Atlan - Die Abenteuer der SOL Nr. 580 Zone-X
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Atlan - Die Abenteuer der SOL Nr. 580 Zone-X
Der Dimensionstransmitter von H. G. Francis Atlan endeckt das Tor zum Flekto-Yn In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefährliche Abenteuer bestehen müssen. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung. Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, für die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X, einen mächtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat. In der Zone-X, die man inzwischen angeflogen hat, hofft man, den großen Gegenspieler endgültig stellen zu können. Ausgangspunkt einer entscheidenden Entdeckung ist Kyrmoran, eine der Dunkelwelten der Zone-X. Fast ganz auf sich allein gestellt, von Sklaven des Hidden-X bedrängt, findet Atlan auf diesem Planeten das Tor zum Flekto-Yn. Dieses Tor ist DER DIMENSIONSTRANSMITTER …
Die Hauptpersonen des Romans: Atlan - Der Arkonide in den Anlagen des Dimensionstransmitters. Sanny, Hreila Morszek und Blödel - Atlans Begleiter. Oggar - Das Multibewußtsein auf der Suche nach Atlan. Fefer - Ein geistesgestörter Roxhare. Bjo Breiskoll und Federspiel - Die beiden Telepathen bemühen sich um Fefer.
1. Der Befehl der Allmacht kam aus dem Nichts. Er brach mit elementarer Wucht über das Wesen herein und zwang es zur Aktivität: »Vernichte sie, wo du sie triffst und kämpfe dich zu dem Raumschiff durch. Du wirst Tod und Verderben über die Besatzung des Schiffes bringen. Niemand darf überleben.« Das Wesen gehorchte. Es verließ sein Versteck und machte sich auf den Weg, bereit, den Befehl konsequent auszuführen. Es hatte die Mittel dazu.
* Als Oggar mit dem HORT zur SOL zurückkehrte, begleiteten ihn zwanzig Molaaten und ein Roxhare. Sie hatten sich in der Nähe des HORTS befunden, als er von Krymoran starten wollte, und es war nicht schwierig gewesen, sie zum Mitkommen zu überreden. Die Molaaten waren froh, den Dunkelplaneten verlassen zu können. Und der Roxhare war schwachsinnig. Er war ohne Entschlußkraft, und er wäre vermutlich bald umgekommen, wenn Oggar sich seiner nicht angenommen hätte. »Ich habe einen Roxharen an Bord«, meldete Oggar, als er mit dem HORT in einen Hangar der SOL schwebte. »Vermutlich ist Hidden-X
für seinen Zustand verantwortlich. Die Telepathen sollten sich mal mit ihm befassen.« »Das wird geschehen«, antwortete Bjo Breiskoll über Interkom. »Wir sind bereits auf dem Weg.« Die Molaaten verließen den HORT schweigend, als Oggar die Schotte öffnete, und warteten vor der Schleuse, während der Roxhare in einer Ecke der Schleuse verharrte. Ein überraschtes Raunen ging durch die Gruppe der Molaaten, als ihre Artgenossen Drux, Filbert und die zierliche Pina in den Hangar kamen. Ajjar, ein besonnener und erfahrener Mann, ging ihnen mit ausgestreckten Armen entgegen, um sie zu begrüßen. Gynn, der ein hitziger Kämpfer war, folgte ihm. »Ich habe mich schon lange nicht mehr so gefreut«, erklärte Ajjar. »Die Freude liegt ganz auf unserer Seite«, antwortete Filbert. »Es ist gut, daß wir uns sammeln. Je mehr wir zusammenrücken, desto stärker werden wir in unserem Kampf gegen Hidden-X sein.« Er berichtete, was sich in den letzten Jahren ereignet hatte, und welches Schicksal das Volk der Molaaten erlitten hatte. Davon wußten Ajjar und seine Freunde so gut wie nichts. Begierig nahmen sie jede Neuigkeit auf, und ihr Haß gegen Hidden-X wuchs. »Wir kämpfen gegen Hidden-X«, erklärte Pina lebhaft. »Und wir glauben daran, daß wir ihm schon sehr nahe sind. Und dann wird Hidden-X spüren, daß es Kräfte gibt, denen es nicht gewachsen ist. Wir werden uns für das rächen, was es unserem Volk angetan hat.« »Können wir damit rechnen, daß ihr euch an diesem Kampf beteiligt?« fragte Drux. »Selbstverständlich«, beteuerte Ajjar, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. »Wir sind alle ausnahmslos bereit, mit euch gegen Hidden-X vorzugehen. Jeder von uns wird sein Leben einsetzen.« Bjo Breiskoll und Federspiel kamen in den Hangar. Der Katzer blieb bei den Molaaten stehen und begrüßte sie. »Eine ausgezeichnete Truppe«, lobte er dann und nickte Drux
aufmunternd zu. »Sie ist mit Sicherheit eine Verstärkung für uns.« Dann folgte er Federspiel in den HORT. Der Roxhare lag jetzt in einer Ecke der Schleuse. Bjo Breiskoll blieb etwa zwei Meter vor ihm stehen und betrachtete ihn aufmerksam. Das Wesen hatte ein struppiges Fell mit überwiegend gelblichen Farbtönen. Wie eine große, verstörte Ratte preßte es sich an den Boden. Die kleinen runden Ohren bewegten sich ruckartig vor und zurück, als Ausdruck einer tiefgreifenden Verwirrung. Die zierlichen Hände fuhren ruhelos umher, als suchten sie etwas. Bjo Breiskoll versuchte, mit dem Roxharen zu sprechen. Das war nur mit Hilfe eines Translators möglich, da die Sprache dieser Wesen für einen Menschen nicht erlernbar war. Sie bestand aus Zwitschertönen mit erstaunlich feiner und unnachahmlicher Modulation und fand durch eine ausdrucksvolle Körpersprache ihre Ergänzung. »Ich möchte mit dir reden«, sagte der Katzer. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.« Der Roxhare entblößte die Schneidezähne und stieß einen scharfen Zischlaut aus. Bjo erfaßte telepathisch, daß er ihn nicht verstanden hatte und zu einem Kontakt vorläufig auch gar nicht fähig war. Fefer – das war sein Name, den Bjo telepathisch ergründen konnte – war nicht bei klarem Verstand. Federspiel kam heran. »Glaubst du, daß wir ihm helfen können?« »Wir werden ihn einem Medo-Roboter anvertrauen, dann werden wir sehen.« »Du scheinst nicht recht davon überzeugt zu sein, daß er heilbar ist.« »Er ist wahnsinnig«, erklärte Bjo. »Ob er heilbar ist, muß sich erst zeigen. Vergiß nicht, daß es hier um das Gehirn eines uns fremden Wesens geht. Der Grundstoffwechsel im Gehirn eines Roxharen dürfte mit absoluter Sicherheit völlig anders sein als der eines Menschen. Alles hängt also davon ab, ob der Medo-Roboter richtig
programmiert worden ist, oder ob es ihm gelingt, im positronischen Gedankenaustausch mit SENECA die entscheidenden Informationen zu erarbeiten.« Federspiel blickte Bjo verblüfft an und lachte lautlos. »Warum drückst du dich denn plötzlich so geschwollen aus?« fragte er. Der Katzer schien selbst überrascht zu sein. Er schüttelte den Kopf, streckte dann die Hand nach Fefer aus und zog ihn behutsam hoch. Der Roxhare ließ sich von Bjo führen. Federspiel begleitete die beiden zu einem Medo-Roboter, der augenblicklich mit der Untersuchung begann. »Kannst du uns schon etwas sagen?« fragte er. »Ist er heilbar?« »Warte bitte ab«, erwiderte die Maschine. »Ich habe noch keine Resultate vorliegen, so daß ich mir noch kein Urteil erlauben kann.« »Wie lange wird es dauern?« »Ich weiß es nicht.« »Laß den Kasten lieber in Ruhe«, empfahl Bjo. »Der Fall dürfte schwierig genug für ihn sein.« Federspiel blickte Bjo mit dunklen Augen an. »Ob die Roxharen so etwas auch für uns tun würden? Daß sie einem von uns helfen würden, wenn er den Verstand verloren hätte?« Er zuckte nur mit den Schultern und verließ den Raum. Von den Roxharen wußte man bisher immer noch zu wenig, um eine solche Frage beantworten zu können. Drei Stunden später kehrten Bjo Breiskoll und Federspiel zu Fefer und dem Medo-Roboter zurück, erstaunt darüber, daß dieser sie noch immer nicht hatte rufen lassen. »Kannst du uns jetzt eine Auskunft geben?« fragte Federspiel. »Der Patient befindet sich auf dem Weg der Besserung«, erläuterte die Maschine. »Von einer Normalisierung ist der Kranke aber noch weit entfernt. Er sollte behutsam behandelt werden.« »Wir müssen ihn verhören«, erklärte der Katzer. »Wir benötigen
Informationen von ihm.« »Achtet darauf, daß er emotional nicht zu sehr belastet wird«, empfahl die Positronik. »Aufregungen könnten zu einem erneuten Zusammenbruch seiner Psyche führen. Dabei muß ich darauf hinweisen, daß eine Krise auch tödliche Folgen haben könnte.« »Wir werden vorsichtig sein«, versprach Federspiel. Er reichte Fefer die Hand. Die blitzenden Sonden des Medo-Roboters glitten zurück, so daß der Roxhare sich erheben konnte. Dann führte er ihn in einen Nebenraum, in dem er auf einer Liege bequem Platz fand. Mittlerweile hatten Bjo Breiskoll und Federspiel ihn telepathisch untersucht. Sie waren überrascht, wie gut er sich erholt hatte. Der Roboter hatte seinen. Zustand genau beschrieben. Sein Geist hatte sich geklärt, war jedoch noch immer gefährdet. Fefer war so etwas wie ein Sklave von Hidden-X gewesen. Er war von ihm gesteuert worden, so wie wohl alle Roxharen und Molaaten. Die Mutanten sagten es ihm. »Es überrascht mich nicht«, erwiderte er, wobei er die Hände hob, um seine Friedfertigkeit zu unterstreichen und gleichzeitig die Ohren nach vorn drehte. Damit zeigte er an, daß er bereit war, sorgfältig zuzuhören. »Erzähle uns etwas über dich«, forderte ihn der Katzer auf. »Gern. Was wollt ihr wissen?« »Uns interessiert natürlich in erster Linie, welche Verbindung zu Hidden-X bestand«, erklärte Federspiel und setzte sich auf einen Hocker. »Hidden-X ist das Wesen, das ihr Roxharen den geistigen Faktor nennt.« »Ich glaube, ich verstehe«, entgegnete Fefer. »Nun, ich wurde schon als Kind von anderen Roxharen von Roxha verschleppt. Ich bin sicher, daß diese auch unter dem geistigen Einfluß von Hidden-X gestanden haben.« »Wohin wurdest du gebracht?« fragte Federspiel.
»Zu einem mir unbekannten Planeten. Ich vermute, daß es eine Dunkelwelt war. Dort bin ich zum Vakuumschweißer ausgebildet worden.« »Vakuumschweißer?« hakte Bjo ein. »Was verstehst du darunter?« Er hoffte, durch diese Frage Gedanken provozieren zu können, die ihm eine erschöpfende Auskunft über die seltsame Berufsbezeichnung gaben. Fefer blickte ihn an, und seine Ohren gerieten in heftige Bewegung. Er war ratlos, weil er diese Frage nicht zu beantworten wußte. »Sprich weiter«, forderte Federspiel ihn auf. »Über Einzelheiten können wir uns später noch unterhalten.« Der Roxhare öffnete den Mund und senkte zustimmend den Kopf. Die beiden Telepathen spürten, daß es wichtig für ihn war, nicht zu lange bei Fragen zu verweilen, über die er zu intensiv nachdenken mußte. »Ich bin ausgebildet worden und dann durch den BEFEHL an einen anderen Ort gekommen«, fuhr er fort. »Dieser Ort wurde das Flekto-Yn genannt.« »Das Flekto-Yn«, wiederholte Bjo Breiskoll. »Wir haben davon gehört.« »Weißt du, wo es sich befindet?« forschte Federspiel. »Ja. Es ist im Hypervakuum.« Die beiden Telepathen blickten sich flüchtig an. Auch diesen Begriff konnte der Roxhare nicht erläutern. »Welche Aufgaben hast du gehabt?« fragte der Katzer. »Ich habe an einem gewaltigen Parabolspiegel mitgebaut«, erklärte er. »Gewaltig?« betonte Federspiel. »Er war also sehr groß? Wie groß?« »Er hatte einen Durchmesser von 16.000 Kilometern und eine lichte Tiefe von etwa 6 000 Kilometern«, erwiderte er, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Er benutzte andere Maßeinheiten,
diese wurden jedoch vom Translator in gängige Bezeichnungen umgerechnet. »Kennst du auch andere Bereiche des Flekto-Yns oder nur den Spiegel?« fragte Bjo. »Ob ich sie kenne?« Fefer fletschte die Zähne. »Nein. Das kann ich nicht sagen. Ich bin in anderen Teilen gewesen, aber ich habe keine Übersicht gewonnen. Ich entsinne mich nur, daß da eine wirre Verschachtelung von Räumen, Gängen und Aggregaten war, deren Funktion und Anordnung ich nicht immer erkennen konnte. Wenn ich zurückdenke, so habe ich das Gefühl, in einem riesigen Labyrinth gewesen zu sein.« »Ist dir etwas Besonderes aufgefallen?« Fefer dachte einige Minuten lang nach, und die beiden Telepathen ließen ihn in Ruhe. Schließlich richtete er sich auf. »Ja, da war etwas Ungewöhnliches. Alles in und am Flekto-Yn ist aus fast reinem Nickel gewesen. Einige Pflanzungen waren da, in denen Nahrung für die Baumeister gezüchtet wurde.« »Wie groß ist das ganze Flekto-Yn? Weißt du das?« fragte Federspiel. »Es hat einen Durchmesser von etwa 150.000 Kilometern.« »Es ist also so groß wie ein Planet. Und alles aus Nickel.« Federspiel schien nicht fassen zu können, was er gehört hatte. »Hast du Sterne gesehen?« »Sterne?« Nun war Fefer verblüfft. »Natürlich nicht.« »Warum nicht? Bist du nie außerhalb des Flekto-Yns gewesen?« »Doch. Das bin ich. Oft sogar. Ich mußte doch an dem Spiegel mitbauen. Aber Sterne habe ich nie gesehen. Es gibt keine Sterne, dort, wo das Flekto-Yn ist.« »Du warst sicherlich nicht allein im Flekto-Yn. Andere Roxharen waren mit dir dort.« »Etwa 20.000 Roxharen«, bestätigte er. »Vielleicht auch noch mehr. Für alle war die Arbeit sehr anstrengend, so daß wir bald erschöpft
waren. Aber dann wurden wir durch die kleinen Baumeister abgelöst und nach Krymoran gebracht.« Mit den »kleinen Baumeistern« konnte er nur Molaaten gemeint haben. Das war beiden Telepathen klar, und sie erfaßten auch, daß Fefer dabei an eine Zahl von mehreren Millionen Molaaten dachte! »Was weißt du von den technischen Einrichtungen des FlektoYn´s?« setzte Federspiel das Verhör fort. »Oder kannst du uns darüber nichts berichten?« Fefer seufzte und drückte sich die Hände an den spitz zulaufenden Kopf. Er litt unter Schmerzen, die offenbar mit der Behandlung durch den Medo-Roboter zu tun hatten. Bjo warnte Federspiel mit einem telepathischen Impuls. Er wird es durchstehen, erwiderte er besänftigend. Ich höre auf, wenn es kritisch werden sollte. Wir haben Zeit. Wir wissen nicht, wo Atlan ist. Oggar ist gerade wieder mit seinem HORT gestartet, um die Suche nach ihm fortzusetzen. Alle Informationen, die wir von Fefer bekommen, könnten uns helfen, die Vermißten zu finden. Federspiel schloß sich Bjos Meinung nicht an, und reagierte mit einer schnippischen Handbewegung, mit der er seine ablehnende Haltung unterstrich. »Die technischen Einrichtungen«, wiederholte der Roxhare. »Davon ist mir kaum etwas bekannt geworden. Immerhin habe ich erfaßt, daß es neben den Pflanzungen Einrichtungen gibt, mit denen eine verträgliche Schwerkraft für uns alle, die dort arbeiten, erzeugt wird. Dann natürlich Maschinen, die für atembare Luft und für andere Dienstleistungen sorgen. Da sind dürftig eingerichtete Wohnebenen für Roxharen und die kleinen Baumeister.« Er verstummte. »Und sonst?« Mit flackernden Augen blickte er Federspiel an. »Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich nicht gut. Mein Kopf. Jetzt muß ich Ruhe haben.« »Bitte. Nur diese eine Frage.«
»Ich sagte doch schon, das Besondere war, daß das Flekto-Yn aus Nickel besteht.« »Wir danken dir«, sagte Bjo Breiskoll freundlich. Er legte dem Roxharen eine Hand auf die Schulter. »Natürlich mußt du dich jetzt erholen. Wir wollen ja, daß du gesund bleibst, und wenn dir sonst nichts aufgefallen ist …« »Nur noch der Transmitter«, entgegnete Fefer mit plötzlichem Eifer. »Transmitter?« fragte Federspiel.
* »Es ist ein Transmitter«, sagte Atlan etwa zur gleichen Zeit. Er befand sich auf dem Planeten Krymoran in einer weiten Halle. Die Molaatin Sanny und Hreila, eine Buhrlo-Frau, sowie der Roboter Blödel waren bei ihm. Die frei bewegliche Vielzweckpositronik hatte sich schweigend an einer Wand emporgehangelt und stolzierte nun hoch über den Köpfen der anderen über eine Art Galerie. Atlan und die beiden Frauen beachteten ihn nicht. Sie hatten nur Augen für die gewaltige Anlage, die sich im Innern eines Berges verbarg, und von deren Existenz von draußen nichts zu erkennen war. »Ist das eine Spekulation?« fragte Hreila Morszek. »Oder bist du ganz sicher, daß dies ein Transmitter ist?« Sie war zur Biologin ausgebildet worden, hatte sich später aber zur Spezialistin für Fremdrassenpsychologie entwickelt. Hreila war sehr schlank, haarlos und nur 1,12 m groß. Meistens verhielt sie sich ruhig und sagte kaum einmal etwas. Sie scheute davor zurück, sich nach vorn zu drängen und agierte lieber aus dem Hintergrund. Besonders still war sie in den letzten Stunden gewesen, doch nun, da man sich in einem Raum aufhielt, der ebensogut an Bord der SOL oder eines anderen Raumschiffs hätte sein können, taute sie etwas auf.
»Keine Spekulation«, antwortete Sanny für die Unsterblichen. »Es ist ein Transmitter. Das habe ich berechnet. Das Ergebnis ist eindeutig.« »Ich wollte ja auch nur fragen«, entgegnete Hreila und zog sich sogleich wieder in sich zurück. Atlan ging zu dem Tor, durch das sie hereingekommen waren, und versuchte, es zu öffnen. Vergeblich. »Es geht nicht«, stellte er fest. »Vielleicht hast du irgend etwas verkehrt gemacht«, rief Sanny und eilte zu ihm. Dann wurde sie sich dessen bewußt, daß niemand von ihnen über soviel Erfahrung gerade in solchen Dingen verfügte wie Atlan. Er war um viele tausend Jahre älter als Hreila und sie zusammen, und er hatte im Lauf seines langen Lebens vor Hunderten solcher Schotte gestanden, um sich mit ihrer Verschlußtechnik auseinanderzusetzen. Wenn er nun erklärte, daß keine Möglichkeit bestand, das Schott von innen zu öffnen, so konnte sie getrost annehmen, daß es wirklich so war. »Sieh es dir an«, forderte er sie auf. Sie ging zu ihm, doch sie erfaßte rasch, daß auch sie als Paramathematikerin nichts ausrichten konnte. »Wir müssen uns eben etwas anderes einfallen lassen«, sagte sie und wurde sich zugleich dessen bewußt, wie banal ihre Worte waren. Verlegen verstummte sie. »Immer mit der Ruhe«, mahnte Atlan sie. »Noch haben wir keinen Grund, uns über irgend etwas aufzuregen. Wir werden schon wieder nach draußen kommen. Zuvor aber müssen wir klären, welche Aufgabe dieser Transmitter hat.« »Transportaufgaben«, rief Sanny. Dann stampfte sie ärgerlich mit einem Fuß auf und wandte sich ab. »Ich bewundere euch«, meinte Hreila. »Ihr benehmt euch so, als bestünde nicht die geringste Gefahr für uns. Glaubt ihr denn nicht, daß es in dieser Anlage Abwehreinrichtungen gegen unerwünschte
Eindringlinge gibt? Und das sind wir ja schließlich.« »Natürlich«, antwortete der Arkonide. »Ich rechne schon lange damit, daß irgend etwas geschieht.« Er legte die Hand an den Kolben seines Impulsstrahlers, und gab damit zu verstehen, daß er durchaus auf der Hut war. Hielt sich niemand außer ihnen in der Anlage auf? Wurde sie ausschließlich von Menschen bedient? Und wenn es so war, gab es nur stationär eingerichtete Roboter oder auch frei bewegliche Automaten? Es war, als habe die Anlage nur auf solche Fragen gewartet, um sie nun beantworten zu können. Geräuschlos tauchte ein bizarr geformter Roboter vor ihnen auf, der aus dem Nichts heraus gekommen zu sein schien. Er glich einer geflügelten Schnecke und hatte mehrere weit nach vorn ragende Arbeitsinstrumente, mit denen er einem Gegner empfindliche Verletzungen beibringen konnte. Er glitt auf einem unsichtbaren Antigravfeld heran und bewegte sich so schnell, daß der Arkonide seinen Impulsstrahler nicht mehr auf ihn richten konnte. Mit eiserner Hand hielt er Atlans Arm fest, und ein mit einem Desintegratorstrahler versehener Arm richtete sich auf seine Stirn. Erschrocken ließ der Weißhaarige sich auf die Knie fallen, während er zugleich versuchte, die gefährliche Waffe des Roboters mit der linken Hand nach oben zu stoßen. Der grünschimmernde Energiestrahl fuhr ihm durch die Haare und verwandelte einen Teil von ihnen in grauen Staub. Atlan merkte, daß seine Kraft nicht ausreichte, den Waffenarm abzuwehren. Zentimeter um Zentimeter rückte ihm der Desintegratorstrahler näher, so daß abzusehen war, wann der Roboter das tödliche Instrument gegen ihn einsetzen konnte. Sanny und Hreila stürzten sich auf die Maschine, um ihm zu helfen, doch der Roboter fuhr mehrere Arme nach hinten aus und stieß Sanny mühelos von sich weg. Die Molaatin flog quer durch
den Raum und landete krachend mehrere Meter von Atlan entfernt auf dem Boden. Sie blieb benommen liegen. Hreila kämpfte ebenso wild wie erfolglos gegen den Roboter. Sie versuchte, seine Arbeitsarme abzuwehren, erreichte jedoch absolut nichts. Sie konnte dem Arkoniden nicht helfen. Dieser war so gut wie allein mit einer ihm weit überlegenen Maschine, und der Projektor des Desintegratorstrahlers rückte auf seine Stirn zu. Der Arkonide erfaßte, daß er nur noch Sekunden zu leben hatte.
2. »Ein Transmitter ist dir aufgefallen?« fragte Federspiel, nachdem sie den Roxharen Fefer für etwa eine Stunde allein gelassen hatten, damit er sich erholen konnte. »Ein riesiger Transmitter«, bestätigte Fefer. »Warum betonst du das so?« erkundigte sich der Katzer. »Weil es keine Raumschiffe beim Flekto-Yn gibt. Auch keine Waffen, technische Schutzschirme, Funk- und Ortungsanlagen.« Die beiden Telepathen blickten sich kurz an. Sie wußten, weshalb es derartige Einrichtungen nicht gab. Für die Abwehr sorgte HiddenX mit seinem mentalen Druck. Der aber konnte nur wirksam werden, wenn er sich im Flekto-Yn aufhielt. Das Flekto-Yn ist der Zufluchtsort und die Wohnstatt von Hidden-X, stellte Bjo Breiskoll fest. Nach seiner Vertreibung aus dem Ysterioon in der Kleingalaxis All-Mohandot, also Flatterfeld, hat er sich dorthin zurückgezogen. Richtig, stimmte Federspiel zu. Von dort aus versucht er, seinen verlorengegangenen Einfluß wieder zurückzugewinnen. Wir müssen also das Flekto-Yn finden. Wenn wir das haben, haben wir auch Hidden-X und können ihn direkt bekämpfen. »Auch solltet ihr von der Jenseitsmaterie wissen«, fuhr Fefer fort. »Die Jenseitsmaterie spielt bei vielen Arbeiten eine große Rolle.«
»Jenseitsmaterie?« wiederholte Federspiel. »Was ist das? Ich habe noch nichts Genaues darüber gehört.« »Jenseitsmaterie leuchtet strahlend hellrot und hellgrün«, antwortete der Roxhare, wobei er seine Ohren heftig bewegte. »Und? Weiter? Was weißt du noch über diese Jenseitsmaterie?« »Nur, daß sie wichtig ist für die Arbeiten. Und daß sie töten kann. Sie hat viele Roxharen getötet, vor allem solche, die sich widersetzt haben.« Abermals blickten Bjo und Federspiel sich an. Sie wußten, was Fefer gemeint hatte. Hidden-X hatte die Roxharen ermordet, die immun gegen seinen geistigen Einfluß waren. In Fefers Gedanken tauchten Bezeichnungen wie »geistiger Faktor«, »Architekt«, »Herr und Allmacht« auf, wenn er an Hidden-X dachte. »Bist du Hidden-X jemals begegnet?« fragte Federspiel. »Ich meine, hast du es gesehen?« Der Roxhare fletschte die Zähne. »Gesehen? Nein. Nie. Auch kein anderer aus meinem Volk. Aber man spürt seine Nähe. Man weiß, daß es da ist, und das nicht nur, wenn es gezielte Befehle gibt.« Alle Lebewesen im Flekto-Yn stehen also unter ständiger geistiger Kontrolle des »Architekten«, dachte Bjo Breiskoll. Es hat seine Sklaven fest in der Hand. Sie werden wie Marionetten gelenkt, und wenn sie nicht im Sinne von Hidden-X funktionieren, werden sie kurzerhand mit »Jenseitsmaterie« umgebracht. Er blickte den Roxharen nachdenklich an. Jenseitsmaterie! Was mochte sich hinter dieser Bezeichnung verbergen? Welche Bedeutung hatte die Jenseitsmaterie für den geistigen Faktor? Behutsam setzten Federspiel und der Katzer die Befragung fort, bis sie sich einen einigermaßen klaren Eindruck vom Flekto-Yn machen konnten.
* Hreila Morszek schrie vor Verzweiflung, weil sie Atlan nicht helfen konnte. Sie zerrte und riß an den Armen des Roboters und versuchte vergeblich, an ihnen vorbeizukommen. Die Maschine wehrte sie nicht ab und stieß sie auch nicht von sich, so wie Sanny, die nun besinnungslos auf dem Boden lag, sie hinderte sie einfach nur daran, irgend etwas für den Arkoniden zu tun. Dieser beobachtete mit geweiteten Augen, wie der Projektor des Desintegratorstrahlers näher und näher rückte. Nur noch wenige Zentimeter fehlten, bis er auf die Mitte seiner Stirn zielte, und der Arkonide konnte die Metallarme nicht zur Seite drücken. Alle Tricks, die er in seinen zahllosen Kämpfen gegen Roboter entwickelt hatte, erwiesen sich als wirkungslos. »Nimm meinen Impulsstrahler«, rief er keuchend. »Du mußt ihn abschießen.« »Ich kann nicht«, antwortete Hreila. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Er hält mich fest.« In dem Augenblick, in dem der Tod des Aktivatorträgers unumgänglich zu sein schien, begann es plötzlich zwischen den beiden flügelartigen Auswüchsen des Roboters zu zischen, und eine kleine Dampfwolke stieg auf. Ein stechender Geruch verbreitete sich. Hreila blickte fassungslos auf den Roboter. Sie sah, daß etwas auf ihn herabtropfte und seine Metallhülle verbrannte. Schon bildete sich ein Loch, und die herabfallende Flüssigkeit drang in den Körper der Maschine ein. Hreila legte den Kopf in den Nacken, weil sie sehen wollte, woher die ätzende Säure kam. Hoch über ihr hing der Roboter Blödel an einem Stahlarm, der in die Halle hineinragte. Er hatte ein blitzendes Rohr ausgefahren. Aus diesem floß es farblos heraus. Einer der Arme des Roboters ruckte herum.
»Blödel hilft uns«, schrie Hreila. »Wir schaffen es.« Der Arkonide begriff. Er erhöhte seine Anstrengungen, und es gelang ihm, den Desintegratorarm zum Stillstand zu bringen. Sekundenlang konnte er ihn in dieser Stellung halten. Dann setzte sich der Arm erneut in Bewegung. Doch jetzt ertönte ein lautes Zischen aus dem Innern des Roboters. Gelblicher Rauch stieg brodelnd aus seinem Körper, bevor er krachend auf den Boden stürzte, und das ominöse, grüne Schimmern im Projektor des Desintegrators erlosch. Erschöpft rollte Atlan sich zur Seite. Er meinte, die Arme nicht mehr heben zu können. »Danke, Blödel«, keuchte er. »Meine Güte«, stammelte die Gläserne. »Ich konnte nichts tun. Wirklich nicht.« »Ich mache dir keinen Vorwurf«, beteuerte Atlan. »Das Biest hat dich festgehalten. Du konntest mir nicht helfen.« »Nein. Ich konnte es nicht.« Sie kniete vor Atlan nieder. »Dich wollte diese Maschine töten. Sanny hat sie zur Seite geschleudert. Die Kleine ist noch immer bewußtlos. Mich aber hat sie nur festgehalten. Warum?« »Ich weiß es nicht«, erwiderte er und richtete sich auf. »Sei doch froh, daß es so war. Du hast keinen Grund, dich zu beschweren.« »Aber es ist doch seltsam. Oder nicht?« »Wir wollen das nicht überbewerten, Hreila. Wahrscheinlich war es nichts als ein Zufall.« Er erhob sich und ging zu der Molaatin. Diese war mit dem Kopf gegen die Wand geprallt und hatte sich von dem Schlag noch nicht erholt. Er zog sie in seine Arme. Behutsam strich er ihr über den kugelrunden Kopf, auf dem sich eine dicke Beule aufwölbte. Die Molaatin stöhnte leise. Blödel kletterte an der Wand herab, schritt würdevoll zu der zerstörten Maschine hin und untersuchte sie, wobei er zahlreiche
Sonden ausfuhr, die er der Reihe nach in die von ihm geschaffene Öffnung tauchte. Danach knackte und krachte es noch einige Male in dem fremdartigen Roboter, die Arme fuhren ruckend hin und her, aber dann erstarb auch das letzte Leben in der Maschine, die Atlan beinahe getötet hätte. Blödel war der frühere Laborroboter des Galakto-Genetikers Hage Nockemann. Dieser hatte den Roboter umbauen lassen, so daß Blödel nun eine bewegliche Hochleistungspositronik darstellte. Die Maschine war 1,68 Meter groß – und damit einen Zentimeter kleiner als sein Herr. Sie hatte einen langen, röhrenförmigen Körper, einen kleinen Kopf mit nur einem Auge und reichlich kurze Beine, auf denen sie sich nicht sonderlich schnell bewegen konnte. Die Oberfläche bestand durchgehend aus Metall. Lediglich am Kopf duldete Nockemann ein wenig Kunststoff – einen Schnauzbart aus grünen Plastikhaaren, der dem Roboter ein reichlich komisches Aussehen verlieh. Der Körper war mit zahllosen Klappen versehen, hinter denen sich allerlei ausfahrbare Instrumente verbargen. Mit ihnen pflegte Blödel Proben von allen möglichen Stoffen einzuholen, die er dann anschließend in seinem Körperinnern analysierte und – sofern es ihm gelang, die dazu notwendigen Grundmaterialien zu beschaffen – auch nachformte. Hin und wieder produzierte er auch Stoffe, die er zuweilen falsch als »kontrapunktisch« bezeichnete. Damit meinte er, daß sie auflösend wirkten und bestimmte chemische Verbindungen zerbrachen, so wie es bei dem Roboter der Fall gewesen war. Atlan erholte sich schnell von seinem Schrecken und den Anstrengungen. Seiner Fürsorge war es zu verdanken, daß auch Sanny wieder auf die Beine kam. Ihr war sichtlich unangenehm, daß sie sich so rasch hatte ausschalten lassen. »Von jetzt an werde ich besser aufpassen«, versprach sie. »Ein Glück, daß du den Roboter erledigen konntest. Hast du es allein geschafft, oder hat Hreila dir geholfen?« Die Buhrlo-Frau zuckte wie unter einem Hieb zusammen.
»Nein«, sagte sie mit überraschender Schärfe. »Ich habe ihm nicht geholfen. Ich konnte es gar nicht.« »Ach«, seufzte Sanny ahnungslos. »Dann hast du auch eins gegen den Kopf gekriegt?« Hreila stöhnte gequält. »Nein. Eben nicht.« Die Molaatin blickte sie verwundert an. »Was war dann mit dir?« »Gar nichts«, antwortete sie schroff und abweisend. Sie ging zu einem Instrumentenpult und musterte es, als gäbe es nichts Interessanteres in dieser Halle. »Wir müssen klären, welche Funktion diese Anlage hat«, stellte Atlan fest. »Wir sehen uns um. Vielleicht entdecken wir dabei etwas, was uns die notwendigen Informationen gibt.« »Dies ist ein Transmitter«, erwiderte Sanny. Sie schien nicht begreifen zu können, daß sich der Aktivatorträger damit noch nicht zufriedengeben wollte. »Genügt das nicht?« »Nein. Noch lange nicht«, entgegnete er. »Ich habe solche Einrichtungen wie hier noch nicht gesehen. Die Technik ist irgendwie anders als in anderen Transmittern. Was soll dieses Gerät transportieren? Die von Hidden-X gedungenen Sklaven? Versorgungsgüter? Und wenn ja, welcher Art sind diese? Handelt es sich um Maschinen? Womöglich Ersatzteile für die technischen Einrichtungen des Flekto-Yns? Und läßt sich der Betrieb des FlektoYns nachhaltig stören, wenn wir den Transmitter lahmlegen? Stellt dieser Transmitter ein Tor zu einer wichtigen Station auf unserem Weg zum Flekto-Yn und damit zu Hidden-X dar? Oder kommen wir direkt ins Flekto-Yn, wenn wir diesen Transmitter benutzen? Weiter – wenn es so ist, welche Voraussetzungen müssen wir erfüllen, damit wir es riskieren können, den Transmitter zu benutzen? Wie muß der Transmitter justiert werden, damit er uns überhaupt transportiert? Gibt es Fallen, die dafür sorgen, daß Feinde von Hidden-X augenblicklich getötet werden, wenn sie es wagen, sich in
das Transportfeld zu begeben?« »Puh«, machte Sanny und fuhr sich mit den Händen über den kahlen Schädel. »Meinst du wirklich, daß es so viel zu bedenken gibt?« »Ich weiß es.« Die Molaatin wurde sich dessen bewußt, daß sie allzu unbekümmert vorgegangen wäre und dabei unvertretbare Risiken auf sich genommen hätte. »Wohin wenden wir uns zuerst?« fragte sie. »Wir bleiben zunächst auf dieser Ebene«, erklärte der Arkonide. »Ich bin sicher, daß es über uns und unter uns weitere Maschinen, Kontrollräume und dergleichen gibt. Die sehen wir uns an. Wir bleiben zusammen, damit wir uns notfalls gegenseitig helfen können.« Er ging zu einem Schott, das dem Eingang gegenüber lag. Es ließ sich mühelos öffnen. Ein Gang lag vor ihnen, der in einen großen mit Aggregaten bis unter die Decke gefüllten Raum führte. Hier arbeiteten zahlreiche Roboter, die wie Spinnen über die Maschinen krochen und allerlei Reparaturen und Wartungsarbeiten durchführten. Atlan konnte sich umsehen, ohne von einer der Maschinen behindert zu werden. »Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir es hier mit Energieumwandlern zu tun«, sagte er bald darauf. Er behielt Hreila im Auge, die sich abseits hielt und schweigend ins Leere starrte. Du meine Güte, dachte er. Sie ist wirklich anders als wir von dem Roboter behandelt worden. Er hat sie geschont. Aber warum irritiert sie das? Wahrscheinlich hat das überhaupt nichts mit ihr zu tun, sondern wurde durch einen Fehler in der Positronik der Maschine verursacht. Du mußt auf sie achten! mahnte der Extrasinn des Arkoniden. Warum? So wichtig ist das doch wohl nicht. Der Logiksektor antwortete nicht. Atlan sah darin einen Beweis
dafür, daß er die Vorfälle um Hreila als zweitrangig ansehen durfte. Aber waren sie das wirklich?
* Trester stürzte sich begierig auf einen Busch, an dem faustgroße Früchte wuchsen. Er riß sie förmlich von den Zweigen und schlang sie in sich hinein. Seit Tagen hatte der Roxhare nichts mehr gegessen, und er fühlte sich so schwach, daß er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er wußte, daß die Früchte einen hohen Nährwert hatten. Mit dieser Menge hatte er für die nächsten Tage ausgesorgt. Trester beschloß, an diesem See zu bleiben, bis das Nahrungsreservoir erschöpft war. Er wußte nicht, wie er auf diese dunkle Welt gekommen war, auf der die Tage und Nächte nur jeweils vier Stunden dauerten. Irgendwann war er hier aufgewacht, ohne die geringste Erinnerung an das zu haben, was vorher gewesen war. Er war sich jedoch darüber klar, daß diese Welt nicht seine Heimat war. Es konnte nicht sein. Zuviel sprach dagegen. Unter anderem die Tatsache, daß es keine jugendlichen Roxharen auf Krymoran gab. Seit einer Reihe von Tagen lebte er mit anderen Roxharen zusammen in einem primitiven Dorf, das aus ärmlichen Hütten bestand. Darin fristeten sie ein Leben, das mit ihrer Intelligenz nicht im Einklang stand. Er wußte, daß es zahllose technische Einrichtungen gab, mit denen sie sich das Leben im Dorf entscheidend hätten erleichtern können, wenn diese Dinge nur irgendwo zu beschaffen gewesen wären. Schon oft hatte er daran gedacht, sie selbst herzustellen, doch bisher war es immer nur bei dem Plan geblieben, da der Kampf um die tägliche Nahrung unerbittlich hart war. Nicht nur die Roxharen waren ständig auf der verzweifelten Suche nach irgend etwas Verwertbarem. Auch die
Molaaten waren es, und von ihnen lebte eine viel größere Zahl als Roxharen auf Krymoran. Aber nicht nur sie sorgten dafür, daß Trester und die anderen seines Volkes in Not und Armut lebten, sondern auch die Eingeborenen von Krymoran. Man nannte sie allgemein »Maulwürfe«, da sie im subplanetarischen Bereich lebten und aus der Tiefe häufig überfallartige Vorstöße gegen Roxharen und Molaaten unternahmen. Man kann es ihnen noch nicht einmal verdenken, überlegte Trester, während er eine weitere Frucht verzehrte. Wenn die Molaaten und wir tatsächlich nicht von diesem Planeten stammen, sondern hier nur Eindringlinge sind, dann ist es nicht verwunderlich, daß sie uns vertreiben wollen. Trester wußte, daß er sich deutlich von den anderen Roxharen unterschied. Er konnte logisch überlegen und die Zusammenhänge erfassen. Das konnten die wenigsten von den anderen. Diese, so schien es ihm, waren alle nicht bei klarem Verstand. Auch bei den Molaaten sieht es nicht anders aus, dachte er, sonst würde es uns noch schlechter gehen. War dieser Zustand normal? Er konnte es nicht sein. Er ließ sich ins Gras sinken und blickte auf die dunkel schimmernde Fläche eines Sees hinaus. Unweit von diesem erhob sich ein Bergkegel, der eine gewisse Ausstrahlung zu haben schien, der Trester sich nicht entziehen konnte. Er spürte, daß irgendein Geheimnis diesen Berg umgab, und er fragte sich immer wieder, was das Besondere an ihm sein mochte. Vielleicht verbirgt sich etwas in ihm, dachte er. Habe ich dort drüben nicht schon mal etwas beobachtet? Irgend etwas sprach seine Erinnerung an, und er fragte sich, ob sein ganz persönliches Schicksal in irgendeiner Weise mit diesem Berg verbunden war. Während er noch versuchte, irgendeinen Hinweis in seiner
Erinnerung zu finden, vernahm er ein eigenartiges Geräusch. Waren »Maulwürfe« in der Nähe? Und hatten sie ihn aufgespürt? Entschlossen, sich bis zum Äußersten zu wehren, griff er nach einem herumliegenden Ast. Suchend sah er sich um. Die Nacht war ungewöhnlich dunkel. Nur von dem geheimnisvollen Berg schien ein wenig Licht zu kommen. Eine Tatsache, die Trester sich nicht erklären konnte. Irgend etwas plätscherte im Wasser. Er kauerte sich hinter einen Busch, und er spürte, daß sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er fühlte sich schwach und schutzlos. Was sich ihm da näherte, erschien ihm übermächtig und unbesiegbar. »Weg hier«, dachte er. »Nichts wie weg.« Doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Dann aber sah er, daß am Ufer des Sees ein großer Hügel aufwuchs. Die Wasseroberfläche schien sich unter dem Druck einer Kugel nach oben zu wölben. Erschrocken fuhr Trester herum und flüchtete ins Dunkel hinein. Namenloses Grauen hatte ihn gepackt. Er begriff, daß er es nicht mit einem »Maulwurf« zu tun hatte, sondern mit einem Lebewesen, das noch weit gefährlicher war. Unwillkürlich schrie er seine Angst heraus, doch damit verriet er seinem unheimlichen Gegner nur, wohin er sich wandte. Ein geschmeidiger, kalter Arm legte sich um ihn und hielt ihn fest. In wilder Panik schlug Trester um sich, und er merkte, daß er in einer weichen, aber ungemein widerstandsfähigen Falle saß, aus der es kein Entkommen mehr gab. Es half ihm nichts, daß er mit dem Ast auf seinen Gegner einhieb, denn ebensogut hätte er auf eine elastische Wand einschlagen können. Er konnte das Ende nicht abwenden. Seltsamerweise erinnerte er sich in der Sekunde seines Todes daran, wer er war, woher er wirklich gekommen war, und wem er sein schreckliches Schicksal zu verdanken hatte. Doch nun war es zu spät. Sein Haß gegen Hidden-X wuchs ins
Grenzenlose, zugleich aber erfaßte er, daß er nie mehr Gelegenheit haben würde, gegen den geistigen Faktor zu kämpfen. Der Arm des unheimlichen Wesens drückte ihm die Luft ab. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er fühlte, wie alle Last von ihm abfiel, und ihm schien, als ob er zu schweben beginne. Die Angst vor dem Tod verlor sich. Er wußte, daß dies nicht das Ende war, sondern nur ein Übergang in eine Welt, in der eine negative Macht wie Hidden-X keine Rolle mehr spielte.
3. Als Atlan, Hreila, Sanny und der Roboter Blödel den Maschinenraum verließen, der Energieumwandler enthielt, kamen sie über einen fast hundert Meter langen Gang zu einem Hangar, an dessen gegenüberliegender Seite sich hohe Schotte erhoben. »Ein Ausgang«, stellte Sanny fest. »Vielleicht können wir hier nach draußen.« Atlan ging gemeinsam mit ihr zu dem Schott, um es zu untersuchen. Doch schon nach kurzer Zeit stand für ihn fest, daß er es ebensowenig überwinden konnte wie jenes, durch das sie hereingekommen waren. »Es hat keinen Sinn, daß wir uns hier lange aufhalten«, sagte Hreila. »Wir verschwenden nur unsere Zeit. Sehen wir uns lieber weiter oben um.« Der Arkonide und die Paramathematikerin gingen auf sie und den Roboter zu, kamen jedoch nicht weit. Plötzlich erhob sich vor ihnen eine rot flimmernde Energiewand. Atlan prallte dagegen und wurde so heftig zurückgeworfen, daß er stürzte und Sanny dabei mit zu Boden riß. Als er sich wieder aufrichtete, sah er, daß sie von Energiewänden umgeben waren, die ein kastenförmiges Gefängnis bildeten. Hreila und Blödel befanden sich in einer ähnlichen Energiekammer. Sie waren etwa zehn Meter von ihnen entfernt und
standen ebenso wie sie auf gerader Linie zwischen dem Schott und der Gangöffnung. Nervös tastete Hreila die schimmernden Wände ihres Verlieses ab. »Hilf uns, Atlan«, flehte sie. »Wir müssen hier heraus, bevor irgendwelche Roboter kommen, um uns zu töten.« »Daran glaube ich nicht«, rief Sanny mit heller Stimme. »Wenn die Anlage die Absicht gehabt hätte, uns umzubringen, wäre längst erheblich mehr passiert.« »Mir reicht es«, antwortete Hreila. »Seid ruhig«, bat der Arkonide. »Wir schaffen es schon irgendwie.« Er stand auf und half auch der Molaatin auf, die sich bei dem Sturz ein wenig an der Schulter verletzt hatte. Sie winkte ab, als sie seine besorgten Blicke bemerkte. »Dies ist ein mathematisches Problem«, behauptete sie. »Ich kann es lösen.« »Das glaubst du doch selber nicht«, entgegnete Hreila. »Wir sitzen fest, und wenn wir nicht irgendwo ein paar Knöpfe drücken können, kommen wir nicht mehr frei.« Tatsächlich schien es so, als habe sie recht. Alle vier waren in Energiekammern gefangen, die von einer Positronik außerhalb ihrer Reichweite gesteuert wurde. »Dies ist keine feindliche Aktion der Anlage«, behauptete Sanny selbstsicher. »Ich glaube eher an eine vollautomatische Einrichtung, die sich bei Beschickungsvorgängen oder dem Einzug von Hilfseinheiten einschaltet.« »Du meinst, diese Energiekammern bauen sich auf, wenn Material hereingebracht wird?« »Genau das. Damit will die Anlage verhindern, daß sich irgendwo etwas aufstaut. Wenn es um eine Abwehr ginge, hätten wir es viel schwerer. Irgend etwas scheint nicht in Ordnung zu sein, denn sonst wären hier längst die Fetzen geflogen.« Sie hat recht, signalisierte der Logiksektor. Die Abwehr der Anlage ist
mehr als halbherzig, denn sonst wäre alles noch viel schwerer für uns. »Schön und gut«, erwiderte Hreila. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und blickte die Molaatin herausfordernd an. »Wie kommen wir aber wieder hier heraus?« »Ich sagte, daß das ein mathematisches Problem ist. Wenn ich es lösen soll, brauche ich ein paar Minuten Ruhe. Ich muß ungestört nachdenken können.« »Du behauptest also, daß ich dich störe?« schrie Hreila. Atlan schüttelte verwundert den Kopf. »Was ist mit dir los?« fragte er. »Drehst du durch?« Die Gläserne blickte ihn einige Sekunden lang starr an. Dann senkte sie den Kopf und fuhr sich beschämt mit dem Handrücken über die Augen. »Verzeiht«, bat sie leise. »Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist.« Sie kommt sich wie eine Verräterin vor, meldete der Extrasinn des Arkoniden. Sie kann sich nicht damit abfinden, daß der Roboter sie nicht angegriffen hat. »Seid ruhig«, befahl Atlan. »Wir wollen doch mal sehen, ob Sanny es schafft.« Er setzte sich kurzerhand auf den Boden, während die Molaatin sich in der Halle umsah, an deren Wänden eine Reihe von Instrumententafeln leuchteten, und an deren Decke sich verschiedene Projektoren befanden. Einige Minuten verstrichen. Dann hob Sanny triumphierend einen Arm. »Es ist so, wie ich dachte«, sagte sie. »Es ist eine Frage der Raumverteilung.« »Das verstehe, wer will«, erwiderte Hreila. »Ich jedenfalls nicht.« »Wir müssen uns in bestimmten Abständen aufstellen«, erläuterte die Paramathematikerin. »Wenn wir es nicht tun, blockiert die Positronik unseren Weg.« Sie stellte sich an die rückwärtige Energiewand, so nahe wie
möglich an den Ausgang, und dirigierte Atlan an die Energiebarriere, die sich zwischen Hreila, dem Roboter und ihm erhob. Als sich danach Hreila und Blödel in gleicher Weise aufstellen, verschwanden die Sperren. »Behaltet diesen Abstand bei«, rief Sanny triumphierend. »Wir kehren in den Gang zurück.« Jetzt zeigte sich, daß ihre Überlegungen richtig gewesen waren. Ungehindert konnten sie die Halle verlassen und den Gang betreten. »Das war eine glatte Pleite«, stellte Hreila fest. »Nicht unbedingt«, widersprach der Arkonide, der gelassen über die gereizte Stimmung der Gläsernen hinwegging. »Wir wissen, daß wir die Anlage an dieser Stelle nicht verlassen können.« »Das ist aber was«, spottete Hreila. »Darauf können wir stolz sein.« Atlan lachte. Seine roten Augen blitzten auf. »Es ist gut«, entgegnete er. »Hast du schon einmal daran gedacht, daß dieser komische Roboter einfach unfähig war, mehr als einen oder zwei Gegner zur gleichen Zeit zu bekämpfen? Vielleicht hat er bei dir nur stillgehalten, weil er in dir die größte Gefahr gesehen hat? Er wollte dich nur abwehren, bis er Sanny und mich erledigt hatte, um sich dann ganz auf den Kampf mit dir konzentrieren zu können.« Hreila hob den Kopf und blickte ihn forschend an. »Meinst du das wirklich so, oder willst du mir nur Honig um den Mund schmieren?« »Das habe ich nicht vor. Ich denke, es gibt nichts zu enträtseln, und es wäre gefährlich, sich länger als unbedingt notwendig mit solchen Fragen aufzuhalten.« »Richtig«, bestätigte Blödel. Die Worte beeindruckten die Gläserne überraschend tief. Sie atmete einige Male kräftig durch, als müsse sie sich von einer großen Last befreien, dann entspannten sich ihre Lippen zu einem
breiten Lächeln. »Ich habe mich wohl für wichtiger genommen, als ich bin«, sagte sie. »Verzeiht mir.« »Schon gut«, winkte Sanny großmütig ab. »Jeder kann mal ausflippen.« Atlan blieb an einer Nische stehen, von der aus ein Antigravschacht nach oben führte. »Wir versuchen es«, entschied er. Hreila öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, fuhr sich dann aber rasch mit der Hand über die Lippen und schwieg. »Du zuerst«, sagte der Arkonide und schob sie mit sanftem Druck in den Schacht. Augenblicklich schwebte sie nach oben. Sanny und der Arkonide folgten ihr. Den Abschluß bildete mit einigen Metern Abstand der Roboter Blödel. »Mir gefällt das nicht«, flüsterte Sanny Atlan zu. Sie blickte voller Unbehagen nach unten. »Was ist, wenn die Steuerpositronik das Antigravfeld einfach ausschaltet?« »Daran wollen wir lieber nicht denken«, erwiderte er. Sie waren mittlerweile etwa hundert Meter hoch gestiegen. Hreila erreichte das obere Ende des Schachtes und schwebte in einen Raum hinein, der relativ klein war im Vergleich zu den anderen, in denen sie bisher gewesen waren. Kaum hatte sie den Antigravschacht verlassen, als das tragende Feld plötzlich erlosch. Atlan, Sanny und Blödel stürzten in die Tiefe.
* Bjo Breiskoll schreckte auf, als der Interkom in seiner Kabine summte. Müde war er über der Lektüre einiger Bordnachrichten eingeschlafen. Erstaunt stellte er fest, daß ein Medo-Roboter ihn zu sprechen
wünschte, und weil er noch nicht ganz wach war, bekam er nicht
gleich mit, daß es sich dabei um die Maschine handelte, die den Roxharen geheilt hatte. »Was gibt es?« fragte er und gähnte nachhaltig. »Mir liegt eine Nachanalyse vom Blut des Roxharen vor«, berichtete der Medo-Roboter. »Im Blut Fefers finden sich virulente Keime bisher noch kaum bekannter Art. Ich muß sie einem Erregerzweig zurechnen, der gefährliche Aggressionen auslösen kann.« »Drück dich nicht so geschwollen aus«, befahl der Katzer, der aufmerksam geworden war. »Was willst du damit sagen?« »Der Roxhare könnte zu toben beginnen und dabei auch töten. Seine geistige Gesundheit ist durch die Viren stark gefährdet. Er darf auf keinen Fall unbewacht bleiben.« Der Katzer war augenblicklich hellwach. Er eilte aus seiner Kabine und rannte den Gang entlang, der zu Fefers Unterkunft führte. Schon von weitem sah er einen Mann vor der Tür des Roxharen liegen. Aus der entgegengesetzten Richtung stürmte Federspiel herbei, der ebenfalls informiert worden war. Nahezu gleichzeitig mit Bjo erreichte er den Mann, der vor der Tür lag. Bjo kniete sich neben ihm hin und drehte ihn herum, obwohl er bereits wußte, daß kein Leben mehr in ihm war. Erschrocken fuhr er zurück, und Federspiel wandte sich rasch ab. Der Mann war getötet worden. Irgend etwas hatte ihm die Kehle zerrissen. »Wie konnte das passieren?« fragte Federspiel entsetzt. »Wie war es möglich, daß der Medo-Roboter derart versagt hat?« »Dafür kann es verschiedene Gründe geben«, erwiderte Bjo mühsam gefaßt. »Die virulenten Keime können in so geringer Zahl im Blut Fefers enthalten gewesen sein, daß der Medo sie gar nicht entdecken konnte. Sie können sich aber auch in einem Zustand befunden haben, indem sie noch nicht pathogen waren. Dann sind sie von dem Medo falsch eingestuft worden.«
Federspiel horchte telepathisch. Seine parapsychischen Sinne durchdrangen die Tür und stießen zu dem Roxharen vor. Seufzend blickte er den Katzer an. »Sein Geist hat sich wieder verwirrt«, berichtete er. »Der MedoRoboter hatte recht. Das Virus hat alles zunichte gemacht, was wir aufgebaut haben.« »Er erinnert sich nicht an das, was er getan hat«, bemerkte Breiskoll. Er rief den Ordnungsdienst, damit dieser die Leiche des Ermordeten übernehmen konnte. »Er weiß nicht, was er getan hat.« Als der Tote einige Minuten später abtransportiert worden war, betraten die beiden Telepathen die Kabine, in der Fefer auf einer Liege ruhte. Unwillkürlich richteten sich ihre Blicke auf seine Lefzen, denn dort erwarteten sie, Blut zu sehen. Doch offenbar hatte der Roxhare die Spuren seiner scheußlichen Tat beseitigt. »Das ist widerlich«, sagte Federspiel angeekelt. »Ein zivilisiertes Wesen darf so etwas nicht tun. Selbst dann nicht, wenn sich sein Geist umnebelt hat.« Bjo griff nach seinem Arm und blickte ihn ernst an. »Er ist krank«, mahnte er. »Vergiß das nicht. Du kannst ihn nicht für das verantwortlich machen, was geschehen ist. Du mußt auch weiterhin ein Geschöpf in ihm sehen, das Hilfe benötigt. Wir müssen ihn erneut zum Medo-Roboter bringen.« »Ich fasse ihn nicht an«, erwiderte Federspiel heftig. »Sei nicht hysterisch«, bat Bjo. »Ich weiß, was in dir vorgeht. Fefer ist plötzlich nicht mehr der Vertreter eines intelligenten Volkes für dich, sondern nur eine große und gefährliche Ratte. Aber du irrst dich. Er hat mit diesen Tieren nichts gemein. Noch nicht einmal das äußere Bild stimmt, wenngleich eine Ähnlichkeit vorhanden ist.« Beruhigend sprach er auf den Roxharen ein, half ihm auf und führte ihn zum Medo-Roboter. Fefer sträubte sich nicht. Friedlich begleitete er den Katzer und ließ alles mit sich geschehen. Dennoch hielt Federspiel respektvollen Abstand zu ihm. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, daß der Roxhare sich plötzlich in eine reißende
Bestie verwandeln würde. Als Fefer durch Gurte gesichert unter dem Medo-Roboter lag, erteilte Bjo diesem den Befehl, den Kranken so lange hier zu behalten, bis er zurückkehrte und ihm erlaubte, aufzustehen. »Du wirst ihn in einen leichten Schlaf versetzen«, sagte er, »so daß er nicht merkt, daß er auf uns warten muß.« Dann verließ er zusammen mit Federspiel den Raum. »Und nun?« fragte Federspiel. »Aber das ist doch ganz einfach«, erwiderte der Katzer. »Wir werden zu einem anderen Medo-Roboter gehen und uns behandeln lassen. Wir können nicht ausschließen, daß wir diese virulenten Keime ebenfalls im Blut haben.«
* Sanny klammerte sich an Atlan, der unaufhaltsam mit ihr in die Tiefe stürzte. Beide schrien. Nur noch ein Gedanke erfüllte sie: »Hreila!« Sie mußte sie hören und in Bruchteilen von Sekunden eine Lösung finden. Sie mußte das Antigravaggregat wieder einschalten und auf diese Weise den Sturz in die Tiefe beenden. Atlan blickte nach oben. Er sah, daß sich Hreila in den Schacht beugte und entsetzt zu ihnen hinabblickte. Sie schien unfähig zu sein, schnell genug zu reagieren und in der noch verbleibenden Zeit irgend etwas für ihre Rettung zu tun. »Unternimm doch etwas«, kreischte Sanny. Hreila rührte sich nicht von der Stelle, und die Hilfe in dieser aussichtslos erscheinenden Situation kam aus unerwarteter Richtung. Blödel streckte seine ausfahrbaren Arme extrem weit aus, bis er die Schachtwände berühren konnte. Dann stemmte er sich mit aller
Macht dagegen. Es gelang ihm, in einigen Vertiefungen Halt zu finden, und plötzlich bildete er ein Hindernis, das den Schacht versperrte. Dann prallten Atlan und Sanny auch schon gegen ihn. Sie schlugen so wuchtig auf, daß seine Greifklauen abrutschten, und er noch etwa zehn Meter tiefer sank, bis er sich endlich an einer anderen Stelle festhalten konnte. Doch gerade durch dieses Ausweichen rettete er dem Arkoniden und der zierlichen Sanny das Leben. Atlan hatte sich nur mit einer Hand an ihn klammern können, und die Paramathematikerin war abgerutscht. Buchstäblich im letzten Moment hatte der Arkonide sie noch an einem Bein erwischt. Sie wäre ihm entglitten, wenn Blödel nicht hätte nachgeben müssen. Jetzt baumelten Atlan und die Molaatin unter dem Roboter, noch immer annähernd dreißig Meter über dem Boden des Schachtes und damit über einem tödlichen Abgrund. Sanny hangelte sich vorsichtig an dem Aktivatorträger hoch, bis sie sich auf den röhrenförmigen Körper Blödels schwingen konnte. Sie versuchte nun, Atlan zu helfen, doch er war viel zu schwer für sie. »Wirst du endlich etwas unternehmen?« schrie sie zu Hreila hinauf. »Sieh zu, daß du den Antigrav wieder einschalten kannst.« Die Spezialistin für Fremdrassenpsychologie zuckte zusammen. »Ja. Natürlich«, antwortete sie stammelnd. Ihr Kopf verschwand vom Rand des Schachtes. Atlan entdeckte einen seitlichen Zugang, der nur wenige Meter unter ihnen war. Er machte den Roboter darauf aufmerksam, und dieser ließ sich vorsichtig nach unten rutschen. Kreischend glitten seine metallenen Hände über die Schachtwand. Endlos lange Minuten schienen zu vergehen, bis Atlan und Sanny schließlich auf sicheren Boden überwechseln konnten. Die Molaatin ließ sich in die Hocke sinken. Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Ich bin vollkommen erledigt«, gestand sie. »Dieses Mal dachte ich
wirklich, es ist aus mit uns. Gut, daß Blödel so lange Arme hat.« Der Roboter glitt neben sie. »Ich glaube, Hreila hat es geschafft«, sagte er. »Das Antigravfeld steht wieder.« »In den Schacht gehe ich nicht noch einmal«, sträubte Sanny sich. »Wir können hier nicht bleiben«, bemerkte Atlan ruhig. »Und ein anderer Weg führt nun mal nicht nach oben.« »Ich werde euch in bewährter Manier absichern«, versprach der Roboter. »Wenn ihr wirklich wieder runterfallen solltet, fange ich euch auf.« Sie befanden sich in einem kleinen Raum, der lediglich einige Kontrollinstrumente enthielt. Sie konnten nicht erwarten, hier Wesentliches zu erreichen. Daher beschlossen sie, das Risiko erneut auf sich zu nehmen. Blödel kehrte als erster in den Schacht zurück. Er schob sich quer hinein und bildete eine Sperre, so daß er die anderen zur Not auffangen konnte, falls der Antigrav wieder versagen sollte. Dann glitten die anderen hinein. Sie schwebten sicher und ohne weitere Zwischenfälle nach oben in einen Vorraum zu einer Schleuse. »Ich bin froh, daß ihr es geschafft habt«, sagte Hreila Morszek erleichtert. Sie hantierte an der Schleusensteuerung herum, ohne dabei jedoch viel zu erreichen. Atlan sah, daß ihre Hände bebten. Sie hatte nichts getan. Der Antigrav hatte sich von selbst wieder eingeschaltet. Abermals war sie ungeschoren geblieben. Sie hatte das Ende des Schachtes als erste erreicht, ohne daß etwas geschehen war, während Sanny und er unversehens in Lebensgefahr geraten waren. Sie macht sich Vorwürfe, dachte er. Wozu? Sie kann doch nichts dafür. Auch er befaßte sich nun mit dem Schleusenschott, erreichte jedoch ebenfalls nichts. »Es hat keinen Sinn«, sagte er. »Wir kommen nicht weiter. Sehen wir uns also zunächst einmal in der anderen Richtung um.«
Besorgt fragte er sich, wie lange die Anlage bei ihrer bisherigen Haltung bleiben würde, die zwar als Bedrohung, aber nicht als konsequente Verteidigung eingestuft werden konnte. Er hatte andere technische Anlagen ähnlicher Art erlebt, in denen die Fetzen geflogen waren. Robotische Maschinen aller Art hatten ihn angegriffen und einige Male zur Aufgabe gezwungen. Irgend etwas ist nicht in Ordnung, stellte der Logiksektor fest. Entweder ist die Anlage unzureichend bewaffnet, oder die zentrale Steuerung funktioniert nicht einwandfrei. Er sagte Sanny und Hreila nicht, woran er dachte, sondern versuchte, herauszufinden, aus welcher Richtung der nächste Angriff auf sie erfolgen könnte. Zusammen mit den beiden Frauen, und gefolgt von dem Roboter, durchschritt er einen langen Gang, der an einem massiven Schott endete. Dieses glitt augenblicklich zur Seite, als Atlan eine Taste an der Wand berührte, und eine Robotrechenanlage öffnete sich vor ihnen. »Eine Art Zentrale«, stellte Sanny fest. »Von hier aus müßte sich auch der Transmitter steuern lassen.« »Wenn das so ist, müßten wir auch feststellen können, in welche Richtung er arbeitet«, ergänzte Atlan optimistisch. »Wenn wir seine Kapazität errechnen können, finden wir vielleicht sogar heraus, wo die Gegenstation ist – möglicherweise das Flekto-Yn.« Zusammen mit Sanny schritt er die Fronten der Schalttafeln ab und versuchte die mathematischen Schaltsymbole zu enträtseln. Als er einige von ihnen einschalten wollte, um sie zu testen, stießen seine Finger gegen ein unsichtbares Energiefeld, so daß er die Schaltelemente nicht berühren konnte. Auf vier großen Bildschirmen zeichneten sich die Schleusenschotte der Ausgänge ab. Atlan erkannte zwei von ihnen deutlich wieder, da sie sich in der Anordnung der Schaltungen klar von den anderen unterschieden. »Wenn das nicht täuscht, hat die Anlage also vier Zugänge«, sagte
er nachdenklich. »Es müßte doch möglich sein, einen davon von hier aus zu öffnen.« »Dazu müßten wir das Energiefeld über den Schaltungen überwinden«, gab Hreila zu bedenken. Ihre Augen weiteten sich, denn plötzlich schob sich eines der Schotte zur Seite. »Durch das Tor sind wir hereingekommen«, rief Sanny erregt. »Schnell, wenn wir nach unten gehen, können wir vielleicht hinauslaufen.« Sie wollte bereits zum Antigravschacht laufen, doch der Arkonide hielt sie zurück. »Sieh doch«, sagte er und deutete auf den Bildschirm. Einundzwanzig Molaaten marschierten in strenger Ordnung durch die Schleusenkammer. Jeweils drei von ihnen schritten nebeneinander her. Sie blickten starr geradeaus und bewegten sich wie Puppen, die von unsichtbarer Hand dirigiert wurden. »Wir müssen zu ihnen hin, Atlan.« Sanny riß sich los und rannte zum Antigravschacht, bevor er sie zurückhalten konnte. Erst am Schacht blieb sie stehen und blickte unsicher hinein. Durch nichts war zu erkennen, ob sie sich ihm anvertrauen durfte oder nicht. Flehend blickte sie den Arkoniden an, der ihr gefolgt war. »Meinst du, daß ich es wagen kann?« fragte sie. »Es ist schon zu spät«, rief Hreila von der Rechenzentrale her. »Die 25 Molaaten sind verschwunden.« Sanny und der Arkonide kehrten zu ihr zurück. »Verschwunden?« wiederholte sie. »Wieso? Wohin?« Die Psychologin zeigte auf einen der Bildschirme. »Sie sind vom Transportfeld des Transmitters erfaßt worden«, berichtete sie. »Sie sind also durch den Transmitter gegangen.«
4.
»Ich bin froh, daß wir einen Medo-Roboter aufgesucht haben«, sagte Federspiel erleichtert. »Jetzt wissen wir, daß die Infektionsgefahr beseitigt ist.« »Zumindestens für uns«, entgegnete Bjo, während er mit ihm eine gemütlich eingerichtete Trinkstube durchquerte, in der zahlreiche Frauen und Männer saßen und Zerstreuung suchten. Sie blieben stehen. »Wie meinst du das?« »Wie ich es gesagt habe.« Bjo ging weiter und verließ den Raum. Er trat auf einen Gang hinaus und sah sich dabei nach Federspiel um, der ihm folgte. Plötzlich schrie dieser auf. Bjo empfing einen geistigen Impuls, der ihm einen Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte. Gleichzeitig fuhr er herum und streckte abwehrend die Arme aus. Ein großer, dunkelhaariger Mann stürzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihn. Blutiger Schaum stand ihm auf den Lippen. Bjo gelang es, ihn zurückzustoßen. Um sich schlagend fiel der Angreifer auf den Boden, schnellte sich jedoch augenblicklich wieder hoch und warf sich erneut auf den Telepathen, der bestürzt erfaßte, daß der andere von ausschließlich animalischen Instinkten geleitet wurde. Kreischend und brüllend versuchte der Tobende, ihm die Kehle zu zerbeißen. Mit äußerster Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit, zu der wohl nur ein Bjo Breiskoll fähig war, wich er ihm aus und zertrümmerte dann seine Angriffswut mit einer Serie von Dagor-Schlägen, bis der Kranke bewußtlos auf den Boden sank. »Scheußlich«, stammelte Federspiel. »Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Er war wie ein blutrünstiges Tier. Fefer muß ihn angesteckt haben.« »Warum der Roxhare?« »Wer sonst?«
»Oggar kann sich ebenso infiziert haben. Oder einer der Molaaten, die er hergebracht hat, kann die Seuche eingeschleppt haben.« »Ja, du hast recht«, erwiderte er. »Ich war zu voreilig. Wir müssen Breckcrown informieren.« »Genau das habe ich vor«, erklärte Bjo. »Zunächst aber bringen wir diesen Mann zu einem Medo-Roboter, bevor er noch mehr Unheil anrichten kann.« »Du meinst, er hat schon jemanden außer dir angefallen und vielleicht -getötet?« »Das ist nicht auszuschließen. Komm.« Bjo nahm den Kranken auf und hielt ihn so, daß dieser ihn nicht beißen konnte, wenn er aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Eilig trug er ihn durch die Trinkstube, ohne sich um die neugierigen Fragen der Anwesenden zu kümmern. Er legte den Patienten unter den Roboter und ließ ihn erst allein mit diesem zurück, als er sich davon überzeugt hatte, daß er sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. Dann informierte er Breckcrown Hayes und veranlaßte, daß die Molaaten augenblicklich isoliert und behandelt werden. »Komm. Wir gehen zu ihnen«, sagte er zu Federspiel. »Ich möchte wissen, wie es bei ihnen aussieht.« »Wir sollten uns bewaffnen«, schlug dieser vor. »Zumindest mit Lähmstrahlern.« »Wenn du dich ein wenig umgehört hättest, wüßtest du, daß bei den Molaaten alles ruhig ist.« Jetzt streckte Federspiel seine telepathischen Fühler ebenfalls aus, und er gab dem Katzer recht. Bei Ajjar und seinen Freunden schien alles in Ordnung zu sein. Dort hatte es keine unliebsamen Zwischenfälle gegeben. Ajjar blieb ruhig und gelassen, als Bjo Breiskoll ihm sagte, was vorgefallen war, und ihn bat, sich von einem Medo-Roboter untersuchen zu lassen. Anders der jugendliche Gynn. Er richtete sich kerzengerade auf
und blickte den Katzer herausfordernd an. »Glaubst du, daß wir unsauber sind?« rief er empört. »Niemand hat den Dunkelplaneten bisher erforscht«, erwiderte Bjo gelassen. »Ihr habt ihn ebenso betreten wie wir, ohne zu wissen, ob es dort für euch und uns gefährliche Mikroorganismen gibt. Jetzt zeigt sich, daß das offenbar der Fall ist, und dagegen müssen wir etwas tun. Oder willst du riskieren, daß es noch mehr Opfer gibt?« »Natürlich nicht«, lenkte Gynn ein, nachdem er kurz nachgedacht hatte. »Wir sind eure Gäste«, stellte Ajjar fest. »Und wir wollen mit euch zusammen gegen Hidden-X kämpfen. Wir haben nur Aussicht, diese Auseinandersetzung zu gewinnen, wenn wir gesund sind. Wir werden uns geschlossen untersuchen lassen.« Er blickte Gynn an, als fürchte er erneuten Einspruch von diesem, doch der kämpferische junge Mann schwieg. In geschlossener Ordnung verließen die Molaaten ihr Quartier und begleiteten die beiden Telepathen zu einem Medo-Roboter. Schon bald darauf stand fest, daß sie alle infiziert waren. Doch keiner von ihnen reagierte in gleicher Weise wie der Solaner. Die Viren lösten bei ihnen keine ungewöhnlichen Reaktionen aus und schienen überhaupt keine Wirkung zu erzielen. Dennoch injizierte der Medo-Roboter den Molaaten ein Gegenmittel, damit sie niemanden anstecken konnten. Breckcrown Hayes hatte inzwischen ein blitzschnell ausgearbeitetes Programm eingeleitet, mit dem eine Ausbreitung der Seuche über das gesamte Raumschiff verhindert werden sollte. Alle Personen, die auf Krymoran gewesen waren, wurden isoliert und sofort untersucht. Ebenso alle weiteren Kontaktpersonen. Dabei zeigte sich, daß sich gefährliche Leichtsinnsfehler eingeschlichen hatten. Die Zahl der Infizierten hatte bereits bedrohliche Ausmaße angenommen. Mehr als hundert Männer und Frauen mußten mit einem Gegenmittel behandelt werden. »Dennoch«, sagte Federspiel, als sich abzeichnete, daß die
Schiffsführung die Situation im Griff hatte, »mit Fefer bin ich immer noch nicht einverstanden. Von ihm ist alles ausgegangen.« »Sei nicht ungerecht«, erwiderte der Katzer. »Komm. Wir gehen zu ihm. Vielleicht erfahren wir noch etwas. Inzwischen dürfte auch der Tote untersucht worden sein. Ich möchte wissen, ob er tatsächlich von dem Roxharen umgebracht worden ist.« »Von wem sonst?« fragte Federspiel auffahrend. »Von einem Solaner.« »Das glaube ich niemals.« »Die Bißspuren werden uns einen eindeutigen Beweis liefern.« »Ich weiß gar nicht, ob ich das will. Er würde meine Abneigung gegen den Roxharen noch vertiefen.« »Sie ist unbegründet«, entgegnete Bjo. »Fefer will mit uns zusammenarbeiten. Er hat uns wertvolle Informationen gegeben. Wir werden bald gegen Hidden-X kämpfen, und dann benötigen wir Unterstützung von allen nur erdenklichen Seiten.« Er wußte, daß es das Bild des Toten mit der zerrissenen Kehle war, das Federspiel vor allem erschreckt und zutiefst beunruhigt hatte. Ihm kam es darauf an, Federspiel von dem seelischen Druck zu befreien, unter dem er stand. Deshalb ließ Bjo nicht locker, sondern führte die Untersuchung zu Ende. Danach stand fest, daß der Roxhare unschuldig war. Fefer hatte zwar virulente Keime im Blut gehabt, er hatte jedoch den Mann, der vor seiner Kabine gestorben war, nicht angefallen und getötet. »Es tut mir leid«, sagte Federspiel beschämt zu ihm. Fefer blickte ihn erstaunt an, da er nichts von der bis ins Unterbewußtsein verwurzelten Abneigung vieler Menschen gegen Ratten wußte, die als »Ungeziefer« angesehen und für die Verbreitung von gefährlichen Infektionskrankheiten verantwortlich gemacht wurden. »Was ist geschehen?« fragte der Roxhare. Bjo sagte es ihm. Fefer verdrehte die Ohren.
»Bedaure. Das ist mir alles entgangen«, erwiderte er. »Ich erinnere mich an kaum etwas.« »Ich habe dir Unrecht getan«, sagte Federspiel in äußerst ehrlichem Bedauern. »Bitte, entschuldige.« Der Roxhare blickte ihn freundlich an. »Es ist so schwierig, sich miteinander zu verständigen«, erklärte er. »Wir sind so verschieden voneinander. Vieles von dem, was ihr macht, bleibt mir unverständlich. Ihr verhaltet euch so ganz anders als wir. Dennoch haben wir eine gemeinsame Basis, auf der wir aufbauen können. Und die sollten wir im Auge behalten, nicht aber das Trennende.« Der Solaner blickte ihn beschämt an. »Ich werde mir Mühe geben«, versprach er, und er meinte es ehrlich. Er wurde sich dessen bewußt, daß er zuviel auf einmal verlangt hatte. Er mußte mehr Geduld haben, und er mußte Rücksicht auf Fefer nehmen, zumal dieser kaum von seiner schweren Krankheit genesen war. »Ich möchte mehr von euch wissen«, eröffnete ihnen der Roxhare. »Woher kommt ihr? Wer seid ihr? Warum kämpft ihr gegen Hidden-X? All das sind Dinge, über die ich informiert sein möchte.« »Das ist nicht mehr als billig«, sagte Bjo. »Ich werde dafür sorgen, daß SENECA dir entsprechendes Material über Interkom einspielt, und ich werde bei dir bleiben, damit du mir Fragen stellen kannst, wenn du etwas nicht verstehst. Komm. Wir wollen diese Station verlassen. Ich bringe dich in deine Kabine zurück. Dort hast du es etwas bequemer.« Er lächelte Federspiel zu, der sich noch immer Vorwürfe machte, weil er den Roxharen ungerecht behandelt hatte. Er nimmt es dir nicht krumm, teilte Bjo ihm telepathisch mit. Er sieht sich als unser Verbündeter, und das wird er auch bleiben.
*
Auf Krymoran war die kurze Nacht vorüber, und eine künstliche Sonne erhellte den Felskegel, unter dem sich die Transmitteranlage verbarg. In dem See unterhalb des Berges lauerte ein monströses Wesen. Quälender Hunger trieb es immer wieder bis ans Ufer vor, von wo aus es seine Fühler auf der Suche nach Nahrung ausstreckte. Einige Male fielen ihm kleinere Tiere zum Opfer, die sich zu nahe an den See herangewagt hatten. Doch diese konnten seinen Hunger nicht stillen. Dem Monster ging es um mehr. Es hatte einen Befehl erhalten, und es wollte ihn ausführen, zumal es wußte, daß es damit ein Nahrungsreservoir finden würde, das geradezu grenzenlos war. Es mußte das Raumschiff erreichen, von dem in dem Befehl die Rede gewesen war. Die Wasseroberfläche erwärmte sich unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen, und das Wesen zog sich auf den Grund des Sees zurück. Nur einen tentakelförmigen Ausläufer seines Körpers streckte es zum Ufer aus, um sich nicht entgehen zu lassen, wenn ein mögliches Opfer in der Nähe auftauchte. Tatsächlich erschien ein kleines, zwergenhaftes Geschöpf zwischen den Büschen, kam jedoch nur bis auf etwa dreißig Meter an den See heran. Das Monster wartete geduldig, doch dann wandte sich der Zwerg ab und wollte sich entfernen. Jetzt mußte das räuberische Wesen angreifen. Es trennte sich von einem Stück seines Tentakels und teleportierte dieses zu dem kleinwüchsigen Opfer hin. Das gefräßige Teil seines Körpers kam so schnell über das andere Wesen, daß dieses nicht die geringste Abwehrchance hatte. Es schrie erbärmlich in seiner Not, aber das war für das Ding in dem See kein Grund, es freizugeben. Im Gegenteil. Genüßlich führte es sich die bei diesem Todeskampf freiwerdende Energie zu.
Doch die Beute war kaum mehr als ein Appetitanreger. Das Wesen fuhr einen zweiten Arm aus, und bildete an dessen Ende ein Auge. Damit blickte es zu dem Felskegel hinüber, in dem es weitere Beute wußte. Es beschloß, Fallen vor allen vier Ausgängen zu errichten, damit ihm keines jener Wesen entgehen konnte, die in den Berg eingedrungen waren. Es sonderte weitere Körperteile ab und ließ parapsychische Energien in sie hineinfließen, bis sie in der Lage waren, vor die Ausgänge zu teleportieren und sich dort für eine ausreichend lange Zeit zu halten.
* »Wir müssen uns entscheiden«, sagte Atlan. »Entweder brechen wir gewaltsam aus, indem wir eines der Schotte aufschießen, oder wir lassen uns ebenfalls von dem Transmitter abstrahlen.« »Das ist unmöglich«, protestierte Sanny. »Der Transmitter würde uns nicht befördern.« »Woher weißt du das?« fragte er. »Ich habe es berechnet«, erklärte sie. »Aber wir müssen irgend etwas unternehmen«, bemerkte Hreila. »Oder willst du in dieser Anlage bleiben? In irgendeine Richtung müssen wir gehen.« »Sie hat recht«, bestätigte der Arkonide. »Entweder zurück zur SOL oder weiter – zum Flekto-Yn.« »Unvorbereitet? Das ist doch ausgeschlossen. Alles, was wir jetzt noch haben, ist ein Impulsstrahler.« »Das ist nicht viel«, gab Atlan zu. Er überlegte kurz. »Also – dann versuchen wir auszubrechen. Notfalls mit Gewalt.« »Ich meine, eine andere Möglichkeit haben wir nicht«, stimmte die Molaatin zu. Atlan kehrte in die Rechenzentrale zurück. Von hier aus führte ein
kurzer Gang zu einem Schott. Wiederum versuchte der Unsterbliche vergeblich, es zu öffnen. Die Schaltungen reagierten nicht auf seine Berührungen. »Geht ein paar Schritte zurück«, bat er Sanny und Hreila. »Es könnte sein, daß uns einiges um die Ohren fliegt, wenn ich schieße.« »Vielleicht könnte ich noch etwas tun?« fragte Blödel. »Möglicherweise ist das Ding empfindlich gegen bestimmte Säuren und Laugen, die ich einfließen lassen könnte.« Atlan überlegte kurz, kam dann jedoch zu dem Schluß, daß mit chemischen Mitteln nur wenig auszurichten war. Er trat einige Schritte zurück und feuerte den Impulsstrahler dann auf das Schott ab. Der Energiestrahl zuckte sonnenhell aus dem Projektor und schlug krachend in ein unsichtbares Schutzfeld, das sich innerhalb einer Nanosekunde vor dem Schott aufgebaut hatte. Sternförmig schossen die Energien zu den Seiten weg, und die Temperatur stieg schlagartig an. Atlan fuhr erschrocken zurück. »Ich glaube, das war ein Fehler«, sagte er. »Wir sind keinen Schritt vorangekommen, haben aber wahrscheinlich die Abwehrmechanismen der Anlage endgültig alarmiert.« Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als sich eine Tür öffnete, deren Umrisse bisher nicht zu erkennen gewesen waren. Ein insektenförmiger Roboter stürmte wild daraus hervor. Aus einem rüsselartigen Gebilde an seinem Kopf zuckte ein blauer Energiestrahl. Er streifte Sanny und schleuderte sie mit vehementer Wucht herum. Die Molaatin wirbelte quer durch die Rechenzentrale und landete unsanft an einer Instrumentenkonsole. Atlan wollte auf den Roboter schießen, doch Blödel verspritzte bereits eine farblose, scharf riechende Flüssigkeit. Damit traf er den Roboter, und dessen optische Linsen zerbröckelten schlagartig. Die Maschine blieb stehen. Blödel eilte mit ungelenk erscheinenden Bewegungen zu ihr hin und hieb ihr einen Arm über den Kopf. Damit schaltete er sie restlos
aus. »Das dürfte nicht der einzige Vertreter dieser unfreundlichen Zunft bleiben«, erklärte er danach. »Wir sollten in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen.« Hreila beugte sich über Sanny und half ihr. »Was ist mit dir?« fragte sie. »Bist du verletzt?« »Meine Schulter ist gelähmt«, antwortete die Paramathematikerin mühsam. »Massiere sie. Dann geht es vielleicht gleich wieder.« Die Psychologin tat ihr den Gefallen, erreichte jedoch nur wenig damit. Sanny mußte sich in Geduld fassen und abwarten, bis die Wirkung der paralysierenden Strahlen von selbst nachließ. Atlan ging zu der Tür, durch die der Roboter hereingekommen war. Er blickte in einem mäßig erleuchteten Gang hinein, der nichts zu enthalten schien. Aus einer Luke in der Decke des Ganges fiel ein Roboter herab, landete krachend auf seinen Raupen und fuhr rasselnd auf den Arkoniden zu. Ein Projektor leuchtete drohend auf. Atlan warf sich zur Seite und schrie den anderen eine Warnung zu. Gleichzeitig feuerte er mit dem Impulsstrahler in den Gang hinein. Der Roboter zerplatzte in einer krachenden Explosion, und eine Druckwelle fegte Sanny und Hreila, die nicht rasch genug ausgewichen waren, durch den Raum. Blödel fing sie mit rascher Armbewegung auf, bevor sie gegen die rückwärtige Wand prallen konnten. »Du hattest recht«, sagte er zu Atlan. »Offenbar haben wir jemanden aufgeweckt. Es wird ungemütlich.« »Wir sollten uns wieder nach unten zurückziehen«, schlug Sanny vor. »Dort steht der Transmitter. Wenn noch einmal Molaaten ankommen, können wir mit ihnen reden, oder wir können versuchen, an ihnen vorbei nach draußen zu kommen. Und falls das alles nichts bringt, können wir vielleicht mit dem Transmitter
irgendetwas anstellen.« Atlan, der den Gang verschlossen hatte, aus dem der Roboter hervorgekommen war, kehrte nun zum Antigravschacht zurück. Er öffnete direkt neben ihm eine Bodenklappe und fand darunter die Steuerung für das Antigravaggregat. Er blockierte sie, so daß es sich nicht selbsttätig ausschalten konnte. »Wir versuchen es«, entschied er.
* Das Ding im See schreckte auf, als es Erschütterungen spürte, die sich vom Boden auf das Wasser übertrugen. Augenblicklich erwachte sein Appetit. Zahllose Wesen näherten sich dem Berg. Und sie mußten direkt an ihm vorbeikommen. Gierig fuhr es mehrere Tentakel aus, an deren Enden es Augen formte, so daß es sehen konnte, was da geschah. Kleine grüne Gestalten schritten in straffer Marschordnung auf den Berg zu. Das Ding konnte nicht zählen. Dazu reichte seine Intelligenz nicht aus. Es konnte jedoch abschätzen, daß dieses Nahrungsangebot ihn für mehrere Tage sättigen würde. Die Freßlust wurde nahezu übermächtig. Das Ding vergaß, daß es Tag war, und daß es seine Haut den glühenden Strahlen der Sonne nicht allzu lange aussetzen durfte. Es schob sich lautlos aus dem Wasser und glitt auf die Kolonne der Molaaten zu. In diesem Augenblick begann der gallertartige Körper des monströsen Wesens jedoch in eigenartiger Weise zu vibrieren. Zögernd verharrte es am Ufer des Sees. Es war verunsichert, und die Erinnerung an einen Befehl wurde wach. Dieser war in irgendeiner Weise mit derartigen Vibrationen verbunden. Wie war der Befehl gewesen? Das Ding horchte ängstlich in sich hinein. Es wußte, daß da eine
Macht über ihm war, die ihm grenzenlos überlegen war und es jederzeit vernichten konnte. Die Befehle dieser Macht durfte es nicht mißachten. In seiner Angst und Unsicherheit bildete es ein großes Auge aus und blickte damit in den Himmel hinauf, zuckte aber sogleich, von unerträglichen Schmerzen gepeinigt, zurück und tauchte ins kühlende Wasser, wo sich das Auge auflöste. Zwei Eindrücke blieben. Das Licht der Sonne war grell und schmerzhaft. Es war besser, sich ihm nicht so offen auszusetzen. Es konnte das Auge verbrennen. Und dann war da jenes Ding gewesen, von dem die Vibrationen ausgegangen waren. Es hatte sich hoch über ihm durch die Luft bewegt, so wie jene lebenden Wesen, die seinen Appetit anregten, die er aber nie hatte erreichen können. Die Vibrationen hämmerten ihm den Wortlaut des Befehls ein: »Kämpfe dich zum Raumschiff durch. Du wirst Tod und Vernichtung über die Besatzung des Schiffes bringen. Niemand darf überleben.« Zitternd und zuckend verharrte das Wesen und versuchte, zu einem Entschluß zu kommen. Sollte es seinen Hunger stillen und über diese Wesen herfallen, die zum Berg marschierten? Oder mußte es warten, bis es ihm gelang, in das fliegende Etwas zu kommen, das Vibrationen in ihm ausgelöst hatte und das SCHIFF genannt wurde? Der Hunger veranlaßte es, erneut einen Tentakel mit einem Auge zu bilden und zu den Molaaten hinüberzublicken. Der Berg hatte sich geöffnet, und die vermeintlichen Opfer schritten in straffer Ordnung hinein. Das Ding erkannte, daß die Beute ihm schon fast entkommen war. Zornig spaltete es einen Teil seines Körpers ab und teleportierte diesen hinter den Molaaten her. Im gleichen Moment schloß sich der Berg wieder.
5. Ungehindert kamen Atlan, Hreila, Sanny und der Roboter Blödel durch den Antigravschacht nach unten. Sie hielten sich jedoch nur kurz in der Halle auf, in der sich die Transmittereinrichtungen befanden, und schwebten dann in einem anderen Schacht weiter in die Tiefe. »Ich bin fest davon überzeugt, daß wir früher oder später irgend etwas finden, womit wir uns den Weg nach draußen öffnen können«, sagte der Arkonide, der auf weiteren Erkundungen bestanden hatte. »Wir werden keinen Schritt weiterkommen, wenn wir auf der Stelle verharren.« Der Antigravschacht war tief. Erschreckend tief, wie Sanny fand. Sie gab zu, unter einer gewissen Höhenangst zu leiden, die sie zuvor noch niemals in Antigravschächten befallen hatte. Doch nach dem Absturz hatte sie sich noch nicht ganz wieder beruhigen können. Sie atmete hörbar auf, als sie den Boden erreicht hatten, und Atlan an einem riesigen, blauen Schott zu arbeiten begann, das ihnen den Weg zu einer offenbar großen Halle versperrte. Der Arkonide benötigte nur ein paar Minuten, bis es ihm gelang, die positronischen Sperren zu überwinden. Dann glitt das Schott in die Höhe und gab den Blick auf äußerst kompliziert erscheinende technischen Gebilde frei. Eine gewaltige Kugel, die mit zahllosen Geräten besetzt war, schwebte frei im Raum. »Was ist das?« fragte Hreila. Der Weißhaarige antwortete zunächst nicht. Er schritt in die Halle hinein, wobei er die rechte Hand an den Kolben seines Impulsstrahlers legte, um sich schnell genug wehren zu können, falls er angegriffen werden sollte. Er umkreiste die schwebende Kugel, deren Durchmesser er auf annähernd hundert Meter schätzte, untersuchte einige Peripheriegeräte und kehrte schließlich zu den anderen zurück.
»Nun?« fragte Hreila. »Weißt du es jetzt?« »Ich denke schon«, antwortete der Arkonide. »Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir es mit einem Hyperenergiezapfer zu tun. Von hier aus wird also die gesamte Anlage mit Energie versorgt.« »Das würde bedeuten, wir brauchten nur den Hyperenergiezapfer lahmzulegen, dann wäre auch der Transmitter ausgeschaltet. Und nicht nur das. Auch die Schotte, die uns den Weg nach draußen versperren, müßten aufgehen.« »Und die Antigravschächte würden unbenutzbar«, fügte Sanny trocken hinzu. Atlan lachte. »Bestimmt nicht. Wenn wir den Energiezapfer abschalten, bleiben der gesamten Anlage noch immer so viele Reserven, daß sie Schotte, Antigravaggregate, Beleuchtung, Überwachungspositronik, Klimaanlagen und was der Dinge mehr sind, noch auf Tage hinaus versorgen könnte.« »Das heißt also, daß wir hier nichts ausrichten werden«, stellte die Psychologin enttäuscht fest. »Zunächst nicht«, bestätigte der Arkonide. »Es wäre sicherlich nicht richtig, allzuschnell eine Entscheidung zu fällen. Wir müssen uns darüber klarwerden, welche strategische Bedeutung dieser Transmitter für uns haben kann und wird.« »Das verstehe ich nicht«, entgegnete Hreila. »Dabei ist es ganz einfach«, warf Sanny ein. »Wir sind uns doch darüber einig, daß wir Hidden-X hart auf den Fersen sind und hoffen, ihn demnächst endgültig erledigen zu können. Oder?« »Natürlich. Das ist doch klar. Darum geht es doch.« »Eben«, bestätigte die Molaatin. »Wir werden Hidden-X angreifen. Fragt sich nur wie. Wo ist er? Wie kommen wir an ihn heran? Mit Hilfe des Transmitters vielleicht?« Ein rotes Licht begann im Hintergrund der Halle zu blinken. Zunächst achtete keiner von ihnen darauf. Es gab zu viele Dinge zu sehen, die interessanter erschienen. Doch dann sagte Blödel:
»Ich glaube, da tut sich etwas.« Eine Wand verschob sich, und ein vierbeiniger Roboter wurde sichtbar, der in einer Kammer verborgen gewesen war. Er hatte drei Waffenarme mit jeweils zwei Energieprojektoren, die in unterschiedlichen Farben leuchteten. »Schnell. Zurück zum Schacht. Wir müssen nach oben«, rief Atlan. Er schob Sanny vor sich her. Blödel eilte ihnen bereits voraus und polte das Antigravfeld um, so daß es nach oben gerichtet war. So konnten die Paramathematikerin und der Unsterbliche sofort einsteigen, als sie den Schacht erreichten. Der Kampfroboter rückte schnell näher. Aber er schoß nicht. Hreila ist zwischen ihm und uns! erkannte der Logiksektor. Das ist der Grund. Deshalb feuert er nicht. Diese Überlegung erschien dem Arkoniden völlig abwegig. Er wußte jedoch, daß er sich auf die unbestechliche und absolut nüchterne Art verlassen konnte, mit der sein Extrahirn dachte. Atlan zog die Gläserne hinter sich her, so daß sie den Abschluß bildete. Blödel schwebte bereits nach oben, als habe er vergessen, daß es seine Aufgabe war, sie nach unten zu sichern und bei einem möglichen Absturz abzufangen. »Komm her, Blödel«, rief Atlan ihm zu. »Du hast als letzter zu folgen.« Widerspruchslos hangelte sich der Roboter an ihm vorbei. Vor Hreila aber zögerte er. Etwa hundert Meter unter ihnen leuchteten die Abstrahlfelder der Energieprojektoren. Der Kampfroboter der Anlage befand sich in einer denkbar günstigen Position. Er brauchte die tödlichen Waffen nur auszulösen. Dann würde die Energieflut in den Schacht hinaufrasen und alles vernichten, was sich darin aufhielt. Doch die Maschine schoß nicht. Atlan griff nach einem Arm Blödels. »Warte«, befahl er. Sanft stiegen sie weiter in die Höhe. Hreila blickte starr nach
unten. Ihre Augen waren vor Angst geweitet. Erst als Atlan sie aus dem Schacht und auf sicheren Boden zog, beruhigte sie sich. Bevor Blödel ihr folgen konnte, streckte der Arkonide seinen Impulsstrahler an ihm vorbei und löste ihn mehrere Male aus. Gleißend helle Energiestrahlen rasten in die Tiefe. Eine donnernde Explosion verkündete, daß er einen Volltreffer erzielt hatte. Er blickte in den Schacht und sah, daß weit unter ihm eine Gluthölle in einem blitzartig aufgebauten Energiekäfig tobte, der Zerstörungen in der Umgebung des vergehenden Roboters verhinderte. »Auf jeden Fall haben wir den abgehängt«, stellte Blödel fest. Auf dem Weg zur Transmitterhalle berichtete Atlan Hreila von der Beobachtung, die er gemacht hatte. Sie blieb stehen und blickte ihn mit großen Augen an. »Was willst du damit sagen?« fragte sie. »Es sieht so aus, als ob die Sicherungsanlagen in diesem Berg den Befehl hätten, dich zu schonen. Du warst zwischen uns und dem Roboter. Er hätte ohne weiteres auf uns schießen können, aber er hat es nicht getan, weil er dich sonst unweigerlich getroffen hätte.« »Du irrst dich«, rief sie erregt. »Das ist einfach unmöglich.« Atlan lächelte. Er wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, doch sie wich vor ihm zurück. »Verstehst du denn nicht?« fragte er. »Das ist doch ein gewaltiger Vorteil für uns. Wir können die Tatsache nutzen, daß man dich nicht angreift. Wir können uns in deiner Deckung voranarbeiten.« »Das ist alles Unsinn«, erwiderte sie abweisend. »Warum sträubst du dich gegen die Wahrheit?« fragte Sanny verwundert. »Wir sind froh, daß wir wenigstens diesen kleinen Vorteil auf unserer Seite haben. Mir würde das verdammt gut gefallen, wenn ich wüßte, daß ich keine Angst vor plötzlichen Feuerüberfällen oder anderen Gemeinheiten haben müßte.« »Ihr spinnt euch alle etwas zurecht.« Hreila verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Atlan und Sanny abwechselnd an. Ihre
Augen funkelten. »Ihr behauptet, daß ich etwas mit Hidden-X zu tun habe. Aber das stimmt nicht. Ich bin auch nicht von ihm beeinflußt. Ich bin völlig frei. Niemand hat mich umgepolt.« »Ach, jetzt verstehe ich«, seufzte Sanny. Unwillkürlich legte sie einen Arm um Hreila. »Wie kommst du auf einen solchen Gedanken? Du weißt doch, daß wir dir vertrauen, und daß wir von dir niemals annehmen würden, daß du dich gegen uns stellst.« »Wirklich?« entgegnete die Gläserne unsicher und streifte den Arm ab. »Aber natürlich«, betonte Atlan. »Wir wissen, daß wir dir vertrauen können. Die positronischen Einrichtungen dieser Anlage irren sich, wenn sie dich aussparen. Das ist jedoch für uns kein Grund, an deiner Loyalität zu zweifeln.« Hreila schien erleichtert zu sein. Sie lächelte sogar ein wenig. »Laßt uns weitergehen«, bat sie. »Ich möchte hier so bald wie möglich raus.« »Das wollen wir auch.« Sanny drehte sich um, blieb dann aber wie erstarrt stehen. Deutlich war zu hören, daß sich ein Schott in der Transmitterhalle bewegte, und daß die gewaltige Maschinerie aktiviert worden war. »Da ist jemand in der Halle«, rief Blödel. »Ein Transport wird eingeleitet.« Wortlos rannten Atlan, Sanny und Hreila los. Sie hofften, dieses Mal rechtzeitig zu kommen und mit irgend jemandem reden zu können, der verschickt werden sollte. Als sie das Ende des Ganges erreichten, sahen sie, daß der Transmitter seine Arbeit tatsächlich schon aufgenommen hatte. Eine unbekannte Zahl von Molaaten war bereits abgestrahlt worden. Etwa dreißig weitere warteten. »Halt«, rief Sanny. »Zurück.« Einer der Molaaten schrie gellend auf, während fünfzehn andere gleichzeitig von einem hyperenergetischen Feld erfaßt und ins Nichts geschleudert wurden. Atlan sah, daß der Molaate sich an den
Kopf griff, der plötzlich ein Vielfaches seines vorherigen Volumens hatte. Eine gallertartige, schwarze Masse wölbte sich von den Schultern des Molaaten auf und pulsierte heftig um den Kopf. Sanny und Hreila standen regungslos am Ende des Ganges und beobachteten das Geschehen, ohne zu begreifen. Atlan schickte Blödel zu dem Molaaten hin, weil er hoffte, daß der Roboter ihn retten konnte. Er selbst stürzte sich auf einige andere und riß sie vom Transmitter zurück. Er war jedoch nicht schnell genug. Zwölf Molaaten wurden von dem Transportfeld erfaßt und verschwanden von einer Sekunde zu der anderen. Sie schienen sich in Nichts aufgelöst zu haben. Nur zwei junge Männer entgingen der Kraft des Transmitters. Sie wirbelten über den Boden und rutschten bis vor die Füße Sannys. Inzwischen hatte sich die gallertartige Masse über den ganzen Körper seines Opfers ausgebreitet und dabei an Volumen erheblich zugenommen. Blödel konnte nicht mehr eingreifen. Er wich vor der Masse zurück, die nun mit ihrem Opfer auf den Boden sank und einen großen, pulsierenden Ball bildete, der teilweise durchsichtig war, so daß zu erkennen war, wie der Molaate in ihm verging. »Schieß doch, Atlan«, schrie Sanny voller Entsetzen und Ekel. »Töte es.« »Zur Seite«, befahl der Arkonide dem Roboter, der zwischen ihm und dem unheimlichen Wesen stand. Blödel gehorchte. Er wich aus, war jedoch zu langsam. Als der Arkonide auf die amorphe Masse feuerte, sonderte sich plötzlich ein Teil von dieser ab und verschwand. Es war, als ob der Transmitter dieses Körpersegment erfaßt und abtransportiert hätte. Der Rest verbrannte in der sonnenhellen Glut der Energiestrahlen. »Meine Güte, was ist das?« stammelte die Paramathematikerin. »Ein Raubtier?« »Ich weiß es nicht. Es ist auch egal. Wir haben es erledigt. Damit können wir es vergessen.« Du hast einen Teil von ihm erledigt, korrigierte, der Logiksektor. Ein
Rest besteht noch. Er kann überall sein. Atlan erinnerte sich daran, daß ein Ausläufer des gefräßigen Wesens verschwunden war, und er ging davon aus, daß dieser vom Transportfeld des Transmitters erfaßt worden war. Warum sollte es nicht so gewesen sein? Die Molaaten waren auch abtransportiert worden. Der Gedanke, es mit einem parapsychisch begabten Tier zu tun zu haben, war für Atlan so abwegig, daß er sich gar nicht erst mit ihm befaßte. Er ging zu den beiden Molaaten, die dem Transport entgangen waren, und ließ sich vor ihnen in die Hocke sinken. Sanny redete lebhaft auf sie ein. »Sie antworten nicht«, klagte sie. »Was ist mit ihnen los?« »Sie sind von Hidden-X versklavt worden«, stellte Hreila fest. »Sie sind nicht mehr frei.« Atlan setzte sich auf den Boden und legte den Impulsstrahler neben sich, um ihn im Notfall griffbereit zu haben. »Bitte, frage sie, ob sie wissen, wohin sie gebracht werden sollen«, sagte er. »Das habe ich schon getan, aber ich werde es wiederholen«, erwiderte sie und sprach die beiden Molaaten an. Doch diese blickten starr an ihr vorbei. Sie wirkten wie leblose Puppen, die nur von einer leitenden Hand bewegt werden konnten. Sanny packte einen von ihnen an den Schultern und schüttelte ihn. »Wach auf«, schrie sie ihn an. »Komm zu dir. Du bist frei.« Doch der Molaate reagierte nicht. »Wir müssen sie an Bord der SOL bringen«, sagte Hreila. »Dort können wir sie behandeln lassen. Ich glaube nicht, daß wir hier etwas erreichen.« Atlan antwortete nicht. Er saß auf dem Boden und blickte auf das Schott, durch das sie hereingekommen waren und das ihnen nun den Weg nach außen versperrte. Er horchte in sich hinein, und er vernahm die Stimme seines Logiksektors:
Ihr könnt euch nicht ewig in dieser Station halten. Schon jetzt habt ihr den Betrieb des Dimensionstransmitters nachhaltig gestört. Ihr habt Roboter vernichtet und damit die Sicherheit des Dienstleistungsbetriebs verringert. Das muß Folgen haben. Früher oder später reagiert die programmierte Positronik so, wie es ihr befohlen worden ist. Bis dahin mußt du eine Lösung gefunden haben. Das ist mir klar. Sonst ist mein Weg hier zu Ende. Der Arkonide stand auf. Abermals ging er zum Hauptschott und untersuchte es, doch auch jetzt kam er zu keinem anderen Ergebnis als zuvor. Er konnte es nicht überwinden. Hreila, die den Raum kurz verlassen hatte, kehrte nun zurück. Sie war ungewöhnlich erregt. »Ich habe mich ein wenig umgesehen«, erläuterte sie. »Da hinten habe ich eine Art Kontroll- und Überwachungsraum entdeckt. Da sind eine Reihe von Monitorschirme, und auf allen konnte ich Roboter sehen, die aus irgendwelchen Kammern hervorkamen.« Sie blickte Atlan verzweifelt an. »Verstehst du? Sie wollen uns angreifen. Jetzt müssen wir eine Entscheidung fällen. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Zur Not mußt du eben die Anlage und vor allem die Positronik zerstören.« Es ist soweit, stellte der Logiksektor fest. Du mußt handeln. Und dir bleibt nur ein Weg. Du kannst nicht durch das Tor hinaus, also mußt du durch den Transmitter zum Flekto-Yn. Im Flekto-Yn steht die Gegenstation? Wo sonst? »Ich komme erneut auf meinen Vorschlag zurück«, sagte er laut. »Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen durch den Transmitter gehen. Wir werden zum Flekto-Yn kommen.« »Das ist Wahnsinn«, protestierte Sanny. »Dort bringt Hidden-X uns sofort um.« »Wir haben die Chance, uns unter wahrscheinlich sehr zahlreichen Hilfskräften verstecken zu können.« »Unter Molaaten?« höhnte die Paramathematikerin. »In deinen
Augen sind wir Zwerge. Willst du auf dem Bauch zwischen uns herumkriechen, damit dich niemand sieht?« »Auch noch andere Wesen werden dort sein. Größere. Sie werden uns eine ausreichende Deckung geben.« Sanny streckte die Arme aus und schüttelte den Kopf. »Das wäre mir fast entfallen«, rief sie. »Oder habe ich dir schon gesagt, daß der Transmitter dich gar nicht befördern kann? Es ist physikalisch unmöglich. Ich habe alles genau berechnet.« Atlan versuchte, ihr seine Gründe zu erläutern. Sie begriff, daß sie sich nicht länger in der Anlage halten konnten, aber sie behauptete nach wie vor, daß ein Transmittertransport ausgeschlossen sei. »Ich gehe dennoch«, erwiderte er. »Wenn ihr euch mir nicht anschließen wollt, müßt ihr bleiben.« Er trat auf die Abstrahlfläche. Blödel schloß sich ihm an, ohne zu zögern. Hreila wartete kurz, bevor sie sich auf die Fläche wagte, über der das Transportfeld wirksam werden würde. »Dann geht ihr auch«, sagte Sanny und stieß die beiden Molaaten hinterher, mit denen sie vergeblich versucht hatte, sich zu verständigen. Dann erst folgte sie, wobei sie sich so vorsichtig bewegte, als wage sie sich auf spiegelglattes Eis. »Na also«, lobte der Arkonide und lächelte ihr aufmunternd zu. »Ich wußte doch, daß du vernünftig sein würdest.« »Vernünftig? Es ist Wahnsinn.«
* Breckcrown Hayes blickte Bjo Breiskoll vom Interkomschirm herab an. »Ausgezeichnet«, erkannte er. »Wir haben die Situation voll im Griff. SENECA schließt aus, daß es noch zu weiteren Erkrankungen kommt.«
»Gut«, freute sich der Katzer. »Hast du irgendwelche Nachrichten von Oggar? Hat er eine Spur von Atlan gefunden?« »Ich habe kurz mit ihm gesprochen, aber er ist leider nicht weitergekommen. Er befindet sich auf dem Dunkelplaneten und sucht. Er ist fest davon überzeugt, daß er Atlan finden wird.« »Warum schicken wir nicht ein paar Beiboote hin?« fragte Breiskoll »Sollte Atlan uns nicht notfalls auch eine Großaktion wert sein?« Hayes lächelte. »Natürlich«, antwortete er. »Doch vorläufig glaube ich nicht, daß eine solche Aktion wirklich notwendig ist. Sie ist außerdem zu riskant. Wir wissen zu wenig über Krymoran und waffentechnische Einrichtungen, die es auf dieser Welt gibt. Wenn wir zu früh dort erscheinen, zerstören wir vielleicht alles. Ich glaube, daß der entscheidende Kampf gegen Hidden-X bevorsteht. Deshalb können wir es uns nicht leisten, Fehler zu machen. Oggar wird es schon schaffen.« »Ohne Atlan?« »Mit dem Arkoniden. Ich habe schon mit ihm darüber gesprochen, wie wir vorgehen werden. Auf jeden Fall werden wir uns nicht nur auf uns allein verlassen. Wir müssen mehrere Eisen im Feuer haben, wenn wir gegen den geistigen Faktor bestehen wollen.« »Woran denkst du?« »Wir sind erst bei den Vorbereitungen, Bjo«, mahnte Hayes zur Geduld. »Wir müssen abklären, womit wir uns auseinanderzusetzen haben. Auf keinen Fall dürfen wir blind in den Kampf gehen.« »Das ist zunächst einmal das Hypervakuum.« »Richtig! Aber damit können wir noch nichts anfangen. SENECA soll das Problem lösen. Zusammen mit Sanny, sobald diese wieder an Bord ist. Dabei müssen sie überlegen, ob es geeignete Mittel für uns gibt, mit deren Hilfe wir in das Hypervakuum eindringen können, wenn es uns gelingen sollte, den hyperphysikalischen Hintergrund zu erkennen.«
»Ja, du hast recht«, stimmte Bjo zu. »Ich war wohl zu ungeduldig.« »Das zweite, ganz große Problem, mit dem wir uns herumschlagen müssen, ist der Mentaldruck, den Hidden-X ausüben kann. Mittlerweile besteht kein Zweifel mehr daran, daß dieser um so stärker wird – falls unser Gegner es will –, je näher wir dem Flekto-Yn kommen.« Hayes lächelte erneut. »Wobei der Begriff ›näher‹ entsprechend abstrakt zu verstehen ist.« Bjo Breiskoll nickte. Er war sich dessen bewußt, daß sie noch immer vor außerordentlichen Schwierigkeiten standen, deren wahren Charakter sie zum Teil noch gar nicht kannten. Was beinhaltete beispielsweise der Begriff »nahe« im Zusammenhang mit dem Flekto-Yn?
* »Nein«, rief Sanny. »Es wäre ein Fehler.« Sie sprang mit einem energischen Satz von der Abstrahlfläche des Transmitters herunter. Damit setzte sie sich buchstäblich in letzter Sekunde ab, denn schon im nächsten Moment verschwanden die beiden Molaaten, die unter dem Einfluß von Hidden-X standen. Atlan, Blödel und Hreila blieben auf der Fläche stehen. Für sie veränderte sich nichts. »Das ist es, was ich sagen wollte«, erklärte die Paramathematikerin. »Dieser Dimensionstransmitter, wie ich ihn aufgrund seiner hyperphysikalischen Eigenschaften nennen möchte, ist auf die ›kleinen Baumeister‹ justiert, also auf Molaaten. Er hätte mich ebenso abgestrahlt wie die beiden anderen. Und was hättet ihr dann ohne mich gemacht?« »Damit steht also fest, daß ohne technische Veränderungen
niemand außer unseren molaatischen Freunden mit dem Transmitter zum Flekto-Yn gelangen kann«, entgegnete der Arkonide kühl und nahezu unbeteiligt, als gehe es hier allein um ein wissenschaftliches Problem und als sei ihr Leben nicht durch Roboter gefährdet, die von allen Seiten heranrückten. »Das ist jetzt ganz klargeworden«, bestätigte Sanny. »Also müssen wir die technischen Einrichtungen verändern«, fuhr der Unsterbliche fort. »Wir müssen in die Positronik eingreifen und die Programmierung in unserem Sinn manipulieren.« »Wie denn?« fragte Blödel, der sich einige Schritte weit entfernt hatte und nun eilig zurückkehrte. »Wir haben vielleicht noch drei oder vier Minuten. Dann sind Roboter hier. Und sie werden schießen.« »Von wo kommen sie?« fragte Atlan. »Aus allen Richtungen. Vor allem aber aus dem Antigravschacht. Es sind wenigstens zwanzig«, antwortete der Roboter. Der Arkonide eilte an ihm vorbei zum Lift hin. Er blickte kurz hinein und feuerte dann auf die Roboter, die von oben herabschwebten. Doch sogleich fuhr er zurück, denn der Energiestrahl aus seiner Impulswaffe schlug kaum drei Meter von ihm entfernt gegen eine unsichtbare Schutzwand. Von dort fauchte ihm glühend heiße Luft entgegen, die ihn zur Flucht zwang. Jetzt schien das Ende nicht mehr aufzuhalten zu sein. Der Arkonide zog sich bis zum Eingang der Transmitterhalle zurück. Sanny, die am Eingangschott stand, drückte ihre Finger auf die Tasten der Schaltung, und der Gang schloß sich. Blödel produzierte eine Säure, die er rasch in die positronische Steuerung träufelte und sie damit blockierte. »Das Schott ist dicht«, verkündete er. Atlan zog sich mit den beiden Frauen und dem Roboter bis an das gegenüberliegende Schott zurück, durch das die versklavten Molaaten hereingekommen waren. So kannst du die Roboter nicht aufhalten, stellte der Logiksektor mit
unerbittlicher Nüchternheit fest. Sie werden es notfalls desintegrieren. Dieser Gedanke war kaum in ihm aufgeklungen, als das Schott unter dem Einfluß von grünen Energiestrahlen zu Staub zerfiel. Mehrere bizarr geformte Roboter schoben sich hindurch. Ihre Waffen richteten sich auf Atlan und seine Begleiter. Unheilverkündend leuchteten die Abstrahlfelder ihrer Energiestrahler auf. Es schien das Ende zu sein. In diesem Moment materialisierte ein Gallertklumpen zwischen den Robotern und ihnen. Er hüpfte mehrmals in die Höhe und schnellte sich zu den Seiten weg, als suche er etwas. Durch die Bewegung ließen sich die Roboter der Anlage jedoch nicht irritieren. Einer von ihnen feuerte und vernichtete den Klumpen. Atlan wurde sich gleichzeitig dessen bewußt, daß draußen vor dem Berg weitere Gefahren auf sie lauerten, denen sie möglicherweise noch weniger gewachsen waren. Was konnten sie schon gegen ein fremdartiges Lebewesen tun, das sich wie ein Teleporter auf seine Opfer stürzte und diese mit Hilfe von Säuren auflöste? Hreila trat vor und stellte sich vor Atlan und Sanny. »Auf die Knie«, zischte sie dem Arkoniden zu, und er reagierte sofort. Die Buhrlo-Frau war nur 1,12 Meter groß, und wenn er hinter ihr Deckung finden wollte, durfte er nicht stehenbleiben. Die Kampfroboter der Anlage zögerten. Die Abstrahlfelder erloschen. »Gut gemacht«, flüsterte Atlan Hreila zu. »Das war genau im richtigen Moment.« »Fragt sich nur, für wie lange das hilft«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Ich weiß wirklich nicht, warum sie mich schonen. Bestimmt irren sie sich. Wir können nur hoffen, daß sie das nicht so bald merken.« Mit einem Klicken, das ihnen unter anderen Umständen kaum
aufgefallen wäre, das aber nun wie Donnergetöse in ihren Ohren klang, fuhr das Hauptschott hinter ihnen zur Seite, und eine Kolonne von Molaaten marschierte in strenger Ordnung in die Halle. »Nach draußen«, brüllte Atlan. »Schnell. Kommt.« Er rollte sich über den Boden, um in der Deckung Hreilas und der Molaaten zu bleiben, und riß Sanny mit sich, da er merkte, daß diese zögerte. Blödel verschenkte keine Sekunde. Er warf sich an dem Arkoniden vorbei und flüchtete mitten durch die Kolonne der Molaaten, die sich dadurch nicht beirren ließen, ins Freie. Hreila folgte als letzte. Sie ging aufrecht und ohne Hast durch das Schott, fest davon überzeugt, daß die Roboter nicht auf sie schießen würden. Tatsächlich schwiegen die Waffen. Die Roboter schienen Hreila als immun zu betrachten. Zwischen einigen Felsen warteten Atlan, Blödel und Sanny auf sie. Die Buhrlo-Frau blinzelte in die tief stehende Sonne. »Mir ist das ein Rätsel«, sagte sie. »Aber ich meine, wir sollten das Weite suchen. Wer weiß, wie lange die Abwehrvorrichtungen mich noch schonen werden?« »Sie werden dich nicht angreifen. Auch später nicht. Aus welchem Grund auch immer«, antwortete der Arkonide. Er richtete sich auf und sah sich nach einem Versteck um, zu dem sie sich zurückziehen konnten. In der Nähe lag ein dunkler See. Er meinte, eine Bewegung unter der Wasseroberfläche bemerkt zu haben, konnte dann aber nichts mehr erkennen, als er genauer hinsah.
6. Das Ding im See lernte schnell. Es hatte den Kontakt zu seinem Ableger nicht verloren, nachdem
es diesen in die Transmitteranlage geschickt hatte. Daher wußte es, was dort geschehen war. Und es zog Konsequenzen daraus. Die Opfer, die es ausgewählt hatte, wußten sich zu wehren. Sie konnten brennen und ätzen. Selbst vernichten. Wie aber sollte es den Befehl ausführen, wenn es damit rechnen mußte, schon früh getötet zu werden? Es mußte sich verstärken. Nachdem es zu dieser Erkenntnis gekommen war, sah es sich in seiner Umgebung genauer um. Dabei ging es nach einer einfachen Methode vor. Es bildete weitere Ableger, nachdem es bei jedem einzelnen jeweils ein Auge als Wahrnehmungsorgan herausgeformt hatte, und versetzte diese Tochtergebilde ans Ufer des Sees. Diese Arbeit strengte es außerordentlich an und verringerte seine Kraftreserven. Doch das erschien dem Ding nicht so wichtig. Es wartete einige Zeit, bis es sich wieder erholt hatte, und es zwang die Tochtergebilde zu einer weiteren Teleportation, mit der es sie abermals etwa zwanzig Meter weiter beförderte. Einige von ihnen landeten auf Felsen, von denen aus sie über das Land sehen konnten. Das Ding entdeckte eine Roxharen-Siedlung, die kaum einen Kilometer entfernt war. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich nun auf dieses Dorf. Es hatte begriffen, daß es anfällig war, solange es allein blieb, und daß seine Möglichkeiten besser wurden, wenn es Tochtergebilde ausschickte. Wenig später erschienen mitten in der Siedlung der Roxharen kleine Gallertklumpen. Keiner achtete auf sie, als sie sich mehreren Männern ans Genick hefteten. Auch als einige Roxharen sich plötzlich auf den Boden setzten und dort still verharrten, wurde niemand aufmerksam. Alle hatten genügend mit sich selbst zu tun. Die meisten waren von der anstrengenden Arbeit für Hidden-X total erschöpft und darüber hinaus durch den Einfluß des geistigen Faktors zumindest verwirrt,
wenn nicht gar schwachsinnig geworden. So hefteten sich bei immer mehr Roxharen organische Klumpen an, die etwa faustgroß waren und von denen eine dämonische Kraft ausging. Jeder dieser Organklumpen gehorchte dem Befehl: »Vernichte sie, wo du sie triffst, und kämpfe dich zu dem Raumschiff durch. Du wirst Tod und Verderben über die Besatzung des Schiffes bringen. Niemand darf überleben.« Als die Schar der Kämpfer für das Ding auf etwa hundert angewachsen war, erhoben sich die Roxharen, die befallen waren, und verließen das Dorf. Sie waren keine denkenden und fühlenden Geschöpfe mehr, sondern nur noch vom Vernichtungswillen erfüllte Wesen, die von den Instinkten eines quallenähnlichen Wesens geleitet wurden. Sie wollten zum Angriff übergehen. Sie hatten jedoch ein Problem, das sie mit dem Ding im See teilten. Sie wußte nicht, was das Raumschiff war, von dem in dem Befehl die Rede war, und sie wußten nicht, wo es war. Flacc war einer der intelligentesten Roxharen im Dorf. Er war ein noch junger Mann, mit auffallend rotem Fell und muskulösen Schultern. Er hatte sich erfolgreich gegen die Überbelastung gewehrt, der sie alle als Baumeister für den »Architekten« ausgesetzt gewesen waren. Flacc war geistig gesund, und er war der einzige, dem die ungewöhnliche Bewegung der befallenen Roxharen auffiel. Er saß am Feuer vor seiner Hütte und beobachtete, daß sich einer der Männer von ihm entfernte, ohne daß er ihm den Befehl dazu erteilt hatte. Befremdet stand er auf. Die letzten Tage hatte er genutzt, sich einen Stamm von Helfern zu schaffen, die für ihn arbeiten mußten. Alle, die er herangezogen hatte, taten es gern. Sie drängten sich geradezu nach Arbeit, weil sie allein kaum in der Lage gewesen wären, irgend etwas Sinnvolles zu tun. Hidden-X hatte sie vollkommen ausgelaugt.
Er dagegen hatte sie behutsam wieder aufgebaut und sie für ihre Arbeit belohnt, in dem er ihnen Nahrungsmittel verschaffte und dafür sorgte, daß sie niederes Wild erlegen konnten. Er ging hinter einigen Männern her, die zu besonders wichtigen Helfern für ihn geworden waren, und um die herum er hoffte, so etwas wie eine neue Ordnung für den Teil seines Volkes aufbauen zu können, der auf diesen Dunkelplaneten verschlagen worden war. »Was ist los?« fragte er und hielt einen der Männer am Arm fest. »Wo wollt ihr hin?« Der andere drehte sich langsam und zögernd um, als sei er tief in Gedanken versunken. Flacc erschrak, als er seine Augen sah. Sie waren leer und ausdruckslos wie die eines Toten. »Paske«, stammelte er. »Was ist mit dir?« Jetzt erst bemerkte er den Gallertklumpen, der dem anderen am Genick haftete. Er wollte danach greifen. Doch plötzlich teilte sich das Gebilde in zwei Hälften, von denen eine schlagartig verschwand. Flacc fühlte etwas Kaltes in seinem Genick. Aufschreiend brach er zusammen. Mit beiden Händen packte er die amorphe Masse und versuchte, sie herunterzureißen. Es ging nicht. Hauchdünne Fühler schoben sich in ihn hinein und tasteten sich bis zu seinem Gehirn vor, ohne daß er etwas dagegen unternehmen konnte. Flacc erfaßte, was geschah, doch er konnte nichts gegen das Grauen tun. Er wurde der Sklave eines quallenähnlichen Wesens, das in der Nähe in einem See lebte. Der intelligenteste Sklave.
*
»Vorläufig sieht noch alles ruhig aus«, sagte Atlan. Zusammen mit Hreila, Sanny und Blödel stand er auf einigen Felsen hoch über jener Schlucht, durch die sie vor den anstürmenden Roxharen geflohen und schließlich in die Transmitteranlage gekommen waren. »Du glaubst also nicht, daß sie uns in Ruhe lassen?« fragte die Molaatin. »Nein. Ganz bestimmt nicht. Wir müssen versuchen, Oggar oder die SOL zu verständigen.« »Und wie sollen wir das ohne Funkgerät tun?« fragte Hreila. »Ich habe nichts mehr von meiner ursprünglichen Ausrüstung.« »Ich auch nicht«, bemerkte Sanny niedergeschlagen. Der Arkonide deutete kurz auf seinen Impulsstrahler. Er stellte ihre einzige Waffe dar, nachdem ihre Lähmstrahler leergeschossen waren. »Immerhin«, sagte die Paramathematikerin. »Damit können wir uns wehren, aber Signale können wir nicht damit geben. Es sei denn, daß der HORT oder ein Beiboot von der SOL hier irgendwo in der Nähe auftauchen.« »Damit ist wohl nicht zu rechnen«, erwiderte der Arkonide. Er blickte zu der Stelle hinüber, an der sie die Transmitteranlage verlassen hatten. »Wir haben einen Fehler gemacht. Als wir da drinnen waren, hätten wir nach einem Funkgerät suchen oder uns eins bauen müssen.« »Jetzt ist es zu spät«, stellte Blödel fest. »Oder willst du die Anlage noch einmal betreten?« »Natürlich nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.« Er blickte zu der hochstehenden Sonne, und er schätzte, daß der Tag noch etwa zwei Stunden dauern würde. Bis zum Einbruch der Dunkelheit mußten sie einen Unterschlupf gefunden haben. »Roxharen«, sagte Sanny leise. Sie zeigte zu einigen Bäumen hinüber, die etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt an einem Abhang wuchsen.
Atlan duckte sich, um in der Deckung der Felsen zu bleiben. »Sie sind mit Messern und Spießen bewaffnet«, meldete Blödel. »Und es sieht so aus, als ob sie uns entdeckt hätten.« »Sie kommen auf uns zu«, bestätigte Hreila, die besonders gute Augen hatte. »Wir ziehen uns zurück«, entschied der Arkonide. »Am besten gehen wir dort am See entlang.« Er deutete auf das düstere Gewässer, dessen gegenüberliegendes Ufer an eine Schlucht grenzte. Dort glaubte er, sich verstecken zu können. Er half Sanny und Hreila über einige Felsen hinweg, die sie allein kaum hätten besteigen können, und eilte ihnen dann voraus, um den für sie bequemsten Weg zu erkunden. Etwa zehn Meter vor dem See blieb er stehen. Er sah, daß sich die Wasseroberfläche aufwölbte, und er meinte, die Umrisse eines riesigen Wesens erkennen zu können. »Was ist los, Atlan?« fragte Sanny, die zögerte, zu ihm aufzuschließen. »Ich weiß nicht«, erwiderte er. »Irgend etwas stimmt hier nicht.« Ihm fiel ein farbloser Gallertklumpen auf, der kaum zwei Meter neben ihm auf einem Stein lag. War er schon vorher dort gewesen? Ein Insekt flog ihm ins Gesicht. Er blinzelte, damit es ihm nicht ins Auge geriet. Gleichzeitig fiel ihm auf, daß der Gallertklumpen verschwunden war. Etwas Eisiges legte sich ihm ins Genick. Atlan schrie schmerzgepeinigt auf. Tausend Eisnadeln schienen sich ihm durch die Haut zu bohren. Er spürte, daß sie auf sein Gehirn zielten.
*
An Bord der SOL gingen die Vorbereitungen für den Kampf gegen Hidden-X weiter. »Wir haben nur eine Möglichkeit, uns gegen den mentalen Druck zu wehren«, erklärte Breckcrown Hayes, der über Interkom mit Bjo Breiskoll sprach. »Wir müssen einen gleichwertigen Gegendruck ausüben.« »Ich habe keine Ahnung, wie du das bewerkstelligen willst«, sagte der Katzer. »Ich denke an die Chailiden und ihre hohen Psi-Kräfte«, erläuterte der High Sideryt. »Wir haben aber auch die Möglichkeit, Chybrain oder Wöbbeking einzusetzen.« »Eingeschränkte Möglichkeiten«, korrigierte Breiskoll. »Oder weißt du schon, wie man diese für uns gewinnen oder gar für uns einspannen könnte? Ich nicht.« »Natürlich nicht«, gestand Hayes mit einem knappen Lächeln ein. »Ich zeichne vorläufig auch nur die Möglichkeiten auf.« »Hoffentlich denkst du nicht an Federspiel, Oggar und mich. Wir drei sind nämlich zu schwach, um wirklich geistigen Druck ausüben zu können.« »Das ist mir klar«, antwortete Hayes. »Chybrain könnte da schon effektiver sein.« »Was ist mit den Dormiganern?« »Aus dem Sternenuniversum?« High Sideryt winkte ab. »Wie sollten wir zu ihnen kommen? Das ist doch so gut wie unmöglich.« »Ja, du hast recht«, stimmte Bjo zu. »Ich bin aber doch dafür, daß jemand nach Chail fliegt. Am besten geeignet dafür ist natürlich Wajsto Kölsch. Er war bei den Chailiden. Man kennt ihn dort. Vielleicht schafft er es, sie für unseren Kampf gegen Hidden-X zu gewinnen.« »Eine gute Idee«, lobte Hayes. Er machte sich einige Notizen. »Ich werde die Korvette HAUDEGEN (SZ-1-K-22) für ihn bereitstellen. Damit soll er zu den Chailiden fliegen. Sie sollen hierher kommen und ein geistiges Potential gegen den Mentaldruck aufbauen.«
»Ich hoffe, daß die Chailiden uns unterstützen. Damit hätten wir dann wenigstens eine Ausgangsbasis.«
* Atlans Finger bohrten sich in den Gallertklumpen und konnten ihn doch nicht fassen. Es schien, als gäbe es keine Rettung mehr für ihn. In rasendem Stakkato kamen die Impulse seines Zellaktivators, der sich gegen das Eindringen körperfremden Gewebes zur Wehr setzte. Atlan hatte das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden. Blödel stürzte sich auf ihn, fuhr blitzschnell ein halbes Dutzend Sonden aus, senkte diese in die amorphe Masse und sprühte unmittelbar darauf eine ätzende Säure auf den Ableger des monströsen Wesens. Die Masse färbte sich erst rot, dann blau, begann danach zu bröckeln und fiel schließlich ab. Atlan richtete sich langsam auf. Er blickte den Roboter dankbar an. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren blutunterlaufen. Die Wangen waren eingefallen, und die Lippen blutleer. Der Arkonide schien in Sekunden um Jahre gealtert zu sein, so daß Sanny und Hreila bei seinem Anblick zutiefst erschraken. Sie wollten zu ihm gehen, doch er streckte ihnen die Hände entgegen. »Bleibt, wo ihr seid«, keuchte er und schleppte sich zu ihnen hin. »Das hier bringt euch um.« Er zeigte auf den See. »Ich hatte Kontakt mit diesem Scheusal«, erklärte er. »Ganz kurz nur, aber ich habe immerhin begriffen, daß es im See steckt.« Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht preßte er sich die Hände gegen die
Brust, in der der Zellaktivator hämmerte. »Wir müssen weg. Sofort.« Sanny und Hreila hatten genau verfolgt, was geschehen war, und sie ahnten, weshalb es dem Arkoniden gelungen war sich zu retten. Sie wußten, daß sie selbst einen solchen Angriff nicht überlebt hätten, und sie flüchteten in panischer Angst über die Felsen. Jetzt überwanden sie mühelos auch Hürden, vor denen sie vorher verzagt hatten. Sie mußten sie überklettern, denn Blödel kümmerte sich ausschließlich um Atlan, der ungewöhnlich lange brauchte, sich zu erholen. Erst als sie etwa einen Kilometer vom See entfernt waren, schob der Arkonide die stützenden Arme des Roboters zur Seite. »Es geht schon wieder«, sagte er. »Wir haben nicht viel Zeit, uns auszuruhen«, bemerkte die Maschine. »Die Roxharen kommen hinter uns her. Sie geben keine Ruhe.« Erschrocken blickte Atlan zurück, und er sah, daß etwa hundert nahezu unbekleidete Roxharen heranrückten. Sie waren ausgeschwärmt und bildeten eine weite Zange, mit der sie sie einkesseln wollten. Drohend hoben einige von ihnen ihre Messer. Sie sehen anders aus als jene Verrückten, die uns verfolgt haben, bevor wir in die Transmitteranlage fliehen konnten, erkannte der Logiksektor. Sie machen den Eindruck von Kriegern, die genau wissen, was sie wollen. Entschlossen hob Atlan den Impulsstrahler und feuerte ihn ab. Er schoß auf die Roxharen, die an der Spitze der Zangenbewegung gingen. Krachend schlugen die Energiestrahlen vor ihnen in die Felsen. Glutflüssiges Gestein, Asche und Staub schossen explosionsartig hoch und trieben sie zurück. Wütend heulten sie auf, und einer von ihnen, der ein flammend rotes Fell hatte, sprang auf einen Felsen, um von dort seinen Speer gegen den Arkoniden zu schleudern. Atlan sah das Geschoß rechtzeitig kommen und wich ihm aus. Er zielte auf den Roxharen mit dem roten Fell, doch er schoß nicht. Er
machte sich keine falschen Vorstellungen. Er wußte, daß er sich selbst mit einer so modernen Waffe nur für begrenzte Zeit gegen eine solche Übermacht verteidigen konnte. Irgendwann würden die Verfolger nahe genug kommen, um ihn wirkungsvoll mit Speeren und Messern angreifen zu können. Der rote Roxhare streckte seine Arme in die Höhe und hielt die anderen mit diesem Zeichen zurück. Er schrie ihnen etwas zu, was der Arkonide nicht verstand. Dabei drehte er sich etwas zur Seite, und Atlan sah, daß er einen gallertartigen Knoten im Genick hatte. Er fühlte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Der Anführer der Roxharen war ein Geschöpf jenes monströsen Wesens, das in dem See lebte. Nur der Anführer? Narr! Der Unsterbliche erinnerte sich allzu deutlich an das Grauen, das ihn erst vor wenigen Minuten befallen hatte. Er glaubte, noch jetzt fühlen zu können, wie eisige Nadeln seinen Körper durchdrungen hatten und beinahe bis zum Gehirn vorgestoßen waren. Sie lassen nicht locker. Sie werden euch so lange jagen, bis sie euch haben. Und dann werden sie Sanny, Hreila und dich ebenfalls zu Sklaven jenes Monsters machen, das in dem See verborgen ist. »Weiter«, drängte Sanny, die die Zusammenhänge zu ahnen schien. »Worauf warten wir?« Vor ihnen lag ein düsteres Waldgebiet, das zum größten Teil aus versteinerten Bäumen bestand. Leben schien es in dieser Zone nur in wenigen Bereichen zu geben. »Wohin gehen wir?« fragte Hreila. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Nur weg von diesen Roxharen.« Sie betraten den versteinerten Wald, und der Arkonide feuerte den Impulsstrahler noch einmal auf die Verfolger ab. Dabei bemerkte er, daß die Energiepatrone bedenklich weit entladen war. »Wir müssen irgend etwas finden«, sagte er. »Irgend etwas, mit dem wir ein Funkgerät bauen können. Wir müssen Verbindung mit
der SOL oder dem HORT aufnehmen.« Er blieb am Waldrand stehen und blickte zu dem Felskegel zurück, unter dem die Transmitteranlage verborgen war. Gab es wirklich nur dort technische Einrichtungen? Führte ihr Weg also zwangsläufig dorthin zurück, von wo sie eben entkommen waren? Flacc war intelligent genug, um zu erkennen, daß seine Männer und er mit den unzulänglichen Waffen nur wenig gegen die drei Wesen ausrichten konnten, die sie verfolgt hatten. Einige Sekunden lang hatte er so etwas wie einen telepathischen Kontakt mit Atlan gehabt. Das war gewesen, als das Ding versucht hatte, auch ihn zu versklaven. Flacc glaubte jetzt zu wissen, was mit dem Raumschiff gemeint war, das er erobern sollte. Er sah es deutlich vor sich. Und er wußte, daß Atlan und seine Begleiter hofften, von diesem Raumschiff aufgenommen zu werden. Das Raumschiff wird kommen, dachte er. Früher oder später wird es erscheinen und Atlan abholen. Das ist unsere Chance. Wir werden in das Raumschiff eindringen und alles Leben darin vernichten. Er war sicher, daß er sein Ziel erreichen würde. Nur einer konnte ihn daran hindern. Atlan. Deshalb mußte dieser sterben. Flacc hatte bei dem telepathischen Kontakt erfahren, wie das Schiff angelockt werden konnte. Es brauchte nur ein Funksignal abgestrahlt zu werden, und schon würde es erscheinen. Wenn es da ist, wird ein Ableger in das Schiff teleportieren und Oggar übernehmen, dachte er. Anschließend werden wir alle an Bord gehen und zur SOL fliegen. Dort werden wir den Befehl ausführen. Er bedauerte, daß er kein Funkgerät hatte. Hidden-X dachte nicht daran, ihm und den anderen Roxharen irgend etwas zu geben, was ihnen das Leben erleichtern konnte. Auch die Molaaten hatten,
soweit er wußte, keine besondere Ausrüstung. Jeder mußte für sich selbst sorgen. Er beklagte sich nicht darüber, sondern empfand es als selbstverständlich. Nie wäre er auf den Gedanken verfallen, den »Architekten« zu kritisieren. Dazu war er nach seinem Aufenthalt und der Arbeit im Flekto-Yn nicht mehr fähig. Er bedauerte lediglich, daß er nicht die Mittel hatte, den Befehl von Hidden-X schneller und einfacher auszuführen. Atlan und die beiden anderen dürfen uns auf keinen Fall entgehen, überlegte er. Nur mit ihrer Hilfe kommen wir an das Raumschiff heran. Hat dieses sie erst einmal aufgenommen und ist mit ihnen gestartet, ist alles vorbei. Er kam zu der Erkenntnis, daß er nur sicher sein konnte, sein Ziel zu erreichen, wenn er Atlan und seine Begleiter fing und festsetzte. Er rief einige Männer zu sich und befahl ihnen, die Verfolgten nicht aus den Augen zu lassen. »Noch greifen wir nicht an«, erklärte er. »Wir sind zu wenige. Ich werde dafür sorgen, daß wir Verstärkung erhalten.« Nach diesen Worten drehte er sich um und ging zu dem Dorf zurück. Es war ganz einfach für ihn, seine Streitmacht zu vergrößern. Er brauchte nur zu rufen, und einige Hundert Männer und Frauen kamen zu ihm. Sie gehorchten widerspruchslos, und sie ließen sich auch an den See führen, ohne Einspruch zu erheben. Als sie das Ufer des düsteren Gewässers erreichten, wurde das Ding aktiv. Hunderte von Ablegern teleportierten ans Ufer und setzten sich an den Roxharen fest. Flacc stieg am Ende selbst ins Wasser, bis seine Hände das quallenähnliche Wesen berühren konnten, das sich darin verbarg. Er vernahm die Gedanken dieses Geschöpfes, das er als seinen Herrn ansah, obwohl es weniger intelligent war als er. Wenn das Raumschiff gelandet ist, werde ich das Wasser verlassen, verkündete das Ding. Ich werde in das Raumschiff gehen
und mit ihm zu den Sternen fliegen. Flacc verließ den See und ging über die Felsen davon. Hunderte von Roxharen, die ihre geistige Freiheit verloren hatten, folgten ihm.
7. »Atlan, sieh doch«, rief Hreila. Sie hatte einen der steinernen Bäume erklettert und blickte zurück. »Sie kommen. Zu Hunderten.« Der Arkonide stieg zu ihr hinauf, und dann sah er, daß sie nicht übertrieben hatte. Eine wahre Flut von Roxharen wälzte sich heran. Sie liefen dicht an dicht, so daß der Boden unter ihnen nicht mehr zu erkennen war. Ihre braunen, roten, gelben und blauen Körper bildeten eine Welle, die heranschwappte. »Schnell. Weiter«, drängte er. »Wir müssen rennen. Vielleicht sind wir schneller als sie.« Sie sprangen vom Baum herab und sprangen hinter Sanny und Blödel her. Immer wieder blickte der Arkonide zurück, weil er hoffte, daß sich ihr Vorsprung vor den Roxharen vergrößern würde, doch sie kamen zu langsam voran. Die versklavte Horde mit ihrem Führer rückte immer näher. Sein leuchtend rotes Fell schien die anderen voranzutreiben. Es war wie ein Licht, das ihnen den Weg zeigte. »Sie sind so still«, klagte Sanny atemlos. »Wenn sie wenigstens mal schreien würden. Aber nicht einmal das tun sie.« Atlan blieb stehen und feuerte seine Waffe ab, zielte jedoch bewußt vorbei. Er wollte niemanden töten. Weiß glühend spritzte verflüssigter Fels in die Höhe. Die Roxharen ließen sich nicht aufhalten. Einige von ihnen stürmten wie blind durch die Glut und verbrannten. Und auch sie blieben stumm. Es war, als hätten sie ihre Sprache verloren.
»Wir schaffen es nicht«, sagte Hreila schließlich. Sie war restlos erschöpft und kämpfte sich nur noch mühsam voran. »Weiter«, drängte der Arkonide. »Nicht aufgeben. Wir halten durch.« Narr! schalt ihn der Logiksektor. Du weißt längst, daß du verloren hast. Wie lange willst du noch weiterlaufen? Am Ende erwischen sie dich doch. Blödel, der etwa zehn Meter vor ihm war, streckte plötzlich seine Arme in die Höhe, drehte sich um und blieb stehen. »Da ist etwas«, rief er. »Ich kann es spüren. Eine technische Station.« »Wo?« schrie Sanny. Sie rang keuchend nach Luft. »Da vorn«, antwortete der Roboter. Er zeigte auf einen Wasserfall, der von einer Steilwand herabstürzte und wie ein Schleier vor dem Eingang einer Höhle lag. Atlan hatte sich mittlerweile wieder erholt. Er lief schnell und regelmäßig. Anders aber Hreila und Sanny. Die beiden Frauen schleppten sich nur noch stolpernd voran. Ihnen war anzusehen, daß sie dicht davor waren aufzugeben. Nun griff sich der Arkonide die Paramathematikerin und legte sie sich kurzerhand über die Schultern. Zugleich befahl er dem Roboter, Hreila zu helfen. Der Roboter gehorchte. Er nahm die Buhrlo-Frau auf und trug sie, obwohl sie heftig protestierte. Jetzt kamen sie schneller voran und gewannen sogar einen kleinen Vorsprung. Sie stürmten durch das herabfallende Wasser in eine Höhle, die Atlan zunächst wie eine Falle vorkam. Ihr Weg schien hier zu Ende zu sein, und die Horden der Roxharen drängten nach. Doch Blödel umklammerte mit seinen langen Armen einen kegelförmigen Fels und stemmte sich dagegen. Ein lautes Klicken ertönte, und dann öffnete sich neben dem Kegel ein quadratisches Schott. Atlan, Sanny und Hreila stürzten sich hinein, ohne nachzudenken. Blödel folgte ihnen und schloß das Tor. Über ihnen verklang das wütende Gebrüll der Roxharen, die sich
um ihre Beute betrogen sahen. Erstaunt sah Atlan sich um. Sie befanden sich in einem langgestreckten Gang, an dessen Seiten in durchsichtiger Plastikfolie verpackte Roboter lagerten. »Das sind Hunderte«, stellte Sanny fest. »Und viele von ihnen haben Funkgeräte«, fügte Hreila hoffnungsvoll hinzu. »Oder zumindest Teile davon, aus denen wir einen Sender zusammenbauen können.«
* Seit Stunden suchte Oggar mit dem HORT nach Atlan und seinen Begleitern. Ohne den geringsten Erfolg. Doch er gab nicht auf. Das Mnemodukt war längst zu der Ansicht gekommen, daß der Arkonide einen Unterschlupf gefunden hatte. »Irgendwo ist eine technische Station«, sagte Oggar, während er auf die Bildschirme blickte und die Oberfläche von Krymoran beobachtete, die sich unter ihm wegdrehte. »Und ich werde sie aufspüren.« Er suchte den Planeten systematisch ab, wobei er alle Möglichkeiten nutzte, die ihm der HORT bot. Daher wußte er, daß Hunderttausende von Molaaten und eine geringere Zahl von Roxharen auf dem Dunkelplaneten lebten. Mit Hilfe der Infrarotortung war es leicht, sie auszumachen. Verbarg sich Atlan irgendwo unter ihnen? Oder befand sich der Arkonide in einer technischen Einrichtung, die über einen so guten Ortungsschutz verfügte, daß er sie nicht aufspüren konnte? Oggar nahm Verbindung mit der SOL auf, weil er hoffte, irgend etwas Neues zu erfahren. Er wurde jedoch enttäuscht. Der Arkonide hatte sich auch dort nicht gemeldet. »Gib nicht auf«, bat Breckcrown Hayes. »Du mußt ihn finden.«
»Das werde ich auch«, antwortete Oggar. »Hoffentlich noch rechtzeitig.«
* Atlan untersuchte zunächst das Schott, durch das sie hereingekommen waren. Erschreckt stellte er fest, daß es auf einfachste Weise zu öffnen war. »Es ist geradezu ein Wunder, daß die Roxharen noch nicht hereingekommen sind«, sagte er betroffen. »Das Schloß hat keinerlei Sicherungen.« Mit einigen Handgriffen brachte er eine Sperre an, die dafür sorgte, daß die Roxharen nicht eindringen konnten. »Ideal wäre, wenn dieser Bunker einen zweiten, weit entfernten Ausgang hätte, durch den wir abhauen könnten«, seufzte Sanny. »Aber so gut meint das Schicksal es wohl nicht mit uns.« »Bestimmt nicht«, erwiderte Blödel. »Ich sehe mich mal um.« »Du bleibst hier«, entschied der Arkonide. »Du sorgst dafür, daß die Roxharen uns nicht auf den Pelz rücken können. Sanny, Hreila und ich versuchen, einen Sender zu bauen.« Er ging mit den beiden Frauen in die Anlage hinein, die von leuchtenden Platten an der Decke erhellt wurde. Überall lagerten Roboter. Sie waren für eine offenbar lange Zeit abgestellt worden. »Man hat sie sorgfältig verpackt«, stellte der Arkonide fest. »Sicherlich sind sie als Einsatzreserve gedacht. Fragt sich jedoch, von wem.« »Das soll uns egal sein«, erwiderte Sanny mit überraschend praktischer Einstellung. »Wir müssen versuchen, sie zu aktivieren und dann in breiter Front gegen die Roxharen zu schicken. Die Roboter müssen sie zurückwerfen, so daß wir in aller Ruhe untertauchen können.« »Ja. Natürlich«, stimmte der Arkonide zu. »Daran habe ich noch
gar nicht gedacht.« Sie schien sich keine Vorstellung davon machen zu können, wie schwierig es war, eine solche Menge von Robotern fremder Bauart für die eigenen Zwecke einzusetzen, zumal sie nicht wußten, über welches Basisprogramm die Maschinen verfügten, und für welchen Einsatz sie vorgesehen waren. Dennoch erkannte er ihren Gedanken als grundsätzlich richtig an. Sie hatten keine andere Möglichkeit, sich gegen die Roxharen zu wehren. Der Bunker hatte nur einen Ausgang. In fünf langgestreckten Räumen, die übereinander lagen, ruhten etwa zweitausend Roboter, von denen die meisten einen tonnenförmigen Rumpf hatten, auf vier Teleskopbeinen standen und wenigstens vier mit verschiedenen Werkzeugen ausgestattete Arme hatten. »Es sind Arbeitsgeräte«, stellte Hreila fest. »Aber ich glaube, daß sie alle auch als Kampfeinheiten programmiert werden können. Ich jedenfalls möchte nicht einem in die Quere kommen, der mich mit Desintegratormessern attackiert.« Ein zweiter Ausgang existierte nicht. Es gab auch sonst keine Einrichtungen, die Atlan und die beiden Frauen in irgendeiner Weise für sich hätten nutzen können. Sie entdeckten am Ende ihres Rundgangs durch den Bunker schließlich nur eine relativ kleine Schalttafel, die hinter einer Tür in der Wand verborgen war. »Von hier aus lassen sich die Roboter koordinieren«, sagte Sanny überzeugt. »Wir werden eine Streitmacht zusammenstellen und die Roxharen in die Flucht jagen.« Die Paramathematikerin versuchte herauszufinden, wie die Steuertafel bedient werden mußte, scheiterte jedoch schließlich an der fremdartigen Technik. Auch Atlan erreichte zunächst so gut wie nichts. Nur durch eine Reihe von Experimenten gelang es, nach und nach einige Roboter einzuschalten. Die Maschinen bewegten sich in der Anlage, übernahmen jedoch noch keine praktische Arbeit. Die Zeit drängte.
Immer wieder ging der Arkonide zu dem Ausgangsschott, um zu horchen. Die Roxharen versuchten, die Luke aufzubrechen und das Gestein zu beseitigen, das es umgab. Dabei kamen sie offenbar langsam voran, aber sie gaben nicht auf. Sie wußten, daß sich ihre Geduld schließlich auszahlen würde.
* Flacc ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Gejagten saßen in einer Falle, aus der sie nicht mehr entfliehen konnten. Er kletterte auf einen hohen Felsen in der Höhle, von dem aus er seine Heerscharen überblicken konnte. Bis auf den letzten Platz füllten die Roxharen das Gewölbe unter dem Wasserfall. Sollten die Fremden ruhig in den Räumen darunter bleiben. Solange sie nicht weiterliefen, brauchte er sich um ihre Verfolgung keine Gedanken zu machen. Seine Helfer kratzten mit primitiven Werkzeugen die Felsen auf. Sie entfernten Steinchen für Steinchen, so daß die Decke des Bunkers immer dünner wurde, in den Atlan geflüchtet war. Flacc bedauerte, daß solche Mühen notwendig waren. Wieviel einfacher wäre es doch gewesen, wenn einige Ableger in den Bunker teleportiert wären und die Fremden dort übernommen hätten! Der Meister muß hierher! durchfuhr es ihn. Er kann in dem Wasser vor der Höhle leben. Und von dort aus kann er seine Boten zu den Fremden schicken. Wenn er das tut, ist das Ziel schnell erreicht. Von dem neuen Gedanken begeistert, verließ Flacc die Höhle. Er rannte durch das düstere Land zu dem See hin, in dem das quallenähnliche Wesen existierte. Kaum war er ins Wasser gestiegen und hatte das Ding mit den
Händen berührt, als er auch schon eine nahezu perfekte telepathische Verbindung zu ihm bekam. Seine Gedanken flossen auf das einfache Geschöpf über, das sofort mit seinem Plan einverstanden war. Ich kann nicht mit einem Sprung zu der Höhle kommen, erklärte es. Dazu benötige ich viele Zwischenstationen. Deine Helfer sollen Wasserlöcher einrichten, durch die ich mich voranarbeiten kann. Flacc gehorchte. Voller Eifer eilte er zu der Höhle zurück, in der seine Roxharen arbeiteten. Er kommandierte nahezu alle ab und befahl ihnen, Vertiefungen im Gelände anzulegen, in denen sich das Wasser sammeln konnte. Auch jetzt folgten die Sklaven widerspruchslos seinen Anweisungen. Viele von ihnen kippten geschwächt um, weil sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatten, aber darauf achtete Flacc nicht. Er wollte, daß die Arbeiten möglichst schnell und konsequent ausgeführt wurden. Alles andere interessierte ihn nicht. Er selbst verspürte keinen Hunger, und er wurde auch nicht müde. Unermeßliche Energien schienen ihn zu erfüllen. Doch dieser Eindruck täuschte. Nur der Wille des quallenartigen Wesens hielt ihn aufrecht. Zwei Dunkelperioden von jeweils etwa vier Stunden verstrichen, dann hatten die Roxharen so viele Wasserlöcher gegraben, daß das Ding sein ursprüngliches Versteck verlassen und sich auf den Weg zum Wasserfall machen konnte. Es kam bis etwa vierhundert Meter an ihn heran. Flacc eilte zu ihm und beteuerte, daß der nächste Tümpel bald fertig sein würde. Nur noch Minuten, übermittelte er dem Ding seine Gedanken. Dann kannst du bis zu der Höhle vordringen, und dann wird das weißhaarige Wesen endlich dir gehören. Oggar wurde aufmerksam, als die Infrarotortung eine große Menge von warmblütigen Wesen erfaßte.
Ein roter, unregelmäßig geformter Fleck zeichnete sich auf den Bildschirmen ab. Er hatte die Formen eines vierbeinigen Insekts, das über die Dunkelwelt kroch. »Moment mal«, sagte Oggar, der gerade mit der SOL in Verbindung stand. »Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Ich melde mich gleich wieder.« Er schaltete ab und lenkte den HORT nach Norden. Gleichzeitig ließ er ihn absinken, um mehr sehen zu können. Doch in dem Gebiet, in dem sich Tausende von Roxharen versammelt hatten, herrschte Nacht. So blieb Oggar auf die Infrarotortung angewiesen. Er wußte, daß die Roxharen und Molaaten, die auf Krymoran lebten, so gut wie unbewaffnet waren und den HORT auf keinen Fall gefährden konnten. Daher hatte er keine Bedenken, das Raumschiff immer mehr abfallen zu lassen, bis es kaum mehr als zweihundert Meter über dem Gelände flog. Jetzt erkannte er, daß ein schier unübersehbares Heer von Roxharen eine Kette von kleinen Seen geschaffen hatten, die zu einem Wasserfall führten. Zwischen ihm und dem letzten Gewässer der Kette sollte offenbar ein weiterer entstehen. Mit primitiven Werkzeugen und mit bloßen Händen rissen die ausgeschiedenen Sklaven von Hidden-X die Felsen auf. »Energieortung«, meldete das Mnemodukt. Oggar blickte flüchtig auf den Ortungsschirm, und obwohl er viele Stunden lang ohne jeden Erfolg gesucht hatte, blieb er nun kühl und ruhig, als sei überhaupt nichts Besonderes geschehen. Der Wasserfall bildete einen Schleier vor einer Höhle. Unter dieser verbarg sich eine technische Station, in der nukleare Prozesse abliefen. Dort gab es also eine Technik, die jener der Roxharen und Molaaten weit überlegen war. Nachdem er die Ortungsgeräte einige Male umgeschaltet und auf differenzierte Werte umgestellt hatte, erfaßte er das quallenförmige Wesen, und er begriff den Sinn der roxharischen Maßnahmen. »Sie wollen das Biest in die Anlage bringen«, sagte er laut. »Aus
welchen Gründen auch immer.« Während er noch überlegte, ob er landen und sich unbehelligt umsehen konnte, blitzte es plötzlich einige Kilometer von ihm entfernt auf. Eine Alarmpfeife heulte, und dann schlugen tosende Energien in die Schutzschirme des HORTS, die sich blitzartig aufgebaut hatten. Schwere Erschütterungen durchliefen das Raumschiff und trieben es mehrere hundert Meter von den Roxharen weg. Oggar kam vorläufig nicht dazu, irgend etwas zu überlegen oder einen Plan zu entwerfen. Energiestrahl auf Energiestrahl raste heran, so daß er es für sinnvoll hielt, sich hinter eine Gebirgskette zurückzuziehen. Im Schutz einer Steilwand landete er. »Ich verlasse den HORT«, meldete er zur SOL, »und sehe mich draußen um.«
* »Hört doch«, rief Sanny und unterbrach die Arbeit an einem Roboter. »Da draußen wird geschossen.« Atlan und Hreila antworteten nicht. Auch sie hatten die Erschütterungen bemerkt, die durch explosionsartig sich ausbreitende Luft verursacht worden war. »Das kann nur Oggar mit dem HORT sein«, fuhr die Molaatin erregt fort. »Oder jemand mit einem Beiboot von der SOL. Wer sollte hier sonst mit Energiekanonen schießen?« Atlan griff zu den Modulen, die er aus verschiedenen Robotern ausgebaut hatte, und steckte sie zusammen. »Ich bin soweit«, erklärte er. »Was macht die Batterie?« »Hier ist sie«, antwortete die Psychologin. Sie reichte dem Arkoniden eine kleine Patrone, die sie einem Roboter entnommen hatte. Die Arbeiten waren außerordentlich schwierig und
zeitraubend gewesen, da die Automaten nur schwer geöffnet werden konnten. Die Verbindungen waren elastisch verklebt und bestanden aus einem äußerst widerstandsfähigen Material. Hreila und Sanny waren daher vollkommen erschöpft, und sie ließen immer wieder durchblicken, daß sie eine Ruhepause benötigten. Doch sie wußten selbst, daß sie es sich nicht leisten konnten, sich auszuruhen. Allzu deutlich war das Kratzen und Schaben der Roxharen zu hören, die sich immer näher an sie herankämpften. Atlan wunderte sich, daß noch keine Gallertklumpen zu ihnen hereinteleportiert waren. Er rechnete ständig mit einem derartigen Angriff, und er duldete nicht, daß Blödel sich allzu weit von ihm entfernte. Er wollte, daß der Roboter jederzeit schnell eingreifen konnte. »Endlich«, sagte er, als er das Hyperfunkgerät zusammengesetzt hatte. »Wir können uns bemerkbar machen.« »Es funktioniert nur in einer Richtung«, stellte Sanny fest. »Aber das sollte genügen. Wenn die auf der SOL nicht schlafen, kann in spätestens einer Stunde ein Kommando hier sein und uns herausholen.« Atlan beugte sich über das Mikrophon und sprach eine Nachricht hinein. Er meldete sich, beschrieb ihren Unterschlupf und forderte Hilfe an. Staub rieselte auf ihn herab. Erschrocken blickte der Arkonide nach oben. Ein winziges Loch war in der Decke entstanden und der braune Finger eines Roxharen bohrte sich hindurch. Sanny schrie auf. Sie flüchtete einige Meter weit bis zu einem Roboter, der mit sinnlos erscheinenden Bewegungen über den Boden kroch. »Versuche es noch einmal«, bat der Arkonide. »Vielleicht kannst du die Roboter doch aktivieren?« Der suchende Finger an der Decke, der ihnen den Sturm der Roxharen und damit das Ende ankündigte, trieb Sanny noch einmal
an, obwohl sie bereits mehr als zwanzig Tests durchgeführt hatte, die alle in Fehlschlägen geendet hatten. Wieder stellte sie sich vor die Schalttafel, doch es gelang ihr nicht, sich zu konzentrieren. Sie blickte zur Decke hoch, anstatt sich auf die Steuerung der Automaten zu konzentrieren. Atlan gab Blödel ein Zeichen, und dieser fuhr einen seiner Arme so weit aus, daß er damit zur Decke reichen konnte. Danach schlug er dem Roxharen kräftig auf den Finger. Dieser zog sich augenblicklich zurück. »Los jetzt, Sanny«, drängte der Arkonide. »Du mußt es schaffen.« Die Paramathematikerin schluckte. Nervös strich sie sich mit den Händen über den Kopf. Dann aber wurde sie ruhig, und sie schien zu vergessen, daß es noch etwas anderes gab als die Schalttafel und die Roboter. »Ich habe es«, jubelte sie plötzlich. Unglaublich schnell fuhren ihre Finger über die Tastaturen. Lichter leuchteten auf, und Pfeiftöne zeigten an, daß sich etwas veränderte. Atlan und Hreila wichen bis an eine Wand zurück. Sie beobachteten, wie die Roboter aus ihrem Schlaf erwachten. Die Maschinen hoben die Arme und trennten die Plastikhüllen durch, die sie schützend umgaben. Ein Stein löste sich aus der Decke und fiel polternd herab. Er stürzte Hreila vor die Füße. Als sie nach oben blickte, sah sie die funkelnden Augen eines Roxharen. »Nein – das war falsch!« schrie Sanny plötzlich. Ihre Hände zuckten von der Schalttafel zurück, als habe sie einen elektrischen Schlag erhalten. Das Eingangsschott fuhr knirschend auf, und die Roxharen begannen triumphierend zu brüllen. Gleichzeitig aber erwachten auch die letzten Roboter. Ein ganzes Heer von Maschinen erhob sich und streckte den Sklaven des Quallenwesens die Arme entgegen.
Atlan erfaßte jedoch, daß die Roboter allein sie nicht retten konnten. Auch für sie war unmöglich, die Flut der Roxharen aufzuhalten. Er hob den Impulsstrahler und feuerte durch das offene Schott, um sich etwas Luft zu verschaffen. Schreiend wichen die Roxharen vor der Hitze zurück. Atlan zögerte, nach draußen zu laufen. Wie sollte er mit Sanny, Hreila und Blödel durch diesen engen Ausgang kommen und sich durch die Reihen der Roxharen kämpfen?
8. »Wir haben keine andere Wahl«, sagte der Arkonide. »Wir müssen es versuchen. Auch wenn es nur dazu führt, daß wir Zeit gewinnen.« Er gab Sanny das entscheidende Zeichen, und die Paramathematikerin nahm einige Schaltungen vor. Die ersten Roboter drängten sich zum Ausgangsschott, bevor einer der Roxharen eindringen konnte, und stürmten mit schwingenden Armen hinaus. Gellende Schreie ertönten. Die Sklaven von Hidden-X warfen sich den Robotern entgegen und versuchten, sie in das Depot zurückzustoßen. Doch jetzt schickte Sanny weitere Maschinen hinterher. Erst waren es zwanzig die sich durch den Ausgang nach draußen kämpften, dann aber wuchs die Zahl auf hundert und mehr an, und keiner der Roxharen war kräftig genug, auch nur einen der Automaten mit bloßen Händen abwehren zu können. Nach nur wenigen Minuten schien eine Niederlage der Sklaventruppen unabwendbar zu sein. Sanny lachte und warf sich stolz in die Brust. »Das ist gelaufen«, verkündete sie. »Die Wichte da oben sollten
vernünftig sein und abziehen.« Sie schickte Roboter auf Roboter nach draußen und aktivierte immer mehr Maschinen. »Wir lassen keinen einzigen Roboter hier unten«, rief sie voller Siegeszuversicht. Nachdem sie erst einmal erfaßt hatte, wie die Automaten programmiert werden mußten, fiel es ihr nicht schwer, sie so einzusetzen, daß sie in der Höhle die größte Wirkung erzielten. Das Gebrüll der Roxharen, die sich erbittert wehrten, wurde immer leiser, je weiter sie zurückgedrängt wurden. Schließlich hatte Sanny mehr als die Hälfte aller Roboter hinausdirigiert, und es schien, als sei die Schlacht geschlagen. »Du hast es geschafft«, sagte Hreila anerkennend. »Es ist vorbei.« »Das glaube ich erst, wenn ich an Bord der SOL bin«, erwiderte die Molaatin. Atlan kletterte über zwei Roboter hinweg und durch das Schott hinaus. Mittlerweile hatten ihre mechanischen Helfer die Höhle von Roxharen geräumt. »Glücklicherweise hat es noch nicht einmal Verletzte gegeben«, stellte Hreila zufrieden fest. Sie ließ sich von einem Roboter heraustragen. »Sannys Truppen schlagen nur kräftig drein und treiben die Roxharen zurück.« Der Arkonide ging bis zum Wasserfall und blickte hinaus. Die Sonne war aufgegangen, und gleißend helles Licht erhellte die Karstlandschaft. Die Roboter drängten die Roxharen in tiefgestaffelter Ordnung zurück. Sie schoben sich als Wall aus blitzenden Armen und Beinen in die Menge der Roxharen hinein, die vergeblich versuchten, über sie hinwegzuklettern. Immer neue Wellen aus lebenden Körpern brandeten gegen die Maschinen an, und dann schien es, als könnten die Roxharen über sie hinwegschwappen. Doch die Roboter waren aufmerksam. Sie packten jeden, der durchgebrochen war, und schleuderten ihn in hohem Bogen zurück.
»Unfaßbar, daß sie nicht aufgeben«, sagte Sanny. »Wo haben sie ihre Vernunft gelassen?« Ihr kam es so vor, als sei sie Zeuge eines Geschehens, das sie selbst gar nicht unmittelbar berührte. Auch als ein Wurfspeer in ihrer Nähe aufschlug und klirrend über die Felsen sprang, änderte sich das nicht. Blödel stieg nun ebenfalls aus dem Bunker. Eine endlos erscheinende Kette von Robotern folgte ihm. Da alle Maschinen vorprogrammiert waren, brauchte man ihnen keine Kommandos mehr zu geben. Sie stürzten sich in den Kampf, als seien sie eigens dafür konstruiert worden. »Und jetzt?« fragte Hreila. »Wir müssen warten«, antwortete der Arkonide. »Was sollten wir sonst tun?« Das Heer der unermüdlich kämpfenden Roxharen füllte das Vorfeld aus. Von den Felsen unter ihnen war nichts mehr zu sehen. Die Sklaven von Hidden-X standen Schulter an Schulter und drängten ebenso energisch wie vergeblich nach vorn. Doch dabei machten sie einen seltsamen leblosen und unbeteiligten Eindruck, so als gehe sie der Kampf überhaupt nichts an. »Sie sind wie Marionetten«, sagte Sanny entsetzt. »Oder nein. Wie lebende Tote. Ohne jedes Gefühl und ohne Ausdruck. Es scheint sie nicht zu interessieren, daß sie immer wieder zurückgeworfen werden. Sie sind wie die Brandung am Strand. Sie rennen immer wieder neu an, egal, was geschieht.« »Wie lange dauert das?« fragte Hreila. Sie stand sprungbereit neben dem Schott, so als müsse sie schon im nächsten Moment die Flucht ergreifen. »Bis die Energiereserven der Roboter erschöpft sind oder jemand den Roxharen den Befehl gibt, sich zurückzuziehen«, antwortete Atlan. »Und was machen wir? Warten wir solange?« »Was bleibt uns anderes übrig?«
Dem Arkoniden fiel auf, daß in der Menge der Roxharen mehrere kleine Teiche lagen, denen alle sorgsam auswichen. Er glaubte, eine Bewegung in ihnen erkennen zu können, und er erinnerte sich voller Grauen an das Gallertwesen, das ihn angefallen hatte. Unwillkürlich wich er einige Schritte zurück. Ihm wurde bewußt, daß der Kampf auch noch auf eine andere Art enden konnte. Wenn es jenem unheimlichen Wesen gelang, seine Ableger bei ihnen anzubringen, war alles vorbei. Du hast recht, stellte der Logiksektor fest. Ihr dürft nicht warten. Sie werden sich nicht zurückziehen, sondern solange bleiben, bis sie gewonnen haben. Sie geben erst auf, wenn sie Sanny, Hreila und dich nicht mehr erreichen können. Plötzlich materialisierte mitten in der Menge der Roxharen eine riesige Qualle. Sie hatte einen Durchmesser von fast zwanzig Metern und war annähernd fünf Meter dick. Dutzende ihrer Sklaven wurden unter ihr begraben. Die gallertartige Körpermasse schwappte bebend hin und her, als atme das Wesen einige Male tief durch. Dann verschwand es und materialisierte an einer Stelle, die etwa zwanzig Meter näher bei Atlan und seinen Begleitern lag. Sanny schrie entsetzt auf. »Es arbeitet sich zu uns her«, rief sie. Atlan riß den Impulsstrahler hoch. Er wollte schießen, doch die Waffe reagierte nicht. Eine Lampe leuchtete am Kolben auf, und ein leiser Pfeifton ertönte. Er zeigte an, daß die Batterie leer war. Erschauernd beobachtete der Arkonide, wie sich die Körper der Roxharen auflösten und in dem Quallenwesen verschwanden. Das Ding fraß sich durch die Reihen seiner eigenen Kämpfer und pumpte sich dabei mit deren Energien voll. Bei einer weiteren Teleportation näherte es sich abermals um fast zwanzig Meter. Jetzt war es kaum noch hundert Meter von Atlan, Sanny und Hreila entfernt. Es befand sich unmittelbar vor dem Ring der Roboter. Schon mit dem nächsten Sprung konnte es diesen überwinden.
»Wir müssen eine Batterie aus einem der Automaten nehmen«, sagte Sanny nervös. »Vielleicht können wir sie irgendwie zünden.« »Sieh mal zu den Felsen dort hinauf«, entgegnete der Unsterbliche. »Da ist jemand, der unsere Probleme lösen wird.« Sanny schrie begeistert auf. »Oggar«, rief sie. »Endlich.« Auf einer Felsnadel stand Oggar. Er hielt einen schweren Paralysator in den Armen, löste ihn jedoch noch nicht aus. Er konnte Atlan, die Molaatin und Hreila nicht sehen, da diese hinter dem Schleier des Wasserfalls standen. »Wir machen uns bemerkbar und brechen durch«, entschied der Arkonide. »Kommt. Wir dürfen keine Zeit verlieren.« »Nein«, widersprach Hreila. »Wenn wir die Höhle verlassen, kommen wir der Qualle zu nahe. Sie bringt uns um.« »Bisher hat das Ding recht träge reagiert«, entgegnete der Arkonide. »Wie lange hat es allein gedauert, bis es den letzten Teleportersprung gemacht hat. Wir werden an ihm vorbei sein, bevor es begreift, was geschieht.« Es war, als habe das monströse Wesen diese Worte gehört. Abermals teleportierte es, und dieses Mal kam es bis auf etwa dreißig Meter heran. »Los. Lauft«, brüllte der Aktiva torträger. Er brauchte Sanny und Hreila nicht anzuspornen. Beide Frauen wußten, um was es ging. Sie stürmten durch den Wasserfall ins Freie. Atlan sah, daß die Qualle tentakelartige Ausläufer bildete. Diese fuhr sie weit aus und schuf an ihren Enden Augen, mit denen sie sie düster anstarrte. Wie aus dem Nichts heraus erschienen überall faustgroße Gallertklumpen auf dem Felsboden. Sie hüpften hin und her, als suchten sie und könnten sich nicht entschließen, in eine bestimmte Richtung zu gehen. Unwillkürlich preßte er die Hände gegen den Nacken, weil er fürchtete, einer dieser Ableger werde sich ihm anheften. Sanny
schrie so laut sie konnte, um Oggar auf sich aufmerksam zu machen. Doch dieser hatte sie längst bemerkt. Er schoß mit dem Paralysator in die Menge hinein, lähmte sie und schuf damit eine breite Schneise, durch die Atlan, die beiden Frauen und der Roboter fliehen konnten. Auf den Gedanken, die monströse Qualle auszuschalten, kam er nicht, da er nicht erkannte, daß von ihr die wirkliche Gefahr ausging. Von beiden Seiten drängten die Roxharen in die entstandene Gasse nach, so daß sich bald ein Wall von regungslosen Leibern auftürmte. »Schnell. Beeilt euch«, rief Atlan den beiden Frauen zu, »sonst kommen wir nicht durch.« Ihnen blieb keine andere Wahl. Sie mußten über die Gelähmten hinwegklettern, wenn sie zu Oggar kommen wollten. Jetzt tauchte der Anführer der Roxharen, den der Arkonide schon lange nicht mehr gesehen hatte, wieder auf. Er stürmte Atlan entgegen und versuchte, ihn mit einem Speer aufzuspießen. Geschickt wich der Arkonide der Waffe aus. Dann prallte er mit dem Roxharen zusammen, der sich augenblicklich an ihn klammerte und versuchte, ihn zu beißen. Mit einigen gezielten Schlägen trieb Atlan ihn jedoch zurück, und dann griff Oggar ein und paralysierte den Roxharen. Blödel half Sanny und Hreila auf die Felsen zu dem Multiwesen, das ihnen die Hände entgegenstreckte. »Es scheint wirklich höchste Zeit zu sein, daß ich komme«, sagte Oggar. »Hättet ihr mir nicht ein wenig früher Bescheid geben können.« Er rannte mit Blödel und den beiden Frauen davon. Atlan blieb auf dem Felsen stehen und blickte zurück. Er sah, daß die Qualle abermals teleportiert war. Jetzt befand sie sich auf dem Wall der gelähmten Roxharen, keine zehn Meter von hier. Sie verfolgt dich! warnte der Logiksektor. Gib ihr keine Chance. Ich habe nicht vor, mich mit ihr anzufreunden, erwiderte er und flüchtete hinter dem anderen her.
Die Roxharen, die dem Strahlenfeuer Oggars entgangen waren, reagierten mit wütendem Geschrei. Viele von ihnen schleuderten Messer und Speere auf den Arkoniden, verfehlten ihn jedoch. Lediglich ein Stein erreichte sein Ziel. Er prallte dem Arkoniden gegen die Schulter und traf so unglücklich, daß er beinahe gestürzt wäre. Er eilte stolpernd weiter, fing sich dann jedoch und rannte hinter den anderen her, verfolgt von nahezu dreihundert Roxharen. Oggar blieb stehen, als er sah, daß Atlans Vorsprung zusammenschmolz. Er gab ihm ein Zeichen, und der Arkonide wich rasch zur Seite aus, so daß der Freund schießen konnte. Viele Roxharen brachen paralysiert zusammen, andere aber holten auf. Erst als der Arkonide bei Oggar war, gelang es diesem, ihnen ein wenig Luft zu verschaffen. »Ich habe einen Fehler gemacht«, rief Oggar. »Der HORT ist zu weit weg. Ich hätte näher bei euch landen müssen. Aber von dem Berg dort hinten aus wurde auf mich geschossen. Ich mußte den HORT irgendwo verstecken.« »Niemand macht dir einen Vorwurf.« »Doch. Ich mir selbst.« Oggar blieb erneut stehen und feuerte auf die Roxharen. Abermals schaltete er wenigstens hundert von ihnen aus. Annähernd zweihundert andere rückten währenddessen so gefährlich nahe, daß er weichen und seine Flucht fortsetzen mußte. Sanny und Hreila wurden immer langsamer. Sie schienen mit ihren Kräften am Ende zu sein. Blödel nahm sie abwechselnd auf und trug sie. Als sie eine Schlucht durchquert hatten, tauchte der HORT endlich vor ihnen auf. »Wenn wir erst einmal an Bord sind, können sie uns nichts mehr anhaben«, sagte Oggar erleichtert. »Dann vertreibe ich sie mit anderen Waffen.« Sanny lachte vor Freude. Sie machte keinen Hehl daraus, daß sie sich zwischenzeitlich verlorengegeben hatte. Und auch Hreila lief
plötzlich so leichtfüßig, als lägen keinerlei Anstrengungen hinter ihr. Atlan erinnerte sich daran, daß sie von den Robotern der Station nicht angegriffen worden war, und er fragte sich unwillkürlich, ob die Roxharen, die klar erkennbar unter dem Einfluß des Quallenwesens standen, sie auch verschonen würden. Oder hatten die Roboter sie nur zufällig ausgespart? Das werden wir wohl nie erfahren, dachte er. Oggar überholte ihn und rannte voran. Er wollte auf jeden Fall vor ihnen beim HORT sein, um das Schleusenschott für sie zu öffnen, damit sie ohne Verzögerung ins Schiff fliehen konnten. Er warf dem Arkoniden den Lähmstrahler zu, und Atlan schoß von einer kleinen Felsanhebung aus auf die Roxharen. Einige von ihnen hatten sie in weitem Bogen umlaufen. Sie versuchten nun, zwischen sie und den HORT zu kommen. Mit einigen gezielten Schüssen fing der Unsterbliche sie ab. Dann setzte er Oggar, den beiden Frauen und Blödel nach. Er erreichte sie, als sich das innere Schleusenschott zur Seite schob. Erschrocken fuhr Oggar zurück. Sanny stöhnte laut auf, und Hreila sank entsetzt auf die Knie. Atlan blieb stehen. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Eine gallertartige Wand erhob sich vor ihnen. Das Ding war im HORT. »Zurück«, rief der Arkonide, doch Oggar und die beiden Frauen reagierten nicht. Er beobachtete, daß sich ein faustgroßer Gallertklumpen am Genick von Oggar festsetzte. Resignierend ließ er die Waffe sinken. Jetzt war alles verloren. Er wartete, daß die Roxharen über sie herfallen würden, doch seltsamerweise erfolgte kein Angriff. Die Verfolger blieben einfach stehen, wo sie gerade waren. Aus kleinen, unheimlich funkelnden Augen blickten sie den Arkoniden an. Der nächste von ihnen war
keine drei Schritte von ihm entfernt. Oggar drehte sich langsam herum. Er lächelte. Ruhig und gelassen griff er sich in den Nacken und nahm den Organklumpen ab, der ihn versklaven wollte. »Das Zeug verträgt sich nicht mit meiner Zellmasse«, erklärte er. Dann deutete er über seine Schulter zurück auf das monströse Wesen im HORT. »Warum paralysierst du es eigentlich nicht, Atlan?« Hunderte von Roxharen schrien auf, als habe sie der Schlag getroffen. Sie setzten sich wieder in Bewegung und stürmten auf den Arkoniden zu. Das Ding da drinnen hat Oggar verstanden, und es hat sofort reagiert. Es hetzt seine Marionetten auf dich, weil es Angst hat. Atlan ignorierte die Roxharen. Obwohl sich zwei von ihnen auf ihn warfen und zu Boden schleuderten, schoß er mit dem Paralysator auf die gallertartige Masse, die er durch die offene Schleuse sehen konnte. Er gab Dauerfeuer, bis die Batterie leer war. Dann legte er die Waffe zur Seite. Die Roxharen ließen ihn los. Sie unternahmen nichts, als er aufstand. Teilnahmslos blieben sie auf dem Boden hocken. Auch die anderen schienen vergessen zu haben, daß sie angreifen wollten. Sie standen herum und blickten mit leeren Augen in die Gegend. Einige wandten sich ab und gingen davon. »Du hast gewonnen«, sagte Oggar. »Das Ding da drinnen ist paralysiert, und seine Puppen gehorchen ihm nicht mehr. Was nun?« Sanny setzte sich auf einen Stein und legte beide Hände an den Kopf. »Es füllt das ganze Raumschiff aus. Für uns ist kein Platz mehr im HORT«, bemerkte sie. »Wir müssen es rauswerfen«, sagte Hreila. »So schnell wie möglich. Ich will nicht länger hierbleiben.« »Ich begreife nicht, wie es hierher kommen konnte«, sagte der
Arkonide. »Bisher konnte es immer nur kleine Sprünge machen.« »Das ist mir egal«, erwiderte Oggar. »Wir müssen es jedenfalls vertreiben.« »Wie denn?« fragte Sanny. »Glaubst du, es geht freiwillig? Es muß teleportieren, wenn es den HORT verlassen will. Solange es paralysiert ist, wird es aber nicht teleportieren, und wenn es wieder frei ist, greift es uns an und bringt uns um.« »Wir müssen es restlos beseitigen«, stellte Atlan fest. »Sanny hat recht. Das Ding ist wirklich gefährlich. Es darf auf keinen Fall zur SOL. Noch nicht einmal ein Ableger darf dorthin kommen.« Blödel trat an das Quallenwesen heran, fuhr einige Sonden aus und senkte sie in die gallertartige Masse. »Ich könnte es auflösen«, erklärte er dann. »So wie ich es schon einmal mit einem Ableger getan habe.« »Fange damit an«, befahl der Arkonide. »Verliere keine Zeit. Wer weiß, wie lange die Narkose anhält, die ich ihm verpaßt habe.« Der Roboter gehorchte. Er entfernte sich vom HORT, kratzte etwas von den Felsen in der Umgebung des Raumschiffs ab und ließ es in seinem Röhrenkörper verschwinden. Dann kehrte er zum HORT zurück, fuhr eine hell blitzende Röhre aus und bohrte sie in den Quallenkörper. Eine blaue Flüssigkeit schoß heraus und breitete sich rasch darin aus. Atlan meinte, einen gewissen Druck am Kopf zu verspüren. Unwillkürlich legte er sich die Finger an die Schläfen. Sanny und Hreila verhielten sich ähnlich. Auch sie litten. Das monströse Wesen wehrte sich, doch sein Kampf dauerte nicht lange. »Es wirkt«, sagte Oggar erleichtert. »Die Körpermasse verhärtet sich und zerbröckelt.« Atlan trat näher an die Schleuse heran. Er beobachtete, daß sich ein blaues Granulat bildete, aus dem Quallenkörper herausfiel und zu Boden rieselte. Der Prozeß, der zunächst nur langsam verlief, beschleunigte sich, und nach einigen Minuten war alles vorbei. Der
Quallenkörper stürzte regelrecht in sich zusammen, und eine dicke Granulatschicht bedeckte schließlich den Boden des HORTS. Oggar stapfte hindurch. Er ging zum Steuerleitpult. Von hier aus schaltete er die Reinigungsroboter ein, um das Schiff säubern zu lassen. Dann nahm das Multiwesen Verbindung mit der SOL auf und berichtete Breckcrown Hayes davon, daß er Atlan und die anderen gefunden und geborgen hatte.
* Unmittelbar nach seiner Rückkehr an Bord der SOL traf sich Atlan mit Breckcrown Hayes und Bjo Breiskoll, um über die Ereignisse von Krymoran und über das weitere Vorgehen gegen Hidden-X zu sprechen. Sanny und Hreila waren nicht dabei. Die Molaatin war zu SENECA gegangen, um sich mit ihm zu beraten. Hreila hatte sich still ins Schiff zurückgezogen. Sie war zu Tristan Bessborg zurückgekehrt. Vorerst blieb ungeklärt, warum die Roboter von Krymoran sie nicht angegriffen hatten. Niemand dachte daran, sich jetzt noch mit dieser Frage zu befassen. Erst viel später sollte bekannt werden, welches Gewicht diese Frage hatte. Hayes berichtete Atlan, was er mit dem Katzer besprochen und welche Maßnahmen er bereits eingeleitet hatte. »Wajsto Kölsch ist also mit der HAUDEGEN nach Chail unterwegs«, schloß er. »Wir hoffen, daß er die Chailiden für uns gewinnen kann, und daß sie geistigen Druck auf Hidden-X ausüben werden.« »Ausgezeichnet«, lobte Atlan. »Allmählich rücken wir Hidden-X näher. Ich möchte auf jeden Fall auch den Dimensionstransmitter auf Krymoran nutzen. Mit seiner Hilfe stoßen wir am einfachsten und schnellsten zum Flekto-Yn vor. Und das ist nun mal unser Ziel.«
»Der Transmitter befördert aber nur Molaaten, wenn ich dich richtig verstanden habe«, erwiderte Hayes. »Das stimmt. Aber wir haben ja zwanzig Molaaten an Bord der SOL. Wie wäre es, wenn wir mit ihnen eine Art ›fünfter Kolonne‹ bilden?« entgegnete der Arkonide. »Sanny, Filbert, Drux und Pina sollten hinzukommen. Das würde dann eine schlagkräftige Truppe ergeben.« »Ich habe auch schon daran gedacht«, sagte der High Sideryt. »Ich bin damit einverstanden. Und die Molaaten sind es auch. Ihr Anführer, dieser Ajjar, ist ein besonnener und erfahrener Mann, der in der Lage ist, wirkungsvoll mit seiner Gruppe zu arbeiten. Auch dieser junge Gynn scheint mir geeignet zu sein, wenngleich er ziemlich heißblütig ist.« »Bevor wir die Molaaten ins Flekto-Yn schmuggeln können, müssen wir sie entsprechend vorbereiten«, stellte Atlan fest. »Wir werden sie schulen. Schließlich wollen wir sie nicht verheizen.« »Sie werden mitmachen«, sagte Bjo Breiskoll. »Ich werde sie fragen.« Er verließ die Kabine, um zu den Molaaten zu gehen. Diese hatten zwar schon einmal ihre Zusage gegeben, doch jetzt lagen konkrete Pläne für einen Einsatz vor, und er mußte wissen, ob er sich wirklich auf sie verlassen konnte. Als Bjo in einen Antigravschacht steigen wollte, kam ihm Sanny entgegen. Sie sah niedergeschlagen aus. »Was ist los mit dir?« fragte er. »Wieso bläst du Trübsal?« »Ich habe zusammen mit SENECA versucht, das Hypervakuum zu klären oder zu erläutern«, antwortete sie bereitwillig. »Aber wir sind auf ganzer Linie gescheitert.« Sie schüttelte unwillig den Kopf und eilte weiter. Als sie wenig später in ihre Kabine kam, tauchte unversehens Chybrain bei ihr auf. Das schimmernde Ei schwebte über dem Tisch. »Chybrain«, rief sie überrascht. »Was führt dich zu mir?«
»Ich möchte ein Spiel mit dir machen«, antwortete das geheimnisumwobene Geschöpf. »Ein Spiel? Verzeih mir, aber dazu habe ich überhaupt keine Lust.« »Dafür werde ich dir etwas erzählen, was dir vielleicht helfen wird.« Sanny setzte sich auf einen Hocker. Sie begriff, daß Chybrain nicht wirklich mit ihr spielen, sondern ihr etwas offenbaren wollte. »Ich verstehe«, sagte sie leise. »Du möchtest mir etwas mitteilen. Über dich. Stimmt das?« »Ja, das ist wahr«, antwortete Chybrain. »Aber nur unter einer Bedingung.« »Akzeptiert.« »Es muß unser Geheimnis bleiben. Du darfst niemandem etwas davon weitergeben.« »Wenn du es nicht willst, werde ich es nicht tun.« »Du gibst mir dein Wort?« »Ja, ich gebe dir mein Wort.« Sanny brannte vor Neugier. Endlich wollte Chybrain den Schleier des Geheimnisses lüften. Sie würde schweigen und ihr Wort eisern halten. »Also hör mir zu«, begann Chybrain. »Im Vergleich zu dir, Sanny, bin ich alt. Aber in Wirklichkeit bin ich eher ein Kind. Doch laß mich dort anfangen, wo meine Erinnerung beginnt. Kurz nach meiner Geburt …«
ENDE
Hauptthema des Atlan-Bandes der nächsten Woche ist Chybrain, das geheimnisvolle Wesen, mit dem die Solaner schon mehrmals zu tun hatten. Chybrain ist DER RUHELOSE WANDERER …
DER RUHELOSE WANDERER – unter diesem Titel erscheint auch AtlanBand 581. Autor des Romans ist Peter Griese.