KLEINE
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LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KÜLTURKUNDLICHE
HEFTE
OTTO ZIERER
CICERO DER GROSSE ROM...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KÜLTURKUNDLICHE
HEFTE
OTTO ZIERER
CICERO DER GROSSE ROMER
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU • MÜNCHEN • INNSBRUCK • ÖLTEN
Am Sü'ande von Puteoli . . . Der schwere, mit vier Rossen bespannte Rcisewagen des eben abgelösten Staatsschatzmeisters der Provinz Sizilien, Marcus Tuliius Cicero, hat, von Süden kommend, die Straßenkreuzung erreicht, an der der Fahrweg nach Pompeji und zum blauen Golf von Neapel abzweigt. Es ist ein herrlicher Frühsommertag. der Himmel spannt sich zart und weit wie ein Z^lt über die Küstenlandschaft, das Meer ist von einer unhörbaren Brandung weiß gesäumt. Weit draußen schwimmen im Golf die bewaldeten und gebirgigen Inseln. Hinter den lieblichen, schneeweißen Villenstädten Pompeji und Herculaneum ziehen graugrüne Wein- und Olivenhaine zum dunstigen Doppelgipfel des Vesuvs. Die Straße folgt dem Schwung der Küste. Wenn Marcus Tuliius die Vorhänge der Kutsche zurückschiebt, sieht er draußen auf der Reede griechische Dreiruderer und römische Kriegsschiffe mit gerefften Segeln vor den Ankersteinen liegen, ein paar Fischerboote mit buntem Tuch schaukeln auf der öligen Dünung. Eilige Zweigespanne, schöne erzbcsehlagene Renner, kommen der Kutsche entgegen. Man spürt die Nähe des modischen Badeortes Puteoli, das viele Angehörige der römischen Gesellschaft um diese Jahreszeit wegen der warmen Quellen und der eleganten Badeanlagen, aber auch wegen der Theater und sonstigen Vergnügungsbctriebc aufzusuchen pflegen. Hier, an der Landzunge, die zum Golf vorstößt, liegt die im griechischen Stil erbaute Villa eines mit Marcus Tuliius befreundeten Senators. Aus dem statuengeschmückten Garten und den künstlichen Grotten schallt das Gelächter der jungen Damen. Haussklaven, welche die Kutsche nahen sehen, reißen die bronzebeschlagenen Tore auf. Ciceros Fahrzeug rollt die von Zypressen gesäumte Auffahrt entlang. Selbstgefällig lehnt er sich in die Kissen zurück. Er erwartet sich so etwas wie Huldigung, freudige Begrüßung, Anerkennung seiner unbestreitbaren Verdienste, ja vielleicht auch Dankbarkeit. Hat er nicht im vergangenen Jahr als Finanzverwalter der Provinz Sizilien das hungernde Rom reichlich mit Getreide und öl versorgtV W a r ihm zu Ende seiner Amtszeit von den Sizilianern nicht mehr Ehre und Achtung erwiesen worden als jemals einem Römer vor ihm? 2
Marcus Tullius Cicero ist neugierig, zu hören was die Gesellschaft aus der Hauptstadt zu seiner so erfolgreich verlaufenen ßeamtcnzeit sagen werde. Staalsschatzmeister mit einuuddrcißig Jahren! Das ist schon etwas! Seit den Tagen des Diktators Sulla bedeutet die Übernahme dieses Amtes, daß ihr Inhaber nach Beendigung der Amtsperiode in den römischen Senat, den Staatsrat des Reiches, aufgenommen wird. In wenigen Tagen also wird der nach Rom heimkehrende Cicero den goldenen Senatorenring tragen, seine Toga mit dem breiten, purpurnen Streifen schmücken und seine Füße mit roten Lcderschuhen bekleiden dürfen — dann gehört er zur herrschenden Schicht der Welthauptstadt Rom. Unter der Säulenhalle des Ländhauses stehen Herren in Rittcitogen und senatorischen Gewändern und festlich geschmückte Damen in vergnügtem Gespräch. Cicero genießt seinen Auftritt. Als die Kutsche anhält, verharrt er noch einige Augenblicke und entsteigt ihr dann nicht ohne Würde und Gewichtigkeit: ein mittelgroßer, schon ein wenig zur Bequemlichkeit neigender Herr mit dein Ansatz einer Slirnglatze, aber von eindrucksvollem Antlitz, das von schwarzen, feurigen Augen beherrscht wird. Indes: wenn Marcus Tullius auf einen ehrenvollen oder gar feierlichen Empfang gehofft hat, so wird er schmählich enttäuscht. Die Gesellschaft beobachtet das Erscheinen des Gastes zwar mit offenbarer Neugierde,- doch scheint ihn niemand zu erkennen, bis sein Freund — der Senator — sich erinnert: „Sieh, unser Freund Cicero!" Und schnell fügt er hinzu: „ W a s führt dich her, Marcus Tullius? Man hat dich lange nicht gesehen!" Da entsinkt Cicero aller Mut. Er, der geglaubt hat, Rom sei angefüllt mit dem Ruhm seiner Taten, muß erfahren, daß all sein Bemühen als Verwalter Siziliens sich in der Heimat wie in einem unendlichen Meer verloren hat. Kein Mensch scheint Notiz vom Beginn seiner vielversprechenden politischen Laufbahn genommen zu haben. Und er hört kleinlaut zu, wie sich seine Freunde streiten, ob er in Afrika oder Griechenland gewesen, bis es endlich einem zu dämmern scheint: Cicero habe amtlich in Sizilien zu tun gehabt. Ein paar Augenblicke später überfallen sie ihn mit einem Wust von Sorgen und Sensationen, sprechen von der Verschärfung des politischen Kampfes seit dem Tode des Diktators Sulla, von den unruhigen italischen Stadtgemeinden und den unverschämten Forderungen des römischen Pöbels, aber auch von den Aussichten der 3
berühmten Rennpferde und Gladiatoren, die morgen im Cirkus von Pompeji antreten werden, und von den neuesten Gesellschaftsskandalen in Rom und Puteoli. Es ist klar: kein Mensch interessiert sich für den ebenso strebsam wie ehrgeizig sich abzeichnenden Lebenspfad des jungen Beamten und Senatskandidaten. Und doch: wie schwer und klippenreich ist sein Weg bis zu dieeem Augenblick gewesen!
Die Bahn empor . . . Als Marcus Tullius Cicero am 3. Januar des Jahres 106 geboren worden war, soll seine Amme — so hat man ihm erzählt — eine Erscheinung gehabt haben, die voraussagte, daß dieses Kind zum Heil für das Römervolk werde. W a r aus seiner Geburtsstadt, dem kleinen Landstädtchen Arplnum, nicht schon einmal ein großer Mann hervorgegangen: Gaius Marius, der vor elf Jahren gestorbene Feldherr und Führer der Volkspartei, der siebenfache Konsul? War Ciceros Geburtsjahr nicht auch das des berühmten Pompejus, des Heerführers und Parteigängers der herrschenden Kreise, eines Mannes, der bereits die höchsten militärischen Ehrenstellungen im Römerreiche bekleidet? Wenn Cicero nachdenkt, was ihn von diesen Vorbildern scheidet, so m u ß er sich gestehen, daß es ihm an der Unterstützung einer mächtigen Partei mangelt, wie sie Marius als Vertreter der sozialen Revolution besessen, und daß ihm die Glücksgöttin nicht die günstigen Gestirne beschieden hat, die Pompejus zu Häupten stehen; denn Pompejus ist der Sohn eines Konsuls und der Enkel von Befehlshabern, er verfügt über Vermögen und Verbindungen und ist der Abgott des Heeres. Was hat Cicero, der aus kleiner und unbekannter Gutsbesitzersfamilie stammt, dagegenzusetzen? Er hat sich alles durch sich selber erkämpfen müssen. Das Schicksal hat ihm Geist und Ehrgeiz, Rednergabe und ungeheuren Fleiß mitgegeben, und sie sind seine einzigen Waffen. Als er 18 Jahre zählt, mitten in seiner Studienzeit in Rom, schwelt der Krieg Sullas gegen die italischen Städte, die sich gegen die Übermacht und Herrschsucht der Römer erheben und die gleichen Bürgerrechte fordern, wie sie jeder Rürger der Hauptstadt besitzt. Die Partei der Senatoren, der alten Familien und traditionsreichen Geschlechter wütet, von Sulla geführt, gegen die Re4
volution der von Ämtern, Reichtümern und großen Geschälten ausgeschlossenen Volksschichten. Ach, dieses Rom der Sullanischen Tage! Die unersättliche Raffgier der führenden Schicht, die Auflehnung der von der Siegesbeute Ausgeschlossenen, der zunehmende Verfall der Sitten, der alten Ehrlichkeit und Einfachheit, zerrütten die Hauptstadt. Die entwurzelten Baucrnsoldaten fordern Land, der Pöbel schreit nach Unterstützungen, Getreidespenden, Cirkusspielen, die Landstädte verlangen Gleichberechtigung, die entfernteren Provinzen fordern Gerechtigkeit und jene straffe Ordnung, um derentwillen Rom einst als Herrin anerkannt worden ist. Und dieses Chaos von Wünschen, Forderungen und Programmen, die aus dem ganzen Reiche kommen, soll von dem Senat und von der Volksversammlung einer einzigen Stadt entwirrt und zu neuer Ordnung unigeschaffen werden. Rom allein bestimmt über das Wellreich, was Rom beschließt, ist Gesetz für hundert Millionen Reichsangehörige, die ohne Einfluß auf die Staatsgeschäfte sind. Als Cicero in den Jünglingsjahreu steht, wütet im Namen der republikanischen Volkspartei der Bauernsohn Marius gegen die bevorrechtigten Schichten, die von dem Adelssproß Sulla geführt werden. Der Bürgerkrieg zerreißt Roms Herz und zerstampft Italiens Fluren. Auch der achtzehnjährige Cicero ist zu den Waffen geeilt. Freilich erkennt er bald, daß ihn seine angeborene Ängstlichkeit, seine Kurzsiehtigkeit und sein unsoldatisches Denken auf den falschen Weg geführt haben. Darum zieht er sich bald wieder in seine eigentliche Welt zurück. Er studiert die schönen Künste, die Rednerlechnik, Rechtspflege und Philosophie. Aber dann reißt ihn der Fall Roscius aus seiner Beschaulichkeit. Der Diktator Sulla hat alle Angehörigen der unterlegenen Volkspartei auf Ächtungslisten setzen und ihre Habe einziehen lassen. Die Sieger sorgen dafür, daß vor allem besitzende Leute auf diesen Listen erschienen. Nur bei ihnen kann man etwas holen. Auch die Güter des genannten Roscius, der die Sache des Volkes vertreten hat, sind enteignet und bei der Versteigerung höchst billig an einen Günstling Sullas verschleudert worden. Doch sein Sohn — Roscius — protestiert und schreit das Unrecht in alle Welt. Man versucht, Roscius zum Schweigen zu bringen, indem man ihn beschuldigt, seinen Vater ermordet zu haben. Das ist eine glatte und offenkundige Lüge, denn der alte Roscius ist den Banden Sullas zum Opfer gefallen. Aber keiner der berühmten Anwälte Roms wagt es, als Verteidiger gegen den Diktator aufzutreten. 6
In dieser Stunde entschließt sich der bis dahin unbekannte Cicero, die Rechtsvertretung des Roscius zu übernehmen, und erreicht unter dem Beifall aller Freiheitskämpfer seinen Freispruch von der Mordanklage. Der Erfolg im Roscius-Prozeß bringt den jungen Anwalt freilich in einen gefährlichen Gegensatz zu dem allgewaltigen Sulla. Seine Vorsicht läßt es ihm ratsam erscheinen, für einige Zeit aus dem Gesichtskreis des Diktators zu verschwinden. Angeblich aus Gesundheitsrücksichten, in Wirklichkeit aber in der Absicht, seine Studien zu vervollkommnen, geht Cicero nach Athen. Hier findet er seinen Jugendfreund Atticus wieder, widmet sich mit ihm zusammen der Rednerkunst und der Philosophie und studiert bei verschiedenen, weltberühmten Lehrern der Hohen Schulen der alten Griechenstadt. Schließlich setzt er seine Studien in Kleinasien und auf Rhodos fort. In dem altgewordenen Griechenland findet Cicero, was seiner innersten Veranlagung entspricht. Sein künftiges Lehensideal bildet sich heraus: sich mit den schönen und guten, den hohen und wahren Dingen zu beschäftigen. Er glaubt zu erkennen, daß alles Irdische fragwürdig und wechselhaft sei und daß der Besitz der letzten Wahrheiten immer nur Ziel, nie erreichbare Wirklichkeit sein könne. Gereift kehrt er in seinem neunundzwanzigsten Lebensjahre wieder nach Rom zurück, das sich inzwischen von Sullas Diktatur befreit hat. Er heiratet Terentia, eine junge Frau von großer Sittenstrenge und großem Vermögen. Wieder erschrecken ihn das Parteigetriebe, der nackte Machtkampf und das Intrigenspiel Roms, und er denkt daran, irgendwo abseits als Philosoph zu leben. Aber das Zureden seines Vaters und der Wille, voranzukommen, führen ihn in das öffentliche Leben. Er greift den Beruf des Rechtsanwalts auf und beginnt, auch im politischen Leben eine Rolle zu spielen. Als er sich durch sehr eindrucksvolle Reden als Verteidiger hervorgetan hat, verschaffen ihm Freunde die Berufung in die Verwaltung Siziliens. So steht er in seinem 31. Jahr auf der ersten Sprosse einer Leiter, die zu Ruhm und Ehre ebenso wie zu Sturz und Vernichtung führen kann.
Auf der römischen Bühne Nach seiner Rückkehr aus Sizilien und nachdem er in Puteoli erfahren muß, wie wenig er bisher im Bestreben nach Volkstüm7
Bildnis des Redners Cicero (heute im Vatikan) lichkeit und Ansehen erreicht hat, begibt sich Cicero auf die Bühne des politischen Lebens der Weltstadt Rom. Mit den 120000 Drachmen der Mitgift seiner Gattin Terentia und den 90000 Drachmen einer Erbschaft erwirbt er ein schönes Haus auf dem PalatinStadthügel, der sagenhaften Stätte der ersten Römersiedlung. In Tuskulum, in der Nähe Roms, kauft er ein Landhaus, das Tusculanum, das sein Lieblingsaiffenthalt werden soll. Das väterliche 8
Landgut überläßt er seinem Bruder Quintus. Tag und Nacht ist er tätig, und da er sich endgültig für die Laufbahn eines Anwalts und Politikers entschieden hat, macht er sich die Mühe, alle Leute nach Namen, Herkunft, Gesinnung und Vermögen kennenzulernen, die Rang und Gewicht in Rom haben. Im Rom jener Tage spielen vor allem zwei Männer eine bedeutende Rolle. Da ist Marcus Licinius Crassus, der Sohn eines reichgewordenen Bauunternehmers, der das väterliche Vermögen während der Sullanischen Enteignungen durch spottbilligen Aufkauf von Gütern der Volksparteiler ins Ungeheure gesteigert hat. Man schätzt das Vermögen des Crassus auf mehr als 7103 Talente oder 30 Millionen Drachmen. Mit einem solchen Reichtum vermag es Crassus, vor den Wahlen drei Monate lang für mehr als zehntausend stimmberechtigte Bürger freien Tisch zu gewähren. Er wird zum Militärkommandanten ernannt, dem der Auftrag zufällt, die seit Monaten in Süditalien tobenden Sklavenaufstände des Spartakus niederzuwerfen. Im Triumph kehrt Crassus in die Hauptstadt zurück. Noch wichtiger aber als Crassus ist der Liebling der Reichsstreitkräfte: Gnäus Pompejus, der eben einen Aufstand in der Provinz Spanien niedergeschlagen und die Reste der Sklavenheere in Norditalien bezwungen hat. Auch Pompejus feiert den „großen Triumph". Da Pompejus, der als Anhänger des früheren Diktators Sulla gilt, der wiedererstarkten republikanischen Partei zu schmeicheln sucht und eine Reihe von Sullanischen Anordnungen aufhebt, verdirbt er es mit der Senats- und Adelspartei, — ohne beim Volke, das in ihm immer den früheren Genossen Sullas sieht, allzuviel zu gewinnen. Es ist schwer, in diesen Zeiten in Rom gute Politik zu machen. Viele versuchen aus der Verwirrung bare Münze zu schlagen und emporzukommen. Auch Marcus Tullius Cicero ist einer von diesen Emporstrebenden, wenn ihn auch seine angeborene Rechtlichkeit zu keinem der wilden Abenteurer werden läßt. Er versteht es, sich den Parteien zu empfehlen. Vor seinem Hause warten schon beim Morgenempfang fast ebensoviele Gefolgsleute wie vor den Palästen des Crassus und Pompejus. Mit 36 Jahren wird Cicero höherer Polizeibeamter im Bau- und Verkehrswesen, in der Finanzverwaltung und in der Organisation der Cirkusspiele. Diese Gelegenheit benützt er, um abermals durch einen aufsehenerregenden Prozeß von sich reden zu machen. 9
Der Statthalter Siziliens — Verrcs — hatte sich in seiner Amtsführung schwerer Erpressungen, Gewalttaten und unredlicher Bereicherung, besonders an Kunstschätzen, schuldig gemacht, es aber durch seine hochgestellten und einflußreichen Freunde in Koni verstanden, ein Gerichtsverfahren zu verhindern. Diesen Fall greift Cicero unter dem fbifall des Volkes auf. Er sagt in einer seiner anklagenden Heden wider Vcrres: „Wenn ihr, o Homer, mit eurem Urteil die Grenzen der Rechtlichkeit und Gesetzlichkeit nicht mehr achtet, dann gibt es in Zukunft auf diesem Gebiet keine Grenze mehr für Gewinnsucht und Verbrechen. Das m u ß euch immer vor Augen stehen . . ." Und Cicero erzwingt die Verurteilung des ungetreuen Beamten. Der Lohn bleibt nicht aus. Einige Zeit später wählen ihn die Römer zum Obersten Richter, und nun glaubt er, sich Pompejus nähern zu können. Pompejus, der sich der Sache des Volkes zugewandt hat, scheint ihm neuerdings die Gewähr dafür zu bieten, daß die republikanischen Kräfte die Oberhand behalten. In eben diesen Jahren hat der erfolgreiche Oberfeldherr die das Mittelmeer beunruhigenden Seeräuber vernichtend geschlagen. Es geht darum, ob dem von der Armee umschwärmten, mächtigen und höchst einflußreichen Mann auch der Oberbefehl gegen die Reichsfeindc im vorderen Orient übertragen werden soll. Manche wünschen auch, daß dieser hochgelobte Pompejus für längere Zeit von der römischen Bühne verschwindet — und ssi es auch, um später mit frischem Lorbeer bedeckt wiederzukehren. In der Zwischenzeit würde man sehen, wie die politischen Verhältnisse gekräftigt werden könnten. Cicero verdient sich durch seine Reden die Zuneigung aller Parteien der Senatsgruppe, der Pompejus zu mächtig geworden ist, des Volkes, das den Feldherrn neue Ehren gönnt, und der Pompejaner selbst, die nach immer neuen Triumphen gieren. In cin=r glänzenden Rede tritt Cicero auf dem Forum, dem Rathaus- und Tcmpelplatz Roms, für die Übertragung des Oberbefehls an Gnäus Pompejus ein. „Die Feldherrnkunst des Pompejus ist wirklich übermenschlich und kaum glaublieh! Doch der Feldherr besitzt auch andere, außerordentliche Vorzüge. Denn nicht nur militärische Veranlagung ist bei einem so gewaltigen und vollkommenen Feldherrn erforderlich, sondern noch viele herrliche Gaben sind Begleiterinnen und Gehilfinnen seiner Tüchtigkeit. Welche Uneigennützigkcit müssen Feldherren besitzen! Welches Maßhalten in allen Dingen! Welche Gewissenhaftigkeit! Welche Leutseligkeit! Welchen schöpferischen 10
Geist, weich« Milde! . . . In höchster Vollendung besitzt sie alle Gnäus Pompejus, Bürger von Rom . . .' ; Einstimmig wird Pompejus der Oberbefehl übertragen. / Kaum aber ist der Feldherr mit seiner Armee nach Asien eingeschifft, als die Hauptstadt neuen, schrecklichen Parteikämpfen entgegengeht. Und keine ausreichende Truppenmacht sichert mehr die Ordnung. Lucius Sergius Calilina beginnt sein frevelhaftes Spiel . . .
Die Verschwörung des Catilina Zu rasch ist Piom zur Weltmacht herangewachsen. Nicht alle \ olksschichlen haben Anteil genommen an dem Wunder des Aufstiegs, nicht allen ist die Bjute wie ein goldener Strom ins Haus geflossen. Es gibt Unzufriedenheit bei den Bauernsoldaten, die nach zehn- oder zwölfjähriger Dienstzeit heimgekehrt sind und den Hof herabgekommen oder von den Großgrundbesitzern bedrängt vorgefunden haben; empört sehen die Krieger, die das Weltreich erkämpft haben, wie Provinzen, Märkte. Ämter und Gelder einzig den führenden Schichten zufallen und sie selber so arm sind wie zuvor. Aber auch der sittliche Charakter der Weltstadt hat sich zunehmend verschlechtert. Geschwunden sind die Schlichtheit, die Altväterlichkeit und die Ehrfurcht vor den Göttern. Tugenden, die einst die Republik ausgezeichnet haben. Mit den Triumphen über Afrika, Griechenland, Spanien und Asien sind zahlreiche Glücksritter in die Stadt geströmt. Theater. Paläste und Villen im griechischen und ägyptischen Stil schießen empor. Unternehmer wie Crassus bauen für das Volk vielstöckige, finstere und enge Mietskasernen, welche das Tal bedecken und hohe Einkünfte erbringen, während sich auf den Hügeln neue Luxusbauten hochmütig über das Gewühl der Massen erheben. Der Pöbel wogt durch die Straßen, läuft zum Cirkus oder zu den politischen Sensationen auf dem Forum. In den Bereichen der Vornehmen oben auf den Stadthügeln jagen sich die Feste, machen sich Verschwendung, Genußsucht und Verkommenheit breit. Söhne einstmals hochangesehencr Adelsgeschlechter, deren Stammväter das Reich begründen und schützen halfen, verprassen die alten Vermögen und stürzen sich in ausweglose Schulden. Schon gibt es in diesem Rom Scharen herabgekommener, „vornehmer* Herrchen, die für nichts mehr gut scheinen als für irgendein Vcr11
brechen; schon ist es für den anständigen Bürger gefährlich, des Nachts auf den Straßen zu sein; er wird von Halbwüchsigen und Leuten aus der Unterwelt angepöbelt, überfallen, ausgeraubt. Ein erschreckender Abgrund scheint sich auf zutun: Der vornehme und geringe Pöbel, Auswurf der untersten und der höchsten Gesellschaftsschichten, rottet sich zusammen und bedroht die Sicherheit der Hauptstadt. Aber all das ist zu bändigen, solange die Rotte keinen Anführer besitzt und ohne Programm ist. Als Pompejus die Stadt verlassen hat, ändert sich alles mit einem Schlage: Lucius Sergius Catilina tritt an die Spitze der Bankrotteure und Abenteurer und predigt ihnen, die größte Beute, die jetzt zu gewinnen sei, sei der Staat selber, und er verkündet als sein Programm: Vernichtung der Republik, Brandschatzung der Staatskassen, Aufteilung der Ämter unter den Freunden, Erringung der obersten Macht durch Beeinflussung der Wähler und der Wahlen. Catilina ist ein Mensch mit vielen Gesichtern — aber nur eines davon wird in die Geschichte eingehen: das des Rebellen. Als Sproß einer alten, angesehenen Familie hat er einen gründlichen Bildungsgang hinter sich und sitzt im Senat; aber er hat das Leben eines Wüstlings geführt und — wie so viele seiner Genossen — das ererbte Vermögen verschleudert, verspielt, vertan. Seine Gläubiger bedrängen ihn. Er braucht Geld, viel Geld, und er braucht es bald. Er erinnert sich wieder der Tage des Diktators Sulla, als die Angehörigen der besiegten Volkspartei geächtet, enteignet und willkürlich getötet worden waren. Wie so viele Gescheiterte sehnt er diese Zeiten zurück, als man im Trüben fischen und ohne Rücksicht auf Gesetz, Polizei oder Recht sich ausleben konnte, wo die Anschuldigung „Du bist ein Volksparteiler' 1 genügte, um einen ehrenwerten Mann um Kopf, Haus und Vermögen zu bringen. Ein politischer Pirat wie Sergius Catilina findet stets Willfährige, die ihn unterstützen, wenn er es versteht, seine Raublust mit Schlagwörtern wie sozialer Ausgleich, soziale Gerechtigkeit, Bodenreform und Enteignung der reichen Leute zu tarnen. Er m u ß nur genügend Stimmvieh finden, das ihm seine hohlen Verkündigungen glaubt und ihn zum Konsul erhebt. Ist er erst im Besitz des höchsten Staatsamtes, so wird man weitersehen und mit den Mitteln der Staatsgewalt vollenden, was man als Aufrührer begonnen hat. 12
Lucius Sergius Catilina und einer seiner Mitverschworenen bewerben sich um das Konsulat des Jahres 64 v. Chr. Die Gefahr einer neuen Diktatur steigt drohend herauf. Angesichts dieser Bedrohung vereinigen sich die Kräfte das republikanischen und senatorischen Widerstandes auf einen Gegenkandidaten, der bei allen Parteien angesehen ist und der auch Beweise genug dafür erbracht hat, daß er rechtlich, beredt und gewandt ist: Marcus Tullius Cicero. Die Anhänger des Catilina führen den Wahlkampf mit zwei sehr zugkräftigen Parolen: Indem sie den einstigen Parteigängern Sullas volle Gleichberechtigung im Staate versprechen, gewinnen sie die Masse der vor fast zwanzig Jahren besiegten diktatorischen Partei, und indem sie den Tausenden von Habenichtsen Aufteilung der Staatsgüter, Enteignung der Vermögen und Verstaatlichung der Großbetriebe verkünden, ziehen sie auch von ihnen viele auf ihre Seite. Cicero hingegen kann nur die Aufrechterhaltung der Ordnung, die Achtung vor der Menschenwürde und vor den Gesetzen versprechen. Mit knapper Mehrheit siegen die Republikaner. Cicero erringt die höchste Würde der Republik. Als Konsul ist er zusammen mit dem Zweitkonsul der höchste Vollzugsbeamte des Römerreiches. Um den Staatsfeinden wirksam und rechtzeitig zu begegnen, zieht er einen geheimen Nachrichtendienst auf, dem Senatorensöhne ebenso angehören wie elegante Damen, Sklaven ebenso wie Angehörige fremder Gesandtschaften. Die Mitteilungen, die der Konsul auf solche Weise empfängt, bestärken ihn in der Überzeugung, daß Catilina auf einen Staatsstreich hinarbeitet. Vielleicht sind die Catilinarier nur harmlose Handlanger. W o her kommen die Gelder, mit denen Catilina, dem in Rom niemand auch nur den geringsten Betrag borgt, die Cirkusspiele für das Volk bezahlt und Getreide an die Massen verteilen läßt? Gibt es nicht genug korrupte Provinzstatthalter vom Schlage eines Verres, reiche Geschäftemacher wie Crassus oder auch wie dieser ehrgeizige Politiker Gajus Julius Cäsar, der sich in glänzendem Aufstieg eine hohe Senatsstellung errungen hat und nach dem Höchsten zu streben scheint. Sollte Catilina sein Ziel erreichen, so würden Männer wie dieser Verres die Provinzen ohne Kontrolle bis aufs Blut erpressen, Crassus könnte endlich seinen Ehrgeiz befriedigen und seinen goldenen Reichtum mit Lorbeer und Purpur zudekken, und Cäsar — nun, man weiß nicht genau, was er plant. Gewiß lauert er seit langem im Hintergrunde und wartet nur auf 13
die Stunde, unter Ausnützung der politischen Wirren seine Alleinherrschaft zu begründen. Immer offensichtlicher wird, daß Lucius Sergius Catilina seine Plane auch nach der Wahlniederlage nicht aufgegeben hat. Die Verschworenen sammeln Waffen und Männer um sich, die Lage spitzt sieh zu. Der Senat ist machtlos, da heimliche Gesinnungsgenossen des Abenteurers seine Reihen durchsetzen. Eines Abends treffen sich die Verschworenen, es sind viele ehemalige Soldaten und Mitläufer des Diktators Sulla unter ihnen. Catilina hält eine zündende Ansprache: ,.Denn, wer ein ganzer Kerl ist"", sagt der Empörer, „kann es nicht länger ertragen, wie die Herrschenden im Reichtum schwelgen, wie sie ihn verschwenden, um ins Meer hillauszubauen und Berge einzuebnen, während uns die Mittel zum Nötigsten fehlen... Warum erwacht ihr also nicht? Wir haben zu Hause Not, draußen Schulden, die Gegenwart ist schlimm, die Zukunft noch viel härter: kurz, was bleibt uns übrig, als ein erbärmliches Leben! Warum erwacht ihr also nicht? Ssht, dort habt ihr sie, die ihr so oft ersehntet: die Freiheit und den Reichtum . . . Ehre und Ruhm stehen vor euren Augen, das Schicksal hat sie den Siegern zum Lohne bestimmt. Nehmt mich zum Führer, weder mein Kopf, noch mein Arm sollen fehlen! Sobald ich Konsul bin. werde pch mit euch zusammen alles erreichen, sofern ihr es nicht vorzieht, lieber Sklaven als Herren zu sein . . . " Die Vorbereitungen sind getroffen. In den Bergen nördlich Roms steht ein aus Rebellen rekrutiertes Heer bereit, in der Stadt sind Mörderbanden und Attentäter verteilt. Der Tag ist nahs, an dem Rom von Bränden und plündernden Horden geweckt werden wird. Wieder sind es Agenten, die Cicero warnen und ihm die Pläne der Verschwörer offenbaren. Ein Anschlag auf sein Leben wird vereitelt. Der Konsul geht fortan nur noch in Begleitung und mit dem Panzer unter der Toga auf die Straße und entschließt sich zum Handeln. Er beruft den Senat zu einer Sondersitzung in den Tempel des Jupiter, der am Eingang der Heiligen Straße zu Füßen des Palatinhügels steht. Die Selbstsicherheit des Catilina übertrifft sich selbst. Er wagt es, als wäre nichts geschehen, zur Sitzung zu erscheinen. Die Sorge um den Staat und die Ausweglosigkeit der Lage treiben Cicero zur Entscheidung. Der Verschwörer sitzt lässig, ja verächtlich in den ersten Reihen, als der Konsul den Kampf beginnt. Dann aber wird er bleich und richtet sich auf. 1-1
Langsam leeren sich die Sitze neben Catilina. Er ist schließlich allein auf der Senatorenbank. Und Cicero erhebt beschwörend die Anklage: „Wie lange noch, Catilina, gedenkst du Mißbrauch mit unserer Geduld zu treiben? Wie lange noch soll uns dein Ü b e r m u t ' v e r h ö h n e n ? . . . Welches Brandmal häuslicher Schande ist deinem Leben nicht aufgedrückt? Wo gibt es eine Schmach im Privatleben, die deinem üblen Leumund nicht anhaftet? Welcher Schmutz ist deinen Augen, welche Untat deinen Händen, welches schimpfliche Vergehen dir jemals ferngeblieben? Welchem jungen Menschen, den du mit Lockungen und Verführungen umstricktest, hast du nicht zu verwegenen Taten den Mordstahl oder zu Ausschreitungen die Fackel vorangetragen? Hast du nicht erst vor kurzem durch Ermordung deiner Gattin Platz für eine neue Heirat gemacht . . . ? " Als der Konsul seine leidenschaftliche Anklage beendet, liegt tiefes Schweigen über der Versammlung. Niemand wagt ein \v ort zur Verteidigung des Angeprangerten. Catilina erhebt sich mit gemachter Gleichgültigkeit, verläßt den Tempel und hastet durch eine Gasse wortlos zurückweichender Menschen davon. Noch in der Nacht, die diesem 21. Oktober des Jahres 63 folnt, verläßt Lucius Sergius Catilina Rom und begibt sich zu seiner Aufrührerarmec in den Bergen. Der Todfeind verläßt die Stellung und übergibt den Befehl in Rom einem minder gefährlichen Mitverschworenen. Hunderte von Verschwörern befinden sich in der Hauptstadt, um auf ein gegebenes Zeichen mit Brandstiftung und Mord zu beginnen und dem heranrückenden Heere der Hebellen die Bahn zu ebnen; sie haben Verbindung zum Ausland aufgenommen, um von dort Hilfe zu erhalten. Die Waffen sind verteilt. Es darf keine Zeit verloren gehen. Doch der Senat zögert immer noch. Sitzen nicht Crassus, Cäsar und andere heimliche Freunde Catilinas in der Versammlung? Für Cicero gibt es keinen Rückzug mehr. Das Ringen geht um die Handlungsvollmacht durch den Senat. Am 3. und 5. Dezember folgen zwei weitere anklagende Reden Ciceros. Endlich gibt der Senat nach. Der Konsul kann handeln, wie er es für gut befindet. Nur Cäsar warnt vor einem allzu h a r ten Urteil und rät zu Verbannung und lebenslänglicher Haft. Cicero aber läßt die bekanntesten Mitverschworenen Catilinas verhaften und übergibt sie ohne ordentliches Gerichtsverfahren dem Henker. 15
Wenige Wochen später schlagen reguläre Truppen die Catilinarische Empörerarmee. Lucius Sergius Catilina fällt tapfer fechtend inmitten seiner Anhänger. Der Senat beeilt sich, Marcus Tullius Cicero den Titel „Pater Patriae" — ,Vater des Vaterlandes' — zu verleihen.
In der Verbannung Das ist die Höhe des Lebens! Konsul mit 43 Jahren, Retter des Vaterlandes und Abgott Roms! Wie stolz ist die kluge und mutige Terentia, die in den schweren Stunden ihrem Gatten tapfer zur Seite gestanden hat, wie beglückt sind die Tochter Tullia, der Liebling des Vaters, und der kleine Cicero, den seine Schulkameraden bewundern! Auch der Bruder Quintus — sonst ein gestrenger Kritiker der Reden und Schriften des berühmteren Marcus Tullius — ist nun vollauf mit ihm zufrieden. Selbst der Schreibsklave Tiro, der geistvolle Hausgenosse Ciceros, Erfinder einer Schnslischrift, begegnet seinem Herrn mit vermehrter Ehrfurcht. Das Konsulat des Catilinajahres geht zu Ende. Die Wahlen des folgenden Amtsjahres bringen einige Männer zu Amt und Würden, die Cicero nicht gern an einflußreicher Stelle sieht. Und auch die Vertreter des Volkes gegenüber dem Senat sind nicht eben Ciceros Freunde. Der neue Oberrichter Roms aber heißt Julius Cäsar. Bei der Übergabe seines geliebten Konsulats weiß Cicero seine Tat in das rechte Licht zu setzen. Immer m u ß sich dieser Mann bürgerlicher Herkunft gegen den Hochmut der alten Familien behaupten, die in ihm nichts als einen Emporkömmling sehen. Der Btete Hinweis auf seine Verdienste um die Errettung der .Stadt und des Reiches von Mord, Brand und Bürgerkrieg schaffen ihm viele Neider und Feinde. Aber auch Cicero hat seine einflußreichen Anhänger, unter denen der jüngere Cato, einer der leidenschaftlichsten Republikaner, besonders hervortritt. Freilich, viele Politiker und dieser Julius Cäsar erweisen ihm wenig Achtung und zeigen deutlich ihre Gegnerschaft. Rom erlebt schon bald eine neue Erschütterung: Pompejus kehrt nach siegreichen Feldzügen mit seinen Truppen aus dem Nahen Osten zurück. Viele in Rom erwarten von dem lorbeergeschmückten Sieger nichts anderes als die Wiederkehr eines zweiten Sulla und einen neuen Diktator. Pompejus aber tut das Unwahrscheinlichste: Er entläßt die ausgeschiffte, schlagbereite Armee und 16
kommt, einzig von seinen Stabsoffizieren gefolgt, nach Rom, sich und seine Soldaten dem Urteil des Senats und dem Wohlwollen der Beamten empfehlend; aber der Senat enttäuscht ihn und verweigert die Sonderzulagen an die entlassenen Veteranen aus dem Asienfeldzug. Noch einmal darf sich Marcus Tullius Cicero in dem Wahn wiegen, einer der Beweger des Weltreichs und einer der entscheidenden Köpfe der Hauptstadt zu sein. Aber sein Auftreten schafft ihm nur neue Feinde. Seine rednerischen Erfolge, seine Gewandtheit auf der Tribüne des Forums machen ihn übermütig. Er hält eine Lobrede auf die Tugenden des reichen Crassus und kurz darauf eine scharfe Schmährede wider ihn. So kommt der Tag, an dem Ciceros Sterne zu sinken beginnen. Als Pompejus ein Jahr in der Heimat weilt, wird in Rom bekannt, daß er sich mit zwei anderen einflußreichen Männern Roms zu einem Dreibund — dem Triumvirat — zusammengeschlossen habe, der nicht aus Volkswahlen hervorgegangen ist. Der eine ist der König des Geldes, Crassus, der andere der führende Mann der Volkspartei, Julius Cäsar. Diese drei Männer: Armee, Finanzen und Volksmassen, werden schon bald jeden anderen Politiker und jede andere römische Machtgruppe ausschalten. Im Jahre darauf wird Julius Cäsar, Ciceros Gegner, zum Konsul gewählt. Gleichzeitig wird der politische Abenteurer Publius Clodius, dem Cicero seit Catilinas Zeiten tödlich verfeindet ist, der erste Vertreter der Volksmassen. Die Lage hat sich für Marcus Tullius Cicero nicht nur jählings verschlechtert, sie ist gefährlich geworden. Der ,,Vater des Vaterlandes" muß für seine Sicherheit bangen. Clodius sammelt, wie Calilina, bewaffnete Banden um sich, die der Konsul Cäsar gewähren läßt. Cicero flüchtet sich in den Schutz des Pompejus, aber der bedächtige General unternimmt nichts zu seinen Gunsten. So bleibt er der Gnade Cäsars und der Rachsucht des Clodius ausgeliefert. Die Stimmung gegen Cicero nimmt bedrohliche Formen an; unter dem Beifall der Menge erinnert Clodius an ein altes Gesetz, das für die Hinrichtung eines römischen Bürgers ohne vorhergehendes ordentliches Gerichtsverfahren die Strafe der Landesverweisung androht. Der Pfeil ist auf Cicero gezielt. Der Ex-Konsul geht in der Kleidung des Angeklagten, mit ungeschorenem Barte und Haupthaar, durch die Straßen Roms und sucht Beistand. Aber selbst Pompejus weigert sich, ihn zu empfangen. Doch steht ein Teil des 17
Senats, der wie Cicero die Macht der „Dreimänner" fürchten muß. auf seiner Seite. Clodius umringt mit bewaffneten Banden das Senatshaus und fordert die Verurteilung des Cicero. Marcus Tullius flüchtet aus der Stadt. Sein Haus am Palatin wird geplündert, niedergerissen und eingeebnet, seine Gemahlin und die Kinder werden mißhandelt und mit knapper Not vor der W u t der Horden bewahrt. Clodius setzt die Verbannung des politischen Gegners durch. Cicero soll nie wieder den Boden Italiens betreten dürfen. Aus der atlriatischen Hafenstadt Brindisi kommt endlich Nachricht, daß Cicero, kaum mit dem Nötigsten versehen, nach Griechenland entkommen sei.
Cäsars Gestirne In den ersten Maitagen bringt die reitende Post einen vom 30. April des Jahres 58 datierten Brief Ciceros aus Brindisi, der an seine bei Bekannten untergeschlüpfte Familie gerichtet ist. „Tullius grüßt seine Terentia, seine Tullia und seinen Cicero! Wenn ich euch nicht so oft schreibe, wie ich möchte, so geschieht dies nicht allein, weil meine Lage überhaupt so traurig ist, sondern vor allem deshalb, weil mir jedes Schreiben an euch unerträglichen Schmerz bereitet. Hätte ich doch weniger am Leben gehangen.. . " Nach aufwühlender Klage über das ungerechte Schicksal teilt Cicero seinen Angehörigen mit, daß er zu seinem Freunde, dem Marcus Plancius, nach Saloniki gehen wolle, um bessere Zeiten abzuwarten. „Nur noch eins, liebe Terentia", schreibt er der Gattin: „Halte dich mit Ehren aufrecht, so gut du kannst! Ich darf sagen, ich habe gelebt, ich habe hochgestanden; nichts Schlechtes von meiner Seite, sondern eben mein verdienstliches Wirken hat meinen Sturz herbeigeführt. Nur einen Fehler habe ich gemacht: nicht zugleich mit meinen Würden auch mein Leben hinzugeben! Jedoch, wenn es meinen Kindern lieber ist, daß ich lebe, so will ich eben das harte Geschick ertragen. Ich spreche dir Mut zu, Terentia, und vermag mich selber nicht zu ermutigen . . . Sorge möglichst gut für deine Gesundheit und sei überzeugt, daß dein Leid mir sehr am Herzen liegt, mehr als mein eigenes. Meine Terentia, du getreue und gute Gattin, meine teure Tochter Tullia, «ad du, mein Cicero, die ihr meine einzige Hoffnung seid — lebt wohl...'^ 18
Während seines unfreiwilligen Aufenthaltes auf griechischem Boden ist Cicero begierig auf Nachrichten, die aus Rom eintreffen. Bald erfährt er, daß Julius Cäsar mit einer Armee nach Gallien aufgebrochen sei, um dieses große Land für das Reich zu erobern. Diese Nachricht schafft Cicero große Erleichterung: ein Feind weniger ist in der Hauptstadt! Gerüchte sprechen von wachsenden Unruhen in Rom. Clodius und seine Banden terrorisieren die Stadt fast in der Art, wie es zu Catilinas Zsiten geschehen ist. Auf dem Rathausplatz finden Gefechte statt. Quintus, der Bruder Ciceros, entgeht seinen Verfolgern nur dadurch, daß er unter den Erschlagenen auf dem Marktplatz wie tot liegen bleibt. Die Gegenpartei setzt sich zur Wehr, bildet bewaffnete Trupps aus Bürgersöhnen und jagt Clodius und seine Banden aus der Stack. Das Volk jubelt wieder einmal neuen Machthabern zu und beklatscht den Beschluß des Senats, der bestimmt, daß Marcus Tullius Cicero ehrenvoll aus der Verbannung zurückberufen werden soll. Nach sechzehn Monaten politischen Unglücks kehrt der „Vater des Vaterlandes" nach Italien heim. Von seinen begeisterten Verehrern wird er im Triumph von Brindisi nach Rom zurückgeführt. Zehntausende säumen beifallklatschend die Heilige Straße, als Cicero zum Capitolhügel hinaufsteigt. Der Senat verfügt, daß Ciceros zerstörtes Stadthaus und sein niedergebranntes Landgut auf Staatskosten schöner wieder errichtet werden sollen. Man sieht Cicero mit strahlendem Gesicht, stets von einem Kometenschweif von Freunden und Gefolgsleuten begleitet, durch die Straßen gehen. Er ist der Freund vieler Senatoren, soweit er sie als Anhänger der römischen Freiheit achten kann, und auch bei Pompejus steht er neuerdings in Gunst. Mit Eifer widmet er sich seinem Beruf als Anwalt, und er h a t großen Zulauf. Die Machtverhältnisse in Rom und damit im Reich verändern sich erneut. Aus Vorderasien, wohin Vater und Sohn Crassus mit einem Teil der Truppen befohlen worden sind, um die bedrohte Grenze zu sichern, kommt die Nachricht, daß beide gefallen seien. Aus der Machthabergruppe Cäsar-Pompejus-Crassus ist einer der Partner von bedeutendem politischem Gewicht ausgeschieden. Die Entscheidung wird eines Tages zwischen Cäsar, der noch in Gallien weilt, und Pompejus fallen, auch wenn die beiden Männer zur Zeit noch Freundschaft heucheln. Cicero aber sucht zwischen den beiden Rivalen zu vermitteln. 20
Von Cäsar hört man, daß er nach der Eroberung von ganz Gallien und von Belgien auf der englischen Insel gewesen, dann aber wieder aufs Festland zurückgekehrt sei, um Aufstände niederzuwerfen. Zur Zeit ringt er mit dem Anführer der um ihre Freiheit kämpfenden Gallier, scheint aber bereits dem Siege nahe zu sein. Was wird geschehen, wenn der Sieger nach Rom zurückkehrt? In Rom gibt es eine Cäsar- und eine Pompejus-Partei. Es wird in Kreisen der Pompejaner erwogen, Truppen und Vorräte zu sammeln. Doch Pompejus selber bleibt zurückhaltend, ist der einfache Privatmann und Zivilist und erscheint vielen als Rückhalt der Freiheit. Der Senat geht schärfer gegen die Leute vor, die in Rom als Vortruppe Cäsars wirken könnten: gegen Clodius und seine Banden. Eines Tages treffen die Banden des Clodius und die Bürgergarden vor den Toren der Stadt aufeinander, und Clodius wird erschlagen. Angesichts der Wirren wird Pompejus zum alleinigen Konsul Roms gewählt, und er beginnt einen geharnischten Feldzug gegen die eingetretenen Mißstände. Es wäre ihm ein leichtes, sich in Abwesenheit Cäsars zum Diktator zu machen. Aber Pompejus — zögernd und voller Furcht vor einem Verfassungsbruch — nimmt einen Kollegen zu sich ins Konsulat. Nach einem neuen Gesetz müssen alle gewesenen Konsuln für ein Jahr die Verwaltung einer außsritalischen Provinz übernehmen. Da mehrere Altkonsuln vorhanden sind, entscheidet das Los. Cicero fällt zu seinem großen Mißvergnügen die Statthalterschaft Kilikien in Kleinasien zu und das Kommando über rund 15 000 Soldaten. Die Statthalterschaft bedeutet für die meisten Römer der dafür in Frage kommenden Gesellschaftsschicht die Gelegenheit, sich in der betreffenden Provinz zu bereichern und ein großes Privatvermögen zusammenzuraffen. Als Cicero in seiner Provinz ankommt, findet er die Bevölkerung in größter Unruhe. Die römischen Beamten haben die Steuerschraube aufs stärkste angezogen, die römischen Richter sind grausam und hart, viele Befehlshaber bestechlich. Und das alles erlauben sie sich, während in der Nachbarprovinz ausländische Truppen sengen und brennen. Cicero erweist sich als höchster Provinzialbeamter und Befehlshaber von eben jener Menschlichkeit und Weisheit, die er so oft in seinen Reden und Schriften gerühmt und als wahres Lebensziel gepriesen hat. Er lehnt Bestechungssummen ab, entfernt die 21
Wachen von den Eingängen des Statthalterpalastes, veranlaßt milde und gerechte Urteile der Gerichte, mäßige Besteuerung und achtet schart darauf, daß auch die untergebenen Dienststellen wieder zur hochgerühmten Ordnung und Bechtlichkeit zurückkehren. Auch zieht er die gebildeten und angesehensten Männer der Einheimischen an seine Tafel, führt mit ihnen lange Gespräche und lebt ihnen überdies ein einfaches und klares Leben vor. Trotzdem fühlt er sich nicht wohl in seinem Armt und sehnt sieh mit alicn Fasern seines Herzens nach Rom zurück. Gern verläßt er nach seiner Amtszeit das unwirtliche Land. Nachdem er auf der Rückreise die alten Lehrer und Studienfreunde in Rhodos und Athen besucht, auch etliche Ehrungen empfangen und mehrere Reden gehallen hat, trifft er anfangs des Jahres 49 v. Chr. wieder in der Hauptstadt ein. Aber dieses Rom liegt unter düsteren Wolken, aus denen schon erste fahle Blitze zucken und fauchende Windstöße ein nahendes Unwetter verkünden. Cäsar hat die Alpen überschritten und steigt an der Spitze seiner sieggewohnten und wohlausgerüstcten Legionen als Eroberer zweier neuer Länder — Galliens und Belgiens — in die Poebene zurück. Die Konsuln und der Senat senden, vosi Pompcjus gedrängt! Botschaft zu Cäsar, er möge vor dem Betreten des inneren Italien am Flusse Rubicon nahe dem Po seine Truppen auflösen, sein Kommando abgeben und als Privatmann nach Rom kommen. Vergeblich bemüht sich Cicero, die Gegensätze zwischen den beiden Männern auszugleichen, damit die Republik nicht einem von ihnen in die Hände falle. Cäsar antwortet mit Protesten und entläßt seine treu ergebenen Legionen nicht. In Rom wühlt unterdessen der von Cäsar gekaufte Marcus Antonius, der neue Führer der cäsarisch gesinnten Partei, und begibt sich mit mehreren Parteifreunden in das Lager am Rubicon. Auch die Anhänger des Pompe jus und die Konsuln verlassen zum Mißvergnügen Ciceros die Hauptstadt. Von Gnäus Pompejns selber hört man, daß er Truppen bei Brindisi. weit im Süden, zusammenziehe. Cäsar und Pompejns Averben indes leidenschaftlich um die einflußreichen Männer und die bedeutenden Köpfe der Republik. Schon am 20. Februar hat Cicero ein Handschreiben des Pompejus erhalten: ,,Pompejns an M. Cicero. Wenn du wohlauf bist, dann ist's gut. Deine altbewährten, trefflichen Eigenschaften im Dienste des Gemeinwohls erkenne ich immer wieder. Die Konsuln haben sich zu dem Heere begeben, das 22
ich in Süditalien sammle. B:'i deinem unermüdlichen und ungewöhnlichen Eifer für das Staatswohl fordere ich dich auf, dich zu uns zu verfügen, damit wir gemeinsam beraten können, wie wildem bedräiiglen Staat wirksame Hilfe bringen können. Ich halte es für am besten, daß du schleunigst über die Appische Straße nachkommst.'' Aber Cicero reitet nicht die Appische Straße entlang, sondern wartet ab, wägt, überlegt und zögert. Inzwischen hat Cäsar am Rubikon mit seinem kriegsgcrüsleten Heer die innere Reichsgrenze fiberschritten und beginnt den Bürgerkrieg. Schnell nähert er sich Rom, wo er nicht nur einen Teil der zögernden Senatoren, sondern auch den noch nicht abtransportieren Staatsschatz vorfindet. Cicero hat sich auf sein Landgut nach Tusculum begeben, er ist immer noch unentschlossen. Auch ein Brief Cäsars, den er empfängt, vermag ihn nicht zur Entscheidung zu veranlassen. Julius Cäsar schreibe „Imperator Cäsar an den Imperator Cicero: Ich habe es eilig, bin unterwegs, die Legionen sind bereits voraus nach Brindisi. Trotzdem kann ich mir nicht versagen, an dich zu schreiben . . . Ich gedenke, demnächst wieder in Rom einzutreffen und wünsche dich dort zu sehen, um mich deines Rates, deiner Beziehungen, deines Einflusses, deiner Unterstützung in jeder Hinsicht bedienen zu können. Ich wiederhole, du mußt mit meinem eiligen Kurzbrief Nachsicht haben. Alles weitere wirst du hören!'" Cicero geht es in dieser Stunde um die Rettung der Republik. Am liebsten wäre es ihm, er könnte beide Gegner — Cäsar und Pompejus — jetzt noch versöhnen. Er schreibt Briefe in diesem Sinne, die freilich erkennen lassen, wie sehr er den Charakter der Angesprochenen und die Gefahrenstunde Roms verkennt. Er trifft in Formiae, nördlich von Neapel, mit Cäsar zusammen, vermag aber den Feldherrn, der seine Ziele unbeirrt verfolgt, nicht für eine Versöhnung in seinem Sinne zu gewinnen. Ohne mit Cäsar völlig zu brechen, geht Cicero ins Lager des Pompejus, wo ihn sein alter Freund Cato mit dem düsteren Vorwurf empfängt, es sei ihm und der Sache nützlicher gewesen, er hätte sich weiterhin neutral verhalten. Da er den Weg zu Pompejus sehr spät gefunden hat, begegnen ihm im Lager viele mit Mißtrauen. Mit den Truppen des Pompejus begibt sich Cicero nach Griechenland. Es kommt im nächsten Jahre in Nordgriechenland zur Entscheidungsschlacht zwischen Cäsar und Pompejus, Cäsars alle Kriegs23
hgionen siegen über die Einheiten des Gegners. Die Sache der Republikaner ist verloren. Cicero nimmt an der entscheidenden Schlacht nicht teil. Nach der Niederlage bedrängen ihn die Pompejaner, den Oberbefehl über den Rest der republikanischen Truppen zu übernehmen. Aber er fühlt sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. So kehrt er nach Italien zurück. In Brindisi geht er an Land und wartet hier die Entscheidung der Dinge ab, in deren Ablauf er selber nicht mehr eingreifen kann. Er muß lange warten. Cäsar verfolgt die Pompejaner über das Mittelmeer nach Ägypten, wo Pompejus in einen Hinterhalt gerät und ermordet wird. Cäsar läßt den Mörder hinrichten und ordnet die ägyptischen Verhältnisse neu. Im folgenden Jahr betritt Cäsar als Alleinherrscher dar Welt wieder italischen Boden. Als die Kunde von seiner Landung eintrifft, reist ihm Cicero nach langem Hin- und Herschwanken entgegen. Cäsar empfängt ihn mit höchster Achtung. Cicero zieht sich aufs Land zurück. Er überarbeitet seine Werke über den besten Staat und über die Gesetze. Und er überdenkt ingrimmig die politischen Zustände, die durch den Staatsstreich Cäsars heraufgeführt worden sind. Sein freiheitlich gesinntes Herz erlebt schmerzlich mit, wie die Republik Stück um Stück dahinsinkt. Wenn Cäsar auch nicht gewalttätig regiert, wie es Sulla einst getan hat, so ist doch jetzt jeder freiheitlieh Gesinnte persönlich gefährdet. Verbannungen, Verfolgungen, Fesselung der Meinungsfreiheit — das sind die Nachrichten, die aus der Hauptstadt aufs Land dringen. Nur selten begibt sich Cicero selber nach Rom, selten zeigt er sich im Senat, dessen Rechte fast alle dahingeschwunden sind. Ciceros wirkliehe innere Haltung in dieser Zeit ist für den Rückblickenden schwer zu erschließen. Er heult mit den Wölfen, redet dem Diktator zu Willen, ja er beschwört Cäsar, „sich noch lange der Nation zu erhalten". Er verehrt ihn und haßt ihn. Cäsar ist für ihn der „Allmächtige, den sie alle fürchten". Cicero, der wiederholt den Staat und seine Verfassung gegen die Diktatur und gegen Staatsfeinde verteidigt hat, erkennt, daß Cäsar und seine Umgebung die Reichsregierung in eine straffe, von einem Manne geleitete Herrschaft umzubauen beginnen. Noch einmal bricht Cäsar auf, um die in Nordafrika versammelten letzten republikanischen Widerständler niederzuwerfen. Es gelingt ihm in kurzer Zeit. Heldenhaft gehen die Führer der Freiheit in den Tod.
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Das Tusculanum — Freistatt des Geistes Tusculum liegt an einem Ausläufer des Albanerberges, keine fünfzehn Meilen vor den Toren Roms. Es ist in seinem mauerumgebenen Teil eines jener kleinen Landstädtchen, in denen viele Handwerker und ehemalige Soldaten wohnen. Abends treffen sie sich auf dem winzigen Forum zu politischen oder geschäftlichen Gesprächen, an Festtagen schauen sie in dem im griechischen Stil erbauten Theater den Lustspielen und Schaustücken zu. Am Ortsrand haben reiche Römer ihre prächtigen Landsitze. Ein wenig außerhalb des Ortes liegt auf einer Anhöhe — inmitten von Pinien, Zypressen und ölhainen — das schöne Landgut des Marcus Tullius Cicero, das Tusculanum. Die Gebäude sind in offenem Viereck angelegt. In der Mitte steht das schneeweiße, säulengeschmückte Landhaus. Den Berg hinauf ziehen blütenduftende Ziergärten. Hier können sich die Gäste im Schatten der Platanen und Ahornbäume ergehen. Cicero liebt diesen Landsitz von all seinen Besitzungen am Meer, auf dem Lande und in den Bergen am meisten. Jetzt, da ihm das Schicksal eine unfreiwillige Muße auferlegt hat, lebt er in Tusculum, um endlich die wissenschaftlichen und persönlichen Begebnisse seines bisherigen Lebens niederzulegen. Auch will er eine umfassende römische Geschichte schreiben; die Beschäftigung mit der Geschichte — der griechischen und römischen — ist ihm allezeit lieb gewesen. Von seinen Begleitern findet er den getreuen Haussklaven Tiro, den er aufgezogen und zum Gelehrten hat ausbilden lassen, den alten Lehrer Diodates, dem er seit Jahren das Gnadenbrot gibt, und den Sohn Marcus Tullius Cicero im Hause, öfter sucht ihn der sehr gebildete und am Griechentum geschulte Freund Atticus auf; auch andere Männer von Geist, Bildung und Gewicht, die durch die Verhältnisse zum Schweigen in der Öffentlichkeit verurteilt sind, kommen zu ihm. Im Tusculanum, auf seinen Gartenwegen, Rasenbänken, an den sprudelnden Brunnen, unter den Säulenhallen, werden zahllose Gespräche über Gott, die Welt, das Vaterland, über Tugend, Pflicht und Leid geführt und von Cicero später in Buchform niedergelegt. Nur Terentia fehlt, die im Stadthaus geblieben ist und sich nicht damit abfinden will, daß sie keine Rolle in der Gesellschaft mehr spielen soll. Allezeit ist Cicero ein musterhafter Gatte und Vater gewesen. Was ist ihm in seinen Prozessen nicht alles an Schmutz begegnet! Gab es in Rom überhaupt noch so etwas wie reine Liebe 25
oder geordnete Ehen? Die Fäulnis hat sich breit gemacht. Selbst im engsten Familienkreis begegnet Cicero der Verderbnis. Die geliebte Tochter, sein Augapfel Tullia, war dreimal verheiratet gewesen u nd mit ihren 32 Jahren zum drittenmal geschieden. Jede ihrer Ehen war ein namenloses Unglück. Cicero, der Sohn, aber war einer jener Tunichtgute, die das Geld der Väter verschleuderten. Inmitten dieser Umgebung hatten Marcus Tullius und seine Terentia ein schlichtes, klares und gutes Leben geführt. Aber seit dem ,,Ausflug", den Cicero mit den Pompcjanern nach Griechenland gemacht hatte, war eine starke Entfremdung zwischen die Ehegatten getreten. Terentia konnte ihrem Manne seine politische Haltung nicht verzeihen, durch die sie und ihre Familie um Slellung und Einfluß gebracht worden war. Sic hatte ihn weder in Brindisi aufgesucht noch ihm später irgendwelche Hilfe geleistet. In diesen Monaten Wendet sich der Sechzigjährige d;r schönen, jungen, sehr reichen Publilia zu. Da Terentia nicht zu ihm zurückkehrt, leitet Cicero zur Bestürzung seiner Freunde die Scheidung ein und heiratet die hübsche und reiche Publilia. Aber das Glück ist schnell vorüber. S^iu Leben zerbricht ihm unter den Händen. Verzweifelt klammert er sich an die Philosophie. Er beschäftigt sich mit den Dingen des Geistes, der Seele und des Göttlichen. „Den Geist nenne ich göttlich", sagt er in seinen „Tusculaner Gesprächen'". ,,. . . Der Seelen Ursprung läßt sich auf Erden nicht finden; denn nichts Greifbares oder Stoffliches ist in den Seelen, nichts, was aus der Erde entstanden sein kann . . . denn nichts \on dem, was vergänglich ist, nichts Stoffliches hätte die Kraft, über sich selber nachzudenken, sich selbst zu erkennen und um Gott zu ringen. Ja, auch Gott selber, den wir uns- vorstellen, läßt sich in keiner anderen Weise vorstellen, denn als vollkommen freies, geistiges Wesen, losgelöst von allen stofflichen Dingen . . ." Cicero sinnt über das Wesen von Schmerz und Kümmernis nach. Er bedarf einer gefestigten Seele, denn das Unglück stürzt bergehoch über ihn herein. Seine geliebte Tochter Tullia stirbt und hinterläßt in seinem Herzen eine niemals heilende Wunde. Die Philosophen Roms pilgern zu Ciceros Tiisculanum, ihn zu trösten, aber sie finden den alten Mann in neuer Verzweiflung: auch die junge ungeistige Publilia geht von ihm, da sie sich nicht verstehen. Er ist ganz allein. . . . 27
Er schreibt ein „Trostbüchlein an sich selber", um seinen Schmerz zu überwinden. Mit ungeheurem Eifer sitzt er nächtelang über den alten Schriften, die er nun in glattere und bessere Form bringt: die in den Jahren 52 und 51 geschriebenen Bücher „Ober den Staat", die „Gesetze", die „Untersuchungen über den Wert der Bücher", die von Tiro veranstaltete Sammlung seiner Reden und zuletzt die „Tusculaner Gespräche". Seine gelehrten Abhandlungen und geschliffenen Gespräche sind mit Zitaten aus griechischen Schriftstellern und eingestreuten Anekdoten durchsetzt, über die er reichlich verfügt. Er schafft eine erhöhte lateinische Sprache. Ziel all seines Denkens und Schreibens ist nicht eine neue Philosophie, sondern die Verbindung von griechischer und altrömäscher Gesittung zum Besten der Menschen. Die Pflege der Persönlichkeit ist sein höchstes Anliegen. Immer hat er ja der philosophische Volkserziehcr Roms sein wollen. In dieser Zeit beseitigt Cäsar in einem blutigen Feldzug die — wie er glaubt — letzten noch vorhandenen Anhänger der Republik und beginnt mit großsn Reformen und einer ungeheuren Machtfülle seine unbeschränkte Herrschaft. Auch den Kalender ordnet er neu.
Der Geächtete Im März des Jahres 44 v. Chr. fällt Gaius Julius Cäsar vor der Bildsäule des Pompejus bei einem Staatsempfang unter den Dolchen von Republikanern, deren Anführer Marcus Brutus und Gaius Cassius sind. Rom ist in Aufruhr. Ein reitender Eilkurier bringt die Nachricht vom Tode des Diktators nach Tusculum. Cicero — obgleich ein alter Vertrauter des Brutus und Cassius, und obschon den Kreisen nahestehend, aus denen die Attentäter hervorgegangen sind — hat keinen Anteil an der Verschwörung, ja er hat nicht einmals von ihrem Bestehen gewußt. Jetzt aber eilt er sofort nach Rom. Sein Leben lang hat er nach dar großen politischen Rolle gestrebt, diesmal aber — als Dreiundsechzigj ähriger — kommt er nicht, um Macht zu erringen, sondern um dem Vaterland in seiner Bedrängnis zu helfen. Alle Eitelkeit h a t ihn verlassen. Es ist seine patriotische Überzeugung, daß er, der Vertreter einer älteteren, traditionsgebundenen Generation, jetzt nach dem Tode des Pompejus vielleicht der einzige Mann im Staate sei, der die alte 28
Republik, die freie Verfassung wiederzuerrichten imstande sei. Nun, da der Mord an dem großen Cäsar geschehen, sollen alle Regungen zur Weiterführung der Diktatur im Keime erstickt werden, und dabei will Cicero helfen. Er findet Rom in gewaltiger Unruhe, die von Marcus Antonius, dem engen Mitarbeiter und Freunde Cäsars, geschürt wird. Die Republikaner sind bereits in die Verteidiugng gedrängt und um ihr Leben besorgt. Ihnen fehlt die Kraft, die Gelegenheit zu nützen und dem Staatsganzen die alte Ordnung wiederzugeben. Cicero stellt sich auf die Seite der Befreier und wendet sich gegen die militärischen Maßnahmen, die Marcus Antonius ergreift. „ W a r u m " , ruft er schmerzerfüllt aus, „sehe ich den Senat von Truppen umstellt, weshalb führst du, Marcus Antonius, Bewaffnete auf den M a r k t ? . . . Ist es nicht besser, tausendmal zugrunde zu gehen, als unter seinen eigenen Mitbürgern nur unter dem Schutz der Waffen leben zu können? Glaub mir, Antonius, das ist kein Schutz! Von der Liebe und Zuneigung deiner Mitbürger solltest du umgeben sein, nicht von Waffen. Das römische Volk wird sie dir entreißen, und wolle Gott, ohne Gefahr für uns . . ." Die Massen aber beginnen zu rasen, als Antonius die blutige Leiche Cäsars ausstellt. Der Pöbel rennt zu den Häusern der Attentäter, läßt sie mit Bränden, die man an Cäsars Scheiterhaufen entzündet, in Flammen aufgehen und plündert sie aus. Brutus und seine Gefährten müssen fluchtartig Rom verlassen, die ganze Gewalt gleitet in die Hände des Marcus Antonius hinüber, der als Testamentsvollstrecker und im Besitze aller Papiere des Ermordeten wie ein Diktator seine Verfügungen trifft. Kühn erhebt Cicero seine Anklage vor dem Senat. Was nützt es? Marcus Antonius und seine Truppen beherrschen die Stadt, Cicero m u ß für sein Leben fürchten und trägt sich mit Fluchtgedanken. Die persönliche Gefahr für Cicero scheint sich zu mildern, als der junge Octavian, Cäsars Großneffe und Alleinerbe, aus Griechenland, wo er bisher den Studien oblegen hat, in Rom eintrifft und als Gegner des Marcus Antonius in die politischen Kämpfe eingreift. Dieser hochgewachsene, ehrgeizige Jüngling scheint gewillt, sich des erfahrenen Rates des Cicero zu bedienen und sucht den Alten in seinem Hause auf. Dort wird ein förmlicher Vertrag geschlossen; Cicero wird Octavian, den er als den Retter der Freiheit ansieht, durch seine Beredsamkeit unterstützen, Octavian wird Cicero in seinen Schutz nehmen. 29
Und nun donnern Ciceros großangelegte politische Reden, die zu seinen reifsten gehören, von den Tribünen. Autonius und seine bewaffneten Scharen sind das Ziel aller Angriffe. Marcus Antonius flieht aus der Stadt. Der Senat ernennt Octavian zum Befehlshaber der Regierungstruppen, die Antonius verfolgen sollen. Der geschlagene Gegner zieht sich zurück. Nach dem Sieg aber geschieht das Unerwartete: Octavian reicht dem alten Freunde Julius Cäsars, dem Marcus Antonius, die Hand. Und dann kommt die bestürzende Nachricht, daß Octavian als Führer der Senatstruppen und als Erbe Cäsars mit Marcus Antonius, dem Führer der Volkspartei und Befehlshaber der Cäsarianer, und mit Lepidus, dem Admiral der römischen Kriegsflotten, ein neues „Triumvirat" geschlossen habe. Die Gewaltherrschaft ist erneuert. Für Cicero, der sich selber als Todfeind der Diktatur und als persönlichen Gegner des Marcus Antonius bezeichnet hat, bedeutet diese Entwicklung den Untergang. Nicht lange werden die Schergen auf sich warten lassen, denn schon ist die Ächtung ausgesprochen. Von Tusculum aus will Cicero mit seinem Bruder Quintus auf die Insel Astyra flüchten, wo Cicero ein Haus besitzt, um sich von dort nach Makedonien zur republikanischen Armee des Brutus einzuschiffen. Eilig besteigen sie die Pferdesä'nften, aber dann klagt Quintus dem Bruder, daß er in der Hast des Aufbruchs vergessen habe, sich mit dem Nötigsten an Geld und Reisegepäck zu versehen; er läßt sieh nicht abhalten, nach Rom in seine Wohnung zu eilen. Zum letztenmal umarmen sich die Brüder. Quintus wird wenige Tage später in Rom von den eigenen Sklaven den Häschern verraten und samt seinem Sohne verhaftet und hingerichtet. Inzwischen hat Cicero ohne Gefahr die Insel Astyra erreicht. Hier aber entschließt er sich, nach Rom zurückzugehen, um durch den selbstgewählten Tod im Hause des Octavian die Rache der Götter auf diesen Ungetreuen herabzurufen. In Formiae, wo eines seiner Landhäuser liegt, verläßt ihn jedoch der Mut. Völlig ermattet verbringt der Geächtete und Gehetzte die Nacht. Schreckliche Träume und Gesichte quälen ihn. Früh am Morgen des 7. Dezember des Jahres -13 v. Chr. stürzen treue Haussklaven herein und melden, daß eine Truppe des Antonius, von Oberst Popilius und Hauptmann Herennius geführt, »ich dem Landgut näherten. In höchster Eile schleppen die Skla-
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vcn ihren Herrn in einer Sänfte durah die Gärten davon und dem Strande zu. Die Häscher sind inzwischen herangekommen, schlagen die Türen ein und durchsuchen das Gebäude, wie sie schon im Tusculanum und in Astyra gesucht haben. Ein Jüngling, den Cicero in sein Haus aufgenommen und unterrichtet hat, verrät, wohin der Greis geflüchtet sei, und sogleich stürzen Popilius und Hcrennius mit ihren Soldaten den Laubengang hinab, an dessen Ende eben Cioeros Sänfte verschwindet. Sie holen die Fliehenden ein. Marcus Tullius Cicero weiß, daß er das Ende einer kühnen und stolzen Laufbahn erreicht hat. Er befiehlt den Trägern, die Sänfte anzuhalten, stützt nach seiner Gewohnheit das Kinn mit der Linken und blickt gelassen seinen Mördern entgegen. Die Sklaven verhüllen das Antlitz. Hauptmann Herennius schlägt dem Alten das Haupt vom Halse und trennt dann mit einem zweiten Schlag die rechte Hand ab. auf daß der Kopf, der die Heden wider Marcus Antonius erdacht, und die Hand, die sie niedergeschrieben hat, als Zeichen des Triumphes dem Haßerfüllten in liom überbracht werden. Marcus Antonius läßt Haupt und Hand des Cicero auf der Rednertribüne des Forums anheften: ein entsetzlicher Anblick für die llömer und ein grausiges Zeichen, daß die alte Freiheit gestorben ist.
Cicero lebt . . . Der römische Geschichtsschreiber Plutarch erzählt, daß viele Jahre nach diesen Ereignissen Octavian, der inzwischen Kaiser geworden war und den Beinamen Augustus trug, einen seiner Enkel dabei ertappte, wie er ein Buch eilig unter dem Gewand zu verstecken suchte. Es war eine Abschrift der ,,TuscuIaner Gespräche' 1 Ciceros. Augustus Octavian betrachtete nachdenklich die Handschrift, gab sie dem Enkel zurück und sagte: ..Er war ein sehr gelehrter Mann, mein Sohn, und ein echter Freund des Vaterlandes!" Die Bildsäulen des Marcus Antonius wurden überall gestürzt und an ihrer Stelle Erinnerungssäulen für Cicero errichtet. Augustus erhob den Sohn Ciceros zu hohen Ehrenstellen, obwohl der jüngere Cicero sich des Vaters kaum würdig erwies. In den Schulen und Akademien las man Cicero und studierte in seinen Reden und Schriften die Kunst des Gedankenausdrucks und des geschliffeneu Stils. Als Vermittler griechischer Bildung und als Förderer der
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menschlichen Kultur galt Cicero in den Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit als der Erste der großen Lehrer. Und Marcus Tullius Cicero überlebte selbst das Kaiserreich. In den Kloster- und Kathedralschulen der christlichen Kirche des Mittelalters wurden Abschriften seiner Bücher hergestellt und im Unterricht als Lehrbücher verwendet. Dann aber verlor sich das Interesse an dem großen Rönier. Zu erneuter weltgeschichtlicher Wirkung kam Ciceros Werk an der Schwelle des 14. Jahrhunderts durch den gelehrten italienischen Dichter Francesco Petrarca. Der für die lateinische Sprache begeisterte Knabe hatte durch seinen Lehrer einige Abschriften von Werken römischer Schriftsteller erhalten, die er so eifrig und hingegeben studierte, daß er für nichts anderes mehr zu gebrauchen war. Da befahl ihm der gestrenge Vater, all den heidnischen Kram ins Feuer zu werfen. Als er aber, durch die Tränen Francescos gerührt, ihm ein einziges Buch beließ, wählte Petrarca ohne Zögern die „Tusculaner Gespräche" Ciceros. In diesem Buche fand Petrarca jene Stelle, die entscheidend für sein künftiges Leben werden sollte: „Sinn eines wohlausgefüllten Daseins ist es, sich den Wissenschaften und Künsten, den schönen, guten und wahren Dingen zu widmen." Ein Leben lang suchte Petrarca nach verschollenen Werken Ciceros; er fand in alten Klöstern mehr als zwei Dutzend ihm unbekannter Handschriften. Francesco Petrarca wurde — vom Geiste Ciceros beseelt — der Begründer einer neuen geistigen Richtung, die nach Ciceronischcr „humanitas" — wahrer Menschlichkeit — strebte. Mit dem „ H u manismus" stieg eine neue Zeit herauf und führte zu einer neuen Lebensauffassung. Das Licht, das Marcus Tullius Cicero einst entzündet hatte, leuchtete fort über die Zeiten und wirft einen späten Abglanz in unsere Gymnasien und in die Herzen jener „Humanisten" von heute, die im Streit der Gegenwart immer wieder nach der reinen Menschlichkeit streben. Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Umschlagbild Seite 2: Reste der Rednertribüne auf dem Forum L u x - L e s e b o g e n 240 (Geschichte) H e f t p r e i s 2 5 Pfg. Xatur- und kulturkundliche Hefte - Bestellungen (Vierteljahr!. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, Mur»aa, Oberbayern. Seidl-Park. — Druck: Buchdruckerei Auer, Donauwörth