Sandini Sammlung
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Aus der Serie »Raumschiff ORION« von Hanns Kneitel sind im Goldmann Verlag bereits ...
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Aus der Serie »Raumschiff ORION« von Hanns Kneitel sind im Goldmann Verlag bereits folgende Bände erschienen: Die unsichtbaren Herrscher • 23631 Der stählerne Mond • 23630 Staatsfeind Nummer Eins • 23632 Der Mann aus der Vergangenheit • 23633 Entführt in die Unendlichkeit • 23634 Die phantastischen Planeten • 23635 Gefahr für Basis 104 • 23636 Die schwarzen Schmetterlinge • 23637 Das Eisgefängnis • 23639 Bohrstation Alpha • 23640 Das Team der Selbstmörder • 23643
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JÖRG KASTNER DAS GROSSE RAUMSCHIFF
ORION FANBUCH Zum 25. Geburtstag der Raumpatrouille!
Originalausgabe
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Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Berteismann Made in Germany • 6/91 • 1. Auflage © 1991 by Wilhelm Goldmann Verlag, München Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagfoto: Bavaria Film, München-Geiselgasteig Fotos/Innenteil: Bavaria Film, München-Geiselgasteig Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin Druck: Presse-Druck Augsburg Verlagsnummer: 23642 Lektorat: Silvia Kuttny Herstellung: Peter Papenbrok ISBN 3-442-23642-8
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Für meine Mutter und meinen Vater, mit dem ich anno '66 immer »Raumschiff ORION« gucken durfte.
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Inhalt
Vorwort von Hanns Kneifel
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Starlight Memories 25 Jahre Märchen von übermorgen (Einleitung)
12
Exoterristen, Irrläufer und Telenose-Strahlen Die Fernsehserie »Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION«
18
Vom Golem bis zu Perry Rhodan – Die Wurzeln der Raumpatrouille
33
Mit Reis, Kaffee und Bügeleisen – Ein utopisches Märchen entsteht
39
Commander McLane und seine Bande – Die Charaktere und ihre Darsteller
53
Eine exoterrestrische Hetz – Reaktionen bei Publikum und Kritik
66
Uraniden, Magnetsterne und der Raum-Zeitsprung – Die gekappte Fortsetzung
74
Raumschiff ORION startet wieder – Fotoromane und Kurzgeschichten
78
Kneifeln kann nur der Kneifel – Die ORION-Taschenbücher
87
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Kosmisches Inferno – Die ORION-Heftromane
97
ORION lebt! – Die Renaissance der Raumpatrouille
109
Sie riefen die Sterne – Die Autoren der ORION-Romane
118
145 phantastische Abenteuer Bibliographie der ORION-Romane
130
Von gestern bis übermorgen – Die ORION-Geschichte der Menschheit
143
Die Vergangenheit der Zukunft – Die Entwicklung der ORION-Serie im Überblick
151
Lichtspruch an Raumschiff ORION – Wichtige Adressen für ORION-Fans
156
Die Macht der Träume – Nachwort
159
Cliff McLanes Bordbibliothek – Bibliographie der hauptsächlich benutzten Sekundärliteratur
160
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Wenn die LANCETS landen auf einem Stern, dann kracht ja das Sperrholz, daß es wirklich eine Freude ist. DIETMAR SCHÖNHERR
Der Text war wegen der vielen fremdartigen Worte viel schwieriger zu lernen als ein Klassiker. Und ich hatte noch nicht mal eine Ahnung, was überhaupt Galaxien sind. EVA PFLUG
Sie brauchen nichts anderes als ein Schiff. Den Rest besorgt der Zufall. Sie schaffen es immer wieder, in verrückte Situationen verwickelt zu werden. W. W. WAMSLER ZU CLIFF McLANE, AUFGEZEICHNET VON HANNS KNEIFEL IN »ANGRIFF AUS DEM ALL«
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Vorwort
Und wieder startet Commander Cliff McLane: das ORION-Jubiläum 1991 von Hanns Kneifel
Kaum einer der vielen hunderttausend Science-fiction-Leser hätte es zu denken ge wagt: der (wer rechnet genauer?) sechste Start (Sommer 1990) der ORION-Raumpatrouille-Bände fand kurz nach dem fünften Lift-off (Frühjahr 1990) statt, und jedermann freut sich darüber, der Autor vermutlich am meisten. Und alles begann im Jahr 1966, am 17. September, rund 15 Monate vor der Borman/Lovell/Anders-Apollo VIII-Mission, die genau 147 Stunden dauerte: ORION startete in Schwarzweiß auf bundesdeutschen TVSchirmen (7 mal 50 = 350 Minuten) und verweilte später, in gedruckten Versionen, mit sehr lange n Tank- und Überholungspausen, etwa 219000 Stunden im literarischen Orbit. »Wenn wir schon stolz darauf sind, einer der größten SF-Verlage der Welt zu sein«, sagte nach Folge sieben der damalige Produktionsleiter von Moewig/Heyne zu mir, »müssen wir unbedingt die Bücher zur Fernsehreihe drucken. Ich besorg' Ihnen die Drehbücher, und Sie holen sich von der Bavaria die Standphotos, die Sie brauchen, Kneifel. Klar?« - »Yessir«, murmelte ich und tat, was zu tun war. 1968 erschienen die silbernen Taschenbücher, und gar manchen köstlichen Fehler durfte ich aus den Drehbüchern herausbügeln: Exoterristen, beispielsweise, Planeten, die zu Supernovae wurden, und die berühmten Sauerstofflaschen - bekanntlich atmen Astronauten komprimierte Luft wie Taucher. Aber das verdarb keine Sekunde lang den Spaß an der Arbeit; der Erfolg gab uns recht. Und so -9-
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schrieb ich siebenunddreißig Taschenbuchmanuskripte, eines schrieb Kollege Ernst Vlcek. Nach Band 35 wurden die Taschenbuchausgaben eingestellt, die Bände 36 und folgende erschienen ab Januar 1975 gekürzt, bis Band 41 als Hefte. Mir fiel nichts wirklich Kreatives mehr ein: Als die Fortsetzung der Heftserie hereinbrach, schrieb Horst Gehrmann ab Nummer 42 die Exposes bis zum (vorläufigen?) Ende mit Heftband 145. Schon 1973 wurden die ersten 12 Folgen übersetzt, gekürzt und von B. Walström in Schweden publiziert: »Hotet fran rymden«; drei Jahre danach, 1976, druckte Tecnoprint, »MZ-4 Nao responde« und weitere elf - gekürzte - Taschenbücher. Beide Übersetzungen, von Tommy Schinkler, S., und A. F. Immergut, Brasilien, entsprechen dem Titel »Angriff aus dem All«. Wiederholte Pausen, regelmäßiges und unregelmäßiges Erscheinen in SF-Heftreiben und Ende trotz Erfolges; verwunderliche Dinge geschehen nicht nur in den Weiten des Alls. Als Buch flog ORION erst wieder 1983: sechs Bände (Tosa, Wien) mit je drei Taschenbuchinhalten, bearbeitet und mit Überleitungen versehen, also Taschenbücher 1 -19. Irgendwie war die Zeit wohl nicht reif genug, oder die Titelbilder nicht genügend schick, wer weiß - ein Riesenerfolg wurde es nicht, und die geplante Fortsetzung unterblieb. Buchstäblich niemand, der etwas mit der Produktion von SF-Unterhaltungsliteratur zu tun hatte, glaubte an einen neuen Start McLanes und seiner Teufelscrew, die sich natürlich weit von den ersten sieben Heldentaten hinwegentwickelt hatten. Das Lob, die Booster wieder gezündet zu haben, gebührt den Verlagen Haffmans und Goldmann. Nostalgiesüchtig wollten - trotz meiner Skepsis die Züricher unbedingt die ersten sieben Abenteuer veröffentlichen, und Goldmann kaufte auf einen Schlag zehn, dann weitere vier Titel (und eventuell noch ein paar dazu?). Also machte sich McLanes bester Freund wieder an die Arbeit und wurde - trotz seiner Skepsis, aber von eigener Begeisterung mitgerissen! - abermals vom Erfolg überrascht. Die sieben gelben ORIONs aus der Schwyz und die schwarzen Taschenbücher aus München verkaufen sich ausgezeichnet; natürlich wieder einmal be- und überarbeitet und sorgfältig korrigiert. Daß angesichts - anläßlich des 25. Jubiläums des ersten TV-Starts sogar ein »Werkstattband« herausgebracht wird, versetzt den Hauptschuldigen — mich - in wahre Euphorie. Daß ich ein Vorwort schreiben darf, freut mich und ehrt alle Beteiligten an diesem segensreichen Vorhaben. Der Erfolg läßt darüber hinaus einen Umstand klar aus der - 10 -
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Dunkelheit kosmischen Sternenhimmels heraustreten: die gute, mittlerweile 25 Jahre alte Idee, dazu die Tatsache, daß ORION eine deutsche Produktion war, in Deutschland verwirklicht, in Buch- und Heftform erweitert und während jeder Neu- oder Wiederauflage sorgsam bearbeitet und behutsam modernisiert, dieser Umstand beweist Verantwortlichen und Lesern, daß selbst nach Ende des SF-Booms ein solches Vorhaben gelingt. Daß einige nimmermüde ORION-Fanclubs den Begriff immer wieder in die Diskussion brachten, hat den Neuauflagen mehr geholfen, als man denkt. Das Vorwort zum Jubiläumsband schrieb ich besonders gern — welcher stolze Vater kommentiert nicht leidenschaftlich den - wenn auch leicht verworrenen - Lebensweg seiner geistigen Kinder? Und so nehmen Sie denn, geneigter und hoffentlich begeisterter Leser, Anteil an der Geschichte der RAUMPATROUILLE des RAUMSCHIFFS ORION VIII, ihren Helden und Machern, den vielen phantastischen Ein-, Zwischen- und Zufällen; erleben Sie mit, was alles im Vorfeld eines jener Taschenbücher passierte, das Sie zufällig oder gezielt aus dem Regal des Buchhändlers ziehen! Und wieder einmal, würde Cliff Allistair McLane mit grämlichem Timbre und desillusioniertem Grinsen sagen, verläßt die ORION VIII den Startschacht, um mindestens die Erde und die Menschheit zu retten, trotz abgebrochenen Urlaubes, starker Unlust und mieser Bezahlung. Es könnte ja auf dieser Mission etwas passieren, das die Crew einmal wirklich überfordert. Jedermann wünscht Cliff s Team: »Guten Flug und glatte Landung!« Besonders Cliffs Schreibtisch-Freund und getreuer Chronist - nicht P. P. Ibsen, sondern:
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Starlight Memories 25 Jahre Märchen von übermorgen (Einleitung)
Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen: Es gibt keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltall. Man siedelt auf fernen Sternen, der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die ORION, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit!
Als diese Worte am 17. September 1966 um 20.15 Uhr zum erstenmal durch die Wohnzimmer der bundesdeutschen Fernsehnation klangen, hatte die deutsche Fernsehunterhaltung und mit ihr die deutsche Science-fiction eine neue Qualität gewonnen. Sie begleiteten den Vorspann der siebenteiligen Fernsehserie Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs ORION, dem ersten Start des deutschen Fernsehens in die Gefilde der Science-fiction. Bis dahin hatten die Zuschauer weder Eigenproduktionen noch ausländische Serien aus diesem Genre bewundern dürfen. Das Raumschiff ENTERPRISE flog im selben Monat wie die ORION das erste Mal zu den Sternen, allerdings in den USA; den Sprung über den Großen Teich nach Deutschland schaffte es erst sechs Jahre später. Raumpatrouille, nicht nur die erste deutsche, sondern auch die erste kontinentaleuropäische SF-Serie, nahm eine wichtige Vorreiterstellung ein. Das breite Publikum wurde hierzulande erstmals mit einer utopischen Abenteuerserie konfrontiert, und die Fernsehgewaltigen wollten feststellen- das - 12 -
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war ihre erklärte Absicht -, wie es darauf reagierte. Bis dahin hatte die Science-fiction ihre Fans in Deutschland nur unter Lesern und Kinogängern, aber das sollte sich mit der Raumpatrouille schlagartig ändern. Besonders die jüngeren unter den SF-Fans, bei denen das Taschengeld, die Transportmittel oder die Altersstufe (oder alles zusammen) nicht für einen Kinobesuch reichte, hatten an Bord des Schnellen Raumkreuzers ORION erstmals Gelegenheit, das große Abenteuer zwischen den Sternen in lebenden Bildern mitzuerleben. Ganz zu schweigen von denjenigen, die durch Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION das utopische Genre überhaupt erst kennenlernten - und ihm zum Teil fürs Leben verbunden blieben. Wer vielleicht, wie der Verfasser dieser Zeilen, im zarten Vorschulalter vor dem Fernseher saß und sah, wie der elegante Diskus der ORION aus dem Meeresstrudel auftauchte und sich durch die Wolkendekke schob, wie Hasso und Atan in den stählernen Gängen von MZ 4 auf die unheimlichen Frogs stießen und wie sich Menschen in einer Unterwasserdiskothek namens Starlight-Casino zu futuristischer Popmusik Rücken an Rücken wilden Verrenkungen hingaben, wird diese Bilder nie mehr vergessen. In uns Kindern waren sie fest verankert, regten zur Nachahmung und zur Fortsetzung an, ganz ohne bewegliche Actionpuppen, Plastikraumschiffe und Computersimulationen. Eine überdachte Terrasse wurde zum Raumschiffleitstand, der Deckel einer Mülltonne zur Astroscheibe und ein halb verrosteter Eisenhaken zur Strahlenwaffe. Auch damit konnte man die Frogs besiegen und die Erde retten. Natürlich war das Happy-End mit der ebenso schönen wie imaginären Tamara Jagellovsk vorprogrammiert. Die Abenteuer am Rande der Unendlichkeit wurden ein Hit im Fernsehen und ein Anlaß für die alten und neu gewonnenen SF-Begeisterten, sich und ihre Phantasie weiter mit der Materie zu beschäftigen. Und Phantasie, das sagte schon Albert Einstein, ist wichtiger als Wissen. Wie bei jedem großen SF-Ereignis in Film und Fernsehen gab es auch nach der Ausstrahlung der Raumpatrouille kluge Wissenschaftler und Besserwisser, die genau erklären konnten, warum dieses oder jenes niemals so sein wird, wie wir es auf dem Bildschirm gesehen haben. Natürlich sind inzwischen die Visionen der deutschen TV-Weltraumpioniere zum Teil durch die Entwicklung von Wissenschaft und Technik überholt worden. Die fortschreitende Eroberung des Weltalls zeigt uns, daß die meisten Dinge ganz anders sind, - 13 -
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als es uns die SF-Autoren zuvor erzählten, und in der Regel viel langweiliger. Aber ist das ein Grund, die Phantasie aus unseren Gedanken zu verbannen, uns nur noch mit dem zu beschäftigen, was schon ist, nicht mehr mit dem, was vielleicht einmal sein könnte? Wohl kaum, denn ohne die Phantasie und ihre Visionen gäbe es gar keine Wissenschaft. Erst die Phantasie läßt uns neugierig werden auf das Unbekannte, läßt es uns ausmalen, um dann zu erforschen, wie es wirklich aussieht. Und die Erforschung der Wahrheit tötet die Phantasie nicht, sondern treibt sie vielmehr voran in neue Bereiche. 1966 waren Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION Anlaß für die Menschen in Deutschland, sich mit dem Weltraum zu beschäftigen, drei Jahre vor Neu Armstrongs ersten Schritten auf dem Mond. Die Zeit schritt voran. Aus den Kindern, die damals mit glühenden O hren und leuchtenden Augen die Abenteuer der tollkühnen ORIONBesatzung verfolgt hatten, wurden allmählich Erwachsene, aber die Träume der Kindheit hatten Bestand. Wir spielten nicht mehr Commander McLane und Co. im elterlichen Garten. Dafür sammelten wir die Taschenbücher und Heftromane, in denen erst Hanns Kneifel und später ein ganzes Autorenteam neue Abenteuer unserer Helden aus dem Jahre 3000 erzählten. Mit schöner Regelmäßigkeit von Rückschlägen gebeutelt, nahm der ORION-Kosmos doch beständig an Umfang zu, nicht zuletzt dank zahlreicher Fans, die dem Raumschiff ORION bis zum heutigen Tag treu geblieben sind. Das deutsche Fernsehen war nie wieder so phantasievoll und so phantastisch wie 1966. Es bescherte uns in Alpha Alpha Karl Michael Vogler als einen Geheimagenten, der sogar durch die Zeit reiste, aber mehr an John Steed angelehnt war als an Commander McLane. Telerop 2009 machte uns auf die Gefahren einer übertechnisierten Gesellschaft aufmerksam, aber auch depressiv. Professor Heinz Haber präsentierte uns Geschichten aus der Zukunft, die zwar interessant waren, aber doch eher von heute als von übermorgen. Gleiches gilt für Das Blaue Palais von Rainer Erler, dessen Zukunftsvisionen schon bei ihrer Ausstrahlung eher Warnungen vor der Realität darstellten. Die deutsch-britische Koproduktion Die Mädchen aus dem Weltall, die uns immerhin »Winnetou« Pierre Brice als Alien zeigte, sank nach einige n hoffnungmachenden Folgen auf Klamottenniveau ab. - 14 -
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Vor kurzem demonstrierte Mission Eureka, wie man ein an sich interessantes Thema durch den Inszenierungsstil moderner Seifenopern total verhunzt. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION zwischen Sonnenstürmen, Irrläufern und schnell wechselnden Schwerefeldern blieben unerreicht, trotz aller Unperfektheit, die der Fernsehtricktechnik der sechziger Jahre anhaftet. Gleiches gilt für das Raumschiff ENTERPRISE, dem allein es gelang, in Deutschland eine ähnliche Popularität wie die Raumpatrouille zu erreichen. Kleine tricktechnische Mängel zählen nicht, wenn sie durch gute Schauspieler und spannende Geschichten mehr als aufgewogen werden. Beide Serien haben hierzulande eine große Anhängerschar, was aber nicht einen Konkurrenzkampf zwischen Raumpatrouille und Star Trek (so der Originaltitel von Raumschiff ENTERPRISE) bedeuten muß. Der Grundtenor beider Serien ist sehr verschieden. Star Trek behandelt seine Konflikte auf einer philosophischen Ebene m it Geschichten, denen ein gleichnishafter Zug anhaftet. Raumpatrouille dagegen bietet handfeste Abenteuerunterhaltung. Die vielen übermächtigen Geistwesen, antiken Götter, alten Römer, Indianer und Chicagoer Gangster, die der ENTERPRISE begegnen, würden an Bord der ORION schlichtweg deplaciert wirken. Beide Serien konnten ihre Beliebtheit im Laufe der Jahrzehnte behalten, ja sogar noch steigern, trotz der Odyssee im Weltraum, dem Krieg der Sterne, der Unheimlichen Begegnung der dritten Art, E.T. und Alien. Vieles, was danach kam, ist hingegen heute vergessen. Wirkt das bei Star Trek mit seinen immerhin 79 Folgen und diversen Nachzüglern in Fernsehen und Kino noch verständlich, ist es bei der Raumpatrouille mit ihren nur sieben Folgen schon eine Sensation. Die Gnade der frühen Ausstrahlung in Verbindung mit dem Nostalgie-Effekt spielt da sicher eine Rolle, kann aber kaum allein dafür verantwortlich sein. Im Gegensatz zu so mancher flügellahmer Ente, die seither über unsere Mattscheiben flatterte, verstand es das Raumschiff ORION, Träume und Sehnsüchte in uns zu wecken, und darum hat es u nsere Zuneigung. Goethe bemerkte einmal, was zwanzig Jahre die Zuneigung des Volkes sich erhalte, das müsse schon etwas sein. Um so mehr muß das heute ge lten, in unserer schnellebigen Zeit. Das Raumschiff ORION fliegt bereits seit fünfundzwanzig Jahren durch das Fernsehen, durch Romane und seit - 16 -
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neuestem auch durch die Kinos. Ein Vierteljahrhundert - das spricht für sich selbst. Das Jubiläum ist Anlaß für dieses Buch, die Geschichte des Schnellen Raumkreuzers mit all ihren unterschiedlichen Facetten nachzuzeichnen. Es ist - natürlich - aus der Sicht eines Fans geschrieben. Fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, und vieles ist inzwischen im Dunkel des Vergessens verschollen. Fehler und Ungenauigkeiten sind deshalb nicht auszuschließen. Der Verfasser versichert aber sein Bemühen, aus sich häufig widersprechenden Berichten und Angaben die Wahrheit möglichst genau herauszufiltern. Mein Dank gehört allen, die mich bei meiner Arbeit mit Rat, Tat und Ermunterung unterstützt haben, insbesondere: Silvia Kuttny vom Goldmann Verlag für ihre engagierte Betreuung; Hanns Kneifel nicht nur für das Vorwort, sondern vor allem für viele wundervolle Romane; Brigitte Huthmacher von der Bavaria Pressestelle für das Fotomaterial; Wilhelm Kastner für vervielfältigende Dienste; und Ralf Kramer von der Hyperfunkstation Dorsten, ohne dessen tatkräftige Förderung dieses Buch nicht das geworden wäre, was es ist.
Jörg Kastner im Juni 1991
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Exoterristen, Irrläufer und Telenose-Strahlen Die Fernsehserie »Raumpatrouille Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION«
Regie: Michael Braun (Episoden I, V, VII), Theo Mezger (Ep. II, III, IV, VI). Regie-Assistenz: Brigitte Liphardt (Ep. I, V, VII), Günther Richardt (Ep. II, III, IV, VI). Drehbuch: Rolf Honold, W. G. Larsen. Bauten: Rolf Zehetbauer, Werner Achmann. Kostüme: Margit Bárdy, Vera Otto. Make-up: Hannelore Pollak. Schnitt: Johannes Nikel (Ep. I, V, VII), Anneliese Schönnenbeck (Ep. II, III, IV, VI). Ton: Werner Seth. Musik: Peter Thomas. Tanz-Choreographie: William Milie. Tricks: Theodor Nischwitz, Werner Hierl, Vinzenz Sandner, Jörg Kunsdorff, Götz Weidner. Kamera: Kurt Hasse, W. P. Hassenstein. Aufnahmeleitung: Manfred Kercher. Produktionsleitung: Michael Bittins. Produzenten: Hans Gottschalk, Helmut Krapp, Oliver Storz. Produktion: Bavaria Atelier GmbH. Auftraggeber: NDR, SDR, SWF, WDR, ORTE Adaption der französischen Fassung: Rene Barjavel. Kopie: 35 mm und 16 mm schwarzweiß; Lichtton. - 18 -
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Darsteller: Dietmar Schönherr (Commander Cliff Allister McLane). Eva Pflug (Leutnant Tamara Jagellovsk). Wolfgang Völz (Leutnant Mario de Monti). Claus Holm (Leutnant Hasso Sigbjörnson). E G. Beckhaus (Leutnant Atan Shubashi). Ursula Lillig (Leutnant Helga Legrelle). Benno Sterzenbach (General Winston Woodrov Wamsler). Friedrich Joloff (Oberst Henryk Villa; Ep. I, II, III, IV, V, VII). Franz Schafheitlin (Sir Arthur; Ep. I, II, IV, V, VII). Hans Cossy (Marschall Kublai-Krim; Ep. I, II, IV, V, VII). Charlotte Kerr (General Lydia van Dyke; Ep. I, II, IV, VII). Thomas Reiner (Ordonanz-Leutnant Michael Spring-Brauner; Ep. I, II, III, IV, VI, VII).
I. Angriff aus dem All Inhalt: Der Schnelle Raumkreuzer ORION VII nähert sich dem unwirtlichen Planeten Rhea, auf dem eine Raumschifflandung unmöglich sein soll. Die Besatzung der ORION ignoriert die Funksprüche diverser Außenbasen sowie die Alpha-Order zum Rücksturz zur Erde. Um seine Behauptung zu erhärten, daß eine Landung auf Rhea möglich ist, setzt Commander Cliff Allister McLane die ORION auf der Planetenoberfläche auf - mit Erfolg. Auf der Erde wird General Lydia van Dyke, Befehlshaberin der Schnellen Raum verbände, zu denen auch die ORION gehört, in das Büro General Wamslers von den Terrestrischen Raumaufklärungsverbänden (T.R.A.V.) gebeten. Wamsler und sein Ordonanz-Leutnant Spring-Brauner eröffnen General van Dyke, die befehlswidrige Landung auf Rhea habe der ORIONCrew das Genick gebrochen, da bereits eine ganze Reihe von Eigenmächtigkeiten auf ihr Konto gehe, so der verrückte Flug zum zweiten Jupitermond, der Durchbruch zur Saturnbasis im Zweiten Stellaren Krieg und das eigenmächtige Eingreifen auf Alpha Centauri. Darauf van Dyke: »Ohne Männer wie McLane hätten wir die beiden Stellaren Kriege wahrscheinlich verloren.« Wamsler erklärt, die ORION werde für drei Jahre zum Raumpatrouillendienst strafversetzt. Für diese Zeit erhält sie zudem eine Aufpasse- 19 -
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rin an Bord, Leutnant Tamara Jagellovsk vom Galaktischen Sicherheitsdienst (GSD). Die ORION-Besatzung reitet in Wamslers Büro vor. Das sind neben Major McLane der Armierungsoffizier Mario de Monti, der Ingenieur Hasso Sigbjörnson, der Astrogator Atan Shubashi und der Raumüberwachungsoffizier Helga Legrelle. Als McLane von der Strafversetzung hört, bietet er seinen Abschied an, wird aber von Lydia van Dyke zurückgepfiffen. Dann erhält die ORION-Crew ihren ersten Strafauftrag: Raumverkehrsüberwachung und -Sicherung im Raumsektor 219/33/9. Am nächsten Tag startet die ORION von Tiefseebasis 104. Hasso konnte seine Frau Inge dazu überreden, ihn wieder mitfliegen zu lassen, »gerade jetzt, wo wir höheren Ortes so unge heuer beliebt sind«. Atan ist nervös, weil sein »264« Würmer hat; »264« ist einer der letzten 376 Pudel. Tamaras Anwesenheit sorgt für zusätzliche Spannungen. Mario: »Entweder ist sie nach den ersten drei Einsätzen irrenhausreif — oder sie ist Kommandant!« Cliff steuert die ORION gefährlich nahe an einem Sonnensturm vorbei, um »Genossin« Jagellovsk kirre zu machen. Diese beweist ihr Durchsetzungsvermögen, als sie dem Commander untersagt, einen ausgefallenen Funksatelliten abzuschießen. Kurz darauf passiert die ORION die Relais- und Fernmeldestation MZ 4, einen abgelegenen Außenposten am Rande des Niemandsraumes - Clarence und seine Besatzung melden sich nicht. Statt dessen empfängt die ORION unbekannte Dreiergruppen. Commander McLane will auf MZ 4 nach dem Rechten sehen, da sonst in 48 Stunden der automatische Laborkreuzer CHALLENGER mit der Station kollidiert, von der er eine Funkkorrektur seines Kurses erhalten soll. Um Tamara weichzuklopfen, benutzt Cliff einen Bluff: Die ORION könne den Kurs der CHALLENGER nicht ändern, weil die »taube Nuß«, die abzuschießen Tamara verboten hatte, auf der Frequenz störe. Die GSD-Beamtin bleibt skeptisch, genehmigt aber einen Spähtrupp nach MZ 4. Cliff schickt Hasso und Atan als »Freiwillige« mit einem Beiboot vom Typ LANCET zu der Station. Der Commander hat zum Glück darauf bestanden, daß sie Druckanzüge tragen, denn die Sauerstoffversorgung auf MZ 4 ist ausgefallen. Hasso und Atan finden Clarence, Jim und Francois, die Stationsbesatzung, tot vor - mitten in der Bewegung erstarrt. Dann treffen sie auf einen Außerirdischen, der zwar eine humanoide Form auf- 20 -
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weist, sonst aber alles andere als menschenähnlich ist. Der seltsam schillernde Exoterrist erweist sich sogar als gegen ihre Strahlenwaffen immun. Die ORION kann Hasso und Atan nicht aufnehmen, weil sich sieben unbekannte Flugobjekte dem Raumkreuzer nähern. Mit einem Alarmstart gewinnt die ORION Abstand von MZ 4. Die fremden Schiffe zeigen sich in der Reichweite ihrer Waffen hoffnungslos überlegen. Aber sie lassen die ORION weitgehend in Ruhe und halten strikt Kurs auf MZ 4. Tamara erinnert Cliff an die Alpha-Anweisung III b für alle Kreuzerkommandanten. Danach sind Raumbasen im Falle eines außerirdischen Zugriffs zu vernichten - ohne Rücksicht auf eigene Verluste. McLane bringt es aber nicht fertig, MZ 4 und damit auch Hasso und Atan durch Energiebrand zu elim inieren. Das kann er dann auch gar nicht mehr, selbst wenn er es wollte, denn die Exoterristen blockieren die Betriebsenergie der ORION. Da die Erde vor einer möglichen Invasion gewarnt werden muß, geht die ORION mit Fluchtgeschwindigkeit auf Erdkurs. Derweil entwickeln Hasso und Atan einen Plan, um die Exoterristen auf MZ 4 auszuschalten. Da diese ohne Sauerstoff existieren, könnte man sie vielleicht durch Sauerstoff umbringen. Aber inzwischen sind die Sauerstofftanks ihrer LANCET ebenso irreparabel beschädigt wie die Sauerstoffanlage von MZ 4. Da kommt Atan auf die Idee, die Station mit dem Sauerstoff aus dem Reservetank seines Druckanzugs zu fluten. Er will sich dann bei Hasso anschließen. Als die sieben Fremdschiffe auf MZ 4 gelandet sind und sämtliche Frogs (so haben Hasso und Atan die Außerirdischen getauft) die Station betreten haben, wird Atans Plan in die Tat umgesetzt. Die Exoterristen sterben tatsächlich. Während auf der Erde der durch einen Funkspruch von der ORION aufgeschreckte Führungsstab tagt, trauert die Besatzung des Schnellen Raumkreuzers um ihre vermeintlich toten Freunde. Tamara zeigt sich zum erstenmal menschlich, als sie Cliff anbietet, Frau Sigbjörnson von Hassos Tod zu benachrichtigen. McLane lehnt dies ab. Unterdessen arbeiten Hasso und Atan fieberhaft an der Funkanlage von MZ 4, weil noch immer Gefahr durch den sich unaufhaltsam nähernden Laborkreuzer CHALLENGER droht. Sie können die Anlage nicht rechtzeitig reparieren, aber die CHALLENGER zerschellt an einem Magnetschirm, den die Frogs um MZ 4 gelegt haben. Die LANCET von Hasso und Atan wurde von ihnen als »Versuchskaninchen« durchgelassen. Nach stunden- 21 -
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langer Arbeit kriegen die beiden Raumfahrer die Funkanlage doch wieder hin, funken um Hilfe und werden zur Erde gebracht. Erst im Büro von GSD-Chef Oberst Villa erfahren sie, daß die vermeintlich vom Feind übernommene Außenbasis MZ 4 beinahe von terrestrischen Streitkräften elim iniert worden wäre. Hasso meint: »Sag einmal, Atan, das Ganze war doch wohl nur ein böser Traum, was?« Antwort: »Viel schlimmer - das war Science-fiction!« Gaststar: Lieselotte Quilling (Ingrid Sigbjörnson). Länge: 59 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 17. 9. 1966, 24. 3. 1968, 25. 9. 1975.
II. Planet außer Kurs Inhalt: Das Raumschiff HYDRA unter General Lydia van Dyke entdeckt, daß im Gebiet der Jagdhunde ein Planet aus seiner Bahn geworfen wurde, der die physikalischen Eigenschaften einer Supernova aufweist, einer explodierenden Sonne. Er rast in einer Spiralbahn auf die Erde zu. Die HYDRA strahlt diese Meldung in einem Notruf ab, denn sie wird in einem Magnetsturm schwer beschädigt. Auf der Erde wird Commander McLane von zwei GSD-Beamten zu Oberst Villa gebracht, wo er auch Tamara Jagellovsk trifft. Villa spielt ihnen die Aufzeichnung des Notrufs von der HYDRA vor. Sie erfahren, daß die Supernova von den Frogs gelenkt und die Erde in wenigen Tagen erreichen wird. Villa befiehlt: »Plan DX 17: Rettet die Erde!« Der Führungsstab der Obersten Raumbehörde (ORB) tagt in Permanenz: Sir Arthur als Vorsitzender der ORB und Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Marschall Kublai-Krim, General Wamsler, Oberst Villa, von Wennerstein als Vertreter der Weltregierung sowie der Wissenschaftler Dr. Schiller. Eine Evakuierung der Erde ist heiß umstritten, könnten doch höchstens 0,25 Promille der Bevölkerung gerettet werden. Vorsichtshalber ziehen sich jedoch der Oberste Rat auf die Marsmonde und die Heeresleitung auf die - 22 -
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Marsaußenbasis zurück. Man beschließt, 200 Raumschiffe mit dem Auftrag loszuschicken, die Leitstelle, von der aus die Frogs den Irrläufer lenken, zu suchen und zu vernichten. Commander McLane, der auch an der Sitzung teilnimmt, wird ebenfalls auf die Suche geschickt, da seine ORION das schnellste Schiff der Erde ist. Tatsächlich ortet die ORION die Leitstelle auf einem Asteroiden in der Vesta-Gruppe. McLane will erst General van Dyke und die HYDRA retten, aber Lydia lehnt dies ab. Mit Hilfe der HYDRA als zweiter Peilstation kann die genaue Position der Leitstelle ermittelt werden. Als Cliff doch zuerst zur HYDRA fliegen will, droht Tamara, den Leitstand der ORION zusammenzuschmelzen. Zähneknirschend gibt der Commander nach. Die ORION fliegt zur Vesta-Gruppe und zerstört die Leitstelle der Exoterristen, aber der Erdkurs der Nova ändert sich nicht. Der Führungsstab verzweifelt allmählich. Sir Arthur: »Wir können nur rumstehen - warten auf die Regierung und auf ein Wunder.« Wamsler: »Wenn es ein Wunder gibt, heißt es McLane!« Auch der Versuch der ORION, die Nova mit fünfzehn Antimateriebomben zu vernichten, schlägt fehl. Da nimmt die Besatzung des Schnellen Raumkreuzers einen letzten, verzweifelten Plan in Angriff: Die ORION wird mit kontrateräner Energie aufgeladen und mitten in den Irrläufer geflogen, was diesen zerstört, aber auch das Raumschiff. Die Crew ist in zwei LANCETS umgestiegen und schlägt sich zur HYDRA durch. Mit Hassos Hilfe wird General van Dykes Flaggschiff wieder soweit flottgemacht, daß man mit Mindestgeschwindigkeit zurück zur Erde zuckeln kann. Dort feiern die Raumfahrer ihr Abenteuer. Nur Cliff muß Formulare der Raumrüstung ausfüllen, um zu erklären, wie er seine siebte ORION zu Schrott geflogen hat. Denn eine Supernova ist den Bürohengsten unbekannt. Gaststars: Herbert Fleischmann (Dr. Schiller), Emil Stöhr (von Wennerstein), Heinz Beck, Gerhard Jentsch, Norbert Gastell (Besatzung der HYDRA). Länge: 56 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 1. 10. 1966, 7. 4. 1968, 2. 10. 1975
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III. Hüter des Gesetzes Inhalt: Cliff McLane, Tamara Jagellovsk, Mario de Monti und Atan Shubashi müssen einen Roboterlehrgang bei dem Technikspezialisten Rott abbrechen, weil die neue ORION VIII einen Einsatzbefehl erhalten hat. So bekommen sie nicht mehr richtig mit, wie man einen defekten Roboter u mprogrammiert. In Raumsektor 12/M/8 soll die ORION-Crew die Speicher von sechzehn Raumsonden ausbauen und für den astrophysikalischen Wochenbericht zur Erde bringen. Atan und Helga Legrelle gehen mit LANCET I als erste Arbeitsgruppe raus, als die ORION dem Raumfrachter SIKH XII begegnet. Befehligt wird er von Kommodore Ruyther, unter dem Cliff als Fähnrich gedient hat. Die SIKH transportiert Germanicum-Erz von dem Asteroiden Pallas zur Erde. Auf Pallas arbeiten siebzig Kolonisten und einundzwanzig Arbeitsroboter. In letzter Zeit kommt nur Abraumgestein mit den Transportraketen von Pallas hoch, und die Kolonisten melden sich nicht mehr. Cliff verspricht Ruyther, Pallas unter die Lupe zu nehmen. Damit die ORION in der Ortung bleibt, bauen Atan und Helga mit der LANCET I ein Energiefeld von ORION-Größe auf, einen »Laurin«. Auf der Erde versucht Ordonanz-Leutnant Spring-Brauner verzweifelt, die ORION zu erreichen, da ein Rücksturzbefehl zur Erde vorliegt - per Alpha-Order. Zwar bekommt er die Ortung der ORION herein, kann aber keinen Funkkontakt herstellen. Unterdessen fliegt die ORION Pallas an. Die Kolonisten melden sich nicht. Die ORION landet, und Cliff, Tamara, Mario und Hasso Sigbjörnson dringen in das unterirdische Bergwerk ein, das verlassen scheint. Sie werden von Robotern überwältigt und entwaffnet. Die Roboter beherrschen das Bergwerk und lassen die Kolonisten in den Stollen für sich arbeiten. Kolonieleiter Richard Hall berichtet: Ein Mann namens Forester hatte die Droge Euphorin in die Kolonie geschmuggelt. Hall mußte bei einer Auseinandersetzung Forester und einen seiner Kumpane erschießen. Daraufhin rebellierten die Roboter, die darauf programmiert sind, menschliches Leben zu schützen. Das konnten sie aber nur tun, wenn sie verhinderten, daß die Menschen sich gegenseitig umbrachten. Cliff: »Es klingt wie ein utopisches Märchen - die Roboter hüten das Gesetz.« Die Raumfahrer und die Kolonisten errichten in einem Stollen eine Falle für die Roboter. Als die Kolonisten die Arbeit einstellen, kommen zwei - 24 -
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Roboter nachsehen. Sie werden durch die Sprengung des Stollens unschädlich gemacht und umprogrammiert. Dabei müssen sich die Menschen auf ihr Glück verlassen, da die ORION-Besatzung den Robotkurs vorzeitig abgebrochen hat. Auch besitzt die Pallas-Kolonie keinen Robot-Spezialisten mehr, denn dieser hieß Forester. Spring-Brauner hat sich inzwischen dazu durchgerungen, die ORION durch die ganze Übungsflotte 18 suchen zu lassen. Diese besteht aus 22 Großkampfschiffen, 40 Raumkreuzern und 132 Satellitenabschußbooten. Auf Pallas erweist sich die Umprogrammierung der beiden Roboter als erfolgreich. Sie bringen den Raumfahrern ihre Strahlenwaffen. Damit werden die übrigen Roboter kampfunfähig gemacht, so daß sie ebenfalls u mprogrammiert werden können. Die ORION kehrt zum Satellitenfeld zurück und nimmt LANCET I an Bord - gerade noch rechtzeitig, denn durch den Laurin sind die Energiereserven des Beiboots so gut wie erschöpft. Nun stellt sich auch heraus, weshalb Spring-Brauner die ORION so intensiv gesucht hat: Er hat die Einsatzbefehle vertauscht. Nicht die ORION, sondern das Kadettenschulschiff ARION sollte die Satelliten ausnehmen. Aber schon wartet ein neuer Auftrag auf die Raumfahrer, der Transport von 40 C-Robotern zur Venus-Kolonie. Als die ORION-Crew murrt, fragt General Wamsler scheinheilig: »Schon mal was von Laurin gehört?« Gaststars: Alfons Höckmann (Rott), Helmut Brasch (Kommodore Ruyther), Nino Korda (GSD-Ordonanz), Christine Isensee (T.R.A.V.-Ordonanz), Herwig Walter (Richard Hall), Kunibert Gensichen, Siegfried Fetscher, Hans Wengefeld. Länge: 61 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 15. 10. 1966, 21. 4. 1968, 9. 10. 1975.
IV Deserteure Inhalt: Die ORION VIII testet unter der Leitung des Technik-Spezialisten Rott den Overkill-Projektor, eine Waffe von bislang ungeahnter Vernich- 25 -
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tungskraft. Es ist die neue Geheimwaffe der Erde im Kampf gegen die Frogs, die seit neuestem Lichtabwehrschirme gegen die irdischen Strahlenwaffen herkömmlicher Bauart entwickelt haben. Unterdessen hat der Führungsstab der ORB einmal mehr Grund zu einer außerordentlichen Tagung, hat doch Commander Alonzo Pietro versucht, mit seinem Raumschiff XERXES zur Basis der Frogs zu desertieren, obwohl er und seine Mannschaft geistig vollkommen gesund zu sein scheinen. Die XERXES versah ihren Dienst im Vesta-Abschnitt auf M/88/12. Dort und auf K/16 soll die Besatzung der ORION Overkill installieren. Beides sind nur mit Robotern besetzte Außenposten. Wegen früherer Fälle von Raumkoller auf diesen Stationen begleitet ein Arzt die Mission, der Gehirnspezialist Professor Sherkoff. In Wahrheit soll er herausfinden, was mit Commander Pietro und dessen Crew geschah. Die ORION-Leute dienen ihm als Testpersonen. Nach 36 Tagen Raumfahrt erreicht die ORION M/88/12. Auf der Station wird Commander McLane von einem terrestrischen Roboter angegriffen. Cliff muß ihn mit seiner Strahlenwaffe zusammenschmelzen. Angeblich gehören die Androiden vom Typ Gamma 7, die auf den Außenbasen eingesetzt werden, zu den zuverlässigsten Robotern. Dies bleibt nicht der einzige ungewöhnliche Vorfall. So bekommt die ORION keine Funkverbindung mehr zu den Stationen H 5 und OLAF 1. Während alle anderen mit dem Overkill-Einbau auf der Station beschäftigt sind, übernimmt Hasso Sigbjörnson die Wache an Bord der ORION. Dabei gerät er unter einen fremden Einfluß und programmiert den neuen Kurs der ORION auf die Basis der Frogs statt auf K/16. Cliff McLane entdeckt den Fehler vor dem Start und gibt Sicherheitsalarm für das Schiff. Tamara Jagellovsk übernimmt als verantwortlicher Sicherheitsoffizier das Kommando und die Untersuchung des Falles. Als sie Hasso entwaffnen und paralysieren will, wendet Helga Legrelle ein, vor Hasso sei auch Tamara allein an Bord gewesen. Plötzlich geht Mario de Monti zum Computer und programmiert die Koordinaten von AC/1000, wo sich die Basis der Frogs befindet. Auf Professor Sherkoffs Wunsch stellt sich Tamara vor den Computer. Auch sie programmiert den Kurs auf AC/1000. Sherkoffs Diagnose: Die Gehirne der Raumfahrer werden von den Frogs mittels Telenose-Strahlen beeinflußt. Dabei werden die eigenen Gehirnströme durch fremde überlagert. Cliff beschließt, mit der ORION zum - 26 -
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Schein zu desertieren, um die Basis der Frogs ausfindig zu machen und zu zerstören. Die ORB kann nicht informiert werden, da H 5 und OLAF l noch immer ausgefallen sind. McLane befiehlt: »Fertigmachen zum Desertieren!« Bei der ORB herrscht höchste Aufregung. H 5 und OLAF l sind vollständig vernichtet, und die ORION scheint sich zu den Frogs durchschlagen zu wollen. Sir Arthur beauftragt General Lydia van Dyke auf der HYDRA, die ORION abzufangen und zu eliminieren. Aber als ein Pulk von FrogSchiffen die HYDRA umringt, befiehlt Lydia van Dyke den Rücksturz zur Erde. Die ORION erreicht die Basis der Frogs und vernichtet sie ebenso wie angreifende Feindschiffe durch den Einsatz von Overkill. Alonzo Pietro ist rehabilitiert. Cliff McLane erkundigt sich bei Professor Sherkoff nach den Spätfolgen der Telenose-Beeinflussung, als der Professor und Tamara eine kesse Sohle aufs Parkett des Starlight-Casinos legen. Gaststars: Erwin Linder (Professor Sherkoff), Alfons Höckmann (Rott), Nino Korda (GSD-Ordonanz), Gerhard Jentsch, Norbert Gasteil (Besatzung der HYDRA), Wolf Petersen, Hans-Dieter Asner. Länge: 57 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 29. 10. 1966, 5. 5. 1968, 16. 10. 1975.
V. Der Kampf um die Sonne Inhalt: Die ORION VIII entdeckt überraschend niedere Vegetation auf e inem bisher unfruchtbaren Planetoiden. Die Wissenschaftler Rott, Dr. Schiller und Dr. Heine berichten dem Führungsstab der ORB, daß unnatürliche Sonneneruptionen zu Klimakatastrophen auf der Erde führen. Es drohen gigantische Flutwellen und anschließend die Versteppung der Erde. Die ORION erhält den Auftrag, auf weiteren Planetoiden nach neuer Vegetation zu forschen. Auf einem weiteren Kleinplaneten begegnet man einer seltsamen LANCET, deren Form und Material auf der Erde unbe- 27 -
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kannt sind. Atan Shubashi will die LANCET untersuchen und wird dabei von zwei Männern gefangengenommen. Cliff McLane, Mario de Monti und Hasso Sigbjörnson befreien ihren Kameraden und nehmen die beiden Fremden fest. Sie entpuppen sich als Wissenschaftler vom bislang für unbewohnt gehaltenen Planeten Chroma. Dort lebt die Nachkommenschaft der ehemaligen Neptun-Kolonisten, die sich vor mehr als 400 Jahren im Ersten Galaktischen Krieg auf die Seite der Rebellen geschlagen haben. Die Sonnenprotuberanzen werden von Chroma gesteuert, weil die eigene Sonne allmählich erkaltet. Commander McLane will einen Krieg zwischen der Erde und Chroma verhindern. Da General Wamsler nicht zu sprechen ist, erwirkt er bei Oberst Villa eine Sonderstarterlaubnis nach Chroma. Mit an Bord sind die beiden festgenommenen Wissenschaftler. Chroma ist ein grüner Planet, ein Garten Eden, der zudem von Frauen beherrscht wird. Männer verrichten nur untergeordnete Dienste als Wissenschaftler, Gärtner und Paradesoldaten. Cliff McLane und ein ChromaWissenschaftler fliegen mit einer LANCET zum Regierungsgebäude, wo der Commander auf SIE trifft, die Herrin von Chroma. Cliff: »Auf Chroma bestimmen die Frauen, was geschieht? Das ist unglaublich!« Die ORION empfängt eine verschlüsselte GSD-Meldung, daß in sechs Stunden der Präventivschlag gegen Chroma erfolgen soll. Katastrophen auf der Erde haben die Weltregierung zu diesem Schritt veranlaßt. Tamara Jagellovsk startet mit dem zweiten gefangenen Wissenschaftler in einer LANCET, um McLane darüber zu unterrichten. SIE läßt die GSD-Beamtin im Regierungsgebäude festnehmen und einsperren. Cliff wird zu ihr in die Zelle gebracht, und angesichts der drohenden Vernichtung kommt es zu den ersten Küssen zwischen dem Commander und seinem Sicherheitsoffizier. Die überraschend erscheinende Herrscherin: »Ich sehe, Sie haben sich die Zeit gut vertrieben.« Der terrestrische Präventivschlag unterbleibt, denn SIE hat die Sonnenversuche eingestellt. Die ORION darf zur Erde zurückkehren, allerdings ohne Cliff. SIE behält McLane als Verbindungsoffizier auf Chroma. Mario ist fassungslos, hätte man sich für diesen Posten doch alle Besatzungsmitglieder ansehen müssen. Gaststars: Margot Trooger (SIE), Herbert Fleischmann (Dr. Schiller), Alex- 28 -
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ander Hegarth (Dr. Heine), Alfons Höckmann (Rott), Sigfrit Steiner (Dr. Stass), Vivi Bach, Rosemarie v. Schach (Ordonanzen auf Chroma), Walter Gnilka, Wilfried v. Aacken (Chroma-Wissenschaftler). Länge: 60 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 12. 11. 1966, 19. 5. 1968, 23. 10. 1975.
VI. Die Raumfalle Inhalt: Die ORION VIII erhält den Auftrag, Lichtdrucksporen einzusammeln. Der Schriftsteller Pieter-Paul Ibsen soll den Einsatz mitfliegen. Er ist mit der Tochter des Ministers für außerplanetare Angelegenheiten verlobt, welcher wiederum ein Schulfreund des Oberbefehlshabers ist. Pie-Po, wie der Schriftsteller von den Raumfahrern genannt wird, will an Bord der ORION Stoff für einen neuen Roman sammeln. Ibsen wünscht sich zum Geburtstag, allein mit einer LANCET zu fliegen. Zögernd willigt Commander McLane ein. Etwas bringt Pie-Po vom Kurs ab, und er muß auf dem Asteroiden Mura notlanden. Startversuche erweisen sich als erfolglos. Mura ist eine Kolonie von Verbannten unter der Führung des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers Tourenne. Sie nehmen Ibsen gefangen und zwingen ihn, die ORION nach Mura zu locken. Die Raumfahrer werden ebenfalls gefangengenommen. Die Verbannten wollen die ORION übernehmen und mit ihr zu den Frogs überlaufen. Tamara Jagellovsk und Helga Legrelle überwältigen einen Wächter, der lange keine Damen mehr gesehen hat. Sie befreien Mario de Monti, Hasso Sigbjörnson und Atan Shubashi. Die fünf Raumfahrer übernehmen wieder die ORION und drohen, das Schiff sowie Mura in die Luft zu sprengen, wenn Cliff McLane und Ibsen nicht in fünfzehn Minuten an Bord sind. Tourenne gibt überraschend schnell nach. Bald wird der ORIONBesatzung klar, warum: Der Raumkreuzer wird - wie zuvor Pie-Pos LANCET - von einem elektromagnetischen Kraftfeld auf Mura festgehalten. Tourenne und seine Leute wollen sich von den Raumfahrern in der Bedienung der ORION unterrichten lassen. Als Gegenleistung versprechen sie, die Crew der ORION lebend auf Mura zurückzulassen. Bei einem De- 29 -
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monstrationsstart feuert Mario eine LANCET ab. Durch die Explosion des Beiboots am Scheitelpunkt der Energieglocke wird das Kraftfeld kurzzeitig neutralisiert. Diesen Zeitpunkt benutzt die ORION, um aus der Raumfalle auszubrechen. Tourenne und seine Männer werden überwältigt und in die Kälteschlafkammern gebracht. Bei dem anschließenden feuchtfröhlichen Gelage sagt Pie-Po, er wolle nur noch über die ORION schreiben. Das sei viel aufregender als Sciencefiction. Gar nicht begeistert ist der Minister für außerplanetare Angelege nheiten, als er endlich Funkkontakt zu der ORION bekommt und erfahren muß, daß sein zukünftiger Schwiegersohn zur Zeit nicht ansprechbar ist, weil er in seiner Kabine liegt - stockbesoffen. Gaststars: Wolf gang Büttner (Tourenne), Reinhard Glemnitz (Pieter-Paul Ibsen), Hans Epskamp (Minister für außerplanetare Angelegenheiten), Sigurd Fitzek (Verbannter auf Mura). Länge: 63 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 26. 11. 1966, 9. 6. 1968, 30. 10. 1975.
VII. Invasion Inhalt: T.R.A.V. empfängt einen Notruf vom GSD-Kreuzer TAU unter Commander Lindley. Lindley, der Oberst Villa und acht Leute seines Stabes an Bord hat, meldet, in einen Lichtsturm geraten zu sein. Villa aber hält es für schnell wechselnde Kraftfelder, die auf exoterrestrische Aktivitäten zurückgehen könnten. Die Besatzung der TAU und Villas Stab wollen versuchen, in den LANCETS den Planeten Gordon zu erreichen. Villa und sein Stab kommen tatsächlich durch, nicht aber Commander Lindley und seine Crew. Auf der Erde wird der Vorfall von einer Kommission untersucht, der Commander McLane angehört, weil er damals auf MZ 4 auch mit schnell wechselnden Schwerefeldern konfrontiert wurde. Villa will aber jetzt von gravitionellen Feldern und exoterrestrischen Aktionen nichts mehr wissen, sondern führt den Verlust der TAU auf einen Lichtsturm zurück. Cliff Mc- 30 -
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Lane bleibt skeptisch, wird aber von seinen Vorgesetzten zurückgehalten. Die ORION VIII erhält den Auftrag, Satelliten im Vesta-Gebiet zu kontrollieren, dem Nachbarabschnitt von Gordon. Der GSD untersagt den Start der ORION kurzfristig mit Alpha-Order, um den Auftrag angeblich selbst zu übernehmen. Im Starlight-Casino treffen Cliff und Tamara Jagellovsk Oberst Mulligan von der Startbasenüberwachung für Großkampfschiffe, der sich gerade einen ansäuselt, weil er vom GSD abgelöst wurde. McLane hegt einen Ungewissen Verdacht gegen Oberst Villa. Er bittet Tamara um einen Termin bei ihrem Chef, um eine Sonderstarterlaubnis nach Gordon zu erwirken. Auch soll Tamara im GSD-Zentralamt ausspionieren, was Villa auf Gordon wollte. Dabei wird sie von Villa erwischt und festgenommen. Villa gewährt Commander McLane die Sonderstarterlaubnis. Dafür soll die ORION sogar mit einem Eigenkraftfeld ausgestattet werden, um eventuellen exoterrestrischen Gravitationsfeldern widerstehen zu können. Chefingenieur Kranz, der führende Experte auf dem Gebiet der künstlichen Schwerkraftbildung, soll die ORION zu diesem Zweck begleiten. Der Oberst eröffnet Cliff, Leutnant Jagellovsk könne an dem Flug nicht teilnehmen, weil sie einen Fortbildungslehrgang besuche. Während die ORION u nterwegs nach Gordon ist, bereiten Villa und sein Stab, die von den Frogs auf Gordon geistig umprogrammiert wurden, die Invasion der Erde durch die Exoterristen vor. Die ORION-Besatzung ortet Frog-Verbände auf Erdkurs und will T.R.A.V. über Funk informieren, aber der GSD fängt alle Funksprüche ab. Als Cliff stutzig wird, droht Villa, Tamara zu eliminieren, wenn Cliff nicht das Kommando an Kranz abgibt. Der Commander gibt nach. Tamara kann heimlich einen Schalter in Villas Büro umlegen, der sämtliche Gespräche im GSD-Hauptquartier zu T.R.A.V. überträgt. Oberst Villa sprengt die submarinen Startbasen der Raumverbände, so daß diese überflutet werden. Ein T.R.A.V.-Kommandotrupp unter Leutnant Spring-Brauner dringt ins GSD-Hauptquartier ein und nimmt Villa samt seinem Stab in Gewahrsam. Kranz will die ORION nach Gordon bringen, weil sich die Frogs für die Overkill-Anlage interessieren. Die ORION-Crew soll dort umgeformt werden. Hasso Sigbjörnson blufft, zwei Wandler seien ausgefallen, weshalb die ORION auf halbe Geschwindigkeit heruntergehen müsse. - 31 -
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Auf der Erde stellt man fest, daß die Energieversorgung der Invasionsverbände über Gordon läuft. Nur die ORION ist schnell genug, um Gordon so rechtzeitig zu erreichen, daß die Invasion gestoppt werden kann. General Wamsler befiehlt General van Dyke auf der HYDRA, einen Scheinangriff auf die ORION zu fliegen. Das soll den Raumfahrern Gelegenheit geben, Kranz zu überwältigen. Der Plan gelingt. Die ORION zerstört Gordon mittels Overkill, und die Invasion scheitert an der mangelnden Energieversorgung der Angriff s verbände. Die Umprogrammierten werden in Dr. Requardts Sanatorium behandelt. McLane wird zum Oberst befördert und die Strafversetzung der ORIONBesatzung zur Raumpatrouille aufgehoben. Sie gehört jetzt wieder den Schnellen Raumverbänden des Generals van Dyke an. Tamara will fortan privat Cliffs Gouvernante sein, was die beiden mit einem Kuß im Sitzungssaal der ORB besiegeln. Das hätte sich der »Spezialist« Mario nicht träumen lassen, was ihn zehn Flaschen Sekt kostet. Gaststars: Alexander Hegarth (Dr. Heine), Konrad Georg (Chefingenieur Kranz), Maurice Teynac (Dr. Requardt), Emil Stöhr (von Wennerstein), Wolf Rahtjen, Gerhard Jentsch, Erich Fritze, Albert Hehn, Paul Glawion, Willy Schäfer. Länge: 59 Minuten. Bundesweite Ausstrahlung (ARD): 10. 12. 1966,16. 6. 1968, 6. 11. 1975.
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Vom Golem bis zu Perry Rhodan Die Wurzeln der Raumpatrouille
Als 1965 die Dreharbeiten zur Raumpatrouille begannen, war das ein für deutsche Verhältnisse geradezu revolutionäres Unterfangen. Sciencefiction speziell und Phantastik allgemein wurden im deutschen Film längst nicht mehr großgeschrieben, vom jungen deutschen Fernsehen ganz zu schweigen. Vor dem 2. Weltkrieg war das anders gewesen. In der Stummfilmzeit war Deutschland im Bereich des phantastischen Films führend. Werke wie Das Kabinett des Dr. Caligari, Nosferatu, Der Student von Prag und die GolemFilme waren richtungsweisend für die Entwicklung des Grusel- und Horrorfilms. Fritz Lang inszenierte mit seinem Nibelungen-Zweiteiler einen Vorläufer heutiger Fantasy-Epen, und mit Metropolis und Frau im Mond schuf er zwei stumme Meilensteine der kinematographischen Science-fiction. Auch noch in den dreißiger Jahren, als sich der Ton zu den bewegten Bildern gesellte, gab sich der deutsche Film utopisch mit den Streifen F.P.1 antwortet nicht, Gold und Der Tunnel. Darin wagt sich der Mensch allerdings nicht in den Weltraum hinaus, nicht einmal zum Mond, sondern teutonische Recken vollbringen auf der Erde technische Pioniertaten: Bau einer Flugzeugplattform mitten im Ozean, Herstellung von Gold und Bau eines Tunnels zwischen Europa und Amerika. Das lag ganz auf der Linie der braunen Herren(menschen), die alsbald die Macht übernahmen und viele bedeutende Künstler, wie Fritz Lang, in die Emigration trieben. Derart ausgedünnt, ging dem deutschen Film seine ursprüngliche Kraft verloren, auch in puncto Phantasie. Die drei oben genannten Filme entstanden zwischen 1932 und 1934. Danach tat sich in Sachen Science-fiction nichts mehr im großdeutschen Film. 1939 kündigte man zwei SF-Großprojekte an. Eduard von Borsody sollte - 33 -
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für die Ufa Weltraumschiff 18 nach einem Roman von Hans Dominik inszenieren und R. A. Stemmle für die Bavaria (!) Zwischenfall im Weltall. Die Bavaria-Produktion sollte den Flug einer bemannten Rakete zum Mond schildern. Aber beide Projekte gelangten, vermutlich durch die Kriegswirren bedingt, nicht zur Aufführung. Die Bavaria brachte 1940 lediglich einen Kulturfilm mit dem Titel Weltraumschiff I startet heraus. Zum Mond fliegen durfte im Dritten Reich nur noch Hans Albers als Münchhausen, mit dem die Ufa 1943 ihr 25jähriges Jubiläum feierte. Doch kann man diesen Film, bei all seinen Qualitäten, schwerlich als Science-fiction bezeichnen. Als sich nach dem Zusammenbruch in den fünfziger Jahren eine neue deutsche Filmindustrie aufbaute, hatte man im Wirtschaftswunderland mit diesem Genre nichts im Sinn. Eher schon in der DDR, wo man 1959 den beachtlichen Film Der schweigende Stern (bei uns gelaufen als Raumschiff Venus antwortet nicht) mit Polen koproduzierte. In der Bundesrepublik kam man der SF am nächsten mit dem 1958 uraufgeführten Produkt Zurück aus dem Weltall, ebenfalls eine Koproduktion (mit Finnland). Jedoch kehrt hier kein Mensch zurück aus dem Weltall, sondern ein finnischer Wolfshund. Das Ganze ist dann auch weniger ein SF-Film als eine Heimat- und Liebesschnulze, wie der Alternativtitel ... und ewig ruft das Herz eindrucksvoll belegt. Einzig interessant daran ist, daß der spätere RaumpatrouilleKomponist Peter Thomas für die Filmmusik verantwortlich zeichnete. Im deutschen Fernsehen sah es nicht anders aus. Spannungsunterhaltung reduzierte sich dort fast gänzlich auf den Krimi, häufig nach Vorlagen von Francis Durbridge, womit man der Edgar-Wallace-Konkurrenz im Kino Paroli bieten wollte. Und tatsächlich, wenn Tim Frazer Melissas Halstuchmörder jagte, erwies sich das mehr als einmal als Straßenfeger. Einen ganz anderen Stellenwert nahm die Science-fiction im amerikanischen Film ein. In den dreißiger und vierziger Jahren stritten Flash Gordon, Buck Rogers und andere Heldengestalten in den sogenannten Serials, fürs Kino gedrehten Fortsetzungsserien einfachster Machart, für das Gute und den Fortbestand der (westlichen) Welt auf der Erde und im Weltraum. In den Fünfzigern entwickelte sich die SF zu einem sehr populären Genre im normalen Kinofilm. Dieser Trend entging auch dem amerikanischen Fernsehen nicht, das in der ersten Hälfte der Fünfziger mit einer wahren Schwemme von - häufig live gesendeten - SF-Serien aufwartete. In Produktionen wie Captain Video, - 34 -
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Tom Corbett, Space Cadet, Rod Brown of the Rocket Rangers, Captain Midnight und Commando Cody, Sky Marshal of the Universe konnte das amerikanische Publikum erleben, wie aufrechte (amerikanische) Helden die Erde vor wahnsinnigen Wissenschaftlern und außerirdischen Aggressoren beschützten. In diesen Serien tauchten Motive auf, die man bei der Raumpatrouille wiederfinden kann. Fast immer haben sich die Nationen der Erde zu einer Weltregierung zusammengeschlossen. Und schon in Captain Video, der 1949 den Reigen amerikanischer SF-Fernsehserien eröffnete, gehörten ordinäre Haushaltsgegenstände zur utopisch-technischen Grundausstattung. Sehr viele Gemeinsamkeiten mit der Raumpatrouille weist die langlebige (1950-56) Serie Space Patrol auf, was bereits beim Titel beginnt, der auf deutsch (Welt)Raumpatrouille lauten würde. In beiden Serien ist die Handlung im 30. Jahrhundert angesiedelt. Bei der Raumpatrouille gibt es »keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltall«. Solche Kolonien besitzen die Menschen auch in Space Patrol, wo sich Erde, Mars, Jupiter, Merkur und Venus zu den United Planets, den Vereinigten Planeten, zusammengeschlossen haben. In der amerikanischen Serie steuert ein Commander in Chief Buzz Corry das Raumschiff TERRA V durch die Fährnisse des Weltraums. Hier fällt auf, daß auch McLanes Dienstbezeichnung die eines Commanders ist und daß auch die ORION eine fortlaufende Numerierung aufweist. Und ein Major Robbie Robertson mit dem Titel »Sicherheitschef des Universums« erinnert an unseren Oberst Villa vom Galaktischen Sicherheitsdienst. Die Folgen von Space Patrol begannen mit einem Vorspanntext, der zumindest Anklänge an den der Raumpatrouille erkennen läßt: »Das große Abenteuer in den wilden, weiten Regionen des Weltraums! Verwegene Aufträge im Namen der interplanetaren Gerechtigkeit! Reisen wir in die Zukunft mit Buzz Corey, Commander in Chief der ... Raumpatrouille!« Ein regelrechtes Raumpatrouille-Feeling überfällt den Zuschauer auch beim Betrachten des amerikanischen SF-Films Forbidden Planet (Alarm im Weltall) aus dem Jahr 1956, einer der besten SF-Produktionen dieser Dekade. Der Film schildert die Abenteuer des Raumkreuzers C-57D der Vereinigten Planeten, der unter dem Befehl von Commander J. J. Adams auf dem Planeten Altair IV das Schicksal des vor zwanzig Jahren verschollenen Raumschiffes BELLEROPHON erforschen soll. Nicht nur die ganze Atmosphäre von Forbidden Planet erinnert an die Raumpatrouille, sondern auch eine Rei - 35 -
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he von Einzelheiten. Wieder haben wir es mit einem Commander zu tun, der im Dienste von Vereinigten Planeten steht. Der Raumkreuzer C-57D ähnelt in seiner Diskusform dem Schnellen Raumkreuzer ORION, ist aber nicht so elegant im Design. Wenn C-57D auf einem Planeten landet, fährt aus der Mitte des Unterschiffes ein Stützbein aus, das frappant an den Zentrallift der ORION erinnert. Die ORION durcheilt mittels HyperspaceGeschwindigkeit unser Milchstraßensystem, und auch C-57D ist mit einem Hyperantrieb ausgerüstet. Robby, einer der berühmtesten Filmroboter, hat in Forbidden Planet seinen ersten Auftritt, und die von dem SF-Schriftsteller Isaac Asimov postulierten Robotergesetze spielen eine Rolle. Das Thema wird in der Raumpatrouille-Episode »Hüter des Gesetzes« aufgegriffen. Leslie Nielsen, der Darsteller des Commander Adams, sagte später: »Forbidden Planet hätte sehr leicht der Pilotfilm für Star Trek sein können.« Und noch leichter der Pilotfilm für Raumpatrouille, ist man versucht hinzuzufügen. Bei all den auf den vorangegangenen Seiten gezogenen Vergleichen soll gegen die Macher der Raumpatrouille keineswegs der Vorwurf des Plagiats erhoben werden; dazu sind Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION viel zu eigenständig geraten. Sie zeigen vielmehr, daß man nicht blauäugig an die Produktion der ersten deutschen SF-Fernsehserie herangegangen ist, sondern sich zuvor gut in der Welt des SF-Films umgesehen hat. Man mußte den von Hollywood-Standards verwöhnten Zuschauern schließlich etwas bieten. Daß Science-fiction auch in Deutschland erfolgreich war, hatte sich in den Printmedien erwiesen, wo das Genre in den Sechzigern in Heftromanen und Taschenbüchern geradezu boomte. Seit 1961 kam Woche für Woche ein neues Heft mit den intergalaktischen Abenteuern von Perry Rhodan heraus, denen ein geradezu sensationeller Erfolg beschieden war. Das war für viele andere Verlage natürlich ein Ansporn, und so erblickten just 1966 zwei weitere SF-Serienhelden das Licht der Heftromanwelt: Ren Dhark und Rex Corda. Man durfte getrost damit rechnen, daß die Konsumenten dieser und anderer utopischer Abenteuer (der Begriff »Science-fiction« bürgerte sich in der Bundesrepublik gerade erst ein) auch den Fernsehapparat einschalten würden, böte man ihnen dort etwas Ähnliches an. Diese Hochkonjunktur utopischer Abenteuer im Jahr 1966 war kein reiner Zufall, denn der Weltraum war zu dieser Zeit in aller Munde. Drei - 37 -
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Jahre vor der ersten Mondlandung durch die Amerikaner war der Wettlauf der USA und der Sowjetunion um die erstrebte Vorherrschaft im All in vollem Gange. Zuerst vorn liegend, hatten die Sowjets 1957 ihren SPUTNIK in die Erdumlaufbahn geschossen, 1959 mit dem Unternehmen LUNA 2 den ersten unbemannten Mondflug gewagt und 1961 Juri Gagarin in der Kapsel WOSTOK l als ersten Menschen die Erde umkreisen lassen. Die Amerikaner reagierten 1958 mit der Gründung der Weltraumbehörde NASA und dem Start der Rakete EXPLORER l, die den die Erde umgebenden Van-Allen-Gürtel entdeckte. 1962 umrundete John Glenn in einer MERCURY-Kapsel auf den Spuren Gagarins unseren Globus. 1966 schließlich starteten Glenn und Neu Armstrong (der spätere erste Mann im Mond) mit GEMINI 8, um mit der separat ins All gebrachten AGENA-Oberstufe die erste Koppelung im Weltraum durchzuführen. Alles, was mit den unerforschten Weiten zwischen den Sternen zu tun hatte, durfte daher mit größter Resonanz in der Öffentlichkeit rechnen. Hinzu kam das UFO-Fieber, das Ende der vierziger Jahre in den USA ausgebrochen war und längst auch nach Europa übergegriffen hatte. Nächtens kamen die UFO-Gläubigen zusammen und spähten in den Himmel, die außerirdischen Heilsbringer (oder Invasoren) erwartend. Nicht umsonst sahen die meisten Raumschiffe damaliger SF-Filme - und auch die ORION - der berühmten »Fliegenden Untertasse« ähnlich. Nicht nur in Deutschland erkannte man die Zeichen der Zeit. Mitte der sechziger Jahre gab es im amerikanischen und im britischen Fernsehen eine neue Welle von SF-Serien, die meisten davon mit Weltraum-Thematik. Am 8. September 1966, ganze neun Tage vor dem ersten Fernseheinsatz der ORION, drang zum erstenmal das Raumschiff ENTERPRISE in die amerikanischen Wohnzimmer und »in Galaxien vor, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.« Ebenfalls 1966 versuchte man in deutsch-italienischspanischer Koproduktion, mit Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall den immensen Erfolg der Heftromanserie auf der Kinoleinwand zu wiederholen, aufgrund der billigen und uninspirierten Machart jedoch erfolglos. Eines ist sicher: Der Zeitpunkt für den Start des Raumschiffes O RION zu seinen phantastischen Abenteuern am Rande der Unendlichkeit hätte nicht besser gewählt sein können.
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Mit Reis, Kaffee und Bügeleisen Ein utopisches Märchen entsteht
Wie jedes Kind hat auch die Fernsehserie Raumpatrouille Eltern. Ihr Vater war der in München geborene Schriftsteller Rolf Honold, der heute nicht mehr unter uns weilt. Der Wahl-Berliner, der sich in den fünfziger und sechziger Jahren als Bühnen-, Hörspiel- und Drehbuchautor einen Namen machte, wurde 1955 mit dem Fliegerdrama Geschwader Fledermaus richtig bekannt. Zu einer 1956 ausgestrahlten Fernsehfassung des Stoffes schrieb er selbst das Drehbuch. Honold begann seine Karriere mit zwei Kriminalschauspielen, Die Spinne und Orchideen auf Zimmer 19. Auch später blieb er diesem Genre verbunden. So war er unter Pseudonym Koautor der damals sehr populären ZDF-Krimiserie John Klings Abenteuer, in der Helmut Lange und Uwe Friedrichsen ab 1965 die Zuschauer begeisterten. Insgeheim aber schlug sein Herz für die Science-fiction, die von pseudointellektuellen Ignoranten damals wie heute pauschal als Kinderkram a bgekanzelt wurde. So kam es, daß zu Beginn der sechziger Jahre ein erster Entwurf Honolds für eine utopische Fernsehserie nicht über das Planungsstadium hinausgelangte. Aber der Autor glaubte an die Macht der Phantasie: »Die berühmtesten und bekanntesten Wissenschaftler und Astrophysiker Amerikas und Englands schreiben Science-fiction-Romane, unter ihnen Hoyle und der verstorbene Atomwissenschaftler Scillard. Nur unsere hohen Kritiker rümpfen die Nase bei diesem Thema: nicht seriös genug. Ich bin überzeugt, daß der große Durchbruch für Science-fiction kommt, wenn es ein privates Fernsehen gibt und nicht nur die Anstalten des Öffentlichen Rechts. Nach meinen Erfahrungen sieht unser Publikum lieber den Raumschiffkapitän Y als den ewigen Kommissar X.« Diese Worte aus dem Jahr 1967 erweisen sich heute als geradezu prophetisch, ist doch in den USA ein (natürlich) privater Fernsehkanal in Vorbereitung, der rund um die Uhr SF- 39 -
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Programme ausstrahlen soll. Und auch in Deutschland haben die privaten Anbieter den öffentlich-rechtlichen Anstalten in puncto Science-fiction längst den Rang abgelaufen. Doch zurück in die Swinging Sixties und zu Rolf Honold, der einen zweiten Anlauf in Sachen SF unternahm, diesmal mit den Phantastischen Abenteuern des Raumschiffes ORION. Bereits 1962 legte er das Konzept zu dieser Serie den Fernsehgewaltigen vor, die es einmal mehr in ihren Aktenschränken verschwinden ließen - vorerst zumindest. Blut geleckt hatten sie schließlich doch, und allmählich reifte der Plan zur Realisierung der utopischen Abenteuer heran. Zur Mutter der Raumpatrouille avancierte die Bavaria Atelier GmbH (heute: Bavaria Film GmbH) in München-Geiselgasteig, ein weltweit bekanntes Filmstudio, das auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Schon in den zwanziger Jahren machte es unter dem Namen EMELKA (die Abkürzung von Münchner Lichtspielkunst) von sich reden. Die harte Krise des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm überstand es durch einen Wechsel in der Führungsetage und eine Umtaufe: in Bavaria Film AG. Die Wirren der Nachkriegsjahre brachten erneute Namensänderungen mit sich, bis 1959 die Bavaria Atelier GmbH entstand. Dies ging einher mit einer Umstrukturierung des Studios zur Produktionsstätte von Fernsehprogrammen, bedingt durch eine Flaute in der deutschen Filmindustrie, der es gegen Ende der fünfziger Jahre immer schlechter ging. Mehrheitsgesellschafter der Bavaria Atelier GmbH wurden dann auch der WDR und der SDR, um durch Produktionen aus den Geiselgasteiger Studios das Fernsehprogramm der ARD zu füllen. Neben Fernsehspielen und Mehrteilern entstanden dort in den folgenden Jahren viele beim Publikum äußerst beliebte Serien wie Funkstreife Isar 12, Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger und Graf Yoster gibt sich die Ehre, deren Nachfolge heute der RuhrpottFlegel Schimanski und Der Fahnder angetreten haben. Die ständig verbesserten technischen Kapazitäten der Bavaria machten sie zur idealen Heimat für die erste deutsche SF-Fernsehserie. Zunächst jedoch mußte die Finanzierung gesichert werden, die bei SFFilmen aufgrund der aufwendigen Dekorationen, Kostüme und Masken sowie der erforderlichen technischen Effekte bekanntlich ungleich höher ist als bei »normalen« Produktionen. Der Etat der Raumpatrouille verschlang 3,4 Millionen DM und machte das Projekt zum bis dahin teuersten des - 40 -
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deutschen Fernsehens. »Das Programm war sicher doppelt so teuer wie eine Krimiserie gleicher Länge«, sagte Dr. Günter Rohrbach, damals Fernsehspielchef beim WDR und heute einer der Bavaria-Geschäftsführer. Um die ORION flottzumachen, fanden sich schließlich die ARD-Anstalten WDR (Köln), NDR (Hamburg), SDR (Stuttgart) und SWF (Baden-Baden) unter dem Gemeinschaftssignum »DFS« ein. Aber auch damit hatte man erst 80% der Produktionskosten beisammen. Die restlichen 20% kamen vom französischen Staatsfernsehen, für das unter dem Titel Commando spatial — La Fantastique aventure du vaisseau ORION eine Parallelfassung mit ein paar französischen Nebendarstellern gedreht wurde. Für die Drehbücher der Raumpatrouille zeichnen Rolf Honold und ein gewisser W. G. Larsen verantwortlich. Hinter dem zweiten Namen verbirgt sich ein Autorenkollektiv der Bavaria, die Produzenten Hans Gottschalk, Helmut Krapp und Oliver Storz sowie die Regisseure Michael Braun und Theo Mezger. Storz, der bei der Produktion der Raumpatrouille alle Fäden in der Hand hielt, hatte sich auch als Dramaturg einen Namen gemacht, z. B. mit den Fernsehbearbeitungen von Schillers Wallenstein (1962) und Don Carlos (1963). Er erhielt den »Preis der Deutschen AngestelltenGewerkschaft für Fernsehautoren von gesellschaftspolitischer Relevanz«. Die beiden Regisseure, die sich die Inszenierung der sieben ca. einstündigen Weltraum-Abenteuer teilten, waren bereits alte Hasen im Fernsehgeschäft. Dr. Michael Braun hatte 1961 mit Funkstreife Isar 12 einen frühen TVHit und eine der ersten deutschen Polizeiserien für die Bavaria inszeniert. Später glänzte er mit der Zirkusserie Salto Mortale (1969) und dem Fernsehkrimi Ein Toter stoppt den 8 Uhr 10 (1972), zu dem er auch das Drehbuch schrieb. Bei der Raumpatrouille findet sich eine ironische Reminiszenz an ihn in der Figur des steifen Ordonanzleutnants Michael Spring-Brauner. Auf eine noch größere Zahl von Inszenierungen kann sein Kollege Theo Mezger zurückblicken, insgesamt mehr als zweihundert. Der ehemalige Theaterschauspieler wirkte 1954 im ersten Stuttgarter Fernsehspiel mit und drehte 1966 den ersten Beitrag des SDR zur Tatort-Reihe; von da an stand er viele Jahre dem Stuttgarter Tatort-Team vor. Er erfand 1964 Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger und führte bei 78 Folgen der Erfolgsserie mit Beppo Brehm und Maxl Graf Regie. Wie Braun hat auch Mezger die Drehbücher zu einigen seiner Filme selbst geschrieben, so zu dem spannenden Fernsehspiel Flug in Gefahr (1964) mit Hanns Lothar nach einer - 41 -
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Vorlage von Arthur Hailey. Rolf Honold lieferte die Grundideen für die einzelnen Episoden wie auch das Konzept der Raumpatrouille: »Natürlich hätte ich die Raumpatrouille etwas höher ansiedeln können, nicht so irdisch, menschlich, thematisch und psychologisch auf heutige Verhältnisse zugeschnitten. Sehr gern hätte ich mit fachlichen Fakten wie >Teleportation<, >Levitation<, >Telekinese< und was es da sonst schon literarisch alles gibt, gearbeitet. Gut, dann hätte ich vielleicht den Beifall der Kritiker, aber unser Publikum würde abschalten. Entweder man führt den Zuschauer langsam an diese Dinge heran, oder man schreibt eben einen >Batman< - den verstehen auch Dreijährige.« Der Atomphysiker Dr. Ernst Jung klopfte Honolds Geschichten auf ihre wissenschaftliche Stichhaltigkeit ab, und die Bavaria-Dramaturgen schrieben sie zu fernsehgerechten Drehbüchern um. Hans Gottschalk: »Alle diese Untersuchungen und dann die Bearbeitung der Vorlagen des Autors Rolf Honold für eine technisch und etatmäßig mögliche Adaption für das Fernsehen nahmen natürlich viel Zeit in Anspruch, genau genommen vom e rsten Gedanken, man müßte mal Science-fiction machen, bis zur ersten Klappe, runde fünf Jahre.« Im Frühjahr 1965 war es dann soweit. Unter der Produktionsnummer »7312« fiel am 15. März die erste Klappe zur Raumpatrouille in Halle 4/5 der Bavaria-Studios, wo man den Landeschacht der Außenbasis MZ 4 aus der ersten Folge »Angriff aus dem All« aufgebaut hatte. In dieser Halle standen die Dekorationen für alle Raumstationen und für die Kommandokanzel der ORION, während Halle 2 den »irdischen« Räumlichkeiten vorbehalten blieb: Dort baute man das Starlight-Casino auf sowie die Büros und Wohnungen der Raumfahrer. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION unter dem verwegenen Commander Cliff Allister McLane hatten begonnen. Dieser sollte jedoch ursprünglich den Namen »Shane« tragen. So hieß er in den Drehbüchern, den Produktionsentwürfen und auch noch im Drehplan für die e rsten zwei Wochen. Dann merkte man aber, daß es bereits einen Westernhelden gleichen Namens gab, um den just 1966 eine neue Fernsehserie in den USA gestartet wurde. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde der Kommandant der ORION rasch umbenannt in »McLane«. 19 Wochen dauerten die Dreharbeiten, für die Oliver Storz und seine beiden Regisseure die Aktionen von 57 Schauspielern und 300 Komparsen - 42 -
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koordinieren mußten. Die weitaus meiste Zeit verbrachte man im Atelier, während die Außenaufnahmen in nur drei Tagen abgedreht wurden. Die Filmcrew hatte sich schon auf einen Trip nach Island eingestellt, weil die urwüchsige Landschaft der Inselrepublik gut als Oberfläche fremder Planeten durchgegangen wäre. Doch dann entdeckte man eine Schutthalde im Braunkohlegebiet von Peißenberg bei München, die es auch tat und wesentlich billiger war. Besonders die Oberfläche des Bergwerksasteroiden Pallas aus der Episode »Hüter des Gesetzes« fand dort ihren adäquaten Drehort. Ärgerlich war dieser Wechsel für Eva Pflug und ein paar ihrer Kolleginnen und Kollegen: Über die Dreharbeiten auf Island »hatten wir uns alle sehr gefreut, denn wir wollten dann noch ein paar Mark zulegen und einen Amerika-Trip anhängen.« Die Abraumhalde in Peißenberg war ihnen weniger a ngenehm: »Denn dort sah es auch so öde aus wie auf dem Mond, und Schwefelgerüche und Qualm gab es gratis.« Ein weiterer, zweifellos angenehmerer Drehort für Außenaufnahmen war das altehrwürdige Schloß Tutzing am Starnberger See. Es diente als Regierungssitz der Herrscherin von Chroma (Margot Trooger) in der Folge »Der Kampf um die Sonne«. Alles in allem waren die Dreharbeiten für die Schauspieler kein Zucke rschlecken, erforderte doch der enge Drehplan und der trotz seiner Höhe für eine SF-Serie knapp bemessene Produktionsetat von ihnen eine eiserne Disziplin. Die Männer mußten sich morgens um sieben Uhr beim Maskenbildner einfinden, die Damen mit ihren Hochfrisuren und Herrenwinkern bereits um sechs. Eva Pflug: »Woran ich mich genau erinnere, sind diese schrecklichen, unbequemen Kostüme. Sie waren durchgehend geschneidert. Das Material war französischer Skilastex. Alles war hauteng, und jeder, der sich hinsetzen mußte, bat vorher den Kollegen, ihm hinten den Reißverschluß aufzuziehen, denn sonst hätte man sich vorn den Hals zugeschnürt. Außerdem war der Sommer damals wahnsinnig kalt... und in diesen schrecklichen Anzügen froren wir wie die Schneider. In den Drehpausen liefen wir immer in altmodischen, dicken Bademänteln herum.« Auch Wolfgang Völz zeigte sich von seiner Raumfahreruniform wenig begeistert: »Zum Schluß der Dreharbeiten konnte man mich nur mit Mühe daran hindern, meine beiden so wenig komfortablen Kostüme vor dem Atelier zu verbrennen. Ich wollte mich mit diesem Autodafe von den Qua- 43 -
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len abreagieren, die ich in den Fummeln erlitten hatte.« Die Schauspieler waren wohl die einzigen, denen ihre Kostüme nicht gefielen. Allgemein fand die ORION-Mode, von Margit Bárdy mit Unterstützung von Vera Otto kreiert, viel Anerkennung. Den Ruhm, den Weltraum-Look erfunden zu haben, heimste jedoch der Pariser Modemacher Monsieur Courreges ein, der noch während der Dreharbeiten eine futuristische Kollektion entwarf. Insgesamt benötigte man bei der Raumpatrouille für die Ausstattung der Herren: 64 Uniformen, 2 Raumanzüge, 2 Druckanzüge, 4 Bordanzüge, 52 Fantasieanzüge (Originalton der Produktionsunterlagen), 11 Anzüge und 35 Arbeitsanzüge. Und für die Damen: 17 Uniformen, l Raumanzug, 2 Bordanzüge, 13 Fantasiekostüme (wiederum O -Ton) und l Bademantel für Tamara Jage llovsk. Letzteren nicht, weil Eva Pflug so fror, sondern sie trug ihn tatsächlich im Film. Steigt man etwas tiefer in die Produktionsstatistiken ein, entdeckt man, daß auch im Jahr 3000 gewisse Accessoires vonnöten sind. Für die weiblichen Hauptdarsteller sind dort aufgeführt: Büstenhalter, Corsagen und Gummischlüpfer. Und für Claus Holm und Wolfgang Völz gab es je ein Corsett. Während die Darsteller in einem Krimi ihre Zivilkleidung tragen können, muß für eine Zukunftsvision jede Kleinigkeit extra angefertigt werden. Ein Grund dafür, warum SF-Filme so teuer sind. Bei der Raumpatrouille kostete ein Raumanzug für die Herren 750 DM und für die Damen 680 DM (für Eva Pflug/Tamara sogar 745 DM), ein Herren-Druckanzug mit Gürteln und Handschuhen 780 DM, ein Casino-Anzug für Dietmar Schönherr/McLane 750 DM und das dazugehörige Hemd 120 DM, Bodenuniformen für Herren zwischen 650 und 670 DM und Cocktailkleider zwischen 475 und 650 DM. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Nicht vom Wühltisch stammen konnte ein Badekäppchen für Tamara, das stolze 185 DM gekostet hat. Aber alles war notwendig, um die Welt der Zukunft, in der sich die Abenteuer der ORION ereignen, für den Zuschauer glaubwürdig darzustellen. Und darin gaben sich die Macher der Raumpatrouille besonders viel Mühe, mehr als die Produzenten vieler ausländischer SF-Serien. Der Zuschauer erlebt nicht nur die Abenteuer der ORION im All und auf fernen Welten, sondern er erhält auch Einblick in das Privatleben der Raumfahrer auf der Erde. Cliff McLanes Bungalow und das Starlight-Casino, in dem - 44 -
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die Besatzung der ORION ihre glücklich überstandenen Einsätze feiert, tauchen immer wieder auf. Für die Casino-Szenen entwarf William Milie futuristische Modetänze mit allerlei ausgefallenen Figuren, zum Teil Rücken an Rücken ausgeführt. So tanzten Raumfahrerinnen und Raumfahrer den »Lancet Bossa Nova«, den »Bolero on the Moon Rocks« oder den »Picciato in Heaven«. Alles Titel aus der von Peter Thomas komponierten Filmmusik, die als »The New Astronautic Sound« bekannt wurde. Und neu war der fremdartig klinge nde, jazzig-schrille Sound, den Thomas vor allem mit Hilfe der elektronischen Orgel gestaltete, in der Tat. Noch heute fühlt man sich bei diesem Hörgenuß durch Raum und Zeit getragen. Das spricht für den Komponisten, da der Synthesizer, heute das Synonym für »Zukunftsmusik«, sich damals gerade erst in der Entwicklung befand. Peter Thomas gehört dann auch zu den großen deutschen Filmkomponisten jener Tage und prägte durch seine Kompositionen besonders die Edgar-Wallace- und die JerryCotton-Filme wesentlich mit. Ein besonderes Flair erhielt die Raumpatrouille durch den Umstand, daß die Menschheit im Jahr 3000 laut Drehbuch den Unterwasserwohnungsbau beherrscht. Das Starlight-Casino, die Wohnungen der Raumfahrer und die Startbasen der Raumschiffe, alles steht auf dem Meeresgrund. Durch riesige Glasscheiben im Starlight-Casino und in McLanes Bungalow sieht man Fische über die Akteure hinwegschwimmen. Ursprünglich wollte man noch mehr Szenen aus dem submarinen Familienleben zeigen. Die Frau von Schiffsingenieur Hasso Sigbjörnson sollte schwanger werden und ihren Mann überreden, von der ORION abzumustern, um im UnterwasserEigenheim die private Häuslichkeit zu pflegen. »Doch die Serie kostete schon so viel, da wollten wir nicht auch noch Unterwasserhäuser bauen«, erzählte Rolf Honold. Kostengründe führten auch dazu, daß die Serie in Schwarzweiß gedreht wurde. Das war für die rund elf Millionen bundesdeutschen Fernsehhaushalte des Jahres 1966 kein Manko, denn erst 1967 schaltete Willy Brandt, damals Vizekanzler der großen Koalition, in einem feierlichen Akt dem Fernsehbild die Farbe zu. Das 1965 von Prof. Walter Bruch entwickelte PAL-System ermöglichte es, daß die Bundesrepublik nach den USA und Japan das dritte Land war, das seinen Bürgern ein buntes Pantoffelkino bescherte. Lediglich die Trickaufnahmen der Raumpatrouille drehte man im - 45 -
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Hinblick auf eine mögliche Fortsetzung bereits in Farbe. Gerade auf die Tricks muß bei einer SF-Produktion natürlich näher eingegangen werden. Bei der Raumpatrouille machen sie 20% der Serie aus, also rund eineinhalb Stunden. Sie allein verschlangen eine halbe Million DM. Theodor Nischwitz, dem Chef der Bavaria-Trickabteilung, unterstand damals ein siebzehnköpfiges Team, das für die ORION-Serie auf 26 Personen aufgestockt wurde. Trotzdem benötigte man ein halbes Jahr, bis alle Trickaufnahmen im Kasten waren. Theo Nischwitz, heute als »Vater der Bavaria-Tricktechnik« gefeiert, war genau der richtige Mann für den Job. Er hatte schon für die Ufa gearbeitet und dort mitgeholfen, Hans Albers seine unglaublichen Abenteuer als Münchhausen bestehen zu lassen. Auch nach dem Krieg war er bei einigen der zaghaften Ausflüge des deutschen Films in die Welt der Phantastik dabei, so bei Der Apfel ist ab, Der Herr vom anderen Stern (beide 1948) und Das Spukschloß im Spessart (1960). Zu seinen jüngsten Arbeiten gehört Roland Emmerichs SF-Thriller Moon 44 (1989) ebenso wie Das Boot (1981), beides Produktionen aus dem Hause Bavaria. Ebenso wichtig wie Nischwitz war der Filmarchitekt Rolf Zehetbauer für das endgültige Bild der Raumpatrouille, auch er ein Mann mit großen Meriten im Filmgeschäft. Für die Ausstattung des Welterfolgs Cabaret (1971) erhielt er den Oscar. Bei Wolfgang Petersens Großprojekten unter den Fittichen der Bavaria, Das Boot, Die unendliche Geschichte (1984) und Enemy Mine (1985), war er als Chef des Design-Centers und der Ausstattung dieses Studios stets mit von der Partie. Längst sind seine Design-Künste auch außerhalb der Filmindustrie gefragt. Der Journalist Professor Bernd Schmidt sagte 1989 in einem Rundfunkfeature über das »Comeback der Raumpatrouille ORION«: »Die wundersame Welt der ORION hatte sich der Filmausstatter Rolf Zehetbauer ausgedacht. Ohne ihn ist -ernsthaft! - eine Kunstretrospektive der Sechziger unvollständig.« Rolf Zehetbauer und seine Leute schufen mit viel Phantasie und Geschick eine überzeugende Zukunftswelt, der Theo Nischwitz und sein Team mit ebensolchem Engagement Leben einhauchten. Das gilt zuallererst für das Prunkstück der Serie, den Schnellen Raumkreuzer ORION, den man sich nach einer Presse-Information der Bavaria aus dem Jahr 1965 so vorzustellen hat: »Die ORION hat eine flache, runde Form und einen Durchmesser von 150 m. Die größte Höhe beträgt 32 m. Sie fliegt mit Photonen-Antrieb. - 46 -
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Die Ausstattung der ORION besteht aus: Kommandostand (z. Zt. in Halle 4/5). Mit 28 m Durchmesser stellt dieser Raum nur eine kleine schwimmende Insel im Raumschiff dar. Kampfstand, Maschinenraum, 6 Kabinen für die Besatzung, Hydrotankräume, Kälteschlafkammern, 5 LANCETS (Zwei-Mann-Raumschiffe für Landungen auf Meteoritenblöcken und Arbeiten im All). Der Einstieg in die ORION erfolgt durch ein ausfahrbares Teleskop an der Unterseite (ausfahrbare Höhe 38 m).« (Leser der ORION-Romane mögen nicht verzweifeln, wenn sie andere Daten im Kopf haben. Die Autoren nahmen sich da ihre künstlerische Freiheit. Auch hat die TV-ORION dann nur vier LANCETS.) Die Bastler der Bavaria bauten gleich drei Ausführungen der ORION, allerdings nicht in den obige n Maßen, sondern zwischen 30 und 160 cm Durchmesser. Die Modelle bestanden aus Aluminium, Gips, Holz und Plexiglas. Um die Illusion des Raumfluges zu erzeugen, wurde ein Modell an dünnen Nylonfäden vor einem schwarzen Hintergrund aufgehängt und mit einer Kamera aufgenommen, die auf einer Schiene von dem Modell wegrollte. Der Sternenhimmel des Weltraums wurde auf einer separaten Filmrolle abgelichtet. Zusammengemischt wurden die Motive mittels einer Optischen Bank; ein Gerät, das aus einer Kamera und einem P rojektor besteht, die synchron laufen. Sollte die ORION über die Oberfläche eines fremden Planeten fliegen, wurde diese im Sandkasten aufgebaut und auf einer dritten Filmrolle der Optischen Bank zugeführt. Besondere Feinarbeit wurde Theo Nischwitz durch den Start der ORION von Tiefseebasis 104 abverlangt, wobei sich das Raumschiff schließlich aus einem gigantischen Wasserstrudel in die Erdatmosphäre erhebt: »Wir h aben zunächst eine Raumstation geschaffen, die eigentlich keine war, sondern hier in München der Königsplatz. Die Lichteffekte, die für optische Raumtiefe sorgen, wurden im Atelier aufgenommen und statt der Häuser in das Umfeld >Königsplatz< eingesetzt. Das Raumschiff selbst war ein kleines Modell. Dann hatten wir uns vorzustellen, wo unsere Darsteller und das Raumschiff stehen müssen. Das heißt, wir haben das Modell im Maßstab 1:10 vergrößert und genau festgelegt, wo der Einstiegsschacht stehen mußte, damit die Personen nach dem Start auch weggezaubert waren. Da sind auch ganz lustige Dinge passiert. Wir haben beispielsweise für - 47 -
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die erste Probeaufnahme die Leute schön einsteigen lassen und den Schacht eingezogen. Wie aber das Raumschiff gestartet war, standen die Leute immer noch da. Für die Wassergeschichte haben wir uns überall in München umgesehen, wo mit Wasser gearbeitet wird. Wir kamen dann auf unsere Technische Hochschule, die ein Wasserbecken für Strömungsversuche besitzt. In diesem zwei Meter großen Becken haben wir mit Windmaschinen Unruhe und Wellen erzeugt. Und dann haben wir gedreht, und zwar mit einer sogenannten Cinemascope-Linse. Um 80 Grad verdreht, hat diese Linse die ganze Sache in die Breite verzerrt, und damit ergab sich eine gewisse Größenwirkung. Zusätzlich haben wir mit einer Kamera gedreht, die 120 Bilder pro Sekunde aufnahm. Damit wurde der Ablauf um das Fünffache gedehnt. Normal projiziert, wirkte ein Wellenberg also fünfmal so groß. Dann kam wieder Mosaikarbeit. Wir mußten etwa den Himmel aufnehmen und mit dem Wasserbild kombinieren.« In einem separaten Aquarium nahm Nischwitz die Luftblasen auf, die von der auftauchenden ORION erzeugt werden. Dafür warf man eine Alka-Selzer-Tablette ins Wasser und filmte das Ganze mit einer auf dem Kopf stehenden Kamera, damit die Blasen im Film von oben nach unten strömten. Zusammenge mischt ergaben alle diese Einzelaufnahmen die perfekte Illusion des Raumschiffes, das aus dem Wasser durch die Wolkendecke ins All vorstößt. Ein Bild, bei dem das Herz eines jeden ORION-Fans höher schlägt, begannen so doch fast alle Einsätze des Schnellen Raumkreuzers. Beim Thema Wasser darf man die bereits erwähnten Fische nicht verge ssen, die in der zukünftigen Unterwasserwelt beständig über den Köpfen der Menschen kreisen. Sie waren keine Erfindung der Trick- und Ausstattungsleute, sondern lebensecht. Man filmte sie in einem Aquarium des Berliner Zoos. Ganz und gar nicht lebensecht dagegen waren die Roboter, gegen die unsere Raumfahrer in den Episoden »Hüter des Gesetzes« und »Deserteure« kämpfen müssen. Einzigartig schon vom Design her, das auf paradoxe Weise plump und elegant zugleich wirkt, waren die gefährlichen Androiden im Original nicht größer als 30 Zentimeter. Insgesamt wurden vier dieser »Blechbüchsen«, wie die ORION-Besatzung sie respektlos nennt, hergestellt. Wenn im Film Raumfahrer, Siedler und Roboter zusammen zu - 48 -
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sehen sind, spielten die Schauspieler in Wahrheit in die Luft hinein. Die renitenten Arbeitsroboter wurden erst später einkopiert und dabei entsprechend vergrößert. Sehr geschickt übrigens, man merkt es nicht dank Theo Nischwitz: »Die Aufnahmen mit den Roboter-Figürchen wurden alle in Zeitlupe aufgenommen, weil Normalgeschwindigkeit bei so kleinen Figuren hektisch wirken und nicht so kolossal, wie's sein sollte.« Mag der Zuschauer heute auch ein wenig über die dickbauchigen Roboter lächeln, deren Greifwerkzeuge frappant an Teelöffel und Wurstgabel erinnern, aber die Szenen mit ihnen wirken noch immer überzeugend und würden auch einem modernen SF-Film zur Ehre gereichen. Auch die Frogs, jene zwar humanoiden, aber seltsam schemenhaftunkörperlich erscheinenden Außerirdischen, die alles versuchen, um die Erde und ihre Bevölkerung zu vernichten, stellen eine Meisterleistung der Tricktechniker dar. Ursprünglich hatte man zehn Gallertmännchen hergestellt, die dann aber nicht mehr passend erschienen und in den Abstellkammern neben den Ateliers landeten. Statt dessen zauberten Nischwitz und seine Mannen die schillernden Exoterristen durch einen fotomechanischen Trick aufs Zelluloid; nur ihre Umrisse stammten von Statisten. Für die Frogs gilt dasselbe wie für die Worker-Roboter: Sie wirken selbst für den heutigen Stand der Tricktechnik erstaunlich gut gemacht. Bei vielen weiteren Szenen für die Raumpatrouille stellten die BavariaTricktechniker eindrucksvoll ihr Können unter Beweis, das aus einer gehörigen Portion Routine angereichert mit ein paar Prisen Improvisationsgeist bestand. Vielfach arbeiteten sie mit Zeichentrick, so bei diversen Raumstationen und bei dem Irrläufer, der als »Planet außer Kurs« auf die Erde zurast. Für den Planeten Gordon, den die ORION in der Episode »Invasion« mittels ihres Overkill-Projektors vernichtet, ließen sie sich etwas ganz Besonderes einfallen: Sie schufen ein Konglomerat aus Reis, Bohnen und Kaffee, das mit Druckluft auseinandergepustet und mit 120 Aufnahmen pro Sekunde in Zeitlupe gefilmt wurde. Im fertigen Film erweckte das den perfekten Eindruck einer planetaren Katastrophe. Spiegeltricks einfacher und komplizierter Natur, darunter das sogenannte Schüfftan-Verfahren, fanden bei den Dreharbeiten Anwendung. So wurden bei dem die Tiefseebasis 104 darstellenden Münchner Königsplatz die umliegenden Häuser mit einem gigantischen Bogen Kunststoffolie abgedeckt und der Einstiegsschacht der ORION eingespiegelt. Wenn der - 50 -
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Schnelle Raumkreuzer in der Folge »Der Kampf um die Sonne« auf dem Planeten Chroma landet, einem Garten Eden, ist auch die paradiesische Parklandschaft ein eingespiegelter Hintergrund. Kernstück des Kommandostandes der ORION ist die Astroscheibe, auch Zentrale Bildplatte genannt, auf der die Raumfahrer den Weltraum und die Oberflächen fremder Welten beobachten. Auch sie war nur eine weiße Scheibe, auf die man über Spiegel die jeweiligen Bilder projizierte. Ist auf der Astroscheibe eine Planetenoberfläche zu sehen, handelt sich sich nicht um Hubschrauberaufnahmen, die viel zu unruhig gewesen wären, sondern Theo Nischwitz filmte ganz einfach das Foto einer Kraterlandschaft ab. Überhaupt der Kommandostand: von Rolf Zehetbauer entworfen, bildet er das Prunkstück des Raumschiffsinnern. In das 28 Meter durchmessende Gebilde aus Chrom, Plexiglas, Schaumstoff und besprühter Pappe wurden 10 000 Meter Kabel und 3200 Glühbirnen integriert, die den Leitstand zu einem psychedelisch flackernden Wunderwerk machten. Außerdem griff man, hauptsächlich für die Bedienungselemente, auf so ordinäre Dinge wie Bleistiftanspitzer, Garnrollen, Plastikbecher, Lüftungsrohre und Wasserhähne zurück. Mit einer ungeheuren Menge kreativer Phantasie hielt man so das Budget (relativ) niedrig und schuf doch ein einzigartiges Schaustück. Geradezu zum Kultobjekt der Raumpatrouille avancierte ein simples Bügeleisen, das, durchaus als solches zu erkennen, als unübersehbarer Hauptschalter Hasso Sigbjörnsons Maschinenraum schmückt. In der Episode »Deserteure« taucht es auch als Bestandteil eines elektrischen Handprüfgerätes auf. Und wer genau hinsieht, kann als Bestandteile der futuristischen Armierung Lötkolben und Spraydosen erkennen. Nicht alle Tricks und Design-Kapriolen waren eben perfekt zu kaschieren. Die Zeichentricks fallen beim genauen Hinsehen ebenso ins Auge wie die Nylonfäden, an denen sich die ORION durchs Weltall schwingt. Doch das tat und tut der Beliebtheit der Raumpatrouille keinen Abbruch. Auch »Pille« McCoys medizinischer Scanner im Raumschiff ENTERPRISE ist übrigens ein ganz normaler Salzstreuer. Theo Nischwitz und Rolf Zehetbauer, dessen Mannen allein 50000 Arbeitsstunden in die Filmbauten investierten, leisteten Pionierarbeit für den phantastischen Film in Deutschland, ohne die moderne Großproduktionen wie Die unendliche Geschichte und Enemy Mine nur schlecht denkbar wären. - 51 -
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Viele neuere SF-Verfilmungen, die technisch wesentlich ausgereifter sind, haben nicht annähernd den Kultstatus erreicht, den Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION heute innehaben. Es kommt bei der Sciencefiction in Film und Fernsehen eben nicht nur auf technische Perfektion an, sondern auch auf etwas, das jeder gelungene Film aufbieten muß und das die Raumpatrouille hat: eine den Zuschauer unterhaltende Geschichte und gute Schauspieler!
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Commander McLane und seine Bande Die Charaktere und ihre Darsteller
Eine Reihe im deutschen Film und Fernsehen der fünfziger und sechziger Jahre beliebter Schauspieler versammelte sich vor den Kameras, um dem Märchen von übermorgen einen menschlich interessanten und glaubhaften Anstrich zu geben. Sie hatten Erfolg und stellten die von ihnen verkörperten Charaktere so überzeugend und überwiegend sympathisch dar, daß sie sich schnell in die Herzen der Zuschauer spielten. Männlicher Star der Raumpatrouille ist Major Clifford Allister McLane, mutiger und eigenwilliger Kommandant des Raumschiffes ORION. In den Dreißigern stehend, hat er schon 15 Jahre Raumerfahrung aufzuweisen. Durch Wagemut, Eigensinn und das Ignorieren unsinniger Befehle hat er sich bei seinen Vorgesetzten einen - wenn auch zwiespältigen - Namen gemacht. Aber immer, wenn er befehlswidrig handelt, tut er dies zum Besten seiner Besatzung bzw. anderer Menschen oder gar der gesamten Erdbevölkerung. Für letztere ist er ein Held, für seine Mannschaft ein guter Freund und Kamerad. So herrscht an Bord der ORION ein lockerer Umgangston; man duzt und neckt sich bei jeder Gelegenheit. Darsteller des bei dem weiblichen Kadettenkorps wie bei der weiblichen Zuschauerschaft gleichermaßen beliebten Commanders ist der 1926 in Innsbruck als Dietmar Edler von Schönleiten geborene Dietmar Schönherr. Der Sproß einer Tiroler Offiziersfamilie - der Großvater war General, der Vater im 2. Weltkrieg Generalleutnant — träumte zunächst auch von heroischen Taten und einer Karriere in Uniform. Zur Verwirklichung dieser Träume wurde er auf das Potsdamer Viktoria-Gymnasium geschickt, laut Schönherr »die preußischste aller preußischen Schulen, deren Bänke auch die Hohenzollernprinzen und alle Potsdamer Adelssöhne ge drückt haben.« Kurz vor der Matura stehend, wurde der junge Schönherr, wie sein Künst- 53 -
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lername fortan lautete, von Regisseur Alfred Weidenmann für den Film entdeckt: »Eigentlich war es nur ein Stück deutsche Wochenschau, für die ich unter einer Horde Buben den damals berühmten Jagdflieger Baumbach begrüßen durfte. Faxen, dachte ich mir.« Aber Alfred Weidenmann, der die Wochenschauaufnahmen leitete, fand Gefallen an dem gutaussehenden Burschen aus Tirol. Er lud ihn zu Probeaufnahmen ein und engagierte ihn schließlich für eine Hauptrolle in dem Propagandafilm Junge Adler, in dem Schönherr neben Willy Fritsch und dem jungen Hardy Krüger spielte. 1944 uraufgeführt, erhielt der Disziplin, Gehorsam und Kameradschaft verherrlichende Film die NS-Prädikate »staatspolitisch wertvoll«, »künstlerisch wertvoll« und »Jugendwert«. Nach dem Krieg jedoch erhielt er von den Alliierten Vorführverbot. Schönherr steuerte aber zunächst keine Filmkarriere an, sondern die u rsprünglich angestrebte soldatische Laufbahn: »Ich wurde wenig später Gebirgsjäger, unter anderem, weil ich schon immer ein guter Skifahrer war. Zum Einsatz bin ich aber nicht mehr gekommen. Der Krieg wurde auch ohne mein Eingreifen an irgendeiner Front verloren.« Nach der Kriegsgefangenschaft schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch, zum Beispiel auf einem Bauernhof im Oberinntal. Schließlich kam er beim Rundfunksender Studio Tirol unter und entwickelte sich dort als Reporter, Sprecher, Schauspieler, Autor und Regisseur zu einem wahren Allroundtalent. Der Sender Köln wurde auf ihn aufmerksam und stellte ihn als Ersten Sprecher ein. Seine Skikünste brachten ihn 1947 zurück zum Film, als die französische Besatzungsmacht ihn für den in Tirol gedrehten Streifen Wintermelodie vor die Kameras holte. Nach diesem Durchbruch im Filmgeschäft war Dietmar Schönherr in vielen Kinorollen zu sehen, so an der Seite von Willy Birgel in dem von Birgel selbst inszenierten Melodram Rosenmontag (1955), in der StefanZweig-Verfilmung Schachnovelle (1960) neben Curd Jürgens, Claire Bloom, Hansjörg Felmy und Mario Adorf sowie in dem internationalen Kriegsspektakel Der längste Tag (1962), in dem Weltstars wie John Wayne, Henry Fonda, Robert Mitchum, Richard Burton, Sean Connery und auf der deutschen Seite Curd Jürgens, Gert Probe, Heinz Reincke und Hans-Christian Blech auftraten. In den Sechzigern folgten überwiegend Unterhaltungsfilme aller Genres, vom Lustspiel Kohlhiesls Töchter (1962) mit Lieselotte Pulver über Luis Trenkers Bergsteigerdrama Sein bester Freund (1962) mit Toni - 54 -
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Sailer bis hin zum Abenteuerstreifen Sanders und das Schiff des Todes (1965) mit Richard Todd, Heinz Drache und Marianne Koch sowie zum Gruselkrimi Das Ungeheuer von London City (1964), in dem Schönherr als moderner Jack the Ripper von Hansjörg Felmy zur Strecke gebracht wird. Überhaupt waren es häufig moralisch zumindest anzweifelbare Charaktere, die er in jenen Jahren verkörperte, da es meist einen noch größeren Star gab, der die Heldenrolle übernahm. Daß er auch einen ebenso strammen wie sympathischen Helden mimen kann, durfte er dann als Commander McLane unter Beweis stellen. Dietmar Schönherr, der 1960 mit dem Fernsehspiel Nach all der Zeit sein TV-Debüt gab und diesem Medium auch in den folgenden Jahren treu blieb, zeigte sich über seine »Strafversetzung« zur Raumpatrouille sehr erfreut: »Für mich war diese Aufgabe ein großer Glücksfall. Ich habe zwar seit Jahren eine ganze Menge sehr verschiedenartiger Fernsehrollen gespielt, aber so effektvoll war keine. Die Kritiker waren sich zwar in der Beurteilung der S erie nicht alle einig, aber das Publikum dafür um so mehr. Raumpatrouille war ein wirklich großer Erfolg.« Ein großer Erfolg auch für Schönherr selbst, der nach der Ausstrahlung ein paar hundert Fanbriefe pro Tag bekam. Er trat weiterhin in Kinofilmen auf, deren Qualität allerdings einhergehend mit dem allgemeinen Verfall des deutschen »Altfilms« abnahm. Als sich »Opas Kino« gegen Ende der sechziger Jahre in die Sex-, Zoten- und Klamaukecke zurückzog, tauchte auch Dietmar Schönherrs Name in Werken auf wie Otto ist auf Frauen scharf (1968) und Komm nach Wien, ich zeig' dir was! (1969), der auch unter dem Titel Alle Vögelein tun es gern lief. Anspruchsvoller waren da schon Fernsehrollen in Stücken wie Das kleine Teehaus (1967), Die Geschichte der 1002. Nacht (1969) und dem von Raumpatrouille-Regisseur Michael Braun geschriebenen und inszenierten Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte (1970), in dem auch Wolf gang Völz auftrat. Neben der Schauspielerei schuf Dietmar Schönherr sich als Show- und Talkmaster ein zweites Standbein im Fernsehen. 1967 präsentierten er und seine Frau Vivi Bach, in »Der Kampf um die Sonne« eine Adjutantin der Herrin von Chroma, mit großem Erfolg den Galaabend der Schallplatte in 17 Sprachen, die erste in Farbe ausgestrahlte Fernsehsendung der ARD. Das brachte dem Paar die Moderation der aufsehenerregenden Fernsehshow Wünsch Dir was ein, die Anfang der Siebziger drei Jahre lang für hei- 55 -
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ße Diskussionen in der deutschen Fernsehnation sorgte. Provozierende Ideen und Kandidatenspiele spalteten die Zuschauer in zwei Lager. Zwei Jahrzehnte vor Thomas Gottschalk sprang Schönherr schon im Anzug in ein Wasserbassin, um zwei Delphinen ihre Fische zu bringen. Kurz darauf wurde er mit Je später der Abend der erste Talkmaster des deutschen Fernsehens. Schauspielerisch bot ihm dieses Medium in den letzten Jahren unterschiedlich interessante Rollen. In dem Film Ihr 106. Geburtstag glänzte er als leicht melancholischer Direktor eines Wanderzirkus neben Inge Meysel und Raumpatrouille-Darsteller Franz Schafheitlin. In der die Erfindung des Skis thematisierenden Serie Die fünfte Jahreszeit spielte er einen knorrigen Tiroler Bergbauern und in der Familienserie Fest im Sattel einen Reitlehrer und Gestütsbesitzer. Jüngst war er als Chefredakteur eines großen Nachrichtenmagazins in der Actionserie Reporter zu sehen, der trotz ihrer hervorragenden Machart nur ein mäßiger Publikumserfolg beschieden war. Seine Heldenjahre scheinen vorbei zu sein. Bei gelegentlichen Ausflügen in Kinofilme wie Die Story (1983), Der Tod des weißen Pferdes (1984) und African Timber (1989) mit Heiner Lauterbach wird er wieder häufiger als zwielichtiger Typ besetzt. Aber das alles ist dem auch als Schriftsteller und als Theaterschauspieler am Schauspielhaus Zürich hervorgetretenen Dietmar Schönherr nicht mehr so wichtig. Sein Leben wird heute von der politischen und sozialen Verantwortung gegenüber den Mitmenschen bestimmt. Das fing schon in den späten Sechzigern an, als er von 1969 bis 1971 den Film Kain produzierte und inszenierte, der 1972 in die Kinos kam. Er steckte viel Herzblut in dieses Manifest gegen Krieg und Gewalt, erntete dafür aber nur wenig Applaus. Einen regelrechten Skandal entfachte er, als er in einer Fernseh-LiveSendung den damaligen US-Präsidenten ein »Arschloch« nannte. Diese nicht geplante, spontane Äußerung verursachte einen Knick in seiner TVKarriere. Er galt als charakterlich schwierig und wurde eine Zeitlang nicht mehr zu Live-Sendungen eingeladen. Mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten, wie es heutzutage im Fernsehen opportun ist, liegt Schönherr nun mal nicht. Schon als Kind nannte der Katholik bei der Beichte als seine Hauptsünde den Zorn, zur Verwunderung und Erheiterung des Pfarrers. In den Siebzigern sah man ihn immer wieder auf Demonstrationen für - 56 -
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Frieden und Abrüstung. Er machte mehrere Mutlangen-Blockaden mit, unter anderem die sogenannte Prominentenblockade mit Heinrich Böll und Walter Jens. Im Gegensatz zu vielen anderen Prominenten, die bei solchen Gelegenheiten in bequemen Hotelzimmern übernachteten, konnte man Schönherr in den Zeltlagern der Demonstranten finden. Mutlangen war der Anfang seines Engagements in und für Nicaragua. Nach einer Demonstration abgeführt, wurde er mit einer Strafe von 4000 DM belegt, die er für eine Nicaragua-Stiftung verwendete. Inzwischen verbringt er jedes Jahr mehrere Monate in dem von Bürgerkrieg gebeutelten Land, um dort aktive Entwicklungs- und Überlebenshilfe zu leisten. Er betreut das Dorf Posolera und hat zur Unterstützung der vielen tausend vom Krieg betroffenen Kinder in dem südamerikanischen Land die Aktion »Kinder im Feuer« ins Leben gerufen. Schönherr über seine eigentliche Arbeit, wie er seinen Einsatz für Nicaragua nennt: »Wenn man sich einmal mit Not und Tod und solch absoluter Misere konfrontiert hat, kann man nicht mehr zurück.« Und: »Für dieses Land werde ich alles tun, auch wenn's mich mein Leben kostet.« Das sind keine hohlen Phrasen. Wenn das Dorf Posolera, in dem 500 Menschen autark leben, angegriffen wird, verteidigt er es mit dem Gewehr im Anschlag. Leutnant Tamara Jagellovsk vom Galaktischen Sicherheitsdienst wird Cliff McLane vor die Nase gesetzt, um ihm während seiner Strafversetzung zur Raumpatrouille auf die Finger zu sehen. Kein Wunder, daß anfangs zwischen dem Commander mit der eigenwilligen Dienstauffassung und der blonden »Genossin«, die sich ebenso kühl wie unnahbar gibt, ein äußerst gespanntes Verhältnis herrscht. Die schöne, aber gestrenge Sicherheitsbeamtin zitiert liebend gern Paragraphen der Raumdienstvorschriften und erteilt, wenn sie nicht mehr weiter weiß, eine Alpha-Order, der sich auch ein Raumschiffkommandant zu beugen hat. Die ORION-Besatzung hält sie zunächst für einen Roboter in Menschengestalt, aber bald beweist Tamara ihre außerdienstlichen Qualitäten, sei es bei einem Tänzchen im StarlightCasino oder bei einem ersten Kuß Wechsel mit dem smarten Cliff. Die G enossin wandelt sich mehr und mehr zu einem vollwertigen Mitglied der Raumschiffcrew und macht bei deren Extratouren schließlich willig mit. Die vor dem 2. Weltkrieg in Leipzig geborene Eva Pflug übernahm die weibliche Hauptrolle in der Raumpatrouille und verlieh dem GSD-Leutnant - 57 -
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einen spröden Charme, dem außer Commander McLane auch die - männlichen - Fernsehzuschauer erlagen. Nach Ausstrahlung der ersten Episode kletterte sie bei der wöchentlichen Umfrage einer TV-Zeitschrift nach den beliebtesten Fernsehstars auf den dritten Platz. Dabei machte sie bereits seit 1953 Fernsehsendungen und war 1964 in der erfolgreichen Krimiserie Tim Frazer zu sehen. Nachdem sie anfangs für die ostdeutsche DEFA vor der Kamera gestanden hatte, war sie später in westdeutschen Kinofilmen zu sehen, z. B. in Der Frosch mit der Maske (1959), mit dem die beliebte EdgarWallace-Serie begann. Eva Pflug drehte im deutschen Film mit Curd Jürgens und im amerikanischen Fernsehen mit Douglas Fairbanks jr. Auch die Bretter, die die Welt bedeuten, sind ihr nicht fremd. In der Komödie Basel gab sie die Jenny in Brechts Dreigroschenoper. Man sah sie in Stücken von Sartre und Curt Goetz. Im Bereich des Kabaretts unternahm sie Bühnentourneen und trat mit der »Lach- und Schießgesellschaft« auf. Bei dieser beruflichen Vielseitigkeit verwundert es nicht, daß sie sich auch als Sängerin versuchte. Ihre Chanson-Langspielplatte »ich« wies zumindest zwei Besonderheiten auf: Ein Stück wurde von Udo Jürgens komponiert, und die meisten Texte stammen von Joachim Fuchsberger. Ihre Single »Das Mädchen vom Mond« spielt auf die Raumpatrouille an. Am meisten ärgert sie an ihrem utopischen Fernseherfolg, daß die Schauspieler für Wiederholungen (und die gab es inzwischen reichlich) keine Gage bekommen: »Wir sind damals zwar alle mit unseren Verträgen bei unserer Agentur gewesen, um Wiederholungshonorare auszuhandeln, konnten uns aber nicht durchsetzen.« Nach ihrem Ausflug in die Zukunft machte Eva Pflug ein paar weitere Jahre lang Fernsehen, so 1972 in Jürgen Rolands beliebter Krimi-Rätselserie Dem Täter auf der Spur. Heute ist ihr Gesicht leider weitgehend vom Bildschirm verschwunden. Nur ihre Stimme hört man häufiger, wenn sie Stars wie Anne Bancroft und Glenda Jackson synchronisiert. Auf den Theaterbühnen steht sie weiterhin ihre Frau. Ein kurzes TV-Comeback gab es 1990 mit Gastauftritten in den Serien Ein Fall für zwei und Justitias kleine Fische. Senior der ORION-Besatzung ist Leutnant Hasso Sigbjörnson, als Maschineningenieur ein wahrer Zauberkünstler, der im Notfall das Letzte aus seinen Wandlern herausholt. Der weißhaarige »alte Büffel«, wie Cliff McLane ihn freundschaftlich nennt, schippert seit zehn Jahren mit dem Com- 58 -
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mander durchs All und ist als einziger Familienvater der Mannschaft dem ständigen Drängen seiner Frau Ingrid ausgesetzt, den gefährlichen Raumfahrerjob an den Nagel zu hängen. Zum Glück bleibt er standfest und der Mann an Bord, auf den sich McLane in Krisensituationen immer verlassen kann. Claus Holm, Darsteller des Hasso Sigbjörnson, war einer der großen Stars im deutschen Film der vierziger und fünfziger Jahre. Als er 1918 als Sohn eines Bergmanns in Bochum zur Welt kam, hieß er Helmut Gerhard Ozygus. Erst trat er beruflich in die Fußstapfen seines Vaters und war außerdem mit neunzehn westfälischer Boxmeister im Mittelgewicht. Aber noch in den dreißiger Jahren entdeckte er seine Liebe zur Schauspielerei, nahm Schauspielunterricht und bekam bald erste Bühnenrollen. Die Filmfirma Tobis wurde auf Claus Holm, wie er sich jetzt nannte, aufmerksam und bat ihn zu Probeaufnahmen nach Berlin. Die verliefen glücklich und verhalfen ihm zu einem Vertrag für Das Bad auf der Tenne (1943), einem der ersten deutschen Farbfilme. Aber noch vor Drehbeginn wurde er eingezogen. Eine Verwundung verschaffte ihm Heimaturlaub und die Gelegenheit, den Film doch noch zu machen. Er erhielt sogar einen Nachwuchsvertrag, der ihm aber nichts nutzte, denn er mußte zurück an die Front. Nach Kriegsende baute Claus Holm in Salzwedel das Kurmärkische Theater auf. Dann rief ihn die DEFA nach Ost-Berlin, und seine Filmkarriere kam richtig in Schwung. Sein größter Erfolg aus dieser Zeit ist das die Judenverfolgung im Dritten Reich anprangernde Drama Ehe im Schatten (1947), das 50 Wochen lang am Broadway lief. 1953 kehrte er dem DDRRegime den Rücken zu und floh mit seiner Frau und deren beiden Kindern aus erster Ehe eines Nachts in den Westteil Berlins. Er ließ eine erfolgreiche Karriere und eine Villa in der Filmstadt Babelsberg zurück, und fing noch einmal von vorn an. Über Synchronisations- und Theaterarbeit fand er auch im Westen den Einstieg ins Filmgeschäft und war bald auch hier ein Star. Er spielte in Heimatfilmen wie Der Pfarrer von Kirchfeld (1955), Der Glockengießer von Tirol (1956) und Waldwinter (1956) sowie in Abenteuerstreifen wie Fritz Längs Indien-Zweiteiler Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmal (1958) mit Debra Paget und Paul Hubschmid und Flucht in die Tropennacht (1956) mit Bernhard Wicki, aber auch in zeitkritischen Werken wie Falk Harnacks Der 20. Juli (1955) und Robert Siodmaks Nachts, wenn der Teufel kam (1957) - 59 -
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mit Mario Adorf. Wie in Siodmaks Film war Claus Holm, der 59 Kinoeinsätze in seiner Filmographie verzeichnete, in den Sechzigern als Kriminalbeamter auf der Leinwand zu sehen, in Serienprodukten à la Edgar Wallace und Jerry Cotton. Im Raumschiff ORION flog er leider dem Ende seiner Filmkarriere entgegen, galt er fortan in der Branche doch als »versendet« - das Schicksal vieler Serienstars. Nur Rainer Werner Fassbinder holte ihn ab und zu wieder vor die Kameras, so in Die Ehe der Maria Braun (1979) und in dem u mstrittenen Fernsehepos Berlin Alexanderplatz. Ansonsten spielte er Theater und gehörte 32 Jahre zu den Staatlichen Bühnen Berlins. Schwere Schicksalsschläge wie Krankheiten und der Tod seiner Frau vor wenigen Jahren veranlaßten Claus Holm, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Seine Meinung zur Raumpatrouille: »Wenn ich mir den ganzen High-TechSchnickschnack von heute ansehe, muß ich sagen, daß wir damals eigentlich besser waren.« Für die humoristischen Einlagen an Bord der ORION sorgt Leutnant Mario de Monti, als Armierungsoffizier für die Bewaffnung zuständig und außerdem Stellvertreter des Kommandanten. Privat versucht er sich beständig als Casanova, besonders bei den weiblichen Raumkadetten: »Für Sie würden wir sogar bis zu den Pferdekopf nebeln fliegen.« Wolfgang Völz spielte den interstellaren Sunnyboy, der stets aus seinem Vollmondgesicht blickt, als könne er kein Wässerchen trüben. Im deutschen Nachkriegsfilm machte er durch kleine Rollen an der Seite großer Stars auf sich aufmerksam. In Der Fuchs von Paris (1957) spielte er mit Martin Held, Hardy Krüger und Marianne Koch, in Der Mann im Strom (1958) mit Hans Albers und in Fritz Langs Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) mit Dawn Addams, Peter van Eyck und Gert Fröbe. Bald wurde er auch vom Fernsehen engagiert. So trat er 1961 in Jürgen Rolands legendärer Krimireihe Stahlnetz auf. Seither ist die Berliner Frohnatur Dauergast in der Flimmerkiste. Neben Auftritten in vielen Shows war er als Gaststar so mancher Fernsehserie zu sehen, vom Sonderdezernat K l bis zu den Drei Damen vom Grill. Nach der Raumpatrouille war Graf Yoster gibt sich die Ehre sein größter Serienerfolg, wo Wolfgang Völz neben Lukas Ammann den Butler gab, als »der Johann meines Grafen«. Als Astrogator ist Leutnant Atan Shubashi dafür verantwortlich, daß die ORION nicht von der Milchstraße abkommt. Der kleine, aber zähe Atan - 61 -
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liebt nur eine Sache noch mehr als den Dienst in der Raumflotte, und das ist sein Pudel »264«, einer der letzten 376 Pudel, die es noch auf der Erde gibt. Friedrich Georg Beckhaus, der mit Atan Shubashi seine wohl bekannteste Rolle gespielt hat, ist in den sechziger und siebziger Jahren vor allem durch das Fernsehen einem größeren Publikum bekannt geworden. In der 1965 vom ZDF ausgestrahlten Semidokumentation Freispruch für Old Shatterhand verkörperte er den Schriftsteller Karl May. Krimifans sahen ihn im Stahlnetz und im Tatort sowie in Michael Brauns Ein Toter stoppt den 9 Uhr 10. Jüngst war er, wie auch Eva Pflug, in der SAT-1-Gerichtsserie Justitias kleine Fische zu sehen. Kinoeinsätze von Beckhaus sind Der Mann im Pyjama (1981) mit Elke Sommer, die Patricia-Highsmith-Verfilmung Ediths Tagebuch (1983) von Hans W. Geißendörfer und Ein Schweizer namens Nötzli (1988). Einzige Frau der regulären ORION-Besatzung ist Leutnant Helga Legrelle, Offizier für Raumüberwachung. Die dunkelhaarige Schöne ist ein vollwertiges Mitglied der Mannschaft und geht häufig auf Konfrontationskurs mit Tamara Jagellovsk, denn Helga ist heimlich in ihren Commander verknallt. Ursula Lillig gehörte nie zu den großen Stars, hatte aber, als sie die Rolle der Helga Legrelle übernahm, bereits einige Filme und Fernsehspiele abgedreht. Die Fernsehzuschauer konnten sie seit den späten Fünfzigern in Stücken wie Was ihr wollt (1958), Der zerbrochene Krug (1959) oder Der Schlaf der Gerechten (1962) betrachten. In der Raumpatrouille spielte sie ihre größte Rolle, aber auch Ursula Lillig galt danach als »versendet«. Auch die Vorgesetzten der Raumfahrer waren gut besetzt, mit Recht, denn sie spielten in der Serie keine geringe Rolle. Da ist zunächst General Winston Woodrov Wamsler, Chef der Terrestrischen Raumaufklärungsverbände (T.R.A.V.) und während der Strafversetzung unmittelbarer Vorgesetzter der ORION-Besatzung. Er gibt sich brummig und bärbeißig, hat aber in Wahrheit ein Herz aus Gold. Obwohl McLane wegen seiner Extratouren so manchen Anschiß von Wamsler einstecken muß, hat er bei ihm einen Stein im Brett. Wamsler-Darsteller Benno Sterzenbach (1916-1985) hatte Kinoerfahrung aufzuweisen und war seit 1954 mit Die Auster und die Perle ständiger Gast im Fernsehen. Dort spielte er 1962 in Der Schlaf der Gerechten an der Seite - 62 -
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von Ursula Lillig und 1964 in Theo Mezgers Flug in Gefahr. Anfang der Siebziger war er, wie auch Wolfgang Völz und Margot Trooger, in der in Kino und Fernsehen gezeigten Pippi-Langstrumpf-Serie zu sehen und später als Werksmeister in der Fernsehserie P.S. Oberst Henryk Villa ist als Leiter des Galaktischen Sicherheitsdienstes (GSD) verschlossen, distanziert und stets sachlich. Damit stellt er einen Gegenpol zu dem leicht cholerischen General Wamsler dar. Wie es sich für einen Geheimdienstchef geziemt, ist der grauhaarige Oberst immer von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Friedrich Joloff (1908-1988) war für die Rolle des Oberst Villa geradezu prädestiniert, denn in Film und Fernsehen lagen dem als Friedrich Jolowicz geborenen Schauspieler die undurchsichtigen Typen am meisten. Im Kino zeigte er das in Die Halbstarken (1956) mit Horst Buchholz und in dem amerikanischen Spionagethriller Geheimakte M (1959) mit Ernest Borgnine. In den Sechzigern schaute er gleich mehrmals bei Edgar Wallace vorbei. Auf dem Fernsehschirm zeigte er sich seit den frühen Fünfzigern zu jeder Schandtat bereit, auch mit Kollegen aus der Raumpatrouille: mit Benno Sterzenbach in König Richard III. (1964), mit Wolfgang Völz in Ein Sarg für Mr. Hottoway (1968) und mit Herbert Fleischmann in »Am Rande der Manege« (1969) aus der Reihe Dem Täter auf der Spur. Nach einer Umfrage in den Sechzigern war Friedrich Joloff der beliebteste Fernsehschurke. Auch Frauen haben in der Zukunft etwas zu sagen, das beweist General Lydia van Dyke, Oberbefehlshaberin der Schnellen Raumverbände und Kommandantin des Raumschiffes HYDRA. Vor McLanes Strafversetzung war sie seine Vorgesetzte, und der Commander möchte gern wieder unter ihr dienen - wie es scheint, auch aus privaten Gründen. Grund genug für Tamara Jagellovsk, der feschen Generalin eisige Blicke zuzuwerfen. Gespielt wurde sie von Charlotte Kerr, die 1972 auch in dem Fernsehkrimi Alexander Zwo auffiel. Regisseur und Autor Rainer Erler, dessen Werke einer bodenständigeren Form der Science-fiction zuzurechnen sind, setzte sie 1979 in seinen Filmen Fleisch und Plutonium ein. Heute arbeitet die Witwe des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt als Journalistin. Hervorragend in ihren Rollen auch Franz Schafheitlin als Sir Arthur, Oberkommandierender der terrestrischen Raumstreitkräfte und Vorsitzender der Obersten Raumbehörde (ORB), und Hans Cossy (alias Cosiolkofsky) als Marschall Kublai-Krim, zweiter Mann in der Raumflottenhier- 63 -
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archie. Die beiden verstorbenen Charakterdarsteller haben jahrzehntelang vor Film- und Fernsehkameras gestanden. Franz Schafheitlin sah man in dem frühen Katastrophenfilm Titanic (1943). Hans Cossy spielte eine seiner bekanntesten Rollen in dem Fernsehmehrteiler Die Gentlemen bitten zur Kasse (1966) als einer der englischen Posträuber, die 1963 bei einem Zugüberfall 2,5 Millionen englische Pfund erbeuteten. Der Name Cossy tauchte Anfang der sechziger Jahre in einem zwielichtigen Zusammenhang in den Schlagzeilen auf. Der Schauspieler war in zweiter Ehe mit Vera Brühne verheiratet, die 1962 mit ihrem Freund Johann Ferbach wegen Mordes an einem Arzt und seiner Haushälterin zu lebenslanger Haft verurteilt und 1979 begnadigt wurde. Hauptindiz für die Verurteilung war die Aussage von Sylvia Cossy, der Tochter von Hans Cossy und Vera Brühne. Sylvia Cossy verstarb 1990, 18 Jahre nach ihrem Vater. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang Thomas Reiner als General Wamslers ebenso bürokratischer wie unsympathischer Ordonanzleutnant Michael Spring-Brauner, der nichts unversucht läßt, um McLane und seiner »Bande« den Dienst zu vermiesen. Auch Thomas Reiner ist ein hervorragender Charakterdarsteller und im Fernsehen seit den Fünfzigern dabei. Unter Michael Brauns Regie spielte er schon bei Funkstreife Isar 12 mit. Man sieht, die Raumpatrouille profitierte von vielen guten Schauspielern, die das utopische Märchen auch unter dem Aspekt des Fernsehspiels interessant machten. Das gilt auch für die meisten Gaststars, von denen stellvertretend genannt seien: Margot Trooger, Grande Dame des deutschen Films, als SIE, Herrin von Chroma, in »Der Kampf um die Sonne«; der 1984 verstorbene Herbert Fleischmann als Dr. Schiller, Alexander Hegarth als Dr. Heine und Emil Stöhr als Regierungsvertreter von Wennerstein, alle drei in mehreren Folgen dabei; Wolfgang Büttner als bösartiger Verbanntenführer Tourenne und Reinhard Glemnitz als SF-Schriftsteller PieterPaul »Pie-Po« Ibsen in »Die Raumfalle«; Glemnitz wurde richtig bekannt, als Der Kommissar Keller alias Erik Ode ihn zu seinem Assistenten Robert ernannte; Büttner, in über 200 Bühnen- und Fernsehrollen einer der ganz großen deutschen Charakterdarsteller, bekannt auch aus dem TV-Klassiker So weit die Füße tragen (1959), starb im Herbst 1990 im Alter von 78 Jahren. Sie alle halfen mit ihrem Können und ihrer Kunst (das eine soll bekanntlich vom anderen kommen) mit, Die phantastischen Abenteuer des Raumschif- 64 -
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fes ORION zu einem Klassiker der deutschen Fernsehunterhaltung zu m achen.
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Eine exoterrestrische Hetz Reaktionen bei Publikum und Kritik
Am 17. September 1966 war es nach langer Ankündigung und viel Presserummel endlich soweit: Das Raumschiff ORION startete vor den Augen eines Millionenpublikums zu seinem ersten Einsatz. Und das am Samstagabend um 20.15 Uhr, also zur besten Sendezeit; ein Programmplatz, den die ARD sonst für ihr Zugpferd Kuhlenkampff reserviert hielt. Das zeigt, welch große Hoffnungen die Sendeanstalten in die Raumpatrouille setzten. Die weiteren Abenteuer der ORION folgten im vierzehntätigen Abstand auf demselben Sendeplatz. Bevor es zur Ausstrahlung kam, wurden noch ein paar Änderungen an der Serie vorgenommen. Die Episoden »MZ4 antwortet nicht« und »Der Spezialist« titelte man um in »Angriff aus dem All« und »Die Raumfalle«. Auch war ursprünglich eine andere Ausstrahlungsreihenfolge vorgesehen, nämlich (nach der tatsächlichen Numerierung) die Episoden I, III, II, VI, IV, V und VII. Als die deutsche Fernsehnation dann endlich ins Weltraumzeitalter aufgebrochen war, erhielten Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION sehr gemischte Kritiken. Das war nicht anders zu erwarten gewesen, denn gerade bei den zumeist bierernsten deutschen Kritikern stößt das Phantasievolle und besonders das Phantastische regelmäßig auf wenig Gegenliebe. So seufzte ein sich hinter dem Kürzel »Peer« verbergender Schreiberling der B. Z. nach der letzten Folge: »ORION endlich eliminiert«. Und er urteilte streng: »Pseudowissenschaftlicher Quatsch, hingezogen wie ungenießbarer Kaugummi. Utopie ohne Geist und technische Wahrscheinlichkeit. In einem Zeitalter, in dem die Raumfahrt auch für zivile Zwecke greifbar n ahe ist, werden fast barocke Vorstellungen zu einem Spiel ausgewalzt, an - 66 -
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dem höchstens noch die Darsteller Gagenfreude haben konnten.« Daraufhin überschwemmte eine Flut von Leserbriefen die Redaktion, von denen sich etwa 80% für die »Utopie ohne Geist« aussprachen. Frau Erika M. aus Berlin forderte gar: »Eliminiert Peer! Oder programmiert sein Gehirn um.« Gemäßigt gab sich dagegen Herr Ernst v. K. aus Berlin: »Lieber das als Volkstheater.« Wenig erbaut war auch der unbekannte Kritiker von Kirche und Fernsehen, den schon die erste Episode überforderte: »Allzu kompliziert nämlich sind Stoff und Stil. Der Intellektuelle mag an der Sendung seinen Spaß haben, weil e r sie als Parodie genießt, der technisch Versierte kommt ebenfalls auf seine Kosten, die Kategorie jener Konsumenten, die einst von den technischen Utopien in Dominiks Romanen gefesselt wurden, bleibt der Reihe sicherlich treu, — aber die sogenannte >Masse<, Herr Jedermann? Und vor allem: Frau Jedermann? Am Samstagabend ihre Aufmerksamkeit bis zum äußersten zu strapazieren, damit das Gehirn alle Motive und Zusammenhänge kapiert, das behagt ihnen wohl kaum. Das Aufpassen wird den Zuschauern ja auch schwerer gemacht als nötig, schon weil die Dialoge recht anspruchsvoll sind in ihrer Knappheit und ihrem Vokabular. Der Versuch, uns in das Jahr 3000 zu versetzen, geschieht mit Gewalt, zumal der Zuschauer nicht nur Phantasie aufzubieten hat (was schon vielen schwerfällt), sondern auch eine rasche Kombinationsgabe. Dazu kommen die üppigen Fremdwörter, dem Wissenden ein Spaß, dem Unwissenden ein Born für Minderwertigkeitskomplexe.« Erstaunlich, wie unterschiedlich zwei Kritiker das geistige Niveau der Raumpatrouille beurteilen. Noch erstaunlicher, wie der klerikal angehauchte Kritiker die geistigen Fähigkeiten der Fernsehzuschauer und vor allem der Zuschauerinnen einschätzte. Wahrscheinlich waren sie nach seiner Meinung allesamt aufs Volkstheater abonniert. Er setzte dann noch einen drauf mit folgender Passage: »Man wird des Staunens und Rätselns allmählich müde, auch wenn jazzige Musik (Peter Thomas) auf schon beinahe verboten emotionalisierende Art der Sendung aushelfen will. Zwischen erm üdenden Strecken gab es - gerade auch mit Hilfe der Musik - unterhaltsame oder reizvolle Zwischenspiele, etwa wenn im Hintergrund auf der Tanzfläche einer sehr heutigen Bar der Gesellschaftstanz des Jahres 3000 vorgeführt wird (was zur Folge hat, daß der Zuschauer auf das für die Handlung wichtige Gespräch im Vordergrund nicht achten kann).« - 67 -
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Klaus Polkehn zog 1967 sich und seinem großen Bruder aus der Sowjetunion in der Ost-Berliner Wochenpost den Schuh an, der ihnen offenbar paßte, und schrieb unter der Überschrift »James Bond im Weltall - Cliff McLane führt uns herrlichen Zeiten entgegen«: »Wenn weder die vertrottelte Weltregierung des Jahres 3000 noch der Kommandeur der >Galaktischen Flotte< - eine Art kosmischen >Strategic Air Command< - weiter wissen und wenn selbst die kosmische Super-Gestapo, genannt >Galaktischer Sicherheitsdienst< keinen Ausweg mehr sieht, dann erscheint der kosmische Supermann, der James Bond von übermorgen, Commander McLane. Dank solcher Konstellationen gibt es für den Commander und seine Leute, die Besatzung des schnellen Raumkreuzers ORION<, genug zu tun. Denn die Welt des Jahres 3000 ist eine feindliche. Nationalstaaten gibt es zwar nicht mehr, doch dieser James Bond hat andere Feinde zur Hand, die bösen >Frogs<, in denen der an der >Bild<-Zeitung geschulte Zuschauer unschwer >Russen< oder >asiatische Untermenschen entdeckt.« Dazu muß man wissen, daß man in Osteuropa bis vor kurzem so ziemlich alles an westlichen Unterhaltungsmythen in der Luft zerriß, was nicht in den eigenen ideologischen Kram paßte, den oben zitierten James Bond allen voran. Mr. Chekov wurde an Bord des Raumschiffes ENTERPRISE gebeamt, weil die Sowjets sich darüber beklagt hatten, nicht in der Besatzung vertreten zu sein. In den siebziger Jahren schossen sich die Sowjets auf die amerikanische Fernsehserie Kampfstern GALACTICA ein, glaubten sie sich doch in den kriegerischen, die Vernichtung allen menschlichen Lebens anstrebenden Zylonen wiederzuerkennen. Wenn es auf dem Bildschirm mal etwas »handfest« zugeht, ruft das immer gleich die Kritiker auf den Plan. Noch in den Siebzigern ereifert sich ein gewisser »edb.« in einer gänzlich vergessenen Publikation über die »Schlagetot-Mentalität in der jetzt fast vergessenen ORION-Serie des Ersten Programms. »Erschreckend war es, mitansehen zu müssen, wie Abziehfiguren, der Phantasie von Groschenroman-Autoren entsprungen, ganze Planeten ohne einen Gedanken an ihre Bewohner vernichteten.« Die »Abziehfiguren«, wie jener edb. die Raumfahrer von der ORION zu nennen beliebt, vernichten ganze Planeten nur dann, wenn es nicht anders möglich ist, die Erde zu retten, auf der auch in der Zukunft der Serienwelt ein paar Millionen Menschen leben. Daß ihnen dies eigentlich widerstrebt, zeigen McLane und seine Leute in »Der Kampf um die Sonne«, wo sie u n- 68 -
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ter Umgehung des Dienstwegs nach Chroma fliegen, um die Eliminierung dieser Welt durch die terrestrischen Flotten zu verhindern. Zu welchen Kapriolen sich wortgewandte Kritiker hinreißen lassen, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht, bewies 1975 anläßlich einer Wiederholung der Serie jemand namens »-fe« in der Münchner tz unter der Überschrift »Raumpatrouille zum Abschießen!«: »Kein Schwachsinn ist o ffenbar groß genug, daß er nicht noch überboten werden könnte. Vorläufiger Gipfel ist die schon 1966 ausgestrahlte Stümperreihe Raumpatrouille, in der sich in Kulissen aus dem Jahre 3000 die Menschen bewegen mit Dialogen aus dem Jahr 1950. Diese Auge und Ohr beleidigende Pseudo-Sciencefiction-Serie mit Tralala-Handlung im All gehört schnellstens wieder dahin, woher sie kam: in die Mottenkiste des Deutschen Fernsehens. Das ist Wiederholungs-Schwachsinn in höchster Potenz!« Angesichts all dieser Verrisse kann einem angst und bange werden. Was war geschehen? War das ehrgeizige Projekt der ersten utopischen Serie im deutschen Fernsehen gescheitert? Hatten die Fernsehgewaltigen 3,4 Millionen DM in den Staub der Sterne gesetzt? Mitnichten, ganz im Gegenteil! Wie stets, wenn deutsche Kritiker Gift und Galle spucken, ernteten auch Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION den Beifall des Publikums. Die durchschnittliche Sehbeteiligung betrug bei der Erstsendung ca. 44%, womit Commander McLane Herrn Kuhlenkampff fast eingeholt hatte. Anscheinend hatten sogar die Hausfrauen, entgegen den Erwartungen der kirchlichen Fe rnsehkritik, seinen Abenteuern folgen können. Zumindest aber waren sie seinem Charme erlegen. Die Utopie aus den Münchner Bavaria-Studios war in Deutschland zum Tagesgespräch geworden. H. V. Bernard berichtete im Oktober 1966 im Neuen Blatt: »Wenn man in den U- und Straßenbahnen, in den Büros und auf dem Arbeitsplatz Gesprächen lauscht, glaubt man manchmal schon, im Jahr 3000 zu leben. Da werden Weltraum- und Weltraumfahrtprobleme derart fachmännisch diskutiert, daß einem vor Staunen die Haare zu Berge stehen. Da ist von Alphas und Lancets, von Androiden und PhotonenZellen die Rede, und man steht zunächst verständnislos diesem technischen Kauderwelsch gegenüber, bis einem einfällt, daß das ja die Fachsprache der Orionleute ist, die damit Befehle und Beiboote, Roboter und Raumschiffantriebe meinen. Und man stellt wieder einmal verwundert fest, wie - 69 -
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sehr eine Fernsehserie Millionen Menschen beeindrucken und sogar ihren Wortschatz erweitern kann.« Rasch wurde das Raumschiff ORION zum deutschen Kultobjekt. In den Printmedien gab es Anleitungen zum Nachahmen der futuristischen Frisuren, des Make -ups (»Frosty-Look« genannt), der Kleider und Uniformen. Fan-Clubs wurden gegründet, und auch die allgegenwärtige Merchandising-Industrie war damals schon aktiv. Es gab ORION-Spiele und Trinkgläser, und der »New Astronautic Sound« von Peter Thomas ging in kosmischen Stückzahlen über die Ladentische. Im Herbst '66 befand sich Deutschland im Zukunftstaumel. Den außergewöhnlichsten Vorfall im Zuge des ORION-Fie-bers meldete, wie gewohnt, die BILD-Zeitung: Die 56jährige Henny P. soll in die Polizeiwache von Brake (Unterweser) gestürzt sein und um Hilfe gefleht haben, denn: »Ich werde von Frogs verfolgt!« Auch über ausländische Bildschirme flog die ORION mit Erfolg, selbstredend in Frankreich, das ja an der Serie beteiligt war. Österreich, die Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Schweden, Jugoslawien, Ungarn und Südafrika schlössen sich an. In Südafrika erwies sich die Raumpatrouille, neben Salto mortale, als Straßenfeger. Die S erie gelangte auch ins Programm der Kölner Gesellschaft Transtel, an der sich die ARD, das ZDF und der Bund beteiligt hatten. Grundidee war, mit deutschen Fernsehprogrammen im Ausland Werbung für Deutschland zu machen. Zu diesem Zweck synchronisierte und b earbeitete Transtel die Produktionen entsprechend den Bedürfnissen des jeweiligen Empfängerlandes und lieferte sie kostenlos oder gegen Erstattung der Unkosten an 60 Fernsehsender, überwiegend in Entwicklungsländer. So kam es, daß auch die Indonesier die Abenteuer der ORION verfolgen konnten. Fast hätte der Schnelle Raumkreuzer sogar dem Raumschiff ENTERPRISE in seinem Mutterland Konkurrenz gemacht. Nach einer Interessentenvorstellung in New York zeigten sich die Amerikaner durchaus beeindruckt. Nur ein winziger Schönheitsfehler verhinderte den Flug der ORION über den nordamerikanischen Kontinent, nämlich der Umstand, daß die deutschen Produzenten ihre Zukunftsvision im schnöden Schwarzweiß abgedreht hatten. Das paßte dann doch nicht in den bunten Alltag der USFernsehunterhaltung. In Deutschland hingegen verschwanden Cliff McLane und Co. nie ganz - 70 -
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aus den Fernsehkanälen. Bei der ersten bundesweiten Wiederholung im Frühjahr 1968 lag die durchschnittliche Einschaltquote bei 13,7%. Das war für einen Sendetermin am Sonntagnachmittag gegen 17 Uhr ganz beachtlich. Eine zweite Wiederholung in der ARD im Herbst 1975, jeweils Donnerstag um 21 Uhr, brachte fast die alten Traumquoten zurück: Die Sehbeteiligung lag im Schnitt bei 38%. Auch in den dritten Programmen ging man auf Raumpatrouille, im WDR III/WDF 1973 im Rahmen des Programms »Wunsch der Woche«, in dem besonders beliebte und von den Zuschauern gewünschte Filme und Serien gezeigt wurden, und dann noch einmal 1987. Es folgten Ausstrahlungen im SWFIII/ SDR III 1 979, im HR III 1979/80, im NDR III 1980/81 und im Bayern III 1988. Der Bestseller hat sich zum Longseller entwickelt. Das ist nicht verwunderlich, denn auf der Unterhaltungsebene hat die Serie eine Menge Qualitäten. Die erkannte auch der Kritiker des österreichischen Kuriers anläßlich der dortigen Ausstrahlung im Jahr 1967: » Raumpatrouille ist beste Unterhaltung. Vor allem, das läßt sich auch schon nach dem ersten Stück sagen, ist sie perfekt gemacht. Das beginnt beim Buch und endet bei der technischen Ausstattung und bei den Tricks. Da paßt alles nahtlos zusammen. Da wird auf Kleinigkeiten achtgegeben. Als Allister McLane und Hasso Sigbjörnson im >Starlight-Casino< einen ganz irdischen Kognak tranken, wurde im Hintergrund von den Paaren ein galaktischer Slop getanzt. Ähnliches sah ich bisher nur in einer Wiener Diskothek. Mit Sorgfalt und deutscher Gründlichkeit gingen der Autor und die Architekten ans Werk und zauberten wirklich eine utopische Welt auf den Bildschirm; sie achteten auf jedes Detail. Daß das Buch nicht zu ernst ist und den Humor nicht vermissen läßt, ist ein weiterer Pluspunkt. Der Kampf gegen die >Frogs<, jene glitzernden, alles durchlässigen, sauerstoffmeidenden Ungetüme aus dem All, war durchwegs spannend und wurde von einem großartigen Ensemble mit kleinem Augenzwinkern gespielt. Natürlich darf man die Angelegenheit nicht mit fachmännisch-technischem Ernst betrachten. Das alles ist eben eine exoterrestrische Hetz, so recht geeignet, um einen Abend lang zu u nterhalten, zu entspannen.« Auge nscheinlich sieht man die Dinge jenseits der Alpen weniger verbissen als im Heimatland der Oberlehrermentalität. Seit damals hat sich die deutsche Fernsehnation an Science-fiction gewöhnt. Bald nach der Raumpatrouille kamen das Raumschiff ENTERPRISE, - 71 -
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UFO, Invasion von der Wega, Time Tunnel und später Mondbasis Alpha l ins deutsche Fernsehen. Und seitdem es hierzulande auch private Anbieter gibt, hat der Zuschauer allwöchentlich die Wahl zwischen mehreren SFSerien. Trotzdem besitzen Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION bei uns eine fast einzigartige Popularität, allenfalls mit Star Trek vergleichbar. Gewiß spielt die Gunst der ersten Stunde eine große Rolle. Die Mehrzahl der Star-Trek-Fans rekrutiert sich hierzulande aus den jüngeren Zuschauern, die bei der Erstausstrahlung der Raumpatrouille noch nicht vor der Glotze sitzen konnten oder durften. All jene aber, die heute mindestens so um die Dreißig sind, schwärmen noch immer für den Charme des Bügeleisens, der Bleistiftspitzer und der Badezimmerarmaturen. Aber ohne die ihr eigene Qualität wäre das Raumschiff ORION schon damals nicht direkt in die Herzen der Zuschauer geflogen. Wenn auch in Schwarzweiß gedreht, so sticht die Raumpatrouille doch fast alle ausländischen Konkurrenten heute noch aus. Solide Schauspieler, eine spannende Handlung, witzige Dialoge, Peter Thomas' Sphärenklänge sowie eine detaillierte und einfallsreich geschilderte Zukunftswelt heben sie von der Masse der anglo-amerikanischen SF-Serien ab. Die Ideologie der Serie mag man heute zu recht als veraltet ansehen. Auf dem Raumschiff ENTERPRISE ging es zur gleichen Zeit schon viel humanitärer und friedvoller zu. Aber das Grundprinzip von Star Trek ist ein m ystisch-religiöses: Der Mensch trifft auf seinen Reisen durch das Weltall Gott in verschiedenartigster Gestalt und muß beweisen, daß er seiner würdig ist. Einen solch hohen Anspruch hatte man an Bord der ORION nie und wollte ihn nie haben. Den Machern der Raumpatrouille ging es einfach nur darum, gute und spannende Unterhaltung zu produzieren, eben ein Märchen von übermorgen. Mit Dr. Günter Rohrbachs Worten: »Hier werden Elemente von Abenteuerfilmen in eine Zukunftswelt verlagert. Das ist a lles.« Da wurde im Eifer des Gefechts schon mal ein aufsässiger Roboter mehr »zusammengeschmolzen« oder eine Station der Frogs »overkillt«. Solange das aber nur in der Fiktion geschieht, darf man sich dabei ruhigen Gewissens amüsieren. Und das konnte und kann man bei der Raumpatrouille einfach prächtig!
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Uraniden, Magnetsterne und der Raum-Zeitsprung Die gekappte Fortsetzung
Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION erfüllten als erste SFProduktion des deutschen Fernsehens eine bedeutende Vorreiterfunktion, nicht zuletzt im Einsatz und in der Fortentwicklung der Tricktechnik, und waren zugleich als Versuchsballon dafür gedacht, ob Science-fiction überhaupt beim deutschen Fernsehpublikum ankam. Daher war man auch b ereit, solch für die damalige Zeit gewaltige Summen in die Herstellung zu investieren. Der immense Zuschauererfolg gab den finanziell beteiligten Sendern und der Bavaria recht. Olaf Meitzner, damals FernsehProgrammdirektor der Münchner ARD-Koordination: »Nachdem sich das Publikum auf die Raumschiff-Serie und die entsprechenden neuartigen Vokabeln eingestellt hatte, wurde das allgemeine Interesse von Folge zu Folge größer.« Für den Fall dieses Erfolgs hatte man eine Fortsetzung der Raumpatrouille geplant und die Trickszenen in Farbe gedreht, um sie bei weiteren ORIONAbenteuern kostensparend erneut verwenden zu können. Denn soviel stand fest: Nach der Einführung des Farbfernsehens würde auch die Zukunft der Menschheit bunt sein müssen. Auch die Requisiten, insbesondere die Raumschiff- und Beibootmodelle, die Miniaturroboter und die Raumanzüge, bewahrte die Bavaria zu diesem Zweck auf. Als sich der Publikumserfolg abzeichnete, schrieb Rolf Honold im Auftrag der Bavaria die Exposes für sieben neue Episoden: »Bisher waren die Abenteuer der ORION noch wie die Abenteuer eines Karl May oder Baron von Münchhausen. In den nächsten sieben Folgen, die ich schon geschrieben habe, wollen wir echte technische Zukunft zeigen. Und wir wollen - 74 -
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auch zeigen, wie die Menschen im Jahr 3000 leben könnten.« Inhaltlich sollten die neuen Folgen an die erste Staffel anschließen, an deren Ende die Strafversetzung der ORION-Besatzung aufgehoben worden war. Commander McLane sollte mit seinem Raumschiff wieder Dienst in den Schnellen Raumverbänden der Generalin Lydia van Dyke tun, selbstverständlich von der Aufsicht durch Tamara Jagellovsk befreit. Die schöne Genossin sollte beim GSD Karriere machen und allerlei Grund zur Eifersucht auf ihren Cliff haben. Sogar ein Friedensschluß mit den bisher eher ultra-aggressiven Frogs war geplant. Sie sollten sich in richtige Menschen verwandeln und sich dann in abgelegene Winkel des Weltalls zurückziehen. Neuer Feind der Menschheit sollten die Uraniden sein, eiförmige Lebewesen, die den RaumZeitsprung beherrschen, sich also in jede beliebige Zeitebene versetzen können. Die Kälteschlafkammern der ORION sollten eine wichtige Rolle spielen, ebenso Magnetsterne und Physiophone (was immer das sein m ögen). Auch das unterseeische Familienleben, das in der ersten Staffel aus Kostengründen weitgehend ausgespart wurde, sollte breiteren Raum erhalten. Die Filmarchitekten konnten sich schon darauf freuen, submarine Einfamilienhäuser zu bauen. Die ORION-Crew sollte im wahrsten Sinne des Wortes Nachwuchs bekommen, wie Rolf Honold erzählte: »Wenn plötzlich ein Baby auf der Erde geboren wird, während die ORION im All kreuzt, wird Commander McLane natürlich unverzüglich >Rücksturz zur Erde< befehlen.« Das alles klingt sehr interessant, und die Zeichen standen günstig für neue Abenteuer am Rande der Unendlichkeit. Auch Dietmar Schönherr und die übrigen Darsteller wurden informiert, daß demnächst eine ORION-Fortsetzung in Farbe gedreht werden sollte. Die Zeitschrift TV berichtete 1968: »Eva Pflug übt für ORION II«. Das war aber nur ein Werbegag für die Schauspielerin, die im Hamburger Hafen das Kühlschiff POLAR ECUADOR besichtigte. Plötzlich aber kam das »Aus« für die neuen Abenteuer des Raumschiffes ORION, noch ehe sie begonnen hatten. Diese Kehrtwende war teilweise in den enormen Produktionskosten begründet, welche eine farbige Raumpatrouille verschlungen hätte. Aber auch die Kritikerschelte hatte den Leuten von der Bavaria zu denken gegeben, und Hauptabteilungsleiter Dr. Hel- 75 -
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mut Krapp, der immerhin dem Produzenten- und Dramaturgenteam der Raumpatrouille angehört hatte, verkündete 1969: »So erfolgreich die ORION-Sendungen auch waren, es gab darin einige Elemente, die uns heute einfach nicht mehr gefallen und die wir um keinen Preis in der einen oder anderen Form wiederholen möchten. ORION ist tot - es lebe die Zukunft!« Dr. Krapp erzählte auch, welche die unliebsamen Elemente waren: »Es wurde in der Serie ein technischer Fortschritt mit Militanz und einem ebenso großen moralischen Rückschritt in Verbindung gebracht. Da war ständig von Overkill und Eliminieren die Rede. Kritiker haben uns mit Recht vorgeworfen, daß die ORION-Serie schon fast faschistische Züge auf wies.« Dieser Stimmungswandel bei der Bavaria war in erstaunlich kurzer Zeit vonstatten gegangen. Noch 1965 hatte das Studio in einer PresseInformation zur Raumpatrouille trompetet: »Mit tricktechnisch dargestellten, überdimensionalen Kräften bringen wir Riesenbauten, sogar ganze Planetoiden zum Zerschmelzen. Roboter vollbringen ungeheure Leistungen positiver und negativer Art. Raumschiffe werden zum Verglühen gebracht. Sternoberflächen verändern durch Fremdeinwirkung in Bruchteilen von Sekunden ihre Struktur.« Faschistische Züge werfen die Kritiker hierzulande übrigens jedem Weltraumspektakel vor, in dem auch mal die Lasergeschütze sprechen, sei es die Heftromanserie Perry Rhodan oder der Filmerfolg Krieg der Sterne. Selbstverständlich ist physische Gewalt kein erstrebenswertes Mittel zur Lösung von Konflikten und sollte nur im äußersten Notfall eingesetzt werden. Aber in der fiktiven Welt der Raumpatrouille, von Krieg der Sterne und von Perry Rhodan geht es letztlich um die Unterhaltung der Zuschauer und Leser. Und die können in der Regel sehr wohl zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Im Gegensatz zu den meisten hiesigen Film - und Literaturkritikern, die ihre eigenen geistigen Beschränkungen besser nicht auf das normale Volk übertragen sollten. Die Zuschauer wollten sehr gern neue ORION-Abenteuer auf dem Bildschirm erleben, und nach jeder Wiederholung der Raumpatrouille überschwemmte eine Flut von entsprechenden Briefen die Sendeanstalten und die Bavaria. Aber im Gegensatz zu den USA, wo ein massiver Zuschauerprotest das Raumschiff ENTERPISE in die Verlängerung und schließlich in neue Abenteuer via Zeichentrick, im Kino und in neuer Fernsehbesetzung führte, blieben die deutschen Fernsehgewaltigen hart. In einem Land, in - 76 -
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dem die Fernsehgebühren vom Staat zwangseingezogen werden, braucht man sich halt nicht nach den Wünschen der Zuschauer zu richten. Im nachhinein wird man das Gefühl nicht los, als habe die Bavaria das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ideologische Elemente, die einem - sehr plötzlich - nicht mehr gefielen, hätte man aus den neuen Drehbüchern streichen können. Das Umschreiben von Drehbüchern ist schließlich eine der häufigsten Übungen in der Filmindustrie. Inzwischen - und das ist nicht ohne Ironie - hat die Bavaria das Ignorieren der Zuschauerwünsche mehr als einmal bereut. Aber damals in den späten Sechzigern, als der Mensch sich anschickte, den Weltraum zu erobern, durfte das Raumschiff ORION keine neuen Abenteuer erleben zumindest nicht im Fernsehen. Angemerkt sei noch, daß sich hartnäckige Gerüchte halten, es seien tatsächlich sieben farbige Fortsetzungsfolgen der Raumpatrouille gedreht worden, aber die Produzenten hätten sie aus gewissen - ideologischen? Gründen im Giftschrank verschlossen. Soll man das für die Wahrheit halten - oder für Science-fiction?
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Raumschiff ORION startet wieder Fotoromane und Kurzgeschichten
Recht bald nach der Erstausstrahlung der Raumpatrouille gab es ein Wiedersehen mit dem Raumschiff ORION auf dem Papier. 1967 brachte Rolf Kauka, der »Vater« von Fix und Foxi, die ersten vier Episoden als Fotoromane in seinem Jugendmagazin TIP TOP. Jeweils in Fortsetzungen aufgeteilt, erschienen »Angriff aus dem All« in den Nummern 57 bis 62, »Planet außer Kurs« in Nr. 63 bis 68, »Hüter des Gesetzes« in Nr. 69 bis 74 und »Deserteure« in Nr. 75 bis 80. Mit Heft 80 wurde TIP TOP eingestellt. Das Nachfolgeprojekt hieß Fix und Foxi Super TIP TOP und brachte abeschlossene Geschichten statt Fortsetzungen, hauptsächlich lustige Comics wie Luky Luke. Noch 1967 erschien Heft sechs der neuen Reihe unter dem Titel »Raumpatrouille ORION« und enthielt die Fotoromanversionen der letzten drei TV-Episoden »Die Raumfalle«, »Der Kampf um die Sonne« und »Invasion« in eben dieser unchronologischen Reihenfolge. Neue Fernsehabenteuer der ORION durfte Rolf Honold nicht mehr erleben. Aber er veröffentlichte in den siebziger Jahren, als die Raumpatrouille im Fernsehen erfolgreich wiederholt wurde, 13 ORION-Kurzgeschichten in den Illustrierten Freitag und Praline. In Freitag erschienen acht Geschichten unter dem Titel Raumkreuzer ORION: »Tödlicher Schutz«, »Duell am Hitzepol«, »Bomben auf Saturn«, »Das Geheimnis der Rattenzwerge«, »Meuterei im All«, »Sabotage auf Stern XA/12«, »Absturz in alle Ewigkeit« und »PSI und das Mädchen aus Metall«. Die fünf in Praline unter dem Titel Schneller Raumkreuzer ORION VIII abgedruckten Geschichten hießen: »Orkan im Kosmos«, »Flucht zu einem fremden Planeten«, »Höllenfahrt durchs All«, »Tod im Sternbild Reta 4« und »ORION VIII verschollen«. - 78 -
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Zwar entsprechen diese Geschichten inhaltlich nicht den Entwürfen Honolds für eine TV-Fortsetzung der Raumpatrouille, aber sie greifen einige Themen aus der gekappten Fortsetzung, wie die Zeitreise und Magnetsterne, auf. Insofern mögen sie doch ein ungefähres Bild dessen wiedergeben, was den Zuschauer bei einem längeren Fernsehaufenthalt der ORION e rwartet hätte. Auch spiegeln sie die Vorstellungswelt des ORION-Schöpfers Rolf Honold wider. Deshalb und weil die Geschichten heute nicht mehr zugänglich sind, findet der interessierte Leser nachfolgend einen inhaltlichen Abriß:
Tödlicher Schutz Bei einem Raumpatrouillenflug im Andromeda-Nebel steuert die ORION den neunten Planeten des Sterns Orchad an. Vor 700 Jahren hatten Menschen in dem Sonnensystem gesiedelt. Aber auf Orchad 9 entdecken die Raumfahrer nur die verfallenen Überreste einer offenbar untergegangenen Zivilisation -und einen Roboter vom veralteten Typ R 6. Die ORION landet, und auf der Planetenoberfläche werden Commander McLane und seine Crew von einer ganzen Roboter-Horde umringt, die »Wir-werdeneuch-beschützen« skandiert. Eine alte Frau namens Judith erscheint und klärt die Raumfahrer über das Geheimnis der Roboter auf. Sie wurden von den Siedlern gebaut, um die Menschen vor den Gefahren des ursprünglich wilden Planeten zu beschützen. Nachdem die Roboter alle wilden Tiere ausgerottet hatten, bevormundeten und bemutterten sie die Menschen so sehr, daß diese lebensuntüchtig wurden und ausstarben. Judith ist seit 15 Jahren allein. Atan Shubashi setzt die Roboter durch einen Trick außer Gefecht. Die ORION bringt Judith zur Erde.
Duell am Hitzepol Die Besatzung der ORION VIII sucht auf der heißesten Tagseite des Merkur den genialen, aber völlig übergeschnappten Bio-Ingenieur Henri Lacron, der am Hitzepol des Merkur eine Magma-Bombe deponieren will, um aus dem Planeten zwei neue Kleinsonnen herauszusprengen. Als die - 79 -
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Raumfahrer Lacrons Gestalt entdecken, desintegriert Commander McLane den Gegner mit dem Energiestrahler seines Gleiters, ohne mit der Wimper zu zucken. Cliff erklärt seinen verdutzten Kameraden, daß es sich nicht um Lacron handelte, sondern um ein Duplikat, einen sogenannten Pseudo. Die Suche nach Lacron geht weiter.
Bomben auf Saturn Ein unbekannter Feind, der das heimatliche Sonnensystem mit ungeheuren Massen von kleinen Robot-Schiffen angreift, verwickelt die terrestrischen Raumverbände bei den Saturn-Basen in eine erbitterte Abwehrschlacht. Die ORION VIII ortet in den Saturnringen das feindliche Mutterschiff, das ständig neue Angriffsschiffe ausstößt. Mit einer waghalsigen Aktion vernichtet die ORION das Mutterschiff und rettet dadurch die Erde.
Das Geheimnis der Rattenzwerge Commander McLane läßt die ORION eigenmächtig auf dem Planeten Medusa landen, um herauszufinden, warum die Kolonisten vom Eridani den dortigen Stützpunkt aufgegeben haben. Cliff rettet ein seltsames Wesen, einen Rattenzwerg, der in einer Bodenspalte gefangen ist. Die Raumfahrer beobachten, wie der Gerettete eine Symbiose mit einem wandernden Schlangenbaum eingeht. Als sie zur ORION zurückkehren, finden sie diese von Schlangenbäumen belagert vor. Der von Cliff befreite Rattenzwerg erscheint in seinem Baum und veranlaßt die übrigen Bäume, das Raumschiff freizugeben. Die Raumfahrer kommen zu dem Schluß, daß die Eridanis Jagd auf die Rattenzwerge gemacht haben und deshalb von den Schlangenbäumen umgebracht oder vertrieben wurden.
Meuterei im All Mit General Lydia van Dyke an Bord fliegt die ORION zum Sternbild Beta Centauri, um ein dort geortetes unbekanntes Flugobjekt aufzuspüren. Die- 80 -
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ses entpuppt sich als das vor drei Jahren im All verschollene Raumschiff LUINO unter Commander Harris. Harris und seine Besatzung haben die sterile Unterwasserwelt der Erde absichtlich verlassen und die LUINO in einen Garten Eden verwandelt, in dem sie als »Blumenkinder« glücklich und zufrieden leben. Cliff McLane und Lydia, die in einer LANCET zur LUINO übergesetzt sind, beschließen, das Raumschiff offiziell weiterhin als verschollen gelten zu lassen.
Sabotage auf Stern XA/12 Mysteriöse Außerirdische haben schon einmal das Robot-Duplikat eines Menschen auf XA/12 eingeschleust und alle Kolonisten getötet. Der GSD befürchtet einen weiteren Anschlag auf die neuen Kolonisten und beauftragt die ORION, auf XA/12 nach dem Rechten zu sehen. Nach der Landung schießt Helga Legrelle scheinbar mutwillig mit der Nadelpistole auf eine zierliche Frau. Aber Helga als Frau hat in ihr sofort das Duplikat erkannt, haben die Außerirdischen bei der Herstellung doch die Fingernägel vergessen.
Absturz in alle Ewigkeit Nach einem Lichtsturm treibt die schwer beschädigte ORION ohne die Möglichkeit, zu navigieren oder Hilfe herbeizurufen, in einem unbekannten Raumsektor. Die letzte Rettung der Raumfahrer ist ein würfelförmiges Gerät, das dem Schiff den Raum-Zeitsprung ermöglicht. Nach 23 Tagen und 41 Sprüngen passiert die ORION die am 3. März 1972 von Cap Kennedy gestartete Raumsonde PIONEER 10, was den Raumfahrern ermöglicht, endlich den Erdkurs zu berechnen.
PSI und das Mädch en aus Metall Die Erde befindet sich im Krieg mit Rebellen vom Eridani und vom Sirius. Als die in einen Meteor eingebaute Computerstation GOLEM II/R2, die - 81 -
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sämtliche Schiffsbewegungen speichert, plötzlich schweigt, schickt General Wamsler die ORION los, um den Vorfall zu untersuchen. Die Raumfahrer werden von der Kybernetikerin Helen Stein begleitet, einer Androidin mit PSI-Kräften. Als die ORION unerklärlicherweise vom Kurs abkommt, verdächtigt man zunächst Helen der Sabotage, aber dann meldet sich der eridanische Kybernetiker Arsa Hoesch über Bildfunk. Er befindet sich auf GOLEM II/R 2, um das Datenzentrum auszunehmen, und hat mit Hilfe der Station den Kurs des Schnellen Raumkreuzers geändert. Helen teleportiert nach GOLEM hinüber und macht den Saboteur unschädlich.
Orkan im Kosmos Die ORION VIII transportiert 16 paralysierte Exoterristen in ihren Kälteschlafkammern zur Erde. Die Menschen sind auf einem Trabanten von Proxima Centauri auf die unbekannten Lebewesen gestoßen. Unterwegs nimmt die ORION befehlgemäß die junge Kosmo-Assistentin Inga T. Carter an Bord, eine auf dem Neptun geborene Telepathin. Ein Lichtsturm beschädigt den Raumkreuzer und verschlägt ihn in unbekannte Gefilde. Nur Atan Shubashi kennt die letzten Koordinaten der ORION und könnte damit den Erdkurs bestimmen. Aber der Astrogator ist infolge des Lichtsturms bewegungs- und kommunikationsunfähig. Inga liest Atans Gedanken und holt so die Koordinaten aus ihm heraus. Inzwischen sind die Exoterristen aus den Kälteschlafkammern ausgebrochen und stürmen die Kommandokanzel. Inga verhindert ein Massaker, indem sie mit den Außerirdischen, ebenfalls Telepathen, Kontakt aufnimmt. Commander McLane lädt die Fremden ein, als Gäste, die sich frei bewegen dürfen, auf der ORION zu bleiben.
Flucht zu einem fernen Planeten Commander McLane wird nach der Landung der ORION auf der Erde festgenommen, weil man das gefährliche Rauschgift Laash bei ihm findet. Cliff flieht und nimmt Kontakt zu der Besatzung des Erzfrachters ATAIR XII auf, die es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt. Die ATAIR, - 82 -
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unterwegs zum Pluto, nimmt McLane gegen ein Entgelt mit, um ihn bei den Gesetzlosen auf den Äußeren Asteroiden abzusetzen. Dort beobachtet der Commander, daß die ATAIR 70 Tonnen Laash an Bord nimmt. Gemeinsam mit der schönen Manuela Villa, Hydroponik-Offizier der ATAIR, überwältigt er die Besatzung des Frachters und ruft die um den Jupiter kreisende ORION zu Hilfe. Cliff hat als Spezialagent gearbeitet, um den Laash-Schmuggel einzudämmen.
Höllenfahrt durchs All Nach zwei Jahren greifen die Frogs erneut das heimatliche Sonnensystem an. Das für die terrestrischen Feuerleitgeräte wichtige Schwingolanquarz geht zur Neige. Eine Notreserve von 700000 Tonnen lagert auf dem Planeten Lupus, bewacht von teuflisch raffinierten Sicherheits- und Abwehranlagen, deren Pläne im letzten Galaktischen Krieg verlorengegangen sind. Eine Flotte von 27 Raumfrachtern soll das Schwingolanquarz bergen, angeführt von der ORION unter Commander McLane und General Lydia van Dyke (hier geschrieben »van Dyk«). McLane führt ein Spezialistenteam an, das die Abwehranlagen auf Lupus ausschalten soll. Dies gelingt, aber erst nach einem erbitterten und verlustreichen Kampf.
Tod im Sternbild Reta 4 Die ORION unter Commander McLane und die HYDRA unter General van Dyke (»van Dyk«) suchen die 224. Eskadra unter Generalkapitän Igor Vasvary. Der größte Aufklärungsverband der Vereinigten Planeten ist bei der Beobachtung eines starken Raumschiffsverbandes der Frogs, der sich dem Sternbildsektor Reta näherte, spurlos verschwunden. Grund dafür ist der Quasar 4 C 188 im Sternbild Reta 4, ein Stern mit ungeheurer Anziehungskraft, in den nach und nach alle Schiffe der 224. Eskadra hineinstürzen und verglühen. Bevor es auch Igor Vasvary und sein Flaggschiff MEDUSA erwischt, läßt der Generalkapitän einen Fächer von 700 Bild-TonAufzeichnungsraketen abschießen, um die Erde zu warnen. Dadurch wer- 84 -
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den die ORION und die HYDRA über den Quasar und über die FrogVerbände informiert. Die beiden Schiffe schicken ihrerseits einen Fächer von Radio-Licht-Torpedos aus, um die Anwesenheit starker terrestrischer Raumverbände im Sternbild Reta 4 vorzutäuschen. Das lockt die Flotte der Frogs an, die in den Quasar hineingezogen wird.
ORION VIII verschollen Auf dem Planeten CM 116, dessen Bewohner vor Jahrmillionen ausgestorben sind, entdeckt man zwei würfelförmige Zeitmaschinen. Mit einer macht sich der verbrecherische Wissenschaftler Dr. Henry Marlow aus dem Staub. Die ORION VIII erhält den Auftrag, Marlow einzufangen. Commander McLane läßt den zweiten Zeitwürfel in der ORION installieren und nimmt die Verfolgung des Flüchtigen durch die Zeit auf. Und wenn in der Vergangenheit auf der Erde immer wieder UFOs gesichtet wurden, so war es die ORION, die während der Jagd in ihrer eigenen Zeit als verschollen gilt. Die Besatzung des Schnellen Raumkreuzers trifft auf einen Tyrannosaurier und auf Pontius Pilatus, der gerade eine gewisse Hinrichtung vorbereitet. Die Verhaftung des Wissenschaftlers gelingt den Raumfahrern im 20. Jahrhundert, als Marlow in Hamburg-Fuhlsbüttel eine Taxe besteigen will, denn sein Raumschiff mit der gestohlenen Zeitmaschine ist inzwischen zu Bruch gegangen. Bei der Rückkehr der ORION ins Jahr 3111 zerspringt auch der zweite Zeitkubus.
Besieht man sich Rolf Honolds Geschichten etwas näher, fällt ihre unterschiedliche Qualität auf. Mal bemüht sich die ORION-Besatzung um die Verständigung mit Exoterristen (»Das Geheimnis der Rattenzwerge«, »Orkan im Kosmos«), dann wird wieder munter drauflos gemetzelt (»Bomben auf Saturn«, »Tod im Sternbild Reta 4«). »Tödlicher Schutz« und »Bomben auf Saturn« wirken zudem wie Neuauflagen der TV-Episoden »Hüter des Gesetzes« und »Invasion«. Auch erscheint die Auflösung bei einigen Erzählungen, zum Beispiel bei »Absturz in alle Ewigkeit« und »Sabotage auf Stern XA/12«, sehr an den Haaren herbeigezogen. Manche Geschichten, wie »Orkan im Kosmos« und »PSI und das Mäd- 85 -
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chen aus Metall«, kann man sich gut als Fernsehstoffe vorstellen. Einige von Honold für die geplante TV-Fortsetzung ins Auge gefaßte Themen tauchen gleich mehrmals auf, so die PSI-Kräfte in den beiden letztgenannten Storys und der Raum-Zeitsprung in »Absturz in alle Ewigkeit« und »ORION VIII verschollen«, wobei die zweite Geschichte das Thema viel ausgereifter behandelt. In der neuen Fernsehstaffel sollten die erotischen Elemente stärker in den Vordergrund treten. Sie findet man auch in den Kurzgeschichten zuhauf. Öfters ist eine ebenso hübsche wie junge Dame mit von der Partie, die auch schon mal im Slip dastehen darf; besonders in den Geschichten aus Praline gibt es viel nackte Haut. Sogar Helga Legrelle wird einmal - unfreiwillig ihrer Raumfahrerkluft entledigt. Rolf Honold hat also eine Menge Themen aus der nicht verwirklichten TV-Fortsetzung in seinen Kurzgeschichten - in mehr oder weniger abgewandelter Form - untergebracht. Einen Ersatz für die verschollenen Fernsehabenteuer des Raumschiffes ORION vermögen die Storys dennoch nicht zu bieten.
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Kneifeln kann nur der Kneifel Die ORION-Taschenbücher
Zwar zierten sich die Bavaria und das Fernsehen, das Raumschiff ORION in neue Abenteuer zu schicken, aber Commander McLane und seine Gefährten durften ihren Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit trotzdem bald wieder aufnehmen, nicht erst in Rolf Honolds Kurzgeschichten. Was lag in einer Zeit, in der Deutschland auf dem Taschenbuch- und Heftromansektor einen wahren Science-fiction-Boom erlebte, näher, als die so erfolgreiche Raumpatrouille auch in Romanform herauszubringen? Das sagte sich auch der Arthur Moewig Verlag in München und erwarb die Buchrechte an der Serie. Damit befand sich die ORION in guten Händen, denn Moewig war zu dieser Zeit einer der Marktführer in Sachen SF, sowohl bei den Heften als auch bei den Taschenbüchern. Perry Rhodan, der Welt erfolgreichster serieller SF-Held, erlebte (und erlebt heute noch) dort seit 1961 allwöchentlich ein neues Heftabenteuer und seit 1964 zusätzlich jeden Monat eins im Taschenbuchformat, flankiert von weiteren SF-Serien. Auch der Mann, der eine Umsetzung der Fernsehabenteuer in eine Romanserie bewerkstelligen konnte, war bald gefunden. Er hieß Hanns Kneifel, schrieb seinen Vornamen damals mit einem »n« weniger und gehörte zu Moewigs Hausautoren. Als solcher schrieb er an Perry Rhodan und an den meisten anderen in dem Verlag erschienenen SF- und später auch Fantasy-Serien mit. Als er sich dem Raumschiff ORION zuwandte, hatte er schon mehr als 50 SF-Romane veröffentlicht. Zunächst machte Hanns Kneifel aus den sieben TV-Episoden, die ihm neben den Drehbüchern und unzähligen Standfotos als Vorlage dienten, ebenso viele Romane, die ab März 1968 monatlich in der Reihe Terra Taschenbuch erschienen. Hier wurden neben deutschen SF-Autoren auch viele - 87 -
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anglo-amerikanische Größen dieses Genres publiziert wie John Brunner, Eric Frank Russel, Poul Anderson, A. E. van Vogt, Richard Matheson, Harry Harrison, Isaac Asimov, Clifford D. Simak, Robert A. Heiniein und Brian W. Aldiss. Kneifels Adaptionen der Raumpatrouille stachen aber nicht nur durch den Serientitel Raumschiff ORION und eine eigene Unternumerierung aus der üblichen Aufmachung der Reihe heraus, sondern auch durch den silbernen Einband, auf dessen Vorder- und Rückseite jeweils ein schwarzweißes Foto aus der TV-Serie prangte. Die Bücher mit dieser schon klassisch zu nennenden Ausstattung sind heute begehrte Sammlerobjekte, die dementsprechend zu relativ hohen Preisen gehandelt werden. Viele Romane nach Film - oder Fernsehvorlagen sind so überflüssig wie ein Kropf, weil sie nichts anderes tun, als deren Inhalt noch einmal zu erzählen. In solchen Fällen ist man mit dem Original allemal besser bedient, wo die Mimik, die Gestik und der Tonfall der Schauspieler sowie optische Schauwerte und die musikalische Untermalung der Geschichte zusätzliche Tiefe verleihen. Es gibt aber auch Filmromane, die eine wahre Bereicherung der Vorlage darstellen, weil sie ihr neue Dimensionen hinzufügen und dadurch das Verständnis für die Charaktere und ihre Handlungen vertiefen. Kneifels ORION-Adaptionen gehören zu der zweiten Gruppe, denn sie bereichern die TV-Episoden um Szenen und Dialoge, die den ORION-Kosmos zu einem geschlossenen und komplexeren Bild formen. Das war zum Teil in einer puren Notwendigkeit begründet, weil die nur jeweils ca. 60 Minuten langen Fernsehfilme nicht genügend Stoff für je einen Roman boten. Der Leser spürt aber auch Kneifels Lust daran, den Charakteren seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Neben der Streckung der Geschichten auf Romanlänge war ein weiterer Grund für Änderungen das Ausbügeln von unlogischen oder wissenschaftlich unrichtigen Stellen. Jedoch führte das zuweilen bei Kneifel selbst zur Unlogik. Wird in der Fernsehfolge »Planet außer Kurs« die ORION VII mit kontrateräner Energie aufgeladen, um den die Erde bedrohenden Irrläufer aufzuhalten, so läßt Kneifel das Raumschiff aus dem Hyperraum mit der Nova zusammenkrachen, weil nach seinen Ausführungen der Zusammenstoß von einem Objekt im Hyperraum mit einem im Normalraum zu einer kosmischen Katastrophe führen kann. In der Romanversion von »Angriff aus dem All« läßt es die ORION-Besatzung aber zu, daß der Raumfrachter CHALLENGER aus dem Hyperraum mit der Basis MZ 4 im Normalraum - 88 -
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zusammenstößt, ohne an eine mögliche kosmische Katastrophe auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden. Mit den Rängen und Dienstbezeichnungen erlaubte sich Kneifel einige Freiheiten, deren Gründe nicht ohne weiteres ersichtlich sind. Zum Beispiel machte er aus General Wamsler einen Marschall, aus Marschall Kublai-Krim wiederum einen General. Helga Legrelles Position als Offizier für Raumüberwachung wandelte sich zu der einer ordinären Funkerin (was aber zumindest Überschneidungen beinhaltet). Commander McLane änderte (Versehen oder Absicht?) die Schreibweise seines zweiten Vornamens; aus dem Allister der Fernsehserie wurde bei Kneifel Allistair. Das ist, zugegeben, nichts Gravierendes, sticht aber gleichwohl ins Auge. Die meisten der Kneifelschen Veränderungen haben jedoch Hand und Fuß, so daß sie den Romanen zum Vorteil gereichen, oder sind jedenfalls erklärbar. Hatte man in der Fernsehserie den Unterwasserwohnungsbau eingeführt und das menschliche Leben auf Terra komplett unter Wasser verlagert, so sind in den Romanen im wesentlichen nur noch die militärischen Stützpunkte submarin angelegt, wogegen die Menschen, auch die Raumfahrer, auf der Erdoberfläche wohnen. Das läßt sich mit vielfältigeren Gestaltungsmöglichkeiten bei der Beschreibung der Lebensverhältnisse und der Umwelt rechtfertigen. Andererseits besitzt aber auch die Vorstellung einer menschlichen Unterwasserzivilisation einen nicht zu leugnenden Reiz. Kneifel selbst gibt in dem Roman »Die Hüter des Gesetzes« folgenden wohl überspitzten - Kommentar auf seine Arbeit ab: »Cliff vertiefte sich in seinen Roman; es war die ausführliche Bearbeitung einer Sendung, die vom Unterhaltungsprogramm des planetarischen Fernsehens ausgestrahlt worden war. Der Autor hatte die Schwächen der Sendung eliminiert; hätte er intensiver gearbeitet, wäre kein Text mehr geblieben.« Der ironische Unterton der Fernsehserie, die sich selbst nie so ganz ernst nahm und fast regelmäßig mit einem feucht-fröhlichen Gelage - meistens im Starlight-Casino - endete, kam Kneifels Stil entgegen. Der ORIONKundige stößt in den Romanen auf manchen mehr oder minder versteckten Scherz. Filmmusik-Komponist Peter Thomas taucht in der fiktiven Welt des 4. Jahrtausends als allgegenwärtiger Komponist Thomas Peter auf. Der mehrfach erwähnte Larsens Planet erinnert nicht von ungefähr an das G emeinschaftspseudonym der Bavaria-Dramaturgen. - 89 -
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Was der Serie in ihrem ursprünglichen Medium versagt geblieben war, gelang ihr als Taschenbuch. Statt »Ein Roman zu der Fernsehserie Raumpatrouille«., wie es bisher der Fall gewesen war, stand auf dem Cover von Band 8: »Ein neuer Roman als Fortsetzung der Fernsehserie Raumpatrouille«. Mit diesem und den folgenden Romanen schrieb Kneifel neue Abenteuer um das Raumschiff ORION und seine Besatzung, denn auch nach der Zurückschlagung der Frogs befand sich »Die Erde in Gefahr«, so der Titel von Band 8. Es gab einen wesentlichen Unterschied zu Rolf Honolds Kurzgeschichten, in denen Commander McLane und sein Schiff nach Aufhebung der Strafversetzung wieder in die Schnellen Raumverbände der Generalin van Dyke eingegliedert werden. In »Die Erde in Gefahr« beschließen Oberst Villa und Marschall Wamsler, aus der ORION VIII eine selbständige Spezialeinheit zu machen. »Eine Art >Raumpatrouille< auf höherer Ebene«, wie Wamsler erläutert: »McLane fliegt in eigener Verantwortung und mit zahlreichen Vollmachten ausgestattet eine Art Super-Raumpatrouille. Er wird sich um alle P robleme kümmern, die schnell erledigt werden müssen. Die Wege der Raumfahrtbehörde sind manchmal etwas lang. McLane wird schneller sein.« Die Probleme, um die sich McLane, häufig unterstützt von seiner alten Aufpasserin und neuen Liebe Tamara Jagellovsk, zu kümmern hatte, lagen zunächst weitgehend auf der Linie der Fernsehserie. Aufmüpfige Kolonialplaneten und unbekannte Mächte der exoterristischen Art wechselten sich dabei ab, die Erde in Gefahr zu bringen, und die ORION-Crew wurde mehr und mehr zur ständigen Retterin der bedrohten Menschheit. Auch die neuen Abenteuer kamen bei der Leserschaft hervorragend an, und so konnte es sich Moewig Anfang 1969 erlauben, beginnend mit Band 13 »Kosmische Marionetten« das Raumschiff ORION aus der Reihe Terra Taschenbuch auszusteuern und als eigenständige Taschenbuchserie weiterzuführen. Weiterhin erschien monatlich ein neuer Band in der gewohnten Aufmachung. Hanns Kneifel machte die Serie mit ihrem Fortschreiten zunehmend zu seiner eigenen, sowohl im Ton als auch in der Zeichnung der Charaktere. Dazu sagte Kneifel: »Es bestehen deutliche Unterschiede zwischen einem Buch, das als Buch konzipiert wurde, und einem solchen, das nach einem Film geschrieben wurde. Der Mangel besteht darin, daß die Figuren aus - 90 -
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der Fernsehserie wohl ausgezeichnet für sieben 45-Minuten-Sendungen standhielten, aber nicht für drei Dutzend Romane. Der Erfinder der Personen und derjenige, der sie über lange Zeit, drei Jahre, am Leben erhalten mußte, waren zwei verschiedene Individuen und hatten demnach verschiedene Ansichten über die Anlage einer Person.« Kneifel unterscheidet sich von der Mehrzahl der Verfasser serieller Unterhaltungsliteratur durch seine tief ergehende Charakterisierung der handelnden Personen. »Es menschelt« in seinen Romanen, wie es eine KneifelVerehrerin ausdrückte. Die Figuren erfahren Wandlungen in ihrem Wesen und in ihren Ansichten, die sich auf ihr äußeres Verhalten übertragen. Auch im zwischenmenschlichen Bereich gibt es keine statischen Beziehungen, sondern Glück und Unglück liegen - wie im richtigen Leben - nah beieinander. Cliff McLane wird im zwölften Roman »Die Mordwespen« seiner Tamara untreu und läßt sich auf einen Seitensprung mit der dunkelhäutigen Diplom-Entomologin Arlene N'Mayogaa ein, kehrt am Schluß aber reumütig mit einer Flasche eines sündhaft teuren Parfüms zu seiner »Gouvernante« zurück. In der Folgezeit läßt sich der Commander einen Vollbart wachsen, hängt sich ein großes Medaillon um den braungebrannten Hals und beginnt zu meditieren sowie seinen Alkoholkonsum kontinuierlich zu steigern. Der wackere Oberst machte eine Identitätskrise durch, die einherging mit dem allmählichen Verzweifeln Kneifels an der Aufgabe, immer neue Abenteuer für das Raumschiff ORION zu erfinden. »Ich suchte verzweifelt nach neuen Abenteuern in einem alten, vorgezeichneten Rahmen, den ich nicht verlassen durfte«, sagte Kneifel über das Dilemma, das er in »Kosmische Marionetten« durch McLanes Mund wiedergab: »Ich bin Kommandant eines Raumschiffes geworden, das durchs All fegt wie ein moderner Ahasver, ständig in verwickelte Fälle hineingezerrt wird und mit sämtlichen Problemen dieses Kosmos spielend leicht fertig wird. Es wird allmählich langweilig.« Vielleicht war diese beginnende ORION-Müdigkeit mitschuldig daran, daß Kneifel in Terminschwierigkeiten geriet und sich bei Band 16 »Revolte der Puppen« von Ernst Vlcek vertreten lassen mußte. Vlceks einziger ORION-Roman bot ein Wiedersehen mit dem SF-Autor Pieter-Paul Ibsen aus »Die Raumfalle«, kam aber bei den Fans nicht so gut an. Sie hatten sich schon zu sehr an Kneifels speziellen Stil gewöhnt, von dem es heißt: »Knei- 91 -
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feln kann nur der Kneifel!« Die Atempause schien Kneifel gutgetan zu haben, denn mit neuem Schwung machte er sich an Band 17 »Verschollen im All«, der in doppelter Hinsicht einen Einschnitt in der Geschichte der ORION-Romane darstellt. Zum einen trennt sich Cliff McLane im gegenseitigen Einvernehmen von Tamara Jagellovsk, um noch im selben Roman mit der Außerirdischen Ishmee 8431 anzubändeln. Zum anderen bewegte sich Kneifel vom bisherigen Schema der in sich abgeschlossenen Einzelabenteuer weg und startete mit diesem Roman den sogenannten Dara-Zyklus, der bis Band 24 »Die phantastischen Planeten« lief (nach einer weniger engen Einordnung sogar bis Band 28 »Bohrstation Alpha«) und großen Anklang bei den Lesern fand. Trotz des Fortsetzungscharakters waren die Romane auch weiterhin mehr oder weniger in sich abgeschlossen. Der Dara-Zyklus, auch bekannt als Zyklus um das Große Schiff, weist viele Übereinstimmungen mit Erich von Dänikens These von den Göttern aus dem All auf. Kneifel geht von der Prämisse aus, daß vor etwa 10 000 Jahren das damals technisch hochentwickelte Volk der Dara mit Hilfe eines gigantischen, kugelförmigen Raumfahrzeugs, eben jenes Große Schiff, ein Aussaatprogramm auf vielen Planeten betrieben hat, um seine Zivilisation im Weltall zu verbreiten. Das Große Schiff besuchte auch die Erde und machte die Menschheit zu Erben der Dara. Fast zeitgleich mit der Rückkehr des Großen Schiffes in erdnahe Gefilde, geschildert in Band 20 »Der stählerne Mond«, stößt die Menschheit auf zwei Arten von Dara-Nachfahren, die einander spinnefeind sind: Die telepathisch begabten und aufrichtigen Turceed, die schnell zu Freunden der Menschen und speziell der ORIONCrew werden, und die herrschsüchtigen und verschlagenen Aashap, deren letzter Überlebender, Simer, alles versucht, um das Große Schiff unter seine Kontrolle zu bringen. Die Kämpfe der ORION-Crew gegen die Aashap und ihre Konfrontationen mit den Hinterlassenschaften der Dara gaben Kneifel Gelegenheit, der Serie frisches Blut zuzuführen und ihr einen epischeren Rahmen zu verleihen, indem er Ereignisse aus früheren ORION-Abenteuern mit der DaraHandlung verknüpfte. So tauchen in Band 23 »Entführt in die Unendlichkeit« die Frogs wieder auf, die eigentlich Uraceel heißen und auch ein Produkt der Dara sind. Fast unnötig zu erwähnen, daß Commander McLane und seine Freunde auch diesmal Sieger bleiben; sie schlagen Simer, dem - 92 -
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letzten Unsterblichen, ein Schnippchen und die Frogs ein zweites Mal in die Flucht. In den Folgebänden versuchte Kneifel, die Serie durch das Einführen immer neuer Figuren am Leben zu erhalten. Zwei der beliebtesten, die zu Standardcharakteren der ORION-Romane wurden, gaben in den Bänden 27 »Das Eisgefängnis« und 28 ihren Einstand: Commander Prac'h Glanskis, ein eine Million Jahre alter Raumfahrer von der raubtierähnlichen, aber hochintelligenten Rasse der Raguer, und der wuchtige Pionier Vlare MacCloudeen. Die goldäugige Ishmee vom Stamme der Turceed, mit Cliff McLane während des Dara-Zyklus und darüber hinaus liiert, nahm Abschied von unserem Commander, und seine alte Sünde Arlene kehrte zu ihm zurück, um ihm fortan bei seinen Abenteuern im Weltraum und auch in seinem Privatleben eine ebenso treue wie wohlgeformte Gefährtin zu sein. Die Rekrutierung neuen Personals bedeutete auf der anderen Seite den Abschied von alten, vom Leser liebgewonnenen Gestalten, die noch aus der Fernsehserie stammten, wie General Kublai-Krim, der durch einen gewissen Gunstone Hennessey ersetzt wurde. Dies war ein Symptom dafür, daß sich die Romane immer weiter von ihrer Vorlage entfernten. Einerseits ein verständliches Bemühen Kneifels, der natürlich nicht immer wieder dieselbe Geschichte mit denselben Charakteren erzählen konnte. Andererseits aber ein gewagtes Unterfangen, da Romane zu Filmen und Fernsehserien für gewöhnlich von solchen Leuten gelesen werden, die in ihnen möglichst viel von dem wiederzufinden hoffen, was sie schon im Kino oder auf dem Fernsehschirm begeistert hat. Mit dem Wegfall dieses Wiedererkennungswertes kann leicht auch der Anreiz zum Weiterlesen wegfallen. Nach einigen weiteren Einzelabenteuern begann Kneifel mit Band 34 »Wikinger der Sterne« den Sternenschiff-Zyklus um das Projekt Perseiden. Das gab dem an der irdischen Geschichte interessierten Autor Gelegenheit, seinem Hang zu in der Vergangenheit angesiedelten Abenteuergeschichten zu frönen. Nachdem die Raumfahrer von der ORION sich in Band 34 als Wikinger erprobt haben, ist für sie in Band 35 »Der Todesmarsch« angesagt, den sie als Wüstennomaden unternehmen, und in Band 36 schließen sie ihr »Training für die Sterne« als vermeintliche Südseeinsulaner ab. Das Ganze sind sogenannte Feldversuche, um die besten Raumfahrer Terras für das Projekt Perseiden herauszufinden. 155 Menschen sollen an - 94 -
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Bord des riesigen Sternenschiffes für ein Jahr das All erforschen und dabei in bislang unbekannte Galaxien vorstoßen. Natürlich qualifiziert sich die gesamte ORION-Crew, angeführt von Cliff McLane als Kommandant, für die Führungspositionen des Sternenschiffes, inklusive Prac'h Glanskis, Vlare MacCloudeen und Arlene N'Mayogaa. Was ein wenig an die Fünfjahresmission des Raumschiffes ENTERPRISE erinnert, das auch auf Forschungsreise in unbekannte Galaxien und zu neuen Zivilisationen unterwegs ist, war ein erneuter Versuch Kneif eis, der Serie neuen Schwung zu geben, indem er den Handlungsrahmen ausweitete und zugleich die ORION-Besatzung von ihrem Klischee als ewige Retter der Erde wegführte. Davon bekamen die Leser aber — zunächst — nicht mehr sehr viel mit, denn im Dezember 1970 wurde die Taschenbuchserie Raumschiff ORION im Zuge einer Marktbereinigung mit Band 35 eingestellt. Das kam nicht nur für die Leser, sondern auch für Hanns Kneifel überraschend, der auf dem »Training für die Sterne« und zwei weiteren Manuskripten, die er bereits geschrieben hatte, sitzenblieb. Das ärgerte ihn nicht unbedingt, denn: »Viele Leser, die mir schrieben, waren traurig darüber, und ich war eigentlich ganz froh, weil ich mich auf andere Arbeiten, auf >eigene< Personen konzentrieren konnte.« Der Abbruch der Serie mitten im Zyklus war ein ziemlich dreistes Unterfangen seitens des Moewig Verlages, offenbar dadurch bedingt, daß man die Leser enger an den Perry-Rhodan-Kosmos binden wollte. Das RhodanUniversum weitete sich zu diesem Zeitpunkt immer mehr aus. Die Heftserie erschien schon seit drei Jahren wöchentlich in zwei Auflagen, als 1969 auch eine Zweitauflage der Rhodan-Taschenbücher gestartet wurde. Im selben Jahr gab die Heftserie Atlan, die Rhodans arkonidischen Busenfreund zu ihrem Titelhelden erkoren hatte, ihren Einstand. Hinzu kam ein Rückgang der Verkaufszahlen bei den ORIONTaschenbüchern, woran die fortschreitende Abkehr von Konzeption und Figuren der TV-Serie möglicherweise nicht ganz unschuldig gewesen ist. Ein Teil der Stammleser mag deshalb zu Perry Rhodan übergelaufen sein, so wie es auch bei anderen SF-Serien aus dem Hause Moewig geschah. Der Verlag nahm in dieser Phase eine Umstrukturierung seines SF-Programms vor, die eine Einstellung von Raumschiff ORION gerechtfertigt erscheinen ließ. - 95 -
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Die Dummen waren wieder einmal die Fans des Schnellen Raumkreuzers, dessen Hyperspace-Flug durch die Entscheidung der Verlagsleitung jäh beendet worden war. Die Götter der Medienwelt schienen es nicht gut zu meinen mit ihrem Märchen von übermorgen.
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Kosmisches Inferno Die ORION-Heftromane
Jetzt gab es sieben Fernsehfolgen, 35 Taschenbücher und sogar ein Hardcoverbuch über Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION. Hanns Kneifels Adaption von »Planet außer Kurs« war 1969 vom Stuttgarter Boje Verlag in seine Jugendbuchreihe Weltraumabenteuer übernommen worden, allerdings unter dem geänderten Titel »Befehl an Raumschiff ORION Rettet die Erde«. Damit hätten sich die Fans zufriedengegeben, sich in ihre Clubräume zurückziehen und von vergangenen Zeiten schwärmen können. Das taten sie auch, aber noch mehr. Immer wieder forderten sie den Verlag (der Bauer Verlag kaufte 1971 die Verlage Moewig, Pabel und Semrau auf und faßte sie zu einer in Rastatt beheimateten Verlagsgruppe zusammen) auf, das Raumschiff ORION wieder zu den Sternen fliegen, zu lassen. Und ihr Flehen wurde erhört. Nach fast zwei Jahren der Dürre konnten sie die Abenteuer ihrer Helden noch einmal von Anfang an verfolgen. Alle bisher erschienenen ORIONRomane wurden ab August 1972 im vierwöchentlichen Erscheinungsmodus innerhalb der Heftromanreihe Terra Astra neu aufgelegt, jedoch wegen des Heftformats stark gekürzt. Letzteres aber konnte man hinnehmen. Die Hauptsache war, daß man die ORION wieder flottgemacht hatte. Noch größer war die Freude, als im Frühjahr 1975 die Bände 36 bis 38 der ORION-Saga in Terra Astra erschienen, die aufgrund der abrupten Einstellung der Taschenbuchserie dort nicht mehr veröffentlicht wurden. Hanns Kneifel schrieb sogar drei weitere ORION-Romane, um den SternenschiffZyklus zu einem zufriedenstellenden Abschluß zu bringen. Das geschah im September 1975 mit Band 41 »Hüter der Menschheit«. Zu solchen wurden die Raumfahrer der ORION von einer mysteriösen Macht bestimmt, mit - 97 -
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der sie im Laufe des Projekts Perseiden in Kontakt gekommen waren. Kneifel schloß damit nicht nur diesen Zyklus, sondern auch die Ära der von ihm (mit einer Ausnahme) allein verfaßten ORION-Romane ab: »Und vielleicht würde sich eine Chronik schreiben lassen von den Hütern des Planeten und ihren Versuchen, ihre Heimat zu schützen und die Keimzelle des kosmischen Menschen zu sichern. Die Geschichte der Abenteuer, der vielen Abenteuer der ORION-Crew aber, diese Geschichte ist beendet.« Das war sie - zum Glück für die Fans - nicht, trotz der offensichtlichen Erleichterung Kneifels über den Abschluß »seiner« ORION-Abenteuer, die einem aus obigem Zitat entgegenspringt. Denn abermals waren die Geschichten um Commander McLane und sein Raumschiff beim Publikum auf große Resonanz gestoßen. Sie erschienen inzwischen auch in Schweden, und eine Veröffentlichung in Brasilien stand kurz bevor. Wie aber sollte man weiterm achen, wenn nicht unter der Federführung Kneifels, der sich ausgebrannt fühlte, was das Raumschiff ORION a nging: »Mir ist nach 40 Bänden wirklich nichts mehr eingefallen. Ich habe damals gesagt, wenn ein anderer die Exposes schreibt, schreibe ich mit großem Spaß mit, mit noch größerem Spaß, wenn man unsere Helden nicht umbringt, aber mir fällt kein Expose mehr ein.« Der Kopf der neuen ORION-Romane hieß H. G. Ewers und war, wie Kneifel, Stammautor vieler SF-Reihen des Pabel-Moewig-Verlags. Er stand seiner neuen Aufgabe zunächst sehr skeptisch gegenüber: »Ich gestehe, daß ich anfangs nicht sonderlich erbaut war. Doch nachdem ich das Problem einige Monate lang im Kopf gewälzt hatte, kam mir dann die befreiende Idee - und mit ihr die Begeisterung, die dazu gehört, wenn man als Schriftsteller eine neue Arbeit anpacken will. Ich beschloß, dort anzusetzen, wo die ORION-Serie ihren Abschluß gefunden hatte und mit Hilfe eines handlungstaktischen Kunstgriffs aus dem Ende einen neuen Anfang zu machen. Dazu gehörte es, Ballast abzuwerfen und die neue Serie zum Ausgangspunkt zurückkehren zu lassen: zur Erde und zu den Planeten des Sonnensystems und der näheren Umgebung.« Dieses Ballastabwerfen nahm Ewers gleich in zweifacher Weise vor. Zunächst zerstörte er das Sternenschiff mitsamt seiner Besatzung und ließ nur die als Beiboot mitgeführte ORION und ihre altvertraute Crew ins heimatliche Sonnensystem zurückkehren. Dort sind aber inzwischen 67 Jahre vergangen, und alle Verwandten und Bekannten der Raumfahrer sind längst - 98 -
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gestorben. Mit diesem »handlungstaktischen Kunstgriff« befreite sich Ewers auf einen Schlag von so gut wie allen Vorgaben aus der Fernsehserie wie auch aus Kneifels Romanen und konnte nun nach Herzenslust schalten und walten. Die ORION-Crew trifft nach ihrer Rückkehr vom Projekt Perseiden auf eine Menschheit, die in Frieden und Überfluß lebt und von einem geheimnisvollen Diktator regiert wird, der sich als fast allmächtiger Computer entpuppt. Diese Friedensphase findet ein jähes Ende, als die Erde in die Auseinandersetzungen der beiden kosmischen Urmächte verstrickt wird, der guten Macht Varunja und der bösen Macht Rudraja, die sich schon vor undenklichen Zeiten gnadenlos bekämpft haben. Das Varunja versuchte, eine kosmische Ordnung zur freien Entfaltung aller Kulturen zu schaffen, wogegen sich das Rudraja der Ausbeutung und Zerstörung fremder Kulturen verschrieb. In einem »Kosmischen Inferno« zerstörten sich die beiden Urmächte weitgehend durch den Einsatz der »Schwingen der Nacht«, aber Bruchstücke bestehen fort und werden wieder aktiv. Die Erben des Varunja haben die ORION-Crew zu Hütern der Menschheit gemacht, um die Erde vor den Erben des Rudraja zu schützen. Wie schon Hanns Kneifel beim Dara-Zyklus griff auch H. G. Ewers auf Erich von Dänikens These der Götter aus dem All zurück, und viele uns heute mystisch erscheinenden P unkte der Erde dienten als Schauplätze der Romane. Die »Invasion aus dem Meer« (Band 56) findet im BermudaDreieck statt. McLane und seine Freunde treffen »Die Könige von Mu« (Band 86) wieder und begegnen den »Agenten auf Atlantis« (Band 108). Ewers zeichnete zwar für die Exposes, also für die Grundkonzeption, der Romane verantwortlich, sollte sie aber nicht allein schreiben, sondern einem Team von Autoren vorstehen, zu dem noch Hanns Kneifel und der SF-Veteran H. G. Francis gehörten. Ewers veröffentlichte im Juli 1976 ORION-Band 42 »Kreuzweg der Dimensionen« als ersten der neu konzipierten Romane innerhalb von Terra Astra, wo auch die Folgebände in dem schon gewohnten vierwöchentlichen Abstand erschienen. Aber im November 1976 war mit dem von Ewers verfaßten Band 46 »Kristall des Todes« wieder einmal Schluß für die neuen Abenteuer der ORION. Diesmal war es jedoch kein Versuch des Verlags, die Serie abzuwürgen, sondern das Gegenteil. Die ORION-Romane in der Reihe Terra Astra waren so gut angekommen, daß man dem Schnellen Raumkreuzer eine eige- 99 -
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ne, wöchentlich erscheinende Heftserie unter dem Titel ORION gewährte. Diese begann noch im selben Monat, allerdings noch einmal mit Hanns Kneifels Adaption von »Angriff aus dem All«, um Neueinsteigern das Lesen der kompletten Serie zu ermöglichen. Bei vielen alten Fans rief diese Entscheidung Unmut hervor, mußten sie doch fast ein Jahr warten, um zu erfahren, wie sich die ORION im Spiel der kosmischen Urmächte bewährte. Die Heftserie ähnelte durch den Schriftzug »ORION« und das silberfarbene Cover in ihrer äußeren Aufmachung stark der alten Taschenbuchserie um das Raumschiff ORION. Nur wurden die Cover nicht von Fotos aus der Fernsehserie geschmückt, sondern, wie auch schon bei den TerraAstra-Heften, von Bildern des englischen SF-Graphikers Eddie Jones, der sich zunächst große Mühe gab und sich dabei eng an die TV-Serie anlehnte. Später erlaubte er sich immer mehr »künstlerische Freiheit«, einhergehend mit starken Qualitätsschwankungen. Heynes »Lexikon der Science-fictionLiteratur« schreibt über ihn: »Jones verflachte zusehends; seine Gestalten waren Karikaturen von Menschen, seine Monster echt abscheulich (gezeichnet), und nur, wo er hin und wieder die Möglichkeit zur freien Gestaltung eines Umschlages hatte, zeigte er, was wirklich in ihm steckt: Seine Raumschiffe und Weltraummaschinen sind zwar ästhetisch befriedigend, ähneln in ihrer Komposition jedoch zu arg denen seines erfolgreichen Kollegen Chris Foss, um als Eigenschöpfungen überzeugen zu können.« In der Spätphase der Serie, ab Band 131, lieferte Themistokles Kanelakis die Titelbilder, die allerdings noch weniger Bezüge zum Inhalt der Romane aufwiesen als die seines Vorgängers. Eine weitergehende Beurteilung verbietet sich aufgrund der Kürze von Kanelakis' Verbindung mit ORION. Die selbständige Heftserie war erfolgreich; das zeigte sich daran, daß ab Nummer 28 eine sogenannte Leserkontaktseite eingeführt wurde, wie sie alle großen Heftserien des Verlags besitzen. Dort werden Leserbriefe mit Lob und Kritik abgedruckt, ebenso Leser-Kurzgeschichten, Rißzeichnungen von Raumschiffen und Waffensystemen, in der Regel von Fans angefertigt, populärwissenschaftliche Beiträge und Blicke hinter die Kulissen. Das Ganze dient der engeren Bindung der Leser an die betreffende Serie, die dadurch das Gefühl bekommen sollen, auf die inhaltliche Entwicklung und die äußere Gestaltung ihrer Lektüre Einfluß nehmen zu können, was hin und wieder sogar zutrifft. Die Leserkontaktseite von ORION bot unter - 100 -
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anderem ein Portrait von Eddie Jones, Artikel über die Filmtricks der Raumpatrouille und über die Geschichte der ORION-Romane sowie eine von Wolfang Völz verfaßte Reminiszenz an die Dreharbeiten zur ORIONFernsehserie, in der sich Völz als gelegentlicher Leser von ORIONRomanen zu erkennen gab. Im Oktober 1977 durften sich die alten Fans freuen, als der von Hanns Kneifel verfaßte Band 47 »Die Hypnobasis« endlich neue Abenteuer der ORION schilderte. Die von H. G. Ewers ersonnene Varunja-RudrajaThematik kam jetzt richtig in Fahrt. Noch einmal gab es eine Veränderung bei ORION, als H. G. Francis nach nur drei Romanen aus Zeitgründen aus dem Autorenteam ausstieg und durch Harvey Patton und den jungen Horst Hoffmann ersetzt wurde. Letzterer übernahm auch die Betreuung der Leserkontaktseite. Auf dem Umschlag der Hefte stand noch immer: »Ein Roman der Fernseh-Serie Raumpatrouille«. Aber aufgrund von Ewers' radikaler Neukonzeption traf das nur sehr bedingt zu. Diese Umorientierung erscheint im nachhinein in einem um so fragwürdigeren Licht, als die von Ewers ausgemerzten Figuren aus der TV-Serie alsbald in nur gering abgewandelter Form wieder auftauchten, so als habe Ewers und seinen Mitstreitern die Phantasie zum Entwerfen eigener Charaktere gefehlt. Aus der großen, schlanken, wohlproportionierten und gutaussehenden Generalin Lydia van Dyke wurde die mit denselben Attributen ausgestattete Admiralin Leandra de Ruyter. Der kleinkarierte Bürohengst Michael Spring-Brauner wurde fast haargenau in der Figur des Brian Hackler nachgezeichnet. Winston Woodrov Wamsler fand einen adäquaten Nachfolger in Han Tsu-Gol. Nur der neue GSD-Chef Tunaka Katsuro unterschied sich etwas mehr von seinem Vorgänger Henryk Villa. Dafür gab es aber eine neue Tamara Jagellovsk namens Norma Russel, in Band 56 beschrieben als »Tunaka Katsuros >Aufpasserin< für die ORION-Crew«. Die GSD-Agentin unterschied sich von ihrer »Genossin« immerhin insoweit, als daß sie über PSI-Kräfte verfügte und nicht für Cliff McLane schwärmte, sondern für Mario de Monti. Die kundigen Fans ließen sich nicht auf die Schippe nehmen und bemängelten diese besondere Form von Cloning auf der Leserkontaktseite, wie auch Ewers' neues Konzept einiges an Kritik über sich ergehen lassen mußte. Und dies zu Recht, denn es hatte nicht nur bezüglich der Charaktere in Wahrheit wenig Neues gebracht. Die Raumfahrer der ORION - die achte - 101 -
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und neunte waren bald schrottreif geflogen, so daß eine ORION X her mußte - waren im Grunde einmal mehr die permanenten Retter der Erde, nur daß die drohenden Gefahren diesmal von einem wahrhaft kosmischen Ausmaß waren. Viele Leser zeigten sich enttäuscht über die Abkehr von den aus der Fernsehserie vertrauten Charakteren und forderten die Rückversetzung der ORION in ihre »eigentliche« Zeit. Man bemängelte auch, daß Ewers zuwenig Fäden zu den Ereignissen knüpfte, die Hanns Kneifel in seinen frühen Romanen geschildert hatte. Trotz des Fortsetzungscharakters der Heftserie schien der innere Zusammenhalt verlorengegangen zu sein. Auch Kneifel zeigte sich später wenig begeistert über die Wendung, die sein Kollege Ewers den ORION-Abenteuern gegeben hatte. Vielleicht war die Enttäuschung der Leser mit ursächlich dafür, daß sich ORION im Juni 1978 mit dem von Kneifel verfaßten Band 81 »Fürst der Dunkelwelt« als eigenständige Serie verabschiedete, um fürderhin, wie schon einmal, alle vier Wochen innerhalb von Terra Astra fortgesetzt zu werden. Laut Ewers erfolgte diese Umstellung »nicht, weil die Serie ein Mißerfolg gewesen wäre, sondern aus verlagsinternen Gründen«. Obwohl es Pabel-Moewig nie zugegeben hat, dürfte der Start der Zweitauflage von Atlan im August 1978 dieser »verlagsinterne Grund« gewesen sein. Von Atlan erhoffte man sich wohl größere Verkaufserfolge als von ORION und schränkte darum, wie schon bei der Einstellung der ORIONTaschenbuchserie praktiziert, die Konkurrenz im eigenen Hause ein. (Eine Ironie am Rande: Im Zuge der allgemeinen Schrumpfung des Heftromanmarktes infolge der Zunahme neuer Medien, wie Video und Heimcomputer, sind inzwischen nicht nur ORION und Terra Astra, sondern a uch beide Auflagen von Atlan eingestellt worden. Wie schwer sich dieses Heftromansterben auswirkt, erkennt man daran, daß auch das SF-Flaggschiff des Pabel-Moewig-Konzerns angeschlagen wurde: Von den mittlerweile fünf Auflagen der Perry-Rhodan-Heftserie wurde eine vom Markt genommen, ebenso die Zweit- und Drittauflage der Rhodan-Taschenbücher.) Während die ORION nun auf Sparflamme durchs Weltall flog, nahm sich Ewers die Kritik an der neuen Konzeption zumindest ein wenig zu Herzen. Zwar weigerte er sich standhaft, den 67-Jahre-Zeitsprung der ORIONCrew rückgängig zu machen, aber Horst Hoffmann fiel die Aufgabe zu, in eigener Regie die Jugendabenteuer der Crew zu gestalten. Das erste von - 103 -
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insgesamt zehn hieß »Operation Alpha Centauri« und erschien im November 1978 als Band 87 der ORION-Serie, die trotz ihrer Strafversetzung zu Terra Astra weiterhin mit dem gewohnten Silber-Cover geschmückt war und auch die eigene Numerierung beibehielt; nur auf die eigene Leserkontaktseite mußten die ORION-Fans bis Band 107 verzichten. In den in unregelmäßiger Reihenfolge erscheinenden Jugendabenteuern gab es für die Leser endlich ein Wiedersehen mit den Figuren aus der Fernsehserie, allerdings in einem noch früheren Abschnitt ihrer Karriere. Hoffmann wollte schildern, wie die spätere ORION-Crew allmählich zusammenfindet, und setzte mit seiner Handlung etwa 15 Jahre vor den in der TV-Serie geschilderten Ereignissen ein. Cliff McLane, Mario de Monti und Atan Shubashi befinden sich noch in der Ausbildung als Raumkadetten. Der erst fünfzehnjährigen Helga Legrelle steht ihre Raumfahrerkarriere noch bevor. Nur Hasso Sigbjörnson ist schon Maschineningenieur der e rsten ORION (die bald zu Bruch geht und durch die ORION II ersetzt wird) unter Commander Ruythers, der auch in »Hüter des Gesetzes« mitspielt. Lydia van Dykes Vater Willem tritt als Kommandant des Raumschiffes CYCLOP auf. Winston Woodrov Wamsler ist noch Oberst, Kadettenprüfer und Stellvertreter von Raummarschall Kerstin Johansson, der Chefin von T.R.A.V. Dagegen haben Oberst Villa, Kublai-Krim und Sir Arthur schon ihre aus der Fernsehserie bekannten Positionen inne. Auch der junge Michael Spring-Brauner ist schon mit von der Partie und tauscht Feindseligkeiten mit der späteren ORION-Besatzung aus. Die von Hoffmann veröffentlichten Jugendabenteuer bilden den sogenannten Amalh-Zyklus und berichten über den Zweiten Stellaren Krieg, der in der TV-Serie erwähnt wird. Auch dort erwähnte frühe Extratouren McLanes wurden von Hoffmann in die Handlung eingebaut. Gegner der Erde in diesem Krieg sind rebellierende Kolonialwelten unter der Führung des Planeten Amalh. Der junge Cliff und seine Freunde werden in die Kriegswirren verstrickt und spielen dabei eine entscheidende Rolle. Cliff darf zudem seine erste große Liebe erleben und verlieren: die Amalhianerin Jani Staahan. Hoffmann beging aber, neben einigen kleineren Unkorrektheiten, den Fehler, außerirdische Mächte die Fäden im Hintergrund ziehen zu lassen. Das setzte ihn in Widerspruch zu der Fernsehserie, in der die Begegnung mit den Frogs der erste Kontakt der Menschheit mit einer Fremdrasse ist. - 104 -
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Natürlich bemerkten und monierten die Leser das, und der Autor sah sich gezwungen, im zehnten Jugendabenteuer »Der Fünferrat« (Band 140) das »Große Vergessen« über die Menschheit kommen zu lassen, um so die Kontinuität mit den späteren Abenteuern der ORION wiederherzustellen. Er versprach dann auch, in weiteren Jugendabenteuern abgeschlossene Ereignisse zu schildern, die ganz auf der Linie der TV-Serie und von Hanns Kneifels frühen Romanen liege n sollten. Überhaupt machte sich mit der Zeit ein gerüttelt Maß an Ungenauigke iten und Unstimmigkeiten in der Serie breit, verbunden mit einem äußerst flapsigen Ton, den die Autoren krampfhaft als besonderen Stil von ORION zu verkaufen versuchten. Wenn sich die »Orionauten«, wie die Crew in den späteren Romanen genannt wurde, unterhielten, klang das weniger nach erfahrenen Raumfahrern im Offiziersrang als nach einer Truppe alkoholisierter Schwätzer. Nun ist gegen einen guten Schluck - gelegentlich nichts einzuwenden, was auch schon die Fernsehserie demonstrierte, aber die »4-H-Crew« - so nannte man die ORION-Autoren aufgrund des Anfangsbuchstabens ihrer Vornamen - übertrieb es damit häufig. Wenn Leser die Widersprüche kritisierten, wurden sie als Pedanten abgekanzelt. Dabei waren es die Autoren, die hätten in sich gehen müssen, um zu erkennen, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Horst Hoffmann sagte einmal: »Es war eine großartige Zeit, als ORION wöchentlich erschien. Wie gesagt, schrieben wir zu viert an der Serie, und da mußte sich jeder auf jeden verlassen können. Entsprechend eng war der Kontakt zwischen uns, und es ist wohl nicht übertrieben, von einer rege lrechten ORION-Euphorie zu sprechen.« Es scheint, daß sich diese Euphorie mit der Einstellung von ORION als eigenständige Serie in eine Lethargie umgewandelt hatte. 1982 wirkte sich die Regression auf dem Heftromansektor auch auf die Reihe Terra Astra aus, die mit ihren Vorgängern Terra Nova und Terra zu den langlebigsten SF-Heftreihen zählte. Der Erscheinungsmodus wurde von wöchentlich auf vierzehntäglich umgestellt. Da nur jedes vierte Heft ein ORION-Abenteuer brachte, hätte der Schnelle Raumkreuzer jetzt nur noch alle acht Wochen durchs All fliegen können. Der Verlag führte für ORION einen recht eigentümlichen Erscheinungsmodus ein, nach dem abwechselnd jedes zweite und jedes vierte Terra Astra-Heft zu dieser Serie gehörte. Das bedeutete, daß Commander McLane und seine Gefährten im - 105 -
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Schnitt alle sechs Wochen in neue Abenteuer verstrickt wurden. Hatten die Autoren ihre Geschichten bislang in Zyklen erzählt, gab es nun wieder Einzelabenteuer, da der zeitliche Abstand zwischen den Heften für eine fortlaufende Geschichte einfach zu groß war. Doch auch so konnte die neue Erscheinungsweise eine Heftserie nicht tragen, und H. G. Ewers sah sich gezwungen, ORION mit dem im Januar 1984 veröffentlichten Band 145 in eine »Zeitblockade« und zu einem - wieder einmal überstürzten - Abschluß zu bringen. Der Schnelle Raumkreuzer wurde »von einem unsichtbar gähnenden Schlund erfaßt und ins Meer der Zeiten geschleudert. Wann die Orionauten die Zeitebene erreichen würden, auf der sie den Faden wieder aufnehmen und zu neuen Ufern aufbrechen konnten, wußten sie nicht. Daß es geschehen würde, das allerdings wußten sie ge nau...« Schon auf der LKS (=Leserkontaktseite) von Band 144 hatte Horst Hoffmann es angekündigt: »Nach Band 145 wird ORION eine längere Pause einlegen. Nicht zuletzt angeregt durch Eure Zuschriften, sind Verlag, Lektorat und die Autoren darin übereingekommen, mit dem derzeitigen unbefriedigenden Zustand (Erscheinungsmodus) Schluß zu machen. Da erfahrungsgemäß diese Maßnahme vor Erscheinen dieser LKS schon einigen Fandomlern bekannt geworden ist, dürfte die Gerüchteküche natürlich inzwischen schon wieder brodeln. Deshalb noch einmal: ORION wird nicht für immer eingestellt. Wir werden uns zusammensetzen und nach einer neuen Konzeption suchen, die auch Euren Kritiken Rechnung trägt. Sobald der Markt es dann wieder zuläßt, kann ORION erneut starten - und zwar häufiger und regelmäßiger.« Auf der LKS von Band 145 war noch einmal von »einer längeren >Verschnaufpause<« die Rede. Vielleicht wollte man damit nur die Fans beruhigen und einem etwaigen Proteststurm vorbeugen, vielleicht hatte man tatsächlich vor, ORION als Heftserie irgendwann fortzusetzen. Jedenfalls ist es bis heute nicht dazu gekommen. Der Abbruch der Serie erfolgte damals mit der - so paradox es auch klingt - schon gewohnten Überraschung. Ursprünglich war als Band 145 das elfte Jugendabenteuer aus Hoffmanns Feder mit dem Titel »Experimente auf Sargon II« vorgesehen, das dann gar nicht mehr erschien. Die schlechte Marktlage wird den Verlag veranlaßt haben, ORION Hals über Kopf zu stoppen. Der von Ewers verfaßte Abschlußband stellt ein sehr konstruiertes - vorläufiges? - Ende dar. Bis heute ist die Lage auf dem Heftromanmarkt nicht besser geworden, eher im G e- 106 -
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genteil. Erst in jüngster Zeit ist durch den noch aufnahmefähigen Markt in der ehemaligen DDR eine leichte Entspannung eingetreten. Aber eine weitere Auflage von Perry Rhodan ist allemal wahrscheinlicher als eine Fortführung der »kleinen« ORION-Serie. Das ist bedauerlich, denn trotz aller oben angeführten Mängel in den späteren Romanen besaß die Serie ein besonderes Flair und war manch anderer SF-Heftromanserie überlegen. Hätte man ORION als eigenständige Reihe mit wöchentlichem oder zumindest vierzehntäglichem Erscheinungsmodus bestehen lassen und hätten sich die Autoren etwas mehr Mühe gegeben, hätte die Serie vielleicht eine Überlebenschance gehabt. Um so mehr, wenn man die ORION in die alte Wamsler- und Villa-Ära zurückgeschickt hätte. Eine Möglichkeit, die sich aus dem Ende von Band 145 durchaus ergeben könnte. Die Herzen der meisten Fans schlugen und schlagen für die Figurenkonstellation aus der Fernsehserie; das Konzept von H. G. Ewers war bloß ein Ersatz. Das belegen zwei unveröffentlichte ORION-Romane, die Mitglieder des ORION-Clubs Uraceel und Harvey Patton nach Einstellung der Serie schrieben, »Ende einer Irrfahrt« und »Rückkehr der Toten«. Darin entpuppen sich die Abenteuer nach dem Projekt Perseiden als ein gigantisches Experiment, und die ORION-Crew kehrt in ihre alte Zeit zurück. Zwei Nachträge bleiben der ORION-Romanhistorie anzufügen. Während die Heftromanserie in den letzten Zügen lag, brachte der Wiener Tosa Verlag im Sommer 1983 die ersten 19 Bände (eigentlich nur 18, denn der von Ernst Vlcek verfaßte Roman fehlte) in gebundener Form heraus, wobei jeweils drei Bände ein Buch bildeten. Als Grundlage dienten Hanns Kneifels ungekürzte Taschenbuchtexte, die vom Autor überarbeitet und durch neue überleitende Texte miteinander verbunden wurden. »Angriff aus dem All«, »Kampf um die Sonne«, »Die Erde in Gefahr«, »Wettflug mit dem Tod«, »Tödliche Ebenen« und »Unsichtbare Herrscher« hießen die sechs Bücher, die in Deutschland durch die großen Kaufhäuser vertrieben wurden, während sie in Österreich ins Sortiment gingen. Die äußere Aufmachung lehnte sich mit dem großen Schriftzug »ORION« auf einem silbernen Cover an die Gestaltung der Taschenbuch-und der Heftromanserie bei Pabel-Moewig an. Leider hatten die Titelbilder nichts mit dem Raumschiff ORION zu tun. Dafür tauchte als Motiv gar die ENTERPRISE auf, was dazu beigetragen haben wird, daß die Preisbindung bald aufgehoben wur- 107 -
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de und die Bücher auf den Grabbeltischen endeten. Der Plan von Tosa, bei Erfolg weitere ORION-Romane als Hardcover herauszubringen, wurde dann auch nicht verwirklicht. Im November 1984 erschien in Terra Astra als Nr. 615 der Roman »Fallen im Nichts« von Harvey Patton, der viele Anklänge an das Raumschiff ORION enthält. Statt ORION heißt das Raumschiff dort BEAGLE. Commander Cliff McLane wurde zu Captain Clint Mulluy, Helga Legrelle zu Henny Geliert, Atan Shubashi zu Allan Bush und Mario de Monti zu Marc Tailor. Ein Major Vilar erinnert an Oberst Villa und ein Colonel Ramsgate an General/Marschall Wamsler. Aus den Terrestrischen Raumaufklärungsverbänden (T.R.A.V.) wurde eine TERRA CONTROL, aus der Basis 104 eine Basis 016. Durch den ganzen Roman weht der Geist der Raumpatrouille. Eine Verbeugung Pattons vor der eingestellten Serie, vielleicht sogar die Bearbeitung eines ursprünglich für ORION geplanten Manuskriptes. Jedenfalls ist dieser inoffizielle ORION-Roman ein Beleg dafür, daß PabelMoewig nicht mehr an eine Fortsetzung von ORION dachte. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION waren wieder einmal an einem Endpunkt angelangt.
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ORION lebt! Die Renaissance der Raumpatrouille
»ORION lebt!« lautet der unter Fans der Raumpatrouille gebräuchliche Gruß. Darin schwingt der Trotz mit, der entsteht, wenn das verehrte Kultobjekt von Fernsehmachern und Verlagen immer wieder zu den Akten gelegt wird. Die »Trekkies« oder »Trekker«, wie man die Fans von Star Trek gemeinhin nennt, haben es da leichter gehabt. Zwar wurde auch ihre Lieblingsserie - nach immerhin drei Seasons und 79 Folgen - aus dem amerikanischen Fernsehen gebeamt. Zwar mußten auch sie wahre Proteststürme loslassen, damit das Raumschiff ENTERPRISE überhaupt diese 79 Abenteuer erleben durfte, und noch einmal, damit es danach weiterging. Doch inzwischen ist es vollbracht: Star Trek ist weltweit fester Bestandteil von Fernseh- und Kinoprogrammen, von ganzen Buch- und Comicreihen. Mehr als 20 Jahre nach der Premiere gibt es sogar eine neue Fernsehserie mit neuen Darstellern und einem neuen Raumschiff, das den alten Namen ENTERPRISE trägt: Star Trek - The Next Generation. Und die alte Crew um Captain Kirk und Mr. Spock bereitet sich derweil auf ihren sechsten - und wahrscheinlich letzten - Kinoeinsatz vor. Davon wagen die ORION-Fans kaum zu träumen, denn in Deutschland geht alles viel kleinkarierter vor sich. Oberlehrerhafte Fernsehbosse und scharf kalkulierende Verleger hauen mit dem Einstellknüppel immer gerade dann dazwischen, wenn der Schnelle Raumkreuzer dabei ist, sich zu neuen Abenteuern ins Weltall aufzuschwingen. Und dennoch ist »ORION lebt!« mehr als eine Trotzreaktion, auch mehr als eine bloße Hoffnung, vielmehr umschreibt diese Wendung eine Tatsache. Einem wahren Mythos ist es zu eigen, daß er unsterblich ist. Kaum dachte man, das Raumschiff ORION sei gestorben, da tauchte sein silbern schimmernder Diskus auch - 109 -
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schon wieder aus dem Strudel der allgemeinen Begeisterung auf. Die vielen TV-Wiederholungen waren ein Ersatz - wenn auch ein halbherziger für die gekappte Fortsetzung. Auch die ORION-Romane hatten mehrere Metamorphosen durchgemacht. Ein Jahr, nachdem Pabel-Moewig seine ORION-Serie eingestellt hatte, hockte die Besatzung des Schnellen Raumkreuzers schon wieder in den Startlöchern, bereit zum Rücksturz in die Medienwelt - diesmal auf der großen, weißen Leinwand des Kinos. Raumsektor Berlin/West, Sternenzeit 1985: Auf den Filmfestspielen werden im Rahmen einer Special-EffectsRetrospektive die Raumpatrouille-folgen »Angriff aus dem All« und »Invasion« gezeigt und lösen bei den Zuschauern wahre Begeisterungsstürme aus. Das ist kein Wunder, denn die Zukunft der Vergangenheit ist inzwischen zum Fixpunkt der Nostalgie geworden. Nach dem Revival der fünfziger Jahre mit Chevrolets und Petticoats sind jetzt die Swinging Sixties wieder da - und mit ihnen viele Fernsehserien jener Jahre, welche die heute Erwachsenen als Kinder begeisterten. StarTrek sowieso, aber auch Serien wie The Avengers/Mit Schirm, Charme und Melone, The Prisoner/Nummer Sechs. The Man from U. N. C. L. E./Solo für O. N. K. E. L. und Roger Moores The Saint/Simon Templar haben heute einen regelrechten Kultstatus erlangt. Und natürlich Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION. Man könnte mutmaßen, daß jede Dekade im Fernsehen eine solche Masse an Kultserien hervorbringen wird, nämlich dann, wenn die einst jugendlichen Zuschauer sich als Erwachsene ihre Kinderträume zurückholen möchten. Aber dem steht entgegen, daß das Fernsehen nie wieder so gut und so aufregend war wie in den Sechzigern, als es allmählich an Professionalität gewann, aber noch genügend Erfindungsreichtum und Experimentierfreude besaß, um wirkliche Überraschungen bieten zu können. Wenn Crockett und Tubbs mit Sakko und T-Shirt durch ihre bonbonfarbene Disco-Welt hetzen, um irgendeinen miesen Dealer zur Strecke zu bringen, ist das nur ein müder Abklatsch im Vergleich zu den futuristisch und surrealistisch angehauchten Abenteuern des smarten John Steed und der coolen Emma Peel im Kampf gegen die trick- und erfindungsreichen Feinde der westlichen Welt. Und wenn der Kampfstern GALACTICA sich auf seiner schicksalsschweren Mission durch ganze Geschwader von tumben Zylonen-Jägern ballert und blastert, kommt dabei längst nicht soviel Freu- 110 -
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de auf wie bei den launigen Abenteuern des Raumschiffes ORION zwischen Pallas, Chroma, Mura und MZ 4. Superteure und absolut perfekte Tricks können eben die Macht der Phantasie nicht ersetzen, selbst wenn diese mit Bügeleisen, Kaffeemehl und Alka-Selzer-Tabletten hantiert. Die nostalgischen Zeichen der Zeit erkannten auch die Betreiber eines Berliner Programmkinos, die infolge der begeisterten Aufnahme bei den Berliner Filmfestspielen die Raumpatrouille zwischen all ihre kulturell und ästhetisch anspruchsvollen Filme hievten und damit einen Volltreffer landeten. Das Kino war stets randvoll besetzt, egal ob man in einer langen Raumpatrouille-Nacht alle sieben Folgen hintereinander zeigte, die Serie auf zwei Abende verteilte oder »The Best of Raumpatrouille« (angeblich die Episoden »Angriff aus dem All«, »Hüter des Gesetzes« und »Der Kampf um die Sonne«) präsentierte. Sechs Wochen lang verwandelte sich das Sputnik Kino des Jahres 1988 in das Starlight-Casino des Jahres 3000. Dann startete das Raumschiff ORION von Berlin zu einem Siegeszug durch die Republik. Hamburg, Frankfurt und im Südwesten Deutschlands Schwäbisch Gmünd, Eislingen und Esslingen waren die nächsten Stationen der ORION-Leinwandabenteuer. Und der Erfolg wiederholte sich. Aus dem Berliner Kinobetreiber wurden Filmverleiher, als sie e igens zum Vertrieb der Raumpatrouille den Sputnik Filmverleih gründeten. Sie schickten die jetzt endgültig zum Kultobjekt avancierte Serie im Juni 1989 in die Großauswertung durch die gesamte Bundesrepublik, und innerhalb kurzer Zeit waren alle Kopien auf drei Monate hinaus ausgebucht. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION wurden der Programmkino-Hit der Saison 1989/90. Um dem Ganzen den richtigen Rahmen zu geben, kann man in ausgesuchten Kinos auch eine Ausstellung mit Originalkostümen, Strahlenwaffen und Standfotos aus der Serie bewundern. Manch ein Kino läßt sich dazu inspirieren, zur Space-Party im ORION-Look einzuladen. Im Kino bricht jedesmal Jubel aus, wenn die ORION aus dem Meeresstrudel blubbert und an ihren Nylonfäden durch die Wolke ndecke ins All gezogen wird, und maßloses Gelächter, wenn im Starlight-Casino Rücken an Rücken getanzt wird und Hasso Sigbjörnson am Bügeleisen kurbelt. Die Serie hat in den jetzt 25 Jahren ihres Bestehens Patina angesetzt, jede Menge sogar. So wie man sich damals die Zukunft vorstellte, sieht heute bereits die Vergangenheit aus. Der Leitstand der ORION ist im typischen Nierentisch-Design der Sechziger gehalten, und die Form des - 111 -
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Raumkreuzers selbst erinnert frappant an damalige Schlafzimmerlampen. Die Ideologie der Serie ist — wir sprachen schon davon — etwas überholt, an der Dramaturgie hingegen kann sich so manch moderner TVLangweiler ein Beispiel nehmen. All das stört aber den neuerlichen Erfolg der Raumpatrouille nicht, im Gegenteil, es fördert ihn sogar. Denn nur an einer rauhen Fläche kann man sich reiben und hängenbleiben, nicht aber an der gelackten Massenware moderner Konsumfilmfabrikanten. Natürlich sind es viele Fans von einst, heute mindestens um die Dreißig, die ins Kino gehen, um noch einmal zu erleben, wie Cliff McLane und Tamara Jagellovsk zwischen rebellierenden Robotern und sonnenanzapfenden Suffragetten einander näherkommen. Aber auch Neurekrutierte finden sich ein, nicht selten von ihren Eltern auf den ORION-Trip gebracht. Und wenn sie das Kino verlassen, hat das Märchen von übermorgen regelmäßig neue Fans gewonnen. Das Revival der Raumpatrouille ist längst nicht mehr auf die Leinwand beschränkt. Auch Peter Thomas' schon klassisch zu nennender »New Astronautic Sound« ist wieder in aller Ohren, seit die alte Hits wie ein Schwamm aufsaugende moderne Pop-Musik ihn für sich entdeckt hat. Der remixte ORION-Sound schallt einem in den unterschiedlichsten CoverVersionen entgegen. Zwei der besten: »Raumpatrouille ORION« auf der Langspielplatte »Cavalcade« von Fenton Weills und die Single »Space P atrol (The Bullfrog Hip)« von XY. Letztere Gruppe durfte ihren Song Anfang 1990 in der ARD-Hitparade Formel l vortragen, zu einem Video-Clip mit Ausschnitten aus der Raumpatrouille. Das gesamte Konzept der Aachener Musiker, die ihre Melodien als »New Space Pop Sound« bezeichnen, basiert auf dieser Fernsehserie. Die Idee dazu kam ihnen, als sie bei einem Besuch der Bavaria Studios die alten Requisiten sahen. Ihre Künstlernamen lauten dann auch: Cliff Allistair McLain, Mario del Mampfo, Atan Mitsubishi, Hasso Starkström und Tamara Glasnost. Auf der Bühne feiert XY (sprich: eks/wai) eine regelrechte Weltraum-Party mit einer Laser-Show und ins Publikum abgeschossenen Mini-Raumschiffen. Auch die Modezeitschrift Elle kam nicht am Raumschiff ORION vorbei, als sie in einer Sonderbeilage ihrer Ausgabe vom August 1990 über den neuesten Trend berichtete, der da lautet: »Back to the sixties. Back to the future.« Als Vorbilder aktueller Modemacher wurden angeführt: die Girls - 113 -
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von James Bond, Emma Peel, Barbarella und die ORION-Crew. Dazu hieß es: »In dieser Mode hätte Tamara Jagellovsk vom Raumschiff ORION ihren Major McLane sofort rumgekriegt.« Bei so viel Popularität kann man verstehen, daß auch die Buchverlage wieder Interesse an den Abenteuern des Schnellen Raumkreuzers zeigten. Gleich zwei Verlage begannen im Frühjahr 1990 damit, Hanns Kneifels ORION-Romane aus den späten Sechzigern in neuen TaschenbuchEditionen auf den Markt zu bringen: Goldmann in München und Haffmans in Zürich. Haffmans begann sein Engagement in Sachen Kneifel bereits im Sommer 1989, als auf Anregung des für den Verlag tätigen Autors, Herausgebers und Übersetzers Gisbert Haefs Kneifels damals 22 Jahre alter SF-Roman »Das brennende Labyrinth« e ine Neuausgabe als Haffmans-Taschenbuch erfuhr, versehen mit einem höchst informativen wie umstrittenen Nachwort von Haefs. Es gab ein großes Raunen im Blätterwald der Fachpresse, als der — bis dahin — angesehene Verlag das Werk eines »Perry-RhodanSchmierers« (Originalton Kneifel) herausbrachte. Aber Haffmans ließ sich nicht beirren und veröffentlichte im darauffolgenden Jahr die sieben Roman-Adaptionen der ORION-Fernsehabenteuer in einer wohlfeilen Aufmachung, die allein die Anschaffung der auch gesammelt als Kassette erhältlichen Bücher rechtfertigt. Die Titelbilder wurden von Achim Greser, bekannt geworden durch seinen Genschman, nach Fotos aus der TV-Serie gezeichnet; die Vorlagen stellte Ralf Kramer, Deutschlands ORION-Fan Nummer eins, aus seinem reichhaltigen Archiv zur Verfügung. Damit ersparte sich Haffmans die Lizenzgebühr an die Bavaria, die bei einer Verwendung von Filmfotos als Titelbilder fällig geworden wäre. Mit dem Abdruck des TV-Vorspanns auf der ersten Seite und der Bezeichnung »Zukunftsroman« auf dem Cover liegen die Bände voll im Trend der Nostalgiewelle. Zudem wählte man als Reihentitel auf dem Cover Raumpatrouille ORION, was - ist es Zufall? — dem Titel entspricht, unter dem die ORION durch die Kinos fliegt. Raumschiff ORION lautet der Titel bei den Goldmann-Büchern, die im Gegensatz zur Haffmans-Edition nicht en bloc erschienen sind, sondern peu à peu herauskommen, dafür aber mehr. Goldmann begann mit dem Dara-Zyklus, sparte jedoch dessen ersten beide Bände »Verschollen im All« und »Safari im Kosmos« aus, um gleich mit dem dritten Band des Zyklus, - 114 -
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»Die unsichtbaren Herrscher«, einzusteigen. Das dürfte den unbeleckten Leser etwas verwirren, wird doch immer wieder auf Ereignisse aus den beiden vorherigen Bänden Bezug genommen. Zunächst wollte Goldmann nur zehn ORION-Romane bis einschließlich »Bohrstation Alpha« herausbringen, weshalb der Anfang des Zyklus unter den Tisch fiel. Die ersten Bände liefen aber so gut, daß Goldmann den Vertrag mit Kneifel inzwischen verlängerte. Der Autor ist über diesen Erfolg natürlich sehr erfreut: »Ich fühle mich hier, ich hätte beinahe gesagt posthum, schon einigermaßen bestätigt, weil es anscheinend außer mir noch ein paar positive Verrückte gibt, die sagen: Das Material ist an sich gut, es muß nur anständig geschliffen werden, und dann kann man es heute guten Gewissens anbieten und verkaufen.« War die Umsetzung der Fernsehserie Raumpatrouille in Romanform für Kneifel anfänglich vielleicht nur eine Pflichtaufgabe und gewiß nicht immer leicht (»ich habe mir bei diesen sieben Drehbüchern einiges abgebrochen«), so sieht er sie inzwischen als eines seiner eigenen und liebsten Kinder an. Deshalb war er gar nicht erpicht darauf, daß die Goldmann-Bücher mit Motiven aus der TV-Serie geschmückt wurden, was dann auch nicht geschah. Kneifel hat die ORION-Neuausgaben behutsam, aber intensiv überarbeitet und leicht modernisiert, damit sie auch den heutigen Leser ansprechen. Die Goldmann-Bücher enthalten zusätzlich Prologe, die Kneifel extra für die Neuausgabe geschrieben hat. So stellen die Neuausgaben das höchst begrüßenswerte Unterfangen dar, die als Heftausgaben stark gekürzten Texte endlich wieder in ihrer Originallänge verfügbar zu machen, was - mit Ausnahme der rasch gescheiterten Tosa-Bücher - seit 20 Jahren nicht der Fall gewesen ist. Der Autor hofft dann auch, sämtliche von ihm in Eigenregie gestalteten ORION-Romane wieder herausbringen zu können. Auch würde er gern neue Abenteuer um Cliff McLane und seine Crew schreiben, die dann hoffentlich nicht 67 Jahre in der Zukunft spielen werden. Daß beide Verlage, Haffmans und Goldmann, mit ihren ORION-Bänden im Frühjahr 1990 herauskamen, ist kein Zufall, denn RTL plus hatte im Hinblick auf den Kinoerfolg der Raumpatrouille für diesen Zeitpunkt eine Ausstrahlung der Serie angekündigt, die dann aber nicht erfolgte. Bei den privaten Fernsehsendern ist es schon häufig vorgekommen, daß sie bereits - 115 -
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angekündigte Filme wieder aus dem Programm nehmen mußten, weil sie die Rechte an ihnen gar nicht besaßen. Offenbar haben auch hier die ARDAnstalten interveniert, da die Raumpatrouille allemal für eine Wiederholung gut ist - und vielleicht sogar für eine Fortsetzung. Denn diese ist seit ein paar Jahren bei der Bavaria im Gespräch, wobei man immer wieder zwischen einem Kinofilm, neuen TV-Abenteuern und beidem hin und her pendelt. Treibende Kraft hinter dem Projekt ist Dietmar Schönherr, der gern noch einmal den Commander McLane spielen möchte. Daß das Publikum auch gealterte Helden akzeptiert, hat die Originalbesatzung der ENTERPRISE in den Star-Trek-Kinofilmen vorexerziert. Schönherr, seit den Sechzigern, wie wir alle, umweltbewußter geworden, würde gern das Thema Ökologie in den Mittelpunkt eines neuen ORIONAbenteuers stellen. Auch die meisten anderen Raumpatrouille-Darsteller wären gern wieder mit dabei. Schon 1979 schrieb Wolf gang Völz: »Als ich vor drei Jahren mich noch einmal für Schönherrs Das war mein Leben in die Kluft des Mario zwängte, dachte ich, wie schade es doch ist, daß man versäumt hat, die Serie fortzusetzen. Heute noch - ich bin sicher - würden sich die ORIONFans freuen, wenn man die Serie wiederaufnehmen würde, aber es soll wohl nicht sein.« Als das ZDF im Juni 1988 die Raumpatrouille zum Thema seiner Show Tele-As machte und Dietmar Schönherr, Eva Pflug und Wolf gang Völz bei Carolin Reiber und Peter Rapp zu Gast waren, sagte Eva Pflug: »Ich würde ganz gern eine Fortsetzung davon drehen, muß ich sagen, irgend sowas.« Und auf die Frage, warum es damals keine Fortsetzung gegeben habe: »Das weiß ich nicht. Ich glaube, das weiß keiner von uns. Also ich habe irgendwann von Dr. Jedele gehört, es wären keine Bücher mehr da, und es hätte ja nun ein Happy-End gegeben und - ich weiß nicht. Dabei gab's haufenweise Bücher.« Die Musik, wieder von Peter Thomas komponiert, und auch die Drehbücher für die Fortsetzung sollen schon vorliegen. Männer-Regisseurin Doris Dörrie bekundete ihr Interesse, einen ORION-Kinofilm zu inszenieren. Aber bislang hapert es mit der Finanzierung. Dabei scheint die Phantastik im deutschen Film derzeit durchaus gefragt zu sein. Bernd Eichinger, das Wunderkind unter den deutschen Filmproduzenten, kaufte im Frühjahr 1990 für die Neue Constantin eine Option auf - 116 -
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die Perry-Rhodan-Serie. Unter den Fittichen von Produzent Dieter Geissler entstand 1989/90 in den Bavaria-Studios Die unendliche Geschichte II - Auf der Suche nach Phantasien, wie schon der Vorgänger zum Großteil in der »ORION-Halle« 4/5 gedreht. Geissler gab für seine Absicht, MünchenGeiselgasteig tricktechnisch auf Hollywood-Niveau zu bringen, sage und schreibe 53 Millionen DM aus. Geradezu lächerlich bescheiden nehmen sich dagegen die zwei Millionen DM aus, die man für einen ORION-Kinofilm aufbringen wollte, dessen Konzept man inzwischen wieder verworfen hat. Er sollte die ursprüngliche ORION-Besatzung zunächst altersmäßig so zeigen, wie man sie aus der Fernsehserie kennt, wozu man alte Szenen nachkolorieren wollte. Die ORION sollte dann in eine Art Zeitfalte geraten und in unserer Gegenwart wieder auftauchen, allerdings mit den jetzt stark gealterten Helden. Das Ganze war sehr selbstironisch geplant und erinnert in der Konzeption ein wenig an den vierten Star-Trek-Kinofilm. Im Sommer 1990, als die deutsche Wiedervereinigung vor der Tür stand und man sich Gedanken über die weitere Verwendung des riesigen Filmgeländes in Berlin-Babelsberg machte, tauchte das Gerücht auf, die Bavaria wolle gemeinsam mit der DEFA vier neue ORION-Fernsehfilme mit der alten Darsteller-Garde produzieren. Daß daran durchaus etwas dran war, beweist die Tatsache, daß Wolfgang Völz schon 1989 im Fernsehen verkündete, demnächst werde es wahrscheinlich eine Fortsetzung der Raumpatrouille geben, »mit uns als alten Männern«. Bei der Bavaria besteht großes Interesse an einer Fortsetzung der ORION-Abenteuer, hat man doch inzwischen auch dort gemerkt, daß es sich bei dem Schnellen Raumkreuzer um keine Eintagsfliege handelt. Noch heute landet dort Fanpost, die manchmal nur an das »Raumschiff ORION« adressiert ist. Jedoch scheint man dort nicht bereit zu sein, für Commander McLane und seine Fans ein finanzielles Wagnis einzugehen. Und so hieß es im Herbst 1990 aus Geiselgasteig, die Fortsetzung der Raumpatrouille sei zwar noch nicht abgesagt, aber zur Zeit auch nicht aktuell, denn: »Unsere Bemühungen um eine Fortsetzung der Serie sind an terrestrische Grenzen gestoßen, die selbst mit Hyperspace-Energie nicht zu überwinden sind. So wird es - wenigstens vorerst - keine neuen TVAbenteuer mit Nierentisch-Eleganz im Weltraum geben.« Das ist bei Redaktionsschluß dieses Buches der Stand der Dinge. - 117 -
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Sie riefen die Sterne Die Autoren der ORION-Romane
Wenn man von den ORION-Romanen spricht, muß im selben Atemzug der Name Hanns Kneifel fallen. Er hat nicht nur die Romane über einige Jahre hinweg fast im Alleingang geschrieben und ihnen dadurch seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt, sondern mit 70 ORION-Romanen hat er auch beinah die Hälfte der ORION-Serie zu Papier gebracht. Am 11. Juli 1936 im oberschlesischen Gleiwitz als Sohn eines Lehrers geboren, verschlugen die Kriegs- und Nachkriegs-wirren Johannes Kneifel, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, 1945 nach Oberbayern, wo er zunächst eine Konditorlehre machte und diese mit der Meisterprüfung abschloß. 1962 machte er in einem Jahr das Begabtenabitur, um anschließend Pädagogik zu studieren. Nach dem Staatsexamen wirkte er als Referendar an einer Berufsschule in Kitzingen, bis er sich 1967 in München niederließ, um sein Glück als freier Schriftsteller zu versuchen. Seit 1972 findet man ihn häufig auch in Porto Cervo auf Sardinien, wo er ein in der Größe heftig umstrittenes »Anwesen« besitzt, das ihm bei seinen Kollegen den Spitznamen »Mr. Sardinien« einbrachte. Kneifels Entschluß, sein Geld allein mit einer Schreibmaschine und der Kraft seiner Phantasie zu verdienen, war kein plötzlich aufgetauchtes Hirngespinst. Schon 1956 war im Münchner AWA Verlag sein erster SFRoman »Uns riefen die Sterne« erschienen, gefolgt von »Oasis, Tor zu den Sternen« (1958) und »Ferner als du ahnst« (1959). Als er sich selbständig machte, konnte er bereits auf die stattliche Zahl von mehr als 30 veröffentlichten Romanen zurückblicken. Schon in jungen Jahren eine Leseratte, hatte Kneifel als etwa Fünfzehnjähriger das Glück, daß sich vor seiner Münchner Haustür eine Leihbücherei befand: »Die habe ich leergelesen.« Zu seiner damaligen Lektüre gehör- 118 -
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te viel Science-fiction, Kurd Laßwitz, Hans Dominik, K. H. Scheer, aber auch die ersten Übersetzungen amerikanischer Autoren, die damals in Deutschland aufkamen. Nachhaltigen Eindruck hinterließ bei ihm der 1950 nach einem Roman von Robert A. Heiniein gedrehte Film »Endstation Mond«, der als der erste moderne SF-Film gilt. Wie viele Jugendliche (von denen es die wenigsten durchhalten) versuchte sich Kneifel bald an seinem ersten Roman, den er noch mit der Hand schrieb und »Fünf Mann im Kosmos« nannte: »Ich fand ein weibliches Opfer im Tennisclub, die mir das Manuskript abtippte, und schickte es an den Gebrüder Weiß Verlag, damals der beste. Und nach langem Warten und einer handschriftlichen Mahnung meinerseits schrieben die einen Brief von einer halben Seite zurück, in dem >Ihr Roman< in Anführungszeichen geschrieben war. Das hat mich mit meinen 16 Jahren - ich war sicher, in Bälde den Nobelpreis zu kriegen - maßlos geärgert.« Aber er besaß das, was ein Schriftsteller außer dem Hang und dem Talent zum Schreiben am meisten benötigt: Ausdauer. Er überarbeitete und erweiterte seinen Erstling und schickte ihn dann an den AWA Verlag, der ihn prompt zu einem Gespräch ins Lektorat einlud. Sein Roman, der schließlich unter dem Titel »Uns riefen die Sterne« erschien, war angenommen. Allerdings bedurfte es bis zur Veröffentlichung noch einer gründlichen Überarbeitung unter Anleitung des Verlagslektors Dr. Tietze. Der spätere Freund Kneifels hatte seine Hand auch bei dessen zweitem Roman »Oasis« im Spiel. Erst bei »Ferner als du ahnst« kam Kneifel weitgehend ohne die helfende Hand seines Lektors aus. Nachdem AWA drei Romane Kneifels veröffentlicht hatte (aber wohl nicht deswegen), ging der Verlag pleite. Der junge Autor, der gerade an seinem vierten Roman schrieb, ließ sich davon nicht beeindrucken und brachte sein neues Werk »Das Serum des Gehorsams« 1961 als Heftroman in der renommierten Terra-Reihe des Moewig Verlags unter. Damit war der Kontakt zu Moewig hergestellt, der sich für beide Seiten als sehr fruchtbar erweisen sollte. In den folgenden Jahren veröffentlichte Kneifel viele weitere Romane in Terra und ab 1965 auch in der Reihe Terra Taschenbuch , die aus der Heftreihe Terra Sonderband hervorging und mit Kneifels Roman »Der Traum der Maschine« gestartet wurde. Zuvor hatte Kneifel mit »Geist ohne Fesseln« (1964) auch noch einen Roman als Terra Sonderband veröffentlicht. - 119 -
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Das Jahr, in dem Kneifels Zusammenarbeit mit Moewig begann, war auch das Jahr, in dem der Verlag seinen »Erben des Universums« Perry Rhodan erst zum Mond und dann zu weitergesteckten Zielen fliegen ließ. Kneifel erhielt bald eine Einladung, an der Serie mitzuschreiben, lehnte zunächst aber ab, weil er glaubte, die zeitliche Inanspruchnahme als CoAutor einer wöchentlich erscheinenden Serie ließe sich mit seinem Studium nicht vereinbaren. Deshalb stieß er erst nach seinem Examen zum RhodanTeam. Als Peny Rhodan 1969 seinen Ableger Atlan bekam, gehörte Kneifel von Anfang an zum Autorenteam. Desgleichen bei den Fantasy-Heftserien Dragon (ab 1973) und Mythor (ab 1980). Auch die seit 1964 monatlich erscheinende Taschenbuchreihe PerryRhodan-Planetenromane zählt Kneifel von Beginn an zu ihren Stammautoren. Dort hat er sich vor allem durch die Veröffentlichung der »AtlanZeitabenteuer« viele Freunde gemacht. Die Romane schildern die Erlebnisse des unsterblichen Arkoniden Atlan in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden auf der Erde und geben Kneifel Gelegenheit, sein vitales Interesse an vergangenen historischen Epochen in seine Arbeit einfließen zu lassen. Da ist es nicht verwunderlich, daß er für die Heftreihe Seewölfe auch Romane aus der Zeit der Freibeuter und Segelschiffe schrieb. Das Interesse an historischen Themen veranlaßte ihn jüngst, mit »Weihrauch für den Pharao« einen Roman aus dem alten Ägypten in Angriff zu nehmen. Er schrieb Biographien, Bücher über die Erde und den Mond, naturwissenschaftliche Beiträge für den Rundfunk, und er arbeitete in der Werbung. Auf dem Gebiet der Phantastik hat er zudem Horrorromane und SFHörspiele geschrieben. Bei der Vergabe des Kurd-Laßwitz-Preises, mit dem alljährlich die besten Leistungen der deutschsprachigen Phantastik ausgezeichnet werden, landete Kneifels Hörspiel »Das Insel-Dilemma: Berenice« 1988 auf einem der vorderen Plätze. Hanns Kneifel hat bis heute etwa 600 Romane (im Schnitt 20 pro Jahr, wie Gisbert Haefs einmal ausrechnete) veröffentlicht; genaue Angaben sind unmöglich, da es — zum Glück — ständig mehr werden. Er wird wohl zu Recht als der produktivste deutsche SF-Schriftsteller der Nachkriegszeit angesehen. Diese ungeheure Produktivität hat ihm bei Kritikern und Neidern den Titel »Courts-Mahler der Science-fiction« eingebracht. Wenn man - 120 -
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dies überhaupt als eine abwertende Bezeichnung nehmen will, so trifft sie auf Kneifel weit weniger zu als auf viele seiner — nicht so fleißigen — Kollegen. Klar ist, daß ein Autor von Serienliteratur, um die es sich bei Heftromanen handelt, mit gewissen Sachzwängen, wie Zeitdruck und mangelhafter Lektorierung, fertig werden muß, die ihn in seiner schriftstellerischen Entfaltung einschränken. Aber selbst seine Heftromane — ganz zu schweigen von seinen Büchern, insbesondere den seriengebundenen Titeln - heben sich inhaltlich und stilistisch positiv vom Durchschnitt ab. Er versteht es meisterhaft, nicht nur von fremden Welten zu schreiben, sondern sie auch zu beschreiben, indem er ihre kulturellen Eigenheiten vor dem Auge des Lesers lebendig werden läßt. Seine Helden haben nicht nur aufregende Abenteuer zu bestehen, sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit auch mit Literatur, Musik, bildender Kunst, frönen kulinarischen und geschlechtlichen Genüssen. »Bei ORION zum Beispiel«, sagte Kneifel zum letztgenannten Thema, »konnte ich dies innerhalb der Grenzen des guten Geschmacks frei gestalten. Cliff McLane hat ja auch ein heiteres Leben geführt. Es paßte natürlich dann auch zu dem von mir Geschilderten, weil ich mir sagte, der Junge hat sich aus den ersten sieben Folgen emanzipiert. Es paßt dann zu der Figur, wenn ihn die Mädels anhimmeln. Den asketischen Cliff haben sie mir zuerst auch nicht geglaubt.« Kneifels eigenwilliger, ironischer, von Aphorismen durchsetzter Stil läßt ihn aus den Serienprodukten immer wieder hervorstechen, vielleicht ein Grund dafür, warum er aus der Rhodan-Heftserie »ausgestiegen wurde« (er selbst kennt den Grund nicht). Bei ORION konnte sich dieser Stil besonders in den ersten 40, von Kneifel in eigener Regie gestalteten Romanen entfalten, während er in der Ewers-Ära zusehends verflachte. Aus ironischen, mit Bonmots gewürzten Dialogen wurden später allzu oft alberne Witzeleien. Das gilt für die Romane aller Autoren und ist ein Auswuchs der Schreibroutine, welche die Umstellung auf eine wöchentlich erscheinende Heftserie mit sich brachte, was auch Kneifel erkannte: »Aber der typische ORION-Ton, der ja auch mein Ton ist, hat natürlich darunter gelitten.« Kneifel kommt das Verdienst zu, aus den Figuren der Fernsehserie Charaktere gemacht zu haben, die er mit so viel Eigenleben ausstattete, daß sie immerhin 145 Romane überstanden. Bei Leserumfragen, die im fortge- 122 -
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schrittenen Stadium der Serie durchgeführt wurden, lagen seine alten Romane noch immer auf den vorderen Plätzen. Er begründete die Beliebtheit der ORION-Abenteuer auch in gedruckter Form und rief die Begeisterung der Fans hervor, die eine spätere Heftserie erst ermöglichte. Er schuf mit dem eigenverantwortlichen Ausbau des durch die TV-Episoden vorgegebenen Rahmens gleichzeitig das Fundament für diese Serie, wenn H. G. Ewers es auch - leider - vorzog, dieses Fundament fast gänzlich zuzuschütten. Wenn man von dem ORION-Autoren sprechen will, dann ist es Hanns Kneifel. Mit seinem einzigen ORION-Roman »Revolte der Puppen« hält Ernst Vlcek einen einsamen Rekord, der insofern nicht verwunderlich ist, als Vlcek nur als Aushilfe für Hanns Kneifel einsprang und nie fest zum ORION-Autorenteam gehörte. 1941 in Wien geboren, hatte Vlcek zunächst als Büromaschinentechniker gearbeitet, bis er sich 1970 entschloß, den Sprung in das kalte Wasser der freien Schriftstellerei zu wagen. Als Vierzehnjähriger kam er mit der Science-fiction in Berührung und tummelte sich bald in der Fan-Szene, wo er Geschichten schrieb und Illustrationen anfertigte. Viele dieser Geschichten konnte er später an Verlage verkaufen. 1964 erschien seine in Zusammenarbeit mit Helmuth W. Mommers entstandene Kurzgeschichtensammlung »Das Problem des Epsilon« in der Reihe Terra Sonderband. In den folgenden Jahren kamen weitere Romane und Erzählbände heraus, zunächst noch mit Mommers als Co-Autor, später von Vlcek allein verfaßt. Sie erschienen in den Heftreihen Utopia, Terra, Terra Nova und Terra Astra. Als der amerikanische SF-Preis HUGO kurzzeitig in deutscher Lizenz vergeben wurde, erhielt Vlcek 1969 die Auszeichnung als bester deutscher Nachwuchsautor. Über die Rhodan-Taschenbücher gelang ihm 1970 der Einstieg in die Perry-Rhodan-Serie, als dort akuter Autorenmangel herrschte. Er schrieb für Atlan und unter dem Pseudonym Paul Wolf für die Fantasy-Serien Dragon und Mythor. Dieses Pseudonym benutzt er ebenfalls bei seinen Horrorromanen. Für eine Horrorserie hat er als Exposeautor gearbeitet, desgleichen für Mythor. Das prädestinierte ihn, 1984 die Exposeredaktion von Perry Rhodan zu - 123 -
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übernehmen, die er sich mit seinem Kollegen Kurt Mahr teilt. So darf er sich heute rühmen, auf die größte SF-Serie derWelt maßgeblichen Einfluß zu nehmen. Als Exposeredakteur der ORION-Heftserie ist H. G. Ewers der Mann, der neben Hanns Kneifel die Entwicklung der ORION-Romanabenteuer am stärksten beeinflußt hat. Wenn auch die grundsätzliche Richtung, die er der Serie gab, zu beanstanden ist, so war die Thematik der Auseinandersetzung zwischen den kosmischen Urmächten Varunja und Rudraj a jedenfalls am Anfang interessant zu lesen. Auch die Einbettung unerklärter irdischer Phänomene und Rätsel, wie das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks, wirkte gelungen. Die insgesamt 21 Romane, die Ewers selbst zur Serie beisteuerte, fanden bei den Lesern ein geteiltes Echo. Man warf ihm vor, bei Perry Rhodan besser zu schreiben als bei ORION. Es schien, als habe Ewers, wie zuvor Hanns Kneifel, zeitweilig die berüchtigte ORIONMüdigkeit erfaßt. H. G. Ewers ist das Pseudonym von Horst Gehrmann, der 1930 in Weißenfels/Saale geboren wurde und in der ehemaligen DDR aufwuchs. 1945 machte er eine kaufmännische Lehre. Später arbeitete er in der Verwaltung seiner Heimatstadt als Referent für Kommunalstraßenwesen und als Personalleiter im Schulamt. Er machte nachträglich das Abitur, um an der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale zu studieren und anschließend als Lehrer an einer Polytechnischen Oberschule in den Fächern Deutsch, Biologie, Physik und Astronomie zu unterrichten. 1962 verließ er die DDR, lebte erst in Köln, dann in Oberbayern. Schon in jungen Jahren arbeitete er nebenbei als freier Journalist. Ein Buch über Einsteins Relativitätstheorie, ein Artikel mit dem Titel »Die Rakete in den kosmischen Raum« und ein SF-Roman von Stanislaw Lern faszinierten ihn derart, daß er beschloß, SF-Autor zu werden. In Westdeutschland verwirklichte er diesen Entschluß und veröffentlichte 1963 mit »Intrige auf Chibbu« seinen SF-Erstling in der Terra-Reihe. Viele weitere Romane für die Reihen Terra, Terra Taschenbuch, Terra Astra, Atlan, Perry Rhodan und für die Rhodan-Taschenbücher folgten. Für Atlan war er zusammen mit Peter Griese zeitweilig als Exposeredakteur tätig. Früher hatte er unter dem Pseudonym Ken Porter eine eigene Krimireihe beim Bastei Verlag in Bergisch Gladbach und schrieb später auch bei Basteis - 124 -
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Krimi-Dauerbrenner Jerry Cotton mit. Inzwischen hat sich H. G. Ewers ganz der Science-fiction verschrieben. H. G. Francis hat nur drei Romane zu den Abenteuern des Schnellen Raumkreuzers beigesteuert. Als sich Pabel-Moewig entschloß, ORION über die von Hanns Kneifel allein verfaßten Romane hinaus als eigenständige Serie unter der Federführung von H. G. Ewers fortzusetzen, bildeten zunächst Francis, Kneifel und Ewers das dafür vorgesehene Autorenteam. Dann trat jedoch eine Stockung ein, als die schon erschienenen ORIONBände neu aufgelegt wurden. Danach, als endlich neue Romane geschrieben wurden, stand Francis nicht mehr zur Verfügung. Leider, muß man sagen, denn er hat sich bei seiner Mitarbeit an vielen SF-Serien als Autor gezeigt, der interessant und spannend zu erzählen weiß und auch gesellschaftskritische Töne in seine Arbeit einbringt. 1936 als Hans Günther Franziskowsky in Itzehoe geboren, blieb er seiner norddeutschen Heimat treu. Er studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und war lange Zeit, auch als er sich schon als Schriftsteller etabliert hatte, hauptberuflich als Werbekaufmann tätig. Als Hans G. Francis veröffentlichte er 1962 seinen ersten SF-Roman »Die fünf Oligos« in der Reihe Utopia Großband. Er schrieb weitere Romane für diese Reihe sowie für die Reihen Utopia, Zauberkreis SF, Terra Nova, Terra Astra und Zur besonderen Verwendung. Dabei benutzte er viele Pseudonyme wie Ted Scott, R. C. Quoos-Raabe, Günther Frank, H. G. Francisco und Heinz G. Francis. Neben den SF-Romanen schrieb er Krimis sowie die Drehbücher für zwei Fernsehfilme, Rundfunksendungen, die Perry-RhodanHörspielcassetten und die von ihm konzipierte SF-Hörspielserie Commander Perkins, die er auch in Form von Jugendbüchern herausbrachte. Als andere Verlage sich in den sechziger Jahren anschickten, Moewigs Superhit Perry Rhodan mit eigenen Weltraumrecken zu wiederholen, war Francis an mehreren dieser Versuche beteiligt, die sich letztendlich als wirkungsloses Störfeuer erwiesen. Das waren Mark Powers, der Held des Weltalls von Pabel, als dieser Verlag noch nicht mit Moewig fusioniert war, Ren Dhark — Weg ins Weltall vom Hamburger Kelter Verlag, Basteis Rex Corda, der Retter der Erde, von Francis zusammen mit Manfred Wegener konzipiert, und die ebenfalls von Francis konzipierte, innerhalb von Pabels Utopia-Reihe erscheinende Serie Ad Astra. So stieß er schließlich 1971 auch zu - 125 -
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Rhodan und dessen Kumpel Atlan. Bei ORION ist besonders der letzte von Francis für diese Serie geschriebene Roman, »Kinder der Blauen Blume« (Band 51), erwähnenswert, spielt die ORION-Crew in ihm doch fast keine Rolle. Francis schildert die Welt des vierten Jahrtausends einmal aus anderen Blickwinkeln, ein ebenso interessantes wie gelungenes Unterfangen. Da ORION später nicht mehr wöchentlich erschien, blieb »Kinder der Blauen Blume« der e inzige Roman der Serie, der nicht Commander McLane und seine Freunde in den Mittelpunkt des Geschehens stellt. Horst Hoffmann kann für sich in Anspruch nehmen, der jüngste und, n eben Hanns Kneifel, der zweitfleißigste ORION-Autor zu sein, steuerte er doch insgesamt 30 Romane zu der Serie bei. Im Rahmen seiner Betreuung der Leserkontaktseite zeichnete er Portraits der Hauptfiguren aus ORION. Gleich sein erster Roman für die Serie, »Invasionsbasis Roter Planet« (Band 49), kam bei den Lesern aufgrund seiner spannenden Handlung sehr gut an. Auch seine weiteren Beiträge zu ORION enttäuschten selten, denn sie waren meistens spannend und flott erzählt. In der Endphase der Serie war Hoffmann es, der durch seine bei den Lesern beliebten Jugendabenteuer der ORION-Crew ein wenig vom alten Glanz der Raumpatrouille zurückholte. Hoffmann, Jahrgang 1950, wollte nach dem Abitur Kunsterzieher werden und studierte zunächst Kunstgeschichte und Germanistik, »dann in einem Anflug von Schwachsinn umgesattelt auf Wirtschaftswissenschaften, wobei mir die Wirtschaft an der Ecke allemal lieber war als die aus den Vorlesungen.« Kein Wunder, daß er auch dieses Studium abbrach. Ein weiterer hauptberuflicher Autor (sowie Übersetzer und Graphiker) war für die Science-fiction-Literatur gewonnen. Ersten Kontakt zu diesem Genre bekam Hoffmann durch die Comic-Serie Nick, der Weltraumfahrer und durch die populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen von Professor Heinz Haber. Die Bekanntschaft mit Perry Rhodan festigte Hoffmanns Liebe zur SF, und bald engagierte er sich im Fandom, wo er mit Watchtower - Deutschlands satirisches SF-Magazin ein eigenes Fanzine herausgab. Als der Kelter Verlag für seine neue SF-Heftreihe Gemini Manuskripte suchte, kramte Hoffmann seinen ersten Roman aus der Schublade und - 127 -
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brachte ihn auf Anhieb bei Kelter unter. »Sie warteten jenseits der Sterne« erschien 1976 unter dem Pseudonym Neil Kenwood. Im selben Jahr debütierte er mit dem in der Reihe Terra Astra veröffentlichten Roman »Entscheidung auf Hades« unter seinem eigenen Namen bei Pabel-Moewig. Weitere Romane für beide Reihen folgten. »Und dann kam der Doppelschlag. Ich wurde zu einer Atlan-Konferenz eingeladen und kam ins Atlanund ins ORION-Team. Außerdem wurde mir die ORION-LKS anvertraut.« Später ereilte auch ihn der Ruf ins Rhodan-Team. Zusätzlich fertigte er I nnenillustrationen für Rhodan und Atlan an. Später übernahm er gar das Management sowie die Betreuung der LKS bei Rhodan. Außerdem hat er die Bearbeitung der Rhodan-Hardcoverausgabe unter seine Fittiche genommen, die in jedem Band mehrere Hefte zusammenfaßt. Als Mitautor von Mythor zeigte Hoffmann, daß er auch Fantasy schreiben kann. Harvey Patton verfaßte 20 Romane der ORION-Serie und erfreute die Leser besonders durch die amüsanten Schilderungen aus dem P rivatleben der Raumfahrer, das die häufigen Besuche der trinkfesten Crew im StarlightCasino einschließt. Das ist nicht verwunderlich, denn auch in seinem eigenen Privatleben gilt der Autor als sympathischer, umgänglicher Mensch und ist als solcher bei den Fans sehr beliebt. 1923 als Hans Peschke in Breslau geboren, übte er zunächst den heute selten gewordenen Beruf eines gräflichen Butlers aus und meldete sich 1941 freiwillig zur Luftwaffe: »Später habe ich mich außer zum Essenholen nie wieder freiwillig zu etwas gemeldet.« Nach drei Jahren Dienst und anschließender Kriegsgefangenschaft versuchte er, sich als Krempler, Bahnarbeiter und Speisewagenschaffner zu ernähren: »Gräfliche Leibdiener wurden nicht mehr gebraucht.« Er heiratete und wurde in Mönchengladbach, später in Köln seßhaft. Die SF-Heftreihe Utopia weckte sein Interesse an Science-fiction. Er wurde Mitglied eines SF-Clubs, gab ein eigenes Fanzine heraus, schrieb Artikel und Rezensionen und schließlich auch Romane. Der Mendener Leihbuchverlag Bewin brachte 1964 Pattons SF-Roman »Irrgarten Kosmos« unter dem Verlagspseudonym W. Brown heraus und zahlte dem Autor dafür 400 DM. Bis 1971 folgten 14 weitere Leihbücher für Bewin. Unter seinem richtigen Namen und als Harvey Patton schrieb er, in den späten Sechzigern beginnend, Heftromane für die Reihen Utopia, Zauberkreis SF, Terra Astra - 128 -
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und Raumschiff PROMET. Weitere Pseudonyme von ihm sind Harvey Pearson und Peter Hansen. Schließlich wurde er ins Team von Atlan geholt und etwas später - auf der schon von Horst Hoffmann erwähnten Autorenkonferenz - in das von ORION. Neben ein paar Rhodan-Taschenbüchern schrieb er nur einen einzigen Roman für die Rhodan-Heftserie (womit er das Gegenstück zu Ernst Vlcek bei ORION bildet). Er wurde gleich wieder aus dem Team ausgebootet, weil er es gewagt hatte, dem scheinbar allmächtigen Cheflektor einen Verbesserungsvorschlag zu unterbreiten -und das grenzte schließlich an Kritik. Das sollte für Patton in den späten Achtzigern schlimme Folgen haben. Als das große Heftsterben auch die SF-Reihen von Pabel-Moewig nicht verschonte und dort nur noch Perry Rhodan überleben ließ, hatten fast alle SF-Hausautoren des Verlags bei Rhodan wenigstens ein mehr oder weniger regelmäßiges Einkommen. Nicht so Harvey Patton, der sich in anderen Genres umtun mußte, um zu überleben. Ein trauriges Beispiel dafür, daß im Land der Dichter und Denker auch Schriftsteller am Hungertuch nagen können. Harvey Patton war bei ORION stets mit Begeisterung bei der Sache, was man seinen Romanen auch anmerkt. Er hat die Einstellung der Serie sehr bedauert und immer betont, daß er sie eines Tages gern weiterführen möchte.
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145 phantastische Abenteuer Bibliographie der ORION-Romane
Die Bibliographie listet sämtliche bisher erschienenen ORION-Romane mit dem Erscheinungsjahr in ihrer jeweiligen Publikationsform auf. Die den einzelnen Titeln vorangestellten Nummern entsprechen der chronologischen Reihenfolge der Romane und gleichzeitig der Nummerierung in der Taschenbuchserie Raumschiff ORION bzw. der ORION-Heftserie. Die ORION-Hardcoverbände werden in einer separaten Bibliographie aufgeführt. Folgende Abkürzungen werden verwendet: GoTb HaTb ORION RO TA TTb
Goldmann Taschenbuch Haffmans Taschenbuch ORION (Heftserie, Pabel-Moewig) Raumschiff ORION (Taschenbuchserie, Moewig) Terra Astra (Heftreihe, Pabel-Moewig) Terra Taschenbuch (Moewig)
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I. Die ORION-Taschenbücher und -Heftromane
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Han(n)s Kneifel: »Angriff aus dem All« RO/TTb 134 (1968), TA 52 (1972), ORION (1976), HaTb 72 (1990) Han(n)s Kneifel: »Planet außer Kurs« RO/TTb 136 (1968), TA 56, (1972), ORION (1976), HaTb 73 (1990) Han(n)s Kneifel: »Die Hüter des Gesetzes« RO/TTb 138 (1968), TA 60 (1972), ORION (1976), HaTb 79 (1990) Han(n)s Kneifel: »Deserteure« Ro/TTb 140 (1968), TA 64 (1972), ORION (1976), HaTb 80 (1990) Han(n)s Kneifel: »(Der) Kampf um die Sonne« RO/TTb 142 (1968), TA 68 (1972), ORION (1976), HaTb 90 (1990) Han(n)s Kneifel: »Die Raumfalle« RO/TTb 144 (1968), TA 72 (1972), ORION (1976), HaTb 91 (1990) Han(n)s Kneifel: »Invasion« RO/TTb 146 (1968), TA 76 (1973), ORION (1977), HaTb 92 (1990) Hans Kneifel: »Die Erde in Gefahr« RO/TTb 152 (1968), TA 80 (1973), ORION (1977) Hans Kneifel: »Planet der Illusionen« RO/TTb 154 (1968), TA 84 (1973), ORION (1977) Han(n)s Kneifel: »Wettflug mit dem Tod« RO/TTb 156 (1968), TA 88 (1973), ORION (1977), GoTb 23644(1991) Hans Kneifel: »Schneller als das Licht« RO/TTb 158 (1969), TA 92 (1973), ORION (1977) Hans Kneifel: »Die Mordwespen« RO/TTb 160 (1969), TA 96 (1973), ORION (1977) Hans Kneifel: »Kosmische Marionetten« RO (1969), TA 100 (1973), ORION (1977) Han(n)s Kneifel: »Die tödliche Ebene« RO (1969), TA 104 (1973), ORION (1977), GoTb 23645 (1991) Hans Kneifel: »Schiff aus der Zukunft« RO (1969), TA 108 (1973), ORION (1977) Ernst Vlcek: »Revolte der Puppen« RO (1969), TA 112 (1973), ORION (1977) Hans Kneifel: »Verschollen im All« - 131 -
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18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.
RO (1969), TA 116 (1973), ORION (1977) Hans Kneifel: »Safari im Kosmos« RO (1969), TA 120 (1973), ORION (1977) Han(n)s Kneifel: »Die unsichtbaren Herrscher« RO (1969), TA 124 (1973), ORION (1977), GoTb 23 631 (1990) Han(n)s Kneifel: »Der stählerne Mond« RO (1969), TA 128 (1974), ORION (1977), GoTb 23630 (1990) Han(n)s Kneifel: »Staatsfeind Nummer Eins« RO (1969), TA 132 (1974), ORION (1977), GoTb 23632 (1990) Han(n)s Kneifel: »Der Mann aus der Vergangenheit« RO (1969), TA 136 (1974), ORION (1977), GoTb 23 633 (1990) Han(n)s Kneifel: »Entführt in die Unendlichkeit« RO (1970), TA 140 (1974), ORION (1977), GoTb 23634 (1990) Han(n)s Kneifel: »Die phantastischen Planeten« RO (1970), TA 144 (1974), ORION (1977), GoTb 23635 (1990) Han(n)s Kneifel: »Gefahr für Basis 104« RO (1970), TA 148 (1974), ORION (1977), GoTb 23636 (1990) Han(n)s Kneifel: »Die schwarzen Schmetterlinge« RO (1970), TA 152 (1974), ORION (1977), GoTb 23637 (1990) Han(n)s Kneifel: »Das Eisgefängnis« RO (1970), TA 156 (1974), ORION (1977), GoTb 23639 (1991) Han(n)s Kneifel: »Bohrstation Alpha« RO (1970), TA 160 (1974), ORION (1977), GoTb 23640 (1991) Han(n)s Kneifel: »Das Team der Selbstmörder« RO (1970), TA 164 (1974), ORION (1977), GoTb 23 643 (1991) Han(n)s Kneifel: »Der Raumpirat« RO (1970), TA 168 (1974), ORION (1977), GoTb 23646 (1991) Hans Kneifel: »Der Königspfad« RO (1970), TA 172 (1974), ORION (1977) Hans Kneifel: »Die träumende Erde« RO (1970), TA 176 (1974), ORION (1977) Hans Kneifel: »Spirale zur anderen Welt« RO (1970), TA 180 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Wikinger der Sterne« RO (1970), TA 184 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Der Todesmarsch« - 132 -
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36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.
RO (1970), TA 188 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Training für die Sterne« TA 192 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Unternehmen Phönix« TA 195 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Jäger zwischen den Sternen« TA 198 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Tödlicher Sternentraum« TA 203 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »System der tausend Rätsel« TA 207 (1975), ORION (1977) Hans Kneifel: »Hüter der Menschheit« TA 212 (1975), ORION (1977) H. G. Ewers: »Kreuzweg der Dimensionen« TA 258 (1976), ORION (1977) H. G. Ewers: »Der Mordroboter« TA 262 (1976), ORION (1977) Hans Kneifel: »Gefahr vom Jupiter« TA 266 (1976), ORION (1977) H. G. Francis: »Erbe des Infernos« TA 270 (1976), ORION (1977) H. G. Ewers: »Kristall des Todes« TA 274 (1976), ORION (1977) Hans Kneifel: »Die Hypnobasis« ORION (1977) H. G. Francis: »Duell der Körperlosen« ORION (1977) Horst Hoffmann: »Invasionsbasis Roter Planet« ORION (1977) Hans Kneifel: »Fluchtburg im Weltraum« ORION (1977) H. G. Francis: »Kinder der Blauen Blume« ORION (1977) Hans Kneifel: »Stimmen vom Jupiter« ORION (1977) Hans Kneifel: »Goldener Käfig Saturn« - 134 -
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54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71.
ORION (1977) Hans Kneifel: »Phantom-Baby« ORION (1977) Harvey Patton: »Der Transmitterkreis« ORION (1977) Horst Hoffmann: »Invasion aus dem Meer« ORION (1977) H. G. Ewers: »Zeitfestung Titan« ORION (1977) Hans Kneifel: »Der Killersatellit« ORION (1977) Harvey Patton: »Die magischen Spiegel« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Das Planeten-Monstrum« ORION (1978) Harvey Patton: »Erbe der Uminiden« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Raumrelais Theta schweigt« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Söldner der toten Götter« ORION (1978) Hans Kneifel: »Kosmisches Wespennest« ORION (1978) H. G. Ewers: »Spukschloß im Weltall« ORION (1978) Hans Kneifel: »Botschaft aus dem Jenseits« ORION (1978) Harvey Patton: »Welt der Vulkane« ORION (1978) Harvey Patton: »Planet der Amazonen« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Bote des Infernos« ORION (1978) Hans Kneifel: »Der Amnesie-Faktor« ORION (1978) Hans Kneifel: »Die Könige von Mu« - 135 -
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72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89.
ORION (1978) Horst Hoffmann: »Magnetische Sterne« ORION (1978) Harvey Patton: »Wächter im Weltall« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Welt für Anfänger« ORION (1978) H. G. Ewers: »Kosmische Parasiten« ORION (1978) Hans Kneifel: »Sieben Siegel zum Nichts« ORION (1978) Hans Kneifel: »Sternenstadt« ORION (1978) Harvey Patton: »Katakomben der Götter« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Sonnenwalzer« ORION (1978) Harvey Patton: »Projekt Achterbahn« ORION (1978) Hans Kneifel: »Fürst der Dunkelwelt« ORION (1978) Horst Hoffmann: »Sternenkind« ORION/TA 356 (1978) Horst Hoffmann: Signale vom Transpluto« ORION/TA 360 (1978) Hans Kneifel: »Tore zur Hölle« ORION/TA 364 (1978) Hans Kneifel: »Nacht über Terra« ORION/TA 368 (1978) Harvey Patton: »Schicksalskreis Stonehenge« ORION/TA 372 (1978) Horst Hoffmann: »Operation Alpha Centauri« ORION/TA 376 (1978); 1. Jugendabenteuer H. G. Ewers: »Quarantänewelt« ORION/TA 380 (1978) Hans Kneifel: »Brücke ins All« - 136 -
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90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107.
ORION/TA 384 (1979) Horst Hoffmann: »Lagrange -Punkt L 5« ORION/TA 388 (1979) Hans Kneifel: »Zeitreisende wider Willen« ORION/TA 392 (1979) Horst Hoffmann: »Projekt Göttersaga« ORION/TA 396 (1979) H. G. Ewers: »Tödliche Programmierung« ORION/TA 400 (1979) Harvey Patton: »Allein im Weltraum« ORION/TA 404 (1979) Hans Kneifel: »Komet aus der Vergangenheit« ORION/TA 408 (1979 Hans Kneifel: »Welt im Nirgendwo« ORION/TA 412 (1979) H. G. Ewers: »Traum-Party« ORION/TA 416 (1979) Horst Hoffmann: »Planet der Rätsel« ORION/TA 420 (1979); 2. Jugendabenteuer Harvey Patton: »Im Zeichen der Götter« ORION/TA 424 (1979) H. G. Ewers: »Zeitfaktor unbekannt« ORION/TA 428 (1979) Horst Hoffmann: »Galaxis der toten Sterne« ORION/TA 432 (1979) Horst Hoffmann: »Fischer der Sternenwüste« ORION/TA 436 (1979) Horst Hoffmann: »Bewohner des Hades« ORION/TA 440 (1980) Hans Kneifel: »Wächter des kosmischen Rätsels« ORION/TA 444 (1980) Horst Hoffmann: »Heimstatt des Goldenen Eies« ORION/TA 448 (1980) H. G. Ewers: »Feind aus dem Dunkel« ORION/TA 452 (1980) Harvey Patton: »Kampfstation Baratha« - 137 -
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ORION/TA 456 (1980) 108. Hans Kneifel: »Agenten auf Atlantis« ORION/TA 460 (1980) 109. Horst Hoffmann: »In Sklavenketten« ORION/TA 464 (1980); 3. Jugendabenteuer 110. Hans Kneifel: »Die Saat des Drachen« ORION/TA 468 (1980) 111. Harvey Patton: »Unnfayers Geheimnis« ORION/TA 472 (1980) 112. Horst Hoffmann: »Festung im Hyperraum« ORION/TA 476 (1980) 113. Horst Hoffmann: »Tod von Saturn« ORION/TA 480 (1980); 4. Jugendabenteuer 114. Hans Kneifel: »Spieleinsatz Erde« ORION/TA 484 (1980) 115. H. G. Ewers: »Welt der Gespenster« ORION/TA 488 (1980) 116. Harvey Patton: »Thors Hammer« ORION/TA 492 (1981) 117. Horst Hoffmann: »Welt der Zombies« ORION/TA 496 (1981); 5. Jugendabenteuer 118. H. G. Ewers: »Die Sicherheitsschaltung« ORION/TA 500 (1981) 119. H. G. Ewers: »Ring des Verderbens« ORION/TA 504 (1981) 120. Harvey Patton: »König Kenukai« ORION/TA 508 (1981) 121. Hans Kneifel: »Wrack vom Magellan« ORION/TA 512 (1981) 122. Horst Hoffmann: »Winterplanet« ORION/TA 516 (1981) 123. Harvey Patton: »Langzeitwaffe Todeskristall« ORION/TA 520 (1981) 124. Hans Kneifel: »Schiff des Satans« ORION/TA 524 (1981) 125. H. G. Ewers: »Sirenengesang« - 138 -
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ORION/TA 528 (1981) 126. Horst Hoffmann: »Verschollen auf Swamp« ORION/TA 532 (1981); 6. Jugendabenteuer 127. Horst Hoffmann: »Station des Satans« ORION/TA 536 (1981); 7. Jugendabenteuer 128. Harvey Patton: »Zuflucht im All« ORION/TA 540 (1982) 129. Hans Kneifel: »Nandur und das Raubtier« ORION/TA 544 (1982) 130. H. G. Ewers: »Aufbruch nach M 33« ORION/TA 548 (1982) 131. H. G. Ewers: »Nandurs Geheimnis« ORION/TA 552 (1982) 132. Horst Hoffmann: »Entdeckung auf Dusty« ORION/TA 554 (1982); 8. Jugendabenteuer 133. Harvey Patton: »Kinder der Parallelwelt« ORION/TA 558 (1982) 134. Hans Kneifel: »Die Erde verschwindet« ORION/TA 560 (1982) 135. H. G. Ewers: »Die Eroberer« ORION/TA 564 (1982) 136. Horst Hoffmann: »Der Weg nach Amalh« ORION/TA 566 (1983); 9. Jugendabenteuer 137. Harvey Patton: »Mission im Mikrokosmos« ORION/TA 570 (1983) 138. Hans Kneifel: »Ein Hauch von Zukunft« ORION/TA 572 (1983) 139. H. G. Ewers: »Ruf aus Praesepe« ORION/TA 576 (1983) 140. Horst Hoffmann: »Der Fünferrat« ORION/TA 578 (1983); 10. Jugendabenteuer 141. H. G. Ewers: »Expedition« ORION/TA 582 (1983) 142. Hans Kneifel: »Im Gedankennetz« ORION/TA 584 (1983) 143. Horst Hoffmann: »Nova« - 139 -
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ORION/TA 588 (1983) 144. Hans Kneifel: »Die Überlebenden« ORION/TA 590 (1983) 145. H. G. Ewers: »Zeitblockade« ORION/TA 594 (1984)
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II. Die ORION-Hardcoverbücher
1. 2.
3.
4.
5.
6.
7.
Hans Kneifel: »Befehl an Raumschiff ORION - Rettet die Erde« (Boje Verlag 1969; Jugendbuchausgabe von »Planet außer Kurs«) Hans Kneifel: »Angriff aus dem All« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Angriff aus dem All«, »Planet außer Kurs« und »Die Hüter des Gesetzes«) Hans Kneifel: »Kampf um die Sonne« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Deserteure«, »Kampf um die Sonne« und »Die Raumfalle«) Hans Kneifel: »Die Erde in Gefahr« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Invasion«, »Die Erde in Gefahr« und »Planet der Illusionen«) Hans Kneifel: »Wettflug mit dem Tod« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Wettflug mit dem Tod«, »Schneller als das Licht« und »Die Mordwespen«) Hans Kneifel: »Tödliche Ebenen« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Kosmische Marionetten«, »Die tödliche Ebene« und »Schiff aus der Zukunft«) Hans Kneifel: »Unsichtbare Herrscher« (Tosa Verlag 1983; Zusammenfassung der Romane »Verschollen im All«, »Safari im Kosmos« und »Die unsichtbaren Herrscher«
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Von gestern bis übermorgen Die ORION-Geschichte der Menschheit
Sieben TV-Episoden und 145 Romane haben bislang über Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION berichtet und damit zugleich eine Chronik der—möglichen—Zukunft der Menschheit im Kosmos geschrieben. Die folgende Zeittafel gibt den Ablauf der menschlichen Geschichte im All und der für sie häufig sehr bedeutsamen Abenteuer der ORION-Crew wieder. Die Daten und Ereignisse aus der Zukunft recherchierte und übermittelte per Raum-Zeitsprung Ralf Kramer. 1957: 1958: 1959: 1961: 1962: 1966:
1969: 1971: 1969-1972:
Die UdSSR schießt den SPUTNIK in die Erdumlaufbahn. Die USA gründet die Weltraumbehörde NASA und startet die Rakete EXPLORER 1 Die UdSSR wagt mit dem Unternehmen LUNA 2 den ersten unbemannten Mondflug. Der Sowjetrusse Juri Gagarin umkreist in der Kapsel WOSTOK l als erster Mensch die Erde. Der Amerikaner John Glenn folgt Gagarins Spuren in einer MERCURY-Kapsel. Die Amerikaner John Glenn und Neil Armstrong starten mit GEMINI 8 ins All, um mit der separat , gestarteten AGENAOberstufe die erste Koppelung im Weltall durchzuführen. Zwei sowjetische SOJUS-Komplexe koppeln einander an und bilden die erste Raumstation. Die Sowjets bringen die erste Raumstation vom Typ SALUT in die Erdumlaufbahn. Astronauten des amerikanischen APOLLO-Programms landen auf dem Mond. - 143 -
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1976: 1981:
Die USA starten die Raumstation SKYLAB. Das Space Shuttle COLUMBIA u nternimmt erfolgreich seinen ersten Probeflug. In den folgenden Jahren zahlreiche ShuttleFlüge der Amerikaner. 1988: Der sowjetische Raumgleiter BURAN absolviert erfolgreich einen Flug in die Erdumlaufbahn und zurück. 1988-2050: Die internationale Entwicklung der Raumgleitertechnik schreitet voran, einhergehend mit der Eroberung des Weltraums. Stationen auf dem Mond und im All werden gebaut. 2015—2025: Die raumfahrenden Nationen werden in kriegerische Auseinandersetzungen im All verstrickt. Diese können vor einem Übergreifen auf die Erde durch ein Abkommen zur friedlichen Nutzung des Weltraums beendet werden. 2050-2115: Bemannte Raumschiffe landen auf Mars, Venus und Merkur. Die Menschen bauen Stationen auf diesen Planeten. 2115-2250: Intensive Erforschung aller Planeten des Sonnensystems. In diesem Zeitraum erhalten die Frauen auch in den rückständigsten Nationen die völlige Gleichberechtigung. 2250-2300: Als die extreme Überbevölkerung der Erde zu globalen Hungersnöten führt, beginnt man mit der großflächigen Kolonialisierung auf anderen Planeten des Sonnensystems. 2300-2490: Es gibt keine Nationalstaaten mehr: Eine Weltregierung wird gebildet, einhergehend mit einer einheitlichen Währung. Die Erfindung neuartiger Triebwerke ermöglicht den Flug zu Proxima und Alpha Centauri. Überlichttriebwerke werden erfunden. Die Kolonialisierung von Planeten außerhalb des Sonnensystems schreitet voran. Die Erde beschränkt ihren Einflußbereich auf eine Raumkugel von 900 Parsec Durchmesser, um ihren Bemühungen eine größere Effizienz zu geben. 2490: Der Fünferrat übernimmt die Macht auf dem Kolonialplaneten Amalh. 2490-2652: Zunehmend zerstreiten sich die Kolonialwelten untereinander und mit der Erde. 2652-2662: Der Erste Interstellare/Galaktische Krieg spaltet die 900Parsec-Raumkugel in zwei Lager. Die Erde versucht gemein- 144 -
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2662-2988:
2840: 2956: 2959: 2964: 2988:
2990:
2990-3000:
3000-3003:
sam mit ihr treuen Kolonialwelten die Unabhängigkeitsbestrebungen der übrigen Kolonialwelten zu unterbinden. Ein Friedensvertrag beendet den Konflikt. Die Kolonialwelten binden sich formal an die Erde, erlangen aber faktisch eine weitgehende Unabhängigkeit. Zwischen der Erde und den Kolonialwelten und den Kolonialwelten untereinander entwickelt sich ein reger interstellarer Handel. Sechs Planeten treten zum Freien Sternenbund zusammen und bilden eine Wirtschaftsunion mit Amalh. Amalh sagt sich von de» Erde los. Der Freie Sternenbund wird zu einem politischen Bündnis. Cliff McLane wird am 7. Juli geboren. (Die Handlung der ORION-Jugendabenteuer setzt ein.) Cliff McLane beendet seine fünfjährige Pilotenausbildung an der Weltraumakademie. Er wird mit seinen Freunden in die Wirren des Zweiten Interstellaren/Galaktischen Krieges hineingezogen, der in diesem Jahr von Amalh und seinen Verbündeten vom Zaun gebrochen wird, um die Erde in die Knie zu zwingen. Cliff McLane und seine Freunde sind maßgeblich an der Beendigung des Zweiten Interstellaren Krieges beteiligt. Das durch die Zwölf Gehirne veranlaßte Große Vergessen raubt den Menschen die Erinnerung an die wahren Hinter gründe des Krieges. Cliff McLane und seine Freunde wachsen allmählich zu der späteren ORION-Crew zusammen, was mit vielen Abenteuern und Extratouren der , jungen Raumfahrer verbunden ist. (Die Handlung der Fernsehserie Raumpatrouille setzt ein.) Die befehlswidrige Landung auf Rhea führt zu einer dreijährigen Strafversetzung der ORION-Crew zur Raumpatrouille, beaufsichtigt von Leutnant Tamara Jagellovsk. Die Menschheit wird in einen erbitterten Abwehrkrieg gegen die außerirdischen Frogs verstrickt, an dessen Ende die Aufhebung der Strafversetzung steht.
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3003-3012:
(Die Handlung der von Hanns Kneifel in Eigenregie geschriebenen ORION-Romane setzt ein.) Die ORION-Crew wird als eine Art interstellarer Feuerwehr mit ihrem Schiff auf eine »Super-Raumpatrouille« geschickt. Die Verstrickung der Erde in den Kampf gegen die Frogs hat einige Kolonialwelten ermuntert, erneut gegen die Erde aufzubegehren. Die ORION-Crew kann verbrecherische Anschläge auf die Keimzelle der Menschheit verhindern. Es gibt aufregende und gefährliche Begegnungen mit den Turceed, Aashap und Dherrani (der Dara-Zyklus). Im Rahmen des Projekts Perseiden stößt die ORION-Crew mit dem Sternen-schiff ins Unbekannte vor und wird zu Hütern der Menschheit ernannt (der Sternenschiff-Zyklus). 3012—3079: (Die Handlung der von H. G. Ewers konzipierten ORIONRomane setzt ein.) Die Erde, auf der das Sternenschiff und die ORION-Crew als verschollen gelten, entwickelt sich unter dem Einfluß des Diktators Orcuna zu einem Planeten, auf dem die Menschen in Frieden und Überfluß leben, aber auch ohne freie Selbstbestimmung. Nach einem Zeitsprung von 67 Jahren am Kreuzweg der Dimensionen kehrt die ORION-Crew zur Erde zurück. Ihr Alterungsprozeß wurde von der Macht, die sie zu Hütern der Menschheit machte, fast auf Null reduziert. 3079-3091: Die Herrschaft Orcunas über die Erde wird gebrochen, und die Menschen nehmen ihr Schicksal wieder selbst in die Hand. Die Relikte der kosmischen Urmächte Varunja und Rudraja tauchen auf und bringen die Erde in große Gefahr. Die ORION fliegt nach Sternenstadt und zur Heimstatt des Goldenen Eies, wo es Cliff McLane und seinen Freunden gelingt, die kosmischen Urmächte für immer in den Überraum zu verbannen (ORION-Band 105). 3091-3100:
Die ORION-Crew erlebt einen zweiten Zeitsprung von etwas mehr als neun Jahren, als sie von der Heimstatt des Goldenen Eies zurückkehrt. Auf der Erde hat sich nicht viel verändert; nur das förmliche »Sie« wurde abgeschafft. - 146 -
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3100-3107:
Die Menschheit und die ORION-Crew machen die - häufig unangenehme - Bekanntschaft fremder Völker, unheimlicher Geistwesen und alter Weggefährten. Expeditionen zur Erweiterung des menschlichen Erkenntnishorizonts führen oft zu aufregenden Abenteuern. Das politische und wirtschaftliche Gefüge im Weltall festigt sich, als sich die Erde, die Kolonialwelten und alle bekannten galaktischen Zivilisationen im Jahre 3105 zur Federation of Stars (FOS) zusammenschließen.
3107:
Durch eine teuflische Hinterlassenschaft des Daras Zelmon wird die ORION samt ihrer Besatzung durch die Zeit geschleudert, erst in die Ära kurz nach dem Projekt Perseiden, dann ins Jahr 3711. Die ORION-Crew versucht die Rückkehr in ihre Zeit (ORION-Band 145). (Die Handlung der »inoffiziellen« ORION-Romane »Ende einer Irrfahrt« und »Rückkehr der Toten« setzt ein.) Die Flucht durch die Zeit führt die ORION-Crew in ihre »alte« Zeit zurück. Seit dem Start des Sternenschiffes sind drei Jahre vergangen. Die beiden Zeitsprünge und die damit verbundenen Erlebnisse stellen sich als Test heraus, um die Eignung von Cliff McLane und seinen Freunden als Hüter der Menschheit zu prüfen. Auch das Sternenschiff ist nicht zerstört worden, sondern kehrt heil und mit lebender Besatzung heim. Projekt Perseiden ist beendet.
3025:
Der aufmerksame Leser dieser wahrhaft phantastischen Menschheitsgeschichte wird festgestellt haben, daß gewisse Abenteuer des Raumschiffes ORION ausgespart sind, nämlich jene, die Rolf Honold in seinen Kurzgeschichten geschildert hat. Der Grund dafür ist einfach: Sie passen nicht zu dem Verlauf, den Han(n)s Kneifel der futuristischen Historie ab dem achten ORION-Roman gab. In Honolds Geschichten wird die ORION nicht auf »Super-Raumpatrouille« geschickt, sondern wieder in die Schnellen Raumverbände der Generalin Lydia van Dyke eingegliedert. Hat also einer der beiden großen ORION-Chronisten geflunkert? - 147 -
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Nicht unbedingt, denn die Gedankenwelt der Science-fiction liefert eine Erklärung für das scheinbar Unerklärliche: Es handelt sich bei den von Rolf Honold in der Fernsehserie Raumpatrouille und in seinen Kurzgeschichten und bei den von Hanns Kneifel in seinen Romanadaptionen der Fernsehserie und in seinen Romanfortsetzungen geschilderten Ereignissen um Vorgänge in zwei Parallelwelten, das heißt in Welten, die im selben Raum und zur selben Zeit, aber in verschiedenen Dimensionen existieren. In der einen Welt, nennen wir sie das Honold-Universum, schreibt sich Cliff McLanes zweiter Vorname Allister, ist Mario de Monti Armierungsoffizier der ORION und Helga Legrelle Offizier für Raumüberwachung. Winston Woodrov Wamsler ist General und Kublai-Krim Raummarschall. Die ORION hat einen Durchmesser von 150 Metern und vier Beiboote vom Typ LANCET an Bord. Die HYDRA I übersteht die in »Planet außer Kurs« geschilderten Vorgänge und wird mit Hasso Sig-björnsons Hilfe heil zur Erde zurückgebracht. Dort hat sich der Unterwasserwohnungsbau etabliert, und die Erdbevölkerung hat sich fast vollständig auf den Meeresboden zurückgezogen. Nach Aufhebung der Strafversetzung wird die ORION wieder General van Dyke unterstellt. In der anderen Welt, dem Kneifel-Universum, heißt der Commander der ORION Allistair, ist Mario de Monti Kybernetiker und Helga Legrelle Funkerin. Wamsler ist Marschall und Kublai-Krim General. Die ORION durchmißt 50 Meter und ist mit nur zwei LANCETs ausgestattet. Die HYDRA wird nach der Vernichtung des Irrläufers zerstört, und Lydia van Dyke übernimmt daraufhin das Kommando über die HYDRA I. Auf der Erde sind nur die Militärbasen und wichtige Behörden submarin angelegt, die Bevölkerung wohnt weiterhin auf der Erdoberfläche. Nach Aufhebung der Strafversetzung rufen Wamsler und Oberst Villa die »SuperRaumpatrouille« ins Leben. Das sind nur die markantesten Unterschiede. Wer die Fernsehserie und die darauf basierenden Romane vergleicht, wird noch eine Menge weiterer Divergenzen zwischen dem Honold- und dem Kneifel-Universum entdekken. Natürlich ist die Zahl paralleler Welten nicht auf zwei begrenzt, sie ist vielmehr unendlich. Wäre am Ende des Amalh-Zyklus nicht das Große Vergessen über die Menschheit gekommen, das die Widersprüche zwischen den in den Jugendabenteuern geschilderten und den späteren Ereig- 149 -
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nissen beseitigte, hätte man auf die Idee kommen können, es hier mit einer weiteren Parallelwelt zu tun zu haben, dem Hoffmann-Universum. Aber wer weiß... Und ob die beiden Zeitsprünge und die Erlebnisse der ORION-Crew tatsächlich nur ein Test waren? Vielleicht fand dies alles doch in der Realität statt - in der des Ewers-Universums. Wie es sich wirklich verhält, werden wir möglicherweise dereinst erfahren, wenn es neue Berichte über Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION geben sollte, vielleicht aus dem Kneifel-Universum.
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Die Vergangenheit der Zukunft Die Entwicklung der ORION-Serie im Überblick
Das Raumschiff ORION hat, wie wir gesehen haben, eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich, in der sich Höhen und Tiefen fast überschlugen. Die folgende Auflistung gibt einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse.
1960: 1962: 1965:
1966:
1967:
1968:
Rolf Honolds erster Entwurf für eine utopische TV-Serie verschwindet in den Schubladen der Fernsehgewaltigen. Rolf Honold hat die Idee zur Fernsehserie Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION. Die Bavaria Atelier GmbH produziert im Auftrag der ARDAnstalten WDR, NDR, SDR, SWF und des französischen Staatsfernsehens mit einem Etat von 3,4 Millionen DM die Fernsehserie Raumpatrouille. Nach vier Jahren Vorbereitungszeit nehmen die reinen Dreharbeiten im Frühjahr 19 Wochen in Anspruch. Am 17. September um 20.15 Uhr strahlt die ARD mit »Angriff aus dem All« die erste Episode der Raumpatrouille aus. Die sechs weiteren Episoden folgen im vierzehntäglichen Abstand bis zum 10. Dezember. Der Kauka Verlag bringt die Raumpatrouille als Fotoroman heraus, die ersten vier Episoden als Fortsetzungsgeschichten in dem Jugendmagazin TIP TOP, die letzten drei gesammelt unter dem Titel »Raumpatrouille ORION« in Fix und Foxi Super TIP TOP Nr. 6. Von März bis Juni wiederholt die ARD die Raumpatrouille. Ab März erscheint im Moewig Verlag die Taschenbuchserie Raumschiff ORION mit Hanns Kneif eis Romanen zur Fernsehse- 151 -
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1969:
1970:
1972:
1973:
1975:
1976:
1977:
1978:
rie und den von ihm verfaßten Fortsetzungen (mit Ausnahme eines Romans aus der Feder von Ernst Vlcek). Han(n)s Kneifels Romanversion von »Planet außer Kurs« erscheint unter dem Titel »Befehl an Raumschiff ORION - Rettet die Erde« im Boje Verlag als Jugendbuch. Im Dezember wird die Taschenbuchserie Raumschiff ORION aufgrund sinkender Verkaufszahlen und im Zuge einer Marktbereinigung mit Band 35 eingestellt. Ab August erscheinen die zuvor als Taschenbücher veröffentlichten ORION-Romane gekürzt in der Heftreihe Terra Astra des Pabel-Moewig Verlags. Der Regionalsender WDR III/WDF strahlt die Raumpatrouille von September bis November innerhalb seines Programms »Wunsch der Woche« aus. Von April bis September erscheinen in Terra Astra die drei ORION-Romane Han(n)s Kneifels, die er wegen der Einstellung von Raumschiff ORION nicht mehr als Taschenbücher veröffentlichen konnte, sowie drei neue ORION-Romane, mit denen Kneifel den Sternenschiff-Zyklus abschließt. Dann folgt ein kurzzeitiger Stop der ORION-Romane in Terra Astra. Von September bis November wird die Raumpatrouille ein drittes Mal von der ARD bundesweit ausgestrahlt. Von Juli bis November erscheinen in Terra Astra die ersten fünf ORION-Romane nach Exposes von H. G. Ewers, verfaßt von Ewers, H. G. Fran-cis und Han(n)s Kneifel. Dann Einstellung der ORION-Romane in Tena Astra, da ORION noch im November als eigenständige Heftserie mit wöchentlichem Erscheinungsmodus herauskommt, nochmals beginnend mit Band 1. Ab Oktober erscheinen, beginnend mit Band 47, neue Romane in ORION. H. G. Francis verläßt nach drei Romanen das Autorenteam, zu dem fortan H. G. Ewers, Horst Hoffmann, Han(n)s Kneifel und Harvey Patton gehören Im Juni wird ORION mit Band 81 als eigenständige Serie eingestellt und als Unterserie mit zunächst vierwöchentlichem (später im Schnitt sechswöchentlichem) Erscheinungsmodus in Terra Astra eingegliedert. Grund ist die Zweitauflage der Heftserie At- 152 -
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1979:
1980:
1983:
1984:
1985:
1987:
1988:
1989:
lan bei Pabel-Moewig, für die man sich ein größeres Käuferpotential erhofft. Im November erscheint mit ORION-Band 87 das erste der zehn von Horst Hoffmann verfaßten Jugendabenteuer der ORIONCrew. Die Regionalsender SWFIII und SDR III strahlen die Raumpatrouille von Juni bis Juli aus. Im Dezember beginnt der Regionalsender HR III mit der Ausstrahlung der Raumpatrouille. Im Februar sendet HR III die letzte Raumpatrouille-Folge. Der Regionalsender NDR III strahlt innerhalb seines Programms »Fernsehmuseum« von November bis Januar 1981 die Raumpatrouille aus. Von Juli bis September erscheinen im Tosa Verlag sechs Hardcoverbände unter dem Reihentitel ORION, in denen Han(n)s Kneifel jeweils drei seiner frühen ORION-Romane zusammengefaßt hat. Im Januar stellt Pabel-Moewig die ORION-Heftserie ganz ein. Im November erscheint in Terra Astra Harvey Pattons Roman »Fallen im Nichts« als ORION-Hommage. Die in einer Special-Effects-Retrospektive auf den Berliner Filmfestspielen gezeigten Raumpatrouille-Episoden »Angriff aus dem All« und »Invasion« werden zu einem Riesenerfolg. Der Regionalsender West 3 (vormals WDR III/WDF) strahlt die Raumpatrouille von Juli bis September aus. 1987-1988: Regionale Kinoeinsätze der Raumpatrouille verlaufen sehr erfolgreich. Im Juni ist die Raumpatrouille Thema der ZDF-Show Tele-As, zu der Dietmar Schönherr, Eva Pflug und Wolfgang Völz als Gäste geladen sind. Der Regionalsender Bayern III strahlt die Raumpatrouille in seinem Weihnachtsprogramm aus. Der eigens gegründete Sputnik Filmverleih in Berlin startet die Raumpatrouille ORION im Frühjahr bundesweit in den Programmkinos. Binnen kurzem sind sämtliche Kopien auf Monate hinaus ausgebucht. Im Sommer kündigt sich die Han(n)s KneifelRenaissance an, als der Haffmans Verlag seinen erstmals 1967 erschienenen Roman »Das brennende Labyrinth« neu herausbringt. - 153 -
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1990:
1991:
Wolfgang Völz verkündet im Fernsehen, daß es demnächst wahrscheinlich eine Fortsetzung der Raumpatrouille geben werde, »mit uns als alten Männern«. Im Frühjahr veröffentlicht Haffmans unter dem Titel Raumpatrouille ORION Han(n)s Kneifels Romane zu den sieben Fernseherfolgen in einer vom Autor überarbeiteten Fassung. Ab Mai veröffentlicht der Goldmann Verlag unter dem Titel Raumschiff ORION Weitere Romane Kneifels, zunächst aus dem Dara-Zyklus, ebenfalls vom Autor überarbeitet. Eine für das Frühjahr vorgesehene Ausstrahlung der Raumpatrouille durch RTL plus entfällt. Die Bavaria Film teilt mit, eine Fortsetzung der Raumpatrouille sei—wenigstens vorerst—an terrestrische Grenzen gestoßen. 25 Jahre Raumpatrouille - ORION lebt! Aufgrund des großen Erfolges setzt Goldmann die Wiederveröffentlichung von Hanns Kneifels ORION-Romanen fort. Im Juni erscheint bei Goldmann als erstes Sekundärwerk zur Serie »Das große Raumschiff-ORION-Fanbuch«.
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Lichtspruch an Raumschiff ORION Wichtige Adressen für ORION-Fans
Hier finden sich die wichtigsten Adressen für alle ORION-Fans, die Autogrammwünsche oder Fragen haben. Bei Schreiben an die Schauspieler und an die ORION-Clubs sollte ein Freiumschlag oder zumindest Rückporto beigelegt werden. Da Adressen es an sich haben, rasch zu veralten (die aktuelle Adresse von Charlotte Kerr konnte nicht ermittelt werden), kann für die Richtigkeit der folgenden Angaben leider keine Gewähr übernommen werden. Auch fällt es in das eigene Risiko eines jeden, ob er eine Antwort erhält.
I. Die Schauspieler Dietmar Schönherr & Vivi Bach c/o Agentur Doris Mattes Merzstraße 14 8000 München 80
Claus Holm Ludwig-Barney-Platz 10 1000 Berlin 33
Eva Pflug c/o Agentur v. Pilecki Eilandstraße 12 8000 München 90
Friedrich Georg Beckhaus Am Hegewinkel 64 1000 Berlin 37
Wolfgang Völz Konstanzer Straße 8 1000 Berlin 31
Ursula Lillig Baustraße 6 6000 Frankfurt/Main - 156 -
Sandini Sammlung
Thomas Reiner Zirbenweg 11 8131 Berg 4
Margot Trooger Mauerberg 46 8268 Garching
Lieselotte Quilling Feichthofstraße 88 8000 München 60
Reinhard Glemnitz Taubenbergstraße 6 a 8151 Oberwarngau
II. Die Fernsehmacher Bavaria Film GmbH Bavariafilmplatz 7 8022 Geiselgasteig
Südwestfunk Hans-Bredow-Straße 20 7570 Baden-Baden
Norddeutscher Rundfunk Rothenbaumchaussee 132 2000 Hamburg 13
Westdeutscher Rundfunk Appellhofplatz l 5000 Köln 1
Süddeutscher Rundfunk Neckarstraße 230 7000 Stuttgart 1
III. Die Verlage Goldmann Verlag Neumarkter Straße 18 8000 München 80
Haffmans Verlag Hubenstraße 19 CH-8057 Zürich Schweiz
Verlagsunion Pabel Moewig Karlsruher Straße 31 7550 Rastatt
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IV Die ORION-Clubs ORION-Club URACEEL c/o Ralf Kramer Marler Straße 14 4270Dorsten 1
ORION-Club HYDRA c/o Detlef Eckardt Liststraße 30 7000 Stuttgart 1
ORION-Club GLANSKIS (Cosmos-Crew) c/o Michael Dengler, Habichtshöhe 27 4700 Hamm 1
ORION-Club LAURIN c/o Marc Heinrichs Wilhelmshavener Straße 17 2300 Kiel 1
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Die Macht der Träume – Nachwort
Der lange Flug des Raumschiffs ORION hat mit dem bundesweiten Kinoerfolg und mit der ebenfalls erfolgreichen Neuauflage von Hanns Kneif eis Romanen zum 25jährigen Jubiläum der Raumpatrouille einen neuen Höhepunkt erreicht. Daß dies kein Endpunkt ist, dafür wird, wie auch bisher, die Zuneigung der Fans sorgen. Wie es aber weitergehen wird mit dem Schnellen Raumkreuzer, das gehört zu den Überraschungen, die uns die Zukunft stets dann bereitet, wenn sie zur Gegenwart wird. Möglicherweise werden wir neue Romane über Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes ORION lesen können. Papier ist bekanntlich geduldig, und es läßt, da der Autor mit dem unerschöpflichen Reservoir seiner und der Phantasie seiner Leser arbeitet, alle Wege offen. So kann es noch viele Erzählungen geben über Commander Cliff Allistair McLane und die ORION-Besatzung, aus ihrer Jugendzeit, aus der Zeit um ihre Strafversetzung zur Raumpatrouille oder auch aus späteren Jahren. Etwas anders verhält es sich mit einer etwaigen RaumpatrouilleFortsetzung im Film. Um die Originalcrew noch einmal vor die Kameras zu holen, wäre es allmählich an der Zeit, die an Schauspielern - leider - wie an allen Menschen unerbittlich nagt. Aber auch an eine Raumpatrouille - Die nächste Generation könnte man denken. Neue Schauspieler, eine nicht ganz so neue ORION und eine gehörige Portion des alten Charmes könnten eine durchaus reizvolle Mischung ergeben. In welcher Form auch immer, der Verfasser dieser Zeilen ist davon überzeugt, daß es neue Abenteuer am Rande der Unendlichkeit geben wird, denn er glaubt an die Macht der Träume und an Märchen - besonders an solche von Übermargen.
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Cliff McLanes Bordbibliothek Bibliographie der hauptsächlich benutzten Sekundärliteratur
I. Bücher
Hans Joachim Alpers/Werner Fuchs/Roland M. Hahn: Reclams Science Fiction Führer, Stuttgart 1982. Hans Joachim Alpers/Werner Fuchs/Roland M. Hahn/Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur (2 Bände), München 1980. Gary Gerani/Paul H. Schulman: Fantastic Television, London 1987. Rolf Giesen: Lexikon des phantastischen Films (2 Bände), Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1984. Rolf Giesen: Sagenhafte Welten - Der phantastische Film, München 1990. Ronald M. Hahn/Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films, München 1987. Christian Hellmann: Der Science Fiction Film, München 1983. Horst Hoffmann (Hrsg.): Perry Rhodan Werkstattband, Rastatt 1986. John Javna: The Best of Science Fiction TV, London 1987. Roland Keller: Die Traumfabrik. Bavaria-Filmstadt Geiselgasteig - Ein Blick hinter die Kulissen, München 1988. Ed Naha: The Science Fictionary, USA 1980. Peter Nicholls (Hrsg.): The Encyclopedia of Science Fiction, London/Toronto/Sydney/New York 1979.
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II. Artikel und Interviews
Ganz privat mit Ernst Vlcek (Interview). In: Perry Rhodan Magazin Nr. 2/79. Ganz privat mit Hans Kneifel (Interview). In: Perry Rhodan Magazin Nr. 4/79. Ganz privat mit H. G. Ewers (Interview). In: Perry Rhodan Magazin Nr. 5/79. Ganz privat mit H. G. Francis (Interview). In: Perry Rhodan Magazin Nr. 3/79. Ganz privat mit Horst Hoffmann (Interview). In: Perry Rhodan Magazin Nr. 4/80. Gisbert Haefs: Nachwort zu Hanns Kneifel: Das brennende Labyrinth, Zürich 1989. Jörg Kastner: Am Rande der Unendlichkeit. In: Phantastische Zeiten Nr. 4/88. Jörg Kastner: Die Renaissance des Bügeleisens - Raumschiff ORION fliegt wieder. In: Science Fiction Times Nr. 6/1990. Michael Nagula: Wanderer, zeig mir den Weg... In: ORION Nr. 58, 59, 61 (1977-1978). Willmar Plewka: Lautlos im Weltraum? SF und Musik. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1990, München 1990. Roland Rosenbauer: Die ORION-Filmtricks. In: ORION Nr. 33, 34, 35, 37 (1977). Gerd Rottenecker/Thomas Tilsner: Zwischen Anspruch und Trivialität — Ein Interview mit Hanns Kneifel. In: Harald Junker/Udo Klotz/Gerd Rottenecker (Hrsg.) : Der Golem - Jahrbuch zur phantastischen Literatur 1989, Freiburg a. N. 1990. Bernd Schmidt: Comeback der Raumpatrouille ORION (Skript eines Hörfunkfeatures der Reihe Pinnbord vom 12. 8. 1989/HR). Norbert Stresau: Die Nummern des Jahres. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1990, München 1990. Wolfgang Ueding: Rücksturz zur Zukunft - Die Raumpatrouille reitet wieder. In: Ultimo Nr. 24/89. Wolfgang Ueding: Unser Mann im All - Raumpatrouille zum Han(n)s Knei- 161 -
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fel-Objekt. In: Ultimo Nr. 23/90. Alfred Vejchar: Porträt Eddie Jones. In: ORION Nr. 29 (1977). Wolfgang Völz: Bleistiftanspitzer, Bügeleisen und Schwarze Weisheit. In: ORION Nr. 93/Terra Astra Nr. 400 (1979). Jörg Weigand: Interview mit Gisbert Haefs. In: Science Fiction Times Nr. 4/1990.
Sowie weitere Artikel und Interviews, Berichte der Tagespresse, Presseinformationen und Produktionsunterlagen der Bavaria Film, MünchenGeiselgasteig.
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