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PETE Zeitschrift für die Jugend Heft 65 * Der Sieben – Meilen – Ritt Die Geschichte eines Pferderennens erzählt von Broderick Old
* In 3000 Meter Tiefe Albrecht Dürers Wunderwagen Persien hatte vor 2500 Jahren die ersten „Fernsprecher“ Jiu-Jitsu Wir bauen uns einen DetektorEmpfänger Du als Rundfunkansager Die Post in früheren Zeiten Die „schlaue“ Seite Zum Zeitvertreib Der PETE-Bund teilt mit Jippi – Ein guter Kauf Tiere des Waldes 3. Umschlagseite
Schneeglöckchen 4. Umschlagseite ----------„PETE“ erscheint alle 14 Tage. – Verlag: Uta-Verlag, Sinzig (Rhein), Postfach 25. Redaktion: Dr. Isert. – Druck: Kleins Druck- und Verlagsanstalt GmbH. Lengerich (Westf.). – Auslieferung: Hellmuth Fischer, (23) Syke, Postfach 23. – Die PETE-Zeitschrift ist auch im Postbezug zu erhalten. Sie kostet dann monatlich DM 0,80 + 0,06 Bezugsgebühr. Jede Postanstalt nimmt die Bestellung entgegen. – „PETE“ darf weder in Lesezirkeln geführt noch gegen Entgelt verliehen werden.
Liebe Jungen! Heute wollen wir etwas hinter die Kulissen schauen und damit Antwort auf immer wieder gestellte Fragen geben. Wie ihr bereits dem PETE-Heft 61 entnehmen konntet, findet während der Ostertage ein PETE-Treffen in Oberachern statt, das die dortige PETE-Gruppe veranstaltet. Darüber hinaus wird auch im Sommer wieder das große PETE-Treffen stattfinden. Als Überraschung wird der PETE-Bund Ort und Zeit dieses Treffens von euch selbst bestimmen lassen. Einzelheiten darüber werden noch bekanntgegeben. In der Reihe der so beliebt gewordenen PETE-Großbände wurde inzwischen auch das dritte PETE-Buch „Sieben Ohrfeigen“ lieferbar. Der vierte Band „Gegen die ganze Stadt“ erscheint kurz vor Ostern, so daß ihr also schon heute wißt, was ihr euch als ein besonders schönes Ostergeschenk wünschen könnt. Für die Filmfreunde unter unseren Lesern aber kann bereits verraten werden, daß ab 1. April die neue FilmIllustrierte „Stars und Sterne“ in herrlichem Kupfertiefdruck beim Zeitschriftenhändler erhältlich sein wird. Die besondere Leistung liegt darin, daß der Heftpreis trotz Umfangerweiterung um über das Doppelte mit 40 Pfennig beibehalten wurde. Alle weiteren Neuigkeiten lest ihr wie immer auf Seite 34 dieses Heftes. Eure PETE-REDAKTION
Pete’s Abenteuer und Streiche
Heft 65
Der Sieben-Meilen-Ritt Die Geschichte eines Pferderennens erzählt von Broderick Old Pete sattelt Black King! Die Jungen sitzen auf der oberen Korralstange wie die Sperlinge auf einem Telefondraht: Paddy Mike, Sammy Dott, Bill Osborne, Dave Brown und … Sitka, der Indianerboy. Sie verhalten sich vollkommen ruhig. – Nur ihre Augen leuchten und ihre Gesichter drücken andächtiges Staunen, Bewunderung und Anerkennung aus. Jeder von ihnen ist bereit, seinen letzten Goldnugget herzugeben, wenn er dafür an Petes Stelle sein könnte! – Der samtschwarze Exkönig einer herrlichen und erlesenen Wildpferdherde ist sanft und zahm geworden – aus Liebe und Freundschaft zu Pete, der ihm einst das Leben rettete. Und Pete liebt das herrliche Tier, wie ein junger Reiter nur ein herrliches Pferd heben kann. 3
Black King steht ruhig. Kein Muskel bewegt sich unter dem glatten Fell. Es sind wahrhaft vollendete Muskeln, die er da spielen läßt. Es gibt in den großen Städten Denkmäler, die berühmte Pferde darstellen – aber keines dieser von Menschenhand geschaffenen Werke gleicht der makellosen Schönheit, die lebendig vor den Jungen steht und sich ruhig satteln läßt. Dieses Geschöpf ist nicht aus Stein oder Bronze geschaffen, es lebt! Und deshalb kommt es den Jungen so wunderbar schön vor. Black King hatte die Pferdejäger dreier Staaten zur Verzweiflung gebracht. Sie konnten ihn nicht fangen. Er wiegt seine vierzehn Zentner, ist groß, hochbeinig und nicht zu lang. Seine Brust ist breit, denn seine Lunge ist unvergleichlich. Der schwarze Schweif reicht bis zum Boden, und seine seidige Mähne ist so lang und herrlich, wie man es vom schönsten Hengst von Arizona nur erwarten kann. Vielleicht wirken seine Hufe etwas zu klein und zierlich, aber sie sind so hart wie gehämmerter Stahl. Sein schlanker Hals ist makellos. Der kleine schmale und majestätische Kopf verrät das arabische Blut. Die Nüstern stechen hell von seiner Schwärze ab. Aber das alles ist nichts gegen das kluge, sprechende und feurige Auge des Hengstes. Ein Tier kann schön sein, doch wenn sein Auge Trägheit, Falschheit, Feigheit oder gar Dummheit ausdrückt, so ist es trotz seiner Schönheit nichts wert. Black Kings Augen aber sprühen Mut, Klugheit, Treue, Feuer und Stolz aus. Jawohl, Stolz! – Denn Black King wurde nie eingebrochen. Freiwillig, aus Liebe und Freundschaft, dient er sei4
nem Herrn. Er trägt kein Gebiß, nur einen einfachen Kopfriemen, an dem die Zügel befestigt sind. Pete wird ihn auch niemals mit Sporen reiten. Der Hengst wendet den herrlichen Kopf und beobachtet, wie Pete den Sattelgurt anzieht. „Er drückt dich nicht – nein? – Alright, King!“ Pete ist ein großer Junge, aber er hat doch einige Mühe, seinen Fuß in den Steigbügel zu bringen, der höher als bei anderen Pferden hängt; denn Black King ist groß und hochbeinig. Und dann sitzt er oben – und fühlt sich auf seinem „König“ wie ein König. Die Ohren des Hengstes spielen aufmerksam. Die Jungen auf der Korralstange bewegen sich immer noch nicht. Sie halten den Atem an und saugen regelrecht mit ihren Augen dieses Bild in sich auf. Und dann atmen sie langsam aus und stöhnen vor Bewunderung und Anerkennung. Pete lächelt stolz und glücklich. Er hebt die Hand, winkt ihnen zu und reitet durch das offene Gatter auf die freie Weide. Jetzt erst kommt Leben in die Jungen. Sie springen herunter, laufen zu ihren Pferden und folgen Pete. Paddy Mike trägt einen kostbaren Gegenstand in der Faust: Eine Stoppuhr! Nach zwei Meilen biegen die Jungen ab und treiben ihre Pferde auf einen Hügel hinauf. Dort halten sie und beobachten mit Hilfe einiger Ferngläser ihren Freund, der auf Black King in einer Bodensenke verschwindet, etwas später auf der anderen Seite wieder auftaucht, einen Creek durchquert, in einem Steinfeld verschwindet und dann einen langen Hang hinauffegt. Ganz oben, dort, wo der Hang 5
vor einem Canyon endet, da hält Pete an und wendet den Hengst. Die Entfernung zu den Jungen beträgt nun ungefähr fünf Meilen. Sie können den Freund nur noch mit Hilfe ihrer scharfen Gläser beobachten. „Well“, sagt Paddy Mike, „ich wette, er ist heute mindestens zehn Sekunden schneller! Er gewöhnt sich an den Sattel und an die Hufeisen! Er wird immer vertrauter mit seinem Herrn auf dem Rücken – sie sind schon ein Herz und eine Seele. Ich werde meine Sparbüchse aufbrechen und alles auf Black King setzen. Mein Vater – ja, unsere ganze Stadt setzt auf Black King. Heiliger Rauch!“ Die anderen nicken. Sitka hebt die Hand. Seine scharfen Augen haben auch ohne Glas erkannt, daß Pete und Black King startklar sind. „Jetzt!“ ruft er scharf, und Paddy Mike drückt auf die Stoppuhr. „Pete ist der einzige Mensch, dem ich diesen Gaul gönne“, gesteht Bill Osborne offen ein. „G-a-u-1? – – G-a-u-1, sagst du, du Knilch?“ faucht Sammy Dodd. Bill lächelt. „Hast recht, Sammy – entschuldige!“ Die anderen antworten nicht, sie spähen durch ihre Gläser und beobachten nur den Reiter. „Das ist kein Pferd, das ist eine Schwalbe! Seht euch das an, wie er über die Baumleichen und Felsen segelt – der kann richtig fliegen!“ Dave ist begeistert. „Wenn wir uns nicht beeilen, ist er vor uns im Vorwerk“, mahnt Sitka. Sie warten aber dennoch eine kleine Weile und reiten dann erst los, den Hügel hinunter und den Weg zurück, den sie gekommen sind. 6
Als „Sputter Spring-Camp“ vor ihnen auftaucht und sie mit rasendem Galopp die letzten zweihundert Meter zurücklegen, da hören sie hinter sich einen jubelnden Schrei und ein helles Wiehern. Sie blicken über ihre Schultern und sehen Pete auf dem schwarzen Hengst heranstürmen. Black King scheint kaum den Boden zu berühren. Die Mähne flattert, sein Schweif steht hinten waagerecht ab; Pete liegt flach auf dem Pferderücken. Sein Hut hängt ihm auf dem Rücken; die schwarze Mähne des Hengstes umflattert das lachende Jungengesicht und vermischt sich mit dem weißblonden Haarschopf. Als die Jungen anhalten und die Pferde auf der Hinterhand herumreißen, fliegt Black King mit seinem Reiter durch das Ziel. Man hört nur das leichte Aufsetzen der Hufe, das Flattern von Mähne und Schwanz, das tiefe Atmen des königlichen Tieres und dann den aufjauchzenden Schrei des Jungen. Paddy Mike erinnert sich zum Glück rechtzeitig daran, daß er die Stoppuhr drücken muß. Der Rappe läuft aus, biegt ab und kommt leichtfüßig wie eine Katze zurückgetänzelt. Sein Fell ist etwas schweißig und sein Atem geht etwas schwerer; aber er ist alright. Sein Auge ist immer noch voll Feuer. „Zwölf Sekunden besser als gestern!“ Paddy jubelt es heraus. Pete tätschelt den festen Hals seines Hengstes und flüstert ihm einige anerkennende Worte leise in die spielenden Ohren. „Er hat sich jetzt daran gewöhnt, auf Eisen und mit Sattel und Reiter zu laufen. Er ist nur zweimal bei den Felsen etwas gerutscht. Jungens, ich glaube, daß ich mit ihm ge7
winne! Er wird sie alle schlagen – – alle diese Wunderpferde aus New Mexiko, Texas, Colorado, Utah und Nevada! – Ich bin so glücklich wie noch nie in meinem Leben! Ihr seid doch nicht neidisch?“ Er lächelt sie jungenhaft froh an und schüttelt sich vor toller Freude. ** * Zwei Stunden später sitzen sie beim Mittagessen. Das Vorwerk der Salem-Ranch dient als Wintercamp für die Weidereiter. Zur Zeit sind die Rinderherden auf den Sommerweiden. Deshalb haben die Jungen das kleine Vorwerk auch für sich. Hier sind sie ungestört und können den herrlichen Hengst für das große Rennen fit machen. Übrigens heißt das Vorwerk „Sputter Spring-Camp“, weil hier zwischen den Hügeln eine unterirdische Quelle an das Tageslicht sprudelt und einen kleinen Creek bildet. „Sputter Spring-Camp“ besteht aus einigen Korrals, einer Blockhütte mit kleiner Veranda, zwei Schuppen, einem Stall und einer Scheune, in die zur Herbsteszeit für Notfälle Winterfutter gestapelt wird. Das ist für die nächsten vier Tage das Reich der Jungen. Am fünften Tag soll das große Arizona-Rennen stattfinden. Jedes Jahr kommen die besten Pferde und die besten Reiter aus dem ganzen Süd-Westen nach Somerset. Im ganzen Lande wird gewettet, und die Wettsummen sind nicht niedrig. Somerset erlebt dann immer einige turbulente Tage; denn es kommen viele Viehzüchter mit ihren Familien, Pferdezüchter, Händler, Cowboys, Wett- und Schaulustige aus den Großstädten, aber auch Gauner, Taschendiebe, 8
Satteltramps, Schausteller, Indianer aus den Reservationen und viele, viele, viele Menschen, die einmal ein Rodeo und das große Sieben-Meilen-Rennen erleben wollen. Die Jungen sitzen also beim Mittagessen. Hufschläge werden hörbar. Sammy Dodd eilt zur offenen Tür und meldet wenig später: „Das ‚stellvertretende Gesetz’ von Somerset mit seinem goldigen Neffen!“ Die Jungen knurren unwillig und kauen. „Was will denn der traurige Watson mit seinem ÖlkopfJimmy von uns?“ grollt Paddy Mike. „Werden wir bald haben“, grinst Pete und legt sich ein neues Steak auf den Teller. Bald erscheinen auch Watson und sein Neffe Jimmy in der Tür. Watson schluckt und schnuppert, als habe er schon ein paar Wochen kein Bratenfleisch mehr gerochen. Er zwingt sich ein freundliches Lächeln ab und wirkt dadurch wie ein Mann, der Essig getrunken hat und seine Gefühle verbergen möchte. „Ist genug da“, meint Pete kauend und zeigt auf die gefüllten Pfannen und Schüsseln. „Wenn’s erlaubt ist“, dankt Watson vornehm und tunkt wenig später seine lange Nase fast in den Teller; er kaut, daß ihm die Ohren wackeln. Auch sein Neffe Jimmy beugt seinen Ölkopf über den Teller. Seit einigen Wochen nennt man Jimmy Watson nur noch „Ölkopf-Jimmy“, weil er eine plötzliche Vorliebe für Pomade und Haaröl entdeckt hat. Sein Haar sieht auch danach aus; es stinkt förmlich zehn Meter gegen den Wind. Jimmy aber hält sich für schön. Die Jungen kauen schweigend weiter. Sie wissen, daß Watson bald etwas sagen wird. 9
„Wenn Watson mit seinen Ohren nicht so viel Wind machen würde, wäre der Gestank von Jimmys Ölkopf unerträglich“, nuschelt Sammy Dodd undeutlich seinem Nachbarn zu. Watson hat es nicht verstanden – so beschäftigt ist er – dafür aber Jimmy. Der sieht tückisch und böse auf. Man sieht es ihm an, daß er schon wieder darüber nachdenkt, wie er sich rächen könnte. Auf einmal hebt Watson den Kopf. „Sheriff Tunker wollte, daß ich mal bei euch vorbeireite und nachsehe“, kaut er schmatzend. „Sin’ nämlich schon viele Fremde in Somerset! Alle Häuser überfüllt! Schlafen schon in Scheunen und Ställen. Viele Gauner sind dabei – auch Pferdediebe! Man erzählt sich viel von Black King, dem schwarzen Wunderhengst von Somerset. Viele Leute möchten ihn sehen, bevor sie Wetten abschließen. Ein paar Pferdediebe wollen ihn sicherlich auch in Augenschein nehmen. – Habt ihr Fremde in den Hügeln gesehen?“ Die Jungen schweigen eine Weile. Dann sagt Pete: „Nein!“ Watson nickt zufrieden. „Also paßt gut auf! Und schickt Nachricht, wenn ihr belästigt werdet. Ganz Somerset wettet auf deinen Hengst, Pete. Ich auch! Und keiner von uns will, daß Black King vor dem Rennen von anderen Leuten besichtigt wird. Die Wetten würden sonst zu ungünstig ausfallen. Well, dann habe ich noch eine Bitte an euch … „Yeah?“ brummelt Pete wenig erfreut. „Darf Jimmy bei euch bleiben?“ „Warum wollen Sie sich von Ihrem goldigen Jimmy trennen – er ist doch sozusagen das prächtigste Exemplar der Watson-Sippe?“ fragt Pete betont bescheiden. Watson kneift den Mund sehr auffällig zusammen, als 10
besäße er keine Zähne mehr. Uralte Mütterchen haben für gewöhnlich solch einen Mund. – Aber dann zeigt Watson doch seine gelben Zähne. „Ich weiß, was Jimmy ist – aber ich will ihn nicht in Somerset haben … wegen dem Trubel und der vielen Fremden. Er läßt sich zu leicht verleiten und …“ „Wir könnten ihn an eine Kette legen und in den Stall sperren“ mischt sich Sammy Dodd ein. Jimmy stößt ein böses Fauchen aus. „Halts Maul“, grollt Watson und wendet sich wieder an die Jungen. „Jimmy hat sich einen Streich geleistet. Da standen mal ‘n paar Pferde an einer Haltestange; und – da hat er mit ‘nem Lasso die Schwänze der Gäule einfach zusammengebunden. Als die Reiter aus der Bar kamen und losreiten wollten, gab es großen Ärger. Jemand hat Jimmy beobachtet; die Reiter suchen ihn nun. Sheriff Tunker sagt, daß ich ihn lieber für die nächste Woche in eine Gefängniszelle einsperren sollte; aber ich denke mir, daß er bei euch auch ganz gut aufgehoben sein könnte. Wenn er sich nicht in eure Gemeinschaft einfügt und sich wieder blöde Spaße erlaubt, so habt ihr freie Hand!“ Watson verstummt, schielt böse auf seinen Neffen und starrt dann hoffnungslos auf seinen leeren Teller. „Was waren es denn für Reiter, denen Jimmy …“, beginnt Pete, doch Watson unterbricht ihn sofort. „Mexikaner von drüben! Bekannte Pferdediebe aus Mexiko, denen wir hier nichts anhaben können. Ihre Papiere sind in Ordnung. Bravo Montez ist es! Ja, der berüchtigte Montez, der in der letzten Revolution Major war und nun wieder als Pferdedieb arbeitet! Er und seine Begleiter ha11
ben Tunker versichert, daß sie nur als friedliche Zuschauer gekommen sind – aber Tunker und ich, wir sind uns nicht so sicher. Jetzt suchen sie Jimmy, der ihnen den Streich gespielt hat. Sie wissen genau, daß ich der Onkel dieser Mistbiene bin. Wenn sie ihn nicht finden, dann werden sie mit mir Krach anfangen. Tunker sagt, er würde sich freuen, wenn sie ‘nen Knoten in mich machten, denn dann hätte er einen Grund, sie zu verhaften.“ Watson kommt mit jedem Wort in schlechtere Stimmung. Er beugt sich plötzlich über den Tisch und hält Jimmy die knochige Faust unter die Nase. „Vielleicht muß ich deinetwegen noch sterben und werde erschossen oder erstochen. Aber ich werde dir dann als Geist erscheinen, mein Sohn! Wie konntest du nur die Pferde dieser gefährlichen Burschen …“ „Ich wußte doch nicht, wem die Gäule gehörten“, faucht Jimmy heiser. Seine Augen blitzten tückisch. Da haut ihm Watson eine herunter, erhebt sich und geht zur Tür. „Ich muß weg, sonst …“ An der Tür wendet er sich noch einmal um. Seine Augen bitten. „Sicher, lassen Sie ihn hier – wir passen schon auf, daß er keine neuen Dummheiten macht“, nickt Pete, dem der Alte leid tut. Als Watsons Pferd draußen den Staub aufwirbelt, die Hufschläge verklingen und es wieder still wird, sehen alle Jungen stumm auf Jimmy. Doch dieser grinst sie herausfordernd an, wie eine ärgerliche Ratte ein paar Terriers. „Ihr werdet mir nichts tun – – weil ich euch keine Gelegenheit geben werde.“ 12
** * Halbohr ist ja bekanntlich der prächtige Halbwolf, der zur „Salem-Ranch“ und damit zu Pete gehört. Halbohr ist mit seinem Herrn seit einiger Zeit nicht mehr zufrieden; genauer gesagt: Halbohr ist eifersüchtig. Pete hat sich in der letzten Zeit zu viel mit Black King beschäftigt und alle anderen vierbeinigen Freunde – er hat eine ganze Menge davon auf der Ranch – vernachlässigt, zum Beispiel Snap, den Igel, Terry, das zahme Eichhörnchen und Tim, den frechen Raben, und auch Rex, der kein Halbwolf, sondern ein Hund ist. Aber immerhin hatte Pete Halbohr mit zum „Sputter Spring-Camp“ genommen. Da aber der Halbwolf schwer beleidigt ist, streift er fast den ganzen Tag durch die Hügel und führt ein freies Leben. Jetzt durchsucht er den Wald südlich des Camps und findet auf einer Lichtung ein prächtiges Stachelschwein, das er mit der Pfote blitzschnell auf den Rücken wirft und ihm dann noch schneller mit einem Biß seines gefährlichen Fangs die Brustmuskeln zerfetzt, so daß es sich nicht mehr zu einer Stachelkugel zusammenrollen kann. Halbohr ist ja kein Hund, sondern ein halber Wolf. Er ist in den letzten Tagen wieder so richtig wild geworden. Nun labt er sich wie ein Raubtier an der noch warmen Beute. Plötzlich wirft er den Kopf hoch, wirbelt herum und sieht sich gleich zwei Artgenossen gegenüber. Die knurren ihn böse und mordlustig an, zeigen die gefährlichen Fänge und rücken von zwei Seiten langsam nä13
her. Es sind ebenfalls keine reinrassigen Wölfe. Sie haben zumindest zu einem Drittel Hundeblut in den Adern, aber sie scheinen noch wilder als er zu sein. Und sie wollen Halbohr an den Pelz, das wird ihm sofort klar; aber er ist kein Feigling. Er knurrt wieder; das böse Grollen kommt tief aus seiner starken Brust. Seine Nackenhaare richten sich auf, er senkt seinen Schädel und wartet auf den Angriff. Halbohr hat alle Hunde im Somerset in Angst und Schrecken versetzt, er hat schon so manchen richtigen Wolf gejagt und erledigt und fürchtet sich sogar vor einer Pumakatze nicht. Und auch nicht vor diesen beiden Artgenossen. Diese rücken immer näher, tief auf den Boden geduckt, mehr gleitend, so daß er sie nicht unterlaufen und umwerfen kann, wenn er zum Angriff übergehen sollte. Das dreistimmige Grollen wird immer wilder und drohender. Längst sind alle Vögel und Tiere in diesem Waldstück verstummt. Selbst ein Puma würde jetzt einen Bogen um diesen Ort machen. Vielleicht erkennt und begreift Halbohr, daß er nun vor seinem letzten Kampf steht. Gewiß, er wird diese beiden Mörder tüchtig zurichten, aber er hat allein keine Chance gegen sie … vielleicht, wenn der große Rex bei ihm wäre. In diesem Moment, da Halbohr so richtig in Not ist, erschallt ein scharfer Pfiff. Die beiden Angreifer knurren unwillig, wenden jedoch ihre Köpfe und lauschen. Wieder erklingt der scharfe Pfiff. Da ziehen sie sich rückwärts zurück, wenden sich nach einigen Metern und verschwinden im Unterholz. Als der Pfiff zum drittenmal ertönt, geben sie Laut. 14
Halbohr ist ja nur ein Halbwolf, aber er ist klug. Irgendwie wundert er sich, daß die Gefahr plötzlich weg ist. Aber er schnuppert nicht mehr am Stachelschwein herum, sondern trottet davon. Was für ihn gefährlich ist, muß auch für seinen Herrn gefährlich sein – das sagt ihm der Instinkt und die Klugheit. ** * Die Jungen arbeiten an ihren Pferden und versuchen diesen all die Tricks beizubringen, die ein richtiges Cowboypferd beherrschen muß. Sie haben gute Pferde, sehr gute sogar – obwohl diese alle nicht an Black King heranreichen – wie eine Wildgans ja auch nicht mit einem Adler oder eine Taube nicht mit einer Möve zu vergleichen ist. Die Jungen wollen am Rodeo teilnehmen und zwar in der leichten Klasse der Jung-Cowboys. Es ist sogar schon ziemlich sicher, daß sich Sitka einen Preis holen wird. Selbst Pete reitet nicht so geschmeidig und gut wie der Sohn des Apachenhäuptlings – und das ist Sitka wirklich. Sitkas Schecke trabt langsam im Kreis. Er selbst steht freihändig im Sattel; dann duckt er sich leicht zusammen, schnellt sich hoch, dreht blitzschnell einen Salto und steht wieder im Sattel. Das macht er dreimal – erst beim viertenmal gleitet er aus und muß abspringen. Federnd erreicht er den Boden. „Du darfst es eben nur dreimal machen, Sitka“, meint Sammy. 15
„Ich will es aber viermal – – und ich werde es können“, erwidert Sitka schwer atmend. Pete steht bei Black King im Korral und striegelt ihn. Der Rappe ist so sauber, wie ein Pferd nur sein kann; trotzdem striegelt ihn Pete. Das ist nämlich gut für die Blutzirkulation. Da gleitet Halbohr durch die Korralstangen und hockt sich in einiger Entfernung zu Boden. Er steckt seine Schnauze in die Luft und jault seltsam. Auch Black King schnaubt nervös und drohend. Dann dreht er Halbohr die Hinterhand zu. Seine Ohren sind zurückgelegt – er traut dem Halbwolf noch nicht. Pete zieht ihn wieder herum, hält ihn an der Mähne fest und ruft Halbohr herbei. „Ihr beiden müßt euch schon miteinander abfinden. Es wird euch keine andere Wahl bleiben! Ihr müßt sogar Freunde werden! Ich will es – hört ihr?! Na komm, Halbohr! Komm schon! Und du, King, du wirst sehen, daß er nur knurrt und kein richtiger Wolf ist.“ Pete hat Geduld und Ausdauer. Er probiert es schon viele Tage, aber die beiden Tiere wollen sich nicht einander befreunden. Auch jetzt wieder nicht. Als Halbohr herbeischleicht und sich vor Petes Füße legt, schnaubt der Rappe böse und will steigen. Pete hält ihn an der Mähne fest. „Mach’ deine Klappe zu – und knurre nicht so böse! Ihr müßt Freunde werden – ihr müßt!“ Er klopft dem Rappen noch einmal auf den Hals und geht davon. Halbohr folgt ihm sofort und muß plötzlich schnell zur Seite springen, da Black King ihn aus dem Korral jagt. 16
** * Es ist Nacht. Die Jungen schlafen im Blockhaus. Sie haben keinen Wächter aufgestellt, denn im Somerset-Distrikt ist es ziemlich sicher. In den Korrals bewegen sich die Pferde, die beiden Milchkühe und die kleine Schafherde, die tagsüber zwischen den Hügeln grast und nachts hinter den Pferch kommt. Am Himmel glitzern die Sterne. Irgendwo zwischen den Hügeln heult ein Coyoten-Chor den Mond an, dessen Kinn von Nacht zu Nacht runder wird. Black King liegt im Einzelkorral. Er verträgt sich noch nicht mit anderen Artgenossen; denn diese fürchten ihn noch sehr, so daß er durch ihre Ängstlichkeit wütend wird. In Wirklichkeit ist er ja noch genau so wild wie früher – nur Pete gegenüber ist er sanft und geduldig. Von einem anderen Menschen würde er sich nicht reiten oder anfassen lassen. Plötzlich richtet sich Black King auf. Mit einem geschmeidigen Ruck ist er auf den Hufen und dreht sich gegen den Wind. Aber die Witterung ist plötzlich nicht mehr da. Er schnaubt leise und lauscht mit all seinen feinen Instinkten. Sein linker Vorderhuf ist halberhoben. Er bewegt sich nicht mehr, läßt nur die Ohren spielen, dreht sie in alle Richtungen, wartet, lauert regelrecht, lauscht und wittert. Er hat etwas gespürt – eine fremde Witterung, die doch bekannt ist – und ein leises Geräusch, das nicht von den Menschen herrührt, die bei seinem Herrn weilen. Black King ist jetzt wieder ganz der gefährliche Wild17
hengst. Der Hengst hat vortreffliche Augen und sieht jetzt die beiden gleitenden Schatten außerhalb des Korrals. Sie lassen sich nicht wittern, da sie aus dem Wind kommen, aber der Hengst weiß, daß es nur zwei Wölfe sein können. Er schnaubt wieder – nicht ängstlich, nur warnend! „Kommt mir nicht zu nahe“, bedeutet dieses Schnauben. Aber sie kommen doch! Die beiden schleichenden Schatten gleiten unter den unteren Stangen durch und sind im Korral. Black King stößt ein schrilles Wiehern aus – es ist mehr ein Trompeten, aber ohne jede Angst. Was man heraushört, das klingt nach Mut, Zorn und Wildheit. Er zieht sich langsam in eine Ecke zurück. Von zwei Seiten folgen ihm die beiden Angreifer. Kaum hörbar knurren sie. Fast lautlos greifen sie an. Es sind sehr erfahrene Wölfe. Sie kennen das tödliche Spiel. Der eine wird versuchen, dem Hengst an die Kehle zu springen, und sich alle Mühe geben, mit dem ersten Zuschnappen seines Fanges dessen Schlagader zu treffen. Und der andere wird versuchen, dem Hengst die Sehnen der Hinterhand zu zerfetzen. Man darf diese beiden Angreifer ja nicht mit Wolfshunden verwechseln. Zwischen dem Fang eines Wolfshundes und dem einen Wolfes oder Halbwolfes besteht ein gewaltiger Unterschied. Man kann ja ein großes Brotmesser auch nicht mit einem Schwert vergleichen – und ein Biß dieser beiden Wölfe wirkt wahrhaftig wie ein fetzender Schwerthieb. Black King kommt wirklich in Not. Vielleicht wird er sie erledigen, denn er ist ja so geschmeidig wie eine Katze. Aber sie werden ihn bestimmt irgendwie anschlagen. 18
Die Wölfe haben ihn nun in die Enge getrieben; denn er steht in der Ecke des Korrals. Aber er dreht ihnen die Hinterhand zu und der, der ihm an die Kehle will, muß erst durch den gefährlichen Raum, den er mit seinen Hinterhufen beherrscht. Leider kann er nur einmal ausbrechen – und sie sind zwei. Das ist der Trick! Die Bestien schnellen vor – und Black King feuert ihnen die stahlharten Hufe entgegen. Einen streift er, so daß dieser aufheulend zur Seite schnellt und sich über den Boden rollt. Der andere kommt unter den Hufen durch, ist schon neben Kings Hals und springt hoch. Black King steigt. Wild wiehert er in die Mondnacht. Es sieht aus, als wollte er mit den Vorderhufen nach den Sternen schlagen. Doch dann wirft er sich wie eine Katze herum, stößt seinen Kopf herunter und trifft mit dem Wolf zusammen. Dessen Fänge schnappen metallisch zusammen, erwischen aber nur ein paar Strähnen von Kings königlicher Mähne. Doch dann taucht plötzlich noch ein dritter Wolf auf. Dieser heult wütend und greift sofort an – aber nicht den Hengst, sondern einen der beiden anderen Wölfe. Es ist Halbohr! Er kann zwar den Hengst nicht leiden, weil er auf ihn eifersüchtig ist, aber er hat begriffen, daß Black Ring seinem Herrn gehört. Und alles, was seinem Herrn gehört, das muß er beschützen. Deshalb kämpft Halbohr für Black King. Sein Angriff kam so überraschend und plötzlich, daß er einen der beiden Mörder unterlaufen kann. Er hebt ihn hoch und wirft ihn auf den Rücken. Zugleich schnappt er blitzschnell zu und erwischt auch die richtige Stelle, den 19
Hals, dort, wo sich unter dem dicken Fell die Schlagader befindet. Seine Fänge schließen sich; seine Zähne bohren sich durch und zerfetzen die Schlagader. Der andere kämpft verzweifelt, reißt Halbohr lange Furchen in das Bauchfell; die Pfoten eines Wolfes sind scharf und hart. Aber Halbohr läßt nicht los. Wenn ein Wolf einmal seinen Fang in eine warme Kehle geschlagen hat, wenn er das Blut des Gegners zwischen den Lefzen spürt und schmeckt, dann läßt er nicht mehr los. Er hat seinen Gegner im tödlichen Biß. Es ist nur die Frage von wenigen Minuten, bis die Sache erledigt ist. Zu dieser Zeit trifft Black King den anderen Angreifer in der Luft mit dem linken Hinterhuf. Jaulend saust er wie eine Kugel einige Meter weit in Richtung der Korralmitte, rollt dann über den Boden und bemüht sich, wieder auf die Läufe zu kommen. Er kann sich jedoch nicht mehr in Sicherheit bringen. Der Riesenhengst ist da. Seine Vorderhufe sausen herunter und stampfen, mitten auf den Bauch des sich noch am Boden wälzenden Tieres. Und dann stampft er es zu Brei, steigt und rammt herunter, immer wieder; wiehert, trompetet dabei und hört erst auf, als der Gegner nur noch eine blutige Masse ist. Dann wirft er sich herum und läuft zu den anderen. Halbohr läßt seinen schon fast toten Gegner los und empfängt Black King mit einem freundlichen Laut. Dieser schnaubt, steigt und stampft nun auch den zweiten Eindringling zu Brei. Nur ein Hengst der Wildnis bringt so etwas fertig. Pete und die Jungen kommen viel zu spät. Die Sache ist längst erledigt, als sie mit ihren Gewehren den Korral er20
reichen. Zwei Minuten hat der ganze Kampf gedauert. Die Jungen wollen in den Korral klettern, um die blutigen Klumpen herauszuholen; doch Pete hält sie zurück. Und dann starren sie alle auf das Bild im Korral. Sie erkennen im Mondlicht jede Einzelheit. Sie sehen nun, wie Halbohr und Black King endlich Freundschaft schließen. Halbohr steht mit erhobenem Kopf vor dem Hengst und knurrt leise – es ist kein unfreundliches Knurren. – Black King stiebt sich langsam näher. Er wiehert mehrmals wild auf, denn der Blutgeruch erregt ihn sehr. Zugleich aber arbeitet auch sein kluger Verstand folgerichtig und mit fast menschlicher Klugheit. Er beugt sich herunter, schnuppert dicht über den Halbwolf, weicht wieder zurück, wiehert erregt, kommt wieder näher und schnuppert abermals. Halbohr winselt plötzlich freundlich. Und dann beschnuppern sie sich beide – Wolfschnauze und Pferdemaul nähern sich für eine Sekunde bis auf wenige Zentimeter. Dann wird Black King wieder durch den Blutgeruch wild. Aber er hat gewiß erkannt, daß ihm dieser Halbwolf geholfen hat und sich von den beiden anderen gewaltig unterscheidet. Er hat erkannt, daß Halbohr genau so zu Pete gehört wie er, Black King, auch. Pete gleitet nun in den Korral, tritt zwischen sie, packt Halbohr an seinem gesunden Ohr und King an der Mähne. „So muß es sein, good fellows! Ihr beide müßt zusammenhalten – ihr für mich und ich für euch! So soll es sein. Jetzt habt ihr es endlich begriffen. Well!“ Die Jungen bringen den Korral in Ordnung und gehen dann wieder zum Haus zurück. Sammy Dodd übernimmt die erste Wache. Sie werden nun doch lieber abwechselnd wachen. Das ist auch nötig, denn die Tiere in den anderen 21
Korrals sind alle zu erregt. Es wiehert, muht, blökt und schnaubt noch eine Weile wild durcheinander. Und hell über allem leuchtet gespenstisch der Mond … Drinnen beraten die Jungen. Pete ist klug genug, um sofort den Haken an der Sache zu erkennen. „Freunde“, sagt er fest, „zwei von euch reiten nach Tagesanbruch sofort zum Sheriff und erzählen ihm, daß zwei Wölfe meinem King ans Leder wollten, obwohl in den benachbarten Korrals eine Menge Schafe und weniger gefährliche Tiere standen. Ich frage mich und euch, warum die beiden Wölfe sich ausgerechnet den gefährlichen Hengst als Opfer ausgesucht haben? Das ist der Haken an der Sache. Ich werde morgen mit Sitka und Halbohr nach Spuren suchen. Jetzt gehe ich zu Sammy hinaus – es ist besser, wenn …“ ** * Somerset gleicht einem aufgeregten Ameisenhaufen. Es gibt auch Raubameisen. Eine besondere Raubameise ist Mister John Johnson. Er ist als großer Pferdezüchter bekannt, der mit seinen Pferden in allen Staaten herumreist und sämtliche Rodeos und Rennen besucht. Seine Pferde gewinnen fast immer; und auf jedem großen Rennen bringt er meistens einen bisher unbekannten Außenseiter an den Start, der ihm dann hohe Wetten gewinnen läßt. Das ist sein Geschäft: Gute Pferde aufspüren, kaufen, fit machen und gewinnen lassen. Aber die Pferde, die Johnson kauft, müssen unbekannt sein. Meistens stehen die Wetten dann fünf zu zwanzig oder noch schlechter für sein Pferd – 22
aber wenn es gewinnt, so bekommt er für fünf Dollar zwanzig – und für Zehntausend Vierzigtausend! Das ist sein Geschäft! So will er es anscheinend auch in Somerset machen. Er hat sich rechtzeitig im Hotel „Arizona-Hall“ zwei Zimmer vorbestellt, in denen er nun residiert. Er sitzt gerade beim Frühstück und köpft ein weiches Ei, als ihm sein Sekretär, der in Wirklichkeit ein gefährlicher Schießer ist, Dan Yelling meldet. John Johnson zeigt seine gelben Pferdezähne. Er selbst ähnelt sehr einem aufrechtgehenden und böse grinsenden Gaul. Dan Yelling aber ähnelt einer bösen Bulldogge. Wenn sein Nachname richtig ist, so ist er unbedingt treffend, denn Yelling besitzt wirklich eine gelbliche Hautfarbe. Heute sieht er besonders böse und verdrossen aus. Er schwitzt sozusagen eine böse Wut aus. Seine Glotzaugen glitzern gefährlich, und sein breites Kinn, das sogar noch breiter als seine Stirn ist, bewegt sich, als zermalme es etwas Unsichtbares. Er setzt sich an den Tisch und starrt böse auf Johnson. „Damned“, knurrt er, „das kostet Sie ‘ne Stange Geld, Johnson!“ „Unser Preis war tausend Dollar – wenn Sie Erfolg haben“, grinst Johnson und löffelt das Ei aus. „Ich habe keinen Erfolg gehabt und doch bekomme ich zweitausend Dollar von Ihnen, Johnson“, sagt Dan Yelling kalt und knallt seine harte Faust auf den Tisch, so daß alles auf ihm gefährlich wackelt und klirrt. „Ich bin kein Armenpfleger, Yelling – entweder Erfolg oder kein Geld. Wollen Sie auch ‘n Ei?“ 23
„Zweitausend Dollar – oder es gibt Ärger, Johnson!“ Das grinsende Pferdegesicht wird plötzlich hart. „Was ist los, Yelling?!“ „Meine beiden Wölfe sind tot! Drei Jahre habe ich gebraucht, um sie so zu ziehen, wie ich sie haben will. Erst seit einem Jahr kann ich mit ihnen arbeiten. Sie haben das investierte Geld noch längst nicht eingebracht. Sie sind mir zweitausend Dollar wert.“ „Wer gibt für zwei tote Wölfe zweitausend Dollar? – Quatsch! Aber bevor wir weiter über Geld sprechen, erzählen Sie doch erst einmal, wie das wirklich war …“ „Einen hätte der Hengst bestimmt erledigt“, meint Dan Yelling erregt, „aber ich hoffte, daß gerade der zweite die Aufgabe erfüllt. Ich lag im nahen Wäldchen und beobachtete durch mein Nachtglas den ganzen Vorgang. Meine beiden Wölfe packten die Sache genau so an, wie ich es ihnen mit viel Mühe gelernt und beigebracht habe! – – Aber da tauchte auf einmal noch ein dritter Wolf auf! Er gehört diesem Pete Simmer, dem ja auch das schwarze Biest gehört, vor dem Sie so viel Angst haben, Johnson. Der Misthengst und dieser dritte Wolf erledigten meine beiden Tiere im Nu! Ich machte, daß ich wegkam. – Und jetzt will ich zweitausend Dollar, damit ich lange genug leben kann, um mir zwei neue Wölfe anlernen zu können! Verstanden?!“ John Johnson richtet sich langsam auf und geht zum Fenster. Lange sieht er auf die belebte Straße hinunter, aber er sieht nicht die vielen Reiter, Wagen und den ganzen Trubel. Er starrt ins Leere, als könnte er dort seine Gedanken lesen. „Der Wunderhengst von Somerset ist also noch unver24
letzt und kann jedes Rennen laufen?“ fragt er langsam und wendet sich wieder zu Yelling. „Und wird alle anderen Pferde schlagen“, betont dieser böse lächelnd. „So weit darf es aber nicht kommen“, murmelt Johnson. „Ich habe zu viel Geld auf meine Pferde und auf meinen Außenseiter gesetzt. Ich will kein Risiko eingehen, obwohl ,Löwe’ sehr gut ist und alle anderen Pferde schlagen kann. Stimmt die Zeit wirklich, die Sie gestoppt haben, Yelling?! „Ich habe ein scharfes Glas, gute Augen und eine gute Stoppuhr. Ich beobachte die Jungen schon eine Woche. Wenn ich Ihnen sage, daß der Hengst jeden Tag um zehn Sekunden schneller wird, dann stimmt das. Schicken Sie einen Ihrer Schießer hin und lassen den Hengst einfach abknallen!“ „Sie sind ein Idiot, Yelling;! Was meinen Sie, was im ganzen Distrikt für ein Wirbel aufkommt, wenn Black King von einem Unbekannten getötet wird. Ganz Somerset setzt auf diesen Gaul! Nein, so geht das nicht.“ „Das ist mir völlig gleich. Ich steige ohnehin aus und will jetzt nur meine zweitausend Dollar, Johnson!“ Yelling erhebt sich und tritt neben Johnson an das Fenster. Sie starren sich an. „Immer langsam, Yelling! Wenn Sie für das Geld etwas tun, so könnten Sie vielleicht …“ Johnson wendet seinen Kopf und sieht wieder auf die Straße. „Lassen Sie mich mal überlegen“, murmelt er. Im selben Augenblick fällt sein Blick auf einige Reiter. Es sind ohne Zweifel Mexikaner. Sie bahnen sich mühsam 25
einen Weg durch das Gewimmel von Reitern, Wagen und Fußgängern. „Das ist doch Bravo Montez, der bekannte Pferdedieb aus Mexiko?“ sagt Johnson erregt, und in seinen Augen blitzt es gefährlich auf. „Yeah“, bestätigt Yelling. „Reiten Sie Montez nach und erzählen Sie ihm, wo dieser Pete Simmers still und heimlich seinen berühmten Black King trainiert. Reiten Sie ihm nach, Yelling und …“ ** * Dave Brown und Jimmy Watson sollten eigentlich am frühen Morgen nach Somerset zu Sheriff Tunker reiten. Sie maulten und protestierten jedoch so lange, bis Pete sich damit einverstanden erklärte, daß sie erst noch – wie an jedem Morgen – das Morgentraining Black Kings genießen durften. Sogar Jimmy ist voller Interesse, hat er doch selbst all seine Ersparnisse auf diesen Hengst gesetzt. Black King ist wieder etwas schneller und Pete ist glücklich. „Und er holt noch nicht einmal alles aus sich heraus“, ruft er voller Freude. „In einem scharfen Rennen wird er noch schneller sein! Ich bin sicher, daß wir es schaffen!“ Die anderen stimmen sachverständig zu. „Jetzt reitet aber los und du, Jimmy, du wirst hoffentlich keine Dummheiten machen, was? Laß dich nur nicht von den Mexikanern erwischen! Sie werden sich inzwischen wohl etwas beruhigt haben. Ihr anderen bleibt im Camp, während ich mit Sitka nach Spuren suche!“ 26
Er führt Black King in den Korral und reibt ihn tüchtig ab. Der Indianerboy sattelt ein anderes Pferd für Pete. Dann reiten auch sie. ** * Jimmy Watson und Dave Brown halten ein scharfes Tempo. Nach Somerset sind es immerhin drei und nach der Salem-Ranch zwei Stunden. Als sie die Hügel hinter sich haben, verhält Jimmy Watson. „Was ist los, Jimmy?“ ruft Dave und verhält ebenfalls sein Cowpony. „Reite allein weiter, Dave!“ „Zum Teufel, nein!“ „Doch!“ „Nein, du Ölkopf!“ „Rutscht mir alle den Buckel herunter! Ich bin froh, daß ich auf diese Art von euch wegkomme! Ich bin nicht Petes Botenjunge; schäle auch keine Kartoffeln mehr und grabe auch keine Löcher für den neuen Korral-Zaun!“ Dave reitet dicht an Jimmy zurück. „Jimmy, Pete hat dich mit mir nach Somerset geschickt, weil du der Größte und außer ihm der Stärkste von uns bist!“ „Sicher, Dave, das bin ich auch, haha! Nun, ich habe dich durch die Hügel begleitet. Auf dem offenen Weideland kann dir ja nichts mehr passieren. Reite allein weiter und rutscht mir alle den Buckel hinauf!“ Jimmy wendet sein Pferd und reitet nordwärts. 27
Dave schimpft hinter ihm her, dann reißt er sein Cowpony herum und gibt ihm die Sporen. „Immer tanzt er aus der Reihe – ha, wenn Watson beim Sheriff ist, werde ich ihm mal meine Meinung über seinen Neffen sagen!“ – Jimmy aber ist zufrieden. Er will zum Sunshine-Creek, denn dort steht eine kleine Hütte, in der bestimmt schon einige Jungen auf ihn warten. Jimmy und diese Jungen sind im Somerset-Distrikt als „Giftpilze“ bekannt und verrufen. Als vor einigen Wochen Petes Erbtante in Somerset zu Besuch war, hatten sich diese einige besonders gemeine Spaße ausgedacht. Watson hatte gestern Jimmy nicht nur nach „Sputter Spring-Camp“ gebracht, damit er nicht den wütenden Mexikanern in den Weg läuft, sondern er wollte auch verhindern, daß Jimmy mit den Giftpilzen wieder ein paar schlechte Scherze ausheckt. – Laut, aber falsch singt Jimmy ein freches Lied, als er in einen Hohlweg reitet. Dann verschlägt es ihm aber plötzlich die Stimme, denn er sieht den ziemlich zufrieden grinsenden Bravo Montez vor sich. Ein anderer Mexikaner reißt ihn aus dem Sattel und nimmt ihn am abstehenden Ohr. Die Mexikaner hatten in den Büschen und zwischen den Bäumen des Hohlweges auf ihn gelauert. „Laßt mich los, ihr Greaser“, zischt Jimmy böse. „Mein Onkel ist der stellvertretende …“ „Cabron – Gringo-Cabron! Ay caramba caracho carambota, du bist doch diese Wanze, die uns die Pferde … aaaah, daß wir dich hier erwischen! Ay, du schwindsüchtiger Hundefloh!“ Bravo Montez packt an Jimmys lange Nase und drückt 28
zu, und Jimmy heult wie ein Hund, dem man den Schwanz zwischen die Tür geklemmt hat. Anschließend bekommt er zwei saftige Ohrfeigen und muß dann Rede und Antwort stehen. Zuerst will er lügen, aber dann hört er die Stimme eines Mannes, der fest behauptet, er hätte ihn bei diesem Pete Simmers im Lager gesehen. Als Jimmys Augen nicht mehr so tränen, betrachtet er sich diesen Mann mit einem verstohlenen Blick. Er kennt ihn nicht, weiß auch nicht, daß der Kerl Dan Yelling heißt. Plötzlich ertönt ein lauter Pfiff. Die Mexikaner und Yelling verschwinden mit ihrem Gefangenen sofort im Wald. Sie wissen, daß einer ihrer Beobachtungsposten einen Reiter entdeckt hat. Zehn Minuten vergehen. Jimmy hat inzwischen noch einige Maulschellen erhalten und darüber hinaus noch das Gefühl, als hätten seine abstehenden Ohren eine doppelte Länge bekommen. In diesen Minuten bereut er von ganzem Herzen, den Mexikanern den Streich gespielt zu haben. „Gringowurm, wenn du auch nur einen Laut ausstößt, so reiße ich dir deine Ohren ganz ab“, knurrt Montez. Dann flüstert er mit Yelling und den anderen. Jimmy kann etwas spanisch. Er versteht genug, um zu erraten, daß sich die Kerle etwas Sorgen machen, ob der Reiter etwa auf Jimmys Spur reitet oder nicht. Dann hört man die dumpfen Hufschläge eines trottenden Pferdes. Der Reiter erscheint im schattigen Hohlweg. Als er weit genug eingeritten ist, verhält er sein Pferd. „Damned, was soll das bedeuten?!“ Es ist die Stimme des Untersheriffs John Watson aus 29
Somerset. Und er wundert sich nur eine Sekunde über Jimmys Spur, die deutlich zum rechten Rand des Hohlweges hinaufführt und zwischen den Büschen verschwindet. In der zweiten Sekunde entdeckt Watson dann die Fußspuren der Männer und weiß nun Bescheid. Aber es ist zu spät für ihn, obwohl er schon den Colt aus dem Holfter reißt. Da schnellt das lange Leder einer Bullpeitsche aus dem Busch und wickelt sich um die Revolverhand des Hilfssheriffs; der Kerl am anderen Ende zieht mit aller Kraft daran. Watson schwankt im Sattel. Seine Waffe löst sich und die Kugel schlägt dicht neben dem Pferdehuf in den Boden. Sein Gaul steigt und wirft ihn endgültig ab. Auch Hilfssheriff Watson ist gefangen. – ** * Am späten Nachmittag kommt Dave Brown in Begleitung dreier Cowboys der Salem-Ranch zurück. Dicht vor „Sputter Spring-Camp“ stoßen sie auf Jimmy. „Heh, du falscher Hund, du siehst aus, als hättest du die Gelbsucht“, faucht Dave böse. „Mimimir ist aauch nininicht besonders gut“, ächzt Jimmy. Er schließt sich wortlos dem kleinen Reitertrupp an und muß sich die mehr oder weniger netten Bemerkungen von Dave und den Cowboys gefallen lassen. Wenig später erreichen sie das Vorwerk und kommen gerade zum Abendessen zurecht. Die Jungen erwarten sie ernst. Pete atmet erleichtert auf, als er seine Cowboys erblickt. Dave berichtet kurz: 30
„Sheriff Tunker ist nicht abkömmlich; er und seine Helfer haben anläßlich des Festes zu viel zu tun. Mister Watson befindet sich immer noch auf einem Kontrollritt, wollte aber heute schon wieder zurück sein. Mister Tunker will ihn sofort zu uns schicken. Zur Sicherheit befahl er mir, auf der Salem-Ranch vorbeizureiten und von Mister Dodd drei Cowboys zu erbitten, die ständig bei uns hier bleiben sollen. Auf dem Rückweg trafen wir Ölkopf-Jimmy, der gar nicht mit mir nach Somerset ritt, sondern in den Hügeln geblieben war! Seht ihn euch an! Er sieht aus, als hätte er giftige Beeren gefressen! Hoffentlich kotzt er sich die Seele aus dem Hals!“ Daves Stimme klingt zum Schluß sehr wütend. Die drei Cowboys grinsen. Sie nehmen die ganze Sache nicht ernst. Aber das ändert sich bald. „Hier stinkt es gewaltig“, sagte Pete finster. Er wendet sich an die Cowboys und berichtet nun seinerseits: „Sitka und ich haben nach Spuren gesucht. Die Wölfe gehörten einem Manne, der da drüben im Wäldchen gelegen und alles beobachtet haben muß. Er ist noch in der Nacht nach Somerset geritten. Der Kerl hat seine dressierten Wölfe auf Black King gehetzt! Das bedeutet, daß verschiedene Leute meinen Hengst nicht am Start sehen wollen!“ Larry Tomson, einer der besten Cowboys der SalemMannschaft, tauscht mit seinen beiden Kameraden einen schnellen Blick aus. Natürlich haben auch diese drei Cowboys auf Black King gesetzt. Sie und die Jungen durchschauen sofort das Spiel. „Das gibt wohl eine Menge Verdruß“, grinst Larry und klopft eindeutig auf seinen tiefhängenden Colt. 31
„Da sind wir ja gerade richtig gekommen“, meint Bill Hunter. Pete wendet sich an Jimmy. „Du warst ja schon immer ein störrischer Idiot und Giftpilz. Warum …“ „Ich hatte von euch die Nase voll. Jetzt aber bin ich krank. Sonst wäre ich nicht zurückgekommen.“ Er wendet sich ab, geht in die Blockhütte und legt sich dort auf eine der Schlafpritschen. Pete überlegt. Die anderen – auch die drei Cowboys – starren auf ihn. Alle wissen, daß Pete ein kluger Kerl ist. Das hat er auch schon oft bewiesen. „Er sieht genau so aus, als hätte er vor ein paar Stunden ‘n paar kräftige Ohrfeigen erhalten. Habt ihr seine Ohren gesehen und seine Nase? – Der ist verprügelt worden! Aber von wem?! Ob er vielleicht mit seinen Giftpilzen Krach bekommen hat und deshalb zurückgekommen ist? Hier stimmt doch etwas nicht! Warum sieht er so krank und elend aus?“ „Essen wir erst einmal!“ ruft Sammy. Die anderen sind einverstanden und setzen sich um den großen Tisch, den sie auf die Veranda gestellt haben, damit sie beim Abendbrot den Sonnenuntergang bewundern können. Der Tisch ist schon gedeckt, nur der große Kaffeetopf fehlt noch. Sammy eilt durch die Tür, um ihn zu holen. Da hören die anderen seinen Ruf: „Was hast du eben in den Kaffee geschüttet, Jimmy?!“ Pete flankt über den gedeckten Tisch und ist mit zwei Sprüngen durch die offene Tür. Er sieht Sammy, der einen Feuerhaken schwingt – und Jimmy, der an die Wand zu32
rückweicht und eine Hand in der Hosentasche verborgen hält. Jimmys Gesicht ist noch gelber geworden, es bekommt nun eine grünliche Farbe. Man kann es im Schein der Petroleumlampe, die das Halbdunkel der Herdecke erhellt, genau erkennen. Jimmys spitzes Kinn zittert und seine Zähne klappern. Seine sonst so flinken Wieselaugen starren unentwegt auf den Boden. Hinter Pete drängen sich die Cowboys und die Jungen in den Küchenraum. Sitka gleitet auf weichen Sohlen zum Herd und schnüffelt über dem Kaffeekessel. Als er sich umwendet, wirft er Pete einen ernsten Blick zu. „Was?“ fragt Pete nur. „Eine Yaqui-Medizin, aus Kräutern und Pflanzen hergestellt. Die Yaqui-Indianer der Sierra verwenden es zu verschiedenen Zwecken. Verwundete, die große Schmerzen haben, können schlafen. Wilde Pferde verlieren für einige Zeit ihr Feuer und gleichen trägen Karrenpferden. Selbst ein Puma wird müde und teilnahmslos. – Ein Schlafmittel, Pete.“ Nun wird es still im Raum. Man hört nur die scharfen Atemzüge der Cowboys und der Jungen. Dann keucht Paddy Mike: „Du lausiger Höllenhund! Nun ziehen wir dir endlich und endgültig die Haut über deine Fledermausohren, du Schuft!“ Die drei Cowboys treten zurück. Larry geht sogar wieder auf die Veranda, um die Umgebung des Hauses zu überwachen. Es ist aber schon sehr dämmrig geworden; die Sicht wird schlecht. Die Jungen in der Küche rücken dem zitternden Jimmy Schritt für Schritt näher. Es riecht gewaltig nach Senge, und es sieht wirklich so aus, als bekäme Jimmy die Prügel 33
seines Lebens. Er stößt einen klagenden Ton aus und fällt plötzlich auf die Knie. Er nimmt auch seine Hand aus der Hosentasche und zeigt ein kleines Fläschchen. „Wawawaas sollte ich tun – – ich mumumußte dododoch die Befehle … ooh, sie peitschen meinen Onkel aus, wenn … Ich muß ihn doch retten! Sie wollen ihn sogar aufhängen, wenn … Sie haben mir doch fest versprochen, daß sie nur den Hengst stehlen wollen und euch kein Leid antun würden. Was ist ein Pferd gegen einen Menschen?! – Oooh, ich habe auch mein erspartes Geld auf Black King gesetzt! Ich bin der letzte, der … Aber ich mußte doch alles versuchen, um meinen Onkel zu retten! Mein Onkel ist doch von der Bande gefangen worden! Aaaaah!“ Jimmy kniet vor den Jungen wie ein Araber beim Gebet. Er sprudelt leiernd und winselnd die vielen Erklärungen heraus. Aber beim letzten Wort reißt er plötzlich den Korken aus der Flasche und setzt sie an den Mund. Es sind noch einige gelbe Tropfen darin. Pete springt vor und schlägt sie ihm aus den Händen. Auch die anderen jungen wollen sich auf Jimmy stürzen, um ihm die Prügel seines Lebens zu verabreichen. Jetzt zeigt es sich aber wieder einmal, warum gerade Pete Simmer der Anführer dieser Jungen ist: Er ist klüger als sie und besitzt die Gabe, eine Sache richtig zu beurteilen. Was Jimmy Watson geplant hatte, das war kein Streich, seinem Schädel entsprungen. Nein! Die Sache liegt anders. Jimmy ist wirklich in Not. Wenn man an seinen schwachen Charakter denkt, darf man sich über seine Handlungsweise nicht wundern. Jimmy hat bestimmt in den letzten Stunden eine kleine Hölle durchgemacht. Sein Onkel war in die Hände der Mexikaner-Bande geraten. Die Kerle hatten ihn 34
verprügelt und vollkommen eingeschüchtert. Jimmy dachte nur noch an eins: Ich muß den Jungen das Schlafmittel in den Kaffee tun, sonst muß es mein Onkel büßen. Und die Mex haben gedroht, notfalls von ihren Waffen Gebrauch zu machen, wenn sie auf eine andere Weise nicht in aller Ruhe den Hengst stehlen können. An diese Dinge muß Jimmy immer wieder denken. Er wußte sich nicht anders zu helfen. Und Pete erkennt es. „Steh auf, Jimmy! Ich wette, wir werden beobachtet. Kommt zum Abendbrot! Jimmy, du wirst mit uns essen – und uns deine Geschichte erzählen. Du hast einfach die Nerven verloren! Wir werden schon einen Ausweg finden! Verlasse dich darauf – wir befreien deinen Onkel und fangen auch diese Kerle. Los!“ Jimmy erhebt sich und schluchzt. „Reiß dich zusammen! Wenn du dich jetzt wie ‘n altes Weib benimmst, so schadest du deinem Onkel – und uns – und dir selber am meisten!“ Er wendet sich um; die anderen folgen, auch Jimmy. Sie nehmen am Tisch Platz. Das Essen schmeckt ihnen nicht recht, aber sie reißen Witze und lachen ein paarmal, so daß es weit in die Nacht schallt und fast bis zu den Hügeln zu hören ist. Sammy bringt den Kaffeetopf; aber er enthält keinen Kaffee mehr, sondern nur Wasser. Zwischendurch erzählt Jimmy anfangs stockend und langsam, dann aber flüssiger werdend, von seinem Abenteuer: „… sie wollten euch erst überfallen, aber als wir über die Hügel kamen, sahen sie Dave mit den drei Cowboys über das Weideland kommen. Da wußten sie, daß ein Überfall nicht so leicht klappen würde; sie bekamen Angst vor den 35
Cowboys und wollten keine Schießerei. Da gab mir Bravo Montez die Tropfen und den Befehl. Ich selbst sollte nicht davon trinken. Eine Stunde nach Mitternacht sollte ich einen lauten Pfiff ausstoßen – aber nur, wenn alle von euch getrunken hätten. Das Zeug soll ja zwölf Stunden wirken. Die Bande wollte dann schon mit dem Hengst auf mexikanischem Boden sein.“ „Wir werden uns einige Überraschungen ausdenken – wir haben ja noch über drei Stunden Zeit“, meint Pete. Jimmy kaut trocken und würgt mühsam. „Ihr … ihr … ihr werdet mich nicht …“ „Das ist dein erster Streich, für den wir etwas Verständnis aufbringen“, raunt Paddy Mike. Pete, die Jungen und die drei Cowboys grinsen. Nun finden sie alle mit einemmal mächtig Spaß an der Sache. Sie werden die Pferdediebe ‘reinlegen, das ist klar. ** * Dan Yelling führt die Mexikaner kurz vor Mitternacht in die Nähe des „Sputter Spring-Camp“. In einem Waldeinschnitt verhalten sie ihre Pferde und gleiten aus den Sätteln. Außer Dan Yelling und Bravo Montez sind noch vier Kerle dabei; auch Watson, der Hilfssheriff, der sich wie ein Rollschinken vorkommt. Er stöhnt, als sie ihn vom Pferd nehmen und auf den Boden legen. „Die Leute von Somerset werden euch an den Ohren an verschiedene Scheunentore festnageln“, faucht er. „Schweig, du Gringo-Sheriff, sonst setzen wir dich auf einen Ameisenhaufen, bevor wir über die Grenze reiten.“ 36
Und Watson schweigt. Montez und seine vier Kerle sind guter Laune. Sie unterhalten sich leise und schnatternd mit Dan Yelling. Watson kann verstehen, daß Montez den Hengst in Mexiko verkaufen will. Er scheint drüben einen reichen Mann zu kennen, der nicht nach der Herkunft eines prächtigen Pferdes fragt, sondern Liebhaberpreise zahlt. Montez will sechstausend Dollar für Black King herausschlagen. Das ist für Mexikaner eine Menge Geld. „Ich glaube, wir könnten uns langsam anschleichen“, schlägt Yelling nach einer Weile vor. Die anderen sind einverstanden, lassen einen Wächter bei Watson zurück und verschwinden. Sie sind fest davon überzeugt, daß alles ganz einfach und leicht gehen wird. Zehn Minuten später schleichen sie an den Korrals vorbei. Black King wiehert schrill und warnend, aber zwischen den Ställen und im Blockhaus selbst bleibt alles ruhig und still. Die Mexikaner ducken sich in den Schatten einiger Büsche und lauschen. Bravo Montez starrt dauernd nach dem Korral hinüber und beobachtet den Hengst. Black King trabt ständig umher. Sein großer und vollendeter Körper erscheint im Mondlicht noch größer und verlockender. Die Mexikaner sind ganz hingerissen. Sie schnattern wieder leise. Nur Dan Yelling beobachtet die Blockhütte. Endlich knarrt drüben eine Tür und dann erklingt ein Pfiff. „Aaah, er hat es doch geschafft, dieser Mistbengel“, knurrt Yelling und erbebt sich. „Er wußte ganz genau, was ihm und seinem Onkel alles zugestoßen wäre“, erwidert Bravo Montez selbstbewußt. 37
Sie gehen zur Blockhütte hinüber und bilden eine dichte Gruppe. Jimmy erwartet sie. Seine Stimme zittert. Er stottert auch. „Sie, sie schlafen alleallealle fifafest! Señor Montez, Sie werden doch Ihr Wort halten ununund sie nininicht …“ „Fesseln und knebeln werden wir sie, damit unser Vorsprung noch größer wird“, lacht Montez zufrieden. „Geh hinein und mach etwas Licht!“ „Jawawuwohl“, zittert Jimmy. Er verschwindet in dem dunklen Raum; die anderen folgen und drangen sich hinter ihm durch die Tür. Die Kerle sind sehr eifrig – bis auf Dan Yelling. Die Mexikaner wollen ja auch ein wenig stehlen. Jeder will der erste sein. Und dann geht es los! Die Jungens und die Cowboys haben wirklich ganze Arbeit geleistet in den drei Stunden. Die Hütte hat einen kleinen Keller, in dem während der heißen Summerzeit die Vorräte aufbewahrt werden. Die Jungen haben nicht nur die Kellerluke geöffnet, sondern sogar die Dielen der Hütte über dem Kellerraum restlos entfernt. Der berüchtigte und gefährliche Bravo Montez fällt zuerst in die Grube. Er 1andet auf einer glatten Rutschbahn, die aus zwei mit Schmierseife beschmierten Brettern besteht, rutscht auf dem Bauche weiter hinunter und mit dem Oberkörper in ein Faß hinein, das jedoch keinen Boden hat. Hinter diesem befindet sich noch ein zweites, doch ohne Boden, so daß die Rutschpartie des Pferdediebes mit einem dumpfen Knall enden muß. Montez fühlt sich in der engen Röhre nicht sehr wohl. Er liegt schräg und mit dem Kopf nach unten. Außerdem schluckt er eine Menge Pfeffer, als er aus vollem Halse zu brüllen beginnt. 38
Seinen Leuten geht es nicht viel besser. Einer folgt ihm sogar freiwillig und die drei anderen werden mit Hilfe einiger Fußtritte hineingestoßen. Draußen springt ein Mann vom Dach der Hütte. Es ist Larry. Er landet schwer auf Dan Yelling, der sich zurückgehalten hatte und rechtzeitig die Flucht ergreifen wollte. Inzwischen haben die Mexikaner im Keller ihre liebe Not. Zwei Wolfsfallen schnappen zu und zwei Stimmen brüllen fluchend und wetternd ihren Schmerz heraus. Jemand wirft von oben noch ein halbes Pfund Pfeffer in die große Grube, der den Kummer der Pferdediebe noch größer macht. Ein anderer Kerl war Bravo Montez auf der schönen Rutschbahn nachgesaust und wurde zum Dank dafür von seinem Chef mit einem gehörigen Fußtritt empfangen, als er mit dem Kopf in die Faßröhre sauste. Alles in allem: die Niederlage der Pferdediebe war zwar unblutig, aber dennoch ziemlich schmerzhaft. Dann wird es hell. Als die Banditen endlich soweit sind, daß sie an Gegenwehr denken können, entdecken sie über sich einige Gewehrläufe. „Zieht euren Häuptling aus dem Faß“, ruft Pete hinunter. Sammy Dodd läßt an einem Lasso den Kaffeekessel hinunter. „Und jetzt trinkt ihn aus – trinkt selbst das Zeug, welches ihr uns zugedacht hattet!“ Während die Banditen unter dem Zwang der drohenden Gewehrmündungen trinken, bis sie nicht mehr können, ihre Augen verdrehen und fluchend nach Luft schnappen, geht Larry mit Pete und Dan Yelling zu den Pferden der Bande. Larry drückt einen Coltlauf in Yellings Rücken. „Dicker“, sagt der Salem-Cowboy nachdrücklichst, „du 39
führst uns jetzt zu euren Pferden und zu dem Gefangenen. Und wenn ein Wächter dort sein sollte, so weißt du, was du zu tun hast!“ „Teufel – – ja“, keucht Yelling heiser; der Coltlauf drückte stärker …! Der Wächter ist eine Schlafmütze. Er liegt neben dem Gefangenen, starrt zu den Sternen hinauf und raucht eine Zigarette. Als er die Schritte hört und Yelling ein „Alright“ ruft, richtet er sich nur langsam auf, will etwas fragen, fühlt dann aber ganz unerwartet einen Gewehrlauf auf seiner Brust. „Deine Compadres haben bestimmt noch etwas kalten Kaffee für dich übriggelassen“, gab ihm Pete zu verstehen, während seine Augen leuchten und seine Zähne im Schatten der Bäume blitzen. Watson stößt erlöst einen heiteren Jodler aus – vor Freude – und das kann man ja auch wohl verstehen. ** * Die Stunde des großen Rennens ist da. Es ist Nachmittag. Schon während des ganzen Tages hatten kleinere Rennen und Wettkämpfe stattgefunden. Die Spannung stieg von Stunde zu Stunde, denn all diese Wettkämpfe bedeuten nur einen kleinen Vorgeschmack – etwa wie die Rahmenkämpfe vor einem Meisterschaftskampf im Schwergewicht. Cowboys zeigten in der großen Arena ihre Künste im Reiten, Lassowerfen, Schießen, Bullpeitschenschlagen und in vielen anderen Wettbewerben. Die Indianer stellten hervorragende artistische Leistungen und unübertreffliche Dressurstücke zur Schau. 40
Aber das alles war nichts! Man wartete mit großer Spannung auf den Beginn des „Sieben-Meilen-Rennens“. Schon eine Stunde vor der Zeit ritten, fuhren und marschierten die ersten Zuschauer zur Rennstrecke hinaus und besetzten die Hügel, Bodenwellen, das Creek-Bett, die Felsen und Bäume. Die Rennstrecke ist dreieinhalb Meilen lang. Am Ziel und an der Wendemarke sammeln sich besonders viel Zuschauer. Start und Ziel befinden sich auf dem Rand eines steilen Abhanges. Die Pferde müssen sofort zeigen, was sie eigentlich können. Am Fuße des Abhanges liegen einige Felsen, durch die sich die Reiter einen Weg suchen müssen. Dann kommt ein kleiner Canyon von einer Meile, auf dessen Rändern die Zuschauer hocken wie auf den Rändern eines Grabens. Hinter diesem müssen die Reiter den Sunshine-Creek an einer besonders tiefen Stelle durchqueren. Dann geht es eine halbe Meile wieder bergauf, um eine Waldinsel herum, und dann den ganzen Weg wieder zurück. Die besten Pferde des Landes – nein, der ganzen Südstaaten! – finden sich hier zum Start ein. Da ist „Big Lonestar“, der berühmte Hengst aus Texas. Neben ihm erscheint eine graue Stute, die in Neu-Mexiko unter dem Namen „Schwalbe“ als Wunderpferd bekannt ist. Ein großer Wallach von löwengelber Farbe fällt ins Auge. Das ist der bekannte „Löwe“ von Mister John Johnson. Soeben tänzelt ein hochbeiniger Weißfuchs zum Start. Das ist der sagenhaftschnelle „Ute“ aus Utah. Und ein knochiger und sehniger Schimmel ist auch dabei. Er sieht eigentlich gar nicht 41
schnell aus, aber es ist der bekannte „Wüsten-Witz“; er soll erst nach fünf scharfen und harten Meilen warm werden, dann aber alles hinter sich lassen. Im ganzen sind es elf Pferde, die Auslese aller Pferde auf tausend Meilen in der Runde. Nur Black King fehlt noch. Er soll als zwölftes Pferd starten. Mister Johnson, der mit seinem Sekretär und einigen seiner Leute auf einem Hügel hält und eifrig sein Fernglas benutzt, ist zufrieden. „Es hat also geklappt! Der berühmte Black King ist noch nicht da – und wird wohl auch nicht mehr kommen. Well, Löwe wird das Rennen nun bestimmt gewinnen!“ „Boss, da kommt noch ‘n Pferd … das ist doch … Black King, Boss!“ John Johnson braucht keine Bestätigung dieser Meldung, denn die Menge auf den Hügeln und Felsen beginnt jetzt laut zu brüllen. Die meisten Leute sind natürlich aus dem Somerset-Distrikt. Sie haben alle auf Black King gesetzt und begrüßen diesen nun mit lautem Beifall. Überall werden Ferngläser gezückt. Die vielen Fremden sehen zum erstenmal den sagenhaften Black King, von dem man sich in vielen Staaten Geschichten erzählt und den doch nur wenige bisher zu Gesicht bekommen haben. John Johnson stößt böse Flüche aus, während drüben die Pferde zum Start tänzeln, eine breite Kette bilden und auf den Startschuß warten. „Pedro“, kommt es scharf von Johnson. Einer seiner Reiter drängt sein Pferd neben ihn. Es ist ein kleiner Mexikaner, dessen Augen wie die einer Ratte funkeln. 42
„Chief?“ „Tausend Dollar für dich, Pedro, wenn Löwe als erster durchs Ziel geht!“ „Si si, Chief“, grinst der kleine Mex und wendet sein Pferd. Er reitet schnell auf die Felsen hinter dem Canyon zu und verschwindet dort. ** * Black King ist nervös. Die vielen Hengste behagen ihm nicht; er möchte am liebsten mit ihnen kämpfen. Plötzlich wirbelt er herum und schlägt nach Löwe aus. Dieser steigt mit der Vorderhand hoch und will seinerseits zum Angriff übergehen. Pete und der andere Reiter haben viel Mühe. Auch die übrigen Tiere werden immer nervöser. Plötzlich knallt der Schuß. Das Sieben-Meilen-Rennen von Somerset beginnt. Der Start ist geglückt. Alle Pferde standen in diesem kurzen Augenblick zufällig richtig. Big Lonestar, der Wunderhengst von Texas, stürzt sich wie ein Vogel den steilen Abhang hinunter, scheint wirklich zu fliegen und mit den Hufen kaum die Erde zu berühren. Der Indianer auf seinem Rücken ist wohl der beste Reiter des ganzen Rudels. Dann folgt Ute, der ebenfalls von einem Indianer geritten wird. Das dritte Pferd ist Schwalbe, mit einem kleinen Cowboy auf dem Rücken. Dann kommt der Löwe, und dicht hinter ihm hält sich Black King. Sie alle bilden noch eine dichte Gruppe. Die beiden letz43
ten Tiere stürzen jetzt und scheiden schon aus – ihre Vorderhand ist wohl für den schnellen Start auf dem steilen Hang zu schwach. Pete hat alles vergessen. Er sitzt auf seinem Rappen und reitet. Manchmal schreit er gellend, dann wieder muß er seinen Mund schließen, da ihm der scharfe Reitwind bis zum Magen hinunterfährt. Black King läuft ruhig und vorsichtig. Er hat den Kopf nach vorn gestreckt und bewegt ihn kaum. In seiner Schwärze hebt er sich gut hinter dem gelben Löwen ab; seine Sprünge sind wohl etwas langsamer, aber raumgreifender. Schon nach einer halben Meile weiß Pete, daß Black King noch nie so schnell unter ihm gelaufen ist. Als sie in den Canyon hineinprasseln, schiebt sich Löwe an Schwalbe heran, hält sich eine kleine Weile neben der Stute und überholt sie dann ruckweise. Pete stößt einen gellenden Schrei aus. Er hört das helle Wiehern seines Rappen, dann geht es wie ein Ruck durch Black King. Schwalbe bleibt zurück, Ute taucht vor ihnen auf, bleibt ebenfalls zurück, als sie aus dem Canyon heraussausen und sich in das spritzende Wasser des Creeks stürzen. Die Pferde schwimmen über die tiefe Stelle, arbeiten sich dann keuchend dem Ufer zu, rucken mit großen und mächtigen Sprüngen heraus und gehen den steilen Hang an. Big Lonestar führt immer noch mit einigen Längen, aber Löwe holt immer mehr auf und Black King folgt. In dieser Reihenfolge sausen sie um das Wäldchen und kommen dicht hintereinander wieder zum Vorschein. Löwe und Black King laufen nun Seite an Seite und kämpfen das Wunderpferd von Texas nieder, überholen es 44
und werfen sich den steilen Hang hinunter, den sie vor kurzer Zeit noch keuchend angingen. Und dann ist es soweit! Black King ist jetzt erst richtig warm geworden. Er zieht Zentimeter um Zentimeter an Löwe vorbei. Dieser wiehert schrill und wütend und beißt nach der Schwanzwurzel des Rappen. Das hätte er nicht tun sollen, denn dadurch verliert er um einige Meter, da er aus dem Galopp kommt. Pete liegt unangefochten an der Spitze. Es ist ziemlich sicher, daß er als erster durch das Ziel gehen wird. Black King kommt immer mehr in Fahrt. ** * Pedro kauert zwischen den Felsen in einer Spalte. Von den anderen Zuschauern kann er kaum richtig beobachtet werden. In seinen Händen hält er eine starke Steinschleuder. Er ist hierin ein wahrer Künstler und holt mit dieser Waffe einen fliegenden Vogel aus der Luft herunter. Der Stein ist so groß wie eine Walnuß. Pedro grinst gemein. Er hört die prasselnden Hufschläge, schiebt seinen Kopf aus der Spalte und erkennt Black King. Dann ist das Pferd auch schon vor der Spalte und Pedro läßt den scharfkantigen Kiesel flitzen. Im selben Moment bäumt sich Black King auch schon, schnellt zur Seite, kommt aus dem Tritt und dreht sich wiehernd im Kreise. Er vollführt wütende Bocksprünge; Pete fällt aus dem Sattel. Und Löwe rast vorbei. Im Aufspringen hört Pete den triumphierenden Schrei des Reiters. 45
Big Lonestar trommelt vorbei und zum Creek hinunter. Aber Black King tanzt immer noch, als Pete auf ihn zueilt und nach den Zügeln greift. Pete ruft beschwörende Worte. Als er endlich den Fuß in den Steigbügel schieben kann, bemerkt er auf der Flanke des Rappen eine blutende Stelle. Dann knallt ein Stein gegen Petes Fuß und prallt gegen die Bauchseite des Pferdes. Dieses wiehert wieder böse und bäumt mit der Vorderhand auf; doch Pete benutzt den Ruck, um in den Sattel zu kommen. Als er Black King endlich herumreißt, saust Ute an ihm vorbei und noch ein anderes Pferd. Und da erkennt Pete den grinsenden Mexikaner mit der Steinschleuder zwischen den Felsen. Aber Black King hat seinen Feind nun ebenfalls entdeckt. Der Hengst ist so klug, daß ihm die Bedeutung dieses Menschen sofort klar wird. Und er greift an. Er geht wiehernd auf die Felsspalte los, bäumt sich wieder, schlagt mit den Vorderhufen hinein und erwischt tatsächlich den Mann an der Schulter. „Lauf, King! Wir verlieren, wenn du nicht sofort …“ In Petes Stimme liegt die ganze Not eines Jungen. Und es erscheint fast wie ein Wunder, als der Hengst herumwirbelt und noch vor dem nächsten Pferd zum Creek hinunterrast, wiehernd, wild, zornig und kaum noch zu lenken. Pete fühlt, daß er nun keine Macht mehr über Black King hat, sondern nur noch im Sattel sitzt. Auch später weiß er nicht mehr zu sagen, wie sie auf die andere Seite gekommen sind. Im Canyon überholen sie Ute und an seinem Ende Big Lonestar, dessen Reiter so blöde glotzt, als sähe er den Geisterreiter. 46
Löwe geht schon durch die Felsengruppe und entschwindet Petes Blicken. Black King wiehert einmal schrill und böse auf. Er scheint vor wilder Wut wie irrsinnig zu sein. Pete rechnet jeden Augenblick damit, daß sie gegen einen Felsen rennen und sich die Köpfe einstoßen. Aber der schwarze Riesenhengst schnellt wie eine Katze um diese gefährlichen Hindernisse, legt sich rutschend in die Kurven und bleibt mit unwahrscheinlichem Glück auf den Hufen. Als sie aus der Felsengruppe heraus sind, sehen sie keine zehn Meter vor sich den gelben Löwen, der gerade den steilen Hang zu nehmen ansetzt. Black King scheint nicht bergauf, sondern auf ebener Erde zu laufen. Er schnellt sich vorwärts, als hätte sich die Kraft seiner Hinterhand plötzlich verdoppelt. Und so arbeiten sie sich stetig an Löwe heran, schieben sich näher und näher und fangen ihn keine zwanzig Meter vor dem Ziel ab. Black King siegt sicher mit seiner vollen Länge. Oben steigt er, zeichnet sich auf dem Kamm deutlich gegen den Himmel ab und wiehert schon jetzt seinen Triumph heraus. Und das gellende und wilde Wiehern vermischt sich mit dem hellen Schrei des Jungen. Dann brüllen die Zuschauer, werfen die Hüte in die Luft, schießen vor Freude aus den Colts und verprügeln sich zum Spaß. Ein Reitertrupp fliegt jauchzend auf Pete zu. Es sind alle Jungen von Somerset, an der Spitze seine Schwester, die sich in diesem Augenblick gar nicht wie eine angehende Dame benimmt. 47
** * John Johnson kommt nicht mehr dazu, sich über die Niederlage seines Hengstes und um den Verlust seiner Wetteinsätze zu ärgern. Gerade als er mit seinen Leuten nicht in der besten Laune abreiten will, sehen sie sich einigen Reitern gegenüber, die alle einen ausgewachsenen Colt in den Händen haben. Der Sprecher dieser Männer ist Sheriff Tunker persönlich. Neben Tunker halten Watson und ein paar Boys von der Salem-Ranch. „Sie sind verhaftet, Johnson“, sagt der Sheriff trocken. Ende
Wie in jedem Heft: Jippis Abenteuer Seite 37 – 40
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Unser Tatsachenbericht: In 3000 Meter Tiefe Als ich mir in Johannisburg, der modernen Wolkenkratzerstadt und dem wichtigsten Industriezentrum Südafrikas, das 730 000 Menschen – Weiße, Schwarze und Mischlinge – bevölkern, ein Auto einhandelte, dachte ich nicht an den Linksverkehr und fuhr verständlicherweise drei Autos zu Schrott, darunter auch das meinige. Trotz desVersuches mich zu lynchen, entkam ich, nicht ohne Schadenersatz gezahlt zu haben. Nun war ich mittellos und schlenderte durch Johannisburg, das seine Entstehung dem Golde verdankt. Davon zeugt der 160 km lange, 40 km breite und 1800 m hohe Witwatersrand um Johannisburg; es sind die Halden der Goldminen. Johannisburg ist buchstäblich auf goldener Grundlage gebaut. Wenn du Geld besitzen willst, so mußt du arbeiten! – sagte ich mir und suchte eine der Agenturen auf, wo die Schwarzen verpflichtet werden, ein Jahr lang in einem der fünfzig Goldbergwerke zu arbeiten. Ich wurde freundlich empfangen, doch als man meine Absicht hörte, nannte man mich einen „hoffnungslosen Fall“. „Wissen Sie überhaupt, was das für einen Weißen für eine Erniedrigung ist, zwischen Negern und Mischlingen zu arbeiten? Rund 350 000 Schwarze stecken gegenwärtig in den Schächten, 3000 Meter tief unter der Erdoberfläche – und da wollen Sie arbeiten, Sie als Weißer?“ „Warum nicht?!“ erwiderte ich. Wo sollte ich auch sonst arbeiten? In Johannisburg gibt es fast nur eine Arbeit, und das ist die in den Bergwerken. 49
„Hören Sie“, sagte man mir, »wir wollen Sie nicht davon abhalten, in den Minen zu arbeiten zwischen den Bantunegern, aber Sie sollen als Weißer kein gemeiner Arbeiter sein. Wir wollen Ihnen deshalb den Posten eines Vorarbeiters zuteilen, einverstanden?“ Und ob ich einverstanden war! – Ich bekam als Arbeitskleidung derbe Stiefel, ein Baumwollhemd und eine kräftige Hose. Dann begann die Schufterei tief unter der Erdoberfläche. Damit die Hitze hier nicht unerträglich wird, sind Klimaanlagen eingebaut, die die Luft in den Schächten ständig kühlen und erneuern. Ich hatte die Aufgabe, den Negern die Stellen zu zeigen, wo das goldhaltige Quarzitgestein angebohrt werden muß. In die ellenlangen Bohrlöcher wurde Dynamit geschoben, dann wurden die Zündschnüre angesteckt, alle Arbeiter des Stollens wurden gewarnt und zischend brannten die Schnüre ab … Wumm! – dröhnten die Sprengladungen. Zuerst glaubte ich, der Stollen würde einstürzen. Als sich dann aber der Rauch verzogen hatte, war der Stollen halb angefüllt von Gesteinsbrocken. Die Schwarzen ergriffen ihre Schaufeln und beförderten das losgesprengte Gestein in die auf Schienen laufenden Loren. Sie wurden unter lauten Rufen der Neger nach den Förderkörben geschoben und an die Oberfläche geschafft. In großen Anlagen wird dort das Gestein zerkleinert, Gesteinsmühlen zermalmen es zu feinem Sand. Dann sondert man das Gold durch Schlemmen aus und gießt es endlich zu Barren, die mit dem Namen der Mine gekennzeichnet werden. Erst damals erfuhr ich, daß Johannisburg fast die Hälfte allen Goldes liefert, das in der Welt gewonnen wird, obwohl man aus zwanzig Zentnern Gestein nur etwa 20 g Gold erhält. 50
Willst du wissen, wie lange ich es in den Schächten aushielt? Genau eine Woche! Ich bekam 80 Schilling dafür. Das war ein guter Lohn, wenn man weiß, daß die Neger nur 30 Schillinge in der Woche erhalten. Nach ihrer Arbeit versammeln sie sich in Lagern am Stadtrand, oft 8000 Männer in einem Lager. Davon sind die Hälfte alkoholsüchtig und lungenkrank. Selbst ich war nach dieser einen Woche so mager und abgezehrt, daß man mir das Vaterunser durch die Backen hätte blasen können … Ich wollte gerade die Anlagen der Goldminen verlassen, als mein Blick auf ein gepanzertes Auto fiel, um das mehrere uniformierte Weiße mit Gewehren standen. Sie beobachteten aufmerksam einige Männer, die Goldbarren in das Auto trugen. Die Bewacher sahen recht gefährlich aus. Für die Bewachung des Transportes nach der Bundeshauptstadt Pretoria kann man sicher keine Hampelmänner brauchen. Ich kehrte ihnen entsagungsvoll den Rücken und verließ die Goldminen. Ich verließ auch Johannisburg, weil ich die Arbeit in den Minen gründlich satt hatte. Mein Weg führte mich nach Kapstadt, wo ich auf einem Schiff anheuerte. Ich pfiff auf das ganze Gold und ließ mir den Seewind um die Nase wehen. Uwe Wilken * Das war früher: Albrecht Dürers „Wunderwagen Dieser Sonntag des Jahres 1649 war für die Nürnberger ein 51
Festtag. Tausende, unter ihnen die Hohen und Vornehmen der freien und des Reiches Stadt, besäumten die Straßen, auf denen in einer prunkvollen Kalesche der Wagenbauer und Zirkelschmied Johannes Hautsch seine erste öffentliche Probefahrt machte. Seine Werkstatt war von vielen gemieden, denn wer sich unterfing und es fertigbrachte, einen Wagen zu bauen, der – ohne von Pferden gezogen zu werden – sich fortbewegte, mußte mit dem Teufel im Bunde stehen. Vorn am Wagen, der mit einer Geschwindigkeit von dreitausend Schritten in der Stunde fuhr, war ein geschnitzter, großer Drache mit einem furchtbaren Rachen, und an beiden Seiten des Wagenkastens waren Engelfiguren mit Posaunen, aus denen ein Warnsignal tönte, wenn die Menschen dem Wagen zu nahe kamen. Wurde aber trotz des Posaunenrufes die Straße nicht frei, dann verdrehte der Drache gar gräßlich die Augen und spie Wasser aus seinem schrecklichen Maul. Nach Beendigung der Fahrt wurde Johannes Hautsch ins Rathaus geleitet und vom Bürgermeister Hesse und seinen Ratsherren empfangen. Dort erklärte der hochlöbliche Gildemeister, daß bei seinem Wunderwagen ganz natürliche Kräfte walteten und Hölle und Teufel nichts bei ihm zu tun hätten. Er hatte die vordere Wagenachse mit einer senkrecht nach oben stehenden und in einem Griff endenden Stange verbunden, mit der er den Wagen lenken konnte, wie er es brauchte. Das Fortbewegen geschah durch einen im Hinterteil des Wagens eingebauten Mechanismus, eine Art Uhrwerk, das ein Zahnrad in Bewegung setzte, dessen Drehung auf die hinteren Räder des Wagens übertragen wurde. Es wäre nötig gewesen, von Zeit zu Zeit abzusteigen und den Mechanismus neu aufzu52
ziehen; Johannes Hautsch aber hatte vorgesorgt durch zwei Männer, die, im Wagenkasten verborgen, die Kurbel bedienten. Man lobte den klugen Erfinder und überreichte ihm ein Ehrengeschenk der Stadt. Er aber entgegnete: „Euer Lob muß ich ablehnen, denn der Gedanke des Wunderwagens stammt nicht von mir, sondern von einem, den die Welt nie vergessen wird: Albrecht Dürer! Der schuf vor hundertfünfunddreißig Jahren das Bildwerk ,Triumphzug des Kaisers Maximilian’, auf dem sich zehn Wagen befinden, die nicht von Pferden gezogen, sondern von Menschen mittels einer Kurbel in Bewegung gesetzt werden. Nach diesem Bilde habe ich meinen Wunderwagen gebaut!“ Dürers Glaube an die Möglichkeit automobiler Fahrzeuge war begründet. Hatte doch schon sein berühmter Zeitgenosse, der Maler und Bildhauer Leonardo da Vinci, jenen merkwürdigen Löwen konstruiert, der, als Franz I. seinen Einzug in Mailand hielt, auf den König zusprang, sich emporhob und seine Brust aufriß, der weiße Lilien – das Wappenzeichen der französischen Könige – entquollen. Und in Nürnberg selbst schrieb schon 1511 der Schulrektor Cochläus nieder: „Täglich erfinden sie feinere Dinge. So bringt Peter Henlein, ein noch junger Mann, Werke hervor, welche selbst die gelehrtesten Mathematiker bewundern, denn aus ein wenig Eisen fertigt er mit sehr viel Rädern ausgestattete Uhren, die, wie man sie auch wenden mag und ohne irgendein Gewicht vierzig Stunden zeigen und schlagen, selbst wenn sie im Geldbeutel getragen werden.“ Der weitgereiste Albrecht Dürer war nicht nur ein ausgezeichneter Maler und ein nicht minder bedeutender Mei53
ster im Holzschnitt und im Kupferstich, sondern er dachte über tausenderlei nach. Seine Schriften über Meßkunst, Festungsbaukunst und die menschlichen Proportionen, deren letztgenannte er 1528, seinem Todesjahr, herausgab, sind das Bedeutendste, was bis dahin hierüber bekanntgegeben war. „Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt werden“, antwortete Dürer einst seinem gelehrten Freund Pirkheimer, der ihm besorgt vorhielt, daß er in seinem Fleiß und seiner Selbstkritik zu weit gehe. Er sah in den von Gott erhaltenen Talenten eine sittliche Verpflichtung; aber widrige Umstände und ein verhältnismäßig früher Tod – Albrecht Dürer wurde nicht einmal 57 Jahre alt – ließen manches Planen unausgeführt. Vom „Triumphzug des Kaisers Maximilian“ meldet die Überlieferung noch folgendes: Als der Monarch gelegentlich eines Aufenthaltes in Nürnberg sich bei seinem Hofmaler von dem Fortschritt der Arbeit überzeugte, wünschte er an einer der dargestellten Personen eine geringfügige Änderung. Dem Meister, der die Änderung gleich vornehmen wollte, fiel der Zeichenstift zu Boden und der Kaiser hob ihn selbst auf, weil er das Zögern seines Pagen bemerkte, der es mit seiner adeligen Herkunft nicht vereinbaren zu können glaubte, einem bürgerlichen Meister zu dienen. Maximilian aber tadelte: „Es schafft mein Kaiserwort, sobald ich will, aus jedem Untertan einen Ritter oder Adelsmann, aber aus hundert stolzen Adelsleuten kann ich keinen einzigen Dürer schaffen!“ Dann hieß er den Meister sich niederknien; er berührte dessen Schulter mit der flachen Klinge seines entblößten Schwertes und sprach: „Erhebe dich als Ritter des Heiligen Römischen Reiches! Behalte deinen Namen, den du durch deine Kunst schon 54
längst geadelt hast, denn keinen würdigeren Namen vermag ich dir zu geben. Treu ist dein deutsches Gemüt, darum trage dein Wappen der Treue Farbe: himmelblau. Im blauen Felde aber führe du drei silberblanke Schilde: Talent, Fleiß und Bescheidenheit!“ Der neue Ritter erhob sich und im selben Augenblick begannen die Glocken von Sankt Sebald Lorenz zu läuten und von der Straße herauf klang festliche Musik. Die Ratsherren Nürnbergs kamen, den Kaiser zur Feier zu geleiten. – Albrecht Dürer blieb bewegt zurück. Julius Mette * Persien hatte vor 2500 Jahren die ersten „Fernsprecher“ Wie mag das früher wohl gewesen sein ohne Rundfunk, ohne drahtlose Telegrafie und ohne Telefon – nicht auszudenken. Und doch sind diese Errungenschaften in ihrer heutigen technischen Vollendung noch sehr, sehr jung. Wie schwierig und zeitraubend in früheren Zeiten die Nachrichtenübermittlung war, zeigt uns ein kleiner Spaziergang durch die Geschichte der Nachrichtentechnik. Der Perserkönig Darius Hystaspis, der Vater Darius des Großen, ließ bei seinen Feldzügen auf den Hügeln Rufboten aufstellen, welche die Befehle des Königs durch Zuruf weitergeben mußten. „Ohren des Königs“ nannte man diese ersten Fernsprecher. Über diese Meldekette sollen in einem Tag Befehle über eine Entfernung von 30 Tagereisen durchgegeben worden sein. Bei allen Völkern waren wohl schon sehr früh Feuer55
und Rauchzeichen bekannt. So berichtet der griechische Dichter Aeschylos, daß die Nachricht von der Eroberung Trojas in wenigen Stunden aus 500 km Entfernung nach Athen gelangt war. Afrikanische Negerstämme verständigen sich heute noch über viele hundert Kilometer durch Trommelsignale. Bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts wurden bei den Feldzügen noch Nachrichten durch Rauch- und Feuerzeichen weitergegeben. 1786 hatte Professor Bergsträßer in Hanau erfolgreiche Versuche mit einem optischen Signalgerät gemacht. An einer Eisenstange waren Winkarme befestigt, die nach verschiedenen Richtungen hin bewegt werden konnten. Bergsträßer teilte das Schicksal so vieler Erfinder, man nahm ihn nicht ernst und bald war seine Erfindung vergessen. Fünf Jahre später kam der Franzose Claude Chappe mit einem ähnlichen Winkgerät heraus und fand das Interesse der französischen Regierung. Nach Chappes Anregung war bald ganz Frankreich mit einem Netz von Telegrafenstationen überzogen. Die erste Versuchsstrecke stellte über 22 Zwischenstationen die Verbindung zwischen Paris und dem 270 km entfernten Lille her. In jeder Station waren fest eingebaute Ferngläser genau auf die Winkelflügel der beiden Nachbarstationen zur Linken und Rechten eingestellt. Wurde in Paris ein Zeichen gewinkt, wurde es sofort von der nächsten Station aufgenommen und nachgeahmt. So dauerte es nur zwei Minuten bis alle 22 Stationen ihr Winkgerät auf das gleiche Zeichen eingestellt hatten. Zwei Minuten dauerte so der Nachrichtenweg von Paris bis Lille. 49 Stationen überbrückten die 423 km zwischen Paris und Straßburg. Fünf Minuten und 52 Sekunden dauerte die Durchgabe eines Winkzeichens auf dieser Telegrafenli56
nie. Heute haben elektrischer Telegraf, Funksender, drahtloser Fernschreiber und Bildtelegraf längst den primitiven Flügeltelegraf verdrängt. Nur in der Seefahrt haben sich noch Flaggenzeichen und Winkersignale mit zwei Flaggen erhalten. Dem Flügeltelegraf von einst begegnen wir allerdings auch heute noch – im Eisenbahnsignal. -ldk* Für den Sportfreund: Jiu-Jitsu Um die Jahrhundertwende kam das japanische Jiu-Jitsu auch zu uns nach Deutschland, und seit dieser Zeit ist es bei uns zu einem Begriff geworden. Jiu-Jitsu ist eine Verteidigungskunst, durch die auch dem körperlich Schwachen die Möglichkeit gegeben wird, durch gewisse Kenntnisse dem Stärkeren überlegen zu sein. In der heutigen Zeit, in der wir wohl täglich in den Zeitungen von Überfällen lesen, hat Jiu-Jitsu erhöhte Bedeutung erlangt. Denn wer diese Verteidigungswaffe beherrscht und dabei ruhig und überlegen bleibt, wenn ein Ernstfall an ihn herantritt, wird auch als Sieger hervorgehen. Bei der Ausübung des Jiu-Jitsu gibt es eine große Anzahl von Griffen, die je nach Lage der Dinge zur Anwendung kommen. Die Anwendung dieser Griffe setzt voraus, daß man sie beherrscht und den Bau des menschlichen Körpers gut kennt. Denn unser Körper hat eine ganze Reihe empfindlicher Stellen: wenn man diese beim Gegner 57
angreift, so wird er oft leicht und schnell matt gesetzt. Insgesamt gibt es mehr als zweihundert Jiu-Jitsu-Griffe. Selbstverständlich können wir euch diese Griffe hier nicht alle erläutern. Wer sich dafür interessiert, kann in seiner Buchhandlung darüber Werke für den Selbstunterricht bekommen. Doch ein paar der wichtigsten Griffe wollen wir euch hier zeigen. Du gehst abends nach Hause und wirst plötzlich von hinten angegriffen. Der Gegner umklammert von hinten deinen Bauch oder Oberkörper. Jetzt mußt du Ruhe bewahren, nimmst deinen linken Unterschenkel nach hinten und hakst ihn von außen um den Unterschenkel des Gegners. Zu gleicher Zeit schlägst du heftig mit den Knöcheln deiner Zeige- und Mittelfinger auf den Handrücken des Gegners, der dadurch seinen Griff lockert. Im gleichen Augenblick ziehst du mit dem eingehakten Fuß den linken Unterschenkel des Angreifers nach vorn, greifst mit den Händen nach diesem Bein, das kräftig nach oben gerissen wird, und der Gegner stürzt rückwärts zu Boden. Mit der rechten Hand wird der Unterschenkel festgehalten, während der Fuß mit der linken Hand nach rechts gedreht wird. Damit der Gegner sich nicht selbst mit herumdrehen kann, um sich den nun entstehenden Schmerzen zu entziehen, setzt du dich auf das Kniegelenk seines linken Beines, und er wird nun bestimmt keine Bewegung mehr machen, weil es jetzt für dich leicht ist, durch weitere Drehung deinem Gegner das Knie- oder Fußgelenk zu brechen. Aus diesem möglichen Ausgang seht ihr gleichzeitig, daß man beim Üben dieses Griffes sehr vorsichtig sein muß, weil der Bruch des Gelenkes wirklich schnell herbeigeführt werden kann. 58
Hat dich der Gegner nun so von hinten gepackt, daß er dich über deine Arme umklammert, so daß sie in ihrer Bewegung gehemmt sind, mußt du dich etwas anders verhalten. Der Gegner wird versuchen, dich fortzutragen. Du mußt dann deine Beine nach den Seiten spreizen und deine Füße seitlich um die Waden des Angreifers haken. Dann beugst du deinen Oberkörper nach vorn und wirfst ihn mit einem Schwung nach hinten zurück, so daß dein Hinterkopf mit Wucht seine Nase trifft. Jetzt wird er bestimmt seinen Griff lockern, du drehst dich mit Schwung um, so daß du ihn schließlich ansiehst, und nutzt die Schwungkraft der Drehung dazu aus, daß du ihn mit der Kante der rechten Hand gegen die Halsschlagader triffst. Dieser Schlag unterbricht den Blutkreislauf zum Gehirn, so daß der Gegner bewußtlos zu Boden stürzt. Aber auch hier wieder: Vorsicht beim Üben! Ein weiterer Fall: Der Gegner kommt auf dich zu und will mit seiner rechten Faust gegen dein Gesicht stoßen. Du mußt ihm zuvorkommen und mit dem linken Unterarm gegen den Arm des Angreifers schlagen, so daß du seine Stoßrichtung nach außen ablenkst. Dann windest du blitzschnell deinen linken Arm schlangenförmig um den rechten Arm des Gegners und greifst dabei fest mit der linken Hand die Bekleidung auf der Brust des Angreifers. Mit dem rechten Bein trittst du nach links, wodurch du an die rechte Seite des Gegners gelangst, dem du nun mit der rechten Handwurzel einen heftigen Stoß unter das Kinn versetzt. Das rechte Bein hast du gleichzeitig hinter ihm möglichst weit nach rechts gesetzt, wobei er dann nach rückwärts über das gestellte Bein stürzt und im gefesselten rechten Arm erhebliche Schmerzen empfindet. 59
Beim Üben muß man wiederum vorsichtig sein, weil der Ellenbogen beschädigt werden kann. Ein weiterer Fall: Der Gegner stürzt auf dich zu und hält in seinen erhobenen Händen ein Beil, mit dem er auf dich losschlagen will. Jetzt darfst du keine Furcht zeigen, sondern du duckst dich nach vorn und rennst mit deinem Kopf gegen die Magengrube des Angreifers, dem dabei die Luft wegbleibt. Schnell schlägst du mit der linken Handkante gegen seine Arme und packst dabei sein rechtes Handgelenk, während der rechte Arm um die Kniekehle seines linken Beines greift. Mit der rechten Hand reißt du das linke Knie des Gegners bis unter deine rechte Achselhöhle, packst mit der linken Hand sein rechtes Knie von hinten und stößt es gleichfalls nach oben. Beide Beine des Gegners kannst du nun unter deinen Oberarmen festklemmen, und der Gegner fällt nach hinten über, um auf den Hinterkopf zu fallen. Diesen Griff darf man nicht auf steinigem Boden üben, denn der harte Aufprall kann sonst ziemliche Folgen haben. Wirst du von einem Angreifer von vorn unter den Armen umklammert und versucht er, dich zusammenzudrücken, so gilt es schnell zu handeln, bevor du zu Boden geworfen wirst. Du legst deine Handflächen gegen die Seiten des Kopfes deines Angreifers, wobei der kleine Finger unter die Ohrläppchen zu liegen kommt. Die Kuppen der Daumen kommen auf die Augäpfel zu liegen, und nun brauchst du die Daumen nur in die Augenhöhlen des Gegners zu drücken, er wird dich bestimmt loslassen. Im Ernstfall besorgt dann ein kräftiger Fußtritt in die Bauchgegend bestimmt den Rest. Mit diesen hier beschriebenen Griffen soll es für heute 60
genug sein. Ihr werdet selbst schon beim Lesen feststellen, daß die Ausübung dieser Griffe nicht ungefährlich ist. Wenn ihr sie übt, dann auf jeden Fall Vorsicht und nochmals Vorsicht! – Das Jiu-Jitsu hat seinen Ursprung eigentlich in China. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts lebte in Tokio der Chinese Thsin Gembin, der japanischen Kriegern von der chinesischen Kunst erzählte, auch ohne Waffen den stärksten, selbst bewaffneten Gegner kampfunfähig zu machen. Diese japanischen Samurai-Krieger entwickelten dann daraus das japanische Jiu-Jitsu. Diese neue Kunst breitete sich darauf schnell unter den Samurari aus, dem japanischen Schwertadel, der sie als strenges Geheimnis hütete. Erst später mit der Modernisierung Japans wurde Jiu-Jitsu auch dem breiten Volk zugänglich und sogar durch den Unterricht in den Schulen verbreitet. Um 1870 dann wurde das Jiu-Jitsu als Folge einer eigenartigen Entwicklung in Japan, wo man alle einheimischen Bräuche verwarf, sogar verboten. Erst später kam das Jiu-Jitsu dann auch in Japan wieder – und zwar durch die Bemühungen eines Europäers, durch Dr. Erwin Baels – zu Ehren und Geltung. Heute ersetzt es in allen Schulen Japans unseren Turnunterricht. Im Jahre 1901 gelangte Jiu-Jitsu zum erstenmal nach London, wo sich Boxer und Ringer zum Kampf gestellt hatten, die alle ausnahmslos besiegt wurden. Über den Zirkus fand Jiu-Jitsu dann auch den Weg nach Deutschland, wo man es zunächst als Sensation vorführte. * 61
PETE bastelt: Wir bauen uns einen Detektor-Empfänger Wiederholt haben uns unsere PETE-Freunde um eine Bauanleitung für einen Detektor-Empfänger gebeten. Unser PETE-Freund Werner Roer aus Haltingen/Baden hat sich nach der nachstehenden Zeichnung, die er uns übermittelte, einen zuverlässig arbeitenden Empfänger selbst gebastelt. Die nachstehenden Teile müßt ihr euch in einem Rundfunk-Fachgeschäft kaufen (oder zum Geburtstag schenken lassen!): 1 Kopfhörer (2 x 1000 Ohm), 1 Kristall-Detektor, 1 Drehkondensator, 1 Blockkondensator (2000 pF), 1 Spule (könnt ihr euch auch selbst wickeln). Ferner braucht ihr Steckerbuchsen, Bananenstecker und etwas Kupferdraht. Die gesamte Anlage kann auf einem Holzbrett oder auf einer Zigarrenkiste montiert werden. Die Schaltung ist aus der Skizze ersichtlich. Darin bedeuten: 1 Antenne, 2 Erde, 3 Kopfhörer, 4 Detektor, 5 Drehkondensator, 6 Blockkondensator, 7 Spule. Die durch einen Punkt angezeichneten Drahtverbindungen werden am besten gelötet, damit keine Wackelkontakte entstehen. Mit dem Gerät lassen sich auch entferntere Sender empfangen, wenn kein Ortssender vorhanden ist. 62
Du als Rundfunkansager Stellt euch einmal vor, daß ihr oder eure Eltern Besuch haben, und plötzlich ertönt aus dem Radioapparat eine Stimme: „Liebe Hörer und Hörerinnen! Als Einlage in unserem heutigen Nachmittagsprogramm hören Sie den Kunstpfeifer Alberto Mirando von der Mailänder Scala.“ Darauf pfeift jemand ein bekanntes Lied, z. B. „Fuchs, du hast die Gans gestohlen …“, und im weiteren Verlauf ertönt wieder die Stimme des Ansagers: „Wie uns die Polizei mitteilt, wurde während einer Kaffeestunde bei Familie Müller aus der Zigarrenkiste von Herrn Müller eine echte Havanna gestohlen. Der Dieb wurde aber bereits gefaßt, und die Zigarre kann Herrn Müller in Kürze zurückgegeben werden!“ Dann geht die Tür vom Nebenzimmer auf, einer von euch spaziert herein und übergibt Herrn Müller (vielleicht ist das euer verdutzter Vater) eine Zigarre. Natürlich könnt ihr euch auch andere Rundfunkprogramme mit Überraschungen ausdenken. Die Sache funktioniert folgendermaßen: Im PETE-Heft 40 (das ihr auch noch vom Rheinischen Buchvertrieb in Sinzig/Rhein nachbeziehen könnt) steht als Bastelarbeit der Selbstbau eines Mikrophons. Dieses Mikrophon nun wird mit seinen Schnurenden mit den Buchsen des Radioapparates verbunden, die für Schallplattenanschluß vorgesehen sind, der Schalter am Rundfunkgerät ist auf Schallplatten umgeschaltet. Das Mikrophon befindet sich im Nebenzimmer, und von dort aus könnt ihr nun die schönsten Ra63
dioprogramme selbst übertragen, ohne daß die Zuhörer etwas ahnen. An Stelle des Mikrophons lassen sich auch Kopfhörer verwenden, indem ihr einen Hörer einfach als Mikrophon benutzt. Besser ist aber ein richtiges Mikrophon. * Für den Briefmarkenfreund: Die Post in früheren Zeiten Im alten Babylonien und Ägypten war die Post vor allem für die Zwecke des Staates da. Die Entwicklung des Briefwesens wurde durch die Erfindung des Papiers in Ägypten begünstigt, griechische Schriftsteller berichteten von der persischen Staatspost, die ein Reitbotendienst war, bei dem die Pferde in verteilten Stationen ausgewechselt wurden. Dazu baute der Perserkönig Kyros um 530 v. Chr. die Reichsstraße durch Kleinasien nach der Hauptstadt Susa in Iran. Die Griechen bedienten sich der Schnelläufer, die Briefe und Befehle zu vermitteln hatten. Ein römischer Eilbote brachte in neun Tagen von Belgien nach Rom den Bescheid, daß ein Aufstand ausgebrochen sei. Der römische „Cursus publicus“ war die beste Post des Altertums, von der Nachrichten, Personen und Frachten auf den Poststra64
ßen befördert wurden. Sie legte bis zu 200 Meilen täglich zurück. An den Halteplätzen wurden die Beförderungsmittel gewechselt. Die Stationen auf freier Landstraße wurden Mutatio posita, d. h. Pferdewechselstation, genannt; von diesem Ausdruck blieb das Wort Post übrig. Bereits im Jahre 1220 findet sich in den Jahrbüchern des Papstes Honorius III. dieses Wort. Das römische Postwesen hielt sich bis 700 n. Chr. in Frankreich. Karl der Große baute dann diese Verkehrseinrichtung wieder ganz auf. Gegen Ende des Mittelalters entstand das Botenwesen. Fürsten, Gilden und Universitäten hielten sich ihre Postläufer. Am bekanntesten wurde die Metzer Post, die auch das Posthorn einführte. Regelmäßig von Venedig nach Ostpreußen und Livland verkehrte die Deutschritterpost, die erst 1925 einging. Die Entwicklung der BuchdruckerKunst und des Zeitungswesens verlangte einen ausgebildeten Postverkehr, aber vorerst duldete kein Land mit eigenem Postwesen den Durchzug eines fremden Nachrichtenbringers durch sein Gebiet. Schließlich machte Francesco de Tassis, woraus der Name „Taxis“ wurde, dem Kaiser Maximilian den Vorschlag, kaiserliche Nachrichten schnell und sicher in die Niederlande zu befördern, wenn seine Familie die Einkünfte dieses von ihm ins Leben gerufenen Postdienstes erhalten würde. 1516 erhielt er die Genehmigung dazu, und Tassis richtete eine Reihe regelmäßiger Postkurse mit berittenen Postillionen ein. Diese Post beförderte kaiserliche Botschaften, nahm dann aber gegen Bezahlung auch anderes mit. Sie breitete sich bald weit aus, bis dann Österreich im Jahre 1720 staatliche Postkurse einrichtete und diesem Beispiel auch andere Länder folgten. In Berlin wurde 1598 das erste Postamt errichtet, 1649 65
rief der Große Kurfürst den Brandenburgischen Postdienst ins Leben, 1867 gingen dann alle Postgerechtsame in Deutschland an Preußen über. Sachsen hatte bereits 1681 eine landesherrliche Post eingerichtet, 1682 erhielt Familie Pertten die Postgerechtsame in Braunschweig, bis das Postwesen 1736 verstaatlicht wurde. Im 19. Jahrhundert begann man mit der Einführung der billigen, allgemeingültigen Posttarife. Nach 1820 wurde die Taxissche Post als Schneckenpost verspottet, und 1825 bestaunte man in Thüringen den königlichen Eilwagen, der zweimal wöchentlich Tag und Nacht zwischen Berlin und Frankfurt am Main verkehrte. Er brauchte dazu fünf Tage. In dieser Zeit flog 1935 das Luftschiff von Friedrichshafen bis Buenos Aires. Im Jahre 1850 wurde der Deutsch-Österreichische Postverein gegründet, 1871 die Deutsche Reichspost, 1874 der Weltpostverein, dem heute fast alle Staaten der Erde angehören. * Die „schlaue“ Seite Heute stellt die „schlaue“ Seite wieder eine Reihe von Fragen an euch, die ihr mit „ja“ oder mit „nein“ beantworten sollt. Sie lauten: 1. Kannst du am Himmel mehr als tausend Sterne mit bloßem Auge erkennen? 2. Ist der Äquator ein Kreis? 3. Hat der Tausendfüßler tausend Beine? 66
4. Fressen Termiten Holz? 5. Gibt es in 6000 Meter Tiefe noch Fische im Meer? 6. Kann man eine Fata morgana sehen? 7. Sind Runen Schriftzeichen der alten Germanen? 8. Ist der Mond größer als die Erde? 9. Kannten die Römer schon Sonnenuhren? 10. Liegt die Insel Sylt auf dem gleichen Breitengrad wie die Aleuten-Inseln? Schreibt nun auf eine Postkarte, wie viele Fragen ihr mit „ja“ und wie viele ihr mit „nein“ beantworten würdet, gebt dazu eure Adresse und eure Mitgliedsnummer im PETEBund an und sendet die Karte innerhalb acht Tagen an den Uta-Verlag in Sinzig/Rhein, Postfach 25. Aus den richtigen Lösungen werden drei Gewinner von Buchprämien ausgelost, die im PETE-Heft 68 bekanntgegeben werden, zusammen mit der richtigen Lösung. Lösung der „schlauen“ Seite aus PETE-Heft 63 Die Lösung lautet: Mittags steht die Sonne im Süden; da Förster Grill das Rad schob, konnte er nicht absteigen; da Grill nach Norden ging und Burrli vorauslief, hätte nur Nordwind das Gebell deutlich gemacht. Diese drei Punkte wurden nicht richtig dargestellt. Es gingen wieder sehr zahlreiche richtige Lösungen ein. Die Buchprämien erhielten inzwischen: Rudi Schmitz, Düsseldorf; Horst Balk, München und Dirk Berkenhoff, Sinn/Dillkreis.
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Für alle Filmfreunde bringt der Uta-Verlag als große Überraschung:
DEINE FILM-ILLUSTRIERTE Ab 1. April erscheint „Stars und Sterne“ im neuen Gewand als Film-Illustrierte. Trotz der Umfangserweiterung um über das Doppelte konnte der Heftpreis von 40 Pfennig beibehalten werden. Neben den beliebten Biographien, dem Adressenteil und der Geburtsdatenliste mit Jahresangaben veröffentlicht „Stars und Sterne“ jetzt auch Vorschau auf kommende Filme, aktuelle Filmberichte und den Filmroman „Weiße Frau am Kongo“. Wertvoll wird diese neue Film-Illustrierte insbesondere durch ihre zahlreichen Bilder in Kupfertiefdruck. „Stars und Sterne“, deine Film-Illustrierte, gibt es bei jedem guten Zeitschriftenhändler. Sie erscheint im UTA-VERLAG IN SINZIG (RHEIN)
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Tiere des Waldes Bald wird auch die Witterung wieder schöner, wärmer und sonniger werden. Wenn ihr dann mit eurer PETE-Gruppe in die Natur hinauswandert, so gebt einmal besonders acht auf die freilebenden Tiere. Bei entsprechend vorsichtigem Verhalten werdet auch ihr sie belauschen können.
Im hohen Grase und gut an seine Umgebung angepaßt sucht das Rehkitz Schutz und hält sich vor allzu neugierigen Blicken verborgen. Es ist dasselbe possierliche Geschöpf, das zum Beispiel auch dem bekannten TrickfilmSchöpfer Walt Disney zum Hauptdarsteller in seinem Film „Bambi“ wurde. Hier verraten wir euch schon, daß PETE im nächsten Heft der Werkstatt von Walt Disney einen Besuch abstatten wird, mit dem ihr erfahren sollt, wie solch ein Trickfilm hergestellt wird.
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Bald blühen wieder die ersten Blumen in unseren Gärten … Ißt deine Schwester gern Pralinen? Merkwürdige Frage, nicht wahr? – Im GABY-Heft 38 wird bekanntgegeben, daß jeder GABY-Leserin schöne Prämien in Gestalt von Pralinen-Packungen winken. Dich wird das gewiß auch interessieren. Denn sicher gibt dir deine Schwester etwas davon ab, wenn sie solch eine Prämie gewinnt. – GABY 38 gibt es für 40 Pfennig bei jedem guten Zeitschriftenhändler.
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