir uns schämen, unter de nen, die mit Geschenken bei dir erscheinen, selbst als einzige hinter unse rer Pflicht zurückzubleiben, obwohl wir dir doch sogar vor den anderen gefällig sein müßten. Zugleich aber glauben wir, daß Geschenke von uns dir auch angenehmer / erscheinen werden, da auch uns deine Zuneigung mehr als die der anderen bedeutet. Für die geringe Menge aber gib nicht uns die Schuld, sondern der Jah reszeit gebührt der Vorwurf, weil sie den Ertrag der Bäume eingeschränkt hat. Es trägt aber einen Anteil der Schuld auch der vortreffliche ! Kaiser, der dort erntet, wo er nicht gesät hatZ, und Früchte einfordert, für die er nicht gearbeitet hat. Er beschränkt seine Wohltaten für uns allein auf Ver sprechungen, hält sich aber (umgekehrt) nicht an dieselbe (Regel), obwohl er sie auch von unserer Seite annehmen müßte, / sondern besteht (auf seinem Recht) und genießt reichlich praktischen Nutzen3 aus fremdem (Be sitz) . Dieser hat mir die Bäume, die ohnehin schon unfruchtbar erschei nen, jetzt auch noch der wenigen Früchte, die sie trugen, beraubt, da er täglich fordert, sie zu erhalten . K 1. OKyd: Als Ort, wo Kyd. seinen Garten hat und der Kaiser Früchte einfordert, kommt nur Konstantinopel in Frage. E: Zu seiner Person vgl. 111, 268 f. , BE. OE: Loenertz verzichtet auf eine Ortsangabe, doch wird man den Empfänger der Apfel in Konstantinopel oder in der nächsten Nähe dieser Stadt vermuten dürfen. D: Herbst, die Zeit der Obsternte. Ob die in T152 bezeugte Reise des Asanes vor oder nach diesem Brief stattfand, ist unsicher (vorausge setzt, daß es sich in T152 um denselben, also Konstantinos, handelt) . Die Kritik am kaiserli chen Anspruch auf die Gartenfrüchte des Kyd. läßt sich mit der in T153 vergleichen . Sehr wahrscheinlich sind beide Briefe (T153 und der vorliegende) in die Zeit zwischen der Lesbos reise und dem Aufstand des Andronikos (August 1376) zu datieren. Dann kämen nur Herbst 1374 oder 1375 in Frage. Loenertz scheint 1375 für wahrscheinlicher zu halten. II. Xl : Kaiser Ioannes V. ( Z . 1 2 - 17) . Während er selbst nur Wohltaten verspricht (vgl . T149, D ! ) , läßt er sich ohne Zögern aus dem Garten des Kyd. beliefern . Vgl . auch 111, 204, A.37. III. Hss: A 16', Nr. 5; U 21', Nr. 29. IV. 1 W. : XQT](H6<;, hier ironisch zu verstehen. 2 Anspielung auf NTMt 25,24.
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
3 W. : EQYOt<; au'wi<;, im Gegensatz zu seinen leeren Versprechungen, wenn er etwas ge ben solL Zudem steht der Kaiser mit seinem Verhalten noch im Kontrast zu den vorher er wähnten freiwilligen Gebern ( Z , 5 ) ,
160 - AN RHADENOS L: 187; OKyd: Konstantinopel; O E : Thessalonike; D: Herbst (Sommer?) 1375; w I : Rhade nos hat inzwischen von seiner glücklichen Ankunft in Thessalonike berichtet, aber nichts darüber, ob er sich weiter mit geistigen Dingen beschäftigt. Kydones mahnt ihn, darüber Auskunft zu geben, und teilt mit, Ioannes V. suche ihn selbst wieder für die Arbeit am Hof zu gewinnen, worauf er nur mit Einschränkungen eingegangen sei.
Ich freute mich zu erfahren, daß du heil angekommen und gesund bist, 5 Noch mehr aber hätte ich mich gefreut, / wenn du auch hinzugefügt hät
test, daß du (deine) literarischen Studien betreibst, dich um die Philoso phie sorgst und daran, wie es sich gebührt, denkst, was wir oft miteinan der besprochen haben , Denn das bedeutet in Wahrheit, gesund und heil zu sein; würde doch Gesundheit ohne Bildung den Menschen keineswegs glücklicher als Tiere machen 1 . Da ich also nicht will, daß du nur zur Hälf te gesund bist, wünsche ich auch das zu wissen, was ich (schon) sagte, so 10 daß mir durch beides / meine Freude an dir ungetrübt bewahrt bliebe. Wohlan, vielleicht wirst du einmal um diese Dinge besorgt sein, wirst Ge sundheit zur Gesundheit, die der Seele zu der des Körpers, hinzugewinnen und uns schreiben, was wir wünschen, und wir werden uns (dann) mit dir über den Nutzen und die damit verbundene Ehre freuen . Mich aber sucht der alleredelste Kaiser wieder für sich zu gewinnen, von der Zeit belehrt, daß man ihm aus Neid den Rat gab, sich vor mir in 15 acht zu nehmen. / Diese (Ratgeber) also haßt er bereits aus vielerlei Grün den, vor allem aber tadle er sie, sagt er, weil sie ihn lange Zeit um meine Gegenwart betrogen haben. Mich aber versucht er in vielen Gesprächen öffentlich und privat zu sich und zum planlosen Umherirren im Kaiserpa last zurückzuführen, mit dem Versprechen, mich allen Freunden vorzuzie hen, mir Einblick in Angelegenheiten zu geben, die niemand anderem mit20 geteilt würden, / die Gunst und die Großmut, die sein Vater2 mir erwiesen habe, (noch) zu vermehren und mich überhaupt gänzlich an sich zu bin den, wenn ich nur auch meinerseits die Heimat der Fremde vorziehen und mit meiner Anwesenheit lieber die eigenen Landsleute als die Fremden eh ren wolle. Ich aber sagte ihm Dank für seinen plötzlichen Gesinnungs48
BRIEFE T1S9- 160
wandel und dafür, daß er die wahre Meinung über mich den Verleumdun gen vorziehe. Von meiner Leidenschaft für Italien jedoch, / sagte ich , würde ich niemals ablassen, sondern, wenn je, dann gerade j etzt eine Entscheidung treffen, die Gelegenheit wahrnehmen und die Tat hinzufü gen. « Wenn du daher mit diesen goldenen Hoffnungen » 3, sagte ich, « meine Absicht in eine andere Richtung lenken willst, sollst du wissen, daß du Unmögliches versuchst. » Mit diesen Worten brachte ich ihn davon ab, mich noch mehr in derselben Angelegenheit zu belästigen; er solle viel mehr j etzt damit zufrieden sein, wenn er mich als Teilhaber seiner Bera tungen und Besprechungen, wann immer er wünsche, gewänne . / Nach einer Weile aber versprach er mir auch, mir bei der Reise behilflich zu sein, und fügte hinzu, sie werde ihm und der STADT nützlich sein, wenn sie zur rechten Zeit erfolge. Das versucht er mir einzureden ; ich aber lasse mich nicht betören, weil ich die kaiserlichen Machenschaften kenne. Über diese Punkte (jedenfalls) einigten wir uns, da die gegenwärtige Lage nichts anderes zu tun gestattet. Und nun gehe ich zweimal die Woche zu ihm (in den Palast), und wenn ich wegbleibe, gibt es Vorwürfe / von ihm, und er bezeichnet die verlorene Zeit als ihm abträglich . Erscheine ich aber, dann gibt es mit Vorliebe Geschichten von vergangenen Zeiten, Lobsprüche für meinen Charakter und meine Fähigkeiten, wie sie kaum einem Platon zu geschrieben werden - so setzt er sich auch in diesen Dingen über das rechte Maß hinweg - , und überhaupt legt er mir von allen Seiten viele Netze, darauf bedacht, wie er mich j agen, festhalten und am Wegfliegen hindern könne. Die (hohlen) Amphoren4 aber im Palast, / die wegen ihrer inneren Armut begierig nach außen starren, ob es etwas Neues gebe, spazieren um her und halten Reden etwa wie: « Der Soundso wird, wenn die Vorsehung ihre Pflicht tut, wieder an die Macht gelangen und wird uns den Kaiser mit seiner Wortgewalt gnädiger stimmen . » Denn die Guten glauben, nicht Mangel an Geld, sondern an Überredungskunst sei ihr Unglück. So bitten sie mich, die sich bietende günstige Gelegenheit nicht als solches aus Furcht vor Unannehmlichkeiten zu verpassen, / sondern die Chance zu nützen und den Bittstellern beim Kaiser zur «Wolke der Rhodier » 6 zu wer den. Ich aber lache; denn ich weiß, daß diese Leute keine Ahnung von dem haben, was der Kaiser und ich denken . So steht es j etzt um unsere Angelegenheiten. Davon, wünsche ich, soll test auch du erfahren, nicht, damit du dich freust wie die, die mich nun 49
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
einmal nicht verstehen, sondern damit du, da du es weißt, mit deinem vom Unglück geplagten Freund gemeinsam betrübt sein kannst. Denn das 50 ist j a wohl / ein Unglück, gezwungen zu sein, mich entweder einem Kaiser und bittenden Freund? zu verweigern oder (ihm zwar) gefällig zu sein, zu gleich aber den eigenen Untergang zu wählen ! Du sollst aber wissen, daß ich weder den Anker lichten noch in See stechen noch mich dreimal der selben Charybdis aussetzen werde 8 • Vielmehr werde ich mich an die Man gana 9 klammern wie die Stürzenden an das zufällig Vorhandene. K I. OKyd: Die Anspielungen auf den Kaiserpalast (Z.13 ff.39 ff. ) verweisen eindeutig auf Konstantinopel (die STADT, Z.3 1 ) . OE: Vgl. T15 8 , OE. D: S. TinnFreund 238 , Nr. 5. II. BKyd: Kyd . , der in T158 dem j ugendlichen Freund noch eine Alternative zu gestatten schien, drückt nun offen seine Besorgnis aus, Rhadenos könne die « Gesundheit seiner Seele » und die Pflege der geistigen Bildung vernachlässigen (Z.4 - 13 ) . Er berichtet von Versuchen des Kaisers, ihn wieder für den Dienst im Kaiserpalast zu gewinnen, und von seiner zurück haltenden Reaktion auf das Angebot ( Z . 13 - 5 4 ) . Vgl . dazu 111, 30 f. Zum Thema Italienreise (Z.24 ff.) ebd . Xl: Kaiser Ioannes V. ( Z . 13 - 3 8 ) , der Kyd . durch Versprechungen, von Kyd. als « Netze» (Z.38) empfunden, zu gewinnen sucht. X2: Kollegen des Kyd. im kaiserlichen Dienst, die sich in Kyd . , wenn er in der kaiserlichen Gunst wieder aufgestiegen ist, einen wohlwollenden und erfolgreichen Fürsprecher erhoffen (Z.39 - 46) . Ep: Kurzer Brief des Rhadenos an Kyd . , in dem nur dessen glückliche Ankunft in Thessalonike und sein gesund heitliches Wohlbefinden mitgeteilt wurden (Z.4 - 6 ) , TinnFreund 238 , Nr. 4. III. Hss: A 16' - 17', Nr. 6; U 21' - 22", Nr. 30. Ed: CydEpCam Nr. 42. Üb: Ebd. (frz. ) ; Teilübersetzung: LOCP 37,7 (frz . ) . Lit: LOCP 37, 6 f. ,16. IV. 1 Ähnlicher Gedanke bei Kydones, De contemnenda morte (wie 111, 64, 1 . 1 . 5 ) , § 7, Z.5; § 8, Z.3 - 8 . 2 Ioannes VI. Kantakuzenos, Schwiegervater, aber auch gleichsam Adoptivvater Ioan nes' V. (vgl. dazu F. Dölger, Johannes VI. Kantakuzenos als dynastischer Legitimist, in: F. Dölger, rrAPA�rrOPA, Ettal l961, 202 f. , A.20 ) , in dessen Diensten Kyd. gestanden hatte (vgl. 111, 10- 14) . 3 Vgl. SophOT 158 : . . . dJ XQUcrEUC; 'tEKVOV EA1tiöoC;, iiIlßQO'tE <MilU. 4 So redet in AristophNu 1203 Strepsiades, voll Bewunderung für die Gaunereien seines Sohnes, in törichter Anmaßung die Zuschauer an. =
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Mit « als solche» wird hier uö'til v wiedergegeben, das Kyd. nachträglich statt « gu8u aus Leichtsinn) eingesetzt hatte . 6 Nach HomIl 2,370 und Pindar, Olympische Ode 7,49 f. (wo erstmals die Wolke ge nannt wird) ließ Zeus auf die Rhodier Reichtum bzw. Gold herabregnen . Spätere Anspielun gen bei LC II zur Stelle; dazu noch GregEpLeone Nr. 155,28 -30. 7 W. : . . . ßUcrtAEt Kui
Il Ü � XQl] crUIlEVOV» (
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B R IEFE T160 - 16 1
9 Über das Adelphaton des Kyd . im Manganakloster s . 111,12; vgl. auch ebd. 14 und 28, A. 149.
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AN DEN G RO S S DOMESTIKOS
L: 188; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Palaiologos; OE: Thessalonike; D: Herbst 1375/Frühjahr 1376; wI: Anerkennung für einen stilistisch vollendeten Brief; Intervention für Rhadenos, dem der Sohn des Großdomestikos finanziellen Schaden zugefügt hat.
Es war also (doch) nicht dein Einfall, Unkenntnis der Wortkunst als Grund für dein Schweigen vorzuschützen; so sollst du dich (nämlich), / deswegen beschuldigt , geäußert haben, wie Rhadenos uns schrieb ; denn er war offenbar sehr bemüht, dich für dein damaliges Unrecht gegen uns zu entschuldigen. Über ihn also verhänge eine Strafe wegen der Verleum dung, und alle werden s agen, je größer sie sei, desto gerechter! Denn was fiel ihm ein, einem Hermes 1 Unerfahrenheit im Reden anzudichten? Wir aber erhielten den Brief, der uns auch als solcher erfreut hätte, wenn er im üblichen Stil / verfaßt gewesen wäre. Denn nichts von dir ist uns unwillkommen . Der j etzige (Brief) aber war geradezu aus Athen2, und mit der Schönheit des Gedankens wetteiferte prächtig die Anmut des Stils, so daß ich beim Lesen unmittelbar an deine Sprechweise denken mußte, (wie du sie pflegtest,) als Gott uns auf der Irrfahrt3 das Gespräch mit dir wie ein Heilmittel bescherte . Diese Redekraft scheinst du j etzt durch das Verwei len an einem O rt vermehrt zu haben . Es ist ja auch kein Wunder, daß du von deinem Aufenthalt in Thessalonike / für die Macht deiner Worte etwas gewonnen hast, da du die Stadt so liebst und sie der Großen STADT vorziehst. Denn immer (schon) ist sie für uns die Stadt der Dichter und die Heimat der Rhetoren, und ein musischer Geist scheint ihr von j eher be schieden zu sein4 • An ihm hast du auch selbst Anteil und hast dank der Tyche5 der geliebten (Stadt) deine frühere Sprachkunst (noch) schöner und kraftvoller ausgebildet. Diese möchte man mehr noch die Stimme eines Zauberers als die eines Redners nennen, / weil sie die Zuhörer so faszinieren kann . Jeder Vorwand sei also fortan aufgehoben! So schreibe oft, und bediene dich derer, die j eweils zu uns reisen! Denn auch du selbst wirst durch Stetigkeit deine Sprachgewandtheit fördern und uns in gewohnter Weise erfreuen; wir sind ja überzeugt, von dir vor vielen anderen geliebt zu werden, und auch du selbst würdest es bestätigen. 51
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Das hätte auch der alleredelste Protostrator6 / wissen sollen. Dann hätte er mir kein Unrecht zugefügt. Ich nenne aber das ein Unrecht, was er dem Rhadenos angetan hat. Mich aus dieser (Angelegenheit) herauszuhalten, ist nicht möglich, da viele Gründe mich zu dieser Sorge bewegen . Es lerne also der Sohn, in den Entscheidungen des Vaters zu verharren, und auch er bewahre denen, die du ehrst, die gleiche Gesinnung. Ihn hätte ich er mahnt, niemandem Gewalt anzutun , und er hätte dabei deine Gerechtig30 keit zum Vorbild nehmen und die Strenge der Dike gegen / Rechtsbrecher fürchten sollen, außerdem (aber) auch die Armut derer, die sich durch Raub (bereichern) wollen; ihr ist niemand entkommen, der Unrecht ver übte! Wenn er aber eine Notwendigkeit (sieht), von denen, die kein Un recht getan haben , das, was er dem Fiskus gegeben hat, zurückzubekom men, (dann frage ich) erstens, wo (denn) ein Recht besteht, von anderen das zu fordern, worum er selbst durch Betrug gebracht wurde, und sein eigenes Unglück auf andere zu übertragen. Zweitens, wenn er sich schon 35 an den anderen schadlos hält, wäre es doch (nur) recht / gewesen, mich von diesem « Beitrag» auszunehmen, nicht nur um deinetwillen, der du mir bereitwilligst, wenn ich Not gelitten hätte, sogar von deinem Eigenen gegeben hättest, sondern auch, weil ich täglich bei vielen viele Loblieder auf ihn singe; wegen dieser werden mir alle widersprechen und mich aus lachen, wenn sie sehen, daß ich solchen Lohn für die Lobesworte davon trage. Überrede ihn also - ich bitte dich - mir nicht so unpassenden 40 Dank für meine Reden auf ihn zu erstatten, / sondern, was er vielleicht unwissend von dem Meinigen genommen hat, einem Freund, wenn er die Wahrheit erfährt, zurückzugeben. Denn ich wiederhole (auch) in Zukunft: Was Rhadenos gehört, ist (auch) mein.
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K I . OKyd, E , OE, D: TinnFreund 238 , N r . 7. Vgl. auch T157, E . 1 1 . BKyd: Bemerkenswert sind d i e Liebe d e s Kyd. zu seiner Heimatstadt, d i e a u s seinem Lob (A.4 und zugeh. Text) herauszuhören ist, und der Ausdruck enger Freundschaft zu Rha denos in der Sorge um den Besitz des Freundes, als sei es der eigene (Z.26 f.4 1 ) . Xl : loannes Palaiologos, Protostrator, Sohn des Demetrios ( E), der Rhadenos finanziellen Schaden zu gefügt hatte (Z .24 ff.) . Vgl . dazu TinnFreund 216 und 1/2, 429, A.26; dort auch zu dem hier nicht genannten Vornamen. X2: Rhadenos (Z.25 . 4 1 ) . ZC: Der hier geschilderte Vorfall (Abwälzung einer als ungerecht angesehenen Steuerforderung auf eine andere Person, Z .24 ff.) verdient innerhalb der Finanzgeschichte der byzantinischen Spätzeit Beachtung. Ep: 1. Ein stilistisch vollendeter Brief von E an Kyd. (Z. 8 - 20 ) , nach längerem " Schweigen » (Z.4; vgl. T157,9 ) . 2. Brief des Rhadenos, an Kyd . , der Überlegungen zur Entschuldigung des De=
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BRIEFE T161 � 162
metrios Palaiologos für versäumtes Schreiben ( << Schweigen » ) enthielt ( Z A - 6 , identisch mit Brief Nr. 6 in TinnFreund 238 ) . Ur. Hss: A 17' - 18', N r . 7 (Numerierung fehlt bei Loenertz und auch i n der H s , wie Ein sicht in den Mikrofilm der Hs ergibt, entspricht aber der Stellung des Briefes in der Reihen folge der H s ) ; U 22V - 23", Nr. 3 1 . IV. 1 D e r antike Gott a l s Inbegriff d e r Beredsamkeit; vgl. T 5 , A . 2 . 2 Anspielung a u f den « attischen» Stil (vgl. T107, A.23 ) . L o b für d e n Stil des Palaiologen auch sonst, vgl. II2, 427 m . A.12. 3 Gemeint ist die Italienreise 1369 - 1371, die Kyd. mehrfach als 1tA.6.Vll bezeichnet, also als Irrfahrt oder Odyssee (IIl, 25, A . 129) . Über die Teilnahme des Palaiologen an dieser Reise vgl. II2, 427 m . A.15. 4 So überschwenglich wie das Lob der Vaterstadt hier formuliert ist, ist es bei weitem übertrieben. Die erste mir bekannte Auszeichnung Thessalonikes für seine « Rhetoren , Schriftsteller und Sophisten» , sicher nicht weniger übertrieben, findet sich bei Lukian, ed. M. D. MacLeod, Bd. 3 , 1980, 349, § 8 . Vgl . zu dieser Stelle auch TinnThess 33f. Die Bemer kung des Kyd. trifft für seine Zeit insofern zu, als Thessalonike im 1 4 . J h . d i e w o h l g rii (� te geistige Blüte seiner Geschichte erlebte. 5 In antikisierender Rhetorik knüpft Kyd. hier an die heidnische Vorstellung von der Ty che als der Glücksgöttin der Städte an. 6 Gemeint ist Ioannes Palaiologos, der Sohn des Adressaten ( s . u . , Xl). Zu seinem Titel s. II2, 429, A.26.
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AN TARCHANEIOT E S
L : 1 8 9 ; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel(?) Tarchaneiotes; O E : Thessalonike; D : Herbst 1375/Frühjahr 1376; wI: Nach längerer beiderseitiger Schreibpause nimmt Kydones mit vor liegendem Brief die Korrespondenz wieder auf und erwartet nun eine Anrwort.
Keiner von uns beiden könnte den anderen mit Recht des Schweigens bezichtigen . Denn beide / haben wir gegeneinander gefehlt, weil wir un- 5 terließen, was beiden einzuhalten geziemt hätte . Nein, es kommt uns ge wiß nicht zu, ruhig dahinzuleben, als ständen wir nicht unter Anklage, da wir einen dritten zu scheuen haben, der uns beide mit Recht wegen Sprachlosigkeit tadeln könnte\ die wir durch Schweigen die Freundschaft verletzt haben . Ich glaube aber sogar, daß uns viele Ankläger umringen werden, die uns für das Vergangene tadeln, j edoch uns mahnen, zu dem, was früher galt, zurückzukehren . Damit wir nun dem gerechten / Tadel 10 entgehen und einander in gewohnter Weise mit Briefen erfreuen, wollen wir wieder zu den Briefen zurückkehren, wenn du einverstanden bist. Da ich also anfange, bleibt es an dir, den Brief zu beantworten . Denn du wirst 53
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ja nun nicht das Wort des Soundso anführen, daß du zwar schreiben willst, dich aber gehindert siehst, weil dir die entsprechende Kunstfertig keit fehle . Denn alle, Jung und Alt, werden dir widersprechen, die deine 15 große Redekraft / erlebt haben. K I. OKyd: Wie T0144. E: Vgl . T147, E. OE: Die Anspielung auf die Entschuldigung des Demetrios Palaiologos verweist auf Thessalonike (vgl . D ) . D: In Z . 12 f. führt Kyd. die Ent schuldigung eines " Soundso» für versäumtes Schreiben an, er besitze nicht die entsprechende Fähigkeit. Hiermit kann nur das Argument gemeint sein, das gemäß T161,4 - 6 Rhadenos zur Entschuldigung des ebenfalls in Thessalonike lebenden Demetrios Palaiologos dem Kyd. mitteilte. Der Brief gehört daher in etwa denselben Zeitraum wie jener. 11. BKyd, BE: Der Brief spielt auf eine längere Pause in der Korrespondenz der beiden Freunde an. Der letzte vorausgehende erhaltene Brief ist T147, Herbst 1374/Frühjahr 1375 . Es ist also eine Pause von 1/2 bis 1 Jahr anzusetzen . X l : Demetrios Palaiologos ( Z . 12) , vgl. D . I I I . Hss: A 1 8 ' , N r . 8 ; U 23" - 24', N r . 32. IV. 1 Gemeint ist Gott, der die Tugend der Freundschaft schützt. Die übliche « Anklage» wegen brieflichen Schweigens wird hier auf ein hohes moralisches Niveau gehoben, was auf den Leser der Gegenwart eher komisch wirkt. Es ist nicht zu beweisen, aber auch nicht ganz auszuschließen, daß die Mahnung des Kyd. auch einen ironischen Unterton hat.
163 - AN RHADENOS L: 191; OKyd: Konstantinopel; OE: Thessalonike; D: Herbst 1375/Frühjahr 1376; wI: Rhadenos hat, abgesehen von einer kurzen Nachricht, nicht geschrieben . Kydones wünscht sich nun ausdrücklich, einen inhaltsreichen und gut formulierten Brief zu erhalten .
Auch ich wäre dir gern für deine Briefe an mich dankbar, möchte je5 doch / nicht nur für die ständige Abfolge und die Menge meiner Briefe von
dem gelobt werden, der so hartnäckig schweigt. Dann nämlich würde bei des (möglich) : Wir würden uns freuen, und dir würden wir Anlaß zur Freude geben . So aber bestand (bisher) das Angenehme nur zur Hälfte : Du schwelgtest zwar, ich aber war betrübt, obwohl dich, hättest du schreiben wollen, nichts gehindert hätte . Denn Boten standen zur Verfügung; auch 10 kannst du gewiß nicht, wie der Soundso es tat, / stilistische Unbeholfen heit für das Schweigen verantwortlich machen . Denn du kannst dich aus drücken, und deine Briefe entbehren nicht der Schönheit. Außerdem wür den dich viele deiner Erlebnisse (zum Schreiben) ermuntern, da sie verdie nen, erzählt zu werden . Wie sehr wir uns wünschen , darüber etwas zu 54
B RIEFE
T1 6 2 - 1 63
hören, weißt du recht wohl . Doch anscheinend ist (das Wort) (nur) allzu wahr: « Die Ehrfurcht hat (nur) auf Sichtweite Bestand» I . So hat auch dich, der du erst seit kurzem abwesend bist, Vergessen, was uns betrifft, befal len; hast du uns doch nicht einmal nach langem Schweigen einen Brief ge sandt, / sondern dein Schreiben war nur die Ankündigung eines Briefes. 15 Es möge uns aber auch das Versprechen genügen, und lieber wollen wir langsam Schöneres als schnell das Gewöhnliche erhalten . Denn sicherlich wirst du nach dem Studium des Demosthenes eine Prunkrede verfassen und schreiben, wie es sich für einen gehört, der von ihm genippt hat. Schreibe also von dir selbst zuerst die tatsächlichen Begebenheiten, wie (ja) j ede Rede, wenn die Tatsachen fehlen , als etwas Vergebliches und Lee res erscheint. / Damit also ehre Demosthenes zuerst, (denn) du weißt je- 20 denfalls , daß das Gesagte sein Ausspruch ist2 . Dann schmücke auch mit der Kraft der Gedanken und der Anmut der Ausdrücke die Wahrheit. Es komme aber auch das hinzu, worüber wir, wie du weißt, informiert wer den wollen3 . Denn so werden wir für das lange Schweigen durch die Qua lität des Briefes getröstet werden . K 1. OKyd: Vgl. T160) OKyd. OE: Vgl . T15 8 , OE. D: Vgl. TinnFreund 238 , Nr. 8, wonach dieser Brief vermutlich gleichzeitig mit Nr. 7 ( T161 ) abgesandt wurde. II. Xl : Der « Soundso» (Z.9) : Demetrios Palaiologos gemäß T162, D . Ep: Kurzer Brief des Rhadenos an Kyd . ( Z . 1 5 ) , der auch die Entschuldigung für das Schweigen des Palaiolo gos enthielt, von der T161,4 - 6 berichtet und auf die T162,12 f. und hier Z.9 f. anspielen . Die ser Brief ist zu unterscheiden von T160, Ep und also nach der Abreise des Rhadenos der zwei te ( TinnFreund 238 , Nr. 6) . III. Hss: A 19'v, Nr. 10; U 25" - 26', Nr. 34. IV. 1 W. : Atoms OE tot EV oqJ9a/q.lOls . Im Kontext scheint Kyd. diesen Satz so zu verste hen, wie die Übersetzung andeutet. Ein Sprichwort oder Ausspruch dieser Art scheint jedoch nicht belegt zu sein. Loenertz verweist zur Stelle mit der Einschränkung « cf. » auf Theognis 85 f. , zwei Zeilen aus einer Kurzelegie, die besagt: Menschen, welche die Ehrfurcht auf der Zunge und in den Augen tragen (otcnv E1ti yA.mcrcrl] tE xai oqJ9aA.I.IOicnv Em;cr'ttv atoms) und sich nicht von Gewinnsucht zu schändlichem Tun verleiten lassen, sind auf der Erde kaum zu finden . Doch deuten die zitierten Worte nicht darauf hin, daß Kyd . auf den Inhalt der gesamten (vierzeiligen) Elegie anspielen will. 2 An dieser Stelle hat Kyd. im Autographen A eine Korrektur vorgenommen. Loenertz gibt in der Edition den Textbefund der Hs nicht korrekt wieder und kommt so zu einer Athe tese, die vielleicht nicht notwendig ist. In der Edition lautet der korrigierte Text so: . . . 00 lt(IVtros tO Q1l 9tv otcr9a yvmllllV . Loenertz athetiert yvmllllv und versteht den Text folglich so: . . . dessen Ausspruch du jedenfalls kennst. - Tatsächlich spielt Kyd. hier auf DemOr 2,12 ( = 01 2,21) an, wo sich das zuvor Gesagte ( << wie . . . jede Rede, . . . erscheint » ) findet. Nun =
=
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
weist aber, wie Einsicht in den Mikrofilm zeigt, die Hs folgende ursprüngliche Lesart auf: . .
.
0\5 rruvTffiC; 0{CJ8a yvro�l1 v TOUTOV dvat TOV AOyOV. Die vier letzten Worte hat Kyd. gestri chen und dafür a m Rand als Äquivalent TO Q118i:v angegeben. Diese Abfolge des Wortlauts, in der yvro�l1 v nicht wie bei Loenertz in so großer Entfernung von 0\5 steht, rechtfertigt ( m . E. auch ohne dvUt, das man allerdings lieber nicht getilgt sähe) die im fortlaufenden Text gegebene Ü bersetzung und läßt die Athetese von yvro�l1v nicht zwingend notwendig erscheinen. Doch ist mit und ohne Athetese der Sinn annähernd derselbe, da in bei den Fällen die Anspielung auf das Zitat gewahrt bleibt. 3 Kyd . spielt hier wie öfters (vgl . TinnFreund 23 1, A.90) auf das Versprechen des Rhade nos an, ehelos zu bleiben und sich ganz der " Philosophie» zu widmen.
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AN RHADENOS
L: 170; OKyd: Konstantinopel; O E : Thessalonike; D: Herbst/Winter 1375/76; w l : Dank für einen ausführlicheren Brief; allerdings vermißt Kydones klare Äußerungen zu der Frage, ob Rhadenos auch weiterhin gewillt ist, ein " philosophisches» Leben zu führen, und ob und wann er nach Konstantinopel zurückkehren wird, um dieses Leben bei seinem Lehrer weiter zuführen .
Als der Brief noch in der Hand des Überbringers lag, freute ich mich 5 sogleich, als ich auf die / Größe des Schreibens schaute, denn ich glaubte,
nicht nur davon etwas zu erfahren, worüber ich besorgt war, sondern auch, mein Ohr mit (noch) weiteren Erzählungen von dir zu erfreuen. Denn bei anderen, hergelaufenen Leuten, würde ich es sogar kaum ertra gen, wenn sie lakonisch schrieben, von den Freunden aber ist mir einer um so lieber, je geschwätziger er ist. Als ich aber (den Brief) nahm und las, entbehrte ich zwar in anderer Hinsicht nicht der Freude; glaubte ich doch, 10 bei dir zu weilen und einiges von dem Gewohnten zu sagen / und zu hö ren, womit wir einander erfreuten . Als ich aber auch das suchte, was ich dringend zu erfahren wünschte, fand ich, daß du nichts Klares über jene Dinge sagen wolltest, sondern deine Worte zu diesem Thema (eher) ins Unklare gewendet hattest und nur zu raten aufgabst, ob wir dich wohl ein mal nach ganz langer Zeit zu sehen bekämen . Vielmehr ließest du uns, so weit es deinen Worten zu entnehmen war, sogar gänzlich ohne Auskunft darüber. Denn deine Vorstellung, dann, wenn dein Vater mit deiner eige1 5 nen (Wahl) nicht einverstanden sei l , / zu uns zu reisen und mit uns um das Verabredete bemüht zu sein, ist doch wohl schwieriger (zu verwirklichen) als alles Unmögliche! Dies also hat meine Hoffnungen verscheucht, und 56
BRIEFE T163 - 164
du selbst rietest mir geradewegs dazu, (die Hoffnung) aufzugeben, indem du dich ganz oberfl ächlich äußertest, so, daß man daraus erraten kann, du möchtest dich auf keinen Fall (von der Stelle) rühren ! Dies hat folglich auch meine Freude an den anderen (Nachrichten) abgeschwächt und mich traurig gestimmt, da ich nun in / Ungewißheit gehalten bin, was zu tun ist. Wenn du also versuchst, dich an das Vereinbarte zu halten, und spürst, daß dein Sinn sich nun in eine andere Richtung gewandt hat, würde ein anderer dir den Leichtsinn vorhalten und dich für ungeeignet zu Taten im Kreise von Männern erklären . Ich aber - denn ich möchte nicht den Ein druck erwecken, als tadelte ich gerade den, den ich über alles liebe - will das Allermildeste sagen, das deine Entscheidung von keiner Seite her er schweren soll . / Schreibe, daß du nicht mehr die Absicht hast, mit uns jenes zu tun, sondern daß j etzt anderes für dich wichtiger ist, und so bleibe du getrost an deinem Ort, um das zu verwirklichen, was du beschlossen hast; ich aber werde unsere Übereinkunft als erledigt betrachten und auf das bedacht sein, was (mir) frommt. Und es soll dir nicht ungebührlich erscheinen, wenn ich, da du dem gemeinsam Beschlossenen nun anderes vorziehst, auch meinerseits erklären würde, ich wolle darüber nachden ken, was ich zu tun gedenke. Denn wenn du zurücktrittst, / dürfte auch mich kein Gesetz mehr zum Bleiben zwingen . Es müssen j a , wenn ein Bund bestehen soll, beide einen gemeinsamen Weg gehen, die Trennung aber kann auch einer von bei den allein vollziehen. Ebenso kann, glaube ich, auch der Friede von Anfang an keineswegs Bestand haben, wenn nicht die, die ihn suchen, eines Sinnes sind; zum Bruch des Vertrages aber dürfte auch ein einziger, der anderer Meinung ist, genügen . Wenn du aber über einen Bruch der Übereinkunft ungehalten wärest und beschimpft zu werden glaubst, wenn jemand / behauptet, du wolltest die gute Entscheidung außer Kraft setzen, und wenn du deshalb ankün digst, den Beschluß auch auszuführen - so wie ich dir raten würde, kei neswegs davon abzulassen - , sage und versprich dies nicht nur, sondern versäume nicht die Verwirklichung und glaube nicht, durch Zufall und Zeitaufschub mit den Problemen fertig zu werden, sondern strenge dich an und versuche täglich auf das Ziel hinzuwirken . Bringe auch deinen Vater dazu, / daß er nicht meint, dieselbe Philosophie, (die er) für sich (vertritt), werde auch für dich Weisheit sein, sondern (einsieht) , er tue besser (daran), selbst das Seinige zu tun, dich aber das Deinige tun zu lassen, schneller auszuführen, was er j etzt aufschiebt2, und dich schleunigst zu de57
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
nen ZU schicken, in deren Gesellschaft du selbst Fortschritte machen und seine Wünsche erfüllen wirst3• K I. OKyd: Vgl . T160, OKyd. OE: Vgl . T1S8 , OE . D: S. TinnFreund 238 , Nr. 10. II. BKyd. BE: Rhadenos hat während seines Aufenthalts in Konstantinopel mit Kyd. ver einbart, wie dieser ein eheloses Leben zu führen , das ganz der Beschäftigung mit geistigen Dingen gewidmet ist. Da Rhadenos sich nun brieflich nicht klar zu diesem Thema äußert, befürchtet Kyd . eine Sinnesänderung seines Zöglings und mahnt ihn zu einer klaren Ent scheidung, die auch aus der Wahl des Aufenthaltsortes erkennbar wird, da n ach seiner An sicht Rhadenos nur in der Nähe seines Lehrers, in Konstantinopel, sein Vorhaben verwirkli chen kann ( Z . l O - Schluß; vgl. auch TinnFreund 230) . Xl : Der Vater des Rhadenos, der die sem eine praktische Laufbahn zugedacht hat ( Z . 14.39 - 43 ) , vgl. TinnFreund 214. Ep: Längerer Brief des Rhadenos an Kyd . als die vorausgehenden ( Z A f. ) , zwar unterhaltsam ( Z . 8 - 1O), aber ohne klare Aussage, wann Kyd. mit der Rückkehr des Rhadenos nach Kon stantinopel rechnen kann ( Z . 1O - 20) ( TinnFreund 238 , Nr. 9 ) . 111. Hss: A 139' - 140', N r . 9 ; U 291 ' - 292" N r . 286. IV. 1 W. : . . . T]vi.X' 6 1ta'T]Q crOl ,"V ohdav I-UcrT] crEl . Die angebotene Übersetzung be ruht auf der Konjektur von Loenertz oixEiav statt oixiav. Vgl. dazu auch TinnFreund 214, A . 16, mit dem Vorschlag, ein Wort wie YVWIlTJV oder 1tQoaiQEcrlv zu ergänzen . Es wäre auch an
165 - AN RHADENOS L: 171; OKyd: Konstantinopel; OE: Thessalonike; D: Ca . Januar 1376; wl: Wieder ist Post von Rhadenos ausgeblieben, und erneut bittet Kydones um die Mitteilung einer klaren Ent scheidung für oder gegen den gemeinsamen « philosophischen» Weg.
Indem Nikandros sagte, er werde unverzüglich abreisen, drängte er S mich zu schreiben. (Eigentlich) wollte ich aber / gegenüber einem Schwei genden schweigen. Denn Schweigen nenne ich es, wenn so viele von dort kommen und du dich begnügst, mich nur durch einen grüßen zu lassen. Da ich jedoch für Rachegefühle die Zeit noch nicht als gekommen ansah, 58
BRIEFE
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ließ ich mich zum Schreiben bewegen und schreibe nun also und wünsche dir Gesundheit und das andere, wodurch man ein vortrefflicher Mensch werden könnte, berichte dir aber von mir selbst, daß ich am Gewohnten und an dem, was dir bekannt ist, festhalte, mich aber sehr nach dem Früh ling und den Schwalben / sehne, damit ich mit ihnen wegfliegen kann l . 10 Schreibe also auch du über dich, ob du dank der (inzwischen verstriche nen) Zeit etwas Klareres und Bestimmteres (vorzuweisen) hast, und versu che die zu überzeugen, die man gerechterweise nicht zwingen sollte, es sei denn, sie befehlen etwa, die zu ignorieren, durch die man gebessert wer den kann2 • Denn Ehrgeiz in dieser Hinsicht ist gut und gottgefällig . Ich glaube aber, daß j ene sich auch von dir überzeugen lassen, weil sie (doch) wollen, daß du dich j edenfalls im Allerschönsten / bewährst3 ! Dies sage 15 ich aber, weil ich mir sicher bin, daß du noch das als gültig für dich fest hältst, worüber wir uns oft miteinander besprachen . Wenn also etwas an deres dazwischengekommen ist und jenes verdrängt hat, das (Neue) aber (nun) den Ausschlag gibt, laß es mich wissen, damit wir um das beten können, was uns verbleibt: die Knechtschaft möge dir leichter werden4 . K I.
OKyd: Vgl . T160, OKyd. OE: Vgl . T15 8 , OE. D: S. TinnFreund 238 , Nr. 1 1 .
11.
BKyd, B E : M i t kürzeren Worten bittet Kyd. n o c h einmal um d i e Entscheidung, d i e e r in den Briefen T160,4 - 13 und T163,22 f. angedeutet u n d schließlich in T164,l O ff. ausdrück lich erbeten hatte (vgl. T164, BKyd, BE) . Xl : Nikandros, Briefbote (Z.4, vgl . T0126, Xl und T207, X4) . 111 . Hss: A 140'", Nr. 10; U 293', Nr. 287. IV. 1 Anspielung auf die geplante Italienreise, vgl. T160,24 ff. 2 Anspielung auf den Vater des Rhadenos (vgl. T164, X l ) und auf die eigenen pädagogi schen Absichten. 3 Ähnlicher Gedanke wie T164, A.3 erläutert. 4 Die Drohung mit geistiger Knechtschah (vgl. dazu TinnFreund 229 ff. ) , wenn Rhade nos sich nicht für den von Kyd. gewünschten Lebensweg entscheidet, ist am Schluß des Brie fes besonders wirkungsvoll. Der Druck, den Kyd . damit auf seinen Zögling ausübt, steht al lerdings im Widerspruch zu der in T164,24 ff. bekundeten Bereitschah, Rhadenos frei ent scheiden zu lassen .
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AN RHADENO S
L : 172; OKyd: Konstantinopel; O E : Thessalonike; D: C a . Januar 1376; wI: Da n u n sogar ein Freund des Rhadenos ohne Post von ihm aus Thessalonike kam, droht Kydones mit dem Abbruch der Korrespondenz.
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Sei überzeugt, daß dies der letzte Brief ist, der von uns an dich abgehen 5 wird . Zum letzten aber / macht diesen gerechter Zorn, den ich empfand,
weil der Soundso ohne einen Brief von dir kam. Denn du wirst ja nun nicht sagen, daß seine Abreise dir entgangen sei, da du täglich mit ihm zusammen warst und dich kaum des Nachts von ihm trenntest. Damit hast du ein deutliches Zeichen gesetzt, daß ich dir fortan gleichgültig bin . Ich also werde dich im Schweigen auch selbst nachahmen, dich aber nicht gänzlich aus meinem Gedächtnis verbannen. Sogar ohne Tadel werde ich 10 deiner gedenken . / Ein besserer (Mensch) wärest du aber, wenn du darum bemüht wärest, daß deine Freunde deiner aus besserem Anlaß gedenken. K 1. OKyd: Vgl . T160, OKyd. OE: Vgl . T158, OE. D: S. TinnFreund 23 8 , Nr. 12. 11. BKyd, BE: Durch das hartnäckige Schweigen des Rhadenos kommt es zu einer Krise in der gegenseitigen Freundschaft . Xl: Ein unbekannter Freund des Rhadenos, der von Thes salonike nach Konstantinopel kam (Z.5 - 7 ) . U1. Hss: A 140" Nr. 11; U 293'" Nr. 288.
167 L: 173 ; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; OE: Thessalonike; D: Erste Februarhälfte 1376; wl: Nach weiterem Schweigen des Rhadenos eine ausführlichere Begründung, warum Kydones Post von ihm hätte erwarten können; Versuch, sein Zögern, sich brieflich zu äußern, aus der Scheu zu erklären, eine Entscheidung gegen das gemeinsame Lebensideal einzugestehen; Bemühung, ihn durch Freistellung der Wahl zu ermutigen.
Obwohl ich stets Lobreden auf dich halten will, läßt du es selbst nicht 5 zu, da du tadelnswert / handelst. Du sollst nämlich nicht glauben, daß du,
wenn so viele von dort (hierher) kommen, für das Schweigen nicht verant wortlich bist, zumal du mir, was Schreiben betrifft, so viel versprochen hast. So kam - um die anderen beiseite zu lassen - kürzlich ein Diener des Chrysos, der vielen von vielen Post brachte, mir aber von dir nichts . Ich weiß, du wirst sagen, von seiner Abreise nichts gewußt zu haben. Aber gerade hiermit (ziehst du dir noch) eine weitere Anklage (zu) . Denn die 10 Unkenntnis darüber / ist ein Anzeichen dafür, daß du überhaupt nicht um uns bekümmert bist. Und damit du (darüber) nicht1 ungehalten wirst - es kommt noch hinzu, daß deine Entschuldigung nicht einmal der Wahrheit entspricht. Denn die Freunde, mit denen du am meisten verkehrst und von 60
BRIEFE T166- 167
denen du dich vielleicht nicht einmal zur Nachtzeit trennst2, diese alle ha ben denen geschrieben, die sie lieben . Wer könnte daher behaupten, daß du nicht wahrnimmst, was jene tun ? Aber auch der Überbringer der Briefe berichtete, daß er dich bei seiner Abreise gesehen, daß er dir auch gesagt habe, wohin / er reise, und bereit gewesen sei, einen Brief mitzunehmen, wenn du ihm einen hättest geben wollen. Ein anderer also hätte dazu be merkt, nicht das Problem, wer den Brief hätte überbringen sollen, sondern deine gleichgültige Einstellung sei der Grund des Schweigens gewesen. Ich aber - denn ich möchte nicht den, den ich am meisten liebe, mit Vorwür fen überhäufen - will nicht gerade behaupten, daß du uns vergessen hast oder nicht mehr liebst - würde ich doch vielmehr wie kaum etwas anderes versichern, daß du durchaus an uns denkst, uns liebst und auch in Zu kunft lieben wirst , / sondern ich gebe deinem schlechten Gewissen3 die Schuld für das Schweigen. Es beruht aber auf folgendem: Du hattest uns angekündigt, im Frühj ahr zurückzukehren, und uns geboten, zuversicht lich zu sein, da niemand deine Absicht ändern werde; j etzt (aber) gilt viel leicht anderes für dich und erscheinen dir andere Dinge angenehmer als das Verlangen nach geistiger Betätigung, Dinge, die du nur erlangen kannst, wenn du bleibst. So magst du nun wohl einerseits nicht schreiben, daß du zurückkehren wirst, weil du es für ungehörig hältst, den zu täu schen, den du liebst und ehrst, andererseits vermeidest du es, / deinen Entschluß zum Bleiben auszusprechen, da er (für dich) beschämend und ge gen die Abmachung ist . Um also beidem zu entgehen, hast du als ein Heil mittel das Schweigen entdeckt; so bewahrst du mir gegenüber den gebührenden Abstand und befreist dich selbst von Vorwürfen der Leicht fertigkeit. Doch wie es scheint, mein Bester, hast du trotz so langer Zeit der Ge meinsamkeit mit mir noch nicht meine Einstellung zu dir erkannt, daß ich (nämlich) nicht, auf meine eigene Annehmlichkeit bedacht,! deinen Vorteil außer acht lassen möchte. Wenn ich es also nur auf j ene abgesehen hätte, würde ich dir (schon) Vorwürfe machen, wenn du nicht sogar bereit wärest, durch Feuer zu uns zu eilen. Da ich es aber vor (allem) anderen auf deinen Nutzen abgesehen habe, werde jedenfalls auch ich gemeinsam mit dir den Wunsch haben, ihn dir zu verschaffen. Komm also nicht nur hier her, sondern begib dich überallhin, wenn du glaubst, es werde dir dort besser ergehen, und bleibe wiederum, wenn das Bleiben dir zum Guten frommt. / Und glaube nicht, daß dir die Rückkehr annehmlicher als das -
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Verweilen sein wird, solange dir von beiden derselbe Gewinn kommen könnte. Vielmehr werde ich das Verweilen sogar loben, wenn es bei dir ohne Beeinträchtigung (sittliche) Besserung bewirkt. Da du uns also mit keiner von beiden (Entscheidungen) betrüben, sondern vielmehr mit j eder von beiden nur erfreuen kannst, schreibe, was du für dich beschlossen hast. Denn es steht auch (der Sonntag der) Apokreos 4 vor der Tür, der dir 40 jeden Vorwand entzieht5 • Mögest du also deine / Lebensentscheidung in gesunder und angemessener Weise fällen ! Denn das Geld besitzt die Kraft, die Waage der Argumente zu sich herabzuziehen, und den Gott des Reich tums stellte die Komödie als einen Blinden dar, der auch die blendet, die sich seiner erfreuen 6 • K 1. OKyd: Vgl . T160, OKyd . OE: Vgl . T158, OE. D: S. TinnFreund 23 8 , Nr. 13 . 11. BKyd, BE: Nach dem vorausgegangenen, sehr aggressiven Brief lenkt Kyd. nun ein, sucht nach Erklärungen für das Verhalten des Freundes und schlägt einen versöhnlichen Ton an . Doch bei aller Betonung der freien Entscheidung, die Rhadenos zu fällen habe, sucht Kyd . doch durch Argumente, die für die eigene Auffassung sprechen, Einfluß zu nehmen . Xl : Der Diener eines gewissen Chrysos, Briefbote, ebenso wie sein Herr weiter nicht bekannt (Z.7 f. ) . III. Hss: A 140' - 141', Nr. 12; U 293 v - 294', N r . 289. IV. 1 Kyd. verwendet hier das seit der attischen Rhetorik in der Prosa gebräuchliche ömoc; mit ind.fut. (Belege bei LSc, s. v . , Bl2b) . Die geläufige Negation ist allerdings 1.111 , wäh rend Kyd. hier oux verwendet. 2 Dieselbe Hyperbel verwendet Kyd. in T166,7 in einem ähnlichen Zusammenhang, zweifellos bewußte Anspielung. (einer gewissen Scham) . 3 W. : . . . ui<JxuvTl v . . . nvu 4 Apokreos, der Sonntag der Fleischabstinenz, dritter Sonntag der Vorfastenzeit im or thodoxen Kirchenkalender, 8 Wochen vor Ostern. Da Ostern im Jahr 1376 auf den 13. April fiel, ergibt sich bei Zurückrechnung unter Berücksichtigung des Schaltjahres der 17. Februar als Termin der Apokreos (vgl . auch TinnFreund 212, A.9) . 5 Bezug auf die Ankündigung des Rhadenos, im Frühjahr zu kommen. In diesem Jahr lag die Apokreos etwa einen Monat vor Frühlingsanfang, d. h., eine Entscheidung des Rha denos war bald fällig. Allerdings setzt Kyd . in seiner Ungeduld anscheinend den Frühlings anfang mit dem ganzen Frühjahr gleich . 6 Anspielung auf AristophPI 90. Vgl . T169, A .6 . . . .
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AN RHADENO S
L: 177; OKyd: Konstantinopel; O E : Thessalonike; D: Mitte Februar - Mitte März 1376; wl: Kydones faßt noch einmal alle Argumente für geistige Betätigung als Lebensinhalt zu-
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sammen, um Rhadenos, selbst gegen den Willen seines Vaters, für den Weg zu gewinnen, den er ihm zugedacht hat.
Wenn du inzwischen deinen Vater dazu bewogen hast, sich als Vater zu erweisen und dem guten und gerechten / Wunsch seines Kindes zu willfahren, möge j enem viel Gutes beschieden sein, weil er sich umstimmen ließ , du aber zeige fortan , daß du auch mit der erteilten Gunst umzugehen weißt, also nicht auf Vergnügungen, sondern auf den Gewinn geistiger Werte 1 das von ihm Gewährte zu lenken versuchst. Denn so wirst du ihn geneigter finden, dir auch in Zukunft Unterstützung zu gewähren, wenn er sieht, daß ihm diese Gabe deine Bewährung als schöne Frucht einbringt. Wenn er sich aber noch / von den Feinden geistiger Betätigung bestimmen läßt und wünscht, daß du einer von diesen Mehlhändlern und Krämern wirst, wollen wir j enem wünschen, eine bessere Meinung über die Realitä ten zu gewinnen, du aber, « s chöner Knabe» 2, gib auch· dann nicht die Lei denschaft für das Schöne auf, sei auch nicht willens, dir die Ignoranz des Vaters zu eigen zu machen, noch gestehe den wenigen Hellern eine solche Kraft zu, daß sie, wenn vorhanden , deine Liebe zur / Philosophie entzünden, daß diese aber bei ihrem Entzuge auch selbst erlischt und so in ihrer Schönheit Einbuße erleidet, sondern zeige, daß nichts stärker ist als die Be währung im Guten3 und daß es nichts gibt, was man ihr mit Recht vorzie hen könnte . Zu denen aber, die dich mit der Armut schrecken und be haupten, daß diese notwendig mit der Weisheit verbunden sei, sage du das Wort Solons: « . . . aber wir wollen nicht für die Tugend ihren Reichtum eintauschen4 . Wohlan, / seid reich, wenn auch dies euch gelingt! Uns aber ist die Weisheit und (die Tatsache) , mehr als ihr Anteil an der Wahrheit zu haben und das Geld verachten zu können, wichtiger als eure Schätze . » Denn wenn wir das Gute auf das Geld beschränken und nach ihm unser Leben ausrichten, wird alles Schöne uns entschwinden , und die Krämer werden wir für wichtiger als die Sieben Weisen erklären . Dies aber ist we der / gerecht noch gehört es sich für Menschen, die sich für ein vernunftgemäßes Leben entscheiden . Wenn du aber (immer) noch den Mangel fürchtest und glaubst, allem entfliehen zu müssen, was ihn mit sich bringt, so ist doch erstens nicht das (Leben mit) der Wissenschaft ganz ohne Ein künfte; vielmehr haben viele sogar großen Reichtum durch die geistige Be tätigung gewonnen, und (zwar) nicht geringeren als die Kaufleute mit ih ren billigen Kniffen. Hinzu kommt aber noch die Ehre sowie (die Mög63
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lichkeit), eingeladen zu werden und (dabei etwas) zu bekommen, so daß 30 du wohl Grund genug hast, wie die Bauern / auch Schweiß (und Mühen)
für den zukünftigen Wohlstand zu ertragen . Sodann ist auch an den Herrn über alle Güter, zumal über die Worte (als Inbegriff des Geistigen), zu den ken, der selbst WORT ist und über dich, wenn du die Worte ehrst, nicht hinwegsehen wird, der (aber) auch als der Weise es nicht zulassen wird, daß es dem Freund der Weisheit ( , s c . , dem Philosophen,) schlechter geht als denen, die auf geringerem Niveau als er stehen. Nein gewiß , du wirst, wenn du denken und reden gelernt hast, von allen geehrt und geliebt wer35 den. Daher werden, wenn du etwas brauchst, / alle es dir gewähren und nicht zögern , sich mit Freundschaftsdiensten hervorzutun. Sollte aber den Makedonen 5 und Byzantinern nichts ehrloser sein als ein Mann, der phi losophiert, so leidet doch Rom nicht an derselben Krankheit; es wird wohl einen Mann, der erfüllt ist von geistiger Kultur, aller Ehren für wert hal ten . Wenn du also aus dem Tiber trinkst, wirst du dich mit Weisheit sätti gen, Ehre genießen und fähig sein, vielen Genüge zu tun . Dann wirst du vielleicht erleben, daß die, die dich j etzt von der geistigen Betätigung ab40 bringen wollen, / bei deiner Kraft Zuflucht suchen, dich preisen für das, was du geleistet hast, sich selbst aber für das, was sie j etzt über dich schwätzen, tadeln . K I. OKyd: VgJ . T160, OKyd, Anspielung auch Z.36 ( << Byzantiner ) . OE.: Vgl . T158, OE; vgl . auch A.5. D: Vgl. TinnFreund 239, Nr. 15. Das dort angeführte Argument für die frühe ste Datierung, die Überlegung unter Nr. 14,2, ist zwar gemäß den Ausführungen unten (unter Ep) nicht stichhaltig, aber auch, wenn kein Brief des Rhadenos zwischen T167 und T168 an zusetzen ist, dürfte doch zwischen beiden Briefen eine gewisse Zeit liegen, so daß die erste Februarhälfte für die Abfassung von T168 nicht mehr in Frage kommt. 11. BKyd, BE: In diesem Brief erfährt man ausdrücklich, daß der Vater des Rhadenos sei nen eigenen Beruf, den eines Kaufmannes, auch seinem Sohn zugedacht hatte ( Z . lO) . Kyd. hofft, daß Rhadenos ihn noch umstimmen kann, versucht aber für den Fall, daß dies nicht gelingen sollte, ihn in seiner Entscheidung für ein « philosophisches» Leben zu bestärken. Zunächst betont er, daß die geistigen Werte des Guten und Schönen um ihrer selbst willen zu suchen sind (Z.12 - 25 ) . Aber dann versucht er auch, die Angst des j ungen Mannes vor mate rieller Not zu zerstreuen, mit der ihm offenbar sein Vater im Falle des Ungehorsams gedroht hatte (Z .25 - 28 ) , wobei er auch nicht versäumt, auf das gesellschaftliche Prestige der Gebil deten hinzuweisen (Z.28 ) . Schließlich tröstet er ihn noch mit dem Gedanken, daß der Philo soph unter dem besonderen Schutz Gottes steht (Z.30 - 33 ) . Nachdem er noch einmal die allgemeine Anerkennung und Unterstützung des Gebildeten betont hat (Z.33 - 3 5 ) , scheinen ihm doch Zweifel zu kommen, ob Rhadenos, der so unerfahren auch nicht mehr ist, ihm ••
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diese mit Enthusiasmus verteidigte optimistische Sicht auch glauben wird. Daher öffnet er ihm am Schluß des Briefes die Hintertür, die er auch sich selbst seit der ersten Italienreise immer bereithält: den Weg nach Rom, wo, wie er glaubt, geistige Kultur uneingeschränkte Anerkennung findet (Z.35 ff. ) . Der gesamte Brief offenbart in seiner Argumentation viel vom Charakter des Kyd. Der hier vertretene naive Optimismus ist nicht nur psychagogische Rhe torik; er entspricht vielmehr dem Bild des Kyd. von der eigenen Stellung in der Gesellschaft und ist daher in autobiographischer Hinsicht aufschlußreich. Xl : Der Vater des Rhadenos (ZA ff. ; vgl. BKyd, BE) . Ep: Es wird mit keinem Wort darauf angespielt, daß Rhadenos in zwischen geschrieben hat. Dennoch hatte ich in TinnFreund 239, Nr. 14 einen vorausgehen den Brief angesetzt. Die bei den dort angeführten Argumente (1) neue Information über die Einstellung des Vaters, 2) keine Anspielung auf ausbleibende Post) sind aber beide nicht stichhaltig. Alles, was Kyd. hier über den Vater des Rhadenos sagt, konnte er aus früheren Briefen wissen. Auch sonst enthält der Brief des Kyd. keine Information , die einen vorausge henden Rhadenos-Brief erfordert. Der Verzicht auf Tadel für « Schweigen» kann psychologi sche Taktik sein, die dem Tenor des ganzen Briefes entspricht. III. Hss: A 142", Nr. 16 (der Text bricht mit ö),}"a �r,v xui, Z.33, ab; die folgenden bei den ursprünglichen Folien der Hs sind herausgeschnitten) ; U 297V - 298", Nr. 293 . Ed: KydEpCam Nr. 44. Üb: Ebd. (frz. ) . Lit: DenRhad 269. IV. 1 In diesem Brief kommt besonders häufig das schwer übersetzbare Wort AOYOt vor, das an den einzelnen Stellen mit verschiedenen deutschen Äquivalenten wiedergegeben wird, so hier als « geistige Werte» , Z . lO als «geistige Betätigung», ebenso Z.27 und Z.39; Z.25 (hier Singular) <
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AN R HADENOS
L: 169; OKyd: Konstantinopel; O E : Thessalonike; D: Kurz vor 21. 3 . 1376; w I : Erneute freundliche Mahnung an Rhadenos, die erwartete Entscheidung zur Rückkehr nach Kon stantinopel zu treffen.
Die Sonne, die du bei deiner Abreise von hier auf ihrem abwärts gerich teten Weg l hinter dir gelassen hast2, hat sich schon gewandt, / zieht hinauf 65
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zum Norden und beeilt sich , die Nächte den Tagen gleichzumachen. Du aber rührst dich noch nicht, sondern verweilst noch im Schatten der Ma kedonen. Indessen solltest du, wenn schon nicht uns, dann doch wenig stens der Großen STADT zuliebe dich beeilen, um sie zu sehen, wie sie bereits die winterliche Greisenhaftigkeit und Hinfälligkeit ablegt und gleichsam anfängt, sich zu erneuern, indem sich rings u m sie her das Meer besänftigt, die von allenth ;�.l ben / kommenden Seeleute sie frohen Mutes ansteuern und mit dem, was in ihrer jeweiligen Heimat gedeiht, ihre Märkte füllen, die Felder und Gärten in ihrem Inneren zu blühen begin nen, um binnen kurzem auch mit dem Schatten der Blätter die engen Gas sen zu verhüllen, so daß die Hindurchgehenden glauben, nicht durch eine Stadt, sondern vielmehr durch ein Gebirge zu spazieren, was, wie ich mich erinnere, auch du selbst oft gesagt hast, als wir unter den Bäumen / zu Pferde die STADT durchquerten . Du aber verachtest zugleich mit uns auch die Reize der schönsten STADT, ja, in deiner Anmaßung sogar Ari stoteles und die Erörterungen über Philosophie . So fühlst du dich über uns erhaben, schwelgst und glaubst, zu allem könnten dir die Vaterstadt, die erhofften Heller und dazu die Gemeinschaft mit den Geschwistern genü gen . Freilich lobe ich dich, weil du an deiner Heimat hängst. / Es soll aber auch diese Zuneigung eine Grenze haben ; so glaube nicht, daß der ein Schwätzer ist, der sagte, (rechtes) Maß sei in allem das Beste3 . Denn wenn wir glauben, daß die Heimat uns in jeder Hinsicht zufriedenstellt, wird sich kein Kaufmann aus ihr entfernen, um in fremden Ländern Reichtum zu sammeln. Es sollen dich aber auch die Pflanzen belehren, denn nicht einmal ihnen wird es gestattet, bei den Bauern, wo sie anfänglich wuchsen, zu bleiben , sondern auch sie werden von ihrer / Heimat getrennt, es sei denn, sie wollten keine Frucht vorweisen und nur wie gemalt dastehen . Das Geld, aber, auch wenn es viel wäre, solltest du verachten, da du (doch) ein Mann bist, der vorgibt, die Geisteskultur zu lieben . Wenn es sich aber nur um wenig handelt und es unter vielen Gefahren zu Wasser und zu Lande kaum den Besitzer ernähren kann, wie wäre es da zu vertre ten, daß man seinetwegen Studien und Weisheit verachtet, durch die, wie wir wissen, viele / aufgerichtet werden und oft (schon) Größeres als aus allem Handel gewonnen haben ? Ich hätte dir aber außerdem noch Anaxa goras anführen können, der um der Philosophie willen das väterliche Land verließ\ wenn ich nicht wüßte, daß du von dem, was ich sage, (be66
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reits) überzeugt bist. Daher wirst du nicht aus fremden, sondern aus eige nen Überlegungen finden, was du tun mußt, um zu Ansehen zu gelangen. Dies habe ich nicht gesagt, um das zu tadeln, was du j etzt tust. Vielmehr hast du, meine ich, vernünftig gehandelt, wenn du zuerst / j eneS überzeugen wolltest, in der Hoffnung, dadurch den Vater leichter für deine Mei nung zu gewinnen, und wenn du wiederum j enen nicht zu drängen, son dern seine Entscheidung und den günstigen Zeitpunkt abzuwarten schienst. Sogar ich selbst würde dir, wäre ich bei dir, keinen anderen Rat geben, wie du diese Angelegenheit handhaben könntest. Nicht also, um an deinem Verhalten etwas zu tadeln, richte ich (diese) Mahnung an dich, sondern damit du nicht, wenn die Bemühungen um deinen Vater / längere Zeit von dir erfordern, selbst fruchtlos dasitzt und wartest, wann j ener ein Philosoph wird, oder auch, (um zu verhindern,) daß du, wenn du deinen Erbanteil schneller erhältst, das (dir) Gegebene nicht gleichsam als Anreiz zum Studium verwendest, sondern, in dem Glauben, der Reichere sei auch der Glücklichere, der Philosophie abtrünnig wirst, freiwillig die Augen schließt und zum blinden Plutos 6 überläufst, weil du es für dein Ziel hältst, klingende Münze anzuhäufen. Daß es dir so ergehe, Liebster, / möchte ich dir nicht wünschen, daß du also die Anfänge geistigen Lebens, die du gesetzt hast, umstürzt, es aber zuläßt, daß so gute Kunde von dir, die bereits aufkommt und sich verbreitet, beeinträchtigt wird , weil du es vorziehst, Niedriges und Schlechtes zu tun , obwohl es dir freistände, erha ben und groß zu handeln . Sollte aber einer sagen, daß nichts bei uns die Belohnung für edles (Tun) sein könne, und deshalb glauben, der Schweiß für die Wissenschaf ten werde vergebens vergossen, so (gilt) erstens, daß nicht um anderer Dinge, sondern nur um seiner selbst willen das / Schöne und Gute erstrebenswert ist. Falls aber die Schönheit auch der Zuschauer bedarf, so ist Rom denen, die sich (in ihr) geübt haben, als Theater genug; dort versteht man sich darauf, mit Gold und Applaus die Wettkämpfer (im Streit) um das Schöne willkommen zu heißen . Dafür kann man viele der Unsrigen als Zeugen anführen. K I. OKyd: Z.7 (die Große STADT) ; vgl. Z . 15 f. OE: Z.6 (Makedonen Thessalonike wie T168, A.5) . D : TinnFreund 239, Nr. 16. 11. BKyd, BE: Um den zögernden Rhadenos zum Kommen nach Kon stantinopel zu be wegen, beschreibt Kyd. zunächst die Schönheit der Stadt in der Zeit um Frühlingsanfang =
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eine fast lyrische Passage - (Z.7 - 14 ) , wobei er ihn auch an gemeinsame Ritte unter den grü nenden Bäumen der Stadt erinnert ( Z . 14 f. ) . Es folgt eine grundsätzliche Überlegung über die Notwendigkeit, die Heimat zu verlassen, und über die Wertlosigkeit der materiellen Güter ( Z . 19 - 32) . Kyd. lobt zwar den Versuch des Rhadenos, seinen Vater umzustimmen, betont aber, daß dieses Bemühen seine zeitliche Grenze hat (Z.33 -41; vgl . T168, 11 - 13 ) , und warnt ihn erneut, um des erhofften Reichtums willen die geistigen Güter zu verachten (Z.41 - 47 ) , d i e ihren Wert i n sich haben (Z.47 - 50 ) . Am Schluß steht wieder d i e Möglichkeit einer Reise nach Rom - gemeint ist die päpstliche Kurie (vgl . DenRhad 269) -, wo geistige Betätigung noch die gebührende Anerkennung finde (Z.50 - 53 ) . Xl : Der Vater des Rhadenos, Widersa cher der Pläne des Kyd. mit seinem Schüler (Z.35 - 4 1 ) , vgl . T168. ZG: Nachrichten zur urba nistischen Entwicklung Konstantinopels: eine blühende Handelsstadt (Z.9 - 1 1 ) ; die Gärten und Äcker und der dichte Baumbestand (wie in einem Gebirge! ) innerhalb der hügeligen Stadt lassen darauf schließen, daß die Besiedlung zu der Zeit nicht allzu dicht gewesen sein kann ( Z . 1 1 - 15 ) . Zur Bedeutung Konstantinopels als Handelszentrum in dieser Zeit: L. Maksimovic, Charakter der sozial-wirtschaftlichen Struktur der spätbyzantinischen Stadt ( 13 . - 15. Jh . ) , JÖB 31/1 (XVI. Internationaler Byzantinistenkongreß , Akten VI) (1981) 149 188, hier 164. Zum Rückgang der Bevölkerung bis zum 15. Jh. vgl. BarkMan 290 f. Ep: So wenig wie dem Brief T168 ging T169 ein neuer Brief des Rhadenos voraus (vgl . T168, Ep) . Der letzte vorausgehende Brief des Rhadenos ist nach wie vor der i n T164, E p erwähnte, aus dem Kyd. offenbar alle Informationen entnehmen konnte, welche die folgenden Briefe vor aussetzen . Inzwischen erfolgte mündliche Nachrichten sind allerdings nicht ganz auszu schließen. III . Hss : A 139'", Nr. 8 ; U 290' - 291', Nr. 285. Ed: KydEpCam Nr. 43 . Üb: Ebd. (frz . ) . IV. 1 Gemeint ist der Weg der Sonne i n Richtung auf die Wintersonnenwende. 2 W. : urel':A.1reEs, vielleicht Anspielung auf den ost-westlichen Reiseweg. 3 Ps. -PythAurCarm, V. 38 (S. 91 Diehl ) . 4 Vgl . Suda A 198 1 . 5 Gemeint s i n d d i e Familienangehörigen. 6 Plutos ist die Figur des personifizierten Reichtums in der gleichnamigen Komödie des Aristophanes , der gemäß AristophPI 90 von Zeus mit Blindheit geschlagen wurde und daher seine Güter wahllos verteilt. Kyd . hatte bereits in T167 (s. dort A.6) auf diese Stelle ange spielt.
170 L: 165; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel(?) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: Früh jahr/Frühsommer 1376; wI: Rhadenos, inzwischen in Konstantinopel angekommen, hat gute Nachrichten über Tarchaneiotes gebracht und auch von seinen Lobesworten über Kydones erzählt, aber leider keinen Brief von ihm bei sich gehabt.
Als Rhadenos zurückkehrte, fragte ich ihn, sogar (noch) bevor ich ihn 5 begrüßte, wie es dir gehe . Er aber berichtete uns, / wie es sich gebührt,
(nämlich) das, was wir über dein Ergehen gern hätten hören wollen : Dein 68
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Körper sei gesund; diesem aber ergehe es ebenso wie der Seele; nicht un günstiger aber sei es auch um deine äußeren Verhältnisse bestellt, unter anderem auch um deine Geltung in der Stadt . Denn allen seien deine Ver dienste bekannt; man betrachte sie als einen Kranz (des Ruhmes) für die ganze Stadt. Wenn daher (die Bürger) etwas im öffentlichen Leben errei chen wollten, kämen sie zuerst zu dir, weil sie glaubten, damit das Richtige / zu tun ! . Dies brauchte ich eigentlich nicht (erst) durch seinen Bericht zu erfahren; denn ich wußte, daß du viele gute Fähigkeiten besitzt und daß unsere Mitbürger2 den hervorragenden Männern privat und öffentlich die Ehre wie eine gebührende Schuldigkeit zukommen lassen . Er fügte aber auch hinzu, daß du von mir sprichst, und zwar in lobender Weise, und führte von sich aus einiges an, was du übertreibend von mir gesagt hattest. Über die / erstgenannten (Nachrichten) also freuten wir uns, wie es sich gebührt, wenn man Gutes über die Freunde erfährt. Die lobenden Worte aber sind zwar angenehm, zumal auch, da sie von Freunden ausgespro chen werden, und wenn dir daraus kein Schaden entstände, würde ich (so gar) wünschen, daß du (noch) eine höhere Meinung als die jetzige von mir hättest. Denn die Intrigen3 hier hätten dich veranlaßt, den (noch) mehr zu lieben, von dem du aus Unwissenheit glaubst, er habe eine bedeutende Stellung4 • Das wäre das Höchste, was ich mir von dir wünschen könnte. / Ich kenne j edoch viele, die über mich bei dir in entgegengesetzter Weise urteilen werden. Ihrer Gesamtheit wirst du, zumal sie Ansehen haben, nicht widersprechen können, und wenn du urteilen sollst, wird es so scheinen, als ob du entweder über gute Eigenschaften von Männern nicht Bescheid weißt oder gegenüber Freunden mit Blindheit geschlagenS bist. Vielleicht aber wirst du auch in Gefahr geraten, dein Wohlwollen für mich nicht in rechter Weise genießen zu können, da um seinetwillen die Angriffe gegen mich sich auch gegen dich richten werden . Deshalb würde ich dir raten, von den Lobsprüchen / abzulassen, statt ihrer vielmehr zu schreiben. Denn so wirst du selbst den ungerechten Zungen entgehen, und ich werde dir dafür größeren Dank als für die Lobsprüche zugestehen . Denn auch Rhadenos hat uns nicht so sehr durch das Erzählen von (deinen) Lobreden erfreut, wie er uns dadurch betrübt hat, daß er ohne einen Brief von dir erschien . K I.
OKyd: Vgl . T169, OKyd. E: I / 1 , 220, A . 1 3 . O E : S . U . , A . 2 . D: TinnFreund 239, N r . 17.
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II. BKyd, BE: Tarchaneiotes befindet sich bei guter Gesundheit und bekleidet eine ange sehene Stellung in Thessalonike (Z.5 - 10 ) . Er hat sich gegenüber Rhadenos sehr lobend über Kyd . geäußert ( Z . 13 f. ) . Kyd. weist das Lob bescheiden zurück und spielt auf zahlreiche Geg ner in Konstantinopel an, die über ihn anderer Meinung sind ( Z . 1 6 - 23 ) . Seine Vorliebe für Kyd. könnte Tarchaneiotes sogar in Thessalonike gefährlich werden (Z .23 f. ) . Anspielung auf Feinde am Kaiserhof und deren weitreichenden Einfluß; vgl. l/1, 30 f. m . A . 162, Quelle: T160, 14 f. Kyd . betont, daß er sich statt solcher Lobsprüche lieber Post von seinem Freund wünscht (Z.24 - 2 8 ) . Xl : Rhadenos, der inzwischen nach Konstantinopel zurückgekehrt ist; vgl . TinnFreund 216 ( Z A f. , 27) . III. Hss : A 137', beginnend mit ii1tEQ E0�uiIlE9' , Z . 5 . Das vorausgehende Folio ist verlo rengegangen (vgl . LC II,33 , Fußnote ) . Da der folgende Brief in der Hs die Nr . 5 (gr. E ' ) trägt ( L166/T156) , kann man vermuten, daß vorliegender Brief die Nr. 4 trug. Zwischen L165 und L166 ist in der Hs eine kurze «Sentenz» eingeschaltet (vgl. dazu 1/1, S. 66 f. , Nr. 1.7. 1 ) . Der vollständige Brief L165 steht i n U 285\ Nr. 281. IV. 1 W. : . . . ßEATiov . . . 1tQU�Etv. 2 Sc. die Bürger von Thessalonike, der Heimatstadt des Kyd. 3 W. : U1tUTll , eig. Trug. 4 W. : . . . öv i] yfj Tl . . . ElVUI. 5 W. : . . . AEtJXi] n� . . ' yivEcr9m crTu91l1l . Zur Bedeutung der Redensart « eine weiße Richtschnur sein » vgl . T102, A . 1 8 . =
171 - A N TARCHANEIOTES L: 174; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel ( ?) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: August 1376; wI: Tarch aneiotes hat inzwischen geschrieben, und Kydones lobt ihn wegen der Sym pathie, die er für Rhadenos bekundet, warnt ihn aber davor, das zu glauben, was Rhadenos lobend über Kydones selbst gesagt hat. Eine Pestepidemie in Thessalonike hat auch Angehö rige und Freunde des Tarchaneiotes dahingerafft. Trost bringe der Gedanke, daß die Trauer zu vertiefter innerer Einkehr führen könne. Mehr noch als vor der Pest müsse man sich vor der gegenwärtig herrschenden Tendenz hüten, den einzigen Lebenswert nur noch im Mate riellen zu sehen .
Nicht für dein menschliches Format ! allein, das alle dir bestätigen, son5 dem auch für deine Freundschaft, und / zwar für vollkommenste, er brachtest du einen Beweis . Denn daß du Rhadenos zugetan bist, einem rechtschaffenen Mann, ist kennzeichnend für einen gerechten Menschen, der denen, die es verdienen, ihre gute Gesinnung ! lohnt, und wenn du sagst, er gelte dir ( noch ) mehr als Freund, weil er von uns gekommen sei und durch seinen Bericht über uns viel von deiner Trauer2 gelindert habe, scheinst du die alte Freundschaft erst recht vertieft zu haben; behauptest du doch, allein die Erwähnung unserer Person genüge dir als Trost. / 70
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Wollte ich also nur auf meine eigene Annehmlichkeit bedacht sein, (dann) würde ich wohl j enen seine Lobsprüche vortragen lassen, dich aber glau ben lassen, was er sagt. Denn so würdest du mich sogar noch mehr schät zen, in der Überzeugung, ich sei ein Weiser und einer, der zu Großem fähig ist. Nun aber, da ich es für ungerecht halte, daß mein Wohlergehen dir Nachteil bringt, entschied ich, nicht zu verschweigen, was nach meiner Überzeugung dir nützen wird, wenn du es weißt: In Rhadenos wirst du durchaus einen um Wahrheit bemühten Menschen finden; / er liebt sie ja sogar mehr, als es seinem Alter gebührt. Wenn er aber auf mich zu spre chen kommt, nimm dich in acht, daß er dich nicht täuscht. Denn an (die Regel) « Jedes Maß ist das Beste » 3 zu denken, wird ihm dabei von der Freundschaft nicht gestattet, sondern selbst wenn er alle überzeugen könnte, ich sei allen überlegen, freut er sich, als würde er selbst den Ruhm dafür ernten . Es ist ihm aber auch gleichgültig, wenn j emand , der mich besser kennt, zugegen ist und ihn / widerlegt. Höre also nicht auf diesen , wenn er etwas über mich sagt, weil du glauben (kannst), daß seine Lobre den dem Affekt, nicht vernünftiger Überlegung entspringen . Du magst ihn freilich mit leichter Hand widerlegen, wenn du willst. Denn wenn er sich zu übermäßigem Lob hinreißen läßt, frage ihn: « Warum eigentlich hast du, der du (ihm so) gern zuhörst, nicht an dem festgehalten, der dich , wie du sagst, mit schönen Reden erfreuen kann, sondern bist so schnell wie die Dürstenden am Ätna 4 an ihm vorbeigelaufen5 ? » Dann wird er verstum men / und gezwungen sein, eine Palinodie6 zu singen, wenn er die Wahrheit sagen will. Es mag ihm j edoch gestattet sein, mir in anderer Hinsicht Gutes nach zusagen . Wenn er (also) meint, ich sei der Rhetorik zugetan und der Philo sophie ergeben, scheint er etwas (Richtiges) zu behaupten . Die Wissen schaft der Römee aber und die ausländische Weisheit soll er mir nicht ein mal erwähnen, wenn er von mir spricht, nicht als ob sie Schande brächten, wenn einer ihnen zugetan ist und sie erlangen kann, sondern damit er nicht / unversehens viele zum Krieg gegen mich reizt, die allein für Makedonien und Thrakien die Philosophie in Anspruch nehmen und leugnen, daß man sie außerhalb ihrer Grenzen antreffen könne. Ich wundere mich aber auch, daß er zu dir sagte, ich hätte Muße für die wissenschaftlichen Studien, mir aber von deiner Bemühung um diese nicht berichtet hatte, wie sie sich wunderbar durch deinen Brief erkennen ließ ; so sehr kündete seine Anmut, daß du mit Demosthenes völlig vertraut bist. 71
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35 / Wenn ich daher schmerzlich berührt bin von der Pest, wegen der Freun
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de, die von ihr geschlagen sind, und wegen aller Schrecken8 , die, wie du sagst, dein Haus von diesem Unheil erlitten hat, so ziehe ich doch all dem deine Fortschritte vor und behaupte, daß j ene Epidemie dir größeren Ge winn als Schaden gebracht hat. Denn wenn du aus Furcht vor ihren Wogen und auf dem Rückzug vor den damit einhergehenden Stürmen bei den Wissenschaften vor Anker gegangen bist / und in ihnen so viel, wie man sehen kann, gewonnen hast, kann man das wohl ein größeres Glück als j edes (erfolgreiche) Handelsgeschäft nennen! Ich glaube aber, daß auch deine Gesinnung besser, nicht nur deine Sprache lieblicher geworden ist. Denn wenn allein das Gedenken an den Tod 9 viele zur Besonnenheit ge langen ließ und statt eines Lehrers zur Philosophie führte, wieviel bewir ken wohl (dann erst) Gräber von Freunden, die man vor Augen hat, Be gräbnisse von Kindern, Klagen um Verwandte, Tränen und Jammer, von denen jedes Haus / voll ist, und (das Gefühl), daß man nicht einmal selbst hoffen kann, (noch) bis zum Abend zu leben ? Von diesen (Ereignissen) wird, glaube ich, sogar der Unerschütterliche überwältigt, und er wird al les, worum er sich eifrig bemühte, als lächerlich verachten, auf das allein Beständige sinnen und das suchen, was allein, wenn man es findet, statt allem (anderen) genügt. Wenn nun sogar viele alltägliche (Menschen) gro ßen Gewinn von solchen (Erfahrungen) haben, was soll man (dann nicht erst) von den Ernsthafteren sagen, / die stets bemüht sind, mit Anstand zu leben, (und) zu denen dich seit langem alle einmütig zählen würden? Da du also dies erlebt hast, kann ich wohl getrost sagen, daß du große Fortschritte in der Philosophie und Frömmigkeit gemacht hast, zumal jetzt, da zwar nichts anderes von außen und von der Natur her uns be drohte und unsere Grundsätze änderte, vielmehr allein das, was von uns selbst und unserer niedrigen Gesinnung, muß man sagen, oder / Habsucht herrührt - denn von Ruhm- und Herrschsucht möchte ich (schon gar) nicht reden - sowie davon, daß allein die Tugend in unseren Städten ohne Ansehen ist, die ihr gebührende Ehre aber auf schändlichste und den Ge setzen feindliche Bestrebungen übertragen worden ist; diese Tatsache reicht aus, j eden vernünftigen Mann zu überzeugen , daß man versuchen muß, nicht weniger als vor der Pest sich vor denen in acht zu nehmen, die j etzt den maßgeblichen Einfluß haben, die Städte, wo solche Willkür herrscht, / mehr zu meiden als die Dörfer, wo man notwendig krank wird, sich einzuschließen und das Seinige zu tun , (zugleich aber) der VORSE72
BRIEF
Tl? !
HUNG ZU danken, wenn man im Verlauf eines Tages von jenen Tieren in keiner Weise behelligt !O wird. Da du dies also weißt, verlaß dich auf dich selbst und lege der Betrübtheit ob dieser Ereignisse als Heilmittel die Ver nunft auf. Denn ich weiß , daß diese bei dir stark genug und durch (das Studium der) Bücher gegen das Schicksal genügend gerüstet ist. Wenn du also / mit j enen Zwiesprache führst, wirst du, glaube ich, der Trostsprü- 65 che von außen wenig bedürfen . Wenn du aber glaubst, auch meine Worte könnten dir etwas nützen, sollst du wissen, daß du etwas Schwaches und Unbedeutendes liebst . Dennoch, zur Verfügung steht es dir, was ich zu bie ten habe. K I. OKyd: Kyd. befindet sich an seinem gewohnten Aufenthaltsort, von dem Rhadenos wieder nach Thessalonike zurückgekehrt ist (Z.7; vgl . T170, X l ) . E, OE: Vgl . T170, E , OE . D: TinnFreund 239, Nr. 1 8 . Pest 1375/76: SchreinChron I 619; II 3 1 l . I I . BKyd: Kyd. warnt seinen Freund, d a s Positive zu glauben, d a s Rhadenos i h m über ihn erzählt hat, da jener voreingenommen sei (Z.6 - 25 ) . Es sei allenfalls zutreffend, daß er, Kyd . , um d a s Studium der Rhetorik u n d Philosophie bemüht s e i (25 - 27 ) . Er spielt darauf a n , daß seine Neigung für die abendländische (scholastische) Wissenschaft nach wie vor von vielen bekämpft wird, deren kultureller Horizont nicht weiter reiche als die eigene Landesgrenze (Z.27 - 32) . BE: Der Briefstil des Tarchaneiotes zeigt, daß er sich intensiveren Studien hinge geben hat (Z.32 - 3 5 ) . Er hat zwar durch eine Pestepidemie Verwandte und Freunde verloren, ist aber durch das Ereignis weiser geworden und hat sich mehr als zuvor dem Geistigen zuge wandt (Z.35 - 52 ) . Xl : Rhadenos, wegen seines Charakters von Kyd. gelobt (Z.5 f. ) , ist in zwischen von einem kürzeren Aufenthalt in Konstantinopel (dazu TinnFreund 216) nach Thessalonike zurückgekehrt und hat bei Tarchaneiotes das Lob des Kydones gesungen (Z.7 - 11, 15 - 2 1 ) . Kyd . kritisiert indirekt, daß jener ihn schon wieder verlassen habe (Z.2224) . Er hat auch etwas über des Kyd. Beschäftigung mit der abendländischen Wissenschaft verlauten lassen; dies möchte ihm Kyd. aber lieber untersagen, weil es ihm von einigen Ba nausen verübelt werden könnte (Z.27 - 32) . ZG: Kyd. kritisiert die engstirnige Beschränkung einflußreicher Landsleute auf die eigene Denk- und Kulturtradition (Z.29 - 32 ) , vor allem aber die Verwilderung der moralischen Grundsätze gerade bei den führenden Männern des öffentlichen Lebens in den Städten (Z.52 - 60 ) . Ep: Kyd. antwortet auf einen Brief des Tar chaneiotes, in dem dieser von Rhadenos und seinem Bericht über Kyd . erzählt hat (Z.4 - 8 ) . Zur Deutung des Stils s . 0 . , BE. III. Hss: A 141' - 142', Nr. 13; U 294v - 296', Nr. 290. IV. 1 Jeweils Wiedergabe von gr. UQcTT] , das mit «Tugend » nicht immer passend übersetzt werden kann (Z.4 und 6) . 2 Zum Grund der Trauer s . o . , BE . 3 Zitat aus Ps. -PyrhAurCarm, V. 3 8 . 4 Loenertz konnte d i e Herkunft dieser Wendung nicht nachweisen . I n anderem Zusam menhang erscheint der Ätna sprichwörtlich bei Libanios , Briefe , ed. R . Foerster, Leipzig 1921/1922, Nr. 770 (Bd. 10,694,16) ; Nr. 1312 (Bd . 11,374,20) .
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
5 Gemeint ist wohl: Rhadenos war so kurz in Konstantinopel, daß er dort gleichsam nur an Kyd . vorbeigelaufen ist. 6 Zum Begriff vgl . T9, A . 8 ; II2, Index, 661 (gemeint ist: Widerruf) . 7 Vgl . T169, BKyd, BE, am Schluß . 8 W. : Geschosse. 9 W. : IlVTH111 8avuwu. Geläufig ist die Wendung IlEAi;'tll 8avuwu, vgl . Gregoire de Na zianze, Discours 27 - 3 1 , ed. P . Gallay/M. Jourjon, Paris 1978 ,86 ( or. 27, § 7, Z . 15 ) , nach PlPhd 81a; T64, A . l4; J. A. Fischer, MEAE'tll 8avuwu . Eine Skizze zur frühen griechischen Patristik, in: Wegzeichen, Festgabe H. Biedermann, Würzburg 1971, 43 - 54. 10 W. : gebissen . =
Gruppe 3: Datierbare Briefe der Liste LC II, 490, Nr. X 172 - AN KALOPHEROS L: 167; OKyd: Konstantinopel; E: Ioannes Laskaris Kalopheros; OE: Bei Papst Gregor X I . , d e r sich i n d e r Zeit v o m 13 . 9. 1376 - 17. 1 . 1377 a u f d e r Reise von Avignon n a c h R o m befin det; D: Ca. November 1376; wl: Beschwerde über die häufigen Ortswechsel des Kalopheros, die ein zutreffendes Adressieren der Post unmöglich machen . Klage über die innen- und außenpolitische Notlage des Reiches; Bitte, durch Intervention beim Papst wirksame Hilfe gegen die Türken zu erreichen.
Wenn du (schon) befiehlst, dir häufig zu schreiben, und uns wie Steuern 5 / Briefe auferlegt hast, müßtest du selbst auch (dort) bleiben, wohin wir
dir schreiben könnten . Jetzt aber verhältst du dich so ähnlich, als ob du ein Vogel wärest, deine Flügel geschwinder als gewohnt gebrauchtest und dann von uns verlangtest, dir zu Fuß zu folgen, uns aber Strafe androhtest, wenn wir zurückblieben . Denn wir haben keinen Boten, um dir zu schrei ben, da wir die Orte nicht kennen, wo du dich aufhältst. (Zwar) standen auch jetzt (Überbringer) zur Verfügung, aber ich schien ihnen keinen Ver10 stand zu haben, da ich es unternahm, einem zu schreiben, / der (meinen Brief) nicht erhalten würde. Da ich aber fürchte, dir wieder Strafe verwirkt zu haben , wenn ich die « Zahlung» unterlasse\ schreibe ich, obwohl ich glaube, daß eher alle (anderen) als du den Brief lesen werden . Wisse also, daß wir persönlich zwar gesund, aber mit dem Staat ge meinsam krank sind; von ihm sagt man << nichts Heilige s »2 . Denn die Tür ken, das alte Übel, setzten uns stärker zu, übermütig geworden durch das 74
BRIEFE T171 - 172
Bündnis mit dem j ungen Kaiser gegen seinen Vater . / So erhielten sie auch Kallipolis als Lohn dafür und noch viel anderes von unserem Besitz dazu; obendrein noch scheffelten sie so viel Geld, daß man es kaum zählen könnte, und behaupten (doch), sie hätten noch nicht genug Entgelt für ihre Hilfe erhalten; vielmehr befehlen sie uns auch (noch) alles, und wir müssen ihnen in allem gehorchen oder, wenn wir eine ihrer Anordnungen mißbilligen, mit Haft rechnen . Zu solcher Macht sind j ene, / wir aber zu solcher Sklaverei gelangt. Hinzu kam aber auch der Streit der Genuesen mit den Venezianern . Denn j enen hatte der Kaiser die Abtretung von Tene dos versprochen, als er nach seiner Flucht aus dem Gefängnis bei ihnen war. Die Venezianer aber hatten jene Insel zuvor erobert, und jetzt haben sie mit Mauern, Lebensmitteln , Truppen, Waffen und allem, was immer eine Festung uneinnehmbar macht, diese und zugleich die Insel gesichert; sie ließen / die Besatzung zurück und segelten ab, in der Hoffnung, im Frühj ahr mit vielen Schiffen zurückzukehren. Den Geriuesen aber ist es unmöglich, selbst Ruhe zu halten, während ihre Widersacher im Besitz von Tenedos sind. Denn sie glauben, sie würden so aus dem Schwarzen Meer mit seinen gewinnbringenden Handelsplätzen3 vertrieben werden, und das wäre für sie noch schlimmer, als wenn man sie mit Gewalt aus ihrer Vaterstadt verbannen würde . Daher sinnen sie auch darauf, mit Drei ruderern und (anderen) Schiffen\ mit Belagerungsmaschinen und allem, was für den Krieg / erfunden worden ist, die Insel zu belagern . Sie bedrängen aber auch den Kaiser, mit ihnen gemeinsam den Krieg zu führen ; an dernfalls, sagen sie, (sei es erwiesen,) daß er mit den Venezianern über ihren Raub im Einvernehmen sei und ihnen j ene vorziehe. Und der Kaiser, der den Verdacht scheut, willigte ein, ihnen in ihrem Kampf beizustehen, beschafft nun trotz so großer Armut Waffen, Geschosse, Kriegsmaschinen und Schiffe und sieht sich gezwungen , Söldner zu bezahlen, was für ihn / unmöglicher als gar das Fliegen ist! Was mich nun veranlaßt, dies, mag es auch so bestellt sein, (noch) fü r geringfügig zu halten, sind die Krankheiten im Inneren : Es leben j a noch der Vater und die Brüder des Kaisers, in unentrinnbarer Haft gefangen . Doch sogar die Wächter des Zeus5 erscheinen uns harmloser als das, was wir befürchten 6 . Deshalb sind die Menschen am Abend darauf gefaßt, beim ersten Morgenstrahl eine Neuigkeit zu hören , am Tage aber, die Nacht werde ihnen eine schlimme Nachricht bringen . / So sind alle in Gefahr, wie in einem Sturm unterzugehen . Denn sie sind ja nicht einmal fä75
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
hig ZU leben, wenn man sie in Ruhe ließe; was soll (dann erst) aus ihnen werden, wenn sie ringsum von Kriegsgeschehen umwogt sind ? In dieser Lage gibt es nur eine Hilfe : die von der Kirche7 und ihren Chri sten; doch haben wir es aufgegeben, auf sie zu hoffen, da anscheinend ein Dämon oder vielmehr unsere Sünden 8 ihr entgegenwirken. So behindern 45 diese (Hilfe), / erweisen aber auch dich, obwohl du es nie an Bereitschaft zum Handeln hast fehlen lassen, als glücklos und ohne Erfolg. Wir haben aber weder das Recht, die Hoffnung aufzugeben und nur zu klagen, noch darfst du, vom Schwindel erfaßt, deine Bemühungen für das Vaterland aufgeben. Wohlan, wenn du den Ehrgeiz in dieser Angelegenheit für etwas Gutes hältst, geh zum gemeinsamen Vater9 , sprich mit ihm über die Notla50 ge seiner Kinder - zur rechten Zeit / weilst du j a bei ihm - , und überrede ihn, selbst wenn es nötig wäre, sich ein wenig zu demütigen lO , die kleinli chen inneren Zwistigkeiten zu überwinden und gegen die Feinde Gottes , die auch seine eigenen sind, die Hand der Kirche z u lenken . D a s wird ihn zum Vater und Herrn aller machen und ihm viel Ruhm bei den Menschen, (noch) größere Zuversicht aber vor Gott einbringen . K I. OKyd: Der Bericht Z . l 1 H. ist aus der Sicht eines in der Hauptstadt Weilenden verfaßt. E: Daß der in der Überschrift genannte Kalopheros identisch mit Ioannes Laskaris K . ist, geht aus den bekannten Daten seiner Vita hervor . Zu dieser sind außer EszKal die dazu ver faßte Rezension von D. Jacoby, BZ 64 ( 1971 ) 378 - 3 8 1 sowie für den Zeitraum des Briefes noch JacCal zu vergleichen . OE: Gemäß Z.48 ff. vermutet Kyd. seinen Briefpartner an der Seite des Papstes, sc. Gregors XI. Die Unsicherheit über seinen Aufenthaltsort ( Z . 6 - 1O) er klärt sich vor allem aus der Tatsache, daß (gemäß EszKal 216) der Papst zwischen dem 13. 9. 1376 und dem 17. 1 . 1377 unterwegs von Avignon nach Rom war. Eine Übersicht über die vorausgehenden Reisestationen des Kalopheros gibt PLP 10 732. D: Gemäß JacCal 204 erwähnt Kyd. in diesem Brief Ereignisse, die auf Oktober 1376 zu datieren sind. Dies sind 1 . die (formelle) Abtretung von Kallipolis an die Türken ( Z . 15; BarkMan 461) , 2. der Fall von Tenedos in die Hände der Venezianer (Z .22f. ; BarkMan 459; NicVen 313), 3. die Einkerke rung Ioannes' V. und seiner Söhne Manuel und Theodoros durch Andronikos IV. (Bark Man 28; SchreinChron II 3 16f. ) . Einerseits scheint gemäß Z . 3 6 - 40 der Schrecken dieses Ereignis ses noch einigermaßen frisch zu sein; andererseits ist von der Eroberung der Insel Tenedos bis zu den Z.26ff. erwähnten Gegenmaßnahmen der Genuesen ein gewisser Zeitraum anzu setzen, so daß der Brief nicht vor November, vielleicht auch erst im Dezember, geschrieben sein dürfte. Loenertz denkt sogar erst an Winter 1376/77. H. BKyd: Kyd. ist persönlich bei guter Gesundheit, fühlt sich aber durch die politische Lage beunruhigt und bedrückt ( Z . l 1 - 13 ; über seine kritische Einstellung gegenüber dem Usurpator Andronikos vgl. I/l, 32) . Xl : Der « j unge Kaiser» ( Z . 14 ) , Andronikos IV. , aus dem Gefängnis entflohen (Z .22; über die Umstände vgl . I12, 441 m. A.7 f. ; Loenertz zur Stelle ) ,
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seit 12. 8. 1376 Usurpator auf dem Kaiserthron. Er hat sich mit den Türken gegen seinen Vater Ioannes V. verbündet, hat ihnen zum Lohn Kallipolis abgetreten und sie außerdem reichlich mit Geld und anderen Geschenken bedacht; ihre Macht und ihr Einfluß in Byzanz wurden dadurch erheblich gesteigert ( Z . 13 - 20; vgl . BarkMan 30) . Ferner hatte Andronikos den Genuesen die Insel Tenedos versprochen , als er nach seiner Flucht aus dem Gefängnis bei ihnen weilte (Z.21 f. ; über seine Haft und Flucht BarkMan 24; das Versprechen wurde durch den Vertrag vom 23 . 8 . 1376 eingelöst, BarkMan 29) . Da aber im Oktober Venedig die Insel eroberte, kam es zum Krieg, dem sog. Chioggia-Krieg, zwischen Venedig und Genua (Z.20 - 30, dazu BarkMan 29 f. ; BalGen I 8 8 - 9 1 ) , in dem Andronikos sich wegen des Vertra ges gezwungen sah, auf der Seite Genuas zu kämpfen (Z.30 - 35 ) . Der Usurpator hat seinen Vater und zwei Brüder eingekerkert, und man muß täglich Schlimmeres, also die Ermordung der Häftlinge, befürchten (Z.36 - 40 ) . X2: Kaiser Ioannes V. Palaiologos ( Z . 14.36; vg!. X l ) . X3, X 4 : D i e B rüder des Andronikos (Z .37) , s c . Manuel und Theodoros (BarkMan 28) , mit dem Vater eingekerkert. X5: Der « gemeinsame Vater» der Christen (Z.48 f. , vg!. 43) , Papst Gregor XI. ( 1370 - 1378 ) , von dem Kyd. Hilfe gegen die Türken erhofft. Kalopheros soll da bei als Vermittler tätig werden (Z.48 - 54) . Anspielung auf den Fehlschlag der bisherigen Ver suche Gregors X I . , einen Türkenkreuzzug zu organisieren (Z.43 f. ; ,-:gl . dazu LuttGreg) . ZC: Zu der von Kyd. beklagten Notlage des Reiches vg! . die Ausführungen unter X1- X5, ferner I/1, 26 f. Zu beachten ist auch die Anspielung auf die schlechte wirtschaftliche Situation (Z.33 - 3 5 ) , zudem zu erkennen aus der Tatsache, daß von einer Goldwährung keine Rede mehr ist und Geld wie selbsrverständlich als agyuglOv bezeichnet wird ( Z . 16) . Ep: Kyd . spielt auf einen Wunsch des Freundes an, er möge ihm häufig schreiben; dieser setzt einen Brief des Kalopheros voraus ( Z .4 f. ) . III. Hss: A 138'\ N r . 6 ; U 288'- 289', Nr. 283 . Ed: KydEpCam Nr. 25 . Üb: Ebd. (frz. ) ; EszKaI 216 - 2 1 8 , N r . 6 (dtsch . ) ; P . Charanis, The Strife Among the Palaeologi and the Otto man Turks, 1370 - 1402, Byz 16 ( 1942/43 ) 286 - 3 14, hier 297 f. (Teilübersetzung, eng! . ) ; Den Reign 39 (Teilübers . , eng! . ) ; NicVen 313 (Teilübers . , eng! . ) . IV. 1 W. : . . . J.l i] liixT]v cr01 1tll A lV Atmov , i] v ,u�lV O
<<
4 W. : 'Q1T] gEcrt xai vaucrl . Eszer übersetzt: « . . . mit Galeeren und anderen (Transport-) Schiffen » , Cammelli : « . . . avec des trieres, des navires . . . » Zu Schiffstypen der Genuesen Bal Gen II 546 ff. 5 Anspielung auf PlPrt 321d: Prometheus hatte den Menschen die zum Leben notwendi ge praktische Weisheit mitsamt dem Feuer geschenkt, nicht aber die politische Weisheit, die
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Zeus in seiner unzugänglichen Burg verschlossen hielt. In diesem Zusammenhang fällt der begründende Satz: rrQo� Öl; Kui ui ,1.to� <j>UAUKUi <j>oßEQui i)cruv . Hier bedeutet das Wort <j>UAUKUi zweifellos "Wächtef» , während im Kontext des Briefes eher an Gefängnisse zu den ken wäre. Eine solche Übersetzung wäre aber wegen des platonischen Kontextes unzutref fend (Eszer: " . . . der Kerker des Zeus» ; Cammelli richtig: " . . . la garde de Zeus » ) . 6 Kyd . spielt wohl auf die Gefahr an, die Gefangenen könnten ermordet werden. 7 Es verdient Beachtung, daß Kyd. hier die Kirche Roms entsprechend seiner Überzeu gung als " die Kirche» schlechthin bezeichnet. 8 Zum Zusammenhang von Katastrophen als göttlicher Strafe und Zurechtweisung für die Sünden der Menschen vgl. z . B. Hunger I 262 - 264 (dort für die Chroniken) . 9 Aus dieser Bezeichnung des Papstes ist z u entnehmen, daß Kyd. i n ihm das Oberhaupt aller Christen sieht. 10 Grammatisch auf Kalopheros wie auf die Kirche Roms zu beziehen; es ist aber wohl die letztere gemeint. Kyd . erwartet also auch vom Papst ein gewisses Entgegenkommen , wor in dieser bereits eine Demütigung sehen könnte.
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AN DEN PHILOS OPHEN KYR! GEORGIO S GABRIELOPULOS
L: 130; OKyd: Konstantinopel; E: Georgios Gabrielopulos Kydones; OE: Mitylene, Les bos ; D: Ca . Juni 1377 Juni 1379; wl: Freude über die Rückkehr des Freundes n ach langer Reise in das Gebiet des Reiches; begründete Ablehnung erbetener Fürsprache in einer prekä ren Eheangelegenheit. -
Mein Herr, mein Gebieter, mein Bruder ! . Ich freute mich zuvor, weil ich vom Hörensagen erfuhr, du seist zurückgekehrt und nach Mitylene ge kommen, später aber auch, weil du selbst die Kunde durch den Brief be stätigtest. Die Erzählung von deinem Aufenthalt in der Fremde also sei auf die Zeit des Beisammenseins verschoben ! Denn es wäre wohl angebracht, das Trauerspiel (mit Klagen und Tränen zu besprechen. Ich glaube aber, daß es auch) genug Stoff für die Künste der Melitene hergeben würde2 • 10 Jetzt aber freue ich mich, nicht nur über deine Rückkehr, / sondern weil auch der Onkel des Kaisers einen Mann sehen wird, nach dem er sich schon längst sehnte; du aber wirst bei einem Mann weilen, der klug, be sonnen, wahrhaftig, tapfer, zum Herrschen über Menschen wohl befähigt und (somit einer) ist, von dem du (zwar) früher in der Philosophie Platons gehört hast, (wie) du ihn j etzt (aber) kaum in Wirklichkeit zu sehen ver5
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B RIEFE
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muten könntest. Wenn ihr euch also aneinander freut, möchte ich, daß ihr auch im besten Sinne an mich denkt. Was aber Ioannes betrifft, so wünsche ich / und bin dafür, daß er alles 15 Gute erlangt. Vielleicht aber könnte ich zu seinem gegenwärtigen Glück etwas beitragen; für seine Hochzeit jedoch soll er sich einen anderen Brautführer suchen. Ich bin aber auch nicht in der Lage, den Patriarchen zu seinen Gunsten umzustimmen . Denn weder habe ich mit jenem je ge sprochen, noch habe ich vor, dies zu tun. Aber er selbst soll auch nicht glauben, daß der (Metropolit) von Mitylene ihn wegen der ablehnenden Haltung des Patriarchen / Kyr l Philotheos hindert, sondern weil der (Me- 20 tropolit) von Mitylene damals hier zugegen war, als er selbst sich mit jener Frau verlobte, und die Vorgänge genau kennt. Vielleicht aber ist er3 auch ein Verwandter von ihr oder von Glyky s . Aber auch der (Metropolit) von Mitylene hat hier Verwandte, und die Frau redet diesen täglich zu, dem Metropoliten zu schreiben, ihn (nicht) 4 (an der Heirat) zu hindern . Er soll also, wenn er etwas vermag, persönlich den (Metropoliten) von Mitylene überzeugen, wenn er / die (Erlaubnis zur) Heirat erlangen will. Die Ange- 25 legenheit j edoch vor den Patriarchen zu bringen, ist für ihn nicht unbe denklich . Denn notwendigerweise muß j ener zuerst die fragen, die (über den Fall) Bescheid wissen. Und wenn das geschieht, sind es dreihundert, die ihn laut anklagen! D ies habe ich zu meiner Verteidigung gegen deinen (etwaigen) Einspruch gesagt, weil ich nicht nur keine Chance sehe, in die ser Angelegenheit zu intervenieren, sondern sogar, vernünftige Vorschläge zu machen5 . K I. OKyd: In der Nähe des Patriarchen, also in Konstantinopel ( Z . 17.25 ) . E: Ober die Identität des Gabrielopulos s. 1/2, 3 1O f. , BE. OE: Mitylene (Z.6) . D: Die Datierung des Brie fes ist abhängig von der Frage, wer der Patriarch ist, bei dem Kyd. in der Heiratsangelegen heit Fürsprache einlegen soll. Dieser kann nicht mit Philotheos Kokkinos ( 1353 - 1354, 1364 - 1376 ) , erwähnt Z . 19 f. , identisch sein, da dieser in der Sache bereits eine klare (negati ve) Position eingenommen hatte ( . . . 8ul 1:r,v EVcr1:UcnV . . . , Z . 19 ) , der Z.25 erwähnte Patri arch sich aber erst noch informieren muß (Z.25 f. ) . Ferner trifft die Behauptung, Kyd. habe nie mit dem Patriarchen geredet (Z.17 f. ) , für Philotheos nicht zu, dem er ja gemäß 1/2, 403 , A.25 sogar zu seinem zweiten Patriarchat verholfen haben will. Es muß also ein Nachfolger des Philotheos gemeint sein . Daß es sich um Makarios, den ersten Nachfolger des Philotheos nach dessen zweitem Patriarchat handelt, wird durch die Bemerkung Z . lO gesichert, wonach auf Lesbos ein "Onkel des Kaisers» sich über die Anwesenheit des Gabrielopulos freut. Fran cesco I. Gattilusio, der Herrscher von Lesbos , ist der Onkel Andronikos' IV. , unter dem Ma-
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
karios Patriarch war, nach Darrouzi�s (DarPatr 2682, Date) von ca. Juni 1377 - Juli 1379. Doch kommt der letzte Monat des Patriarchen nicht mehr in Frage, wenn man den Sturz des Andronikos auf 1 . Juli 1379 ansetzt (s. BarkMan 35) . II. BKyd: Kyd . fühlt sich nach wie vor mit E befreundet und freut sich über seine Rück kehr in byzantinisches Gebiet (5 - 10) . Seine Ratschläge in der Heiratsangelegenheit beweisen seine Umsicht und Vorsicht. BE: E ist nach längerer Reise in das byz. Reichsgebiet zurückge kehrt und hält sich auf Lesbos bei Francesco I . Gattilusio auf. Auf negative Erfahrungen des G. während seines Aufenthaltes «in der Fremde» spielt Z . 8 f. an. Xl : Der « O nkel des Kai sers » : Francesco I . Gattilusio, der gemäß 112, 558 m. A.6 und 7 mit einer Schwester Ioannes' V. verheiratet war, somit durch Heirat « Onkel» der Kinder Ioannes' V. - Kyd . , der ihn sehr schätzte (vgl . 1/2, 557 ff. ) , läßt ihn hier geradezu als platonischen « Philosophenkönig» er scheinen ( Z . lO - 13 ) . X2: Ein gewisser Ioannes, der sich auf Lesbos bei Gabrielopulos auf hält. Patriarch Philotheos und der Metropolit von Mitylene haben seine Heirat mit einer Frau, mit der er bereits verlobt ist, offenbar aus kanonischen Gründen abgelehnt. Gabrielo pulos hat sich für ihn bei Kydones verwendet, aber Kyd. sieht keine Möglichkeit, den derzei tigen Patriarchen Makarios für eine Genehmigung der Heirat zu gewinnen ( Z . 14 - 29 ) . X3: Über die Identität des Z . 17 und 25 erwähnten Patriarchen mit Makarios s . o . , D. X4: Patri arch Philotheos, Z.19 f. (s. o . , 0 und X2) . X5: Der zur Zeit des Patriarchen Makarios amtie rende Metropolit von Mitylene ( Z . 19 f.22.24) , identisch mit dem 1370 bezeugten Malachias (PLP 16 492) ? S . auch X2. X6: Die Verlobte des Ioannes, die sich offenbar zur Zeit des Briefes in Konstantinopel aufhält, wo sie die Verwandten des Metropoliten von Mitylene zur Für sprache in ihrer Angelegenheit überreden will (Z.21 - 24) . Z.21 f. scheint auf ein (die Ehe ver bietendes ?) Verwandtschaftsverhältnis zwischen ihr und ihrem Verlobten hinzuweisen . X7: Ein gewisser Glykys (Z.22, PLP 4252) . Seine Erwähnung im Kontext erscheint nur sinnvoll, wenn er der in X6 genannten Frau verwandtschaftlich so nahe stand, daß die von Kyd. ver mutete Verwandtschaft des Ioannes mit ihm als Ehehindernis von Bedeutung sein könnte. Ep: Brief von Gabrielopulos an Kyd . , in dem dieser seine Ankunft auf Lesbos mitteilte (Z.6 f. ) . Der uns erhaltene Brief des Gabrielopulos an Kyd. (ediert in LC 1 173) kann mit die sem nicht identisch sein. Er erwähnt die Ioannes-Angelegenheit nicht und setzt auch sonst eine andere Situation voraus. Loenertz datiert ihn mit Fragezeichen auf 1371/72. III. Hs: a 62"; vgl . dazu LC I , Vi f. Lit: Die Ausführungen zu diesem Brief in TinnGeorg 161, A.2 sind durch die nunmehrigen Überlegungen im Kommentar überholt. S. auch das Regest bei DarPatr 2679, das auf vorliegendem Brief beruht (Bezug: Die Bemerkung über die Ablehnung der Heirat durch Philotheos, Z.19 f. ) . IV. 1 Die sonst i m Briefcorpus des Kydones fehlende Anrede verdankt ihre Erhaltung wohl der separaten handschriftlichen Überlieferung, die vielleicht auf das Brieforiginal zu rückgeht, das Georgios erhalten hatte. Der respektvollen Anrede als « Herr und Gebieter>' folgt die als «Brude r » , die auf ein wie auch immer geartetes Verwandt- oder Schwäger schafrsverhältnis zu Kyd. schließen lassen könnte, auf das ja auch der zweite Zuname des Gabrielopulos, Kydones (vgl. 112, 3 10 ) , zu schließen n ahelegt. Eine Anrede enthält auch der in der gleichen Hs überlieferte frühere Brief des Gabrielopulos (LC I 173 ) , in der aber eine Bezeichnung wie «Bruder» o. ä. fehlt. Entsprechend enthält auch der Titel des Briefes die eh renvolle Anrede « Kyr>' (vgl. dazu T22, A . l ) ; ferner wird der Patriarch als « Kyr>' bezeichnet (Z.20) .
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BRIEFE T173 - 174
2 Die in spitze Klammern gesetzte Passage ist die Übersetzung eines Konjekturvorschla ges von Loenertz, mit dem die zweifellos verderbte Stelle sinngemäß geheilt wird. Ferner be merkt Loenertz, Melitene sei vermutlich eine Frau gewesen, die sich auf Moirologia (Lieder der Totenklage) verstanden habe. 3 « Er» kann sich nicht auf den Metropoliten beziehen, weil dieser im folgenden Satz mit « Aber» eingeführt wird . Daher kann hier nur von Ioannes die Rede sein; vgl . X6. 4 Im Text steht « ihn zu hindern » . Da « ihn» sich nur auf Ioannes beziehen kann, scheint mir die Einfügung von « nicht» unumgänglich. Loenertz nimmt allerdings am überlieferten Wortlaut hier keinen Anstoß . 5 W. : em:i 1tQOC; auto t0 1tQuYlla ou Ilovov A.EYEtv, an' ouo/; A.oyU:;E0-9ai n 0-)(01..1'] . . . .
174 - A N KAI S E R ANDRONIKOS L: 154; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Andronikos IV. Palaiologos; OE: Konstantino pel; D: 1377; wI: Bezugnahme auf ein Gespräch mit dem Usurpator am Vortage; entschiede ne Zurückweisung des Ansinnens, in seine Dienste zu treten; Ankündigung einer Reise zum Papst nach Rom; Versprechen, sich dort für die Belange des Reiches einzusetzen und bald zurückzukehren.
Als ich am gestrigen Tage mit dir gesprochen hatte, Kaiser, / überkam 5 mich nach der Unterredung eine sonderbare Empfindung. Denn solange du selbst sprachst, ich aber zuhörte , glaubte ich das Gesagte zu verstehen und wähnte bereits, mich an jemanden halten zu können, der mir in der besprochenen Angelegenheit nützlich sein könnte . Als du aber endetest und ich nach Hause zurückkehrte, wollte ich unterwegs das Gesagte über denken und herausfinden, worauf es wohl abzielen wolle. Es stand aber miteinander nicht im Einklang, und / (das eine) schien mir so weit vom 10 Ziel entfernt zu treffen, daß es mir geradezu unmöglich erschien, mit die sem j enes zu erreichen . Da ich es nun für unsinnig hielt, daß du so Wichti ges blindlings und aufs Geratewohl gesagt haben könntest, dachte ich noch einmal darüber nach und ging das Gehörte durch, in der Absicht, es zusammenzufassen und in der Abfolge der Worte ein Ziel zu finden. Als ich es aber oft versucht hatte und sich dennoch nichts ergab , sondern das Gesagte, j e mehr ich versuchte, es festzuhalten, desto / mehr sich entzog - 15 wie aus den Fingern rinnendes Wasser, je mehr man es zusammendrückt - , kam ich schließlich zu der Überzeugung, daß entweder ich zu der Zeit an scheinend im Schlaf jene Unterredung geführt hatte und es deshalb kein Wunder ist, wenn mich, als ich daraufhin erwachte, die Traumgesichter 81
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verließen, oder daß du im Besitz einer wunderbaren Kraft das Tun der Gaukler in deinen Reden nachahmst und den Nebel, den j ene über die Augen ausbreiten, / so über die Seele ausgießt, daß es scheint, als seien, solange du redest, deine Worte lebendig, in Bewegung und geeignet, die Zuhörer zu überzeugen, wie wenn sie etwas besagten, als bliebe aber, so bald du aufhörst, bei deinen Zuhörern nicht der geringste Eindruck zu rück. Was also deine Redekunst betrifft, so gibt es niemanden, den du nicht aus der Fassung bringen würdest, da du geradezu ein Daidalos der Worte ! bist und Reden anzubieten hast, die seinen Wundergebilden ganz ähnlich sind. / Denn jene bewegten sich sofort, wenn sie gestaltet waren, und woll ten bei denen, die sie gekauft hatten, ohne Fesseln nicht bleiben2; so ent schwindet das, was du sagst, schnell, ich-weiß-nicht-wohin und läßt deine Zuhörer mit leerem Kopf zurück. Du solltest aber gegenüber deinen Fein den, nicht bei deinen Freunden diesen Kunstgriff anwenden . Denn wenn du jene doppelt überwältigen könntest, mit Waffen und / Worten , könn test du wohl Ruhm ernten . Nach den strategischen Regeln darf man die Feinde ja auch überlisten . Mit Freunden aber auf diese Weise zu reden, sollte man als schändlich und ungerecht vermeiden, denn du darfst ihnen, wie mit Waffen, so auch nicht mit Worten Schaden zufügen; ja, du bist vielmehr nicht (einmal) ohne Tadel, wenn du ihnen nicht in j eder Hinsicht Wohltaten erweist. Da ich also in meinem Anliegen3 keine Förderung aus deinen Worten erhielt, wäre es gerecht, wenn auch ich selbst nicht / um eine Verteidigung deiner Worte bemüht wäre, sondern entweder vieles, wie es mir gerade einfällt, daherredete und meinerseits nur mit Geschwätz deine Ohren überschüttete oder durch Schweigen den Eindruck erweckte, als hätte ich gar nichts gehört. Da ich es aber für kindisch halte, mir den Anschein zu geben, als wolle ich nun mein Spiel mit dir treiben, will ich j ede Maske von den Worten abnehmen und, soweit ich es kann, dir meine Meinung ganz deutlich sagen : Ich kann einer deiner Diener wohl niemals werden, solange ich bei Verstand bin, / da es nicht einmal einen Grund gibt, der mich zu solcher Ehr losigkeit treiben könnte . Denn Geld habe ich reichlich, das durch Gottes Gnade meinen täglichen Bedürfnissen genügen kann, und ich halte es für geschmacklos, über die von allen mir erwiesene Ehre hinaus noch größere zu suchen . Die aber, die du versprichst, wird offenbar die vorhandene be einträchtigen, da sie mir unter der Bedingung der Knechtschaft gegeben 82
BRIEF
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wird. Ich werde mich auch keinesfalls überreden lassen, gegenwartlg (noch) in der Stadt zu bleiben, sondern ich werde / zum Papst nach Rom gehen . Ich schäme mich nämlich, daß ich ihm, der mich durch Gesandte und brieflich schon zweimal eingeladen hat, nicht gehorsam war, ihm, dem mehr als allen Gesetzen der Gehorsam aller wie eine Ehrengabe vor behalten ist, da seine hohe Stellung ihn fordert4 • Allerdings war er ohne dies auch schon vorher mein Freund und bewahrt mir bis jetzt seine Zu neigung; dies zeigt er, indem er privat und öffentlich mit lobender Rede meiner gedenkt. / Es wäre also undankbar, da doch ich mit Zeichen der Gunst anfangen müßte, diese nicht einmal zu erwidern und mich sogar durch seine Einladung nicht bewegen zu lassen, obwohl mich hier keinerlei gleichwertige Gründe festhalten. Zudem hat jener noch versprochen, der Sache der Rhomäer werde meine Reise zu ihm von höchstem Nutzen sein . Wenn daher ein (möglicher) Vorteil für mein Vaterland mich veran lassen könnte, hierzubleiben, so kann ich doch, wenn 'ich dorthinkomme, meinen Mitbürgern nützlicher sein. / D u solltest mich also nicht nur nicht hindern, sondern mich sogar, wenn ich bleiben wollte, darum bitten, die Abreise zu beschleunigen5 . Deswegen also werde ich gehen, wenn nicht der Tod mir zuvorkommt und meine Absicht vereitelt. Wenn ich aber die Reise unternommen, dem gemeinsamen Vater seinen Wunsch erfüllt und mich seiner Gegenwart er freut habe, die denen, die sie erfahren, unbedingt aufs höchste frommt, werde ich in die STADT zurückkehren. Denn ich liebe sie als die Schönste der Städte, / als Heimat und deshalb, weil sie eine große Zahl meiner Freunde beherbergt, die ich, wie es natürlich ist, allen Gütern vorziehen würde. Bilde dir also nicht ein, mich mit Versprechungen und Redegewalt an dieser Reise hindern zu können, sondern da sie (nun einmal) unbedingt stattfinden muß, sage es frei heraus, wenn auch du selbst von dort etwas brauchst. Denn ich selbst werde dort wie ein Freund um deine Angelegen heiten besorgt sein, und der Papst würde niemandem lieber als mir / willfahren, wenn ich ihn diesbezüglich um etwas bitte . Wenn ich aber den ERLÖSER gnädig finde und heimkehre, dann werde ich auch dir und der Stadt für die Dauer meines Lebens verbleiben und den Nutzen, den ich , wie du sagst, dir und j enen, die sich an mich wenden, bringen kann, euch in vollem Maße zukommen lassen. Ja, ich werde sogar, wenn ich zurück kehre, dem Staat nützlicher sein, da meine Reise mir größere Erfahrung in dieser Hinsicht einbringen wird . Dies sichere ich allerdings nur zu, inso83
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weit es einem Menschen möglich ist, das, was er tun wird, vorauszusagen, 70 ein Lebewesen, / das von Natur aus wie aufgrund der äußeren Gegeben
heiten vielfacher Unsicherheit unterworfen ist6 • Ich habe ausdrücklich ge sagt, was ich denke, und du wirst nicht behaupten können, auch ich hätte dir Rätselhaftes erzählt. K I. OKyd: Anspielung ZA4. OE: Der Bezug auf das am Vortage erfolgte Gespräch (ZA) setzt Anwesenheit an demselben Ort voraus. D: Der Brief setzt die Anwesenheit des Papstes (Gregors XL) in Rom voraus, muß also gemäß TIn, OE einige Zeit nach dem 17. 1. 1377 verfaßt sein, eher früher als später, da Andronikos mit seinem Vorschlag an Kyd. wohl nicht allzulange gewartet hat. 11. BKyd: Der Brief ist ein eindrucksvolles Dokument des Mutes und der Charakterfestig keit. Kyd . zögert nicht, dem Kaiser, der mit Gewalt die Macht übernommen hat und der ihm durchaus gefährlich werden könnte, das zu sagen, was er über ihn denkt, und ihm seine Dienste rundheraus zu verweigern. Die Absicht, nach Rom zu Papst Gregor Xl. zu reisen, wird zwar deutlich ausgesprochen (44 f. ) , ist aber keineswegs als einziger Grund der Absage zu verstehen . Allerdings stellt Kyd. in Aussicht, sich in Rom für Andronikos und seine Sache einzusetzen, und nach seiner Rückkehr ihm und dem Staat dank der gesammelten Erfahrun gen in besonderem Maße nützlich zu sein (52 - 54, 63 - 69 ) . Hierin mag man einen gewissen Widerspruch zur vorausgehenden entschiedenen Absage (Z.39 f. ) sehen; doch schränkt Kyd. selbst diese Perspektive wieder durch Hinweis auf die Unsicherheit alles Menschlichen ein (Z.69 f. ) , vielleicht in der Hoffnung, daß auch die Herrschaft dieses Usurpators nicht von allzu langer Dauer sein wird. BE: Der älteste Sohn Ioannes' V. ist in eindrucksvoller Weise als unklarer und verschlagener Charakter gekennzeichnet, vor allem Z . 14 f. 18 - 22.23 - 3 3 . Of fenbar hatte er gehofft, Kyd . wegen dessen länger andauernder gespannter Beziehung zu sei nem Vater um so leichter für sich gewinnen zu können, und sich in dieser Hoffnung nicht als guter Menschenkenner erwiesen . Xl : Papst Gregor Xl. (vgl . T150, X3 ) ; er hat Kyd. bereits zweimal eingeladen, einmal durch Gesandte (sc. die in T150, Xl genannten) , einmal durch einen Brief; gemeint ist das in Avignon am 1 8 . 3. 1375 aufgegebene Schreiben (vgl. lI1, 30 mit A.161; zur richtigen Datierung des Briefes s. u . , Korrekturen und Nachträge, S. 228, zu S. 30), hier ZA5 f. Über seine hier erwähnte Freundschaft z u Kyd . ( Z A 8 - 50) vgl . T150, X3 . ZG: Bis zum Tod Gregors Xl. im J. 1378 gab Kyd . die Hoffnung nicht auf, daß die Kurie Byzanz in seiner Bedrängnis durch die Türken zu Hilfe kommen könne, hier Z.52 - 54 . 64 f. Ep: S . o . , X l . III . (frz . ) .
Hss : A 154v - 155", Nr. 11; U 242'- 244', Nr. 243 . Ed: KydEpCam Nr. 24. Üb: Ebd.
IV. 1 I n PlPhdr 266e wird ein gewisser Theodoros von Byzanz a l s Aoy08ui8uAO<; bezeichnet, in Anspielung auf den kunstfertigen Athener, der vor allem auf Kreta wirkte. 2 PlMen 97d. 3 W. : 1tQo<; tOV (fX01tov. 4 Hier 7.eigt sich Kyd . als entschiedener Verfechter des päpstlichen Primats, getreu seiner Konversion zur römischen Kirche (vgl. lI1, 15 f. ) .
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5 W. : 1tQocrE�EA.auvCtV, das gemäß LSc nur intransitiv belegt ist. 6 Auf die Unsicherheit der menschlichen Situation spielt Kyd. wie PIEp XIII 360d auch in L28 1 , 1 6 f. an.
175 L: 161; OKyd: Konstantinopel; E : Ioannes Kyparissiotes; OE: Rom; D: 1377/78; wl: Ironi sche Anspielung auf Tendenzen des Adressaten, in Rom zu bleiben; Vermutungen über den Grund seines Schweigens; eigene Reisepläne.
Wegen der Rückkehr wirst du mit dir selbst zu Rate gehen und gewiß herausfinden, was zu tun ist; / kannst es doch nicht verfehlen, da die Sieben Weisen! mit dir darüber nachdenken! Denn ich bin überzeugt, daß dich jetzt nicht weniger Ratgeber umstehen, als es auf dem Areopag gege ben hat, und dir an alles andere eher als an die Rückkehr zu denken ge statten. In dieser Sache also möge das den Ausschlag geben, was dir von größerem Nutzen ist. Es war jedoch nicht gerecht, daß du dich auch dar über hast beraten lassen, ob es sich gezieme, mir zu schreiben; du solltest mir vielmehr zwangsläufig schreiben und die schwätzen lassen, die dir / den Rat geben, auch dies zu vermeiden . Du aber hast anscheinend auch das ihrer Entscheidung unterworfen und dich eidlich verpflichtet, (nur) dann zu schreiben, wenn jene es befehlen2• Denn sonst wäre es bei der gro ßen Zahl von Leuten, die von dort kommen, nicht möglich, daß niemand berichten konnte, er bringe mir von dir einen Brief. Dennoch werde ich, selbst wenn die Dialektik dieser Männer bis zu solchem Grade Macht über dein Denken gewonnen hat, es zwar dabei bewenden lassen, daß du ungerechterweise anderen gefällig bist, dich aber gegen uns verfehlst. / Denn vielleicht würdest du j etzt sogar einen Krieg gegen uns führen, um jenen gehorsam zu sein . Sende (uns) aber wenigstens einen abschließenden Brief, der (uns) mitteilt, daß du beschlossen hast, nicht mehr zu schreiben, damit wir so erfahren, daß wir der Verachtung verfallen sind, und auch selbst verstummen. Über meine Lage gibt es nichts Neues. Ich lebe wie gewohnt, sitze da und « blicke hin auf das weinfarbene Meer » 3 und halte Ausschau, wer zu den Tyrrhenern\ wer nach Rom segeln will. Jetzt aber hängen wegen der / Venezianer die Steuerruder aller über dem Rauchfangs . Nach dem Aufgang der Plej aden aber wird es den Seeleuten und uns mit ihnen freistehen, in alle Lande zu reisen. 85
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K l. OKyd: Anspielung Z . 17 - 19. E, OE: CydEpCam 99 hatte den nicht genannten Adres saten mit Manuel JI. Palaiologos identifiziert. Dagegen spricht aber, wie R . -J. Loenertz, Ma nuel Palt':ologue et Demetrius Cydones, Remarques sur leurs correspondances, EO 36 ( 1937) 285, Nr. 12 (zu diesem Brief) gezeigt hat, Z . 1 8 f. : Kyd. erwartet zweifellos ein Schiff, das nach Rom fährt, damit es seinen Brief an E mitnehmen kann. Dort aber ist Manuel nie gewesen. Damals nahm Loenertz gegen Cammelli an, der Brief sei an Kalopheros gerichtet, der sich seit 17. 1 . 1377 (s. TI72, OE) mehrfach in Rom aufhielt (EszKaI 6 8 - 73 ) . Andererseits ist aus einer vatikanischen Quelle (vgl . dazu DentKyp 24 -2 8 ) bekannt, daß auch Ioannes Kyparis siotes (vgl. zu ihm T87, BE) damals, bereits seit 1376, an der Kurie lebte und dort mindestens bis Dezember 1377 verweilte. Erst TI78 ,9, geschrieben nicht vor 1378 , scheint seine Rück kehr nach Konstantinopel nachzuweisen (dazu DentKyp 29) . Nun paßt aber die Situation des Adressaten weit mehr auf Kyparissiotes als auf Kalopheros, da Kalopheros keineswegs an der Kurie so seßhaft war, wie dies für E angedeutet wird. D: Die Anspielung auf die Vene zianer (Z.19 f.) setzt die Situation des Chioggia-Krieges ( 1376/ 8 1 ) voraus. Innerhalb dieser Zeitspanne ergibt sich die genauere Datierung aus der Zeit der Anwesenheit des Kyparissio tes in Rom (s. E, OE) . JI. ZC: Kyd. erhofft sich Z.20 f. freie Fahrt auf den Meeren nach dem Aufgang der Pleja den, also gemäß TinnFreund 217, A.34 ab Ende Mai. Loenertz verweist zur Stelle nur auf den bekannten Plan des Kyd . , seine Heimat zu verlassen (vgl. T174, BKyd) ; damit ist aber noch nicht die Frage beantwortet, welche konkrete Hoffnung Kyd. mit dem Aufgang der Plejaden verbindet, aber eine Antwort scheint unmöglich, da das gemeinte Jahr des Aufganges (am wahrscheinlichsten allerdings 1378) doch einigermaßen unsicher bleibt. III. Hss: A 158", Nr. 18; U 249", Nr. 250. Ed: KydEpCam Nr. 36. Üb: Ebd. ( frz . ) . IV. 1 Z u den « Sieben Weisen» vgl . T 8 1 , A.33 . Wenn E sich, wie oben ausgeführt, tat sächlich in Rom aufhält, können seine Berater nur Männer an der Kurie sein, die ihn offen bar zum Bleiben bewegen wollen. Darauf weist auch die Anspielung auf ihre «Dialektik» hin (Z.13 f. ) . Die Beherrschung der Dialektik kennzeichnete die abendländischen Philosophen in besonderem Maße; vielleicht spielt Kyd. darauf an. 2 Natürlich eine Hyperbel, die aber der Verärgerung des Kyd. über die Ergebenheit des Adressaten gegenüber gewissen Leuten an der Kurie beredten Ausdruck gibt. Das muß nicht befremden, wenn man bedenkt, daß seine Verehrung außer dem Papst in Rom nur wenigen gilt (vgl. unten, T178, 59- 62) . 3 Zum Zitat s. T47, A . 1 3 . 4 Ursprünglich Bezeichnung d e r Etrusker, d i e d e r lydische Königssohn Tyrrhenos nach Etrurien geführt haben soll; steht hier für Italien bzw. dessen Westküste. 5 Zu dieser sprichwörtlichen Wendung s. T36, A.9.
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AN KALOPHERO S
L : 418; OKyd: Konstantinopel; E : Ioannes Laskaris Kalopheros; OE: Peloponnes, Andru s a ( ? ) ; D: 1377, vor September, oder 1378; wI: Entschuldigung für bisher versäumtes Schrei-
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ben mit der Schwierigkeit der Zustellung von Briefen während des Krieges zwischen Genua und Venedig. E mpfehlung des Briefboten AgalIon. Bitte um Fortsetzung der Korrespondenz.
Wieder' wird mein bis j etzt dauerndes Schweigen dir, ich bin überzeugt, Anlaß zu Klagen / über mich geben. Denn du wirst sagen, daß ich in der Zahlung des Brieftributs säumig war; darin aber wirst du den Beweis se hen, daß wir dich gar vergessen haben ! Doch sage ich dir, daß du mit dieser Anklage keineswegs recht hast. Denn wenn es j emanden gibt, der von hier zur Peloponnes reiste und bei dir ohne Post von mir erschien, bleibe bei der Anklage; denn dann besteht kein Zweifel, daß sie erfolgreich für dich ausgehen wird . Wenn aber die Schiffahrt ebenso wie der Landweg / durch den Krieg der Kaufleute behindert wurde, wie wäre es da gerechtfertigt, mir das, was Genuesen und Venezianer verschuldet haben, vorzu werfen ? Eine andere, gerechtere Verteidigung für unser Schweigen als diese wirst du also, glaube ich , nicht verlangen, da ich au's diesem Grund auch selbst nicht zürne, daß zur gleichen Zeit auch du selbst uns nicht ge schrieben hast. Denn Rechenschaft für das zu verlangen, was nicht in un serer Macht steht, geziemt sich weder für mich noch für dich, sondern dafür / sind andere Ursachen zu suchen, für unsere Gesinnung aber sei die Vergangenheit der Maßstab , in der du, wie alle wissen, sogar gegen deine Brüder für mich Krieg geführt hättest, mir aber niemals etwas wichtiger war als deine Belange . Was du aber über unsere Situation wissen mußt - denn ich bin über zeugt, daß du stets um deine Vaterstadt besorgt bist - , wird dir alles ge nau der gute AgalIon auf Fragen hin erzählen, / da er über die passende Redegabe verfügt, um diese Tragödie zu beschreiben. Obwohl er bei allen beliebt ist und es viele gibt, die ihn mit Recht zum Bleiben hätten überre den können, hielt er das Exil für angenehmer als die Freundschaften2 hier und glaubte, es werde statt all dieser Dinge für ihn nur eines geben : deine Freundschaft und Verwandtschaft. Nimm ihn also wie schon viele andere gut auf! Schreibe aber auch uns, wenn du Briefboten findest, was wir, wie du weißt, über / dich wissen wollen, da es von dir nach dem Hörensagen schöne, große und dir geziemende Dinge zu berichten gibt, Taten, die nicht hinter den früheren zurückbleiben, die uns aber doch noch größere Freude machen, wenn du selbst uns darüber berichtest. Denn unsere Trauer, nicht bei dir zu sein , wird nicht geringe Linderung finden, wenn wir deine Stimme vernehmen . 87
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K 1. OKyd: Anspielung Z.17- 19. E: Vgl . Tl72. OE: Über den Aufenthaltsort zur Zeit des Briefes (jedenfalls Peloponnes, Z.7 f. ) vgl. EszKal 68 m. A.281. D: Gemäß EszKal 68f. hielt sich Kalopheros vor September 1377 (Reise an die Kurie) auf der Peloponnes auf. Im J. 1378 weilte er erneut zeitweilig dort (EszKal 72) . Die Anspielung auf den Chioggia-Krieg ( Z . 10 f. ) gibt den weiteren zeitlichen Rahmen (vgl. T175 D, ZG) . Ferner spielt Kyd. gemäß Loenertz (zur Stelle) mit dem Wort «Tragödie » (Z.20) auf die Kerkerhaft Ioannes' V. an (vgl. Tl72, Xl; BarkMan 28, A.67) . II. X l : AgalIon, der Überbringer des Briefes ( Z . 19 f. ) , ein Verwandter des Kalopheros (Z.23 ) , trug gemäß LC I 188,ll f. den Vornamen Ioannes und den weiteren Zunamen Dukas und war der Sohn der Schwester Eudokia des Kalopheros (vgl . auch D . Polemis, The Dou kai, London 1968 , 82, Nr. 36 und PLP 104) . Kyd. zeigt ihn in sehr positivem Licht (Z.20 - 23 ) . III. Hss: A 5 ' , Nr. 6; U 5v - 6', N r . 7. Ed: KydEpCam N r . 20. Üb: Ebd. (frz. ) ; EszKa1 218 220, Nr. 7 (dtsch. ) . IV. 1 «Wieder » bezieht sich auf die entsprechende Situation, die Tl72 voraussetzt. 2 Statt «Freundschaften» hatte Kyd. hier ursprünglich geschrieben « schlimme Lage » (xuxwv ) . Durch die Korrektur wird der Bezug zur im folgenden erwähnten Freundschaft des AgalIon mit Kalopheros hergestellt.
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AN TARCHANEIOTE S
L: 176; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel(?) Tarchaneiotes; O E : Thessalonike; D : Ca . Mai 1378; wI: Zurückweisung des Vorwurfes, nicht geschrieben zu haben; Stellungnahme zur Bitte um Hilfe bei Ausstellung eines Chrysobulls zugunsten des Freundes.
Warum hast du behauptet, ich hätte dir j enen vortrefflichen Brief nicht 5 beantworten wollen ? / Denn ich würde mich nicht wie ein Freund beneh
men, würde ich schweigen, wenn der Freund mir schreibt, und es wäre höchst unfein , sich von der erwiesenen Schönheit solcher Worte nicht be zaubern zu lassen. Uns zwang aber auch die Freundschaft zum Reden; die Musenkunst deines Briefes forderte uns sogleich heraus, einen Gegenge sang anzustimmen, und haben wir auch nichts Gleichklingendes und Ge fälliges zu singen , so geraten wir doch durch deine Weisen in Schwingun10 gen, wie man es von den Steinen beim Klang der Lyra / Terpanders er zählt l . Deshalb habe ich sofort geschrieben und gab den Brief dem guten Kutales, von dem ich wußte, er würde dir und mir mit der Überbringung einen Gefallen erweisen. Wenn er aber, trotz seines Versprechens , ihn zu zustellen, säumig war, wollen wir ihn beide bestrafen, denn seine Unzu verlässigkeit gereicht uns beiden zum Schaden . So weit also reicht seine Verfehlung. 88
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Im übrigen aber höre auch du auf, mein Guter, dich an der Arithmetik, der edelsten der / Wissenschaften2, zu vergehen und den einen Brief eigenmächtig für drei zu rechnen. Damit erhöhst du meine Schuld und forderst Zinsen für etwas , was du nicht gegeben hast, oder, was noch « bescheide ner » , um nicht zu sagen unverschämter, ist: Du forderst von uns, einen Brief zu schreiben, der deinen dreien gleichwertig sein soll. Das ist nicht nur ungerecht, sondern gehört bereits zu den Dingen, die uns ganz und gar unmöglich sind. Denn erstens haben wir so viele (Briefe) nicht erhal ten , zweitens wird dir auch für deinen einen Brief nichts, was von uns kommt, gleichwertig sein, / auch wenn man mir freistellte, mich die ganze Zeit darum zu bemühen. Daher tun wir den Freunden kein Unrecht, wenn wir ihnen in etwas, was uns unmöglich ist, nicht ihren Willen tun; würden wir doch auch, wenn wir arm wären, reichen Freunden kein Unrecht tun, wenn wir sie nach unseren Möglichkeiten bewirteten . Wenn du aber dar auf bestehst, als Lohn für deine Lobreden auf uns Briefe von uns zu for dern, hast du, ohne es zu bemerken , etwas gesagt , was dir, sie zu fordern , verbietet. Denn Gegengaben müssen einen wahren, nicht einen erlogenen Anlaß haben; / über die Lüge ist ja auch von den Gesetzen Strafe verhängt. Du aber wirst, wenn du mein Lob singst, zweifelsfrei dabei ertappt, wie du die Wahrheit verläßt. Nimm daher entweder vom Lob etwas weg und er warte (dann) von uns, was du zu haben wünschst, oder verlange nicht, wenn du versuchst, unsere (Vorzüge) maßlos zu übertreiben, (auch noch) Lohn für deine Verfehlungen . Ich freute mich aber sehr, daß du wahrhaftig glaubst, Amarantos sei mir noch zu Diensten, und ich hätte ihm in einer dich betreffenden Ange legenheit / einen A uftrag zu geben. Er aber gehört nicht zu den neun Archonten3 , sondern ist unmittelbar dem unterstellt, der alles zu bestimmen hat\ und wenn jener keine Lust (dazu) hat, erfährt der Kaiser von diesem die Angelegenheiten der Bittsteller, und er selbst setzt dann die Gebühren fest. Du aber schläfst und träumst davon, Kronos sei noch an der Herr schaft" wenn du meinst, ich hätte wie einst zu befehlen, Amarantos aber zu gehorchen, der mich in Wirklichkeit kaum eines Wortes würdigt. / Darum steh auf und << nimm das Dunkel von den Augen, daß du deutlich er kennst einen Gott wie auch einen Mann » 6 . Aber auch so stand ich nicht furchtsam abseits , sondern ging hin und bat, er möge dir mit möglichst vielen Worten und Wendungen das Chrysobull absichern7 . Ich hörte aber, daß es schon geschrieben und jetzt bei dir sei; was aber die rhetorischen 89
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Wendungen betreffe, so sei es in O rdnung. Diese hätten nämlich bei der 40 Ausstellung die Verfasser dir zuliebe sogar mehr / als gewöhnlich verwen
det. Die kunstreichen Schmiede dieser (Klauseln) äußerten aber die Be fürchtung, wenn jetzt alles, wie Heraklit sagt, im Flusse sei 8 und nichts Bestand habe, könne dies (dem Dokument) seine Wirkung schmälern . Der Hades aber hat den Wunsch geäußert, du möchtest in derselben Angele genheit noch um einen zweiten und dritten Brief bitten . Denn das werde ihm viele Tote, von denen er sich täglich nährt, bescheren9 • K 1. OKyd: Die Bitte um Vermittlung beim Kaiser läßt auf Konstantinopel schließen (Z.29 f. , vgl. auch 3 0 - 44) . E, OE: Vgl. Tl71, E , OE. D: Die Datierung wird begründet durch Identifizierung des in Z.37 erwähnten Chrysobulls mit Urkunde Nr. 149 der Sammlung P . Lemerle, A. Guillou, N . Svoronos, D. Papachryssanthou, Actes de Lavra III, Paris 1979; vgl . 1/1, 220, A . 14. 11. BKyd: Zur hier (Z .28 ff.) vorausgesetzten geminderten Macht des Kydones vgl . T174, BKyd. BE: Zur Briefkunst des Tarchaneiotes vgl. 1/1, 218 m. A . lO. Zum erwähnten Chryso bull s . o . , D. Xl : Kutales, Briefbote, der versagt hat, nur hier ( Z . 1 0 - 12) ; PLP 13 615. X2 : Amarantos (Z.29.34 ) , ehemals Kyd. untergeben, jetzt zweitrnächtigster Mann nach dem Kai ser (vgl . PLP 751 ) . X3 : Vgl . AA. X4: Ein Kaiser ( Z .3 1 ) , zweifellos Andronikos IV. ; vgl . BKyd . X5 : « Kronos» , vgl. A.5. ZC: Vgl . BKyd, A.9. Ep: 1. Ein Brief des Kyd. an E, der offenbar nicht angekommen ist (Z.lO f. ) . 2. Zwei Briefe von E an Kyd. ( Z A f. : Brief und Mahnbrief) . 111. Hss : A 142'", Nr. 15; U 296v - 297" Nr. 292 . IV. 1 112, 678, Index s. n. Terpandros von Lesbos. 2 Nach PlPlta 525a - 526c führt die Arithmetik, wenn man sie um der Erkenntnis willen betreibt, zur Wahrheit. Daher sollten die Besten (äQtc)"1:m) in ihr unterwiesen werden. Wohl in Anspielung auf diese Stelle nennt Kyd. sie 1:T]v uQicHllv 1:iOv ElnO"1:11lliOv. 3 Anspielung auf das oberste Beamtenkollegium im athenischen Staat. Auch DemOr 18, 112 ( Cor 264) verwendet den Begriff « neun Archonten» bereits bildlich für eine hohe staatliche Position . Allerdings scheint Kyd. hier mit dem Bild etwas anderes sagen zu wollen. Die « neun Archonten » scheinen die hohen Staatsbeamten zu sein, die bisher ihm zu gehor chen hatten. Jetzt aber hat sich das Machtgefüge (unter Andronikos IV. ) verändert: An seiner Stelle ist nun ein anderer der erste Mann nach dem Kaiser (6 mlnu O"1:QE<jlOJV, vgl. A A ) ; diesem i s t Amarantos m i t ziemlich weitreichenden Machtbefugnissen unterstellt, i s t also mehr als einer der « neun Archonten » . 4 W. : . . . Eu8u<; IlE1:U 1:0V rrUV1:U O"1:QE<jlOV1:U 1:E1:UX1:Ut. Zum Begriff 6 rrUV1:U O"1:QE<jlOJV vgl . 1/1, T34, A . 3 : Gemeint ist der oberste Staats lenker. Dort wird auch auf die hier bespro chene Stelle Bezug genommen . Allerdings ist die dort geäußerte Meinung, der Kaiser selbst sei hier gemeint, zu widerrufen. In Z . 3 1 wird der Kaiser sowohl von jenem wie von Amaran tos ausdrücklich unterschieden . Der Name dieses ersten Mannes scheint nicht überliefert zu sein (vgl . LNB 38, s. n. Amarantos; er spricht nur von einem unbenannten « chef» der Kanzlei) . =
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5 Tertium comparationis für die Bezeichnung Ioannes' V. als « Kronos» ist der Gedanke seiner Absetzung durch Andronikos IV. analog zur Absetzung des Kronos durch Zeus. 6 Bei HomIl 5 , 127 f. sagte Athene zu Diomedes: «Und auch das Dunkel nahm ich dir von den Augen . . . , daß du deutlich erkennst einen Gott wie auch einen Mann » (Übers. Schade waldt ) . 7 Z u diesem Chrysobull s . o . , D . Bemerkenswert i s t h i e r d e r Hinweis a u f d i e rhetorische Ausschmückung des Dokuments. 8 Der Originalausspruch Heraklits, überliefert durch Kleanthes, nach dem später auch das bekannte « 1t av 'ta QEi» formuliert wurde (frühe Belege: Aristoteles, De caelo 298 b29; Simplikios, Kommentar zu Aristoteles, Physik, ed. H . Diels, Bd. 2, Berlin 1895, S . 1313, Z . l l ) , lautet gemäß Heraclitus, Editio Maior, ed. M . Marcovich, Merida/Venezuela 1967, 194 (FrgAO) : IIo'tUIlOicrt wicrtv uln;oicrtv EIlßuivoucrtv E'tEQU xui E'tEQU 6DU'tU E1ttQQEl. Hier (5.194 - 214) fi nden sich auch alle in der Literatur formulierten Anklänge an das Zitat, z . B . PIKra 402a . 9 Anscheinend gibt hier Kyd . seinem Freund den Rat, auf weitere Anfragen in der Ange legenheit des Chrysobulls zu verzichten, da diese gefährlich sein könnten . Der Rat erscheint als sarkastisch gemeintes Begehren des Hades nach dem Gegenteil.
178 - AN KALOPHERO S L: 190; OKyd: Konstantinopel; E: Ioannes Laskaris Kalopheros; O E : R o m ; D: N icht lange nach 20. 9. 1378; wl: Enttäuschung über das Ausbleiben eines Briefes mit Nachrichten über das Befinden des Freundes und über das abendländische Schisma; Schwierigkeit der Zustel lung eigener Briefe an den Freund wegen seiner Reisen; Bitte um Intervention bei Papst Ur ban VI. zugunsten eines Tü r k en k reu zzug es ; Lob des Kardin als Agapitus Colon n a .
Niemals hätte ich von dir erwartet, d u würdest schweigen I , wenn du jemanden hast, der zu uns kommt. / Ich hoffte vielmehr, du würdest ihn 5 als Chance wahrnehmen und über dein Befinden schreiben - denn dar über etwas zu hören, ist mir wichtiger als alles andere - , aber auch über die befremdlichen Ereignisse bei euch, die alle Christen beunruhigen, weil nunmehr sogar ihr Fundament ins Wanken gerät, die am meisten aber uns erschütterten, da sie selbst unsere schwachen Hoffnungen auf Hilfe zer störten. Nun aber kehrte der gute Ioannes zu uns zurück und / erklärte, 10 als ich ihm einen Brief von dir abforderte, er bringe keinen mit. Du kannst dir wohl vorstellen, daß er so unsere Verzagtheit über die vorausgegange nen Ereignisse (noch) verschlimmerte . Nun weiß ich zwar, daß du nicht geschrieben hast, weil du mich für irgendein Schweigen2 bestrafen willst, denn du hättest dich, da du gerecht bist, nicht entschlossen, jemanden zu bestrafen, den du für unschuldig hieltest. Aber erstens wäre es nicht nötig gewesen, wenn jemand emen 91
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Fehler beging, diesen nachzuahmen; du hättest dich vielmehr, wie du es 15 gewohnt bist, an das Geziemende halten und eher im Gegenteil / durch
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einen Brief das Schweigen wettmachen sollen; so hättest du uns durch die Tat der Fahrlässigkeit überführt. Ferner wußten wir auch nicht genau, an welchen Aufenthaltsort wir dir schreiben sollten . Denn zur Peloponnes, von wo wir etwas Genaues über dich hätten erfahren können, kann man j etzt weder zur See reisen noch Briefe schreiben, und wer von dort kommt, meidet den Hafen der Großen STADT mehr als die Lakedaimonier den Keadas 3 ; so sehr ist dem Kaiser und / den Rhomäern wegen des Argwohns gegen die Venezianer das Land verhaßt. Von anderer Seite aber war gewiß nichts über dich zu erfahren. Wie hätte man also jemandem schreiben können, dessen Aufenthaltsort auf Erden gänzlich unbekannt war, zumal deine «Flügel » 4 uns selbst am Schreiben hinderten, wenn wir gewollt hät ten ? Denn wozu hätte man sich plagen sollen, es bei einem zu versuchen, der sich bald in Italien aufhält, bald über die Alpen reist, von dem bald / Kunde kommt, er weile bei den Hyperboreern, der aber (dann) plötzlich in Ägypten unterwegs ist, die Pyramiden besichtigt, sich genötigt sieht, auf dem Nil und über die Katarakte zu Schiff zu fahren und keinen Ehrgeiz besitzt, irgendwo zu bleiben ? Rechne uns also das Schweigen nicht an, sondern übertrage von uns auf dich selbst die Schuld; dann hast du den gefunden , den du mit größerem Recht als uns bezichtigen kannst. Dennoch werden wir zukünftig versuchen, uns in dieser Hinsicht zu bessern - / wenn wir nur einen finden könnten, der zu dir unterwegs ist! Schreibe aber auch selbst bei j eder sich bietenden Gelegenheit, da du wohl weißt, daß ich einen Brief von dir mehr schätze als alles an Wohltaten, was du mir erweisen könntest! Und würdest du mir auch alles schenken, dies aber schweigend tun, so würde mein Urteil über dich lauten, dein Unrecht an mir durch das Schweigen sei größer als die durch deine Gefälligkeit empfangene Wohltat. Oder mißgönnst du uns die Nachrichten über dich, da so Schönes / und Herrliches alle von dir berichten, unter anderem über deinen Einfluß beim HöchstenS, deine Ehrungen von seiten der Besten , dein Ansehen bei allen! Denn solche Dinge klingen uns zwar auch ange nehm, wenn sie von anderen erzählt werden, angenehmer aber würden sie uns erscheinen, wenn sie durch deine Zunge noch zusätzliche Anmut er hielten. Dieser Freude also wirst du uns, wenn du gerecht handeln willst, nicht berauben, da Gott deine Seele, die Gott liebt und der Philosophie ergeben ist6 , auch / mit äußeren Vorzügen geschmückt hat, mit Weisheit, 92
BRIEF T17S
meine ich, mit wissenschaftlicher Bildung, Redegabe und allem, wodurch ein Mensch vollendet ist und erscheint. Da er aber wünschte, daß deine vortrefflichen Eigenschaften auch ande ren nützlich werden sollten, hat er sie noch zusätzlich durch die Vergabe einer einflußreichen Stellung verstärkt und sie in den Dienst des Höchsten und Mächtigsten gestellt, der in der Überzeugung, daß du unter vielen (wahrhaft) ein Mann bist, in all seinem Tun keinesfalls / auf deinen Rat verzichten will . Du tätest recht, die Gelegenheit zu nutzen und den Ge meinsamen Vater zu bewegen, er möge sich der Söhne, denen der Unter gang droht, erbarmen und seine Fürsorge auch den Christen hier zuteil werden lassen. Eine Gelegenheit aber wie keine andere bietet sich j etzr7 , da die außerhalb der Mauern Wohnenden alle Sklaven der Türken sind , die innerhalb aber von Armut, Zwietracht und unzähligen anderen Mißstän den aufgerieben werden und allein nach der / Hilfe, die von den Christen kommt, Ausschau halten. Wenn du den Papst zu dieser bewegen kannst, wirst du alle, die j emals etwas Edles getan haben, übertreffen; denn du wirst die Menschen hier retten und das Abendland von Zwietracht befrei en, da du die Geldgier gewisser Leute wie einen Strom nach dem O sten ablenkst. Denn j etzt schwelgen sie und sind aus Sattheit übermütig. Wenn aber der Herr und Vater aller das sinnlos Vergeudete auf etwas Nützliches lenkt, / wird er beiden Seiten einen Dienst erweisen; wird er doch die einen von Unersättlichkeit, die anderen aber von schrecklicher Gefangen schaft befreien und die zerstreuten Kinder Gottes wieder zusammenfüh rens. Aber hierzu wirst du selbst besseren Rat geben, in erbarmender Sorge um dein Vaterland, und wirst durch diesen Rat ewigen Ruhm gewin nen. Den Gefälligkeiten aber, die du mir vielfach erwiesen hast, füge j etzt noch, wenn du willst, die hinzu : Überzeuge die Besten, mit denen du auch / selbst freundschaftlich verkehrst, daß wir sie lieben und bewundern, am meisten aber den edlen Agapeto s . Seinesgleichen, sage ich (dir) , habe ich, obwohl ich damals vielen Leuten in Rom begegnete, bis jetzt keinen gese hen. K I. OKyd: Anspielung auf die Mauern Konstantinopels, ZA8 f. E: Vgl . T176. OE: Kyd . hat von Kyparissiotes (Xl) erfahren, daß E sich in einflußreicher Stellung beim Papst in Rom befindet ( Z A2 - 62 ) . D: Der terminus post quem ist durch den Hinweis auf den Ausbruch des abendländischen Sch i s m a s ( Z . 6 - 9) gegehen: A m 20. 9. 1378 wurde der Gegenpapst Klemens
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VII . gewählt; danach ist bis zur Abfassung des Briefes noch ein gewisser, aber nicht a l l zu langer Zeitraum anzunehmen . Vgl . EszKal 220, A.530. 11. BE: Anspielung auf seine vielen Reisen (Z.23 - 29 ) . Vgl . dazu EszKal 72; doch ist wohl auch wieder die übliche rhetorische Übertreibung anzunehmen (vgl. T49, A . 12 ) . Nun befin det sich E in angesehener Stellung beim Papst (Urban VI.) (Z.35 f.42 - 45 ) , so daß sich Kyd. von seiner Fürsprache für ein Unternehmen gegen die Türken einiges erhofft (Z.45 - 5 8 ) . Xl : Ioannes (Z.9) , zweifellos Kyparissiotes, der zuvor in Rom war (vgl. T175, E, OE) und nun über Kalopheros, der ihm keinen Brief an Kyd. mitgegeben hatte, berichten konnte (Z.9 - 11 ; vgl . oben , OE) . DentKyp 2 9 f . u n d 33 bezweifelt, aufgrund v o n L201/T208 , d a ß hier Kyparis siotes gemeint ist, aber dieser Zweifel ist nicht überzeugend begründet (vgl. u., T208 ) . X2 : Ein Kaiser, der schlechte Beziehungen zu den Venezianern hat (Z.19 f. ) , Andronikos IV. X3: Mit mehreren Umschreibungen spielt Kyd. auf den römischen Papst an (Z .35 f.43 .45 f.50.54) . Es handelt sich um Urban VI. (1378 - 1389), Bartolomeo Prignano, zuvor Erzbischof von Bari, unter dessen Pontifikat das abendländische Schisma ausbrach, wozu seine autoritäre, überhebliche Wesensart, geprägt von einer krankhaft hohen Vorstellung von seinem Amt, nicht wenig beitrug. Vgl . O. Prerovsky, L'elezione di Urbano VI e I'insorgere dello scisma d'occidente, Rom 1960, 182- 190. Zur Problematik der Wahl Urbans VI. am 8. 4. 1378 : ebd. , 3 6 - 42 . Zur Gültigkeit der Wahl am 8 . 4. morgens (wiederholt nachmittags u n d am 9. 4. abends) positiv M . Dykmans, La troisieme eIection du Pape Urbain VI, Archivum Historiae Pontificiae 15(1977)217 - 264. X4: Agapetos, Kardinal Agapito Colonna (gest. 1380), den Kyd. mit besonderer Zuneigung grüßen läßt ( Z .60 - 62) . Zu seiner Person PLP 116. Die irrige Angabe von G. Mollat, Dictionnaire d'Histoire et de Geographie Ecclesiastiques 13 ( 1956 ) , s . n . 1 . Colonna, 3 2 8 , dieser A. Colonna s e i d e r Vater d e s Papstes Martin V. gewesen , wird widerlegt von M . Dykmans, L'Agapito Colonna, pere du pape Martin V, Revue d'Histoire EccIesiastique 71(1976)418 - 427. ZG: 1. Das abendländische Schisma (s. o . , D , X2) . 2. An spielung auf die antivenezianische Politik Andronikos' IV. im Chioggia-Krieg (19 f. ) ; vgl. BarkMan 29 - 3 1 . J. Klage über die wachsende Macht der Türken (sc. nach der Abtretung von Kallipolis, vgl. BarkMan 30) im Umland von Konstantinopel und die gespannte Lage in der Stadt selbst (Sc. unter Andronikos IV. ) (Z.47 - 49 ) , welche die Hilfe der Abendländer dringend erfordern . III . Hss: A 18'- 19', Nr. 9; U 24' - 25", Nr. 63 . Ed: KydEpCam Nr. 26 . Üb: Ebd. (frz. ) ; EszKal 220 - 223, N r . 8 (dtsch . ) . IV. 1 « Schweigen » ist die wörtliche Übersetzung der Formulierung aus dem epistologra phischen Phrasenschatz; gemeint ist natürlich: « mir keinen Brief schreiben» . 2 Vgl . A . 1 . Hier wäre die sinngemäße deutsche Übersetzung: Säumigkeit im Briefeschrei ben. 3 Der Keadas war ein Abgrund im Taygetos-Gebirge, in den die Spartaner Verbrecher warfen; vgl. Thuk 1,134. 4 Metaphorisch in der Bedeutung « Reiselust » ; vgl. T49, A . 1 3 . 5 Die erste in einer Reihe von Bezeichnungen für den Papst; vgl . die Aufzählung unter X3. 6 W. : . 'l'ux'TJv 9w<jnA. Ti xai CjnMcro<pov oucrav . . 7 Anspielung auf Thuk 3 ,13,3 . 8 Anspielung auf NTJo 11,52. . .
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BRIEFE T17 8 - 0 179
Gruppe 4: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XVII
0179 - AN MANIKAITES L: 144; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Angelos Manikaites; O E : Thessalonike; D: Um 1375 ( ? ) ; wI: Zurückweisung des Vorwurfs , nicht geschrieben zu haben; Tadel, daß sich der Briefpartner damit an einen Dritten statt direkt an Kydones selbst gewandt hat.
Eine angenehme Anklage ist es, wenn ein Freund den Freund des Schweigens bezichtigt! Ich möchte sogar lieber solche Freunde haben, als im Fall finanzieller Bedürftigkeit jemanden / zu finden, der sein Vermögen 5 mit mir teilt! Denn Liebe muß das Verlangen nach Briefen leiten, und nichts Angenehmeres könnte ich mir von meinen Freunden wünschen . Ich möchte j edoch nicht diejenigen loben, die (Briefe) bekommen und dann ' leugnen, sie erhalten zu haben . Denn dies ist nicht nur das Verhalten von Lügnern, sondern sogar schon von Rechtsbrechern und dazu noch Un dankbaren, die ich lieber zu Feinden als zu Freunden haben möchte . Denn ob sie nun etwas erhielten und behaupten, es nicht erhalten zu haben könnten sie da nicht auch / anderes der Wahrheit vorziehen ? - , oder ob 10 sie etwas (erhalten) haben und es nicht in gleicher Weise erwidern - ich kann nicht sehen, wie sie dem Eindruck des Unrechts entrinnen sollten . Aber wahrhaftig, wenn sie nicht antworten und dazu auch noch (andere) tadeln, werden sie denen nichts zu erwidern haben, die ihnen Undankbar keit vorhalten. Denn wenn man die Leute, denen man für das Empfangene Dank sagen müßte, auch noch wie Übeltäter anzuklagen wagt, ist das nicht, wie gesagt, sogar schlimmer als Undankbarkeit ? / Dies wäre in ei- 15 nem anderen Fall wohl nicht leicht zusammengetroffen; gegen uns aber hat sich alles vereint! Denn ich habe ja geschrieben, und (zwar) oft; du aber hast es erhalten, und solltest du widersprechen, werde ich dir alle (Briefe) einzeln mit Datum vorrechnen . Obwohl du dich nun für einen Schuldner in gleicher Sache halten solltest, hast du dies ungerechterweise nicht getan, sondern wolltest Böses mit Bösem kurieren und glaubtest durch die Anklage das Unrecht bemänteln zu können. So schreibst du also dem guten Galaktion und mutest ihm zu, / er solle mich zum Briefeschrei- 20 ben ermuntern. Du hättest mich jedoch mit deiner Absicht mehr beein druckt, wenn du mich in einem Brief getadelt hättest, statt anzunehmen, die bloge Mahn u ng eine s Freund es werde uns ein ausreichender Anreiz
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
zum Schreiben sein. Denn dann hättest du selbst in offener Rede den, der Unrecht tat, angeklagt, und uns, die wir uns wegen des Briefes geschämt hätten, wäre daran gelegen gewesen, die Anklage entsprechend zu wider25 legen . Nun aber, da du selbst schwiegst, wirst du überführt, / nicht ganz auf das Recht zu vertrauen, und obwohl ich mit größerem Recht deinem Beispiel gefolgt wäre und mich nur mündlich verteidigt hätte, entschied ich mich dennoch zu schreiben und so eher durch Taten deine Anklage als nicht gerechtfertigt zu entkräften. Wohlan, mein Bester! Da du unser Freund bist, forderst du mit Recht Briefe . Wenn du aber das Gewünschte hast und noch mehr haben möchtest, hoffe nicht durch Verleumdung 30 mehr zu erhalten oder als der bessere Freund zu erscheinen, sondern / ge stehe, was du erhalten hast! Wenn du aber zugibst, dies sei weniger als das, was du dir wünschst, wirst du zugleich die Wahrheit sagen und uns dazu bewegen, dir in höherem Maße gefällig zu sein . K I. OKyd: Begründung wie TOl44, OKyd. E; OE: Vgl. 112, Tl02, E; OE. Ferner PLP 16 635. D: Aus dem Brief selbst ergibt sich kein Anhaltspunkt für die Datierung. Vermutlich ist eine gewisse zeitliche Nähe zu dem einigermaßen datierbaren Brief TI02 anzunehmen . Das Verhalten des Briefpartners hatte bereits zur Zeit von T102 (wohl 1372/73 ) auf eine ge wisse Spannung in seiner Beziehung zu Kyd. schließen lassen. Der Grund dazu dürfte in sei ner palamitenfreundlichen Einstellung liegen. Überlegungen zur Datierung auch bei T102, E; OE, am Schluß . 11. Xl: Galaktion ( Z . 19 ) , Überbringer der Nachricht, daß E auf Post von Kyd. warte . Identisch mit T0119, E. Zur Person (er war Mönch) auch PLP 3471, wo aber unser Manikai: tes irrig noch mit Demetrios Dukopulos statt mit Demetrios Angelos identifiziert wird (zu dieser Frage ebenfalls T102, E, OE). Ep: Ein Brief von E an Galaktion ( Z . 19) mit der Be schwerde über ausbleibende Post von Kyd . III. Hss: A 151', Nr. 1; U 234v - 23SV, Nr. 233 .
0180 L: 145; OKyd: Konstantinopel; E: E i n angeblicher Freund; O E : Konstantinopel; D: 1373 138 1; wl: Zurückweisung der Verleumdung, er habe eine Krankheit, die ihn zum Daheim bleiben zwang, nur vorgetäuscht.
Ich habe von vielen gehört, daß du mich tadelst und behauptest, ich bliebe nicht (etwa) , weil ich durch Schmerzen gehindert sei, sondern (des halb) zu Hause, weil ich mich zieren und meine Verehrer kränken wolle . 5 Zu deren / Ersten zählst du dich selbst mit Worten , in den Taten aber
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BRIEFE T0179-0180
trägst du ein Verhalten zur Schau wie einer, der mich nie gesehen hat. Ich möchte aber meinen, daß du mir in beiden Fällen unrecht tun würdest, sei es, daß du um die Krankheit, die mich befiel und die mir noch zusetzt, wußtest und nicht vor Scham vergehst, weil du dich nicht einmal überwin den konntest, die Ärzte, mit denen du täglich zusammenwarst, zu fragen, ob wir mit dem Leben davongekommen sind, oder sei es, daß du, wie du (wohl) behaupten wirst, nicht davon wußtest! , und dich danach nicht schämst, dich (noch) meinen Freund zu nennen. Denn dieses / ließe dich 10 als offenen Lügner, das erstgenannte aber bereits als Feind dastehen . Ja vielleicht hast du sogar schon oft gewünscht, ich möge sterben, damit ich dir nicht, wenn ich die Krankheit überstanden habe, deine Undankbarkeit vorwerfe . Du sollst aber wissen, daß ich den ERLÖSER gnädig fand, den Hafen erreichte, auf die Ärzte weniger angewiesen war und etwas später sogar mit meinen Freunden zum Gottesdienst ging, um Gott für die Gene sung zu danken, / aber auch, um ihn für mein künftiges Leben zu bitten, 15 doch vielleicht auch, um die zu verwünschen 2 , die, wenn niemand sie braucht, von Freundschaft schwatzen, wenn sich aber eine Gelegenheit bietet, schamlose Lügen verbreiten . Daher warne ich dich schon jetzt: Hüte dich, mir über den Weg zu kommen. Sollten wir nämlich einander gegenüberstehen, werde ich nicht zögern, vielen eine Lehre zu erteilen, welche Schande geheuchelte Freundschaft bringt.
K I. OKyd: Begründung wie T0144, OKyd. E, OE: Die Annahme, daß sich der unbekannte Bewunderer und zugleich Verleumder des Kyd. am gleichen Ort aufhält, beruht auf der Mit teilung ZA, daß er Kyd. offenbar wiedergesehen hätte, sobald dieser das Haus verließ, und gemäß Z.8 auch seine Ärzte regelmäßig treffen konnte . D: Ansatz im Rahmen des zeitlichen Umfangs von LC II, Liber XVII (vgl. LC II, XIV) . II. BKyd: Bemerkenswert ist der Hinweis auf eine offenbar ernsthaftere Erkrankung (Z.6 - 8 ) , über deren näheren Charakter leider nichts bekannt ist. Der Brief ist von echt emp fundenem Zorn geprägt und nicht ironisch zu verstehen . III . Hss: A 151''', N r . 2; U 235' - 236', N r . 234. IV. 1 W. : . EHI' Ö !j111 crw; T]yvorp
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AN MANIKAITES
L: 146; OKyd: Konstantinopel; 10: Demetrios Angelos Manikaites; OE· Thessalonike; D: Um 1375 ( ? ) ; wl: Mahnung des säumigen Briefschreibers; vermuteter Grund des Schweigens: Verärgerung über einen Brief, in dem Kydones gegen Verleumdungen seine Rechtgläubigkeit verteidigte.
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Es ist zwar kühn, einen Richter der Ungerechtigkeit zu zeihen, noch kühner aber, sogar dir dies anzuhängen, über dessen b ewundernswerte Gerechtigkeit sich schon (für die Zeit) vor seiner Tätigkeit als Richterl wegen / seiner Lebensführung alle einig sind. Daher schreibe ich dein Schweigen mir selbst zu, überzeugt, mich in solcher Weise gegen deine Ge rechtigkeit verfehlt zu haben, daß du dich gezwungen sahst, mich so schwer zu bestrafen. Denn dem, der über die Rechte anderer zu befinden hat, kommt es nicht zu, den Unschuldigen willentlich zu züchtigen, wenn nicht etwas Wichtiges ihn dazu veranlaßt. Ich möchte aber aus deinem Munde auch den Anlaß des Zornes / erfahren, um dann entweder durch das Gegenteil das Versäumte wiedergutzumachen oder, wenn ich das nicht kann, (zu tun,) was mir verbleibt: zu beklagen, daß ein Mann, der mit der Gerechtigkeit vertraut ist, ein solch vernichtendes Urteil über mich gesprochen hat. Sage also, mein Bester, was dich veranlaßt hat, einen Mann aus dem Gedächtnis zu verbannen, den du ausnehmend liebtest, aber auch über die Maßen lobtest, und dem du, wenn er dir schrieb , versi chertest, größere Freude empfangen zu haben als von denen, die dir Ge schenke bringen, dem du aber, wenn er schwieg, zürntest, mit der Beteuerung, man habe dir das Angenehmste / geraubt. Ja wirklich, es blieb mir nicht verborgen, daß du dich über die Lektüre meiner Briefe freutest und von diesen so viele wie möglich von überallher sammeltest2 , weil du dich offenbar an dem Besitz freutest und es für einen Gewinn hieltest, wenn du viele von mir bekämest. Warum also hast du beschlossen, auf diese Freude zu verzichten und, obwohl du nach dem Strom dürstest, die Quelle ab sichtlich verstopft? Denn auch, wenn ich mich selbst in jeder Hinsicht prüfe, / finde ich nichts , wofür ich bei dir eine Strafe verwirkt hätte . Denn du wirst ja wohl nicht jenen Brief meinen, durch den ich den On kel des Kaisers und mich selbst gegen die Anklage der Gottlosigkeit vertei digtel. Was nämlich jenen betrifft, so müßte ich die Rolle des Klägers übernehmen, du aber solltest, statt bei der Verteidigung, bei der Abbitte
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BRIEF TOlSl
deine Zuflucht nehmen. Denn damals standen wir nicht nur in schlechtem Ruf, sondern es wurde sogar das Schlimmste gegen uns lügenhaft vorge bracht. In dieser Angelegenheit / hätte Schweigen die Anklage nur bestätigt. Die damalige Verteidigung hätte folglich nicht zu einer Anklage (ge gen uns) werden dürfen . Denn in eigener Sache zu reden, verbieten die Ge setze selbst denen nicht, die eindeutig überführt sind. Vielmehr fordert der, der ihnen gemäß Recht spricht, noch dazu auf, das vorzubringen , wo durch sie der Strafe entgehen können, und fällt das Urteil nicht eher, bis jene es durch ihr Schweigen auf sich ziehen . Ich glaube / also nicht, daß jener Brief dich erzürnt hat, weil du die Notlage sahst, die mir verbot zu schweigen. Aber vielleicht gibt es etwas anderes, was ich nicht sehe, son dern was vielleicht schärferer Augen bedarf. Dennoch habe ich, obwohl ich mir keiner (Verfehlung) bewußt bin, auch so noch nicht aufgehört zu glauben, daß ich etwas falsch gemacht habe, sondern meine, daß du aus einem vernünftigen Grund das Schweigen über uns als Strafe verhängst. Es wäre aber deine Pflicht, wenn du getroffen zu sein glaubst, das Geschoß / zu nennen . Denn wenn du dieses zeigst, werden wir entweder der Wunde ein Heilmittel auflegen, und du wirst so fortan einen tadelsfreien Freund haben, oder wir werden feststellen, daß das Übel zu schlimm für (ärztli che) Kunst ist und von den anderen auf uns selbst die Schuld übertragen. Wenn aber nicht einmal du selbst etwas anzuklagen hast - zu dieser (Ver mutung) führt mich vor allem deine Milde, mit der du es nicht für dir an gemessen hältst, « wegen einer kleinen Verfehlung »4 einem alten Freunde böse zu sein - , aber die Notwendigkeit bestand, gewisse Leute durch / dein Schweigen zu kurieren, so hättest du erstens nicht Freunden zum Schaden deiner Freunde gefällig sein sollen ; wenn es zweitens einen Grund gibt, der auch dieses gebietet, müßtest du fortan die Rangfolge ändern, und wie wir jenen bisher (einen Anteil) an deinem Redefluß abtraten, soll ten diese in Zukunft auch uns jenen nicht neidens . Denn Freunde sind auch wir, und auch wir haben zum Teil einen Ansp ruch, das Deine zu ge nießen und so, wie jene dich ausgenutzt haben, auch selbst uns / deiner zu erfreuen . Ich will j a gar nicht davon reden 6 , daß jene, wenn sie dich zum Schweigen überredeten, Schaden anrichteten, wir aber, wenn wir dich zu sprechen auffordern , dich zu etwas , was geboten und rechtmäßig ist, er mahnen.
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K I. OKyd: Begründung wie T0144, OKyd . E; OE: Vgl . T0179, E; OE. D: Vgl. T0179, D. Was die zeitliche Abfolge der vier an Manika · trifft, so nimmt vorliegender Brief zweifellos in Z .20 - 22 Bezug auf T102 ( L116) , auch wenn Loenertz (zur Stelle) diese Identität des dort erwähnten Briefes noch vorsichtig mit einem Fragezeichen versieht. Die zeitliche Einordnung der beiden anderen Briefe, T0179 und 0185, ist schwieriger. Während 0181 das völlige Schweigen von E voraussetzt, hatte E gemäß den beiden genannten Briefen seinerseits Post gefordert, einmal indirekt (0179 ) , einmal direkt (0185) . In beiden Briefen (0179, Z . 15 f.24 und 0185, Z.7) tadelt Kyd. seinerseits das Schweigen von E auf viele an ihn gesandte Briefe und will die Mahnung nicht akzeptieren . Wahrschein lich liegen die bei den Mahnungen von E zeitlich nach 0181, und zwar ist entgegen meiner Annahme in T102, E; OE die direkte (wegen des Tadels in 0179,20 - 22) nach der indirekten zu vermuten. Die Abfolge der Briefe wäre dann: T102, 0181, 0179 und 0185, wobei nach 102 durchaus eine längere Zeit denkbar ist. 11. BKyd: Anspielung auf eine Verleumdungskampagne gegen die eigene Person zu der Zeit, als Kyd . gegenüber E in einem Brief ( TI02) die eigene Rechtgläubigkeit und die des Konstantinos Asanes (s. u . , Xl) verteidigte ( Z .20 - 24) . BE: Anspielung auf das Richteramt des Manika · OE. Xl: Ein "Onkel des Kaisers » , Z.21, zweifellos Konstantinos Asanes, auf den Kyd. auch in T102 anspielt (s. dort, X l ) . Zu seiner Person vgl. 1/1, T43, BE. Ep: Ein Brief, in dem Kyd. den "Onkel des Kaisers» und sich selbst gegen den Vorwurf der Gottlosigkeit verteidigt hat te. Loenertz (zur Stelle) vermutet, mit Fragezeichen, Anspielung auf L116 ( T102) . Tatsäch lich verteidigt Kyd. dort die eigene Überzeugung, während Asanes nur als Überbringer einer negativen Äußerung des Manika i"tes über Kyd. zitiert wird. Da wir aber aus anderen Quellen (s. o . , Xl) wissen , daß Asanes selbst Antipalamit war, ist er implizit in die Argumentation von T102 gegen den Palamismus mit einbezogen. Es gibt also keinen Grund zum Zweifel, daß Kyd . hier wirklich auf Tl02 anspielt. III. Hss: A 151"- 152', Nr. 3; U 236' - 2 37', Nr. 235 . I V . 1 W. : . . . rrQa TüV 8Q6vou, sc. , bevor er d e n «Thro n » eines xa80/clxas xQlTT]s in Thessalonike einnahm. 2 Ein bemerkenswerter Topos der Briefenkomiastik: Die Begeisterung für die Briefe be liebter Briefpartner ging so weit, daß man sich sogar von anderen Adressaten deren Briefe geben ließ, um sie zu gen ießen ( << Briefe sammeln » ) . 3 W. : . . . EYX/cTlI.HltCOV UcrEßEiaS urrT] /c/canov, also eigentlich: . . . mich zu befreien ver suchte (impf. de conatu ) . 4 W. : .. . uJ.laQt
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0182 - AN DEN DESPOTEN MICHAEL 1, 148; OKyd: Konstantinopel; E: Michael Palaiologos, Sohn Ioannes' V.; OE: Mesem bria; D: 1 372 - 1 376 ( ? ) ; wI: Lob des Despoten für seine Bewährung als Herrscher. Ich habe niemals bezweifelt, daß Pegonites ein weiser Mann ist; jetzt aber fand ich / mich in meiner Meinung noch bestärkt, weil ich sah, daß er das Zusammensein mit dir allem vorzog, was er zuvor besaß . Denn er hat zweifellos jemanden gefunden, in dessen Gesellschaft er seinen bereits vorhandenen Besitz abrunden und seine Seele veredeln kann. Du wirst j a in deiner Großzügigkeit den Besitz deiner Untertanen mehren und dich durch deinen edlen Charakter als Vorbild für die erweisen, die mit An stand leben wollen. Denn das verkündet allen die eilende Fama von dir. Dieser / aber schwört, das Gerücht stehe bei weitem hinter den Tatsachen zurück. Ich aber freue mich, da ich mich als zuverlässiger Prophet deiner Begabung erwiesen habe - wissen doch alle, daß ich stets vorausgesagt habe, sie werde Bedeutendes und Gutes hervorbringen. Ich wollte aber auch an den Tats achen den Ausgang meiner Weissagungen erleben, damit ich vom Augenschein her einen Anlaß finde, über den Augenschein hinaus Weiteres vorauszusagen . Denn ich bin überzeugt, daß deine Natur nicht im Gegenwärtigen / verharrt, sondern ständig zu dem eilt, was den, der Anteil (an dir) hat, glücklich machen kann. Da aber der gegenwärtige Zeitpunkt uns einen anderen Weg führt, werden wir, was ein Gespräch anbelangt, Gott bitten, (uns) dies zu gewähren. Er wird uns jedenfalls, da er gerecht ist, einen gerechten Wunsch nicht abschlagen . Falls wir aber bleiben, werden wir dir Gedeihen zu allem Guten erbitten und uns auch selbst an dem Lob beteiligen , das dir dafür zuteil wird . Wenn wir aber auch in irgendeiner Hinsicht / dem Disypatos bei dem, was er für dich tut, nützlich sein können, wie du es befohlen hast" werden wir uns nicht we niger mühen, als ginge es um die eigene Sache; glauben wir doch dadurch mehr Gunst zu erlangen als zu schenken . K 1. OKyd: Zur Entscheidung, wo sich Kyd. bei Abfassung des Briefes aufhielt, gibt Z . 1 6 18 sowie 19 - 2 1 vage Anhaltspunkte. An d e r ersten Stelle spricht Kyd. d e n Wunsch a u s , Mi chael zu besuchen, was aber durch einen anderen Reiseplan (oder durch einen bereits vollzo genen Ortswechsel ? ) behindert werde. Folgerichtig fragt sich Loenertz zur Stelle, ob damit die Lesbosreise (Herbst 1 373- mindestens Frühjahr 1 374 nach unserer Datierung, vgl.
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I11,28 f. ) oder eine geplante Italienreise gemeint sei (Loenertz denkt an 1376, s. dazu unten, D ) . Für Anwesenheit auf Lesbos bei Abfassung des Briefes könnte evtl . «falls wir . . . bleiben ÜU';vOV,€C;) ( Z . 18 ) >> sprechen, aber dieser Anhaltspunkt ist doch sehr vage. Es kann durchaus ein Bleiben an einem zukünftigen Aufenthaltsort (also auch Italien) gemeint sein, und ande rerseits ist es unwahrscheinlich, daß Kyd. je plante, länger auf Lesbos zu bleiben. Allerdings könnte man I.U';VOV1:€C; auch mit « solange wir bleiben» übersetzen. Doch würde das Angebot Z.l9- 2 1 , Disypatos behilflich zu sein, besser nach Konstantinopel passen, z u mal j eder Hin weis auf den Aufenthaltsort fehlt. Ich neige daher der Auffassung zu, daß sich Kyd. bei Ab fassung des Briefes in Konstantinopel aufhielt und die Andeutung Z . 16 - 18 sich auf eine ge plante I talienreise bezieht. E: Zur Person Michaels, des dritten Sohnes Ioannes' V. , vgl. P. Schreiner, Studien zu den BPAXEA XPONIKA, München 1966, 15 1 - 155 und PLP 21 522. OE: E befindet sich in der Situation als Herrscher über « Untertanen » (Z .7) , in der er sich nach Ansicht von Kyd . bestens bewährt hat. Damit kann nur die Herrschaft in dem By zanz verbliebenen bulgarischen Gebiet um die Stadt Mesembria gemeint sein, die ihm durch ein Chrysobull seines Vaters, ausgestellt wohl im J. 1372 (vgl . dazu TinnProoim 194) , verlie hen wurde . Kyd . selbst hatte das Prooimion zu diesem Chrysobull verfaßt (Text mit Resümee des Inhalts und Kommentar: TinnProoim 191 - 195 ) . D: Terminus post quem für diesen Brief ist das Datum der Ausstellung des Chrysobulls (s. OE) , terminus ante quem der Zeitpunkt der Ermordung Michaels, gemäß SchreinChron II 3 13 f. : 1376/77. 11. Xl: Pegonites, ein wohlhabender Mann, der sich in nächster Umgebung Michaels, wohl in dessen Diensten, aufhält und dessen geistige Fähigkeiten Kyd. schätzt; er hat Kyd. gute Nachrichten über Michael gebracht ( Z A - lO) . Sein Kommen war für Kyd. wohl Anlaß für die Abfassung dieses Briefes, den er auch an Michael überbracht haben dürfte. Er ist an scheinend aus keiner anderen Quelle bekannt. X2: Disypatos ( Z .20) , der mit einem unbe kannten Auftrag Michaels am Aufenthaltsort des Kyd . weilt und dem Kyd . dabei behilflich sein soll, sonst unbekannt (vgl. PLP 5524). Vgl. auch OKyd . Ep: Loenertz (zur Stelle) vermu tet, daß die in Z.lO f. erwähnte «Weissagung» des Kyd. , Michael werde ein erfolgreiches Wir ken beschieden sein, sich in einem (nicht erhaltenen) Begleitbrief des Kyd. zu dem unter OE erwähnten Chrysobull fand. lJI . Hss: A 152" Nr. 5 ; U 23 8'" Nr. 237. IV. 1 Der Bezug von roc; EXi:A€UcrUC;, entweder auf tJ7tEQ crou 1tQUH€l oder auf AUm,€ A€lV, scheint mir nicht ganz sicher. Im ersteren Fall würde sich der Befehl des Despoten nur auf den Auftrag des Disypatos beziehen, im letzteren auf die erwartete Hilfe durch Kyd . Die Satzstellung scheint die letztere Lösung zu erfordern (wie in der Übersetzung gewählt ) , doch erscheint der Gedanke, daß Michael dem Kyd . etwas befiehlt, ein wenig überraschend. Aber wahrscheinlich ist der Begriff «befehlen » hier nicht strikt zu verstehen ; andererseits ist Mi chael immerhin Kaisersohn und «Despot » .
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0183 L: 1 5 2 ; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Verehrer; OE: Konstantinopel( ? ) ; D: 1373 - 13 8 1 ; wl: Kritische Zurückhaltung gegenüber beteuerter Freundschaft.
Ich glaube, nur dem Worte Gottes muß diese Ehre von allen erwiesen werden, daß es vertrauenswürdiger ist als jeder Gedanke, jedes Gefühl und j ede Erfahrung. / Die Worte der Menschen aber lasse ich zwar gelten, 5 wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmen, sprechen diese aber eine an dere Sprache, halte ich die Worte für reines Geschwätz, würde man sie auch in den Versmaßen Homers und mit der Redegewalt eines Demosthe nes geschmückt vorbringen, und dies mit Fug und Recht. Denn das göttli che WORT ist selbst Wahrheit und ist für die anderen Dinge nicht nur ih res Wesens, sondern auch der ihnen innewohnenden / Wahrheit Ursache 10 und Ursprung ! . Menschen aber bringen ihre Gedanken in Übereinstim mung mit den Dingen und entnehmen daraus wie aus einer Ursache die Wahrheit dessen, was sie sagen2 . Zürne also nicht, wenn du versicherst, mich mehr als alle zu lieben und zu verehren und alles für mich zu tun, und dann von meiner Äußerung gegenüber Freunden hörst, ich sei von deinen Worten nicht ganz überzeugt. Glaube mir nämlich, daß dies nicht meine Stimme, sondern die der Tatsachen ist, / von denen ich selbst stets 15 den Erweis für die Wahrheit zu empfangen gewillt bin. Wenn ich also sehe, daß auch du dich mühst, durch Taten die Worte zu bestätigen, werde ich dich für deine Bereitwilligkeit loben und darauf achten , wie ich sie dir ver gelten kann . Wenn du aber die Bestätigung durch Taten nicht
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ter: Veritas . . . rerum est secundum quod conformantur suo principio, scilicet intellectui divi no. Der Thomasübersetzer Kyd. spielt in seinen Briefen selten auf das Werk des Aquinaten an, aber hier ist die Reminiszenz wahrscheinlich; vgl. auch A.2. 2 Vgl. Summa theologiae I 16, 1 : . . . cum verum sit in intellectu secundum quod confor matur rei intellectae . . . Zu beachten ist, daß Kyd. in diesem ganzen Brief mit dem Begriff 1tQuY/-IUtU jongliert, der im Deutschen bald mit « Dinge » , bald mit «Tatsachen » , bald mit «Taten » wiederzugeben ist. 3 Kyd. liebt Bilder und Vergleiche mit « Schatten » ; vgl. 1/2, Index, S . 672, s . v.
0184 - AN KAISER IOANNES L: 153; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Ioannes V. Palaiologos; OE: Konstantinopel; D: 1372 - 1376; wI: Der Kaiser hat Kydones bei der Verteilung des Ertrages einer Jagd zwar be rücksichtigt, aber nicht mehr als alle anderen , obwohl ihm ein Ehrenvorrang zukäme. Er sagt seinen Gegnern, die beim Kaiser Einfluß haben, ironisch Dank, daß sie ihm keine schlimme re Strafe eingebracht haben.
Wundere dich nicht, Kaiser, wenn ich, obwohl die anderen täglich bei dir erscheinen - I von Belästigung möchte ich ja nicht reden - , selbst dies nur in Abständen tue . Denn ihr Eifer bleibt j a nicht unbelohnt, ich aber bitte um nichts und werde nur von deinem Anblick angezogen; ihn habe ich als einzigen Lohn dafür, daß ich zu dir eile. Daher könntest du mir mit größerem Recht für die wenigen als diesen für ihre zahlreichen Besuche bei dir dankbar sein. Mit den (Gaben vom Ertrag) der Jagd aber hast du (mich) zwar erfreut, weil du mich bedachtest, betrübt aber, weil du (mich damit zugleich) beleidigtest. Denn mit dem, woran du allen Anteil gabst, I 10 hättest du billigerweise nicht die ehren sollen, die du mehr als die Menge zu lieben beteuerst. Früher freilich wurden wir allein oder (nur gemein sam) mit wenigen auf diese Weise geehrt. Aber ich bin auch so noch denen dankbar, die uns wenigstens nichtl die gewöhnlichsten (Geschenke) von dir neiden. Glaubte ich doch, du würdest mich sogar, von ihnen beredet, bestrafen! Nun aber hat uns ihre Menschenfreundlichkeit sogar ein Mahl beschert2 • 5
K I. OKyd, OE: Der ganze Brief setzt voraus, daß Kyd . und der Kaiser sich in ihrer ge wohnten Umgebung, also in der Hauptstadt, befinden . E: Daß der Kaiser Ioannes der Über schrift- Ioannes V. ist, bedarf wegen der Grobdatierung (s. D) keiner besonderen Begrün dung. D: Im Rahmen des zeitlichen Umfangs von LC 11, Liber XVII (vgl. LC II,XIV ) , also
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1373 - 13 8 1 , ist der Brief in einer Zeit der Zurücksetzung durch Ioannes V. geschrieben, die sich deutlich von der früheren abhebt (Z.5 - 7 und 1O f. ) . Eine solche Situation war in der Zeit seit dem Rückzug des Kyd. aus dem kaiserlichen Dienst ( 1372) bis zum Sturz Ioannes V. durch seinen Sohn Andronikos (August 1376) mehr oder weniger gegeben. Doch setzt der vorliegende Brief voraus, daß der Kaiser ihm wenigstens bis zu einem gewissen Grad wieder seine Gunst bezeigt ( Z . lO) und daß Kyd. am Hof nicht ganz ohne Aufgaben ist (Z.5 - 7 ) . Das würde zu der in TI60,13 ff. und 34 geschilderten Situation passen und eine Datierung auf Sommer/Herbst 1375 n ahelegen, zumal dort auch wie hier ( Z . 1 1 - 14) von einflußreichen Gegnern des Kyd. am Kaiserhof die Rede ist. 11. BKyd: S . o . , D . I I I . Hss: A 154", N r . 1 0 ; U 241"- 242', N r . 242. IV. 1 W. : f.ITj8t, also eigentlich «nicht einmal» , was aber hier keinen Sinn ergibt. 2 D . h . , Kyd. bedankt sich sarkastisch bei seinen Gegnern am Kaiserhof, daß ihr Einfluß auf den Kaiser nicht noch negativer war. In 1/1, 204, A.37 habe ich diesen Brief fälschlich so interpretiert, als sei Kyd. bei der Verteilung der Jagdbeute übergangen worden; zur richtigen Interpretation s . o . , wl.
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AN MANIKAITES
L : 158 ; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Angelos Manikaites; OE: Thessalonike; D: Um 1375 ( ? ) ; wI: Z urückweisung einer Briefforderung mit Hinweis auf die dürftige Schreibtä tigkeit des Partners; Betonung der eigenen schwachen Position im Kaiserpalast, die ungeeig net sei, dem Freund bei seinen Karrierewünschen zu helfen.
Du bist tüchtig im Fordern , mein Freund , wenn du so leichthin be fiehlst, dir Briefe zu schreiben, und nicht bedenken willst, daß mir weder für vortreffliche / Briefe Redekraft gegeben ist, vielleicht aber auch keine 5 Muße, noch daß ich, wenn ich auch fähig wäre, mich schön auszudrük ken, dir keineswegs um so mehr den Brieftribut schulde, da du gänzlich zu meinen vielen (Briefen) geschwiegen hast. Du wirst doch nicht behaupten, daß der Brief, den du j etzt gesandt hast, dir zur Verteidigung genügen wird . Denn diesen kann man nicht als Brief, sondern (allenfalls) wie ir gendeine Verlautbarung des Kaisers als «Anordnung» bezeichnen . Hat er doch das von uns zuvor Geschriebene / nicht einmal einer Erwähnung ge- 10 würdigt, sondern nur befohlen, Briefe zu schreiben, als ob du dich überaus über diese freuen würdest. Dennoch, wenn du wirklich froh wärest, von mir einen Brief zu bekommen, und dies wolltest, müßtest du meine Worte reichlicher erwidern; dann könnte ich an das Deinige anknüpfen und hätte auch selbst etwas zu sagen, worüber du dich freuen könntest. Im Au genblick aber schweigst du und wirst so mein Lehrmeister, wie ich mich
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dir gegenüber verhalten sollte . Und anscheinend willst du, daß ich / stets nur Gastgeber und Diener deiner Freuden sein soll, andere aber lädtst du zu dem Festmahl ein und gibst ihnen wie Tischgenossen ständig deine Briefe zu trinken. Denn es blieb mir nicht unbekannt, wie viele du an den Verwandten geschrieben hast - ich behaupte nämlich , daß dir dies auch angebracht erscheint wegen der gegenwärtigen Situation, die sehr viele Verwandte erfordert - , wie viele aber auch an die, die nach Gutdünken die Schicksale der Städte lenken ! , an deren / Diener und wiederum an de ren Nachbarn und überhaupt an alle, von denen du je vermutest, sie könn ten dir wenigstens mit einem Wörtchen nützen. Es ist also widersinnig, daß du jenen noch dazu lästig fällst, zumal du die meisten nicht einmal je gesehen hast, und den Briefen Geschenke bei fügst - denn unentgeltlich würden jene nicht einmal ein Wort von sich geben - , uns aber, die wir alte Freunde sind, vergißt, und wenn du dich an uns erinnerst, befiehlst, / dir zu schreiben, und zwar einem, der selbst schweigt, gleichsam als müßten wir das erstatten, was du j enen schenkst! Nun gut, mein Bester, mach' deine Aufwartung denen , die Macht haben, kaufe dir die goldenen Hoffnungen2 und freue dich über die Boten, die dir berichten, der Kaiser habe denen, die zu deinen Gunsten sprechen, mit einem Kopfnicken zugestimmt. Du solltest aber bis zu einem gewissen Grade auch um das besorgt sein, was gerecht ist. So schreibe entweder dei nen Freunden oder nenne, wenn du das nicht tun willst, wenigstens nicht die, / die in gleicher Weise dir gegenüber schweigen, ungerecht. Denn wenn du - wie es wahr ist und alle übereinstimmend von dir glauben gottergeben bist und dies, wie ich höre, alle deine Worte leitet, wirst du der forschen Rede ein Ende machen, mit der du forderst, was du nicht ein gebracht hast. Denn ein entsprechendes Gesetz hat Gott schon vor der Zeit der Römer gegeben3 . Wenn du also das, was du den anderen vom Richterstuhl verkündest, auch dir selbst sagst und uns das schreibst, was sich gehört, wirst du auch von uns erhalten, was / angemessen ist. Wenn du aber um die ehrenwerte Äbtissin Sorge trägst, laß mich damit (in Ruhe) . Denn ich habe keine Zeit, und im Palast habe ich j etzt keinen größeren Einfluß als nur dazu, für meine Freunde ein gutes Wort einzule gen . Schreibe vielmehr an die, die danach lechzen, ob j emand sagt, es brauche jemand für etwas einen Vermittler, die begierig das Wort auf schnappen und alles versprechen. Man sollte aber auch ein Entgelt erwäh nen. Denn sie erinnern sich sehr wohl an den Ausspruch Epicharms: « Die
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/ Hand des einen wäscht die Hand des anderen,, 4. Er ist ihnen vertrauter 411 als das Atmen . Wenn du aber glaubst, deine Äbtissin werde unentgeltlich ihr Amt behalten 5 , besteht (Grund zur) Furcht, daß du erleben mußt, wie ihr nicht einmal gestattet wird, sich zu den dienenden Nonnen6 zu zählen. Wandle? also diesen Weg, und du wirst viele Helfer für sie von allenthal ben versammeln. Wenn du aber mich und den Sounds08 und die Schatten als Bundesgenossen rufst, wirst du den Feinden den Sieg preisgeben. Denn anscheinend glaubst du zur Zeit, es mit Kosmas / und Damian zu tun zu 4) haben9 • Diese aber waren altmodisch und unerfahren in städtischen Ange legenheiten, so daß sie einfältigen Herzens in Armut vor Gott tratenlO•
K I. OKyd: Da E sich von Kyd. Fürsprache am Kaiserhof erhofft (Z.35 ff. ) , ist sein Aufent halt dort vorausgesetzt. E; OE: Vgl. T0179, E; OE. D: Ober die Stellung des Briefes in der Reihe der vier Briefe an Manika'ites vgl. oben, T0181, E; OE mit Korrektur von I/2, T102, E; OE. Dem dort zitierten Brief L144 entspricht nun T0179, L146 entspricht T018 l . H . BKyd: Kyd. befindet sich in einer Phase reduzierter Macht am Kaiserhof (Z.36 f. ) , be tont aber zweimal, sehr beschäftigt zu sein (Z.5 .35 f. ) . Vielleicht spielt er damit eher auf seine gelehrten Interessen als auf eine staatsmännische Tätigkeit an. BE: Kyd. wirft E Opportunis mus in der Auswahl seiner Briefadressaten vor; er schreibt nur an hochgestellte Persönlich keiten oder diesen nahestehenden Personen, die ihm nützlich sein können ( Z . 1 8 - 2 1 ) . Xl: Ein Verwandter von E in Konstantinopel, dem E geschrieben hat ( Z . 17) . X2: Ein Kaiser, der die Fürsprecher von E gnädig anhört, zweifellos Ioannes V. (Z.28 ) . X3 : Eine Äbtissin, in de ren Angelegenheit Kyd. eine Intervention ablehnt, unter Verweis auf andere, die gegen Ent gelt zur Hilfe bereit sind (Z.35 -40) . Offenbar war ihre Position gefährdet (Z.40 - 42 ) . X4: Vgl . A. 8 . ZC: Deutliche Anspielung auf die am Kaiserhof üblichen Bestechungsgelder, die fällig waren, wenn jemand ein Anliegen durchsetzen wollte (Z.38 - 46) . Ep: Vgl. BE und X1. III. Hss: A 157v - 158', Nt. 15; U 247' - 248', Nt. 247. IV. 1 Vgl. zu dieser Stelle T34, A. 3 . Vermutlich sind einflußreiche Aristokraten gemeint. 2 Anspielung wie T160, A.2. 3 W. : Toii1:o yag eEO� xat 1tgo tmv ·P(j)I.W{(j)v VOflo8EtE: i . Worauf bezieht sich tolito? Ich verstehe die Stelle so, daß Gott schon vor der Kodifizierung des römischen Rechtes in der Kaiserzeit das zu fordern verbietet, was man sich nicht zuvor durch entsprechende Leistung verdient hat. Anspielung auf NTMt 25,24 (ähnlich Lk 19,21) (Vorwurf des säumigen Knech tes, sein Herr ernte, wo er nicht gesät habe; vgl . T159, A.2) ? 4 Das Zitat aus Epicharm findet sich bei Ps. -PIAx 366c (im Original im dorischen Dia lekt). Vgl. unser Sprichwort: «Eine Hand wäscht die andere . » 5 ihr Amt behalten » , w . "yi)crEcr8at, i m Deutschen nicht mögliches Wortspiel mit <' • • •
"YOUflEVT\V. 6 W. : tai� t1tOflEVat� . 7
W.: crtE1XE. ein \Vort der Dichtersprache, im Deutschen entsprechend wiedergegeben.
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8 Entweder eine andere entmachtete Person, hier mit 'tov OEtVU bezeichnet, oder, was wahrscheinlicher ist, ähnlich wie « Schatten» auf j eden machtlosen Helfer überhaupt zu be ziehen . 9 D ie heiligen « Anargyroi» , die unentgeltlich ihre Heilkunst ausübten. E hat noch nicht begriffen, daß jede Gefälligkeit am Kaiserhof etwas kostet. 10 W. : . . J.lE'tU 1tEviu<; 4)xov'tO 1tugu 'tov 0EOV. Der Gebrauch des Verbums n icht im üblichen Sinne von « weggehen» ist selten, so daß man ein Zitat vermuten kann . .
0186 L: 160; OKyd: Konstantinopel ; E : Georgios, ein ehemaliger Schüler; O E : Thessalonike ( ? ) ; D : 1373 - 13 81; w I : Tadel für den säumigen Briefschreiber, der, i n seine Heimat zurückge kehrt, seinen Mentor vergessen zu haben scheint.
Du scheinst mir Schläge schon (deshalb) verdient zu haben, mein lieber Georgios, weil du einem, der dir zweimal schrieb, auch nicht einmal erwi dert hast. Jedoch hättest du dich auch der Versprechungen, zu schreiben, / 5 erinnern sollen, und des anderen zwingenden Grundes , der dies erforder te! . Aber anscheinend hast du, als du Eltern, Freunde und Heimat fandest, uns vergessen wie die, von denen die Dichter sagen, sie bewohnten das Feld der Lethe2 • Wenn man also das, was zu Hause ist, dem in der Fremde vorzieht, auch wenn es an Fülle, Größe und übriger Bedeutsamkeit hinter dem, was es bei anderen gibt, zurückbleibt, ist dies keineswegs verwunder lich . Denn das Wort « Süßer ist nichts als das eigene Vaterland,, 3 und der 10 Ausspruch / Homers « die liebenswürdige Schar der Altersgenossen» 4 und viel dergleichen, was von Dichtern und in Sprichwörtern rühmend gesun gen wurde, enthält eine gewichtige Rechtfertigung derer5 , die für ihre An gehörigen sorgen. Zudem habe ich aber auch selbst, wenn du dich ein we nig erinnerst, dir stets diese Vergeßlichkeit vorausgesagt: daß du nämlich nicht mehr meiner gedenken würdest, wenn du bei deinen Angehörigen wärest; denn ich weiß , daß dieses Gefühl normal ist und die Natur der 15 Menschen beherrscht. Daher ist es, / wie gesagt, kein Wunder, wenn auch du dem allgemeinen Gesetz nicht entkommen bist, sondern, sobald du bei den Angehörigen weilst, an die Fremden nicht (mehr) denkst. Davor aller dings mußt du dich sehr hüten, daß du, weil du ihnen gänzlich ergeben bist, auch mit dem einverstanden bist, was immer sie sagen, und so unver sehens allmählich n ic h t einmal mehr glaubst, daß zwei mal ze h n z\\'anzig
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ist; doch dies könnten wohl nicht einmal alle Städte, wenn sie zusammen kämen, erzwingen 6 • Wenn du also nur dies im Gedächtnis behältst und / die Wahrheit j edenfalls als eine unverrückbare Gegebenheit ansiehsr7, 20 wirst du uns, wenn du uns in anderer Hinsicht vergessen hast, nicht krän ken . Vielmehr wirst du uns sogar Freude bereiten, wenn du die Gleichgül tigkeit uns gegenüber 8 einen Beweis dafür sein läßt, daß du mit vielen Gu ten Gemeinschaft hast. Schreibe mir also (nur) einmal, daß du dort bleibst und beschlossen hast, auf immer dies zu genießen; dann freue dich getrost dieser Annehmlichkeiten . K 1. OKyd: Begründung wie T0144, O Kyd . E: Georgios (Z.3) war offenbar eine Zeitlang Schüler des Kyd . und war von ihm, ähnlich wie Rhadenos, in den Lehren der "Wahrheit» (vgl. A.7) unterwiesen worden ( Z . 19 - 21 ) . Nun ist er zu seinen Angehörigen zurückgekehrt und hat anscheinend seinen Lehrer und dessen Ermahnungen vergessen . Kyd. bittet ihn, we nigstens eine kurze Nachricht zu senden ( Z . 22 - 24) . OE: Bildungsbeflissene wie Georgios und Rhadenos sind am ehesten in Thessalonike zu vermuten, wenn sie nicht aus Konstanti nopel stammen, was hier auszuschließen ist. D: Wie T0180, D . I 1 . BKyd: Ähnlich w i e im Fall der Rhadenoskorrespondenz (vgl . TinnFreund) verrät der Brief eine gewisse Enttäuschung des engagierten Mentors über die zu engen Familienbindun gen seines Schülers, auch wenn er sie im ganzen zu billigen scheint. Ep: Zwei vorausgehende Briefe von Kyd. an E, vielleicht, aber nicht sicher identisch mit T0187 und 0191; s. dort. III . Hss : A 158'", Nr. 17; U 248v - 249', Nr. 249. Lit: PLP 3925 ; TinnGeorg 145 f. , insb. 146, A.2. IV. 1 Worauf Kyd. hier anspielt, ist unsicher. Möglicherweise hatte Georgios ähnlich wie Rhadenos eine der Philosophie entsprechende Lebensweise und entsprechende Berichte darüber versprochen (vgl. TinnFreund 229 ff. ) . 2 Vgl . PIPlta 621a; AristophRa 186. 3 HomOd 9,34. 4 HomIl 3 ,175 . 5 Präpositionale Konstruktion mit tmEQ. 6 Sc. eine Änderung der mathematischen Gesetze. Bemerkenswert ist die Betonung der Stadt (nicht des Menschen schlechthin) als Kulturträger. 7 Zum Wahrheitsbegriff des Kyd . s. TinnFreund 229 m .A. 85; ferner VI, 61 f. und V2, 386 m. A.25 . Gemeint ist j edenfalls das, was Kyd. " Philosophie» nennt. 8 W. : tll V EV-rai59U gu9lllliuv .
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Gruppe 5: Nicht datierbare Briefe aus LC 11, Liber XVIII
0187 L : 162; OKyd: Konstantinopel; E: Georgios (wie 0186) ; OE: Thessalonike ( ? ) ; D: 1373 1379; wl: Mahnung des säumigen Briefschreibers; sarkastische Drohung mit Spott und Tadel im Falle eines unerwarteten Wiedersehens.
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Noch ist, glaube ich, für mich j ener Zeitpunkt nicht gekommen, der es mir erlaubt, dich für die mißachteten Vereinbarungen zu tadeln . Dennoch könnte niemand, falls ich jetzt Anklage erheben wollte, / sagen, ich über schritte gänzlich die Frist. Denn was du in Zukunft tun wirst, wird durch das, was jetzt geschieht, angekündigt. Wie nämlich sollte man wohl an ders dein langes Schweigen deuten als so, daß du uns gänzlich abgeschrie ben und den Freundschaftsdienst des Briefeschreibens vernachlässigt hast, nicht einmal bereit, denen, die du nicht mehr wiedersehen wirst, wenig stens einen solchen Gefallen zu tun! Dennoch will ich darauf verzichten, dich dafür anzuklagen, daß du nicht bei der Vereinbarung bleiben willst, weil (die Anklage), bevor / es sich (so) ereignet hat, nicht glaubhaft er scheinen wird. Dann jedenfalls wirst du die Anklage hören, wenn den Vorwürfen auch die Tatsachen zu Hilfe kommen. Wahrscheinlich aber werden wir dich nicht einmal dann anklagen , daß du dich nicht zu uns begeben hast - denn du tust niemandem ein Unrecht, wenn du die Hei mat vorziehst - , sondern nur, daß du mir nicht glauben wolltest, als ich voraussagte, du würdest dich verlocken lassen, bei deinen Angehörigen zu bleiben, das werden wir dir vielleicht vorhalten. Wahrscheinlich aberl / werden wir dich auch dann loben, weil du uns durch deine eigene Übertre tung in der Fähigkeit, den Charakter eines Mannes zu beurteilen, als über legen erweist. Dies soll also, wie ich schon sagte, der Zukunft vorbehalten sein. Jetzt aber, du Gleichgültigster von allen, warum schreibst du nicht ? Denn selbst wenn nichts von jener freundschaftlichen Zuneigung dir verblieben ist, die dich ganz selbstverständlich zum Schreiben bewegt hätte, so hättest du doch, um der Schande zu entgehen, wenn du mich anschauen müßtest, auf jeden Fall schreiben müssen. Liegt es doch nicht / fern jeder Hoffnung, daß wir uns eines Tages wieder begegnen . Denn Bergen erlaubt die feste Beschaffenheit und die Größe nicht, sich zueinander zu bewegen, Men schen aber ist die Hoffnung, einander wiederzusehen und vieles gemein-
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sam zu tun, nicht verwehrt. Auch sehen wir viele täglich auf der Reise vom Phasis nach GadeiraZ, wie sie mit Menschen zusammenkommen, an die sie nie gedacht hätten. Wenn also auch uns dies Unverhoffte zuteil wird und derselbe / Ort uns aufnimmt, dann werde ich lachen und dich 25 frank und frei einen Bösewicht nennen. Du aber wirst dich verhüllen und mit bleichem Antlitz die Vorwürfe dulden (müssen)3 . K I. OKyd: Vgl. T0186. E: Der Brief ist in der Überlieferung ohne Überschrift, und der Name des Empfängers ist auch im Text nicht genannt. Loenertz nimmt an, daß der Brief wie T0186 an Georgios, einen ehemaligen Schüler des Kyd. , gerichtet ist, denn in beiden Briefen wird darauf angespielt, daß der Briefpartner in seine Heimat zurückgekehrt ist und die Fami l ienbande ihn stärker fesseln als die Lehren seines Mentors (vgl . T0187,12 - 14 mit 0186,5 16) . In beiden Briefen beruft sich Kyd. auch auf eine entsprechende Voraussage (0187,13 f. und 0186, 12) sowie auf Versprechungen des Adressaten (0187,3 f. und 0186,4) . Im Falle des Rhadenos lagen die Verhältnisse zwar ähnlich, aber in die rekonstruierte Korrespondenz des Kyd. mit diesem (vgl. TinnFreund) ließe sich vorliegender Brief nicht einfügen. Man kann also davon ausgehen, daß Georgios der Adressat ist. OE: Vgl . T0186, OE. D: Die absolute Datierung ergibt sich aus den Eckdaten von Liber XVIII (vgl . LC II,XIV ) . Es bleibt die Frage, in welchem zeitlichen Verhältnis T0186 und 0187 zueinander stehen. Für die Abfassung von 0187 vor 0186 spricht, daß in 0187 Kyd. den Zeitpunkt für eine « Anklage » noch nicht endgül tig für gekommen ansieht, während Kyd. in 0186,3 feststellt, Georgios habe nun bereits Schläge verdient, und außerdem ebd. auf bereits zwei vorausgegangene Briefe verweist. Einer von diesen könnte 0187 sein. III. Hs: U 284'·, Nr. 278 . Lit: Wie T0186. IV. 1 Durch zweimaliges IJ.QA.A.OV oe schränkt Kyd . die Drohung mit einer «Anklage » zwar ein, betont aber zugleich seine geistige Überlegenheit. Der ganze Brief ist wieder ein Meisterstück geschliffener Argumentation, eingesetzt für das Kyd. so wichtige Anliegen, eine einmal geknüpfte Mentor-Schüler-Beziehung nicht abreißen zu lassen. 2 Mit dem Weg von der Ostküste des Schwarzen Meeres (Fluß Phasis im Kolcherland) bis zur Westküste Spaniens werden die äußersten Entfernungen zur See angedeutet. 3 Der Brief schließt mit der genüßlich-ironischen Ausmalung eines für E beschämenden Wiedersehens.
0188 L: 163 ; OKyd: Konstantinopel; E : D e r S o h n eines verstorbenen Freundes; D : 1373 - 1379; wI: Dank für einen Gruß, übermittelt in einern Brief an den « Oheim des Kaisers » ; gute Wün
sche; Hoffnung, daß der Sohn die gleiche Zuneigung für Kydones bewahrt wie sein verstor bener Vater.
So lieb ist dir der alleredelste Oheim des Kaisers, daß du nicht bereit wärest, etwas Gutes zu tun, an dem du nicht auch jenen Anteil nehmen
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ließest. Deshalb / handelst du auch entsprechend, indem du die Freunde in den Briefen an ihn grüßt, denn du willst, daß deine Freunde die Dankbar keit, die sie wegen des Gedenkens für dich empfinden, auch ihm für die Übermittlung zukommen lassen - alle sind ja diesem Mann zugetan und möchten mit ihm ins Gespräch kommen - ; so erging es auch mirl , als er sagte, es sei dein Wunsch, daß von dir auch ich gegrüßt würde, dabei den 10 Brief zeigte, der auch meinen Namen / enthielt, und hinzufügte, du wür dest dich freuen, wenn ich durch einen Brief deinen Gruß erwiderte. Ich aber, der ich dir sehr gern auch schon vor seiner Mahnung geschrieben hätte, bin nun, da es auch ihm gut erschien, um so bereitwilliger zu dem entschlossen, woran er mich erinnerte. Ich schreibe also und wünsche dir ein gesichertes Leben, Gesundheit und alles andere, was privat und in der Öffentlichkeit zu Heil und Wohlbefinden beiträgt, aber auch, daß du an 15 uns denkst, noch mehr / jedoch an deinen Vater, und daß du es für not wendig hältst, seine Zuneigung für mich auch deinerseits mir zu bewah ren . Denn etwas Größeres könnte ich mir von dir nicht wünschen . Du weißt es aber auch selbst von ihm, daß er mich schlechthin allen Verwand ten vorzog. 5
K OKyd: Begründung wie T0144, OKyd. Auch der briefliche Gruß an Kyd. scheint des sen ständigen Aufenthaltsort (Konstantinopel) vorauszusetzen. E: Ein j unger Mann, mit des sen Vater Kyd. gut befreundet war ( Z . 14 - 17) , vermutlich in der alten Heimatstadt Thessalo nike . D: Gemäß den Eckdaten von Liber XVIII (vgl . LC II,XIV) . 11. Xl: Der « Oheim des Kaisers» (eEio� "tou ßacrtA.Ero�, Z . 3 ) , vermutlich Konstantinos Asanes. Vgl. dazu 1 /1, T43 , BE. Dort auch die Annahme, daß Asanes eher ein Vetter als ein Onkel loannes' V. war, was aber mit dem verschwommenen Begriffsfeld der Verwandt schaftsbezeichnung im Griechischen vereinbar ist. Ep: Ein Brief von E an den «Oheim des Kaisers » , der Grüße an Kyd. enthielt ( Z. 8 - 1O) . III. Hs: U 284" - 285', Nr. 279. IV. 1 Dieser Satz bezieht sich nicht auf den vorausgehenden, den ich als Parenthese ver stehe, sondern auf das Grüßen der Freunde in Briefen an den « Oheim des Kaisers». 1.
0189 L: 164; OKyd: Konstantinopel; E: Ein literarisch gebildeter Freund in angesehener Posi tion; D: 1373 - 1379; wI: Enthusiastischer Dank für einen literarisch vollkommenen Brief; re spektvolles Lob der Verdienste des Freundes in seiner angesehenen Position.
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Ich glaubte dich selbst zu sehen und zu hören, als ich deinen Brief las . Denn Gott hat die Liebe zu den Freunden in deiner Seele hell entzündet, LInd dein / Brief schien den Lesern voll von dieser Empfindung zu sein. Es ist ja allein für deine Gesinnung und deinen Stil charakteristisch, auf sol che Weise zu lieben und die Zuneigung mitzuteilen. D ieses Urteil habe nicht ich allein geäußert, sondern auch alle, denen ich den Brief vorlas ich las ihn aber sehr vielen vor, da ich niemanden darüber in Unwissenheit lassen wollte, wie ich durch deine Worte geehrt werde -, / bewunderten dich wegen deiner Gesinnung und entsprachen der Schönheit des Briefes mit den gleichen Lobesworten. Aber auch mich, der ich einen solchen Freund habe, nannten sie glücklich, sich selbst aber wünschten sie deine Freundschaft, überzeugt, fortan nichts anderes mehr zu brauchen, wenn sie ihnen zuteil würde . Für mich nun bedeutet die Tatsache, daß ein so be deutender Mann so über mich urteilt, ein größeres Glück, als man es be schreiben kann, zumal alle / bereit sind zuzugeben, da'ß deine Einsicht in staatsmännischen Entscheidungen allen zwingend überlegen ist 1 • Wenn aber auch ich dir eine gewisse Gegengabe für deine Gesinnung und für deine Lobesworte erstatten soll, scheint es mir, daß ich, wenn ich Gleiches s age, nichts deiner Würdiges sage. Denn nur die Lobreden von Gleichen soll man für einander angemessen erachten . Ich will dir aber zum Lob alle Städte, alle Männer und Frauen, Privatleute, Herrschende, Sklaven und Freie, herbeirufen . / An diese werde ich dein Lob abtreten, überzeugt, daß sie mehr s agen werden, als ich werde sagen können . Sollte aber auch ich selbst etwas zu den für dich (sprechenden) Reden beitragen können, werde ich gewiß nicht zögern, den Chor zu unterstützen, so wie die Sänger der Oberstimme die begleitenden Stimmen, was ich, wie alle wissen, ständig in den öffentlichen Versammlungen tue. Denn es ist un möglich, daß ich, wenn man dich erwähnt, es aushalte / zu verschweigen, was ich von dir weiß, vielmehr erkläre ich das Beste von dem, was ich weiß, in offener Rede als deine Eigenschaft; es widerspricht aber niemand. Denn die Guten ergänzen selbst die Lobreden und bringen die anderen dazu, die Tugend zu ehren. Die aber, die vor Neid platzen, haben keine Möglichkeit, gegen die offenkundige Wahrheit unverschämt zu reden . Da her verteidigen sie wider Willen auch das, was sie (vor Ärger) ersticken läßt.
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K I. OKyd: Begründung wie TOl44. Für die Anwesenheit des Kyd. an seinem üblichen Auf enthaltsort spricht auch der erwähnte Zuhörer kreis ( Z . 8 - 11) und die Anspielung auf öffent liche Versammlungen (Z.23 f. ) . E: Loenertz bezeichnet E in der Überschrift des Briefes als « amicus nobili gene re natus » . Nun ist zwar nicht ausdrücklich von edler Abkunft die Rede, aber es besteht kein Zweifel, daß der enkomiastische Ton des Briefes einer bedeutenden Per sönlichkeit gilt, zumal Kyd. von sich selbst sagt, er stehe nicht auf gleicher Ebene wie E (Z.17 f. ) . Wenn Kyd. im folgenden Städte und Menschen beschwört, E zu loben, ist der Ge danke an eine kaiserliche Persönlichkeit kaum abzuweisen. Da E zugleich als Freund be zeichnet wird, liegt der Gedanke an Kaiser Manuel Palaiologos nahe. Zu vergleichen wäre z. B. T0143 , ein Brief, der in ganz ähnlichem Ton geschrieben ist; allerdings geht dort aus dem Text klar hervor, daß der Adressat ein Kaiser ist, und auch die Überschrift läßt keinen Zweifel. Wie dort, so ist auch hier der Aufenthaltsort von E ungewiß. D: Wie TOl8 8 . H . Z C : Falls E tatsächlich identisch mit Kaiser Manuel ist, ist d i e Erwähnung v o n erbit terten Gegnern, die E sein hohes Ansehen bei der Mehrheit mißgönnen, bemerkenswert (Z.27 - 29) . Ep: Ein Brief von E, der in literarisch vollendeter Weise das Gefühl freundschaft licher Zuneigung vermittelte (Z.3 - 7) und der bei der öffentlichen Verlesung begeisterte Zu stimmung fand (Z.7 - 13 ) . IIl. Hss: U 285'\ N r . 270. IV. 1 W.: . . . Kai DU ti]v yvro�1]V EV tai� ltEQi trov ÖA.rov KQiaEO"t lt(lVtrov ÖEiv KQatEiv
lt(lVtE� EtOt�Ot auyxroQEiv.
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AN GEORGIOS
L: 175; OKyd: Konstantinopel; OE: Thessalonike ( ? ) ; D: 1373 - 1379; wI: Ratlosigkeit über das richtige Verhalten gegenüber dem hartnäckigen Schweigen des Brie fp artners; Bitte um eine klare Willensäußerung.
Ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll, lieber Georgios . Denn wann immer ich schreibe, bringe ich dich um nichts mehr zum Reden, sondern scheine nur mir selbst Schande zu holen, indem ich den, der gar 5 nicht hören / will, vergeblich rufe; ahme ich dich aber nach und schweige, fällt die Anklage gegen dich auf mich zurück, und ich ziehe das, wofür ich dich tadle, mir selbst zu. Wiederum kann ich, wenn ich dir Briefe schreibe, den nicht loben, der sich mir gegenüber so nachlässig verhält; anklagen aber will ich den nicht, den ich von allen gelobt wissen möchte. Sag' mir also, welchen von beiden Wegen ich gehen soll; denn ich weiß, was du 10 sagst, auch wenn du gänzlich schweigst. Denn durch dein Schweigen / ge bietest du auch uns Verstummen. Ich aber möchte nicht den Anschein er wecken, als löste ich das Band eines schönen Gesprächs, und eine Anklage
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erheben, die mir überhaupt nicht zusteht. Sag' also nur einmal, daß du nicht von uns belästigt werden willst, und zeige uns , wer wohl an dem Schweigen die Schuld trägt; dann wirst du uns aus Schwätzern zu Pytha goreern machen ! . K 1. OKyd: Begründung wie T0144. E: Wie T0186 und 0187. Aus dem Ton des Briefes und der S ituation (hartnäckiges Schweigen von E) ergibt sich die Identität des im Titel erwähnten Georgios mit dem dort gemeinten. OE: Vgl. T0186. D: Wie T018 8 . Was die Reihenfolge der drei erhaltenen Briefe an Georgios betrifft, so könnte dies der letzte sein : Z.3 - 5 setzt mehrfa che Versuche voraus, Georgios zu einer Antwort zu bewegen, und zeigt zugleich, daß Kyd . , falls jener nicht antwortet, nicht bereit ist, sich weiter durch fruchtlose briefliche Nachfragen zu demütigen. H. BE: Es scheint, daß Georgios in seinem Schweigen konsequent geblieben ist und sich bei Kyd. nicht mehr gemeldet hat. Ep: Vgl. D . III. Hss: A 142', N r . 14; U 296V, N r . 291. IV. 1 D . h., Kyd . wird dann seinerseits schweigen; zum Bild vgl.· T30, A.2.
0191 L: 178; OKyd: Konstantinopel; E: Ein literarisch gebildeter Freund; D: 1373 - 1379; w I : Zu rückweisung einer Briefmahnung, weil der Mahner selbst nachlässig im Schreiben ist.
Wie es j etzt den Machthabern mit dem Geld ergeht, so ist es auch dir mit den Briefen ergangen. Jene sind nämlich darin bewährt, das, was an deren gehört, zu essen, vom / Eigenen aber würden sie niemandem Anteil 5 geben. Vielmehr halten sie die, die etwas von ihnen erbitten, auch noch für Feinde. Auch du hast es so gründlich wie ein Handwerk studiert, Briefe von anderen zu fordern, zu behaupten, es sei rechtens, daß dir dies von jenen geleistet werde, zu protestieren, wenn sie einmal nicht schreiben, und ihnen Übles nachzusagen, als würden sie sich gegen die Freundschaft verfehlen . Wenn aber auch j ene ein Entgelt für ihre Briefe / fordern und 10 Gleiches erhalten wollen, dann freilich vergißt du prächtig, was gerecht ist, und erweist dich als einer, der zwar die fremden Mühen bereitwillig ausnutzt, aber allein sich selbst das Festmahl seiner eigenen vorbehält. Das sage ich aber nicht, weil ich statt anderer, die Unrecht erfahren hät ten, ungehalten wäre, sondern weil auch ich selbst zu denen gehöre, die dir oft schrieben und daher mit Recht Entsprechendes von dir hätten be kommen können, nun aber / des Geschuldeten beraubt sind und dir des- 15
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halb gerechter weise selbst das Schweigen androhen ' . Denn du wirst nicht behaupten, daß Mangel an Worten der Grund deines Schweigens ist, da du wohl viele, deren Beruf das Reden ist, durch dein Reden dazu bringen könntest, sich geschlagen zu geben und zu verstummen. Fordere also ent weder mutig, weil du bereit bist zu erstatten, oder nimm zur Kenntnis, daß auch wir Hesiod gehorchen werden, der mit vollem Recht dazu rät, dem, der nicht gibt, auch selber nicht zu geben2 • K l. OKyd: Begründung wie TOl44. E: Anspielung auf literarische Bildung: Z . 12.l6 f. D: Wie T01 88. Il. Z C : Klage über Habgier und Geiz de r Machthaber (Z.3 - 6 ) . Anspielung a u f d i e i n T149 vorausgesetzte Situation? Vgl. auch T0184. In beiden Briefen i s t Kaiser Ioannes V. der Adressat entsprechender Vorwürfe . Ep: Es ist nicht deutlich gesagt, ob die Mahnung durch einen Vermittler oder brieflich erfolgte ( Z . 6 - 9 ) ; jedenfalls beklagt sich Kyd. Z . 16 über « Schweigen " , behauptet aber, selbst oft geschrieben zu haben ( Z . 13 f. ) . III. Hss: U 298 v - 299', Nr. 294 . IV. 1 Im Originaltext Wechsel zur l . Person Singular nach « nun aber » . 2 HesOp 355.
0192 L: 179; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund in politisch verantwortlicher Stellung, Tar chaneiotes? OE: Thessalonike ? D: 1373 - 1379; wI: E hat sein briefliches Schweigen damit entschuldigt, er habe den Ausbau der Stadtmauer in Antigoneia beaufsichtigen müssen; außerdem sei sein Briefstil zu bescheiden. Kydones hält ihm entgegen, jene leichte Aufgabe sei kein ernsthafter Grund für sein Versäumnis; ferner solle er im Briefverkehr mit ihm kei nen prunkenden Stil pflegen.
Ich glaubte, du würdest eine andere Entschuldigung für dein Schweigen vorbringen, eine stärkere, die uns vielleicht überzeugen könnte . Dachte ich doch, du würdest der Menge der Aufgaben dafür die Schuld geben, / 5 weil ( nämlich ) die Vaterstadt dich in gewohnter Weise zur Arbeit in ihrem Dienst rufe . Du aber sagst, vor lauter Wohlleben hättest du keine Zeit, der Freunde zu gedenken . Denn wieso sind die Aufsichtstätigkeit in Antigo neia und die Aufgabe, den Bauern ihre kleine Stadtmauer zu erhöhen , kein Wohlleben, da du sie doch sogar von einem der Sklavenl könntest errich ten lassen ? Gleichwohl, mögen auch die Arbeiter deiner Stimme und dei nes Anblickes bedurft haben, du hättest sicherlich auch so nicht geschwie10 gen , / da d ei n e Z u n g e ZU Ill Reden so gefestigt ist, daß nichts sie in i h rem
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Lauf hindern kann. Verstelle dich also nicht und nenne nicht das dummes Zeug2 , was sogar im Kreis der Rhetoren gerechten Beifall finden würde! Freilich, wenn du Verfassern von Reden Briefe schreiben müßtest, wärest du mit Recht vorsichtig, um nicht unversehens einen stilistischen Fehler zu begehen und (dafür) den Musen im Lykeion eine Strafe zu entrichten. Nun aber siehst du, wie weit wir, die wir / deine Sprache lieben, vom Attischen 15 entfernt sind, wenn es darauf ankommt, in dem, was wir schreiben, den rechten Ausdruck zu treffen3 ; sind wir doch dann - wie die meisten unerfahren und nur um den Gedanken bemüht\ (das gilt) vor allem, wenn wir das von unseren Freunden Geschriebene zu lesen bekommens . Dann nämlich erscheinen wir in j eder Hinsicht als « weiße Richtschnur » 6 . Star ren wir doch nur auf den Verfasser und finden keine Zeit, selbst wenn wir auch etwas davon verstehen, uns sorgsam um den Stil zu bemühen. Des halb / spare auch du das Prunken mit Rhetorik? in deinen Briefen für an- 20 dere auf, die vielleicht auch selbst einen prunkenden Stil pflegen. Uns aber wird von dir das Alltägliche genug sein. K 1.
OKyd: Begründung wie TOI44. E; OE: Ein Mann, der im Dienst seiner Vaterstadt ver
antwortlich tätig ist (4 f. ) , aber vorübergehend in A ntigoneia beim Ausbau der Stadtmauer die Aufsicht führte (7 f. ) . Loenertz, LS 11 185, nimmt an, daß es sich um Antigoneia auf Chal kidike handelt. (Zu diesem Ort vgl. J. Lefort, Villages de Macedoine. Notices historiques et topographiques sur la Macedoine orientale au Moyen Age, 1. La Chalcidique occidentale, Paris 1982, 3 0 - 3 3 . Danach lag das heute verschwundene Doppeldorf, xcn:co und bto:vco 'Avnyovia, unweit vom Ostufer des Thermäischen Golfs im Bereich der Gemeinde Nea Go nia; s . auch ebd. Carte 2.) Wenn diese Annahme, was sehr wahrscheinlich ist, zutrifft, ist auch die weitere Vermutung von Loenertz, E sei identisch mit Tarchaneiotes, akzeptabel, denn hier wie in den sicheren Briefen an Tarchaneiotes ist E ein Mann in verantwortlicher politischer Funktion, dessen rhetorisches Talent immer wieder Gegenstand der Korrespon denz ist (vgl. I/I, 218 f.) . Da Tarchaneiotes (sc. ManueI?) sich gewöhnlich in Thessalonike aufhält, ist diese Stadt der wahrscheinliche OE. D: Wie T0188. 11. E p : Ein Brief, in dem E sein " Schweigen » begründete (3 f. ) . Zum Inhalt s. o . , wl. III. Hs: U 299'·, Nr. 295 . IV. 1 Kyd. bezeichnet die Arbeiter, die zum Bau der Mauer eingesetzt werden, als Skla ven (lioi'iA.ot) ; narürlich ist hier nicht von Sklaven im strikt j uristischen Sinne die Rede. Über die pejorative Verwendung des Begriffs « Sklave» bei Kyd. vgl. M. A. Poljakovskaja, Ponima nie social'nych problem vizantijskimi avtorami serediny XIV v., Vizantij skij Vremennik 40 (1979 ) 9 - 21, hier 17. 2 W. : O'xaA.a9uQIlO:na, Anspielung auf AristophNu 630 . 3 W. : . . . 'toov ev 'toi<; l..6 y01<; 6vOIl0:'tCOV A.aIlßO:vE0'9at. 4 W. : . . 1l0V1]<; lie 'tfj<; litavoia<; ytv0IlEVOt . Zu dieser Verwendung von yi(y)vollat s. T27, A. 8; I/2, Index, 658 , s. v. .
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
5 Kyd. will sagen , daß ihm seine stilistische Unbeholfenheit erst im Vergleich mit dem geschliffenen Stil des Briefpartners bewußt wird. 6 Bildlicher Ausdruck für « Ignorant » ; s. T102, A. 18. 7 W. : nIe; . . . btt8Ei�€le; .
0193 L: 180; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund in politisch veranrwortlicher Stellung, Tar chaneiotes? OE: Thessalonike ? D: 1373 - 1379; wI: Vermutung, daß der Briefpartner durch wichtige öffentliche Aufgaben in seiner Heimatstadt am Schreiben gehindert werde.
Dafür, daß du Briefe von mir ersehnst und erhältst, aber nicht auch zu rückschreibst, gebe ich der Fülle von Aufgaben die Schuld, durch die du wohl sogar am Essen und Trinken gehindert wirst. Denn daß du aus Ver5 geßlichkeit / aufgehört hast, Briefe zu schreiben, (das) von dir zu vermu ten, wäre nicht gerecht - würdest du doch eher dich selbst als deine Freunde vergessen - ; zudem bin ich nicht schnell bei der Hand mit Ankla gen gegen die Freunde, wenn ihre scheinbare Verfehlung mit vielerlei Gründen entschuldigt werden kann. Wenn also, wie gesagt, anstehende Staats angelegenheiten nicht erlaubten, denen zu schreiben, die du in der Erinnerung mit dir trägst, wird uns j edenfalls deine Gesinnung statt der 1 0 Briefe genügen. / Du aber solltest niemals von solcherlei Sorgen ablassen, durch die du dir Ruhm für deine Mühen gewinnen kannst, zumal du auch denen nützlich bist, die es verdient haben . Denn ich bin überzeugt, daß dir die Vaterstadt solchen Zwang auferlegt, da sie von dir die Früchte dessen fordert, was sie für dich an Mühen aufgewandt hat ! . Wenn aber noch ein anderes plötzliches Ereignis Ursache wurde, daß deine Hand untätig blieb und dein Gemüt beunruhigt wurde, beten wir zu Gott, der den früheren Sturm zur Ruhe brachte, uns2 aufs neue Meeresstille zu bescheren . K 1. OKyd: Begründung wie T0144. E: Loenertz (Fußnote zu Z.2) denkt an Tarchaneiotes (sc. Manuel ) , wohl wegen der Anspielung auf gute Freundschaft, die auch bereit ist, «Verfeh lungen » zu entschuldigen (Z.5 f.9 ) , und der veranrwortlichen Stellung von E in seiner Vater stadt (vgl . zu beidem I/l, 218 f. ) . OE: Thessalonike als Vaterstadt und Aufenthaltsort des Tar chaneiotes. D: Wie T0188. H . Z C : Kyd. spielt auf einen früheren « Sturm» in der Stadt des Adressaten an, den Gott zur Ruhe brachte ( Z . 14) . Falls es sich um die türkische Bedrohung gegen Anfang der 70er Jahre (vgl. T84, ZG und T95, 0) oder um die inneren Unruhen erwa um die gleiche Zeit (vgl.
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T95, ZG) handelt, wäre der Brief etwas näher an d i .:s.: Z e i t hc:ran zurücken . Aber gemäß I! I , 218 mit A. ll setzt auch der Brief L183 an Tarchaneiotes aus den Jahren 1374175 kriegerische Auseinandersetzungen mit den Türken voraus (L183 der hier folgende Brief T0194, s. auch dort) . So könnte 0193 auch um die Mitte der 70er Jahre geschrieben sein. 111. Hs: U 299v - 300', Nr. 296. IV. 1 Das soll wohl, wenn auf Tarchaneiotes bezogen, bedeuten , er verdanke der Stadt Thessalonike seine Bildung und berufliche Förderung. 2 Loenertz fragt sich, ob statt « un s » besser « euch» zu konjizieren wäre (Gleichklang von T] lliv und Ulliv ) . Aber Kyd. kann eine neue Zeit der Ruhe durchaus auch sich selbst wün schen, weil dann der Freund wieder Muße zum Schreiben haben wird. Falls er auf die türki sche Bedrohung anspielt, wäre « uns» auch aus der gemeinsamen Gefahr für Kyd . und E ver ständlich . =
Gruppe 6: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XIX
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AN TARCHANEIOTES
L : 183; E: Manuel( ? ) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: 1373 - 1379; wI: Lob für hervor ragenden Briefstil; Bedeutung der literarischen Bildung für das Gemeinwesen der Byzantiner; Anspielung auf einen anmaßenden Widersacher des Adressaten .
Würdig der Zeitumstände, der Freundschaft und unserer Erwartung hast du den Brief vollendet. Daher glaubte ich beim Lesen nicht den Wor ten eines Kriegsmannes, sondern eines Lehrers der Beredsamkeit 1 , / der 5 zudem noch um die Abfassung von Briefen sorgfältig bemüht ist, zu be gegnen, so gefestigt war das gedankliche Konzept2 , so entsprach ihm die Anmut der Worte, und so ergab sich aus bei dem (zusammen) eine wun dersame Kraft der Aussage. Nicht schlechte Frucht also erntete ich für die vielen Briefe, mit denen ich dich zum Schreiben anregte, sondern eine, die mir vor allem (anderen) zur Begründung deines Ruhms genügt. Daher sollte es mich wundern, wenn dir etwas von mir oder sogar noch von / viel 10 Besseren Verfaßtes im Vergleich zu deinen Briefen noch als schön erschei nen könnte, der du wahrlich sogar Rhetoren , wenn es um die Genauigkeit der Worte geht, kritisieren könntest. Rede also nicht heuchlerisch von « Korrektur » ! Denn man kann sich zu dem, was die Regel (selbst) ist, kein Weniger oder Mehr hinzudenken. Empfiehl vielmehr auch den anderen deine Schriften als Vorbild der Sprachkunst und laß unsere Mitbürger öf fentlich von ihnen kosten, indem du sie durch deine Ausführungen be lehrst, / worum man sich bemühen muß . Denn dadurch angeregt und mit 15
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dem Blick auf dein Vorbild, werden auch sie - davon bin ich überzeugt an der wahrhaftigen Schönheit der Worte Entzücken finden und nach dem Ruhm verlangen, den man ihnen verdankt. So wirst du nicht nur mit Waf fen, sondern auch mit Worten der Vaterstadt Wohltaten erweisen, uns (zur Freude) . Denn du kannst ihr durch nichts nützlicher sein als durch (dein Streben), ihr das Begehren nach der Wortkultur3 einzupflanzen; weil näm lich diese vernachlässigt wird, wird meiner Meinung nach das Gemeinwe20 sen der Rhomäer von so großen / Übeln wie von einem Sturm erschüttert. Denn welcher Tätigkeit man auch immer das Wort und die Wortkultur4 entzieht, man hat dadurch den, der in unwegsamem Gelände zu schreiten versucht, des Augenlichtes beraubt5 . Aber in dieser Hinsicht wirst du selbst (schon) das tun, was besser ist. Die Barbarei aber, von der du sprichst, wird sich, glaube mir, dann den Befehlen beugen, wenn sie sich ihrer selbst b ewußt wird, und, ihrer selbst überdrüssig, sich nach Geist und Weisheit sehnt. Wenn aber zur Unwissen heit auch noch geistiger Dünkel hinzukommt und der Betreffende nach 25 Art6 / der Krähe mit den Adlern glaubt um die Wette fliegen zu können, gibt es nichts Blinderes und nichts Dreisteres als einen solchen Menschen7. Wenn aber auch Dike in allzu heftigem Zorn und eifrig bemüht, gewisse Leute zu vertilgen, so, wie durch einen Windstoß eine Flamme (entfacht) wird, auf Druck von irgendeiner Seite oder auch (unter dem Einfluß) von Geld den Unverstand fördert, welche tragischen Dichter sollen dann (noch) etwas sagen , was diesem Unglück angemessen ist 8 ? Da hofftest du (noch), obwohl der Soundso sich so anmaßend verhält, durch meinen Ein30 spruch / den Ansturm des Unheils aufzuhalten ? Für übermenschlich hältst du fürwahr meine Weisheit, wenn du annimmst, daß ich, was nicht einmal die Sieben Weisen 9 vermögen, als einzelner bewältigen kann. K I. OKyd: Begründung wie T0144. E, OE: Vgl. TI71 E, OE. D: Angabe gemäß den Eckda ten von Liber XIX. 11. BKyd: Anspielung auf eingeschränkten Einfluß (Z.30 - 32 ) . BE: E befindet sich offen bar im Kriegsdienst für seine Vaterstadt (sc. Thessalonike) ( Z A . 17) . Kyd. glaubt aus seinem Briefstil eine solche rhetorische Begabung zu erkennen, dafl er ihm empfiehlt, mit seiner Re dekunst für die literarische Bildung zu werben (Z.3 - 21, insbes. 12 - 19 ) . Offenbar hat sich E über einen ebenso anmaßenden wie ignoranten Widersacher beklagt, der auch die Gerichte zu seinen eigenen Gunsten bestochen hatte . E hatte sich von Kyd. vergebens eine Intervention in der Angelegenheit erhofft; aus der Sicht des Kyd. ist Widerstand gegen solche Dreistigkeit aussichtslos (Z.22 - 3 2 ) . Xl: Der Widersacher des Tarchaneiotes (s. BE) . Aus der Sicht des
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letzteren scheint es sich um einen anmaßenden Ignoranten zu handeln, der zur Bestechung bei Gericht über genügend Geld verfügt. ZG: Aus der Sicht des Kyd . ist die Vernachlässigung der Bildung einer der Hauptgründe für den Niedergang des späten Byzanz ( Z . 19 f. ) . Ep: l. Ein inhaltlich wie stilistisch vollendeter Brief von E, auf den Kyd . hier antwortet (Z.3 - 9 ) . 2. "Viele Briefe» von Kyd. an E (Z.7) . III. Hss: A 14v - 15', Nr. 2; U 19'" Nr. 26. IV. 1 W. : croq)lcn;ou. 2 W. : T] btavotU. 3 W. : /"'6yrov {;1tteu�iav. 4 W. : /.., 6 yov xat TO XaTel /.., 6 yov. 5 Umschreibung von "man» in der 2 .Person : a
0195 - AN ASANES KYR IOANNES L : 185; OKyd: Konstantinopel; E: Ioannes Asanes; O E : Konstantinopel( ? ) ; D: 1373 ( 1376?) - 1379; w l : Bitte um eine weitere Wohltat für einige spanische Patres, die Asanes aus einem Haftgewahrsam in Konstantinopel( ?) befreite : Er möge ihnen auch Hilfe zur Heimreise ins Abendland gewähren .
Die Dominikanerpatres 1 aus Spanien - ich meine jene weisen, beson nenen, bescheidenen (Männer), die durch die Verleumdung anderer zu Unrecht inhaftiert wurden, durch dich aber ihr / Recht erlangten - , diese 5 also kamen zu mir und baten mich darum, dich zu bitten, es möge ihnen die Rückkehr zum heiligen Petrus2 gewährt werden ; denn sie glaubten, du würdest deiner früheren Gefälligkeit noch eine zweite für sie hinzufügen und sie dadurch über die Schande der Haft hinwegtrösten , waren zugleich aber auch durch die Fama überzeugt, ich besäße bei dir Einfluß . Da ich also keinen Grund habe, warum ich den Männern meine Hilfe vorenthal ten soll / - denn ich bin voll Respekt vor ihrer edlen Gesinnung - , ver- 10 sprach ich ihnen zu tun, worum sie baten. So bitte ich dich, dem reifen
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Entschluß guter Männer behilflich zu sein und deinen persönlichen Eifer für das Gute als stärker denn die Verleumdung der anderen zu erweisen . Denn erstens wirst du (dann) in dem Ruf stehen, daß du Menschen gefäl lig bist, die gute Behandlung verdienen; dies aber ist viel wert für Men schen, die wie du über hohen Einfluß verfügen . Ferner wirst du das, was 15 du ihnen gibst, nicht in höherem Maße ihnen denn / unserer STADT als Gewinn zukommen lassen. Denn wenn von Gadeira3 Menschen zu uns kommen, weil sie nach unserer Geisteskultur verlangen\ was glaubst du wohl, welch große Ehre das dem Gemeinwesen der Hellenen und ihrer Sprache bringt5 ? Überdies, wenn auch ich bei dir etwas gelte, werde ich dir noch vor jenen für eine Wohltat dankbar sein. Was dir aber am meisten ein Ansporn sein könnte : Bedenke, daß auch der Oberste des Chores der 20 Christusj ünger 6 / sich freuen wird, wenn er seine Verehrer7 wieder bei sich hat, und daß er dich mit himmlischen Gaben belohnen wird. Diese aber, die Christus und seinem J ünger 8 täglich dienen, werden für dein Heil bei ihnen bitten durch Meßfeiern9 und andere Gebete . Das sollte ein Mensch sich um alles in der Welt erkaufen, weil er glaubt, es sei etwas mehr wert als sogar das gegenwärtige Leben. K I. OKyd: Begründung wie T0144; hinzu kommt die ausdrückliche Erwähnung Konstan tinopels Z . 14 f. , wenn auch nicht klar als gegenwärtiger Aufenthaltsort des Kyd. E; OE: Zur Identität des A.: PLP 1497, nun ersetzt durch PLP 91 371; TrappAs 17l f. ,174 f. ; T43 , BE; 1/1,36,A. 195 . Wenn Ioannes Asanes, wie TrappAs 175 mitteilt, abgesehen von seinen letzten Jahren (1383 - 1386) , in Konstantinopel lebte, ist es wahrscheinlich, daß auch die Inhaftie rung der spanischen Patres und ihre Befreiung durch die Vermittlung des Asanes (beim Kai ser ?) in dieser Stadt erfolgten . Während Loenertz in der A usgabe keinen OE angibt, nennt er in LS 11 85 Konstantinopel mit Fragezeichen . Da Asanes nach PLP 1497 und 91 371,R wahr scheinlich ein Anhänger Andronikos' IV. war, besteht Anlaß zu der Annahme, daß die Ange legenheit während dessen Regierungszeit ( 1376 - 1379) spielte. Sonst wäre es schwer ver ständlich , daß Kyd. , der sich an demselben Ort aufhielt, so gänzlich ohne Einfluß war, d
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III. Hss: A 15v - 16', Nr. 4; U 20v - 21', Nr. 2 8 . I V . 1 W. : O i E� 'Icmuviw;
0196 - AN DEN KAISER KYR MANUEL L: 192; OKyd: Mitylene, Lesbos ( ?) ; E: Kaiser Manuel 11. Palaiologos; OE: Konstantino pel ( ? ) ; D: 1373 (nach 25. 9 . ) - 1374 ( ? ) ; wl: Ausdruck der Freude und der Dankbarkeit für einen freundlichen und ermutigenden Brief des Kaisers.
Mögen auch viele Männer wegen ihres Glücks in alten Zeiten berühmt gewesen sein, so glaube ich doch selbst keinem von ihnen / nachzustehen, 5 nach jenem wunderbaren und an Geist und Gedanken reichen Brief! Denn wenn Ehrung auch an sich schon das Höchste ist, auf das Menschen stolz sein können - sie birgt ja in sich etwas Göttliches, da sie der Lohn der Tugend ist und von Gott denen gegeben wird, die tugendhaft gelebt haben - , was mag es dann erst bedeuten, wenn man sie auch noch von seiten der Angeseheneren und Geistreichen erlangt ? Ich bin aber in einer Weise ge ehrt worden, / die selbst einen Platon oder Demosthenes hätte erröten las- 10 sen; so sehr übertrafen die Worte meinen (tatsächlichen) Wert; zudem er hielt ich das Lob nicht von einem oder von zweien oder von einem Senat oder auf Beschluß einer Stadt - (selbst) manche, die von solchen geehrt wurden, galten als (Persönlichkeiten), die auch der Nachwelt bedeutend erscheinen könnten - , sondern von einem Kaiser, dem alles zu Füßen liegt und den nicht nur der Purpur und das Diadem schmücken, sondern von dem auch Platon, hätte er ihn gesehen, sagen würde, ihm sei mehr als
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Zeus eine königliche / Vernunft, eine königliche Seele zu eigen 1 . Ich bin also glücklich über das Lob , gl ücklicher (aber) darüber, daß mir gerade durch einen Brief von dir das Lob verbürgt ist. So widerfuhr mir das Ge genteil (vom Gewohnten) : Sonst sind es Kaiser, deren Lob die Meister der Rede in ihren Werken singen, ich aber besitze von deiner Stimme eine Lobrede in Briefform; sie ist mir wertvoller als alles Gold über und unter der Erde, / und ich halte sie für wert, besser gehütet zu werden, als die schlimmsten Geizkragen ihr Geld aufbewahren, da mir nun auch ein un sterbliches Andenken sicher ist. Und es bedeutet ja wirklich den Lieben den mehr, wenn sie auch von den Geliebten gepriesen werden; denn von daher wird ihnen bewußt, daß sie die, denen sie nachjagten, gefangen ha ben und die Beute erobern konnten, da sie in den Lobesworten den Erweis der Gegenliebe sehen, überzeugt, daß man nicht lobt, was man nicht / zu vor bewundert, nicht bewundert, was man nicht zuvor liebt. Ich aber liebe dich und bekenne meine Leidenschaft; ja, noch mehr: Ich rühme mich, daß ich mich einem solchen Mann ergeben habe. Denn die Tugend der Geliebten ist ein Beweis für die lautere Zuneigung2 der Liebenden . Es war aber mein Wunsch, bei dir eine entsprechende Empfindung für mich zu treffen. Jetzt aber kam ein Brief, der diese Kunde brachte und mir zum Boten deiner Gegenliebe wurde, / die mein sehnlichster Wunsch gewesen war . So ist mir j ene, dem Umfang nach kleine, an Anmut und Gedanken aber reiche Schrift alles geworden. Wie sollte ich also nicht - wie gesagt zu den Glücklichsten gehören, da ich durch dein Votum ausgezeichnet bin, das auch Gesetzen ihre Kraft, Rechtsstreitigkeiten ihr Ende und den Händeln der Menschen untereinander ihre Grenze setzt, das keine Appellation und kein Urteil außer Kraft setzt ? Ist nicht / jeder Reichtum weniger wert als mein Gewinn, da ich denselben zum Herrn und zum Freund habe, ihn, der an Würde alle übertrifft, aber sich der Niederlage, die ihm die Freundschaft bereitet, nicht schämt, der mir gerade deshalb zum Helfer wird und mich durch seine Zuneigung zu höherer Würde erhebt ? Indessen, obwohl ich in einer solchen Fülle des Guten (wie in einem Hafen) vor Anker gegangen bin, stört doch eines meine Freude : Es geht mir zwar in jeder Hinsicht gut, aber mir scheint, von meinem Besitz habe ich nichts als gleichwertige Gegengabe anzubieten, sondern bin gezwungen, gesenkten / Blickes ohne Entgelt Wohltaten anzunehmen, wie es den mittellosen Schuldnern ergeht, wenn die Gläubiger bei ihnen erscheinen . Das bedrängt meine Seele, das bedrückt mich und hindert mich, die Ge-
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genwart sattsam zu genießen; es beschämt mich und beeinträchtigt so meine übergroße Freude. Aber ich habe ein Heilmittel auch gegen diesen Schmerz gefunden : Niemand von denen, die von dir Wohltaten empfin gen, ist imstande, dir die Wohltat zu vergelten, / sondern jeder geht (von 45 dir) hinweg und hat zwar empfangen, hat aber weder, was er für das Er haltene erstatten könnte, noch wird (Entsprechendes) von ihm verlangt, wie (es denen ergeht), die unentgeltlich aus den Quellen trinken . Mit allen also werde auch ich diese Schande ertragen, daß ich dem Wohltäter keinen Gegendienst erweisen kann, es sei denn, man beriefe sich auf guten Willen und treue Ergebenheit, womit wir auch Gott für alles , was er gibt, sich begnügen sehen . Aber wenn / dies genügt, habe ich doch selbst noch et- 50 was, was ich dir für deine Gaben als Gegengabe anbieten möchte : Ich er bitte dir von Gott alles Gute; ein Herold bin ich bei allen für die Wohlta ten, die ich dir zu verdanken habe, und sollte ich zu deiner Ehre etwas zu leiden haben, werde ich keine Gefahr scheuen . Das gebe ich dir, Kaiser, für deine Gaben zurück, Kleines für Übergroßes ! Es ist j a das Wollen und3 das Tun nicht ein Gleiches, abgesehen von dem, was die schulden, die nichts anderes können\ / denn von diesen verlangt, wie gesagt, nicht ein- 55 mal Gott weiteres. Möge es dir beschieden sein, RetterS , daß du, der du allen Wohltaten erweist, bei denen nichts zu entbehren hast, denen es gut geht. Denn so wirst du Gott ähnlich sein. Auf ihn zu schauen , steht einem Kaiser, scheint mir, vor allem an. K I. OKyd: Wegen der kritischen Beurteilung Manuels durch Kyd . einige Zeit nach seiner Rückkehr von der Insel Lesbos im Brief T156/L166,23 - 3 4 hatte ich in 1/1, 30, A . 157 Beden ken geäußert, den vorliegenden Brief, ein Dokument enthusiastischer Verehrung für densel ben Kaiser, noch der Zeit des Aufenthaltes auf Lesbos zuzuweisen, wie es Loenertz in der Ausgabe ohne Fragezeichen tut. Jedoch sprechen für diese Zuweisung doch gewichtige Ar gumente: 1. Die Anspielung auf die Kaiserwürde Manuels erfolgt in einer Form, die vermu ten läßt, daß die Proklamation (25 . 9 . 1373) noch nicht allzu lange zurückliegt ( Z . 13 - 15 ) . 2. In Z . 16 spielt Kyd. auf einen soeben eingetroffenen Brief Manuels a n , der voll des Lobes für ihn ist. Die Annahme von Loenertz (zur Stelle) , daß dies der Brief ist, den Kyd. sich durch Vermittlung eines Freundes in L133 ( TI12) als Reaktion auf seinen Brief L132 ( TI l l ) erbeten hat, ist doch sehr erwägenswert. Daß Manuel ihn hier seiner Huld würdigte, schließt nicht aus, daß er über die Notwendigkeit, Kyd. erneut politisch einzusetzen, anders dachte, nämlich so, wie T156 bezeugt. Im übrigen unterscheidet Kyd . in T156 deutlich zwischen der allgemeinen Sympathie Manuels für ihn und seiner Bereitschaft, ihn politisch zu rehabilitie ren . Daß Kyd. in TOl96 mit keinem Wort auf seinen Aufenthalt außerhalb der Hauptstadt anspielt, wäre nur ein argumentum e silentio von geringer Bedeutung; andererseits spricht =
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der Austausch von Briefen eher für den Aufenthalt an verschiedenen Orten ; doch besteht na türlich auch keine Gewißheit, daß Manuel sich in Konstantinopel aufhält. Im ganzen kann man j edoch die Annahme, der Brief sei während der Zeit des Lesbosaufenthaltes 1373/74 geschrieben, als die wahrscheinlichste erklären und somit Loenertz recht geben. OE: Wenn der Brief aus Lesbos geschrieben ist, weilt Manuel entsprechend der Situation von T111 und T112 bei Ioannes V. in Konstantinopel. D: Wenn der Brief aus Lesbos geschrieben ist, ist er gemäß VI, 29 in der Zeit zwischen September 1373 und Frühjahr-Herbst 1374 verfaßt; termi nus post quem ist die Kaiserproklamation Manuels am 25 . 9 . 1373 , vgl . Z . 13 f. II. BKyd: Die außerordentlich große Freude des Kyd. über das Lob Manuels, das er bald als Enkomion in Briefform ( Z . 1 8 f . ) , bald gar als Schrift oder Büchlein (ßtßAiov, Z . 3 1 ) be zeichnet, läßt darauf schließen, daß er sich zuvor stark zurückgesetzt fühlte; auch das paßt zur Situation des Lesbosaufenthaltes . Die für uns übersteigert wirkenden Bilder der eroti schen Sprache ( Z .21 - 30) werden leichter verständlich, wenn man den Einfluß der Sprache Platons in Rechnung stellt. Ep: Manuel an Kyd. (Z.5 f. 16.18 f.3 1 f. ; s . o . , OKyd, 2 . ; BKyd ) . 1 I I . Hss: A 19'- 20", N r . 11; U 2 6 ' - 27", N r . 35. IV. 1 Anspielung auf PlPhlb 30d; vgl. T3,A.4. 2 W. : crro
Gruppe 7: Datierbare Briefe der Liste LC II 490, Nr. XI
197 L : 206; OKyd: Konstantinopel; E : Ein Freund in politisch verantwortlicher Stellung, Tar chaneiotes? OE: Thessalonike; D: 1379/80; wl: Bericht über die Aufnahme eines vom Adres saten verfaßten Bittbriefes beim Kaiser (Ioannes V. ) . Der Kaiser ist enttäuscht über die Gleichgültigkeit der Thessalonizenser gegenüber seiner Befreiung aus der Haft und erwartet eine Entschuldigung dafür zumindest von dem Bittsteller, dessen Antrag auf ein e finanzielle Unterstützung er zögernd stattgegeben hat.
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Du tust unrecht, mein Guter, wenn du mir das Fliegen befiehlst. Denn das erlaubst du dir allerdingsl , wenn du von meinen Briefen Länge / und
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Schönheit verlangst, wozu ich niemals fähig war und die ich, selbst wenn ich die entsprechende Begabung in hohem Grade hätte, angesichts der täg lich auf mich einstürmenden Aufgaben auch nicht verwirklichen könnte. Doch wenn du solches von Leuten forderst, die in Ruhe über schöne Wor te nachsinnen und sie erzeugen, wirst du gerechter handeln . Der Kaiser aber hat den Brief, sobald ich ihn überreichte, gelesen, und zwar, wie du wünschtest, zu einem günstigen Zeitpunkt. Und / nach der Lektüre erinnerte ich ihn an deine treue Gesinnung und daran, welche Be reitwilligkeit du stets bei der Ausführung seiner Befehle zeigtest, wie sehr du seinen Sturz beklagtest und wie du über seine Rückkehr (an die Macht) j ubeltest. Auch fügte ich hinzu, daß du es jetzt für schwerer erträg lich als j ede Schlinge 2 hieltest, wenn du spüren müßtest, daß er nach dei ner langen Tätigkeit und deinen Mühen für ihn dir zürnte und wähnte, es sei etwas, was ihm gefallen könnte, von dir versäumt worden. / Und j ener Alleredelste, der die Lüge wie einen Abgrund scheut, a ber für die Wahrheit eintritt, überzeugt, er habe sonst sein Recht auf Leben verwirkt, versicherte, er zürne zwar mitnichten , bestritt aber nicht, daß er bekümmert sei, und fügte hinzu, er empfinde die Betrübnis gegenüber allen gemeinsam, denn nicht nur du, sondern auch alle unsere Mitbürger3 hätten getan, was Kummer rechtfertige. Hatte er doch von ihnen geglaubt, sie würden we gen der vielen Wohltaten, die er ihnen erwiesen habe, / eiligst zu ihm kommen, sobald sie von seiner Befreiung erfuhren, und bei seiner Rückkehr (auf den Thron) mitwirken, in dem Eifer, alles zu seinen Gunsten zu tun und zu leiden, falls sie wirklich das ausführen wollten, was sie geschworen hatten, als sie die Wohltaten empfingen . Nun aber ließen sie sich so wenig dazu bewegen, daß zwar der Barbar dem Kaiser dabei half, das Seine wie derzugewinnen, ohne der kurz zuvor (noch bestehenden Auseinanderset zungen) zu gedenken, / und sogar die, die ihm für nichts oder nur Geringes Dank schuldeten, ihm diesen abstatteten und auf seiner Seite kämpf ten, aber die Thessalonizenser als einzige daheimblieben, sich (nur) nach den Ereignissen erkundigten und nicht wagten, sich hinauszubegeben, da sie anscheinend den Vollmond abwarteten\ sie, die doch sogar vor den anderen hätten erscheinen müssen, da sie mehr als die anderen geliebt und geachtet wurden (sc. vom Kaiser) . Sie aber glaubten, dies als Entschuldi gung für ihre Undankbarkeit zu haben, wenn sie die auswärtige Flotte / anführten und das Argument, daß denen jenseits der Alpen unser Wohlwollen ihr gegenüber nicht behage.
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Ich aber hielt es für ungünstig, für die ganze Stadt Verzeihung zu erbit ten, sondern gab allein mit Bezug auf dich den Serben, der Gefangenschaft und der Plünderung deines Besitzes die Schuld und (erwähnte) auch, daß du nicht einmal mehr das Geld für deinen UnterhaltS hast. Dieses gewähr te der Kaiser zwar, wenn auch widerwillig, fragte aber, ob man6 so arm sei, daß man sich nicht einmal / Tinte und Papier zur Verteidigung gegen den Verdacht auf Verfehlungen leisten könne. Da blieb mir keine Möglich keit, dreist aufzutreten und zu leugnen , daß dein Schweigen? Undankbar keit sei. Also sagte ich darauf nichts - denn ich konnte auch keinen Grund für dein Schweigen erfinden - , dir aber möchte ich den Versuch anraten, die Enttäuschung des Kaisers zu beschwichtigen; denn wenn man sie zu lange ignoriert, könnte sie vielleicht (noch) schlimme Folgen haben. Auch die Ärzte raten ja, nicht einmal / die geringsten Erkrankungen zu verachten, wenn man sich vor den größten schützen will. Ganz leicht aber wird dir die Therapie durch des Kaisers Güte und Freundlichkeit werden . Denn er, der sich sogar mit denen versöhnte, die große Verfehlungen be gingen , wird doch wohl dem nicht zürnen, der ihn (schon) seit (so) langer Zeit liebt, durch gewisse Zeitumstände aber gehindert wurde, seine treue Gesinnung unter Beweis zu stellen ! Würde also der Aufenthalt in der Großen STADT nicht großen finanziellen Aufwand erfordern / oder wüßte ich, daß deine Einkünfte ausreichend sind, würde ich dir nichts anderes eher raten , als schleunigst hierherzukommen. Alsbald nämlich hättest du nicht nur die Kränkung beschwichtigt, sondern würdest auch mit einem Geldgeschenk zurückkehren. Da aber deine Armut dem Rat entgegen steht, solltest du das tun, was (dir) bleibt: eine gerechte und vernünftige Verteidigung gegen das, was man dir vorwirft, in Briefform schicken . Diese nämlich wird der Kaiser als günstige Gelegenheit wahrnehmen / und seine gewohnte Güte, die er für alle hegt, nicht im Inneren verbergen kön nen, sondern wie er sich dir (jetzt) als Beleidigter zeigt, so wird er sich dir (dann) sehr schnell als versöhnt erweisen.
K I. OKyd: Die Große STADT (Z .44) . E: Die politisch verantwortliche Stellung des Adres saten ist daraus zu schließen, daß der Kaiser das Fehlverhalten der Thessalonizenser (s. o . , w I ) auch ihm persönlich a l s einem entscheidend Beteiligten anlastet ( Z . 1 8 ) , s o daß Kyd. sich genötigt sieht, ihn besonders zu exkulpieren ( Z .3 1 - 33 ) ; außerdem war E anscheinend dem Kaiser früher einmal recht nützlich und bei ihm gut angeschrieben (Z.42 f. ) . Die gegenwärti-
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ge Verarmung dieses Bürgers von Thessalonike wird mit einem Überfall der Serben (s. u . , Z G ) a u f s e i n Haus erklärt, b e i d e m seine Habe geplündert wurde u n d er selbst vorüberge hend ein Gefangener war (Z.32 f. ) . Daß dieser Adressat Manuel Tarchaneiotes (vgl. 111, 2 1 8 2 2 1 ) s e i n könnte, läßt sich nicht a u s diesen sonst v o n ihm unbekannten Fakten entnehmen, ist aber deshalb zu vermuten, weil die Verbindung einer Bitte um Fürsprache beim Kaiser mit der Kritik am Briefstil des Kyd. (Z . 8 ff. und 4 f. ) nur dann denkbar ist, wenn es sich um einen sehr guten Freund handelt, der sich eine solche Unhöflichkeit leisten kann. Ein anderer als T. kommt da kaum in Frage, zum al Fragen des Briefstils in der Korrespondenz beider Freunde oft eine Rolle spielten, vgl . 111, 219, A . lO . OE: Z.26. D: Einige Zeit nach der Befreiung Ioan nes' V. aus dem Gefängnis bzw. seiner Rückkehr auf den Kaiserthron am 1 . 7. 1379 (Z.20 f.24 f. ; BarkMan 3 5 ) . H . BKyd: Kyd . h a t offenbar bald n a c h d e r Restituierung Ioannes' V . eine einflußreiche Position wie seit langem nicht mehr gewonnen. Dafür spricht das hohe Lob, das er ihm als wahrheitsliebendem ( Z . 15 f.) und gütigem Herrscher (Z .49 f. ) ausspricht (vgl . dagegen z. B. den kritischen Ton von T149 und TOI84! ) , und die Tatsache, daß er tatsächlich beim Kaiser ein- und auszugehen scheint ( Z. 8 f. ) und anderen Ratschläge für ihren Umgang mit ihm er teilt (Z.37 f.47 - 49) . Der Grund für diese Wende der Situation, auc� gegenüber der kurz vor August 1376 (vgl. T150 und 160, die einen gewissen Einfluß am Kaiserhof bezeugen) , mag in seiner Loyalität gegenüber Ioannes V. und seiner strikten Weigerung, seinem Sohn Androni kos zu dienen (TI74) , zu suchen sein. Xl: Kaiser Ioannes V. Palaiologos ( Z . 8 ff. ) , vgl. oben, w1. X2 : Der Barbar (Z.23 ) : Murad 1., Sultan der Osmanen . Über seine Rolle bei der Restitu ierung Ioannes' V. : BarkMan 33 - 35 . X3: S. ZG. ZG: Der Brief ist die einzige bekannte Quel le für zwei historische Tatsachen : 1 . die Verstimmung des Kaisers über die ausbleibende Hilfe aus Thessalonike nach seiner Flucht aus der Haft bei seinem Sohn Andronikos ( Z . 17 - 3 1 ) , 2. einen Überfall der Serben auf Thessalonike etwa in der ersten Hälfte des J. 1379 (Z .32) , über den aber wegen der knappen Information nichts näheres auszumachen ist. Eine weitere, sehr lakonische Angabe ist die über eine auswärtige Flotte (U7tOO"TOÄOC;, Z . 29f. , dazu LC H, Index, 478 , s. v . ) , deren bereitwillige D uldung durch den Kaiser von einer anderen Partei « jens�its der Alpen nicht gern gesehen wird (Z .30f. ) . Loenertz (zur Stelle) glaubt, daß es sich um einen Venezianer namens Carlo Zeno handelt, dessen Flotte vom 24. 8 . - 2 . 9. 1379 vor Tenedos stationiert war; die Gegner wären dann die Genuesen (im Chioggia-Krieg mit Venedig befangen seit August 1376) . Über die Verhandlungen zwischen Carlo Zeno und Io annes V. in diesen Jahren vgl. NicVen 320f. Die freundliche Aufnahme des Venezianers durch Ioannes V. würde dem entsprechen, was über die Parteinahme der Byzantiner im Chioggia Krieg sonst bekannt ist: Andronikos stand a u f seiten der Genuesen, u n d Ioannes V . wurde von Venedig unterstützt (BarkMan 35) . Auffallend ist nur die Bezeichnung «die jenseits der Alpen » , denn aus der Sicht des Kyd . wohnen die Genuesen wie die Venezianer « diesseits » der Alpen . Oder verwechselt hier Kyd. die Alpen mit dem Appeningebirge ? Ep: 1. Ein Brief von E an den Kaiser, adressiert an Kyd. , den dieser jenem nach dem Willen von E bei einer günsti gen Gelegenheit vorlegen sollte und auch vorlegte (Z.8f. ) . Zweifellos war dieses Schreiben ein Gesuch um finanzielle Unterstützung in einer unverschuldeten Notlage, die der Kaiser auch gewährte; anscheinend handelte es sich aber nur um eine bescheidene Beihilfe zum Le bensunterhalt (i\
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direkter Brief von E an Kyd . , dem der Brief an den Kaiser beigefügt war und in dem E längere und schönere Briefe gefordert hatte ( Z Af. ) . IIL Hs: U 176' - 177\ Nr. 1 8 1 I V . 1 Sinn d e r Stelle ist: E verlangt « F liegen » , d. h . , Unmögliches v o n Kyd . 2 Ein bei Kyd. beliebtes Bild; vgL 1/2, 672, Index, s. v. Schlinge. 3 « Unsere Mitbürgep" weil auch Kyd. aus Thessalonike stammt. 4 Nach Hdt 6, 106 f. verweigerten die Spartaner den Athenern vor der Schlacht bei Mara thon (J. 490 v. ehe ) die unverzügliche Hilfe mit dem Hinweis darauf, nach ihrem Gesetz sei es ihnen verboten, vor dem Ende des Mondzyklus auszuziehen, und Herodot fährt fort: « So warteten sie denn den Vollmond ab. » Gemäß Hdt 6,120 trafen sie infolgedessen erst nach der Schlacht ein, und sie konnten die Athener nur noch für ihren Sieg loben. 5 Zur Übersetzung von Ecp6öwv s. o . , Ep, 1 6 W. : ne;. Der herablassende Ton der kaiserlichen Frage ist deutlich erkennbar. 7 « Schweigen» bezieht sich hier nicht auf versäumtes Schreiben überhaupt, sondern auf die Unterlassung der vom Kaiser erwarteten Entschuldigung. U m E zu überreden, dieses Ver säumnis nachzuholen, wendet Kyd. seine ganze Argumentationskunst auf.
198 - AN ASANES KONSTANTINOS L: 155; OKyd: Konstantinopel; E: Konstantinos Asanes; OE: Konstantinopel( ? ) ; D: 1379 1381; wl: Vorwurf, der Bruder des Adressaten habe die Freundschaft zu Kydones verraten; Betonung des eigenen Ethos und der negativen Folgen, die dem Bruder durch die nunmehr offene Feindseligkeit entstehen können .
Anscheinend meinte dein Bruder, die frühere Täuschung genüge nicht, / 5 sondern sein Tun erschien ihm im Angesicht des Schicksals unwürdig, wenn er nicht noch eine zweite hinzufügte . Deshalb hat er j ene alte und mit vielen Eiden und Worten besiegelte Freundschaft, die von allen als bei spiellos gepriesen wurde, plötzlich wie ein Zelt oder - wenn du willst wie ein Theaterstückl abgebrochen . Und er verleumdete privat und in der Öffentlichkeit unverblümt den, den er ehedem seinen eigenen Brüdern 10 vorzuziehen gelobt hatte . / Später wollte er zwar den Anschein erwecken, als reue ihn der Sinneswandel und das, wozu er sich hatte hinreißen las sen, denn er schämte sich, wie ich meine, der Vorwürfe seiner engsten Freunde, wenn sie ihm wegen der Dinge, die mir widerfahren waren 2 , alle Undankbarkeit und Wankelmut vorwarfen. Deshalb auch bediente er sich deiner, um die Versöhnung zu erlangen, da er niemanden mehr als dich bei mir für einflußreich hielt, und versprach alles zu tun, wenn er es nur 15 erreichen könnte, daß ich die frühere / freundschaftliche Gesinnung für
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ihn zeigte . Das aber war keineswegs ein Sinnes wandel, sondern noch zusätzliche Unverschämtheit und Aufgeblasenheit, die gänzlich der An maßung verfallen ist. Denn als du mich mit vielem Zureden bedrängt hat test, bemüht, ihn mit mir zu versöhnen, ich aber zur gütlichen Einigung bereit war, weil ich deinen Worten nachgab und das lange Zürnen als Merkmal einer rohen Seele ansah, und der Termin und der Ort, wo man sich treffen und / die Waffen niederlegen sollte, schon vereinbart waren, da ausgerechnet glaubte jener, als ob er sich schämte, wenn er gütig er scheine und so eine unedle Gesinnung zeige, er müsse seine Verfehlungen durch weitere Verfehlungen wettmachen. Er entzog sich also der angebo tenen Versöhnung, die er gesucht hatte, stellt nun mir gegenüber offene Feindschaft zur Schau und sagt von mir Dinge, die sogar meine größten Feinde anständigerweise nicht von mir sagen würden, obwohl er nieman den hat, der sie glauben will, / und er wagt uns anzutun , was sogar jemand, den wir körperlich verletzt hätten, zu tun gezögert hätte. So offen zeigt er seinen Ärger darüber, daß ich noch nicht tot bin! Wohlan, möge es ihm dennoch wohl ergehen, und möge er das Wohl wollen des Kaisers so lange wie möglich genießen, und möge ihm das Geld von allen Seiten zuströmen, weil er den Verrat an den Freunden für Weisheit hält! Ich aber war nicht verärgert darüber, daß ich früher von ihm getäuscht worden war - wußte ich / doch, daß seine Zunge nicht allzusehr mit seinen Gedanken übereinstimmt, und deshalb rechnete ich täg lich damit, daß er so wie an vielen meiner Freunde auch an mir handeln würde - , und nahm auch das, was er j etzt hinzufügte, mit Lachen entge gen, weil ich sehe, wie alle sich über seinen Scharfsinn lustig machen, mit dem er glaubt, obwohl ihm an Wahrhaftigkeit und Treue nichts gelegen ist, uns in schlechteren Leumund zu bringen, als er selbst bei allen wegen seines / schlechten Charakters vermfen ist. Denn gegen die Betrüger, nicht gegen die Betrogenen, richten sich die Schmähungen aller, zumal wenn einer Freunden, und zwar solchen, die einen guten Ruf haben3 , so wie ich Vertrauen schenkt und enttäuscht wird . Wenn daher an seinem Tun etwas zu bedauern ist, müßte man, meine ich, um ihn betrübt sein, wenn man sieht, wie er gegenüber allen böse erscheint und ist4 und die plötzliche Macht und den Reichtum als Waffe gegen seine Freunde verwendet. / Um meinetwillen aber freue ich mich und fühle mich von ihm geehrt, denn ich wurde durch seinen Verrat als wahrer Freund bestätigt, weil ich die frühere Freundschaft bewahrte und, als jener sie verletzt hatte , dann aber zu ihr
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zurückkehren wollte, mich selbst, obwohl empfindlich brüskiert, der Ver söhnung nicht entzog, jener aber, der dazu eingeladen hatte, die frühere Rücksichtslos igkeit durch sein folgendes Handeln noch in den Schatten 45 stellte. An diesen Anzeichen / nämlich, auch wenn man zur Beurteilung keine anderen zur Verfügung hätte, könnte jeder deutlich den guten oder schlechten Charakter erkennen. Aber nicht allein in dieser Hinsicht glaube ich Sieger geblieben zu sein, sondern auch, weil alle ihn durchschauen, daß er alles gegen mich unternimmt, aber durch die Güte des Kaisers ge hindert wird , seine Absicht auch auszuführen, weil diesem mein verträgli ches Wesen und sein Neid wohl bekannt sind. Denn er sollte allerdings 50 nicht glauben, daß seine / Krankheit dem Kaiser ein Geheimnis ist. Breitet sie sich doch wie eine Flamme aus und verzehrt viele, so daß schon alle einander zureden, sich durch Flucht vor der Feuersbrunst zu retten. Auch der Kaiser hat im öffentlichen und privaten Bereich Schaden erlitten und weiß sehr wohl, von woher er kommt . Vielleicht aber haben ihn einige so gar sagen hören, als er um Versöhnung betete, er könne seine Stellung 55 nicht unbeeinträchtigt bewahren, solange jener / Macht und Einfluß habes. « Sei also verflucht, 0 Krieg » 6 , der du so lange das Übel triumphie ren läßt! Denn auch du selbst wirst mich tadeln, wenn ich nicht derartiges wünsche7 ; bist du doch gewohnt, den privaten die öffentlichen Interessen vorzuziehen . K I. OKyd: Die Anspielungen auf den Kaiser lassen auf Konstantinopel schließen (Z.48.50.52) . E: S. PLP 1503 ; I12, 635 , Index, s. n. OE: E hielt sich gemäß PLP an verschiede nen Orten auf. Die Z . 13 vorausgesetzte Vermittlung von E bei der geplanten Versöhnung des Kyd. mit dessen Bruder könnte für dessen Aufenthalt am gleichen Ort sprechen; aber auch briefliche Vermittlung wäre denkbar. D: Anhaltspunkte sind die Anspielung auf den Bürger krieg zwischen Ioannes V. und seinem Sohn Andronikos (Z.55) sowie das Lob der Güte Ioannes' V. (Z.48 ) , das an T197,50 erinnert. Der Krieg bestand seit der Rückkehr Ioannes' V. auf den Thron (Juli 1379) bis Mai 1381 (BarkMan 35 f.) . U. BKyd: Der Brief ist ein Dokument geharnischter Aggression aus enttäuschter Liebe und verdient daher einen Vergleich mit T68 an Patriarch Philotheos. BE: E, ein langj ähriger Freund des Kyd . , der in der Auseinandersetzung zwischen seinem Bruder und Kyd . vergebens hatte vermitteln wollen, wird selbst von Kyd. weiter wie ein Freund behandelt, wie vor allem der versöhnliche Briefschluß zeigt. Xl: Die eigentliche Hauptperson in diesem Brief ist der Bruder des Konstantinos Asanes . Daß es sich um Ioannes Asanes handelt, der auch sonst aus der Korrespondenz des Kyd. bekannt ist (s. zuletzt oben, T0195 ) , postuliert TrappAs 171 f. gegen Loenertz . Allerdings fehlt ein Hinweis auf den vorliegenden Brief in den einschlägigen PLP-Artikeln 1497 und 91 371, wo Ioannes A. aber ebenfalls als Bruder des Konstantinos A .
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erscheint, oder auch in einem eventuellen anderen Asanes-Artikel des PLP . Es bestehen aber auch Bedenken dagegen, daß der hier erwähnte Bruder des Konstantinos mit Ioannes A. identisch ist; vgl. unten, T200, Xl. Die Angelegenheit mit diesem Asanes, um die es Kyd. geht, ist im Brief als bekannt vorausgesetzt. Daher fehlt jede Information über die näheren Umstände des Zerwürfnisses. Nur so viel ist zu entnehmen: Xl hat, wie Kyd. es darstellt, ganz unvermutet gegen die Regeln seiner freundschaftlichen Beziehung zu Kyd. verstoßen und diesen bedenkenlos überall verleumdet. Doch schien er nach einiger Zeit zum Einlenken bereit zu sein. Konstantinos Asanes vermittelte zwischen den Kontrahenten auf Wunsch sei nes Bruders einen Versöhnungstermin. Dieser aber blieb dem Treffen ohne Angabe von Gründen fern und setzte seine Verleumdungskampagne fort ( Z .4 - 26) . Aus Anspielungen des Kyd. ist ferner zu entnehmen, daß Xl von einem Kaiser gefördert wird ( Z . 27) und neuer dings einen einflußreichen, gut dotierten Posten erlangt hat ( Z .28 f.39) , daß ihm aber ande rerseits derselbe Kaiser auch mißtraut und daß dieses Mißtrauen einen Zusammenhang mit dem schwelenden Bürgerkrieg hat (Z.46 - 56) . Da es gemäß PLP 91 371 (falls Xl mit Ioannes Asanes identisch ist) auch andere Indizien für eine Beziehung zwischen X l und Andronikos IV. gibt, liegt die Vermutung nahe, die Unzuverlässigkeit von Xl im Dienst Ioannes' V. , auf die Kyd. anspielt, sei mit dieser Beziehung zu erklären. X2: Ein Kaiser ( Z . 27.48.50.52) , zwei fellos Ioannes V. , auf dessen Gunst Kyd. hier ebenso wie in T197 vert� auen kann (s. die dort angegebenen Gründe ) . Z.53 f. wird darauf angespielt, wie sehr ihm an einer Aussöhnung mit seinem Sohn Andronikos - niemand anders kann hier gemeint sein - gelegen ist. Anschei nend spielte Xl, wie Z.54 anzudeuten scheint, in der Beziehung zwischen Vater und Sohn eine ungünstige Rolle. ZG: Vgl . D, Xl und X2. III. Hss: A 155v - 156', Nr. 12; U 244'- 245', Nr. 244. IV. 1 W. : ogulla. Anspielung darauf, daß die Freundschaft immer schon «Theater» , also falsch, war ( ? ) . 2 W. : . tol� ltg6� f;IlE YEvoilEvOt� . . Diese Wendung bereitet Schwierigkeiten. Ich ver stehe sie im Sinne eines kausalen Instrumental. 3 W. : . .
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AN DEN KAISER KYR IOANNES
L: 211; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Ioannes V. Palaiologos; OE: Konstantinopel; D: 1379 - 13 8 1 ; wIe Freude über einen militärischen Sieg des Kaisers; enkomiastische Übertrei bung seiner Bedeutung.
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Ich gehöre nicht zu denen , die mit dir gesiegt haben, Kaiser, aber ich besiege viele / in meiner Freude über deine Siege, die du im Kampf für uns schon in großer Zahl errungen hast und noch erringen wirst. So wissen denn alle, daß ich mich stets über deine Erfolge freue. Über das aber, was heute geschehen ist, habe ich mich so wahrhaft und über die Maßen ge freut, als wäre ich selbst es, der gekämpft und gesiegt hat und nun be kränzt werden sollte . Zu dieser Freude bewegten mich viele Anlässe: Erstens die Zuneigung, die das, / was dem Wohl der Geliebten dient, auch auf die Liebenden überträgt; um ihretwillen empfinde ich auch den dir für diesen Sieg gespendeten Beifall, als gelte er mir. Ferner , wer hätte nicht Freudensprünge getan, hätte er die Giganten fliehen und die Prahler um ihr Leben betteln sehen und dabei zugeschaut, wie die, welche den Ehrgeiz hatten, Poseidon 1 vom Meer zu verj agen , dort von unseren Leuten an den Rudern hingemordet wurden, / mit ihrem Blut das Meer färbten2 , mit Schiffstrümmern die Küste übersäten, gezwungen wurden, ihren Überwin dern3 halbtot zu folgen, und alle für alles, was sie frevelnd gegen uns be gingen, die verdiente Strafe zu erleiden hatten! Denn das ließ uns nicht nur ihre Anmaßung vergessen, sondern gibt uns auch den Mut zu behaupten, daß wir ihnen weit überlegen und ihre Beherrscher sind. Aber freilich, auch<, wenn man) den Überraschungsangriff (bedenkt)4 , wenn die Unsrigen dort, wo sich Überlegenheit durch Kriegskunst erweisen / mußte, den Gegner in eine Falle lockten, mit wenigen eine Mehrheit angriffen und sich der Täuschung in guter und erlaubter Weise bedienten, das übertrifft sogar die Berechnungen eines Miltiades, Themistokles und wer sonst als fähig galt, Heere zu führen . Was aber all dieses in den Schatten stellt, sind die Zeitumstände und die Tatsache, daß diesem Sieg viele Niederlagen und viele Mißerfolge auf unserer Seite / vorausgingen . Durch solche sind die, die oft eine Niederlage erlitten haben, eingeschüchtert und zittern vor dem Anblick der Feinde; ihre Hände sind erlahmt, und sie sehen Hoff nung auf Rettung nur in ihren Füßen . So wäre es beinahe auch uns ergan gen, die wir aus Furcht vor der gewohnten Niederlage weiteren Kämpfen mit größten Bedenken entgegensahen. Du aber, Kaiser, hast nicht nur die Lage, sondern auch die Gesinnung unserer Leute geändert; / du hast sie nicht nur an deinem entschlossenen Mut, sondern auch an deinem Glück teilnehmen lassen. So bekränzt denn deine STADT, die sich zu Ehren dei ner Kämpfe mit Kränzen schmückt, ihrerseits das göttliche HAUPTs und wünscht ihm und den Söhnen viele Siege, j etzt und in künftiger Zeit .
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K I . OKyd: Zweifellos hält sich Kyd . nicht im kaiserlichen Lager auf, sondern begrüßt den Kaiser gemäß Z . 3 1 f. in der Hauptstadt. OE: Vgl. OKyd. D: Loenertz gibt zu Z.4 eine Stelle aus dem genuesischen Chronisten Giorgio Stella an. Es handelt sich um eine Seeschlacht zwi schen loannes V. und seinen türkischen Verbündeten einerseits und den Genuesen anderer seits am 29. 9 . 1379. Doch wenn man Stella glaubt, waren hier die Genuesen siegreich . Vgl. DenReign 43; BalGen 1,90. Vielleicht ist hier doch ein späteres Ereignis gemeint, möglicher weise kurz vor der Übereinkunft mit den Genuesen etwa in den ersten Monaten des Jahres 138 1 . Vgl . dazu DenReign 44. Daß der Sieg, den Kyd . feiert, erst gegen Schluß der Auseinan dersetzungen zu datieren ist, wird durch die Bemerkung des Kyd . , es seien bereits viele Nie derlagen d iesem Erfolg vorausgegangen (Z .24) , wahrscheinlich gemacht. 11. BKyd: Die offensichtliche Bemühung des Kyd. , dem Kaiser mit höfischer Rhetorik zu schmeicheln, liegt auf der Linie seiner guten Beziehungen zu ihm seit 1379 (vgl. T197, BKyd) . BE; ZG: Vgl . D. Die in Z . 12 erwähnten "Giganten» und " Prahler» sind zweifellos die mit Andronikos IV. verbündeten Genuesen . Selbst wenn die Siegesfreude übertrieben ist, so ist der Brief doch als einzige Quelle für einen Seesieg loannes' V. in diesen Jahren von Bedeu tung. Vgl . auch BarkMan 36, A.93, am Schluß . III . Hss: A 108v - 109', Nr. 6; U 180'V, Nr. 185. IV. 1 Wohl metaphorische Bezeichnung des Kaisers als " Herrn der Meere » , stark übertrieben, aber zum Ton des Enkomions passend. 2 W. : . tq, <povrp tT] V 9aA.acrcrav ßalttovta�. 3 W. : . . toi� EA.XOUcrtv, denen, die sie hinter sich herzogen. 4 W. : . . tOV A.Oxov. Eigentlich würde man hier das erste Subjekt zu ltagEA.aUVEt erwarten, dem die substantivierten Infinitive als weitere Subjekte folgen . Offenbar wollte Kyd . zu nächst anders formulieren und vergaß später, daß er mit dem Akkusativ angefangen hatte . S Sc. das Haupt des Kaisers. . .
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200 - AN DEN KAISER KYR MANUEL L: 212; OKyd: Konstantinopel; E : Kaiser Manuel 11. Palaiologos; OE: Konstantinopel( ? ) ; D : 1379 - 13 82 ( ? ) ; w l : Fürbitte für einen Asanes, der sich beim Kaiser durch einen heftigen Zornesausbruch über die Schmähungen eines Andronikos Sebastopulos verfehlt hat. Zugun sten des Asanes spricht die Tatsache, daß auch Manuel selbst von diesen Äußerungen betrof fen war.
Asanes - denn vor der Versöhnung möchte ich es nicht wagen, diesen deinen Verwandten / zu nennen - hat sich bereits von seinem Zornes- S rausch erholt und erinnert sich nun, zur Erde gebeugt, j ener unschönen Worte. Er schämt sich, die damals Anwesenden anzuschauen, tadelt nun eher sich selbst als die, denen er zuvor zürnte, und ist offenbar tief betrübt über das Vorkommnis. Aber von dem, was er gegen Andronikos sagte,
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glaubt er den größeren Teil auf ihn als den Urheber des Streites / abwälzen und dadurch die Schande ein wenig mildern zu können. So versucht er sei ne Trauer darüber zu trösten . Denn die übertriebenen Reaktionen derer, die sich verteidigen , würden, sagt er, auch durch die Gesetze denen ange lastet, die (mit dem Streit) beginnen . Wenn er freilich bedenkt, daß er sich sogar in deiner Gegenwart hinreißen ließ und etwas äußerte, was besser ungesagt geblieben wäre, härmt er sich, verschluckt (gleichsam) seine un gezügelte Zunge ! und hält das Gesagte für würdig des Barathron2 , keineswegs aus Furcht, Kaiser, auch nicht, / weil er für seine Zügellosigkeit beim Kaiser Strafe verwirkt hat, sondern weil er dem, der von Anfang an sein Wohltäter und Erzieher war, keine Ehrfurcht erwies und seinem Zorn den Lauf ließ , obwohl ihm ein solches Vorbild der Besonnenheit vor Au gen stand. Er macht sich aber solche Vorwürfe wegen seines törichten Ver haltens, daß er selbst das zu leiden, was von den Gesetzen über Gotteslä sterer verhängt ist, nicht von sich weist. Es ist aber auch die Tatsache, daß er nicht bei dir persönlich Abbitte leisten will, / ein Anzeichen dafür, daß ihm das Vergehen als zu schwer für eine Vergebung erscheint. Das war auch der Grund, warum er zu mir kam und mich bat, die Vermittlung für ihn zu übernehmen . Glaubte er doch, einen Nutzen von meinen Worten zu haben, wenn er die Ehre erwog, mit der du mich ausgezeichnet hast, und (die Tatsache), daß du durch mich vielen deine Gunst erwiesen hast, die sie durch die Fürbitte anderer nicht erlangt hätten . Als ich aber hörte, was er sagte, wie er schrie / und wie er j ammerte, tadelte ich ihn heftig, suchte Ausflüchte und erklärte, es sei mir peinlich, für einen Betrunkenen als Ver mittler einzutreten und bei einem von Besonnenheit geprägten Kaiser für die Schmährede eines anderen ein offenes Wort einzulegen . Er aber setzte mir nicht ohne Tränen zu und versicherte, meine Worte blieben ihm als einziger Ausweg zur Befreiung von der Schande . Würde ich nun allein Asanes, sein damaliges Geschrei / und seine Maßlosigkeit berücksichtigen, hätte ich die Vermittlung nicht übernommen, in dem Glauben, seine Leidenschaft bedürfe eines stärkeren Heilmittels als meiner Worte . Da ich aber nun weiß, daß ich einen menschenfreundlichen und zur Erbarmung bereiten Kaiser zu bitten habe, hielt ich das offene Eintreten für den Freund nicht für unpassend. So bitte ich dich denn, Kai ser, erstens das Alter zu bedenken, in dem er (so) die Beherrschung verlor, und wie schwer es Jugendliche ertragen, wenn sie beschimpft und geschmäht werden. / Bei ihnen ist j a die Begierde nach dem Ruhm groß,
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groß aber auch der Zorn, wenn ihnen dieser nicht zuteil wird, groß aber auch der D rang der Leidenschaft, die sogar die Hitze des Feuers übertrifft, zumal wenn es sich begibt, daß sie von Menschen geringeren Grades mit Schmutz beworfen werden . Dann nämlich würden sie die frechen Spötter am liebsten sogar auffressen . Dies hat auch j etzt die Flamme hoch auflo dern lassen; hat doch die niedrige Stellung derer, die ihn reizten, Asanes zu der übertriebenen I Angriffslust hingerissen . Zweitens ( ist anzuführen) , daß er nicht ganz ohne Grund stritt; die Maßlosigkeit des Zornes war viel mehr auf einen gerechten Anlaß zurückzuführen . Denn der Mann, der seine Familie beschimpfte, machte offenbar auch vor dir nicht Halt; er schien vielmehr diesen zu schmähen, schleuderte aber in Wirklichkeit das Ge schoß auf dich. Wer hätte daher diesen, wenn er damals hätte ruhig blei ben wollen und schweigend die Beleidigung des Kaisers, seines Verwand ten, I ertragen hätte, nicht mit den Sklaven verglichen und ihn einen Verräter an dir genannt ? Denn wenn er auch sanftmütig den Angriff auf sich selbst hätte übersehen müssen, hätte es ihm doch nicht angestanden , ange sichts der Schmähungen gegen dich als Feigling zu erscheinen . Denn sich selbst in solchen Situationen außer acht zu lassen, ist vielleicht erlaubt, und oft wurde der Beschimpfte, wenn er nicht widersprach, sogar gelobt und erntete für sein Schweigen den Ruhm der Großmut. Wenn aber je mand ruhig zusieht, wenn Freunde geschmäht werden, I wird wegen seines Schweigens auch dieser den Lästerern zugezählt. Aber freIlich, bei euch Kaisern darf man ohne lobende Rede, und zwar die ausgesuchteste, nicht einmal die Namen erwähnen; so fern des Erträglichen ist es, etwas Ungebührliches gegen euch verlauten zu lassen ! So kann man sich für die sen3 eine angemessene Strafe nicht einmal ausdenken, und ich bin so weit davon entfernt, Asanes für das damals Gesagte zu tadeln, daß ich ihm so gar I lieber eine schwächliche Haltung vorwerfen möchte, weil er nicht unverzüglich Steine gegen Andronikos gesammelt hat, um dich und die Gesetze, die deine Ehre fordern, zu verteidigen, sondern nur mit Worten sein freches Gerede abwehrte . Wenn aber j emand, weil er damals nicht in geziemender Weise sprach und bei seiner Polemik nicht die rechte Ord nung einhielt - denn er hätte, könnte man einwenden, dir zuvor den Frevler benennen und dann mit deiner Hilfe und aufgrund der Gesetze gegen ihn vorgehen können - , I deshalb seine Bestrafung wegen vorschnellen Handelns fordert, hat ein solcher anscheinend noch nie jemanden geliebt, kennt auch nicht die Kriege um die Geliebten und weiß nicht, welche Ge-
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schosse dort die Verwundeten abschießen und (ihrerseits) zu gewärtigen haben . Er weiß aber auch nicht, wie groß seine Zuneigung zu dir ist, daß du und deine Belange ihm sogar lieber sind als die (eigene) Seele und er nur insoweit dem Leben (etwas) abgewinnen zu können glaubt, / wie er auf dich Rücksicht nimmt und mit dir Gemeinschaft hat. Wenn ihm aber einer dies wegnimmt, scheint es ihm um nichts besser zu gehen als denen, die nicht mehr leben . Wie kann man also kleinlich abrechnen mit einem, der so aufgewühlt ist ? Der Versuch , den Liebenden Gesetze zu geben, ist ja so ähnlich, wie wenn man ehrgeizig versuchen wollte, dem Fluß der Ägyp ter im Sommer Grenzen zu setzen, den, wenn er anschwillt, nichts fassen kann . Dafür kann man schon aus dem Alltag / Beweise anführen ; ich möchte aber selbst noch ein eigenes Zeugnis hinzufügen, und von mir könnte weder jener behaupten, mir sei von ihm etwas unbekannt, noch du, daß ich mich täusche . Ich hörte ihn also oft schwören, man könne ihm nichts so Wertvolles schenken, daß er es für deine Freundschaft eintau schen würde, hörte ihn aber auch den Wunsch äußern, es möge eine Gele genheit kommen, da es ihm unter Gefahren möglich sei, den Eid unter Beweis zu stellen. Aber freilich / auch dies, sagte er, sei weit weniger als das, was du für ihn getan hast. Denn es gibt nichts Schönes und Gutes in ihm, wofür er nicht dich - nächst Gott freilich - als seinen Lehrmeister an sieht, sondern ob nun von seinem privaten oder öffentlichen Leben die Rede ist, von seiner sportlichen Betätigung oder davon, warum er sie be treibt\ in allem schlechthin, sagt er, habest du ihn angeleitet und moti viert, sogar bis hin zur Sprache und zu der Fähigkeit, mit denen, die ihn täglich besuchten, Gespräche zu pflegen / und sie anzureden5 • Da er dir also für so viele Dinge Lohn schuldet und ihm so vieles zum Anlaß wurde, dich zu lieben, sollte er gerechterweise nicht als anmaßend erscheinen, wenn er einmal den rechten Ton nicht traf, als er sich gegen den wehrte, der ihn und dich beschimpfte. Denn es war ihm unmöglich, sich zurück zuhalten, da er von der Liebe wie das Meer vom Wind im Inneren aufge wühlt war. Dies also sollte man der Freundschaft für dich zugute halten, für die er wie für / sein Vaterland in angemessener Weise den Kampf aufnahm. Daß er aber vom Pferd stieg, um dir wie zum Abschied die Proskynese zu er weisen, und daß er trotzig sagte, er wolle nicht mehr zu deinen Dienern zählen, weil er dich nicht schneller gegen den Lästerer einschreiten sah, sondern (zusehen mußte), daß du j enem, wie es sich geziemte, dein ande-
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res Ohr gewährtest, das rechne, bei Gott, der Jugend an, Kaiser, von der wir nicht die allzu peinliche Genauigkeit fordern, sondern die wir sogar (dann schon) loben, wenn sie sich nicht in allem / falsch verhält. Solltest 90 du aber dennoch der Ansicht sein, er habe auch dafür Strafe verdient, wer den wir deine Schläge für angenehmer als die Küsse von anderen halten. So nimm ihn also privat vor und züchtige ihn, und er soll an seinem Leib 6 die Lehre empfangen, daß er in deiner Gegenwart böse Reden zu vermei den? habe. Nur werde ihm nicht zur Ursache des schlimmeren Rufes, bei dir als schlecht zu gelten . Das nämlich ist für ihn schwerer zu ertragen als eine Schlinge und wird seine edleren Hoffnungen gänzlich / zerstören . Die 95 Verzweiflung aber halten alle für den Anfang vieler Übel . K I. OKyd: Kyd . , von Asanes (Xl) um Fürsprache bei Kaiser Manuel gebeten (Z.21 f. ) , hält sich in dessen Nähe, also in Konstantinopel (vgl. OE) auf. OE; D: Loenertz gibt für Manuel keinen Aufenthaltsort an. Sowohl die Stellung des Briefes in der Überlieferung wie auch das Fehlen jeder entsprechenden Anspielung in diesem Brief geben jedoch Anlaß zu der Annah me, daß er verfaßt ist, bevor Manuel seine Herrschaft in Thessalonike antrat (etwa Spät herbst 1382 nach DenReign 57 - 60 und BarkMan 45 ) . Für die Zeit von 1379 bis 1382 ist aber, abgesehen von dem im folgenden Brief T201 vorausgesetzten Aufenthalt in einem Kriegsla ger (falls er in diese Zeit zu datieren ist ) , nur die aus anderen Kydonesbriefen erschlossene Abwesenheit ManueIs von Konstantinopel im Dienst des Osmanensultans Murad (1381) be kannt (DenReign 47 - 49, BarkMan 42 m. A. 1l7 aufgrund von L218 - 220 T209,211,213 ) . H. BKyd: Als Dokument fürbittender Rhetorik (vgl . die Aufzählung von Briefen dieses Inhalts in lI1, 56, A . 22, wo der vorliegende nachzutragen wäre) verdient dieser Brief bevor zugtes Interesse, zumal er auch einiges über Kyd. selbst verrät. Besonders wichtig an der dar gestellten Beziehung zwischen Asanes und Manuel ist ihm die Tatsache, daß Manuel der Lehrer und Erzieher des j ungen Mannes war ( Z . 15 f.75 - 80 ) ; solche Bildungsfreundschaften pflegte ja auch er selbst (vgl. TinnFreund) . Viel Verständnis zeigt er, selbst ca. 55 Jahre alt, für das hitzige Temperament der Jugend (Z.33 - 40 ) . Das, was er über Zuneigung und Freundschaft schreibt, läßt sein Empfinden für menschliche Gefühle erkennen (Z.60 - 70) . Xl: Ein gewisser Asanes. Er ist ein Verwandter Manuels (81010<;, ZA, <J\JYYEVi]<;, Z A4) , noch j ugendlichen Alters (Z.33 - 40 . 8 8 ) und von heftigem Temperament. Anlaß des Briefes ist eine häßliche Auseinandersetzung zwischen ihm und einem gewissen Andronikos in Gegenwart des Kaisers, bei der er in seinen Beschimpfungen - im Rausch ausgesprochen (Z.26) - of fenbar das Maß des Erträglichen überschritten hat (Z A - 13 ) . Allerdings muß Andronikos die Angriffe provoziert haben ( Z . 9 ) , vor allem durch die Schmähung der Familie des Asanes (ZAl f. ) , aber auch durch beleidigende Reden gegen den anwesenden Kaiser (ZA2 - 45 ) , die jedoch nur indirekt formuliert waren (ZA2 f. ) . Manuel hat jedenfalls diese Art der Verteidi gung nicht verstanden und trägt Asanes offenbar sein übles Auftreten nach. Doch dieser wünscht die Versöhnung und hat sich an Kyd . als Vermittler gewandt ( Z . 1 9 - 29) . Seine Reue ist allerdings angebracht, denn er hat Manuel anscheinend geistige und materielle Förderung =
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zu danken ( Z . 15 f.75 - 80) . Wer ist nun dieser Asanes? Der Vorschlag, ihn mit loannes A. zu identifizieren , geht auf Loenertz (zu Z.4, mit Fragezeichen ) zurück, der ihn allerdings in LC 11, Index, 463 von Ioannes unterscheidet und ihm ein eigenes Lemma «Asanes, avunculus Emmanuelis Palaeologi » zuweist. Nach TrappAs 172 mit A .56 ist der Asanes unseres Briefes identisch mit loannes Asanes, dem Bruder des Konstantinos A . , weil er wie dieser als SdoC; des Kaisers Manuel bezeichnet werde . Trapp weist im Zusammenhang darauf hin, daß die ses Wort jedenfalls keinen klaren Verwandtschaftsgrad wie etwa das gewohnte " Onkel » be zeichnet. Dies trifft auch für die Interpretation in unserem Brief zu. Es wäre doch sehr unge wöhnlich, wenn Manuel Erzieher seines eigenen Onkels gewesen wäre, dessen Zornaus bruch zudem noch mit den Unarten der Jugend erklärt wird. Entsprechend nennen auch PLP 1497 und 91 371 unseren Brief als Quelle für Ioannes Asanes. Aber ist er wirklich identisch mit dem Bruder des Konstantinos Asanes, von dem in T198 die Rede ist und für dessen Iden tifizierung mit Ioannes Asanes Trapp gegen Loenertz plädiert (vgl . T198, X l ) ? Auch wenn man voraussetzte, daß T198 nach T200 verfaßt ist und daß die in T198 vorausgesetzte Ent täuschung über den Verrat der Freundschaft zeitlich später als der in T200 erwiesene Freund schaftsdienst liegt, wäre es doch schwer glaubhaft, daß der Asanes von T198 mit solcher Un dankbarkeit auf die hier beschriebene Vermittlung des Kyd. reagierte. Zudem ist in T198 nicht von Undankbarkeit, sondern nur generell vom Verrat der Freundschaft die Rede. Es bleiben also die bereits T198, Xl geäußerten Bedenken, ob der dort erwähnte Bruder des Konstantinos Asanes wirklich identisch mit dem sonst bekannten Ioannes Asanes ist. Dage gen bestehen gegen eine Identifizierung des hier (in T200) genannten Asanes mit Ioannes A. keine Bedenken , zum al Kyd. auch in L267, der zweifellos an diesen gerichtet ist, sein Verhal ten mit seiner Jugend entschuldigt. Gemeinsam ist diesem loannes Asanes und dem Bruder des Konstantinos nur, daß sie SdOl des Kaisers Manuel sind, aber das reicht zu einer Identi fizierung nicht aus, zumal die Palaiologen und Asanen offenbar mehrfach miteinander ver schwägert waren . X2: Ein gewisser Andronikos (Z.9.55 ) , ein Mann in niedrigerer Position als Asanes (Z.39 f. ) . An bei den Stellen stand in der ursprünglichen Fassung des Autographen A statt des späteren « Andronikos» der Name «Sebastopulos » . Loenertz, zu Z.9 und LC II, Index, s . n . Andronicus und Sebastopulus ( S . 462 u . 465 ) , nimmt an, daß es sich bei « Sebasto pulos» um den Zunamen dieses Andronikos handelt. In einigen anderen Briefen des Kyd. ist bald von einem Andronikos, bald von einem Sebastopulos die Rede. Loenertz schlägt die Gleichsetzung bei der im Apparat zu L264,87 mit Fragezeichen vor. Der Andronikos unseres Briefes wird gegenüber Asanes als die eigentlich negative Figur dargestellt: Er ist der Mann, der seine Familie beschimpfte und damit( ?) indirekt den Kaiser beleidigte (Z.42 - 44) . Sieht man von einer Erwähnung des Sebastopulos in unklarem Kontext in T206,9 ab (s. u . , T206, A.1 u . X2), dann ergibt sich aus drei weiteren Briefen folgendes Bild: Gemäß L267,25 f. (Som mer 1383) ist S . soeben aus Euboia zurückgekehrt, wo er sich gemäß Z.53 f. als Gesandter (Sc. auf der Rückkehr von Venedig, s. u . ) aufhielt. Er hat auch Neuigkeiten von dem dort weilenden (Ioannes) Asanes berichtet, vor allem, daß dieser nicht nach Konstantinopel zu rückkehren , sondern auf die Peloponnes reisen wolle (Z.2l t. ) . Loenertz setzt S . mit einem Gesandten gleich , der in zwei venezianischen Urkunden erwähnt wird (LC II, Appendix 0, Nr. 2 und 3 , S . 434, A.3 und S . 436, A . 1 ) . Aus L264,87 - 92 (verfaßt bald nach L267) ist zu entnehmen, daß S. auf der Rückkehr von einer Gesandtschaft (zweifellos nach Venedig, wie sich aus genannten Urkunden ergibt) auf Euboia weilte und daß Asanes ihn durch sein
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BRIEFE T200 - 201
Nichterscheinen brüskierte, worauf auch L267,29 - 42 anspielt. In diesen beiden Briefen er scheint S. nicht in negativem Licht, sondern als angesehener Gesandter Ioannes' V. Anders verhält es sich mit dem in L319 (1383 - 138 6 ? Loenertz) erwähnten Andronikos, der als zügel loser Schwätzer gebrandmarkt wird (Z.4 - 6 ) . Diese Charakterisierung würde zu der unseres Briefes besser passen. So bleiben, was die Identifizierung von X2 mit dem Sebastopulos von L264 und 267 betrifft, noch einige Fragezeichen . Es ist doch schwer vorstellbar, daß Kyd. dem Asanes solche Vorwürfe wie in diesen beiden Briefen für die Brüskierung des S. machen würde, wenn er von dessen negativen Charaktereigenschaften so wie in unserem Brief über zeugr war. Der Artikel PLP 25080 geht ohne Diskussion von der Identität an allen genannten Stellen aus. Ill. Hss: A 109' - 110", Nr. 7; U 181' - 183", Nr. 186. IV. 1 Die Metapher ist vielleicht Zitat. Da sie im Deutschen unbekannt ist, ist in der Übersetzung « gleichsam» hinzugefügt. Vgl . aber unser « sich auf die Zunge beißen » . 2 Gemäß Suda B99 - 101 eine Schlucht i n Attika, i n welche die Athener verurteilte Ver brecher stürzten. Suda B101 verweist auf metaphorischen Gebrauch bereits bei Demosthenes, DemOr 8 , 45 ( Cher 101) und 10, 16 ( PhiI 4,136) . Doch ist dort der Zusammenhang ein anderer; es ist nicht der Aspekt der Gerichtsstätte - wie hier - intt;ndiert. Vgl . auch Tl1, A.11. 3 Sc. den Lästerer Andronikos . 4 Bemerkenswerter Hinweis a u f Förderung sportlicher Betätigung durch Kaiser Manuel, den man nicht als bedeutungslose Hyperbel abtun sollte. Vgl . auch T220, 19 f. 5 Anspielung auf die Hofetikette und ein Hofamt des Ioannes Asanes ? Gemäß PLP 91 371 bekleidete er zumindest im Jahr 1371 die Stellung eines « Archon» in Konstantinopel . Vgl. auch Z.39 f. 6 W. : . . . xav "tOi<; 1tAEUQui<; ( <<Weichen, Rippen » ) . 7 W. : . . . EuqJTH1Eiv, was sowohl «positiv reden » wie «ehrfürchtig schweigen» bedeuten kann . Die gewählte Übersetzung umfaßt beide Bedeutungen. =
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201 L: 214; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel 1 1 . Palaiologos; OE: Ein Kriegslager an unbekanntem Ort; D: 1379 - 1382; wI: Kydones, der den Kaiser auf einem Kriegszug nicht begleitet, beschreibt, was er daheim empfindet, und spricht seine Bewunderung für Manuels Waffentaten aus.
Auch wir sollten bei dir sein, Kaiser, und (wenigstens) zum Teil deine Sorgen für uns mit dir gemeinsam haben, / nicht aber (hier) sitzen und 5 zuhören, wie andere von deinen Plagen erzählen, durch die du uns Sicher heit gewährst. Freilich wären wir nicht nur bessere (Menschen), wenn wir auf diese Weise unsere Pflicht erfüllten, sondern der gemeinsame Feldzug mit dir würde uns auch große Freude bringen ; würden wir doch nicht nur
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dich von Angesicht sehen und deine Stimme hören, die den Zuhörern nicht weniger Nutzen als Freude bringt, sondern wir würden auch die / 10 Erheiterung, die von der Jagd kommt, genießen, die sogar Platon aus der Stoa ! gelockt und verführt hätte, mit den Hunden um die Wette zu laufen ! Aber fürwahr, auch dein Bogen, der durchaus nicht dem des Herakles nachsteht und mit dem du den Pfeil unfehlbar auf das beabsichtigte Ziel lenkst, würde gewiß selbst einen Ausbund würdevoller Ruhe aufspringen und rufen lassen: " Schieß ' ! » - da es ein Mehr bei anderen nicht mehr gelS ben kann! Weiß ich doch , daß es auch mir selbst / oft so erging, weil ich beinahe mit den Pfeilen zusammen zu fliegen glaubte. Solches und vieles andere kann man im Gefolge eines Aufenthaltes bei dir erzählen, was man in deiner Gegenwart genießen kann. Obwohl wir aber wegen unseres Al ters schon « Steuerfreiheit» von Strapazen haben und mir von denen, die hierher kommen, wo ich bin, vorgeworfen wird, ich suchte das angenehme Leben 2 , versäumen wir nicht das, was wir zu deinen Mühen noch beisteu ern können, und beten zum ERLÖSER, dich deinen Feinden schrecklich, den Deinen aber freundlich zu erweisen, dich aber auch, was uns betrifft, / 20 von der Wahrheit zu überzeugen , davon nämlich, daß wir um nichts min der dein Glück wünschen .
K 1 . OKyd: Kyd. « s itzt» ( Z . 5 ) , s c . an seinem gewohnten Aufenthaltsort. E: E i n Kaiser (Z.4) . Die Anspielung auf das eigene Alter ( Z . 17) läßt darauf schließen , daß E wesentlieh j ünger ist. Det herzliche Ton des Briefes und die verwendeten Bilder (Platon, Herakles, Z . 1O. 12) , die ein Interesse an klassischer Bildung voraussetzen, können von den hier allein in Frage kommenden Söhnen Ioannes' V. nur Manuel betreffen. OE: Vage Anspielungen auf ein militärisches Unternehmen (Plagen , durch die du uns Sicherheit gewährst, Z.5 f.; Gebet um kriegerischen Erfolg, Z . 19 - 21 ) ohne Angabe des Gegners oder des Ortes (s. auch BE) . D: Die Zugehörigkeit des Briefes zu Buch XXI legt gemäß LC 11, XIV die angegebene Datierung nahe. Während dieser Jahre ist Kyd. ca. 5 5 - 5 8 Jahre alt, j edenfalls in einem Alter, das bereits von Feldzügen dispensiert (vgl . Z . 17) , an denen er allerdings auch früher nicht teilgenommen hatte. 11. BKyd: Kyd . will Z . l4 f. wohl nicht auf gemeinsame Feldzüge, sondern nur auf ge meinsame Jagdabenteuer anspielen . BE: Ein nicht näher bekanntes Kriegsunternehmen Ma nuels in einer Zeit, in der gemäß BarkMan 42 wenig Präzises über sein Leben bekannt ist. Am wahrscheinlichsten ist, daß sich Manuel auf einem der mit Sultan Murad zum Dank für seine Hilfe gegen Andronikos IV. vereinbarten gemeinsamen Feldzüge in Anatolien ( ? ) be fand (BarkMan 34; vgl . T197, X2; vgl. auch BarkMan 42, A. 177 und unten, T204) . 1II. Hss: A 111', Nr. 9; U 184'", Nr. 1 8 8 .
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IV. 1 Die Quellen zur Biographie Platons wissen nichts von einer Lehrtätigkeit des Phi losophen in einer Athener Stoa. Dennoch handelt es sich hier nicht um ein einmaliges Verse hen des Kyd. Er nennt auch in L276,5 - 9 Platon ausdrücklich in Verbindung mit der Akade mie und einer Sto a . Aber noch deutlicher sind in dem Zusammenhang einige Stellen des no torischen « Platonisten» Gregoras. So heißt es in GregEpLeone Nr. 11,13 1 f. : . . rrA.(hcovo� E� i\xaöTlILia� xai �"toa� und Nr. 126,20: rrA.(hcovo� IiQn �"toa� E�lChv. Von einer « sokratischen Sto a » ist in GregEpLeone Nr. 132,7 bei Nikephoros Gregoras, Antirrhetika I, ed. H. -V. Beyer, Wien 1977, S. 277,13 die Rede. Die letztere Stelle kommentiert Beyer (S. 276, A.3) kritisch als Versehen des Gregoras. Doch könnte in der Verbindung einer Stoa mit So krates vielleicht die Brücke zu einer Erklärung der Bezeichnung «Stoa Platons» gegeben sein: Zu Beginn des D ialogs Theages begibt sich Sokrates in die Stoa des Zeus Eleutherios (PlThg 121 a ) , eine Wandelhalle und allgemeine Stätte der Begegnung. Wohl weniger kommt in Frage PlEuthphr 2a, wo der Aufenthalt des Sokrates in der Nähe der Athener « Stoa des Königs » angegeben ist, denn diese wird ausdrücklich als Gerichts-, nicht als Lehrstätte bezeichnet. 2 W. : . " öova�. .
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L: 225 ; ,OKyd: Konstantinopel; E: Manuel Raul Metochites; OE: Mistra , Peloponnes; D: April 1380 - Mai 1381; wl: Entschuldigung für versäumtes Schreiben unter Hinweis auf die bedrohten Postwege; Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Manuel Kantakuzenos.
Ich verfluche aus mancherlei Gründen die Urheber des Bürgerkrieges , vor allem aber deshalb , weil ihre Gewalttaten allerorts / auch den Briefen 5 an die Freunde zum Hindernis werden . Denn ich wäre nicht, wie du nun beklagtest, in solchem Maß der Möglichkeit beraubt, dir die geschuldete Postl zukommen zu lassen, und könnte selbst die (Briefe) genießen , die mir lieb sind, wenn (der Krieg) dieser Verfluchten2 ruhte . Jetzt aber sind die Häfen geschlossen, aber auch die Wege behindert. Die Seefahrer wer den von Piraten angegriffen, die Fußwanderer von Räubern, und alle / hält die Furcht daheim zurück. Hat aber jemand sich todesmutig auf den 10 Weg gemacht, so hat er entweder (schon) erlitten, womit er zu rechnen hatte, wenn er ihnen in die Hände fiel, oder man ließ ihm gerade das nackte Leben. Die Briefe aber sind allenthalben verstreut und werden oft von den schlimmsten Feinden gelesen . Nichts aber bleibt mehr geheim, sondern was man kaum einem Freund mitzuteilen wagte, das hört er, wie das Sprichwort s agt, an den Wegkreuzungen3 • Tadle also nicht, mein Be ster, unser Schweigen, da du von / vorneherein weißt, wir hätten nicht ge- 15 schwiegen, hätten wir um unsere Briefe unbesorgt sein können. Denn die
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Zuneigung drängte mich und ermahnte mich, das Schweigen als Undank barkeit zu meiden . Aber wie gesagt, weil wir nicht fest überzeugt waren, du würdest die Briefe erhalten, kamen wir zu dem Schluß, das Schreiben für sinnlos zu halten . Ich habe ja auch diesen Brief dem Schicksal überge ben und ihn überallhin auf die Reise geschickt, überzeugt, daß ihn alle eher als du lesen werden . / Dies halte du für den Grund meines bisherigen Schweigens, und überzeuge davon auch die anderen Freunde, wer sich auch immer Briefe von uns wünscht. Recht aber hast du getan und wirst du tun, wenn du den verstorbenen alleredelsten Despoten und Menschen4 beweinst. Denn wie du gesagt hast - und alle sind sich darüber mit dir einig - , hat j ener sogar seine Vorfah ren in seiner Sorge für die Untertanen übertroffen, denn er hat nicht nur mit Geschenken ihren Besitz vermehrt, / sondern hat durch sein Beispiel auch ihre Seelen5 gebessert. Denn er allein schien fähig, Liebe zur Tugend auch den Leichtfertigsten zu vermitteln, die Ernsthaften aber in ihrer Nei gung zum Guten zu stärken . Ihn also hat j etzt der Ort (aller) Glücksgüter (aufgenommen) , wo er wunderbare Belohnungen für die Tugend, die er eifrig übte, erhält. Uns aber bleibt nur, in Tränen seiner zu gedenken und den mit Worten zu zieren, der uns durch seine / Taten geschmückt hat. Ich also werde niemals aufhören , denen, die mir begegnen, Gutes über ihn zu erzählen, denn damit glaube ich nicht nur der Gerechtigkeit zu entspre chen, sondern ich vergelte ihm so auch, was er zu vielen über mich gesagt hat. Du selbst weißt ja auch, daß er diese meine - soll man es nun Ge meinschaft oder Freundschaft nennen - , als ich dort weilte, zu schätzen wußte . Dessen rühme ich mich mehr als aller Dinge, die ich besitze . / Denn von einem Mann wie er bewundert und geschätzt zu werden, ist der prächtigste Ehrenkranz, den man finden kann. Aber auch denen, die mit rührenden Worten seiner gedenken, werde ich dankbarer sein, als wenn man bei den Panathenäen mein Haupt bekränzte 6 . K 1. OKyd: Begründung wie TOl44, OKyd. E; OE: S. Exkurs, I/2, 343 - 346. D: Terminus post quem des Briefes ist (gemäß Z.21 ff. ; vgl. Xl) das bekannte Todesdatum des Manuel Kantakuzenos 10. 4. 1380 (NicKant 127; SchreinChron H 323 ) , terminus ante quem (gemäß Z A ff. ) das Ende des Bürgerkrieges zwischen Ioannes V. und seinem Sohn Andronikos, An fang Mai 1381 (BarkMan 35 f. ) . H. BKyd: Anspielung auf den Besuch i n Mistra i m Frühjahr 1371 (Z.33 f. ) , vgl. I/l, 2 5 m . A . 135. Xl: Der Despot Manuel Kantakuzenos (Z.21 - 3 7 ) . Kyd. rühmt den Verstorbenen
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(s. o . , D) vor allem als hervorragende Herrscherpersönlichkeit im Sinne Platons (vgl. A.5 ) . Über die Z . 3 2 - 3 6 erwähnten guten Beziehungen des Kyd . z u ihm vgl . 1 / 1 , 1 15 - 1 17. Z u sei ner Person jetzt auch PLP 1 0 9 8 1 . ZG: Klage über die verworrenen Verhältnisse im byzantini schen Bereich zur Zeit des Bürgerkrieges (Z.4 - 1 1 ) , durch die auch die Postwege behindert sind ( Z . 11 - 14) . Ep: Ein vorausgehender Brief von E, der die Nachricht vom Tode des Kanta kuzenen enthielt (Z.21 - 23) . III. Hss: A 145' - 146', Nr. fehlt (die Briefe der Reihe L224 - 230, A 144v - 150., sind i n der Hs nicht numeriert) ; U 96' - 97', Nr. 108; B 287'v, Nr. 160; UI ( Vat.Urb .80, fehlt in der Auflistung der Hss in LC I, III - XII; vgl. aber die Liste in LC II vor S. 1; ferner LR 2 1 - 30 und TinnProoim 17, 19 f.) 163rv, Nr. 9. IV. 1 W. : . . . 1:fj<; Ö
203 - A N DEN (ERZBISCHOF) VON THEBEN L: 226; OKyd: Konstantinopel; E: Simon Atumanos, lateinischer Erzbischof von Theben; OE: Theben/Griechenland; D: 1379 - 1381; wl: Simon hat Kydones in einem Brief vor einer
verstärkten Tendenz byzantinischer Kirchenkreise gewarnt, die Lehren des Palamismus durchzusetzen, und ihm geraten, Konstantinopel zu verlassen und seinen Aufenthalt nach Italien zu verlegen. Kydones erläutert, warum er vorläufig in Konstantinopel bleiben will, obwohl man ihn in Rom erwartet.
Ich habe deinen Brief gelesen, der ebenso lang wie schön ist, und ich pries dich / wegen seiner Schönheit und deiner Einsicht glücklich. Denn so viel edler gedanklicher Gehalt und genauer sprachlicher Ausdruck fan den! sich darin, daß es den Lesern erscheint, beides übertreffe sich gegen seitig; so sehr nahm er den Zuhörer2 in beiderlei Hinsicht gefangen, daß er sich ihm weder entziehen wollte noch es wohl auch leichthin konnte. Ich pries aber auch beide Völker glücklich, die Hellenen, weil sie gepflanzt
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haben\ die Italer aber, / weil sie ernten. Ich glaube j edoch, daß auch j ene wohl dasselbe wie wir bei deinen Briefen empfinden, wenn du dich in ih rer Sprache ausdrücken mußt; denn wer sich in Größerem und Schwieri gerem bewährt, der muß auch, wenn er sich an Geringerem versucht, alle hinter sich lassen4 • Daher darf man das , was man früher von Zenon s agte, jetzt auch von dir s agen : Du bist ein Mensch, der zwei Sprachen beherrscht und trittst in wunderbarer Weise als Redner vor den / Ersten der Völker aufS . Daß aber ein solcher Mensch geboren wird, gehört, glaube ich, nicht zu den gewöhnlichen Ereignissen. Ich hielt aber auch mich für glücklich, weil mir ein solcher Freund zu teil wurde, der hervorragend ist und erscheint und der seinen Freund nicht nur durch seine eigenen guten Eigenschaften bedeutsamer erscheinen läßt, sondern ihm auch eifrig Ratschläge gibt, wie er ebenfalls besser werden könne. Ermahnst du mich doch, mich vor dem Abgrund zu hüten, / mich aber an den Weg zu halten, der sicher zu dem, was frommt, hinführt. Aus diesem Grund war ich dir für deinen Brief ganz besonders dankbar. Denn die Beglückung, die von seiner Anmut ausging, reichte nur bis zum Gehör; die Ermahnung aber besserte auch meine Seele; um ihretwillen sollte ja der alles sagen und tun, der sie nicht vergebens von Gott empfangen will6 • Alles nun, was du zu dieser neuen und fremdartigen / Meinung über Gott erläuternd gesagt hast, die tadelnden Worte, mit denen du die Unver nunft ihrer Anhänger bedachtest, (deine Ansicht,) daß wegen der von die sen Leuten dreist vorgenommenen Zergliederung der Gottheit auch das Gemeinwesen zugleich gespalten ist und nun die Zahl der Führer, die es bei uns gibt, der Zahl der Gottheiten entspricht, welche diese Leute ge waltsam durchsetzen wollen : das hast du vortrefflich und wie es besser nicht möglich wäre gesagt; allerdings würde ich in diesen Dingen selbst wohl nicht einmal einen / Ratgeber brauchen. Denn seit langem bin ich überzeugt, daß man die Darlegungen dieser Männer für großes Geschwätz halten muß , und ich bleibe dabei nicht stehen?, sondern ich versuche auch die, denen ich begegne und die ich für fähig befinde, ein Wort an- und aufzunehmen, umzustimmen, indem ich ihnen die Ungereimtheiten vor Augen halte, die sich aus ihren Reden ergeben, und (die Einsicht), daß sie außer ihrer Gottlosigkeit auch viel Unverstand erkennen lassen, weil sie die Welt vielen Führern / übergeben, was sie in ihren eigenen Häusern nicht einmal selbst zulassen würden . Und das Ergebnis war, um mit Gott zu sprechen, daß viele sich dank der gehäuften Gegenargumente aus dem
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Abgrund erhoben, sich selbst nun Vorwürfe für ihre verwerflichen Ansich ten machten, die Wahrheit der Lüge vorzogen und Gott für das, was sie von uns gehört haben, Dank s agen. Dies also hast du, wie gesagt, einem, der längst überzeugt ist, / mitgeteilt, und dies gilt auch für die Zukunft 8 . Wenn du aber sagst, daß es für die, die den rechten Glauben haben , nicht einmal ganz ungefährlich sei, mit den Verworfenen in einem Hause zu wohnen, daß man vielmehr vor ihnen fliehen und sich von ihnen absondern müsse und sie als Unreine nicht berühren dürfe, da entweder der Umgang (mit ihnen) in der Zukunft wie eine Seuche wirken könne oder die Anhänger der Wahrheit einst mit den Verfluchten zusammen ins Verderben stürzen würde - denn Dike werde es nicht ertragen, / solche Verworfenheit lange ungestraft hingehen zu lassen, und es müsse daher auch ich aus meiner Heimat fliehen, um nicht mit denen bestraft zu werden, deren Meinung ich nicht teilen könne - , möchte ich dich in dieser Hinsicht nicht nur zum Ratgeber, sondern auch zum Lehrmeister haben, damit ich erfahre, was zu tun ist, und um so bereitwilliger an die Verwirklichung gehe. Und damit auch du deinerseits meine Meinung dazu erfährst: Ich halte den Umgang oder / auch das Zusammenleben mit den Bösen zwar nicht schlechthin für schädlich, aber auch nicht unbedingt für förderlich; sondern wenn jemand gezwungen ist, mit ihnen den Aufenthaltsort wie auch die Formen menschlichen Umgan ges 9 zu teilen, dem dürfte wohl gewiß einer lieb sein, der den Rat gibt, so schnell wie möglich vor jenen Verworfenen davonzulaufen, wie aus Or ten, an denen man notwendig krank wird, selbst wenn er nach der Flucht nicht damit rechnen kann, anderwärts bei angenehmeren Menschen zu weilen, / und sogar in Kauf nehmen muß, mit den wildesten Tieren zusammenzuleben, weil er weiß, daß ihm alles, was er von ihnen zu erleiden hat, leichter sein wird als die Schädigung der Seele . Wenn aber jemand nur bis zum gemeinsamen Dach mit den Bösen zu tun hat, von ihnen aber der Gesinnung nach getrennt ist, den würde ich niemals gegen seinen Willen zu einem Ortswechsel veranlassen oder ihm die Flucht als etwas Unum gängliches auferlegen, sondern ihn auch, wenn er bleiben will, nicht ta deln und, wenn er an einen anderen Ort geht, / nicht behaupten, er habe schlecht entschieden. Wenn aber jener außer der Tatsache, daß er im Eige nen nicht schlechter wird, auch noch seinen Mitmenschen ein Führer zur Wahrheit ist, weil er wie ein Arzt gegen den verderblichen Einfluß der Ört lichkeiten immun ist und andere durch seine Kunst von ihren Krankheiten
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befreit, ist er auch lobenswert, wenn er bleiben will, und wenn er fliehen möchte, sollte man ihn geradezu mit Fesseln festhalten, falls wir uns nicht dem Verdacht aussetzen wollen, auf ihn / und seine Umgebung neidisch zu sein, wenn wir sie der gegenseitigen Hilfe berauben und dadurch j enen um den Lohn für seine guten Ermahnungen bringen, ihnen aber den wegneh men , der sie, wie es notwendig ist, zurechtweist, und so zulassen, daß sie Sklaven des früheren Irrtums bleiben. Man muß nämlich die, die zu bes sern sind, denen, die ihnen nützen sollen, beigesellen wie Schüler den Lehrern oder Kranke den Ärzten, wenn jedenfalls die einen / Gutes tun, die andern aber Gutes erfahren sollen. Wer sie aber (voneinander) trennt, hat den einen geschadet, den anderen aber nicht genützt oder sogar auch ih nen geschadet, wie ich (bereits) sagte. Das aber beziehe ich nicht auf mich und beanspruche auch nicht zu denen zu gehören, die von der Tugend, die sie besitzen, auch anderen mitteilen können. Denn so große Leistungen habe ich nicht aufzuweisen. So viel nur sage ich, es gehöre auch für mich nicht zum unbedingt Notwendigen, aus meinem Vaterland zu flüchten, / da ich durch die Gnade des ERLÖSERS durchaus nicht die Geistesverwir rung der anderen teile, was mir auch für alle Zeit durch den Gott bewahrt werden möge, der auch die Einfältigen behütet. Der Nachteil in meinen äußeren Lebensverhältnissen aber, der mich nach deiner Ansicht betreffen wird, wenn ich bleibe, kümmert mich - das sei dir gesagt - wenig. Denn ich werde zwar das Vaterland beklagen, wenn es erobert wird, und werde nach diesem Schicksalsschlag j ede Freude für freudlos halten - möchte ich doch nicht lebendig / den Tag sehen , der mir dieses Unglück bringen wird! Aber ich möchte nicht mich selbst in Sicherheit bringen und davon hören , daß nur meine Mitbürger unglück lich sind, sondern mit ihnen unglückselig zu leben würde ich sogar mei nem eigenen Wohlergehen vorziehen, wenn ich auch ihre Unwissenheit nicht gegen meine Wahrheit eintauschen möchte . Denn wenn sie auch Neuerungen im Glauben einführen, so habe ich doch mit ihnen ein gemeinsames Vaterland und schulde ihnen für vieles Dank . Das aber / be deutet, ihre Bosheit zu verabscheuen, was jedoch naturgegeben ist, anzu nehmen . Es hat ja auch Mose, als Gott wegen des Götzendienstes und ih rer anderen Undankbarkeit den Juden zürnte, obwohl Gott ihm b efahl, sich zu entfernen, damit er nicht zusammen mit den Missetätern umkom me, und ihm verhieß, er werde aus ihm, wenn er sich hinwegbegebe, ein großes Volk hervorgehen lassen, sich selbst nicht entschieden, seine
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Stammes angehörigen im Stich zu lassen, sondern stimmte Gott / durch seine Fürbitten sanft gegen die Sünder; er selbst aber wollte sich lieber mit seinen Freunden der Gefahr aussetzenlO • So unüberwindlich sind die Ge fühle für Vaterland und Verwandtschaft. Man muß aber auch Geistesgestörte ertragen, sich ihres mutwilligen Tuns schämen und Gott und Menschen bitten, sie möchten von ihrer Krankheit befreit werden, aber gleichwohl ihre Vorwürfe wie die der Eltern erdulden, ja manchmal sogar ihre Schläge / und ihr wahnsinniges Gebaren, und sie deshalb nicht (etwa) hassen und meiden, sondern um so mehr zu ihnen stehen, je mehr sie der Helfer bedürfen, wie, glaube ich, auch wir häufiger bei unseren Liebsten sitzen, wenn wir sehen, daß sie krank sind oder es ihnen in anderer Hinsicht schlecht geht, wir sie aber verlassen und ihnen nicht einmal nachgeben, wenn sie uns zurückhalten wollen, sobald es ihnen so geht, wie wir es uns wohl wünschen möchten. Ja, so allgemein verbreitet / bei allen ist dieses Gefühl, ' daß nicht einmal du die Spanierll gemieden oder verabscheut hast, obwohl sie Gott mit un gezügelter Zunge lästern, die heilige Kirche, wie du sagst, mißachten, Ge setze wie Staub mit Füßen treten, allen Gewalt antun und an allen in nicht mehr erträglicher Weise ihren Mutwillen auslassen, viel aber auch sich ge gen dein HAUPT in ungebührlicher Weise vergangen haben, / sondern sie bedauertest und versuchtest, sie auf j egliche Weise dem Bösen zu entrei ßen, bald durch Lob , bald durch Tadel, bald aber vielleicht auch mit Ge walt, j a , sie nicht einmal hassen wolltest, wenn sie weder nachgaben noch sich überzeugen ließen, sondern bei ihnen ausharrtest, bis sie an die Grenze der Bosheit gelangten und durch das gerechte Tun der Dike in ihrem Unrechttun selbst zerstreut wurden, und dann dich auch selbst in den gött lichen Ratschluß fügtest und mit den Verurteilten, obwohl du unschuldig warst, / zusammen die Strafe büßend auf dich nahmst - ein edles Verhalten aus der Gesinnung eines guten Hirten, wie wir es auch von den alten Propheten und ihrem Umgang mit den Juden hören . Jene nämlich wiesen die Übertreter des Gesetzes zurecht, sie zeigten den Mut des freien Wortes von den Königen und Priestern bis zu den einfachen Bürgern und weissagten die Schrecken, die über die Verächter der göttlichen Gesetze kommen würden, und wenn die Zurechtgewiesenen ihnen oft Schläge, Kerker, und / Tod zuteil werden ließen und auf jegliche Weise versuchten, ihren Tadelsreden ein Ende zu setzen, gaben sie dennoch um keinen Schritt nach, sondern zeigten täglich immer mehr Bekennermut. So weit waren sie da-
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von entfernt, vor den Ungehorsamen zurückzuweichen . Wenn aber die schlimmen Dinge , die sie vorausgesagt hatten, über das Volk kamen, die Hauptstadt verödet wurde 1 2 und alle samt und sonders in die Fremde hinweggeführt wurden, / da verhielten sich j ene großartigen Männer sogar wie Väter gegenüber den Anmaßenden und suchten sich nicht vor j ener Vertreibung in Sicherheit zu bringen, sondern ließen sich zusammen mit den Gefangenen binden und teilten ihr trauriges Schicksal, obwohl sie sich doch, weil sie im voraus wußten, was geschehen würde, durch Flucht die Freiheit hätten erhalten können; aber anscheinend hielten sie es für ehrlos und wider die Natur, ihre Landsleute im Unglück im Stich zu lassen, statt ihnen in der Not / so weit wie möglich beizustehen, (und dies ganz) zu Recht; denn es sollten, glaube ich, Menschen, die (nun) einmal mit dem Schicksal anderer verbunden sind, nicht, wenn es ihnen gut geht, bei ihnen bleiben, sie aber, wenn es ihnen schlecht geht, verlassen und wie ein Vogel von einem Baum zum anderen hinüberhüpfen 1 3 • Dessen hast auch du selbst dich geschämt und hast so die, welche du tadeltest, nicht verlassen. Und nun lebst du in der Armut, die du beklagst, die dich aber viel würdiger sein läßt als der frühere Wohlstand. Denn j ener / macht dich reicher , diese aber erweist dich a l s gerechter, und j ener bringt d i r b e i Menschen Neid ein, diese aber bei Gott Ansehen, und j enen mußtest du dem Schick sal entreißen, wie es auch geschah, diese aber wird dir Schätze gewähren, die dir niemand rauben kann . Tadle also weder dich selbst, weil du die Thebaner nicht verlassen hast, noch mich, weil ich mich noch bei den Rhomäern aufhalte, da ich wegen der vorgebrachten / Überlegungen die Abreise für höchst verwerflich hal te . Jedoch, selbst wenn ich mich entfernen wollte - wer würde mir raten, mich in unverkennbare Gefahren zu stürzen ? Es ist ja einerseits nicht leicht, zu Fuß zu reisen, wegen so vieler Völker, die durch Sprachen und Dialekte unterschieden sind, zumal ich auch gewärtigen muß, allenthal ben auf Türken zu treffen, die (bereits) zuvor Thrakien und Makedonien versklavt haben und j etzt über die Städte am Adriatischen / Meer14 herfal len . Kürzlich aber sollen sie so viel Beute aus der Peloponnes mitgenom men haben, daß man sich nicht vorstellen kann, die Peloponnesier könn ten noch einen zweiten solchen Schlag ertragen . Aber auch die Seereise wird schwieriger, weil die Streitsucht der Kaufleute 15 j etzt auch den See fahrern das Meer unzugänglich macht. Aber auch wenn man sich ent schließt, unter Mißachtung der Gefahren die Irrfahrt zu wagen, wie du
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anrätst, / ist auch so nicht leicht (ein Ort) zu finden, wohin man sich flüchten könnte . Denn ganz Asien ist, wie du selbst weißt, eine Metropole der Gottlosigkeit 1 6 , und auch für die Unruhen im Abendland 17 kann man sich ein Heilmittel nicht einmal ausdenken. (Es ist j a) so weit (gekom men), daß auch die heilige Kirche 18 , der alle nächst Gott die Einheit ver danken, daß auch sie - woran ich nicht ohne Tränen denken kann - jetzt mit dem Bösen in Berührung gekommen und wider sich selbst gespalten ist, sie, die immer / allen Lehrmeisterin der Eintracht war! Daher werden denen, die ihre Heimat verlassen, überall (noch) größere Unbilden begeg nen . Deshalb also glaubte ich, das Bleiben sei mir zuträglich . Wenn aber Gott die Dinge irgendwie zum Besseren lenkt - denn auch das von der guten VORSEHUNG zu erhoffen ist nur allzu berechtigt, sind wir doch alle einer Meinung darüber, daß sie sogar die Unwürdigen mehr mit Wohltaten bedenkt als züchtigt, zumal wenn wir die, / die jetzt um die Herrschaft Poseidons wetteifern, aufeinander losgehen sehen - , dann werde auch ich glauben, Zeit zu haben, die Irrfahrt des Odysseus nachzuahmen, wenn es nämlich klar ist, daß ich aus Wissensdrang 19 , nicht aus Feigheit, die Reise in die Fremde wähle. Ich beabsichtige aber, Rom zu besuchen, wenn auch du dazu rätst. Denn an der Größe und Schönheit und dem übrigen Anse hen der Stadt freute ich mich, als wir dort / mit dem Kaiser weilten, und ich werde den Wechsel nicht allzu sehr spüren, da ich Heimat gegen Hei mat, für das neue Rom das alte eintausche 20 , in dem man wohl alle An nehmlichkeiten wie hier hat, dazu aber noch das (Zentrum) der Kirche, eine Sache von solcher Wichtigkeit, daß die Leute, die nach ihr verlangen , wohl mit Recht sogar über den Ozean fahren sollten, jedenfalls wenn sie sie (mit eigenen Augen) sehen wollen . Ich bin mir aber bewußt, daß ich ihr sogar diesen Dienst schulde, / da ich durch ein Versprechen bei meiner Abreise zur Rückkehr verpflichtet bin. Denn sonst hätten mir weder der Papst noch das ihn umgebende Gefolge damals erlaubt wegzugehen . Sie wollten mich vielmehr bei sich behalten, erwiesen mir größere Ehren, als ich verdient hatte, und beschenkten mich mit Wunderdingen, wenn ich (nur) versprechen wollte zu bleiben. Ich hätte mich aber auch überreden lassen, hätte ich mich nicht zur Rückreise entschieden, aus Rücksicht auf den Kaiser und meine Mitbürger. (Außerdem) glaubte ich, es sei verwerf lich, nicht mit denen zurückzukehren, mit denen ich abgereist war, / sondern mir den Anschein zu geben, ich sei aus Eigennutz unbekümmert um
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meine Freunde. Deshalb bat ich jene denn auch, mich einstweilen gemäß meinen Überlegungen handeln zu lassen und dem Kaiser und den Reisege fährten gegenüber meiner Pflicht zu genügen; wenn ich aber mit allen glücklich nach Hause zurückgekehrt sei, dann würde ich ihrem Rat fol gen, wiederkommen und bei ihnen meinen Aufenthalt nehmen, solange sie wollten . Später aber gelangte der bewundernswerte Gregor / zur Herr schaft und rief mich mit einem persönlichen Schreiben zu sich und zur Kirche, wobei er sagte, meine Anwesenheit werde ihm selbst angenehm, aber auch sehr förderlich für den Glauben sein . Und ich wäre wohl jetzt in Rom, wenn er nicht zuvor verschieden und zu Gott gegangen wäre . Aber auch so habe ich meine Bereitschaft nicht aufgegeben, sondern glaube, daß ich noch die Rückkehr schulde, wie ich sie versprach, zum al mir auch die Freunde in Rom brieflich / den Aufschub vorhielten , als verstände ich nicht den rechten Augenblick zu nutzen. Ich aber bin darum, weswegen fast alle zum Tiber eilen, wenig bekümmert2 1 • Denn wer daheim und in angesehener Stellung seinen Besitz genießen kann, wie könnte sich der wohl wegen geringerer Dinge in Gefahr begeben ? Vielmehr besteht die Be reitschaft, erstens, wie gesagt, der Kirche Gottes das Versprechen einzulösen. Denn wenn auch die gestorben sind, / denen ich das Versprechen gab, so respektiere ich doch die, die jetzt ihre Stelle einnehmen, ebenso wie die Dahingeschiedenen . Zweitens, wer würde nicht nach der Weisheit der Männer begehren , durch die sie sich sogar Skythen, indem sie (nur zu ihnen) reden, unterwerfen würden ? Ich weiß, daß es mir selbst so erging, als ich mit jenen Gespräche zu führen hatte oder zuhörte, wie sie mit an deren disputierten. Deswegen also werde ich, wenn die Zeiten für das / Vaterland ruhiger geworden sind, fortgehen, zumal, wie gesagt, wenn die Kaufleute mit ihrer übertriebenen Streiterei aufgehört haben . Dann aber erbitte ich dich mir als Ratgeber für die Reise. Denn in j eder Hinsicht geht man sicher, wenn man deiner Meinung folgt, vor allem aber in dieser Angelegenheit. Nie mand verfügt ja über eine so große Erfahrung in den dortigen Verhältnis sen wie du. K I. OKyd: Begründung wie T0144; der Ort, an dem auszuharren Kyd. sich entschlossen hat (Z .73 f. 80 - 83 . 15 l f. ) , ist zweifellos die Hauptstadt. E: Der hier gemeinte (Erz-)Bischof von Theben kann entsprechend der Darstellung seiner Person nur Simon Atumanos sein, seit 1366 Inhaber dieses Stuhls als Vertreter der lateinischen Hierarchie; vgl . T69, BE; PLP 1648 . OE: Kyd. deutet an, daß auch E trotz mißliebiger Umstände auf seinem Bischofssitz, also in
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Theben, ausharrte (Z.99 - 111 ) . D: Terminus post quem des Briefes ist die Einnahme und Plünderung Thebens durch den navarresischen Abenteurer Juan de Urtobia , Frühjahr 1379 (vgl. LBF 11 377, Regest Nr. 196) , auf die Z. 107 f. anspielt (die katalanischen Bewohner wur den durch die Eroberer « zerstreut » , d. h . , aus der Stadt vertrieben; s . auch unten, ZG) . Termi nus ante quem ist das Ende des Chioggia-Krieges zwischen Venedig und Genua (August 1381 gemäß BarkMan 40 und NicVen 3 17; aus der Sicht des Kyd. allerdings schon Mai 1381; vgl . T21O,17 f. ; 211, A . 3 ) , der noch im Gange ist (Z. 142 f. ) . 11. BKyd: 1 . Kyd . betont, daß e r die kritische Einstellung Simons zum Palamismus teilt (Z.24 - 40 ) . Die Palamiten sind aus seiner Sicht Geistesverwirrte (Z.75 . 9 l f. ) , Frevler (Z.92) und Kranke (Z.93 ) . Aber er teilt nicht die Ansicht des Briefpartners, man müsse die Gemein schaft solcher Menschen fliehen; vielmehr solle man bei ihnen bleiben, um sie liebevoll auf den rechten Weg zu führen (Z.40- 76) . Kyd. äußert seine von E abweichende Meinung mit großer Behutsamkeit und Bescheidenheit. 2. Besonders wichtig zum Verständnis seiner Person sind seine folgenden Ausführungen über den Grund seines Verbleibens im byzantinischen Gebiet, das infolge des Ratschlages von E, nach Italien umzusiedeln, der Erläuterung bedarf. Kyd . legt seinen Standpunkt dar, er müsse in seinem Vaterland ausharren, solange es seinen Mitbürgern schlecht ergehe (Z.76 - 85 ) . Als Vorbild für Treue zum eigenen Volk führt er Mose an (Z.85 - 9 1 ) , als Beispiel für das Ausharren beim notleidenden Mitmenschen den Briefp artner selbst, denn dieser sei trotz schlechter Erfahrungen mit seinem abendländischen (katalanischen) Kirchenvolk an seinem Bischofssitz in Theben verblieben (Z.99 - 1 1 1 ) , ähn lich wie die Propheten des alten Bundes bereit waren, das Unglück ihrer Mitbürger zu teilen, obwohl sie die göttlichen Strafen für ihre Sünden vorausgesehen und sie zuvor gewarnt hat ten ( Z . 1 1 1 - 125 ) . Kyd. führt noch einen zweiten Grund an, der ihn zum Bleiben veranlasse: die Gefährdung der Reisewege durch die Türken und die im Kriegszustand befindlichen See republiken Venedig und Genua, aber auch das abendländische Kirchenschisma (Z. 135 - 15 1 ) . 3 . Falls sich aber die Verhältnisse bessern sollten, sehe e r kein Hindernis mehr, die Reise durchzuführen und der längst ausgesprochenen Einladung nach Rom zu folgen ( Z . 15 2 164) . Er fühle sich sogar d a z u verpflichtet, weil er b e i seiner Abreise von R o m im März 1370 dem Papst und seinen Freunden dort die Rückkehr ausdrücklich versprochen habe (Z. 164 174) . Inzwischen seien zwar die, denen er d a s Versprechen gab, gestorben, e r fühle sich aber auch gegenüber den Nachfolgern daran gebunden ( Z . 1 84 - 186) . Ein zweiter Grund für eine solche Reise sei der Wunsch, von der «Weisheit» der Abendländer zu lernen ( Z . 1 86 - 1 8 8 ) . Von Arumanos erhofft sich Kyd. im F a l l d e r Reise Rat u n d Hilfe ( Z . 191 - 193 ) . B E : E i s t ein vorzüglicher Stilist, der das Griechische und das Lateinische in gleicher Weise beherrscht (Z.4 - 16) . Als entschiedener Gegner des Palamismus hat er Kyd . vor dem Verbleiben in dem von den Palamiten geprägten geistigen Milieu gewarnt und ihm die Reise ins Abendland empfohlen ( Z . 1 6 - 29.40 - 47 ) . E hat als lateinischer Erzbischof von Theben mit seinen Gläu bigen katalanischer Herkunft große Schwierigkeiten, läßt sich aber dennoch nicht in seinem pastoralen Auftrag beirren (Z. 100 - 107) , auch nicht in Zeiten kriegerischer Bedrohung ( Z . 107 - 1 1 1 . 127 f. ) , obwohl er jetzt in Armut leben muß (Z. 128 f. ) . Kyd . lobt ihn als guten Kenner der Verhältnisse in Italien ( Z . 192f. ) . Xl: Der Papst (ltUltUC;) , der Kyd. im Jahr 1370 zum Verbleiben in Rom aufforderte ( Z . 164 - 168 ) : Urban V. (1362- 1370) . X2: Der Kaiser (Z.168 ) : Ioannes V. X3: Der «bewundernswerte» Gregor, der Kyd. brieflich nach Rom einlud ( Z . 174 - 177) : Papst Gregor XI. ( 1370 - 1378 ) . Gemeint ist der Brief vom 1 8 . 3 . 1375 (vgl . I/l, 30
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m.A.161; zur irrigen Jahresangabe dort s. u . , Korrekturen und Nachträge, S .228, zu S . 30) . ZG: 1. Kritische Darstellung des Palamismus und seiner einflußreichen Vertreter in Byzanz (Z.24 - 3 1 ) ; Bericht über erfolgreiche Versuche, Palamiten umzustimmen (Z.31 - 39 ) . 2 . An spielung auf die bedrohte Situation des Vaterlandes (Z.76 - 82) , vor allem durch die Türken, die bereits «Thrakien und Makedonien versklavt haben » ( Z . 139 f. ) und nunmehr die Städte an der Adria bedrohen ( Z . 140 f. ) (vgl. dazu E. Werner, Die Geburt einer Großmacht - Die Osmanen, 4. verb. und wesentl. erw. Aufl . , Wien/Köln/Graz 1985, 172 f. ) , aber auch « ganz Asien » , also Anatolien, in eine « Metropole der Gottlosigkeit» verwandelt haben (Z. 145 f. ) . 3 . Gemäß Z . 100 sind die Gläubigen, für die Simon Atumanos i n Theben zuständig ist, im we sentlichen « Spanier» . Es handelt sich um Katalanen, die sich seit Anfang des 14. Jh .s, ur sprünglich als Söldner Andronikos' 11 . , im griechisch-byzantinischen Gebiet aufhielten und sich bald selbständig gemacht hatten. Im J. 1311 hatten sie das fränkische Herzogtum Athen in ihren Besitz gebracht, zu dessen Gebiet auch Theben gehörte . In den 70er Jahren des 14. Jh.s befand sich die Herrschaft der Katalanen in Auflösung. Die neuentstandene Söldner bande der sog. Navarresen eroberte 1379 das Herzogtum Athen und, wahrscheinlich Mai/ Juni, auch die Stadt Theben, in der damals das katalanische Geschlecht der Lauria eine füh rende Rolle spielte . Zu den Ereignissen vgl. F . Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter, 1889, Ndr. München 1980, 416 f. ; K. M. Setton, Catalan Domination of Athens 13 1 1 - 1388, Cambridge/Mass. 1948, 144 - 146. Dort auch über die wahrscheinlich unberech tigten Vorwürfe gegen Simon, den Eroberern die Stadt verräterisch ausgeliefert zu haben. Weitere Einzelheiten oben unter D . Offenbar hatte sich die katalanische Bevölkerung der la teinischen Hierarchie gegenüber als recht unbotmäßig erwiesen ( Z . 100- 104) . Auf die Erobe rung Thebens durch die Navarresen spielt Kyd. Z . 107 - 110 an . Offenbar behandelten diese den lateinischen Erzbischof noch schlechter als ihre Vorgänger (Z. 110. 128 f. ) . 4. Zum Über fall der Türken auf die Peloponnes ( Z . 140 - 142) vgl. Werner (wie oben, ZG, 2 . ) , 172. 5. An spielung auf den Chioggia-Krieg: A . 15 ; Z . 154- 156. 190 f. 6. Anspielung auf das abendländi sche Schisma ( Z . 146 - 150) . Zu seinen Anfängen vgl. T178, X3 . Der eigentliche Ausbruch ist auf 20. 9. 1378 (Wahl Klemens' VII. zum Gegenpapst gegen Urban VI. ) zu datieren. Ep: 1. Vorausgehender Brief Simons an Kyd . (Z.4) . Kyd . lobt seinen Umfang und Stil (Z.4 - 8 ) ; of fenbar will er mit seiner ausführlichen Antwort der Länge des erhaltenen Briefes nicht nach stehen . Zum Inhalt des Briefes s. o . , BE. 2. Brief Gregors Xl. an Kyd. : s . o . , X3 . III. Hss: A 146'- 149" Nr. fehlt (vgl. T202, Hss ) ; U 97'- 102" Nr. 109; UI (vgl. T202, Hss) 163 ' - 164' + 160', Nr. 10; B 287v - 291', Nr. 161. Ed: MercAt 5 1 - 5 8 . Üb: G. Fedalto, Si mone Atumano, monaco di Studio, Arcivescovo latino di Tebe, secolo XIV, Brescia 1968, 139 - 148 (ital . ) . IV. 1 Kyd . verwendet hier die Vergangenheit 1'jv. Man würde eigentlich das Präsens er warten wie auch im folgenden ( << nahm » , Z.8 usw . ) . Doch liegt hier der Ton auf dem Erlebnis der ersten Lektüre . Vgl . auch A.2. 2 Der Brief wurde also in einem größeren Kreis vorgelesen. Vgl . T5, A.7; T23 , A . 5 . 3 Anspielung auf den Herkunftsort Konstantinopel des Atumanos. 4 Hier die für das Kulturbewußtsein des Kyd . bezeichnende Voraussetzung, daß die grie chische Sprache der lateinischen überlegen ist. Bei aller Bewunderung der Abendländer blieb er in seinem Herzen ein überzeugter «Hellene» (Z.9) .
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BRIEFE T203 - 204
5 Es handelt sich hier nicht im ganzen um ein Zitat, sondern um einen fingierten Aus spruch über Zenon, der allein an das Wort ull<j>on:QoYAcocrcroe; (ein Mensch , der zwei Spra chen beherrscht) anknüpft. Nach Plutarch, Perikles, § 4 (vgl. auch DiogLaert 9,25) kursierte über Zenon von Kition, den Begründer der Stoa (335 - 263 v. Chr . ) , ein Vers, der die große Redekraft des UIl<j>O'tEQOYAcocrcroe; pries. Wie aber M. Untersteiner, Zenone, Testimonianze e frammenti, Firenze 1963 , 6 (dort auch Literaturhinweise) zeigt, wird mit dem Begriff nicht auf die Zweisprachigkeit, sondern auf die eristische Fähigkeit des Philosophen angespielt, der das Für und Wider eines Streitpunktes erörterte, um ihn ad absurdum zu führen. Kyd . deutet das Epitheton für seine Bedürfnisse um. - Das griechische 1taQel Wte; 1tQCO'tEUOUcrl 'tmv EOvmv läßt zwei Übersetzungen zu. Fedalto (wie oben, Ü b . ) 141 entscheidet sich mit « tra i primi popo li deI mondo » für die andere Möglichkeit. Meiner Ansicht nach sind nicht die ersten (hervorragendsten) Völker, sondern die hervorragenden Vertreter der Völker (z. B . der Kaiser von Byzanz oder der Papst) gemeint. 6 W. : AT)'I'EcrOat IlEAAov-ra. Man würde erwarten : . . . empfangen haben will, doch scheint nach Schwyzer II 293 f. eine Konstruktion von IlEAACO nur mit Inf.Präs. oder Fm. möglich zu sein. 7 W. : xai ou wuw Ilovov. 8 W. : . . ElQTjxae; xai EQEle;. 9 Im Griechischen Wortspiel (Paronomasie) : . . . 'to1tov/'tQo1tcov. 10 ATNu 14, 10 - 20 . 11 Vgl. dazu oben, ZG, 3. 12 W. : . . uvacr'tucrTj e; . Zu dieser Bedeutung des Intransitivums von uvicr'tTj llt s . LSc s. v., B II 2. 13 Druckfehler: Ila'ta- statt IlE'ta1tTj omv'tae; in der Edition. 14 W. : 1tQoe; '!oviqJ XOA1tqJ. 15 S . o . , ZG, 5 . 16 S . o . , ZG , 2 . 17 W. : EV 'tij 'Ecr1tEQ't. 18 Die Kirche schlechthin ist aus der Sicht des Kyd . die römische. 19 W. : . . icr'toQiae; . . . XUQtv. 20 Vgl . die Gedanken über die Ursprünge Neurom-Konstantinopels im alten Rom bei Kyd . , Apologia I (wie I/l, 66, 1 . 6 . 1 ) , 372,376 - 3 8 8 , ferner: Oratio pro subsidio Latinorum (wie I/ l , 65, 1 .3 .4 ) , PG 154,977D - 980A. 21 Anspielung darauf, daß es zur Zeit des Niederganges von Byzanz vor allem wirt schaftliche Vorteile waren, durch die sich Byzantiner zur Reise oder gar Übersiedlung nach Italien bewegen ließen. .
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AN AWSIANOS
L: 208; OKyd: Konstantinopel; E: Thomas Dukas Alusianos; OE: Ein Ort in weiterer Ent fernung von Konstantinopel, Anatolien ? D: Ca. 138 1 ( ? ) ; wIe Der Adressat, der gemeinsam mit einem Kaiser (Manuel ?) seit längerem von Konstantinopel abwesend ist, möge diesen zur Rückkehr bewegen .
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Welchen Gewinn die lange Abwesenheit bringt, mag der Kaiser und 5 mögt ihr wissen, / denen nichts von seinen Angelegenheiten verborgen ist. Was aber unsere, der großen Mengel, Meinung betrifft, so gilt uns der Herrscher als die Seele seiner Untertanen 2 , und wenn er lange von ihnen entfernt ist, hat die Seele den Körper verlassen, und die Abgetrennten lie gen wie Tote danieder und sind fortan zu nichts mehr zu gebrauchen . Die Toten aber zu erwecken, ist zwar für Gott sehr leicht, bei den Menschen aber gehört es zu den gänzlich unmöglichen Dingen . Ich weiß also nicht, / 10 welche andere gleichwertige Tat der Kaiser wohl dafür vollbringen will, daß er sich den Untertanen entzieht; denn dadurch laufen diese Gefahr, noch vollends unterzugehen, er aber, nichts zu haben, was dazu berech tigt, ihn so zu nennen, wie man ihn nennt3 . Glaube gewiß nicht, Sehnsucht nach dem Anblick des Kaisers und nach euer aller Anwesenheit habe mich z u diesen Worten veranlaßt. Zwar ist es auch dies; denn der Kaiser ist ein 15 edler und / guter Mann von der Art, durch seinen Anblick Freude zu wek ken, und ihr seid (die) Freunde, die uns von allen jetzt noch verblieben sind. Daher ist es verständlich, daß wir alles unternehmen, um euch für uns zu gewinnen. Aber das wäre eine Einstellung, der es (nur) um den Ge nuß zu tun wäre . Gegenwärtig aber sehnen wir uns mit dem Blick auf die (gegenwärtige) Notlage nach dem Kaiser . Nimm also auch du auf sie Rücksicht und rede ihm zu, sich nicht allzulange von den Untertanen fern zuhalten, damit er nicht später in vielen Fällen zwar zu helfen entschlossen 20 ist, / aber die, denen Hilfe zuteil werden soll, nicht (mehr) findet. Möge es dir wohl ergehen4! K I. OKyd: Kyd . erhofft die Rückkehr des Kaisers an den Ort, wo sich Kyd. und der Kaiser gewöhnlich aufhalten. E: Der im Brieftitel genannte A. ist identisch mit dem Großrichter (xa90Alx6<; xQI1:1']<;) der Rhomäer (PLP 696 ) , der gemäß Titel von L319 und einer genuesi schen Urkunde vom 2 . 11. 1382 (L. T. Belgrano, Prima serie di documenti riguardanti la co lonia di Pera, Atti della Sociera ligure di Storia patria , XIII, Genua 1877 - 1884, 97 - 336, hier 133 - 140, N r. XXVI; hier wird Th.A. auf S . 139 als Zeuge des zwischen Ioannes V. und Ge nua abgeschlossenen Vertrages genannt; vgl. dazu BalGen I 92) den Vornamen Thomas trug. Da sich die gesamte Sekundärliteratur hinsichtlich seines zweiten Zunamens Dukas auf die Bemerkung in der Ausgabe von Loenertz zu Z.2 unseres Briefes stützt und der Name sich in den edierten Dokumenten nicht findet, kann er nur in der von Loenertz zur Stelle zitierten unedierten Urkunde Venezia, Archivio dello Stato, Privileggi, I, f.61 stehen, was Loenertz nicht ausdrücklich angibt. Bei Polemis (wie oben, T176, Xl) findet sich kein Hinweis auf diesen Dukas. Kyd . richtete an A. noch die Briefe L246, 319 und 440. OE: E befindet sich an
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BRIEFE T204- 205
der Seite eines Kaisers außerhalb von Konstantinopel, gemäß BarkMan 42, A. 117 vermutlich mit Manuel II. in Anatolien . D: Wenn die Annahme von BarkMan 42, A. 117 zutrifft, ist die Datierung des Briefes auf Frühj ahr 1381 die wahrscheinlichste. Loenertz gibt mit Fragezei chen 1380 - 1382. II. Xl: Ein Kaiser (Z.4.1O . 13 . 14 . 17 f. ) , in dem Loenertz (zu Z.4) mit Fragezeichen Ioan nes V. vermutet. Doch paßt das an platonische Formulierungen erinnernde Kaiserlob des Briefes (vor allem Z.14f.) besser zu dem Bild, das Kyd. auch sonst von Manuel entwirft. Der Brief würde sich dann gemäß BarkMan (s. o . ) auf die Zeit eines gemeinsamen Feldzuges Ma nuels mit dem Osmanensultan Murad 1 . gegen aufsässige türkische Emire beziehen . Bereits T201 setzt eine entsprechende Siruation voraus (vgl. dort, BE) . Die Bemerkung in 111, 20l f. m. A.42 wäre entsprechend zu korrigieren. ZG: 1. Vgl. oben, OE und D. Über die vorausge hende Vereinbarung mit Murad I. s. o. T201,BE. 2. Kyd. spielt auf eine Notlage ( Z . 17 f. ; in der Hauptstadt ?) an, die das Kommen des Kaisers erfordere. Das entsprechende griechische Wort avayxTI könnte man darauf beziehen, daß Kyd. Manuels Anwesenheit bei den im Gang befindlichen Verhandlungen zur Beendigung des Krieges mit Andronikos IV. und seinen ge nuesischen Verbündeten (vgl. BarkMan 35 f. und 42) für dringend notwendig hielt. III. Hss: A 106rV, Nr. 3; U 178'V, Nr. 183. IV. 1 Kyd. zählt sich in ironischer Bescheidenheit zur großen Me � ge ('wie; ltoAAoie; ) . 2 Vgl . z . B . Nikephoros Blemmydes, der den Kaiser a l s Geist (voue;) der Untertanen be zeichnet, H . Hunger/ I . Sevcenko, Des Nikephoros Blemmydes BU
205 L : 210; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Kaiser, Ioannes V. Palaiologos ( ? ) ; OE: Konstantino pel; D: 1380 - 13 82 ( ? ) ; wI: Empfehlung des Kaukadenos für ein Staatsamt unter Hinweis auf seine Lobreden über den Kaiser (Fragment) .
Ich habe Kaukadenos als tüchtigen Mann und geschickten Redner / von 5 Anfang an liebgewonnen, schätze ihn und wünsche mir, daß ihm vom Schicksal Gutes zuteil wird . Da ich nun bemerkte, daß ihm an nichts so sehr wie an Reden zu deinen Gunsten gelegen ist, empfand ich noch mehr Freundschaft für ihn und wünschte ihm die Schätze des Kroisos 1 . Hat der Mann doch gewiß Plätze, Paläste, Theater und alle Versammlungen mit Lobreden auf dich erfüllt, und er findet wohl auch Zuhörer . / Andernfalls 10 hält er es auch nicht für verfehlt, vor sich selbst die Lobreden auf dich zu deklamieren, wie eine Nachtigall, die in der Einsamkeit ihrem natürlichen Trieb folgt. Es bringt ihn aber in diesem Eifer nicht einmal die Nacht zur
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Ruhe, sondern er erzählt sogar, wenn Schlafenszeit ist, seinem Hausdiener von dir . . . K I. OKyd, OE: Die Thematik des Briefes ( s . wl) legt den Aufenthalt von Kyd. und E in der Hauptstadt nahe. E: Sowohl Loenertz wie LetMan XLVII plädieren für loannes V. Für diese Vermutung spricht die Tatsache, daß in Konstantinopel der Hauptkaiser, also Ioannes V., Ämter zu vergeben hatte, nicht etwa sein Sohn Manuel, der sonst auch in Frage käme; auch die dick aufgetragene, an Ironie grenzende Schmeichelei paßt besser zu loannes V. , der so etwas anscheinend gern hörte; vgl. z . B . T199. D: Für die Datierung geht Loenertz vom zeitli chen Rahmen der Überlieferung 1379 - 1382 aus (vgl. T201, 0 ) , schließt aber wohl das erste Jahr ( 1379) deshalb aus, weil ein solcher Vermittlungsbrief besser in eine Zeit paßt, in der loannes V. nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis bereits länger als Herrscher etabliert war. II. Xl: Kyd. verwendet sich in diesem Brief für Theodoros Kaukadenos, der in späteren Jahren (um 1400) als Lehrer der Kinder Manuels 11. bekannt ist. Zu seiner Person s. LetMan XLVII f. und PLP 11 561. Aus T0224 (s. u . ) ist bekannt, daß loannes V. zwar dem Wunsch des Kyd . stattgeben wollte, seine entsprechende Anordnung aber von Personen in seiner Umge bung unterlaufen wurde. III . Hs: A 107\ Nr. 5; fehlt in U. IV. 1 Vgl . T0142, A.3.
206 L: 196; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; OE: Thessalonike; D: Einige Zeit vor Ostern ( 14. 4 . ) 1381; wIe Rhadenos hat zum kommenden Osterfest durch den Briefboten Dorotheos seinen Besuch angekündigt. Dem Inhalt und Stil des überbrachten Briefes kann Kydones ent nehmen, daß Rhadenos in seinen Studien Fortschritte gemacht hat. Er dankt auch für dessen Trostworte zum Tod seiner Schwester.
Gern hätten wir den guten Dorotheos auch um seiner selbst willen gesehen; noch lieber sahen wir ihn, / weil er mit einem Brief von dir kam. Der Briefbote wollte aber die Freude (noch) vermehren und fügte hinzu, daß du Ostern mit uns zusammen feiern und uns durch deine Anwesenheit das Fest strahlender erscheinen lassen willst. Dies also, wenn es dir frommt, möge Gott fügen ! In deinem Brief aber gab es auch ein Wort des Tadels. Wenn du nämlich behauptest, von mir nach (dem Besuch des) Sebastopu los 1 nur einen Brief erhalten zu haben, die (Briefe) von dir aber seien zahl10 reich gewesen, / klagtest du mich damit der Trägheit und der Vergeßlich keit gegenüber Freunden an, lobtest aber dich selbst wegen deines Eifers für sie und zugleich wegen deines Gedenkens . Dies freilich sagst du ge5
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BRIEFE
T20S - 206
wohnheitsmäßig Z U deinen Briefpartnern, als ob es nicht möglich wäre, daß auch ich dich wegen der gleichen Dinge anklagen und dir Stummheit vorwerfen, mich selbst aber preisen könnte, weil ich dir oft geschrieben habe. Aber vielleicht ist es nur der Affekt des Liebenden, der immer das, was ihm gegeben wird, für geringer / hält als das, was er ersehnt. Denn unersättlich ist die Liebe, und das Maß ist ihr verhaßt. Wenn du dies also schreibst, weil du mit der Menge der Briefe prunken willst, wollen auch wir unsrerseits prahlen und behaupten - und wir sagen die Wahrheit - , daß wir nicht weniger gegeben als erhalten haben. Wenn du aber nicht so viele empfangen hast, wie du wünschtest, und auch wir in gleicher Weise des Erwünschten beraubt wurden, müssen wir gerechterweise beide von einander ablassen und uns gegen die / wenden, die uns den Schaden zugefügt und uns die Zustellung von Briefen versprochen , dann aber nicht ein gelöst haben, was sie ankündigten ; von ihnen sollten wir für ihre Lügen Rechenschaft fordern ! Jedoch wenn du zuvor auch nicht s geschrieben hät test, was ich nicht auch selbst von dir sagen könnte2 - weiß ich doch von dir, daß du stets gar sehr auf die Wahrheit bedacht bist - , so hätte uns die Schönheit des Briefes, den du jetzt sandtest, zur Verteidigung für dein frü heres Schweigen ausgereicht; denn nicht nur durch die ansprechende Wortwahl / und die Anmut des Stils hielt er einem Vergleich mit den Vorbildern der Rhetoren stand, sondern es übertraf die harmonische Ord nung der Gedanken noch die des Ausdrucks . So brachte uns der Brief den klaren Beweis, daß du eifrig auf das Studium der Alten bedacht bist und aus ihnen für deine literarische Bildung Vorteile ziehst; dies hatte ich dir immer gewünscht und dich zu überzeugen versucht, daß du allein dadurch zu dem Ziel gelangen würdest, das du jetzt erreicht hast. Darüber / also hätte sich wohl auch ein anderer gefreut, wenn er so schöne Prosa gelesen hätte . Mir brachte aber dieser Brief auch in meinem Schmerz um die Schwester Erleichterung; hatte ich doch vorher keinen Zuspruch für so wirksam gehalten, daß er meine Tränen hätte aufhalten können. Du aber hast mit deinen Worten auch dies vermocht, und es wurde mir das, was du schriebst, zur Arznei in großer Trauer. Eine solche Wirkung hatte vielleicht bereits die Kraft deiner Worte, / mehr aber noch das Vertrauen darauf, daß der Trost aus liebevoller Gesinnung komme, die unter Freunden mehr als alles andere erreicht. Du hast aber gut daran getan, mich nicht wegen der Angelegenheit anzugehen, in der sich Doro theos Beistand erbittet3 . Dazu bin ich auch schon wegen meiner Freund-
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schaft zu ihm bereit; (noch) geneigter aber macht uns die Überzeugung, daß die Hilfe deinem Wunsch entspricht. K I. OKyd: Kyd . erwartet den Besuch des Rhadenos an seinem gewöhnlichen Aufenthalts ort. E: Mit diesem Brief beginnt eine neue Phase der Korrespondenz zwischen Kyd. und Rha denos, vgl. TinnFreund 239 - 241. In dieser Reihe trägt der Brief L207 ( T212) erstmals den Namen von E im überlieferten Titel. Überbringer auch dieses Briefes ist Dorotheos. Die Freu de auf ein Wiedersehen nach langer Trennung und das Lob für Fortschritte im Briefstil, die auf eifriges Studium der « Alten» schließen lassen, das Kyd. dem Adressaten « immer» angera ten hatte (Z.23 - 29 ) , all dies zerstreut jeden Zweifel, daß es sich um keinen anderen als Rha denos handeln kann. OE: E kündigt sein Kommen an, hält sich also an seinem gewohnten Aufenthaltsort auf, vgl . oben, T169. D: Begründung bei TinnFreund 217, A.34; vgl. 239, Nr. 22. II. Xl: Dorotheos, der den Brief des Rhadenos überbringt (ZA), das Kommen des Rha denos zum Ostertermin ankündigt (Z.6) und in einer Angelegenheit Hilfe von Kyd. erbittet (Z.36 - 3 8 ) , nur noch ein anderes Mal ausdrücklich erwähnt ( s . o . ) . Über die Angelegenheit und ihren Ausgang ist nichts bekannt. S. auch PLP 5891. X2: Sebastopulos ( Z . 9 ) , wohl ein gewisser Andronikos S . Vgl. dazu T200, X2. Da er sonst als kaiserlicher Gesandter bezeugt ist, ist anzunehmen, daß er in dieser Eigenschaft auch einmal nach Thessalonike kam und Rhadenos einen Brief von Kyd. überbrachte . X3: Kyd. trauert um eine Schwester, zweifellos um ihren Tod (Z.30f. ) . Es handelt sich um die allein noch überlebende j üngste von dreien. S . dazu 1/1, 16f. m . A . 8 8 und 6 m . A . 1 3 . Ep: Ein vorausgehender, von Dorotheos überbrachter Brief von E an Kyd . (ZA f. ) , mit Vorwürfen wegen ausbleibender Post unter Verweis auf meh rere vorausgehende Briefe von E an Kyd. , aber nur einen (nicht erhaltenen) nach (dem Be such des ?) Sebastopulos von Kyd. an E ( Z . 8 - 11 ) . Falls auch Sebastopulos Überbringer eines Briefes war (vgl. oben, X2) , wäre also hier von zwei Briefen des Kyd. an E die Rede. Kyd. selbst behauptet außerdem, mehr Briefe geschrieben zu haben, als bei E angekommen sind ( Z. 16 - 2 1 ) . Vgl. Tinn Freund 239, Nt. 19- 21. =
III. Hss: A 92", Nt. 1; U 166' - 167v, Nt. 174. IV. 1 W. : . . . I1E'tU TOV IEßacrT01tOUAOV. Zum Verständnis der nicht eindeutigen Formu lierung s. o . , X2 und Ep. 2 Das soll bedeuten : Wenn du tatsächlich nicht mehr Briefe geschrieben hättest, als ich erhalten habe . . . 3 W. : . . . 1taQaxAT]nx&v, U1tEQ ruv 6 8 . bElTat. Die Lexika geben für 1taQaXAT]nXoc; Bedeutungen wie « ermunternd, ermahnend» . Daß hier aber ein Ansuchen um Hilfe gemeint ist, ergibt sich aus dem folgenden Kontext (ß0118Elav, Z.39) .
207 L: 197; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; OE: Thessalonike; D: Einige Zeit vor Ostern (14. 4 . ) 1381; kurz nach T206; wl: Da der Briefbote in Konstantinopel aufgehalten wurde,
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BRIEFE Tl06 - 207
fand Kydones Zeit zur Abfassung eines zusätzlichen Briefes, der zusammen mit T206 zuge stellt werden sollte, aber dann doch nicht abgesandt wurde. Es geht hauptsächlich um einen Erbstreit, in dem Rhadenos vermitteln soll.
Ich füge noch diesen zweiten Brief hinzu, da der gute Nathanael, durch den Kaiser / aufgehalten, nicht sofort abgereist ist. Für mein erneutes 5 Schreiben aber ist das der erste Grund, daß du dich nicht allzusehr rüh men sollst, uns mehr Briefe ges andt als erhalten zu haben, ein weiterer meine Überzeugung, daß du auch meine Stimme liebst. Ich handelte also in dem Bewußtsein, dein stürmisches Verlangen zu erfüllen . Außerdem aber (ist) auch Symeon (dafür verantwortlich), der nur die sieben gab, von denen du schriebst, der aber darüber hinaus von den Erben des Nikandros nicht belästigt werden will. / Jene aber forderten zwanzig und erbrachten 10 den Nachweis dafür durch ein Schreiben, das, wie sie behaupten, Nikan dros kurz vor seinem Tode, um eine Verfügung zu treff�n, verfaßt habe, zu einem Zeitpunkt, da wegen der Furcht vor dem Tode sogar die in allem glaubwürdig sind, die (sonst) sehr häufig aus Gewohnheit lügen . Wie also beide Parteien so miteinander stritten, drängten sie mich, dir zu schreiben. Es liegt also an dir, ihren Streit zu beenden , mir / aber den Gefallen zu tun, 15 daß ich nicht mehr von ihnen belästigt werde . Denn Symeon sagt, ihm ge nüge dein Zeugnis, weil er dich als Vermittler bei Nikandros herangezo gen hatte, als er von ihm auslieh, die Kläger aber sind sogar bereit, Sy meon gegenüber auf ihr Eigentum zu verzichten, wenn es nur dir selbst recht erschiene . Wovon du also in der beiderseitigen Angelegenheit über zeugt bist, das schreibe. Denn so wirst du ihren Streit beenden, wirst aber auch mich von Verhandlungen in einer unbekannten Sache und zugleich von unnützen Scherereien befreien. K I. OKyd, E, OE, D: Da dieser Brief im Autographen A auf T206 folgt und auf diesen Bezug nimmt ( Z A ) , erübrigt sich eine gesonderte Begründung für T207; beide Briefe sollten jedenfalls zusammen an denselben Adressaten abgehen. II. BE: Rhadenos hatte vor längerer Zeit dabei vermittelt, als Symeon von Nikandros eine - nun ihrer Höhe nach strittige - Summe auslieh ( Z . 15 - 17) . Er wird als Zeuge von Symeon und seinen Gläubigern akzeptiert ( Z . 15 - 18 ) . Kyd. bittet ihn um seine Stellungnah me ( Z . 1 8 - 20 ) . Xl: Nathanael, Briefbote (Z.5 ) . Loenertz und PLP 19 960 setzen Identität mit dem Adressaten von L416, einem Mönch Nathanael, voraus, die aber nicht bewiesen ist. X2: Ein Kaiser, der Nathanael in Konstantinopel aufgehalten hat ( Z A f. ) , wohl Ioannes V. X3 : Symeon, Schuldner eines gewissen Nikandros (X4) und seiner Erben (Z. 8 - 20 ) , sonst unbe-
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
kannt. X4: Nikandros, inzwischen verstorben, und seine Erben, Gläubiger des Symeon (Z. 8 - 20 ) . Zu seiner Identität s. 1/2, 605 f. ; PLP 20 235 . Ep: Bezug auf T206 (ZA), den vorlie gender Brief ergänzen sollte, und auf den vorausgehenden Brief des Rhadenos ( Z . 8 f. ) . III. Hs: A 92v . Der Brief ist i m Autographen durch mehrfaches D urchkreuzen gestrichen und trägt auch keine Nummer. Dies läßt darauf schließen, daß Kyd. sich zur nachträglichen Einbehaltung entschloß, vielleicht, weil sich der Fall inzwischen erledigt hatte. Konsequen terweise fehlt eine Abschrift in U . Entsprechend ist meine Bemerkung in TinnFreund 239, Nr. 23 « von demselben Boten überbracht» zu korrigieren.
208 L: 201; OKyd: Konstantinopel; E: Ein verbannter Freund; D: Ca. Mai/Juni 1381; wI: Nach dem Waffenstillstandsvertrag zwischen Ioannes V. und seinem Sohn Andronikos ist der Post verkehr wieder frei und unbehindert. So hat nun auch ein Brief des Adressaten, zugestellt durch einen abendländischen Kleriker oder Mönch, Freund des Kydones, den Empfänger Kydones erreicht. Der Briefstil verdient hohes Lob.
Auch in anderer Hinsicht sei den Kaisern Dank, welche die gegenseitige kleinliche Streitsucht aufgegeben, / sich miteinander versöhnt und die Städte von der Zwietracht, der schlimmsten aller Krankheiten, befreit ha ben - haben sie doch wegen dieses (Streites) die gemeinsamen Feinde nicht erkannt und einander angegriffen - , aber auch dafür, daß sie durch die allgemeine Eintracht aller auch den Worten die Fessel lösten und es den Freunden ermöglichten, einander durch den Austausch von Briefen zu erfreuen, während zuvor die, die zu schreiben wagten, wie Mörder be10 straft wurden. Nun aber hast du / unbefangen geschrieben, ich aber habe nach langer Zeit von der mir lieben Hand und Zunge! auf sicherem Weg einen Brief erhalten , aus dem sich Würde der Gesinnung wunderbar er wies; dazu fügte sich aber auch glücklich die Anmut des Ausdrucks, das hohe Niveau in der Auswahl der Redefiguren; nichts fehlte von den Ele menten, die attische Rede schmücken können, sondern wie in einem schö nen Körper war alles in der rechten Ordnung harmonisch in eins gefügt. 15 Du schienst mir also / die Verbannung aus der Heimat zur literarischen Übung verwendet zu haben, und sie scheint deine einzige Beschäftigung in der Muße gewesen zu sein. So hat die Muße dir geboten, von Demosthe nes erfüllt zu sein, uns aber hat sie Seele und Ohren 2 mit reichlicher Freude gesättigt, die um so größer war, als wir durch einen Mann, der Gott nahe steht, mit uns aber befreundet ist und Freude an der (Kunst der) Worte hat, 5
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BRIEFE TZ07 - 208
den Brief erhalten haben . Jener ist eine Zierde der Lateiner, denen er ent stammt, er ziert aber auch uns, weil er von ferne / zu uns eilt, aus Sehn- 20 sucht nach unserer Sprache . Damit aber hat er das Geschlecht der Helle nen insgesamt geehrt3 •
K I. OKyd: Der Vertrag zwischen den streitenden Kaisern erleichtert den Postweg (4 - 11 ) , s c . nach Konstantinopel. E: E i n a u s seiner Heimat Verbannter ( Z . 1 4 f. ) . Loenertz denkt an Ioannes Kyparissiotes oder eher noch an Simon Atumanos. Kyparissiotes kommt weniger in Frage, da er sich vermutlich seit 1379 wieder in Konstantinopel aufhielt und dort wohl auch bald darauf gestorben ist; vgl. DentKyp 33 aufgrund von Kyd.-Brief L190 ( T178) . Denta kes ist aber wegen des hier besprochenen Briefes L201 nicht ganz sicher über die Identität des dort erwähnten Ioannes ( s . o . , T178, Xl) mit Kyparissiotes. Von Simon Atumanos ist be kannt, daß er zwischen 1379 und 1382, wohl aufgrund einer Intrige, seinen Bischofssitz The ben verließ und sich nach Rom begab, wo er ab Mai 1382 nachweisbar ist (FedSim 103 - 106) . Falls Simon der Adressat des Briefes ist, könnte Kyd. hier nur auf diesen Ortswechsel anspie len, kaum auf seine erste Reise ins Abendland in den 50er Jahren (vgl. PLP 1648 ) . Es ist aber fraglich, ob aus der Sicht des Kyd. der vorherige Aufenthaltsort des aus Konstantinopel Stammenden, das griechische Theben, noch unter den Begriff "Heimat (ltU1:giC;, Z.15) fal len kann. Das Lob des Briefstils, wie es sich auch in Brief T203 ,4 - 11 an Simon findet, reicht zur Identifizierung nicht aus, ja, es spricht eher dagegen , da das Stilniveau hier einer neueren Entwicklung zugeschrieben wird ( Z . 14 - 16 ) . Gegen die Identität mit dem Empfänger von T203 spricht auch die Unkenntnis des Adressaten über die politische Lage in Byzanz (Z.9 f. ) und sein Schreiben nach längerer Zeit (oul Xg6vou, Z . lO) . S o ist E vielleicht doch ein sonst Unbekannter. OE: Da E als Verbannter bezeichnet wird, ist am ehesten an einen Ort im Abendland zu denken, vielleicht an die päpstliche Kurie in Rom, da der Überbringer (wohl ein lateinischer) Geistlicher oder Mönch ist; vgl. X2. D: Bald nach dem Waffenstillstandsver trag der Kaiser (s. Xl) am 4. 5 . 1381 (DöReg 3171; BarkMan 36,41 f. ) , auf den Z.4 - 8 ange spielt wird. II. Xl: Die Kaiser (Z.4) , sc. Ioannes V. und sein Sohn Andronikos IV. (dessen Sohn Ioan nes VII. war zwar in die Vereinbarungen einbezogen, aber selbst nicht Vertragspartner) , die nach ihren zweij ährigen kriegerischen Auseinandersetzungen zu einer Einigung kamen (s. D ) ; danach brachen erst 1385 neue Feindseligkeiten zwischen ihnen aus, die mit dem Tod Andronikos' am 28. 6. endeten. X2: Der Überbringer des unter Ep erwähnten Briefes, ein Mann, der Gott nahesteht und mit Kyd. befreundet ist ( Z . 1 8 ) , wohl identisch mit dem in T214,7 als Spanier, in L334,30 als q>gi; (also Franziskaner oder Dominikaner gemäß T0195, A . l , wohl eher letzteres; vgl. dazu 1/1,37 m. A.204) bezeichneten Garsias oder Garses (span. Garcia), der zwischen 1381 und 1387 mehrfach in Konstantinopel bezeugt ist (vgl . PLP 3570; dort irrige Angabe des Vornamens als " Stephanus » ; gemäß LC II 433 , A.2 und LBF II 324 hieß sein Amtsvorgänger auf dem Bischofsstuhl von Theben so) und wohl mit dem gleichna migen Bischof von Theben 1387 (vgl . Dokument in LC II 432 f. und besonders 433 , A . l , Be merkung von Loenertz) identisch ist. ZG : Während der Zeit des Bürgerkrieges zwischen 10=
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annes V. und Andronikos bestand anscheinend eine strenge Briefzensur (Z . 8 f. ) . Ep: Brief von E an Kyd . , dessen gedanklichen Gehalt und Stil Kyd . ausführlich lobt (Z.9- 17) . III. Hss: A 96", Nr. 5; U 172v - 173', Nr. 178 . IV. 1 Der im Deutschen fremdartige Gedanke, daß ein Brief auch von der Zunge (YAan: Ta) seines Verfassers kommt, erklärt sich aus der überkommenen Vorstellung von der engen Beziehung zwischen Schreiben und Sprechen; vgl . auch A.2 und "Stimme", T207,7. 2 Auch die Ohren sind an der Freude beteiligt, weil Briefe im allgemeinen laut (vor)gele sen wurden ; allerdings ist nicht immer an einen - auch bei Kyd. manchmal erwähnten (z. B. T203 , A.2) - Kreis von Zuhörern zu denken. 3 Eigentlich: bekränzt (EO"TE<pavülO"E) . Zum Begriff « Hellenen >' bei Kyd. vgl. T49, A . 16.
209 - AN DEN KAISER L: 218; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel II. Palaiologos; O E : Anatolien; D : Ca. Mai/Juni 1381; wl: Kydones, von einer Krankheit genesen, weist die Vermutung des Kaisers, es gehe ihm gut, zurück, indem er über seinen Ärger mit einem Diener und die unfreundliche Reaktion Kaiser Ioannes' V. auf den Mißerfolg seiner Gesandtschaftsreise zum türkischen Emir in Kotyaion berichtet.
Wieso dies ? Während du anderen mit Taten gefällig bis, / zeigst du den Ehrgeiz, mich nur mit Worten für glücklich zu erklären, und zählst auf, von welchen früheren Unbilden ich befreit sei und wie gut es mir nun erge he ? Jedoch macht wohl auch nicht das Freisein von Mißlichkeiten allein glücklich ; wir beurteilen j a die Glücklichen nach dem Besitz von Gütern, nicht nach dem Verlust des Gegenteiligen. Zudem werden vernünftig Denkende das Gute, das ich, wie du behauptest, j etzt genieße, teils eher im entgegengesetzten Sinne, teils aber sogar als offenes Unglück bewerten, 10 geeignet, / den Betroffenen nur Negatives zu bringen. Wie soll ich also glücklich sein, 0 Weisester der Kaiser\ weil ich von der unangenehmen Krankheit geheilt bin, die ich mit den Ärzten als schwer bezeichnete, wäh rend du damals schon über meine Schmerzen lachtest und auch j etzt nicht aufhörst, sie gering zu nennen, während du sie doch jetzt wenigstens schrecklich nennen müßtest, um mich wegen ihrer Schwere als um so glücklicher und seliger zu erweisen, wie es deine Absicht ist, da ich den / 15 j ähen Fluten des Styx 2 entrinnen konnte ? Nun bedeutet allerdings auch die Tatsache, daß ich aufhörte, für die Gesundheit des Barbaren zu beten, und mein Entschluß, dem gemeinsamen Feind niemals Gutes zu wünschen, ge radezu (so viel wie) aus der Liebe herauszufallen3 und ein Gebot zu miß achten, das du mit Recht als Hauptgebot bezeichnet hast. Somit bin ich 5
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jetzt, da ich aufgehört habe, für die Feinde zu beten , überführt, die Tu gend vernachlässigt zu haben. Deswegen allein aber könnte ich, auch wenn ich in anderer Hinsicht einen guten Ruf / hätte, mit Recht für unglücklich gehalten werden4 • Der Diener aber war mir schon früher unleidlich; drohte er mir doch , mich zu verlassen und in weite Fernen zu fliehen, weil ich ihm nicht er laubte, seiner Frau im Sterben beizustehen . Jetzt aber wird er mir täglich noch unleidlicher, weil er sie, was er nicht erwartet hatte, lebend antraf, von mir aber fordert, den Ärzten für sie Geld zu zahlen . So ist er um meine Pflege / wenig besorgt, ganz aber ihr verfallen, und wenn er gezwungen wird, etwas für mich zu tun, verrichtet er das Wenige mit Flüchen und Zorn . So ist auch dadurch das Übel für mich schlimmer geworden, da zu den Beschimpfungen noch der Schaden hinzukommt, es sei denn, du wür dest einwenden, ich sei nach früherer Unwissenheit nun belehrt worden, wie sehr unter Bediensteten die Männer ihren Frauen zugetan sind, und du würdest diese Erkenntnis als Wissenszuwachs bezeichnen und meinen, ich sei / dadurch gebessert worden . Wenn aber dies zutrifft, so macht doch erstens die Erkenntnis des Schlechten nicht weiser, denn diese beeinträch tigt vielmehr auch das Wissen um die erhabeneren Dinge. Sodann giltst auch du nicht als weise in Angelegenheiten der Frauen, sondern wie ich bist auch du in diesen Dingen unerfahren. Du wirst aber, glaube ich, selbst bald das Wissen haben, das ich hinzugewonnen habe; ich bin sogar über zeugt, daß du darin bereits bewandert bist. / Denn beinahe sehe ich schon, wie sich die Leute, die dich täglich umgeben, sogar beschweren, daß sie dir zuliebe Frauen verachteten und die Beherrschung von Philosophen zur Schau stellten. Wenn es also ein Glück für mich sein soll, von meinen Die nern solches zu lernen, verfügst auch du über etwas, das Anlaß geben wird, dich für höchst glücklich zu halten . So habe ich wegen keiner Last, von der ich nach deiner Meinung befreit bin, den anderen etwas an Glück voraus 5 . Aber fürwahr, selbst wenn man das Gute / in Betracht ziehen würde, durch das du mein Glück aufzuwerten versuchst, so gibt es hier noch mehr (ironisches) Gelächter und noch größeres Unglück, und wenn ich dir, indem ich die Wahrheit sage, nicht zu spotten scheine, will ich nicht zögern, dich über meine widrigen Erfahrungen aufzuklären: Der Kaiser glaubte, ich h ätte für meine Gesandtschaft 6 sogar noch Strafe verdient, weil es mir nicht gelang, den Barbaren zu dem zu überreden , was er woll-
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te. Er wünschte aber sogar, daß j ener uns mit Schlägen davongej agt hätte, und ist ungehalten, weil er uns wohlbehalten zurückkehren sah. So weit war ich davon entfernt, durch seine Gegenwart, wie du meinst, beglückt zu werden ! Nach einer Weile aber brauchte er meine Sprachkenntnisse7 in den Auseinandersetzungen mit den Genuesen, und so hatte ich eine Stel lung nächst dem Kaiser unter den Drohnen im Palast - du kennst ja den Gesprächsstoff der hier aufgetürmten Amphoren 8 und weißt, wie sie sich aus Untätigkeit in Bosheit üben; sie kennen / nur ein Ziel der Glückseligkeit: zur Mehrung der (eigenen) Macht mit dem Kaiser Umgang zu haben - ; damals also schien ich ihnen einer der zwölf Götter9 zu sein, wurde ich doch ständig vom Kaiser namentlich gerufen, teilte seine Verlautbarungen den anderen mit und brachte dem Kaiser ihre Äußerungen zur Kenntnis . Denn s o , wie es sich entwickelte, gab es keinen (anderen), den e r zwi schenzeitlich (als Vermittler) im wechselseitigen Umgang (mit den Ver handlungs partnern) verwendete . Daher sah es allen so aus, als sei mir die alte Stellung wiedergegeben. Ich aber rieb mich auf / und kämpfte mit Schlaflosigkeit, Hunger und Durst. Denn ich kam vor Abend nicht zum Essen, und es wurde mir erst kurz vor Sonnenaufgang gestattet, zu Bett zu gehen, obwohl meine Augenlider und meine Natur sich dagegen wehrten . Wenn ich aber (schlafen) ging, hatte ich den Fußboden als Liegestatt oder, wie die Komödie sagt, einen gewaltigen Stein, der mir als Kopfkissen dientelO• Damit hielt ich mich aufrecht, denn es war mir nicht / gestattet, meine häuslichen Bequemlichkeiten zu benutzen , mußte ich doch die gan ze Zeit an den Kaiser gekettet bleiben und die Labyrinthe der Genuesen entwirrenll. Als aber die Vereinb arung zustande kam und der Kaiser seine Widersacher willfährig sah, schien alsbald ich , der ich sie überredet hatte, die Strafe der Widersacher verwirkt zu haben . So ward mir nun statt der erwarteten, nach dem Krieg fälligen Siegespreise ein Versagern gebührender Lohn zuteil . Die Ursache dafür war, daß ich, / als mein Körper den Strapazen nachgab , eine Geringfügigkeit außer acht gelassen hatte und je manden empfahl, der auch diese werde erledigen können. So gehöre ich jetzt zu denen , die üblicherweise verachtet werden. Willst du mich also noch mit Recht glücklich nennen, der ich nach vielen Mühen auch noch geschmäht werde? Ich behaupte vielmehr, ein Unglücksmensch zu sein, nicht nur aus dem besagten Grund, sondern weil ich auch das alleinige Heilmittel in dieser Lage, dein Angesicht, vermisse; könnte ich es anblikken , ich würde mich nach / denen, die mich stechen 12 , nicht einmal umse-
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hen! So sehr hat dir Gott die Seele zu einem mannigfaltigen Gut für die gestaltet, die mit ihr Umgang haben dürfen . So bedeutet für mich jetzt je des Mißgeschick weniger als j enes, von dir getrennt zu sein. Darüber werde ich nur durch das Denken an deine Rückkehr getröstet, während die anderen Dinge sogar meinen Widerwillen erregen, da die Erinnerung an dich ihre angenehmen Eigenschaften vertreibt; erweisen sich doch sogar die Bäume 1 3 und die Bücher, die mir über alles lieb sind, als zu schwach, I die Sehnsucht nach dir zu löschen . Da ich dennoch der Trauer nichts an- 75 deres entgegenzusetzen habe, habe ich mich diesen wieder ergeben, erwarte mit gespitzten Ohren die Kunde von deiner Rückkehr und bedaure die, die in die Palastangelegenheiten verstrickt sind. K 1. OKyd: Am Ort des Kaiserpalastes (Z.48 .77) . E: Der im Brieftitel genannte Kaiser kann dem herzlichen Ton des Briefes nach nur Manuel Palaiologos sein (s', vor allem Z.68 - 77 ) . OE: Manuel weilt fern der Hauptstadt, zweifellos b e i dem Barbaren, a u f den Z . l5 f . anspielt (s. X l ) , also wohl in Anatolien. D: Entscheidend für die Datierung ist die Anspielung auf den Vertrag mit den Genuesen, bei dem Kyd . maßgeblich mitwirkte (Z.46 - 6 1 ) . Am 4. 5 . 1381 wurde ein Waffenstillstand sowohl mit Andronikos IV. als auch mit den Genuesen geschlos sen (BarkMan 36) ; zu einem endgültigen Vertrag zwischen Byzanz und Genua kam es am 2. 11. 1382 (ebd. 41) . Wenn auch im vorliegenden Brief von Andronikos keine Rede ist, ist doch mit Loenertz (zu Z .47) und BarkMan 42, A . 1 l7 die Passage auf den früheren Vertrag zu beziehen, auf den in den zeitlich parallelen Briefen T211 und 213 deutlicher angespielt wird (s. u . ) . Der Brief ist also einige Zeit nach 4. 5 . 1381 verfaßt. H. BKyd: Der Brief ist für die Biographie des Kyd. von einiger Bedeutung: 1 . Er war in den ersten Monaten des Jahres 1381 von einer Krankheit befallen, die auch mit Schmerzen verbunden war. Die Anspielung darauf, daß Manuel sie nicht ganz ernst nahm, läßt eher auf psychosomatische Symptome schließen, mochte sie der Betroffene selbst auch als sehr quä lend empfinden . Inzwischen sieht Kyd . selbst das Leiden als überwunden an ( Z . 1O - 15 ) . Eine Folgeerscheinung war aber noch seine Erschöpfung nach Abschluß des Vertrages mit den Genuesen (Z.64 f. ) . 2. Kyd. ist nicht damit einverstanden, daß Manuel dem «Barbaren » (sc. Murad 1 . , vgl . X l ) Dienste leistet; so ist wohl die Verweigerung des Gebetes für diesen zu verstehen ( Z . 15 - 18 ) . 3. Das geringe Verständnis, das Kyd . für die Sorge seines Dieners um seine kranke Frau aufbringt (Z .20 - 30 ) , läßt sich nur aus der entschiedenen Ablehnung er klären, die er für Beziehungen zum anderen Geschlecht überhaupt zeigt (vgl. 1/1, 57 f. ) , be fremdet aber trotzdem, wenn man seine respektvolle Einstellung zu den ehelichen Beziehun gen seiner Freunde vergleicht (vgl . 1/1, 5 8 , A . 3 8 ) . Offenbar ist seine Bewertung menschlicher Beziehungen auch vom sozialen Stand der Betroffenen abhängig. 4. Einige Zeit vor Abschluß des Waffenstillstandes (4. 5 . 1381) wurde Kyd . von Ioannes V. als Gesandter, wohl zu Emir Süleyman Schah, nach Kütahyah (griech. Kotyaion; dieser Ort ist in der ursprünglichen Fas sung des Textes Z .26 genannt, wo nach dem Wort « Zorn» der Übersetzung ursprünglich die Bemerkung stand: « . . . , und er schreibt ganz und gar mir und Kotyaion die Krankheit seiner
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Frau zu » ) beordert, wo er anscheinend über ein Bündnis verhandeln sollte (Z .42 - 44; Quel len und Literatur zum türkischen Verhandlungspartner: l I l , 33, A .180) . Das Scheitern der Verhandlungen erregte den Zorn des Kaisers (Z.44 f. ) . Statt mit Byzanz einigte sich der Emir mit den Osmanen (lIl, ebd . ) . 5 . Trotz seiner Verstimmung über den Mißerfolg seines Ge sandten mußte loannes V. einige Zeit später wieder auf die Hilfe des Kyd . zurückgreifen, da er offenbar für die Aushandlung des Waffenstillstandes mit den Genuesen keinen Besseren finden konnte, vermutlich auch wegen der Sprachkenntnisse des Kyd. (Z.46 f. ) . Kyd. schil dert höchst eindringlich diese Zeit des zwar ehrenvollen, aber höchst aufreibenden Dienstes als Mesazon (J.IETa ßUcrtIcEU, Z .47; vgl. l/l, 14f.) im Kaiserpalast (Z.47 - 6 1 ) . Wegen eines kleinen Versehens beim Aushandeln der Vereinbarungen, bedingt durch seine physische Er schöpfung, machte sich Kyd. wieder beim Kaiser mißliebig und fiel erneut in Ungnade (Z.61 - 67) . 6. In dieser Lage gibt Kyd. seiner Zuneigung zu Manuel und seiner Sehnsucht nach ihm besonders beredten Ausdruck (Z.68 - 77) . Xl: Der «Barbar» , bei dem Manuel sich aufhält, zugleich der gemeinsame Feind ( Z . 1 5 - 17) , zweifellos Murad 1., Sultan der Osma nen, mit dem wegen seiner Hilfe gegen den Usurpator Andronikos gemeinsame Feldzüge in Anatolien vereinbart waren (vgl . T201, BE; 204, X l ) . X2: Der derzeitige Diener (OiXEH1 <;) des Kyd . , der wegen seiner Sorge um die eigen e kranke Ehefrau weitgehend s c i n c n Dienst vern achlässigt (Z.20 - 30 ) . Gemäß der unter BKyd, 4. zitierten längeren Urfassung von Z .26 gab er Kyd. und seiner Reise nach Kotyaion die Schuld an der Krankheit seiner Frau. Das soll wohl bedeuten, daß seine Frau krank wurde oder ihre Krankheit sich verschlimmerte, als er Kyd . auf seiner Gesandtschaft begleiten mußte (vgl . auch Z .23 ) . Kyd. wirft ihm aber vor, auch vordem bereits unleidlich gewesen zu sein (Z.20 f. ) . X3: Der Kaiser (Z.42), sc. loannes V. , den Kyd . als recht schwankend in seinen Gefühlen und Reaktionen darstellt (s. o . , BKyd, 4. und 5 . ) . X4: Der «Barbar» , sc. der Emir von Kütahyah (Z.44, s . o . , BKyd, 4 . ) . ZG: S . o . , 0; BKyd, 4. und 5 . ; Xl. Ep: Ein vorausgehender Brief von E an Kyd . , in dem E das gegenwärtige Glück des Kyd . gepriesen hat, mit Anspielung auf dessen Genesung von Krankheit und seine verbesserte Stellung bei loannes V. (Z.4 - 6 . 1 O - 12.39 ff. ) . 111. Hss : A 54' - 55', Nr. 1; U 79v - 81", Nr. lOl. IV. 1 W. : . .
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8 Anspielung auf AristophNu 1203 ; dort werden die Zuschauer der Komödie tadelnd mit hohlen Amphoren verglichen; vgl. T160, A A . 9 Anspielung a u f d i e olympischen Zwölfgötter. Vgl . dazu H . Hunger, Lexikon d e r grie chischen und römischen Mythologie, Hamburg 1974 (und Nachdrucke) , 434 f. , s. v. Zwölf götter. 10 AristophPl 543 ; dort auf die traurige Lage des Armen bezogen, der nur einen Stein als Kopfkissen hat. 11 W. : . . . aw;A.inov"tU . . . A.ußugiv8ou<;. Anspielung auf die Schwierigkeit der Ver handlungen . Vgl . T5, A . 1 . 12 W. : . . XEV1:00V1:U<;. Im übertragenen S i n n c der persö n l i c h c n K r:i n k u n g z. B. ATJ b 6,4. 13 Ein seltenes Zeugnis für Naturempfinden bei Kyd. Vgl . aber auch T169, BKyd, BE; auch dort sind es die Bäume im Frühjahr, die ihn beeindrucken; ähnlich T220, 14. .
210 L: 198; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; OE: Thessalonike; D: Mai 1381; wIe Vorwür fe, daß Rhadenos noch nicht, wie geplant, in Konstantinopel angekommen ist; Hinweis dar auf, daß wegen der Beilegung des Krieges zwischen Ioannes V. und seinem Sohn Andronikos die politische Lage für einen Besuch günstig ist.
Du scheinst dich nicht gerade eingehend mit Ptolemaios zu beschäfti gen. Längst nämlich wärest du bei / uns, wenn du dich an das halten wür- 5 dest, was jener für die Sterne nachgewiesen hat; auch hätten dich (dann) das Äquinoktium und der Frühling nicht so weit überholt, Termine, die bei uns zu verbringen du fest versichertest! Jetzt aber bist du so sehr hinter der vereinbarten Zeit zurückgebtieben, daß ich glaube, du wirst kaum, « wenn die Plej aden sich heben » , kommen - wenn man jedenfalls einräu men wollte, du hättest noch diese Absicht. Aber wenn du dann kommst, wirst du nicht im Frühling, wie du uns versprachst, sondern eher, « wenn anhebt die Ernte» , / wie Hesiod 1 s agt, eintreffen. Dies schreibe ich nicht, 10 um dich zu drängen, sondern damit du erkennst, daß ich mich nicht irrte, als ich behauptete, um mir einen Gefallen zu tun, hättest du damals 2 die Rückkehr versprochen . Weil du aber (zwar) gelobtest, (dein Versprechen) wahr zu machen, es dann (aber) absichtlich vergaßest, hast du klar durch dein Zögern bewiesen, daß ich dich besser als du selber kenne. Wohlan, mein Guter, ich wäre wohl e i nverstande n , w e n n du in der Va terstadt verbleiben, in / Ruhe deinen Besitz genießen, sie aber auch durch 15 deine Arbeit zieren würdest. Wenn dir aber am Pantokratorkloster und
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dem, was dort erarbeitet wurde, gelegen ist - denn ich möchte gar nicht von u n s reden - , ist « ein günstiger Augenblick wie noch nie zuvor» gege ben, sagt Thukydides3 . Denn der Hader der Genuesen mit den Venezia nern und mit uns ist zur Ruhe gekommen, und es besteht keine Sorge we gen der früheren (Gefahren) , denen du, glaube ich, ausweichen wolltest, als du damals aus der Großen STADT geflohen bist. Vielmehr bereiten 20 Meer / wie auch Festland mit ihren Gaben unserer STADT ein prächtiges Mahl . Es hat sich aber auch die Natur selbst in den Kaisern wiedererkannt; sie haben jetzt die Waffen niedergelegt und sind wieder, was sie waren : Brü der. Das aber, was sie einander gegenseitig zu erkennen geben, teilen sie auch denen mit, die ihnen im Rang nachgeordnet sind, und j ene eifern den Herren nach und reichen sich gegenseitig lachend die Hand . Komm also, 25 um die Annehmlichkeiten des Friedens / zu genießen, da du j a glückli cherweise die Unbilden des Kampfes nicht gekostet hast! Du wirst aber auch Triboles sehen , der durch die Versöhnung der Kaiser noch würdevol ler wurde, als er schon war. Er ist es nämlich, der die beiderseitigen Ver einbarungen schriftlich niederlegte und durch die Macht seiner Worte dem Waffenstillstand größere Beständigkeit sicherte . K I. OKyd: Die STADT ( Z . 19.21 ) . E: Die Anspielung auf die Ankündigung, im Frühjahr nach Konstantinopel zu kommen (Z.4-6, vgl . T206,6) , die Erinnerung an die früheren Stu dien ebendort ( Z . 15 f. , vgl . T158,12 f. ) und an die länger zurückliegende Abreise ( Z . 19) deu ten auf Rhadenos (vgl . TinnFreund 215 und A.9) . OE: Vgl . T206, OE. D: S. TinnFreund 240, Nr. 24. II. BKyd, BE: Gemäß Z .4 - l0 hat Rhadenos seinen durch Dorotheos für Ostern 1381 an gekündigten Besuch in Konstantinopel (T206,6) bisher nicht verwirklicht. Mit der Anspie lung auf die fortgeschrittene Jahreszeit erinnert ihn Kyd. an sein Vorhaben und sucht ihn mit leisen Vorwürfen für seine Unzuverlässigkeit ( Z . lO - 13 ) und seine Ängstlichkeit, die ihn im Jahr 1376 zur Abreise bewegte ( Z . 1 8 f. ) , ferner durch die Erinnerung an die früheren Studien im Pantokratorkloster ( Z . 15 f. ) und den Hinweis auf die beruhigte politische Lage ( Z . 17 - 20) zum baldigen Kommen zu bewegen. Weil Kyd . in L219/T211 einige dieser Überlegungen wiederholt und weil der folgende Rhadenosbrief L207/T212 (Z.4) nur auf einen vorausge henden Brief Bezug nimmt, hielt ich es in TinnFreund 240, A.24 für sicher, daß L198/T21O von Kyd. nicht abgeschickt, sondern durch L219/T211 ersetzt wurde. Es ist aber dennoch denkbar, daß beide Briefe an Rhadenos abgingen, denn T211 ersetzt nicht einfach T210 (es fehlt vor allem in T211 jede Anspielung auf das nicht eingehaltene Besuchsdatum) , vielmehr verdeutlicht T211 vor allem zwei Gedanken von T21O: daß Rhadenos 1376 aus Angst vor der politischen Entwicklung die Hauptstadt verließ und daß die Lage nun für einen Besuch sehr
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günstig ist. So ist doch zu vermuten, daß T210 und 211 zugestellt wurden, zumal die Überlie ferung nicht (wie i m Fall von T207) erkennen läßt, daß einer der beiden Briefe getilgt wurde und Kyd. auch vor T216 vier unbeantwortete Briefe aufzählt, s. T216, D ) . Auch Loenertz geht gemäß seiner Bemerkung zu L219 (Titel) von der Zustellung beider Briefe aus. Brief T212 wäre aber nach wie vor als Entschuldigungsbrief für den später abgegangenen und im Ton schärfer gehaltenen Brief T211 zu verstehen . Xl : Die Kaiser, sc. Ioannes V. und sein Sohn Andronikos IV. (Z.21 .26) , vgl. T208, D , Xl. Die Beziehung von Vater und Sohn wird hier (Z.22) als die von « Brüdern » bezeichnet, wohl Hinweis auf die erhebliche Aufwertung der Stellung des Andronikos (vgl. BarkMan 4l f. ) . X2: Triboles, Verfasser des Vertragstextes für den Waffenstillstand (Z.26- 29; zu seiner Person BarkMan 36,A.93; LetMan LIIl, Nr. 21) . III . Hss : A 93', Nr. 2; U 167"', Nr. 175 . Ed: KydEpCam Nr. 8. Üb: Ebd. (frz . ) . IV. 1 Nach HesOp 383 f. beginnt mit dem Aufgang der Plejaden die Getreideernte. Zum Ansatz des Termins im 14. Jh. s . TinnFreund 217, A.34 (ca. 31. 5 . ) . Doch geht es Kyd. kaum um die astronomisch exakte Angabe eines Datums, sondern er will mit der literarischen An spielung ausdrücken, daß Rhadenos sich bereits erheblich verspätet hat. 2 Sc., als Rhadenos ca. August 1376 die Hauptstadt verließ . Hier und im folgenden Satz scheint Kyd. nicht auf die direkte Ankündigung des Besuchs durch Dor.o theos (s. o . , BE) , son dern auf ein Versprechen beim letzten Aufenthalt des Rhadenos in Konstantinopel (1376) an zuspielen. Das Wort « absichtlich» im folgenden Satz hat Kyd. erst nachträglich eingefügt. 3 Thuk 3 ,13,3, in der Rede der Gesandten aus Mitylene an die Spartaner, mit Bezug auf den günstigen Augenblick für einen Angriff auf Athen .
211 L: 219; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; O E : Thessalonike; D: M a i 1 3 8 1 ; wI: Scharfer Tadel an Rhadenos für seine Abreise von Konstantinopel aus Furcht vor der politischen Ent wicklung im Jahr 1376, damit er nun, angesichts der günstigen politischen Lage, nicht länger zögert, wiederzukommen.
Es blieb mir nicht verborgen, daß du zwar Liebe zur Vaterstadt zum Vorwand deiner Abreise nahmst, / in Wahrheit aber Umsturz, Krieg und 5 den daraus entstehenden Unannehmlichkeiten entrinnen wolltest. Ich aber zog es damals vor, dich nicht zu tadeln, aus Scheu, es könnte, wenn ich den tatsächlichen Grund aufdeckte, so aussehen, als hielte ich dir Feigheit vor und verursachte zugleich unversehens dem Freund Schaden mit dem Ansinnen, er solle mir zuliebe nicht abreisen . Daher sagte ich, solange un sere STADT von Unruhen erschüttert wurde, weder etwas von dem, was ich damals empfand, zu irgendeinem Menschen, noch erinnerte ich / dich 10 an die Versprechen baldiger Rückkehr, die du gegeben hattest.
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Jetzt aber zögere ich nicht, dich offen der Furchtsamkeit zu zeihen, und behaupte noch dazu, daß du unrecht getan hast, als du dich selbst in Si cherheit zu bringen , die Freunde aber in Kriegszeiten zu verlassen belieb test . So komm denn, um diesen für deine Flucht Abbitte zu leisten, mehr aber noch, um durch deine Rückkehr die Anklage aufzuheben. Denn es gibt fortan keine Schrecken mehr zu befürchten, da alle / die Steuerruder und die Waffen über den Rauchfang gehängt haben ! . Die Kaiser haben sich nämlich miteinander versöhnt und im gegenseitigen Einvernehmen gezeigt, daß die Natur sich selbst wiedererkennt2 ; die aber früher zu den Anhängern des einen oder des anderen von beiden zählten, konnte man beobachten, wie sie mit Freude aufeinander zueilten, sich umarmten und zugleich den Hader verwünschten, die Schuldigen verfluchten und eidlich versicherten, fortan zueinander zu halten und sich zu lieben. / Es einigten sich aber auch die Kaufleute3, und ihre Kniebeuge vor dem Kaiser ist un terwürfiger als gewohnt; sie geben zu, daß sie sich schämen, wenn sie dem Kaiser ins Auge blicken, und zögern nicht, den bisher geführten Krieg für Wahnsinn zu erklären; sie versichern mit Eidschwüren, durch zukünftige Bundesgenossenschaft für die frühere Unleidlichkeit Genugtuung zu leisten, und überhaupt versprechen sie sich selbst uns anzuschließen / und wie für das eigene Vaterland für die Große STADT die Waffen zu erheben . Aber auch von seiten der Türken haben wir Ruhe, und sogar sie geben vor, unsere Eintracht zu feiern . Daher steht es auch den Bauern frei , ihr eigenes Land zu pflügen und darauf zu säen und die Früchte der Jahreszei ten einzubringen ; wer aufbricht, um Handel zu treiben, wird von keinem behindert; man braucht keine Furcht zu haben, wenn man auf das Meer hinausfährt oder an Land geht. Ja, man / könnte sagen, unser Markt sei reichlich gefüllt, da Land und Meer den Kaufleuten offenstehen. So glaube ich, daß du fortan euren Überfluß, den du lobtest, nicht dem unsrigen vor zuziehen wagst. Denn wir setzen unsern Stolz nicht wie ihr auf die Menge von Weizen und Gerste, sondern auf das, womit sich selbst Kaiser schmücken , und es reicht aus, daß sogar Schwelger ihr Gelüst stillen kön nen . So scheint unsere STADT verwandelt zu sein, als ob sie nach langer Krankheit / dauerhafte Gesundheit wiedererlangt hätte . Sie lädt aber auch dich ein , an den Gütern des Friedens teilzuhaben, und will es dir nicht nachtragen, was du in der Zeit der Bedrängnis4 beschlossen hasr-l . Wohlan, mein Guter, mach' auch du dich auf zur Allgeliebten6, verlaß deinen un172
BRIEF T211
ZeItigen Wohnsitz und komm, im Gedenken an das Pantokratorkloster und das, was dort für dich aufbewahrt wird? Denn daß du ja wohl auch um meinetwillen eilig auf die Reise gehen willst, das hätte ich einst / sogar 40 anderen stolz erzählt, j etzt aber zögere ich, es zu behaupten, da mir dein Schweigen den Mut geraubt hat8 • K I. OKyd: Die STADT (Z.34) . E: Die Erinnerung an die frühere Abreise (Z.4- 12) und die gemeinsamen Studien im Pantokratorkloster (Z.38 f.) verweist auf Rhadenos (vgL T210, E, BKyd, BE) . OE: VgL T206, OE. D: Nach dem Waffenstillstand der Kaiser April/Mai 1 3 8 1 ( Z . 15 f., vgL T208, D , X l ) , aber auch nac h erfolgter Einigung de r Venezianer mit d en Genue sen, die zwar endgültig erst mit dem Vertrag von Turin vom 23 . 8. 1381 (BarkMan 40) besie gelt wurde, sich aber bereits vorher anbahnte (ebd. A . 1 12 ) . Daß Z .20 auf eine Einigung der bei den Handelsstädte untereinander anspielt, zeigt klar die Parallelstelle T21O, 17 f. II. BKyd, BE: Rückblick auf die Zeit der Abreise des Rhadenos von Konstantinopel im J. 1376. Erst j etzt spricht Kyd. offen den Verdacht aus, daß E damals qUS Angst vor der politi schen Entwicklung abreiste (Z.4- 14) , was allerdings in dem kurz zuvor verfaßten Brief T210 (Z. 18 f. ) bereits angedeutet wird. Xl, X2: Anspielung auf den Waffenstillstand der Kaiser, sc. loannes V. und Andronikos IV. (Z.15 - 20; vgL T208, X l ) . Verändertes Verhalten der Genue sen und Venezianer gegenüber loannes V. (Z.20 - 22 ) . ZG: Ausführliche Beschreibung der durch den Waffenstillstand April/Mai 138 1 entstandenen neuen Lage: Allgemeine Friedens stimmung auch unter den Anhängern der streitenden Kaiser ( Z . 16 - 20 ) , Einigung der Vene zianer mit den Genuesen (vgL oben, D ) und deren Bereitschaft zu friedlicher Zusammenar beit mit Byzanz (Z.20 - 25 ) , friedliche Gesinnung der (osmanischen) Türken (Z.26) ; infolge dessen keine Behinderung des Ackerbaus, des Handels zu Wasser und zu Lande und so der Versorgung der Hauptstadt mit allen Gütern (Z.27 - 3 4) . III. Hss: A 55' - 55a', Nr. 2 ; U 8 1 ' - 82', Nr. 102. IV: 1 Erweitertes Zitat aus HesOp 45 .629; vgL T36, A .9. 2 Anspielung auf die enge Verwandtschaft der beiden Kaiser. 3 Sc. die Genuesen und die Venezianer, gemäß T210, 17 f. Zur folgenden Anspielung auf ihre Proskynese vor dem Kaiser vgL Pseudo-Kodinos, Traite des offices, ed. J. Verpeaux, Pa ris 1966, 235 - 237. 4 W. : . . . EV ,0 XE t l·UDVL 5 Sc. die Flucht aus Konstantinopel 1376. Durch die Figur der Prosopopoiie wird der Argumentation Nachdruck verliehen. 6 W. : . , ij v Xotv ij v EQffil.ll':V T]V, sc. KonstantinopeL 7 Wohl Anspielung auf eine dortige Bibliothek; vgL dazu TinnFreund 215, A.23. 8 Mit dem scheinbar bescheidenen Verzicht darauf, den ersehnten Besuch des Freundes noch auf die eigene Person zu beziehen, verbindet Kyd. den deutlich hörbaren Tadel für per sönliche Zurücksetzung, die sich im brieflichen Schweigen zeigt. .
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
212 - AN RHADENOS L: 207; OKyd: Konstantinopel; OE: Thessalonike; D: Mai 1381; wI: Versuch, den scharfen Ton des vorausgehenden Briefes abzumildern , und Beteuerung ungeminderter Freundschaft, in der Absicht, Rhadenos zu dem erhofften Besuch zu ermutigen .
Ich weiß, daß der Brief, den der gute Dorotheos dir bringt, dich kränken wird. / Gleichwohl, wenn auch die Kränkung gerecht ist und du sie schmerzlich ertragen mußt, so war ich doch, weil ich es nicht einmal auf eine kurze Weile ertrage, dir weh zu tun, darauf bedacht, das Geschoß zu entfernen und mich selbst dir als der Freund, der ich vor der Verwundung war, deutlich zu erweisen; so sollst du, selbst wenn du in gewisser Weise verletzt bist, spüren, daß der, welcher dir die Wunde zufügte, sich nicht von Bitterkeit, sondern von Zuneigung leiten ließ, und sollst zugleich bei ihm auch die Heilung finden. Den vorausgehenden Brief also hat mir die 10 Trauer / verfaßt; sie nahm meine Hand und schrieb, was sie wollte . Die sen aber habe ich selbst, als die vernünftige � Überlegungen wiederkehr ten , hervorgebracht, überzeugt durch Pythagora s , der gesagt hat, man dürfe dem Freund wegen einer kleinen Verfehlung nicht zürnen ! , aber auch, weil ich ein wenig mich selbst tadelte (und mich fragte), ob ich dir nicht mit meinem gewohnten Scherzen unversehens Veranlassung zu An klagen gab, die du nicht aufgreifen solltest, da das Gesagte als Scherz zu verstehen war, und ob ich nicht in Voraussicht der Unannehmlichkeiten, 15 die aus dem dort Gesagten / entstehen könnten , mit meinem Wort hätte vorsichtiger sein sollen. In Zukunft also will ich mich dir gegenüber in solchen Angelegenheiten untadelig verhalten; du sollst aber (auch) wissen, daß ich von jener Freundschaft weder bis j etzt etwas geschmälert habe noch jemals schmälern werde, und auch du selbst sollst in keinem Fall sol ches von mir vermuten! Denn das, was gut zusammengefügt ist, muß un verändert bleiben . Dies also wirst du, wenn du zurückkehrst, wie eine dir 20 zustehende Rücklage bewahrt finden . / Komm also, nicht nur im Hinblick darauf, wie du mir einen Gefallen tun kannst; denn längst schon hätte ich dich zu mir gerufen, hätte ich nur meine Annehmlichkeiten im Auge ge habt. Nun aber, da ich deinen Vorteil meinem eigenen Vergnügen vorzie he, sei für dich die Zeit zur Rückkehr, wenn es dir gelegen erscheint, auch bei uns zu weilen . 5
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BRIEFE TI 12 - 213
K I. OKyd: Die Situation ist dieselbe wie die von T211. OE: Vgl. T206, OE. D: Der Brief sucht die durch einen vorausgehenden Brief verursachte Kränkung zurückzunehmen, wäh rend dieser noch unterwegs ist ( Z A ff. ) . Sehr wahrscheinlich wird auf T211 angespielt, der tatsächlich einige Kränkungen enthält: den Vorwurf, daß Rhadenos, als er 1376 abreiste, nicht den wahren Grund angab, nämlich die Angst vor den unsicheren politischen Verhält nissen ( Z A f . ) , die ihm Kyd. nun offen vorwirft ( Z . l O f . ) , und dazu das Unrecht, seinen Freund in dieser Situation im Stich gelassen zu haben ( Z . l l f. ) . Es könnte aber auch T210 gemeint sein, in dem Kyd. seinem Freund deutlich Verspätung in der Einhaltung seines Ver sprechens vorwirft ( Z A - 10) und auch den Argwohn ausspricht, er habe ihm 1376 nur die Rückkehr versprochen, um ihm nach dem Mund zu reden, nicht, weil er sie auch tatsächlich verwirklichen wollte ( Z . lO - 13 ) . In beiden Fällen handelt es sich j edenfalls nur um die Brief anfänge , nicht um den ganzen Brief. Weil sowohl T210 wie 211 den auf Anfang Mai zu datie renden Waffenstillstand der streitenden Kaiser als j üngst erfolgt voraussetzen, ist auch vorlie gender Brief wohl noch auf Mai zu datieren. H . BKyd: Dieser Brief zeigt in seiner skrupulösen Argumentation augenfällig, wie stark Kyd. innerlich an den j ugendlichen Freund gebunden ist und wie sehr er fürchtet, ihn durch eine unbedachte Kränkung zu verlieren. Wie in T211, 39 f. deutet er auch hier wieder am Schluß seine Zweifel an, ob Rhadenos den Aufenthalt bei ihm überhaupt für wünschenswert hält, vergleichbar einem Verliebten, der sich der Zuneigung einer Frau nicht sicher ist. Xl: Dorotheos, Briefbote ( Z A f. ) , Überbringer von T210 oder 211 (s. o . , D ) , bereits früher Brief bote für Rhadenos (T206, X l ) . Ep: Über den Brief, auf den sich Kyd. eingangs bezieht, s . o . , D. H I . Hss: A 106', Nr. 2; U 177v - 178', Nr. 182. IV. 1 Ps. -PythAurCarm, V. 7 (vgl. T018 1 , AA) .
213 - AN KAISER MANUEL L : 220; OKyd: Konstantinopel; E : Kaiser Manuel H. Palaiologos; OE: Bei den Osmanen; D: Mai/Juni 1381; wl: Trotz der Aussöhnung der streitenden Kaiser (Ioannes V. und Andro nikos IV. ) beurteilt Kydones die eigene Lage und die der Hauptstadt kritisch, vor allem we gen Manuels Abwesenheit, offenbar bedingt durch ein Abkommen mit den osmanischen Türken, ihnen Kriegsdienste zu leisten; Manuel solle so bald wie möglich zurückkehren und eine gefährliche politische Entwicklung verhindern .
Den Kaisern - das ist schon längst allgemein bekannt - gelang mit knapper Not die Aussöhnung. / Wir aber sind mit dem Schicksal noch nicht versöhnt, sondern es bedrängt ( uns) täglich und wird mir sogar schwerer als gewohnt. So geht es uns, wie du selbst es nicht wünschen würdest und worüber die Feinde lachen könnten. Noch bitterer aber emp finden wir den Schmerz, weil wir nicht einmal den haben, der uns ge wöhnlich in unseren Sorgen beisteht, sondern selbst du weilst in der Ver-
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bannung und bist gezwungen, nach der Laune der Barbaren zu leben . Das läßt uns oft gar / den Atem stocken und uns in gänzlicher Verzweiflung nach der Schlinge und dem Schwert Ausschau halten. Wir erleiden aber dies nicht allein , sondern auch die Große STADT, eingedenk deiner durchwachten Nächte, eingedenk aber auch deiner Sorgen und planenden Ü berlegungen und ganz besonders all der Kriegsunternehmungen zu Was ser und zu Lande, die du für sie siegreich bestanden hast, im Bewußtsein schließlich auch der anderen Kämpfe, durch die du ihr nicht nur Ü berlegenheit über den Sturm und sicheres / Ankern, sondern auch Ausdauer über ihre Feinde verliehen hast, bis sie (diese schließlich), als sie, einge schlossen und belagert, um Frieden baten, (zu Verhandlungen) empfingl . Allerdings hast du nicht nur dafür gekämpft, die gegenwärtige Situa tion zu verbessern, was man vielleicht mit der damaligen Notlage erklären könnte, sondern du hieltest es für nicht unwahrscheinlich, daß einmal ent sprechende Verhältnisse wiederkehren könnten, und daher für notwendig, daß die Betroffenen 2 auch für die / Zukunft Vorsorge treffen sollten . So hast du sie bald ermahnt, bald angewiesen, bald aber auch ihnen ein Vor bild gegeben wie ein guter Erzieher, der durch sein persönliches Beispiel die Jugend lehrt, in welcher Weise man den Körper einsetzen muß, und wurdest nicht müde, alle zu guten Bürgern zu formen, die im Ernstfall auch ihre Stadt zu schützen verstehen3. Das gibt unserer STADT Anlaß zur Freude, wenn sie sich an die Förderung erinnert, die sie empfing, aber auch zu Furcht und / Zittern, weil sie in einem so gewaltigen Sturm des Steuermannes beraubt ist. Das läßt sie sogar weinen, im Rückblick auf deine hilfreichen Taten, das weckt ihre Sehnsucht nach dem , der macht voll die Gesetze wahrt, aber besonnen trotz seiner Jugend ist, gerecht in der Not, aber großzügig in Geldangelegenheiten, der die Wissenschaften ehrt, mangelnde Bildung aber nicht bestraft und überhaupt als Vorbild der Tugend dasteht, für alle, die sehen können. Wohlan denn, / edelster Kai ser, erfülle der STADT und mir die Sehnsucht und sende schneller die Bo ten deiner Ankunft oder laß vielmehr dich selbst uns sehen, beende die gegenwärtigen Plagen und bringe uns für die Zukunft die besseren Hoff nungen wieder! Denn es ist zu befürchten, daß unsere Lage, wenn du zö gerst, in eine Richtung treibt, die sich niemals jemand erhofft hätte. [(
OKyd: Die Große STADT ( Z . ll, vgl . auch Z.30) . OE: In der <
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Murads I. in Brussa (oder auch Adrianopel) , oder eher noch gemäß den 1379 getroffenen Vereinbarungen mit Murad I. (vgl. BarkMan 34 und oben, T201, BE) auf einem Feldzug, in Anarolien ( ? ) . D: Nach dem Waffenstillstand der Kaiser April/Mai 1381 ( Z A f. , vgl. T208 , D, X l ) , der aber als « längst» bekanntes Ereignis bereits einige Zeit zurückliegt, daher die Datie rung auf Mai oder Juni. 11. BKyd: Die Sorgen des Kyd. betreffen nicht seine persönliche, sondern die politische Situation (s. u . , ZG) . BE: Über Manuels Anteil an der Verteidigung Konstantinopels s. u . , ZG; über seinen Aufenthalt bei den Türken s . o . , D . Xl: D i e Kaiser, s c . Ioannes V . u n d An dronikos IV. ( s . o . , D ) . ZG: Kyd . berichtet unmißverständlich darüber, daß Manuel an der Verteidigung Konstantinopels gegen Andronikos und die Genuesen (Sommer 1379 - Früh jahr 138 1 ) , über die sonst nur westliche Quellen berichten (DenReign 41 f. , BarkMan 35, A.92) erheblichen Anteil hatte ( Z . 1 1 - 16, dazu DenReign 48 ) . Was aber die Lage nach dem Waffenstillstand betrifft, so scheint Kyd. nach wie vor Anlaß zu erheblicher Besorgnis zu ha ben ( Z . 5 - 1 1 . 24 f. 3 1 - 34) . Leider fehlt j ede konkrete Andeutung. Man kann aber annehmen, daß Kyd . zumindest einen G rund zur Sorge in der erheblichen Verbesserung der Situation Andronikos' IV. zuungunsten Manuels durch die abgeschlossenen Vereinbarungen (dazu BarkMan 41 f. ) sehen mußte . Wahrscheinlich ist vorliegender Brief sogar als bewußtes Be kenntnis zu Manuel zu verstehen, weil seine Belange bei der Übereinkunft völlig übergangen wurden . I I I . Hss: A 55a'V, N r . 3 (die a u s d e m Film d e r Hs ersichtliche Numerierung mit griechi schen Zahlzeichen fehlt in der Edition, anscheinend versehentlich, für die Briefe L220 - 222) ; U 82v - 83", Nr. 103 . IV. 1 Freie Übersetzung der Passage: Ewe; xamxAElcr9Evme; xai ltOAlOQXOUf!EVOUe; . . .
UltEQ crltovö&v öET] 9EVme; €ÖE�aTO. 2 W. : . . . die zu Rettenden (TOVe; crw9T]crOf!EVOUe;) . 3 Statt der Passage von «bis sie diese» ( Z . 15 ) bis « zu schützen verstehen » (Z.23) hatte Kyd . , wie Autograph Hs A zeigt, ursprÜnglich geschrieben : " . . . ; du gewährtest es ihnen, sich mit ihrer Beute zu schmücken, indem du durch deine Mühen die anderen zu Leistungen für die Vaterstadt ermuntertest und wie ein guter Turnmeister die zukünftigen Krieger lehrtest, wie man sich selbst überwinden kann. »
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AN DEN KAISER
L: 2 2 1 ; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Ioannes V . Palaiologos; O E : Konstantinopel; D: Mai/Juni 138 1 ( ? ) ; wI: E mpfehlung des spanischen Mönches Garcia an den Kaiser; Darle gung der politischen Vorteile einer freundlichen Aufnahme dieses Abendländers.
Wenn ich einen gewinnsüchtigen Freund hätte, würde ich ihm (bereits) zu schaden glauben, falls / ich ihm keine Gelegenheiten gäbe, seinen Besitz zu mehren; so glaube ich auch dir Unrecht zu tun, wenn ich dir, der du den Ruhm liebst, jemanden nicht vorstellte, der ihn prächtiger könnte er scheinen lassen. Wisse also, daß der Spanier Garsias, wenn du ihn gut be-
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handelst, erheblich zu deinem guten Ruf beitragen wird, nicht nur durch das, was er selbst zum Dank für das ( von dir) Empfangene allen erzählen wird - hat er doch eine Redegabe, die den Vorzügen anderer aufs höchste gerecht wird, die sowohl Italer / wie Hellenen und alle, mit denen er zum Gedankenaustausch zusammenkommt, überzeugen kann - , sondern auch auf die Weise, daß alle deine Bereitschaft, vortrefflichen Männern behilflich zu sein, loben werden; denn alle halten ihn für einen solchen, und zwar vor vielen ( anderen) , und sie werden wohl wünschen, daß ihm nichts mangelt, was man zu seinem Wohlergehen braucht. Daher wirst du mit deiner Sorge für ihn nicht nur ihm einen Gefallen tun, sondern auch allen , die ihm das Beste wünschen . / Wir bitten aber nicht ( für ihn) , damit er sich ein geruhsames Luxusleben leisten kann - denn er ist von jeher darauf bedacht, zu philosophieren und der Sinnlichkeit zu entsagen - , sondern damit nicht durch die Sorge um den Unterhalt seine wissenschaft lichen Studien behindert werden; hat er doch um ihretwillen die Meerenge von Gadeira und die Säulen des Herakles 1 , woher er stammt, und dazu noch Vater, Mutter, Geschwister und sein Haus, wo er prächtig hätte leben können, geringgeschätzt und ist zum / Bosporos und zur Großen STADT geeilt, um für all j enes die Sprache der Hellenen einzutauschen . Daher ist es angemessen, daß für den, der uns so liebt, auch wir selbst ein Empfinden zeigen und einem, der das Leben bei uns dem in der Heimat vorzieht, den Mangel im fremden Lande lindern . Nun habe ich dich zwar zu Beginn des Briefes gebeten, diesem Mann unentgeltlich Wohltaten zu erweisen. Ich sehe aber j etzt, daß es auch nicht, wenn du dies wolltest, gerecht wäre, ihn zu übergehen. / Denn die Rho mäer, für deren Ruhm du alles tust, hat dieser, um die Wahrheit zu sagen, keineswegs weniger geehrt, wie sich zeigen wird . Denn wenn er die er wähnten Dinge geringschätzte und aus Vorliebe für die Studien zu uns eil te, zeichnete er damit dich und das ganze Volk aus und bekundete so gleichsam, daß wir noch existieren und nicht erloschen sind, sondern die alte Würde geistiger Kultur 2 noch bei uns wie etwas von Natur aus Zugefallenes / verbleibt. Welches Lob j edoch wäre für die Menschen bedeutsa mer als das Lob aufgrund der Weisheit ? Denn dafür sollten wir ihm, wenn wir vernünftig wären, dankbarer sein, als wenn er uns Bundesgenossen sammelte und den Städten die eingestürzten Mauern aufbaute. Wäre es also nicht deine Pflicht, mit dem, was du hast, dem zu vergelten, der deine STADT und dein Volk ehrt und der alle Städte, durch die er reiste, mit der
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Kunde von uns erfüllte ? Denn weil / diese erfuhren, warum er eilends unterwegs war, erklärten sie uns für die Weisesten von allen. Das aber ist für dich noch ehrenvoller als die goldene Krone . Denn was lobend über die Untertanen gesagt wird, gereicht dem Kaiser selbst zum Ruhm; scheint doch auf diese Weise der Beste über Gute zu herrschen, und wenn wir bei allen um der schönsten Dinge willen berühmt sind , wird das auch dir eine Vorrangstellung über die anderen Herrscher verleihen . Denn es ist kein Geheimnis, daß die, deren Untergebene die Besseren sind, / denen überlegen sind, die über Schlechtere herrschen . Die Rangordnung der Unterta nen untereinander muß ja auch bei den Herrschern gewahrt bleiben; da her sind auch im Bereich der Tierherden die Schafhirten um so viel besser als die Schweinehirten, als Schafe ihren Besitzern mehr denn Schweine nützlich sind. So muß der Fremde in jeder Hinsicht für dich ein Wohltäter sem. Ich kann dir aber noch einen anderen Vorteil nennen, der sich aus der / Sorge für diesen Mann ergeben wird. Dabei spreche ich nicht von den Lobreden, die alle Erdbewohner bis zum Okeanos3 und bis Gadeira hören werden, wenn er zurückkehrt, erwähne auch nicht, daß er (noch) über das äußere Meer reisen und dich den Bewohnern der großen Insel4 bekannt machen wird - wieviel würdest du, Kaiser, nicht (schon) dafür geben ? - , sondern (meine) , daß er auch Gott überreden wird, dir für das ihm Erwie sene Gutes zu vergelten . Er besitzt nämlich durch / seine Priesterwürde (die Fähigkeit, ihn) zu überzeugen. Und wundere dich nicht über sein Al ter, wenn er eine so schwere Aufgabe übernommen hat! Denn die Tugend hat die Zeit besiegt und hat vor der Zeit ihrem Liebhaber den Ehrenvor rang der Greise verliehen. So wird er dir die Gottheit durch (das euchari stische) OpferS und überhaupt durch Gebete versöhnen. Über diesen Ge winn geht dir nichts, wie ich sicher weiß . Wenn aber auch meine Person bei dir eine gewisse Bedeutung hat - : Es wird auch mir selbst eine Freude sein, wenn ich sehe, daß du Wohltaten / erweist, dieser aber der Empfänger der Wohltaten ist. Du wirst aber, so scheint es, dadurch bestätigen, was bis zur Gegenwart die Leute erzählen, ich sei nicht ganz ohne Anse hen bei dir. K I. OKyd: Die Große STADT ( Z .20) . E: Daß der im Titel genannte Kaiser Ioannes V. ist, ergibt sich - im vorausgesetzten zeitlichen Rahmen - aus der mühevollen Argumentation,
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den persönlich schwierigen Herrscher gnädig zu stimmen, und der sehr vorsichtigen Formu lierung der Annahme am Schluß des Briefes, bei dem Kaiser ein gewisses Ansehen zu haben, wie es tatsächlich fü r die ersten Jahre n ach 1379 zuzutreffen scheint (vgl . unten , BKyd) . Ot: : Der ganze Brief setzt den Aufenthalt des Kaisers in der Hauptstadt voraus. D: Für die vorge schlagene Datierung spricht die Stellung des Briefes im Autographen A nach T213 , aber auch der zeitliche Ansatz von T208, in dem Garcia sehr wahrscheinlich als Überbringer eines Brie fes an Kyd. erwähnt ist, s. T208 , 0 und X2. 11. BKyd: Gemäß Z.55 f. glaubt Kyd. mit dem Wohlwollen des Kaisers rechnen zu kön nen, auch wenn seine Türkengesandtschaft gemäß T209, BKyd,4. eine vorübergehende Ver stimmung brachte. Diese war offenbar auch nach der Einigung des Kaisers mit seinem Sohn Andronikos wegen angeblichen Versagens des Kyd. noch nicht ganz überwunden (T209, BKyd ,5 . ) . Doch ging das Zerwürfnis nicht so weit, daß Kyd . sich, wie in 1/1, 34 ( mit A. 184a) aufgrund eines Mißverständnisses einer Briefstelle bei Kyd. (L226 T203 , 152 f.) angenom men, in das Manganakloster zurückzog. Vorliegender Brief setzt vielmehr voraus, daß Kyd. die vorübergehende Mißsti mmung für weitgehend überwunden hält. Im übrigen erweist der Brief Kyd. wieder als Meister psychologischer Argumentationskunst. Er versucht nachzu weisen, daß die freundliche Aufnahme des spanischen Mönches dem Kaiser mehrfach nüt zen werde, denn dieser werde überall das Lob des Kaisers singen, « alle» würden dem Kaiser für seine Hilfe dankbar sein, er würde damit einen Verehrer griechischen Geistes fördern, könne der besonderen Fürbitte eines Priesters bei Gott sicher sein und erweise schließlich auch seinem Diener Kyd. selbst einen Gefallen. Xl: Garsias (Garcia) (Z.7 H. ) , spanischer Mönch, wohl Dominikaner (vgl . T208, X2) , einer der gebildeten Abendländer des späten 14. Jh.s, die nach Byzanz kamen, um dort die griechische Sprache und die antiken griechi schen Quellen zu studieren; vgl. F . TinnefeId, Das Niveau der abendländischen Wissenschaft aus der Sicht gebildeter Byzantiner im 13. und 14. Jh. , Byz.Forschungen 6 ( 1979) 241 - 280, hier 277 - 279. Wie Z.50-52 andeuten, stand Garcia noch in j ugendlichem Alter. ZC: Der Brief wirft ein Licht auf die katastrophale Situation des spätbyzantinischen Reiches: Die Mauern der Städte sind eingestürzt (Z.32) , und es bedarf dringend einer Propaganda, die beweist, daß Byzanz und seine Kultur noch nicht ganz erloschen sind (Z.28 ) . =
III. Hss: A 55av - 56', Nr. 4 (vgl. T213, Hss ) ; U 83" - 85', Nr. 104. IV. 1 Zu diesen geographischen Bezeichnungen, hier Synekdoche für « Spanien » , vgl. T44, A . 19. 2 W. : . . ragxuiov riii v Myrov a�iroflu. 3 Sc. der Atlantische Ozean. 4 Zu dieser Antonomasie für Britannien vgl. T44, A . 5 . 5 Bezeichnung der eucharistischen Liturgie wie T195, A.9, hier verbunden mit einem Wortspiel (Paronomasie) : 8Elov/8urov. .
215 L: 223 ; OKyd: Konstantinopel; E: Ioannes Laskaris Kalopheros; OE: Methone (Modon), Peloponnes; D: Mai/Juni 138 1 ( ? ) ; wI: AgalIon hat berichtet, es gehe Kalopheros im ganzen gut, aber er fühle sich dennoch bedrückt und unzufrieden. Kydones versucht den Freund mit
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allgemeinen Überlegungen zu trösten, Insbesondere vermutet er, daß er sich als Grieche auf der fränkischen Peloponnes fremd fühle, und empfiehlt ihm, sich mit Gefährten und Dienern der eigenen Muttersprache zu umgeben oder auch, zumal wegen der kriegerischen Unruhen auf der Peloponnes, Venedig als Wohnsitz zu wählen,
Es ist unbeschreiblich, welche Freude zugleich und Betrübnis mir der gute / Agallon durch seine Rückkehr bereitet hat. Denn er brachte Freude, weil er berichtete, es gehe beiden, deinem Körper und deiner Seele, gut : Diese befinde sich wohl bei Philosophie und wissenschaftlichen Studien, jener erfreue sich guter Gesundheit. Du weißt aber auch selbst, wie hoch ich es schätze, wenn diese Dinge in vollem Umfang dein sind. Er fügte sei nem Bericht aber noch hinzu, daß deine äußere Lage dem, worüber wir uns freuten, entspreche. Denn wer gut leben will, bedarf auch dessen, / wenn er nicht von diesen Kleinigkeiten am Wichtigen gehindert werden ' will. Über das (bisher) Gesagte also empfand ich beim Hören Jubel und Freude . Es gab aber dabei auch etwas, was meine Freude einschränkte und wie die Wolke am heiteren Himmel meine Empfindungen beunruhigte. Er sagte nämlich, Verzagtheit habe sich deiner Seele bemächtigt, und um ih retwillen erscheine dir auch das im übrigen Gute nicht erfreulich, sondern du spürtest vielmehr Widerwillen / dagegen und beklagtest dich nicht weniger als Menschen, die großes Unglück erfahren . Von Agallon also habe ich dies j etzt gehört, gehört aber habe ich es auch (schon) früher von dir, da du mir dasselbe schriebst und über dasselbe klagtest. Aber weder du damals noch dieser j etzt hat mir erklärt, was man sich eigentlich unter je nem Schrecklichen vorstellen soll, außer daß es schlimm und grausam sei und dir die Seele ersticke. Daher fürchten wir schon, / es sei dir etwas zugestoßen, was viele dazu treibt, sich Abgründe und Schlingen zu wün schen, so übermäßig hast du j enes Unglück bejammert! Wenn wir also ge nau wüßten, von welcher Seite du bedrängt ! wirst, würden wir dir gewiß brieflichen Beistand senden, denn das bleibt uns, da wir fern (von dir) wei len, allein übrig. Da du aber entschieden hast, es solle uns das, was dich betrübt, unbekannt bleiben, sehen wir uns gezwungen , zu reden wie die aus der Ferne befragten / Ärzte, die das auf alle Fälle Nützliche schicken, weil sie die Kranken nicht besuchen und ihnen das speziell für ihre Krank heiten Zuträgliche verschreiben können . Ich sage also nichts Neues und nichts, was du von anderen als Beleh rung erwarten solltest, sondern das, was allen bekannt ist und womit du
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selbst oft auf andere, wenn sie betrübt waren, beschwörend eingewirkt hast. Aber wäre es nicht widersinnig, wenn du deiner eigenen früheren Überlegungen / nicht zu gedenken und das, womit du anderen geholfen hast, jetzt für dich sel9st nicht anzuwenden wagtest ? Was ich damit meine? Die Weisen, du selbst und schlechthin alle sagen, ein Mann, der auch nur ein wenig tauge, solle bemüht sein, das Unvermeidliche zu ertragen, und entweder das, was ihm zustößt, als Gottes Ratschluß 2 ansehen - denn es wäre unvernünftig, von ihm, der gut ist, zu glauben, er wolle uns absicht lich Leid zufügen, wenn sich nicht (doch) ein großer Nutzen für uns aus / dem Unglück ergab - , oder sich darüber klar sein, daß er auf keinen Fall durch die Betrübtheit das Übel verringern könne ; denn j enes werde uns um nichts weniger befallen, auch wenn wir j ammern, hinzukommen wer de aber noch die Verzagtheit, welche die Traurigkeit noch verschlimmere . Denn nicht durch Betrübnis, sondern vielmehr durch Freudigkeit soll man den Kummer zu heilen versuchen, wie wir, glaube ich, auch die Krankhei ten nicht mit schädlichen (Giften) , sondern mit Arzneien zu behandeln bemüht sind. So höre denn auch du / damit auf, zur Unzeit betrübt zu sein, suche anderwärts Trost für deinen Gram, und du wirst ihn, wenn nicht sofort, doch später finden, wenn du die Verzagtheit abgeschüttelt hast, die dein Gemüt wie eine Wolke verdunkelt und dich hindert, das, worauf es ankommt, zu erkennen. Am meisten aber wird es dir beim Kampf gegen diese unvernünftige Be trübtheit förderlich sein, wenn du nicht das, was immer dich kränken mag, nur mit dir herumträgst, sondern auch / in Betracht ziehst, worin du anderen überlegen bist. Dabei will ich nicht von deiner Bildung reden, die dich nicht weniger ziert als die, welche sich darin auszeichnen, und der Erfahrung, die du mehr als viele andere aus den Schriften der Alten ge sammelt hast - wenn du nicht glaubst, jetzt sei für sie der rechte Augen blick gekommen, weiß ich nicht, wann und zu welchem Tun du sie pas sender gebrauchen solltest -, sondern ich meine die äußeren (Güter), um die sich fast alle Menschen / streiten, also dein Vermögen, das es dir er laubt, es an Reichtum mit Lenkern der Völker aufzunehmen, deine Ehrun gen, wie sie den Bedeutendsten vorbehalten sind, deinen Ruhm, der früher Asien erfüllte, j etzt aber auch Europa3, und der bereits zum Okeanos und bis Gadeira4 reicht, und die Tatsache, daß du überall den ersten Rang ein nimmst, wohin du auch kommen magst. Denn solches wünschen sich alle, und für diese (Güter) nehmen sie ohne Zögern auch / Gefahren auf sich.
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Aber nur die allerwenigsten erlangen sie, und sie nennen wir die Glück lichsten . Du aber erfreust dich all dessen in solchem Übermaß , daß du auch denen, die dich umgeben, von deinem ansehnlichen Wohlstand mit zuteilen hast und viele großen Nutzen vom Umgang mit dir erwarten kön nen, und das zu einer Zeit, da alle deine Landsleute einem gegenteiligen Schicksal verfallen und in einer so elenden Lage sind, daß sie jetzt durch ihr Unglück größeren Ruhm / genießen als durch das, womit sie früher bekannt wurden. Indessen, wenn Gott auch beschlossen hätte, daß mit uns5 auch du (hier) sitzen und wehklagen solltest, brauchtest du dich auch dann nicht zu grämen, sondern solltest ihm dankbar sein für seinen Rat schluß, dich seiner Entscheidung bereitwillig fügen und einsehen, daß es auch Freude bedeuten kann, mit seinen Verwandten das Schmerzliche zu teilen. Nun aber, da er dich unserem hiesigen Strudel entrissen hat und dich / ohne Furcht und Schrecken schlafen läßt, dir aber sogar (noch) das hinzugegeben hat, was bei den Menschen als gut und angenehm gilt, soll test du ihn nicht mit Fug und Recht verehren und anerkennen, daß deine dankbare Gesinnung stets hinter der geschuldeten gänzlich zurückbleibt ? Du aber bist (schon) ungehalten, wenn er dir selbst in einer geringfügigen Angelegenheit nicht zu Willen ist, sondern es etwas gibt, was deine so gro ßen Freuden stört, während vielleicht auch dies wie der Stachel des Pau lus 6 von Gott zugelassen wird, / damit wir nicht durch das Übermaß des Glücks unversehens unseren Sinn auf Höheres richten, als uns gestattet ist, sondern eine maßvolle Gesinnung bewahren?, durch solche kleinen (Stö rungen) zur Besonnenheit gemahnt. Denn ein Dasein ohne die geringste Beeinträchtigung sollte man für ein Vorrecht nicht der menschlichen Na tur, sondern allein Gottes halten, dessen Willen alles untertan ist; uns aber als Menschen, die täglich im Fluß (der Zeit) stehen und nichts Beständi ges 8 besitzen, ist / mit entsprechender Einschränkung auch das Glück gewährt, und wir dürfen die für uns festgelegten Grenzen nicht übersprin gen, sondern sollen innerhalb (von ihnen) bleiben, Gott für seine Gaben dankbar sein und uns ihm erkenntlich zeigen , indem wir das gut verwen den, was uns von ihm gewährt wurde . Deswegen, mein Bester, steht es auch dir an, der du in menschlichen Dingen erfahren und in göttlichen nicht unerfahren bist, nicht sofort die Geduld zu verlieren, wenn dir / auch nur etwas Geringfügiges dem Wunsch zuwider verläuft, dem auch nicht nachzuhängen und damit den Gewinn, der dir von anderer Seite wi derfährt, zu entwerten, sondern die gegenwärtigen Güter zu nutzen, dir
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aber auch Befreiung von dem zu wünschen, was dich betrübt. Wenn jenes aber überhand nimmt, solltest damit nicht zugleich auch das übrige ver werfen, sondern auch das ertragen, da es nun einmal mit dem sterblichen Leben schicksalhaft verbunden und es schwer ist, / das Leben davon ganz freizuhalten. Dies also sei dir nun ganz im Hinblick auf die täglichen Wechselfälle gesagt . Falls man aber näher auf deine Situation eingeht und deren Ursa che betrachtet, so möchte ich sagen, daß neben manchem anderen auch das dir großes Unbehagen verursacht, daß keiner von deinen Angehörigen oder Freunden 9 bei dir ist, sondern daß du gezwungen bist, als Fremder mit Fremden Umgang zu haben und bei Fremden zu wohnen, und es kommt hinzu, was dich noch / am meisten von ihnen trennt, daß weder du zu ihnen verständlich reden kannst, noch daß ihnen deine Sprache zu gänglich ist. Mit Recht aber beunruhigen deinen Sinn auch nicht unbe gründete Befürchtungen ; sind doch jene auf Geld erpicht, von dir aber glauben die Nachbarn, daß dein Haus voll von Gold ist. Nun ist es aber höchst einfach für sie, einen Anschlag auf dich durchzuführen und dann zu verschwinden , weil niemand da ist, der an dem, was dir geschieht, Anstoß nimmt und der Sache nachgeht . Deshalb , / glaube ich, würde es viel zu deiner Sicherheit und zu einem sorgenfreien Leben beitragen, wenn du einige deiner Vertrauten oder Angehörigen kommen ließest und sie als Ge fährten und Diener bei dir hättest. Denn erstens wirst du angenehmer le ben, wenn diese bei dir sind; sagen doch die Weisen, daß der Besitz keines einzigen Gutes ohne einen Gefährten Freude machtlO . Dann wirst du auch im Hören und Reden die Muttersprache genießen können. Ist doch dies von allem das Köstlichste für jene, die in der Fremde / weilen, wenn sie jemanden treffen können, der dieselbe Sprache wie sie spricht. Du wirst aber bei diesen auch in viel höherem Maß als bei den anderen eine zuver lässige Gesinnung finden. Denn wer allein auf den Lohn sieht, wechselt ganz leicht zu denen über, die ihm mehr bieten, und Einheimische werden viele einheimische Herren finden . Diese aber werden dir treu bleiben, da sie keinen haben, bei dem es ihnen nach einem Treubruch besser / ginge . Außerdem aber wirst du in ihnen auch unermüdliche Wächter deiner Per son und deines Eigentums haben, da sie mit dir die Gefahr gemeinsam hätten , wenn dir etwas zustieße. Daher ist damit zu rechnen, daß sie nach allen Seiten Ausschau halten, um zu verhindern, was dir Schaden bringen kann. Und gewiß wirst du dank ihrer Anwesenheit auch in denen, die j etzt
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bei dir sind, eifrigere Diener finden . Denn jetzt sind sie träge, weil sie se hen, daß du nicht wagst, sie für ihre Versäumnisse / zu tadeln. Sobald sie aber merken, daß deine Leute dir beistehen, werden auch sie darauf be dacht sein, wie sie dir gefallen könnten . Daher würden wohl alle sagen, es werde dir in j eder Hinsichtll nützlich sein, wenn du Leute von hier kom men ließest. (Die Befürchtung,) etwas für die, die du kommen läßt, auf wenden zu müssen, sollte bei dir keine Bedenken dagegen erwecken. Denn erstens weiß ich nicht, wofür sonst man aus passenderem Anlaß Geld aus geben könnte, als wenn es gilt, / Gefahren gegen die eigene Person abzuwenden. Sodann wirst du, wenn du es genau überschlägst, finden, daß du im Vergleich zu dem, was du jetzt zahlst, weniger aufwenden wirst, wenn du j ene entlohnst. Denn immer wird man wohl feststellen, daß unsere Landsleute mit geringerem Lohn als die Italer auskommen ; jetzt aber wird die Armut sie zwingen, sogar zufrieden zu sein, wenn sie weniger als das Gewohnte erhalten . Wenn du also von denen, die du jetzt hast, die Hälfte entläßt und die Zahl mit Leuten aus unserem Land auffüllst, / wirst du für größere Sicherheit geringeren Lohn zahlen . Was würde man nicht für einen solchen Zweck (bereitwillig) preisgeben ? Suche also dies zu verwirk lichen, wenn nicht etwas Wichtiges dich daran hindert! Und rufe Agallon zu dir, da auch er dir wie kein zweiter dazu förderlich sein wird, nicht nur wegen seiner Fähigkeit, die ihm alle bestätigen, sondern weil er auch als dein Verwandter um sein eigenes Wohl nicht mehr als um das deinige be sorgt sein wird. Das sage ich aber, weil es mein dringender Wunsch ist, daß du dich gegen die / Hinterlist der Peloponnesier, gegen ihre Streitlust und Mordgier vorsiehst. Wenn du freilich eine der wohlgeordneten Städte in Italien zum Wohnsitz wählen würdest, wie es nach meiner Überzeugung vor allem Venedig ist, könnte ich mir vorstellen, daß du von dem Gesagten nichts benötigen würdest. Denn du selbst würdest (dann) höchst ange nehm und in Sicherheit leben und uns von nicht geringen Sorgen befreien, mit denen wir ständig leben, weil wir um dich in Angst sind , bis / dir Gott die Heimkehr gewähren mag. Denn das ist unser aller Wunsch, dich wie früher wieder in der Heimat zu empfangen.
K 1. OKyd: Anspielungen auf seinen Aufenthalt in der Hauptstadt: Z .60 f. 1 3 1 . E: Der an onyme Adressat ist Byzantiner der Herkunft nach ( Z .131, vgl . Z . 8 7 - 8 9 ) , der sich zur Zeit
auf der Peloponnes aufhält ( Z . 124) und über großen Reichtum verfügt (Z.50 f.92 f. ) ; der Z.5
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und 121 erwähnte AgalIon ist sein Verwandter ( Z . 121 - 123 ) . Das letztere verweist am deut lichsten auf Kalopheros (vgl. TI72, E ) , denn aus seinem Testament (LC I 1 8 8 , l l f.) ist be kannt, daß AgalIon der Sohn seiner Schwester Eudokia war. Zu seiner Herkunft aus Kon stantinopel vgl. JacCa1 189. Aufgrund seines ererbten Vermögens (vgl . T54, A. 16; R . -J. Loe nertz, Pour la biographie de Jean Lascaris Calopheros, REB 28 [1970] 129 - 139, hier 133 ) , einer Heiratsverb i n d Ll llg (JacCal 1 9 1 ) u n d seines Engagements im G roßhandel (JacCaI 205 210) gelangte Kalopheros zu großem Reichtum . Zu seinem Aufenthalt auf der Peloponnes s . O E . OE: Nach JacCal 210 (vgl. EszKa1 147, Nr. 1 2 3 f . ) ist Kalopheros in der Zeit von Januar bis März 1381 in Modon (griech. Methone) an der Südwestküste der Peloponnes bezeugt, wo sich auch das Haus seines Schwiegervaters befand und wo er sich vielleicht (vgl . EszKal 68) bereits seit längerem niedergelassen hatte (v gl. JacCaI 205 ) . Im Juli 1381 trat er eine (erneute) Reise nach Italien an (vgl. JacCal 212) . Jedenfalls ist Kyd . , als er seinen Brief an Kalopheros absendet, überzeugt, daß dieser sich auf der Peloponnes aufhält (Z. 124) . D: Loenertz datiert den Brief auf 1381/82, EszKal 223 setzt ihn wegen des erneut möglichen Verkehrs zwischen Konstantinopel und der Peloponnes (Verweis auf die Reise des AgalIon, Z . 4 f. ) auf die Zeit nach dem Frieden von Turin, 23 . 8 . 1381 (vgl . BarkMan 40) an . Doch hat wohl schon der Waffenstillstand von Mai 1381 (vgl. T208 ,D) den Reiseweg erleichtert. Im übrigen ist auf die Stellung des Briefes in der Ü berlieferung zu verweisen. Gemäß LC II,XIV umfaßt Liber XXII Briefe der Jahre 1380 - 1382. Innerhalb dieser Zeitspanne ist eine Datierung nach dem Waf fenstillstand und vor der Italienreise des Kalopheros am wahrscheinlichsten. II. BKyd: Kyd. erweist sich mit diesem Brief als besorgter Freund, der Kalopheros in sei ner traurigen Stimmung möglichst umfassend zu trösten versucht, mit allgemein gehaltenen Überlegungen (Z.27 - 85) und mit konkreten Ratschlägen ( Z . 85 - 13 1 ) ; vgl. auch die Inhalts übersicht bei EszKal 223 . Auf die eigene nicht sehr erfreuliche Lage in der Hauptstadt spielt Kyd . nur Z.60 f.64 kurz und vage an; vermutlich sind die dort noch fortwirkenden Ereignisse des Bürgerkrieges gemeint. Xl: AgalIon (Z.5. 16.121 ) , mit Vornamen Ioannes Dukas (gemäß Dokument LC 1 188, 12) , vgl . T176, X l . ZG: 1. Anspielung auf die (noch) nicht zufriedenstel Iende Lage in der Haupstadt (s. o . , BKyd ) , 2. auf die Fremdherrschaft in der Peloponnes (Z.88 f. ) und die Geldgier der Okkupanten (Z.92), 3. auf weitere negative Eigenschaften der dortigen Bewohner: Hinterlist, Streitlust und Mordgier (Z.124 f. ) . Zur politischen Lage dort zu Anfang der 80er Jahre vgl. EszKal 223, 4. aLlf billigere Arbeitslöhne in Byzanz gegenüber Italien (Z. 116 f. ) . Ep: Anscheinend hat AgalIon nur mündliche Nachrichten von E gebracht (Z.4 -7.8 f. 1 1 - 16), aber Kyd. spielt auf einen ( ? ) früheren Brief von E mit Klagen über die eigene traurige Stimmung an ( Z . 16 f. ) , der so wenig wie AgalIon jetzt einen Grund für die Trauer anführte. III . Hss: A 60", dann 143 ' - 144' (vgl . dazu LR 6 f. ) , Nr. 6; U 90' - 94', Nr. 106. Üb: EszKai 223 - 228, Nr. 9 (dtsch . ) . IV. 1 W. : . . . bestürmt wirst (rrofewQxi) ) . 2 Druckfehler der Ausgabe : IjIfj<pou, richtig IjIfj<pov. 3 « Asien » steht hier wohl für den byzantinischen Osten einschließlich Cypern, wo sich E seit 1367 mehrfach aufgehalten hatte, kaum für Anatolien wie T203 , ZG , 2 . ; Europa steht wohl für den abendländischen Westen, nicht wie T43 ,28, für Byzanz. Die unpräzise Aus drucksweise erklärt sich durch den rhetorischen Überschwang. 4 Vgl. T214, A . 1 . Loenertz weist in der Fußnote zu Z.53 darauf hin, daß Kalopheros tat-
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sächlich in katalanischen Urkunden der Jahre 1382/83 erwähnt wird. Vgl . EszKal 150, Nr. 136 und 13 8 , Texte: ebd. 183 - 186. 5 Zur beiläufigen Anspielung auf die eigene Lage s. BKyd. 6 NT2K 12,7, der Stachel (w . : O'xo/cOIJl, Spitzpfahl) im Fleisch. 7 NTRm 12,3 , dort wörtlich: . . . 111'1 tl1tEQ<jlQOVElV rruQ' Ö 0101 <jlQOVE1V, ana <jlQOVE1V
Ei<; ,6 O'rü<jlQOVE1V . 8 W. : . . . EO',ffi<;, hier als Neutrum statt EO',O<; verwendet. Vgl . dazu Pape, s. v. tO" 11 111 , wonach d i e besseren H s s der attischen Schriftsteller d i e zweite Form m i t 0 bevorzugen. 9 W. : OtXEtCOV, was sowohl «Verwandte » wie « vertraute Freunde » bedeuten kann; daß auch an Verwandte zu denken ist, zeigt Z . 123 . Zu beachten ist auch das folgende Wortspiel (Polyptoton) mit dem Wort «Fremder» , das im Griechischen noch durch die Verwendung von rrQo�EvEiv ( << verursacht» , Z . 8 8 ) eine im Deutschen nicht nachvollziehbare Erweiterung erfährt. 10 Nach der Bemerkung von Loenertz zu Z.98 findet sich der Gedanke schon in der An tike (Seneca, Brief an Lucilius), aber Kyd. bezieht sich zweifellos auf Thomas von Aquin , Summa theologiae I 32,1,2. Die entsprechende Passage zitiert Loenertz in der Übersetzung des Kyd. aus Cod.Vat.gr.609,f.54. 1 1 W. : EX rrav,cov, hier wohl in adverbialer Verwendung, analog' zu LSc, s . v. EX, II,8. EszKal übersetzt: " . . . alle würden dir zu schönem Erfolg verhelfen » . -
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216 - AN RHADENOS L: 227; OKyd: Konstantinopel; OE: Thessalonike; D: Ca. Sommer/Herbst 1381; wl: Rha denos hat auf mehrere Briefe des Kydones nicht geantwortet; dieser läßt ihn seine Besorgnis und seine Erbitterung deutlich spüren .
Ich nehme an, daß Tzymiskes schon bei euch ist, und so vermute ich, daß du über uns / das, was du willst, von ihm längst erfahren hast. Jetzt aber habe ich dir nichts Neues mitzuteilen ; nur was ich dir immer wün sche, habe ich zu schreiben nicht gezögert: Du mögest bei einem enthaltsa men Leben um die Wahrheit bemüht sein; damit du aber dies erlangst, möge dein Körper gesund und mögen dir dementsprechend die äußeren Güter von der VORSEHUNG beschieden sein; du wollest aber auch unser gedenken und schreiben, wann immer es möglich ist. / Denn so wird es den Anschein haben, als ersetztest du durch Briefe deine Gegenwart. Läßt du doch j etzt schon den vierten (Brief) gänzlich unbeachtet! Und damit ich dir Anklagen nicht zu erfinden scheine - : Weder der Soldat Sguros, noch Oikonomos, j a nicht einmal der Bruder der Frau des Akrisi konnten bestä tigen, Briefe von dir an mich erhalten zu haben. Wenn du ihnen jedoch, obwohl du wußtest, daß sie von dort abreisten, (Briefe) nicht mitgabst, ur-
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teile über dich selbst. Falls du aber - was ( dir noch) bleibt - sagen willst, 15 / es nicht gewußt zu haben, wirst du damit wiederum einer anderen Schuld überführt, ( nämlich die Boten, ) durch deren Vermittlung du den Freunden schreiben könntest, nicht zu suchen. Wenn du aber, weil du mich fortan nicht ( mehr) sehen wirst, auch die daraus entstehende Schan de geringschätzt, ( so gilt) erstens, daß auch dieses ( Wiedersehen) vielleicht eines Tages stattfindet und du dann, zur Erde gebeugt, den Tadel zu hören bekommst; zweitens möchte ich dir raten, nicht aus Furcht vor Zurecht weisung bemüht zu sein, das Unschöne zu unterlassen, sondern auch, 20 wenn keiner / darum weiß , das Böse, nur weil es böse ist, zu meiden . K I. OKyd: Begründung wie T0144, O Kyd . OE: Kyd. wartet nach wie vor, daß Rhadenos von Thessalonike aus auf Besuch kommt, vgl. T212. D: Einen Anhaltspunkt für die Datie rung gibt, außer der Stellung im Briefcorpus (gemäß LC II,XIV: 1380 - 1382) nur die Bemer kung, Rhadenos lasse nun schon den vierten Brief (mG 1:E1:uQmu) des Kyd. unbeachtet ( Z . 1 O f. ) . In TinnFreund 240, Nr. 27 hatte ich den griechischen Genetiv irrig als adverbialen Ausdruck der Zeit übersetzt ( " zum vierten Mal » ) und daran Überlegungen zur Datierung geknüpft, die nicht zutreffen. Der Bezug auf vier unbeantwortete Briefe läßt hingegen die Einordnung von T216 einige Zeit nach T206, 207, 210, 211 und 212 als recht plausibel er scheinen, denn diese Briefe blieben tatsächlich unbeantwortet, und man gelangt von fünf Briefen auf vier, wenn man bedenkt, daß T207 nicht abgeschickt wurde (s. T207, Hs) . So liegt T216 jedenfalls zwischen T212 (Mai 13 8 1 ) und dem von Lesbos an Rhadenos gesandten Brief T219 (ca. Frühjahr/Sommer 1382, s. u . ) . I I . Xl - X4: Tzymiskes (ZA) , Sguros (Z. 12, PLP 25046 ) , Oikonomos (Z. 12, PLP 2 1 015 ) , der Bruder der Frau des Akrisis (Z.12 f. ; Akrisis: PLP 506) , sonst unbekannte Personen, von denen der erste einige Zeit zuvor von Konstantinopel nach Thessalonike, die anderen den umgekehrten Weg reisten. Tzymiskes war beauftragt, Rhadenos über Kyd. zu berichten; den übrigen hätte Rhadenos Briefe mitgeben können , wenn er dies gewollte hätte. Ep: Zu der Anspielung auf vier frühere Briefe des Kyd. s. o . , D . III. Hss: A 149" N r . fehlt (vgl. T202, Hss) ; U 102v - 103', N r . 110; B 291', N r . 162; U1 (vgl. T202, Hss) 165', Nr. 1 1 .
217 L: 199; OKyd: Konstantinopel; E: E i n j unger Mann; O E : Konstantinopel; D: 13 8 1 ( ? ) ; wIe Der Adressat hatte Kydones seine Freundschaft angetragen. Kydones nennt die Gründe sei nes anfänglichen Zögerns und begründet ebenso sorgfältig seine jetzige Zustimmung. Der Brief ist ein eindrucksvolles Dokument für die ethischen Auffassungen und das Gefühlsleben des Verfassers .
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Ich weiß , daß du betrübt bist, weil dir gestern klar wurde, daß ich die Vorschläge für eine Freundschaft, die du mir antrugst, nicht bereitwillig aufnahm, / in dem Glauben, das, was du damals sagtest, entstamme eher dem Wunsch, mir gefällig zu sein, als wahrhaftiger Gesinnung . Ich sah aber auch, wie dir die Tränen aus den Augen rollten und deine große innere Glut bekundeten, wie sie deine Stimme erstickten, als du versichertest, nicht mehr mit mir über das Thema zu sprechen, weil es, wie du sagtest, vergeblich sei, einen zu überzeugen, der nun einmal entschlossen sei, dir keines von deinen Worten / zu glauben. Aber die Betrübnis war auch der Grund , warum du noch vieles andere außerdem s agtest, was gewöhnlich die sagen, die von ihren Liebhabern abgewiesen werdeni . Ich aber möchte nicht leugnen, daß ich mich nicht einfach durch deine damaligen Worte überzeugen ließ , sondern durch meine Miene gewisse Bedenken ausdrückte, doch bin ich auch sicher, daß du an den äußeren Anzeichen die Bewe gung meiner Seele ablesen konntest und gut meine innere Erschütterung erraten hast. So schien mir dein Schmerz, keinen Glauben zu finden, (schon) damals ein angemessenes Gefühl zu sein, / zumal dein Thema die Freundschaft war, die du hoch ehrtest und nur durch die Überzeugungs kraft j ener Reden zu erhaschen hofftest. Da ich es also weder dulde, daß ich selbst zum Lügner werde, noch daß du dich in meiner Gesinnung ge täuscht hast, will ich dir klar darlegen, was ich von deiner Freundschaft und von den Reden, die du mir täglich darüber hältst, denke. Wenn du auf diese Weise erfährst, was mich zögern läßt, / kannst du dann entweder dich selbst ändern und so das haben, was du wünschst, oder mich wenig stens nicht für gänzlich feige und verzagt halten . Ich erkläre also, daß es nicht völliges Mißtrauen war, wenn ich nicht einfach dem, was du damals sagtest, beizustimmen schien, sondern weil in der Situation vorsichtige Zurückhaltung angebracht war2 • Diese sollte man ja in allen menschlichen Angelegenheiten wahren, denn hier ist nichts fest gefügt, zumal wenn es um Freundschaft zwischen Menschen geht, / von der größter Nutzen und Schaden für die ausgehen kann, die sie entweder auf edle oder auf unpassende Weise schließen. Da ich also überzeugt bin, daß du es ganz und gar ehrlich meinst, solltest du erstens auch mir vertrauen, daß ich aufrichtig rede und dich keiner Hinterlist verdächtige . So dann habe auch ich viele Beweise gesammelt, daß dem, was du zu mir sagst, keine Täuschung beigemengt ist. Denn erstens halte ich dich für einen anständigen Menschen, / der aus bedächtiger Gesinnung nicht lügt, 18 9
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da ich beobachte, wie du in allen Angelegenheiten und gegenüber allen deine Worte wählst. Finde ich sie doch stets in Übereinstimmung mit dei nen Gedanken , es sei denn , du erlaubst dir hin und wieder einen Scherz. Ferner gebrauchst du über mich und deine Freundschaft zu mir stets die gleichen und einander entsprechenden Worte, so daß du nunmehr, nach Ablauf von vier Jahren, nicht überführt werden kannst, etwas von dem ursprünglich über uns Gesagten / verändert zu haben . Vielmehr scheint sich deine freundliche Gesinnung für mich täglich noch zu verstärken, und dei ne Reden über Freundschaft werden ständig herzlicher, worin man wohl den stärksten Beweis ihrer Wahrhaftigkeit sehen kann . Denn wer Worte vorbringt, die im Widerstreit mit den Empfindungen liegen, bleibt niemals bei demselben, sondern wird durch sich selbst widerlegt, weil er auf ganz unsicherem Boden steht. / Vielgestaltig ist ja die Lüge und liegt auf j ede erdenkliche Weise im Kampf mit dem Einen und Selben. Wer aber in sei nen Worten stets der Wahrheit den Vorzug geben will, läßt stets dasselbe über dasselbe verlauten, weil er auf dem festen Fundament der Wahrheit steht, deren einzige Gestalt das wirkliche Sein ist. Abgesehen davon sehe ich aber auch keine Notwendigkeit, warum du die Lüge der Wahrheit vor ziehen solltest. Denn du würdest es weder über dich bringen, eines Gewinnes wegen dich selbst zu erniedrigen, / noch bin ich einer von den ganz Reichen, die etwas zu geben hätten, noch würdest du aus Angst vor etwas Schrecklichem zur Lügenrede deine Zuflucht nehmen, da wir denen, die mit uns Umgang haben, ein Schrecken weder sein wollen noch es vielleicht sein können . Aber man könnte auch kein anderes Bedürfnis nennen, das dich zwingen könnte, die Unwahrheit zu reden . Nein wahrhaftig, so viele Loblieder täglich nur ins Blaue hinein zu singen, wäre nicht nur eines Mannes unwürdig, der du nach meiner Überzeugung bist, sondern würde nicht einmal / einern Hanswurst anstehen, dem es bei seinem Tun über haupt nicht auf das Schöne ankommt. Es bleibt dir also nur, über mich das zu sagen, was nach deiner Überzeugung wahrhaftig ist, zumal es dir auch nicht leichtfallen dürfte, mich zu täuschen, wenn du (mir) unverdient Gefälliges sagen wolltest. Du kennst ja meinen Charakter, daß mir nie mand verhaßter ist als ein Schmeichler . Man könnte auch, wenn man dich beobachten wollte, noch andere Beweise sammeln, durch die man sich überzeugen könnte, daß deine Zuneigung für mich, die offen zu zeigen du dich mühst, rein und fern von / allem Theatralischen ist. Deshalb habe auch ich allmählich nachgegeben wie Steine, die vom
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Tropfen ausgehöhlt werden3 . Denn wenn jemand von einern anderen zu hören bekommt, er werde mehr als ein Vater geehrt, mehr als eine Mutter und Geschwister geliebt und überhaupt allen Verwandten und Freunden vorgezogen , wenn er sieht, daß derselbe ohne Zögern alle Freude und Zer streuung der Gemeinschaft mit dem Freund zuliebe / verachtet, jede Mühe auf dem Weg zu seinem Ziel für leicht hält, keinen Überdruß empfindet, mit ihm Gespräche zu führen, allein die Zeit für wert des Erlebens hält, da er bei ihm sitzt und ihn sieht, und, kurz gesagt, bereit ist, auf Befehl des Freundes sogar, wenn es nötig wäre, die Seele dahinzugeben, und alles an dere, was du täglich mir erzählst / und mit Eiden bekräftigst, daß es sich nicht anders verhalte - du beweist aber auch vieles durch das, was du für mich tust - , wenn also j emand so vieles dieser Art hört, würde er nicht den, der so spricht, wegen seiner Entschiedenheit bewundern und sich ehrgeizig mühen, hinter seiner Gesinnung nicht zurückzubleiben und ihn " gar, wenn möglich , zu überflügeln, wenn er nicht a us Stein oder Eisen wäre und nichts von einer menschlichen Seele besäße ? Denn ich glaube, niemand ist so unbeugsam, / nicht wenigstens, wenn er (schon) nicht als erster die Zuneigung verspürte - was doch vor allem ein Wesensmerkmal der menschlichen Natur ist - , auch selbst, da er zuvor geliebt wurde, un verzüglich die Liebe zu beantworten, wenn schon nicht durch etwas ande res, so doch wenigstens durch den beschämt, der ihm zuvorkam4• Da also auch ich zuerst von dir geliebt wurde, glaubte ich angemessen zu handeln, meinem Liebhaber durch gleiches Tun zu entsprechen; halte ich es doch für höchst verwerflich, jemandem zu folgen, der gar nicht vorauszugehen begann5 . Daher / habe ich, wie gesagt, weder aus gänzlichem Mißtrauen in deine Worte noch aus Kälte dir gegenüber damit gewartet, in die Bezie hung mit dir einzuwilligen, sondern es gab etwas anderes, was mich schwerfällig und zudem uneinsichtig erscheinen ließ , wenn ich die Freundschaft eines so bedeutenden Mannes 5 a, die sich mir bot, obwohl ich sie begierig hätte annehmen sollen, dennoch ausschlug. « Was also, wenn nicht dieses, bewirkt dein Zögern ? » wirst du vielleicht fragen. Ich will es dir bereitwillig sagen . Der erste Grund ist / das Alter, das du jetzt hast. Kündigen doch die j ungen Leute leichthin alles an, ver gessen aber noch leichter, was sie gesagt haben . Denn in ihnen ist viel in Bewegung wie in einern Fluß , der mit großem Gebrause immerfort dahin fließt und viele Zuflüsse von Begierden , nicht weniger aber auch Abfluß kanäle derselben Begierden a u fweist, und d a ich weiß, daß ihr Charakter 191
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von großer Unbeständigkeit6 ist, hatte ich Anlaß zu der Vermutung, / daß auch du diese (Eigenschaften) zeigen würdest. Deshalb entschloß ich mich, nicht den Schatten nachzulaufen, noch in der Luft die Spuren der Vögel zu verfolgen7. Sodann ist auch die Ungleichheit der Beschäftigungen zu berücksichtigen sowie die Tatsache, daß wir nicht dasselbe lieben und daß ich die Freizeit mit den Studien ausfülle, du sie aber meist mit der Jagd verbringst, es aber auch noch vieles andere gibt, was unser beider Leben trennt. (Das alles) gab mir Anlaß zu der Annahme, daß wir nicht recht zueinander passen würden. / Denn wenn Gleichheit, s agte ich mir, überall Ursache von Freundschaft ist, sollte jeder der Meinung sein, daß aus Ungleichheit das Gegenteil erfolgt . Aber auch viele andere Umstände weckten mein Mißtrauen und gaben mir Anlaß , auf deine Worte zu achten und zu prüfen, in welcher Richtung ich meine Entscheidung fällen sollte . Allerdings gelangte ich zum entgegengesetzten Ergebnis, wenn ich bedachte, daß du mich ständig bedrängst, die Freundschaft / gleichsam mit Gewalt forderst und versprichst, daß du unveränderlich in ihr verharren willst. Denn da dies gleichmäßig über einen so langen Zeitraum weg ge sagt wurde, nahm ich es als Zeichen deiner standhaften Gesinnung, und durch vieles ließ ich mich überreden, den Leichtsinn deines Lebensalters nicht für alle Zeiten argwöhnisch vorauszusetzen. Als ich nämlich auf die Suche ging, fand ich viele, die durch ihre Jugend in ihrer ethischen Zuverlässigkeit 8 keineswegs eingeschränkt waren, sondern / viele Leute höheren Alters hinsichtlich der besonnenen Haltung vergleichsweise als Kinder9 erwiesen und bei dem, wozu sie sich entschieden hatten, bis zum Ende verharrten . Nach und nach spielte aber auch die Ungleichheit in dem, womit wir uns befassen, eine geringere Rolle . Denn ich sagte mir, der Un terschied in unseren Beschäftigungen werde wahrscheinlich nicht so be deutsam, wie die Einigung von unserer Natur her eine Notwendigkeit sei; deshalb sei es auch nicht verwunderlich, wenn Menschen aufeinander zustrebten, / die schon von Natur aus im Vergleich zu allen Lebewesen be sonders gesellig und gutwillig sind. Noch mit vielen anderen Gründen überredete ich mich dazu, deine Worte nicht für allzu unglaubwürdig zu halten . Diese Überlegungen also stellte ich gleichsam auf die Waage, als wir vor der Stadt direkt unterhalb der Mauer spazierengingen und uns darüber unterhielten. Damals allerdings schwieg ich und wartete ab , wie das Gespräch sich entwickle . Du aber glaubtest, ich schüttelte / deine Freundschaft wie eine Last von mir ab . Darauf aber beeilte ich mich, weil
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BRIEF
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es Abend wurde, nach H a u se zu kommen. Als ich aber dort angekommen war und mich die ganze Nacht in Gedanken mit dieser Angelegenheit aus einandersetzte, zog ich es vor, eher dem Schönen und Gutenl O als der Si cherheit den Vorzug zu geben . Hielt ich es doch für schöner und besser, (selbst) wenn ich (deswegen) zu leiden hätte, den Worten eines rechtschaf fenen Mannes zu glauben, als an der allzu großen Vorsicht festzuhalten und einen so edlen Freund zu verlieren , an dem allem Anschein / nach niemand (so) leicht etwas tadeln könnte . Sollte sich aber, bedingt durch sein Alter, in seinem Inneren etwas verbergen, was Tadel verdient hätte, so könnte man es durch vernünftige Reden und Zurechtweisung in Ordnung bringen, zum al auch du selbst nachdrücklich versicherst, nichts gegen meine Meinung und meinen Rat zu tun, sondern in allem meinen Ansichten zu folgen, und auch das, was immer du dir selbst zuliebe nicht geleistet hast, auf mein Gebot hin bereitwillig zu vollbringen, / so daß du um meinetwillen auch Unmögliches versuchen willst. Daher habe ich j eden Zweifel der Seele bereits verscheucht, vertraue fest auf deine Worte, habe dem, was du von mir erbittest, zugestimmt und bin überzeugt, in dir einen Freund zu gewinnen, wie man sich einen Bruder wünschen würde . Dein Anliegen aber sollte es fortan sein, nicht solche Heftigkeit zu zeigen, die nur ein Affekt und anfangs sehr ungestüm ist, sich aber um so schneller erschöpft, wie / es die Kenner der Himmelskunde von den S ternschnuppen berichten - denn entsprechend geht es den Affekten in uns; auch sie befinden sich zu Anfang in heftiger Bewegungll -, sondern die Vernunft zur Leiterin der Freundschaft, die von dir aus ging, werden zu lassen, dich zu bemühen, nur dem fortan zu folgen, was allein unsere Gemeinschaft betrifft 12 , und zu versuchen, vernunftgemäß mit mir und den anderen Menschen umzugehen. Das aber dürfte Wirk lichkeit werden, wenn du selbst nicht aufhörst, die Tugend zu lieben, und ich sie mein Leben lang übe . / Denn die Menschen können untereinander kein stärkeres Band als die Tugend finden. So beginne denn mit Gott, ge nieße das, was du (so) oft gewünscht hast, halte aber ebenso auch selbst das Versprochene ein !
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K I. OKyd: Anspielung auf einen Spaziergang an der Stadtmauer und auf das eigene Heim des Kyd . , beides zweifellos in Konstantinopel ( Z . 108 . 1 1 1 ) . E: Ein Mann von j ugendlichem Alter (Z.79 f.99), dessen Beruf unbekannt, der aber eher ein Liebhaber der Jagd als der Stu dien ist ( Z . 86 - 8 8 ) , ein heftiger Bewunderer des Kyd . , der dringend begehrt, sein Freund zu werden, und diesen Wunsch Kyd. gegenüber bereits häufig ausgesprochen hat (Z.4 f.7. 15 17.32 - 37.56 - 67); insgesamt währt die Bekanntschaft bereits vier Jahre (Z.34) . OE: Loe nertz nennt nicht den Aufenthaltsort des Adressaten, doch besteht nach den geschilderten Umständen (der gemeinsame Spaziergang vor der Mauer, Z. 108, keinerlei Anspielung auf brieflichen Verkehr) kein Zweifel, daß E sich ebenfalls in Konstantinopel aufhält. Der vorlie gende Brief ist nicht durch die Notwendigkeit räumlicher Trennung bedingt, sondern dient in seiner schriftlichen Formulierung der Abklärung der ganzen Angelegenheit. D: Der Brief ist einen Tag nach dem Z . 108 - 11O erwähnten Gespräch mit unklarem Ausgang verfaßt ( <
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BRIEFE T2I? - 218
4 In der Edition steht hier ein Fragezeichen, das weder inhaltlich berechtigt ist noch sich im Autographen A findet. S Kyd. lehnt es also grundsätzlich ab, in einer Freundschaftsbeziehung den ersten Schritt zu tun. Sa W. : uvogoe; TOcrOUtOD . Wohl eher übertriebene Höflichkeit als Ironie. 6 W. : . . . ltoMv m;gi tO TOUtCOV 1'] 80e; dome; ÖVta tOV Eugtltov. Der Euripos, die Meer enge zwischen Euboia und dem griechischen Festland, war berüchtigt durch den schnellen Wechsel der Strömungen und galt als Inbegriff der Unbeständigkeit, vgl . z . B. Aristoteles, Ni komachische Ethik 1 167 b7. Denkt Kyd. hier an Rhadenos, auf dessen Besuch er im Früh jahr/Sommer 13 81 wartete ? 7 Sprichwörtliche Wendung? 8 W. : . . . ltgoe; ti] V UgEtr, V. 9 W. : . . ltuioue; lm' uutiii v Eie; crCOCjlgocruvTj e; AOyOV. Die Bedeutung von (m' uutiii v ist nicht ganz klar. Ist « unter ihnen stehende Kinder» oder « Kinder im Vergleich zu ihnen» ge meint? 10 W. : . . . tOU XUAOU. Die Übersetzung versucht zu verdeutlichen, daß im antiken Den ken, dem Kyd. hier verpflichtet ist, im Begriff des Schönen zugleich das Gute mitschwingt, so auch Z . l13 . Auch mit der Übersetzung « edel» (Z. 114) wird versucht : dies anzudeuten . 1 1 D i e hier notwendige Parenthese bleibt in der Edition unberücksichtigt. 12 W. : . . . Ö oi] tiiiv EV Tt fliv flOVOV Ecrtffie;. Hier ist i:crtffie; wohl wieder als Neutrum zu verstehen, vgl. T21S, A . 8 . Im übrigen ist der Bezug des Artikels tiii v unklar. .
Gruppe 8: Datierbare Briefe der Liste LC II 491 , Nr. XII und ein weiterer Brief
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AN FRANTZISKOS, DEN HERRSCHER VON MITYLENE
L : 242; OKyd: Mitylene, Lesbos ( ? ) ; E: Francesco I. Gattilusio; OE: Mitylene, Lesbos; D: Frühj ahr 1382 ( ?) ; wI: Mitteilung der Ankunft als Gesandter im Auftrag Kaiser Ioannes' V. Bitte um wohlwollende Aufnahme und Geduld, da der Gegenstand der Verhandlungen An laß zur Kontroverse gebe .
Wenn der Kaiser mich zu dir schickt, darüber (mit dir) zu verhandeln , worüber ihr untereinander abweichende Meinungen vertretet, / möchte S ich wünschen, daß du mir nicht zürnst und mir weder die Schwierigkeit des Gegenstandes anrechnest noch glaubst, daß ich dir deshalb widers p re che, weil ich auf einen Sieg erp icht wäre . Ich bin ja auch sonst nicht recht haberisch und streitsüchtig, und wenn ich solche Wünsche hätte, würde ich es eher mit allen (anderen) als mit deinem Scharfsinn aufnehmen; kenne ich doch deine Redegewandtheit und deine sonstige / Erfahrung in p o- 10
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litischen A ngelegenheiten. Aber selbst wenn ich rhetorische Kunstgriffel anwende, wird es dir nicht entgehen - auch das weiß ich genau - , son dern du wirst mich bei meiner Sophisterei ertappen und widerlegen . Das aber ist die größte Schande von allen, wenn man als Betrüger obendrein noch ertappt wird und nicht nur für seine Bosheit, sondern auch für seine Schwäche Gelächter als Strafe verwirkt hat. Wenn ich dir daher in Aus übung einer Gesandtschaft widerspreche, so bedenke, daß die Worte er stens von einem Mann kommen, der pflichtgemäß die Partei derer vertre15 ten muß , für die er als Gesandter gekommen ist, / daß er zweitens, wie es mehr als alles gerechtfertigt ist, für sein Vaterland spricht, schließlich aber auch eine Sache verteidigt, die gerecht zu sein scheint. Denn du weißt gut, daß ich nicht versuchen würde, dich zu etwas zu überreden, was ich nicht zuvor selbst für gut hielte. Auch hätte ich es niemals ertragen, etwas öf fentlich zu verteidigen, was ich privat ablehne, selbst wenn es der Kaiser tausendmal befohlen und das Vaterland mich seinerseits noch dazu genö tigt hätte2 . 20 Da du dies also weißt, empfange den, der zu dir kommt, / freundlich und mische deinen Worten keinerlei Bitterkeit bei, sondern streite gezie mend und untadelig für deine Meinung und wahre, wie es Gesetz ist, dem Gesandten die Ehre. Wenn du aber nicht an dich halten kannst, werde ich mir vom Kaiser als Gunst den Ruhestand erbitten, zu dir aber werden Ge sandte kommen, die sich deine Worte vielleicht weniger gefallen lassen. K I. OKyd: Loenertz nimmt an, daß Kyd . als Gesandter bereits auf Lesbos angekommen ist und sich hier beim Herrscher der Insel schriftlich anmeldet. Man muß aber weder den Brief anfang noch Z.19 f. (aq)lKVOUIl€VOV naga cr!:) unbedingt so verstehen . Der Beginn mit tem poralem « wenn>' (o,av) (Z.4) läßt sogar eher vermuten, daß Kyd. noch in Konstantinopel ist. E: Vgl. 112, 557 - 564. OE: S. Brieftitel. D: Loenertz datiert auf 1382; TinnFreund 241 : am ehesten Frühj ahr/Sommer. Daß Kyd. im Frühjahr 1382 auf Lesbos war, wird auch durch T220 wahrscheinlich (s. dort, 0 ) . 1 1 . BKyd: Kyd . , der sich noch des kaiserlichen Wohlwollens erfreut (vgl. T214, BKyd ) , ist mit einer Gesandtschaft nach Mitylene in einer schwierigen Angelegenheit (s. u . , ZG) betraut worden. Durch den Brief, in dem er sich anmeldet, versucht er den Herrscher der Insel vor allem durch Beteuerung seiner aufrichtigen Gesinnung ( Z . lO - 13) und seiner Überzeugung, es gehe um eine gerechte Sache ( Z . 15 - 19 ) , zu gewinnen. Am Schluß deutet er nicht ohne drohenden Unterton an, ein Scheitern der Gesandtschaft werde für ihn selbst das Ende seiner Karriere, für Gattilusio aber den Verlust eines angenehmen Vermittlers bedeuten. Xl: Der Kaiser (Z.4) , sc. Ioannes V. ZG: Wie sich aus T219,28 H. ergibt, war Verhandlungsgegen stand die Stadt Ainos an der Mündung der Marica, die unter der Herrschaft Andronikos' IV.
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( 1376 - 1379) vermutlich an Gattilusio abgetreten wurde (vgl . 112, 564, A.33 ) , jedenfalls aber in seinen Besitz gelangte. Nun, nach Beendigung der Feindseligkeiten mit seinem Sohn, wünschte Ioannes V. die Herausgabe zu erreichen. Über den weiteren Verlauf der Angelegen heit s. u . , T219, ZG . III. Hss : A 22v - 23', Nr. fehlt (Die Briefe L241 - 243 , die in der Hs eigentlich die Num mern u' - y' 1 - 3 tragen müßten, sind ohne Nummernangabe geblieben . ) ; U 30v - 3 1', Nr. 40. IV. 1 W. : . . . EQiSCüV, mit Anspielung auf die von Platon als Sophisterei getadelte EQ t anxT] ,tXVT] , vgl. PISph 231e und 225 a - 226a . 2 Kyd. verwendet hier zur Einleitung der Protasis im irrealen kondizionalen Satzgefüge nicht die Konj unktion Ei (vgl. Schwyzer II 686) , sondern iiv ( tuv): . . . ouö' Civ �1\.)QtuxtC; . . . Errt,uHE, vielleicht in unbewußter Analogie Zllm vorausgehenden ouö' iiv . . . urrtJlElVu. =
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219 L: 202; OKyd: Mitylene, Lesbos; E: Rhadenos; OE: Konstantinopel; D: Frühjahr 1382 ( ? ) ; wI: Rhadenos ist während der Abwesenheit des Kydones endlich, w i e seit längerem verspro
chen, n ach Konstantinopel zurückgekehrt. Kydones bedauert, ihn noch nicht sehen zu kön nen, weil die Verhandlungen mit Gattilusio sich hinziehen und er ihm andererseits rät, in Konstantinopel auf ihn zu warten, da er ihm nicht die Gefahr einer Seereise zumuten will.
Früher hätte einer von denen, die mich und dich kennen, gesagt, daß ich mich über die Maßen freuen würde, / wenn ich von deiner Rückkehr höre. 5 Nun aber ist das Gegenteil eingetreten: Du bist nach langer Zeit zu uns zurückgekehrt, ich aber, der ich den Brief mit dieser Nachricht erhalten habe, empfand nicht weniger Schmerz als damals, als du in Makedonien bliebst. Denn wenn die kommen, nach denen wir uns sehnen, und das Schicksal uns die Freude an ihnen wieder vorenthält, ist das nicht ein grö ßerer Schmerz, als wenn man dürstet und am Trinken gehindert wirdl ? Was aber die Trauer noch erhöht: Durch denselben Brief erfahre ich, daß auch du / darüber betrübt bist, uns verpaßt zu haben, zu denen du von 10 weither angereist bist. So verdoppelt sich mir das Übel, indem ich darüber trauere, daß wir uns gegenseitig verfehlt haben. Jedoch besteht der Kum mer für dich, wie du sagst, nur darin, u n s nicht zu hören 2 ; denn im übri gen gewährt die Große STADT denen, die sie besuchen, viele Annehm lichkeiten, vor allem, weil sie mit vielen Ideen der Weisheitslehrer3 und der Wissenschaften deren Liebhaber willkommen heißt. / Aber nicht nur für 15 diese Dinge allein könnte man dort viele (Leute) finden, die Anleitung ge ben\ sondern noch zahlreichere Lehrer für das, was über dem Himmel
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geschieht, und diese übermitteln nicht nur dem Gehör, was dort vorgeht, sondern bieten auch den Ohren, Augen und übrigen Sinnen den Genuß all dessen dar. Wenn auch du täglich mit ihnen umgehst und Leute hast, die dir Teilnahme am (Sein) Gottes versprechens, wirst du, falls dir auch nur eine Spur von Betrübnis darüber, / daß du uns verfehltest, die Seele be schwert, leicht auch damit fertig werden . Uns aber bleibt, da uns mit dir auch die anderen vertrauten Freunde entzogen sind, (nur) der Schmerz . Zudem bedeutet der Aufenthalt bei den hiesigen Skythen den vollkomme nen Dialog6 , so unmöglich ist es, hier einen Mann zu treffen, der reines Griechisch sprichr7 , sondern man ist entweder gezwungen, sich mit einem vollkommenen Barbaren zu unterhalten , oder mit einem, der alles durch einanderbringt und für den man nicht einmal mühelos einen Dolmetscher / zur Verfügung hat. Dabei schweige ich (noch) von dem üb rigen: von der Armut, Unausstehlichkeit und Häßlichkeit des Ortes , und daß man nicht einmal Licht, Luft und die allergewöhnlichsten Dinge einfach genießen kann; denn auch diese sind noch mit tödlicher Verderbnis behaftet. Was mich aber veranlaßt, dies, was den Jammer betrifft, (noch) für leicht zu halten , ist (die Tatsache) , daß auch die Gesandtschaft und der Auftrag, mit dem der Kaiser uns hierher / gesandt hat, ohne Ergebnis zu bleiben drohen . Denn es wirkt geradezu wie eine Einladung zur Schlinge auf ihn, wenn wir um Nachgiebigkeit gegenüber dem Kaiser dessen Schwager bitten, und hätte er nicht mit Rücksicht auf die alte Freund schaft bis zu einem gewissen Grad die Verhandlungen wegen Ainos ertra gen, er hätte uns sofort im Zorn aus dem Lande vertreiben lassen, so sehr gerät er schon bei der Erwähnung einer Übereinkunft in Erregung! Mit so großen Widerwärtigkeiten also fertig zu werden, ist nicht / leicht, es ist (aber) auch nicht einfach, daraus zu entkommen, wenn man möchte. Denn es bleibt noch einiges, was der Entscheidung des Kaisers bedarf, und diese muß abgewartet werden , damit es für niemanden so aussieht, als wollten wir etwas gegen seinen Willen unternehmen. Bis wir aber über den Beschluß Bescheid haben, müssen wir zwangsläufig dasitzen und die ses Gefängnis ertragen; denn wenn man die Enge hier so bezeichnet, dürf te man den zutreffenden Namen nicht verfehlen . Diese / würde mir - das weiß ich - gewiß durch deine Anwesenheit erträglicher werden . Deshalb hätte ich Lust gehabt, dich (hierher) einzula den, um wenigstens einen Gesprächspartner zu haben und mich so in der gewohnten Umgebung zu fühlen, vielleicht aber auch , um dich durch Teil198
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habe an den hiesigen Widerwärtigkeiten für deine bisherige Trägheit und Bequemlichkeit zu bestrafen . Aber ich fürchtete, dir könnte unterwegs et was zustoßen 8 und dir Schaden, mir aber Kummer, den ich nicht ertragen könnte, bringen . / Zugleich hielt ich es für eine Zumutung, dich wieder zu 45 anderen Mühen aufzufordern, bevor du den Staub der vorausgehenden Landreise abgeschüttelt hast. Bleibe also und bitte Gott, uns schneller dir und der Heimat zurückzugeben. K I. OKyd: In barbarischer Umgebung (Z.21 - 2 5 ) , zu Verhandlungen mit dem « Schwager des Kaisers» (Z.29 - 3 1 ) wegen der Stadt Ainos (Z .32) . Hier kann nur Francesco Gattilusio von Lesbos gemeint sein (vgl. X2 und ZG) . E : Ein Freund, der sein Kommen lange aufge schoben ( Z A2) und den Kyd. lange nicht gesehen hat (Z.5 f. ) ; er hielt sich vorher in Makedo nien (sc. Thessalonike) auf (Z.7) und ist ein Schüler des Kyd. ( Z . 12 und die folgenden An spielungen) . All dies deutet auf Rhadenos; vgl . die vorausgehende Korrespondenz : T206,207,21O - 212 u n d 2 1 6 . OE: D i e Große STADT ( Z . 13 ) . D : S . TinnFreund 240 f. , N r . 29 und dazu T21 8 , D . 1 1 . BKyd: Kyd. , im A uftrag Ioannes' V . wegen Verhandlungen über die Zurückgabe der Stadt Ainos in Mitylene (vgl. OKyd und T21 8 , ZG) , hat von der lange erwarteten Ankunft des Rhadenos in Konstantinopel während seiner Abwesenheit mit Bedauern erfahren (ZA10) . Nun befürchtet er, daß sich Rhadenos von anderen Gelehrten , aber auch von den Pala miten, beeinflussen läßt, und empfiehlt sie ihm ironisch als Lehrer ( Z . 15 - 2 1 ) . Mitylene er scheint ihm wegen der barbarischen Bevölkerung und wegen seiner Armut und Häßlichkeit als unliebsamer Aufenthaltsort (Z.21 - 28), zum al der Gegenstand seiner Gesandtschaft schwierig ist und er in Erwartung einer kaiserlichen Entscheidung längere Zeit dort verwei len muß (Z.28 - 39) . Er würde Rhadenos lieber bei sich sehen, rät ihm aber wegen der Gefah ren und Strapazen einer Seereise vom Besuch auf Lesbos ab ( Z .39 - 46), in der Hoffnung, bald selbst zurückzukehren ( Z A6 f. ) . BE: Zu der Frage, ob Rhadenos doch noch nach Lesbos reiste, s . TinnFreund 2 1 8. Xl: Der Kaiser, der Kyd . mit einer Gesandtschaft betraut hat (Z .29 f. ) , Ioannes V., Schwager des Francesco Gattilusio (Z.3 1 ) , identisch mit dem Kaiser, dessen Entscheidung Kyd. abzuwarten hat (Z.35 - 3 8 ) . Die Bemerkung von Loenertz zu Z .36, es sei evtl. auch an Andronikos IV. zu denken, falls dieser sich damals auf Lesbos aufgehal ten habe, erscheint abwegig. Man wird doch wohl annehmen dürfen, daß Auftrag und Ent scheidung bei derselben Person lagen. Außerdem spricht die Tatsache, daß Kyd . länger auf die Entscheidung warten mußte, dafür, daß sie zunächst aus der Hauptstadt einzuholen war. X2 : Der Schwager des Kaisers ( Z . 3 1 ) , sc. Francesco Gattil usio, der so auch sonst genannt wird: T109,13 ; 112,16; 1 1 3 , 1 8 , sc. wegen seiner Ehe mit Eirene-Maria, der Schwester des Kai sers; vgl . dazu I12, 558 mit A.6. In dem Nachtragsartikel PLP 91851 zu ihrer Person sind nun die ebd. diskutierten Überlegungen von van Dieten berücksichtigt. Trotz seiner langj ä hrigen Freundschaft mit Kyd . ( Z . 3 1 f. ; vgl . I12, 559 mit A.26) ist er in der Frage der Herausgabe von Ainos ein schwieriger Verhandlungspartner (Z.28 - 34) . ZG: Wie von Kyd. befürchtet (Z .29 f. ) , scheiterten die Verhandlungen um die Restituierung von Ainos an Byzanz tatsäch lich. Die Stadt blieb in der Hand der Gattilusi, und Francescos Bruder Niccol6 war dort spä-
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testens seit 1384, wahrscheinlich schon zur Zeit der Verhandlungen, Statthalter (s. l/2, 559 mit A.34 und Loenertz zu Z .32, Quellen ) . Ep: Rhadenos an Kyd . ( Z . 6 ) , mit der Mitteilung seiner Ankunft in Konstantinopel ( TinnFreund 240, Nr. 28) . !Ir. Hss: A 96v - 97', Nr. 6; U 173 ' - 174\ Nr. 179. IV. 1 Anspielung auf die bekannten Qualen des Tantalos. 2 Es mag überraschen, daß hier nur vom Hören, nicht vom Sehen, die Rede ist, aber der Akzent liegt, wie der folgende Kontext zeigt, auf der Lehrer-Schüler-Beziehung. 3 W. : cro<jltcJ1:mv. Hier ist an Lehrer der praktischen Lebensweisheit aus der Beschäfti gung mit der gelehrten Literatur nach Art des Kyd. selbst zu denken. Doch ist die Bezeich nung als « Sophisten» wohl abschätzig gemeint, zumal er Rhadenos sicher nicht gern an einen von ihnen abtreten würde. 4 W. : TjYEI.lovac;, Führer. 5 In Z . 15 - 19 spielt Kyd . offenbar auf die Mystik der Hesychasten und die palamitische Lehre an. Es ist zu berücksichtigen, daß seit 1380 (vgl. PLP 1 1 648) Neilos Kerameus, « ein begeisterter Anhänger des Palamas» (H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur im by zantinischen Reich, München 1959, 776) Patriarch war. Der ironische Unterton ist unver kennbar. 6 W. : . . . iivnxguc; i':crn ÖWAEYEcr9at . Sarkastisch behauptet Kyd. das Gegenteil von dem, was zutrifft. 7 W. : . . . xa9agmc; EAAll viSovn . 8 Zu den von Kyd. und anderen häufig beschworenen Gefahren und Strapazen einer Seereise s. T43 , A . l . =
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AN DIE LEUTE IN DER UMGEBUNG DES KAISERS NACH IHRER GEFANGENSCHAFT
L: 224; OKyd: Mitylene, Lesbos ( ? ) ; E: Leute am Hof Ioannes' V. Palaiologos; OE: Kon stantinopel ; D: Mai 1382 ( ? ) ; wl: Rückblick auf die Zeit der Gefangenschaft der Adressaten, sc. in Pera, zusammen mit der Kaiserin Helene und ihrem Vater Ioannes Kantakuzenos, an einem Jahrestag( ? ) ihrer Freilassung.
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Wo sind denn jetzt die Widrigkeiten des vorigen Jahres: jene mehr (noch) übelriechende als finstere Höhle ! , / das Eisen, das die Füße eineng te, das Brot der Betrübnis, der mit Tränen gemischte TranP, der Barbar, der euch mit Stimme und Blick nicht weniger kränkte als bewachte, die Abwesenheit der Freunde, die Beschimpfungen und die Erwartung einer Zukunft, die stets (noch) schlimmer als die Gegenwart war ? In solcher Lage hielt euch mit Gottes Zustimmung die vergangene Zeit3 , und wegen
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BRIEFE T219- 220
des Erlittenen seid ihr sehr betrübt, wir aber, / weil unsere Freunde dies erleben mußten . Jetzt aber sei Gott gepriesen, der euch nicht über eure Kraft versucht werden ließ4. Denn sieh, jene Wolke ist aufgelöst, an die Stelle des Gefängnisses ist die Freiheit getreten, wohin man will, zu gehen, statt der Finsternis genießt ihr ohne j ede Beeinträchtigung die Sonnen strahlen und das Licht. Der üble Geruch ist dem Duft der Baumblüten und Blumen gewichen, j ene Fesseln aber, / die euch nicht einmal das Sitzen erlaubten5 , sind (nun) nichts weiter als Spinnweben . Jetzt könnt ihr nicht nur nach Belieben frei umhergehen, sondern sogar dahineilen, nicht nur zu Fuß, sondern auch auf dem Rücken der schnellsten Pferde . Wenn wir an den Abgrund6 denken, in dem ihr gefangen wart, lachen wir, denn wir stellen uns die weiten Ebenen und die Bergeshöhen vor, und wie nichts euch einschränkt: wie ihr bald auf die Jagd geht, bald Gymnastik treibt / oder miteinander Gespräche führt, j edenfalls alles mit Freude angeht . Wie aber sieht jene (Vergangenheit) aus, die euch (nun) bei 'euren Zusammen künften großes Vergnügen bereitet ? Da erzählt einer von der Dunkelheit, der andere vom Hunger, der andere von der Kälte, der andere von der Krankheit, wieder ein anderer von der primitiven Waschgelegenheir7 , ein anderer von den Wasserquellen, die sich unter der Bettstatt ergossen, von den Wasserwogen über dem Haupt der Schlafenden und dem Schiff, das notwendig war, um von der einen Liegestatt zur anderen zu gelangen, ein anderer davon, daß er bis / j etzt nicht wisse, wegen welchen Vergehens er im Gefängnis war . Jedenfalls sei nach allem Gott Dank für die Freiheit, Fluch aber komme über die Schuldigen, und (man reagiert mit) Gelächter (darauf), wenn jemand damals aus Beklommenheit etwas Unpassendes tat oder sagte ; denn ihr alle, die ihr miteinander Gefährten in jener unglückli chen Lage wart, erzählt, wenn ihr beieinandersitzt, - wißt ihr doch alles voneinander - von der Vergangenheit, indem ihr sie ins Lächerliche zieht. Denn die Berichte von den traurigen Erlebnissen haben für die, die sie er fahren haben, nach der Überwindung sogar etwas Angenehmes, / wie, glaube ich, auch die Menschen, die in Seenot geraten sind, nach der An kunft im Hafen erzählen, wie es ihnen auf dem Meere ergangen ist. Alles aber stellt der wunderbare Kaiser in den Schatten, wenn er bei euch weilt zu persönlichem Gespräch und euch genauer fragt, wie es euch erging, aber dann selbst belehrend hinzufügt, auch das Los der Kaiser sei dem Schicksal unterworfen, über alles komme der Wandel, / und nur Gott bleibe immer derselbe7 a• Er verfügt aber (auch) über eine Redegabe, be-
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stens geeignet für erzählenswerte Dinge. Wenn ihr ihn über den « An emas» 8 hört, den unbegehbaren 9 unterirdischen Gang des Turmes und das unverhoffte Entrinnen, als er durch beeindruckendes RednertalentlO die Gesinnung der Barbaren änderte und sie aus Feinden zu Freunden um wandelte, staunt ihr mit Recht, haltet aber (auch) eure eigenen widrigen Erlebnisse im Vergleich zu seinen Leiden für gering, / und wenn auch nur ein kleiner Rest des alten Schmerzes euch verblieben ist, laßt ihr euch auch darüber trösten, damit eure Freude in jeder Hinsicht ungetrübt sei . Aber nicht nur durch seine Worte ermutigt euch der Kaiser, sondern nicht weni ger auch durch seine Taten : Er bewirtet euch kaiserlich und lädt euch zu einer Tafel, für die auch Zeus die « untadeligen Äthiopier » l1 verlassen hätte, um eilends daran Platz zu nehmen . Vielleicht aber / gebietet er dem Mundschenken, dem einen (oder anderen) auch mehr einzugießen, der (dann), berauscht vom Trank, etwas verlauten läßt, « was besser unausge sprochen geblieben wäre » 1 2 . Denn auch die Kaiser verfügen über eine ge wisse, durch Platon bekannte Methode, den Nüchternen durch einen Rausch die Vorsicht zu nehmen 1 3 , damit sie so ungehindert den im Inneren (verborgenen) Schatz zutage fördern und jeder sein eigener Verräter wird. Es genügt ihm aber nicht, daß seine Gäste beim Mahl es sich nur bis zur Sättigung wohl sein lassen, sondern / auch wenn sie weggehen, gibt er ei nigen Geschenke - anderen sendet er sie nach -, und das, was man er hoffen kann, ist mehr als das, was man erhält, und es ist sicherer als das, was man in der Hand hat 14• Denn nichts ist « widerrufbar, was immer » der Kaiser « mag nickend gewähren» 15 . So hat den Schmerz über die vergange nen Ereignisse in vieler Hinsicht die jetzige Freude besiegt. Und dafür sei sowohl Gott gedankt, der zu rechter Zeit den Sturm in Meeresstille verwandelte, wie auch dem Kaiser, der nicht nur die vielgerühmte / Freiheit durch sein persönliches Wagnis euch wiederschenkte, sondern auch mit (Hulderweisen), die größer waren als eure Leiden, die für ihn erlittenen Plagen belohnt. Da wir seine Gesinnung in dem erkennen, was er zu geben bereit ist, klagen wir mit Recht die Zeitläufte dafür an, was er nicht ver wirklichen kann; denn jede menschliche Kraft ist ihnen unterworfen. Bei (all) diesem wäre auch ich selbst gern zugegen; denn vielleicht könnte auch ich etwas zur Festfeier beitragen . / Nun aber « sei denn verflucht, 0 Krieg » 1 6 ! Aber nein, ich sollte danksagenl 7 , weil es den Freunden gutgeht. Es wäre aber wohl eure Schuldigkeit, mich beim Kaiser in Erinnerung zu bringen und dadurch die Abwesenheit des Freundes auszugleichen, (aber) 202
BRIEF T220
auch, wie einen Freundschaftstrunk den Brief aufzunehmen und ihm durch einen Erwiderungstrunk zu entsprechen 18 . Ich verstehe aber unter « Erinnern » nicht, daß ihr beim Trinkgelage wild durcheinanderschreit 19 . Denn dann ist das Erinnern schlechter als jede Komödie, und wenn ihr mich bei dem, was aufs Geratewohl / geredet wird, beiläufig erwähnt, 65 kommt nichts anderes dabei heraus als ein Einfall auf meine Kosten zur Steigerung des Gelächters . Ich aber möchte mir derartiges nicht von mei nen Freunden wünschen ! Vielmehr dann , wenn ihr euch selbst in der Ge walt habt und von der Zeit des Scherzens die des Ernstes klar abgrenzt, um den Kaiser in den notwendigen Angelegenheiten zu beraten, erfüllt für uns eure Pflicht und versucht den Kaiser zu unserem Wohl zu beeinflus sen, und ihr werdet euch nicht / vergeblich mühen ! Denn wie sollte der, 70 der zu seinen Kriegsgegnern gütig ist, die vernachlässigen, die ihm treu ge sonnen sind ? Dies also tut und werdet dem Kaiser nicht schlechtere Ratge ber als Nestor, sondern gebt ihm aus gerader Gesinnung die Ratschläge, die ihr vertreten könnt, und folgt in loyaler Gesinnung dem, was er gebie tet. Denn so werdet ihr nicht nur ihm, sondern auch euch selbst einen Ge fallen tun und das gebeugte Vaterland aufrichten, / eine Tat, welche unter 75 den Menschen nichts an Bedeutung übertrifft. K 1. OKyd: Gemäß Z . 5 8 - 60 befindet sich Kyd . nicht am gleichen Ort wie die Freunde, d. h . , nicht in Konstantinopel (vgl. OE) . Aufgrund seiner Stellung in der Handschrift gehört dieser Brief in die Jahre 1380- 1382. In dieser Zeit sind aus anderen Briefen des Kyd. zwei Aufenthalte außerhalb der Hauptstadt bekannt: die Gesandtschaft zum türkischen Emir von Kotyaion (s. o . , T209, BKyd, 4 . ) und die nach Lesbos (s. o . , T218 und 219) . Loenertz läßt in seiner Bemerkung zu Z . 3 die Entscheidung offen, um welche von beiden Gesandtschaften es sich handelt. Mein Hauptargument für eine größere Wahrscheinlichkeit der Abfassung in Mitylene ist das angenommene Datum des Briefes (s. u., 0). E: Die Adressaten sind gemäß dem überlieferten Brieftitel Leute in der Umgebung Ioannes' V., die sich ein Jahr zuvor in Haft befanden, und zwar, wie sich aus L222,92- 105 ergibt, zusammen mit Helene, der Gat tin Ioannes' V. , deren Vater Ioannes Kantakuzenos und deren Schwestern, sc. Maria und Theodora (vgl.NicKant 108 und 137) sowie deren Tochter (sc. Eirene, nach NicKant 138 der einzigen uns bekannten, vgl . PLP 2 1 352, wo aber L222,100 unberücksichtigt bleibt, ebenso wie bei NicKant 137; daß Ioannes V. und Helene noch eine Tochter Maria hatten, ist eher unwahrscheinlich; vgl. PLP 16 883 und 16 8 8 8 ) . Der Anlaß der Inhaftierung durch Androni kos IV. in einem Gefängnis in Pera war die Flucht Ioannes' V. und seiner Söhne aus dem Anemasturm ( s . u . , A . 8 ) im Frühsommer 1379 (BarkMan 35 ) , an der nach Ansicht des An dronikos Helene und ihr Vater eine Mitschuld hatten (L222,92; BarkMan 39) . Im vorliegen den Brief T220 ist keine der kaiserlichen Personen erwähnt, doch zeigen einige Parallelen der
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Situation, daß es sich um dieselbe Haft handeln muß (vgl. A . 1,A.6; Krankheit, Z .22 und L222,114; ferner die Tatsache, daß Ioannes V. nicht zu den Gefangenen gehörte, Z . 3 3 ; dessen Haft im Anemasturm wird von der hier beschriebenen unterschieden, Z . 3 6 - 39) . OE: Die Adressaten halten sich jetzt, aus der Haft befreit ( Z . 4 ff. ) , in der Nähe des Kaisers, sc. Ioan nes' V. , auf (Z.31 ff. ) ; die erwähnten Gastmähler (Z.42 - 49) sind nur in der Hauptstadt denk bar, trotz der Erwähnung von Ebenen, Bergeshöhen und Jagdunternehmen ( Z . 1 8 f. ) . D: Ge mäß Z.4, vielleicht auch Z.9 (vgl . dazu A.3 ) , liegen die beschriebenen Leiden der Gefangen schaft jetzt etwa ein Jahr zurück. Loenertz schließt daraus (Bemerkung zu Z . 9 ) , der Brief sei entweder zu Beginn des neuen Jahres nach der Freilassung oder an deren Jahrestag verfaßt. Die Haft endete gemäß NicKant 137 und BarkMan 39 f. im Gefolge der Übereinkunft zwi schen Ioannes V. und Andronikos im Mai 1381. Folglich ist der Brief entweder auf Anfang September 1381 (byzantinischer Neujahrstermin) oder auf Mai 1382 anzusetzen. Da die Les bosreise des Kyd . gemäß T218 , D aus den anderen Briefen nicht genauer zu datieren ist, ist von daher keine Entscheidung möglich. Doch wäre eine Gedächtnisfeier der Freilassung (Z.59) nach Jahresfrist, also Mai 1382, wahrscheinlicher. Bemerkenswert ist auch der Hin weis auf die Frühlingszeit ( Z . 14) . Jedenfalls scheint der so eingegrenzte Termin besser zu der Lesbosreise zu passen als zu der nach Kotyaion, die wohl früher stattfand (vgl. T209, D ) . Das Ganze würde dafür sprechen, daß sich Kyd. im wesentlichen i m Frühjahr 1382 auf Lesbos aufhielt. Ir. BKyd: Der Brief dokumentiert eine bemerkenswerte Unsicherheit gegenüber Kaiser Ioannes V. und zugleich eine gewisse ironische Distanz bei aller scheinbaren Lobhudelei. Die erstere zeigt sich in der Bitte, Kyd . beim Kaiser in Erinnerung zu bringen, gemischt mit der Besorgnis, dies könne bei unpassender Gelegenheit erfolgen (Z.61 - 7 1 ) , die zweite ergibt sich aus den Bemerkungen zu Ioannes V. in Z . 3 1 - 58, vor allem Z.33 f. (belehrende Attitüde des Kaisers) , Z .44 -48 (Warnung vor seiner geschickten Aushorchmethode) , Z.49 - 5 8 (ambi valentes Lob seiner Freigebigkeit) . Die Anspielung auf die eigene konkrete Situation bleibt sehr vage: Kyd. wünscht sich, bei der (Jahrestags?-)Feier der Freilassung dabeizusein und verflucht einen Kriegszustand, der ihn daran hindere (Z.58 - 60 ) . Daß hier auf den Streit um die Stadt Ainos angespielt wird (vgl . T218 , ZG) , ist jedenfalls von der Formulierung her nicht zu widerlegen . BE: Die Leiden der Adressaten in der Gefangenschaft werden ausführlich be schrieben ( Z . 4 - 9 . 1 2 - 15.21 -25); dazu kontrastierend wird ihr jetziges Leben in Freiheit aus gemalt ( Z . 1 1 - 20), verschönt durch die Annehmlichkeiten der kaiserlichen Huld ( Z .3 1 - 5 8 ) , wenn auch nicht ganz ohne Beeinträchtigung. Xl: Der Barbar, der d i e Gefangenen bewachte (Z.7), keine Einzelperson, sondern Sammelbegriff für die Gefängniswärter (wohl, in Pera, Genuesen, die Kyd. auch in T219,23 Barbaren nennt; vgl. L222,108 ) . X2: Kaiser Ioannes V. (Z.3 1 - 5 8 .61 .67 - 75 ) . Indem Kyd. ausmalt, worüber der Kaiser bei Gelegenheit der Feier sprechen könnte, kommt er auch auf dessen Gefangenschaft 1376 - 1379 und seine Flucht mit Hilfe der Barbaren (sc. Türken, BarkMan 35) zu sprechen (Z.36 - 39, vgl . A.8 und 9) . Zur Charakterisierung des Kaisers vgl . BKyd. ZC: Der Brief liefert bemerkenswerte Details zu den Realien der Gefängnissituation (Füße in Eisen, Z.5, Fesseln, die das Sitzen behindern, A.5, übler Geruch, Z . 14, Hunger, Kälte, Krankheit, Z.21 f. , hygienische Einrichtungen, A.7, von außen eindringendes Wasser, Z . 22 - 24) und des normalen Alltages der Adressaten (Rei ten, Z . 17, Jagd, sportliche Betätigung, Z . 19 f. , kaiserliche Gastmähler, Z .43 ff. , reichlicher Weingenuß bei solchen Gelegenheiten, Z.44 - 49.63 - 66, Geschenke des Kaisers für die Gä-
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BRIEF T220
ste, Z A9 - 52, vgl. A . 15, beratende Funktion beim Kaiser, Z . 67 - 75 ) . Zu den Anspielungen auf zeitgeschichtliche Ereignisse s . o . , E, D, BKyd, X2. III. Hss : A 144v - 145" , Nr. fehlt (vgl . T202, Hss ) ; V 94' - 96', Nr. 107; B 286' - 289', Nr. 159; P 426' - 427", Nr. 44; V I (vgl . T202, Hss) 162' - 163', Nr. 8. Ed: BoissAnNov 321 324 (Nr. 34) . IV. 1 Vgl . L222,94 f. : ein Raum ohne Licht und frische Luft, der den primitivsten Be dürfnissen kaum genügt. 2 Vgl . ATPs 79,6; 101,10 LXX. 3 Loenertz geht in seiner Bemerkung zu Z . 9 (s. o . , D) anscheinend davon aus, daß Xg o vo<; hier nicht im klassischen Sinne mit « Zeit » , sondern mit « Jahr zu übersetzen ist, also in einem erst ab dem Spätgriechischen bekannten Sinne. Ein solcher Sprachgebrauch ist aber für Kyd . eher unwahrscheinlich . Außerdem wäre, wenn der Brief zum Jahrestag nach der Freilassung geschrieben ist (s. D) « vergangenes Jahr» mißverständlich , da die Gefangenen j a bereits e i n Jahr frei sind. Dagegen i s t m':gucn ( Z A ) weniger problematisch, weil es d a s vorige Kalenderjahr bezeichnet, aus der Sicht von Mai 1382 also das byzantinische Jahr von Sept. 1380 bis Aug. 1381, und diesen Zeitraum verbrachten sie noch bis Mai 1381 im Gefängnis. Jedenfalls hätte die Bemerkung von Loenertz besser zu Z A gepaßt. 4 Vgl . NTlK 10,13 . 5 Soll das bedeuten, daß die Gefangenen ständig liegen mußten (vgl . auch Z . 24) ? 6 W. : ßugu8gov. Vgl . dazu Tll, A . l l und T200, A . 2 . Dieselbe Bezeichnung für das Ge fängnis auch L222,87. 7 W. : TOV xuoov, « Gefäß, Wassereimer » . Auch eine Anspielung auf die Art der Toilette ist hier nicht auszuschließen . 7a Vgl . ATPs 101,28 LXX . 8 Zu diesem Gebäude grundsätzlich BarkMan 457. 9 W.: UIlTJXUVOV. Gemeint ist wohl, daß ein existierender unterirdischer Gang wegen seines Zustandes für eine Flucht nicht in Frage kam und daß Ioannes V. daher auf Hilfe von außen angewiesen war. 10 W. : OElVOTT]Tl. 11 HomIl 1,423 (vgl. auch 424) . 12 HomOd 14,466. Ebd. 463 - 466 spielt Odysseus auf die betörende Kraft des Weines an. 13 Loenertz zu Z A7: Plat. , ubi? Angespielt wird wohl auf PINom 649d - 650b, wo der « Athener» die Prüfung eines Menschen auf seine seelische Beschaffenheit durch die Beobach tung seines Verhaltens beim Weingelage empfiehlt. 14 Wohl Anspielung auf die notorische Verarmung auch des Kaiserhofes, die den Kaiser daran hindert, seine Gäste unmittelbar nach dem Mahl mit einem Geschenk zu erfreuen . Nicht ohne Ironie betont Kyd. hier, daß die Gäste sich gleichwohl auf die Nachlieferung des Geschenkes absolut verlassen können, und das folgende Zitat ist, bezogen auf Ioannes V. , wohl auch nicht ganz ernstzunehmen . 15 HomIl 1 ,526 f. 16 AristophNu 6. Zur Bedeutung des Zitats im Kontext s . o . , BKyd . Vgl . auch T198, A .6. 17 W. : EU
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Im Griechischen kommt zum Bild vom Trunk ein Wortspiel (Polyptoton) hinzu: avt11tA,l1QcOcrucr8ul (Z.63 ) , durch einen Erwide rungstrunk zu entsprechen. 19 W.: . . . 1t(lVtU
avu1tA,l1 Qrocrul (Z.62) , auszugleichen
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Gruppe 9: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XX - XXIII
0221 L: 2 05; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Angehöriger des geistlichen Standes; D: 138 1 1383 ( ? ) ; wl: Sanfte Mahnung des säumigen Briefschreibers, der durch die Schwierigkeit der Postzustellung weitgehend entschuldigt sei; Wertung des Gebetes als ein vollwertiger Ersatz für das Briefeschreiben .
Ich weiß, daß ich von dir geliebt werde, auch wenn du nicht schreibst. Denn an deiner zuverlässigen Gesinnung / gegenüber deinen Freunden, für die ich vielfältige Beweise habe, möchte ich vernünftigerweise nicht zweifeln . Die Briefe aber für die Beurteilung der Freundschaft zu verwer ten, da doch (bei der Zustellung) so viele Hindernisse eintreten können, halte ich nicht für gerecht. Deshalb bin ich dir, was micht betrifft, für dei ne Gesinnung dankbar, gebe aber für das Schweigen anderen Umständen die Schuld und hege keinen Groll . Weiß ich doch, daß du uns die geschul dete Postl durch Gebete ersetzt, denen Gott vor allem Gehör schenkt, 10 wenn sie für Freunde vorgebracht werden . Nutze sie also / zu unseren Gunsten . Denn so wirst du uns den Richter gnädig stimmen - ein größe res Geschenk als dies wirst du uns wohl nicht gewähren können - und wirst deinen eigenen Lohn für deine Liebe erhöhen, worum du j a vor al lem bemüht bist. 5
K 1. OKyd: Begründung wie TO l 44 . E: Kyd . erwartet von E das Gebet wie etwas für ihn Selbstverständliches (Z.8) und spielt darauf an, daß er in besonderer Weise bemüht sei, von Gott für seine (christliche) Liebe belohnt zu werden (Z.ll f. ) . Dies verweist auf seinen geistli chen Stand, und am ehesten ist wohl an einen Mönch zu denken . Es bleibt aber offen, ob er der orthodoxen oder der römischen Kirche angehört. Kyd . scheint, wie aus der Erwartung der Post zu entnehmen ist, mit ihm befreundet zu sein. D: Der Brief gehört Liber XX der Edition an, der nach LC II, XIV in die Jahre 13 8 1 - 1383 zu datieren ist. Die Anspielung auf die Behinderung der Postwege scheint eher in die Zeit vor Mai 1381 zu verweisen, da sich dann die Situation besserte; vgl. T208, OKyd.
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III. Hss : A 99", Nr. 9; U 176', Nr. 180b. IV. 1 W. : ·n'1v ,mv ygullllcmov qJoguv. Vgl . dazu T62, A . 3 ; 202, A . l .
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AN ASANUS CENTURI0 1
L: 209; OKyd: Konstantinopel; E: Centurione Asan Zaccaria, späterer Fürst von Achaia; OE: In einer ländlichen Gegend; D: 1379 - 1382( ? ) ; wI: Lob für einen stilistisch vollendeten Brief des j ungen Mannes, der überraschte, weil Kydones ihn zuvor nur als leidenschaftlichen
Jäger kannte. Ermahnung, das Studium der griechischen Sprache durch eifrige Lektüre zu vertiefen und ihm fortan weiterhin solche Briefe zu schreiben.
o weh, 0 weh, wie sehr hast du mich schon lange Zeit betrogen, ob wohl du mich Freund nanntest und wünschtest, daß deine Gedanken ge nau so wie dir selbst auch mir offenbar sein sollten ! / Jetzt aber, nachdem du mich in glänzender Manier getäuscht hast2 , überführtest du mich, daß ich keinerlei Ahnung von deinen Fähigkeiten habe. Redete ich doch mit dir wie mit einem, der nichts von literarischer Kultur versteht; denn weil ich dich meist mit der Jagd beschäftigt sah, war ich überzeugt, du würdest außer Hunden und wilden Tieren nichts weiter kennen. Du aber hast dich ohne mein Wissen mit Demosthenes beschäftigt, hast die Jägerei (nur) als Fassade vorgeschoben und trägst im Inneren unter deinen Masken wie die / Silene ein Götterbild der Rhetorik3 . Denn dein Brief war eher das Werk eines Rhetors als das eines Hasenj ägers . Aber wie es scheint, war eine so große Sprachkraft weder einem Studium noch der Übung zu verdanken . Denn einerseits wäre es mir selbst nicht gänzlich unbekannt geblieben, wenn du dich mit Literatur beschäftigt und diese eifrig gesammelt hättest, andererseits hättest du offensichtlich unrecht getan, wenn du mir alle deine anderen Interessen offen gezeigt, aber allein deine Weisheit wie ein Ge heimnis verborgen hättest. / Nicht also durch menschliche Kunst bist du ein Weiser, sondern dir ist das Schicksal Hesiods widerfahren . Wie näm lich j enem, als er auf dem Helikon Hirt war, mit dem Lorbeer von den Musen auch die Dichtkunst verliehen wurde\ so bist auch du, als du auf Bergen und in Wäldern umherstreiftest, vielleicht einer Erato oder Kalliope begegnet und bist unter ihrem Einfluß plötzlich als Rhetor und Wort künstler offenbar geworden . Jedenfalls redest du nicht mit menschlicher Kunstfertigkeit und Weisheit, / sondern wie es Gotterleuchteten zukommt. Nicht vergebens also verachtest du die Städte und die Macht der
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Kaiser, vernachlässigst uns Freunde, schätzt die gemeinsamen Festfeiern gering und eilst in die Berge und die weiten Ebenen. Denn anscheinend hoffst du dort den Musen in der Einsamkeit zu begegnen und für uns mit ihrer Hilfe schöne Wortgebilde hervorzubringen. Füge aber auch Ü bung, wenn ich dich bitten darfs, dieser wie durch Wunder verliehenen 6 Weisheit hinzu! I Denn so - durch Eifer und Mühen - wirst du sie schöner gestal ten; sehen wir doch, daß auch die von Natur Schönen den Ehrgeiz haben, durch künstliche Kosmetik ihre ursprüngliche Anmut zu verschönern. So hilf auch du durch Kunstfertigkeit und Ü bung einer edlen Natur, damit du nicht nur um ihretwillen für glücklich, sondern auch wegen dieser (Bestre bungen) von allen für vortrefflich gehalten wirst. So werde ich dich denn aus der Zunft der Jäger streichen I und bin bereit, dich den Kreisen der Redner einzureihen , da deiner Natur eher Worte als Hunde anstehen, und als Zunftgenossen werde ich dich allerdings mehr als früher lieben, da der Klang der Sprache unser Gefühl der Zusam mengehörigkeit verstärkt. Wenn du aber ein Lakonier bist und die kurze Rede eines Lykurgos7 bevorzugst, prunke damit bei anderen! Mir aber hebe die Geschwätzigkeit auf und werde redseliger als die j ungen Bürschlein der Komödie! Denn so I wirst du mir nicht nur keineswegs lästig fal len, sondern es wird mir vielmehr erscheinen, als riefest du mich zu einem vielfältigen Festschmaus. Denn ich höre einfach gern deine Stimme, selbst wenn du sie nur ganz kurz erklingen läßt. Wenn aber zur Schönheit deines Stils auch noch Länge hinzukommt, höre ich diese mit größerer Freude als die Leier des Orpheus. Sei also um das Studium von Büchern bemüht und gib deinem Geist täglich die Lektüre der Alten zu kosten; dann versuche in ähnlicher Weise wie sie zu reden ! I Denn so wirst du den Ruhm deines Geschlechtes durch die Ehre, die dir die (Pflege der) Worte einbringt, zu höherem Glanz führen, und du selbst wirst bei den Versammlungen der Männer nicht nur im Reden überlegen sein, sondern auch mir meine an spornenden Worte durch Taten ehrenvoll lohnen. Deine Bewährung ist mir ja nicht weniger wichtig als meine eigene; ich habe aber (auch) nie mals aufgehört, dich zu ermahnen, du mögest für nichts mehr als für dei ne geistige Entwicklung8 sorgen. K I. OKyd: Begründung wie T0144; E: Die lateinische Anschrift des Briefes lautet in der Handschrift: «Asano Centurioni » . Dazu bemerkt Loenertz: « Centurioni: huius nominis al-
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ter, Andronici f. , Centurionis nep . , Martini pron. (sc.pronepos), postea ( 1404 - 1429) prin ceps Achaiae . » Danach h andelt es sich um Centurione H . Zaccaria, Enkel von Centurione I. (Baron von Chalandritza, zuletzt erwähnt 1381 gemäß LBF 1 360) . Zu Centurione H . vgl . PLP 6491 (er war 1404 - 1430 Fürst von Achaia) . Nach LBF I 360, A.5 ist Andronico Asan Zacca ria (sein Vater) seit 1387 als Großkonnetabel von Achaia bezeugt. Der von Loenertz erwähn te Urgroßvater von Centurione Ir . , Martino , war 1314- 1329 Herrscher von Chios (PLP 6495) . Der vorliegende Brief des Kyd. (in PLP 6491 nicht erwähnt) ist die einzige bekannte Quelle für eine Beziehung zwischen ihm und Centurione H . , der um 1380 noch ein sehr j un ger Mann gewesen sein muß, wie auch der Ton des Briefes zeigt (vor allem Z . 34) . OE: Ge mäß Z . 17 f. hält sich E in einer ländlichen Gegend auf, vermutlich im Fürstentum Achaia auf der Peloponnes. D: Der Brief gehört Liber XXI der Edition an, gemäß LC H , XIV in die Jahre 1379 - 13 8 2 zu datieren. H . BKyd: Auch in diesem Brief tritt Kyd. wie in den Briefen an Rhadenos als geistiger Mentor auf (Z .24 - 29.38 - 44) . Ironische Töne fehlen allerdings nicht (Z.3 - 24 ) . BE: Daß ein Angehöriger der genuesischen Familie Zaccaria, auch wenn er im griechischen Raum lebte, einen gehobenen griechischen Stil nach dem Muster der byzantinischen Literaten pflegte, war wohl nicht selbstverständlich. Auch Kyd. war, obwohl er ver � ucht hatte, den leiden schaftlichen Jäger (Z.7 f. ) in dieser Richtung zu beeinflussen (Z.43 f. ) , überrascht, einen Brief von ihm zu erhalten, der entsprechende Kenntnisse verriet (Z.3 - 11 ) . Ep: Ein rhetorisch voll endeter Brief von E an Kyd . (Z.lO f. ) . IlI. Hss: A 106" - 107" Nr. 4; U 178 " - 180', Nr. 184. IV. 1 Wiedergabe der lateinischen Anschrift im Nominativ (vgl . oben, E). Die Wahl des Lateinischen beweist, daß E sich i m fränkischen Herrschaftsgebiet Griechenlands aufhält. 2 W. : « Jetzt aber hast du mich glänzend getäuscht . . . » Die Übersetzungsvariante wurde gewählt, weil der « Betrug» eigentlich schon vorausging und « j etzt» nur zu « d u hast mich überführt» paßt. 3 Anspielung auf PlSmp 215ab, wo Alkibiades in einer Tischrede Sokrates mit einer Si lenstatue vergleicht, in deren Innerem sich ein Götterbild verbirgt; vgl . LSc, s. v. LtAT] v6<;: «a figure of Silenus, used as a casket for precious pieces of sculpture » . 4 HesTh 22 f. 5 W. : . Ei ÖOXEt, « wenn es dir gut erscheint» . Vgl . frz. «s'il vous plait » . 6 W. : 1tagaö6�Cfl. 7 Lykurgos erscheint hier als Inbegriff der lakonischen ßgaxuAoyia, von der bei PIPrt 343b die Rede ist. 8 « Geistige Entwicklung » , w.: . . ötavoia<; . . .
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AN KABASILAS
L: 213 ; OKyd: Konstantinopel; E: Nikolaos Kabasilas Chamaetos; OE: Konstantinopel( ? ) ; D : 1379 - 13 8 2 ( ? ) ; wI: Zusendung einer Predigt über den h l . Laurentius mit der Bitte um kriti sches Urteil und Vorschläge zur Kürzung des überlangen Textes.
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Wenn du den Grund erfahren willst, warum bis j etzt die Schrift nicht zu dir gelangt ist, wirst du zu hören bekommen : Weil sie deiner Sprachkultur 5 und deines geistigen Niveausl unwürdig ist. Denn weshalb / sollte man, wenn Thersites eine Rede hält, einen Nestor als Zuhörer einladen ? Denn ich glaubte, daß diese, wenn du sie liest, sogar deine Zunge beleidigen und, wenn sie von anderen vorgetragen wird, dir in den Ohren gellen wür de. Da du aber beschlossen hast, um der Freundschaft willen auch das Un angenehme zu kosten, sende ich sie dir, überzeugt, daß ich (daraufhin) vorgeladen werde, für mangelnde Muse die Strafe zu empfangen, aber dennoch bereit, mich deinem Befehl zu fügen, und zugleich mir gewiß, 10 daß dein Urteil mir nützen wird, / hat es doch viele gebessert, niemanden aber beschämt. Bei Gott also, nimm für Lobsprüche eine andere Gelegen heit wahr - falls sich in meinen Ausführungen auch etwas finden läßt, was dieser würdig ist - , j etzt aber nimm, wenn du kannst, von der Länge des Geschwafels etwas weg, kürze die stadien lange Salbaderei2 und unter weise (uns), was wir ändern sollen, um nicht bei denen verdientes Geläch ter zu ernten, die sich mit der Schrift befassen . Und zeige überhaupt, daß 15 die Rede in die Hände eines Freundes , / nicht eines Schmeichlers gelangt ist. K I. OKyd: Begründung wie T0144. E: Daß der in der Anschrift genannte Kabasilas der bekannte Mystiker ist, steht außer Zweifel, da uns seine Antwort im Wortlaut erhalten ist, s. u . , BE. OE: Wir wissen aus der Biographie des Kabasilas nur, daß er um die Mitte der 60er Jahre nach Konstantinopel zurückkehrte (A. A. Angelopulos, NtxOAuo<; KußacnAu<; Xu IlU€1:o<; " H 1;ro� xui ,0 EQYOV uuwu, Thessalonike 1970, 61 ff. ) und daß er sich zur Zeit der Abfassung von L380 (13 87/8) wie Kyd. ebenfalls dort aufhielt, da er eine Schrift ManueIs II. zur Lektüre an Kyd . weitergab (vgl . auch LetMan 205, A . 14 ) . Sein im vorliegenden Brief er wähnter «Befehl» ( Z . 9 ) , ihm die Laurentiuspredigt zu lesen zu geben (Z.7 f.) , wurde wohl mündlich ausgesprochen, worauf ihm Kyd. das Werk mit dem Begleitbrief T0223 zukommen ließ. D: Begründung wie T0222. II. BKyd: Über den Inhalt der hier Z A ff. genannten Schrift informiert der Antwortbrief des Kabasilas (LC 1 170, Nr. 2) , der Z.9 bemerkt, der feierliche Stil des Werkes passe « zu den Kämpfen» (TCQO<; ,ou<; ayrovu<;), die es preise. Unter den Werken des Kyd. kann sich eine solche Inhaltsbeschreibung nur auf die einzige Märtyrerpassion beziehen, die er verfaßt hat, eben die Predigt auf den römischen Diakon Laurentius (s. 1/1, 64, Werk verzeichnis Nr. 1 . 2 .3 ) . Kyd. beurteilt selbst den Sermon als z u lang und bittet Kabasilas u m Kürzungsvorschläge ( Z . 12 - 15 ) . BE: Kabasilas reagierte auf die Bitte des Freundes mit dem Brief LC I 170, Nr. 2 wie folgt: Es liege kein Grund zur Selbstkritik vor. Die Sprache der Schrift sei von höchster Schönheit. Nichts Überflüssiges werde gesagt, nichts Wesentliches vergessen . Die feierliche -
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BRIEFE
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Würde des Stils entspreche dem Gegenstand. Die Länge erhöhe nur die angenehme Wirkung, ja, die Schönheit der Sprache wecke den Wunsch nach noch größerem Umfang. Kritik würde hier mehr schaden als Schmeichelei. IlI. Hss: A 110V - 111', Nr. 8 ; U 183" - 184', Nr. 187; B 156\ P 299'; f 244'; Laurent.LXXIV 13, 245v (von Loenertz J1 genannt, fehlt aber in den Listen LC I,IX und I1,XXVI) ; r 62'v (in dieser Hs, BodI.Barocc.90, folgt unmittelbar auf den Brief die Laurentiuspredigt) ; s 268'V. Ed: BoissAnNov 325 f. , Nr. 37. IV. 1 W. : 'tiit; criit; . . . !pffiviit; xai ötavoiat; . 2 W. : 'tU öl; 'tiit; AaAtiit; crUcr'tEAAE crnlöta. Das Stadion als antikes Längenmaß ent spricht 192 m .
0224 L: 215; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Kaiser, Ioannes V. Palaiologo s ( ? ) ; OE: Konstantino pel; D: 1380 - 13 8 2 ( ? ) ; wI: Dank an den Kaiser für seine Bereitschaft, Kaukadenos zu fördern; scharfe Kritik an gewissen Personen im Bereich des Kaiserhofes, die entsprechende Anord nungen des Kaisers unbeachtet lassen .
Anscheinend sollte das Unglück des Kaukadenos nicht enden : Deshalb / hast du zwar, Kaiser, die Gunst gewährt und ihm eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, auf unseren Hinweis hin freundlich 1 zugestanden - damit hast du meine Bitten für ihn nicht mißachtet und es zugleich als gerecht angesehen, daß es einem vortrefflichen Mann, der zu dem dir treu ergeben ist, wohlergehe - , andere aber wollten deine Ent scheidung nicht ausführen, sondern haben noch Einwände und Bedenken , wollen dich über dieselbe Angelegenheit noch einmal befragen / und richten, kurz gesagt, mit ihrer täglichen Hinhaltetaktik den Mann zugrunde, obwohl sie früher behauptet hatten , ihn zu schätzen, und alles Erdenkliche zu tun versprachen, sobald d� nur zustimmen würdest. Jetzt sind sie aber auch nach dem Erlaß der schriftlichen Anordnung2 gleichgültig und träge; sie wollen sie nicht einmal anschauen, sondern schicken3 ihn sogar, wenn er kommt und eine Unterredung wünscht, bald seiner Wege, bald geben sie ihm Rätsel auf, dunkler als die der Sphinx4 , / und haben es tückisch darauf abgesehen, daß er schließlich, um deine Wohltat geprellt, leer aus geht. Nun hast du zwar, was du bereits gewährt hast, für uns getan, und wir sind dir dankbar für das, was du uns zukommen lassen wolltest; das Wei tere aber setze - bei Gott - für dich und zu deiner Ehre durch, Kaiser, gegen die, die es durchsetzen S wollen , deine Wohltaten als bloßes Gerede erscheinen zu lassen . Denn wenn das, was sie beabsichtigen, Geltung be-
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halten würde und alle überzeugt wären, es sei « widerrufbar, / was immer du nickend gewährst» 6 , wird alles dahin sein7 , und wir werden uns j eman den suchen , der deine Entscheidungen bestätigt, da es anscheinend nicht genügt, wenn du etwas sagst. Lehre sie also, was ein Kaiser und was ein Privatmann ist; so sollen sie lernen, vor den Anordnungen eines Herr schers zu erschauern . Denn was sich jetzt abspielt, bedeutet offensichtli chen Zweifel an deiner Herrschaft. K I. OKyd: Kyd. ist über das Geschehen im Palast unmittelbar informiert und hält sich dagegen spricht nicht der briefliche Verkehr - in der Nähe des Kaisers auf. E: Da es sich um dieselbe Angelegenheit wie in T205 handelt, gelten die dort unter E für Ioannes V. vorge brachten Argumente auch für den hier Z . 5 . 18 angeredeten Kaiser. OE: Die Anwesenheit des Kaisers im Palast ist vorausgesetzt. D: Der vorliegende Brief ist einige Zeit nach T205 anzu setzen; er wird bei den undatierbaren Briefen eingeordnet, weil der genauere Zeitabstand un sicher ist. 11. BKyd: Die Intrigen am Kaiserhof, auf die Kyd. anspielt ( Z . 8 - 15 ) , gelten offenbar auch seiner Person, da die kaiserliche Anordnung auf seine Fürsprache (T205) erfolgt war . In seiner Argumentation zeigt er großes diplomatisches Geschick, indem er die Angelegen heit des Betroffenen zur Sache des Kaisers macht ( Z . 1 8 - 24) . BE: Der Brief ist ein bezeichnen des Dokument für die Schwäche der Kaisermacht in dieser Zeit. Xl: Kaukadenos (Z.4) . Zu seiner Person s . o . , T205, Xl. ZG: S . BE. III. Hss: A 111", Nr. 10; U 184" - 185', Nr. 189. IV. 1 W.:
reia. 2 W. : reQocrTaYlla, terminus technicus der kaiserlichen Verwalrungsurkunde. Vorliegen de Urkunde ist bei DöReg 3 164 angeführt. 3 Bei diesem Verbum wechselt Kyd . , der im Kontext das Präsens verwendet, unvermittelt zum Aorist. 4 Vgl. SophOT 391 - 396 u . a. 5 Zweimalige Übersetzung mit «durchsetzen» in Nachahmung des griechischen Polypto ton ayrovtcrat - aYOlVtSoIlEVOU<;. 6 Anspielung auf HomIl 1 ,526 f. , wo Zeus seine Anordnungen als nicht widerrufbar be zeichnet. Vgl. T220, A.15. Geschickter Einsatz des Zitats in einer schwierigen Angelegenheit. 7 W. : . . . reuvTa olx"crETat. Gemeint ist das kaiserliche Ansehen, was Kyd. lieber nicht zu deutlich sagt.
0225 L: 216; OKyd: Konstantinopel; E: Manuel ( ? ) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: 13801382 ( ? ) ; wI: Kydones, von Tarchaneiotes um Hilfe für einen verbannten Abt gebeten, der sich
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bei seinem Oberhirten (beim Patriarchen ?) unbeliebt gemacht hatte, kann, da er selbst kei nen Einfluß mehr hat, seinem Freund nur empfehlen, es mit Bestechung zu versuchen .
Du scheinst, bester Mann, wie die Kinder von Ephesos 1 selbst schon seit vielen / Jahren geschlafen zu haben und, j etzt erwacht, zu glauben, Demetrios2 verfüge über den gleichen Einfluß wie früher und werde, wie da mals, so auch j etzt seinen vom Sturm bedrohten Freunden zum (retten den) Hafen . Denn (sonst) hättest du den Abt nicht zu mir geschickt, daß er durch meine Hilfe das Seinige erlange . Es verhält sich aber ganz umge kehrt: Jener, dein Freund, den du kennst, liegt darnieder, und er findet so viel Beachtung bei den Mitbürgern und Machthabern / wie einer, der zu den längst Verstorbenen gehört, es sei denn, jemand ist ein rechtschaffener (Mann) und zollt ihm mit Worten etwas Respekt. Die Macht3 aber liegt in den Händen anderer, und wir sind zufrieden, wenn wir ohne irgendeinen Schaden davonkommen. Nenne mich also nicht « Helfer der Freunde » , da ich zur Zeit doch nicht einmal mir selbst genüge, sondern schicke den , der Hilfe braucht, zu anderen, die sein Schicksal werden ändern können . Das schreibe ich aber, weil ich um deinetwillen auch nicht gänzlich / den Mut aufgab, ihm behilflich sein zu können . Denn ich erkundigte mich bei denen, die mir genaue Auskunft geben konnten, und hörte, daß er nicht nur, worüber er sich j etzt beklagt, sondern noch viel mehr und Schlimmeres zu erleiden verdient hätte . Sie sagten nämlich , die Verban nung sei ihm dank der Milde des Richters als leichte Strafe auferlegt wor den, obwohl Anklagen gegen ihn vorlagen, deren gesetzliches Strafmaß der Tod sei . Was ihm aber j egliche / Hoffnung auf Rückkehr verbaut, ist der Bann des Oberhirten , den jener brieflich denen androhte3" die ihn zu rückzuholen versuchten. Was diesen (Bann) betrifft, so sehe ich kein uns zur Verfügung stehendes Mittel, das etwas ausrichten könnte. Denn den Fluch scheuen alle, und sie glauben ihn auf sich zu ziehen , wenn sie den Verfluchten beizustehen wagen; der aber, der ihn verhängt hat, wird von den Kaisern wie ein Gott verehrt4 • Viele aber möchten (uns) sogar einre den, / man müsse seinen Beschlüssen den gleichen Respekt zollen wie den Gesetzen, und diese sind alle reich, alle Heilige, alle ein in Schlachtord nung aufgestelltes Heer, alle entschlossen, an denen Vergeltung zu üben, die es wagen, einen Mucks zu tun. Wegen dieser Leute hat j ener5 noch über das Grab hinaus so viel Einfluß wie zu Lebzeiten . Diese mindern auch meinen Einfluß und dulden nicht, daß deine Bemühung um den
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Freund6 Erfolg hat. Darüber wundere ich mich allerdings, / daß du, ob wohl du auch selbst die Leute gut kennst und weißt, welch umfassende Macht sie gleichsam im (höheren) Auftrag haben, dennoch wagst, gegen sie die Waffen zu erheben und ihre Entscheidungen anzutasten. Aber, mein lieber Tarchaneiotes, in gewissem Sinne hat anscheinend jetzt auch dich eine gerechte Strafe ereilt, die dich zwingt, mit dir selbst in Konflikt zu geraten. Denn entweder verehrst du in gewohnter Weise die Schatten derer, die den Abt jetzt anklagen, hältst ihr Nicken für ein Gesetz und wirst (dann) keine Möglichkeit haben, / dem Mann Straffreiheit zu erwir ken, oder du wirst gezwungen sein, wenn du diesen den Anklagen zu ent reißen versuchst, zuzugeben, daß die Leute Lügner und Schurken sind, die du bis jetzt als Führer zur Wahrheit und Tugend ansahst. So hat es sich für dich gefügt, daß du zwar nicht ein Opfer deiner FlügeF, (wohl) aber dei ner eigenen Meinungen wurdest, da dein Sinn nun zwischen beiden Rich tungen gespalten ist. Bewahre jedoch diesen, auch wenn sie etwas offenbar Unsinniges frech behaupten, die alte / Ehrfurcht, und niemand sei so sehr dein Freund, daß du ihm zuliebe mit ihnen feind sein willst - j edenfalls wenn dir daran ge legen ist, noch ein wenig am Leben zu bleiben - , damit du nicht unverse hens von den Freunden auf dich selbst die Geschosse ablenkst. Dem Abt aber wäre klarzumachen 8 , er solle mich und dich und die Hoffnungen, die er auf uns setzt, getrost vergessen 9 und den Weg des DemostheneslO, wel cher der kürzere sei, gehen, entsprechend der Weise, wie j ener seine öffentliche Rede / ausschmückte. Er muß also, wenn er seinen Mitbürgern ganz feierlich auf der Rednertribüne Ratschläge erteilt, diese Arznei verwen den, um sich die Leute freundlicher zu stimmen. Unentgeltlich will näm lich von denen niemand anständig sein . Wenn also der Säckel ziemlich prall gefüllt ist, wird man gewiß bald sehen, wie er sie, die j etzt mit ihm ihr Spiel treiben, sogar gegen ihren Willen an der Nase herumführt, wie der Fluch sich für ihn in Segen verwandelt und alle Gesetze für ihn sprechen, / mit denen ihn früher seine Verfolger angriffen. So m ächtig sind jetzt überall die zwei Obolenll . K 1. OKyd: E hat Kyd. nach wie vor für einflußreich gehalten, sc. an seinem gewöhnlichen Aufenthaltsort (Z.5 f. ) . E: Der Adressat ist durch die Anrede in Z.32 bestimmt. Zum Vorna men vgl. 111, 220, A.14. OE: Vgl. 111, 218 f. D: Loenertz datiert mit Fragezeichen auf 1380 1382. Aus der Stellung in Liber XXI ergäbe sich 1379 - 1382, doch sind für die vorgeschla-
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gene engere Datierung die Anspielungen auf die erneute Macht der Palamiten maßgebend (vgl . ZG) , die mit dem Amtsantritt des Patriarchen Neilos 1380 gegeben war (vgl . T219, A.5) . Wenn Kyd . von geschwundenem Einfluß spricht, paßt das allerdings nicht gut in den ge nannten Zeitraum , da er bis auf einige Auseinandersetzungen mit Ioannes V. keineswegs kaltgestellt war (vgl. T209, BKyd, 5 . ; 214, BKyd ) . Es ist allerdings anzunehmen , daß Kyd. damals auch beim Kaiser auf taube Ohren stieß, wenn er etwas gegen die mächtige Palami tenpartei durchzusetzen versuchte (vgl. dazu X2, X3, ZG) . So würde man den Brief zwar lieber in spätere Jahre datieren, als Kyd . tatsächlich ohne Einfluß war (daher Einordnung bei den « undatierbaren » Briefen) , aber es spricht auch einiges für den Datierungsvorschlag von Loenertz . II. BKyd: S. D. BE: Anspielung auf Tendenzen des Tarchaneiotes zum Palamismus ( ? ) , Z .3 1 - 42, d i e e r n u n revidieren müßte. Xl: E i n Abt (TjYOUIlEVOC;, Z .7.33A3, Großschreibung in der Edition ) , gemäß Loenertz, zu Z.7, vielleicht identisch mit dem in L292 erwähnten Dio nysios (wegen dessen ähnlicher Situation) . Dieser war von einem nicht näher bestimmten kirchlichen Oberhirten (X2) (aus Thessalonike ?) verbannt worden ( Z . 17 - 2 1 ) . Er kam, von E empfohlen , zu Kyd. , um mit dessen Hilfe die Rückkehr in die Heimat zu erwirken (Z.7 f. ) . Abgesehen von dem geringen Einfluß, den Kyd. nun z u haben behallptet ( Z . 8 - 14), wird in seinem Fall die Hilfe erschwert durch das angeblich todeswürdige Vergehen, das er begangen hat ( Z . 17 - 19 ) , mehr aber noch durch den Kirchenbann, den der sehr angesehene Kirchen mann denen angedroht hat, die jenen aus der Verbannung zurückholen wollen ( Z . 19 - 29) . Angesichts der mächtigen Anhängerschar dieses Oberhirten ( Z.26 f. ) bleibt dem Betroffenen nur massive Bestechung als Ausweg ( Z A2 - 5 1 ) . X2 : Es spricht vieles dafür, daß der erwähn te, inzwischen verstorbene (Z .27 f. ) Oberhirt (Z .20) Patriarch Philotheos (gest. 1377/ 1378 ? vgl . PLP 11 917 oder schon Oktober 1376, s. 112, 404, A A2) ist, neben Palamas selbst und Ioannes Kantakuzenos der angesehenste Anführer der Palamiten (vgl . 112, 398 -404) . Auf solchen gewaltigen Einfluß aber spielt Z .24 f. an, und seine Anhänger werden so beschrieben (Z.25 f. , vor allem als « Heilige » , eine beliebte Selbstbezeichnung der Palamiten ) , daß in der Zeit des Kyd . kaum andere als die Palamiten in Frage kommen. Bemerkenswert ist auch die Anspielung auf seine Wirkung über den Tod hinaus ( Z .27 f. ) und auf sein hohes Ansehen bei den Kaisern (AA) . Hier dürfte vor allem Ioannes V. gemeint sein, der seit seinem einstigen erfolglosen Konversionsakt in Rom kein Interesse mehr an einem eigenständigen dogmati schen Kurs zeigte und im wesentlichen im Fahrwasser der jeweils herrschenden Tendenz schwamm, die seit Patriarch Neilos wieder entschieden vom Palamismus bestimmt war (s. o . , D ) . X 3 : D i e Kaiser, s. A A u n d X 2 . Z G : Z u m Einfluß der Palamiten unter Patriarch Neilos s. o . , D . III . Hss: A 111' - 112\ N r . 1 1 ; U 185' - 186\ N r . 190. IV. 1 Anspielung auf die Siebenschläferlegende. Vgl . dazu A. Allgeier, Der Ursprung der griechischen Siebenschläferlegende, Byz.-ngr. Jahrbücher 3 ( 1922) 311 - 33 1 ; F . Jourdan, La tradition des sept dormants, Paris 1983; Bibliotheca hagiographica Graeca3, 1957, Nr. 1593 1599. 2 Gemäß LC II, 463 , Index, s. n . Cydonius die einzige Stelle im Briefcorpus, wo Kyd . selbst seinen Vornamen nennt. 3 W. : ,0 Mvacr9at, vgl . L166,19; 187,41 f. 3a W. : E1tE"tEtXtcrE, als Mauer vorschieben .
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4 Anspielung auf HomIl 9,302 f. , wo Odysseus dem Achilleus versichert, die Achaier würden ihn, wenn er zum Kampf gegen Troja zurückkehre, wie einen Gott ehren, hier in freier Abwandlung des Zitats von « den Kaisern » mit Bezug auf Patriarch Philotheo s ( ? vgl. X2) gesagt. Der Plural ist wohl nicht so genau zu nehmen, denn weder Andronikos IV. noch Manuel 11. neigten dem Palamismus (s. o . , D , X2) zu; außer Ioannes V. (s. o . , X2) käme allen falls noch Ioannes Kantakuzenos (gest. 15. 6. 1383) in Frage, falls der Brief noch zu seinen Lebzeiten verfaßt ist. 5 Derselbe, der die Banndrohung ausgesprochen hatte, vermutlich Patriarch Philotheos (X2) . Ob er auch mit dem Richter ( Z . 1 8 ) identisch ist, ist nicht ganz sicher. 6 W. : b:UlQOV, eigentlich etwas weniger als ein Freund (
0226 L: 217; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund; OE: Konstantinopel; D: 1379 - 13 82 ( ? ) ; wI: Kydones nimmt die Einladung zum Besuch einer Tierhetze im Zirkus aus Gefälligkeit an, obwohl der Protagonist Phakrases ihm lächerlich erscheint.
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Wie an Phakrases alles lächerlich ist, so ist es noch um so lächerlicher, wenn er seine Tapferkeit zur Schau stellen will, indem er in den / Städten Hirschkühe ohne Hunde hetzt. Daß aber nicht einmal der Regen ihn von dieser Leidenschaft abhält, sondern daß er unter den Tropfen - vielmehr unter der Sintflut - (noch) das Tier verfolgt, das hätte sogar Heraklit, glaube ich, zum Lachen gebracht und ihn seine Klagen vergessen lassen, deren er die Taten der Menschen für wert hielt1 . Den allergrößten Gefallen
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aber wird er sich tun, wenn er auch mich überredet, / als Zuschauer seiner 10 Verrücktheit dazusitzen; hatte ich ihn doch einst ermahnt, nicht ständig den Mundschenken zu gehorchen, wenn er mit uns esse. Er aber läßt, wenn er auf fremde Kosten speist, nichts ungegessen, sondern hält es (schon) für ein Unglück, wenn ein anderer aus dem Mischkrug schöpft. Das hat ihn oft aufstehen und leere Streitgefechte führen, bald gegen die Bakchanten anspringen, bald an Ort und Stelle / wie einen Satyr schlafen 1 5 lassen2 . Dieser also wird zwar nicht so lächerlich sein, daß er ausgerechnet mich trotz Schlamm und Regen zum Zuschauen einlädt. Da aber du selbst Dionysos in Herakles verwandelst, ihn mit Löwenfell und Keule bewaff nest, ihn uns zum Kampf nicht gegen einen Eber, sondern gegen furchtsa me Tiere aussendest und tatsächlich willst, daß auch ich diesen bizarren Anblick zu sehen bekomme, / füge ich mich deinem Beschluß und kom- 20 me, damit - so scheint es - das Hohnlachen (um so) größer werde, wenn er sich wegen seines Rausches in jeder Hinsicht unpas � end benimmt, der Kaiser aber mit Gelächter zuschaut und wir alle uns miteinander ergötzen, weil alle sich tuschelnd erzählen , der Unglückselige sei nicht bei Trost und mache sich unmöglich3 . K I. OKyd: Die selbstverständliche Anwesenheit des Kaisers bei der Tierhetze (Z.21) ver weist auf Konstantinopel. E: Der unbekannte Adressat, der vermutlich zu den Kreisen des Kaiserhofes gehört, dürfte Kyd . freundschaftlich verbunden sein, da Kyd. ausdrücklich nur ihm zuliebe bereit ist, dem lächerlichen Spektakel beizuwohnen ( Z . 1 7 - 20) . OE: Der Aufent halt am gleichen Ort wie Kyd. ist Voraussetzung der Einladung. D: Begründung wie T0222; die Beziehung zu Ioannes V. scheint kaum getrübt zu sein. II. BKyd: Vermutlich war Kyd. ohnehin schon kein Freund öffentlicher Volksbelustigun gen, noch weniger aber bei Regen ( Z . 16) und wenn der Protagonist eine so klägliche Erschei nung war wie Phakrases; seine Bereitschaft, dennoch der Einladung zu folgen, zeugt von einem gewissen Galgenhumor. Xl: Phakrases (Z.4), ein offenbar nicht sehr überzeugender Star der Zirkusarena . Er ist kaum mit einem der anderen bei Kyd . erwähnten oder adressier ten Personen dieses Namens identisch. Vgl. T75 , E , letzter Satz . X2 : Der Kaiser (Z .21 ) , zwei fellos Ioannes V. ZG: Der Brief ist ein wichtiges Zeugnis für das Fortdauern von Tierhetzen in byzantinischen Städten (Z.4 f.) der Spätzeit. Der traditionelle Ort für solche Volksunter haltung war in Konstantinopel das Kynegion (R. Janin, Constantinople byzantine, 2.Aufl . , Paris 1964, 376 f. ) , d a s noch b e i Pseudo-Phrantzes, e d . V. Grecu, Georgios Sphrantzes, Bucu rqti 1966, S. 398, Z . l 1 (als « Kynegesion » ) erwähnt wird. 111 . Hss : A 112", Nr. 12; U 186v - 1 87', Nr. 191. IV. 1 Kyd . suchte für seinen Überbietungsvergleich offenbar nach einem wenig zum La chen geneigten Philosophen und war, wie das Autograph A erweist, zuerst auf Demokrit,
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dann erst auf Heraklit verfallen . Dabei dachte er wohl vor allem an Aussagen über die allge meine Vergänglichkeit, auf die er an zwei anderen Stellen seines Briefcorpus anspielt (T177, A . 8 ; L413 , 25) . Vgl. aber auch DiogLaert 9,3 (Heraklit im Alter ein Misanthrop) und 6 (Melancholie ) ; ferner Gregor von Nazianz, der seine XU-n'l
0227 - AN DEN ARZT VON eHIOS L: 228; OKyd: Konstantinopel; OE: Konstantinope l ( ? ) , Chios ( ? ) ; D: 1380 - 1382( ? ) ; wI: Bit te um einen Freundschaftsbesuch aus Anlaß einer Erkrankung.
Schon dein Beruf ist in jeder Hinsicht menschenfreundlich , und auch du selbst bist bereit, allen Wohltaten zu erweisen. Da du also einen Beruf ge5 wählt hast, der deiner Neigung entspricht, / bist du ein « Gemeingut» ge worden und bringst denen Rettung, die dich j eweils angehen . Nun ist es gut und recht, wenn du allen nützlich bist, daß du um so mehr den Freun den die Gesinnung bewahrst. Komm also und besuche deinen Freund, der dich um deine Kunst 1 bittet, noch mehr aber um deine Zuneigung2 . Ich bin überzeugt, daß du um ihretwillen besser für uns sorgen und deine Kunst sorgsamer anwenden wirst. Alles aber, was du anordnest, wirst du uns wie Aussprüche des Hippokrates aufnehmen sehen. K OKyd; OE: Kyd . erwartet zweifellos an seinem gewöhnlichen Aufenthaltsort den Be such eines befreundeten ortsansässigen ( ? vgl. E) Arztes. E: Ein aus Chios stammender Arzt, wie aus der Überschrift Ti[.! XiCfJ lUTQi[.! zu entnehmen ist. XiCfJ ist hier vom Adjektiv Xio<; zum Inselnamen Xio<; abzuleiten (so auch LC II, 473 , Index, s. n . Chius) . Daß der Arzt zur Zeit des Briefes auf Chios ansässig war, ist daraus nicht zu entnehmen und eher unwahr schein lich . D: Der Brief gehört Liber XXII der Edition an, gemäß LC II, XIV in die Jahre l.
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1380 - 1382 zu datieren. Gemäß T209, BKyd, 1. war Kyd. zu Anfang des Jahres 1381 krank, aber es muß offen bleiben, ob es sich auch hier um dieselbe Krankheit handelt. III. Hss : A 149" - 150', Nr. fehlt (vgl. T202, Hss ) ; V 103'\ Nr. 111; B 182', Nr. 4; L 121" 122', Nr. 4; VI (vgl. T202, Hss) 165"- 166', Nr. 12; H (Gruppe!) Nr. 6; i 173", Nr. 13 . IV. 1 In diesem Brief erscheint viermal der Begriff 'tEXVT] . Er wird in Z . 3 und 4 mit «Be ruf" , in Z.7 und 8 mit « Kunst» wiedergegeben . 2 Auch hier steht (wie Z.6) der Begriff yvr.O!lT] (Gesinnung ) . Vgl. dazu Index 4 . 1 , s. v. Ge sinnung.
0228 - AN IOANNES ASANES L: 229; OKyd: Konstantinopel( ? ) ; OE: Konstantinopel( ? ) ; D: 1380 - 13 82 ( ? ) ; wI: Asanes hat Kydones seiner Freundschaft versichert, und ein Beweis dafür scheint seine Bereitschaft zu sein, selbst auf der geliebten Jagd seiner zu gedenken. Vorübergehende Zweifel des Kydones, ob eine Zuneigung, die nicht größer sei als die zu den eigenen Jagdhunden, ausreiche, wur den durch einen anderen Jäger zerstreut, der ihn belehrte, nichts �ei einem Jäger lieber als seine Hunde. Dennoch bedauert Kydones den Freund, wenn er sein Gefühl nur an der Liebe zu Hunden messen könne.
Mit vielen Beweisen, daß ich von dir geliebt werde, wolltest du mich täglich überzeugen , hast mich aber durch keinen von ihnen gewinnen könnenl - denn um nichts weniger könnte man jene / auch für Zeichen 5 von Nicht-Liebenden halten - ; was du aber gestern hinzugefügt hast, war ein so strahlendes Zeugnis echter Freundschaft, daß ich - jedenfalls wenn du damit die Wahrheit sagtest - nicht mehr daran zweifeln könnte, dir sogar lieber als deine Brüder zu sein. Denn daß du selbst dann, wenn du der Spur des Hasen folgst, nicht einmal aufhörst, an mich zu denken, son dern mit mir redest wie mit einem Jagdgenossen, weil du mein Abbild auch dann in der Seele trägst, wenn / du, ganz den Spuren des Wildes hin- 10 gegeben2 , dich selbst vergißt, damit hast du nunmehr einen Beweis er bracht, zuverlässiger als die Freundschaft zwischen Herakles und The seus . Und ich wäre auch, wie mit stählernen Fesseln3 durch dieses Wort gebunden, bei der Meinung, ich würde von dir geliebt, geblieben, wenn mir nicht ein Gedanke gekommen wäre , der mich annehmen ließ , diese Fessel sei noch nicht in gleicher Weise unzerreißbar; denn ich sei aufgrund dieses Wortes nicht / mehr ein Freund als die Hunde, Falken und die ande- 15 ren (Tiere)4 - groß ist ihre Zahl - deren du dich zur Jagd bedienst. An sie mußt du ja nicht nur denken, sondern mit ihnen auch reden, ihnen schmeicheln und ihnen Gefälligkeiten versprechen, wenn sie mit vollem
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Einsatz ihrer Kräfte der Jagd nachgehen (sollen) . Daher glaubte ich, ich müsse untersuchen, ob es mir genügen könne, mit Hunden und (über haupt) Tieren verglichen zu werden. Dies versetzte mich, obwohl ich von 20 deiner Ergebenheit überzeugt bin, in die frühere / Unsicherheit (zurück und ließ mich befürchten), mir wäre eine so edle Jagdbeute5 , die ich (schon) in Händen zu halten glaubte, entgangen, wäre nicht einer deiner Zunftkollegen6 mir zur Hilfe gekommen und hätte diese Sorge zerstreut, indem er sagte , einem Jäger sei nichts lieber als Hunde, (und ferner) : « Wenn du daher bei Asanes dieselbe Freundschaft genießt wie die Hunde, hast du sicherlich seine Seele in deinem Besitz, und du k annst ihm getrost 25 befehlen, was du willst, denn er wird dir bereitwilliger gehorchen / als je der Sklave . » Der Sprecher schien etwas (Wesentliches) gesagt zu haben, und zugleich erwog ich auch selbst, daß dich die Hunde oft wie eine Schar von Anhängern? umstehen, du selbst aber wie ein Anführer würdevollen Blickes in ihrer Mitte sitzt und dir ihr Gebell süßer klingt als die Flöten des Marsyas 8 • Dadurch überzeugt, gab ich mein Bedauern auf; um dich aber 30 tut es mir leid, wenn für dich die Hunde ein Maßstab / deiner Freundeslie be sein sollten .
K I. OKyd: Es findet sich keine direkte Anspielung auf einen anderen Aufenthaltsort als den gewöhnlichen. Gemäß Z.3 - 7 ist der Aufenthalt an demselben Ort wie E ziemlich wahr scheinlich (Anspielung auf tägliche Beteuerung der Freundschaft und auf mündliche, n icht schriftliche Äußerung « gestern » ) . Aber auch E kann sich in Konstantinopel aufhalten, s. OE. E: Zu seiner Person und seinem Alter vgl. T0195, E , BE; 198, X l (wohl ein anderer Asanes) ; 200, X l . OE: Gemäß TrappAs 175 lebte E wohl bis 1383 in Konstantinopel, dann auf Euboia. Da ein Aufenthalt des Kyd. auf Euboia nicht bekannt ist, dürfte sich E - falls er an demsel ben Ort wie Kyd . lebt - in Konstantinopel aufhalten. Auf die Jagd konnte man auch in der Umgebung der Hauptstadt gehen; vgl . T0184,8; 217,E; 220,19. D: Wie T0227. 11. BKyd: Kyd. zeigt, daß er die Palette brieflicher Ironie beherrscht. Bis zuletzt läßt er den Freund im Ungewissen , ob er seine Beteuerungen ernstnimmt; die überraschende Wen dung am Schluß zeigt aber, daß er lieber doch nicht mit Jagdhunden auf einer Stufe stehen möchte. Ironische Distanz zur Jagdleidenschaft zeigt Kyd . auch in T114, direkte Ablehnung in T217,86 - 88 , eher Wohlwollen in T201,9 - 11 (im Rahmen des Kaiserlobs ! ) . BE: Ioannes Asanes hat seine Freundschaft zu Kyd. in überschwenglichen Worten beteuert ( Z .7 - 11 ) ; das würde gut zu dem Asanes passen, für den Kyd. in T200 nachdrücklich beim Kaiser eintrat. In der Korrespondenz des Kyd . ist E ein extremes Beispiel der Jagdbegeisterung. III . Hss : A 150", Nr. fehlt (vgl . T202, Hss ) ; U lOY - 104', Nr. 112; B 291'\ Nr. 163; U1 (vgl . T202, Hss) 166', Nr. 13 .
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IV. 1 W. : . . Außffiv JlE 1tEt90JlEVOV. 2 W. : . . . ,mv txvmv . . . ytv0JlEVO<;. Zu diesem Gebrauch von yi(Y)VOJlUl vgl. T27, A . 8 . 3 Vgl . zu diesem Bild T22, A . 3 ; auch hier Anspielung auf AischPr 6. 4 W. : . . . ,mv iiAAroV . Daß nur Tiere, keine menschlichen Jagdbegleiter gemeint sind, ergibt sich aus dem folgenden Kontext. Auf die Frage, welche anderen Tiere noch in Frage kommen, könnte T43 ,8 eine Antwort geben , wo auch Jagdpferde erwähnt sind. 5 Kyd. nennt hier den Freund, passend zum Kontext, eine Jagdbeute (9i]gu) . 6 W.: . . . ,mv OJlO,txvrov . . . n<;. 7 W. : . . . Wcr1tEg n<; xogo<;. 8 Zum Flötenspiel des Marsyas vgl. T4, A . 1 1 . .
0229 L : 230; OKyd: Konstantinopel; E: Ein j üngerer Freund; OE: Konstantinopel ( ? ) ; D: 13801382 ( ? ) ; wI: Dank für einen persönlich überbrachten Brief, der durch schönen Stil und den Ausdruck freundschaftlicher Gesinnung erfreute; nur das übermäßige Lob der eigenen Per son weist Kydones zurück. Der Briefschreiber solle wegen des Tadels einiger Neider nicht besorgt sein .
Einen schönen Brief hast du aus schöner Gesinnung verfaßt. Diese zeigte nämlich ganz und gar den wahren Freund, und j ener entsprach deiner inneren Einstellung ganz genau. / So hast du uns denn durch beides be- 5 zwungen, durch deine Gesinnung uns bezaubert, durch deinen Brief er freut. Hinzu kam aber, daß auch derselbe der Schreiber und der Überbrin ger war. Denn es ist schon eine Freude, von jemandem einen Brief zu er halten, nach dem man sich gerade sehnt. Erweist aber einer persönlich seinem Freund Wohltaten, verdoppelt das dem Empfänger die Wohltat. So war wie in der Musik alles aufeinander abgestimmt: die Gesinnung, / die 10 Schönheit des Briefes, die Gabe. Es hätte aber das Vierte nicht dabeisein, das Übermaß an Lob für mich die so großen Vorzüge des Briefes nicht be sudeln sollen. Denn überall soll man die Maßlosigkeit meiden; vor allem aber soll man sich hüten, sie den Worten beizumischen, wenn wir nicht wollen, daß wir das Wort, an dem alles gemessen wird, mit den Übeln der Maßlosigkeit behaftet zeigen l . Hänge uns also / nicht die allerhöchsten 15 (Tugenden) an, noch belästige die Rhetoren, indem du uns in ihre Reihen hineindrängst, damit auch deine eigenen Reden von j edem Tadel rein seien und du nicht gleichzeitig in Verdacht gerätst, das Maß zu überschreiten sowie das Lob nicht um der Wahrheit willen auszusprechen, sondern weil du für deine Worte Beifall finden willst, indem sie nach deiner Meinung2
221
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
von einem vernünftigen Mann beurteilt werden . Was aber mich betrifft, so lobte ich sie; / denn ich hätte mich der Kühnheit geschämt, dem zu wi dersprechen, was selbst Demosthenes für gut gehalten hätte. Glaube ich doch , daß sogar jener, wenn er sie gesehen hätte, der Meinung gewesen wäre, sie seien der Form nach sehr den seinigen ähnlich . üb aber von je nen , die blaß vor Neid sind3 , jemand sich günstig äußert, soll dir ganz gleichgültig sein; denn ihnen genügt als Strafe ihre Unkenntnis des Schö nen und ihr Haß . Wenn du aber willst, daß ihre rasende Mißgunst noch 25 wachsen soll, mühe dich (noch) entschiedener / um die (Kunst der) Worte, und du wirst sehen, daß diese sich entweder um so schneller mit dir aus söhnen oder (vor Neid) ersticken. Denn das ist für Neider die einzige an gemessene Strafe .
20
K 1. OKyd: Begründung wie TOl44. E: Zweifellos handelt es sich um einen j üngeren Mann, weil er noch einige Unsicherheit über die Qualität seines Stiles zeigt ( Z . 1 8 - 26); vielleicht wurde die Freundschaft, von der Kyd. spricht (Z.3 f. ) , durch seinen Brief erst begründet. OE: Wenn E seinen Brief selbst überbrachte (Z.6), hatte er diesen wohl nur verfaßt, um Kyd . durch seinen Stil zu beeindrucken, und hielt sich wie dieser in der Hauptstadt auf. D: Wie T022? JI. Ep: Ein stilistisch vollendeter Brief von E, kürzlich von ihm selbst überbracht, in dem Kyd . seinerseits wegen seines Stils über die Maßen gelobt wurde ( Z . 1O - 15 ) . III . Hss : A 150" Nr. fehlt (vgl . T202, Hss ) ; U 104'" N r . 113; B 291", Nr. 164; U 1 (vgl . T202, Hss) 166" Nr. 14. IV. 1 Die Logik des Gesagten beruht auf der etymologisierenden Stammwiederholung IlE'tQEimt (wird gemessen) - uIlE'tQia<; (Maßlosigkeit) , bei Lausberg § 648 derivatio (TCUQTJYIlEVOV) genannt. 2 Wiedergabe der durch w(J(lv ausgedrückten subjektiven Meinung. 3 W. : QTJYVUIlEvrov, gemäß LSc, s. v . , B, 1 ( may the envious burst) .
222
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS I m folgenden Abkürzungsverzeichnis werden alle Quellen (antike und byzantinische Autoren) und die Sekundärliteratur mit Kürzeln nach dem Muster des PLP (ohne Abkürzungspunkt) zitiert (vgl . dazu 111, 287) . Ab kürzungen werden verwendet bei den Quellen für die mehr als einmal vor kommenden Autoren, bei der Sekundärliteratur für die mehr als einmal vorkommenden Werke.
1 . Antike Quellen Ais Aristoph AT
Aisopos, Fabeln, ed. B. E. Perry, Aesopica I, Urbana/Illinois 1952, zit. nach N r. Aristophanes (Nu Wolken, P I P]utos, Ra Frösche) Altes Testament (Jb Job, Hiob; Nu Numeri, 4 Mose; Pr Proverbien; Ps Psalmen) Demosthenes (Cher Chersones, Cor Kranzrede, 01 Olynthische Rede, Phil Philippische Rede) . Zitiert wird nach Nummer der Rede und §, in Klammern Kurztitel und Seite der Ausgabe von J. Reiske, Lipsiae 1770 ff. Diogenes Laertios Herodot Hesiod (Op Werke und Tage, Th Theogonie) Homer (Il Ilias, Od Odyssee) Nelles Testament (Mt,Lk,Jo Matthäus-, Lukas-, Johannes evangelium, Rm Römerbrief, 1,2K Korintherbriefe, Gal Galaterbrief, ITim l .Timothellsbrief, Apk Apokalypse) Platon (Ap Apologie, Ep Brief, Euthphr Ellthyphton, Grg Gorgias, Kra Kratylos, Men Menon, Nom No moi, Phd Phaidon, Phdr Phaidtos , Phlb Philebos, Plta Politeia, Prt Protagoras, Smp Symposion, Sph Sophi stes, Thg Theages) Pseudo-Platon (Ax Axiochos) Pseudo-Pythagoras (AurCarm Aureum Carmen , zit. nach Anthologia lyrica Graeca, ed. E. Diehl, Bd. 1, 2.Aufl . , Lipsiae 1936, fasc.2, 87 - 96) Sophokles (OT Oedipus Tyran nus) Theokrit Thllkydides =
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Dem
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Ps.-Pl. Ps. -Pyth
Soph Theok Thuk
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
2. Byzantinische Quellen GregEpLeone KalekEp KydEpCam LC I, II
LetMan SchreinChron 1- III Suda
Nicephori Gregorae Epistolae, ed. P. A. M. Leone, Bd. 2 (Brie fe) , Matino 1982 R. Loenertz, Correspondance de Manuel CaU:cas, StT 152, 1950 Demetrius Cydones, Correspondance, ed. G. Cammelli, Paris 1930 Demetrius Cydones, Correspondance, ed. R.-J . Loenertz, Bd. 1- 2, StT 186; 208, 1956/60 (Ausgabe der Kydonesbriefe, die der vorliegenden Übersetzung als Grundlage dient) G. T. Dennis, The Letters of Manuel 11 Palaeologus . Text, Translation, and Notes, Dumbarton Oaks 1977 P. Schreiner, Die byzantinischen Kleinchroniken (Chronica by zantina breviora) , Bd. 1 - 3 , Wien 1975/79 Suidae Lexicon I -V, ed. Ada Adler, Lipsiae 1928/38 , zit. nach Buchstaben und Nr.
3. Nachschlagewerke, Reihen, Sammlungen, Zeitschriften BGL BoissAnNov Byz BZ EO JÖB LBF I, II LSc
OCP PLP
RE REB
224
Bibliothek der griechischen Literatur J. Boissonade, Anecdota Nova, Paris 1844 Byzantion Byzantinische Zeitschrift Echos d'Orient Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik R . -J. Loenertz, Byzantina et Franco-Graeca, Roma I, 1970; 11, 1978 (gesammelte Arbeiten von Loenertz) A Greek-English Lexicon, compiled by H . G. LiddelI and R. Scott, revised and augmented throughout by Sir H . S . Jones etc . , with a Supplement 1968 , Oxford, 1 . Auf! . , 1843 ; New Edi tion Completed 1940 und Nachdrucke Orientalia Christiana Periodica E . Trapp (und Mitarbeiter) , Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit, Wien 1976 ff. Bei Abschluß des Manuskriptes war das Werk bis zum 9. Faszikel (letztes Stichwort IIl':1:xo<;) erschienen . In die Korrekturfahnen konnten noch die Angaben des 10. Fasz. (bis Ilxolnj) eingearbeitet werden. Zit. nach Nr. des prosopographischen Artikels. Pauly-Wissowa, Realencyklopädie der classischen Altertums wissenschaft, Stuttgart 1893 ff. Revue des Etudes byzantines
ABKÜRZUNGS VERZEICHNIS
StT
Studi e Testi, Vatikan 1900 H. (Wegen ihrer Bedeutung für die Arbeiten von R.-J. Loenertz wird die Zugehörigkeit einer Publikation zu dieser wissen schaftlichen Reihe ausnahmsweise bei den bibliographischen Angaben berücksichtigt . )
4. Sekundärliteratur Von der in diesem Band fortgesetzten kommentierten Übersetzung der Kydonesbriefe sind bisher zwei Halbbände erschienen: Demetrios Kydo nes, Briefe , übersetzt und erläutert von F. T. , Erster Teil, Erster Halbb and (Einleitung und 47 Briefe ) , BGL 12, Stuttgart 198 1 ; Zweiter Halbband (91 Briefe, Register) , BGL 16, 1982. Die beiden Halbbände werden mit dem Kürzel 1/1 und 1/2 zitiert. BalGen I , II BarkMan DarPatr
DenReign DenRhad
M . Balard, La Romanie genoise (XII' - debut du XV' siede) , B d . 1 - 2, R o m 1978 J. W. Barker, Manuel II Palaeologus (1391 - 1425) , New Bruns wick/New Jersey 1969 J. Darrouzes, Les regestes des actes du patriarcat de Constanti nople, Bd. 6 (1/6: Les regestes de 1377 a 1410) , Paris 1979. Zi tiert nach Nummer des Regests. G. T. Dennis, The Reign of Manuel II Palaeologus in Thessalo nica, 1382 - 1387, Rom 1960 G. T. Dennis, Rhadenos of Thessalonica, Correspondent oE Demetrius Cydones, Byzantina 13 ( 1985) ( ,1.00gT Wa cn:ov 1. KagaywvvorrouAov) 263 - 272 (PLP: Dor) B . L . Dentakes, 'lcouvvll <; KurraglcrO"lOO11l<; 6 crocpo<; xai CP lAO crocpo<;, Athen 1965 F. Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Rei ches, 5. Teil: Regesten von 134 1 - 145 3 . Unter verantwortlicher Mitarbeit von P. Wirth. München/Berlin 1965 . Zitiert nach Nummer des Regests . A. K. Eszer, Das abenteuerliche Leben des Johannes Laskaris Kalopheros, Wiesbaden 1969 O. Halecki, Un empereur de Byzance a Rome, Warschau 1930; Ndr. London 1972 H . Hunger, Die hoch sprachliche profane Literatur der Byzanti ner, Bd. 1 - 2, München 1978 =
DentKyp DöReg
EszKal HalEmp Hunger I, II
225
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
JacCal Lausberg LNB
LOCP 37 LR LS II LuttGreg MercAt NicKant NicVen Schwyzer I, II
TinnFreund
TinnGeorg TinnProoim
Tinn Thess
TrappAs VoordTinn
226
D . Jacoby, Jean Lascaris Calopheros, Chypre et la Moree, REB 26 ( 1968 ) 189- 228 H . Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik, München 1960, 2.Aufl. ( mit Nachtrag) 1973 . Zitiert nach §. R . -J. Loenertz, Demetrius Cydones, Correspondance, Notices biographiques des correspondants et des personnages men tionnes dans les lettres, 1947 ( nicht publiziert; vgl. VI, 293 , LNB) R . -J. Loenertz, Demetrius Cydones, OCP 37 ( 1971) 5 - 39 R . -J. Loenertz, Les recueils de lettres de Demetrius Cydones, StT 131, 1947 R .-J. Loenertz, Demetrius Cydones, Lettres, Sommaires II: zu den Briefen der Hss AU (nicht publiziert; vgl . 111, 294, LS I, II) A . Luttrell, Gregory XI and the Turks: 1370 - 1378, OCP 46 ( 1980) 3 9 1- 417 G. Mercati, Se la versione dall' ebraico dei codice veneto greco VII sia di Simone Atumano, arcivescovo di Tebe, StT 30, 1916 D . M. Nicol, The Byzantine Family of Kantakouzenos (Canta cuzenus) ca. 1100 - 1460, Dumbarton Oaks 1968 D . M. Nicol, Byzantium and Venice: a srudy in diplomatie and cultural relations, Cambridge 1988 E . Schwyzer, Griechische Grammatik, Bd. 1 , 2 .Aufl . , München 1953 ; E . Schwyzer/A. Debrunner, Griechische Grammatik, Bd. 2, 2.Aufl . , München 1959 F . TinnefeId, Freundschaft und rrAI�EIA. Die Korrespondenz des Demetrios Kydones mit Rhadenos ( 1375 - 1387/ 8 ) , Byz 55 (1985) 210 - 244 F. TinnefeId, Georgios Philosophos, ein Korrespondent und Freund des Demetrios Kydones, OCP 28 ( 1972) 141 - 171 F. TinnefeId, Vier Prooimien zu Kaiserurkunden, verfaßt von Demetrios Kydones, Byzantinoslavica 44 (1983) 13 -30, 178 195 F . TinnefeId, Demetrios Kydones: His Cultural Background and Literary Connections in Thessalonike, Macedonian Stu dies VI N.S. 2 ( 1989) 33 - 43 E. Trapp, Beiträge z u r Genealogie der Asanen in Byzanz, JÖB 25 ( 1976) 163 - 177 E. Voordeckers/F. TinnefeId, Iohannis Cantacuzeni Refutatio nes duae Prochori Cydonii et Disputatio cum Paulo Patriarcha Latino epistulis septem tradita, Turnhout/Leuven 1987 (zitiert wird nur aus den Prolegomena, daher hier unter Sekundärlite ratur)
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
5. Sonstige Abkürzungen A. ebd. Hs, Hss
Anmerkung ebenda (vor Seitenzahl etc . ohne Komma) Handschrift, Handschriften (nur im Kommentar- und Anmer kungsteil) Jahrhundert,Jahrhunderts Jh, Jh. s Demetrios Kydones (nur im Kommentarteil) Kyd. vor Briefnummern, zur Bezeichnung der Zählung nach Loenertz L Hinweis auf die Psalmenzählung nach der Septuaginta LXX mit (vor A . ) m. Ndr. Nachdruck siehe (Großschreibung am Satzanfang) S., s. Seite S. s.n. sub no mine (unter dem Namen; bei Verweisen) S.O., s.u. siehe oben, siehe unten s.v. sub voce (unter dem Stichwort; bei Verweisen) T vor Briefnummern, zur Bezeichnung der eigenen Zählung vergleiche vgl. « wörtlich» (in Anmerkungen, zur Kennzeichnung der griechi w. schen Textgrundlage freier Übersetzungen) Zeile Z. Zu den Abkürzungen im Kommentar s. Einleitung, 4.
227
KORREKTUREN UND NACHTRÄGE ZU DEN BÄNDEN 1/1 und 1/2 (Abkürzungen: st.
=
statt, n.
=
nach, I .
=
lies, e.
=
ergänze, t.
=
tilge)
II1, S. 6, A.15: e. Über die Lehrer des Kyd. in Thessalonike s . jetzt auch TinnThess 34 f. 111, S . 7, A.19: e. Über die Studienkollegen des Kyd. in Thessalonike s. TinnThess 3 6 f. 111, S. 8, A.30, am Schluß : e. Die frühere Datierung des Massakers bei J.-L. van D ieten, Nike phoros Gregoras, Rhomäische Geschichte, Bd. 3 , Stuttgart 1988 , 347 (A.369) entspricht besser den Angaben bei Gregoras und Kantakuzenos und sollte deshalb übernommen werden (Ende Juni/Anfang Juli 1345 ) . S . 1 2 , A . 5 8 : st. Wahrscheinlich . . . (bis) . . . T19, BKyd I . D i e Identität des cro<pos KuörovTJ s in Brief Nr. 74 des Akindynos mit unserem Demetrios Kydones ist gemäß den Ausführungen von Angela Constantinides Hero, Letters of Gregory Akindynos, Dumbarton Oaks/ Washington, D. C. 1983, 435 kaum haltbar. S. 12, A.60, am Schluß : e. Die Gründe des Kyd. für seine Wertschätzung des Aquinaten erläu tert Frances Kianka, Demetrius Kydones and Thomas Aquinas, Byz 52 ( 1982) 264 - 286. S . 15, A.76: Unter den hier aufgezählten Briefen, die auf harte Beanspruchung des Kyd. im kaiserlichen Dienst anspielen, ist LI20 (hier T0143 ) zu streichen . S. 30, Z.6 v. U . : st. 1374 I. 1375 . Erläuterung: Der Brief Gregors XI. an Kyd . ist im 5 . Regie rungsjahr des Papstes geschrieben. Gregor wurde am 30. 12. 1370 zum Papst gewählt, am 5 . 1. 1371 gekrönt. Wenn Mercati (MercAt 57) den Brief auf 1374 datiert, scheint er das Jahr 1370 bereits mitzuzählen. Es ist aber unwahrscheinlich, daß 1370 bei dieser Angabe als erstes Regierungsjahr zählt. Halecki jedenfalls nennt 1375 als Datum des Schreibens (HalEmp 3 1 1 ) , ebenso Loenertz zu LI54,45 f. MercAt 50, A . 1 gibt selbst für einen am 25. Juli des 4. Regierungsjahres Gregors XI. verfaßten Brief das Datum 1374, was seiner oben genannten Angabe widerspricht . Vgl . auch in diesem Band T174, X l und 203, X l . S . 34, Z.7 f . u n d A. 184a : D i e Angabe, Kyd. habe sich damals in d a s Manganakloster zurück gezogen , beruht auf einem Mißverständnis der Quelle L226 (hier T203 ) , Z . 15 1 f. Movi] (v) bedeutet hier nicht wie L341,5 « Kloster» , sondern «Bleiben, Verweilen » . S. 34, Z . l des neuen Absatzes: Die Annahme einer Verstimmung Ioannes' V . beruht nur auf dem in A. 182 (S. 33) zitierten Brief L218; dagegen gehören die in A. 183 genannten drei Briefe an Kaiser Manuel (L23 1; 237; 23 8 ) sehr wahrscheinlich in eine spätere Zeit (vgl. dazu oben , Einleitung, A.27 ) . S . 51, A.285: Loenertz hatte zwar mit Lampros in L R 2 4 noch Ioasaph a l s Kopisten von Cod.Burney.75 bezeichnet, diese Angabe aber, was mir entgangen war, in LC I, IV wider rufen; vgl. dazu auch TinnProoim 16. S . 58, A.39, am Schluß : e. Gemäß M. Jugie, Le discours de Demetrius Cydones sur l'Annon ciation et sa doctrine sur l'Immaculee Conception, EO 17 (1914) 97- 106, hier 103 erklärt Kyd. in dem (noch unedierten) Werk (s . o . , S. 64, 1.2. 1 ) , daß der Mann nach dem Sünden fall (rrugußucrts) nicht ohne Leidenschaft und die sie begleitende Sünde (Tfi s i:rro�EVTJ s u�ugTius) Leben zeugen könne. S . 63 , 1 . 1 . 2 : Die Angabe, daß sich der genannte Traktat in Vat. 1103 auf H. 1 - 211 finde, steht im Widerspruch zu der Tatsache, daß der unter 1 . 1 . 1 genannte Traktat ebd. auf H. 1 - 52
228
KORREKTUREN UND N ACHTRÄGE
steht. Der Traktat 1 . 1 . 2 folgt in dieser Hs auf Traktat 1 . 1 . 1 . Laut Auskunft von Herrn Doz. Dr. E . Gamillscheg, Wien, der auf meine Bitte Einsicht in die Hs nahm, endet Traktat 1 . 1 . 1 auf f . 52'; 1 . 1 . 2 beginnt a u f f . 59'; ff. 52V - 56V sind leer; a u f f . 57' - 58' steht ein Pinax z u Traktat 1 . 1 . 2 . D i e von Bessarion ( P G 161, 3 12) zitierte Passage �l1 !ll1!Qiou !OU KUDÜlVll XU!U IIAUVOUDll stammt nicht aus dem Traktat 1 . 1 . 2 (Näheres s. Nachtrag S. 232) . S. 64, 1 . 1 . 5 , am Schluß : e. Eine frz. Übersetzung des Traktates von M. Menard ( 1686) wurde in EO 22 ( 1923 ) 2 8 - 49 veröffentlicht. S . 64, 1 . 2 . 1 , Nachtrag unter Lit: M. Jugie, L'Immacu!f:e Conception dans l'Ecriture sainte et dans la tradition orientale, Rom 1952, 275 - 28 1 . Kritische Auseinandersetzung mit der In terpretation Jugies in meinem Artikel Kydones, Demetrios in: Marienlexikon, Bd. 3, 1990. S. 65, 1 . 3 .4, Z.2 und 1 . 3 . 5 , Z.2: st. 1684 1 . 1648 . S. 65, 1.4. 1 - 1 .4.4: Die vier Prooimien zu Kaiserurkunden des Kyd. liegen nun in meiner kri tischen Edition TinnProoim vor . S . 66, 1 . 6 . 1 , D : Entgegen den dortigen Angaben ist eine Datierung der Apologia I auf 1373 oder bald danach wahrscheinlicher. Vg1. dazu VoordTinn LXXI, A. ll0. Literaturnach trag: M . A. Polj akovskaj a , « Apologij a h Dimitrij a Kidonisa kak pamjatnik vizantij skoj obscestvennoj mysli XIV v . , in: Obscestvennoe soznanie na Balkanach v srednie veka, Ka linin 1982, 20- 37. S . 67, 1 . 7 . 1 , Z . l : Sentenzen des Kyd. enthält auch die Hs Vat.Urb .80. Zur Abhängigkeit der Kydonestexte in Burn.75 von Urb.80 vg1. LR 26. Z.2: In Burn .75 findet sich eine weitere Sentenz unter Nr. 166. S . 67, 1.7.6, Z . l : st. onocrmvouv 1 . orcocrmvouv. S . 67, 1.7.7: In diesem Zusammenhang ist auf die Hs Laur.Plut. XXVIII, 1 (Inhalt: Elementa des Euklid; Ptolemaios, Almagest und Kommentar des Theon dazu) hinzuweisen, die sich laut Notiz auf f. 1 im Besitz des Kyd. befand. Beschäftigung des Kyd. mit Ptolemaios ist auch in einem Brief des Theodoros Pediasimos an Kyd. bezeugt: M. Treu, Theodori Pe diasimi eiusque amicorum quae exstant, Progr. Victoria-Gymn. Potsdam 1899, 3 1 - 3 3 , h i er 32, 18 - 22. Vg1 . ferner in diesem Band T21O, 4. S . 71, 2 . 10, Literaturnachtrag: O . Mazal, Zur geistigen Auseinandersetzung zwischen Chri stentum und Islam in spätbyzantinischer Zeit, in: Orientalische Kultur und europäisches Mittelalter, hg. von A . Zimmermann und Ingrid Craemer-Ruegenberg, Berlin/New York 1985, 1 - 19, hier 5 - 10 (ausführlicher Überblick über den Inhalt des Ricoldo-Traktates ge gen den Islam ) . S . 77, Z . 5 - 7 : Den Brief L168 möchte ich nun eher in die Zeit vor der Lesbosreise, also vor September 1373 , datieren (s. in diesem Band T146), L192 nun doch eher mit Loenertz auf die Zeit des Lesbosaufenthaltes ansetzen (s. TOl96) . Entsprechend ist auch S. 30, A. 157 zu korrigieren. S . 86, Z . 3 v. unten: st. 267 1 . 167. S . 87, Z.6 v. unten: st. 223 1 . 229. S . 8 9 f. : Brief Tl ( L123 ) liegt jetzt auch in der Edition von P . A. M. Leone (GregEpLeone 405 f. , Epistulae ad Gregoram missae, Nr. 13) vor. Leone korrigiert in Z . 19 die Lesung ayu9ffiv (Loenertz) in Tj9ffiv, so daß nun statt « von deinen Gütern » etwa « von deiner edlen Gesinnung» zu übersetzen wäre. S. 110, T5, A.21: Die Wendung «Herakles der Feigheit zeihen » findet sich bereits im 11. Jh. =
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KORREKTUREN UND N ACHTRÄGE
bei Ioannes Mauropus (The Letters of Ioannes Mauropous Metropolitan of Euchaita, ed. A . Karpozilos, Thessalonike 1990, Nr. 17, Z . 116) . Als einzigen weiteren Beleg nennt der Editor nur die Briefstelle bei Kyd . , auf die sich genannte Anmerkung bezieht. S. 116, Z.3 - 2 v. unten: Falls T151 (in diesem Band) an Manuel Kantakuzenos gerichtet ist, wofür gemäß T151, E einiges spricht, ist die dort geäußerte Annahme entsprechend einzuschränken . S. 131, A.21: Über die Bezeichnung der Byzantiner als «Teucri » vgl . A. Pertusi, I primi studi in Occidente sull' origine e la potenza dei Turchi, Studi Veneziani 12 ( 1970) 465 - 552, hier 477, 481 und 525 (Hinweis von A. Carile ) . S . 153, T15,Ed: st. BoissAnNov 25 1 - 258 1. 251 - 259. S . 204, A.37, Z.l f. : st. bei der Verteilung der Jagdbeute übergangen I . bei der Verteilung der Jagdbeute nicht gebührend bedacht (vgl. T0184, wI und A.2) . S. 218 f. , Exkurs Tarchaneiotes, Nachtrag: Gemäß T0225, BE scheint Tarchaneiotes zeitwei lig Anhänger des Palamismus gewesen zu sein . S. 219, A.9: Gemäß den Ausführungen S. 220, A . 14 (im gleichen Exkurs) kann L176 nicht auf 1377, sondern nur auf 1378 angesetzt werden. Vgl. T177, D. S. 260, T40, D , Z.2: st. s. o . , E, 3 . 1. 4. I/2, S . 393 , T67, BE : Zur Bewertung der Stellung, die Kalopheros am Hof Peters l. Lusignan auf Cypern einnahm, ist die Rezension zu EszKal von D. Jacoby, BZ 64 ( 1971 ) 378 - 3 8 1 , hier 379 f . z u vergleichen. Jacoby kritisiert, daß Eszer d i e « rumeurs rapportees p a r Cydo nes dans un langage hyperbolique» zu wörtlich nimmt. So bestehen auch erhebliche Zwei fel, ob Kalopheros tatsächlich zum einflußreichsten Berater des Königs aufstieg. In diesem Fall wäre er sicherlich unmittelbar nach der Ermordung Peters l. am 17. 1 . 1370 mit dessen anderen einflußreichsten Anhängern inhaftiert worden, was Jacoby bestreitet. Zum tat sächlichen Grund seiner Gefängnishaft seit ca. Sommer 1370 vgl. JacKaI 192 - 194. S. 398 - 404, Exkurs Patriarch Philotheos Kokkinos: In seiner Rezension der 198 1 und 1982 erschienenen ersten beiden Halbbände meiner Übersetzung der Kydonesbriefe, Deutsche Literaturzeitung 105 ( 1984) 276 - 278, hier 277 f. merkt K. Onasch kritisch an, daß ich in der Beurteilung des Patriarchen zu sehr der negativ voreingenommenen Auffassung des Kyd . folge. Ich konzediere gern, daß zu einer ausgewogenen Bewertung der Person des Patriarchen auch die positivere Sicht seiner Bedeutung bei J. Meyendorff und G . M . Pro chorov zu berücksichtigen ist. S . 460, T81, X3: Die Frage, wer auf der Synode gegen Prochoros Kydones 1368 die einfluß reichste Persönlichkeit nach dem Patriarchen von Konstantinopel Philotheos war, hat be reits S . G . Mercati 1935 beantwortet, in einem Beitrag, den ich erst nach Erscheinen des Bandes I/2 meiner Übersetzung fand. Es handelt sich zweifellos um Nephon, den Patriar chen von Alexandrien; dieser trug seit dem 11. Jh. den Titel XQHi] C; Tfic; OlXOUIlEvllC;, auf den Kyd . in T81 anspielt. Vgl. dazu VoordTinn XVII, A . 23 , wo allerdings Z.2 v. unten statt «bis zum 11. Jh . » selbstverständlich « ab dem 11. Jh. » zu schreiben ist. S . 464, T81, A.33, Literaturnachtrag: W. Bühler, Zur handschriftlichen Überlieferung der Sprüche der sieben Weisen, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, l. phil. -hist. KI., Nr. 1 , 1989, 1 - 36. S. 485, T87, BE, Z.3 - 6: st. Zudem . . . (bis) . . . trösten (3 8 - 42) I . Weil er aber in Konstantino pel einen Prozeß wegen Blasphemie zu erwarten hat ( Z . l 1 f.) und auch sonst die Verhäit-
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KORREKTUREN UND N ACHTRÄGE
nisse in der Stadt nicht günstig für eine Rückkehr sind, rät ihm Kyd. , auf Cypern zu blei ben und sich mit der Philosophie zu trösten (Z .21 - 42) , . . . S . 485, T87, X l : st. auf Cypern (12), zweifellos Vertreter der römischen Kirche I. in Konstan tinopel, sc. die Palamiten (12) . S. 524 - 527, TlOO, Literaturnachtrag: R.-J. Loenertz, Trois lettres de Demetrius Cydones re latives a la fiscalite byzantine, hrsg. aus dem Nachlaß von Loenertz durch G. T. Dennis, OCP 50 (1984) 438 - 445, hier 440 - 442 (Resümee und Kommentar zu L114 TlOO) . Loe nertz betont, daß hier Kyd. die engsten Mitarbeiter des Kaisers, aber nicht diesen selbst kritisiert. S . 535, T103 , Brieftext, Z.4: . . . « da» wir von ihm gelehrt werden . . . Die Edition bietet hier die Konj unktion ÖtE. Man würde ön erwarten. S . 576, T114, Üb: e. H.-G. Beck, Byzantinisches Lesebuch, München 1982, 168 f. (dtsch. ) . S . 601, TOl23, Brieftext, Z . 3 : st. Alles Gute I . Viel Gutes . S. 606, T0126, A . 1 , am Schluß : e. A. v. Harnack, Militia Christi, Tübingen 1905, 28 -30 zi tiert Stellen aus Origenes, wonach die Asketen die eigentlichen milites Christi sind. S . 617, T0132, E : I n einem noch nicht gedruckten Vortrag an der Universität Birmingham (Titel: Thessalonike und die Zeloten) hat K . -P . Matschke 1989 diG Vermutung geäußert, der Adressat dieses Briefes könne mit jenem Alexios Metochites identisch sein, der in der Endphase der Zelotenherrschaft in Thessalonike (seit ca. 1346 bis 1350) dort neben An dreas Palaiologos Gouverneur war und die Stadt im Spätsommer/Herbst 1350 an Ioannes Kantakuzenos ausliefern wollte (Kantakuzenos, Historiae, ed. L. Schopen, Bonner Cor pus, Bd. 3, 108 - 11 1 ) . Dafür spricht vor allem folgendes : Wie ich bereits unter X2 vermute te, handelt es sich bei dem anderen , der E in früheren Jahren verfolgt hatte, um Andreas Palaiologos, den Anführer der Zeloten. Mit diesem war Metochites 1350 in Streit geraten , hatte die Vertreibung der Zelotenführer aus der Stadt erwirkt und Palaiologos zur Flucht veranlaßt. Merkwürdigerweise wird Metochites aber in dem Bericht des Kantakuzenos über seinen Einzug und Aufenthalt in der Stadt nicht mehr erwähnt. Dies fände nach Matschke eine Erklärung, wenn Metochites wegen seiner Kontakte zu Kantakuzenos von dem noch zelotenfreundlichen Senat Thessalonikes nach einiger Zeit selbst verbannt wur de (vgl. die Anspielung Z.26 f. des Briefes), sich also zur Zeit des Einzuges von Kantakuze nos und Ioannes V. gar nicht in Thessalonike aufhielt. Andererseits aber spielt Z . 27 - 29 darauf an, daß E später « mit Lobliedern » zurückgeholt und als Befreier der Stadt gefeiert wurde. Wenn Kyd. seine Zugehörigkeit zum Mönchsstand (in einem Brief von 1365/68 ) andeutet, würde auch das auf Metochites passen, der nach F. Dölger, Byzantinische Diplo matik, Etta1 1956, 326 ff. gegen Ende der 60er Jahre dem Athoskloster Vatopedi Grundbe sitz vermachte, um sich dort zur Ruhe zu setzen. Der Haß des Patriarchen Philotheos auf E (vgl. T0132, X l ) ließe sich aus der Tatsache erklären, daß sich Metochites 1355 aktiv für die Kirchenunion eingesetzt hatte (PLP 17 977) . So spricht einiges für die vorgeschlagene Identifizierung. S . 626, T0137, E : Ein weiterer Laskaris in der Korrespondenz des Kyd. findet sich in diesem Band in T152, X l . S . 633 , z u m Nachtrag für S . 259: D i e Argumente v a n Dietens für Demetrios Kabasilas als Gesprächspa rtner des Gregoras werden nun bestätigt durch H . -V. Beyer, Demetrios Kaba silas, Freund und späterer Gegner des Gregoras, JÖB 39 ( 1989) 135 - 177, hier 176 f. =
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KORREKTUREN UND N ACHTRÄG E
S. 638 , Index s. n. Isidoros Bucheir: Hier ist S. 158 - 163 (Exkurs) nachzutragen . S . 658, s. v. ßacrtÄEro<; d:rt a : Zu dieser Wendung im kanonischen Recht des 14. Jh .s vgl. A. Failler, Une rHutation de Balsamon par Nil Kabasilas, REB 32 (1974) 211 - 223, hier 217; 219,9. S. 672, s . v. Militär: st. Z.20 I . Z . 60. S. 675 , s. n . Herakles, Säulen des -, Literaturnachtrag: G . M. Turnquist, The Pillars of Her cules revisited, Bulletin, American Schools of Oriental Research 216 ( 1974) 13 - 15 (Präzi sierung der Lage ) . S . 678 , s . n . Terpandros von Lesbos: s t . 9 0 , A . 1 1 1. A.9. S. 680, s . n . Demosthenes, Z.2: st. 94, A . 1 8 I . 93, A . 1 8 . A n dieser Stelle s e i außerdem an d i e Korrekturen u n d Nachträge zu 1/1 in 1/2, 63 1 - 633 erinnert.
Nachträge zu dieser Liste nach bereits erfolgtem Umbruch : 1/1, S. 70f. und 237 - 244: Durch Frau Dr. Eva de Vries-van der Velden (Amsterdam) wurde mir erst jetzt folgende auch in der BZ nicht angezeigte Arbeit bekannt: Thomas Tyn , Pro choros und Demetrios Kydones. Der Byzantinische Thomismus des 14. Jh.s, in: Thomas von Aquin . Interpretation und Rezeption (Studien und Texte) , hrsg. von W. P. Eckert, Mainz 1974, 837-912. Zum vorliegenden Band, S . 2lf. , TOl44, BE: Ergänzend zu den Angaben in PLP 10551 ist über Kaloeidas noch zu bemerken: Gemäß LR 19 war er vielleicht der unbekannte Bewun derer des Kyd. und seines Schülers Manuel Kalekas, der an mindestens 11 Stellen des Kyd. Autographen Vat.gr . lOl margin ale Bemerkungen eingetragen hat. Er kommt ferner a l s der auf Lesbos wohnende Sammler mehrerer Hss aus der Bibliothek des Kyd. in Frage, die früh in die Biblioteca Vaticana gelangten (LR 18f. ) . Zum Nachtrag S . 228f. (zu 1/1, S . 63, 1 . 1.2) : Die Passage gegen Planudes, die noch H.-G. Beck, Kirche und theol. Lit. im byz. Reich, München 1959, Ndr. 1977, 735 als selbständige Schrift des Kyd. anführt, ist, wie bereits V. Laurent, Dict. Theol . Cath. XII/2, 1935, 2249 betont hat, nur eine Marginalie des Kyd. und kein Zitat aus einem selbständigen Werk. Zu den Vertretern der Familie Asanes (s. Register, S . 233, s. n . ) ist nachzutragen : I . BoZilov, Asenevci (1186- 1460 ) , Genealogija i prosopografija, Sofija 1985. Zu den im vorliegenden Band berührten Identitätsfragen (Tl52, E, BE; 198, Xl; 200, Xl) finden sich dort keine weiterführenden Überlegungen.
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REGISTER zum zweiten Teil"·
1 . HISTORISCHES REGISTER 1 . 1 Namen (Personen, Geographisches)"" "· Achaia, fränkisches Fürstentum auf der Peloponnes 0222, E , OE Adrianopel 213, OE Adriatisches Meer 203 , ZG,2. Ägypten 178 , 25 AgalIon, Ioannes Dukas 176, Xl, A.2; 215, E, X1, Ep Agathios, «Philosoph» 0140, E Ainos 218, ZG; 219, OKyd, BKyd, X2, ZG; 220, BKyd Akrisis 216, X4 Alpen 178, 24; 197, ZG,3 . Alusianos, Thomas Dukas 204, E Amarantos 177, X2, A.3 Anatolien 204, OE; 208 , OE; 213, OE Andronikos, s . Palaiologos; Sebastopulos Andrusa, Ort auf der Peloponnes 176, OE Anonymi (nur Einzelpersonen) 0141, E; 0143 , X l ; 0145, E; 150, E ; 151, E; 156, X5; 166, X l ; 167, X l ; 173, X6; 177, X3, A.3 .4; 0180, E ; 0183, E; 0185, Xl, X3, X4; 0188,
E ; 0189, E; 0191, E; 0192, E; 0193 , E; 0194, Xl; 197, E ; 208, E; 209, X2; 216, X4; 217, E ; 0221, E; 0225, Xl, X2; 0226, E; 0227, E; 0229, E Antigoneia, Ort auf der Chalkidike 0192, E , OE Appenin(en) 197, ZG,3 . Archipel, Herzogtum mit Zentrum Na xos 150, ZG Asanes, Andreas 152, E, BE Asanes, Ioannes 0195, E, BE; 198, Xl; 200, Xl, X2, A.5; 0228, E , BE Asanes, Konstantinos 152, E, BE; 159, E; 0181, X l ; 0188, Xl; 198, E, BE, X l Asien 1 . in d e r Bedeutung «Anatolien » 203 , ZG,2. ; 2. der byzantinische Osten im Gegensatz zum Abendland 215, A.3 Athen, Herzogtum 203 , ZG,3 . Atumanos, Simon 203 , E, BKyd, ZG,3 . , A . 3 ; 208, E Avignon 172, OE; 0195, A.2
Dieses Register bezieht sich ausschließlich auf die in diesem Band übersetzten Briefe und deren Kommentar, nicht auf die Einleitung und die Nachträge. Zitiert wird daher nicht nach Seiten, sondern nach der eigenen (T-)Numerierung der Briefe. Auf diese folgt je weils, durch Komma abgetrennt, entweder die entsprechende Kategorie (Kürzel wie Ein leitung, 4.) oder Anmerkung im Kommentar oder die Angabe der gemeinten Briefzeile (n) durch Ziffer( n ) . Da in der Übersetzung nur jede 5 . Zeile gekennzeichnet ist, bezieht sich die genaue Zeilenangabe auf die Edition . Die erste Zahl nach dem Stichwort und jede weitere nach einem Semikolon bedeuten immer eine Briefnummer. Anmerkungs- und Zeilen zahlen werden voneinander durch Punkt abgetrennt. Die Angaben des Registers gehen weit über die des Kommentars hinaus. Dies gilt insbesondere für 1.2 Sachen, 3 . griechische Stichwörter (oft direkt auf die Edition bezogen) u n d 4. literarisches Register. VgL zu letzterem auch die Einleitung, 4. Antike Namen bis einschließlich 6. Jh. sind unter 4.4 berücksichtigt.
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REGISTER
Beaufort, Roger de 150, A.3 Blemmydes, Nikephoros 204, A.3 Bosporos 214, 20 Bozolasco, Tomaso de, Dominikanermönch 150, Xl Britannien 214, AA Brussa 213 , OE Carceri, Nicolü II. dalle 150, ZG Chamaetos, s. Kabasilas Cherrazio, Bartolomeo, Franziskanermönch 150, Xl Chioggia-Krieg 172, Xl; 175 , D, ZG ; 1 7 6 , D; 1 7 8 , Z G ; 197, ZG,3 . ; 203 , D, ZG,5 . Chios 0222, E; 0227, OE Chrysos 167, Xl Colonna, Agapito, Kardinal 178, X4 Cypern 215, A.3 Dandolo, Enrico, Doge 150, ZG Dionysios, Abt (PLP 5428) 0225 , X l Disypatos 0 1 8 2 , OKyd, X 2 Dorotheos, Briefbote 206, Xl, E p ; 2 1 0 , BE, A.2; 212, Xl Dukas, s. Alusianos England, s. Britannien Euboia 200, X2 Eudokia, Schwester des Kalopheros, Mutter des AgalIon 176, X l Europa, 11l der Bedeutung «Abendland" 215, A.3 Flote, Bertrand, Johanniter 150, Xl Gabrielopulos Kydones, Georgios 173, E, BE, X2, Ep, A.1 Galaktion, Mönch 0179, Xl, Ep Garcia, griech. Garsias oder Garses 208, X2; 214, Xl Gattilusio, Francesco I . 0144, Xl; 173 , D , BE, Xl Gattilusio, Niccolü 219, ZG Genua, Genuesen 172, 20 -35, D, Xl; 197, ZG ,3 . ; 199, D; 203 , D, BKyd; 209, D, BKyd,5 . ; 210, 17 f. ; 211, D, Xl, ZG, A .3; 213 , ZG Georgios, ehemaliger Schüler des Kyd . 0186, E, OE, A . l ; 0187, E; 0190, E, D, BE
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Georgios (Philosophos) , s. Gabrielopulos Glykys 173 , X7 Gregor Xl. , Papst ( 1370 - 1378) 150, X3, ZG; 172, OE, X5; 174, Xl, ZG; 175, A.2; 203 , X3 Gregoras, Nikephoros 201, A . l Ioannes, s. Palaiologos Ioannes, Bewohner der Insel Lesbos 173, X2, X6, X7 Italien, Italer 175, AA; 178, 24; 203 , 9, BE; 215, OE Kabasilas Chamaetos, Nikolaos 0223 , E, OE, BKyd, BE Kaffa 172, A.3 Kallipolis 172, 15, D , Xl; 178, ZG Kaloeidas 0144, E, BE Kalopheros, Ioannes Laskaris 172, E, OE, X5; 175, E, OE; 176, E, Xl; 178 , E; 215, E, AA Kantakuzene, Maria, Schwester der Helene Palaiologina (PLP 16885) 220, E Kantakuzene, Theodora, Schwester der He lene Palaiologina (PLP 10940) 220, E Kantakuzenos, Ioannes V I . , Exkaiser 160, A . 2 . 8 ; 220, E; 0225, AA Kantakuzenos, ManueI, Despot 151, E; 202, D, Xl, Ep Katalanen 203, D , BKyd, BE, ZG,3 . Kaukadenos, Theodoros 205, X l ; 0224, Xl Kerameus, s. Neilos Klemens VII . , Gegenpapst ( 1378 - 1394) 178, D; 203 , ZG,6. Kokkinos, s. Philotheos Konstantinopel, passim; im folgenden auf geschlüsselt nach einigen Unterbegriffen: K., Anemasturm 220, E, A . 8 . 9 IC , Einwohner « Byzantiner» genannt 168, A.5 K., Frühling in der Stadt 169, 7 - 14 K . , Handelszentrum 169, ZG K . , Kynegion 0226, ZG K . , Landmauer, Spaziergang in ihrem Be reich 217, 108
1 . 1 N AMEN
K . , Lob der Stadt 211, A . 6 K . , Manganakloster 160, A . 9 K . , Pantokratorkloster 2 1 0 , BKyd, B E ; 2 1 1 , E, A.7 (Bibliothek) K., Rom, neues 203 , A.20 K . , Versorgungslage, günstig beurteilt 210, 19f.; 211, 3 0 - 34 Kotyaion, Stadt In Anatolien 209, BKyd,4.; 220, OKyd Kütahya, türkischer Name für Kotyaion 209, BKyd,4. Kutales 177, Xl Kydones, Demetrios (PLP 13876) , Verfasser des Briefcorpus, passim; im folgenden aufgeschlüsselt nach einigen S tichwör tern: K . , D . , Alter 201, E, D K . , D . , Bescheidenheit 147,8 ; 150, 48 - 5 3 ; 153 , A.4; 170, 1 4 ; 1 7 1 , 15 - 21; 203 , BKyd; 204, A . 1 (ironisch) ; 0223 , passim; s. auch 4.1 und 4.2, Bescheidenheit K . , D . , Besitz 174, 40 f. ; 217, 45; s. auch K . , D . , Haus und Garten K . , D . , Charakter 174, BKyd; 183, BKyd; 198 , 40 - 46; 203 , 16 - 24; 209, BKyd,3 . , A.4; 212, BKyd; 217, BKyd; s . auch K . , D . , Bescheidenheit, Sarkasmus K., D . , Diener 209, BKyd,3 . ; X2 K., D . , Freundschaft 219, 21; s. auch 1.2, Freundschaft K . , D . , Fürsprache für andere 173 , X2 (abgelehnt) ; 200; 205; 214; 0224 K . , D . , Gehaltsempfang unregelmäßig 0142, A.2; 146, BKyd, A . 3 ; 149, passim K . , D . , Gelehrsamkeit 171, 25 - 2 8 , BKyd; 0185, BKyd; 209, 74 - 76 K . , D . , Haus und Garten 0141, OKyd; 149, 11 (angeblich kein Besitz in Konstantino pel, Rhetorik) ; 153, OKyd; 159, 6 . 15 - 17; 217, 111 K., D., Italienreise 1369 -71 146, BKyd; 161, A . 3 ; s . auch K . , D . , Reisepläne K., D . , Kaiserkritik, 1 . an Ioannes V. 153, 4 - 8 ; 159, 12 - 17; 160, 32 f.37; 0184, 9 f. ;
0191, ZG ; 220, BKyd; s. auch K . , D . , Ge h altsempfang; 2. an Manue! (II.) Palaiolo gos 156, 23 -34 K . , D., Kaiserpalast (Einfluß, Stellung) 150, OKyd; 160, OKyd, BKyd, X2; 170, BKyd; 174, BKyd; 177, BKyd ; 181, BKyd ; 0184, D, A.2; 0185, OKyd, BKyd; 0189, 23 f. ; 0194, BKyd; 197, BKyd; 200, 22 - 24; 209, 47 - 54; 210, BKyd; 214, BKyd; 218, BKyd; 0224, OKyd, BKyd, A .7; 0225, D ; 0226, D K . , D . , Kirche, römische 172, 42 - 44 .46 54, A.7.9; 174, 58 f. , A.4; 0195, 2 1 - 23 ; 203, 147 - 150. 162 . 175. 184, A . 1 8 K . , D . , Krankheit 0 1 8 0 , passim, vor allem 3 - 9, BKyd; 209, BKyd , 1 . ; 0227, D K . , D . , Laurentiuspredigt 0223 , OE, BKyd, BE K . , D . , Lesbosreisen , 1. 1373/4: 146, D; 0182, OKyd; 0196, OKyd; 2 . 1382: 217, D; 218, D; 219, OKyd, Xl; 220, OKyd K . , D . , Reisepläne (Italien) 160, 24 - 26; 165, A . 1 ; 168, BKyd, BE; 174, BKyd; 0182, O Kyd; 203 , BKyd,2. K . , D., Sarkasmus 157, 37; 160, 46; 0180, A.2; 0184, A.2; 0187, 25; 198, 32; 209, 40 f. ; 0226, passim K., D . , Schwester, j üngste 206, X3 K., D . , Schüler, 1. Rhadenos 157 f. ; 160 f. ; 163 - 171; 206 f. ; 210- 212; 216; 219; 2 . Georgios 0186 f. ; 0190 K., D . , Thessalonike 148 , 19 (Geburtsort) ; 161, BKyd; 170, 11 - 13 (Lob ) ; 197, A.3 (Heimatstadt) K . , D . , Vorname 0225 , A.2 (Selbstbezeich nung) Kydones, Georgios, s. Gabrie!opulos Kyparissiotes, Ioannes 175 , E, OE, D ; 178 , O E , X l ; 208, E Laskaris, Ioannes, s. Kalopheros Laskaris, Onkel des Kaisers, sc. Ioannes' V. 152, Xl Lauria, katalan. Adelsgeschlecht in The ben 203 , ZG ,3 .
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REGISTER
Lesbos 0144, OE, D; 0196, OKyd, OE, D; 217, D; 218, OKyd, OE, D; 219, OKyd, BE, Xl; 220, OKyd Makarios, Patri arch von Konstantinopel (1377 - 1379) 173 , D, X2, X3 Makedonien 203 , ZG,2.; 219, OKyd Malachias, Metropolit von Mitylene 173 , X5 Manikaltes, Demetrios Angelos 0179, E, Xl; 0181, E, D, BE; 0185, E, D Manikaltes, Demetrios Dukopulos 0179, Xl Manuel, s. Palaiologos Marica (Maritza) , Fluß 218, ZG Martin V. , Papst ( 1417 - 1431 ) 178, X4 Melitene, hier weib!. Vorname 173 , A.2 Mesembria 0182, OE Methone 215, OE Metochites, Manuel Raul 154, E; 155, E; 156, E; 202, E Mistra 151, OE; 154, OE; 155, OE; 156, OE; 202, OE, BKyd Mitylene 0144, OE; 0196, OKyd; 218, OKyd, OE, BKyd; 219, OKyd, BKyd; 220, OKyd Modon 215, OE Murad 1. , Sultan der Osmanen (1362 1389) 197, X2; 200, OE, D; 201, BE; 204, Xl, ZG; 209, BKyd,2. , Xl; 213, OE Nathanael 207, Xl, X2 Navarresen 203 , ZG ,3 . Naxos 150, OE, ZG Neapel 146, 19 Neilos Kerameus, Patriarch von Konstanti nopel (1380 - 1388) 219, A.5; 0225, D, X2 Nikandros T165, Xl; T207, BE, X3, X4 Nil, Fluß 178 , 26 Oikonorri.os 216, X3 Oinaiotes, Andronikos 151, Xl Osmanen 197, X2; 204, Xl; 211, ZG; 213, OE; s . auch Türken Pagomenos 148, Xl
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Palaiologina, Eirene-Maria , Schwester loan nes' V. (PLP 91851) 219, X2 Palaiologina, Eirene, Tochter loannes' V. 220, E Palaiologina, Helene, Gattin loannes' V. 153, E; 220, E Palaiologina, Maria, Schwester loannes' V. (PLP 168 8 8 ) 173 , X l Palaiologina, Maria, angebliche Tochter 10annes' V. 220, E Palaiologos (ohne Vornamen) 156, X6 Palaiologos, Andronikos 11., Kaiser (12821328) 203, ZG,3 . Palaiologos, Andronikos IV. , Kaiser (1376 1379) 156, X3; 172, D, Xl; 174, E, BE; 177, X4; 178, X2, ZG; 0184, D ; 0195, E, OE, BE; 197, BKyd, ZG,3 . ; 198, D, X l , X 2 ; 199, B E ; ZG; 2 0 1 , B E ; 202, D , A . 2 ; 2 0 8 , Xl, Z G ; 209, D; 2 1 0 , Xl, ZG,1 . ,2 . ; 211, Xl; 2 1 3 , Xl, Z G ; 214, BKyd; 218, ZG; 219, X l ; 220, E; 0225, AA Palaiologos, Demetrios, Großdomesti kos 146, E , BE, A.2; 148, E; 157, E; 162, D, Xl; 163 , Xl, Ep Palaiologos, loannes V., Kaiser ( 13541391) 0141, A . 3 ; 0142, E; 146, X l ; 149, E; 150, X2, ZG; 152, E, X2; 153, Xl; 156, BKyd, Xl, AA; 159, Xl; 160, Xl, A . 2 . 8 ; 172, D, Xl, X 2 ; 173 , X l ; 174, B E ; 176, D ; 177, X 5 , A.5; 0184, E, D ; 0 1 8 5 , X 2 ; 0191, ZG; 0195, E, OE; 197, wl, D, BKyd, Xl, X2, ZG, 3., Ep1; 198, D, X l , X2; 199, E, D; 202, D; 203 , X2; 204, X l ; 205, E, D; 207, X2; 208, Xl, ZG; 209, BKyd,4.,5., X3 ; 210, X l , ZG,2. ; 211, D, X l ; 213, Xl; 214, E; 218, Xl, ZG; 219, X l ; 220, E, BKyd, X2, A . 14; 0224, E, BE, A.7; 0225, D, X2, X3, AA; 0226, D, X2 Palaiologos, loannes VII. (1390) T208, Xl Palaiologos, loannes, Protostrator 161, X1, A.6 Palaiologos, Manuel 1 1 . , Kaiser ( 1391 1425) 0143 , E; 153, X2; 156, BKyd, X2, A.2.6; 172, D, X3; 175, E, OE; 0189, E,
1 . 1 NAMEN
ZG ; 0196, E, O Kyd; 200, E, OE, D, Xl, X2; 201, E, BE; 204, OE, Xl; 209, 3 2 - 37, E , OE; 213, E, ZG; 0225, A A Palaiologos, Michael, Despot 156, X4; 0182, E, OE, D , Xl, X2 Palaiologos, Theodoros, Despot 156, X4; 172, D , X4 Pegonites 0182, Xl Peloponnes 0140, OE, A.5; 151, OE; 154, OE; 155, OE; 156, OE; 176, OE, D ; 178, 17; 200, X2; 203 , ZG,4 . ; 215, E, OE, ZG,2 . ,3 . ; 0222, OE Pera 220, E Phakrases, Zirkusstar 0226, Xl, A . 2 Philotheos Kokkinos, Patriarch v o n Konstantinopel (1353 - 1354, 1364 - 1376) 173 , D , X2, X4, Lit; 198, BKyd; 0225, X2 (auch zum Todesdamm) , AA.5 Prignano, Bartolomeo 178, X3 Pyropulos, Iakobos 0139, E Rhadenos, Schüler und Freund des Kydo nes, Demetrios 0139, A . 1 ; 147, Xl; 157, Xl; 158, E; 161, Xl, X2; 162, D; 163 , E , A . 3 ; 164, E, B E , A . 1 - 3 ; 165, E , B E ; 166, E, BE; 167, E; 168, E, D, BKyd, BE; 169, BE; 170, BE, Xl; 171, BKyd, Xl; 0186, E, OE, BKyd, A.1; 206, E, Xl; 207, E, BE; 210, E, BE, A . 1 .2; 211, E , BE; 212, E, D; 216, E , D; 218, D ; 219, E , BKyd Rhadenos, Vater des - 164, Xl, A . 1 - 3 ; 165, A . 2 ; 168, BKyd, B E , X l ; 169, BKyd, BE, Xl Rhadenos, Geschwister des - 169, 19 Rhomäer ('PCOJ.1Ut01) 1 . Byzantiner 178, 20; 203 , 134; 2. Römer 171, A.7; 0185, A.3 ( ? ) Rom 146, 19; 150, D ; 168, 37, BKyd, BE; 169, 5 0 - 5 3 , BKyd, BE; 172, OE, A.7; 175, E, OE, D ; 178, Xl; 0195, A.2; 203 , 158. 161. 177. 179, BKyd, A.20; 208, E, OE Sanudo, Marco 150, ZG Schlegelholtz, Hesso, Johanniter 150, Xl Sebastopulos, Andronikos 200, Xl, X2; 206, X2, Ep, A . 1
Serben 197, E, ZG Sguros 216, X2 Spanien, -er 0195, 3 ; 203 , ZG,3 . ; 208, X2; 214, X1, A . 1 Süleyman Schah, Emir von Kütahyah 209, BKyd,4., X4 Symeon 207, BE, X3, X4 Tarchaneiotes, Manuel ( ? ) 147, E; 162, E; 170, E, BE; 171, E, BE; 177, E, BE; 0192, E, OE; 0193 , E, A . 1 ; 0194, E, BE; 197, E; 0225, E, BE Tenedos 172, 21 - 35, D, Xl; 197, ZG, 3 . Theben 203 , E, OE, D, BKyd, BE, ZG,3 . ; 208 , E , X2 Thessalonike: Th. , Aufenthaltsort: Georgios 0186; 0187; 0190; Manikaltes, Demetrios Ange los 0179; 0181; 0185; Palaiologos, De metrios 146; 148; 157; Palaiologos, Ma nuel II. 200, OE, D ; Rhadenos 15 8 ; 160; 163 - 169; 171; 206; 207; 210- 212; 216; Tarchaneiotes 147; 170; 171; 177; 0192- 0194; 197; 0225 Th., Auslieferung an den Papst? 150, ZG Th., Geistesleben 161, AA Th., Heimatstadt des Kydones, Deme trios 148 , 19; 170, A.2; 197, A . 3 Th. , Palaiologos, Ioannes V. 146, Xl (vor übergehender Aufenthalt ) ; 197, ZG , 1 . (Verstimmung gegen - ) Th . , Serben, Überfall a u f - 197, ZG,2. Th., Stadt, zweite nach Konstantinopel 146, A . 1 Thomas von Aquin 0 1 8 3 , A . 1 .2; 215, A . 1 0 Thrakien 203 , ZG ,2. Tiber 168, 28; 203 , 181 Triboles 210, X2, BKyd Türken 172, 13 . 1 5 - 17. 1 8 - 20, D, Xl; 172, X5; 174, ZG; 178, 51 -56, BE, ZG; 199, D; 203 , 138, BKyd, ZG,2.,4.; 204, Xl; 211, ZG; s. auch Osmanen Turin, Vertrag von - 211, D Tzymiskes 216, Xl Urhan V. , Pa p st ( l3 li2 U70) 203 , X I -
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REGISTER
Urban VI. , Papst ( 1 378 - 1386) 178, BE, X3 Urtobia , Juan de 203 , D Venedig, Venezianer 172, 20 - 35, D, Xl; 175, 20, D; 178, 20, X2, ZG; 197, ZG,3 . ; 200, X2; 203 , D, BKyd; 210, 1 8 ; 2 1 1 , D , X l , Z G , A.3; 2 1 5 , 126 f. Zaccaria, genuesische Familie 0222, BE
Zaccaria, Andronico Asan 0222, I: Zaccaria, Centurione I. 0222, E Zaccaria, Centurione 11. Asan 0222, E, BE Zaccaria, Martino 0222, E Zeno, Carlo 197, ZG,3 . Zypern, s. Cypern
1 .2 Sachen Abendland, Begriff (gr. 'E(mtQu) 203 , A . 17 Adelphaton 160, A.9 Äpfel 0141, passim; 159, 4 . 10 - 17 Antipalamit 0181, Ep Apokreos 167,A.4.5 Arithmetik 177, A.2 Armut: - der Gelehrten 168, 17 f. , BKyd, BE; Lob der - 203 , 128 - 133; - als Strafe für ungerechte Bereicherung 161, 30 f. Arzt, Ärzte 0180, 8 . 13 ; 0227, 3, E Beamte: Großdomestikos, s. 1 . 1 , Palaiolo gos, Demetrios; Großrichter 0181, BE, A.1; Protostrator 161, Xl Bestechung 0185, ZG; 0194, BE, Xl Bildung, Bedeutung der literarischen 0194, 12 -21, ZG , A.5 BKyd; Bildungsfreundschaften 200, s. auch 1 . 1 , Kydones, Demetrios, Schüler Bilingue (griech . /lat . ) 203 , 14 Briefzensur 208, ZG Chrysobull 177, D, A.7; 0182, OE, D Despot, s. 1 . 1 , Kantakuzenos, Manue!; Palaiologos, Michael, Theodoros Dialektik der Abendländer 175, 13 f. , A . l Dominikaner 0195, A . 1 ; 208, X2 Ehe 158, 10; 173 , 16, X2, X7 Erbstreit 207, wI Fasanen (Speise) 152, 18 f. Fische (Speise) 152, 18 f. Franziskaner 0195, A.1; 208, X2
23 8
Freundschaft 174, 4 f. 8 . 17; 0180, 1 8 f. ; 0183, passim; 0189, 4 f.1l f. ; 198, passim; 200, BKyd; 212, 1 8 f. ; 217, passim Gebet 158, 21; 0180, l4 f. ; 201, 19 f. ; 203 , 75 f.93 Gefängnis, Leben im - 220, ZG , A . 5 Gottesdienstbesuch 0 1 8 0 , 13 f. Griechischstudien von Ausländern 208, 20; 0222, 3 1 f. Handschrift (Demosthenes) 0139, 4. 8 f. Heimatliebe 158 ,7; 169,17 f.19 f. ; 0185, 5 - 14; 0187, l2 f.; 203, 84 - 9 1 ; 220, 74 f. Hellene(n) (Kulturbegriff) 148 , A . 1 ; 0195, A.5; 203 , A.4; 208, A.3; 2 14, 20 f. Herrscherkritik, s. 1 . 1 , Kydones, Demetrios, Kaiserkritik Herrscherlob 201, 8 - 17; 204, 15, A.2; 205, passim; 220, 3 1 - 58; 0224, A . 1 Hesychasten 219, A . 5 Jagd 152, 1 6 ; 0184, 8 ; 201, 9 - 11 ; 217, E; 220, ZG; 0222, 7 - 11 . 3 1 ; 0228, passim Jagdwaffen (Bogen und Pfeile) 201, 11 - 14 Jugend, Psychologie der - 200, 3 3 - 40; 217, 8 0 - 84.97 - 101. 115 Kaiserinsignien 0196, 13 f. (Purpur, Dia dem ) ; 214, 3 6 ( Krone, cr,tqlUVOC;) Kaiserkritik, s . Kydones, Demetrios, Kaiser kritik Kaiserlob, s . Herrscherlob Kirchenschisma, abendländisches, s. Schis ma
1 . 2 SACHEN, 2 BRIEFE
Kulturdünkel, byzantinischer TI71,ZG Leiden (Deutung, Bewältigung) 215, BKyd Literatur, antike, Wertschätzung 156, A . 1 ; 157, A . 3 ; 206, 27; 2 1 5 , 46 f. ; 0222, 3 8 ff. Lohngefälle Italien - Byzanz 215, ZG,4. Naturempfinden 169, BKyd, BE; 209, A . 1 3 ; 220, 14. 18 f. ; 0222, 17 f.22 f. Öl 0 145 Osterfest 206, 6; 207, D Palamiten, Palamismus 0144, X2, A . 3 ; 0158, 3 1 ; 203 , BKyd, B E , ZG, 1 . ; 2 1 9 , A.5; 0225, D , BE, X2, X3 Papst, Umschreibungen 178, X3; s. auch 1 . 1 , Gregor; Klemens; Martin; Urban Patriarch, s . 1 . 1 , Makarios; Neilos; Philotheos Pest 171, D , BE, 35 - 37043 - 46.60 Pferd (Reittier) 169, 15; 200, 85; 220, ZG Philosoph 0140, A . 3 (Mönch oder Gelehrter? ) ; 168, BKyd, BE (Gebildeter, Stellung in der Gesellschaft) Philosophie 0144, 8; 158, 12; 160, 5; 164, 40, A . l ; 168, BKyd, BE; 169, 1 6 f. 3 l ; 171, 43 .52; 0186, A . 1 .7; 2 14, 16; 215, 6 Proskynese (vor dem Kaiser) 200, 86; 211, A.3 Pyramiden (Ägypten) 178 , 26
Räuber (zu Wasser und zu Lande) 202, 9 Schiffe 172, Ao4 Schisma, abendländisches 178, D, X3, ZG; 203 , BKyd, ZG,6. Seereise, Gefahren 219, A . 8 Senat, am Kaiserhof 1 5 2 , 44 Siebenschläferlegende 0225, A . 1 Sklaven 0192, A . 1 Sport 200, A o 4 ; 220, ZG Sprachkultur, griechische 203 , Ao4; 219, A.7 Steuerabwälzung, illegale 161, ZG Theater, s. Zirkel, literarischer Tierhetze 0226, ZG Triumph (des siegreichen Kaisers) 199, 31 -33 Vaterland, s. Heimatliebe Verbannung 208 , 15, E Verlobung 173 , 20 f. Wahrheit, philosophische 0183, A . 1 .2; 0186, E , A.7 Weingelage 220, ZG, A . 13 Wetter, schlechtes 152, 34 Wirtschaft (Verfall) 211, 27 - 32, ZG Zirkel, literarischer 0143 , A.2; 155, 9; 0189, OKyd
2. BRIEFREGISTER 2.1 Die in den Kydonesbriefen erwähnten eigenen Briefe (aufgefüh�t sind nur die im Briefcorpus nicht enthaltenen)
148 , Ep Briefe an Demetrios Palaiologos, vor 1374/75 151, Ep Briefe an Manuel Kantakuze nos ( ? ) , vor 1374/75 154, Ep Briefe an Manuel Raul Metochi tes, vor 1374/75 177, Ep1 An Manuel ( ? ) Tarchaneiotes, vor Mai 1378
0182, Ep An Michael Palaiologos, Sohn Ioannes' V. 0186, Ep Zwei Briefe an Georgios, viel leicht identisch mit T 0187 und 0190; vgl. aber auch T 0190, D ! 0191, E p Briefe a n einen Anonymus 0194, Ep2 Briefe an Manuel (?) Tarchanei otes 206, Ep Briefe an Rhadenos, 1376 - 13 8 1
239
REGISTER
2.2 Die in den Kydonesbriefen erwähnten Briefe anderer Personen Anonymi 150, Ep1 ; 0183, Ep; 0229, Ep Atumanos, Simon 203 , Ep Gabrielopulos Kydones, Georgios 173 , Ep Gattilusio, Francesco 0144, Ep Gregor XI., Papst 150, Ep2; 174, Ep Kalopheros, Ioannes Laskaris 172, Ep; 215, Ep Manikaites, Demetrios Angelos 0185, Ep; 0186, Ep Metochites, Manuel Raul 155, Ep; 156, Epl - 2; 202, Ep
Palaiologos, Demetrios 160, Ep; 161, Ep1 Palaiologos, Manuel 0189, Ep; 0196, Ep; 209, Ep Pyropulos, Iakobos 0139, Ep Rhadenos 161, Ep2; 163, Ep; 206, Ep; 207, Ep; 219, Ep Tarchaneiotes, Manuel ( ? ) 171, Ep; 177, Ep2 - 3 ; 0 192, Ep ( ? ) ; 0194, Ep1; 197, Epl - 2 Zaccaria, Centurione II. 0222, Ep
3 . REGISTER GRIECHISCHER STICHWÖRTER (BEGRIFFE, WENDUNGEN, SPRICHWÖRTER) "" cli1Q: EV UEgt lt'tTjviöv 'iX,YTj 1)tO:)l(Etv 217, A.7 U!-HP0'tEgOYA,rocrcroC; 203 , A.5 uvicr'tUl-lat (verödet werden) 203 , A . 12 UltocrWA,OC; (Flotte) 197, ZG UgE'tT] 168, A.3; 171, A . 1 ; 217, A . 8 acrEßEta (Gottlosigkeit, Anklage wegen - ) 0181, 21 f.
ßEA, ncr't0C; ßEA, 'ticrwu ltu'tgoC; 0139, 14 yiyvol-lui nvoc; ( bemüht sein um) 0192,
E1ttltoM.1;ElV (an der Macht sein) 198, A.5 Egi1;Etv, EgtcrnXT] 'tEXVTj 218, A . 1 EUXOA,iu, 't() EUXOA,OV (Leichtfertigkeit, Leichtsinn)
167, 27; 217, 97
EUCPTj I-lElV 200, A.7 Ecp6ötov (Lebensunterhalt) 197, Ep1 9uvu'tOC;, s. I-lEA,E'tTj , I-lvT] I-lTj 9EtOC; (unklare Verwandtschaftsbezeich nung)
200, Xl
9uro (zur Umschreibung der Eucharistiefei
A.4; 0228,A.2
yiyvol-lui nvt 'tu ltgoC; (für . . . bei . . . ver mitteln)
206, A.6 1)uIVOta 0122, A . 3 ; 0189, 6; 0192, A.4; 0194, A.2; 203, 5; 208, 11 f. ; 0222, A . 8 ; 0223 , A . 1 tUTjvi1;Etv (xu9ugiöC; - ) 219, A . 7 E�roeEv, 'tu - (die äußeren materiellen Güter) 215, 8 - 11 .49 =
er)
0195, A.9; 214, A.5
'IovwC; XOA,ltOC; (Adriatisches Meer)
203 ,
A . 14
tcr'togiu (Wissensdrang) 203 , A . 19 'iuy� (Plural: erotischer Zauber) 152, A . 3 xu1)oC; (Eimer; Behelfstoilette im Gefängnis ?)
220, A.7
xuMC; xui uyu9oC;
204, 14 f.
Das folgende Register setzt stellenweise auch ein im Originaltext verwendetes griechisches Wort voraus, das im Kommentar nicht ausdrücklich zitiert ist, aber aus der Übersetzung erschlossen werden kann.
240
3 GRIECHISCHE STICHWÖRTER, 4 . 1 EPISTOLOGR APHISCHES
175, A.5 (vgl . 1/1, T36, A.9) xug 173 , A . 1 ; 0195, Titel; 0 196, Titel; 200, Titel Aaxrovi1;etV 140, 8 AoyooaioaAOe; 174, A . 1 Myoe;, Myot 168, A . 1 ; 0 194, A . 3 .4; 0195, A.4; 208, 7 . 1 5 . 1 8 ; 215, 6; 0229, 12 - 14.25 Aoyoe; (Jesus Christus; in dieser emphati schen Bedeutungsfülle im Kontext mit AO yoe; in Normalbedeutung verwendet als Wortspiel etwa im Sinne der distinctiol owcpoga, vgl. Lausberg, § 660) 0143 , A . 3 ; 168, 3 1 f. ; 0183, 3 . 8 �eAtTll 0222, 12.24.27 (literarische Übung) ; 171, A.9 (� 9ava,ou) �vT] �ll 9ava,ou 171, A.9 oixeloe; 215, A . 9 oilBi:v tegov 172, 13, A.2 naAtv(9Bia 171, A.6 navTa Qd 177, A . 8 nanae; (Papst) 203 , X l nagaxAllnxoc;: nagaxAll nxa (Gegenstand eines Bittgesuchs) 206, A . 3 nagacp9Eyyo�at (einen Stilverstoß bege hen) 0192, 13
xanvoe;: um';g xanvou n1 nll OUAta
nauro: naucrat . . . (höre auf: zur Anmah nung eines Gesinnungswandels) 147, 22; 177, 14 ngO(Hay�a 0224, A.2 QUlI'roBdv (Loblieder singen) 217, 49 crxaAa9ug�aTta 0192, A . 2 crxllVT] (zum Ausdruck des Theatrali schen) 217, 55 crOcptcrTT]e; 0194, 4 (Lehrer der Beredsamkeit) ; 219, A.3 (negativ) crnavtOv ,0 xaAov 0141, A.2 cr,a9�1l , ACUXT] 170, A.5; 0192, A . 6 cr,acrte; ( Zwietracht) 208, 5 f. cr,clXro 0185, A.7 cr1:gEcpro: 6 nav,a cr,gEcproV (der oberste Staatslenker) 177, A.3 .4; 0185, A . 1 cruvEBgtOv, �Eya 150, A . 5 ,UX1J aya9ij ( << i in Bunde mit dem Glück» ) 156, 48; 158, 22 cptAavSgronia 0224, A . 1 CPtAEUll V 148, A . 1 cp i A,gov 0194, 3 cpgE, pI. cpgEgtOt 0195, A . 1 ; 208, X2 xagte;: Sei!> Xagt1:ee; 220, 25 XgovoC; ( << ]ahr>' ? oder doch « Zeit» ?) 220, A.3
4. LITERARISCHES REGISTER 4.1 Epistolographisches Abmachung, s. Übereinkunft Anklage, s. Gerichtssprache Anrede (sc. des Briefpartners, ausnahmswei se erhalten) 173 , A . 1 Anwesenheit im Brief 164, 9 f. ; 0189, 3 ; 216, 10 Aufrechnung von ausgetauschten Brie fen 177, 14 f.16 f. ; 206, 8 - 18 ; 207, 5 f. Belästigung (sc. des Briefpartners durch zu vieles Schreiben) 147, 3 8 ; 151, 5 .22 f.
Bescheidenheit (mit Bezug auf den eigenen Briefstil) 147, 6 - 25; 171, 66 f. ; 177, 25 f. ; 0185, 5 ; 0192, 14- 19; 197, 5 Briefanfang 1. vorwurfsvolle Frage 177, 4 f. ; 209, 4 - 6; 2. allgemeine Feststellung zur Hinführung auf das Briefthe ma 0188, 3 - 8 ; 3. Sarkasmus zu Beginn eines tadelnden Briefes 198, 4 f. ; 4. Bei läufige Andeutung des Briefthemas durch eine Parenthese 200, 4 f. ; 5. Freude und
241
REGISTER
Trauer als Themen des folgenden Brie fes 215, 4 f. Briefbote (n) , private(r) 1. Bedingung für den Austausch von Briefen 155, 17 f. ; 176, 24; 178 , 30; 2. Versagen 150, 24 26; 177, Xl; 206, 20 f. ; 3 . Behinderung des Postweges 176, 9 - 13; 202, 4- 21; 0221, 5 f. ; 208, OKyd (Behinderung been det); 4. Briefbote als mündlicher Zeu ge 167, 14 f. ; 206, 5 - 7; 5 . Verzicht auf Briefsendungen, obwohl genug Boten zur Verfügung stehen (Vorwurf) 157, 9; 163, 9; 165, 5 f. ; 167, 5 ; 175, 11 f. ; 216, 1 1 1 6 ; 6. vom Briefschreiber selbst über brachter Brief 0229, 6 - 9 Briefe des Briefpartners a n andere sam meln 0181, A.2 Briefschluß 160, 53 f.; 165, A.4; 0184, A.2; 200, 95; 204, A.4; 211, 39-41; 218, 22 - 24 (diverse wirkungsvolle Briefschlüsse) Briefschuld, s. Pflicht (zum Briefeschreiben) Drohung 149, 13 f. ; 165, A.4; 166; 0191, 15 f. ; 204, 12.19 f. ; 218, 22 - 24 Ehrung durch Briefe 154, 17 f. Empfehlungsschreiben 214 Entschuldigung für versäumtes Schreiben 148 , 6 - 10; 172, 6 - 11; 176, 9 - 13 ; 178, 23 - 29; 0158, 12- 14; 0179, 6 - 11; 202, 4 - 2 1 Entschuldigung d e s Briefparmers für ver säumtes Schreiben zurückgewiesen 161, 4- 21; 162, 12- 15; 163 , 9 f. ; 167, 11; 0192, 3 f. Eros-Topik im Brief 148 , 15; 150, 5 f. ; 0 179, 5; 0193, 3 ; 0196, 2 1 - 30; 199, 10; 206, 1 4 1 6 ; 207, 7 f. Ersatz für ausbleibende Briefe 1. mündlich überbrachte Nachrichten 0140, 15 f. ; 147, 3 0 - 35 ( s . auch Briefbote, 4 . ) ; 2. Le sen früherer Briefe des Partners 148 , 16f.; 151, 17- 19; 3 . Vertrauen auf das Gedenken des Briefpartners im Ge bet 0221 , 8 Fordern von Briefen 148 , 6; 177, 16; 0 179,
242
28; 0185, 3 f.9 f.24.32; 0191, 6 . 1 0 . 17 f. ; 197, 4 f. Freude über den erhaltenen Brief 150, 53 - 57; 151, 1O. 15 f. ; 157, 10; 162, 10; 163, 6 f. ; 164, 8 f. ; 0181, 13 f. ; 0185, 11; 208 , 17; 0229, 5 - 7 Freundschaft (durch Brief bewiesen) 150, 21.29; 177, 5 - 7; 0187, 7.17f.; 0189, 4 f. , Ep; 0191, 8 ; 0194, 3 ; s. auch Gesinnung Fürsprache im Brief 200; 205 ; 214; 0224 Gedenken im Brief 206, 11 Gerichtssprache 1 . Anklage 154, 4 . 8 . 19; 155, 12 - 14 . 16; 158, 19 f. ; 162, 4.7 - 9 , A . 1 ; 167, 9; 176, 8 ; 1 7 8 , 28 f. ; 0179, 3 . 14. 19.23 f. 27.37f. ; 187, 8 - 12; 0190, 5 f. 11; 0193, 6 f. ; 206, 1 2 f. ; 216, 1 1 . 18 - 20; 2. Bes serung erwirken 178, 29; 3. Gerechtigkeit im Briefaustausch 175, 14; 0179, 11; 0185, 28 - 30.34f.; 4. Geständnis gefordert 0179, 30; 5 . Rechtsposition des Briefschreibers 157, 9; 6. Schande 0187, 18 f. ; 216, 16 - 20; 7. Schuld 0181, 6; 216, 14; 8 . Strafe für ver säumtes Schreiben 148 ,4.9 . 1 1 ; 151, 6 . 24 f. ; 172, 10; 178, 1 2 ; 0181, 7 . 19 f.33 f. ; 9. Über führung des säumigen Briefschreibers 0179, 24; 216, 15; 10. Verteidigung 155, 7; 0185, 7; 206, 24 Geschenke als Beigabe zum Brief 153, 2 1 - 24; 155, 12, A.1; 159; 0185, 22 f. Gesinnung des Briefschreibers (sc. Freund schaft) 0140, 15 f. ; 147, 25; 148 , 12. 19; 150, 21; 151, 21.25; 176, 15; 0189, 6. 10; 0193, 9; 0221, 3 .7; 0227, A.2; 0229, 3 - 5 .9; s. auch 3 . , öUlvolU Grüße im Brief an andere 0188, 5 . 9 . 11 Hyperbel 1. Behauptung, viele Briefe ge schrieben zu haben 148, 1O f. ; 151, 4; 154, 5 f. 14; 179, 15 f. ; 0191, 13; 2. der Brief bote brachte vielen anderen viele Briefe 167, 7 f. Informationen im Brief erwartet 163, 1 8 20 Länge des Briefes 1 . lange Briefe (sc. von guten Freunden) erwünscht 147, 4 f. ; 164,
4 . 1 EPISTOLOGRAPHISCHES, 4.2 RHETORISCHES
6 - 8 ; 197, 4 f. ; 203 , 4; 0222, 37; 2. lange Briefe ironisch als Strafe für säumige Briefpartner empfohlen 150, 10 - 12; 3 . kurzer Brief zur Bestrafung des Briefpartners 150, 4 f. Mahnbrief 0140; 0144; 162; 163 ; 165; 166; 170, 25 - 28; 175, 8 - 12; 0186; 0187; 0190; 0221 Mahnung zurückgewiesen 154; 0179; 206 Pflicht (zum Briefeschreiben) 0140, A . 1 ; 148 , 7 f. ; 150, 24; 157, A.2; 162, 6 - 8 ; 177, 15 f. ; 179, 17; 0191, 7.9.14f.; 202, A . 1 ; s . auch Steuer Prooimion des Briefes, s . Briefanfang Rede, wörtliche, im Brief 151, 12 - 19; 160, 26 - 2 8 .41 - 43 Schweigen (briefliches) 0144, 4.16f.; 150, 8 . 10 . 15 und öfter; 151 passim; 154, 5 f. 12 . 1 8 f. ; 155, 14.16; 157, 9; 161, 4, Ep; 162, 4.7, A . 1 ; 163, 10.14.23 ; 165, 5; 166 passim; 167, 6; 176, 4; 178, 27.32- 34, A . 1 .2; 0179, 3 ; 0181, 5.33 f.39 f. ; 0185, 7. 14.25 .30; 0186, 11 f.; 0187, 6; 0190,
4.2
5.9.12; 0191, 15 f. , Ep; 0192, 3; 202, 14 f. 16.20; 206, 24; 211, A . 8 Sehnsucht 0229, 7; s . auch Eros-Topik Sieg und Niederlage (stilistisch) 0229, 5 Speisemetaphorik 151, 16 f. ; 157, 11; 163 , 8; 0185, 14- 17; 0191, 12; 0222, 35 Steuer (Metapher für die Pflicht zum Briefe schreiben) 172, 4 f. 1O, A . 1 ; 176, 5 ; 0185, 6; 202, A.1; 0221, A.1 Stil: Lob des Stils 0139, 1O f. ; 0140, 19 f. ; 0143 , 14 - 20; 155, 5 - 9; 156, 6 - 9; 161, 10 - 20; 162, 14 f. ; 163 , 1O f. ; 171, 33 35.41 f. ; 177, 6 f. ; 0189, 6; 0194, 3 - 9; 203 , BE; 206, 24 - 29; 208, 9 - 17, Ep Tribut, s. Steuer Trost im Brief 163 , 23 f. ; 176, 28 f. ; 206, 30- 36; 215, BKyd Übereinkunft für die zukünftige Korrespon denz 155 , 19 - 2 1 Versprechen (eines Briefes) 155, 1 7 ; 0 1 8 6 , 4 Vorlesen eines Briefes (bzw. das laute Le sen) 0189, Ep; 203 , A.2; 208, A.2 Wünsche im Brief 165, 7 f. ; 0188, 13 f.
R !Jetorisches
Anmut (des Stils) 163 , 21; 171, 35; 208, 12 Antonomasie 214, A.4 Argumentation 167, 8 - 17; 177, 4 - 2 8 ; 178 , 13 - 29; 0179; 0181; 0187, A . 1 ; 0195, 1223 ; 198, 35 - 37; 199, 9 - 27; 200, 11 f. ; 201, 6 - 17; 203 , 40 - 193 ( ! ) ; 204, 12 - 18 ; 206, 11- 21; 209, A.5; 212, BKyd; 215; 217; 0225 , 33 - 37 Attizismus 0192, 14 f. Bescheidenheit, rhetorische, s. Ethos; s. auch 4.1, Bescheidenheit (mit Bezug auf den eigenen Briefstil) Bildreichtum der Sprache (erzeugt Freu de) 0139, 9 f. captatio ben evole ntiac 1 46 , 20 - 23 ; 1 49,
A.2; 0 1 90, 7 f. ; 203 , 1 6 - 24
Ekphrase (enkomiastische Schilderung eines kaiserlichen Sieges) 199, 14- 17 Ethos (Darstellung der eigenen positiven Gesinnung) 1. Bescheidenheit 0184, 6 f. ; 0189, 16 f.20 - 22; 2 1 1 , 39-41; 0229, 10 15; 2. Beteuerung lauterer Absichten 171, 10- 14; 218, 6 f. 13 - 19; 3. Beteuerung, den Briefpartner öffentlich gelobt zu haben 0189, 24 - 26 Frage des Briefp artners vorweggenommen (subiectio, Lausberg § 771 ff. ) 217, 78 f. Hyperbel 1. « all(e) >> : 171, 17 f.5O f. ; 172, 11; 178, 50 f. ; 0182, 5 f. ; 0189, H f. ; 198, 45.47; 200, 75 - 80; 214, 9 f.11 f.3 8 .45 f. ; 215, 56;
243
REGISTER
2. « mehr als alles » : 202, 34; 3. << nicht ein mah> : 166, 7; 167, 12, A.2; 169, 23 - 25; 0186, 17 f. ; 4. << nichts anderes » : 176, 16f.; 0189, 12f.; 5 . << niemand» : 198, 24; 6. « sogar I selbst I scho n » : 161, 36 f. ; 167, 30 f.; 170, 4; 173 , 28 f. ; 175, 8- 1 1 . 15, A.2; 176, 16; 0193 , 4; 200, 17 f. ; 7. « ständig » : 205, 8 - 13 ; 8 . « überall » : 215, 53; 9. sonsti ge Hyperbeln : 155, A . 1 ; 173 , 27; 0189, 15; 0194, 30; 197, 16; 198, 26; 199, 1 1 - 17; 200, 5 f. 24 - 29.54 f.62 - 66.72.9l f.; 201, 15; 203 , 55. 167; 211, 16 - 20; 213, 9 - 11 ; 214, 35.38; 2220, 22 - 24 Ironie (und Sarkasmus) 0141, A . 1 ; 152, wI,A . l ; 153, 1 8 ff. ; 156, 24 f. ; 159, A.1; 168, A.2; 174, 28 - 3 3 ; 175, 5 - 7 . 8 - 11; 177, 28 - 30, A.9; 0180, A.2; 0184, A.2; 0185, 17 f. 23.39 f.46; 0186, 17 f. ; 0187, A.3; 0192, 6 - 8 ; 198, 4 f.20 - 22.26 - 29.32; 204, A . 1 ; 209, A . l , A . 4 ; 2 1 0 , 26 f. ; 2 1 9 , 1 8 - 21 , A . 5 . 6 ; 0222, BKyd; 0225, 3 9 - 42; 0226, passim, A.2; 0228, BKyd Klimax 153, 13 - 17 Kraft der Sprache (a�ql" ) 0 194, 7; (ÖEl VOTT] t;) 163, 21; 220, A. lO; 0222, 12 Litotes 155, 4 (am Briefanfang; vgl. T55, A . l ) ; 159, 4; 211, 4 Lob anderer zitiert 0189, 7 - 1 1 . 1 8 - 21 . 26 f.27 - 29; s. auch Hyperbel, 1. « all(e) >> Oxymoron 0140, 6 (der Freundschaft über führt werden) ; 149, 7 f. (reich an Hoffnun gen statt an Geld ) ; 155, A.1 (Geschenk Sieg ohne Worte über den Briefmahner) ; 164, 16 (schwieriger als alles Unmögli che ) ; 177, 16 f. (unverschämte Bescheiden heit) ; 0184, 8 f. (erfreuen und zugleich be leidigen) ; 198, 28 f. (Verrat an Freunden für Weisheit halten) ; 203 , 78 f. (jede Freu de für freudlos halten) 217, 120 (Unmögli ches versuchen) praeteritio 0181, A.6; 214, 45 -48 Periphrase (ironische) 219, 15 - 18 (Palami ten) Polyptoton 199, 4 - 6 (fünf Wörter des =
244
Stammes VlX-, sieg-) ; 202, 29 f. (XOcr).!EtV TOV xExocrllT] xOTa, den mit Worten zie ren, der uns mit seinen Taten geschmückt hat) Prosopopoiie 211, A.5 (Konstantinopel) ; 214, 5 1 f. (Tugend) Redefiguren (crx" ).!aTa) 208 , 12 (Erwäh nung) Sarkasmus, s . Ironie Schönheit (des Stils) 0189, 10; 0 194, 16; 203 , 4 f. ; 206, 23; 0222, 37; 0229, 3 . 10; s. auch Anmut (des Stils ) ; 4 . 1 , Stil crE).!VOTT]t; 208 , 11 f. enkomiastische 1 . gehäuftes Topoi, Lob : 0189; 213; 2. Jugendlicher, der mehr, als seinem Alter entspricht, wahr heitsliebend ist 171, 15; 3. Anblick als 6 f.; 4. Lohn Lohn 0184, einziger (Kampfpreis) der Tugend 0196, 7 Überbietung (U1tEQOX" ) Vgl . die grundle gende Erläuterung in 1/1 zu T3 , A.5. Bei der folgenden Aufzählung überbietender Vergleiche ist der erstgenannte Name oder Begriff jeweils dem zweiten überle gen; der dritte nennt ggf. das tertium comparationis. Dazwischen steht jeweils ein Doppelpunkt; nach Semikolon folgt die nächste Stelle (Aufzählung nach der Abfolge der Briefe ) . 0140, 9 (Agathios, Briefpartner: Timon von Athen: Einfüh rung strenger Gesetze) ; 157, 19 (Rhade nos: eigener Sohn: Gegenstand der Zunei gung des Kyd . ) ; 157, A.3 (Demetrios Pa laiologos: antike Autoren: Stil ) ; 160, 36 f. (Kyd. in den Lobsprüchen Kaiser 10annes' V. : Platon: Charakter und Fähig keiten) ; 0179, 3 - 5 (Anklage für briefli ches Schweigen: Hilfe in Geldnot: Zei chen der Freundschaft ) ; 0181, 13 f. (Briefe : Geschenke: Gegenstand der Freude ) ; 0182, 10 (Wirklichkeit: Ruf: gute Eigen schaften) ; 0184, 7 f. (wenige Besuche aus treuer Gesinnung: viele Besuche aus Ei gennutz: positive Bewertung ) ; 0185, 39 f.
4.2 RHETORISCHES, 4.3 BILDER
(Bestechung: Atmung: Selbstverständlich keit) ; 0188, 17 (Kyd. in der Bewertung durch den Vater des anonymen Briefpart ners: alle Verwandten: Zuneigung) ; 0193 , 5 f. (die eigene Person: Freunde: verges sen) ; 0194, 28 f. (das reale Unglück: Schil derung durch Tragiker kann es nicht aus drücken) ; 0196, 6 - 9 (Ehrung: Spender der Ehrung) ; 0196, 1O f. ( Kyd . : Platon und Demosthenes: Unangemessenheit des Lo bes ) ; 0196, 20 f. (Wert eines Briefes von Kaiser Manuel für Kyd . : Wert des Geldes für Geizige ) ; 198 , 9 ( << den eigenen Brüdern vorziehen» ) ; 198, 23 f. (falscher Freund: größte Feinde ) ; 198, 25 (jetzige Feind schaft des Bruders von Konstantinos Asa nes gegen Kyd. : Feindschaft eines Men schen, den man körperlich verletzt hat) ; 198, 33 - 35 (üble Nachrede über Kyd . : der eigene schlechte Ruf des Verleumders) ; 199, 22 f. (Kaiser Ioannes V. : Miltiades, Themistokles und andere berühmte Feld herrn: Kriegskunst ) ; 200, 53 (die ange messene Strafe: jede erdenkliche Strafe ) ; 200, 6 3 f . (Kaiser ManueI : d i e eigene See le: Zuneigung des Asanes); 200, 72 f. (Freundschaft zu Kaiser ManueI: alles er denkliche Wertvolle ) ; 200, 90 f. (Schläge von Kaiser ManueI: Küsse von anderen: willkommen) ; 200, 9 1 - 93 (Schläge: schlechtes Ansehen bei Kaiser ManueI : willkommen) ; 200, 94 (schlechtes Anse-
hen bei Kaiser Manuel: Schlinge: uner träglich ) ; 202, 23 f. (Manuel Kantakuze nos: Vorfahren : Sorge für die Unterta nen ) ; 202, 36 f. (Menschen, die Manuel Kantakuzenos loben: Ehrenkranz bei den Panathenäen: Gegenstand der Dankbar keit) ; 214, 36 (auswärtiges Lob für By zanz: Kaiserkrone: Wert) ; 217, 57 f. ( << mehr als Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandte lieben » ) ; 219, 7 - 9 (ver paßter Besuch des ersehnten Freundes : Tantalusqualen: Schmerz ) ; 220, 7 f. (Angst vor der Zukunft: gegenwärtige Leiden ) ; 0226, 7 f. ( << sogar Heraklit hätte gelacht» , Ausdruck der Überbietung alles Lächerlichen) ; 0228, 1O f. ( <
4.3 Bilder in Vergleichen und Metaphern (ohne antike Namen)
Abgrund ( ß6:Qu9Qov) 203, 37; 215, 20; s . auch 4.4 Barathron Adler 0 194, A.7 Amphoren, hohle (nach AristophNu 1203 ) 160, A.3; 209, A . 8
Anker 1 7 1 , 39 (vor - gehen ) ; 213, 1 5 ( << ankern » a l s Symbol d e r Ruhe) Archonten, neun 177, A.3 Armut 177, 21 f. Arznei, s. Heilmittel
245
REGISTER
Arzt 203 , 61.69; 215, 24 - 26 auffressen (vor Zorn) 200, 3 8 Bauch 214, 1 6 Bauer(n) 153, A o 4 ; 1 6 8 , 2 9 f. beißen 171, A . lO Belohnung, s. Kampfpreis Berg 0187, 20 f. (Bild der Unbeweglichkeit) bersten (vor Neid) 0189, 27 f. bestürmen 215, A . l bewässern (mit Gunst) 1 5 3 , Ao4 blenden ( blind machen) , blind 0194, 21 .26 Bühne, s. 3 . , OXT]VT] Chor 0189, 22 f.; 203 , 166 einpflanzen 0194, 19 Eisen 217, 68 f. Eltern 203 , 94 ( <
246
Hand: eine - wäscht die andere 0185, Ao4 Heer: wie ein - geordnet 0225 , 26 Heilmittel 151, 22; 161, 13; 171, 63; 0181, 35; 0196, 43 ; 200, 3 1 ; 203 , 147; 206, 33; 209, 69; 212, 9; 215, 39; 0225 , 46 Hirt 203 , 110 (guter Hirt wie NTJo 10, 1 1 ) ; 214, 41 - 43 Höhle 220, 4 f. Irrfahrt 203 , 144. 156 f. Jagdbeute 0228 , A.5 Jenseits 202, 27 f. Kampfpreis ( & SIcOV, im Deutschen meist an ders wiedergegeben) 169, 48 (Beloh nung) ; 0196, 7 (Lohn) ; 202, 28 (Beloh nung ) ; s . auch Siegespreis Kleiderwechsel: Freunde wie Mäntel und Schuhe auswechseln 156, 25 Körper, schöner ( Harmonie) 208, 14 Komödie 220, 64; s . auch 3 . , crXTIvT] Kosmetik 0222, 26 Krähe 0194, A.7 Krankheit 172, 12.36; 197, 40 f. ; 198, 49 f. ; 203 , 53.63 . 9 1 - 99; 208, 5; 215, 38 f. Labyrinth, s. 404 Last: wie eine - abschütteln 217, 110 Lehrer 203 , 69.150 Liebhaber 147, 11 Maske 174, 3 8 Mauer 0225, A.3a Meer, stürmisches 200, 83 f. ( leidenschaftliche Liebe) Meeresstille 0193 , 15 Metropole 203 , ZG, 2. Mörder: wie - bestraft werden 208 , 9 Musik 0189, 22 f. (den Chor unterstützen zum Lob beitragen) ; 0229, 9 Nachtigall 210, 11 (Symbol der Einsamkeit) Nebel 174, 19 Netz 160, 3 8 f. Niederlage 0196, 36 ( <
=
=
=
4 . 3 BILDER
Obolen 0225, A . 1 1 ( Geld im allgemei nen) Ohren, gespitzte 209, 76 pflanzen und ernten 203, 9 f. ; s . auch ein pflanzen Prophet 0182, 11; s . auch Wahrsager; Weissagung Propheten (sc. des Alten Testamentes) 203 , 111 - 125 (Vorbilder der Treue zu ihrem Volk) Quelle 0196, 46; s . auch Strom Richtschnur, weiße, s. 3. 01:u81111 , AEDxi! Rücklage 212, 19 (Bild der treuen Freundschaft) Sack 147, 6 Säuglinge, vorzeitig von der Mutterbrust ge rissen ( unreife Äpfel) 0141, 8 f. Schatten 0183, A . 3 ; 0185, 43 ; 217, 86; 0225, 33 Schatz 203 , 132 f. ; 220, 48 Schiffbrüchiger 152, 35 Schlinge 0142, 9; 0144, 21; 197, A.2; 200, 94; 213 , 10; 215, 20; 219, 30 Schmutz: mit - bewerfen (1tgo01t11 Aaxi�(O) 200, 3 8 Schneefälle ( s c . v o n Briefen) 154, 1 1 Schuldner u n d Gläubiger 0196 , 40 f . Schwan u n d Krähe 147, 22 Schweiß vergießen ( arbeiten) 169, 49 Schwert: nach dem - Ausschau halten ( sich den Tod wünschen) 213 , 10 f. Seefahrt 160, 5 1 - 53 ; 220, 29 - 3 1 Seele (sc. Herrscher - der Untertanen) 204, A.2 Seuche 203 , 43 Siegespreis (ugt01:Elov) 209, 64 Sintflut 0226, 7 Sklave 200, 45; 203 , 68 Sonne: Bewegung der - ( Vorbild für menschliches Reisen) 169, 4 - 6 Speisemetaphorik 152, 26; 168, 3 8 Stadion (Längenmaß) 0223 , A.2 Staub 203 , 102 stechen 209, A.l2 =
=
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=
Stein : 1. sogar einen - zum Erbarmen be wegen 156, 16; vgl. T56, A.9; 2. - , vom Tropfen ausgehöhlt 217, 5 6 ( A . 3 ) ; 3 . aus - oder Eisen sein 217, 68 f. Steuerfreiheit 201, 17 Stimme 208, A . 1 Strom (Fluß) 178, 5 2 f . ; 0 1 8 1 , 18 f. ( - und Quelle) ; s. auch Fluß Stürzende: sich anklammern wie - 160, 53 f. Sturm 171, 39; 172, 40; 0193, 14; 0194, 20; 213 , 14; 0225, 6 f. Theater 169, 51; 198, 8; s. auch Bühne; Komödie Tier (negativ) 171, 62; 203 , 55 tot, s . verstorben treten : mit Füßen - 203 , 102 Vater 203 , 120 Vaterland 200, 84 f. verhüllen : sich - 0187, 26 verstorben ( ohne Einfluß) 0225, 10 Vogel 172, 6 f. ; 203 , 127; s. auch Adler; fliegen / Flügel; Krähe; Nachtigall; Schwan und Krähe vorbeilaufen ( kurz besuchen) 171, A.5 Waage 167, 40 f. ; 217, 107 Waffen 198, 19 f. (die - niederlegen); 198, 39; 0225, 3 1 Wahrsager 148, 1 0 ; 1 5 1 , 2 2 ; s . auch Pro phet; Weissagung Wasser 174, 14 - 16; s. auch Fluß; Meer; Nilüberschwemmung; Sintflut; Strom wegwerfen (Sc. einen Freund) 156, 26 f. wemen 213, 25 Weissagung 0182, 13; s. auch Prophet; Wahrsager Wettkämpfer 169, 52; s. auch Kampfpreis; Siegespreis Wogen 171, 39; s. auch Schiffbrüchiger Wolke 160, A.5 (- der Rhodier); 215, 12.42; 220, 11 Wunde 151, 22; 0181, 35; 212, 7 f. ; s. auch stechen =
=
247
REGISTER
Zauberer 161, 19 f. ; s. auch Gaukler Zelt abbrechen ( Freundschaft abbrechen) 198, 8 =
Zierde 208, 19 Zunge 200, A . 1 (- verschlucken) ; 208, A . 1 Zwölfgötter, s . Götter, zwölf
4.4 Antike Namen (einschließlich Vorkommen in Metaphern und Vergleichen)
Achilleus 0225, AA Äthiopier 220, A . 1 1 Ätna (vorbeilaufen w i e d i e Dürstenden am - ) 171, 24 Agamemnon 152, A.2 Anargyroi ( hll. Kosmas und Damian) 0185, A.9; s. auch Kosmas und Damian Anaxagoras 169, 3 1 Areopag 175, 6 Aristoteles 169, 16 Athen 0143 , 20 (Stadt der attischen Rede ) ; 1 6 1 , A.2 (ebenso) ; 200, A.2 (Barathron); 201, A . 1 Athene 177, A . 6 Attika 200, A . 2 attische Rede 2 0 8 , 1 3 ; s. auch Athen Bakchanten 0226, 14, A.2 Barathron (bei Athen) 200, A.2; 220, A.6; s. auch 4.3 Abgrund Byzantiner ( Bürger von Konstantinopel) 168, A.5 Charybdis 160, 52 f. Chryse·is 152, A.2.3 Daidalos der Worte (AoyoöuioUAOC;) 174, A.1 Demokrit 0226, A.l Demosthenes 147, 5 f. ; 155, 8 ; 156, 4 f. ; 163 , 17; 171, 34; 0183 , 7; 0196, 10; 208, 16; 0222, 8 ; 0225 , A . lO; 0229, 20 - 22 Dike 161, 29; 0194, 26; 203 , 44. 108 Diomedes 177, A.6 Dionysos 152, 22; 0226, 17 SiebenschläEphesos (Kinder von fer) 0225, A . 1 Erato , Muse 0222, 18 Etrusker 175, AA =
=
248
Euripos 217, A.6 Gadeira 0187, A.2; 0195, A.3; 214, A . 1 ; 2 1 5 , AA Hades 177, 42 Helikon 0222, 16 Herakles 214, A . l ; 0226, 17; 0228, 1 1 (seine Freundschaft zu Theseus vorbildlich; vgl. Plutarch, Theseus, § 26, 29 f.) Heraklit 177, A . 8 ; 0226, A . 1 Hermes 161, A . 1 Hesiod 0191, 1 8 ; 0222, 15 Hippokrates 0227, 9 Homer 0183, 7 Hyperboreer 178 , 25 Jesus Christus, das WORT, s. 3. A6yoC; Kalliope, Muse 0222, 18 Keadas 178, A.3 Kosmas und Damian 0185, A.9; s. auch Anargyroi Kroisos 0142, A.3; 205, A . 1 Kronos 177, A.5, X5 Labyrinth 209, A . 1 1 Lakedaimonier 0140, 3 ; 1 7 8 , A . 3 Lakonier 150, 9; 0222, 32 Lethe, Feld der - 0186, A.2 Lykurgos 0 140, 3 .7; 0222, A.7 Makedonen 168, A.5; 169, 6, OE Marsyas 0228, A . 8 Miltiades 199, 22 Momos 0144, A . 1 Mose 203 , 85 - 90 Musen 0192, 14; 0222, 17; 0223 , 8 f. (11110Uaiu) ; s. auch Erato; Kalliope Nestor 157, 13; 220, 72; 0223 , 5 Nireus von Syme 147, A . 1
4 . 4 ANTIKE N A MEN, 4 . 5 TESTIMONIEN
Odysseus 203 , 156; Oll5, A.4 Orpheus 0222, 3 8 Ozean (Okeanos) 203 , 1 6 3 ; 214, A .3; 215, A.4 Panathenäen 202, A.6 Paulus, Apostel 215 , 69 Petms, Apostel 0195, A.2.6.7.8 Phasis 0187, A.2 Platon 147, 5 f. ; 173 , 12, Xl; 0196, 10. 14, BKyd; 201, A . l (- aus der Stoa locken) ; 202, X l , A.5; 204, X l ; 217, BKyd; llO, A . 13 Plejaden 161, 20, ZG; 210, A . l Plutos 167, A . 7 ; 169, A . 6 Poseidon 203, 155 Prometheus 172, A . 5 Ptolemaios 210, 4 Publilius Syms 0142, A.2 Pythagoras 212, 11 Pythagoreer 0190, A.l Pythia 156, A . 5
Rhodier 160, A.6 Satyr 0226, 15 Seneca 215, A . lO Sieben Weise 168, 24; 175, A . 1 ; 0194, A.9 Silen Oll2, A.3 Skythen 203 , 187; 219, 22 Sokrates 156, A . 5 ; 201, A . 1 Solon 0140, 7; 1 6 8 , 18 f. Tantalos 219, A . 1 Terpandros von Lesbos 177, A . 1 Themistokles 109, II Thersites 147, A.2; Oll3, 5 Theseus, s. Herakles Thukydides 210, 17 Timon von Athen, Misanthrop 0140, 9 Tyche von Thessalonike 161, A.5 Tyrrhener 175 , A ,4 Weise, Sieben , s. Sieben Weise Zenon von Kition 203 , A.5 Zeus 160, A . 6; 172, A.5; 0192, 14; llO, A . 1 1
4.5 Testimonien antiker Autoren (auch Reminiszenzen und Anklänge)
Äsop (Aisopos) 156, A.6; 0194, A.7; Oll5 , A.7 Aischylos 0228, A . 3 Aristophanes (nach Komödien) Nu 6: 198, A.6; 220, A . 16; Nu 630: 0192, A.2; Nu 1203 : 160, A.4; 209, A . 8 ; PI 90: 167, A.6; 169, A.6; PI 543 : 209, A . lO; Ra 141: 0225, A . 1 1 ; Ra 186: 0186, A.2 AristoteIes 177, A . 8 ; 217, A.6 Bibel 1 . Altes Testament. Nu 14, 1 0 - 20: 203 , A. lO; Jb 6,4: 209, A . 12; Pr 3,28: 149, A.4; Ps 79,6 und 101, 10: llO, A.2; Ps 101, 28: llO, A . 8 a 2. Neues Testament. M t 5 ,44: 209, A . 3 ; 25,24: 159, A.2; 0 1 8 5 , A . 3 ; L k 6,27 f. : 209, A.3; Jo 1 1 , 5 2 : 1 7 8 , A . 8 ; Rm 12, 3 : 2 1 5 , A . 7 ; 1]( 1 0 , 1 3 : 220, A . 4 ; 2 K 12,7: 2 1 5 , A.6; G a l 5 , 4 : 209, A . 3 ; lTim 6,15: 153, A.5; Apk 17,14: 153, A.5
Demosthenes (Reden nach Nummer) 1,20: Oll5, A . lO (öd XQmHl-rWv) ; 2,12: 163 , A.2; 8 ,45 : 200, A.2; 10, 16: 200, A.2; 18, 112: 177, A.3 Diogenes Laertios 203 , A.5; 0226, A.l Epicharmos 0185, A.4 Gregor von Nazianz 171, A.9 Heraklit 177, A . 8 Herodot 0142, A . 3 ; 197, A . 4 Hesiod 0 1 9 1 , A.2; 2 1 0 , A . 1 ; 2 1 1 , A . 1 ; 0222, A.4 Hirnerios 0140, A.2 (Ps.-)Hippokrates 150, A.1 Homer (nach Stellen der Ilias und Odys see) 1. Ilias . 1,111- 115: 152, A.2; 1,350: 161, A.3; 1 ,423 : llO, A . l l ; 1,526 f. : 220, A . 15; Oll4, A.6; 2,216: 147, A.2; 2,670: 160, A.6; 2,671 - 674: 147, A . 1 ; 3 , 175:
249
REGISTER
0186, AA; 5,127 f. : 177, A.6; 8 ,369: 209, A.2; 9,302 f. : 0225, AA; 9,443 : 0143, AA; 13,636: 152, AA 2. Odyssee. 9,34: 0186, A.3; 14,463 -466: 220, A.12 Kleanthes 177, A . 8 Libanios 1 7 1 , A A Lukian 1 6 1 , AA Paroemiographi Graeci (nach Band und Sei te bei Leutsch/Schneidewin) II, 358: 0225, A.I0 Pindar 160, A.6 Platon (nach Dialogen) Ap 21a: 156, A.5; Ep XIII, 360d: 174, A.6; Euthphr 2a: 201, A . 1 ; Grg 503 a , 504de: 202, A.5; 5 12d: 0139, A.2; Kra 402a: 177, A.8; Men 97d: 174, A.2; Nom 649d - 650b: 220, A . 1 3 ; Phd 81a: 1 7 1 , A.9; Phdr 266e: 174, A . 1 ; Phlb 3 0 d : 0196, A . 1 ; Plta 487a : 0144, A . 1 ; 525a - 526c : 177, A . 2 ; 544c: 0140, A.2; 621a: 0186, A.2; Prt 321d: 172, A.5; 343 b : 0222, A . 7 ; S m p 215ab: 0222, A . 3 ; Sph 23 1e: 218, A . l ; Thg 121a: 201, A . 1 ; Ps. PIAx 366c: 0185, AA
Plutarch 168, AA; 203 , A.5 Publilius Syrus 149, A.1 (Ps.-)Pythagoras, AurCarm 169, A . 3 ; 171, A .3; 0181, AA; 212, A . l Simplikios 177, A . 8 Sophokles 160, A . 3 ; 0185, A . 2 ; 0224, A A Suda 169, AA; 200, A . 2 Theognis 1 6 3 , A . 1 Theokrit 149, A . 3 ; 152, A . 3 ; 202, A . 3 Thukydides 1 7 8 , A . 3 , A . 7 Mutmaßliche, nicht aufgelöste Anspielun gen und Zitate: 1. ro AEYOJlEVOV oie; ol06vul nvu r0 rfj 06crEl xui nJlr,v nQocrn9Evul 0142, A.2 2. &crnEQ 01 Ol\jl&vrEe; rr,v Ahvll V nUQE OQUJlEe; 171, 24 3. xutEcr9iEl tr,v UXOAUcrtoV YA&crcrUV 200, A . l 4 . € V tQlOOOlcrt, tO t Ti e; nUQolJliue; 202, A.3 5 . 01 crtUYOVl XOlAUtv0JlEVOl Ai90l 217, 56 6. €V UEQl ntll v&v i'XVll OlroxElV 217, 86
5. GRAMMATISCHES REGISTER Kondizionalsatz, irrealer (mit äv statt mit Ei eingeleitet) 218, A.2 Negation (ou statt JlT] ) 167, A.1 Präpositionen: I;X 215, A.11 €V 150, AA nUQu 208, 11 (nuQu tTic; owvoiue; crEJl VOtll e; ) ; 0185, A.lO (o"iXOJlUl nuQu) nQoe; 158, A.3 (crltEVOOJlul nQoc;)
250
tmEQ 0186, A.5 (nuQUttllcrte; 6nEQ); 206, 24 (unoAoyiu 6nEQ nvoe;) ; 206, 37 (0E0JlUl 6nEQ nvoe; in einer Angelegen heit Bitten vortragen) Verbum: 1. Form: Gebrauch von i;crtroe; als Form des Neutrums statt EcrtOe; 215, A . 8 ; 2 1 7 , A . 12; 2. Tempus : Infinitiv d e s Futurs nach JlEUm 203 , A . 6 =